Monasticon Carmelitanum: Klöster des Karmeliterordens (O.Carm.) von den Anfängen bis in die Gegenwart 340212954X, 9783402129548

Mit dem Monasticon Carmelitanum steht erstmals ein umfassendes Kompendium zur Geschichte des Karmelitenordens (O. Carm.)

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German Pages 1032 [1033] Year 2012

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Table of contents :
Title
Inhalt
Vorwort
Vorwort der Herausgeber
Einleitung
I. Die Provinzen bis zur Säkularisation
Deutsche Provinz
Niederdeutsche Provinz
Oberdeutsche Provinz
Sächsische Provinz
Kölnische Provinz
Bayerisches Provinzvikariat
II. Die Provinzen in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert
Oberdeutsche Provinz
Niederdeutsche Provinz
Karten und Siegelabbildungen
I. Karten
II. Siegelabbildungen
Die Karmeliten in Deutschland
I. Klöster vor der Säkularisation
II. Im 19. und 20. Jahrhundert wieder- und neugegründete Klöster
Anhang
Regel des Ordens der Brüder der Seligen Jungfrau Maria vom Berge Karmel
Abkürzungen
Register
Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
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Monasticon Carmelitanum: Klöster des Karmeliterordens (O.Carm.) von den Anfängen bis in die Gegenwart
 340212954X, 9783402129548

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Aus dem Inhalt:

Die Autorinnen und Autoren: Günter Benker, Thomas Berger, Dagmar Blaha, Winfrid Blum, Annette von Boetticher, Letha Böhringer, Gerold Bönnen, Johannes Burkardt, Reinhardt Butz, Maria Th. Dix, Albrecht Eckhardt, Hans Walter Enkelmann, Roman Fischer, Helmut Flachenecker, Georg Geisbauer, Anna-Therese Grabkowsky, Monika Gussone, Rainer Hambrecht, Elisabeth Hense, Michael Hermann, Iris HolzwartSchäfer, Alfons Huber, Antoine Jacobs, Andreas Jakob, Claudia Kalesse, Joachim Kemper, Karl Kempter, Edeltraud Klueting, Harm Klueting, Martina Knichel, Maximilian Kroiß, Achim Krümmel, Christian Kruse, Bruno Lengenfelder, Ralf Lusiardi, Erwin Naimer, Anja Ostrowitzki, Stephan Panzer, Johann Pörnbacher, Nicole Priesching, Bertram Resmini, Pankraz Ribbert, Lorenz van Rickelen, Christine RiedlValder, Martina Rommel, Maria Magdalena Rückert, Andreas Schmauder, Hans-Joachim Schmidt, Euchar Schuler, Markus Schütz, Martin Segers, Franz Xaver Seibel, Ulrich Spiegelberg, Wilfried Sponsel, Monika Storm, Harald Talgner.

Die Umschlagabbildung zeigt in einem Abdruck aus dem Jahr 1653 das Priorensiegel des Karmelitenklosters Würzburg, den gekrönten Wappenschild des Ordens: Eine eingebogene Spitze belegt mit einem sechszackigen Stern und beider−seits der Teilung oben beseitet von je einem sechszackigen Stern. Umschrift: + SIG. PRIORIS CARMELIT. HERBIPOL. (StA Würzburg, Karmelitenkloster St. Barbara Würzburg, Urk. 1653 Jan. 25.)

Edeltraud Klueting Stephan Panzer Andreas H. Scholten Mit dem »Monasticon Carmelitanum« steht erstmals ein umfassendes Kompendium zur Geschichte des Karmelitenordens (O. Carm.) in Deutschland vom 13. Jahrhundert bis heute zur Verfügung. Das Werk beschreibt auf der Grundlage neu erschlossener Quellen die 58 bis zur Säkularisation von 1802/03 bestehenden und die 23 im 19. und 20. Jahrhundert neu gegründeten Klöster. Schwerpunkte der Artikel bilden u. a. die Gründungssituation, die Seelsorgetätigkeit und das Verhältnis zu den Pfarreien, Städten und Bischöfen, das Ordensstudium, die wirtschaftlichen Grundlagen der Konvente und ihre Bau- und Kunstdenkmäler. Ein Abbildungsteil mit Karten und Siegelabbildungen ergänzt das Werk.

ISBN 978-3-402-12954-8

(Hrsg.)

Monasticon Carmelitanum

Monasticon Carmelitanum Die Klöster des Karmelitenordens (O. Carm.) in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart

I. Die Provinzen bis zur Säkularisation. Deutsche Provinz (um 1265–1348, geteilt 1318–1327); Niederdeutsche Provinz (1318–1327, 1348–1613, 1620–1803); Oberdeutsche Provinz (1348–1802); Sächsische Provinz (1440–ca. 1524); Kölnische Provinz (1613–1620); Bayerisches Provinzvikariat (1771–1802). II. Die Provinzen in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert. Oberdeutsche Provinz (Wiedererrichtung 1922); Niederdeutsche Provinz (Wiedererrichtung 1969). KARTEN UND SIEGELABBILDUNGEN I. Karten. Kartographie: Karsten Bremer II. Siegelabbildungen DIE KARMELITEN IN DEUTSCHLAND I. Klöster vor der Säkularisation: Aachen, Abensberg, Appingen, Atens, Augsburg, Bamberg, Beilstein, Boppard, Calbe, Dahme, Dinkelsbühl, Düren, Esslingen, Frankfurt, Geldern, Geldern (ten Elsen), Heilbronn, Hettstedt, Hirschhorn, Ingelheimerhausen, Jena, Kassel, Köln (Waidmarkt), Köln, Konvent vom Berge Mariä (Marienberg), Kreuznach, Leuchterhof, Magdeburg, Mainz, Marienau, Moers, München, Neuleiningen, Neustadt am Kulm, Neustadt an der Saale, Nieukerk, Nördlingen, Nürnberg, Ohrdruf, Perleberg, Pößneck, Pützchen (Bonn), Querfurt, Ravensburg, Regensburg, Rottenburg, Schweinfurt, Simmern, Spangenberg, Sparneck, Speyer, Straubing, Tönnisstein, Trier, Vogelsburg, Weinheim, Weißenburg, Worms, Würzburg.

Herausgegeben von Edeltraud Klueting, Stephan Panzer und Andreas H. Scholten

II. Im 19. und 20. Jahrhundert wieder- und neugegründete Klöster: Bad Reichenhall, Bamberg, Beilstein, Büchenbach (Erlangen, vormals Schlüsselau), Duisburg, Brüder, Duisburg, Schwestern, Erlangen, Essen, Fürth, Habsberg, Kamp, KölnEhrenfeld, Mainburg, Mainz, Marienthal, Münster, Oberdischingen, Ohrdruf, Sossau, Springiersbach, Straubing, Wegberg, Xanten.

Monasticon Carmelitanum Die Klöster des Karmelitenordens (O. Carm.) in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart

Monasticon Carmelitanum Die Klöster des Karmelitenordens (O. Carm.) in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart

Herausgegeben von Edeltraud Klueting, Stephan Panzer und Andreas H. Scholten

Institutum Carmelitanum (Roma) Monastica Carmelitana, tomus II

Die Abbildung auf dem Umschlag zeigt in einem Abdruck aus dem Jahr 1653 das Priorensiegel des Karmelitenklosters Würzburg, den gekrönten Wappenschild des Ordens: Eine eingebogene Spitze belegt mit einem sechszackigen Stern und beider­seits der Teilung oben beseitet von je einem sechszackigen Stern. Umschrift: + SIG. PRIORIS CARMELIT. HERBIPOL. (StA Würzburg, Karmelitenkloster St. Barbara Würzburg, Urk. 1653 Jan. 25.)

Redaktion: Edeltraud Klueting

Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detailliert bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

© 2012 Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54 Abs. 2 UrhG werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen. Gesamtherstellung: Aschendorff Druckzentrum, Münster, 2012 Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier ∞ ISBN 978-3-402-12954-8

Inhalt Vorworte    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Einleitung    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 I. Die Provinzen bis zur Säkularisation    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Deutsche Provinz (um 1265–1348, geteilt 1318–1327) Von Edeltraud Klueting   . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niederdeutsche Provinz (1318–1327, 1348–1613, 1620–1803) Von Edeltraud Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oberdeutsche Provinz (1348–1802) Von Edeltraud Klueting und Stephan Panzer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sächsische Provinz (1440–ca. 1524) Von Edeltraud Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kölnische Provinz (1613–1620) Von Edeltraud Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bayerisches Provinzvikariat (1771–1802) Von Edeltraud Klueting und Stephan Panzer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

17 24 50 61 65 70

II. Die Provinzen in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . 73 Oberdeutsche Provinz (Wiedererrichtung 1922) Von Edeltraud Klueting und Stephan Panzer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Niederdeutsche Provinz (Wiedererrichtung 1969) Von Edeltraud Klueting und Stephan Panzer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 KARTEN UND SIEGELABBILDUNGEN    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 I. Karten. Kartographie: Karsten Bremer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 II. Siegelabbildungen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Die Karmeliten in Deutschland    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 I. Klöster vor der Säkularisation    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

Aachen. Von Monika Gussone    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abensberg. Von Maximilian Kroiß    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Appingen. Von Michael Hermann    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Atens. Von Albrecht Eckhardt    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Augsburg. Von Erwin Naimer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bamberg. Von Stephan Panzer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beilstein. Von Achim Krümmel    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

115 133 145 151 159 167 194

6

INHALT

Boppard. Von Anja Ostrowitzki    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Calbe. Von Ralf Lusiardi    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dahme. Von Reinhardt Butz    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dinkelsbühl. Von Claudia Kalesse    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Düren. Von Edeltraud Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Esslingen. Von Iris Holzwart-Schäfer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frankfurt. Von Roman Fischer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geldern. Von Edeltraud Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geldern, ten Elsen. Von Edeltraud Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heilbronn. Von Maria Magdalena Rückert    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hettstedt. Von Ralf Lusiardi    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hirschhorn. Von Ulrich Spiegelberg    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingelheimerhausen. Von Monika Storm    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jena. Von Dagmar Blaha    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kassel. Von Johannes Burkardt    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Köln, Waidmarkt. Von Edeltraud Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Köln, Konvent vom Berge Mariä (Marienberg). Von Letha Böhringer    . . . Kreuznach. Von Anja Ostrowitzki    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Leuchterhof. Von Anna-Therese Grabkowsky    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Magdeburg. Von Ralf Lusiardi    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mainz. Von Thomas Berger    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marienau. Von Annette von Boetticher    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Moers. Von Edeltraud Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . München. Von Harm Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neuleiningen. Von Joachim Kemper    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neustadt am Kulm. Von Johann Pörnbacher    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neustadt an der Saale. Von Helmut Flachenecker    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nieukerk. Von Edeltraud Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nördlingen. Von Wilfried Sponsel    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nürnberg. Von Christian Kruse    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ohrdruf. Von Edeltraud Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Perleberg. Von Harm Klueting    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pößneck. Von Hans Walter Enkelmann    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pützchen (Bonn). Von Maria Th. Dix    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Querfurt. Von Ralf Lusiardi    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ravensburg. Von Andreas Schmauder    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Regensburg. Von Markus Schütz    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rottenburg. Von Maria Magdalena Rückert    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schweinfurt. Von Helmut Flachenecker    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Simmern. Von Martina Knichel    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spangenberg. Von Johannes Burkardt    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sparneck. Von Rainer Hambrecht    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Speyer. Von Monika Storm    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

200 208 210 215 221 229 242 289 310 320 335 340 366 370 377 386 422 439 448 459 464 509 517 534 537 540 545 557 561 568 585 588 596 605 611 615 627 636 649 660 672 677 682

INHALT



Straubing. Von Christine Riedl-Valder    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tönnisstein. Von Bertram Resmini    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Trier. Von Hans-Joachim Schmidt    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vogelsburg. Von Helmut Flachenecker    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weinheim. Von Edeltraud Klueting und Nicole Priesching    . . . . . . . . . . . Weißenburg. Von Markus Schütz    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Worms. Von Gerold Bönnen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Würzburg. Von Helmut Flachenecker    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7 693 711 723 737 746 757 767 776

II. Im 19. und 20. Jahrhundert wieder- und neugegründete Klöster    . . . . 797 Bad Reichenhall. Von Franz Xaver Seibel und Stephan Panzer    . . . . . . . . . Bamberg. Von Stephan Panzer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beilstein. Von Winfrid Blum    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Büchenbach (Erlangen), vormals Schlüsselau.                Von Edeltraud Klueting und Stephan Panzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Duisburg, Brüder. Von Elisabeth Hense    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Duisburg, Schwestern. Von Pankraz Ribbert    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erlangen. Von Andreas Jakob und Euchar Schuler    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Essen. Von Pankraz Ribbert    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fürth. Von Edeltraud Klueting und Stephan Panzer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . Habsberg. Von Bruno Lengenfelder    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kamp. Von Georg Geisbauer    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Köln-Ehrenfeld. Von Pankraz Ribbert    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mainburg. Von Alfons Huber    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mainz. Von Martina Rommel    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marienthal. Von Martin Segers    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Münster. Von Lorenz van Rickelen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oberdischingen. Von Harald Talgner    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ohrdruf. Von Karl Kempter und Günter Benker    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sossau. Von Alfons Huber    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Springiersbach. Von Winfrid Blum    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Straubing. Von Alfons Huber    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wegberg. Von Pankraz Ribbert    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Xanten. Von Antoine Jacobs    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

799 808 817 820 829 835 840 844 848 852 856 866 870 876 888 893 895 900 903 910 916 941 945

ANHANG    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 951 Die Regel des Karmel    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Abkürzungen    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Personenregister    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Ortsregister    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Sachregister    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort „Gut Ding will Weile haben“, so lautet ein bekanntes deutsches Sprichwort. Was gut werden soll, braucht Zeit. Ein gutes Ergebnis kommt nicht von jetzt auf gleich. Viele Dinge müssen reifen, um gut zu werden. Als die Provinzleitungen der beiden deutschen Karmelitenprovinzen in ihrer Sitzung am 22. April 2005 in Mainz die Herausgabe eines „deutschen“ Monasticon Carmelitanum beschlossen und damit den Startschuss für die Vorbereitung dieses nun vorliegenden sehr umfassenden Werkes gegeben haben, war allen Beteiligten klar, dass das Ergebnis nicht in Rekordzeit präsentiert werden kann. Sieben Jahre lang wurde geforscht, recherchiert, artikuliert, redigiert, korrigiert und in Form gebracht, um es nun zu einem für den Karmel in Deutschland historischen und bedeutenden Zeitpunkt herausbringen und veröffentlichen zu können. Zum 1. Januar 2013 werden die Oberdeutsche und Niederdeutsche Provinz der Karmeliten zur Deutschen Provinz der Karmeliten zusammengeschlossen. Dies ist im Laufe der fast 750-jährigen Geschichte des Karmel in Deutschland bereits der dritte Zusammenschluss zweier deutscher Karmelitenprovinzen (1297, 1327 und 2013), wenn man davon ausgeht, dass es in Deutschland wohl seit 1265 eine deutsche Karmelitenprovinz gab. Diese bewegte, von Aufbruch und Niedergang charakterisierte Geschichte skizziert das Monasticon Carmelitanum in beein­ druckender Weise, indem es alle Klöster beschreibt, die zum heutigen Gebiet der Bundesrepublik Deutschland gehören und damit auch die Geschichte unseres Landes widerspiegelt. Das Monasticon Carmelitanum gliedert sich in zwei große Teile: Teil 1 umfasst die Gründungen vom 13. Jh. bis zur Säkularisation und umfasst 58 Klöster, Teil 2 umfasst die Gründungen des 19. und des 20. Jhs. und beschreibt 23 Klöster. Die Geschichte unserer Klöster vom 13. bis zum gegenwärtigen 21. Jh. ist immer auch ein Spiegelbild der Zeitgeschichte sowohl gesellschaftlich als auch gesamtkirchlich. Zu allen Zeiten der Geschichte bestand und besteht das Ziel des Ordenslebens in der Bereitschaft zu einer radikalen Antwort auf den Ruf Gottes als Nachfolge Jesu und gleichzeitig aber auch in der Antwort auf die Probleme und Nöte einer bestimmten Zeit. Krisenzeiten haben Ordensgemeinschaften geholfen, sich auf ihr ursprüngliches Charisma zurückzubesinnen, wodurch sich die Chance zu einem Neuaufbruch bot. Bei Nichtergreifung einer solchen Chance war die Folge meist der Niedergang einer Gemeinschaft. Dass der Karmel durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder zu neuem Leben kam, ist einer Haltung zu verdanken, die bereits Perfectae Caritatis Nr. 2 beschreibt: „Zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens heißt: ständige Rückkehr zu den Quellen jedes christ­ lichen Lebens und zum Geist des Ursprungs der einzelnen Institute, zugleich aber deren Anpassung an die veränderten Zeitverhältnisse“ – also der eigentliche Wortsinn von Reform. Auch 50 Jahre nach Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils ist

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VORWORT

der Auftrag der Kirche, wie er in Gaudium et spes formuliert ist, aktueller denn je. Die Kirche als Ganze und die Ordensgemeinschaften im Einzelnen sind in besonderer Weise dazu aufgerufen, solidarisch zur Welt zu stehen und sich nicht aus der Welt zurückzuziehen, was historisch immer wieder eine Versuchung darstellte: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ (GS 1) Besonderer Dank gilt dem Herausgeberteam Dr. Edeltraud Klueting T.OCarm, P. Dr. Stephan Panzer O.Carm. und Fr. Dr. Andreas Scholten O.Carm., die nicht nur die Idee hatten, dieses für die deutsche Geschichte des Karmelitenordens so bedeutende Werk herauszugeben, sondern die auch die Hauptlast der Verantwortung hinsichtlich Koordination und Redaktion getragen haben, so dass wir das Monasticon Carmelitanum heute in Händen halten können. Dank der Digitalisierung, die die Carmelite Library in Washington D.C. hat vornehmen lassen, konnte der gesamte Archivbestand der „Karmeliterbücher“ aus dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main für die Geschichte der Provinzen und der Klöster ausgewertet werden. Ein weiterer Dank gilt den zahlreichen Autoren der einzelnen Artikel über die verschiedenen Klöster, die unter Verzicht auf ein Honorar einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen dieses Werkes geleistet haben. Ohne deren Mithilfe hätte das Vorhaben wohl nie realisiert werden können. Danken möchten wir aber auch dem Aschendorff-Verlag für die sorgfältige Betreuung der Druck­legung des Werkes. Titus Brandsma, der künftige Patron der Deutschen Provinz der Karmeliten, hat in seiner berühmten Antrittsrede als Rektor der Katholischen Universität Nijmegen vom 17. Oktober 1932 bereits gefragt: „Warum ist das Gottesbild so verdunkelt, warum berührt es viele Menschen nicht mehr? Unter den vielen Fragen, die ich mir stelle, beschäftigt mich keine mehr als das Rätsel, dass der sich entwickelnde Mensch, der so ungemein stolz auf seinen Fortschritt ist, sich in so großer Zahl von Gott abwendet.“ Möge uns der Blick in die Geschichte des deutschen Karmel, den das Monasticon Carmelitanum uns in konzentrierter Weise gewährt, helfen, dass es dem Karmel als betende und prophetische Gemeinschaft in einer sich verändernden und veränderten Welt gelingt, Orte und Räume zu eröffnen bzw. zu solchen zu werden, wo die Suche nach Gott lebendig werden kann, wo sie angesprochen wird und wo sie Resonanz findet und wo Anteil genommen wird an der Freude und Hoffnung, der Trauer und Angst der Menschen von heute, um das Charisma des Karmel in seiner Bedeutung für Geschichte und Gegenwart auch in Zukunft lebbar zu machen. P. Dieter Lankes O.Carm. P. Wilfried Wanjek O.Carm. Provinzial der Oberdeutschen Provinzial der Niederdeutschen Provinz der Karmeliten Provinz der Karmeliter

Vorwort der Herausgeber Zeitliche und räumliche Abgrenzung des Werkes Zeit und Raum, die beiden Grund­ kategorien des menschlichen Handelns, stellten die Herausgeber bei der Konzeption des „Monasticon Carmelitanum“ vor methodische Probleme. Bei der Frage der zeitlichen Abgrenzung war zunächst die Entscheidung zu treffen und zu begründen, ob die Darstellung im Klosterbuch nach dem Vorbild vieler regionaler Klosterbücher mit der Säkularisation von 1802/03 enden sollte. Angesichts der Wieder- und Neuerrichtung von Karmelitenklöstern und der Präsenz des Ordens im heutigen Deutschland wurde diese Zäsur, die das alte Ordensund Klosterwesen in Europa auslöschte, überschritten, jedoch in der Einteilung des Bandes deutlich gemacht. Im ersten Teil werden alle Konvente beschrieben, die seit der Etablierung der Eremitenbrüder vom Berg Karmel im deutschsprachigen Raum entstanden sind und bis zu den großen Säkularisationen in der Reformationszeit und in der napoleonischen Zeit bestanden. Die Geschichte der Wieder- und Neugründungen des 19. und 20. Jhs. bis zur Gegenwart wird im zweiten Teil behandelt. Bei der Frage der räumlichen Abgrenzung war der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Organisationsstruktur der Ordensprovinzen grenzüberschreitend ist. Bis zum 19. Jh. griff sie über Bistumsgrenzen, Reichs- und andere Territorialgrenzen, Sprach- und Nationalgrenzen hinaus. Zudem sind die Ordensprovinzen selbst nicht durch lineare Grenzen festgelegt. Sie bilden keine räumlichen Einheiten, sondern sind Institutionen, deren Einrichtung und Zusammensetzung durch das Generalkapitel bestimmt wurde und wird. Dabei konnte auch die Zugehörigkeit einzelner Konvente zu einer Provinz durchaus wechseln: Das Generalkapitel löste Provinzen auf und wies ihre Konvente anderen Provinzen zu, um diese dann bei der Errichtung einer neuen Provinz wiederum dieser anzugliedern. Im deutschsprachigen Raum ist der Karmelitenorden seit der Mitte des 13. Jhs. präsent. Seine Konvente bildeten zunächst die Deutsche Provinz, die aus deutsch- und flämischsprachigen Konventen gebildet wurde und damit über den deutschsprachigen Raum hinausgriff. Nach ihrer Teilung in die Niederdeutsche, die Oberdeutsche und die Sächsische Provinz gehörten neben den Konventen mit Deutsch und Flämisch als Muttersprache auch Polnisch und Ungarisch zu den Sprachen, die in den Konventen dieser Provinzen gesprochen wurden. Zur Zeit ihrer größten Ausdehnung in den ersten Jahrzehnten des 15. Jhs. umfassten sie Klöster zwischen dem 4. (Edingen) und dem 21. (Jaslo) Längengrad, dem 46. (Fünfkirchen/Pécs) und dem 54. (Danzig/Gdánsk) Breitengrad. Nachdem in der Reformationszeit viele Konvente aufgehoben worden waren und in der Säkularisation 1802/03 alle Klöster – mit Ausnahme des zum „Aussterbekloster“ bestimmten Straubing – untergingen, ist der Orden seit dem Ende des 19. Jhs. wieder im deutschsprachigen Raum präsent.

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Die methodischen Probleme der Abgrenzung des Untersuchungsraumes wurden dadurch gelöst, dass das Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland als Hintergrundfolie für die Beschreibung sowohl der vor 1803 aufgehobenen als auch der im 19./20. Jh. wiederbegründeten Klöster gewählt wurde. Diese aus pragmatischen Gründen getroffene Entscheidung trägt auch der Tatsache Rechnung, dass die neue Deutsche Provinz ab 2013 diesen Raum umfassen wird. In der kartographischen Darstellung in den Verbreitungskarten der Klöster lässt sich das daran ablesen, dass der Untersuchungsraum durch eine dunklere Flächenfarbe hervorgehoben wird. Hingegen sind alle Niederlassungen, die zu dem jeweils abgebildeten Zeitpunkt den deutschen Provinzen angehörten, mit entsprechenden Farbpunkten kartiert. Sie werden jedoch im Textteil nicht beschrieben. Quellengrundlage Quellenzeugnisse von unschätzbarem Wert standen in den Archiven der (alten) Niederdeutschen Provinz im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main sowie im (alten und neuen) Archiv der Oberdeutschen Provinz im Karmelitenkloster Bamberg zur Verfügung. Für das Monasticon Carmelitanum wurde erstmals der gesamte Bestand der „Karmeliterbücher“ im Archiv in Frankfurt durchgesehen und systematisch ausgewertet. Ohne die von den Provinzhistoriographen des 17. und 18. Jhs. angefertigten Abschriften der Protokolle der Provinzkapitel und der Definitorien und ohne ihre weitere akribische Sammeltätigkeit in den Klosterarchiven wären viele Fragen unbeantwortet geblieben. Die Ergebnisse der systematischen Quellenrecherche flossen sowohl in die Provinzgeschichten als auch in die einzelnen Klosterartikel ein. Sie ergänzen und erweitern die archivalische Überlieferung der einzelnen Konvente ganz erheblich. Aufbau des Bandes Der Band beginnt mit einer Einleitung, die einen Überblick über die Geschichte der Ordensprovinzen gibt, in deren Gebiet die Klöster der heutigen Bundesrepublik Deutschland lagen bzw. liegen. In den Artikeln wird die Geschichte der Provinzen zusammengefasst. Auf die Darstellung der Geschichte der Provinzen folgen jeweils Hinweise zu den Archivbeständen, Listen der provinz­ angehörigen Klöster und eine Liste der Provinziale. Die Klosterlisten bildeten die Grundlage für die sechs Verbreitungskarten, die die Ausdehnung der Provinzen zu bestimmten Zeitständen kartographisch darstellen. Die Karte „Die Klöster des Karmelitenordens in der Deutschen Provinz 1347“ zeigt die Verbreitung der Karmelitenklöster im Jahr vor der Provinzteilung von 1348, die bis 1802 Bestand hatte. Die Karte „Die Klöster des Karmelitenordens in den Provinzen Niederdeutschland, Oberdeutschland und Sachsen 1455“ erfasst den Stand der weitesten Ausdehnung der drei Provinzen. In der Karte „Die Klöster des Karmelitenordens in den Provinzen Niederdeutschland, Oberdeutschland und Sachsen 1505“ ist der Zustand vor der lutherischen Reformation festgehalten, während der Stand von 1566 den nachtridentinischen Zustand dokumentiert. Die Karte „Die Klöster des Karmelitenordens in den Provinzen Niederdeutschland und Oberdeutschland unmittelbar vor der Säkularisation von 1802/03“ enthält

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neben den mittelalterlichen Gründungen auch die in der Frühen Neuzeit entstandenen Niederlassungen. Die letzte Karte zeigt die „Klöster in den wiedererrichteten Provinzen Oberdeutschland und Niederdeutschland“ nach dem Stand des Jahres 1991. Die neueren Veränderungen sind in den Artikeln zu den einzelnen Klöstern beschrieben. Die sechs Stadtkarten behandeln eine Fragestellung der mittelalterlichen Geschichte der Klöster, die in allen Klosterartikeln angesprochen wird: Welche Auswirkungen hatte die relativ späte Ankunft der Eremiten vom Berg Karmel in den mittelalterlichen Städten auf die topographische Lage ihres Klosters? Dies wird exemplarisch für sechs Bischofsstädte dargestellt (Augsburg, Köln, Magdeburg, Mainz, Trier, Würzburg). Die Klosterartikel bilden den Hauptteil des Bandes. Der Aufbau der Artikel zu den vor der Säkularisation bestehenden Klöstern folgt einem von den Herausgebern vorgegebenen Schema, das von den Bearbeiterinnen und Bearbeitern der individuellen örtlichen Quellenlage angepasst wurde. Bei der Frage, ob die Artikel knappe schematische Informationen bieten oder eher narrativ aufgebaut sein sollten, fiel die Entscheidung zugunsten der Geschichtsschreibung. Die einführenden Stichwörter geben einen Überblick über wichtige Daten und informieren über die Provinz- und Diözesanzugehörigkeit, Lage, Patrozinium und Siegelführung. Im Abschnitt „Geschichte“ sind die Gründungssituation und die Entwicklung, der Anschluss an Reformen, die Seelsorgetätigkeit, Aufgaben in der Provinz, Schule und Ordensstudium, Bruderschaften, Reliquienausstattung sowie die wirtschaftlichen Grundlagen der Konvente Schwerpunkte der Darstellung. Fragestellungen wie das Verhältnis der Konvente zu den Pfarreien, Städten und Diözesanbischöfen werden entsprechend den lokalen Gegebenheiten angesprochen. Darauf folgt ein Überblick über die Archiv- und Bibliotheksverhältnisse mit der Zusammenstellung der archivalischen Quellen des jeweiligen Klosters und Angaben zum Bücherbesitz. Es schließt sich die Übersicht über die Bau- und Kunstgeschichte an, bei der zahlreiche Neuentdeckungen zu machen waren. Die Listen der Prioren/ Priorinnen – auch sie verdanken sich größtenteils den Aufzeichnungen des Provinzhistoriographen Jakob Milendunck – und die Bibliographie beschließen den Artikel. Die Bezeichnung der Ordensmitglieder als „Karmeliten“ oder „Karmeliter“ richtet sich nach den sprachlichen Gepflogenheiten in der jeweiligen Provinz. Im Aufbau der im 19. und 20. Jh. wieder- und neubegründeten Klöster folgen auf die Schwerpunkte Gründungssituation, Seelsorge, Bildungs- und Nachwuchsarbeit ein Überblick über das jeweilige Klosterarchiv und über die Bau- und Kunstgeschichte. Die Liste der Prioren und eine Bibliographie schließen sich an. Der Abbildungsteil enthält eine Auswahl der Siegel der Provinzkapitel, der Provinziale, der Konvente und einzelner Prioren. Auch dabei kamen überraschende Ergebnisse ans Tageslicht, darunter z. B. das Faktum, dass das Siegel der Deutschen Provinz der Karmeliten für das noch heute benutzte große Siegel der Universität Köln Pate gestanden hat. Bei der Dokumentation der Siegel konnte keine Vollständigkeit angestrebt werden, deshalb ist der Erhaltungszustand bestimmend für die Aufnahme der Siegelabdrücke in diesen Band.

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Dank  Am Ende unserer gemeinsamen Arbeit an dem „Monasticon Carmelitanum“ erinnern wir uns gern und dankbar an alle Unterstützung, die uns über Jahre hinweg immer wieder zuteil wurde. Im Laufe der siebenjährigen Bearbeitungszeit seit 2005 hat das Projekt eine Eigendynamik entwickelt, die das Klosterbuch zu einem unerwartet umfangreichen Werk werden ließ. Die Quellen im Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main sprudelten, nachdem sie einmal angebohrt waren, so reichlich, dass davon alle Klosterartikel profitierten. Unser persönlicher herzlicher Dank gilt zuerst den Provinzleitungen der Oberdeutschen und der Niederdeutschen Provinz der Karmeliten, die unsere Arbeit mit größtem Interesse, Wohlwollen und Verständnis begleiteten. Allen Archiven, Bibliotheken und weiteren Forschungseinrichtungen sei vielmals gedankt für die hervorragende Kooperation während der Entstehungszeit des Bandes – pars pro toto sagen wir dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main unseren Dank für das Gastrecht, das wir dort genießen durften. Unser Dank gilt ebenso der Carmelite Library in Washington D. C. für die Übernahme der Kosten für die Digitalisierung der „Karmeliterbücher“ und dem Institutum Carmelitanum für die Aufnahme der Monographie in die Reihe „Monastica Carmelitana“. Dem Verlag Aschendorff gilt unser Dank für die bekannt sorgfältige und umsichtige Betreuung der Drucklegung und die hervorragende Zusammenarbeit. Das Gemeinschaftswerk wäre aber nicht zustande gekommen ohne die Mit­ arbeit „unserer“ 55 Autorinnen und Autoren. Jede und jeder einzelne hat einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen des Bandes geleistet. Das Herausgeberteam stellte hohe Ansprüche an die Mitarbeiter und beanspruchte u. a. durch Nachlieferungen neu entdeckter Quellen auch ihre Geduld – nicht zuletzt deshalb sei ihnen allen jetzt beim Abschluss des Werkes von Herzen gedankt. Edeltraud Klueting T.OCarm Stephan Panzer O.Carm. Andreas H. Scholten O.Carm.

Einleitung

I. Die Provinzen bis zur Säkularisation Deutsche Provinz (um 1265–1348, geteilt 1291–1297, 1318–1327) Name Provincia Alemaniae Ordinis Fratrum Beatissimae Virginis Mariae de Monte Carmelo Patron und Siegel Das Patrozinium ist unbekannt. Das Siegel des Provinzkapitels (Rundsiegel, Durchmesser ca. 5 cm) hat sich in einem Abdruck des von der Niederdeutschen Provinz weiter benutzten Typars an einer Urkunde aus dem Jahr 1551 erhalten.1 Das Siegelbild beschreibt auch Jakob Milendunck als Siegel der Deutschen Provinz.2 Es zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Könige unter einem krabbenbesetzten gotischen Baldachin. (Heraldisch) links sitzt die gekrönte Muttergottes auf einem hochlehnigen Thron, dessen Beine durch ihr Gewand bedeckt werden. Das nimbierte Jesuskind nimmt mit einer Hand von dem vor ihm knienden barhäuptigen König ein Gefäß entgegen. Die andere Hand hat es zu einem Segensgestus erhoben. Der König hat seine Krone im Hintergrund abgestellt. (Heraldisch) rechts von ihm stehen die beiden anderen Könige. Der mittlere, mit einem langen Gewand bekleidet und gekrönt, weist mit der linken Hand auf einen sechsstrahligen Stern, der sich in der Bildmitte über den fünf Personen befindet. In der rechten Hand hält er ein Gefäß. Der dritte König ist mit einem langen Umhang über einem Brustpanzer bekleidet. Die von zwei Perlenreihen gerahmte Umschrift in gotischer Majuskel lautet: S(igillvm) CAP(itVL)I P(ro) VI(n)CIAl(is) · F(Rat)r(V)M · CARMELIT(arVm) IN ALMANIA. Die neu errichtete Niederdeutsche Provinz bewahrte nach der Aussage des Chronisten Jakob Milendunck das Typar der Deutschen Provinz auf und verwendete es als Siegel der Niederdeutschen Provinz3 weiter [ Niederdeutsche Provinz, Abb. S. 97 Nr. 1]. GESCHICHTE Die Eremitengemeinschaft, die am Berg Karmel nach der Regel des Patriarchen Albert lebte, hat sich nach ihrem Rückzug aus Palästina nach Europa nicht sofort als Orden etablieren können. Die Eremiten haben dennoch Klöster gegründet, an deren Standorten sich ihr Weg durch das Mittelmeer verfolgen lässt. Zu Beginn des 13. Jhs. wurden Zypern, Sizilien, Italien und Südfrankreich die ersten Zentren der Ansiedlung.4 Seit der Mitte des 13. Jhs. entstanden in Köln, Würzburg, Boppard und Frankfurt die ersten Gründungen im deutschsprachigen Raum. Das ist die Zeit nach dem Sechsten Kreuzzug, der von dem französischen König Ludwig IX. persönlich geleitet wurde und katastrophal scheiterte. Bei seiner Abreise aus dem Heiligen Land stach er am 24./25. April 1254 von Akkon aus in See, in Richtung Frankreich.

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EINLEITUNG

Sein Biograph Jean de Joinville berichtet in der „Vie de Saint Louis“, dass er einige der noch auf dem Berg Karmel verbliebenen Eremiten auf seinem Segelschiff mitnahm, unter denen wohl auch die Gründer des Klosters in Köln zu finden sind. Die erste Niederlassung der Eremiten im Heiligen Römischen Reich – sieht man von der Sonderrolle Siziliens zur Zeit der staufischen Herrscher ab5 – war das Kloster in Köln. Die Eremitenbrüder kauften vor 1256 in der südlichen Stadt­erweiterung von Köln die Hälfte eines Hauses mit der Hälfte des dahinterliegenden Gartens und erhielten die andere Haus- und Gartenhälfte als Seelenheilstiftung [ Köln, Waidmarkt]. Die Tatsache, dass der Immobilienbesitz durch Kauf erworben wurde, gestattet den Rückschluss, dass es der Orden der Karmeliten selbst war, der im Zuge der Expansion entlang der Rheinschiene die Gründung eines Klosters in Köln betrieb und zunächst einen bescheidenen Stützpunkt erwarb. Der Metropolitansitz in Köln war als Sitz des Kölner Erzbischofs, des Reichskanzlers für Italien, von besonderer Bedeutung. Deshalb strebte der Orden danach, hier seine erste Niederlassung an einem Bischofssitz nördlich der Alpen zu gründen.6 Zudem war Köln mit dem Generalstudium der Dominikaner ein intellektuelles Zentrum ­ersten Ranges und als reiche Handelsstadt einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte nördlich der Alpen. Fast zeitgleich mit der Gründung des Kölner Klosters war Paris unter den ersten Städten, in denen der Orden seine neuen Möglichkeiten nutzte, doch wurde das Kloster in Paris erst nach Köln im Jahr 1258 gegründet.7 Nachdem die Karmeliten einmal am Rhein Fuß gefasst hatten, folgten weitere Klostergründungen in den Bischofssitzen an der Rheinschiene: Mainz um 1285, Speyer um 1291, Worms 1299 und Straßburg 1316. Das Generalkapitel des Karmelitenordens richtete im 13. Jh. zwölf Provinzen ein. In der Ordenshistoriographie erscheint die Heilig-Land-Provinz (Terra Sancta) stets an erster Stelle, um das Gedächtnis an die Herkunft der Eremiten aus dem Heiligen Land zu bewahren. Das Generalkapitel setzte kontinuierlich einen Provinzialprior für die Provinz ein.8 Darauf folgen in der Reihenfolge ihrer Errichtung die Provinzen 2. Sizilien (Sicilia), 3. England (Anglia), 4. Provence (Provincia), 5. Toskana (Tuscia), 6. Frankreich (Francia), 7. Niederdeutschland (Alemania inferior9), 8. Lombardei (Lombardia), 9. Aquitanien (Aquitania), 10. Spanien (Hispania), 11. Oberdeutschland (Alemania superior10) und 12. Schottland-Irland (Scotia et Ybernia).11 Die Entstehung einer gesamtdeutschen Provinz, der „Provincia Alemania“,12 geht offenbar auf das Generalkapitel um 1265 mit den bis dahin bestehenden fünf Klöstern in Köln, mit der zweitältesten Niederlassung in Würzburg (vor 1260), ferner mit den Klöstern in Brüssel (um 1265), Haarlem (vor 1270) und Boppard (1265) zurück. Der Hauptort der Provinz war Köln. Die starke Zunahme der Konvente in der Deutschen Provinz, die im letzten Jahrzehnt des 13. Jhs. 24 Klöster13 umfasste, führte zu ihrer ersten Teilung. Ihre Klöster in den Niederlanden und im Rheinland wurden auf dem Generalkapitel in Trier 1291 zu der neuen Niederdeutschen Provinz zusammengeschlossen, während die Klöster in Franken und Schwaben die neue Oberdeutsche Provinz bildeten.14 In den Konstitutionen des Ordens von 1294 erscheinen die Niederdeutsche

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Provinz an 7. Stelle und die Oberdeutsche Provinz an 11. und damit vorletzter Stelle.15 Diese Teilung war indes nicht von langer Dauer, denn das Generalkapitel des Ordens zählte 1297 wiederum die gesamte Deutsche Provinz in der Rangordnung der elf Provinzen als siebte.16 Die ungeteilte Deutsche Provinz feierte 1312 unter dem Vorsitz des Provinzials Wilhelm von Nurrenheim ihr Provinzkapitel in Haarlem.17 In diesem Jahr legte man auch ein Protokollbuch18 der Provinzkapitel an. Das Generalkapitel 1312 in London nahm eine Einteilung der 25 Konvente der Deutschen Provinz in vier Klassen, entsprechend ihrer Finanzkraft, vor, der das Provinzkapitel in Haarlem folgte. Die vier Konvente in Köln, Würzburg, Brüssel und Trier bildeten die erste Klasse und hatten jeweils eine Taxatio von 190 Grossi zu zahlen. Die zweite Klasse bildeten die Konvente Haarlem, Boppard, Mainz, Augsburg, Kreuznach und Geldern mit 140 bzw. 110 (Geldern) Grossi. In der dritten Klasse mit einer Zahlung von 97 Grossi wurden Frankfurt, Bamberg, Esslingen, Nürnberg, Speyer, Kassel und Mecheln zusammengeschlossen. Die vierte Klasse mit Zahlungen von 60 Grossi und weniger bildeten die Konvente von Vogelsburg, Weinheim, Rottenburg, Arlon, Marienau, Dinkelsbühl (44 Grossi) und Worms (47 Grossi), während Regensburg von der Zahlung gänzlich befreit war.19 Das Generalkapitel von Bordeaux beschloss 1318 eine Teilung der großen Provinz20 und errichtete aus 14 Klöstern21 die neue Niederdeutsche Provinz, die bis 1327 bestand und deren Provinzial der bisherige Obere der Deutschen Provinz Sibertus de Beka blieb. Die Visitation der Klöster der abgetrennten Niederdeutschen Provinz nahm er als Provinzial 1320 gemeinsam mit dem Generalprior vor.22 Die Teilung der Deutschen Provinz hatte indes weniger als ein Jahrzehnt Bestand, denn das Generalkapitel von Albi hob die Trennung wieder auf und beschloss am 31. Mai 1327 eine erneute Vereinigung aller deutschen Karmelitenklöster.23 Dieses Datum will im Kontext des Konflikts zwischen Johannes XXII. und Ludwig dem Bayern um die Approbation der deutschen Königswahl gelesen werden. 1327 wurde Marsilius von Padua, der in seiner Schrift „Defensor pacis“ den Herrschaftsanspruch des Papstes negierte, gebannt und als Häretiker verurteilt, und im Frühjahr 1327 brach Ludwig der Bayer zu einem Romzug auf, um sich ohne Beteiligung des Papstes zum römisch-deutschen Kaiser krönen zu lassen. Der Zusammenschluss aller deutschen Karmelitenklöster und die Einsetzung von Sibertus de Beka als Provinzial gewann eine reichs- und kirchenpolitische Dimension, denn Sibertus stand in dem Konflikt fest im päpstlichen Lager und hatte eine papsttreue Streitschrift gegen den „Defensor pacis“ verfasst. Er war mit seiner Person und Stellung als gesamtdeutscher Provinzial der Garant dafür, dass nicht allein seine Niederdeutsche Provinz, sondern auch die oberdeutschen Karmelitenkonvente auf die Seite des Papsttums traten. Seine Nachfolge als deutscher Provinzial trat Johannes de Sublobiis24 nach dem Tod des Sibertus († 29. Dezember 1332) an.25 Auch 1333 bezeichnete das Generalkapitel die 7. Provinz des Ordens als „Alemania tota“.26 Nach dem Tod Kaiser Ludwigs des Bayern († 11. Oktober 1347) führte der Karmelitenorden auf dem folgenden Generalkapitel zu Metz am 8. Juni 1348 die für zwei Jahrzehnte aufgehobene Teilung der gesamtdeutschen Provinz wieder ein. In der

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Rangordnung der Provinzen wurden die Niederdeutsche Provinz an die siebte und die Oberdeutsche Provinz die letzte Stelle gesetzt.27 Die Provinzkapitel wurden – mit wenigen Ausnahmen – jährlich gefeiert. In der Zeit von 1312–1348 waren die Versammlungsorte Köln (8), Boppard (5), Mainz (4), Kreuznach (2), Brüssel (2) und jeweils einmal Haarlem, Frankfurt, Trier und Geldern. Zugehörige Klöster 1347 (nach dem Gründungsdatum)28 1. Köln (um 1256) 2. Würzburg (zwischen 1256 und 1262) 3. Brüssel (um 1265) 4. Haarlem (vor 1270) 5. Boppard (zwischen 1262 und 1275) 6. Frankfurt (vor 1270) 7. Bamberg (1273) 8. Augsburg (1274/75) 9. Esslingen (zwischen 1271 und 1281) 10. Kreuznach (1281) 11. Trier (vor 1287) 12. Mainz (1285) 13. Nürnberg (um 1287) 14. Vogelsburg (um 1288) 15. Weinheim (um 1293) 16. Rottenburg (um 1276) 17. Regensburg (um 1290) 18. Dinkelsbühl (um 1286) 19. Speyer (zwischen 1285 und 1293) 20. Arlon (1291) 21. Mecheln (1300/1303) 22. Kassel (1262/1292) 23. Worms (1299) 24. Geldern (1306) 25. Marienau (um 1310) 26. Pößneck (1315) 27. Straßburg (um 1325) 28. Weißenburg (1325) 29. Querfurt (1333) 30. Magdeburg (vor 1337) 31. Dahme (zwischen 1304 und 1339) 32. Woudsend (1337) 33. Schoonhoven (1344) 34. Ravensburg (1344) 35. Prag29, Maria Schnee in der Neustadt (1347)

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Archivalische Quellen Das Archiv der Deutschen Provinz lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Das älteste Protokollbuch der Provinz, das auf dem Provinzkapitel in Haarlem 1312 angelegt wurde, ist jedoch in der Abschrift des Ordenschronisten Jakob Milendunck erhalten. Es umfasst die Kapitelsprotokolle der Deutschen Provinz, beginnend 1312, bis 1347 – mit dem Einschnitt von 1318–1327 als „Niederdeutsche Provinz“ – und führt die Protokolle der Niederdeutschen Provinz bis 1368 fort. Dieses älteste Provinzbuch spiegelt damit auch die späteren Veränderungen des Zuschnitts der Provinz wider. Der Text der Kapitelsprotokolle für die Jahre 1312–1368 findet sich in ISF KB 43, fol. 40r–109r. Milendunck beschließt seine Abschrift mit der Bemerkung, mit dem Provinzkapitel von 1368 ende das erste und älteste Provinzbuch, das 1312 begonnen worden sei.30 Provinziale31 a) Provincia Alemaniae (ca. 1265–1317) Hermannus32 bis 127933 Henricus de Colonia, dictus Iuvenis 1280–1298, wird 1298 Weihbischof in Köln mit dem Titularbistum Rodosto34 Conradus a S. Georgio 1298–1303 Gobelinus, 1303, † 1305 Godefridus de Nussia 1308 (Theodericus, 1309, unsicher) Daniel von Wichterich, Doctor Parisiensis 1310–vor 1312 Wilhelm von Nurrenheim 1312–1314 Rutgerus, Baccalaureus Parisiensis, 1315, † im ersten Amtsjahr Daniel von Wichterich, Doctor Parisiensis, 1315 Vicarius generalis, 1316 Provinzial, später Bischof von Verden Sibertus de Beka, Doctor Parisiensis, 1317 b) Provincia Alemaniae inferioris (1318–1327) Sibertus de Beka 1318–1327 c) Provincia Alemaniae (1327–1348) Sibertus de Beka 1327–1332 († 29. Dez. 1332) Johannes de Sublobiis 1333–1348 († 1356) 1 15.4.1551, ISF KU Nr. 71.  –  2 ISF KB 53, fol. 78v; ISF KB 47, fol. 341r.  –  3 Ebd., „ac proinde mansit

in manus provinciae Alemaniae inferioris sigillum communitatis seu capituli, originale antiquum, quo antea tota Alemania usa fuerat […] cuius sigilli usus huc usque perseverat in ista provincia nostra“.  –  4 Emanuele Boaga hat für die Ausbreitung des Ordens ein Drei-Phasen-Schema kon­ struiert: Die frühen Gründungen bis 1247 entstehen auf Zypern und Sizilien, in der zweiten Phase bis 1270 werden in Köln, Würzburg und Boppard die ersten Klöster im deutschsprachigen Raum gegründet, die dritte Phase bis 1300 bringt dann einen starken Entwicklungsschub, Emanuele

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EINLEITUNG

Boaga, Come pietre vivere […] per leggere la storia e la vita del Carmelo. Rom 1993, 43. Vgl. auch Smet, Karmeliten, 28f. und Panzer, Gesch., 66f.  –  5 Für Messina wird etwa die Errichtung einer Niederlassung in unmittelbarer Nähe der Stadt für das Jahr 1233 überliefert, nachdem die ersten Brüder bereits 1154 in Sizilien angekommen sein sollen (Hofmeister, Monasticon Carmelitanum. In: AOCD 22, 1950, 179). Friedrich II. führte 1233 sowohl den Titel eines Königs von Sizilien wie den des Kaiser des Reiches.  –  6 Die Tatsache, dass die Ordenstradition die Gründung des Klosters in Lüttich bereits in das Jahr 1249 gelegt hat, spricht keineswegs gegen die zeitliche Vorrangstellung Kölns, denn zuletzt hat noch Gerrit vanden Bosch auf die „Ungereimtheiten“ dieser Chronologie hingewiesen. Er nimmt mit dem Hinweis darauf, dass der Lütticher Bischof Heinrich III. von Geldern (1247–1274) den Karmeliten 1265 das Recht zusprach, ihr Chorgebet zu verrichten, zu predigen, Beichte zu hören und Laien auf ihrem Friedhof beizusetzen, an, dass das Kloster erst ca. 1265 gegründet wurde, vanden Bosch, Monasticon, 76. Damit harmoniert auch die Stellung Lüttichs in der Rangordnung der Klöster der Provincia Francia. Dort steht Lüttich an 3. Stelle nach Paris (1258) und Metz (1262) einerseits und vor Brügge (1264) und Ypern (1265) andererseits.  –  7 Nachweise für die Klostergründungen in Frankreich und im heutigen Belgien bei Emanuele Boaga, Origini ed evoluzione dei Carmelitani in Francia: Dal 1235 al 1317. In: AOC 42, 1991, 91–109, Tabelle 2.  –  8 Auf dem Generalkapitel 1287 jedoch: „Fr. Guillelmus de Sanvico Diffinitor Prov. Terrae Sanctae“, Acta Cap. Gen. 1, 10.  –  9 Ludovico Saggi, Constitutiones Capituli Burdigalensis 1294. In: AOC 18, 1953, 123–185, hier 184.  –  10 Ebd.  –  11 Ebd., 183f.  –  12 Joannes Franciscus Foppens, Diplomatum Belgicorum nova collectio sive supplementum ad opera Auberti Miraei. Brüssel 1748. Bd. 4, 566. In einer Urk. des Brüsseler Priors vom Januar 1268 wird ein „prior provinciae Allemanicae“ als Mitsiegler der Urkunde genannt. Für die fragliche Zeit ist ein Generalkapitel in Toulouse überliefert, das zu Pfingsten 1264 oder Pfingsten 1265 getagt haben soll (Zimmerman, Mon. Hist. Carm., 194, 219).  –  13 In alphabetischer Reihenfolge: Arlon, Augsburg, Bamberg, Boppard, Brüssel, Dinkelsbühl, Esslingen, Frankfurt, Haarlem, Kassel, Köln, Kreuznach, Mainz, Mecheln, Nürnberg, Regensburg, Rottenburg, Speyer, Straßburg, Trier, Vogelsburg, Weinheim, Worms, Würzburg.  –  14 Zimmerman, Mon. Hist. Carm., 204f.  –  15 Saggi, Constitutiones Capituli Burdigalensis, 136, 184.  –  16 ISF KB 43, fol. 30v, führt Jakob Milendunck nach dem Protokoll des Generalkapitels 1297 in Brügge die bis dahin existierenden elf Provinzen an. Milendunck erwähnt die Teilung der Deutschen Provinz nicht und zählt die deutschen Provinzialprioren ohne Unterbrechung bis 1317.  –  17 Protokoll des Provinzkapitels in der Abschrift Milenduncks: ISF KB 43, fol. 40r–43r.  –  18 ISF KB 11, fol. 17v: Segerus Pauli verzeichnet in seinen Notizen, es sei ein „antiquior provinciae liber“ gefunden worden, der mit dem Jahr 1312 beginne und bis 1368 geführt worden sei. Er notiert einige Angaben daraus.  –  19 ISF KB 43, fol. 42v.  –  20 Acta Cap. Gen. I, 18. Die Taxation führt zwei getrennte Provinzen auf. Vgl. auch ISF KB 43, fol. 49v.  –  21 Jakob Milendunck nennt die Konvente Köln, Brüssel, Haarlem, Boppard, Frankfurt, Kreuznach, Trier, Mainz, Weinheim, Kassel, Mecheln, Arlon, Worms und Geldern, während Marienau bis 1322 „separatus“ blieb, ISF KB 43, fol. 49v. Speyer und Straßburg gehörten zu diesem Zeitpunkt zur Oberdeutschen Provinz.  –  22 ISF KB 43, fol. 52r.  –  23 Zimmerman, Mon. Hist. Carm., 115: „Adunamus provincias Alemaniae Inferioris et Superioris, ut sit una provincia“. Die Einsetzung des Sibertus de Beka zum Provinzial erfolgte mit den Worten „tocius Alemanie superioris et inferioris que in predicto Capitulo fuerunt conjuncte et unite fr. Sylbertus de Beke“, Acta Cap. Gen. 1, 26f. Die erneute Vereinigung der Provinzen beschreibt auch Milendunck, ISF KB 43, fol. 58r.   –  24  Johannes de Sublobiis nahm als Provinzial der Oberdeutschen Provinz (provincialis Alemaniae superioris) 1327 an dem Generalkapitel von Albi in Aquitanien teil, neben dem niederdeutschen Provinzial Sibertus de Beka. Auf diesem Kapitel, das die geteilte deutsche Provinz wieder zu einer gesamtdeutschen Provinz vereinigte, wurde der Exprovinzial Johannes de Sublobiis zum Prior des Kölner Konvents bestellt, ISF KB 43, fol. 58r.  –  25 Acta Cap. Gen. 1, 32.  –  26 ISF KB 43, fol. 61r.  –  27 Zimmerman, Mon. Hist. Carm., 165; Acta Cap. Gen. 1, 40f. So vermerkt es auch Milendunck, der die Niederdeutsche Provinz auf der 7. Position und die „neue“ Oberdeutsche Provinz auf der letzten, d. h. der 18. Position, einordnet.  –  28 Reihenfolge nach ISF KB 43, fol. 58r und

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77v; ebenso ISF KB 47, fol. 341r; Angabe der Gründungsdaten nach den Klosterartikeln in diesem Band bzw. für die Klöster außerhalb des behandelten Raumes nach MCN, vanden Bosch, Monasticon und nach Ambrosius a S. Teresia, Monasticon ergänzt.  –  29 Milendunck vermerkt zu Prag: „Hoc est monasterium Germaniae totius trigesimum quintum et ultimum“, ISF KB 43, fol. 78r. Zum Gründungsjahr: Milendunck, ISF KB 46, fol. 440r, gibt 1346 an; Matthäus Hösler, Gorazd Cetkovský, Helena Čižinská, Josef Hájek, Dějiny karmelitánů v Praze. In: Staletá Praha 26, Číslo 2, 2010, 2–108 nennen 1347 als Gründungsjahr.  –  30 „Et hic terminatur primus et antiquior provinciae liber continens acta capitulorum provincialium ab anno 1312 incipiendo“, ISF KB 43, fol. 109r. Das Protokollbuch mit den Aufzeichnungen der vorhergehenden Provinzkapitel war auch Milendunck nicht mehr zugänglich, da er es als verloren (perditus) bezeichnet, ebd., fol. 43r.  –  31 Quellen: Acta Cap. Gen., passim; ISF KB 81 (Archivilogium Rheno-Carmelitanum, Bd. 1, p. 955–960); ISF KB 47 (Jakob Milendunck, Catalogus virorum illustrium, fol. 304r–311v); ISF KB 39, fol. 237r. Die beiden ersten von Milendunck genannten Provinziale sind zweifelhaft, deshalb werden sie in dieser Liste nicht aufgeführt: 1. Richardus, † vor 1230, und 2. Hermannus, [angeblich] gewählt auf einem Provinzkapitel in Köln 1230. Da der Ordenshistoriograph nicht auf die kurzzeitige Teilung der Deutschen Provinz zwischen 1291 und 1297 eingeht, erscheint Henricus de Colonia nicht als niederdeutscher, sondern als deutscher Provinzial.  –  32 Jakob Milendunck nennt Hermannus zum Jahr 1279 „Alemaniae provincialem secundum“. Allerdings kann es nicht stimmen, dass er 1230 auf einem Provinzkapitel in Köln zum Provinzial gewählt wurde, ISF KB 43, fol. 21r.  –  33 Milendunck datiert die Amtszeit für den „Hermannum alterum usque ad annum 1279“, ISF KB 47, fol. 324v.  –  34 Ebd.; vgl. auch Konrad Eubel, Hierarchia Catholica Medii Aevi. Münster 1913/14, Bd. 1, 422. Von 1287 an ist seine Teilnahme am Generalkapitel des Ordens bezeugt, vgl. Acta Cap. Gen. 1, 10.

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Niederdeutsche Provinz (1318–1327, 1348–1613, 1620–1803) Name Provincia Alemaniae Inferioris Ordinis Fratrum Beatissimae Virginis Mariae de Monte Carmelo Patrozinium Das Provinzkapitel 1745 in Köln wählte den hl. Joseph zum Patron der Provinz.1 Siegel Die Niederdeutsche Provinz bewahrte das Typar der Deutschen Provinz nach 1348 auf und verwendete es unverändert als Siegel des Provinzkapitels weiter.2 Auch die Umschrift wurde nicht geändert, sondern lautete auch nach der Provinzteilung noch immer: S(igillVm) CAP(itvl)I P(ro)VI(n)CIAl(is) · F(rat)r(V)M · CARMELIT(arVm) IN ALMANIA [→ Deutsche Provinz, Abb. S. 97 Nr. 1]. Zusätzliche Bedeutung gewann das alte Provinzsiegel bei der Gründung der Universität Köln 1388 und der Inkorporation des Kölner Generalstudiums der Karmeliter. Es bildete offenbar die unmittelbare Vorlage für das Siegel der Kölner Universität, deren großes Universitätssiegel seit 1392 bekannt ist. Das Siegelbild übernimmt bis in Details die Gestaltung des Siegels der Deutschen/Niederdeutschen Provinz der Karmeliter und zeigt die Stadtpatrone, die Heiligen Drei Könige, in Anbetung vor der thronenden Gottesmutter mit dem Jesuskind, setzt allerdings darunter das Kölner Stadtwappen.3 Die Umschrift des Universitätssiegels lautet: S[igillum] universitatis · studii · s[an]c[t]e · civitatis · coloniensis [→ Abb. S. 97 Nr. 1a]. Das seit der Mitte des 15. Jhs. überlieferte spitzovale Siegel des Provinzials4 zeigt die Kreuzigung Christi in Golgotha; vor dem Kreuz mit dem Gekreuzigten kniet auf der (heraldisch) rechten Seite ein Karmeliter im Ordenshabit in Adorantenhaltung. Es wurde im 18. Jh. durch das Ordenswappen ersetzt [→ Abb. S. 98 Nr. 2, 3].5 GESCHICHTE 1. Von 1318/48 bis 1442 Bei der Teilung der Deutschen Provinz errichtete das Generalkapitel von Bordeaux 1318 aus 14 Klöstern6 die neue Niederdeutsche Provinz, die bis 1327 bestand und deren Provinzial der bisherige Obere der Deutschen Provinz Sibertus de Beka blieb. Die endgültige Zuordnung von Konventen nahm erst das Generalkapitel zu Metz am 8. Juni 1348 vor. Von den 35 Konventen wurden 19 der Niederdeutschen Provinz zugewiesen.7 Als ersten Provinzial setzte das Generalkapitel Nicolaus de Gandano (de Trocinio) ein.8 Die Provinz expandierte nur in sehr geringem Maße. Im 14. Jh. entstanden fünf neue Konvente in Neuleiningen (vor 1350), Aachen (1354), Düren (1359), Tienen (1372) und IJlst (1387). Ein Konvent in „Linnigen“,9 dessen Prior 1361–1365 an den Provinzkapiteln teilnahm, ging offenbar wieder zugrunde und findet später keine Erwähnung mehr. Erst seit 1459 bemühten sich Johannes Soreth und Peter von Nieukerk, wohl im Zuge der Reformbestrebungen, um die Gründung oder Wiederherstellung eines Klosters in Linningen in Friesland.10 Dort erwarben sie bereits das Gelände für eine Klosteranlage. Seit 1460 nahm Johannes Zinck als Prokurator von Linningen am Provinzkapitel teil.11 Doch kam der Bau nicht zustande, und nach 1469 ist von dem Projekt keine Rede mehr.

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Bei der Anlage eines neuen Liber Provinciae mit den Provinzkapitels- und Visi­ tationsprotokollen erhob man 1384 den Personalstatus der Provinz. Gezählt wurden 563 Religiosen, wobei allein der Kölner Konvent 98 Mitglieder hatte.12 Der zweitgrößte Konvent war Trier mit 41, der kleinste Weinheim mit 11 Mitgliedern. 2. Das Schisma 1442–1450 und die Reformatio Sorethiana 1442–1444 geriet die Niederdeutsche Provinz in heftige Turbulenzen, die zu einem siebenjährigen Schisma führten.13 Der Herd der Unruhe war das Konzil von Basel, insbesondere seine Lehre von der Überordnung allgemeiner Konzilien über den Papst, d. h. der Konziliarismus. Nachdem Papst Eugen IV. 1434 einen Generalvikar für den Karmeliterorden ernannt hatte, was gegen die Ordenskonstitutionen verstieß, erhoben mehrere Provinziale auf dem Konzil Klage gegen den Papst.14 Darunter waren der niederdeutsche Provinzial Peter von Nieukerk, der von Mai bis September 1432 an der ersten Sessio des Baseler Konzils teilgenommen hatte,15 und der Provinzial der Provence, Johannes Faci, dem nach den Ordenskonstitutionen das Amt des Generalvikars zukam. Das Konzil bestimmte, dass ein Generalkapitel einzuberufen und ein neuer Generalprior zu wählen sei. Die überwiegende Mehrzahl der Provinziale stand auf der Seite des Konzils und kam am 14. Mai 1434 in Ravensburg zusammen, um Faci zum Generalprior zu wählen. Zu dem Zeitpunkt war dieser noch ein eindeutiger Konziliarist, wenige Jahre später wechselte er jedoch das Lager16 und wurde ein Anhänger Eugens IV.17 Peter von Nieukerk blieb hingegen dem Konziliarismus treu. Im Kölner Kloster hatte er 1434 das Amt des Regens studii übernommen, seit 1451 war er auch Prior von Köln.18 Der Konflikt zwischen Anhängern des Konziliarismus und Befürwortern der Lehre vom Primat des Papstes bildete den Grund für die langdauernden Ausein­ andersetzungen in der Niederdeutschen Provinz. Der äussere Anlass war ein Streit zwischen dem Generalprior, der inzwischen eine streng hierarchisch orientierte Position vertrat, und Peter von Nieukerk um Franciscus Faci, den Neffen des Generals. Franciscus Faci, Student am Kölner Generalstudium, war dort des Diebstahls bezichtigt worden und suchte sich durch einen Eid zu rechtfertigen. Als ihm das nicht gelang, kam General Faci persönlich in die Niederdeutsche Provinz, um gegen Peter von Nieukerk vorzugehen. Er berief für den 11. März 1442 eine Versammlung der Prioren aller Konvente der Provinz nach Tienen19 ein, die er persönlich leitete. Dort versammelten sich die Prioren von Brüssel, Mainz, Arlon, Mecheln, Kassel, Straßburg, Woudsend, Schoonhoven, Aachen, Düren, Tienen, IJlst, Edingen und Ingelheimerhausen. Die Versammlung nahm die Aufgaben eines Provinzkapitels wahr und verurteilte alle Abwesenden als „Rebellen“. Sie sprach die Absetzung des Provinzials Peter von Nieukerk aus und wählte den Prior von Mecheln, Johannes Struver, zum Provinzial – zum Gegenprovinzial, „Antiprovincialis“, wie Milendunck schreibt.20 Peter von Nieukerk wiederum berief seinerseits ein Provinzkapitel nach Köln ein, dem die Prioren von Köln, Boppard, Frankfurt, Kreuznach, Trier, Weinheim, Speyer, Worms, Geldern, Marien­ au, Hirschhorn und Moers, also zwölf von den 28 Prioren der Provinz, folgten.

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EINLEITUNG

Sie bestätigten ihn in seinem Amt. General Faci rief den Heiligen Stuhl an, der seine Entscheidung am 10. Juli 1442 bestätigte, Peter von Nieukerk und seine Anhänger exkommunizierte und aus ihren Ämtern entfernte. Damit war die Provinz in zwei Parteien gespalten. Der Generalprior Faci residierte während der Zeit des Schisma mit seinen drei Socii im Kloster in Düren.21 Vom 23. November 1442 datiert ein Notariatsinstrument22 über die Beilegung des Streits zwischen dem Generalprior Faci und Peter von Nieukerk unter Vermittlung der Provinziale von England und der Francia, das aber offenbar nicht zur definitiven Beendigung der Auseinandersetzungen führte. Im folgenden Jahr 1443 fand ein Provinzkapitel unter dem Vorsitz der Provinziale der Francia und Englands, Johannes Soreth und John Keninghale, statt, die Faci als seine Generalkommissare eingesetzt hatte. Peter von Nieukerk wurde erneut als Provinzial bestätigt und nahm Johannes Struver als seinen Socius an. Doch betrieb General Faci weiterhin die Rechtfertigung seines Neffen und berief zum 23. April 1444 noch einmal ein Provinzkapitel ein, das in Aachen stattfinden und die Anklage gegen seinen Neffen erneut prüfen sollte. 17 Prioren folgten seiner Einladung, elf Konvente blieben fern. Das Provinzkapitel wählte den Regens von Mecheln, Gottfried von Loe, zum Provinzial, sprach die Rechtfertigung für Franciscus Faci aus und bestätigte die gegen Peter von Nieukerk und seine Anhänger ausgesprochenen Strafen. Das Generalkapitel von Chalon bestätigte kurz darauf diese Beschlüsse und verdammte ausdrücklich das von Peter von Nieukerk einberufene Provinzkapitel.23 Dieser wiederum wurde auf dem von ihm einberufenen Provinzkapitel 1444 in Köln von den elf anwesenden Prioren als Provinzial bestätigt. Er nahm dann im selben Jahr an dem von Kaiser Friedrich III. einberufenen Reichstag von Nürnberg teil und vertrat dort die Position des Konziliarismus. Der Konzilspapst Felix V. setzte ihn zum Generalvikar des Karmeliterordens für Deutschland ein, was Eugen IV. mit der Bulle „Si ad transgressorum“ 1445 widerrief und Peter von Nieukerk und seine Anhänger exkommunizierte.24 Das Schisma dauerte bis zum Ende der Amtszeit des Generals Faci, der am 16. März 1450 zum Bischof von Riez ernannt wurde.25 Sein Nachfolger Johannes So­ reth beendete den Streit. Er befriedete den Kölner Konvent und die gesamte Provinz und rehabilitierte Peter von Nieukerk. Ein halbes Jahr nach seiner Wahl zum Generalprior kam Soreth nach Köln, wo er im Mai 1452 ein Provinzkapitel leitete,26 auf dem Peter von Nieukerk zum 1. Definitor gewählt und als Prior und Regens studii des Kölner Konvents bestätigt wurde. Vier Jahre später führte Soreth auf dem Generalkapitel von Paris 1456 einen Ausgleich zwischen Peter von Nieukerk und dem Provinzial Gottfried von Loe herbei, indem Gottfried auf das Provinzialat resignierte und Regens von Lüttich wurde, während Peter in sein früheres Amt als Provinzial zurückkehren konnte.27 Nach dem Niedergang durch das Schisma 1442–1450 wurde Niederdeutschland diejenige Provinz, die durch die Reformtätigkeit Johannes Soreths zu besonderer spiritueller Blüte gelangte. Der Ordensgeneral feierte die Provinzkapitel der Niederdeutschen Provinz in der Regel persönlich mit. Alle Klöster schlossen sich

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der „reformatio calixtina“ an, die eine umfassende Erneuerung des Ordenslebens auf der Grundlage der Regel des Karmel zum Ziel hatte.28 Reformzentrum war das Kloster in Moers [→ Moers]. Schon auf dem Provinzkapitel im Mai 1452 in Köln bezeichnete Soreth das Moerser Kloster ausdrücklich als „regularis vite conventus“29 – ein Hinweis auf seine Stellung als einziges observantes Kloster in der Provinz. Johannes Soreth war bestrebt, in jeder Provinz zumindest einen Konvent seiner Observanz einzurichten. Diese Aufgabe scheint in der Niederdeutschen Provinz dem zwischen 1441 und 1446 gegründeten Kloster in Moers zugefallen zu sein, das er wohl als „observanten Musterkonvent“ betrachtete. Er ließ Vorschriften für das Leben des Moerser Konvents erarbeiten und berief dazu einen Kreis von drei Personen. Es wirft auch ein bezeichnendes Licht auf Soreths Haltung zum Konziliarismus, dass er diese Stütze seines Reformwerks Peter von Nieukerk, dem überzeugten Konziliaristen, anvertraute. Neben diesem beauftragte er den Moerser Prior sowie den Reformprior von Edingen mit der Ausarbeitung der Vorschriften für den Konvent von Moers. Auf dieser Grundlage erließ Soreth am 21. Oktober 1453 Statuten,30 die ihrerseits zu Vorläufern des Reformdekrets von 1456 wurden. Darin wurde den Konventualen u. a. untersagt, sich innerhalb eines Radius von sieben Meilen um das Kloster als Terminarier, als Hilfsgeistliche an Termineien, als Kapläne an Kirchen und Altären sowie als Beichtväter oder Erzieher Adeliger oder geistlicher Frauen niederzulassen.31 Die Bestimmungen der Statuten wurden weitgehend in das Reformdekret für die „bereits reformierten und die noch zu reformierenden“ Klöster des Karmeliterordens vom 20. Mai 1456 übernommen.32 Unter dem 2. Nachfolger Johannes Soreths, Pontius Raynaudus, sicherte die Niederdeutsche Provinz die Observanz durch das Privileg, dass der Generalprior niemanden ohne Vorschlag der Provinz graduiere; dafür zahlte sie jährlich 4 Dukaten an die Ordensleitung.33 3. Die Unterteilung in vier Nationes Das 1464 unter dem Vorsitz von Johannes Soreth gefeierte Provinzkapitel von Geldern führte eine Unterteilung der Niederdeutschen Provinz in vier Nationes ein.34 Zur Natio Coloniensis gehörten die Konvente Köln, Boppard, Trier, Arlon, Geldern, Aachen, Düren und Moers. Die Natio Brabantica35 bestand aus Brüssel, Haarlem, Mecheln, Schoonhoven, Tienen und Edingen. Die Klöster in Frankfurt, Kassel, Marienau, Woudsend, IJlst, Appingen und Spangenberg bildeten die Natio Hassiae, während die Natio Rheni die Konvente in Kreuznach, Mainz, Weinheim, Speyer, Worms, Straßburg und Hirschhorn umfasste. Diese Entscheidung war von erheblicher Tragweite für die zukünftige Entwicklung der Provinz, denn die Nationes stehen am Beginn des Auflösungsprozesses der Niederdeutschen Provinz und der Separation der brabantischen Konvente. 1464 war indes keine Trennung beabsichtigt, sondern nur daran gedacht, dass jede Natio einen Definitor zum Provinzkapitel entsenden sollte. Zugleich wurden die vier Definitoren zu treuhänderischen Verwaltern für die zwei Provinzdeposita bestimmt, die an zwei Orten hinterlegt werden sollten.

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EINLEITUNG

4. Geplante Klostergründungen im 15. und 16. Jh. Johannes Soreth und Peter von Nieukerk planten in der Niederdeutschen Provinz Neugründungen von Klöstern, deren Realisierung jedoch nicht zustande kam. Die Planungen haben in den Protokollen der Provinzkapitel nur geringe Spuren hinterlassen und blieben schließlich zugunsten des Klosters in Moers unausgeführt. Über die Einrichtung eines Kloster in Goch, Herzogtum Geldern, dessen Errichtung Peter von Nieukerk betrieb, beriet das Provinzkapitel 1459 in Köln in Anwesenheit des Generalpriors.36 Später findet es keine Erwähnung mehr. Ein Grund für das Scheitern könnte darin gelegen haben, dass das Provinzkapitel sich zwischen zwei Standorten für eine Neugründung entscheiden musste, da erst wenige Jahre zuvor das Kloster in Moers entstanden war. Man gab schließlich Moers den Vorzug. Die Konkurrenz der beiden Standorte wird in dem Testament des Peter von Nieukerk aus dem Jahr 1462 deutlich: Er vermachte dem noch zu gründenden Kloster in Goch seine Bücher unter der Bedingung, dass es errichtet werde; andernfalls sollten sie dem Konvent in Moers zufallen. Für eine Klostergründung in Zaltbommel (Bommelen, Bommelium), Herzogtum Geldern, übertrug der Ritter Johannes de Brouckhusen dem Orden 1457 seinen Grundbesitz.37 Da trotz der anfänglichen Bemühungen Johannes Soreths und Peters von Nieukerk die kanonische Errichtung eines Konvents dort nicht gelang, gab das Provinzkapitel diese Planungen 1479 auf und übertrug die Güter den Regularkanonikern zu Straelen. Mit der „compensatio“ unterstützte das Provinzkapitel den jungen Konvent in Moers. Dabei war es sich durchaus der Intention des Stifters bewusst und machte deutlich, dass es sie „an einem anderen Ort“ erfüllte. Auch hier liegt der Grund dafür, dass das ursprüngliche Projekt nicht weiterverfolgt wurde, in der Konzentration der Kräfte auf den Standort Moers. Im 16. Jh. entstanden zwei Neugründungen, die nach kurzer Zeit wieder untergingen. Ein „Klösterchen“ (monasteriolum) in Mulhem, das dem Kloster in Aalst, Prov. Francia, inkorporiert war, soll am 15. April 1532 in die Niederdeutsche Provinz inkorporiert worden sein.38 Wahrscheinlich handelt es sich dabei um ein Kloster der Provincia Francia, von dem nicht weiteres bekannt ist. Weiterhin berichtet Jakob Milendunck über ein 1570 in „Winsbeka“ (bei Edingen, Hennegau, Diöz. Cambrai) entstandenes Kloster.39 Die Initiative ging von dem Freiherrn Antonius Marchays aus, der auch die Gründungsausstattung zur Verfügung stellte, während der Subprior des Klosters in Edingen, Hadrianus Bongue, den Aufbau des zukünftigen Klosters (monasterii futuri) übernahm. 1581 bestätigte der niederdeutsche Provinzial Laurentius Cuyper die Neugründung. Das war die letzte Nachricht über dieses Kloster, das wohl in den Kriegswirren unterging. 5. Die Reform des Generalpriors Nikolaus Audet und die Entwicklung unter den Provinzialen Dietrich von Gouda und Eberhard Billick Als Nikolaus Audet, der Provinzial des Hl. Landes, 1523 Generalvikar und 1524 Generalprior des Ordens wurde, gelangte ein Mann an die Spitze des Ordens, der ein halbes Jahrhundert nach der Reform des Johannes Soreth wiederum

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ein Programm für einen umfassenden Neuanfang entwarf. In der programmatischen Schrift „Isagogicon“ legte er seine Ziele für die Reform dar, die alle Bereiche des Ordenslebens umfassen sollte. Eckpunkte waren der strikte Verzicht auf Privatbesitz, Einhalten der Klausur und des Schweigegebots, brüderliches Gemeinschaftsleben mit gemeinsamer Haushaltsführung, gründliche und umfassende theologische Ausbildung sowie Neuordnung des Choroffizums und der Konventsmessen. Seine Visitationsreisen als Apostolischer Kommissar40 führten ihn zunächst in die italienischen und französischen Provinzen, während er erst 1531 nach Deutschland kam. Die Niederdeutsche Provinz war zu Beginn seines Generalats mit 35 Klöstern eine der größten Provinzen gewesen. Alle Konvente gehörten zur Observanz. Der Provinzial Dietrich von Gouda war Mitglied der Kölner theologischen Fakultät, die der lutherischen Lehre gegenüber resistent blieb, und eine Stütze für Audets Ordensreform. Der General bat ihn im April 1530 u. a. um die Entsendung von observanten Brüdern zur Reform des Konvents in Toulouse und in der Provinz Touraine. Sie sollten den Konvent in seinem Sinne reformieren und ein Leben nach der Ordensregel einführen, das Privat­ eigentum mit der Wurzel ausrotten und die Sitten der Konventualen ändern. 41 Am 30. April 1531 erließ Audet auf dem Provinzkapitel in Mecheln neue Reformstatuten für Niederdeutschland und bekräftigte, dass die gesamte Provinz der Observanz angehöre.42 Dennoch war der Untergang der Konvente Straßburg, Kassel, Spangenberg, Marienau, Appingen und Atens durch das Wirken der Reformation Martin Luthers nicht zu verhindern gewesen, und auch die Lage der Klöster in Frankfurt, Hirschhorn, Weinheim und Moers war äußerst gefährdet. Der Konvent von Ingelheimerhausen trat um 1535 zum Luthertum über. Am 13. Februar 1534 verlieh Audet dem Provinzial Dietrich von Gouda das Vikariat über die Provinz Sachsen, wo das Ordensleben fast erloschen war, „damit er sie mit solcher Umsicht leite, dass die Brüder nicht jede Gelegenheit nutzen, um den Orden zu verlassen“.43 Die Apostasie, die durch päpstliche Dispensen faktisch gefördert wurde, stellte ein großes Problem dar, dem der General dadurch Einhalt zu gebieten suchte, dass die Brüder „keine offenen Pforten finden“ sollten. Provinzial Dietrich von Gouda musste indes schon wenige Jahre später ein düsteres Bild vom Zustand seiner Provinz zeichnen. Im Jahr 1537 berichtete er, dass viele Brüder aus den bestehenden Konventen den Orden verlassen hatten, um Aufgaben als Weltpriester zu übernehmen. Die Mitgliederzahlen waren dadurch erheblich geschrumpft. In Speyer, Mainz und Kreuznach lebten jeweils zwei, in Worms drei, in Hirschhorn und Aachen vier, in Weinheim und Boppard fünf und in Frankfurt, dessen Gebäude ebenso groß sei wie der Kölner Karmel, lebten nur noch sieben Konventsmitglieder. Zwar hatte der Provinzial in Mainz und Boppard auch einige Novizen einkleiden können, doch stand ihm das baldige Erlöschen der Konvente stets vor Augen.44 Nikolaus Audet setzte für die beiden deutschen Provinzen seine eigene Vorschrift, die die Amtszeit der Provinziale auf ein Triennium befristete, außer Kraft, sodass diese auf Lebenszeit im Amt blieben.45

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EINLEITUNG

Nach dem Verlust einer Reihe von Konventen durch die lutherische Reformation erwies sich eine Neuordnung der Nationes als notwendig. Deshalb fasste das das Provinzkapitel in Aachen 1542 einen entsprechenden Beschluss.46 Die Natio Hassiae wurde aufgelöst, da nur weniger als die Hälfte ihrer Klöster die Reformationszeit überlebt hatte. Seither gehörten zur Kölnischen Natio die Konvente Köln, Trier, Geldern, Aachen, Düren, Moers und Tönnisstein. Die Natio Rheni bildeten die Konvente Boppard, Frankfurt, Kreuznach, Mainz, Weinheim, Speyer, Worms und Hirschhorn. Die Natio Brabantiae umfasste die Klöster in Brüssel, Arlon, Mecheln, Tienen, Edingen, Geraardsbergen, Antwerpen und das Schwesternkloster in Vilvoorde sowie das Kolleg in Löwen. Zu der neugebildeten Natio Hollandiae gehörten Haarlem, Marienau, Schoonhoven, Woudsend, IJlst, Utrecht und Alkmaar (Oudorp). Das Provinzkapitel wählte auch Eberhard Billick47, den Kölner Prior und Professor an der dortigen theologischen Fakultät, zum neuen Provinzial. Mit diesem zweiten Nachfolger48 Dietrichs von Gouda stand Nikolaus Audet wiederum ein niederdeutscher Provinzial zur Seite, der mit den theologischen Fragen seiner Zeit vertraut war und die katholische Lehre in Wort und Schrift verteidigte. Im gleichen Jahr 1542 richtete der Kölner Erzbischof Hermann von Wied im rheinischen Erzstift Köln ein evangelisches Kirchenwesen ein und berief den Straßburger Reformator Martin Bucer als Prediger an das Bonner Münster. Der Widerstand gegen den Reformationsversuch des Erzbischofs wurde in erster Linie vom Domkapitel, dem Klerus, dem Kölner Magistrat und der Universität getragen. Eberhard Billick und Johannes Gropper verfassten 1544 die die Gegenschrift der Kölner Theologen gegen die Reformationsordnung des Erzbischofs.49 Hermann von Wied wurde am 16. April 1546 exkommuniziert, sein Koadjutor Adolf von Schaumburg konnte durch Billicks Eingreifen das Amt des Administrators übernehmen. Damit blieb das katholische Kirchenwesen im Erzstift Köln erhalten. Mehrfach nahm Billick an den Religionsgesprächen zwischen Katholiken und Protestanten teil, obwohl er nur wenig von den Versuchen hielt, Protestanten und Katholiken einander näher zu bringen.50 In der Niederdeutschen Provinz konnte Billick jedoch den weiteren Niedergang nicht aufhalten. Wie er am 26. März 1545, als die Auseinandersetzungen um Hermann von Wied auf ihren Höhepunkt zugingen, an den Generalprior schrieb, war der innere und äußere Verfall der Provinz durch die Verfolgungen durch die Protestanten, Kriege und Plünderungen, die kirchlichen Taxen und das Apostatenunwesen („bullati“, d. h. Ordensleute, die mit päpstlicher Dispens den Orden verlassen haben) verursacht. Er nannte für die beiden westfriesischen Konvente Woudsend und IJlst Mitgliederzahlen von je drei Ordensmännern. In der Natio Rheni lebten 24 Karmeliter in den acht Konventen, die einmal mehr als 200 Mitglieder verzeichnet hatten. Jedoch seien mehr als 30 Karmeliter als „bullati“ in Pfarreien zu finden.51 Die verheerenden Auswirkungen der Niederlage Karls V. bei Innsbruck und des Vordringens des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg stellte Billick dem Generalprior in sei-

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nem Zustandsbericht von 1553 vor.52 Plünderungen und Zerstörungen waren in ­ peyer und Mainz zu beklagen. Die Klöster in Weinheim und Worms konnten S sich hingegen durch Zahlung einer hohen Entschädigungssumme vor der Plünderung retten. In Frankfurt wurde das Kloster während der Belagerung der Stadt durch die protestantischen Bürger und die kaiserlichen Truppen bedrängt. Das Kloster in Hirschhorn wurde erneut von dem protestantischen Landesherrn Hans von Hirschhorn besetzt. Die Konvente von Kreuznach und Boppard wurden von ihren jeweiligen Landesherren, dem Pfalzgrafen bzw. dem Erzbischof von Trier, mit hohen Steuern belegt. Aus der Stadt Trier flohen die Karmeliter, als der Markgraf Albrecht Alcibiades die Stadt besetzte. Über Köln berichtete Billick, dass man den Studienbetrieb wegen der Pest unterbrechen musste. Die Brabanter Konvente Brüssel, Mecheln, Antwerpen, Edingen und Tienen waren ebenso wie Geldern in gutem Zustand, gleiches (pari fortuna) teilte er auch von den Konventen Haarlem und Schoonhoven in Holland mit. Hingegen war das Klösterchen (monasteriolum) Geraardsbergen von einem Blitzschlag getroffen worden. Die beiden friesischen Niederlassungen Woudsend und IJlst verdienten seiner Meinung nach die Bezeichnung als Konvent nicht mehr, da sie von den Bewohnern verlassen worden seien. Die Konvente Utrecht und Aachen waren so arm, dass er nicht wusste, wer sie erhalten könne, wenn nicht Gott allein. Eberhard Billick konnte trotz aller Anstrengungen zwar weder den dramatischen Niedergang der Provinz noch den Mitgliederschwund verhindern, der durch die päpstliche Politik des Verkaufs von Dispensen begünstigt wurde. Doch gingen in seiner Amtszeit der Provinz tatsächlich allein das Karmeliterkloster in Düren und der Schwesternkonvent in Rotterdam endgültig verloren. Die bereits bei Beginn seines Provinzialats erloschenen Konvente Marienau, Straßburg, Kassel, Spangenberg, Ingelheimerhausen, Appingen und Atens konnte er wie auch seine Nachfolger nicht mehr restituieren. Kreuznach, Hirschhorn und Weinheim wurden von den protestantischen Landesherren besetzt, konnten jedoch nach dem Restitutionsedikt vom 6. März 1629 wieder von den Karmelitern übernommen werden. Ein zuverlässiges Bild der Erneuerung der Niederdeutschen Provinz zwei Jahrzehnte nach Billicks Bericht vermittelt der Personalstatus, den Provinzial Johannes Mayer bei dem Provinzkapitel 1574 für den vormaligen Kardinalprotektor Carlo Borromeo aufzeichnete.53 Demnach lebten im Konvent Köln 32 Priesterund Laienbrüder, in Brüssel 14 Priester und acht Iuvenes und Laien, in Haarlem zehn Mitglieder, während drei weitere als Apostaten gezählt wurden, in Boppard sechs Mitglieder, in Frankfurt sieben Mitglieder, in Trier elf Mitglieder, in Mainz zehn Mitglieder sowie drei Apostaten. In einer Notiz wird erwähnt, dass der Konvent in Kreuznach nicht mehr bestehe und dass in Weinheim der Prior Wolfgang Gampel allein (solus) lebe. In Speyer wie in Arlon gab es je sieben Mitglieder, in Mecheln mehr als 22 Mitglieder, in Worms sechs Mitglieder, in Geldern 19 Mitglieder. Die Konvente in Kassel, Marienau und Straßburg bestanden nicht mehr. In Woudsend lebten drei Mitglieder, in Schoonhoven einschließlich der

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EINLEITUNG

beiden Novizen 13 Mitglieder sowie zwei Apostaten, in Aachen sieben Mitglieder, in Tienen 21 Mitglieder sowie vier Apostaten, in IJlst drei Mitglieder. Der Konvent in Düren ist verloren, und Hirschhorn wird als „besetzt“ ­(occupatus) durch den Herrn von Hirschhorn bezeichnet. In Edingen zählte man 16 Mitglieder, in Moers drei Mitglieder sowie drei Apostaten, in Utrecht elf Mitglieder und einen Apostaten, in Geraardsbergen sechs Mitglieder, in Alkmaar (Oudorp) zwei Mitglieder und zwei Apostaten, in Tönnisstein fünf Mitglieder und einen Apostaten, in Antwerpen 26 Mitglieder, im Studienkolleg in Löwen lebte der Regens mit drei Studenten. In den Frauenklöstern lebten in Vilvoorde (Pothia) drei Seelsorger und etwa 34 Schwestern, in Geldern 34, in Nieukerk 28, in Haarlem sechs, in Köln 13 Schwestern. Insgesamt hatte sich die Zahl der Ordensangehörigen auf mehr als 270 Brüder (Priester- und Laienbrüder, jedoch ohne die Apostaten) und etwa 115 Schwestern gesteigert. Damit war der Personalstand nach dem Tiefpunkt zur Zeit des Provinzialats von Eberhard Billick auf eine höhere Zahl als vor der Reformation angestiegen. Doch musste das Provinzkapitel 1595 rekapitulieren, dass man für 16 Konvente der Niederdeutschen Provinz keine Prioren bestellen konnte, da sie sich „in manibus haereticorum“ befanden: Haarlem, Kreuznach, Weinheim, Kassel, Marien­ au, Straßburg, Woudsend, Schoonhoven, Düren, IJlst, Hirschhorn, Appingen, Spangenberg, Utrecht, Alkmaar (Oudorp) und Atens.54 6. Teilung der Niederdeutschen Provinz 1613–1620 Das Generalkapitel in Rom 1613 beschloss eine Neustrukturierung der Niederdeutschen Provinz. Auf Druck des Provinzials Ferdinandus a S. Victore und der Brabanter Konvente teilte es die Gesamtprovinz in eine Niederdeutsche und eine Kölnische Provinz.55 Er selbst blieb Provinzial der Niederdeutschen Provinz, die in der Reihenfolge der Provinzen den 7. Rang behielt. Sie umfasste ausschließlich Konvente der Natio Brabantica, nämlich Brüssel, Arlon, Geldern, Mecheln, Tienen, Edingen, Moers, Geraardsbergen, Antwerpen und Löwen.56 Balthasar Romaya wurde Provinzial der neuen „Provincia Colonia“ mit den Konventen der deutschen Nation, nämlich Köln, Boppard, Frankfurt, Trier, Mainz, Speyer, Worms, Aachen und Tönnisstein57 [→ Kölnische Provinz]. In der Zeit der Provinzspaltung fand von 1613–1619 in der Niederdeutschen Provinz kein Provinzkapitel statt.58 Auf dem Provinzkapitel in Brüssel 1619 wurde Ferdinand a S. Victore, der die Provinz seit 1610 unter Beibehaltung seines Priorats in Brüssel geleitet hatte, als Prior nicht wiedergewählt.59 Die Trennung blieb vorerst ein kurzes Zwischenspiel, denn das Generalkapitel beschloss 1620 die Wiedervereinigung der beiden Provinzen und setzte als Provinzial Balthasar Romaya ein.60 Ferdinandus a S. Victore gab das Amt als niederdeutscher Provinzial bei dem Generalkapitel dem Ordensgeneral zurück.61 Er wurde 1620 als Prior in Frankfurt eingesetzt [→ Frankfurt]. Doch damit war die Provinzteilung noch nicht beendet, denn nun eskalierte der Streit um die Person des Kaspar Münster, dessen Wahl zum Provinzial der Kölnischen Provinz

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das Generalkapitel annulliert hatte [→ Kölnische Provinz]. Kaspar Münster leistete vom Kloster Tönnisstein aus, in das er sich zurückgezogen hatte, Widerstand gegen den Beschluss. Kurfürst Ferdinand von Bayern, der Münster weiterhin protegierte, verbot dem Provinzial Balthasar Romaya, der im Mainzer Karmel residierte, den Zugang zum Erzbistum Köln.62 Auch eine Intervention des Kardinalprotektors Giovanni Garzia Millino zu seinen Gunsten blieb wirkungslos. Millino untersagte im Oktober 1620 in einem Zirkularschreiben an alle Konvente der wiedervereinigten Niederdeutschen Provinz bei Strafandrohung, Kaspar Münster weiterhin als Provinzial anzuerkennen.63 Mitten in dem Konflikt starb Provinzial Balthasar Romaya am 6. Oktober 1620 in Boppard.64 General Sebastiano Fantoni setzte Petrus Grimaldi nun zum Vikarprovinzial und Praeses des Provinzkapitels ein, das die Aufgabe hatte, einen neuen Provinzial zu wählen. Es fand am 18. Juli 1621 in Brüssel statt.65 Gewählt wurde mit 21 von 36 Stimmen der Prior von Geldern, Matthias Nyrsanus, einer seiner Socii wurde Ferdinandus a S. Victore, nun Prior von Frankfurt.66 Der neue Provinzial glaubte, „dass man mir eher kondolieren als mich beglückwünschen könne für das Amt eines Provinzials“67, denn er hatte die Aufgabe, die Ruhe in der Provinz wiederherzustellen, die Klöster zu visitieren und eine strengere Disziplin einzuführen. Dabei sah er sich während seiner gut einjährigen Amtszeit immer noch mit seinem Kontrahenten Kaspar Münster konfrontiert. Nach Nyrsanus‘ Tod ging aus dem Provinzkapitel in Trier 1623 der Kölner Prior Johannes Bachusius als neuer Provinzial hervor. Die übliche Ansprache hielt der Regens des Kölner Studienhauses, Johannes Dunwalt, zu dem aktuellen Thema „Die Reform der Provinz“.68 Leider ist der Inhalt der programmatischen Rede nicht überliefert; er wird allerdings kaum von den Maßnahmen abgewichen sein, die das Kapitel zur Reform der Konvente beschloss. Sie betrafen insbesondere die Abschaffung des persönlichen Eigentums der Religiosen. In der Amtszeit des Johannes Bachusius konnten die im 16. Jh. von protestantischen Landesherren säkularisierten Klöster in Kreuznach, Hirschhorn und Weinheim restituiert werden [→ Kreuznach, Hirschhorn, Weinheim]. 7. Abtrennung der Belgischen Provinz Im Zusammenhang mit den Reformbestrebungen in der Belgischen Provinz und durch Intervention der Infantin Isabella, die es durchsetzte, alle Karmeliterklöster in ihrem Herrschaftsgebiet in einer einzigen Ordensprovinz – nämlich der Belgischen – zu vereinen, kam es 1629 zur Abtrennung der Brabanter Konvente von der Niederdeutschen Provinz.69 Es entstanden eine „natio Brabantica“ und eine „natio Germanica“.70 Papst Urban VIII. bestätigte am 22. März 1630, dass die Männerklöster Brüssel, Arlon, Mecheln, Geldern, Tienen, Edingen, Geraardsbergen, Antwerpen und Löwen sowie die Frauenklöster Ten Elsen in Geldern 71 und Vilvoorde von der Niederdeutschen Provinz abgetrennt und zur Belgischen Provinz gehören sollten.72 Fortan bildeten die Konvente Köln, Boppard, Frankfurt, Trier, Mainz, Speyer, Worms, Aachen, Tönnisstein, Kreuznach, Hirschhorn

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EINLEITUNG

und – mit zwischenzeitlichen Auflösungen – Weinheim sowie das Frauenkloster Marienberg in Köln die Niederdeutsche Provinz. Von den 180 Konventsmitgliedern in der „alten“ Niederdeutschen Provinz gehörte nun der größere Teil, 110 Personen, zur neuen Provincia Belgica. 8. Die Tourainer Reform in der Niederdeutschen Provinz Die eigenen Probleme beherrschten die Verhandlungen auf den Provinzkapiteln so intensiv, dass sich in den Protokollen keine Nachrichten über die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges finden. Erst in der Phase des Schwedischen Krieges (1630–1635), als 1632/33 vor allem die Konvente in Worms, Boppard und Frankfurt unter den Schweden zu leiden hatten, befasste sich das Provinzkapitel mit den Kriegsereignissen. Die Reformströmung der observantia strictior, die in der Provinz Touraine entstanden war, erreichte die Niederdeutsche Provinz erst nach der Abtrennung der brabantischen Konvente. 1633 und 1636 wurden insgesamt vier Brüder aus Köln und Aachen in die Provinz Touraine gesandt, die dort die Reform kennenlernen und dann in der Niederdeutschen Provinz deren Inhalte weitergeben sollten [→  Aachen]. Nach der Rückkehr erhielt einer von ihnen, Johannes Weiß, 1637 die Aufgabe des Novizenmeisters in Köln73 und wurde dort zum Lehrmeister der Reform. Er sollte Regeln aufstellen, nach denen künftig die Ausbildung „nach dem echten Geist des Karmeliterordens“ geschehen sollte.74 Nach seinem Tod 1642 sollte die Novizenausbildung nach den von ihm aufgestellten Regeln weitergeführt werden.75 Die generelle Einführung der Observanz lehnten die Provinziale jedoch ab mit Blick auf die Kriegszerstörungen und die Kosten, die ein Umbau der Klöster nach den Erfordernissen der Reform verursachen werde. Generalprior Leo Bonfigli drängte jedoch gemeinsam mit dem Kölner Erzbischof beim Provinzkapitel und beim Definitorium 1643 und 1644 darauf, in der Provinz wenigstens ein Reformkloster einzurichten.76 Da die Niederdeutsche Provinz dies jedoch offensichtlich verzögerte, übernahm das Generalkapitel die Initiative und bestimmte die Konvente in Trier und Aachen für die observantia strictior. Der Provinzial Jacobus Emans versuchte, Tourainer Patres für die Einführung der Reform nach Deutschland zu holen, um der vom Generalkapitel vorgesehenen Reform durch Observante aus Belgien zuvorzukommen.77 Er reiste 1647 nach Frankreich und kehrte am 7. September d. J. mit Antoninus a Charitate und Theophilus a S. Claudio zurück.78 Sie sollten als Novizenmeister und Magister studiorum im Kölner Konvent mit der Erneuerung des Ordenslebens bei den Novizen und Fratres-Studenten beginnen, mussten das Vorhaben jedoch schon nach wenigen Monaten wegen des Widerstands des Konvents wieder aufgeben. Der Provinzial bestimmte daraufhin das Kloster in Trier zum Reformzentrum. Die beiden Tourainer Patres begannen dort am 2. Februar 1648 mit dem Leben nach den Konstitutionen der strengen Observanz.79 Sie mussten bald schon die Provinz um finanzielle Hilfe bitten, da „der Konvent wegen des Zustroms von Religiosen aus anderen Klöstern sich nicht mehr retten“ konnte.80

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Am 30. Mai 1648 trat das Generalkapitel in Rom zusammen, an dem die Niederdeutsche Provinz aus Geldmangel nicht teilnehmen konnte.81 Es setzte eine Kommission ein, die die Entsendung observanter Karmeliter in die beiden deutschen Provinzen und nach Polen organisieren sollte.82 Das Kapitel bestimmte Gabriel ab Annuntiatione, den Prior von Gent, zum Generalkommissar, um in der Nieder- und Oberdeutschen Provinz die „wahre Observanz und Reform“ einzuführen.83 In der Niederdeutschen Provinz sollte die Reform in den Konventen Aachen und Trier beginnen. Der neugewählte Generalprior Giovanni Antonio Filippini stattete den Kommissar mit weitreichenden Vollmachten aus. Er konnte in den Reformkonventen Noviziat und Studienhaus errichten, Prioren ab- und andere einsetzen, Karmeliter deutscher Abstammung aus der Belgischen Provinz mitbringen und Nicht-Reformierte aus den Reformkonventen in nicht-reformierte Klöster versetzen. Das Reform-Noviziat für die Niederdeutsche Provinz richtete Gabriel in Aachen ein. Seit Juli 1649 wirkte der Kommissar vorwiegend in der Oberdeutschen Provinz [→ Oberdeutsche Provinz]. In der Niederdeutschen Provinz führte der vom Ordensgeneral Filippini 1649 ebenfalls zum Generalkommissar ernannte Tourainer Antoninus a Charitate84 die Reformbewegung weiter voran. Ihn wählte das Provinzkapitel 1650 in Boppard zum Provinzial, und er konnte in seiner insgesamt sechsjährigen Amtszeit die observantia strictior in allen Konventen der Provinz einführen. Sein Grundsatz war ein allmähliches Fortschreiten der Reform,85 sodass auf die drei ersten observanten Klöster Aachen, Trier und Köln im nächsten Schritt 1653 Beilstein und Mainz sowie 1654 Tönnisstein folgten. 1657 nahm man Frankfurt und Worms, 1658 auch Speyer in den Kreis der observanten Klöster auf. 1659 wurde die strenge Observanz in den Klöstern Boppard und Kreuznach, in denen nur wenige Religiosen lebten, eingeführt. Das Generalkapitel 1660 in Rom erklärte die Provinzen von Ober- und Niederdeutschland für völlig reformiert.86 Kurz darauf nahm auch der letzte niederdeutsche Konvent, Hirschhorn, die Observanz an.87 Die Reformimpulse bewirkten eine intensive Rückbesinnung auf die kontemplative Tradition des Ordens und eine Konsolidierung der Provinz. Deren Wiederherstellung lässt sich seit den 1640er Jahren an erheblich steigenden Mitgliederzahlen ablesen. Die Zahl der Priester verdoppelte sich von etwa 60 im Jahr 1643 auf 118 im Jahr 1680; dazu kamen 33 Fratres-Kleriker und 67 Brüder.88 1686 gab es 136 Priester, 32 Fratres-Kleriker und 76 Brüder.89 Die wachsende Mitgliederzahl erlaubte dem Orden eine Neugründung in Rekem an der Maas, die allerdings nur sechs Jahre lang (1678–1684) bestand [→ Aachen]. 9. Das letzte Jahrhundert vor der Säkularisation und das Ende der Provinz90 Die Provinz lebte im 18. Jh. nach den Tourainer Konstitutionen. Die Provinzkapitel, auf denen der Provinzial, die Definitoren, die Visitatoren und weitere Inhaber von Provinzämtern sowie die Prioren der einzelnen Konvente gewählt wurden, fanden regelmäßig alle drei Jahre statt. In den dazwischenliegenden Jahren trat das Definitorium als ständiges Entscheidungsgremium der Provinz

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EINLEITUNG

zusammen. Nach dem Ende der Flandro-Belgischen Provinz kehrte das Kloster in Geldern in den Verband der Niederdeutschen Provinz zurück, erhielt wieder seinen angestammten Platz in der Rangfolge der Konvente und nahm seit 1786 am Provinzkapitel der Niederdeutschen Provinz teil.91 In diesem Jahr nahmen alle Religiosen ihren bürgerlichen Familiennamen an und legten den Heiligennamen als Namenszusatz ab: aus dem Provinzial Benignus a S. Henrico wurde Benignus Laufersweiler. Obwohl die Lage der Konvente nach der Revolution in Frankreich und während der Koalitionskriege immer schwieriger wurde, lud Provinzial Fortunatus Hell vom Kloster Kreuznach aus das Definitorium zum 2. September 1793 nach Hirschhorn ein.92 Hier wurden u. a. die Beschlüsse gefasst, das Noviziat und das Studium theologicum in Köln fortzuführen, in Mainz das Studium theologicum ebenfalls zu kontinuieren und in Weinheim „interim“ ein Studium philosophicum einzurichten.93 Das letzte Provinzkapitel begann am 3. September 1797 in Boppard, das letzte Definitorium trat am 9. Mai 1800 in Frankfurt zusammen.94 Hierzu lud der Provinzial mit den Worten aus den Lamentationes Ieremiae ein: „Hereditas enim nostra versa est ad alienos, domus nostrae ad extraneos“.95 Noch ein letztes Mal wurden für die durch Tod der Amtsinhaber freigewordenen Positionen neue Prioren eingesetzt. Ebenfalls bestimmte man Subprioren und Sacristae für verschiedene Konvente. Alle seit 1797 gewählten Amtsträger blieben bis zur Aufhebung ihrer Konvente rechtmäßig im Amt, da der Generalkommissar Giovanni Baptista Onesti 1800 und 1801 die Prolongation gewährte.96 Mit der Säkularisation ihrer letzten Klöster erlosch die Niederdeutsche Provinz 1803. Zugehörige Klöster (nach dem Gründungsdatum)97 1. Köln (um 1256–1802) 2. Brüssel (um 126598–1630) 3. Haarlem (vor 127099–1578) 4. Boppard (1262/75–1802) 5. Frankfurt (vor 1270–1803) 6. Kreuznach (1281–1565, 1624–1802) 7. Trier (vor 1287–1802) 8. Mainz (vor 1285–1802) 9. Weinheim (um 1293–1562/70, 1622–1802) 10. Speyer (1348–1802) 11. Arlon (1291–1630)100 12. Mecheln (1300/1303101–1630) 13. Kassel (1292–1526) 14. Worms (1299–1802) 15. Geldern (1306/08–1630, 1785–1802) 16. Marienau (um 1310–1565)

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17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.

37

Straßburg (1348–1528) Woudsend (1337–1580/93) Schoonhoven (1344–1578) Aachen (1353/54–1802) Düren (1358–1543) Tienen (1372–1630)102 IJlst (1387–1580) Hirschhorn (1422–1570, 1635–1803) Edingen (1423–1630)103 Appingen (1435–ca. 1531) Moers (1441–1573, 1586–1597) Spangenberg (1456–1527) Utrecht (1468–1580) Geraardsbergen (1466–1630)104 Alkmaar (Oudorp) (1467/68–1572) Tönnisstein (1465–1802) Antwerpen (1493–1630)105 Atens (1505–um 1530) Löwen (Studienkolleg, 1455–1630)106

In der Anciennitätsreihe in Milenduncks „Elenchus“ erscheinen die folgenden Konvente nicht: 36. Neuleiningen (vor 1350–1468) 37. Ingelheimerhausen107 (1439–1536) 38. Beilstein108 (1637–1802) 39. Simmern (1686–1802) 40. Pützchen (1690–1803) 41. Leuchterhof (1716–1803) Frauenklöster (seit 1451) 1. Geldern, ten Elsen109 (1451–1630, 1785–1802) 2. Nieukerk110 (1455–1590) 3. Haarlem111 (1465–1581) 4. Rotterdam112 (1482–1556/72) 5. Vilvoorde113 (1469–1630) 6. Köln, Marienberg114 (1565–1802)

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EINLEITUNG

Zugehörige Klöster von der Teilung der Niederdeutschen Provinz in Nationes 1464 bis zum Übergang der Brabanter Konvente an die Belgische Provinz 1629 a) Einteilung in vier Nationes 1464 Natio Coloniae

Natio Brabantiae

Natio Hassiae

Natio Rheni

Köln

Brüssel

Frankfurt

Kreuznach

Boppard

Haarlem

Kassel

Mainz

Trier

Mecheln

Marienau

Weinheim

Arlon

Schoonhoven

Woudsend

Speyer

Geldern

Tienen

IJlst

Worms

Aachen

Edingen

Appingen

Straßburg

Spangenberg

Hirschhorn

Düren Moers

b) Neuordnung der vier Nationes 1542 Natio Coloniae

Natio Brabantiae

Natio Rheni

Natio Hollandiae

Köln

Brüssel

Boppard

Haarlem

Trier

Arlon

Frankfurt

Marienau

Geldern

Mecheln

Kreuznach

Schoonhoven

Aachen

Tienen

Mainz

Woudsend

Düren

Edingen

Weinheim

IJlst

Moers

Geraardsbergen

Speyer

Utrecht

Tönnisstein

Antwerpen

Worms

Alkmaar (Oudorp)

Löwen, Kolleg

Hirschhorn

Vilvoorde (Frauen)

c) Teilung der Kölnischen Provinz und Niederdeutschen Provinz 1613–1620 Kölnische Provinz

Niederdeutsche Provinz

Köln

Brüssel

Boppard

Arlon

Frankfurt

Geldern

Trier

Mecheln

Mainz

Tienen

Speyer

Edingen

Worms

Moers

Aachen

Geraardsbergen

Tönnisstein

Antwerpen Löwen

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d) Die Niederdeutsche Provinz 1629 nach dem Übergang der Brabanter Konvente an die Belgische Provinz Niederdeutsche Provinz Köln Boppard Frankfurt Trier Mainz Speyer Worms Aachen Tönnisstein Kreuznach Hirschhorn Weinheim Köln, Marienberg (Frauenkloster)

Zur Belgischen Provinz übergegangene Konvente Brüssel Arlon Mecheln Geldern Tienen Edingen Geraardsbergen Antwerpen Löwen Geldern, Ten Elsen (Frauenkloster) Vilvoorde (Frauenkloster)

Archiv Das Archiv der Niederdeutschen Provinz wurde im Kölner Karmel am Waidmarkt aufbewahrt. Bei dessen Aufhebung durch die französischen Besatzungstruppen am 11. September 1802 befand sich das Archiv jedoch im Frankfurter Kloster. Als dieses säkularisiert wurde,115 gelangte das Provinzarchiv mit der Säkularisationsmasse des Frankfurter Karmel in das Frankfurter Stadtarchiv und ist heute Teil des Instituts für Stadtgeschichte. Der Bestand Karmeliterkloster, Bücher, enthält sowohl die Überlieferung der Provinz als auch des Frankfurter Klosters. Von dem Provinzarchiv haben sich nur wenige Bruchstücke erhalten, wie ein Vergleich des heute vorhandenen Archivbestandes mit dem von dem Provinzhistoriographen Philippus a S. Ioanne116 1691 angelegten Archivverzeichnis (Archivilogium RhenoCarmelitanum117) unschwer erkennen lässt. Das Archivilogium verzeichnet folgende Bestände: Litt. A Papsturkunden, S. 1–57, 117 Nummern (darin auch ein Transsumpt des Mare Magnum Carmelitarum, S. 17–22) Litt. B Bischofsurkunden, S. 65–92, 57 Nummern Litt. C Kaiser- und Fürstenurkunden, S. 97–124, 34 Nummern Litt. D Diverse Manuskripte, Urkunden für die Bursen, Zinsbriefe der Provinz; darin auch Abschriften der Statuten und Bestimmungen der Generalkapitel, S. 129–246, 17 Nummern Litt. E Zinsbriefe für die Bursen und für einzelne Ordensangehörige, S. 251–310, 68 Nummern

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EINLEITUNG

Litt. F Schreiben der Generalprioren, sowie deren Korrespondenz mit den Provinzialen, S. 315–394, 233 Nummern Litt. G Provinzkapitel, Beschlüsse, Visitationen (auf der Grundlage der Aufzeichnungen von Jakob Milendunck, Mitte 13. Jh.–1692), S. 395–545 Litt. H Korrespondenzen der Provinziale mit einzelnen Prioren (1519 bis 17. Jh.), S. 563–622, 294 Nummern Litt. I Akten betr. die Ordensfrauen, v. a. den Konvent in der Buttgasse in Köln, und die Bruderschaften, S. 627–688, 203 Nummern Litt. K Monumenta Patrum Ordinis nostri: Aufzeichnungen des Segerus Pauli, S. 691–708, 115 Nummern; Aufzeichnungen des Jakob Milendunck, S. 711–719, 112 Nummern; div. Handschriften, S. 724–762 Litt. L Mischbestand mit Urkunden und Akten einzelner Klöster: Archivrest des Klosters Düren, S. 791–805, 180 Urkunden; S. 806–818, Akten Nrr. 181–193 (dabei handelt es sich um den heute im LAV NRW R beruhenden Bestand Düren, Karmeliter); Archivrest des Klosters Moers, S. 823–865, Nrr. 100–143 (dabei handelt es sich um den heute im LAV NRW R beruhenden Bestand Moers, Karmeliter); Husen (Ingelheimerhausen), S. 869–871, Nrr. 160–185; Straßburg, S. 873–874; Weinheim, S. 875; Diverses, S. 876–885; Saxonia Münsteri (Notizen aus der [heute verschollenen] Chronik der Provinz Sachsen des Kaspar Münster), S. 887–896; Dokumente aus div. Konventen, S. 897–900 Litt. M Stiftungen, Legate, Schenkungen etc. an die Provinz, 17. Jh., S. 903–933, 103 Nummern; Liste der Generalprioren (1205–1775), S. 951–953; Liste der Provinziale der Niederdeutschen Provinz bis 1783, S. 955–960; Supplik des Philippus a S. Ioanne an das Definitorium, S. 963–966 Aus dem Provinzarchiv sind im Bestand „Karmeliterbücher“ (KB) des Instituts für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISF) noch folgende Stücke vorhanden: Heutige Signatur

Inhalt/Betreff

Archivilogium (KB 81)

KB 1

Notariatsinstrument – Mare magnum Carmelitarum, Papstbullen, 1477

A 40

KB 2

Kopie des Mare magnum Carmelitarum

-–

KB 3

Einnahmen und Ausgaben, Provinz-Depositum 1367–1406

G2

KB 4

Ausgaben, Provinz-Depositum, Visitationen 1370–1383

G3

KB 5

Einnahmen und Ausgaben, Provinz-Depositum, ProvinzKapitel 1422–1499

G5

KB 6

Provinzkapitelsprotokolle 1560–1593

G 14

KB 7

Druck: Acta comitiorum generalium ...., Generalkapitel 1768 D 15

KB 8

Kopialbuch der Fundation der Bursen, beginnend mit Eberhard Billick

E 40

KB 9

Protokolle der Provinzkapitel und Definitorien 1652–1719

G 122

41

NIEDERDEUTSCHE PROVINZ

KB 10

Annalistische Aufzeichnungen über Geschehnisse im Orden, 1197–1662; Joh. Weis nach Segerus Pauli und Jakob Milendunck

K 260

KB 11

Div. Aufzeichnungen, 1620–1627 (Segerus Pauli)

K 10

KB 16

Druck: Motivum iuris F. Francisci Bonae Spei

K 311

KB 17

Catalogus secundus illustrium virorum Carmelitarum (Segerus Pauli), 1–111r; Chronicon Fratrum ord. Carm. in Germania (Jakob Milendunck), 1631

K 19

KB 18

Catalogus alphabeticus primae partis secundi tomi Magnae Bibliothecae Carmelitanae, A-L

K 16

KB 19

Diarium provincialatus P. Coelestini, 1684–1711

-–

KB 20

Collectaneen, geschrieben von Segerus Pauli, 1628–1635

K 115

KB 21

Tractatus de legibus, Tractatus de peccato originali

K 270

KB 28

Verzeichnis der Teilnehmer an den Provinzkapieln der Niederdt. Provinz, 1752–1788, 54 Bl.

-–

KB 29

Personalstatus der Niederdt. Provinz, 1733–1794, 79 Bl.

-–

KB 30

Druck: Acta comitiorum generalium... (1698)

-–

KB 39

Catalogus historicus virorum illustrium [...] provinciae Alemanniae inferioris, von Christianus a S. Jacobo, Historiograph der Provinz Alemannia inferior, 1711

-–

KB 43

Jakob Milendunck, Chronicon universale (Historia provinciae), t. 2, 1200–1500 (frühere Signatur im Stadtarchiv Frankfurt: 47 a)

K 130 K 131

KB 44

Jakob Milendunck, Chronicon universale (Historia provinciae), t. 3, 1500–1599 (frühere Signatur im Stadtarchiv Frankfurt: 47 b)

K 132

KB 45

Jakob Milendunck, Chronicon universale (Historia provinciae), t. 4, 1600–1672 (frühere Signatur im Stadtarchiv Frankfurt: 47 c)

K 133

KB 46

Jakob Milendunck, Elenchus, t. 5 (frühere Signatur im Stadtarchiv Frankfurt: 47 d)

K 136

KB 47

Jakob Milendunck, Historia provinciae, t. 6, Catalogus viro- K 135 rum illustrium (bis fol. 311 v); Chronicon Carm. Coloniensis (ab fol. 314r) (frühere Signatur im Stadtarchiv Frankfurt: 47 e)

KB 51

Extractus decretorum et ordinationum provinciae nostrae Alemanniae inferioris (17. Jh.)

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Alphabetisches Namenverzeichnis der Mitglieder der Niederdeutschen Provinz (Collectanea Segeri Pauli), 1361–1436 (reicht von A bis M)

K 271

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Liber decretorum ordinis fratrum Mariae de Monte Carmelo - – provinciae Alemanniae inferioris coeptus usque ad 1802 (Provinzkapitelsprotokolle 1709–1802, bis fol. 462, danach leer)

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Summarium libri ordinis per P. Segerum descriptum ex antiquo exemplari in pergameno quod exstat in Archivio Provinciae

D7

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EINLEITUNG

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Extractus decretorum et resolutionum provinciae nostrae Alemanniae inferioris a tempore introductae in eam reformationis (ca. 1650) bis Anfang des 18. Jhs.

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Visitationen 1384–1399

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Provinzkapitel 1488–1523

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Provinzkapitel 1525–1541

G 12

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Diarium Fr. Georgii a Regina Angelorum, Alemanniae inferioris provincialis, 1669

H 224

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Referendarius litterarum, instrumentorum aliarumque rerum memorabilium ad S. Ordinis et Provinciae nostrae monumenta quomodo spectantium, 1746–1772

G 124

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Desgl., 1772–1780

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Chronologica (Historia) provinciae Allemanniae inferioris - – Ordinis Fratrum BVM de Monte Carmeli, von Christianus a S. Iacobo Geldriensis, 1709

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Archivilogium Rheno-Carmelitarum, von Philippus a S. Ioanne, 1691, Bd. 1 (auf dem Einband: Tomus Imus) (frühere Signatur im Stadtarchiv Frankfurt: 85)

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Segeri Pauli Scripta et collectanea historica miscellanea, um 1650 (wurde nach dem Vermerk auf dem Vorsatzblatt im Archiv als Tomus 1 der „Historia Provinciae“ Jakob Milenduncks gezählt)

K1– K 11

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Archivilogium ... Bd. 2 Teil 2 (Archive verschiedener Klöster) - –

Als Ersatz für die großen Archivalienverluste stellen die abschriftlich erhaltenen Protokolle der Provinzkapitel und Definitorien eine hervorragende Quellengrundlage für die Geschichte der Provinz dar. Das Chronicon universale (Historia provinciae) des Jakob Milendunck überliefert die Protokolle vollständig bis zum Jahr 1672. Seine Aufzeichnungen werden fortgeführt durch die im Frankfurter Kloster angelegten Abschriften für die Jahre 1709–1802. Original sind noch die Protokollbücher für die Jahre 1422–1499 (KB 5), 1488–1523 (KB 73), 1525–1541 (KB 74), 1560–1593 (KB 6), 1652–1719 (KB 9) überliefert. Schema der Provinzkapitelsprotokolle Die Protokolle der Provinzkapitel folgen in beiden Provinzen – zuvor auch in der ungeteilten Deutschen Provinz – einem einheitlichen Schema. Der Kopf beginnt gewöhnlich mit „Eodem hoc anno celebratur capitulum provinciale“ oder „Habita fuit capitularis congregatio et ordinatio patrum“. Daran schließen sich die Angaben über Ort und Datum des Kapitels sowie die Namen des Provinzials und der jeweils vier Definitoren an.118 Dann folgt die „ordinacio priorum, lectorum etc.“, d. h. die Namen der Prioren, Lektoren, Informatoren etc. in der Reihenfolge des Gründungsalters der Konvente. Daran schließt sich die „Ordinacio circa studia“ an, die Namensliste der zu höheren Studien zugelassenen Studenten aus den einzelnen Konventen. Sie bezogen in erster Linie die Universität Paris, daneben auch die Universitäten von Avignon, Tou-

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louse, Montpellier und seit 1342 auch „in Anglia“. Diese Aufzeichnungen sind von Bernard Lickteig umfassend ausgewertet worden.119 Auf die Personallisten folgt die Rechnungslegung der Provinz, d. h. die Gegenüberstellung der Geldabgaben (taxatio) der Konvente und der Ausgaben der Provinz. Von Fall zu Fall wird der seit dem letzten Kapitel Verstorbenen gedacht. Wenn das Provinzkapitel Verordnungen, Entscheidungen und Richtlinien für das Ordensleben erlassen hat, werden sie wörtlich wiedergegeben. Den Schluss bildet in der Regel die Ankündigung des nächsten Kapitels. Die Kapitelsprotokolle verzeichnen gelegentlich besondere Ereignisse außerhalb der festgelegten Ordnung für die Versammlung. So ließ Johannes Trithemius, der Abt von Sponheim, dem Provinzial Johannes Wirich von Neuss und den 1492 in Köln versammelten Vätern sein Manuskript „De laudibus ordinis fratrum Carmelitarum“ mit der Bitte um Begutachtung überreichen, ob das Werk für die Herausgabe im Druck geeignet sei.120 Dieses Werk wurde 1494 in Mainz in der Offizin von Peter Friedberg gedruckt. Ein Exemplar der Inkunabel mit beigelegtem Widmungsbrief des Kreuznacher Priors Johannes Lapicida, auf dessen Bitte Trithemius das Werk verfasste, hat seinen Weg in das Gutenberg-Museum Mainz gefunden.121 Der Ablauf eines Provinzkapitels um 1500 Die Provinzkapitel wurden, wie die von Jakob Milendunck überlieferten Protokolle zeigen, in der Deutschen und später in der Niederdeutschen Provinz im Jahres- oder Zweijahresabstand gefeiert. Für die Oberdeutsche Provinz schrieb der General Johannes Faci 1436 eine Frist von zwei Jahren vor, doch ging man in der Praxis seit 1475 zu einem Dreijahreszyklus über.122 Seit 1520 setzte sich auch in der Niederdeutschen Provinz das Triennium durch, das später die Konstitutionen der Tourainer Reform verbindlich festschrieben. In den Jahren zwischen den Provinzkapiteln fanden Kapitelsversammlungen (Definitorien) statt, in der Niederdeutschen Provinz in Köln als „Capitulares Ordinationes“. Den Ablauf der Feier eines Provinzkapitels in der Niederdeutschen Provinz hat Jakob Milendunck schematisch aufgezeichnet.123 Zuerst feierten die Väter die Hl. Messe vom Heiligen Geist, darauf folgte eine Predigt. Dann gedachte man der Wohltäter und der verstorbenen Brüder und sang den Hymnus „Veni sancte spiritus“. Nach dem Schuldkapitel widmeten sich die Provinzväter der Aufgabe, die obersten Ämter in der Provinz zu besetzen und wählten die Definitoren und den Provinzial. Wenn die Feier eines Generalkapitels bevorstand, wurden auch die Begleiter (socii) des Provinzials gewählt. Die nächste wichtige Aufgabe war die Bestätigung (ordinatio) der von den Konventen kanonisch gewählten Prioren124 und die Besetzung der Regenten- und Lektorenstellen. Das Provinzkapitel bestimmte schließlich noch die Zulassung und Entsendung der Studenten zu den Studienkollegien und Universitäten. Die Wirtschaftsführung der Provinz und der einzelnen Konvente kam auf den Prüfstand, da der Provinzial und ebenso die Prioren der Versammlung ihre Einnahmen- und Ausgabenrechnungen präsentieren mussten. Weiterhin wurden die Abgaben der Konvente an die Depositumkasse und der Ort

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EINLEITUNG

für die nächste Versammlung festgelegt. Von Fall zu Fall erließen die Provinzväter neue Statuten. Mit Fürbitten für die Wohltäter, Te Deum, Schuldbekenntnis und Generalabsolution endete das Provinzkapitel. PROVINZIALE125 Sibertus de Beka 1318–1327 Nicolaus de Gandano (de Trocinio126) 1348 Henricus de Dollendorp 1351–1358 († 1366) Tilmann von Hohenstein (de Alto Lapide) 1358–1363 Gotschalcus dictus de Grue, de Colonia 1363–1369 († 16.6.1373) Hermann von Neuss (de Nussia) 1369–1384 († 24.5.1384) Johannes Brammart 1384–1404 († 1407) Henricus de Dalen 1404–1410 († 12.8.1415) Nicolaus von Speyer (de Spira) 1410–1419 († 1435) Thomas von Heimersheim 1419–1430 († 1.10.1438) Peter von Nieukerk (Petrus de Nova Ecclesia) 1430–1444 [Schisma 1442–1444: Gegenprovinzial: Johannes Struver 1442–1444] Gottfried von Loe 1444–1456 Peter von Nieukerk (Petrus de Nova Ecclesia), erneute Wahl 1456–1462 Martin von Monjan (Martinus de Maniaw sive de Aquis) 1462–1488 († 9.11.1489) Johannes Wirich von Neuss (de Nussia) 1488–1515 († 12.5.1515) Walter Stay (de Geldria) 1515–1527 Dietrich von Gouda (Theodericus de Gouda) 1528–1539 († 1.9.1539) Martin Cuyper (Martinus Cuperus) 1540–1542 Eberhard Billick 1542–1557 († 12.1.1557) Peter Rees (de Geldria) 1557–1562 Johannes Mayer (de Geel) 1563–1576 († 1580) Petrus Lupus 1576–1580 (ermordet 9.4.1580) Laurentius Cuyper (Cuperus) 1581–1594 († 29.3.1594) Wilhelm Hatting 1594–1609 († 27.9.1609) Ferdinandus a S. Victore 1610–1620 1613–1620: Teilung der Provinz in eine Niederdeutsche Provinz unter dem Provinzial Ferdinandus a S. Victore und eine Kölner Provinz unter dem Provinzial Balthasar Romaya. Wiedervereinigung zu einer Niederdeutschen Provinz 1620 unter dem Provinzial Balthasar Romaya. Balthasar Romaya 1620 († 6.10.1620) [Kaspar Münster, 1620, Wahl aufgehoben 1621] Matthias Nyrsanus 1621–1622 Johannes Bachusius 1623–1628 Johannes Dunwaldt 1628–1634 Johannes Bachusius 1634–1637

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Johannes Simonius 1637–1638 († 10.7.1638) Johannes Dunwaldt 1640–1643 Jacobus Orsbach 1643–1645 Jacobus Emans 1645–1648 Antoninus a Charitate 1650–1657 († 9.6.1657) Jacobus Emans 1659–1662 Angelus Esch 1662–1665 Henricus a Monte Carmeli 1665–1669 Georgius a Regina Angelorum 1669–1672 Georgius Seltzer 1672–1675 Ambrosius a S. Godefrido 1675–1678 Archangelus a S. Mauritio 1678–1681 Hyacinthus a Matre Dei 1681–1684 Joannes a Cruce 1684–1687 Arnoldus a S. Leonardo 1687–1690 Evergislus a S. Martino 1690 († 20.7.1690) Stephanus a S. Joanne Evangelista (Vikar) 1691–1693 Stephanus a S. Joanne Evangelista 1693–1696 Arnoldus a S. Leonardo 1696–1698 Caelestinus a S. Henrico (1698 Provinzvikar) 1699–1702 Polycarpus a S. Ludovico 1702–1705 Arnoldus a S. Leonardo 1705–1708 Germanus a S. Ignatio 1708–1711 Polycarpus a S. Ludovico 1711–1714 Arnoldus a S. Leonardo 1714–1717 Vitus a Matre Dei 1717–1720 Bertholdus a S. Maria 1720–1723 Emmanuel a S. Georgio 1723–1726 Vitus a Matre Dei 1726–1729 Leopoldus a S. Jacobo 1729–1732 Candidus a S. Nicolao 1732–1735 Brocardus a S. Nicolao 1735–1739 Leopoldus a S. Jacobo 1739–1742 Heribertus a S. Aegidio 1742–1745 Bruno a S. Antonio 1745–1748 Narcissus a S. Nicolao 1748–1751 Albertus a S. Jacobo 1751–1754 Elisaeus a S. Michaele 1754–1757 Raphael a S. Dominico 1757–1760 Oswaldus a S. Francisco Xaverio 1760–1763 Crescens a S. Vincentio 1763–1766 Benignus a S. Henrico 1766–1769 Oswaldus a S. Francisco Xaverio 1769–1772

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EINLEITUNG

Leonardus a S. Barbara 1772–1776 Benignus a S. Henrico 1776–1779 Leopoldus a S. Josepho 1779–1783 Fortunatus a S. Catharina 1783–1786 Benignus Laufersweiler (a S. Henrico) 1786–1789 Achatius Clemens 1789–1792 Fortunatus Hell (a S. Catharina) 1792–1798, Provinzial mit dem Sitz in Kreuznach Aemilianus Deutsch 1798–1802, Provinzial mit dem Sitz in Frankfurt, † 1809 1 ISF KB 54, p. 172.  –  2 15.4.1551, ISF KU Nr. 71.  –  3 Diese Verbindung zwischen dem Siegel der Deutschen Karmeliterprovinz und dem großen Kölner Universitätssiegel war bislang unbekannt. Die Forschung hat bislang eine Ableitung von dem Siegel der Universität Paris vermutet, vgl. Hubert Graven, Das große Siegel der alten Kölner Universität. In: Jb. des Kölnischen Gesch.vereins 16, 1934, 193–214; Ders., Die Hoheitszeichen der alten Kölner Universität im Zusammenhang mit dem Geistesleben und der Kunst. In: Festschrift zur Erinnerung an die Gründung der alten Universität Köln im Jahre 1388. Köln 1938, 384–459; Toni Diederich, Siegelkunst. In: Die Parler und der Schöne Stil 1350–1400. Hg. von Anton Legner. Köln 1978. Kat., Bd. 3, 162; Andrea Stieldorf, Heilige Patrone und weltliche Stifter. Zu Selbstdarstellung und Selbstdeutung mittelalterlicher Universitäten. In: Archiv für Diplomatik, Schriftgesch., Siegel- und Wappenkunde 56, 2010, 317– 361. Auch Erich Meuthen, Die alte Universität. Köln 1988 (Kölner Universitätsgesch. 1) ist der Zusammenhang mit dem Provinzsiegel der Karmeliter verborgen geblieben.  –  4 Das teilt Jakob Milendunck in seinem Chronicon Carmeli Coloniensis mit, ISF KB 47, fol. 341r.  –  5 Von den erhaltenen Siegeln seien erwähnt die Abdrucke von 1452 im LAV NRW R, Kloster Moers, Urk. 14; 1481, LAV NRW R, Moers Landesarchiv, Urk. 173: 15.4.1551, ISF KU Nr. 71. Abb. S. 98 Nr. 3: Provinzial Aemilianus Deutsch am 1.8.1798, StadtA Recklinghausen, HAA I K 69, fol. 2. –  6 Jakob Milendunck nennt die Konvente Köln, Brüssel, Haarlem, Boppard, Frankfurt, Kreuznach, Trier, Mainz, Weinheim, Kassel, Mecheln, Arlon, Worms und Geldern, während Marienau bis 1322 „separatus“ blieb, ISF KB 43, fol. 49v. Speyer und Straßburg gehörten zu diesem Zeitpunkt zur Oberdeutschen Provinz.  –  7 ISF KB 43, fol. 79r; Mon. Hist. Carm. 1, 165.  –  8 Nach Acta Cap. Gen. 1, 40.  –  9 ISF KB 43, fol. 93v. Die genaue Lage des Ortes ist unbekannt. Einer der Nachfolger Milenduncks vermutete ihn entweder in Westfriesland oder in der Nachbarschaft von Speyer, ebd., fol. 100r. ISF KB 46, fol. 544r, lokalisiert ihn in Westfriesland und der Diözese Münster. Der Spur nach Speyer liegt wohl die Verwechslung mit dem Konvent Neuleiningen zugrunde, der vor 1350 gegründet worden und 1468 erloschen ist [→ Neuleiningen].  –  10 ISF KB 43, fol. 338v; ISF KB 46, fol. 665r.  –  11 ISF KB 43, fol. 340r.  –  12 Ebd., fol. 133r–135v.  –  13 Jakob Milendunck schildert die Vorgänge mehrmals ausführlich, ebd., fol. 277–312v und ISF KB 47, fol. 386r–403v.   –  14 ISF KB 43, fol. 221a.  –  15 Ebd., fol. 213r, 219v, 221v. Vgl. Lickteig, German Carmelites, 245.  –  16 Smet, Karmeliten, 104.  –  17 Eugen IV. schreibt ihm in der Bulle „Si ad transgressorum“ 1445: „quod Nobis adhaerebas prout etiam adhaeres“, BullCarm 1, 207.  –  18 ISF KB 43, fol. 313r. Vgl. auch Lickteig, German Carmelites, 244– 247.  –  19 Hier wird dieser Teil der Niederdeutschen Provinz bereits vor der Einrichtung der vier Nationes 1464 als „natio Brabantica“ bezeichnet, ISF KB 43, fol. 277r.  –  20 ISF KB 47, fol. 386v.  –  21 ISF KB 43, fol. 282v.  –  22 23.11.1442, ISF KU Nr. 43.  –  23 Acta Cap. Gen. 1, 202–207.  –  24 BullCarm 1, 207f.  –  25 ISF KB 43, fol. 315r.  –  26 Ebd., fol. 318r.  –  27 Ebd., fol. 326r.  –  28 Joannes Soreth, Expositio Paraenetica in Regulam Carmelitarum. Ed. Constantinus ab Immaculata Conceptione. Brügge 1894; Acta Cap. Gen. 1, 220–251; Bibl. Carm. 2, 99–101.  –  29 9.5.1452, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 14; UB Krefeld/Mörs Nr. 2769. Entscheidung des Provinzkapitels in dieser Sache vom 9.5.1452, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 14; UB Krefeld/Mörs Nr. 2770.  –  30 21.10.1453, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 16; UB Krefeld/Mörs Nr. 2815. Es handelt sich dabei nicht

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um die Urkunde vom 9.5.1452, wie Grosso, Jean Soreth, 219, irrtümlich angibt. In der von Grosso zitierten Urkunde geht es um die Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Geldern und Moers um den Terminierbezirk Rheinberg, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 15; UB Krefeld/Mörs Nr. 2770.  –  31 21.10.1453, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, fol. 50v–51v; ISF KB 43, fol. 320v–321v; ISF KB 46, fol. 608v–609v.  –  32 20.5.1456, Dekret zur Klosterreform. Druck bei Gabriel Wessels, Reformatio B. Johannis Soreth. In: AOC 3, 1914–1916, 430–433, danach auch Grosso, Jean Soreth, 278–280.  –  33 Urk. vom 13.8.1483, erwähnt in ISF KB 44, fol. 380r/v.  –  34 ISF KB 47, fol. 416v. Vgl. Lickteig, German Carmelites, 38; Postina, Eberhard Billick, 179–184, Nr. 60 mit einer Zustandsbeschreibung in einem Brief an den Ordensgeneral vom 25.3.1548, hier 184. Zum Nationsbegriff sei an dieser Stelle nur auf zwei Überblicksartikel mit weiterführender Literatur hingewiesen: Volk, Nation, Natio­nalis­mus, Masse. In: Gesch. Grundbegriffe. Hist. Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Hg. von Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck. Bd. 7, Stuttgart 1992, 141–431, bes. 284–293, wo Bernd Schönemann den Nationsbegriff als „Integrationsbegriff“ um die Reform des Reiches und der Kirche herausstellt, 287. Zu den Nationen in den mittelalterlichen Universitäten J. Verger, Natio. In: Lexikon des Mittelalters 6, 1992, 1035–1040.  –  35 Brabant fiel nach dem Tod Herzog Philipps (1430) an Philipp den Guten, Herzog von Burgund, und gehörte seitdem zu den burgundischen Niederlanden.  –  36 ISF KB 46, fol. 665r.  –  37 Ebd., fol. 666v, 668r.  –  38 Ebd., fol. 666r.  –  39 Ebd., fol. 665v–666r.  –  40 Bulle „Cum ad cunctorum“ Clemens VII. vom 25.3.1526, Bull. Carm. 2, 32–34.  –  41 ISF KB 81, p. 325f., F 30.  –  42  ISF KB 44, fol. 450r–456v.  –  43 ISF KB 81, p. 330, F 37.  –  44 Ebd., p. 340–342, F 56. Staring, Nikolaus Audet, 284, gibt die Zahlen teilweise nicht korrekt wieder.  –  45 Staring, Nikolaus Audet, 245–247.  –  46 ISF KB 44, fol. 490v. Bestätigung durch den Generalprior Nikolaus Audet, ebd., fol. 493r.  –  47 Der Zustand der Provinz und das Wirken Eberhard Billicks als Provinzial sind anhand der Protokolle der Provinzkapitel von dem Chronisten Jakob Milendunck ausführlich dokumentiert in ISF KB 44, fol. 174r–287r und fol. 488r–644v. Zu seiner Person und zu seinem Wirken ist immer noch unverzichtbar Postina, Eberhard Billick.  –  48 Martin Cuyper, der Prior von Mecheln, hatte das Provinzialat nur 1540–42 bis zu seiner Wahl zum Bischofs-Koadjutor von Cambrai inne.  –  49 Vgl. dazu Postina, Eberhard Billick, 60–65.  –  50 Smet, Karmeliten, 317. Was Eberhard Billick persönlich von Martin Luther hielt, hat er in seinen Traktaten dargelegt und in einem noch erhaltenen Ölgemälde aus dem Kreuzgang des Kölner Karmel dargestellt, das den Teufel in Gestalt Martin Luthers zeigt [→ Köln, Waidmarkt].   –  51 Postina, Eberhard Billick, 100f. und 154–156, Nr. 24.  –  52 Brief des Provinzials Billick an den Generalprior Nikolaus Audet vom 9.9.1553 (Druck: Ebd., 213–218, Nr. 160).  –  53 Original in ISF KB 44, fol. 349r–356v. Die Lesbarkeit der Quelle ist wegen des schlechten Erhaltungszustands stark beeinträchtigt, was auch schon Jakob Milendunck beklagte, ebd., fol. 348r.  –  54 ISF KB 44, fol. 759r. Vom 4.5.1563 bis 3.2.1573 war Carlo Borromeo Kardinalprotektor des Ordens, vom 5.2.1573 bis 7.6.1586 Filippo Buoncompagni (Emanuele Boaga, Tabula Cardinalium Protectorum Ordinis Carmelitarum. In: AOC 43, 1992, 234f.).  –  55 Acta Cap. Gen. 2, 31f. Päpstliche Bestätigung der Teilung durch die Bulle „Christi fidelium quorumlibet“ vom 30.12.1613, Bull. Carm. 2, 368f.; vgl. auch ISF KB 81, p. 955–960; ISF KB 47, fol. 304r–311v.  –  56 ISF KB 47, fol. 554v.  –  57 Acta Cap. Gen. 2, 31f. und Smet, Carmelites, Bd. 3/1, 122 (196).  –  58 ISF KB 45, fol. 34.  –  59 Ebd.; vgl. auch Panzer, Observanz und Reform, 66, 69.  –  60 ISF KB 47, fol. 567r; ISF KB 45, fol. 56 r: Nach dem Wortlaut des Schreibens von General Fantoni wurden die Provinzen „Brabant“ und „Köln“ wieder zusammengeschlossen und erhielten den Namen „Nieder­deutsch­land“. Zum Vorgang vgl. auch Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 37–39; Panzer, Observanz und Reform, 69.  –  61 ISF KB 45, fol. 48v.  –  62 Ebd., fol. 50r.  –  63 Ebd., fol. 51.  –  64 ISF KB 47, fol. 571r.  –  65 Original des Protokolls in ISF KB 45, fol. 58r–59v.  –  66 Er verließ 1622 die Niederdeutsche Provinz und kehrte nach Brabant zurück, ebd., fol. 63v.  –  67 Ebd., fol. 61v–62r.  –  68 Ebd., fol. 74v.  –  69 Zum Kontext Panzer, Observanz und Reform, 158ff.  –  70 ISF KB 45, fol. 28r, 107r, 112r. Vgl. Raczek, Status, 225; Smet, Carmelites, Bd. 3/1, 122; Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 10.  –  71 Der Konvent der Reklusen von Nieukerk war seit 1590 mit dem Konvent ten Elsen in Geldern verbunden.  –  72 ISF KB 45, fol. 111v; NCI, Liber provinciae I, fol. 56v–58r. 

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EINLEITUNG

–  73 ISF KB 47, fol. 186v–187r.  –  74 ISF KB 45, fol. 143r.  –  75 Ebd., fol. 145v.  –  76 Das Generalkapitel 1645 in Rom schrieb für jede Provinz die Einrichtung eines Reformkonvents vor, Acta Cap. Gen. 2, 62.  –  77 ISF KB 45, fol. 155v.  –  78 Ebd.  –  79 Ebd., fol. 156r; ISF KB 47, fol. 138v–142v.  –  80 Mesters, Rheinische Karme­liter­provinz, 53.  –  81 Aus Oberdeutschland war Hieronymus Ernst anwesend, Acta Cap. Gen. 2, 76.  –  82 Ebd., 74, 76, 78.  –  83 Ebd., 81, Nr. 4, und 83, Nr. 2. Abschrift der Patente für Gabriel ab Annuntiatione vom 18.6.1648, ISF KB 45, fol. 159r–160v; vgl. Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 83f., Panzer, Observanz und Reform, 311.  –  84 ISF KB 45, fol. 159v, 160r.  –  85 Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 58. S. auch eine Beschreibung der Niederdeutschen Karmeliterprovinz im ASV, Archivio della Nunziatura di Colonia 65, Tom. 8, 147; Michael F. Feldkamp, Stud. und Texte zur Gesch. der Kölner Nuntiatur. Bd. 3. Inventar des Fonds „Archivio della Nunziatura di Colonia“ im Vatikanischen Archiv. Città del Vaticano 1995, 79 (Collectanea Archivi Vaticani 32).  –  86 Acta Cap. Gen. 2, 113.   –  87 ISF KB 45, fol. 192r.  –  88 Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 34, nach AGOC, Cod. 20 Misc. fol. 288–297.  –  89 Ebd., nach AGOC, Cod. 20 Misc. fol. 446–483.  –  90 Die zentrale Quelle für die Entwicklung der Provinz im 18. Jh. ist der „Liber decretorum Ordinis BMV de Monte Carmelo Provinciae Allemanniae inferioris“, der die Jahre 1709–1802 umspannt, ISF KB 54.  –  91 Erstmalige Teilnahme am Provinzkapitel 1786 in Boppard, ISF KB 54, p. 413.  –  92 Citation vom 4.8.1793, ebd., p. 442f.  –  93 Ebd., p. 443.  –  94 Ebd., p. 447–452, 456–458.  –  95 Ebd., p. 455.  –  96  Ebd., p. 458–462, mit den Bestätigungen des Generalkommissars für die ultramontanen Provinzen, Franciscus de Paula Greindl aus dem Straubinger Konvent.  –  97 Die Reihenfolge der Konvente folgt dem „Elenchus“ des Jakob Milendunck, ISF KB 46, fol. 10v–15v. 1318 teilte das Generalkapitel von Bordeaux der Niederdeutschen Provinz 15 Konvente zu, ISF KB 43, fol. 79r. 1348 gelangten die bis dahin der Oberdeutschen Provinz zugeordneten Konvente Speyer und Straßburg auch an die Niederdeutsche Provinz, was die Reihenfolge nach den Gründungsjahren veränderte (ISF KB 43, fol. 161r; ISF KB 47, fol. 341r). Diese Änderungen sind in dem „Elenchus“ berücksichtigt, außerdem hat Milendunck die Liste um die späteren Gründungen ergänzt.   –  98 Die Angabe von ISF KB 46, fol. 21r–24v mit dem Gründungsdatum 1249 unter dem Generalat des hl. Simon Stock trifft nicht zu. Mit Ausnahme des Kölner Karmel, dessen Gründung er noch früher ansetzt, datiert Milendunck die Gründung der Klöster von Brüssel, Haarlem, Boppard und Frankfurt generell in die Zeit um 1246, und nennt dazu als Zeitgenossen Papst Innozenz IV. und den Ordensgeneral Simon Stock.  –  99 Ebenso ist die Datierung der Gründung des Klosters in Haarlem im Jahr 1249 von Milendunck zu früh angesetzt, ebd., fol. 25r.  –  100 Angabe nach ebd., fol. 367r–368v.  –  101 Die Angabe von ebd., fol. 369r–370v mit dem Gründungsdatum 1254 lässt sich mit der Stellung des Klosters in der Anciennitätsreihe nicht in Einklang bringen.  –  102  Gründungsjahr nach ebd., fol. 555r–556v.  –  103 Gründungsjahr nach ebd., fol. 587v–591v.  –  104 Gründungsjahr nach ebd., fol. 621r–622v.  –  105 Gründungsjahr nach ebd., fol. 640r–652v.  –  106 Gründungsjahr nach ebd., fol. 655r–664v.  –  107 Ingelheimerhausen wird je­doch im Darstellungsteil des „Elenchus“ auf ebd., fol. 597r–598v, beschrieben.  –  108 Im Dar­ stellungsteil ebd., fol. 670r–671r.  –  109 Im Darstellungsteil ebd., fol. 681r/v.  –  110 Im Darstellungsteil ebd., fol. 681v.  –  111 Im Darstellungsteil ebd., fol. 682r.  –  112 Im Darstellungsteil ebd., fol. 682r–684v.  –  113  Im Darstellungsteil ebd., fol. 674r–680r.  –  114 Im Darstellungsteil ebd., fol. 686r–687v.  –  115  Besitzergreifung durch die Reichsstadt Frankfurt am 19.10.1802, vgl. Ernst Georg Gerhard, Gesch. der Säkularisation in Frankfurt a. M. Paderborn 1935, 17 und Anhang, 220–222.  –  116 Zur Person: Bibl. Carm., Sp. XLI–XLII. Philippus a S. Ioanne wurde 1691 zum „Historiographus Provinciae“ bestellt. In der Vorrede zum Archivilogium, datiert Köln 24. Mai 1692, erläutert er seine Arbeitsweise (p. XIII–XVII). Seine Aufzeichnungen wurden nach seinem Weggang aus Köln (1696) bzw. nach seinem Tod (1697) bis ins späte 18. Jh. weitergeführt.  –  117 Archivilogium RhenoCarmelitanum, id est Archivii Provincialis Carmelitarum Alemaniae Inferioris noviter in ordinem registrati summa enarratio exaratum per me F. Philippum a S. Ioanne praefati ordinis ac provinciae alumnum professum, anno 1691, ISF KB 81.  –  118 In den Quellen findet sich in der Regel die Schreibweise „diffinitor“.  –  119 Lickteig, German Carmelites.  –  120 „breve opusculum, quod loco manusculi vobis mitto examinandum (…) si quid vero emendatione dignum duxeritis“, ISF KB 43,

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fol. 490v–491r.  –  121 Johannes Trithemius, De laudibus ordinis fratrum Carmelitarum. Mit Wid­ mungs­brief des Autors an Johannes Wirich, Sponheim 23.4.1492. Mit Brief an Johannes Lapicida von Rutgerus Empolides und Rutgerus Sycamber. Mainz [Peter Friedberg, 1494], GutenbergMuseum Mainz, Ink a 76 a. Ich danke Annelen Ottermann M.A. für den Hinweis auf den Standort dieser Inkunabel.  –  122 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 70.  –  123 ISF KB 43, fol. 528v.  –  124 Dies galt für die Observanzklöster. In der Niederdeutschen Provinz gehörten sämtliche Konvente der Reform des Johannes Soreth (reformatio calixtina) an. In der Oberdeutschen Provinz wurden die Prioren der wenigen nicht reformierten Konvente durch das Provinzkapitel gewählt, vgl. Deckert, Oberdeutsche Provinz, 73.  –  125 Nach ISF KB 81, p. 955–960.  –  126 Nach Acta Cap. Gen. 1, 40.

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Oberdeutsche Provinz (1348–1802)1 Name Provincia Alemaniae Superioris Fratrum Beatissimae Virginis Mariae de Monte Carmelo Patrozinium Schutzpatron der Oberdeutschen Provinz war – wahrscheinlich erst mit der Einführung der Tourainer Reform – der hl. Joseph. Siegel 1589 war in der Provinz ein Siegel gebräuchlich, das Maria als Himmelskönigin zeigt. „Rund (Durchmesser etwa 5,8 bis 6 cm), konkaver Abdruck. Durch flach nach oben gewölbte Perlschnürbogen ist das Siegelfeld in eine große obere und eine kleine untere Fläche geteilt. Oben: Die Himmelskönigin in einem gotischen Fenster (mit Tudor-Bogen) hält sitzend das Kind auf ihrem linken Arm. In den beiderseits angrenzenden und absteigenden kleineren Fenstern mit gotischen Giebeln: Engelgestalten, die sich mit Leuchtern dem Thron nähern. Unten: Fünf Gestalten nebeneinander [Frauen oder Mönche], die nach den Seiten hin, den unten und oben einrahmenden Bögen sich einfügend, immer kleiner werden. Die Umschrift zwischen zwei Randlinien, die oben durch den Kreuzabschluß des gotischen Mittelfensters durchbrochen sind, lautet: SIGILLUM PROVINCIE ALEMANIE SUPERIORIS ORDINIS BEATE MARIE DE CARMEL“ [→ Abb. S. 99 Nr. 5].2 Das Siegel des Provinzials der Oberdeutschen Provinz zeigt in einer stilisierten gotischen Kirche die thronende Gottesmutter mit dem Kind über Paulus und Petrus unter zwei Spitzdächern. Darunter die Halbfigur eines Beters. Umschrift: P(RI)OR P(RO)VI(N)CIAL(IS) (IN) ALEM(ANIAM) SUP(ER) IOR(EM) ORD(INIS) S(ANCT)E [MARIE VIRG]IN(IS) [→ Abb. S. 99 Nr. 4].3 GESCHICHTE 1. Von 1318/48 bis 1411 Bei der Teilung der Deutschen Provinz errichtete das Generalkapitel von Bordeaux 1318 aus zwölf Klöstern die neue Oberdeutsche Provinz. Auf dem Generalkapitel 1321 wurde als Prior „Alemaniae superioris fr. G[erard]us de Vellento“ eingesetzt.4 Die endgültige Zuordnung von Konventen nahm jedoch erst das Generalkapitel zu Metz am 8. Juni 1348 vor. Von den 35 Konventen der Deutschen Provinz wurden 16 der Oberdeutschen Provinz zugewiesen, die in der Rangfolge der Provinzen die letzte Position einnahm.5 Das Generalkapitel, das die Ordensväter der Obödienz Papst Urbans VI. 1385 in Bamberg feierten, beschloss die Einrichtung des Generalstudiums der Oberdeutschen Provinz in dem Kloster in Wien.6 Die theologische Fakultät der Wiener Universität hatte am 20. Februar 1384 durch Urban VI. ihre Approbation erhalten. Die Provinz expandierte stark, und noch im 14. Jh. entstand mehr als ein Dutzend neuer Konvente. Zu Beginn des 15. Jhs. war sie auf 30 Konvente angewachsen, was das Generalkapitel in Bologna am 26. April 1411 dazu bewog, die Teilung der Provinz zu beschließen. Während der deutsche Anteil der Provinz die bisherige Stellung und den Namen behalten sollte, fasste das Generalkapitel die Niederlassungen in „Böhmen, Polen, Preußen, Ungarn, Sachsen und Thüringen“ in der neuerrichteten Böhmischen Provinz zusammen.7 Diese von dem Ordensgeneral Johannes Grossi betriebene Entwicklung fand keine allgemeine Zustimmung.

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Die Zeitgenossen legten sie als Schwächung der Oberdeutschen Provinz aus: „Jener General Bruder Johannes Grossi verbesserte den Orden durch die Teilung von zwei Provinzen in der Weise, wie einer, der ein gutes Glas bricht, um zwei unnütze Scherben zu haben. Denn durch diese Teilung zerstörte er die so vortreffliche Provinz Oberdeutschland“.8 Kurz nach der Provinzteilung kam es noch zu einer Neugründung in der Oberdeutschen Provinz, und zwar in Neustadt am Kulm 1413. 2. Geplante Klostergründungen im 14. und 15. Jh. Schon vor der endgültigen Errichtung der Oberdeutschen Provinz versuchte der Prior von Würzburg um 1331/32 eine Ordensniederlassung in „Melrestatt“ (Mellrichstadt) einzurichten, die jedoch nicht zustande kam.9 Die Genehmigung zur Gründung eines Klosters bei „Altenronhilt“ (Römhild/Thüringen), die der Gegenpapst Johannes XXIII. am 26. März 1411 erteilte, blieb unausgeführt.10 Ebenso führten die Verhandlungen zur Niederlassung in Hammelburg, in Ingolstadt und in Endingen um 1440 zu keinem greifbaren Ergebnis.11 3. Die Provinz bis zur Reformation Die Zahl der Konvente der Oberdeutschen Provinz stieg 1440 wieder auf 30 an, als nach dem Untergang der Böhmischen Provinz in den Hussitenkriegen auf Beschluss des Generalkapitels böhmische, ungarische und polnische Konvente zur Oberdeutschen Provinz zurückkehrten.12 Die polnischen Klöster lassen sich allerdings nur vier Jahre lang in den Akten der Provinz nachweisen. Deckert vermutet, dass der Ordensgeneral ein eigenes Vikariat Polen schuf.13 Während die polnischen und böhmischen Klöster schließlich auf dem Generalkapitel 1462 zu Brüssel der neuerrichteten Provincia Boemiae et Poloniae zugeordnet wurden,14 blieben die ungarischen Konvente bis zu ihrer Aufhebung bei der Oberdeutschen Provinz.15 Im 15. Jh. vergrößerte sich die Provinz weiterhin um zwei Klöster in Heilbronn, dessen Entstehung sich wohl der Ordensreform des Generals Johannes Soreth verdankt, und in Sparneck. Das Reformanliegen, das Johannes Soreth seit 1451 in der Niederdeutschen Provinz in alle Konvente trug, war in Oberdeutschland nur wenig verbreitet. Es ließen sich lediglich einzelne Prioren und Konvente gewinnen. Nach dem unzweifelhaft observanten Kloster Heilbronn nahmen Würzburg, Bamberg und Augsburg wohl 1458 die Reform an, als Johannes Soreth selbst das Provinzkapitel in Augsburg präsidierte, und Nürnberg folgte 1466.16 Die Reform des Konvents in Ravensburg ist um 1469 anzusetzen, während es in Schweinfurt bis 1472 und in Esslingen bis 1476 dauerte, bis die Konvente für die Reform gewonnen wurden.17 „Man darf zusammenfassend ruhig sagen, in der Provinz Alemania Superior ist die Reform eines Johannes Soreth nicht besonders tief gegangen und auf halbem Wege stecken geblieben“.18 Um 1500 wurden auf den Provinzkapiteln für 27 Konvente Prioren bestimmt. Amtssitze der Provinziale der Oberdeutschen Provinz waren Nürnberg, Bamberg, Augsburg, aber auch Rottenburg und Würzburg. Die Tagungsorte und Termine der Provinzkapitel wechselten häufig. Der am häufigsten aufgesuchte Tagungsort war Nürnberg, gefolgt von Augsburg, Bamberg, Nördlingen, Straubing, Ravensburg und Dinkelsbühl.19

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EINLEITUNG

4. Die Folgen der Reformation und die Entwicklung unter dem Provinzial Andreas Stoß Die lutherische Reformation brachte einen gravierenden Einschnitt in der Entwicklung der Provinz, die innerhalb weniger Jahre 15 von 26 Klöstern verlor. Das Provinzkapitel 1529 wählte den Bamberger Prior Andreas Stoß zum Provinzial20 und übertrug ihm damit die kaum zu bewältigende Aufgabe, die drohende Auflösung der Provinz aufzuhalten.21 In Nürnberg existierte seit 1525 kein Karmelitenkonvent mehr. In Augsburg fand die lutherische Reformation seit 1525 sukzessive Eingang im Konvent, bis das Kloster 1534 an das Hospital zu Augsburg überging. Das Provinzkapitel fand 1529 für eine Reihe von Konventen keinen Prior und überließ die Besetzung der Priorate dem neuen Provinzial: Weißenburg, Ravensburg, Lienz, Wien, Straubing, Neustadt an der Saale, Sparneck, Gösing sowie die Konvente Ofen/Buda, Eperjes/Prešov, Priwitz/Prievidza und Fünfkirchen/ Pécs in Ungarn.22 Die Klöster von Wien und Ravensburg waren „in den letzten Zügen“.23 Weitere Klöster – wie Heilbronn und Esslingen – wurden von der Stadtobrigkeit schwer bedrängt und konnten der Auflösung (seit 1534) nicht entgehen. In Dinkelsbühl, wo die aufständischen Bauern das Kloster 1525 geplündert hatten, verließen mehrere Konventualen ihren Konvent, und der Prior Leonhard Schatzmann übergab das Kloster 1534 der Stadt, um selbst lutherischer Pfarrer zu werden. Andere Konvente gingen verloren, weil der Landesherr die Konfession wechselte. So hob Georg der Fromme, Markgraf von Bayreuth-Ansbach, nach seinem Konfessionswechsel 1527 das Kloster in Neustadt am Kulm auf, und der Ritter Wolfgang von Sparneck unternahm es seit 1534 mit Erfolg, die Stiftung seiner Vorfahren in Sparneck in seine Hand zu bringen. Die Bauernunruhen und die Türkenkriege trugen zum Niedergang weiterer Konvente bei: 1525 verwüsteten Escherndorfer Bauern die Vogelsburg, die Türkenkriege (1526–1529) brachten den ungarischen Konventen Ofen/Buda und Eperjes/Prešov im äußersten Osten der Oberdeutschen Provinz das Ende. Priwitz/Prievidza und Fünfkirchen/ Pécs bestanden noch ein Jahrzehnt länger bis 1535 bzw. 1536. Generalprior Nikolaus Audet forderte deshalb den niederdeutschen Provinzial Eberhard Billick zur Hilfestellung für die Oberdeutsche Provinz auf,24 was indes wegen der Auseinandersetzungen zwischen dem Kölner Klerus und Erzbischof Hermann von Wied zur Einführung eines lutherischen Kirchenwesens in der Erzdiözese Köln nicht möglich war. Audet schilderte in seiner Beschreibung des Zustandes des Ordens 1531, dass die Oberdeutsche Provinz fast ganz von den Lutheranern zerstört sei.25 Nach 1550 hat der Generalprior die Provinz bereits aufgegeben, denn er zählte sie wie die Provinzen „Angliae, Hyberniae, Saxoniae, Datiae, Boemiae“ zu den verlorenen Provinzen.26 Es ist dem unermüdlichen Einsatz des Provinzials Andreas Stoß zu verdanken, dass die Oberdeutsche Provinz trotz des Erlöschens der Mehrzahl ihrer Klöster weiterbestand. Immerhin überstanden elf der zuvor 26 Konvente die Reformationszeit. In Würzburg (mit der Filiale auf der Vogelsburg), Bamberg, Rottenburg, Dinkelsbühl, Ravensburg, Lienz/Tirol, Neustadt a. d. Saale, Straubing, Abensberg, Voitsberg/Steiermark und Heilbronn blieb das karmelitanische Leben erhalten.

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5. Die Tourainer Reform in der Oberdeutschen Provinz27 Die Reformströmung der observantia strictior, die in der Provinz Touraine entstanden war, gelangte von der Belgischen Provinz aus nach Oberdeutschland. Sie war hier um die Mitte des 17. Jhs. gefestigt genug, um Reformkräfte in die deutschen Provinzen zu entsenden. Zu ihrem Erfolg trug auch bei, dass zu diesem Zeitpunkt die Reformkonstitutionen bereits vom Generalkapitel und am 20. September 1645 auch von Papst Innozenz X. approbiert waren.28 Das darauffolgende Generalkapitel wählte am 30. Mai 1648 in Rom Giovanni Antonio Filippini zum General. Dieser ernannte Gabriel ab Annuntiatione, den Prior von Gent, zum Generalkommissar für die beiden deutschen Provinzen [ Niederdeutsche Provinz]. Er erhielt die Vollmacht, die amtierenden Prioren auszutauschen, belgische Karmeliten nach Deutschland zu holen, Brüder von einem Kloster in ein anderes zu versetzen, nach eigenem Ermessen Novizen aufzunehmen und seine Kandidaten zum Empfang der kirchlichen Weihen vorzustellen. Gabriel konzentrierte sich seit Juli 1649 auf seine Tätigkeit in Oberdeutschland, wo die Reform zuerst in Bamberg und Straubing eingeführt werden sollte. Um Gabriel noch weiter den Weg zu ebnen, setzte General Filippini zugleich die gesamte Provinzleitung der Oberdeutschen Provinz noch während des Generalkapitels fest. Er löste den bisherigen Provinzial Angelus Metz durch Hieronymus Ernst ab und ernannte auch vier neue Definitoren. Trotz dieser Fülle seiner Vollmachten aber sollte Gabriel in der Oberdeutschen Provinz bei der Einführung der Reform auf massive Widerstände stoßen, die nicht geringer waren als in Niederdeutschland. Zum Erfolg seiner Mission verhalf ihm die Appellation an die geistlichen und weltlichen Autoritäten. In Bamberg fiel die weltliche und die geistliche Obrigkeit in der Gestalt von Fürstbischof Melchior Otto zusammen, dessen Unterstützung sich Gabriel versicherte. Für Straubing kam Kurfürst Maximilian I. von Bayern als dem Landesherrn eine dominierende Rolle zu. Auf ihn übte Gabriel sehr starken Druck bis hin zu der Drohung aus, ihn vor das Reichskammergericht in Speyer zu ziehen. Der Reform gewonnene, aber „unsichere“ Konvente besetzte Gabriel mit Prioren aus Belgien, so Jodocus a Circumcisione Domini in Bamberg und Andreas a Matre Jesu in Straubing. Den Brüdern, die die Reform nicht annehmen wollten, blieb die Möglichkeit, sich in ein anderes Kloster versetzen zu lassen, sich um eine Missionsstelle zu bewerben oder aber in einen anderen Orden überzutreten. Welch hohe Wertschätzung besonders die Teresianischen Karmeliten genossen, belegen die knapp 50 Übertrittsgesuche, die Mitglieder des Stammordens (auch aus den anderen Provinzen des Ordens über Deutschland hinaus) in der Zeit zwischen 1605 bis 1658 bei ihnen einreichten. Gleichfalls machte sich Gabriel auch seine Kontakte zu Papst Alexander VII. (Fabio Chigi) im Sinne seines Reformauftrages zunutze, den Gabriel bereits als Apostolischen Nuntius in Köln bzw. Aachen kennengelernt hatte. Alexanders Rückhalt hatte Gabriel es u. a. zu verdanken, dass ihn das Provinzkapitel der Oberdeutschen Provinz 1656 zum Provinzial wählte. Dies trug wesentlich dazu bei, dass die Tourainer Reform bis 1661 auch noch die restlichen Konvente der Oberdeutschen Provinz erfasste, d. h. Würzburg, Rottenburg, Neustadt a. d. Saale, Lienz, Voitsberg, Heilbronn, Abensberg, Wien und Dinkelsbühl.

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Die Oberdeutsche Provinz erlebte in den ersten drei Generationen nach Einführung der Reform einen enormen personellen Aufschwung. Während die Provinz 1648/49 nur 56 Mitglieder zählte, waren es 1660, also etwas mehr als zehn Jahre später, bereits 157 und um 1700 gar 344 Brüder. Um- und Neubaumaßnahmen sind nach der Reform in fast allen Konventen durchgeführt worden. In Bamberg wurde die alte Zisterzienserinnenkirche St. Theodor von Osten nach Westen „gewendet“ und 1706 neu eingeweiht, in Straubing 1684–1710 Kloster und Kirche neu gestaltet, in Dinkelsbühl 1687–1732 wie auch in Abensberg Kloster und Kirche umgebaut. Bis 1703 wurden auch in Neustadt a. d. Saale Kirche und Konvent renoviert, und 1719–1724 das Würzburger Karmelitenkloster St. Barbara neu gebaut. Einer persönlichen Initiative Gabriels ist es zu verdanken, dass die Karmeliten 1660 die Kirche St. Joseph ob der Laimgruben (im heutigen 6. Wiener Gemeindebezirk) erwarben und so in Wien wieder ansässig wurden, nachdem Kaiser Maximilian II. das alte Karmelitenkloster am Hof 1568 den Jesuiten übergeben hatte.29 In Unterfranken übernahm die Provinz von 1656 bis 1765 den Wallfahrtsort Fährbrück mit der benachbarten Pfarrei Hausen [→ Würzburg]. Das personelle Wachstum dieser Jahrzehnte beförderte wohl auch die Entscheidung des Generalkapitels, 1654 die Konvente Prag und Chiesch der Oberdeutschen Provinz solange anzuschließen, bis mit weiteren Rückgewinnungen die Böhmische Provinz wiedererrichtet werden könne.30 Wenn auch 1731 nicht die Böhmische, sondern eine Österreichische Provinz errichtet wurde,31 und anstelle der beiden ehemaligen Niederlassungen Tachau und Rabstein 1669 ein Hospiz in Rakonitz übernommen worden ist, konnte die Oberdeutsche Provinz zur Präsenz des Karmel in Böhmen doch beitragen.32 Dies gilt noch stärker für die Rückkehr der Karmeliten nach Schle­ sien. Bereits von 1382–1411 hatte in Striegau ein Konvent der Oberdeutschen Provinz bestanden, der 1658 wiedererrichtet wurde.33 Von dort erfolgten Neugründungen in Groß-Strenz 1677, Freystadt 1685 und Wohlau 1712.34 Nach Wien und Striegau war 1686 Budapest die dritte und letzte von den alten Gründungen der Oberdeutschen Provinz, die im 17. Jh. wiederbesetzt werden konnte. Als zweiter ungarischer Konvent folgte 1688 Stuhlweißenburg.35 So klar es ist, dass diese Ausweitung an Niederlassungen nur dank der wachsenden Mitgliederzahl gelingen konnte, bleibt die Frage offen, inwieweit letztere auf die Einführung der Reform zurückgeht;36 viel war wohl einfach damit gewonnen, dass mit dem Westfälischen Frieden 1648 der Krieg vorüber, die konfessionelle Koexistenz geordnet und Zukunft wieder planbar war. Gescheitert sind die Versuche, 1658 in Straubing ein Karmelitinnenkloster bzw. 1664 in Zwiesel (Bistum Passau) ein Eremitorium zu errichten.37 Das Frömmigkeitsleben der Karmeliten erblühte neu. Die neu belebte Marienverehrung und die wachsende Verbreitung der Skapulierbruderschaften zeugen davon. Marianische Ordensbruderschaften hatte es bereits im Mittelalter an fast allen Karmelitenklöstern gegeben, Skapulierbruderschaften aber konnten erst entstehen, nachdem die Ordenskonstitutionen von 1586 verfügt hatten, dass zur Gewinnung von Bruderschaftsablässen das Tragen des Karmel-Skapuliers Voraussetzung sei, und nachdem General Henrico Sylvio 1599 an der Karmelitenkirche

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San Martino ai Monti in Rom die Erz-Bruderschaft des Skapuliers offiziell errichtet hatte. Die erste Skapulierbruderschaft auf deutschem Boden entstand am Fest Mariä Lichtmess 1613 in Straubing. Auch die Verehrung weiterer Heiliger spielte eine große Rolle, etwa der hl. Anna und des hl. Joseph. In Abensberg entwickelte sich eine bedeutende St. Josephs-Bruderschaft (bestätigt 1664), die v. a. die Prominenz der Stadt anzog; 1745 trat eine solche auch in Bamberg ins Leben. Erwähnenswert ist auch die breite Vielfalt von Zunft-Bruderschaften, die bei den Karmeliten eine Heimat fanden: in Straubing die Bäckerknechte, Schützen, Fronfischer, Tuchmacher, Kürschner, Kaltschmiede, Bader und Schuhmacher, in Würzburg die Schneider, Zimmerleute, Steinmetzen, Seiler, Hutmacher und Kärrner, in Neustadt/Saale die Schreiner, Schuhmacher und Weber. Die Einführung der Tourainer Reform verlieh neben dem spirituellen auch dem wissenschaftlichen Leben wertvolle Impulse. Namentlich waren es die von Gabriel ab Annuntiatione eingeführten Belgier, die das Studienwesen in der Oberdeutschen Provinz neu aufbauten. Es folgte methodisch der Scholastik, war aber inhaltlich an keine vorgegebene Lehrmeinung gebunden. Unter den eigenen Ordenstheologen hatte das Generalkapitel von 1593 John Baconthorpe († ca. 1348) und Michael von Bologna († 1400) zum Studium empfohlen, die auf die klosterinternen Hausstudien in Würzburg und Straubing (später in Abensberg und Bamberg) bis zur Mitte des 18. Jhs. größere Wirkung ausgeübt haben. Als großer deutscher Theologe unter den Karmeliten galt Sebaldus a S. Christophoro. 6. Das letzte Jahrhundert vor der Säkularisation und das Ende der Provinz Die positiven Wirkungen der Tourainer Reform fanden ihr Ende durch Separationsbewegungen innerhalb der Oberdeutschen Provinz seit 1730/31. In diesem Jahr trennten sich alle österreichischen und schlesischen Konvente von der Provinz.38 1771 erhoben sich Straubing und Abensberg zu einem eigenen bayerischen Provinzvikariat [ Bayerisches Provinzvikariat]. Die Säkularisation 1802/03 schließlich führte die völlige Auflösung der Niederdeutschen Provinz herbei und ließ von Oberdeutschland nur Straubing als „Aussterbekloster“ bestehen. Zugehörige Klöster (nach dem Gründungsdatum) 39 1. Würzburg (1256/1262–1802) 2. Bamberg (1273–1802) 3. Augsburg (1274/1275–1534) 4. Esslingen (1271/1281–1531) 5. Nürnberg (um 1287–1525) 6. Vogelsburg (um 1288–1802) 7. Rottenburg (um 1276–1806) 8. Regensburg40 (um 1290–1367) 9. Dinkelsbühl (um 1286–1803) [10. Speyer, 1318–1327, seit 1348 Niederdeutsche Provinz] [11. Pößneck, bis 1348 Nr. 11, danach Nr. 10]

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EINLEITUNG

[12. Straßburg, bis 1348, danach Niederdeutsche Provinz] 10. Pößneck (1315–1411, danach Böhmische Provinz) 11. Weißenburg (1325–1544) 12. Querfurt (1333–1411, danach Böhmische Provinz) 13. Magdeburg (vor 1337–1411, danach Böhmische Provinz) 14. Dahme (1304/1339–1411, danach Böhmische Provinz) 15. Ravensburg (1344–1803) 16. Prag/Praha (1347–1411, 1440–1444, 1654–1731, danach Österreichische Provinz) 17. Lienz (1349–1731, danach Österreichische Provinz) 18. Tachau/Tachov (1351–1411, 1440–1444, danach Sächsische Provinz) 19. Neustadt a. d. Saale (1352–1803) 20. Wien (1360–1558; nach Deckert, Akten, 32, starb 1558 der letzte Prior, bevor 1568 das Kloster den Jesuiten übergeben wurde) 21. Schweinfurt (1366–1542) 22. Straubing (1367/68–1771, danach Bayerisches Provinzvikariat) 23. Ofen/Buda (1372–1411, 1440–ca. 1526, 1686–1731, danach Österreichische Provinz) 24. Danzig/Gdánsk (bis 1411, danach Böhmische Provinz) 25. Striegau/Strzegom (1382–1411, 1658–1731, danach Österreichische Provinz) 26. Abensberg (1389–1771, danach Bayerisches Provinzvikariat) 27. Voitsberg (1399–1537) 28. Krakau/Kraków (1397–1411, 1440–1444, danach Sächsische Provinz) 29. Bromberg/Bydgoszcz (1398–1411, 1440–1444, danach Sächsische Provinz) 30. Posen/Poznán (1399–1411, 1440–1444, danach Sächsische Provinz) 31. Nördlingen (um 1385–1538) 32. Hirschhorn (1406–1422, danach Niederdeutsche Provinz) 33. Jaslo (bis 1411, 1440–1444, danach Sächsische Provinz) 34. Plonsk (1440–1444, danach Sächsische Provinz) 35. Neustadt am Kulm (1413–vor 1536) 36. Priwitz/Prievidza (1426–ca. 1535) 37. Eperjes/Prešov (1440–ca. 1526) 38. Fünfkirchen/Pécs (1441–ca. 1536) 39. Mistelbach (ca. 1439–ca. 1480) 40. Heilbronn (1451–1802) 41. Sparneck (um 1455–1563) 42. Gösing (1480–1541) 43. Mauthausen (ca. 1494–1514) 44. Chiesch (1654–1731, danach Österreichische Provinz) 45. Rakonitz/Rakovník (1669–1706) 46. Groß-Strenz/Trzcinica Wielka (1677–1731, danach Österreichische Provinz) 47. Freystadt/Kożuchów (1685–1731, danach Österreichische Provinz) 48. Stuhlweißenburg/Székesfehérvár (1688–1731, danach Österreichische Provinz) 49. Wohlau/Wołow (1712–1731, danach Österreichische Provinz)

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ARCHIV Das Provinzarchiv befindet sich im Karmelitenkloster in Bamberg. Die Auswertung seiner Bestände hat sich für die Zeit bis zum Ende des Alten Reiches bislang auf die Personalkataloge konzentriert, die dem Schematismus von Adalbert Deckert und Matthäus Hösler für die Zeit von 1650–1802 zugrunde liegen.41 Für eine Provinzgeschichte innerhalb desselben Zeitraums kommt folgenden Quellen vorrangige Bedeutung zu: Prov. G. f. 3: Liber Decretalis Conventus Straubingani I/II 1648–1760; Prov. G. f. 4: Liber Decretalis Conventus Straubingani III 1760–1801; Prov. G. f. 5: Liber Vicariae Provinciae Bavaricae Conventuum Straubingani et Abenspergensis (Acta Comitiorum) 1771–1801; Prov. G f. 10: Series Capitulorum Provincialium et Decretorum, 1652–1786. Von den alten Konventarchiven der Provinz sind lediglich Bestände aus Straubing im Eigentum des Ordens verblieben, die 1969 nach Bamberg überführt worden sind.42 Es handelt sich dabei vor allem um Sakrista-, Rechnungs- und Wirtschaftsbücher des 17. und 18. Jhs. Eine vollständige Inventarisierung wird voraussichtlich erst nach der Vereinigung der Ober- und der Niederdeutschen Provinz zum 1. Januar 2013 erfolgen. Die Kapitelsakten der Oberdeutschen Provinz sind für die Jahre 1421–1529 in zwei Bänden überliefert.43 Sie beruhen in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Der Ordenshistoriker Adalbert Deckert hat sie bereits 1961 ausgewertet und damit der Forschung zugänglich gemacht.44 Auch die Aufzeichnungen des oberdeutschen Provinzials Andreas Stoß für die Jahre 1534–1538, seine „Acta“ mit Briefkonzepten und -abschriften, Visitationsprotokollen u. a., haben Adalbert Deckert und Matthäus Hösler im Druck vorgelegt.45 Auf die an das Hauptstaatsarchiv München abgeführten Archivalien kann bislang nur summarisch verwiesen werden.46 Provinziale47 a) 1318–1327 48 Johannes de Sublobiis oder Bertholdus 1318 G[erard]us de Vellento 1321 Johannes de Sublobiis 1324 b) seit 1348 Konrad von Neuburg (Nürnberg) 1348–1364 Konrad von Rottenburg (Rottenburg) 1365–1371 Konrad Zollner (Nürnberg) 1371–1389 Friedrich Wagner 1389–1392 Johannes von Kitzingen (Würzburg) 1392–1393 Heinrich Graefenberger (Nürnberg) 1393–1421 Eberhard Horgasser (Ravensburg) 1421–1430 Simon Reiser (Nürnberg) 1430–1436 Johannes Mellerstatt (Nürnberg) 1436–1452 Wilhelm Amman (Nürnberg) 1452–1458

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EINLEITUNG

Johannes Weilheimer (Augsburg) 1458–1472 Johannes Carpentarii (Augsburg) 1473–1490 Johannes Benzenreuther (Heilbronn) 1490–1499 Johannes Fortis (Augsburg) 1500–1514 Georg Muffel (Bamberg) 1514–1525 Johannes Reuther (Ravensburg) 1526–1529 Andreas Stoß (Bamberg) 1529–1540 Eucharius Ott (Würzburg) 1540–1544 (?) Andreas Zimmermann (Provinzvikar) 1544 Georg Raab (Abensberg) 1547–1558 Leonhard Gamman 1558–1569 Johannes Neff 1569–1573 Jacobus Ochsenhardt 1573–1584 Sebastian Fluck 1584–1587 Georg Sattler 1587–1603 Johannes Sattler 1603–1607 Johannes Neff (Provinzvikar) 1607–1609 Andreas Erbisser 1609–1612 Bartholomaeus Eiselin 1612–1616 Valentin Gluel (Provinzvikar) 1616 Bartholomaeus Eiselin (Provinzvikar) 1617–1623 Bartholomaeus Eiselin 1623–1637 Matthias Cerasius (Provinzvikar) 1637/38 Alexander Suevus 1638–1640 Bartholomaeus Eiselin 1640–1644 Angelus Metz 1644–1648 Hieronymus Ernst 1648 Angelus Metz (Provinzvikar) 1649 Angelus Metz 1650–1652 Gabriel ab Annuntiatione BMV 1652–1655 Jodocus a Circumcisione Domini (Provinzvikar) 1655 Gabriel ab Annuntiatione BMV 1656–1660 Chrysostomus a S. Huberto 1660–1662 Johannes a S. Bernardo (Provinzvikar) 1662–1664 Johannes a S. Bernardo 1664–1667 Bernardus a Praesentatione BMV 1667–1670 Avertanus a S. Elia 1670–1673 Angelus a S. Cruce 1673–1676 Bernardus a Praesentatione BMV 1676–1679 Matthias a S. Avertano 1679–1682 Petrus Thomas a Matre Carmeli 1682–1685 Antonius a S. Elisaeo 1685–1688 Eadmundus a S. Cyrillo 1688–1691

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Petrus Thomas a Matre Carmeli 1691–1694 Hyacinthus a Matre Dei 1694–1697 Eadmundus a S. Cyrillo 1697–1700 Petrus Thomas a Matre Carmeli 1700, † 9.12.1700 Gerardus a Stigmatibus Christi (Provinzvikar) 1701–1703 Hyacinthus a Matre Dei 1703–1706 Gerardus a Stigmatibus Christi 1706–1709 Columbanus a S. Spiridone 1709–1710 Eadmundus a S. Cyrillo (Provinzvikar) 1710–1712 Eadmundus a S. Cyrillo 1712–1715 Albertus a Resurrectione Domini 1715–1718 Columbanus a S. Spiridone 1718–1721 Anastasius a S. Georgio 1721–1724 Albertus a Resurrectione Domini 1724–1727 Sebaldus a S. Christophoro 1727–1730 Columbanus a S. Spiridone 1730–1733 Aloysius a S. Balthassaro 1733–1736 Rudolphus a S. Carolo 1736–1739 Jodocus a S. Benedicto 1739–1742 Sebaldus a S. Christophoro 1742–1745 Felicianus a S. Theresia 1745–1748 Jodocus a S. Benedicto 1748–1751 Melchior a S. Elisaeo 1751–1754 Felicianus a S. Theresia 1754–1757 Gerardus a S. Barbara 1757–1760 Melchior a S. Elisaeo 1760–1763 Constantius a S. Anastasio 1763–1766 Clemens a S. Columbano 1766–1769 Melchior a S. Elisaeo (Georg Sebastian Straubenmüller) 1769–1772 Otto a S. Margaretha (Joseph Reinhart) 1772–1776 Willibaldus a S. Wunibaldo (Franz Xaver Anton Beer) 1776–1779 Theodolus a S. Albino (Jakob Anton Oberthühr) 1779–1783 Lotharius a S. Josepho (Franz Xaver Karl Dinger) 1783–1786 Gerardus a S. Johanne Baptista (Johannes Petrus Paris) 1786–1789 Lotharius a S. Josepho (Franz Xaver Karl Dinger) 1789–1792 Gallus a S. Rosina (Anton Ferdinand Heidenreich) 1792 Christianus a S. Ursula (Johann Jakob Grueber) 1792–1795 Thaddaeus a S. Melchiore (Johann Andreas Veith) 1795–1797 Bonifatius a S. Elisaeo (Michael Seuffert) 1797–1798 Gerardus a S. Johanne Baptista (Johannes Petrus Paris) 1798–1802 Raymundus a S. Antonio (Johann Richard Schoebele) 1802

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EINLEITUNG

1 Grundlegend dazu: Deckert, Oberdeutsche Provinz, 13–17.  –  2 Adalbert Deckert, Das ehemalige Karmelitenkloster zu Bamberg in der Au. In: 91. Ber. des Hist. Vereins Bamberg, Jb. 1951. Bamberg 1952, 144.  –  3 Urk. von 1326, StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg Urk. (Münchner Abgabe) 379, Siegel 1. –  4 Acta Cap. Gen. 1, 20.  –  5 ISF KB 43, fol. 79r; Zimmerman, Mon. Hist. Carm., 165.  –  6 Acta Cap. Gen. 1, 95.  –  7 Ebd., 137–144. Die Bestimmungen überliefert auch ISF KB 43, fol. 173r–174r. Milendunck erwähnt, dass zu diesem Zeitpunkt zur Böhmischen Provinz aus der Oberdeutschen Provinz die Konvente in Pößneck, Querfurt, Magdeburg, Dahme, Prag/Praha, Tachau/Tachov, Ofen/Buda, Striegau/Strzegom gelangten.  –  8 Xiberta, De scriptoribus, 471.  –  9 ISF KB 43, fol. 60r. Vgl. Meinrad Sehi, Die Bettelorden in der Seelsorgsgesch. der Stadt und des Bistums Würzburg bis zum Konzil von Trient. Würzburg 1981, 319.  –  10 Deckert/Hösler, Oberdeutsche Provinz, 48.  –  11 Ebd.  –  12 Acta Cap. Gen. 1, 191f. Ab 1444 gehörte dieses Vikariat dann zur Sächsischen Provinz, ebd. 201.  –  13 Deckert/Hösler, Oberdeutsche Provinz, 16.  –  14  Acta Cap. Gen. 1, 239.  –  15 Zu den ungarischen Konventen: Kund Miklós Regényi, Die ungarischen Konvente der Oberdeutschen Karmelitenprovinz im Mittelalter. Budapest/Heidelberg 2001.  –  16 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 105f.  –  17 Ebd., 106.  –  18 Ebd., 107.  –  19 Ebd., 71.  –  20 Ebd., 332.  –  21 Zum Zustand der einzelnen Konvente in der Provinz: Deckert/Hösler, Acta, 46–112, und die Beiträge in diesem Bd.  –  22 Ebd., 29.  –  23 Staring, Nikolaus Audet, 124.  –  24 ISF KB 44, fol. 508v–509r.  –  25 „Provintia Alemaniae superioris habebat conventus multos et erat provintia egregia, sed est fere tota destructa a Lutheranis“, Staring, Nikolaus Audet, 429.  –  26 Ebd., 433.  –  27 Vgl. dazu Panzer, Geschichte, 19–21.  –  28 Regvla et Constitvtiones Fratrum Beatae Dei Genitricis, et Virginis Mariae de Monte Carmeli, strictioris observantiae, pro Conuentibus Reformatis. Confirmatae primum ab Urbano VIII. dein ab Innocentio X. Ex Decreto Capitulo Generalis, Romae celebrati an. M.DC.XLV. (1646).  –  29 Deckert, Karmeliten, 780. Den Einsatz zur Rückkehr nach Wien und zur Rückgewinnung der anderen wegen der „Häretiker“ verlorengegangenen Konvente hatte zuletzt das Generalkapitel 1645 dem oberdeutschen Provinzial aufgetragen, Acta Cap. Gen. 2, 61.  –  30 Ebd., 100. Zur Vorgeschichte der Böhmischen Provinz vgl. Panzer, Mittelalter, 68–71.  –  31  23.5.1731, Bull. Carm. 4, 212f., 250; Acta Cap. Gen. 2, 342.  –  32 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 31, Anm. 132. Von dem Studienkolleg in Plan bei Marienbad ist bislang nur die Erlaubnis zur Errichtung 1666 bekannt, Acta Cap. Gen. 2, 121; es lässt sich als schola publica wohl mit der Lateinschule vergleichen, die der Konvent Ravensburg 1662–1672 unterhielt.  –  33 Deckert, Akten, 36.   –  34 Deckert, Karmeliten, 780.  –  35 Smet, The Carmelites III/1, 142.   –  36 Im Kontext des Reformkonvents Straubing hat M. Plattig auf die Anzahl der Priester- und Ordensberufe im Bistum Regensburg aufmerksam gemacht, die ebenfalls bis 1700 enorm anstieg, Plattig, Gebet als Lebenshaltung, 101.  –  37 Deckert, Karmel in Straubing, 320f.   –  38 Ebd., 29.  –  39 1318 teilte das Generalkapitel von Bordeaux der Oberdeutschen Provinz die hier Nr. 1–12 verzeichneten Konvente zu, ISF KB, fol. 79r. 1348 wurde bei der Neuordnung der Provinzen die Zuordnung einzelner Klöster geändert. Bis zur Nr. 9 (Dinkelsbühl) blieb die Reihe stabil, doch die Konvente in Speyer (10) und Straßburg (12) gelangten an die Niederdeutsche Provinz. Die Reihenfolge der Konvente nach dem Gründungsdatum änderte sich seit 1348 ab Nr. 10; zusammengestellt nach Deckert, Oberdeutsche Provinz, 17–46.  –  40 Hier ist eine Klosterverlegung zu verzeichnen, da 1367/68 der Regensburger Konvent nach Straubing verlegt wurde.  –  41 Deckert/Hösler, Schematismus, 1. Tl., 148f.   –  42  Zur Situation des Jahres 1968 informiert Deckert, Karmel in Straubing, 250f.  –  43 Sächsische LandesB – Staats- und UnivB Dresden, Mscr. Dresd. A 199f I/II.  –  44 Deckert, Oberdeutsche Provinz.  –  45 Hs. in der Sächsischen LandesB – Staats- und UnivB Dresden, Mscr. Dresd. A 199g; Druck: Deckert/Hösler, Acta.  –  46 Deckert, Karmel in Straubing, XVI.  –  47 Nach Deckert, Oberdeutsche Provinz, 55–68; Ders., Karmel in Straubing, 46–49; Ders., 700 Jahre Karmeliten, 91.  –  48 Nach Acta Cap. Gen. 1, passim, zu den einzelnen Generalkapiteln. Für das Jahr 1318 benennt ISF KB 43, fol. 49v Johannes de Sublobiis und Acta Cap. Gen. 1, 20, einen Frater Bertholdus.

Edeltraud Klueting / Stephan Panzer 

Sächsische Provinz (1440 bis ca. 1524) Name Provincia Saxoniae Ordinis beatae Mariae de Carmelo Siegel Das Siegel des Provinzials der Sächsischen Karmelitenprovinz ist spitzoval. Es zeigt die stehende Gottesmutter mit dem Kind auf dem linken Arm in gotischer Predella. Umschrift [nicht mehr vollständig lesbar]: sigillum prouincialis saxonie(nsis) ord(in)is beate Marie de carmelo.1 Ein Siegel des Provinzkapitels ist nicht bekannt. GESCHICHTE Das Generalkapitel 1440 in Asti löste die Böhmische Provinz durch Teilung auf.2 Aus ihrem nördlichen Teil bildete man die Provinz Sachsen. Die verbliebenen Konvente des südlichen Teils, d. h. in Böhmen, Ungarn und Polen, kehrten zur Oberdeutschen Provinz zurück. Die neu konstituierte Provinz Sachsen umfasste die summarisch genannten Konvente in „Dacia“ (Dänemark)3 und „Prucia“ (Preußen)4 sowie die namentlich aufgeführten Konvente in Striegau (Schlesien), Magdeburg, Querfurt, Dahme, Pößneck und Jena im Heiligen Römischen Reich.5 Eine Neuumschreibung erfuhr die Provinz durch das Generalkapitel 1444 in Chalonsur-Saône, das die böhmischen und polnischen Klöster von der Oberdeutschen zur Sächsischen Provinz transferierte.6 Mit der Neuerrichtung der BöhmischPolnischen und der Dänisch-Norwegischen Provinzen durch das Generalkapitel 1462 in Brüssel7 wurde diese Einteilung bereits wieder hinfällig. Weitere Klöster wurden in Perleberg, Hettstedt, Stettin und Ohrdruf gegründet. Die Sächsische Provinz erlosch in der Reformationszeit. Seit 1524 konnte das Generalkapitel keinen Provinzial für die Provinz Sachsen mehr bestellen, sondern führte in der Reihe der Ordinationen nur noch Punkte anstelle der Namen der Provinziale auf.8 Generalprior Nikolaus Audet vermerkte in seiner Bestandsaufnahme des Ordens 1531, die Provinz Sachsen sei von den Lutheranern zerstört.9 Der Generalprior erhielt jahrelang keine Nachrichten aus der Provinz, und „übrigens betrüben uns am meisten die gewaltigen Verluste des Ordens in den Provinzen Sachsen und Dänemark“, wie er 1533 schrieb.10 Deshalb setzte Audet seine Hoffnung auf den niederdeutschen Provinzial Dietrich von Gouda und verlieh ihm am 13. Februar 1534 das Vikariat über die sächsische Ordensprovinz, „welche schon zum größten Teil ausgestorben war, ‚damit er diese mit solcher Umsicht leite, daß die Brüder nicht jede Gelegenheit ergreifen, um den Orden zu verlassen.‘“11 Doch auch 1539 konnte man für Sachsen keinen neuen Provinzial ernennen.12 1548 und wiederum 1564 überließ das Generalkapitel schließlich die Bestellung eines sächsischen Provinzials künftigen Zeiten.13 Das Generalkapitel 1575 in Piacenza übergab die Aufsicht über die Provinz Sachsen dem Provinzial der Oberdeutschen Provinz.14 Schließlich wurde 1593 mit Jacobus Raymundus wieder ein Provinzial für die erloschene Saxonia gewonnen,15 in der kein einziges Kloster mehr bestand. Über seine Tätigkeit wird nichts bekannt. Während der für die kaiserlichen Truppen siegreichen Jahre des Dreißigjährigen Krieges versuchte das Generalkapitel den früheren Besitzstand des Ordens wieder-

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EINLEITUNG

herzustellen.16 Vor diesem Hintergrund ernannte General Gregor Canal im Juli 1625 Kaspar Münster zum Generalkommissar der Sächsischen Provinz, mit der Zuständigkeit für Sachsen, Dänemark und Norwegen (Dacia), Böhmen, Österreich und Ungarn.17 Dies war zugleich der Zeitpunkt, zu dem in der Niederdeutschen Provinz die Auseinandersetzungen um die Ordensreform eskalierten, als Kaspar Münster unter seinen Anhängern heftigen Widerstand gegen die Reformbestrebungen schürte. So erscheint es als ein kluger Schachzug des Generalpriors Gregor Canal, Münster aus der unruhigen Niederdeutschen Provinz zu entfernen und ihn als seinen Bevollmächtigten in die verlorengegangene Sächsische Provinz zu entsenden. Er leitete das sächsische Kommissariat wohl bis 1629, als der Osnabrücker Fürstbischof FranzWilhelm von Wartenberg, mit dem er während seiner Mission in Kontakt gekommen war, ihn zum Pfarrer der Marienkirche in Osnabrück ernannte.18 Bei den Vorbereitungen zur Wiederherstellung einzelner Klöster konnte Kaspar Münster – zumindest nach seinen eigenen Angaben – einige Erfolge erzielen, die jedoch durch den Einfall der schwedischen Truppen unter Gustav Adolf 1631 wieder zunichte gemacht wurden. Über seine Reisen und Verhandlungen zur Rückgewinnung der früheren Klöster und Güter des Ordens berichtet er in der (heute verschollenen) Schrift „Saxonia Ordinis Carmelitarum celeberrima Provinica ab haereticis penitus devastata, opera & industria adm. Reverendi & eximii P. Magistri Gasparis Munsteri, eiusdem & aliarum Provinciarum Commissarii & Visitatoris Generalis, anno 1627 ex eorumdem haereticorum faucibus erepta, eidem Sacro Ordini strictioris observantiae est restituta.“19 Allerdings hat er wohl nicht das gesamte Gebiet persönlich in Augenschein nehmen können. Deshalb weist Gondulf Mesters zu Recht darauf hin, Münster zeige sich „in diesem Werk aber keineswegs als Sachkundiger im Hinblick auf die Geschichte der sächsischen Provinz. Die früheren niederdeutschen Klöster von Marienau, Wouds­ end, IJlst, Appingen und Spangenberg verlegte er ohne Bedenken nach Sachsen“.20 Weitere Versuche zur Restituierung der Sächsischen Provinz unterblieben zunächst. 1658 gelang von Seiten der Oberdeutschen Provinz jedoch die Wiederansiedlung in Striegau und von hier aus die Neugründung der drei schlesischen Konvente in Groß-Strenz (1677), Freystadt (1685) und Wohlau (1712).21 Zugehörige Klöster (nach dem Gründungsdatum)22 1. Pößneck (1315–1525) 2. Querfurt (1333–1539) 3. Magdeburg (vor 1337–1544) 4. Dahme (1304/1339–ca. 1543) 5. Striegau (Schlesien) (1382–1539) 6. Jena (1414–ca. 1525) 7. Perleberg (1441–1539/40) 8. Hettstedt (1451–1525) 9. Stettin (1463–1534) 10. Ohrdruf (1463–1525)

sächsische PROVINZ

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ARCHIVALISCHE QUELLEN Das Archiv der Sächsischen Provinz ist verloren. PROVINZIALE23 1440 wird die Ernennung dem Generalprior überlassen: Johannes Wolyn24 Johannes Wolyn (Wolny) 1444–1451 Petrus Stoß (Stooz) 1451–1456 Livinus de Damis (Livinus Becker, Pistoris) 1456–1462 Johannes Groutzschen, Dr. theol., 146325 Fredericus Mellerstat 1469–1472 († 1472) Johannes Scultetus (Schultheiss) 1472–1482 Armanus Holendorf 1482–1488 Hermannus de Villaveteri 1492, 1498 bestätigt 1503 wird die Ernennung dem Generalprior überlassen Johannes Campis 1510, 1513 bestätigt 1517 wird die Ernennung dem Generalprior überlassen Jacobus Raymundus 1593

1 Abdruck vom 19.5.1463, Thüringisches StA Gotha, Geheimes Archiv QQ X (X) Kirchensachen der Grafen von Gleichen, Nr. 53 (Pergamentausfertigung) und Nr. 54 (Papierausfertigung).  –  2  Acta Cap. Gen. 1, 191.  –  3 Die Konvente in Landskrona, Skelskør und Helsingør.  –  4 Im Deutschordensstaat gab es nur einen Konvent in Danzig.  –  5 Acta Cap. Gen. 1, 191f.; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 16. Jakob Milendunck nennt die Konvente in Magdeburg, Querfurt und Dahme die „primarii conventus“ der Provinz, weil sie bereits vor der Teilung der Deutschen Provinz bestanden, ISF KB 43, 259r.  –  6 Acta Cap. Gen. 1, 201.  –  7 Ebd., 239.  –  8 Die Angabe von Clemens Martini, Carmel 1, 614, dass der letzte Provinzial Johannes Campis bis 1532 im Amt blieb, weil er am 27.12.1532 noch als Provinzial von Sachsen erwähnt werde, beruht auf einer Fehldatierung. Die von Martini herangezogene Urk. mit dem angeblichen Ausstellungsdatum 27.12.1532 (Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen. Hg. von Felician Gess. Bd. 1, Leipzig 1905, Nr. 414) datiert korrekt vom 27.12.1522 und nennt den „provinciali bruder Johann Campen“ tatsächlich für das Jahr 1522.  –  9 Staring, Nikolaus Audet, 429.  –  10 Ebd., 300.  –  11 Ebd., 281.  –  12 Acta Cap. Gen. 1, 398f.  –  13 Ebd., 418, 449.  –  14 Ebd., 497.  –  15 Ebd., 586.  –  16 Acta Cap. Gen. 2, 48. Kaspar Münster wurde nicht vom Generalkapitel, sondern von Generalprior Canal nach dem Kapitel ernannt, vgl. Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 40.  –  17 Brief des Generalpriors Canal an Kaspar Münster vom 6.7.1625 in ISF KB 47, 581v; erwähnt auch in ISF KB 81, p. 887. Vgl. zur Mission Kaspar Münsters Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 37–41, sowie Panzer, Observanz und Reform, 69, 89.  –  18  Recht unwahrscheinlich ist es, dass er bis zu seiner Ernennung zum Weihbischof von Osnabrück mit dem Titularbistum Aureliopolis in Asia am 13.2.1631 als Bevollmächtigter des Generals Canal in Sachsen blieb. Zum weiteren Werdegang Münsters Michael F. Feldkamp, Art. Münster. In: Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648–1803. Ein biographisches Lexikon. Berlin 1990, 320.  –  19  Auszüge aus der „Saxonia“ in ISF KB 81, p. 887– 892; vgl. auch Bibl. Carm. I, 538. Die Handschrift beruhte am Ende des 17. Jhs. im Archiv der Niederdeutschen Provinz in Köln, wo sie sowohl von Jakob Milendunck als auch von seinem Nachfolger Philippus a S. Ioanne für ihre Forschungen zu den Konventen der Sächsischen Provinz herangezogen wurde.  –  20  Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 40. Kaspar Münster zählte auch eine Reihe von Orten auf, in denen sich tatsächlich keine Niederlassungen des Ordens

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nachweisen lassen, vgl. ISF KB 43, fol. 259r–260r.  –  21 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 36, Anm. 168.   –  22 Ohne den nur 1440–1462 der Sächsischen Provinz angegliederten Konvent Danzig, der 1462 zur Böhmisch-Polnischen Provinz kam, und ohne die 1462 der Dänisch-Norwegischen Provinz zugewiesenen Klöster in Dänemark. Eine knappe Übersicht über die Konvente der Sächsischen Provinz findet sich in ISF KB 44, fol. 505r–506r. In Ermangelung eines sicheren Existenzbeleges wurde Calbe (Saale) nicht in die Liste der provinzangehörigen Klöster aufgenommen.  –  23 Nach Acta Cap. Gen. 1, passim.  –  24 Matthäus Hösler, Gorazd Cetkovský, Helena Čižinská, Josef Hájek, Dějiny karmelitánů v Praze. In: Staletá Praha 26, Číslo 2, 2010, 2–108, hier 16: Provinziale der Sächsischen Provinz.  –  25 Thüringisches StA Gotha, Geheimes Archiv QQ X (X) Kirchensachen der Grafen von Gleichen, Nr. 53, 54.

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Kölnische Provinz (1613–1620) Die Vorgeschichte der kurzlebigen Kölnischen Provinz, einer Abspaltung der Niederdeutschen Provinz, reicht bis in das Jahr 1609 zurück. Auf dem Provinzkapitel dieses Jahres legte Wilhelm Hatting sein Amt als Provinzial nieder, wurde aber einstimmig wiedergewählt. Er nahm das Amt gegen seinen Willen an und ernannte den Prior von Brüssel, Ferdinandus a S. Victore, zu seinem Socius und Vikar, und dazu als weitere Socii Balthasar Romaya (Romerskirchen), den Regens des Kollegs in Löwen, sowie Ferdinand Alter, den Prior von Geraardsbergen. Noch im selben Jahr 1609 wurde Hatting von dem Kölner Erzbischof-Koadjutor Ferdinand von Bayern in Poppelsdorf eingekerkert. Nuntius Albergati berichtete zwei Jahre nach dem Ereignis nach Rom, der umstrittene Karmeliter sei wegen einer Morddrohung gegen den Koadjutor gefangengesetzt worden. Seine Inhaftierung scheint indes eine Folge des Konflikts zwischen dem Provinzial und dem Erzbischof und dem Koadjutor wegen der Exemtion gewesen zu sein, der durch ärgerniserregende Beziehungen zu den Klarissen von Neuss eskalierte.1 Hatting verstarb vor dem Ende des gegen ihn geführten Prozesses am 27. September 1611 in der Gefangenschaft.2 Als seinen Nachfolger setzte der Generalprior Henricus Sylvius den Vikar Ferdinandus a S. Victore ein.3 Als der neue Provinzial und seine beiden Socii bei der Visitation des Kölner Karmel 1610 eine Überschuldung feststellten, setzten sie den bisherigen Prior ab und ließen Balthasar Romaya, einen Schützling Ferdinands von Bayern, zum neuen Prior wählen.4 Im Jahr darauf brachen dann heftige Auseinandersetzungen – „gravissimae controversiae“ – zwischen der brabantischen und der deutschen Nation aus.5 Deren Auslöser war ein Streit um den Verkauf des Klosters in Moers an den Prinzen Moritz von Oranien [ Moers] – für Ferdinandus a S. Victore ein willkommener Anlass, die von ihm betriebene Spaltung der Niederdeutschen Provinz in einen Brabanter und einen deutschen Teil durchzusetzen.6 Er selbst war gemeinsam mit den Brabanter Konventen der Protagonist für den Verkauf, während die Prioren der Natio Germanica unter Führung von Balthasar Romaya den Verkauf an den Prinzen von Oranien, den „ketzerischen Eroberer des Klosters“, als ungerecht ablehnten. Zum 11. November 1612 berief der Provinzial ein Kapitel nach Antwerpen ein. Der Einladung folgten alle Prioren aus der Brabanter Natio, während die deutschen Konvente bis auf einen die Teilnahme verweigerten. Zur Begründung führten sie an, der unlängst verstorbene General Henricus Sylvius habe Köln zum Versammlungsort bestimmt. Die geringe Präsenz hinderte Ferdinandus a S. Victore jedoch nicht daran, das Kapitel allein mit den Brabanter Prioren zu feiern und die Prioren von Köln, Mainz und Frankfurt als „Rebellen“ verurteilen und ihrer Ämter entheben zu lassen. Weiterhin wurde der Beschluss gefasst, dem nächsten Generalkapitel die Bitte vorzutragen, die Brabanter Konvente von den deutschen Konventen abzutrennen.7 Auf diesem Generalkapitel in Rom 1613, an dem Ferdinandus a S. Victore mit zwei Brabanter Socii teilnahm, erreichte er seine Ziele. Die Väter stimmten zu, die Niederdeutsche Provinz zu teilen, erklärten ihr Einver-

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ständnis mit dem Verkauf des Moerser Klosters und zur Verwendung seiner Güter für die von den Häretikern besetzten Konvente in Holland [ Moers]. Damit wurde die neue Kölnische Provinz von der Niederdeutschen Provinz abgetrennt.8 Die Brabanter Klöster, zu denen auch der Moerser Konvent zählte, führten nun die Bezeichnung Niederdeutsche Provinz. Die Kölnische Provinz umfasste die Konvente der deutschen Natio, nämlich Köln, Boppard, Frankfurt, Trier, Mainz, Speyer, Worms, Aachen und Tönnisstein.9 Der Kölner Prior Balthasar Romaya sollte sie als Provinzial leiten. Die Verwendung des Erlöses, den die Niederdeutsche Provinz für den Verkauf des Klosters in Moers erzielte, war der Grund für weitere heftige Auseinandersetzungen zwischen den Brabanter und den niederdeutschen Klö­stern10 [ Moers]. Von 1613–1619 fand in der Kölnischen Provinz kein Provinzkapitel statt.11 Die Motive, die zur Spaltung der Provinz führten, sind vielschichtig. Zum einen lässt sich das Schisma durch den Streit um den Verkauf des Klosters in Moers, zum zweiten durch persönliche Motive der beiden Prioren, zum dritten durch nationale und sprachliche Differenzen zwischen den Brabantern und den Niederdeutschen begründen. Insbesondere ist auch das politische Interesse der Regenten in den spanischen Niederlanden, Infantin Isabella und Erzherzog Albrecht VII., an der Abtrennung der brabantischen Klöster von der Niederdeutschen Provinz und ihrer Angliederung an die Belgische Karmeliterprovinz zu berücksichtigen.12 Was in der Forschung bisher kaum beachtet wurde, ist indes ein Zusammenhang mit den ordensinternen Reformbestrebungen. Die Tatsache, dass in dem entscheidenden Jahr 1613 ein Kloster der Unbeschuhten Karmeliter in Köln gegründet wurde, dessen Entstehung sich der Initiative des Gründungspriors Thomas a Jesu aus Brüssel verdankt,13 müsste näher in den Blick genommen werden. Es liegt nahe, das Erscheinen der Unbeschuhten Karmeliter in Köln 1613 mit der Teilung der Provinz im gleichen Jahr in Verbindung zu bringen, denn Jerónimo Gracián, den Erzherzog Albert 1606 nach Brüssel gerufen hatte, sah die einzige Möglichkeit einer Reform der Beschuhten in der Übernahme ihrer Konvente durch die Unbeschuhten Karmeliter.14 Eine geteilte – und damit geschwächte – Provinz wäre seitens der Unbeschuhten leichter zu reformieren bzw. zu übernehmen gewesen als eine ungeteilte große Provinz. Die Akten der Generalkapitel OCD enthalten schließlich den Hinweis, dass Papst Paul V. am 1. September 1611 dem Kölner Erzbischof Ernst von Bayern die Gründung eines Klosters der Unbeschuhten Karmeliter in Köln empfahl15 – was 1613 vollzogen wurde. Diese Überlegungen lassen sich derzeit nicht durch weitere Quellen erhärten, denn die Chronik des Kölner Karmel der Unbeschuhten Karmeliter (Im Dau) ist seit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009 nicht auffindbar, und die Protokolle der Provinzkapitel der Niederdeutschen Provinz des Stammordens schweigen zu dieser Frage. Als die langjährigen Streitigkeiten um die Verwendung des Verkaufserlöses für das Moerser Kloster schließlich beigelegt waren, entstand ein neuer Konflikt in der Kölnischen Provinz durch Kaspar Münster, einen Professen des Kölner Karmel. Er kehrte 1618 nach seinem Studium in Italien als frisch promovierter Doktor in sei-

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nen Heimatkonvent zurück und präsentierte dort ein Schreiben des Ordensgenerals Sebastian Fantoni, der ihn als Regens studii im Kölner Konvent einsetzte. Das verstieß gegen die Ordenskonstitutionen und wurde deshalb vom Provinzial und Kölner Prior Balthasar Romaya zurückgewiesen.16 Die anschließenden Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kontrahenten bezeichnet der Ordenschronist Jakob Milendunck zu Recht als „Tragödie“.17 Der Kölner Erzbischof, Kurfürst Ferdinand von Bayern, verletzte erneut die exemte Stellung des Ordens und griff in den ordensinternen Streit ein, indem er den Provinzial zu seinem Generalvikar zitierte. Dieser hatte das Schicksal des Provinzials Wilhelm Hatting noch vor Augen und entfloh den kurfürstlichen Übergriffen durch eine eilends angesetzte Visitation des Konvents in Boppard, der in seiner Provinz, aber außerhalb des kurfürstlichen Territoriums lag. Ferdinand von Bayern entsandte dann den Generalvikar in den Kölner Konvent, wo dieser mit der Begründung, die Provinz und der Konvent seien ohne Haupt, einen neuen Prior sowie einen Provinzvikar wählen ließ.18 Dieses Geschehen rief in der Provinz große Erregung hervor. Um den Streit zu beenden, entsandte der Ordensgeneral Sebastian Fantoni 1619 Petrus Grimaldi als Visitator und Generalkommissar der Kölnischen Provinz mit weitreichenden Vollmachten nach Köln. Er ließ am 7. November 1619 zunächst eine Priorenwahl durchführen, aus der Johannes Bachusius aus Frankfurt als neuer Kölner Prior hervorging19 [ Köln]. Darauf berief er ein Provinzkapitel ein, zu dem sich am 17. November alle Prioren und weitere Patres gremiales, unter denen auch der Kölner Regens Kaspar Münster war, im Kölner Kloster versammelten. Kommissar Grimaldi ermahnte die Versammlung, die Streitigkeiten beizulegen, drang mit seinem Aufruf jedoch nicht durch, sondern musste dem Druck der Mehrheit nachgeben, die einen neuen Provinzial wählen wollte. Dabei konnte Kaspar Münster 13 der 20 Stimmen auf sich vereinigen und wurde neuer Provinzial der Kölnischen Provinz.20 Dennoch opponierte er sofort gegen die Beschlüsse Grimaldis und gegen die Tatsache, dass dieser das Provinzkapitel leitete. Münster bezeichnete sich selbst in einem Zirkularschreiben an alle Konvente der Provinz als „gewählter Provinzial der Niederdeutschen Provinz der regularen Observanz“.21 Der Inhalt dieses Schreibens, das ein Pamphlet gegen Grimaldi darstellt, war für den Ordensgeneral Fantoni der Anlass, die Wahl und das ganze Provinzkapitel zu annullieren und Balthasar Romaya bis zum nächsten Generalkapitel in seinem Amt zu bestätigen. Dies fand Pfingsten 1620 in Rom statt, rehabilitierte Balthasar Romaya vollständig22 und bestätigte ihn als Provinzial, während die Wahl von Kaspar Münster aufgehoben wurde. Das Generalkapitel revidierte auch die Entscheidung von 1613 zur Teilung der Niederdeutschen Provinz und fasste „in Hinsicht auf die beiden deutschen und brabantischen Nationes“ den Beschluss zur Wiedervereinigung in einer Provinz. Es bestätigte erneut Balthasar Romaya als Provinzial.23 Ferdinandus a S. Victore gab gemeinsam mit seinen Socii dem Ordensgeneral sein Provinzialat zurück. Der Wortlaut des Beschlusses überliefert keine explizite Begründung; vermutlich hatten aber die tumultuarischen Zustände in der Kölner Provinz den Kapitelsvätern die Fehlentscheidung von 1613 nur zu deutlich vor Augen geführt.

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EINLEITUNG

Doch damit war das dramatische Intermezzo der Provinzteilung noch nicht beendet, denn Kaspar Münster erkannte die Annullierung seiner Wahl durch das Generalkapitel nicht an und leistete weiterhin vom Kloster Tönnisstein aus, in das er sich zurückgezogen hatte, Widerstand gegen den Beschluss. Erzbischof Ferdinand von Bayern hingegen untersagte Balthasar Romaya den Zugang zum Erzbistum Köln.24 Auch eine Intervention des Kardinalprotektors Millino zu seinen Gunsten blieb wirkungslos. Millino untersagte im Oktober 1620 in einem Zirkularschreiben an alle Konvente der wiedervereinigten Niederdeutschen Provinz bei Strafandrohung, Kaspar Münster weiterhin als Provinzial anzuerkennen.25 Mitten in den Wirren starb der Provinzial der wiedervereinigten Niederdeutschen Provinz Balthasar Romaya am 6. Oktober 1620 in Boppard26 [ Niederdeutsche Provinz, zur weiteren Rolle des Kaspar Münster  Sächsische Provinz]. Die Kölnische Provinz hatte drei Studia in Köln, Mainz und Trier. Das Noviziat wurde in Köln angesiedelt. Zugehörige Klöster Köln Boppard Frankfurt Trier Mainz Speyer Worms Aachen Tönnisstein PROVINZIALE Balthasar Romaya 1613–1618, 1619–1620 Winandus Winenthal, Provinzvikar 1618–1619 1

Dazu die Schreiben des Nuntius Albergati aus dem Jahr 1610, vgl. NB Köln Bd. 5,1. Nuntius Antonio Albergati (1610 Mai–1614 Mai). Bearb. von Wolfgang Reinhard. Paderborn 1972. Schreiben vom 27.11.1610, 185 Nr. 162, Anm. 2, 3 mit weiteren Quellenangaben; Schreiben vom 20.3.1611, 270f. Nr. 279; Schreiben vom 13.6.1611, 344 Nr. 362, Anm. 1, mit Hinweis auf „Summarium Processus contra fr. Wilhelmum Dunck Hattingensem … de verbis iniuriosis prolatis in D. Coadiutorem Coloniensem“, B Apostolica Vaticana, Buoncompagni E 31 fol. 147r/v; E 33 fol. 120–133; Schreiben vom 25.9.1611 wegen „gefährlicher Äußerungen des Karmelitergenerals gegen den Koadjutor wegen der Gefangensetzung eines Karmeliters“, 473f. Nr. 502.  –  2 Ebd., 489f. Nr. 525, Anm. 3, Albergati berichtete am 29.10.1611 über den Tod des Wilhelm Hatting im Gefängnis in Poppelsdorf, der dem Prozess ein Ende setzte. Jakob Milendunck (und danach Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 82), datierte sein Ableben auf den 27.9.1609, ISF KB 47, fol. 551v, was auf einer Verwechselung der Jahreszahl beruht. Jüngste Gesamtdarstellung des Kurfürstentums und Erzbistums Köln zur Zeit Ferdinands von Bayern: Hansgeorg Molitor, Das Erzbistum Köln im Zeitalter der Glaubenskämpfe. 1515–1688. Köln 2008 (Gesch. des Erzbistums Köln 3), bes. 238–253.  –  3 ISF KB 81, p. 955–960; ISF

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KB 47, fol. 304r–311v. Das Provinzkapitel protestierte 1610 gegen diesen Eingriff in sein Wahlrecht, akzeptierte jedoch Ferdinandus a S. Victore als neuen Provinzial, ISF KB 47, fol. 552r.  –  4 Ebd.  –  5 Ebd., 552v.  –  6 Dazu auch Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 37.  –  7 „petendam esse separationem conventuum Brabantiae a conventibus Germaniae“, ISF KB 47, fol. 553r.  –  8 Acta Cap. Gen. 2, 31f. Päpstliche Bestätigung der Teilung durch die Bulle „Christi fidelium quorum­libet“ vom 30.12.1613, Bull. Carm. 2, 368f.; vgl. auch ISF KB 81, p. 955–960; ISF KB 47, fol. 304r–311v.   –  9 ISF KB 47, fol. 554v; Acta Cap. Gen. 2, 31f.; Smet, Carmelites, 3/1, 122 (196).  –  10 ISF KB 45, fol. 24 r/v.  –  11 Ebd., fol. 34.  –  12 Dazu Panzer, Observanz und Reform, insbes. Kap. 4, 95–175.  –  13 Die Acta Capituli Generalis OCD Congregationis S. Eliae 1 (1605–1641). Hg. von A. Fortes. Rom 1990 (Mon. Hist. Carmeli Teresiani 11), 36, Anm. 6, geben den Hinweis, dass die Gründung in Köln auch auf den Wunsch Papst Pauls V. zurückgehe. Zur Person des Thomas a Jesu s. Simeón Tomás-Fernandez de la S. F., El fundadór del Carmen Descalzo de Colonia padre Tomás de Jesús (1564–1627). In: Jb. des Kölnischen Gesch.vereins 36/37, 1961/62, 131–156.  –  14  Vgl. Panzer, Observanz und Reform, 63.  –  15 Acta Capituli Generalis OCD 1, 36, Anm. 6. Gracián hatte sich wiederholt dafür ausgesprochen, Papst Paul V. einzuschalten und ihn um eine Anordnung zu bitten, dass in die Konvente der Beschuhten die Unbeschuhten Karmeliter einziehen.  –  16 ISF KB 47, fol. 557v.  –  17 Die Ereignisse um Kaspar Münster sind von dem Ordenschronisten Jakob Milendunck mehrfach überliefert, ausführlich in seinem „Chronicon Carmeli Coloniensis“ (ISF KB 47, fol. 557r–571r), ebenso in seiner Chronik der Niederdeutschen Provinz (ISF KB 45, fol. 35v–66r, 90v–105r). Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 38–41, nennt daneben das Visitationsprotokoll von Petrus Grimaldi im AGOC, Cod. I Germ. Inf. (Anm. 212).  –  18 ISF KB 47, fol. 560r.  –  19 Ebd., fol. 560v.  –  20 Ebd., fol. 564v.  –  21  „Prior provincialis electus provinciae Alemaniae inferioris regularis observantiae“, Zirkular vom 13.12.1619, ebd., fol. 566r/v.  –  22 „M. Balthasar iuridice absolutus et innocens est declaratus“, ebd., fol. 567r. Vgl. auch Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 37–39; Panzer, Observanz und Reform, 69.  –  23 ISF KB 47, fol. 567r.  –  24 ISF KB 45, fol. 50r. Ferdinand von Bayern sandte noch Jahrzehnte später, 1650–1652, ein Schreiben an Kaspar Münster, der zu der Zeit Weihbischof von Osnabrück war, mit der Bitte um die Spendung von Weihen im Erzbistum Köln, s. Michael F. Feldkamp, Stud. und Texte zur Gesch. der Kölner Nuntiatur. Bd. 3. Inventar des Fonds „Archivio della Nunziatura di Colonia“ im Vatikanischen Archiv. Città del Vaticano 1995, 82 (Collectanea Archivi Vaticani 32).  –  25 Ebd., fol. 51.  –  26 ISF KB 47, fol. 571r.

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Bayerisches Provinzvikariat (1771–1802) Patron Von 1771–1781 war der hl. Joseph der Schutzpatron des Vikariats, bis 1781 U. L. Frau von den Nesseln an seine Stelle trat.1 GESCHICHTE Eine Abtrennung der bayerischen Klöster von der Oberdeutschen Provinz kündigte sich bereits in den 1730er Jahren an, als Spannungen zwischen den drei Nationen Bayern, Franken und Schwaben aufbrachen. Doch konnte eine förmliche Provinzspaltung noch verhindert werden.2 1771 schieden die bayerischen Klöster Straubing und Abensberg dann aus dem Provinzverband aus und bildeten ein eigenständiges Bayerisches Provinzvikariat. Diese Entwicklung wurde entscheidend durch die Religionspolitik des Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern (1745–1777) gefördert. Sie artikulierte die Ziele eines Staatskirchentums, das den Einfluss auswärtiger kirchlicher Kräfte auszuschalten, das Finanzgebaren der Kirche zu kontrollieren und über die steuerliche Immunität hinaus ihre Privilegien zu überwinden bestrebt war.3 Mit Peter von Osterwald als weltlichem Direktor des Geistlichen Rates weitete der Staat seit 1768 seine Kompetenzen gegenüber der Kirche aus: „Eine Verordnung vom 9. Dezember 1768 machte die Gründung von Bruderschaften von der vorherigen Genehmigung durch den Landesherrn abhängig. Das Indigenatsmandat vom 20. Dezember des gleichen Jahres behielt alle Pfründen dem Besetzungsrecht des Kurfürsten vor; damit konnte er auf die Vergabe aller wichtigen kirchlichen Stellen Einfluß nehmen. Die Klostermandate vom 2. November und 30. Dezember [1769] beschränkten die Disziplinargewalt der kirchlichen Oberen und forderten bei allen Prälatenwahlen die Anwesenheit eines landesherrlichen Kommissars. Ein Erlaß vom 24. Juli [1769] verschärfte die Bestimmungen über Eheverlöbnisse und überwies Verlöbnisstreitgkeiten der weltlichen Gerichtsbarkeit. Das Placetum regium unterwarf 1770 jede geistliche Verordnung der vorherigen Genehmigung durch den Landesherrn“.4 Der Forderung, ihre kirchliche Organisation der staatlichen anzugleichen, kamen die Jesuiten nach, indem sie sich 1770 von ihrer Oberdeutschen Provinz lösten, um eine Bayerische Provinz zu bilden. In entsprechender Weise reagierten auch die bayerischen Kapuziner, Franziskaner und Prämonstratenser, und die Karmeliten folgten mit der Errichtung des Bayerischen Provinzvikariates 1771 ebenfalls dieser Linie.5 Existentiell musste es die Karmeliten mit den anderen Mendikanten treffen, dass das Klostermandat vom 2. November 1769 jegliches Betteln und Terminieren ab dem 1. Mai 1770 unter Verbot stellte.6 Max Kroiß hat für den Raum Abensberg demonstriert, wie sich das Betteln aus unterschiedlichen Gründen in den 1770er Jahren geradezu zur Landplage gestaltet hat.7 Jenseits aller Sorge um die öffentliche Ordnung aber ist es in erster Linie der aufklärerische Ansatz, der das Ordensleben als solches radikal in Frage stellt. Gerade gegen die Mendikanten

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richtete sich die Kritik, als gesellschaftliche Parasiten zu leben, der Bevölkerung ein schlechtes Beispiel zu geben und Aberglauben zu verbreiten.8 Den Karmeliten in Abensberg und Straubing aber gelang es, der Münchener Regierung die eigene Bedürftigkeit nachzuweisen, sodass ihnen der Kurfürst im September 1771 die Kollektur wieder gestattete. Allerdings galt diese Erlaubnis nur zeitlich befristet und musste bedarfsweise neu eingeholt werden.9 Das erste Provinzkapitel des Bayerischen Provinzvikariats fand in Gegenwart eines kurfürstlichen Kommissars am 30. Juli 1771 in Straubing statt und wählte den früheren Prior des Heilbronner Karmel, Albertus a S. Maria Magdalena de Pazzi, zum Provinzvikar.10 Zu den drei römischen Generalkapiteln 1775, 1782 und 1788 hat das Provinzvikariat seinen Vertreter wahrscheinlich ohne Genehmigung entsandt.11 1780 gründeten die Klöster Straubing und Abensberg eine Residenz in München, die sie 1790 wieder verkauften. Kurfürst Karl Theodor hatte die Karmeliten von Anfang an verpflichtet, dass die Münchener Niederlassung niemals zu einem Kloster erhoben werden und auch nicht mehr als zwei Ordensbrüder beherbergen sollte [→ München]. Inwieweit den Karmeliten eine aktive Rolle im Rahmen der Aufklärung zukommt, ließe sich in den Binnenbereich des Ordens wie auch nach außen hin verfolgen. Franciscus de Paula (Greindl), der letzte Obere des Provinzvikariates, ist wegen der naturwissenschaftlichen Prägung seiner Lehrtätigkeit aufgefallen.12 Dass der gesellschaftlich-geistesgeschichtliche Umbruch die Karmeliten auch zu einer Reflexion ihrer Lebensweise angestoßen hätte, ist bislang – im Unterschied zu einigen Vertretern monastischer Orden – nicht belegbar.13 Gerade den eingangs genannten Wechsel des Patroziniums von „Joseph“ zu „Unserer Lieben Frau von den Nesseln“ im Jahr 1781 deutet Marcel Albert als Hinweis, „wie schwer sich aufgeklärtes Denken im Karmelitenorden durchsetzte“.14 Dass die Karmeliten 1783 zum Gebrauch des Familiennamens zurückkehrten und auf das Namensattribut verzichteten, das mit der Einführung der Tourainer Reform 1649 in Straubing und 1658 in Abensberg aufgekommen war, findet sich bislang nicht mit aufklärerischen, sondern mit ordensinternen Ursachen begründet.15 Die Klöster in Straubing und Abensberg wurden mit Dekret vom 30. März (Abensberg) bzw. vom 14. Juli 1802 aufgehoben und ihre Mitglieder dem Zentralund Aussterbekloster Straubing zugewiesen. Staatliche Ausgehverbote und das Verbot zu seelsorgerlichen Aktivitäten beschränkten sie auf den inneren Bereich des Klosters. Zugehörige Klöster Straubing Abensberg Residenz in München, 1780–1790

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EINLEITUNG

PROVINZVIKARE16 Albertus a S. Maria Magdalena de Pazzi 1771–1774 Thomas Aquinas a S. Feliciano 1774–1778 Albertus a S. Maria Magdalena de Pazzi 1778, † 27.7.1780 Anastasius a S. Martino (Mühlbauer) 1780–1789 Zacharias Amann (a S. Barnaba) 1789–1795 Anastasius Mühlbauer 1795–1798 Franciscus de Paula Greindl (a S. Maria Magdalena de Pazzi) 1798–1801, † 4.11.1808 1 Deckert, Karmel in Straubing, 10f. Die Namengebung bezieht sich auf das Vesperbild „Maria von den Nesseln“, das ursprünglich zum Karmel in Heilbronn gehört hat und 1661 feierlich nach Straubing überführt worden ist (ebd., 209f.) [→ Heilbronn,  Straubing].   –  2 Ebd., 30f.  –  3 Alois Schmid zeigt für das bayerische Staatskirchentum eine Entwicklungslinie auf, die mit Herzog Albrecht IV. im 16. Jh. beginnt und mit der Säkularisation 1803 endet: Alois Schmid, Vom Westfälischen Frieden bis zum Reichsdeputationshauptschluß: Altbayern 1648–1802. In: Walter Brandmüller (Hg.), Hdb. der Bayerischen Kirchengesch. Bd. 2: Von der Glaubensspaltung bis zur Säkularisation. St. Ottilien 1993, 293–356, bes. 303f., 323f.  –  4 Ebd., 313f. Zusammengestellt finden sich diese Verordnungen bei Georg Pfeilschifter-Baumeister, Der Salzburger Kongreß und seine Auswirkung 1770–1777. Paderborn 1929, 168–174. Heribert Raab, Das Staatskirchentum in Kurbayern. In: Hubert Jedin (Hg.), Hdb. der Kirchengesch. Bd. 5: Die Kirche im Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung. Freiburg 1970, 524–529, hier 527, vervollständigt diese Aufzählung mit dem Hinweis auf die am 16.2.1769 geschaffene Behörde zur Bücherzensur.  –  5 Schmid, Kurbayern, 330.   –  6 Pfeilschifter-Baumeister, Salzburger Kongreß, 172, und Maximi­ lian Kroiß, Wirtschaftliches Gebaren im Bettelorden, dargestellt am Beispiel der beschuhten Karmeliten in Abensberg im 18. Jh. Abensberg 1993, 494f.  –  7 Ebd., 268f., 274. Das Abensberg benachbarte Neustadt wurde neunzehnmal jährlich von kollektierenden Ordensleuten aufgesucht. Dazu kam eine beträchtliche Anzahl „weltlicher“ Bettler, die in den Hungerjahren ab 1770 noch anwuchs.   –  8 Anja Ostrowitzki, Aufklärung, Josephinismus, Säkularisation. In: Erwin Gatz (Hg.), Gesch. des kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jhs. Die Katholische Kirche. Bd. 7: Klöster und Ordensgemeinschaften. Freiburg 2006, 111–148, hier 111–115; Kroiß, Abensberg, 269f.   –  9 Deckert, Karmel in Straubing, 32f., 192; Kroiß, Abensberg, 270–273.  –  10 Deckert, Karmel in Straubing, 34.  –  11 Acta Cap. Gen. 2, 431, 446, 452.  –  12 Adalbert Deckert, Karmeliten. In: Walter Brandmüller (Hg.), Hdb. der Bayerischen Kirchengesch. Bd. 2: Von der Glaubensspaltung bis zur Säkularisation. St. Ottilien 1993, 773–793, hier 790.  –  13 Marcel Albert, Die Orden am Vorabend der Säkularisation (1775–1800). In: Erwin Gatz (Hg.), Gesch. des kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jhs. Die Katholische Kirche. Bd. 7: Klöster und Ordensgemeinschaften. Freiburg 2006, 49–110, hier 108f.   –  14 Ebd., 91f.   –  15 Panzer, Observanz und Reform, 86f., 350; Deckert, Karmel in Straubing, 34.  –  16 Ebd., 49.

Edeltraud Klueting / Stephan Panzer 

II. Die Provinzen in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert Oberdeutsche Provinz (Wiedererrichtung 1922)1

(Provincia Germano-Hollandica 1879, Provincia Bavarica 1897) Patron Patron der neuen Oberdeutschen Provinz ist der Prophet Elija. Siegel Rundsiegel, das Maria mit Kind in spitzovaler Kontur zeigt. Die umlaufende Umschrift lautet: Sig. Carm. Provinciae German. Superior. GESCHICHTE Das Überleben des deutschen Karmel im 19. Jh. ist untrennbar mit der Wiedereröffnung des Klosters in Straubing und mit der Person von Petrus Heitzer verbunden. Er war als jüngster Konventuale seit 1815 Prior des „Aussterbeklosters“ Straubing und der „Konservator“ des Straubinger Klosters. Seinem unermüdlichen Drängen gab König Ludwig I. von Bayern nach und erteilte 1841 die Genehmigung zur Wiedereröffnung des Klosters. Gut zwei Jahrzehnte später ging 1864 von dem Straubinger Karmel die Gründung von Karmelitenkonventen in Nordamerika aus, die die Grundlage für die spätere Provinz vom Reinsten Herzen Mariae bildeten.2 Durch die engen personellen Verbindungen des Straubinger Konvents mit den Klöstern Boxmeer und Zenderen kam es zu einem Zusammenschluss der drei räumlich weit voneinander getrennten Klöster in einer Provinz, der Provincia GermanoHollandica. Sie wurde mit Dekret vom 10. Juli 1879 errichtet3 und stand unter dem Patronat der hl. Jungfrau Maria vom Berge Karmel und der Propheten Elija und Elischa. Ihre zentralen Einrichtungen lagen in den Niederlanden: das Noviziat in Boxmeer, das Theologiestudium in Zenderen, das Philosophiestudium in Boxmeer, später in dem 1890 gegründeten Kloster in Oss. Auch die Provinzkapitel wurden in den niederländischen Klöstern gefeiert. Von Straubing aus wurden 1892/93 Filialklöster an den Wallfahrtsstätten in Mainburg und Habsberg [→ Mainburg, → Habsberg] gegründet. Das Streben des kleinen Klosterverbandes von Straubing mit seinen beiden Filialklöstern und mit der Expositur Sossau [→ Sossau] nach Selbständigkeit führte zur Trennung der bayerischen Klöster von der holländischen Provinz, die das Generalkapitel am 17. Oktober 1896 beschloss.4 Am 8. Dezember 1896 fasste die Ordensleitung die vier bayerischen Häuser unter dem Titel der „Beata Maria Virgo Dolorosa“ zu einem Provinzvikariat zusammen und erhob dieses am 1. Januar 1897 zur Provinz, der Anton Seidl als Provinzvikar vorstand. Erst 1902 gelang es Anton Seidl, sich vom Generalkapitel den Titel eines Provinzials zusprechen zu lassen.5 Da die Bayerische Provinz aber nach 1910 wegen Personalmangels kein Provinzkapitel mehr abhalten konnte, wurden 1913 die Amtsträger vom General ernannt; Simon Kolb führte somit sein Amt als Oberer nicht mehr als Provinzial, sondern als Pro-

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EINLEITUNG

vinzvikar weiter. Die Ernennung der Amtsträger aus Rom wiederholte sich 1916 und 1919. Der letzte Provinzvikar der Bayerischen Provinz, Angelus Wiethaler, wurde 1920 ernannt, nachdem die Generalkurie das Votum der Mitbrüder per postalischer Stimmabgabe eingeholt hatte. Die Bayerische Provinz zählte demzufolge im Oktober 1920 14 stimmberechtigte Mitglieder.6 Sie hatte 1902 zwar das Kloster in Bamberg zurückerworben, 1913 aber Habsberg und 1918 Mainburg aufgeben müssen.7 Die zweite Wurzel, aus der die Oberdeutsche Provinz wiedererstand, ist das ­Österreichische Generalkommissariat. Dieses nahm mit den deutschstämmigen Karmeliten um Anastas und Bonifaz Peters seinen Anfang, die seit 1882 als Missionare in Texas tätig gewesen waren und lieber nach Europa zurückkehren als in den Vereinigten Staaten bleiben wollten.8 Die beiden ließen sich 1895 als Seelsorger an der Wallfahrtskirche Maria Taferl (Niederösterreich) nieder. Von 1900 bis 1908 bestand eine weitere Niederlassung in Zedlitzdorf (Kärnten); weitere Gründungen erfolgten 1906 in Wien, 1908 in Kirchwiedern und 1911 in Sitzgras (beides Mähren). Ordens­ intern ist bereits seit 1903 von einem österreichischen Kommissariat die Rede.9 Einen ersten Ansatz, die österreichischen mit den bayerischen Niederlassungen zu verbinden, zeigt das Generalkapitel 1902, das dem General die Untersuchung überlässt, Maria Taferl und Zedlitzdorf der Bayerischen Provinz einzugliedern.10 Pius Mayer aber beließ alles beim Alten. Um die Existenz der Bayerischen Provinz zu sichern, wurden 1912 erneut die Möglichkeiten für eine Fusion mit dem österreichischen Kommissariat geprüft. Die Vorstellungen der Ordenskurie in Rom sahen vor, dass der Konvent in Wien an Bayern angegliedert, die übrigen Niederlassungen in Österreich aufgelassen und deren Mitglieder auf die bayerischen Konvente verteilt werden sollten. Diese Planungen aber brach die Generalkurie im Dezember 1912 mit dem Hinweis auf die Aussicht der Wiener Karmeliten ab, alsbald eine Pfarrei zu übernehmen.11 Die Verhandlungen wurden erst 1919 durch eine neue Initiative zum Zusammenschluss seitens des österreichischen Generalkommissars Telesphorus Hardt wieder aufgenommen. Nach intensiven Beratungen entschied man sich am 19. Juli 1922 einmütig für eine Vereinigung und das Wiedererstehen der Oberdeutschen Provinz (Provincia Germaniae Superioris). Der Festtag des Patrons Elija, der 20. Juli 1922, gilt als Gründungstag der Provinz. Sie bestand aus den bayerischen Konventen Straubing (mit Sossau) und dem 1903 wiedererrichteten Kloster in Bamberg sowie dem seit 1906 wiederbesiedelten Konvent Wien mit Residenzen in Springiersbach (Mosel),12 Maria Taferl, Sitzgras und Kirchwiedern. Sitz der Provinz wurde Bamberg. Maria Taferl wurde schon im Oktober 1922 aufgegeben, Sossau und Sitzgras 1926. Auf politische Veranlassung hin wurde Kirchwiedern 1927 dem General direkt unterstellt, von der Provinz aber weiter mit Personal versorgt.13 Die erste Neugründung der Provinz fand 1934 in Bad Reichenhall statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Provinz einige Neugründungen vornehmen. Die Gründung des einzigen Frauenklosters der Provinz, das 1949 in Schlüsselau gegründet und 1969 nach Erlangen-Büchenbach [→ Büchenbach (Erlangen), vormals Schlüsselau] verlegt wurde, ist der Initiative von Provinzial Jacobus Beck (1946–

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1952) zu verdanken. 1951 begannen die oberdeutschen Karmeliten mit dem Aufbau eines Kommissariats in Brasilien.14 Mit Hilfe der Oberdeutschen Provinz entstanden von 1982–1998 fünf Ordensniederlassungen in Kerala und Karnataka (Südindien), die eine überaus positive Entwicklung verzeichnen können und seit 2007 eine selbständige Indische Provinz bilden.15 Dem Neubeginn des Karmel in den neuen Bundesländern nach der deutschen Wiedervereinigung mit der Gründung eines Konvents in Thüringen (Ohrdruf, 1991) war indes keine lange Dauer beschieden [→ Ohrdruf]. 2002 ermöglichten die Provinz­leitungen die Gründung von überregional organisierten Drittordensgemeinschaften als gemeinsames Projekt der beiden deutschen Karmelprovinzen. Sie sind durch einen Delegaten mit dem Ersten Orden verbunden. Beim Zusammenschluss der beiden deutschen Provinzen zu einer Deutschen Provinz zum 1. Januar 2013 gehörten zur Oberdeutschen Provinz die Konvente Bamberg, Straubing, Springiersbach, Erlangen und der Konvent der Karmelitinnen in Erlangen-Büchenbach sowie im Provinzkommissariat Brasilien die Konvente Paranavaí, Graciosa, Curitiba, Rolim de Moura, Navegantes, Florianópolis und der Konvent der Karmelitinnen in Paranavaí. Zugehörige Klöster (nach dem Gründungsdatum) Straubing (1841) Maria Taferl (1895–1922) Bamberg (1903) Kirchwiedern (1908–1917, 1934–1948) Sitzgras (1911–1926) Springiersbach (1922) Bad Reichenhall (1934–2009) Beilstein (1948–1988) Karmelitinnenkloster in Schlüsselau (1949–1969), transferiert nach Erlangen-­ Büchenbach (1969) Fürth (1951–2010) Oberdischingen (1962–1974) Erlangen (1967) Ohrdruf (1991–2007) Münster (2001–2004), gemeinsames Studienhaus der beiden deutschen Provinzen In Brasilien: Paranavaí/Paraná (1951) Graciosa/Paraná (1959) Curitiba/Paraná (1967) Dourados/Mato Grosso do Sul (1984–2008) Karmelitinnen in Paranavaí/Paraná (1991) Rolim de Moura/Rondônia (1994) Manaus/Amazonas (2009–2010) Navegantes/Santa Catarina (2009) Florianópolis/Santa Catarina (2011)

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EINLEITUNG

In Indien: Karukadam/Kerala (1982) Kartikulam/Kerala (1983) Bangalore/Karnataka (1988) Thrissur/Kerala (1994) Karakutty/Kerala (1998) Provinziale16 a) der Provincia Germano-Hollandica Augustinus van Uden 1879–1882 Bonaventura van der Velden 1882–1891 Telesphorus Kroonen 1891–1897 b) der Bayerischen Provinz Anton Seidl 1897–1902 (Provinzvikar), 1902–1907 (Provinzial) Simon Kolb 1907–1913 (Provinzial), 1913–1920 (Provinzvikar) Angelus Wiethaler (Provinzvikar) 1920–1922 c) der Oberdeutschen Provinz Albert Sauerer 1922–1931 Clemens M. Puchner 1931–1946 Jacobus Beck 1946–1952 Adalbert Deckert 1952–1958 Gundekar Hatzold 1958–1964 Heribert Kümmet 1964–1970 Joseph Kotschner 1970–1985 Matthäus Hösler 1985–1991 Richard Winter 1991–2000 Christian Körner 2000–2007 Dieter Lankes seit 2007

1 Die Ausführungen folgen im wesentlichen Deckert, Karmel in Straubing, 37–40.  –  2 Ebd., 328–330.  –  3 Die erste niederländische „Missionshilfe für Bayern“ wurde auf Veranlassung der Ordenskurie bereits 1868 nach Straubing entsandt, ebd., 36.  –  4 Acta Cap. Gen. 2, 496f. Tatsächlich wurden die bayerischen Konvente zum 1.1.1897 als Provinz errichtet, offenbar aufgrund der „ampla potestas“, die das Generalkapitel der Ordensleitung erteilt hat. Deckert, Karmel in Straubing, 39–41, schwankt in seiner Darstellung zwischen Provinzvikariat und Provinz; dies hat nicht zuletzt damit zu tun, dass der Obere nur von 1902–1910 Provinzial war.  –  5 Acta Cap. Gen. 2, 499 und 506. Die Erhebung des Provinzvikariates zur Provinz belegt neben dem von Deckert (Karmel in Straubing, 39) angeführten Schreiben auch das Regestum Provincialatus (1897–1928), 3, unter dem 1.1.1897. Die Gründe, warum der Provinzobere nicht von Anfang den Rang eines Provinzials innehatte, sind unklar.   –  6 Zu den Ernennungen des Jahres 1913 siehe Regestum Provincialatus (1897–1928), 33, zu 1916: 39, zu 1919: 46, zu 1920: 47f.  –  7 Deckert, Karmel in Straubing, 315–319.  –  8 Ebd., 332–334; Smet, Carmelites, 4, 114–120.  –  9 Ebd., 189. In Wien ließen sich die Karmeliten zu-

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nächst in der Wilhelminenstr. 160 in Ottakring nieder (Personal-Kat. der Oberdeutschen Provinz der Karmeliten 1982. Hg. vom Provinzialat der Karmeliten Bamberg, 37). Beim Generalkapitel 1919 trägt Telesphorus Hardt als Vertreter Österreichs den Titel eines Generalkommissars, Acta Cap. Gen. 2, 371.   –  10 Ebd., 506.   –  11 Regestum Provinciae (1897–1928), 30. Der Wechsel in die territoriale Seelsorge kam erst 1916, als die Karmeliten in das neu ausgewiesene Seelsorgegebiet am Wienerberg, Stadtbezirk Favoriten, eintraten. Am 8.9.1916 wurde eine hölzerne Notkirche zu Ehren der „Mutter vom hl. Skapulier“ eingeweiht, am 1.1.1937 die heutige Pfarrei „Maria vom Berge Karmel“ errichtet, vgl. Personal-Kat. der Oberdeutschen Provinz der Karmeliten 1982, hg. vom Provinzialat der Karmeliten Bamberg, 37.  –  12 Springiersbach wurde erst nach Gründung der Provinz mit Karmeliten besiedelt [→ Springiersbach].  –  13 Smet, Carmelites, 4, 200. Die drei Brüder, die Kirchwiedern etwa 1929 aufwies, stammten alle aus der Oberdeutschen Provinz (Catalogus Ordinis Fratrum B. Mariae V. de Monte Carmelo Provinciae Germaniae Superioris. Bamberg 1929, 8). Von 1934 bis 1948 gehörte Kirchwiedern wieder der Provinz an und wurde nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zur Keimzelle der 1993 errichteten „Generaldelegation Böhmen und Mähren“ (Deckert, 700 Jahre Karmeliten in Bamberg, 113f.; Status Ordinis Fratrum B. Mariae Virginis de Monte Carmelo die 31 Decembris 2010. Rom 2011, 202).  –  14 Das brasilianische Kommissariat hat aus Anlass seiner Jubiläen immer wieder Rückschau auf seine Geschichte gehalten. Zum Jubiläum 1976 verfasste Joachim Knoblauch, damals Novizenmeister in Curitiba, den Bericht „25 Jahre Karmeliten der Oberdeutschen Provinz in Brasilien“, den Wilmar Santin zum 50–jährigen Jubiläum in Portugiesisch veröffentlicht hat. Der Bericht Joachim Knoblauchs wurde seit 1976 innerhalb der Provinz als Schreibmaschinenskript verteilt; gedruckt erschien er in den Heften Nr. 80–86 des Mitteilungsblattes „Entre nos“ des brasilianischen Kommissariates zwischen 2001 und 2003. Zum 40–jährigen Jubiläum hatte Wilmar Santin bereits die Erinnerungen des Gründungspioniers Ulrich Gövert in Buchform herausgegeben. Ulrich Gövert hatte schon seit 1936 für die Pernambuco-Provinz gearbeitet, bis er 1951 in Paranavaí eintraf, um für die eigene Oberdeutsche Provinz Missionsarbeit zu leisten. Die Ereignisse der Anfangsjahre bis 1955 fasste er für die Karmel-Stimmen 25, 1958, in der Artikelfolge „Geschichte und Geschichten aus Paranavaí“ zusammen. Sie erschienen als: Frei Ulrico Goevert, História e Memórias de Paranavaí. Tradução e Notas: Frei Wilmar Santin. Paranavaí 1992. Zum 60–jährigen Bestehen und vor dem Horizont der Erhebung zum Generalkommissariat hat der Kommissariatsrat im Oktober 2011 den Plan gefasst, die Gesch. der Karmeliten monographisch aufarbeiten zu lassen.  –  15 Im Blick auf die Gesch. des indischen Provinzkommissariates sind die Berichte, die Provinzial Joseph Kotschner zu seinen Indienreisen von 1973 bis 1984 gegeben hat, 1986 unter seinem Namen und dem Titel „Der Oberdeutsche Karmel in Indien“ als Buch erschienen. Einen Überblick über die Entwicklung von 1973 bis 2007 bietet: Wilson Varikatt, Dankbarkeit und Zuversicht: 25 Jahre Karukadam. In: KarmelKontakt, Nr. 96, 2007, 2f. und Nr. 97, 2007, 4f. Gekürzte Fassung des Beitrags „Carmel in India“. In: The Sword. A Journal of Historical, Spiritual and Contemporary Carmelite Issues, 63, 2003, 73–89, hier 75–88. Die Ereignisse bis 2007 wurden von Stephan Panzer ergänzt.  –  16 Liste nach Deckert, Karmel in Straubing, 49, und Ders., Bamberga Carmelitana, 150. Die Differenzierung zwischen Provinzial und Provinzvikar zur Zeit der Bayerischen Provinz wurde auf Grundlage der Unterlagen des ProvinzA Bamberg nachgetragen.

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Niederdeutsche Provinz (Wiedererrichtung 1969) Patron Die Provinz wurde ohne Patrozinium errichtet. Siegel Das Siegel der neuen Niederdeutschen Provinz zeigt in Anlehnung an das überlieferte Typar des Provinzials der alten Niederdeutschen Provinz im spitzovalen Siegelbild das Kreuz mit dem gekreuzigten Christus, am Kreuzesfuß auf der (heraldisch) rechten Seite einen knienden Karmeliter im Ordenshabit in Anbetungshaltung. Umschrift: NIEDERDEUTSCHE PROVINZ DER KARMELITER. GESCHICHTE Die Wiedererrichtung der Niederdeutschen Provinz nach ihrer Auflösung 1802/03 wurde seit den zwanziger Jahren des 20. Jhs. von der Niederländischen Provinz aus grundgelegt. Im 19. Jh. waren bereits zwei Versuche der niederländischen Karmeliter zur Gründung von grenznahen Ordensniederlassungen am unteren linken Niederrhein im Bistum Münster gescheitert. Der Münsteraner Bischof Johann Georg Müller verweigerte 1867 seine Zustimmung zu ihrer Ansiedlung in Kamp-Lintfort. Ebenso genehmigte Bischof Hermann Jakob Dingelstad 1899/1900 die in Aussicht genommene Gründung in Uedem nicht.1 Auf Initiative des Mainzer Bischofs Ludwig Maria Hugo und mit Unterstützung des sel. Titus Brandsma wurde die alte Ordensniederlassung in Mainz 1924 durch niederländische Karmeliter neu belebt [→  Mainz]. Der Wunsch, die Niederdeutsche Provinz wiedererstehen zu lassen, wird etwa ab 1950 greifbar. Die Berichterstattung zur 25-jährigen Rückkehr der Karmeliter nach Mainz endet mit dem Wunsch, „daß unser Orden nach dem Willen Gottes und dem Wunsch der Gläubigen seinen alten Ruhm in diesen deutschen Landen wiedergewinnen möge“.2 Zum Jahresende 1952 zeigte sich, dass auch von Seiten der Ordensleitung aktiv an diesem Ziel gearbeitet wurde: General Kilian Lynch „wünscht sehr die Wiederherstellung der alten Provinz Niederdeutschland“ und bat dazu die Niederländische Provinz um Unterstützung. Provinzial Brocardus Meijer entsandte deshalb Christophorus Verhallen als Kommissar nach Deutschland; zugleich ließ man zwei Patres in Wien einen Sprachkurs absolvieren.3 Das Provinzkapitel 1954 beauftragte Christophorus Verhallen zum „Kommissar für Niederdeutschland“. 1956 erscheinen die zwischenzeitlich fünf Konvente als „rheinisches Kommissariat“.4 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine sog. Vizeprovinz der Niederländischen Provinz eingerichtet. Als die Zahl der Mitglieder in den zugehörigen Konventen Mainz, Essen, Kamp, Wegberg, Duisburg und Köln 1967/68 auf mehr als 70 Personen angestiegen war, kam der Gedanke auf, die Vizeprovinz zu einer selbständigen Niederdeutschen Provinz zu erheben. Der Kommissariale Rat holte mit einer Umfrage die Meinung der Brüder in den sechs Konventen ein. Das Ergebnis lag am 20. März 1968 vor und ergab eine Pattsituation: Von den 61 abgegebenen Stimmen waren 31 für und 26 gegen die Einrichtung einer selbständigen Niederdeutschen Provinz, 4 enthielten sich.5 Die Befürworter der Selbständigkeit waren in Mainz zu finden (17 Befürwortungen von 22 abgegebenen Stimmen), auch Kamp war mit al-

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len acht Stimmen einmütig für die Selbständigkeit, hingegen formierte sich der fast einhellige Widerstand in Wegberg (14 Ablehnungen von 15 Stimmen). Nach dieser Probeabstimmung setzte der Kommissariale Rat eine Kommission ein mit dem Auftrag, „eine Meinungsumfrage betreffs der Selbständigkeitswerdung der Vize Provinz vorzubereiten“.6 Diese sollte einen differenzierten Stimmzettel entwickeln und wenigstens zwei klar formulierte Vorschläge zur Abstimmung stellen. Demnach war zuerst zu beurteilen, ob die bisherige Vizeprovinz imstande sei, ihre Aufgabe als selbständige Ordensprovinz zu erfüllen. In dem zweiten Fragenkomplex standen verschiedene Möglichkeiten für die organisatorische Eingliederung in den Orden zur Wahl. Dabei fand die Aussicht auf die Rückgliederung der Niederdeutschen Vizeprovinz in die Niederländische Provinz keinerlei Befürworter, ebenso konnte sich niemand damit anfreunden, die Niederdeutsche Vizeprovinz in die Oberdeutsche (Bayerische) Provinz7 einzugliedern. Hingegen votierten von den abgegebenen 59 Stimmen (bei 69 Stimmberechtigten) 40 für die Errichtung einer selbständigen Ordensprovinz, 16 stimmten mit „nein“; drei Stimmenthaltungen waren zu verzeichnen. Daraufhin verkündete Generalprior Kilian Healy am 3. März 1969 die Abtrennung der Niederdeutschen Provinz von der Niederländischen Provinz und ihre Wiedererrichtung in den Grenzen des bisherigen Niederdeutschen Kommissariats. Damit wurden die Klöster in Mainz, Kamp, Essen, Wegberg, Köln, Duisburg zur Niederdeutschen Provinz vereinigt8 und die Präsenz des deutschen Karmel in einer Ober- und einer Niederdeutschen Provinz aufs Neue ins Leben gerufen. Das erste Kapitel der Niederdeutschen Provinz mit der Wahl des ersten Provinzials fand vom 27.–29. Mai 1969 in Wegberg statt, erster Provinzialatssitz wurde Essen. 1986 schuf die Provinz mit der Errichtung eines neuen Klosters in Marienthal am Niederrhein für einen kleinen Konvent die Möglichkeit, die Spiritualität des Karmel als Gemeinschaft mit stärker kontemplativem Charakter zu leben [→ Marienthal]. In der Niederländischen Vizeprovinz wurde 1961 eine Niederlassung des Ordens für kontemplativ lebende Schwestern gegründet, die mit ihrem Gebet die Brüder begleiteten, die sich vorwiegend pastoralen Aufgaben widmen. Das Karmelitinnenkloster entstand in Duisburg in direkter Nähe zum Kloster der Brüder [→ Duisburg]. 2002 ermöglichten die Provinzleitungen die Gründung von überregional organisierten Drittordensgemeinschaften als gemeinsames Projekt der beiden deutschen Karmelprovinzen. Sie sind durch einen Delegaten mit dem Ersten Orden verbunden. Im Jahr 2001 nahm die Provinz eine Neugründung in Kamerun vor, wo am 8. Dezember 2001 das Noviziatshaus in Efoulan errichtet wurde. Am 25. Februar 2005 fand die Einweihung eines Klosters für das Studium in Yaoundé durch Provinzial Pankraz Ribbert statt. Diese Neugründung war notwendig geworden, da einige Kameruner im Kongo in den Orden eingetreten waren, aber wegen des Bürgerkrieges dort nicht bleiben konnten. Die Ordensleitung in Rom beschloss, sie in Kamerun weiter auszubilden und bat die Niederdeutsche Provinz, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Da die Provinz keine eigenen Brüder nach Kamerun entsenden konnte, wurde die Leitung dort zunächst durch Brüder aus Italien, dann aus dem Kongo und Burkina Faso wahrgenommen.

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EINLEITUNG

Beim Zusammenschluss der beiden deutschen Provinzen zu einer Deutschen Provinz zum 1. Januar 2013 gehören zur Niederdeutschen Provinz die Konvente Mainz, Köln-Ehrenfeld, Duisburg und Hamminkeln-Marienthal in Deutschland sowie in der Mission in Kamerun das Scholastikat in Yaoundé (Erzbistum Yaoundé) und das Noviziat in Efoulan (Bistum Mbalmayo). Zugehörige Klöster (nach dem Gründungsdatum) Mainz (1924) Essen (Essen-Frohnhausen 1953–1995, Essen-Bedingrade 1995–2002) Köln-Ehrenfeld (1954) Kamp-Lintfort (1954–2002) Wegberg (1956–2004) Duisburg (1960) Marienthal (1986) Münster (2001–2004), gemeinsames Studienhaus mit der Oberdeutschen Provinz Karmelitinnenkloster in Duisburg (Duisburg 1961–2002, verlegt nach Essen-Schuir 2002) In Kamerun: Efoulan, Noviziat (2001) In Kamerun: Yaoundé, Scholastikat (2005) PROVINZIALE Vitus ten Beitel 1969–1975 Herman Luttikhuis 1975–1981 Pankraz Ribbert 1981–1990 Leo Groothuis 1990–1993 Pankraz Ribbert 1993–1996 Anton Beemsterboer 1996–2002 Pankraz Ribbert 2002–2005 Wilfried Wanjek seit 2005 1 Vgl. dazu MCN, 344.  –  2 Provincia Neerlandica. In: Vinculum Ordinis Carmelitarum 2, 1950,

31f., hier 32. Geschildert wird die Feier im Konvent Mainz am 8.1.1950.  –  3 Nova Provincia? In: Ebd. 3, 1952, 166.  –  4 Capitulum Provinciale in Neerlandica. In: AOC 19, 1954, 114f., hier 114. Vom „rheinischen Kommissariat“ sprechen die AOC 20, 1956 bei den Nova ex Provinciis, 30f., hier 31, und den Nova ex Provinciis, 142f., hier 143.  –  5 ProvinzA Mainz, Gründung der Provinz, Protokoll des Kommissarialen Rates in Kamp-Lintfort vom 20./21.3.1968.  –  6 ProvinzA Mainz, Gründung der Provinz.  –  7 So lautet deren Bezeichnung auf dem Stimmzettel.  –  8 AOC 1969, Fasc. 1, 15: „Quapropter Apostolicae Sedis auctoritate (Facultas data est Rescripto N. 12083/69 emanato a S. Congregatione pro Religiosis et Institutis saecularibus die 25 m. februarii a. 1969) nobis in hac parte commissa petentibus hinc inde fratribus accedente quoque Consilii Ordinis consensu, ac omnium quorum interest assensu, Germaniae Inferioris Provinciam, cui competunt omnia officia et jura quibus gaudent et fruuntur caeterae Ordinis Provinciae, erigimus ac erectam declaramus in nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Fr. Kilianus Healy, Prior Generalis Carmelitarum. Prot. N. 1512/69, bis“.

Edeltraud Klueting / Stephan Panzer

Karten und Siegelabbildungen I. Karten Kartographie: Karsten Bremer Die Klöster des Karmelitenordens in der Deutschen Provinz 1347    . . . . . . . . . . Die Klöster des Karmelitenordens in den Provinzen Niederdeutschland, Oberdeutschland und Sachsen 1455    . . . . . . . . . . . . . . Die Klöster des Karmelitenordens in den Provinzen Niederdeutschland, Oberdeutschland und Sachsen 1505    . . . . . . . . . . . . . Die Klöster des Karmelitenordens in den Provinzen Niederdeutschland, Oberdeutschland und Sachsen 1566    . . . . . . . . . . . . . Die Klöster des Karmelitenordens in den Provinzen Niederdeutschland und Oberdeutschland unmittelbar vor der Säkularisation von 1802/03    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Klöster des Karmelitenordens in den wiedererrichteten Provinzen Oberdeutschland und Niederdeutschland 1991    . . . . . . . . . . . . Klöster und Stifte in Augsburg um 1500    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klöster und Stifte in Köln um 1500    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klöster und Stifte in Magdeburg um 1500    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klöster und Stifte in Mainz um 1500    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klöster und Stifte in Trier um 1500    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klöster und Stifte in Würzburg um 1500    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .



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Die Abkürzungen der Ordensbezeichnungen basieren auf: Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Aufl., Bd. 11, Freiburg 2001, 742–746.

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II. Siegelabbildungen Abb. 1: Siegel des Provinzkapitels der Deutschen Provinz . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 1a: Großes Siegel der Universität Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 2: Siegel des Provinzials der Niederdeutschen Provinz . . . . . . . . . . . . . . Abb. 3: Siegel des Provinzials der Niederdeutschen Provinz . . . . . . . . . . . . . . Abb. 4: Siegel des Provinzials der Oberdeutschen Provinz . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 5: Siegel der Oberdeutschen Provinz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 6: Siegel des Konvents in Appingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 7: Siegel des Konvents in Atens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 8: Siegel des Konvents in Augsburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 9: Typar des Esslinger Priorats . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 10: Siegel des Konvents in Frankfurt (13. Jh.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 11: Siegel des Konvents in Frankfurt (18. Jh.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 12: Siegel des Konvents in Geldern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 13: Siegel des Konvents in Geldern, ten Elsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 14: Siegel des Konvents in Heilbronn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 15: Siegel des Konvents in Hirschhorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 16: Siegel des Priorats in Hirschhorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 17: Siegel des Konvents in Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 18: Gemeinsames Siegel von Prior und Konvent in Köln . . . . . . . . . . . . . Abb. 19: Siegel des Konvents in Kreuznach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 20: Siegel des Priors in Kreuznach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 21: Siegel des Konvents in Nördlingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 22: Siegel des Priors in Nördlingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 23: Siegel des Konvents in Nürnberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 24: Siegel des Priors in Nürnberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 25: Siegel des Konvents in Ravensburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 26: Siegel des Priors in Ravensburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 27: Siegel des Konvents in Spangenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 28: Siegel des Konvents in Tönnisstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 29: Siegel des Konvents in Würzburg von 1280 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 30: Siegel des Konvents in Würzburg von 1409 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 31: Siegel des Priors in Würzburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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97 Nr. 1 Siegel des Provinzkapitels der Deutschen Provinz; das Typar wurde von der Niederdeut­ schen Provinz weiterbenutzt. Die An­betung der Heiligen Drei Kö­ni­ge unter einem krabbenbesetz­ten ­go­tischen Baldachin. (Heral­disch) links sitzt die gekrönte Muttergottes auf einem hochlehnigen Thron, dessen Bei­ne durch ihr Ge­ wand bedeckt werden. Das nimbierte Jesuskind nimmt mit einer Hand von dem vor ihm knienden barhäuptigen König ein Gefäß entgegen. Die andere Hand hat es zu einem Segensgestus erhoben. Der König hat seine Krone im Hintergrund abgestellt. (Heraldisch) rechts von ihm stehen die beiden anderen Könige. Der mittlere, mit einem langen Gewand bekleidet und gekrönt, weist mit der linken Hand auf einen sechsstrahligen Stern, der sich in der Bildmitte über den fünf Personen befindet. In der rechten Hand hält er ein Gefäß. Der dritte König ist mit einem langen Umhang über einem Brustpanzer be­kleidet. Umschrift: S(IGILLVM) CAP(ITVL)I P(RO)VI(N) CIAL(IS) • F(RAT)R(V)M • CARMELIT(ARVM) IN ALMANIA. (1551, ISF KU Nr. 71.)

Nr. 1a Großes Siegel der Universität Köln. Unter einem Baldachin die Anbetung der Heiligen Drei Könige, darunter das Wappen der Stadt Köln.

98 Nr. 2 Siegel des Provinzials der Niederdeutschen Provinz. Kreuzigungsszene, vor dem Kreuz mit dem Gekreuzigten kniet auf der (heraldisch) rechten Seite ein Karmeliter im Ordenshabit in Adoranten­ haltung (1551, ISF KU Nr. 71.)

Nr. 3 Siegel des Provinzials der Niederdeutschen Provinz. Der gekrönte Wappenschild des Ordens: Eine eingebogene Spitze belegt mit einem sechszackigen Stern und beiderseits der Teilung oben beseitet von je einem sechszackigen Stern. Umschrift: + SIG(ILLVM) P(RIORIS) PRO(V)I(NCIAL)IS CARM(ELITARVM) ALEMAN(IAE) INFERIORIS. (1798, StadtA Recklinghausen, HAA I K 69, fol. 2.)

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99 Nr. 4 Siegel des Provinzials der Oberdeutschen Provinz. In einer stili­sierten gotischen Kirche thront Maria mit dem Kind über Paulus (links, mit Schwert) und Petrus (rechts, mit Schlüssel), die unter zwei Spitzdächern stehen.Darunter die Halbfigur eines Beters. Umschrift: P(RI)OR P(RO)VI(N)IAL(IS) (IN) ALEM(ANIAM) SUP(ER)IOR(EM) ORD(INIS) S(ANCT)E [MARIE VIRG]IN(IS). (1326, StA Nürnberg, Reichs­stadt Nürn­berg Urk. (Münch­ner Ab­gabe) 379, Siegel 1.)

Nr. 5 Siegel der Oberdeutschen Pro­vinz. Maria als Himmels­ königin. Perl­schnür­bogen teilen das Sie­gelfeld in eine gro­ße obere und eine kleine unte­re Fläche. Oben: Die Him­ melskönigin in einem gotischen Fenster hält sitzend das Kind auf ihrem linken Arm. In den beiderseits an­grenzenden und absteigenden kleineren Fen­ stern mit gotischen Giebeln: Engelgestalten, die sich mit Leuchtern dem Thron nähern. Unten: Fünf Gestalten neben­ einander, die nach den Seiten hin, den unten und oben ein­rahmen­den Bögen sich ein­ fügend, immer kleiner werden. Umschrift: SIGILLUM PROVINCIE ALEMANIE SUPE­RI­ORIS ORDINIS BEATE MARIE DE CARMEL. (1589, StA Bamberg, A 140 Urk. Bamberger Klöster, L. 162 Nr. 940.)

100 Nr. 6 Siegel des Konvents in Appingen. Die Jungfrau Maria mit dem Christuskind auf blumen­ reichem Grund sit­zend, daneben das Wappen des Hauses Cirksena, ein Wap­pen­­ schild mit einer Harpyie (Jung­frauenadler). Die Um­schrift ist weitgehend unleser­lich. Mit Sicherheit ist nur das Wort „Sigillum“ zu lesen, dem wahrscheinlich das Wort „Conventus“ folgt (1465, Bestand der Familie zu Inn- und Knyphausen im Nie­der­sächsischen LA – StA Aurich, Signatur: Dep. 4, IV, Nr. 19.)

Nr. 7 Siegel des Konvents in Atens. Der Evangelist Jo­hannes mit Kelch und Johan­nes der Täufer mit Schiff und Gotteslamm. Umschrift: SIGILLVM . COITATIS Et fr’M [in?] ATHENSzE (SIGILLVM COMMVNITATIS et fratruM [in] ATHENSzE). (Archiv der Ev.-Luth. Kir­chen­gemeinde Nordenham, vormals Atens.)

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101 Nr. 8 Siegel des Konvents in Augsburg. Christus in Halb­figur als Salvator mundi mit zum Segen erhobener rechter Hand und einer von einem Kreuz bekrönten Weltkugel in der Linken, begleitet von Son­ ne, Mond und Sternen. Die bruch­stückhaft zu entziffernde Umschrift lautet: […] conventus [?] fratrum […] carmel […] de [?] aug […]. (1488, StadtA Augsburg, Hospi­talA, Tit. 1, Tom. 18, Nr. 15.)

Nr. 9 Typar des Esslinger Priorats (15. Jh.). Maria umgeben von zwei Engeln (Mariae Himmel­fahrt), darunter ein betender Mönch. Umschrift: sigillum prioratus oficii conventus Es­linge. (Abdruck u. a. StadtA Ess­lin­gen, KH Urk. 760 von 1496.)

102 Nr. 10 Siegel des Konvents in Frankfurt, 2. Hälfte 13. Jh. Christus auf dem Regenbogen mit dem Kreuznimbus auf dem Haupt; in der Linken ein Buch, die Rechte segnend erhoben. Umschrift: + S:FRM:BAT:MARE KARMEL I FRANKEVORT (= Sigillum fratrum Beate Marie Karmelitarum in Frankenvort). (ISF Liebfrauen Urk. 711.)

Nr. 11 Siegel des Konvents in Frankfurt, 18. Jh. Die Got­tes­mutter mit dem Kind auf dem Schoß, über den Wolken thronend. Mutter und Kind sind mit Heiligenschein dargestellt. Das Siegel trägt die Umschrift: *SIGIL : COMMVNIT * CARMELI * FRANCOF. Der Ori­gi­nal-Siegelstempel des Klosters hat sich im Münzkabinett des Historischen Museums Frank­furt erhalten. (ISF Liebfrauen Urk. 25.)

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103 Nr. 12 Siegel des Konvents in Geldern. Kreuzigungs­grup­pe,über dem Querbalken (heraldisch) rechts die Sonne, links ein Stern. Unter dem Kreuz rechts Maria, links Jo­han­nes, beide auf Podesten. Am Kreuzesfuß ein Schild mit dem Wappen der Stadt Geldern. Umschrift: s(igillum) co(n)ventvs gelr(i)en(sis) ordinis carmelitar(um). (Abdruck des 19. Jhs., KA Kleve, Archiv des Hist. Vereins für Geldern, Slg. Holthausen.)

Nr. 13 Siegel des Konvents in Geldern, ten Elsen. Stehende Got­tes­mutter mit dem Kind auf dem rechten Arm unter einem gotischen Baldachin, in der linken Hand einen ­Lilienzweig haltend. Vor ihr kniet eine Karmelitin in An­betungshaltung. Dar­ unter ist ein Wappenschild mit drei 2:1 gestellten Blüten erkenn­bar, von denen zwei noch erhalten sind. Die Umschrift ist zerstört. (1462, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 191.)

104 Nr. 14 Siegel des Konvents in Heilbronn. In gotischer Architektur die Gottesmutter Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoß, links und rechts flankiert von je einem knienden Mönch (Karmeliter) in adoranter Haltung. Darunter die Jahres­zahl 1488. Umschrift (teilweise schwer lesbar): S(IGILLUM) Conventui Ord(inis) S(An)C(Te) Marie in monte Carmeli Halprone(nsis). (1488, StA Ludwigsburg, B 189 III U 52.)

Nr. 15 Siegel des Konvents in Hirschhorn. Verkündi­gungsszene, darunter ein Mönch und das Wappen von Hirschhorn. Umschrift: Sigillum Conventus Hirtzhorn Ordinis Fratrum Bea­tae Virginis Mariae de Monte Carmelo. (1491, StA Würzburg, Mz. Urk. Welt. Schr. L53 111.)

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105 Nr. 16 Siegel des Priorats in Hirschhorn. Unter einer Krone das Wappen des Kar­me­literordens in Verbindung mit der Hirschstange. Umschrift: Sigillum Prioris Conventus Hirschornensis. (1799, StA Darmstadt E5C 155/7.)

Nr. 17 Siegel des Konvents in Köln. Ein die Messe ­zelebrierender Priester am Altar bei der Wand­lung, hinter ihm drei kniende Mönche in Ge­bets­ haltung. Über ihnen eine auf den Priester weisende Hand. Umschrift: + S(igillum) CONVENT(us) FR(atru)M CARMELI(tarum) IN COLONIA. (1435, HASt Köln, St. Columba, Urk. 960.)

106 Nr. 18 Gemeinsames Siegel von Prior und Konvent in Köln. Die Gottesmutter, auf einer Bank sitzend, hält das Kruzifix mit beiden Hän­den. Zu ihren Füßen, unter einem Rundbogen, ein kniender Karmelit. Umschrift: + S(igillum) PRIORIS (et) CO(n) VE(n)T(us) ORD(inis) CARMELITARVM. (1311, HASt Köln, St. Columba, Urk. 315.)

Nr. 19 Siegel des Konvents in Kreuznach. Eine sitzende Madon­na mit Kind, zu ihren Füßen ein kniender Mönch, rechts ein Kreuz. Umschrift: SIGILLUM PRIORATVS CONVENT(VS) CARM(ELITARVM) CRVCE(NACENSIS). (1715, LHA Koblenz, Best. 125 Nr. 1021.)

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107 Nr. 20 Siegel des Priors in Kreuznach. Der gekrönte Wappen­schild des Ordens: Eine ­eingebogene Spitze belegt mit einem Stern und beiderseits der Teilung oben beseitet von je einem Stern. Umschrift: SIGILLVM PRIORIS CARM. CRVCENACENSIS. (1700, LHA Koblenz, Best. 125 Nr. 1015.)

Nr. 21 Siegel des Konvents in Nördlingen. Die gekrönte Gottes­mutter mit dem Kind in gotischer Tabernakel­architektur auf einer Bank sitzend, (heraldisch) rechts von ihr sitzt die nimbierte hl. Anna. Umschrift: [S. con]vent(u)al(ium) fr(atru)m ord(inis) b(ea)te Mar(iae) de monte carmelo i(n) nord­li[ngen]. (1435, StadtA Nördlingen, Reg. 1941 (U 274).)

108 Nr. 22 Siegel des Priors in Nördlingen. In gotischer Architektur ist eine Szene dargestellt, die möglicherweise auf die Gründungsgeschichte Bezug nimmt. Unter einem gotischen Baldachin hält ein Priester eine Monstranz in die Höhe, vor der auf der (heraldisch) rechten Seite eine Person kniet. Darunter befinden sich rundbogige Architekturelemente. Umschrift: [S. Pr]ioris nord­ lingensis ordinis beate Marie de monte carm[elo]. (1435, StadtA Nördlingen, Reg. 1941 (U 274).)

Nr. 23 Siegel des Konvents in Nürnberg. Auf einem Dreiberg eine Kirche ohne Turm und dahinter über­lebens­groß den Oberkörper Johannes des Täufers, der in seiner linken Hand das Lamm Gottes mit Fahne trägt; vor dem Dreiberg kniet ein nach links blickender Mensch mit zum Gebet erhobenen Händen. Umschrift: S(IGILLUM) CONVENT(US) S(ANCTE) MARIE IN NOR(EN)B(ER)C. (1326, StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg Urk. (Münchner Abgabe 1992) 379.)

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109 Nr. 24 Siegel des Priors in Nürnberg. Maria im Dorn­wald mit erhobener rechter Hand, in der linken Hand ein Gefäß haltend. Umschrift: [SIGILLUM] PRIORIS FR(ATRU)M ORD(IN)IS CARM(ELITARUM) IN NOREN(BERG). (1326, StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg Urk. (Münchner Abgabe 1992) 379.)

Nr. 25 Siegel des Konvents in Ravensburg. Eine doppeltürmige Burg mit „Kloster­pforte“, darüber befindet sich wohl die Darstellung eines stilisierten Skapuliers. (1495, StadtA Ravensburg, Urk. 3750.)

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siegelabbildungen Nr. 26 Siegel des Priors in Ravensburg. Darstellung der Mutter­gottes mit Kind. (1495, StadtA Ravensburg, Urk. 3750.)

Nr. 27 Siegel des Konvents in Spangenberg. Eine stehende, leicht linksgewendete und bekrönte Muttergottes, die das Jesuskind auf dem linken Arm hält. Umschrift: s(igillum) co(mmun)itatis (con)ve(n)tu(s) spa(n)ge… (1520, StA Marburg, Stadt Spangenberg, Dep.)

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111 Nr. 28 Siegel des Konvents in Tönnisstein. Das seit 1489 für das Kloster nur sehr selten nachzuweisen­ de Kon­ventssiegel zeigt einen stehenden Engel, dessen Haupt von einem Strahlenkranz umgeben ist und der mit ausgestreckten Armen ein Tuch hält, auf dem die Leidensorgane Christi abgebildet sind. (1489, Foto: B. Resmini)

Nr. 29 Siegel des Konvents in Würzburg von 1280. Einer der ältesten Belege für ein Kon­ventssiegel der Karmeliten stammt aus dem Würzburger Kloster und ist an einer am 4. Januar 1280 ausgestellten Urkunde überliefert. Es zeigt das Gotteslamm auf ­einer Boden­formation stehend, mit Nimbus, eucharistischem Kelch in Höhe der Brust und einem Kreuz, wahrscheinlich auch der Kreuzesfahne. Die Umschrift ist stark beschädigt. (4.1.1280, StA Würzburg, WU 285.)

112 Nr. 30 Siegel des Konvents in Würzburg. Dramatisch bewegter Markus­ löwe in Frontalansicht, geflügelt, mit gebogenem Schwanz und der Aufschrift MARC(VS) unter den Füßen. Umschrift: + S. CONVENT(VS) CARMELITAR(VM) HERBIPOLI. (StA Würzburg, Würzburg Domkapitel Urk. 1409 Dez. 6.)

Nr. 31 Siegel des Priors in Würzburg. In einem Ab­druck aus dem Jahr 1653 zeigt das Priorensiegel des Karmelitenklosters Würzburg den gekrönten Wappenschild des Ordens: Eine eingebogene Spitze belegt mit einem sechszackigen Stern und beiderseits der Teilung oben beseitet von je einem sechszackigen Stern. Umschrift: + SIG. PRIORIS CARMELIT. HERBIPOL. (StA Würzburg, Karmeliten­ kloster St. Barbara Würzburg, Urk. 1653 Jan. 25.)

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Die Karmeliten in Deutschland I. Klöster vor der Säkularisation

Aachen Der Aachener Konvent, gegründet 1353/1354 als 20. Kloster der Niederdeutschen Provinz, entwickelte sich zu einer der größeren und bedeutenderen Niederlassungen. Er gehörte zeitweise zu den angesehensten Studien der Provinz. Im 16. Jh. spielten einzelne Brüder eine Rolle im Bemühen um die Gegenreformation in der Stadt. Da der Konvent im 17. Jh. zu den vermögenden in der Niederdeutschen Provinz gehörte, wurde er 1644 als erster für die Durchführung der Tourainer Reform vorgeschlagen und 1649 durch belgische Reformer der „observantia strictior“ unterworfen. Provinz Niederdeutsche Provinz (1353/54–1613,1620–1802), Kölnische Provinz (1613–1620) Diözese Lüttich Lage Das Aachener Karmeliterkloster lag an der Burtscheiderstraße bzw. späteren Großmarschierstraße, der heutigen Franzstraße. Die Straßen „An den Frauen­ brüdern“ und „Karmeliterstraße“ (früher Ponellgasse) markieren noch heute die Lage des Klosters, das sich spätestens im 18. Jh. bis zur Stadtmauer bzw. zur heu­ tigen Kasernenstraße ausdehnte. Patrozinium Vor Übertragung an die Karmeliter waren die hl. Jungfrau Maria und die hl. Klara Patrone der bereits geweihten Kirche oder Kapelle. Die erneuerte und erweiterte Kirche wurde 1359 vermutlich gleichzeitig dem hl. Clemens und Maria geweiht.1 Siegel Es sind verschiedene Siegel des Klosters bekannt2: Konventssiegel (Heiligensiegel: im oberen Feld Johannes der Täufer mit Agnus Dei und ein unbekannter Heiliger, zwei Adoranten, darunter ein einköpfiger Reichsadler, Inschrift: „S(igillum) Convent(us) Carmelitarum Aquensium)“, 1. Hälfte 14. Jh.3 – Konventssiegel (Priester vor einem Pult mit geöffnetem Buch, dahinter zwei halb kniende Gestalten, darunter der Aachener Wappenschild, d.h. der doppelköpfige Reichsadler), 1. Hälfte 16. Jh., nach 1529 – Priorensiegel (Heiligensiegel: Madonna mit herabhängendem Skapulier und mit Kind, das ebenfalls ein Skapulier hält, zwei kniende Mönche als Adoranten, unten kniend Karl der Große mit dem Modell des Münsterstifts), 1. Hälfte 14. Jh.4 – Priorensiegel (Wappenschild, darüber ein Engelskopf, darüber eine Blattkrone, im Schild eine eingebogene Spitze, mit sechsstrahligem Stern belegt und oben von zwei sechsstrahligen Sternen beseitet), 17. Jh., sechs bekannte Varianten unterschied­licher Größe aus dem 17. u. 18. Jh. Die nachweisbaren (ein­facheren) Varianten von Ewald, Rheinische Siegel 4, Tafel 51, 1c, sind: Konvents­siegel (Wappen mit 3 Sternen, über der Krone als Schrift nur: PAQUEN), 1664–1710;5 Konventssiegel (gleiches Wappen, etwas größer und mit längerer, nicht mehr lesbarer Umschrift), 1732;6 dritte Variante: Konventssie­gel (Text unleserlich, anscheinend aber nur als Umschrift um die untere Hälfte des Wappens), 1726.7 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Ritter Gerhard von dem Bongart begann zu einem unbekannten Zeitpunkt, vermutlich einige Jahre vor 1353, auf eigenem Grund-

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I. Klöster vor der Säkularisation

stück an der Burtscheider Straße innerhalb des zweiten Mauerrings der Stadt Aachen eine Kirche zu Ehren der hl. Jungfrau Maria und der hl. Klara zu erbauen, mit einem ihr angeschlossenen Kloster für zwölf Klarissen, das durch Schenkungen des Adels und der Gläubigen dotiert werden sollte. Nach Gerhards Tod – das Kloster war noch nicht vollendet – wurde er in der bereits mit päpstlicher Erlaubnis geweihten Kirche be­graben. Seine Witwe Gertrud übergab mit Zustimmung ihrer vier Söhne, Gerhard, Kanoniker am Aachener Marienstift, Wilhelm, Kanoniker am Maastrichter Lieb­frauenstift, Gottfried und Eustachius, den Komplex 13538 den Karmelitern, denn die Klarissen hatten in den unfertigen Bau nicht einziehen können und wollen, nicht zuletzt aufgrund der fast völlig fehlenden Dotierung. Gerhard von dem Bongart hatte die Kirche nicht ausstatten können, weil seine Familie ihre Zustimmung wegen der damit verbundenen Verringerung ihres Erbes verweigert hatte. Seine Angehörigen wollten aber zumindest eine geistliche Nutzung der Stiftung sicherstellen, obwohl diese sich anscheinend bereits im Zustand fortgeschrittenen Verfalls befand (totaliter ruinosus9). Sie nahmen aus diesem Grund Kontakt zu Henricus de Dollendorp auf, dem Provinzial der Niederdeutschen Karmeliterprovinz, und boten Grundstück und Gebäude als Schenkung unter der Bedingung an, dass sie fertiggestellt würden. Da der Karmeliterorden in Aachen und im Umkreis von einer Tagesreise noch keine Nie­derlassung hatte, akzeptierte der Verhandlungspartner und Prior des Mainzer Klosters, Roland von Odendorf, die Bedingung 1353 – sehr wahrscheinlich unter Ver­mittlung des Klosters Burtscheid, in dem zwei Schwägerinnen Gertruds lebten. 1354 gaben Bischof Engelbert von Lüttich, das Aachener Marienstift, der Aachener Erzpriester (Godefridus dictus de sancto Cuniberto, archipresbiter Aquensis) und Papst Innozenz VI. ihre Zustimmung. Letzterer genehmigte eine Niederlassung für zwölf Brüder, den Bau einer Kirche mit Glockenturm und Glocke, Friedhof und den notwendigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie allen Rechten und Freiheiten anderer Brüder(gemeinschaften) sowie Befreiung vom Interdikt. Im selben Jahr wurde die Aachener Niederlassung als 20. Konvent in die Ordensprovinz Germania inferior aufgenommen. Visitationen erfolgten durch die Provinzialprioren, gelegentlich auch durch die Ordensgeneräle. Bis wenigstens 1360 erhielt der Aachener Konvent von der Provinz finanzielle Unterstützung für den Unterhalt der Brüder und den Weiterbau der Klostergebäude. Die Karmeliter erweiterten den gestifteten, für ihre Zwecke zu kleinen Grundbesitz zwischen 1354 und 1359 um fünf angrenzende Häuser, einen Hofraum und ein Grundstück. Ihre Klosterkirche wurde am 15. Juli 1359 wohl zugleich dem hl. Clemens und Maria geweiht.10 Über die Herkunft der ersten Aachener Brüder existieren keinerlei Nachrichten, möglicherweise kamen sie teilweise aus dem Mainzer Konvent, dessen Prior 1357 Prior in Aachen wurde [ Mainz]. Von den namentlich bekannten Brüdern des Klosters stammten zahlreiche aus Aachen und Köln, aus der Aachener Umgebung sowie dem benachbarten belgisch-niederländischen Raum. Sie gehörten in der Regel dem bürgerlichen Stand an.

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Das bei Faymonville11 mitgeteilte Jahr 1287 als frühester Nachweis für das Vorhandensein eines Karmeliterkonvents in Aachen beruht auf einem Irrtum. Alle vor 1352/53 datierten Urkunden aus dem Klosterarchiv enthalten allgemeine Privilegien für den Orden, sind nicht für Aachen konkret ausgestellt worden und nur in einem Kopiar des 18. Jhs.12 überliefert. Einige der im Zusammenhang mit der Klostergründung 1353/54 entstandenen Schriftstücke weisen ausdrücklich darauf hin, dass in Aachen und näherer Umgebung zuvor keine Niederlassung der Karmeliter existierte. Zunächst mussten die Karmeliter um ihre Akzeptanz in der Stadt kämpfen. 1365 wurden verschiedene geistliche Würdenträger mit dem Schutz des Konvents betraut, und noch 1374 war das Eingreifen des Dekans von St. Georg in Köln erforderlich, da die Aachener Brüder in ihren Rechten, Beichte zu hören, Buße zu verhängen, Absolution zu erteilen und bei ihrem Kloster zu bestatten, behindert wurden, obwohl sie den kanonischen vierten Teil an die zuständigen Pfarrer entrichteten. Anschluss an Reformen 1436 wurden spezielle Anordnungen auf Grundlage der Regelmilderung von 1432 für den Aachener Konvent während der Visitation des Provinzials festgesetzt. Sie waren möglicherweise bereits angeregt durch die Visitation des Ordensgenerals Bartholomäus Rocquallius 1431 und zeigen deutlich die Reformbedürftigkeit des Konvents. Zu dieser Zeit erhielten die Aachener Prioren Beihilfen der Provinz für ihr „vestiarium“ und die Verpflegung der Brüder. Während des Schismas der Niederdeutschen Provinz von 1442–1452 stand Aachen auf der Seite des Ordensgenerals Faci [ Niederdeutsche Provinz]. Im Rahmen der allgemeinen Reformbemühungen des Ordens wurde der Konvent zwischen 1456/57 und 1462 unter General Johannes Soreth erneut reformiert und der Kalixtinischen Observanz angegliedert. 1478 und 1480 erschien die Disziplin im Aachener Kloster als vorbildlich. Ende des 15. Jhs. fanden regelmäßige Visitationen im Konvent statt, unter anderem 1478 und 1485 durch General Ponce Rainaud. 1484 wurde, laut Jakob Milendunck, der schwarze bzw. dunkelbraune Habit eingeführt.13 1485 nahm der Herzog von Jülich die Karmeliterklöster in Aachen und Düren unter seinen Schutz. Zu dieser Zeit war der Aachener Konvent nach Aussage Milenduncks personell stark reduziert und litt unter Priestermangel, sodass alle Aufgaben außer dem Chordienst und den Messfeiern von Konversen und Donaten übernommen werden sollten.14 Wohl vor allem infolge der Reformation herrschte im Kloster seit den 30er Jahren des 16. Jhs. erneut Disziplinlosigkeit. 1537 bereits lebten, ausgestattet mit Dispensen der päpstlichen Pönitentiarie, vier Aachener Karmeliterbrüder außerhalb des Klosters und taten Dienst in Pfarrkirchen der Stadt. Berichte aus den Jahren 1544 und 1546 sprechen bereits von mehr als 11 „Bullati“ in der Aachener Umgebung, d. h. mit päpstlicher Erlaubnis außerhalb des Klosters lebenden Mönchen, die teils in Pfarreien, teils an Adelshöfen Dienst taten. Diese „Bullati“ versuchten zu allem Überfluss, die regeltreuen Brüder zum Ungehorsam zu verleiten. 1554/1555

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waren weiterhin „Apostaten“ (gemeint sind Brüder, die gegen ihre Ordensgelübde verstoßen haben) außerhalb des Klosters zu finden, mit denen sich schließlich der Provinzial Eberhard Billick auseinandersetzte. Auch Konflikte des Konvents mit den Prioren fallen in diesen Zeitraum: 1544/1545 beispielsweise gipfelten Streitigkeiten zwischen Konvent und Prior Paul Contzen trotz Ermahnungen Billicks in einer Rebellion gegen den Prior, angestiftet durch den Lektor Albert de Erkulentia. Billick mahnte zu Gehorsam und zugleich auch zu Besitzlosigkeit. Nur wenige Brüder traten jedoch während der Reformation zum Protestantismus über oder fühlten sich von ihm angesprochen. Auch als sich die Karmeliterkirche im Januar 1578 vorübergehend im Besitz der Calvinisten befand und diese dort predigten, gelang es ihnen nicht, das Kloster insgesamt auf ihre Seite zu ziehen, eher im Gegenteil: Eine große Bedeutung im Zusammenhang mit der Gegenre­formation erlangten wenig später Matthias Nyrsanus und Prior Peter Michael gen. Bastenach, die ab 1581 sehr erfolgreich auf der Münsterkanzel (d.h. im Aachener Marienstift) in Nachfolge der Jesuiten predigten. Die zweite Hälfte des 16. Jhs. war auch in wirtschaftlicher Hinsicht schwierig für den Konvent. Es wurde notwendig, mobilen und immobilen Besitz zu verkaufen oder zu vermieten (Verkauf von Häusern in der Burtscheider Straße, in Roermond und Sittard; 1576 Verkauf einer vollständigen Kapella und eines Pluviale; Vermietung des Hauses in Venlo und eines zweiten Hauses in Roermond), zudem wurde der Aachener Konvent 1570 von der jährlichen Abgabe an die Provinz befreit und erhielt darüber hinaus eine finanzielle Beihilfe von 33 Brabanter Gulden. Auf den 1581 als schlechten Wirtschafter bezeichneten Prior Petrus Flock folgte Petrus Michael gen. Bastenach, dem es gelang, den Konvent von seinen Schulden zu befreien und neue Einkünfte zu erwerben. 1603 wurde das Aachener Kloster im päpstlichen Auftrag zu Reformzwecken besucht, jedoch ist über Ergebnisse nichts bekannt. Ordensgeneral Theodor Stratius schickte gut dreißig Jahre später die drei Aachener Patres Matthias Huinen, Andreas Aussems und Wilhelm Hutting nach Belgien, damit sie dort die Tourainer Reform15 kennen lernten. Nach ihrer Rückkehr 1636 wollten diese sofort die Niederdeutsche Provinz reformieren, wurden daran jedoch von deren Zustand (als Folge des Dreißigjährigen Kriegs) und vom Provinzial gehindert. 1644 wurde das Aachener Kloster wegen seiner inzwischen wieder sehr guten wirtschaftlichen Lage als erstes in der Niederdeutschen Provinz für die Tourainer Reform und die „observantia strictior“ vorgesehen. Da aber die zur Unterstützung aus der Provinz Touraine eingeladenen Brü­der auf sich warten ließen, geschah zunächst nichts. 1648 bestimmte dann das Generalkapitel in Rom die Konvente in Trier [Trier] und erneut Aachen als erste für die Reform, ohne jedoch die Wünsche und Schwierigkeiten in dieser Provinz zu berücksichtigen. Die Aachener Brüder reagierten daher 1649 auf das unerwartete Erscheinen des Generalkommissars Gabriel ab Annuntiatione und dessen direkte Reformabsicht mit Ablehnung. Doch nachdem dieser sich eine Vollmacht des Kölner Erzbischofs und Lütticher Bischofs Ferdinand von Bayern beschafft hatte, ernannte er zuerst Matthias Huinen

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zum Prior und ersetzte unmittelbar danach auch die anderen Amtsträger durch observante belgische Brüder, die in seiner Begleitung nach Aachen gekommen waren. Er gründete – ebenfalls mit Hilfe belgischer Mit­brüder – in Aachen ein Noviziat, welches das einzige in der Provinz sein sollte, und beorderte die Novizen aus Trier, wo die Reform ab 1648 verfolgt worden war, dorthin. Kurz darauf wurde der hellbraune („graue“) Habit eingeführt. Nach insgesamt gerin­gen Anfangsschwierigkeiten verlief die Reform in Aachen und in der ganzen Provinz positiv. 1650 wurde Aachen neben Köln und Trier als reformiertes bedeutendes Kloster bezeichnet [ Niederdeutsche Provinz]. Stiftungen Die erkennbar große Zahl von Stiftungen im 17. und 18. Jh. und die vergleichsweise geringe Unterstützung durch den Stadtrat (v. a. im 17. Jh.) zeigen, dass die Karmeliter – wie auch in den Jahrhunderten zuvor – beliebt und wohl reicher als die anderen Bettelordensniederlassungen in Aachen waren. Insgesamt war die wirtschaftliche Lage zufriedenstellend. Während des Dreißigjährigen Kriegs ging es, wie bereits angedeutet, dem Aachener wie auch dem Kölner Kloster besser als den übrigen Konventen der Niederdeutschen Provinz, weil es von Einquartierung, Plünderung oder Vertreibung verschont blieb. 1643 hatten nur Köln und Aachen mehr als vier stimmberechtigte Konventsmitglieder (d. h. Priester). Im selben Jahr wurden jedem Kloster der Provinz Studenten zuge­wiesen, deren Unterhalt bezahlt werden musste: Aachen finanzierte mit 5 Studenten fast so viele wie Köln und Frankfurt mit jeweils 6, alle anderen unterstützten weniger. Aufgrund der günstigen Situation nach der Reform wurde nach dem Erwerb einer Ka­pelle und eines geräumigen Wohnhauses eine Tochtergründung in dem (heute) belgischen Ort Rekem (Reckheim/Reekheim) an der Maas eingerichtet. Jedoch bestand diese unter Leitung eines dem Aachener Prior unterstellten Vikars nur von 1678 bis 1684. 1681 noch erfolgte die Übertragung der Pfarrei Uikhoven (Belgien) durch den Abt von Kornelimünster als Patronatsherrn an den in Rekem lebenden Karmeliter Cyprian Schein. Seelsorge An verschiedenen Orten halfen die Karmeliter in der Seelsorge und waren dabei zum Teil von den bischöflichen Reservaten befreit. Sie hielten u. a. eine Wochenmesse bei den Weißen Frauen in der Jakobstraße in Aachen (1379/1453). Um 1530 bereits feierten zwei Brüder des Karmeliterklosters den täglichen Gottesdienst in der Abtei Burt­scheid. 1544 thematisierte der Provinzial Billick deren mangelhafte Bezahlung und erlaubte die Weiterführung dieses Dienstes nur unter der Bedingung, dass der Dienst im eigenen Kloster nicht leide, und nur wenn sichergestellt sei, dass die Priester von ihren Altären leben könnten. 1533 erging eine Anweisung an den Aachener Karmeliter aus dem Heinsberger Haus des Konvents, Johann Frielenberg, den Pastor des nicht weit entfernten Orts Dremmen als Prediger zu unterstützen; er hatte zuvor wohl schon acht Jahre in Heinsberg gepredigt. 1550 erhielt Bruder Aegidius Actorp aus der Provinz Francia die Erlaubnis, im Burtscheider

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Nonnenkonvent seinen Lebensabend zu verbringen, wo er schon seit vielen Jahren als Seelsorger tätig war. Paulus Bardenheuwer, der 1559 schon einige Zeit Kaplan in Gevenich (östl. Linnich) war, verließ in diesem Jahr endgültig das Kloster. 1561 verstarb der Karmeliter Johannes Ameldonck aus Wesel (de Vesalia), Pfarrer der St. Gangolfskirche in Heinsberg. 1583 wurde den Karmelitern erlaubt (möglicherweise war es auch eine Bestätigung), in Roermond Beichte zu hören und zu predigen. 1650 wurde Bruder Leonard Holländer gestattet, im Burtscheider Kloster zu leben, vermutlich um dort die Seelsorge zu übernehmen. 1668 erhielt Chrysostomus a S. Johanne Baptista aus dem Aachener Konvent die Erlaubnis des Lütticher Bischofs, in seiner Diözese von den Reservatfällen zu absolvieren. In den ersten Jahrzehnten des 17. Jhs. war der Karmelit Jakob Gravius Pfarrer im niederländischen Vijlen. Eine monatliche Messe mit Predigt war in der Kirche von Übach (nördl. Aachen und Herzogenrath) am Sonntag der Skapulierbruderschaft zu halten (1692). 1663 und 1718 wurde der Ter­min der Aachener Karmeliter in St. Vith in Belgien bestätigt und als Gegenleistung Aushilfe in der Seelsorge vereinbart. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Kirche und Kloster wurden im 18. Jh. (1755, 1758, 1790er Jahre) mehrfach von fran­zösischen Besatzern als Hospital bzw. Militärlazarett, die Kirche sogar als Pferdestall genutzt, sodass die Brüder nur Teile des Klosters weiterbewohnen konnten. 1801 schließlich wurde ein gemeinsames Militärhospital im Karmeliterkonvent und im benachbarten Kloster Marienthal eingerichtet, das auch nach der Aufhebung der Klöster 1802 zunächst bestehen blieb. Bei der Auflösung gehörte Aachen zum Département de la Roer der Republik Frankreich. Noch in der französischen Zeit wurde die Karmeliterkirche abgerissen. Seit 1818 dienten die Klostergebäude als Kaserne, Grundstück und Kaserne befanden sich dann, nachweislich 1825, in staatlich-preußischem Besitz. Zwischen 1907 und 1910 verschwanden beim Bau des Polizeipräsidiums die letzten Reste der Klostergebäude. Konventsstärke Die Klosterstiftung war zunächst für zwölf Brüder16 vorgesehen, 1384 lebten bereits 22 Brüder, davon sechs Schüler17, im Konvent, 1430 dann 26 Klosterangehörige, davon 22 Priester, ein Subdiakon und drei Kleriker-Studenten. 1433 waren es 27 Brüder und drei Jahre später 28 (darunter fünf junge Kleriker). 1629 gab es nur neun Konventsmitglieder, nach erfolgreich durchgeführter Reform waren es 1686 bereits wieder 30. Laut Meyer18 lebten um 1780 höchstens 20 Brüder im Kloster, einschließlich der Laienbrüder. Er war jedoch der Ansicht, dass höchstens zehn von den geringen Einkünften leben könnten. Bei der Auflösung 1802 hielten sich noch 14 Brüder im Kon­vent auf.19 Aufgaben in der Provinz Aachener Prioren wurden mehrfach zu Provinzialen und Definitoren auf den Provinzkapiteln gewählt: Hermann von Neuss: 1379 Provinzial der Niederdeutschen Provinz – Roland von Odendorf war 1357: 1. Definitor, 1359:

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4. Definitor, 1362: 3. Definitor, 1384: 1. Definitor, 1386: 2. Definitor, 1388: 3. Definitor und 1392: 4. Definitor des Provinzkapitels – Gerhardus de Haggenberg 1368: 4. Definitor – Johan­nes de Flore 1426: 2. Definitor – Martin von Aachen 1447 und 1448: 1. Definitor, 1462–1488: Provinzial der Niederdeutschen Provinz, außerdem zeitweise Generalvikar der ganzen Natio Germanica – Wigerus von Reinsberg 1428: 3. Definitor – Simon von Düren 1444 Definitor beim Kölner (Gegen-)Kapitel – Johannes Simonis 1637–1638 Provinzial – Matthias Huinen 1650 Definitor. Für den Zeitraum nach 1650 fehlen die Quellen. Schule und Ordensstudium Entgegen der u. a. bei Quix und Martini zu findenden Überzeugung leiteten die Aachener Karmeliter wohl keine öffentliche Schule.20 Die „schola“ im Klostergarten, die 1436 als neues Gebäude neben der Brauerei erwähnt wurde, war mit Sicherheit für den Unterricht der jungen Brüder und Novizen bestimmt. Nur selten übernahmen die Karmeliter Bildungsaufgaben für die städtische Bevölkerung. Beispielsweise hielten Godefridus Candelificus und Georgius Scriptoris 1481 Predigten (sermones) als Lectores secundarii innerhalb und außerhalb des Klosters, und 1546 wurde vom Provinzial Eberhard Billick verfügt, dass der ehemalige Prior Paul Contzen an Sonn- und Festtagen im Kapitelsaal einen geistlichen Unterricht halten solle für die „adoles­centes civitatis, qui primis rudimentis isthic imbuuntur“. Gemeint waren damit die Schüler der städtischen Schulen. 1384 und 1385 gab es sechs Schüler oder Studenten (scholares) in Aachen, die eindeutig Klosterangehörige waren, 1430 drei Schüler, 1436 fünf jugendliche Kleriker. Die meisten Aachener Ordensstudenten studierten im 15. und 16. Jh. in Köln, einige im 14. Jh. auch in Paris, wovon drei den Doktortitel erwarben. Auch sind Aachener Karmeliter als Studenten in Trier, London, Toulouse, Löwen, Erfurt, Avignon, Bologna, Wien, Krakau, Mainz, Leipzig, Basel, Pavia nachweisbar. 1640 lebten auch in Aachen acht Studenten (sechs Priester und zwei Kleriker). Es gab von Anfang an, spätestens aber 1361, im Aachener Konvent philosophische und theologische Vorlesungen.21 Zwischen 1478 und 1489 sowie von 1503 bis 1528 gehörte er zu den angesehensten und wichtigsten Studien der Provinz. 1640 erhielt Aachen ein Studium der Moraltheologie und war nach der Einführung der Tourainer Reform abwechselnd mit Frankfurt, Trier und Mainz Sitz des Seminars, des Philoso­phie- und des Moraltheologie-Studiums. Nachweislich beteiligten sich im 17. Jh. auch Professoren der Jesuiten an den philosophischen Disputationen der Karmeliter und im 18. Jh. Karmeliter an den philosophischen und theologischen Streitgesprächen der Franziskaner. 1744 beispielsweise nahmen unter dem Vorsitz des Karmeliters Elisaeus a S. Michaele, Lektor der Theologie, die Karmeliter Michael a S. Philippo, Xaverius a S. Christina und Ivo a S. Francisco, Studenten der Theologie, als Defendenten teil. Als Verfasser theologischer Schriften sind aus dem Aachener Konvent bekannt: Johann Huiß (1360er Jahre), dessen Schriften laut Quix22 bei Trithemius im Katalog der geistlichen Schriftsteller und gelehrten Männer genannt werden. ­Unter

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anderem war der Prior Godefridus Candelarius/Candelificus († 1499) Autor zahlreicher Schriften, beispielsweise der „In librum Sapientiae commentaria“, der „Libri III de scriptura sacra“, von „De conceptione immaculatae Beatae Mariae Virginis“, der „Oratio pro Coronatione Reginae“ und der „Orationes ad Clerum“, der „Sermones de tempore“, der „Sermones de Sanctis“ und zahlreicher Briefe (epistulae) zur Krönung der Königin Maria Blanca von Mailand23 sowie an Johannes Trithemius und andere. Theodericus ab/de Aquis (Frhr. v. Lutzenrath) verfasste 1394 eine Lebensbeschreibung über den hl. Albert von Trapani (Vita Sancti Adalberti Drepanensis Carmelitae), die auch einige Zeichnungen enthielt.24 Reliquienausstattung Über die Reliquienausstattung des Konvents ist wenig bekannt. Vor 1363 stiftete Ritter Christian von Drimborn eine Kreuzreliquie (heute verloren), für die das Provinzkapitel 1365 ein Alienationsverbot auf Bitten des Aachener Priors Roland von Odendorf erließ. Möglicherweise besaßen die Karmeliter auch Reliquien der hl. Märtyrer Donatus, Vincentius, Justinus, Placidus, Arthemius, Restitutus, Valentinus und Vitalis aus den Calixtuskatakomben in Rom. Darauf deutet eine Urkunde von 1642 über deren Echtheit im Archiv der Aachener Karmeliter hin.25 Gerardus a S. Sacramento berichtete 1668, dass jedes Jahr an den beiden Fe­ sten des hl. Kreuzes (Kreuzfindung und Kreuzerhöhung) die Kreuzreliquie in einer Prozession umhergetragen und verehrt wurde. 1457 erhielt der Konvent die Erlaubnis zur Begehung des Fests des Albert von Trapani noch vor dessen Kano­nisierung. Zum Gedenken an die zweite Reform des Klosters (wohl zwischen 1456/57 und 1462) wurde bis zur nächsten Reform 1649 alljährlich am 22. Dezember unter großer Beteiligung der Aachener Bevölkerung eine Feier zu Ehren des hl. Geistes abgehalten. Bruderschaften An der Aachener Karmeliterkirche bestanden verschiedene Bruderschaften, über die man kaum etwas weiß. 1441 wird die Bruderschaft des hl. Kreuzes erwähnt. Die Skapulierbruderschaft feierte ihren Gottesdienst an der Marienstatue in der Karmeliterkirche. 1508 wurde die Bruderschaft von der schmerzhaften Mutter Gottes bzw. von den Sieben Schmerzen Mariens unter Abt Petrus von Heinsberg gestiftet, ihre Regeln wurden 1563 bestätigt und zugleich ein kunstvoller Altar erwähnt, der den Sieben Schmerzen (und Sieben Freuden) Mariens geweiht war. Er wurde 1795 zerstört. Für das Jahr 1689 ist die Josephsbruderschaft belegt. An jedem 3. Sonntag im Monat erhielten alle Teilnehmer an der Josephsandacht einen von Clemens XI. verliehenen Ablass. Einkünfte Die Karmeliter lebten hauptsächlich vom Spendensammeln und Terminieren sowie von der Aushilfe in der Pfarrseelsorge. Hinzu kamen Erträge aus zahlreichen Stiftungen, u.a. für Pitanzen, Jahrgedächtnisse, Wochenmessen und täg­ liche Messen (Messstiftungen zwischen 1403 und 1757, besonders im 15. und 16. Jh., dann wieder vermehrt Ende des 17. und in den ersten Jahrzehnten des 18. Jhs. nach-

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weisbar), die teilweise in auswärtigen Kirchen gelesen wurden.26 Jedoch wurde auf dem Generalkapitel von 1625 beschlossen, gemäß dem Dekret des Trienter Konzils zur Reduzierung der Messen, alle Messverpflichtungen zusammenzufassen und nur noch eine Messe pro Monat für die verstorbenen und eine für die lebenden Wohltäter des Klosters zu feiern.27 Einen Beitrag zur Verpflegung der Brüder hat vermutlich der große Klostergarten geleistet. Des Weiteren gab es eine Brauerei (1436 erwähnt, 1792 zerstört) und einen Fischteich28 im Klosterbezirk. Nach dem Erwerb und der Verpachtung des Haarguts 1725 ließ sich das Kloster auch Holz und verschiedene Lebensmittel als Abgabe liefern, jedoch in begrenztem Umfang. Der Konvent erhielt auch gelegentlich Unterstützung von der Stadt (1376, 1385: Geld und Kohlen, 1467/68 und 1472/73 Kohlen) und besaß Einkünfte in Form von Renten und Zinsen, die sowohl in Naturalien als auch in Geld geleistet wurden und teils dem Kloster, teils einzelnen Brüdern zustanden. Rentenkäufe bei der Stadt Aachen, der Stadt Gangelt und bei Privatpersonen sind zahlreich belegt (ab 1472). 1713 konnten die Karmeliter und übrigen Aachener Klöster bei Auslaufen ihrer Steuerfreiheit vom Stadtrat noch einmal die völlige Befreiung von der Akzise auf Lebensmittel für den eigenen Bedarf erlangen. Offensichtlich hatte sich die Zusammenarbeit der vier in Aachen ansässigen Bettelorden (Dominikaner, Franziskaner, Augustiner und Karmeliter) seit langem bewährt. Bereits 1474 hatten ihre Vertreter vereinbart, ihre Privilegien künftig gemeinsam zu verteidigen. Und auch 1686 protestierten Augustiner, Dominikaner und Karmeliter gemeinsam gegen die Einbehaltung jährlicher Zinsen oder Renten unter dem Vorwand, die Klöster seien der Stadt noch Türkensteuer schuldig, denn sie waren davon ausgenommen. Karitative Aktivitäten Karitative Aktivitäten sind nur in geringem Umfang erkennbar. So bestand seit 1517 die Verpflichtung, arme Pilger während der Aachener Heiligtumsfahrt mit drei Müdden Roggen zu unterstützen, die an den benachbarten St. Matthiashof zu liefern waren. Eine weitere Verpflichtung ergab sich aus der Stiftung der Agnes (Neisgen) Schyns von 1538 insofern, als von dem Bartholomäustag an, der auf den Tod ihres Schwiegersohns Jan Huyrpers folgte, jeden Donnerstag Bier, Brot, Käse und Fisch oder auch anderes im Wert von 6 Aachener Schilling an die Armen zu verteilen war. Besitz und Terminiertätigkeit Die Besitzungen des Karmeliterkonvents gingen teils auf Käufe, teils auf Schenkungen zurück, wobei auch die durch das Kloster selbst getätigten Käufe zu einem großen Teil aus Schenkungen und Spenden finanziert worden sind. Im Laufe der Zeit erwarben und verkauften die Karmeliter in Aachen und auch andernorts Grundstücke und Häuser, zunächst in unmittelbarer Umgebung des von der Familie von dem Bongart gestifteten Grundstücks. Viele Häuser und Grundstücke werden anlässlich ihrer Schenkung oder ihres Erwerbs erwähnt, es kann jedoch oft nicht ermittelt werden, wie lange sie im Klosterbesitz blieben und welche der Konvent gleichzeitig besaß.

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Das Klosterareal wurde 1354 durch den Kauf von drei an der Straße liegenden Häusern und 1356 durch den Erwerb eines Grundstücks bzw. eines Hofraums ergänzt, um Kirche und Kloster zu vergrößern. Es folgten 1358 der Kauf von Haus und Hof des Johann Lewen, gelegen am Kloster, sowie 1359 der Kauf des Hauses des Gerhard von Horne gen. Strohbandt neben dem Kloster und der Kauf von zwei Gärten, davon einer neben dem „Haus“, 1360 und 1366. Ein weiterer Garten neben der Kirche wurde 1398 erworben. Belegt sind außerdem der Kauf eines Hauses in der Burtscheider Straße im Jahr 141129 und eines Bends („Graswachs“, d.h. ein Wiesenstück) von 3,5 Morgen, 10,5 Ruten vor dem Rostor an der Mühle 1431, dessen Besitz 1528 bestätigt wurde. Das Haus an der Burtscheider Straße/ Ecke Borngasse wurde 1452 erworben, ein weiteres Haus in der Burtscheider Straße, gelegen neben dem Kirchenumgang, 145330 sowie 1498, 1500, 1517 und 1537 erwähnt. Drei Häuser in der (Groß-)Kölnstraße31 wurden 1469 erworben, waren aber baufällig. Beim Stadtbrand 1656 wurden sie zerstört, die Grundstücke mit der Möglichkeit der Ablösung daraufhin in Erbpacht vergeben. Ein Bend vor dem Rostor bei der Weißen Mühle (ca. 5 Viertel) kam 1523 als Schenkung an den Konvent. 1524 schenkte Maria, Witwe Goswins von Walhoven (Walhorn), Haus, Hof und Erbe in der Burtscheider Straße im Gartzweiler Lehen ohne genannte Gegenleistung an den Konvent. Der Erbbesitz Bruder Reynarts in der Herrlichkeit Burtscheid kam als Schenkung 1485 an die Karmeliter. Auf sein Gut in Birgden verzichtete der Konvent 1512 gegen bestimmte Leistungen, und 1544 erfolgte der Verkauf von zwei Häusern in der Burtscheider Straße nahe dem Eingang bzw. Tor zum St. Matthiashof, die ehe­mals Lambert Kipp gehört hatten, an das Kloster Marienthal. Auch Barbara Bastenach, Mutter des Priors Petrus Michaelis gen. Bastenach, vermachte ihr Haus mit Hof und Zubehör in der Burtscheider Straße (gelegen zwischen Hermann Maulartz und Johan Mann) 1605 an den Konvent. 1606 verkaufte das Kloster ein Haus in der Burtscheider Straße neben Wilhelm Pütz.32 1617 bzw. endgültig 1664 wurde dem Kloster in Heerlen (Herrl/ Herrel) Haus, Hof und ca. sechs Morgen Grundbesitz in der Ackerstraße gerichtlich zugesprochen, weil der durch diese Besitzungen abgesicherte jährliche Zins bereits längere Zeit nicht mehr bezahlt worden war.33 Ein Haus und Hof in der Köln­straße werden zum Jahr 1642 anlässlich ihres Verkaufs erwähnt. 1670 übertrug Arnold ­Pipers bei seinem Eintritt als Drittordensbruder ins Aachener Kloster demselben seinen gesamten Besitz im Land Valkenburg, darunter ein Haus in Walem, östl. Valkenburg in den Niederlanden. Ein Haus mit Garten in der Burtscheider Straße neben dem Waschhaus des Klosters wurde 1671, das Haus „auf dem See­­stro(h)m“ in der Rosstraße 1685/86 erworben und dann vermietet, Haus und Hof in der Sandkaule 1676 verkauft. 1686 wurde das Kloster in nicht näher bestimmten Besitz des Hendrick Weerth in Noorbeek in den Niederlanden immittiert.34 Nachdem das Kloster im Jahre 1725 den Rittersitz „Haar“, der teils auf Territorium der Abtei Kornelimünster, teils in der Herrlichkeit Eilendorf lag, von der Familie Chorus gekauft hatte, wurde dieser an Nicetius a S. Maria als Stellvertreter des Konvents verliehen.

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Die Aachener Karmeliter hatten verschiedene Termine: Stadt und Gebiet ­ achen, Venlo, Heinsberg, Roermond, St. Vith. In manchen besaßen sie eigene A Häuser als Quartiere und Sammelstellen. Eigene Stadthäuser hatten sie z. B. in Heinsberg, Roermond, Sittard und in Venlo. 1359 und erneut 1362 wurde den Aachener Karmelitern zuerst durch den Provinzial- und dann auch durch den Generalprior wegen der Nachbarschaft (und damit der Konkurrenz) zu den Konventen in Köln, Düren [ Köln, Waidmarkt; Düren] und Lüttich als zusätzlicher Termin die Stadt Venlo mit ihren Pfarreien zuge­wiesen, die zuvor zum Termin des Konvents in Geldern [ Geldern] gehört hatten. 1377 wurde recht allgemein festgelegt, dass die Aachener und Lütticher Karmeliter in den ihren Konventen benachbarten Orten sammeln durften, ohne sich gegenseitig zu behindern. 1393 nahmen die Aachener Brüder in Heinsberg ein Haus als Stützpunkt für ihren dortigen Termin in Erbpacht (1533 gab es in Heinsberg drei Aachener Terminarier). 1663 baten die Karmeliter im Namen aller Mendikanten das Gericht der Stadt St. Vith um Erneuerung des „uralten“ Rechts zu terminieren und erhielten eine Bestätigung für das Gebiet der Stadt und der Herrschaft. 1663 und erneut 1718 erfolgte die Bestätigung des Termins in St. Vith im Herzogtum Limburg gegen das Versprechen, in Notfällen (wie Seuchen) Aushilfe in der Seelsorge zu leisten. 1665 wird von der Teilung eines Termins zwischen dem Aachener und dem Trierer Karmeliterkloster [ Trier] berichtet. 1799 (Anfang April) wurde allen Aachener Bettelorden das Terminieren innerhalb und außerhalb der Stadt Aachen verboten. In manchen Städten innerhalb ihrer Termine dienten den Karmelitern Stadthäuser als Quartiere. So nahmen sie ein Haus mit Hof in Heinsberg in der Mariengasse (an der Myengauen) in Erbpacht (1393), besaßen zwei oder drei Häuser in Roermond in der Schul- und in der Feldstraße (zw. 1444 und 1593), von denen eines 1457 durch einen Steinweg und Hof erweitert und eines 1551 verkauft wurde, allerdings mit dem Vorbehalt, einen Raum für terminierende Brüder zu reservieren. 1487 erhielten sie als Schenkung einen Platz mit Erbe in der Schulstraße. In Sittard überließen ihnen die Maastrichter Minoriten 1523 die Hälfte des Hauses, das zuvor beiden Konventen als Unterkunft in ihrem Termin gedient hatte. Es wurde 1560 verkauft. Der Konvent besaß außerdem in Venlo das Haus gen. „up de Schricksel“ (zwischen 1569 und 1613 belegt). 1795 besaßen die Karmeliter an Ländereien im Aachener Gebiet 4 Morgen, in Eilendorf 82 Morgen. 1802 (bzw. Ende des 18. Jhs.) verfügten sie in Aachen über ihren Konvent und drei Häuser (zwei in der Marschierstraße, eins in der Stromgasse), das Hofgut „Haar(en)“ in Eilendorf und Wald in Forst (beides Kanton Burtscheid). Als Nationalgüter wurden die Besitzungen zwischen 1803 und 1810 von der Domänenverwaltung verkauft; die beiden Häuser mit Zubehör in der Marschierstraße: Nr. 460 für 5725 fr. und Nr. 461 für 4250 fr., das Haus mit Zubehör in der Stromgasse: Nr. 371 für 2625 fr., das Hofgut „Haar(en)“ in Eilendorf (Kanton Burtscheid) mit Gebäuden und Landbesitz von 31 ha 1804 für 15.100 fr. (laut État général 7640 fr. wert) sowie der Karmeliterbusch in Forst (17 ha: 1810 für 5250 fr.).

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Als das Kloster 1802 aufgehoben wurde, belief sich das Vermögen insgesamt auf 66.262 fr., an Schulden waren 5454 fr. zu begleichen, die zu zahlenden Pensionen an die Karmeliter wurden mit 6500 fr. pro Jahr veranschlagt. Der Grundbesitz wurde mit 13.640 fr. bewertet, die Gebäude mit 13.635 fr. An in Grundrenten und anderweitig fest angelegten Kapitalien waren 1151 fr., an einzufordernden Außenständen (créances exigibles) 37.836 fr. vorhanden. Die Grundrenten beliefen sich jährlich auf 57,56 fr. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Die erhaltenen Archivalien befinden sich heute größtenteils im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, Bestand Aachen, Karmeliter, außerdem im Bestand Archiv Paffendorf (Urk. 209, 210, 485, 486, 634, 637 und 638) und im Bestand Roerdepartement (Nr. 3120, 3121, 3412). Im Stadtarchiv Aachen handelt es sich um die Bestände: KK Karmeliter; Handschriften (Nr. 16 und 263); RA II, Allgemeine Prozesse (Nr. 1396); RA II, Ratsprotokolle (1712); RA II, Beamtenprotokolle (1701, 1713, 1746); Reichskammergericht (A 123, A 124, S 9545) – Diözesanarchiv Aachen (Urkunden und Hs. 358, 268–272) – Institut für Stadtgeschichte, Frankfurt am Main, Karmeliterkloster, Bücher – Bibliothèque royale de Belgique, Brüssel (Handschrift 3262, fol. 57v–59r). Erwähnenswert sind vor allem: Chronik des Aachener Klosters von Jakobus Milendunck 1353 (1348) bis 1648: ISF KB 46, fol. 516r–542r, darin auf fol. 537–540: „Origo et historica descriptio“ des Aachener Klosters von Gerardus a S. Sacramento, 1668 – Nachrichten über das Aachener Kloster in der Chronik des Aachener Jesuiten Heinrich Thenen, 2. Hälfte 17. Jh.: StadtA Aachen, HS 16, 928–933, und bei: Karl Franz Meyer, Aachensche Geschichten II: Männerklöster, Von dem Carmeliterkloster, um 1780: StadtA Aachen, Hs. 263, fol. 8–10, 26–28 – ISF KB 84: Summarium Archivii Aquensis noviter registrati et vidimati, Coloniae, Anno 1694 (Archivilogium Rheno-Carmelitanum), S. 995–1079 (Verzeichnis der das Aachener Kloster betreffenden Urkunden mit kurzen Inhaltsangaben) – John Rylands Library, Manchester, ms. 114 („Mortuary Roll“ aus Vorst/Brüssel). Verzeichnis der Stiftungen von Jahrgedächtnissen und Messen: „Tabula Anniversariorum Conventus Aquensis“ von Jakob Milendunck, im Kopiar (1287–1747): LAV NRW R, Aachen, Karmeliter, Re­pertorien und Handschriften 2, 218–229 – Fünf Haushaltsbücher über Einnahmen und Ausgaben (1767, 1775, 1792, 1793/94, 1795): LAV NRW R, Aachen, Karmeliter, Akten 10 – Verzeichnis der Activa und Passiva (1722–1801): LAV NRW R, Aachen, Karmeliter, Akten 2 – Einnahmen- und Ausgabenverzeichnis (1770–1794): LAV NRW R, Aachen, Karmeliter, Akten 1 – Inventar des Haarguts (1774): LAV NRW R, Aachen, Kar­meliter, Urk. 12 – Alphabetisches Namensverzeichnis mit Aufzeichnungen über die Provinzkapitel und die dor­tigen Ernennungen der Prioren (1361–1393): ISF KB 52, fol. 140r–157r. Bibliothek 1430 gab es in der Bibliothek 165 angekettete Bücher, 1431–1434 waren es 169, 1435–1438 wurden 170 gezählt. Vor 1700 schenkte der Übacher Pastor, Leonard

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Vossen (Vassen), dem Kloster seine Bibliothek bzw. seine Bücher als Stiftungsfonds für eine Wochenmesse. Im Jahr 1700 schenkte er noch einmal 40 Patacons, anscheinend, damit die Bücher im Besitz des Klosters verbleiben konnten. Die Bibliothek besaß bei der Auflösung des Klosters insgesamt 3312 Bände, davon 633 Foliobände, 801 Quartbände sowie 1878 Bände im Oktav- und Duodezformat,35 von denen bis auf geringe Reste keine Spuren mehr existieren. Quix spricht von wertvollen Handschriften und Büchern.36 Zwei Handschriften sind in die Hessische Landesund Hochschulbibliothek Darmstadt gelangt: Hs 369 (Bonaventura, um 1460) und Hs 2683 (Considerationes sacerdoti missam celebraturo utiles, um 1470).37 Gedruckte Quellen: Quix, Gesch. des Karmeliten-Klosters ..., Urk.-Anhang, 95–143. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die Karmeliterkirche war zweischiffig, erbaut aus Quadersteinen, geräumig, hochgewölbt, hell wegen ihrer hohen Fenster und wurde, da beim Stadtbrand 1656 nicht zerstört, von Quix als vor ihrem Abriss „altes, aber starkes Gebäude“38 bezeichnet. Auf Stadtansichten aus der Vogelschau oder von Südosten39 ist die Kirche mit einem großen Dachreiter dargestellt. An ihrer Südseite befand sich die Kapelle der Bruderschaft der schmerzhaften Mutter, erbaut unter Abt Petrus von Heinsberg (zum Jahr 1525 erwähnt), mit Altar und einer mit Gold überzo­genen Holztafel, in welche die schmerzhaften Mysterien eingeschnitzt waren. Nach 1802, aber noch unter der französischen Regierung, wurde die Kirche abgerissen. Das Kloster mit seinen Wiesen und Gärten, die durch den Bach Paunelle oder Ponell mit Wasser versorgt wurden, reichte bis an die Stadtmauer heran und lag etwas von der Straße entfernt. In ihrem als ertragreich bezeichneten Garten bauten die Brüder zeitweise sogar Wein an. Eine hohe Mauer und eine Buchenhecke trennten ihn vom benachbarten Kloster Marienthal. Rechts von der Straße, links der Kirche lag der Zugang zum Kloster, ein Rundbau, dessen unterer Teil die Eingänge zu Kloster und Garten, der obere die Bibliothek enthielt. Um 1735/36 (laut Meyer) vollendeten die Karmeliter einen prächtigen vierflügeligen Klosterneubau aus Blaustein-Quadersteinen.40 Aus der früheren Zeit sind verschiedene Einzelnachrichten überliefert: Ein größerer Neubau wurde unter Prior Jakob von Diedenhofen 1384 errichtet, die Bibliothek wird 1430 und 1668 erwähnt, der Waschbrunnen (Wesch) 1451/52 bzw. das Waschhaus 1671. Von einer Brauerei neben der „Schule“ wird 1436 gesprochen. Kunstvolles Ge­wölbe und Steinboden im Kreuzgang (claustrum) waren 1498 vorhanden, der Bau eines „claustrum novum“ mit schönen Glasfenstern wurde unter Petrus Michaelis gen. Bastenach († 1605) durchgeführt. Eine Modernisierung der Bausubstanz des Klo­sters hatte auch Petrus von Heinsberg († 1525) vorgenommen: „claustra moderna“, stabile Gewölbe, große Fenster, Steinfußboden in den Wohnungen und Wirtschafts­gebäuden aus grau-blauen Quadern.41 Im Dormitorium befand sich seitdem eine runde Glasscheibe im größten Fenster neben dem Eingang zur Bibliothek, die im Zu­sammenhang mit der Bruderschaft von den Sieben Schmerzen Mariens stand: Maria, von sieben Schwertern durchbohrt, mit

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am Rand umlaufender Inschrift: „O flos Car­meli, fer nobis gaudia coeli, cuius septem cor transfixere dolores. P(etrus) H(insberg)“.42 Die Klostergebäude, zusammen mit den Gebäuden des Klosters Marienthal, wurden ab 1802 als Militärlazarett für insgesamt 600 Kranke verwendet. Seit 1818 befanden sich in den erhaltenen Gebäuden Kasernen, die 1825 im Besitz des preußischen Staates waren. Laut Quix43 lag auf dem Gelände des Klosters (auch an der Stelle der Kirche) ein Exerzierplatz, auf der früheren Wiese waren Alleen gepflanzt worden. Der letzte bauliche Rest des Konvents verschwand 1907 bis 1910 beim Bau des Polizeipräsidiums.44 Verschiedene Altäre werden – ohne dass näher auf sie eingegangen wird – vor allem im Zusammenhang mit Stiftungen erwähnt: Hl. Blutaltar (1430), Sebastiansaltar (1431), Katharina-Altar (1484), Anna-Altar (1484, 1523), Hl. Kreuzaltar (1538), Sakramentsaltar (1538), Marien- und Hochaltar (beide zugleich 1730). Der Marienaltar war Ende des 17. Jhs. dem Prior vorbehalten. Bei der Aufhebung des Klosters gab es neben dem Hauptaltar fünf weitere Altäre. Vor 1630 baute Meister Johannes Schaden aus Westfalen eine Orgel für die Karmeliterkirche mit 17 Registern. Dass auch am Ende des 18. Jhs. eine funktionstüchtige Orgel vorhanden war, belegen Zahlungen für Orgelmusik (Orgelschlagen) in den Ausgaberechnungen von 1792–1794. Eines der frühesten (vor 1363 geschenkten) wertvollen Besitztümer der Aachener Karmeliter war ein monstranzartiges, vergoldetes Silberkreuz mit einer Kreuzreliquie und der Inschrift „Cerne crucis lignum, quod Christi dextera sacrat / Confixi scapula sanguine tincta pio“. Es soll sich 1835 in der Pfarrkirche St. Michael befunden haben und ist heute verloren.45 Für diese Kreuzreliquie und ein kostbares, vergoldetes Kri­stallziborium sowie für die angeketteten Bücher der Bibliothek wurde 1365 ein Alienations- oder Veräußerungsverbot erlassen. Es gab ein kunstvoll bemaltes Chor­gestühl und darüber – ordentlich ausgestellt – viele Reliquien bekannter und unbekannter Heiliger (1668) sowie einen Tabernakel, der sich von selbst öffnete und schloss (Meyer, um 178046). Bei der Aufhebung des Klosters war in der Kirche u.a. eine versilberte Büste des hl. Joseph vorhanden. In der Karmeliterkirche befand sich ein Totenkeller mit einem eigenen „Kinderkeller“ (spätestens seit der 2. Hälfte des 18. Jhs.). Da diese Kirche eine gefragte Grablege war, befanden sich in ihr entsprechend viele Grabstätten, beginnend mit derjenigen des Bauherrn und Stifters Gerhard von dem Bongart. Erwähnenswert ist das Grab des ehemaligen Priors Martin von Aachen (1489) im Chor der Kirche unter einem Grabstein mit seinem Bildnis und mit Epitaph (das Christus im Grab zeigte) in der Südwand, welches die Inschrift trug: „Hic iacet sepultus venerabilis pater Martinus de Moniaw, sacrae paginae professor eximius ac huius provinciae provincialis egregius, qui in provincialatus officio XXVI annis extitit pacificus nec non reverendissimi magistri generalis supra octo provincias vicarius idoneus, qui obiit anno domini 1489 ipsa die S. Theodori martyris. Requiescat in pace, quod sibi faveat Altissimus“.47 Weitere Wappen und Inschriften nennt Albert Huyskens48 nach Aufzeichnungen Louis Abrys, an deren Zuverlässigkeit jedoch gezweifelt wird.

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PRIOREN49 Hermannus de Nussia/von Neuss 1354–1357 – Roland(us) von Odendorf/-dorp 1357–1366, 1373–1393 – Gerhard(us) de Haggenberg/von Hachenberg 1366, 1368 – Johannes a S. Adalberto 1372 eingesetzt und verstorben – Als Vikar: Gerlacus Wys(s) 1372–1373 – Jakob von Diedenhofen 1384 – Hermannus de Nussia/von Neuss [d. J.] 1422–1424 – Johannes de Flore 1424–1427 – Wiger(i)us de Reynsberg/ von Reinsburg/Reinberg 1427–1430 – Johannes de Nussia senior/Johann von Neuss d. Ä. 1430–1436/37 – Johannes de Gelria/von Geldern 1437–1438 – Johannes Struver/Strüver 1438–1439 – Simon von Düren 1439–1444 – Martinus de Aquis sive de Monjauwe/ Martin von Monjoie (Monschau)/von Aachen 1444–1448/49, 1452, Sept. 1453, 1456– 1462, † 1489 – Gottfried von dem Bongart/Godefridus de Pomerio 1444 auf dem Kölner Gegenkapitel zum Aachener Prior bestimmt, 1449 – Peter von Eynatten Nov. 1453 – Johann Doliatoris/Faßbinder 1462–1464 – Gisbertus de Nova Civitate/von (der) Neustadt 1464–1465 – Johannes de Kerpena/von Kerpen 1465–1466 – Johannes Matthiae/Matthias 1466–1467 – Johannes de Nova Porta/N(e)uportz(e)/von (der) Neupforte 1467–1468, vermutlich bis 1470, 1474–1475 – Martin von Simpelveld 1475, 1477 – Johannes de Nova Ecclesia/von Neukirchen 1477 – Werner von Düren 1470– 1474 – Nikolaus Herzog/Ducis/Herzlich de Arluno 1478–1481, wohl identisch mit Clais/Klaus van Arll 1481 – Gregorius/Jörris/Georg(ius) Scriptoris/Schreibers/ Schriver gen. Engel 1482–1493, † 1493 – Godefridus Candelarius, -lificus/Gottfried Leuchter 1494–1497, † 1499 – Johann von Gelre (Bruyhuis) 1497 – Werner Dollart 1498–1501, † 1501 – Petrus Hinsberg/de Hijnsborg/von Heinsberg 1502–1525, † 1525 – Martin(us) Nopp(ius) 1526–1534 – Albert(us) de Erculentia/von Erkelenz 1534–1535 – Paul(us)/Pauwels (van) Conzen/Con(t)sen/ von Monjoie/ Monjaw 1536–1546, 1549–1552 – Leo/Lewen (von) Scherberi(n)g/Scher­ berch/Scherben 1546–1548, 1556–1557 – Petrus Brant/Peter Brandt 1552–1554, 1560–1563 [Berndt von Aachen: 1561, 1563 im Kopiar des 18. Jhs., S. 673] – Aegidius Weick (ab) Hynsberg/von Heinsberg 1553–1555 – Johann(es) Mertz 1558 – Vakanz 1559 – [Johann von Erkelenz, gewählt, aber nicht aus Trier nach Aachen gekommen 1561/1562] – Matthias/Theis/ Matthijs Walravius/ (v.) Walraff/Walramus/ gen. Ram oder Wolfram a Nussia/ van Neuss 1562–1570, 1574 – Wilhelm Lockenius/Lochemus/-nius 1576 – Petrus Flock(enius) aus Haarlem 1581–1582 – Petrus Michaelis von/gen. Bastenach/Bastinach bzw. (von) Schippenaken/Sip­pena(e)ken/Zippenach 1584, 1594, 1596–1599, 1603, † 1605 – Johann von Heinsberg 1586, 1588 – Jakobus Graf(f) 1605–1606 – Johannes Wanlo 1607–1623 – Johannes Simons/Simoni(u)s 1623, 1625–1628, 1634–1637 – Gerhard Hol­lander/Holländer 1628–1629, 1637, 1643–1644: Vikar – Arnoldus Clypeus/Schild 1631 – Jakobus Milendunck 1639–1643, 1653–1659, † 1682 – Henricus Mulhe­mius/Mülheim(er) 1643, † im selben Jahr – Johannes Hausmann 1644–1646 – Heinrich/Henricus Bro(i)chmann/Brockman 1646, 1664 – Matthias Huinen/ Hoenen, 1. Reformprior 1649 – Basilius vom hl. Wilhelm 1652 – Johannes a Cruce 1653, 1655 – Gottfried vom hl. Andreas 1659 – Heinrich von allen Heiligen 1662 – Mathias a S. Al­berto 1665 – Augustinus a S. Theresia 1667–1668 – Petrus Thomas a S. Francisco 1669–1671 – Basilius a S. Johanne 1672, 1675 – Antonius a S. Henrico

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(Antoninus a S. Francisco) 1675–1678 – Thomas a S. Paulo Sept. 1678 – Polykarp a S. Ludo(v)ico 1681, 1683 – Hermannus op den Ort/Schröder 1680, 1684, 1686 – Tiburtius a S. Matthia 1686 – Willibrordus a S. Elia 168750 – Bonifatius a S. Christophoro 1690, 1692 – Otto a S. Petro 1693, 1695–1696 – Hermannus a S. Antonio 1696–1697 – Carolus a S. Bernardo gen. Lipman 1699, 170751 – Crescens a S. Matthia 1702, 1704, 1708, 1711 – Emmanuel a S. Georgio 1703, 1705, 1706 – Nikolaus vom hl. Jonas 1711 – Leopold a S. Jacobo 1714–1715 – Antoni(n)us a S. Michaele 1717–1718 – Frankus/Franko a S. Bonaventura 1720, 1722 – Cosmas a S. Johanne 1723, 1725, 1726 – Heribert vom hl. Aegidius 1726 – Brocard a S. Nicolao 1729, 1731 – Adalbert vom hl. Nikolaus 1732 – Roman von der hl. Theresia 1735 – Marianus vom hl. Joseph 1739 – Patritius vom hl. Heinrich 1742 – Ferdinand vom hl. Jakob 1745 – Modestus vom hl. Johannes 1747, 1748 – Constantinus a S. Helena 1751 – Emmanuel a S. Francisco 1754, 1756 – Maximin von der hl. Maria 1756, 1757 – Creszens vom hl. Vinzenz 1759 – Albin vom hl. Joseph 1760 – Innocenz vom hl. Johannes 1763 – Anastasius vom hl. Jakob 1766 – Benedikt von der hl. Margarethe 1769 – Oswald a S. Francisco 1772, 1774, 1775 – Johann Baptist von der hl. Petronilla 1776 – Viktor von der hl. Katharina 1779 – Zacharias a S. Elisabeth 1783, 1785 – Antonius von Padua Hullecreiner 1786 – Alexius (Michael) Rey 1789, 179752 – Heribert a S. Petro (Degen) 179253 – Alexander a S. Telesphoro (Johann Wilhelm Ritzerveld/Ritzenfeld) 1797–180254. LITERATUR Heinz Hermann Deussen, Das Haus der Karmeliten in Heinsberg. In: Heimatkalender des Selfkantkreises Geilenkirchen-Heinsberg 1964, 71–74 – Karl Faymonville, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, X/2: Die Kirchen der Stadt Aachen. Düsseldorf 1922, 320–323 [592–595] – Monika Gussone, Aachen – Karmeliter. In: NrhKB 1, 86–99 – Dies., Seelgerätstiftungen in Aachener Klosterkirchen aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Quellen für private Memoria, soziale Fürsorge und Ortsgesch. In: Gesch. im Bistum Aachen 10, 2009/10, 71–123 – Hauptbuch und Verzeichnis der im Gülich Aachener Bezirk befindlichen geistlichen Ländereyen, Zehnten, Büschen und Mühlen im Jahre 1795. Köln 1882 – Paul Kaiser, Der kirchliche Besitz im Arrondissement Aachen gegen Ende des 18. Jhs. und seine Schicksale in der Säkularisation durch die französische Herrschaft. Aachen 1906 – Koch, Karmelitenklöster – Lansink, Studie – Lickteig, German Carmelites – Martini, Carmel 1, 443–474 – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Stephan Panzer, Zur Geschichte des Karmel. In: Grundkurs Spiritualität des Karmel. Hg. von Michael Plattig und Elisabeth Hense. Stuttgart 2006, 9–23 – Panzer, Observanz und Reform – Christian Quix, Gesch. des Karmeliten-Klosters, der Villa Harna, der Ge­lehrtenschulen in Aachen ... Aachen 1835 – Ders., Hist.-topographische Beschreibung der Stadt Aachen und ihrer Umgebungen. Köln/Aachen 1829 (Nd. Aachen 1975) – Heribert Raab, Ein Status-Bericht der Rheinischen Karmeliterprovinz aus dem Jahre 1653. In: Römische Quartalschrift 76, 1981, 108–110 – Raczek, Status – Ders., Karmelitenklöster der Vergangenheit, 25: Das Karmelitenkloster zu Aachen. In: Karmel-Stimmen 1978, 181–183 – Reg. der Reichsstadt Aachen (ein-

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schließlich des Aachener Reiches und der Reichsabtei Burtscheid). Bd. 3–5. Bearb. von Thomas R. Kraus. Düsseldorf 1999–2005 – Torsy, Regularklerus – Schieder, Säkularisation und Mediatisierung, Tl. V/1. 1 Das Jahr der Weihe wird nur von Jakob Milendunck in seiner Chronik überliefert, ISF KB 46,

fol. 518v. – 2  Rheinische Siegel 4, Tafel 51, Nr. 1 und 1a–c, Abb. von 1b–c auf Tafel 127, 1a ohne Abb. – 3  Gut erhalten und erkennbar an der Urk. StadtA Aachen, KK Karmeliter 10, Nr. 198: 15.6.1668. Jedoch gibt Rheinische Siegel 4, Tafel 51/1, einen etwas anderen Text an, der sich beispielsweise auch auf dem Siegel von LAV NRW R, Archiv Paffendorf, Urk. 485, findet. – 4 Recht gut erhalten an LAV NRW R, Archiv Paffendorf, Urk. 210 (15.8.1439). – 5 DiözesanA Aachen, Ur­k. 58, 63, 65, 95, 98, 119, 156, 164, am besten erhalten 129. – 6 Ebd., Ur­k. 197, 211. – 7 Ebd., Ur­k. 1188. – 8 Zwei identische Notariatsinstrumente vom 10.11.1353: StadtA Aachen, KK Karmeliter 10, Nr. 5 und 6. Vgl. auch Reg. Reichsstadt Aachen, Bd. 3, 55f., Nr. 81. – 9 Urk. des Lütticher Bischofs Engelbert, in der er die Stiftung bestätigt: Lüttich 12.6.1354 (StadtA Aachen, KK Karmeliter 10, Nr. 13), Druck: Quix, Gesch., Urk.-Anhang, 105, Nr. 7. – 10 Vgl. Anm. 1. – 11 Faymonville, Kunstdenkmäler, 320–592. – 12 LAV NRW R, Aachen, Karmeliter, Repertorien und Handschriften 2. – 13  ISF KB 46, fol. 524r– 525r. – 14 Dies als Folge der Pest, vgl. ISF KB 46, fol. 525r. – 15 1604–1608 begonnen in Rennes, 1635 in der ganzen Provinz Touraine verbreitet. – 16  Bzw. für zwölf oder auch mehr Brüder, wie sich verschiedene Urkunden ausdrücken, beispielsweise StadtA Aachen, KK Karmeliter 10, Nr. 2 (nicht datiert): Druck bei Quix, Gesch., Urk.-Anhang, 95, Nr. 1: „...ad habitandum ibidem conventualiter per eos usque ad numerum 12 fratrum vel plurium secundum ipsius loci exigentiam...“, und mit fast identischem Wortlaut auch in den beiden Notariatsinstrumenten vom 10.11.1353: StadtA Aachen, KK Karmeliter 10, Nr. 5 und 6. – 17  So in ISF KB 46, fol. 520r; anders Lickteig, German Carmelites, figure III: 22 wählende Mitglieder (es wird nicht deutlich, ob die drei dort gesondert aufgeführten Lehrer bereits mitgezählt sind oder noch hinzugezählt werden müssen) und sechs nicht-priesterliche Schüler/Studenten. – 18 StadtA Aachen, Hs. 263, Meyer, Carmeliterkloster, fol. 10r. – 19 LAV NRW R, Roerdepartement, Nr. 3121, fol. 406 (dort auch Namen, Herkunft, Alter, Tag der Profess und Aussage über die Absicht, im Kloster bleiben zu wollen oder nicht). – 20 Fehlerhafte und unvollständige Verzeichnisse der Lehrer der „öffentlichen La­teinschule“ von 1422 bis 1552 bei Quix, Gesch., 55f., und Martini, Carmel 1, 448f. – 21 Lektoren sind seit 1357 belegt, dabei schwankte ihre Zahl zwischen einem und vier. In manchen Quellen werden sie genauer bezeichnet (lector sententiarum, lector theologiae moralis, lector philosophiae, lector principalis, lector secundarius, cursor, informator, magister regens, magister censuum), oft aber nur als „lectores“, sodass vielfach nicht die genaue Zahl der Dozenten für die einzelnen Jahre ermittelt werden kann, da nicht erkennbare Doppelnennungen zu vermuten sind. – 22  Quix, Gesch., 8, mit Verweis auf Trithemius‘ Katalog der geistlichen Schriftsteller und gelehrten Männer, Köln 1531, 118. – 23 ISF KB 46, fol. 527v. – 24 StadtA Aachen, Hs. 263, Meyer, Carmeliterkloster, fol. 26r–28r: Liste der „viri clariores, qui e Carmelo Aquisgranensi prodiere“, und ihrer Werke. – 25 StadtA Aachen, KK Karmeliter 1. – 26 Zu den Stiftungen ausführlicher Gussone, Seelgerätstiftungen. – 27 Trotz dieser Bestimmung wurden auch danach weiterhin Messstiftungen angenommen. Bei der Aufhebung des Klosters waren noch jährlich 1123 aus Stiftungen fundierte Messen zu lesen: LAV NRW R, Roerdepartement, Nr. 3120, fol. 9v. Teilweise sind die regelmäßigen Zahlungen für Messverpflichtungen auch von den Erben abgelöst worden. Beispielsweise teilt eine Bemerkung im Kopiar (LAV NRW R, Aachen, Karmeliter, Repertorien und Handschriften 2, S. 163) mit, dass auf der Originalurk. einer Stiftung über drei jährliche Messen in der Eilendorfer Kirche die Bemerkung „Redemptae“ zu finden sei. – 28  So berichtet von Quix, Hist.-topographische Beschreibung, 88, dessen Erwähnung des Fischteichs auch der einzige überlieferte Hinweis darauf ist. – 29 Laut Milendunck soll dieses Haus 1453 auf Befehl der Stadt Aachen an Arnold Engel verkauft worden sein (Kopiar, LAV NRW R, Aachen, Karmeliter, Repertorien und Handschriften 2, S. 332). – 30  Dieses Haus könnte jedoch

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auch das 1411 in der Burtscheider Straße erworbene sein, vgl. Anm. 29. Es wurde 1453 verkauft, die Karmeliter erhielten aber weiterhin einen jährlichen Zins daraus, seit 1537 gehörte es wieder dem Kloster. – 31  Diese drei Häuser bildeten zuvor ein einziges Haus, das den Namen „Newen“- oder „Nuwenhauß“ trug, vgl. ISF KB 84, p. 1028, und Kopiar (LAV NRW R, Aachen, Karmeliter, Repertorien und Handschriften 2, S. 185f., 189f). Eines dieser Häuser wurde 1470 an den Hutmacher Theis Babbairt in Erbpacht gegeben mit der Angabe, die zwischen diesem und dem anderen, an Gerhard von Drenborn vermieteten Haus der Karmeliter liegende „Heimlichkeit“ sei von beiden Parteien zu benutzen: Kopiar, ebd., S. 355, das dritte wurde erblich vermietet an den Schlossmacher Arnold Jäger, ebd., S. 356f. – 32  Dieser Verkauf wird nur in ISF KB 84, p. 1030 und 1033, erwähnt. – 33 Das Kloster verpachtete den Besitz: LAV NRW R, Aachen, Karmeliter, Repertorien und Handschriften 2, S. 621–624. – 34 ISF KB 84, p. 1065, und Kopiar (LAV NRW R, Aachen, Karmeliter, Repertorien und Handschriften 2), p. 691, berichten nur sehr knapp über die Verhandlungen vor dem Schöffengericht in Noorbeek, nicht darüber, um welche Art von Besitz es ging. – 35 LAV NRW R, Roerdepartement, Nr. 3120, fol. 9v. – 36 Quix, Gesch., 36. – 37 Die Handschriften der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt. Bd. 5,1: Jüngere theologische Texte. Beschrieben von Kurt Hans Staub unter Verwendung von Vorarbeiten von Hermann Knaus. Wiesbaden 2001. Darin: Hs. 369 (p. 36) und Hs. 2683, Provenienz vermutlich Karmeliter Aachen (p. 162). – 38 Quix, Hist.-topographische Beschreibung, 88. – 39 Auf verschiedenen Kupferstichen (zahlreiche vorhanden im DiözesanA Aachen und in der Sammlung Crous, Aachen). Z. B. Simon Novellanus (Neuvelt) und Franz Hogenberg, Perspektivischer Stadtplan von Aachen, 1572, Matthaeus Merian, Topographia Westphaliae [1647], u.a.; Abdrucke: Alte Aachener Stadtansichten 16.–19. Jh., hg. v. Helmut Crous, Aachen [1976–1977], Nr. 52 (Kupferstich aus: Johannes Noppius, Aacher Chronick, Köln 1632), Nr. 78 (Gesamtansicht nach Merian: Kupferstich um 1700 von Johann Christian Leopold, Augsburg); Abb. der Karmeliterkirche „aus einem alten Stadtplan“ ohne Her­kunfts­ vermerk: Martini, Carmel 1, zw. S. 446 u. 447. – 40 StadtA Aachen, Meyer, Hs. 263, Carmeliterkloster, fol. 9r. – 41 ISF KB 46, fol. 528v–529r. – 42 Ebd. und in der „Origo“ von 1668, fol. 540r, erwähnt, nicht erhalten, vgl. auch: Die Inschriften der Stadt Aachen. Bearb. von Helga Giersiepen (Die deutschen Inschriften 32). Wiesbaden 1993, Nr. 62†. – 43  Christian Quix, Aachen und dessen Umgebungen. Frankfurt a.M. 1818, 46. – 44  Beschreibung der Reste eines gotischen Portals des ehemaligen Karmeliterklosters: Joseph Buchkremer, Altertumsfunde. In: Zs. des Aachener Gesch. vereins 42, 1920, 340f. – 45 Inschrift bei: ISF KB 46, fol. 518v–519r; Quix, Gesch., 7, mit Anm. 3; Die Inschriften der Stadt Aachen, Nr. 16†. – 46 StadtA Aachen, Hs. 263, Meyer, Carmeliterkloster, fol. 9r. – 47 ISF KB 46, fol. 526v. – 48 Albert Huyskens, Verschwundene Grabsteine und Kunstschätze aus Aachener Kirchen. In: Zs. des Aachener Gesch.vereins 54, 1932, 127–139, hier 138f. – 49 Vikariate, die durch Ernennung zum Prior fortgeführt wurden, sind nicht ausdrück­lich als Vikariatszeiten gekennzeichnet. Alle zwischen 1652 und 1779 genannten Prioren, deren zweite Namen ausschließlich in der deutschen Form (“vom hl.”) und nicht in der lateinischen genannt werden, lassen sich nicht in den vorhandenen Quellen nachweisen, sondern stammen aus den Listen bei Martini, Koch und Quix. – 50  Torsy, Regularklerus 2, 227, Nr. 1074. – 51  Ebd., 195, Nr. 266. – 52  Ebd., 187, Nr. 62. – 53 Ebd., 207, Nr. 563. – 54 Ebd., 187, Nr. 54.

Monika Gussone

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Abensberg Johann II., Herr zu Abensberg, stiftete 1389 das Abensberger Karmelitenkloster in seiner Stadt und stellte es unter seinen und seiner Nachkommen Schutz. Bei der bayerischen Säkularisation wurde es 1802 aufgehoben. Am Patroziniumsfest, dem Skapulierfest (16. Juli), zog es aus der Umgebung viele Gläubige an, die auch der Skapulierbruderschaft beitraten. Provinz Oberdeutsche Provinz (1389–1771), Bayerisches Provinzvikariat (1771–1802) Diözese Regensburg Lage Johann II., Herr zu Abensberg,1 gab den Karmeliten als Gründungsausstattung eine Hofstatt mit einem Baumgarten von ca. 7300 m² in seiner Stadt Abensberg innerhalb des äußeren Mauerringes, westlich des heutigen Stadtplatzes. Der Klosterkomplex ist zum größten Teil heute noch als solcher erkennbar erhalten. Dem neugegründeten Karmelitenkloster der Lieben Frau vom Berge Karmel standen auf dem doch kleinen Gebiet der Herrschaft Abensberg fünf Prälatenklöster gegenüber, deren Vogteiherrschaft in den Händen der Herren von Abensberg lag. Patrozinium Die Schenkungsurkunde Johanns II. von Abensberg vom 7. April 1392 nennt U. L. Frau als Patronin der Kirche und wohl auch des Klosters. Siegel Das mittelalterliche Konvents- und Prioratsiegel zeigt eine Mariendarstellung.2 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Am 27. März 1389 stiftete Johann II., Herr zu Abensberg, ein Kloster für die Frauenbrüder, in dem diese Gott, Unserer Lieben Frau und allen Heiligen dienen sollten. Papst Bonifaz IX. bestätigte die Stiftung am 20. Dezember 1390. Am 9. September 1391 fand die Neugründung auch die Bestätigung durch den zuständigen Regensburger Diözesanbischof, Johann I. von Moosburg, jedoch unter dem Vorbehalt, dass die Rechte der erst zehn Jahre zuvor von der Pfarrei Gögging abgespaltenen Pfarrei Abensberg nicht beeinträchtigt werden. In einer weitergehenden Bestätigung des Klosters vom 7. April 1392 bezog Johann II. ausdrücklich auch seine Ehefrau Agnes von Liechtenstein und seine Söhne Jobst (Jodocus) und Ulrich (V.) mit ein. Neben der Erwähnung des Klosters als Besitz der Frauenbrüder und der Feststellung, „da wir angehebt haben eine newe Kirche in den ehren unser lieben Frawen“, wird hier auch die Stiftung aller Zehent von aller und jeder Art Gült erwähnt, die den Abensbergern aus ihrer Herrschaft zustand, da die Stifter wollten, „dass deß Gott ihr Lohn seye, und ihnen Maria in allen ihren nöthen desto fleißiger beistehe“. Stiftungen Die Grundausstattung mit Kirchen- und Klostergebäuden, Nahrung und Holz machte den Konvent zunächst unabhängig und frei aller Sorgen. Dieses Vorbild der Abensberger Herren wirkte auf die Umgebung, sodass im 15. Jh. viele Seelenheilstiftungen errichtet wurden. Herzog Albrecht von Bayern, der Rechtsnachfolger des 1485 ausgestorbenen Geschlechts der Abensberger, stiftete 1490 das Badhaus für verschiedene Stiftsmessen zum Seelenheil der Abensber-

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ger und der Wittelsbacher, und 1496 mehrere Lehen an Grundstücken, damit die Karmeliten die tägliche Messe in der zweigeschossigen Schlosskapelle, oben oder unten, feiern, weil der Stadtpfarrer dieser Pflicht nicht nachgekommen sei.3 Die Jahrhundertwende brachte für Bayern und das Kloster mit dem Landshuter Erbfolgekrieg, dem Bauernkrieg und der Reformation auch einen Niedergang der Zuwendungen. Das Geld musste nicht mehr „im Kasten klingen“. Das Ablasswesen prangerte auch der Abensberger Humanist und Geschichtsschreiber Aventinus (Johann Turmair) an, der den Reformatoren nahestand, im Karmelitenkloster Latein lernte und später Erzieher der Söhne Herzogs Albrechts wurde. Sicher lernte auch Agricola (Stephan Kastenbauer), der zweite Abensberger „Reformator“, im Kloster Latein. In den Visitationen des Klosters von 1534 bis 1559 ist ein unmittelbarer Einfluss der Lehren Luthers nicht nachzuweisen, wenn auch der Konventuale Corvinus (Georg Raab), der später das Amt des Provinzials der Oberdeutschen Provinz übernahm, apostasierte und der Konventuale Stephan Kirchmayr ein Bruder des Straubinger Reformators Naogeorgus (Thomas Kirchmayr) war. Am 4. September 1536 beklagt sich jedoch der Prior beim Provinzial, dass er allein im Chor sei. Zwei Jahre später, 1538, war die Zahl der Konventsmitglieder dann auf fünf gestiegen.4 Anderthalb Jahrhunderte lang, von etwa 1500 bis zur Mitte des 17. Jhs., erhielt das Kloster keine weiteren Stiftungen. Erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges lassen sich wieder Zuwendungen an die Abensberger Karmeliten nachweisen. Durch großzügigen Nachlass verschiedener Gülten trug das Karmelitenkloster auch seinerseits zur Überwindung der Kriegsfolgen bei. Ein Auftakt zur neuen Spendenfreudigkeit, die an die spätmittelalterlichen Traditionen anknüpfte, war die Übereignung eines Hofes durch Lorenz Stanglmair in Arnhofen. Dieser Hof unterhielt bis zur Säkularisation den größten Teil der Ernährung des Konvents. Im 17. Jh. erhielt das Kloster jedoch überwiegend Geldstiftungen, die unmittelbar wieder als Darlehen vergeben werden konnten, sodass das Geld zum Ankurbeln der Wirtschaft in Umlauf gesetzt wurde. Etwa 23.000 Gulden erhielt ab 1670 das Kloster für Jahrtage und lieh das Geld gegen Zinsen, die jährlich über 800 Gulden betrugen, wieder aus. Trotz der Ausgaben für die Barockisierung der Kirche war fast das gesamte Kapital zur Zeit der Säkularisation noch erhalten. Die erste Stiftung stammt von Maria Theresia von Haslang, geb. Gräfin von Hohenzollern, die dem Konvent am 28. März 1670 500 Gulden zu ihrem Begräbnis mit Jahrtag und zur Fertigung des Choraltares übertrug. Sie legte damit den Grundstock für das Kapital der „Bank Karmelitenkloster“. Ihr Mann Georg Rudolph von Haslang, Pfleger von Abensberg und Altmannstein, stiftete am 16. September 1681 für sein Begräbnis in der Gruft unter dem Chor5 bei seiner Frau und für verschiedene Messen weitere 300 Gulden. Dies war der durchschnittliche Stiftungsbetrag aller Stiftungen. Konventsstärke 1714 bestand der Konvent aus 14 Patres, zehn studierenden Fratres und sieben weiteren Fratres. Bei der Säkularisation am 30. März 1802 schreibt Zink

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von 24 Patres und 7 Fratres, also auch 31 Konventualen, die in das Aussterbekloster Straubing gebracht wurden. Der 1768 in Abensberg geborene Joseph Ritter von Hazzi schreibt in seinen statistischen Aufschlüssen Bayerns über die Abensberger Karmeliten: „Sie sind im Allgemeinen ganz lustige Brüder und dienen, besonders die Kollektoren, als Spaßmacher in den Klöstern, bei den Pfarrern und ihren Köchinnen, und bei andern gutthätigen Müttern und Jungfrauen. Daß man in diesem Kloster nichts Nützliches, sondern nur Andächteleien und Schwärmereien antrifft, versteht sich von selbst, die Leute besonders von der Stadt, besuchen das Kloster gern wegen des starken braunen Biers und anderer Anliegen. Die Karmeliten mischen sich daher gern in alle Familienverhältnisse und haben so ziemlich das Städtchen, so wie die ganze Gegend, unter ihrer Herrschaft“.6 Bruderschaften Auf Veranlassung des Ehepaars Maria Theresia und Georg Rudolph von Haslang von Haslangs-Reyd und Großhausen und in Übereinstimmung mit dem Prior Anastasius a S. Theodoro wurde neben der Skapulierbruderschaft 1664 die Bruderschaft des hl. Joseph (Confraternitas, sub invocatione B. Mariae virginis et matris conversantis cum Jesu filio et Josepho sponse suo) gegründet.7 Papst Alexander VII. bestätigte am 11. April 1665 die Bruderschaft, die schon im ersten Jahr einen Zulauf von über 400 Josephinischen Sodalen erhielt, von denen ein Drittel Adelige waren. Die Gottesdienste an den Festtagen der Bruderschaft waren für das Kloster und die ganze Stadt große Anlässe. 1691 war die Bruderschaft auf 503 Sodalen angewachsen. Nach Bildung eines Consiliums unter dem ersten Präfekt Johann Niklas von Haslang, Sohn des Gründers, auch in der Nachfolge der Abensberger Pflegschaft, wurde durch Papst Innozenz XII. am 29. Mai 1692 das Titularfest vom Dreifaltigkeitssonntag auf den dritten Sonntag nach Ostern verlegt. Am 17. April 1693 übernahm das Protektorat über die Bruderschaft der Wittelsbacher Joseph Clemens, Bischof von Regensburg, später Erzbischof und Kurfürst von Köln und am 4. Februar 1733 der Wittelsbacher Kardinal Johannes Theodor, Bischof von Regensburg, Freising und Lüttich. Außerdem wurde zusätzlich ein Messbund errichtet, dem 1694 schon 300 Mitglieder beigetreten waren, für die 20 Messen nach dem Tod gelesen werden sollten. Am 24. Mai 1697 privilegierte Papst Innozenz XII. den Josephsaltar für die Bruderschaft. 1727 errichtete Prior Liberius ab Immaculata Conceptione Beatae Mariae Virginis eine dritte Bruderschaft, genannt zu den sieben Schmerzen Marias. Einkünfte Neben dem Hof und den Geldgeschäften betrieb das Kloster eine kleine Brauerei, dessen Brauhaus mit finanzieller Unterstützung durch das Straubinger Kloster 1622 errichtet wurde. 110 Jahre später wurde die Brauerei wieder neu gebaut, mit der man einen Bierausstoß von ca. 60.000 Litern im Jahr erreichte. Die Herstellung von jährlich 1000 Litern Branntwein brachte jedoch mehr Geldeinnahmen als die Brauerei. Das Kloster besaß im Westen Abensbergs noch einen großen Garten mit Haus und Waschhaus. Das Areal war mit einer hohen Bruchsteinmauer umgeben, die heute noch entlang der Birkenallee zum Friedhof zu

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sehen ist und mit hohen Kosten 1735 und 1750/52 gebaut wurde. Eine wichtige Einnahmequelle für den Konvent war natürlich das Terminieren. Das Abensberger Karmelitenkloster hatte exakt umschriebene Terminierbezirke,8 aus denen zu festgesetzten Zeiten bestimmte Erträge zu erwarten waren. Dabei wurden auch passende Devotionalien ausgeteilt.9 Beim Terminieren gingen immer ein Pater und ein Frater parallel miteinander, suchten aber unterschiedliche Ortschaften auf. Die Einnahmen aus dem Terminieren betrugen etwa ein Drittel bis ein Viertel der gesamten jährlichen Einnahmen. Das zweite Drittel kam aus der Seelsorgearbeit in der Umgebung und dem Terminieren. Die restlichen Einkünfte erwirtschaftete man aus dem Hof, aus Gülten und aus dem Geldverleih.10 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Im Zuge der Säkularisation wurde das gesamte Vermögen des Klosters beschlagnahmt. Am 30. März 1802 wurde der Konvent, 24 Patres und sieben Brüder, in das Aussterbekloster Straubing gebracht. Große Teile des Klosterinventars wurden zerstört oder geplündert. 1805 wollte der bayerische Staat die Klosterkirche gegen die Stadtpfarrkirche eintauschen. Nach der Schlacht bei Abensberg 1809 ließ Napoleon österreichische Gefangene in der Klosterkirche unterbringen. 1813 wurde durch den ehemaligen Klostergarten die sogenannte Mariengasse, später Osterriedergasse gelegt. Nachdem mit der Auflösung des Klosters auch die von den Karmeliten eingerichtete Lateinschule geschlossen wurde, wurde aus der in Geld umgewandelten Niklasspende auch der 1819 weiterzuführenden Lateinschule ein jährlicher Betrag von 884,57 Mark zugewandt.11 1839 wurde die Klosterkirche der Stadt als Gemeindeeigentum übergeben. Am 12. August 1853 lehnte Bischof Valentin von Riedel die von vielen gewünschte und unterstützte Wiedererrichtung des Abensberger Karmelitenklosters ab. Auch die Errichtung eines Noviziatshauses wurde 1854 nicht genehmigt. In der Matrikel des Bistums Regensburg nach der Beschreibung von 1860 lag die Baulast für die Klosterkirche bei den drei beschriebenen Bruderschaften. Das Klostergebäude kam in private und öffentliche Hände. In dem in öffentlicher Hand befindlichen Teil wurden ein Krankenhaus, ein Amtsgerichtsgefängnis, ein Armenhaus sowie Schule und Wohnung für die Schulschwestern eingerichtet; der in privater Hand befindliche Teil wurde zu einer Metzgerei, einer Druckerei und zu Wohnungen umgebaut. 1886 trat die Stadt das Eigentumsrecht an der Klosterkirche an die Kirchenverwaltung ab. 1932 stellte sich heraus, dass die Eigentumsverhältnisse nicht im Grundbuch eingetragen waren, und 1936, dass immer noch der bayerische Staat Eigentümer der Klosterkirche ist. 1937 wurden dann die nötigen Einträge vom Staat an die Stadt und dann an die Kirchenverwaltung vorbereitet. Doch die Stadt stellte der Kirchenverwaltung Bedingungen, die diese nicht erfüllen wollte. Erst am 27. Februar 1939 schenkte die Stadt die Kirche der Kirchenverwaltung. 1939 wollte der damalige Bürgermeister Weigert einen Zuschuss des Staates für die Klosterkirche zweckentfremden und für den Bau des HJ-Heimes verwenden. Ende April 1945 wurde das Dach der Karmelitenkirche schwer beschädigt. Erst 1946 konnte man

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mit den Reparaturen beginnen. 1961 überließ die Kirchenverwaltung der Stadt die Räume über dem wiederherzustellenden gotischen Kreuzgang zur Einrichtung eines Heimatmuseums. 1963 renovierte der Abensberger Kunstschreiner Krinninger die barocke Sakristeieinrichtung aus dem Jahre 1713 und 1968/69 erfolgte die Außenrestaurierung, wobei sich bei den Fensterrundbögen wieder die gotischen Spitzfenster zeigten. 1989 war dann die Innenrestaurierung abgeschlossen.12 2006 wurde das Heimatmuseum über dem Kreuzgang in den ehemaligen Troadkasten der Abensberger Herren übertragen. Die gotischen Fenster wurden mit Abensberger Motiven verglast. Am 11. Februar 2011 wurden die Eigentumsverhältnisse zwischen der Stadt und der Katholischen Kirchenstiftung abschließend geregelt. Die Grenze ist die südliche Außenmauer der Klosterkirche, d. h. der gesamte Kreuzgang und die Josefskapelle sind Eigentum der Stadt, aber die Kirchenstiftung hat ein unentgeltliches Nutzungsrecht. Die Gruft bleibt bei der Kirchenstiftung. Dazu und zur Kanzel erhält die Kirchenstiftung freies Zugangsrecht. Im ehemaligen Gebäude der Druckerei befindet sich seit 2011 das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Die Kirchenstiftung kaufte am 6. Mai 2009 ein Zwischengebäude, von dem der Aufgang zur Empore gesichert ist (Hinweise von Pfarrer Georg Birner und Tobias Hammerl, Stadt Abensberg). ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Nach Aufhebung des Klosters 1802 kam der größte Teil der Urkunden nach München und befindet sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in folgenden Beständen: GL Fasc. 32/70; GL Fasc. 33/71; GL Fasc. 34; GL Fasc. 34/71 ½ ; GR 629/2,3,5; GR 633/45; GR 647/92; GR 647/95; GR 647/98; GR 647/99; GR 679/187; KL Abensberg 2, Sacra cantata et lecta pro confraternitatibus S. Josephi et matris dolorosae, samt den Gebühren hierfür, 1772–1801; KL Abensberg 4, Repertorium omnium missarum quotidianarum, hebdomadalium, menstruarum, angarialium, fundationum, applicationum pro bono conventus, propriarum, obligationum pro confraternitatibus S. Josephi ac matris dolorosae et proventum exinde pro bono conventus etc. 1776; KL Abensberg 6, Notizen über Abhaltung der Seelengottesdienste etc: a) ein Verzeichnis der von der Kanzel herab zu verkündenden gestifteten Gottesdienste. b) Verkündigung von Seelen- und sonstigen Gottesdiensten von der Kanzel herab 1790–1802. c) Notizen über die Zahlungen für Seelmessen, die Lesung derselben, den Absatz von Skapulieren; KL Abensberg 8, Brevis informatio, quando et a quibus nostra ecclesia hic Abenspergae fuerit aedificata, variis altaribus et parimentis ornata d.i. Beschreibung und Geschichte des Klosters und der Kirche, ihrer Altäre, Glocken, Paramente, Epitaphia und Bruderschaften. (18. Jh.); KL Abensberg 13, Manuale über die Einnahmen und Ausgaben an Geld und Naturalien. 1700–1726; KL Abensberg 14, Manuale annuorum censuum et canonum frumentariorum, erectam pro procuratura Carmeli Abenspergani, 1712–1751; KL Abensberg 15, Liber computuum seu acceptorum pecuniariorum, 1724–1751; KL Abensberg 16, Liber computuum seu expositorum pecuniariorum, 1724–1751; KL Abensberg 17, Liber computuum seu acceptorum pecuniariorum,

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1751–1774; KL Abensberg 19, Rechnungsbuch über die Einnahmen und Ausgaben von Naturalien, 1759–1801; KL Abensberg 20, Manuale patris procuratoris continens accepta pecuniaria de 1770–1801; KL Abensberg 21, Liber computuum seu acceptorum pecuniariorum de 1774–1799; KL Abensberg 23, Manuale acceptorum et expositorum pecuniariorum de 1789–1801; KL Abensberg 28, Sal-, Stift- und Gültbuch des Klosters zu Abensberg, was und wie viel jährlich von dessen Gültund Urbars-Untertanen in Pfennigzinsen, Küchendiensten, Getreidgülten etc. gedient und gereicht werden muß. (Renoviert durch den Prior Ziegler) 1613; KL Abensberg 30 a, fol. 34–55: Berichte und Erlasse, die durch den abgesetzten Prior herbeigeführten wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse des Klosters betreffend. 1585; KU Abensberg 145; KU Abensberg 146; Kurbayern Hofkammer Hof­ anlagsbuchhaltung 137 und 287; Kurbayern U 28629; Landshuter Abgabe 1982 A 1; MF 66693; Regesten, Abensberg, Karmelitenkloster, Nr. 1–146. In der Bayerischen Staatsbibliothek, München, Handschriftenabteilung: Cod. Num. 2501–2515, 2524. Im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg: Karmelitenkloster Abensberg; KL 71 Nr. 10. Im Pfarrarchiv Abensberg: Urk. 7, 14, 16, 31. Im Provinzarchiv der Karmeliten Bamberg: Prov. G f.2; Prov. G f.3 Abensberg, ­Liber Decretalis; Prov. G f.5 Liber Vicariae Provinciae Bavaricae; Pov. Stg. W o 1 Libellus Vestiariorum (Straubing) 1682–1745. Im Staatsarchiv Landshut: HR-Kataster fol. 126–131. Bibliothek Die Klosterbibliothek zählte 1802 bei der Säkularisation 4873 Bände, was etwas über dem durchschnittlichen Bestand von 3566 Bänden in den bayerischen Mendikantenklöstern lag. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die 1392 bei der Bestätigung der Klosterstiftung erwähnte „neue Kirche“ war das Bauwerk, das man heute die Schmerzhafte Kapelle (früher auch „Alte Kapelle“) nennt. Südlich anschließend wurde dann die große Basilika angebaut, zunächst aber nur der große Chor. An der Südwand der Kapelle ist heute noch unter dem polygonalen Deckengewölbe ein Fresko zu sehen, das wegen der dargestellten Stifterfamilie in den Zeitraum von 1395 bis 1397 zu datieren ist. Im Schriftzug kann man noch sehr zart den Stifternamen „Johann“ lesen. Die Kapelle war also spätestens acht Jahre nach der Klosterstiftung schon reich freskiert. Die spätere barocke Übermalung wurde bei der Renovierung 1988/1989 im Langhaus der Kapelle belassen, dagegen wurden im Chor die spätgotischen Fresken freigelegt. Nach Vollendung der Kirche wurde die alte Kapelle bis zur Barockisierung als Sakristei verwendet. Die Klosterkirche ist eine für Bettelorden typische dreischiffige Basilika. Der einschiffige langgezogene Chor für das Offizium divinum ist mit 19 Metern Länge genau so lang wie die dreischiffige Leutkirche. Die beiden Teile des Kirchenraums waren bis in die zweite Hälfte des 17. Jhs. durch einen Lettner getrennt, der wohl

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der Tourainer Reform unter dem Definitor Johannes a S. Bernardo, der ab November 1658 in Abensberg nachweisbar ist,13 weichen musste. An den Chor ist der noch heute erhaltene Kreuzgang so angegliedert, dass die Konventsmitglieder aus der Klausur direkt in den Chorbereich gelangen konnten. Das Kirchenschiff, erst nach dem Chor gebaut, war zunächst nur für die „Leute“ als überdachter Raum errichtet, um die Predigten vom Lettner aus hören und die Gottesdienste im Chor nur akustisch verfolgen zu können, aber auch um Platz zu haben für die Beichtstühle und bürgerliche Sepulturen. Das Langhaus „war in die Welt hinaus gebaut“. Nur die elevatio corporis bei der Wandlung war für die Gläubigen durch eine Öffnung im Lettner zu verfolgen. So fand auch nur eine „Augenkommunion“ statt. Der Chor war den Gottesdiensten des Konvents vorbehalten, und das Langhaus war der Funktionsbau zur cura animarum.14 Über dem Lettner befand sich eine kleine Orgel, die unter dem Prior Petrus a S. Michaele 1666, wohl beim Abriss des Lettners, „ad extremam ecclesiae partem“ versetzt wurde.15 Statt eines Glockenturms war die Kirche auf dem langen Dachfirst an der Stelle über dem Lettner mit einem Dachreiter versehen – die typische Ausstattung einer städtischen Bettelordenskirche.16 Im kleinen sechseckigen Dachreiter mit schlanker Spitze konnten keine großen Glocken17 Platz finden. Im Zuge des Abrisses des Lettners und der späteren Barockisierung wanderte der Dachreiter18 weiter nach vorne über die 1713 geschaffene neue Sakristei hinter dem neuen barocken Hochaltar. Dies war allein schon aus technischen Gründen nötig, damit die Glocken von der Sakristei aus geläutet werden konnten. Der neue sechseckige Dachreiter wurde als barocke Kuppel errichtet, die 1861 durch einen viereckigen Dachreiter ersetzt wurde,19 der eine Spitze trug. 1996 wurde dieser Dachreiter erneut durch eine Kuppel ersetzt. Die vergoldete Wetterfahne zeigt nach wie vor als Schutzpatronin Maria mit dem Zepter. Zwischen 1709 und 1724 erfolgte die Barockisierung des Klosters. Sie war 1725 vollendet, da im Juli und September für den Außenanstrich des Klosters über 100 Gulden aufgewendet wurden. Zunächst gab der Prior Athanasius a S. Eadmundo am 27. Februar 1713 den Auftrag zum Bau einer neuen Krypta unter der neuen Sakristei. Diese war schon am 13. April desselben Jahres fertiggestellt, „ideam fecit Frater Philippus franciscanus“, und bot für vierzig „corpora“ Platz. Die Decke über der Krypta, also der Boden der Sakristei, besteht aus 400 weißen polierten Steinen. Die Einrichtung mit eingebauten barocken Schränken und einem Altar mit der Darstellung der Kommunion der hl. Maria Magdalena von Pazzi von dem Prüfeninger Maler Johann Gebhard besorgte mit der Holz- und Furnierbeschaffung Frater Jacobus a S. Maria Magdalena de Pazzi,20 nicht Frater Jacobus Hölzl. Das laienhafte Deckenfresko über dem Ankleidetisch zeigt eine Muttergotteserscheinung von Andreas Corsini bei der Wandlung, gemalt von dem „Pictor in Aunkoffen“ (wohl Plaim). Den Seitenaltar am Vorderschluss des nördlichen Seitenschiffes schuf ebenfalls Frater Jacobus a S. Maria Magdalena de Pazzi; das Altarbild mit der heiligen Familie – Joachim, Anna, Maria und Jesus – stammt von Johann Gebhard. Derselbe Maler schuf das Altarbild des Altars an der nördlichen Chorwand, auf dem der Auferstandene seine Dornenkrone der hl. Teresia gibt und mit einem

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Kreuzesnagel die Hand der hl. Maria Magdalena stigmatisiert. Der Altar gegenüber an der südlichen Chorwand zeigt die Vision des hl. Albertus Siculus von Trapani. Das Altarblatt des Seitenaltars am Vorderschluss des südlichen Seitenschiffes zeigt die Vierzehn Nothelfer und ist von Johann Friedrich Schäffler 1717 gemalt21 und signiert.22 Von diesem Altar in Richtung Süden parallel zum westlichen Teil des Kreuzganges schließt sich die Josephskapelle mit einem barocken gratigen Kreuzgewölbe an. Das Altarbild von Johann Gebhard zeigt den Tod Josephs. Den Altar in der „alten Kapelle“, die vorher als Sakristei diente, schuf der Abensberger Schreiner Mathias Brandt. Darauf stehen Sebastian und Florian mit zwei kleinen Engeln von dem „sculptore“ aus dem heutigen Stadtamhof, Ortsteil von Regensburg. Damit ist wohl Anton Joseph Machalti gemeint, der zu dieser Zeit auch mit dem Prüfeninger Maler Gebhard in der Kelheimer Spitalkirche arbeitete. In der Altarnische befindet sich momentan nicht die dafür vorgesehene spätgotische (1505) Pieta, sondern ein kleinerer, nicht so hochwertiger Ersatz. Die dafür gedachte Pieta ist jetzt in der Stadtpfarrkirche St. Barbara. Ebenso gehören aus der Pfarrkirche eigentlich in die Klosterkirche eine thronende Muttergottes (um 1470) mit zwei Engeln, die den Vorhang hinter der Muttergottes und ihrem Kind halten,23 und ein sitzender hl. Nikolaus (um 1500) mit Stab und Buch. Momentan ist diese Figur auch nicht mehr in der Pfarrkirche, sondern in einem Depot. Ursprünglich stammt die Figur aus der Schlosskapelle und wurde nach ihrem Brand in die Karmelitenkirche geschafft, weil der Konvent früher die gestifteten Messen der Abensberger Herren in der Schlosskapelle zu feiern hatte. Die Stifterfamilie der Abensberger ist jedoch immer noch sichtbar im Fresko – entstanden zwischen 1395 und 1397, also relativ kurz nach der Klosterstiftung – an der Südwand der „Schmerzhaften Kapelle“ und hat somit sozusagen die „participatio actuosa continua“. Dieses Fresko zeigt ein in der Literatur nicht nachweisbares und somit einmaliges Sujet, auf dem Jesus dreifach in Aktion ist, einmal am Tisch Brot und Weintrauben (als Ersatz für Wein) segnend, und zum anderen als Quasi Apostelkommunion rechts das Brot und links als Schmerzensmann Wein an die Stifterfamilie austeilend. Gleichzeitig ist die Elevation andeutungsweise erkennbar. Das Rippengewölbe vor dem Fresko trägt einen Sternenhimmel. Zwischen den ornamental marmorierten, relativ schweren Rippen sind die vier Evangelisten mit ihren Attributen dargestellt und ergänzend noch zwei Engel mit den Marterwerkzeugen, welche die Vermutung untermauern, dass eine Gregoriusmesse dargestellt ist.24 Der in Nussbaummaserung dunkelbraun bemalte Hochaltar25 der Klosterkirche mit sechs korinthischen Säulen ist reich vergoldet und wurde 1717 errichtet. Die Darstellung auf dem Altarbild von Johann Gebhard (1716) zeigt den hl. Simon Stock, der von der Gottesmutter das Skapulier empfängt. Maria gibt ihm dabei die Zusicherung des ewigen Heils für jeden Träger des Skapuliers: „Ecce signum salutis, salus in periculis“. 250 Gulden schenkte der Kanonikus in Landshut und Dekan in Rottenburg an der Laaber Franz Xaver Konrad von Schlechten für den Hochaltar. Deshalb befindet sich sein Wappen mit seinen Anfangsbuchstaben unmittelbar über dem Hochaltarbild: F.X.C.A.S. für Franciscus Xaverius Conradus a Schlechten26.

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Der Hochaltar ist von vier zwischen den Säulen stehenden vergoldeten überlebensgroßen Figuren im Ordenshabit beherrscht. Außen links steht der junge bartlose Ordensheilige Angelus mit einem Buch in der Hand, der seit 1456 im Orden verehrt wird. Außen rechts steht der hl. Anastasius, der besonders gegen Besessenheit und bei Kopfschmerz angerufen wird. Das Abbild seines Hauptes verteilten deshalb die Abensberger Karmeliten bei ihren Terminiergängen sowohl auf Münzen in großen Stückzahlen als auch auf Skapulieren.27 Das zeigt wohl auch Anastasius, wie er ein Tuch in der Hand hält, auf dem ein Haupt abgebildet ist.28 Die beiden mittleren Figuren, links Elija mit dem Flammenschwert und einem Spaten, und rechts Elischa mit einem Wasserkrug, sind zwei Karmelitenheilige, die im Westen allein in der Ikonographie des Karmelitenordens auftreten.29 Wer die vier etwas statisch wirkenden Figuren geschaffen hat, ist nicht zu ermitteln.30 Bei der der Kanzel gegenüberliegenden Nepomukgruppe können zwei kleine Engel dem „Sculptori in Prifling“, wohl also Anton Neu, zugeordnet werden, wie der Eintrag im Ausgabenbuch „Exposita in Sacristiam“ zum Jahr 1724 lautet. Bemerkenswert ist die Figurengruppe des heiligen Johannes von Nepomuk auch deshalb, weil sie schon 1724 geschaffen wurde, obwohl die Heiligsprechung erst am 19. März 1729 erfolgte. Die Seligsprechung fand jedoch gerade in der Phase der Barockisierung der Karmelitenkirche am 25. Juni 1721 statt. An dem Ort des früheren Lettners soll durch die Kanzel und den gegenüberstehenden Hl. Nepomuk an den Auftrag Jesu der Verkündigung und der Absolution erinnert werden, um dann würdig zur beide verbindenden Kommunionbank treten zu können, wo früher nur die Augenkommunion möglich war. PRIOREN31 Hans von Dettelbach (Tolbach?) 1394 – Albertus Talheim 1425–1441 – Johannes Krelsheim 1441–1443 – Conradus Münsterer 1443–1445 – Sebaldus Öler 1445–1447 – Johannes Franck 1447–1449 – Besetzung durch den Prior von Augsburg Johannes Weilheimer 1449–1451 – Henricus Preysschuch 1451–1452 – Wolfhardus Currificis 1452–1456 – Johannes Prünlein 1456–1458 – Johannes Schweinshaupt 1458–1502 – Ulricus Aukhofer 1502– 1517 – Bartholomäus Antreich 1517–1519 – Ulricus Aukhofer 1519–1522 – Georg Seber 1522–1524 – Leonhardus Schwertel 1524–1529 – Wolfgangus Pruckner 1529–1531 – Georgius Raab 1531–15? – Johannes Kreisslein, genannt Weingartner 1581–? – Laurentius Seltenreich 1593–1607 – Josephus Deurer 1607–1609 – Johannes Ziegler 1609–1616(?) – Vikar Johannes Hailfinger 1620 – Bartholemaeus Eiselin 1622 – Paulus Hirschlein 1625–? – Vikar Christianus Julius 1630–1633 – Christianus Julius 1634–1635 – Andreas Zimmermann 1637–1645 – Cyrillus Eppenauer 1645–1649 – Andreas Zimmermann 1650–1660 – Anastasius a S. Theodoro 1660–1664 – Jodocus a Circumcisione Domini 1664–1665 – Vikar Petrus a S. Michaele 1665–1667 – Anastasius a S. Theodoro 1667 – Petrus a S. Michaele 1667–1670 – Daniel a S. Bertholdo 1670–1673 – Arsenius a S. Henrico 1673–1676 – Antonius Kollbeck (Constantius Kollböck) 1676–1678 – Dositheus a S. Alano 1678–1679 – Archangelus a S. Marina 1679–1682 – Damianus a Ss. Innocentibus 1682–1685 – Archangelus a S. Marina 1685–1688 – Valerianus a Virgine Maria 1688–1691 – Stanislaus a S. Ludovico 1691–1694 – Daniel a S. Bertholdo 1694–1697 – Christianus

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I. Klöster vor der Säkularisation

a Sanctissimo Sacramento 1697–1700 – Stanislaus a S. Ludovico 1700–1703 – Athanasius a S. Eadmundo 1703–1706 – Wilhelmus a S. Bernardo 1706–1709 – Ambrosius a S. Helena 1709–1712 – Athanasius a S. Eadmundo 1712–1715 – Anastasius a S. Georgio 1715–1718 – Mansuetus a Jesu 1718–1721 – Athanasius a S. Eadmundo 1721–1724 – Emericus a S. Josepho 1724–1727 – Liberius ab Immaculata Conceptione beatae Mariae Virginis 1727–1730 – Emericus a S. Josepho 1730–1733 – Barnabas a S. Rosina 1733–1736 – Pancratius a S. Catharina 1736–1739 – Rudolfus a S. Carolo 1739–1742 – Barnabas a S. Rosina 1742–1745 – Remigius a S. Petro Thoma 1745–1748 – Pancratius a S. Catharina 1748–1749 – Constantius a S. Anastasio 1749–1754 – Emmeramus a S. Ignatio 1754–1756 – Venantius a Beata Virgine Maria ad Urticas 1756–1757 – Constantius a S. Anastasio 1757–1760 – Eadmundus a. S. Francisco 1760–1763 – Barnabas a S. Rosina 1763–1766 – Emericus a S. Marco 1766–1769 – Aegidius a S. Mauritio 1769–1771 – Barnabas a S. Rosina 1771–1772 – Adalbertus a S. Placido 1772–1775 – Andreas a S. Maximiliano 1775–1776 – Adamus a S. Margaretha 1776–1781 – Julianus a S. Archangelo 1781–1785 – Zacharias (a S. Barnaba) Amann 1785–1789 – Julianus (a S. Archangelo) Prunner 1789–1792 – Raymundus (a S. Josepho) Simbürger 1792–1795 – Urbanus (a S. Thoma Aquinate) Leiderer 1795–1798 – Cajetanus (a Ss. Angelis) Heinrich 1798–1801 – Andreas Corsinus (a S. Ignatio) Mayer 1801–1802, † 6. Nov. 1829 in Kirchdorf bei Abensberg. LITERATUR Wilhelm Braun, Christoph Thomas Scheffler, ein Asamschüler. In: Otto Schmitt (Hg.), Beitrr. zur Schwäbischen Kunstgesch. Bd. 1. Stuttgart 1939 – Wolfgang Braunfels (Hg.), Lexikon der christlichen Ikonographie. 8 Bde. Rom, Freiburg, Basel, Wien 1994 – Patritius Dalhammer, Canonia Rohrensis Documentis, Monumentis et Observationibus historico-criticis illustrata. Regensburg 1784 – Adalbert Deckert, Ausstellung zur 600–Jahrfeier der Karmeliten in Straubing. Straubing 1968 – Ders., Das ehemalige Karmelitenkloster zu Bamberg in der Au. Bamberg 1952 – Ders., Die Karmelitenklöster in Bayern. Zwischen Reformation und Säkularisation. In: Zs. für bayerische Landesgesch. 53, 1990, 3–49 – Ders., Oberdeutsche Provinz – Ders., Karmel in Straubing – Ders./Hösler, Schematismus – Ders./ Hösler, Acta – Ders., Niederlassungen der Beschuhten Karmeliten im Bistum Regensburg. In: Klöster und Orden im Bistum Regensburg. Regensburg 1978 (Beitrr. zur Gesch. des Bistums Regensburg, Beibd. 12), 332f. – Peter Paul Dollinger, Gesch. des Karmelitenklosters Abensberg in Niederbayern. In: Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1905. Sulzbach 1905, 39ff. – Ders./Nicolaus Stark, UB zur Gesch. der Stadt Abensberg. Landshut 1867 – Sylvester Gertetshauser, Carmeliten Closter in Abensberg. Ms. Abensberg 1925 – Franz Xaver Gmeinwieser und Hans Selch, 600 Jahre Karmelitenkirche Abensberg 1389–1989. Abensberg 1989 – Karl Hausberger, Gesch. des Bistums Regensburg. 2 Bde. Regensburg 1989 – Josef Kral, Abensberg und Umgebung. Abensberg 1952 – Maximilian Georg Kroiss, Wirtschaftliches Gebaren im Bettelorden, dargestellt am Beispiel der beschuhten Karmeliten in Abensberg im 18. Jh. Abensberg 1993 – Ders., Abensberg und Bettbrunn. Ein Beitrag zur Wallfahrtsgesch. In: Hans-Josef Bösl und Ders.

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(Hg.), 500 Jahre Pfarrwallfahrt Abensberg-Bettbrunn. Abensberg 1997 (Abensberger Hefte 2) – Ders., Die Abensberger Krippe, ein Geschenk des Pfarrmesners Johann Monifelder. In: Thomas Huber, Die Abensberger Jahreskrippe, Vermächtnis und Auftrag. Abensberg 1999 (Abensberger Hefte 4) – Ders., Der Hof der Abensberger Karmeliten in Arnhofen. In: Ein Blick durch die Jahrhunderte. Hg. von der Pfarrei Pullach. Pullach 1995 – Ders., Berthold von Regensburg und die Architektur der Bettelordenskirchen. Referat im Symposium: Kirchenbau als Schriftauslegung. (4.–7.10.2000, Hugo von Sankt Viktor Institut, Frankfurt am Main) – Ders., Die spätgotischen Fresken in der Karmelitenkirche von Abensberg. Darstellung und Bedeutung der Kommunion unter beiderlei Gestalten. In: Beitrr. zur Gesch. des Bistums Regensburg 40, 2006, 63–122 – Ders., Die Einnahmen und Ausgaben des Abensberger Karmelitenklosters im 18. Jh. Ein Beitrag zur Bettelordensgesch. In: Heidemarie Specht und Ralph Andraschek-Holzer (Hg.), Bettelorden in Mitteleuropa – Gesch., Kunst, Spiritualität. St. Pölten 2008 (Beitrr. zur Kirchengesch. Niederösterreichs 15), 253–285 – Christoph Kürzeder, Geweyhte Sachen und anberührte Bildlein. In: Franz Niehoff (Hg.), Maria allerorten. Die Muttergottes mit dem geneigten Haupt, 1699–1999. Das Gnadenbild der Ursulinen zu Landshut – Altbayerische Marienfrömmigkeit im 18. Jh. Landshut 1999 – Alfons Listl, Die Karmeliten-Gruft zu Abensberg. Ms. Abensberg 1940 – Felix Mader, Die Kunstdenkmäler von Niederbayern. 7: Bezirksamt Kelheim. München, Wien 1983 – Heiner Martini, Himmel und Hölle auf Decken und Wänden. Lebensgesch. des bayerischen Freskomalers Christoph Thomas Scheffler. Pfaffenhofen 1985 – Georg Paula, Volker Liedke, Michael M. Rind, Landkreis Kelheim. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler. München/Zürich 1992 – Adam Rottler, Abensberg im Wandel der Zeiten. Abensberg 1972 – Paul Ruf, Säkularisation und Bayerische Staatsbibliothek. 1: Die Bibliotheken der Mendikanten und Theatiner (1799–1802). Wiesbaden 1962 – Herbert Schindler, Bayerische Bildhauer. Manierismus, Barock, Rokoko im altbayerischen Unterland. München 1985 – Josef Rudolf Schuegraf, Das Karmeliten-Kloster zu Abensberg. In: Verhandlungen des Hist. Vereins für Niederbayern 7, 1860, 265–327 – Nicolaus Stark, Die Grabstätten der Grafen und Reichsherren von Abensberg in Kloster Rohr und Abensberg. Abensberg 1881 – Ders., Die Stiftungen der Babonen v. Abensberg für unsere Zeit. Hist. Notizen aus den früheren Jahrhunderten, insbesondere über die Leprosen-Stiftung und die babonische Spende. Abensberg 1904. 1 Stark, Grabstätten, 121f.: „Wegen des Processes, welchen Johann von Abensberg als Erbe seines Bruders Dietrich selig, Bischofs zu Regensburg, mit dem dortigen Domkapitel führte, sprach der Papst über ihn den Bannfluch, und zwang ihn hiedurch zur Nachgiebigkeit“. Johann war auch vom 25.9.1394 bis zu seinem Tod am 21.6.1397 Bürgermeister der freien Reichsstadt Regensburg. Dort verstarb er. Drei Tage später verstarb seine Frau Agnes. Beide sind wohl in St. Emmeram in Regensburg begraben (ebd., 120, 123f.). – 2 Abb. bei Dollinger/Stark, UB zur Gesch. der Stadt Abensberg, Taf. 2 Nr. 12 und 16, Beschreibung bei Schuegraf, Karmeliten-Kloster, 313. – 3 Herzog Wilhelm musste am 3.3.1583 über seinen Pfleger das Kloster anmahnen, wegen der Messe im Schloss zu Abensberg, „die nit, wie sich gebührt versehen werde“ (Kroiß, Wirtschaftliches Gebaren, 372). – 4 Kroiß, Fresken,

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I. Klöster vor der Säkularisation

80–83. – 5 Die Lage dieser Gruft ist unbekannt, da die neue erst 1713 unter der neuen Sakristei angelegt wurde. – 6 Kroiß, Wirtschaftliches Gebaren, 78f. – 7 Schuegraf, Karmeliten-Kloster, 276– 278. – 8 Kroiß, Wirtschaftliches Gebaren, 522–530. – 9 Ebd., 306. – 10 Ebd., 315–320, 404, 405. 18 Höfe, mit Schwerpunkt in Haunsbach, waren dem Karmelitenkloster „grundbar gehörig geweste Unterthanen, sowohl an Winter- als Sommergetreiden“. – 11 Stark, Stiftungen, 13.  – 12 Gmeinwieser, 600 Jahre Karmelitenkirche, 26–34. –  13 Deckert, Karmel in Straubing, 283. – 14 Kroiß, Berthold von Regensburg, Ms., 15. – 15 Kroiß, Wirtschaftliches Gebaren, 183f. – 16 Auf einem Stadtbild Abensbergs von Anton Wilhelm Ertl ist 1687 der Dachreiter noch über dem Lettner zu sehen. – 17 Im Dachreiter befinden sich zwei Glocken, die der hl. Familie und dem hl. Johannes von Nepomuk geweiht sind.  – 18 Auf der Stadtansicht um 1710 von Michael Wening erscheint der Dachreiter schon mit barocker Kuppel über der neuen Sakristei.  – 19 Am 27.5.1856 stellte das königliche Landgericht Abensberg in einem Schreiben an die königliche Bauinspektion Landshut die Notwendigkeit einer Reparatur des Turmes fest. Am 25.8.1861 sprach die königliche Baubehörde Kelheim bereits gegenüber dem königlichen Landgericht Abensberg von einem „Neubau des Klosterkirchthurms zu Abensberg“.  – 20 Frater Jacobus a S. Maria Magdalena de Pazzi (Deckert/Hösler, Schematismus Nr. 915) war bis ca. 1721 Schreiner in Abensberg und starb am 31.12.1728 in Dinkelsbühl. In der gesamten Literatur, mit Ausnahme meiner Arbeiten, wird er mit dem Schreiner Frater Jacobus Hölzl (ebd., Nr. 917) verwechselt, der von 1795 bis zur Säkularisation in Abensberg war, aber niemals der Schreiner der Barockisierung der Abensberger Klosterkirche gewesen sein kann, da er erst am 16.6.1756 in Straubing geboren wurde. Er starb am 19.11.1810 in seiner Geburtsstadt. – 21 Schuegraf, Karmeliten-Kloster, 287. Braun, Christoph Thomas Scheffler, 98, 115: Braun gibt jeweils als Bruder des berühmten Malers Christoph Thomas Scheffler (Schäffler, auch Schäffer) Josef Friedrich an, doch nach Auskunft von Msgr. Dr. Paul Mai (BiZA Regensburg) steht eindeutig als Eintrag der Taufe am 2.3.1697 (Mainburg, Bd. 1, 97, Anm. 6) „Joes Fridericus“. Vgl. auch: Martini, Himmel und Hölle. – 22 In jeder anderen Literatur wird dieses Bild einem Frater Ägidius aus Straubing im Jahr 1671 zugeordnet. Der Laienbruder Aegidius a S. Luca (Deckert/Hösler, Schematismus Nr. 38), geb. 28.4.1640 in Hennegau (Belgien) war Maler und wohl ab 1670 in Straubing. Auch Schuegraf meint, „es scheint fast der Maler habe ein älteres Bild benützt, die besser erhaltenen Köpfe unberührt gelassen und die übrigen schlecht renovirt, da selbst die Mitren der Bischöfe nach der Form des 15.–16. Jhs. breiter und niederer sind, als die der geschnitzten Figuren des Altars“. – 23 Schuegraf, Karmeliten-Kloster, 287: Die Marienstatue stand früher in der alten Kapelle. – 24 Kroiß, Fresken, 104–116. – 25 Insgesamt hat die Karmelitenkirche acht Altäre. – 26 Mader, Kunstdenkmäler, 39. Mader sah das F als E an und schrieb Konrad nicht mit C. Von Schlechten lebte außerdem im 18. Jh., s. Kroiß, Wirtschaftliches Gebaren, 188. – 27 Kürzeder, Geweyhte Sachen, 286: Anastasius und zum Gebrauch des Skapuliers. – 28 Paula/Liedke/Rind, Lkr. Kelheim, 34: Die Darstellung als Athanasius zu bezeichnen ist falsch. Die Säkularisation ist falsch mit 1803 angegeben, richtig 1802. 35: Die Lage der Seitenaltäre im Chor wird dort auch verwechselt. Schindler, Bayerische Bildhauer, 197: Schindler sieht statt Anastasius den hl. Simon Stock dargestellt. Diese Zuweisung ist nicht nachvollziehbar, da erstens Simon Stock auf dem Altarbild unmittelbar daneben zu sehen ist und zweitens Simon Stock immer in Verbindung mit einem Skapulier gezeigt wird.  – 29 Braunfels, Lexikon, Bd. 6, 118–121 und 141f. – 30 Die vermutete Urheberschaft von Franz Anton Ney (Neu) ist nicht nachweisbar. Ebenso ist der Bildhauer der zwei mächtig bewegten adorierenden Engel im Auszug des Hochaltars unbekannt, obwohl hier eine „große bildhauerische Meisterschaft demonstriert“ wird, Schindler, Bayerische Bildhauer, 194–196.  – 31 Liste der Prioren nach Schuegraf, Karmeliten-Kloster; nach Deckert, Oberdeutsche Provinz; nach Rottler, Abensberg; nach Deckert/ Hösler, Schematismus; nach dem Grabstein des letzten Priors Andreas Korsin Mayer in Kirchdorf bei Abensberg und nach mündlicher Auskunft von P. Matthäus Hösler. 

Maximilian Georg Kroiß 

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Appingen In Ostfriesland bestand nur eine einzige Niederlassung des Karmeliterordens, die 1435 als letzte Klostergründung auf ostfriesischem Boden auf den Häuptling Enno Cirksena, den Vater des späteren ersten Reichsgrafen Ostfrieslands Ulrich Cirksena, zurückging. Im Zuge der Reformation und der „geldrischen Fehde“ zwischen dem ostfriesischen Grafen Enno II. und dem Häuptling Balthasar von Esens wurde das Kloster knapp hundert Jahre später wieder aufgegeben. In den folgenden Jahrhunderten geriet es nahezu in Vergessenheit. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Münster Lage In der ostfriesischen Krummhörn, zwischen den Orten Visquard und Greetsiel, liegt die Warft Appingen. Appingen zählt zu den ältesten Siedlungen Ostfrieslands und spielte im frühen Mittelalter eine bedeutende Rolle als Hafenort und Häuptlingssitz der Cirksena, die im Spätmittelalter die ostfriesische Landesherrschaft und den Grafentitel errangen. Heute besteht von dem ehemaligen Dorf nur noch ein einziger Hof, die zur Gemeinde Visquard gehörende Staatsdomäne „Kloster Appingen“.1 Von dem ehemals dort vorhandenen Karmeliterkloster sind keine baulichen Überreste mehr vorhanden. Nur noch die Bezeichnung der nach der Einziehung des Klosterbesitzes durch die Landesherrschaft gegründeten Domäne verweist am Ort auf das ehemalige Kloster. Ob das heutige, im Wesentlichen auf das Jahr 1805 zurückgehende Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Domäne auf dem ehemaligen Standort des Klosters steht, ist nicht gesichert, aber durchaus möglich.2 Patrozinium Patronin des Klosters war die Jungfrau Maria. Siegel Das Konventssiegel zeigt die Jungfrau Maria mit dem Christuskind auf blumenreichem Grund sitzend, daneben das Wappen des Hauses Cirksena, ein Wappenschild mit einer Harpyie (Jungfrauenadler). Die Umschrift des einzigen vorhandenen Siegelabdrucks ist weitgehend unleserlich. Mit Sicherheit ist nur das Wort „Sigillum“ zu lesen, dem wahrscheinlich das Wort „Conventus“ folgt [ Abb. S. 100 Nr. 6].3 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Die Keimzelle des Klosters stellte eine Pfarrkirche in Appingen dar, die etwa um 1200 errichtet und der Jungfrau Maria geweiht worden war. Mit dem allgemeinen Bedeutungsverlust Appingens erfolgte im 14. Jh. die Herabstufung der Kirche zu einer Kapelle. Im Zusammenhang mit den Eindeichungen von Neuland und der damit einhergehenden Verlegung der Küstenlinie entstand der neue Sielhafen Greetsiel („Siel in der Greede“, Siel im Neuland). Die Zolleinnahmen kamen dem in Appingen ansässigen Häuptlingsgeschlecht der Cirksena zugute, in dessen Besitz sich der neue Hafen und der bei diesem entstehende Ort befanden. Die Cirksena verlegten schließlich ihren Sitz von Appingen nach Greetsiel. Von dort aus gelang es ihnen, sich aus der ehemals

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I. Klöster vor der Säkularisation

lokalen Bedeutung in kurzer Zeit zur einflussreichsten Häuptlingsfamilie zu entwickeln und schließlich die Landesherrschaft über Ostfriesland zu erringen. Auch die Appinger Bevölkerung zog es immer stärker in den günstiger gelegenen und aufblühenden Hafenort. Zwischen 1392 und 1400 kam es in Greetsiel zu einer Kirchenneugründung, wobei das Gotteshaus ebenfalls der Jungfrau Maria geweiht wurde. Konsequenterweise ergab sich damit für die St. Marien Kirche im immer bevölkerungsärmeren Appingen die Herabstufung zur Kapelle, auch wenn mit päpstlicher Erlaubnis das Recht als Begräbnisplatz erhalten blieb. 1433 stiftete Häuptling Enno Cirksena die verlassene Pfarrkirche in Appingen dem Karmeliterorden zur Errichtung eines Klosters. Über die Hintergründe dieser letzten Klostergründung auf ostfriesischem Boden ist allerdings kaum etwas bekannt. Zu den Motiven des Stifters lassen sich nur Vermutungen anstellen; nicht unwahrscheinlich ist jedoch angesichts der Herkunft ihrer Familie aus dem Ort Appingen, dass die Cirksena diesen Schritt auch im Hinblick auf Traditionspflege und Erinnerung an das eigene Haus vollzogen. Mit der Wahl des in Ostfriesland bisher unbekannten Mendikantenordens sollte möglicherweise dem heimischen Klosterleben ein neuer Reformimpuls gegeben werden.4 Die päpstliche Zustimmung erfolgte durch Eugen IV. am 10. Dezember 1433.5 Zwei Jahre später wurde die Klostergründung dem in Basel versammelten allgemeinen Konzil zur endgültigen Beschlussfassung vorgelegt. Der Generalprior des Karmeliterordens, Johannes Faci, sowie der Provinzialprior der Niederdeutschen Ordensprovinz, Peter von Nieukerk, erhielten schließlich den erbetenen Auftrag zur Klostergründung. Aufgrund der Bulle des Konzils hat man das Jahr 1435 als Gründungsjahr angesehen. Die eigentliche Besitzergreifung erfolgte allerdings erst 1436.6 In diesem Jahr erschien der Provinzialprior persönlich in Appingen, um die Vorbereitungen zur Klostergründung zu überprüfen und die Übereignung vorzunehmen. Pater Albert von Aachen (van Aken), der bisher das Amt des Cursors (Leiter des niederen Lehrgangs für die jungen Ordensmitglieder) im Aachener Kloster [ Aachen] bekleidet hatte, erhielt die notwendigen Vollmachten, um sich um die neue Ordensniederlassung zu kümmern. Im Frühjahr 1437 bestätigte Papst Eugen IV. nochmals die Schenkung, wobei er zuvor die örtlichen Verhältnisse von dem Abt des Zisterzienserklosters Ihlow überprüfen ließ. Im gleichen Jahr wurde Pater Heidenricus Mynenbodt als Prokurator des jungen Appinger Konvents eingesetzt. Er sollte die folgenden 41 Jahre ununterbrochen an der Spitze des Klosters stehen. Bereits 1438 wurde Appingen auf dem Provinzkapitel in Mainz offiziell als 26. Kloster in die Niederdeutsche Provinz des Karmeliterordens aufgenommen, sodass Mynenbodt von nun an den üblichen Titel Prior führte. Die Stifter des Häuptlingsgeschlechts Cirksena hatten sich bei der Klostergründung dazu verpflichtet, ein steinernes Wohnhaus für drei bis vier Priester sowie eine Mühle zu errichten, deren Einnahmen dem Kloster zukommen sollten, deren Nutzung gleichzeitig jedoch auch der Häuptlingsfamilie freistand. Da diese Leistungen für den Unterhalt des Klosters offensichtlich nicht ausreichten, folgte bereits 1438 das Gesuch, vom Papst die Verleihung bestimmter Ablässe für das neue Kloster zu erhalten.

Appingen

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Weitere Entwicklung Über die innere Entwicklung des Klosters unter der langjährigen Leitung Mynenbodts ist kaum etwas bekannt. Nur in einer einzigen ostfriesischen Urkunde taucht er als „her Heynderich, prior to Appinge“ auf.7 Darin wird er als Vertrauter des Hauses Cirksena fassbar, dessen Familienkloster er betreute und in dessen Schutz das Kloster stand. Auch das an die Urkunde angehängte – das einzige noch existierende – Siegel des Appinger Konvents verdeutlicht die Nähe zwischen dem Kloster und dem ostfriesischen Häuptlings- bzw. Grafengeschlecht, da darauf auch ein Wappenschild mit dem Jungfrauenadler, dem Hauswappen der Cirksena, abgebildet ist. Mynenbodt gewann zahlreiche Einheimische für den Orden und das Kloster. So wurde das zunächst nur für einige wenige Konventualen vorgesehene Klosterareal im Laufe der Zeit wesentlich erweitert. In seiner Blütezeit beherbergte das Kloster Appingen etwa 20 Brüder. Inwieweit die Reformtätigkeit des Generalpriors Johannes Soreth auch das ostfriesische Kloster erreicht hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Es ist nur bekannt, dass Mynenbodts Nachfolger, Arnold von Utrecht, 1479 den ausdrücklichen Auftrag erhielt, innere Reformen durch- und die klösterliche Lebensordnung einzuführen. Neben Mynenbodt ist noch ein weiterer Prior des Appinger Klosters hervorzuheben: Johannes Kruse aus Emden, der das Priorat viermal innehatte (1500–1506, 1507–1510, 1517–1519 und 1520–1523). Bei ihm zeigt sich erneut die Nähe zum Hause Cirksena. Als das Butjadinger Land um die Jahrhundertwende unter die Schirmherrschaft des ostfriesischen Grafen Edzard des Großen fiel, erhielt der Appinger Prior den Auftrag zur Klostergründung in Atens [ Atens].8 Als Vertrauter des Grafen wirkte Kruse offensichtlich als zuverlässiger Verbindungsmann zwischen Ostfriesland und der gräflichen Neuerwerbung.9 Über das spirituelle und geistliche Leben und Wirken der Appinger Karmeliter lassen sich aufgrund der fehlenden Quellen keine Aussagen treffen. Ebenso liegt auch die wirtschaftliche Entwicklung des Klosters weitgehend im Dunkeln. Den Appinger Brüdern wurde der „Terminus Causgonensis“ aus dem bisherigen Sammelbereich von Woudsend übertragen. Allerdings lassen sich Lage und Größe des Terminierbezirks heute nicht mehr eindeutig feststellen. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Kurz nach Kruses letztem Priorat setzte mit der Regierungszeit des Grafen Enno II. (1528–1540) das Ende der Geschichte der ostfriesischen Klöster ein. Davon war auch das Kloster Appingen betroffen. Wiederum sind wir über die konkreten Auswirkungen für das Karmeliterkloster selbst nur unzureichend informiert. Es steht lediglich fest, dass beim Provinzkapitel des Jahres 1526 das Priorat zum letzten Mal, nämlich an Helenus von Emden, vergeben wurde. Graf Enno II. nutzte die neue evangelische Auffassung von der Nutzlosigkeit der Klöster, um sich an deren Schätzen zu bereichern. Bereits wenige Monate nach seinem Regierungsantritt erteilte er den Auftrag, die Kirchen und Klöster zu plündern und sämtliche Wertgegenstände einzusammeln.10 Neben der Konfiszierung der Kloster- und Kirchengüter und der Verbreitung der reformatorischen Lehre, die

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I. Klöster vor der Säkularisation

dazu führte, dass zahlreiche Mönche die ostfriesischen Klöster verließen, hatte das Kloster Appingen zudem noch unter den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Grafen Enno II. und Balthasar von Esens, dem Herrn des Harlingerlandes, zu leiden. 1531 unternahm Balthasar, unterstützt vom Herzog Karl von Geldern, einen Feldzug durch das gräfliche Gebiet, wobei fünf Klöster gebrandschatzt wurden, darunter das Karmeliterkloster Appingen und das Nonnenkloster Dykhausen (Dykhusen) bei Visquard. Während Dykhausen offensichtlich vollständig zerstört wurde, war das Appinger Kloster zumindest noch bewohnbar, sodass die Dominikanerinnen von Dykhausen in das Karmeliter-Domizil wechselten. Aus der Unterbringung der Nonnen in Appingen lässt sich der Schluss ziehen, dass das Appinger Kloster zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend aufgegeben worden war. In den Quellen wird nur noch ein einziger Bruder „Hermann tho Appingen“ genannt, der 1531 in die Verhandlungen wegen der Aufnahme der Dykhausener Nonnen und ihres Paters einbezogen wurde und offensichtlich nach dem Tod des Geistlichen dessen Stelle übernahm, sodass er 1541 als Vorsteher des Klosters genannt wird. In ihm kann man wohl den letzten ostfriesischen Karmeliter sehen.11 Mehrere Versuche, das Kloster für den Karmeliterorden zurückzugewinnen, blieben erfolglos. Mit der Auflösung des Nonnenklosters wenige Jahre später gelangte das Kloster Appingen wieder in den Besitz der einstmaligen Stifterfamilie Cirksena. Gräfin Anna von Oldenburg, die Witwe Ennos II., verpachtete das Areal 1545 an einen Pfarrer namens Memmo. Im gleichen Jahr wird auf dem Provinzkapitel der Lektor Johannes Ellens aus Brüssel zum Titularprior für Appingen ernannt. Was er zur Rückgewinnung von Appingen für den Karmeliterorden unternommen hat, erfahren wir allerdings nicht. Ein Erfolg war ihm jedenfalls nicht beschieden. ARCHIV Die Urkundenüberlieferung für die Klöster in Ostfriesland ist sehr stark dezimiert. Selbst von dem bedeutendsten ostfriesischen Kloster, dem Zisterzienserkloster in Ihlow, liegen im Niedersächsischen Landesarchiv – Staatsarchiv Aurich – nur noch zwei Urkunden vor. Von zahlreichen Klöstern in Ostfriesland existieren keinerlei schriftliche Unterlagen, sodass kaum mehr als der Name der Einrichtungen bekannt ist. Diese schmerzlichen Quellenverluste gehen auf die Säkularisationsbestrebungen Ennos II. zurück. Denn um die Plünderungen der Klosterschätze zu verschleiern, wurden auch „die schriftlichen Nachweise für die Größe des Klosterbesitzes, die Urkunden und Handschriften der Klöster, nahezu vollständig“ vernichtet.12 Daher ist es nicht erstaunlich, dass auch vom Kloster Appingen nur eine einzige Urkunde erhalten ist. Mit Datum vom 24. August 1503 handelt es sich um die Aufnahme des Häuptlings Edo Wimeken (Wiemken) von Jever und seiner Familie in die „Gemeinschaft der guten Werke des Klosters“.13 Daneben finden sich im Vatikanischen Archiv einige Urkunden zur Gründungsgeschichte des Klo­sters Appingen, die von Melle Klinkenborg und Heinrich Reimers entdeckt und ediert wurden. Aufgrund der mangelhaften Urkundenüberlieferung zählen die Aufzeichnungen des Historiographen der Niederdeutschen Provinz des Karmeliter­

Appingen

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ordens, Jakob Milendunck, im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Karmeliterkloster, Bücher Nr. 46, zu den bedeutsamsten Unterlagen zum Kloster Appingen. Als ebenso wichtige Quelle sei zuletzt das Verzeichnis der Prioren von Appingen erwähnt, das sich in einer Abschrift der „Batavia desolata Carmelitana“ aus der Feder des Karmeliters Norbertus a S. Juliana in der Bibliothek des Jesuitenkollegs in Maastricht befindet; dieselbe Quelle – in einer Manuskriptfassung aus Antwerpen – findet sich ediert in AOC 8, 1932, 369–584 (557–561: Appingen).14 Gedruckte Quellen: Melle Klinkenborg, Ostfriesische Urk. aus dem vatikanischen Archiv zu Rom. In: Jb. der Ges. für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden 14, 1902, Nr. VI, 165–166; Nr. XI, 172–173; Nr. XII, 174–176 – Heinrich Reimers, Das Karmelitenkloster Appingen. In: Jb. der Ges. für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden 23, 1932, Anlage III, 43–44 – Oldenburgisches UB 6, 1932, 202f. Nr. 421 – Ostfriesisches UB 1 (787–1470), 1878, 712f. Nr. 823; 2 (1471– 1500), 1881, 228 Nr. 1157, 296 Nr. 1248, 412–416 Nr. 1395; 548f. Nr. 1551. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER An das ehemalige Karmeliterkloster in Appingen erinnert heute nichts mehr. Bereits für das Jahr 1616 berichtete der Historiker Ubbo Emmius, dass von dem ehemaligen Kloster Appingen nur noch „Ruinen auf verödetem Feld“ vorhanden waren.15 Im Jahr 1643 wurde auf dem Areal ein herrschaftliches Grashaus für die Pächter errichtet, wobei auch Steine des Klosters Sielmönken Verwendung fanden. PRIOREN16 Albert von Aachen, Praefectus 1436 – Heidenricus Mynenbodt, Procurator 1437 – Heidenricus Mynenbodt 1438–1478 – Arnold von Utrecht 1479–1485 – Friedrich von Appingen (Greetsiel) 1485–1488 – Cornelius von Oldenbosch 1489–1491 – Friedrich von Appingen (Greetsiel) 1492–1500 – Johannes Kruse 1500–1506 – Adolph (Aylt) von Osterhusen 1506–1507 – Johannes Kruse 1507–1510 – Lübbert Sickingh 1510–1513 – Friedrich von Appingen (Greetsiel) 1513–1514 – Heinrich Sorgh 1514–1517, † 1517 – Johannes Kruse 1517–1519 – Gisbert Haeck 1519–1520 – Johannes Kruse 1520–1523 – Johann Ludwigs von Antwerpen 1523–1524 – Johann Moyen von Geldern 1524–1526 – Helenus von Emden 1526–1527 – Johann Ellens aus Brüssel, Titularprior 1545. LITERATUR August Aits, Einst ein Karmeliter-Kloster mit Pfarrkirche. In: Heimatkunde und Heimatgesch. 4, 1996, 13–14 – Fridrich Arends, Erdbeschreibung des Fürstenthums Ostfriesland und des Harlingerlandes. Emden 1824 – Eggerik Beninga, Cronica der Friesen 2. Bearb. von Louis Hahn, hg. von Heinz Ramm. Aurich 1964 – Walter Deeters, Urk.- und Aktenvernichtungen in Ostfriesland. In: Jb. der Ges. für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden (Emder Jb.) 72, 1992, 5–18 – Ubbo Emmius, Ostfriesland. Führung durch Ostfriesland, d. h. genaue geographische Beschreibung Ostfrieslands. Aus dem Lateinischen von Erich von Reeken. Frankfurt 1982 – Michael Hermann, Appingen. In: NsächsKB 1,21–24. – Franz J. Klee, Gesch.

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und Kirchengesch. aus Ostfriesland. Leer 1989 – Melle Klinkenborg, Ostfriesische Urk. aus dem Vatikanischen Archiv zu Rom. In: Jb. der Ges. für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden 14, 1902, 147–176 – Hans-Jürgen Koch, Der Karmeliterorden in Ostfriesland. In: Unser Ostfriesland. Heimatbeilage zur OstfriesenZeitung 9, 2006, 33–34 – Heinrich Reimers, Das Karmelitenkloster Appingen. In: Jb. der Ges. für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden 23, 1932, 1–44 – Ders., Das Karmelitenkloster Atens in Butjadingerland. In: Jb. für die Gesch. des Herzogtums Oldenburg 21, 1913, 156–174 – Ders., Die Säkularisation der Klöster in Ostfriesland. Aurich 1906 – Wolfgang Rüther, Hausbau zwischen Landes- und Wirtschaftsgesch. Die Bauernhäuser der Krummhörn vom 16. bis zum 20. Jh. Phil. Diss. Münster 1999 (http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate–3321/diss_ruether.pdf.) – Günther Leymann, Domäne Kloster Appingen. Eine agrarhist. Untersuchung über 600 Jahre eines Marschhofes im Westteil Ostfrieslands. In: Gerhard Steffens (Hg.), Die Acht und ihre sieben Siele. Leer 1987, 1175–1284 – Menno Smid, Ostfriesische Kirchengesch. Pewsum 1974 (Ostfriesland im Schutze des Deiches 6) – Gerhard Streich, Klöster, Stifte und Kommenden in Niedersachsen vor der Reformation. Hildesheim 1986 (Stud. und Vorarbeiten zum Hist. Atlas Niedersachsens 30) – Hemmo Suur, Gesch. der ehemaligen Klöster in der Provinz Ostfriesland. Emden 1838 – Harm Wiemann, Die ostfriesischen Klöster in vorreformatorischer und reformatorischer Zeit. In: Jb. der Ges. für niedersächsische Kirchengesch. 68, 1970, 25–38 – Gabriel Wessels (Hg.), Norbertus a S. Juliana, Batavia desolata Carmelitana. In: AOC 8, 1932, 369–584, zu Appingen 557–561. 1 Vgl. Rüther, Hausbau. — 2 Zumindest ging Fridrich Arends 1824 davon aus, dass das Platzgebäude der Domäne auf der Klosterstelle steht, dazu Arends, Erdbeschreibung, 356. — 3 Ostfriesisches UB 1, 712f., Nr. 823. S. auch Reimers, Appingen, 15. Das Siegel hängt an einer Urk. von 1465, die sich im Bestand der Familie zu Inn- und Knyphausen im Niedersächsischen LA – StA Aurich – befindet. Signatur: Dep. 4, IV, Nr. 19. — 4 Vgl. Koch, Karmeliterorden, 33. — 5 Vgl. Klinkenborg, Ostfriesische Urk., 165f. — 6 Vgl. Reimers, Appingen, 10. — 7 Ostfriesisches UB 1, Nr. 823, 712. — 8 Vgl. den Artikel zu  Atens von Albrecht Eckhardt — 9 Vgl. Reimers, Appingen, 19. Siehe auch Reimers, Atens, 156–174. — 10 Eindrucksvoll beschrieben bei Beninga, Cronica der Friesen, 2, 601–602: „Darna leet grave Enno mit syner rede alle monstrantien, kelcken, golt und sulver ut alle cloester und karcken vorderen, Fox und juncker Roleff, droste to Embden, häldent ut Eeemsige landt und wat vor gelt in den karcken vorhanden was. Alle sidewerck, ein ider tastede mit twe handen to, makeden sick de tidt to nutte. Darvan ock ore deneren und knechte nicht ovell voeren, was alle sidewerck, waer se mede umme gingen“. — 11 Vgl. Aits, Einst ein Karmeliter-Kloster, 14. — 12 Deeters, Urkunden- und Aktenvernichtungen, 5. — 13 Oldenburgisches UB 6, Nr. 421, 202–203; vgl. Reimers, Appingen, 44. — 14 Sowohl die Aufzeichnungen Milenduncks zu Appingen als auch die Priorenliste hat Reimers als Anlage veröffentlicht. Vgl. Reimers, Appingen, Anlage I, 33–39; Anlage II, 39–42. (AOC, 369, spricht von einer Abschrift, die im Jahr 1750 von P. Arnoldo a S. Clemente für die Niederdeutsche Provinz angefertigt wurde, und Reimers, Appingen, 4, davon, dass die Maastrichter Fassung zwar auf die Zeit nach 1757 zurückgeht, aber erst im 19. Jh. entstanden ist, 40, Anm. 11.)  —  15 Emmius, Ostfriesland, 45. — 16 Nach Norbertus a S. Juliana, Batavia desolata Carmelitana.

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Atens Das 1505 im Butjadinger- und Stadland an der Weser unweit der Nordseeküste errichtete Kloster war die zweite Niederlassung der Karmeliter im Herrschaftsbereich der Grafen von Ostfriesland und später die einzige in der Grafschaft Oldenburg. Sie bestand nur etwa zweieinhalb Jahrzehnte bis zur Auflösung des Konvents infolge der Reformation um 1530. Das Haus war wenig begütert und gewann keine überregionale Bedeutung. Die Kenntnisse über seine Geschichte basieren in erster Linie auf dem Werk von Jakob Milendunck.1 Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Bremen Lage Das Kloster befand sich vermutlich auf dem Gelände der heutigen Atenser Kirche gegenüber der ehemaligen Friedeburg an der Atenser Heete, und zwar wahrscheinlich an der südlichen Grenze Butjadingens zum Stadland. Nach Verlandung der Heete wurde das Kirchspiel Atens als ganzes zu Butjadingen gerechnet. Die Heete war ein hauptsächlich durch die Clemensflut von 1334 entstandener Durchbruch zwischen der Jade bzw. dem Jadebusen und der Weser. Sie bildete die Grenze zwischen diesen beiden friesischen Landen und mündete zwischen Atens und Ellwürden (beide heute Stadtteile von Nordenham) in die Weser. Im Laufe des 15. Jhs. verlandete sie, sodass spätestens um 1500 Butjadingen und das Stadland wieder miteinander verbunden waren und keine Inseln mehr darstellten. Die Lage des Klosters dürfte durch den heutigen Friedeburgpark im Nordenhamer Stadtteil Atens gekennzeichnet sein. Patrozinium Das Patrozinium des Klosters ist nicht überliefert, doch ist der hl. Johannes Bapt. oder der hl. Johannes Evang. zu vermuten. Die Pfarrkirche in Atens war Maria geweiht. Siegel Die beiden Siegeltypare des Priors und des Konvents zu Atens waren noch 1695 im Oldenburger Landesarchiv vorhanden, sind heute aber lediglich in Abdrücken auf einem Schriftstück dieses Jahres im Archiv der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Nordenham (vormals Atens) überliefert. Das spitzovale Siegel des Priors zeigt Christus am Kreuz, begleitet von Maria und dem Jünger Johannes, und hat die Umschrift „S * PRIO’IS * COVET‘ * ATESzEN *“ (SIGILLVM PRIORIS CONVENTVS ATHENSzE).2 Das runde Konventssiegel enthält im Bild den Evangelisten Johannes mit Kelch und Johannes den Täufer mit Schiff und Gotteslamm. Die Umschrift lautet „SIGILLVM . COITATIS . Et fr‘M [in?] ATHENSzE“ (SIGILLVM COMMVNITATIS et fratruM [in] ATHENSzE) [ Abb. S. 100 Nr. 7].3 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Bei dem 1312 erstmals urkundlich bezeugten Ort Atens erbaute 1407 die Stadt Bremen zur Sicherung des Friedens gegen die Häuptlinge des friesischen Landes Rüstringen und die mit ihnen verbündeten Vitalienbrüder die Friedeburg, musste sie jedoch schon 1424 nach ihrer Eroberung durch friesische Häuptlinge aufgeben und im Folgejahr ihre Schleifung akzeptieren.

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Vereinbart worden war jedoch, dass das, was an Holz und Steinen der Burg und des gleichzeitig zerstörten Kirchturms in Golzwarden gerettet würde, gänzlich zum Bau von Kirchen und Gotteshäusern verwendet werden sollte.4 Der Chronist Johann Renner berichtete um 1580 in seiner Chronik der Stadt Bremen, auf dem Gelände der Burg sei dann das Karmeliterkloster Atens errichtet und die dazu gehörigen Güter seien an das Kloster gegeben worden.5 Da dies aber erst gut 80 Jahre später geschehen ist, wird vermutet, der unmittelbare Nachfolger der Burg sei eine Niederlassung des Benediktinerklosters St. Paul vor Bremen gewesen,6 die vielleicht sogar schon um 1423, also noch zur Zeit der Burgexistenz, angelegt wurde. Möglicherweise haben auch die dorthin entsandten Mönche die Atenser Pfarrkirche gegründet. Auf St. Paul weist auch hin, dass für Kloster und Pfarrkirche Johannes der Täufer, der Schutzpatron des St.-Pauls-Klosters, eine Rolle spielt und als Altarpatrozinium und im Siegelbild erscheint, und dass 1523 der Abt des Bremer Klosters ausgerechnet nach Atens geschickt wurde (s. u.). Was die Nachricht Renners angeht, das Kloster sei auf dem Gelände der vormaligen Friedeburg (südlich der Heete) errichtet worden, so sind daran Zweifel anzumelden. Wahrscheinlicher ist die Lage nördlich der Heete in unmittelbarer Nachbarschaft der heutigen Kirche oder sogar auf derselben Stelle. Die Gründung des Karmeliterklosters erfolgte wenige Jahre, nachdem Graf Johann V. von Oldenburg 1502 mit seinem Versuch gescheitert war, mit Unterstützung Herzog Heinrichs des Älteren von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel die weserfriesischen Lande seinem Territorium einzuverleiben. Butjadingen und Stadland konnten mit ostfriesischer Unterstützung noch einmal die Eroberer vertreiben, mussten sich allerdings unter den Schutz Graf Edzards I. (des Großen) von Ostfriesland begeben. Vermutlich fällt in diese Zeit auch ein später (in einer Eingabe der Einwohner von Atens an Graf Anton I. von Oldenburg 1573) überliefertes Gelübde, nach Beendigung des Krieges zu Gottes Ehre ein Kloster zu stiften, „dat eme got den krych wolde affwenden“. Das sei geschehen, und man habe ein Kloster zu Atens bei der Kirche erbaut, obwohl die Kirche eine Kirchspielskirche gewesen sei.7 Während Milendunck berichtet, die Gründung sei auf Veranlassung „praesidentis“ (d. h. wohl des Schutzherrn) und der Einwohner jenes Landes (Butjadingen und Stadland) geschehen, ging nach dem Wortlaut der in derselben Angelegenheit ausgestellten Bestätigungsurkunde Papst Julius‘ II. von 1506/07, die allerdings nur in einem Indexeintrag um 1700 überliefert ist, die Initiative von dem Provinzial der Niederdeutschen Provinz8 – dies war zu der Zeit Joannes Wirich de Nussia – und den Geistlichen, Ratgebern und Landesgemeinden des Landes Butjadingen und Stadland9 aus.10 Ist demnach eine Beteiligung der beiden Landesgemeinden unzweifelhaft, so dürfte mit „praesidens“ Graf Edzard I. von Ostfriesland gemeint sein, in dessen Herrschaftsbereich auch das 1435/36 gegründete Karmeliterkloster Appingen bei Greetsiel lag [ Appingen]. Prior und Lektor dieses Klosters war zu Beginn des 16. Jhs Johannes Kruse, sicherlich ein enger Vertrauter des Grafen. Kruse war maßgeblich an der Gründung in Atens beteiligt. Diese Rolle schreibt ihm Milendunck

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zu: In Atens sei dem Orden ein Ort zur Erbauung eines Klosters um das Jahr 1505 übertragen worden, wofür Kruse gesorgt habe. 1505 beschäftigte sich auch das Provinzkapitel der Karmeliter mit der Angelegenheit und beauftragte Kruse mit der Gründung und dem Aufbau der neuen Niederlassung und der Aufnahme von Konventsangehörigen. Ihre Zahl wird von Milendunck nicht genannt, doch überliefert Renner, das Kloster habe aus dem Prior und acht Brüdern bestanden.11 Die wirtschaftliche und finanzielle Ausstattung des Klosters muss überaus bescheiden gewesen sein, denn bei seiner offiziellen Aufnahme in den Orden durch das Provinzkapitel im Jahr 1513 wurden ihm als jährliche Taxe lediglich 2 Gulden auferlegt.12 Über die Gründe, die zur Errichtung des Klosters beitrugen, kann man nur Vermutungen anstellen. Am wahrscheinlichsten ist es, dass Graf Edzard dadurch die erst kürzlich unter seinen Schutz gestellten weserfriesichen Lande enger an seinen ostfriesischen Herrschaftsbereich binden wollte. Dies war umso eher zu erreichen, als er mit dem Appinger Prior Johannes Kruse einen gelehrten Mann seines Vertrauens an die Weser schicken konnte. Als Lektor der Heiligen Schrift war Kruse gleichzeitig „zu theologischen und philosophischen Vorlesungen vor den jüngeren Insassen des Klosters und etwa von auswärts hinzukommenden Schülern verpflichtet“, konnte somit der heimischen Jugend „eine gute Bildung auf christlicher Grundlage vermitteln“.13 Weitere Entwicklung Nachdem bereits 1506/07 die päpstliche Bestätigung der Klostergründung erfolgt war, beschäftigte sich das Provinzkapitel jedes Jahr mit der neuen Niederlassung in Atens und erneuerte den Auftrag an Kruse, bis dann schließlich 1513 die Aufnahme in die Niederdeutsche Provinz des Ordens erfolgte. Das mag zum einen damit zu erklären sein, dass Kruse zumindest bis 1510 gleichzeitig auch Prior und Lektor in Appingen war [ Appingen] und sich nicht so intensiv um das neue Kloster kümmern konnte, wie dies ohne diese Personalunion möglich gewesen wäre. Weitere Gründe könnten gewesen sein, dass es in den Ländern Butjadingen und Stadland nicht nur Zustimmung, sondern auch Vorbehalte gab und dass Kruse am Vorabend der Reformation Schwierigkeiten hatte, geeignete Personen als Konventsmitglieder zu gewinnen. Ein gewisser Abschluss war 1510 erreicht, als das Provinzkapitel Kruse – unter ausdrücklichem Vorbehalt seiner Stellung als Prior und Lektor in Appingen − zum Prokurator des neuen Konvents in Atens ernannte. Mit der Aufnahme des Konvents in den Karmeliterorden drei Jahre später erfolgte auch die offizielle Ernennung Kruses zum ersten Prior und Lektor − zu einer Zeit, als sich bereits politisch-militärisches Unheil über Butjadingen und Stadland zusammenbraute. Ob er schon Ende 1510 die Leitung des Klosters Appingen aufgegeben oder der dort genannte Lübbert Sicking nur sein Stellvertreter war, muss ungeklärt bleiben.14 In eine äußerst prekäre Lage geriet Kruse im Jahr 1514, als der mit den Welfenherzögen aus den drei Linien des Hauses Braunschweig-Lüneburg verbündete Graf Johann V. von Oldenburg in der sog. Sächsischen Fehde gegen den Grafen Edzard von Ostfriedland Stadland und Butjadingen endgültig eroberte. Während

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Johann das Stadland zuerst als freien Besitz, seit 1517 als braunschweigisches Lehen erhielt, konnte er in den Jahren 1521 bis 1523 auch Butjadingen übernehmen, ein Drittel als Allod, zwei Drittel als braunschweigisches Lehen.15 Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen den politischen Ereignissen und der Tätigkeit Kruses in Appingen und Atens. Dass 1517 Albert von Erkelenz als zweiter in der Reihe der Atenser Prioren auftaucht und Kruse von da an bis 1519 für ein Triennium wieder Prior in Appingen war [ Appingen], mag damit zusammenhängen. 1519 wurde Kruse erneut Prior in Atens, blieb dort aber offenbar nur bis 1522. Johann Renner berichtet, dass 1523 nach der Zerstörung des Paulsklosters bei Bremen dessen Abt Hinricus Junge zu Graf Anton I. von Oldenburg gezogen sei und diesem sämtliche Güter des Klosters in der Grafschaft Oldenburg aufgetragen habe. Der Graf habe ihn in das Kloster Atens gesetzt, ihm aber viel weniger zum Lebensunterhalt gegeben, als er ihm bei der Auftragung versprochen hatte. Der Abt sei in Atens gestorben und dort begraben worden. Die Versetzung von Junge nach Atens hängt möglicherweise damit zusammen, dass Johannes Kruse 1520 nochmals zum Prior in Appingen ernannt worden war [ Appingen], dieses Amt dann aber anscheinend nur bis 1523 innegehabt hat. Anschließend ist Kruse von 1523 bis 1527 oder 1528 noch einmal Prior in Atens gewesen, jedenfalls führt Milendunck ihn in dieser Position für die Jahre 1523 und 1527 auf. Nach Milendunck hat es 1524 und 1525 einen Cursor Adolf Ockam gegeben, der 1526 als Cursor in Appingen erscheint. Nach Reimers, der diesen Cursor nur in Appingen ansiedelt, hatte er „neben dem Lektor leichtere Vorlesungen zu halten“ und pflegte „sich unter dessen Leitung auf das Lektorat vorzubereiten“. Als Nachfolger im Atenser Priorat wird 1528 Petrus de Monte als „noviter institutus“ genannt, d. h. er ist offensichtlich erst kurz zuvor eingesetzt worden. Um diese Zeit dürfte Kruse nicht mehr am Leben gewesen sein. Wie lange Petrus de Monte amtiert hat, wissen wir nicht. Es kann jedoch nicht länger als etwa zwei Jahre gewesen sein, denn auf dem Provinzkapitel des Ordens in Köln wird zum 20. April 1530 mitgeteilt, es gäbe keinen Prior zu Atens, weil das Kloster verlassen bzw. verödet sei.16 Dieser Vorgang lässt sich nur damit erklären, dass inzwischen die Reformation auch im Kloster Atens − wie bereits um 1527 in der benachbarten Pfarrei Esenshamm, wo einer der ersten lutherischen Pastoren in der Grafschaft predigte − eingezogen war; denn der seit allein 1529 regierende Landesherr, Graf Anton I. von Oldenburg, nutzte zwar jede Gelegenheit, um Kloster- und Kirchengüter einzuziehen, betrieb aber selbst keine aktive Reformationspolitik und wird deshalb nicht von sich aus Konvente aufgelöst haben.17 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Kurze Zeit amtierte in der Atenser Pfarrkirche ein lutherischer Geistlicher mit dem Namen Hynryck. Nach seinem Tode wurde die Pfarrei jedoch nicht wieder besetzt und die geringen Einkünfte aus vormaligem Klosterbesitz wurden vom Grafen eingezogen. Auch sollen vier Glocken aus der Kirche beschlagnahmt und nach Oldenburg verbracht wor-

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den sein. Erst gegen Ende des 16. Jhs. erhielten die Atenser nach wiederholten Vorstellungen bei Graf Anton I. und seinem Sohn Johann VII. wieder eine eigene Pfarrkirche.18 Bisher hat niemand danach gefragt, wer dieser lutherische Pfarrer Hynryck (Heinrich) war, wobei immerhin vermutet wurde, dass er einer der Atenser Karmeliter gewesen sein könnte. Man darf jetzt einen Schritt weitergehen und ihn mit dem erwähnten ehemaligen Abt des Kloster St. Paul vor Bremen, Hinricus Junge, identifizieren, der 1523 auf Veranlassung Antons I. nach Atens kam, vom Grafen nur kärglichen Unterhalt erhielt und dort starb. War er vielleicht schon vor der Einführung der Reformation Pfarrer in Atens gewesen? Von Johannes Kruse wissen wir, dass er nicht nur Prior und Lektor des Klosters Atens war, sondern auch das dortige Pfarramt innehatte. In der einzigen von ihm ausgestellten Urkunde, die auf uns gekommen ist, bezeichnete er sich am 12. Februar 1517 als „Frater atque dominus Johannes Kruesze sacre pagine lector humilis, prior et pastor ecclesie in Athensze Bremensis dyocesis“. Den Geleitbrief für Erich von Schmalenfleth im Kirchspiel Golzwarden für dessen Pilgerreise nach St. Jakob (Santiago) de Compostela in Galizien siegelte er nicht nur (das Siegel ist verloren), sondern er unterzeichnete die zu Atens „in conventu novo“ ausgestellte Pergamenturkunde auch eigenhändig mit „Frater Johannes Kruesze carmelita provintie Almanie inferioris subscipsit“. Den Verlust seines Klosters hat der Karmeliterorden nicht stillschweigend akzeptiert. In den Beschlüssen der Provinzkapitel von 1531 bis 1545 erhob er jährlich die Forderung nach Rückgewinnung des Konvents. 1545 ernannte sogar das in Köln tagende Provinzkapitel Cornelius von Harlem zum Titularprior von Atens. Auch schrieb der Provinzial Eberhard Billick im selben Jahr und nochmals 1549 deswegen an den Ordensgeneral Nikolaus Audet.19 Erfolg hatte er damit nicht, das Kloster war endgültig für den Orden verloren. Ob Cornelius von Harlem jemals in Atens gewesen ist, bleibt unerwähnt, ist aber auch wenig wahrscheinlich. ARCHIV Von dem Archiv des Klosters, das vermutlich nur wenige Schriftstücke enthalten hat, ist nichts überliefert. Die einzige erhaltene Urkunde aus der Zeit der Klosterexistenz liegt heute im Bestand Karmeliterkloster Atens des Staatsarchivs Oldenburg. Sie wurde, wie erwähnt, am 12. Februar 1517 von Johann Kruse als Prior des Klosters und Pfarrer in Atens ausgestellt, gehörte aber mit Sicherheit nicht zum Klosterfonds.20 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Nach der Aufhebung des Klosters durch Graf Anton I. von Oldenburg (reg. 1529– 1573) wurde die Kirche größtenteils abgebrochen und der Turm abgerissen. Die Steine vom Speicher sollen für die Befestigung der Westerburg (im Kirchspiel Wardenburg) verwendet worden sein.21 Von den Gebäuden des Klosters, das vermutlich nahe bei der Kirche gestanden hat, ist heute nichts mehr vorhanden.22

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Nach Milendunck war das Kloster 1545 verlassen und zerstört (desolatus et destructus), und zu 1549 beklagte sich der Provinzial der Niederdeutschen Ordensprovinz, Eberhard Billick, das Kloster sei inzwischen von den Bauern im Norden vollständig geplündert worden, sodass von seinen Gütern und Zinsen nichts mehr vorhanden sei.23 Um 1562 erfolgte dann die vollständige Entweihung der noch vorhandenen Reste. Man hat das wohl so zu verstehen, dass die Bevölkerung der Umgebung die leerstehenden Klostergebäude als Steinbruch nutzte, wie das auch andernorts geschehen ist.24 Ein zumindest bis um 1800 in der Atenser Pfarrkirche verwendeter und heute noch dort vorhandener Abendmahlskelch wurde 1522 von Foewe Ties in Tettens und Haie Heddinghes Ehefrau Tehte gestiftet, als Johannes Kruse Prior in Atens war.25 PRIOREN26 Johannes Kruse (erector et fundator) 1505–1506 – Johannes Kruse (praesidens principalis) 1507–1510 – Johannes Kruse (procurator) 1510–1513 – Johannes Kruse (prior) 1513–1517 – Albertus von Erkelenz (de Erculentia) 1517–1519 – Johannes Kruse 1519, 1522, 1523–1527 (prior) – Petrus vom (bzw. von) Berg (de Monte) 1528–1530 (?) – Cornelius von Harlem (prior titularis) 1545. LITERATUR Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg. 5. Oldenburg 1919, 58–60 − Albrecht Eckhardt, Atens. In: NsächsKB 1, 28–31 – Albrecht Graf Finck von Finckenstein, Die Gesch. Butjadingens und des Stadlandes bis 1514. Oldenburg 1975 (Oldenburger Stud. 13), 117f. – Wilhelm Friedrich Meyer, Die Karmeliter in Atens. In: 500 Jahre Kirche in Atens (s. dort), 17–20 − 500 Jahre Kirche in Atens. Begleith. zur Sonderausstellung im Museum Nordenham. Hg. vom Rüstringer Heimatbund e. V. in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Nordenham. Nordenham 2005 − M[atthias] Nistal/A[lbrecht] Eckhardt, Atens, Gem. und Ortsteil (Bauerschaft). In: Oldenburgisches Ortslexikon. Hg. von Albrecht Eckhardt, Bd. 1: A–K. Oldenburg 2011, 43–47 − Oldenburgische Kirchengesch. Hg. von Rolf Schäfer in Gemeinschaft mit Joachim Kuropka, Reinhard Rittner, Heinrich Schmidt. 2. Aufl. Oldenburg 2005 − Oldenburgisches UB. Bd. 2, 3, 7. [Bearb.] von Gustav Rüthning. Oldenburg 1926–1934 − H[einrich] Reimers, Das Karmelitenkloster Atens in Butjadingerland. In: Jb. für die Gesch. des Herzogtums Oldenburg [heute Oldenburger Jb.] 21, 1913, 156– 174 − Alexander Reis, Architekturfragmente aus dem Kloster Atens? In: 500 Jahre Kirche in Atens (s. dort), 21–33 − Johann Renner, Chronica der Stadt Bremen. Tl. 1 und 2. Transkription von Charlotte Klink. Bremen 1995 − Gustav Rüth­ning, Oldenburgische Gesch. 1. Bremen 1911, bes. 122, 290 − Wolfgang Runge, Kirchen im Oldenburger Land. 1. Oldenburg 1983, 89–96 (Die St.-Marien-Kirche in Nordenham-Atens) − Timothy Saunders, Wie die Atenser zu ihrer Kirche kamen. In: 500 Jahre Kirche in Atens (s. dort), 7–16 − Rolf Schäfer, Von der Reformation bis zum Ende des 18. Jhs. In: Oldenburgische Kirchengesch. (s. dort), 192–386 −

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Heinrich Schmidt, Grafschaft Oldenburg und oldenburgisches Friesland in Mittelalter und Reformationszeit (bis 1573). In: Gesch. des Landes Oldenburg. Ein Hdb. Hg. von Albrecht Eckhardt in Zusammenarbeit mit Heinrich Schmidt. Oldenburg 1987, 4. Aufl. 1993, 97–171, hier 145 − Heinrich Schmidt, Mittelalterliche Kirchengesch. In: Oldenburgische Kirchengesch. (s. dort), 1–191, bes. 177, 817 − Heinrich Schmidt, Der Raum Nordenham in Mittelalter und Reformationszeit. In: Wolfgang Günther, Hermann Haiduck, Rosemarie Krämer, Peter Schmid, Heinrich Schmidt, Nordenham. Die Gesch. einer Stadt. Hg. von Eila Elzholz. Oldenburg 1993, 81–160, bes. 143–150, 160 − Georg Sello, Die Friedeburg und das Kloster Atens in Butjadingen. In: Niedersachsen 1, 1895, Nr. 5, 70–72 − Menno Smid, Ostfriesische Kirchengesch. Pewsum 1974 (Ostfriesland im Schutze des Deiches 6), 105 − Gerhard Streich, Klöster, Stifte und Kommenden in Niedersachsen vor der Reformation. Hildesheim 1986 (Stud. und Vorarbeiten zum Hist. Atlas Niedersachsens 30), 30 – Gabriel Wessels (Hg.), Norbertus a S. Juliana, Batavia desolata Carmelitana. In: AOC 8, 1932, 369–584, zu Atens 561f.

1 Jakob Milendunck, Historiae Provinciae Tom. E. seu V., ISF KB 46 [alt: Karmeliterbücher 47d]), fol. 653r–654r (alt 697r–698r), abgedruckt bei Reimers, Karmelitenkloster, 170–173.  –  2 Siegel des Priors des Konvents zu Atens (bzw. des Atenser Konvents).  –  3 Siegel der Gemeinde (oder Gemeinschaft) und der Brüder zu Atens. Wilhelm Leverkus, Oldenburgisches WappenBuch (Niedersächsisches LA, StA Oldenburg, Best. 287 Nr. 1). Bd. 2, Bl. 13; danach Georg Sello, Östringen und Rüstringen. Stud. zur Gesch. von Land und Volk. Nach dem Tod des Verfassers hg. von seinem Sohn. Oldenburg i.O. 1928, 367 und Tafel B (Nr. 3 und 5); nach Vorlage im KirchenA Nordenham-Atens: Runge, Kirchen, 96, Meyer, Karmeliter, 16.  –  4 Oldenburgisches UB 2, Nr. 685.  –   5 Renner, Chronica 1, 381, Bl. 357v.  –  6 Zu diesem vgl. Luise Michaelsen. In: Germania Benedictina 6. Norddeutschland (Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen). Hg. von Ulrich Faust. St. Ottilien 1979, 57–66; Herbert Schwarzwälder, Das Große Bremen-Lexikon. Bremen 2002, 549.  –  7 Oldenburgisches UB 7, Nr. 24; vgl. Schmidt, Raum Nordenham, 144.  –  8 „Prior provincialis fratrum beate Marie de Monte Carmelo provincie Alemanie inferioris“. Der Provinzial Joannes Wirich de Nussia erscheint von 1500–1515 in den Protokollen der Provinzkapitel (siehe ISF KB 44, fol. 4v–60r, passim).  –  9 „Pastores, vicarii, jurati, consules, senatores et unversitas terre Butjaden und Stadtland“.  –  10 ISF KB 46, fol. 353r; Reimers, Karmelitenkloster, 158f.; H[einrich] Reimers, Oldenburgische Papsturk. In: Jb. für die Gesch. des Herzogtums Oldenburg [heute Oldenburger Jb.] 16, 1908, 1–177, hier 169, Nr. 129.  –  11 Renner, Chronica 1, 81, Bl. 358r.  –  12 ISF KB 46, fol. 653v; Reimers, Karmelitenkloster, 164f.  –  13 Reimers, Karmelitenkloster, 159, 167f.; Schmidt, Raum Nordenham, 144; Meyer, Karmeliter, 18f.  –  14 Vgl. dazu den Artikel  Appingen von Michael Hermann.  –  15 Graf Finck von Finckenstein, Gesch. Butjadingens, 60–63; Schmidt, Grafschaft Oldenburg, 149f.; Schmidt, Raum Nordenham, 144–146.   –  16 „Propter desolationem“.  –  17 Vgl. hierzu etwa Schäfer, Reformation, 204–212; Schmidt, Raum Nordenham, 148–150.  –  18 Ludwig Schauenburg, Hundert Jahre Oldenburgische Kirchengesch. von Hamelmann bis auf Cadovius (1573–1667). 1. Oldenburg 1894, 120; H[ermann] Goens, Die Einziehung der Kirchengüter während der Reformationszeit im evangelischen Gebiete des Herzogtums Oldenburg. In: Oldenburger Jb. 31, 1927, 7–116, hier 106f.; Schmidt, Raum Nordenham, 150; Saunders, Wie die Atenser, 14.  –  19 ISF KB 46, fol. 653v–654r; Reimers, Karmelitenkloster, 168f., 172–174.  –  20 Niedersächsisches LA, StA Oldenburg, Best. 23–4 Urk. 1517 Febr. 12, gedruckt in: Oldenburgisches UB 3, Nr. 272; Abb. bei Meyer, Karmeliter, 18.  –  21 Ludwig Kohli, Hdb. einer hist.-statistisch-geographischen Beschreibung

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I. Klöster vor der Säkularisation

des Herzogthums Oldenburg. Tl. 2. Oldenburg 1824, 2. Aufl. 1844, 134f.; Schauenburg (wie Anm. 18).  –  22 Vgl. den Beitrag von Reis, 26–31.  –  23 „Nullus donec restituatur conventus. Hoc monasterium rustici boreales a fundamentis ante annos 20 exusserunt: et non habet praedia, vel census, de quibus ulli ex nostris constet“, ISF KB 44, fol. 532r.  –  24 ISF KB 46, fol. 653v–654r; Reimers, Karmelitenkloster, 169f., 172f.; Schmidt, Raum Nordenham, 150; Meyer, Karmeliter, 20.  –  25 Runge, Kirchen, 93 (Abb. sowie Wiedergabe der Aufschrift).  –  26 Die Liste folgt den Angaben des Chronisten der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, im ISF KB 44, zu den entsprechenden Jahren. Vgl. Reimers, Karmelitenkloster, 170.

Albrecht Eckhardt 

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Augsburg Die Augsburger Niederlassung war wohl die achte des Ordens in Deutschland. Sie dürfte 1274/75 unter Mithilfe des Augsburger Bischofs Hartmann entstanden sein und ging 1534 in den Stürmen der Reformationszeit unter. 1518 wohnte Martin Luther, als er sich vor dem päpstlichen Legaten Kardinal Cajetan verantwortete, in dem Kloster. Als Heimstatt der Lutheraner wurde es zu einem der beiden Zentren der Reformation in Augsburg. Die Kirche zählt zu den bedeutendsten Kunstdenkmälern der Stadt, wobei der 1518 geweihten Fuggerkapelle als frühestem Renaissanceraum in Deutschland besondere Bedeutung zukommt. Provinz Deutsche Provinz (1274/75–1291, 1297–1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1534) Diözese Augsburg Lage Das Kloster lag zwischen der heutigen Annastraße und dem Weg an der Innenseite der Stadtmauer, wo jetzt die Fuggerstraße läuft [ Karte S. 89]. Die ein­ stige Klosterkirche und einige Gebäude aus der Zeit des Klosters bestehen noch. Die bauliche Situation ist aus den älteren Stadtplänen – insbesondere dem des Jörg Seld von 1521 – ersichtlich. Patrozinium 1485 wurde die Kirche zu Ehren „…marie virginis et Anne matris marie…“1 geweiht; das Kirchweihfest fand am Sonntag nach Ostern statt. Siegel Das spitzovale Prioratssiegel zeigt in einem Abdruck2 von 1434 als Siegelbild Mariä Verkündigung mit den nach innen gewendeten Engel auf der rechten und Maria auf der linken Seite und darunter unter einem gotischen Gewölbe eine linksgewendete kniende Figur in betender Haltung. Die Umschrift ist nicht lesbar. Das Prioratssiegel erfuhr 1494, wohl im Zusammenhang mit einer besonderen Förderung der St. Annabruderschaft, eine Änderung; an die Stelle der Verkündigung des Engels trat nun ein Bildnis der hl. Anna. Begründet wurde dies auch mit den ungewöhnlichen Zeichen und Wundern der Heiligen im Chor des Konvents.3 Dementsprechend bildet ein – beschädigtes – spitzovales Siegel mit unleserlicher Umschrift aus dem Jahr 1517 eine Anna-Selbdritt-Gruppe ab. Es zeigt die sitzende, nimbierte Mutter Anna mit der nach innen gewendeten, nimbierten, verkleinerten Gottesmutter auf dem rechten und dem gleichfalls nimbierten Jesuskind auf dem linken Knie.4 Ein erstes, spitzovales Konventssiegel findet sich 1285. Der leicht beschädigte Abdruck trägt als Siegelbild ein aufwärts blickendes Osterlamm mit einer Fahne und die Umschrift: […] CO[N]VENT[US] AUG[USTANUS] DE MO[N]TE CARME […].5 Der Abdruck eines weiteren – ebenfalls beschädigten – runden Konventssiegels von 1488 zeigt einen nimbierten Christus in Halbfigur als Salvator mundi mit zum Segen erhobener rechter Hand und einer von einem Kreuz bekrönten Weltkugel in der Linken, begleitet rechts von der Sonne, links einem Halbmond und von Sternen. Die bruchstückhaft zu entziffernde Umschrift lautet: […] conventus fratrum […] carmelitanum in aug[…] [ Abb. S. 101 Nr. 8].6

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I. Klöster vor der Säkularisation

GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Im 13. Jh. entstanden in Augsburg aufgrund der starken, besonders von den Frauen im Bürgertum getragenen religiösen Aufbruchsbewegung zehn neue Ordensniederlassungen. Der Prior der Karmeliten Matthias Fabri (Schmid, 1479–1497) führt die Entstehung seines Klosters auf die Bulle Urbans IV. vom Jahr 1262 zurück, da nach seiner Meinung dadurch den Karmeliten ein Niederlassungsrecht auch in Augsburg eingeräumt wurde. Am 7. Oktober 1270 teilte Bischof Hartmann von Augsburg dem Diözesanklerus mit, dass er die Karmeliten unter seinen besonderen Schutz stelle. Allerdings ist nicht klar, ob damals schon ein Kloster in der Stadt bestand, doch ist 1274 eine Niederlassung am „Gögginger Thor“ erwähnt.7 Am 5. August 1275 bestätigte der gleiche Bischof auf Fürsprache König Rudolfs von Habsburg und auf Bitten des Priors und seiner Mitbrüder hin diesen den Kauf eines Grundstücks und eines Hauses in Augsburg an dem Ort, wo die Sacciten8 gewohnt hatten. Dem Konvent wurde – unbeschadet der Rechte der Pfarrkirchen – gestattet, zu den erlaubten Zeiten Messe zu lesen, ihre kanonischen Horen zu halten, die Beichte zu hören und Bußen aufzuerlegen, Gottes Wort zu verkünden und verstorbene Mitbrüder in ihrer Begräbnisstätte kirchlich zu beerdigen. Vermutlich ist also bereits eine Kapelle oder ähnliches vorhanden gewesen, doch erst 1321 scheint der Bau einer Kirche begonnen worden zu sein. Unterstützt wurden die Ordensleute dabei wohl von Bischof Friedrich Spät von Faimingen und der Augsburger Bürgerschaft. Mitte des 14. Jhs. war der Bau anscheinend vollendet; 1366 sind in einer Stiftungsurkunde der Chor mit Altar und Sakristei erwähnt. Es bleibt jedoch unklar, worauf sich die auf dem Grabdenkmal des Priors Arnold Andree († 1397) erwähnte Bautätigkeit bezog. Das Klosterareal konnte 1396 durch den Kauf zweier Häuser und eines Grundstücks erweitert werden. 1420 erfolgte die Stiftung einer Grabkapelle durch das Ehepaar Hirn, deren Beispiel weitere Familien, darunter auch die Fugger, folgen sollten. Weitere Entwicklung Im November 1460 brannte das Kloster fast vollständig nieder, nur die Klosterkirche und die Wohnung des Priors blieben erhalten. Schon kurze Zeit später begann der Wiederaufbau, der 1464 vollendet war. Große bauliche Veränderungen der Kirche erfolgten 1487 bis 1497 unter Prior Fabri; sie wurde um fünf Klafter erhöht und um 25 Fuß verlängert. Auch an der Sakristei, der Kanzel und der Bibliothek wurden Umbauten vorgenommen. Stellte die Amtszeit Fabris eine Phase des Aufschwungs für Kloster und Konvent dar, so gilt das Gegenteil für das Priorat seines Nachfolgers Dr. Johannes Fortis (Stark, 1497–1512). Seine Wahl zum Provinzial im Jahr 15009 und die Teilnahme Kaiser Maximilians I. und der Reichsfürsten am Gottesdienst in der Klosterkirche am St. Annatag (26. Juli) des gleichen Jahres10 wie auch die Stiftung der Hl.Grab-Kapelle durch Georg Regel und der nach ihnen benannten Kapelle durch die Fugger können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Klosterzucht in seiner Zeit sehr gelitten zu haben scheint. Das Kloster hatte er an den Rand des Ruins gebracht, als er nach schwerwiegenden Anklagen über seine Amts- und die persönliche Lebensführung abgesetzt und aus dem Kloster gewiesen wurde.11

Augsburg

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Stiftungen Entsprechend der Karmelregel dürfte das Gebet die spirituelle Grundlage des Zusammenlebens des Konvents, aber auch der Lebensführung der einzelnen Brüder gewesen sein. Zugleich ergab sich daraus die Möglichkeit der materiellen Sicherung der Existenz durch Jahrmess-, Seelgeräts- und Gedächtnisstiftungen. Schon die Entstehung der Ordensniederlassung hängt mit der religiösen Bewegung im Bürgertum des 13. Jhs. zusammen. Sie lag im Kaufmannsviertel der Stadt und dementsprechend finden sich immer wieder Hinweise auf die Patrizier- und Kaufmannsfamilien, die sich oft in der Klosterkirche beerdigen ließen. Zur städtischen Oberschicht gehörte Mechthild Herwart, die 1297 eine Seelgerätsstiftung errichtete, ebenso wie Johann Langenmantel, der 1366 zu den Karmeliten stiftete. Wohl 1420 begannen die Kaufleute Konrad und Afra Hirn mit dem Bau einer Kapelle, deren Pfleger seit 1429 die Augsburger Goldschmiedemeister waren. Die Goldschmiede erweiterten diese zu einer Grabkapelle für ihre Zunft, woher der heutige Name „Goldschmiedekapelle“ rührt. Der Oberschicht in Augsburg gehörten auch die Meiting und die Rem an, die vor 1448 bzw. 1449 Begräbniskapellen in St. Anna erwarben. 1496 entstand wohl eine Grabkapelle für den Kaufmann Melchior Funck und seine Familie. Gastel Haug, ebenfalls ein Kaufmann, richtete als nächster 1501 hier sein Erbbegräbnis ein. Georg Regel, der 1538 Aufnahme ins Patriziat fand, erwarb in der Klosterkirche 1508 eine Begräbniskapelle, die heutige Heiliggrabkapelle. Die bedeutendste von all diesen Kapellen ist die 1518 geweihte Fuggerkapelle, in der Jakob Fugger der Reiche († 1525) neben anderen Mitgliedern seiner Familie ruht. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Unter dem Prior Johann Frosch (Rana, um 1517–1523), der u. a. in Wittenberg studiert hatte, hielt die Reformation in St. Anna Einzug. Vom 7.–20. Oktober 1518 wohnte Martin Luther in dem Kloster, als er von dem päpstlichen Legaten Kardinal Cajetan verhört wurde. Frosch wurde in der Folgezeit eine zentrale Figur bei der Ausbreitung reformatorischen Gedankenguts, wobei ihn der Rat der Stadt gegen den Bischof, der in St. Anna keine Rechte besaß, unterstützte. Zeitweilig wohnten auch Urbanus Rhegius und Stefan Agricola im Kloster, das zum Zentrum der Lutheraner in Augsburg wurde. Ab 1524 begann Frosch mit der Spendung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt an einzelne, und Weihnachten 1525 fand in der Kirche von St. Anna die erste Abendmahlsfeier „nach Wittenberger Art“ statt. Nach seinem förmlichen Austritt aus dem Orden heiratete er am 21. März 1525 in St. Anna. Zu diesem Zeitpunkt hatten einige Mitbrüder den Konvent bereits verlassen, 1525 hielten nur noch acht Konventualen das Gemeinschaftsleben aufrecht. Dem ihm auf dem Provinzkapitel von 1529 erteilten Auftrag zur Wiedergewinnung des Klosters sollte der Provinzial nicht mehr nachkommen können. 1531 erfolgte die Errichtung der städtischen Lateinschule, des späteren Gymnasiums, bei St. Anna, und 1534 gaben der Prior und die letzten Brüder dem Druck der Reichsstadt nach und übereigneten der Heilig-Geist-Spital-Stiftung ihr Kloster mit allen Gütern und Einkünften gegen die Gewährung einer Leibrente.12

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I. Klöster vor der Säkularisation

Konventsstärke Die Oberdeutsche Karmelitenprovinz folgte der gemilderten Regel von 1432; die Reformbestrebungen etwa Johannes Soreths (1451–1471) aber sind bei ihr „nicht besonders tief gegangen und auf halbem Wege stecken geblieben“.13 Der Gemeinschaft stand ein Prior vor, den ein Subprior unterstützte. Weiterhin bestanden die Ämter des Lesemeisters (lector), des Vorsängers (cantor), des Küsters (custos), des Kellermeisters (cellerarius) und des Predigers (predicator conventus), wozu noch die Almosensammler (terminarii) kamen. 1479 befanden sich – unter Einschluss des Priors – 14 Brüder und fünf Novizen in dem Kloster, 1503 sollen 21 Karmeliten an einer Prozession beteiligt gewesen sein, wobei aber nicht klar ist, ob alle zum Augsburger Konvent gehörten. Gegen Ende der Klosterzeit sind zunehmend Inhaber akademischer Grade im Kloster festzustellen. Bruderschaften Die Karmeliten unterhielten eine Bruderschaft, die bereits 1407 erwähnt ist. Vermutlich ist sie mit der späteren St. Annenbruderschaft identisch, die unter Prior Fabri einen Aufschwung genommen zu haben scheint. Jedenfalls ließ der Prior 1494 ein Aufnahmeformular drucken. Er hatte auch vom Ordensprovinzial die Vollmacht erhalten, Männer und Frauen in die Bruderschaft aufzunehmen – wohl um die Spendenfreudigkeit für den Umbau der Kirche zu erhöhen. 1512 ließ sich der Karmelitenkonvent in die Bruderschaft der Benediktiner in Andechs aufnehmen. Einkünfte Das Kloster war nie reich; seine wirtschaftliche Grundlage bildete das Terminieren, wobei die Sammelbezirke in den Bistümern Augsburg, Freising und Konstanz lagen. 1488 einigten sich die Augsburger mit den Nördlinger Karmeliten, dass die Donau die Grenze ihrer Sammelbezirke bilden sollte. Nikolaus von Kues als Bischof von Brixen genehmigte dem Kloster am 25. November 1456 in seiner Diözese eine Sondersammlung, die bis zum 23. April des Folgejahres dauern durfte. 1401 betrug der Ertrag aus den Sammlungen rund 1/7 und 1448 rund 1/3 der Jahreseinnahmen des Klosters. Daneben nahmen die Augsburger Karmeliten Opfergelder, Almosen, Gelder aus besonderen Opferbüchsen und Beichtgelder ein. Hinzu kamen Erträge aus gestifteten Jahrtagen, Vigilien, Messen und ähnlichem, die im Lauf des 15. Jhs. bedeutend zunahmen, sich 1496 auf rund 116 fl. beliefen und damit etwa 1/7 des Jahreseinkommens ausmachten. Weiterhin flossen den Augsburger Karmeliten noch Beichtgelder (1488: 88 fl.) und Einkünfte aus Grundbesitz (1496: 104 fl.) zu, wobei der letztere aber nie sehr bedeutend war. Zu den relativ regelmäßigen kamen noch außerordentliche Einnahmen aus Geschenken, Erbschaften und anderem. Insgesamt stiegen die Einnahmen von 190 fl. im Jahr 1401 auf 800 fl. im Jahr 1496 und erreichten 1521 mit 1386 fl. den absoluten Höchstwert14. Prior Fabri scheint ein guter Wirtschafter gewesen zu sein, der Rechnungsbücher anlegen ließ und von Überschüssen Grundstücke und Renten erwarb. Bei seinem Amtsantritt konnte Matthias Fabri die Brüder zum Verzicht auf die zeitlichen Güter, deren Nutznießung sie innehatten, bewegen.

Augsburg

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Provinzkapitel Im letzten Jh. seines Bestehens fanden im Augsburger Karmelitenkloster mehrere Provinzkapitel, nämlich in den Jahren 1441, 1458, 1467, 1472, 1478, 1488 und 1514 statt. Dabei leiteten 1441 und 1514 der Generalvikar des Ordens und 1458 der Ordensgeneral die Versammlung.15 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Den Brand des Klosters 1460 scheint das Archiv größtenteils unbeschadet überstanden zu haben, denn der Prior Mathias Fabri ließ 1484/1486 zwei Kopialbücher anlegen, die die Urkunden des Klosters seit der Gründung enthalten. Von diesen Urkunden ist die älteste, auch heute noch im Original erhaltene, im Jahr 1285 ausgestellt worden.16 Weiterhin ließ Fabri noch ein Rechnungsbuch und ein Salbuch für eine geordnete Wirtschaftsführung anlegen. Nach der Aufhebung des Klosters kamen die Archivalien in den Besitz des Heilig-Geist-Spitals und von dort ins Augsburger Stadtarchiv. Bibliothek Die Bibliothek ist 1460 vermutlich verbrannt, denn es findet sich unter den heute bekannten Handschriften des Klosters keine aus dem 13. oder 14. Jh. Prior Weilhammer (1447–1472) sorgte dann dafür, dass eine neue Bibliothek geschaffen wurde. Unter den Prioren Mathias Fabri und Johannes Fortis erhielt die Bibliothek den größten Zuwachs; in Fortis Amtszeit fallen auch Bücherschenkungen des Druckers Erhard Ratold und des Buchhändlers Johann Rinnmann.17 Nach dem Ende des Klosters verblieben die Bücher zunächst als Eigentum des Rates an ihrem bisherigen Standort. Im Auftrag des Rats wählte 1537 Sixtus Birck, der Rektor der Lateinschule, Bücher für die zu bildende Stadtbibliothek aus. Davon gelangte nach dem Ende der Reichsunmittelbarkeit Augsburgs 1806 der wertvollste Teil nach München. Dementsprechend finden sich heute Bücher aus der Klosterbibliothek in der Bayerischen Staatsbibliothek in München und in der Staats- und Stadtbibliothek in Augsburg. Eine Handschrift befindet sich in der Königlichen Bibliothek in Brüssel und eine weitere aus dem Besitz des Priors Fabri in der ­Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.18 Gedruckte Quellen: Christian Meyer (Hg.), UB der Stadt Augsburg. 1: Die Urkunden vom Jahre 1104–1346. Augsburg 1874, 75f., Nr. 96; 126, Nr. 162 – Paul Ruf (Bearb.), Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Hg. von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 3, 1: Bistum Augsburg. München 1932, 21–34 – Schott, Beiträge (s. Literatur). BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die heute evangelische Kirche ist unschwer in der Augsburger Annastraße zu finden. Sie gehört zu den bedeutendsten Kunstdenkmalen der Stadt. Ein Großteil der Ausstattung stammt aus der Zeit nach dem Ende des Karmelitenklosters. Der Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Gotteshauses zog sich bis 1974 hin. Mit spätmittelalterlichen Wandmalereien ist die Goldschmiedekapelle ausgeschmückt; das dort einst vorhandene Grabmonument der Stifter befindet sich seit 1889 im Augsburger Dom. Kurz vor 1508 fand die Errichtung der Heilig-

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I. Klöster vor der Säkularisation

grabkapelle statt; die heute darin befindliche, nicht originalgetreue Nachbildung des Grabes Christi stammt wohl aus späterer Zeit. Die 1921 weitgehend rekonstruierte Fuggerkapelle, die das Mittelschiff der Kirche im Westen wie ein Chor abschließt, wird als das „früheste und vollkommenste Denkmal der Renaissance auf deutschem Boden“19 bezeichnet. Am Entwurf könnte Albrecht Dürer mitgearbeitet haben. Für die Bauausführung nach einem Riss mit dem Monogramm SL (Sebastian Loscher) erfolgte eine Zuschreibung an Jakob Zwitzel. Die Epitaphien folgen Entwürfen Dürers, weiterhin wird die Mitarbeit von Adolf und Hans Daucher für den plastischen Schmuck und von Jörg Breu d. Ä. für die Gemälde auf den Flügeln der Orgel angenommen. Die Orgel baute der kaiserliche Orgelbaumeister Jan von Dobrau; Paul Hofhaimer wirkte an der Planung mit. Auch Hans Burgkmair und Hans Hieber werden Arbeiten zugeschrieben. Alljährlich findet hier ein Gedenkgottesdienst der katholischen Familie Fugger für ihre in der Kapellengruft ruhenden Mitglieder statt. Teile der Klostergebäude sind ebenfalls noch vorhanden, hier wurde 1983 die sogenannte „Lutherstiege“ eröffnet. Sie soll die Atmosphäre der historischen Stätte vermitteln und über die Geschichte der Reformation in Augsburg informieren. Die Gedenkstätte erfuhr im Zuge der 2008 begonnenen, wohl bis 2014 laufenden grundlegenden Renovierung der Kirche eine Neugestaltung. Die Wiedereröffnung fand 2012 statt. In dem Kreuzgang, der neben der Kirche stets die Grabstätte für die Konventsangehörigen und Augsburger Bürger war, ließen sich noch bis ins 18. Jh. die evangelischen Patrizier bevorzugt bestatten. 1999 unterzeichneten in der Kirche von St. Anna Vertreter der Katholischen Kirche und des Lutherischen Weltbundes eine „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“. PRIOREN Conrad 1285 – Günther (Lesmeister) 1378, 1385 – Arnold (Andree?) 1388, 1396, † 15.10.1397 – Petrus Krebs (Cancer) 1401–1405 – Heinrich Prümster (Prünster, Lector) 1405–1408 – Johannes Habach 1408–1410 – Jörg von Dinkelspühel (Lector) 1411 – Hans Facker (Lector) 1414–1419 – Hainrich Brümster 1420 – Frumann Nislinger 1422 – Conrad Menchinger 1424–142820 – Johann de Lapide 1430–143121 – Johannes Krauss (Kruss, Lector) 1431–1434 – Johannes Nagolt22 (Nacholt, Nagel, Äpp, Äpp von Nagolt, Lector) 1434–1435 – Johannes Piscatoris23 1436 – Theodricus 1436–1437 (prior antiquus) – Fridricus Moerlein (Mörlin, Lector) 1437–1438 – Johannes Nagolt24 1439–1446 – Johannes Weylhaimer (Weylhamer, Weilheimer, Lector) 1447–1472 († 16.11.1472), Provinzial seit 1459 – Heinrich Schmidlin (Schmidlein, Baccalaureus) 1473, † zwischen 23.12.1473 und 9.1.1474 – Stephanus Ringler25 (Lector) 1474–1479 – Mathias Fabri (Schmid, Baccalaureus) 1479–1497 – Johannes Starck (Fortis, Doctor, Licenciatus) 1497–1512 (zuletzt erwähnt 25.6.1512), seit 1499/1500 auch Provinzial – Blasius Örler26 (Doctor) 1513 – Anshelmus Tyllmanni27 (Lector) 1514–1515 – Johannes Frosch28 (Rana, Licenciatus, Doctor) 1517–1523 (20. 10., dankt ab) – Crisostomus Röslin (Rossinus, Lector) 1523–1527 (22.6., dankt ab) – Georg Vischer29 (Piscatoris) 1527–1534 (15.10., dankt ab).

Augsburg

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LITERATUR Bruno Bushart, Die Fuggerkapelle bei St. Anna in Augsburg. München 1994 – Deckert, Oberdeutsche Provinz – Deckert/Hösler, Acta – Georg Dehio, Hdb. der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern 3: Schwaben. Bearb. von Bruno Bushart und Georg Paula. München/Berlin 1989, 61–67 – Wolf Gehrt, Die Handschriften der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg 2° COD 401–575. Wiesbaden 1993, 20f. (Handschriftenkat. der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg 5) – Günther Grünsteudel, Günter Hägele, Rudolf Frankenberger (Hg.), Augsburger Stadtlexikon. 2. Aufl. Augsburg 1998 – Bernt von Hagen/Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Denkmäler. München 1994, 62–68 (Denkmäler in Bayern, 7, 83) – Albert Haemmerle, Das Aufnahmeformular der St. Annenbruderschaft in Augsburg vom Jahre 1494. In: Ders. (Hg.), Vierteljahresh. zur Kunst und Gesch. Augsburgs. 4. Jg. (Kriegsausgabe, Privatdruck). München 1947/48, 9–12 – Andreas Hahn, Die St.-Anna-Kirche in Augsburg. In: Josef Kirmeier, Wolfgang Jahn, Evamaria Brockhoff (Hg.), „…wider Laster und Sünde“. Augsburgs Weg in der Reformation. Kat. zur Ausstellung in St. Anna, Augsburg 26.4.–10.8.1997. Augsburg/Köln 1997, 71–82 (Veröff. zur bayerischen Gesch. und Kultur 33/97) – Susanne Kasch, St. Anna. Eine Kirche, viele Gesch. Augsburg 2005 – Erwin Naimer, „Hic Lutherus ... a patribus carmelitanis hospitio receptus“ – das Augsburger Karmelitenkloster St. Anna 1274/75–1534. In: Jb. des Vereins für Augsburger Bistumsgesch. 44, 2010, 355–387 – Götz Freiherr von Pölnitz, Jakob Fugger. Quellen und Erläuterungen. Tübingen 1951, 592–594 – Friedrich Roth, Augsburgs Reformationsgesch. 1: 1517–1530, 2: 1531–1537 bzw. 1540. München 1901 und 1904 – Wilhelm Schiller, Die St. Annakirche in Augsburg. Ein Beitrag zur Augsburger Kirchengesch. Augsburg 1938 – Klaus-Peter Schmid, Die Lutherstiege im ehemaligen Karmelitenkloster bei St. Anna in Augsburg. Augsburg 1984 – Eberhard Schott, Beiträge zu der Gesch. des Carmeliterklosters und der Kirche von St. Anna in Augsburg. In: Zs. des Hist. Vereins für Schwaben und Neuburg 5–7 und 9, 1878–1880, 1882, 259–327, 89–141, 177–279, 164–232, 221–284 – Eva Siegmund, Gesch. und Baugesch. von Kloster, Kirche und Kreuzgang St. Anna Augsburg. Diplomarbeit (masch.). (o.O.) 1997/98 – Dies., Bestandsdokumentation Kreuzgang. Tl. 1 und 2. Diplomarbeit (masch.). (o.O.) 1997/98 – Matthias Simon, Frosch, Johann. In: Neue Deutsche Biographie 5. Berlin 1961, 665f. – Ders., Johann Frosch. In: Lebensbilder aus dem bayerischen Schwaben 2. Hg. von Götz Freiherr von Pölnitz. München 1953, 181–196 (Schwäbische Forsch.gemeinschaft bei der Komm. für bayerische Landesgesch., Veröff. 3, 2) – Johannes Wilhelm, Augsburger Wandmalerei 1368–1530. Künstler, Handwerker und Zunft. Augsburg 1983 (Abhh. zur Gesch. der Stadt Augsburg 29) – Ders., Die Gesch. der Goldschmiede-Kapelle bei St. Anna in Augsburg. In: Zs. des Hist. Vereins für Schwaben 73, 1979, 96–125. 1 Zitat aus: Schott, Beiträge (1878) 298. Die wichtigsten Quellenbelege finden sich in den vier Folgen von Schotts „Beiträgen“ (s. Lit.verz.) sowie bei Deckert, Oberdeutsche Provinz, 233–337. Auf Einzelnachweise aus Schotts „Beiträgen“ wird hier in der Regel verzichtet.   –  2 StadtA Augsburg,

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Reichsstadt, Urk.slg., Augsburg 23.11.1434, ca. 40 mm hoch, ca. 27 mm breit, grünes Wachs. Möglicherweise schwebt eine Taube über der Verkündigungsszene.  –  3 Schott, Beiträge, 1878, 266.  –  4 StadtA Augsburg, HospitalA, Tit. 1, Tom. 18, Nr. 44, Augsburg 25.9.1517, ca. 70 mm hoch, ca. 40 mm breit, braunes Wachs. Siehe dazu auch: StadtA Augsburg, Nachlass Zimmermann, Augsburger Zeichen und Wappen (Typoskript), 26: „Das Wappenbüchlein des St. Katharinenklosters (St[adt] A[rchiv] Augsburg, Schätze – Nr. 144 ½) bringt pag. 27 das sonst nirgends bestätigte Wappen: Rotweiß gespalten (Bistum Augsburg), mit der blaugekleideten gelbnimbierten Mutter Anna; welche zwei Knaben, Jesus und Johannes, auf den Armen trägt“. Diese Aussage entspricht nicht dem Siegelbild – freundlicher Hinweis von Herrn Pfarrer Dr. Bernhard von Rohrscheidt. – 5 StadtA Augsburg, Reichsstadt, Urk.slg., Augsburg 16.11.1285, ca. 60 mm hoch, ca. 36 mm breit, braunes Wachs.  –  6 StadtA Augsburg, HospitalA, Tit. 1, Tom. 18, Nr. 15, Augsburg 23.9.1488, Ø ca. 50 mm, grünes Wachs.  –  7 Vgl. Deckert, Oberdeutsche Provinz, 20f. Weitere Angaben bieten die Karmeliterbücher des Jakob Milendunck: ISF KB 46, fol. 147r und 43, fol. 18v.  –  8 Sacciten oder Sackbrüder (Fratres de Poenitentia Jesu Christi), 1252 päpstlich anerkannter, aber 1274 wieder aufgehobener Orden.  –  9 Laut Schott, Beiträge, 5/1882, 249, wurde Fortis bereits 1499 zum Provinzial gewählt.  –  10 Zu den Besuchen Maximilians I. in der St. Annakirche 1500 und 1502: Naimer, „Hic Lutherus“, 378–380.  –  11 Das Schuldbekenntnis des Johannes Fortis bei Deckert, Oberdeutsche Provinz, 324f.  –  12 Die folgenden Ereignisse 1535/36 gehen aus Deckert/Hösler, Acta, 51–53, hervor.  –  13 Zitat ebd., 107; ebd., 106, die Reformversuche in Augsburg, wobei anscheinend besonders Prior Fabri in Sinne der Reform wirkte. Schott, Beiträge, 1882, 244, erwähnt für 1480 einen Auftrag zur Reform des Augsburger Karmelitenklosters.  –  14 Allerdings hatte der Prior und Provinzial Fortis das Kloster heruntergewirtschaftet. 1517 gewährte die Provinz dem Konvent ein Subsidium von 194 fl., siehe ebd., 21, 324f.   –  15 Deckert, Oberdeutsche Provinz, passim. Weniger bedeutende Versammlungen fanden noch 1461 und 1463 in Augsburg statt.  –  16 StadtA Augsburg, Reichsstadt, Urk.slg., Augsburg 16.11.1285. Abdruck bei: Meyer, UB 1, 75f. (hier mit dem irrtümlichen Datum 12. November).  –  17 Zu Bücherschenkungen des Johann Rinnmann s. auch Helmut Gier, Kirchliche und private Bibliotheken in Augsburg während des 15. Jhs. In: Johannes Janota/ Werner Williams-Krapp (Hg.), Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jhs. Tübingen 1995 (Studia Augustana 7), 82–99, hier 90.  –  18 Eine kursorische Nachschau im Archiv von St. Anna in Augsburg erbrachte keinen Hinweis auf dort noch vorhandene Archivalien oder Bücher aus der Klosterzeit. Frau Stadtdekanin Kasch und der Archivarin Frau Anders sei für ihre Hilfsbereitschaft gedankt.  –  19 Zitat nach Bushard, Schwaben, 63.  –  20 Nach Deckert, Oberdeutsche Provinz, 357, am 21.8.1429 noch Prior. Hier „Mechinger“ genannt.  –  21 Nach ebd., 358, am 19.8.1431 noch Prior.  –  22 Nach ebd., 359, bereits am 16.5.1434 Prior.  –  23 Nach ebd., 359, bereits am 22.4.1436 Prior und auch am 25.4.1438 Prior.  –  24 Nach ebd., 361, noch am 16.4.1447 Prior.  –  25 Nach ebd., 364, ist am 28.8.1475 Matthias Fabri Prior.   –  26 Nach ebd., 367, bereits am 3.4.1513 Prior. Hier „Erler“ genannt.  –  27 Nach ebd., 368, ist am 15.1.1514 Georgius Bozen Prior.  –  28 Nach ebd., 368, bereits am 8.2.1517 Prior.   –  29 Nach ebd., 369, ist am 11.4.1529 Joh. Goßmann Prior.

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Bamberg Die Präsenz der Karmeliten in Bamberg gliedert sich bis zum Ende des Alten Reiches in zwei Perioden. Die gut drei Jahrhunderte ihrer Niederlassung in der Au nehmen dabei den größeren Raum ein, sind quellenmäßig aber schwächer belegt als die Folgezeit. Die Epoche nach der Übersiedlung in das vormalige Frauenkloster St. Theodor ab 1589 zeigt den Karmel im Kontext des kirchlichen Selbstverständnisses seiner Zeit und den Schicksalen zwischen Krieg und Frieden. Eine hervorgehobene Bedeutung für die Oberdeutsche Provinz kommt dem Konvent dadurch zu, dass er im Anschluss an das Generalkapitel 1648 zusammen mit dem in Straubing zur Keimzelle der sogenannten Tourainer Reform bestimmt worden ist. Provinz Deutsche Provinz (1273–1291, 1297–1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, seit 1348) Diözese Bamberg Lage Das Kloster in der Au lag an der Austraße auf dem Gelände, das die theologische Fakultät besetzt (Ecke Austraße/Jesuitenstraße), hinter der Stadtpfarrkirche St. Martin. Der Umzug in das Kloster St. Theodor (heute: Karmelitenplatz 1) brachte den Konvent an den westlichen Stadtrand. Patrozinium Patron von Kloster und Kirche war der hl. Laurentius. Siegel Während das Konventsiegel in sehr früher Zeit eine Darstellung des Propheten Elija als vermeintlichen Ordensgründer zeigt (1279), ist zur Zeit des Umzuges an den Kaulberg der hl. Laurentius als Patron von Kirche und Kloster in den Vordergrund getreten (1589). Das Siegel des Priors bleibt konstant mit dem Motiv des hl. Simon Stock verbunden.1 GESCHICHTE 1. Die Entwicklung 1273–1589: Das Kloster in der Au Die Karmeliten haben sich wohl um 1273 in der Stadt angesiedelt. Dafür spricht die Zusammenführung zweier Informationen. Zum einen erstellten Provinzial Hermann und der ganze Konvent Reversalien vom 2. Juni 1279, dass Bischof Berthold von Leiningen die Karmeliten in Bamberg unter seinen Schutz genommen hat. Zu ihrer Niederlassung gehörte derzeit eine Hofstatt mit einem kleinen Haus und einem anliegenden Garten sowie eine Begräbnisstätte.2 Zum anderen weist eine Nekrolognotiz aus den Klosterannalen des 17. Jh. auf die sechsjährige Anwesenheit der Karmeliten in der Stadt hin, bevor die Bestätigung durch Bischof Berthold erfolgte.3 Der Umstand, dass die Reversalien vom Juni 1279 neben dem Provinzial bereits einen vollständigen Konvent mit eigenem Siegel sichtbar machen und auf die Intervention König Rudolfs von Habsburg, seiner Gemahlin Anna und des Domkapitels zugunsten der Karmeliten hinweisen, weist ebenfalls darauf hin, dass das Datum 1279 als Abschluss eines längeren Gründungsprozesses anzusehen ist. Die ordensinterne Überlieferung hat zwar auch eine Tradition bewahrt, dass die Bamberger Karmeliten bereits 1252 im Besitz eines Grundstückes und 1258 dem einer Niederlassung gewesen seien, damit aber nur wenig Zustimmung ge-

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funden.4 Die noch frühere Gründungsangabe 1248 bei Segerus Pauli wurde unter Hinweis auf die Unzuverlässigkeit des Informanten zurückgewiesen.5 Zur Frage, woher die Gründung in Bamberg erfolgt ist, spricht mit A. Deckert mehr für die Annahme, die Gründungsmitglieder seien aus Würzburg gekommen denn aus dem Heiligen Land nach Franken zurückgekehrt.6 Den Rang als siebte Gründung der Deutschen bzw. zweite der Oberdeutschen Provinz nach Würzburg bestätigen die vorliegenden Quellen übereinstimmend.7 Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang die klosterfreundliche Politik Bertholds von Leiningen, der die Ansiedlung von Bettelorden – wie auch die der Dominikaner 1275 in Nürnberg – unterstützt hat.8 So verwundert es nicht, wenn die Karmeliten versprechen, für den Bischof wie für einen Wohltäter und Schutzherrn zu beten, besonders da er ihnen zu ihrer Hofstatt ein kleines Haus geschenkt hat.9 Den Hinweis H. Paschkes, dass der Grund, auf dem die Ansiedlung der Brüder erfolgte, zum Kloster St. Theodor gehört hat, hat die Literatur bislang nicht aufgenommen.10 Die Karmeliten waren somit, nach den Franziskanern 1223 und vor den Dominikanern 1304, der zweite Bettelorden der Stadt.11 Das Kloster in der Au begegnet bis zur Umsiedlung 1589 in Entsprechung zum Ordensnamen „Brüder der Allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel“ gewöhnlich unter der Bezeichnung Kloster der „Frauenbrüder“, manchmal noch mit dem Zusatz „vom Berge Karmel“.12 Die Präsenz der Karmeliten in der Au läßt sich anhand zweier Linien skizzieren. Die erste davon entspringt der allgemeinen Stadtgeschichte, die sie vor allem im Kontext innerer oder äußerer Krisen ewähnt: so beim Immunitätenstreit und dem Hussiteneinfall 1430, dem Stadtbrand 1435 und der Besetzung im Markgrafenkrieg 1553. Die zweite Linie ist die Zusammenstellung von Informationen zum wirtschaftlichen Gebaren des Klosters, wie sie A. Deckert aus den Urkunden, Regesten und Wirtschaftsbüchern der vorhandenen Überlieferung grundgelegt hat. Das Kloster in der Au gehörte zur bürgerlichen Inselstadt und lag wie diese „zu Füßen“ der stiftischen Immunitäten – dem Dom St. Peter und Georg, St. Jakob und St. Stephan – der Bergstadt. Die Zahlung von 12.000 Gulden an die Hussiten konnte die drohende Plünderung der Stadt im Februar 1430 zwar verhindern, verschärfte aber den Konflikt der Stadtbevölkerung mit Bischof und Klerus, die die Bewehrung der Inselstadt durch Mauern, Türme und Gräben nicht unterstützen wollten. Schlossen sich die Frauenbrüder zunächst der Position der Bürger an, so schwenkten sie 1433 zu der des Bischofs um. Ein Ende fand der Streit zwischen Bürgern und Immunitäten erst durch einen Ausgleich im Juni 1440; finanzielle Verluste erlitt das Kloster während dieser Jahre durch den Ausfall von Gottesdiensten und Spenden.13 Massiven Schaden erlitten die Brüder durch den großen Stadtbrand am 4. April 1435, dem neben etlichen Häusern in der Langen Straße, der Kesslergasse und am Grünen Markt auch das Langhaus der Karmelitenkirche zum Opfer fiel.14 Von diesem Unglück zeigte sich auch der Rat der Stadt bewegt, und Gelder von den anderen Konventen der Provinz zum Wiederaufbau sind für das Jahr 1436 verzeichnet.15 Unter derselben Anforderung, eine Position zwischen der kirchlichen Autorität auf der einen und dem Begehren der Bevölkerung auf der anderen Seite zu fin-

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den, steht auch das Bemühen einzelner Karmeliten, die Reformation zu unterstützen oder zurückzudrängen. So wurde etwa Eucharius Ott im April 1525 als früher Vertreter reformatorischer Predigt in Bamberg bekannt.16 Auf der Gegenseite war Andreas Stoß für die alte Kirche tätig. Er wurde 1528 Prior des Bamberger Klosters, 1529 Provinzial der Oberdeutschen Provinz und übte beide Ämter bis an sein Lebensende 1540 aus. Er hat nicht nur mit großem persönlichem Einsatz und „enormem Improvisationstalent“ das Weiterleben der Provinz gesichert17 [ Oberdeutsche Provinz], sondern sich zudem das Vertrauen Bischofs Weigand von Redwitz (1522–1556) erworben, der ihn zu seinem Delegaten für das nach Mantua einberufene Konzil bestellte.18 Was Andreas Stoß und Weigand von Redwitz weiterhin miteinander verband, war ihre kirchenrechtliche Ausbildung als Hintergrund zur Beurteilung der kirchlich-gesellschaftlichen Situation.19 Der Ausbruch des Markgrafenkrieges 1552 löste in Bamberg solches Erschrecken aus, dass Bischof, Domkapitel und zahlreiche Kleriker die Stadt verließen, um andernorts Schutz zu suchen. Die Hoffnung der Klöster, ihre Urkunden, Papiere und Kostbarkeiten auf der Altenburg in Sicherheit verwahrt zu haben, zerschlug sich mit der Besetzung der Stadt durch die Truppen des Albrecht Alcibiades im April 1553. Eine Vielzahl unersetzlicher Urkunden und Dokumente ging den Karmeliten somit verloren. Schwerer als die Abgabe von Korn und Wein an die Besatzer trafen die Brüder die angerichteten Gebäudeschäden am Kloster, die bis zum Ende des 16. Jhs. nicht behoben wurden.20 Den Karmeliten kam somit im Jahre 1589 das Angebot Bischofs Ernst von Mengersdorf, ihr Kloster in der Au gegen das von St. Theodor am Kaulberg zu tauschen, nicht völlig ungelegen.21 Zur wirtschaftlichen Entwicklung des Klosters in der Au dient als Orientierung, dass Kloster und Kirche im Jahr 1371 zur Ausrichtung eines Provinzkapitels geeignet, also groß genug und baulich fertiggestellt, gewesen sein müssen.22 Mit der zweiten Hälfte des 14. Jhs. setzt auch die Überlieferung zu den Gülten ein, die das Kloster bekommen oder gekauft hat.23 Der Umstand, dass zu dem Aukloster keine Wirtschafts- oder Ökonomiegebäude gehörten, weist seinerseits auf die drei Haupteinkünfte der Brüder hin: die Spenden und Stiftungen ihrer Kirchenbesucher, die Kollektur innerhalb eines Bezirkes von bis zu 60 km im Umkreis der Stadt sowie die aktive Geldwirtschaft im Zusammenhang der Gülten, Renten und Ewiggelder.24 Vor dem Hintergrund der Einschränkungen Bertholds von Leiningen also, unter denen die Brüder in Bamberg angetreten waren – sie durften weder ohne Erlaubnis des Bischofs ihren Klosterbesitz erweitern noch ohne die des örtlichen Klerus seelsorglich tätig werden – , ist es dem Konvent gelungen, sich zu einer festen Größe im kirchlich-sozialen Leben der Stadt und ihres Umlandes zu entwickeln.25 Idealerweise war der Orden bestrebt, seine Seelsorge mit seiner Spiritualität zu verbinden, bzw. von sich aus an die Frömmigkeitspraxis der Bevölkerung anzuknüpfen. Dies wird etwa an den Heiligen deutlich, denen die Seitenaltäre der nach dem Brand von 1435 wiedererbauten Kirche geweiht wurden.26 Die vorrangige Rolle, die dabei der Gottesmutter Maria als Patronin und Namensgeberin des Ordens zukam, zeigt sich nicht zuletzt in der Bezeichnung

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Bruderschaft „Unserer Lieben Frau“, unter der die Bruderschaft der Karmeliten seit 1410 bekannt geworden ist.27 Eine Übersicht zu den Suffragien, die der Bamberger Konvent seinen Wohltätern und Bruderschaftsmitgliedern zugewendet hat, ist aus dem Jahr 1515 überliefert.28 Die Frage nach dem religiösen Leben, das der Konvent nach innen hin, im Blick auf den einzelnen und die Gemeinschaft als solche, entfaltet hat, wird dort am stärksten greifbar, wo es um Reformen geht, mit denen der Konvent in Zusammenhang steht. Hierbei tritt ein Ereignis des 15. Jhs. in den Vordergrund: Als Vorsitzender des Provinzkapitels 1458 trat mit Johannes Soreth der Ordensgeneral in Erscheinung, der sich wie keiner seiner Vorgänger die Mühe machte, die Provinzen des Ordens persönlich zu visitieren.29 Die Kombination nun des Umstands, dass Johannes Ducis nach diesem Kapitel als neuer Prior in Bamberg antrat, mit jenem, dass er 1460 von Bischof Georg von Schaumberg in seinem Amt belassen wurde, galt A. Deckert als Anhaltspunkt für den Erfolg Soreths, insbesonders da Schaumberg bei den Benediktinern und Franziskanern in Bamberg den Wechsel des Oberen herbeigeführt hat.30 Als das Ziel dieser Reformbemühungen läßt sich die Beobachtung der sogenannten gemilderten Regel von 1432 benennen, zu konkreten Problemen und Maßnahmen ist hingegen wenig bekannt.31 Wenn auch die Erstbesetzung des neu gegründeten Klosters Sparneck 1455 von Bamberg her erfolgte, so lässt sich noch wenig greifen, inwieweit dies mit einem Anliegen von Reform verbunden war.32 Mittelbar auf die positive zeitgenössische Bewertung der Situation in Bamberg lässt die Anfrage aus Schweinfurt 1472 schließen, an der Reform des dortigen Konvents mitzuwirken.33 Im Unterschied zur Niederdeutschen Provinz, wo der General an ordenseigene Reformkräfte – so in Moers und Edingen – anknüpfen konnte, sind aus Oberdeutschland keine vergleichbaren Initiativen bekannt, und das Werk Soreths blieb auf halbem Wege stecken.34 BAU- UND KUNSTdenkmäler Kirche und Kloster in der Au Nachdem das Kloster und der Chorraum der Karmelitenkirche von dem Stadtbrand 1435 im wesentlichen verschont geblieben waren, wurde deren Langhaus wohl nach seinem ursprünglichen Grundriss wiedererrichtet. Es war dreischiffig und asymetrisch angelegt, wobei das südliche Seitenschiff das Hauptschiff bildete, an das sich der Chor anschloss. Die Ausrichtung von Hauptschiff und Chor erfolgte nach Südosten.35 Während sich zur Ausstattung der ersten Kirche außer dem Hinweis auf einen Nikolaus-Altar keine Nachrichten erhalten haben,36 ist für den Folgebau das Datum der Neueinweihung am 9. Juli 1411 durch Bischof Anton von Rotenhan wie auch das Patrozinium der Altäre belegt.37 Die zwei Erbbegräbnisse des Berthold von Bibra und des Nikolaus Lorber, die der Konvent bis 1439 bzw. 1445 übernahm, fügten dem Klosterbau die Laurentiuskapelle am Nordflügel und die Pankratiuskapelle im ersten Obergeschoss über dem Südflügel des Kreuzgangs hinzu.38 Während des 16. Jhs. tritt hingegen die Anschaffung von Baumaterial hervor, das benötigt wurde, um die Schäden aus Bauern- und Markgrafenkrieg zu behe-

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ben, die das Kloster „sehr zerrissen und zerprochen“ und „plane ruinosum“ zurückgelassen hätten.39 Als Dr. Nikolaus Elgard im August/September 1575 im Auftrag von Nuntius Gropper die Bamberger Klöster visitierte, stellte er neben dem wirtschaftlichen auch einen gravierenden personellen Niedergang fest: bei den Dominikanern waren noch drei, bei den Karmeliten noch ein Pater anzutreffen – letzteres als Hintergrund, warum bis mindestens zum Mai 1588 zwei Franziskaner die Seelsorge in der Karmelitenkirche übernahmen.40 Die Option, das vom Trienter Konzil geforderte Priesterseminar in den Räumen des Karmelitenklosters zu errichten, taucht erstmals im April 1576 als Überlegung des Bamberger Fürstbischofs Veit von Würtzburg auf, stieß aber auf den Gegenvorschlag, dafür das leerstehende und seit 1554 in der Verfügung des Domkapitels befindliche Frauenkloster St. Theodor auf dem Kaulberg heranzuziehen.41 Nach weiteren Sondierungen verständigte sich das Domkapitel mit Bischof Veit am 26. Februar 1577 auf das Karmelitenkloster als Standort des künftigen Seminars; der Tod des Bischofs am 8. Juli desselben Jahres vereitelte jedoch den Fortgang der Angelegenheit.42 Wandte sich unter Veits Nachfolger, Bischof Johann Georg I. Zobel von Giebelstadt (1577–1580), die Diskussion erneut der Nutzung St. Theodors zu, geriet die Seminarerrichtung unter Martin von Eyb (1580–1583) in Stillstand.43 Erst Bischof Ernst von Mengersdorf (1583–1591) entwickelte die erforderliche Tatkraft, um das Seminar trotz der schlechten Finanzlage des Hochstifts und des Mangels an geeigneten Professoren im Karmelitenkloster zu errichten. Am 23. Juni 1586 begann der Vorlesungsbetrieb in einer Art Mietverhältnis zu den wenigen noch im Kloster lebenden Brüdern.44 Die Verhandlungen um das Miteinander in demselben Haus führten alsbald zur Einsicht, dass beiden Parteien mit einem eigenen Gebäude am besten gedient sei.45 So kam am 17. März 1589 der Tauschvertrag zwischen Fürstbischof Ernst von Mengersdorf und den Karmeliten zustande: Die Karmeliten überlassen dem Seminar Kirche und Kloster in der Au und bekommen dafür Kirche und Kloster St. Theodor auf dem Kaulberg, wobei die Einkünfte des jeweiligen Klosters von dem Tausch ausgenommen bleiben. Dazu bekommen die Brüder jährlich 50 Simmer Korn und 1 Acker Brennholz, die Unterhaltung von vier Ordensstudenten im Seminar und die Anwartschaft auf drei Benefizien. Die Wohngebäude St. Theodors werden auf Kosten von Bischof und Hochstift wieder instandgesetzt.46 Für den Fall, dass das Seminar eingeht, ist den Karmeliten gegen die Abtretung von St. Theodor ihr altes Kloster wieder einzuräumen.47 Nach der Bestätigung des Tauschvertrages durch Laurentius Lauretus als Generalvikar des Ordens vom 15. Mai 1589 wurde die Übersiedlung des Konventes nach St. Theodor bereits für den 16. Mai angesetzt.48 Das weitere Schicksal des Klosters in der Au lag in der Hand der Jesuiten: Die Übergabe von Seminar und Kirche an den Orden erfolgte am 16. Mai 1611, die Grundsteinlegung zur Neuerrichtung der Jesuitenkirche Zum heiligsten Namen Jesu (heute Pfarrkirche St. Martin) am 11. August 1686 und am 31. Dezember 1691 der feierliche Umzug aus der Karmelitenkirche in den Neubau. Bis 1696 wurde das alte Karmelitenkloster samt seiner Kirche vollständig niedergelegt.49 Aus der dreihundertjährigen Präsenz der Karmeliten in der Au er-

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halten hat sich ein Altarflügel mit der Darstellung des Marientodes, den heute das Historische Museum Bamberg aufbewahrt.50 Neuere Forschungen haben eine Große Glocke von 1567 und eine Laurentiusglocke von 1505 entdeckt, die beide nach Schließung der alten Stadtpfarrkirche St. Martin abgegangen sind.51 Die Vermutung A. Deckerts, die heute in St. Martin befindliche Pietà-Darstellung sei aus der alten Karmelitenkirche übernommen, hat bislang wenig Zustimmung gefunden.52 T. Breuer erkennt in der Umsiedlung der Karmeliten auf den Kaulberg die „entscheidend einleitende Maßnahme“ zur „Durchsetzung der Gegenreformation“ in Bamberg. Dies gilt wohl eher für einen städtebaulich-kunstgeschichtlichen denn einen theologisch-kirchengeschichtlichen Hintergrund, denn für die Diskussion um den Standort des Priesterseminars spielte neben St. Theodor zeitweilig auch Forchheim eine Rolle.53 Zeitgenössische kirchengeschichtliche Darstellungen kennzeichnen die betreffende Epoche demgegenüber als Katholische Reform, die mit der Amtszeit Bischofs Johann Gottfried von Aschhausen (1609–1623) wirksam wurde54 2. Die Karmeliten in St. Theodor (1589–1803) 2.1. Das Kloster in den Kriegen der Zeit Zwei gravierende Schwierigkeiten blieben den Karmeliten auch nach der Umsiedlung auf den Kaulberg erhalten. Hinsichtlich der bischöflichen Zusage, Kloster und Kirche St. Theodor instandsetzen zu lassen, monieren die Brüder im November 1590 folgende Mängel: Es sei „keine Bibliothek und keine Sakristei vorhanden, die Paramente lägen im Turm aufeinander, sodass ihr Verschimmeln zu befürchten sei, in der Kirche seien die Fenster ruinös, Orgel und Kanzel fehlten, die Altäre seien noch nicht wieder geweiht ... und es fehle ein Kellerraum zur Lagerung von Fässern.“55 Wenn auch Bischof Johann Philipp von Gebsattel und das Domkapitel 1604/05 finanzielle Hilfen zu Arbeiten am Kreuzgang und der Sepultur geleistet haben, so klagt der Prior noch 1621, „dass eine vorschriftsmäßige Klausur nicht möglich sei, da man vom Wirtschaftshof her in das Kloster gelange ...; weiter sei der Kreuzgang am Einfallen, weil die Hofkammer in den Dachräumen Getreide lagere, aber nicht bedachen lasse, und schließlich habe er weder Bücherei noch Infirmarie (Krankenhaus).“56 Auch am zweiten Leiden des Konventes, dem des geringen Personalstandes, scheint sich bis über die Jahrhundertwende wenig geändert zu haben, denn die Provinz zählte im Jahr 1604 insgesamt 48 Mitglieder und kam somit im Durchschnitt auf 4–5 Brüder je Konvent.57 1638 bot Provinzial Alexander Schwab dem Ordensgeneral an, zugunsten einer Vereinigung der Ober- mit der Niederdeutschen Provinz auf sein Amt zu verzichten, da dies der letzte Ausweg sei, um den völligen Zusammenbruch abzuwenden.58 Die Belastung durch die Kriege der Zeit traf die Karmeliten während der Epoche in St. Theodor stärker als während der in der Au: Am 3. März 1632 und am 15. August 1634 wurde das Kloster von den Schweden geplündert;59 zur Verschonung vor der angedrohten Brandschatzung der Stadt 1643 trugen die Brüder durch die Abgabe liturgischer Geräte bei.60 An den Kontributionen, die preußische Trup-

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pen während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) erhoben, waren die Karmeliten mit 176 Mark Silber (nach zeitgenössischer Umrechnung 3520 rheinische Gulden) im Jahre 1758 und 250 Gulden im Jahre 1759 beteiligt.61 Vor der dritten Besetzung der Stadt konfrontierten die Preußen im November 1762 das Bistum Bamberg mit der Forderung von 1 Million Reichstalern, die die Klöster namentlich mit einbezog. Die Bilanz der Belastungen der Jahre 1757–1762 führt die Zahlungen aus Kirchen und Klöstern zwar nicht auf, kalkuliert aber den Wert des zu Verlust gegangenen Hof- und Kirchensilbers auf 111.310 Gulden.62 Die letzte größere Auseinandersetzung des Fürstbistums vor der Säkularisation 1802 war der Krieg mit Frankreich. Als Anfang August 1796 Revolutionstruppen unter General Jourdan einrückten, wurde der Stadt eine Kontribution und den Karmeliten wie den anderen Klöstern Versorgungsleistungen für die Besatzer auferlegt.63 Nach dem Frieden von Lunéville besetzte Anfang September 1802 kurbayerisches Militär die Stadt, um die politische Besitzergreifung am 28. November 1802 vorzubereiten. Bischof Christoph Franz von Buseck legte tags darauf die weltliche Regierungsgewalt nieder. Neuer Regent war nun Kurfürst Maximilian IV. Joseph von Bayern, seit 1806 als Maximilian I. erster König von Bayern (1756–1825).64 2.2. Die Einführung der Tourainer Reform 1648 Im Zusammenhang der neuzeitlichen Reformen des Karmel gilt es zunächst, den Verwechslungen gegenüber Klarheit zu schaffen, die die Literatur der letzten beiden Jahrzehnte durchziehen. Von Spanien aus traten die Unbeschuhten Karmeliten (OCD) als Reformbewegung Teresas von Avila (1515–1582) über die Niederlande in den deutschen Sprachraum und gründeten 1614 in Köln die erste Niederlassung; ihr folgten 1627 Würzburg, 1629 München, 1632 Augsburg, 1635 Regensburg und 1656 Koblenz.65 Auf seiten des Stammordens (O.Carm.) ist es hingegen die sogenannte strictior observantia, die von Frankreich ausging, sich im Verlauf dreier Jahrzehnte in der belgischen Provinz durchsetzte (1624–1656) und im Auftrag des Generalkapitels 1648 in die deutschen Provinzen eingeführt wurde.66 An Reformdaten sind für die Niederdeutsche Provinz überliefert: Trier (1648), Aachen (1649), Köln (1650), Beilstein (1652), Mainz (1653), Tönnisstein (1656), Frankfurt und Worms (1657), Speyer (1658), Boppard und Kreuznach (1659) und Hirschhorn (1660).67 Für den Bereich der Oberdeutschen Provinz sind dies: Bamberg (1648), Straubing und Würzburg (1649), Rottenburg und Neustadt/Saale (1652), Lienz und Voitsberg (1656), Heilbronn und Abensberg (1658) sowie Dinkelsbühl (1661).68 Anders als die Reform­bewegung Teresas, die sich vom Stammorden abspaltete und 1593 zum eigenständigen Orden konstituierte, verblieben die Anhänger der Tourainer Reform in ihrem alten Ordensverband und führten auch ihr bisheriges Namensattribut O.Carm. unverändert weiter.69 Die oben genannten Verwechslungen beruhen darauf, dass die Konvente und Angehörigen der Tourainer Reform in der Literatur vielfach als OCD bezeichnet werden. So verfährt das Register im Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte W. Brandmüllers70, so T. Breuer und C. Kippes-Bösche bezüglich Bambergs71 sowie D. Weiß in seinen Aussagen zu Bamberg, Würzburg und

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Neustadt/Saale;72 und auch die Bibliographie, die N. Priesching im Rahmen der seit langem ausstehenden Darstellung zur Geschichte der Unbeschuhten Karmeliten vorgelegt hat, würde durch die Differenzierung zwischen O.Carm. und OCD noch an Aussagekraft gewinnen.73 Den Hintergrund zur Einführung der sogenannten Tourainer Reform in die Oberdeutsche Provinz kennzeichnen zwei Gegebenheiten: Zum einen war mit dem Auftreten der Unbeschuhten seit 1627 eine neue Observanz des Karmel im Fürstbistum Würzburg und im Kurfürstentum Bayern präsent, die mit einem Wachstum an Niederlassungen und Mitgliedern aufwarten konnte.74 Dem stand die Oberdeutsche Provinz mit ihrem chronischen Personalmangel gegenüber, dem abzuhelfen sich schon das Generalkapitel 1575 bemüht hatte.75 Zum anderen vertrat Kurfürst Maximilian I. von Bayern (1597–1651) die Überzeugung, seiner Herrschaft sei mit der „conformitas“ zwischen den Zweigen des Karmelitenordens am meisten gedient: Wenn je eine Reform in Straubing und Abensberg erforderlich werde, sollte sie durch die Unbeschuhten erfolgen.76 Diese entwickelten ihrerseits ein aktives Interesse daran, Straubing und gegebenenfalls auch Abensberg zu übernehmen, befürchteten sie doch, mit der Normaljahrsregelung des Westfälischen Friedens ihre Klöster in den Reichsstädten Augsburg und Regensburg zu verlieren.77 Bereits im Januar 1647 bat Ippolito Sessoldi als Generalvikar der Karmeliten Maximilian I., seine Klöster nicht ihrer Unterbesetzung wegen an andere Orden zu übereignen, und versprach personelle Unterstützung aus der Belgischen Provinz.78 Tatsächlich wurde nur sechs Wochen später Gabriel ab Annuntiatione als Prior von Gent beim Bamberger Fürstbischof Melchior Otto und Maximilian I. mit der Ankündigung vorstellig, die „strengere Observanz“ aus der Belgischen Provinz nach Bamberg und Straubing zu bringen.79 Wenn also im Juni 1648 General Giovanni Antonio Filippini wiederum diese beiden Konvente benannte, bei denen Gabriel ab Annuntiatione mit der Reformierung der Oberdeutschen Provinz beginnen solle, und ihm ausdrücklich einräumte, hierzu Kräfte aus seiner belgischen Heimatprovinz heran­zuholen, wird klar, dass es neben der Reform um die zügige personelle Stärkung der genannten Konvente ging.80 Warum diese Wahl neben Straubing auf Bamberg fiel, ist bislang unklar.81 Unmittelbarer Anlass für die Einführung der Tourainer Reform in die Oberdeutsche Provinz war das Generalkapitel, das Ende Mai 1648 in Rom zusammentrat. Es beschloss deren Ausweitung auf die beiden deutschen und die polnische Provinz.82 Der Umstand, dass von diesen dreien nur für die Oberdeutsche Provinz noch im Umfeld des Kapitels die Provinzleitung und Gabriel ab Annuntiatione als Generalkommissar eingesetzt wurde, lässt erkennen, dass der Oberdeutschen Provinz nach wie vor vorrangige Sorge galt.83 Der erste Teil seines Auftrages nahm Gabriel nur fünf Wochen in Anspruch: Am 13. November 1648 traf er in Würzburg als dem Provinzialatssitz Hieronymus Ernsts ein, gewann gegen den Widerstand der Provinzleitung die Unterstützung Fürstbischofs Melchior Ottos und führte am 21. Dezember 1648 die Reform in Bamberg ein.84 Provinzial Ernst begründete

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seine Ablehnung mit Vorbehalten gegen die Person Gabriels und seiner Begleiter, befürchtete die Vertreibung der eingesessenen Konventualen und hätte für sich gerne ein Mitspracherecht geltend gemacht, das ihm nicht zustand. Von den vier Definitoren in der Provinzleitung hielten zwei, Matthäus Bentz und Johann Conrad Eisenbenz aus Straubing, die Unbeschuhten für die bessere Reformbewegung im Karmel, und traten im Folgejahr 1649 in offene Opposition gegen Gabriel.85 Zum zügigen Erfolg Gabriels in Bamberg hat wohl zum einen beigetragen, dass von seiten der Stadt oder der Bürger keine Einflussnahme auf die Entwicklung im Kloster bekannt geworden ist, wie auch ferner, dass hier die Konflikte mit den Unbeschuhten nicht zu befürchten waren, die für Straubing eine bedeutsame Rolle spielten86 [ Straubing]. 2.3. Auswirkungen der Reform Die Auswirkungen der Reform finden sich bislang vor allem anhand äußerer Kriterien – des personellen Zuwachses, der zunehmenden Bautätigkeit und der Errichtung von Neugründungen – beschrieben; beziffern lässt sich jenes Wachstum mit einer Anzahl von 56 Brüdern im Jahr 1648 und von 344 im Jahr 1700.87 Eine erste Grundlage für die Konsolidierung des Provinzlebens lieferten dabei die 24 Patres und Brüder, die Gabriel zur Jahreswende 1648/49 nach Oberdeutschland brachte, um so den vorhandenen Personalstand um fast die Hälfte aufzustocken.88 Bamberg wurde das zentrale Provinznoviziat, in das Gabriel während der Folgejahre jeweils zwischen 11 und 14 junge Leute aus seiner Heimatprovinz heranholte, und gewann so die Bedeutung eines „Seminars“ für die Ausbreitung der Reform in Oberdeutschland.89 Zum gewohnten Vorgehen des Generalkommissars gehörte es schließlich, das Priorenamt der Reformkonvente mit „importierten“ Kräften seines Vertrauens zu besetzen; in Bamberg übernahm somit 1649 Jodocus a Circumcisione die Doppelrolle des Priors und Novizenmeisters.90 Nicht aus einer baulichen Notwendigkeit heraus, sondern als Maßnahme zur Eigenwerbung wurde 1658 der Haupteingang der Klosterkirche von Osten nach Westen gelegt und das Kirchenschiff somit gewendet. Nach Baubeginn im März konnte der Hochaltar an seinem neuen Ort bereits am 11. September 1658 eingeweiht werden.91 Die Neueinweihung der vollständig umgebauten Kirche samt ihrer neuerrichteten Ostfassade folgte am 18. April 1706.92 Die Beurteilung der zunehmenden Bautätigkeit an einzelnen Klöstern und Kirchen als „sichtbarsten Ausdruck des neuen Geistes“ wird sich deshalb kaum aufrechterhalten lassen, weil es der Reform nicht um äußere Errungenschaften, sondern um das Gebets- und Gemeinschaftsleben in den Konventen ging.93 Eher weist diese Bautätigkeit auf die Konkurrenz um die Gunst der Bevölkerung und den Willen zu einer repräsentativen Selbstdarstellung als den Kontext hin, in dem die Ordensleute sich vorfanden. Immerhin hatten sich 1610 die Jesuiten und 1636 die Kapuziner zusätzlich zu den bisherigen Orden in Bamberg niedergelassen, und es fügt sich in diesen Zusammenhang, dass nach der Kapuziner- und der Karmelitenkirche auch die neuerrichtete Jesuitenkirche sowie St. Jakob ihre Fassaden „der traditionellen Orientierung entgegen dem Straßen- und Platzgefüge der Stadt zuwendeten“.94 Als Motivation für den Umbau der Karmeli-

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tenkirche 1658 benennt A. Deckert nicht die Baufälligkeit des Gebäudes, sondern die Absicht, einen größeren Besucherstrom in die eigene Kirche zu lenken.95 3. Seelsorge – Predigt – Marienverehrung Inwieweit die Karmeliten in eine Reflexion ihrer Lebensverhältnisse eingetreten sind, bleibt offen. Die Spannung zwischen Kontemplation und Aktion zeigt sich darin, dass die Reformkonstitutionen 1646 einerseits Gründungen verboten, die die Verpflichtung zu Gottesdiensten außerhalb des Klosters mit sich brächten,96 der Konvent andererseits aber bereits zwei Jahrzehnte später eine Reihe von Beichtund Gottesdienstaushilfen im Umkreis von etwa 30 km wahrnahm. Dabei kam den Beichtaushilfen vor Ostern der erste Rang zu, gefolgt von denen vor Weihnachten und Festpredigten zur Kirchweih oder zum Kirchenpatrozinium.97 Der Zusammenhang, die Seelsorgstätigkeit mit der Kollektur zu verbinden, wie ihn M. Kroiß am Beispiel Abensbergs dargelegt hat, findet sich auch bei den Bamberger Aushilfen wieder; während in Stübig und Hausen bei Forchheim die Fleischkollektur vor Ostern in den Vordergrund trat, sammelte in Staffelstein und Amlingstadt der den Pater begleitende Laienbruder 900 Eier bei der Bevölkerung.98 Beichte, Predigt und Gottesdienst sind zugleich die Seelsorge, die zur Klosterkirche selbst gehört. Deren architektonische Ausstattung sowie die aus dem Bereich der Oberdeutschen Provinz belegten Buchveröffentlichungen weisen auf die bedeutsame Rolle hin, die in der Spiritualität und Verkündigung der Karmeliten der Marienund Heiligenverehrung zukam. Im Blick auf die Predigttätigkeit der Karmeliten spielt Bamberg als Druck- und Verlagsort eine untergeordnete Rolle. Exemplarisch steht hierfür Josephus a Virgine Maria, der während seiner Zugehörigkeit zu diesem Konvent von 1704 bis 1722 zwar acht umfangreiche Predigtwerke verfasste, sie aber in Nürnberg veröffentlichte.99 Ebenso hat Justinus a Desponsatione B.V.M. seine Bamberger Fastenpredigten in Augsburg erscheinen lassen.100 Als zeitgenössisch bedeutsam führt A. Deckert ferner Leo a Puero Jesu, Leonardus a S. Spiritu und Christianus a Ss. Sacramento an, auch ohne dass von diesen eine schriftliche Hinterlassenschaft vorliegt.101 Dank des Schematismus von A. Deckert und M. Hösler, der seit 1995 als biographisch-bibliographisches Referenzwerk vorliegt, lässt sich nun das literarische Schaffen der Karmeliten in Umfang und Schwerpunktsetzung genauer erfassen als je zuvor. Welches theologische Profil karmelitanische Spiritualität und Verkündigung etwa gegenüber den anderen Bettelorden der Stadt – Franziskanern, Dominikanern, Kapuzinern – entfaltete, steht der Forschung als Desiderat noch aus. Nachdem die seit dem Mittelalter bestehenden marianischen Bruderschaften im Raum der Oberdeutschen Provinz seit 1613 als Skapulierbruderschaften in Erscheinung traten, entwickelte sich im 17. Jh. auch das Skapulierfest zum Aushängeschild barocker Frömmigkeit.102 Ein Hochamt sowie zwei Predigten und Prozessionen am Vor- und am Nachmittag bildeten die gleichbleibende Feiergestalt. Als Festgäste beehrten die Fürstbischöfe Philipp Valentin Voit von Rieneck (1653–1672) und Peter Philipp von Dernbach

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(1672–1682) immer wieder die Karmeliten. Die Bamberger Skapulierbruderschaft wurde etwa um das Jahr 1630 errichtet. Zu ihrem religiösen Leben gehörte neben der Teilnahme an den Ordensfesten auch eine Zusammenkunft am jeweils zweiten Monatssonntag. An einer über Skapulier- und Marienverehrung hinausgehenden Verbindung zum Karmel war den Angehörigen des Dritten Ordens gelegen, die zwar als Laien außerhalb des Klosters lebten, aber doch, wie im Ersten Orden, einen doppelgliedrigen Ordensnamen erhielten. 4. Studienwesen Im Interesse sowohl von Seelsorge wie auch der Sorethianischen und der Tourainer Reform fühlten sich die Karmeliten dem Studium verpflichtet. Hierbei ist die Überlieferung für die Zeit, solange der Bamberger Konvent in der Au bestand, für das Studienwesen noch besser als für die Bibliothek. Da sich „kein einziger Kauf eines Buches durch die Klosterkommunität nachweisen läßt“, kam dem Abschreiben ausgeliehener Werke ebenso wie der Entgegennahme von Schenkungen und Vermächtnissen einige Bedeutung zu. Ein eigener Bibliotheksraum wird erst für das Jahr 1481 erwähnt.103 Nach dem Umzug auf den Kaulberg beschwerten sich die Karmeliten im November 1590, dass es im Kloster St. Theodor keinen geeigneten Ort für die Aufstellung einer Bibliothek gebe. 104 Dieser fand sich erst nach Errichtung des neu erbauten Bibliotheksflügels 1604 und danach um etwa 1673 im Südflügel des Klosters.105 Im Zuge der Säkularisation 1802 wurden aus dem Karmelitenkloster an die 5000 Bände Fachliteratur, 122 Handschriften und 386 Inkunabeln an die Staatsbibliothek überführt.106 Über den ursprünglichen Bestand berichten die Kataloge, die wenige Jahrzehnte vor dieser Zäsur angelegt worden sind: 3 Kataloge zu den „Libri rari“ aus der Feder von Bonifatius a S. Elisaeo (Seuffert) aus dem Jahr 1788,107 der Standort- und der Universalkatalog des Hilarion a S. Philippo (Hetz) 1795108 sowie das Inkunabelverzeichnis des Anselmus a S. Seba­ stiano (Erlacher).109 Ältere Angaben, die den Umfang der Karmelitenbibliothek bei 10.000 Bänden beziffern, korrigiert Hilarion Hetz mit dem Hinweis auf eine „Reinigung“ des Jahres 1799, die „die alten deutschen Prediger und Postillanten wie auch die teils gekräust und gekritzelt geschriebenen unlesbaren Philosophien und Theologien“ aus den Beständen entfernt habe.110 Die Einschätzung, dem Studienwesen der oberdeutschen Karmeliten mit der Reform ab der zweiten Hälfte des 17. Jhs. eine Blütezeit zuzusprechen, wird sich im Vergleich zum Jahrhundert zuvor sicher bestätigen lassen, kaum aber gegenüber dem Mittelalter. Ein gewichtiger Unterschied liegt in dem Umstand, dass die Ausbildung der Studenten „ausschließlich in einem Hausstudium geschah. Auf die Erwerbung eines akademischen Grades an einer Universität wurde kein Wert gelegt.“111 Diesem Reduktionismus stehen die 36 Universitäten und Studia generalia gegenüber, an denen 685 Angehörige der Oberdeutschen Provinz von 1281 bis 1555 ihre Studien absolvierten.112 Für die Bamberger Studenten war während dieser Zeit Wien der meistbesuchte Studienort, auf den an zweiter Stelle Erfurt folgte.113 Während Soreth und seine Anhänger also das akademische Leben im Orden zu

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fördern und Studienzentren wie Paris, Köln, Löwen und Wien in ihr Werk zu integrieren suchten, zeigte sich die Tourainer Reform in Oberdeutschland diesbezüglich desinteressiert.114 Unterhielt der Konvent Bamberg während des Mittelalters ein eigenes Noviziat und ein Partikular- bzw. Hausstudium, für das ein Lektor und ein Informator als Lehrkräfte tätig waren, so wertete die Tourainer Reform zwar Bamberg als Ort des zentralen Provinznoviziates auf, zog die Studenten aber für ihre philosophisch-theologischen Studien meist nach Würzburg und Straubing.115 Für das Wirtschaftsleben des Konvents werden mit der ersten Hälfte des 17. Jhs. der „Äußere große Garten“ und der Theodorische Hof bedeutsam. Erhielten die Karmeliten ersteren als Obstgarten zur Entschädigung für erlittene Kriegsschäden 1634, so entwickelte sich der Theodorische Hof seit 1638 zum Mittelpunkt einer eigenen Landwirtschaft, die mit dem Betrieb einer Lehmgrube und einer Brauerei verbunden war.116 Auf der Grundlage einer topographischen Karte, die P ­ . Ruderich veröffentlicht hat, lassen sich Ausdehnung und Lage der Karmeliterwiesen zwischen Teufelsgraben und der heutigen Panzerleite, der Karmelitergärten südlich des Klosters und der gegenüberliegenden Lehmgrube nun einigermaßen abschätzen.117 Nach Überlieferung des Diarium Conventus wurde von September 1664 bis April 1665 neunmal Bier gebraut, allerdings ohne von Mengenangaben oder einem möglichen Verkauf an Außenstehende zu sprechen.118 Dank eines eigenen Ziegelofens hat den Konvent offenbar den Lehm aus seiner Grube selbst zu Bauziegeln verarbeiten können.119 5. Die Säkularisation und die spätere Nutzung der Gebäude Wenn sich auch aufklärerische Einflüsse auf die Karmeliten bislang kaum feststellen lassen, so hat der Konvent seine Aufhebung doch widerstandslos akzeptiert. Bereits am 29. November 1802, dem Tag der bayerischen Besitzergreifung im Hochstift Bamberg, erging an den Leiter der bambergischen Regierung die Anweisung, „alle Stifter, Abteyen und Klöster in der Stadt nebest ihrem untergeordneten Personale in kurfürstliche Pflichten zu nehmen, die Archive und Kassen derselben zu versiegeln, die Übergabe der Verzeichnisse der Archivalien den Registratoren oder Vorstehen derselben längstens binnen acht Tage zur unverbrüchlichen Pflicht zu machen“ und einen Kassensturz zu veranlassen.120 Als Vertreter der Aufhebungskommission erschien Johann Adam Kaelin am 2. Dezember 1802 im Karmelitenkloster, um diesen Auftrag zu vollstrecken. Große Reaktionen haben Provinzial Raymundus (a S. Antonio) Scheuble, Prior Anselm Erlacher sowie die 21 Patres und neun Laienbrüder nicht gezeigt, hatte Kaelin doch erst drei Tage vorher dieselbe Prozedur bei den Benediktinern auf dem Michaelsberg vorgenommen.121 Mit dem Aufhebungsdekret vom 13. Juni 1803 bekam jeder Konventuale eine Jahresrente von 175 Gulden zugesprochen, von der er seinen Lebensunterhalt inner- oder außerhalb des Klosters zu bestreiten hatte.122 Die Karmeliten befanden sich damit am unteren Ende der Skala der Versorgungsleistungen, die von staatlicher Seite bewilligt wurden: Wurden dem Fürstbischof als ehemaligem Landesherrn 50.000 Gulden pro Jahr zugesprochen, so erhielten der Dompropst

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26.000 und die Domkapitulare zwischen 7000 und 10.000 Gulden. Der Abt vom Michaelsberg erhielt 4400, seine Mönche zwischen 400 und 600 Gulden. Die Mendikanten schließlich bekamen eine Summe zwischen 100 und 200 Gulden im Jahr. Die Kaufkraft dieser Summen veranschaulicht, dass man um das Jahr 1800 für 5 Gulden eine Kuh und für 1000 Gulden ein stattliches Wohnhaus bekam.123 Die zum Karmelitenkloster gehörenden Felder und Wiesen wurden am 16. November 1803 und am 5. September 1804 versteigert.124 Die Bibliothek war bereits Mitte September 1803 durch den Dominikaner Pius Brunnquell bewertet und in das Universitätshaus abgeführt worden.125 Das Ende des öffentlichen Gottesdienstes in der Karmelitenkirche wird wohl bis 1809 eingetreten sein: 1804 wurde das Gros der liturgischen Gewänder an die Stadt abgegeben und die Kirchenorgel nach Rentweinsdorf in Unterfranken verkauft.126 1806 wurden Kirchengestühl, Kommunionbank und mehrere Beichtstühle zur Ausstattung der neuerrichteten Pfarrei St. Gangolf abgegeben sowie drei Glocken der Gemeinde Rattelsdorf überlassen.127 1809 wurde die zweite der beiden Monstranzen versteigert und der nördliche Kirchturm bis auf die Chorabseite abgetragen.128 Der Personalstand des Konvents hatte sich bis 1809 so verringert, dass von den ursprünglich 21 Patres nur noch vier im Kloster lebten, die sich als Aushilfspriester betätigten; sie wurden wohl auf den Südflügel des Klosters, in dem sich auf Kreuzganghöhe der große Speisesaal befindet, zurückgedrängt.129 Für das Handeln der kurfürstlichen Regierung sind während der ersten Hälfte des 19. Jhs. in Bamberg drei Faktoren bedeutsam, die sich auch in der Nutzung des Karmelitenklosters zeigen:130 ein hoher Finanzbedarf, der Vorrang, kirchliche Gebäude eher einer neuen Verwendung zuzüführen als sie abzureißen, und das Bemühen, die bayerische Garnison um der Sympathien der Bevölkerung willen nicht in Privatquartieren, sondern in Kasernen unterzubringen. Die Zelleneinteilung, die Mauerumfassung und sein Garten verliehen dem Karmelitenkloster drei entscheidende Vorzüge, um es als Gesamtobjekt klinisch zu nutzen. So stellte Dr. Adalbert Friedrich Marcus schon im August 1803 den Antrag, im Kloster sein neu konzeptioniertes „Irrenhaus“ einzurichten, das mit einer Kapazität von bis zu 40 Personen optimal belegt sei und in dem die Karmeliten als Aufsichtspersonen wirken könnten.131 Da sich die Entscheidung zu St. Theodor verzögerte, bekam Dr. Marcus im Februar 1804 die ehemalige Propstei St. Getreu auf dem Michaelsberg für seine Einrichtung zugesprochen.132 Um für den Ausbau des Gesundheitswesens nicht nur Räume, sondern auch Personal bereitzustellen, verfügte der Kurfürst im Juni 1804, vier Bamberger Schwesterngemeinschaften in das Karmelitenkloster zu verlegen und dort zu einem Institut für Krankenwärterinnen umzuwandeln.133 Es handelte sich hierbei um die St.-Martha- oder Eckenhausschwestern, die Langheimer, Domkapitelschen und die Stahlschen Schwestern, die nicht als Klöster, sondern als Stiftungen unter die Verfügung des Landesherrn gerieten.134 So bezogen bereits im November 1804 die St.-Martha-Schwestern den Ostflügel des Karmelitenklosters, die anderen folg-

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ten ihnen im Februar 1805.135 Für den schlechten baulichen Zustand des Klosters spricht, dass die Einquartierung dreimonatige Bauarbeiten zwischen September und November 1804 erforderte und die Räume im Februar 1805 als „bestens getrocknet“ verkündet wurden.136 Das Ende des Instituts für Krankenwärterinnen kam damit, dass es zu wenig Nachwuchs für die Schwestern fand, der Garten für das Wäschebleichen als Nebeneinnahme zu klein war und die Soldaten als Nachbarn im Kloster und missgünstige Anrainer am Kaulberg eine friedliche Entwicklung störten.137 So zogen die Stahlschen Schwestern 1841 in die Judenstraße Nr. 6, die anderen 1858 in die Pfarrgasse Nr. 5.138 Die zweite Benutzergruppe, der das Kloster dienen sollte, war das Militär. Erste Einquartierungen, wohl im Westflügel, begannen schon 1803.139 1811 wurde im Westflügel des Kreuzgangs ein größerer Registraturraum eingerichtet, 1813/14 im Bereich der Schwestern ein Lazarett.140 Nach dem Auszug der Schwestern ging das Gesamtgebäude 1859 in die Nutzung des 5. Bayerischen Infanterieregiments über, das den Kreuzgarten zum Exerzierplatz einebnete. Nach Verlegung der Truppen in die Pödeldorfer Straße übergab die Garnisonsverwaltung 1897 das Kloster dem Stadtrentamt.141 Einige Versuche, handwerklich-industrielle Nutzungen im Kloster unterzubringen, folgten in kurzer Folge aufeinander.142 Die Kirche fand Verwendung als „Kreis-Fourage-Magazin, als Turnhalle, als Volksversammlungshalle im Revolutionsjahr 1848, als Ausstellungssaal des Gartenbauvereines, als Konzert- und als Festsaal.“143 In die Jahre um 1860/65 zurückreichende Überlegungen, das Kloster als Standort des neuen Kreisarchivs – das heutige Staatsarchiv – heranzuziehen, zerschlugen sich 1901.144 Was ist aus den Bamberger Karmeliten nach der Säkularisation geworden? Während der Großteil der Patres eine Anstellung in der Diözese Bamberg fand, ist das Schicksal der Laienbrüder nur in wenigen Spuren nachzuzeichnen.145 Sylvester a S. Johanne Baptista (Bäuerlein) zog 1803 zusammen mit dem Straubinger P. Wendelin Zink nach Stralsund, um dort als „Apostolischer Pfarrer“ tätig zu werden.146 Elisaeus a S. Josepho (Schmitt) trat in den Dienst der Diözese Temesvar in Ungarn.147 Literarische Bekanntheit erlangte Gallus a S. Vincentio (Schwab), der 1822 in die Diözese Regensburg ging, dort 1833 Direktor des Klerikal-Seminars wurde und die Werke des Johannes vom Kreuz und Teresas von Avila in deutscher Übersetzung herausgab.148 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Nach zeitgenössischer Beurteilung scheint bei den Karmeliten – wohl zwischen dem April und dem Oktober 1804 – „einfach der Archivschrank komplett ausgeräumt worden zu sein“, um den Inhalt pflichtgemäß abzuliefern.149 Neben dem Staatsarchiv Bamberg ist für das archivalische Erbe der Karmeliten die Staatsbibliothek Bamberg bedeutsam, die seit 1963 auch die Bestände des Historischen Vereins bewahrt. Die an das Bayerische Staatsarchiv München abgegebenen Urkunden finden sich in der Dissertation A. Deckerts erfasst und ausgewertet.150 Hinzuweisen ist im Einzelnen auf:

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Staatsarchiv Bamberg: A 140 (olim B90a) Urkunden Bamberger Klöster, Nr. 922– 978 – A 221/IX Standbücher Klöster und Stifte, Nr. 4040–4044 Urbare (1520–1779), Nr. 4047–4048 Zinsbücher (1596–1650) – B 67/IX (olim B90e) Klosterakten – B 104 (olim B90d) Kopialbücher und Kalendarien der Klöster – K 201b Regierung von Oberfranken, Kammer der Finanzen, Domänenakten – K 202 Säkularisationsakten – K 210 Finanzamt Bamberg Stadt (Säkularisation des Klosters 1805–1903) – K 211 Finanzamt Bamberg Land (Das aufgelöste Karmeliterkloster 1803/1805). Staatsbibliothek Bamberg: J. H. Msc. hist. 119 Namensverzeichnis der Karmelitennovizen 1649–1678 – R.B. Msc. 60/1.2 Registrum in terminum fratrum Carmelitarum, 2 Bände 1520/21 – R.B. Msc. 61 Diarium Conventus Carmelitarum a 1660 ad 1685 – (Dieses Diarium hat A. Deckert als kommentiertes Maschinenskript unter dem Titel „Chronikalische Andenken (17./18. Jh.) an die frühere Präsenz der Karmeliten zu St. Theodor in Bamberg” herausgegeben, siehe 6. Literatur) – Msc. misc. 184 Catalogus signans locum repositionis (conventus Bambergensis o. Carmelitarum) – Msc. misc. 185 Incunabula bibliothecae Carmelitanae. – Bestände des Historischen Vereins Bamberg: HV Msc. 294: Annalen des Bamberger Karmelitenklosters, 1659–1685 – HV Msc. 295 Catalogus Universalis [Bibliothecae Carmelitarum Bambergae] – HV Msc. 296/I–III Bibliotheca Carmelitarum Bambergae. Archiv des Erzbistums Bamberg: Rep. I Akten Nr. 226: Carmeliten-Closter: Reformation des Ordens 1648. Die im Bamberger Provinzarchiv der Oberdeutschen Karmelitenprovinz erhaltenen Personalkataloge haben A. Deckert und M. Hösler ausgewertet und als „Schematismus der Oberdeutschen Karmelitenprovinz von 1650 bis zur Säkularisation im Jahre 1802“ veröffentlicht (hier zitiert als: Deckert/Hösler, Schematismus). Frankfurt, Institut für Stadtgeschichte:: KB 11 (olim 12) Segerus Pauli, Diverse Aufzeichnungen – KB 17 (olim 19) Jakob Milendunck, Chronicon Fratrum Ordinis B. M. V. de Monte Carmelo in Germania existentium – KB 43 (olim 47a) Jakob Milendunck, Chronicon universale, Tom. 2 – KB 44 (olim 47b) Jakob Milendunck, Chronicon universale, Tom. 3 – KB 46 (olim 47d), Jakob Milendunck, Elenchus, Tom. 5. BAU- UND KUNSTdEnkmäler Das Kloster St. Maria und Theodor, in das die Karmeliten 1589 einzogen, geht auf ein Spital zum Hl. Theodor zurück, das vor 1144 vom Domkapitel errichtet worden war. Der Ausbau zu einem Frauenkloster begann 1157 durch Nonnen aus Wechterswinkel, die nach den Konstitutionen der Zisterzienser lebten, ohne dem Orden inkorporiert zu sein, und sich verpflichteten, das Spital für Arme und Pilger weiterzuführen;151 Dieses Spital bestand noch 1296.152 Der Bau der dreischiffigen Klosterkirche begann nach Ankunft der Nonnen etwa bis 1180: sie hatte einen basilikalen Querschnitt, wobei das Mittelschiff nur wenig überhöht war. Im Osten schlossen die drei Schiffe ohne Querhaus mit drei parallelen Apsiden.153 Die Abwendung von zisterziensischen Ordnungen mit Beginn des 14. Jhs. belegt sowohl der Ausbau der beiden Kirchtürme wie auch die Schriftführung der Äbtissinnen, die sich als Angehörige des Benediktinerordens bezeichnen.154 Den Charakter ei-

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nes adeligen Damenstiftes nahm St. Theodor mit dem Übergang zum 15. Jh. an. Der Neubau des Kreuzgangs unter Abkehr von der Bilder- und Zieraskese der Zisterzienser bildet dafür die architektonische Parallele.155 Unter der Äbtissin Kunigunde Truchsess von Waldhausen (1459–1489) wurde die Kirche im Bereich der Westempore ausgebaut und der Ostchor durch einen polygonalen Chorschluss umgestaltet.156 Zum Niedergang des Klosters trugen Schäden durch den Bauernkrieg 1525 und die eigene finanzielle Misswirtschaft bei. Die Attraktivität, die die Reformation auf den fränkischen Adel ausübte, schlug sich in Nachwuchsmangel und personeller Auszehrung St. Theodors nieder. So kam die Plünderung des Klosters durch die Truppen des Albrecht Alcibiades im Mai 1553 dem Auftakt zur Auflösung des Klosters gleich. Schon im November desselben Jahres kamen Domkapitel und Bischof diesbezüglich überein. Gebäude, Güter und Einnahmen fielen 1554 offiziell an das Hochstift.157 Für die Baugeschichte nach dem Einzug der Karmeliten stellt sich das Jahr 1658 als die große Zäsur dar, in dem die Klosterkirche gewestet wurde. Blieben dabei die mittelalterlichen Außenmauern des Langschiffes erhalten, wich der alte gotische Chorschluss dem neuen Kircheneingang, und nach nur halbjähriger Bauzeit wurde der Hochaltar an seinem neuen Ort zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria und des hl. Kreuzes geweiht.158 Das Jahrhundert zuvor ist vornehmlich von Reparaturarbeiten bestimmt, die vor allem dazu dienten, das Kloster als Getreidemagazin vor Diebstahl und Wetterschäden zu schützen.159 Die Einlagerung von Getreide in die Dachräume durch die fürstbischöfliche Hofkammer hat bis mindestens 1636 angedauert; der erste eigene Bau, den die Karmeliten nach ihrem Einzug 1589 bewerkstelligten, war der des Bibliotheksflügels 1592/93.160 Es handelt sich dabei eher um einem Um- denn einen Neubau, denn die Domherren hatten ihre Befürchtung, man könne von dort unliebsamen Einblick in ihre Höfe nehmen, schon 1580 im Zusammenhang der Einrichtung des Priesterseminars in St. Theodor vorgebracht.161 Anders wäre auch schwer zu erklären, wie eben jener Bibliotheksbau bereits 1675 als „totaliter ruinosa“ erscheinen kann.162 Zu der barocken Prägung, die sie bis heute kennzeichnet, fanden Kirche und Kloster erst mit dem Schaffen Leonhard Dientzenhofers, den der Konvent 1692 unter Vertrag nahm. In der Kirche wurde der Fußboden höher gelegt, der alte Nonnenchor im Westen zum Möchschor umgestaltet und hinter dem Hochaltar verborgen. 1703 folgte die Vollendung der neuen Ostfassade, 1706 die Kirchweihe durch Weihbischof Johann Werner Schnatz und bis 1716 die Neuausstattung der Kirche.163 Der Hochaltar zeigte nun die Große und die Kleine hl. Dreifaltigkeit, den sog. hl. Wandel, die von Elias, Elisäus, Teresa von Avila und Maria Magdalena von Pazzi als vier Ordensheiligen flankiert wurde. Die Seitenaltäre in den vier südlichen Seitenkapellen wurden weiblichen Heiligen gewidmet: dem hl. Skapulier und Maria Magdalena von Pazzi, Barbara, Teresa von Avila und Anna, die vier Seitenaltäre in den nördlichen Kapellen männlichen Heiligen: Joseph, Johannes Nepomuk, Albert von Sizilien und ein Kreuzaltar.164

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Die von T. Breuer und C. Kippes-Bösche vorgenommene Einordnung der Bamberger Choranlage in die Reihe der Kirchen der Unbeschuhten Karmeliten hängt wohl mit dem Irrtum zusammen, die Herkunft des Reformkommissars Gabriel ab Annuntiatione auf die Unbeschuhten Karmeliten zurückzuführen.165 Einer solchen Einordnung steht die Konkurrenz zwischen O.Carm und OCD, die ein Nachahmen des Baustils „der anderen“ verbietet, entgegen, und gerade der Konflikt um Straubing 1649 zeigt, mit welch harten Bandagen das Ringen zwischen beiden Ordenszweigen ausgetragen wurde.166 Anders als die der Unbeschuhten lieferten die Konstitutionen der Tourainer Reform keine Vorgaben für die Architektur der Kirchen.167 Mit der Umgestaltung Dientzenhofers erfüllte die Karmelitenkirche die vier Vorzüge einer Wandpfeilerkirche, die Ch. Hecht als typisch für Bettelordenskirchen der Barockzeit beschrieben hat:168 1) Sie verzichtet auf das Würdemotiv der Vollsäule und kommt so dem Ideal der Einfachheit entgegen. 2) Sie bietet eine gute Sicht auf das liturgische Geschehen. 3) Sie eignet sich aufgrund des Verzichts auf Seitenschiffe besonders zur Predigt. 4) Ihre Seitenkapellen bieten Platz für die Privatzelebration der Patres. Neuere Forschungen zeigen nun, dass Leonhard Dientzenhofer während oder nach der Arbeit an der Kirche auch den Ausbau des Kloster-Ostflügels vorgenommen hat, der 1737 von Justus Heinrich Dientzenhofer fortgeführt worden ist.169 Eine wachsende Zahl von Funktionsräumen der Gemeinschaft nahm seit 1670 der Südflügel des Klosters auf: Hatte Prior Jodocus a Circumcisione das kleine Dormitorium dorthin verlegt, fanden dort in der Folge auch das Refektorium und die Bibliothek ihren Platz.170 Der Westflügel wurde 1738/39 nach einem Plan Balthasar Neumanns neu errichtet.171 1716 setzte die Erneuerung seiner Stirnseite den Schlusspunkt unter die 1675 angemahnte Sanierung des Bibliotheksflügels.172 Zwei im Zuge der Säkularisation nach Gaustadt verbrachte Ausstattungsstücke der Klosterkirche, die Kanzel und den Josephsaltar, konnten die Karmeliten 1903 zurückerwerben. Drei Seitenaltäre – der von Johannes Nepomuk, der Teresa von Avila und des Albert von Sizilien – befinden sich heute in der kath. Pfarrkirche in Schönbrunn im Steigerwald, ein Annenalter in Regensberg, der Orgelprospekt in Rentweinsdorf, vier Beichtstühle in St. Gangolf, Bamberg, und zwei Glocken in Rattelsdorf.173 PRIOREN Kloster in der Au 174 Chunradus ca. 1314 – Eberhardus ca. 1316 – Bernhardus de Werdea (Wörth?) ca. 1344 – Heinrich von Volkach ca. 1346/47 – Albrecht Kress ca. 1368 und 1383 – Jacobus von Hausen ca. 1383 und 1385 – Heinrich Munchel (Munich) ca. 1394 und 1397 – Ott Hutwan ca. 1400 – Ott Waizendorfer ca. 1402 und 1404 – Johannes Haibach ca. 1414 – Ott Waizendorfer ca. 1419 – Johannes Semler ca. 1421 und 1427 – Johannes Piscatoris (Fischer) 1432/33 – Johannes Semler 1434–1436 – Konrad Institoris (Krämer)

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1436–1438 – Simon Reiser 1439–1441 – Friedrich Mörlin 1442/43 – Paul Schrötl ca. 1445 – Heinrich Schmidlein 1447–1453 – Eucharius Piger 1454–1457 – Johannes Ducis (Herzog) 1458–1460 – Ulrich v. Feldkirch ca. 1462/63 – Johannes Esslinger ca. 1464 – Johannes Kreutzer 1464–1484 – Johannes Mellerstatt 1484–1490 – Ulrich Leupold 1491/92 – Leonhard Remolt 1492 und 1494 – Ulrich Leupold 1497–1502 – Johannes Carpentarii (Zimmermann) ca. 1502 – Georg Muffel 1505–1524 – Johannes Bratengeyer ca. 1524 – Heinrich Übelein ca. 1526 – Andreas Stoß 1528–1540 – Johannes Mötzel ca. 1540 – Nikolaus Raab ca. 1550 – Balthasar Röckela 1559–1571 – Johannes von Ach ca. 1571 – David Wadenreiter ca. 1571 – Johannes Schlainhaufen, 1572–1591. Kloster auf dem Kaulberg 175 Johannes Hünlein ca. 1590 – Valentin Glie(n) 1596 – Johannes Stiffel 1602 – Johannes Neff 1603 – Philipp Metz 1609 – Paulus Hirschlein 1614 – Nikolaus Stiffel 1615 – Philipp Metz 1619 – Georg Rünig 1635 – Matthäus Bentz 1646 – Joseph Keller 1648 – Jodocus a Circumcisione Domini 1648 – Spiridion a S. Theresia, Vikar 1652 – Albertus a S. Germano 1657 – Tilmannus a S. Elia, Vikar 1657 – Tilmannus a S. Elia 1660 – Jodocus a Circumcisione Domini 1662 – Brocardus a Ss. Trinitate 1664 – Jodocus a Circumcisione Domini 1665 – Antoninus a S. Elisaeo 1673 – Ambrosius a S. Helena 1682 – Innocentius a Praesentatione B. M. V. 1685 – Godefridus a S. Brocardo 1688 – Alexander a S. Theodoro 1691 – Modestus a Regina Angelorum 1694 – Reinhardus a Jesu 1697 – Benedictus a S. Stephano 1700 – Fulgentius a Virgine Maria 1703 – Avertanus a S. Gerardo 1706 – Saturninus a S. Alberto 1709 – Hyacinthus a Matre Dei 1712 – Mansuetus a Jesu 1715 – Sebaldus a S. Christophoro 1718 – Aloysius a S. Balthasaro 1721 – Hilarius ab Omnibus Sanctis 1724 – Anastasius a S. Georgio 1727 – Columbanus a S. Spiridione 1729 – Jodocus a S. Benedicto 1730 – Philippinus a S. Paulo 1733 – Richardus a Corde Mariae 1736 – Engelbertus a S. Francisca 1739 – Gregorius a S. Sebastiano 1742 – Engelbertus a S. Francisca 1745 – Elisaeus a S. Helena 1748 – Richardus a Corde Mariae 1751 – Engelbertus a S. Francisca, Vikar 1753 – Theodolus a S. Albino 1754 – Carolus a S. Theresia 1757 – Michael a S. Gallo 1760 – Franciscus a S. Elisabetha 1763 – Matthaeus a S. Josepho 1766 – Theodolus a S. Albino 1769 – Franciscus a S. Elisabetha 1772 – Otto a S. Margaretha 1776 – Laurentius a Praesentatione B. M. V. 1778 – Chrysanthus a Resurrectione Domini 1779 – Laurentius a Praesentatione B. M. V. 1783 – Franciscus a S. Elisabetha 1786 – Stephanus a S. Johanna 1789 – Sylvester a S. Johanne Baptista 1792 – Berengarius a S. Telesphoro 1795 – Stephanus a S. Johanna 1798 – Anselmus a S. Sebastiano 1802 LITERATUR Klaus von Andrian-Werburg, Ein Bruderschaftsverzeichnis der Bamberger Karmeliten. In: Würzburger Diözesangesch.bll. 42, 1980, 201–213 – Renate Baumgärtel-Fleischmann, Die Säkularisation der Stifts- und Klosterschätze. In: Dies. (Hg.), Bamberg wird bayerisch. Die Säkularisation des Hochstifts Bamberg 1802/03. Bamberg 2003, 277–308 – Tilmann Breuer, Abgegangenes Kapuzinerkloster St. Heinrich und Kunigunde. In: Ders./Reinhard Gutbier (Hg.), Die Kunstdenk-

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1 Deckert, Karmelitenkloster, 142f. in Verbindung mit Tafel IV im Anhang. – 2 Ebd., 44f., 204f. (Wortlaut der Urk.), Tafel III (Abb. der Urk.). Zum städtebaulichen Kontext am Übergang vom 13. zum 14. Jh. vgl. Breuer, Einleitung, 10. Für die Ansiedlung um 1271/73 spricht sich auch Gutbier, Jesuitenstraße, 776, aus. – 3 Deckert, Karmelitenkloster, 48f. Den hier aus dem Konventnekrolog in StB Bamberg, HV Msc. 294, fol. 221–224, wiedergegebenen Eintrag gibt auch Jacob Milendunck in seiner Beschreibung des Konvents Bamberg wieder, ISF KB 46, fol. 146v.  – 4 Deckert, Karmelitenkloster, 45–47, und Breuer, Jesuitenkolleg, 53. Jakob Milendunck als annalistischer Geschichtsschreiber der Karmeliten im 17. Jh. hat diese parallelen Überlieferungen festgehalten, ohne eine Erläuterung oder Synthese zu versuchen. In seinem „Chronicon Fratrum Ordinis B. M. V. de Monte Carmelo in Germania existentium“ spricht er von 1273 als dem Gründungsjahr des Karmel in Bamberg (ISF KB 17, p. 139), im „Chronicon universale Tom. 3“ von 1271 (ISF KB 44, fol. 210v), in seinem „Elenchus“ vom Jahr 1258 (ISF KB 46, fol. 5r) und in seinem „Chronicon universale Tom. 2“ von einem Grundstück, das den Brüdern 1252 geschenkt wurde, während die Errichtung des Klosters erst unter der Amtszeit des 1273 gewählten Ordensgenerals Petrus de Aemiliano erfolgte (ISF KB 43, p. 28, und ebd., p. 40). – 5 Deckert, Karmelitenkloster, 45, Anm. 20.  – 6 Ebd., 48, 50.  – 7 Von Seiten der Oberdeutschen Provinz Deckert, Akten, 16–18, 19f., von Seiten der

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Niederdeutschen Provinz ISF KB 43, fol. 58r, 78v/79r, KB 44, fol. 210v, KB 11, p. 16.  – 8 Flachenecker, Berthold von Leiningen, 41–43. Zu den Dominikanern in Nürnberg vgl. Göller, Zeugen, 394– 397. – 9 Deckert, Karmelitenkloster, 43f., 72. Zur frühen Besitzentwicklung bis 1323 siehe auch Paschke, Au zu Bamberg, 99.  – 10 Ebd. Die rechtliche Stellung St. Theodors um 1300 zwischen seinen eigenen Interessen, denen des Bischofs und denen des Domkapitels umreißt Zink, St. Theodor, 70–72, 75–77. – 11 Göller, Zeugen, 125–130 (Franziskaner), 138–146 (Domini­ ka­ ner).  – 12 Deckert, Karmelitenkloster, 140f.  – 13 Ebd., 51–54; Schlesinger, Hussiten, 76–82. – 14 Deckert, Karmelitenkloster, 54f.; Breuer, Jesuitenkolleg, 56. – 15 Deckert, Karmelitenkloster, 55; ders., Akten, 20. – 16 Deckert, Karmelitenkloster, 56–60, 149f. Die Anfänge und Erfolgsgründe der Reformation im Bistum Bamberg skizziert Zeißner, Bistum Bamberg, 4. – 17 Zeißner, Andreas Stoß, 35.  – 18 Ebd., 37; Deckert/Hösler, Acta, 11f. – 19 Zeißner, Andreas Stoß, 36. Eine Mehrzahl an organisatorischen und disziplinären Schwierigkeiten, die Stoß zu bewältigen suchte, benennen seine Akten am Beispiel des Konvents Bamberg, Deckert/Hösler, Acta, 53f. – 20 Deckert, Karmelitenkloster, 60f., 77; zu Verlauf und Folgen des Markgrafenkrieges vgl. Zeißner, Bistum Bamberg, 12.  – 21 Deckert, Karmelitenkloster, 62–71. – 22 Ebd., 73.  – 23 Ebd., 19–21, 240–294 als Inhaltsangabe zum Kopialbuch des Klosters in StA Bamberg, Rep. B 104 Nr. 1 (olim B 90d Nr. 901). Den von Deckert, Karmelitenkloster, 76, auf 1451/52 datierten Verkauf eines Gartenanteils an die Stadt konnte Paschke als Entschädigung nach Schiedsspruch vom 18.10.1452 präzisieren. Die Stadt hatte das betreffende Gelände schon seit 1440 in Gebrauch genommen, Paschke, Au zu Bamberg, 52  – 24 Zum System der Renten und Verpachtungen siehe Deckert, Karmelitenkloster, 78–82, zum Terminierbezirk des Klosters, 82–89 sowie die Karte im Anhang, zu den Gülten, Spenden und Legaten, 89–97. Die Entwicklung vom Besitzverbot der Mendikanten hin zu ihrer Rolle zu dauerhaften Kreditgebern innerhalb eines halben Jhs. skizziert Frank, Lebensstil und Tätigkeit, 573f. – 25 Deckert, Karmelitenkloster, 204f. – 26 Ebd., 152–155, mit der Zuordnung von Berufsgruppen und Schutzpatronen. – 27 Ebd., 159–161. Von Andrian-Werburg hat den in StA Bamberg, B 104 Nr. 10 überlieferten Ausschnitt des Bruderschaftsverzeichnisses ediert und prosopographisch ergänzt, von dem Deckert, Karmelitenkloster, 160, spricht. Zur Unterscheidung zwischen den mittelalter­ lichen marianischen Bruderschaften im Umfeld der Klöster und den Skapulierbruderschaften, die im 17. Jh. an Bedeutung gewinnen, s. zuletzt Grosso, Confraternite Carmelitane, 167f. – 28 Deckert, Karmelitenkloster, 160f.  – 29 Zu Johannes Soreth, von 1451–1471 Ordensgeneral der Karmeliten, siehe Smet, Karmeliten, 127–131, 134–137, zu seinem Reformprogramm zuletzt Panzer, Reformansätze, 190f., 194f.  – 30 Deckert, Karmelitenkloster, 147f., und Ders., Akten, 105. Gerade für diese beiden Ordensgemeinschaften scheint das Wirken Schaumbergs am besten belegt, vgl. Greipl, Schaumberg, 620f. – 31 Deckert, Karmelitenkloster, 147. Eine knappe Übersicht zu den Regelmilderungen und zugehörigen Gegenbewegungen bietet Panzer, Observanz und Reform, 90–92. – 32 Deckert/Hösler, Acta, 85; Deckert, Akten, 105. Milendunck spricht lediglich von der „diligentia ac zelo“ General Soreths, auf die die Gründung zurückgeht (ISF KB 43, fol. 324), und die Glaubwürdigkeit der historischen Schriften des Philippus Metz – hier die Vorlage zum Catalogus Conventuum Provinciae – hat Deckert schon früh bezweifelt (Deckert, Karmelitenkloster, 13; 45, Anm. 20).  – 33 Deckert/Hösler, Acta, 82. Milendunck gibt zu der frag­ lichen Zeit keine Auskunft, ISF KB 46, fol. 467r. – 34 Smet, Karmeliten, 127, 131. – 35 Deckert, Karmelitenkloster, Tafel I „Grundriß von Kirche und Kloster um 1664“ samt einer Einordnung des Anwesens zwischen Austraße, Jesuitenstraße und Markt. Vgl. Breuer, Jesuitenkolleg, 56. Der Vergleich mit der Situation 1602, die Deckert bei Tafel II mit dem Zweidler-Plan wiedergibt, weist darauf hin, dass die beiden Seitenschiffe schon vor der Übernahme der Kirche durch die Jesuiten 1611 niedergelegt worden sind.  – 36 Deckert, Karmelitenkloster, 152; 74, Anm. 17. – 37 Ebd., 152–155. Tafel I im Anhang gibt auch die Anordnung der Altäre in der Kirche wieder.  – 38 Breuer, Jesuitenkolleg, 56; Deckert, Karmelitenkloster, 75f.; Deckerts Tafel I vermutet die Pankratiuskapelle an der Ecke zwischen dem Ostflügel des Kreuzgangs und dem Kirchenschiff.  – 39  Ebd., 77.  –  40  Grebner, Gropper; Elgard, 504; Deckert, Karmelitenkloster, 107. – 41 Schieber, Priesterseminar, 41f. Person und Werde­gang Veits skizziert Greipl, Würtzburg, Veit von, 784f. Zum Niedergang des

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I. Klöster vor der Säkularisation

Klosters St. Theodor siehe Zink, St. Theodor, 208–212.  – 42 Schieber, Priesterseminar, 45.  – 43 Ebd., 46–50. – 44 Ebd., 54–56. – 45 Deckert, Karmelitenkloster, 67f. – 46 Ebd., 68f. – 47 Ebd., 70. – 48 Ebd., 71. Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 32, irren mit der Darstellung, die Karmeliten müssten „für vier Klerikerstudenten je einen Studienplatz unterhalten und die Kirche sanieren lassen.“ Jakob Milendunck spricht von dem Klostertausch bei ISF KB 46, fol. 5r; ein Generalkapitel 1589 in Rom im Konvent der Transpontina, von dem ISF KB 46, fol. 146v spricht, ist hingegen ebensowenig belegt wie die Bestätigung des Klostertausches durch ein anderes Generalkapitel. – 49 Korth, Ehemalige Jesuitenkirche, 76, 90; Breuer, Jesuitenkolleg, 57– 63.  – 50 Deckert, Karmelitenkloster, 155, mit einer Abbildung bei Tafel V.  – 51 Breuer, Jesuitenkolleg, 143–145.  – 52 Ebd., 56, Anm. 19; Deckert, Karmelitenkloster, 156, Anm. 70; Ders., Pietà in St. Martin, 238f. Deckerts These würde an Plausibilität gewinnen, wenn sich darlegen ließe, womit die Pfarrkirche St. Martin gegenüber militärischen Feindseligkeiten besseren Schutz als die Klosterkirche geboten hätte.  – 53 Breuer, Einleitung, 14; Schieber, Priesterseminar, 43f. – 54 Ebd., 66; Zeißner, Bistum Bamberg, 14, 18. Die Jesuiten, nach Weiß „Indikator für die Umsetzung der Reform“, brachte die Initiative Aschhausens erst 1611 in die Bischofsstadt, Weiß, Reformorden, 245, 252f. – 55 Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 32.  – 56 Ebd., 33. – 57 Smet, Carmelites, III/1, 132f. Wie das Generalkapitel 1575 den Provinzialen einschärfte, sollten selbst die kleinen Klöster mit mindestens vier Brüdern besetzt sein, Acta Cap. Gen. 1, 521. – 58 Smet, Carmelites III/1, 137. – 59 Weber, Dreißigjähriger Krieg, 35, für 1632; Hümmer, Schwedenkrieg, 206f., für 1634. – 60 Weber, Dreißigjähriger Krieg, 101.  – 61 Schweitzer, Preußischer Einfall, 48, für das Jahr 1758; Kilian, Dritter Einfall der Preußen, 289, für das Jahr 1759.  – 62 Kilian, Vierter Einfall der Preußen, 12, 63.  – 63 Deckert, Bamberga Carmelitana, 34. – 64 Zeißner, Bistum Bamberg, 46. – 65 Priesching, Unbeschuhte Karmeliten, 114. – 66 Panzer, Observanz und Reform, 271. Von Tourainer Reform lässt sich erst ab dem Jahr 1636 sprechen, in dem die Tourainer Provinz alle ihre Konvente zur Reform geführt und sich mit der Verabschiedung eigener Konstitutionen eine rechtliche Grundlage gegeben hat, ebd., 72. Zum Generalkapitel 1648 s. Acta Cap. Gen. 2, 78, Nr. 6.  – 67 Panzer, Observanz und Reform, 347f.  – 68 Smet, Carmelites III/1, 140. – 69 Panzer, Observanz und Reform, 92. – 70 Wellano/Wenck, Register, 1057–1191; ich habe auf diesen Fehler alsbald im LThK aufmerksam gemacht (Panzer, Karmeliten, 1254). Da der Band Brandmüllers weder einen Beitrag zu den Unbeschuhten Karmeliten noch einen entsprechenden Hinweis des Hg. enthält, entsteht der fälschliche Eindruck, die O.Carm. seien die einzigen Karmeliten in Bayern gewesen.  – 71 Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 33, beschreiben Gabriel ab Annuntiatione gleichzeitig als „O.Carm.“ und als „Prior des Klosters der Unbeschuhten Karmeliten in Gent“. Gabriels Zugehörigkeit zum Stammorden neben dem Priorat in Gent belegt Deckert/Hösler, Schematismus, Nr. 746. – 72 Weiß spricht eine testamentarische Verfügung Bischofs Valentin Albert Voit von Rieneck aus dem Jahr 1671 irrig den Unbeschuhten Karmeliten in Bamberg zu (Weiß, Bischofsreihe, 521), stützt sich zur Beschreibung der OCD auf das Handbuch Brandmüllers und verortet die Einführung der Tourainer Reform in Bamberg, Neustadt/Saale und Würzburg im Zusammenhang der Unbeschuhten Karmeliten (Weiß, Reformorden, 262f.). – 73 Priesching, Unbeschuhte Karmeliten, 122f. Von den bei den Quellen genannten Werken beziehen sich Dolp und Hösler auf die Karmeliten O.Carm., ebenso wie die im Literaturverzeichnis genannten Veröff. Deckerts 1990 und 1993, Martinos 1963 und Panzers 2006. – 74 Zu den Anfängen der Unbeschuhten Karmeliten im Reich siehe Priesching, Unbeschuhte Karmeliten, 117f., zur Entwicklung der „strengeren Observanz“, die von ihrer französischen Herkunftsprovinz den Namen Tourainer Reform bekam, Panzer, Observanz und Reform, 307. – 75 Acta Cap. Gen. 1, 521f. Diesem Kapitelsbeschluss zufolge sollten die Provinzen Spaniens, Frankreichs und Italiens je zwei Magister der Theologie in die Ober- und die Niederdeutsche Provinz entsenden. Aus der Übersicht der Provinzen ebd., 493–499, ermittelt sich eine Gesamtzahl von 40 Theologen, deren Ankunft und Wirken in Deutschland bislang nicht belegt ist.  – 76 Panzer, Gabriel ab Annuntiatione, 78f., 104, 128f. Der Auffassung Maximilians schlossen sich auch die Straubinger Stadtväter an, ebd., 95, 122.  – 77 Panzer, Observanz und Reform, 349f. – 78 Ebd., 342.  – 79 Panzer, Gabriel ab

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Annuntiatione, 74. Zwischen dem Schreiben Sessolids vom Januar und dem Gabriels vom März 1647 liegt eine beachtliche Akzentverschiebung. Hatte Sessoldi noch „gut reformierte und beispielhafte Ordensleute“ zur Unterstützung der bayerischen Konvente zugesagt, so kündigte Gabriel den Einzug der „strengeren Observanz“ von Belgien nach Bayern an. Sein Vorstoß scheiterte jedoch bis zum September 1647, da sowohl Maximilian I. wie auch Melchior Otto übereinstimmend antworteten, es gäbe für eine Reform keinen Bedarf, und Provinzial Angelus Metz diese eindeutig ablehnte, ebd., 75–81. Zur Verbindung zwischen Maximilian I. und den Unbeschuhten vgl. Priesching, Unbeschuhte Karmeliten, 117f. – 80 Smet, Carmelites III/1, 128; Panzer, Observanz und Reform, 311.  – 81 Smet, Carmelites III/1, 138, gibt an, in Straubing und Bamberg sei das Interesse an einer Reform am stärksten gewesen, und einige Mitglieder der Oberdeutschen Provinz hätten die Reform in Belgien kennengelernt. Hiervon ist bislang nur Spiridion a Monte Carmelo als Negativbeispiel identifiziert, Panzer, Gabriel ab Annuntiatione, 84f.  – 82 Acta Cap. Gen. 2, 78, Nr. 6; 81, Nr. 4–5.  – 83 Smet, Carmelites III/1, 138. – 84 Panzer, Gabriel ab Annuntiatione, 84–92. Die für denselben inhaltlichen Zusammenhang wiedergegebene Jahresangabe 1649 in Ders., Observanz und Reform, 349, 354, muss 1648 lauten.  – 85 Panzer, Gabriel ab Annuntiatione, 88, 102f., 112, 126.  – 86 Die Auseinandersetzung um die Reform Straubings reichte vom Oktober 1648 bis zum November 1649; ihren Höhepunkt erreichte sie mit der Übergabe des Klosters an die Unbeschuhten im Mai und deren Vertreibung im September 1649, Panzer, Gabriel ab Annuntiatione, 93–130; Deckert, Karmeliten, 778f.  – 87 Deckert, Karmeliten, 779f.; Zeißner, Religiöse Gemeinschaften, 134; Plattig, Gebet als Lebenshaltung, 101.  – 88 Den 56 oberdeutschen Karmeliten gesellte Gabriel neun aus der Belgischen Provinz, zehn aus der Niederdeutschen Provinz und fünf aus seiner Heimatdiözese Lüttich hinzu, Deckert, Ordensreform, 123. Legt man die Annahme zugrunde, dass die eingeführten Reformkräfte nicht wahllos über die oberdeutschen Konvente verteilt, sondern bevorzugt in Reformkonvente gebracht wurden, so war Gabriel damit die Möglichkeit gegeben, einen Konvent vollständig neu zu besetzen. Die sprunghafte Vervielfachung der Karmeliten auf dem Kaulberg ließ die Stadt erstaunen, Deckert, Ordensreform, 125. – 89 Ebd., 125, 127. – 90 Panzer, Observanz und Reform, 342, 349.  – 91 Deckert, Bamberga Carmelitana, 31; Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 34.  – 92 Ebd., 36. – 93 Deckert, Ordensreform, 127; Panzer, Observanz und Reform, 354– 356, 359.  – 94 Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 83. Vielleicht spielt für die Wendung der Karmelitenkirche 1658 das Beispiel der Kapuziner eine Rolle, deren westwärts orientierte Kirche 1652 fertiggestellt und 1654 eingeweiht wurde, Göller, Zeugen, 160. Die Einweihung der neuerrichteten Jesuitenkirche folgte 1693, Korth, Ehemalige Jesuitenkirche, 91; die Errichtung der „barocken Schaufassade“ St. Jakobs 1771, Breuer, Bauanalyse, 71.  – 95 Deckert, Bamberga Carmelitana, 31.  – 96 Panzer, Observanz und Reform, 315. – 97 Auskunft gibt hierzu das „Diarium Conventus 1660–1685“ aus der StB Bamberg (R. B. Msc. 61), das Deckert unter dem Titel „Chronikalische Andenken (17./18. Jh.) an die frühere Präsenz der Karmeliten zu St. Theodor in Bamberg“ herausgegeben hat. Der zeitliche Schwerpunkt der Aushilfstätigkeit liegt bei den Jahren von 1664–1682, der örtliche bei Amlingstadt, Frensdorf, Hallstadt, Hannberg, Hausen bei Forchheim, Hohenmirsberg, Pottenstein, Staffelstein und Stübig. – 98 Kroiß, Einnahmen und Ausgaben, 262f. Zu Stübig und Hausen Deckert, Chronikalische Andenken, 163, 167, 241, 281, 303– 305, zu Staffelstein und Amlingstadt 101.  – 99 Deckert/Hösler, Schematismus, Nr. 987. Die Bamberger Widmungsempfänger der Werke hat Hösler, Josephus, 123, identifiziert.  – 100 Deckert/ Hösler, Schematismus, Nr. 998.  – 101 Deckert, Bamberga Carmelitana, 40. Vgl. Deckert/Hösler, Schematismus, Nr. 1023 (Leo), Nr. 1030 (Leonardus) und Nr. 401 (Christianus). – 102 Deckert, Karmeliten, 781–783; Ders., Bamberga Carmelitana, 37f.; Ders., Chronikalische Andenken, 303, 307. – 103 Deckert, Karmelitenkloster, 178–180, 173. – 104 Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 32.  – 105 Deckert, Karmelitenkloster, 184, 187. Einen Lageplan des Klosters bieten Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 24. – 106 Pfeiffer, Säcularisation in Bamberg, 128. Unter Hinweis auf die Differenzierung zwischen Titeln und Bänden beziffert Schemmel die Summe der von den Karmeliten abgelieferten Bände auf 5147, Schemmel, Stifts-

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und Klosterbibliotheken, 244.  – 107 Diese befinden sich nun in der StB Bamberg unter der Signatur HV Msc. 296/I–III; beschrieben sind sie bei Dengler-Schreiber, Handschriften, 68f.  – 108 Der zweibändige Standortkat. befindet sich in der StB Bamberg unter der Signatur Msc. misc. 184 (vgl. Fischer, Kat. der Handschriften, 166), der Universalkat. ebd. HV Msc. 295 (Beschreibung bei Dengler-Schreiber, Handschriften, 68).  – 109 StB Bamberg Msc. misc. 185 (Beschreibung bei Deckert, Karmelitenkloster, 188; Fischer, Kat. der Handschriften, 166). – 110 Schottenloher, Beiträge zur Inkunabelkunde, 67. – 111 Deckert, Karmeliten, 789.  – 112 Lickteig, German Carmelites, 415. Aus der Niederdeutschen Provinz hat Lickteig für denselben Zeitraum 1780 Studenten nachgewiesen, aus der Sächsischen 57.  – 113 Deckert, Karmelitenkloster, 197. – 114 Zu Paris siehe Lickteig, German Carmelites, 154–157, zu Köln 247–249, zu Löwen 289f., zu Wien 214.  – 115 Zur Dreifachstufung des Studienwesens in Haus-, General- und Universitätsstudium siehe Deckert, Akten, 79–91, für die Bamberger Verhältnisse Ders., Karmelitenkloster, 191–194. Die Errichtung des gemeinsamen Provinznoviziates ab 1648 berichtet Deckert, Karmeliten, 779, das Studienwesen, ebd., 789.  – 116 Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 33; Gutbier, Wirtschaftshof, 215 samt Lageplan des Hofes, 217. Als Gründe für die Übereignung des Theodorischen Hofes werden sowohl der bischöfliche Dank für den Einsatz der Karmeliten in den Zeiten der Pest wie auch Zahlungsrückstände der Hofkammer angeführt, Deckert, Karmeliten, 782; Weiß, Bischofslisten, 459. – 117 Ruderich, Einleitung, 5.  – 118 Deckert, Chronikalische Andenken, 71, 103. Braumeister war seit August 1664 ein Angestellter namens Friedrich Mueß, ebd., 64.  – 119 Ebd., 323 zum Ofen; 163, 295–299, 315 zur Lehmgrube. – 120 Rupprecht, Säkularisation, 223. – 121 Pfeiffer, Säcularisation, 126; Urban, Hochstift und Fürstbistum, 291. Im Anschluss an Urban lautet der Name des Kommissars Kaelin statt Staelin bei Pfeiffer.  – 122 Deckert, Bamberga Carmelitana, 46f.; Pfeiffer, Säcularisation, 126. Die dem Konvent verordneten Ein­ schränkungen und Auflagen schildert Pfeiffer, ebd., 150f.  – 123 Urban, Hochstift und Fürstbistum, 292.  – 124 Pfeiffer, Säcularisation, 127f. Die zweite Versteigerung erbrachte einen Erlös von 9545 Gulden. – 125 Schemmel, Stifts- und Klosterbibliotheken, 242.  – 126 Kippes-Bösche, Kirchenausstattungen, 186f. – 127 Ebd., 186f.; Scheglmann, Säkularisation, 781. – 128 Baumgärtel-Fleischmann, Stifts- und Klosterschätze, 282, 302f.; Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 39. – 129 Deckert, 700 Jahre, 67.  – 130  Hahn, Verbleib und Nutzung, 367. – 131 Dengler-Schreiber, Nervenklinik Bamberg, 394; Festerling, Schwesternhäuser, 271. Bamberg hatte sich durch das Wirken des Dr. Marcus als Leibarzt Fürstbischofs von Erthal (seit 1781) und „Vater“ des Allgemeinen Krankenhauses an der Regnitz (Einweihung 1789) zu einem profilierten medizinischen Standort entwickelt. Kurfürst Maximilian IV. Joseph ernannte ihn 1803 zum Medizinaldirektor für Würzburg und Bamberg. Auch für die Psychiatrie entwickelte Marcus die ersten modernen Ansätze.  – 132 Dengler-Schreiber, Nervenklinik Bamberg, 396. – 133 Festerling, Schwe­stern­gemeinschaften, 273.  – 134 Ebd., 270. – 135 Ebd., 253, 275. – 136 Ebd., 274f. – 137 Ebd., 281 (Nachwuchs); 277, 384, Anm. 102 (Garten); 277–279 (Nachbarn). – 138  Ebd., 72, Anm. 164; 283. – 139  Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 38. – 140 Ebd., 40; Festerling, Schwestern­gemeinschaften, 279. – 141 Breuer/KippesBösche, Kloster St. Maria und Theodor, 42f. – 142 Um das Jahr 1805 hat ein Benno Schuberth eine Porzellanfabrikation im Kloster errichtet, 1813 folgte eine Armenbeschäftigungsanstalt und 1826 eine mechanische Wollspinnerei, Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 40f.; Dengler-Schreiber, Nervenklinik Bamberg, 395; Festerling, Schwesterngemeinschaften, 275, Anm. 10.  – 143 Scheglmann, Säkula­risation, 782.  – 144  Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 43f. – 145 Scheglmann, Säkularisation, 783–786. Der Laienbruder Joseph Wohlrab blieb als Schreiner tätig, Festerling, Schwesternhäuser, 274. Gallus Härtlein ist 1807 als Koch in St. Getreu anzutreffen, Dengler-Schreiber, Nervenklinik Bamberg, 398.  – 146 Deckert/Hösler, Schematismus, Nr. 1440. – 147 Ebd., Nr. 599. – 148 Ebd., Nr. 763. – 149 Rupprecht, Stifts- und Klosterarchive, 227. – 150  Deckert, Karmelitenkloster, 204–240. Der Ortswechsel der Bibliothek des Hist. Vereins betrifft die Quellen, die die Dissertation Deckerts 1952 noch als „Depositum im Staatsarchiv Bamberg“ verortet, ebd., 1. – 151 Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 25f., 28f. – 152 Ebd., 79. – 153 Ebd., 79, 83. – 154 Ebd., 83, 30. – 155  Ebd., 205. – 156 Ebd., 30f. – 157 Zink, St.

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Theodor, 208–212. – 158  Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 34. – 159 Ebd., 31f. – 160 Ebd., 32f. Die Bausituation 1593 ist wohl durch den Kupferstich von 1602 noch zutreffend dargestellt, der das Kloster samt seinem Wirtschaftshof im Westen und dem Garten im Süden zeigt, Gutbier, Kaulberger Gemeinde, 11.  – 161 Schieber, Priesterseminar, 49. – 162 Breuer/KippesBösche, Kloster St. Maria und Theodor, 35. – 163 Ebd., 35–37. – 164 Ebd., 99f. – 165 Ebd., 84, 33.  – 166 Gabriel ab Annuntiatione begegnete in Straubing der Entscheidung des Konvents, lieber vollständig zu den Unbeschuhten überzuwechseln als die Tourainer Reform anzunehmen, Deckert, Karmeliten, 778f.  – 167 Auf den normierten Baustil auf Seiten des OCD hat Lietzmann, Kölner Klosterkirchen, 217f., hingewiesen. Zur Entwicklung der Konstitutionen der Tourainer Reform vgl. Panzer, Observanz und Reform, 306–312. – 168 Hecht, Würzburger Karmelitenkirche, 38f. – 169 Breuer/Kippes-Bösche, Kloster St. Maria und Theodor, 206. – 170 Ebd., 35, 206. – 171 Ebd., 37f., 206. – 172 Ebd., 35, 37. – 173 Ebd., 98–102 (Seitenaltäre); 103, 107 (Annenaltar); 109–111 (Orgel); 114 (Beichstühle); 125–129 (Glo­cken). – 174  Diese Aufstellung folgt Deckert, Bamberga Carmelitana, 21. – 175 Diese Aufstellung folgt ebd., 48f., 150.

Stephan Panzer

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Beilstein Die Berufung von Karmelitern nach Beilstein 1637 und die dortige Klostergründung sind eng verbunden mit dem Bemühen der Freiherren von Metternich, die katholische Seelsorge am Ort wieder einzuführen. Mit der Errichtung einer neuen Pfarrkirche und durch die kontinuierliche Seelsorge in der Pfarrei vermochten die Karmeliter den katholischen Glauben bis zum Ende des 18. Jhs. nicht nur bestimmend in Beilstein selbst, sondern auch über den Ort hinaus zu stärken. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Trier Lage Der Konvent der Karmeliter im Moselort Beilstein (heutiger Lkr. CochemZell) war von 1637–1692 in einem älteren Gebäude im Ortskern (heute: Am Plan 2) untergebracht und siedelte 1692 in das neu errichtete Klostergebäude unweit der Burg Winneburg/Metternich um. Nach der französischen Annexion der linksrheinischen Gebiete des Reiches wurde das Kloster 1802 aufgelöst, doch konnte 1948 ein Teil des alten Klostergebäudes wieder von Karmelitern bezogen werden. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Das katholische Beilstein war durch die Beziehungen des dort herrschenden Geschlechtes von Winneburg mit der Kurpfalz von 1584 bis 1620 vorübergehend protestantisches Gebiet geworden. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten 1620–1634 zunächst Spanier, später für kurze Zeit Schweden den Ort. Nach dem Tod Wilhelms von Winneburg, mit dem das gleichnamige Geschlecht ausstarb, fiel die Herrschaft Beilstein an das Kurfürstentum Trier und gelangte vorläufig als kurtrierisches Lehen an die Herren von Metternich. 1637 veranlasste daraufhin der Trierer Dompropst Reichsfreiherr Emmerich von Metternich die Wiedererrichtung einer katholischen Pfarrkirche in Beilstein mit allen Einkünften und Zubehör. Mit der Seelsorge, insbesondere aber mit der Wiedereinführung und Stärkung des katholischen Glaubens am Ort, sollte der Karmeliterorden betraut werden, dem die Stiftung eines Klosters für fünf bis sechs Mitglieder in Aussicht gestellt wurde. Als erster Präses und Pastor kam 1637 Carolus Freywilliger zusammen mit einem Laienbruder nach Beilstein. Freywilliger gelang es, die zum Protestantismus übergetretene Pfarrei wieder für den Katholizismus zu gewinnen. Bereits 1640 bestimmte das Provinzkapitel zu Boppard Johannes Semeisser zum Vikar und Pastor, nachdem das Provinzkapitel der Karmeliter beschlossen hatte, das Angebot der Herren von Metternich anzunehmen.1 Nur wenig später, 1643, wurde Semeisser der erste Prior im neu errichteten Karmeliterkonvent Beilstein, der zunächst nahe der alten Pfarrkirche in der Ortsmitte in einem einfachen Bruchsteinbau untergebracht war, und bekam zwei Studenten zugewiesen.2 Anschluss an Reformen Die Tourainer Reform wurde 1652/53 im Beilsteiner Konvent unter maßgeblicher Beteiligung von Michael Hagenleger und des Priors Petrus a

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S. Alberto, der 1656 auf dem Mainzer Provinzkapitel in seinem Amt bestätigt wurde, eingeführt.3 Interesse an einer Einführung der strengen Observanz bestand auch bei den Grafen von Metternich, die 1652 endgültig vom Trierer Kurfürsten und Erzbischof Carl Caspar von der Leyen (1652–1676) mit der Herrschaft über Beilstein belehnt worden waren. In einem Brief des Ordensgenerals Marius Venturini vom 18. Mai 1658, der auf dem Provinzkapitel 1659 in Köln verlesen wurde und sich mit der Umsetzung der Reformgedanken in den einzelnen Niederlassungen des Ordens befasst, wurde ausdrücklich das Kloster Beilstein (neben Aachen, Trier, Köln, Tönnisstein und Mainz) für reformiert erklärt.4 Verlegung des Klosters 1680 gestattete Graf Philipp Emmerich von Metternich den Karmelitern, auf dem Kamerberg, der seiner über dem Ort thronenden Burg gegenüberlag, ein Kloster zu errichten. Ferner wurde ihnen die Versorgung der Kapelle des hl. Andreas zu Poltersdorf sowie eine Summe von 4000 Talern übertragen mit der Verpflichtung, wenigstens 12 Konventsmitglieder am Ort zu halten und den Gottesdienst zu versehen.5 Am 23. Mai 1686 wurde mit dem Bau eines neuen Klosters begonnen, das am 30. Dezember 1692 bezogen werden konnte. Etwa gleichzeitig begann man 1691 mit einem neuen Kirchenbau (St. Josef, Glockenweihe 16986), der gegen Mitte des 18. Jhs. endgültig mit der Ausgestaltung des Innenraumes abgeschlossen war. 1686 lebten in Beilstein 12 Karmeliter (sieben Patres und fünf Brüder).7 Bis 1693 sollte der Anteil der Laienbrüder auf neun Personen anwachsen. Als die Burg Beilstein 1689 im Zuge der Reunionskriege von französischen Truppen zerstört wurde und dem Ort das gleiche Schicksal drohte, da die Bevölkerung zur Zahlung der auferlegten Tributzahlungen nicht in der Lage war, konnten die Karmeliter dem Generalleutnant Graf de Montalt das Versprechen abringen, den Ort und das im Bau befindliche Kloster samt Kirche vor weiterer Zerstörung zu verschonen. Seelsorge Die Hauptaufgabe der Karmeliter bestand in der seelsorglichen Betreuung der Pfarrei Beilstein und der umliegenden Orte. So mussten in Poltersdorf eine Wochenmesse und drei Predigten pro Jahr und in Briedern (Filiale der Pfarrei Strimmig) an allen Sonn- und Festtagen die Messe mit Predigt gehalten werden. Fankel (Filiale der Pfarrei Bruttig) wurde den Karmelitern 1656 als eine Art Vikarie übertragen mit der Verpflichtung, dort jeden Sonntag eine Frühmesse inklusive Predigt zu halten. In vielen weiteren Orten halfen die Beilsteiner Karmeliter vor allem bei der Beichte aus. Darüber hinaus förderten sie durch die Verbreitung der Skapulierfrömmigkeit bis nach Auw an der Kyll die Entstehung von Skapulierbruderschaften.8 Bis 1687 sollen die Karmeliter darüber hinaus die Schule von Beilstein geführt haben.9 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Beim Einmarsch französischer Truppen in das Kurfürstentum Trier 1794 bestand der Konvent aus neun

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Patres und vier Laienbrüdern. Am 9. Februar 1798 untersagten die Franzosen in den neuerrichteten vier rheinischen Departements – Beilstein gehörte in der Verwaltungseinteilung zum Rhein-Mosel-Departement, Arrondissement Koblenz – den Klöstern die Aufnahme von Novizen und konfiszierte das Eigentum der geistlichen Korporationen.10 Durch den Aufhebungserlass der Konsularregierung vom 9. Juni 1802 wurden die Klöster in den vier rheinischen Departements aufgelöst und ihr gesamtes Vermögen nationalisiert.11 Nach der Aufhebung des Klosters blieb der letzte Prior, Silvester Glückstein, noch bis wenigstens 1805 als Pfarrverweser in Beilstein, wo ihm eine separate Wohnung zur Verfügung stand; er starb 1812 in Klotten.12 Das Klostergebäude sollte bereits 1804 von den Franzosen bei einem Schätzpreis von 1800 Talern versteigert werden, fand zunächst jedoch keinen Käufer. Im April 1806 wurde der Präfekt des Rhein-Mosel-Departements vom französischen Finanzminister autorisiert, der Gemeinde Beilstein einen Teil des Wohngebäudes des früheren Klosters unentgeltlich als Wohnung für den Pfarrverweser zur Verfügung zu stellen unter der Bedingung, dass die Gemeinde Beilstein die notwendigen Kosten für verschiedene Reparaturen trug. Ferner erhielt die Gemeinde die ehemalige Klosterkirche geschenkt, um dort Gottesdienste halten zu lassen. Die übrigen Teile des renovierungsbedürftigen Klostergebäudes wurden schließlich im Juni 1806 von dem Beilsteiner Bürgermeister Philipp Klaeser für 630 Taler erworben, der sie um 1820 für 1300 Taler wieder verkaufte.13 Einkünfte Wirtschaftliche Erträge zogen die Karmeliter aus den Renten und Gefällen der ihnen zur Verwaltung unterstellten Pfarrei Beilstein, den beiden dort gut dotierten Altären, und der Kapelle in Poltersdorf. Ferner verfügte das Kloster selbst über umfangreichen Besitz an Weinbergen in Beilstein, Ellenz, Poltersdorf, Fankel, Bruttig, Burgen, Treis, Ernst, St. Aldegund, Bremm und Neef. Doch muss gegen Ende des 18. Jhs. ein allgemeiner wirtschaftlicher Niedergang eingetreten sein. Denn trotz der damals noch vorhandenen über 60.000 Weinstöcke hätten die Karmeliter aufgrund steigender Teuerung, schlechter Weinlesen und wachsender Schulden ohne Almosensammeln ihr Kloster nicht erhalten können.14 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Die wenigen überlieferten Archivalien werden heute im Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 69, Karmeliterkloster Beilstein: 3 Urkunden 1680–1687, 2 Akten 1669–1691; weitere Archivalien mit Bezug zum Beilsteiner Karmeliterkloster u. a. in Bestand 1 C Nr. 11317, Best. 45 Nr. 117, Best. 53 C 5 Nr. 1132, Best. 241 Nr. 2074, Best. 256 Nrn. 6393, 6583, 7448, 7449, 9680, 9956, 10049, 10260, 10727, Best. 270 Nr. 243, Best. 441 Nr. 16180, Best. 655,42 Nr. 34, Best. 655,189 Nr. 119), im Bistumsarchiv Trier (Abt. 63,55 Nr. 3; außerdem dort weitere Archivalien der Pfarrei Beilstein) sowie im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt/Main aufbewahrt. Im Pfarrarchiv der Pfarrei Beilstein befinden sich noch ein Urkundenbuch sowie eine Chronik des Klosters (1672–1700).15

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Bibliothek Das Kloster verfügte über eine stattlich ausgestattete Bibliothek. Im Rahmen einer Bestandsaufnahme nach der Klosterauflösung wurden 1806 insgesamt 680 Bände aufgelistet. Die Bücher übernahm 1810 auf Anordnung der französischen Besatzungsverwaltung (zusammen mit Restbeständen der ehemaligen Koblenzer Jesuitenbibliothek und den Buchbeständen der früheren Karmeliterbibliotheken aus Koblenz und Boppard) die Sekundärschule zu Koblenz, das spätere Görres-Gymnasium. Einen Teil dieser Bibliotheksbestände musste das Gymnasium 1819 an die neugegründete Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn abgeben. Heute befinden sich noch ca. 250 Bände der Beilsteiner Karmeliterbibliothek in der Obhut des Koblenzer Görres-Gymnasiums.16 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Das ursprüngliche, bis 1692 genutzte Klostergebäude im Ortskern (heute: Am Plan 2) ist ein Massivbau mit Treppengiebel und rundem Treppenturm. Das jüngere Klostergebäude wurde 1686–1692 erbaut. Der heutige Klosterbau ist der frühere Ostflügel der alten Klosteranlage, die einen Innenhof umschloss. Südflügel und Kreuzgang wurden um 1820 bis auf wenige Reste abgetragen.17 Nach Plänen des Laienbruders David Wynant, der aus dem Augustinerchorherrenstift Springiersbach stammte, ist 1691 mit dem Bau der von den Karmelitern versorgten Pfarrkirche St. Josef in Beilstein begonnen worden. Aufgrund der festlichen barocken Ausstattung, die die Kirche um die Mitte des 18. Jhs. erhielt, und wegen ihrer weiträumigen und lichtvollen Art zählt sie zu den wenigen barocken Hallenkirchen im Rheinland. Besonders hervorzuheben sind der Hochaltar mit der Figur des hl. Josef, zwei Seitenaltäre mit Darstellungen der hl. Anna und der Skapulierannahme des hl. Simon Stock, die barocke Skulptur „Christus am Ölberg“ sowie die sog. „Schwarze Madonna“ der Seitenkapelle, eine von spanischmaurischen Einflüssen geprägte Statue, die von den Spaniern bei ihrem Abzug aus Beilstein 1634 zurückgelassen wurde.18 PRIOREN19 (Carolus Freywilliger/Carolus a S. Anastasio; † 1670 in Boppard) Vicarius 1637 – Johannes Semeisserus, „novi loci vicarius“ 1640–1643 – Henricus Brochman 1646–1651 – Wilhelmus Hayenleger 1651–1653 – Petrus Alberti/Petrus a S. Alberto 1653–1659 – Severinus a S. Andrea 1660–1665 – Benedictus a Nativitate Domini (Reinerus op den Ort; geb. 1633 in Geldern) 1665–1669 – Andreas a Virgine Maria 1669–1672 – Nicolaus a Praesentatione B. M. V. (Nicolaus Volmar; geb. 1630 in Lothringen) 1672–1675 – Casimirus a S. Damiano (Johannes Taetgens; geb. 1641 in Geldern) 1675/1693ff. – Florentius a S. Catharina 1683 – Silvester Glückstein (Johannes Laurentius Jacobus; geb. 1737 in Kroev oder Würzburg) 1789–179820. LITERATUR Magnus Backes, Die Kunst des 16. bis 18. Jhs. Spätrenaissance und Barock. Koblenz 1999 (Wegweiser Mittelrhein 7) – Bernd Brauksiepe/Anton Neugebauer, Klos-

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terlandschaft Eifel. Hist. Klöster und Stifte zwischen Aachen und Bonn, Koblenz und Trier. Regensburg 1994, 53f. (Große Kunstführer 191) – Peter Brommer, Art. Beilstein. In: Ders./Achim Krümmel, Klöster und Stifte am Mittelrhein. Koblenz 1998, 76f. (Wegweiser Mittelrhein 6) – Alfons Friderichs, Klöster im Lkr. Cochem-Zell. In: Geschäftsbericht 1989 der Kreissparkasse Cochem-Zell. 1990, hier 53–57 – Georg Dehio, Hdb. der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz und Saarland. Neu bearb. von Hans Caspary [u. a.]. München 1984, 84–86 – Alfons Friderichs/Karl Josef Gilles, Beilstein an der Mosel. Neuss 1980 (Rheinische Kunststätten 242) – Cornelia Hendricks, Die Bibliothek des Staatlichen GörresGymnasiums in Koblenz. Eine Untersuchung unter buch- und bibliotheksgesch. Gesichtspunkten. In: Bibliothek und Wissenschaft 23, 1989, 112–192 – Johannes Krudewig, Übersicht über den Inhalt der kleineren Archive der Rheinprovinz. 4. Bonn 1915, 341f., 381f. (Publ. der Ges. für Rheinische Gesch.kunde 19) – Philipp de Lorenzi, Beiträge zur Gesch. sämtlicher Pfarreien der Diözese Trier. 2: Regierungsbez. Coblenz. Trier 1887, 147–149 – Ludwig Mathar, Die Mosel. Köln [1924], 408–412 (Die Rheinlande. Bilder von Land, Volk und Kunst 2) – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Ferdinand Pauly, Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier. 1: Das Landkapitel Kaimt-Zell. Bonn 1957, 48 (Rheinisches Archiv 49) – Raczek, Status, hier bes. 249 f. – Schieder, Säkularisation und Mediatisierung – Wolfgang Schmid, Kunst und Architektur. In: Bernhard Schneider (Hg.), Kirchenreform und Konfessionsstaat 1500–1800. Trier 2010, 492–560, hier 533f. (Gesch. des Bistums Trier. Hg. von Martin Persch und Bernhard Schneider. Bd. 3 = Veröff. des Bistumsarchivs Trier 37) – Andreas Schüller, Ludwig XIV. und die katholische Kirche im Bereiche des General-Vikariates zu Trier, 1673–1698. In: Trierische Chronik. Zs. der Ges. für Trierische Gesch. und Denkmalpflege IX, 1912/13, 33–42 – Hans Vogts, Die Kunstdenkmäler des Kreises Zell an der Mosel. Düsseldorf 1938, 58–66 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 19) – Weissenfels, Verwüstungen der Franzosen in Beilstein, Kochem und Umgegend 1688–1693. Aus der Chronik des Karmeliterklosters zu Beilstein/Mosel. In: Trierische Chronik. Zs. der Ges. für Trierische Gesch. und Denkmalpflege IV, 1910, 161–168 – Dieter Wynands, Wallfahrten 1000–2000. Köln 2002, 24 (Gesch. Atlas der Rheinlande, Beih. XI/12).

1 Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 27f.; Aufzeichnungen des Jakob Milendunck, ISF KB 46, fol. 670f.; kurzer hist. Abriss eines unbekannten Ordenshistoriographen unter anderem zum Kloster und zur Pfarrei Beilstein mit einer Zusammenstellung verschiedener Urk. und Einkünfteverzeichnisse im „Summarium archvii Beilsteiniani conventus ordinis Carmelitarum ad Mosellam“, in ISF KB 84, Bd. 2, p. 1335–1372. – 2 Friderichs, Beilstein, 6; Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 28, 69; LHA Koblenz, Best. 69 Nr. 1 und 3. – 3 Raczek, Status, 226; ISF KB 46, fol. 670v; Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 59. – 4 Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 61. – 5  LHA Koblenz, Best. 69 Nr. 1–3; ISF KB 84, Bd. 2, p. 1343–1349. – 6 Schüller, Ludwig XIV., 40; LHA Koblenz, Best. 69 Nr. 11 (zur Grundsteinlegung). – 7 Raczek, Status, 249f. – 8 Friderichs, Klöster, 54. – 9 de Lorenzi, Beiträge, 147f. – 10 Schieder, Säkularisation und Mediatisierung,

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Tl. 1, 25. – 11 Ebd., Tl. 1, 26. – Hinweise auf die Güter des Klosters bei seiner Auflösung in LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 6583, 7448, 7449 und 10727 (mit detailliertem Verzeichnis von 1798 über die Ausstattung des Klosters Beilstein). – 12 Zum 1.12.1802 wird Glückstein als Pfarrverweser der Pfarrei erwähnt (LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 6583). Der Bürgermeister von Beilstein informiert den Präfekten des Rhein-Mosel-Departements mit Schreiben vom 30.8.1805 darüber, dass der Pfarrverweser der Gemeinde Beilstein aus dem Konvent der Karmeliter stammt und ein separates Quartier bewohnt (LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 9680). Der letzte Karmeliterpater soll 1808 den Ort verlassen haben, vgl. Friderichs, Klöster, 54; Brauksiepe/Neugebauer, Klosterlandschaft, 53; Wynands, Wallfahrten, 24.  – 13 LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 9956, 10049 und 10260 (S. 31–41, mit Plan/Grundriss des früheren Klosters), Best. 270 Nr. 243, Best. 441 Nr. 16180 sowie Best. 655,189 Nr. 119; Schieder, Säkularisation und Mediatisierung, Tl. 2,1, 277 (Nr. 2378–2380) und 279 (Nr. 2391–2392). – 14 LHA Koblenz, Best. 69 Nr. 12 und Best. 256 Nr. 10727; ISF KB 84, Bd. 2, p. 1352– 1372. – 15 Freundliche Auskunft von P. Justin Stampfer, Beilstein, 2006. – 16 Hendricks, Bibliothek, 137f., 142f. – 17 LHA Koblenz, Best. 441 Nr. 16180 und Best. 655,189 Nr. 119; Dehio, Kunstdenkmäler, 84f. (gibt 1816 als Jahr des Abbruchs an). – 18 Dehio, Kunstdenkmäler, 84f.; Friderichs, Beilstein, 6ff.; Brauksiepe, Klosterlandschaft, 53f.; Backes, Kunst, 28; Vogts, Kunstdenkmäler, 61ff. – 19 Die einzelnen Angaben nach: Jakob Milendunck, ISF KB 43, zu den einzelnen Jahren, sowie KB 46, fol. 670v; Raczek, Status, 233, 242, 249f.; Friderichs, Klöster, 55. – 20 LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 10727 (mit Angaben zu weiteren Konventsmitgliedern); ISF KB 84, Bd. 2, p. 1342–1344. – Glückstein wurde 1789 vom Trierer Erzbischof Clemens Wenzeslaus die Betreuung der vakanten Pfarrei Beilstein übertragen (LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 6583). Für 1791 wird in einem Pachtbrief Pius Berghoff als Prior erwähnt (LHA Koblenz Best. 256 Nr. 7449).

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Boppard Das in der Zeit zwischen 1262 und 1275 gegründete Kloster, eines der kleineren seiner Provinz, war wegen der verkehrsgünstigen Lage regelmäßig Ort der Provinzkapitel. Eine Grabplatte, die Generalprior Heinrich Sylvius 1603 irrtümlich auf 1113 datiert hatte, galt den Ordenshistoriographen damals als Beweis für das hohe Alter der Niederlassung und die angeblich frühe Ansiedlung des Ordens in Europa. Die Deutung der Inschrift spielte eine zentrale Rolle im Gelehrtenstreit mit dem Bollandisten Daniel Papebroch. Er zeigte, dass die historische Tradition der Karmeliter, sich auf den Propheten Elija zurückzuführen, jeglicher Grundlage entbehrte. Den prächtigen spätmittelalterlichen Fenstern aus der Karmeliterkirche gebührt in der Glasmalerei ein herausragender künstlerischer Rang. Provinz Deutsche Provinz (1262/1275–1291, 1297–1318, 1327–1348), Niederdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1613, 1620–1802), Kölnische Provinz (1613–1620) Diözese Trier Lage Das Kloster lag westlich der Altstadt, am Ausgang der Judengasse, in der zur Bauzeit noch unbefestigten Niederstadt. Die ehemalige Klosterkirche wird heute durch die katholische Pfarrgemeinde St. Severus genutzt. Im ehemaligen Klostergebäude befindet sich der Sitz der Stadtverwaltung. Patrozinium Patron des Klosters war der hl. Joseph, die Klosterkirche hatte das Patrozinium Mariä Himmelfahrt. Siegel Von dem Priorensiegel haben sich mehrere Abdrücke erhalten. Es zeigt in spitzovalem Siegelbild (28 mm x 39 mm) die Büste der Madonna mit dem Kind in gotischer Kirchenabbreviatur, darunter im Portal ein betender Mönch, Umschrift: „S. P(ri)oris Dom(us) Bopardien(sis) Ordi(ni)s Ca(rmeli)t(a)r(um)“.1 Das runde Konventssiegel (ca. 48 mm) hat als Siegelbild das Gotteslamm mit Osterfahne am Kreuzstab. Umschrift: „(...) fratrum car (...)“.2 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung 1262 wird in einer Bulle Papst Urbans IV. erstmals eine Niederlassung des Karmeliterordens in Boppard erwähnt.3 1264 erhielt der Orden die erzbischöfliche Erlaubnis zum Erwerb von Grundbesitz und Klosterbau in der Stadt Boppard.4 Da Heinrich von Trier seine Genehmigung 1275 erneuerte5, hatte sich die Klostergründung wohl verzögert. Woher die erforderliche Erstausstattung stammte, ist nicht überliefert. Ob die Karmeliter anfangs eine bestehende Kapelle nutzen konnten, ist ungewiss. Der Erzbischof förderte den Bau der Kirche und des Klostergebäudes 1279, 1288 und 1289 durch Ablässe.6 Seit Ende des 13. Jhs. sind Stiftungen bezeugt, mit denen die Bevölkerung zum Klosterbau und zum Lebensunterhalt der Brüder beitrug. Die Zuwendungen kamen sowohl aus Boppard und Umgebung als auch aus dem entfernteren Raum Limburg. Schule und Ordensstudium Das Kloster betrieb vom frühen 14. bis in das beginnende 16. Jh. ein akademisches Studienhaus, das von einem Lektor der Theologie ge-

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leitet wurde. Seit 1446 erhielten rheinische Novizen, deren eigene Klöster keinen qualifizierten Lateinunterricht anbieten konnten, in Boppard ihre sprachliche Ausbildung sowie Unterricht in Logik und Philosophie.7 Aus dem Konvent sind namhafte Gelehrte hervorgegangen: Thomas von Heimersheim († 1438), Professor der Theologie; Jakob Bonner von Kärlich († 1480), der eine Sammlung von Predigten hinterließ; Heinrich von Montabaur hat seine Profess vermutlich in Boppard gemacht, verbrachte aber viele Jahre in anderen Klöstern seines Ordens. Er ist vor allem als Verfasser von Predigten hervorgetreten, die von dem hohen intellektuellen Niveau in den Karmeliterklöstern am Mittelrhein im 15. Jh. zeugen.8 Der Humanist Matthias Emich aus Andernach († 1480), der 1477 als erster Theologieprofessor an die neugegründete Mainzer Universität berufen wurde, war in Boppard eingetreten und hatte dort sein Studium aufgenommen. Nachdem er 1465 in Bologna den Magister der Theologie erworben hatte, lehrte er bis 1473 in Boppard, anschließend an der Universität Trier. Sein Werk umfasst theologische Schriften, Predigten, Briefe und eine Vita der Pfalzgräfin Genoveva.9 Bruderschaften Die Klosterkirche war das Zentrum verschiedener Laienbruderschaften der Bürger und Handwerker: Die Allerheiligenbruderschaft wurde 1458 gegründet.10 Ob die Bruderschaft des hl. Georg, die Bruderschaften des hl. Martin, des hl. Joseph, der Jungfrau Maria, des hl. Severus, des hl. Sebastian und die Skapulierbruderschaft der seligsten Jungfrau vom Berg Karmel bereits im Mittelalter entstanden sind oder in der nachtridentinischen Epoche, ist unklar. Im 15. Jh. versorgte der Konvent einige alte und gebrechliche Pfründner, die ihren Anspruch auf Wohnung und Unterhalt durch eine größere Zuwendung von Gütern erworben hatten. Am Festtag des Klosterpatrons fanden größere Armenspeisungen statt. Seelsorge Die Patres halfen aufgrund von Stiftungen als Seelsorger im Benediktinerinnenkloster Marienberg aus. Zahlreiche erhaltene Grabdenkmäler bezeugen, dass der Stadtadel die Klosterkirche der Karmeliter als Begräbnisort bevorzugte, so dass der Konvent das liturgische Totengedenken pflegte. Konventsstärke Für das Mittelalter sind keine Konventsstärken bekannt. Üblicherweise lebten etwa zwölf Patres und fünf bis sechs Laienbrüder zusammen. Es könnte auf die veränderte Bewertung der geistlichen Lebensform in der frühen Reformationszeit zurückzuführen sein, dass der Konvent 1530 nur noch fünf Patres zählte.11 Um das Fortbestehen der Ordensniederlassung zu sichern, versetzte der Provinzial Eberhard Billick 1552 sogar einen Bruder aus dem Kloster Tienen in Brabant nach Boppard.12 Damals blieben auch die Almosen aus, sodass das Kloster zeitweise in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. Als der Generalprior Henricus Sylvius 1603 das Kloster visitierte, lebten dort sechs Mönche, die wirtschaftliche Situation war gleichbleibend schlecht.13 Während der schwedischen Besetzung der Stadt 1632 hielt sich der Konvent für kurze Zeit in Köln auf.

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Anschluss an Reformen Als die strenge Observanz der Provinz von Touraine in den Klöstern der Niederdeutschen Provinz eingeführt wurde, richteten die Ordensmitglieder, die bei der althergebrachten Lebensweise bleiben wollten, 1657 eine Petition an die Provinzoberen. Sie baten um ein Haus, in dem sie den alten Konstitutionen folgen durften. Das Definitorium wies ihnen das Kloster von Boppard zu.14 Doch bereits 1659 wurde auch dort die Tourainer Reform eingeführt. Von den vier Patres schlossen sich zwei der Observanz an. Einer übernahm eine Pfarrei und einer wurde in das Kloster Hirschhorn geschickt. Fünf Laienbrüder unterwarfen sich der neuen Ordnung.15 Der erste Prior der Reform, Georg Seltzer, sorgte für eine gut geordnete Regelobservanz und ließ die baufällige Klosteranlage durch Renovierungsmaßnahmen und Neubauten in einen guten Zustand versetzen.16 In der Folge der verbesserten geistlichen und wirtschaftlichen Lage erhielt das Kloster neuen Zulauf. Obwohl einzelne Abgänge zu verzeichnen sind – 1682 verließ Bernardus a S. Mauritio alias Peter Walpenberg aus Köln die Kommunität und wechselte zum protestantischen Bekenntnis17 – wuchs die Mitgliederzahl deutlich. Ein Klosterkatalog von 1686 verzeichnet 18 Professen in Boppard.18 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Die Besetzung der Rheinlande durch napoleonische Truppen leitete das Ende der Klostergeschichte ein. Das Kloster wurde am 2. August 1802 durch den Bopparder Bürgermeister Foelix im Auftrag des Präfekten des Rhein-Mosel-Departements aufgehoben.19 Damals lebten zehn Konventualen im Kloster, die binnen zehn Tagen mit ihrem persönlichen Besitz die Gebäude zu räumen hatten. Die staatliche Domänenverwaltung bestimmte die Klostergebäude zur Einrichtung einer höheren Schule. Einkünfte Die wirtschaftliche Grundlage fand der Konvent nicht allein im Terminieren, sondern vornehmlich in kalkulierbaren Einnahmen aus eigenem Vermögen. Im Mittelalter verfolgten die Brüder anscheinend keine planmäßige Erwerbsstrategie. Wie umfangreich ihre Einkünfte durch Almosen waren, lässt sich nicht bestimmen. Von den Spenden war ganz entscheidend abhängig, welchen Fortgang der Klosterbau nahm. Durch Schenkungen, Vermächtnisse und Anniversarstiftungen wuchs der Güterbestand langsam an. In der zweiten Hälfte des 15. Jhs. sind vermehrt Käufe und Verkäufe von Geld- und Weingülten bezeugt. Der Konvent besaß landwirtschaftliche Nutzflächen in Boppard und Umgebung. Aus den verpachteten Höfen in Hatzenport, Kalt, Mertloch, Ney, Obermendig, Rübenach, Weiler und Pillig flossen Getreiderenten. Dazu kamen Renten aus Kapitalanlagen. Der Bedeutung des Weinbaus für die städtische Wirtschaft entsprechend bildeten jedoch Pachtabgaben aus den klostereigenen Weingärten die hauptsächliche Einnahmequelle. Auch der weitläufige Klostergarten wurde im 16. Jh. zum Weinbau genutzt. Unter den Besitzern der Weinbauflächen in der Gemarkung Boppard übertraf das Karmeliterkloster bei der Zählung von 1719 mit 29.072 Weinstöcken noch den größten adeligen Grundherrn.20 Ferner besaßen die Karmeliter mit ca. 4 Morgen einen nennenswerten Anteil an den Bopparder Wiesenflächen.21 1802

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zählte die französische Verwaltung insgesamt 71.065 Weinstöcke in Boppard, Spay, Salzig und Weiler.22 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Das Archiv wurde nach der Klosteraufhebung zerstreut, sodass nur noch ein Torso überliefert ist. Das Landeshauptarchiv Koblenz bewahrt als Bestand 72 insgesamt 54 Urkunden und vier Akten aus dem ehemaligen Klosterarchiv. Ein großer Teil dieses Urkundenbestands stammt aus der 1907 durch das Staatsarchiv Marburg im Auftrag des Generaldirektors der preußischen Staatsarchive angekauften und später aufgeteilten Urkundensammlung des Rechtsanwalts Justizrat Dr. E. J. Haeberlin zu Frankfurt am Main, die von dessen Großvater zwischen 1790 und 1840 zusammengetragen worden war. Der andere Teil wurde 1889 vom Stadtarchiv Frankfurt am Main, das heute noch ein Archivinventar besitzt23, nach Koblenz abgegeben: Also hatten sich diese Urkunden bei der Säkularisation 1802 im Archiv des Provinzials befunden, der damals seinen Sitz im Frankfurter Karmeliterkloster hatte. Zu den Akten im Koblenzer Archivbestand zählen ein Verzeichnis der Güter in Ney von 159724 sowie ein Register über die Grundzinsen in Boppard aus den Jahren 1795–1801.25 Ein Diarium aus dem 18. Jh., das in Auszügen publiziert ist26, befand sich zu Beginn des 20. Jhs. in Privatbesitz. Über seinen Verbleib ist nichts bekannt. Bibliothek Die Bibliothek galt nach Christian von Stramberg (1785–1868) als „eine der ausgesuchtesten im Trierischen Lande“.27 Nach dem Einmarsch der Revolutionstruppen in der Stadt sind beträchtliche Verluste eingetreten. Bücher und Archivalien wurden gestohlen oder makuliert. Dennoch konnten die französischen Behörden 1802/03 noch 30 Wagenladungen an Büchern in das zentrale Depot nach Koblenz evakuieren. Der erhaltene Restbestand der Bibliothek zeugt von deren einstigem Wert. So besitzt das Landeshauptarchiv Koblenz 67 mittelalterliche Handschriften, die ehemals zur Klosterbibliothek gehörten. Vier darunter waren für den Klostergottesdienst bestimmt: Ein für den Gebrauch in einem Karmeliterkloster eingerichtetes Evangelistar, ein Martyrologium und zwei Exemplare des Ordinale des Sibertus de Beka. Bei fünf weiteren Codices, die heute im Landeshauptarchiv liegen, ist die Herkunft aus dem Bopparder Kloster wahrscheinlich, aber nicht gesichert. Fast alle stammen aus dem späten 14. und dem 15. Jh. Die meisten gelangten durch testamentarische Verfügungen einzelner Konventualen oder durch Schenkung in die Bibliothek. Dazu zählt die Büchersammlung des Jakob Bonner von Kärlich. Seine Kollektion, von der vier Bände erhalten sind, umfasste einst 36 Titel. Mehr als 20 Handschriften stammen aus dem Besitz des Heinrich von Montabaur. Einige enthalten Autographen, meistens Predigten.28 Alle Koblenzer Codices tragen auf den Spiegel- oder Vorsatzblättern neben der besitzanzeigenden Klosterangabe Signaturen. Sie bezeugen, wie sorgfältig das Kloster seinen Buchbestand verwaltete. Die zugehörigen Kataloge sind nicht erhalten. Sieben weitere mittelalterliche Handschriften, die u. a. Predigten und Heiligenviten sowie kanonistische Texte enthalten, liegen heute in der Universitätsbiblio-

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thek Bonn, eine Naturkunde des Thomas von Cantimpré in der Staatsbibliothek Berlin und ein Manuskript mit deutschsprachigen Hymnen im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Um 1300 begann der Konvent mit dem Kirchenbau, der zunächst als einschiffige Saalkirche konzipiert war. Zuerst, etwa 1330, war deren polygonaler Chor vollendet. Das Langhaus wurde in mehreren Etappen errichtet, um 1420/30 kam der Bau des Hauptschiffs zum Abschluss. Wenig später fügte man der Anlage auf der Nordseite ein Seitenschiff in gleicher Höhe an, das in der Mitte des 15. Jhs. eingewölbt wurde. Dem schlichten Außenbau entsprechend, ist auch das Kircheninnere von der Schmucklosigkeit der Bettelordensarchitektur geprägt. Das gilt jedoch nicht für die bildliche Ausstattung: Vom ehemals reichen Bestand an figürlichen Fresken aus dem Spätmittelalter sind nur noch Reste erhalten, u. a. ein Zyklus mit Darstellungen aus der Vita des hl. Alexius von Edessa. Ursprünglich waren alle Fenster mit Glasmalereien geschmückt. Bekannt und erhalten sind nur die prächtigen Farbfenster des Nordschiffes. Sie wurden in der Zeit von 1440 bis 1446 von mindestens zwei Werkstätten geschaffen. Der Stil der einen weist oberrheinische Einflüsse auf, die andere war wohl von Köln beeinflusst. Für die auf Maria bezogene Gesamtkonzeption der Malereien mit ihrem reichen ikonographischen Programm waren die gelehrten Mitglieder des Konvents verantwortlich. Die Glasmalereien sind allerdings nicht mehr an Ort und Stelle zu sehen. Gegen denkmalpflegerischen Einspruch verkaufte die Kommune die Kirchenfenster 1818 an die Gräfin Pückler zu Muskau, Tochter des preußischen Staatskanzlers Hardenberg. Da die Stadt Boppard Ende des 19. Jhs. zu einem Rückkauf nicht in der Lage war, gelangten sie stückweise in den internationalen Kunsthandel. Heute befinden sich die Fenster zu einem überwiegenden Teil in Museen (New York, Glasgow, Köln und Darmstadt), ein anderer Teil ist in Privatbesitz, der Rest ist verschollen oder zerstört. Beim Inventar ist das geschnitzte, mit reichem plastischen Schmuck versehene Chorgestühl aus Eichenholz besonders hervorzuheben, das am Mittelrhein nicht seinesgleichen findet. Es wurde um 1460/70 geschaffen, möglicherweise in oder bei Dortmund. Von ebenso herausragender künstlerischer Qualität ist ein spätgotischer Dreisitz in Eiche. Im Städtischen Museum befindet sich der Flügel eines ehemaligen Altarretabels aus dem letzten Drittel des 14. Jhs., der Mariä Verkündigung, den Stifter und den hl. Berthold von Kalabrien zeigt. Die erwähnte Grabplatte, die die Auseinandersetzung zwischen den Historiographen des Karmeliterordens und den Jesuiten als Herausgebern der Acta Sanctorum ausgelöst hatte, steht seit 1986 an der Westwand der Kirche. Es ist nach wie vor offen, um wen es sich bei dem sonst nicht weiter nachweisbaren Mönch Heinrich gehandelt hat. Im Boden der Chorapsis befinden sich die Grabplatten des Karmeliters und Trierer Weihbschofs Sibert von Troisdorf († 1359) und die des Mat­ thias Emich († 1480), Prior des Klosters und Mainzer Weihbischof. Die Familien

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des Bopparder Stadtadels, denen die Klosterkirche ihren künstlerischen Reichtum verdankt, errichteten dort ihre Grablege. Davon zeugen zahlreiche Grabplatten, Wandgräber, Epitaphien und Totenschilde des 14.–17. Jhs. Exemplarisch sei das bildhauerisch herausragende Epitaph für Margarethe von Eltz genannt, das der Bildhauer Loy Hering 1519 schuf. 29 Das ehemalige Klostergebäude schließt sich im Norden an die Kirche an. Die zweigeschossige Vierflügelanlage, um einen quadratischen Hof mit umlaufendem Kreuzgang erbaut, wurde 1728 bis 1730 an Stelle einer älteren Anlage errichtet. Die alten Gebäude hatten wegen Baufälligkeit abgerissen werden müssen. PRIOREN30 Konrad von Bibra 1270 – Konrad von Schwalbach 1299 – Wilhelm von Bornheim 1316 – Peter von Zülpich 1320 – Hermann de Mensa 1320 – Berthold von Münzenberg ­13(--) – Tilmann von Frankfurt 1325 – Albert von Albach 13(--) – Adolf 1334 – Johannes von Kempen 1335 – Johannes von Duisburg 1338 – Sibert von Troisdorf 1344 – Eberhard von Neuss 1351 – Petrus von Neumarkt 1356 – Tilmann von Neuss 1359, 1361, 1362 – Gottschalk 1369 – Tilmann von Neuss 1371–1372 – Gerhard von Hachenberg 1373, 1374 – Johann von Aldenhoven 1375, 1376 – Jakob von Heimersheim 1376, 1377 – Goswin de Bedecke 1378, 1379 – Gerhard von Hammerstein 1379, 1380–1382 – Hermann Galli 1383, 1384 – Konrad de Aldendorp 1385–1388 – Hermann von Sassenhausen 1388–1390 – Jakob von Heimersheim 1391 – Thomas von Heimersheim 1406 – Albert von Rorbach 1410 – Johannes Schwertner (Gladiatoris) 1419 – Konrad von Neuss 1422 – Petrus Färber (Tinctoris) 1424 – Johann von Boppard 1425 – Petrus de Merboide 1429 – Peter Phendell 1431 – Johannes Gladiatoris 1433 – Thomas von Heimersheim 1435 – Petrus Tinctoris 1439 – Petrus Merboide 1442 – Gottfried 1444 – Nikolaus Scheid 1451 – Johannes Zink 1457 – Antonius von Braubach 1458 – Petrus de Merboide 1462 – Matthias Emich 1468 – Jakobus Bonner von Kärlich 1470 – Marcus Bäcker (Pistoris) 1489 – Friedrich von Salzig 1493 – Antonius von Braubach junior 1497 – Michael Beek von Boppard 1498–1504 – Johannes Wilberg 1505–1513 – Friedrich von Babenhausen 1514 – Johannes Wilberg 1515–1519 – Kornelius Kastenholz 1520–1525 – Kaspar Dorolerus, Baccalaureus 1526–1527 – Johannes Constans 1528–1553 – Johannes Ortt aus Rees 1554–1565 – Matthias Dreyschius 1566 – Johann Hemelrich 1568 – Roland Verius 1570 – Matthias Folenius 1574–1598 – Johann Höerus 1600 – Heinrich Wolff 1619 – Johann Eckenhagen 1623 – Peter Melenling 1628 – Gottfried Nennich 1637 (auch 1655) – Georg Seltzer 1659–1669 – Jakob Milendunck 1672 – Heinrich vom Berge Carmel 1675 – Georg Seltzer 1678 – Jakob Milendunck 1681 – Benedikt von der Geburt des Herrn 1683 – Michael vom hl. Placidus 1686 – Polykarp vom hl. Ludwig 1690 – Germanus vom hl. Ignatius 1693 – Kunibert vom hl. Hubert 1696 – Onesimus vom hl. Paulus 1699 – Maximin vom hl. Joseph 1700 – Wilhelm vom hl. Joseph 1701 – Timotheus vom hl. Paulus 1702 – Alban vom hl. Ludwig 1705 – Johann vom hl. Rutger 1708 – Anselm vom hl. Franz Xaver 1711 – Anno vom hl. Wilhelm 1714 – Emmanuel vom hl. Georg 1717 – Theoderich vom hl. Johannes Ev. 1720 – Chrysogonus vom hl. Johannes 1723 – Theoderich vom hl. Johannes Ev. 1726 – Leonhard von der

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hl. Maria 1729 – Narcissus vom hl. Nikolaus 1732 – Heribert vom hl. Aegidius 1735 – Emmeran vom hl. Ludwig 1739 – Adalbert vom hl. Nikolaus 1742 – Emmeran vom hl. Ludwig 1745 – Achatius vom hl. Damian 1748 – Bartholomäus vom hl. Nikolaus 1751 – Emmanuel vom hl. Franziskus 1752 – Eligius vom hl. Nikolaus 1754 – Gangolph von d. hl. Maria Magdalena 1757 – Amantius von d. hl. Helena 1760 – Klemens vom hl. Petrus 1763 – Leonhard von der hl. Barbara 1766 – Leo vom hl. Wendelin 1769 – Achatius vom hl. Klemens 1772 – Johann vom Kreuz 1776 – Anselm von der hl. Katharina 1779 – Elias vom hl. Joseph 1783 – Hilarius Mohr 1786 – Onesimus Müller 1789 – Hilarius Mohr 1792 – Apollinaris Franck 1797. LITERATUR Koch, Karmelitenklöster, 34–37 – Sigrid Krämer, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsbd. 1: Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters. Tl. 1, Aachen–Kochel. München 1989, 95–97 – Alkmar Freiherr von Ledebur/Hans Caspary, Die Kunstdenkmäler des Rhein-HunsrückKreises. Tl. 2,1: Ehemaliger Kreis St. Goar, Stadt Boppard. München 1988, 329–394 (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz 8, Tl. 2, 1) – Lickteig, German Carmelites – Martini, Carmel 1, 273–307 – Christina Meckelnborg, Mittelalterliche Handschriften im LHA Koblenz. Bd. 1: Die nichtarchivischen Handschriften der Signaturengruppe Best. 701 Nr. 1–190, ergänzt durch die im Görres-Gymnasium Koblenz aufbewahrten Handschriften A, B und C. Koblenz 1998 (Veröff. der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 78) – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Heinz E. Missling (Hg.), Boppard. Gesch. einer Stadt am Mittelrhein. Bd. 1: Hans-Helmut Wegner, Otto Volk, Franz Maier, Von der Frühzeit bis zum Ende der kurfürstlichen Herrschaft. Boppard 1997. Bd. 2: Bruno Korn, Von der französischen Revolution bis zum Ende des zweiten Weltkriegs (1789–1945). Boppard 1994 – Eberhard Nikitsch, Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises I (Boppard, Oberwesel, St. Goar). Wiesbaden 2004 (Die deutschen Inschriften 60, Mainzer Reihe 8) – Eef Overgaauw, Mittelalterliche Handschriften im LHA Koblenz. Bd. 2: Die nichtarchivischen Handschriften der Signaturengruppe Best. 701 Nr. 191–992. Koblenz 2002 (Veröff. der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 94) – Ders., Autographe des Heinrich von Montabaur und Heinrich Kalteisen im LHA Koblenz, in: Andrea Rapp/Michael Embach (Hgg.), Rekonstruktion und Erschließung mittelalterlicher Bibliotheken. Neue Formen der Handschriftenpräsentation, Berlin 2008, 7–16 – Postina, Eberhard Billick – Raczek, Status – Smet, Karmeliten – Andreas Schüller, Aus dem Diarium des Bopparder Carmeliterklosters (1723–1766). In: Zs. für Heimatkunde des Regierungsbez. Coblenz und der angrenzenden Gebiete von Hessen-Nassau 2, 1921, 34–41; 3, 1922, 6–11, 44–45.

1 LHA Koblenz, Best. 133 Nr. 44 von 1334. Vgl. auch: LHA Koblenz, Best. 72 Nr. 13 von 1441, Nr. 17 von 1458 und Nr. 23 von 1489.  –  2 LHA Koblenz, Best. 72 Nr. 37 von 1547.  –  3 ISF KB 84, p. 15.  –  4  Ledebur/Caspary, Kunstdenkmäler, 330.  –  5 Ebd.  –  6 ISF KB 46, fol. 26; ISF KB

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84, p. 3, 28.  –  7  Lickteig, German Carmelites, 35, 44, 47, 58.  –  8 Overgaauw, Autographe, 12f.  –  9  Lickteig, German Carmelites, 68, 307; Mißling, Boppard, 354f.  –  10 LHA Koblenz, Best. 72 Nr. 17.  –  11  Postina, Eberhard Billick, 25.  –  12 Ebd., 209.  –  13 Raczek, Status, 225f.  –  14 Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 60.  –  15 Ebd., 62.  –  16 Ebd.  –  17 Raczek, Status, 227.  –  18 Ebd., 233f.  –  19 LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 10793, 147–172 und Best. 72 Nr. 102.  –  20 Mißling, Boppard, 480.  –  21 Ebd., 482.  –  22 LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 10793, 147–172.  –  23 ISF KB 84, 1–202: „Summarium Archivii Boppardiensis noviter registrati et vidimati, Coloniae anno 1694“.  –  24  LHA Koblenz, Best. 72 Nr. 104.  –  25 Vgl. LHA Koblenz, Best. 72 Nr. 103.  –  26 Schüller, Diarium.  –  27 Christian von Stramberg, Rheinischer Antiquarius. 2. Abt., 5. Bd. Koblenz 1856, 517.  –  28 Overgaauw, Autographe, 11.  –  29  von Ledebur/Caspary, Kunstdenkmäler; Nikitsch, Inschriften.  –  30 Die Liste fußt auf: Koch, Karmelitenklöster, 37; ISF KB 44 und 52; Martini, Carmel 1, 284–287.

Anja Ostrowitzki  

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Calbe (Saale) (?) Es ist nicht zweifelsfrei nachzuweisen, ob in Calbe (Saale) jemals eine Karmelitennieder­ lassung bestanden hat. Provinz Sächsische Provinz Diözese Magdeburg Es haben sich keine schriftlichen Quellen und keine baulichen oder sonstigen Sachüberreste einer Karmelitenniederlassung in Calbe erhalten. Deshalb lässt sich weder die genaue Lage noch die historische Entwicklung erschließen. Der einzige Hinweis auf die Existenz eines Klosters in Calbe ist eine Nachricht des Chronisten der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck. Er gibt aus einem verschollenen Werk des Kaspar Münster „Saxonia“ die Notiz wieder: „Calbe oder Calvis ist drei Meilen von Magdeburg entfernt. Dieser Konvent ist, nachdem die Religiosen entweder ausgezogen sind oder vertrieben wurden, zum Gebrauch und zur Wohnung der Waisenkinder der Stadt eingerichtet oder in eine Rüstkammer verwandelt worden“.1 Von Milendunck dürfte der Ordenshistoriker Daniel a Virgine Maria die Angaben zum Kloster Calbe für sein „Speculum Carmelitanum“2 erhalten haben, da er auch bei anderen Gelegenheiten von Milendunck mit Quellenexzerpten versorgt wurde. Er übernahm die Abschriften in der Regel wortwörtlich, wie es wohl auch in diesem Fall geschah. Aus dem „Speculum Carmelitanum“ sind die Notizen über das Kloster Calbe dann in die jüngere Ordensliteratur gelangt. Wenn die Angabe „tribus milliaribus distat a Magdeburgo“ zutrifft, dann spricht sie eindeutig gegen eine Identifizierung mit dem ca. 62 km von Magdeburg entfernten Kalbe a. d. Milde und für das ca. 24 km entfernte Calbe a. d. Saale, da „milia“ hier zweifellos die frühneuzeitliche Landmeile bezeichnet (je nach Variante ca. 7000–7500 m).3 In der lokalen Überlieferung gibt es für keinen der beiden Orte einen eindeutigen Existenzbeleg. Für Calbe a. d. Saale lässt sich immerhin die Darstellung in Kaspar Münsters „Saxonia“ anführen. Zwei weitere, allerdings unsichere Indizien deuten ebenfalls auf Calbe a. d. Saale hin: Erstens eine historische Darstellung von Johann Heinrich Hävecker von 1720 (2. Aufl.), der bauliche Reste und mündliche Traditionen als Zeugnisse für ein direkt am Alten Markt gelegenes Kloster anführt, das mit großen Freiheiten und Einkünften ausgestattet gewesen sei4 – ein Kloster, dessen Identität bislang nicht anderweitig geklärt werden konnte; zweitens die Erwähnung einer „Sancta Maria“ im Fragment eines Steuerregisters des Magdeburger Erzbischofs Dietrich (1361–1367), das wöchentliche Abgaben aus der Stadt Calbe und Umgebung verzeichnet.5 Hertel merkt dazu an, dass es eine „Kirche St. Mariae“ in Calbe nicht gebe und es sich vielleicht um eine der von Hävecker erwähnten Kapellen handele. Ebenso gut könnte jedoch auch ein Karmelitenkloster St. Maria für die Identifzierung in Frage kommen.

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LITERATUR Johann Heinrich Hävecker, Kurtz gefaste Chronica und Beschreibung der Städte Calbe, Acken und Wantzleben. 2. Aufl. Halberstadt [1720] – Gustav Hertel, Fragment eines Steuerregisters aus dem 14. Jh. In: Gesch.bll. für Stadt und Land Magdeburg 15, 1880, 105–111; Wiederabdruck in: Gustav Hertel (Bearb.), Die ältesten Lehnbücher der Magdeburgischen Erzbischöfe. Halle 1883 (Gesch.quellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 16) – Ders., Gesch. der Stadt Calbe an der Saale. Berlin/Leipzig 1904 – Lickteig, German Carmelites – Adolf Reccius, Chronik der Heimat. Urkundliche Nachrichten über die Gesch. der Kreisstadt Calbe und ihrer näheren Umgebung. [Calbe 1936]. 1 „Calbe sive Calvis tribus milliaribus distat a Magdeburgo, hic conventus post religiosorum aut emigrationem aut expulsationem fabricatus est usibus et habitationi pupillorum huius oppidi, aut vero versa est in armamentarium“, ISF KB 44, fol. 505v. ISF KB 81, fol. 891, ergänzt hierzu, dass Kaspar Münster das vormalige Kloster am 7.2.1628 unter seine Verfügung gebracht habe. Der Titel der zitierten Schrift Münsters lautet vollständig: „Saxonia Ordinis Carmelitarum celeberrima Provinica ab haereticis penitus devastata, opera & industria adm. Reverendi & eximii P. Magistri Gasparis Munsteri, eiusdem & aliarum Provinciarum Commissarii & Visitatoris Generalis, anno 1627 ex eorumdem haereticorum faucibus erepta, eidem Sacro Ordini strictioris observantiae est restituta“ (Bibl. Carm. 1, 538).  –  2 Daniel a Virgine Maria (alias Audenaerde), Speculum Carmelitanum, sive Historia Eliani Ordinis Fratrum Beatissimae Virginis Mariae de Monte Carmelo: in qua a S. Propheta Elia origo, per Filios Prophetarum propagatio, per Essenos, Eremitas et Monachos diffusio et continuata successio, ex vetustis fideque dignis Auctoribus exponuntur. 4 Bde. Antwerpen 1680, hier Bd. 4, 1101, Nr. 1570.  –  3 Vgl. auch Lickteig, German Carmelites, Fig. II, zwischen 110 und 113.  –  4 Hävecker, Chronica, 46. Hertel, Gesch., 160, äußert zwar Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Hävecker, indem er dessen Nachrichten über mündlich überlieferte zahlreiche Kapellen in Calbe für „übertrieben“ hält, geht jedoch nicht auf die frag­ liche Existenz eines Klosters ein.  –  5 Hertel, Fragment, 111.

Ralf Lusiardi

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Dahme Das Karmelitenkloster in Dahme entstand zwischen 1304 und 1339, wahrscheinlich auf Initiative des ortsansässigen Adelsgeschlechts. Im Zuge der Reformation wurde es nach 1543 aufgelöst, und beim Stadtbrand 1563 wurden große Teile der Anlage stark in Mitleidenschaft gezogen. Es erreichte keine Außenwirkung über das städtische Umfeld hinaus und ist quellenmäßig äußerst dürftig belegt. Provinz Deutsche Provinz (bis 1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1318–1327, 1348–1411), Böhmische Provinz (1411–1440), Sächsische Provinz1 (1440–nach 1543) Diözese Meißen Lage Die Klosteranlage befand sich im Süden der Altstadt zwischen der Hauptstraße und der Stadtmauer, an der nach Jüterbog führenden Straße nahe dem Stadttor. Patrozinium Die Kirche war der Gottesmutter Maria geweiht und verfügte zudem über einen Katharinenaltar. In den Urkunden wird der Konvent als „fratres beatissimae Mariae virginis, Dei genitricis de monte Carmeli“ (1304), „conventus Damensis“ (1339), „Closter zur Dhame des Ordens der Brüder der [...] Jungfrauen Marien von dem Berge Carmelo“ (1506) bezeichnet. Siegel Von den Siegeln des Konvents und des Priors haben sich keine Abdrücke erhalten. Eine Beschreibung von drei Siegeln, die an einer Urkunde aus dem Jahr 1506 hingen, ist in Aufzeichnungen aus dem 17. Jh. überliefert. Demnach befand sich an der urkundlichen Bestätigung der Stiftung Girge Pickelers ein rotes Wachssiegel mit einer Darstellung der Gottesmutter Maria, die auf dem linken Arm das Christuskind hält. Das zweite Siegel, aus grünem Wachs, zeigt einen Mann mit einem Stab in der linken Hand, zu seinen Füßen befindet sich ein Rad. Auf einem weiteren grünen Wachssiegel ist ein Mann mit einem nach unten zeigenden Schwert in der linken und einem Rad in der rechten Hand dargestellt. Den vollbärtigen Kopf ziert ein Kreuz; zu seinen Füßen kniet ein weiterer Mann. Gemäß der Siegelankündigung im Urkundentext handelte es sich um das Amtssiegel des Provinzials, um das Amtssiegel des Priors sowie um das Konventssiegel. Eine eindeutige Zuweisung zu den drei Siegelführern ist nicht möglich. Bei der Darstellung des Mannes mit Schwert und Rad könnte es sich um den Propheten Elija handeln. Die Darstellung des Mannes mit Stab und Rad könnte auf Erzbischof Willigis von Mainz hinweisen.2 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Die Geschichte des Karmelitenklosters in Dahme zu rekonstruieren gestaltet sich mehr als schwierig. Zum einen besteht die gesamte schriftliche Überlieferung nur aus zwei abschriftlich erhaltenen Urkunden aus dem 16. Jh., zum anderen wurde die bauliche Anlage in der Neuzeit einschneidend verändert. Auch in den Kapitelsakten der Oberdeutschen Provinz finden sich keine Hinweise auf das Kloster. Seine Ersterwähnung erfolgte angeblich 1304 im Zusammenhang mit der Schenkung einer Mühle und einer Hufe Landes, ge-

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nannt Vogelgesang, an die Karmeliten in Dahme. Hans von Dahme stiftete diese Liegenschaften zu seinem und seiner Eltern Seelenheil. Dass Hans von Dahme der Fundator gewesen sei, wird übereinstimmend in der älteren Literatur angegeben.3 Im zeitlichen Kontext der Einrichtung erscheint in markgräflich brandenburgischen sowie meißnischen als auch in erzbischöflich magdeburgischen Urkunden nur ein Heinrich von Dahme (1299, 1300, 1301, 1318), sodass die Zuweisung der Stiftung an Hans zweifelhaft bleibt. Ebenso bleibt die Hypothese ohne Beleg, dass es sich um eine etwas ältere städtische Gründung handelt, die Hans von Dahme 1304 mit seiner Schenkung abrundete. Vielmehr ergibt sich aber aus Untersuchungen zur Rolle der Landesherren bei der Gründung von Mendikantenniederlassungen das Bild, dass die Implantation der Mendikanten in das städtische Leben durch die Landesherren erfolgte.4 Sicher bestand der Konvent im Jahre 1340, denn die Provinzkapitelsakten zum genannten Jahr vermerken, dass das Kloster als neue und 31. Gründung der Karmeliten in Deutschland in den Orden inkorporiert worden sei.5 Daher erscheint eine Gründung kurz vor 1340 wahrscheinlich. Die Zeitspanne zwischen der angeblich 1304 vorgenommenen Gründung und der Aufnahme in den Orden 1340 könnte vorsichtig abwägend so erklärt werden, dass der Prozess der institutionellen Einbindung sich so lange hinzog. Als ein möglicher Grund käme eine ungenügende Primärausstattung in Frage, zumal der Konvent auch nach 1340 noch einige Jahre unterstützungsbedürftig war.6 Weitere Entwicklung Über die weitere Entwicklung liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. 1429 sollen die Hussiten die Stadt geplündert und gebrandschatzt haben, was aber nicht eindeutig belegt ist. Übereinstimmend wird in der älteren Literatur angeführt, dass man danach den nördlichen Teil der Altstadt nicht wieder aufbaute.7 Inwieweit das Kloster, welches sich im Süden der Stadt befand, davon betroffen war, kann mangels Quellen nicht benannt werden. Erst durch die Schenkungsurkunde Girge Pickelers aus Lebus vom Jahre 1506 erfahren wir etwas über die innere Struktur des Klosters sowie über die Anzahl der Konventsmitglieder. Der Lebuser Bürger stiftete gemeinsam mit seiner Frau Anne eine Ewige Messe, die mittwochs am Katharinenaltar des Karmelitenklosters zu zelebrieren sei. Weiterhin verpflichteten sie die Brüder zu Andachten am Montag und zu Seelmessen am Dienstag. Im Gegenzug dazu schenkten sie dem Kloster Bauholz im Wert von 115 Gulden, was die Schlussfolgerung zulässt, dass zu Beginn des 16. Jhs. Baumaßnahmen am Kloster vorgenommen worden sind. Der Provinzial nahm daraufhin Girge Pickeler und seine Frau Anna in die Gebetsbruderschaft der Klöster in der Sächsischen Provinz auf. In der Urkunde von 1506 werden ein Lesemeister (Johannes Mengis), der zugleich Provinzial in Sachsen gewesen sei, zwei Prioren (Nicolaus Bäer, Simon Thame) sowie ein Kustos (Sigismund Sculten) erwähnt. Die Rufnamen lassen keinerlei Rückschlüsse auf die Herkunft der Amtsträger zu. Nach der Siegelankündigung umfasste der Konvent zu Beginn des 16. Jhs. 30 Mitglieder („wir gantze Gemeine dreißig“).8

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I. Klöster vor der Säkularisation

Seelsorge Im Jahre 1512 wurde eine der hl. Anna geweihte Kapelle an die Stadtkirche St. Marien angebaut. Der Auftraggeber zu diesem Anbau war das Karmelitenkloster. Daher ist es zu vermuten, dass die Karmeliten im Besitz der Patronatsrechte über die Stadtpfarrei waren. Bei der ersten Visitation der städtischen Marienkirche im Jahr 1536 wurde vermutlich auch das Kloster visitiert. Die Karmeliten unterhielten zudem ein dem hl. Erasmus geweihtes Hospital, von dem jedoch keine weiteren Angaben vorliegen. Einkünfte Über die Einkünfte der Karmeliten in Dahme schweigen die Quellen fast vollständig. Aus der Stiftung eines namentlich nicht genannten Jüterboger Bürgers vom Jahre 1475 erfahren wir, dass neben den Luckauer Dominikanern, den Herzberger Augustiner-Eremiten und den Wittenberger Franziskanern auch die Dahmer Brüder ein Terminierhaus in Jüterbog unterhielten. Bei der Vielzahl der Termineien in dieser kleinen Stadt werden wohl nur geringe Einkünfte erzielt worden sein. Das Kloster soll insgesamt über vier Mühlen verfügt haben, drei davon in Dahme und eine in Gebersdorf. Als Sigismund (1552–1566), der evangelische Erzbischof von Magdeburg, 1564 der Stadt Dahme das Kloster mit allem Zubehör schenkte, wurden die Klosterbesitzungen ohne nähere Spezifizierung aufgelistet. In der Urkunde ist von Gebäuden – sicher ist damit die Klosteranlage insgesamt gemeint – Äckern, Wiesen, Mühlen, Geldzinsen, Pachten und allen anderen Nutzungen die Rede. Eine Klosterwiese, neben dem Konventsgarten gelegen, wurde 1626 vom Bürgermeister und Rat der Stadt Dahme an den hiesigen Gastwirt Hans Henzen verpfändet.9 Anschluss an die Reformation Luthers 1543 soll der namentlich nicht genannte Prior des Klosters die Trauung des lutherisch gewordenen Luckauer Propstes Paulinus Spremberger vorgenommen haben,10 was nur so zu interpretieren ist, dass der neue Glauben bereits Einzug im Dahmer Konvent gehalten hatte. Als 1563 große Teile der Stadt abbrannten und auch die Klosteranlage davon betroffen war, schenkte der evangelische Erzbischof Sigismund von Magdeburg im folgenden Jahr die Klosterruine samt ihrem Zubehör der Stadt mit der Auflage, in den Klostergebäuden neben der Kirche ein Hospital einzurichten.11 Diese Auflage wurde aber erst 1734 erfüllt. Der Schenkungsurkunde zufolge stand das Kloster bereits längere Zeit leer. Es muss zwischen 1543 und 1564 endgültig aufgegeben worden sein. Diese Eckdaten ergeben sich aus dem vermutlichen Übertritt des Priors zum Luthertum im Jahr 1543 und dem Übergang der Klosterbesitzungen an die Stadt im Jahre 1564. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Bei dem Stadtbrand des Jahres 1563 wurde auch das Kloster vernichtet, was den fast völligen Verlust des Archivs sowie der Bibliothek zur Folge hatte. Daher können keine Aussagen über den Umfang und den Verbleib der Klosterbestände getroffen werden. Wenige ergänzende Informationen zur Geschichte des Klosters

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enthalten die Aufzeichnungen des Chronisten der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck († 1682), im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Karmeliterkloster, Bücher 43, fol. 70v–72r sowie 46, fol. 398. Abschriftlich existieren zwei Urkunden aus dem beginnenden 16. Jh., die in der Chronik der Stadt Dahme abgedruckt sind.12 Eine gedruckte Urkunde bringt das Urkundeninventar des Brandenburgischen LHA. Kurmark. Bearb. von Friedrich Beck. Bd. 2. Städtische Institutionen und adlige Herrschaften und Güter. Berlin 2002 (Veröff. des Brandenburgischen LHA 45), 138 (Nr. 5992). BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Von der nach 1300 errichteten Klosterkirche blieben nur die Umfassungsmauern erhalten. Es handelt sich um einen langgestreckten Rechtecksaal (41,9 x 11,6 m) aus Mischmauerwerk (Findlinge, Backsteinbruch und reichlich Mörtel). Die großen spitzbogigen Fenster hatten einfache schräge Gewände. In der geraden Ostwand haben sich eine Dreifenstergruppe sowie das Westportal mit profiliertem Backsteingewände erhalten. Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1563, bei dem die Kirche bis auf die Grundmauern zerstört wurde, blieb der gesamte Klosterkomplex bis 1732 wüst. 1732–34 baute Johann Christoph Schüttze die Kirchenruine zu einer Hospitalkirche im barocken Stil mit einer nördlichen Vorhalle, Mansarddach und Dachreiter um. Ebenso erhielt die Kirche eine neue Durchfensterung, Verputz und Eckpilaster. Der Innenausbau zog sich bis 1737 hin. 1924 erfolgte durch Wilhelm Blaue der Einbau von 25 Kleinstwohnungen im westlichen Teil. Nach Blitzeinschlag in den Dachreiter 1998 kam es 1999–2000 zu einer Restaurierung mit weitestmöglicher Erhaltung der historischen Fassadenputze. Die die Anlage umziehende Klostermauer wurde bereits nach 1566 abgetragen. Die Konventsgebäude befanden sich südlich der Kirche. Hinweise auf die Klausur könnten die Reste der zum West- und zum Ostflügel führenden Pforten in der Südmauer der Kirche sein. Noch im frühen 18. Jh. waren Kreuzgang, gewölbte Sakristei und ein Brunnen vorhanden. 1734–46 entstanden neue, separate Hospitalbauten und parallel zur Kirche das Waisenhaus aus Fachwerk, das nach 1945 eingreifend verändert wurde. 1811 errichtete man südlich des Hospitals ein Brauereigebäude.13 PRIOREN Eine Liste der Prioren kann wegen des Fehlens von schriftlichen Quellen nicht zusammengestellt werden. Aus der Schenkungsurkunde des Lebuser Bürgers Girge Pickeler vom Jahre 1506 erfahren wir, dass zum genannten Zeitpunkt zwei Prioren im Dahmer Konvent anwesend waren (Nicolaus Bäer, Simon Thame). LITERATUR Rudolf Bergau, Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler in der Provinz Brandenburg. Berlin 1885, 311 – Wilhelm Blaue, Der Umbau der Klosterkirche zu Dahme zu einem Rentnerheim. In: Geschäftsbericht der Brandenburgischen Provinzialkomm.

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I. Klöster vor der Säkularisation

für Denkmalpflege 1922–1925 (1925), 98–103 – Reinhardt Butz, Gesch. Grundzüge der Beziehungen zwischen den Landesherren und den Bettelorden im obersächsisch-meißnischen Raum bis zum Ausgang des 14. Jhs. In: Könige, Landesherren und Bettelorden. Konflikt und Kooperation in West- und Mitteleuropa bis zur frühen Neuzeit. Hg. von Dieter Berg (Saxonia Franciscana 10) Werl 1998, 107–125 – Ders., Dahme. Karmeliter. In: Brandenburgisches Klosterbuch. Hdb. der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jhs. Bd. 1. Hg. von Heinz Dieter Heimann, Christian Gahlbeck, Christian Popp, Peter Riedel. Berlin 2007, 379–383 – Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das Bistum Brandenburg. Bd. 2. Hg. von Fritz Bünger/Gottfried Wentz. Berlin 1941, 380 – Ursula Creutz, Bibliographie der ehemaligen Klöster und Stifte im Bereich des Bistums Berlin, des Bischöflichen Amtes Schwerin und angrenzender Gebiete. Berlin 1988, 17f. – Dies., Gesch. der ehemaligen Klöster im Bistum Berlin in Einzelstud. Leipzig 1995, 303f. – Deckert, Oberdeutsche Provinz, 28 – Georg Dehio, Hdb. der deutschen Kunstdenkmäler. Die Kunstdenkmäler im Land Brandenburg. Bearb. von Gerhard von Vinken. Berlin 2000, 210–214 – Evamaria Engel, Dahme. In: Deutsches Städtebuch. Hdb. städtischer Gemeinden. Bd. 2. Städtebuch Brandenburg und Berlin. Hg. von Ders., Lieselott Enders, Gerd Heinrich, Winfried Schich. Stuttgart/Berlin/Köln 2000, 95–100 – Fritz Geisthardt, Dahme. In: Berlin und Brandenburg mit Neumark und Grenzmark Posen-Westpreußen. Hg. von Gerd Heinrich (Hdb. der Hist. Stätten Deutschlands 10) Stuttgart 1995, 158f. – Carl Christian Heffter, Urkundliche Chronik der alten Kreisstadt Jüterbock und ihrer Umgebungen, namentlich des Klosters Zinna, der Fabrikstadt Luckenwalde, der Herrschaft Baruth, der vormaligen Herrschaft Dahme, des Ländchens Beerwalde und auch der Stadt Treuenbrietzen. Jüterbog 1851 – Otto Liebchen, Die Klosterwiese der Karmelitermönche in Dahme. In: Heimatkalender des Kreises Jüterbog-Luckenwalde 1935, 98–100 – Monika Lodenkemper, Die ehemalige Klosterhospitalkirche in Dahme. Gesch. und Sanierung. In: Denkmalpflege im Land Brandenburg 1990–2000. Bd. 2. Worms 2001, 751–753 – Martini, Carmel 1, 683–689 – Werner Reinhold, Chronik der Stadt Dahme. Dahme 1845, 188f. – Christiane Salge, Hospitalkirche Dahme. Ungedr. Typoskript. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege. Berlin 1996 – Hans Saring, Die ältere Gesch. der Stadt Dahme bis zum Dreißigjährigen Krieg. In: Jb. für brandenburgische Landesgesch. 13, 1962, 83–95 – Max Wald, Heimatbuch der Stadt Dahme und Umgebung. Ein Führer durch den Ort und die angrenzenden Kreise. Dahme 1934. 1 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 28.  –  2 Reinhold, Chronik Dahme, 264.  –  3 Creutz, Gesch., 303; Reinhold, Chronik Dahme, 188; Wald, Heimatbuch Dahme, 21.  –  4 Butz, Beziehungen, 107–125.  –  5 ISF KB 43, fol. 70r.  –  6 Ebd., fol. 71, 72v.  –  7 Saring, Gesch. Dahme, 88.  –  8 Reinhold, Chronik Dahme, 264.  –  9 Ebd., 189.  –  10 Butz, Dahme, 379.  –  11 Creutz, Gesch., 304.  –  12 Reinhold, Chronik Dahme, 264–267.  –  13 Butz, Dahme, Abschnitt 6: Bau- und Kunstgesch. von Marcus Cante, 380.

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Dinkelsbühl Das ärmste Kloster der Oberdeutschen Provinz wurde Ende des 13. Jhs. aus staufischem Besitz durch die Bürger von Dinkelsbühl gegründet und zunächst mit Würzburger Karmeliten besetzt. Die wirtschaftliche Grundlage des Konvents bildeten Almosen und Bürgerstiftungen. Nach mehreren Bränden erforderte die Baufälligkeit der Kirchen- und Klosteranlage Neubauten um 1400 sowie zwischen 1679 und 1768. Mit der Säkularisation im Jahr 1803 wurde das Karmelitenkloster aufgelöst. 1839 musste es einem Neubau weichen, der heute die evangelische Pfarrkirche St. Paul beherbergt. Provinz Deutsche Provinz (um 1286–1291, 1297–1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1803) Diözese Augsburg Lage Bei der Gründung des Karmelitenklosters um 1286 ist bemerkenswert, dass der Klosterbau im Kern der damals bereits recht dicht bebauten Stadt noch genügend Platz finden konnte, was sich wohl daraus erklären lässt, dass es sich bei dem Areal vermutlich um staufisches Hausgut handelte. In der sogenannten „Alten Kapelle“ wird die erste Klosterkirche vermutet. Das nicht mehr erhaltene Gebäude, das wohl zum ursprünglichen staufischen Amtshof gehörte, ist in der Einfahrt des Schulhofes zwischen St.-Pauls-Kirche und evangelischem Kindergarten anzusiedeln. In der kopialen Überlieferung einer Urkunde von 12921 finden sich Hinweise auf einen Kirchenbau, der südlich der alten Kapelle angesiedelt werden muss und auf dessen Grund auch die Nachfolgebauten errichtet wurden. An die Kirche schloss sich in der gleichen Richtung der Kreuzgang an. Das Kloster besaß einen eigenen Friedhof, auf dem auch Stifter und Angehörige des Patriziats der Reichsstadt bestattet wurden. Nach der Vernichtung durch einen Brand um 1400 erfuhr die Klosteranlage eine Erweiterung.2 Beim Abbruch der Klosterkirche 1729 blieb vom Altbau nur der gotische Chor erhalten. Dieser wurde ab 1753 in den Neubau integriert, für den der Maurermeister Ludwig von Ellwangen gewonnen werden konnte. Die Maße der Kirche stimmten wohl mit dem Vorgängerbau überein. Deren Erneuerung fällt mit dem Neubau des Klosters zusammen, das im späten 17. Jh. als sehr baufällig galt. Dadurch wurde die Anlage nochmals nach Süden hin (Klostergasse/Rabengässle) vergrößert. Im Nordosten wurde durch Ankauf von Gebäuden 1679 und 1705 das Klosterbräuhaus (heute evangelischer Kindergarten) eingerichtet. Bis 1768 kamen im Südosten eine Holzlege sowie Kranken- und Gästezimmer hinzu, die den Klosterkomplex von ursprünglich 27 ha auf 43 ha erweiterten. Von der 1839 abgebrochenen Karmelitenkirche ist lediglich die Südwand, die in die Paulskirche integriert wurde, erhalten.3 Die Klosteranlage beherbergt heute die Städtische Berufsschule. Patrozinium Ein genaues Patrozinium der Klosterkirche ist nicht bekannt; eine Urkundenabschrift spricht von mehreren Heiligen.4 Es wird auch vermutet, dass die hl. Katharina Patronin der Kirche war.5

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Siegel Das Konventssiegel zeigt einen Schild unter einem Stechhelm, der im Haupt einen Querbalken, darunter drei Spitzen trägt. Das Siegel des Priors stellt denselben mit einem Stab in der rechten Hand dar.6 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Da die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges die Dinkelsbühler Archive stark in Mitleidenschaft gezogen hatten, war bereits am Ende des 17. Jhs. das Wissen um die Ursprünge des Karmelitenklosters verloren.7 Deshalb existieren über die Gründung des Konvents nur Legenden. Somit ist die Nachricht über den früher beim Wörnitztor bestehenden Hof des Dinkelbauern, der sein Anwesen an Würzburger Mönche zum Aufbau eines Klosters geschenkt haben soll, zu bezweifeln. Allerdings wurde die Erinnerung an diese Sage von den Karmeliten selbst gepflegt, die an ihrer Kirche eine Figur des sagenhaften Stifters anbringen ließen, die identisch sein dürfte mit derjenigen, die jetzt am Eingang zur Sakristei von St. Paul steht. Eine weitere Figur hat sich im Kreuzgang erhalten. Die Überlieferung setzt die Errichtung des Konvents um 1286 an, womit das Kloster zu den frühen Gründungen in der Oberdeutschen Provinz gehört. Über Ausstattung und Dotation liegen erst seit der Mitte des 14. Jhs. schriftliche Belege vor. Zwar betrieb der Konvent der Karmeliten keine eigene Landwirtschaft, besaß aber Waldungen bei Bergbronn (Gde. Kreßberg, Lkr. Schwäbisch Hall) und Dürrenstetten (Gde. Dürrenstetten, Ostalbkreis), die durch Waldhüter beaufsichtigt wurden. Die hauptsächlich aus Stiftungen stammenden Weiher wurden verpachtet. Der Konvent besaß zudem Häuser, die als Herbergen genutzt wurden, so seit 1394 in Crailsheim (Lkr. Schwäbisch Hall) sowie zusammen mit den Nördlinger Barfüßern in Wassertrüdingen (Lkr. Ansbach) seit 1481. Ihre seelsorgerische Tätigkeit konnten die Dinkelsbühler Karmeliten bis in die Diözesen Würzburg und Eichstätt ausdehnen. Mit den Nördlinger Ordensbrüdern wurde diesbezüglich 1440 ein genauer Grenzverlauf im Ries festgelegt, der durch die Pfarreien Goldburghausen (Gde. Riesbürg, Ostalbkreis), Kirchheim a. Ries (Ostalbkreis), Dirgenheim (Gde. Kirchheim a. Ries, Ostalbkreis), Wössingen (Gde. Unterschneidheim, Ostalbkreis), Benzenzimmern (Lkr. Donau-Ries), Munzingen (Gde. Wallerstein, Lkr. Donau-Ries), Wallerstein (Lkr. Donau-Ries), Birkhausen (Gde. Wallerstein, Lkr. Donau-Ries), Dürrenzimmern (Stadt Nördlingen, Lkr. Donau-Ries), Pfäfflingen (Stadt Nördlingen, Lkr. Donau-Ries) und Deiningen (Lkr. Donau-Ries) gebildet wurde.8 Ein Vorhaben von Markgraf Albrecht Achilles, 1462 eine Zweigniederlassung Dinkelbühls in Mariä Kappel (bei Crailsheim, Lkr. Schwäbisch Hall) zu errichten, konnte nicht verwirklicht werden.9 Weitere Entwicklung Mit dem Übertritt der Reichsstadt zum protestantischen Bekenntnis 1532 wurde das Kloster samt seiner Einkünfte eingezogen und der Konvent aus der Stadt gewiesen. Der Prior Hans Haßold trat 1534 zum Luthertum über und wurde daraufhin lutherischer Pfarrer zu Villersbronn (Gde. Wilburgstetten, Lkr. Ansbach). Allerdings konnten die Karmeliten 1549 nach dem Sieg Kaiser Karls

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V. über den Schmalkaldischen Bund wieder in ihr Kloster zurückkehren. Dennoch drohte die Überantwortung der Kirche an die Protestanten, als sich im Jahr 1566 nur noch ein Konventuale im Kloster befand. Auch unmittelbar vor und nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Bestehen des Klosters mehrmals ernsthaft gefährdet, da der Konvent nur aus wenigen Brüdern bestand. Allmählich entwickelte er jedoch eine reiche seelsorgerische Tätigkeit, so dass er bis zum Jahr 1760 auf 25 Mitglieder anwuchs. So wurden zahlreiche Pfarreien10 durch seelsorgerische Aushilfen des Karmelitenklosters betreut. Einkünfte Die Einnahmen des Klosters waren gering – es galt als das ärmste Karmelitenkloster der Oberdeutschen Ordensprovinz. Sie entstammten zum größten Teil dem Sammeln von Almosen. Zu diesem Zweck waren den Karmeliten genau bemessene Terminierbezirke in der Umgebung Dinkelsbühls zugewiesen. Weiterhin flossen aus dem Grundbesitz, der aus frommen Stiftungen erwachsen war, regelmäßige Abgaben.11 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Die Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich (1792–1801) bürdeten dem Karmelitenkloster große Lasten durch die Verpflegung kaiserlicher Truppen auf. Gleichzeitig wurde der Konvent zum Zufluchtsort von Geistlichen, die aus Frankreich flüchteten, weil sie den seit 1791 vorgeschriebenen Eid auf die französische Verfassung verweigerten.12 1803 wurde das Kloster infolge des Reichsdeputationshauptschlusses zunächst dem Deutschen Orden als Entschädigungsmasse einverleibt. Nach dem Übergang an das Königreich Bayern dienten die Gebäude als Brauerei, Salzlager, evangelische „Kinderbewahranstalt“ und als höhere Mädchenschule. Im Jahr 1812 kaufte die lutherische Pfarrgemeinde die Klostergebäude mit Kirche. 1839 wurde die Kirche mit dem größeren Teil des Klosters abgebrochen und die neue evangelische Pfarrkirche St. Paul errichtet. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Von den ehemals wohlgeordneten Archivbeständen des Karmelitenklosters sind lediglich Reste erhalten. Aufgrund der Übernahme der Archivalien durch verschiedene Institutionen (Deutscher Orden, königlich bayerische Ämter) infolge des Reichsdeputationshauptschlusses wurden die als Nachweis für die Ansprüche des jeweiligen Rechtsnachfolgers benötigten Archivalien zerstreut. Ein geringer Teil wurde 1812 zusammen mit weiteren Quellen Dinkelsbühler Provenienz an das damalige Archivkonservatorium Ansbach eingesandt. Dort wurden die Urkunden durch den Archivar Gebhart 1813 in einem Repertorium über die ursprünglich in der Reichsstadt Dinkelsbühl gelagerten Urkunden unterschiedlicher Herkunft (Reichsstadt, Hl.-Geist-Spital, Karmelitenkloster, Kapuzinerkloster, Deutschordensoberamt Dinkelsbühl) zusammengefasst.13 Nach der Auflösung des Ansbacher Archivkonservatoriums 1821/22 wurden dessen Bestände mit denen des königlich bayerischen Archivs in Nürnberg vereinigt. Mit der Verordnung des

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Reichsarchivs in München von 1829, wonach alle Urkunden vor 1400 dorthin einzusenden seien, wurde der Urkundenbestand des Karmelitenklosters lediglich um eine Nummer geschmälert. Die Amtsbücher und Akten waren im Kreis- bzw. Staatsarchiv Nürnberg gemäß ihrer Herkunft (Archivkonservatorium Ansbach, verschiedene Behördenabgaben des 19. Jhs.) auf verschiedene Bestände aufgeteilt: Ansbacher Salbücher (Rep. 122), Reichsstadt Dinkelsbühl Akten (Rep. 198a), Reichsstadt Dinkelsbühl (Rep. 199, später: 225/6/I,II) und Rentamt Dinkelsbühl. Mit der Verlegung des schwäbischen Staatsarchivs von Neuburg a. d. Donau nach Augsburg im Jahr 1989 erhielt dieses für den historischen Bereich seiner Bestände die Zuständigkeit für alle an Bayern gefallenen Institutionen und Herrschaften des ehemaligen Schwäbischen Reichskreises. Daher wurden 1990 vom Staatsarchiv Nürnberg u. a. die Archivalien Dinkelsbühler Provenienz nach Augsburg abgegeben. Das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München ergänzte den Bestand durch die Abgabe der Urkunde von 1399. Insgesamt sind 13 Urkunden aus dem Zeitraum von 1399 bis 1721, 17 Amtsbücher (1450–1690) und 13 Akten (1588–1771) erhalten, die 2004 neu erschlossen worden sind. Die Dokumente waren im Archiv des Karmelitenklosters durch ein alphanumerisches System aus Großbuchstaben und römischen Zahlen gegliedert. Von den wenigen überlieferten Archivalien sind neben den Urkunden, die vor allem die wohltätigen Stiftungen für das Kloster sowie die Kauftätigkeit von Prior und Konvent zur Abrundung des Besitzes belegen, die vier erhaltenen Kopialbücher wertvoll, da sie eine Vielzahl an verlorenen Dokumenten belegen. Diese seit der Mitte des 15. Jhs. angelegten Bände umfassen die frühesten Zeugnisse seit der Gründung der Dinkelsbühler Niederlassung bis 1681. Neben einigen Jahresrechnungen zwischen 1593 und 1602 runden eine Baurechnung von 1594/1595, ein Urbar von 1662, ein Zinsbuch über abgabepflichtige Hintersassen sowie ein Band mit notariell beglaubigten Urkunden des 17. Jhs. die geringe Überlieferung an Amtsbüchern ab. Bei den fragmentarisch erhaltenen Akten sind vor allem die Verzeichnisse über Jahrtagsstiftungen seit der Mitte des 14. Jhs. sowie die Notizen zu einer Abfassung der Geschichte des Konvents aus dem 17. Jh. erwähnenswert. Im katholischen Pfarr­archiv existiert darüber hinaus ein Großfolioband, der ein Diarium des Klosters aus den Jahren 1772–1798 enthält. Dieses spiegelt die zeitgeschichtlichen Ereignisse vor allem der französischen Koalitionskriege wider. Der Konvent soll zudem eine umfangreiche Bibliothek von ca. 5000 Bänden besessen haben.14 Gedruckte Quellen: Ludwig Schnurrer, Die Urk. der Stadt Dinkelsbühl 1282–1500. 2 Bde. München 1960–1962 (Bayerische Archivinventare 15, 19). BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Von den ehemaligen Klostergebäuden sind südlich der 1840–1843 errichteten Paulskirche ein Binnenhof und daran im Osten anschließend ein weiterer geräumiger Hof erhalten. In die dreigeschossigen Flügel um den eigentlichen Klosterhof zur Kloster- und Rabengasse gelangt man durch ein rechteckiges, mit ionischen Pilas-

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tern geschmücktes Portal aus der Zeit um 1700, das im Giebel eine Sandsteinfigur der Muttergottes trägt. Am Obergeschoss des Ostflügels des Hofs befindet sich die farbig gefasste Figur des Dinkelbauern aus der Wende vom 16. zum 17. Jh. Sein Pendant steht an der Sakristei der Paulskirche. Im Ostflügel sind noch das Refektorium mit Stuckdecke und die Klosterküche erhalten sowie weitere Räume und Zellen im Westflügel. Aus der ehemaligen Karmelitenkirche wurden im Arkadengang mehrere seit der 2. Hälfte des 16. Jhs. erhaltene Grabdenkmäler Dinkelsbühler Bürger neu aufgestellt. Ein weiteres Gebäude der ehemaligen Klosteranlage stellt das noch erhaltene Brauhaus aus dem späten 17. Jh. an der Nördlinger Straße dar.15 PRIOREN (durch Quellen belegt) Paul Zindel 1400 – Siegfried Fasser 1424 – Johannes Thoman 1451–1452 – Johannes von Crailsheim 1452–1465 – Johannes Pellifex 1473 – Michael Spengler 1477 – Johannes Zeylmair 1473–1494 – Hans Haßold 1534 – Leonhard Schatzmann 1534 – Vitus Strobel 1549 – Sebastian Öchsle 1593–1602 – Alexander Sue­ vus 1634 – Eduardus a S. Michaele Archangelo 1662–1663 – Angelus a S. C ­ ruce 1664– 1666 – Theobaldus a S. Stephano 1681 – Arnoldus ab Assumptione Beatae Mariae Virginis 1691–1705 – Otto a S. Anna 1712–1713, 1721–1724 – Chrysostomus a S. Heinrico 1721 – Lotharius a S. Josepho 1772–1776, 1786–1789, später Provinzial – Berengarius a S. Telesphoro 1792–1795. LITERATUR Christian Bürckstürmer, Gesch. der Reformation und Gegenreformation in der ehemaligen freien Reichsstadt Dinkelsbühl (1524–1648). 2 Bde. Leipzig 1914 – Adalbert Deckert, Die Karmelitenklöster in Bayern. Zwischen Reformation und Säkularisation. In: Zs. für bayerische Landesgesch. 53, 1990, 3–49 – Deckert, Oberdeutsche Provinz – Deckert/Hösler, Acta – August Gabler, Zur Frühgesch. des Karmelitenklosters in Dinkelsbühl. In: Alt-Dinkelsbühl 59, 1983 Nr. 1 und 2, 4–11 – August Gebessler, Stadt und Lkr. Dinkelsbühl. München 1962 (Bayerische Kunstdenkmale 15) – Felix Mader, Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken. Bd. 4: Stadt Dinkelsbühl. München 1931, 113–116 (Die Kunstdenkmäler von Bayern) – Friedrich Ritter, Aus Tagebuch-Aufzeichnungen des Karmelitenordens. In: Alt-Dinkelsbühl 6, 1915, 44–48 – Ludwig Schnurrer, Dinkelsbühl um 1500. Vortrag in Dinkelsbühl am 15. 4. 1999 anlässlich des Jubiläumsjahres „500 Jahre Münster St. Georg“. In: Hist. Verein „Alt-Dinkelsbühl“ e. V. Jb. 2000–2003, 31–45 – Josef Seubert, Untersuchungen zur Gesch. der Reformation in der ehemaligen freien Reichsstadt Dinkelsbühl. Diss. Tübingen 1970 – Anton Steichele, Das Bisthum Augsburg, hist. und statistisch beschrieben. Bd. 3. Augsburg 1872, 306–309 – Dionys Stiefenhofer, Die Bibliotheken des ehemaligen Karmeliter- und Kapuzinerklosters in Dinkelsbühl. In: Alt-Dinkelsbühl 27, 1940, 53, 56; 28, 1941, 1–3 – Ders., Die Karmeliterkirche in Dinkelsbühl von 1729–1839. In: Alt-Dinkelsbühl 19, 1932, 1–24 – Ders., Zur Gesch. des ehemaligen Karmelitenklosters in Dinkelsbühl. In: Alt-Dinkelsbühl 26, 1939, 13–16, 21–40; 27, 1940, 1–51 – Paul Warmbrunn, Zwei Konfessionen in einer

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Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548 bis 1648. Wiesbaden 1983 (Veröff. des Instituts für Europäische Gesch. Mainz 111). 1

StA Augsburg, Dinkelsbühl – Karmeliterkloster Bd. 1, 318.  –  2 Am 1.9.1400 stiftet Kun von Kuollingen 100 fl. für den Wiederaufbau des Klosters (StA Augsburg, Dinkelsbühl – Karmeliterkloster Urk. 2).  –  3 Gabler, Frühgesch. Nr. 1 u. 2, 5–11.  –  4 StA Augsburg, Dinkelsbühl – Karmeliterkloster Bd. 1, 313.  –  5 Mader, Stadt Dinkelsbühl, 115.  –  6 StA Augsburg, Dinkelsbühl – Karmeliterkloster Urk. 3 vom 1.9.1400.  –  7 StA Augsburg, Dinkelsbühl – Karmeliterkloster Urk. 11.  –  8 StA Augsburg, Dinkelsbühl – Karmeliterkloster Bd. 1, 276.  –  9 Gabler, Frühgesch. Nr. 1, S. 8.  –  10 Arberg (Lkr. Ansbach), Ellenberg (Ostalbkreis), Flochberg (Stadt Bopfingen, Ostalbkreis), Halsbach (Gde. Dürrwangen, Lkr. Ansbach), Herrieden (Lkr. Ansbach), Kapfenburg (Gde. Lauchheim, Ostalbkreis), Lellenfeld (Gde. Arberg, Lkr. Ansbach), Marktlustenau (Gde. Kreßberg, Lkr. Schwäbisch Hall), Neunstetten (Gde. Herrieden, Lkr. Ansbach), Reimlingen (Lkr. DonauRies), Unterschneidheim (Ostalbkreis), Stödtlen (Ostalbkreis), Tannhausen (Ostalbkreis), Virnsberg (Gde. Flachslanden, Lkr. Ansbach), Wilburgstetten (Lkr. Ansbach) und Zöbingen (Gde. Unterschneidheim, Ostalbkreis): Deckert, Karmelitenklöster, 42.  –  11 Schnurrer, Dinkelsbühl, 43.  –  12 Deckert, Karmelitenklöster, 38.  –  13 StA Nürnberg, Repertorium 198a.  –  14 Stiefenhofer, Bibliotheken.  –  15 Gebessler, Stadt und Lkr. Dinkelsbühl, 48f.

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Düren Die einzige Niederlassung der Karmeliter im Herzogtum Jülich entstand 1358 auf Initiative Herzog Wilhelms I. von Jülich und ging im Krieg Kaiser Karls V. mit Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg um die geldrische Erbfolge 1543 unter. Das Kloster gewann in den knapp 200 Jahren seines Bestehens nur begrenzte Bedeutung für das Dürener Land. Es erreichte keine Außenwirkung über sein engeres Umfeld hinaus. In der Ordensgeschichtsschreibung des 17. Jhs. wird seine Geschichte dargestellt. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Köln Lage Die topographische Lage des Dürener Karmeliterklosters „zum Gotteshaus“ (Cloister zom gotzhuse) lässt sich allein aus Schriftquellen und aus der Stadtansicht des Wenzel Hollar von 1634 erschließen, da die Gebäude bei der Belagerung der Stadt während des Geldrischen Erbfolgestreits durch die Truppen Kaiser Karls V. am 24. August 1543 zerstört und später nicht wiedererrichtet wurden. Das Kloster lag außerhalb der Stadtbefestigung vor dem Obertor, das auf dem Stadtplan Wenzel Hollars als „Gotteshauß pfort“ bezeichnet ist. Die Klosterruine sowie die Flurnamen „Gotteshausgärten“ und „Gotteshausfeld“ lassen die Lage des untergegangenen Klosters erkennen. Im heutigen Straßenverlauf hat man es an der Kreuzung der Oberstraße/Bonnerstraße/Ursulinenstraße zu suchen.1 Patrozinium Patrone des Klosters waren die Gottesmutter Maria und der hl. Cyrillus. Siegel Das runde Konventssiegel (Kirchenbildsiegel) zeigt vor einem mit Pünktchen gefüllten schrägen Gittergund einen knienden Ritter, der ein Kirchenmodell trägt; darunter der Jülicher Löwenschild. Umschrift: sigillvm commvnitatis conventvs dvrensis ord: carmel.2 Das ovale Priorensiegel (Stehbildsiegel) zeigt einen die Hostie erhebenden Priester am Altar.3 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Der Fundator des Dürener Klosters ist Herzog Wilhelm I. von Jülich, der die Pfandherrschaft über die Stadt Düren besaß. Auf seine Bitte hin erhielt der Generalprior des Karmeliterordens – das Amt war zu dieser Zeit vakant – am 12. Februar 1358 mit einer Bulle Papst Innozenz VI. die Genehmigung zur Errichtung des Klosters bei der Stadt Düren („iuxta opidum ... Duren“).4 Herzog Wilhelm stiftete, wie in der Bulle ausgeführt wird, die Grundausstattung für seine Neugründung wegen seiner besonderen Verehrung für die Gottesmutter und für den Orden der Karmeliter. Von den Gebäuden, die er dem Konvent überließ, findet die Kirche mit Glockenturm und Glocke als Zeichen für den öffentlichen Gottesdienst besondere Erwähnung; ebenso werden der Friedhof und die für das Konventsleben notwendigen Häuser genannt. Mit diesen Formulierungen nimmt die Bulle Innozenz VI. direkten Bezug auf die Bulle „Speciali gratia“ Alexanders IV., der den Karmeliterorden 1261 entsprechend privilegiert hatte.5 Die

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Konventsstärke wurde auf zwölf Brüder festgesetzt. Innozenz VI. bestätigte weiterhin ausdrücklich die Mendikatenprivilegien Bonifaz VIII. Vor allem war damit die am 18. Februar 1300 erteilte Vollmacht gemeint, die den Mendikanten das Predigtrecht im Freien und in ihren eigenen Kirchen verlieh, ihre Predigt in einer Pfarrkirche jedoch von der Erlaubnis des Pfarrers abhängig machte. Bei Beerdigungen hatten sie die Pfründeansprüche der Pfarrgeistlichkeit zu respektieren. Als Klosterkirche erhielten die Karmeliter von Herzog Wilhelm am 16. Januar 1359 die Sakramentskapelle, die er um 1329 gestiftet hatte und die seitdem als Wallfahrtskapelle diente. Sie lag vor dem Obertor außerhalb der Stadtmauer. Hier sollte der neue Konvent sich niederlassen. Bevor die Karmeliter jedoch in den Besitz der Kapelle eingewiesen wurden, mussten die Rechte der bisherigen Pfründe­ inhaber abgelöst werden. Deshalb wurden zunächst die Einkünfte des Altaristen und der drei Benefiziaten der Sakramentskapelle an die Dürener Pfarrkirche übertragen. Die Betroffenen stimmten der Versetzung am 20./26. Dezember 1358 zu. Gleichzeitig schloss der Kölner Karmeliterprior als Vertreter des Ordens mit dem Dürener Pfarrer Rudolph einen Vergleich über die Überführung der vier Kaplanstellen an die Pfarrkirche, die Teilung der Begräbnisgebühren zwischen den Karmelitern und den Benefiziaten und die Übernahme einer abhängigen Kapelle in Distelrath durch die Karmeliter. Als diese Rechtsgeschäfte einvernehmlich vollzogen waren, erteilte Erzbischof Wilhelm von Köln die Genehmigung zum Bau des Klosters für zwölf Brüder neben der Sakramentskapelle.6 Diese war offenbar auch namengebend für das Kloster, das gewöhnlich als „Cloister zom gotzhuse“ bezeichnet wurde.7 Auf dem Provinzkapitel in Boppard 1359 wurde die Neugründung als 21. Kloster in die Niederdeutsche Provinz aufgenommen und der erste Prior eingesetzt.8 Herzog Wilhelm unterstützte die „Vrauwen-broedere van Duren“ beim Bau ihrer Niederlassung, indem er seine Amtleute am 5. Juni 1360 anwies, sie nicht am Sammeln von Bau- und Brennholz zu hindern.9 Der Konvent pflegte die Erinnerung an den Klosterstifter mit einer Memorie am 1. Januar für Herzog Wilhelm und seine Gemahlin Maria, Herzogin von Geldern und Jülich.10 Stiftungen Das Gebet war die spirituelle Grundlage für das Leben des Konvents als geistlicher Gemeinschaft und der einzelnen Brüder (Karmelregel, VII. Kapitel). Das Gebet als Memoria und Fürbitte für Verstorbene sicherte zugleich auch seine materielle Subsistenzgrundlage durch Seelgerät- und Gedächtnisstiftungen, wie sich an den überlieferten Anniversarstiftungen und dem Memorienbuch des Klosters ablesen lässt. Dabei handelt es sich zum einen um die urkundlich festgeschriebenen Bitten von Gläubigen, meist Dürener Bürgern, zur Aufnahme in die Gebetsbruderschaft des Klosters und um das ewige Gedächtnis, zum anderen um die „Erinnerungsleistung“ des Konvents in Gedenkmessen und Anniversarien, die in dem Memorienbuch festgehalten wurden. Die Einträge für die Wohltäter des Klosters korrespondieren unmittelbar mit den erhaltenen Urkunden, wie z. B. die Notiz zum 23. Oktober zeigt. Hier wird die Feier des Anniversarium für Wilhelm

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und Katharina Wentzchin von Winden verzeichnet, die am 29. November 1427 um Aufnahme in die Gebetsbruderschaft baten und dem Kloster eine Jahresrente von 1 Malter Roggen und 1 Sümmer Hafer vermachten.11 Schule und Ordensstudium Auf das geistige Leben der Dürener Karmeliter werfen einzelne Nachrichten in Urkunden, in denen Ordensstudien auftauchen, ein Schlaglicht. Im Karmeliterkloster Gotteshaus bestand ein Konventsstudium, das von zwei Lektoren geleitet wurde, denen ein Cursor und ein Informator zugeordnet waren. Die ältere Forschung meinte daraus eine öffentliche Lehrtätigkeit der Karmeliter ableiten zu können. So vertrat Heinrich Hubert Koch die Auffassung, die Dürener Karmeliter hätten Schulen vom Elementarunterricht über die Lateinschule bis zu Studien in Philosophie und Theologie auch für ordensfremde Personen unterhalten.12 Hans Lansink konnte jedoch diese Thesen zurückweisen und überzeugend darlegen, dass die Karmeliter in Düren keine öffentliche Schule für Weltleute unterhielten.13 Bruderschaften Bei dem Kloster bestand eine Gebetsbruderschaft, deren im 15. Jh. angelegtes Memorienbuch die Namen der Mitglieder mit ihren Stiftungen verzeichnet.14 Einkünfte Als die Karmeliter nach Düren berufen wurden, gab es dort neben der Pfarrkirche nur zwei ältere Klöster: eine Niederlassung der Johanniter und das Wilhelmitenkloster „Zum Paradies“. Beide befanden sich ebenfalls in ungesicherter Lage außerhalb der Stadt (vor dem Philippstor). Die nächstgelegenen Karmeliterniederlassungen waren in Köln und Aachen. Um Konkurrenzen der drei Klöster beim Almosensammeln auszuschließen, legte das Provinzkapitel der Niederdeutschen Provinz in Köln am 26. April 1360 den Terminierbezirk des Dürener Klosters fest. Er wurde aus dem Termin des Kölner Klosters herausgetrennt und umfasste die Stadt und namentlich erwähnte Ortschaften, die im Radius von 1 ½ Meilen um die Stadt herum lagen.15 Dadurch war der Wirkungskreis der Dürener Karmeliter eng begrenzt. 1396 überließen die Kölner Karmeliter dem Kloster in Düren zusätzlich noch den Jülicher Terminierbezirk.16 Zu den beiden Klöstern in Köln und Aachen unterhielt der Dürener Konvent sporadische Verbindungen. Die wirtschaftliche Grundlage seiner Existenz fand der Karmeliterkonvent wie alle Mendikanten im Terminieren. Weitere Einkünfte zur Sicherung seines Lebensunterhalts erzielte er aus Renteneinkünften, und zwar aus Natural- wie auch aus Geldrenten. Diese kontinuierlich eingehenden und damit kalkulierbaren Einkünfte bildeten das feste Gerüst der klösterlichen Wirtschaftsführung. Ihre Höhe lässt sich aus der Überlieferung in den Urkunden und den Aufzeichnungen in den Anniversarienbüchern ermitteln, während die Geldeinnahmen aus dem Almosensammeln in unbekannter Höhe eingingen. Somit lässt sich der Umfang des Finanzhaushalts des Klosters nicht bestimmen. Für die Geldgeschäfte war es von Bedeutung, dass Herzog Wilhelm die Grundausstattung des Klosters mit der Ver-

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leihung der Steuerfreiheit für jährliche Renten binnen der Stadt Düren im Wert von 100 Mark (26. November 1359) erweiterte.17 Grundeigentum erwarb das Kloster durch Käufe und Schenkungen. Es hatte nur geringen Umfang und setzte sich aus wenigen Gärten, die zum Teil selbst bewirtschaftet, zum Teil verpachtet wurden, zwei Weingärten und zwei Ackergrundstücken zusammen. Dazu kamen zwei Häuser in der Stadt Düren. Von größerer Bedeutung waren die Renten, die dem Kloster in der Regel als Seelenheil-, Jahrgedächtnis- oder sonstige Stiftungen und Schenkungen übertragen wurden. Die Rechtsgeschäfte wurden in der Regel vor den Schöffen der Stadt Düren abgeschlossen. Zerstörung des Klosters und Restitutionsversuche Bei der Belagerung der Stadt Düren durch die Truppen Kaiser Karls V. wurde die Klosteranlage am 24. August 1543 durch einen Brand zerstört. Der Konvent hatte das Kloster rechtzeitig verlassen und sich in die Stadt zurückgezogen. Die Konventsmitglieder waren seitdem zerstreut18 und nahmen das Gemeinschaftsleben auch in den folgenden Jahren nicht wieder auf. Über ihr weiteres Schicksal wird nichts bekannt. Prior Albert Könninck zog in das Pfarrhaus in Düren ein, nachdem Herzog Wilhelm V. von Jülich-KleveBerg ihn als Pfarrer der Pfarrkirche St. Anna in Düren eingesetzt hatte.19 Albert Könninck war dem Herzog gut bekannt, denn er hatte ihn 1540/42 als seinen Ratgeber bei den Wormser Religionsgesprächen herangezogen.20 Die Versuche zum Wiederaufbau des Klosters sollten sich über mehr als ein Jh. hinziehen und schließlich ergebnislos enden. Zunächst schöpfte der Provinzial Eberhard Billick alle Möglichkeiten aus, um es rasch wiederzubeleben. Bereits zwei Tage nach der Zerstörung, am 26. August 1543, wandte er sich von Köln aus mit einer Supplik an den kaiserlichen Vizekanzler Johannes Naves und forderte ihn auf, seinen Einfluss für die Wiederherstellung des Klosters geltend zu machen, das die kaiserlichen Truppen nach seinen Worten dem Erdboden gleichgemacht hatten. In gleicher Sache schrieb er auch an Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg mit der Bitte, für die Rückgabe der Klostergüter an den Orden zu sorgen.21 Diese wie auch alle späteren Versuche zur Wiedererrichtung misslangen indes. Gänzlich unerfüllt blieben alle Bitten des Provinzkapitels an den Titularprior Albert Könninck, sich um die Wiederherstellung seines Klosters und die Neubelebung des Konventslebens zu bemühen, denn er hatte daran offenbar kein Interesse. Den Aufforderungen „pro restauratione et reaedificatione conventus sui“ bemüht zu sein, die das Provinzkapitel seit 1544 in jedem Jahr an ihn richtete, kam er trotz eindringlicher Ermahnungen bis zu seinem Tod 1563 nicht nach.22 Nicht einmal die Zitation zu einer Unterredung mit dem Provinzial Eberhard Billick am 14. Januar 1550 hatte den gewünschten Erfolg.23 Der ehemalige Prior musste sich den Vorwurf gefallen lassen, er suche nur seinen eigenen Vorteil, nicht aber den des Ordens24 – ein Urteil, das seine Bestätigung in dem Testament Albert Könnincks fand, mit dem er seinen Nachlass, soweit es sich um ehemaliges Klostereigentum handelte, dem Herzog von Jülich-Kleve-Berg zu dessen freier Verfügung vermachte.25

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1549 versuchte Eberhard Billick, den Generalprior Nikolaus Audet für eine „recuperatio et restauracio“ zu gewinnen.26 Sie kam jedoch nicht zustande. Auch eine weitere Supplik an Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg, für die er auch den inzwischen zum Dekan des Herzogtums Jülich ernannten ehemaligen Prior Albert Könninck gewann, hatte keinen Erfolg.27 Nach dem Tod Eberhard Billicks am 11. Januar 155728 führte Provinzial Johannes Mayer die Unternehmungen in dieser Sache fort.29 Der Jülich-Klevische Erbfolgestreit setzte weiteren Bemühungen um die Restitution des Klosters jedoch zunächst ein Ende.30 Weitere Pläne für einen Wiederaufbau der Kirchen- und Klostergebäude, deren Ruinen noch standen, regten sich erst ein knappes Jh. nach dem Untergang im Zuge der Neuordnung der Einflussbereiche der Niederdeutschen und der 1597 neu errichteten Belgischen Provinz. 1630 wurden im Verlauf der Reform der Provincia Belgica auf Betreiben der Infantin Clara Isabella Eugenia von Spanien die Brabanter Klöster von der Niederdeutschen Provinz abgetrennt und der Belgischen Provinz angegliedert. Der niederdeutsche Provinzial Johann Dunwalt konnte das nicht verhindern, widmete sich danach aber umso stärker der inneren Konsolidierung seiner verkleinerten Provinz, die nach der Teilung nur 67 Brüder zählte.31 So wollte er auch die Dürener Niederlassung neu beleben. Auf seine Bitte hin setzte sich die Infantin Isabella 1630 von Brüssel aus bei dem Landesherrn Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg für die Rückgabe des Klostergrundstücks, der zugehörigen Renten und sonstigen Einkünfte an den Karmeliterorden ein.32 Es kam jedoch weder zur Wiederbegründung des Klosters Gotteshaus noch zur Rückgabe seiner Güter an den Orden. 1638 erhielt der Kölner Subprior und Ordenshistoriker Segerus Pauli auf seine Bitte hin von Generalprior Theodor Stratius die Genehmigung, sich um die Wiederbelebung des verlorenen Klosters zu bemühen. Es konnte jedoch nur festgestellt werden, dass nichts zu erreichen sei.33 Auch später noch ließ das Provinzkapitel nichts unversucht und beauftragte schließlich 1653 den Kölner Prior Jacobus Emans, die Restitution des Klosters zu betreiben.34 Doch führte auch dieser Vorstoß nicht zu dem gewünschten Erfolg. Danach scheint das Provinzkapitel das Dürener Kloster endgültig aufgegeben zu haben. ARCHIV Der letzte Prior Albert Könninck hatte den kostbarsten beweglichen Besitz des Klosters in der Zeit der Jülicher Fehde 1543 nach Köln in Sicherheit bringen lassen. Am 5. August 1543 wurde ein Bote im Auftrag des herzoglich-jülichschen Amtmanns von Düren zu dem Kölner Bürger Johann Pastors gesandt, „etlicher Kirchen Clenodien haluen usser deme Cloister zom gotzhuse deselue in gewarsamheit zu behalden“.35 Bei der Eröffnung des Testaments von Albert Könninck 1563 wurden sie noch dort aufbewahrt.36 Über die Urkunden vermerkten die Testamentsvollstrecker, dass nur wenige Zinsbriefe in dem Nachlass zu finden seien.37 Der Provinzialprior und der Prokurator des Kölner Konvents forderten die Herausgabe der schriftlichen Hinterlassen-

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schaft des Klosters, der Urkunden, Bücher, Rentbriefe u. a. sowie der Kirchenausstattung, doch habe der Herzog alles an sich gebracht, wie der Ordenshistoriker Jakob Milendunck bitter vermerkte.38 Er notierte auch, dass im Archiv der Niederdeutschen Provinz zu seiner Zeit einige Rentbriefe des Dürener Klosters zu finden seien.39 Weitere Urkunden müssen ebenfalls in das Provinzarchiv gelangt sein, das jeweils in das Kloster wanderte, in dem der Provinzial seinen Sitz hatte. Da der letzte Provinzial vor der Säkularisation in Frankfurt am Main residierte, wurde das Provinzarchiv bei der Aufhebung des Frankfurter Karmeliterklosters in das dortige Stadtarchiv übernommen. Das Repertorium 195 im heutigen Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Stadtarchiv, enthält ein Verzeichnis der Urkunden und Akten der Niederdeutschen Provinz und der zu ihr gehörenden Klöster, darunter auch die Dürener Urkunden. Diese befinden sich heute jedoch nicht mehr in Frankfurt, sondern wurden an das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf abgegeben und bilden dort den Bestand „Düren, Karmeliter“ (144 Originale; teilweise fremde Provenienzen). Dazu gehört auch die einzige überlieferte Handschrift, ein Band mit zwei Memorienbüchern (40 und 24 Blätter) mit Einträgen aus dem 14.–16. Jh. Er war aus unbekannten Gründen in das Archiv des 1628 gegründeten Dürener Annuntiatenklosters gelangt und kam bei dessen Aufhebung 1802 nach Düsseldorf, wo er erst nach 1910 wieder dem Archiv des Dürener Karmeliterklosters eingegliedert wurde, Ergänzende Angaben zur Geschichte des Klosters enthalten die Aufzeichnungen des Ordenshistorikers und Archivars der Niederdeutschen Karmeliterprovinz, Jakob Milendunck († 1682) im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Karmeliterkloster, Bücher 46, mit Urkundenabschriften und einer Darstellung der „Monasteria provinciae Alemaniae inferioris post divisionem anno 1348“ (Conventus Durensis sive Marcoduranus, fol. 545r–554v). Ein Verzeichnis der Urkunden und Akten des Klosterarchivs, die nach dem Untergang des Klosters in das Archiv der Niederdeutschen Provinz gelangt waren, findet sich in dem 1691 angelegten Archivilogium Rheno-Carmelitanum (ebd., Bücher 81, p. 791–818). Gedruckte Quellen: Walter Kaemmerer, UB der Stadt Düren 748–1500. Bd. 1, 1: 748– 1400; Bd. 1, 2: 1400–1500; Bd. 2: Schöffenurk. von 1261–1550. Düren 1971–1978 (Beitrr. zur Gesch. des Dürener Landes 12–14) – Heinrich Hubert Koch, Urk. der Stadt Düren. 14.–16. Jh. Frankfurt/M. 1897 – Koch, Karmelitenklöster, Urk.anhang, 179– 195, Nr. 26–53 – Heinrich Volbert Sauerland, Urk. und Regesten zur Gesch. der Rheinlande aus dem vatikanischen Archiv. Bd. 4. Bonn 1907 (Publ. der Ges. für Rheinische Gesch.kunde 23) Nr. 476, 850 (Urk. Papst Innozenz VI. von 1358) – August Schoop, Dürener Karmeliterurk. In: Zs. des Aachener Gesch.vereins 25, 1903, 313–334. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Im Stadtbild von Düren erinnert heute nichts mehr an das Karmeliterkloster. Seine Ruine war noch etwa 90 Jahre nach der Zerstörung auf dem Stadtplan von Wenzel Hollar aus dem Jahr 1634 eingezeichnet. Über den Verbleib der Ausstattung der

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Kirche und des Klosters sowie der liturgischen Geräte ist nichts bekannt. Einen Teil der Paramente soll der letzte Prior Albert Könninck, der 1539 Pfarrer in der Annakirche in Düren wurde, dorthin mitgenommen haben, anderes soll der Kirche in Froitzheim und weiteren Kirchen geschenkt worden sein.40 PRIOREN41 Joannes de Campo (van dem Felde) 1359–1366, † 1366 – Reinardus de Wesalia als Prior genannt für die Jahre 1361–136242 – Conradus de Castris 1366–1367 (1367 nach Geldern versetzt) – Goswinus de Redichein 1367 – Gobelinus de Brolio 1372–1374 – Arnoldus de Aquila 1374 – Mathias 1376 – Johannes Duysgen de Duren 1377–1384, † 1384 – Jacobus de Diedenhoven 1384 (bis zu seinem Tod 1388 als „quondam prior“ erwähnt) – Hermannus de Novo Foro (Neumart) 1384–1400 – Goswinus de Spinis 1419–1426 – Gerardus de Scuto 1429 – Hermann van der Wie (von Remmelsberg) 1441 – Leo Duiskern (de Duren) 1442 – Arnoldus van de Eicke 1456 – Werner von Golzheim 1462–1467, † 1491 – Heinricus Pistoris, um 1467 – Joeris van Zyrne (von Zier) 1472 – Henricus Pistoris 1500–1507, † 150743 – Adam de Duren 1508–150944 – Johannes Schaeffer (Opilionis) 1510–1517, † 151745 – Johannes Homportz (Hornportz, Hoportz) 1518–1520, † 152046 – Simon Duppengießer 1522–152947 – Lic. theol. Albert Könninck (Regius) 1534–1543, † 1563. LITERATUR Günter Bers, Der Dürener Karmelit Albertus Regius († 1563). In: Dürener Gesch. bll. 60, 1972, 1529–1536 – Matthias Michael Bonn, D. Rumpel, P. J. Fischbach, Sammlung von Materialien zur Gesch. Dürens und seiner nächsten Umgegend. Düren 1835, 296–298 – Klaus Flink, Düren. In: Edith Ennen, Klaus Fehn, Klaus Flink (Hg.), Rheinischer Städteatlas. Lief. 2, Nr. 9. Bonn 1974, 10 – Josef Geuenich, Die Dürener Straßennamen. Düren 1965 (Beitrr. zur Gesch. des Dürener Landes 9) – Paul Hartmann/Edmund Renard, Düren. In: Dies. (Bearb.), Die Kunstdenkmäler des Kreises Düren. Düsseldorf 1910, Nd. Düsseldorf 1981, 69–123, hier 102f. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 9, 1) – Wilhelm Heinrichs, Orden und ihre Niederlassungen im alten Düren. Düren 2003, 42–48 – Kistenich, Bettelmönche 1, 693–695 – Edeltraud Klueting, Düren – Karmeliter. In: NrhKB, 1, 540–543 – Koch, Karmelitenklöster, 76–112 – Lansink, Studie – Lickteig, German Carmelites – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Panzer, Observanz und Reform – Postina, Eberhard Billick. 1 Stadtplan von Wenzel Hollar, 1634: Düren aus der Vogelschau (Flink, Düren, Tafel 1, Karte 2).

Zur Oberstraße: Geuenich, Dürener Straßennamen, 127–129.   –  2 Siegel erhalten an einer Urk. vom 21.1.1462: LAV NRW R, Düren, Karmeliter, Urk. 110. Abb. und Beschreibung des Siegels nach einem anderen Abdruck (11.10.1514, LAV NRW R, Stift Jülich, Urk. 108) in: Rheinische Siegel 4, Taf. 51, Nr. 3 und S. 173, Nr. 3.   –  3 Siegel erhalten an einer Urk. vom 21.1.1462: LAV NRW R, Düren, Karmeliter, Urk. 110. Nicht in den „Rheinischen Siegeln“ abgebildet.  –  4 Dürener UB, Urk. 111.  –  5 Papst Alexander IV. hatte am 8.3.1261 den Karmelitern mit der Bulle „Speciali gratia“ das Privileg ­verliehen, Kirchen

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mit einem Glockenturm und einer Glocke wie auch einen Friedhof zur Bestattung ihrer eigenen Toten zu haben, Bull. Carm. 1, 20f.   –  6 Dürener UB, Urk. 116–119, 121.  –  7 Diese Bezeichnung hielt sich bis zu seinem Untergang, vgl. LAV NRW R, Jülich-Berg III R, Amt Düren, Bd. 4, fol. 307v. Die Sakramentskapelle wurde, wie Milendunck mitteilt, allgemein als „Domus Salvatoris, Das Gottes Haus“ bezeichnet, ISF KB 46, fol. 545r.  –  8 Ebd,. fol. 548r.  –  9 Dürener UB, Urk. 127.  –  10 LAV NRW R, Düren, Karmeliter, Handschriften I.  –  11 Kaemmerer, UB, 332, Nr. 250.  –  12 Koch, Urk., 82–84.  –  13 Lansink, Studie, 74.  –  14 LAV NRW R, Düren, Karmeliter, Handschriften I.  –  15 Dürener UB, Urk. 126.  –  16 Ebd., Urk. 189.  –  17 Ebd., Urk. 125.  –  18 „conventualibus hinc inde dispersis“, ISF KB 44, fol. 221r.  –  19 ISF KB 44, fol. 192r, fol. 197r.  –  20 Antje Flüchter, Der Zölibat zwischen Devianz und Norm. Kirchenpolitik und Gemeindealltag in den Herzogtümern Jülich und Berg im 16. und 17. Jh. Köln/Weimar/Wien 2006 (Norm und Struktur. Stud. zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit 25), 181: Die Berater des Herzogs sollten dazu Stellung nehmen, inwieweit die Confessio Augustana eine Basis für die Religionseinung darstellen könne.  –  21 Text der Supplik an Vizekanzler Naves in ISF KB 44, fol. 184r–185r. Vgl. auch Postina, Billick, 148.  –  22 ISF KB 44, fol. 668v.  –  23 Ebd., fol. 554v.  –  24 Ebd., fol. 192r, 197r, 221r, 237r, 251r, 278r, insbesondere fol. 237r.  –  25 „omnia spectantia ad monasterium ordinis dirutum, dictum zum Gotteshaus, tradantur in manus ducis Wilhelmi, qui de illis disponat secundum suum beneplacitum“; zu dem Streit um sein Testament ISF KB 44, fol. 668v–672r.  –  26 Ebd., fol. 251r.  –  27 Ebd., fol. 628r–630r.  –  28 Ebd., fol. 634v.  –  29 Ebd., fol. 670r–671v.  –  30 „a patribus provinciae nihil ulterius attentatum fuerit“, ebd., fol. 672r.  –  31 „totum se impedit in restaurationem provinciae suae Alemaniae inferioris”, ISF KB 47, fol. 191v. Zu seiner Person ebd., fol. 187v–192v. Zahlenangabe nach Raczek, Status.  –  32 Schoop, Karmeliterurk., 332–334, Nr. 22. Schilderung auch in ISF KB 47, fol. 187v–191v, danach referiert Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 81.   –  33 Feststellung des Provinzdefinitoriums am 24.4.1638: „nihil tamen ... effecerunt“, ISF KB 47, fol. 275v. Korrespondenz des Segerus Pauli in dieser Sache, ebd., fol. 265r–276r.  –  34 Zu Jacobus Emans, ISF KB 46, fol. 554v.  –  35 LAV NRW R, Jülich-Berg III R, Amt Düren, Bd. 4, fol. 307v.  –  36 „cleynodia in nupero bello, translata esse Coloniam, et asservari apud D. Ioannem Pastorium civem Coloniensem“, ISF KB 44, fol. 669r.  –  37 Ebd.  –  38 „princeps omnia ad se rapit et capit“, ebd.  –  39 Ebd., fol. 669v.  –  40 Bonn, Rumpel, Fischbach, Sammlung, 297.  –  41 Nach ISF KB 46, fol. 548r–554v, und den Erwähnungen in den Urk. Die Angaben bei Koch, Karmelitenklöster, sind zum größten Teil falsch; die Irrtümer können in dieser Priorenliste jedoch nicht im einzelnen nachgewiesen werden.  –  42 Namenverzeichnis der Karmeliter der Niederdeutschen Provinz, ISF KB 52, fol. 141v, 143v.  –  43 ISF KB 44, fol. 5v–34v.  –  44 Ebd., fol. 37r–39v.  –  45 Ebd., fol. 47r–71v.  –  46 Ebd., fol. 73v–80r.  –  47 Ebd., fol. 84v–87r.

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Esslingen Der zwischen 1271 und 1281 gegründete Esslinger Konvent gehörte zu den ältesten der Oberdeutschen Provinz. Seine Entwicklungsmöglichkeiten waren durch den Widerstand des örtlichen Pfarrklerus und durch die Präsenz der drei anderen großen Bettelorden eingeschränkt. Mit der Einführung der Reformation im Jahr 1531 wurde das Kloster aufgehoben. Die Provinzleitung erreichte 1551 die Restitution der Gebäude und Güter des Klosters, verkaufte sie 1557 jedoch dem Esslinger Hospital, das die Gebäude allmählich verfallen ließ. Die Fundamente wurden vor ihrer Zerstörung 1990–93 archäologisch untersucht. Schriftquellen zur Frühzeit und Bildmaterial sind kaum vorhanden, ansonsten ist die Quellenlage recht gut.1 Provinz Deutsche Provinz (1271/1281–1291, 1297–1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1531) Diözese Konstanz Lage Das Esslinger Karmelitenkloster lag in der Obertorvorstadt an der heutigen Obertorstraße. Der Konvent war zunächst der Deutschen, seit der Teilung der Oberdeutschen Ordensprovinz zugeordnet. Esslingen gehörte zur Diözese Konstanz, doch übte auch das Speyerer Domkapitel starken Einfluss auf die kirchlichen Belange der Stadt aus, seitdem Kaiser Friedrich II. die Pfarrkirche im Jahr 1213 dem Hochstift Speyer übertragen hatte. Die seit der Reformation leerstehende Kirche wurde 1662 abgebrochen. Die Klausurgebäude wurden sporadisch als Wohn- oder Lagerraum genutzt, infolge ihres allmählichen Verfalls aber im 18. Jh. Stück für Stück abgetragen. Bevor das einstige Klosterareal mit Gebäuden der Fachhochschule für Technik überbaut wurde, hat das Landesdenkmalamt BadenWürttemberg es in den Jahren 1990–93 archäologisch untersucht. Patrozinium Ein Patrozinium wird nie erwähnt, möglicherweise kann vom Konventssiegel auf St. Michael als Klosterpatron geschlossen werden. Siegel Das Siegel des Esslinger Karmelitenkonvents zeigt in einem Spitzoval den Erzengel Michael, den Drachen tötend. Umschrift: S. Covent in Ezzeling(e)n Frm Carm’. Das ebenfalls spitzovale ursprüngliche Siegel des Priors zeigt Maria mit gefalteten Händen umgeben von zwei Engeln, die mit einer Hand ein Tuch (das Skapulier?) halten, mit der anderen Marias Schultern berühren, darunter einen betenden Mönch. Umschrift: S(igillum) P(ri)or(is) ord(in)is B(eat)e M(ari)e D(e) Mo(n)te Car(meli) de Ezzel.2 Seit dem späteren 15. Jh. fand ein anderes Typar mit derselben Figurenanordnung Verwendung, auf dem die Engel aber kein Tuch halten. Auch die Umschrift wurde geändert: sigillum prioratus oficii conventus Eslinge [ Abb. S. 101 Nr. 9].3 Ein Wappen ist nicht überliefert. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Einer Inschrift im Kloster zufolge, die der Tübinger Gelehrte Martin Crusius in seiner 1596 gedruckten „Schwäbischen Chronik“ wiedergab, wurde der Konvent 1271 von dem Esslinger Geschlecht der Ungelter von Heusteig gestiftet.4 Weitere Hinweise auf eine Gründungsstiftung oder über-

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haupt auf eine Beziehung des Konvents zu dieser Esslinger Patrizierfamilie gibt es nicht. Auch zur Gründungsausstattung hat sich keinerlei schriftliche Überlieferung erhalten, doch wissen wir durch die archäologische Untersuchung zumindest, dass die Brüder ein mit mindestens zwei bescheidenen Häusern bebautes Grundstück übernahmen. Die Überlieferung der Provinz nennt teils 1271, teils 1275 als Gründungsjahr des Konvents.5 Urkundlich belegt ist der Konvent hingegen erstmals durch einen Vertrag mit dem Speyerer Domkapitel vom 21. März 1281,6 das als Inhaber der Esslinger Pfarrkirche Interesse daran hatte, die Rechte der Mendikanten in der Stadt auf ein Minimum zu beschränken. Daher knüpften die Domherren die Genehmigung der Niederlassung an zahlreiche Bedingungen, die alle wesentlichen Privilegien des Ordens für den Esslinger Konvent außer Kraft setzten. Nur mit Zustimmung des Pfarrherrn durften die Karmeliten die Beichte hören, bei der Abfassung von Testamenten zugegen sein oder Bestattungen vornehmen. Stets sollten sie die Gläubigen dazu anhalten, den Pfarrgeistlichen das Ihre zu geben und an Sonn- und Feiertagen die Pfarrkirche zu besuchen. An den wichtigsten Kirchenfesten mussten sie die Kollekte vollständig der Pfarrkirche abliefern. Wenn die Pfarrkirche von einem Interdikt betroffen war, sollten sie sich ebenfalls daran halten. Zudem hatten sie sich der Gerichtsbarkeit des Konstanzer Bischofs zu unterwerfen. Der Widerstand von Seiten des Pfarrklerus erklärt sich nicht zuletzt daraus, dass zu jener Zeit bereits mehrere Bettelordenskonvente in der Stadt ansässig waren. Die Niederlassungen der Dominikaner und Franziskaner waren schon im zweiten und dritten Jahrzehnt des 13. Jhs. entstanden und erfreuten sich großer Beliebtheit. Der 1268 zuerst belegte Konvent der Bußbrüder Jesu Christi hatte nur kurzen Bestand, weil der Orden durch das zweite Konzil von Lyon im Jahr 1274 aufgehoben wurde. An seine Stelle rückten jedoch wenig später die Augustinereremiten, deren Wirken in Esslingen 1282 erstmals bezeugt ist. Dazu kamen die unweit der Stadt gelegenen Dominikanerinnenklöster Sirnau und Weiler, die ebenso wie mehrere durch Pfleghöfe in der Stadt präsente auswärtige Klöster und das 1232 gegründete Katharinenhospital mit dem Pfarrklerus um die Zuwendungen der Gläubigen konkurrierten.7 Daher war die Ausgangssituation des Esslinger Karmelitenklosters nicht besonders günstig, zumal durch das Konzil von 1274 das Fortbestehen des ganzen Ordens in Frage gestellt wurde. Auch die Neuorientierung des Ordens in der Folgezeit, die sich u. a. in der Annahme des weißen Ordensgewands manifestierte, war für den jungen Konvent wohl nicht unbedingt vorteilhaft; jedenfalls räumt der Ordenshistoriograph der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, in dem kurzen Bericht über das Esslinger Kloster in seiner Chronik dem Wechsel der Ordenstracht breiten Raum ein.8 Die Situierung des Klosters „auf dem Kies“ vor dem Obertor, die ebenfalls auf die vergleichsweise späte Ansiedlung zurückzuführen sein dürfte, war nicht unbedingt nachteilig. Als die Karmeliten sich auf dem Grundstück an der Fernstraße nach Ulm niederließen, standen in der Umgebung nur wenige Häuser, die viel-

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leicht den Weiler Mühlbrunn bildeten. Vermutlich förderte der Rat die Ansiedlung des Konvents mit Blick auf die Entwicklung der neuen Vorstadt, die hier in den folgenden Jahrzehnten entstand und zwischen 1330 und 1350 ummauert wurde. Die im Steuerbuch von 1362 verzeichneten mehr als 340 Steuerzahler vor dem Obertor entsprachen einer Zahl von mindestens 500 Einwohnern.9 Stiftungen Über die Frühzeit des Konvents können abgesehen von der archäologisch erschlossenen Baugeschichte allerdings keine weiteren Angaben gemacht werden, da die schriftliche Überlieferung erst 1326 wieder einsetzt. Die erhaltenen Quellen aus der Zeit bis ca. 1420 betreffen fast ausschließlich Stiftungen, Einkünfte und Besitzungen. Alles in allem vermitteln sie das Bild einer allmählichen Konsolidierung. Der Konvent erhielt nur wenige große Stiftungen, aber relativ viele kleinere Zuwendungen. Unter den Stiftern befanden sich Esslinger Bürger, einfache Leute aus der Umgebung und auch einige Adelsfamilien. Da 1366 ein Subprior genannt wird,10 ist davon auszugehen, dass der Konvent zu dieser Zeit mindestens 13 Professbrüder hatte. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten konnte die Niederlassung nach und nach ihre Rechte erweitern und sich als Quartierkirche etablieren. Zu Beginn des 15. Jhs. führten Baumaßnahmen zu einem erhöhten Geldbedarf. Zu dessen Deckung verkaufte der Konvent 1408 Gülten im Wert von 63 lb h und lieh 1418 bei der Stadt 300 fl rh, die er durch die Verpfändung von Besitzungen und Titeln absicherte, deren Geldwert auf knapp 100 fl rh jährlich geschätzt wurde. Die Verpfändung hatte der Ordensgeneral 1417 erlaubt, weil der Konvent von Gläubigern hart bedrängt wurde. Aus der Urkunde von 1418 geht hervor, dass das Kloster Eigentümer von 6–7 Morgen Weingärten am Neckar und eines Hofs in Köngen mit 22 Morgen Acker war und Termineien auf den Fildern und in Villingen hatte. Eine weitere Terminei befand sich in Geislingen.11 Im Jahr 1449 erhielt der Konvent von einem Ordensmitglied die größte belegte Zuwendung, die ihm je zuteil wurde. Johannes Epp von Nagold (auch: Johannes Nagolt) vermachte dem Kloster ein Vermögen im Wert von 1700 fl rh. Wie üblich mussten 10 % der Summe an die Provinz abgeführt werden. Den Rest wollte man u. a. für zwei ewige Seelmessen, den Bau einer Kapelle, ein Siechenhaus und die Finanzierung des Studiums von Konventsmitgliedern verwenden. Die Kapelle sollte am Chor angebaut werden und zwei Altäre beherbergen, von denen einer den Heiligen Anna, Dorothea, Barbara, Ottilie und allen Jungfrauen, der andere Johannes Ev., Laurentius, Nikolaus, den Heiligen Drei Königen und Erasmus geweiht sein sollte.12 Wieso Epp gerade den Esslinger Konvent so reichlich bedachte, ist nicht ganz klar, denn er war ein Rottenburger „Konventskind“ und übte zwar in verschiedenen Niederlassungen Leitungsfunktionen aus, aber nicht in Esslingen. Nicht einmal ein längerer Aufenthalt ist nachgewiesen, doch offenbar machte er hier für einige Zeit Station, bevor er eine Reise nach Rom antrat. Er kam jedoch nur bis zum Konvent von Siena, wo er am 9. Mai 1449 verstarb.13 Letztendlich erhielten die Esslinger Brüder nicht die ganze Erbmasse, da der Augsburger Konvent, in dem Epp jahrelang Prior gewesen war, diesen der Untreue bezichtigte

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und in einem bis 1455 dauernden Prozeß einen nicht unbedeutenden Anteil an dem Erbe einklagte.14 Dieser Rechtsstreit fiel in die Zeit, in welcher der 1451 zum Ordensgeneral gewählte Johannes Soreth energisch die Reformierung des Ordens anging, und bot vermutlich den Anlass für die Bestimmung des in jenem Jahr in Heilbronn abgehaltenen Provinzkapitels, dass jeder Bruder die Hälfte seiner Güter seinem Herkunftskonvent vermachen sollte.15 Weitere Entwicklung Im November 1454 verursachte ein Brand schwere Schäden an den Klostergebäuden und vernichtete einen Großteil des liturgischen Geräts und der Bücher.16 Die Klage des Terminierers, dass auch die Bruderschaftsbücher verbrannt seien, ist der erste Beleg für eine Bruderschaft des Klosters.17 Wie auch im Streit mit Augsburg unterstützte der Rat der Stadt das Kloster; in diesem Fall half er bei der Beschaffung bischöflicher und päpstlicher Ablassbriefe für alle, die für den Wiederaufbau des Klosters spendeten. Aus den erhaltenen Spendenaufrufen entsteht der Eindruck, dass das Kloster fast völlig abbrannte. Archäologisch wurden jedoch lediglich im Chorbereich der Kirche Brandspuren nachgewiesen. Doch war die Feuersbrunst offenkundig ein schwerer Schlag, von dem der Konvent sich jahrzehntelang nicht richtig erholte. Aus diesem Grund senkte das Provinzkapitel die vom Konvent zu entrichtende Taxe nach dem Brand von 12 zunächst auf 8, seit 1461 auf nur noch 6 fl jährlich. Dies war jedoch offenbar immer noch zu viel, sodass dem Konvent 1484 ausstehende Zahlungen in Höhe von 80 fl erlassen wurden.18 Unter diesen Umständen konnten Epps Stiftungsvorhaben sicher nicht alle realisiert werden, zumal das gestiftete Vermögen kaum für alle Einrichtungen ausgereicht hätte. Immerhin wird 1492 und 1498 ein Annenaltar in der Karmelitenkirche genannt.19 Anschluss an Reformen Im Jahr 1469 beklagten die Esslinger Brüder den häufigen Wechsel der Leitung und baten um die Einsetzung eines nicht namentlich genannten „Konventkinds“ als Prior. Der Bitte wurde zunächst nicht stattgegeben, denn das Provinzkapitel von 1469 versetzte Johannes Marckdorff von Wien nach Esslingen. Diesem wurde einige Zeit später Andreas Stöcklein als Vikar beigegeben. Darüber kam es zur Spaltung des Konvents, weil ein Teil der Brüder Stöcklein gerne als Prior gesehen hätte, während andere weiterhin an ihrem alten Wunschkandidaten festhielten. Möglicherweise war dies Johannes von Weyla, der 1471 zum Esslinger Prior gemacht wurde; zumindest hatte er dieses Amt bereits 1452/53 und 1460–64 ausgeübt. Schon 1472 wurde er jedoch durch Stöcklein abgelöst. Den Hintergrund der wiederholten Neubesetzung des Priorats und der Uneinigkeit zwischen Provinz und Konvent bildeten sicherlich die Auseinandersetzungen zwischen Observanten und Konventualen, die schon seit der Mitte des Jhs. auch die Oberdeutsche Karmelitenprovinz bewegten. Die Einsetzung Stöckleins schien die Lage im Konvent zunächst zu verbessern, jedenfalls zeigte sich der Esslinger Rat 1475 mit seiner Amtsführung sehr zufrieden und bemühte sich, den Konvent bei der Verbesserung der nach wie vor sehr

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schlechten Vermögenslage zu unterstützen. Noch in jenem Jahr kam es jedoch zu einem neuen Eklat, als zwei Brüder des Konvents sich der Urkundenfälschung und Untreue schuldig machten. Anfang März 1476 wurde der Konvent reformiert, wobei die Initiative offenbar von der Provinz und einem Teil der Brüder unter Führung des Lektors Leonhard Remolt ausging. Mit der Durchführung der Reform war der Heilbronner Prior und spätere Provinzial Johannes Benzenreuther betraut. Obwohl einige reform­ unwillige Brüder versetzt wurden, gab es auch in den Folgejahren noch Disziplinprobleme, die der 1478 gewählte Prior und Lektor Nikolaus Mor jedoch ausräumen konnte. Im Verlauf seiner vierzehnjährigen Amtszeit wurde ein Partikularstudium eingerichtet, dem 1484 fünf Studenten zugeteilt waren, und die Buchführung neu geordnet. In den Jahren 1482 bis 1489 wurden die letzten großen Baumaßnahmen vorgenommen, an die eine von Crusius wiedergegebene Inschrift im Kloster erinnerte. Das lateinische Erinnerungsgedicht entstand vermutlich im Zusammenhang mit dem Provinzkapitel von 1490, dem ersten und einzigen, das im Esslinger Karmelitenkonvent stattfand.20 Eine weitere Neuerung nach der Reform scheint die Aufnahme von Pfründnern bzw. Oblaten gewesen zu sein. Die 1484 verstorbene Agatha Öttinger wurde auf ihrem Grabstein, der zusammen mit weiteren Bestattungen im Bereich des Südschiffs der Klosterkirche gefunden wurde, als „swester des ordens und Gotzhus“ bezeichnet. Zwei weitere Pfründnerinnen und ein Pfründner sind urkundlich belegt.21 Seelsorge Auch zwei kirchenpolitische Konflikte, die alle Esslinger Konvente betrafen, fielen in Mors Priorat. Im sogenannten Konstanzer Bischofsstreit kam es 1474 zum Streit zwischen Kaiser und Papst um die Besetzung des Bistums. Die Esslinger Geistlichkeit unterstützte zunächst den von Papst Sixtus IV. favorisierten Ludwig von Freiberg, erkannte dann jedoch – vermutlich auf Druck des Rats, der seinerseits die von Friedrich III. angedrohte Reichsacht abzuwenden suchte – den kaiserlichen Kandidaten Otto von Sonnenberg an. Dies führte zur Exkommunikation der Dominikaner, Franziskaner und Karmeliten, die im Mai 1478 wieder aufgehoben wurde. Diese Auseinandersetzungen und die Begünstigung der Mendikanten durch den ehemaligen Franziskaner Sixtus IV. führten zu einem erneuten Aufflammen des stets latenten Konflikts zwischen Welt- und Ordensklerus der Stadt um Predigt- und Seelsorgerechte. Mit der Bulle „Vices illius“ vom 17. Juni 1478 versuchte der Papst diesen Streit zu schlichten, indem er die bisher in der Stadt gültigen Regelungen bestätigte und beide Parteien verpflichtete, sich künftig gegenseitiger Anwürfe zu enthalten. Stadtpfarrer Nikolaus Matz polemisierte jedoch auch in der Folgezeit von der Kanzel herunter gegen die Bettelorden. Ein besonderes Ärgernis war ihm die offensive Werbung des Priors Nikolaus Mor für das Begräbnis im Karmelitenkloster. Ein Schiedsgericht aus Esslinger Ratsherren und Vertretern des Speyerer Domkapitels bestätigte am 28. April 1483 die Beicht- und Begräbnisrechte der Mendikanten und besonders der Karmeliten, forderte Mor aber auf, in seinen

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Predigten künftig nicht mehr die Vorzüge seines Klosters als Begräbnisort anzupreisen. Die Beschwerde des Pfarrherrn, Mor habe ihn bei den Gerichtsterminen mehrfach beleidigt, hielten die Schiedsleute dagegen für unbegründet.22 Einkünfte Unter dem von 1495 bis 1519 amtierenden Prior Johannes Busch von Weinsberg (auch Johannes Rubi oder Johannes Weinsperger) verbesserten sich die Vermögensverhältnisse des Klosters durch Stiftungen und Bettel nach Buschs eigenen Angaben erheblich, sodass wertvolles liturgisches Gerät angeschafft werden konnte. Einige weitere Quellen stützen Buschs Behauptung; z. B. stiftete Elisabeth, die Witwe Herzog Eberhards II., deren Beichtvater Johannes Busch war, dem Konvent 1517 für 500 Seelmessen 120 fl rh.23 Im Jahr 1512 berichtete der Rat dem Provinzial, das Kloster habe durch die Annenverehrung und besonders durch die neue Orgel und den Organisten großen Zulauf auch von außerhalb. Nach einer Aussage der Brüder von 1515 befanden sich schon seit 20 Jahren immer mindestens 15, derzeit 17 Priester im Kloster.24 1517 gehörte Esslingen zu den elf Konventen der Provinz, die laut Kapitelsbeschluss jedes Jahr mindestens einen Studenten nach Wien schicken sollten.25 Doch gab es zu jener Zeit bereits Anzeichen für eine neue Krise. So weigerten sich die Nachkommen von Stiftern, weiterhin die vereinbarten Zahlungen zu leisten, und zwei Brüder mußten den Konvent wegen verschiedener Vergehen verlassen.26 Auch Johannes Busch kehrte dem Kloster 1519 den Rücken, um eine Kaplaneistelle in Nürtingen anzutreten, die ihm die Herzoginwitwe verschafft hatte. Neben den von Busch angeführten Gründen – Alter und Krankheit – mögen auch die genannten Probleme zu einer gewissen Amtsmüdigkeit des langjährigen Priors beigetragen haben. Außerdem stand der Vermehrung der Einkünfte wohl eine noch größere Steigerung der Ausgaben gegenüber, jedenfalls wurde Buschs Haushaltsführung im Nachhinein vom Esslinger Rat kritisiert.27 Aufhebung und Restitutionsversuche Trotzdem scheinen die Esslinger Karmeliten im Unterschied zu Franziskanern und Augustinern ein einigermaßen geordnetes Konventsleben aufrecht erhalten zu haben, bis der Rat Ende 1531 die Einführung der Reformation verkündete und die Klöster aufhob. Im Januar 1532 folgte der Bildersturm, und nach April 1533 wurden die Mitglieder der vier Männerkonvente vor die Wahl gestellt, entweder gegen eine Abfindung bzw. ein Leibgeding auszutreten oder das Gemeinschaftsleben im Franziskanerkloster nach einer von der Stadt festgelegten Ordnung fortzusetzen. Im November 1531 befanden sich noch der Prior und 13 Konventualen im Kloster. Nur zwei von ihnen blieben längerfristig im Franziskanerkloster, die meisten anderen scheinen relativ schnell aus dem Orden ausgetreten zu sein. Einige von ihnen blieben katholische Geistliche, andere wurden evangelisch und heirateten. Der Prior und einige Mönche flohen mit Briefen, Siegeln und den letzten Wertsachen des Konvents ins Württembergische, wo sie zwei Jahre lang versuchten, das Konventsleben fortzusetzen und – aus Sicht des Esslinger Rats widerrechtlich – die Gefälle des Klosters aus württembergischen Gütern einzogen. Nach späteren Berichten der Esslinger hatte der Konvent aller-

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dings unter Johannes Ruf schon seit langem ständig Güter und Kleinodien veräußert, sodass vom Klostervermögen nicht mehr viel übrig geblieben sei.28 Bei der Beurteilung derartiger Aussagen ist zu berücksichtigen, dass der Rat mit ihnen Forderungen der Provinz und ehemaliger Konventualen zurückweisen wollte, doch nach den Klosterinventaren der Hospitalverwaltung von 1536 waren Vermögen und Einkünfte des Klosters tatsächlich sehr bescheiden.29 Hartnäckige Bemühungen der Provinzleitung führten zur Restitution der Gebäude und Güter des Klosters in den Jahren des Augsburger Interims, doch eine Wiederbelebung des Konvents gelang nicht. Wie Provinzial Georg Raab 1556 selbst eingestehen musste, fehlte dazu nicht nur die materielle Grundlage, sondern vor allem das Personal. Er hatte 1549 den betagten Heinrich Nauer als Prior eingesetzt, der 1522–26 Custos des Klosters gewesen war, Kloster und Orden aber zur Zeit der Reformation ohne Genehmigung verlassen hatte. Es gab offenbar keine Konventualen, und Nauer hatte nicht die geringste Lust, seine Kaplaneistelle im Steinheimer Frauenkloster Mariental aufzugeben. Daher zog er es vor, jahrelang überhaupt nicht nach Esslingen zu kommen und verhandelte sogar heimlich mit der Stadt über den Verkauf des Klosters. Schließlich gab auch die Provinzleitung auf und übergab das Kloster 1556 gegen 3500 fl als Erblehen an das Esslinger Katharinenhospital. Die vereinbarte Kaufsumme wurde teilweise verzinst. Erst 1661 löste die Hospitalverwaltung den Zins von 100 fl jährlich ab.30 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Die erhaltenen Archivbestände des Esslinger Karmelitenkonvents befinden sich heute überwiegend im Stadtarchiv Esslingen, hauptsächlich im Bestand Katharinenhospital, Urkunden 777–813 sowie F 28 und 29. An Schriftquellen über die Frühzeit des Konvents existieren nur die erwähnte chronikalisch überlieferte Inschrift und drei Urkunden über die Einigung mit dem Pfarrklerus von 1281, die lediglich in Abschriften in Kopialbüchern des Speyerer Domkapitels auf uns gekommen sind.31 Die klostereigene Überlieferung setzt erst 1329 ein. Aufgrund der Mitteilung, dass bei dem Brand im Jahr 1454 die Bruderschaftsbücher vernichtet wurden, ist auch mit weiteren Quellenverlusten durch dieses Ereignis zu rechnen.32 Das einzige erhaltene Kopialbuch des Konvents (StadtA Esslingen, KH F 29), das auch ein Zinsregister enthält, wurde 1492 angelegt. Eine interessante Ergänzung bildet eine im 18. Jh. angefertigte Liste von adeligen Familien, deren Wappenschilde und Grabsteine sich im Kloster befanden.33 Da ein großer Teil dieser Adelsfamilien in der urkundlichen Überlieferung als Stifter bekannt wird, ist anzunehmen, dass auch die übrigen, heute nicht mehr belegbaren adeligen Familien Stiftungen zugunsten des Konvents vornahmen. Nach der Auflösung des Konvents wurden die Klosterarchivalien von der Hospitalverwaltung übernommen, die sie zusammen mit den neu anfallenden Stücken im Spitalarchiv aufbewahrte. So entstand der Bestand, der 1667 in der „Registratur über die Klöster zu Esslingen“ unter „Carmeliten Klosters Lad“ neu verzeichnet wurde.34 Der Vergleich dieses Repertoriums mit den bis heute erhal-

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tenen Beständen und dem Kopialbuch zeigt, dass der Urkundenbestand seit dem ausgehenden Mittelalter so gut wie vollständig erhalten ist, allerdings nach 1667 teilweise in andere Faszikel umsortiert wurde, was das Auffinden erschwert. Anders sieht es mit Kopial-, Lager- und Rechnungsbüchern aus. Während im Schriftverkehr zwischen Stadt und Provinzial im Vorfeld der Restitution immer wieder von der Rückgabe der Zins- und Lagerbücher die Rede ist, war bereits 1667 nur das genannte Kopialbuch vorhanden. Auch das 1483 und 1515 erwähnte Seelbuch fehlte.35 Im 19. Jh. wurde das Hospitalarchiv in das Stadtarchiv eingegliedert und ein Teil der Bestände an das Königliche Staatsarchiv abgegeben, aus dem das heutige Hauptstaatsarchiv Stuttgart hervorging. Letzteres lagerte wiederum die neuwürttembergischen Bestände in den 1960er Jahren in die Staatsarchive aus. Daher wird ein Teil der Urkunden und Akten des Esslinger Karmelitenklosters heute im Staatsarchiv Ludwigsburg unter der Signatur B 169 Bü. 67 aufbewahrt. Diese Dokumente betreffen jedoch ausschließlich die Verhandlungen zwischen Stadt und Provinz um Restitution und Verkauf des Klosters. Sonstige Quellen Ergänzende Nachrichten finden sich in den Beständen der Konvente von Heilbronn (StA Ludwigsburg, B 189 III, 2; vgl. auch das UB Heilbronn), Rottenburg und Ravensburg (HStA Stuttgart,B 490 und 490L bzw. B 198 III), des Augsburger Konvents (hg. von Schott) und einiger weiterer geistlicher Institutionen (meist im HStA Stuttgart bzw. StA Ludwigsburg). Diese sind wie die klostereigene Überlieferung für die Zeit bis 1420 fast lückenlos im UB Esslingen nachgewiesen. Für die Folgezeit stellen die Esslinger Ratsmissiven (StadtA Esslingen) und die Kapitelsakten der oberdeutschen Karmelitenprovinz (vgl. Deckert, Oberdeutsche Provinz) wertvolle Quellen dar. Weiteres bieten die Acta des Andreas Stoß sowie die Aufzeichnungen Milenduncks und Gabelkhovers.36 Über eine eigene Geschichtsschreibung des Klosters ist nichts bekannt; die Esslinger Stadtchronistik setzt erst in nachreformatorischer Zeit ein.37 Gedruckte Quellen: Akten zur Esslinger Reformationsgesch. Hg. von Helmuth Krabbe und Hans-Christoph Rublack. Esslingen 1981 (Esslinger Stud. Schriftenreihe 5) – Martin Crusius, Annales Suevici sive Chronica rerum gestarum antiquissimae et inclytae Suevicae gentis. Frankfurt 1596 – Eberhard Schott, Beitrr. zu der Gesch. des Carmeliterklosters und der Kirche von St. Anna in Augsburg, 3. Fortsetzung. In: Zs. des Hist. Vereins für Schwaben und Neuburg 6, 1879, 177–279 – Deckert/ Hösler, Acta – UB der Stadt Esslingen. Bearb. von Adolf Diehl. 2 Bde. Stuttgart 1899/1905 (Württembergische Gesch.quellen 4). Bibliothek Über die Bibliothek des Esslinger Konvents wissen wir nur wenig. Ein Teil der älteren Bücher ging, wie oben erwähnt, 1454 in Flammen auf. Weitere Verluste gab es wohl zur Reformationszeit, denn 1550 beklagte der Provinzial, die Esslinger hätten Bücher aus der Bücherei entwendet.38 Nach der Reformation wurden die Bücher und Handschriften der Esslinger Klöster der Stadt-, Kirchen- und Schul­

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bibliothek einverleibt. Im Jahr 1631 beschloss der Esslinger Rat, „alte papistische pergamentine und geschriebene unnuze büecher“ abzustoßen und verkaufte im Folgejahr fünf Zentner Pergamenthandschriften als Makulatur an einen Buchbinder.39 Dementsprechend gering sind die erhaltenen Buchbestände der Esslinger Klöster; derjenige des Karmelitenkonvents stellt mit mindestens 17 Bänden, die allesamt dem 15. Jh. entstammen, noch den größten dar. Von diesen werden acht noch in der Esslinger Kirchenbibliothek aufbewahrt, weitere acht wurden im 19. Jh. an die Universitätsbibliothek Tübingen verkauft, eines befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek München. Den Vorschriften des Ordens entsprechend wurden die Bücher der Konventsbibliothek wohl nicht angekettet, denn keiner der Bände zeigt Spuren einer Kettensicherung. Die 15 Papierhandschriften und zwei Inkunabeln gelangten fast alle durch Legate in den Konvent. Zwei der erhaltenen Handschriften gehörten Johannes Epp, der dem Konvent in seinem Testament von 1449 auch (nicht näher spezifizierte) Bücher hinterließ. Sieben weitere unter den erhaltenen Bänden wurden dem Konvent Ende des 15. Jhs. von dem Esslinger Dekan Petrus Mayer vermacht. Abgesehen von zwei Vokabularien handelt es sich bei den Büchern um theologische Werke. Das völlige Fehlen von liturgischen Handschriften dürfte sich durch den erwähnten Verkauf der Pergamentbände erklären.40 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER41 Das Wissen über die Baugeschichte des Klosters verdankt sich hauptsächlich den archäologischen Untersuchungen der Jahre 1990–92. Demnach übernahmen die Brüder ein bebautes Grundstück, auf dem von 1225 bis zum Ende des 13. Jhs. mindestens zwei bescheidene Häuser standen. Diese wurden von den Karmeliten einige Jahre lang genutzt, ehe sie ihre ersten eigenen Bauten errichteten: einen Kirchenchor, dessen Grundriss offenbar dem der Esslinger Franziskanerkirche nachempfunden war, und vier einzeln stehende Häuser. Diese Bauwerke waren zwar nicht mit den Patrizierhäusern des 13. Jhs. zu vergleichen, die sich in der Esslinger Innenstadt erhalten haben, aber durchaus komfortabel ausgestattet. Auf einen gehobenen Wohnstandard deutet auch das Geschirr im Fundgut hin. Etwa zeitgleich mit den Konventsbauten und der Kirche bauten die Brüder eine kleine Getreidemühle an dem Bachlauf, der unmittelbar am Kloster vorbeifloss. Diese mussten sie allerdings Ende des 14. Jhs. aufgeben, weil der Bach trotz wiederholter Kanalisierungsmaßnahmen allmählich verlandete. Im frühen 15. Jh. wurde der Kirchenchor durch ein Langhaus ergänzt und mit der Errichtung einer geschlossenen Anlage anstelle der Einzelhäuser begonnen, die jedoch bis zu dem Brand im Jahr 1454 offenbar nicht über den Ostflügel hinauskam. Während die zeitgenössischen Quellen den Eindruck erwecken, dass das Feuer die gesamte Klosteranlage zerstörte, wurden archäologisch lediglich im Chorbereich der Kirche Brandspuren nachgewiesen. Im Zuge der Bauarbeiten der Jahre 1482 bis 1489 wurde ein geschlossenes Klausurgeviert mit Kreuzgang errichtet und am südwestlichen Eck des Kirchenlanghauses eine Kapelle angebaut.

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Nach dem Übergang des Klosters an das Hospital wurde die Kirche nicht mehr genutzt. Nachdem sie 1642 teilweise eingestürzt war, beschloss der Rat 1662 ihren Abbruch. Die Klausurgebäude wurden zunächst an Privatleute verpachtet; 1601 befand sich eine Schule darin. Spätestens seit der Mitte des 17. Jhs. wurden sie nur noch als Lagerraum genutzt und im 18. Jh. Stück für Stück abgetragen. Auf dem um 1820 erstellten ältesten Katasterplan der Stadt sind keine obertägigen Spuren des Klosters mehr zu erkennen. Lediglich ein Teil der östlichen Umfassungsmauer erhielt sich bis 1988. Um 1920 befand sich auf dem Gelände neben anderen Handwerkerhäusern auch eine Schlosserei, in der man 1925/26 bei Bauarbeiten auf zwei Grabsteine und die Fundamente des Chors und des Lettners stieß. Adolf Lederer, der damalige Sammlungswart des Geschichts- und Altertumsvereins, dokumentierte den Zufallsfund und fertigte ein Modell des Klosters an, das heute im Esslinger Stadtmuseum zu besichtigen ist. Es zeigt die letzte Ausbauphase, entspricht allerdings nicht mehr dem aktuellen Forschungsstand, denn Lederer ging davon aus, dass die Kirche kein Langhaus hatte, und deutete die Lettnerfundamente als Reste eines an den Chor angebauten Westturms. PRIOREN42 Henricus de Wadingen 1317 (ISF KB 46, fol. 135r) – Gerwin 1329 (UB Esslingen, 585) – Ulricus 1333 (ISF KB 46, fol. 135r) – Konrad von Ellwangen 1351–1356 (UB Esslingen, 950, 996, 1061) – Berthold der Schreiber (Scriptoris) 1366 (UB Esslingen, 1263) – Eberhard der Schultheiß 1376 (UB Esslingen, 1425) – Nikolaus von Munderkingen (Mundrichingen), als Bruder 1376 erw. (UB Esslingen, 1425), Prior 1394 (ebd., 1729) – Johannes Tollinger 1427–1432 – Johannes Memminger 1432–1435 – Johann Waiblinger 1435/36 (StadtA Esslingen, KH U 786) – Johannes Tollinger 1436–1441 – Paulus Kessler 1441–1443 – Johannes Tollinger 1443–1445 – Johannes Seltenschlag 1445–1447 – Besetzung der Brüder, vielleicht ein F. Friedrich 1447–1449 (laut Deckert/Hösler, Acta 1449 Prior) – Matthis Klopp 1449–1452 (StadtA Esslingen, KH U 803) – Johannes von Weyla (Schwyker) 1452/53 – Johannes Klerer 1456– 146043 – Johannes von Weyla 1460–1464 – Konrad Frey, Prior und Lektor 1464–1467 – Matthias Schentz 1467–1469 – Johannes Marckdorff 1469 – Johannes von Weyla 1471–1472 – Andreas Stöcklein 1472–1477/7844 – Nikolaus Mor 1478–1491/92 – Johannes Dymer 1492–1495 – Johannes Weinsperger oder Busch (Rubi) von Heilbronn 1495–1519 – Johannes Ruf seit 1519?, sicher 1522 bis nach 1529 – Johann Kreuser von Grötzingen um 1534–1538 (StadtA Esslingen, KH U 806) – Heinrich Nauer, Custos 1522–1526, Prior 1549–1555 (StaatsA Ludwigsburg, B 169 Bü. 67 sowie StadtA Esslingen, KH U 814). LITERATUR Gerd Brinkhus/Felix Heinzer, Die Esslinger mittelalterlichen Papierhandschriften. In: Esslinger Stud. 36, 1997, 41–78 – Franco DalPino, Oblati e oblate conventuali presso i mendicanti „minori“ nei secoli XII–XIV. In: Quaderni di Storia Re-

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ligiosa 1, 1994, 33–67 – Deckert, Oberdeutsche Provinz – Joseph Allan Elders, Ausgrabungen auf dem Gelände des ehemaligen Karmeliterklosters „auf dem Kies“ in der Obertorvorstadt. Esslingen am Neckar 1999 (Ms. bei der Denkmalpflege Baden-Württemberg) – Kirsten Fast/Joachim J. Halbekann (Hg.), Zwischen Himmel und Erde. Klöster und Pfleghöfe in Esslingen. Begleitpublikation zur Ausstellung der Städtischen Museen und des Stadtarchivs Esslingen am Neckar in der Franziskanerkirche Esslingen. Petersberg 2009 – Joachim J. Halbekann, Esslingen, Karmelitenkloster. In: Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Hg. von Wolfgang Zimmermann und Nicole Priesching. Ostfildern 2003, 234–241 – Iris Holzwart-Schäfer, Das Karmelitenkloster in Esslingen (1271–1557). Ein südwestdeutscher Mendikantenkonvent zwischen Ordensideal und Alltagswirklichkeit. Ostfildern 2011 (Esslinger Stud., Schriftenreihe 22) – Dies., Großer gotzdienst, ußschwaiffig wandel. Die Esslinger Mendikanten von den Klosterreformen des 15. Jhs. bis zur Reformation. In: Esslinger Stud. 42, 2003, 65–115 – Dies., Stadtwerdung und topografische Entwicklung Esslingens im Mittelalter. Möglichkeiten und Grenzen hist. Erkenntnis. In: Stadt-Findung. Gesch. – Archäologie – Bauforschung in Esslingen. Begleitbd. zur Ausstellung im Alten Rathaus Esslingen. Hg. von Hartmut Schäfer. Bamberg 2001, 21–48 – Dies., Die Klosterpolitik der Stadt Esslingen im Mittelalter. In: Fast/Halbekann, Zwischen Himmel und Erde, 126–131 – Dies./ Gerhard Schneider, Karmelitenkloster. Ebd., 281–288 – K. W. Humphreys, The Book Provisions of the Medieval Friars 1215–1400. Amsterdam 1964 – Rainer Jooss, Zwei Esslinger Karmeliten der Reformationszeit, Dr. Johannes Busch (Rubi) von Weinsberg und Bernhard Ruff von Aich. In: Esslinger Stud. 21, 1982, 59–69 – Martini, Carmel 2, 235–242 – Arno Mentzel-Reuters, Die Bibliotheken der Esslinger Bettelorden. In: Fast/Halbekann, Zwischen Himmel und Erde, 149–155 – Annekathrin Miegel, Ettlich zwytracht und irrung. Koexistenz und Konkurrenz zwischen Pfarrklerus und Bettelorden im mittelalterlichen Esslingen. Ebd., 132–137 – Jörg Olszewski, Die Etablierung der Bettelorden in Esslingen. Ebd., 95–102 – Karl Pfaff, Geschichte der Reichsstadt Esslingen. 2 Bde. Esslingen 1840–41 –Hartmut Schäfer, Archäologie in Esslingen. In: Stadt-Findung. Gesch. – Archäologie – Bauforschung in Esslingen. Begleitbd. zur Ausstellung im Alten Rathaus Esslingen. Hg. von dems. Bamberg 2001, 65–98 – Ders., Das Karmeliterkloster in der Obertorvorstadt in Esslingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1991, 250–257 – Ders., Befunde „Auf dem Kies“. Grabungen südlich des Karmeliterklosters in Esslingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1992, 339–342 – Ders., Zu den mittelalterlichen Vorstädten in Esslingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1994, 291–295 – Gerhard Schneider, Das Karmeliterkloster zu Esslingen am Neckar. Überlegungen zur Periodisierung und Baugestalt anhand der Befunde der Ausgrabungen 1990–1993. Magisterarbeit Stuttgart 2002 (Ms. bei der Denkmalpflege Baden-Württemberg) – Tilman Matthias Schröder, Das Kirchenregiment der Reichsstadt Esslingen. Grundlagen – Gesch. – Organisation. Esslingen 1987 (Esslinger Stud., Schriften-

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I. Klöster vor der Säkularisation

reihe 8) – Meinrad Sehi, Die Bettelorden in der Seelsorgsgesch. der Stadt und des Bistums Würzburg bis zum Konzil von Trient. Eine Untersuchung über die Mendikantenseelsorge unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Würzburg. Würzburg 1981 – Robert Uhland, Die Esslinger Klöster im Mittelalter. In: Esslinger Stud. 8, 1961, 7–42 – Ders., Esslingen: Franziskaner-Konventualen. In: Alemania Franciscana Antiqua 18, 1973, 304–348.

1 Vgl. zum gesamten Beitrag ausführlich Holzwart-Schäfer, Karmelitenkloster in Esslingen, und knapp Dies./Gerhard Schneider, Karmelitenkloster.  –  2 Beschreibung nach UB Esslingen, Bd. 1, XXXII. Das Siegel ist erstmals 1329 und noch 1418 belegt (StadtA Esslingen, KH Urk. 876 und 784).  –  3 StadtA Esslingen, KH Urk. 760 von 1496, Urk. 799 von 1529 u.a.  –  4 Crusius, Annales, Bd. 2, 127.  –  5 Vgl. die bei Deckert, Oberdeutsche Provinz, 21, genannten Quellen und die Konventsliste von 1634 in HStA Stuttgart, B 490L, Bü. 3, Bl. 4.  –  6 UB Esslingen, Bd. 1, Nr. 169 a–c.  –  7 Vgl. Uhland, Klöster; Olszewski, Etablierung; Miegel, Zwytracht, 132–135.  –  8 ISF KB 46, fol. 135.  –  9  StadtA Esslingen, Steuerbuch 1362. Zur Obertorvorstadt vgl. Holzwart-Schäfer, Stadtwerdung, 36f.  –  10 Stiftungsurk. über einen Jahrtag vom 7.8.1366, StadtA Esslingen, KH Urk. 779 (UB Esslingen, Bd. 2, Nr. 1263).  –  11 StadtA Esslingen, KH Urk. 1562 vom 16.3.1408 und Urk. 784 vom 10.1.1418 (beide nicht im UB Esslingen), sowie StA Ludwigsburg B 169 Urk. 565 vom 15.11.1417 (UB Esslingen, Bd. 2, Nr. 1971). Vgl. auch Uhland, Esslinger Klöster, 30f., der allerdings Schwierigkeiten mit der Interpretation dieser Urk. hatte.   –  12 StadtA Esslingen, RS F 225 Nr. 6.  –  13 StadtA Esslingen, KH F 28: Schreiben des Priors von Siena an den Rat der Stadt Esslingen vom 10.5.1449. Vgl. zu Epp allgemein Deckert, Oberdeutsche Provinz, 201, Nr. 716.  –  14 Vgl. StadtA Esslingen, KH F 28 und Urk. 805 sowie Schott, Beiträge, 203–206.  –  15 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 255f. Die Regelung wurde allerdings schon ein Jahr später obsolet, als der auf dem Provinzkapitel von 1452 selbst anwesende Soreth den Privatbesitz der Regel entsprechend verbot (ebd., 257).  –  16 Nach den Ratsmissiven brach der Brand in der Nacht des 20.11.1454 aus (StadtA Esslingen, RS Missivenbuch 4, Bl. 354v u.ö.), nach der bei Crusius überlieferten Inschrift im Kloster am 26.11.1455. In diesem Punkt darf man sich wohl eher auf die Datumsangabe der Missiven verlassen.   –  17 StadtA Esslingen, RS Missivenbuch 4, Bl. 356r.  –  18 HStA München, Straubing Karmeliten, Klosterliteralien Nr. 2: Rechnungsregister der Oberdeutschen Karmelitenprovinz, Bl. 37v–50v.  –  19 StadtA Esslingen, KH Urk. 343, 791 und 2089.  –  20 Inschrift bei Crusius, Annales, Bd. 2, 127; zum Provinzkapitel Deckert, Oberdeutsche Provinz, 305, zur Reform Holzwart-Schäfer, Mendikanten, und Dies., Klosterpolitik.  –  21 Zu den Pfründnern vgl. StadtA Esslingen, KH Urk. 1994 von 1481, Urk. 793 von 1495 und Urk. 806 von 1534. Zum Phänomen der Oblaten, die sich ähnlich wie Konversen eng an die Klostergemeinschaft anschlossen und ihren Besitz einbrachten, wobei die Frauen natürlich nicht im Konvent lebten, vgl. DalPino, Oblati.  –  22 Uhland, Franziskaner, 330–332; Sehi, Bettelorden, 383–386; Miegel, Zwytracht, 135f.  –  23 HStA Stuttgart, A 602 Nr. 490; zu Weinsperger vgl. Jooss, Karmeliten, 59–67.  –  24 StadtA Esslingen, KH F 28.  –  25 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 327. Lickteig, German Carmelites, wies 24 Studenten aus dem Esslinger Konvent nach. Zwei von ihnen immatrikulierten sich 1464, die übrigen zwischen 1482 und 1522, die meisten in Wien.  –  26 Zu dem Streit mit der Stifterfamilie Kopf-Motzbeck im Jahr 1515 vgl. StadtA Esslingen, KH F 28, zu den 1502 und 1503 ausgeschiedenen Brüdern ebd., RS Missivenbuch 13, Bl. 218v, 222r, Missivenbuch 14, 77r, sowie Deckert, Oberdeutsche Provinz, 109.  –  27 StA Ludwigsburg, B 169 Bü. 67, Nr. 18.  –  28 Zum Umgang der Esslinger mit den Klöstern in der Reformationszeit vgl. die umfangreiche Quellenslg. Krabbe/Rublack, bes. 164–173, 237–242 und 246f., zum Prior StA Ludwigsburg, B 169 Bü 67, Nr. 18.  –  29 StA Ludwigsburg, B 169 Bü. 67.  –  30 „Kaufbrief“ vom 11.3.1556, StA Ludwigsburg, B 169 Urk. 382, Kopien ebd. Urk. 383 und StadtA Esslingen, KH F 28; Urk. über die Verzinsung, StadtA Esslingen, KH Urk. 815 vom 14.6.1557 mit Rückvermerk über die Ablösung. Zu den Verhandlungen um Restitution und

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Verkauf vgl. insgesamt StadtA Esslingen KH F 28f. sowie StA Ludwigsburg B 169, Bü. 67.  –  31 GLA Karlsruhe, 67/448 (Codex minor Spirensis) und 449 (Codex maior Spirensis), UB Esslingen, Bd. 1, Nr. 169 a–c.  –  32 StadtA Esslingen, RS Missivenbuch 4, Bl. 356r.  –  33 HStA Stuttgart, J 17 Bü. 2.  –  34 StA Ludwigsburg: B 169–175, EL 18 Bd. 420, Film 1983/64, Bl. 388r–417r. Kopie im StadtA Esslingen.  –  35 StadtA Esslingen, KH Urk. 330 vom 28.2.1483; KH Urk. 795 vom 9.5.1516.  –  36 ISF KB 46, fol. 135r–137r; Gabelkhover: HStA Stuttgart, J 1 Bd. 34, Bl. 222f.  –  37 Vgl. Holzwart-Schäfer, Karmelitenkloster in Esslingen, 29–33.  –  38 StA Ludwigsburg, B 169 Bü. 67, Nr. 12.  –  39 Brinkhus/ Heinzer, Papierhandschriften, 41; Holzwart-Schäfer, Karmelitenkloster in Esslingen, 272–274.  –  40 Zu den Büchern der Esslinger Klöster vgl. Brinkhus/Heinzer, Papierhandschriften, sowie Mentzel-Reuters, Bibliotheken, zum Bibliothekswesen des Ordens im Mittelalter Humphreys, Book Provisions, 77–82, 123–128.  –  41  Vgl. zu diesem Abschnitt die im Lit.verzeichnis genannten Berichte von Schäfer, Schneider, Karmeliterkloster, Elders, Ausgrabungen.  –  42 Wo keine anderen Angaben gemacht werden, entstammt die Information Deckert, Oberdeutsche Provinz, 356–369.  –  43 Nach den Kapitelsakten. Stoß nannte 1456 Johann Klarer, 1458 Johann Crailshaim (Martini, Carmel 2, 236).  –  44 Nach den Kapitelsakten war Stöcklein Prior bis April 1478. Stoß zufolge war er bis 1474 im Amt (ebd.). Die Esslinger Ratsmissiven nennen 1477 einen Andreas Wieland als alten Prior (StadtA Esslingen, RS Missivenbuch 8, Bl. 122 und 132r); ob es sich um Stöcklein oder eine andere Person handelt, ist angesichts der verworrenen Personalsituation vor der Reform des Konvents nicht mehr zu klären. Deckert und Hösler nennen in Acta, 57, Johannes Benzenreuther als Prior von 1475–1482. Dieser hielt sich jedoch lediglich 1476 zur Durchführung der Reform für einige Zeit im Konvent auf.

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Frankfurt Der Frankfurter Karmel war einer der ältesten und größten in Deutschland. Er erreichte seine höchste Entfaltung und Blüte am Vorabend der Reformation; jedoch gelang es dem Konvent, seine Existenz auch noch danach in der lutherischen Stadt zu behaupten. Wenn auch seine Bedeutung innerhalb des städtischen Gemeinwesens schwand, so blieb doch seine Stellung in der Ordensprovinz weitgehend erhalten. Die Förderung durch das Frankfurter Patriziat wurde nach der Reformation ersetzt durch die Unterstützung durch zugewanderte katholische Eliten, im 18. Jh. besonders die Fürsten von Thurn und Taxis, und aus Italien stammende Kaufleute wie etwa die Familie Brentano. Um deren Gunst und um den Zustrom der Gläubigen wetteiferte das Kloster in der Barockzeit vor allem mit dem Bartholomäusstift und gelangte so am Ende des Alten Reiches zu einer zweiten Hochblüte. Mit seiner spätgotischen Anlage und seinen Kunstwerken, namentlich den Wandmalereien von Jörg Ratgeb, ist das Kloster, nach bedeutenden Kriegsschäden wohl restauriert, noch heute wesentlicher Teil der Frankfurter Altstadt, Sitz des Archäologischen Museums und des Instituts für Stadtgeschichte. Provinz Deutsche Provinz (um 1260–1291, 1297–1318, 1327–1348), Niederdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1613, 1620–1802), Kölnische Provinz (1613–1620) Diözese Mainz Lage Das Karmeliterkloster liegt am südwestlichen Rand der staufischen Stadt an der Straße nach Mainz. Die Entfernung zur Stadtmauer betrug im Westen etwa 125 m, im Süden weniger als 50 m. Der Klosterkomplex nahm nach Abschluss der Arrondierungen nach 1500 fast das ganze Areal zwischen Mainzer Gasse im Süden, Münzgasse (früher Weißfrauengasse) im Norden, Ankergasse (früher Hellergasse) im Osten und Seckbächer Gasse im Westen ein. Die Fläche des Areals umfaßte etwa einen halben Hektar (nach dem Merian-Plan von 1628). In unmittelbarer Nachbarschaft lagen weitere geistliche Institutionen: nördlich fast gegenüber das Weißfrauenkloster, südöstlich das Leonhardstift, weiterhin die Stadthöfe von vier Zisterzienserklöstern. Siegel Großes Konventssiegel, 2. Hälfte 13. Jhs., mit der Umschrift: + S:FRM:BAT: MARE KARMEL I FRANKEVORT (= Sigillum fratrum Beate Marie Karmelitarum in Frankenvort) [ Abb. S. 102 Nr. 10].1 Es zeigt Christus auf dem Regen­bogen mit dem Kreuznimbus auf dem Haupt; in der Linken ein Buch, die Rechte segnend [bei Reichel fälschlich: in Schwurform] erhoben.2 Das jüngere Siegel aus dem 18. Jh. zeigt die Gottesmutter mit dem Kind auf dem Schoß, über den Wolken thronend. Mutter und Kind sind mit Heiligenschein dargestellt. Das Siegel trägt die Umschrift: *SIGIL : COMMVNIT * CARMELI * FRANCOF.3 Dieser OriginalSiegelstempel des Klosters hat sich im Münzkabinett des Historischen Museums Frankfurt erhalten [ Abb. S. 102 Nr. 11].4 GESCHICHTE 1. Stifter und Gründungsausstattung Nach der Ordensüberlieferung wurde das Frankfurter Karmeliterkloster im Jahr

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1246 gegründet. Urkundlich wird das Frankfurter Karmeliterkloster hingegen erstmals im Jahr 1270 erwähnt.5 Bereits bei dieser ersten Erwähnung waren der Kirchhof des Klosters und ein Altar (zu Ehren der heiligen Jungfrau) schon geweiht; beide wurden durch Bischof Dietrich von Verona mit einem Ablass privilegiert.6 Mit der Ankunft und Niederlassung der ersten Brüder ist also entsprechend früher zu rechnen. Es ist zu vermuten, dass die Ankunft in Frankfurt wenige Jahre nach der Klostergründung in Köln (um 1256) geschah, vielleicht um 1260. Die Karmeliter wären damit der letzte der drei Bettelorden, die sich in Frankfurt niedergelassen haben, nach den Dominikanern (1243) und wohl auch nach den Franziskanern (1255). Das älteste Areal des Konvents wurde den Karmelitern nicht gänzlich geschenkt, sondern zum Teil von Patrizierfamilien gegen Geldzahlung verliehen. So klagte der Konvent 1528 gegen die Familie Holzhausen auf die Ablösung eines Zinses von vier Schilling jährlich auf dem Flecken, auf dem der Hochaltar ihrer Kirche steht.7 Nach den Plänen von Donner von Richter befand sich dieser Hochaltar in dem nach Osten verlängerten Chor an der Stelle, auf der sich ursprünglich der älteste Friedhof des Konvents befand. Die Urkundenüberlieferung der Frühzeit ist rasch aufgezählt. Am 12. März 1281 gewährte Erzbischof Werner von Mainz einen Ablass von 40 Tagen an die, die zur Erbauung der Kirche und ihrer Klostergebäude beitragen.8 Am 13. Dezember 1285 gestattete Papst Honorius IV. das Messelesen bei einem allgemeinen Interdikt bei verschlossenen Türen.9 Am 28. Oktober 1287 empfahl Bischof Siegfried von Augsburg die Karmeliter allen kirchlichen Würdenträgern und verlieh allen, welche sie begünstigten, einen Ablass von zehn Tagen.10 Am 4. Juli 1290 nahm Erzbischof Gerhard von Mainz die Karmeliter zu Mainz, Frankfurt und Kreuznach in seinen Schutz.11 Am 28. August 1290 erlaubte Erzbischof Gerhard von Mainz den Karmelitern, sich in seiner Diözese aller vom Heiligen Stuhl erhaltenen Privilegien und Gnaden zu bedienen.12 Am 31. August 1290 gewährte Christian, Bischof von Samland, Vikar in spiritualibus des Erzbischofs von Mainz, nachdem er einen Chor, zwei Altäre und zwei Friedhöfe geweiht hat einen Ablass von 40 Tagen.13 Am 31. Dezember 1297 vermachte Hermann von Köln, Bürger zu Frankfurt, den Frankfurter Karmelitern in seinem Testament 1 „ferto“ (Vierding = ¼ Mark).14 Die Überlieferung des 13. Jhs. ist mit sieben Urkunden also nicht sehr reichhaltig. Demnach wurde der Karmel vom Papst und den Mainzer Erzbischöfen gefördert, von den Frankfurter Bürgern indessen nur wenig. Dieser Anschein trügt jedoch. Das Kloster muss bei Grunderwerb und Bautätigkeit erheblich vom Bürgertum gefördert worden sein. Da es sich dabei vermutlich um einmalige Spenden an Grundstücken, Baumaterial und Geld, nicht um wiederkehrende Kapitaleinkünfte handelte, wurden diese aber nicht dauerhaft aufgezeichnet und urkundlich dokumentiert. In diesen ersten fünfzig Jahren war die Gründungsphase abgeschlossen und das Kloster etabliert; etwa zwischen 1260 und 1310 entstand die erste Kirche als einfacher frühgotischer Langbau.

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I. Klöster vor der Säkularisation

2. Entwicklung bis zur Reformationszeit Frankfurt war eines der Zentren in der großen Auseinandersetzung zwischen Kaiser Ludwig dem Bayern und dem Papst. Nachdem Johannes XXII. den Kaiser 1323 gebannt hatte, verkündete Ludwig hier 1324 die „Sachsenhäuser Appellation“. Die Stadt stand mit Einschluss ihrer Geistlichkeit mehrheitlich auf der Seite des Kaisers, weshalb sie spätestens 1329 vom Papst mit dem Interdikt belegt wurde. Das Verbot, öffentlich Gottesdienst zu halten, wurde jedoch von keinem der Stifte und Klöster befolgt. Die Karmeliter hielten nachweislich noch 1329 Gottesdienst. Erst 1335 spaltete sich die Frankfurter Geistlichkeit in eine papsttreue und eine kaisertreue Partei. 1338 hielt Kaiser Ludwig einen Reichstag in Frankfurt ab und ließ am 8. August 1338 ein Manifest an die ganze Christenheit an die Türen von St. Bartholomäus anschlagen. Nachdem aber der Abgesandte des Papstes den päpstlichen Bannspruch unmittelbar darauf an dieselbe Türe heften ließ, gingen die meisten geistlichen Körperschaften zu der Partei des Papstes über. Darauf wurden die papsttreuen Mitglieder der Klöster vertrieben. Dieses Schicksal erlitten auch die Frankfurter Karmeliter, die nach der Angabe ihrer Chroniken am folgenden Tag, dem 9. August, aus der Stadt vertrieben wurden.15 Die Nachrichten des Chronisten Jakob Milendunck, dass in den Jahren 1346 und 1348 Provinzkapitel der Karmeliter in Frankfurt stattfanden, und sein Bericht über Ereignisse im Frankfurter Karmel zwischen 1338 und 1350 lassen vermuten, dass sie nach nicht allzulanger Zeit wieder zurückkehren konnten.16 Ein zweites Mal wurden die Karmeliter dann am 16. Juli 1350 durch Erzbischof Heinrich von Virneburg vertrieben, nachdem sie den Gottesdienst eingestellt hatten. Bereits am 31. Oktober dieses Jahres wurden sie zusammen mit den Franziskanern jedoch wieder aufgenommen.17. Während die erste Vertreibung der Karmeliter durch ihre Anhänglichkeit an den Papst und die Gegnerschaft zu Kaiser Ludwig dem Bayern bedingt war, hatte die zweite Vertreibung ihre Ursache in dem Streit zwischen Heinrich von Virneburg und Gerlach von Nassau um das Erzstift Mainz. Heinrich hatte sich 1346 mit der Kurie überworfen, worauf diese Gerlach von Nassau zum neuen Erzbischof ernannte; der Bistumsstreit in Mainz setzte sich auch nach dem Tode Ludwigs im Jahr 1347 noch bis zum Jahr 1354 fort.18 Da die Karmeliter dem päpstlichen Kandidaten Gerlach von Nassau anhingen, wurden sie von Heinrich, der sich zunächst im Erzstift zu behaupten vermochte, vertrieben. Nach diesen Wirren standen der inneren Konsolidierung und dem Ausbau des Karmels keine größeren Hindernisse mehr im Wege. 1390 erneuerte der Dekan des Mainzer Domkapitels den Karmelitern das Beichtrecht.19 1418 erlaubte der Mainzer Erzbischof Johann II. von Nassau ihnen ein tägliches Morgen- und Abendläuten „pro salutatione angelica“ (Angelusläuten) und verband damit einen Ablass von 40 Tagen für die Gläubigen, die dazu ein Gebet sprechen.20 Im Verlauf des 14. und 15. Jhs. verfolgte das Kloster die Expansion seines Areals zu den umliegenden Straßen (z. B. durch Kauf des Hauses mit Garten zwischen dem Kloster und dem Haus des Schöffen Jacob Knoblauch von Gerlach Hochhaus für 28 Gulden 1394).21 Nachdem diese Arrondierung erreicht war, begann man mit

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der Vergrößerung von Kirche und Kloster, der Öffnung der Ellenbogengasse hin zur Seckbacher Gasse, und der Verlegung des Haupteingangs der Kirche nach Süden zur Mainzer Gasse. Zwischen und 1430 und 1510 ist der zweite Bauabschnitt von Kirche und Kloster zu datieren; dabei wurden beide gewaltig vergößert. Nun entstand ein weitläufiger spätgotischer Gebäudekomplex, der bis heute städtebaulich markant geblieben ist. Weitere Einzelheiten dazu unten „Bau- und Kunstgeschichte“. Im dem Krieg zwischen Adolf von Nassau und Dieter von Isenburg um den Mainzer Erzstuhl von 1459 bis 1463, der sogenannten Mainzer Stiftsfehde, standen die Karmeliter, von beiden Seiten umworben, zusammen mit der übrigen Frankfurter Geistlichkeit auf der Seite Adolfs.22 Vor der Ordensreform von 1469 kam es sowohl in der Provinz als auch im Frankfurter Konvent zu Protesten und Unruhen. In der Provinz entstand wegen der Auflehnung gegen den Heiligen Stuhl ein Schisma; im Frankfurter Konvent lehnten sich etliche Brüder gegen die Klosterreform des Johannes Soreth auf.23 Um 1510 wurden die Bauarbeiten an Kirche und Kloster, um 1517 die Wandmalereien von Jörg Ratgeb fertiggestellt. 3. Messe, Festlichkeiten, Königswahl und Krönung Am Pfingsttag 1393 (25. Mai) feierte die römische Obödienz Generalkapitel in Frankfurt. An diesem Kapitel unter dem Vorsitz von Generalprior Joannes Raudensis de Mediolano nahmen acht Diffinitoren aus den Provinzen teil, welche Papst Bonifaz IX. anhingen. Gleichzeitig fand ein Provinzkapitel statt.24 In den Mauern des Karmels wurden zwar keine Reichstage, keine Wahl oder Krönung abgehalten, und auch die erste Sitzung des Reichskammergerichts, die Battonn im Frankfurter Karmeliterkloster lokalisierte, fand nicht hier statt.25 Jedoch fanden hier Kreistage statt. Sowohl der der Oberrheinische Reichskreis als auch der Kurrheinische Reichskreis tagten im Frankfurter Römer, im Karmeliter- und im Dominikanerkloster. Der päpstliche Legat Raymundus Peraudi stieg am Pfingsttag 1502 und Dienstag nach Trinitatis 1503 bei den Frauenbrüdern ab.26 1582 war es wohl das erste Mal, dass das Refektorium, der damals größte und prächtigste Saal Frankfurts, vom Rat zu weltlichen Zwecken benutzt wurde.27 Es ist mit Bestimmtheit davon auszugehen, dass die weitläufigen und repräsentativen Gebäude des Frankfurter Karmel bei den Königswahlen und Krönungen als Unterkunft zahlreicher Gäste gedient haben. In der Klosterchronik ist etwa für das Jahr 1711 vermerkt, dass der Weihbischof (suffraganius) von Speyer dem Konvent für 24 Tage Gastfreundschaft bei der Wahl Karls VI. 100 Gulden gegeben habe.28 Zur Krönung Karls VI. am 22. Dezember 1711 traf der Suffragan von Speyer am 15. Dezember in Frankfurt ein. Zum 20. und 21. Dezember heißt es in der Chronik: „An dem festgesetzten Tag war die Zahl der auswärtigen Priester, die bei uns zelebrierten, so groß, dass unsere Patres nur mit Mühe ihre Messen vor dem frühen Nachmittag lesen konnten.“29 Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736)30 besuchte

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I. Klöster vor der Säkularisation

den Gottesdienst bei den Karmelitern am 25. Juli 1711.31 Am 15. Okt. 1711 nach der Wahl Karls VI. weilte der Kurfürst von der Pfalz mit seinem ganzen Hofstaat im Karmel.32 4. Reformationszeit Die Reformation stellt einen Wendepunkt in der Geschichte des Klosters dar. „Zu Beginn der Reformation hatte das Kloster seine höchste Blüte erreicht. Der Grundbesitz hatte sich vergrössert, die Klosterräumlichkeiten sind gemehrt, der neue Kreuzgang war künstlerisch ausgeschmückt, die Kirche erhöht und durch angebaute Kapellen und den Kreuzgang mit Seitenschiff vergrössert. Die reichen Geschlechterfamilien wandten ihm ihre Stiftungen zu und wählten gern ihre letzte Ruhestätte in der Klosterkirche, die Brüderschaften der Elenden, der Blinden und Lahmen, St. Georg und Anna, feierten hier ihre Gottesdienste. Am 14. November 1524 nahm die Brüderschaft der Schneiderknechte, von der lutherischen Bewegung ergriffen, ihre Ornamente und sonstigen Besitz aus der KarmeliterKirche und löste sich auf; zwei Tage darauf wurde hier der Gönner des Klosters, Klaus Stalburger der Reiche, mit grossem Gepränge beigesetzt. Diese beiden Daten bezeichnen den Wendepunkt in der Geschichte des Klosters: das Absterben der freigebigen Stifter aus den Geschlechtern, und die Abwendung des niederen Volkes von den Mönchen.“ Seitdem führte sie nur noch „das stille Dasein einer Klosterkirche mit kleiner Gemeinde.“33 Doch die Reformation bedeutete für das Kloster nicht nur einen Wendepunkt, sondern vor allem ein Drama, das sich über Jahrzehnte hinweg hinzog und dessen glücklicher Ausgang keineswegs gesichert erschien. Es begann mit dem Frankfurter Zünfteaufruhr im April 1525. Am 18. April kam eine große aufrührerische Menschenmenge, nachdem sie bereits andere Klöster und Stifte heimgesucht hatte, auch ins Karmeliterkloster, „daselbst [sie] auch ihren mutwillen getriben.“34 Noch im April 1525 wurden die Vermögen der Frankfurter Klöster, darunter auch des Karmels, auf Verlangen der Bevölkerung und ihrer „46 Artikel“ inventarisiert. Dies geschah auf Verfügung des Rats, um bei einer eventuellen Aufhebung der Klöster den ungeschmälerten Zugriff auf ihr Vermögen zu sichern. Bereits am 13. März 1525 hatte die St. Anna-Bruderschaft den Rat aus Misstrauen gegen das Karmeliterkloster um die Erlaubnis gebeten, ein Kapital auf Gülten in der Stadt anzugelegen.35 Am 9. September traf die St. Barbara-Bruderschaft der armen Leute, da sie nicht fortbestehen durfte, Anordungen für die Zeit bis zu ihrer Wiederherstellung.36 Für den 1. Januar 1526 verfügte der Rat die Ablösbarkeit aller Ewigrenten, allerdings nur bei den Orden, nicht bei den drei Frankfurter Stiftskirchen. Einige Brüder traten in diesem Jahr aus dem Kloster aus und begaben sich unter den Schutz des Rates oder der umliegenden Fürsten.37 Im Jahr 1529 gab es Auseinandersetzungen innerhalb des Konvents, von Königstein so beschrieben: „dan die fratres hatten vill irthums under in, also dass etlich auch aus dem clostern wollten und sonderlich ein leienbruder, der sie diffamirt, als ob sie in hetten wollten incarcerirn.“ Der Rat beschloss am 24. Juni 1529, diesen

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Laienbruder, der nicht im Kloster bleiben wollte, herauskommen zu lassen.38 Im Juli 1529 forderte der Rat Karmeliter und Dominikaner auf, ihre Heiltümer und Kleinodien mit vier Schlüsseln wegzuschließen und zwei Schlüssel dem Rat auszuhändigen; die Klöster weigerten sich jedoch.39 Am 8. September 1529 wurden dann gewaltsame Angriffe aus der Bevölkerung gegen das Kloster vorgetragen, um sich dessen Besitztümern zu bemächtigen.40 Die Frankfurter Geistlichkeit versicherte sich nun der Unterstützung des Mainzer Erzbischofs. Dieser klagte vor dem Reichskammergericht gegen den Frankfurter Rat („erster Reformationsprozess“) und erwirkte ein Mandat vom 20. August 1529 gegen den Rat, die geistliche Jurisdiktion des Mainzer Erzbischofs und die Freiheiten des Frankfurter Klerus nicht mehr zu verletzen sowie die Geistlichen der Stadt wie früher zu schützen und schirmen.41 Noch 1529 gab es einen weiteren Prozess wegen Auflösung der Annenbruderschaft. Der Rat forderte im Juli ihre Auflösung und die Herausgabe der Kleinodien. Der Konvent weigert sich mit Hinweis auf die Satzung der Bruderschaft. Der Mainzer Erzbischof schaltete sich ein, schließlich wurde das Reichskammergericht angerufen („zweiter Reformationsprozess“).42 1530 (nach dem 6. Juni) wandte sich das Kloster hilfesuchend an Kaiser Karl V. wegen der Belästigungen durch den Rat der Stadt.43 Daraufhin verlieh Kaiser Karl V. am 14. Oktober 1530 dem Frankfurter Karmeliterkloster seinen Schutz und bestätigte seine Privilegien.44 Die Klosterchronik schildert ausführlich die Wirrnisse dieses Jahres.45 Am 23. April 1533 erfolgte schließlich in Frankfurt nach einer Volksabstimmung die offizielle Einführung der Reformation. In diesem Jahr fanden tumultuarische Auftritte statt, von denen das Kloster mit seinem Bilderschmuck und seinen kirchlichen Geräten indessen verschont blieb. Mit Einführung der Reformation verbot der Rat auch die althergebrachte katholische Messe; der Klerus protestierte dagegen beim Rat.46 „In diesen Kirchen [Leonhard, Liebfrauen, Prediger, Karmeliter, Weißfrauen] wurde wahrscheinlich seit der offiziellen Einführung der Reformation im April 1533 [bis Mai 1535] überhaupt kein Gottesdienst mehr gehalten.“47 Dies kann allerdings nur für den öffentlichen Gottesdienst gelten, nicht für den privaten der Mönche. Die Situation des Klosters war nun prekär. Mindestens einer der Stifter forderte seine Zuwendungen mit der Begründung zurück, dass der Karmel seinen Verpflichtungen nicht nachkomme. Der Konvent verteidigte sich mit der Begründung, er würde vom Rat gewaltsam davon abgehalten.48 Ende 1534 erwirkt der Mainzer Erzbischof ein Mandat des Reichskammergerichts, worin Frankfurt bei Strafe der Reichsacht zur Restitution des alten Kirchenwesens verurteilt wurde.49 Auch wenn dessen vollständige Umsetzung illusorisch war, so hatte man damit doch einen Teilerfolg erzielt. 1536 weigerte sich der Frankfurter Rat, den neuen Prior Johannes Walbeck aus Dieburg anzuerkennen.50 Im gleichen Jahr 1536 fasste das Kloster den einstimmigen Beschluss, die Kleinodien wegen der drohenden Gefahr der Plünderung zu verkaufen und sandte sie zu diesem Zwecke nach Köln. Man konnte dafür 800 Gulden erlösen, welche beim Kloster Eberbach zu 4 % (32 Gulden jährlich) ange-

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legt wurden. Im Karmel verblieben nur noch ein großes Kreuz, eine Monstranz mit den Reliquien der hl. Anna, das Haupt der hl. Barbara und einige Kelche. Der Konvent bestand 1537 nur noch aus sieben Priestern und vier Jungen.51 Im Herbst 1537 strengten Karmeliter und Dominikaner durch ihre Provinziale einen neuen Prozess am Reichskammergericht gegen den Frankfurter Rat an; Streitobjekt waren die Güter der Klöster, die der Rat durch Pfleger inventarisieren und beaufsichtigen lassen wollte. Von den Klägern wurde als Strafe die Reichsacht beantragt. „Der Prozess wurde von Kurmainz zweifellos unterstützt, wenn nicht sogar veranlasst“; er versandete jedoch bis zum Schmalkischen Krieg.52 1544 versuchte der Stadtrat erneut, die Kontrolle über die Wirtschaft des Klosters zu gewinnen. Nachdem nunmehr die Widerstandskraft der Mönche erlahmt war, stimmte man der Bestellung von drei Pflegern zu.53 Damit war die Leidenszeit jedoch noch keineswegs beendet. Zur Finanzierung des Schmalkaldischen Krieges wurden 1546 die kirchlichen Geräte aller Stifter und Klöster zu Gunsten der Stadt eingezogen und versilbert.54 Nach dem Augsburger Reichstag von 1548 (Augsburger Interim) wurde immerhin der öffentliche katholische Gottesdienst wieder gestattet.55 Dennoch hörten die Versuche des Rates, das Kloster gleichsam auszuhungern, nicht auf. Nach Darstellung der Ordenschronik bestanden sie aus dem Verbot, Novizen aufzunehmen und ausgeschiedene Mönche zu ersetzen, sowie der Verwaltung der materiellen Besitzungen des Klosters durch bürgerliche Deputierte. Damit wäre der Konvent personell ausgestorben und die Kontrolle über seine Besitzungen an den Rat übergegangen. Dies geht aus der Würdigung Milenduncks für den langjährigen Prior Johannes Sprenger hervor, der sein Kloster gleichsam den Häretikern aus dem Schlund gerissen habe.56 Nach dem Tod des Priors 1560 erfolgten neue Angriffe des Rats gegen den Konvent.57 Um der historischen Gerechtigkeit willen muss man jedoch anerkennen, dass der Frankfurter Rat letztlich die Frankfurter Klöster und Stiftskirchen in ihrem Bestand erhalten hat, was für eine lutherische Reichsstadt eine rühmliche Ausnahme darstellt. 5. Nachreformatorische Zeit 1546 wurden die in Frankfurt stationierten Truppen des Schmalkaldischen Krieges von einer schweren Krankheit befallen, die zahlreiche Todesfälle forderte. Darauf beschloss der Rat: „ein ersamer raith hat die groß conventstub im closter zun Frauenbrudern oder Carmeliten, genant den winter wermen, dain man die kranken legt, dass ettwo bei 40 oder 50 darin mit unseglichem gestank lagen und der merer theil sturben.“58 Man führte auch die Todkranken, die in anderen Orten untergebracht waren, in das Karmeliterkloster, um sie hier sterben zu lassen. Nach ihrem Tod wurden sie außerhalb begraben. Auch bei der Belagerung von 1552 griff der Rat auf die Raumkapazitäten des Klosters zurück und benutzte dessen Speicher als Lagerort für Getreide (neben Liebfrauen, Predigern und St. Nikolai).59 1563 suchte eine Krankheitswelle den Konvent heim: alle Brüder erkrankten und siechten dahin.60 Während aber für dieses Pestjahr von 1966 Todesfällen berichtet wird,61 ist in der Klosterchronik von Todesfällen nicht die Rede.

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Im gleichen Jahr 1563 ist die wohl auch letzte Welle reformatorischen Eifers zu registrieren, wie die Klosterchronik vermerkt: „Zu dieser Zeit errichteten die Häretiker erneut Fallgruben, und die Frankfurter stellten neue Hinterhalte, um unsere Brüder zu vertreiben, unter dem Bürgermeister Johannes Glauburg, dem gefühllosesten Feind der Priester und unserer Brüder, dessen Vorfahren einst die frömmsten Förderer des Klosters waren, wie die Wappen und Insignien in unserer Kirche zeigen“.62 1582 scheint sich das Verhältnis zwischen dem Kloster und der lutherischen Stadt normalisiert zu haben. In diesem Jahr fand in Frankfurt eine glänzende Fürstenversammlung statt, bei der der Rat die Gäste im Sommerrefektorium des Karmels, dem damals größten und prächtigsten Saal der Stadt, feierlich bewirtete. Auch der italienische Naturphilosoph Giordano Bruno war vom 2. Juli 1590 bis etwa Anfang Februar 1591 Gast im Frankfurter Karmeliterkloster, erneut im Sommer 1591, um hier den Druck seiner kosmologischen Hauptwerkes, der sogenannten „Frankfurter Trilogie“ vorzubereiten. Giordano Bruno wurde im Mai 1592 in Venedig verhaftet, Anfang 1593 nach Rom ausgeliefert, dort vor das Inquisitionsgericht gestellt und am 17. Februar 1600 hingerichtet. Einige Zeit nach Brunos Frankfurter Aufenthalt, im August 1593, brach eine erbitterte Auseinandersetzung zwischen dem Prior des Klosters und seinen Ordensoberen aus. Bei dem Prior handelte es sich um Johannes Münzenberger, der seit 1574 Kustos und von 1580 bis 1593, erneut 1600 bis 1609 Prior und Lektor des Konvents war. Der Grund für diesen Konflikt ist aus den Quellen nicht ersichtlich. Auf den ersten Blick scheint es, dass die Provinzoberen ein Revirement in dem Frankfurter Konvent vornehmen wollten, bei dem sowohl der Prior als auch etliche Konventualen gegen Ortsfremde ausgetauscht werden sollten. Solche Spannungen zwischen Konvents- und Provinzebene kamen gelegentlich vor, sie wurden ausgelöst oder verstärkt durch Spannungen zwischen den deutschen (rheinischen) und niederländischen Teilen der Provinz. Möglicherweise besteht aber auch eine Verbindung zum Aufenthalt Giordano Brunos. Der Hinweis Münzenbergers, es solle an seiner Stelle ein Jesuit63 als Prior in Frankfurt eingesetzt werden, der sich aber nicht erhärtete (er wird später vom Provinzial wortreich bestritten), weist in diese Richtung. Möglicherweise war man aber in der Provinz lediglich der Meinung, der Konvent führe in der lutherischen Stadt ein Eigenleben und nehme die Ordensdisziplin nicht ernst genug. Jedenfalls hat sich Münzenberger schon im Vorfeld seiner Disziplinierung an den Rat, aber auch an den Domscholaster von Mainz um Hilfe gewandt, womit er aber seine Ordensoberen erst recht gegen sich aufbrachte. Die Auseinandersetzung mit Münzenberger begann im August 1593.64 Milendunks Chronik vermerkt dazu, dass Münzenberger 1593 aus seinem Amt entfernt und für sechs Jahre geächtet worden sei.65 Die Absetzung erfolgte „propter rebellionem“.66 Schon zeitlich ist ein Zusammenhang mit der causa Giordano Bruno nicht von der Hand zu weisen. Bruno wurde in Venedig im Februar 1592 verhaftet, Münzenberger im August 1593 aus dem Amt entfernt. Im Juli 1594 spitzte sich der

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Konflikt zu. Der Rat hatte sich für Münzenberger bei seinen Oberen verwendet, ebenfalls der Mainzer Domscholaster, weshalb man die 1593 beschlossene Absetzung aussetzte, Münzenberger zunächst in Frankfurt beließ und die Einführung des Amtsnachfolgers verschob. 1594 wagte man einen zweiten Versuch, der mit größerer Entschlossenheit vorgetragen wurde, weshalb man sich der Zustimmung des Frankfurter Rates versichern wollte. Am 10. Juli 1594 teilte der Provinzial Wilhelmus Hattingius dem Rat mit, „dz gegen den Prior zu den Carmeliten alhie notwendige correction fürgenommen werden müste, also wollte man es einen erb. Rath hiermit verstendiget haben, ob Er imand aus seinem mittel solcher correction beizuwohnen verordnen wollte.“67 Am 11. Juli suchte der Ratsschreiber Laurentius Pyrander den Provinzial auf und teilte mit, der Provinzial habe in seiner Resolution auch angedeutet, „dz sy, die Münch oder Ordensbrüder, an den abgesetzten vnd carcerierten Prior Johann Müntzenberger noch andere actiones hetten, die criminales vnd capitales weren, … so wölle er doch … gegen ime, Müntzenberger, nichts thetlichs, sonderlich mit peinlichen Fragen, ane eines erb. Raths vorwissen fürzunemen.“68 Die Gründe für die Klagen gegen Münzenberger sind nicht ersichtlich. Die Vorwürfe gegen ihn waren „criminales et capitales“, wurden aber nicht genannt. Wenn die Affaire mit Giordano Bruno eine Rolle gespielt hat, so wäre es vom Provinzial auch nicht klug gewesen, solche Gründe vor einem lutherischen Rat auszubreiten. Dadurch wären ohne Zweifel antikatholische Ressentiments gefördert worden. „Criminalis“ und „capitalis“ war nach damaligem Recht die Ketzerei in jedem Fall. Dies würde erklären, warum sogar eine peinliche Befragung (die Folter) durch den Orden in Erwägung gezogen wurde, aber auch, dass – nach Abschwören und Rehabilitierung – seine Wiedereinsetzung als Prior nach einer längeren Karenzzeit als angemessen erachtet werden konnte. Die Klosterchronik bemerkt dazu lediglich, dass Münzenberger 1593 seines Amtes entsetzt und für sechs Jahre geächtet wurde; für ihn wurde zunächst Michael Ursinus als Vertreter und 1595 Gerlach Ancon genannt Rheingraf als Prior in Frankfurt eingesetzt.69 Nach dessen Tod folgte wiederum Münzenberger ohne irgendwelche Reibungen.70 Für einen Zusammenhang der causa Münzenberg mit dem Aufenthalt Brunos spricht auch ein buchgeschichtlicher Befund: In der Bibliothek des Konvents befindet sich ein komputistisch-astronomischer Studienband (UnivB Frankfurt, Ms. Carm. 20) mit Texten aus dem 13. Jh., geschrieben 1391 in Florenz durch einen deutschen Mönch (frater Johannes Alsfelt de provincia Saxonie). „Die Handschrift gehörte 1512 einem Kölner Studenten und stand noch 1584 in einer Privatbibliothek.“71. Unter Johannes Münzenberger, dessen Initialen in den Einbanddeckel geschnitzt sind, gelangte sie in die Bibliothek des Frankfurter Konvents. Woher rührte dieses plötzliche Interesse für Astronomie? Kann man glauben, dass es auch ohne den Aufenthalt Giordanos bestanden hätte? Es muss offen bleiben, ob die Handschrift durch Bruno nach Frankfurt gelangt ist; aber Bruno hat sie vielleicht benutzt. Eine zweite Handschrift, nämlich Ms. Carm. 19, stammt direkt aus dem Besitz Münzenbergers und belegt ebenfalls sein Interesse für Astronomie.

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Aus seinem Besitz stammen ferner Ms. Carm. 6 (Jacobus Magnus, Thomas von Aquin), Ms. Carm. 7 (Johannes de Janua), Ms. Carm. 12 (Hegesippus), Ms. Carm. 19 (Johannes de Sacrobosco) [nicht Ms. Carm. 20]. 6. Entwicklung im 17. und 18. Jh. 1625 stiftete ein Graf Schomburg72 einen neuen Hochaltar. Gleichzeitig wurden die Chorstühle durch den Sakristan Mathaeus Tempius mit Bildern der Ordensheiligen geschmückt und diese durch den Lektor Johann Seinner in lateinischen Versen erläutert.73 Im selben Jahr noch ließ der Provinzial Johannes Bachusius von Kaiser Ferdinand vorsorglich die Privilegien des Frankfurter Konvents bestätigen, die ihm Kaiser Karl V. während der Reformationszeit verliehen hatte.74 1631 erfolgte der Einmarsch der Schweden, die von den Frankfurter mit großer Freude begüßt wurden.75 1632 schenkte König Gustav Adolf der Stadt Frankfurt die dort beschlagnahmten Güter der Geistlichkeit gegen den Verzicht der Stadt auf Rückforderung der Heereslieferung und eines Darlehens von 100.000 Reichstalern. Am 10. Juli 1633 mußten deshalb die Karmeliter die Stadt verlassen.76 Sie wandten sich, nach Battonn nur noch sieben an der Zahl77, nach Köln, wo auch der Mainzer Erzbischof Anselm Casimir Zuflucht suchte.78 Über die Zeit der schwedischen Besatzung berichtet die Klosterchronik79: „Der Rat hat die große Aula bzw. das Sommer-Refectorium mehrfach benutzt, um öffentliche Gastmähler zu feiern, einmal hat er für Oxenstierna, den obersten General der Schweden80, ein besonders glanzvolles Gelage veranstaltet, wobei er nächtlicher Weile Reigentänze durch das Kloster führte, wo die Leiber der Verstorbenen ruhten. Die Gräber begannen sich gleichsam unter den Füßen der Tänzer zu öffnen, was mir Herr Theobold Schönwetter, katholischer Bürger und Buchhändler81, der dabei Zuschauer war, mehr als einmal berichtet hat“. Lersner beschreibt den Exodus der Karmeliter aus der Sicht des Rates: „1633. Im Junio [recte: 10. Juli] sind die Carmelitten sambtlich aus der Stadt gegangen (…). Darauf ist von E. E. Rath Georgius Schiele Rathschreiber82, in dem Carmelitter-Closter zu wohnen befelcht worden, der auch mit denen Seinen die darinnen gefundenen Victualien verzehrt hat, das Kirchen- und Haus-Geräth aber wird aufgeschrieben, und denen München bey ihrer Restitution wieder zugestellt.“83 Am 28. August 1633 hielt Dr. Henrich Tettelbach84 die erste lutherische Predigt in der Karmeliterkirche.85 Am 29. Mai 1635 versöhnte sich der Kurfürst von Sachsen mit dem Kaiser; andere Fürsten und Städte schlossen sich an, auch Frankfurt, das nun die Schweden zwang, aus Sachsenhausen abzuziehen. Die vor zwei Jahren vertriebenen Geistlichen konnten wieder zurückkehren. Der Provinzial Johannes Bachusius86 sandte aber erst im Dezember drei namentlich benannte Patres und einen Laienbruder nach Frankfurt; diese nahmen das Kloster wieder in Besitz, fanden aber die zurückgelassenen Getreidevorräte geleert87, ebenso den Weinkeller.88 Der Provinzial behielt sich Regierung und Verwaltung zunächst vor und schickte Johannes Caspar Schoeffer als Vikar bis 1637.89 1635 war auch der Höhepunkt der Pestwelle in Frankfurt; das städtische Totenbuch verzeichnet fast 7000

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Tote.90 Der Karmel blieb aber anscheinend davon verschont, denn in der Chronik findet sich kein Vermerk darüber. Die Vertreibung hat möglicherweise den Bewohnern das Leben gerettet. Am 5. Juni 1638 entstand im Zimmer des Priors ein Brand, der Teile des Klosters zerstörte, die Kirche aber verschonte. Der Prior, Johannes Bachusius, der erst im Jahr 1637 sein Amt als Provinzial aufgegeben hatte und zum Prior in Frankfurt gewählt worden war, kam dabei ums Leben.91 Betroffen waren auch etliche Räumlichkeiten, die an Kaufleute vermietet worden waren, namentlich an Buchhändler, wobei großer Sachschaden entstand, den das Kloster erstatten musste. 1644, noch vor Beendigung des Krieges, machte der Kardinallegat Rossetti92 bei seiner Rückkehr aus Köln Station in Frankfurt. Er wurde in Höchst vom Reichspfennigmeister empfangen und von dort nach Frankfurt ins Karmeliterkloster geführt. Dort wurde er vom Rat mit fürstlichen Ehren begrüßt und im Römer bewirtet.93 Der Jesuit Daniel Papebroch94 beschrieb auf seiner Reise von Antwerpen nach Trient, in der er sich vor allen Dingen für Bibliotheken interessierte, auch den Frankfurter Karmel nach dem Dreißigjährigen Krieg. Die Brandschäden von 1638 scheinen völlig behoben zu sein, von Kriegsschäden ist nicht die Rede. Papebroch zeigt sich dabei von Größe und Architektur des Klosters beeindruckt: „Ganz am Rande der Stadt haben ferner die Karmeliter-Patres ein großes Kloster, das sich über drei sehr lange Gebäude erstreckt.95 […] Außerdem haben die Karmeliten einen langen, flachgedeckten Kreuzgang. Und er hat an den Wänden alte TemperaMalereien, die kunstvoll Szenen aus dem Neuen Testament mit Analog-Gestalten aus dem Alten Testament darbieten. An ihn schließt sich ein gewaltiges, an die 100 Fuß langes Refektorium an, dessen Wände die Barbara-Bruderschaft mit der ganzen Geschichte von Elias und Elisäus und der Vertreibung der Karmeliter-Väter in Palästina hatte bemalen lassen. Ansonsten stand es derzeit leer und sollte Kaufleuten für ihre Zwecke überlassen werden, denn man baute bereits ein anderes, kleineres und gegen äußere Störungen besser abgeschirmtes im Kreuzgang.“96 Die Stiftungen von Messen bei den Karmelitern blieben auch nach dem Dreißigjährigen Krieg nicht aus: 1676 zahlte Werner Nussbaum, Dekan des Liebfrauenstifts, dem Karmel 1200 Reichstaler bzw. 1800 Gulden in bar für 6 wöchentliche Messen; die Schenkung geschah „sub omni silentio“, der Schenker starb 1681.97 Aber auch, wenn es sich nicht um hochgestellte Persönlichkeiten oder hochherzige Spender handelte, vergaß das Kloster seine Freunde nicht, wie das liebevolle Gedenken an das „Kerzenweibchen“ beweist. „An diesem Tag [6. Mai 1695] wurde nach dem Mittagessen nahe dem Altar St. Martin an der Evangelienseite eine Frau begraben, welche Kerzenweibchen genannt wurde, und zwar deswegen, weil sie bei allen Prozessionen, bei denen man nach Gewohnheit um den Altar zur Opferung ging, in ihren Händen ein Licht trug. Möge sie den Zug aller immer erleuchten. Sie ruhe in Frieden.“98 Im Verlauf der Réunionskriege Ludwigs IX., dem sog. Pfälzischen Erbfolgekrieg, wurde, nachdem französische Truppen im Mai und Juni 1689 die Pfalz verwüstet und dabei Speyer in Brand gesteckt und völlig zerstört hatten, im Au-

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gust 1689 ein wundertätiges Marienbild aus Speyer nach Frankfurt überführt.99 Wenig später, am 16. Februar 1695, wurde Herzog Christian August von SachsenJülich-Kleve100 wohl auf der Durchreise im Oratorium des Frankfurter Karmels zum Diakon ordiniert. Bei diesem Anlass verehrte er dem Konvent den Körper des heiligen Märtyrers Crescentius, den ihm Papst Innozenz XII. in einem seidenen Kistchen übersandt hatte.101 Im Juni 1726 brach erneut ein Brand im Kloster aus, bei dem der hintere Teil des Klosters abbrannte.102 In dessen Folge trat der Prior Emanuel a S. Georgio zurück. Dieser Brand war von einem Benderhaus ausgegangen und hatte auf die Häuser Schappelburg, Münze und das lange Hintergebäude des Klosters übergegriffen, welches gänzlich abbrannte.103 Als die Franzosen Frankfurt im Siebenjährigen Krieg 1759 besetzten, wurde das Kloster am 13. April in ein Lazarett umgewandelt. Der Konvent bat daraufhin den Papst, den Gottesdienst in die Liebfrauenkirche verlegen zu dürfen.104 „Und das war noch nicht das Ende unserer Leiden: am 28. dieses Monats wurden zwei Speicher über den Räumen des Priorats, nämlich der Schlafsaal der Brüder, vom Hafer geräumt und dort kranke Soldaten untergebracht; schon besetzen die Franzosen den ganzen Konvent, weil sie die Stadt aus Furcht vor den Juden meiden“.105 Am Vorabend der Französischen Revolution erlebte das Kloster noch einmal eine Spätblüte. Während das Dominikanerkloster vom Mainzer Erzbischof im Zuge der katholischen Aufklärung 1790 in eine höhere Bildungsanstalt umgewandelt wurde,106 liefert der Kunsthistoriker und Hessen-Homburgische Hofrat Heinrich Sebastian Hüsgen in seinem „Artistischen Magazin“ von 1790 eine sehr schmeichelhafte Beschreibung des Klosters am Ende seiner Geschichte. Er bewundert das „sehr weitläuftige Closter-Gebäu“, die „grose Kirche in Gohtischem Geschmack“ mit „einer der beßten Orgelen in Frankfurt (…), auf welcher der berühmte Abt Vogler107 den letzten 26ten Aug. ein zwey Stunden langes Orgel-Concert, zur allgemeinen Bewunderung, gegeben hat“. Vogler wohnte drei Monate lang im Kloster und renovierte die Orgel. Hüsgen beschreibt das „schöne Gemälde“ auf dem Hochalter, welches „die Anbethung der H. drey König nach Rubens“ darstellte; „die übrigen acht Althäre“ enthielten zwar nichts, was eine Erwähnung verdiente, würden jedoch „auf Festtägen … brautmäßig in Seiden-Zeug“ geschmückt „und mit Blumen-Sträußen gezieret“. Der Kreuzgang sei der größte der Stadt und in „vortrefflicher Manier der damahligen Zeit meisterhaft“ mit Passionsszenen ausgemalt.108 Die Fenster des Kreuzganges seien 1711 mit einer Menge herrschaftlicher Wappen und Inschriften geschmückt worden, welche meist von Cornelius Dietz109 in Köln gemalt worden seien, aber „keinen Vergleich“ „mit den alten gebrannten schönen Gläsern“ aushielten. Das Refektorium sei von Georg Schlot110 anno 1515 „auf nassem Kalk schön ausgemahlt“, in seinen „10 Gothischen Fenstern“ befänden sich „in einem jeden drei grose wohl erhaltene sehr schön gebrannte farbige Gläßscheiben“, welche teils die Wappen adeliger Frankfurter Geschlechter, teils geistliche Historien darstellten. Der jetzige Prior111 sei ein Mann von viel Verstand und ein Liebhaber der Kunst; er habe schöne Bilder von guten italienischen Mei­stern ange-

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schafft, aber auch von Schütz (dem Vater)112 „schöne Arbeiten verfertigen lassen“. Zudem habe die Fürstin von Thurn und Taxis113 dem Kloster zwei „unvergleichliche Bilder von Barthol. Nazari“, nämlich eine büßende Magdalena und einen schmerzhaften Christus zum Geschenk gemacht.114 Das Kloster besitze auch „eine gute Bibliothek“, welche „in einem langen schmahlen gewölbten Zimmer in ziemlicher guter Ordnung“ stehe und „gegen 4000 Bände“ umfasse, darunter Handschriften aus dem 13., 14. und 15. Jh. und „viele“ Inkunabeln.115 Die Zeit zwischen 1792 und der Aufhebung 1802 ist durch das Tagebuch des Priors Emil Deutsch gut dokumentiert.116 Direkt wurde das Kloster von den Kriegsläuften betroffen, als es im Mai 1793 als Lazarett zur Unterbringung von französischen Kriegsgefangenen benutzt wurde.117 7. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Der Reichsdeputationshauptschluss bedeutete für das Kloster die Aufhebung nach fast 550 Jahren Existenz. Der Besitzergreifungsakt durch die Reichsstadt Frankfurt geschah für den Konvent völlig überraschend, nicht einmal der Klostervorstand war anwesend. Am 19. Oktober 1802 (im Gesetz war der 1. Dezember 1802 bestimmt worden) erschien die städtische Kommission mit einem Notar, zwei Zeugen und einer Ordonnanz an der Klostertür, um die provisorische Besitzergreifung durch den Rat der Reichsstadt auszusprechen und die Sakristeischränke zu verschließen.118 Das Zusammenleben im Kloster dauerte jedoch zunächst weiter an. Der Prior des Karmeliterklosters, Mansuetus Ott, versuchte, mit sieben Mitbrüdern zur Besorgung des Gottesdienstes in seiner Kirche unter dem vom Rat bestimmten Pfarrer angestellt zu werden, was der Rat aber ablehnte.119 Am 8. Februar 1803 erhielten die Karmeliter ihre Signatur, d. h. ihre Versorgungstitel. Sie mussten innerhalb von zwei Tagen ihr Kloster verlassen, durften jedoch ohne Genehmigung nicht von Frankfurt wegziehen und mussten sich nach Bedarf beim Volksgottesdienst anstellen lassen. Zur erstmaligen Anschaffung von weltlicher Kleidung erhielt jeder Ordenspriester 130 Gulden; man beließ ihnen auf ihr Gesuch auch etwas Weißzeug und Zinn für ihren Privathaushalt.120 Probleme gab es mit der Versorgung von „auswärtigen“ Karmelitern. Das waren diejenigen, die aus anderen Konventen nach Frankfurt geflüchtet waren und nun im Frankfurter Kloster wohnten, ohne jedoch dem Konvent anzugehören. Dabei handelte es sich um zehn Ordensmitglieder, die aus verschiedenen, meist linksrheinischen Klöstern (Mainz, Weinheim, Worms, Kreuznach und Köln) vertrieben worden waren und in Frankfurt Zuflucht gefunden hatten. Für diese wollte das Administrationsamt nicht aufkommen, sondern verwies darauf, dass diejenigen Staaten, die das Vermögen von deren Stammklöstern eingezogen hatten, dazu verpflichtet seien. Später fand es sich aber zu verminderten Unterhaltszahlungen bereit.121 Nach der Aufhebung des Klosters 1803 wurde die Kirche einstweilen für den katholischen Gottesdienst weiterbenutzt. Zwei Fenster hinter dem Hochalter wurden halb zugemauert, vielleicht auch die Kanzel aus der Dominikanerkirche hierher versetzt.122 Nach Wiederherstellung der Leonhardskirche für den gottes-

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dienstlichen Gebrauch 1809 genehmigte der Fürstprimas Karl von Dalberg die Umwandlung der Kirche in ein Warenlager. Die Kirche wurde profaniert, die Altäre und ein Altarbild entfernt, die Orgel für 750 Gulden nach Flörsheim verkauft. Der Boden, durch viele Gräber uneben und unterhöhlt, wurde eingeebnet, die Kirche dann in vier getrennte Warenlager unterteilt, für deren Vermietung die „Geistliche Güter-Administration“, die Verwaltung des säkularisierten Kirchenvermögens, jährlich 1258 Gulden einnahm. 1812 wurden die noch vorhandenen Glasmalereien, die das Warenlager nur verdunkelten, durch weißes böhmisches Glas ersetzt, 1833 der Dachreiter wegen Baufälligkeit abgebrochen und 1836 das Dach neu hergestellt. 1844 wurde die St. Sebastians-Kapelle an der Mainzer Gasse, 1855 auch die Sakristei abgerissen. Seit 1866 diente die Kirche als Lagerhaus des Hauptsteueramtes; die Klosterbauten, bis 1880 als Kaserne benutzt, dienten 1896 zu Feuerwehr- und Schulzwecken. Seit 1883 war hier die Karmeliterschule untergebracht.123 Der Kapitalwert des Karmeliterklosters wurde bei der Säkularisation auf 137.582 Gulden geschätzt, der Ertrag auf 5146 Gulden.124 Die 16 Angehörigen des Klosters erhielten jährlich insgesamt 6675 Gulden an Rente.125 Auch wenn die Pensionsleistungen der Stadt Frankfurt in ihrer Höhe nicht kleinlich berechnet waren, gerieten die aus der Versorgung des Klosters herausgefallenen Exreligiosen nicht selten in Not, da Krankheit, Alter, Teuerung oder Einquartierungslasten die Pensionszahlungen schnell aufzehren konnten.126 Der Wert aller Gebäulichkeiten des Klosters wurde zunächst auf 50.000 Gulden geschätzt.127 Ein Verkauf erwies sich jedoch als unmöglich. Das sonstige Vermögen des Klosters bestand in landwirtschaftlich genutzten Flächen, in Kapitalien und in Kulturgütern. In Hochheim besaß das Kloster 16 Morgen Weinberge und 7 Morgen Äcker und Wiesen (erworben 1534); in Wicker 13 Morgen Weinberge und 54 Morgen Äcker und Wiesen (erworben 1695).128 Das Kapitalvermögen bestand aus Kriegsanleihen, die die Stifte und Klöster 1796 zur Aufbringung der französischen Kontribution zeichnen mussten (3000 Gulden) und aus ausgeliehenen Kapitalien in Höhe von 34.520 Gulden.129 Teile der Innenausstattung der 1809 geschlossenen Karmeliterkirche wurden zu geringen Preisen nach Altenhain (Ts.), Falkenstein (Ts.), Flörsheim und Weibersbrunn (Spessart) verkauft; zwei Altäre, einige Betstühle und eine Marienfigur aus Holz gingen an die Bartholomäuskirche, zwei Beichtstühle an die Leonhardskirche. Anderes wurde für etwa hundert Gulden als altes Holz verkauft.130 Die Bestände der Sakristeien aller Kirchen, ihre Kirchenornate und Kirchenwäsche wurden zunächst im Dominikanerkloster aufbewahrt; sie sollten zuvörderst an die Frankfurter Kirchen verteilt werden. Nachdem sich aber viele arme Spessartgemeinden als Interessenten gemeldet hatten, gingen drei Kisten zur weiteren Verteilung nach Aschaffenburg. Bis 1822 konnten noch weitere Gesuche von auswärtigen Kirchengemeinden um Überlassung von Paramenten bewilligt werden. Kelche, Monstranzen und die übrigen vasa sacra wurden teilweise zum Gebrauch der Frankfurter Kirchen überwiesen, ein großer Teil jedoch eingeschmolzen.131

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8. Anschluss an Reformen Seit seiner Wahl zum Ordensgeneral 1451 setzte Johannes Soreth die Reform der Karmeliterklöster in Deutschland und Frankreich durch. Das Frankfurter Kloster schloss sich freiwillig an. „Die Klosterreform in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. bedeutete durchaus nicht die konsequente Rückkehr zu den radikalen Ursprüngen der Bettelorden um die Wende zum 13. Jh. im Sinne des Heiligen Franziskus und noch weniger eine Rückkehr zu der apostolischen Urkirche, die viele forderten. Die Reform war jedoch von der pragmatischen Bereitschaft geprägt, dem sittlichen Verfall, der skrupellosen Habgier und dem religiösen Zynismus in den einzelnen Häusern entgegenzuwirken. Dieses Bemühen wurde von dem Frankfurter Rat nicht nur begrüßt, sondern unter eine formalisierte Aufsicht gestellt. Er setzte in allen reformierten Klöstern städtische Aufsichten, sogenannte „Provisoren“ ein. Sie sorgten für eine korrekte und transparente Rechnungsführung und achteten auf die Einhaltung der erneuerten Ordensregel. Der Anschluß des Frankfurter Karmeliterklosters an die Reform hob das Ansehen des Klosters bei den Laien und motivierte den bürgerlichen Stiftungswillen. Dies führte zu einem bedeutenden Aufschwung, der sich in umfangreichen Neubauten von Kreuzgang, Kapellen und Klostergebäuden niederschlug. Ratgebs Ausstattungsauftrag steht am Ende dieser mit der Reform einsetzenden Blütezeit“.132 Als 1469 im Frankfurter Konvent, gefördert durch den Mainzer Erzbischof Adolf II. von Nassau, die Reform des Johannes Soreth durchgeführt wurde, gab es durchaus auch Widerstand, sodass Soreth die „Rebellen“ entfernen und durch reformwillige Ordensleute ersetzen musste. Als ersten observanten Prior setzte er Matthäus de Boppardia133 ein.134 Nach dem Erfolg der Reformer wurden die Bautätigkeiten durch den Prior weitergeführt; das Kloster erhielt nun verschiedene Zuwendungen unter der Auflage, dass die strengere Observanz einzuhalten sei.135 Nach der Einführung der Soreth’schen Reform erhielt der Frankfurter Konvent auf dem Kapitel von Boppard 1472 durch den Provinzial Martinus de Moniau136 neue, strengere Statuten.137 Diese enthielten Bestimmungen über das Schweigen, den Ausgang aus dem Kloster, die Predigt, die Beichte, das Privateigentum, das Terminieren und das Studium; sie ließen dem örtlichen Ermessen gewissen Spielraum. „Zur Ehre Gottes, besonders zur Erbauung des Volkes und zum guten Ruf unseres Frankfurter Konventes und der Erhaltung seiner Brüder gebieten wir Euch mit unserer Autorität und der einmütigen Zustimmung der Definitoren des Provinzkapitels in Boppard am 19. April 1472, dass ihr die nachfolgenden Vorschriften und Regeln eifrig befolgt: 1. Weil besonders im Schweigegebot die Stärke und Disziplin der Klosterbrüder besteht, befehlen wir euch, das Schweigen an den Orten und Zeiten einzuhalten, die in den Statuten näher ausgeführt sind, bei Strafe für Übertretungen, wie in den Statuten bestimmt. 2. Darüberhinaus wollen wir, dass alle Brüder (mit Ausnahme der Alten, der Jubilare und Kranken), dass sie jeden Tag am Schuldkapitel teilnehmen, gemäß dem Wortlaut der Regel, wo der Prior selbst den Vorsitz führen soll, wenn kein

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vernünftiger Grund ihn verhindert; und weil die Brüder außerhalb des Konvents zugrundegehen, wie die Fische außerhalb des Wassers, dass keiner zum Frühstücken oder Essen in die Stadt ausgehen soll, außer mit Erlaubnis des Priors und der drei Clavarier. Und dann nur mit ehrenwerten Personen, denen man schicklicher Weise nicht absagen kann. Dasselbe soll für das Zelebrieren von Messen außerhalb des Konvents gelten. 3. Weil die Verkündigung des Wortes Gottes unsere Pflicht ist, bestimmten wir, dass die Brüder, die zur Predigt eingeteilt sind, wöchentlich auf einem Schwarzen Brett angeschrieben werden. 4. Keiner soll die Beichte von Laien abnehmen, außer wenn er durch die Provinz bestimmt ist. Wenn aber mehrere Beichtväter benötigt werden, soll der Prior mit Zustimmung der drei Clavarier diejenigen auswählen. 5. Keiner soll in die Gemeinschaft der Brüder in den Konvent aufgenommen werden, wenn er nicht vollständig durch Wort, Schrift und Tat seines Eigentums entsetzt ist. Und keiner habe private Dinge im Konvent zu Eigentum, weder in der Zelle noch im Depositum [d. h. in eingeschränkter Verfügungsgewalt], unter strenger Strafe. 6. Die Terminierer (zum Betteln Ausgesandten), die sich schlecht benehmen, sollen vom Bettel abgezogen und aus dem Konvent verstoßen werden. 7. Wir verfügen auch, dass alle zum Studium geeigneten Brüder durch den Prior unter Strafandrohung davon abgehalten werden, die Lektionen des Novizen Magister Artium Bruder Friedrich zu hören, und jeder erhalte die Beförderung entsprechend seinem Fleiß bei der zukünftigen Ordination. Fr. Martinus, Provinzial.“ Die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter, dogmatisch begründet von dem Franziskanertheologen Johannes Duns Scotus, wurde hauptsächlich von den Franziskanern (gegen die Dominikaner) vertreten. Die Karmeliter, die sich durch besondere Marienverehrung auszeichnen, standen dabei auf der Seite der Franziskaner. Auch die Mutter Mariens, die hl. Anna, wurde von ihnen besonders verehrt, und ihr Kult durch eine Kapelle, Reliquien und eine eigene Bruderschaft in Frankfurt gepflegt. Als der Streit um die Unbefleckte Empfängnis Mariens in Frankfurt 1495 in voller Schärfe aufflammte, waren seine Protagonisten der Frankfurter Stadtpfarrer Conrad Hensel vom St. Bartholomäus-Stift und der Frankfurter Dominikaner Wigand Wirt. An dem dogmatischen Streit beteiligten sich auf der Seite der Karmeliter Philippus de Nussia, Hauptlektor in Köln und von 1496 bis 1506 auch Prior in Frankfurt, sowie Joannes Oudewater (Paleonydorus).138 Auch die Universität Mainz schaltete sich am 13. Oktober 1501 in den Streit ein.139 Bei der Visitation durch den Generalvisitator Stephanus de Brixia als dem Beauftragten des Ordensgenerals erhielt der Frankfurter Konvent wegen seiner Zugehörigkeit zur Reform Soreths 1514 weitgehende Autonomie gegenüber der Ordensprovinz zugebilligt und konnte seitdem den Prior frei wählen.140 Der Provinzial durfte die Konventualen nicht ohne ihre Zustimmung versetzen. Wenn

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Provinzial oder Provinzkapitel die vom Prior und Konvent zur Beförderung vorgeschlagenen Mitglieder zurückweisen sollten, durften Prior und Konvent diese mit ihrem Siegel selbst befördern. Für den Fall, dass das Frankfurter Volk die Prediger des Konvents nicht verstand, konnten Prior und Konvent neue Prediger aus der Oberdeutschen Provinz bestellen. Wenn der Provinzial den Konvent „molestierte“, war dieser vom Gehorsam entbunden und dem oberdeutschen Provinzial unterstellt. 1517 bestätigte der Visitator Stephanus de Consortis zusätzlich dem Frankfurter Konvent das durch Johannes Soreth im Zuge seiner Reform verliehene Privileg, Auswärtige nicht aufnehmen zu müssen.141 Wegen der Reformation konnten diese Privilegien ihre Wirksamkeit allerdings kaum mehr entfalten, hing doch der Frankfurter Konvent bald an der Nabelschnur der Provinz. Fast zwei Jahrhunderte nach der Reformatio Sorethiana ging eine neue Reform von der Provinz Touraine aus; auch sie hatte eine strengere Observanz der Regel zum Ziel. 1653 wurde sie im Mainzer Konvent eingeführt [ Mainz]. Zu ihren Anhängern gehörte auch Jakob Milendunck, der damals (1653) Prior in Mainz war. Als am 27. November 1657 das Definitorium unter dem Vorsitz des Provinzialvikars Jacobus Emans im Frankfurter Karmel tagte, verzichtete der bisherige Prior Angelus Esch auf sein Amt. Darauf führten der Generalprior Marius Venturinus und der Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn als Ordinarius die Reform in diesem Konvent ein.142 Auf Angelus Esch folgte Joannes a S. Fulgentio als erster Prior nach der Reform.143 Als letztem Konvent der Provinz wurde die Tourainer Reform 1660 in Hirschhorn eingeführt. Außeres Zeichen der Reform war die Einführung eines Namensattributs und die Änderung des Habits; gegen letztere protestierte der Frankfurter Rat beim Kaiser, weil sie gegen den Westfälischen Frieden verstoße, wurde aber abgewiesen.144 9. Repräsentation und Kirchenmusik Das Kloster war wie andere Körperschaften der Barockzeit stark an seiner Repräsentation interessiert. Es wetteiferte in dieser Hinsicht auf der katholischen Seite in Frankfurt vor allem mit dem Deutschen Orden, welcher sich von 1709 bis 1725 einen großen palastähnlichen Neubau leistete145, und dem Bartholomäusstift. Alle diese Institutionen wollten Glanz und Größe der Reichskirche in der reichen lutherischen Reichsstadt zur Geltung bringen. Dazu dienten die künstlerische Ausgestaltung von Kirche und Kloster, die feierliche Gestaltung von Gottesdiensten und Hochfesten, eine reichhaltige gelehrte Bibliothek, festliche Orgelmusik, glanzvolle Inszenierung von besonderen Anlässen wie öffentliche Disputationen, festliche Beherbergung von Fürsten und Messegästen. Mit anderen Worten: der Karmel kapselte sich nicht etwa von der andersgläubigen Umgebung ab, sondern bemühte sich, seine Besonderheit zur Geltung zu bringen und die Reichskirche zu repräsentieren. Obwohl die Beschaulichkeit das zentrale Ordensideal darstellte, nahm man doch am öffentlichen Leben teil. Man gewinnt sogar gelegentlich den Eindruck, der Karmel wetteifere mit den Dominikanern, dem Deutschen Orden und den drei Stiftskirchen in der Repräsentation sowohl in Architektur und

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Kunst, aber auch als Grablege. Auch nach der Reformation fanden noch zahlreiche Bestattungen in Kirche und Kloster statt. Mit Thurn und Taxis und Brentano waren Angehörige von zwei der wichtigsten Familien Frankfurts im 18. Jh. als dessen Förderer im Kloster begraben.146 Für das Mittelalter sind keine Nachrichten zur Kirchenmusik überliefert; wir können uns deshalb über die Gestaltung von Chorgebet, gesungener Messe und Hochamt kein genaueres Bild machen. Immerhin wissen wir, dass die benachbarte Franziskanerkirche bereits 1466 über zwei Orgeln verfügte.147 1693 besaß auch die Karmeliterkirche nachweislich zwei Orgeln148, eine große und eine kleine, welche auf dem Chor stand und speziell den Chorgesang begleitete.149 1709 beschloss man den Neubau einer neuen großen Orgel und beauftragte damit den Mainzer Orgelbauer Johann Jakob Dahm. Als Vorbild diente die Orgel des Mainzer Liebfrauenstifts; der vereinbarte Preis betrug 1800 Gulden, welche Summe der Fürst von Thurn und Taxis150 in voller Höhe stiftete. Die alte große Orgel wurde nach Beilstein verkauft. Nach einer Inschrift hatte Prior Johannes Münzenberger 1620 darin einen Zimbelstern einbauen lassen, die Orgel selbst muss also älter gewesen sein.151 Die kleine Orgel wurde bei der Renovierung der Kirche 1710 für 80 Gulden nach Oberrad verkauft. Die Bemalung und Vergoldung der neuen Orgel wurde erst zwei Jahre später vollendet und kostete allein 200 Gulden.152 1748 wurde die Orgel durch ein Echowerk, d. h. ein weiteres Positiv in den Kasten der Orgel, vergrößert. Beauftragt damit wurde Johann Christian Köhler aus Frankfurt, welcher dafür 220 Gulden erhielt.153 1790 reparierte kein Geringerer als der Abbé Vogler das Instrument.154 Nach der Säkularisation wurde die Orgel für 750 Gulden nach Flörsheim verkauft.155 Die Organisten waren Angehörige des Konvents, Patres, und wurden in den Ratskalendern als Funktionsträger ausgewiesen. Wie ihre römischen Brüder von S. Maria di Monte Santo in dem Kardinal Carlo Colonna, der 1707 den jungen deutschen Komponisten Georg Friedrich Händel mit der Komposition der Psalmen-Motette „Nisi Dominus“ und anderen Werken beauftragte,156 hatten auch die Frankfurter Karmeliter einen großen Mäzen: den Fürsten von Thurn und Taxis, der ihnen unter anderem einige Barockaltäre und 1709 eine neue Orgel finanzierte. Es erscheint daher nicht abwegig, wenn man vermutet, dass dieser (oder sein Sohn) den Komponisten Georg Philipp Telemann, der zwischen 1712 und 1721 als städtischer Musikdirektor in Frankfurt wirkte, mit einem Kompositionsauftrag zu Gunsten der Karmeliter versehen hat.157 Als Anlass kämen Festgottesdienste für das kaiserliche oder eigene fürstliche Haus oder für den Orden selbst in Frage, z. B. das Hauptfest des Ordens, „festum commemorationis solemnis genitricis V. Mariae de Monte Carmeli“ am 16. Juli. Von Telemann sind einige Kompositionen in lateinischer Sprache erhalten, die dafür in Betracht gezogen werden können, z. B. die Psalmvertonung „Laudate pueri dominum“ (Ps. 113, Menke, TVWV 7: 26). Die Kosten für eine solche Auftragskomposition wären für einen fürstlichen Mäzen mühelos tragbar gewesen, für die musikalische Aus-

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gestaltung einer Hochzeit durch Telemann, wahrscheinlich mit Einschluss der Kapelle, betrugen sie nicht mehr als 50 Gulden.158 So feierte etwa am 11. Januar 1712 das Kloster den Geburtstag des Fürsten Thurn und Taxis,159 ebenso 1713 und 1714 bis zu seinem Tod. Dabei findet sich jedoch kein Hinweis auf Musik. Zumeist wurde das Hochfest des Ordens mit Musik gefeiert, aber auch andere Anlässe. Eine letzte musikalische Sternstunde vor dem Untergang des Klosters bedeutete das Konzert des Abbé Vogler am 26. August 1790.160 Ob es noch weitere Orgelkonzerte außerhalb des Gottesdienstbetriebs im Karmel gegeben hat, entzieht sich unserer Kenntnis. 10. Konvent Die Größe des Konvents schwankte naturgemäß im Lauf der Zeiten nicht unwesentlich. Eine erste Namensliste aus dem Jahr 1384 nennt Prior, Lektor, Subprior, 14 Brüder, vier Scholaren (davon ein Novize) und drei Verstorbene, insgesamt 21 Mitglieder (nicht 23, wie in der Quelle falsch gezählt).161 1395 war der Karmel der kleinste der Frankfurter Bettelorden: in dem Schutzbrief des Rats sind 15 Dominikaner, zwölf Barfüßer, aber nur acht Karmeliter genannt.162 Von 1420–1433 hatte der Konvent konstant 27 Brüder, davon 20 Priester und sieben „clerici scholares.“163 An der großen Pestprozession des Jahres 1482 nahmen 35 Dominikaner, 22 Barfüßer und 30 Karmeliter teil.164 Nach der Reformation ging die Zahl der Konventsmitglieder zurück, stieg danach aber wieder. 1574 waren es erst sieben Konventualen.165 1690 bestand der Konvent aus zwölf Patres, acht Studenten der Theologie (davon zwei Patres und sechs Fratres) sowie sechs Laien.166 1714 bestand der Konvent aus 16 ordentlichen Mitgliedern (alle Patres), sechs Studenten (Patres und Fratres) und zehn Laienbrüdern (Fratres). Letztere übten folgende Berufe aus: Koch (2), Schuster (3), Schreiner, Schneider (2), Maurer, Glaser.167 Noch im gleichen Jahr, nach dem Provinzkapitel, wuchs der Konvent auf 17 Patres (darunter ein Organist und zwei Lektoren der Theologie), sieben Studenten und elf Laienbrüder.168 In den Frankfurter Ratskalendern, die ab 1734 erhalten sind, finden regelmäßig auch die Karmeliter Eintragung. 1734: 17 Personen, 1750: 20 Personen, 1760: 33 Personen, 1770: 31 Personen. Die Herkunft der Konventsmitglieder in sozialer (Adel/Bürger/Kaufleute/ Handwerker/Bauern) und regionaler (Stadt/Umland/überregional) Hinsicht ist nicht zu eruieren. Woher kamen die Mönche nach der Reformation? Aus den katholischen Gebieten des Rheinlandes (Rheingau, Westerwald) und dem Fuldischen? Aus den Quellen ist die Herkunft nicht aufzuklären. Jedenfalls kamen sie wohl nach der Reformation nicht aus Frankfurt selbst. Bei der Visitation von 1514 wird dem Konvent bestätigt, dass er das von dem Generalprior Johannes Soreth verliehene Privileg besitze, seinen Prior selbst zu wählen, da er in der Observanz lebe; der Provinzial habe lediglich das Bestätigungsrecht.169 An weiteren Funktionsträgern finden für das Studium ein Regens studii, Lector principalis, Lector sententiarum, Cursor, Informator Erwähnung. Die klösterliche Wirtschaft wurde von den Clavarii (Finanzbeamte/Kassenprüfer;

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1792 wurden drei Konventualen zu „clavarii“ gewählt170), dem Procurator und dem Magister censuum geleitet. In der Liturgie begegnen Concionator, Sacrista und Organista. Die Mobilität der Ordensleute war vermutlich nicht sehr hoch; die meisten dürften zeit ihres Lebens in ihrem Heimatkonvent verblieben sein. Ausnahmen gab es lediglich durch das Studium (unterste Stufe im Heimatkonvent; mittlere Stufe in einem Konvent zentral für die Provinz; höhere Studien, nur für wenige, an der Universität; allerhöchste Auszeichnung: Promotion in Paris), für Funktionsträger (Prioren und Lektoren). Bei ihnen war die Versetzung durch das Provinzkonzil von einem Konvent zum anderen üblich. Im Übrigen bewirkte auch das Terminieren eine gewisse Mobilität. Wie überall, findet nicht das ruhige und gedeihliche Zusammenleben seinen Niederschlag in Chroniken, sondern dessen Störung. 1469 werden im Zusammenhang mit der Ordensreform „discipolos quosdam et rebelles“ genannt, also Studenten, die sich gegen die Reform mit ihren strengeren Regeln zur Wehr setzten; sie wurden aus dem Konvent entfernt. Auch in der Reformationszeit gab es einige Austritte von Mitgliedern, die wohl zur neuen Lehre Martin Luthers übergingen. In beiden Fällen ist jedoch nichts über die Person der ausgetretenen (oder entfernten) Konventualen zu erfahren. In nachreformatorischer Zeit gab es etliche Einzelfälle, die besser dokumentiert sind. Der Prior Johannes Münzenberger wandte sich 1602 an den Rat, weil ein Konventsmitglied, Frater Henrich von Kaiserswerth, die katholische Religion geschmäht habe, denn er habe die Anhänger des Papstes als „schelmen“ und „diebe“ bezeichnet. Münzenberger bat, diesen entsprechend zu verwarnen. Als der Ratsschreiber Pyrander daraufhin das Kloster aufsuchte, um den Bruder zu verwarnen, wehrte dieser sich mit der Behauptung, dies sei eine Verleumdung Münzenbergers, weil dieser im Kloster ein „scortum“ (Hure, Schätzchen) habe, worüber beide Karmeliter „mit scharpfen zornigen worten so hart aneinander [gerieten], daz ich mich der sachen nit weiter zuezuhören vnderziehen wollte“.171 Nach Battonn wurde ihm vom Rat der Schutz aufgesagt und befohlen, binnen drei Tagen die Stadt zu verlassen.172 1611 wurde dem Prior Heinrich Wolff vorgeworfen, eigenmächtig Bücher verkauft zu haben, um sich zu bereichern. Daneben soll er auch zahlreiche weitere Verbrechen begangen haben: „Er hat das Kloster in vielen Fällen betrogen, Bücher aus der Bibliothek im Wert von 400 Gulden verkauft und das Geld für eigene Zwecke verwendet“.173 In der Chronik von Milendunck fehlt sein Name in diesem Zeitraum; er wird erst 1617 als Prior genannt.174 Am 11. März 1617 brach der Karmelit Johann Herrschott aus Köln aus dem Gefängnis des Frankfurter Klosters aus und ging nach Köln.175 Daraufhin entbrannte 1618 zwischen dem Orden und dem Erzbischof von Mainz als Ortsbischof ein Streit um das Visitationsrecht der Konvente in Frankfurt und Mainz.176 Der Provinzial Balthasar Romaya [vulgo Romerskirchen] visitierte um den 1. Oktober 1618 mit seinem Sozius Johannes Bachusius den Frankfurter Konvent. Dabei wurde Winandus

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Winenthal von seinem Priorat entbunden und an seine Stelle Johannes Bachusius gesetzt (als Subprior Nicolaus Schochwiler, filius nativus des Konvents). Der Mainzer Erzbischof Johann Schweikard wehrte sich gegen die Visitation in seinem Amtsbezirk und erließ gegen den Provinzial ein Verbotsschreiben, in welchem er die Visitation und jeglichen Eingriff in den Konvent verbot. 1619 entstand Streit zwischen dem Konvent und dem Rat wegen des „unartigen, ganz widersetzlichen“ P. Dr. theol. Adam Diel zu Frankfurt und dessen Ungehorsam, Austreten, Rebellion.177 „Anno 1619 im Junio hatt E. E. Rath Dr. Adam Dielen, welcher ultra Custodiam Cameralem mit banden undt eissen im gefangnus im Carmeliten Closter geschlossen gewesen, auss dem gefangnus mit Soldaten genommen undt in das Hospital gesetzet, worüber die Carmeliten Münch erstlich bey Churmaintz und dan bey der Cammer geklagt“.178 Nach Battonn war Diel „propter excessus“ incarceriert worden und sollte per Schiff nach Boppard transportiert werden, wurde aber vom Magistrat befreit.179 Er war zur Augsburger Konfession übergetreten; nachdem er geheiratet hatte, starb er noch im gleichen Jahr im Spital. Sein Fall hatte eine ernsthafte Störung der Beziehung zum Rat zur Folge. In der Folge beanspruchte Kurmainz die Jurisdiktion über das Karmeliterkloster. Der Streit endete mit einem Vergleich zwischen Diel und dem Kloster und dem Austritt Diels.180 Von 1663–1665 datiert die Affaire um den ausgetretenen Karmeliter Johann Arnold Brandt. Brandt wurde unter seinem eigentlichen Namen Charbon (zu deutsch: Brand) 1658 in Geldern in den Orden aufgenommen, legte 1659 Profess in Köln ab und wurde 1662 vom Provinzkapitel zum Studium philosophicum nach Frankfurt entsandt, wo er zum Subdiakon geweiht wurde. 1663 floh er heimlich aus dem Frankfurter Konvent; kehrte aber bald freiwillig zurück. Er wurde wieder aufgenommen und zunächst nach Köln, von dort 1664 nach Worms geschickt. Aus Worms floh er im Juni 1664 nach Frankfurt, wurde evangelisch und bezog die Universität Gießen. Dort änderte seinen Namen in Brandt und veröffentlichte eine Schmähschrift unter dem Titel „Nebulae pontificiae elucidatio, Das ist warhafftige erklärung, des papistischen Nebels, ausgeführett, mitt erkantnus der wahren ungeänderten Augspurgischen confession, von Joh. Arnold Brandt, gewesenem Carmeliter zu Francfort am Mayn, hiemitt seinen vorigen irthumb reuocirendt. Zu Gießen Anno 1664, 4. Decembris. Gießen, bei Friedrich Kärgern getruckt“. Seine Revokationspredigt, die auch Schmähungen gegen den Karmeliter Arnoldus ab Esch enthielt, wurde von Aegidius Vogel gedruckt; gegen diesen klagte das Kloster auf Wiederherstellung seiner Ehre, worauf dieser zu 14 Tagen Gefängnis auf dem Bornheimer Turm bei Wasser und Brot verurteilt wurde; 87 Exemplare der Scrhrift wurden konfisziert und vernichtet.181 11. Bedeutendere Mitglieder des Konvents 11.1. Petrus Spitznagel († 1465).182 Geboren wohl kurz vor 1400, filius des Frankfurter Konvents. Laut Milendunck 1420 Prior zu Frankfurt (fraglich), 1423 Prior in Speyer, 1424 bis 1425 Lektor in Boppard, 1426–1427 Lektor in Köln, wo er sich an der

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Universität einschrieb. 1428 wurde er Baccalaureus zu Köln, wo er Vorlesungen über die Sentenzen hielt. 1430 Lizentiat und 1431 Doktor theol. in Köln. Prior und Lector principalis in Frankfurt 1430–1444. Beginnt hier den Neubau der Kirche und des Chores in der Form, wie er heute noch vorhanden ist.183 1434 Teilnahme am Generalkapitel in Ravensburg und am Konzil in Basel.184 Empfängt am 12. Oktober 1437 den Ordensgeneral Johannes Faci bei seinem Besuch in Frankfurt.185 1444 Generalvikar des Bischofs Richard zu Speyer, im selben Jahr Weihbischof von Speyer und Titularbischof von Myra.186 Er starb 1465 und ist in Bruchsal begraben. Er verfasste einen Kommentar zu den vier Büchern Sentenzen, als Vorlesung an der Universität Köln gehalten 1428 und eigenhändig auf Papier in folio geschrieben. Erhalten ist ebenfalls eine Vorlesung über die Parabeln Salomonis, von seiner eigenen Hand geschrieben (nicht vollendet).187 Im Inventarbuch des Romuld von Laupach sind zwei zweibändige Breviere „ex parte reverendi magistri Petri Spitznagel“ erwähnt.188 Unter seinem Priorat wurde ein Diurnale von dem Frater Wilhelm Weelden geschrieben.189 11.2. Rumold von Laupach († 1496).190 Geboren wohl um 1445, filius des Frankfurter Konvents. Er begann 1464 mit dem Studium der Logik in Köln, wurde 1466 zum Studium nach Zwolle entsandt, das er 1467–1468 in Löwen fortsetzte. 1469–1471 war er nach der Klosterreform von 1469 Cursor in Frankfurt, dort 1472–1473 Lector der Sentenzen.191 1474 war er Lector der Sentenzen in Köln, hielt dort auch Vorlesungen über die Bibel an der Universität. 1475 Prior in Frankfurt, wo er den Klosterbau fortsetzte (Kapelle der hl. Anna). 1476 erhielt er vom Mainzer Erzbischof die Facultas, dem Ordinarius reservierte Beichten zu hören und während der Messen zwei geeignete Beichtiger zu ernennen, die die Absolution in bischöflichen Reservatfällen aussprechen können. 1477 begann er den Bau der neuen Bibliothek.192 1478 wurde er in dem päpstlichen Fastenprivileg für Frankfurt zum Executor bestellt; der Erzbischof von Mainz widersprach. „An seinen Namen knüpfen sich auch die grossen Um- und Neubauten der Klostergebäude, die Erweiterung des klösterlichen Grundbesitzes und der Ausbau des Kreuzganges, welcher die Zeit von etwa 1460 bis zum Beginne des XVI. Jahrhunderts in Anspruch nahm“.193 1483–1486 Prior in Köln, 1486 in Frankfurt wiedergewählt.194 1490 Mai 2: Bestallungsbrief als Prior.195 1493 Reise nach Lyon.196 Übergabe der Reliquie.197 Unter ihm begann 1495 der Streit um die unbefleckte Empfängnis. Er starb am 7. Oktober 1496.198 Angehörige von Rumold oder seine Konventsbrüder haben einen Abschnitt des Bilderzyklus im Kreuzgang (Jesus wird dem Hohenpriester vorgeführt) gestiftet.199 11.3. Johannes Münzenberger (1540–ca. 1609).200 Geboren 1540. Wahrscheinlich verwandt mit Heinrich Münzenberger, der 1545 als Prior des Dominikanerklosters starb.201 Er wurde erstmals 1574 als custos erwähnt202 und begegnet seit 1580 als Prior.203. Bald nach seinem Amtsantritt legte er 1582 ein „Inventarium rerum omnium fratrum Carmel. Francof.“ an204 und lud im gleichen Jahr die in Frankfurt zu einem prächtigen Turnier versammelten Reichsfürsten zu einem großen Festmahl ins Refektorium des Klosters ein.205 Als Prior erwarb er etliche neue Zinsen und erneuerte alte Güter und Zinsen.

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Unter seinem Priorat weilte Giordano Bruno (1548–1600) längere Zeit im Frankfurter Konvent.206 Insgesamt gab es 1590 bis 1592 zwei Aufenthalte Brunos im Frankfurter Karmeliterkloster: der erste dauerte vom 2. Juli 1590 bis Anfang 1591 (vor dem 13. Februar) und endete mit der Abreise nach Zürich. Etwa im Sommer 1591 folgte ein zweiter Frankfurter Aufenthalt, der von einer Einladung nach Venedig noch im Sommer und der Abreise dorthin beendet wurde. In Frankfurt wurden Brunos vier zuletzt verfasste Bücher gedruckt, darunter sein kosmologisches Hauptwerk, die sogenannte Frankfurter Trilogie („De triplici minimo et mensura“, „De monade, numero et figura“ und „De innumerabilibus, immenso et infigurabili“). Was löste die causa Münzenberger aus? 1594 heißt es lediglich, dieser sei „propter rebellionem“ abgesetzt worden.207 Ist ihm möglicherweise die Sache mit Giordano Bruno angelastet worden? Das würde die Strenge des Vorgehens gegen ihn erklären, die immerhin bis zur Androhung der Folter reichte, aber auch die Wiedereinsetzung nach der Hinrichtung Brunos am 17. Februar 1600. Dies würde auch erklären, weshalb der Stein des Anstoßes weder in den ordensinternen Quellen noch bei der Stadt Frankfurt erwähnt wurde. Über Münzenbergers Absetzung, Inkarzerierung und Wiedereinsetzung vgl. oben. Nach seiner Wiedereinsetzung legte Münzenberger um 1600 ein „Registrum censuum et subpignorum intra civitatem Francof.“ an,208 betätigte sich also sogleich wieder als umsichtiger Verwalter seines Klosters. Im Jahr 1608 wird er als S(anctae) T(heologiae) L(ector) bezeichnet.209 Milendunck erwähnt in seiner Chronik seinen Tod und sein Begräbnis nicht, die letzte Erwähnung geschieht 1608 als Prior; 1610 amtierte bereits ein anderer Prior.210 Bösken211 überliefert eine Inschrift des Inhalts, dass Münzenberger 1620 noch am Leben war: „Novis Sistris instruebar A. R. P. Joanne Müntzenberg Priore H(ujus) M(onasterii) Anno MDCXX“.212 In der Chronik wird die Jahreszahl jedoch so geschrieben: 1DC11 (und nicht 1DCXX!). Je nachdem, ob man die 1 römisch oder arabisch auflöst, wird daraus 1602 oder 1611. Da im Jahr 1611 aber schon Heinrich Wolf Prior war, ist die Zahl wohl mit 1602 aufzulösen. Münzenberger erwarb sich als Lehrer und Verwalter große Verdienste, wofür die beiden Inventare von seiner Hand Zeugnis ablegen. Er ist jedoch vor allem als Humanist und gelehrter Büchersammler bekannt geworden: Nach ihm wurde der Codex Münzenbergianus des Schwabenspiegels (geschrieben in Heidelberg 1474) benannt, der durch seine Hand gegangen ist.213 Er hat einen eigenen Bücherstempel besessen und die Bibliothek seines Klosters bedeutend vermehrt. Münzenberger wird von dem seit 1606 in Frankfurt ansässigen Schweizer Humanist und Polhystor Melchior Goldast genannt von Haimi(n)sfeld (1578–1635)214, der seine Ausgabe der Pseudo-Ovidiana und das Manuale biblicum Münzenberg gewidmet hat, 1610 wegen seiner Gelehrsamkeit gerühmt.215 Der Frankfurter Drucker und Verleger Nicolaus Bassée († 1599)216 widmete Johann Münzenberger den zweiten Band des berüchtigten „Hexenhammer“ von Jacobus Sprenger (Henricus Institoris), erschienen in Frankfurt 1580.217 Man mag darüber entsetzt sein, jedenfalls ist es ein Beleg für enge Beziehungen zum intellektuellen Leben der lutherischen Reichsstadt.

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12. Verhältnis zur Provinz Während die Franziskaner nach Straßburg ausgerichtet waren, waren es die Karmeliter (wie auch die Dominikaner) nach Köln, wo der jeweils größte Konvent seinen Sitz hatte. Vor der Reformationszeit erreichte der Konvent eine gewisse Autonomie gegenüber der Provinz (Statuten von 1514). In der frühen Neuzeit kam es gelegentlich zu Spannungen, die vielleicht mit den Konflikten zwischen den deutschen und den niederländischen Konventen in Zusammenhang stehen. Erinnert sei hier nur an den Konflikt um den Prior Johannes Münzenberger seit 1593 und die Auseinandersetzung um die Verbringung der Bibliothek 1610. Die Tatsache aber, dass der Frankfurter Karmel nach der Reformation nicht ausstarb, verdankt sich wohl ausschließlich der Provinzleitung, die dem Frankfurter Konvent Mitglieder von außen zuwies. Aber nicht allein die Entsendung von Konventsmitgliedern, sondern auch die Verlegung von Teilen der Ausbildung nach Frankfurt und die Ernennung von besonders qualifizierten Prioren diente der Aufwertung des Frankfurter Karmels zu einer Art Leuchtturm „in partibus infidelium“ (in der Diaspora). Umgekehrt diente natürlich auch die Präsenz des Frankfurter Karmels als Schmuckstück – nicht nur zu Zeiten der Messe – dem Prestige der Ordensprovinz und des Gesamtordens. 13. Schule und Ordensstudium Bis zur Reformation wurden auf der unteren Stufe Philosophie von einem Cursor oder Informator gelehrt, in der oberen Stufe Theologie durch einen Lector (Lector theologiae, Lector sententiarum, Lector principalis). Beide Stufen befanden sich im Konvent. Darüber stand die Ausbildung auf der Provinzebene und an der Universität, in der Regel in Köln (vom dortigen Konvent aus). Nach der Reformation erfolgten häufige Reformen, verbunden mit einer Differenzierung und Zentralisierung der Ausbildung: nach dem ersten Unterricht im Heimatkonvent (entsprechend dem Partikularstudium) folgte die höhere Ausbildung in wechselnden Fächern in einem Konvent zentral für die Provinz. Innerhalb des Partikularstudium waren der Cursor und der Informator für die propädeutische Ausbildung zuständig, der Lector principalis und der Lector sententiarum für die vertiefte theologische Ausbildung. 1322 werden der erste Lektor und der erste Informator erwähnt.218 Demnach hatte der Konvent bereits kurz nach Fertigstellung von Kirche und Kloster ein gestuftes Bildungswesen mit niederen und höheren Studien, erstere mit Philosophie und letztere mit Theologie als Schwerpunkt. Die Dozenten wurden gesondert honoriert. Ob diese Honorierung in späteren Zeiten beibehalten wurde, geht aus den Quellen nicht hervor. Der Stellenwert der Ausbildung wird auch daran deutlich, dass der Prior häufig zugleich Lector principalis war. So war 1464 der Prior zugleich Lector principalis, daneben gab es einen Lector sententiarum und einen Cursor.219 1497 gab es neben dem Lector principalis, der zugleich Prior war, einen Lector sententiarum und einen Cursor, welcher „die Jugend unterrichtete“, 1498 hingegen nur einen Lektor und einen Informator; 1500 dagegen wieder drei Lehrkräfte, nämlich einen Lector principalis, einen Lector

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sententiarum und einen Informator. Für 1504 sind Lector, Cursor und Informator bezeugt.220 Es wurden also vor der Reformation nicht nur die einführenden, sondern auch die vertiefenden Studien (letztere zumindest zeitweilig und teilweise) in Frankfurt angeboten. Dies setzte sich nach der Reformation fort, wobei die Nähe zum Mainzer Konvent kein Hindernis zu sein schien. 1565 wurde der Prior und Lector Gaspar a Barenstein angewiesen, täglich in theologischen Fächern zu unterrichten.221 Auf dem Provinzkonzil 1594 wurde beschlossen, dass jeder Konvent ein Studium der Grammatik, d.h. das Trivialstudium, für die Jüngeren einrichten solle, von wo aus die Geeigneteren zu den höheren Studien geschickt werden sollten.222 In dem Münzenbergerschen Interim wurde dieses Studium der Grammatik für alle Novizen und Junioren der ganzen Provinz 1565/66 nach Frankfurt verlegt, woran sich dann das Studium der Logik und Philosophie in Mainz oder Trier anschließen sollte.223 Auf dem Provinzkonzil von 1631 wurde festgelegt, dass auf der Provinzebene drei Studien angeboten werden sollten: das philosophische Studium in Mainz, das „studium positivum“, d. h. die mittlere Ebene zwischen Philosphie und Theologie in Frankfurt, während die Theologie in Köln verbleiben sollte.224 Noch im Vorjahr (1630) befand sich das Philosophiestudium in Frankfurt, nachdem es von Mainz hierher übertragen worden war.225 1643 wurde das Studium philosophicum erneut nach Frankfurt verlegt. Lektor war Henricus Forstius, er hatte neun Studenten (acht Kleriker und einen Novizen).226 1659 wurde das philosophische Studium von Frankfurt nach Mainz transferiert. 1667 wurde vom Definitorium das Studium theologicum morale von Frankfurt, wo es 1665 eingerichtet worden war, nach Mainz verlegt. In Frankfurt und Mainz bestanden nebeneinander ein Studium philosophicum [→ Mainz]. Gleichwohl kann bemerkt werden, dass unter den Frankfurter Prioren und Lektoren keine bedeutenden Gelehrten, Universitätsprofessoren oder Prediger zu finden waren. 1713 veranstaltete der Karmel eine feierliche öffentliche theologische Disputation unter dem Patronat von Fürst Christian August von Thurn und Taxis. Teilnehmer waren nur Karmeliter.227 Bereits vorher hatte eine defensio thesium am 19. April 1712 unter dem Patronat von Fürst Lothar Franz von Thurn und Taxis stattgefunden mit dem Thema: „de legibus, de sacramentis in genere, de poenitentia et matrimonio“.228 Es handelte sich dabei um feierliche öffentliche Demonstrationen von Gelehrsamkeit, bei der die katholische Ordenstheologie ihre Leistungs­ fähigkeit vor einer evangelischen Umwelt unter Beweis stellen wollte. 14. Seelsorge und Gemeinde 14.1. Seelsorge Vor der Reformation könnte man zu der Gemeinde (der seelsorgerlich zu Betreuenden) des Karmels den Konvent des Weißfrauenklosters, die hier ansässigen Bruderschaften und (Teile der) Messekaufleute zählen. 1519 verpflichteten sich Prior und Konvent, wöchentlich vier Messen im Weißfrauenkloster zu lesen, wofür der Konvent 18 Achtel Korn erhielt.229 Auch nach der Reformation scheint das Kloster noch eine nicht ganz unbedeutende Gemeinde gehabt zu ha-

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ben. Es sind dies zum einen natürlich weiterhin die katholischen Messekaufleute und -besucher; zum andern aber scheint man sich im Lauf der Zeit eine neue Gemeinde aufgebaut zu haben, nachdem der Katholikenanteil in Frankfurt im Verlauf des 18. Jhs. auf fast 10 Prozent der Bevölkerung angewachsen war. In den Jahren 1711 bis 1713 wird immer wieder berichtet, dass eine große Menschenmenge den Gottesdienst des Klosters besucht hat, vor allem zum Hochfest des Ordens B.V. Mariae de Monte Carmelo, zu Ostern, Fronleichnam und Allerheiligen und zu den Marienfesten.230 Für das Jahr 1716 wird berichtet, dass beim Hochfest des Ordens nicht weniger als 2000 Menschen den Gottesdienst besucht bzw. die Kommunion empfangen haben.231 Diese kamen vorwiegend aus den umliegenden Städten und Gegenden. Die Karmeliter hatten bei der Säkularisation an Stiftungen jährlich 142 Ämter und 1548 Messen.232 Unter „Amt“ ist hier wohl das „einfache Amt“ (missa cantata) zu verstehen, unter „Messe“ die „stille Messe“ (missa lecta), im Jahresdurchschnitt also fast fünf Ämter und Messen täglich. 1329 ermächtigte Balduin, Verweser des Mainzer Erzstuhls, den Lektor der Frankfurter Karmeliter den Gäubigen die Beichte abzunehmen und sie zu absolvieren, in gewöhnlich dem Bischof reservierten Fällen auf gewisse Zeit.233 1390 wurde das Beichtprivileg durch den Dekan des Mainzer Domkapitels erneuert. 1476 ermächtigte der Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg den Prior und einige andere, die Beichte abzunehmen und auch in bischöflichen Reservatfällen die Absolution zu erteilen.234 Gleichzeitig erhielt der Prior das Recht, zwei geeignete Patres während der Messen zu Beichtigern zu ernennen, die Absolution in Reservatfällen erteilen können (Poenitentiarii). 1514 entstand ein Rechtsstreit zwischen St. Bartholomäus einerseits und den Dominikanern und Karmelitern andererseits um das Beichtprivileg. Die Bettelorden obsiegten am 22. März 1514, jedoch legte Dr. Meyer, der Pleban des Bartholomäusstifts und ordentliche Pfarrer für Frankfurt, Appellation gegen das Urteil ein.235 1517 erhielten die Karmeliter die päpstliche Erlaubnis, bei Messen, Reichstagen, Fürstentagen und ähnlichen Anlässen bei den Teilnehmern die Beichte abzunehmen und Absolution zu erteilen.236 An den hohen Feiertagen, zu denen viele Gläubige von außerhalb in den Gottesdienst der Karmeliter strömten, wurde auch viel gebeichtet. Zum Hochfest des Ordens 1712 etwa kamen die Gläubigen so zahlreich, dass dreizehn Beichtväter kaum ausreichten, zu schweigen von den Beichtvätern der anderen Kirchen, die ebenfalls viel zu tun hatten.237 Für die zahlreichen Ablässe, die das Kloster erhalten hat, sei hier nur auf den Bestand „Karmeliter, Urkunden“ im Institut für Stadtgeschichte sowie Rumold von Laupach238 verwiesen, der insgesamt 16 Ablässe aufführt. 14.2. Für die Reliquien und Kirchenschätze sei hier nur summarisch auf das Reliquien- und Schatzverzeichnis bei Rumold von Laupach 1487239 und auf das Verzeichnis der liturgischen Geräte und der Reliquien bei der Inventarisierung 1525 verwiesen.240

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14.3. Prozessionen Die meisten Prozessionen fanden innerhalb der Kirche und des Klosters statt. Größere Prozessionen, zumeist unter Beteiligung der übrigen Geistlichkeit der Stadt, gab es außer an Fronleichnam nur zu besonderen Anlässen, z. B. 1483 eine feierliche Prozession zur Einholung der Annen-Reliquien. Die Reformation beendete für längere Zeit die Prozessionen durch die Gassen; erst 1630 gab es wieder eine Fronleichnamsprozession durch die ganze Stadt, für die das Kloster nicht die Erlaubnis der Rates einholte241, was ihm später zum Vorwurf gereichte. Nach dem Dreißigjährigen Krieg hat man auch die regelmäßigen Fronleichnamsprozessionen gemeinsam mit der übrigen Geistlichkeit der Stadt wieder aufgenommen; zu Beginn des 18. Jhs. sind sie bereits wieder Gewohnheit geworden, z. B. am 26. Mai 1712 unter der Führung des Bartholomäusstifts mit zahlreichen Gäubigen.242 14.4. Predigt Gepredigt haben die Karmeliter von Anfang an, war doch die Predigt konstitutives Merkmal aller Bettelorden. Immer wieder wird die Predigt in den Ordenschroniken erwähnt, so in den Statuten von 1472: „quia nostrum est praedicare verbum Dei“. Dem Vertrag des Klosters mit der St. Annen-Bruderschaft von 1501 ist zu entnehmen, dass jeden Sonntag Messe gelesen und gepredigt wurde, in der Advents- und Fastenzeit sogar täglich; genau so verhielt es sich bei den Franziskanern.243 In den Privilegien von 1514 ist vorgesehen, dass der Prediger ausgetauscht werden konnte, wenn ihn die Gläubigen nicht verstanden. In der Reformationszeit dürfte die Predigt der Karmeliter in der Bevölkerung jedoch nur wenig Anklang gefunden haben. Nach der Reformationszeit wird in Milenduncks Chronik für 1625 Matthäus Tympius als Schöpfer des Bildprogramms des Chorgestühls und Sakristan des Frankfurter Klosters genannt, der später ein in der Provinz (also nicht in Frankfurt, sondern in katholischen Gebieten!) berühmter Prediger geworden sei.244 In den Frankfurter Ratskalendern des 18. Jhs. wird in den Listen meist ein „concionator“ aufgeführt. Insgesamt scheinen die Karmeliter aber weniger wegen ihrer Predigten (wie die Franziskaner) oder ihrer Gelehrsamkeit (wie die Dominikaner) beim Volk beliebt gewesen zu sein, sondern wegen ihrer spirituellen und marianischen, auf Maria und die Heiligen bezogenen, Frömmigkeit. Sie zeigte sich vor allem in der St. Anna-Bruderschaft. 14.5. Bruderschaften245 Die vielleicht engste Verbindung des Konvents zur Laienwelt ergab sich über die Bruderschaften. Diese entstanden im Laufe des 15. Jhs. und dienten hauptsächlich dem Totengedächtnis, besaßen aber neben der religiösen auch eine soziale und gesellige Funktion. Nach der Reformation gingen die meisten wieder ein; es verblieb nur mehr die Skapulierbruderschaft. Koch nennt sechs Bruderschaften: St. Anna (Kaufleute), St. Nikolaus (geg. 1484, ebenfalls Kaufleute), St. Georg (gegr. 1479 von Johann Gelthus, Ludwig zum Paradies und Gernant von Swalbach, Hauptmann), St. Pantaleon (arme Leute, gegr. 1468), St. Barbara (ebenfalls Arme, aber eigentlich eher Elende, d. h. Fremde) und schließlich die

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Schiffer, Schneidergesellen und Weinausrufer.246 Kriegk nennt die Elendenbruderschaft 1474, die Bruderschaft der Blinden und Lahmen 1480, St. Georg 1487 und St. Anna 1493.247 Aus den Quellen ergibt sich demgegenüber folgender Befund: 1. Schiffer, Schneider, Weinrufer 1433. Auf dem Konzil von Basel 1433 gewährte der Ordensgeneral der Karmeliter den Frankfurter Schiffern, Schneidergesellen und Weinrufern Anteil an allen Verdiensten und guten Werken seines Ordens und den ihm gewährten Wohltaten im Leben und im Tode, über die auch die Ordenschronik berichtet.248 Festzustellen ist zunächst, dass es sich nicht um einen, sondern um drei verschiedene Personenverbände handelt. Von „Bruderschaften“ ist in diesem Privileg auch nicht die Rede, sondern erst in der Chronik Milenduncks. Im Übrigen bildeten die Schiffer eine eigene Zunft,249 ebenso die Schneider,250 nicht jedoch die Weinrufer. Eine engere Verbindung oder gar eine förmliche Anbindung dieser drei „Bruderschaften“ an den Frankfurter Konvent ist in der Folgezeit nicht belegt, anders als für die Bruderschaften St. Nikolaus der Schiffer und St. Jost der Schneider. 2. Arme/St. Barbara 1468. 1468 wurde die Armenbruderschaft mit einer wöchentlichen Messe und Jahrestagen zu den vier Jahreszeiten gegründet; sie stand unter dem Patronat der hl. Barbara.251 Ihr wurde vom Provinzial Martin von Monschau (Monsaw) die Teilhabe an allen Verdiensten und guten Werken des Ordens gewährt.252 Die Armenbruderschaft war so vermögend, dass sie gleich zwei Abschnitte des großen Bilderzyklus im Kreuzgang finanzieren konnte, nämlich Jesus vor Pilatus und die Kreuztragung.253 Diese Bruderschaft verließ 1525 die Karmeliterkirche aus Angst vor der Obrigkeit, die sich der neuen Lehre Martin Luthers zuneigt hatte, und nahm ihre Kelche, Kostbarkeiten und Geld im Wert von 140 Gulden mit.254 3. St. Georg 1479. Die Bruderschaft St. Georg (des Martyrers) wurde 1479 mit einem neuen Altar bei der Kapelle St. Anna gegründet.255 Ihre Gründer waren die beiden Rechtsgelehrten Johann Gelthus von Oppenheim und Ludwig zum Paradies256 sowie der Ritter Gernant von Schwalbach der Ältere, der der Stadt Frankfurt als Hauptmann diente.257 Georg war Ideal und Patron des christlichen Ritters; der Bruderschaft gehörten vor allem Ritter und Dienstleute im Dienste der Stadt an. Gernant von Schwalbach und seine Frau Anna Brendel aus dem Geschlecht der Brendel von Homburg stifteten eines der Gemälde im Kreuzgang. 4. St. Anna 1479/1481. Die St. Anna-Bruderschaft, von Messekaufleuten gegründet, war (neben St. Nikolaus?) die reichste und bedeutendste unter den Bruderschaften. Die Verehrung der hl. Anna steht in engstem Zusammenhang mit der Marienfrömmigkeit. Bereits 1479 erteilte der Provinzial Martin von Monschau dem Prior Rumold die Erlaubnis, eine Bruderschaft St. Anna in der vor wenigen Jahren vollendeten neuen Kapelle zu errichten.258 Die Stiftungsurkunde von Prior Rumold von Laupach datiert vom 8. September 1481 und enthält eine Ordnung der Bruderschaft, welche auch Frauen als Mitglieder (sorores) aufnahm und bestimmte, dass täglich eine Messe zu lesen sei.259 Die Bestätigung durch Papst In-

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nozenz VIII. erfolgte erst zehn Jahre später, am 27. September 1491260, noch später die Bestätigung durch Erzbischof Bertold von Henneberg mit Verleihung eines Ablasses von 40 Tagen am 1. Juli 1493.261 Am 29. April 1493 erfolgte die Übergabe einer Reliquie der hl. Anna an Prior Rumold von Laupach für die in seiner Klosterkirche errichtete Bruderschaft St. Anna.262 Am 2. April 1494 wurde die Annakapelle eingeweiht,263 ihr wurde 1495 ein eigener Ablass verliehen.264 Bereits 1487 stiftet ein Confrater der Bruderschaft St. Anna namens Joannes Gijllis, Bürger und Kaufmann aus Antwerpen, 850 Gulden in Gold (zur Anlage) für eine tägliche Messe in der Kapelle St. Anna. Für diese Summe wurden Güter in Sprendlingen gekauft. In einer Urkunde von ca. 1500 werden zahlreiche Angaben über Stiftung und Verhältnisse der St. Anna-Bruderschaft überliefert.265 Demnach wurde die Bruderschaft von Kaufleuten, Krämern und Fernhändlern gegründet, deren Leben und Güter ständig zu Wasser und zu Lande gefährdet waren. 1501 schloss die Bruderschaft mit dem Konvent folgenden Vertrag.266 (1) Die Bruderschaft soll niemals von dem Orden und seiner Kirche getrennt werden; (2) der Prior der Karmeliter ist der „praefectus primarius“ der Bruderschaft, ohne dessen Zustimmung nicht wesentliches beschlossen werden kann; (3) ein Viertel der Einkünfte der Bruderschaft fällt an die Klosterkirche; (4) jährlich am St. Annen-Tag soll eine feierliche Prozession mit Predigt stattfinden; (5) in jeder Messe sollen zwei „sacra“ gesungen, eine an S. Anna für die Verstorbenen der Bruderschaft, und in jeder Woche soll ein „sacrum“ gelesen werden; (6) alle Festtage der Verwandten der Gottesmutter sollen in der Kapelle feierlich begangen werden; (7) in der Anna-Kapelle sollen nur die Brüder begraben werden, die dies wollen. Zwei Tafeln des Annenalters aus der Annenkapelle (um 1490) sind im Historischen Museum erhalten.267 Sie zeigen die Unbefleckte Empfängnis, sodann Karmeliter, die Anna und ihre Mutter Emerenziana besuchen, sowie Annas Geburt. Die St. Anna-Bruderschaft stiftete die kompletten Wandmalereien im Refektorium des Karmeliterklosters.268 Im Sommer 1529 begann der Rat mit der Auflösung der Bruderschaft. Er forderte die Herausgabe von deren „Heiltümern“, die sich im Karmeliterkloster befanden (Gold, Silber, Messgewänder, Kelche, Monstranzen und eine Reliquie, der Arm der hl. Anna), und ihrer Renten und Gefälle, die dem Unterhalt der Kapelle dienten.269 Zur Begründung gab er an, dass diese den ehemaligen Mitgliedern der Bruderschaft, also Bürgern der Stadt Frankfurt gehörten und somit als weltliche Güter zu betrachten seien. Die Begründung ist verfehlt, da die Bruderschaft von Messegästen gegründet wurde. Das Kloster lehnte ab mit dem Argument, dass der Besitz der Bruderschaft nur zur Ehre Gottes und dem Unterhalt der Kapelle verwendet werden dürften. Nach einem Arrestmandat des Mainzer Erzbischofs legte der Rat Berufung beim Reichskammergericht ein.270 5. St. Nikolaus 1484. Die St. Nikolaus-Bruderschaft wurde am 6. April 1484 von niederländischen Messekaufleuten aus Brabant, Holland, Seeland u.a. gegründet und besaß eine eigene Kapelle.271 Das Karmeliterkloster verpflichtete sich, täglich an dem St. Nikolaus-Altar in der gleichnamigen Kapelle eine Messe für die Bru-

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derschaft zu lesen; außerhalb der Messezeiten durfte die Messe auch an einem anderen Altar der Kirche gelesen werden. Zu Messezeiten sollte das Kloster zwei Brüder abstellen, die die Beichte hören sollen. Mitglieder der Bruderschaft – und sonst niemand – können in der Kapelle beigesetzt werden. Koch bezeichnete sie deshalb als „wohl die vornehmste Bruderschafte des Karmeliterklosters“.272 1502 erlaubte Kardinal Raimund Peraudi den Karmelitern, auch während eines Interdikts der Bruderschaft St. Nicolai nautarum im Chor Gottesdienst zu halten und ihre Mitglieder zu beerdigen, und verlieh ihr einen Ablass von 100 Tagen.273 Sie ist nicht identisch mit der Bruderschaft der Schiffer von 1433. 6. St. Jost/Schneider. Die Bruderschaft St. Jost, der die Schneiderknechte angehörten, zog 1524, von der neuen Lehre ergriffen, aus der Kirche aus.274 In den Zunftordnungen sowohl der Meister als auch der Gesellen des Schneiderhandwerks ist jedoch keine Verbindung zum Karmeliterkloster erkennbar.275 Ist sie identisch mit den Schneidergesellen von 1433? Während der Reformationszeit 1525 sind Auflösungserscheinungen bei der St. Anna-Bruderschaft und der St. BarbaraBruderschaft der armen Leute erkennbar.276 Keine Quellen liegen jedoch über das Schicksal der Schiffer/Schneider/Weinrufer, St. Georg, St. Nikolaus und St. Jost vor. Sind sie durch Mitgliederschwund oder mangels ausreichender Fundierung eingegangen oder haben sie vielleicht schon vorher ihren Sitz gewechselt? 7. Skapulierbruderschaft. Diese setzte die mittelalterlichen Bruderschaften in der Zeit nach der Reformation fort. Ihr gehörten auch Frauen an. Der verstorbenen Brüder und Schwestern der Bruderschaft wurde üblicherweise in einem feierlichen Gottesdienst am Morgen nach dem Ordensfeiertag gedacht.277 15. Verhältnis zu einzelnen Bevölkerungsschichten 15.1. Patriziat Anfangs bestanden ausgezeichnete Beziehungen zum städtischen Patriziat, das das Kloster in großem Umfang förderte. „Viele Epitaphien, Schilde und aufgehängte Wappen befanden sich auch in dieser Kirche und deren Kloster, als die der Familien Frosch, Holzhausen, Stallburg, Völker, Weiß, Melem, Heller, Ergersheim, Schwalbach und Cronstett“.278 Als Beispiel mag die Familie Holzhausen dienen. 1383 nahm der Generalprior des Karmeliterordens den Patrizier Johannes von Holzhausen, seine Frau und alle ihre Kinder in die Bruderschaft des Ordens auf, womit er ihnen Anteil an allen Messen, Gebeten, Predigten, Almosen, Fasten, Arbeiten, guten Werken und Wohltaten des Ordens verlieh.279 1425 vermachte der Schöffe Johannes von Holzhausen dem Karmel ein Legat von 100 Gulden, wovon 80 Gulden für ein Gewölbe über dem Altar verbaut und die übrigen 20 Gulden in eine Gült angelegt werden sollten, die in die gemeine Pietanz für Essen und Trinken fließen sollte. Der Beichtvater des Erblassers, der Konventsbruder Heinrich von Ortenberg, erhielt weitere 20 Gulden, damit er des Johannes, seiner Frau Anna und ihrer Kinder in seinen Gebeten und Messen umso fleißiger gedenken möge. Das Kloster nahm dafür Johannes, seine Frau und ihre Kinder in seine Bruderschaft auf, schrieb sie in seine Seelbücher ein, verkündete ihre Namen in seinen Gebeten und versprach eine Jahrgezeit mit gesungener Vigil in neun Lekti-

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onen am Vorabend, am Folgetag mit gesungener Seelmesse.280 Weitere Stiftungen derer von Holzhausen bei den Karmelitern nach der Familienüberlieferung281: Greda von Holzhausen, Witwe des Heinrich Weiß, stiftet 1453 30 Gulden, Johann von Holzhausen 1475 40 Gulden und 500 Achtel Korn für zwei Jahrgezeiten für sich und seine Eltern. Elsa von Holzhausen stiftete 1100 Gulden, um jährlich arme Leute zu kleiden und alle Fronfasten zu speisen (ohne Datum). Nach der Reformation wandten sich die Frankfurter Patrizier, nunmehr lutherisch geworden, von dem Kloster ab. An ihrer Stelle gewann der Konvent – nennenswert allerdings erst seit dem Dreißigjährigen Krieg – die Zuwendung der neu eingewanderten katholischen Eliten (Thurn und Taxis, Brentano). 1645 verklagte die Gesellschaft Altenlimpurg den Konvent wegen Beschädigung von Sepulturen im Karmeliterkloster.282 15.2. Messekaufleute Wohl von Anfang an bemühte sich das Kloster auch um die Messekaufleute. Hier war die Zugehörigkeit zur Niederdeutschen Ordensprovinz hilfreich, da man so auch niederländisch sprechende Seelsorger zur Verfügung hatte. Wie die Anna-Bruderschaft zeigt, war dies sehr erfolgreich. Nach der Reformation waren die auswärtigen Kaufleute zunächst die einzigen Förderer, die dem Konvent noch blieben. Hier wird zugleich eine Interessengemeinschaft zwischen den Karmelitern und dem Rat deutlich: der Rat hatte kein Interesse daran, katholische Kaufleute und Messebesucher zu verprellen. Im Gegenteil kam es ihm sogar sehr gelegen, wenn diese in der lutherischen Stadt eine Anlaufstelle hatten, wo sie ihre religiösen, sozialen und geselligen Interessen pflegen konnten. Schon aus diesem Grund kam dem Rat die Existenz des Karmels sehr gelegen. 15.3. Mittel- und Unterschichten Die Bruderschaften zeigen, dass der Karmel auch Kontakte zu Handwerkern und den Unterschichten pflegte. 15.4. Landbevölkerung Durch das Terminieren ergab sich ein intensiver Kontakt zu der bäuerlichen Landbevölkerung. Auch hier wurde Seelsorge in großem Umfang betrieben. 16. Einkünfte Die Ökonomie des Klosters ruhte auf drei Säulen: dem Bettel (Terminieren, Spendensammeln bei den Frankfurter Messen, Spenden von Wohltätern), Einkünften aus priesterlicher Tätigkeit (Messen, Anniversarien, Begräbnisse, auch für die Bruderschaften), Einkünften aus Vermögen (census). Dazu gehört auch die Vermietung von Räumlichkeiten des Klosters, v. a. als Lagerräume zwischen den Messen und an Messegäste.283 16.1. Terminieren Die Terminbezirke des Frankfurter Konvents waren nach dem Register von Rumold von Laupach 1487:(1) Butzbach, (2) Münzenberg, (3) Gelnhausen, (4) Marburg, (5) Aschaffenburg, (6) Miltenberg, (7) Dieburg, (8) Kronberg,

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(9) Ortenberg.284 Das Einzugsgebiet war also riesig und reichte von Marburg im Norden bis Miltenberg im Süden. Dies war von Frankfurt aus weit mehr als eine Tagesreise. Jeder Bezirk umfasste etliche Dutzend Ortschaften. Holzwart-Schäfer berichtet für Esslingen von ähnlich großen Terminierbezirken.285 Das Terminieren wurde mit dem Kassieren von Zinsen und Abgaben verbunden, wie Laupachs Register ausweist. 1372 wurde das Terminierhaus in Seligenstadt errichtet.286 Die Höhe der Einkünfte aus dem Terminieren war nicht unbeträchtlich; die aus anderen Orten errechneten Zahlenangaben reichen von einem Fünftel bis zu einem Drittel der Gesamteinnahmen.287 Nach der Reformation reduzierten sich die Terminierbezirke auf die verbliebenen katholischen Gebiete. Über die Praxis des Terminierens im 18. Jh. sind wir durch die Quellen gut unterrichtet, z.B. über die Aussendung der Terminierer 1714.288 Für jeden Terminierbezirk wurde ein Team zusammengestellt, dem ein Priester und mindestens ein Laienbruder angehörten. Das Terminieren geschah aber nicht das ganze Jahr über, sondern nur zu bestimmten Zeiten, nämlich zur Ernte (für Most, Weizen etc.). Um Transportkosten zu sparen, wurden erbettelte Lebensmittel teilweise gleich veräußert. Eine Terminierphase konnte von wenigen Wochen bis über einen Monat dauern, bis der jeweils zugewiesene Bezirk „abgegrast“ war. 16.2. Vermögen Seit der ersten Hälfte des 14. Jhs. sind größere Güterschenkungen an das Kloster dokumentiert (hier nur eine Auswahl): 1313 vermachte Irmengard, Witwe des Magisters Henricus Carpentarius genannt Mönch, dem Kloster als Seelgerät ihr Haus und einige Gefälle.289 1329 schenkte der Kanoniker Johannes Wyland aus Aschaffenburg dem Konvent ein Haus in Aschaffenburg. 1336 starb Elisabeth von Trimberg, die im Chor vor dem Hauptaltar beigesetzt ist, welche dem Karmel Güter in Hohenheim vermachte.290 1394 verkaufte Gerlach Hochhaus dem Kloster das Haus zwischen dem Kloster und dem Haus Knoblauchs des Jungen.291 1409 vermachte Elisabeth von Holzhausen dem Kloster den Schmerlenbacher Hof und das Haus zum Krebs.292 1495 schenkt der Marktschiffer Heinrich zum Kroge zu Mainz sein Haus in der Mainzer Gasse dem Karmel zur Erweiterung des Klosters.293 Einige Vermögensaufstellungen und Inventarlisten sind erhalten und können hier kurz vorgestellt werden. Vermögensaufstellung bei der Reformation: Im April 1525 wurden die Klostervermögen auf Verlangen der Bevölkerung und ihrer 46 Artikel inventarisiert. Damals hatten die Karmeliter jährliche Einkünfte von 359 Pfund Heller und 226 Achtel Korn sowie ein Vermögen von 117 Gulden und 500 Achtel Korn.294 Damit war der Karmel das reichste der drei Frankfurter Bettelordensklöster. Hinzu kamen insgesamt 45 Betten (mit Zubehör) im Kloster. – Inventar von Prior Johannes Münzenberger bei seinem Amtsantritt am 25. April 1582.295 – Verzeichnis aller Zinsen und Einkünfte der Karmeliter nach ihrer Ausweisung 1633.296 Dazu Zweite Rechnung des Karmeliter-Klosters vom 30. Juni 1634 bis 30. Juni 1635297 (von der Stadt!): Einnahmen an Geld 1173 fl., Ausgaben 810 fl.; Überschuss an Geld 363 fl. Unter den Einnahmen 100 fl. Zins aus dem Brauhaus für 1 Jahr, unter den Ausgaben 18 fl. für einen eisernen Ofen ins Priorat, 50 fl. für den

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Verwalter (Besoldung für 2 Jahre). Einnahmen an Korn 118 Achtel, Ausgaben 28 Achtel. Überschuß 90 Achtel. 16.3. Einkünfte einzelner Konventsmitglieder Im Mittelalter wurde zumindest das Lehrpersonal besonders besoldet, hatte also eigene Einkünfte. Dasselbe galt möglicherweise auch in der Frühen Neuzeit für die Organisten. Außerdem besaßen nachweislich einzelne Konventualen Bücher, wenn nicht als Eigentum, so doch als persönlichen Besitz auf Lebenszeit. Ob Konventualen regelmäßige Einkünfte z. B. aus ihren Familien zur persönlichen Verwendung erhielten, ist nicht nachgewiesen, jedoch zu vermuten; weiterhin erhielten einzelne Brüder sichere und regelmäßige Zuwendungen von Privaten, denen sie z. B. als Beichtvater verbunden waren, wie z. B. Bruder Heinrich von Ortenberg von Johannes von Holzhausen im Jahr 1425. Demzufolge war die Gleichheit der Brüder durch Armut zumindest zeitweilig nicht gegeben. 17. Beziehungen zur Stadt 17.1. Verhältnis zum Rat im Allgemeinen Das Kloster besaß, anders als die Dominikaner, kein Bürgerrecht. Im Verlauf des Mittelalters sind – mit Ausnahme des Schismas unter Ludwig dem Bayern – keine größeren Konflikte mit dem Rat überliefert. In der Reformationszeit allerdings waren die Beziehungen zwischen Rat und Konvent den härtesten Belastungen ausgesetzt. Nachdem sich die Lage in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. wieder etwas normalisiert hatte, kam es im Dreißigjährigen Krieg zu einer Vertreibung des Konvents aus der Stadt, die allerdings nur von kurzer Dauer war. In der Folge kam es zwar gelegentlich zu kleineren Misshelligkeiten, jedoch nie zu ernsthaften Spannungen zwischen dem Rat und dem Kloster. In Belagerungszeiten wurde das Kloster vom Rat als Vorratsspeicher (1552), in Kriegszeiten als Lazarett benutzt (1546 u.ö.), darüber hinaus auch als Tagungsort in diplomatischen Verhandlungen, z. B. 1527298 und bei Tagungen des Kurrheinischen und Oberrheinischen Reichskreises. 17.2. Steuerpflicht Nach ihrer Niederlage in der Schlacht bei Kronberg 1389 geriet die Stadt mit ihrer Geistlichkeit in heftigen Streit über deren Heranziehung zu Steuern, wobei allerdings die letztere nicht einig war, sondern zum Teil mit den Bürgern hielt.299 1407 kam es zu einem Grundlagenvertrag mit dem Frankfurter Klerus der drei Stifter; dabei büßten die Geistlichen ihre Steuerfreiheit ein. Die Klöster werden jedoch darin (nach Heitzenröder) nicht erwähnt; ihre Steuerpflicht blieb zunächst offen, und sie zahlten einstweilen nicht. 1480 verhandelte der Rat mit den Dominikanern und Karmelitern über verschiedene Angelegenheiten, besonders über die Besteuerung ihrer Klostergüter. 1481 erfolgte ein Vergleich zwischen den Klöstern und dem Rat über Steuern bzw. Ungeld. Demnach erhielten die Karmeliter für 110 Achtel Korn jährlich Mahlgeldfreiheit, die Dominikaner für 130 Achtel, die Franziskaner für 80 Achtel.300 1 Achtel (oder Malter) entspricht 114,74 l; das dürfte für den Eigenbedarf des Klosters und seiner Familie ausgereicht haben.

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1498 baten die Karmeliter den Rat um die dauernde Befreiung vom Brückengeld, was dieser abschlug.301 1780 wurde dem Kloster der Betrieb eines ungenehmigten Weinschankes vorgeworfen.302 Im Anschluss an die Ordensreform des Johannes Soreth wurden 1470 erstmals Johann Humbracht303 und Heinrich Wisse304 als städtische Pfleger eingesetzt.305 Ihre erste Amtshandlung war, den Konventualen einzuschärfen, nicht in der Stadt herumzulaufen, denn „es stee yne wole an, das sie in irem closter sin“.306 Es scheint dem Kloster aber gelungen zu sein, die Pfleger weitgehend aus der Verwaltung seiner Angelegenheiten herausgehalten zu haben. Nach der Reformation versuchte der Rat erneut, Pfleger für das Kloster einzusetzen, wogegen sich der Konvent aber mit allen Mitteln wehrte. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Das Institut für Stadtgeschichte Frankfurt (ehemals Stadtarchiv Frankfurt) verwahrt sowohl das Archiv des Frankfurter Konvents als auch das Archiv der Niederdeutschen Provinz (bzw. bedeutende Teile davon), welches zum Zeitpunkt der Säkularisation nach Frankfurt geflüchtet worden war [zum Inhalt des Provinzarchivs → Niederdeutsche Provinz]. Das Archiv des Konvents besteht aus 429 Nummern Karmeliter, Urkunden und Akten 1281–1814, Rep. 194 (Urkunden des Konvents), 43 Nummern Karmeliter, Städtische Urkunden (Urkunden und Akten des Rates über die Karmeliter, Mgb. C 16) und 111 Nummern Karmeliter, Bücher (sowohl des Frankfurter Konvents als auch der Provinz, 15.–18. Jh., Rep. 199). Im Archiv der Provinz befindet sich auch der Liber Carmeli Francfurtensis a Rumoldo de Laupach conscriptus, ISF KB 12, begonnen 1487. Er enthält eine Übersicht des Archivs, Verzeichnis der Zinsen und Inventar des Klosters. Bibliothek 307 1430 und ebenso 1432 besaß das Kloster 144 angekettete Bände.308 Es gibt keinen Grund, an der Richtigkeit dieser Angaben zu zweifeln. Demnach haben Ohly/Sack und Powitz die Bedeutung dieser Bibliothek weit unterschätzt, weil sie ausschließlich von dem noch vorhandenen Bestand an Handschriften und Inkunabeln ausgingen. Eine eigene neue Bibliothek errichtete der Prior Rumold von Laupach (1474– 1496) mit Hilfe von Zuwendungen Frankfurter Bürger 1477.309 Sein Inventarbuch erwähnt in zwei Listen und einer zusätzlichen Notiz mehr als 30 handgeschriebene und drei gedruckte Liturgica; es handelt sich hierbei aber um eine „liturgische Sonderbücherei“ (Powitz), nicht um die allgemeine Klosterbibliothek. Ein großer Sammler war der Prior Johannes Münzenberger um 1600, der einen eigenen Initialenstempel besaß (F I M). Auch das Kloster besaß einen Besitzstempel (Carmelit. Francof.).310 Der Nachfolger Münzenbergers, Heinrich Wolff, soll 1611 Bücher in großem Stil, für 400 Gulden, verkauft und den Erlös für sich selbst behalten haben.311 In der klösterlichen Überlieferung wird diese Nachricht jedoch nicht erhärtet. Vielleicht handelt es sich jedoch bei dieser Notiz Battonns um eine Fehldeutung

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der folgenden Affaire: Am 13. März 1611 klagten die Karmeliter beim Rat der Stadt Frankfurt, dass ihr Provinzial die Klosterbibliothek transferieren lassen wolle.312 Wohl ebenso auf Betreiben des Konvents geht auch die Verfügung des Mainzer Erzbischofs Johann Schweickhardt im gleichen Jahr 1611 zurück, die Bibliothek des Klosters nicht in die Niederlande zu schicken, sondern durch Dekan und Scholaster des Bartholomäus-Stifts inventarisieren zu lassen.313 Wie es scheint, war die Initiative des Konvents erfolgreich, und die Bibliothek verblieb in Frankfurt. Möglicherweise wurden aber doch kleinere Teile abtransportiert, was man dann dem neuen Prior als Unterschlagung vorwarf. In den Jahren 1638 und 1726 brachen Brände aus, die in den Buchhändlerlagern, die sich in den Klostergewölben befanden, großen Schaden anrichteten. Ob davon auch die Klosterbibliothek betroffen war, ist nicht bekannt.314 Bei dem Brand von 1638 wurden auch Dokumente und Bücher betroffen.315 Bibliothekskataloge wurden in den Jahren 1634, 1748 und 1772 erstellt.316 Der Katalog von 1634 ist nicht erhalten, zu dem von 1748 (Index Bibliothecae Carmeli Francofurtensi) vgl. Powitz/Buck, Handschriften, 455. Erwähnt ist die Bibliothek bei Papebroch 1660, Philipp Wilhelm Gercken 1788 und Henrich Sebastian Hüsgen 1790317, welche durchweg von alten Manuskripten berichten. Papebroch macht keine Angaben über die Zahl der Bücher; Hüsgen gibt die Zahl der Bücher 1790 mit etwa 4000 an; bei der Aufhebung waren es etwa 3000. Im 18. Jh. wird bei einem Band als Standort und Signatur angegeben: „Ad repositorium Clausum Sub Lit. B. Lin. 1. Nro. 4“.318 Es gab also neben der allgemeinen Bibliothek eine gesonderte, abgeschlossene Abteilung. Bei der Säkularisation umfasste die Bibliothek des Klosters etwa 3000 Bände, darunter auch wertvolle Handschriften und Erstdrucke; sie verblieb vorerst auf ihrem alten Platz. Wegen der Umwandlung des Klosters in eine Kaserne wurde 1808 der Abtransport der Bücher notwendig; sie sollten gegen eine Vergütung an die Stadtbibliothek abgegeben, die entbehrlichen und unbrauchbaren Bücher öffentlich versteigert werden. Da der Verkauf aber nicht zustande kam, blieben die Bücher jedoch an Ort und Stelle, bis 1822 ihre Einverleibung in die Stadtbibliothek beschlossen wurde.319 Buchproduktion Mindestens von einem Band ist nachweisbar, dass er im Kloster selbst hergestellt wurde: ein Karmeliterdiurnale (Winterteil)320, laut Subskription Bl. 57vb geschrieben 1437 im Frankfurter Karmeliterkloster von Wilhelm Weelden unter dem Priorat des Peter Spitznagel (1422–1444).321 Vielleicht ist auch das Hymnar und Prozessionale für Karmeliter322, laut Powitz entstanden in Frankfurt um 1500, im Kloster hergestellt; falls nicht, muss es doch es vom Kloster in Auftrag gegeben worden sein. Heute sind noch 38 Manuskriptbände in der Universitätsbibliothek vorhanden323, also nur ein Bruchteil des ursprünglichen Bestandes. Ohly/Sack weisen schließlich auf die sog. [Buchbinder-] Werkstatt des Karmeliterklosters hin, in der zahlreiche heute noch vorhandene Inkunabeln gebunden wurden.324 „Viele Einbände aus dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jhs. sind in

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einer Werkstatt gefertigt worden, die zumindest sehr enge Beziehungen zum Kloster unterhielt“, es habe sich jedoch dabei „wohl nicht um eine eigene Klosterbuchbinderei gehandelt“.325 Erhalten sind daraus gotische Lederbände des 15. und 16. Jhs. mit Einzel- und frühen Rollenstempeln. Bau- und Kunstdenkmäler326 Die Keimzelle des Klosters liegt innerhalb des späteren (und heutigen) Areals, allerdings war dies anfangs noch von fast allen Seiten von Häusern und Gehöften umgeben. Von dieser Keimzelle aus dehnten sich die Klostergebäude im Lauf der nächsten Jahrhunderte systematisch aus bis zur der Fläche, die sie noch heute einnehmen. Während des gesamten Spätmittelalters stand also die Expansion des Klosterareals im Vordergrund, bis dieser Prozess an der Schwelle der Reformation zum Abschluss gelangt war und der Klosterkomplex das Straßengeviert zwischen Münzgasse, Ankergasse, Seckbächer Gasse und Mainzer Gasse ausfüllte. Bei der ersten urkundlichen Erwähnung des Karmels 1270 waren bereits ein Altar zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria und ein Kirchhof geweiht; 1290 waren es ein Chor, zwei Altäre und zwei Kirchhöfe. Die älteste Kirche war wohl am Anfang des 14. Jhs. fertiggestellt.327 In der Folge gibt es lange Zeit keine Nachrichten über Bautätigkeiten. Erst gegen 1430 begann die zweite Bauphase, in der Kirche und Klosterkomplex eine erhebliche Vergrößerung erfuhren und die heutige Gestalt erhielten. Die einzelnen Etappen der zweiten Bauphase gestalteten sich nach der Darstellung von Wolff/ Jung so, dass unter dem Prior Peter Spitznagel 1431–43 eine Verlängerung der Kirche nach Osten und eine Erhöhung des ganzen Baues sowie die Errichtung eines Dachreiters erfolgte. Um 1440 war der neue Chor vollendet, der mit einem Engelskonzert ausgemalt wurde. Nach Ursula Harter stammen die musizierenden Engel aus der Zeit um 1500; erhalten sind nur noch unbedeutende Reste.328 Um 1450 begann man mit dem Bau des Hauptschiffes des südlichen Kreuzarmes (das westliche Seitenschiff erst nach 1510); 1462 wurde das westliche Kreuzgangviertel geweiht. Unter Rumold von Laupach (1474–1496), der den Grundbesitz erweiterte, wurden umfangreiche Um- und Neubauten der Klostergebäude vorgenommen und der Kreuzgang ausgebaut: 1475–1494 Bau der St.-Anna-Kapelle, 1477 neue Bibliothek, 1482 Kapelle St. Sebastian, Erasmus, Vitus und Modestius, vor 1491 Ölberg auf dem Friedhof, sog. Kapelle Agoniae Domini, gestiftet von Nicolaus Uffsteiner († 1491)329, etwa 1494 Sakristei.330 Von wesentlicher Bedeutung war 1494 die Öffnung der Ellenbogengasse, die bis dahin Sackgasse war, zur Seckbacher Gasse hin. Danach wurde der Haupteingang des Klosters, der sich bisher an der Ellenbogengasse befunden hatte, mit der Erweiterung der Kirche zur Mainzer Gasse verlegt. 1495 schenkten Heinrich zum Kroge, Bürger und Marktschiffer zu Mainz, und seine Frau ihr dem Kloster benachbartes Haus in der Mainzer Gasse zur Erweiterung der Kirche. Der Rat erhob zwar Einwendungen, man einigte sich jedoch darauf, dass die Schenkung gültig blieb unter der Bedingung, dass das Kloster einen ewigen Jahrtag begehe.331 Im 16. Jh. erbaute man eine neue Westfront zum Ellenbo-

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gengässchen, und 1503 wurde in die westliche Giebelwand eine kleine Spitzbogentüre gebrochen.332 1517 bezahlte das Kloster nach Fertigstellung der Wandgemälde des Kreuzgangs dem Künstler Jörg Ratgeb 223 Gulden und 30 Achtel Weizen als vereinbarten Lohn.333 Mitten im Dreißigjährigen Krieg begann man mit größeren Umbauten im Inneren der Kirche. Es könnte sich dabei bereits um den Beginn einer Barockisierung des Innenraumes gehandelt haben. 1625 stiftete ein Graf von Schomburg einen neuen Altar im Chor; außerdem wurde das Chorgestühl bemalt. Das Bildprogramm dazu entwarf der Sakristan des Klosters und später berühmte Prediger Matthäus Tympius, die zugehörigen (lateinischen) Texte in gebundener Rede wurden verfasst durch den Lektor Johannes Seiner.334 1638 brach in der Zelle des Priors ein Brand aus, der im Kloster großen Schaden verursachte, jedoch nicht auf die Kirche übergriff.335 1645 begann der Wiederaufbau der Gebäude und Dächer des Klosters. Zu den Kosten trugen die Gesandten von Kaiser, König und Kurfürsten, die in Frankfurt versammelt waren, großzügig bei.336 Den Auftrag zur Renovierung des Kreuzganges erteilte der kaiserliche Generalwachtmeister Freiherr Anthon von Weevelt.337 Dabei ließ der Prior Milendunck Wappen und Grabsteine von Patrizierfamilien zerstören und Metall einschmelzen, worüber sich die Patriziergesellschaft Altenlimpurg beim Rat beschwerte.338 Ende des 17. und Anfang des 18. Jhs. erfolgten erneut große Baumaßnahmen in der Kirche, die man sich wohl als großes Barockisierungsprogramm vorstellen darf. 1690 wurde der Altar S. Crucis errichtet, 1693 die beiden Altäre Matris Dolorosae und St. Josephi, 1703 die Altäre St. Joh. Nepomuceni, B. Virg. Mariae et Annae. 1708 wurde der neue Hochaltar mit dem Wappen des Residenten Baur von Eyseneck339 erbaut340, und zwar von dem Schreinermeister Jakob Beckmann aus Seligenstadt für 400 Gulden. Derselbe lieferte noch im gleichen Jahr 1708 auch zwei Beichtstühle.341 1710 wurde die Kirche renoviert342, gleichzeitig (1710) eine neue Orgel angeschafft. 1711/1712 wurden neue Fenster eingebaut. Die Liste der Spender ist erhalten.343 Es handelte sich um katholische Fürsten und Grafen, Bischöfe, Adelige und Bürger, auch Städte; darunter „nur wenige Frankfurter Bürger und kein einziger aus den Geschlechterfamilien“.344 1712/1713 erfolgte eine Reinigung und Renovierung der Gemälde im Kreuzgewölbe,345 1713 eine Reparatur der Kapellen am Eingang in der Mainzer Gasse (rechts St. Sebastian und links St. Barbara). Gleichzeitig wurden zwei neue kostbare Altäre durch Meister Johann Georg Barthels angefertigt346 und ein Messing-Kronleuchter von 6 Zentnern in der Mitte der Kirche aufgehängt.347 Dazu entstanden vier neue Kreuzgewölbe in der Sakristei. Einen großen Teil der Kosten der Barockisierung stiftete der Fürst von Thurn und Taxis. Im Epitaphienbuch 11 (Epitaphien und Wappenschilde aus Frankfurter Kirchen, von Stadtarchivar Johann Martin Waldschmidt, 1704), findet sich auf fol. 128–136 eine Zusammenstellung der Epitaphien der Kirche. Diese Zusammenstellung reicht jedoch nur bis 1526 (bis Philipp Uffsteiner, fol. 135v), obwohl die Beisetzungen in Kirche und Kloster weitergeführt wurden.

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PRIOREN348 Cornelius 1318–1322 – Hermannus de Lübeck 1336 – Gobelinus (Godefridus) de Sublobiis 1338–1354 – Henricus de Mulnheim 1355–1357 – Gobelinus Walrami 1358–1361 – Albrandus de Tulpeto 1361–1363 – Hermannus de Nussia 1364–1369 – Henricus de Moynheim (Molenheim) 1369–1371 – Conradus de Ortenberg 1371–1374 – Berthold 1375 – Conradus de Ortenberg 1377–1389 – Joannes de Immenhusen 1390–1404 – Fridericus de Miltenburg 1409 – Nicolaus de Aquis 1417–1420 – Joannes Gladiatoris 1420 – Petrus Spiznagel de Franckfordia 1422 – Joannes Gladiatoris (de Boppard) 1423–1429 – Petrus Spitznagel de Franckfordia 1430–1444 – Joannes Hoyngen 1446– 1456 – Joannes Ubach 1457 – 1458 Joannes de Ortenberg 1458–1463 – Wilhelmus de Wee 1464–1466 – Simon de Carben 1467 – Hermannus de Erpach sive de Hirshorn 1468–1469 – Matthäus de Boppardia 1469–1474 – Rumoldus de Laupach 1475–1483 – interimistisch Joannes Kap – Philippus de Indagine 1484–1485 – Rumoldus de Laupach 1486–1496 – Philippus Alberti de Nussia 1496–1506 – Benedictus de Raistatt 1507–1513 – Hammanus de Fleckenboel 1514–1531 – Jaspar (Gaspar) de Franckfordia 1531–1535 – Joannes Walbeck de Dypurg 1535–1547 – Theodoricus Artoparum (?) 1547 – Joannes Sprengel (Sprenger) 1547–1560 – Balthasar Hildebrandt 1560–1563 – Gaspar de Barenstein 1564–1566 – Petrus Herraht 1567–1573 – Rolandus Verius 1574 – Petrus Vogelius 1576 – Joannes Mintzenberger 1580–1593 – Gerlacus Rheingraf 1594 – Joannes de Müntzenburg 1600–1608 – Henricus Wolfius 1610–1611 – Henricus Vielen (Filtius) 1612–1617 – Winandus Winenthal 1617–1618 – Joannes Bachusius 1619– 1620 – Degenhard 1620–1628 – Godefridus Nennig (Nonnius) 1628–1629 – ­Joannes Bachusius 1629–1637 – Joannes Bachusius oder Joannes Caspar Schoeffer 1637–1640 – Henricus Mulhemius 1640–1643 – Jakob Milendunck 1643–1646 – Nicolaus Wischius 1646–1648/49 – Angelus Esch 1649–1657 – Joannes a S. Fulgentio 1657–1660 – Petrus a S. Alberto 1660–1663 – Georgius Seltzer 1663–1669 – Angelus Esch 1669–1670 – Henricus a Monte Carmelo 1670–1675 – Angelus Esch 1675 – Joannes a Cruce 1676–1679 – Remigius a S. Nicolao 1679–1682 – Joannes Evangelista 1682–1684 – Polycarpus a S. Ludovico 1684–1687 – Coelestinus a S. Henrico 1687–1690 – Stephanus a S. Joanne Evangelista 1690–1693 – Guilielmus a S. Friderico 1693–1696 – Polycarpus a S. Ludovico 1696–1702 – Cunibertus a S. Huberto – 1702–1705 – Valerius a S. Petro Thoma 1705–1708 – Emanuel a S. Georgio 1708–1711 – Bertholdus a Virgine Maria 1711–1714 – Angelus a Terra Sancta 1714–1717 – Bertholdus a Virgine Maria 1717–1720 – Leopoldus a S. Jacobo 1720–1723 – Crescens a S. Matthia 1723–1726 – Emanuel a S. Georgio 1726 – Brocardus a S. Nicolao 1726–1729 – Achatius a S. Damiano 1729–1734 – Pancratius a S. Arnoldo 1734 – Everhardus a S. Joanne 1735–1739 – Brocardus a S. Nicolao 1740–1742 – Theodorus a S. Leonhardo 1743–1745 – Albinus a S. Josepho 1746–1748 – Brocardus a S. Nicolao 1749–1751 – Jeremias a S. Georgio 1752–1754 – Constantius a S. Helena 1755–1758 – Jeremias a S. Georgio 1759–1760 – Pancratius a S. Michaele 1761–1763 – Sifridus a S. Mariano 1764–1766 – Clemens a S. Petro 1767–1769 – Benignus a S. Henrico 1770–1772 – Sigefridus a S. Mariano 1773–1776 – Thomas Aquinas a S. Catharina 1777–1780 – Sigefridus a S. Mariano 1781–1783 – Florentianus a S. Joanne 1784–1785 – Benignus a S. Henrico 1786 – Aemilianus Deutsch 1787–1789

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– Tobias Razen 1790–1792 – Aemilianus Deutsch 1793–1797 [danach Provinzial mit dem Sitz in Frankfurt] – Mansuetus Ott 1798–1802. LITERATUR Johann Georg Battonn, Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main. 5. Frankfurt 1869 – Johann Friedrich Böhmer/Friedrich Lau, UB der Reichsstadt Frankfurt. Frankfurt 1901–1905 – Franz Bösken, Quellen und Forsch. zur Orgelgesch. des Mittelrheins. 2. Mainz 1975 – Margarethe Dohrn-Ihmig, Die gotische Karmeliterkirche in Frankfurt am Main (Museum für Vor- und Frühgesch., Archäologische Reihe 3). Frankfurt 1984 – Otto Donner- von Richter, Jerg Ratgeb, Maler von Schwaebisch-Gmuend, seine Wandmalereien im Karmeliterkloster zu Frankfurt am Main und sein Altar-Werk in der Stiftskirche zu Herrenberg. Frankfurt 1892 – Roman Fischer, Kirchengesch. Frankfurts während der Stauferzeit. In: Jb. für fränkische Landesforsch. 52, 1992, 85–104 – Ders., Das Barfüßerkloster im Mittelalter. In: Ders. (Hg.), Von der Barfüßerkirche zur Paulskirche. Beiträge zur Frankfurter Stadt- und Kirchengesch. Frankfurt 2000, 9–109 – Ders., Das Dominikanerkloster in Frankfurt am Main. In: Jb. der Hessischen Kirchengesch. Vereinigung 54, 2003, 53–70 – Ernst Georg Gerhard, Gesch. der Säkularisation in Frankfurt a. M. Paderborn 1935 – Hermann Grotefend (Hg.), Quellen zur Frankfurter Gesch. Frankfurt 1884–1888 – Wolfram Heitzenröder, Reichsstädte und Kirche in der Wetterau. Der Einfluß des städtischen Rats auf die geistlichen Institute vor der Reformation (Stud. zur Frankfurter Gesch. 16). Frankfurt 1982 – Iris HolzwartSchäfer, Das Karmeliterkloster in Esslingen (1271–1557). Ein südwestdeutscher Mendikantenkonvent zwischen Ordensideal und Alltagswirklichkeit. Ostfildern 2011 – Henrich Sebastian Hüsgen, Artistisches Magazin. Frankfurt 1790 – Sigrid Jahns, Frankfurt, Reformation und Schmalkaldischer Bund. Frankfurt 1976 – Wolfgang Klötzer (Hg.), Frankfurter Biographie. 2 Bde. Frankfurt a.M. 1994/96 (Veröff. der Frankfurter Hist. Komm. 19) – Heinrich Hubert Koch, Das Karmelitenkloster zu Frankfurt am Main. 13. bis 16. Jh. Frankfurt 1912 – Georg August Lersner, Der weit=berühmten Freyen Reichs-Wahl- und Handels=Stadt Frankfurt am Mayn Chronica. 2. Tl. Frankfurt 1734 – Michael Matthäus, „…dz er sein pfennig anderstwo verzere.“ Giordano Brunos Aufenthalte im Frankfurter Karmeliterkloster in den Jahren 1590/91 und sein Nachleben in Frankfurt bis zum Jahr 1900. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengesch. 61, 2009, 125–157 – Kurt Ohly/Vera Sack, Inkunabelkatalog der Stadt- und UnivB und anderer öffentlicher Sammlungen in Frankfurt in Frankfurt am Main. Frankfurt 1967 – Stephan Panzer, Art. „Johannes Soreth, OCarm“. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 3, 1992, 568–572 – Gerhardt Powitz/Herbert Buck, Die Handschriften des Bartholomäusstifts und des Karmeliterklosters in Frankfurt am Main (Kat. der Stadtund UnivB Frankfurt am Main 3,2). Frankfurt 1974 – Benno Schmidt, Frankfurter Zunfturkunden bis zum Jahre 1612. 2 Bde. Frankfurt 1914. ND 1968 – Hans-Joachim Schmidt, L’économie controlée des couvents des Carmes. Le témoignage des rapports de visites dans la province de Germania inferior. In: Nicole Bériou/Jacques

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Chiffoleau (Hg.), L’économie et religion. L’éxperience des ordres mendiants (13e–15e siècle). (Collection d’histoire et d’archéologie mediévales 21). Lyon 2009, 247–270 – Viktoria Schmidt-Linsenhoff/Roswitha Mattausch-Schirmbeck, Jörg Ratgeb’s Wandmalereien im Frankfurter Karmeliterkloster. Frankfurt 1987 – Smet, Karmeliten – Egon Wamers, Die Geschichte des Karmeliterklosters im Mittelalter. In: Eyelyn Hils-Brockhoff (Hg.), Das Karmeliterkloster in Frankfurt am Main. Frankfurt 1999, 4–15 – Carl Wolff/Rudolf Jung, Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main. 1. Kirchliche Bauten. Frankfurt 1896.

1 Archiv Verlag Braunschweig (Hg.), Frankfurt Archiv, Abt. Siegel, Bd. 6; Art. von Bernhard Reichel, ohne Angabe der Signatur.  –  2 Dieses Klostersiegel nach UB Frankfurt 1, 923 (21.10.1309) „ziemlich erhalten“ an ISF, Liebfrauen Urk. 711. Ein Siegel von Prior Hermann von Lübeck befindet sich an Liebfrauen Urk. 23 (UB Frankfurt 2, 445), Urk. 25 (ebd., 448), Urk. 27 (ebd., 476), Urk. 50 (ebd., 425).  – 3 Abb. bei Wamers, Gesch., 15.  –  4 Kat. Münzkabinett, 1975, 21.  –  5 UB Frankfurt 1, 296, von Mai 1270 ohne Tagesangabe. Darin vermacht Wicker auf der Brücke, Sohn des Harpern von Offenbach, den „fratribus de monte Carmeli“ eine Mark nach seinem Tod.  –  6 UB Frankfurt 1, 298.  –  7 ISF, Holzhausen Urk. II, Nr. 285.  –  8 ISF KU 1, UB Frankfurt 1, 443.  –  9 ISF KU 2, UB Frankfurt 1, 504.  –  10 UB Frankfurt 1, 536.  –  11 Ebd., 575.  –  12 Ebd., 580.  –  13 ISF KU 3, UB Frankfurt 1, 582.  –  14 Ebd., 721.  –  15 ISF KB 46, fol. 85v. Vgl. Georg Ludwig Kriegk, Frankfurter Bürgerzwiste und Zustände im Mittelalter. Frankfurt 1862, Kap. 2.   –  16 Eine nachträglich eingefügte Randbemerkung „annum 12“ in der Milendunckschen Chronik besagt, dass die Karmeliter 12 Jahre lang im Exil lebten (ISF KB 46, fol. 86r). Dies wird jedoch durch andere Quellenaussagen nicht bestätigt, vielmehr müssen zwei Vertreibungsphasen unterschieden werden, die erste 1338, die zweite 1350.  –  17 Grotefend, Quellen, 18, 66, 80, 94, 96, 145.  –  18 Friedhelm Jürgensmeyer, Das Bistum Mainz. Frankfurt 1988, 138f.  –  19 ISF KB 46, fol. 88r; KU 40.  –  20 ISF KU 57.  –  21 ISF KB 46, fol. 88v.  –  22 Grotefend, Quellen, 21; vgl. dazu Jürgensmeier, Bistum Mainz, 159ff.  –  23 Dazu ISF KB 46, fol. 94r: „1463. Im Buch der Provinz wird berichtet: für das gegenwärtige Jahr kein (Prior) wegen leichtfertiger Entweihung und offensichtlicher Auflehnung gegen den Aposto­lischen Stuhl. Auch kein Lektor aus demselben Grund. Zu dieser Zeit traten aus jenem Konvent Brüder aus, welche Reform verweigerten, die der verehrungswürdige Bruder Johannes Soreth, der damals in der Provinz weilte, einzuführen sich eifrig bemühte.“  –  24 ISF KB 46, fol. 88v.  –  25 1495. Nach Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 145, fand die erste Sitzung des Reichskammergerichts im Karmeliterkloster statt; auch nach Waldemar Kramer (Frankfurt-Chronik, Frankfurt 1964, 86) tagte es im Weißfrauen-Bruderkloster (später im Rüstenberg, dann im Großen Braunfels). Dies trifft jedoch nicht zu. Bei Milendunck (ISF KB 46) findet sich nichts zum Reichskammergericht. Nach Friedrich Bothe, Gesch. der Stadt Frankfurt am Main. Frankfurt 1913, 231, und Grotefend, Quellen, tagte es im Haus Braunfels. Zuletzt und am ausführlichsten befasste sich J. Friedrich Battenberg, Die Wormser Kammergerichtsordnung und die Neukonstituierung der königlichen Justiz in Frankfurt 1495. In: Archiv für hessische Gesch. und Altertumskde. 64, 2006, 51–83, mit der Gründung des Reichskammergerichts, das er im Haus Braunfels lokalisiert.  –  26 Lersner, Chronica 2, 5.  –  27 ISF KB 46, fol. 130v.  –  28 ISF KB 66, fol. 49v.  –  29 Ebd., fol. 52v.  –  30 Der Besuch des Reichsfeldmarschalls (seit 1707) erfolgte mitten im spanischen Erbfolgekrieg, wohl zur Vorbereitung der Wahl Karls VI. zum Nachfolger Josephs I. († 17.4.1711) am 12.10.1711 in Frankfurt.  –  31 ISF KB 66, fol. 45r.  –  32 Ebd., fol. 49v.  –  33 Wolff/Jung, Baudenkmäler, 93.  –  34 Wolfgang Königsteins Tagebuch, zitiert nach Grotefend, Quellen, 2, 84.  –  35 ISF KU 226.  –  36 ISF KU 227.  –  37 ISF KB 46, fol. 115r.  –  38 Grotefend, Quellen, 2, 135.  –  39 Ebd., 138.  –  40 ISF KB 46, fol. 116v.  –  41  Jahns, Frankfurt, 120f.  –  42 Vgl. ebd., 131ff.  –  43 ISF KU 239.  –  44 ISF KU 238, vgl. Jahns, Frankfurt, 408.  –  45 ISF KB 46, fol. 119v.  –  46 Ebd., fol. 118r; vgl. ISF KU 247 (1533); Grotefend,

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Quellen, 2, 168f., 252f.  –  47 Jahns, Frankfurt, 316, Anm. 48.  –  48  Vgl. ISF KU 248 und 249 (1534).  –  49 Jahns, Frankfurt, 412.  –  50 ISF KB 46, fol. 118v.  –  51 Ebd., fol. 119r.  –  52 Jahns, Frankfurt, 382, Anm. 33, und 403 (Zitat).  –  53 ISF KB 46, fol. 120v.  –  54 Ebd., fol. 122r.  –  55 Ebd., fol. 128r; vgl. ISF KU 254: Schriften des Provinzials Eberhard Billick, des Priors Johannes Sprengel und des Rats über Verhandlungen mit dem Rat über die Restitution des Klosters 1548.  –  56 In dem Nachruf auf Sprengel in ISF KB 44, auf einem eingeklebten Zettel nach fol. 653, heißt es, „qui huic monasterio … quasi ex haereticorum faucibus eripuit“.   –  57 ISF KB 46, fol. 129v.  –  58 Grotefend, Quellen, 2, 313.  –  59 Ebd., 561.  –  60 ISF KB 46, fol. 130r.  –  61 Waldemar Kramer, Frankfurt Chronik, Frankfurt 1964, 130.  –  62 ISF KB 46, fol. 130r.  –  63 Vielleicht richtiger: Jesuitenfreund, also eher päpstlich Gesinnter.  –  64 23.8.1593, ISF Ratsprotokoll 1593, fol. 30.  –  65 ISF KB 46, fol. 131r.  –  66 Vgl. ISF KB 44, fol. 758r.  –  67 ISF Karm. Städt. Urk. 6.  –  68 Ebd., fol. 5v.  –  69 ISF KB 46, fol. 131r.  –  70 Nach ISF KB 44, fol. 789v, starb Gerlacus Ancon schon 1597.  –  71  Powitz/Buck, Handschriften, XXVII. Beschreibung der Handschrift ebd., 434–436. Zwei vergleichbare Stücke mit astronomischem Inhalt befanden sich in der Bibliothek des Bartholomäusstifts (ISF Ms. Barth. 91, vgl. ebd., 191–194, und ISF Ms. Barth. 134, vgl. ebd., 306–308).  –  72 Nicht nachweisbar. Vielleicht ein Graf aus dem Haus Degenfeld-Schönburg, dem der Schomburgerhof in der Münzgasse, der unmittelbaren Nachbarschaft des Klosters, der ehemalige Throner Hof, gehörte (Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 210).   –  73 So Wolff/Jung, Baudenkmäler, 94.  –  74 ISF KB 45, fol. 81v; KB 46, fol. 138r.  –  75 Ebd., fol. 138v.  –  76 Ebd., fol. 139r.  –  77 Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 146.  –  78 ISF KB 46, fol. 139r.  –  79 ISF KB 45, fol. 124r.  –  80 Axel Oxenstierna (1583–1654), seit 1612 schwedischer Reichskanzler. Vgl. allgemein Anja Rieck, Frankfurt am Main unter schwedischer Besatzung 1631– 1635. Frankfurt 2005. Rieck behandelt zwar ausführlich die Vertreibung der Frankfurter Kapuziner (207–214), erwähnt die Karmeliter aber nicht.  –  81 Johann Theobald Schönwetter (um 1575–1657), Buchhändler und Verleger, gab u.a.die „Messrelationen“ und die Thurn und Taxis‘sche „PostZeitung“, später vor allem katholisch-jesuitisch geprägtes Schriftgut heraus. Die Familie hatte ihre Grabstätte in der Karmeliterkirche: Klötzer, Frankfurter Biographie 2, 326f.  –  82 Georg Schiele (1584–1635), seit 1616 Ratsschreiber, vgl. Rudolf Jung, Das Frankfurter Stadtarchiv. Frankfurt 1909, 261; Barbara Dölemeyer, Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jh. Frankfurt 1993, 171 f.  –  83 Lersner, Chronica 2, 191. Ein Verzeichnis aller Zinsen und Einkünfte nach ihrem Abzug 1633 in ISF KU 55.  –  84 Dr. Heinrich Tettelbach, lutherischer Prediger in Frankfurt (1570–1644). Von ihm sind etliche Leichenpredigten überliefert. Vgl. zu ihm Helmut E. Maurer, Evangelische Kirchtumsgesch. im Raum Burglengenfeld. In: Nordgau-Festschriften 26, 1986, 31–33.   –  85 Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 146.  –  86 Zu Johannes Bachusius († 1638), wiederholt Provinzial, vgl. Milendunck, ISF KB 47, fol. 185r.  –  87 ISF KB 46, fol. 141r.  –  88 ISF KB 45, fol. 130r.  –  89 Ebd., fol. 141v.  –  90 ISF Totenbuch 1627–1635, p. 510.  –  91 ISF KB 46, fol. 141v.  –  92 Francesco Rossetti nahm von 1642 bis 1644 als päpstlicher Legat am Kölner Friedenskongress teil. Er stieg dort ebenfalls im Karmeliterkloster ab [ Köln, Waidmarkt].  –  93 ISF KB 46, fol. 142r.  –  94 Daniel Papebroch (1628–1714), gebürtig aus Antwerpen, seit 1646 Jesuit, seit 1660 Mitarbeiter von Jean Bolland bei den Acta Sanctorum, gilt als einer der Wegbereiter der neuzeitlichen Historiographie. Mit seiner Quellenkritik wies er nach, dass die Tradition des Karmeliterordens, sich auf den Propheten Elija zurückzuführen, einer historischen Grundlage entbehrte, wodurch er in Schwierigkeiten mit der Inquisition geriet, vgl. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 18, 1113–1118.  –  95 Einer dieser Flügel wurde nach seiner Zerstörung 1944 nicht wieder aufgebaut. Er befand sich im Norden an der Stelle der Grünanlage vor dem heutigen Haupteingang und ist auf dem Merian-Plan von 1628 gut zu erkennen.  –  96 Udo Kindermann, Kunstdenkmäler zwischen Antwerpen und Trient. Beschreibung und Bewertungen des Jesuiten Daniel Papebroch aus dem Jahre 1660. Köln u.a. 2002, 113.  –  97 ISF KB 48, fol. 282r. Theodor Niederquell, Die Kanoniker des Liebfrauenstifts. Frankfurt 1982, 91f.  –  98 ISF KB 48, fol. 374r.  –  99 Wolff/Jung, Baudenkmäler, 94f.  –  100 Christian August von SachsenJülich-Kleve (1666–1725), 1681 Statthalter der Deutschordensballei Thüringen, wurde 1694 katholisch; 1695 Primiz und Dompropst in Köln, 1696 Bischof von Raab (Ungarn), 1706 Kardinal (Zedler, Großes vollständiges Universallexicon, 5, 2223f.).  –  101 ISF KB 48, fol. 373v: „Serenissimus

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dux Saxoniae von der Zeitzß in nostro oratorio est ordinatus diaconus, qui conventui eodem die donavit sacrum corpus S. Crescentij Martyris sibi a summo pontifice Innocentio 12mo in cistula holoserica missum. 20mo vero eiusdem currentis sacrum presbiteratus characterum sumpsit, primitias suas celebraturus Coloniae in festo S. Josephi [19. März].“ (vgl. Wolff/Jung, Baudenkmäler, 95). Crescentius mart. ist im Martyrologium Romanum unter dem 29. Dezember eingetragen; der Heilige ist jedoch nicht zweifelsfrei zu identifizieren.  –  102 ISF KB 66, fol. 164ff.; vgl. Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 147; Lersner, Chronica 2, 195; nicht bei Wolff/Jung, Baudenkmäler, erwähnt.  –  103 Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 213.  –  104 ISF KU 375.  –  105 ISF KB 66, fol. 537r, Eintrag zum 28.8.1759.  –  106 Gymnasium Fridericianum; vgl. Ernst G. Gerlach, Das Ende der kirchlichen Schulhoheit in der Reichsstadt Frankfurt im Jahre 1802. In: Jb. der Katholiken von Groß-Frankfurt 1933, 22–27.  –  107 Georg Joseph Vogler, genannt Abt Vogler (1749–1814), war 2. Kapellmeister in Mannheim, danach von 1786 bis 1799 Hofkapellmeister in Stockholm; er genoss einen großen Ruf als Orgelvirtuose und hatte schon 1778 in Frankfurt im Roten Haus konzertiert (Karl Israel, Frankfurter Concert-Chronik. Frankfurt 1876, 66). In Karl Israels „ConcertChronik“ ist zwar sonst kein Konzert in der Karmeliterkirche erwähnt, jedoch scheint dies allein durch die seine Methode bedingt, die sich auf Konzertankündigungen in den „Frankfurter Fragund Anzeigungs-Nachrichten“ und auf Konzert-Zettel beschränkte. Zu Vogler vgl. ADB 40, 1896, ND 1971, 169–177. Das Konzert in der Karmeliterkirche ist erwähnt im Diarium, ISF KB 66, fol. 728v: „D. Vogler, celebris ille Organista et Abbas in Stockholm, qui renovavit organa nostra, per 3 menses commoratus est in Conventu nostro, omnia bene solvisse dicitur.“ Es war dies die Zeit der Krönung von Leopold II. (9.12.1790). Wenig später, am 15.10.1790, konzertierte auch Mozart in Frankfurt.  –  108 Artistisches Magazin 1790, 491f.  –  109 Cornelius Dietz, Glasmaler in Köln, malte 1711 bis 1712 die meisten der Fenster im Kreuzgang des Frankfurter Karmeliterklosters: Ulrich Thieme/Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Leipzig 1907–1950, 9, 271.  –  110 Georg Schlot wird auch bei Friedrich Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main. Frankfurt 1862, genannt. Er hat schon laut Mitteilung von Zülch bei Thieme/Becker 30, 116, nie existiert. Es handelt sich wohl um eine Verwechslung oder Verballhornung mit Georg Ratgeb.  –  111 Vielleicht ist damit nicht der Prior Tobias Razen gemeint, der sein Amt erst 1790 antrat, sondern sein Vorgänger Aemilianus Deutsch, der 1787–1789 und dann wieder 1793–1797 amtierte.  –  112 Christian Georg Schütz d. Ä. (1718–1791), Maler aus Flörsheim. Vgl. Historisches Museum Frankfurt/Heimatmuseum Flörsheim, Ausstellungskatalog Christian Georg Schütz der Ältere. Frankfurt 1992.  –  113 Vermutlich Charlotte Louise von Thurn und Taxis, geb. von Lothringen, zweite Ehefrau von Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis (1704–1773); vielleicht auch dessen dritte Ehefrau Maria Henriette Josepha, geb. von Fürstenberg-Stuhlingen († 1772). Alexander Ferdinand gehörte in Frankfurt zur engsten Umgebung von Kaiser Karl VII.  –  114 Bartolommeo Nazari (1699–1758) war Bildnis-, Historien- und Landschaftsmaler und Radierer. 1744 wurde er nach Frankfurt berufen, um Karl VII. und seine Frau zu malen (Thieme/Becker 25, 368). Die beiden Gemälde gelangten bei der Säkularisation des Klosters 1803 in die Stadtbibliothek Frankfurt und befanden sich 1931 noch dort (bezeichnet als „Ecce Homo“ und „Magdalena“). Sie gehören zu den Kriegsverlusten.  –  115 Er erwähnt namentlich an Handschriften eine Bibel auf Pergament des 13. Jhs. und ein altdeutsches Heldengedicht nach Art des Teuerdanks aus dem 15. Jh. sowie sechs Wiegendrucke.  –  116 Diarium Carmeli Francofurt. inchoatum mense Augusto sub R. P. AEmiliano Deutsch Priore An. AErae christ. 1792 & fundati Conventus 546, et primo belli Germanos inter et Gallos, ISF KB 67.  –  117 ISF KB 67, fol. 18r. Ausführlich bei Leopold Wilbrand, Die Kriegs-Lazarethe von 1792–1815 und der Kriegstyphus zu Frankfurt am Main. Frankfurt 1884, bes. 25ff. 1793 befanden sich im Refektorium über 80 kranke Franzosen; acht Karmeliter waren am Lazarettfieber erkrankt, von denen drei starben.  –  118 Gerhard, Geschichte der Säkularisation, 22.  –  119 Ebd., 141.  –  120 Ebd., 142.  –  121 Ebd., 142–145.  –  122 Diese Angabe nach Wolff/Jung, Bau­ denkmäler, 96; sie ist jedoch nach Gerhard, Geschichte der Säkularisation, 71, falsch.  –  123 Wolff/ Jung, Baudenkmäler, 96.  –  124 Gerhard, Geschichte der Säkularisation, 76.  –  125 Ebd., 141.  –  126  Ebd., 160.  –  127 Ebd., 51.  –  128 Ebd., 55.  –  129 Ebd., 60f.  –  130 Ebd., 72.  –  131 Ebd., 72–74. 

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I. Klöster vor der Säkularisation

–  132  Schmidt-Linsenhoff/Mattausch-Schirmbeck, Jörg Ratgeb, 138. Vgl. dazu Heitzenröder, Reichsstädte, 221f.  –  133 Zu Matthäus de Boppardia vgl. ISF KB 47, fol. 203v.  –  134 ISF KU 99 vom 8.12.1469, mit Verleihung eines Ablasses von 40 Tagen. Der Text der Urkunde ist nicht identisch mit der Wiedergabe in ISF KB 46, fol. 94v.  –  135 Ebd.  –  136 Martinus de Moniau (vermutlich Monschau bei Aachen), filius des Aachener Konvents, 1462 Prior in Köln und Provinzial. Vgl. ISF KB 47, fol. 200r.  –  137 Statuten vom 19. April 1472, ISF KB 46, fol. 95r-v.  –  138 ISF KB 46, fol. 106v. Zu „Joannes Paleonydorus cognominatur ab aqua vetere vulgo de Oudewater (oppidum est Hollandiae)“, vgl. ISF KB 47, fol. 169v–170v. Geboren wurde er 1433 in Oudewater bei Utrecht. 1455 Profess im Karmeliterkloster Mecheln, 1495 Subprior in Kassel. Er starb 1507 in Mecheln. Er gehörte zum Freundeskreis des Johannes Trithemius und beteiligte sich am Streit um die Unbefleckte Empfängnis Mariae. Er wurde von Johannes Soreth persönlich eingekleidet, war Ge­schichts­ schreiber und verfasste eine Ordenschronik: Johannes Paleonydorus, Liber trimerestus de principio et processu Ordinis Carmelitici. Mainz (Peter von Friedberg, für Johann de Cronenberg) 1497 (Stadt- und Landesbibl. Darmstadt). Nachgedruckt wurde von ihm: Antiquitatis Et Sanctimoniae Eremitarum Montis Carmeli liber in tres parteis digestus, auctore Paleonydoro Bactauo, Venedig 1569.   –  139 Vgl. Fischer, Barfüßerkloster, 84f., und ders., Dominikanerkloster, 67f. (mit weiterer Lit.)  –  140 ISF KB 46, fol. 111v–112r.  –  141 ISF KU 216.  –  142 „qui reformationem in istum conventum volebant“, ISF KB 46, fol. 143v.  –  143 Vgl. dazu ISF KB 45, fol. 178v.  –  144 ISF KU 295 von 1658 und 298 von 1660; ISF KB 45, fol. 180r.  –  145 Vgl. Helmut Mann, Der Deutsche Orden und seine Kirche in Frankfurt-Sachsenhausen. Frankfurt 1990, 47.  –  146 ISF KB 66, fol. 345v.  –  147 Hermann Fischer, Die Orgeln der ehemaligen Barfüßerkirche. In: Roman Fischer (Hg.): Von der Barfüßerkirche zur Paulskirche. Frankfurt 2000, 379–400, bes. 381.  –  148  Alle folgenden Angaben nach Bösken, Quellen und Forschungen 2, 272–282.  –  149 Über die Reparatur der Orgel 1693 vgl. ISF KB 48, fol. 364r und 367v.  –  150 Vorname nicht genannt, vermutlich Fürst Eugen Alexander von Thurn und Taxis (1652–1714), der auch ein kostbares Chorgitter und zwei marmorne Altäre für den Frankfurter Dom stiftete und im Dom beigesetzt ist. ISF KB 66, fol. 16v–17r, Aufstellung der Spenden von Eugen Alexander von Thurn und Taxis für den Karmel: 1704 für den neuen Altar B.M.V. 230 fl.; 1705 für den Altar St. Anna 400 fl.; im selben Jahr für den Hochaltar 400 fl.; 1707 Gründung für das Allerheiligste Sakrament an den Donnerstagen zu singen 1733 fl.; (…) 1709 pro novo organo 1800 fl. usw. Summe zwischen 1704 und 1710: mehr als 11 662 fl. Eugen Alexander starb am 21.2.1714 (Eintrag im Diarium des Karmel, ebd., fol. 81v). Ausweislich des Diariums (mit Spezifikation) hat er dem Karmel insgesamt über 26 000 Gulden gespendet.  –  151 Bösken, Quellen und Forschungen, 277. Die Datierung erscheint mir fraglich, richtig ist wohl 1602.  –  152 ISF KB 66, fol. 60v.  –  153 Hermann Fischer, Johann Christian Köhler, Orgelbauer von Frankfurt am Main. In: Acta Organologica 31, 2009, 217–275.  –  154 Vgl. Anm. 107.  –  155 Bösken, Quellen und Forschungen, 189.  –  156 Simon Nolan, Carmel and Music 2: Handel’s Music for the Carmelites (Internetressource: http://www.carmelites.ie/PDF/CarmelMusic2.pdf ). Carlo Colonna (1665–1739) war seit 1706 Kardinal und im Konklave von 1730 Papstkandidat, vgl. LThK, 1. Aufl., Bd. 2, 1024 (nicht LThK 2. Aufl.). Die Familie Colonna war über lange Zeit Patron des Karmeliterordens. „Nisi dominus“ ist HWV 238. Hans Joachim Marx, Art. Händel, in: Musik in Geschichte und Gegenwart, 2. Aufl., Bd. 8, Kassel 2002, 515–517.  –  157 Zur Identität des Fürsten und zu seinen großmütigen Stiftungen für den Karmel vgl. oben Anm. 150.  –  158 ISF Reichs­kammer­ gericht, Akten Nr. 1019; vgl. Roman Fischer, Frankfurter Telemann-Dokumente. Hildesheim 1999 (Magdeburger Telemann-Studien 16), 210.  –  159 ISF KB 66, fol. 53v.  –  160 Vgl. Anm. 107. Der Frankfurter Staatsristretto vom 6. Sept. 1790 (S. 628 f.) enthält ein überschweng­liches Lob des am 3. Sept. wiederholten Konzerts (wobei unklar bleibt, wo es stattgefunden hat). Ein weiteres Konzert fand am 9. Sept. in der Karmeliterkirche statt (Staatsristretto vom 7. Sept., S. 637). Vgl. Ismene Deter: „So war aber alle Tage meines Hierseyns immer Verhinderung“. Mozart und die Frankfurter Kaiserkrönung 1790. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF 69, 2011, S. 275– 287. Am 6. Okt. spielte Vogler auf der neuen Orgel der Dreikönigskirche (Staatsristretto vom 4. Okt., S. 713) und am 8. Sept.(sic!) auf der Katharinenorgel (Staatsristretto vom 8. Okt., S. 723). 

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–  161 ISF KB 46, fol. 88r.  –  162 Fischer, Dominikanerkloster, 57.  –  163 ISF KB 43, fol. 204v; ISF KB 46, fol. 90v.  –  164 Fischer, Dominikanerkloster, 57.  –  165 ISF KB 46, fol. 130v.  –  166 ISF KB 48, fol. 340r.  –  167 ISF KB 66, fol. 85v.  –  168 Ebd., fol. 88r.  –  169 ISF KB 46, fol. 111v.  –  170  ISF KB 67, fol. 2r.  –  171 ISF Karm. Städt. Urk. 5.  –  172 Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 146.  –  173 Ebd., 14, ex Mpt. Adami Diel.  –  174 ISF KB 46, fol. 132r.  –  175 ISF Karm. Städt. Urk. 9; Städt. Urk. 43.  –  176 ISF KB 46, fol. 132r.  –  177 Ebd., fol. 134r/v; ISF Karm. Städt. Urk. 2 und 3. Vgl. Karm. Städt. Urk. 2: Dr. Adam Diehl (auch Diel, nicht nachweisbar) wurde wegen angeblicher Exzesse im Kloster incarceriert und gefangen hinweggeführt; Auseinandersetzung mit dem Rat darüber 1619.  –  178 ISF Karm. Städt. Urk. 43.  –  179 Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 146. Nach ebd., 149f., hat er ein Manuskript hinterlassen, das u. a. die Reformationsgeschichte seines Klosters behandelte.  –  180 Briefe Diels 1617–1619 in ISF Karm. Städt. Urk. 3.  –  181 ISF Karm. Städt. Urk. 13; dazu ISF KU 303–305 (1665): Geschichte des Karmeliter-Apostaten Spiridion und seiner Schmähschrift gegen die Karmeliter.  –  182 Quellen: ISF KB 47, fol. 225v–228v; 46, fol. 90r–92v. Lit.: Koch, Karmelitenkloster, 65f.  –  183 Donner von Richter, Jerg Ratgeb, 25.  –  184 ISF KB 46, fol. 90v.  –  185 Donner von Richter, Jerg Ratgeb, 25.  –  186 Vgl. Hans Ammerich, in: Erwin Gatz, Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Berlin 1996, 676f.  –  187 Vgl. Christina Meckelnborg u.a., Mittelalterliche Handschriften im Landeshauptarchiv Koblenz. Wiesbaden 1998, 204–207; Ignaz Backes, Der Sentenzenkommentar des Petrus Spitznagel von Frankfurt. In: Recherches de théologie ancienne et médiévale 22, 1955, 110–118.  –  188 Powitz/Buck, Handschriften, XXIX.  –  189 UnivB Frankfurt, Ms. Carm. 16, vgl. ebd., XXVIII.  –  190 Quellen: ISF KB 47, fol. 249v–257v (sehr ausführlich). Lit.: Koch, Karmelitenkloster, 66 f.  –  191 ISF KB 46, fol. 94v–96r.  –  192 ISF KB 47, fol. 250r.  –  193 Wolff/ Jung, Baudenkmäler, 93.  –  194 Ebd., fol. 99v–100r.  –  195 ISF KU 154.  –  196 ISF KB 46, fol. 102v.  –  197  ISF KU 167.  –  198 ISF KB 46, fol. 107r. Er gab vielleicht das Buch „De laudibus sanctissime matris Anne tractatus …“, Mainz 1494, bei Johannes Trithemius in Auftrag, vgl. Georg Wilhelm Zapf, Aelteste Buchdruckergeschichte von Mainz. Ulm 1790, 111f.  –  199 Schmidt-Linsenhoff/ Mattausch-Schirmbeck, Jörg Ratgeb, 81.  –  200 Powitz/Buck, Handschriften, XXIX und 414.  –  201  ISF Dominikaner Bücher 16, p. 379; vgl. Lersner, Chronik 2, 196.  –  202 ISF KB 44, fol. 723r.  –  203 ISF KB 46, fol. 130v. In der Klosterchronik finden sich für den entsprechenden Zeitraum 1570–1610 nur wenige Einträge, ISF KB 44, fol. 130v–131v. Es ist auffällig, dass Milendunck hier äußerst knapp ist; immerhin betrieb er aber keine „damnatio memorie“ Münzenbergers.  –  204 ISF KU 263.  –  205 ISF KB 46, fol. 130v.  –  206 Matthäus, Giordano Brunos Aufenthalte; vgl. Christoph Becker, Giordano Bruno. Die Spuren des Ketzers. Ein Betrag zur Literatur-, Wissenschafts- und Gelehrtengeschichte um 1600. 3 Bde. Stuttgart 2007.  –  207 ISF KB 44, fol. 758r.  –  208 ISF KU 268.  –  209 ISF KB 45, fol. 29r.  –  210 ISF KB 46, fol. 131v.  –  211 Bösken, Quellen und Forschungen, 277.  –  212 Zitiert nach ISF KB 60a = KB 66, fol. 33r, vom 29.11.1710.  –  213 Powitz/Buck, Handschriften, XXIX.  –  214 Vgl. ADB 9, 1879, 327–330; NDB; 6, 1964, 601f.; Anne A. Baade, Melchior Goldast von Haiminsfeld. New York u.a. 1992.  –  215 „Tandem aliquando aliquid reponendum fuit festivissimae tuae et pretiosa omnis generis librorum supellectile adornatae bibliothecae, quam tu, quum antecessorum partim incuria, partim (pace piorum Manium dixerim) predigitate destructam offendisses, de integro multis impensis magnisque laboribus instituisti et reparasti. Absque qua foret, ecquid haberent Francofordiani, quod peregrinis et viatoribus pro monimento ostentarent?“, Powitz/Buck, Handschriften, XXIX.  –  216 Klötzer, Frankfurter Biographie 1, 44.  –  217 www. vialibri.net; vgl. vd 16.  –  218 Früheste Belege: 1322 wird Joannes Reynhardi als „lector theologiae“ und Petrus de Foreo [sic] avenae als „informator id est lector in philosophia“ genannt (ISF KB 46, fol. 85r).   –  219 ISF KB 46, fol. 94r.  –  220 Ebd., fol. 108r–110v.  –  221 Ebd., fol. 130r.  –  222 ISF KB 44, fol. 759r.  –  223 ISF KB 46, fol. 131r. Vgl. dazu ISF KB 44, fol. 760v von 1596.  –  224 ISF KB 45, fol. 115v.  –  225 ISF KB 46, fol. 138r.  –  226 Ebd., fol. 141v.  –  227  ISF KB 66, fol. 69r.  –  228 Ebd., fol. 57v–59r.  –  229  ISF KB 46, fol. 114r. Ein Achtel gleich ein Malter, etwa 115 Liter (Georg Kaspar Chelius, Zuverlässige Vergleichung sämmtlicher Maasse und Gewichte der Handelsstadt Frankfurt. Frankfurt 1805, 7); 18 Achtel jährlich für 4 wöchentliche (= 208 jähr­liche) Messen ergeben ein Honorar von etwa 10 Litern Getreide für eine Messe.  –  230 ISF KB 66, fol. 44v–68v.  –  231 Ebd., fol.

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I. Klöster vor der Säkularisation

110v.  –  232 Gerhard, Geschichte der Säkularisation, 119, Anm. 2, nach den verbrannten Acta Senatus J 9 Nr. 5.  –  233 UB Frankfurt 2, 343; vgl. dazu auch ISF KU 40 (1390), KU 107 (1475), KU 110 (1476), KU 214 (1515).  –  234 ISF KB 46, fol. 96r.  –  235 ISF Dominikaner Bücher 16, 340f.  –  236 ISF KB 46, fol. 112v.  –  237 ISF KB 66, fol. 62r, vom 17.7.1712; vgl. auch oben zum 19.3.1712, ebd., fol. 56v.  –  238 ISF KB 12, fol. 39 r/v.  –  239 ISF KB 12, fol. 1 und 222ff.  –  240 ISF Dominikaner, Städt. Urk. 33, fol. 6–9.  –  241 ISF KB 46, fol. 139r.  –  242 ISF KB 66, fol. 60v–61r.  –  243 Vgl. Fischer, Barfüßerkloster, Kap. 5.2.  –  244 ISF KB 46, fol. 138r.  –  245 Vgl. Georg Ludwig Kriegk, Deutsches Bürgertum im Mittelalter. Frankfurt 1868. ND 1969, 178–185.  –  246 Koch, Karmelitenkloster, 30–37.  –  247 Kriegk, Deutsches Bürgertum, 184f.  –  248 ISF KU 59; ISF KB 46, fol. 90v.  –  249 Ordnung von 1355 bei Schmidt, Frankfurter Zunfturk. 1, 456f.  –  250 Ebd., 500.  –  251  Nach ISF KB 46, fol. 94r, stand sie unter dem Patronat der hl. Jungfrau Maria, nach ebd., fol. 114v, unter dem Patronat der hl. Barbara; nach Mattausch-Schirmbeck, Jörg Ratgeb, 88, lautet der vollständige Name: Unserer Frau, St. Barbara und St. Wolfgang, genannt die Armen Leute. Von Koch, Karmelitenkloster, 35, wird diese Bruderschaft fälschlicherweise von der dem hl. Pantaleon zugeschriebenen Bruderschaft unterschieden. In Wirklichkeit handelt es sich um ein und dieselbe Bruderschaft.  –  252 ISF KU 97; ISF KB 46, fol. 94r.  –  253 Text: „Die Bruderschaft Unser Frauen, St. Barbara und St. Wolfgang genannt die Armen Leute, bezalin dies Stück“. Vgl. Schmidt-Linsenhoff/Mattausch-Schirmbeck, Jörg Ratgeb, 88f. und 124.  –  254 ISF KB 46, fol. 114v.  –  255 ISF KU 120; ISF KB 46, fol. 97r.  –  256 Koch, Karmelitenkloster, 34; nach Wolff/Jung, Baudenkmäler, 93 waren die beiden hingegen Stifter der Elendenbruderschaft. Dr. jur. Johann Gelthaus, Stadtsyndicus, heiratete 1470 Katharina Neuhaus und starb 1480 (Grotefend, Quellen 1, 187, 431 und 460). Dr. jur. Ludwig zum Paradies, * um 1430, † 1502, heiratete 1460 Elisabeth von Heringen, Ratsherr seit 1464, 1470–1473 in den Diensten der Reichsstadt Nürnberg, danach Stadtadvokat in Frankfurt und Gesandter in zahlreichen Missionen (u.a. 1477 in Rom), 1486 Stadtschultheiß. Er vermachte der Stadt seine Büchersammlung zum Aufbau einer städtischen Bibliothek (Klötzer, Frankfurter Biographie 2, 122).  –  257 1471 Frankfurter Söldnerhauptmann, wurde 1479 Amtmann des Landgrafen von Hessen zu Lichtenberg im Odenwald; seit 1471 Mitglied der Patriziergesellschaft Altenlimpurg, Grotefend, Quellen, 195, 209 und 403.  –  258 ISF KB 46, fol. 97r.  –  259 ISF KU 126; ISF KB 46, fol. 97v; vgl. Koch, Karmelitenkloster, 31–33, 81–83.  –  260 Druck: ebd., 81 f.  –  261 Druck: ebd., 86–88.  –  262 Druck: ebd., 83–86.  –  263 Ebd., 27.  –  264 Druck der Ablassurkunden ebd., 88–90.  –  265 ISF KU 194.  –  266 ISF KU 201 vom 8.9.1501 (dort auch Namensliste der Bruderschaft, Konventssiegel, Bruderschaftssiegel), vgl. dazu ISF KB 46, fol. 109r.  –  267 Historisches Museum Frankfurt, B 323; Abb. in: Lothar Gall (Hg.), FFM 1200. Traditionen und Perspektiven einer Stadt. Sigmaringen 1994, 111.  –  268 28,50 m breit und 4 m hoch, vgl. Schmidt-Linsenhoff/Mattausch-Schirmbeck, Jörg Ratgeb.  –  269 ISF KB 46, fol. 115v–116r.  –  270  Vgl. Inge Kaltwasser, Inventar der Akten des Reichskammergerichts 1495–1806, Frankfurter Bestand. Frankfurt 2000, 324f.  –  271 ISF KU 130; vgl. Koch, Karmelitenkloster, 25; bei Milendunck, ISF KB 46, fol. 100r, ist sie unter dem Jahr 1484 nicht erwähnt.  –  272 Koch, Karmelitenkloster, 33.  –  273 ISF KU 203; ISF KB 46, fol. 109r.  –  274 Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 145f.; Wolff/Jung, Baudenkmäler, 93.  –  275 Schmidt, Frankfurter Zunfturk. 1, 500–546 und 2, 321–329.  –  276 ISF KU 226, 227.  –  277 Z. B. ISF KB 66, fol. 142r.  –  278 Neue Frankfurter Chronik, 1828, 701.  –  279 ISF, Holzhausen Archiv, Urk. II, 75.  –  280 Ebd., 76.  –  281 Ebd., Lit. Y Nr. 1.  –  282 ISF Karm. Städt. Urk. 22; gegen Milendunck gerichtet; vgl. Wolff/Jung, Baudenkmäler, 94.  –  283 Vgl. ISF KU 421: Vermietungen von Räumlichkeiten des Klosters 1639–1802; ISF Karm. Städt. Urk. 8: Vermietung von fünf Kornbühnen 1506; ebd., Nr. 30–32 für 1529ff.  –  284 ISF KB 12.  –  285 Holzwart-Schäfer, Karmeliterkloster, 156.  –  286 ISF KB 46, fol. 87r.  –  287 Holzwart-Schäfer, Karmeliterkloster, 153.  –  288 ISF KB 66, fol. 94r.  –  289 ISF KU 7.  –  290 Die Schenkungen von 1329 und 1336 sind vermerkt in ISF KB 46, fol. 85r.  –  291 ISF KU 42, vgl. Donner-von Richter, Jerg Ratgeb, 119f.  –  292 Ebd., 24f.  –  293 ISF KU 173.  –  294 ISF Dominikaner Städt. Urk. 33, fol. 6–9, bes. fol. 8v.   –  295 ISF KU 263.  –  296  Notarielles Inventar auf Befehl des Rats, ISF KB 55–56 und 90.Vgl. dazu Rechnung der Karmeliter 1633 und 1634: ISF Karm. Städt. Urk. 26.  –  297 ISF KB 36.  –  298 Jahns, Frankfurt, 77.  –  299 Grotefend, Quellen, 188, vgl. Georg Ludwig Kriegk, Frankfurter Bürgerzwiste. Frankfurt

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1862, 104ff., Heitzenröder, Reichsstädte, 89.  –  300  Ebd., 101; ISF KU 125.  –  301 Heitzenröder, Reichsstädte, 99, nach Bürgermeisterbuch 1498, fol. 56.  –  302 ISF Karm. Städt. Urk. 39.  –  303 Johann Humbracht: als Schöffe erwähnt 1463, gestorben 1477; Grotefend, Quellen 1, 466.  –  304 Heinrich Weiß zum Kranich: 1465 Ratsherrr, 1468 jüngerer Bürgermeister, † 1473; Grotefend, Quellen 1, 443.  –  305 Heitzenröder, Reichsstädte, 222  –  306 Ebd., nach Bürgermeisterbuch 1470, fol. 6v.  –  307 Vgl. Powitz/Buck, Handschriften, XXVII–XXX und 407–456; Ohly/Sack, Inkunabelkatalog, XVII– XIX.  –  308 ISF KB 43, fol. 204r, fol. 213r und ISF KB 46, fol. 90r).  –  309 Powitz/Buck, Handschriften, XXIX und ISF KB 43, fol. 425v, vgl. ISF KB 46, fol. 96v.  –  310 Powitz/Buck, Handschriften, 415.  –  311  Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 148; vgl. Powitz/Buck, Handschriften, XXX.  –  312 ISF Karmeliter Städt. Urk. Nr. 7.  –  313 ISF KU 274.  –  314 Powitz/Buck, Handschriften, XXX.  –  315 ISF KB 46, fol. 141v); nach Battonn, Oertliche Beschreibung 5, 146, kam der Prior in dem Feuer ums Leben, und es verbrannten auch eingelagerte Bücher für etliche tausend Reichstaler.  –  316 Powitz/ Buck, Handschriften, XXIX.  –  317 Nachweise ebd., XXVII.  –  318 UnivB Frankfurt, Ms. Carm. 22, Powitz/Buck, Handschriften, 437.   –  319 Vgl. zum Schicksal der Bibliothek in der Säkularisationszeit Gerhard, Geschichte der Säkularisation, 64–67.  –  320 UnivB Frankfurt, Ms. Carm. 16.  –  321 Powitz/ Buck, Handschriften, 428.  –  322 UnivB Frankfurt, Ms. Carm. 18. Das Hymnar und Prozessionale für Karmeliter wurde nach Powitz/Buck, Handschriften, XXVIII „… zweifellos im Frankfurter Kloster angefertigt“.  –  323 Powitz/Buck, Handschriften, Ms. Carm. 1–38.  –  324 Ohly/Sack, Inkunabelkatalog, Liste, 731.  –  325 Ebd., XVIII.  –  326 Vgl. dazu das Inventar von Rumold von Laupach und das von 1633.  –  327 Wolff/Jung, Baudenkmäler, 90. Eine Rekonstruktion der einzelnen Bauabschnitte findet sich bei Wamers, Geschichte, 8f.  –  328 Ursula Harter, Die Kunstdenkmäler des Karmeliterklosters. In: Evelyn Hils-Brockhoff (Hg.), Das Karmeliterkloster in Frankfurt am Main. Frankfurt a.M. 1999, 16–45, hier 17.  –  329 Erstmals erwähnt 1455. 1486 Ratsmitglied, resigniert 1489: Grotefend, Chroniken, Stammtafel S. 439.  –  330 ISF KB 46, fol. 96 r/v.  –  331 ISF KB 46, fol. 107r; ISF KU 173.  –  332 Wolff/Jung, Baudenkmäler, 92.  –  333 ISF KB 46, fol. 112v. Hinzu kamen vermutlich Kost und Logis für die Dauer der Arbeit und die Sachkosten (Farbe u.a.). Die Zuwendungen der Freunde und Förderer, die unter den einzelnen Bildabschnitten genannt werden, gingen vermutlich an das Kloster, nicht an den Künstler. Zum Vergleich möge hier der Preis für Albrecht Dürers Bild „Himmelfahrt und Krönung Mariens“ für den Altar St. Thomas in der Dominikanerkirche angeführt werden. Das Bild wurde im Jahr 1507 von dem Kaufmann Jakob Heller persönlich bei Dürer in Nürnberg bestellt, vereinbart wurde ein Preis von 130 Gulden. Dürer lieferte das Bild 1509 aus und bemerkte dabei, dass man ihm dafür in Nürnberg 300 Gulden geboten hätte. Darauf erhöhte Heller den Kaufpreis aus freien Stücken auf 200 Gulden. Das Bild wurde vom Kloster 1614 an den Kurfürsten Maximilian I. von Bayern weiterverkauft; es erhielt dafür eine jährliche Rente von 400 Gulden, was einem Kaufpreis von 8000 Gulden entspricht (Fischer, Dominikanerkloster, 69, dort weitere Lit.).Donner von Richter, Jerg Ratgeb, bemerkt dazu auf S. 114f., dass das nicht der gesamt Lohn gewesen sein könne, „sondern nur für den von dem Kloster selbst bestellten und bezahlten Theil. Ueber das, was die einzelnen Stifter dem Künster bezahlt hatten, konnten sich selbstredend im Kloster keine Rechnungen vorfinden.“ (115).  –  334 Ausführliche Wiedergabe in ISF KB 46, fol. 136–138.  –  335 ISF KB 45, fol. 137r; Wolff/ Jung, Baudenkmäler, 94.  –  336 ISF KB 45, fol. 148v.  –  337 Wolff/Jung, Baudenkmäler, 94. Er entstammte der Familie der Freiherrn von Weveld, einem alten Neuburgischen Geschlecht, vgl. Heinrich Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. ND Leipzig 1929/30, 9, 557f. Donner von Richter (Untersuchungen über mittelalterliche Wandmalereien in Frankfurter Kirchen und Klöstern. 1882, 200) bezieht diese Renovierung jedoch fälschlich auf die Jahre 1712/13.  –  338 Wolff/Jung, Baudenkmäler, 94.  –  339 Es kann sich sowohl um den kurtrierischen Rat und Residenten Hektor Wilhelm Baur von Eysseneck (1646–1712) als auch um den würzburgischen Hofrat und Residenten Johann Karl Baur von Eysseneck (1675–1744) handeln.  –  340 Lersner, Chronica 2, 192.  –  341 Wolff/Jung, Baudenkmäler, 95.  –  342 Lersner, Chronica 2, 192.  –  343 ISF KB 66, fol. 58r: die Gesamtsumme betrug 951 fl. Ein Spenderverzeichnis auch bei Lersner 2, 2, 192–194.  –  344 Wolff/Jung, Baudenkmäler, 95.  –  345 Lersner, Chronica 2, 2, 192.  –  346 Hans Georg Bartels

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war Glockengießer in Frankfurt, er goß 1704 eine Glocke für die Barfüßerkirche und 1707 eine für den Dom: Thieme/Becker 2, 542. Möglicherweise liegt hier bei Lersner eine Verwechslung vor.  –  347 Lersner, Chronica 2, 2, 192.  –  348 Von 1318–1657 nach ISF KB 46, fol. 46v–143v, für 1660–1708 nach KB 48, fol. 51r–256r, für 1708–1729 nach der Lersnerschen Chronik, Bd. 2, für 1734–1802 nach den Angaben der Ratskalender.

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Geldern Das Karmeliterkloster in Geldern entstand im Zusammenhang mit den Plänen Papst Clemens V. für einen Kreuzzug zur Rückeroberung des Heiligen Landes (recuperatio terrae sanctae). Graf Rainald von Geldern (1271–1326) nahm das Kreuz, ließ sich jedoch 1306 von seinem Kreuzzugsgelöbnis dispensieren und stiftete anstelle einer persönlichen Kreuzzugsteilnahme Klöster und Hospitäler in Geldern, darunter auch das Karmeliterkloster. Dazu übertrug er dem Orden die Pfarrkirche und eine Anzahl von Gütern. Sibertus de Beka, der bedeutende Ordenstheologe und Mitglied des Kölner Karmeliterkonvents, leitete den Aufbau des Klosters in seiner Vaterstadt. Das Kloster entwickelte sich zu dem wichtigsten geistlichen Institut in Stadt und Grafschaft bzw. Herzogtum Geldern. Dank seiner herausragenden geistigen Bedeutung stellte es zahlreiche Lehrer der Universität Köln. In der Zeit der Gegenreformation sicherte das Karmeliterkloster die Vorherrschaft des katholischen Glaubens im Herzogtum Geldern. 1802 wurde es aufgehoben. Provinz Deutsche Provinz (1306/1312–1318, 1327–1348), Niederdeutsche Provinz (1318–1327, 1348–1630), Belgische Provinz (1630–1663), Flandro-belgische Provinz (1663–1785), Niederdeutsche Provinz (1785–1802) Diözese Köln (bis 1559), Roermond (1559–1802) Lage Das Karmeliterkloster stand neben der Pfarrkirche St. Maria Magdalena im Zentrum der Stadt Geldern in unmittelbarer Nähe von Rathaus und Markt an der heutigen Karmeliterstraße. Der Vogelschauplan der Stadt, geschaffen von Jacob van Deventer in der Zeit um 1560, gibt diese Situation wieder. Der Stadtplan von Geldern aus dem 17. Jh. lässt erkennen, dass die Klosteranlage mit dem Kreuzgang an die Westfront der Kirche anschloss. Dieses Bild vermittelt ebenso der „Grundriß von der Stadt Geldern“ des Peter Michael Buyx aus der Zeit um 1810.1 Patrozinium Patronin der Kirche war die hl. Maria Magdalena. Siegel Das runde Konventssiegel zeigt im Siegelbild eine Kreuzigungsgruppe, über dem Querbalken rechts die Sonne, links einen Stern. Unter dem Kreuz rechts Maria, links Johannes, beide auf Podesten. Am Kreuzesfuß ein Schild mit dem Wappen der Stadt Geldern. Umschrift: s(igillum) co(n)ventvs gelr(i)en(sis) ordinis carmelitar(um) [ Abb. S. 103 Nr. 12].2 Das spitzovale Priorensiegel wird in den „Rheinischen Siegeln“ beschrieben als sitzende Madonna in einem Tabernakel, zu deren Füßen in einer Rundbogennische ein Karmelit in Anbetungshaltung kniet. Die Ikonographie des Siegelbildes entspricht jedoch den bildlichen Darstellungen der Übergabe des Skapuliers durch die Gottesmutter an den hl. Simon Stock. Die Darstellung ist auf der rechten Seite begleitet von dem Gelderner Stadtwappen. Umschrift: s(igillum) prioris gelr(i)en(sis) ord(inis) fr(atru)m be(at)e mar(ie) v(irginis).3 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Das Karmeliterkloster in Geldern ist eine Stiftung des Grafen Rainald I., der die Grafschaft Geldern 1271–1318 regierte. Nach seiner Niederlage im Limburger Erbfolgestreit in der Schlacht bei Worringen am 5. Juni

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1288 musste Rainald nicht nur auf alle Ansprüche auf die limburgische Erbschaft verzichten, sondern auch die die geldrischen Landeseinkünfte an den Grafen Guido von Flandern, seinen Schwiegervater, verpfänden. Seit 1288 stand Geldern unter flandrischer Pfandherrschaft, die 1293 abgelöst wurde. In der Folgezeit suchte Rainald I. seine Herrschaft durch eine innere Konsolidierung des Territoriums, den Aufbau einer Zentralverwaltung und die Erneuerung von Städteprivilegien zu festigen. Sein Streben nach Herrschaftsintensivierung verband sich mit ­„extrem religiös-spiritueller Gesinnung“,4 wie die jüngere Forschung herausgestellt hat. 1306 nahm er das Kreuz und legte das Versprechen ab, als Kreuzritter (miles Chri­ sti) an einem Kreuzzug Papst Clemens V. zur Wiedererlangung des Heiligen Landes teilzunehmen. Rainald hatte bereits 1298 die Einwohner von Staveren bei der Verleihung der Stadtrechte verpflichtet, ihn bei einem Kreuzzug aus ihren eigenen Mitteln zu unterstützen.5 Graf Rainald I. von Geldern stellte sich mit seiner Kreuznahme in die Tradition des Gedankens der „recuperatio terrae sanctae“, der Rückgewinnung des Heiligen Landes. Dieser entstand in der lateinischen Christenheit, nachdem die Kreuzfahrerherrschaften mit dem Fall von Akkon am 18. Mai 1291 endgültig untergegangen waren. Er wurde in Traktaten, Memoranden, Predigten u. a. verbreitet,6 die auf Anregung der Päpste Nikolaus IV., Bonifaz VIII. und Clemens V. entstanden. Die Überlegungen zur Wiedererlangung Palästinas hatten sich schon vor dem Pontifikat Clemens V. (1305–1314) in Kreuzzugsgutachten niedergeschlagen – wie die Pläne König Karls II. von Sizilien (von 1291) – und sie verstärkten sich zu Beginn seines Pontifikats, etwa durch die Traktate des Meisters des Templerordens Jacques de Molay (von 1305/06) oder des Meisters des Johanniterordens Foulques de Villaret (von 1305–1307). Graf Rainald scheint insbesondere unter dem Eindruck der Kreuzzugspredigten der Johanniter gestanden zu haben, deren Pläne er mit der Gründung von Hospitälern unterstützte.7 Die Aktionen Rainalds I. im Jahr 1306 zur Gründung von Hospitälern und Klöstern in Geldern müssen unter dem bislang kaum beachteten Aspekt seiner Kreuznahme eine Neubewertung erfahren. Dazu werden zunächst die vier Bullen vorgestellt, die Rainald im Januar oder Februar 1306 von Clemens V. erwirkte. Der Papst stellte die vier Bullen in Lyon aus, wo er unmittelbar nach seiner Papstkrönung von November 1305 bis Januar 1306 mit König Philipp IV. von Frankreich Unterredungen geführt hatte, in denen vor allem die Angelegenheiten des Heiligen Landes behandelt wurden.8 Mit der ersten Bulle9 unterstellte der Papst den Grafen, der das Kreuz genommen und den Aufbruch zur Hilfeleistung für das Heilige Land gelobt hat, seine Familie und sämtliche Besitzungen dem vollständigen apostolischen Schutz, wie es für Kreuzfahrer üblich war. Ausdrücklich wird der geplante Kreuzzug als „generale passagium“ bezeichnet – als allgemeiner Kreuzzug zur Rückeroberung des Heiligen Landes. Mit der zweiten Bulle10 gestattete Clemens V. dem Grafen die Errichtung von drei Hospitälern in seinem eigenen Territorium, in Frankreich und im Heiligen Land, falls ihm die Überfahrt dorthin gelinge. Mit der dritten Urkunde11 gestattete der Papst dem Grafen Rainald die Gründung von

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zwei oder drei Mendikantenklöstern in der Grafschaft Geldern. Bei der vierten Bulle12 handelt es sich um einen Fastendispens für den Grafen Rainald und seine Frau Margaretha wegen Leibesschwachheit und Krankheit. Zu fragen ist nun nach den Verbindungen der einzelnen Bestimmungen der Papstbullen wie auch nach dem zeitgeschichtlichen Hintergrund. Die durch eine Fülle von Kreuzzugsgutachten zur „recuperatio terrae sanctae“ begleiteten Planungen Clemens V. für einen großen Zug ins Heilige Land nahmen 1306 konkrete Formen an. Nachdem der katholische König von (Klein-)Armenien sich im Frühsommer des Jahres mit einem Hilferuf an den Papst gewandt hatte, suchte Clemens V. mit Nachdruck ein Kreuzzugsheer zusammenzubringen. Er teilte dem armenischen König am 2. Juli 1306 mit, dass er, da ein allgemeiner Kreuzzug noch ungewiss sei, für eine Unterstützung Armeniens gesorgt habe und im Frühjahr 1307 damit zu rechnen sei.13 Gleichzeitig wandten sich auch die Johanniter mit der Bitte, sie bei der Eroberung von Rhodos zu unterstützen, an den Papst,14 der dieses Unternehmen im Juli 1306 befürwortete. Die Kreuznahme des Grafen Rainald und die päpstlichen Genehmigungen von Januar oder Februar 1306 sind vor dem Hintergrund der Verhandlungen Clemens V. mit dem französischen König wie auch der päpstlichen Unterstützung für Armenien und für den Johanniterorden zu sehen. Der Papst brauchte für seine Kreuzzugspläne starke Bundesgenossen. Darüber hinaus ist zu fragen: Lässt sich die Genehmigung Papst Clemens V. zur Gründung der reich dotierten Hospitäler und der Niederlassungen der drei Orden als Kommutation des Kreuzzugseides des Grafen Rainald I. deuten? Im Verlauf der Kreuzzüge hatte sich eine Praxis der Ablösung von Kreuzzugsgelübden ausgebildet, durch die die Kreuznahme durch fromme Stiftungen, Geldleistungen u. a. kommutiert, „ersetzt“, werden konnte. Die Urkunden des Jahres 1306 legen die Annahme nahe, dass Rainald sich mit den Stiftungen von der Verpflichtung zur persönlichen Teilnahme an dem Kreuzzug dispensieren ließ. So gesehen hätte er die Hospitäler und Klöster nicht gegründet, „bevor er [...] das Land verließ“, wie Reinhold Schneider meint,15 sondern anstelle der Erfüllung seines Kreuzzugseides fromme Stiftungen in seinem Herrschaftsgebiet geleistet. Der Graf stiftete 1306, wie er es gelobt hatte, zwei Klöster in Geldern für Franziskaner und Karmeliter und zugleich das Johanniter-Hospital „Insula Dei in Veluam“ sowie drei weitere Hospitäler.16 Die drei Orden sind mit dem Heiligen Land und seiner Wiedererlangung verbunden: Die Franziskaner wirkten durch die Predigt im Sinne der Kreuzzugspropaganda Clemens V., die Karmeliter sind als der einzige im Heiligen Land entstandene Orden vom Ort ihres Ursprungs vertrieben worden, der Ritterorden der Johanniter betrieb die Rückeroberung des Heiligen Landes. Die Karmeliter erfreuten sich schon seit 1295 der Gunst des Grafen Rainald. Er übertrug ihnen am 2. Dezember 1295 die Kapelle zu Staveren, der er zugleich weitere Einkünfte zuwandte.17 Nach dem Wortlaut der Urkunde entzog er die Kapelle den Franziskanern, weil sie dort ihre Verpflichtung zum „divinum officium“ nicht erfüllten, und setzte an ihrer Stelle die „fratres sanctae Mariae de Monte Carmeli“ ein. Dieses Zeugnis ist die älteste Nachricht über eine Beziehung

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des Grafen von Geldern zum Karmeliterorden. Es ist anzunehmen, dass die Verbindung zu dem Kölner Konvent bestand, der 1306 Sibertus de Beka als Gründungsprior nach Geldern entsandte [ Köln, Waidmarkt]. Die bedeutende Ausstattung mit Gütern und Gerechtsamen, die der Landesherr den Karmelitern zur Klostergründung übereignete, sicherte ihrem Kloster von Anbeginn an eine hervorragende Stellung in der Stadt. Am 30. November 1306 übertrug Graf Rainald I. dem Provinzialprior und den Brüdern der Deutschen Provinz des Karmeliterordens (priori provinciali et fratribus ordinis beate Marie virginis de Monte Carmeli) sein Patronatsrecht über die bei der Burg Geldern gelegene Pfarrkirche.18 Er sicherte das landesherrliche Einflussrecht auf die Besetzung der Pfarrei, indem er den Grafen von Geldern das Recht reservierte, dem Archidiakon von Xanten als zuständigem Ortsordinarius einen geeigneten Kandidaten aus dem Karmeliterorden zur Investitur zu präsentieren, während die Auswahl der Person Sache des Ordens sein sollte. Der Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg bestätigte die Schenkung am 10. Dezember 1306.19 Für den Pfarrer20 bestimmte er, dass er nach der Investitur durch den Archidiakon dem Apostolischen Stuhl, dem Erzbischof, dem Archidiakon und seinen Ordensoberen Gehorsam geloben und dieselben Verpflichtungen wie ein Weltpriester haben solle, insbesondere auch dieselben Abgaben entrichten müsse. Das Domkapitel von Köln bestätigte die Urkunde Erzbischof Heinrichs auf Bitten des Provinzials der Deutschen Provinz und des Priors von Geldern am 26. Mai 1309.21 Mit Einverständnis Papst Clemens V. übertrug Graf Rainald am 1. August 130822 den Karmelitern für den Klosterbau ein Areal in der Stadt Geldern in der Nähe der Burg, das sich von der Burg Geldern bis zu der Pfarrkirche und zum Haus der Beginen erstreckte. Zur weiteren Ausstattung vermachte er der neuen Gründung eine jährliche Geldrente von 30 brabantischen Mark sowie die Einkünfte der Kirche. Auf dem Generalkapitel, das Pfingsten 1315 in Köln gehalten wurde, nahmen Generalprior Gerhard von Bologna und Provinzial Rutger die Schenkung an, nachdem Graf Reinald sie am 11. Mai 1315 noch einmal bestätigt hatte.23 Das Kloster selbst wurde auf dem Provinzkapitel 1312 in Haarlem als 24. Kloster der Deutschen Provinz in den Orden aufgenommen.24 Seit der 1348 vollzogenen Teilung der Deutschen Provinz zählte Geldern als 15. Kloster der Niederdeutschen Provinz.25 In der Gründungsphase war Sibertus de Beka, der aus Geldern stammende Kölner Ordenstheologe,26 der spiritus rector des Karmel in seiner Vaterstadt, dessen Aufbau er vier Jahre lang (1306–1310) leitete. 1310 verließ er Geldern wieder, um das Studium der Theologie in Paris fortzusetzen. In Paris um 1312 zum Baccalar und 1316 zum Magister der Theologie promoviert, zeichnete Sibertus de Beka sich durch besondere Gelehrsamkeit aus. Er vereinheitliche den Jerusalemer HeiligGrab-Ritus der Karmeliten in seinem „Ordinale Fratrum Ordinis beatae Mariae de Monte Carmeli“, das 1312 auf dem Generalkapitel von London approbiert und 1315 für den gesamten Orden verbindlich gemacht wurde.27 Seine Teilnahme an dem Konzil von Vienne (1311–1312) ist wahrscheinlich, allerdings ausschließlich in der ordenseigenen Überlieferung verbürgt.28 Er gehörte zum Beraterkreis Papst

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Johannes XXII., der 1324 Ludwig den Bayern exkommunizierte, und war an der Begutachtung der Schrift „Defensor pacis“ des Marsilius von Padua beteiligt.29 Diese Nähe zum avignonesischen Papsttum macht es wahrscheinlich, dass er es auch war, der für die Karmeliter 1317 die Bulle „Sacer ordo vester“ erwirkte, die ihnen die Exemtion von bischöflicher Jurisdiktion und die direkte Unterstellung unter die päpstliche Jurisdiktion gewährte.30 Durch die Bestimmungen der Bulle „Inter caeteros ordines“ (1326), die ebenfalls seiner Vermittlung zugeschrieben wird,31 gewannen sie die vollständige Anerkennung als Mendikantenorden und die rechtliche Gleichstellung mit den Dominikanern und Franziskanern. Nachdem er 1327 Provinzial der nach der Teilung (1318–1327) erneut vereinigten Deutschen Provinz (1327–1332) geworden war, bewegte er den Orden zur Parteinahme für die päpstliche Seite. Sibertus de Beka starb am 29. Dezember 133232 in Köln [ Köln, Waidmarkt]. Seelsorge Papst Johannes XXII. beauftragte die Erzbischöfe von Köln und Trier und ebenso die Bischöfe von Utrecht und Münster am 26. April 1319 mit dem besonderen Schutz für die Bettelorden, darunter auch die Karmeliter.33 Unter Berufung auf das päpstliche Privileg34 gestattete Erzbischof Heinrich von Köln den Karmelitern mit einem Privileg am 22. Dezember 1320, in der Diözese Köln zu predigen, Beichte zu hören, Buße aufzuerlegen und Absolution zu erteilen, jedoch ohne dass die Rechte anderer dadurch beeinträchtigt würden. Darüberhinaus bestätigte er alle den Brüdern verliehenen Ablässe.35 Weiterhin erklärte Papst Johannes XXII. mit einer Konstitution vom 24. Juli 1321 die bei Minoriten, die im Besitz einer päpstlichen Generalvollmacht zum Beichthören sind, abgelegten Beichten für rechtmäßig.36 Mit der Ausführung des päpstlichen Schutzes und der Durchsetzung der gewährten Rechte wurde der Propst von St. Severin in Köln beauftragt. Es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Mendikanten und der Pfarrgeistlichkeit wegen der Seelsorge, in deren Folge die Brüder sich bei dem Propst darüber beklagten, dass die Plebane und Pfarrektoren sie nicht zum Predigen und zum Beichthören zuließen.37 Doch dürften die Gelderner Karmeliter als Inhaber der ordentlichen Pfarrseelsorge selbst nicht davon betroffen gewesen sein.38 Das Provinzkapitel fand in Geldern im 14. Jh. u. a. im Jahr 1397 statt.39 Auf einem Provinzkapitel in Geldern unter der Leitung des Generalpriors Johannes Soreth fiel 1494 die wichtige Entscheidung zur Einteilung der Niederdeutschen Provinz in vier Bezirke (nationes).40 Geldern bildete seitdem gemeinsam mit Köln, Boppard, Trier, Arlon, Aachen, Düren und Moers die Natio Colonia. Am 31. Dezember 1435 übertrug Arnold Herzog von Geldern und Jülich dem Konvent die Wallfahrtskapelle zu Aengenesch41 zur Bedienung.42 Die Wallfahrt ging zu einem für wundertätig gehaltenen Marienbild. Die Kapelle wurde 1430 an der Stelle errichtet, an der nach der Legende das Marienbild aufgefunden worden war.43 An der Pfarrkirche bestanden mehrere Bruderschaften, zu denen 1622 auch eine Bruderschaft vom hl. Skapulier kam.44 Die Karmeliter hatten die Seelsorge für die Beginen (seit 1451/52 die Karmelitinnen von ten Elsen) [ Geldern, ten

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Elsen] und für den Konvent der Franziskanerterziarinnen des Klosters ten Huls. „Ex servitio Beginarum“ erhielt der Konvent jährliche Naturaleinnahmen von 12 Malter Korn.45 Verhältnis zur Stadt Die herausragende Bedeutung des Karmeliterkonvents für die Stadt Geldern zeigt sich u. a. in seinen Beziehungen zur Stadtgemeinde, für die das Kloster die bedeutendste kirchliche Institution innerhalb der Stadtmauern war. Seit dem Ende des 14. Jhs. tagte der Rat regelmäßig im Kloster. Die Stadtrechnungen „wurden in einem Raum des Karmeliterklosters, dem Versammlungsort der Gemeinde, in Gegenwart von Schöffen, Räten, Bürgermeister, Werkmeister, Schreiber und Bote vorgelesen und kontrolliert“.46 Auch die Zusammenkünfte zur Wahl des Bürgermeisters fanden hier statt. Die Urkunden mit Güter- und Rechteübertragungen an das Kloster sind in der Regel von den Schöffen ausgestellt worden. Das gute Verhältnis zu der Stadtgemeinde wurde nur einmal gestört, als Kloster und Stadt 1477 wegen der Errichtung eines weiteren Altars in der Kapelle des städtischen Hospitals in Streit gerieten. Es kam jedoch ein Vergleich zustande, in dem die Stadt auf die Errichtung des vierten Altars verzichtete und die Karmeliter den dritten Altar weihten, dessen Bedienung sie selbst übernahmen.47 Die Kapelle des Hospitals war 1433 geweiht worden. Um wegen der Begräbnisrechte der Pfarrkirche kein Präjudiz zu schaffen, war gleichzeitig ein kleiner Kirchhof neben der Kapelle zum Begräbnis armer Pilger geweiht worden.48 Schule und Ordensstudium Zur Zeit des Priors Peter von Straelen (1423–1446) wurde ein Konventsstudium (studium publicum) in Geldern eingerichtet.49 Hans Lansink hat den lange verbreiteten Irrtum zurückgewiesen, dass unter dem „studium publicum“ ein öffentliches Gymnasium der Karmeliter zu verstehen sei. An dem Gelderner Konventsstudium waren ausschließlich Ordensangehörige zugelassen, Unterricht für Ordensfremde lässt sich nicht nachweisen.50 An dem Gelderner Konventsstudium lehrten drei bis sechs Personen.51 Neben dem „lector principalis“ waren der „lector sententiarum“ und der „magister studentium“ für die vertiefte theologische Ausbildung verantwortlich, während der „cursor“ und der „informator“ in der propädeutischen Ausbildung tätig waren. Gelderner Brüder studierten auch an anderen Ordensstudien, vor allem in Köln; sie wurden zum Studium aber auch nach Paris, London, Avignon oder Bologna gesandt. Am 5. Februar 1634 übertrug die Stadt Geldern den Karmelitern jedoch die bisher städtische Lateinschule.52 Sie bestand aus einem fünfjährigen Kursus. Als 1785 eine Schule mit theologischem Lehrstuhl für Preußisch-Geldern eingerichtet wurde, an der die Gelderner Karmeliter als Lehrer wirkten, sah der Bischof von Roermond diese Schule als Konkurrenz für das Roermonder Priesterseminar an. Eine entsprechende Beschwerde wurde jedoch 1791 mit einer MinisterialResolution abgewiesen.53 Bei der Aufhebung des Klosters wurde auch die Schule geschlossen.

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Anschluss an Reformen 1468 wurde der Konvent durch den Generalprior Johannes Soreth reformiert, der Johannes Trip als Prior einsetzte. Soreth bestätigte dem reformierten Konvent seine alten Privilegien und setzte den Brüdern, die sich noch nicht zur Annahme der reformierten Observanz entschlossen hatten, eine Frist, innerhalb derer sie dies nachholen konnten.54 Im Zusammenhang mit der Reform des Konvents gestattete Adolf von Egmont, Herzog von Geldern, den Karmelitern, Testamente und Legate anzunehmen.55 1543 wurde das Herzogtum Geldern durch den Vertrag von Venlo als eine der siebzehn Provinzen Teil der Niederlande und mit diesen durch den Burgundischen Vertrag vom 26. Juni 1548 förmlich vom Heiligen Römischen Reich getrennt. Bei der Neuordnung der niederländischen Bistümer durch Philipp II. von Spanien 1559/61 wurde Geldern der neu errichteten Diözese Roermond (Erzdiözese Mecheln) zugeordnet.56 An dieser Stelle ist ein Irrtum der landesgeschichtlichen Literatur richtigzustellen, in der behauptet wird, Graf Hermann von Neuenahr-Moers habe „den Geldrischen Karmeliter-Prior Peter Vogelius am 2. April 1567 einkerkern“ lassen.57 Peter Vogelius war jedoch nicht Prior in Geldern – das war in den Jahren von 1561 bis 1577 Tilman Steenhaelen – sondern in Moers, und das Faktum der Einkerkerung datiert vom März 156658 [ Moers]. Ein zentrales Ereignis, das das Gelderner Karmeliterkloster an den Rand des Untergangs brachte, war die Einnahme der Stadt durch die Generalstaaten (Geusen) 1572. Das Karmeliterkloster hatte seitdem unter Einquartierungen von Hauptleuten der Generalstaaten zu leiden. Lediglich den Hauptmännern Corvinus und Judokus Mersen bescheinigt der Chronist insgesamt ein rücksichtsvolles Verhalten, während die Soldaten „gleichsam wie von einem Feuersbrand getrieben“ in den Konvent einbrachen.59 Aus Furcht vor Plünderungen durch die Soldaten entflohen einige Konventsmitglieder aus dem Kloster. Am 4. Juli 1578 wurde P. Heinrich Terrenius bei einem Überfall der calvinistischen Soldaten mit gezückten Schwertern bedroht; er flüchtete nach Düsseldorf. Als am 21. September 1578 der Bildersturm begann, verließ auch der Prior Matthias Nyrsanus drei Tage später mit dem Subprior und einer Reihe von Mitbrüdern das Kloster, in dem bis 1580 noch sechs Karmeliter blieben. Auch diese flohen am 8. März 1580 aus der Stadt, nachdem Johann Philipp von Hohensax, der Gouverneur der Generalstaaten von Geldern und Wachtendonk, zu Beginn des Jahres 1580 sein Quartier aus der Burg Geldern in das Karmeliterkloster verlegt hatte.60 Der Gouverneur soll daraufhin in dem Nekrolog des Klosters notiert haben: „Nota in Februario a(nni) 1580. Als die wahre Religion des h. Evangelii öffentlich in der Pfarkirchen alhier zu Gelleren geleert und dieselbighe Kirch vom Pabsdum geseubert, ist die rest von den gutten roemischen vermeinten Catholischen aus diesem Closter gewichen, und mihr sonder adjeu zu schreiben bevolen. Requiescant in pace. Signatum 15“.61 Während der neunjährigen Abwesenheit der Karmeliter gingen die mittelalterliche Kirchenausstattung, die Ausstattung des Klosters sowie große Teile des Archivs und der Bibliothek verloren. Der Prior des Moerser Karmel, Wilhelm, ergriff am 2. Juli 1587 nach der Einnahme der Stadt durch die spanischen Truppen

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Besitz von den ausgeplünderten Kloster- und Kirchengebäuden. Prior Matthias Nyrsanus kehrte mit einigen Brüdern am 14. Juli d. J. aus Aachen in sein Kloster zurück.62 Die ein Jahrzehnt später einsetzende Umstrukturierung der Ordensprovinzen in den habsburgischen Niederlanden und die Gründung der Belgischen Provinz 1597 betraf das Kloster in Geldern zunächst nicht. Seine Zugehörigkeit zur Niederdeutschen Provinz blieb an der Wende zum 17. Jh. noch unangetastet. Erst bei der großen Zäsur des Jahres 1630, als die Brabanter Konvente von der Niederdeutschen an die Belgische Provinz abgetreten wurden, gelangte das Kloster in Geldern, das man den Brabanter Konventen zurechnete, an die Provincia Belgica.63 Die Einführung der Tourainer Reform in dem Konvent hatten die Provinzleitungen der Belgischen und der Niederdeutschen Provinz zwar 1628 bereits beschlossen, aber wieder ausgesetzt, als der Konvent der Belgica einverleibt wurde.64 Schließlich entsandte der neugewählte Provinzial Livinus Canisius im August 1641 einige reformierte Brüder aus anderen Konventen nach Geldern, um dort die Tourainer Reform einzuführen, was nicht ohne Widerstand ablief und dazu führte, dass eine Gruppe reformunwilliger Konventualen das Kloster verließ.65 Am 1. November 1641 konnte Prior Adrian Meygaert schließlich die offizielle Einführung der Reform verkünden.66 Bei der Teilung der Belgischen Provinz in eine Gallo-belgische und eine Flandro-belgische wurde das Kloster in Geldern 1663 der letzteren zugeordnet und kam erst 1785 zur Niederdeutschen Provinz zurück. War bereits die Reform des Gelderner Konvents 1641 eine von Misshelligkeiten begleitete Aufgabe, so wuchsen der provinzinterne Konflikt um den Provinzial Canisius und die Widerstände gegen seine Ordenspolitik während seines Triennium noch weiter an. Während der Spaltung der Belgischen Provinz in den Jahren 1641–44 erhob der Provinzial neben vielem anderen auch den Vorwurf gegen einige Prioren, dass sie eigenmächtig ihre Ordensbrüder zu den kirchlichen Weihen vorstellten und ihn dabei übergingen.67 In diesem Zusammenhang ist wohl auch die Weihe von zwei Gelderner Karmelitern in Lüttich zu sehen, die am 28. Februar 1643 – mitten in den heftigen Streitigkeiten innerhalb der Provinz – die Subdiakonatsweihe von dem Lütticher Bischof Ferdinand von Bayern (Bischof 1612–1650) empfingen.68 Der Vermerk zu den Weiheentlassschreiben weist darauf hin, dass der Prior und nicht der Provinzial die Kandidaten zur Weihe vorgestellt hat. Die Wahl des Weiheortes Lüttich erklärt sich zum einen daraus, dass das Bistum Roermond von 1639 bis 1651 vakant war;69 sie verweist zum anderen auch auf die alten Bindungen Gelderns an die Erzdiözese Köln, die bei der Diözesanneuordnung unter Philipp II. von Spanien aufgelöst worden waren. 1671 empfingen noch einmal drei Gelderner Karmeliter ihre kirchlichen Weihen in Lüttich, als das Bistum Roermond nach der Abdikation des Bischofs d’Allamont von 1666 bis 1672 vakant war.70 Bischof Max Heinrich von Bayern (Bischof 1650–1688) spendete zwei Brüdern am 19. September 1671 die Diakonatsweihe und einem weiteren Bruder am 19. Dezember 1671 die Priesterweihe.71 Danach sind Gelderner Konventualen in den Lütticher Matrikeln nicht mehr zu finden.72

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Nachdem das Konventsleben unter der spanischen Besatzung der Stadt wieder aufgelebt war, hatte das Kloster unter dem Dreißigjährigen Krieg erheblich zu leiden. Der belgische Provinzial Martin de Hooghe fand die Verbindung zu dem Gelderner Konvent 1634 unterbunden, da die Stadt von feindlichen Städten umgeben sei.73 Am Ende der Kriegszeit konnte der Konvent die Renovierung des baufälligen Klostergebäudes nicht aus eigenen Geldmitteln bestreiten, sondern musste in den Jahren von 1646 bis 1650 insgesamt 4000 Gulden als Darlehen aufnehmen.74 Erneut wurden die Kirche und das wiedererrichtete Kloster der Karmeliter bei der Zerstörung der Stadt Geldern durch die Truppen König Friedrichs I. von Preußen im Oktober 1703 in Schutt und Asche gelegt. Die Pfarrkirche wurde dem Konvent am 21. Juli 1707 mit allen Rechten übertragen.75 Mit zwei Kollektenaufrufen wurde Geld für den Wiederaufbau der Kirche gesammelt, die bis 1715 wiederhergestellt werden konnte. Bei der Explosion eines Pulverturms am 18. Juli 1735 wurden die Kirchen- und Klostergebäude erneut schwer beschädigt.76 Besitz und Einkünfte In ihrer Wirtschaftsführung konnten die Gelderner Karmeliter regelmäßige Einnahmen aus Renten und Verpachtungen und unregelmäßige Einkünfte vor allem aus dem Terminieren und aus Geldspenden verzeichnen. Der weit ausgedehnte Terminierbezirk der Gelderner Karmeliter umfasste als erstes den Bereich von Nieukerk, Aldekerk, Straelen, Walbeck, Wetten, Kapellen, Issum, Veert, Pont, aus dem insgesamt 16 Malter Roggen einkamen. Aus Berchem, das 1451 dem neugegründeten Karmel in Moers zugewiesen wurde, erhielt der Konvent 10 Malter Roggen. In Kempen wurden 5 Malter in Geld, in Gladbach 6 Malter in Geld, in Goch 4 Malter Roggen, in Kalkar 4 Malter Malz, in Rees 12 Malter Malz, in Nimwegen 10 Malter Malz, in Arnheim 10 Malter Roggen, in Doesburg 10 Malter Roggen, in Zutphen 10 Malter Roggen in Geld, in Zwolle 10 Malter Roggen, in Groenlo 20 flandrische Gulden, in Trent 10 Malter Roggen in Geld, in Wetten 10 Malter Roggen in Geld eingenommen. Nach 1451 kam Elburg hinzu mit einer Einnahme in Höhe von 6 Malter Roggen und einem Fass Butter.77 Im 15. Jh. bestand ein Terminierhaus in Rees. Die Abgrenzung der Terminierbezirke in Drenthe, Twenthe und Seeland löste 1493 Streitigkeiten zwischen den Karmelitern in Geldern und in Utrecht aus, die durch einen Vergleich beigelegt wurden.78 1672 wurden die Terminierhäuser im Fürstentum Geldern verzeichnet.79 Das Kloster sammelte in den 500 Jahren seines Bestehens neben Geld- und Naturalrenten auch Grundbesitz an. Darunter waren Lehngüter der Landesherren, wie der Geesthof („ingen Geist, ingen Geest“), den Prior Johannes Trip 1496 für 760 ½ Gulden für das Kloster erwarb,80 sowie Lehngüter des geldrischen Adels. Die Gelderner Karmeliter erhielten in erheblichem Umfang Schenkungen und Stiftungen von Bürgern der Stadt, unter denen Angehörige der Schöffenfamilien, ratsangehörigen Familien und aus dem zünftigen Gewerbe breit vertreten waren. Die reiche Urkundenüberlieferung gewährt darüber hinaus einen Einblick in ihre Grunderwerbspolitik und Wirtschaftsführung. Sie lässt erkennen, dass der Besitzerwerb im 14. und 15. Jh. vor allem durch Schenkungen zustande kam. In der

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weitaus überwiegenden Mehrzahl der Fälle wurden den Karmelitern Geldrenten als Ewigrenten übertragen: im 14. Jh. waren es 20, im 15. Jh. 36 Schenkungen ohne genauer angegebenen Stiftungszweck. Dazu kamen im 14. Jh. vier und 15. Jh. 21 als Mess- und Anniversarstiftungen bestimmte Schenkungen. In geringerem Umfang wurden Naturalrenten geschenkt: im 14. Jh. vier, im 15. Jh. elf. Häuser und Grundstücke wurden seltener übertragen: im 14. Jh. in fünf Fällen, im 15. Jh. in neun Fällen. Die Zahl der Schenkungen ging im 16.–18. Jh. erheblich zurück. In diesen drei Jahrhunderten erhielten die Karmeliter insgesamt nur 15 Geldrenten- und drei Immobilienschenkungen ohne angegebenen Stiftungszweck. Die Zahl der Messund Memorienstiftungen betrug in diesen drei Jahrhunderten insgesamt 25. Die erhaltenen Urkunden vermitteln das Bild einer gezielten Erwerbspolitik, die bereits im 15. Jh. einsetzt, und einer straffen Wirtschaftsführung. Das Kloster kaufte Höfe, Häuser, Garten- und Ackergrundstücke und weitete die sichere Einnahmequelle an Renten- und Zinsbesitz durch Zukäufe aus. Weitere Einkünfte erhielt es durch Geldgeschäfte, z. B. Geldverleih (in 37 Fällen). Aus dem Urkundenbestand des Klosterarchivs ergibt sich folgendes Bild: Rentenschenkung

Grundschenkung

Anniversar-/ Messstiftung

Rentenkauf

Grundkauf

Geldgeschäft

14. Jh.

24

5

4

2

1



15. Jh.

47

9

21

12

11

4

16.–18. Jh.

15

3

25

31

11



Ebenso wie der Konvent als Gesamtheit treten auch einzelne Brüder als Empfänger von Schenkungen, als Käufer und Verkäufer von Geldrenten oder Grundstücken in Erscheinung, die demnach vom 14. bis 18. Jh. wohl freizügig wirtschaftliche Transaktionen vornehmen konnten. Die französischen Aufhebungskommissare verzeichneten 1802 in ihren Listen 13 Höfe und Ländereien in Geldern, Nieukerk, Rheurdt, Thonisberg, Capellen, Veert, Wetten und Pont im geschätzten Gesamtwert von 51.212 Francs. Aus ausgeliehenen Kapitalien kamen jährlich Renten in Höhe von 4175 Francs ein, dazu kamen noch weitere Einkünfte aus Natural- und Geldabgaben.81 Konventsstärke Im Jahr 1384 lebten 18 namentlich bekannte Karmeliter im Kloster,82 für die Zeit von 1423–1446 sind 34 Konventsmitglieder bezeugt.83 Im Jahr 1574 werden 19 Mitglieder (16 Patres, ein Diakon, ein Subdiakon, ein Laienbruder) namentlich genannt.84 1713 bestand der Konvent aus 18 Brüdern und dem Prior.85 Bei der Aufhebung des Klosters 1802 lebten insgesamt 13 Karmeliter im Kloster.86 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude 1773 sandte der Roermonder Bischof Hendrik Joannes Kerens einen Bericht über den Zustand seiner Diözese an den Apostolischen Stuhl und erwähnte darin für die Stadt Geldern, dass die

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Pfarrkirche dem Karmeliterkloster inkorporiert sei und dass der Bischof einen Konventsangehörigen als Pfarrer einsetze.87 In den Nachträgen zur Klosterchronik des Angelus vom hl. Franziskus finden sich Mitteilungen über das Schicksal der Gelderner Karmeliter in der Zeit nach 1760, dem Jahr der Niederschrift der Chronik. Diesen Angaben zufolge unterstellte der König von Preußen die Gelderner Klöster am 4. März 1782 der Aufsicht des Landdechanten. Daraufhin stellte der Provinzial der Belgischen Provinz der Karmeliter es den Konventsmitgliedern frei, entweder im Gelderner Karmel zu bleiben oder nach Brabant zu gehen. Acht Brüder blieben in Geldern. Als der preußische König das Kloster am 18. November 1785 der Verwaltung der Niederdeutschen Provinz unterstellte, wandten sich vier aus Brabant stammende Karmeliter am 3. April 1786 mit einer Eingabe an den König gegen diese Maßnahme. Sie fügten sich jedoch einer Anweisung des Kommissars des Generalpriors.88 Das Ende des Klosters wurde 1794 durch die Annexion des deutschen Reichsgebiets links des Rheins durch Frankreich eingeläutet. In den ersten Jahren verschaffte sich die französische Besatzungsmacht einen summarischen Überblick über die Größe der Klosterkonvente in den besetzten Gebieten sowie über deren wirtschaftliche Situation und erfasste diese Angaben bis 1798 in detaillierten Statusbeschreibungen.89 Am 9. Februar 1798 untersagte sie in den vier rheinischen Departements – Geldern gehörte in der Verwaltungseinteilung zum Roerdepartement, Arrondissement Kleve – den Klöstern die Aufnahme von Novizen und konfiszierte das Eigentum der geistlichen Korporationen, die am 26. März 1798 entschädigungslos enteignet wurden.90 Am 26. Juni 1798 stellte sie allen Religiosen den Austritt aus dem jeweiligen Orden frei. Schließlich wurden die Klöster in den vier rheinischen Departements durch den Aufhebungserlass der Konsularregierung vom 9. Juni 1802 aufgehoben und ihr gesamtes Vermögen nationalisiert.91 Das Gelderner Karmeliterkloster wurde am 12. August 1802 (24. Thermidor an X) aufgelöst.92 Der Prior Hermann van den Bergh und seine zwölf Mitbrüder – neun Priester- und drei Laienbrüder im Alter von 35 bis 64 Jahren – mussten ebenso wie alle anderen Angehörigen der aufgehobenen Korporationen ihr Haus in kürzester Zeit verlassen.93 Sie erhielten Abfindungen oder Pensionen. Bis auf drei Patres – P. Dominikus vom hl. Livinus († 1827) war der Pfarrer, zwei seiner Mitbrüder fanden Anstellungen als Privatlehrer – verließen die Karmeliter die Stadt.94 Die Klosterimmobilien, nunmehr Nationalgüter, wurden ab 1803 versteigert. Die Klostergebäude selbst ersteigerte Arnold Koenen aus Kleve 1807 für 4600 Francs; die Garten- und Ackergrundstücke waren nur zum Teil verkäuflich, während der Terhovenhof in Wetten erst 1813 zum Preis von 11.500 Francs einen Interessenten fand.95 Die Klostergebäude gingen 1856 in den Besitz der Pfarrkirche in Kevelaer, danach in den Besitz der Gelderner Pfarrkirche über.96 Bedeutende Persönlichkeiten Der Gelderner Konvent hat in den fast 500 Jahren seines Bestehens eine Reihe schriftstellerisch tätiger Theologen hervorgebracht. Ihre Werke sind jedoch, soweit sie allein in der Bibliothek des Gelderner Karmels vorhanden waren, zum größten Teil durch Brände, Kriegseinwirkungen, Säkularisati-

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onsfolgen u.a. verloren. Auch die gedruckten theologischen Werke scheinen keine weite Verbreitung gefunden zu haben, da viele Titel nur durch sekundäre Erwähnung bekannt werden. Die Chroniken und sonstigen historiographischen Werke haben sich hingegen im Provinzarchiv erhalten. Von den bekannten Autoren kann hier nur eine Auswahl erwähnt werden.97 Zu Sibertus de Beka (1260/70–1332) s. oben „Geschichte“. Peter von Nieukerk († 1462), Prior von Geldern, Provinzial der Niederdeutschen Provinz, Baseler Konzilsvater und Professor an der Kölner Universität, gehörte zu dem Reformkreis des Johannes Soreth.98 Die Sammlungen der Predigten von Everardus Meynart († 1429),99 Gottfried Greveray († 1504),100 Petrus van Rees († 1562),101 Matthias Nyrsanus († 1622),102 Hermann Momm († 1623),103 Adrian Meygaert († 1668)104 und Martinus van de Venne († 1678)105 müssen als verloren gelten. Hingegen sind von den Druckausgaben der Werke des Petrus ab Angelo Custode (Taitgens, 1638–1689) einige Exemplare in Bibliotheken zu finden.106 Ebenso sind die ungedruckt gebliebenen historiographischen Werke des Guilielmus a S. Thoma Aquinate († 1681)107 und des Christianus a S. Iacobo108 erhalten. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Die Aussage von Heinrich Hubert Koch aus dem Jahr 1889 „Ueber das Karmelitenkloster zu Geldern sind uns nur wenige, dürftige Nachrichten erhalten“109 entspricht nicht der tatsächlichen Überlieferungslage, denn das umfangreiche Archiv des Gelderner Karmeliterklosters ist erhalten. Es beruht im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, und umfasst einen Bestand von 712 Urkunden (davon 442 Originalurkunden) aus der Zeit von 1306–1781, 18 Repertorien und Handschriften sowie 31 Aktennummern. Unter den Urkunden befinden sich neben der klostereigenen Überlieferung auch fremde Bestände, die u. a. bei Hofund Grundstückskäufen in das Klosterarchiv gelangt sind. Den Schwerpunkt der urkundlichen Überlieferung bildet naturgemäß die wirtschaftliche Tätigkeit des Klosters; als Einzelstücke sind Ablassbriefe, Privilegienbestätigungen, Übertragungen von Rechten und andere Rechtsgeschäfte zu finden. Zwei weitere Urkunden befinden sich im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, Dep. Stadt Köln (Urk. 187 aus dem Jahr 1498 und Urk. 191 aus dem Jahr 1513). Im Kath. Pfarrarchiv Geldern werden zwei Chroniken des Klosters verwahrt: Die „Chronologica Gelriae eiusdem Carmeli descriptio ...“ des Wilhelm vom hl. Thomas von Aquin (Gramm, Grammius) aus dem Jahre 1677 sowie die „Conventus civitatis Gelriensis sub titulo S. Mariae Magdalenae antiqua et novissima descriptio“ des Angelus vom hl. Franziskus (Moons) aus dem Jahre 1760. Beide Chroniken sind noch nicht in einer wissenschaftlichen Edition zugänglich. Die jüngere Chronik bildet jedoch die Grundlage für die Übersetzung, die aus dem Nachlass von Karl Keller unter dem Titel „Zur Geschichte des Gelderner Karmeliterklo­sters (1306–1802)“ veröffentlicht wurde. Dort ist auch ein Überblick über Archivalien und Bücher aus dem ehemaligen Klosterarchiv und der Klosterbibliothek im Pfarr­archiv in Geldern angefügt.110 Weiterhin sind eine Reihe jüngerer, z. T. fragmentarischer Abschriften der Chroniken überliefert.

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In den beiden Chroniken sind Nekrologien der Gelderner Karmeliter für die Zeit von 1325 bis 1680 bzw. 1782 (Nachträge bis 1827) enthalten.111 Ein „Liber memorialis“, der beginnend mit dem Jahr 1425 nekrologische Einträge bis ins 17. Jh. enthält, ist aus dem Besitz des Kaufmanns Friedrich Nettesheim, Geldern, in das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, gelangt.112 Jakob Milendunck widmet dem Gelderner Kloster in seinem „Elenchus“ der Klöster der Niederdeutschen Provinz nur vier Seiten. Es handelt sich dabei um Abschriften der ältesten Urkunden und vereinzelte Nachrichten bis zum Jahr 1400.113 Für die spätere Zeit verweist er auf die Provinzchronik. Sein Interesse an dem Konvent war gering, denn er gehörte zu seinen Lebzeiten nicht mehr zur Niederdeutschen Provinz. Gedruckte Quellen: A. J. Binterim und J. J. Mooren, Die alte und neue Erzdiözese Köln. Tl. 4. Mainz 1830, 66, Reg. 276 – Bullarium Trajectense. Romanorum Pontificum Diplomata. Hg. von Gisbertus Brom. ’s-Gravenhage 1891 – Karl Keller, Zur Gesch. des Gelderner Karmeliterklosters (1306–1802). Die Übertragung der lateinischen Chronik von 1760 und weitere Beiträge zur Klostergesch. In: Karl Keller, Rolf Nagel, Peter Stenmans, Beiträge zur Kirchen- und Schulgesch. des Gelderlandes. Geldern 2004, 9–287 (Veröff. des Hist. Vereins für Geldern und Umgegend 104) [in den Anmerkungen zitiert: Chronik 1760 mit der Seitenzahl des Ms., Übersetzung mit der Seitenzahl aus dieser Monographie] – Willem Kuppers, Die Stadtrechnungen von Geldern 1386–1423. Einführung, Textausgabe, Register. Geldern 1993 (Geldrisches Archiv 2) – Isaak Anne Nijhoff, Gedenkwaardigheden uit de geschiedenis van Gelderland, door ontuitgegeven oorkonden opgeheldert en bevestigt. Bd. 1. Arnhem 1830 – RegEbKöln 4 (1304–1332); 5 (1332–1349); 8 (1370–1380); 12, 1 (1411–1414) – Regestum Clementis Papae V., editum cura et studio monachorum Ordinis Sancti Benedicti. 8 Bde. Rom 1884–1892 – Rheinische Siegel Tl. 4, Tafel 51; ebd., 1. Halbbd., 174f. – Schieder, Säkularisation und Mediatisierung, Tl. 5, 2: Roer-Departement. Bibliothek Jakob Milendunck benennt für das Jahr 1431 den Umfang der Bibliothek mit 135 Kettenbüchern (volumina incatenata), deren Zahl bis 1440 auf 150 anwuchs.114 Die Chronisten berichten, dass 1549 über dem Refektorium eine Bibliothek errichtet wurde, in der sich 135 Kettenbücher befanden.115 Bei der Einquartierung des oranischen Gouverneurs von Geldern und Wachtendonk, Johann Philipp von Hohensax, in das Kloster zu Beginn des Jahres 1580 wurden die Bücher sowie die Landkartensammlung des Klosters teilweise verschleppt, teilweise verbrannt.116 Die Manuskripte mit Predigten, Kommentaren zu den Briefen des Apostels Paulus, zu Aristoteles und Thomas von Aquin u. a. von Gelderner Karmelitern, die sich 1760 in der Bibliothek befanden,117 lassen sich heute nicht mehr nachweisen. Bei den Vorbereitungen zur Aufhebung des Klosters wurde am 21. April 1801 (21. Germinal an IX) ein Bibliothekskatalog angelegt, der 535 Nummern umfasst.118 Bislang ist noch ungeklärt, inwieweit der heute im Pfarrarchiv St. Maria Magdalena bewahrte, noch nicht katalogisierte Buchbestand im Umfang von 470 Bänden mit der 1801 verzeichneten Klosterbibliothek identisch ist. Dabei handelt es sich im wesentlichen um Werke für die Seelsorge und den Unterricht für Novizen und Schüler des Gymnasiums.

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Liturgische Handschriften sind aus der Zeit vor dem großen Brand von 1703 nicht erhalten. Im Pfarrarchiv St. Maria Magdalena in Geldern befindet sich heute das großformatige, 458 Seiten umfassende Antiphonale des Karmeliterordens, das Frater Avertanus a S. Dominico 1741 schrieb. Weiterhin finden sich im Pfarrarchiv gedruckte Messbücher des späten 16. bis 18. Jhs., darunter fünf Missale, ein Graduale, zwei Prozessionale und zwei Pastorale.119 BAU- UND KUNSTdEnkmäler120 Die Grundzüge der baugeschichtlichen Entwicklung der Gelderner Kirche sind 1891 von Paul Clemen beschrieben worden. Diese Darstellung konnte 1953 von Albert Verbeek in Teilen ergänzt und 1998 aufgrund neuester archäologischer Befunde von Stefan Frankewitz erneut revidiert werden. Demnach war die Kirche, die Graf Rainald von Geldern 1306 dem Karmeliterorden übertrug, ein zweischiffiger Bau, an den 1339/1347 ein Turm angebaut wurde. In der ersten Hälfte des 15. Jhs. erfolgte der Ausbau zu einer dreischiffigen Hallenkirche. Dieser mittelalterliche Bau ist allerdings nach mehrfachen Zerstörungen in der heutigen Gestalt der Pfarrkirche St. Maria Magdalena nicht mehr zu erkennen. Bei der Bombardierung Gelderns durch preußische Truppen 1703 brannte die Kirche vollständig ab, wurde aber in den folgenden Jahren wieder instandgesetzt. Den Zustand des Jahres 1760 überliefert eine Grundrisszeichnung in der Chronik des Angelus vom hl. Franziskus.121 Nach den Kriegszerstörungen im Februar 1945 haben die Baumaßnahmen der fünfziger Jahre, die „so radikal mit dem historisch überlieferten Baubestand [brachen], daß von einem ‚Wiederaufbau‘ keine Rede sein kann“,122 das Gebäude außen und innen grundlegend verändert. Von der reichen Ausstattung der Kirche, die in den Klosterchroniken beschrieben wird,123 hat sich fast nichts erhalten. Die Reliquien der hl. Galenus und Valenus, die der Gelderner Pfarrkirche 1456 geschenkt wurden, gingen wie der gesamte Reliquienschatz bis auf wenige Ausnahmen verloren. Der Bau der Klostergebäude war 1352–1372 mit der Vollendung des großen Kreuzgangs abgeschlossen.124 Die baulichen Veränderungen des Klosters, die in der Mitte des 16. Jhs. begannen, lassen sich mit Hilfe der Klosterchroniken rekonstruieren. Sie bieten detaillierte Angaben zu der Bautätigkeit der einzelnen Prioren. Die nach der völligen Zerstörung der älteren Gebäude infolge der preußische Bombardierung von 1703 errichteten Klostergebäude sind – in erheblich veränderter Gestalt – teilweise erhalten. Eine anlässlich des Verkaufs 1808 angefertigte Grundrisszeichnung125 überliefert die Situation zur Zeit der Aufhebung: Die Kirche und der Baukomplex des Klosters waren durch eine Vorhalle verbunden, die von der Westfront der Kirche zum Ostflügel des Kreuzgangs führte. Westlich des Kreuzgangs lagen zwei Klostergebäude mit dem Refektorium, der Küche, der Infirmerie u. a. Sie werden heute mit veränderter Raumaufteilung als Pastorat genutzt. Im Westen (an dem heutigen Westwall) wurde die Klosteranlage durch Pferdeställe abgeschlossen, im Norden durch einen Garten. Die Ställe und die Wirtschaftsgebäude sind verschwunden, während die Umfassungsmauern noch teilweise erhalten sind. Im Süden des Areals (an der heutigen Karmeliterstraße)

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stand ein Gebäude mit der Wohnung des Pfarrers (Habitation du Curé), das moderner Bebauung gewichen ist. Ein Teil der Kreuzgangmauer wurde 1995 bei Ausgrabungsarbeiten freigelegt.126 Im Pastoratsgebäude befinden sich zwei Ölgemälde mit Portraits des Priors Adrian Meygaerdt (1657) sowie des Pfarrers und Subpriors Petrus ab Angelo Custode (1680).127 PRIOREN128 Sibertus de Beka [aus Geldern] 1308–1310 († 1332) – Beruchinus von Alemannien 1310–1326 – (Hedericus129 1319) – Hermann von Grevenbroich 1326–1335 – Tilman von Düren130 1335–1347 – (Sybertus de Troistorp131 1342) – Rudolph von Köln 1347–1349 – Rolkinus von Köln 1349–1352 – Albert von Kamen (aus Geldern) 1352–1360 – Conrad de Castris 1360–1365 – Goswin von Geldern 1365–1366 († 1366) – Conrad de Castris 1366–1372 – Albert Holtzen von Hoppingen (qui etiam dicitur de Wesmaria132) 1372– 1386 – Heinrich von Wesel 1386–1399 – Lambert von Erkelenz 1399–1411 – Peter van Nyenhuys (aus Nieukerk) 1411–1418 – Ewert Kaelmann 1416133 – Heinrich von Arwyler 1418–1423 – Peter von Straelen 1423–1446 – Johannes Matthiae (Johann Matthys)134 1446–1450 – Johann Lieven (Lieff) 1450135–1454136 – Peter von Straelen 1454137–1466 – Miskinus Petri (Myssen Peters, Myß Peterson, Myß, Peters Sohn)138 1466–1468 – Johannes Trip139 (aus Aldekerk) 1468–1472 – Miskinus Petri 1472–1477 – Johannes Trip 1477–1490 (durch die Konventualen abgesetzt) – Petrus Matthiae 1490–1491 – Johannes von Horn 1491–1492 († 1492) – Johannes Brouhuys, Baccalaureus theol. 1492–1493 († 1493) – Johannes Trip 1493–1504 († 1504) – Walter von Stay, Dr. theol. (aus Geldern) 1504140–1515 (Wahl zum Provinzial) – Peter Tonne (aus Roermond) 1514141–1516 – ­Johannes Brouhuys, Baccalaureus theol. 1516–1519 – Johannes ter Eeck 1519–1525 – Peter von Rees, Lic. theol. 1525–1540 – Jakob Huysken, Baccalaureus theol. (aus Aldekerk) 1540–1558 († 1558) – Herman Haardt (aus Geldern) 1558–1561 († 1561) – Tilman Steenhaelen (aus Geldern) 1561–1577 – Matthias Nyrsanus (von der Nierssen)142, Lic. theol. (aus Aldekerk) 1577–1622 († 1622) – Herman Momm, Baccalaureus theol. (aus Löwen) 1622–1623 († 1623) – Eliseus a S. Benedicto 1623143 – (Hermann Hertick (Harting) 1623, wird 1626 wegen „maxima scandala“ abgesetzt144) – Jakob Nikolai (aus Aldekerk) 1623–1626 – Nikolaus Schroeniues, Baccalaureus theol. (aus Köln) 1626–1628 – Herman Hartogh (Hertig) (aus Sonsbeck) 1628–1633 – Petrus Nyverselius (aus Brüssel) 1633–1636 – Wilhelm Gramm, Stellvertreter 1636–1637 – Adrian Meygaerdt (aus Brügge), Prof. theol., Stellvertreter 1637–1638 – Laurentius Waflard (aus Brüssel), Baccalaureus theol. 1638–1641 – Adrian Meygaerdt 1641–1649 – Elisäus vom hl. Benedikt, de Weer (aus Gent) 1649–1652 – Adrian Meygaerdt 1652–1656 – Joseph vom Kinde Jesu (Josephus a puero Jesu), Croy (aus Cunighem) 1656–1659 – Benedikt von der Muttergottes (Benedictus a Matre Dei), Voetghens (aus Geldern) 1659–April 1663 († 1663) – Martin van de Venne (aus Rethi) August 1663–1667 († 1678) – Johannes Baptista von der hl. Jungfrau Maria, Boven (aus Mecheln) 1667–1670 – Elisäus vom hl. Benedikt, de Weer (aus Gent) 1670–1674 – Konstantin vom hl. Engel (Constantinus ab Angelo), Anthonis (aus Erps) 1674–1677 – Leopold vom hl. Albert

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(Leopoldus a S. Alberto), de Grau (aus Mecheln) 1677–1681 – Amandus vom hl. Joseph, Eck (aus Nimwegen) 1681, legte im gleichen Jahr das Amt nieder – Thomas von der Jungfrau Maria (Thomas a S. Maria, Thomas a virgine Maria), Audenaerde (aus Hamme) September 1681–1684 – Gislenus vom hl. Hadrian, d’Ergent (aus Turnhout) 1684–1687 – Christoph von Jesus, van der Sticht (aus Nimwegen), Prof. theol. 1687–1690 – Leopold vom hl. Albert, de Grau (aus Mecheln) 1690–1694 – Am­brosius von der Unbefleckten Empfängnis, Schenaerts (aus Eindhoven), Prof. theol. 1694– 1697 – Leopold vom hl. Albert, de Grau (aus Mecheln) 1697–1700 – Gratian vom hl. Elisäus (Gratianus a S. Eliseo), van Hüllebus (aus Gent) 1700–1703 – Am­brosius von der Unbefleckten Empfängnis (Ambrosius ab immaculata conceptione) 1703–1706 – Dominikus von der Geburt der seligen Jungfrau, van den Hoogen (aus Reck) 1706– 1709 – Franziskus von der hl. Theresia, van Paeschen (aus Antwerpen) 1709–1712 – Ambrosius von der Unbefleckten Empfängnis 1712–1715 – Petrus vom hl. Schutzengel, Taitghens (aus Geldern) 1715–1718 – Markus von der hl. Elisabeth, Hermans (aus Antwerpen) 1718–1721 – Angelus vom Allerheiligsten Altarsakrament, Dias (aus Antwerpen) 1721–1724 – Leo vom hl. Joseph, van Kauwenbergh (aus Sempt) 1724–1727 – Christoph vom hl. Georg, van der Moesen (aus Geraardsbergen) 1727–1730 – Markus von der hl. Elisabeth, Hermans (aus Antwerpen) 1730–1733 – Heinrich von der hl. Gertrud, Claes (aus Tienen, Tirlement) 1733–1736 – Aganthangelus vom hl. Bartholomäus, Pluvier (aus Nieuport) 1736–1739 – Elisäus vom hl. Joseph, de Broeyer (aus Mecheln), Prof. theol. 1739–1742 – Brocardus vom hl. Fulgentius, Bouwmeester (aus Wetten), Prof. theol. 1742–1745 – Theodosius vom hl. Johannes dem Täufer, van Kuyl (aus Amsterdam) 1745–17448 – Lucian vom hl. Angelinus, Verstegen (aus Vierlinxbeeck) 1748–1751 – Hieronymus vom hl. Johannes dem Täufer, Damiens (aus Brüssel), Prof. theol. 1751–1754 – Felicianus vom hl. Sebastian, de Broyer (aus Halle), Prof. theol. 1754–1757 – Leontius vom hl. Norbert, van der Belen (aus Brüssel), Prof. theol. 1757–1760 – Paulus von der hl. Maria, de Wolf (aus Aalst) 1760–1763 – Leo von der hl. Maria, Moermann (aus Ypern), Prof. theol. 1763–1766 – Vitalis vom hl. Valerian, Tavenne (aus Edingen) 1766–1769 – Leopold vom hl. Wilhelm, van der Valck (aus Boxmeer) 1769–1772 – Gummarus vom hl. Heinrich, Merckx (aus Lier) 1772–1775 – Theodosius von der hl. Maria, Neydeeken (aus Grave) 1775–1778 – Alexius Rey 1785 – Hermann van den Bergh (aus Boxmeer, geb. 1750) 1802. LITERATUR Adress-Kalender von den im Fürstenthum Minden, [...] Herzogthum Geldern [...] befindlichen hohen und niedern Collegien, Instanzien und Expeditionen, Magi­straten, Universität, Kirchen, Schulen, Stiftern, Klöstern, und in öffentlichen Aem­tern stehenden Personen, auf das Jahr 1787. [Vorhanden im Kreisarchiv Kleve in Geldern, Rh. 290] – Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler des Kreises Geldern. Düsseldorf 1891, 15–17 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 1/2) – André Deblon, Les Carmes ordonnés à Liège au XVIIe et XVIIIe siècles. In: Carmelus 30, 1983, 92–133 – Stefan Frankewitz, Die Denkmäler der Stadt Geldern. Kleve 2001, 85–105 (Geldrisches Archiv 6) – Ders., Das Karmeliterkloster in Geldern im Mittel-

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alter. In: Geldrischer Heimatkalender 1998, 277–284 – Jos. Habets, Geschiedenis van het tegenwoordig bisdom Roermond en van de bisdommen die het in deze gewesten zijn voorafgegaan. Het oude bisdom Roermond. 1559–1801. Tl. 2. Roermond 1890; Tl. 3. Roermond 1892 – Leopold Heinrichs, Das alte Geldern. Gesammelte Schriften zur Stadtgesch. Nd. Geldern 1971, 81–101 – Heinrich Holthausen, Zur Gesch. des Geldernschen Karmeliterklosters. Geldern 1901 (Veröff. des Hist. Vereins für Geldern und Umgegend 24), Nd. Geldern 1974 (Die Veröff. des Hist. Vereins für Geldern und Umgegend. Gesamtausgabe, 1, 417–450) – Gregor Hövelmann, Die Legende von einem Karmelitergymnasium in Geldern vor 1634. In: Geldrischer Heimatkalender 1971, 120–123 – Antoine Jacobs, Geldern, O.L. Vrouw. In: MCN, 129–215 – Heinrich Janssen/Udo Grote, Zwei Jahrtausende Gesch. der Kirche am Niederrhein. Münster 1998, 177f., 288–290, 330f., 404f. (Wallfahrt nach Aengenesch) – Karl Keller, Gesch. des höheren Schulwesens im Kreise Geldern. Geldern 1968 (Veröff. des Hist. Vereins für Geldern und Umgegend 65) – Ders., Die Gelderner Karmeliter und die höheren Schulen (nach den Gelderner Karmeliterchroniken von 1680 und 1760). In: Friedrich-Spee-Gymnasium Geldern 1986, 19–28 – Edeltraud Klueting, Geldern, Karmeliter. In: NrhKB 2. Im Druck – Koch, Karmelitenklöster – Lansink, Studie – Lickteig, German Carmelites – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Friedrich Nettesheim, Gesch. der Schulen im alten Herzogthum Geldern. Ein Beitr. zur Gesch. des Unterrichtswesens Deutschlands und der Niederlande. Geldern 1881 – Ders., Gesch. der Stadt und des Amtes Geldern mit Berücksichtigung der Landesgesch. meist nach archivalischen Quellen. Bd. 1: Von den Ursprüngen bis 1863. Krefeld 1863. Nd., hg. von Theo Camp und Hans Stratmans. Kevelaer 1963 – Panzer, Observanz und Reform – Postina, Eberhard Billick – Reinhold Schneider, Die Kreuzzugsidee als Leitmotiv landesherrlichen Handelns; ein Beitr. zu den „Insula Dei“-Diplomen Rainalds I. von Geldern (1271–1326). In: Bijdragen en Mededelingen [Vereeniging Gelre] 81, 1990, 12–34 – Staring, Nikolaus Audet – Ludger Thier, Kreuzzugsbemühungen unter Papst Clemens V. (1305–1314). Werl 1973 (Franziskanische Forsch. 24) – Albert Verbeek, Fund einer spätgotischen Grabkammer in der Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena zu Geldern. In: Geldrischer Heimatkalender 1953, 24–26. 1 Peter H. Meurer, Topographia Geldriae. Ein Kat. der hist. Pläne und Ansichten von Stadt und Festung Geldern. Geldern 1979, Nr. 1 (Veröff. des Hist. Vereins für Geldern und Umgegend 80) – Abb. (Ausschnitt) des Stadtplans aus dem 17. Jh. im Geldrischen Heimatkalender 1975, 115 – Abb. mit Erläuterungen zu dem Grundriss von Peter Michael Buyx: Robert Plötz/Hans Stratmans, Gelria duplex. Innen und Außen. In: Geldrischer Heimatkalender 2000, 12–16 (mit beiliegender Farbtafel) – Neuzeichnung der „Mittelalterliche[n] Topographie der Stadt Geldern“: Stefan Frankewitz, Die geldrischen Ämter Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter. Geldern 1985, 67 (Veröff. des Hist. Vereins für Geldern und Umgegend 87).  –  2 Siegelabdruck aus dem Jahr 1390 an der Urkunde LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 44 (Umschrift zerstört). Abdruck des 19. Jhs. im KA Kleve, Archiv des Hist. Vereins für Geldern, Slg. Holthausen; Abb.: Rheinische Siegel 4, Tafel 51, Nr. 6; Beschreibung ebd., 1. Halbbd., 174, Nr. 6.  –  3 Abdrücke und Abb. wie Anm. 2. Abb. Tafel 51, Nr. 10; Beschreibung, 175, Nr. 10.  –  4 Schneider, Kreuzzugsidee, 25.  –  5 25.3.1298, „Item si nos in aliquam contingeret expeditionem, dicti oppidani nostri, tam extra quam infra

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oppidum commorantes, servient nobis et nostris successoribus ad ipsam expeditionem, quamdiu duraverit, in suis propriis expensis“. Druck: Nijhoff, Gedenkwaardigheden 1, Nr. 53. Sein Plan zur Teilnahme an einer Expedition ist auch an anderer Stelle bezeugt, z. B. in der Gründungsurkunde eines Hospitals in der Stadt „Mons Dei“, die zuvor Hattem hieß, vom 31.10.1299: „…nisi forte mare nos contingat transire, vel ex ista parte maris contra Dei inimicos divertere, vel contra illos, qui dictam societatem vellent hostiliter invadere...“, ebd. Nr. 65.  –  6 Die weit verzweigte Lit. zum Thema der „recuperatio terrae sanctae“ kann hier nicht angeführt werden. Hingewiesen sei lediglich auf die Untersuchung von zwei frühen Traktaten durch Ch. Kohler, Deux projets de croisade en terre sainte, composés à la fin du XIIIe siècle et au debut du XIVe. In: Revue de l’orient latin 10, 1903/04, 406–457 sowie auf die Edition des Traktats von Pierre Dubois, De recuperatione terre sancte. Hg. von Ch. V. Langlois. Paris 1891.  –  7 Bullarium Trajectense 1, Nr. 468, 469.  –  8 Karl Wenck, Aus den Tagen der Zusammenkunft Papst Klemens V. und König Philipps des Schönen zu Lyon, November 1305 bis Januar 1306. In: Zs. für Kirchengesch. 27, 1906, 189–203.  –  9 Bullarium Trajectense 1, 212, Nr. 467; Regestum Clementis V., 349.  –  10 Bullarium Trajectense 1, 213, Nr. 468; Regestum Clementis V., 352.  –  11 Bullarium Trajectense 1, 213f., Nr. 469; Regestum Clementis V., 353.  –  12 Bullarium Trajectense 1, 214, Nr. 470; Regestum Clementis V., 357.  –  13 Zur Kreuzzugspolitik Clemens V.: Franz Heidelberger, Kreuzzugsversuche um die Wende des 13. Jhs. Berlin/Leipzig 1911 (Abhh. zur mittleren und neueren Gesch. 31) sowie Thier, Kreuzzugsbemühungen, 77–82.  –  14 Siehe dazu Benjamin Z. Kedar/Sylvia Schein, Un projet de „passage particulier“ proposé par l’Ordre de l’Hôpital 1306–1307. In: Bibliothèque de l’École des Chartes 87, 1979, 211–226 und Norman Housley, Pope Clement V and the Crusades of 1309–10. In: Journal of Medieval History 8, 1982, 29–43.  –  15 Schneider, Kreuzzugsidee, 12.  –  16 Ebd.  –  17 Druck: Nijhoff, Gedenkwaardigheden 1, Nr. 49.  –  18 30.11.1306, „liberae capellae nostrae seu ecclesiae nostrae in Gelren sitae prope castrum ibidem“ (ISF, KU 17; mehrere Abschriften, ebd., und ISF KB 46, fol. 418, sowie LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Hs. 2, S. 1; Binterim-Mooren, Erzdiözese Köln, Tl. 4, 66f., Nr. 276).  –  19  10.12.1306, „ab ecclesia Gelrensi usque ad molendinum nostrum iuxta castrum Gelrie, et a strata iuxta horreum nostrum per quam directe itur ad castrum usque domus conuentus becginarum et ulterius in eadem strata“ (LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 1; RegEbKöln 4, Nr. 207, mit weiteren Nachweisen).  –  20 Die Namen und Amtszeiten der Pfarrer (mit Nachträgen bis 1827) verzeichnet die Chronik 1760, 32–35, Übersetzung, 75–80.   –  21 26.5.1309, HASt Köln, Best. 1, U 2/726a; Abschrift, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Hs. 2, Nr. 5; RegEbKöln 4, Nr. 455.  –  22 LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 2.  –  23  11.5.1315, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 3 (Theodor J. Lacomblet, UB für die Gesch. des Niederrheins. 3. Düsseldorf 1853, Nd. Aalen 1966, 108f., Nr. 146).  –  24 ISF KB 44, fol. 419v.  –  25  Ebd., fol. 420v.  –  26  Nachrichten zu seiner Person sammelt Jakob Milendunck in seinem „Catalogus virorum illustrium“, ISF KB 47, fol. 259r–264r; Bibl. Carm. 2, 741f. (mit falschem Todesjahr 1333 statt 1332); zu Sibertus de Beka vgl. auch Lickteig, German Carmelites, 122–126, 176–178, 419f.  –  27 Dazu ISF KB 47, fol. 259r und KB 43, fol. 46r. Eine Edition des Ordinale: Benedict Zimmerman, Ordinaire de l’ordre de Notre-Dame du MontCarmel par Sibert de Beka (vers 1312). Paris 1910.  –  28 ISF KB 47, fol. 260r; Chronik 1760, 82, Übersetzung, 121f.  –  29 Den Text (Codex Vat. lat. 5709, fol. 110v–119r) bietet Richard Scholz, Unbekannte kirchenpolitische Streitschriften aus der Zeit Ludwigs des Bayern (1327–1354), Bd. 2, Rom 1914, 3–15, eine Zusammenfassung ebd., Bd. 1, Rom 1911, 6–12. Zum gesamten Zusammenhang: Thomas Turley, Sibert of Beek´s Response to Marsilius of Padua. In: Carmelus 52, 2005, 81–104.  –  30 „Sacer ordo vester“ vom 13.3.1317, Druck: Bull. Carm. 1, 56f. Eine der 20 Kopien, die Generalprior Gerhard von Bologna von der Bulle anfertigen ließ, gelangte in das Archiv der Niederdeutschen Provinz: Notarielle Beglaubigung der Bulle Johannes XXII., ISF KU 18. Transsumpt in einer Urkunde des Bischofs Johann von Utrecht vom 25.9.1326, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 5.  –  31 Bibl. Carm. 2, 741. Vgl. auch Bartolomeu Xiberta, De scriptoribus scholasticis saeculi XIV ex ordine Carmelitarum. Louvain 1931, 52. Transsumpt der Bulle „Inter caeteros ordines“ in einer Urkunde des Bischofs Johann von Utrecht vom 9.5.1327, LAV NRW R , Geldern, Karmeliter, Urk. 6.  –  32 Das Todesjahr wird in der Lit. gelegentlich mit 1333 angegeben. Dabei handelt es sich je-

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doch um einen Datierungsfehler. Sibertus de Beka starb nach der zuverlässigen Angabe Jakob Milenduncks „1332, 4 Kal. Januarii in festo S. Thomae Cantuariensis episcopi et martyris“, also am 29.12.1332; ISF KB 43, fol. 60v; ISF KB 47, fol. 262v–263r.  –  33 RegEbKöln 4, 247f., Nr. 1103, 1104. Im ISF, KU 19–26 mehrere Abschriften des Schutzprivilegs.  –  34 Gemeint ist wohl die Dekretale „Super cathedram“ Papst Bonifaz VIII., die durch Papst Clemens V. auf dem Konzil von Vienne erneuert und von Papst Johannes XXII. auf die Karmeliter ausgedehnt wurde, Clementinarum lib. 3 tit. 7 cap. 2, hg. von Emil Friedberg II, Sp. 1161–1164; Extravag. commun. lib. 3 tit. 6 cap. 2, hg. von Emil Friedberg II, Sp. 1273.  –  35 RegEbKöln 4, 276, Nr. 1214.  –  36 RegEbKöln 4, 285, Nr. 1253.  –  37 Ebd., 296, Nr. 1278; 373, Nr. 1547, vgl. auch 380f., Nr. 1574. Siehe auch Urk. Papst Urbans V. vom 26.11.1370, RegEbKöln 12, 1, 373, Nr. 1132 und die Urk. Papst Gregors XI. vom 1.6.1376, RegEbKöln 8, 400, Nr. 1423.  –  38 Visitationen der Kirche aus den Jahren 1667–1741 bei Habets, Geschiedenis, Tl. 3, 176– 179.   –  39 ISF KB 44, fol. 422v.  –  40 Chronik 1760, 101f., Übersetzung, 141. Die Namen dieser vier Bezirke sind Köln, Brabant, Hessen und Rheinland.  –  41 3.7.1431, Weihe der Kapelle „in der Esschen op der Stegen“, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 96; 12.7.1434, Genehmigung der Stiftung der Kapelle „ingen Esche“ durch den Offizial von Xanten, ebd., Urk. 104; 31.12.1435, Arnold Herzog von Geldern-Jülich überweist die Kapelle den Gelderner Karmelitern zur Bedienung, ebd., Urk. 111.   –  42 Chronik 1760, 101, Übersetzung, 140; dazu auch 120–123, Übersetzung, 157–161.  –  43 Frankewitz, Denkmäler, 174–182.  –  44 Chronik 1760, 28, Übersetzung, 71f.  –  45 ISF KB 43, fol. 207r.  –  46 Kuppers, Stadtrechnungen, 47, 124.  –  47 13.9.1477, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 248.  –  48 12.5.1433, ebd., Urk. 100.  –  49 Chronik 1760, 101, Übersetzung, 140.   –  50 Lansink, Studie, 69–72.  –  51 Sie sind verzeichnet in den Akten der Provinzkapitel, ISF KB 44 (für das 16. Jh.).  –  52 Habets, Geschiedenis, Tl. 3, 546.  –  53 Preussen und die katholische Kirche seit 1640. Nach den Acten des Geheimen Staatsarchives von Max Lehmann. Tl. 6. Nd. der Ausgabe 1893, Osnabrück 1965, 536–539 (29.11.1791).  –  54 30.7.1469, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 214.  –  55 24.4.1469, HStA Köln, Best. 1, Urk. 1/13061; Bestätigung durch Herzog Karl von Geldern-Jülich vom 2.4.1498, LAV NRW R, Dep. Stadt Köln, Urk. 187; dazu auch Chronik 1760, 102, Übersetzung, 141.  –  56 Dazu v. a.: Michael Dierickx, De oprichting der nieuwe bisdommen in de Nederlande onder Filips II. (1559–1570). Antwerpen 1950; Monique Weis, Die spanisch-niederländische Hierarchie und die Diözesanneuordnung in den Niederlanden unter Philipp II. In: Edeltraud Klueting, Harm Klueting, Hans-Joachim Schmidt (Hg.), Bistümer und Bistumsgrenzen vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Rom/Freiburg/Wien 2006, 158–169 (Römische Quartalschrift Supplementbd. 58).  –  57 UB der Stadt und Herrlichkeit Krefeld und der Grafschaft Mörs. Bearb. und hg. von Hermann Keussen. Bd. 4. Krefeld 1940, 109, Nr. 5753a.  –  58 ISF KB 44, fol. 689.   –  59 Chronik 1760, 106, Übersetzung, 145. Die Vorgänge in diesen Jahren schildert auch Habets, Geschiedenis, Tl. 2, 103–107.  –  60 Chronik 1760, 107f., Übersetzung, 146f. Zur Person: Ursula Budde-Irmer, Johann Philipp von Hohensax († 1596). Weltläufiger Renaissanceherr, holländischer Gouverneur von Geldern und Wachtendonk, Sproß einer berühmten Familie. In: Geldrischer Heimatkalender 1974, 169–175.   –  61 Chronik 1760, 109, Übersetzung, 148.  –  62 Chronik 1760, 111, Übersetzung, 150. Der Moerser Prior des Jahres 1587 ist in anderen Quellen nicht erwähnt.  –  63 Panzer, Observanz und Reform, passim, insbesondere 175.   –  64 Ebd., 160f.  –  65 Ebd., 259.  –  66 Ebd.  –  67 Ebd., 262.  –  68 Deblon, Les Carmes ordonnés, 102f., mit dem Vermerk: „vigore dimissorialium Ruraemundensium“, der bezeugt, dass das Dimissoriale des Generalvikars von Roermond eingeholt wurde.  –  69 Das Bistum war zwischen 1639 (Jakob a Castro oder van den Bergh) und 1651 (Andreas Creusen) vakant und wurde von Generalvikaren verwaltet, vgl. Habets, Geschiedenis, Tl. 2, 482–487.  –  70 Habets, Geschiedenis, Tl. 2, 502–508.  –  71 Ebd. mit dem Vermerk: „episcopo non conferente ordines“ als Zeugnis dafür, dass der Bischof in Roermond keine Weihen spendet. Lancelot de Gottignies ergriff vom Bistum nicht Besitz, sodass der Bischofsstuhl von 1666–1677 nicht besetzt war.  –  72 Nach dem Druck bei Deblon, Les Carmes ordonnés.  –  73 Panzer, Observanz und Reform, 220.  –  74 LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Akten 3.  –  75 Chronik 1760, 114, Übersetzung, 153.  –  76 Chronik 1760, 117, Übersetzung, 155f.  –  77 Chronik 1760, 74, Übersetzung, 114.  –  78 14. 10. 1493, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 278.  –  79 LAV NRW R, Geldern,

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I. Klöster vor der Säkularisation

Karmeliter, Akten 3.  –  80 LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 290–293, 295, 296, 298.  –  81 LAV NRW R, Roer-Dep., Nr. 422 I, Nr. 18, fol. 160r–171v. Abweichende Angaben bei der Aufnahme des Besitzstandes im Jahr 1798, ebd., Nr. 3512, fol. 4 und im Jahr 1801, ebd., Nr. 3517.  –  82 ISF KB 44, fol. 422r.  –  83 Chronik 1760, 101, Übersetzung, 140.  –  84  Chronik 1760, 107, Übersetzung, 146.  –  85 19.10.1713, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Handschrift 3.  –  86 LAV NRW R, Roer-Dep. Nr. 436, fol. 39–51.  –  87 Habets, Geschiedenis, Tl. 2, 660.  –  88 Nach Chronik 1760, Kommentar, 196– 200.  –  89 LAV NRW R, Roer-Dep., Nr. 3512. Verzeichnis der Konventsmitglieder auch im Einwohnerverzeichnis von Geldern 1799, ebd., Nr. 1708 I, Heft 3.  –  90 Schieder, Säkularisation und Mediatisierung, Tl. 1, 25.  –  91 Ebd., 26.  –  92 LAV NRW R, Roer-Dep., Nr. 411; Nr. 436, fol. 39–51; Nr. 3512, fol. 63   –  93 Personalstand des Jahres 1799 in LAV NRW R, Roer-Dep., Nr. 1708 I, fol. 18v– 19r.  –  94 Chronik 1760, Kommentar, 200.  –  95 Schieder, Säkularisation und Mediatisierung, Tl. 5,2, 791, Nr. 20132; div. Grundstücke über das Register Tl. 1, 160, erschließbar.   –  96 Chronik 1760, Kommentar, 200.  –  97 Die Übersicht folgt den Angaben in der der Bibl. Carm. und bei Rosier, Overzicht. Ergänzend wird der „Catalogus virorum illustrium“ des Jakob Milendunck (ISF KB 47) herangezogen, der die „berühmten Männer“ bis in die 2. Hälfte des 17. Jhs. erfasst. Weitere Angaben sind zu finden in der Chronik 1760, 82–98, Übersetzung, 121–138.  –  98 Ausführlich mit Quellen- und Literaturangaben: Lickteig, German Carmelites, 244–247.  –  99 Bibl. Carm. 1, 426; Rosier, Overzicht, 33f.  –  100 Bibl. Carm. 1, 565; Rosier, Overzicht, 54; Lickteig, German Carmelites, 406, 411.  –  101 Rosier, Overzicht, 76.  –  102 Bibl. Carm. 1, XXXIX und 2, 418; Rosier, Overzicht, 102.  –  103 Rosier, Overzicht, 103.  –  104 Ebd., 119.  –  105 Ebd.  –  106 Bibl. Carm. 2, 547; Rosier, Overzicht, 119f. Siehe auch Karl Keller, Der Gelderner Karmeliter Petrus vom hl. Schutzengel (Taitgens), 1638–1689, Pfarrer, Dekan, Schriftsteller. In: Geldrischer Heimatkalender 1990, 118–129; Ders., „Der doppelte Geist des hl. Elias“. Ein bedeutendes Werk des Gelderner Pfarrers Peter Taitgens aus dem Jahre 1684. In: Geldrischer Heimatkalender 1991, 130–140.  –  107 Rosier, Overzicht, 131.  –  108 Ebd., 141. Der „Catalogus historicus virorum illustrium huius provinciae“ (von 1711) des Christianus a S. Iacobo ist als ISF KB 39, seine „Historia provinciae Alemanniae Inferioris Tomus I“ (aus dem Jahr 1709) ist als ISF KB 79 erhalten.  –  109 Koch, Karmelitenklöster, 60.  –  110 Chronik 1760, Kommentar, 173, 206–212.  –  111 Chronik 1760, 54–70, Übersetzung 99–113; vgl. auch Weitere Beiträge, 192–196.  –  112 LAV NRW R, Karmeliter, Repertorien und Handschriften Nr. 18, umfasst 38 Bll.  –  113 ISF KB 46, fol. 418r–422r.  –  114 ISF KB 43, fol. 207r, fol. 262r.  –  115  Chronik 1760, 13, Übersetzung, 53.   –  116 Ebd., 108, Übersetzung, 147.  –  117 Ebd., 14, Übersetzung, 55.  –  118 LAV NRW R, Roer-Dep., Nr. 2740, fol. 353r–371v.  –  119 Chronik 1760, Kommentar, 210. Vgl. auch Karl Keller, Wertvolle Chorbücher im Gelderner Pfarrarchiv. In: Der Niederrhein 1990, 150–163.  –  120 Hier können lediglich die Objekte genannt werden, die auf das Karmeliterkloster bezogen sind; die Denkmäler, die zur Pfarrkirche gehören, finden keine Erwähnung.   –  121 Chronik 1760, 21, Abb. in Übersetzung, 62.  –  122 Frankewitz, Denkmäler, 95.  –  123 Chronik 1760, 16–25, Übersetzung, 57–68.  –  124  Clemen, Kunstdenkmäler, 154.  –  125 LAV NRW R, Roer-Dep., Nr. 878, fol. 145. Abb. in dem Aufsatz von Stefan Frankewitz, Das Karmeliterkloster in Geldern im Mittelalter. In: Geldrischer Heimatkalender 1998, 277–284, hier 279, und in Frankewitz, Denkmäler, 86.  –  126 Frankewitz, in: Geldrischer Heimatkalender.  –  127 Frankewitz, Denkmäler, 88.  –  128 Die Liste folgt der Chronik von 1760, 124–135, Übersetzung, 162–171; ergänzt durch die Angaben in der Chronik des Jakob Milendunck und urkundliche Belege, die im einzelnen nachgewiesen werden.  –  129 ISF KB 45, fol. 244; ISF KB 46, fol. 420.  –  130 Student in Paris 1333, ISF KB 43, fol 62; Lickteig, German Carmelites, 425.  –  131 ISF KB 43, fol. 72.  –  132 ISF KB 46, fol. 422.  –  133 Genannt in einer Urk. vom 14.8.1416, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 72.  –  134 Z. B. 2.9.1446, ebd., Urk. 134.  –  135 12.11.1450, ebd., Urk. 150.  –  136 12.6.1452, ebd., Urk. 158.  –  137 21.5.1454, ebd., Urk. 164.  –  138 Z. B. 9.2.1468, ebd., Urk. 207.  –  139 Johannes Trip wird von Rosier, Overzicht, 47, als erster Prior des Reformklosters Moers bezeichnet.  –  140 16.8.1504, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 310. Walter von Stay war zuvor Pastor der Gelderner Pfarrkirche (ebd., Urk. 309 vom 4.4.1503). Dieses Amt behielt er auch als Provinzialprior.  –  141 Genannt in einer Urk. vom 24.11.1514, ebd., Urk. 332.   –  142 Matthias Nyrsanus wurde 1589 auch zum Rektor der Pfarrkirche präsentiert (ebd., Urk. 405) und erhielt

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1617 das Amt des Landdechanten. Zu seiner Person: Karl Keller, Der Gelderner Karmeliter Matthias Nyrsanus (um 1550–1622), Prior, Pfarrer und Provinzial in turbulenten Zeiten, Chronik 1760, Kommentar, 231–237.  –  143 LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 422.  –  144 ISF KB 45, fol. 84v.

Edeltraud Klueting 

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Geldern, ten Elsen Das erste Frauenkloster des Karmeliterordens entstand am 10. Mai 1452 durch Umwandlung der Beginengemeinschaft „ten Elsen“ in Geldern in einen klausurierten Schwesternkonvent nach der Regel des Karmel. Mit der päpstlichen Approbation der Aufnahme von Frauen in den Orden durch die Bulle „Cum nulla“ wurde Generalprior Johannes Soreth zum Begründer des weiblichen Ordenszweiges. In der Eigenschaft, am Anfang des Zweiten Ordens zu stehen, erschöpft sich die historische Rolle von „ten Elsen“, das bis zu seiner Aufhebung 1802 keine weitere Bedeutung erlangte. Provinz Niederdeutsche Provinz (1452–1630), Belgische Provinz (1630–1663), Flandrobelgische Provinz (1663–1785), Niederdeutsche Provinz (1785–1802) Diözese Köln (1452–1559), Roermond (1559–1802) Lage An der Stelle des Karmelitinnenklosters „ten Elsen“ steht heute im Stadtzentrum von Geldern die Realschule. An das gänzlich verschwundene Kloster erinnert allein der Straßenname „An het wette Kloster“. In der Topographie der mittelalterlichen Stadt befand sich der Beginenhof, aus dem das Karmelitinnenkloster hervorging, am westlichen Stadtrand in der sog. Beginenstraße hinter dem Kirchhof (heute: Am Treppchen). An die Mauer des Kirchhofs baute der Konvent von „ten Elsen“ 1462 ein Haus an.1 Von dem 1306 gegründeten Kloster „onser lieuer vrouwen brueder“ trennte den Beginenhof nur ein Hausgrundstück, das 1449 in das Eigentum von zwei Schwestern der Beginengemeinschaft überging.2 Damit wurden beide Konvente zu unmittelbaren Nachbarn. Diese topographische Situation zeigt die Karte des Jacob van Deventer aus der Zeit um 1560, in der das Dach des Karmelitinnenklosters blau gekennzeichnet ist. Ein Grundrissplan der Stadt Geldern von 1764 vermittelt ebenfalls ein Bild von der unmittelbaren Nachbarschaft der beiden Klöster und ihrer Kirchen.3 Auch der Stadtplan von Geldern aus dem 17. Jh. und ebenso der „Grundriß von der Stadt Geldern“ von Peter Michael Buyx aus der Zeit um 1810 lassen die Lage des Karmelitinnenklosters nördlich der Klosteranlage der Karmeliter deutlich erkennen.4 Patrozinium Patron des Klosters war der hl. Josef. Siegel Das Konventssiegel (Wachssiegel) ist in drei Abdrücken aus den Jahren 1462, 1508 und 1514 erhalten.5 Sie stammen offenbar von demselben Typar. Das Rundsiegel zeigt die stehende Gottesmutter mit dem Kind auf dem rechten Arm unter einem gotischen Baldachin, in der linken Hand einen Lilienzweig haltend. Vor ihr kniet eine Karmelitin in Anbetungshaltung. Auf dem Abdruck von 1462 ist unter dieser Darstellung noch ein Wappenschild mit drei 2:1 gestellten Blüten erkennbar, von denen zwei noch erhalten sind. Die Umschrift ist zerstört [ Abb. S. 103 Nr. 13]. Als Oblatensiegel ist das Konventssiegel in einem Exemplar aus dem Jahr 1649 überliefert.6 Es zeigt dasselbe Siegelbild, unter einem gotischen Baldachin die stehende Gottesmutter mit dem Kind, vor der eine Karmelitin in Anbetungshaltung kniet. Die Umschrift ist unlesbar.

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GESCHICHTE Gründung und Gründungsausstattung Die äußere Entwicklung des Klosters wie auch das innere Leben des Konvents „ten Elsen“ entziehen sich weitgehend dem Blick der Forschung. Die strengen Klausurvorschriften der Ordensfrauen standen Kontakten mit der Welt außerhalb der Klostermauern entgegen – ihr Leben erfüllte sich in Gebet und Kontemplation in der Zurückgezogenheit der Zelle und der Schwesterngemeinschaft. Diese Lebenshaltung, die die Schwestern mit den geistlichen Unterweisungen ihrer Beichtväter einübten, schloss literarische Tätigkeit7 ebenso wie ein über die Innenwelt des Konvents hinausreichendes Wirken weitgehend aus. Das im Sinne des Ordensreformers Johannes Soreth angestrebte Ideal war die Ordensfrau, die ihre Seelen- und Geisteskräfte auf das Ziel richtet, „Tag und Nacht das Wort des Herrn zu meditieren und im Gebet zu verharren“ (Karmelregel, Kap. 10). Dieses Bild zeichnen vor allem die geistlichen Unterweisungen des Beichtvaters Thomas de Lemborc aus der Zeit um 1476/87 für den Konvent von Namur8 und die Predigten des Jan Pascha, die er zwischen 1507 und 1513 bei der Profess von Schwestern in dem Konvent von Vilvoorde gehalten hat.9 Während jedoch andere Frauenklöster des Karmeliterordens, die aus der Tätigkeit Soreths im niederländischen Raum hervorgegangen sind – etwa das Kloster in Vilvoorde – umfangreichere Archive hinterlassen haben, ist die Überlieferungssituation für das erste Frauenkloster des Ordens äußerst dürftig. Da Sachüberreste, liturgische Bücher, normative Quellen, Aufzeichnungen, die über anderes als Rechtsgeschäfte und die Ökonomie des Klosters Auskunft geben, bislang nicht bekannt sind, liegt die 350jährige Geschichte von „ten Elsen“ zwischen der Etablierung des Beginenkonvents als ordensangehöriges Kloster und der Aufhebung des Konvents weitgehend im Dunkel. Hingegen ist der Anfang des Klosters ein gut dokumentierter Meilenstein in der Geschichte des Ordens. Mit dem Anschluss des Beginenkonvents „ten Elsen“ an den Karmeliterorden am 10. Mai 1452 beginnt die Geschichte seines weiblichen Zweiges – eine späte Entwicklung, da die religiöse Frauenbewegung des 13. Jhs. als Movens der Entstehung der weiblichen Zweige der anderen Mendikantenorden an den Karmelitern vorbeiging. Sie wurden 1261 von Papst Alexander IV. mit der Bulle „Paci et tranquillitati vestrae“ von der Cura monialium dispensiert.10 Dennoch gibt es vereinzelte Beispiele dafür, dass sie von Fall zu Fall die Seelsorge für religiöse Frauen übernahmen, wie etwa in Florenz für die Mantellaten und Pinzocchere genannten Gemeinschaften religiöser Frauen. Der Konvent von „ten Elsen“ war eine der zahlreichen Beginengemeinschaften des niederländischen Kulturraums, der die heutigen Niederlande, den flämischen Teil Belgiens und den Niederrhein umfasste. Die Gelderner Beginen standen unter der geistlichen Leitung des dortigen Karmeliterkonvents, der in der Stadt Geldern die Pfarrseelsorge ausübte. Die Beginen erbaten 1452 von Johannes Soreth die Aufnahme in den Karmeliterorden, denn sie führten bislang ein religiöses Gemeinschaftsleben ohne Bindung an eine Ordensregel und ohne Klausur.11 Dass die Beginen diese von den Konzilien immer wieder verbotene,12 doch fak-

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I. Klöster vor der Säkularisation

tisch geduldete Lebensform aufgaben, entsprach nicht ihrem eigenen Wunsch, sondern wurde durch äußeren Druck verursacht. Kardinallegat Nikolaus von Kues kam auf seiner Visitationsreise vom Sommer 1451 bis zum Frühjahr 1452 mehrmals in den Nordwesten des Reiches und erneuerte dort das Verbot des Gemeinschaftslebens ohne Klausur.13 Die Provinzialkonzilien von Mainz (eröffnet am 14. November 1451) und Köln (eröffnet am 22. Februar 1452) erließen Synodalstatuten, deren Kanon „De reformatione monasteriorum“14 den Beginengemeinschaften die Lebensgrundlage entzog. Sie ordneten für alle religiösen Frauen strengste Klausurvorschriften an und verboten darüber hinaus die Gründung neuer Beginen- und Begardenkonvente und Schwesterngemeinschaften. Die bestehenden Gemeinschaften sollten eine approbierte Ordensregel annehmen. Darauf reagierten die Beginen in Geldern mit der Bitte um Aufnahme in den ihnen vertrauten Karmeliterorden. Johannes Soreth, Ordensgeneral von 1451 bis 1472, entsprach dem Wunsch und nahm sie gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Generalprior auf dem Provinzkapitel in Köln am 10. Mai 1452 als erstes Frauenkloster in den Orden auf.15 Erst im zweiten Schritt verfolgte er die rechtliche Absicherung der Aufnahme der geldrischen Beginen. Dabei kamen ihm die zur gleichen Zeit von dem Florentiner Prior Bartolomeo di Tommaso Soderini zur Klärung der Stellung der Mantellaten und Pinzocchere ausgegangenen Bemühungen zu Hilfe. Den Rechtstitel verlieh Papst Nikolaus V. am 7. Oktober 1452 mit der Bulle „Cum nulla“.16 Er wird damit begründet, dass die religiösen Frauengemeinschaften im Umfeld der Karmeliter bisher nicht von der Kirche approbiert sind: „Weil keine Gemeinschaft von Gläubigen rechtlich anerkannt wird, die unter irgendeiner religiösen Form ohne die Erlaubnis des Papstes entstanden ist“.17 Papst Nikolaus V. übertrug dem Karmeliterorden ausdrücklich dieselben Rechte zur Aufnahme von Gemeinschaften in den Orden, wie sie die Dominikaner und die Augustinereremiten bereits besaßen. Wörtlich genannt werden die religiösen Jungfrauen und Witwen im allgemeinen, und dazu Beginen und Mantellaten, womit wohl die Beginengemeinschaft in Geldern und die Frauenkommunität in Florenz angesprochen sind. Sie wurden dem Karmeliterorden kraft päpstlicher Autorität unterstellt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland bestätigte Johannes Soreth am 14. Oktober 1453 die Aufnahme der Beginen von „ten Elsen“ in den Orden sowie ihren Habit und ihre Profess auf der Grundlage der apostolischen Approbation.18 Er verfasste auch Statuten für die rasch wachsende Zahl der zu Karmelitinnenklöstern umgewandelten Beginengemeinschaften in der Niederdeutschen Provinz. Sie müssen heute als verschollen gelten.19 Doch wurde die kanonische Errichtung des Zweiten und des Dritten Ordenszweiges 1452 noch nicht vollzogen. Das geschah erst mit der Bulle „Dum attenta“ („Mare Magnum“ Carmelitarum) vom 28. November 1476, mit der Sixtus IV. den Orden der Karmeliter mit den anderen Bettelorden rechtlich gleichstellte.20 Damit lässt sich die historische Rolle der Beginen von „ten Elsen“ kennzeichnen. Sie begründeten parallel zu der gleichzeitigen Entwicklung in Florenz durch

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die Annahme der Karmelregel, Ablegen der dreifachen Gelübde und Übernahme der Klausurvorschriften den kontemplativen weiblichen Ordenszweig. Die Aufgaben der Seelsorge für den Frauenkonvent übertrug Johannes Soreth dem benachbarten Karmeliterkonvent, der sie bis zum Ende beider Klöster 1802 behielt. Wie die Brüder pflegten auch die Schwestern das Stundengebet nach dem Jerusalemer Heilig-Grab-Ritus gemäß dem von Sibertus de Beka verfassten Ordinale, das bis 1580 in Gebrauch war.21 Aus den wenigen Quellen, die sich von dem Konvent „ten Elsen“ erhalten haben, lässt sich deutlich ablesen, dass die Umwandlung von einer Beginengemeinschaft zu einem Konvent von Ordensfrauen mit der Aufnahme in den Orden nicht vollzogen war. Die Umgestaltung wurde von den Akteurinnen der ersten Generation noch nicht vollendet; frühestens können die Schwestern der zweiten Generation von ihrer geistlichen Formung her als Karmelitinnen angesehen werden. Zudem mussten die ökonomischen Voraussetzungen geschaffen werden, um die Beginen, die ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst erwirtschafteten, in einen klausurierten Konvent umzuwandeln, der von Renten- und Pachteinnahmen leben konnte. Die erste Generation ist namentlich festzumachen an der Schwester Katryne ter Horst, die schon 1449 als Schwester und später als „Mutter“ des Beginenhauses bekannt ist. Sie erscheint auch ein Vierteljahrhundert nach der Umwandlung, 1477, noch als Begine und geistliche Schwester des Konvents von „ten Elsen“,22 wenngleich das Kloster bereits 1466 durch die Schwester Bave Dirx an der Gründung des Karmelitinnenklosters in Haarlem mitwirken konnte. Dennoch wurden erst ihre Nachfolgerinnen in der zweiten Generation um die Jahrhundertwende zum Konvent der Schwestern Unserer Lieben Frau.23 Sie übernahmen dann auch Verpflichtungen zum Gebetsgedächtnis.24 Weitere Entwicklung Über das Schicksal der Ordensfrauen, z. B. in den Kriegen, die das Herzogtum Geldern im 16. und 17. Jh. heimsuchten, haben sich keine Nachrichten erhalten. Als die Stadt Geldern im Achtzigjährigen Krieg in den Jahren 1579–1587 der Utrechter Union beigetreten war und die Katholiken in die Verbannung gezwungen wurden, flüchteten die Karmeliter und mit ihnen sicher auch die Karmelitinnen von „ten Elsen“ in andere Klöster der Niederdeutschen Provinz. Sie kehrten nach der Vertreibung der republikanischen Garnison 1587 wieder nach Geldern zurück. 1590 veranlassten der Ordensgeneral Giovanni Battista Caffardi und der Prior des Gelderner Karmeliterkonvents Matthias Nyrsanus die Inkorporation des Konvents von Nieukerk25 [ Nieukerk]. Bei der Belagerung der Stadt Geldern 1594 wichen die Schwestern nach Xanten aus.26 Anschluss an Reformen Im Zuge der Neuordnung der Belgischen Ordensprovinz gab es unter dem Einfluss der Infantin Isabella Clara Eugenia von Spanien Bestrebungen, neben einer Reihe von Männerklöstern auch die beiden Frauenklöster in Geldern und Vilvoorde von der Niederdeutschen Provinz zu trennen und der 1597 errichteten Provincia Belgica einzugliedern. Papst Urban VIII. bestätigte den

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Anschluss dieser niederdeutschen Klöster an die Belgica am 22. März 1630.27 Nach der Teilung der Provinz in die Flandro- und die Gallo-Belgica 1663 gehörten Geldern und Vilvoorde der Flandro-belgischen Provinz an. Damit kam „ten Elsen“ in den Einflussbereich der Erneuerungsbewegung der Beschuhten Karmeliter, die von Philippe Thibault ausging und gewann Anschluss an die Tourainer Reform, die eine Vertiefung des spirituellen Lebens suchte. Dabei ging der Reformimpuls von dem Kloster Vilvoorde in den habsburgischen Niederlanden aus, das sich 1644 der Reform angeschlossen hatte. Es sandte zwei Schwestern – Joanna (Croy) a Jesu Maria und Maria Angela (de Clercq) a S. Josepho – nach Geldern, die am 6. Juni 1644 die Reform im Konvent von „ten Elsen“ einführten.28 Die beiden gewannen elf Mitglieder des Konvents für die Reform, erneuerten das geistliche Leben und kümmerten sich zugleich auch um die Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters. Die Zuwendung der Ordensfrauen zur Tourainer Reform lässt sich an folgendem Kennzeichen ablesen: Sie fügten ihrem Vor­namen nun ein Attribut bei – wie die Priorin Catharina van S. Ignace im Jahr 1668, Christina a S. Joanna und Joanna a S. Catharina 1682. Infolge des Anschlusses an die Reformbewegung lässt sich eine rege Bautätigkeit feststellen, wie sie auch die Brüderkonvente betrieben, die der Tourainer Reform angehörten. 1645 ließ die Priorin Joanna Croy eine neue Pforte bauen; an Wirtschaftsgebäuden entstanden ein Brauhaus, ein neuer Kornspeicher und Ställe. Weiterhin wurde eine Schule eingerichtet. Welche Rolle sie für die Mädchenbildung spielte, bleibt gänzlich im Dunkeln, da von ihr kaum mehr als die Tatsache ihrer Einrichtung bekannt wird. Die einzige bekannte Pensionatsschülerin, Isabella Theodora Lucia Portmans, wurde 1732 in Geldern getauft und trat 1752 in den Teresianischen Karmel in Roermond ein. Im 18. Jh. flüchteten die Schwestern des Karmels „ten Elsen“ wiederholt vor den Kriegswirren und fanden Aufnahme im Karmel Elzendaal in Boxmeer.29 So zogen 1735 nach der Explosion des Pulverturms in Geldern fünf Schwestern nach Boxmeer und blieben dort vier Monate, 1757 kamen wegen der Belagerung Gelderns zunächst drei und 1758 dann acht Schwestern nach Boxmeer.30 Aufhebung des Klosters Das Ende des Klosters „ten Elsen“ kam mit dem Aufhebungserlass der Konsularregierung vom 9. Juni 1802 (publiziert am 2. Juli 1802), mit dem die geistlichen Korporationen und Stiftungen in den vier rheinischen Departements, die der französischen Republik integriert waren, aufgehoben und ihre Besitzungen nationalisiert wurden.31 Am 15. August 1802 wurde der Konvent aufgelöst. Vier Schwestern zogen nach Boxmeer in das Kloster Elzendaal und blieben dort fünf Jahre, bis die Furcht vor dessen drohender Aufhebung sie zwang, Boxmeer wieder zu verlassen.32 Konventsstärke Der Provinzhistoriograph Jakob Milendunck teilt für das Jahr 1574 die Zahl von 34 konventsangehörigen Schwestern mit.33 Nach dem Anschluss an die Tourainer Reform legten 1667 drei und 1690 vier Schwestern Profess ab.34 1671

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bestand der Konvent aus der Priorin und 29 Schwestern.35 Die bisherigen Räumlichkeiten wurden zu eng. Neubauten von zwei Flügeln mit Zellen und Sprechzimmern sowie die Grundsteinlegung für einen Neubau der Kirche sind für das Jahr 1662 bezeugt.36 Der preußische Adresskalender von 1787 verzeichnet die Namen der Inhaberinnen der Ämter der Priorin, Subpriorin und Prokuratorin sowie den Beichtvater aus dem Gelderner Karmeliterkloster.37 Als die französische Konsularregierung im Jahr 1798 den Personalstand aller Klöster in den vier rheinischen Departements erhob, bildeten 15 Karmelitinnen den Konvent des Klosters „ten Elsen“. Nach Ausweis der Bevölkerungszählung des Jahres 1799 lebten dort neben ihnen auch sechs „pensionnaires“.38 Da die Aufnahme von Novizen am 9. Februar 1798 generell verboten wurde, konnte der Personalstand seitdem nicht mehr wachsen und betrug bei der Aufhebung des Klosters am 15. August 1802 (27. Thermidor an X) unverändert 15 Schwestern – neben der 46jährigen Priorin Maria Angela Busch 14 Schwestern im Alter von 31 bis 80 Jahren.39 Bruderschaft Unter dem Priorat der Joanna von Croy entstand am 19. März 1646 an der Klosterkirche eine Josefs-Bruderschaft, die von Papst Alexander VII. eine Ablassurkunde erhielt.40 Besitz und Einkünfte Seinen Grundbesitz erhielt das Kloster in den meisten Fällen durch Schenkungen oder als Mitgift der eintretenden Schwestern. Einige gezielte Käufe dienten der Arrondierung und Erweiterung des Klosterareals und der -gebäude, wie z. B. der Kauf eines Nachbarhauses 1467 und einiger Gärten in seiner unmittelbaren Nachbarschaft. Als älteste nachweisbare Besitzung außerhalb der Stadtmauern erwarb die Mutter des Beginenkonvents, Katharina ter Horst, am 7. Mai 1452 sechs Morgen Land.41 Im Jahr 1455 wurde der Hof ter Hoeven im Kirchspiel Wetten dem Kloster zugunsten der Schwestern Aleit ter Hoeven und Catharina Neyers übertragen. Als zweite größere Besitzung im Kirchspiel Wetten erhielt das Kloster 1509 den Hof Erritkamp durch eine Schuldverschreibung von 800 Goldgulden. Weiterer Streubesitz lag in den Kirchspielen Wankum, Vernum, Straelen, Rheurdt, Schaephuysen, Wachtendonk, Nieukerk und in der Herrlichkeit Walbeek. Im 17. und 18. Jh. konzentrierte das Kloster seine wirtschaftliche Tätigkeit auf die Geldwirtschaft, indem es seine Überschüsse an Geld und auch die Mitgiften der Professschwestern in Darlehen und Rentverschreibungen mit dem üblichen Zinssatz von 5 Prozent p. a. anlegte. So war ihnen etwa Arnold Adrian Frhr. von Hoensbroech 1658 die Summe von 950 Gulden und Cornelius von Wyenhorst zu Geisberg 1663 die Summe von 1500 Rtlr. schuldig.42 Die französischen Aufhebungskommissare verzeichneten 1802 in ihrem Etat général Immobilien im geschätzten Gesamtwert von 19.630 Francs, und zwar den Erritkampshof, den Hof Terhoeven, Ländereien mit einer Windmühle in Nieukerk sowie sieben weitere Grundstücke in Geldern, Walbeck und Nieukerk. Die jährlichen Zins-, Renten- und sonstigen Geldeinnahmen bezifferten sie auf 2158 Francs.43

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ARCHIV Aus dem Archiv des Klosters sind 17 Urkunden im Original erhalten, dazu kommen vier Aktenfaszikel mit Urkundenkopien und Einkünfteverzeichnissen sowie ein Kopiar des 18. Jhs. mit einer Reihe abschriftlich überlieferter Urkunden.44 Einzelne Urkunden finden sich darüber hinaus im Archiv des Gelderner Karmeliterklosters sowie im Archiv von Schloss Haag.45 Der Chronist der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck († 1682), behandelt allein die Gründung des Klosters „ten Elsen“ auf eineinhalb Seiten seines „Elenchus“ (ISF KB 46, fol. 681r/v). Weiteres Interesse an der Entwicklung des Klosters hatte er nicht, denn es gehörte zu seinen Lebzeiten nicht mehr zu seiner Provinz. Das Nekrologium des Karmels „Unserer Lieben Frau vom Trost“ in Vilvoorde (Belgien) enthält verstreute Nachrichten zum Anschluss an die Tourainer Reform.46 Die 1677 von dem Gelderner Karmeliter Wilhelm a S. Thoma Aquinate verfasste Chronik des Gelderner Karmeliterklosters enthält einige (unselbständige) Nachrichten über die Gründung sowie über die Reform des Klosters („Chronologica descriptio Carmeli Gelriensis cum praevia notitia ipsius Gelriae, a R. P. Guilielmo a S. Thoma Aquinate elaborata 1677“). Eine 1901 von Joseph Kersten angefertigte Abschrift beruht im Nederlands Carmelitaans Instituut in Boxmeer. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Bauliche Überreste des Karmelitinnenklosters haben sich nicht erhalten. Eines der ursprünglich drei Häuser, die vor 1400 zu dem Beginenkonvent „ten Elsen“ zusammenwuchsen, wurde zur Klosterkapelle umgebaut,47 die auf dem Stadtplan aus dem 17. Jh. erkennbar ist. Der Glockenturm aus dem Jahr 163848 wurde bei dem Bombardement Gelderns durch die Preußen 1703 zerstört. Der Neubau der Kirche wurde im April 1709 begonnen und in wenigen Monaten vollendet.49 Der Bischof von Roermond weihte die Kirche im Jahre 1710 zu Ehren des hl. Josef und der hl. Maria Magdalena von Pazzi.50 Vermutlich stammt das 1737 hergestellte Hungertuch, das heute die Pfarrkirche St. Maria Magdalena besitzt, aus der Kirche der Karmelitinnen.51 Ein Grabstein der Priorin Margaretha Theresia Verbeeck aus dem Jahr 1629 wird in der Chronik 1760 erwähnt.52 PRIORINNEN Catharina (Katryne) ter Horst 1452–146253 – Heilken van Aken 146754 – Catharina (Katryne) ter Horst 1473–1477 – Mechteld Papen 150855 – Elisabeth van Issum 1527, 152956 – Mechtild (Mechteit) van Eyll 1533–154557 – Elisabeth van Issum 1549 – Margaretha Theresia Verbeeck 1613–1626, † 8.11.162958 – Maria Peters 1630–163159 – Maria ingen Siep 163860 – Joanna Clara a Jesu Maria (von Croy) 1644–164961 – Catharina a S. Francisco 1660, 1665 – Maria a S. Josepho62 (Gräfin de Récamé) 1661 – Margareta a S. Bernardo (Rijntghens) 166263 – Catharina van S. Ignace 166864 – Maria Angela a S. Josepho 168165 – Isabella a S. Alberto (Const) 1711 – Christina a S. Joanna (ten Daer) 171266 – Maria Norbertina a S. Luciana (Nellissen) 178767 – Maria Angela Busch 1793–180168.

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LITERATUR Titus Brandsma, Art. Carmes. In: Dictionnaire de Spiritualité II/1, 1937, 168f. – Claudio Catena, Antiquae Constitutiones Monialium Carmelitarum. In: AOC 17, 1952, 195–326 – Ders., Le donne nel Carmelo Italiano. In: Carmelus 10, 1963, 9–55 – Findbuch Schloss Haag – Stefan Frankewitz, Die Denkmäler der Stadt Geldern Geldern 2001, 104 (Geldrisches Archiv 6) – Grosso, Jean Soreth – Antoine Jacobs, Geldern, H. Jozef. In: MCN, 217–235 – M. Josefine Ther., Der Welt erstes Karmelitessenkloster lag an der Veerter Straße in Geldern. In: Geldrischer Heimatkalender 1975, 1974, 114–120 – Klueting, Beginen – Dies., Geldern, ten Elsen, Karmelitinnen. In: NrhKB 2. Im Druck – Thomas Motta Navarro, Tertii Carmelitici saecularis Ordinis historico-iuridica evolutio. Rom 1960, 40–45 (TSHC 4) – Panzer, Observanz und Reform – Stefano Possanzini, Il beato Giovanni Soreth e le Monache Carmelitane. In: Carmelus 49, 2002, 117–136 – Ludovico Saggi, Originale Bullae „Cum nulla“ qua Nicolaus V canonice instituit II et III Ordines Carmelitarum. In: AOC 17, 1952, 191–194 – Smet, Carmelites 3, 2, 534 – Ders., Cloistered Carmel. A brief history of the Carmelite nuns. Rom 1986 – Ders., Karmeliten, 125, 139f. – Adrianus Staring, The Carmelite Sisters in the Netherlands. In: Carmelus 10, 1963, 56–92.

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14.3.1462, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 190 und 191.  –  2 20.4.1449, LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Urk. 1.  –  3 LAV NRW R, Karten 3745. Ausschnitt abgebildet in: Heinrich Janssen/Udo Grote, Zwei Jahrtausende Gesch. der Kirche am Niederrhein. Münster 1998, 178, Nr. 110a.  –  4 Karte von 1560: Peter H. Meurer, Topographia Geldriae. Ein Kat. der hist. Pläne und Ansichten von Stadt und Festung Geldern. Geldern 1979 (Veröff. des Hist. Vereins für Geldern und Umgegend 80), Nr. 1 – Abb. (Ausschnitt) des Stadtplans aus dem 17. Jh. im Geldrischen Heimatkalender 1975, 115 – Abb. mit Erläuterungen zu dem Grundriss von Peter Michael Buyx: Robert Plötz/Hans Stratmans, Gelria duplex. Innen und Außen. In: Geldrischer Heimatkalender 2000, 12–16 (mit beiliegender Farbtafel) – Neuzeichnung der „Mittelalterliche[n] Topographie der Stadt Geldern“: Stefan Frankewitz, Die geldrischen Ämter Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter. Geldern 1985 (Veröff. des Hist. Vereins für Geldern und Umgegend 87), 67.  –  5 15.3.1462, LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 191; 27.9.1508, ebd., Urk. 318. Abdruck an der Urk. vom 19.11.1514 abgebildet: Findbuch Schloss Haag, 187, Nr. 958.  –  6 13.3.1649, LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Akte 1, fol. 11.   –  7 Vgl. dagegen die literarische Tätigkeit der Schwesternhäuser der „devotio moderna“, die Monika Costard am Beispiel der Schwesternhäuser Nazareth in Geldern und St. Andreas in Sonsbeck exemplarisch darstellt, Monika Costard, Spätmittelalterliche Frauenfrömmigkeit am Niederrhein. Gesch., Spiritualität und Handschriften der Schwesternhäuser in Geldern und Sonsbeck. Tübingen 2011 (Spätmittelalter, Humanismus, Reform 62).  –  8 Edeltraud Klueting, Thomas de Lemborc and his „Exhortation“ for the Carmelite Sisters in Namur. Im Druck in: La dimensione contemplativa del Carmelo. Secoli XIII–XV. Atti del Seminario interdisciplinare di studio, Roma, 3–7 novembre 2010.   –  9 Andreas H. Scholten, „Want dit cloestere is een paradijs Gods...“. Spätmittelalterliche Predigten von Jan Pascha und Gielis de Leeuw zu Einkleidungs- und Professfeiern im Karmelitinnenkloster Vilvoorde bei Brüssel. Tl. 1. Predigt im Spannungsfeld von Liturgie und Literatur. Untersuchungen zur Kontextualisierung einer mittelniederländischen Predigtsammlung. Tl. 2. Hs. Gent 963, Edition der Predigten. Phil. Diss. Münster 2010; Ders., „Ende als alle die werelt gherne soude ten dansse gaen, dat wij dan ­sullen in ons gebeth gaen!“ Entzifferung eines verlorenen Sprechkontextes anhand einer spät­

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mittel­alter­lichen Predigths. aus dem Karmelitinnenkloster „Onze Lieve Vrouw van Troost“ in Vilvoorde bei Brüssel. In: Heidemarie Specht/Ralph Andraschek-Holzer (Hg.), Bettelorden in Mitteleuropa. Gesch., Kunst, Spiritualität. St. Pölten 2008 (Beitrr. zur Kirchengesch. Nieder­ österreichs 15), 740–759.   –  10 Bulle „Paci et tranquillitati vestrae“ vom 7.3.1261; Druck: Bull. Carm. 1, 20.  –  11 „quae huc usque sine regula steterunt, ut eas ad regulam nostri sacri ordinis recipere vellemus“, ISF KB 46, fol. 681r.  –  12 Concilium Viennense, c. 16 und c. 28. Josef Wohlmuth (Hg.), Dekrete der ökumenischen Konzilien. 2. Konzilien des Mittelalters. Paderborn 2000, 374, 383f.  –  13 Erich Meuthen, Acta Cusana. Quellen zur Lebensgesch. des Nikolaus von Kues. Bd. 1, Lfg. 3a: 1451 Januar – September 5, Bd. 1, Lfg. 3b: 1451 September 5 – 1452 März. Hamburg 1996; Dekret „Quoniam multorum“ vom 6. 8.1451 in 1/3a, Nr. 1585.  –  14 Beschlüsse des Provinzialkonzils von Mainz, 3.12.1451, Acta Cusana 1/3b, Nr. 2064, Z. 65–72 mit der Betonung auf der Klausurvorschrift; Provinzialkonzil von Köln, 8.3.1452, Acta Cusana 1/3b, Nr. 2343, Z. 115–118 mit der allgemeinen Bestimmung, dass die Religiosen „ad observanciam regularis vite constringant“.  –  15 ISF KB 46, fol. 681r.  –  16 „Cum nulla“ vom 7.10.1452, Bull. Carm. 1, 233f. und Saggi, Originale Bullae, 194.  –  17 „Cum nulla fidelium conventio sub aliquo religionis colore absque summi pontificis potestate fieri valeat“.  –  18 ISF KB 46, fol. 681v, Datierung: Moers, 14.10.1453.  –  19 Edition der ältesten Statuten der Karmelitinnen: Catena, Antiquae Constitutiones Monialium Carmelitarum. Catena weist darauf hin, dass die ältesten Statuten aus dem Konvent Nazareth (Les Coets) in Vannes aus der Zeit um 1500 die Bestimmung enthalten, dass die Nonnen die Lebensgewohnheiten der Beginen aufgeben sollen, „en laissant toutes autres ceremonies des Beguines et non regulieres“, 197.  –  20 Bull. Carm. 1, 319–346.  –  21 Ordinaire de l’Ordre de Notre-Dame du Mont Carmel par Sibert de Beka (vers 1312), publié d’après le manuscrit original et collationné sur divers manuscrits et imprimés par le R.P. Benedict Zimmermann OCD. Paris 1910 (Bibliothèque Liturgique 13).  –  22  1.6.1456, „suster Katrynen ter Horst begyn in der tyt moeder ende den gemeynen sustern ende begynen des conventz ten Elzen bynnen Gelre“, LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Urk. 2; 18.10.1477, „Catharina ter Horst, moeder der liever geistlicken sustern des Convents ten Elsen“, ebd., Urk. 4.   –  23 7.12.1545, „eyrbare suster Mechteit van Eyl matersche und suster Metgen Meiners procuratorsche sconventz onser lieuer vrouwen susteren binnen Gelre achter den keirchoff genant ten Eylschen“, ebd., Urk. 5.  –  24 19.11.1514, Quittung des Klosters über eine Memorienstiftung des Erbmarschalls Johann von Boedberg, Findbuch Schloss Haag, 187, Nr. 958. Dort ist das Konventssiegel abgebildet.  –  25 LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 560, 561. Siehe auch Staring, Carmelite sisters, 60.  –  26 Erklärung vom 17.6.1613, LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Hs. 1, p. 122.  –  27 Panzer, Observanz und Reform, 281.  –  28 NCI, Chronologica descriptio Carmeli Gelriensis, 467.  –  29 Zum Kloster BoxmeerElzendaal: MCN, 97–127.  –  30 NCI, AP 1251, Nr. 1, 5, 8.  –  31 Schieder, Säkularisation und Mediatisierung, 1, 26.  –  32 NCI, AP 1251, 11f.  –  33 ISF KB 46, fol. 681v.  –  34 LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 78r.  –  35  Leopold Henrichs, Das alte Geldern. Gesammelte Schriften zur Stadtgesch. Geldern 1971, 129.  –  36 NCI, Chronologica descriptio Carmeli Gelriensis, 468f.  –  37 Adress-Kalender von den im Fürstenthum Minden, [...] Herzogthum Geldern [...] befindlichen hohen und niedern Collegien, Instanzien und Expeditionen, Magistraten, Universität, Kirchen, Schulen, Stiftern, Klöstern, und in öffentlichen Aemtern stehenden Personen, auf das Jahr 1787. Vorhanden im KA Kleve in Geldern, Rh. 290.  –  38 LAV NRW R, Roer-Dep. Nr. 1708 I, Heft 3, verzeichnet Nr. 1075–1089 die Religiosen, Nr. 1090– 1095 die „pensionnaires“.  –  39 Aufhebungsakten: LAV NRW R, Roer-Dep. Nr. 411, Nr. 436 (fol. 65–77), Nr. 3512 (fol. 4, 9, 51, 53, 83), Nr. 3517.  –  40 NCI, Chronologica descriptio Carmeli Gelriensis, 468.  –  41 LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 155.  –  42 Findbuch Schloss Haag, Nr. 621, Nr. 1903.  –  43 LAV NRW R, Roer-Dep. Nr. 422 I, Nr. 17, fol. 152r–157v. Die Besitzstandsverzeichnisse von 1798 und 1801 bieten z. T. abweichende Angaben, ebd. Nr. 3512, fol. 9, und ebd., Nr. 3517.  –  44 LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Urk. und Akten, sowie Hs. 1.  –  45 LAV NRW R, Geldern, Karmeliter; Findbuch Schloss Haag Nr. 621, 958, 1803.  –  46 Archiv des Karmel Onze-Lieve-Vrouw ten Troost, Vilvoorde, inv. nr. 43, vgl. Gerrit vanden Bosch, Inventaris van het archief van het begijnhof van Steenvoort te Peutie (1230–1460) en van het klooster van geschoeide karmelitessen Onze-Lieve-

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Vrouw ten Troost te Vilvoorde (1469–1797). Brüssel 2000 (Brussel, Algemeen Rijksarchief, Bibliographische Inleiding tot de Belgische Kloostergeschiedenis vóór 1796, 31).  –  47  Chronik (Karmeliter Geldern) 1760, 44.  –  48 NCI, Chronologica descriptio Carmeli Gelriensis, 467.  –  49 Ebd., 469.  –  50 Johannes Knippenbergh, Historia ecclesiastica ducatus Gelriae. Brüssel 1719, 292.  –  51 Frankewitz, Denkmäler, 104.  –  52 Chronik 1760, 99.  –  53 LAV NRW R, Geldern, Karmeliter, Urk. 155; ebd., Geldern-ten Elsen, Urk. 2, Urk. 4; ebd., Geldern-Nazareth, Urk. 53.  –  54  Ebd., Geldern-ten Elsen, Urk. 3.  –  55 Ebd., Geldern, Karmeliter, Urk. 318.  –  56 Ebd., Geldern-ten Elsen, Hs. 1, p. 114–116.  –  57 Ebd., p. 135; ebd., Urk. 5.  –  58 Ebd., p. 122; ebd. Urk. 7 (20.6.1624), Urk. 8.  –  59 Ebd., p. 7, 127.  –  60 NCI, Chronologica descriptio Carmeli Gelriensis, 467.  –  61 Ebd., 467f.; LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Hs. 1, p. 11.  –  62 Nach Rosier, Overzicht, 115, starb sie 1661.  –  63 NCI, Chronologica descriptio Carmeli Gelriensis, 468.  –  64 LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Hs. 1, p. 13.  –  65 Ebd., p. 16f.  –  66 Ebd., p. 196–199.  –  67 Adress-Kalender 1787, 300.  –  68 LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Akte 1, fol. 27–29.

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Heilbronn Das vor der Stadt an der Straße nach Weinsberg gelegene Karmelitenkloster war das bedeutendste Kloster Heilbronns. Seine Gründung steht mit einem Bemühen um Reform in Zusammenhang, das um die Mitte des 15. Jhs. in der Provinz wirksam war und an das Generalprior Johannes Soreth anknüpfen konnte. Der Heilbronner Karmelitenkonvent überdauerte Reformation und Dreißigjährigen Krieg, obwohl die Reichsstadt Heilbronn, die die Schutzherrschaft ausübte, 1531 zum Protestantismus überging. Seine Auflösung ging mit der Mediatisierung Heilbronns einher, das 1802/03 an Württemberg fiel.1 Überregionale Bedeutung hat das Karmelitenkoster zu Heilbronn nicht erlangt. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Würzburg Lage 1487 wird erstmals ein Konventshaus in der heutigen Sülmer Straße 74 in Heilbronn erwähnt, das offenbar beim Aufzug der Karmeliten 1448 bezogen und solange von ihnen bewohnt wurde, bis die Konventsgebäude außerhalb der Stadt am nördlichen Ende der heutigen Karmeliterstraße fertiggestellt waren. Die dort 1442 erbaute Wallfahrtskapelle Unserer Lieben Frau zu den Nesseln ging offenbar in der 1458 geweihten Marienkirche auf. Das 1464 im Bau befindliche Konventsgebäude war 1478 fertiggestellt. Eine Ansicht um 1600 zeigt eine Vierflügelanlage, westlich davon das bereits kurz vor 1498 erstellte Prioratshaus mit Krankenhaus und eine Kapelle mit Gästehaus im Obergeschoss.2 Das bereits 1525 im Bauernkrieg schwer beschädigte Kloster wurde 1632 von den Schweden abgebrochen, das Gelände in der Folgezeit bis 1882 zur Erweiterung des seit 1530 bestehenden städtischen Friedhofs an der Weinsberger Straße verwendet.3 Die Karmeliten bezogen nun ihren Stadthof, zu dem das erste Konventshaus umgebaut worden war. Von 1739 bis 1743 wurde er barockisiert. 1803/04 diente der Bau als württembergische Kaserne, von 1853 bis 1869 als Pensionat und danach bis zur Zerstörung 1944 als Schule. Patrozinium Patronin des Klosters ist die Gottesmutter „zu den Nesseln“. Siegel Das Siegel des Konvents Maria zu den Nesseln zeigt in gotischer Architektur die Gottesmutter Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoß, links und rechts flankiert von je einem knienden Mönch (Karmeliter) in adoranter Haltung. Darunter die Jahreszahl 1488. Umschrift (teilweise schwer lesbar): S(IGILLUM) Conventui Ord(inis) S(An)C(Te) Marie in monte Carmeli Halprone(nsis) [ Abb. S. 104 Nr. 14].4 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Keimzelle der Klostergründung „zu den Nesseln“ war eine bereits bestehende Marienkapelle. 1442 soll eine Bauersfrau an einem von Brennnesseln überwucherten Marienbild nordöstlich von Heilbronn an der Straße nach Weinsberg eine wunderbare Erscheinung gehabt haben, die eine rege Wallfahrt auslöste. Nachdem der Rat der Stadt Heilbronn aus den Gaben der Wallfahrer zunächst eine Kapelle hatte bauen lassen,5 wandte er sich 1447 an den

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Karmelitenorden zwecks Betreuung der Marienwallfahrt. Johannes Mellerstadt, Provinzial der Oberdeutschen Provinz, schloss darauf am 19. September 1447 einen Vertrag mit der Stadt, die seinem Orden die Hofstatt der namengebenden Marienkapelle zu den Nesseln zur Gründung eines Klosters überließ. Der Vertrag regelte u. a., dass die Stadt den Bau des Klosters zu übernehmen hatte, dessen Wirtschaftsführung von zwei vom Rat bestellten und nur diesem verantwortlichen Pflegern beaufsichtigt wurde. Diese hatten u. a. die Bücher, Altargerät, Paramente und was sonst noch zum Gottesdienst der Karmeliten benötigt wurde, zu beschaffen, während das Kloster alles in Stand halten sollte. Auch die Personalstärke des Konvents wurde von der Stadt Heilbronn bestimmt und zunächst auf sechs Priester und drei Novizen festgelegt. In Kriegs- oder anderen Notzeiten sollte Heilbronn das Recht haben, das Klostergebäude abzubrechen und den Konvent in die Stadt zu verlegen.6 Am 4. Mai 1448 genehmigte Bischof Gottfried von Würzburg im Auftrag Papst Nikolaus V. die Errichtung eines Karmelitenklosters in Heilbronn.7 Über den Klosterbau und den Vertragsabschluss stellten die Provinz am 13. Mai 1451 und der Generalprior Johannes Soreth am 16. Juni 1452 je eine offizielle Bestätigung aus. Die erste königliche Schutzurkunde stammt von Maximilian I. aus dem Jahr 1494.8 Für seine Reformtätigkeit in der Oberdeutschen Karmelitenprovinz konnte ­Soreth an die Maßnahmen anknüpfen, die das Provinzkapitel am 9. Mai 1451 in Heilbronn beschlossen hatte. Nach Adalbert Deckert war der Ruf nach Erneuerung der Anlass zur Gründung des Heilbronner Karmelitenkonvents.9 Heilbronn war nach Smet einer der ersten Schwerpunkte der Reform in Deutschland, nicht zuletzt aufgrund des dortigen Wirkens von Johannes Benzenreuter, der sieben Jahre das Heilbronner Priorat innehatte. Immerhin hatte er seinen Heimatkonvent Neustadt am Kulm verlassen, um sich besser der Reform widmen zu können.10 [ Neustadt am Kulm] Mit den Planungen für die Konventsgebäude wird der Baumeister Hans von Mingolsheim in Verbindung gebracht, der auch am Langhaus der Heilbronner Kilianskirche tätig war. 1464 war er als Bürger in Heilbronn aufgenommen worden und sollte den Bau des Karmelitenklosters mit jährlich 25 Gulden versehen.11 Bis zur Fertigstellung der Klostergebäude bewohnten die Karmeliten ein Haus in der Stadt in der Nähe der Nikolaikirche, das sie nach ihrem Umzug als Pfleg- bzw. Stadthof weiter nutzten. Die Marienkapelle ging offenbar im Bau der Klosterkirche auf, die 1458 zu Ehren der Gottesmutter Maria, der Heiligen Johannes Baptist, Kilian und Burkhard geweiht wurde. In ihrem Chor wurde das „wundertätige“ Marienbild in einem besonderen verschließbaren Schrank, dem „Gerems“, aufbewahrt, der offenbar Teil des Hochaltars war. Papst Alexander VI. verlieh 1495 einen zehnjährigen Ablass an diejenigen Gläubigen, die das Karmelitenkloster an hohen Festtagen aufsuchten.12 Neben dem Maria geweihten Hochaltar sind fünf weitere Altäre erwähnt, darunter ein Sebastians- und ein Peter- und Paulsaltar.13 Da es seit 1504 eine Anna-Bruderschaft gab, lässt sich ein Annenaltar hier vermuten. Im Hochaltar wurden Reliquien der Heiligen Johannes Baptist, Bartholomäus, Laurentius, Ge-

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org, Sebastian, Christophorus, Anna, Agnes, Margaretha, Barbara, Dorothea, Ottilia und der 11.000 Jungfrauen verschlossen. In einem Altar im Schiff befanden sich weiterhin Reliquien der Heiligen Sebastian, Theodor, Lucius, Cyrill und Elisabeth. Trithemius erwähnt außerdem noch zwei beglaubigte Kreuzpartikel.14 Besitz, Stiftungen und Einkünfte Der auf sechs Priester-, zwei Laienbrüder und wenige Novizen begrenzte Konvent verfügte über nur wenig Besitz. Genannt werden Höfe in Flein, Frankenbach und Kochendorf, die Getreide an den klösterlichen Fruchtkasten abzuliefern hatten. 1490 kauften Prior und Konvent für 1500 Gulden einen Hof in Lautenbach. Neben zwei kleineren Fischteichen in nahegelegenen Orten gehörte ein großer 1465 östlich des Klosters künstlich angelegter See zum Besitz der Karmeliten. Da es zwischen 1495 und 1513 wegen dieses sog. Mönchsees immer wieder zu Streitigkeiten mit der Heilbronner Bürgerschaft kam, gab der Prior die Genehmigung, dass in Notzeiten Wasser durch einen Graben in die Stadt abgelassen werden durfte. Nach einer Überschwemmung in Heilbronn wurde der See gegen den Willen des Konvents schließlich vom Heilbronner Rat 1524 wieder trockengelegt.15 Für die Nutzung der städtischen Mühlen zahlte das Kloster jährlich an Martini 4 rheinische Gulden.16 Während der Amtszeit des Priors Johannes Benzenreuter als Provinzial der Oberdeutschen Provinz (1494–1497) bauten die Karmeliten ihm mit Wissen des Rats ein Haus in der Nähe des Klosters, das über ein Krankenhaus, eine Kapelle sowie einen großen Wein- und Obstkeller verfügte. Da dessen Größe dem Rat verdächtig schien, erließ er 1498 das Verbot, hier Handel und Gewerbe mit Wein zu treiben.17 1510 wurden Weingärten des Klosters durch die Pfleger verkauft, die den Erlös zum Kauf des für den täglichen Gebrauch nötigen Weins der Karmeliten anlegten. Förderung erfuhren die Karmeliten auch durch Adelsfamilien aus der näheren Umgebung, wie z. B. durch die Freiherren von Weiler, die Herren von Böckingen und die Familie von Thalheim, die erstmals 1454 in diesem Zusammenhang erscheint.18 1525 erhielt eine Freifrau von Gemmingen Zutritt zum Chor der Klosterkirche, um den Hochaltar zu besichtigen, den sie oder ihre Familie möglicherweise in Auftrag gegeben hatten.19 Neben Vertretern des Adels sind von Anbeginn auch Heilbronner Bürger als Stifter fassbar, die sich um ein Familienbegräbnis bei den Karmeliten bemühten.20 Das Begehren des ehemaligen Heilbronner Bürgers Kaspar Nenninger, 1518 seine Mutter in der Karmelitenkirche bestatten zu lassen, wo bereits ihre Kinder beigesetzt worden waren, wurde allerdings abschlägig beschieden. Sie wurde auf dem Friedhof der Karmeliten begraben.21 Die für Kapelle und Klosterbau gespendeten Almosen wurden von den städtischen Pflegern verwaltet. Geschenkte Esswaren fanden halb für den Klostertisch und halb für den Bau Verwendung. Messopfer fielen dem Tisch des Konvents zu. Eine Quelle jahrzehntelangen Streits mit der Heilbronner Pfarrkirche aber waren die dem Marienbild dargebrachten Spenden, auf die nicht nur die Karmeliten, sondern auch der Pfarrherr Anspruch erhoben, da die ursprüngliche Marienkapelle Filiale der Pfarrei St. Kilian gewesen war. 1478 versuchte der Würzburger

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Bischof einen Ausgleich zwischen Prior Johannes Benzenreuter und dem Pfarrherrn Johannes von Allendorf, der gleichzeitig Propst von St. Burkhart in Würzburg war, herbeizuführen. Er wandte sich an das unter Johannes Carpentarius zu Augsburg tagende Provinzkapitel, das dem Prior freie Hand ließ. Allendorf aber konnte bei dem als päpstlichen Richter eingesetzten Johannes Moler, Dekan der Würzburger Neumünsterkirche, erwirken, dass die Karmeliten wegen Ungehorsams exkommuniziert wurden.22 Nachdem sich Pfalzgraf Philipp von der Pfalz für sie eingesetzt hatte, schlichtete Bischof Rudolf von Würzburg schließlich am 16. Mai 1480 den Streit: Das Kloster sollte demnach sowohl die dem Bild dargebrachten als auch die dem Kloster auf den Altären oder durch seine Freunde und Pfleger zufallenden Spenden behalten, musste aber dem Kirchherrn 600 Gulden als Entschädigung zahlen.23 Bereits 1489 aber verzichteten der Provinzial Johannes Gropp und der nunmehrige Heilbronner Prior Johannes Beinträger auf Einkünfte des Marienbildes in Höhe von 1956 Gulden 11 Schilling, die zum Ausbau der zu klein gewordenen Pfarrkirche verwendet worden waren.24 Der Protest des späteren Provinzials Johannes Benzenreuter dagegen erwies sich als zwecklos, da der Ordensgeneral Ponce Reynaud 1498 diesen Beschluss ebenso bestätigte wie den bereits 1488 aufgrund eines Gutachtens der Heidelberger Juristenfakultät neu formulierten Klostervertrag mit der Stadt.25 Anschluss an Reformen 1482/83 hatte sich der Rat beim Provinzkapitel über Missstände im Karmelitenkloster beschwert. Die Konventsmitglieder hätten ohne Wissen des Priors das Kloster verlassen und nicht den Messen beigewohnt. Auch der Pförtner vernachlässige sein Amt und lasse sogar Frauen ein. Anstoß errege zudem das gemeinsame Schwimmen der Brüder mit Frauen im Mönchsee, der unkeusche Lebenswandel einzelner Brüder und die Ess- und Trinkgelage in der Fastenzeit. Besonders Prior Kuttler wird der Völlerei angeklagt. Der Bruder Simon Carnificis, dessen Heidelberger Universitätsstudium der Rat finanziert hatte, habe sich als ungehorsam erwiesen. Ornamente aus Perlen, Gold und Silber seien über die Klostermauer geworfen und verkauft worden. Auch habe der Kustos ohne Wissen der Pfleger Geld eingenommen.26 Die Karmeliten ihrerseits beschwerten sich bei Papst Innozenz VIII. unter Hinweis auf die „libertas ecclesiastica“ darüber, dass sich der Heilbronner Rat als Grundherr über das Kloster bezeichne, wo er doch nur sein Schirmer und Verweser sei. In einem 17 Punkte umfassenden Klostervertrag, der auch als „Heidelberger Vertrag“ erscheint, wurden die Rechte und Pflichten von Prior und Konvent von denen der städtischen Pfleger abgegrenzt. Die beiden vom Rat bestellten Pfleger hatten die Aufsicht über die Wirtschaftsführung und mussten einmal im Jahr vor dem Prior, der sie einsetzte, Rechnung ablegen. Besonders hervorgehoben seien hier die Punkte 12 und 13, die Einblick in das geistige Leben im Konvent gewähren. Hier wird geregelt, dass Bücher und andere Ornate, die zum Singen und Lesen notwendig sind, von Unserer Lieben Frau

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Almosen durch die Pfleger angeschafft werden sollen. Das Kloster aber solle sie „mehren und ziemlich halten“, also für deren Pflege sorgen. Soweit sie es könnten, sollten die Brüder die Bücher selbst illuminieren, einbinden und schreiben, während die Pfleger das Material beschafften.27 In einem daraufhin erstellten Inventar des Jahres 1524 wurden 372 große und kleine Bücher in der „Liberei“, im Gang davor an zwei Zellen noch 27 und im Chor der Kirche 13 Bücher gezählt.28 Offenbar verfügten die Karmeliten außerdem über ein eigenes Skriptorium. Dass die Ordensregel und die Konstitutionen im Heilbronner Karmelitenkonvent nach dieser Reform besser eingehalten wurden, zeigt ein Vorfall des Jahres 1502. Der Pförtner, ein Laienbruder, wurde ermordet, nachdem er einem Bittsteller, dem er zuvor Essen und Trinken gewährt hatte, den Zutritt zum Kloster verweigert hatte.29 1507 wandten sich die wieder zu Ansehen gelangten Karmeliten an den Rat als ihren „patron und schirmherrn“ mit der Bitte um Stellung zweier Baumeister zur Erweiterung ihrer Kirche, die für den Ansturm der Wallfahrer zu klein geworden war. Sie verfügten selbst über 100 Gulden, waren sich aber zukünftiger Hilfe christgläubiger Menschen sicher, sobald diese sähen, dass das Almosen dem Bau zugute komme. Nach anfänglichem Zögern wandte sich auch der Provinzial Johannes Fortis in diesem Sinn an den Rat, zumal man die Konkurrenz eines Erweiterungsbaus der Franziskanerkirche fürchtete, die innerhalb der Stadtummauerung gelegen dem Rat direkt vor Augen stand.30 Das Kloster begann mit dem Bau einer Kapelle beim Sebastiansaltar ohne Wissen des Rates, der aber 1510 nachträglich zustimmte, da genug Spenden eingegangen waren.31 Drei Jahre später allerdings bezeichnete ein unzufriedener Heilbronner Karmelit dem Rat gegenüber diese Erweiterung als „unnutzen und unnotlichen beuwen“, weswegen die viel wichtigere Renovierung des Kreuzganges, wo „dye faulen balcken sein herabgefallen“ auf die Wallfahrer, nicht habe erfolgen können. Gegen den Willen des Provinzials sei eine Stube auf die Kapelle beim Gasthaus, offenbar das Prioratshaus, gesetzt worden. Besonders schädlich für den Ruf des ganzen Konvents aber sei ein Häuslein, das ohne Wissen des Rats, „inmitten in den sehe auf seulen gesetzet“ worden sei und von der Bevölkerung als „hurnhauß“ bezeichnet werde. Weiter klagte er über den Kellner, der die beim Kloster verschuldeten Bauern zu Tisch lade, statt sie zu pfänden und vor allem über den Konventualen Wolfgang Berlin, der vier Jahre lang keine Messe mehr gehalten habe.32 Als Indiz für den erneuten Niedergang des inneren Lebens im Konvent werden nicht zuletzt die Umstände, die zur Amtsenthebung Heinrich Seitzenweilers führten, vom Rat ins Feld geführt. Der Prior hatte sich stets beim Rat um die Verbesserung der Verhältnisse für seinen Konvent eingesetzt und 1517 sogar eine Neuregelung des Heidelberger Vertrags erreicht, indem ihm die ganze Haushaltung des Klosters übertragen wurde. 1518/19 verrechnete er aus den Wallfahrtsgefällen 365 Gulden, aus Beichtgeldern, Votivmessen, Exequien Verstorbener und Beisteuern zum Schmuck der Kirche 189 Gulden, aus Zinsen 170 Gulden, wozu noch Eingänge von Leibeigenen und durch Testamente kamen. Am 11. Juni 1524 wurde er dann eingekerkert. Grund sei nicht allein gewesen, dass er die Stadt Heilbronn nicht als

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Gründer des Karmelitenklosters anerkennen wollte, sondern vor allem die Schwängerung einer Witwe, deren Beichtvater und Geliebter er jahrelang gewesen war. Es lässt sich schwer entscheiden, inwieweit Seitzenweiler hier Opfer vorreformatorischer Propaganda wurde. Immerhin schwor er am 23. Juni 1524 Urfehde und bekannte sich zu den gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen. Unter Tränen verabschiedete er sich von seinem Konvent. Ein Jahr später bemühte er sich beim Rat vergeblich um Wiederaufnahme in Heilbronn und verstarb 1531 in Reutlingen.33 Sein Nachfolger wurde der mit der Prüfung der Angelegenheit beauftragte Dinkelsbühler Prior Ludwig Müller. Eine um diese Zeit erfolgte Inventur gibt Einblick in die Vermögensverhältnisse sowie die Größe von Archiv und Bibliothek. Aufgezählt werden 17 namhafte Monstranzen, Bilder und Kreuze, 52 Fuder Wein, 450 Malter Korn in Kloster und Stadthaus, 120 Malter Dinkel und 30 Malter Hafer sowie 49 Gültbriefe auf 3543 Gulden verliehene Gelder. Kurz vor der Reformation besaß das Kloster noch einen Hof in Erlenbach, den Rohrbachhof zu Böckingen, einen Hof zu Flein, Hofgüter zu Obergrießheim und einen Hof zu Lautenbach, der 1537 gegen den Willen des Konvents von der Stadt an Eberhard von Gemmingen zu Bürg für 2500 Gulden verkauft werden sollte. Reformation Ende 1524 warf die Reformation ihre Schatten voraus. Die Karmeliten beschwerten sich nun erstmals beim Rat über einen fremden Prediger an St. Nicolai, der sie geschmäht und die Verehrung der Muttergottes als Ketzerei bezeichnet habe: Die bisher bei ihnen geschehenen Wunder habe er als „Teufelswerk“ bezeichnet und zu allem Übel wolle er „das byld verbrennen“.34 In der Nacht des 2. April 1525 beschlossen dann die Bauern, „mit den Karmeliten zu Nacht zu essen,“ d. h. das Kloster zu plündern. Die Pfleger rieten dazu, Korn und Wein zu flüchten, worauf die Brüder auf Geheiß des Priors an Gründonnerstag in ihren Heilbronner Stadthof zogen. Am Karfreitag gingen sie wieder hin­aus ins Kloster vor der Stadt, um im Chor der Klosterkirche ihre Obliegenheiten zu verrichten. Als gegen ein Uhr mittags Sturm geläutet wurde, da sich die Bauern auf das Karmelitenkloster zu bewegten, flohen die Karmeliten erneut in die Stadt, wo bewaffnete Bürger ihren Weg bis zum sicheren Stadthof säumten und sie noch dazu verspotteten.35 Am Ostersonntag fiel der sog. „helle Haufen“ in das Karmelitenkloster ein, wobei „etliche Platten im Kreuzgang aufgehoben und weggeführt [wurden]; ein Metzger aus Öhringen nahm etliche, wohl silberne Orgelpfeifen mit“.36 Außerdem wurde das sog. Vesperbild mit einem spitzen Hammer beschädigt und ein anderes Marienbild aus Wachs zerstört.37 Eine Woche später verkaufte der Bauernhauptmann Wagenhans von Lohern das Haus des Karmelitenpriors auf Abbruch. Zwar sagte Georg Metzler von Ballenberg den Karmeliten seinen Schutz und Schirm zu, nachdem die Pfleger den Bauern 200 rheinische Gulden entrichtet hatten, doch ist „sollich closter von der Pauwerschaft, ...zerschlagen und zerbrochen“ worden. Der Rat zwang den Konvent dazu „Habit und christliche Kleidung auszutun“ und verfügte, „sollich closter abzubrechen, die kirchen ston zu lassen“.38 Beide Maßnahmen sollten nach Aussage des Rats,

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der sich nach wie vor als Schirmherr des Klosters verstand, sowohl dem Schutz der Konventualen als auch der Stadtbürger dienen, ginge doch von einem Kloster vor der Stadt eine zu große Gefahr für alle aus. Am 27. Juli 1526 wurden Prior und Konvent durch die Augsburger Bundesversammlung mit dem Heilbronner Rat verglichen. Das auf 426 Gulden in Silber veranschlagte Kapital, das der Rat an sich genommen hatte, wurde dem Kloster zurückerstattet. Auch sollte das aus dem Abbruch erwirtschaftete Geld den Klosterpflegern überantwortet werden. Bereits 1530 aber verstieß der Heilbronner Rat erneut gegen den Klostervertrag, als er nach dem Tod des Priors Beatus Engelhart den Konventualen Martin Jösser gegen seinen eigenen und des Konvents Willen zum Prior bestimmte. Erst das Einschreiten des Provinzials Andreas Stoß, der persönlich in Heilbronn erschien, führte schließlich zur Wahl und Anerkennung Josef Benzenreuters als neuem Prior. Im September desselben Jahres wandte Stoß sich erneut an den Rat, der den Karmeliten verboten hatte, an Fronleichnam das Sakrament zu erheben und von der Orgel Gebrauch zu machen. Dies blieb freilich ohne Erfolg, da sich die Stadt im Spätherbst offiziell dem Protestantismus anschloss. Die volle Durchführung der Reformation setzte der Rat schließlich am 8. Dezember 1531 bei den Klöstern um. Den Karmeliten, die wieder aufgefordert wurden, in die Stadt zu ziehen, wurde nun endgültig verboten, die „ärgerlichen Missbräuche der Messe, des Gesangs und des Läutens“ weiter zu pflegen. Von den sechs Brüdern entsprachen zwei den Wünschen des Rates unmittelbar, einer war unentschlossen. Nur der Prior und zwei weitere Konventualen blieben auch während der ihnen gestellten Frist von vier Wochen „widerspenstig“ bei der Weigerung, dem Willen des Rates zu folgen.39 Auch ließ der Rat das „wundertätige“ Marienbild, das er als „hölzernen Klotz“ und „Götzenbild“ bezeichnete, mit dem die Karmeliten das Volk genarrt hätten, entfernen, damit die Wallfahrt ein Ende habe.40 Provinzial Andreas Stoß, der sogar aus der Stadt gejagt worden war, und der Generalprior Nikolaus Audet klagten über Jahre beim Schwäbischen Bund, dass der Rat, entgegen dem Vertrag von 1526, die Karmeliten an der Ausübung der katholischen Religion hindere und ihnen die Sakramentskapsel und das „wundertätige“ Marienbild vorenthalte. Rat und Bürgermeister erklärten den Bund als in Religionsfragen für nicht zuständig und verwiesen auf ein allgemeines Konzil. Nach Auflösung des Schwäbischen Bundes schließlich nahm der Rat 1535 die Verwaltung des Klosters, auf dessen Aussterben er hoffte, wieder in seine Hände. 1540 lehnten die Karmeliten erneut ab, in die Stadt zu ziehen. Der Nachfolger des 1536 verstorbenen Josef Benzenreuter, Prior Michael Leip, wurde wegen des Streits um die Administration des Klosters 1544 für neun Tage gefangengesetzt. 1547 und 1548 erhielten die bedrängten Karmeliten mehrere Trostschreiben des Provinzials der Niederdeutschen Provinz, Eberhard Billick. Nachdem der Rat beim Kaiser Beschwerde geführt hatte, dass die Forderungen der Karmeliten maßlos und rechtswidrig seien, führte eine auf den Bischof von Speyer ernannte Kommission am 19. Februar 1550 in Udenheim erneut einen Vergleich zwischen der Stadt Heilbronn und den dortigen Karmeliten herbei. Die Stadt behielt die Verwaltung des Klosters, während der katholische Gottesdienst dort ungestört

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gefeiert werden durfte. Die Urfehde des vom Rat eine Zeit lang inhaftierten Priors musste aufgehoben werden. Auch wurde der Rat verpflichtet, alles was abhanden gekommen war, zurückzuerstatten. Gemeint war damit vor allem das „wundertätige“ Marienbild. Da es nicht mehr auffindbar war, ließ der Rat ein neues anfertigen. Nachreformatorische Konflikte mit dem Heilbronner Rat Dennoch ging der Streit um die Administration des Klosters unvermindert weiter. 1615 protestierte Prior Michael Molitor, der offenbar auch verhaftet wurde, gegen einen von Bürgermeister und Rat begonnenen Neubau auf dem Kirchhof des Klosters. 1628 bestritt der Rat dem Provinzial Eiselin das Recht der Priorenwahl, worauf dieser sich bei Ferdinand II. beschwerte. Der Kaiser setzte eine Kommission zur Prüfung der Klagen des Provinzials gegen die Stadt ein. Laut Restitutionsedikt von 1629 sollten alle von den Protestanten seit 1555 entfremdeten Kirchengüter zurückerstattet werden. Doch war auch diese Bestimmung nicht von langer Dauer, da der siegreiche König Gustav Adolf von Schweden der Stadt am 26. Mai 1632 das Karmelitenkloster schenkte. Dazu gehörten neben dem demolierten Klostergebäude etliche Weinberge, Güter und Einkünfte sowie das Konventshaus in der Stadt. Auf Befehl des Heilbronner Senats wurden die Konventsgebäude, in denen noch drei Priester- und zwei Laienbrüder lebten, abgerissen.41 Nach der Rückeroberung Heilbronns durch die Kaiserlichen musste der Rat den nach der Zerstörung ihres Konventsgebäudes vertriebenen Karmeliten wieder Wohnung in ihrem Stadthaus gewähren. Seit 1635 wohnten dort wieder drei Priester- und zwei Laienbrüder. Noch 1650 forderten kaiserliche Kommissare, dass der Rat von Heilbronn den Karmeliten ihre noch immer vorenthaltene Orgel und die Bibliothek wieder zurückgebe.42 Das neu angefertigte Marienbild wurde nun in der Deutschordenskirche aufgestellt. Die Karmeliten, die sich beim Kaiser über den Abriss ihres Konventsgebäudes beschwerten, kämpften fast 100 Jahre weiter um den Wiederaufbau der Anlage. Der Rat verweigerte dies unter Hinweis auf die geringe Anzahl der Konventualen. 1705 heißt es schließlich im Ratsprotokoll, dass die Frage wegen der andauernden Kriegsläufte vorsichtig zu behandeln sei. Die Karmeliten gaben sich schließlich mit dem Umbau ihrer Behausung in der Sülmer Straße in der Stadt zufrieden, die von 1739 bis 1743 zu einem barocken Gebäude umgestaltet wurde. Zuvor waren 1671 und 1677 weitere Vergleiche um die Administration des Klosters, die Priorenwahl, den Mühlzoll und den Weinausschank mit der Stadt geschlossen worden. Die Größe des Konvents wurde neben dem Prior, zu dessen Wahl der Rat sein Placet zu geben hatte, auf drei Religiosen, einen zusätzlichen Priester und einen Laienbruder festgelegt. Kaiserliche Rechte Von Anbeginn an stand die Besetzung der Laienpfründe im Karmelitenkonvent dem Kaiser als dem obersten Schirmherrn zu. 1538 etwa präsentierte Kaiser Karl V. seinen Trabanten Lienhart Müller, der erst 1544 von Prior und Konvent bestätigt wurde, was sicher auch den Wirren der Reformationszeit geschuldet war.43

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Aufgaben in der Provinz Bereits am 9. Mai 1451 tagte das Provinzkapitel in der jungen Gründung und bestimmte Johannes Crelsheim zum Prior. Auch 1485 und 1500 fanden die Provinzkapitel der Oberdeutschen Provinz in Heilbronn statt. Heilbronn gilt als Reformkonvent, weshalb immer wieder Heilbronner Konventualen als Amtsträger in anderen Karmelitenklöstern begegnen. 1479 etwa wurde der aus dem Heilbronner Konvent stammende Mathias Fabri einstimmig zum Prior von Augsburg gewählt. 1520 ging Michael Diemer als Prior nach Ofen, der Heilbronner Subprior Lazarus nach Dinkelsbühl. Im Jahr 1487 wollte das Provinzkapitel den Heilbronner Johannes Benzenreuter als Prior nach Ravensburg versetzen, um den dortigen Konvent zu reformieren. Dagegen sprach sich allerdings der Heilbronner Rat aus, der Benzenreuters Studium finanziert hatte. 1489 aber wurde er aus Wien, wo er als Professor der Theologie lehrte, zurückberufen, um das Amt des Priors zu übernehmen. Er hatte es bereits 1475 bis 1482 in Heilbronn ausgeübt und sich dann an der Universität Tübingen als Lektor der Theologie immatrikuliert, wo er von 1482 bis 1488 belegt ist. In der Zeit von 1490 bis 1497 stand er nun erneut dem Nesselkloster vor.44 1494 bis 1497 wurde er zum Provinzial für die Oberdeutsche Provinz bestimmt und wählte sich Heilbronn als Residenz. Der Konvent baute ihm ein eigenes Haus, was wiederholt Anlass zu Konflikten mit dem städtischen Rat bot. Als sich diese in der Reformationszeit auf dem Höhepunkt befanden, stand der Provinzial Andreas Stoß den Heilbronner Karmeliten bei, indem er mehrfach den Rat aufsuchte, der ihn schließlich aber der Stadt verwies. Im Dreißigjährigen Krieg trug die Unterstützung des Provinzials Eiselin dazu bei, dass der vertriebene Konvent in die Stadt zurückkehren konnte. Ordensstudium 1475 machte das Provinzkapitel zu Dinkelsbühl unter Vorsitz des Johannes Carpentarius dem Heilbronner Konvent zur Auflage, jeweils zwei Studenten an die Universität Heidelberg zu entsenden. Neben Heidelberg sind Studenten aus Heilbronn an den Universitäten Freiburg, Erfurt und Wien zu finden.45 Das Hausstudium für die Novizen fand im Konvent selbst statt. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Zuletzt lebten drei Priesterund zwei Laienbrüder im Heilbronner Karmelitenkonvent. Am 9. September 1802 erfolgte die militärische, am 6. November dann die zivile Besitzergreifung Heilbronns durch Württemberg. Bereits am 24. November 1802 wurde das Karmelitenkloster aufgelöst. Seine Bewohner sollten in die Zisterze Schöntal oder in das auch vor der Auflösung stehende Klarakloster in Heilbronn verlegt werden, wozu es aber nicht kam. Obwohl die Einkünfte des Klosters auf 5136 Gulden berechnet wurden und ein 1802 erstellter „Status des Klosters zur Nessel“ 46.875 Gulden Aktivkapitalien verzeichnet, blieben die Pensionen der Patres unter dem reichsgesetzlichen Minimum. Sie erhielten 250 Gulden, die Laienbrüder 175 und der Prior wurde mit 300 Gulden abgefunden.46 1814 starb der letzte Heilbronner Karmelitenpriester Columban Spang in Würzburg, wo er seit der Auflösung des Klosters lebte.47

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Der württembergische Staat nahm auch das Konventshaus der Karmeliten mit seinen Äckern, Seen und Weinbergen in Besitz, um es in eine Kaserne umzuwandeln. 1851 wurde ein mit dem Heilbronner Gymnasium verbundenes Pensionat dort eingerichtet. Von 1869 bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg beherbergte das Gebäude eine Schule. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv In der Neuregelung des sog. Heidelberger Vertrags von 1488 zwischen dem Heilbronner Rat und den Karmeliten im Nesselkloster im Jahr 1517 wird ein Archiv innerhalb der Klausur erwähnt, zum dem der Konvent, aber auch der Rat und die Pfleger je einen Schlüssel besaßen.48 Bei der Klosterinventur im Jahr 1524 heißt es, dass neben 49 Gültbriefen „ist vorhanden ein Kistlein mit den Hofbriefen, ein Lädlein mit Bewilligungsbriefen von Fürsten und Städten“.49 Erhalten ist noch ein 10 Blatt umfassendes „Registrum archivii et litterarum“ aus dem Jahr 1686.50 Die Hauptmasse der überlieferten Archivalien, die heute im Staatsarchiv Ludwigsburg aufbewahrt werden, hat der württembergische Archivrat Lotter auf seiner dritten Archivbesichtigungsreise im Juni 1825 aus dem vormals reichsstädtischen Archiv zu Heilbronn ausgehoben. Eine weitere Aktenausscheidung fand 1868 beim Heilbronner Kameralamt statt. In dem im Jahr 1900 formierten Bestand sind daher Urkunden aus dem ehemaligen Archiv des Karmelitenklosters mit denen vereinigt, welche beim städtischen Archiv über das Kloster erwachsen sind. Während die Urkunden und Akten im Ludwigsburger Bestand B 189 III: „Urkunden der ehemaligen Klöster und Klosterhöfe auf Heilbronner Gebiet“, aufbewahrt werden, lagern die Kopial- und Lagerbücher in Selektbeständen des Hauptstaatsarchivs Stuttgart.51 Ein Kopialbuch von 1678 verzeichnet die in das Provinzarchiv der Oberdeutschen Provinz abgegebenen, meist Besitzgeschäfte betreffenden Stücke: „Liber continens omnes Litteras archivii domus Carmelitarum Hailbrunnensis mittendas Straubingam ad archivum provinciae (1454–1667)“.52 Ergänzend heranzuziehen sind im Staatsarchiv Ludwigsburg die weiteren auf die Reichsstadt Heilbronn bezüglichen Bestände (B 189 I-VI) und die Akten aus der Zeit der Säkularisation und Mediatisierung.53 Informationen sind zudem in den im Stadtarchiv Heilbronn aufbewahrten Ratsprotokollen (seit 1504) und den Steuer- oder Betbüchern zu erwarten. Gedruckte Quellen: UB der Stadt Heilbronn. Bearb. von Eugen Knupfer und Moriz von Rauch (Württembergische Gesch.quellen 5, 15, 16, 20) 4 Bde. Stuttgart 1904–1922. Bibliothek Im Stadtarchiv Heilbronn wird auch ein Bibliothekskatalog aufbewahrt, der nach der Zerstörung der Konventsgebäude bei der Übernahme der Bibliotheksbestände in die Heilbronner Stadtbibliothek 1634 gefertigt wurde. In kleinem Oktavformat bietet er Verfassername, Sachtitel und teilweise Druckort und Druckdatum. Unter den 1367 hier verzeichneten Titeln finden sich 300 datierte Inkunabeln und zahlreiche Handschriften.54 Sie wurden den nun in ihrem Konventshaus in der Stadt lebenden Karmeliten zumindest teilweise zurückgege-

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ben, die sich 1650 beschwerten, dass dies noch nicht vollständig geschehen sei.55 In den verschiedenen Klosterverträgen zwischen den Karmeliten und der Stadt Heilbronn von 1487 bis 1517 war geregelt worden, dass die städtischen Pfleger für die Beschaffung der gottesdienstlichen Bücher verantwortlich waren. Hinzu kamen Bücherkäufe und -schenkungen von verschiedener Seite. 1460 etwa stiftete Johannes Seltenschlag, der sechste Prior des Klosters, 30 Gulden, um dafür drei große Antiphonare, drei große Graduale, acht Psalterien und sechs Messbücher schreiben zu lassen. Sein Amtsvorgänger Konrad Steger hatte ein ihm gehörendes Exequiale mit in den Konvent gebracht. Auch Prior Peter Wirt vermehrte die Bibliothek um viele Bände aus allen Wissensgebieten, die heute teilweise noch erhalten sind. In einer Rechnung von 1511/12 ist von zweimal je 3 Gulden Ausgaben für Bücher die Rede. 1512/13 gab der Prior dem Buchhändler Sigmund Stier 3 Gulden für Bücher. 4 Gulden und 2 Malter Dinkel wurden an den Dachdecker Dionysius gezahlt, um das Dach auf der „liberey“ zu decken, 5 Gulden 7 ½ Schilling wurden für 400 „Latten uf die liberey“ ausgegeben.56 Bereits um 1495 hatte der in Wien lehrende Doktor der Theologie, der Heilbronner Johann Harrer, der Bibliothek der Karmeliten 36 gebundene und sechs kleine ungebundene Bücher vermacht.57 Bedeutende Schenkungen gehen auf den Heilbronner Bürgermeister Erhard Nenninger (ca. 1420–1475) zurück, der den Karmeliten u. a. eine zweibändige Bibel von Johannes Gutenberg überließ, die 1633 von der Stadt dem schwedischen Kanzler Oxenstierna geschenkt wurde und auf Umwegen 1793 in die Bodleian Library in Oxford gelangte.58 In einem Inventar des Jahres 1524 werden im Chor der Kirche 13 Bücher gezählt. 372 große und kleine Bücher standen „in der Liberei“, im Gang davor an zwei Zellen noch einmal 27, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass der Bibliotheksraum zu klein geworden war.59 Wie viele Bände die Wirren von Bauernkrieg und Reformation überstanden, ist unbekannt. Große Verluste hatte die Bibliothek bei der Säkularisation zu verzeichnen. Im Staatsarchiv Ludwigsburg sind zwei Bücherverzeichnisse überliefert, die die württembergischen Beamten 1805 erstellten, um den Transport der Klosterbibliothek in die neu geplante Zentralbibliothek für Neuwürttemberg in Ellwangen zu organisieren. Ein Verzeichnis listet 450 Titel auf, darunter eine „Biblia latina“ von 1475, sechs weitere lateinische Bibeln und fünf deutsche Bibeln aus der Zeit von 1483 bis 1651. Ein weiteres Verzeichnis umfasst 563 Quart- und Foliobände. Transporte nach Ellwangen erfolgten am 3. Mai, 21. Juni und 12. Juli 1805.60 Wie viele Bände aus der Karmelitenbibliothek tatsächlich dorthin gelangten und in der Zeit von 1810 bis 1822 wieder in die königliche und später öffentliche Bibliothek nach Stuttgart verbracht wurden, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Wenige Codices sind heute noch in der Württembergischen Landesbibliothek vorhanden, darunter einige Handschriften des 15. Jhs., die in die Zeit der Gründung des Konvents zurückweisen.61 Einzelne Bände gelangten in die neugegründete Bibliothek des Wilhelmstifts in Tübingen und in die Bibliothek des Priesterseminars in Rottenburg am Neckar. Bei den heute noch in Heilbronn im Stadtarchiv, wo sich die Reste der historischen Ratsbibliothek befinden, vorhan-

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denen Handschriften und Inkunabeln lässt sich in 13 Fällen ein Zusammenhang zu den Karmeliten herstellen. Genannt sei nur ein Sammelband, der Handschriften des Heilbronner Karmelitenpriors Peter Wirt (1497–1515) aus seiner Heidelberger Studienzeit umfasst.62 Als Beispiel für die weite Verstreuung der ehemaligen Bibliothek St. Maria zu den Nesseln sei noch auf ein Martyrologium verwiesen, das heute in der Huntington Library (San Marino/CA) in den USA aufbewahrt wird und nach dem Incipit für die Heilbronner Karmeliten geschrieben wurde.63 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Das nach dem im Dreißigjährigen Krieg erfolgten Abriss ihres Klosters vor der Stadt von den Karmeliten innerhalb Heilbronns bezogene Konventsgebäude wurde bei einem Bombenangriff im Jahr 1944 zerstört. Die barocke Ausstattung ging schon während der Umnutzung des Gebäudes als Kaserne und Schule im 19. Jh. unter. Aus der Karmelitenkirche hat sich das Gnadenbild Maria zu den Nesseln erhalten, das Mitte des 16. Jhs. als Ersatz für das in den Reformationswirren verschollene „wundertätige“ Marienbild von 1442 gefertigt worden war. Nachdem die Karmelitenkirche im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, bewahrte man das Gnadenbild in der Heilbronner Kirche des Deutschen Ordens auf. Provinzial Chrysostomus a S. Huberto sorgte für die Rückführung in eine Kirche des Karmelitenordens. Während zunächst an Wien gedacht war, wurde Straubing als Zufluchtsort ausersehen. Unter feierlichem Glockengeläut und Trompetenschall wurde das Bild am 28. Mai 1661 in der dortigen Karmelitenkirche in einem barocken Silberschrein am Skapulieraltar aufgestellt. Es hat die Straubinger Marienwallfahrt ausgelöst, deren Mittelpunkt es bis heute ist. 1761 und 1961 wurde seiner Überführung dorthin feierlich gedacht.64 Die Vermutung, dass Jörg Ratgeb, der von 1509 bis 1512 in Heilbronn weilte, die Flügel eines geschnitzten Hochaltars bei den Karmeliten hergestellt haben könnte, in dessen Mitte sich das „wundertätige“ Gnadenbild befunden habe, wird in der Forschung kontrovers diskutiert.65 PRIOREN66 Johannes Nagolt 1448 – Johannes Kaiser 1449–1450 – Johannes Crelsheim 1451 – M. Symphorianus 1452 – Konrad Staiger 1454 – Johannes Seltenschlag 1458 – Johannes Benzenreuter 1475–1482 – Heinrich Müller (Moll) 1482–1483 – Johannes Kuttler 1483–1484 – Johannes Beinträger alias Pistoris 1484–1490 – Johannes Benzenreuter 1490–1497 – Peter Wirt 1497–1515 – Heinrich Seitzenweiler 1515–1524 – Ludwig Müller (Molitor) 1524–1526 – Beatus Engelhart 1526–1530 – Joseph Knott alias Benzenreuter 1531–1536 – Michael Leip 1536–1553 – Thomas Heuser 1555–1562 – Johannes Neff 1562–1574 – Konrad Dietz 1574–1577 – Sebastian Neff 1577–1579 – Konrad Hasenbein 1579–1583 – Joseph Steinlin 1583–1588 – Simon Misaner 1588–1600 – Johann Sattler 1600–1604 – Georg Sattler 1604–1608 – Laurentius North 1608–1613 – Michael Müller 1613–1616 – Johannes Neff 1616–1617 – Joseph Deurer 1618–1620 – Johannes Theuer 1620–1621 – Johannes Heilfinger 1621–1627 – Georg König 1628–1634 – Elisäus Krager 1635–1640 – Georgius 1641–1646 – Michael Eisenbein 1646–1649 – An­dreas Zimmer-

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mann 1649–1650 – Johannes Esajas Rorbach 1650–1652 – Angelus Metz 1652–1660 – Johannes Esajas Rorbach 1660–1664 – Anastasius a S. Theodoro 1664–1667 – Christophorus a Puero Jesu 1667–1673 – Johannes a S. Bernhardo 1673–1676 – Damascenus a S. Theresia 1676–1682 – Angelinus a Virgine Maria 1682–1685 – Godefridus a S. Brocardo 1685–1686 – Angelus a S. Cruce 1688 – Angelinus a Virgine Maria 1692/1694/1701 – Angelus a S. Cruce 1707–1708 – Damianus a Ss. Innocentibus 1714–1715 – Paulus a S. Angelo 1716 – Matthäus a S. Bonaventura 1720 – Saturninus a S. Alberto 1733 – Jeremias a S. Elisaeo 1735–1736 – Aloysius a S. Balthasare bis 1739 – Pius a S. Benedicto 1739 (Juli 9) – Gregorius a S. Sebastiano 1754. LITERATUR Beschreibung des Oberamts Heilbronn. Hg. vom K. Stat.-topographischen Bureau. Stuttgart 1865 – Beschreibung des Oberamts Heilbronn. Hg. vom K. Stat. Landesamt. 2 Bde. Stuttgart 1901–1903 – Deckert, Karmel in Straubing – Deckert/ Hösler, Schematismus – Deckert/Hösler, Acta – M. Dumitrache/S. M. Haag, Heilbronn. Stuttgart 2001, 119, 125f., 131 (Archäologischer Stadtkataster BadenWürttemberg 8) – Matthias Erzberger, Die Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810. Ihr Verlauf und ihre Nachwirkungen. Stuttgart 1902, 270 – Julius Fekete, Kunst- und Kulturdenkmale in Stadt- und Lkr. Heilbronn. Stuttgart 2002 – Helmut Flachenecker, Die Karmeliten oder Frauenbrüder im Hochstift Würzburg. In: Jb. für fränkische Landesforsch. 69, 2009, 25–41 – Simon M. Haag, Heilbronn, Karmeliter. In: WürttKB, 263f. – Heribert Hummel, Kat. der Inkunabeln des StadtA Heilbronn. Heilbronn 1981, 65–71 – ders., Der Maler Jerg Ratgeb und die Heilbronner Karmeliten. Zur Frage nach dem Maler des Hochaltars in der Heilbronner Karmelitenkirche. In: Schwaben und Franken. Heimatgesch. Beilage der Heilbronner Stimme 32/4 (April 1986), 1–3 – ders., Die Klosteranlage der Karmeliten vor der Stadt Heilbronn. In: Schwaben und Franken 32/2 (März 1986), 1–4 – Ute-Nortrud Kaiser, Jerg Ratgeb. Spurensicherung. Ausstellung und Kat. Limburg 1985, 75–104 (Kleine Schriften des Hist. Museums Frankfurt am Main 23) – Lickteig, German Carmelites – Smet, Karmeliten – Christhard Schrenk, Hubert Weckbach, Susanne Schlösser, Von Helibrunna nach Heilbronn. Eine Stadtgesch. Heilbronn 1998, 45–53, 109 (Veröff. des Archivs der Stadt Heilbronn 36) – Stadtkreis Heilbronn. Hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Stuttgart 2007, 36ff., 67f. (Denkmaltopographie Baden-Württemberg I.5) – Johannes Trithemius, De miraculis in urticeto iuxta Heilbronnam Wirtzburgensis diocesis oppidum ad invocationem Beatissimae Virginsis Mariae factis. In: Opera omnia pia et spiritualia. Edidit Johannes Busaeus. Mainz 1604, 1130–1188.

1 Erzberger, Säkularisation, 270; Haag, Heilbronn, Karmeliter, 263f. auch im folgenden.  –  2 Haller Chronik des Georg Widman im HStA Stuttgart.   –  3 Fekete, Kunst- und Kulturdenkmale, 54; Plate, Stadtkreis Heilbronn, 36ff., 67f.; Dumitrache/Haag, Heilbronn, 119, 125f.  –  4 StA Ludwigsburg, B 189 III U 52 vom 23.10.1488.  –  5 Vgl. die Ablassurk. des Würzburger Bischofs von

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1445 in: UB Heilbronn 1, 328, Nr. 635. Vgl. auch Deckert, Oberdeutsche Provinz, 44f., 104.  –  6 UB Heilbronn 1, 347f., Nr. 664.  –  7 Ebd., 353, Nr. 673: „habitatoribus et incolis dicti oppidi Heylbrun monasterium predictum cum ecclesia, campanili, campanis, claustro, domibus, habitacionibus et aliis necessariis officinis in eodem loco pro usu et habitacione predictourm fratrum fundandi, construendi et edificandi...“; vgl. ebd., 343ff., Nr. 658, Urk. des Papstes vom 29.1.1447.  –  8 UB Heilbronn 2, 563, Nr. 1703.  –  9 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 104f., 253–256.   –  10  Smet, Karmeliten, 131.  –  11 UB Heilbronn 1, 444f., Nr. 808; Hummel, Klosteranlage, 2.   –  12 UB Heilbronn 2, 568, Nr. 1719: Es heißt dort vom Kloster, „in qua ... est ymago quedam virginis vespertina sive pietatis nuncupata et in ipso loco altissimus ipsius virginis intercessionibus, ut pie creditur, in Christi fideles quam plura miracula frequenter ostendit“.  –  13 UB Heilbronn 1, 387, Nr. 727.  –  14 Trithemius, De miraculis in urticeto, 1178ff., Kap. XIII.  –  15 UB Heilbronn 3, 669f., Nr. 2762.  –  16 UB Heilbronn 2, 640f., Nr. 1816a.  –  17 Ebd., 640, Nr. 1816. Vgl. zum folgenden UB Heilbronn 3, 281f., Nr. 2224.  –  18  UB Heilbronn 1, 394f., Nr. 742, Nr. 747, Nr. 749f., Nr. 777.  –  19 UB Heilbronn 4, 14–18, Nr. 2773: Es heißt dort von der Freifrau, sie „begert die Tafel im Chor zu sehen“. Vgl. dazu Kaiser, Jerg Ratgeb, 75ff.  –  20 UB Heilbronn 1, 341, Nr. 652, 412, Nr. 769. Ob sie mit ihrem Wunsch Erfolg hatten, lässt sich nicht immer nachweisen, zumal keine Grabsteine überliefert sind.  –  21 UB Heilbronn 3, 471ff.  –  22 Von der Exkommunikation betroffen waren: Prior Johannes Benzenreuter, Lektor Johannes Besolt, Subprior Martin Barschaft und die Brüder Johannes Seltenschlag, Heinrich Moll, Bonifazius Weick, Johannes Kuttler, Heinrich Neuer und Petrus Wirt. Vgl. auch zum folgenden UB Heilbronn 2, 202ff., Nr. 1233.  –  23 Ebd., 206f., Nr. 1233f und g.   –  24 Ebd., 444–446, Nr. 1535.  –  25 Ebd., 308, Nr. 1366bb; ebd., 447–449, Nr. 1535g und l.  –  26  Ebd., 282ff., Nr. 1352; 295, Nr. 1364.  –  27  Der Vertrag wird auch „laudata“ genannt. Vgl. ebd., 305f., Nr. 1366.   –  28 UB Heilbronn 3, 652f., Nr. 2735.   –  29 Ebd., 29, Nr. 1902.  –  30 Ebd., 166–168, Nr. 2085.  –  31 Ebd., 267f., Nr. 2195.  –  32 Ebd., 375ff., Nr. 2319.  –  33 Ebd., 431–433, Nr. 2416, und 659–661, Nr. 2744. Er starb 1531 in Reutlingen.  –  34 Ebd., 669f., Nr. 2762.  –  35 UB Heilbronn 4, 28f., Nr. 2785: Im Bericht des Karmeliters Michael Leip heißt es dazu: „und als wir durch sie [die Gasse] giengen in der Kutten, war ein solches Geschrei über uns, dass ich es nicht genugsam kann beschreiben; dann wann wir Juden wären gewest, so wär es gnug gewest; da riss einer einen dort hinaus, den anderen da hinaus, da wollte man uns erstechen, da wollte man uns henken, da spotteten alle Menschen unser; so giengen wir durch sie in unser Haus und keiner durfte sich am Fenster sehen lassen, denn da stachen sie mit Spiessen zu uns“.  –  36 Ebd., 5ff., Nr. 2770.  –  37 Ebd., 176, Nr. 2932. Beteiligt waren der Maurer Hans Müller und der Prediger Niclaus Heußer. Vgl Schrenk, Weckbach, Schlösser, Helibrunna, 53.   –  38 UB Heilbronn 4, 132ff., Nr. 2908.  –  39 Während Martin Jösser und Thomas Heuser austraten, blieben Konrad Dietz und Michael Leip sowie Prior Josef Benzenreuter bei ihrem Gelübde.  –  40 UB Heilbronn 4, 726, Nr. 3411, und Beschreibung des Oberamts Heilbronn 2, 126ff.   –  41 Nach StA Ludwigsburg D 8 Bü 76 lebten dort P. Gerardus a S. Johanne Bapt., Exprovinzial und Prior, P. Columbanus a S. Theresia, Exprior und Definitor, P. Cyrillus a S. Francisco, Curator, F. Jeremias a S. Elia und F. Georgius a S. Mauritio.  –  42 HStA Stuttgart H 14 Nr. 135 Kopialbuch II.  –  43 StA Ludwigsburg B 189 III Bü 5; vgl. ebd. Bü 6: Verzeichnis der Laienpfründner von 1538 bis 1597.  –  44  Deckert, Oberdeutsche Provinz, 91; Lickteig, German Carmelites, 503.  –  45 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 274, 339–344.  –  46 Erzberger, Säkularisation, 270; StA Ludwigsburg, D 8 Bü 76.  –  47 StA Ludwigsburg E 209 Bü 68.  –  48 UB Heilbronn 3, 445, Nr. 2436. Es ist von Gültbriefen die Rede, die „in die Klausur gelegt werden, zu der Kloster, Rat und Pfleger je 1 Schlüssel haben“.  –  49 Ebd., 652, Nr. 2735.  –  50  StA Ludwigsburg B 189 III, Bü 6.  –  51 HStA Stuttgart H 225: Lagerbücher der Klöster und Stifte, Heilbronn, St. Maria zur Nessel, Nr. 50 (1454–1667) – Nr. 69 (1794), 20 Bände; HStA Stuttgart H 14: Diplomatare, Nr. 134, 135 und 135.  –  52 HStA Stuttgart H 14, Nr. 135.  –  53 Vgl. u. a. StA Ludwigsburg, D 6 I Bü 121: Neuwürttemberg: Landvogtei Heilbronn, Landvogt und Landgericht Bü 76; D 8 Bü 68: Neuwürttembergische Behörden: Rechnungen; E 209: Katholischer Kirchenrat: Aufgehobene Klöster; D1 Bü 1104; D2 Bü 402.  –  54 Vgl. zur Bibl. Heribert Hummel, Inkunabeln, 65–71. Der vollständige Titel des Kat. lautet: „Catalogus omnium librorum per omnes facultates disquisitorum, qui in Bibliotheca claustrali Heilbronnensis Carmelitarum, apud Velicetum Marianum extra

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Muros Urbis Heilbronnensis reperti sunt, quos inclitibus illis Senatus hodie legitimo jure belli, et specialim ex dono regio juste apprehendit, occupat et possidet, ex jussu Magistratus summa studio ac cura congestus et conscriptus per M. Rudolphum Breunlin Ecclesiastem, et Sebastianum Hornmoldum IC cives oppidanos et juratos. Anno gratie 1634“.  –  55 Zurück blieben u. a. eine im frühen 19. Jh. noch in Heilbronn vorliegende Hs. des 14. Jhs. zur Gesch. des Ordens und ein Bd. mit Aufzeichnungen des Priors Peter Wirt, heute Ratsbibl. Nr. 75. Vgl. Hummel, Inkunabeln, 68f.  –  56 UB Heilbronn 3, 7, Nr. 1869.  –  57 UB Heilbronn 2, 575, Nr. 1710.  –  58 Vgl. Hummel, Inkunabeln, 68, der auf einen Eintrag im Ratsprotokoll von 19.3.1633 verweist, wo die Schenkung festgehalten wurde.   –  59 UB Heilbronn 3, 652, Nr. 2735.  –  60  StA Ludwigsburg D 6 I Bü 121.  –  61  Darunter in der Württembergischen Landesbibl. Stuttgart: Cod. Theol et phil. 2° 160, 163 und 166, letztere mit Besitzvermerk des Johann Engelmann aus Nürnberg von 1447; Cod. Theol et phil. 2° 162, geschrieben vom Mundelsheimer Pfarrer Rudolf; Cod. Theol et phil. 2° 159 aus Bad Wimpfen; Cod. Jurid. 2° 137 und 139, 1411 vom Sindelfinger Kaplan Johann Russen abgeschrieben.  –  62 Peter Wirt, Sermones, orationes, disputationes in universitate Heidelbergensi habitae. Papier, 106 Bl. Heidelberg, 1496–1498, dem Sammelbd. in der Ratsbibl., Signatur RB 75 beigebunden; vgl. dazu Hummel, Inkunabeln, 177, Nr. 158; 221, Nr. 3.  –  63 „Incipit martirologiu(m) ordinis fr(atru)m b(ea)tissime Marie v(ir)ginis dei genitricis de monte Carmeli conventus eiusdem gl(ori)ose virginis ad vrticas extra muros p(ro)pe Heylpru(nn)”. Für den Hinweis auf die unter der Signatur HM 1044 aufbewahrte Handschrift sei Herrn Prof. Dr. Helmut Flachenecker, Würzburg, herzlich gedankt, vgl. Flachenecker, Die Karmeliten, 36f.  –  64 Deckert, Karmel in Straubing, 209ff.; Ders., Karmeliterkirche in Straubing. München/Zürich 1968, 16.  –  65 Dafür sprach sich u. a. aus Kaiser, Jerg Ratgeb, 75–104, während Hummel, Der Maler Jerg Ratgeb, 1–3, sich dagegen ausspricht. Da die Flügelmalereien nicht erhalten sind, lässt sich hier nur spekulieren.  –  66 Die Auflistung der Prioren folgt StA Ludwigsburg B 189 III Bü 5 sowie der auf der Urk.überlieferung beruhenden Zusammenstellung im Repertorium zum Ludwigsburger Bestand B 189 III, 281–283.

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Hettstedt Das einzige Karmelitenkloster in der Grafschaft Mansfeld entstand erst 1451 auf Initiative des Querfurter Konvents unter Mithilfe zweier Hettstedter Bürger als maßgebliche Stifter. Es profitierte zudem von der Unterstützung der Grafen von Mansfeld und wohl auch der Hettstedter Stadtgemeinde. Nach erfolgreicher Etablierung und beachtlichen Bildungsaktivitäten in den folgenden Jahrzehnten nahm der Konvent im Bauernkrieg jedoch bereits Ende Juli 1525 ein jähes Ende. Provinz Sächsische Provinz Diözese Halberstadt Lage Das Hettstedter Kloster befand sich nordöstlich der Altstadt am Freimarkt. Mauerreste des 1525 zerstörten Klosters blieben auf dem Hof des Hauses Freimarkt 12 erhalten. Patrozinium Patron des Klosters ist, wie das Konventssiegel wahrscheinlich macht, der hl. Martin. Siegel Ein rundes Konventssiegel von 1503 zeigt eine Reiterfigur mit Nimbus und Umhang (hl. Martin?). Umschrift: S[IGILLUM] CONVENT[US] [...] HET­ STEDENSI[S].1 Ein spitzovales Prioratssiegel von 1503 und 1506 zeigt in gotischer ­Architektur eine kreuztragende Figur (Christus), die von einer knienden Figur angebetet wird. Umschrift: S[IGILLUM] PRIORIS CONVENTUS HETSTEDENSI[S].2 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Die Gründung des Hettstedter Karmelitenklosters ist vor allem durch eine Urkunde vom 25. Juni 1451 gut dokumentiert. Mit ihr bekundeten die Grafen Günther und Gebhard von Mansfeld die Übereignung von zwei in der Hettstedter Vorstadt zwischen Stadt und Freimarkt gelegenen Sattelhöfen an den Provinzial und die Brüder des Karmelitenordens. Die Übertragung mit allen Rechten und Freiheiten hatte die Errichtung eines Klosters „myt Kerchin, cruczegengen, reuenthern, Hussern vnde was sie dar czu bedorffin“ zum Zweck, schloss jedoch den Bau von für Herrschaft und Stadt nachteiligen Miethäusern aus. Auch sollte sich die Aufnahme von Personen in das Kloster mitsamt ihrem Besitz ohne Nachteile für Herrschaft und Stadt gestalten.3 Der päpstlichen Zustimmung zur Klostergründung vom 13. September 1451 folgte im Jahr darauf ein Bestätigungsakt durch Bischof Burchard III. von Halberstadt.4 Vorausgegangen war den Gründungsereignissen die Bitte der Querfurter Karmeliten, die bereits einen Mönchshof am Hettstedter Kupferberg innegehabt hatten, an die Mansfelder Grafen, der Stiftung der beiden Sattelhöfe durch die Hettstedter Bürger Hans Weidemann und Curd (bzw. Conrad) Cloß für eine Klostergründung zuzustimmen.5 Wenn die Gründungsinitiative also vom Querfurter Konvent als Mutterkloster [ Querfurt] und den beiden stiftungswilligen Hettstedter Bürgern ausging und von den Mansfelder Grafen unterstützt wurde, so dürfte sie gleichwohl auch die breite Zustimmung von Rat und Bürgerschaft der Stadt Hettstedt gefunden

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haben. Die genannten Kautelen in der Urkunde von 1451 waren nämlich durchaus zeittypisch, und gegen den Willen der Stadt hätten wohl auch die Mansfelder Grafen ihre Genehmigung nicht erteilt, denn nachdem sie erst 1439 gewaltsam in den Besitz der Stadt gelangt waren, strebten sie zumindest nach 1450 ein gutes Einvernehmen mit ihr an. Stiftungen Zur Entwicklung des jungen Konvents sind nur wenige Nachrichten überliefert. 1464 bestätigte er die Stiftung von sechs Messen pro Woche durch den Hettstedter Bürger Hans Heller, die von einem Karmelitenpriester am Altar St. Eustachius in der Pfarrkirche St. Jakobus abzuhalten waren.6 Zur Zahlung der Stiftungssumme kam es offenbar jedoch nicht, wie einer weiteren Urkunde von 1470 zu entnehmen ist; mit ihr bestätigten die Karmeliten eine Erweiterung der Stiftung, die nun mit einem Kapital von 750 Gulden bzw. einem Ewigzins von 30 Gulden oder 60 Schilling beim Rat von Nordhausen dotiert wurde; sie gelobten, für 15 Gulden eine tägliche Ewigmesse am Eustachiusaltar zu versehen, zudem für je fünf Gulden ein Ewiglicht im Kloster, ein jährliches Seelbad und ein jährliches Almosen zu bestreiten.7 Für eine recht günstige Entwicklung des Konvents in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. spricht, dass zu Zeiten Graf Volrads III. von Mansfeld († 1499) immerhin der Kauf zweier Häuser beim Kloster möglich war, wofür der Graf die Befreiung von der Zahlung des Schosses bewährte, was dessen Nachfolger in Ansehung „der Armuth des Closters“ 1501 bestätigten.8 Zwei Jahre später wurde dem Kloster die Arnstedter Pfarrkirche inkorporiert,9 und 1506 erhielten die Karmeliten eine weitere größere Seelenheilstiftung. In Ausführung einer testamentarischen Verfügung Graf Volrads III. übertrugen seine Nachkommen dem Konvent eine jährliche Rente von 20 Gulden zur Abhaltung von drei Marienmessen pro Woche und vier Jahresbegängnissen mit Vigilie und Messe für das Seelenheil Volrads und aller Verstorbenen aus der Mansfelder Herrschaft.10 Als bei einer schweren Feuersbrunst im Bereich von Kupferberg und Freimarkt im Jahr 1517 auch das Kloster niederbrannte, waren die Konventualen in der Lage, „mit steinen ihr kloster herrlich wieder aufzubauen“, wie die Hettstedter Annalen berichten, „denn ihr bettelsack hat gros reichtumb getragen“.11 Schule und Ordensstudium Bemerkenswert waren auch die Bildungsaktivitäten. Das Hettstedter Kloster unterhielt eine im Rahmen der Sächsischen Provinz bedeutendere Schule, aus der mehrere Artes-Studenten an den Universitäten Erfurt und Leipzig hervorgingen und die seit dem letzten Viertel des 15. Jhs. auch theologische Studien ermöglichte.12 In dieses Bild passt auch die Mitteilung Spangenbergs, der Konventuale Henning Beyer sei wegen seiner Bildung von „jedermann hoch geachtet“ worden.13 Entwicklung bis zur Aufhebung des Klosters Spangenberg berichtet aus der Vor- und Frühreformationszeit jedoch auch von Konflikten, die mit wachsenden antikleri-

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kalen Spannungen einher gegangen sein dürften. 1512 überfielen die Bettelmönche auf der Jagd nach Fischdieben unschuldige Bergknappen – so die anklagende Schilderung, wobei eine Person an den Folgen des Übergriffs verstarb. Sechs Jahre später gerieten die Karmeliten mit der Gemeinde zu Arnstedt in einen Streit über ein Gehölz, und 1523 klagten sie vor den Mansfelder Grafen den Hettstedter Rat an, ihnen Einkünfte aus der Stiftung Hans Hellers vorzuenthalten; allerdings konnte der Rat offenbar glaubwürdig darlegen, dass die Mönche seit langem ihren Stiftungsverpflichtungen nicht nachgekommen seien.14 Der Hettstedter Bürgermeister Heine Siborch wiederum soll sich gegenüber Luther höchstpersönlich über den unsittlichen Lebenswandel der Karmeliten beklagt haben.15 Wie sehr das erkennbare antimönchische Ressentiment des Chronisten die Darstellung beeinflusst, ist schwierig zu beurteilen. Dass die Ereignisse vielleicht tendenziös, aber nicht völlig verzerrt berichtet werden, scheint zu dem zu passen, was folgte, das schnelle Ende des Konvents nämlich. Im Bauernaufstand wurde das Kloster am 3. oder 4. Mai 1525 ebenso wie alle anderen in der Grafschaft Mansfeld geplündert und schwer verwüstet.16 Schon knapp drei Monate später überließen die Grafen von Mansfeld das Kloster dem Hettstedter Rat zum Abbruch und alles Zubehör dem gemeinen Kasten der Stadt zur Unterhaltung eines evangelischen Predigers und Unterstützung der Armen.17 An der Aufhebung des Klosters wirkten seine letzten Bewohner durchaus selbst mit. Der Prior Johannes Glockmann verkaufte zusammen mit seinen Konventualen das Kloster mit allen Wertgegenständen, Urkunden und Besitztümern, darunter vor allem jährliche Zinseinkünfte in Höhe von 115 Gulden und 129 Groschen.18 Die nicht genannte Kaufsumme sollte von den Grafen auch zur Finanzierung von Leibrenten für die Karmeliten verwendet werden. Als Begründung für diesen Schritt verwies Glockmann auf die jüngste Erhebung gegen den geistlichen Stand und die erlebten Gefahren für Leib und Leben, aber auch auf ein eigenes schlechtes Gewissen, weil das monastische Leben nicht mit der Heiligen Schrift vereinbar sei. Ob er letzteres aus Überzeugung oder Kalkül äußerte, verrät die Urkunde natürlich nicht. Dass er mit seiner Leibrente von 30 Gulden bis zu seinem Tod im Jahre 1550 in Hettstedt blieb und zudem heiratete und städtischer Marktmeister wurde, scheint aber dafür zu sprechen, dass er der neuen Lehre nicht nur aus taktischen Gründen akklamierte, sondern tatsächlich zu ihr konvertierte.19 ARCHIV Über das Klosterarchiv ist zumindest so viel bekannt, dass der Hettstedter Rat nach Übernahme des Klosters Graf Albrecht von Mansfeld auf Aufforderung alle 19 vorhandenen Urkunden des Klosters übersandte.20 Deren weiterer Verbleib ist jedoch unklar. Gedruckte Quellen: Wilhelm Brockpähler (Hg.), Hettstedt Annalen. Bd. 1: Eintragungen des Pfarrers Andreas Hoppenrod von den Anfängen bis zum Jahre 1584. Ms. 1939 – Hermann Grössler (Hg.), Die älteren Urk. der Stadt Hettstedt im Mansfelder Gebirgskreise. In: Mansfelder Bll. 8, 1894, 1–102 – A[ndreas] Hoppenrod,

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I. Klöster vor der Säkularisation

Kurtzer und einfältiger Bericht von der Stadt Hetstädt. In: Christian Schöttgen/ George Christoph Kreysig, Diplomatische und curieuse Nachlese der Historie von Ober-Sachsen und angrenzenden Ländern. Tl. 5. Dresden/Leipzig 1731, 50–160 – Ders., Oratio de Monasteriis Mansfeldensibus. In: Schöttgen/Kreysig, Nachlese, 633–650 – Max Krühne (Bearb.), UB der Klöster der Grafschaft Mansfeld. Halle 1888 (Gesch.quellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 20) – Cyriacus Spangenberg, Mansfeldische Chronica. Tl. 4: Beschreibung der Graueschaft Mansfeltt von ortt zu ortt. Hg. von Carl Rühlemann. Eisleben 1913. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Bis auf wenige Mauerreste sind keine bauhistorischen Zeugnisse des Hettstedter Karmelitenklosters erhalten. Die liturgischen Geräte und sonstigen Ausstattungsgegenstände dürften sich in alle Winde zerstreut haben, denn unmittelbar nach der Überlassung des Klosters an den Hettstedter Rat bat dieser die Grafen von Mansfeld um Zustimmung zum Verkauf der Geräte und Messgewänder.21 PRIOREN Johannes Schilling 146422 – Johannes Grotzen, Dr. theol. 147023 – Johannes Menges/Mengis 1499, 1501, 150324 – Johann (Menges?) 150625 – Petrus Egidi 8. 10. 150626 – Petrus Ilgen (identisch mit Petrus Egidi?) 151027 – Kaspar Monsack 151428 – Johannes Glockmann 1516, 1525 († 1550)29. LITERATUR A. Ahrens, Hist. Nachrichten über die merkwürdigsten Städte, Dörfer, Burgen, Klöster etc. in der Grafschaft Mannsfeld. Ein Beitrag zur Gesch. der Grafschaft Mannsfeld. H. 3: Gesch. der Stadt Hettstädt. Eisleben 1836 – Hermann Grössler, Überblick über die Gesch. der Stadt Hettstedt. In: Zs. des Harzvereins für Gesch. und Altertumskunde 37, 1904, 152–165 – Karl Krumhaar, Die Grafschaft Mansfeld im Reformationszeitalter. Eisleben 1855 – Lickteig, German Carmelites – George A. von Mülverstedt, Hierographia Mansfeldica. In: Zs. des Harzvereins für Gesch. und Altertumskunde 1, 1868, 23–50 – Ludwig Rommel, Eisleber stadtgesch. Nachrichten in Hettstedter Urk. und Chroniken vom 11. bis zum 16. Jh. In: Protokollbd. zum Kolloquium anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung Eislebens am 23. November 994. 1000 Jahre Markt-, Münz- und Zollrecht. Lutherstadt Eisleben 1994. Halle 1995, 137–143 (Veröff. der Lutherstätten Eisleben 1) – August Schumann/Albert Schiffner, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen. Bd. 16 = Suppl.bd. 3. Zwickau 1828.

1 LHA Sachsen-Anhalt, MD, U 11, A IX o, Nr. 10; an einer Urk. von 1506 (LHA Sachsen-Anhalt,

MD, U 11, A IX o, Nr. 11) nur als Fragment; vgl. Mülverstedt, Hierographia Mansfeldica, 33; Krühne, UB, 60 f.  –  2 LHA Sachsen-Anhalt, MD, U 11, A IX o, Nr. 10; ebd., Nr. 11.  –  3 Größler, Urk., 46 f.  –  4 Hoppenrod, Bericht, 100.  –  5 Vgl. zum Gründungsgeschehen Spangenberg, Chronica,

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294–296; Hoppenrod, Bericht, 99–101. Letzterer irrt offensichtlich mit der Angabe eines zusätzlichen Ankaufs von zwei Sattelhöfen zur Klostererweiterung im Jahr 1451.  –  6 Größler, Urk, 51–53.  –  7 Ebd., 53 f.; Krühne, UB, 60 f.  –  8 Größler, Urk., 59 f.  –  9 LHA Sachsen-Anhalt, MD, U 11, A IX o, Nr. 10. Auf weitere Inkorporationen deutet die chronikalische Nachricht hin, der Konventuale Henning Beyer habe 1489 die Pfarreien von Siersleben und Heubitz versehen; Spangenberg, Chronica, 296.  –  10 Die Urk. der Mansfelder Grafen (ohne Tagesdatum): Größler, Urk., 64–66; der Revers von Provinzial, Prior und Konvent vom 8.10.1506: LHA Sachsen-Anhalt, MD, U 11, A IX o, Nr. 11.  –  11 Brockpähler, Hettstedter Annalen, 19.  –  12 Lickteig, German Carmelites, 49, 61.  –  13 Spangenberg, Chronica, 296.  –  14 Ebd., 296 f.  –  15 Vgl. ebd., 298; Hoppenrod, Bericht, 102.  –  16 Größler, Urk., 70.  –  17 Ebd., 72–74.  –  18 Ebd., 70–72.  –  19 Siehe zur Leibrente Glockmanns ebd., 76f.; zur Zeit nach 1525 Hoppenrod, Bericht, 102; Krumhaar, Grafschaft Mansfeld, 212.  –  20 Größler, Urk., 76f.  –  21 Ebd., 74f.  –  22 Ebd., 51; Hoppenrod, Bericht, 102.  –  23 Größler, Urk., 53.  –  24 Hoppenrod, Bericht, 102; Größler, Urk., 59; LHA Sachsen-Anhalt, MD, U 11, A IX o, Nr. 10.  –  25 Größler, Urk., 64 (Angabe in der Urk. womöglich irrtümlich).  –  26 LHA Sachsen-Anhalt, MD, U 11, A IX o, Nr. 11.  –  27 Brockpähler, Annalen, 65 (dagegen Hoppenrod, Bericht, 102: Petrus Dugen)  –  28 Hoppenrod, Bericht, 102; Brockpähler, Annalen, 18, 65.  –  29 Hoppenrod, Bericht, 102; Brockpähler, Annalen, 18, 65; Größler, Urk., 70.

Ralf Lusiardi

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Hirschhorn Die Ritter von Hirschhorn stifteten 1406 ein Karmeliterkloster als Familiengrablege und Hauskloster und übertrugen ihm umfangreiche Besitzungen. Dem Kloster waren u. a die Burgkapelle Hirschhorn sowie die Pfarreien Hessloch und Eppingen inkorporiert. Nach dem Übertritt der Herrschaft Hirschhorn zur lutherischen Reformation wurde das Kloster 1570 aufgelöst. Der vom Provinzial der Niederdeutschen Provinz angestrengte Reichskammergerichtsprozess führte nach außergerichtlichen Einigung 1624 und 1629 zur Restitution des Klosters, das der Orden 1635 endgültig wiederbesetzen konnte. In der Gegenreformation spielte das Kloster eine bedeutende Rolle bei der Wiederherstellung der katholischen Pfarreien des unteren Neckarraums. Es wurde 1803 säkularisiert. Provinz Oberdeutsche Provinz (1406–1411/1422), Niederdeutsche Provinz (1422–1803) Diözese Worms Lage Das Karmeliterkloster1 ist am Schlossberg zwischen Burg und Stadt Hirschhorn errichtet und grenzt an die östliche Stadtmauer. Erhalten haben sich die Klosterkirche und das talseitig gelegene Konventsgebäude, dessen bergseitiger Trakt bereits wenige Jahre nach Aufhebung des Klosters abgetragen wurde. Zwischen der Hauptstraße des sog. Hinterstädtchens und dem Konventsgebäude lag der Wirtschaftshof des Klosters, dessen Gebäude im 19. Jh. ebenfalls abgerissen wurden. Zwei benachbarte Altstadthäuser, die die Karmeliter 1659 und 1710 als Provinzialat und Infirmerie hinzukauften, sind erhalten. Die Klosterkirche ist heute eine der katholischen Kirchen in Hirschhorn, das ehemalige Klostergebäude dient als katholisches Pfarrzentrum. Patrozinium Patronin des Klosters war die Jungfrau Maria (Mariä Verkündigung), besonders verehrt wurden auch die hl. Anna und der hl. Joseph, denen eigene Bruderschaften errichtet wurden. Ebenso bestand eine Skapulierbruderschaft. Siegel Das ältere mittelalterliche Konventssiegel2 zeigt die Übergabe des Skapuliers durch die Gottesmutter an den hl. Simon Stock, umrahmt von gotischer Architektur. Das jüngere3 zeigt die Verkündigungsszene, darunter einen Mönch und das Wappen von Hirschhorn [ Abb. S. 104 Nr. 15]. Die drei Siegeltypen aus dem 17. und 18. Jh. zeigen unter einer Krone das Wappen des Karmeliterordens in Verbindung mit der Hirschstange4 [ Abb. S. 105 Nr. 16]. Von den beiden frühen Prioren Werner Lorber (1413–1418, Siegelbild: Doppelte Hirschstange unter Maria mit Kind und Blütenzweig)5 und Johannes Herbrandt (1420–1430, Siegelbild: Lamm mit Kreuz und Fahne)6 haben sich ebenfalls die Priorensiegel erhalten. Ersteres hat den Charakter eines Konventssiegels, da hiermit vor der offiziellen Aufnahme in die Niederdeutsche Provinz gesiegelt wurde. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Folgt man den Aufzeichnungen der Klosterchronik, so begann der Bau von Kirche und Kloster in Hirschhorn um 1400, und somit etwa ein Jahrzehnt nach der Stadtgründung (1391) durch die Brüder und Stadtgründer

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Hans V., Eberhard sowie Konrad von Hirschhorn, Domherr zu Mainz und Speyer. Bereits 1404 scheint der Gründungskonvent in Hirschhorn ansässig gewesen zu sein, denn am 2. August dieses Jahres besiegelten Prior und Konvent gemeinsam eine Urkunde.7 Die rechtliche Grundlage für die Errichtung des Klosters in der neuen Stadt schuf im folgenden Jahr eine Bulle Innozenz VII. vom 6. Juli 1405, mit der der Papst auf Bitten des Provinzials der Oberdeutschen Provinz und des Bischofs von Worms eine Konventsgründung für zehn bis zwölf Brüder gestattete. Das Kloster sollte mitsamt Kirche, Glocke, Glockenturm, Friedhof und Wohngebäuden an einem geeigneten und rechtmäßig erworbenen Ort unter Wahrung der Rechte der Pfarrkirchen errichtet werden. Zusätzlich erhielt das neue Kloster Anteil an allen Privilegien und Indulgenzen, die die Karmeliter besaßen.8 Am gleichen Tag wurde auch ein Ablassbrief für alle Wohltäter ausgestellt, dem 1409 ein weiterer Ablassbrief wohl zur Förderung des Kirchen- und Klosterbaus folgte.9 Die drei Ritter von Hirschhorn sowie Iland von Dhaun, die Ehefrau Hans V., und Konrad, der Sohn des verstorbenen (Bruders und Mitstadtgründers) Albrecht von Hirschhorn, übertrugen am 30. Mai 1406 das von ihnen gestiftete Kloster „aus besonderer Liebe [...] zur Ehre der Muttergottes“ dem Provinzial der Oberdeutschen Provinz des Ordens und versprachen ihren Schutz und Schirm.10 Dieses Schutzversprechen wurde von jeder kommenden Generation wiederholt.11 Als Motiv für die Klostergründung wird man neben der Sorge um das Seelenheil der Familienmitglieder den Wunsch der Ritter von Hirschhorn annehmen dürfen, ein Hauskloster mit repräsentativer Familiengrablege zu schaffen, um so das Ansehen des Geschlechtes, das zu den angesehensten und reichsten ritterlichen Familien des unteren Neckarraums gehörte, zu zeigen. Die Bekanntschaft mit dem Provinzial der Oberdeutschen Provinz, der das Kloster jedoch nur in der unmittelbaren Gründungsphase angehörte, mag sich bei den Aufenthalten des Hans V. von Hirschhorn in Nürnberg eingestellt haben, wo er im Auftrag und Gefolge König Ruprechts von der Pfalz agierte.12 Er war Ratgeber des Pfalzgrafen gewesen, trat nach dessen Wahl zum König (1400) auch in seinen königlichen Dienst und gilt als bedeutendster weltlicher Rat König Ruprechts. Auch für die gerade entstehende Stadt war das Bettelordenskloster von großer Bedeutung, da die Hirschhorner Pfarrkirche im Dorf Ersheim auf der anderen Neckarseite stand, sodass zum Kirchweg eine Fähre benutzt werden musste. Drei Monate nach der Übertragung des Klosters an den Orden, am 29. August 1406 (nächster Sonntag nach St. Bartholomäus, auch als Tag des künftigen Kirchweihfestes festgelegt), wurde die Kirche durch den Wormser Bischof Matthäus von Krakau geweiht.13 Die Ritter von Hirschhorn übertrugen ihrem Hauskloster umfangreichen Fundationsbesitz. Zunächst übergaben sie ihm am 25. November 1406 die Kapelle ihrer Burg mit allen Einkünften aus Zehnten und Weinbergen und 1409 zusätzlich 2 Fuder vom Heilbronner Weinzehnt.14 Der Burgkaplan wurde mit einer Altaristenstelle an der Präsenz Ersheim entschädigt. Weiterhin wurden dem Kloster die Pfarreien in Hessloch und Eppingen inkorporiert. Die Inkorporation der Pfarrei Hessloch, deren Patronatsrecht zwischen den Rittern von Hirschhorn und den Grafen von Leiningen strittig gewesen war, genehmigte der Mainzer Erzbischof

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I. Klöster vor der Säkularisation

Johann am 6. Februar 1407.15 Die Karmeliter sollten die Pfarrei jedoch nicht selbst versehen, sondern einen Weltpriester als ständigen Vikar einsetzen.16 1410 folgte noch die Übertragung der Vikarie (Kaplanei, Frühmessnerei).17 1487 bestätigte Bischof Berthold nochmals die Rechte des Klosters in Hessloch, wobei jetzt auch die Präsentation eines Ordensgeistlichen erlaubt war.18 Ab 1510 wirkte hier ein Karmeliter.19 Weiterhin gelangte eine der beiden Eppinger Pfarreien an das Kloster. Wolf Göler von Ravensburg und seine Frau Anna übergaben am 29. September 1407 ihr Patronatsrecht an der Pfarrkirche Eppingen mit allem Zubehör dem Karmeliterkloster und setzten Hans von Hirschhorn, dem sie diese Rechte am gleichen Tag für 750 Gulden verkauft hatten, als Rechtsvertreter für diese Stiftung ein.20 Am 25. März 1409 übergaben Hans V. von Hirschhorn und seine Frau Iland das Leiherecht an der Eppinger Pfarrkirche mit allen zugehörigen Benefizien, Gütern und Zehntanteilen an das Kloster.21 Auch hier hatte das Kloster einen Weltgeistlichen als Vikar zu präsentieren, der die Pfarrdienste am Ort ausübte. Die Einnahmen der Pfarrei Eppingen waren so umfangreich, dass eine eigenständige Klosterschaffnerei eingerichtet wurde.22 1487 erfolgte nochmals eine päpstliche Bestätigung der Inkorporation der Pfarreien Eppingen und Hessloch.23 Ebenso wurden drei von den zehn bis 1544 bestehenden Kaplaneien in Eppingen abwechselnd mit dem Speyrer St. Guido Stift vom Hirschhorner Kloster vergeben. Stiftungen Zum weiteren Unterhalt des Klosters stifteten Hans von Hirschhorn und seine Frau Iland am 2. Februar 1415 eine Summe von 1200 rheinischen Gulden, die innerhalb von zwei Monaten nach dem Tod des Hans († 1426) bezahlt werden sollte. 1421 wurde diese Summe um eine Seelgerätstiftung von 200 Gulden vergrößert. Am 17. Dezember 1418 stifteten Hans V. und Iland sowie ihr Sohn Hans VI. das von Hans V. als Wohnsitz erbaute „Neue Haus zum Hirschhorn“ mit dessen Zubehör,24 wobei er sich ein lebenslängliches Wohnrecht in dem zwischen Burg und Kloster erbauten Haus vorbehielt. Das Kloster erlangte erst 1492 die Verfügungsgewalt über diesen Immobilienbesitz, ebenso erhielt es erst in diesem Jahr den letzten Teilbetrag der gestifteten 1400 Gulden ausbezahlt. Zur Verwaltung der Klostergüter setzten die Hirschhorner Ritter am 2. Februar 1412 drei Klosterschaffner ein, die vom ältesten Hirschhorner Ritter und dem Prior gewählt wurden. Ebenso bestimmten sie am 22. Januar 1415 den Wortlaut des Treueides, den jeder neue Prior ihnen geloben musste.25 Eine Gottesdienstordnung von 1411, die 1416 und 1421 erweitert wurde, gab die in der Klosterkirche abzuhaltenden Messen vor, darunter eine Frühmesse für die „armen Arbeitsleute zum Hirschhorn“. In den Seelgerätstiftungen der Hirschhorner Ritter wurde ebenfalls genau festgelegt, in welcher Weise ihr Jahrgedächtnis gehalten werden sollte. Das Kloster Hirschhorn wurde unter Beteiligung des Provinzials der Oberdeutschen Provinz gegründet, jedoch anderthalb Jahrzehnte nach seiner Stiftung auf dem Provinzkapitel offiziell 1422 in Köln als 24. Kloster in die Niederdeutsche Provinz aufgenommen. Nach der 1464 erfolgten Aufteilung der Provinz in vier Nationen gehörte es zur Rheinischen Nation. Schon vor 1422 lassen sich personelle Ver-

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bindungen Hirschhorns mit der Niederdeutschen Provinz auch im Hinblick auf eine Eingliederung oder Übernahme in diese feststellen. So ist etwa Werner Lorber, der seit 1382 Prior von Speyer [ Speyer] und 1411 Definitor der Niederdeutschen Provinz beim Generalkapitel zu Bologna war, das den Status der Oberdeutschen Provinz neu festlegte, von 1413–1418 als Prior in Hirschhorn nachweisbar.26 1411 erscheinen die Prioren und Konvente von Speyer und Weinheim [ Speyer, Weinheim] als Urkundenzeugen und Mitsiegler der Gottesdienstordnung.27 Der Konvent wurde rasch in das öffentliche Leben der Stadt eingebunden. Der Prior tritt des öfteren als Mitsiegler und Urkundenzeuge in städtischen Urkunden im 15. Jh. auf, wobei einige dieser Beurkundungen auch im Kloster selbst vorgenommen wurden. Eine frühe allerdings kurzfristige seelsorgerische Tätigkeit war auch der Gottesdienst in der um 1407 von den Herren von Hirschhorn errichteten Kirche in Unterschönmattenwag. Da die Kirche noch nicht geweiht war, wurde dies vom Wormser Bischof 1434 unterbunden.28 Auch die folgenden Generationen der Hirschhorner Ritter taten sich als Stifter und Wohltäter des Klosters hervor,29 ebenso beliebt wurde das Kloster für Seelgerätstiftungen von Hirschhorner Bürgerfamilien.30 Besonders hervorzuheben ist Hans VIII. von Hirschhorn, der 1513/14 zusammen mit seinem Bruder Eucharius die Annakapelle anbauen ließ und der Kirche ein kostbares steinernes Sakramentshäuschen und Tafelbilder, darunter eine „Tafel von Holz mit Gold überzogen“ mit einer Darstellung der Verkündigung, für den Hochaltar stiftete (1496/1501). Hans war auch während des Reichstags 1496 im Wormser Karmeliterkloster bei der Gründung der Annabruderschaft anwesend [ Worms], in die er selbst aufgenommen wurde. Hierdurch angeregt entstand später die 1507 erstmals nachweisbare, zuletzt 1531 erwähnte Annabruderschaft in Hirschhorn. Schule und Ordensstudium Bereits 1430 werden neben sechs Sacerdotes drei Scholaren im Kloster aufgezählt. In einer weiteren Urkunde31 werden 1484 als Konventsmitglieder acht Patres und zwei Epistolare genannt, d. h. die Geistlichen, die beim Hochamt einen Abschnitt aus der Epistel zu verlesen hatten. Das Studium particulare innerhalb des Ordens war ebenfalls im Hirschhorner Kloster möglich. In der Regel war der Prior gleichzeitig auch Lektor. Erst ab 1471 findet sich die ständige Besetzung des Lektorenamts neben dem Prior, ab 1480 kommt der Informator hinzu, was auf die Ausweitung der Studienmöglichkeit hinweist. Die Quellen lassen jedoch keine Rückschlüsse zu, ob im Kloster eine öffentliche Lateinschule bestand. Anschluss an Reformen Die Ordensreform des Generalpriors Johannes Soreth erreichte Hirschhorn 1461, als der seit 1458 als Prior wirkende Matthias von Wetzlar vom Provinzkapitel erneut als Prior bestätigt wurde und den Auftrag erhielt, die Observanz im Hirschhorner Kloster einzuführen.32 Nach dessen Tod im gleichen Jahr führte der Prior Hermann von Erbach die Reform weiter. Die letzten Jahrzehnte des 15. sowie die ersten des 16. Jhs. können als die Blütezeit des Klosters

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angesehen werden. Dies wird auch durch den Umbau bzw. die Erweiterung des Konventsgebäudes 1509 gekennzeichnet, dessen Kapitelssaal mit Fresken (Eliaszyklus, Karmeliterheilige) kostbar ausgemalt wurde, deren Bildprogramm die Traditionen des Ordens aufnimmt. Das Kloster befand sich im 15. Jh. in einer so stabilen wirtschaftlichen Lage, dass es seinen Besitz durch eine gezielte Erwerbspolitik erheblich ausweiten konnte. Es kaufte Natural- und Geldzinsen,33 aber auch Immobilien,34 darunter einige Höfe,35 und besaß auch Fischereirechte.36 Aus dem vorhandenen Kapital wurden bis zur Auflösung des Klosters auch Darlehen gewährt, z. B. auch dem Wormser Karmeliterkonvent. Die Zinseinnahmen bzw. die Pachteinnahmen aus Pfandgrundstücken bis zur Darlehensrückzahlung vergrößerten ebenfalls den Klosterbesitz.37 Aufhebung des Klosters und Restitutionsversuche des Ordens In der Reformationszeit kam der Konvent vor allem durch die Repressalien der protestantisch gewordenen Herren von Hirschhorn unter Druck, der schließlich zu dessen Aufhebung führte. 1526 begannen die Brüder Georg und Engelhard von Hirschhorn sowie Engelhards Sohn Hans IX. sich der lutherischen Lehre zuzuwenden. Seitdem schränkten sie die Rechte der Karmeliter zunehmend ein, bedrängten sie, die Ordenstracht abzulegen und vom Orden abzufallen,38 und verhinderten die Visitation des Provinzials Walter Stay. Zwei Jahre später bekannten sie sich offen zur Reformation und beriefen 1528 lutherische Prediger in die Ersheimer Kirche und die Klosterkirche, wobei der lutherische Prädikant der Klosterkirche Josias Forster im Kloster Wohnrecht und eine Besoldung aus Mitteln des Klosters erhielt. Das Schutzprivileg Kaiser Karls V., das der Provinzial der Niederdeutschen Provinz, Dietrich von Gouda, am 14. November 1530 für den Karmeliterorden erhalten hatte, stärkte kurzfristig die Position des Klosters. Die Hirschhorner Ritter mussten den 1529 zum Prior von Hirschhorn ernannten Peter Fabri dulden und das Kloster bestehen lassen, „wenn auch unter großen und fortgesetzten Quälereien“, wie die Klosterchronik berichtet. Damit endete auch die evangelische Predigt in der Klosterkirche. Der Tod von Engelhard (1529) und Georg von Hirschhorn (1543) änderte an der Situation nichts. Hans IX. verhinderte nach dem Tod des Priors Fabri am 26. August 1542 die Visitation des Klosters und damit die Neueinsetzung eines Priors, erzwang aber von den drei verbliebenen Konventualen den Treueid bei Strafe der Ausweisung. Er selbst erneuerte das herrschaftliche Treueversprechen jedoch nicht mehr. Der bisherige Lektor Sebastian Selbron versah zunächst das Vikariat neben dem Prokurator Johannes Entzberger und Petrus Rauch, der später das Amt des Priors übernahm, ohne dazu eingesetzt zu sein. Das Provinzkapitel hatte die cura conventus dem Provinzial selbst übertragen. Als nächstes verbot Hans 1546 den katholischen Ritus, ebenso Chorgebet und Messe, das Tragen der Ordenstracht sowie die Aufnahme von Novizen oder anderen Konventualen. Der Beginn der Reformation in der Pfalz (1544) und die Zugeständnisse, die Kaiser Karl V. unter dem Druck seiner Außenpolitik machen musste, gaben dem Hirschhorner weiteren Auftrieb. Er nutzte alle durch die politischen Konstellationen im Reich

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sich ergebenden Möglichkeiten, um die Rechte des Klosters einzuschränken und die Reformation in seinem Herrschaftsbereich zu vollenden. 1546 beschlagnahmte er das Klostergut, sodass neben kostbaren liturgischen Geräten auch die Stiftungsund Schutzbriefe in seine Gewalt gelangten.39 In der Klosterkirche, die nun von der Ersheimer Kirche die Funktion als Stadtkirche übernahm, setzte er zwei protestantische Prediger ein. Zwei Jahre später schien nach dem Sieg des Kaisers im Schmalkaldischen Krieg und dem Augsburger Interim die Restitution des Klosters möglich zu werden, die der Provinzial Eberhard Billick betrieb. Versehen mit kaiserlichem Schutz- und Gewaltbrief kam er vom Augsburger Reichstag nach Hirschhorn und verlangte die Wiederherstellung der alten Rechte des Klosters, die Hans von Hirschhorn unter Rücknahme seiner Verbote am 15. November 1548 zugestand. Darüber schloss er mit Billick einen Vertrag ab. In der Klosterkirche wurde das Simultaneum eingeführt. Daraufhin konnte der Provinzial die Visitation vornehmen und Johannes Entzberger als Prior einsetzen sowie Johann Huckelhoven aus Köln als Informator nach Hirschhorn versetzen. Hans von Hirschhorn, der die Umsetzung der weiteren Vereinbarungen wie die Herausgabe des beschlagnahmten Klostergutes stetig hinauszögerte, ließ jedoch bereits 1550 Johann Huckelhoven sowie einen weiteren aus Kreuznach entsandten Karmeliter wieder ausweisen und erneuerte seine alten Verbote. Den wenigen verbliebenen Konventualen wurde der Briefwechsel mit dem Provinzial verboten, die Visitationen des Klosters wurden verhindert. Auch die kaiserliche Aufforderung an ihn, die Klostergüter binnen 30 Tagen zurückzugeben, die der Provinzial am 30. Dezember 1550 erhielt und die am 20. Januar 1551 in Hirschhorn übergeben wurde, blieb angesichts der inzwischen im Reich herrschenden politischen Lage ohne Wirkung.40 So musste Eberhard Billick schließlich 1553 resigniert schreiben: „Es erschien mir, dass ich schon den Hirschhorner Konvent, der uns vor ungefähr zwanzig Jahren weggenommen worden war, zurück gewonnen und wieder unserer Herrschaft zu eigen gemacht hatte; aber die Häresie hat ihn wiederum gemein besetzt und diese drang auch durch die von uns verjagten ein, die sich von anderswo im Konvent einstellten zusammen mit denen, die sich zuvor durch dessen Frömmigkeit wie Klarheit sichtbar aus freien Stücken zu uns begeben hatten“.41 Nicht nur in Hirschhorn brachte Hans IX. die Karmeliter in Bedrängnis, sondern er suchte auch, in deren Pfarreien der Reformation zum Durchbruch zu verhelfen.42. 1564 starb Johannes Entzberger. Der einzige verbliebene Konventuale, Petrus Rauch, wurde auf dem Provinzkapitel in Mecheln zum Hirschhorner Prior ernannt, „prior et omnia“, wie er unterschrieb. Zur gleichen Zeit beschlagnahmte Hans das noch im Konvent verbliebene oder zwischenzeitlich neu erworbene Inventar. Auch über die Klosterkasse verfügte der Ritter von Hirschhorn nach Belieben und finanzierte aus den Einnahmen des Klosters z. B. die Hochzeit seines Sohnes Philipp. Zur Verwaltung der beschlagnahmten Güter und Gefälle des Klosters wurde ein weltlicher Schaffner (Vogt) eingesetzt, dessen Unterhalt aus Klostermitteln bestritten wurde.43 Nach dem Tod des Hans von Hirschhorn 1569 beanspruchten seine Erben das Konventsgebäude als Witwensitz

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für Anna Göler von Ravensburg, die selbst auch großen Anteil an der Reformation in Hirschhorn hatte. Offen sprach man von der Absetzung des Priors, die Einnahmen der Klostergüter sollten unter der Verwaltung des Schaffners zwei oder drei Kindern „ehrlicher Leute“ als Stipendium zugute kommen und ebenso zum Unterhalt der Kirchen, der Schule und des Hospitals dienen. Petrus Rauch, dem man mit Gewalt die letzten verborgenen Besitzbriefe genommen hatte, wurde inhaftiert. Die Brüder Philipp und Ludwig von Hirschhorn stellten ihn mit einmonatiger Bedenkzeit vor die Wahl, entweder zu heiraten und verheiratet einen Teil der Klostergebäude zu bewohnen, wobei ihm auch Schutz vor Strafmaßnahmen des Ordens versprochen wurde, oder Hirschhorn unverzüglich zu verlassen. Seine Weigerung – er sagte, „es sei das Kloster dann nit gestift, dass ein Mönch mit einem Eheweib darin sitzen solle“ – zog seine gewaltsame Vertreibung nach sich.44 Der vertriebene mittellose Prior begab sich zunächst nach Eppingen, wo er vom Klosterschaffner die Rechnung einforderte, danach nach Hessloch, wo er den Pfalzgrafen als „Lehensherr“ der Pfarrei um seinen Schutz bat,45 den er auch erhielt. Petrus Rauch wandte sich an den Erzbischof von Mainz als den für Hessloch zuständigen Diözesanbischof, der zugleich der Lehnsherr der Ritter von Hirschhorn war. Er fand dort eine Bestätigung seiner Position, so dass sich Philipp und Ludwig von Hirschhorn dazu bereit erklärten, ihn „als Prior wieder anzunehmen, ohnangesehen er übel gehauset, sintemalen es besser, ein frommen alten Schalck als ein anderen jungen neuen bößen Buben uffzunehmen – womit sie also von Zanck und Unrecht ledig würden“.46 Petrus Rauch verstarb jedoch vor seiner Wiedereinsetzung. Der Pfalzgraf zog im gleichen Jahr die Pfarrei Hessloch als heimgefallenes Lehen ein und führte hier 1572 die Reformation durch, die weiteren Hess­ locher Einnahmen (Holderzehnt und Mainzer Gut) blieben strittig und wurden in der Folge im Klosterprozess vor dem Reichskammergericht verhandelt, und die Hirschhorner bemühten sich vergeblich um deren Einforderung.47 Der Provinzial der Niederdeutschen Provinz, Johannes Mayer, forderte nochmals von der Witwe Maria Göler von Ravensburg und ihren Söhnen die Rückgabe des Klosters, indem er Petrus Herrahdt, den Frankfurter Prior [ Frankfurt], und Jacobus Cuper de Walbeck, den er 1571 zum Kommissar für Hirschhorn eingesetzt hatte, nach Hirschhorn sandte. Nach deren Abweisung erhob er schließlich die Klage vor dem Reichskammergericht. Das Urteil auf Rückgabe des Klosters an den Orden erging am 16. Oktober 1571 und wurde am 23. November 1571 an der Burg angeschlagen.48 Noch im gleichen Monat legten die Ritter von Hirschhorn Revision ein, doch scheint das Verfahren erst 1589 unter dem niederdeutschen Provinzial Laurentius Cuper wieder aufgenommen worden zu sein. Am 1. September kam es zur erneuten Citation mit Klageschrift vom 27. November 1589. Der Prozess zog sich bis 1596 hin und kam mit einem Streit über die verfahrensrechtliche Zulässigkeit ohne Ergebnis zum Erliegen. Im Verfahren begründeten die Hirschhorner Ritter ihr Vorgehen gegen das Kloster mit dem Augsburger Religionsfrieden, aus dem sie ihr Recht zur Reformation wie auch zur Einziehung des Kirchengutes herleiteten. Neben diesem Prozess

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wurde noch ein weiterer Streit der Karmeliter gegen die Herrschaft Hirschhorn geführt, bei dem es um eine jährliche Abgabe von 40 Malter Korn ging, die aus dem 1509 mit Hans von Hirschhorn abgeschlossenen Rentenkauf stammten, sowie um die Restitution des Mainzer Gutes. Mit dem Mandatum de solvendo et restituendo vom 14. Mai 1593 erreichten die Karmeliter einen ersten Erfolg, da sie das Mainzer Gut und seine Einnahmen daraus wieder in Besitz nehmen konnten.49 Damit wurde der Speyerer Prior Franciscus Borg beauftragt [ Speyer], der 1594 offiziell als Vizeprior bzw. Prior von Hirschhorn bezeichnet wird.50 Auch die Ritter von Hirschhorn unterstrichen ihre Position, indem sie seit etwa 1590 die Annakapelle als herrschaftliche Gruft benutzten und die Klosterkirche 1618 zu einer protestantischen Predigtkirche umbauten. Dazu wurde der Lettner niedergelegt und eine Kanzel errichtet. Zwei Ereignisse begünstigten die weitere Entwicklung für den Karmeliterorden. Nach dem Tode Ludwigs von Hirschhorn (1618) kam es zu einem Erbstreit zwischen seiner Witwe, ihrer Tochter und seinem Vetter Friedrich von Hirschhorn, der erst 1626 beendet wurde. Von größerer Bedeutung war die Eroberung und Besetzung der Pfalz ab 1621/23 durch die kaiserlich-bayerischen Truppen. Unter dem Schutz des Statthalters in Heidelberg, Heinrich von Metternich, zog der Prior von Speyer, Wilhelm Schulting [ Speyer], 1623 in das Kloster Hirschhorn ein, wenig später folgte ihm Maternus Essendius.51 Nach einigen Monaten konnte die Hirschhorner Herrschaft nochmals den Abzug der Karmeliter erreichen, indem man sich auf die noch ausstehende und angemeldete Revision des Reichskammergerichtsprozesses berief. Der Orden verließ sich nun nicht mehr auf den Ausgang des wieder begonnenen Verfahrens, sondern erreichte eine außergerichtliche Einigung zunächst mit einer der Hirschhorn’schen Parteien. Am 11. Juli 1624 schlossen der Provinzial Johannes Bachhusen sowie die Prioren von Mainz und Speyer [ Mainz, Speyer], Petrus Richel und Nicolaus Schockweiler, mit Margaretha von Hatzfeld-Hirschhorn einen Rückgabevertrag auf ihre Anteile am Kloster.52 Der Mainzer Erzbischof Georg Friedrich von Greiffenklau ratifizierte den Vertrag am 4. Dezember 1626.53 Auch mit Friedrich von Hirschhorn kam es am 11. April 1629 zu einer Einigung um die Rückgabe des Klosters, die am 25. Mai 1629 ebenfalls vom Mainzer Erzbischof bestätigt wurde. Friedrich behielt sich u. a. vor, aus der Kirche die Grabmäler der Hirschhorner Ritter herauszunehmen. Ferner sollte der Orden „ahn der fahrniß unndt allem demjenigen so die Ordensbrüder ahn Mobilien hinderlassen und ahn die Adelichen von Hirschhorn kommen keine fernere Anforderung haben“, eine Klausel, die die Karmeliter bald bitter zu spüren bekommen sollten. Als die Karmeliter 1629 fast sechzig Jahre nach ihrer Vertreibung nach Hirschhorn zurückkehren konnten, fanden sie eine desolate Situation vor. Sie erhielten nicht alle Rechnungsbücher, Gültbriefe und Dokumente des Klosters zurück, die wichtig waren, um den früheren Klosterbesitz zu restituieren. Klostergut war entfremdet, die Höfe und Felder infolge des Dreißigjährigen Krieges in schlechtem Zustand, zerfallen und verwahrlost, so dass die entsprechenden Einnahmen,

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wenn man sie überhaupt einfordern konnte, gering waren, zum Teil mussten davon noch die protestantischen Pfarreien der jeweiligen Orte versorgt werden. Friedrich von Hirschhorn hatte kurz vor der Übergabe noch einiges Inventar aus dem Kloster genommen, darunter einen eisernen Ofen aus der Konventsstube sowie „schön gemahlte Taffelen, so in dem großen Sommerrefectorium mit starcken Eysen in die Mauer geheftet und auf das Schloss schaffen lassen“,54 so dass das Konventsgebäude kaum bewohnbar war. Die Situation beschreibt der Chronist treffend: „Hic itaque opus fuisset piori et fratribus nostris corvo S.P.N. Eliae qui ipsis in domo vacuo et rebus omnibus spoliata inter oppidanos et vicinos longe lateque Lutheranos et acatholicos constitutis mane et vesperi carnes et panem attulisset. Est qui producit in montibus foenum et herbam servituti hominum qui dat iumentis escam ipsorum et pullis corvorum invocantibus eum non dereliquit eos qui sperant super misericordia eius“.55 Um das Überleben zu ermöglichen, erhielt der Konvent 1631 aus dem Depositum der Provinz 33 1/3 Gulden. Das Vordringen der schwedischen Truppen 1631 gab Friedrich von Hirschhorn nochmals die Möglichkeit, die Karmeliter aus Hirschhorn zu vertreiben. Der Prior Maternus Essendius und der Konventuale Conradus Beldt begaben sich in den Schutz des Speyerer Karmeliterklosters. Nach dem Tod des letzten Hirschhorner Ritters Friedrich fiel Hirschhorn als Lehen 1632 an Kurmainz zurück. Der vor den Schweden nach Köln geflüchtete Mainzer Erzbischof Anselm Casimir Wambolt von Umstadt, der der Skapulierbruderschaft des Kölner Karmel angehörte, unterstützte die Karmeliter bei der Restitution des Klosters. Nach der Niederlage der Schweden in der Schlacht von Nördlingen 1634 konnte er Hirschhorn als heimgefallenes Lehen wieder in Besitz nehmen, um es 1636 an die Freiherren von Frentz weiterzuverpfänden. Wilhelm Schulting, der in dieser Zeit dem Kölner Karmeliterkonvent angehörte und der dortigen Skapulierbruderschaft vorstand [ Köln, Waidmarkt] und sich bereits bei der ersten Restitution 1624 bewährt hatte, wurde erneut nach Hirschhorn gesandt. Als Prior hatte er die Wiederbesetzung und erneute Besitznahme für den Orden zu organisieren, im Auftrag des Mainzer Erzbischofs und mit Zustimmung des Wormser Bischofs Georg Anton von Rodenstein, der ebenfalls nach Köln geflüchtet war, sollte er den Katholizismus im protestantischen Hirschhorn wiederaufrichten. Wohl auf Veranlassung des nach Mainz zurückkehrenden Erzbischofs, der den geschätzten Prediger in seiner Bischofsstadt haben wollte, wurde er bald wieder aus Hirschhorn abberufen und durch Nicolaus Spey abgelöst, der gegen Weihnachten 1635 mit weiteren Brüdern in Hirschhorn eintraf. Am 10. April 1636 übertrug der Mainzer Erzbischof „den spoliierten ganz verarmten Geistlichen zum besseren Unterhalt“ und zur Aufrichtung des Katholizismus die Pfarrei und Präsenz Ersheim;56 damit wurde der Prior gleichzeitig Hirschhorner Pfarrer. Bei der Rückforderung der entfremdeten Immobilien, Pacht- und Zinsforderungen des Klosters hatten die Karmeliter mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Nach der Auflösung des Klosters im Jahr 1569 hatten die Hirschhorner Ritter die Kapitalien des Klosters als Fonds weiter bestehen lassen, mit dem sie wirt-

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schafteten, z.B. durch Darlehensvergabe oder Kauf von Gültbriefen. Bei der Einigung mit dem Kloster verpflichtete sich Friedrich von Hirschhorn nun 1629 zur Rückgabe des eingezogenen Klosterbesitzes. Wie sich erst ein halbes Jahrhundert später herausstellen sollte, hatte er einen großen Teil der den Besitz sichernden Dokumente zurück behalten und nur einen Bruchteil des tatsächlichen Klostervermögens zurückerstattet. Unter dem Vorwand, dass keine jüngeren Rechnungen zur Verfügung stünden, war als Berechnungsgrundlage die Klosterrechnung von 1531 zugrunde gelegt worden. Diese wies jährliche Zinseinnahmen von 1370 Gulden aus.57 Als die Rechnungsbücher des Klosters und der Präsenz für das Jahr 1626 durch einen Zufallsfund im Jahr 1686 wieder auftauchten, konnte man das Ausmaß der 1629 vorenthaltenen Kapitalerträge erahnen. Die von Friedrich von Hirschhorn vorenthaltenen Besitzdokumente, die sich später in den Händen der Hirschhorner Allodialerben befanden, wiesen einen Wert von 6660 Gulden aus. Die Karmeliter selbst bezifferten bei einer Aufrechnung den ihnen entstandenen Gesamtschaden unter Berücksichtigung der vorenthaltenen Zinsen, Gülteinnahmen und entgangenen Einnahmen bis zum Jahr 1686 auf 26.788 Gulden. Als geringen Ausgleich dafür erreichte das Kloster unter Vermittlung des Erzbischofs von Mainz von den Hirschhorner Allodialerben wenigstens die Rückgabe von Gültbriefen über ein Gesamtkapital von 1241 Gulden.58 Der Mainzer Erzbischof konfiszierte 1643 die in Hirschhorn vorhandenen allodialen Besitzungen der Herren von Hirschhorn, um die Grundstücke und Häuser 1654/55 zu versteigern und die Karmeliter aus dem erzielten Erlös zu entschädigen als Ersatz für Darlehen, die das Kloster im 16. Jh. an die Herren von Hirschhorn gegeben hatte.59 Ähnlich wie mit dem Klostergut war es um die Einnahmen der Präsenz Ersheim beschaffen, wo das Kloster nach vielen Mühen auch nur einen Teil der früheren Besitzungen und Einkünfte wiederherstellen konnte.60 Neben Grundstücken in Hirschhorn kam auch die auf dem Gelände der St. Antoniuspfründe im 16. Jh. errichtete Ziegelhütte in den Besitz des Klosters, deren eingefallenes Gebäude das Kloster 1654 wieder herrichten ließ.61 In Eschelbach hatte das Kloster die Hälfte des sog. Schlupferstadter Gutes,62 ein Hofgut in Schatthausen, dessen erste Renovation 1646 erfolgte und das es behaupten konnte, obgleich die Hirschhorner Allodialerben den Kirchsatz mit dem Wittumsgut 1712 an den Ortsherrn August Philipp von Brüggen verkauft hatten.63 In Seckenheim64 übernahmen sie ein Hofgut, ebenso in Hoffenheim65, das hier aus zwei Höfen bestand, sowie das Präsenzgut in Reilsheim/Bammenthal66 und das Wittumsgut zu Mückenloch, das aber in der Folge zu den Klostergütern gezählt wurde.67 Bis Ende des 17. Jhs. konnte sich der Konvent finanziell konsolidieren, wozu auch Rückzahlungen aus verliehenen Darlehen beitrugen. Ab 1658 sind wieder neue Darlehensvergaben belegt.68 Ebenso wurden ab 1645 neben einigen Äckern, Gärten und Wiesen auch in der Stadt Hirschhorn zwei Häuser erworben, das sog. Provinzialat (1659)69 und die Infirmerie (1710).70 1658 erhielten die Karmeliter ein Baugut in Unterschönmattenwag als Seelgerätstiftung von Wolf Heinrich von Metternich.71 Am Ende des 17. Jhs. hatte der Konvent seine finanzielle Basis gesichert. Die Kriege Ludwigs XIV., in deren

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Verlauf Stadt, Schloss und Kloster Hirschhorn 1693 mehrfach geplündert wurden, gefährdeten nicht mehr die Existenz des Karmeliterklosters. Parochiale Seelsorge Am 10. April 1636 hatten die Karmeliter die Pfarrei Hirschhorn erhalten mit der Aufgabe, den katholischen Glauben wieder aufzurichten. Neun Tage später verfügte der Erzbischof, „damit die Churfürstlich Pfarreien Hirschhorn, Eschelbach, Schönmattenwag [diese Orte waren beim Amt Hirschhorn verblieben] und ander deren gleich Parochien, welche zum Haus Hirschhorn gehörig und davon bestellt worden sind, similiter per salutari exercitium et actum reformationis Catholicae fidei“, diese dem Miltenberger Landkapitel zuzuteilen.72 Am 1. August 1637 erließ nun der Erzbischof als Landesherr das Rekatholisierungsdekret: An Allerheiligen (1. November) sollten sich alle Hirschhorner Untertanen, die noch nicht konvertiert waren, zur Beichte und Empfang der Kommunion einfinden und sich hinfort zur katholischen Religion bekennen oder das „ius emigrandi bei Zeiten an Handt zu nhemen“. Bis auf zwei Personen, die das Städtchen verlassen mussten, kamen alle Bürger diesem Befehl nach. Seit dem 16. Juli 1638, dem Hochfest Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, gab es offiziell keine Evangelischen mehr in Hirschhorn.73 Am 6. August 1638 übertrug der Erzbischof die Pfarreirechte von der Pfarrkirche in Ersheim auf die Karmeliterkirche, wobei er eine ständige Inkorporation 1646 ablehnte. Im Zuge ihrer Umgestaltung zu einer Pfarrkirche wurden der Taufstein, die Orgel und ein Predigtstuhl aus der Marktkirche in die Konventskirche transferiert.74 Mit der Übernahme der Pfarrei begannen die Karmeliter mit der Anlage eines Kirchenbuches.75 Für kurze Zeit (1635/36–1658) übernahmen sie auch die Hirschhorner Schule. Mit der endgültigen Durchsetzung der Gegenreformation erzielte man jedoch nur Teilerfolge, da sich einige Bürger, darunter die einflussreichsten Bürger und Ratsmitglieder Sonderrechte immer wieder erstritten oder die Rücknahme von Dekreten wie das Verbot auswärtigen Kirchenbesuches in „unkatholischen Orten“ (1649, 1665) erwirkten. Rückschläge für die Karmeliter erbrachte das Gesuch der Stadt, die Marktkirche als Pfarrkirche wieder einzurichten, die kurzfristige Besetzung der Pfarrei mit einem Weltgeistlichen (1665),76 sowie der Übertritt des Priors Arbogastus a S. Martino zum Protestantismus 1677. Die Übernahme der Pfandschaft durch den katholischen Freiherrn Johann Wilhelm von der Reck 1676 stärkte die Stellung der Karmeliter in den „Hirschhorner Glaubensangelegenheiten“. Auf dessen Veranlassung verschärfte am 4. August 1684 Erzbischof Anselm Franz von Ingelheim dann das Mischehenverbot und setzte die früher ausgesprochenen und zurückgenommenen Erlasse wieder in Kraft.77 Nicht nur in Hirschhorn spielten die Karmeliter eine wichtige Rolle bei der Gegenreformation, sondern auch in ihren Pfarreien in Hessloch und Eppingen, wo sie sogar früher als in Hirschhorn ihre Ansprüche durchsetzen konnten78 sowie in den Hirschhorner Nachbargemeinden Mückenloch, Rothenberg, Unterschönmattenwag und Schönbrunn/ Haag. Der Friedensschluss 1648 und die Rückkehr der alten calvinistischen Kur­ linie beendete diese Tätigkeit im Pfälzer Einflussbereich. Lediglich das würzburgi-

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sche Mückenloch sowie das kurmainzische Unterschönmattenwag, das 1748 gegen den Widerstand des Klosters zur eigenständigen Pfarrei erhoben wurde und ab 1753 wieder mit einem Ordensgeistlichen aus dem Hirschhorner Kloster besetzt werden konnte, wurden weiter von den Karmelitern betreut. Im ebenfalls im Amt Hirschhorn verbliebenen Eschelbach scheiterten sie, die Gegenreformation durchzusetzen.79 Mit dem Wechsel der Pfälzer Kurlinie auf die katholischen Pfalzgrafen aus dem Haus Pfalz-Neuburg, die den Katholizismus in der Pfalz wiederaufrichteten und begünstigten, ergaben sich nochmals Aufgaben für die Hirschhorner Karmeliter. So waren auch der Hirschhorner und Wormser Prior bei der Wiederinbesitznahme des Weinheimer Klosters 1686 beteiligt [  Weinheim]. 1691–95 wirkten sie in der 1688 neu gegründeten Eberbacher Pfarrei, ebenso ab 1683 in der 1662 neu gegründeten Pfarrei in Neckarsteinach und waren ab 1698 bei der Neugründung und dem Wiedererstarken der katholischen Pfarrei Eppingen beteiligt, die sie bis 1762 personell betreuten.80 Auch in der Pfarrei Hessloch haben die Karmeliter segensreich gewirkt und sie nach den Kriegsnöten und Zerstörungen des ausgehenden 17. Jhs. wieder aufgebaut und neu organisiert.81 Nicht ohne Stolz konnte der Prior 1731 an den Mainzer Kurfürsten schreiben: „Wir haben die gantze lutherische gemeindt völlig catholisch gemacht ... und wan wir dieses alles mit so großer Mühe und Unkösten nicht gethan hätten, so wäre diese gantze Gemeind wie die mehreste umbliegende noch lutherisch, wie noch an dem heutigen Tag die Aussag der alten umbliegenden Catholischen ist: Es were kein eintzige catholische Seel im Neckerthal, wan die Patres Carmelitae zu Hirschhorn dieselbe nit mit so großem Eyffer erhalten“.82 Anschluss an die Tourainer Reform Die Tourainer Reform, die in der Niederdeutschen Provinz zunächst 1648 im Trierer Kloster Eingang fand [ Trier], wurde in Hirschhorn erst 1660 als letztem Konvent der Provinz angenommen. Die Ordensleute, die sich der Reform nicht anschließen wollten, verließen in diesen Jahren die Klöster zugunsten einer Pfarrstelle; unter ihnen sind auch Karmeliter, die in Hirschhorn gewirkt haben. Einige Karmeliter, die sich in Hirschhorn bewährt hatten, haben auch an der Wiederbesetzung bzw. Aufrechterhaltung anderer Konvente mitgewirkt, auch finden sich manche darunter, die sich als frühe Anhänger der Tourainer Reform für deren Erfolg eingesetzt haben und auch für einige Zeit diesbezüglich in der Oberdeutschen Provinz tätig waren. Während der Konvent eine Zeit lang wegen der schlechten Wirtschaftslage nur mit zwei Patres besetzt war (die meisten Karmeliterklöster am Rhein hatten zu der Zeit drei oder vier Patres), die deshalb 1657 auch das Binationsrecht (das Recht, zwei Messen am gleichen Tag zu lesen) vom Wormser Bischof erhalten hatten,83 stieg die Konventsstärke am Ende des 17. Jhs. wieder an. So lassen sich 1678 sechs Patres in Hirschhorn nachweisen, 1686 sieben Priester- und drei Laienbrüder. Die Verbesserung der finanziellen Situation ermöglichte auch Baumaßnahmen am Konventsgebäude (1657, 1687) sowie in der Kirche. Am 15. Juli 1689 wurden der neue Hochaltar (zu Ehren der Menschwerdung und Mariae Verkündigung) so-

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wie die zwei Nebenaltäre (Kreuzaltar, hl. Joseph) geweiht. Es kamen auch wieder neue Stiftungen an die Kirche, wie z.B. 1678 die Stiftung von 400 Gulden durch Johann Friedrich von Frentz und seiner Frau Anna Rosina.84 Kirchengerät und Ornat wurden angeschafft und vom Kloster auf eigene Kosten erhalten, ebenso wurden das Öl zum ewigen Licht, das Wachs zu den Altären sowie die Hostien aus Klostermitteln erworben. Die Aufwendungen für den Gottesdienst bis zum Jahr 1697 bezifferte der Prior bei Verhandlungen mit dem Hirschhorner Rat über die Regelung der anfallenden Kosten mit 2806 Gulden.85 Im 18. Jh. erlaubte die konsolidierte Wirtschaftslage dem Konvent einen Ausbau der Kirchen- und Klostergebäude und eine Teilnahme an dem intellektuellen Leben innerhalb der Provinz. Auch die Zahl der Konventualen wuchs weiter (1761 dreizehn Patres; 1775 zwölf Priester- und fünf Laienbrüder). Kloster und Kirche wurden weiter ausgestattet und renoviert, Kirchengerät und Ornat angeschafft, die Bibliothek weiter ausgebaut, wobei 1760 erstmals ein Bibliothekar erwähnt wird. Schönster Ausdruck dieser zweiten Blüte klösterlichen Lebens ist der 1761/65 durch den Heidelberger Bildhauer Johann Michael Düchert geschaffene Hochaltar. Die Karmeliter haben ein intensives religiöses Leben entfaltet. Die kirchlichen Feste und Ordensfeste wurden feierlich begangen, vor allem auch das Josephs- und Skapulierfest mit Hochämtern und Prozessionen. 1678 wurde die Prozession nach Ersheim eingeführt. Einen wichtigen Platz nahm auch die seit 1686 nachweisbare Wallfahrt nach Walldürn ein, die mit immer größerem Aufwand begangen wurde und der sich die Katholiken der umliegenden Orte anschlossen. Es entstanden eine Skapulier- und eine Josephsbruderschaft. Auf Betreiben des Stadtrats wurde der Klosterkirche 1732 das Recht als Pfarrkirche jedoch wieder entzogen und auf die neu konsekrierte Marktkirche übertragen. Die Pfarrgottesdienste wurden hinfort in der Marktkirche gefeiert, lediglich in „festis S. Scapularis, Dedicationis und S. Josephi als Patroni des heyligen Ordenß“ fanden diese in der Klosterkirche statt. Die Klosterchronik verzeichnet für das Jahr 1761 die Feier von 212 Hochämtern, 930 Messen, einem Anniversarium sowie „ohngefähr 100 Meßen für Theils ungiebig, Theils temporibus Revolutionum verloren gegangene Einkünfte“. Aufhebung des Klosters Wenngleich das Kloster in den Koalitionskriegen besonders 1799 unter den Plünderungen durch französische Soldaten zu leiden hatte, konnte es nach der Auflösung anderer Konvente einigen aus Mainz, Worms und Weinheim vertriebenen Ordensbrüdern Zuflucht bieten. Dem setzte jedoch die Besitzergreifung und militärische Besetzung des kurmainzischen Amtes Hirschhorn durch Hessen-Darmstadt am 10. September 1802 ein jähes Ende. Vom 18.–28. Dezember 1802 mussten die Karmeliter ein Inventar ihrer Einnahmen, Kapitalien, Besitz und Vermögensverhältnisse anlegen. Der Besitz an Mobilien und Immobilien wurde auf einen Gesamtwert von 146.625 Gulden 25 Kreutzer taxiert.86 Am 9. April 1803 erfolgte die Aufhebungsverfügung. Sämtliche Konventualen mussten ein Protokoll unterschreiben, dass sie nichts zum Schaden des Fiskus „verbracht

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oder verschwiegen“ hätten, bei Verlust ihres Anspruches auf Pension. Binnen 24 Stunden mussten sie sich entscheiden, ob sie im Kloster, versehen mit den nötigsten Mobilien, als Pensionisten bleiben oder den Konvent verlassen wollten.87 Der Prior Franz Sales Jacobs († 1808) wurde Hirschhorner Pfarrer, der Subprior Florentian Veit († 1810) Kaplan. Nach Jacobs Tod übernahm dessen Stelle der frühere Lektor Burkhard Beltz. Als Kaplan (bis 1827) rückte Servatius Ferst nach. Dem ehemaligen Prior wurde als Pfarrer ein Jahresgehalt von 550 Gulden zugestanden, der Kaplan erhielt 450 Gulden, die Patres bekamen eine Pension von 250 Gulden, die Laienbrüder von 100 Gulden. Am 19. und 20. September 1803 wurde das Klosterinventar versteigert mit einer Einnahme von 1544 Gulden. Viele Kunstgegenstände, oft nur zum reinen Materialwert ersteigert, gingen damit für immer verloren. Zur Verwaltung der Klostereinnahmen aus den bestehenden Immobilien, Pachtverträgen und Zehnten bis zu deren Auflösung und sukzessivem Verkauf wurde die sog. Karmelitur errichtet. Deren Rechnungsbücher geben einen guten Überblick über die Vermögensverhältnisse des Klosters.88 Die in den Pfarreien Hessloch und Unterschönmattenwag wirkenden Karmeliter wurden dort Weltgeistliche, der Hirschhorner Prokurator Viktorin Claudi übernahm die Pfarrei Mückenloch. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv und Quellen Ein um 1415 angelegtes Kopialbuch, das bis 1425 weitergeführt wurde, verzeichnet alle Urkunden zur Gründung des Klosters.89 Es wurde wahrscheinlich von Hans von Hirschhorn angelegt (StA Darmstadt, C1A Nr. 13). Ein weiteres, ab Mitte des 15. Jhs. angelegtes Kopialbuch enthält die älteren Urkunden sowie Urkunden bis zur Auflösung des Klosters 1570 (StA Stuttgart, H14 Bd. 149). Ein drittes Urkundenbuch wurde 1694 in Köln angelegt, wohin zumindest die wichtigsten Archivalien zu dieser Zeit kriegsbedingt ausgelagert waren. Eingetragen wurden alle wichtigen Dokumente, so auch Dokumente des Klosterprozesses sowie der Restitution, ebenso alle Käufe und Erwerbungen des Klosters im 17. Jh., Nachträge reichen bis 1772. Das Staatsarchiv Darmstadt hat den Band 1961 aus Privatbesitz erworben (StA Darmstadt, C1A Nr. 15). Aus dem heute verschollenen Lagerbuch fertigte wohl der Prior Schein ein Urkundenlibell an, das in seinem Umfang dem ältesten Kopialbuch entspricht und heute im Kath. Pfarrarchiv Hirschhorn aufbewahrt wird. Das Klosterarchiv wurde von den Rittern von Hirschhorn während der Reformation beschlagnahmt und in das Burgarchiv übernommen. Ein Verzeichnis von Archivalien des Burgarchivs (um 1620) führt einige Archivalien aus dem Kloster auf, die heute verloren sind, darunter ein Buch, in dem alle Benefizien des Klosters verzeichnet waren (StA Würzburg, Mz. Urk. Welt. Schr. L54, 35 1/2). Durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges, die Übergabe von Archivalien an die Allodialerben sowie Plünderungen 1693 und 1799 sind wohl weitere Archivalien verloren gegangen. Die wichtigsten Urkunden wurden im 17./18. Jh. im Provinzarchiv aufbewahrt (StA Darmstadt, E5B3 77/3). Die erhaltenen Urkunden befinden sich mit wenigen Ausnahmen im Staats­ archiv Darmstadt in den Beständen A1, A2 (Hessloch), A13 (Sammlung Haeberlin),

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B15 (Dalberg’sche Urkunden). Ein Teil des Klosterarchivs war 1804 im Provinzarchiv in Frankfurt und wurde wie die in Hirschhorn verblieben Bestände nach Darmstadt abgeliefert. Ein kleiner Rest blieb im Kath. Pfarrarchiv Hirschhorn. Die Akten des Klosters, darunter auch Archivalien zur Präsenz Ersheim, finden sich im Bestand StA Darmstadt, E5 B3 Konvolut 77–87, Nachträge E5 C (hier vor allem Dokumente zur Säkularisation). Ein Teil der Akten stammt aus dem ehemaligen Klosterarchiv, einige Akten stammen auch aus Mainzer Provenienz. Die Aktenüberlieferung vornehmlich zur Geschichte der Pfarrei Hessloch stammt aus dem Dalberg’schen Archiv und wird heute in der Abteilung O 1 A im Staatsarchiv Darmstadt aufbewahrt. Akten zum Klosterprozess sowie zur Rückgabe des Klosters finden sich im Staatsarchiv Darmstadt unter E12 und E14G, auch im Staatsarchiv Dresden (8939). Weitere Akten zur Klostergeschichte aus dem ehemaligen Mainzer Regierungsarchiv kamen ins Würzburger Staatsarchiv (Bestände: MRA Kurpfalz Nr. 1298, 2535, 2537, 2583, MRA Nr. 7772–74). Das Generallandesarchiv Karlsruhe verwahrt Archivalien zu den einzelnen Gemeinden der Präsenz Ersheim, wo die Karmeliter ihre Rechte wieder geltend machen konnten, ebenso der Pfarrei Eppingen (Bestand 229: Eppingen 25773–26131, Mückenloch 68487–68559, Hoffenheim 44637–44777, Eschelbach 26759–26131). Einiges Material findet sich hierzu auch in den jeweiligen Stadt- und Pfarrarchiven. Einige Archivalien finden sich auch im Mainzer Dom- und Diözesanarchiv (Alte Kästen Nr. 23/I.I Pfarrei 1637– 1808). Die im Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt/Main aufbewahrten Karmeliterbücher (Repertorium 199) wie die Aufzeichnungen des Ordenshistorikers Jakob Milendunck (ISF KB 43–47) sowie die vom Archivar Christianus a S. Jacobo bis 1709 fortgeführte Ordensgeschichte (ISF KB 79) enthalten wichtiges Material, überwiegend Abschriften älterer Urkunden und Akten. Aus dem Material stellte Milendunck für jedes Kloster in seinem „Elenchus“ eine eigene Chronik zusammen (für Hirschhorn: ISF KB 46, fol. 559r–587v). Der Konvent fertigte sich davon im 17. Jh. eine Abschrift an (heute im Kath. Pfarrarchiv Hirschhorn). In den Aufzeichnungen zur Ordensgeschichte 1746–1780 (ISF KB 76 und 77) werden auch Ereignisse des Hirschhorner Klosters und seiner Pfarreien erwähnt. Biographien einzelner Karmeliter finden sich in Aufzeichnungen des Ordenshistorikers Segerus Pauli (17. Jh.) (ISF KB 82) sowie im Catalogus historicus virorum illustrium von 1711; hier finden sich auch Priorenlisten (ISF KB 39) sowie in ISF KB 47. Zum Personalbestand siehe ISF KB 28 und 29 (1733–94; 1752–88), im Mainzer Dom-und Diözesanarchiv finden sich ebenfalls zwei Listen (1725–93, Alte Kästen Nr. 101/I.6; Nomina patrum et fratrum 1680, Alte Kästen Nr. 108/I.18). Zum Archivbestand sei auch auf das Archivilogium Rheno-Carmelitanum (ISF KB 84) verwiesen. Das im Hirschhorner Kloster angelegte Diarium bzw. die Annalen des Klosters sind verschollen. Nach Auflösung des Klosters wurden die Bände an einzelne Konventualen verteilt. Der letzte 6. Band von 1755–1790 war noch in der ersten Hälfte des 20. Jhs. im Kath. Pfarrarchiv Hirschhorn, ist heute jedoch nicht mehr vorhanden. Exzerpte daraus mit den wichtigsten Passagen haben sich im Pfarr­ archiv Hirschhorn erhalten.

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Bei der Wiederbesetzung der Pfarrei Hessloch wurde ebenfalls ein Diarium angelegt 1687–96 (StA Darmstadt, C1 Nr. 269), eine Fortführung 1711–15 durch Franciscus a S. Philippo (Dom-und DiözesanA Mainz). Eine wichtige Quelle sind auch die Urkundenabschriften aus dem 18. Jh. von Stephan Würdtwein, Monastici Wormatienses Pars III (UnivB Heidelberg, HS 130,3). Pläne: StA Darmstadt P11 Nr. 1172 1–3 Plan des Klosters 1834; Langbeinmuseum Hirschhorn: Plan des Hochaltars vor Abriss 1840 und Nachzeichnung 1853. Gedruckte Quellen: Quellen zum Karmeliterkloster Hirschhorn sind kaum ediert. Einige Urk. bei Ludwig Baur, Hessische Urk. Bd. 4. Darmstadt 1866 – Albrecht Eckhardt, Die Urk. des Karmeliterklosters in Hirschhorn am Neckar bis zum Jahre 1425 (Reg.). In: Gesch.bll. des Kreises Bergstrasse 9, 1976, 44–88 – Heinrich Eduard Scriba, Reg. zur Landes- und Ortsgesch. des Großherzogtums Hessen. 1. Abt., Provinz Starkenburg. Darmstadt 1847ff. Bibliothek Mit der Einrichtung einer Klosterbibliothek begann man, nachdem der Provinzial 1433 die Einrichtung einer Bibliothek (libraria) für die Bücher des Konvents angeordnet hatte. Neben liturgischem Gerät hatte Konrad von Hirschhorn dem Kloster auch einige Bücher gestiftet, später kamen wohl neben Neuerwerbungen und Stiftungen auch Bücher aus dem Besitz ehemaliger Konventualen hinzu. 1440 war die Zahl der Bücher auf 57 angewachsen, zu denen noch sieben aus dem Vorbesitz des verstorbenen Lektors Nicolaus de Oppenheim kamen.90 Einige dieser Bücher haben die Wirren der Reformationszeit überdauert und können durch die Besitzeinträge der Konventualen bzw. als Stiftung der Herren von Hirschhorn identifiziert werden. Die wertvollste Handschrift ist ein 1413 von Konrad von Hirschhorn gestiftetes Missale (Speyer, um 1380, mit künstlerisch bedeutendem Kanonbild). Es ist nicht bekannt, wo die Bibliothek in der Zeit zwischen der Vertreibung des Konvents und der Restituierung des Klosters verblieb. Die Rückgabeverträge erwähnen die Bibliothek nicht. Im 17. Jh. wurde der zurückerhaltene Grundstock überwiegend durch Stiftungen aus dem Vorbesitz ehemaliger Konventualen ergänzt. Dem Wiederaufbau kam auch die Verfügung des Provinzkapitels von 1708 zugute, Duplikate an andere Klöster der Provinz abzugeben. Hinzu kamen Buchkäufe, auch der Erwerb antiquarischer Bücher. Entsprechend der Bibliothekspflege im Orden erhielten sie die charakteristischen Signaturen und wurden in thematische Gruppen eingeteilt. Mit ca. 25 Prozent nimmt die Predigtliteratur den größten Teil ein, wie überhaupt die Zusammensetzung der Bibliothek auf eine Gebrauchsbibliothek hinweist und zeigt, dass die Hirschhorner Karmeliter auf dem aktuellen theologischen Stand ihrer Zeit waren. Die nichttheologische Literatur ist eher gering vertreten (ca. 10 Prozent). Darunter findet sich z. B. die Erstausgabe „De revolutionibus orbium coelestium“ von Nikolaus Kopernikus.91 Ein Katalog von 1768 zählt 1973 Bände. Nach der Auflösung des Klosters verblieb die Bibliothek zunächst noch in Hirschhorn. Bei der Inventarisierung des Klosterbesitzes 1802 hatte man den Bestand mit 400 bis 500 Büchern angegeben. Da nur „wenige Werke von einigem Werthe vorhanden“ erachtet wurden, ergab

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die Taxierung der Klosterbibliothek einen Wert von 50 Gulden. 1812 wurde nochmals ein Katalog angefertigt, der noch 1631 Bände aufführt.92 Dieses Inventar diente dann zur Auswahl für die Überführung in die Großherzogliche Hofbibliothek nach Darmstadt. Am 20. September 1816 schickte der Oberbibliothekar Schleiermacher mehrere Kisten Bücher, die er aus der Hirschhorner Klosterbibliothek ausgewählt hatte, im Ganzen 36 Zentner schwer, nach Darmstadt, der verbliebene Rest endete wohl als Makulatur. Einige Bücher wurden in den Jahren vor dem Abtransport entfremdet und blieben in Privatbesitz (heute im Langbeinmuseum Hirschhorn, darunter ein Antiphonarium vom Anfang des 15. Jhs.). In Darmstadt wurden die Bücher nicht nach Provenienz verzeichnet, sodass sie in den Beständen der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt nur zum Teil identifizierbar sind. Verluste gab es hier noch durch die Abgabe an andere Bibliotheken (UnivB Gießen und Frankfurt) sowie durch sog. Dublettenverkäufe um 1870, die heute wieder in Privatbesitz sind. Der Bestand der theologischen Bücher wurde beim Bombenangriff 1944 nicht vernichtet. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die Klosterkirche stammt aus der Gründungszeit des Klosters und war, wie der Ablass von 1409 zeigt, bei der Weihe 1406 wohl noch nicht vollständig fertiggestellt. Als Baumeister kommt Heinrich Isenmenger aus Wimpfen in Frage, der damals im Dienst der Herren von Hirschhorn stand. Das Fenstermaßwerk weist in der Gestaltung Parallelen zur Heidelberger Heilig-Geist-Kirche auf. 1513/14 wurde die Anna-Kapelle errichtet, die ebenfalls einen Dachreiter erhielt. Um 1590 datiert der Umbau der Annakapelle zur herrschaftlichen Gruft, spätestens 1618 der Umbau der Kirche zur protestantischen Predigerkirche mit Niederlegung des Lettners (als Empore wieder verwendet). Nach Rückgabe der Kirche beließen die Karmeliter diesen Zustand, da die Kirche als Stadtkirche genutzt wurde, die Anna-Kapelle als Taufkapelle. 1752 wurde der Hochaltar vorgerückt und in den Chor eine Zwischendecke eingezogen, um den entstandenen oberen Raum für das Stundengebet, den unteren als zusätzliche Sakristei zu nutzen, zusätzlich eine neue Kommunionbank errichtet (ISF KB 76, fol.150). 1803 wurde die Klosterkirche profaniert und 1812 der Stadt übereignet. Sie verfiel in der Folge rasch. 1840 Abbruch des Daches und der Dachreiter. Erst die Schenkung der Kirche an die kath. Kirchengemeinde (1886) leitete den Beginn der Wiederherstellung ein (1891–93 unter Max Meckel, 1908–10 unter Karl Krauß). Am 8. August 1910 konnte die Kirche durch Bischof G. H. Kirstein rekonsekriert werden. Eine erneute Sanierung zum Klosterjubiläum 2006 sicherte den Bestand der Kirche. Mit dem Bau der Kirche wurde auch das Konventsgebäude errichtet, das 1509 nochmals umgebaut und wohl auch erweitert wurde. Im 17. und 18. Jh. fanden wiederholte Umbaumaßnahmen statt, ebenso im 19. Jh. nach Aufhebung des Klosters. Der bergseitige Klostertrakt wie auch einige Wirtschaftsgebäude des Klosters wurden in den Jahrzehnten nach der Auflösung des Klosters abgebrochen, die letzten Reste wohl um 1834. 1843 verlor das Hauptgebäude seinen gotischen Dach-

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stuhl. Der Hauptbau diente Pfarrer, Kaplan und den Pensionisten, deren letzter hier 1830 starb, als Wohnung. Daneben wurde er als herrschaftliches Gebäude zu verschiedenen Zwecken mitgenutzt, zeitweise auch als Schulgebäude. In den 90er Jahren des 20. Jhs. wurde er zum kath. Pfarrzentrum umgebaut. Eine Urkunde von 1406 zählt die Altäre der Kirche auf: Hochaltar, sechs Altäre des Lettners, ein Altar in der Sakristei, deren Reliquien sowie die verehrten Heiligen (über 40 an der Zahl).93 Entsprechend dem Visitationsprotokoll des Provinzials Peter von Nieukerk94 besaß der Konvent 1430 vier Kelche, vier Löffel, einen großen silbernen Kopf sowie acht kleinere silberne Becher (Kopf und Becher lassen sich als testamentarische Stiftungen des Domherrn Konrad von Hirschhorn 1413 identifizieren). Die Aufzählung des von Hans IX. beschlagnahmten Klosterinventars führt drei silberne Kelche, Geschenk der Klosterstifter, sowie zwei weitere von den Herren von Hirschhorn gestiftete Kelche an, ebenso vier von Karmelitern gestiftete Kelche, darunter einen vom Provinzial Johann Wirich, nebst einem weiteren vom Konvent erworbenen Kelch, dazu silberne Monstranzen und Kirchengerät. Hiervon hat sich nichts erhalten. Ausstattung der Klosterkirche (1406) mit Annakapelle (1513/14): Fresken aus der Erbauungszeit; Anna-Figur Anfang 16. Jh., Kopie, Original im Dom- und Diözesanmuseum Mainz; Kreuzigungsgruppe Anfang 16. Jh. vom ehemaligen Lettner (?), heute außen an der Kirche, Corpus Original, Assistenzfiguren in Kopie, Originale im Dom- und Diözesanmuseum Mainz, Figuren vom ehemaligen Hochaltar (J. M. Düchert 1761/65) – Maria, Verkündigungsengel verloren, hl. Anna, hl. Joseph, hl. Telesphorus, hl. Andreas Corsini, Drehtabernakel mit Darstellung der Skapulierübergabe an den hl. Simon Stock – Kanzel 1618, Empore (ehemaliger Lettner, bei der Wiederherstellung frei rekonstruiert) 15. Jh., Treppe 1618; Kommunionbank 1752, Chorgestühl 1778. Glasscheibe mit den Stifterwappen Anfang 16. Jh. aus dem Kapitelsaal. Altargerät: Ziborium (Franz Ignaz Berdolt, Augsburg) Anfang 18. Jh., Kelch (Johann Reichert, Mainz) 1766. Grabmäler der Hirschhorner Ritter (15.–17. Jh.) und Epitaphien von Karmelitern: Prior Petrus Scheuer (1427), Lektor Nikolaus von Oppenheim (1437), Prior Mathias von Wetzlar (Fragment) 1461, Prior Werner Wacker 1523 / Zweitinschrift des Priors Johannes Entzberger 1564, Laurentius 1525, Lektor Sebastian Selbaum (Selbron) 1549. Konventsgebäude: Reste des gotischen Kreuzgangs, Kapitelsaal (Fresken um 1509: Eliaszyklus, Karmeliterheilige, Skapulierübergabe – Jörg Rathgeb oder Umkreis95); Architekturmalerei – Renaissance, dekorative Malerei – Barock, mehrere Bilder von Karmeliterheiligen (Johann Georg Brand, Karlstadt, 1716), Gemälde, 18. Jh.: Skapulierübergabe, Vesperbild (Pietà, Maria mit Schwert in der Brust), ehem. Sakristeischrank (1772), Refektorium (barocke Stuckdecke). Karmeliterwappenstein 1657 (außen), Portalstein mit Karmeliterwappen und Baudatum 1687 (heute im Kreuzgang aufbewahrt), Portal mit Karmeliterwappen (1778).

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Marktkirche: Taufstein 1545/1631, hl. Nepomuk und hl. Sebastian (um 1720), hl. Josef (um 1720), Maria (1764), 14–Nothelfer-Schrein (Mainz, Mitte 18. Jh., von ExKarmelit Victorin Claudi in die Pfarrkirche gestiftet). Ersheimer Kirche: Gemälde 18. Jh.: Kreuzigung, hl. Josef mit dem Jesuskind; Grabstein des letzten Priors Franz Sales Jacobs (1808). Langbeinmuseum Hirschhorn: Engel vom Hochaltar (J. M. Düchert 1761/65), Bozzetto der Verkündigungsgruppe, Schnitzwerk; kl. Kruzifix 18. Jh., Tisch und Stühle aus dem Refektorium (1724, 1747), Seidenbandskapuliere (18. Jh.). PRIOREN Johann, Vicarius 1413 – Werner Lorber 13.12.1413–1418 – Joannes Herbrandt aus Düren 1420–1426 – Petrus de Hirschhorn (Petrus Scheuer) 1426–1427 – Joannes Herbrandt 1428–1430 – Conradus de Nussia 1430–1437 – Gobelinus de Birgel 1437–1439 – Henricus Rait von Hirschhorn 1439–1447 – Antonius de Brubaco (im ersten Jahr seines Priorates verstorben) 1447 – Henricus Rait 1448–1449 – Joannes de Lövenich 1449–1456 – Joannes Ubach 1456–1457 – Leopardus de Brolio 1457–1458 – Mathias de Wetzlaria 1458–1461 – Jacob Cori 1461–1462 – Hermannus de Erpach 1462–1464 – Henricus de Confluentia 1464–1465 – Joannes Knoden (Kroden) 1465 – Simon Carben de Franckfordia 1465–1467 – Henricus de Confluentia 1467–1468 – Joannes Kroden 1468 – Jacob Cori de Hirschhorn 1469–1472 – Elbertus de Mörsa 1472–1473 – Hermannus de Erbach 1473–1475 – Nicolaus Cerdonis 1475–1477 – Wernerus de Hirschhorn 1477–1478 – Antonius de Syberg 1478–1479 – Elbertus de Mörsa 1479– 1480 – Wernerus Wacker 1480–1491 – Philippus de Erpach 1491–1495 – Herbodus de Oppenheim 1495–1502 – Wernerus Wacker 1502–1523 – Petrus Fabri de Biblis 1524–1542 – Sebastian Selbron (Felbaum), Vikar 1542–1547 – Petrus Capnius, dictus Rauch („se pro priore gerebat“) 1543. 1543/44 wurden Visitationen verhindert durch Hans von Hirschhorn, 1543 wurde auf dem Provinzkapitel dem Provinzial Eberhard Billick selbst die cura conventus übertragen – Joannes Entzberger a Wimpfen 1545–1564 – Petrus Caprius (Capnius dictus Rauch) 1564–1571 – Jacob Cuperus de Walbeck (vom Provinzial eingesetzter Kommissar) 1571 – danach übernimmt der Provinzial selbst die cura – Franziskus Borg, Prior von Speyer wird ab 1593 als „Viceprior“ und „Prior“ bezeichnet – nach der Unterdückung des Konventslebens besetzen Wilhelm Schulting und Maternus Essendius 1623 das Kloster, werden aber 1624 wieder vertrieben – Wilhelm Schulting und Maternus Essendius, praesides 1625–1629 – Michael Abels 1629–1630 – Arnoldus Clypheus, Vikar 1631 – Maternus Essendius (von Friedrich von Hirschhorn vertrieben, flieht vor den Schweden nach Speyer 1631 – Vakanz 1632–1634 – Wilhelm Schulting 1634–1635 – Nicolaus Spey (ab 1636 ist der Prior zugleich Pfarrer von Hirschhorn) 1635–1637 – Joannes Schmeisser 1637–1640 – Carolus Henricus Freywilliger 1640–1641 (abberufen) – Johannes Munerstorf, Vikar 1641–1642 – Franciscus Abels, Vikar 1642–1643 – Henricus Wirtz (Joannes Henricus Würtz) 1643–1644 – Petrus Herber 1644–1646

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– Hermannus Geiszler 1646 – Joannes Casparus Schoeffer (Schäffer) 1646–1649 – Henricus Gambach, Vikar 1649–1650 – Henricus Gambach 1650–1651 – Petrus Obladen 1652–1656 – Philippus Schein (verzichtet bei der Einführung der Tourainer Reform auf sein Priorat) 1656–1660 – Fridericus ab Immaculata Conceptione (1. Prior der Reform) 1660–1662 – Philippus Schein 1662–1665 – Fridericus ab Immaculata Conceptione 1665–1669 – Hubertus a S. Maria Magdalena de Pazzi 1669–1672 – Ludovicus a Nativitate B. Mariae Virginis 1672–1675 – Arbogastus a S. Martino 1675–1677 (verlässt den Orden, konvertiert) – Georgius Seltzer, Vikar 1677–1678 – Valerius a S. Petro Thoma 1678–1679 – Jacobus ab Annuntiatione Virginis 1679 – Nicolaus a Praesentatione B. Mariae Virginis 1679–1684 – Reinerus a S. Ursula, Vikar 1684 – Michael a S. Placido, Vikar 1684 – Dionysius a S. Nicolao 1684–1686 – Michael a S. Placido, Vikar 1686 – Anno a S. Wilhelmo 1687–1688 – Damascenus a Virgine Maria, Vikar 1688–1689, 1689–1690 – Michael a S. Placido 1690–1693 – Nicolaus a Praesentatione B. Mariae Virginis 1693–1696 – Constantinus a S. Cornelio 1696–1699 – Theodericus a S. Johanne Evangelista 1699–1702 – Bertholdus a Virgine Maria 1702–1705 – Ambrosius a S. Wilhelmo 1705–1708 – Anno a S. Wilhelmo 1708–1711 – Albanus a S. Ludovico 1711–1714 – Heribertus a S. Aegidio 1714–1717 – Theodosius a S. Theresia 1717–1720 – Stephanus a S. Friderico 1720–1723 – Heribertus a S. Aegidio 1723–1726 – Theodosius a S. Theresia 1726–1727 – Leonardus a S. Maria 1727–1729 – Damianus a S. Mathaeo 1729–1732 – Aetherius a S. Ursula 1732–1735 – Modestus a S. Johanne 1735–1739 – Amantius a S. Helena 1739–1742 – Melchior a S. Josepho 1742–1744 – Maximilianus a S. Henrico 1744–1748 – Romualdus a S. Anna, Vikar 1748 – Crescens a S. Vincentio 1748–1751 – Amantius a S. Helena 1751–1753 – Franciscus a S. Catharina, Vikar 1753–1754 – Valerianus a S. Caecilia 1754–1755 – Vitalis a S. Wendelino 1755–1757 – Emmeranus a S. Ludovico 1757–1760 – Augustinus a S. Agnete 1760–1763 – Leonardus a S. Barbara 1763–1766 – Eugenius a S. Philippo 1766–1769 – Bertholdus a S. Jacobo 1769–1772 – Severinus a S. Catharina 1772–1774 – Augustinus a S. Agnete 1774–1776 – Candidus a S. Melchiore 1776–1779 – Florentianus a S. Joanne 1779–1783 – Adamus a S. Christina 1783–1786 – Thomas Aquinas Thomae 1786–1789 – Victorinus Claudi 1789–1792 – Adamus a S. Christina 1792–1797 – Engelbert Jung, Vikar 1797 – Franciscus Salesius a S. Adelheide (Jacobs) 1797–1803. LITERATUR Anton Braun, Gesch. der Stadt Eppingen. Eppingen 1914 – Heinrich Joseph Brentano, Die Karmelitenklosterkirche in Hirschhorn und ihr Verfall. Hirschhorn 1906 – Wilhelm Diehl, Der Untergang der alten luth. Gemeinde Hirschhorn, 1636–1719. Hirschhorn 1904 – Ders., Führer durch Hirschhorn am Neckar. Hirschhorn 1907 – Ders., Hassia Sacra VIII (Baubuch für die ev. Pfarreien der Souveränitätslande und der acquirierten Gebiete). Darmstadt 1935 – Ders., Reformationsbuch der ev. Pfarreien des Großherzogtums Hessen. Friedberg 1917 – Ders., Aus der Leidensgesch. der lutherischen Gemeinde Rothenberg im 17. Jh. Hirschhorn 1904 – 1200 Jahre Dittelsheim-Hessloch. Festschrift. Dittelsheim-Hessloch 1974 – Anna Egler,

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Die Spanier in der linksrheinischen Pfalz 1620–32. Invasion, Verwaltung, Rekatholisierung (Quellen und Abhh. zur Mittelrheinischen Kirchengesch. 13). Mainz 1971 – Wolfgang Einsingbach, Die Kunstdenkmäler des Landes Hessen. Kreis Bergstrasse. Berlin 1969 – 550 Jahre Katholische Stadtpfarrkirche „Unsere Liebe Frau“ Eppingen. Eppingen 1985 – Georg Fink, Gesch. des Hessischen Staatsarchivs zu Darmstadt. In: Archiv für Hessische Gesch. NF 14, 1925, 262–351, 521–616 (ergänzt durch Adolf Müller, ebd. NF 15, 1928, 230f., NF 16, 1930, 305f.) – Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Lkr. Heidelberg. Amtliche Kreisbeschreibung. Bd. 1. Karlsruhe 1966, Bd. 2. Karlsruhe 1968 – Hirschhorn am Neckar 773–1973. Hg. vom Magistrat der Stadt Hirschhorn. Hirschhorn 1973 – Friedrich Rudolf Kissinger, Aus Hirschhorns Gesch. Hirschhorn 1900 – Koch, Karmelitenklöster – Dietrich Kratsch, Justiz – Religion – Politik. Das Reichskammergericht und die Klosterprozesse im ausgehenden 16. Jh. Tübingen 1990 – Hans Lansink, Bücher und Bibiliotheken bei den Karmeliten der Niederdeutschen Provinz im Mittelalter. In: Contributions à l’Histoire des Bibliothèques et de la Lecture aux Pays-Bas avant 1600. Brüssel 1974, 225–245 (Archives et Bibliothèques de Belgique 11) – Ders., Studie – Lickteig, German Carmelites – Eberhard Lohmann, Die Herrschaft Hirschhorn. Darmstadt/Marburg 1986 (Quellen und Forsch. zur Hess. Gesch. 66) – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Wilhelm Müller, Hessisches Ortsnamenbuch. Bd. 1. Darmstadt 1937 – Ute Obhof, Zur Gesch. der Bi­bliothek des ehemaligen Karmeliterklosters Hirschhorn am Neckar. Hirschhorner Handschriften und Inkunabeln in der Hess. Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt. In: Bi­ bliothek und Wissenschaft 27,1994, 55–148 – Postina, Eberhard Billick – Heribert Raab, Ein Status-Bericht der Rheinischen Karmeliterprovinz aus dem Jahre 1653. In: Römische Quartalsschrift 76, 1981, 108–110 – Raczek, Status – Ders., Die Pfarrei Hessloch und ihre letzten zwei Karmeliter Pfarrer. In: Karmelstimmen 49, 1982, 179–181 – Heinrich Reichert, Stud. zur Säkularisation in Hessen-Darmstadt 1. Die Säkularisation der Kurmainzer Ämter 1802–03. Mainz 1927 – Meinrad Schaab, Die Wiederherstellung des Katholizismus in der Kurpfalz. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins 114, 1966, 147–205 – Sebastian Scholz, Die Inschriften des Lkr. Bergstraße. Wiesbaden 1994 (Deutsche Inschriften 38, Mainzer Reihe 4) – Ulrich Spiegelberg, Das Karmeliterkloster Hirschhorn und seine Bibliothek. In: Der Odenwald 45, 1998, 91–114 – Ders., Der ehemalige Hochaltar der Karmeliterklosterkirche Hirschhorn. In: Der Odenwald 53, 2006, 87–109 – Ders., Chronik der evangelischen Kirchengemeinde Hirschhorn 1526–1717, 1854–2004. Hirschhorn 2004 – Ders., Hirschhorn und seine Kirchen. München/Berlin 2006 – Heidrun Stein-Kecks, Der Kapitelsaal in der mittelalterlichen Klosterbaukunst. München/ Berlin 2004, 267–272: Kapitelsaal Hirschhorn (Italienische Forsch. des Kunsthist. Institutes in Florenz, 4. Folge, Bd. 4) – Walter Thomae, Der ehem. Hochaltar in der Karmeliterkirche zu Hirschhorn. Heidelberg 1903 – Georg Wilhelm Justin Wagner, Die vormaligen geistlichen Stifte im Großherzogtum Hessen. Darmstadt 1878 – Adolf Wiegand, Die Kirchen des Kreises Heppenheim an der Bergstrasse. Ein Beitrag zur Kunsttopographie des Odenwaldes. Darmstadt 1913 – Heinrich

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Winter, Unterschönmattenwag wird Pfarrort. Heppenheim 1956 – Hermann Wirth, Kirchengesch. der Stadt Eppingen. Karlsruhe 1879.

1 Hist. Ansichten: Stahlstiche De Babo (um 1816); Grünewald/Cooke (um 1835); Tanner (1840/41); Höfle/Poppel und Würthle (um 1850); GLA Karlsruhe, H Baden /6 (1826); Staatsgalerie Stuttgart, Inv. Nr. C28/37, Pieter Francis Peters (um 1841); StA Darmstadt, E5B3 87/5 (1840); Langbeinmuseum Hirschhorn, Philibert de Graimberg, Außenansicht und zwei Innenansichten (1864/65).  –  2 Klostersiegel 1 (Wachssiegel): Umschrift: Sigillum Prioratus Fratrum Beatae Virginis Mariae de Monte Carmelo Hirsshorn, StA Würzburg, Mz. Urk. Weltl. Schr. L53 55/1–3 (1422), Mz. Neureg. Urk. SCH 72 (1450), StA Darmstadt, A1 160/4 (1426).  –  3 Klostersiegel 2 (Wachssiegel): Umschrift: Sigillum Conventus Hirtzhorn Ordinis Fratrum Beatae Virginis Mariae de Monte Carmelo, StA Würzburg, Mz. Urk. Welt. Schr. L53 111(1491), StA Darmstadt A1 106/38 (1507, Fragment).  –  4 Siegel des 17. und 18. Jhs. (Oblatensiegel): Umschrift: Sigillum Prioris Hirschhornensis, StA Darmstadt E5B3 85/4 (1720); Umschrift: Sigillum Prioris Carmelitarum Hirshornensis, StA Darmstadt E5B3 79/4 (1664), E5B3 83/10 (1663), E5B3 83/8 (1650 und 1663); Umschrift: Sigillum Prioris Conventus Hirschornensis, StA Darmstadt E5C 155/7 (1799), E5C 159/2 (1801).  –  5 Umschrift: Sigillum Prioris Werneri Lorber, StA Würzburg, Mz. Neureg. Urk. SCH 374, SCH 380, SCH 381.  –  6 Umschrift: Sigillum Prioris Johannis Herbrant, StA Darmstadt A1 106/24–28 (1424).   –  7 StA Darmstadt A13 Nr. 17.  –  8 Ebd., A1 106/9.  –  9 Ebd., C1A Nr.13, S. 33.  –  10  Zu den Herren von Hirschhorn: Lohmann, Herrschaft Hirschhorn; Gerhard Fouquet, Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter. Mainz 1987 (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 57).  –  11 StA Darmstadt, A1 106/10.  –  12 Hans Will, Iland von Hirschhorn, die Gattin Hans V. von Hirschhorn. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins NF 42, 1928, 223–264; Christina Kimmel, Hans V. von Hirschhorn im Dienst der Kurpfalz. Ubstadt-Weiher 1999.  –  13  Dem Gründungsakt war das „Vidimus“ und die Beglaubigung der päpstlichen Urk. durch Bischof Matthäus von Worms vorausgegangen (5.4.1406); am 4.9.1406 bestätigte der Bischof die Rechtmäßigkeit der Klostergründung und den ewigen jährlichen Zins von 4 Pfund Heller, den der Ersheimer Pfarrer (als Rektor der Pfarrkirche) erhielt, als Ersatz für die im Kloster gespendeten Gaben der Gläubigen. 1426 ermöglichten Hans und Iland durch eine Geldstiftung den Kauf von sog. Gülten, deren Einnahmen zur Zahlung dieses jährlichen Zinses dienten (StA Stuttgart, H14 Bd.149, S. 60).  –  14 StA Darmstadt, A13 Nr. 18, Renovation des Zehnt in Unterschönmattenwag; StA Stuttgart, H14 Bd. 149, S. 110f. (um 1568); StA Darmstadt, A13 Nr. 21 (Heilbronner Weinzehnt).  –  15 StA Darmstadt, A2 Nr. 89/3–4, A13 Nr. 20. Die Hirschhorner Anrechte stammten wohl aus Rechten der Herrschaft Lindenberg, die sie seit 1353 innehatten (StA Würzburg, MzUrk Nr. 1143a) sowie aus einem Darlehen an den Hesslocher Pfarrer Bechthold Smoll 1395 (StA Würzburg, MzUrk Nr. 2101)   –  16 StA Darmstadt, A13 Nr. 17. Die Hirschhorner Ritter hatten bereits am 25.11.1406 ihre Zustimmung zur Übertragung der Pfarrei Hessloch gegeben, ebd., Nr. 18. Die päpstliche Bestätigung der Inkorporation erfolgte durch Papst Gregor XII. am 19.10.1408, deren Exekution am 12.6.1410, StA Darmstadt, A2 Nr. 89/5–6. Durch Kauf von den Leining’schen Erben kamen 1481 die Patronatsrechte an den Pfalzgrafen. Die Pfarrei wurde den Karmelitern wie ein Lehen vergeben, worüber vom jeweiligen Prior auch ein Revers ausgestellt wurde. Zahlreiche Urk. hierzu in StA Stuttgart, H14 Bd.149.  –  17 StA Darmstadt, C1A Nr. 13, fol. 23v–24r.  –  18 Ebd., A2 89/7.  –  19 Es war der frühere Cursor Nikolaus Fleckenstein, der 1518 in Hessloch starb und dort begraben wurde, StA Stuttgart, H14 Bd. 149, S. 94f.  –  20 StA Darmstadt, A13 Nr. 19.  –  21 Ebd., Nr. 21. Die päpstliche Inkorporation datiert vom 15.9.1409, die Exekution erfolgte am 12.6.1410.  –  22 StadtA Eppingen, EP, U82 (Renovation 1642), StA Darmstadt, C1 Nr. 4, C1A Nr. 13 (Einnahmen 1408–1411); StA Darmstadt, E5B3 86/3 (Gefälle 1803), vgl. auch Reichert, Stud., 193–201.  –  23 StA Darmstadt, O1A 104/1, Urk. des Mainzer Erzbischofs 1496 mit Insert.  –  24 Ebd., A1 106/19. Friedrich verweigerte den Karmelitern das 1631 noch erwähnte Haus bei der Rückgabe des Klosters 1629. Wenig später ist es

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wohl verfallen. 1663 erreichten sie die Rückgabe des Geländes (ebd., E5B3 83/11).  –  25  StA Darmstadt, A1 106/15.  –  26 Werner Lorber lässt sich vom 13.12.1413 bis 1418 als Urkundenzeuge nachweisen, vgl. Anm. 5, auch in StA Darmstadt, C1A Nr. 16 (C1 Nr. 5), Kopialbuch des Hans von Hirschhorn Nr. 193.  –  27 StA Darmstadt, A1 Nr. 106/14.  –  28 Ebd., C1A 16, fol. 35r–36v, fol. 40v; A1 223/1.  –  29 Stiftungen der Herren von Hirschhorn: Ebd., C1A Nr. 13, S. 50f., 54 (Hans V. von Hirschhorn, Iland von Dhaun), StA Stuttgart, H14 Bd. 149, S. 54f., 75f., 84f., 91f. (Zahlung der Restsumme durch Erben), S. 103f. (Stiftung des Hans VIII., 1514).  –  30 Stiftungen Hirschhorner Bürger: Ebd., H14 Bd. 149, S. 80 (Niklaus Fisch, 1484), S. 81 (Contz Linck, 1485), S. 89f. (Claus Lidener, 1431), A1 106/37 (Jöckel von Hasselach, 1507).  –  31 Ebd., H14 Bd. 149, S. 75.  –  32 Zu Mathias von Wetzlar vgl. Lickteig, German Carmelites, 73 und Lansink, Studie, 109.  –  33 Am 8.1.1419 kauften Prior und Konvent von den Städten Mosbach und Eberbach für 500 Gulden eine jährliche Gült von 33 Gulden, deren Rückkauf sich beide Städte vorbehielten (GLA Karlsruhe, 67/1005, S. 36f.). Um 1448 konnte das Kloster ein Drittel der Schönbrunner Zehnteinnahmen erwerben (StA Stuttgart, H14 Bd. 149, S. 63f). Am 17.6.1476 verzichtete das Kloster auf den kleinen Zehnten zu Elsenz (zum Eppinger Kirchsatz gehörig) zugunsten des dortigen Pfarrers, wofür Pfalzgraf Otto von Mosbach (wie auch die späteren Pfalzgrafen) dem Kloster Zollfreiheit für den Heimtransport der Klostergefälle aus Eppingen gewährte. 1481 wurde durch Pfalzgraf Philipp auch zukünftig Zollfreiheit für die Güter aus Hessloch bewilligt (StA Darmstadt, A1 106/40 [1563 mit Insert 1476], StA Stuttgart, H14 Bd. 149, S. 74, 80, 105). Hans VII. von Hirschhorn verschrieb den Karmelitern am 19.3.1509 für 400 Gulden eine jährliche Gülte von 40 Maltern Korn und gab zur Sicherheit dafür die Hälfte vom großen und kleinen Zehnten zu Hoffenheim (StA Darmstadt, A13 Nr. 25). Am 5.7.1536 konnte für 104 Gulden ein Drittel des Hesslocher Holderzehnten vom Kloster Lorsch gekauft werden (StA Darmstadt, B15 Nr. 697 Kaufurkunde, StA Stuttgart, H14 Bd. 149, S. 106f., Beforchung des Holderzehnten 1537). Die jährlichen Zehnteinnahmen betrugen hier 58 Malter Korn.  –  34 Erster Erwerb des Klosters war der Kauf der Badstube in der Hirschhorner Vorstadt für 25 Gulden am 25.11.1413 (StA Darmstadt, C1A Nr.13, S. 24 ), die noch Mitte des 16. Jhs. vom Kloster in Bestand gegeben wurde (ebd., E12 129/6, Beilage zum Klosterprozess). Mit dem Kaufpreis von 100 Gulden für Güter, Äcker, Wiesen und Gärten in Hoffenheim von den Rittern von Hirschhorn am 1.8.1461, die diese zuvor als Lehen vergeben hatten, wurde der Klosterbesitz nochmals erweitert (GLA Karlsruhe, 43/3363, StA Darmstadt, E14 A 331/9, Bestandsbrief 1549).  –  35 Die weiter verbesserte Finanzlage sowie die Förderung durch Hans VIII. von Hirschhorn gestattete zu Beginn des 16. Jhs. eine Erweiterung des Besitzes durch Kauf eines Hofgutes in Mückenloch mit 38 Morgen Acker, 3 ½ Morgen Wiesen für 400 Gulden von Hans von Hirschhorn (StA Darmstadt, E5 B3 81/2 Renovationen 1542/56; Bestandsbrief 1580). Letzte Erwerbung war der Kauf des sog. Mainzer Gutes in Hessloch am 20.1.1517 mit 108 Morgen Acker, dazu Wiesen und Weingarten mit einer jährlichen Bestandseinnahme von 60 Malter Roggen . Es waren die Güter der Bonifatiuspfründe am Domstift zu Mainz, die für 800 Gulden vom damaligen Pfründner Jakob Pistorius erworben wurden (StA Stuttgart, H14 Bd. 149, S. 99f., Kaufurkunde, S. 102f., Bestand 1516; StA Darmstadt, A13 Nr. 26, Bestandsbrief 1521; Archiv Hessloch XXI/12, Renovation des Hirschhorner Gutes im Jahre 1768).  –  36 Das Kloster besaß Fischereirechte im benachbarten Brombach, ebenso waren nach den Hirschhorner Weistümern die Fischer angehalten, ihren Fang, nachdem sie diesen der Herrschaft angeboten hatten, zunächst noch dem Kloster anzubieten, bevor sie die Fische auf dem Markt verkaufen durften.  –  37 Auflistungen von Darlehen in StA Darmstadt, E12 129/6, C2 Nr. 443/1 (Census conventus 1560–1565), C1A Nr. 15 (Kopialbuch des 17. Jhs.). Einige Darlehensverträge des 16. Jhs. auch im Protokollbuch des Hirschhorner Stadtgerichts (StadtA Hirschhorn X, K 4).  –  38  „priorem et fratres vexare et turbare coeperunt, ad habitus monastici depositum eos cogentes et ad defectionem sollicitantes“, ISF KB 46, fol. 574v. Das Verbot der Ordenstracht begründeten sie mit „dem überall im Bauernkrieg aufgewühlten und wütenden Volk, das die Mönche als Kuckucke verwünsche“, deshalb seien diese ohne Ordenstracht besser geschützt.   –  39 StA Darmstadt, E12 129/6, Inventar des beschlagnahmten Gutes; hierzu auch die Auflistung in der Klosterchronik (ISF KB 46, fol. 576r). Er bezeichnete dieses Vorgehen als

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Schutzmaßnahme vor dem Zug des hessischen Landgrafen .  –  40 Würdtwein, Monastici Wormatienses, 3, 243f.; Vertrag 1548, 249ff., auch in StA Darmstadt, C1A Nr.15.  –  41 Brief des Provinzials Billick an den Generalprior Nikolaus Audet vom 9.9.1553 (Druck: Postina, Eberhard Billick, 213–218, hier 214).  –  42 1549 klagte der Provinzial, dass Hans lutherische Prediger nach Hessloch, wo noch ein P. Michael unter Schwierigkeiten wirkte, und Eppingen gebracht habe, ISF KB 44, fol. 583. Der Prior Entzberger musste „in Beysein und Verwilligung“ seines „gnedigen Junckern Hansen von und zum Hirßhorn“ 1564 dem Eppinger Pfarrer Johann Mattheus die Kollation ausstellen. Bereits dessen Vorgänger Thomas Frosch hatte sich zur Reformation bekannt, StA Darmstadt, E5B3 79/6.  –  43 StA Darmstadt, C1A Nr.15, S. 179f., Brief Rauch an die Herrschaft. Der Vogt wird vom Kloster verköstigt, erhält vom Kloster ein jährliches Gehalt von 50 fl., 16 Malter Korn, 8 Malter Dinkel, 6 Malter Hafer, 1 Fuder Wein.  –  44 Als Rechtfertigung nach außen warfen ihm die Ritter von Hirschhorn in der damals durchaus üblichen Art, wie man unliebsame Ordensleute für ehrlos erklärte, schlechte Haushaltsführung und Verschwendung von Klostermitteln vor, er habe „ein gotlos ruchlos Bubenleben geführt mit übermäßig Fressen, Sauffen und Unzucht,...ettliche Köchin bei sich in Unehren im Kloster behalten, und da man ihme eine abgeschafft, zwoo oder drey dagegen wiederum eingenommen“.  –  45 StA Darmstadt, C1A Nr. 15, S. 181; ebd., E12 129/6, Beilage 16: Brief an den Pfalzgrafen, Beilage 17: Kerbzettel der Abrechnung mit dem Klosterschaffner Trigell.  –  46 Ebd., C1A Nr. 15, S. 181.  –  47 Ebd., B15 Nr. 856; E12 130/3, E5B3 79/5.  –  48 Ebd., E12 129/6 enthält das Mandatum de restitutione im Original.  –  49 Ebd., E12 130/3 Renovation des Bestandbriefes vom 9.9.1593. Auch hier kam es zu einem Revisionsverfahren. Das am 7.7.1597 erfolgte Urteil bestätigte das Restitu­tionsmandat, ebd. und E5B3 82/6 und 82/7. Nach einem Kapitelbeschluss von 1603 wurden die Einnahmen aus Hessloch für das Studium und die Studenten des Ordens verwendet.  –  50 Ebd., O1A 134/2.  –  51 Ebd., C1 A Nr.15, S. 243.  –  52 In dem Hirschhorner Erbstreit war das Kloster als Allodialgut aufgeführt. Hierauf fußte nun auch der Rückgabevertrag, der am 3.7.1624 vom Wormser Bischof Georg Friedrich von Greiffenklau und am 23.11.1624 vom Ordensgeneral Gregor Canal bestätigt wurde (ebd., C1 A Nr. 15; E5 B3 77/3, Original).  –  53 Ebd., E14G 78/9, E5 B3 77/3 (Verträge), 77/4; StA Würzburg, MRA Kurpfalz Nr. 2583.  –  54 StA Darmstadt, E5B3 77/4.  –  55 ISF KB 79, p. 580; ISF KB 45, fol. 81r. „Hier wäre deshalb für den Prior und die Brüder der Rabe unseres heiligen Vaters Elias nötig gewesen, um ihnen, die in einem leeren und aller Dinge beraubten Haus unter weit und breit lutheranischen und nicht katholischen Städtern und Dorfbewohnern lebten, morgens und abends Fleisch und Brot zu bringen. Jedoch der, der auf den Bergen Heu und Kräuter zum Gebrauch der Menschen hervorbringt und deren Vieh und den jungen Raben Nahrung gibt, die zu ihm schreien, hat die nicht verlassen, die auf sein Erbarmen hoffen“ (nach Ps 147, 8–9).   –  56 Die Hirschhorner Ritter hatten im 14. Jh. die Pfarrei Ersheim zur Präsenz erhoben und ihr die Pfarreien Mückenloch, Schatthausen, Eschelbach, Hoffenheim und Reilsheim/Bammenthal inkorporieren lassen, deren Patronatsrechte sie besaßen, wobei sie sich aber das Kollaturrecht vorbehielten, StA Darmstadt, E5B3 78/2 (Übertragung der Präsenz).  –  57 Auf diese Summe wurden vom Kloster bereits erhobene Einnahmen aus Eppingen gerechnet. 8 Gültbriefe mit jährlichen Einnahmen von 212 Gulden hatte bereits W. Schulting erhalten. Provinzial Bachhusen sowie Prior Michael Abels erhielten nochmals Gültbriefe mit Einnahmen von 851 Gulden (ebd., E5B3 80/3, auch in C1A Nr. 15, S. 250f.).  –  58 Ebd., E5B3 85/1, 77/3, 80/3, auch in C1A Nr. 15. Die Allodialerben beriefen sich bei dem Streit auf die Besitzklausel des Übergabevertrages von 1629 sowie die Bestimmungen des Westfälischen Friedens, wonach derjenige, welcher am 1.1.1624 Kirchengut in Besitz gehabt hatte, dieses behalten konnte.  –  59 Ebd., E5B3 77/3, 83/11, E12 221/6, E12 221/10.  –  60 An Zehntanteilen brachte die Präsenz den großen und kleinen Zehnten zu Hirschhorn, Igelsbach und Unterhainbrunn, zu Eschelbach die Hälfte des großen Zehnten und den Rapszehnt, sowie ein Viertel des großen und kleinen Zehnten des Schlupferstadter Hofes, zwei Drittel des großen und kleinen Zehnten zu Mosbrunn und den großen und kleinen Zehnt zu Mückenloch, ebd., E5B3 80/2 Visitation der Pfarrei Ersheim-Hirschhorn mit Einnahmen 1668; E5B3 78/2; StadtA Hirschhorn, X, K8 F1 Einnahmen der Präsenz 1719, StA Darmstadt, E5C 155/7

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und 155/11 Einnahmen 1802 und 1803 sowie die Rechnungen der Karmelitur (Kath. PfarrA Hirschhorn). Über den kleinen Zehnt in Hirschhorn, den Hans IX. 1543 an die Stadt verkauft hatte, entstand mit der Stadt Hirschhorn ein heftiger Streit, der durch einen Vergleich mit einer jährlichen Ausgleichszahlung von 20 Gulden durch die Stadt beendet wurde (StA Darmstadt, E5B3 83/7 und E5B3 83/8, E5C 155/7). Die ihnen zustehenden Zehntanteile in Schatthausen zog die Kurpfalz 1651 ein, auch konnten die Zehnteinnahmen in Hoffenheim nicht geltend gemacht werden, die ebenfalls die Kurpfalz beanspruchte.  –  61 StA Darmstadt, E5B3 79/4 (Ziegelhütte im 17. Jh.).  –  62 Ebd., E14 A 170/1, 170/2, 170/3, 317/10, 169/2, 169/4, E5B3 85/4, 86/7.  –  63 Freiherrlich Göler von Ravensburgsches Archiv Schatthausen, A 1011, A 1162, U 193; StA Darmstadt, E5B3 81/4, 79/1, 81/10.  –  64 Ebd., E5B3 81/3.  –  65 Ebd., E5B3 83/9, E5B3 85/1 (Renovation 1685), E5B3 86/6.  –  66 GLA Karlsruhe, 229/5487 (1719 Feststellung der durch die Kriege des 17. Jhs. verwahrlosten und teilweise verschollenen Güter des Hirschhorner Klosters) und 66/598 (Neuaufnahme der Bammenthaler Grundverhältnisse 1746/47, Hirschhorner Hofgut betrug 57 ½ Morgen, davon 50 Morgen Acker).  –  67 StA Darmstadt, E5B3 81/2, 86/8.  –  68 Ebd., C1A Nr. 15, auch E5B3 82/5 (Neckarelz 1580–1629), 83/10 (Rockenau 1602–87), 83/2 (Neckarzimmern 1605), 83/3 (Obrigheim 1605–87), 83/5 (Alnfeld 1613–58), 83/6 (Bischofsheim 1630–33), E5C 138/3 (Urk. 1584); StadtA Worms (Dalberger Urk.) 159: U199 (1591), U204 (1594), U214 (1603), U221 (1612), U223 (1614), U226 (1615), U231 (1616), zu den neuen Darlehensvergaben siehe StA Darmstadt C1A Nr. 15.  –  69 Ebd., C1A Nr. 15, S. 500.  –  70 StadtA Hirschhorn, X, K 2, S. 64 (Kaufbuch 1695–1739).  –  71 StA Darmstadt, E5B3 86/2; A1 223/5.  –  72 Ebd., E5B3 80/1.  –  73 Ebd., E5B3 77/1, StA Würzburg, MRA 7772, S. 119– 129.  –  74 StA Darmstadt, E5B3 78/2.  –  75 Heute im Mainzer Dom- und DiözesanA.  –  76 StA Darmstadt, E5B3 80/2, E5B3 80/1.  –  77 StA Würzburg, MRA 7773, S. 265.  –  78 Ab 1621 (StA Darmstadt, 01A 104/1), wobei der schwedische Vormarsch hier auch Unterbrechungen setzte (1632–34). In Hessloch bestand später eine von der Kurpfalz begünstigte Pfarrstelle sowie eine katholische, die von den katholisch gebliebenen Dalberg’schen Ortsherren favorisiert wurde. Karmeliter in Hessloch: 1627–31, 1634–36 Henricus Mulhemius, 1640–42 Spiridon a S. Theresa, 1643–50 Suicardus Seitz, 1655 Marius Prunus (Prior Worms), 1658–62 Antonius Rommelfang. Ab 1684 (1686 Vertreibung des protestantischen Pfarrers, der 1659 von der Kurpfalz gewaltsam eingesetzt worden war) regelmäßige Besetzung der Pfarrei durch Karmeliter. Eppingen: 1621–22 Johann Philipp Eltz, 1628–31 Michael Abels, 1631 Joannes Schmeisser, 1634–37 Joannes Schmeisser, 1637–40 Gerhardus Masius, 1640–42 Nicolaus Spey, ab 1642 Zacharias Mayer (Weltgeistlicher), 1647–49 Johann Philipp Eltz; dieser gibt seine Pfarrstelle auf, die katholische Pfarrei wird aufgelöst.  –  79 Die Hirschhorner Allodialerben beanspruchten hier das Kollaturrecht, und die Eschelbacher Gemeinde hatte sich vom Frentz’schen Pfandherren Sonderrechte erkauft und bekam schließlich 1686 einen „kurmainzisch evangelischen Pfarrer“, StA Darmstadt, E5B3 77/1, E5B3 80/5.  –  80 Die Nutzung der Eppinger Stadtkirche als Simultaneum im Rahmen des kurfürstlichen Simultaneumserlasses 1697 gab Anlass für viele Streitigkeiten, in denen die hier wirkenden Karmeliterpatres energisch ihre Position verteidigten. 1719 wurde eine Skapulierbruderschaft errichtet, ebenso wurde von den Karmelitern die Wallfahrt zur 1473 gestifteten Kapelle auf dem Ottilienberg wieder belebt, indem sie begannen, Gottesdienst in der zerfallenen Kapelle zu halten. 1754 kam es zu einem Streit über die Pfarrbesetzung. Nach päpstlichem Schiedsspruch traten die Karmeliter ihr Besetzungsrecht an den Pfalzgrafen ab, behielten sich aber im endgültig 1794 getroffenen Vertrag, der auch die Eppinger Einnahmen regelte, vor, aus den von der Pfalz präsentierten Kandidaten den Eppinger Pfarrer auszuwählen, StA Darmstadt, E5C Nr.159/2.  –  81  Wiederaufbau des 1694 abgebrannten Pfarrhauses 1702/04, Instandsetzung der Kirche, Anschaffung von Kircheninventar, Heiligenskulpturen, Orgel, Anlage von Kirchenbüchern, Erhalt der Hospitalkirche (Kaplanei), Intensivierung des religiösen Lebens auch durch die Gründung von Bruderschaften (Skapulierbruderschaft 1701, Sakramentsbruderschaft). Die verbesserten wirtschaftlichen Verhältnisse der Pfarrei erlaubten auch eine Wiederbesetzung der Kaplanei ab 1743.  –  82 StA Würzburg, MRA 7773, S. 285f.  –  83 StA Darmstadt, E5B3 80/1.  –  84 Ebd., C1A Nr.13, S.354f.  –  85 Ebd., E5C 155/7., Kath. PfarrA Hirschhorn, o. Nr., zitiert von Brentano,

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Karmelitenklosterkirche, 48.  –  86 StA Darmstadt, E5C 155/7.  –  87 Ebd., E5C 155/7.  –  88 Kath. PfarrA Hirschhorn, o. Nr., Hirschhorn Rechnungen 1803–1807.  –  89 Es erscheint im Urk.verzeichnis des BurgA Hirschhorn, StA Würzburg MRA 7774 S. 321f.  –  90 Als Stifter von Büchern der Bibliothek vor Aufhebung des Klosters 1569 lassen sich identifizieren: Konrad von Hirschhorn, Hess. Landes- und HochschulB Darmstadt, HS 889 (Missale um 1380), Otto von Hirschhorn, ebd., Inc. V, 56. Karmeliter: ebd. HS 190, HS 2917, Inc IV, 582, Inc IV, 232, Inc IV, 324, Inc IV, 535.  –  91 Ebd., 33A 661.  –  92 Ebd., HS 2280 (Kat. 1768), HS 2263 (Kat. 1812).  –  93 StA Darmstadt, Kopialbuch C1 Nr. 4 (C1A Nr. 13) S. 37f.  –  94 ISF KB 46, fol. 569v.  –  95 Wilhelm Fraenger, Jörg Ratgeb. Dresden 1972; Ute-Nortrud Kaiser, Jerg Ratgeb. Spurensicherung. Frankfurt 1985 (Kleine Schriften des Hist. Museums Frankfurt am Main 23); Stein-Kecks, Kapitelsaal, 267–272.

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Ingelheimerhausen Nur ein knappes Jahrhundert waren die Karmeliter bei Ingelheim ansässig. Das Zeitalter der Reformation bedeutete das Ende für eine Karmeliterniederlassung, die ohnehin nie bedeutsam gewesen war. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Mainz Lage Auf dem Mainzer Berg zwischen Ober-Ingelheim und Wackernheim entstand im 12. Jh. eine Klosteranlage. Seit der französischen Kantoneinteilung wird das Gebiet des heutigen Haxthäuser Hofs Nieder-Ingelheim zugerechnet. Patrozinium Patron des Klosters könnte der hl. Bartholomäus gewesen sein, zumindest behielt sich die Mainzer Kommunität beim Verkauf des Guts im Jahre 1536 vor, das Fest dieses Heiligen weiterhin in der ehemaligen Klosterkirche feierlich begehen zu können. Siegel Ein Klostersiegel konnte bislang nicht nachgewiesen werden. GESCHICHTE In der Mitte des 12. Jhs. siedelten sich an einer Wegkreuzung in der Ingelheimer Heide Augustiner-Chorherren und -Chorfrauen an. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1177. Der Doppelkonvent bestand rund ein Jh. Ab 1276 sind nur noch Augustiner-Chorfrauen in Husen (ab 1319 Ingelheimerhusen) belegt. Im 15. Jh. verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der Kanonissen offenbar so dramatisch, dass die Schwestern das Kloster um das Jahr 1439 aufgeben mussten.1 Den Platz der Augustiner-Chorfrauen nahmen Karmeliter aus Mainz ein.2 1440 erlangte der Mainzer Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach die Zustimmung des Pfalzgrafen Otto von Pfalz-Mosbach zu diesem Wechsel. 1448 bestätigte Kurfürst Ludwig IV. von der Pfalz die Entscheidung seines Vormunds und übergab am 7. September d. J. den Karmelitern die von den Nonnen verlassene Stätte zu Ingelheimerhausen.3 Die Leitung der neuen Niederlassung übernahm der frühere Mainzer Prior Heinrich von Wallau. Es findet sich in den spärlichen Quellen kein Hinweis, wie viele Mitbrüder ihm aus der Domstadt nach Ingelheimerhausen folgten. Ob es wirklich zur Ausbildung einer funktionierenden Klostergemeinschaft der Karmeliter gekommen ist, muss angesichts der schwiegen Überlieferungslage offen bleiben. Zumindest im ersten Drittel des 16. Jhs. lag die Leitung nicht mehr in den Händen von Prioren, sondern von Prokuratoren. Dazwischen lagen immer wieder Phasen, in denen das Haus direkt dem jeweiligen Provinzial unterstellt wurde (1503/1504, 1527, 1529/1530, 1534).4 Wahrscheinlich hat sich die Ingelheimer Gemeinschaft nie völlig aus der Abhängigkeit von Mainz lösen können. Vielleicht war auch nie daran gedacht gewesen, in Ingelheimerhausen einen eingeständigen Karmeliterkonvent zu etablieren. Möglicherweise wollten die Mainzer Karmeliter nur die Bewirtschaftung des nicht ganz unbeträchtlichen Grundbesitzes um Ingelheimerhausen5 und die

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Seelsorge vor Ort sichergestellt wissen6, zumal das Augustiner-Chorfrauenstift erloschen zu sein scheint. Während in der Literatur immer wieder die Rede davon ist, dass der Provinzial Dietrich von Gouda 1536 als Verkäufer der Ingelheimer Besitzungen aufgetreten sei, finden sich in den Akten zur Lehnsmutung des Haxthäuser Hofs (1763–1777) nur Hinweise auf einen Verkauf der Besitzungen an den kurpfälzischen Kammermeister Damian und dessen Bruder Kaspar Knebel von Katzenelnbogen durch den Prior und Konvent von Mainz. Bestätigt wurde diese Verkaufshandlung durch den Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg und den Generalprior des Karmeliterordens Nikolaus Audet. Der Provinzial begründete in einem Brief die Aufgabe der Kommunität in Ingelheimerhausen mit deren Übertritt zum reformatorischen Bekenntnis.7 Vielleicht hatte sich aber auch das Mainzer „Mutterkloster“ dazu entschlossen, angesichts der personellen Engpässe in der Ordensprovinz die Bewirtschaftung der Ingelheimer Besitzungen aufzugeben. Laut den im Mainzer Klosterarchiv im Jahre 1772 vorliegenden Unterlagen umfasste der Grundbesitz der „behausung und hoff genannt Ingelheimer Husen“ zum Zeitpunkt des Verkaufs rund 505 Morgen Ackerland, 350 Morgen Wald sowie einen weiteren Hof in Nieder-Ingelheim mit 25 Morgen Ackerland, 15 Morgen Weinbergen, 45 Morgen Wiesenfläche sowie einem Garten und Geld- und Weinzinsen. Der einzige Hinweis auf die sakrale Funktion von Ingelheimerhausen ist die Erwähnung der „Kirch oder Cappel“, der Begriff Kloster fällt indes nicht. Dem Kaufvertrag zufolge hatten die Käufer für den Erhalt der Kirche resp. Kapelle zu sorgen und den Karmelitern das Recht einzuräumen, jede Woche dort eine Messe lesen zu können. Wichtige Festtage, insbesondere das Fest des hl. Bartholomäus, sollten mit Messen und Prozessionen begangen werden. Den Karmelitern standen bei solchen Anlässen Kost und Logis frei. Im Erbgang gelangte das Gut, das die Gebrüder Knebel von Katzenelnbogen dem pfälzischen Kurfürsten zum Lehen aufgetragen hatten, zunächst an die Familien von Rodenstein resp. Kamptz von Godau, ehe es schließlich in den Besitz der von Haxthausen gelangte, deren Namen der Hof noch heute trägt. Im Gefolge der französischen Revolutionskriege verloren die Freiherren von Haxthausen ihren Ingelheimer Besitz. Von da an diente die Anlage lange Zeit als Steinbruch. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Bio-Bauernhof. ARCHIV Sollte der Ingelheimer Konvent ein eigenes Archiv geführt haben, so hat dieses als verloren zu gelten. Auf die Anfrage der Kurpfälzischen Lehnskammer in Mannheim nach Unterlagen zum Kloster Ingelheimerhausen konnte der Archivar des Mainzer Karmeliterkonvents im Jahr 1772 lediglich eine Teilabschrift der Verkaufsurkunde von 1542 vorlegen. Unser Wissen über Ingelheimerhausen stützt sich vor allem auf die Akten der kurpfälzischen Lehnskammer, die heute im Staatsarchiv Darmstadt verwahrt werden, und die Akten der Niederdeutschen Ordensprovinz in Frankfurt.

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BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Schon die Karmeliter führten 1772 Klage darüber, dass die Klosterkirche als Pferdestall zweckentfremdet worden sei. Die Familie von Haxthausen erklärte die Profanierung des frühromanischen Sakralbaus mit kriegerischen Ereignissen – möglicherweise eine reine Schutzbehauptung, da diese Aussage durch keine weiteren Quellen belegt werden kann. Auf uns gekommen sind lediglich Überreste der Klosterkirche. Der archäologischen Grabung von 1910 zufolge handelte es sich dabei um eine wohl auf das 11. Jh. zu datierende flach gedeckte Pfeilerbasilika. Drei dieser Pfeiler sind heute in der Nordwand der Scheune verbaut. Es sind keine Darstellungen des Haxthäuser Hofs bekannt, die Aufschluss über die bauliche Situation der ursprünglichen Klosteranlage geben können. Das nördlich des Hofs gelegene und für die rheinhessische Technikgeschichte bedeutsame Brunnenhaus wurde erst im 18. Jh. errichtet. Über die Ausstattung des Kirchenraums ist nur bekannt, dass es zwei Altäre zu Ehren des hl. Bartholomäus und des hl. Georg gegeben hat.8 Nach 1536 verblieben in der Kirche ein vergoldeter Kelch, eine Monstranz sowie „allerley geistliche Kleidungen und paramenten“, wie es in der Verkaufsurkunde heißt. PRIOREN/PROKURATOREN Heinrich von Wallau 1441–1444 – Philipp von Opppenheim „procurator domus“ 1500–1502 – Johannes von Kronberg „procurator“ 1505, 1508–1516 – Rutger von Wallau „procurator“ 1517–1523, 1526, 1528 – Konrad von Hochheim „procurator“ 1531– 1533 – Petrus von Mainz „procurator“ 1535 – Vakanz 1536.9 LITERATUR Karl Johann Brilmayer, Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Gesch. der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905, 234 – Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Hg. vom Landesamt für Denkmalpflege. Bd. 18, 1. Kreis Mainz Bingen. Bearb. von Dieter Krinke. Worms 2007, 384–386 – Ernst Emmerling, Aufsätze über Ingelheim und den Ingelheimer Grund. Ingelheim 1967, 29 und 88–90 (Beitrr. zur Ingelheimer Gesch. 17) – Sigrid Kemler, Das Kloster Ingelheimerhausen. In: Beitrr. zur Gesch. des Gau-Algesheimer Raumes 31, 1992, 75–123 – Koch, Karmeliterklöster, 73f. – Martini, Carmel 1, 573–576 – Christian Rauch, Der Häuser Hof bei NiederIngelheim. In: Die Kunstdenkmäler im Volksstaat Hessen. Die Kunstdenkmäler des Kreises Bingen. Darmstadt 1934, 454–459 – Peter Schicke/Wilhelm Schönherr, Die vorreformatorischen Kirchen, Kapellen und das St. Jost-Hospital von Ober-Ingelheim. In: Ein Kaleidoskop der Ingelheimer Gesch. Ingelheim 1997, 34–46 (Beitrr. zur Ingelheimer Gesch. 42) – Georg Wilhelm Justin Wagner, Die Wüstungen im Großherzogthum Hessen. Provinz Rheinhessen. Darmstadt 1865, 55–58 – Ders., Die vormaligen geistlichen Stifte im Großherzogthum Hessen. Bearb. und hg. von Friedrich Schneider. Bd. 2: Provinz Rheinhessen. Darmstadt 1878, 236f.

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1 Zum folgenden vgl. insbes. StA Darmstadt E 14 G Nr. 72/9.  –  2 Neben den AugustinerChorfrauen kann keine weitere Frauengemeinschaft für Ingelheimerhausen nachgewiesen werden; vgl. dazu u. a. Kemler, Ingelheimerhausen, 102. Anders dagegen Wagner, Stifte, 237, Brilmayer, Rheinhessen, 234 und Heinrich Steitz, Die Reformation in Ingelheim. In: Ingelheim zwischen dem späten Mittelalter und der Gegenwart. Ingelheim 1987, 51 (Beitrr. zur Ingelheimer Gesch. 36), die vermuten, dass Ende des 14. Jh. eine Karmelitinnenkommunität den Platz der Augustiner-Chorfrauen eingenommen habe.  –  3 7.9.1448, ISF KU Nr. 44.   –  4 ISF KB 44, fol. 23r u. ö.  –  5 Schike/Schönherr, Kirchen, 44 gehen davon aus, dass die Karmeliter die Besitzungen nicht selbst bewirtschaftet haben.  –  6 So auch Emmerling, Ingelheimer Grund, 88.  –  7 Smet, Karmeliten, 310.  –  8 Stephan Alexander Würdtwein, Dioecesis Moguntina in Archidiaconus Distincta et Commentationibus Diplomaticis Illustrata. T. 1. Mannheim 1769, 293.  –  9 Es gibt keine Hinweise für eine Wiederaufnahme des monastischen Lebens in Ingelheimerhausen, anders dagegen: Orden und Klöster im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform 1500–1700. Bd. 2. Hg. von Friedhelm Jürgensmeier und Regina Elisabeth Schwerdtfeger. Münster 2006, 310 (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung 66).

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Jena Als eine von drei Niederlassungen der Karmeliten in Thüringen (Jena, Ohrdruf und Pößneck) hatte das Kloster neben den weitaus stärker vertretenen Klöstern anderer Orden nur eine geringe Bedeutung. Hinzu kommt, dass es nur wenig mehr als 100 Jahre (1414–ca. 1525) Bestand hatte, die nicht ausreichten, einen entscheidenden Einfluss auf die Bevölkerung Jenas oder gar Thüringens aufzubauen. Provinz Böhmische Provinz (1414–1440), Sächsische Provinz (1440–ca. 1525) Diözese Mainz Lage Das Karmelitenkloster befand sich vor dem Löbdertor im südlichen Vorort Zweifelbach (am heutigen Engelplatz).1 Von den Gebäuden sind nur wenige sichtbare Mauerreste erhalten. In archäologischen Sondierungsgrabungen seit Herbst 1997 wurden die untertägigen Reste der Klosteranlage freigelegt und dokumentiert.2 Siegel An den wenigen erhaltenen, vom Kloster ausgestellten und besiegelten Urkunden befinden sich – wenn überhaupt – nur noch winzige Bruchstücke der Siegel, die eine Feststellung des Siegelbildes bzw. eines Wappens nicht mehr ermöglichen. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Über den Stiftungsakt des Klosters ist keine Urkunde überliefert. Lediglich eine Notiz im Lateranischen Kommunregister (Register Lateranensis) zum Konstanzer Konzil enthält einen Bericht des sächsischen Provinzials des Karmelitenordens vom 29. Mai 1414, in dem er über die Entgegennahme eines Ortes zur Errichtung eines Klosters (domus) in der Stadt Jena auf Bitten der meißnischen Markgrafen Friedrich und Wilhelm unterrichtete.3 Man wird also die Anfänge des Klosters in Jena auf das Jahr 1414 festsetzen können. Die Karmeliten terminierten jedoch seit mindestens 1382 in Jena.4 Es ist anzunehmen, dass sie aus dem etwa 25 km südlich von Jena gelegenen Kloster in Pößneck stammten [ Pössneck]. Von dort aus wird wohl auch die Jenaer Gründung und Besetzung betrieben worden sein. Zum Zeitpunkt der Gründung befanden sich bereits zwei Klöster (Zisterzienserinnen und Dominikaner) sowie mehrere Termineien anderer Orden in Jena. Besonders die Dominikaner werden in der Ansiedlung eines weiteren Bettelordens eine unliebsame Konkurrenz gesehen haben. Im November 1418 erhielt das Karmelitenkloster von der Stadt Jena ein Haus mit Gartengrundstück und einen Garten sowie den daran grenzenden Fahrweg. Damit waren die Voraussetzungen für den Bau von Klostergebäuden geschaffen.5 Bis dahin wurde wohl das Gebäude des Spitals „Zum heiligen Geist und allen Heiligen“ genutzt, welches 1319 errichtet, Mitte des 14. Jhs. aber vor das Saaltor verlegt worden war.6 Neben dem auch als „altes Spital“ bezeichneten Gebäude hatte das Michaeliskloster (Zisterzienserinnen) 1408 eine Kapelle errichtet, die aufgrund eines dort häufig besuchten Opferstockes in Kreuzform „Zum Heiligen Kreuz“

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hieß.7 Diese muss ebenfalls zur Nutzung übergeben worden sein, da sie für das Kloster „Zum Heiligen Kreuz“ namengebend wurde. 1419 wurde mit dem Bau von Klostergebäuden begonnen, wozu die Einrichtung neben den genannten markgräflichen und städtischen auch private Zuwendungen erhielt. Überliefert ist der Beleg über eine Stiftung von 62 alten Schock Groschen durch Jutta Rumpphenninge aus Buttstädt im Jahr 1427. Davon sollten 12 Schock mit einem Zins von 1 Schock angelegt werden, die restlichen 50 Schock haben die Baumeister Hans Kelner und Bartholomeus von Gebestete „enphangen zcu deme gebude dez closters“.8 Zu diesem Zeitpunkt hatte das Kloster eine eigene Kirche, in der an dem noch zu errichtenden Dorotheen-Altar täglich eine Messe für die Stifterin und ihre Angehörigen gelesen werden sollte. Der Ausbau des Klosters ging recht schleppend voran. Dazu mag auch beigetragen haben, dass die Stadt 1430 im Zusammenhang mit der Abwehr der Hussiten neben der Glocke, die wohl zu einem Geschütz umgegossen wurde, auch einen Haufen Steine zur Sanierung der Stadtmauer requirierte und dem Kloster damit notwendiges Baumaterial nahm. Erst 1459 haben die Karmeliten die Steine und das Material für eine neue Glocke wieder erhalten. Der archäologische Befund macht zwei Bauphasen deutlich. Aus der ersten stammt ein mehrstöckiges Gebäude von mindestens 21,6 m Länge, für das eine Steinofen-Luftheizung nachgewiesen werden konnte. Die Archäologen vermuten darin den Klausurbereich des Klosters.9 Möglicherweise könnte es sich um das zum Konventsgebäude umgebaute Spital gehandelt haben. Der Fund von Ofenkacheln weist auf eine zusätzliche Beheizungsmöglichkeit der Klostergebäude hin. Neben weiteren kleineren Gebäuden wurden auch die Reste eines Röhrenbrunnens gefunden, der der Trinkwasserversorgung diente. Weitere Entwicklung Im Verlauf des 15. Jhs. – durch das aufgefundene Steinmetzzeichen von Peter Heierliß lässt sich der Zeitraum auf das letzte Viertel des 15. Jhs. begrenzen – muss es zu einem Abriss und völligen Neuaufbau des Klosters gekommen sein. Die Archäologen schließen ein katastrophales Ereignis als Ursache aus, sondern vermuten diese vielmehr in der gewachsenen Wirtschaftskraft des Konvents.10 Zunächst wurde die Klosterkirche als einschiffige Hallenkirche mit polygonalem Choranbau etwas in nordöstliche Richtung versetzt neu errichtet, daran anschließend mit dem Bau eines neuen Konventsgebäudes begonnen. Dieses schloss sich südlich an das Kirchenschiff an. Zu erkennen sind der Kreuzgang, der an seiner Südseite eine Länge von 12 m und eine Breite von 2,60 m hatte, die Sakristei, an die ein saalartiger Raum (5,30 m x 7,78 m) angrenzt. Darin wird der Kapitelsaal vermutet. In der Sakristei konnte zudem ein in den Boden eingelassenes Becken freigelegt werden, das den priesterlichen Handwaschungen bei der Vorbereitung auf die Messfeier diente. Die Kirche wurde 1506 in einer Beschreibung der kirchlichen Anstalten zu Jena als „neue Kirche“ bezeichnet.11 Der Jenaer Stadtchronist Adrian Beier berichtet von Wandgemälden in der Kirche und den Klostergebäuden.12 Archäologisch ließ sich eine Wandbemalung nur noch für die

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Sakristei nachweisen.13 Der Friedhof, der erst nach der Aufhebung des Klosters in den schriftlichen Quellen Erwähnung findet, wurde mit der Errichtung der neuen Kirche angelegt, wie die archäologischen Untersuchungen belegen. Er war relativ groß und umfasste offenbar den gesamten Bereich des heutigen Engelplatzes, jedoch nur sehr locker belegt.14 Stiftungen und Einkünfte Dem Kloster flossen eine Reihe von Zuwendungen zu, die vor allem mit Seelmessen verbunden waren. Dazu zählten Geldschenkungen, die vorwiegend aus testamentarischen Stiftungen und Zinserträgen stammten, aber auch Sachspenden und einige wenige Grundstücksübertragungen.15 Unter anderem wurde das Kloster in den Testamenten des Kurfürsten Friedrich von Sachsen und seines Bruders, Herzog Johann von Sachsen, mit je 20 Gulden bedacht. Dafür mussten vier Wochen lang nach dem Tod der Fürsten Andachten für sie gehalten und ihre Namen in die Totenbücher aufgenommen werden.16 Das Kloster verfügte nicht über umfangreichen Landbesitz. Die Ländereien der Umgebung Jenas hatten vor allem die beiden anderen Klöster, die schon länger in der Stadt ansässig waren (Dominikaner und Zisterzienserinnen), an sich gebracht. Dem Erwerb von ausgedehntem Grundbesitz stand auch die Bedingung entgegen, die mit der Grundstückszuweisung durch die Stadt Jena im Jahr 1418 verbunden war,17 dass das Kloster keine der Stadt steuerpflichtigen Grundstücke erwerben durfte bzw. diese binnen Jahresfrist wieder verkaufen musste. 1486 erhielten die Karmeliten eine Wiese bei Wöllnitz,18 1513 kaufte das Kloster einen Weinberg bei Lichtenhain.19 Weiterhin sind im Schwörbuch des Jenaer Stadtrates aus dem Jahre 1502 ein Acker Weinwachs am Loh, 1½ Wiese in der Oberaue, eine Lehde (brachliegendes Nutzland) am Steingraben und den Tuchrähmen am Eisenwehr, womit aber Jenaer Bürger belehnt waren, aufgeführt.20 Ein im Zusammenhang mit der landesherrlichen Visitation der Klöster 1529 angefertigter Bericht führt noch zwei weitere Weinberge auf, die aber von geringerer Güte gewesen sein müssen und deshalb den verbliebenen Konventualen auch weiterhin überlassen wurden.21 Der Bericht von 1529 macht jedoch auch deutlich, dass das Kloster relativ reich an mobilen Wertsachen gewesen sein muss. Bereits 1524 hatte der Jenaer Rat zwei Wagenladungen mit Wäsche, Messgewändern und Geräten kurzerhand beschlagnahmt und im klostereigenen Wagen auf das Rathaus führen lassen, weil er darin „unnodturftigen uberfluß“ für die wenigen Personen im Kloster sah, der noch dazu „ubel vorwart gewest“.22 1529 hatte er 10 vergoldete Kelche und 10 vergoldete Patenen, 1 Monstranz, 10 Paces, 5 silberne Kreuze sowie etliche einzelne Silberstückchen aus Verzierungen für insgesamt 798 Gulden und 16 Groschen verkauft.23 Das Geld aus dem Verkauf der Klosterkleinodien stand an sich dem Landesherrn zu, allerdings erließ Kurfürst Johann der Stadt Jena die Zahlung des Erlöses an ihn.24 Die fünf Konventualen, die 1529 noch im Kloster lebten, erhielten aus dem Klosterbesitz jeweils 4–5 Bettzeuge, Handtücher, Schüsseln, Kannen und andere Hausgeräte. Auch Prediger, Kaplan, Schulmeister und Bakkalaureus erhielten Bettzeug nach ihrem Bedarf. Die übrige Gerätschaft, ein Bett, Tische und Kasten

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wurden von den Ratsschossern ebenfalls verkauft und brachten einen Ertrag von 14 alten Schock Geldes, was in die Ratskasse floss. Die Alben und anderen Leinwände wurden ebenso unter die Armen der Stadt verteilt wie 36 „buschell“ geringwertiger Messgeräte.25 Über die wirtschaftliche Tätigkeit des Klosters ist nicht viel bekannt. Aus dem Besitz von Weinbergen muss man Weinanbau folgern. Außerdem wurde Bier für den Eigenbedarf des Konvents gebraut. Dafür musste Schrotgeld an den Amtsschosser entrichtet werden.26 In einer Kundschaft über Jenaer Gerichtsgrenzen wird von einem Knecht der Karmeliten berichtet, der in der Saale ertrunken ist und in Jena bestattet wurde. Er soll eine Heugabel, einen Rechen und ein Pferd bei sich gehabt haben; das Pferd konnte gerettet werden.27 Daraus ist zu schlussfolgern, dass auch im Kloster zum Heiligen Kreuz ähnlich wie in anderen Klöstern Tagelöhner zur Erledigung von bestimmten Arbeiten herangezogen wurden. Seelsorge Dass die Karmeliten ihre Hauptaufgabe in der Predigt und im Gebet sahen, wird durch die Errichtung der neuen und relativ großen Kirche sowie durch die größere Anzahl von Messgeräten deutlich. Sie pflegten eine intensive Marienfrömmigkeit und Verehrung der hl. Anna. Außerdem waren 1427 und 1447 noch zwei weitere Altäre für die Kirche gestiftet worden. Mit dem Michaeliskloster einigten sie sich 1418 dahingehend, dass sie bei Tagesanbruch zur Frühmesse läuten durften, die beendet sein musste, bevor die Frühmesse in der Michaeliskirche begann. Im Auftrag der Zisterzienserinnen lasen die Brüder aus dem Kloster „Zum Heiligen Kreuz“ um 1470 die Messe in Lichtenhain, wofür sie 2 alte Schock erhielten.28 Der Fund von Teilen ewiger Lampen für das Totengedächtnis gibt einen Hinweis auf einen Teil der Ausstattung für ihre seelsorgerlichen Aufgaben.29 Im ersten Drittel des 16. Jhs. bestand an der Kirche „Zum Heiligen Kreuz“ eine Laienbruderschaft, die „Elende Bruderschaft vor dem Löbdertor“, die sich besonders der Seelsorge der Armen annahm.30 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Während des Bauernkrieges wurde das ungeschützt außerhalb der Stadtmauern liegende Kloster am 3. Mai 1525 von Bauern geplündert und zumindest die Inneneinrichtung weitgehend zerstört.31 Davon unterrichtet Beier aus einer ihm noch zur Kenntnis gelangten Klagschrift, die sich im Nikolaus-Spital befand, 1637 aber einer Plünderung zum Opfer fiel.32 Gegen die dort behauptete „jämmerliche Zerstörung“ des Klosters spricht allerdings die Nutzung der Gebäude zu Wohnzwecken und als Druckwerkstatt, in der Christian Rödinger die Werke Martin Luthers herausgab. Auch der vertriebene Naumburger Bischof Nikolaus von Amsdorf und der ehmalige Wittenberger Prediger Georg Rörer sollen hier zeitweise untergekommen sein.33 Über den Verbleib des Klosterinventars gibt es unterschiedliche Aussagen. Einen großen Teil davon hatte der Jenaer Stadtrat bereits 1524 auf das Rathaus gebracht, davon fehlten allerdings 1526 noch immer detaillierte Nachweise, sodass der Amtsschosser Sebastian Wöllner dem Kurfürsten Johann von Sachsen berich-

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ten musste, dass von den Kleinodien, Geld und anderen Dingen im Karmelitenkloster jeglicher Nachweis fehle. Einige Ratsmitglieder hätten erzählt, dass der Erlös aus dem Verkauf der Dinge zur Unterhaltung der Jenaer Fußknechte im Heer vor Mühlhausen diente.34 1529 waren die Wertgegenstände verkauft, noch vorhandene Wäsche, Einrichtung und Gerätschaften wurden an die noch im Kloster befindlichen Brüder und an Arme verteilt.35 Ein genaues Datum für die Aufhebung des Klosters ist nicht zu ermitteln. Während der Visitation 1529 wird festgestellt: „Dietz closter ist durch mein g[nedig] sten hern in gemeynen kasten zu eym spitahl geben, es solle der andern spitahln eins dohin gewant werden, dorumb auch der kaste dieser zeit etlich gemach dorin bawet“.36 Zu dieser Zeit lebten noch neun Klosterangehörige dort. Man wird allerdings von wesentlich mehr Bewohnern während der Blütezeit ausgehen müssen, wenn man den Vorrat an Wäsche und Geräten betrachtet. Über das weitere Schicksal der letzten Konventualen ist nichts bekannt. Ein Spital zog in die Gebäude nicht ein. Die Kirche war dem Jenaer Rat überlassen worden, der sie als Steinbruch zur Gewinnung von Baumaterial nutzte. Mit den Steinen wurde die Brücke vor dem Löbdertor erneuert. Im Ostflügel der Klausur wurde auf Anweisung der Herzöge Johann Friedrich des Mittleren, Johann Wilhelm und Johann Friedrich des Jüngeren von Sachsen die Druckerei für Christian Rödinger eingerichtet. In der ehemaligen Kreuzkapelle hatte sich ein Salpetersucher niedergelassen. Die restlichen Gebäude wurden zu Wohnzwecken genutzt. Diese ließ der kaiserliche Kommandant Matthäus von Moncado 1642 abreißen, um die Balken zur Verstärkung der südlichen Stadtbefestigung mit Palisaden zu verwenden. Das Baumaterial dieser und weiterer ehemaliger Klostergebäude wurde besonders im 17. Jh. abgetragen und wiederverwendet. 1669 wurde an der Stelle der abgerissenen Gebäude auf Geheiß des Jenaer Stadtrates der Gasthof „Zum gelben Engel“ errichtet. Schule und Ordensstudium Mit ziemlicher Sicherheit gehörte zum Kloster auch ein Hausstudium.37 1427 wird ein Studentenmeister erwähnt, 1439 der Prior Johannes Wysemann auch als der Heiligen Schrift Lesemeister bezeichnet, 1529 lebten im Kloster noch ein Schulmeister und ein Bakkalaureus.38 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv und Bibliothek des Klosters sind zum großen Teil 1525 der Plünderung und Zerstörung durch aufständische Bauern zum Opfer gefallen. Es ist bekannt, dass ein Teil der Bibliothek in das Nicolaispital gelangte, dort allerdings 1637 bis auf ein einziges Buch vernichtet worden ist. Archiv Acht Urkunden des Klosters, von denen drei mit Sicherheit, die anderen vermutlich aus dem Klosterarchiv stammen, befinden sich heute im Stadtarchiv Jena, nachdem sie 1964 von der Jenaer Universitätsbibliothek (Handschriftenabteilung) dorthin abgegeben wurden. Diese und weitere Urkunden sind als Regesten

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veröffentlicht im Urkundenbuch der Stadt Jena. Weitere Quellen sind Abschriften von Urkunden des Klosters, die im 18. Jh. noch vorhanden gewesen sein müssen, die sich in unterschiedlichen Archiven befinden. Die wenigen Erwähnungen des Klosters in Berichten, zumeist des Amtsschössers an den Landesherrn (Kurfürst von Sachsen), werden im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar aufbewahrt. Dort befinden sich auch der Visitationsberichte von 1529 sowie die Nachweise über Abgaben des Klosters (Schrotgeld). Eine wichtige Quelle stellt darüber hinaus Adrian Beiers „Architectus Jenensis“ dar. Ihm waren noch viele Quellen zugänglich, die heute als vernichtet gelten müssen, auch hatte er noch Gelegenheit, einige Klostergebäude vor ihrem Abriss zu begehen. Gedruckte Quellen: UB der Stadt Jena und ihrer geistlichen Anstalten. Bd. 1. 1182– 1405. Namens des Vereins für thüringische Gesch. und Altertumskunde hg. von J. E. A. Martin. Jena 1888 – UB der Stadt Jena und ihrer geistlichen Anstalten. Bd. 2. 1406–1525. Namens des Vereins für thüringische Gesch. und Altertumskunde mit Benutzung des Nachlasses von J. E. A. Martin hg. von Ernst Devrient. Jena 1903 – UB der Stadt Jena und ihrer geistlichen Anstalten. Bd. 3. Nachtrag c. 890–1525, Totenbücher, Akten und Urkunden 1526–1580. Namens des Vereins für Thüringische Gesch. und Altertumskunde hg. von Ernst Devrient. Jena 1936 (hier zitiert: UB Jena). Bibliothek Im Kloster „Zum Heiligen Kreuz“ war eine Bibliothek vorhanden, die die wichtigsten theologischen Werke enthalten haben dürfte. Nach dem Bericht des Jenaer Stadtchronisten Adrian Beier sind nach dem Bauernkrieg etliche der Bücher in das Nicolai-Spital gelangt. Von dort erhielt Beier 1637 das wohl einzige erhalten gebliebene Buch, den „Bonaventura“.39 Um welche Publikation des bedeutenden Scholastikers des 13. Jhs. es sich dabei handelt, konnte nicht ermittelt werden. Auf das Vorhandensein einer Bibliothek weisen auch die archäologischen Funde von verzierten Buchschließen, auf das Studium der christlichen Werke Schreibgriffel und das Bruchstück einer Nietbrille aus Geweih hin.40 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Von den Klostergebäuden ist neben einem Teil des südöstlichen Strebepfeilers des Kirchenchores und der nördlichen Giebelwand des Ostflügels der Klausur ein Raum erhalten, der als ehemalige Sakristei identifiziert wurde. Daran schließt sich ein Raum, in dem der Kapitelsaal vermutet wird, an.41 Durch zahlreiche Abrisse und Überbauungen ist die Klosteranlage heute im Stadtbild nicht mehr zu erkennen. Adrian Beier hat Mitte des 17. Jhs. die noch vorhandenen Klostergebäude besichtigt und gibt eine Beschreibung der dort vorgefundenen Wandbemalungen.42 PRIOREN Girnodus von Erfforde 1418 – Dietrich von Weisensee 1427–1438 – Johannes Wysemann 1439 – Johannes Groyschin 1447.

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LITERATUR Architectus Jenensis des Mag. Adrian Beier. Neu hg. von Herbert Koch. Jena 1936 – Rudolf Hermann, Verzeichniß der in den Sachsen-Ernestinischen, Schwarzburgischen und Reußischen Landen, sowie den K. Preuß. Kreisen Schleusingen und Schmalkalden bis zur Reformation vorhanden gewesenen Stifter, Klöster und Ordenshäuser. Jena 1871, 34 – Arnd Hartung/Herbert Koch, Das Karmeliterkloster in Jena. Ein Rekonstruktionsversuch. In: Das Thüringer Fähnlein. Monatshefte für die Mitteldeutsche Heimat 4, 1935, 721–726 – Paul Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. 2. Bd. Verwaltungsbez. Apolda. Jena 1888, 114f. – Panzer, Geschichte – Matthias Rupp, Archäologische Untersuchungen im ehemaligen Karmelitenkloster Zum Heiligen Kreuz in Jena. In: Alt-Thüringen. Jahresschrift der thüringischen Landesamtes für archäologische Denkmalpflege 34, 2001, 246– 283 – Rolf Schulze, Die gesellschaftliche Bedeutung der Jenaer Klöster besonders in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht vom Ende des 13. Jhs. bis zur Reformation. Diss. (Ms.) Jena 1951 – Johann Ernst Basilius Wiedeburg, Beschreibung der Stadt Jena nach ihrer Topographisch= Politisch= und Akademischen Verfassung ... Jena 1785, 184–190. 1 Wiedeburg, Beschreibung, 184.  –  2 Rupp, Archäologische Untersuchungen, 246–283.  –  3  Repertorium Germanicum. Bd. 3: Verzeichnis der in den Registern und Kameralakten Alexanders V., Johanns XXIII. und des Konstanzer Konzils vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien. 1409–1417. Bearb. von Ulrich Kühne. Berlin 1935, 332; vgl. auch UB Jena 3, 288.  –  4 UB Jena 1, Nr. 425.  –  5 UB Jena 2, Nr. 80.  –  6  Vgl. Wiedeburg, Beschreibung, 184; Architectus Jenensis, 33, 174; UB Jena 2, Einleitung, XXXIV.  –  7  UB Jena 2, Nr. 15.  –  8 Ebd., Nr. 137.  –  9 Rupp, Archäologische Untersuchungen, 256f.  –  10 Ebd., 262 und Anm. 28.  –  11 HStA Weimar, F 209; UB Jena 2, Nr. 1094.  –  12 Architectus Jenensis, 207f.  –  13 Rupp, Archäologische Untersuchungen, 250, 263f.  –  14 Ebd., 268f.  –  15 Vgl. Hartung/Koch, Karmeliterkloster, 722.  –  16 HStA Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Urk. Nr. 675, fol. 6v; Nr. 678, fol. 8r.  –  17 UB Jena 2, Nr. 80.  –  18 Ebd., Nr. 771  –  19 Ebd., Nr. 1161.  –  20 Vgl. Schulze, Gesellschaftliche Bedeutung, 145.  –  21 HStA Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg. Ii 3, fol. 169v.  –  22 UB Jena 2, Nr. 1282.  –  23 HStA Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg. Ii 3, fol. 170r; Hartung/Koch, Karmeliterkloster, 722.  –  24 HStA Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg. Ii 397, fol. 1.  –  25 Ebd., Reg. Ii 3, fol. 168r–169r.  –  26 Vgl. z. B. HStA Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg. Bb 1487, Reg. Bb 1488, Reg. Bb 1490.  –  27 HStA Weimar, Cop. F 4, fol. 84r.  –  28 UB Jena 3, Nr. 243.  –  29 Rupp, Archäologische Untersuchungen, 261.  –  30 UB Jena 3, 311, [4.].  –  31 UB Jena 2, Nr. 1294.   –  32 Architectus Jenensis, 205.  –  33 Ebd., 62, 208f.  –  34 HStA Weimar, F 533 b, p. 1233 (Abschrift des 17. Jhs.); UB Jena 3, 275.  –  35 HStA Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg. Ii 3, fol. 168r–169r.  –  36 Ebd., Bl. 169v. Kaspar Münster sagt 1627 in seiner Handschrift zur Sächsischen Karmelitenprovinz, der Konvent Jena sei von den Herzögen von Weimar zu einer Universität umgewandelt worden (ISF KB 81, fol. 890). Diese Fehlinformation geht wahrscheinlich auf die Verwechslung zwischen dem Konvent der Karmeliten mit dem der Dominikaner zurück.  –  37 Zur Organisation der Studien im Karmelitenorden vgl. Lickteig, German Carmelites, 39–76.  –  38 HStA Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg. Ii 3, fol. 168v.  –  39 Architectus Jenensis, 181f.  –  40 Rupp, Archäologische Untersuchungen, 261.  –  41 Ebd., 262–264.  –  42 Architectus Jenensis, 207.

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Kassel Das Karmeliterkloster Kassel, das von 1262/1292 bis 1526 bestand, war eine Einrichtung mit geringem überregionalem Einfluss. Von seiner Gründung an wurde es von anderen geistlichen Einrichtungen in Kassel als Konkurrenz behandelt. Immerhin hatte seine Klosterschule eine gewisse lokale Bedeutung. Die Klosterkirche ist heute eines der prägenden und ältesten Gebäude der Stadt. In seiner Blütezeit konnte das Kloster um die Mitte des 15. Jhs. in Spangenberg eine Tochtergründung errichten. Provinz Deutsche Provinz (1262/1292–1291, 1297–1318, 1327–1348), Niederdeutsche Provinz (1318–1327, 1348–1526) Diözese Mainz Lage Das Kloster befindet sich östlich der ehemaligen Schlossanlage dicht bei der Fulda und wird im Norden durch die Brüderstraße, im Westen durch den Renthof und im Osten durch die Kettengasse begrenzt. Patrozinium Das Patrozinium war das der Gottesmutter Maria (Kloster „unser lieben Frauen Brüder“, „domus ordinis beate Marie de monte Carmeli“). Siegel Siegel sind aus den Jahren 1328, 1332, 1496 und 1515 überliefert.1 Es siegelten jeweils der Prior und der Konvent. Das im 14. Jh. verwendete Typar des Priors ergab ein spitzovales, 4 x 2,5 cm messendes Wachssiegel, das eine linksgewendete Marienfigur mit dem Christuskind auf dem linken Arm zeigt. Umschrift (Kapitalis, tw. Unzialis): S(igillum) P(ri)ORIS FR(atru)M S(ancte) MARIE DE CARMELO IN CASSLE.2 Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jhs. wurde ebenfalls ein spitzovales Wachssiegel verwendet, das ca. 5 x 3 cm. maß. Es zeigt die die Übergabe des Skapuliers durch die Muttergottes an den hl. Simon Stock, umgeben von floralen Zierelementen. Umschrift (gotische Minuskel): S(igillum) P(ri)oris fr(atru)m de …3 1328 und 1332 verwendete der Konvent ein rundes Wachssiegel mit ca. 3,8 cm Durchmesser. Auf dem Siegel ist eine thronende, rechtsgewendete und nimbierte Marienfigur mit ebenfalls nimbiertem Christuskind auf dem linken Arm zu sehen. Der Thron trägt auf beiden Seiten auffallende turmartige Elemente. Umschrift (Unzialis): … CO(n)V(entus) FR(atru)M S(an)C(t)E MARIE …4 Das Konventssiegel der Jahre 1496 und 1515 zeigt dieselbe Darstellung, allerdings um einige gotische Zierelemente bereichert. Auch hier sind die auffallenden Türme am Thron der Marienfigur zu erkennen. Umschrift (gotische Minuskel): S(igillum) convent(us) … s(an)c(t)e marie casselen(sis).5 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Erste Anfänge des Karmeliterordens in Kassel gehen auf das Jahr 1262 zurück, als Landgraf Heinrich I. von Hessen ein Kloster, genannt zu den Brüdern, stiftete. Die Stiftung wurde von Papst Urban IV. im zweiten Jahr seiner Regierung (1262/63) bestätigt.6 Die Karmeliter erhielten ein Bürgerhaus in der Judengasse, später einen zum Renthof gehörigen Platz. Die Gründung kam zunächst offenbar auf keinen grünen Zweig, möglicherweise weil der Abt des

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nahegelegenen Klosters Ahnaberg dies verhinderte.7 1292, nach der Beilegung der Differenzen zwischen dem hessischen Landgrafen und dem Mainzer Erzbischof, erfolgte die endgültige Gründung. Unter dem 8. September 1292 erlaubte Erzbischof Gerhard von Mainz die Errichtung eines Oratoriums und Klosters, vorbehaltlich der Beibehaltung der bestehenden Parochialverhältnisse und ohne Benachteiligung der umliegenden Kirchen.8 Um diese Zeit beherbergte ein Haus die Karmeliter, das vorher eine Jüdin namens Rechelin und zuletzt der Vogt Riedesel bewohnt hatten. Das Haus hatte man dem Landgrafen für 100 Mark Silber und mit der Zusicherung abgekauft, keine landgräflichen Häuser, Grundstücke oder sonstigen Güter ohne seine Zustimmung als Geschenk anzunehmen. Auch verpflichteten die Karmeliter sich, künftig keinen Bürger Kassels vor geistliches Gericht zu laden.9 Die recht große Kaufschuld gegenüber dem Landgrafen wurde nach und nach abgegolten. 1300 wurden dem Kloster 50 Mark Silbers erlassen gegen die Verpflichtung, täglich eine Messe in der Schlosskapelle abzuhalten, sei der Landesherr zugegen oder nicht.10 Auffallend ist die Intensität der Streitigkeiten mit dem Kloster Ahnaberg und mit der Stadt Kassel. Unter Vermittlung des Landgrafen kam 1294 eine Regelung zustande, die die Bewegungs- und Handlungsfreiheit der Karmeliter in Kassel sehr einengte und den Vorrang des Klosters Ahnaberg und der zugehörigen Pfarrkirche garantierte. Unter anderem mussten die Karmeliter sich verpflichten, innerhalb Kassels keine Häuser oder Herbergen zu besitzen, mit Ausnahme einer Wohnstätte, in der zwei Frauen, genannt „Marthas“, wohnten. Geschenkte Immobilien und Grundstücke mussten sofort wieder veräußert werden. Testamente durften nur mit Genehmigung des Abtes von Ahnaberg angenommen werden, Beerdigungen auf dem eigenen Kirchhof waren ebenso von seiner Zustimmung abhängig und durften nur nach Abhaltung der Seelenmesse in der Pfarrkirche durchgeführt werden. An den Hauptfesten durften keine Opfergaben gesammelt werden, und sonstige Schenkungen, die die Karmeliter an diesen Tagen erhielten, waren umgehend an das Kloster Ahnaberg abzuliefern. Ebenso durfte an Festtagen nur nachmittags gepredigt werden, damit die Hauptgottesdienste in der Pfarrkirche nicht zu kurz kamen.11 Auf Unstimmigkeiten der geistlichen Einrichtungen innerhalb Kassels deutet möglicherweise auch eine Äußerung Erzbischof Gerhards von Mainz in einer Urkunde von 1294 hin, wonach die Karmeliter in Kassel ihre „area“ innerhalb der Stadt neu eingenommen hätten.12 Weitere Entwicklung bis zur Aufhebung des Klosters Zumindest die Bestimmung über den sofortigen Verkauf von Immobilien scheint nicht konsequent praktiziert worden zu sein. Mehrfach konnten die Karmeliter Grund und Boden innerhalb der Stadt erwerben, 1410 kam es sogar zum Streit mit der Stadt Kassel, als sie einige der Stadt geschosspflichtige Häuser abbrechen wollten, um dort einen Kirchhof anzulegen. Der Landgraf verglich zwischen den Streitparteien. Er erlaubte ausnahmsweise den Abbruch, bestimmte aber für den Fall, dass später erneut der Stadt abgabepflichtige Häuser in den Besitz des Klosters gelangen würden,

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diese sofort zu veräußern seien.13 Ob man der Mitteilung, dass der Orden 1360 sein Generalkapitel in Kassel feierte, Glauben schenken darf, erscheint äußerst fragwürdig.14 Im August 1492 erfolgte die Gründung einer St. Annenbruderschaft am gleichnamigen Altar in der Karmeliterkirche.15 Im selben Monat plante Landgraf ­Wilhelm eine Reform des Klosters, sah aber angesichts der Armut der Brüder von diesem Vorhaben ab.16 Neben dieser Urkunde sagt der 1514 mit dem Tochter­ kloster Spangenberg [ Spangenberg] ausgefochtene Streit um Terminierbezirke17 genug über die geringe wirtschaftliche Potenz des Klosters aus. Das Terminieren und die Bewirtschaftung des in und um Kassel erworbenen Splitterbesitzes und der Renteneinnahmen des Klosters scheinen keine solide ökonomische Basis für die Klosterexistenz gewesen zu sein. Ab Herbst 1525 und noch einige Zeit nach der Aufhebung des Klosters hielt sich Franz Lambert von Avignon im Kloster auf, ein Indiz für die proreformatorische Gesinnung des Konventes. Hier verfasste Franz Lambert seine „Paradoxa“, die für die Homberger Synode grundlegend werden sollten.18 Am 22. Februar 1526, also noch vor der Homberger Synode und der offiziellen Auflösung der hessischen Klöster, übergaben die 23 Kasseler Karmeliter ihr Kloster dem Landgrafen.19 Die erst im folgenden Jahr durchgeführte Inventarisierung der hessischen Klöster berührte das Karmeliterkloster Kassel nicht.20 Überregionale Bedeutung hat der Konvent nicht erlangt. Möglicherweise wurde das Karmeliterkloster Marienau [→ Marienau] von Kassel aus begründet bzw. besetzt (ca. 1306–1312).21 Belegt ist dagegen die von Kassel aus erfolgte Gründung des Klosters Spangenberg ab 1350 [ Spangenberg]. Termineien sind zu Beginn des 14. Jhs. in Frankenberg, wo die Karmeliter immer mittwochs von 8–9 Uhr in der Stadtkirche zu predigen hatten,22 1310–1316 in Gudensberg,23 1343–1459 in Warburg,24 1345 in Fritzlar,25 1349 in Brakel,26 1362 in Geisa27 und 1434 in Hachborn28 nachgewiesen. Schule und Ordensstudium Das Kloster unterhielt eine kleine Schule, die wohl in der Region wichtig war und über studierte Lehrer verfügte, aber mit der Bedeutung anderer Karmeliterhochschulen nicht konkurrieren konnte.29 Für ein Skriptorium der Kasseler Karmeliter gibt es keine Hinweise. Immerhin ist eine Sammlung von Predigten, unter anderem des Jacobus de Voragine, bekannt, die im 1443 im Kloster entstand und dort genutzt wurde.30 In der Landesbibliothek Kassel befinden sich weitere acht Handschriften theologisch-erbaulichen Inhalts aus der Zeit zwischen ca. 1466 und 1473, die entweder aus dem Karmeliterkloster Kassel oder dem Karmeliterkloster Spangenberg stammen.31 1390 war der spätere Kölner Weihbischof und Hochschullehrer Konrad von Arnsberg im Kloster als Lektor tätig32. 1361 war der Verfasser zahlreicher lateinischer Prosa- und Verswerke Johannes von Hildesheim Prior und Lektor in Kassel.33 Im Kreis des Kasseler Konvents ist auch der später für die Reformation Hessens bedeutende Johannes de Campis als Lesemeister tätig gewesen.34

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I. Klöster vor der Säkularisation

ARCHIV UND BIBLIOTHEK Das Archiv gelangte nach der Aufhebung des Klosters in das landgräfliche Regierungsarchiv Kassel. Der Bestand ist nicht vollständig überliefert, was zumindest teilweise aus der Ablösung von Renten nach der Klosteraufhebung resultiert. In ihrem Rahmen wurden die Originalurkunden kassiert oder zurückgegeben.35 Der 141 Urkunden aus dem Zeitraum 1287–1568 umfassende Bestand befindet sich heute im Staatsarchiv Marburg: Urk. 32 (früher Urk. A II Karmeliterkloster Kassel). Weitere Archivalien des Staatsarchivs Marburg: Urkundenbestand Urk. 6 Kassel (früher A I e: Kassel Karmeliterkloster) sowie die Aktenbestände 22 a 1 und 22 a 11 Kassel Karmeliterkloster. Aufzeichnungen des Chronisten der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, im ISF KB 44 ( Einzelnachweise in den Anmerkungen zur Priorenliste); ISF KB 45, fol. 258v, 259r–260r und ISF KB 46, fol. 8r, 371r, 372r–373v. Universitätsbibliothek Kassel: „Collectaneen. Hessische Klöster“ von Friedrich Christoph Schmincke, Signatur 2o Ms. Hass. 118 [1–3]; „Diplomatarium Hassiae“ von Friedrich Christoph und Johann Hermann Schmincke, Signatur 2o Ms. Hass [1–24] (hier einschlägig: 4, S. 17); Handschrift 2° Ms. theol. 47, eine Predigtsammlung aus dem Jahr 1443.36 Unklar ist, ob die Handschriften Universitätsbibliothek Kassel, 2° Ms. theol. 9, 13, 14, 26, 27, 33, 38 und 48, zwischen ca. 1466–1473 entstandene Handschriften theologisch-erbaulichen Inhalts, aus dem Karmeliterkloster Kassel oder aus dem Tochterkloster in Spangenberg stammen.37 Die in der älteren Literatur angeführten Bestände des Stadtarchivs Kassel sind dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. Gedruckte Quellen: Eduard Edwin Becker, Die Riedesel zu Eisenbach 1. Offenbach am Main 1923, 9, Nr. 26; 140, Nr. 514 – Karl E. Demandt, Quellen zur Rechtsgesch. der Stadt Fritzlar im Mittelalter. Marburg 1939, 330, Nr. 153 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen und Waldeck XIII.3) – Ders., Das Schriftgut der hessischen Kanzlei im Mittelalter (vor 1517). Verzeichnis der Bestände. Bd. 2, 2. Marburg 1970, Nrr. 1704, 1733, 1842; Bd. 2, 3. Marburg 1970, Nrr. 2078, 2554, 2749, 2795, 2819 (Repertorien des hessischen StA Marburg) – Hermann Diemar (Bearb.), Die Chroniken des Wigand Gerstenberg von Frankenberg. Marburg 1909, 149, 360, 425 (Veröff. der Hist. Komm. für Kurhessen und Waldeck 7. Chroniken von Hessen und Waldeck 1) – Bernhard Christian Duysing, Versuch eines chronologischen Verzeichnisses hessischer Urk. 1. Rinteln 1796, 267, Nr. 899 – Albrecht Eckhardt, Die oberhessischen Klöster. Reg. und Urk. Marburg 1967, Nrr. 55, 85 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen 9. Klosterarchive 4) – Otto Grotefend und Felix Rosenfeld, Reg. der Landgrafen von Hessen 1 (1247–1328). Marburg 1929, 2. Aufl. 1991, Nrr. 71, 319, 328, 341, 344, 400, 402, 800 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen und Waldeck 6, 1). [online unter http://lgr.online.uni-marburg.de] – Franz Gundlach, Die Hessischen Zentralbehörden von 1247–1604. Marburg 1930, 19 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen 16) – Albert Huyskens, Die ersten Marburger Prädikanten. In: Zs. des Vereins für hessische Gesch. und Altertumskunde 28, 1904, 337–340 [über den Lektor Johannes de Campis] – Ders., Die Klöster der Landschaft an der Werra. Reg. und

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Urk. Marburg 1916, 324 zu Nr. *832, Nr. *1442 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen und Waldeck 9. Klosterarchive 1) – Hermann Keussen, Die Matrikel der Universität Köln 1. 2. Aufl. Bonn 1928, 142 (Publ. der Ges. für Rheinische Gesch.kunde 8) [betr. Konrad von Arnsberg] – Conrad Wilhelm Ledderhose, Kleine Schriften 3. Marburg 1789, 197f.; 4. Aufl. Marburg 1792, 286–288 – Inventare des Stadtarchivs Brakel. Nach der Bearbeitung von Wolfgang Leesch hg. von Alfred Bruns. Mün­ ster 1982, 32, Urk. 87 (Westfälische Quellen und Archivverzeichnisse 7) – Heinrich Otto, Reg. der Erzbischöfe von Mainz von 1289–1396. Bd. 1, 2. Darmstadt 1932–1935. Nd. Aalen 1976, Nrr. 6354, 6416 – Johannes Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein. Reg. und Urk. Marburg 1913, 231–288, Nrr. 594–*745 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen und Waldeck 9. Klosterarchive 2) – Ernst Vogt, Reg. der Erzbischöfe von Mainz von 1289–1396. Bd. 1, 1. Leipzig 1913, Nrr. 284, 388, 839. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Der Bau des Oratoriums fällt in die Gründungsphase ab 1292.38 Mit dem Kirchenbau wurde wohl um 1298 begonnen. 1304 erfolgte die Weihe eines Marien–39 und 1328 die Weihe eines Georgsaltars.40 Der Chor der Kirche wurde 1331 geweiht.41 1357 wurde der Kreuzgang vollendet, die Arbeiten an der Kirche fanden 1376 ihren Abschluss. Nach der Auflösung des Klosters wurde die Kirche der Altstädter Kirchengemeinde als Ersatz für die zum Zweck einer Schlosserweiterung niedergelegte Cyriacuskirche überlassen.42 Die noch heute „Brüderkirche“ genannte Kirche, eine zweischiffige Hallenkirche, wurde im 16. Jh. teilweise umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde sie 1950–1955 wieder hergerichtet. Sie ist heute das älteste Bauwerk der Stadt Kassel. An der Nordseite des Chores schließt ein Kapitelsaal an. Im Süden der Kirche liegt der Kreuzganghof, der auf der West-, Süd- und Ostseite von den ehemaligen Klostergebäuden umschlossen wird. Diese Gebäude wurden mehrfach umgestaltet und u.a. im 16. Jh. als Hofschule und im 17. Jh. als Ritterakademie und als Universität genutzt. Heute beherbergen die Gebäude ein Alters- und Pflegeheim.43 Die Kirche wird seit 1970 nicht mehr zu gottesdienstlichen Zwecken genutzt. Dort finden aber häufig Ausstellungen, Theateraufführungen und sonstige kulturelle Veranstaltungen statt. Der Kapitelsaal wird von den christlich- (russisch-, serbisch- und griechisch-) orthodoxen Gemeinden Kassels als Gottesdienstraum genutzt.44 PRIOREN Heinrich 1293 – Tilemann 1300 – Dietrich 1300 – Reinhard 1324–1332 – Johannes 1338 – Konrad von Volkmarsen 1346 – Johannes von Hildesheim 1361–136745 – Burkhard 1370–1383 – Wernher 1390 – Wernher von Borken, Vikar 1401 (Schulze Nr. 656) – Albert Rorbach 1406–1415 – Richard 1408 – Kurt Schmid 1425–1428 – Conrad Faber 1428 (Schulze Nr. 666) – Johannes Spangenberg 1430 – Ludwig Bendel 1437–1439 – Johannes Bercke 1448 – Kaspar Lappe 1464 – Albert 1469 – Konrad Lotzerich 1478

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– Jakob Schindehütte 1487–1489 – Hildebrandus Sommer 1492–150146 – Philipp von Erbach 149647 – Benedictus de Rastatt 1502–150648 – Volckmannus 150849 – Hildebrandus de Sommeren 1509–151550 – Joannes Anbolt (Ambolt) 1517–151951 – Wolckmarus (Volckmannus, Volckmarus) 1520–152352 – Joannes Wiekmann (Wickmann) 1524–152753. Titularprioren nach der Aufhebung Eberhard Billick 1531–153554 – Joannes Laps 1536–153955 und 1541–154556. LITERATUR Georg Braun/Franz Hogenberg, Civitates orbis terrarum. Bd. 1. Köln 1572, Abb. nach S. 27 – Hugo Brunner, Gesch. der Residenzstadt Cassel 913–1913. Zur Feier des tausendjährigen Bestehens der Stadt (...). Kassel 1913, 23–27, 107–110 – Crecelius, Art. Johannes von Hildesheim. In: Allgemeine Deutsche Biographie 14. Leipzig 1881, 458 – Heinrich von Dehn-Rothfelser/Wilhelm Lotz, Die Baudenkmäler im Regierungsbez. Cassel. Kassel 1870, 25f. – Georg Dehio, Hdb. der Deutschen Kunstdenkmäler. Hessen. Bearb. von Magnus Backes. 2. Aufl. München/Berlin 1982, 476f. – Wilhelm Dersch, Hessisches Klosterbuch. Nd. der 2. Aufl. Marburg 2000, 94 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen 12) – Wilhelm Schäffer, gen. Dilich, Hessische Chronica (...). Faksimile-Druck der Ausgabe Kassel 1605. Hg. von Wilhelm Niemeyer. Kassel 1961, 156 – Wilhelm Dilichs Ansichten hessischer Städte aus dem Jahre 1591 (...). Marburg 1902. Faksimilend. 2005, Tafel 22 – Johann Georg Estor, Origines iuris publici Hassiaci monimentis ineditis illustratae. Jena 1738, 84 – J. Evelt, Mitt. über einige gelehrte Westfalen vornehmlich aus der ersten Hälfte des 15. Jhs. In: Zs. für vaterländische Gesch. und Alterthumskunde 21, 1861, 239–241 [betr. Konrad von Arnsberg] – Ruprecht Ewald, Gesch. der Stadt Brakel. Brakel 1925, 82, 91, 87 – Eckhard G. Franz, Die hessischen Klöster und ihre Konvente in der Reformation. In: Hessisches Jb. für Landesgesch. 19, 1969, 204f., Nrr. 521–544 – August Franzen, Art. Eberhard Billick. In: LThK 2, 1988, 476–477 – Robert Friderici, Beitrr. zur Gesch. der Stadt Kassel 2. In: Zs. für hessische Gesch. und Landeskunde 67, 1956, 106 – Robert Friderici, Art. Kassel. In: Georg Wilhelm Sante (Hg.), Hessen. 3. Aufl. Stuttgart 1976, 253f. (Hdb. der Hist. Stätten Deutschlands 4) – Wilhelm Engelbert Giefers, Gesch. der Stadt Brakel. In: Zs. für vaterländische Gesch. und Alterthumskunde 28, 1869, 253 – Karl Franz Lubert Haas, Versuch einer hessischen Kirchengesch. der alten und mittleren Zeiten. Marburg/Frankfurt/Leipzig 1782, 356f. – Wilhelm Hartmann, Das Karmeliterkloster Marienau. In: Zs. der Ges. für niedersächsische Kirchengesch. 43, 1938, 57–59, 79 – Walter Heinemeyer, Landgraf Philipps des Großmütigen Weg in die Politik. In: Ders., Philipp der Großmütige und die Reformation in Hessen. Gesammelte Aufsätze zur Reformationsgesch. Hg. v. Hans-Peter Lachmann, Hans Schneider und Fritz Wolff. Marburg 1997, 39 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen 24, 7) – Ders., Armen- und Krankenfürsorge in der hessischen Reformation. In: Ebd., 161 – Carl Wilhelm Hermann Hochhuth, Statistik der evangelischen Kir-

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che im Regierungsbez. Cassel, Provinz Hessen-Nassau, Königreich Preußen. Kassel 1872, 7f. – Aloys Holtmeyer, Alt-Cassel. Marburg 1913, XXIIff., Taf. 1, 10 – Ders., Das Karmeliterkloster zu Kassel. In: Hessenland 25, 1911, 61–64, 80–83 (Grundriss der Brüderkirche auf S. 81) – Ders., Kreis Cassel-Stadt. Marburg 1923. Nd. 2004, 1, 143ff. (Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbez. Cassel 6) – Friedrich August Koch, Bll. aus der Vergangenheit der Kirche Brakel. In: Zs. für vaterländische Gesch. und Alterthumskunde 24,1864, 267, 272 – Koch, Karmelitenklöster, 55–58 – Johann Philipp Kuchenbecker, Analecta hassiaca (...). 4. Marburg 1730, 266; 9. Marburg 1735, 191; 12. Marburg 1742, 395 – G. Landau, Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. Kassel 1842. Nd. 2000, 146 – Lickteig, German Carmelites, 33, 47, 54, 237, 361f. – K. Menne, Art. Johannes von Hildesheim. In: Wolfgang Stammler (Hg.), Die Deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. 2. Berlin/Leipzig 1936, 598–601 – Matthäus Merian, Topographia Hassiae et regionum vicinarum (...). Frankfurt/M. 1655. Nd. Kassel und Basel 1959, 34, Abbildungstafel nach S. 30 (das Kloster wird auf dem Stich als „Barfüßer Closter“ bezeichnet) – Friedrich Nebelthau, Die hessische Congeries. In: Zs. des Vereins für hessische Gesch. und Landeskunde 7, 1858, 319 – Ders., Denkwürdigkeiten der Stadt Cassel. In: Zs. des Vereins für Hessische Gesch. und Landeskunde 12, 1869, 270–273, 280 – Neuber, Zur Geschichte des Renthofes [Referat eines Vortrages]. In: Mitth. an die Mitglieder des Vereins für hessische Gesch. und Landeskunde, 1884, L-LIV – Ders., Zur Gesch. des Renthofs in Kassel. In: Hessenland 4, 1890, 237–239, 250–253, 262–265, 278–281 – Franz Carl Theodor Piderit, Gesch. der Haupt- und Residenzstadt Cassel. 2. Aufl. Hg. von Jacob Christoph Carl Hoffmeister. Kassel 1882. Nd. 2004, 37f., 87, 100, 167f. – Klemens Raczek, Das Karmeliterkloster zu Kassel. In: Karmelitenklöster der Vergangenheit, 48–53 – Johann Baptist Rady, Gesch. der katholischen Kirche. Mainz 1904, 263, 277, 405f., 435 – Helmut Richtering, Stifte und Klöster im Weserraum bis in das 16. Jh. In: Ostwestfälisch-weserländische Forsch. zur gesch. Landeskunde. Hg. von Heinz Stoob. Münster 1970, 399 – Christoph Rommel, Gesch. von Hessen. Bd. 2. Kassel 1822, 61f.; Bd. 3. Kassel 1827, 103, 351 und Anmerkungen, 158, 278 – Johannes Schilling, Klöster und Mönche in der hessischen Reformation. Gütersloh 1997, 62, 85f., 178, 191 (Quellen und Forsch. zur Reformationsgesch. 67) – Friedrich Christoph Schmincke, Versuch einer genauen und umständlichen Beschreibung der hochfürstlich-hessischen Residenz- und Hauptstadt Cassel. Kassel 1767, 99, 345f., 361ff. – Valentinus a S. Maria, Art. Johannes von Hildesheim. In: LThK 5, 1960, 1042 – Konrad Wiedemann, UnivB Kassel, LandesB und Murhardsche Bibliothek (...). Bd. 1: Manuscripta theologica. Die Hss. in Folio. Wiesbaden 1994, 13f., 17–20, 31–33, 40f., 45–47, 58f., 60–62 [online unter http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/kataloge/HSK0372.htm] – Wilhelm Daniel Wolff, Die Säkularisierung und Verwendung der Klostergüter in Hessen. Gotha 1913, 103 – Franz Josef Worstbrock/Sylvia C. Harris, Art. Johannes von Hildesheim. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Aufl., Bd. 4. Berlin/New York 1983, 638–647.

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1 StA Marburg, Urk. 32 (früher A II Karmeliterkloster Kassel), 11.12.1328; 25.8.1332; 23.6.1496; 26.3.1515. Die Siegel der beiden letztgenannten Urkunden sind mit Wachsdecken versehen, was die Kenntlichkeit von Darstellung und Umschrift erheblich vermindert.  –  2 Ebd., 11.12.1328; 25.8.1332.  –  3 Ebd., 23.6.1496; 26.3.1515.  –  4 Ebd., 11.12.1328; 25.8.1332. Das Siegel der jüngeren Urkunde ist stark beschädigt.  –  5 Ebd., 23.6.1496; 26.3.1515. Die Umschrift wurde aus den leserlichen Teilen beider Siegel zusammengestellt.  –  6 Grotefend, Reg., Nr. 71  –  7 So Brunner, Gesch. der Residenzstadt Cassel, 24.  –  8 Grotefend, Reg., Nr. 319, Brunner, Gesch. der Residenzstadt Cassel, 24.  –  9 Grotefend, Reg., Nr. 328; Brunner, Gesch. der Residenzstadt Cassel, 24f.  –  10  Grotefend, Reg., Nr. 400, 402; Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 603f.  –  11 Druck bei Ledderhose, Kleine Schriften 4, 286; Grotefend, Reg., Nr. 341. Vgl. dazu Brunner, Gesch. der Residenzstadt Cassel, 25, Nebelthau, Denkwürdigkeiten, 271.  –  12 Grotefend, Reg., Nr. 344. Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 601. Vgl. dazu Brunner, Gesch. der Residenzstadt Cassel, 26. 1312 scheint sich das Verhältnis beruhigt zu haben, als das Kloster Ahnaberg die Karmeliter aller guten Werke des Ordens teilhaftig werden lässt. Vgl. Brunner, Gesch. der Residenzstadt Cassel, 26f. mit Quellenangaben, 27, Anm. 1.  –  13 Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 658.  –  14 Rommel, Gesch. von Hessen 3, Anm. S. 278 (ohne Quellenbeleg). Der Ordenschronist Jakob Milendunck erwähnt für das Jahr 1360 kein Generalkapitel, ISF KB 43. Laut Acta Cap. Gen. 1, 49, fanden Generalkapitel in den Jahren 1358 und 1362, nicht aber 1360 statt.  –  15 Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 701.  –  16 Rommel, Gesch. von Hessen 3, 103. Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 702.  –  17 Ebd., Nr. 729.  –  18 Schilling, Klöster und Mönche, 86, 191.  –  19 Brunner, Gesch. der Residenzstadt Cassel, 107–109; Franz, Die hessischen Klöster, 204f., Nr. 521–544; Schilling, Klöster und Mönche, 178.  –  20 Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, XVI.  –  21 Hartmann, Karmeliterkloster Marienau, 57ff., Richtering, Stifte und Klöster, 399.  –  22 Diemar, Chroniken, 425, hält die Datierung Gerstenbergs für unwahrscheinlich und datiert auf 1442. Huyskens, Klöster der Landschaft an der Werra, *1442, hält Gerstenberg für zuverlässig und plädiert für ca. 1312.  –  23 Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 608, 610.  –  24 Ebd., Nr. 629, 636, 685.  –  25 Demandt, Quellen zur Rechtsgesch. der Stadt Fritzlar, Nr. 153.  –  26 Inventare des StadtA Brakel, 32, Urk. 87. In Brakel hatte das Kloster Kassel bereits 1324 ein Haus erworben. Vgl. Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 621. In einer Aufstellung von 1423 werden die Karmeliter in Brakel nicht mehr erwähnt. Vgl. Ewald, Gesch. der Stadt Brakel, 87.  –  27 Die Terminei stand 1362 zum Verkauf. Vgl. Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 641.  –  28 Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 4, Nr. 85.  –  29 Schilling, Klöster und Mönche, 86. Zur Klosterschule vgl. Lickteig, German Carmelites. Dort werden folgende Lehrer genannt: Kaspar Lappe (33, 47, 54), Nicolaus de Spira (237) und Johannes Sonneman (361f.).  –  30  UnivB Kassel, 2° Ms. theol. 47. Vgl. Wiedemann, Manuscripta, 58f.  –  31 UnivB Kassel, 2° Ms. theol. 9, 13, 14, 26, 27, 33, 38, 48. Vgl. Wiedemann, Manuscripta, 13f., 17–20, 31–33, 40f., 45–47, 60–62.  –  32 Evelt, Mitt., 240. Vgl. auch Milendunck ausführlich im Catalogus Virorum Illustrium, ISF KB 47, fol. 45r–49r.  –  33 Menne, Johannes von Hildesheim, 600. Vgl. auch ISF KB 47, fol. 153v–156v.  –  34  Huyskens, Marburger Prädikanten, 337ff.  –  35 Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, XVIf.  –  36 UnivB Kassel, 2° Ms. theol. 47. Vgl. Wiedemann, Manuscripta, 58f.  –  37 UnivB Kassel, 2° Ms. theol. 9, 13, 14, 26, 27, 33, 38, 48. Vgl. Wiedemann, Manuscripta, 13f., 17–20, 31–33, 40f., 45–47, 60–62.  –  38 In diesem Jahr wurde ein 40tägiger Ablass zum Zweck des Kirchbaus erteilt. Vgl. Brunner, Gesch. der Residenzstadt Cassel, 27.  –  39 Vogt, Reg., Nr. 839; Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 606.  –  40 Grotefend, Reg., Nr. 800; Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 624.  –  41 Ebd., Nr. 625.  –  42 Nach Brunner, Gesch. der Residenzstadtstadt Cassel, 27. Zum Abbruch etc., 109f.  –  43 Backes, Hessen, 476f.  –  44 Freundliche Mitteilung des StadtA Kassel vom 29.11.2007.  –  45 Rosier, Overzicht, 29.  –  46 Aufstellung bis hierher nach Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Index auf S. 723f. Zu Sommer vgl. auch ISF KB 44, fol. 5v und Demandt, Schriftgut, Bd. 3, Nr. 2078, 2554. 1501 wurde eine Neubesetzung bei der nächsten Visitation angekündigt, vgl. ISF KB 44, fol. 11r.  –  47 Schulze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Index, 724.  –  48 ISF KB 44, fol. 16r, 22v, 25v, 28v, 31v. 1507 blieb die Stelle wegen der Versetzung Benedicts de Rastatt nach Frankfurt vakant. Vgl. ebd., fol. 34r.  –  49  Ebd., fol. 37r.  –  50 Ebd., fol. 39v, 44v, 47r, 49v, 52r, 59r, 62r. 1516 Vakanz, Besetzung soll bei der nächsten Visitation

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erfolgen. Vgl. ebd., fol. 64r.  –  51 Ebd., fol. 73v, 77r.  –  52  Ebd., fol. 79v, 82v, 84, 86v.  –  53 Ebd., fol. 96v, 101v, 204v, 107r.  –  54 Ebd., fol. 124v, 138v, 142r, 144r, 147r.  –  55 Ebd., fol. 150r, 155r, 160v, 163v, 170v.  –  56 Ebd., fol.172v, 175v, 183v, 191r, 187v.

Johannes Burkardt

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Köln, Waidmarkt* Das Kloster an der Severinstraße westlich des Waidmarkts in der Stadt Köln war als älteste, bedeutendste und größte Niederlassung der Hauptkonvent der Karmeliter im deutschen Sprachgebiet. Seine Gründung ist für die Zeit um 1255/56 gesichert. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren die Klostergründer Eremitenbrüder vom Berg Karmel, die mit König Ludwig IX., dem Heiligen, 1254 aus dem Heiligen Land nach Paris und weiter nach Köln gekommen waren. In der Stadt gewann das Kloster die Gunst der führenden Ratsfamilien; seine überregionale Ausstrahlung verdankt es der Inkorporation seines Generalstudiums in die Universität. Die Karmeliter hatten unter den Kölner Theologieprofessoren bis zur Reformation ein starkes Gewicht. Die repräsentativen Räumlichkeiten boten sich im 16. und 17. Jh. auch als Residenz für päpstliche Legaten und Nuntien an. 1802 wurde das Kloster aufgehoben, von dem heute im Kölner Stadtbild keine Spuren mehr zu finden sind. Provinz Deutsche Provinz (1255/56–1291, 1297–1318, 1327–1348), Niederdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1613, 1620–1802), Kölnische Provinz (1613–1620) Diözese Köln Lage Das Karmeliterkloster befand sich im Süden der Stadt Köln innerhalb der Großen Mauer von 1180, jedoch außerhalb der Römermauer in der Vorstadt Airsbach im Pfarrbezirk von St. Jakob. Es entstand an der wichtigsten Nord-Süd-Achse der Stadt, an der Lata platea (heute Severinstraße), der südlichen Verlängerung der Hohestraße. Es lag an der Südwestecke des Waidmarktes in einem Geviert, das im Osten von der Severinstraße, im Süden von der Bonnergasse, im Westen von der Großen Spitzengasse und im Norden von der Buttgasse (Weißbüttengasse) begrenzt wurde [ Karte S. 90].1 Im weiteren Verlauf der Buttgasse nach Westen entstand 1304 ein Konvent von Beginen (Konvent Tafeler), der sich der geistlichen Leitung der Karmeliter unterstellte [ Köln, Marienberg]. Kirche und Klostergebäude gingen im frühen 19. Jh. unter. Um 1815 befand sich hier eine preußische Garnisonsbäckerei.2 Seit dem Wiederaufbau Kölns nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs erhebt sich an der Stelle des untergegangenen Karmeliterklosters das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Patrozinium Patronin der Klosterkirche war die sel. Jungfrau Maria. Siegel Das Konventssiegel zeigt in einem runden Siegelbild einen die Messe zele­ brierenden Priester am Altar bei der Wandlung, hinter ihm drei kniende Mönche in Gebetshaltung. Über ihnen eine auf den Priester weisende Hand. Umschrift: + S(igillum) CONVENT(us) FR(atru)M CARMELI(tarum) IN COLONIA [ Abb. S. 105 Nr. 17].3 Das gemeinsame Siegel von Prior und Konvent ist spitzoval. Der älteste Abdruck zeigt die Gottesmutter, die auf einer Bank sitzt und das Kruzifix mit beiden Händen hält. Zu ihren Füßen, unter einem Rundbogen, ein kniender Karmelit. Umschrift: + S(igillum) PRIORIS (et) CO(n)VE(n)T(us) ORD(inis) CARMELITARVM [ Abb. S. 106 Nr. 18].4 Von dem im 15. Jh. gebräuchlichen Typar wurde ein Siegel hergestellt, das die in einem Tabernakel sitzende Gottesmutter zeigt, neben der ein großes Kruzifix steht. Unter dem Tabernakel, unter einem Rundbogen, ein kniender Karmelit. Umschrift: SIGILLV(m) PRIORIS (et) CO(n)VE(n)TVS

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COLON(inesis) ORDIN(is) CARMELITAR(um).5 Das Priorensiegel von einem spitzovalen Typar zeigt eine Kreuzigung, unter dem Kreuz zwei betende Gestalten. Umschrift: S(igillum) PRIORI(s) COLON(iensis) ORDINIS CARMEL(itarum).6 GESCHICHTE 1. Die Ankunft der Eremiten vom Berge Karmel in Köln und die Gründung ihrer Niederlassung In der Ordensgeschichtsschreibung wird das Kölner Karmeliterkloster als „das erste, das Haupt und die Metropole, Mutter, Quelle und Anfang für die anderen“ deutschen Klöster verehrt. Seine Bedeutung zeigt sich auch darin, dass im Siegel der Deutschen (und später der Niederdeutschen) Provinz die Kölner Stadtpatrone, die Heiligen Drei Könige, abgebildet wurden.7 Um die Entstehung des Klosters hat die Geschichtsschreibung des 17. Jhs. jedoch einen Kranz von Legenden gewoben, die die tatsächliche Gründungssituation verdunkelt haben. Um diese deutlich herausarbeiten zu können, soll eine knappe Würdigung der Quellenüberlieferung am Beginn des historischen Überblicks stehen.8 1.1. Quellenüberlieferung des 13. Jhs. Hatten die Karmeliter nach dem Verlassen des Heiligen Landes ihre ersten Niederlassungen im lateinischen Westen entsprechend ihrer eremitischen Tradition an abgelegenen Orten gegründet, so eröffnete die Änderung der Karmelregel durch die Bulle „Quae honorem conditoris“ Innozenz IV. vom 1. Oktober 1247 ihnen neue Möglichkeiten. Von diesem Zeitpunkt an konnten sie ihre „Niederlassungen (...) an einsamen Orten haben oder wo sie euch geschenkt werden“.9 Damit war es ihnen auch gestattet, Niederlassungen in Städten zu gründen, was die Expansion des Ordens entscheidend begünstigte. Ein Blick auf die Klostergründungen nördlich der Alpen von 1256 bis 1290 zeigt, dass die Karmeliterklöster in dieser Zeit vielfach in Bischofsstädten entstanden.10 In Frankreich waren es in dieser Zeit 66 %, in Deutschland 44 % der Niederlassungen.11 Das kann kein Zufall sein, sondern lässt den Rückschluss auf ein planmäßiges Vorgehen des Generalkapitels zu, das mit Nachdruck daran arbeitete, dass der Orden wie die anderen drei Mendikantenorden an allen wichtigeren Bischofssitzen präsent war. Der Metropolitansitz in Köln war als Sitz des mächtigen Kölner Erzbischofs, des Reichskanzlers für Italien, von besonderer Bedeutung. Deshalb strebte der Orden danach, hier seine erste Niederlassung in einer Bischofsstadt nördlich der Alpen zu gründen. Zudem war Köln mit dem Generalstudium der Dominikaner, das in der Mitte des 13. Jhs. von Albertus Magnus geleitet wurde, ein intellektuelles Zentrum ersten Ranges und als reiche Handelsstadt einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte nördlich der Alpen. Fast zeitgleich mit der Gründung des Kölner Klosters war Paris unter den ersten Städten, in denen der Orden seine neuen Möglichkeiten nutzte, doch erst – folgt man Boaga – im Jahr 1258.12 Das Bestreben, in Köln eine Niederlassung zu begründen, zeigt, dass die Karmeliter wie viele andere religiöse Gruppen von der zentralörtlichen Funktion Kölns und den daraus resultierenden Chancen angezogen wurden. Manfred Groten hat darauf

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hingewiesen, dass hier „die Ansiedlung neuer Gemeinschaften (...) sich ohne obrigkeitliche Einmischung in einem Freiraum vollziehen (konnte), der seine Grenzen an den Interessen des Gemeinwohls und den Erfordernissen der Sicherung des Lebensunterhalts der Bürger fand“.13 Eine Begrenzung fand der Freiraum an den topographischen Gegebenheiten, denn in der Mitte des 13. Jhs. war es kaum mehr möglich, innerhalb der römischen Stadtbefestigung Fuß zu fassen, da die Altstadt innerhalb der Römermauer nicht allein dicht besiedelt war, sondern auch eine Vielzahl von Klöstern aufwies („Klerikerburg“).14 So war die Situation, dass dort für den Gebäudekomplex eines weiteren Klosters keine Entwicklungsmöglichkeit bestand, für die Wahl des Ortes, an dem die Karmeliter sich ansiedelten, von erheblicher Bedeutung. Während die Minoriten seit 1245 in einer der älte­ sten Kölner Pfarren, St. Columba, und die Dominikaner seit 1232 in der St.-MariaAblass-Pfarre ihre Gebäude bezogen hatten – beide Orden waren jedoch seit der Zeit des Erzbischofs Engelbert von Berg (1216–1225) in Köln ansässig –, gründeten die Karmeliter ihre Niederlassung in der südlichen Vorstadt Airsbach, die zu den Stadterweiterungen von 1108 zählte, im Sprengel der Pfarrei St. Jakob. Eine wichtige Verkehrsachse war die Lata platea, die heutige Severinstraße, die als Verlängerung der Hohestraße durch die Hohe Pforte über den Waidmarkt hinaus nach Süden aus der Stadt hinausführte. Das Kloster der Karmeliter entstand an der Westseite der Lata platea; dem Kloster gegenüber lagen auf der östlichen Straßenseite am Waidmarkt das Kanonikerstift St. Georg und die Pfarrkirche St. Jakob. In dem Viertel lebten Handwerker, die Straßen waren vor allem durch Textilgewerbe gekennzeichnet.15 Für die Frühzeit des Kölner Karmel liegen nur wenige zuverlässige Quellen vor, die allerdings einen Einblick in die Praxis der Klostergründung gewähren. Die älteste Überlieferung findet sich in einem Schreinsbuch der Sondergemeinde Airsbach16 als Eintrag aus der Zeit zwischen 1256 und 1258. Die Abwicklung des Rechtsgeschäfts muss vor 1256 erfolgt sein, da die Eintragung der Liegenschaftsübertragungen, die sog. Anschreinung, nicht in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit dem Erwerb der Liegenschaft erfolgte. Die Schreine (verschlossene Schränke oder Truhen) wurden nur an wenigen Tagen im Jahr geöffnet, sodass auch nur dann die bis dahin angesammelten Rechtsgeschäfte verzeichnet werden konnten.17 Die Eintragung hält fest, dass die „Eremitenbrüder“ die Hälfte eines Hauses, gelegen an der Lata platea neben dem Haus des Brauers Gozwin, mit dem Grundstück und mit der Hälfte des dahinterliegenden Gartens kauften. Als Verkäufer werden ein Ludewicus und seine Frau Agnes genannt.18 Der unmittelbar anschließende Eintrag im Schreinsbuch19 verzeichnet die Übertragung der anderen Haushälfte an die Brüder in Form einer Seelenheilstiftung. Beide Einträge gehören unmittelbar zueinander, da in dem zweiten Eintrag mit dem Hinweis auf das „vorgenannte Haus und Grundstück“ die Beziehung zu dem Hauskauf hergestellt wird. Hier wird vermerkt, dass der Kölner Bürger Bruno „de Bunregasse“ (von der Bonnergasse) und seine Ehefrau Jutta den „Eremitenbrüdern“ ihre Haushälfte mit der Bedingung übertrugen, dass diese die Memorie der Stifter pflegen,

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solange sie dort sind. Die weitere Verfügung, dass die Stiftung an die Stifter oder ihre Erben zurückfallen soll, falls die Brüder den Ort wieder verlassen, wird man als einen Hinweis auf die ungeklärte rechtliche Situation der Karmeliter deuten können, deren Orden zu dieser Zeit kirchenrechtlich noch nicht approbiert war. Zugleich wirft diese Verfügung ein Licht auf die ungesicherte und fragile Gründungssituation des Konvents. Darüber hinaus war innerhalb der Jahr- und Tagfrist nach der Anschreinung Widerspruch gegen die Eintragung möglich, sodass der Erwerber erst danach in den vollen Besitz der Beweiskraft des Schriftakts gelangte. Mehr als ein Jahrzehnt später, als der Kölner Karmel innerlich und äußerlich gefestigt war, übertrugen „Bruno de Bunregasse“ und seine Frau Jutta dem Kloster weitere Güter.20 Der Zeitpunkt des ersten Auftretens und der Ansiedlung der Karmeliter in Köln fällt in die Zeit politischer Umwälzungen in der Stadt, insbesondere der schweren Auseinandersetzungen zwischen Erzbischof Konrad von Hochstaden und den Bürgern.21 1252 schlichtete Albertus Magnus, der Lektor des Kölner Generalstudiums der Dominikaner, den Zoll- und Münzstreit durch den Kleinen Schied, während dem Erzbischof am 28. Juni 1258 durch den Großen Schied die oberste Gerichtsgewalt und Macht über die Stadt zugesprochen wurde.22 1259 stürzte Konrad von Hochstaden die Geschlechterherrschaft und machte sich zum wahren Herrn der Stadt. Ob und in welchem Ausmaß diese Vorgänge Rückwirkungen auf den Ansiedlungsversuch der Karmeliter in der Kölner Vorstadt Airsbach hatten, lässt sich aufgrund der dürftigen Quellenlage jedoch nicht erkennen. Die beiden Einträge im Schreinsbuch Airsbach aus den Jahren zwischen 1256 und 1258 erhellen indes die Umstände, unter denen das Kölner Kloster gegründet wurde. Es war offensichtlich der Orden der Karmeliter selbst, der im Zuge seiner Expansion entlang der Rheinschiene die Gründung eines Klosters in Köln betrieb und einen zunächst bescheidenen Stützpunkt erwarb. Doch bleibt die Herkunft der „Eremitenbrüder“ im Dunkeln. Die Tatsache, dass sie gezielt Grundbesitz in einer der expandierenden Sondergemeinden außerhalb der Altstadt erwarben, in der neben dem Stift St. Georg keine weitere geistliche Institution existierte, setzt Ortskenntnis und Vertrautheit mit den örtlichen Bedingungen voraus. Ebenso vertraut waren sie mit den Kölner Gepflogenheiten, Liegenschaftsübertragungen durch eine Schreinseintragung zu sichern, gegen die sie nicht die Vorbehalte hatten, die manche Kölner Klöster und Stifte pflegten. Diese wenigen Indizien reichen nicht aus, um die Gründer zu identifizieren – sie legen aber doch den Gedanken nahe, dass es sich um „Eremitenbrüder“ gehandelt haben kann, die aus Köln stammten und vielleicht zu den Rückkehrern des Kreuzzugs König Ludwigs IX. von Frankreich, des Heiligen, zählten. William von Sandwich teilt in seiner Chronik mit, dass Ludwig IX. bei der Rückkehr vom Sechsten Kreuzzug sechs Eremitenbrüder, die der Prior der Gemeinschaft auf dem Berg Karmel ihm anvertraute, nach Frankreich mitnahm.23 Dort errichtete er für sie ein Kloster. Nach der Schilderung Williams von Sandwich wurde Paris die Keimzelle für weitere Klostergründungen in Frankreich und Deutschland.24

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In jedem Fall müssen die mit der Klostergründung beauftragten Brüder Geld zur Verfügung gehabt haben, um den Hauskauf zu bestreiten und die Gebühren für die Anschreinung zu bezahlen.25 Sie gingen planvoll und gezielt vor. Unterstützung fanden sie bei dem Kölner Bürger Bruno „de Bunregasse“, der der wohlhabenden gehobenen Schicht des Kölner Bürgertums angehörte. Die soziale Zugehörigkeit der Familie „de Bunregasse“ (von der Bonnergasse) lässt sich daran ablesen, dass eine Tochter von Bruno und Jutta als Nonne im Benediktinerinnenkloster Schillingskapellen lebte und dass der Sohn Johann dem Konvent des stadtkölnischen Benediktinerklosters Groß-St. Martin angehörte, in das vor allem die Söhne der Kölner Oberschicht aufgenommen wurden.26 Der Sohn Albert führte die Familie weiter, die nach der Jahrhundertwende in der nächsten Generation weniger gut situiert gewesen zu sein scheint. Eine Tochter Jutta ist als Begine nachweisbar, während die drei Söhne Albert, Matthias und Gerhard dem Konvent des Zisterzienserklosters Lond in Polen, einer Filiale von Altenberg, angehörten, deren Konvent Kölner Bürgersöhnen vorbehalten war.27 Für die Kölner Mittel- und Oberschicht ist das polnische Kloster jedoch „nie attraktiv gewesen“, und seine Mönche kamen „fast ausschließlich aus ärmeren Bevölkerungsschichten der Stadt. Auch die Handwerkersöhne unter ihnen stammten zum großen Teil aus einkommensschwachen Familien“.28 Ein weiterer Sohn Bruno verstarb früh, sodass die Familie mit der Enkelgeneration des Anniversarstifters erlosch. 1.2. Geschichtsdarstellungen des 16. und 17. Jhs. Die Ordensgeschichtsschreiber des 17. Jhs.29 kannten die Schreinsbuchüberlieferung offensichtlich nicht. In der hauseigenen Überlieferung und im Provinzarchiv findet sich davon keine Spur. Die Historiographen ersetzten die fehlende Quellenüberlieferung durch gelehrte Konstruktionen und verlegten die Gründungszeit des Kölner Karmel in die Jahre nach dem Ende des 3. Kreuzzugs. Noch ein Jahrhundert früher datierte sie der Kartäuser Erhard Winheim 1607 in seinem „Sacrarium Agrippinae“, in dem er als Gründungsjahr des Kölner Karmel das Jahr 1098 angab.30 Dabei handelt es sich jedoch augenscheinlich um einen Druckfehler, der aus „1198“ das Jahr „1098“ werden ließ, wie schon die gut informierten Geschichtsschreiber des Karmel, Segerus Pauli und Johannes de Lezana sowie auch der Chronist der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, feststellten.31 Milendunck wurde allerdings in diesem Fall unsicher. Schrieb er zunächst in seine historische Darstellung, die Eremitenbrüder seien am Ende des 12. Jhs. nach Köln gekommen, so korrigierte er seine Angabe dann und ersetzte sie durch „Ende des 11. Jhs.“32 Am Ende siegte jedoch seine quellenkritische Würdigung, und er entlarvte den Druckfehler (error in typo). Es war Segerus Pauli, der die Herkunft des Kölner Klosters in direkter Linie und unmittelbar von dem „monasterium Montis Carmeli“ ableitete. Spätere Chronisten wie etwa sein Nachfolger Jakob Milendunck folgten ihm darin. Die Brüder seien im Jahr 1198 vom Berg Karmel aus mit Erlaubnis des Brocardus, Prior des Klosters auf dem Karmel wie auch des ganzen Ordens, nach Köln gekommen. Brocardus wird wohl mit dem „Bruder B.“ identifiziert, der von dem Patriarchen

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Albert von Jerusalem die Karmelregel erhielt. Bruno von Bonnerhoff, ein „Kölner Ritter“, der im Heer Kaiser Friedrichs I. am Kreuzzug teilgenommen habe und als einer der „Sieger in Asien“ in die Heimat zurückgekehrt sei, habe einige der Brüder vom Berg Karmel in seiner Begleitung nach Köln gebracht. Dort habe er sie auf seinem Eigengut angesiedelt, wo 1219 eine Kapelle und ein Oratorium errichtet worden und wo alsbald ein Hospiz entstanden sein soll.33 Ausgangspunkt und Quelle für diese Geschichtserzählung ist eine Folge von 20 Gemälden mit Distichen zur Ordensgeschichte. Der Zyklus muss heute als verloren gelten, doch kannten Segerus Pauli und Milendunck ihn gut und gaben die Distichen vollständig wieder.34 Es handelte sich um einen von dem Provinzial Dietrich von Gouda († 1539) gestifteten Gemäldezyklus mit Darstellungen zur Ordensgeschichte, die von der Zeit des Propheten Elija bis zur Gründung des Kölner Klosters reichte.35 Jüngere Parallelbeispiele aus anderen Klöstern, die im 17. Jh. ihre eigene Geschichte im Bild darstellen ließen,36 legen die Vermutung nahe, dass es sich um eine repräsentative Selbstdarstellung der Ordensgeschichte handelte. Der vollständig überlieferte Text lässt erkennen, dass die Bildergalerie zur Vergegenwärtigung des Herkommens der Karmeliter diente, um die Legitimität und Kontinuität des Ordens zu erweisen. Die bildlichen Darstellungen und die zugehörigen Distichen erläuterten sich wechselseitig, sodass eine illustrierte Ordensgeschichte entstand. In dem 15. und 16. Distichon wird der heimgekehrten Sieger und der Gründung des Kölner Karmel gedacht, im 18. Distichon findet die Einführung des weißen anstelle des gestreiften Mantels Erwähnung. Der Zyklus wurde in der „camera hospitum“ gezeigt, also im Gästetrakt des Klosters. Er war damit für Ordensfremde nicht nur zugänglich, sondern wohl auch unmittelbar als eine auf Außenwirkung bedachte Darstellung der Ordensgeschichte hergestellt worden. Die Kölner Geschichtsschreiber Erhard Winheim und Aegidius Gelenius (1595–1656) kannten und erwähnten ihn in ihren Werken, indem sie das 15. und 16. Distichon zitierten. In dieser Tradition fanden die Geschichtserzählung und die Zuschreibung der Klostergründung an einen aus dem Kreuzzug heimgekehrten „Kölner Ritter“ Bruno von Bonnerhoff Eingang in die stadtkölnische Geschichtsschreibung. Eine vergleichbare Geschichtsdarstellung schuf Jerg Ratgeb 1517 im Refektorium des Karmel in Frankfurt [ Frankfurt]. Nach der Vorstellung der Chronisten Segerus Pauli und Jakob Milendunck kamen die Eremitenbrüder 1198 nach Köln und konnten im Jahr 1219 ihr Kloster beziehen. Was in den zwei Jahrzehnten zwischen ihrer Ankunft in Köln und dem Kirchenbau geschah, bleibt im Dunkeln. Bei der Datierung der Kirchen- und Klostergründung beziehen sie sich auf einige bereits zu ihren Lebenszeiten im Original nicht mehr erhaltene Quellen, die insgesamt jedoch wenig glaubwürdig sind. Es handelt sich u. a. um einen verlorenen Inschriftenstein mit der Angabe des Gründungsjahres 121937 sowie um eine Teilabschrift aus dem ebenfalls verlorenen Rechnungsbuch der Armenpfleger der Pfarrei St. Jakob, in dem „ungefehrlich“ zum Jahr 1220 von der Klostergründung durch den Ritter Bonnerhoff berichtet wird.38 Diese Mitteilungen besitzen jedoch für die Ermittlung des tat-

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sächlichen Zeitpunkts der Klostergründung keinen Quellenwert. Für das Jahr 1230 gibt Milendunck an, dass das Provinzkapitel im Kölner Kloster getagt habe. Tatsächlich begann der Orden jedoch erst in der Zeit um 1230 mit dem Rückzug aus dem Heiligen Land. Er teilt den Text einer nur kopial überlieferten testamentarischen Schenkung eines Hauses mit, das der inzwischen zum Ordensmitglied und Mitbruder gewordene Klosterstifter Bruno als „nostri ordinis professus“ und seine Frau Jutta „nostri ordinis mater“ dem Kloster als Seelenheilstiftung übertragen haben.39 Weiterhin gibt er den Text einer Urkunde wieder, mit der ein Alexander de Ripa dem Kloster 1231 einen Hauszins schenkte. Während die angeblich 1230 ausgestellte Urkunde von Bruno und Jutta nur ein Phantasieprodukt sein kann, ist die von angeblich 1231 stammende Urkunde „nur“ um 55 Jahre rückdatiert.40 Tatsächlich schenkte Alexander de Ripa den Karmelitern im Jahr 1286 eine halbe Mark Erbzins für den gemeinsamen Nutzen der Brüder zur Küche, damit ihnen zweimal im Jahr bei der Memorie des Alexander und seiner Familie etwas Gutes gekocht werde.41 Schließlich bringt Milendunck den (angeblichen) fünften Generalprior des Ordens, Alanus, mit dem Kölner Karmel in Verbindung, wenn er berichtet, Alanus sei nach der Resignation von seinem Amt auf dem Generalkapitel 1245 in Aylesford in das Kölner Kloster gekommen, dort gestorben und vor dem Hochaltar begraben worden – allerdings sei sein Todesjahr nicht mehr bekannt, weil die Grabplatte bei einem Unglücksfall zerbrochen sei. Das Kölner Kloster sah während der gesamten Zeit seines Bestehens in einem Ritter Bruno von Bonnerhoff seinen Gründer und pflegte die Erinnerung an ihn. Ein Gemälde, auf dem er als gepanzerter Ritter dargestellt war, der über der Rüstung den weißen Mantel der Karmeliter trug, war Teil der Bildnisgalerie der Professoren des Ordens und der berühmten Mitglieder des Kölner Konvents in der Aula, einem weiteren der Öffentlichkeit zugänglichen Saal des Kölner Karmel.42 Die im 17. Jh. vorhandenen Historiengemälde, über deren Schöpfer nichts bekannt ist, sind wohl im Zusammenhang mit den Bemühungen des Ordens entstanden, seine Herkunft und seine Geschichte zu legitimieren.43 Jakob Milendunck widmet dem „Bruno de Bunrehoff“ darüber hinaus einen Artikel in seinem Catalogus virorum illustrium.44 Er fasst darin noch einmal sämtliche Nachrichten zusammen, die er aus verschiedenen Quellen kompiliert hat. Das erste Jahrgedächtnis des Bruno und seiner Frau Jutta feierte der Konvent am 14. Oktober,45 das zweite Jahrgedächtnis am 12. Dezember.46 1.3. Fazit Gegenüber der Geschichtserzählung kann auf der sicheren Quellengrundlage der Kölner Schreinsbücher festgehalten werden, dass der Orden selbst das Kloster gegründet und für die erste Ausstattung gesorgt hat. Der älteste Stifter einer Memorie war der Kölner Bürger Bruno „de Bunregasse“, der den Eremitenbrüdern nach 1256 Grundbesitz an der Lata Platea übertrug. Sein Name ist von den Geschichtsschreibern immer wieder verwechselt worden mit dem der Familie „de Bunrehoven“ (vom Bonnerhof). Für eine genaue Identifizierung müssen die beiden Familien ebenso wie ihre Besitzungen auseinandergehalten werden.

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Der Bonnerhof, der erst im 14. Jh. nachweisbar ist, befand sich zwischen der Lata Platea und der Großen Spitzengasse und war durch die Bonnergasse und durch andere Hausgrundstücke von dem Areal der Karmeliter getrennt, das an die Südwestecke des Waidmarkts grenzte. Ein Angehöriger der Familie „de Bunrehoven“, Johannes, ist 1357–1360 als Prior im Kölner Karmel47 und von 1361 bis zu seinem Tod 1372 als Prior des Karmeliterkonvents in Brüssel bezeugt.48 Vermutlich hat seine Konventszugehörigkeit den Anlass für die Verwechslungen gegeben. 2. Seelsorgliche Aufgaben 2.1. Seelsorge in der Klosterkirche Die Errichtung eines Ordenshauses war kirchenrechtlich seit dem Konzil von Chalcedon (451) an die Genehmigung des Diözesanbischofs gebunden. Diese Bestimmung ist in das Decretum Gratiani eingegangen mit der Formulierung, niemand dürfe ein Kloster oder ein Oratorium erbauen ohne Zustimmung des Ortsbischofs.49 Weiterhin war es notwendig, dass der Bischof mit Kreuzzeichen den Grund und Boden bezeichnete, auf dem die Kirche erbaut werden sollte, und nach deren Fertigstellung die Konsekration spendete.50 Auf welchem Weg die Gründer des Kölner Karmel diese Voraussetzungen erfüllten, liegt völlig im Dunkeln. Es erscheint jedoch als unwahrscheinlich, dass die „Eremitenbrüder“ schon 1255/56 ihre gottesdienstlichen Handlungen – vor allem Messe und Stundengebet – in einer eigenen Kirche oder Kapelle feierten und dort auch die eingegangene Verpflichtung zur Feier der Stiftermemorie erfüllen konnten. Für die ersten Jahre wird man von einer Phase der Vorbereitung und des Übergangs auszugehen haben.51 Wahrscheinlich nutzten sie anfangs einen Raum in ihrem Haus als Oratorium.52 Das entsprach zum einen ihrem eremitischen Herkommen, zum anderen bot Kapitel X der Karmelregel dafür die Möglichkeit: „Ein Oratorium soll, soweit wo es die Verhältnisse erlauben, inmitten der Zellen errichtet werden“.53 Die Ansiedlung der Karmeliter in Köln zeigt ferner, dass es etliche Jahre dauern konnte, bis sie die Rechte, die ihnen der Apostolische Stuhl gewährte, in den einzelnen Diözesen durchsetzen und nutzen konnten. Der junge Orden besaß mit der Bulle „Ex parte dilectorum“ vom 13. Januar 1252 die päpstliche Erlaubnis, öffentliche Kirchen mit Friedhof und Glockenturm zu errichten.54 Bereits hier ist der öffentliche Charakter dieser „ecclesiae“ gegenüber dem von Oratorien und Kapellen bedeutsam, die dem nicht-öffentlichen Gottesdienst dienten.55 Die Bulle „Ex parte dilectorum“ ist ein Freibrief, den die Karmeliter an jedem Ort einsetzen konnten, an dem sie eine Niederlassung begründen wollten, denn sie ist gerichtet an „alle Erzbischöfe und Bischöfe, zu denen dieses ­Schreiben gelangt“. Ebenso verhält es sich mit der Bulle „Paganorum incursus“ vom 27. Juli 1247,56 mit der Innozenz IV. dem Orden gestattete, für seine Angehörigen Friedhöfe zu errichten und für sich Eucharistie zu feiern: Auch sie wendet sich ausdrücklich an alle Erzbischöfe und Bischöfe, denen sie vorgelegt wird. Abschriften dieser Privilegien scheinen jedoch weder an das Kölner Kloster noch später an die Niederdeutsche Provinz gelangt zu sein. Deren schriftliche Überlieferung setzt mit originalen Papstbriefen aus dem Jahr 1256 ein und liefert damit ein weiteres Indiz dafür, dass

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die Klostergründung in die Zeit um 1255/56 zu datieren ist. Es handelt sich zum einen um ein Schreiben Papst Alexanders IV. vom 15. Januar 1256 an die Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe, in deren Diözesen Karmeliterklöster bestehen, die den Karmelitern gewährten apostolischen Privilegien zu achten.57 Das zweite Schreiben vom 9. Februar 1256 erging an die Prioren des Karmeliterordens und gestattete ihnen, bei einem allgemeinen Interdikt in ihren Kirchen hinter verschlossenen Türen Gottesdienst zu feiern.58 Vom 18. März 1259 stammt das Schreiben Alexanders IV., das dem Generalprior und allen Prioren das Recht einräumte, die Apostaten zu exkommunizieren und einzusperren.59 Die Ausübung derjenigen Rechte, die mit den Interessen des Kuratklerus konkurrierten, wurde den Karmelitern in der Erzdiözese Köln zunächst nicht gestattet. Sie befanden sich damit in der gleichen Lage wie die Dominikaner und Franziskaner, denen Erzbischof Konrad von Hochstaden 1248 verboten hatte, die Pfarrer in Stadt und Diözese Köln „bei Testamenten, Beichten, Begräbnissen und anderen Pfarrrechten zu behindern“.60 So grenzte der Kölner Domdekan Goswin am 29. März 1260 als Vertreter und im Auftrag des Erzbischofs Konrad die Handlungsspielräume der Karmeliter durch einen Vertrag mit 15 Artikeln ein, die ihnen öffentliche Wirksamkeit verboten und die Seelsorge im weiteren Sinne untersagten.61 Die Verbote sind ihrerseits wiederum ein unbeabsichtigtes Spiegelbild für die Privilegierungen, die die Karmeliter zu diesem Zeitpunkt vorweisen konnten. Durch entsprechende Verbotsartikel wurde der Pleban in seinen Rechten zum Beichthören, zur Sonntags-, Festtags- und Werktagsmesse, zu Begräbnis, Spenden und Legaten, Testamenten und Memorien, usw. geschützt; seine Einkünfte wurden gesichert. Ein ausdrückliches Verbot hinderte die Karmeliter daran, in den Parochialkirchen zu predigen oder Almosen zu erbitten, es sei denn, dass der Pleban es ihnen gestatte. Auch das Predigtrecht in den eigenen Oratorien der Karmeliter sollte von den Weisungen des Bischofs abhängig sein. Nur in Ausnahmefällen durften sie verstorbene Laien bestatten und das Bußsakrament spenden, die Annahme von Vermächtnissen war erheblichen Beschränkungen unterworfen. Hier zeigt sich die in allen Städten anzutreffende Abwehrhaltung der Inhaber der ordentlichen Pfarrseelsorge gegenüber den Mendikanten, die durch ihren neuen Predigtstil und ihre Seelsorgepraxis die Gläubigen anzogen. Deutlicher als der Kölner Domdekan kann man die Gründe für die Zurückdrängung der Mendikantenseelsorge kaum formulieren: Die Rechte der Karmeliter wurden unterdrückt, damit der Pfarrer nicht gleichsam wie ein einsamer Sperling im Haus des Herrn verbleibe, verlassen vom Beistand seiner Parochianen und betrogen um seine gewohnten Spenden und seine anderen Einkünfte.62 Zum Schutz der Stiftsschule von St. Georg wurde den Karmelitern die Einrichtung einer Knabenschule untersagt. In den letzten Artikeln wird das Verhältnis zwischen der Diözesanverwaltung und dem Orden angesprochen, denn – wie allgemein üblich – wird die kirchliche Strafgewalt des Provinzials und des Priors über die Ordensmitglieder anerkannt,63 während eine Rechtsverletzung vom Domkapitel verhandelt werden muss. Die Brüder sollten innerhalb von zwei Jahren die Zustimmung des Generalpriors und

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danach die des Papstes zu den Artikeln erwirken. Falls die Karmeliter die Bestimmungen nicht einhielten, sollten sie Köln verlassen; der Wohnplatz fiele dann an den Erzbischof und das Domkapitel. Der Hauptzweck der Artikel scheint es zu sein, den Orden der Diözesanverwaltung zu unterstellen; zugleich beabsichtigen die Artikel eine pragmatische Interessenabgrenzung zwischen dem Inhaber der ordentlichen Pfarrseelsorge und dem Kloster. Dem Pleban von St. Jakob wie auch den Kanonikern von St. Georg werden die neuen Nachbarn auf der gegenüberliegenden Straßenseite als unliebsame Konkurrenten erschienen sein, deren Ansiedlung sie Widerstand entgegensetzten. Doch konnten sie ihre stürmische Entwicklung nur kurzfristig behindern. Kurz nach dem Ablauf der Zweijahresfrist für die Annahme der Artikel änderte sich die Situation für die Kölner Karmeliter grundlegend. Unter dem Nachfolger Konrads von Hochstaden, Engelbert II. von Falkenburg, erzielten sie den großen Durchbruch für ihre Anerkennung in der Erzdiözese Köln. Er promulgierte am 15. Mai 1262 die Bulle Papst Urbans IV. vom 8. Mai d. J., mit der den Karmelitern das Privileg zur Spendung des Bußsakraments erteilt wurde.64 Sein Nachfolger Siegfried von Westerburg gestattete ihnen 1275, in der Kölner Diözese zu predigen und Beichte zu hören.65 Die bis zum Tridentinum gültige Rechtsgrundlage für die Seelsorge der Mendikanten schuf dann im Jahr 1300 die Konstitution „Super cathedram“ Papst Bonifaz‘ VIII., die auf dem Konzil von Vienne (1311–1312) bestätigt und 1318 als Synodalstatut für die Kölner Diözese verkündet wurde.66 Von einem eigenen Kirchenbau der Karmeliter an der Lata platea hören wir erstmals 1261, als der Lütticher Weihbischof Arnold, (Titular-)Bischof von Semgallen, den Karmelitern einen Ablass zur Erbauung eines Oratoriums gewährte.67 Für den Bau des Oratoriums erhielten die Karmeliter später weitere Ablässe des Bischofs Ludolph von Münster (1263) sowie von Bischof Konrad von Osnabrück (1272).68 Die Bautätigkeit zog sich über Jahrzehnte hin, denn noch 1283 sprach Erzbischof Siegfried von Westerburg davon, die Karmeliter hätten ein Oratorium mit einigen Wirtschaftsgebäuden zu bauen begonnen und verlieh zur Vollendung des Baus einen Ablass von 40 Tagen.69 1275 erwirkte der deutsche Provinzial der Karmeliter, der hier zum ersten Mal erscheint, von dem Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg für alle Ordenspriester das Recht, in der Erzdiözese Köln zu predigen und Beichte zu hören sowie einen vierzigtägigen Ablass für alle, die zu bestimmten Tagen ihr „oratorium“ besuchten.70 1287 wies Erzbischof Siegfried nach der Änderung des Ordenshabits der Karmeliter den Ordens- und Diözesanklerus an, künftig nur noch den eigenen Namen zur Bezeichnung der Karmeliter zu verwenden und sie als „Fratres Beatae Mariae“ oder als „Fratres Dominae Nostrae“ zu bezeichnen.71 Die Karmeliter scheinen in der Bevölkerung eine sehr gute Aufnahme gefunden zu haben. Die Kölner Erzbischöfe entsprachen dem und gaben ihnen weitgehende Seelsorgeprivilegien. 1325 stellte Erzbischof Heinrich einen Rechtszustand wieder her, den er als den „ursprünglichen“ bezeichnete und der auf die Privilegierung des Ordens durch Innozenz IV. und Urban IV. zurückging: Die Brüder sollten Beichte hören dürfen wie die Pfarrer.72

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2.2. Reliquien Der Reliquienschatz des Kölner Karmel war bedeutend. Segerus Pauli nennt im einzelnen:73 (1) Zwei Reliquien vom Hl. Kreuz,74 (2) Kinnbacken des hl. Laurentius,75 (3) Kinnbacken der hl. Dorothea,76 (4) Reliquien der hl. Apollonia,77 (5) vier Häupter von Angehörigen der 12.000 Martyrer, (6) vier Häupter der 11.000 Jungfrauen (Ursulanische Gesellschaft),78 (7) zwei Arme der 11.000 Jungfrauen, (8) weitere Reliquien der 11.000 Jungfrauen, (9) Reliquien des hl. Sebastian,79 (10) Fesseln Christi,80 (11) ein Finger des hl. Albert von Trapani,81 (12) Reliquie der hl. Maria Magdalena,82 (13) Reliquien des hl. Viktor und des hl. Mauritius,83 (14) Reliquien des hl. Matthäus ap.,84 (15) Reliquien des hl. Philippus ap.85 und der hl. Barbara,86 (16) weitere Reliquien des hl. Laurentius, (17) hl. Katharina von Alexandrien,87 (18) hl. An­dreas ap.,88 (19) hl. Judas Thaddäus,89 (20) hl. Bonifatius ap.,90 (21) hl. Hippolytus mart.,91 (22) hl. Maternus,92 (23) hl. Udalricus ep.,93 (24) weitere nicht näher bezeichnete Reliquien.94 Nicht erwähnt wird hier u. a. ein Geschenk von Reliquien des hl. Palmatius durch den Trierer Karmeliter Wilhelm Brexius an den Kölner Konvent im Jahr 1645.95 Der Konvent der Karmeliter selbst gehörte zu den Kölner Klöstern, die 1495 bedeutende Schenkungen von Reliquien und Heiltümern an Florian Waldauf von Waldenstein, Ritter und Protonotar König Maximilians I., für die Marienkapelle in der Nikolauskirche in Hall in Tirol machten. Er nahm insgesamt über zweitausend Reliquien aus Köln mit in seine Tiroler Heimat.96 2.3. Bruderschaften97 Der päpstliche Legat für Deutschland, Kardinal Raimund Peraudi, bestätigte am 14. Mai 1502 eine neu gegründete Bruderschaft an der Karmeliterkirche zu Ehren der hll. Joseph und Joachim.98 Zugleich bestätigte er die Verfügungen Erzbischof Hermanns IV. von Hessen für die bestehenden Bruderschaften, die der Prior Johannes Wyrich von Neuss errichtet hatte, und gewährte allen Teilnehmern an ihren Prozessionen und Messen 100 Tage Ablass. Genannt werden die besondere Verehrung für Maria,99 die Sakramentsbruderschaft für junge Mädchen,100 die Erzbruderschaft vom Hl. Kreuz,101 die Georgsbruderschaft,102 die Annenbruderschaft,103 die Dorotheen-Bruderschaft104 und die Apollonia-Bruderschaft.105 1614 wurde eine Skapulierbruderschaft errichtet, der die führenden Ratsfamilien beitraten.106 Im 17. Jh. entstand eine Matthiasbruderschaft,107 im 18. Jh. eine Adelheidisbruderschaft.108 3. Die Studieneinrichtungen im Konvent 3.1. Das Generalstudium109 Die Absicht zur Einrichtung eines Generalstudiums für Logik und Philosophie in der Niederdeutschen Provinz wird erstmals in den Konstitutionen von 1294 erwähnt.110 Die folgende Ansiedlung des Generalstudiums in Köln ist vermutlich dem Provinzial Henricus Iuvenis (Heinrich de Jonghe) zu verdanken, der als Provinzial zunächst der Deutschen, nach der Teilung von 1291 der Niederdeutschen Provinz seinen Sitz im Kölner Kloster hatte. Es blieb bis zur Gründung von Mainz (1539) das einzige Generalstudium der Niederdeutschen Provinz

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[ Mainz]. In der Stadt Köln selbst war das Studium der Karmeliter das dritte nach den Dominikanern und den Franziskanern. Henricus Juvenis († 1312) selbst übereignete als Kölner Weihbischof seinen Bücherbesitz testamentarisch dem Kölner Generalstudium als Grundstock für dessen 1312 eingerichtete Bibliothek.111 Unter dem Provinzial Sibertus de Beka nahm das Studium einen stürmischen Aufschwung, nachdem er 1321 auf dem Generalkapitel von Montpellier erreicht hatte, dass jede Provinz Studenten nach Köln zu senden hatte.112 Das Generalkapitel 1324 in Barcelona festigte die herausragende Stellung Kölns als Generalstudium des gesamten Ordens für Theologie und Philosophie durch die Bestimmung, dass jede Provinz mindestens zwei Studenten nach Köln senden musste. An die Spitze des Generalstudiums wurde ein Magister regens gestellt, für dessen Unterhalt die Deutsche, später die Niederdeutsche Provinz zu sorgen hatte. Dem Lehrkörper gehörten ein Lector principalis für Theologie, ein Lector sententiarum und zwei Informatoren für Philosophie an. Die begabtesten Studenten wurden zum weiteren Studium nach Paris gesandt. Über den Erfolg des Kölner Generalstudiums geben die Studentenzahlen Auskunft: Bis 1500 gehörten ihm schon 900 namentlich bekannte Studenten an.113 3.2. Der Konvent und die Universität Die Generalstudien der Bettelorden stellten hervorragende Voraussetzungen für die Gründung der Universität Köln bereit. Der Provinzial und Regens des Studium generale der Kölner Karmeliter, Johannes Brammart, gehörte zu den Mitgliedern der städtischen Gesandtschaft, die das Privileg zur Universitätsgründung Urbans VI. vom 21. Mai 1388 erwirkten.114 Die Karmeliter haben ebenso wie die drei anderen Kölner Mendikantenklöster am Aufbau der theologischen Fakultät mitgewirkt. Bei der Eröffnung der theologischen Fakultät 1389 gehörten zu dem Lehrkörper von sieben Professoren zwei Karmeliter, Johannes Brammart und Simon Anwyler von Speyer.115 Die formelle Inkorporation des Kölner Generalstudiums der Karmeliter wurde am 8. Dezember 1391 im Refektorium des Kölner Karmel durch den Rektor der Universität, Henricus Wise, und Generalprior Johannes de Raude mit Zustimmung des Generalkapitels und in Anwesenheit von Repräsentanten der Universität und des Ordens vollzogen.116 Das Generalkapitel, das 1393 in Frankfurt gefeiert wurde, erteilte seine Zustimmung zu der Inkorporation.117 Die führende Rolle der Kölner Karmeliter bei der Schaffung der Insignien der neuen Institution lässt sich daran ersehen, dass das große Universitätssiegel das Vorbild des Siegels der Deutschen Provinz übernahm [ Niederdeutsche Provinz]. Aufgrund der Konventsinkorporation brauchten sich die Mitglieder des Kölner Generalstudiums nicht mehr immatrikulieren zu lassen und besaßen dennoch dieselben Rechte wie andere Universitätsangehörige. Der Orden erkannte die gute Position, die das Karmeliterstudium in Köln einnahm, und konzentrierte seitdem sein Studienwesen auf Köln. Diese Privilegierung führte im 15. und 16. Jh. einerseits zur Stabilisierung des Studienwesens insgesamt, andererseits aber auch zur Entleerung der Studienhäuser in Wien und Trier. Lickteig charakterisiert die

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Bedeutung der Inkorporation des Kölner Generalstudiums der Karmeliter für die junge Universität: „All the physical, moral, spiritual, and intellectual facilities of the Carmelite studium generale were at the disposal of the university, as well as an elite corps of students, selected from the friary schools and studia particularia of the controlling province and from other provinces”.118 Die Universität hielt ihre Gottesdienste in den vier Bettelordenskirchen ab, und die vierteljährlichen Rektorwahlen fanden im Wechsel in den Häusern der vier Mendikantenorden statt. Die Professoren der Mendikanten, die an der Universität tätig waren, hielten ihre Vorlesungen in den Konventen. Die Kölner Universitätspredigten wurden auf eine Supplikation von Johannes Brammart an den Marienfesten Mariä Himmelfahrt, Mariä Geburt und Mariä Reinigung nach den Statuten der Universität von 1392 von einem Konventsangehörigen in der Karmeliterkirche gehalten.119 Sie dienten in der Regel als Examen der Kandidaten für das Lektorat; einige Predigten sind in den Handschriften der Karmeliterbibliothek erhalten.120 Die Karmeliter hatten unter den Kölner Theologieprofessoren bis zur Reformation ein starkes Gewicht. Wenn sie auch nicht den zahlenmäßig überwiegenden Rang der Dominikaner erreichten, die unter den ordensangehörigen Professoren den größten Anteil stellten, so nahmen sie doch stets den zweiten Rang ein. In der Zeit von 1534 bis 1591 wuchs die Bedeutung der Karmeliter entscheidend, denn im Zeitalter der Kölner Gegenreformation stellten sie mehr als die Hälfte der Professoren der theologischen Fakultät.121 Bis 1550 wurden mindestens 33 Karmeliter aus der Niederdeutschen Provinz in Köln promoviert.122 Das Schisma der Niederdeutschen Provinz 1442–1450, das als Folge des Rechtsstreits zwischen dem Provinzial Peter von Nieukerk und dem Ordensgeneral Johannes Faci ausgebrochen war [ Niederdeutsche Provinz], führte auch zu einer ernsten Krise des Kölner Konventsstudiums. 1461 gründete Gottfried von Loe, Mitglied des Kölner Klosters und einer der ersten Professoren an der theologischen Fakultät der neuen Universität Löwen, in Löwen ein Generalstudium der Karmeliter.123 Erst Johannes Soreth konnte als neuer Generalprior 1471 das Kölner Generalstudium reformieren. Bei dem Anschluss des Kölner Konvents – dem Haupt der Provinz, an dem die Studenten aus verschiedenen Orten zusammenströmten124 – an seine Reform wurde auch das Generalstudium in die Reform einbezogen. In dieser Zeit erreichte es seine höchste Blüte und seine größte Studentenzahl. Die Pestepidemien, die von 1482 an bis 1518 immer wieder aufflammten, führten zu einem erheblichen Rückgang der Mitglieder,125 vom dem sich das Studium generale auch im 16. Jh. nicht mehr erholte. Zwar versuchte der Orden eine Stützungsmaßnahme, indem das Provinzkapitel 1528 und 1531 verfügte, jeder Konvent solle mindestens einen Studenten in Köln haben oder mit einer Ausgleichsabgabe das Studium eines Studenten aus einem anderen Konvent finanzieren,126 doch ließ sich auch damit der Niedergang des Generalstudiums nicht aufhalten. Bei der Pestepidemie 1553 wurden die Studenten in ihre Heimatkonvente zurückgeschickt,127 ebenso 1564, als wegen der Pest selbst die Universitätspredigten nicht gehalten werden konnten.128 1622 war das Kölner Konventsstudium „fast unterge-

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gangen“ und die wenigen übriggebliebenen Studenten wurden in der Kölner Universität graduiert.129 In den 1640er Jahren stellte die Provinzleitung die intellektuelle Ausbildung der Prediger und Beichtväter stärker in den Vordergrund und gründete 1640 zwei Studienhäuser für Moraltheologie, in Köln und in Aachen.130 1642 errichtete sie ein Gymnasium für Laienstudenten in Köln,131 doch scheiterte schließlich der Versuch, die neu errichtete Marienschule unter die Universitätsgymnasien aufnehmen zu lassen.132 Mit der Einführung der Tourainer Reform 1650 gab man die Schule nach acht Jahren wieder auf.133 4. Residenz päpstlicher Legaten und Nuntien 1502 residierte Raimund Peraudi, Legat Papst Alexanders VI., im Kölner Karmel.134 Von den illustren Gästen ist noch der spanische Karmelit Joannes de Quintana, der Beichtvater Kaiser Karls IV., zu erwähnen. Er hielt sich 1531 anlässlich der Wahl Ferdinands I. zum römischen König in Köln auf.135 Im 16. Jh. verlegten die Nuntien ihre Residenz mehrfach in den Kölner Karmel, so 1549 die Nuntien Aloysius von Verona und Sebastianus von Fereno wie auch 1579 Johann Baptista Castagna.136 Für die logistische Leistungsfähigkeit des Kölner Karmeliterklosters spricht die Tatsache, dass es auch im Dreißigjährigen Krieg noch päpstliche Gesandte mit einem Gefolge von über hundert Personen aufnehmen konnte,137 die ja nicht nur untergebracht, sondern auch versorgt werden mussten. Nuntius Pietro Francesco Montoro wohnte bei den Karmelitern, bevor er sich ein eigenes Haus mietete,138 während sein Nachfolger Pier Luigi Carafa139 während seines gesamten Aufenthaltes in Köln 1624–1627 „wie gewöhnlich auch seine Vorgänger und Nachfolger, im Karmeliterkloster“140 wohnte. Von 1636 bis 1644 nahm das Kloster am Waidmarkt die ständige Nuntiatur auf, als nacheinander Marzio Ginetti (1636–1640), zugleich Kardinalprotektor des Karmeliterordens, Francesco Maria Macchiavelli (1640– 1642) und Francesco Rossetti (1642–1644), die als päpstliche Legaten am Kölner Friedenskongress teilnahmen, hier residierten.141 Auch Fabio Chigi, der spätere Papst Alexander VII. (1655–1667), sah sich 1640 im Karmel um, als er von 1639 bis 1651 als Nuntius in Köln bzw. in Aachen weilte. Er entschied sich aber für eine Wohnung bei den Minoriten. Fabio Chigi zeichnete in seinem Diarium die Namen seiner Verhandlungs- und Ansprechpartner auf, unter denen auch die Ordensoberen der Karmeliter und Karmelitinnen waren.142 Sein Nachfolger San Felice zog wiederum zu den Karmelitern.143 5. Anschluss an Reformen Johannes Soreth konnte mit seiner Reform des Ordenslebens die Bestimmungen der Synodalstatuten weiterführen, die Nikolaus von Kues auf seiner Legationsreise vom Sommer 1451 bis zum Frühjahr 1452 im Nordwesten des Reiches verkündet hatte.144 Die Provinzialkonzilien von Mainz (eröffnet am 14. November 1451) und Köln (eröffnet am 22. Februar 1452) forderten in ihren Statuten, u. a. in dem Kanon „De reformatione monasteriorum“,145 die Verpflichtung der Ordensangehörigen auf die strenge Befolgung ihrer Ordensregel. Das Provinzkapitel der Niederdeut-

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schen Provinz in Köln 1453 richtete unter dem Provinzial Gottfried von Loe eine Reformkommission ein, die für alle Klöster der Provinz eine einheitliche Observanz forderte. Ein wichtiger Schritt dazu war es, dass zum Generalstudium in Köln nur noch observante Brüder zugelassen werden sollten,146 die sich zur Unterstützung der Reform verpflichteten. Galt diese Maßnahme dem Ordensstudium und der Ausbildung des observanten Nachwuchses für die gesamte Provinz, so konnte Soreth im Kölner Konvent selbst die Reform nur gegen erheblichen Widerstand durchsetzen. In seiner Vita wird eine Verschwörung von 18 Brüdern gegen deren Einführung geschildert, die die Reform mit allen Mitteln zu verhindern suchten.147 Zur Unterstützung Soreths mischte sich auch der Rat der Stadt Köln in den Reformprozess ein, ebenso wie in die gleichzeitigen Vorgänge im Minoritenkloster. In einem Schreiben an den Ordensgeneral berief der Rat sich am 2. April 1462 auf die „graves processarum undas“ und brachte den observanten Moerser Konventualen Johannes von Attendorn als neuen Prior für das Kölner Kloster ins Gespräch.148 Nach Ansicht des Rates bot er die besten Voraussetzungen dafür, die Reformmaßnahmen zu beschleunigen. Johannes Soreth ging auf diesen Vorschlag jedoch nicht ein, sondern er beließ Martinus de Moniau (von Monschau) in seinem Amt. Nachdem dieser das Amt des Provinzials der Niederdeutschen Provinz übernommen hatte, kam auch der Kölner Konvent zur Observanz. Sie wurde auf dem Provinzkapitel 1471 in Köln unter der Leitung des Provinzials Martin von Monschau in dem Kölner Konvent eingeführt, indem der gesamte Konvent wie auch die einzelnen Brüder die Reform freiwillig (sponte) annahmen, wie das Provinzkapitel feststellte.149 Der päpstliche Nuntius Atilo Amalteo berichtete 1608 von dem großen Reformbedürfnis der Kölner Mendikantenklöster im allgemeinen und der Karmeliter im besonderen, wobei er allerdings nicht über genauere Kenntnisse zur Lebensführung in den Klöstern verfügte.150 Er hielt das Auswechseln des Provinzials Wilhelm Hatting für unabdingbar und empfahl als dringende Maßnahme zur Reform, die Amtszeit der Prioren auf drei Jahre zu begrenzen.151 Das Triennium wurde erst beim Anschluss des Klosters an die Tourainer Reform 1650 eingeführt; Wilhelm Hatting wurde vom Kölner Erzbischof in Haft genommen [ Kölnische Provinz]. Für 1622 erwähnt Jakob Milendunck, dass die „Patres discalceati“ aus Brabant in Köln ein neues Kloster erbauten.152 In diesem Jahr trug der Provinzial Matthias Nyrsanus den in Brüssel versammelten Prioren in seinem Bericht über die Visitation der Konvente auch vor, dass zwei Studenten am Kolleg in Löwen, Christian Bock aus Geldern und Balthasar Syberg, zu den Unbeschuhten Karmelitern übergegangen waren.153 Die Tourainer Reform erreichte die Niederdeutsche Provinz auf Beschluss des Generalkapitels 1648, das den Genter Prior Gabriel ab Annuntiatione zum Generalkommissar für die Reform in den beiden deutschen Provinzen ernannte [ Niederdeutsche Provinz]. Der Kölner Konvent leistete dagegen zunächst Widerstand, den er damit begründete, dass Ordensgeneral Bonfigli zugestanden hatte, die Reform „ruhig und friedlich“ in der Provinz einzuführen.154 Er äußerte Vorbe-

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halte gegen die Einführung der Reform durch die brabantische Natio, weil er ein erneutes Aufflammen der früheren Auseinandersetzungen befürchtete. Als dann Gabriel ab Annuntiatione seit Juli 1649 seine Tätigkeit auf die Oberdeutsche Provinz konzentrierte, konnte der zweite Generalkommissar, der aus der Touraine stammende Antoninus a Charitate, seine Aufgabe mit größerer Aussicht auf Erfolg übernehmen. Zwar widersetzten die Kölner sich 1649 noch den Bestimmungen des Mandats für den Generalkommissar, der die Prioren auswechseln konnte, und beharrten auf ihrem angestammten Recht zur freien Priorenwahl. Sie wählten 1649 erneut Jakob Milendunck. Antoninus a Charitate setzte seinerseits zunächst den Provinzvikar Petrus Alberti als Prior in Köln ein.155 Auf dem Provinzkapitel 1650 wurde nicht nur Antoninus a Charitate zum niederdeutschen Provinzial gewählt, sondern zugleich die Reform des Kölner Konvents beschlossen. Am 16. Juli 1650, dem Hochfest U. L. Frau vom Berge Karmel, wurde die Reform feierlich und öffentlich in der Kirche des Kölner Karmel eingeführt. Alle Brüder traten zur Reform über, mit Ausnahme des Provinzhistoriographen Segerus Pauli,156 der die Annahme der Reform wie auch des braunen Reformhabits verweigerte und weiterhin im Kölner Konvent nach der „alten Observanz“ lebte. Als erster Reformprior wurde Matthias Hunen eingesetzt.157 6. Konvent Der Kölner Karmel war der größte Konvent des Ordens im ganzen Reichsgebiet. Er umfasste 1384, als man den Personalstatus der Niederdeutschen Provinz erhob, 98 Mitglieder,158 gefolgt von Trier mit 41 Mitgliedern. In den Jahren 1350–1535 fand etwa die Hälfte der jährlichen Versammlungen der Provinz (Kapitel und Definitorium) im Kölner Kloster statt. Nach dem allgemeinen Niedergang der Provinz im Reformationszeitalter hatte sich der Kölner Konvent bis 1574 wieder so weit erneuert, dass dort 32 Priester- und Laienbrüder lebten.159 Für Studien zur sozialen Zusammensetzung des Konvents im Mittelalter bieten die detaillierten Namenslisten der Studenten in den Protokollen der Provinzkapitel und der Definitorien hervorragendes Quellenmaterial.160 Ein Überblick über die Namen der Konventsmitglieder lässt erkennen, dass die Ritterfamilien aus dem Kölner Umland, die unter den Stifterfamilien zu finden sind, unter den Konventualen nicht erscheinen. Auch gehörten nur wenige Kölner Patrizier dem Karmel an; sie stammten aus den Familien Benesis, Kleingedank, Rotstock, Scherfgin und Overstolz. Hingegen dominierten die Kölner Handwerker- und Kaufmannsfamilien.161 Zusammenfassend kann hier auf die Auswertung der Schreinsbücher durch Löhr und insbesondere durch Militzer verwiesen werden,162 der die Beziehungen des stadtkölnischen Bürgertums zu den klösterlichen Institutionen minutiös aufgezeigt hat. Militzer kommt für das 14. und 15. Jh. zu dem Ergebnis: „Am beliebtesten und auch am angesehensten [sc. unter den Bettelorden] waren in Köln offenbar die Karmeliten“.163 Der Personalstand der 2. Hälfte des 18. Jhs. ist in einem „Verzeichnis der Ordens­ brüder“164 festgehalten, das die Geburts-, Profess-, Ordinations- und Sterbedaten

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sowie die Herkunftsorte der Religiosen enthält. Daraus lässt sich ablesen, dass unter den 55 Professen der Jahre zwischen 1730 und 1760 die stadtkölnischen Mitglieder mit nur drei Brüdern äußerst gering vertreten waren, während das Kloster auf Brüder vom Mittelrhein und von der Mosel große Anziehungskraft ausübte. Herkunftsorte wie Mainz, Andernach, Bingen, Koblenz, Kreuznach, Boppard, Cochem, Bernkastel dominieren in diesen 30 Jahren mit 26 von 55 Namensnennungen. Die Liste wurde bis 1793 fortgeführt und verzeichnet für die Jahre 1760–1793 insgesamt 125 Neuaufnahmen, d. h. im Durchschnitt vier Professen im Jahr. Diese Zahlen bezeugen einen attraktiven und lebendigen Konvent und zeigen ebenso wie der niedrige Altersdurchschnitt des Konvents ein deutlich anderes Bild, als es die aufklärerische Mönchs- und Klosterkritik entwarf. Bei den vorbereitenden Maßnahmen für die Aufhebung der stadtkölnischen Klöster kamen die französischen Kommissare bei der Zählung der Mitglieder des Karmeliterkonvents auf geringere Personenzahlen. Im Jahr 1795 gaben sie zehn männliche Kleriker und 13 weitere Konventsmitglieder an, 1797 kamen sie auf 15 Kleriker und zehn Laien. Nach den Verboten zur Aufnahme von Novizen sanken die Zahlen 1798 auf insgesamt 22 und 1801 auf 17 Mitglieder.165 6. Die wirtschaftliche Entwicklung des Klosters 6.1. Grundbesitzerwerb Das Kölner Kloster entwickelte sich rasch und kam bis zur Jahrhundertwende zum 14. Jh. zu einem ansehnlichen Grundbesitz in seiner unmittelbaren Nachbarschaft. Die Schreinseinträge der Jahrzehnte von 1260 bis zum Ende des 13. Jhs. deuten darauf hin, dass die Karmeliter bestrebt waren, ihr Grundstück zu arrondieren und sich dort dauerhaft niederzulassen. Sie verfolgten eine gezielte Erwerbspolitik, um das Areal an der Lata platea zwischen der Bonnergasse und dem Waidmarkt in ihre Hand zu bringen. Dazu dienten sowohl Käufe als auch Anniversarstiftungen wie auch der Bau der Kirche und der Klostergebäude. Die Einträge im Schreinsbuch Airsbach sind wegen des schlechten Erhaltungszustandes des Buches gerade für die Zeit um 1260 teilweise nicht mehr lesbar, so dass die einzelnen Schritte der räumlichen Expansion an der Lata platea kaum nachzuvollziehen sind. Als früheste Erwerbungen sind dokumentiert: 1266 kauften die Karmeliter „domum molendinareis“ an der Lata platea beim Haus des Sibodo von dem Brauer Sibert und seiner Frau Iliane sowie von Gertrud, Witwe des Gerhard Kisellinc.166 1274 übertrug Gertrud, die Witwe des Hermann Ulenerius (Ulnere), ihnen 5 Schilling zum Jahrgedächtnis ihres Sohnes Hermann von dem Erbzins eines Hauses an der Lata platea, Ecke Bonnergasse.167 1283 kauften die Karmeliter von Johann, dem Stiftsbäcker von St. Georg, ein Gebäude, das aus zwei Häusern unter einem Dach bestand und gegenüber dem Karmeliterkloster lag,168 1285 erhielt der Prior Herroldus von der Begine Richmudis ein Haus, das ebenfalls gegenüber dem Karmeliterkloster lag.169 Keussen hat in seiner Topographie insgesamt 27 Besitztitel der Karmeliter neben dem Besitz des Klostergeländes zusammengestellt. Davon lagen 17 im Schreinsbezirk Airsbach, und von diesen wiederum zwölf in unmit-

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telbarer Nachbarschaft des Klosters in der Lata platea, der Großen Spitzengasse, dem Waidmarkt und der Weißbüttengasse. So ist als Ergebnis mit Keussen festzuhalten: „Durch diese Erwerbungen erlangten die Karmeliter ein zusammenhängendes Grundstück zwischen Severinstrasse, Bonnergasse, Grosse Spitzengasse und Waidmarkt“.170 Der erheblich gewachsene Grundbesitz der Kölner Mendikanten – auch der Karmeliter – und ihre Steuerfreiheit führten 1343 zu Konflikten mit den nichtpatrizischen Bürgerfamilien.171 Seitdem schränkte die Stadt den Besitz der „Toten Hand“ durch Amortisationsgesetzgebung ein. Nach Verhandlungen mit dem Rat der Stadt verpflichteten die Karmeliter sich am 20. Juli 1346 zum Verkauf ihres Besitzes außerhalb des Klosters und fügten sich dem Verbot, weiteren Güterbesitz in der Stadt zu erwerben. Kurz darauf wurde die Bestimmung modifiziert und am 26. Juli 1347 eine feste Begrenzung für die Ausdehnung des Grundbesitzes des Karmeliterklosters gezogen.172 Die Stadt ließ sich diese Vereinbarungen am 5. Mai 1350 und erneut am 21. Juli 1356 bestätigen.173 Die zweimalige Wiederholung deutet darauf hin, dass die Karmeliter sich zwar der Ratsaufsicht unterstellten und eine Garantie für den Bestand ihres Klosterareals erwarben, aber die Grundstücksverkäufe hinauszögerten. Außerhalb der Stadt erwarben die Karmeliter ebenfalls Eigengüter, jedoch in geringerem Umfang als die Stadtkölner Stifte und Klöster.174 1309 besaßen sie bereits Weingärten in Breisig, die sie verpachteten.175 Am 2. Januar 1398 kaufte das Kloster den Scherfgenshof mit allen zugehörigen Ländereien in (Nieder-)Türnich, Kirchspiel Balkhausen, von Johannes Scherfgin und seiner Frau Elisabeth.176 Auch hier verfolgten die Karmeliter eine Erwerbspolitik mit dem Ziel, ihren Besitz zu arrondieren. Sie kauften im Lauf des 15. Jhs. von verschiedenen Eigentümern eine Reihe von Parzellen, die an die Ländereien grenzten, die zu dem Hof gehörten.177 Am 22. Juni 1459 begründete der Kölner Schöffe Heinrich Jud aus einer vornehmsten Kölner Patrizierfamilien eine Memorie durch Schenkung der Einnahmen aus dem Hirtzengut in Sechtem.178 Ritter Adam Hont von dem Busch und seine Frau Elisabeth verkauften 1460 ihren Hof in Barenstein, Gericht Grevenbroich, mit den zugehörigen Liegenschaften an das Kloster.179 Von dem Deutschordenskomtur Werner Overstolz erwarb der Konvent 1473 den Hof der Kölner Katharinen-Kommende in Godorf.180 Durch eine Memorienstiftung des Kölner Bürgers Johannes Steinkop gelangten die Karmeliter 1483 in den Besitz eines Hofes in Longerich und einer Naturalrente aus einem Hof in Kassel bei Longerich.181 Den Hof „zu der Sleiden“ in Hülchrath, Gericht Rommerskirchen, kauften sie am 4. Juli 1485 von Elisabeth Wolff von Rheindorf.182 Als Ergebnis der Beobachtungen zur Erwerbspolitik der Kölner Karmeliter kann festgehalten werden, dass sie ihren Grundbesitz seit dem Ende des 14. Jhs. planvoll in dem Raum südwestlich der Stadt zwischen Köln und Bonn konzentrierten. Das schloss nicht aus, dass sie auch in weiter entfernten Ortschaften in den Besitz von Streubesitz gelangten, der zumeist als Stiftung und Schenkung an das Kloster kam. Doch lagen am Ende des 15. Jhs. die

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sechs großen Höfe im Kölner Umland innerhalb der Distanz von einer Tagesreise südwestlich von Köln. Dieser Expansionsprozess setzte sich nach der Jahrhundertwende fort, als das Kloster größere Besitzerwerbungen in Frechen und in Unkel tätigte. Am 17. November 1512 kaufte der Konvent von Eduard Ketzgin, Erbtürenwarter des Stifts Köln, den Winroderhof in Frechen mit allem Zubehör,183 und 1533 gelangte er durch Tausch in den Besitz eines Hofes zu Schüren „in der Unkeler Herrlichkeit“.184 Nach der tiefen Rezession in der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jhs. lässt sich seit 1650 ein Erstarken der Wirtschaftskraft des Konvents beobachten. Er war in der Lage, kurz nacheinander zwei große Höfe zu kaufen: 1666 den Dörkenshof zu Wylich für 1400 Reichstaler und zwei Jahre später einen weiteren Hof bei Worringen.185 Dies waren zugleich die letzten großen Immobilienkäufe des Klosters. Für eine Besitzfortschreibung bis zu dem bei der Säkularisation des Klosters dokumentierten Besitzstand fehlt insbesondere wegen des weitgehenden Verlustes der Pachtbücher und Einnahmeregister die Quellengrundlage. 6.2. Einnahmen Die Einnahmen des Klosters speisten sich aus drei Quellen: dem Terminieren, Memorienstiftungen und Einnahmen aus dem Grundbesitz. In den Terminen sammelten die Brüder Naturalien, vor allem Getreide, Wolle, Eier, Käse und Wein,186 und lagerten sie in den Terminierhäusern. Der Terminierbereich des Kölner Karmel war ausgedehnt und umfasste nach dem Stand des Jahres 1352/53 die Orte Bonn, Brühl, Ahrweiler, Sinzig, Linz, Breisig, Hönningen, Honnef, Mülheim, Siegburg, Wipperfürth, Ratingen, Hennebach, Gerresheim, Overath, Monheim, Zons, Nideggen, Zülpich, Neuss, Bergheim, Jülich, Alden­ hoven, Erkelenz, Düren, Münstereifel und Werden.187 Ein Jahrhundert später hatte sich der Terminierbezirk deutlich verändert. Die 27 Stationen waren auf 17 vermindert, während der Terminierbereich sich erheblich erweitert hatte. Jakob Milendunck nennt für das Jahr 1457 Terminierhäuser in Essen, Dortmund, Mün­ ster, Hamm, Attendorn, Bergheim, Ahrweiler, Erkelenz, Neuss, Monheim, Ratingen, Bonn, Siegburg, Heimerzheim, Zülpich, Recklinghausen und Zingesheim.188 Daraus wird deutlich, dass die Terminierhäuser am Rhein südlich von Bonn aufgegeben und offenbar durch das neue Haus in Heimerzheim ersetzt worden waren. Die Reduzierung der Zahl der Termineien war mit einer Expansion des Terminiergebietes verbunden, denn mit den Neugründungen in Dortmund, Münster, Recklinghausen, Hamm und Attendorn expandierte der Kölner Konvent in einen Bereich, in dem keine Karmeliterklöster bestanden. Stiftungen erhielt der Karmeliterkonvent in großer Zahl. Sie können generell unterschieden werden in die Legate aus Testamenten und in Anniversar- und Memorienstiftungen in unterschiedlichen Formen. Während die Legate als einmalige und zumeist nur geringe Geldsumme wirtschaftlich keine bedeutende Rolle spielten, sicherten die Einnahmen aus der Seelsorge die Kontinuität des Klosterhaushalts. In der quellenmäßig durch den „Liber fundationum“189 gut belegten

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Zeit von 1355–1525 lassen sich 67 Stiftungen für eine ewige Memorie in Form einer einmaligen Geldsumme als Stiftungskapital und ebenfalls 67 Rentüberschreibungen für eine Memorie ermitteln.190 Diese regelmäßigen Einnahmen sicherten das tägliche Leben des Konvents und bildeten eine solide Grundlage für das wirtschaftliche Handeln. Für die Pachteinnahmen sind wegen des fast vollständigen Verlustes der Einnahme-, Rechnungs- und Pachtbücher des Kölner Karmel nur Detailstudien möglich. Somit lässt sich die ökonomische Situation des Klosters nur in wenigen Zeiträumen exakt beschreiben.191 Auf der Quellengrundlage der Visitationsberichte des Provinzials Hermann von Neuss für die Jahre 1371–1383192 hat Hans-Joachim Schmidt starke Schwankungen in den Einnahmen und Ausgaben des Kölner Konvents ermittelt, wobei die Einnahmesituation in erster Linie von der von Jahr zu Jahr unterschiedlichen Höhe der Kornrenten abhängig war. 7. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude „Seit die Reichsstadt Köln am 4. Oktober 1794 von französischen Truppen besetzt worden war, hatte die Kölner Geistlichkeit Maßnahmen zu erdulden, die sich der nachträglichen Betrachtung als eine Kette von Ereignissen darstellt, die ihr zwangsläufiges Ende in der Säkularisation des Jahres 1802 finden“.193 Zu diesen Maßnahmen gehörten die Zählungen der Mitglieder der geistlichen Gemeinschaften und die Feststellung des beweglichen und unbeweglichen Vermögens. Das Kloster wurde am 11. September 1802 (24. Fructidor X) aufgehoben. Es besaß zu dem Zeitpunkt Grundgüter, deren Wert die französische Aufhebungskommission mit einem Kapitalwert von 142.141 Francs berechnete. Das Kloster besaß: im ­Roerdepartement im Kanton Köln 14 Häuser (Wert: 53.645 Francs), im Kanton Brühl 11,2 ha Landparzellen (Wert: 1.760 Francs), im Kanton Dormagen 48,7 ha Land von 1 Hof und 61,3 ha Landparzellen (Wert insgesamt 15.305 Francs), im Kanton Elsen 29,3 ha Landparzellen (Wert: 10.120 Francs), im Kanton Lechenich 48,5 ha Land von 1 Hof und 28,4 ha Landparzellen (Wert: 22.268 Francs), im Kanton Weiden 61,6 ha Land von 2 Höfen und 1 ha Landparzellen (Wert: 9.180 Francs), im Kanton Zülpich 6,1 ha Landparzellen (Wert: 1.760 Francs), im Kanton Froitzheim 45,3 ha Land von 1 Hof (Wert: 8.800 Francs), im Kanton Neersen 29,6 ha Land von 2 Höfen (Wert: 11.400 Francs), im Kanton Neuss 21,3 ha Land von 1 Hof (Wert: 2.640 Francs), im Kanton Geldern 19,3 ha Land von 1 Hof (Wert: 2.963 Francs), rechtsrheinisch in Erpel am Rhein 1,3 ha Land und 1,9 ha Weinland (Wert: 2.300 Francs). Der Kapitalwert erhöhte sich um Kapitalforderungen in Höhe von 60.189 Francs und Rentenforderungen von 16.046 Francs; dem standen Schulden in Höhe von 51.127 Francs gegenüber. Der Schuldenstand der Karmeliter betrug etwa 80 % der Kapitalforderungen und war damit sehr hoch, jedoch konnte von einer Überschuldung keine Rede sein. Vergleichbar hohe Schulden hatten auch die großen stadtkölnischen Stifte. Die von der französischen Regierung möglicherweise zu zahlende Pension betrug 7.200 Francs.194

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ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Die erhaltenen Teile des Archivs des Kölner Karmeliterklosters bilden den Bestand 228 des Historischen Archivs der Stadt Köln.195 Das Repertorium der Urkunden verzeichnet 550 Nummern, von denen 352 Urkunden original erhalten und 198 als Regesten in den Kopiaren des 16. Jhs. im Bestand 228, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, überliefert sind.196 Bei einem Großteil des Bestandes handelt es sich um Vorurkunden, die im Zuge von Grundbesitzerwerb mit den jeweiligen Immobilien in den Besitz des Klosters gelangten. Das älteste Original ist eine Ablassurkunde vom 14. Mai 1261, das jüngste eine Rentenverschreibung vom 9. August 1776. Die Rechtsgeschäfte betreffen überwiegend Käufe, Schenkungen, Stiftungen und Immobiliengeschäfte. Der Aktenbestand umfasst 33 Faszikel aus dem 16. bis 18. Jh. über einzelne Liegenschaften und deren Abgaben an das Kloster. Von besonderem Interesse ist das „Registrum literarum omnium cum specificatione bonorum“, das älteste Grundbuch des Klosters aus dem 16. Jh. (Akten 557/7). Da das Klosterarchiv und das Provinzarchiv gemeinsam im Kölner Kloster bewahrt wurden, gibt es vielfältige Verbindungen. Vor allem enthält das große historiographische Werk des Provinzhistoriographen Jakob Milendunck, der von 1646–1650 auch Prior in Köln war, wertvolle Nachrichten über das Kölner Karmeliterkloster. In seinem „Elenchus“ widmet er den ersten und bei weitem umfangreichsten Teil seinem Heimatkonvent unter dem Titel „Chronicon Carmeli Coloniensis“.197 Hier werden alle Nachrichten aus den Protokollen der Provinzkapitel vom 13. Jh. bis in die zweite Hälfte des 17. Jhs. zusammengestellt, sofern sie für den Kölner Konvent von Bedeutung waren. Einen Auszug aus den Aufzeichnungen Milenduncks hat Johannes Weiss zusammengestellt; er bleibt von dessen Werk abhängig und gibt keine weiterführenden Informationen.198 Bibliothek Die Bibliothek bezeichnete Papebroch als „anständig“. Die Bücher befanden sich in einem großen Raum über dem Kapitelsaal. Es gebe eine Tür, durch die man im Falle eines Brandes die Bücher in den darunter liegenden eingewölbten Kapitelsaal werfen könne.199 Wahrscheinlich handelte es sich um den 1429 eingerichteten Bibliotheksraum.200 Im Zuge der Maßnahmen, die der Säkularisation voraufgingen, wurde die „Carmeliter Bibliothek“ am 22. April (3. Floreal) 1798 von den Munizipalverwaltern Weyer und Oestges versiegelt.201 Im Zusammenhang mit der Einrichtung einer Zentralschule des Roer-Departements in Köln, die am 21. November 1798 eröffnet wurde, gelangte die Bibliothek des Karmeliterklosters in deren Bibliotheksbestände. Sie wurden in die (erst später so benannte) Gymnasialbibliothek überführt und kamen schließlich in den Besitz der 1919 wiedergegründeten Universität Köln. Hier trennte man Handschriften und Drucke in der Weise, dass die Handschriften in das Historische Archiv der Stadt Köln überführt wurden, die Druckwerke hingegen in die Universitäts- und Stadtbibliothek. Sie sind dort im Bestand GB IV (Theologische Abteilung der Kölner Gymnasialbibliothek) verzeichnet.202 Die Handschriften sind im Handschriftencensus Rheinland erfasst;

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ausführliche Beschreibungen liefern die Bände der Sonderreihe der Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln „Die Handschriften des Archivs“ (s. Literaturverzeichnis). Weitere Druckwerke aus Kölner Provenienz befinden sich heute in der Stadtbibliothek Mainz. Unter den Vorbesitzern lassen sich u. a. die Bibliothek wie auch einzelne Konventualen ermitteln.203 Bau- und Kunstdenkmäler 1. Kirche Jakob Milendunck weist darauf hin, dass die Karmeliterkirche 1642 völlig umgestaltet wurde.204 Der Umbau fand schon im Vorfeld des Anschlusses des Kölner Konvents an die Tourainer Reform statt. Der Hochaltar, der bisher in der Mitte der Kirche stand und nach Osten gerichtet war, wurde nach Westen ausgerichtet und an die Westseite des Chorraums versetzt. Gleichzeitig wurden an der Ostseite der Kirche drei neue Kirchenportale gebaut. Der Kreuzaltar, der vor dem nunmehr abgebrochenen Lettner im Mittelschiff (Laienhaus) gestanden hatte, wurde ebenfalls versetzt. Nach der französischen Besetzung des linksrheinischen Köln 1794 wurde die Kirche zunächst als Pferdestall, seit 1802 als Fruchtmagazin genutzt und 1810/11 abgebrochen. Im Kloster wurde von der französischen Militärverwaltung und seit 1816 vom preußischen Militärfiskus eine Militär- bzw. Garnisonsbäckerei untergebracht. 1808 überwies die französische Militärverwaltung den Südflügel der Klosteranlage an die Stadt Köln, um dort eine Primärschule der St. Jakobspfarre einzurichten. Die preußische Regierung richtete hier 1815 die Karmeliterschule ein (seit 1830 Friedrich-Wilhelm-Gymnasium). Wegen des Schulneubaus legte man 1844 die Südflügelbauten des Klosters nieder, sodass das große Gelände als „wüste Stätte“ bezeichnet wurde.205 Im Historischen Archiv der Stadt Köln hatten sich acht Photos erhalten, die den Zustand der Überreste des Klosters vor dem Brand der früheren Garnisonsbäckerei 1929 dokumentieren.206 Sie zeigen den Nord- und Ostflügel des Priorats und des Noviziats bzw. der Nuntiatur sowie einen Blick in den Kapitelsaal aus der 2. Hälfte des 15. Jhs. Er lässt einen Abglanz der früheren Schönheit erkennen: eine zweischiffige dreijochige Halle mit zwei schlanken achteckigen Säulen mit fein profilierten Birnstabrippen, die von Säulen und Wand mit konsolartigen Knicken aufsteigen.207 1936 beabsichtigte die Stadt Köln noch die „Instandsetzung“ der Baureste,208 die im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs endgültig vernichtet wurden. 1.1. Altäre In der Kirche befanden sich 12 Altäre.209 Der Hochaltar war der Hl. Dreifaltigkeit, der sel. Jungfrau Maria, dem hl. Johannes bapt., den Aposteln und den 11.000 Jungfrauen210 geweiht. Die weiteren Altäre waren geweiht der Immaculata Conceptio BMV,211 dem Hl. Kreuz sowie den hll. Laurentius, Sebastian212, Catharina, Barbara, Angelus O.Carm., Antonius Ungarus O.Carm.,213 der hl. Anna,214 den hll. Joseph215 und Joachim, dem hl. Matthias ap.,216 vier Marschällen217 (Antonius

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abb., Quirinius mart., Cornelius ap., Hubertus ep.), Ambrosius ep., der hl. Dorothea, der hl. Apollonia,218 der Auferstehung Christi mit den Patrozinien hl. Kaiser Heinrich und hl. Elisabeth von Thüringen,219 den hl. Johannes bapt. und hl. Johannes ev.,220 dem hl. Georg, 221 dem hl. Albert conf. Carm.,222 und dem hl. Rochus.223 Segerus Pauli beschreibt weiterhin vier wundertätige Bilder und ihre „myrakel“.224 1.2. Kreuzaltar (sog. Aachener Altar225) Bei dem in der kunstgeschichtlichen Forschung als „Aachener Altar“ bezeichneten Triptychon handelt es sich zweifelsfrei um den Kreuzaltar der Kölner Karmeliterkirche.226 Das Retabel wird nach stilistischen Merkmalen in die Zeit „um 1515–1520“ datiert.227 Der Altar gelangte nach der Säkularisation zunächst in die Sammlung Johann Jakob Nepomuk Lyversberg und wurde 1872 vom Aachener Domkapitel erworben.228 Da er bis 1920 in der Chorhalle des Aachener Münsters aufgestellt war, hat sich die Bezeichnung „Aachener Altar“ eingebürgert. Richtig wäre es indes, das Passionstriptychon als „Kreuzaltar des Kölner Karmel“ zu bezeichnen. Das Triptychon229 zeigt auf der Mitteltafel einen figurenreichen Kalvarienberg, auf der Innenseite des linken Flügels eine Ecce-homo-Darstellung und auf der Innenseite des rechten Flügels die Beweinung Christi. Der Provinzhistoriograph Segerus Pauli hob in seiner Beschreibung des Altars besonders die Heiligen auf den Außenseiten der beiden Flügel hervor: „Mit dem Bild des Gekreuzigten der Hauptaltar des Heiligen Kreuzes der vorigen Kirche: in ihm ist zugleich das ­Patr­o­zinium der heiligen Martyrer Laurentius, Sebastianus, Catharina, Barbara, Angelus O.Carm., Antonius Ungarus O.Carm., die alle [sc. vom Mittelschiff aus] auf den geschlossenen Flügeln des Altars mit vollständigem Habit und den gemalten Attributen ihrer Heiligkeit sehen“.230 Auch Jakob Milendunck beschrieb den Altar in dieser Weise: „Dieser Altar hat ein Tafelbild, das die Geschichte der Passion des Herrn mit größter Ausdruckskraft zeigt. Sie wurde wegen ihrer Kunstfertigkeit von früheren Malern immer gelobt. Von außen sind auf den Flügeln die Heiligen Laurentius, Sebastianus, Catharina, Barbara, Angelus O.Carm. und Antonius Ungarus O.Carm. gemalt, beide Martyrer im vollen Habit ihres Ordens und mit den Attributen ihrer Heiligkeit: Antonius Ungarus mit dem Knüppel in der Hand, und mit Steinen, die in sein Skapulier hineingelegt sind“.231 Die Frage nach der Identität von Auftraggeber wie auch „Meister des Aachener Altars“ hat die Forschung bisher noch nicht abschließend beantworten können. Auch nach gründlicher Recherche in den erhaltenen Archivalien des Kölner Karmel und der Niederdeutschen Provinz lassen sich keine Quellen dazu finden.232 Selbst der wohlinformierte Jakob Milendunck, der über die Stiftungen von Kelchen, Monstranzen, Paramenten und Geldrenten der Prioren und Provinziale genau Buch geführt hat, lobt allein die Schönheit des Altars, nennt aber seinen Schöpfer und seinen Stifter nicht. Doch könnte sich auf der linken Flügelinnenseite des Triptychon selbst ein Hinweis auf den Meister verbergen. Dort wird die Ostentatio Christi dargestellt. Vor dem gepeinigten, dem Volk zur Schau gestellten Christus ist in Rückenansicht die Gestalt eines Kriegers mit Hellebarde und

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Schwert zu sehen. Die Schwertscheide trägt eine Inschrift, die als Signatur des Malers gedeutet werden kann. In der kunsthistorischen Forschung findet sich die Lesart: NAC THEU AWONEIA,233 was jedoch den Befund nicht korrekt wiedergibt. Tatsächlich lautet die Buchstabenfolge: NAC IHSV AWONSIA (Kürzungsstriche über allen Buchstaben A und dem I von IHSV). Nach Auflösung der Kürzungen lautet die Inschrift: NAC(areno) IH(e)SV A. WONSIA(m), dem Jesus von Nazareth A. Woensam. Das könnte der Name des Malers und Holzschneiders Anton Woensam (1492/1500–1541) sein und einen Weg zur Identifizierung des unter dem Notnamen „Meister des Aachener Altars“ bezeichneten Künstlers weisen. Dafür spricht, dass Anton Woensam zu der ermittelten Entstehungszeit des Altars „um 1515–1520“ seine Werkstatt in Köln hatte. Zeugnisse seiner Tätigkeit für Kölner Klöster und Stifte sind ein Triptychon für die Kirche St. Gereon (1520) und die sog. Kartäuserkreuzigung von 1535.234 Er hatte in die Familie Dunwald eingeheiratet, und über seine Ehefrau Margaretha Dunwald bestanden offenbar familiäre Kontakte zum Kölner Karmeliterkloster, in dem in den Jahren 1504–1507 Stephanus Dunwald unter den Studenten der Philosophie und Logik genannt wird.235 Die Ergebnisse der stilkritischen Untersuchung setzen der Möglichkeit einer Zuschreibung des Kreuzaltars an Anton Woensam allerdings gewichtige Argumente entgegen, da sie gerade die gravierenden Unterschiede zwischen den Woensam und den dem „Meister des Aachener Altars“ zugeschriebenen Werken herausgestellt haben.236 Das Landschaftspanorama im Hintergrund der Szenen auf dem Retabel erweist die Vertrautheit des Meisters mit dem geographischen Raum von Köln bis zum Siebengebirge. Mit dieser Kulisse wird der Betrachter ebenso wie mit den zeitgenössisch-modischen Kostümen der dargestellten Personen in das „hic et nunc“ des Jesusgeschehens hineingenommen. Von besonderem Interesse ist der linke Innenflügel, der den Blick auf eine spätmittelalterliche Stadt eröffnet. Im Hintergrund sind die unvollendeten Türme einer gotischen Kirche dargestellt. Diese Architektur wurde in der Forschung als Turmstumpf des Südturms des Kölner Doms interpretiert,237 eine Auffassung, die weder schlüssig bewiesen noch widerlegt werden konnte. Im Kontext des Kölner Karmeliterklosters ist insbesondere die Fassade der Kirche von hohem Interesse, die sich an dem weiträumigen Platz238 erhebt. Der im Mittelteil des Triptychons dargestellte Ordensmann im Chorgewand der Karmeliter wird von der kunsthistorischen Forschung als Stifter bzw. Auftraggeber gedeutet. Zweifel an dieser Interpretation löst allerdings die Haltung der Hände des Dargestellten aus, die nicht der Typologie von Stifterdarstellungen entspricht. Diese nehmen in der Regel eine Anbetungshaltung mit zum Gebet gefalteten Händen ein, während der kniende Karmelit einen Gegenstand in der rechten Hand hält.239 Dabei handelt es sich um ein schwarzes Reliquienkästchen. Möglicherweise sollte es zur Aufnahme von Reliquien des hl. Kreuzes dienen.240 Nimmt man diese Beobachtungen zusammen, so lässt sich fragen, ob der Karmeliter tatsächlich in der Funktion als „Stifter“ dargestellt ist. Seine Stellung im Mittelteil legt eher die Vermutung nahe, dass der Maler ihn in die Gruppe der Trauernden und damit unmittelbar in das Kreuzigungsgeschehen auf Golgotha hineingenommen hat. Das

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würde mit dem Selbstverständnis des Karmeliterordens korrespondieren, der die Stiftertradition bewahrte, von dem Propheten Elija im Heiligen Land gegründet und seit dieser Zeit bis zum 13. Jh. ununterbrochen dort ansässig gewesen zu sein. Die ikonographische und historiographische Tradition des Ordens, die die Karmeliter immer wieder in die Nähe Jesu und Mariens rückte, spiegelt dieses Selbstbild wieder. In der Ikonographie der Siegelbilder erscheint der Typus des vor dem Gekreuzigten knienden Karmeliters seit der Mitte des 15. Jhs. im Siegel des Provinzials der Niederdeutschen Provinz [ Abb. S. 98 Nr. 2], sodass die Vermutung naheliegt, es könne sich bei dem anbetenden Karmeliter um ein Zitat des Siegelbildes handeln. Fragt man nach der Funktion des Karmeliters in der Kalvarienberg-Darstellung, so hätte er auf Golgotha die Kreuzessplitter empfangen, die er in dem Reliquienkästchen bewahrt. Eine „Stifter-Hypothese“ würde sich somit erübrigen.241 2. Kloster 2.1 Bilderzyklus Den Kreuzgang des Klosters beschrieb der Jesuit Daniel Papebroch 1660 als „herrlichen Kreuzgang und noch herrlichere Malereien ringsherum, die das Alte Testament im Überblick, das Neue jedoch ganz, der Reihe nach, und ausführlich darstellen“.242 Diese Ausstattung des Kreuzgangs mit einem Zyklus von großen Leinwandbildern mit biblischen Szenen geht auf den Provinzial Eberhard Billick zurück, der ihn seit 1547 als Gegengewicht gegen den Bildersturm in der Stadt Köln in Auftrag gab. Den Auftrag erhielt Bartholomäus Bruyn d. Ä., der mit seinen Söhnen in Köln die bedeutendste Werkstatt dieser Zeit unterhielt. Von der Folge von „mehr als 100“ (wohl 104) Gemälden im Kreuzgang des Klosters ist nur ein Bild erhalten.243 Die von Eberhard Billick verfassten Distichen, die ursprünglich die Szenen aus dem Neuen Testament erklärten, sind restlos verloren. Die rot ausgemalten Anfangsbuchstaben der Distichen ergaben den Satz: „Everhardus Billicus Coloniensis Theologus Provincialis Fratrum Carmelitarum Ambitum Tabulis istis ornari procuravit“. Aus der Anzahl der Buchstaben ergibt sich die Zahl von 104 Gemälden.244 Es gelang Eberhard Billick, vornehme Stifter für die Gemälde zu finden, unter „chur- und fursten, bischoffen, prelaten, graven, rittern, doctorn, burgern“.245 So schilderte er selbst 1552 vom Konzil von Trient aus in einem Brief an den Kölner Prior Kaspar Dorolerus, wie er auch dort mit Hilfe des Kölner Erzbischofs Mittel für die Bildergalerie beschaffte. Der Straßburger Bischof Erasmus von Limburg stiftete ein Gemälde, das sein Porträt und sein Wappen tragen sollte, und Billick schrieb dazu: „Es ist nicht nötig, dass ihr euch wegen seines Porträts Sorge macht. Malt das Gesicht unseres Kolonen Everhard in Dormagen, nachdem er sich gewaschen und geschoren hat; der Straßburger Herr sieht ihm so ähnlich, als wenn er sein Bruder wäre. Sein Wappen werde ich euch zuschicken“.246 Der Ordenschronist Jakob Milendunck lobt den Zyklus als das höchste Gut, das Billick dem Kölner Kloster hinterließ.247 Hermann Weinsberg berichtet in seinen Erinnerungen (1518–1578), dass Bartholomäus Bruyn d. Ä. und nach seinem Tod seine Söhne für jedes Gemälde 7 Taler als Lohn erhalten haben.248 Auch nach Bartholomäus Bruyns d. Ä. Tod am 22. April 1555 und Billicks Tod am 12. Januar 1556 wurde

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die Bildergalerie weitergeführt, wie Hermann Weinsberg bezeugt. So stellte die Werkstatt der Söhne Arnt und Bartholomäus Bruyn d. J. 1563 ein Gemälde „Jesus im Garten Gethsemane“ fertig, das er 1559 stiftete, und das sein und seiner Frau Bildnis und ihre Wappen tragen sollte.249 Bartholomäus Bruyn d. Ä. (1493–1555), „Versuchung Jesu in der Wüste“, Öl auf Leinwand, Höhe 1,84 m (beschnitten), Breite 1,19 m, Bonn, Rheinisches Landesmuseum.250 Zwischen zwei Säulen, die die Szene seitlich einrahmen, zeigt das Gemälde Jesus und den Teufel, der ihn in Versuchung führt, den Stein in seiner Hand in Brot zu verwandeln. Als Teufel ist in den Gesichtszügen und der Gewandung unverkennbar Martin Luther dargestellt, mit Teufelskrallen als Füßen und einem langen Schwanz, der unter dem Talar hervorschaut. Der Ausblick in eine weite Landschaft lässt u. a. auf der Zinne eines Tempels die dritte Versuchungsszene erkennen. Unten links kniet betend der Stifter, ein Bischof. Ein zweites Gemälde aus dem Zyklus, „Beschneidung des hl. Johannes“, das dem Wallraf-Richartz-Museum in Köln gehörte, wurde im 2. Weltkrieg vernichtet. Aus der photographischen Dokumentation dieses Gemäldes lässt sich der am linken Bildrand der Versuchungs-Szene noch erkennbare Ansatz eines Gebälks, das im heutigen Zustand des einzigen erhaltenen Gemäldes abgeschnitten ist, rekonstruieren. Es enthält üppige Grotesken und eine Kartusche mit der Angabe der Perikope. Mit der Ergänzung gewänne die Versuchungsdarstellung ihre ursprüngliche Höhe von etwa 2,31 m zurück. 2.2. Refektorium Papebroch rühmte auch das Refektorium: „Erstaunlich ist die Größe des Refektoriums, die unseres in Tournai (Doornik) in der Länge nicht wenig, in der Breite sogar um viel übertrifft. 200 Personen, so sagt man, können darin an einer Tafelreihe bequem Platz finden“.251 PRIOREN252 Heroldus 1281–1287 – Goswinus 1289–1300 – Godefridus de Nussia 1300 – Conradus a S. Georgio 1305 – Godefridus de Nussia 1310–1314 – Sibertus de Beka 1315–1316 – Everlinus 1316 – Johannes Tabulatoris 1317 – Gerhardus de Bonna 1323 – Johannes de Sublobiis 1327, 1328 – Gervasius 1331 – Johannes Vogolo 1332253, 1333 – Johannes de Arwyler 1334 – Henricus de Aquila 1336–1345 – Johannes Vogolo 1345–1348 – Johannes de Vico Leonis 1348–1349 – Henricus de Dolendorp 1349–1350 – Johannes de Vico Leonis 1350–1352 – Gerhardus de Hackenberg (Haggenberg) 1352–1357 – Joannes de Burenhove (de Bunrehove) 1357–1360 – Gotscalcus de Colonia dictus de Grue 1361–1363 – Gerhardus de Haggenberg 1363–1366 – Rolandus de Odendorp 1366–1371 – Gerhardus de Haggenberg 1371–1372 – Johannes de Ulreportz 1372–1373 – Henricus de Molenheim 1373–1375 – Joannes de Gluel (Glevel) 1375–1391 – Gerardus de Novo Foro (Neumarkt) 1391–1393 – Matthias de Duren 1393–1407 – Martinus de Novo Foro (Neumarkt) 1407–1413 – Albertus de Rimbach 1413–1415 – Johannes de Wormatia 1415–1416 – Gerhardus de Scuto 1416–1422 – Martinus de Novo Foro 1422–1425 – Wigerus de Rinsberg 1425–1426 – Hermannus de Sassenberg 1426–1427 – Petrus de Nova Ecclesia (Peter von Nieukerk) 1427–1430 – Hermannus

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de Nussia 1430–1433 – Joannes Hoingen 1433–1435 – Petrus Tinctoris (Ferbers, Tinter) 1435–1437 – Hilgerus de Burgis 1437–1440 – Joannes Wiricus (Wyrich) de Nussia (Johannes Wirich von Neuss) 1440–1444 – Simon de Duren 1444–1449 (suspendiert von Generalprior Johannes Faci) – Johannes Struver 1449–1451 – Petrus de Nova Ecclesia 1451–1456 – Conradus de Ortenberg 1456–1458 – Andreas Kettwig de Confluentia 1458–1461 – Gerardus de Castris 1461–1462 – Martinus de Moniau 1462–1463 – Johannes de Ortenberg 1463–1468 – Hermannus de Mestorp (Mestorff) 1468–1472 – Johannes Frytag de Dusseldorp 1472–1474 – Johannes Wirici (Wyrich) de Nussia 1474–1476 – Andreas Kettwig de Confluentia 1476 († 1476) – Joannes Wirici (Wyrich) de Nussia 1477–1483 – Romoldus de Laupach 1483–1486 – Joannes Wirici de Nussia 1486–1488 – Rutgerus de Campana (von der Clocken) 1488–1496 – Jacobus de Nussia 1496–1505 – Henricus Pistorius iunior dictus de Geleen (Glehn, Gelre, Henricus Gelenius) 1505–1526 – Burchard Billick (Brocardus, Burchardus Lapicida dictus Billick) 1527 († 1527) – Kaspar Dorolerus (von Doroler) 1528–1536 – Eberhard Billick 1536–1542 – Kaspar Dorolerus 1542–1552 – Kaspar a Barenstein, Prior von Kreuznach, nimmt seine Wahl zum Kölner Prior 1552 nicht an254 – Johannes Billick 1552–1562 – Kaspar Dorolerus 1562–1566 – Kasparus a Barenstein 1566–1575 – Gerhardus Campaeus de Vetere Ecclesia 1575–1588 – Degenhardus Dumetanus (Solbrüggen, van der Hecken) 1588–1592 – Petrus Orttenbach 1592–1594 – Andreas Syntherus 1594–1604 – Wilhelm Schulting (Guilelmus Schultingius) 1604–1610 – Balthasar Romaya (Rommerskirchen) 1610–1618 – Matthaeus Tympius 1618–1619 – Johannes Bachusius, Prior von Frankfurt, der sein Amt 1619 wegen der schwelenden Auseinandersetzungen mit Kaspar Münster nicht antrat; Bestätigung des Johannes Bachusius 1620–1623 – Johannes Dunwald 1623–1628 – Johannes Simonius 1628–1634 – Johannes Dunwald 1634–1640 – Jakob Orsbach 1640–1643 – Johannes Dunwald 1643–1646 – Jakob Milendunck 1646–1649 – Petrus Alberti 1649–1650 – Matthias Hünen 1650–1652 – Jacobus Emans 1652–1659 – Johannes a Cruce 1659–1662 – Georgius a Regina Angelorum 1662–1665 – Jakob Emans 1665–1667 – Johannes a Cruce 1667–1672 – Ambrosius a S. Godefrido 1672–1675 – Archangelus a S. Mauritio 1675–1678 – Ambrosius a S. Godefrido255 1678–1681– Johannes a Cruce 1681–1684 – Hyacinthus a Matre Dei 1684–1686 – Onesimus a S. Paulo 1686–1687 – Stephanus a S. Johanne Ev. 1687–1690 – Coelestinus a S. Henrico 1690–1693 – Ferdinandus a S. Francisco 1693–1696 – [Stephanus a S. Johanne Ev. wurde 1696 vom Generalvikar des Ordens nicht bestätigt] – Coelestinus a S. Henrico 1697–1699 – Polycarpus a S. Ludovico 1699–1702 – Germanus a S. Ignatio 1702–1705 – Coelestinus a S. Henrico 1705–1708 – Anselmus a S. Francisco Xaverio 1708–1711 – Ignatius a S. Aegidio 1711–1714 – Emanuel a S. Georgio 1714–1717 – Angelus a Terra Sancta 1717–1720 – Florentius a S. Gerardo 1720–1723 – Leopoldus a S. Jacobo 1723–1726 – Wolterus a S. Huberto 1726–1729 – Vitus a Matre Dei 1729–1732 – Theodorus a S. Leonardo 1732–1735 – Melchior a S. Josepho 1735–1739 – Arnoldus a S. Clemente 1739–1742 – Leopoldus a S. Jacobo 1742– † 1744 – Melchior a S. Josepho 1744–1748 – Valerius a S. Michaele 1748–1751 – Elisäus a S. Michaele 1751–1754 – Engelbertus a S. Anna 1754–1757 – Eligius a S. Nicolao 1757–1760 – Adolphus a S. Cunigunde 1760–1763 – Theodoricus a

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S. M. Magdalena 1763–1766 – Crescens a S. Vincentio 1766–1769 – Joannes Nepomuc a S. Mathia 1769–1772 – Hilgerus a S. Eliseo 1772–1776 – Leopoldus a S. Josepho 1776–1779 – Heribertus a S. Petro 1779–1783 – Donatus a S. Wilhelmo 1783–1786 – Elias Raab 1786–1789 – Donatus Zingsheim 1789–1792 – Antoninus Scharth 1792–1802. LITERATUR Marita to Berens-Jurk, Der Meister des Aachener Altars. Diss. Mainz 1999 – Klaus Gereon Beuckers, Köln: Die Kirchen in gotischer Zeit. Zur spätmittelalterlichen Sakralbautätigkeit an den Kloster-, Stifts- und Pfarrkirchen in Köln. Köln 1998 (Stadtspuren. Denkmäler in Köln 24), 291–294 – Richard Büttner, Die Säkularisation der Kölner geistlichen Institutionen. Wirtschaftliche und soziale Bedeutung und Auswirkungen. Köln 1971 (Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgesch. 23) – Josef van Elten, Gesch. des Kölner Karmeliterklosters im Spätmittelalter. Staatsexamensarbeit. Köln 1983 – Helga Johag, Die Beziehungen zwischen Klerus und Bürgerschaft in Köln zwischen 1250 und 1350. Bonn 1977 (Rheinisches Archiv 103) – Manfred Groten, Köln im 13. Jh. Gesellschaftlicher Wandel und Verfassungsentwicklung. Köln/Weimar/Wien 1995 (Städteforsch. A 36) – Udo Kindermann, Kunstdenkmäler zwischen Antwerpen und Trient. Beschreibungen und Bewertungen des Jesuiten Daniel Papebroch aus dem Jahre 1660. Erstedition, Übersetzung und Kommentar. Köln/Weimar/Wien 2002, 46, 51, 302, 304f. – Koch, Karmelitenklöster, 29ff., 113ff. – Hans-Joachim Kracht/Jakob Torsy, Reliquiarium Coloniense. Siegburg 2003 (Stud. zur Kölner Kirchengesch. 34) – Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. 2. 3.2 Ergänzungsbd.: Die ehemaligen Kirchen, Klöster, Hospitäler und Schulbauten der Stadt Köln. Bearb. von Ludwig Arntz, Heinrich Neu und Hans Vogts. Düsseldorf 1937 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 7.3), 191–206 – Gabriel M. Löhr, Die Mendikanten in den Kölner Schreinsbüchern. In: Ann. des Hist. Vereins für den Niederrhein 143, 1939, 1–33 – Erich Meuthen, Die alte Universität. Köln/Wien 1988 (Kölner Universitätsgesch. 1) – Klaus Militzer (Bearb.), Kölner Geistliche im Mittelalter. Bd. 1: Männer. Köln 2003 (Mitt. aus dem StadtA von Köln 91) – Ders. (Bearb.), Quellen zur Gesch. der Kölner Laienbruderschaften vom 12. Jh. bis 1562/63. Bd. 2. Düsseldorf 1997 (Publ. der Ges. für Rheinische Gesch.kunde 71) – Christiane Neuhausen, Das Ablaßwesen in der Stadt Köln vom 13. bis zum 16. Jh. Köln 1994 (Kölner Schriften zu Gesch. und Kultur 21) – Hans-Hermann Röhrig, Reste alter Bibliotheken in der theologischen Abt. der Kölner Gymnasialbibliothek. Masch. Ass.-Arbeit. Köln 1957 – Emilia Schlatmann, St. Maria vom Berge Karmel. In: Colonia Romanica. Jb. des Fördervereins romanische Kirchen Köln 11, 1996, 55–58 – Jakob Torsy, Der Regularklerus in den Kölner Bistumsprotokollen 1661–1825. Bd. 2. Siegburg 1985, 185–230 (Stud. zur Kölner Kirchengesch. 19) – Hans Vogts, Zur Bau- und Kunstgesch. des Kölner Karmeliterklosters. In: Jb. des Kölnischen Gesch.vereins 14, 1932, 148–184. Zu den Handschriften: Handschriftencensus Rheinland. Hg. von Günter Gattermann. Bearb. von Heinz Finger, Marianne Riethmüller u. a. Wiesbaden 1993, 1064, Nr. 1905; 1065, Nr. 1909; 1180f., Nr. 2174; 1276, Nr. 2385; 1338, Nr. 2538; 1339,

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I. Klöster vor der Säkularisation

Nr. 2541; 1340, Nr. 2545 (Schriften der Universitäts- und LandesB Düsseldorf 18) – Die homiletischen und hagiographischen Handschriften des StadtA Köln. Tl. 1: Handschriften der GymnasialB. Beschrieben von Joachim Vennebusch. Köln/ Weimar/Wien 1993, 44–46, GB f° 121; 63f., GB f° 154; 82, GB f° 192; 86f., GB 4° 18; 132f., GB 4° 119; 134–136, GB 4° 131; 144f., GB 4° 150; 185, GB 4° 226; 210f., GB 8° 137 (Mitt. aus dem StadtA von Köln. Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs, H. 6, Tl. 1) – Die homiletischen und hagiographischen Handschriften des StadtA Köln. Tl. 2: Handschriften der Slg. Wallraf, Handschriften des Bestands W*, Fragmente. Beschrieben von Joachim Vennebusch. Köln 2001, 81–85, W 164c; 119–124, W 262; 153–155, W* 295 (Mitt. aus dem StadtA von Köln. Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs, H. 7, Tl. 2) – Die theologischen Handschriften des StadtA Köln. Tl. 1: Die Foliohandschriften der GymnasialB. Beschrieben von Joachim Vennebusch. Köln, Wien 1976, 35–39, GB f° 44; 59–61, GB f° 76; 64–66, GB f° 84; 100f., GB f° 126; 124–127, GB f° 153; 186, GB f° 205 (Mitt. aus dem StadtA von Köln. Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs. H. 1, Tl. 1) – Die theologischen Handschriften des StadtA Köln. Tl. 2: Die Quart-Handschriften der GymnasialB. Beschrieben von Joachim Vennebusch. Köln/Wien 1980, 211f. GB 4° 186; 247f., GB 4° 233 (Mitt. aus dem StadtA von Köln. Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs, H. 2, Tl. 2) – Die theologischen Handschriften des StadtA Köln. Tl. 3: Die Oktav-Handschriften der GymnasialB. Beschrieben von Joachim Vennebusch. Köln/Wien 1983, 13f., GB 8° 15 (Mitt. aus dem StadtA von Köln. Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs, H. 3, Tl. 3) – Die theologischen Handschriften des StadtA Köln. Tl. 4: Handschriften der Slg. Wallraf. Beschrieben von Joachim Vennebusch. Köln/Wien 1986, 43f., W 128; 87–89, W 203 (Mitt. aus dem StadtA von Köln. Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs, H. 4, Tl. 4) – Die theologischen Handschriften des StadtA Köln. Tl. 5: Handschriften des Bestandes W* und Fragmente. Beschrieben von Joachim Vennebusch. Köln/Weimar/Wien 1989 (Mitt. aus dem StadtA von Köln. Sonderreihe: Die Handschriften des Archivs, H. 5, Tl. 5).

* Wegen der herausragenden Stellung des Kölner Klosters in der Deutschen und Nieder­deut­ schen Provinz sei auf die Artikel  Deutsche Provinz,  Niederdeutsche Provinz,  Kölnische Provinz verwiesen. Die Quellenstudien für diesen Beitrag wurden wenige Wochen vor dem Einsturz des HASt Köln am 3.3.2009 abgeschlossen.  –   1 Hermann Keussen, Topographie der Stadt Köln im Mittelalter. Bd. 2. Bonn 1910 (Nd. Düsseldorf 1986), Tafel X und Sp. 37b–39a (Publ. der Ges. für Rheinische Gesch.kunde).  –  2 Köln. Der hist. Atlas. Hg. von Heiner Jansen, Gert Ritter, Dorothea Wiktorin, Elisabeth Gohrbandt und Günther Weis. Köln 2003, 92f., 103.  –  3  Mehrere Abdrücke seit 1385, z. B. 23.1.1435, HASt Köln, St. Columba, Urk. 960. Abb. und Beschreibung: Rheinische Siegel 4, Tafel 51, Nr. 4 und S. 173, Nr. 4. Die Elevation der Hostie – wie im Siegelbild dargestellt – reicht in das 13. Jh. zurück, die des Kelches setzte sich hingegen nur zögerlich durch und wurde erst durch das Messbuch von 1570 derjenigen der Hostie angeglichen, vgl. Michael Kunzler, Die Liturgie der Kirche. Paderborn 1995, 346.  –  4 Mehrere Abdrücke aus dem 14. Jh., z. B. 5.6.1311, HASt Köln, St. Columba, Urk. 315. Abb. und Beschreibung: Rheinische Siegel 4, Tafel 51, Nr. 5 und S. 173, Nr. 5. Seit 1386 lautet die Umschrift: + S(igillum) PRIORIS (et) CONVENTUS CARMELITARVM I(n) COLON(ia), ebd., Nr. 5b.  –  5 Abdruck an einer Urk. vom 20.8.1476, HASt

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Köln, Best. 228, Urk. 3/108, Abb. und Beschreibung: Rheinische Siegel 4, Tafel 51, Nr. 8 und S. 175, Nr. 8.  –  6 Seit der ersten Hälfte des 16. Jhs., Abdruck vom 21.4.1668, HASt Köln, D.O. St. Katharina, Urk. 1202, Abb. und Beschreibung: Rheinische Siegel 4, Tafel 51, Nr. 7 und S. 174, Nr. 7.  –  7 ISF KB 47, fol. 318v.  –  8 Siehe dazu auch die eingehende Darstellung bei Vogts, Bau- und Kunstgesch., 148–154. Vogts nennt jedoch den Ordenschronisten Jakob Milenduck irrtümlich „Middendorp“.  –  9 Karmelregel Nr. 5 (s. Anhang).  –  10 Für Frankreich und das heutige Belgien Nachweise bei Emanuele Boaga, Origini ed evoluzione dei Carmelitani in Francia: Dal 1235 al 1317. In: AOC 42, 1991, 91–109, Tabelle 2; für die beiden deutschen Provinzen in diesem Buch, Karte S. 83.   –  11 Von den 42 Gründungen im französisch-belgischen Raum, die Boaga für die Zeit 1256–1290 verzeichnet, lagen 28 in Bischofsstädten (66 %); von den 16 Gründungen in Deutschland lagen 7 in Bischofsstädten (44 %).  –  12 Ebd., 108.  –  13 Vgl. zur Zentralortfunktion Kölns am Niederrhein Manfred Groten, Die Devotio moderna in Köln und am Niederrhein. Kirchengesch. Aspekte der Zentralortfunktion Kölns im Spätmittelalter. In: Köln und die Niederrheinlande in ihren hist. Raumbeziehungen (15.–20. Jh.). Hg. von Dieter Geuenich. Mönchengladbach 2000, 29–40, Zitat 39f. (Veröff. des Hist. Vereins für den Niederrhein 17).  –  14 Köln. Der hist. Atlas, 50f.  –  15 Ebd., 76f.  –  16 HASt Köln, Schreinsbuch 299 (Airsbach).  –  17 Konzise Einführungen in diese Kölner Besonderheit geben Hermann Conrad, Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung in Köln während des Mittelalters. Ein Beitrag zur Gesch. des Deutschen Grundbuchs. Weimar 1935 (Forsch. zum deutschen Recht 1, 3) und Klaus Militzer, Das topographische Gedächtnis: Schreinskarten und Schreinsbücher. In: Quellen zur Gesch. der Stadt Köln. Bd. 1. Hg. von Wolfgang Rosen und Lars Wirtler. Köln 1999, 165–168.  –  18 HASt Köln, Schreinsbuch 299 (Airsbach), fol. 20ra, letzter Eintrag, Nr. 534: „Notum quod fratres heremite de Monte Carmelo emerunt sibi dimidietatem domus et aree et dimidietatem orti retroiacentis site in lata platea iuxta domum Gozwini braxatoris erga Ludewicum et uxorem eius Agnetem ubi eos in particionem atting[uit] ita quod iure et sine contradictione obt[inent]“.  –  19 Ebd., fol. 20rb, Nr. 535: „Notum quod Bruno de Bunregasse et uxor eius Jutta d[ederunt] et remiserunt in elemosinam fratribus heremitis prescriptis residuam medietatem domus et aree prescripte et orti prescripti tali condicione ut eorum et antecessorum suorum quamdiu ibi fuerint faciant memoriam. Si vero ipsos abire et locum deserere contiguerit, prescripte dimidietates tam domus et aree quam orti cedent prescriptis B[runoni] et J[utte] vel eorum heredibus qui pro tempore fuerint libere et solute“.  –  20 Ebd., fol. 29rb, vorletzter Eintrag, datiert auf 1274 (entspricht der Angabe bei Keussen, Topographie 2, Sp. 38a, erster Eintrag: „pars terre de curia Brunonis de Bunregassen retro claustrum fratrum Carmelorum ad latitudinem claustri et longitudinem curie Brunonis“.  –  21 Zweite Fehde, 1257/58, vgl. Hermann Cardauns, Konrad von Hostaden. Erzbischof von Köln (1238–61). Köln 1880, 97–104. Zur kölnischen Gesch. in dieser Zeit s. Groten, Köln im 13. Jh.  –  22 Dieter Strauch, Der Große Schied von 1258. Erzbischof und Bürger im Kampf um die Kölner Stadtverfassung. Köln 2008.  –  23 Vgl. auch die Schilderung in der „Vie de Saint Louis“ des Jean de Joinville, der das Ereignis auf den 24./25. April 1254 datiert,  Deutsche Provinz.   –  24 Chronica Guilelmi de Sanvico. Hg. von Gabriel Wessels. In: AOC 6, 1914/15, 302–320, hier 310f. Der Herausgeber Wessels hält William von Sandwich für glaubwürdig, weil dieser selbst im Heiligen Land lebte und die Ereignisse bis zum Fall von Akkon 1291 wie ein Augenzeuge (quasi testis oculatus) beschrieb, 302, Anm. 1, mit Hinweis auf ältere Druckorte.  –  25 Die Gebühren für die Anschreinung hatte der Erwerber zu tragen, Conrad, Liegenschaftsübereignung, 47.  –  26 Militzer, Kölner Geistliche 1, 128, datiert auf ca. 1250 nach dem Eintrag im Schreinsbuch 315, fol. 1dv; vgl. auch in der Einleitung, 17. Fehlerhafte Stammtafel, die fälschlich auf die Familie vom Bonnerhofe bezogen wird, bei Vogts, Bau- und Kunstgesch., 152.  –  27 Nachweise für die Jahre 1300–1312 (Albert), 1311–1312 (Gerhard) und 1311–1340 (Matthias) bei Militzer, Kölner Geistliche 1, 128, nach den Schreinsbucheinträgen. Vgl. auch Klaus Militzer, Kölner Bürgersöhne im Zisterzienserorden. Die soziale Zusammensetzung rheinischer und polnischer Zisterzienserkonvente. In: Hist. Jb. 99, 1979, 161–195.  –  28 Militzer, Kölner Bürgersöhne, 177, 183.  –  29 Segerus Pauli, der Geschichtsschreiber der Niederdeutschen Provinz von etwa 1625 bis zu seinem Tod 1651, referiert in seiner „Relatio

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I. Klöster vor der Säkularisation

historica de fundatione, viris illustribus, et gestis memorabilibus, etc. Carmeli Mariani Coloniensis“ (ISF KB 82, fol. 439r–452v, alte Signatur des Provinzarchivs: K 9) die Gründungslegende, dass ein Kreuzzugsteilnehmer aus Köln, der Ritter Bruno von Bonnerhof, das Kloster um 1200 errichtet habe. Sein Nachfolger als Chronist der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, wiederholt in seiner Gesch. von „Colonia Agrippina, monasterium Coloniense Alemaniae totius primarium et metropolis“ eingangs die Geschichtsschreibung zur Gründung des Kölner Karmel, ISF KB 47, fol. 314–Ende, alte Signatur des Provinzarchivs K 135.  –  30 Erhard Winheim, Sacrarium Agrippinae, hoc est Designatio Ecclesiarum Coloniensium etc. Köln: Gualterus 1607, 175; mit der Jahresangabe 1198; dagegen Aegidus Gelenius, De Admiranda, Sacra, Et Civili Magnitudine Coloniae Claudiae Agrippinensis Augustae Ubiorum Urbis. Libri IV, hier im 3. Bd.: Urbis est Sacrarium, proferens ecclesiarum fundationes, incrementa, sacrum thesaurum... Köln: Kalcovius 1645, Kap. 43, § 2. Bereits Keussen stellte fest, „die von Gelenius behauptete Ansiedlung i. J. 1198 ist in jeder Weise als irrig anzusehen“, Topographie, Bd. 2, Sp. 39a mit weiteren Literaturhinweisen auf Sp. 38b.  –  31 Segerus Pauli erkannte den „error“, ISF KB 82, fol. 439r.  –  32 ISF KB 47, fol. 314r: „In hanc inclytam Coloniam Agrippinam sub finem seculi Christiani undecimi (korrigiert aus duodecimi) introducti sunt fratres aliquot ex ipso originali ordinis monasterio Montis Carmeli de licentia F. Brocardi eiusdem monasterii totiusque ordinis prioris“.  –  33 Segerus Pauli, ISF KB 82, fol. 506v.  –  34 Segerus Pauli: ebd., fol. 507r und 553r; Jakob Milendunck: ISF KB 47, fol. 314v–315r.  –  35 Milendunck beschreibt die Gemälde als „pulcherrimis figuris in tela linea depictis, et in 20 tabulas distributis, cum totidem subscriptis distichis“, ebd., fol. 314v und 487r; Erhard Weinheim spricht von „ordinis auspicium pulcherrimis figuris depictum“, ebd., fol. 315r. Milendunck erwähnt Gemälde auf Leinwand. Weiterhin beschreibt er einen Zyklus von Glasfenstern in der Aula, auf der die Gesch. des Ordens dargestellt war, ebd., fol. 486r–487r. Beide Zyklen waren Stiftungen des Dietrich von Gouda.  –  36 Zu Gemälden in der westfälischen Klosterlandschaft u. a. Gerd Dethlefs, Zur weltlichen Ausstattung der Klostergebäude zwischen Reformation und Säkularisation. In: Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung. 3. Institutionen und Spiritualität. Hg. von Karl Hengst. Münster 2003, 813–840 (Veröff. der Hist. Komm. für Westfalen 44, 2, 3).  –  37 Segerus Pauli erinnert sich daran, ihn „vor dreißig Jaren“ einmal gelesen zu haben, ISF KB 82, fol. 507r.  –  38 Segerus Pauli, ebd., fol. 439v, 507v; Jakob Milendunck, ISF KB 47, fol. 318r. Zugleich wird dort erwähnt, die Ordensleute seien wegen ihres schwarz-weiß-gestreiften Mantels „gestreiffte Frawen Brüder“ genannt worden.  –  39 Ebd., fol. 27v, fol. 320r.  –  40 Nachweise bei Vogts, Bau- und Kunstgesch., 150–154.  –  41 HASt Köln, Schreinsbuch 290, Eintrag zum Jahr 1286.  –  42 Dabei handelte es sich um 22 Gemälde von Bischöfen aus dem Karmeliterorden und Provinzialen der Niederdeutschen Provinz, deren Namen Segerus Pauli mitteilt, ISF KB 82, fol. 553r/v; siehe auch ISF KB 47, fol. 28v, 321r.  –  43 Dazu u. a. Andrew Jotischky, The Carmelites and Antiquity. Mendicants and their Pasts in the Middle Ages. Oxford 2002; Klueting, Geschichtsschreibung.  –  44 ISF KB 47, fol. 27r–29v.  –  45 Ebd., fol. 28v.  –  46 ISF KB 82, fol. 554r.  –  47 Johannes de Bunrehove wurde am 21.7.1358 von der Begine Elsa de Burnheym, die neben anderen dem Karmeliterkloster einen Hof vermachte, zum Testamentsvollstrecker eingesetzt, A Erzdiözese Köln, Stift St. Georg A I 3.  –  48 Militzer, Kölner Geistliche 1, 128. Die Angabe Militzers, Johannes de Bunrehove sei seit 1347 als Prior des Kölner Karmel bezeugt, lässt sich aus der Überlieferung der Provinzkapitelsprotokolle nicht nachvollziehen.  –  49 Decretum Gratiani, II, C. XVIII, q. 2, c. 10 und c. 12 (Friedberg, I, Sp. 832f.).  –  50 Ebd., III, Dist. I, c. IX, Sp. 1296.  –  51  So auch Boaga, Origini, 100, für die frühen Gründungen in Frankreich.  –  52 Freundlicher Hinweis von P. James Boyce O.Carm. (Fordham University, New York).  –  53 Karmelregel, Nr. 14 (s. Anhang).  –  54 Siehe Carlo Cicconetti, La Regola del Carmelo. Origine – natura – significato. Rom 1973, 228 (TSHC 12); Smet, Karmeliten, 33, gibt fälschlich an, die Erlaubnis sei erstmals von Papst Alexander IV. im Jahr 1261 erteilt worden.  –  55 Cicconetti, Regola, 228f., hebt den öffentlichen Charakter der „ecclesiae“ hervor.  –  56 Ebd., 193.  –  57 „Cum praelatos ecclesiarum“ vom 15.1.1256, ISF KU 2, im Archivilogium (ISF KB 81) mit der Signatur A5 verzeichnet. Druck: BullCarm 1, 15; Koch, Karmelitenklöster, Anhang, 165 Nr. 1.  –  58 „Religionis

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vestrae“, ISF KU 1, im Archivilogium (ISF KB 81) mit der Signatur A4 verzeichnet. Druck: BullCarm 1, 16; Koch, Karmelitenklöster, Anhang, 165f. Nr. 2. Die im Archivilogium verzeichneten Urkunden A1 (Indulgenzbrief Innozenz IV. für einen zehntägigen Ablass aus dem Jahr 1245), A2 (weiterer Indulgenzbrief Innozenz IV. von 1246) und A3 (Regelmitigation durch Innozenz IV. von 1247) lassen sich heute nicht mehr auffinden. Dasselbe gilt für die Nummer A6 (Bestimmungen Papst Alexanders IV. über die Sakramentenverwaltung und das Begräbnisrecht der Karmeliter von 1256) und A7 (Bestimmungen Alexanders IV. gegen die Aufnahme von entflohenen Religiosen).  –  59 „Provisionis nostrae“ vom 18.3.1259, ISF KU 3, im Archivilogium (ISF KB 81) mit der Signatur A8 verzeichnet. Druck: BullCarm 1, 19; Koch, Karmelitenklöster Anhang, 166 Nr. 3.  –  60 RegEbKöln 3, Nr. 1373.  –  61 HASt Köln, Best. 210 (Dom), Rep. und Hs. 3, der Kartular A des Domstifts aus dem 14. Jh., enthält auf fol. 169v–171r, Nr. 226 die „Ordinatio domini Goswini de Randinrode decani Coloniensis de fratribus de Monte Carmeli ex commissione domini Conradi archiepiscopi“ vom 29.3.1260 (nach dem stilus Coloniensis: 1259). Hier wird ein Siegel der Karmeliter angekündigt, von dem sich jedoch kein weiterer Hinweis erhalten hat. Druck: Cardauns, Konrad von Hostaden, 161, Anhang Nr. 13. Vgl. dazu auch Leonard Korth, Liber privilegiorum maioris ecclesie Coloniensis. Der älteste Kartular des Kölner Domstiftes. In: Westdeutsche Zs. für Gesch. und Kunst. Ergänzungsh. 3. Trier 1886, 101–290, hier 161f.   –  62 „ne sacerdos in domo domini quasi passer unicus in edificio remanens derelictus parrochianorum suorum solatio et consuetis oblationibus aliisque obventionibus defraudetur“, ebd. (mit Bezug auf Vulg., Ps. 101,8: vigilavi, et factus sum sicut passer solitarius in tecto).  –  63 Bullen Papst Alexanders IV. „Religionis vestrae“ vom 15.1.1256 (BullCarm 1, 16) und „Provisionis nostrae“ vom 18.3.1259 (BullCarm 1, 19).   –  64 „Vobis ad hoc“ vom 8.5.1262, ISF KU 4 (im Archivilogium, ISF KB 81, unter A10), Schreiben Papst Urbans IV. an den General und die Prioren des Karmeliterordens, in dem er ihnen das Recht Beichte zu hören und Penitenzen aufzuerlegen erteilt; Druck: BullCarm 1, 27; Koch, Karmelitenklöster, Anhang, 166 Nr. 4. Promulgation des Kölner Erzbischofs: HASt Köln, Best. 228, U. 1a (Regest, Repertorium). Bereits Innozenz IV. hatte den Karmelitern mit „Devotionis augmentum“ den Beicht- und Predigtdienst erlaubt, 24.8.1253, Druck: BullCarm 1, 13.   –  65 RegEbKöln 3, 2, Nr. 2628.  –  66 RegEbKöln 4, Nr. 1073.  –  67  14.5.1261, HASt Köln, Best. 228, U. 1/1.  –  68 9.9.1263, ebd. U. 1/2 sowie 1272, ebd. U. 1/3.  –  69  5.3.1283, Druck: Koch, Karmelitenklöster, Anhang, 170 Nr. 11.  –  70 ISF KB 47, fol. 323r/v; RegEbKöln 3, 2 Nr. 2628. Druck: Koch, Karmelitenklöster, Anhang, 167 Nr. 6.  –  71 ISF KB 47, fol. 325v.  –  72 RegEbKöln 4, Nr. 1547 vom 1.7.1325.  –  73 ISF KB 82, fol. 439v–441r. Abschrift bei Gelenius, Colonia, 482.  –  74 Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 42.   –  75 Ebd., Nr. 457.  –  76 Ebd., Nr. 261.  –  77  Ebd., Nr. 127.  –  78 Ebd., Nr. 769.  –  79 Ebd., Nr. 683.  –  80 Ebd., Nr. 25.  –  81 Ebd., Nr. 82.  –  82  Ebd., Nr. 518.  –  83 Ebd., Nr. 540.  –  84 Ebd., Nr. 533.  –  85 Ebd., Nr. 614.  –  86 Ebd., Nr. 152.  –  87 Ebd., Nr. 198.  –  88 Ebd., Nr. 109.  –  89 Ebd., Nr. 438.  –  90 Ebd., Nr. 175.  –  91 Ebd., Nr. 396.  –  92 Ebd., Nr. 530.  –  93 Ebd., Nr. 763.  –  94 Zahlreiche Reliquien, insbesondere von der Gesellschaft der hl. Ursula, Unschuldige Kinder, hl. Vitus, u. a., schenkten die Karmeliter am 31.7.1495 dem Florian Waldauf aus Hall in Tirol, vgl. Heinz Moser, Waldaufstiftung Hall in Tirol. Urk. aus den Jahren 1490–1856. Innsbruck 2000 (Tiroler Gesch.quellen 44), 65, Nr. 015–00.  –  95 Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 583.  –  96 Ebd., 66–70.  –  97 Zu den „decem confraternitates“ Segerus Pauli in ISF KB 82, fol. 451v–452r; allgemein dazu Militzer, Kölner Laienbruderschaften 2, 743–783.  –  98 Ebd., 760, Nr. 51; Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 423, 437. Urk. im HStA Köln, Karmeliter, Urk. 3/148.  –  99 Die Liebfrauenbruderschaft (Marienbruderschaft), eine Bruderschaft patrizischen Charakters, war 1433 von Erzbischof Konrad von Arnsberg gegründet worden, ISF KB 47, fol. 379r. 1480 bestätigte Erzbischof Hermann von Hessen die Bruderschaft und trat ihr selbst bei, ISF KB 47, fol. 431r; zu der Bruderschaft auch Militzer, Kölner Laienbruderschaften 2, 762–782, Nr. 53, und 3, 79f., Nr. 53*; Kracht/Torsy, Reliquiarium Nr. 516. Ein Mitgliederverzeichnis der Liebfrauenbruderschaft 1567–1789 beruht im HASt Köln, Best. 295, Nr. 129 E. – 100 Die Sakra­ments­ bruderschaft wird schon 1402 erwähnt, ISF KB 47, fol. 364v; zu ihr auch Militzer, Kölner Laienbruderschaften 2, 783, Nr. 54; Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 48.  –  101 Die Heilig-KreuzBruderschaft wird schon 1402 erwähnt, ISF KB 47, fol. 364v; dazu auch Militzer, Kölner

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I. Klöster vor der Säkularisation

Laienbruderschaften 2, 761, Nr. 52; Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 42.  –  102 Die Georgsbruderschaft wurde 1480 gestiftet, ISF KB 47, fol. 431r; dazu auch Militzer, Kölner Laienbruderschaften 2, 757– 759, Nr. 50; Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 351.  –  103 Die Annenbruderschaft der Lederreider gab sich 1516 eine Satzung, Militzer, Kölner Laienbruderschaften, 743–754, Nr. 47; Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 113.  –  104 Die Dorotheen-Bruderschaft wurde nach der Übertragung von Reliquien der hl. Dorothea (1431) im Jahr 1433 gegründet, ISF KB 47, fol. 377v; 1464 bestätigte Generalprior Johannes Soreth die Bruderschaft, ISF KB 47, fol. 417r; dazu auch Militzer, Kölner Laienbruderschaften 2, 756, Nr. 49; Kracht/Torsy, Reliquiarium Nr. 261.  –  105 Militzer, Kölner Laienbruderschaften 2, 755, Nr. 48; Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 127.  –  106 ISF KB 47, fol. 556v.  –  107 Die Bruderschaft wurde 1603 mit Genehmigung des Rates der Stadt Köln errichtet, 26.7.1603, HASt Köln, Best. 228, Urk. 3/277. Die Mitglieder wallfahrteten jährlich am Dienstag vor Pfingsten nach Trier zu den Heiligtümern Christi und den Reliquien des hl. Matthias, Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 535.  –  108 Ebd., Nr. 64.  –  109 S. zum Kölner Generalstudium auch Lansink, Studie, 115–126.  –  110 Const. 1294, AOC 18, 135.  –  111 ISF KB 47, fol. 332v.  –  112 Acta Cap. Gen. 1, 20–22, Generalkapitel 1321.  –  113 Lickteig, German Carmelites, 444–462.  –  114 Koelhoffsche Chronik. In: Cronica van der hilliger stat van Coellen bis 1499. Leipzig 1877 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jh., 14), 728; Lickteig, German Carmelites, 224.  –  115 ISF KB 47, fol. 354r– 355v.  –  116 Ebd., fol. 357r; Lickteig, German Carmelites, 230.  –  117 „approbaverunt, et incorporaverunt“, Acta Cap. Gen. 1, 107f.  –  118 Lickteig, German Carmelites, 272.  –  119 ISF KB 47, fol. 358r–359r. S. auch Paulus von Loë, Das Kalendarium der Universität zu Köln. In: Ann. des Hist. Vereins für den Niederrhein 67, 1899, 109–129, hier 116.  –  120 Einige Predigten (u. a. von Johannes Wirich) sind erhalten in der Hs. HASt Köln, GB 4° 18, Sermones Carmelitani; GB 4° 131, Sermones Carmelitani; GB 4° 177, Sermones collecti, fol. 189r–210v. Predigten des Provinzials Eberhard Billick u. a. in der Hs. HASt Köln, 7010 (W) Nr. 262, fol. 60r–63r, „Collatiuncula de assumptione“, wahrscheinlich eine Universitätspredigt.  –  121 Fünf Dominikaner, sechs Franziskaner, ein Augustiner, aber 13 Karmeliter – und eine entsprechende Länge ihrer Lehrtätigkeit, Meuthen, Universität, 423.  –  122 Lansink, Studie, 123.  –  123 Lickteig, German Carmelites, 284–288.  –  124 ISF KB 43, fol. 434v.  –  125 ISF KB 47, fol. 432r–438v, 459r, 469r.  –  126 ISF KB 44, fol. 110r, 455r.  –  127 ISF KB 47, fol. 510r, v.  –  128 Ebd., fol. 526r, v.  –  129 Ebd., fol. 580r.  –  130 Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 48, nach ISF KB 45, fol. 144r.  –  131 „pro iuventute seculari in humanioribus litteris instruenda“, ISF KB 45, fol. 144r.  –  132 Meuthen, Universität, 351.  –  133 ISF KB 45, fol. 165v.  –  134 ISF KB 47, fol. 457r.  –  135 Ebd., fol. 477a.  –  136 Ebd., fol. 501r; dazu auch Vogts, Bau- und Kunstgesch., 180.  –  137 Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 22. Materialien zum Haushalt, Zeremoniell etc. der Nuntien bei: Michael F. Feldkamp, Stud. und Texte zur Gesch. der Kölner Nuntiatur. Bd. 2. Dokumente und Materialien über Jurisdiktion, Nuntiatursprengel, Haushalt, Zeremoniell und Verwaltung der Kölner Nuntiatur (1584–1794). Città del Vaticano 1993 (Collectanea Archivi Vaticani 31).  –  138 NB Köln Bd. 6, 1. Nuntius Pietro Francesco Montoro (1621 Juli–1624 Oktober). Bearb. von Klaus Jaitner. Paderborn 1977, L.  –  139 S. dazu einen Bericht des Pfarrers von St. Jakob über die Residenz Capraras im Karmeliterkloster: Karl Corsten, Die Kölner Nuntiatur im Karmeliterkloster. In: Jb. des Kölnischen Gesch.vereins 34/35, 1959/60, 199f.  –  140  NB Köln Bd. 7,1. Nuntius Pier Luigi Carafa (1624 Juni–1627 August). Bearb. von Joseph Wijnhoven. Paderborn 1980, XLIX.  –  141 Konrad Repgen, Der päpstliche Protest gegen den Westfälischen Frieden und die Friedenspolitik Urbans VIII. In: Hist. Jb. 75, 1956, 94–122, hier 104.  –  142 Während der Editor der Chigi-Tagebücher, Konrad Repgen, die Residenzen Chigis bereits in dem Textbd. verifiziert hat, wird man die Veröffentlichung seines Kommentarbd. abwarten müssen, um nähere Aufschlüsse darüber zu erhalten, in welchem der Kölner Karmelitinnenklöster Chigi die Messe feierte, z. B. 1640 III 12: „le Carmelitane Scalze m‘invitano per la messa di San Gioseffe“; 1640 XII 27: „Dico messa a le Carmelitane sotto i padri“; 1641 III 17 (Passionssonntag): „Dico messa alle Scalse vicine, parlo alla priora“. Bei seinen Aufenthalten in Köln traf Chigi überdies sehr häufig mit dem Beichtvater der Schwestern („il confessore di queste Scalse“, 1643 III 28 und 30) zusammen. Damit sind die Unbeschuhten Karmelitinnen (OCD) und nicht die Schwestern des Marienberger Konvents gemeint. Ebenso

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erwähnt Chigi Verbindungen zu „i padri Teresiani“. Eindeutige Hinweise auf seine Kontakte zur Niederdeutschen Provinz der Beschuhten Karmeliter lassen sich aus seinen Notizen über den „P. provinciale del Carmine per negotio di Aquisgrano“ (1640 XII 29) wie auch „il P. provinciale del Carmine, che va a Aquisgrano“ (1641 III 7) entnehmen. Hier geht es jeweils um den Provinzial Johannes Dunwaldt und die Einführung der Tourainer Reform in Aachen. Die weitere Identifizierung muss dem Kommentarbd. vorbehalten bleiben, denn Konrad Repgen weist auf die aufwendigen Recherchen hin, die zur Feststellung der Personen erforderlich sind, da Chigi die Personen in unsystematischem Wechsel mit ihren Namen oder mit ihrer Amtsbezeichnung notierte.  –  143 Angaben nach Diarium Chigi 1639–1651. 1. Tl.: Text. Bearb. von Konrad Repgen. Münster 1984 (Acta Pacis Westphalicae. Serie III, Abt. C: Diarien Bd. 1), XXIX, Anm. 67.   –  144 Erich Meuthen, Acta Cusana. Quellen zur Lebensgesch. des Nikolaus von Kues. Bd. 1, Lfg. 3a: 1451 Januar-September 5, Bd. 1, Lfg. 3b: 1451 September 5–1452 März. Hamburg 1996; Dekret „Quoniam multorum“ vom 6. 8.1451 in 1/3a, Nr. 1585.  –  145 Beschlüsse des Provinzialkonzils von Mainz, 3.12.1451, Acta Cusana 1/3b, Nr. 2064; Provinzialkonzil von Köln, 8.3.1452, Acta Cusana 1/3b, Nr. 2343, Z. 115–118 mit der allgemeinen Bestimmung, dass die Religiosen „ad observanciam regularis vite constringant“.  –  146 ISF KB 47, fol. 404v.  –  147 Vita Beati Ioannis Soreth, Ordinis Carmelitarum Generalis, transsumpta ex vetustissimo codice manuscripto R. P. Fratris Ubalteri de Terranova. In: Joannes Soreth, Expositio Paraenetica, cum vita auctoris ab Ubaltero de Terra Nova. Audemer 1894.  –  148 HASt Köln, Briefbücher 26, fol. 131v–132r.  –  149 ISF KB 47, fol. 422r.  –  150 NB Köln Bd. 4, 2, 1. Halbbd. Nuntius Atilo Amalteo (1607 Oktober–1610 Oktober). Bearb. von Stefan Samerski. Paderborn 2000, 386f., Nr. 492; 398, Nr. 508, 509; 428f., 554.  –  151 Ebd., 2. Halbbd. Paderborn 1999, 517, Nr. 676.  –  152 ISF KB 45, fol. 71v. Es ist nicht ersichtlich, ob Milendunck damit das bereits 1613 in Köln errichtete Kloster der Unbeschuhten Karmeliter meint [ Kölnische Provinz]. 1622 wurde kein neues Kloster der Discalceaten in Köln gegründet.  –  153 Ebd., fol. 70v–71v.  –  154 „suaviter et pacifice“, ebd., fol. 162r.  –  155 Ebd., fol. 164r.  –  156 Er starb am 12.6.1651, ebd., fol. 167r.  –  157 Ebd., fol. 165v. Milendunck betont, dass die Brüder „in habitu reformato“ erschienen.  –  158 ISF KB 43, fol. 133r–135v.  –  159 Original in ISF KB 44, fol. 349r–356v. Die Lesbarkeit der Quelle ist wegen des schlechten Erhaltungszustands stark beeinträchtigt, was auch schon Jakob Milendunck beklagte, ebd., fol. 348r.  –  160 ISF KB 10 und 43–47.  –  161 Militzer, Kölner Bürgersöhne im Zisterzienserorden, Tabelle 2: Kölner Bürgersöhne in Klöstern und Stiften 1360–1410 (Erläuterungen dazu, 181f.), zeigt folgendes Ergebnis: Von 183 in der Zeit von 1360–1410 in den Schreinsbüchern nachgewiesenen Kölner Mendikanten gehörten 80 dem Karmeliterorden an. Soweit sie identifizierbar sind, stammten von diesen 29 aus Handwerker- und 11 aus Kaufmannsfamilien.  –  162 Löhr, Mendikanten; Militzer, Kölner Geistliche 1.  –  163 Militzer, Kölner Geistliche 1, 26.  –  164 HASt Köln, Best. 228, Akten 28.  –  165 Joachim Deeters, Der Weg zum Ende. Maßnahmen gegen Kölner Klöster und Stifte vor der Säkularisation (1795–1801). In: Klosterkultur und Säkularisation im Rheinland. Hg. von Georg Mölich, Joachim Oepen, Wolfgang Rosen. Essen 2002, 257–284, hier 279.  –  166 HASt Köln, Schreinsbuch 299, fol. 23vb.  –  167 Ebd.  –  168 Ebd., fol. 36rb.  –  169 24.12.1285, HASt Köln, Best. 228, Urk. 7.  –  170 Keussen, Topographie, Bd. 2, Sp. 38a.  –  171 Von den jüngeren Arbeiten zu dieser Frage sei hier – pars pro toto – allein auf Johag, Beziehungen, 202f., hingewiesen.  –  172 26.7.1347, HASt Köln, Best. 228, Urk. 3/29.  –  173 5.5.1350, HASt Köln, HUA 3/1850. Druck: Leonard Ennen, Quellen zur Gesch. der Stadt Köln. Bd. 4. Köln 1870, Nr. 317. 31.7.1356, Druck: ebd., Nr. 383.  –  174 Der Nachweis für die Eigengüter ist nicht lückenlos zu führen, da die Pachtbücher und Einnahmeregister des Klosters bis auf wenige Reste nicht mehr existieren.  –  175 1.1.1309, HASt Köln, Best. 228, Urk. 1/8.  –  176 2.1.1398, ebd., Urk. 2/49. Dazu auch ebd., Akten, 573/23 mit der Laufzeit 1398–1682.  –  177 Es handelt sich u. a. um 24 Morgen Wiesen am 12.9.1407, ebd., Urk. 2/54; 7 Morgen Wiesen im Jahr 1458, ebd., Urk. 2/91; 7 Morgen Wiesen im Jahr 1496, ebd., Urk. 1/142;  –  178 22.6.1495, ebd., Urk. 2/94.  –  179 15.12.1460, ebd., Urk. 3/96.  –  180 29.8.1473, ebd., Urk. 2/104.  –  181 1483, ebd., Urk. 1/122.  –  182 ISF KB 47, fol. 435v. Erwähnt im Repertorium unter Nr. 241; HASt Köln, Best. 228, Akten 571/21 mit der Laufzeit 1485/86.  –  183 17.11.1512, ebd., Urk. 2/164, und Akten 562/12 mit der Laufzeit 1683–1767.  –  184 14.11.1533, ebd., Urk. 2/200; 17.1.1534, Urk. 3/201; 19.1.1534,

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I. Klöster vor der Säkularisation

Urk. 2/202.  –  185 9.12.1666, ebd., Urk. 2/318, und Akten 576/26 mit der Laufzeit 1667–1687; 1.8.1668, ebd., Urk. 3/320.  –  186 ISF KB 47, fol. 340v.  –  187 Ebd., fol. 342v.  –  188 Ebd., fol. 404r.  –  189 HASt Köln, Best. 228, Repertorien und Handschriften, Nr. 4.  –  190 Dazu van Elten, Geschichte, 73–88.  –  191 Vgl. Hans-Joachim Schmidt, L’économie contrôlée des couvents des Carmes. Le témoignage des rapports de visites dans la province de Germania inferior. In: Économie et religion. L’expérience des ordres mendiants (XIIIe–XVe siècle). Sous la direction de Nicole Bériou et Jacques Chiffoleau. Lyon 2009, 247–269 (Collection d’histoire et d’archéologie médiévales 21). Zur Ökonomie des Kölner Karmel: 256–266.  –  192 ISF KB 4, ergänzt um Angaben aus ISF KB 72 bis 1389.  –  193 Deeters, Weg zum Ende, 258.  –  194 Angaben nach Büttner, Säkularisation, 120f.  –  195  Die Angaben geben den Zustand vor dem Einsturz des Archiv­gebäudes am 3.3.2009 wieder.  –  196  Inhalt der sieben Bände Repertorien und Handschriften: 1) Kopiar des 16. Jhs., 289 fol., verzeichnet Privilegien und Rentverschreibungen innerhalb und außerhalb Kölns; 2) Liber copiarum, 77 fol., verzeichnet Geldeinkünfte; 3) Liber copiarum, 77 fol., verzeichnet Naturaleinkünfte; 4) Liber fundationum, 203 fol., enthält Urk.abschriften bis ins 16. Jh.; 5) Kopiar, 88 fol., Weingut zu Remagen; 6) Kopiar, 88 fol.; 7) Diarium manuale ea quae Directori Novitiorum usuvenire possunt complectens conscriptum P. Arnoldo a Clemente, Carm., 1728–1733, 103 fol.   –  197 ISF KB 47, fol. 314r–626r.  –  198 ISF KB 10: Annalistische Aufzeichnungen über Geschehnisse im Orden, 1197–1662, von Joh. Weis nach Segerus Pauli und Jakob Milendunck, alte Signatur im Provinzarchiv K 260.  –  199  Kindermann, Kunstdenkmäler, 51, 304.  –  200 ISF KB 47, fol. 376v.   –  201 Deeters, Weg zum Ende, 267.  –  202 Röhrig, Reste alter Bibliotheken, 68–73 und Anlage 16.  –  203 Annelen Ottermann M.A., StadtB Mainz, Abteilungsleiterin Handschriften, Rara, Alte Drucke, Bestandserhaltung, sei herzlich für die Hinweise auf die Bände in der StadtB Mainz aus Kölner Provenienz gedankt, die sie im Rahmen ihres Rekonstruktionsprojekts „Die Bibliothek der Mainzer Karmeliten. Eine provenienzgesch. Stud. zu mendikantischem Buchbesitz und Buchgebrauch“ ermittelt hat.  –  204 ISF KB 45, fol. 146r (Protokoll des Provinzkapitels 1642).  –  205 Im Kölner Domblatt 123 vom 27.10.1844.  –  206 HASt Köln, ZSB 5/1202 und 1203. Reproduktionen wurden vor dem Archiveinsturz am 3.3.2009 angefertigt.  –  207  Kunstdenkmäler Rheinprovinz, 7, 3, Ergänzungsbd., 198.  –  208 Ebd., 200.  –  209 Angaben nach Segerus Pauli, ISF KB 82, fol. 439v–441r.  –  210 Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 769.  –  211 In der 1432 geweihten neuen Marienkapelle am Mönchschor, Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 516.  –  212 Ebd., Nr. 683: Brustbild des hl. Sebastian mit Reliquien.  –  213 Der Altar stand im Laienhaus der Kirche. Es handelt sich um den unten beschriebenen heute als „Aachener Altar“ bezeichneten Kreuzaltar der Klosterkirche.  –  214 Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 113.  –  215 In der Klosterkirche wurde 1480 eine neue Kapelle gebaut mit dem Altar der hll. Anna und Joachim, ISF KB 47, fol. 431r. Um 1500 wurde an der Stelle der alten Marien-Kapelle eine JosephsKapelle mit Altar errichtet und 1517 geweiht, Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 437.  –  216  1648/58 wurde eine Matthias-Kapelle an die Klosterkirche angebaut durch Meister Hermann, ebd., Nr. 535.  –  217 Der Altar der hll. Vier Marschälle bestand um 1521 in der nach ihrem Wohltäter Christian Lomp benannten Lompen-Kapelle, ebd., Nr. 524.  –  218 Der Apollonia-Altar befand sich in dem um 1370–1380 errichteten Laienhaus der Kirche; er wurde 1642 neu errichtet, ebd., Nr. 127.  –  219 Die 1594 errichtete sog. Reuschenberg-Kapelle wurde diesen Patronen geweiht, ebd., Nr. 382.  –  220  Nach 1370/1380 bestand im Laienhaus der Klosterkirche ein dem Täufer und dem Evangelisten Johannes geweihter Altar, ebd., Nr. 426.  –  221 Der Georgs-Altar war 1480 im Laienhaus an der Südseite der Ostwand errichtet worden, ebd., Nr. 351.  –  222 Der Altar stand im Laienhaus der Kirche, ebd., Nr. 82.  –  223 1606 wurde der Rochus-Altar beim Einsturz des vorderen Teils der Kirche zerstört, ebd., Nr. 661.  –  224 ISF KB 82, fol. 441r–443v.  –  225 Eine Beschreibung und Bibliographie zum sog. Aachener Altar bei to Berens-Jurk, Meister des Aachener Altars, 170–180.  –  226 Die beiden Provinzhistoriographen Segerus Pauli und Jakob Milendunck beschreiben eindeutig diesen Altar, dessen Standort Vogts, Bau- und Kunstgesch., 161, 168f., an der Grenze zwischen Mönchschor und Laienhaus verortet.  –  227 To Berens-Jurk, Meister des Aachener Altars, 65.  –  228 Den Weg des Altars zeichnet to Berens-Jurk, 171f., nach.  –  229 Maße: Mitteltafel 143 x 242 cm, Flügel: 143 x 114 cm.  –  230 Bei der Aufzählung der Heiligen beschreibt Segerus Pauli die

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Ansicht, die sich dem Betrachter bei geschlossenem Altar darbietet, ISF KB 82, fol. 440v: „Crucifixi imagine Altare Sanctae Crucis principale anterioris ecclesiae: in quo patrocinium simul extat sanctorum Laurentii, Sebastiani, Catharinae, Barbarae, Angeli Carmelitae, Antonii Ungari Carmelitae martyrum; qui omnes in alis clausis eiusdem altaris cum pleno habitu et sanctitatis titulo depicti cernunt“.  –  231 ISF KB 47 (Chronicon Carmeli Coloniensis), fol. 447r/v: „Tabulas habet hoc altare historiam Dominicae passionis exhibentem affectuosissime; ob artificium a pictoribus peritis semper laudatam. Ab extra in alis depicti sunt sancti Laurentius, Sebastianus, Catharina, Barbara, Angelus Carmelita, et Antonius Ungarus Carmelita, ambo martyres, in habitu pleno sui ordinis et cum sanctitatis titulo: Et quidam S. Antonius Ungarus cum faste in manu, ac lapidibus scapulari suo impositis“.  –  232 Zur Identifizierung des Stifters stellt to Berens-Jurk zu Recht fest, dass es „bislang keinerlei überzeugende Belege“ gibt, Meister des Aachener Altars, 48. Die Rechnungs­ bücher des Kölner Karmel sind nicht erhalten.  –  233 So auch ebd., 174.  –  234 Barbara Jakoby, Der Maler und Holzschneider Anton Woensam von Worms und seine Arbeiten für die Kölner Kartause. In: Die Kölner Kartause um 1500. Aufsatzbd. Hg. von Werner Schäfke. Köln 1991, 373– 389.  –  235 ISF KB 44, fol. 458v–460r.  –  236 Dr. Marita to Berens-Jurk sei herzlich für die ausführliche Korrespondenz und Diskussion über diese Fragen gedankt.  –  237 Zuerst Heribert Reiners, Die Kölner Malerschule. Mönchengladbach 1925, 238. To Berens-Jurk widerspricht dieser Auffassung, Meister des Aachener Altars, 51.  –  238 Der Platz könnte als Waidmarkt interpretiert werden. In dem Stadttor im Hintergrund des Platzes und des Straßenverlaufs wäre dann die Hohe Pforte zu sehen.  –  239 To Berens-Jurk interpretiert den schwarzen Gegenstand als „birettartige Mütze“, Meister des Aachener Altars, 177. Für ein Birett oder für eine Mütze hatte ein Ordensmann allerdings keine Verwendung.  –  240 Der Kölner Karmel besaß zwei Splitter vom Kreuz Jesu, vgl. Kracht/Torsy, Reliquiarium, Nr. 42.  –  241 Die weitere Diskussion über die Identität des Meisters des Aachener Altars geht über den Rahmen dieses Artikels hinaus und muss von der kunstgeschichtlichen Forschung geführt werden.  –  242 Daniel Papebroch SJ sah den Kreuzgang mit den Gemälden 1660 auf seiner Bibliotheksreise; Kindermann, Kunstdenkmäler, 51, 304.  –  243 Zahlenangabe nach Papebroch, ebd., 51, 304.   –  244 ISF KB 47, fol. 519r; ISF KB 44, fol. 644r.  –  245 Ebd.  –  246 ISF KB 47, fol. 519r.  –  247 Ebd.  –  248 Das Buch Weinsberg. Kölner Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jh. Bearb. von Konstantin Höhlbaum. Bd. 1. Leipzig 1886, Nd. Düsseldorf 2000, 277.  –  249 Ebd., Bd. 2, 108, 124.  –  250 Horst-Johs Tümmers, Die Altarbilder des älteren Bartholomäus Bruyn. Mit einem kritischen Kat. Köln 1964, 107, 220, Abb. A 165, A 166.   –  251 Kindermann, Kunstdenkmäler, 51, 304.  –  252 Von den Anfängen bis zum Jahr 1670 nach dem Chronicon Carmeli Coloniensis des Jakob Milendunck, ISF KB 47, fol. 314r–626r; 1652–1719 nach ISF KB 9; 1709–1802 nach ISF KB 54. Ergänzungen nach Erwähnungen in Urk. sind in den Fußnoten nachgewiesen.  –  253 17.7.1332, HASt Köln, Best. 228, Kopiar D, fol. 157v.  –  254 ISF KB 44, fol. 576v.  –  255  Torsy, Regularklerus 2, 188, Nr. 83.

Edeltraud Klueting

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Köln, Konvent vom Berge Mariä (Marienberg) Der Kölner Frauenkonvent vom Berge Mariä oder Marienberg ging aus einem 1304 gegründeten Beginenkonvent hervor, der 1565 in den Karmeliterorden aufgenommen wurde. Er gehörte zu den kleineren und weniger wohlhabenden Kölner Frauenklöstern, erfreute sich aber eines beachtlichen Reliquienschatzes, soliden, wenn auch nicht herausragenden Wohlstands und bis zu seiner Aufhebung 1802 eines steten Zustroms von bürgerlichen Frauen aus Köln und der näheren Umgebung. Das Kloster mit höchstens 30 Konventualinnen hat sicherlich ein gewisses Ansehen gehabt, scheint aber wenig nach außen gewirkt zu haben. Provinz Niederdeutsche Provinz (1565–1613, 1620–1802), Kölnische Provinz (1613–1620) Diözese Köln Lage Der Konvent lag im Süden der alten Reichsstadt, und zwar in der Weißbüttengasse an der Ecke zur Weißgerbereckgasse.1 Das Haus gehörte zum Sprengel der Pfarrei St. Mauritius und der Parochie (d. i. die bürgerliche Sondergemeinde) Airsbach. In der Nähe befand sich der Waidmarkt, an dessen südlichem Ende seit der Mitte des 13. Jhs. Kirche und Konvent der Karmeliter entstanden [ Köln, Waidmarkt]. Patrozinium In Abgrenzung vom Männerkonvent, der das Patrozinium „St. Maria vom Berge Karmel“ trug, wurde der Frauenkonvent „Karmelitinnen vom Berge Mariä“ genannt. Kirche und Klostergebäude gingen im frühen 19. Jh. unter. Siegel Vom Konventssiegel ist nur ein beschädigter Abdruck erhalten, und zwar an einer Urkunde von 1628.2 Es zeigt in einem Oval das Brustbild der gekrönten Muttergottes im Strahlennimbus mit dem Jesuskind; von der Umschrift ist noch lesbar: SIGILLVM CONVENTVS CARMELITISSARUM. GESCHICHTE Gründung des Beginenkonvents Das Kloster ging aus einem Beginenkonvent hervor, der 1304 durch Christian Tafeler und seine Ehefrau Beatrix gestiftet wurde.3 Christian bestimmte sein Wohnhaus in der Weißbüttengasse nach seinem Tod zum Konvent für 30 Beginen, den er der geistlichen Aufsicht des Karmeliterpriors und des Plebans von St. Mauritius unterstellte; die weltliche Obhut übertrug er seinem Bruder Philipp und seinem Verwandten Nikolaus gen. Sohn der Witwe.4 Die Stiftung fiel in die Jahrzehnte um 1300, als in Köln Dutzende von Beginenkonventen gegründet wurden.5 Die meisten wurden den Dominikanern oder Franziskanern gemeinsam mit dem jeweils zuständigen Pfarrpriester anvertraut. Die hier erfolgte Unterstellung unter die Karmeliter war ungewöhnlich; aus Köln ist nur noch ein weiteres Beispiel bekannt.6 Hervorzuheben ist ferner die außerordentliche Größe des Konvents; die meisten Beginenhäuser Kölns wurden lediglich für ein Dutzend oder weniger Frauen gegründet. Das Konventsgebäude wurde noch in Quellen des 15. Jhs. als stattliches Steinhaus bezeichnet.7 Größe und Qualität ihres Hauses sprechen für den Wohlstand des Stifterehepaares. Der Beiname des Christian „Tafeler“ (wohl in der Bedeutung Tischler, evtl. Bildschnitzer) scheint allerdings nicht

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auf ein tatsächlich ausgeübtes Gewerbe zu deuten, sondern bereits zum Familiennamen erstarrt zu sein, denn auch ein geistlicher Verwandter Christians hieß so. Da die Immobilie beim Viertel der Kölner Gerber lag,8 könnte es durchaus sein, dass Christian tatsächlich ein Weißgerber war, wie es in Quellen des 17. und 18. Jhs. heißt.9 Seine Affinität zu den Karmelitern beruht wohl auf verwandtschaftlichen Bindungen. Christian und sein Bruder Philipp hatten einen Verwandten namens Johann gen. Taiflere/Tafilmechger, der Mitglied, später Subprior und Prior des Kölner Karmels war.10 Johann wiederum hatte eine Schwester namens Richmudis im Beginenstand. Es ist durchaus naheliegend, in diesen beiden die treibenden Kräfte hinter der Gründung eines mit dem Karmel verbundenen Beginenhauses zu sehen, doch lässt sich dies nicht beweisen, ebenso wenig wie Richmudis’ Zugehörigkeit zum Konvent, der nach seinem Stifter „Tafeler“ genannt wurde. Welcher Art und Intensität die Bindung dieses Beginenhauses an den Kölner Karmel war, ist mangels Quellen ebenfalls nicht bekannt. Inwieweit die Karmeliter die geistliche Aufsicht ausübten, ob sie gemäß dem Willen der Stifter die Frauen einsetzten und ggf. auswiesen und ob sie auch Beichtväter stellten, muss ebenso offen bleiben wie die Frage nach einer möglichen „Gegenleistung“ der Beginen, etwa durch Dienstleistungen oder durch die Annahme und Verwaltung von Almosen und Gütern nach dem Vorbild der „Martha“ in Diensten der Franziskaner. Überhaupt liegt die innere wie äußere Entwicklung der meisten Beginenkonvente Kölns im 13. und 14. Jh. weitgehend im Dunkeln, weil außer Schreinseinträgen über Rentenzahlungen kaum Quellen überliefert sind. Auch dem Konvent Tafeler wurden in bescheidenem Umfang Immobilien und Renten übertragen.11 Die allgemeine Entwicklung seit dem ausgehenden 14. Jh., die sich ungünstig auf das Beginenwesen auswirkte,12 verschonte auch den Tafeler-Konvent nicht, wie aus einem städtischen Visitationsprotokoll von 1452 hervorgeht. Diese Visitation der Beginenkonvente seitens des Rats der Stadt wurde unzweifelhaft veranlasst durch die Legationsreise des Nikolaus Cusanus, der gegen nicht klausurierte und unregulierte Frauengemeinschaften vorging.13 Der Bericht der Ratsherren deckte betrübliche Zustände in den Konventen auf, die oftmals baufällig waren und nur wenige Bewohnerinnen beherbergten. Im Tafeler-Konvent wohnten nur noch neun Frauen; er soll nach Auskunft der Bewohnerinnen zu diesem Zeitpunkt keine Einkünfte mehr empfangen haben. Es ist allerdings zweifelhaft, dass diese Angaben von den visitierenden Ratsherren überprüft werden konnten!14 Die weitere Entwicklung bis zur förmlichen Aufnahme der Gemeinschaft in den Zweiten Orden im Karmel 1565 wirft einige Fragen auf. Weitere städtische Visitationsberichte, die zwischen 1476/84 und 1487 entstanden, erwähnen nur sechs Bewohnerinnen. Über die innere Ordnung des Hauses machten die Visitatoren keine Angaben; sie zählten das Haus weder zu den Konventen, welche die Terziaren-Regel der Franziskaner oder die Augustinus-Regel angenommen hatten, noch zu jenen, die ohne Regel im Beginenstand lebten. Die Ratskommissare schlugen vor, einige kleinere Konvente aufzulösen, deren Häuser einzuziehen und die Beginen in den Tafeler-Konvent zu versetzen. Die herablassende Bemerkung, man

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solle doch einige Beginen „absterben“ lassen, d. h. ihre Plätze nicht nachbesetzen, damit die Anzahl des „vasels“ (d. h. Pack, Gesindel) geringer werde, wurde im Protokoll allerdings durchgestrichen.15 Was aus diesen Versetzungsplänen wurde, ist unklar; hinsichtlich des Tafeler-Konvents scheint sich nichts geändert zu haben. Indes behauptet eine Quelle aus der Mitte des 17. Jhs., die Schwestern seien bereits 1455, also bald nach der ersten Visitation, klausuriert worden. Bei dieser Quelle handelt es sich um ein Heftchen im Oktav-Format, das einem der großformatigen Folianten der Farragines Gelenii, der umfangreichen AbschriftenSammlung der Gebrüder Johann und Aegidius Gelenius, beigebunden worden ist. Man könnte die Notizen des Heftchens als spät und daher unzuverlässig abtun, wären sie nicht von Segerus Pauli, dem Ordenshistoriker und Subprior des Kölner Karmel, durchkorrigiert und beglaubigt worden (Ista collegi Fr. Segerus Pauli C. C. 1644).16 Der Schreiber des kleinen Faszikels behauptet, die Schwestern hätten seit Gründung ihres Hauses dem Dritten Orden der Karmeliter angehört, was sicher falsch ist, denn der Dritte Orden der Karmeliter entstand ebenso wie der Zweite Orden erst nach der Mitte des 15. Jhs. Im Kloster habe er eine Handschrift „in lingua Belgica“ gefunden, deren Inhalt er ins Lateinische rückübertrage; es folgen ein Regeltext, eine Hausordnung sowie die Professformel. Der Codex war demzufolge in mittelniederländischer Sprache abgefasst. Es ist unklar, zu welchem Zeitpunkt vor 1644 er in den Kölner Konvent kam, doch mag dies durchaus bereits im 15. Jh. geschehen sein, denn mit der Devotio moderna gelangten zahlreiche solcher Handschriften in niederrheinische Frauenklöster. Rätselhaft ist die Herkunft des bislang nicht identifizierten Regeltextes, der aus zehn Kapiteln besteht.17 Die darauf folgende Hausordnung mit 13 Bestimmungen ähnelt der anderer Beginenhäuser und sucht die Unabhängigkeit der Konventualinnen zu beschneiden, indem ihnen die Tätigkeit als Hebammen untersagt wird, sie ohne Genehmigung nicht Pate stehen und nicht mehr als eine festgelegte Summe Geldes besitzen dürfen. Zudem sollen sie Gehorsam versprechen und werden für die geistliche Betreuung strikt auf den Beichtvater der Gemeinschaft, der dem Karmeliterorden angehört, verwiesen. Ob und inwieweit diese Regel mit der Hausordnung tatsächlich im Konvent Tafeler befolgt wurde, ist offen. Gegen eine Regulierung des Kölner Konvents im Jahre 1455 spricht die Tatsache, dass darüber keine anderen Nachrichten vorliegen; die erwähnten Ratskommissionen bis 1487 wussten offenkundig nichts davon. Doch wenig später (1499) schrieb die Koelhoffsche Chronik dem Konvent erstmals ein Patrozinium zu, und zwar das des hl. Mauritius, von dem die Schwestern spätestens im 17. Jh. eine Reliquie besaßen (s. unten). Die sog. Kleine Kölner Chronik, die 1528 die Koelhoffsche Chronik fortsetzte, erwähnte zudem, der hier ebenfalls „Mauritius“ genannte Konvent befolge die Augustinus-Regel.18 Diese isolierte Nachricht ist wenig glaubwürdig, aber vielleicht wandten sich die Beginen kurz vor 1500 tatsächlich einer gebundeneren Lebensweise zu. Für diese Vermutung gibt es einen weiteren Anhaltspunkt. In der Chronik des Ordenshistorikers Jakob Milendunck († 1682) heißt es nämlich, dass ein Kardinallegat namens Raimund,

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der zu Beginn dieses Jhs. (damit kann im Kontext nur das 16. Jh. gemeint sein) in Köln weilte, den Schwestern das Privileg erteilt habe, ihren Beichtvater aus dem Regularklerus zu erwählen,19 ein Hinweis, dass vorher der Pfarrpriester die Beichte abnahm. Die Schwestern hätten daraufhin den jeweils amtierenden Prior des benachbarten Karmel gewählt. Diese Nachricht ist glaubwürdig, weil der Aufenthalt des päpstlichen Legaten Raimund Peraudi durch eine Urkunde bestätigt wird, die er im Jahre 1502 für das Karmeliterkloster ausstellte.20 Man kann also festhalten, dass spätestens um 1500 die Bindung der Gemeinschaft an den Karmel intensiviert wurde. Aus dieser Zeit stammt auch die erste Nachricht über eine Kapelle der Schwestern, einen recht kleinen Betraum mit einem schon vorhandenen Altar, der 1503 in Gegenwart eines Kardinals Ginetti erneut geweiht wurde.21 Milendunck fährt in seiner Chronik fort, dass die Schwestern unter der geistlichen Anleitung des Priors nach einer strengeren Lebensweise verlangten. Der Prior Kaspar Doroler habe daraufhin mit Zustimmung des Provinzials Eberhard Billick († als designierter Kölner Weihbischof 1557) eine „Vorschrift“ entworfen, nach der die Schwestern „bis jetzt“ lebten.22 An der Ausarbeitung war zudem Johannes, der Pastor der Kirchspielskirche St. Mauritius, beteiligt, der noch den Abt des Benediktinerklosters St. Pantaleon, Benedikt Kessell, hinzuzog. Diese „Articull und Ordnungen“ vom 23. Dezember 1549 wurden unlängst im Archivilogium der Niederdeutschen Provinz wiederentdeckt,23 sodass wir den genauen Wortlaut kennen. Es handelt sich um Ermahnungen für das geistliche Leben in einer Gemeinschaft, unterteilt in zwölf Kapitel, die jedoch keine spezifischen Bezüge zur Regel und zur Spiritualität des Karmel erkennen lassen. Stattdessen erlauben insbesondere die wiederholten Hinweise auf die Arbeit der Schwestern eher den Rückschluss, dass es sich um Vorschriften für Beginen handelt: So sollen die Schwestern nach dem Besuch der Frühmesse „sambtlich wieder nach Hauß gehen, zur gemeinen Arbeith“, und ein eigenes Kapitel gilt auch „Gemeiner und abgesünderter Arbeit“. Von besonderem Interesse sind die Vorschriften für den gemeinsamen Tisch und „Von Aus- und Eingehen“. Hier wird festgelegt, dass die „Underschlags Thür“ allzeit verschlossen gehalten werden soll, deren drei Schlüssel die Mutter und zwei der ältesten Schwestern in Verwahrung halten. Zugleich – auch Milendunck datiert diese Vorgänge in seiner Chronik auf das Jahr 1549 – habe sich Doroler mit dem zuständigen Pleban von St. Mauritius, der die Schwestern zu seiner Herde zählte, darauf geeinigt, dass die Beginen mangels einer eigenen Kirche24 der morgendlichen Sonntagsmesse in der Pfarrkirche, der Vesper aber bei den Karmelitern beiwohnen sollten; werktags durften sie die erste Messe gleichfalls bei den Ordensbrüdern hören.25 Die Bemerkung über die fehlende Kirche wird man wohl dahingehend verstehen, dass die Kapelle der Schwestern weiterhin nur als Andachtsraum diente.26 Bis Mitte des 16. Jhs. waren die Schwestern jedenfalls keine Ordensangehörigen. Aufnahme in den Karmeliterorden und weitere Entwicklung Dies änderte sich im Jahr 1565: „Anno 1565 hat dießes Gotteshaus ein recht Clösterlich leben angefangen

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nach form und inhalt der Carmeliter observantz“.27 Nunmehr kann man von einem Kölner Karmelitinnenkloster sprechen, das zunächst die alte Bezeichnung „Tafeler“ beibehielt. Die Jahreszahl der förmlichen Aufnahme des Hauses in den Zweiten Orden der Karmeliter spricht für einen Zusammenhang mit der Katholischen Erneuerung in Köln, doch ist nicht bekannt, auf wessen Initiative (allein des Karmeliterordens oder auch von Kölner Bürgern?) die Umgestaltung in ein kontemplatives Kloster zurückging. Es steht fest, dass zu Pfingsten (10. Juni) 1565 neun Schwestern in den Karmeliterorden aufgenommen wurden. Sie empfingen aus der Hand des Provinzials Johann Mayer das Ordensgewand und legten das Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams ab („auff dem heiligen Pfingstag haben neun Jungfrauen alhie ... unßers ordens habit angenomen und in des Wolehrw. sl. Patris Provincialis Johannis Mayery Händen die drey gewönliche clösterliche gelübden ihrem himlischen breytigam abgelegt“28). Zum Gründungskonvent unter der Mutter Ursula Kruichs/Krughs aus Mülheim zählte auch eine Schwester des erwähnten Provinzials Eberhard Billick. Seit der Aufnahme in den Orden fanden im Abstand von drei Jahren regelmäßig Visitationen durch den Provinzial oder den Prior des Kölner Karmeliterkonvents statt.29 Die kleine Gemeinschaft wuchs sogleich; eine Liste von 1574 wies bereits 13 Namen auf.30 Schon ein Jahr zuvor hatte der Karmeliterprior erklärt, vom Kloster „gnant Taiffelers Convent“ 100 Taler erhalten zu haben, von dessen Zinsen allerdings nur ein Taler an die Schwestern ausbezahlt wurde, die übrigen vier Taler hingegen sollten bei den Karmelitern als Gegenleistung für die Feier einer Sonntagsmesse verbleiben. Dies ist der erste Hinweis auf regelmäßige Messfeiern in der Kapelle des Konvents.31 Einige Jahre später (1596) wurde eine ähnliche Vereinbarung mit den Karmelitern abgeschlossen, um allwöchentlich eine Donnerstagsmesse für die Schwestern zu sichern.32 In dieser Urkunde wurde erstmals das Konventssiegel angekündigt; auch dies ein bezeichnender Hinweis auf den gewandelten Charakter der Gemeinschaft, denn Siegelführung durch einen unregulierten Beginenkonvent konnte in Köln bislang nicht nachgewiesen werden. Die junge Gemeinschaft machte schon gegen Ende des 16. Jhs. einen gefestigten Eindruck, wie der Kölner Chronist Hermann von Weinsberg in seinen Aufzeichnungen zu 1596 (kurz vor seinem Tod 1597) bezeugt. Weinsberg lobte den Konvent, der in der Nähe seines Wohnhauses am Blaubach lag, im Vergleich mit dem ärmlichen Beginenkonvent Jakob: „Es hat wol ein ander meinong mit s. Mauritii- oder Taifflers-convent, auch in der Butgassen gelegen, da haben die suestern ein regel, ein kleidung, einen orden, einen dischs, gemein narong, hantarbeit, leren kinder, und wissen davon die kost zu gewinnen, zu bessern und zu vermern“.33 Ein Jahrzehnt später (1607) charakterisierte Erhard Winheim in seiner Beschreibung des „Heiligen Köln“ die Schwestern als Gemeinschaft der „Carmelitarum non velatarum“, er wusste von einer Kapelle (privatum hoc oratorium), in der sich bereits Reliquien von den Gefährten St. Gereons und St. Ursulas befänden; unter anderem besäßen die Schwestern auch den Schädel des hl. Anselm von Canterbury.34 Es erstaunt nicht, dass Winheim diesen Schatz so hervorhob, denn

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er war die einzige Anselm-Reliquie Kölns.35 Den Eindruck eines soliden Gemeinschaftslebens bestätigt auch der Geschichtsschreiber und Geograph Georg Braun († 1622), der zu Anfang des 17. Jhs. Material für eine Kölner Kirchengeschichte zusammentrug. In seinen handschriftlichen „Rapsodiae“, die nicht zum Druck gelangten, berichtete Braun, dass das Kloster „In Monte B. Mariae“ (man beachte den Namenswechsel) vom Prior der Karmeliter visitiert werde, der den Nonnen auch einen Beichtvater des Ordens zuweise. Beim Männerkloster fänden die Schwestern auch ihr Grab. Die Kapelle nannte Braun „Oratorium privatum eleganter ornatum“.36 Sie wurde bald (1609/10) durch den Anschluss eines Nachbarhauses erweitert, mit einer Sakristei versehen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Kölner Generalvikar, Weihbischof Theodor Riphaen, weihte am 27. September 1609 den Hochaltar zu Ehren der Gottesmutter und des hl. Vitalis sowie zwei Nebenaltäre. Er setzte fest, dass die Kirchweih künftig am 1. Sonntag nach Maria Himmelfahrt zu begehen sei und verlieh dazu einen 40tägigen Ablass.37 Seit dieser Zeit setzte sich die Bezeichnung „Marienberg“ für Kirche und Kloster durch, wie auch aus den Selbstbezeichnungen der Schwestern in ihren Urkunden hervorgeht. Sie nannten sich 1596 „Convents Jungfrawen deß Gottshauß in der Buttgassen gelegen Carmeliterordens“ und 1628 „Jungffere deß Gotteshauses St. Marienbergh Carmelitterordens“.38 Nunmehr wurden verstorbene Schwestern in der eigenen Kirche bestattet.39 1622 legte die erste Laienschwester die Profess ab; die nunmehr wohl entsprechend gebildeten Chorschwestern hatten 1603 das Offizium in lateinischer Sprache zu beten begonnen.40 Aus diesen Jahren sind auch die ersten Memorienstiftungen für Seelmessen erhalten, die vom Vertrauen der Stifter in die Frömmigkeit der Schwestern zeugen, freilich kaum zu ihrem Einkommen beitrugen, weil, wie bereits erwähnt, hierfür Zahlungen an die zelebrierenden Karmeliterpatres zu leisten waren.41 Doch immerhin stiftete eine Wohltäterin nicht nur Seelmessen für sich selbst, sondern auch 100 Taler für einen neuen Kelch.42 Reliquienausstattung In seinem Werk zum Lobe Kölns beschrieb Aegidius Gelenius ausführlich den Reliquienschatz, der für ein relativ kleines und recht junges Kloster in der Tat bemerkenswert war. Die Schwestern müssen über gute Verbindungen bzw. recht ansehnliche Geldmittel zum Erwerb dieser Heiltümer verfügt haben. Ihre Kirche wies 1645 folgende Reliquien auf:43 1. Silberkreuz mit Kreuzreliquie,44 2. Büste mit Teil des Haupts des hl. Vitalis,45 3. Büste mit Teil eines Arms des hl. Mauritius,46 4. Büste mit Reliquien des hl. Bischofs Gorgonius und der Märtyrer aus dem Gefolge der hl. Ursula,47 5. Büste mit Reliquien der hl. Dorothea,48 6. Büste mit Reliquien der hl. Margaretha,49 7. Büste mit Reliquien der hl. Sophia,50 8. Büste mit zwei Teilen einer Rippe der hl. Anna,51 9. Teil des Haupts des hl. Wilhelm,52 10. Oberer Teil des Haupts des hl. Anselm,53 11. Kinnbacken der hl. Gertrud,54 12. Häupter aus dem Gefolge der hll. Gereon und Ursula,55 13. Zahn des hl. Georg,56 14. Silbernes Armreliquiar mit Knochen von Arm und Zeh des hl. Vitalis,57 15. Silbernes Armreliquiar mit zwei Knochen der hl. Maria Magdalena,58 16. Teil eines Arms der hl. Barbara,59 17. Teil eines Arms Johannes des Täufers,60 18. Teil

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eines Arms des hl. Severin,61 19. Teil einer Rippe der hl. Katharina.62 Die silberne Reliquienbüste des hl. Vitalis war das herausragende Stück des Reliquienschatzes. Noch im 19. Jh. wurde sie verehrt: „Den großen Zulauf, dessen die Kapelle dieses Klosters sich erfreute, hatte sie zunächst dem in derselben aufbewahrten Haupte des heiligen Vitalis zu verdanken, dasselbe war mit blutigen Haaren bedeckt und wurde vorzüglich bei Kopfschmerzen verehrt“.63 Reliquien und Kirchenschatz gingen bei der Säkularisation verloren.64 Gelenius nennt als besondere Feiertage des Klosters die am Weißen Sonntag begangene Kirchweih, das Fest des Anselm von Canterbury am 21. April (von diesen beiden Festtagen wusste schon Winheim), den Tag des hl. Vitalis am 28. April sowie alle Feste des Karmeliterordens. Anschluss an Reformen Die Tourainer Reform des Ordens wird zwar in den erhaltenen Quellen nicht ausdrücklich thematisiert, doch ist ihr Einfluss unverkennbar. In Milenduncks Ordenschronik findet sich zum Jahr 1652 die Notiz, der Ordensgeneral Giovanni Antonio Filippini habe anlässlich einer Visitation die Schwestern mit dem Schleier beschenkt (visitando hunc conventum sorores – quae hac[tenus] non velatae erant – velo donat).65 Dieser Vorgang, dass die Schwestern einen Habit in grauer Farbe und einen schwarzen Schleier erhielten, lässt sich mit Hilfe des Archivilogium exakt auf den 29. März 1653 datieren.66 Damit stimmt überein, dass in einer Liste der Konventsangehörigen zu einer Schwester, die 1653 ihre Profess ablegte, erstmals ein Ordensname genannt wird mit dem Zusatz: „Susceperunt moniales den grauen habit und schwarze weile“ (von velum).67 Von dieser Zeit an erhielten alle Schwestern einen Ordensnamen. Dem Klosterdiarium zufolge stießen diese Reformen nicht auf einhellige Zustimmung des Konvents. Die Schwestern akzeptierten sie nur „mit dießem beding, daß Sie nit weiter reformirt werden solten, worüber P. Antoninus a Charitate ihnen einen schrifftlichen revers ausgehandiget“.68 Die Pestwelle von 1666 wütete auch im Konvent.69 Dennoch wuchs er stetig weiter. In der Regel wurden bei den seit 1666 jährlich stattfindenden Visitationen ein bis zwei Schwestern in den Konvent aufgenommen.70 Die Namen der eintretenden Frauen weisen darauf hin, dass sie aus stadtkölnischen Bürgersfamilien oder aus dem Umland stammten, zwischen 18 und 25 Jahren alt waren und ein Jahr nach dem Eintritt die Profess ablegten. Der wachsende Konvent differenzierte sich aus: 1667 wurde die spätere Priorin Gertrud Weils zur ersten Subpriorin gewählt; in dieser Zeit traten auch Procuratrix und Novizenmeisterin auf.71 Nach einer gewissen „Reformpause“ wurde gegen Ende des 17. Jhs. schrittweise die Observanz eingeführt. Als erstes wurde 1683 „das essen und trincken mit außwendigen leuthen an den tralia verbotten“ (d. h. an den Sprechgittern).72 1684 wurde die Klausur nach den Vorschriften des Konzils von Trient eingeführt: „In diesem Jahr finge an die strenge observanz und wurd das Kloster beschloßen und die Clausur eingeführt“.73 Damit verbunden war auch ein Wechsel des Habit,74 die jährliche Professerneuerung sowie die vollständige Ummauerung des Klo­stergeländes.

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1687 legten schließlich auch die älteren Schwestern ihren bürgerlichen Familiennamen zugunsten eines Ordensnamens ab, „womit dan alhier die gantze Reformation bis auff den Spielpfenning eingeführt“.75 Den „Spielpfennig“, eine gewisse jährliche Summe zur privaten Verfügung, ließen sich die Schwestern analog zu anderen Kölner Frauenklöstern bürgerlichen Zuschnitts offensichtlich nicht nehmen. Konventsstärke Eine Liste des gesamten Konvents von 1687 nennt 18 Chorschwestern, davon mit einem Strich abgesetzt weitere sieben, wohl die Novizinnen, sowie vier Laienschwestern, von denen eine als „Köchin“ bezeichnet wurde.76 Mit dieser Gesamtzahl von 29 Personen war das Gebäude, das bereits im Mittelalter für 30 Frauen vorgesehen war, gewiss voll belegt. Um 1700, fast 400 Jahren nach der Stiftung des Wohnhauses von Christian Tafeler, wurden die Räumlichkeiten des Konvents erneuert.77 Im Laufe des 18. Jhs. ging die Zahl der Nonnen zurück. Aus dem Jahr 1775 ist eine Namensliste der im Konvent lebenden Schwestern erhalten,78 aus der hervorgeht, dass in diesem Jahr 15 Chor- und drei Laienschwestern, von denen zwei Köchinnen waren, im Konvent lebten. Die Liste wurde eine Zeitlang kurrent gehalten; von 1775 bis 1794 traten elf Chorschwestern ein (von denen eine 1791 aus dem Noviziat ausschied) sowie eine Laienschwester. Von besonderem Interesse ist der Eintrag einer Terziarin namens Sophia Schmitz, die keinen Ordensnamen erhielt, aber 1756 ihre Profess ablegte; sie starb 1780. In welcher Weise sie mit dem Konvent verbunden war, bleibt leider unklar. Ein Blatt mit den Abstimmungsergebnissen der Wahlen zu den Klosterämtern von 1789 bezeugt, dass in diesem Jahr elf Chorschwestern die Ämter der Priorin, Subpriorin, Küsterin, Prokuratorin und zweier Claviariae besetzten.79 In der 1775 begonnenen Liste wurde festgehalten, dass 1794, im Jahr des Einmarschs der französischen Revolutionstruppen, die beiden letzten Novizinnen dem Konvent beitraten. Danach sind keine Neuzugänge mehr verzeichnet, während Todesdaten bis 1802 nachgetragen wurden.80 Das Jahr 1794 scheint noch in einer weiteren Hinsicht für den Konvent bedrückend gewesen zu sein, denn man sah sich offenbar gezwungen, eine geisteskranke Schwester, die nur schwer unter Kontrolle zu halten war, zu ihren Verwandten zurückzuschicken. Eine ältere Angehörige bat die Schwestern jedoch dringend, die „Rasende“ nicht fortzuschicken, da sie selbst aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters nicht in der Lage sei, sich ihrer anzunehmen und keine Hilfe zu ihrer Pflege habe. Wie der Fall gelöst wurde, ist nicht bekannt.81 Aufhebung des Klosters Die Jahre der französischen Verwaltung brachten zunehmende wirtschaftliche Belastungen und Einschränkungen – so verloren die Klöster ihre liturgischen Gerätschaften, da die Edelmetalle eingezogen wurden, und die Steuerforderungen wurden immer drückender. Bereits 1797 mussten die Schwestern eine Aufstellung ihrer Immobilien mit ihren eigenhändigen Unterschriften abliefern; 1798 erfolgte die detaillierte Aufnahme ihres beweglichen Besitzes.

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­Unter den „Kirchenmöbelen“ führten sie u. a. eine vergoldete Monstranz,82 ­einen Kelch mit Ziborium und ein versilbertes Brustbild (wohl das Kopfreliquiar des hl. Vitalis), vergoldete und zinnerne „Blumenpött“, Leuchter und liturgische Kleidung auf. Unter den „Klostermöbelen“ finden sich u. a. 90 Teile Zinngeschirr, 60 Zinnlöffel, 13 Tischtücher, 20 Handtücher, Bettzeug sowie 6 Tische mit 12 Stühlen. In der beiliegenden Supplik betonen die Schwestern ihre Armut: „…dass gemeltes Kloster eins von der untersten Classe seye und auch bei friedenszeiten sogar mit beihülf und einschluß der persönlichen arbeiten kaum die auch äußerßt nothwendige lebensmittel zum unterhalt der gemeinde beischaffen könne“; aus Not und gegen ihren Willen hätten sie schon Wertgegenstände und Immobilien veräußern müssen.83 Die Aufhebung des Klosters Marienberg erfolgte schließlich am 11. September 1802.84 Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch immer elf Chorund drei Laienschwestern im Konvent; eine Priorin ist nicht mehr angegeben. Die ranghöchste Dignitärin war Maria Rosa Pars, die Subpriorin. Die den Schwestern möglicherweise zu zahlende Pension wurde auf 6800 Francs festgesetzt.85 Einkünfte Zur Wirtschaftsführung des Frauenkonvents ist zu sagen, dass die Kölner Beginen durchweg von Eigenbesitz in Form von Immobilien und Renten lebten. Ihre Konvente hatten geringe Renteneinkünfte, die für Beleuchtung, Heizung und Bauerhaltung eingesetzt wurden.86 Wenn es zutraf, dass der Tafeler-Konvent bei der Visitation 1452 ohne Einkommen war, bleibt offen, wie im folgenden Jh. der Bestand des Hauses und der Unterhalt der Schwestern gesichert wurden; nach wie vor mussten die Konventualinnen wohl auf eigene Mittel zurückgreifen. Mit dem Beitritt zum Karmeliterorden veränderte sich die Lebensweise der Schwestern auch in der Weise, dass nunmehr eine gemeinsame Haushaltsführung und Finanzwirtschaft gefordert war. Dies meinte Hermann von Weinsberg, wenn er dem Kloster „einen dischs, gemein narong“ attestierte.87 Seine Behauptung, die Schwestern hätten sich kurz vor 1500 durch Handarbeiten und einen Schulbetrieb ernährt, stimmt zunächst bedenklich. Das Nähen, Sticken von Paramenten usw. sowie das Betreiben einer Schule (gemeint ist wohl eine Mädchenschule, auch wenn Weinsberg allgemein von Kindern spricht) wurde in neuzeitlichen Quellen den Frauenklöstern derart stereotyp zugeordnet, dass im Einzelfall geprüft werden muss, ob hier lediglich den Nonnen die ihnen zukommenden „schicklichen“ Verdienstmöglichkeiten zugeschrieben oder reale Verhältnisse geschildert wurden.88 Da Hermann Weinsberg jedoch ganz in der Nähe des Konvents am Blaubach lebte und Kirchmeister der Pfarrei St. Jakob war,89 ist es durchaus wahrscheinlich, dass er die Zustände tatsächlich kannte, zumal auch Georg Braun die genannten Tätigkeiten erwähnte.90 Abnehmer für die von den Schwestern gefertigten Paramente waren wohl in erster Linie die Karmeliter.91 Freilich, allzu ertragreich darf man sich beide Einkommensquellen nicht vorstellen, denn ein gutes Dutzend Schwestern, die auch noch den eigenen Haushalt besorgen mussten, werden darüber hinaus nur wenig Arbeitskraft erübrigt haben können. Über die wirtschaftlichen Aktivitäten der personell stark angewachsenen Gemeinschaft im 17. und 18. Jh. ist

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kaum etwas bekannt. Im Prinzip ist die Einführung der strengen Klausur der Ausübung eines Handwerks und dem Führen einer Schule für „externe“ Mädchen abträglich. Doch zeigt sich auch am Beispiel dieses Konvents, dass „Reformrhetorik“ von der Einführung der strengen Observanz nicht immer mit den Realitäten des Klosteralltags übereinstimmt. Denn noch Ende des 17. Jhs. trugen sich die Schwestern mit dem Plan, „ein frantzös(ische) Schul anzufangen“. Deshalb wurden zwei Jungfrauen aus Köln, denen 1691 ein Platz im Orden gegeben wurde, nur unter der Bedingung aufgenommen, dass sie ihre französischen Sprachkenntnisse weiter perfektionierten.92 Auf diese Weise wollte man wohl den gewandelten Bedürfnissen der Kölner Bürgerstöchter entgegenkommen. Ob diese Schule realisiert und wie lange sie gehalten wurde, konnte bislang nicht ermittelt werden. Mit dem Anwachsen des Konvents und den damit verbundenen Eintrittsgeldern entstand allmählich eine breitere finanzielle Basis, die es den Schwestern ermöglichte, von den Früchten der eigenen Felder, von Pachtgeldern und Erträgen aus Darlehen und Rentverschreibungen zu leben. Die erhaltenen Belege setzen in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. ein, sodass anzunehmen ist, dass die Tourainer Reform sich auch auf die Wirtschaftskraft des Klosters positiv ausgewirkt hat.93 Entsprechend dem Ansehen des Klosters wurden beachtliche Mitgiften gezahlt. 1687 brachte Johanna Dahls aus ihrem Erbteil 800 Taler ein und 1709 Maria Gertrud Herquet dieselbe Summe als Eintrittsgeld.94 Wenn man beobachtet, dass der kurfürstliche Beseher Gerhard von Bonn im Jahre 1680 für seine Tochter Margarethe sogar 1200 Taler Mitgift zahlte (diese erhielt zudem einmalig 40 Taler sowie 24 Taler jährlich als „Spielpfennig“ zur eigenen Verfügung) und der Konvent Ende desselben Jahres fast dieselbe Summe aufwandte, um Ländereien in Lechenich zu erwerben,95 wird deutlich, dass mit Augenmaß gewirtschaftet und der Landbesitz des Konvents nach Möglichkeit ausgebaut wurde. Die Schwestern verfügten über landwirtschaftliche Güter in der Nähe von Köln, und zwar in Lechenich und Dirmerzheim bei Erftstadt, in Sinthern bei Brauweiler und in Wichterich bei Euskirchen.96 Auch die Ausgaben hat man wohl zu beschränken gewusst. Es ist daher nicht erstaunlich, dass der Konvent trotz des erwähnten Neubaus im frühen 18. Jh. in der Lage war, weiterhin Gelder zu verleihen; so 2000 Reichstaler an die Benediktinerabtei Corvey an der Weser (1743), die um 1780 mit den entsprechenden Zinszahlungen in Rückstand geriet.97 Die finanzielle Situation des Klosters erhellt eine Aufstellung vom Ende des 18. Jhs. Sie nennt über 20.000 Reichstaler Kapitalien, knapp 800 Reichstaler an eingehenden Zinsen und Hausmieten bei nur 108 Talern, die vom Konvent selbst an Zinsen zu leisten waren. An Feldfrüchten nahmen die Schwestern vier Malter Weizen, 56 Malter Korn (d. i. Roggen) und 21 Malter Gerste ein. Die Gerste wurde zu Bier verbraut, aus Weizen und Roggen wurden Brote für die Schwestern und die Armenspeisung gebacken; für den Markt verblieben keine Überschüsse. Die Gemeinschaft umfasste zu dieser Zeit 22–23 Personen, sodass etwa 29 Reichstaler pro Person „zu nothdurftigem Unterhalt“ zur Verfügung standen.98 Bei der Aufhebung 1802 umfasste der Klosterbesitz insgesamt sieben Häuser in Köln (davon

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vier in der Weißbüttengasse in unmittelbarer Nachbarschaft des Klosters99) sowie knapp 45 Hektar Landparzellen in der Umgebung. Dazu kamen Kapital- und Rentenforderungen bei nur geringen Schulden, sodass der Gesamtkapitalwert in einer modernen Untersuchung auf 70.521 Francs veranschlagt wurde; damit gehört das Kloster eher zu den kleineren Häusern Kölns mit mäßiger Finanzkraft.100 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Die erhaltenen Urkunden und Archivalien betreffen fast ausschließlich den Grundund Rentenbesitz des Klosters Marienberg. Historische Nachrichten, Zeugnisse über Liturgie und spirituelles Leben sowie der Bücherbesitz gingen nach 1802 infolge der zeittypischen Gleichgültigkeit gegenüber dem Erbe der Klosterfrauen verloren. 21 Urkunden und sechs Akten wurden im Staatsarchiv Düsseldorf im Bestand „Karmeliterinnen vom Berge Mariä“ zusammengefasst und gelangten 1949 ins Historische Archiv der Stadt Köln; sie bilden dort den Bestand 230.101 Die im Historischen Archiv der Erzdiözese Köln, Bestand Monasteria Köln, Marienberg aufbewahrten sechs Faszikel entstammen wohl überwiegend der Registratur des Kölner Generalvikariats; sie gehören alle dem 18. Jh. an.102 Die Dorsalvermerke der erhaltenen Urkunden zeugen von geordneter Aufbewahrung des Klosterarchivs. Sie tragen durchweg Vermerke eines französischen Kommissars mit den Initialen J. D. („vu“) und ältere Einträge. Die drei ältesten Urkunden des 14. Jhs. wurden in einer „Caps. A“ aufbewahrt; mit den jüngeren Stücken wurden sie später insgesamt vier Ordnungseinheiten mit den Buchstaben A–D zugeordnet. So trägt die Gründungsurkunde als zweites Dorsal die Bezeichnung „L(ittera) A N(um.) 1“. Die jüngeren Urkunden seit dem 16. Jh. weisen zumeist noch zwei weitere Zählungen auf, die den Schluss erlauben, dass nur ein Bruchteil der einstmals vorhandenen Stücke erhalten ist. Auch im Klosterdiarium werden Hinweise auf die Aufbewahrungsorte der Stücke im Klosterarchiv gegeben, z. B. zur Gründungsurkunde in einer (nicht erhaltenen) deutschen Übersetzung: „Vide Lit. C n. 2 in archivio sororum“.103 Die wenigen historischen Nachrichten entstammen der erwähnten Ordenschronik des Jakob Milendunck sowie dem Archivilogium Rheno-Carmelitanum, das auch Auszüge aus dem heute verschollenen „Diarium Carmelitissarum“ des Klosters Marienberg enthält.104 Dieses setzte mit der Gründung des Tafeler-Konvents ein und reichte bis zum Jahr 1691. Wie es scheint, hat die Einführung der Observanz auch der innerklösterlichen Geschichtsschreibung Impulse verliehen. Weitere Nachrichten verdanken wir einem Faszikel von nur fünf Blättern, der erst 1900 durch das Kölner Stadtarchiv wohl aus Privatbesitz erworben wurde. Es handelt sich um eine Liste der Konventsangehörigen von der Gründung bis zur Mitte des 18. Jhs., die mit kurzen Bemerkungen über die innere Entwicklung der Gemeinschaft angereichert wurde.105 Diese Bemerkungen sind überwiegend dem Klosterdiarium entnommen. Möglicherweise gehen auch die Notizen zum 18. Jh. auf eine heute verlorene Fortsetzung des Diarium zurück. Zum Schluss sind einige Namen ohne Lebensdaten sowie eine Aufstellung der bei Aufhebung des Kon-

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vents noch lebenden Schwestern nachgetragen. Den Faszikel samt Nachträgen hat vielleicht eine Karmelitin nach dem Untergang ihres Klosters als Andenken aufbewahrt. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Kirche und Konventsgebäude, die in französischer Zeit die Hausnummer 6925 ½ erhielten, gingen bereits im frühen 19. Jh. unter. Nach der Aufhebung des Konvents 1802 wurde in den Gebäuden die Seidenband- (später: Seiden- und Baumwoll-Band) Fabrik der Gebr. Braubach eingerichtet.106 Im Stadtplan von 1836/37 ist das Kloster nicht mehr zu erkennen.107 Im Kölner Stadtbild erinnert heute nichts mehr an das Kloster Marienberg, denn das ganze Viertel zwischen Waidmarkt und St. Cäcilien/St. Peter wurde nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs völlig umgestaltet, sodass auch die Weißbüttengasse und die umliegenden Straßen aus dem Stadtplan verschwunden sind. Die wenigen Nachrichten über Kirche und Kloster sind in den „Kunstdenkmälern Köln“ zusammengetragen worden. Demzufolge war die Kirche nur etwa 6 x 15 Meter groß und wurde von einem kleinen Vorhof aus betreten. Das Klostergebäude lag mit der Längsfront an der Weißgerbereckgasse (später Michaelsgasse) und umschloss einen kleinen Hof.108 PRIORINNEN109 Ursula Kruichs/Krughs 1561–1579 (†) – Anna Jägers/Billix110 1579–1600 (†) – Mechthild Freudenberg 1600–1622 (†) – Sophia Emans 1622–1626 (dankt ab)111 – Ida Widendorff 1626–1637 (†) – Agnes Müngerstorff 1637–1670 (dankt ab) – Gertrud Weils 1670–1672 (†); nunmehr wird ein in der Regel dreijähriger Wahlzyklus erkennbar – Catharina Lambertz 1673–1676 – Maria Magdalena a Matre Dolorosa (Thonnets) 1676–1679, 1694–1697 – Catharina Pfafrath/Pfaffenrath 1679–1682 – Helena a S. Cruce (Rinderrath) 1682–1688, 1691–1694, 1700–1703 – Anna Maria a S. Spiritu (Eva Seils) 1688–1691 – Elisabeth a S. Euphrosyna (Thonnets) 1715–1718 – Isabella a S. Elia (Hausweiler) 1697–1700 – Theresia a S. Anna (Rudolffs) 1703– 1705 – Maria Catharina a S. Theresia (Hamechers) 1705–1709 – Rosa a Jesu (Sibilla Feldermanns) 1709–1715, 1718–1730 – Maria Anna a S. Barbara (Huckelbachs), wenige Monate nach ihrer Wahl 1721 verstorben – Helena a S. Catharina 1730–1736 – Franziska a S. Helena 1736 gewählt, erneut 1738; damit bricht die Namenliste ab. Die 1775 angelegte Liste nennt für 1764 Maria Magdalena a S. Gudula (Stiertz) als Priorin und für 1770 Maria Theresia a Jesu (Anna Christina Hansens). Ferner waren zu einem unbekannten Zeitpunkt auch Maria Walburga a S. Antonino (Maria Catharina Ehlen) sowie Maria Rosa a S. Christina (Maria Sybilla Paars/Pars) Priorinnen.112 Die letztgenannte stand als Subpriorin auch an der Spitze des letzten Konvents 1802 (s. oben). LITERATUR Johannes Asen, Die Beginen in Köln 1–3. In: Ann. des Hist. Vereins für den Niederrhein 111, 1927, 81–180; 112, 1928, 71–148; 113, 1928, 13–96; Register: 141, 1959, 74–

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80 – Richard Büttner, Die Säkularisation der Kölner Geistlichen Institutionen. Köln 1971 (Schriften zur Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsgesch. 23) – Marianne Gechter, Marienberg. In: Kölner Kirchen und ihre mittelalterliche Ausstattung. Bd. 2 = Colonia Romanica 11, 1996, 126 – Dies., Marienberg. In: Kölner Kirchen und ihre Ausstattung in Renaissance und Barock. Bd. 3 = Colonia Romanica 20, 2005, 208 – Aegidius Gelenius, De admiranda sacra et civili magnitudine Coloniae. Köln 1645 – Joseph Hartzheim, Bibiotheca Coloniensis. Köln 1747 – Klueting, Beginen – Hans-Joachim Kracht/Jakob Torsy, Reliquiarium Coloniense. Siegburg 2003 (Stud. zur Kölner Kirchengesch. 34) – Paul Clemen (Hg.), Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. Ergänzungsbd.: Die ehemaligen Kirchen, Klöster, Hospitäler und Schulbauten der Stadt Köln. Düsseldorf 1937 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 7, 3) – F. E. von Mering/Ludwig Reischert, Die Bischöfe und Erzbischöfe von Köln nach ihrer Reihenfolge. Bd. 2. Köln 1844 – Frank-Michael Reichstein, Das Beginenwesen in Deutschland. Stud. und Kat. Berlin 2001 (Wissenschaftliche Schriftenreihe Gesch. 9) – Erhard Winheim, Sacrarium Agrippinae. Köln 1607.

1 Hermann Keussen, Topographie der Stadt Köln im Mittelalter. 2. Bonn 1910 (Nd. Düsseldorf

1986), Tafel X und Sp. 57ba.  –  2 HASt Köln, Best. 230 (Karmeliterinnen vom Berge Mariä), Urk. 1/7.  –  3 Asen, Beginen, Ann. 113, 50ff.; Klueting, Beginen, 207f.; Reichstein, Beginenwesen, 280, Nr. 67.  –  4 HASt Köln, Best. 230, Urk. 1/1, und Best. 101 (Schreinsbücher), Nr. 311, fol. 76v–77r von 1302/04.  –  5 Vgl. die chronologische Liste bei Reichstein, Beginenwesen, 275ff.   –  6 Dabei handelt es sich um den Beginenkonvent, der 1327 aus der Verfügung des Henricus Iuvenis hervorging: Klueting, Beginen, 207, Anm. 7.  –  7 Vgl. 1487 im Protokoll einer Ratskommission über die Beginenhäuser: „dat is eyn grois steynen huys, dae wail 20 personen gemechlich inne wonen mogen, ind nae yrre fundacien seulden yrre 30 syn“, ediert von Walther Stein, Akten zur Gesch. der Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln im 14. und 15. Jh. 2. Düsseldorf 1895 (Publ. der Ges. für Rheinische Gesch.kunde 10), 687–694, Nr. 507, hier 688f., Nr. 6, vgl. auch 692f., Nr. 6 und Nr. 9. Die merkwürdige Doppelung des Eintrags entstand durch die irreführende Anlage der Edition aus HASt Köln, Best. 295 (Geistliche Abteilung), Nr. 64B; das Schriftstück II ab S. 691 scheint das Konzept zur vorhergehenden Reinschrift zu sein, wobei Stein hinter S. 693 Nr. 11 ein ganzes Bl. nicht ediert hat. Der Schluss ab S. 693 Nr. 12 gehört zur Reinschrift, also hinter S. 691 Nr. 33.  –  8 Vgl. Heiner Jansen (Hg.), Köln. Der hist. Atlas. 2000 Jahre Stadtgesch. in Karten und Bildern. Köln 2003, 71, mit Karte 21, in die der Konvent leider nicht eingezeichnet ist.  –  9 ISF KB 81, p. 643; HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A, fol. 1r. Freilich bleiben angesichts der relativ jungen Quellen gewisse Zweifel. Die Straßen, an denen der Konvent lag, heißen erst seit dem 19. Jh. „Weiß“-Büttengasse und „Weißgerber“-Eckgasse. Dieses Gewerbe domininierte dort erst im Laufe der Zeit. Im Mittelalter lagen an der „Butgass“ und der „Eckgass“ vor allem Werkstätten der Textilfärber, vgl. Keussen (wie Anm. 1), 56ff., und die erwähnte Karte bei Jansen (wie Anm. 8).  –  10 Klaus Militzer, Kölner Geistliche im Mittelalter. Bd. 1: Männer. Köln 2003, 653 (Mitt. aus dem StadtA von Köln 91); zur Verwandtschaft vgl. bes. HASt Köln, Best. 101, Nr. 311, fol. 77a von 1302/04.  –  11 Vgl. Asen, Beginen, Ann. 113, 50.  –  12 Vgl. zu einigen Aspekten Reichstein, Beginenwesen, bes. 191–198.  –  13 Zu den Auswirkungen der Legationsreise des Cusanus auf unregulierte Gemeinschaften vgl. Klueting, Beginen, 215f.   –  14 Joseph Greving, Protokoll über die Revision der Konvente der Beginen und Begarden zu Köln im Jahre 1452. In: Ann. des Hist. Vereins für den Niederrhein 73, 1902, 25–77, hier 42, Nr. 7; es handelt sich um die Edition von HASt Köln, Best. 295, Nr. 64.   –  15 Zur Visitation von 1487 vgl. oben Anm. 7, Zitat: 689, Nr. 6; zur Besichtigung der Konvente von 1476/84

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vgl. Asen, Beginen, Ann. 113, 51f. Das von ihm „Geistl. Abt. zu Nr. 64IV“ genannte Schriftstück ist HASt Köln, Best. 295, Nr. 64C, Faszikel 4, nicht ediert.  –  16 HASt Köln, Best. 1039 (Farragines Gelenii), Nr. 14, fol. 829–838, Zitat: fol. 838r; zu Segerus Pauli vgl. Klueting, Beginen, 207, Anm. 7 sowie Hartzheim, Bibliotheca, 295, mit Ergänzung auf S. 358: „Historiographus diligentissimus“.  –  17 Mit den Titeln: §1 De habitu, §2 De votis, §3 De silentio, §4 De horis, §5 De ieiunio, §6 De disciplina in quadragesima facienda, §7 De frequentanda sacra communione, §8 De ternariis sive suffragiis defunctorum fratrum et sororum, §9 De dormitione, §10 De moribus in verbis, gestu ac vestitu servandis. Es wäre vor allem zu klären, ob hier eine Spur der vom Generalprior Johannes Soreth verfassten und nicht erhaltenen Statuten für Frauenklöster zu fassen ist. Soreth veranlasste 1452 die Einrichtung des ersten Karmelitinnenklosters ten Elsen in Geldern, das 1452 aus einem Beginenkonvent hervorging [ Geldern, ten Elsen].  –  18 Koelhoffsche Chronik: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jh. 13 (Cöln), 2. Leipzig 1876, 469. Kleine Kölner Chronik: HASt Köln, Best. 8830, Nr. 12 (früher: Chroniken und Darstellungen Nr. 30), fol. 71r; hierbei handelt es sich um eine von Kaspar Keller 1889 angefertigte Abschrift nach dem Original in der UnivLB Darmstadt, Hs 2705.  –  19 „sub huius seculi initium“, ISF KB 46, fol. 686v. Alternativ hierzu datiert Milendunck denselben Vorgang an anderer Stelle auf das Ende des vorangehenden Jhs., ISF KB 44, fol. 260r.   –  20 HASt Köln, Best. 228 (Karmeliter), Urk. 3/148; der Kardinal bestätigte einige mit der Karmelkirche verbundene Bruderschaften. Raimund Peraudi, der als päpstlicher Ablasskommissar 1501–1504 Deutschland bereiste, ist im Anschluss an ISF KB 44, fol. 13v–14r eindeutig zu identifizieren; vgl. Thomas Vogtherr, Kardinal Raimund Peraudi als Ablaßprediger in Braunschweig (1488 und 1503). In: Braunschweigisches Jb. für Landesgesch. 77, 1996, 151–180, hier 152.  –  21 HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A fol. 1r: „Da nun die begynen dieß convents sich auferbäulichst gehalten, auch mit handarbeit ihre kost verdienet, haben dieselbe in dem kapelgen, wo sie ihre andacht zu verrichten pflagen, welches sich nicht weiter erstrekte als biß mitten in der jetzigen kirchen an dem orth, wo das große crucifix stehet, ein altar durch den bischofen zu Metz consecriren laßen, und wurd der alte altarstein im jahr 1503 durch den weybischof zu Metz in gegenwart des cardinals Ginetti von neuem consecrirt“; vgl.auch ISF KB 81, S. 646f. Die Identität Ginettis ist unklar. Bei dem Weihespender handelt es sich um den Karmeliten Conrad de Heyden, von 1497–1518 Weihbischof in Metz (Louis Châtelier, Art. Metz. In: Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448–1648. Berlin 1996, 813).  –  22 „... praescripsit quandam regulariter et claustraliter vivere methodum quam usque huc pro regula sua observant“, ISF KB 46, fol. 686v. Eberhard Billick war ein in den konfessionellen Auseinandersetzungen sehr aktiver Theologe; vgl. Hartzheim, Bibliotheca, 74f., und Postina, Eberhard Billick.  –  23 ISF KB 81, Abschrift aus dem Jahr 1692 im Archivilogium Rheno-Carmelitanum, Litt. L 1, p. 627–637.  –  24 „quia vero propriam non habebant ecclesiam“, ISF KB 46, fol. 686v.  –  25 Diese Anweisungen finden sich auch in dem Kapitel „Von Messhören und Predigen“ der Vorschriften vom 23.12.1549, ISF KB 81, p. 632.  –  26 ISF KB 46, fol. 686v.   –  27 ISF KB 81, p. 647.  –  28 Diarium Carmelitissarum, ISF KB 81, p. 647 mit einer Liste des Gründungskonvents p. 648; diese Liste auch in: HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A, fol. 1v sowie Farragines Gelenii, HASt Köln, Best. Nr. 1039, Nr. 14, fol. 837r-v.  –  29 ISF KB 81, p. 649f.  –  30 ISF KB 46, fol. 687r.  –  31 HASt Köln, Best. 230, Urk. 2/4 von 1573; vgl. auch Urk. 2/5 von 1591. Unzutreffend ist die Behauptung, die Kirche sei 1549 geschaffen worden, so Kunstdenkmäler Köln, Ergänzungsbd., 302.  –  32 HASt Köln, Best. 230, Urk. 2/6/1 mit Transfix der Karmeliter: Urk. 2/6/2.  –  33 Friedrich Lau (Hg.), Das Buch Weinsberg. Kölner Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jh. Bd. 4. Bonn 1898, 268 (Publ. der Ges. für Rheinische Gesch. kunde 16).   –  34 Winheim, Sacrarium, 288f.; hier ist die Kirche nach der Trinität und der Muttergottes benannt.  –  35 S. unten zum Reliquienschatz.  –  36 Georg Braun, Rapsodiae Colonienses, heute Teil der Sammlung Alfter: HASt Köln, Best. 1001, Nr. 44, fol. 88v/p. 122. Beichtvater war 1629 der Theologieprofessor Johannes Seinerus, so HASt Köln, Best. 1039, Nr. 14, fol. 837r.  –  37 ISF KB 81, p. 650f. Vgl. auch HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A, fol. 2r, wo die Weihe der drei Altäre auf 1610 datiert wird. Vgl. ferner Braun, Rapsodiae, fol. 88v/p. 122, Nachtrag zum „oratorium“: „Anno 1609 iuxta plateam fidelibus patens factum“; weiterer Nachtrag am Ende des

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I. Klöster vor der Säkularisation

Absatzes: „Ecclesiam recenter aedificatum habent iuxta plateam. Anno circiter 1610“.   –  38 HASt Köln, Best. 230, Urk. 2/6/1 und 1/7.  –  39 ISF KB 81, p. 652 zu Cuneza Langenberg, die 1617 verstarb und „zum ersten in die kirch begraben wurde“.  –  40 Ebd.: „Sr. Anna Marcks laica, und dieße ist die erste Layschwester geweßen“. Vgl. auch ebd., p. 650: „Anno 1603 [...] zum ersten mal die gezeiten auff latein zu leßen, welches zuvor auff teutsch geschahe“. Dieser liturgische Wechsel geht auf die Visitation des Klosters durch Ordensgeneral Henrico Sylvio im August 1603 zurück (AGOC II C. O. 1 (11) Regestum Henrici Silvii generalis, fol. 67v)   –  41 HASt Köln Best. 230, Urk. 1/7 von 1628; vgl. auch Akte 1 „Fromme Stiftungen 1678–1778“, wo fol. 42r die Einkünfte aus den Seelmessen auf 52 Reichstaler berechnet werden.   –  42 HASt Köln Best. 230, Urk. 2/9 von 1660 und 2/10 von 1661.  –  43 Aegidius Gelenius, De admiranda, 589f.; hinzugefügt sind die entsprechenden Hinweise bei Kracht/Torsy, Reliquiarium; diese Zusammenstellung fußt ebenfalls auf Gelenius; das Register s. v. Marienberg (548) ist allerdings fehlerhaft. Auf Gelenius sowie Kunstdenkmäler Köln, Ergänzungsbd., 301f. fußen die beiden Artikel von Gechter, Marienberg, zur Ausstattung des Klosters. Noch nicht ausgewertet wurde das erst kürzlich entdeckte Klosterdiarium (ISF KB 81, p. 643–671) hinsichtlich seiner Angaben zu den von eintretenden Schwestern eingebrachten Stiftungen von liturgischem Gerät etc.  –  44 Kracht/Torsy, Reliquiarium, 93, mit Anm. 44.  –  45 Ebd., 511, mit Anm. 7; Abb.: Kunstdenkmäler Köln.  –  46 Ebd., 389, mit Anm. 14.  –  47 Ebd., 226; da in Köln nur noch das Kloster St. Maximin Gorgonius-Reliquien besaß und einen reichen Reliquienschatz vom Ager Ursulanus hütete, stammen die Reliquien möglicherweise von dort.  –  48 Ebd., 226.  –  49 Ebd., 348, mit Anm. 24.  –  50 Ebd., 469; außer Marienberg besaß in Köln nur noch die Pfarrkirche St. Alban Sophia-Reliquien.  –  51 Ebd., 141, mit Anm. 20.  –  52 Ebd., 148; eine weitere Wilhelm-Reliquie besaßen in Köln nur noch die Klausnerinnen von St. Michael.  –  53 Ebd., 148; demzufolge die einzige Reliquie Anselms von Canterbury in Köln.  –  54 Ebd., 270.  –  55 Ebd., 386, mit Anm. 28, und 496, mit Anm. 57)  –  56 Ebd., 263, mit Anm. 20.  –  57 Ebd., 511, mit Anm. 7.  –  58 Ebd., 371, mit Anm. 25.  –  59 Ebd., 164, mit Anm. 32.  –  60 Ebd., 303, mit Anm. 20.  –  61 Ebd., 460, mit Anm. 4.  –  62 Ebd., 192, mit Anm. 23.  –  63 Von Mering/Reischert, Bischöfe 2, 267f. Damals (1844) soll sich die Reliquie in der nunmehr als Pfarrkirche fungierenden ehem. Stiftskirche St. Georg am Waidmarkt befunden haben, allerdings machen die Autoren die Einschränkung „So viel uns bewußt“; Abb. bei Kunstdenkmäler Köln, Ergänzungsbd., 302, Abb. 206.   –  64 So Gechter, Marienberg, Colonia Romanica 20, 208.   –  65 ISF KB 46, fol. 687v.  –  66 ISF KB 81, p. 638.  –  67 HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A, fol. 2r, letzter Eintrag zu Elisabeth Haussweilers, die den Namen Isabella a S. Elia empfing. Sie starb 1714 im Alter von 82 Jahren.  –  68 ISF KB 81, p. 655.  –  69 Im Klosterdiarium, ebd., p. 657, werden vier Schwestern als Pestopfer bezeichnet.  –  70  Ebd., p. 648–671.  –  71 HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A, fol. 3r.  –  72 ISF KB 81, p. 662.  –  73 HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A, fol. 3v; Datierung nach ISF KB 81, p. 662.  –  74 „Anno 1685 haben die geistlichen Jungfrauen ihre alte Hüllen und Weyelen ab- und andere der clösterlichen Erbarkeit und Demuth mehr bequeme angelegt“, ebd., p. 663.   –  75 Ebd., p. 666.  –  76 HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A, fol. 3v.  –  77 Ebd., fol. 2v; die knappe Notiz „monasterium coeptum de novo aedificari“ befindet sich hinter einer Schwester, die die 1662 eintrat und 1711 starb.   –  78 HASt Köln, Best. 230, Akte 2, eingelegtes Doppelbl.  –  79 HA Erzbistum Köln, MON Köln, Marienberg Nr. 5.  –  80 HASt Köln, Best. 230, Akte 2, eingelegtes Doppelbl.  –  81 HA Erzbistum Köln, MON Köln, Marienberg Nr. 6.  –  82 Diese ist vermutlich mit jener identisch, die 1653 von Sr. Elisabeth Haußweilers gestiftet wurde, vgl. ISF KB 81, p. 655.  –  83 Aufstellung der Immobilien: HASt, Best. 350 (Franz. Verwaltung), Nr. 1588, fol. 68 vom 31.8.1797; damals unterschrieben 17 Schwestern. Sie verfassten im Oktober 1797 eine Supplik, die nicht ermittelt werden konnte und über die nur eine Notiz über die Weiterleitung an die Rentkammern vorliegt, vgl. Best. 350, Nr. 1636, fol. 2. Aufstellung der Immobilien: Best. 350, Nr. 1592/1, fol. 87–88; Zitat aus der Supplik: fol. 85r; die Besitzaufstellungen wurden auf Französisch in ein Formular übertragen: Best. 350, Nr. 1592/2/1, fol. 55–56.  –  84 Büttner, Säkularisation, 130; zu den vorausgehenden Zwangsmaßnahmen vgl. Joachim Deeters, Der Weg zum Ende – Maßnahmen gegen Kölner Klöster und Stifte vor der Säkularisation (1795–1801). In: Georg Mölich, Joachim Oepen, Wolfgang Rosen (Hg.), Klosterkultur und Säkularisation im Rheinland. Essen 2002, 257–

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284; Klaus Müller, Köln von der französischen zur preußischen Herrschaft (1794–1815). Köln 2005, bes. 283–303.  –  85 Liste des letzten Konvents: HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A, fol. 5v; vgl. auch Best. 350 (Franz. Verwaltung), Nr. 1615, fol. 19v–20r mit einer Liste des Jahres 1800, die noch 15 Namen aufweist; zur Pensionszahlung Büttner, Säkularisation, 131.  –  86 Vgl. Letha Böhringer, Beginen als Konkurrentinnen von Zunftgenossen? Kritische Bemerkungen am Beispiel Kölner Quellen des späten Mittelalters. In: Sabine Happ/Ulrich Nonn (Hg.), Vielfalt der Geschichte. Lernen, Lehren und Erforschen vergangener Zeiten. Festgabe für Ingrid Heidrich zum 65. Ge­burtstag. Berlin 2004, 182–197.  –  87 Vgl. Anm. 33.  –  88 Vgl. die skeptischen Bemerkungen von Margret Wensky zur Mädchenerziehung in Beginenkonventen oder Klöstern: Mädchen- und Frauenbildung in der spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Stadt. In: Wilhelm Janssen/Dies. (Hg.), Mitteleuropäisches Städtewesen in Mittelalter und Frühneuzeit. Edith Ennen gewidmet. Köln 1999, 21–40, bes. 25.  –  89 Wolfgang Herborn, Hermann von Weinsberg (1518–1597). In: Rheinische Lebensbilder 11. Köln 1988, 59–76; zum Interesse Weinsbergs am Elementarschulwesen vgl. Ders., Kölner Schulen, Schüler und Lehrer an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. In: Jb. des Kölnischen Gesch.vereins 77, 2006, 53–94.  –  90 HASt Köln, Best. 1001, Nr. 44, fol. 88v/S. 122: „Et manuum labore et puellarum schola honeste vivunt“. Vgl. Margret Wensky, Mädchenbildung zwischen Kommerz und Religion. Das Mädchenschulwesen in der Reichsstadt Köln vom 15. bis zum 17. Jh. In: Georg Mölich/Gerd Schwerhoff (Hg.), Köln als Kommunikationszentrum. Stud. zur frühneuzeitlichen Stadtgesch. Köln 2000, 271–285, hier 276 (Der Riss im Himmel 4).   –  91 Vgl. Hans Vogts, Zur Bauund Kunstgeschichte des Kölner Karmeliterklosters. In: Jb. des Kölnischen Gesch.vereins 14, 1932, 148–184, der S. 179 ohne Nachweis behauptet, dass die Schwestern einen 1599 gestifteten goldenen Mantel für das Muttergottesbild der Karmeliterkirche anfertigten und „wohl überhaupt die Sakristei mit Paramenten versorgt haben“.  –  92 ISF KB 81, p. 671.  –  93 Vgl. HASt Köln, Best. 230, Urk. 1/11 von 1676 und 1/12 von 1677, wobei der Kölner Rat nur 3 % bzw. 3,5 % Zinsen auf die von den Schwestern aufgenommenen 600 bzw. 800 Taler zahlte; üblich waren 4–5 %. Vgl. auch ebd., Akte 3 mit Schuldforderungen des Konvents 1660–1790.  –  94 Ebd., Urk. 3/16 von 1687 sowie HA Erzbistum Köln, MON Köln, Marienberg 1 von 1709; beide Frauen sind in der Liste der Konventualinnen HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A, fol. 3r und 4r nachweisbar.  –  95 HASt Köln, Best. 230, Urk. 2/13 und Urk. 3/14.  –  96 Ebd., Akten 4, 5 und 6 mit Kauf- und Pachtbriefen, Quittungen und anderen Unterlagen aus dem 17. und 18. Jh.  –  97 HA Erzbistum Köln, MON Köln, Marienberg 2.  –  98 Ebd., Marienberg 5, fol. 2; undatiert. Genauere Erkenntnisse könnte eine Analyse des einzigen erhaltenen Einnahmen- und Ausgabenbuches liefern: HASt Köln, Best. 230, Akte 2 von 1794–1802.  –  99 Vgl. Schieder, Säkularisation, Tl. 1, 166, „Karmeliterinnenkloster Buttgass“ mit den Nachweisen der Häuser in Tl. 5, 1 unter den entsprechenden Nummern. – 100 Büttner, Säkulari­ sation, 130f.; zum Vergleich 118: Der Gesamtkapitalwert der Karmeliter belief sich auf knapp das Doppelte; vgl. auch Wolfgang Rosen, Kölner Stifte und Klöster im 18. Jh. – Ökonomische Lage und Entwicklung. In: Mölich, Oepen, Rosen, Klosterkultur (wie Anm. 84), 223–255, bes. Grafik 3 und 6.  –  101 Vgl. Joachim Deeters, Die Bestände des Stadtarchivs Köln bis 1814. Eine Übersicht. Köln/ Weimar/Wien 1994, 139 (Mitt. aus dem StadtA von Köln 76). Seit dem Einsturz des Archivs am 3.3.2009 ist der Verbleib nicht bekannt.  –  102 Toni Diederich/Ulrich Helbach (Red.): Das hist. Archiv des Erzbistums Köln. Übersicht über seine Gesch., Aufgaben und Bestände. Siegburg 1998, 129ff. (Stud. zur Kölner Kirchengesch. 31).  –  103 ISF KB 81, p. 645. Im Diarium werden auch die Regesten einiger heute nicht mehr erhaltener Urkunden wiedergegeben.  –  104 Ebd., p. 643–671.  –  105 HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A; der Faszikel wurde von mehreren Händen wohl im ausgehenden 18. Jh. in deutscher Sprache geschrieben, Fol. 3 stört die Reihenfolge, sodass manche Namen doppelt eingetragen wurden. Auf fol. 5v findet sich am unteren Rand, auf dem Kopf stehend, ein abgeschnittener Eintrag; der Name „Conradus de Schurenfeltz“ ist noch lesbar. Wer gemeint ist, bleibt offen; es gab einen Ratsherrn und Bürgermeister dieses Namens, der 1520 starb, vgl. Herbert M. Schleicher, Ratsherrenverzeichnis von Köln zu reichsstädtischer Zeit von 1396–1796. Köln 1982, Nr. 3662; ein Zusammenhang mit dem Konvent ist nicht erkennbar.  –  106 Adress-Buch ... der Stadt Cöln 1822, 75 und 1828, 66.  –  107 Deutscher Städteatlas. Lief. 2, Nr. 6: Köln, bearb. von Hansgerd

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I. Klöster vor der Säkularisation

Hellenkemper/Emil Meynen. Dortmund 1979 , Tafel 1: Katasterkarte 1:2500, 1836/7.  –  108 Kunst­ denkmäler Köln, Ergänzungsbd., 302.   –  109 Nach den von verschiedenen Händen geschriebenen Listen in HASt Köln, Best. 295, Nr. 177A sowie nach dem Klosterdiarium in ISF KB 81, p. 643–671.  –  110 Anna Jägers wurde auch nach ihrem Heimatort in der Diözese Mainz Anna Billix genannt, wie ihr Bruder, der Theologe und Provinzial der Niederdeutschen Provinz, Eberhard Billick, vgl. oben Anm. 22.  –  111 Aus derselben Familie war Jacobus Emans, der dem Kölner Karmeliterkonvent als Professe angehörte, 1645–1648 Provinzial der Niederdeutschen Provinz.  –  112 HASt Köln, Best. 230 Akte 2, eingelegtes Doppelbl.

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Kreuznach Das 1281 gegründete Kloster diente bis zu seiner Aufhebung in der Reformationszeit der Sponheimer Grafenfamilie, die die Gründung gefördert hatte, sowie anderen Angehörigen regionaler Adelsfamilien als Grablege. Im Dreißigjährigen Krieg gelang die Wiedererrichtung des Klosters. Der Konvent engagierte sich für die Ausbreitung der katholischen Konfession. In der Stadt unterhielt er eine Schule. Provinz Deutsche Provinz (1281–1291, 1297–1318, 1327–1348), Niederdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1802) Diözese Mainz Lage Das Kloster lag am Eiermarkt, der in der Vergangenheit das wirtschaftliche Zentrum der Stadt bildete. Die ehemalige Klosterkirche dient heute als katholische Pfarrkirche St. Nikolaus, das Priorenhaus wurde katholisches Pfarrhaus. Patrozinium Patron der Kirche und wohl auch des Klosters war der hl. Nikolaus. Siegel Der älteste Abdruck des Konventssiegels aus dem Jahr 1418 zeigt in rundem Siegelbild (40 mm) eine sitzende Madonna mit Kind, Umschrift: (...) CONVENTUS CRVCENAC (...).1 Das Konventssiegel aus dem 17. Jh. zeigt eine sitzende Madonna mit Kind, zu ihren Füßen ein kniender Mönch, rechts ein Kreuz, Umschrift: SIGILLUM PRIORATVS CONVENT(VS) CARM(ELITARVM) CRVCE(NACENSIS) [ Abb. S. 106 Nr. 19].2 Ein Abdruck des Priorensiegels von 1560 von einem deutlich älteren Typar lässt im spitzovalen Siegelfeld (40 mm x 27 mm) einen hl. Bischof und die hl. Katharina in gotischem Gehäuse erkennen, zu deren Füßen ein kniender Mönch. Umschrift: [+ S.] PRIORIS CRVCENACE(N)SIS FRA[TRV]M MARIE DE CARME.3 Das ovale Priorensiegel aus dem Jahr 1700 (28 mm x 38 mm) zeigt den gekrönten Wappenschild des Ordens: Eine eingebogene Spitze belegt mit einem Stern und beiderseits der Teilung oben beseitet von je einem Stern, Umschrift: SIGILLVM PRIORIS CARM. CRVCENACENSIS [ Abb. S. 107 Nr. 20].4 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Der Stadtherr von Kreuznach, Graf Johann von Sponheim, und seine Gemahlin Adelheid schenkten am 20. Januar 1281 die Niko­ lauskirche (capella seu basilica)5 mit allem Zubehör an den Provinzial und die Brüder des Karmeliterordens. Die Hauskapelle war wenige Jahre davor beim Jagdschloss der Familie errichtet worden, denn 1266 hatten der Mainzer Erzbischof Werner und die Bischöfe von Worms und Speyer einen Ablass für alle Spender gewährt, die zur Vollendung des Kirchbaus beitrugen.6 Am 7. Juli 1290 nahm Erzbischof Gerhard von Mainz neben den Ordensniederlassungen von Mainz und Frankfurt auch das Kreuznacher Kloster in seinen besonderen Schutz. So bestätigte er gewissermaßen die Klostergründung, deren nähere Umstände nicht überliefert sind.7 Insbesondere ist unklar, welches Kloster den Gründungskonvent entsandte.

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Schule und Ordensstudium Seit dem frühen 14. Jh. zählte das Kloster zu den ordensinternen Bildungsstätten. 1314 ist ein Lehrer der „logica nova“ bezeugt.8 Im späten 15. Jh. studierte der rheinische Ordensnachwuchs im Kreuznacher Kloster Logik und Philosophie, zwischen 1431 und 1544 wurde außerdem Theologie gelehrt.9 1464 bekleidete Heinrich von Montabaur das Amt des Lektors.10 Erste Aufhebung, Restitution und Säkularisation des Klosters Es ist vermutlich auf die veränderte Bewertung der geistlichen Lebensform in der frühen Reformationszeit zurückzuführen, dass der Konvent 1530 auf zwei Patres geschrumpft war.11 Der 1548 bezeugte Fall von Apostasie ist wohl ebenso eine Folge der reformatorischen Klosterkritik. Damals forderte der Provinzial Eberhard Billick P. Valentin Kastellaun, der den Habit abgelegt und sich in Trier niedergelassen hatte, zur Rückkehr ins Kloster auf.12 1557 erreichte die Reformation die Stadt Kreuznach, das Kloster bestand zunächst fort. Als der Orden den Prior Kaspar von Barrenstein 1564 nach Rom entsandte, blieb Peter von Engelskirchen als einziger Konventuale zurück.13 Nach dessen Tod 1565 ließ Kurfürst Friedrich von der Pfalz das Kloster säkularisieren, weil es ausgestorben und damit an die Landesherrschaft gefallen sei.14 Der nachträgliche Einspruch des übergangenen anderen Gemeinsherrn in der Vorderen Grafschaft Sponheim, Markgraf Philibert von Baden, änderte nichts an der Klosteraufhebung. In den Gebäuden entstand eine kurfürstliche Lateinschule. Die Verwaltung des ehemaligen Klostervermögens besorgte eine Schaffnei. Ihren Reliquienschatz hatten die Karmeliter vorher in Sicherheit gebracht. Das Kreuzreliquiar wurde in Köln bzw. Mainz verwahrt, bis es im ausgehenden 17. Jh. wieder an seinen Platz gelangte.15 Als im Dreißigjährigen Krieg spanische Truppen im Zusammenhang mit dem Feldzug gegen die Kurpfalz auch Kreuznach besetzten, eröffnete sich dem Orden die Möglichkeit zur Restitution des Klosters. 1624 nahm ein Karmeliterpater mit Rückhalt bei der Infantin Isabella und dem katholischen Markgrafen Wilhelm von Baden das Kloster wieder in Besitz.16 Das reformierte Gymnasium behielt vorläufig aber seine Räume. 1630 zählte der Konvent drei Patres und einen Bruder.17 Der Kriegsverlauf bestimmte die folgenden Jahre: 1632 eroberten schwedische Truppen die Stadt für die Protestantische Union, die Klosterbewohner waren schon vorher geflohen. Sie kehrten nach dem Einzug kaiserlicher Truppen 1636 zurück. Die gemeinsame Landeshoheit lag nach dem Westfälischen Frieden beim reformierten Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz und dem katholischen Markgrafen Wilhelm von Baden. Sie regelten die konfessionellen Verhältnisse in der Stadt 1652 durch einen Religionsvergleich, der die Karmeliter zwar zuließ, die Konventsstärke allerdings auf drei Brüder beschränkte.18 Daraus ergab sich für den Orden die Gefahr, dass das Kloster durch den plötzlichen Tod der Brüder hätte verwaisen und der Provinz verloren gehen können. Es fand als eines der letzten seiner Provinz den Anschluss an die Reform von Touraine. Auf Beschluss des Provinzkapitels wurde 1659 die strenge Observanz eingeführt und Adamus a S. Maria als erster reformierter Prior eingesetzt.19 Nach der Aufhebung der Aufnahmebeschränkung

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1685 vergrößerte sich der Konvent binnen Jahresfrist auf sieben Professen.20 Als der Präfekt des Rhein-Mosel-Departements das Kloster am 2. August 1802 aufheben ließ,21 lebten dort vier Patres und zwei Laienbrüder, ein weiterer Laienbruder hielt sich krankheitshalber bei Verwandten auf. Da drei Konventualen als Pastor und Vikare der Stadtpfarrei wirkten und Unterricht für 90 katholische Schüler hielten, durften sie auch nach der Säkularisation im Konventsgebäude wohnen bleiben. Sie erhielten eine staatliche Pension. Seelsorge In der Stadt boten die Bettelmönche eine mit dem Pfarrklerus konkurrierende Seelsorge an. Da hier ein Interessensausgleich geboten war, erhielten die Patres 1390 die erzbischöfliche Erlaubnis zum Predigen und Beichthören in der Stadt.22 1469 hatte eine Sebastiansbruderschaft (St. Bestians) ihren Sitz an der Klosterkirche.23 Im Religionsvergleich von 1652 erscheint die Karmeliterkirche als katholische Pfarrkirche für die Kreuznacher Neustadt.24 Darüber hinaus betätigten sich die Ordensleute in verschiedenen ländlichen Gemeinden. Auf Bitten der Landesherren, die den Karmelitern 1439 das Patronatsrecht über die Pfarrei Sohren im Hunsrück geschenkt hatten, wurde die Kirche 1440 dem Kloster inkorporiert.25 Von da an präsentierte der Prior jeweils einen Konventualen für die Pfarrstelle. Zur Pfarrei gehörte die Kapelle von Büchenbeuren, die ein dazu bestimmter Kaplan aus dem Konvent seelsorgerlich betreute. Wenige Jahre vor der landesherrlichen Reformation verkaufte der Konvent im Februar 1560 dem Pfalzgrafen Friedrich bei Rhein das Patronatsrecht in Sohren und Büchenbeuren.26 Zwischen 1639 und 1642, als die Vorherrschaft der kaiserlichen Truppen eine vorübergehende Rekatholisierung im Land ermöglichte, wirkte wieder ein Kreuznacher Karmeliterpater als Pfarrer in Sohren. Der Übergang der kurpfälzischen Herrschaft auf die katholische Linie von Pfalz-Neuburg 1685 leitete eine zweite Welle der Gegenreformation ein. Die Kirche von Sohren wurde als Simultaneum wieder dem katholischen Kultus geöffnet. Kreuznacher Karmeliter hielten die katholischen Gottesdienste in Sohren im Wechsel mit Patres aus Beilstein [ Beilstein]. Es gelang ihnen jedoch nicht, den älteren Anspruch auf die Pfarrstelle gegen konkurrierende Interessen der Karmeliter von Beilstein durchzusetzen.27 1636 richtete der Prior ein Gesuch an den Markgrafen Wilhelm von Baden, den Karmelitern die katholische Seelsorge in den Dörfern Hackenheim, Bosenheim und Traisen zu übertragen. Diese Kirchen hatte das Kloster anscheinend vor der Reformation betreut.28 Überhaupt entfalteten die Kreuznacher Karmeliter rege Aktivitäten zur Ausbreitung der katholischen Konfession in der Umgebung. Von 1689 bis 1758 betreuten sie die im Zuge der Gegenreformation neu geschaffene Pfarrei Kirchberg im Hunsrück. Seit dem Ende des 17. Jhs. hielten sie die Gottesdienste in Norheim. Über das gesamte 18. Jh. hinweg hatten Kreuznacher Karmeliter diese Pfarrei inne, zu der die von einem Kaplan betreute Ebernburg gehörte.29 1719 erhielt das Kloster als Schenkung die Pfarrei und das Patronatsrecht in Rüdesheim an der Nahe.30

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Einkünfte Der Konvent bestritt seinen Lebensunterhalt bis zur ersten Klosteraufhebung durch das Almosensammeln, aus Zuwendungen für gottesdienstlichsakramentale Leistungen und aus den Einnahmen inkorporierter Kirchen. Der Terminierbezirk der Brüder lässt sich nicht genauer umschreiben, denn eine entsprechende erzbischöfliche Erlaubnis von 1435 grenzt unspezifisch „in vestris parrochiis“ ein.31 Hinzu kamen regelmäßige Einkünfte aus Geld- und Naturalrenten in Kreuznach – darunter ein Zins aus der städtischen Badestube – und den umliegenden Orten. Die Renten waren vor allem durch Anniversarstiftungen in das Klostervermögen gelangt. In gewissem Umfang verfügte der Konvent auch über landwirtschaftliche Nutzflächen, Weingärten und Häuser, die verpachtet waren. Seit Beginn des 15. Jhs. trat das Kloster als Kreditgeber in Erscheinung. Bald bildeten Kapitalanlagen auf dem Rentenmarkt eine wichtige Einnahmequelle. Nach der Beschlagnahme des Klostervermögens flossen die Einkünfte, für deren Einziehung ein kurpfälzischer Schaffner eingesetzt war, der Kirchengüter- und Gefälleverwaltung in Heidelberg zu, die später den Namen „Geistliche Administration“ führte. Die Restitution der ehemaligen Liegenschaften und Einkünfte gelang nach der Wiedererrichtung des Klosters nur teilweise. Die Ordensleute, die als Lehrer und Pastoren tätig waren, wurden, nachdem seit 1685 die katholische Linie von Pfalz-Neuburg regierte, aus der Kasse der „Geistlichen Administration“ besoldet. An den Inventaren, die die französische Besatzungsmacht anlegte, ist ablesbar, dass sich die Einnahmen des Konvents im 17. und 18. Jh. ganz überwiegend aus Pachten und Kapitalanlagen zusammensetzten. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Die älteren Archivalien des Klosters müssen irgendwann, vermutlich in der Reformationsepoche, in das Archiv der Niederdeutschen Provinz gelangt sein. Dieses ging mit der Säkularisation in den Besitz der Stadt Frankfurt am Main über, weil der Provinzial damals beim dortigen Kloster ansässig war. Ein Archivinventar von 1695 ist erhalten.32 Im Jahre 1889 gab das Stadtarchiv Frankfurt insgesamt 276 Urkunden aus vier Karmeliterklöstern des Koblenzer Archivsprengels an das preußische Staatsarchiv Koblenz ab. Wie umfangreich der genaue Anteil der Provenienz Kreuznach war, ist unbestimmt. Einen entsprechenden eigenen Bestand hatte das Staatsarchiv (heute: Landeshauptarchiv) bis dahin nicht besessen. Da die älteren Dienstakten des Staatsarchivs im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig vernichtet wurden, ist das weitere Wachstum des Bestands nicht genauer rekonstruierbar. Die Beständeübersicht von 1903 nennt für das Kloster 243 Originale und 9 Urkundenabschriften sowie 25 Akten. 1916 sind laut Findbuch 18 Ausfertigungen von Pergamenturkunden hinzugekommen. Heute umfasst der „Bestand 125: Kreuznach, Karmeliterkloster“ im Landeshauptarchiv Koblenz 268 Urkunden und 20 Akten. Bibliothek In der Bibliothek wurden 1438 110 Bände aufbewahrt.33 Über deren Verbleib nach der ersten Klosteraufhebung ist nichts bekannt. In den Kriegsjahren

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1631–1636 versteckte ein gewisser Henrich Gebel die Bücher der Karmeliter in einem Keller.34 Der größte Teil nahm dabei Schaden, nur einige ältere theologische Werke blieben erhalten und sind im Pfarrarchiv von St. Nikolaus überliefert. Ein Bücherverzeichnis dazu gibt es nicht. Der Konvent betrieb seit Ende des 17. Jhs. den Neuaufbau seiner Bibliothek. Ab 1779 unterstützte der Provinzial die Erwerbungen finanziell.35 Laut Aufhebungsprotokoll von 1802 besaß das Kloster damals noch 1762 Bände, in erster Linie aus dem Sachgebiet der Theologie, dazu einige Klassiker, Historiographie und medizinische Fachliteratur.36 Ein Auszug „Aus der Carmelitten Seelbuch zu +nach“ (Original aus dem 15./16. Jh. und eine spätere Abschrift) befindet sich im Generallandesarchiv Karlsruhe, Nachlass Mone 47, Bl. 43–48. Die „Historia des Convents zu Creutzenach, von desselben anfang, fortgang und allerhandt zufällen. Betzogen auß deß reverendi P. Jacobi Milendunck, seiner zeit bestellten historici deß Carmeliter Ordens der nider teutschen provintz. Des closters deren patrum Carmelitarum zu Creutznach archivium transumiert und authentisirt Anno 1692“ soll heute im Archiv des Karmeliterklosters in Mainz liegen,37 während die bei Buslay/Velten, S. 13 zitierte, wohl aus dem 17. Jh. stammende „Des Carmeliters Angeli historiola“ verschollen ist. Das Landeshauptarchiv Koblenz bewahrt als Best. 125 Nr. 1059–1076 eine Serie von Rechnungsbüchern über die Einnahmen und Ausgaben des Klosters in den Jahren 1564, 1585/86, 1610/11, 1626–1802. Ferner liegen einige Zinsregister aus dem 18. Jh. vor. Unter Nr. 1076 findet sich in diesem Bestand ein Verzeichnis der Patres und Brüder mit Namen, Lebensdaten, Herkunft, Profess- und Weihedatum bzw. weltlichem Beruf, angelegt 1734, eingetragen sind Professen ab 1677 (Patres), 1672 (Brüder). Werke von Kreuznacher Konventsangehörigen sind im Landeshauptarchiv Koblenz, Best. 701 unter folgenden Nummern überliefert: Nr. 197 enthält eine Reihe von Predigten des hoch gebildeten Karmeliters Heinrich von Montabaur und gilt als dessen Handexemplar.38 Ein Teil davon wurde in den 1460er Jahren im Kloster Kreuznach gehalten und aufgezeichnet. Nr. 269, Bl. 99–172 enthält einen Traktat des Nikolaus von Dinkelsbühl über die Buße, abgeschrieben 1464 durch Heinrich von Montabaur als Lektor des Kreuznacher Klosters. Ebenfalls 1465, 1467 in Kreuznach kopiert wurde Nr. 377: Johannes Bromiardus (OP), Opus trivium. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die ehemalige Karmeliterkirche präsentiert sich als eine dreischiffige querhauslose Basilika mit fünfjochigem Langhaus und breiterem Chor aus zwei Jochen und 5/8–Schluss. Ihre heutige Gestalt gewann sie durch die Restaurierung und den Turmanbau von 1898–1905. Vom ersten Bau, der Nikolauskapelle, stammen vermutlich die beiden rechteckigen östlichen Langhauspfeiler. Nach der Klostergründung 1281 errichteten die Karmeliter eine ihren liturgischen Bedürfnissen entsprechende Klosterkirche. Aus dieser Bauphase, die mit der Weihe von drei Altären 130839 zum Abschluss kam, stammt das Langhaus mit den gedrungenen Rundpfeilern einschließlich der Hochschiffswand. Im späteren 14. Jh. wurde der Chor erweitert, an seiner Südwand entstand eine Sakristei. Vermutlich erfolg-

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te damals auch die Einwölbung der Seitenschiffe, während das Mittelschiff erst 1432 ein Rippengewölbe erhielt. Die Verlängerung der Seitenschiffe um die Mitte des 15. Jhs. schuf den nötigen Raum für die nordseitige Grabkapelle der Gräfin Walpurgis von Sponheim († 1449). Das Grabdenkmal wurde 1611 entfernt und die „Schwarze Kapelle“ vermauert. In dieser Zeit brach man auch den 1443 gestifteten Lettner ab, der seit 1472 Standort eines Kruzifixes war. Aus dem 15. Jh. datieren die Südostkapelle und die Empore über dem südlichen Seitenschiff (Engelskapelle). Letztere ließ sich vom Klostergebäude aus betreten und diente wohl zum Chorgebet. Größere Instandsetzungsarbeiten waren im Laufe des 17. Jhs. erforderlich. 1713 wurden die Portale und die Fenster im barocken Stil neu gestaltet. An der südlichen Außenwand der Kirche befindet sich ein spätbarockes Kruzifix von 1777. Von den Konventsgebäuden ist nur der Südflügel erhalten, der als Pfarrhaus genutzt wird. Ehemals war die Südseite der Kirche mit Kreuzgang und Klostergebäuden verbaut. Ein Plan des Klosters mit Kirche (zwei Etagen) aus dem Jahr 1806 findet sich im Landeshauptarchiv Koblenz, Best. 256 Nr. 9682, p. 44–46. Bei der Restaurierung wurden Teile der barocken Kirchenausstattung entfernt. Der Hochaltar von 1727 befindet sich heute in der Abteikirche von Prüm, die Kanzel in Ravengiersburg. An Ort und Stelle verblieben sind eine Kommunionbank, ein Beichtstuhl und das Eichenholzgestühl, die alle mit reichen Schnitzereien vom Anfang des 18. Jhs. verziert sind. Das kostbarste Stück des Kirchenschatzes ist ein Kreuzreliquiar aus vergoldetem, getriebenen und gegossenem Silber. Es enthält, eingelegt in geschliffenen Bergkristall, vier außergewöhnlich große Kreuzpartikel. Der bedeutende Aachener Goldschmied Hans von Reutlingen ergänzte um 1510 unter Verwendung älterer Teile aus dem 14. Jh. das Reliquienkreuz durch einen prächtigen, als Ständer dienenden Kreuzesfuß. In der neueren Forschung gilt es als ungeklärt, seit wann sich das ältere Reliquienkreuz im Besitz des Karmeliterklosters befand und wo es hergestellt wurde. Eine offene Frage ist auch, wer es sich zu Beginn des 16. Jhs. leisten konnte, einen der berühmtesten zeitgenössischen Goldschmiede, den Siegelschneider Kaiser Maximilians, mit der Herstellung des Unterteils zu beauftragen. Von besonderem Wert ist ein besticktes Fastentuch (velum quadragesimale) von 1584 aus weißer Leinwand, auf dem Jesus mit der Samariterin am Jakobsbrunnen und die personifizierten Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung und Gerechtigkeit dargestellt sind. Da das Kloster in der Entstehungszeit des Tuches aufgehoben war, wurde das Hungertuch wohl von den Karmelitern nach Kreuznach mitgebracht, die das Kloster wiederbesiedelten. Adelige aus der Umgebung ließen sich in der Klosterkirche beisetzen. Davon zeugt eine Anzahl erhaltener figürlicher Grabdenkmäler aus Sandstein, die bei den Renovierungsarbeiten an die Wände des Chors versetzt worden: Johann II. von Stein-Kallenfels († nach 1357), Graf Walram (II.) von Sponheim († 1382), Johann von Waldeck († 1422) mit Schonetta von Montfort († nach 1438), Rheingraf Friedrich († 1490). 14 weitere, zu Anfang des 17. Jhs. bezeugte Grabdenkmäler für Mitglieder mittelrheinischer Adelshäuser, sind verloren.

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PRIOREN40 Wilhelm 1306 – Hederich N. 1320 – Johann de Vico Leonis 1333 – Albert von Arlen 1356 – Gobelin de Brolio 1361 – Nikolaus von Straßburg, gen. Dubekyn 1362–1363 – Heinrich von Mülheim (Mulenheim) 1365 – Mathias von Geza 1367 – Hilger de Gradibus 1368 – Heinrich von Mülheim (Mulenheim) 1371 – Arnold de Aquila 1373–1374 – Hilger de Gradibus 1375 – Heinrich von Seligenstadt 1375–1378 – Johann Poll 1379 – Konstantin von Lyskirchen (Lysenkirchen) 1382–1384 – Heinrich von Seligenstadt 1385–1389 – Konstantin von Lyskirchen (Lysenkirchen) 1389 – Mathias von Düren 1391 – Michael Herbrandt von Düren 1400 – Gobelin von Heimerzheim 1418–1422 – Gobelin Birgel 1436 – Goswin de Spinis 1437 – Peter von Spiegel 1442 – Johann Modiatoris 1444 – Hermann von Mestorff 1445 – Heinrich von Montabaur 1465 – Heinrich von Koblenz 1466 – Matthäus von Boppard 1467 – Hermann von Hirschhorn 1469 – Hermann von Erpach 1470 – Hermann von Mestorff 1471–1472, 1482 – Johannes Lapicida (Bilck) 1489–1503, starb vor der Eröffnung des Provinzkapitels – Philipp Clingel 1503–1510 – Heinrich Schockmann 1511–1512 – Anton Reck (Rastri) 1513–1526 – Wendelin von Frankfurt 1527–1530 – Nikolaus Theodor von Arlon 1531–1542 – Johann Faber aus Neuss, Baccalaureus 1543–1544 – Kaspar Barrenstein, Baccalaureus 1545–1566 – Wilhelm Schulting 1624 – Nikolaus Schockweiler 1628 – Christian Hatting 1629–1631 – Arnold Clypeus 1634 – Dionysius Ballex 1636–1643 – Suicard Socizius 1650 – Kaspar Eckerig 1655 – Adam von der Jungfrau Maria 1659 – Mathias vom hl. Schutzengel 1662 – Adam von der Jungfrau Maria 1665 – Mathias vom hl. Schutzengel 1669 – Andreas von der Jungfrau Maria 1672 – Valerius vom hl. Petrus Thomas 1674 – Evergislus vom hl. Martin 1678 – Gerhard vom hl. Joseph 1681 – Bonifatius vom hl. Christoph 1684, 1686 – Dionysius vom hl. Nikolaus 1687 – Gaudentius vom hl. Severin 1690 – Dionysius vom hl. Nikolaus (zum 2. Mal) 1693 – Gaudentius vom hl. Severin (zum 2. Mal) 1696 – Otto vom hl. Petrus 1699 – Theodorich vom hl. Johannes Ev. 1702 – Karl vom hl. Bernhard 1705 – Theodorich vom hl. Johannes Ev. (zum 2. Mal) 1708 – Bernhardin vom hl. Ernst 1711 – Karl vom hl. Bernhard (zum 2. Mal) 1714 – Theodorich vom hl. Johannes Ev. (zum 3. Mal) 1717 – Elisäus vom hl. Franziskus 1720–1723 – Damascenus von der Beschneidung des Herrn (Rücktritt) 1723 – Aetherius von der hl. Ursula 1724, der 1726 bestätigt wird – Elisäus vom hl. Franziskus 1729, nach dessen Tod: Albert vom hl Jakob 1730 – Melchior vom hl. Joseph 1731, der 1732 bestätigt wird – Narzissus vom hl. Nikolaus 1735 – Modestus vom hl. Johannes 1739 – 1742 Narzissus vom hl. Nikolaus (zum 2. Mal) 1742 – Innocenz vom hl. Johannes 1745 – Emmeran vom hl. Ludwig 1748 – Valerian von der hl. Cäcilia 1751 – Quirin vom hl. Heinrich 1754, nach dessen Tod: Hermann Joseph von der hl. Eva 1755, der 1757 bestätigt wird – Hilger vom hl. Elisäus 1760 – Karl Borromäus von der hl. Christina 1763 – Dagobert vom hl. Valentin 1766 – Franziscus vom hl. Kaspar 1769 – 1772 Candidus vom hl. Melchior 1772 – Aemilian von der hl. Ursula 1776 – Konrad vom hl. Joseph 1779 – Aemilian von der hl. Ursula 1783 (zum 2. Mal) – Thomas Becker 1786 – Germanus Bischof 1789 – Thomas Becker 1792, nach dessen Tod ist Mansuetus Ott Vikar – Sebald Kraus 1797.

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LITERATUR Berger, Bettelorden – Josef Buslay/Carl Velten, Kloster, Kirche, Pfarrei, Sankt Nikolaus 1266–1966. Bad Kreuznach 1966 – Georg Dehio, Hdb. der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. Bearb. von Hans Caspary u. a. München 1984, 66–71 – Anna Egler, Die Spanier in der linksrheinischen Pfalz, 1620– 1632. Invasion, Verwaltung, Rekatholisierung. Mainz 1971 (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 13) – Carola Fey, Die Begräbnisse der Grafen von Sponheim. Untersuchungen zur Sepulkralkultur des mittelalterlichen Adels. Mainz 2003 (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 107) – Johann Friedrich Gerhard Goeters, Die Reformation in Kreuznach. In: 425 Jahre Reformation an Nahe und Glan. Hg. von Hans-Christian Brandenburg und Johannes Polke. Köln 1983, 1–25 (Schriftenreihe des Vereins für rheinische Kirchengesch. 74) – Koch, Karmelitenklöster, 41–44 – Lickteig, German Carmelites – Martini, Carmel 1, 399–403 – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Eberhard J. Nikitsch (Bearb.), Die Inschriften des Lkr. Bad Kreuznach. Mainz 1993 (Die deutschen Inschriften 34: Mainzer Reihe 3) – Eef Overgaauw, Mittelalterliche Handschriften im LHA Koblenz. Bd. 2. Die nichtarchivischen Handschriften der Signaturengruppe Best. 701 Nr. 191–992. Koblenz 2002 (Veröff. der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 94) – Ders., Autographe des Heinrich von Montabaur und Heinrich Kalteisen im LHA Koblenz. In: Andrea Rapp/Michael Embach (Hg.), Rekonstruktion und Erschließung mittelalterlicher Bibliotheken. Neue Formen der Handschriftenpräsentation. Berlin 2008, 7–16 – Panzer, Observanz und Reform – Josef Piroth, Norheim im Schatten seiner Kirche. Ein Beitrag zur Gesch. des Ortes und der Pfarrei. Norheim 1964 – Postina, Eberhard Billick – Raczek, Status – Wolfgang Reiniger, Alte Siegel der Klöster, Städte, Gerichte, Zünfte, Verwaltungen und Kirchen des 12.–18. Jhs. im heutigen Kreisgebiet von Bad Kreuznach. Bad Kreuznach 1997 – J. Julius Reisek, Bücher aus Kreuznacher Klosterbibliotheken. Beobachtungen zur Provenienz des Altbestandes der Gymnasialbibliothek in der Heimatwissenschaftlichen Zentralbibliothek des Lkr. Bad Kreuznach. In: Landeskundliche Vierteljahrsbll. 42, 1996, 83–89 – Albert Rosenkranz, Kirchberg, eine kurze Gesch. der evangelischen Gemeinde. Simmern 1959 – Ders., Gesch. der evangelischen Gemeinde Kreuznach. Kreuznach 1951 – Edith Ruser/Herbert Dellwing, Kreis Bad Kreuznach, Stadt Bad Kreuznach. Düsseldorf 1987 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz 5, 1) – Meinrad Schaab, Gesch. der Kurpfalz. Bd. 2: Neuzeit. Stuttgart 1992 – Gustav Schellack/Willi Wagner, Sohren. Chronik einer Hunsrückgemeinde. Simmern 1981 – Walther Zimmermann, Die Kunstdenkmäler des Kreises Kreuznach. Düsseldorf 1935 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 18,1).

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LHA Koblenz, Best. 33 Nr. 20043, Nr. 16545.  –  2 LHA Koblenz, Best. 125 Nr. 1021 von 1715.  – Koblenz, Best. 33 Nr. 16545. Abb. und Beschreibung: Rheinische Siegel 4, Tafel 51, Nr. 11.  –  4 LHA Koblenz, Best. 125 Nr. 1015; vgl. auch Nr. 1033 von 1735.  –  5 LHA Koblenz, Best. 125 Nr. 2.  3 LHA

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Zur Bedeutung der Karmeliter für die Grafen von Sponheim s. Fey, Begräbnisse, 150–162.  –  6 LHA Koblenz, Best. 125 Nr. 1.  –  7 Urk. gedruckt bei Buslay/Velten, Kloster, 31.  –  8 Lickteig, German Carmelites, 320.  –  9 Ebd.  –  10 LHA Koblenz, Best. 701 Nr. 197, fol. 280v.  –  11 Rosenkranz, Gesch., 12.  –  12 Postina, Eberhard Billick, 186.  –  13 Rosenkranz, Gesch., 20.  –  14 Ebd.  –  15  Nikitsch, Inschriften, 29.  –  16 Egler, Spanier, 118. Vgl. auch Panzer, Observanz und Reform, 161f.   –  17 Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 26.  –  18 In beglaubigter Abschrift überliefert in LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 9682, fol. 5–8.  –  19 Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 62.  –  20 Raczek, Status, 237f.  –  21 LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 10743.  –  22 Buslay/Velten, Kloster, 18.  –  23 LHA Koblenz, Best. 125 Nr. 46.  –  24 Rosenkranz, Gesch., 52.  –  25 LHA Koblenz, Bestand 125 Nr. 26, Nr. 242. Vgl. Schellack/Wagner, Sohren, 36.  –  26 LHA Koblenz, Bestand 125 Nr. 1002.  –  27 Schellack/Wagner, Sohren, 82f. Vgl. Schaab, Gesch., 158–160.  –  28 LHA Koblenz, Best. 33 Nr. 597, fol. 19f.  –  29 Piroth, Norheim, 31f.  –  30 LHA Koblenz, Best. 125 Nr. 1026.  –  31 Ebd., Nr. 20.  –  32 ISF KB 84, p. 347–512: „Summarium Archivii Conventus Crucenacensis Ordinis Sacri Carmelitarum collectum anno 1695“.  –  33 Lickteig, German Carmelites, 309. Dort auch weitere Angaben zum Buchbesitz zwischen 1430–1443.  –  34 Reisek, Bücher, 84.  –  35 LHA Koblenz, Best. 125 Nr. 1044.  –  36 LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 10743, fol. 33.  –  37 Berger, Bettelorden, 344.  –  38 Overgaauw, Autographe, 13.  –  39 LHA Koblenz, Best. 125 Nr. 3.  –  40 Ausgewertet wurden: ISF KB 44 und 52 – Martini, Carmel 1, 399–401 – Postina, Eberhard Billick, 145–238: Briefe und Reg. – Buslay/Velten, Kloster, 30–34: Urk. – LHA Koblenz Best. 125 – Raczek, Status – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 78.

Anja Ostrowitzki

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Leuchterhof Das adlige Gut Leuchterhof wurde 1716 vom Verwalter des Kölner Domkapitels und Hofrichter im Vest Recklinghausen, Gerhard Kaspar Schaumburg, und seiner Frau dem Karmeliterorden testamentarisch mit der Auflage vermacht, nach beider Tod dort ein Karmeliterkloster einzurichten. 1727 wurde der erste Praeses der Niederlassung eingesetzt, die 1729 zum Priorat erhoben wurde und bis zur Aufhebung durch den Herzog von Arenberg 1803 in der Folge des Reichsdeputationshauptschlusses die einzige, immer recht bescheidene Niederlassung des Ordens im Alten Reich in Westfalen blieb. Sie hatte zeitweilig den Status einer Residenz. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Köln Lage Das von den Karmelitern übernommene Herrenhaus wurde zur Konventszeit wohl kaum verändert und existiert heute noch als Wohn- und Hauptgebäude eines Trabergestüts in Marl zwischen den Ortsteilen Alt-Marl und Polsum in der Klosterstraße Nr. 18, ehemals Bauerschaft Frentrop. Patrozinium Patrone des Klosters waren Maria, Joseph, Antonius Eremita und der Erzengel Michael. Siegel Ein Konventssiegel ist nicht überliefert. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Das Gut Leuchterhof wurde 1693 vom Ehepaar Gerhard Kaspar und Sybilla Agnes Schaumburg erworben, ging aber erst 1709 nach Klärung lehnsrechtlicher Ansprüche endgültig in das Eigentum der Käufer über. Ihre beiden Kinder waren 1696 und 1709 verstorben. Nach ihrer testamentarischen Verfügung von 1716 zugunsten des Karmeliterordens sollte der Kölner Karmel St. Georg das Gut nach dem Tod des Ehepaares mit einem Prior, zehn Priester- und zwei Laienbrüdern besetzen. Diese sollten von dort aus durch das Vest Recklinghausen, die Bistümer Münster und Paderborn und noch weiter nach Norden ziehen, predigen sowie die Marienverehrung und die Skapulierfrömmigkeit verbreiten. Im Vest Recklinghausen selbst sollten sie in der Seelsorge aushelfen, Kindern Unterricht erteilen und Seelenmessen für das Ehepaar, die Kinder und weitere Angehörige lesen. Daneben wurde das in Köln geplante Priesterseminar bedacht.1 Dieses Testament wurde bis wenige Tage vor seinem Tod von Gerhard Kaspar Schaumburg immer wieder geändert (seine Frau war 1722 verstorben, er selbst wurde am 8. November 1726 im Kloster beigesetzt), wobei Hauptnutznießer stets der Karmeliterorden blieb.2 Als der Testator dieses Testament von 1716 im Jahr 1723 publizierte, stieß es nicht nur bei der Verwandtschaft, sondern auch bei der Vestischen Ritterschaft, der Geistlichkeit und den umliegenden Klöstern auf Ablehnung.3 Im April 1724 erfolgte die Annahme der Stiftung durch den Karmeliterprovinzial Emanuel a S. Georgio, und im September desselben Jahres bestätigte der Kölner Generalvikar Johann Arnold de Reux die Stiftung und forderte die Gegner der Stiftung zum Schweigen auf.4 Bereits im August 1724 verpflichtete der Testator in einer neuen Fassung des Testaments die

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Karmeliter zur Katechese im gesamten Vest Recklinghausen, zur Beaufsichtigung der Trivialschulen und zur jährlichen Visitation der Häuser hinsichtlich des rechten Glaubens, auch machte er Auflagen für das Lesen von Seelenmessen, deren Zahl er erhöhte, und versah es im Dezember 1725 mit einem Nachtrag.5 Am 14. Januar 1726 erfolgte die erzbischöfliche Bestätigung allerdings im Hinblick auf die „ungenügende Ausstattung“ mit der Einschränkung, dass nur acht Religiose und nicht wie testamentarisch vorgesehen zwölf in das Kloster einziehen sollten.6 Im Februar folgte die Approbation der Gründung durch den Generalprior des Ordens Gasparus Pizolentus (Pizzolanti).7 Mit der Reduktion der Konventsgröße war der Erblasser allerdings nicht einverstanden und verfasste daraufhin im Juli 1726 ein neues Testament, in dem er die Erbschaft detailliert auflistete und auf einer Konventsgröße von zwölf Religiosen und einem Laienbruder bestand. Außerdem verfügte er die Einrichtung eines Konvertitenseminars in Recklinghausen, die er allerdings kurz vor seinem Tod widerrief und die dafür vorgesehenen Gelder für das Kölner Priesterseminar bestimmte, das er schon vorher bedacht hatte.8 Die verschiedenen testamentarischen Verfügungen führten zu langfristigen Auseinandersetzungen. Die Gründung eines Karmeliterklosters fand im Vest Recklinghausen keine Befürworter, sondern stieß auf erheblichen Widerstand. Die Barnabiten, die in Westfalen nicht mit einer Niederlassung vertreten waren, hatten sich ebensowenig wie die Augustiner in Recklinghausen mit ihren Interessen an dieser frommen Stiftung durchsetzen können, die gleichermaßen von den Kapuzinern und Franziskanern aus Dorsten und Recklinghausen abgelehnt wurde. Aber auch die Vestische Ritterschaft, in deren Sinn der Statthalter des Vests Recklinghausen, Graf von Nesselrode, im Dezember 1724 an den Kölner Generalvikar ein Schreiben richtete, in dem die Klostergründung abgelehnt und der Vorschlag unterbreitet wurde, von der Stiftung ein Priesterseminar zu gründen, erreichte mit ihrem Widerstand ebensowenig wie Dechant und Kapitel des Kölner Domstifts, die dem Erblasser denselben Vorschlag ebenfalls im Dezember 1724 unterbreiteten.9 Die Verärgerung über die Gründung klingt noch ein halbes Jahrhundert später nach, als das Kloster 1774 den Erzbischof um Unterstützung zum Bau einer neuen Kirche bat und in der Ablehnung auf die Vorbehalte der Vestischen Ritterschaft von 1724 hingewiesen wurde.10 Der Streit mit dem Kölner Priesterseminar um Gelder aus dem Schaumburgischen Testament wurde 1748 beigelegt, indem der Leuchterhofer Konvent dem Seminar 1000 Reichstaler zahlte.11 Schaumburgs Neffe Dr. Uphoff aus Recklinghausen sah die Testamentsbedingungen vonseiten der Karmeliten in Leuchterhof als nicht erfüllt an, forderte zudem einige Dinge aus dem Nachlass, ging mit seinen Forderungen in einem mehrinstanzlichen Verfahren bis vor das Reichskammergericht und scheute auch vor Übergriffen gegen klösterliche Untertanen nicht zurück. Zu einem endgültigen Ausgleich kam es schließlich 1758/59 zwischen dem Kloster und den Erben des inzwischen verstorbenen Uphoff.12 Allen Widerständen zum Trotz bezogen Karmeliter das Kloster, und als erster Praeses der kleinen Residenz wurde 1727 Eduardus a S. Arnoldo eingesetzt, der vorher Prior im Karmel zu Pützchen gewesen war [ Pützchen].13

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Konventsstärke 1728 lebten in Leuchterhof fünf Patres und ein Laienbruder.14 Ob innerhalb eines Jahres die vorgesehene Konventsgröße erreicht wurde oder trotz der geringen Konventsgröße das Kloster 1729 zum Priorat erhoben bzw. der zweite Praeses, Antoninus a S. Michaele, zum Prior gewählt wurde, muss offen bleiben. Auch von 1751 bis 1754 stand der Niederlassung ein Praeses vor, Philibertus a S. Gerardo, der 1748 zum Prior gewählt worden war. Sein Nachfolger wurde 1755 wiederum als Prior eingesetzt. Auch 1772 erfolgte eine Umwandlung in eine Residenz, aber wenige Jahre später wurde Leuchterhof wieder von einem Prior geleitet.15 Die Zahl der Konventsmitglieder schwankte nach bisherigen Erkenntnissen zwischen vier (1751) und acht (1803) und lag meist bei fünf oder sechs Patres und einem Laienbruder (1768 zwei16) und manchmal noch einem Terziar.17 Schon in der erzbischöflichen Genehmigung der Fundation war eine Reduzierung auf acht Konventualen erfolgt, und der Orden hatte diese Schenkung unter den gegebenen Bedingungen angenommen. 1745 billigte das Definitorium einstimmig diese Reduzierung, da die vom Stifter geforderte Zahl von zwölf Religiosen nicht eingehalten werden konnte.18 Im Jahr 1768 beantragte der Konvent eine weitere Reduzierung, der 1770 durch den Generalprior Joseph Albertus Ximenez stattgegeben wurde, gleichzeitig wurde die Zahl der zu lesenden Messen reduziert.19 Die nunmehr festgelegte Zahl von vier Religiosen wurde bis zur Aufhebung nicht unterschritten. Seelsorge Dem Stifter lagen offensichtlich zwei Dinge sehr am Herzen: die religiöse Unterweisung und Versorgung der Bevölkerung sowie die Sorge um das Seelenheil seiner Familie und seiner selbst. So legte er testamentarisch fest, dass sechs Anniversarien an den Sterbetagen der allernächsten Familienangehörigen gehalten werden mussten, wöchentlich jeder Pater drei heilige Messen für den Stifter lesen und jeder Laienbruder täglich einen Rosenkranz für Stifter und Familienmitglieder beten mussten.20 Im Rahmen der Genehmigung der Reduktion der Konventsgröße durch den Generalprior 1770 wurde auch die Zahl der zu lesenden Messen reduziert. Bei der Auflösung des Klosters 1803 wurde festgestellt, dass 880 Sing- und Betmessen jährlich gehalten werden mussten.21 Über die im Testament verlangte Förderung und Ausbreitung der Skapulierfrömmigkeit ist nichts überliefert. Die Patres halfen in der Seelsorge der umliegenden Pfarreien, vor allem in Marl, Polsum, Buer, Westerholt und Bottrop wiederholt aus.22 Für die Zeit von 1736 bis 1782 liegen Rechnungen für einen Confrater oder Leuchterhofer Karmeliter für in Polsum gelesene Messen vor. Für 1762 ist ein Vertrag über die Lesung einer sonntäglichen Messe in der Hauskapelle des Adelssitzes Loe überliefert.23 Zeitweise besorgten die Leuchterhofer Patres die beiden Vikarien Beatae Mariae Virginis und S. Johannis Evangelista in Marl.24 Die Patres erteilten Katechese in Polsum, Buer, Scholven und Westerholt.25 Ab den 1760er Jahren ist belegt, dass sie auch Schulunterricht erteilten: in den 1760er Jahren in Horst, 1762–1780 in Buer, vorübergehend 1796/97 in Bottrop und 1799 in Marl. Die in Recklinghausen 1796 zur Ausbildung von Lehrern eingerichtete sog. Normalschule wurde auch von Leuchterhofer Pa-

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tres besucht. Der Konvent teilte 1798 auf Anfrage mit, dass er nur zwei Mitglieder hinschicken könne, da die meisten Konventsangehörigen zu alt seien.26 Im Jahr 1747 erhielt das Kloster 100 theologische Bücher geschenkt; bei der Aufhebung des Klosters umfasste der Bibliothekskatalog 694 Nummern, darunter waren 460 theologische Bücher sowie etliche für eine Schullektüre geeignete Werke.27 Ein in Bottrop 1796 eingesetzter Leuchterhofer Schulpater (Bruno Stöcker) wurde 1797 ersetzt und verließ spätestens 1798 Bottrop mit unbekanntem Ziel; Klagen wegen üblen Verhaltens beschäftigten Schulkommission und Statthalter.28 Die anfänglichen Widerstände gegen die Karmeliterniederlassung scheinen sich nach einigen Jahren gelegt zu haben. Die beiden Diarien geben immer wieder Auskunft über Besuche geistlicher und weltlicher Nachbarn, vielfach verbunden mit entsprechender Bewirtung. Auffällig ist auch der häufige Besuch anderer Ordensmitglieder. Aus dem eigenen Orden wurden verschiedentlich Mitbrüder zum Zwecke der Besserung nach Leuchterhof versetzt. Die vom Provinzial der Niederdeutschen Provinz Elisaeus a S. Michaele und seinem Assistenten Jeremias a S. Georgio erlassenen Bestimmungen aus den Jahren 1754 und 1755 zur Besserung nicht besserungswilliger Mönche sind im klösterlichen Kopiar notiert worden.29 Seit 1730 sind immer wieder Stiftungen bezeugt sowohl des in der Umgebung lebenden Adels als auch Bürgerlicher.30 Darüber hinaus haben Bauern der Nachbarschaft immer wieder freiwillig Spanndienste geleistet, so auch bei der Errichtung der neuen Klosterkirche 1774/1776.31 Einkünfte Über die wirtschaftlichen Aktivitäten in den ersten Jahrzehnten nach der Gründung ist wenig überliefert. Möglicherweise musste der Konvent zunächst die anfänglich widrigen Verhältnisse meistern. Ab der Jahrhundertmitte sind Schuldverschreibungen und Kapitalgeschäfte überliefert.32 Im letzten Drittel des Jahrhunderts war der Konvent in der Lage, auch größere Summen zu verleihen. So nahm das benachbarte Gut Gutacker 1772 6000 Reichstaler und 400 Imperiales auf.33 Der Abtei Werden wurden 4000 Imperiales ausgeliehen, für die jeweils am 1. Mai eine Zinszahlung von 160 Imperiales (= 240 rheinische Florentiner) fällig wurden, Rückzahlungen für die Jahre 1780–1803 sind belegt.34 1783 lieh Leuchterhof dem Kölner Karmel ein Kapital von 1000 rheinischen Florenen; in den Jahren von 1784 bis 1793 wurden dafür jährlich 20 Florenen, 1794 18 Florenen gezahlt.35 Der Frankfurter Karmel nahm „wegen Kriegszuständen“ 1789 bei Leuchterhof ein Kapital von 2000 Gulden auf, wegen deren Rückzahlung der Herzog von Arenberg Juristen einschaltete.36 Bei der Auflösung 1803 hatte Leuchterhof Kapitalien in Höhe von annähernd 17.300 Reichstalern ausgeliehen, von denen ungefähr die Hälfte in kleineren Beträgen in der Umgebung des Klosters vergeben worden waren. Ab 1720 sind Pachtregister bzw. Rentenaufzeichnungen erhalten.37 Die Pachtzahlungen sind in der klösterlichen Zeit immer wieder schleppend eingegangen. Sicherlich auch in der Folge des Österreichischen Erbfolgekrieges, der 1741 und 1745 zu Truppendurchzügen durch Westfalen führte, und dem Siebenjährigen Krieg, in dem sich 1761 die Einwohner Marls gezwungen sahen, einen Teil ihrer

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Markengründe zu verpfänden, um die Bestellung der Äcker sicherzustellen.38 Zum Kloster gehörten bei der Auflösung 10 Höfe und Kotten sowie 55 Scheffel Waldes, der 1802 als wertvoll bezeichnet und auf 3300 Taler geschätzt wurde, aber damals nur 20 Reichstaler jährlich einbrachte. Die bei der Inventarisation des Klostervermögens geäußerten Urteile der herzoglichen Beamten über die schlechte Wirtschaftsführung des klösterlichen Gutsbetriebes finden eine gewisse Bestätigung in den Klagen des neuen Pächters des Gutes (nicht des Waldes), Anton von Raesfeld, der erhebliche Ausbesserungsmaßnahmen ergreifen musste.39 Seine Pacht wurde 1803 auf 374 Taler festgelegt, musste jedoch schon knapp zwei Jahre später auf 220 Taler reduziert werden.40 Aufhebung des Klosters Mit dem Frieden von Lunéville wurden 1801 der Rhein als Grenze zwischen Deutschland und Frankreich festgesetzt und eine Entschädigung der früher links des Rheins ansässigen oder begüterten Fürsten mit rechtsrheinisch gelegenen, bis dahin geistlichen Gütern bzw. Territorien beschlossen. Im Oktober 1802 wurde entschieden, dass das Vest Recklinghausen und das Amt Meppen an den Herzog Ludwig Engelbert von Arenberg fallen sollten, der im August 1803 zugunsten seines 18jährigen, mündig erklärten Sohnes Prosper Ludwig auf alle rechtsrheinisch liegenden Besitzungen und Rechtstitel verzichtete. Der Sohn wurde in den Reichsfürstenstand erhoben und damit neuer Landesherr u. a. im Vest Recklinghausen. Er residierte meist in Clemenswerth, reiste viel und kämpfte später im französischen Heer; Statthalter im Vest Recklinghausen wurde Graf Friedrich zu Westerholt und Gysenberg. Gleich nach Vorliegen des endgültigen Entschädigungsplanes nahm der ehemalige kurkölnische Geheimrat als herzoglich-arenbergischer Geheimrat im November 1802 – zunächst provisorisch – Besitz vom Vest. Bereits im Sommer 1802 hatte der Herzog von Arenberg Erkundigungen über das Vest Recklinghausen eingezogen, wobei die Auskünfte der geistlichen Obrigkeit reserviert ausfielen, und der kurkölnische Statthalter des Vests, Graf von Nesselrode, sich überhaupt weigerte, Auskünfte zu geben. Der kurkölnische Hofrat Bracht verfasste „Bemerkungen über das Vest Recklinghausen und in seinen Verhältnissen als Entschädigungsgegenstand betrachtet“, worin er die Einkünfte des Barbaraklosters in Recklinghausen (Augustinerinnen) mit 700 Reichstalern, des Ursulinenklosters in Dorsten mit 1000 Reichstalern, Leuchterhofs mit mindestens 1500 Reichstalern und die Erträge des Damenstifts in Flaesheim mit 2500 Reichstalern jährlich angab.41 Am 23. Juli 1803 erließ der Herzog von Arenberg den Aufhebungsbescheid für das Kloster Leuchterhof und wies zwei seiner Beamten an, unverzüglich in das Kloster zu fahren, den Konvent über die Verfügung zu informieren sowie genaue Erkundigungen über Vermögen, Außenstände und Verbindlichkeiten einzuziehen. Sie wurden mit der sofortigen Verwaltung des Klostervermögens beauftragt und hatten dafür zu sorgen, dass von den Klosterbewohnern nichts mehr veräußert wurde. Am 28. desselben Monats gaben die Beamten dem zusammengerufenen Konvent den herzoglichen Aufhebungsbescheid bekannt. Der Konvent

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umfasste zu diesem Zeitpunkt acht Patres: den Prior, vier anwesende, von denen zwei bettlägerig waren, und drei nichtanwesende Patres, die vom Prior umgehend zurückbeordert werden sollten. Den Konventualen wurde mitgeteilt, dass sie das Kloster innerhalb weniger Tage zu verlassen hätten, wobei jeder von ihnen die auf dem Zimmer befindlichen, zum eigenen Gebrauch bestimmten Mobilien für sich behalten dürfe, die vorhandene Leinwand unter ihnen aufgeteilt werde. Auf besondere Bitte durften sie einige Bücher mitnehmen, und einer von ihnen auch den für eine Kasel selbst gekauften Atlas. Die Pensionszahlungen wurden für die fünf ältesten Patres auf 250, für die drei jüngeren auf 200 und für den Laienbruder auf 150 Reichstaler jährlich festgelegt, daneben sollte jeder insgesamt 90 Reichstaler, zahlbar in größeren Zeiträumen, für Kleidung erhalten, die Pensionszahlungen sollten quartalsweise erfolgen. Bei der ersten Auszahlung für das Quartal vom 1. August bis zum 31. Oktober 1803 erhielt jeder ein Viertel der ihm zugestandenen jährlichen Pension sowie 15 Reichstaler Kleidergeld.42 Im Kloster lebten bei der Aufhebung folgende Konventualen und Klosterbedienstete43: als Prior Onesimus a S. Raphaele44 (Müller), geboren 3. Dezember 1739 in Ensenbach an der Lahn, Profess 1758, im sechsten Jahr in Leuchterhof, gestorben 11. April 1807 in Linz am Rhein; als Prokurator und Sakristan Matthias Zingsheim,45 geboren 18. Oktober 1767 in Köln, Profess 1788, im achten Jahr in Leuchterhof, bemühte sich 1809–1812 um eine Pfarrstelle in Flaesheim und dann in Gladbeck, bezog noch 1810 eine herzogliche Pension von 200 Reichstalern; der ehemalige apostolische Vikar Schwedens Johannes Theodor Raphael d’Ossery, geboren 4. Mai 1736 in Aachen, Profess 1764, im zweiten Jahr in Leuchterhof, gestorben 1804 in Merfeld bei Dülmen;46 Donatus vom heiligen Wilhelm47 (Zingsheim), geboren 1723 in Rodder/ Eifel, Profess 12. Dezember 1743, im elften Jahr in Leuchterhof, erhielt 1804/1805 noch eine herzogliche Pension von 250 Reichstalern; Archangelus a S. Sophia48 (Leiten [Leiden, Leythen, Lexthen]), geboren 5. Mai 1728 in Niederolm bei Mainz, Profess 1748, im 22. Jahr in Leuchterhof, bezog noch 1810 eine herzogliche Pension von 195 Reichstalern; Hieronymus a S. Elisaeo49 Schi(e)ßler (Schüßler), geboren 6. Juli 1736 in Leidersbach/Obernau bei Aschaffenburg, Profess 1758, im 18. Jahr in Leuchterhof, wegen eines Schlaganfalls bettlägerig, erhielt noch 1804/1805 eine herzogliche Pension von 250 Reichstalern; Lucas Dieffenbach,50 geboren 28. Dezember 1769 in Waldmannshausen bei Hadamar, Profess 1788, im zweiten Jahr in Leuchterhof, bemühte sich 1804–1810 um eine Pfarrstelle zunächst in Meppen, später in Flaesheim und Kirchhellen und bezog noch 1809 eine herzogliche Pension; Hermann Joseph Brassart,51 geboren 18. Dezember 1770, Profess 1790, im siebten Jahr in Leuchterhof, erhielt 1804/1805 die herzogliche Pension von 200 Reichstalern, bemühte sich im Sommer 1807 um eine Stelle als Primissarius in Blatzheim bei Köln, gestorben Ende 1807/Anfang 1808. Außerdem lebte der Laienbruder, Frater Tertiarius, Augustinus Hansen im Kloster, geboren 9. Mai 1759 in Erpel bei Linz am Rhein, Profess 10. März 1786, im vierten Jahr in Leuchterhof, er bezog noch 1810 eine herzogliche Pension von 100 Reichstalern; in der Klosterzeit hatte er die Dienste eines Gärtners und Maurers versehen. 1803/04 wurden für einen Bruder Wendelin aus dem Kloster Leuch­

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terhof Kurkosten gezahlt, dieser Laienbruder fand bei der Nennung der Leuchterhofer Konventualen anlässlich der Aufhebung keine Erwähnung. Im Kloster hielt sich zur Zeit der Aufhebung auch noch ein alter Hausknecht auf, dem aufgrund seines Alters und des ihm bereits vom Kloster zugesicherten lebenslangen Wohnrechtes eine herzogliche Pension von 14 Reichstalern jährlich zugestanden wurde, die er 1810 noch bezog. Außerdem lebten dort ein Arzt, ein Syndikus, ein Barbier, eine Haushälterin, eine Viehmagd, ein Kuhjunge und ein Botenjunge. Ihnen wurde ein Jahreslohn ausgezahlt, jedoch keine lebenslange Pension zuerkannt. Gleich nach ihrem Eintreffen im Kloster und der Information des Konvents über die Anordnungen des Herzogs begannen die herzoglichen Beamten mit der Ermittlung der Vermögensverhältnisse. Um einem möglichen Verkauf zuvorzukommen, ermittelten sie zunächst den Viehbestand und ließen sich Geld, Silber und Archivalien aushändigen, außerdem versiegelten sie Bibliothek, Speicher, Keller, Kirche und Sakristei, wobei Letztere noch am selben Tag wieder geöffnet wurden, um den abendlichen Gottesdienst nicht zu behindern. Nach fünf Tagen schickten sie die Vermögensaufstellung an den Herzog, der daraufhin u. a. die Pensionszahlungen festlegte. Die Verpachtung des Gutes erfolgte am 17. August 1803 an den Meistbietenden, die Versteigerung der Mobilien am 24. August, sie wurde am 30. August fortgeführt.52 An kirchlichen Effekten fanden u. a. eine silberne Mon­stranz, ein silbervergoldetes Ziborium, drei Kelche, ein kupfernes Weihrauch­ becken sofort Käufer. Die Orgel erwarb der Essener Orgelbauer ­Epmann. Etliche kirchliche Ausstattungsstücke konnten jedoch nicht verkauft werden und wurden – teils sofort, teils in den Folgejahren – vor allem den umliegenden Pfarreien in Recklinghausen (Monstranz, Ziborien, Kelche, Messgewänder, Kirchenleinen, ­elfenbeingeschnitztes Bild des hl. Johannes von Nepomuk, vergoldetes Kästchen), Polsum (Beichtstuhl, Bänke, drei Gemälde) und Marl (Beichtstuhl, marmornes Weihwasserbecken, Tabernakel mit Kruzifix, Muttergottesbild) geschenkt. Die Kanzel erhielt die Kapelle zu Feldhausen. Die größere Leuchterhofer Glocke erhielt das Dorstener Franziskanerkloster, da dessen eigene Glocke unbrauchbar geworden war. Eine 1733 von Gottfried Dinckelmayer aus Köln gegossene Glocke soll an die Polsumer Kirche gegangen sein; sie wurde im ersten Weltkrieg vernichtet. Die beiden Nebenaltäre erhielt die Kirche in Gladbeck, den Hauptaltar Freifrau von Krane auf Haus Loe. 460 theologische Bücher waren unverkäuflich und wurden den Franziskanerklöstern in Recklinghausen und Dorsten überlassen.53 Das im Schaumburgischen Testament erwähnte wundertätige Bild – möglicherweise eine holzgeschnitzte Figur – des Antonius Eremita, das dem Kloster bei der Gründung vermacht worden war, wurde bei der Inventarisation anlässlich der Aufhebung nicht genannt und existierte möglicherweise nicht mehr.54 ARCHIV Wenige Jahre nach der Gründung wurde 1731 ein „Diarium“ angelegt, das später als „Archivium novum“ und in dem 1758 angelegten Diarium als „Diarium maius/

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Archivium“ bezeichnet wurde. Es umfasst 207 beschriebene und gezählte Blätter, denen ca. 100 leere, ungezählte folgen. Der letzte Eintrag erfolgte im März 1801. Es enthält neben Abschriften aus den Unterlagen zur Gründungsgeschichte und den daraus resultierenden Auseinandersetzungen vor allem besitzgeschichtliche Aufzeichnungen.55 1758 wurde das „Diarium minus“ angelegt, das auf der letzten Seite (p. 274 = fol. 136v) mit dem 19. Juni 1792 endet. Ob eine Fortsetzung existiert hat, ist nicht bekannt. Neben Mitteilungen über die Gründungsgeschichte enthält es zahlreiche Informationen über Konventsmitglieder und Verstorbene mit den notwendigen Angaben wie Einkleidung, Profess usw. Streckenweise sind sehr ausführliche Informationen über Käufe, Verkäufe, Besuche und das tägliche Leben im Kloster aufgenommen, aber auch regionale Ereignisse wurden notiert, seltener ‚weltpolitische‘.56 Mit den Aufzeichnungen über die Verhandlungen des Definitoriums ist eine weitere Handschrift überliefert. Sie beginnt mit der Versammlung vom 9. Mai 1727 in Würzburg und endet mit der Einladung vom 18. März 1789 zur Versammlung im April des Jahres auf dem letzten Blatt (151) der gebundenen Handschrift, die kein Titelblatt hat.57 Auch hier ist nicht bekannt, ob eine Fortsetzung existiert hat. Ein einzelnes Blatt über die Sitzung des Definitoriums vom 24. September 1790 ist in einem der vielen überlieferten Konvolute erhalten.58 In dieser chronologisch geführten Handschrift fehlen die Protokolle der Definitorien aus den Jahren 1746–1751 und 1773–1777. Erstmals 1781 scheint ein „Manuale reddituum“ angelegt worden zu sein, das mit dem 1782 begonnenen „Onera Conventus Praedio Lucidam“ zusammengebunden ist.59 1767 wurde im Kloster ein Archiv eingerichtet, einige alte Archivnummern sind überliefert.60 Ob alle Archivalien erhalten und nur bei der Inventarisation anlässlich der Aufhebung neu geordnet worden sind, oder ob nach der Übernahme des Klosters durch den Herzog von Arenberg nur jene Akten und Urkunden aufbewahrt worden sind, die für die wirtschaftlichen und rechtlichen Belange des neuen Eigentümers von Interesse waren und bis in die vorklösterliche Zeit zurückreichen, ist nicht bekannt. Aufgrund der langwierigen Auseinandersetzungen um die Gründung und die verschiedenen testamentarischen Verfügungen sind etliche Abschriften angefertigt worden, die in den verschiedenen Aktenkonvoluten überliefert sind. Die im Vestischen Archiv in Recklinghausen im Bestand Herzoglich Arenbergisches Archiv in der Abteilung VIII aufgeführten Bestände, darunter das als Kopiar benutzte „Diarium maius“ und das Protokollbuch des Definitoriums, wurden 1946 aus dem Arenbergischen Archiv in Brüssel in das heutige Stadt- und Vestische Archiv Recklinghausen überführt, wo schon die anderen Archivalien ­lagen. Diese ehemals Brüsseler Bestände sind in den vor dem 2. Weltkrieg erschienenen Publikationen nicht berücksichtigt worden. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Das erst 1709 endgültig in den Besitz des Ehepaares Gerhard Kaspar und Sybilla Agnes Schaumburg übergegangene Haus Gut Leuchterhof wurde ab 1710 erneu-

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ert (in der Fassade in Mauerankern MDCCVVV) und steht noch heute; über dem Haupteingang ist das Ordenswappen in Sandstein eingemeißelt. Der Testator hatte angeregt, dass die Karmeliter bis zum Bau einer Kirche die Gottesdienste im großen Saal feiern könnten.61 Wann der Konvent eine Kirche bzw. Kapelle erbaute, ist nicht bekannt; sie war aus Holz, drohte 1774 einzufallen und wurde durch einen 1776 geweihten Steinbau ersetzt.62 Dessen Reste (14,70 m lang und 10,05 m breit) dienten 1921 als Stall und wurden später abgerissen.63 Einer der Nebenaltäre steht heute im Museum der Stadt Gladbeck (Wasserschloss Wittringen).64 PRAESIDES, PRIOREN65 Eduardus a S. Arnoldo66 1727 (Praeses) – Antoninus a S. Michaele67 1728 (Praeses), 1729 (Prior) – Marianus a S. Josepho68 1731–1732 – Wolterus a S. Huberto69 1732, abgesetzt – Marianus a S. Josepho 1734–1739 – Stephanus a S. Nicolao70 1739–1742 – Philibertus a S. Gerardo71 1742–1754 (1751, 1754 Praeses) – Anastasius a S. Jacobo72 1755–1760 – Constantinus 1760–1763 – Chrysogonus 1763–1766 – Liborius a S. Josepho73 1767–1769 – Donatus a S. Wilhelmo74 (Zingsheim) 1769–1783 (Praeses 1772) – Onesimus a S. Raphaele75 (Müller) 1783 – Victor a S. Catharina76 (Opffermann) 1786 – Isaias Steinbach77 1788 – Donatus a S. Wilhelmo (Zingsheim) 1792 – Onesimus Müller78 1799–1803. LITERATUR Bruno Bertram, Der letzte Mönch von Leuchterhof. Eine Erzählung aus dem Veste. In: Vestische Heimat 1, 1918 H. 1, 7–10; H. 2, 6–10; H. 3/4, 20–26 – Ludwig Bette, Eine kurfürstlich-kurkölnische Steuerverordnung vom 2. Januar 1794. In: Gladbecker Bll. für Orts- und Heimatkunde 16, 1929, 67–69 – Ders., Untergegangene Klöster im Veste Recklinghausen. Tl. 5: Das Karmeliterkloster Leuchterhof bei Marl. In: Gladbecker Bll. für Orts- und Heimatkunde 10, 1921 H. 3/4, 18–19 – Heinrich Börsting/Alois Schröer, Hdb. des Bistums Münster. Bd. 1 Gesch. 2. Aufl. Münster 1946, 230 – Bernhard Frie, Beiträge zur Gesch. der Reform des Volksschulwesens im Veste Recklinghausen unter dem letzten Kurfürsten von Köln Maximilian Franz, Erzherzog von Österreich (1784–1801). In: Vestische Zs. 25, 1915/16, 59–118 – Kurt Gärtner, Die Aremberger Zeit im Vest Recklinghausen, Tl. 1. In: Die Heimat in Vergangenheit und Gegenwart 3, 1926, 56–62 – Anna-Therese Grabkowsky, Haus Leuchterhof bei Marl – ein Karmeliterkloster des 18. Jhs. In: Vestische Zs. 84/85, 1985/86, 25–32 – Dies., Das Karmeliterkloster Leuchterhof bei Marl und seine Säkularisierung. In: Jb. für Westfälische Kirchengesch. 89, 1987, 17–25 – Dies., Leuchterhof, Karmeliter. In: Karl Hengst (Hg.), Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zu ihrer Aufhebung. Tl. 1. Münster 1992, 514–517 (Veröff. der Hist. Komm. für Westfalen 44, 2) – Géza Jászai (Hg.), Monastisches Westfalen. Klöster und Stifte 800–1800. Kat. Münster 1982, 376 – Karmeliterkloster Leuchterhof bei Marl. In: Vestische Heimat 4, 1922 Nr. 11 (9. April 1992), 1–3 – Kistenich, Bettelmönche – ­Johannes Körner, Lkr. Recklinghausen und Stadtkreise Recklinghausen, Bottrop,

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Buer, Gladbeck und Osterfeld. Mit gesch. Einleitungen von A. Weskamp. Münster 1929, 413–414, 418 (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen) – Paul Krajewski, Inventarverzeichnisse der katholischen Pfarrarchive im Amte Marl. In: Vestische Zs. 70/72, 1968/70, 133–189 – Ferdinand Küper, Gesch. der Pfarre Marl. Bottrop 1934, hier 51–57 – Carl Heinrich Lueg, Das Karmeliterkloster Leuchterhoff bei Marl. In: Baldur Hermans (Hg.), Ein gewalttätiges Friedensgeschäft. Die Säkularisation im Ruhrgebiet. Vorgesch. und Folgen. Mülheim/Ruhr 2004, 273–280 – Maria Mertmann, Die Säkularisation des Klosters Leuchterhof. Maschinenschriftl. Ms. um 1935. 68 S. (Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen, Sign. F 123) – Gondulf Mesters, Der Orden der Karmeliten. Skizze seiner Geschichte und seines geistlichen Lebens. Mainz 1958, hier 38 – Arne Palmqvist, Die römisch-katholische Kirche in Schweden nach 1781. 1. Das Apostolische Vikariat 1783–1820. Uppsala 1954 (Publications of the Swedish Society of Church History, II. New Series, 8) – Klemens Raczek, Eduardus a S. Arnoldo. In: Karmelstimmen 51, 1984 H. 1, 18–20 – Ders., Karmelitenkloster „Leuchterhof“. In: Karmelstimmen 44, 1977 H. 10, 292–295 – Joseph Schäfer, Beitrr. zur Gesch. der Gemeinde Marl. In: Vestische Zs. 27, 1918, 5–27 – Ludwig Schmitz-Kallenberg, Monasticon Westfaliae. Verzeichnis der im Gebiet der Provinz Westfalen bis zum Jahr 1815 gegründeten Stifter, Klöster und sonstige Ordensniederlassungen. Münster 1909, 40 – Norbert Schüpp, Von Dörfern zur Stadt. Marl, Amt und Stadt im Vest Recklinghausen. Diss. Mannheim 1963, 59–63 – Alfred Stemmler, Säkularisiert und transloziert. Der Leuchterhofer Altar im Museum Wittringen. In: Gladbeck, unsere Stadt 33, 2005, 16–18 – Torsy, Regularklerus. 1 HAA I K Nr. 67, fol. 14–21, 29r–32v; HAA VIII B Nr. 91, fol. 4–11; HAA VIII B Nr 92, fol. 7r–10v.  –  2 Kistenich, Bettelmönche, 1152–1153. Die Genehmigung zur Beisetzung im Kloster: HAA VIII B Nr. 238a.  –  3 StadtA II Nachtrag B g Nr. 21, fol. 6r–7v; HAA VIII B Nr. 91, fol. 35v; VIII B Nr. 238 a.   –  4 StadtA II Nachtrag B g Nr. 21, fol. 8r; HAA VIII B Nr. 91, fol. 29v–30v.  –  5 StadtA II Nachtrag B g Nr. 21, fol. 7v; HAA I K Nr. 67, fol. 58; HAA VIII B Nr. 91, fol. 9r; HAA VIII B Nr. 92, fol. 1r–5v, fol. 28v, fol. 120v.  –  6 HAA I K Nr. 67, fol. 50–53; HAA VIII B Nr. 92, fol. 7r–10v.  –  7 HAA I K Nr. 67, fol. 60; HAA VIII B Nr. 91, fol. 33r/v.  –  8 Kistenich, Bettelmönche, 87, 1155–1158.  –  9 StA Nachtrag B g Nr. 21, fol. 6v, 9r; HAA VIII B Nr. 91, fol. 27r–29v.  –  10 HAA I K Nr. 68, fol. 8.  –  11 HAA VIII B Nr. 100, fol. 26; Kistenich, Bettelmönche, 1158.  –  12 LAV NRW R, Reichskammergericht Nr. 5701 U 72/292; HAA VIII B Nr. 91, fol. 158v–164v; HAA VIII B Nr. 92; HAA VIII B Nr. 235.   –  13 HAA VIII B Nr. 102, fol. 4r; Raczek, Eduardus a S. Arnoldo, 20.  –  14 Kistenich, Bettelmönche, 1154.  –  15 StadtA II Nachtrag B g Nr. 21, fol. 15r, 24r, 63r, 65r, 91r; HAA VIII B Nr. 102, fol. 111r.  –  16 Frdl. Hinweis von P. Klemens M. Raczek vom 18.6.1986.  –  17 Folgt man Raczek, Karmelitenkloster, 292, so haben 1797 zwölf Patres und Brüder im Konvent gelebt.  –  18 HAA VIII B Nr. 102, fol. 42.  –  19 HAA I K Nr. 67, fol. 64–65.  –  20 Ebd., fol. 14–20.  –  21 HAA I K Nr. 71, fol. 91–93; Mertmann, Säkularisation, 19; zum Leuchterhofer Messfundationsfonds, dessen Kapital mit 6000 Reichstaler angegeben ist: PfarrA St. Petrus in Recklinghausen, Bestand II E Nr. 3.  –  22 Kistenich, Bettelmönche, 521; Küper, Gesch., 54; Grabkowsky, Haus Leuchterhof, 33–36.  –  23 Krajewski, Inventarverzeichnisse, 144, 169.  –  24 Bette, Untergegangene Klöster, 18f.  –  25 StadtA II Nachtrag B g Nr. 21, fol. 14r, 134.  –  26 Kistenich, Bettelmönche, 88f., 136, 1158, 1199.  –  27 HAA I K Nr. 71 Fasc. 3 (fol. 5–22), Fasc. 4; HAA VIII B Nr. 91, fol. 38v/39r; Kistenich, Bettelmönche, 1158.  –  28 Kistenich, Bettelmönche, 520. Möglicherweise

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I. Klöster vor der Säkularisation

liegen hier die Wurzeln für die von Bertram 1918 veröffentlichte Geschichte, Der letzte Mönch von Leuchterhof.  –  29 HAA VIII B Nr. 91, fol. 114r–115v.  –  30 Ebd., z. B. fol. 119v–124r, 130r/v.  –  31 StadtA II Nachtrag B g Nr. 21, fol. 81r; Küper, Gesch., 52.  –  32 HAA VIII B Nr. 91, fol. 124v–126v, 180–200.  –  33 Ebd., fol. 175–179; HAA X Nr. 666.  –  34 HAA VIII B Nr. 104; HAA I K Nr. 88.  –  35  HAA I K Nr. 69, fol. 1–6.  –  36 HAA I K Nr 69, Nr. 74, Nr. 105; LAV NRW W, Herzogtum Arenberg, Akten B 15, A Nr. 249.  –  37 HAA VIII B Nr. 103, Nr. 104.  –  38 Körner, Lkr. Recklinghausen, 411.  –  39 HAA I K Nr. 94.   –  40 HAA I K Nr. 75, Nr. 76 Fasc. I und II, Nr. 77, Nr. 78, Nr. 80 Heft II, Nr. 84 Fasc. I, Nr. 86, Nr. 90, Nr. 94.  –  41 Gärtner, Aremberger Zeit, 57f.  –  42  HAA VIII B Nr. 96; Grabkowsky, Karmeliterkloster, 23.  –  43 HAA I K Nr. 64, Nr. 71 Fasc. I, Nr. 76 Fasc. I, Nr. 79, Nr. 91, Nr. 92 Fasc. I und II, Nr. 99, Nr. 100, HAA VIII B Nr. 96; Grabkowsky, Haus Leuchterhof, 33–36; Schüpp, Marl, 63.  –  44 Torsy, Regularklerus, 217, Nr. 822.  –  45 Ebd., 215, Nr. 771.  –  46 Die Tätigkeit d´Osserys als apostolischer Vikar dauerte von 1790–1797 (Palmqvist, Kirche in Schweden, 218f., 262, 269).  –  47 Torsy, Regularklerus, 200, Nr. 383.  –  48 Ebd., 191, Nr. 156.  –  49 Ebd., 208, Nr. 577.  –  50 Ebd., 213, Nr. 726.  –  51 Ebd., 207, Nr. 572.  –  52 HAA I K Nr. 71 Fasc. 1.  –  53 HAA I K Nr. 60, Nr. 71 Fasc. 3, fol. 5–22, Fasc. 4, fol. 5, Nr. 83, Nr. 85, Nr. 106, Nr. 109, Nr. 110, Nr. 111; HAA VIII B Nr. 32/5, fol. 14–16, 23–24; Krajewski, Inventarverzeichnisse, 151f.; Grabkowsky, Leuchterhof, 516.  –  54 HAA VIII B Nr. 92, fol. 29v; Börsting/Schröer, Hdb., 230.  –  55 HAA VIII B Nr. 91.  –  56 StA II Nachtrag B g Nr. 21.  –  57 HAA VIII B Nr. 102.  –  58 HAA VIII B Nr. 94, fol. 178.  –  59 HAA VIII B Nr. 104.  –  60 HAA VIII B Nr. 91, fol. 147r.  –  61 HAA I K Nr. 67, fol. 31v.  –  62 StA II Nachtrag B g Nr. 21, fol. 73v., fol. 81; HAA I K Nr. 68, fol. 2–8.  –  63 Körner, Lkr. Recklinghausen, 418.  –  64 Stemmler, Säkularisiert, 18.  –  65 Die Amtszeiten der Praesides und Prioren sind aus der archivalischen Überlieferung im HAA entnommen.   –  66 Torsy, Regularklerus, 200, Nr. 393.  –  67 Ebd., 191, Nr. 128.   –  68 Ebd., 214, Nr. 746.  –  69 Ebd., 227, Nr. 1086.  –  70 Ebd., 223, Nr. 976.  –  71 Ebd., 218, Nr. 858.  –  72 Ebd., 188, Nr. 88.  –  73 Ebd., 213, Nr. 714.  –  74 Ebd., 200, Nr. 383.  –  75 Ebd., 217, Nr. 822.  –  76 Ebd., 225, Nr. 1036.  –  77 Ebd., 210, Nr. 627.  –  78 Ebd., 217, Nr. 823.

Anna-Therese Grabkowsky

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Magdeburg Das von Erzbischof Otto von Hessen (1327–1361) vor 1337 gegründete und dabei vom Kasseler Konvent unterstützte Magdeburger Karmelitenkloster nahm eine so positive Entwicklung, dass es zur Zentrale der 1440 eingerichteten Sächsischen Provinz wurde und auch seine Schule regionale Bedeutung erlangte. Gleichwohl war es nicht nur in die typischen Konflikte zwischen Mendikanten und städtischem Pfarrklerus involviert, sondern aufgrund seiner Lage unmittelbar vor dem Altstädter Mauerring zusätzlichem städtischen Argwohn ausgesetzt. Nach der Einführung der Reformation und dem Rückzug Kardinal Albrechts aus dem Erzstift Magdeburg 1541 war der Niedergang des Konvents nicht mehr aufzuhalten. Provinz Oberdeutsche Provinz (vor 1337–1411), Böhmische Provinz (1411–1440), Sächsische Provinz (1440–1541) Diözese Magdeburg Lage Die topographische Lage des Magdeburger Karmelitenklosters lässt sich trotz des vollständigen Fehlens baulicher und archäologischer Spuren recht genau angeben, weil sie wiederholt zu Konflikten mit dem Rat der Altstadt Magdeburg führte. Die Klostergebäude waren so nah an die südliche Stadtmauer gebaut, dass der Stadtrat in ihnen eine Gefährdung der militärischen Sicherheit sah und daher den Konvent bereits kurz nach der Gründung darauf verpflichtete, das Gebäude auf dem Wall auf städtisches Verlangen abzureißen. 1545 setzte er den Abriss tatsächlich auch durch. Das Kloster befand sich genau südlich der Südwestecke der Altstadt in der Siedlung St. Michael, die im Spätmittelalter Teil der selbständigen Landstadt Sudenburg wurde. In Urkunden des späten 15. Jhs. wird das Kloster auch in der Siechenstraße in der Sudenburg lokalisiert [ Karte S. 91]. Patrozinium Patronin des Klosters war Maria vom Berg Karmel. Siegel Ein rundes Konventssiegel von 1460 (ca. 4 cm) zeigt eine stehende Figur mit Adlerschild und Fahnenlanze (wahrscheinlich hl. Mauritius), umgeben von zwei knienden, betenden Mönchen. Umschrift: [...]TE MARIE DE CARMELO I(N) MAG[D(EBURG)].1 Prioratssiegel wurden geführt, sind jedoch nicht erhalten. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Zeitpunkt und Umstände der Klostergründung sind nicht genau und zweifelsfrei rekonstruierbar. Die Magdeburger Bischofs­ chronik berichtet, dass Erzbischof Otto von Hessen (1327–1361) die Bettelorden und deren Ausgleich mit den Pfarrherren gefördert und die Karmeliten in der Sudenburg angesiedelt habe.2 Detaillierter sind die Angaben des Ordenschroni­ sten Jakob Milendunck, der sich hier offenbar auf die nicht überlieferte Schrift „Saxonia“ von Kaspar Münster stützt.3 Demnach wurde das Magdeburger Kloster erstmals auf dem Provinzkapitel von 1337 erwähnt, dessen Ansiedlung mit Mitgliedern des Kasseler Konvents [ Kassel] auf Empfehlung des Landgrafen Otto von Hessen an seinen Sohn, Erzbischof Otto, erfolgte.4 Wenn also offensichtlich der Magdeburger Erzbischof die maßgebliche Rolle bei der Klostergründung gespielt

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I. Klöster vor der Säkularisation

hat, so wurde diese auch vom Karmelitenorden entschieden gefördert, indem bereits 1337 Zahlungen von 94 fl. und in den Folgejahren Abgabenbefreiungen und weitere Subsidien in Höhe von 74 fl. beschlossen wurden. Die Lage des Klosters südlich des Dombezirks in der Sudenburg versprach zwar den besonderen Schutz der erzbischöflichen Stadtherrschaft und Gerichtsbarkeit, provozierte aber zugleich die bereits erwähnten Konfrontationen mit der Altstadt Magdeburg. In einer Urkunde vom 6. August 1338,5 dem ältesten urkundlichen Zeugnis der Klosterexistenz, verpflichteten sich die Karmeliten gegenüber dem Altstädter Rat, ihr Gebäude auf dem Stadtwall auf städtisches Verlangen sowie bei Errichtung eines dauerhaften Wohngebäudes abzureißen. Der prekäre Standort des Klosters bildete auch einen der zahlreichen Streitpunkte im schließlich gewaltsam ausgetragenen Konflikt zwischen der Stadt und Erzbischof Günther von Schwarzburg (1403–1455), der sich in einer Klageschrift von 1432 über städtische Befestigungsarbeiten direkt hinter dem Karmelitenkloster und über die Zerstörung klerikaler Kurien und Wohnungen in diesem sowie im Kloster Berge und in der Neustadt beschwerte.6 Seelsorge und Stiftungen Die Überlieferungsverluste verhindern Aussagen über die Spiritualität der Magdeburger Karmeliten. Auch die Verbundenheit mit der Bevölkerung und die pastoralen und liturgischen Leistungen für diese zeichnen sich allenfalls in Umrissen ab. Vom Magdeburger Kuratklerus wurden die Karmeliten jedenfalls als unliebsame Konkurrenz wahrgenommen, denn sie waren zusammen mit den anderen Mendikantenkonventen in den 1340er und 1450er Jahren Gegenstand von durchaus zeittypischen Klagen und Beschwerden.7 1457 stiftete Erzbischof Friedrich einen umfassenden und detaillierten Vergleich zwischen den vier Mendikantenkonventen und den Pfarrern in der Altstadt und der Sudenburg, wonach an den vier Hochfesten des Jahres und an den Sonntagvormittagen in den Klöstern überhaupt nicht und an den sonstigen Feiertagen so früh, dass die Gläubigen noch rechtzeitig den Pfarrgottesdienst besuchen können, gepredigt werden soll. Die Beichte soll in der Regel vom Pfarrer oder dessen Vertreter abgenommen werden, auf besonderen Wunsch aber auch bei den jeweils vom Erzbischof dazu zugelassenen Mendikanten.8 Nur in drei Fällen sind Seelenheilstiftungen für die Karmeliten dokumentiert, die zudem in einer Empfängerreihe mit den anderen drei Magdeburger Mendikantenklöstern erscheinen.9 Dieser Befund ist jedoch zweifellos der allgemeinen Überlieferungssituation geschuldet und kann daher nicht die Annahme widerlegen, dass religiös motivierte Stiftungen auch in Magdeburg eine wesentliche Existenzgrundlage des Karmelitenkonvents gebildet haben dürften.10 Dafür sprechen, wenn die Angabe Jakob Milenduncks zutrifft,11 auch zwanzig Altäre in der Klosterkirche und zahlreiche mit dem Kloster verbundene Bruderschaften, darunter die Ärzte und Chirurgen, die sogar eine eigene Kapelle hatten. Die wirtschaftliche Lage des Klosters war zum Ausgang des Mittelalters jedenfalls so gut, dass die Karmeliten eine Erweiterung ihrer bis dato offenbar recht

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kleinen Kirche und Klosteranlage in Angriff nahmen. Dazu erwarben sie ein benachbartes Grundstück und erwirkten von Erzbischof Ernst von Wettin (1476–1513) 1508 die Erlaubnis zum Ausbau der Anlage. Sie mussten sich verpflichten, auf dem Hof ein neues Wohnhaus zu bauen und dieses einem Laien zum Besitz gemäß den gewöhnlichen Bürgerrechten und -pflichten zu verkaufen. Zudem behielt sich der Erzbischof für den Fall der Errichtung von Mietshäusern auf dem Hof dessen Rückforderung vor.12 Schule und Ordensstudium Magdeburg wurde mit der Etablierung der Sächsischen Provinz im Jahre 1440 deren Zentrale und dürfte der bedeutendste Konvent der Provinz gewesen sein. Dies zeigt sich auch in der Rolle der Magdeburger Schule, die zwar nicht den Status des Studium generale erlangte, aber als regionales Studienzentrum fungierte, das auch höhere Studien ermöglichte und zahlreiche Schüler auf ein Artes-Studium in Leipzig, Erfurt oder Rostock vorbereitete. Insbesondere bot Magdeburg in der Sächsischen Provinz ein bedeutendes Studium particulare für Theologie, als dessen Magister regens oft der Provinzialprior agierte.13 1473 wurde der Prior des Klosters Geraardsbergen, Daniel van Oudewater, nach Magdeburg gesandt, um dort die Ordensreform Johannes Soreths einzuführen.14 Aufhebung des Klosters In der Reformationszeit konnte sich der Konvent länger halten als einige andere Klöster in Magdeburg. Dies lag vor allem daran, dass sich die Ausbreitung und Einführung der Reformation in der Sudenburg aufgrund der erzbischöflichen Herrschaftsstellung und Gerichtsbarkeit sowie der engen pfarrkirchlichen und sozialen Verflechtung mit dem Dombezirk verzögerten. Allerdings führte der Altstädter Rat bereits 1524 vor allem im Süden der Stadt ungeachtet der Proteste des Domkapitels Schanzarbeiten durch und beschädigte dabei auch das Karmelitenkloster. Der Brennpunkt der aufrührerischen Aktionen außerhalb der Altstadt lag 1524/25 jedoch nicht in der Sudenburg, sondern in der Neustadt. Die Existenzbedrohung für den Konvent wurde 1526 größer, als der Altstädter Rat unter Berufung auf die urkundliche Verpflichtung von 1338 den Abbruch des Klosters verlangte, der Konvent jedoch Einspruch erhob und Kardinal Albrecht von Brandenburg (1513–1545) zugunsten der Karmeliten entschied. Eine weitere Episode in den reformatorischen Auseinandersetzungen muss 1539 oder 1542 stattgefunden haben, als ein Karmelit mit dem Rufnamen „Rotkopf“ eine evangelische Predigt störte und daraufhin in der Altstadt gefangengesetzt wurde.15 Nach dem Rückzug Kardinal Albrechts aus dem Erzstift Magdeburg 1541 und dem Anschluss der Sudenburg an die neue Lehre 1544 erschien dem Konvent die eigene Lage wohl mehr und mehr aussichtslos. Im Jahr darauf willigte er ein, der Altstadt Magdeburg die Steingebäude des Klosters zu Verteidigungszwecken zur freien Verfügung zu überlassen, wofür allen Konventualen auf Lebenszeit der Schutz der Stadt und die Befreiung von allen städtischen Pflichten und Abgaben zugesichert wurde. In der darüber ausgestellten Urkunde vom 19. Oktober 1545 wurden neben dem Prior Theodericus de Unna nur noch sieben Priester und drei

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I. Klöster vor der Säkularisation

Laienbrüder genannt, worin eine zwanzigjährige Periode des Niedergangs und der Zermürbung ihren Ausdruck findet. ARCHIV Über den Verbleib des Klosterarchivs gibt es keine gesicherten Nachrichten. Immerhin einen Anhaltspunkt bietet die Urkunde von 1545,16 die Ordensbeauftragten bei einer Reise durch Gebiete der ehemaligen Sächsischen Provinz 1627 von einem Verwandten des letzten Magdeburger Priors, Theodericus de Unna, in Magdeburg übergeben und später vom Kölner Provinzarchiv übernommen wurde. Auch wenn der Abbruch der Klosteranlage zugleich das Ende des Magdeburger Konvents bedeutete, begaben sich einzelne Karmeliten also tatsächlich in den Schutz der Stadt. Ob sie bzw. der letzte Prior das Klosterarchiv weiter bis zu seiner Zerstreuung verwahrten oder es nach 1545 an den Stadtrat übergaben, lässt sich nicht entscheiden, da das Magdeburger Ratsarchiv 1631 unterging. Angaben zur Geschichte des Magdeburger Klosters enthalten auch die Magdeburger Schöppenchronik und die Aufzeichnungen des Ordenshistorikers und Archivars der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck († 1682) im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (Karmeliterkloster, Bücher Nr. 46). Gedruckte Quellen: Die Chroniken der niedersächsischen Städte. Magdeburg. Bd. 1. Leipzig 1869, Nd. Stuttgart 1962 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jh. 7) – Gustav Hertel (Bearb.), UB der Stadt Magdeburg. 3 Bde. Halle 1892–1896 (Gesch.quellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 26–28) – Friedrich Hülsse, Ein Spottgedicht aus dem 16. Jh., nach einem alten Drucke mitgetheilt. In: Gesch.bll. für Stadt und Land Magdeburg 15, 1880, 98–104 – Gustav Schmidt (Bearb.), Päbstliche Urk. und Reg. aus den Jahren 1295–1352, die Gebiete der heutigen Provinz Sachsen und deren Umlande betreffend. Halle 1886 (Gesch. quellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 21). BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Bauhistorische Zeugnisse des Magdeburger Karmelitenklosters sind nicht überliefert. Auch über den Verbleib der liturgischen Geräte und sonstiger Ausstattungsgegenstände existieren keinerlei Hinweise. PRIOREN Ernestus 133817 – Simon 144118 – Levinus 145219 – Hinrik 146020 – Daniel van Oudewater 1473–148421 – Theodericus de Unna 154522. LITERATUR Gustav Hertel/Friedrich Hülsse (Bearb.), Friedrich Wilhelm Hoffmann‘s Gesch. der Stadt Magdeburg. Bd. 1. Magdeburg 1885 – Friedrich Hülsse, Die Einführung der Reformation in der Stadt Magdeburg. Magdeburg 1883 – Lickteig, German Carmelites – Rosier, Overzicht – Friedrich Tilger, Beitrr. zur Gesch. der Sudenburg I. In: Gesch.bll. für Stadt und Land Magdeburg 72/73, 1937/38, 25–53.

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1 LHA Sachsen-Anhalt, MD, U 3, M Karmeliterkloster Nr.1.  –  2 MGH SS 14, 437; die Mitteilung der AOC Discalceatorum (rev. adm. P. N. Silverii a S. Teresia, Rom 1950, 152), das Kloster sei von den Kaufleuten Johannes Goodyne und Ibillius Rameshich gestiftet worden, findet sich in keiner Quelle bestätigt.  –  3 ISF KB 46, fol. 432r,v.  –  4 Keinen eindeutigen Existenznachweis für das Magdeburger Kloster stellt eine Urk. Papst Johannes XXII. vom 9.12.1333 dar, mit der er den Propst von Havelberg und die Dekane von Merseburg und Zeitz beauftragt, wegen der Klage des Klerus der Stadt und Erzdiözese Magdeburg über die Beeinträchtigung durch die Dominikaner, Franziskaner, Augustiner-Eremiten und Karmeliten, für die Einhaltung der Dekretale „Super cathedram“ von Bonifaz VIII. (19.2.1300) zu sorgen; Schmidt, Päbstliche Urk., 287.  –  5 UB Magdeburg, 1, 229f., Nr. 368.  –  6 UB Magdeburg, 2, hier 179, 198, Nr. 279.  –  7 Wie Anm. 4; Schmidt, Päbstliche Urk., 342; UB Magdeburg, 1, 243, Nr. 393; 2, 705f., Nr. 711.  –  8 UB Magdeburg, 2, 705f., Nr. 711.  –  9 UB Magdeburg, 3, 12f., Nr. 20 (1466); 144, Nr. 311 (1478); 390f., Nr. 671 (1488). Daneben ist noch der Fall einer treuhänderischen Urk.verwahrung für ein Sudenburger Ehepaar überliefert, der womöglich in Verbindung mit einer Donatio post mortem stand; ebd., 2, 745f., Nr. 801.  –  10 Weiterhin dürften – ungeachtet des Armutsgebots – Leibrenten für Konventualen eine gewisse Rolle gespielt haben; überliefert ist gleichwohl nur ein Leibrentenkauf von 1396 für den Karmeliten Curd von Rodensleben in Höhe von 4 Mark jährlich; UB Magdeburg, 1, 452, Nr. 745.  –  11 ISF KB 46, fol. 432r.  –  12 UB Magdeburg, 3, 784–786, Nr. 1408.  –  13 Lickteig, German Carmelites, 48, 61.  –  14  Rosier, Overzicht, 50.  –  15 Martini, Carmel 1, 623–628; Hülße, Spottgedicht aus dem 16. Jh.  –  16 LHA Sachsen-Anhalt, MD, U 3, M Karmeliterkloster Nr. 2.  –  17 UB Magdeburg, 1, 229f., Nr. 368.  –  18  S.  Perleberg.  –  19 Cyriacus Spangenberg, Mansfeldische Chronica. Tl. 4: Beschreibung der Graueschaft Mansfeltt von ortt zu ortt. Hg. von Carl Rühlemann. Eisleben 1913, 295; A[ndreas] Hoppenrod, Kurtzer und einfältiger Bericht von der Stadt Hetstädt. In: Christian Schöttgen/George Christoph Kreysig, Diplomatische und curieuse Nachlese der Historie von Ober-Sachsen und angrenzenden Ländern. Tl. 5. Dresden/Leipzig 1731, 50–160, hier 99f.  –  20 UB Magdeburg, 2, 745f., Nr. 801.  –  21 Rosier, Overzicht, 50; Gustav Hertel, Kleine Mitt. Nr. 1. In: Geschichtsbll. für Stadt und Land Magdeburg 35, 1900, 342f.  –  22 LHA Sachsen-Anhalt, MD, U 3, M Karmeliterkloster Nr. 2.

Ralf Lusiardi

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Mainz Im Zentrum der Erzdiözese und des Kurfürstentums Mainz gelegen bestand der Konvent trotz krisenhafter Entwicklungen in der Reformationszeit und im Dreißigjährigen Krieg durchgehend über 700 Jahre bis zum Ende der Reichskirche und hatte seinen festen Platz im Kontext des Seelsorgeangebots für die Stadt Mainz und ihr Umland. Das dokumentieren unter anderem die überlieferten Grabinschriften und Jahrtagsstiftungen zum Totengedenken. Trotz guter Beziehungen zur Universität kam dem Konventsstudium in der Studienorganisation der Provinz dauerhaft eine wichtige, aber keine herausragende Position zu. Provinz Deutsche Provinz (1271/1285–1291, 1297–1318, 1327–1348), Niederdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1613, 1620–1802), Kölnische Provinz (1613–1620) Diözese Mainz (bis 1801), Mayence (1801–1802) Lage Am Rande der dicht bevölkerten Altstadt nahe dem Rheinufer, wo die Bebauung noch einfach und locker war, erhielten die Karmeliter eine erste Unterkunft und die Hofstätten, auf denen sie später Kirche und Konvent errichteten.1 Die Ostseite der Gebäudeanlage verlief später entlang der Löhrgasse, die auch Gerbergasse genannt wurde, ca. 40 m von der Stadtmauer entfernt zwischen den Stadttoren Roter Turm und Löhrpforte [ Karte S. 92]. Das Kloster lag in der im 9. Jh. errichteten Pfarrei St. Christoph, für die als Archidiakon der Propst des Stifts St. Maximin in Trier zuständig war. Patrozinium Das Patrozinium der Konventskirche ist St. Maria de Assumptione (Aufnahme Mariens in den Himmel), der Patron des Klosters war bis 1802 der hl. Josef. Siegel Es sind noch mehrere Siegel nachweisbar:2 a) Für 1339 ist ein spitzovales Siegel überliefert. Dieses zeigt auf drei Ebenen, die durch Balken voneinander getrennt sind: (oben) Gott-Sohn mit der Gottesmutter auf einer himmlischen Thronbank sitzend, vollzieht die Krönung der Gottesmutter; (in der Mitte) der hl. Martinus teilt, auf einem Pferd sitzend, mit dem Schwert seinen Mantel, rechts daneben steht ein Bettler, die Hände bittend erhoben; (unten) drei Gewölbebögen, von denen nur der mittlere voll ausgebildet ist, darin kniet betend ein Karmelit. Die Figur reicht in die untere Siegelspitze und teilt die Siegelumschrift im Wort Mariae: + S(igillum) CONVENTUS FR(atru)M BE(atae) MARI(a)E D(e) MON(te) CARMELI I(n) MAGUNTIA. – b) Das für 1693 erhaltene spitzovale Siegel zeigt mittig Christus am Kreuz, links Maria, rechts Johannes, beide kniend, in der Mitte vor dem Kreuz ein Karmelit. Die Umschrift lautet: S(igillum) Prioratus FratRum Carmelita(rum) in Moguntia. – c) Das 1705 vom Prior geführte Siegel zeigt in seiner Mitte ein Kreuz mit Maria und Johannes links und rechts davon sowie einen Karmeliter im Vordergrund. Die Umschrift lautet: S(igillum) Prioratus Fratrum Carmelitarum in Moguntia. 1924 erfolgte die Wiederbesiedlung des Klosters durch Karmeliter der Niederländischen Provinz [ Mainz, Wiederbegründung]

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GESCHICHTE3 1. Ankunft und Integration des Konvents in der Stadt Der Zeitpunkt für die Ankunft der Karmeliter in Mainz lässt sich nicht genau festlegen. Er fällt in Amtszeit von Erzbischof Werner von Eppstein (1259–1284) und wird durch die ordens- wie auch durch die stadtgeschichtliche Überlieferung zwischen 1271 und 1284 angenommen. Als offizielles Datum der Errichtung des Konvents gilt in der Historiographie des Karmeliterordens das Jahr 1285; mit diesem Gründungsdatum wird der Mainzer Konvent als sechste Gründung der Niederdeutschen Provinz gezählt. Die Ansiedlung einer weiteren Mendikantengemeinschaft in Mainz war auf jeden Fall – wie zuvor schon der Einzug der Augustinereremiten – von der Zustimmung des Erzbischofs sowohl in seiner Funktion als kirchlicher Oberer als auch als Stadtherr abhängig. Zu Anfang unterstützte der Walpode Baldungus in privater Initiative die neue Ordensansiedlung.4 Er hatte von einem nicht genannten Zeitpunkt an bis zum 2. August 1300 mehrere Grundstücke und Gebäude an die Karmeliter verpachtet, wo diese ihre Unterkunft einrichten konnten. Danach ging der Komplex – da dem Orden ein käuflicher Erwerb anscheinend nicht möglich war – in den Besitz des Mainzer Patriziers Volzo zu Thurun über, dem der Konvent nun zinspflichtig war. Zu diesem Vorgang, der vor den Richtern des Mainzer Stuhles ausgehandelt wurde, erteilte neben dem Prior auch der Provinzial sein Einverständnis. Im Grundsatz wird deutlich, dass die Karmeliter – wie schon die Minoriten, Dominikaner und Augustinereremiten – bei der städtischen Führungsschicht auf Interesse stießen. Für die bauliche Einrichtung der klösterlichen Unterkunft hatte bereits 1285 Gisela, Witwe des Bürgers Ernst von Erbach, eine halbe Mark geschenkt, wie aus der ältesten für den Konvent erhaltenen Urkunde hervorgeht.5 Bis zum Ende des Jhs. hatten die Karmeliter ihren festen Platz unter den neuen Klöstern der Stadt erlangt, wie sowohl das Testament des Kanonikers Otto des Liebfrauenstifts aus dem Jahre 1293 als auch jenes von Gosta, der Witwe des Mainzer Bürgers Arnold de Nodo vom 30. Januar 1300 belegen.6 In beiden Fällen erhielten die Karmeliter gemeinsam mit den anderen Mainzer Mendikanten eine Zuwendung. Dieser Befund wird durch die Tatsache bestätigt, dass die Karmeliter zusammen mit den anderen Mendikantenkonventen im Jahre 1300 in das Mainzer Friedebuch aufgenommen worden waren, in welchem die Bürgerschaft ihre aus verschiedenen Satzungen bestehende kommunale Rechtsordnung als ihr spezifisches bürgerliches Stadtrecht festhielt, auf die sich alle ihre Mitglieder eidlich verpflichteten.7 Auch als zu Ende des 15. Jhs. Kurfürst-Erzbischof Berthold von Henneberg (1484–1504) am 4. Oktober 1494 für die Stadt eine „Aufruhr- und Feuerordnung“ erließ, bildeten Karmeliter keine Ausnahme: Ihnen kam die Aufgabe zu, gemeinsam mit Augustinereremiten, Dominikanern und Franziskanern, das Löschwasser herbeizutragen.8 Bereits zehn Jahre vor der Aufnahme des Mainzer Karmeliterkonvents in die Stadtgemeinde durch ihre Nennung im Friedbuch hatte Erzbischof Gerhard II. (1289–1305) am 7. Juli 1290 die Karmeliterkonvente in seinem Sprengel – neben

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Mainz auch noch Frankfurt und Kreuznach [→ Frankfurt, Kreuznach] – seinem Schutz unterstellt. Und schon am 30. April 1290 hatte er den Priestern des Ordens gestattet, in seiner Diözese zu predigen und mit der Zustimmung des jeweils zuständigen Pfarrers das Bußsakrament zu spenden. Am 23. Dezember 1292 anerkannte er die neue Form des Habits des Karmeliterordens, als dessen besondere Kennzeichen er das wollene Skapulier (stripeticum pallium) und den weißen Mantel (cappa) hervorhob, empfahl seine Mitglieder dem Diözesanklerus und verpflichtete diesen sowie die Gläubigen zur Anrede der Brüder als fratres beatae Mariae oder fratres dominae nostrae und gewährte ihren Förderern einen Ablass. Erzbischof Gerhard erwies sich auch bei verschiedenen anderen Gelegenheiten als Förderer der Karmeliter, wenn er ihre Privilegien und Seelsorgerechte, die dem Orden durch die Päpste zuerkannt worden waren, für seine Diözese anerkannte und die Brüder seinen Diözesanen ausdrücklich zur Unterstützung empfahl. Mit diesem Vorgehen trug er zur Etablierung der Karmeliter bei, gewann wichtige Hilfskräfte für die vielfältigen seelsorglichen Aufgaben unter den verschiedenen Schichten der Bevölkerung, band sie aber auch in ihrem Wirken nicht unerheblich an die Inhaber des Mainzer Bischofstuhls.9 Nachdem die wirtschaftlichen Verhältnisse der jungen Niederlassung einige Stabilität erlangt hatten, entschlossen sich Prior und Konvent am 27. Januar 1322 zum Kauf des Hofes Zum Rosen von Gertrud, der Witwe des Bürgers Tilmann, für 315 Denare, um damit die Fläche für den Bau einer kompletten Konventsanlage zu vergrößern. Am 20. Februar 1323 verkaufte der Konvent dem Mainzer Stift St. Viktor seine Rechte an zwei Häusern, die er zuvor von Peter Bartscheerer in Mainz erhalten hatte. Diese Maßnahme diente entweder der Sicherung des Unterhalts des Konvents oder der Finanzierung seines weiteren Ausbaus.10 Mit dem Erwerb des Hofes Zum Hirschfelder (oder zum Hersfelder) am 13. September 1326 vom Bürger Humbert d. J. verfügten die Karmeliter schließlich über das erforderliche Areal für den Bau ihrer Konventskirche.11 2. Seelsorgliche Aufgaben 2.1. Terminus praedicationis Erzbischof Gerhard II. hat mit der am 30. April 1290 den Karmelitern erteilten Erlaubnis, in seiner Erzdiözese zu predigen und den Gläubigen das Bußsakrament zu spenden, sowie mit einem weiteren Empfehlungs- und Bestätigungsschreiben vom 28. August 1298 die Brüder des Karmeliterordens und ihr seelsorgliches Angebot nicht nur den Gläubigen und dem Klerus seiner Diözese empfohlen.12 Zugleich eröffnete er ihnen damit implizit auch die Möglichkeit, sich in ihrer sowohl pastoralen als auch monastischen Lebensweise von den Gläubigen durch Almosen unterstützen zu lassen. Das 1314 in Boppard gehaltene Provinzkapitel legte die Grenzen der Terminbezirke so fest, dass diese in der Mitte der gewöhnlich gebrauchten Wege zwischen den Konventen liegen, wobei allerdings auch die landwirtschaftliche Ertragfähigkeit der Gegenden zu berücksichtigen war. Die Dörfer, welche in der Mitte der Strecke zwischen den Konventen lagen, waren unter diesen beim Terminieren ein-

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vernehmlich aufzuteilen oder im jährlichen Wechsel von den benachbarten Konventen aufzusuchen.13 Die Grenzen des terminus praedicationis, den der Mainzer Konvent für sich beanspruchte, sind zwar nicht mehr überliefert, doch lässt sich aufgrund der zahlreichen Nachbarkonvente seine Ausdehnung gemäß der Maßgabe von 1314 abschätzen: Im Osten lag rechtsrheinisch der nächste Karmeliterkonvent in der Reichsstadt Frankfurt, im Norden fand sich linksrheinisch der Konvent im zur Erzdiözese Trier gehörigen Boppard, im Westen der an der Nahe gelegene Konvent in Kreuznach, im Süden jener in der Bischofsstadt Worms, sodann rechtsrheinisch die Konvente in Weinheim und in Hirschhorn, beide der Wormser Diözese zugehörig. Daher dürfte sich der terminus praedicationis des Mainzer Konvents nach Norden und Süden wohl an den Diözesangrenzen orientiert haben, während im innerdiözesanen Bereich eine Einigung mit den benachbarten Konventen Kreuznach im Westen und Frankfurt im Osten erfolgt sein muss. Als Gebiet, das die Terminarier aufsuchten, ergibt sich dann in etwa der Bereich südwestlich von Frankfurt bis in den Odenwald im Osten hinein, im Westen das rheinhessische Hinterland bis in den Hunsrück, im Norden der Bereich bis nach Bingen an der Diözesangrenze zur Trier sowie rechtsrheinisch das Gebiet des Rheingaus. Erhalten ist eine Urkunde Erzbischof Adolfs II. von Nassau (1461–1475) vom 19. Juni 1467, in welcher er sechs Mitgliedern des Mainzer Konvents, namentlich Nicolaus Haseney, Conrad Cerdonis, Heinrich von Erfelden, Herbord von Oppenheim, Johannes Büdingen und Philipp von Köln ausdrücklich gestattete, in den Grenzen seiner Erzdiözese zu predigen, das Bußsakrament zu spenden und Almosen von den Gläubigen zu erbitten.14 Da sie auf diese Weise einen wichtigen Dienst für die Seelsorge leisteten, empfahl er die Genannten nachdrücklich der wohlwollenden Unterstützung durch alle Pfarrer und andere für eine Kirche verantwortlichen Kleriker. 1663 entschied das Definitorium in Köln Streitigkeiten, die um den terminus praedicationis zwischen dem Mainzer und dem Frankfurter Konvent entstanden waren: Beide Konvente beauftragen künftig je einen Terminarier. Diese sammelten gemeinsam in der Wetterau und im vorderen Spessart (!). Danach war das Gesammelte in den Frankfurter Konvent zu bringen und dort so aufzuteilen, dass dieser Konvent nicht bevorzugt wurde. Grundsätzlich war das Sammeln in den Terminbezirken anderer Konvente jedoch streng untersagt. Für den Mainzer Konvent gab es allerdings noch eine Ausnahme: Dasselbe Definitorium gestattete, dass zwei Brüder für die Kirchenfabrik ihres Konventes auch an Orten außerhalb des Mainzer Bezirks sammeln durften.15 Das 1695 angelegte Verzeichnis der Orte, an denen der Mainzer Konvent Besitzungen hatte, spiegelt wohl weitgehend den terminus praedicationis wider, der dem Konvent nach der Einführung der Reformation in den umliegenden Gebieten der Landgrafschaft Hessen Darmstadt, der Kurpfalz und dem Fürstentum Nassau geblieben war.16 2.2. Paraparochiale Seelsorge Das pastorale Engagement der Mainzer Karmeliter war von den üblichen Aufgaben der paraparochialen Seelsorge bestimmt: Volkspredigt,

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Beichte, Memorialdienste für Verstorbene und vielfach auch die Gewährung eines Begräbnisses in der Konvents­kirche. Dafür konnten sie sich außer auf päpstliche Empfehlungsschreiben für die Mainzer Erzdiözese seit 1290 auch auf die ausdrückliche Erlaubnis des Erzbischofs berufen.17 Die Mainzer Erzbischöfe haben die Rechte der Karmeliter zur subsidiären Seelsorge als deren Schutzherren und als „apostolische Konservatoren“ der Mendikantenorden immer wieder bestätigt, bis schließlich das Trienter Konzil (1545–1563) diese Funktion außer Kraft setzte. Als Letzter übte Erzbischof Kardinal Albrecht von Brandenburg (1514–1545) das Amt aus.18 In der schwierigen Lage während des Dreißigjährigen Krieges hatte der Konvent die Pfarrseelsorge im Dorf Drais übernommen. Diese Tätigkeit sowie die Seelsorge im Mainzer Leprosorium wurden vom 1631 in Boppard tagenden Provinzkapitel als einzige Ausnahme für die Konvente der Provinz gebilligt.19 Nach dem Krieg hatte der Konvent vorübergehend von 1663–1668 auch die direkte Pfarrseelsorge in dem bei Mainz gelegenen Dorf Finthen.20 1631 und 1634 wurden durch die Provinzkapitel für den Mainzer Konvent die Volkspredigten an jedem Sonn- und Feiertag zu den dafür besonders geeigneten Zeiten angeordnet, wodurch die religiöse Festigung der Bevölkerung in der umkämpften bzw. durch die Schweden besetzten Stadt erreicht werden sollte.21 Zur Förderung des Besuchs der Karmeliterkirche erteilte 1503 der apostolische Legat Kardinal Raimundus Peraudi einen Ablass zugunsten des Besuchs der Messe am Hl. Kreuz-Altar in der Konventskirche.22 Außerhalb des Konvents übernahmen die Mainzer Karmeliter im Laufe der Zeit Gottesdienste und Predigten an verschiedenen Orten, wie das Protokoll einer Visitation aus dem Jahre 1777 unter „Nr. 5: Stationarii Carmeli Mogoni“ verzeichnet.23 Außerhalb der Stadt war am ersten Sonntag jedes Monats in Rüdesheim, in Winkel und in Eltville je ein Priester des Konvents tätig. An den einzelnen Marienfesten wurden Bodenheim und Gonsenheim aufgesucht. An den einzelnen Sonntagen der Quatember kam ein Priester nach Heidesheim und in Flörsheim am Main. In der Stadt selbst hörte zur Vorbereitung der Hochfeste in der Universitätskirche, in der Kollegiatkirche St. Peter und im Augustinerchorfrauenkloster St. Agnes am Dietmarkt je einer der Priester des Konvents die Beichte. Als Prediger am kurfürstlichen Hof ist Dietrich Artepoeus von Worms zu erwähnen, der zunächst als Lehrer der Theologie an der Universität wirkte, wo er 1543 zum magister theologiae promoviert wurde, bevor er ihn Erzbischof Kardinal Albrecht von Brandenburg zu seinem Hofprediger bestimmte. 1549 wechselte Artepoeus dann in den Dienst des Bischofs von Würzburg.24 2.3. Totengedenken Für den Zuspruch, den das seelsorgliche Angebot des Konvents fand, sprechen die 1285 einsetzenden Schenkungen und Stiftungen. Diese wurden von den Gläubigen in der Absicht getätigt, den Konvent in seinem geistlichen Wirken zu unterstützen, gedachten die Karmeliter in ihren Gottesdiensten und Gebeten doch auch ihrer lebenden und verstorbenen Wohltäter und leisteten in deren Auftrag stellvertretend Gebetsdienste. Darüber hinaus war die Förderung

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asketisch-monastischen Lebens ohnehin ein verdienstliches Werk, hatte dieses an sich schon als eine Form von Gottesdienst zu gelten. So erlangten die Gläubigen mit ihren Gaben – Vermächtnisse, Schenkungen und Stiftungen unterschiedlichsten Umfangs verbunden mit differenzierten Aufträgen zum Totengedenken – die Teilhabe an den guten Werken des Karmeliterordens. Von 1285 bis in das ausgehende 15. Jh. lassen sich zahlreiche Stiftungen von Gläubigen des bürgerlichen „Mittelstandes“, weniger vom gehobenen Patriziat, aufzählen. Sie vermitteln einen guten Eindruck von den sozialen Kreisen, die die Karmeliter erreichten, wie auch von der materiellen Absicherung des Konvents. Hier seien exemplarisch nur einige der bedeutenderen Stiftungen erwähnt.25 Als am 6. September 1475 Kurfürst-Erzbischof Adolf II. von Nassau in Eltville verstorben war, wurde für ihn ein durch ihn selbst wie seine Familie, die dem Mainzer Konvent immer sehr zugetan war, gestiftetes Anniversar in der Konventskirche begangen. 1482 wurden gleich für zwei hochstehende Persönlichkeiten in der Konventskirche feierliche Exequien gehalten: Zunächst für den am 6. Mai verstorbenen Kurfürst-Erzbischof Dieter von Isenburg von Seiten der Universität, später für den Grafen Johannes von Nassau von Seiten des Ordens und des Mainzer Konvents, da dieser samt seiner Familie zu deren hervorragenden Patronen zählte. 1495 erhielt der Konvent eine außerordentliche Stiftung von 700 Goldgulden durch Peter Kremer von Alzey für eine täglich zu feiernde Messe zu Ehren der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Dieser vermachte dem Konvent darüber hinaus noch einen Zins von 21 Albus für sein Anniversar.26 Als im Jahre 1511 Graf Adolf III. von Nassau (1480–1511) in Wiesbaden verstarb, begleiteten die Mainzer Karmeliter, denen das Grafenhaus freundschaftlich verbunden war, den Leichenzug zur Pfarrkirche und hielten dort gemäß testamentarischer Verfügung des Verstorbenen die Exequien.27 In ihrem Umfang außergewöhnlich war die mit einem Anniversar verbundene Stiftung, die Juliana Christina Schmitt, geb. Bibolet, im Jahre 1676 errichtet hat.28 Sie überließ dem Konvent Haus, Hof und Weingärten in Kastel, auf der rechten Rheinseite gegenüber Mainz gelegen, in einem Wert von 1000 Reichstalern, und ließ in großem Umfang kostbares liturgisches Gerät und Gewänder anfertigen. Dafür verpflichtete sich der Konvent, täglich eine hl. Messe in durch die Stifterin genau festgelegter Intention zu feiern.29 Ein im Zusammenhang mit der Visitation des Konvents durch Beamte des erzbi­schöflichen Vikariates im Jahr 1777 angelegtes Verzeichnis „Nr. 25: Fundatione Carmeli Moguntini. Sacra quotidiana cantanda et legenda“ listet ca. 200 Gottesdienste auf, die über das Jahr verteilt für ihre frommen Stifter zu halten waren.30 Damit dokumentiert dieses Verzeichnis eindrucksvoll die weitreichenden Beziehungen des Konvents in die Familien der verschiedenen Gesellschaftsschichten, vom Hochadel über die Beamten und Angehörigen des kurfürstlichen Hofes bis hin zum Mainzer Bürgertum sowie zum Mainzer Stiftsklerus. Eine besondere Nähe zu den Karmelitern ist bei der Familie von Dalberg festzustellen, aus der mehrere Wormser Bischöfe und auch der letzte Mainzer Erzbischof hervorgingen.

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So verpflichtete sich die Niederdeutsche Provinz durch Beschluss des Definitoriums in Boppard 1662 dazu, 500 Seelenmessen zu lesen, die der Provinzial auf verschiedene Konvente der Provinz verteilte. Von diesen Messen waren 250 für Johann Kämmerer von Worms, Baron von Dalberg, Reichsritter und Statthalter des Mainzer Kurfürsten in Algesheim und Olm gestiftet worden und 250 für seine Frau. Der Mainzer Konvent erhielt für die Persolvierung seines Anteils von Messen 100 Reichsgulden.31 Im Jahre 1720 erhielten die Karmeliter aus dem Testament der Maria Elisabeth Kämmerin von Worms, Freifräulein Dalberg, eine Stiftung von 2500 Gulden für ein immerwährendes Anniversar.32 Diese Einkünfte trugen wesentlich zum Unterhalt des Konvents bei, dessen rechtsrheinisches Hinterland durch die Reformation weitgehend verloren gegangen war. Zu den weiteren Stiftern von Seelenmessen zählen im 17. und 18. Jh. Hof- und Feldtrompeter und Heerpauker, kurfürstliche Hofräte, kurmainzische Zollaufseher und Brückenmeister, Obristen des kurfürstlichen Wachregiments u. a., also das Personal des kurfürstlichen Hofes, das keineswegs allein durch das Stift St. Gangolf (Hofkapelle) und das Stift St. Peter betreut wurde, in dessen Sprengel der kurfürstliche Hof lag. Dieses spezielle Seelsorgeklientel und seine Stiftungen waren von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung für den Konvent. 2.4. Die Karmeliterkirche als Grablege In Ergänzung zu den Memorialdiensten, die sie für die Verstorbenen erbrachten, hatten auch die Karmeliter im Laufe der Zeit das Recht zur Bestattung von Personen erlangt, die nicht selbst als Mitglieder ihrer Gemeinschaft angehörten. Aufgrund überlieferter Grabsteininschriften und testamentarischer Verfügungen lässt sich in der Karmeliterkirche die Einrichtung von Grabstätten für zahlreiche Personen nachweisen, die keine Ordensangehörigen waren.33 Erstmals ist so ein Begräbnis für 1365 durch eine Inschrift bezeugt: Ein Mitglied der Familie Calde wurde bei dem Altar der Hl. Drei Könige beigesetzt, der außerhalb des Chorraums lag. Dem frömmigkeitlichen und standesmäßigen Denken entsprechend fanden besonders um den Konvent verdiente Persönlichkeiten entweder ihre Grablegen vor dem Hochaltar oder es wurde für sie dort zumindest ein Epitaph errichtet. Sie gehörten zumeist dem gehobenen Beamtentum des Kurstaates oder dem Adel des kurfürstlichen Hofes an. Mit Vertrag vom 20. November 1682 und testamentarischer Verfügung vom 19. April 1697 hatten die Mitglieder der Familie des Johann Conrad Gedult von Jungenfeld, kaiserlichen Postmeisters in Mainz, kurfürstlich Pfalz-Zweibrückischen Zollschreibers und kaiserlichen Rats (1625–1697) und späteren Freiherren von Jungenfeld, ihre Grablege in der Karmeliterkirche. Zunächst war für sie vor dem St. Anna-Altar das erste Grab neben dem Pfeiler reserviert, 1682 erhielt die Familie statt diesem eines vor dem Hochaltar „mitten schier im Chor Numero Eylf“. Diese Grabstätte behielt die Familie bis zur Aufhebung des Klosters 1802 bei.34 Weitere Orte für Beisetzungen lagen in der Nähe des Altars der Hl. Drei Könige und in der Kapelle der St. Anna-Bruderschaft.

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Nach der Gründung der Universität 1477 wurden auch einige akademische Lehrer aus den dem Konvent benachbarten Universitätsbursen „Zum Algesheimer“ und „Zum Gutenberg“ in der Karmeliterkirche bestattet.35 2.5. Bruderschaften 2.5.1. Annabruderschaft. Im Jahre 1493 wurde durch den Provinzial Joannes Wiricus de Nussia und den Prior Antonius Frinck die Bruderschaft der heiligen Mutter Anna und ihres Gemahls Joachim, der Eltern der Gottesmutter eingeführt, wofür eigens eine Kapelle mit Altar zu Ehren dieser Heiligen eingerichtet wurde.36 Damit folgte man einem entsprechenden Generalkapitelbeschluss, der in dieser Zeit im ganzen Orden umgesetzt wurde.37 1494 erteilte der erzbischöfliche Generalvikar, Bischof Erhard, zugunsten dieser Bruderschaft in der Karmeliterkirche einen Ablass. 1497 und 1499 stellten jeweils eine größere Zahl von in und bei Mainz wohnhaften Gläubigen den Antrag um Aufnahme in die Bruderschaft. Erzbischof Berthold von Henneberg (1484–1504) approbierte sie 1499 und unterstützte sie bei dieser Gelegenheit mit einem Ablass zugunsten ihrer Förderer. Zu den besonderen Gewohnheiten der Bruderschaft zählte, dass sie jedes Jahr in der Oktav des Festes Erscheinung des Herrn in feierlicher Prozession von der Karmeliterkirche zur Stiftskirche St. Stephan schritt, wo nach alter Tradition einst das Haupt der hl. Anna aufbewahrt wurde. 2.5.2. Skapulierbruderschaft. Der Zeitpunkt ihrer Einführung ist nicht mehr bekannt. Bedeutendes Mitglied war Kurfürst-Erzbischof Anselm Casimir Wambold von Umstadt (1629–1647), der Ostern 1636 der Bruderschaft beitrat.38 Für diese Bruderschaft verfasste 1652 der Karmelit Heinrich Forst die lateinisch und deutsch abgefasste Schrift „Commeatus Coelestis“ und „Himlische Pasport“. Als ein geistliches Begleitbüchlein für die Mitglieder diente das von Fr. Josef a S. Theresia verfasste „Karmelitisch Ehrenband, das ist Officium oder Kleine Tagzeiten U.L.Fr. vom Berg Karmelo“.39 2.5.3. Josefsbruderschaft. Zu Gunsten der Mitglieder dieser Bruderschaft wurde auf Betreiben des Provinzials Arnold Leonardi durch Papst Clemens XI. 1705 in einem Breve ein Ablass gewährt.40 Ein Tagzeitenbuch der Bruderschaft aus dem Jahre 1675 befindet sich in den Beständen der Mainzer Stadtbibliothek. Zu den liturgischen Gebräuchen der Skapulier- und der Josefsbruderschaft enthält das Protokoll einer 1777 durchgeführten Visitation des erzbischöflichen Vikariats unter Nr. 24 „De archi-confraternitate sacri scapularis“ sowie „De confraternitate S. Josephi“ ausführliche Aufzeichnungen über deren Gestaltung und Ablauf an den Festtagen.41 2.6. Betreuung von Altären in Privatkapellen Als Sonderfall ist unter den Aufgaben, die der Konvent übernahm, der Anstellungsvertrag zu betrachten, den Eberhard Graf von Eppstein, Herr zu Königstein, am 25. Januar 1466 mit den Karmelitern für die Feier der hl. Messe in der neu geweihten Hauskapelle seines Mainzer Ho-

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fes geschlossen hatte (s. unten Reformen). Grundsätzlich war die Verpflichtung für eine wöchentliche Messfeier übernommen worden, wofür der Konvent zehn Malter Korn erhielt und der ausführende Karmelit einen „Ymbs“ (Imbiss). Während der Anwesenheit des Herrn von Eppstein war die Messe täglich zu lesen. Nach dem Aussterben der Eppsteiner zu Ende des 16. Jhs. ging die Herrschaft Königstein auf kaiserlichen Entscheid an das Erzstift Mainz über, das sich aber nicht zur Fortsetzung des Vertrags von 1466 verpflichtet sah.42 Ähnlich lag der Fall, als das 1658 im Konvent von Tönnisstein tagende Definitorium dem Karmeliter Marcus Fruno auf schriftliche Anfrage des Mainzer Kurfürst-Erzbischofs Johann Philipp von Schönborn die Erlaubnis erteilte, an einem Altar bei dessen Bruder Philipp Erwein von Schönborn (1607–1668) regelmäßig die Messe zu feiern.43 2.7. Die Niederlassung in Ingelheimerhausen [→ Ingelheimerhausen] Östlich von Nieder-Ingelheim lag seit der Mitte des 12. Jhs. ein Augustinerinnenkloster, das 1319 urkundlich als Ingelheimhusen erschien.44 Die Vogtei über dieses Kloster kam 1375 an die Pfalzgrafen bei Rhein. Wohl zur besseren Ordnung des klösterlichen Lebens der Augustinerinnen wurde dieser kleine Konvent den Karmelitern in Mainz unterstellt. Am 15. September 1440 erklärte Otto I. Pfalzgraf bei Rhein-Mosbach (1410–1461) – er war Amtswalter des Kurfürsten und Pfalzgrafen Ludwig IV. (1436– 1449) – gegenüber dem Mainzer Kurfürst-Erzbischof Dietrich I. Schenk zu Erbach (1434–1459), dass die Mainzer Karmeliter in diesem Anliegen an ihn herangetreten waren. Pfalzgraf Otto erteilte den Karmelitern seine Zustimmung, in Ingelheimerhausen sowohl eine Niederlassung zu gründen als auch den Gottesdienst zu feiern. Als erster Priester aus dem Mainzer Konvent wurde Heinrich Wallau dem Erzbischof für diese Aufgabe präsentiert; dieser sollte zugleich die Aufsicht über die dortige Gemeinschaft ausüben.45 Erst am 7. September 1448 wurde dann die von den Nonnen verlassene Stätte vertraglich durch den Pfalzgrafen Ludwig an den Karmeliterorden übertragen.46 Im Jahre 1510 wurde eine jährliche theophorische Prozession von Ingelheimerhausen zur Mainzer Konventskirche eingeführt, die auch Prozession der Sieben Sakramente genannt wurde, woran sich sieben am Weg liegende Pfarreien beteiligten, wobei deren Priester jeweils selbst das hl. Altarsakrament in der Monstranz mitführten.47 1511 gab es in der dortigen Kirche einen Bartholomäus- und einen GeorgiusAltar.48 Am 21. September 1536 wurde schließlich die kleine Niederlassung durch eine Kommission der Provinz, welcher der Provinzial Dietrich von Gouda, der Kölner Prior Eberhard Billick und der Speyrer Prior Anton Evertz angehörten, wegen dauerhaft mangelnder Wirtschaftlichkeit hinsichtlich der Erträge aus den Äckern und Weinbergen an Adam Knebel, Kammermeister des Pfalzgrafen bei Rhein, und seinen Bruder Caspar zum Preis von 2000 rheinischen Gulden verkauft.49 Dabei wurde zur Auflage gemacht, dass die Karmeliter die gottesdienstlichen Pflichten sonntäglich erfüllen, wofür ihnen die erforderlichen liturgischen Gerätschaften zu stellen waren. Auch waren an genau bestimmten Festtagen Messen mit Predigten

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zu halten sowie die Prozession an dem am Freitag nach der ­Osteroktav begangenen Fest der hl. Lanze und Nägel durch sieben Pfarreien zur Karmeliterkirche in Mainz fortzusetzen.50 Zu diesem Kaufvertrag erteilten dann 1537 Erzbischof Albrecht von Brandenburg als Ortsordinarius samt dem Metropolitankapitel und der Generalprior des Ordens ihre Zustimmung. Erstere machten zur Auflage, dass die 2000 Gulden in der Diözese verbleiben und vornehmlich durch jährliche Zahlungen in Höhe von 88 Gulden zur Finanzierung von Studenten aus dem Mainzer Karmel verwendet werden. Endgültig perfekt wurde dieser Kaufvertrag durch die Zustimmung des Generalpriors Nikolaus Audet vom 6. September 1538.51 3. Beziehungen zu anderen klösterlichen Gemeinschaften Die Beziehungen zu den anderen Klöstern in Mainz sind nur in geringem Maße dokumentiert. In der durch Anciennität bestimmten Prozessionsordnung hatten die Karmeliter vor allen anderen Mendikatenkonventen ihren Platz.52 Die engsten Beziehungen bestanden zu dem 1256 als Zisterzienserinnenkonvent gegründeten Kloster St. Agnes am Dietmarkt. Mit den Schwestern war man eine Gebetsverbrüderung eingegangen, wie ein 1342 durch den Karmeliterprovinzial Johannes Walramus de Sublobiis ausgefertigter Fraternitätsbrief belegt.53 Nach 1570 befand sich der Nonnenkonvent jedoch im Niedergang, und 1582 wurden die leer stehenden Gebäude von Kanonissen des Augustinerordens besiedelt, die ihr Kloster in Kreuznach wegen der Einführung der Reformation verlassen mussten. Auch für diese Augustinerchorfrauen leisteten die Karmeliter Seelsorgedienste. So verlängerte das 1682 in Köln abgehaltene Definitorium die Tätigkeit des Michael a S. Placido als Beichtvater für diesen Frauenkonvent.54 An diesem Betreuungsverhältnis hat sich nichts geändert, wie aus dem Visitationsprotokoll des erzbischöflichen Vikariats von 1777 hervorgeht. Die Augustinerchorfrauen in Ingelheimerhausen waren von 1440 bis 1448 der geistlichen Aufsicht des Mainzer Karmeliters Heinrich Wallau unterstellt. Am 2. Juni 1502 erhielten die Karmeliter – ebenso wie die anderen Mendikanten – von Johannes Heyl einen jährlichen Betrag von 1 ½ Gulden angewiesen mit der Auflage, dafür jährlich bei den Reuerinnen in Weisenau eine Singmesse und sechs Lesemessen zu halten. Einige Klöster überließen dem Konvent Zinseinkünfte: 1464 verkaufte die Äbtissin Anna Riffenberg des Reichsklarenkonvents den Karmelitern eine Mark Zins und 1494 verkauften die Zisterzienserinnen vom Agnetenkloster am Dietmarkt den Karmelitern mehrere Zinsen. 1478 übertrug das Benediktinerkloster Johannesberg im Rheingau dem Mainzer Karmeliterkonvent die Hälfte eines Zinses, den es selbst für die Feier eines Jahrgedächtnisses erhalten hatte. Der Konvent übernahm mit dem Zins auch anteilig die Anniversarverpflichtung. Dieser Vertrag sollte allerdings nur so lange in Geltung bleiben, wie der Konvent in der regulierten Observanz (d.h. in der Reformatio Sorethiana) blieb, der er sich 1466 angeschlossen hatte. 1599 verkaufte Anthonius Rebekins, Prior der Mainzer Augustinereremiten, den Karmelitern einen Zins aus einem Haus in Bacharach.

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4. Die Studieneinrichtungen im Konvent 4.1. Das Konventsstudium Mit der institutionellen Stabilisierung des Mainzer Konvents wird auch die Einrichtung eines Konventsstudiums einhergegangen sein, wie das für alle Mendikantenorden seit dem letzten Viertel des 13. Jhs. gilt.55 Maßgeblich vorangetrieben wurde diese Entwicklung in der Niederdeutschen Provinz durch den Provinzial Sibertus de Beka (1317–1332). So ist davon auszugehen, dass auch in Mainz, nachdem sich die Karmeliter erst einmal dauerhaft niedergelassen hatten, ein Studium organisiert wurde. Neben Latein und den Artes liberales wurden Philosophie und Theologie durch den Informator, einen vom Provinzkapitel bestätigten Lehrer, vorgetragen. 1322 ist ein ordnungsgemäßer Lector theologiae nachgewiesen. Im 15. Jh. bestand am Konvent, der den Status eines Partikularstudiums hatte, ein regionaler Ausbildungsschwerpunkt für das Philosophiestudium. Eine regional bedeutsame theologische Schule mit einem formalen akademischen Ausbildungsgang unter der Leitung eines Lektors oder Cursors bestand in Mainz von 1368 bis 1542. Doch blieb die Zahl der Studenten mit 15 bis maximal 25 eher gering. Das Vollprogramm für Philosophie und Theologie unter einem Magister regens wurde allerdings nur in den Jahren 1445, 1470–1471 und nach der 1477 erfolgten Universitätsgründung nur von 1508–1519 angeboten. Diese Schule war der Universität affiliiert. Nach Vorschlag der im Jahre 1538 in Aachen tagenden Convocatio capitularis wurde durch das Generalkapitel in Vicenza 1539 – unter Bezugnahme auf die 1462 erlassenen Konstitutionen – auch in Mainz ein Generalstudium errichtet, das dritte in der Provinz. Dieses stand in Verbindung mit der Universität, seine akademischen Graduierungen erhielten volle Anerkennung im Orden.56 Generalprior Nikolaus Audet machte in seiner Mitteilung an die Provinz als Grund für diese Maßnahme vor allem die Notwendigkeit gut ausgebildeter Theologen im Kampf gegen die um sich greifende lutherische Lehre in der Niederdeutschen Ordensprovinz geltend. Für die Finanzierung des Unterhalts der Studenten war durch den Verkauf der Niederlassung in Ingelheimerhausen die Grundlage geschaffen worden [→ Ingelheimerhausen]. 1565 verfügte das in Mecheln tagende Provinzkapitel die Einrichtung eines Studienhauses in Mainz. Der Prior erhielt den Auftrag, den Konvent zu reformieren und so einzurichten, dass sein äußerer und innerer Zustand dem der anderen reformierten Konvente entsprach, damit die nach Mainz assignierten Studenten sich an Frömmigkeit, Sitten und Disziplin gewöhnten. Ferner wurden acht Studenten abgeordnet, von denen drei bereits Priester waren und fünf Klerikerprofessen.57 1566 wurden vier weitere Studenten nach Mainz geschickt. 1570 erneuerte das abermals in Mecheln gehaltene Provinzkapitel die Anordnung von 1565 und verfügte darüber hinaus, dass den Studenten täglich für jeweils eine Stunde der Katechismus des Jesuiten Petrus Canisius vorgetragen werde, damit sie ihn lernten und sich aneigneten. Die Zahl der Studenten belief sich auf elf.58 1575 hat das Generalkapitel von Piacenza die dauerhafte Einsetzung eines Regens studiorum im Mainzer Konvent angeordnet.59 Für 1581 werden wieder nur sechs Studenten namentlich genannt.60 Das Kölner Provinzkapitel

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von 1594 verfügte, dass in Köln selbst und in Löwen Generalstudien errichtet werden, hingegen in Trier und Mainz nur noch Provinzstudien bestehen sollten. Für die akademische Vorbildung der für diese Studieneinrichtungen ausgewählten Studenten hatten die Konvente Professoren einzusetzen, denen ein gesondertes Honorar zu zahlen war. Die Mainzer Studenten besuchten allerdings die Schule der Jesuiten, deren Lehrer sie ohne Unterschied zu den anderen Schülern behandelten. Doch bereits 1596 beschloss das Aachener Provinzkapitel die Errichtung eines eigenen Studium triviale im Frankfurter Konvent. Hatten die Studenten die entsprechenden Fortschritte gemacht, wurden sie von dort zu den Provinzstudien nach Mainz oder Trier geschickt, wo eigens Prioren eingesetzt waren, die sich im Studienbetrieb bewährt hatten.61 Im Zuge dieser Entwicklung wurden die Mainzer Juniorstudenten der Karmeliter durch die Jesuiten vom Lehrbetrieb ausgeschlossen.62 Als zu Ende des 16. Jhs. der Kreuznacher Konvent durch die Pfalzgrafen bei Rhein dem Orden entzogen worden war [→ Kreuznach], intervenierte der Mainzer Prior Johannes Conradi im Auftrag der Provinz bei Erzbischof Wolfgang von Dalberg (1582–1601) und bei den Pfalzgrafen wegen der Einkünfte des Kreuznacher Konvents, allerdings zunächst mit wenig Erfolg. Doch 1601 konnte das Kölner Provinzkapitel immerhin die geringen Einkünfte der Konvente Kreuznach, Hirschhorn und Ingelheimerhausen, die zwischenzeitlich zurückgewonnen waren, der Finanzierung der Studien in der Provinz zuführen.63 Mit Beschluss des Provinzkapitels in Boppard vom Jahre 1628 wurde das Mainzer Studium nochmals zu einem Studium generale erhoben.64 Die weitere Organisation der Studien ist in der Niederdeutschen Provinz im 17. Jh. von ständigen Wechseln in der Verortung der Studienkurse an verschiedenen Konventen gekennzeichnet. So lösten sich auch in Mainz die Kurse zu Philosophie und Theologie in unregelmäßiger Folge ab. Dafür werden neben strukturund personalpolitischen Kriterien der Provinzgremien die unruhigen Zeiten ausschlaggebend gewesen sein, die durch das Kriegsgeschehen und die Folgen der Pest bestimmt waren. Erst im letzten Jahrzehnt des Jhs. setzte eine Verstetigung der Organisation ein. 1631 wurde auf Beschluss des Provinzkapitels in Boppard schließlich im Mainzer Konvent ein neues Philosophiestudium unter dem Lektor und Baccalaureus Jacob Orsbach errichtet, dem sechs Studenten angehörten.65 1634 wies das Provinzkapitel in Tönnisstein dem Mainzer Philosophicum zehn Studenten zu. Wohl wegen der Kriegsbedrohung durch die Franzosen wurde das Philosophiestudium 1640 auf Beschluss des Provinzkapitels von Mainz nach Köln verlegt66 [→ Köln, Waidmarkt]. Zur Festigung der in der Provinz eingeführten Tourainer Reform wurde dann im Mainzer Konvent durch Entscheid des Kölner Provinzkapitels 1653 wieder ein Theologiestudium für die Provinz unter Leitung von Heinrich Forst eingerichtet.67 Aber bereits 1656 trat erneut ein Wechsel ein: Mainz erhielt wieder das Philosophicum und Trier das Theologicum68 [→ Trier]. 1658 entschied das Definitorium in Tönnisstein hingegen, neben dem in Trier fortzuführenden Theologicum im

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Mainzer Konvent ein weiteres Theologicum unter der Leitung von Georg Gaillard zu errichten.69 1659 gestaltete das in Köln tagende Definitorium die Organisation der Studien grundlegend neu: Das in Mainz bestehende Theologiestudium wurde nach Köln verlegt und dort unter der Leitung der beiden Lektoren Heinrich Forst und Georg Gaillard fortgeführt. Im Gegenzug wurde nun das Philosophicum von Frankfurt nach Mainz transferiert; damit der Mainzer Konvent nicht durch die übergroße Zahl an Studenten ungebührlich belastet werde, sollte er außer der für Studenten ohnedies üblichen Unterstützung auf Beschluss des Definitoriums auch noch jährlich einen Betrag von 40 Reichsgulden erhalten.70 Zur Eröffnung dieses Philosophicums wurden dann 1660 durch die in Boppard tagende Congregatio intermedia acht Klerikerstudenten unter der Leitung des Lektors der Philosophie Philippus a S. Jacobo zugewiesen.71 Zum Direktor für die Klerikerstudenten bestellte man den Subprior Damasus a S. Ludovico.72 Das in Boppard 1662 tagende Definitorium verfügte dann wieder die Einrichtung eines Studium theologicum scholasticum in Mainz unter der Leitung der Lektoren Heinrich Forst und Petrus Obladen, während das Studium theologicum morale nach Köln kam.73 Das Definitorium von Köln 1663 bestätigte das Theologicum am Mainzer Konvent und Petrus Obladen wurde gegenüber dem Prior zwecks uneingeschränkter Ausübung seiner Lehrtätigkeit von den Aufgaben des Beichthörens in der Konventskirche und von den Predigtverpflichtungen außerhalb des Konventes befreit.74 Zur Bewältigung des Personalmangels, welcher in der Provinz im Jahre 1666 durch die Pest eingetreten war, verlegte das 1667 in Tönnisstein abgehaltene Definitorium das Studium theologicum morale von Frankfurt, nachdem es dort durch das Definitorium in Trier 1665 eingerichtet worden war, in den Mainzer Konvent.75 Diese Entscheidung wurde vom Provinzkapitel in Köln 1669 bestätigt und dann in größeren zeitlichen Abständen zunächst durch die Definitorien in Frankfurt 1676 und in Köln 1677 sowie später durch die in Frankfurt 1689 und 1690 abgehaltenen Definitorien erneuert.76 Zwischenzeitlich war durch das 1671 in Speyer tagende Definitorium auch in Mainz wieder ein Philosophicum eingerichtet worden,77 dessen Bestand 1674 in Köln, 1679 in Boppard, 1684 in Köln, 1685 in Mainz, 1686 in Frankfurt, 1687 in Boppard und 1688 in Köln bestätigt wurde.78 Mit Entscheid des 1692 in Köln tagenden Definitoriums begann dann eine vorläufige Verstetigung des Philosophicums in Mainz. Alle weiteren Versammlungen der Niederdeutschen Provinz, bei denen diesbezüglich Beschlüsse gefasst wurden, führten im Wesentlichen die Form der Studienorganisation bis 1768 in der Aufteilung fort, dass in Köln das Studium theologico-scholasticum, in den Konventen von Trier und Aachen je ein Studium theologico-morale eingerichtet waren, während in Frankfurt und Mainz jeweils ein Studium philosophicum bestand.79 In den Jahren 1756, 1764, 1765, 1767 und 1768 findet sich in den Akten die Bezeichnung Studium philosophicum generale für den im Mainzer Konvent eingerichteten Philosophiekurs.80 1769 beschloss das Definitorium in Boppard ein Studium scripturistico-canonico ellocale unter der Leitung des Lizentiaten der Theologie Martinus a S. Anna

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in Mainz zu errichten,81 für dessen Fortführung unter der Leitung von Fortunatus a S. Catharina sich 1770 das Definitorium in Köln aussprach.82 Von 1771 bis 1774 wurde das Mainzer Theologiestudium dann als Studium scripturistico dogmatico-morale weitergeführt.83 In den drei folgenden Jahren kam es erneut zur Einrichtung eines Studium generale philosophicum im Mainzer Konvent.84 Das im Anschluss an das Provinzkapitel 1779 in Boppard tagende Definitorium beschloss die Fortsetzung des Studium theologicum in Mainz unter der Direktion des Subpriors und Lektors Candidus a S. Melchiore, eines Lizentiaten der Theologie.85 Dieses Theologiestudium hatte dann anscheinend bis zur Aufhebung des Konventes im Jahre 1802 Bestand. Der letzte diesbezügliche Beschluss ist durch das 1793 in Hirschhorn tagende Definitorium gefasst worden. In der Folgezeit fanden aufgrund der Kriegshandlungen im Rheingebiet nur noch 1797 in Boppard und 1800 in Frankfurt Zusammenkünfte der Provinzgremien statt, die jedoch zum Mainzer Studium keine weiteren Anordnungen trafen.86 4.2. Das Studienseminar 1670 ordnete das Definitorium in Köln die Errichtung eines Studienseminars an, das von den Definitorien mehrfach bestätigt wurde.87 Zumindest bis ins 16. Jh. hatten die meisten akademischen Lehrer des Ordens, für die Mainz eine der Stationen ihres Wirkens war, ihre Graduierung am Studium generale in Köln erlangt; einige wenige kamen von Paris, wie etwa 1333 Heinrich von Dollendorf, oder 1362 Simon von Speyer.88 So bestand am Mainzer Karmel bis zu Gründung der Universität bereits eine eigene akademische Lehr­ tradition.89 4.3. Der Konvent und die Universität Die Gründung der Mainzer Universität war auf Betreiben Kurfürst-Erzbischofs Dietrich von Nassau (1459–1463/1475–1482) mit päpstlichem Privileg vollzogen worden. An ihrem Zustandekommen hatte der Karmelit Matthias Emich von Andernach mitgewirkt. Emich war am 16. August 1476 in der Konventskirche zum Mainzer Weihbischof in partibus Rheni geweiht worden.90 Seine theologische Ausbildung hatte er am Kölner Generalstudium absolviert, seine Graduierung zum Magister theologiae war 1465 in Bologna erfolgt. An der neugegründeten Mainzer Hochschule hielt er als erster Theologieprofessor Vorlesungen über die Hl. Schrift. Er gilt als typischer Vertreter des deutschen Humanismus im Karmeliterorden. Der feierliche Akt zur Gründung der Universität wurde liturgisch am 1. Oktober 1477 im Dom vollzogen, die akademische Eröffnung mit der Wahl des Rektors, Jakob Welder, Mitglied des Stifts St. Peter, schloss sich danach im Refektorium des Karmeliterkonvents an. Im Mitgliederverzeichnis der Universität wurde Weihbischof Emich direkt nach dem Rektor verzeichnet, was seine Stellung an dieser Einrichtung anzeigt. Nach Emichs wohl überraschendem Tod 1480 beging die Universität die feierlichen Exequien in der Kirche der Karmeliter. Aus diesem Totengottesdienst ging danach die jährlich gehaltene Messfeier zum Gedenken an die Toten der Universität hervor, die von ihren Repräsentanten in der Karmeliterkirche begangen wurde.

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Wie schon die erste Wahl des Rektors, so wurden auch die künftigen Rektoratswahlen jeweils Anfang Oktober im Konvent abgehalten, ebenso die Einführungsfeierlichkeiten des Sommersemesters in der Oktav von Himmelfahrt.91 Sowohl die juristische wie die medizinische Fakultät hielten ihre akademischen Feiern mit liturgischer Eröffnung bei den Karmelitern ab. Die Juristen vollzogen seit dem Jahr 1510 ihre Promotionen in der Kirche bzw. nach 1513 in dem unter dem Theologieprofessor und Prior Dieter Vectoris ausgebauten Sommerrefektorium.92 Diesen Brauch hielten sie wohl auch in den folgenden Jhh. bei. Daneben stand der Konvent in guten Beziehungen zu den Bursen „Zum Algesheimer“ und „Zum Gutenberg“, welche die einzelnen Collegia academica beherbergten, und in seiner Nachbarschaft lagen. Zahlreiche Professoren, die hier ihre Vorlesungen hielten und wohnten, wurden nach ihrem Tod in der Karmeliterkirche beigesetzt.93 Unabhängig von dieser recht engen Bindung an die Mainzer Universität kam es jedoch nicht zu einer größeren Zuweisung von Lehrern oder Studenten nach Mainz, was seinen Grund in den bereits gut ausgebauten Studieneinrichtungen der Niederdeutschen Provinz hatte.94 So wurden auch die akademischen Graduierungen vor allem am Kölner Generalstudium vorgenommen [→ Köln, Waidmarkt]. Das trifft für den Anfang seiner akademischen Ausbildung auch auf Dieter Vectoris zu, den einzigen Magister regens des Mainzer Konvents. Vectoris stammte aus Mainz und qualifizierte sich zunächst 1493 in Köln als Lector theologiae. Nach seiner Wahl 1503 zum Vorsteher des Mainzer Konvents wurde ihm allerdings durch den Generalprior Petrus Terrasse anlässlich einer Visitation im Jahre 1505 – auch auf Ersuchen der Universitätsprofessoren – gestattet, sein Studium mit dem Ziel der Promotion an der Mainzer Fakultät fortzusetzen. Bereits 1506 konnte er mit Zustimmung des Provinzkapitels als Lector biblicus an der theologischen Fakultät der Mainzer Universität tätig werden. 1507 folgte dann die Graduierung als Licentiatus, 1508 schließlich die Promotion zum Doctor theologiae. 1515 wurde er zum Dekan der theologischen Fakultät gewählt. Während der Tätigkeit von Joannes Fabri de Nussia als Lector principalis theologiae wurde zwar das Konventsstudium der Karmeliter der Universität inkorporiert, was aber keine nachhaltige Wirkung zeitigte, da eine Reform der Studien im Konvent unterblieb und nur eine unverändert kleine Zahl von Studenten aus der Niederdeutschen Provinz zur Ausbildung nach Mainz kam. Mit der Dominanz der Jesuiten an der Mainzer theologischen Fakultät seit der zweiten Hälfte des 16. Jhs. hatten sich die Karmeliter wohl weitgehend aus dem Lehrbetrieb der Fakultät zurückgezogen. Das Verhältnis zu den Jesuiten war ohnedies durch die Umstände belastet, welche die Gründung ihres Kollegs begleiteten.95 Erst 1780 gestattete das in Köln zusammengetretene Definitorium einem Mitglied des Mainzer Konvents, Cyrill a Matre Dei, die akademischen Grade eines Baccalaureus und eines Lizentiaten der Theologie an der Mainzer Fakultät zu erlangen.96 Doch bildet diese Entscheidung nach Lage der Quellen insgesamt eine Ausnahme.

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5. Bedeutendere Mitglieder des Konvents Unter den Prioren des Konvents und den Professoren, die am Konventsstudium tätig waren, finden sich etliche herausragenden Persönlichkeiten, die mit ihrem Wirken für den Mainzer Konvent, aber auch an anderen Orten der Niederdeutschen Provinz Akzente gesetzt haben.97 Zwei von ihnen seien kurz vorgestellt: Dieter Vectoris (Theodericus de Moguntia), filius nativus des Konvents, begann 1489 das Studium in Köln, absolvierte dann in Mainz seine weitere akademische Ausbildung, wo er an der Universität 1506 als Baccalaureus zum Lector biblicus ernannt, 1507 zum Licentiatus und 1508 zum Doctor theologiae promoviert wurde. 1515 erfolgte seine Wahl zum Dekan der theologischen Fakultät. Er war bis zu seinem Tod 1519 Prior und Magister regens des Konventsstudiums. Nach dem Brand der Konventskirche 1513 organisierte er deren Wiederaufbau und stiftete 1517 für deren Chor einen Flügelaltar zu Ehren der Dreifaltigkeit. Vor diesem Altar erhielt er 1519 auch sein Grab. In seinem Auftrag wurde das Refektorium mit Gemälden zur Geschichte des Ordens ausgestattet, worauf der Raum wegen seiner kunstvollen Ausgestaltung als Promotionsaula der Universität genutzt wurde. Von seinen Schriften ist noch ein Sentenzenkommentar bekannt.98 Matthias Emich (von Andernach), filius des Konvents in Boppard [→ Boppard], wurde am 1. Juni 1477 in der Mainzer Karmeliterkirche zum Mainzer Weihbischof geweiht. Er zählte zu den herausragenden Gelehrtenpersönlichkeiten an der 1476 durch Erzbischof Dieter von Isenburg (II: 1475–1482) gegründeten Universität. Er verstarb allerdings schon am 24. Mai 1480 und wurde im Chor der Konventskirche in Boppard beigesetzt. Im Mainzer Konvent wurden für ihn an zwei Tagen Exequien gehalten, einmal durch den Diözesanklerus für den Weihbischof, dann durch die Universität für ihren Rektor.99 6. Zur ökonomischen Situation des Konvents Die nachfolgenden Ausführungen geben nur eine grobe Skizze wieder, die ergänzt wird durch exemplarische Zusammenstellungen zum Bestand von Häusern, Äckern, Weinbergen und Zinsen, die im Laufe der Jahrhunderte auf unterschiedlichen Wegen in die Verfügung des Mainzer Karmeliterkonvents gelangten. Vor der Reformation und insbesondere vor dem Dreißigjährigen Krieg war der Konvent wirtschaftlich relativ gut abgesichert, wodurch er einen „kleinstiftischen“ Charakter erlangte. Dieser zeigte sich auch im guten Zustand seiner baulichen Anlage. Die Verhältnisse waren so ansprechend, dass immerhin mehre päpstliche Legaten bei Aufenthalten in Mainz ihre Unterkunft im Kloster wählten, und selbst unter weniger günstigen Voraussetzungen nahm vorübergehend auch Erzbischof Daniel Brendel von Homburg 1552 wegen der Zerstörung seiner Residenz hier Wohnung. Zu Beginn des zweiten Viertels des 16. Jhs. setzte eine deutliche Belastung der wirtschaftlichen Lage ein. Kurfürst-Erzbischof Albrecht von Brandenburg hatte 1525 dem Klerus eine enorme Steuer auferlegt, um die Truppen für die Niederschlagung der von Thomas Müntzer ausgelösten Rebellion der Bauern zu finanzieren, die sich auch im Rheingau erhoben hatten. So sah sich der Konvent zum

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Verkauf wertvoller liturgischer Gerätschaften für 200 Goldgulden gezwungen. Und schon 1528 mussten dem Kurfürsten zur Finanzierung des Kriegs gegen die Türken abermals der Erlös aus dem Verkauf von 3 ½ Wagenladungen Wein sowie 70 Goldgulden aus der Konventskasse entrichtet werden.100 1530 und 1532 oblag dem Konvent die Beherbergung des Kardinals Campeggio, allerdings ohne dafür eine Aufwandsentschädigung zu erhalten. 1543 wurden wertvolle liturgische Gegenstände und Kleinodien aus Sorge, sie könnten Beutegut in dieser kriegsbedrohten Zeit werden, nach Köln verbracht, wo man sie für 409 Taler und 12 Albus verkaufte. Dieser Betrag wurde im Vermögen des Konvents von Antwerpen angelegt, von wo der Mainzer Konvent dann zweimal im Jahr eine Zinszahlung von 50 Gulden erhielt. In Folge der Plünderung der Stadt 1552 durch die Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg geriet das Kloster in völlige Armut.101 Was den feindlichen Soldaten entgangen war, entwendeten einige Mitglieder des Konvents; Geld und Wertgegenstände, die nach Oppenheim verbracht worden waren, gingen bei der Eroberung dieser Stadt verloren.102 Nur das, was man rechtzeitig in die Klöster von Bacharach und Kreuznach hatte verbringen können, blieb erhalten. Zu allem Überfluss verursachte Karl von Kastel, seit 1562 Mainzer Prior, durch seine pflichtvergessene Amtsführung weiteren Schaden, worüber der Prior des Kreuznacher Konvents, Kaspar von Bartenstein, als Visitator 1564 ausführlichen Bericht erstattete.103 Eine weitere finanzielle Einbuße ergab sich, als nach dem Aussterben der Herren von Eppstein zu Ende des 16. Jhs. der Konvent die Einnahme aus der Verpflichtung zum Messelesen im Mainzer Hof dieser Adelsfamilie verlor. Im 17. Jh. wird der Konvent erneut wirtschaftlichen Belastungen ausgesetzt: Am 13. Dezember 1631 eroberten die Schweden unter König Gustav Adolf die Stadt und Festung Mainz, belegten sie mit 16.000 Mann und forderten von der Geistlichkeit eine Kriegssteuer von 81.000 Reichstalern. Erst 1636 gelang ihre Vertreibung durch kaiserliches Militär (→ 8. Personalstand).104 Doch bereits 1644 bis 1650 kam es erneut zu einer Besetzung der Stadt Mainz, diesmal durch französische Truppen, mit den üblichen Begleitumständen. Bei solchen Belastungen zählte die Erbschaft von 100 Reichstalern viel, welche der Konvent von Kurfürst-Erzbischof Anselm Casimir Wambolt von Umstadt erhielt, der vor den Franzosen nach Frankfurt ausgewichen war und dort 1647 verstarb.105 Insgesamt verursachte der Dreißigjährige Krieg neben den persönlichen Belastungen für seine Mitglieder eine „permagna conventus nostri Moguntini pauperie“, wie das Kölner Provinzkapitel im Jahre 1659 formulierte, und auch die 1660 in Boppard abgehaltene Congregatio intermedia sprach von der „conventui nostri Moguntini omnibus nota paupertas“.106 Um der konkreten finanziellen Notlage entgegenzuwirken, gestattete 1657 die in Mainz zusammengekommene Congregatio intermedia den Verkauf von Zinsen sowie von Gütern und Häusern im rechtsrheinischen Vorort Kastel.107 1659 erlaubte das in Köln tagende Definitorium dem Mainzer Konvent abermals den Verkauf von Gütern in Rüdesheim im Rheingau, die er aus einer Erbschaft erhalten hatte.108 Wohl zur Stabilisierung der Situation des Mainzer Konvents beschloss 1660 die Congregatio intermedia in Boppard zehn Studenten des Mainzer Konvents, die

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nach Köln abgeordnet waren, auf Kosten der Provinzkasse einzukleiden, damit der Mainzer Konvent nicht belastet wurde.109 Zu Ende des 17. Jhs. scheinen sich die wirtschaftlichen Verhältnisse mit der Beruhigung der militärisch-politischen Lage wieder konsolidiert zu haben, wozu auch geschicktes Wirtschaften sowie ein solides Erscheinungsbild des Konvents beigetragen haben werden. Zu bedenken ist hier etwa die überaus generöse Stiftung der Juliana Christina Schmitt, geb. Bibolet, aus dem Jahre 1676. Aber auch zahlreiche weitere reichhaltig fundierte Anniversarien seitens mit dem Konvent befreundeter adliger Familien trugen zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage bei. Ebenso weist die Unterstützung der umfangreichen Baumaßnahmen zu Beginn des 18. Jhs., für die der ehemalige Prior des Konvents und spätere Provinzial Arnold Leonard die erforderlichen finanziellen Ressourcen zu organisieren wusste, in diese Richtung. Aus dem Jahr 1695 stammt ein 34 Nummern zählendes Verzeichnis der Güter und Renten des Klosters, über die es innerhalb der Mauern von Mainz verfügte. Es bezieht sich auf den Zeitraum von 1308 bis 1693 und weist zahlreiche Ergänzungen auf.110 Daneben wurde ein alphabetisches Verzeichnis der Orte angelegt, in denen der Konvent Besitzungen außerhalb von Mainz hatte bzw. aus denen er Zinseinkünfte bezog. Im direkten Umkreis von Mainz wurden linksrheinisch von Süden nach Nordwesten Laubenheim, Weisenau, Mombach, Gonsenheim, Finthen, Drais und rechtsrheinisch Hochheim, Kastel und Schierstein aufgezählt. Linksrheinisch folgten im südlichen Rheinhessen Bodenheim, Mommenheim, Oppenheim, Saulheim, Worms und im nördlichen Rheinhessen Ebersheim, Elsheim, Essenheim, Gaulsheim (bei Bingen), Ingelheim, Nieder- und Oberolm, Schornsheim und Waldböckelheim. Auf der rechten Rheinseite war der Besitz seit der Reformation geringer und beschränkte sich in der Regel auf die kurzmainzischen Städte Eltville und Oestrich im Rheingau sowie Höchst am Main und Königstein (Kurmainzer Festung) im Taunus. Die Besitzung im rechtsrheinisch, südlich von Mainz gelegenen Trebur hatte der Konvent schon 1542 erhalten. Dieses Gebiet gehörte zur evangelisch gewordenen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Der Besitz im südhessischen Bürstadt lag in einer katholischen Exklave. Darüber hinaus wurde am unteren Mittelrhein noch Bacharach verzeichnet. Insgesamt lassen sich 86 Urkunden für den Zeitraum von 1400 bis 1693 aufzählen, wobei sich die Mehrheit der Eintragungen auf das 17. Jh. bezieht.111 Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die seit der Reformation eingetretenen Verluste durch den Wegfall großer Teile des Terminus praedicationis und die schweren Belastungen der zahlreichen Kriegshandlungen bis ins 18. Jh. langsam wieder ausgeglichen wurden. Wie in ähnlicher Weise für den Mainzer Dominikanerkonvent nachzuweisen, veränderte sich die Zusammensetzung der Förderer des Konvents: An die Stelle zahlreicher kleiner und mittlerer Gaben vor allem aus den bürgerlichen Kreisen traten zunehmend größere Stiftungen des gehobenen Bürgertums und des Adels. 6.1. Der Erwerb von Häusern, Gütern und Zinsen Nach dem Ankauf von Häusern und Hofstätten, mit denen bis zum ersten Viertel des 14. Jhs. das Areal für die Kloster­

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anlage samt Kirche arrondiert wurde, kam der Konvent entweder durch Kauf, häufig auch durch Erbschaft in den Besitz zahlreicher Häuser.112 Der Konvent besaß einige Weinberge und verfügte über das Privileg einmal monatlich aus seinem Weinkeller öffentlich Wein zu verkaufen.113 Der Konvent verfügte im Laufe der Jahrhunderte über etliche Zinseinkünfte, die er entweder durch Schenkung, Erbschaft oder Kauf erhielt. Nur einige Beispiele seien hier angeführt: Von 1382 bis 1415 sind allein aus Algesheim, einem Verwaltungssitz des Mainzer Unterstifts, neun Verkäufe von jährlich zu zahlenden Ewiggülten überliefert.114 1495 erhielt der Konvent neben einem Zins von 700 Goldgulden zur Feier einer täglichen Messe zu Ehren der Gottesmutter einen weiteren Zins über 200 Gulden aus Wicker.115 Nach dem Anschluss des Mainzer Konvents an die Tourainer Reform lässt sich beobachten, dass die strengere Observanz den Handlungsspielraum des Konvents verringerte, da die Provinzgremien die Entscheidungen über wirtschaftliche Transaktionen an sich zogen. So beschloss das Definitorium 1679, der Konvent könne verschiedene Zinsschenkungen annehmen. Für eine wirtschaftliche Konsolidierung zu Beginn des 18. Jhs. spricht, dass den Mainzer Karmelitern im Jahre 1721 wieder der Kauf einer Jahresgült im Wert von 100 Gulden Frankfurter Landwährung möglich war. 7. Anschluss an Reformen Im Jahre 1466 kam es zur Einführung der Reform des Johannes Soreth.116 Die positive Auswirkung dieser Reform sieht Jakob Milendunck rückblickend im Ergebnis der Visitation des Konvents durch den Provinzial Joannes Wiricus de Nussia im Jahre 1488. Ausführlich beschrieb er die wirtschaftliche Lage: Vorhanden waren 110 Malter Korn, sechs Fässer Wein, 100 Goldgulden bar; der Konvent war schuldenfrei. Darüber hinaus konnten sogar umfangreiche Renovierungsmaßnahmen durchgeführt werden. In den einzelnen Räumen des Domitoriums wurden Gemäuer, Gebälk und Fenster erneuert, ebenso wurde das Gastzimmer renoviert und ein eigener Raum für den Provinzial eingerichtet. Diese Räume konnten auch neu möbliert werden. Außerdem erhielten die Brüder neue Kleidung. Im Jahre 1653 wurde auch in Mainz unter dem Provinzialat von Antonius a Charitate die aus der französischen Tourainer Karmeliterprovinz kommende Reform eingeführt, die eine strengere Observanz der Regel brachte. Am 26. April trafen sich die Prioren in Köln zum Kapitel. Hier besprach man unter anderem die Reform des Mainzer Konventes, dessen Prior Jakob Milendunck war. Er war erst 1649 durch das in Mainz tagende Provinzkapitel dort als Vikarprior eingesetzt und 1650 auf dem Provinzkapitel in Boppard zum Prior gewählt worden. Zugleich fungierte er als erster Definitor der Provinz. Im Zuge der Beratungen in Köln resignierte er unaufgefordert sein Priorenamt und schloss sich der Observanz an, wodurch er den Platz für Wilhelm a S. Basilio als neuen Prior aus der Tourainer Observanz frei machte. Milendunck übernahm das Amt des Subpriors.117 Die tatsächliche Einführung der Tourainer Reform im Mainzer Konvent fand dann zum Fest Mariae Geburt am 8. September 1653 statt.118 Wilhelm a S. Basilio verließ allerdings 1656 Mainz und kehrte nach Belgien zurück.

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Für die 1657 beschlossene Einführung der Observanz im Frankfurter Konvent [→ Frankfurt] wurde der Mainzer Prior Johannes a S. Fulgentio dorthin versetzt, wo er das Priorat übernahm.119 In Hirschhorn[→ Hirschhorn], dem letzten nicht reformierten Konvent der Provinz, erfolgte die Einführung der neuen Observanz 1660 durch den Mainzer Subprior Fredericus ab Immaculata Conceptione, der dort das Priorenamt übernahm.120 8. Konventsstärke 1384 zählte der Konvent 15 Mitglieder, darunter ein Novize.121 1430 waren es 19 Mitglieder; 1433 befanden sich unter den 21 Bewohnern des Klosters drei Diakone und vier Klerikernovizen.122 Für das Jahr 1530 ist – bedingt durch die reformatorische Verunsicherung der Bevölkerung – der enorme Rückgang auf nur noch zwei Mitglieder festzustellen, der relativ lange anhielt, da auch 1548 wohl nur zwei Karmeliter das Kloster bewohnten.123 Als 1552 Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg die katholischen geistlichen Staaten mit einem Kriegszug belegte und insbesondere Mainz heimsuchte, geriet der Konvent in schwerste Bedrängnis: Er wurde vollständig durch die feindlichen Truppen ausgeplündert und in Armut gestürzt. Der Prior, Peter Hueff, erkrankte daraufhin so schwer, dass er verstarb und die wenigen Brüder den Konvent verließen.124 Durch Anordnung des Provinzkapitels von Mecheln 1565 wurde der Konvent wiederhergestellt, um dort zunächst acht Studenten unterzubringen. 1566 wurden vier weitere Studenten assigniert; 1574 zählte der Konvent zehn Mitglieder.125 1629 hatte der Mainzer Konvent dann anscheinend wieder mit einiger Stabilität sieben Mitglieder. Doch während der Besetzung der Stadt durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg von 1631 bis 1636 harrten im Konvent nur Nicolaus Spey und Carolus Freywilliger aus, der Prior Gerardus Holländer hatte sich nach Köln begeben.126 1666 verlor der Mainzer Karmel zwischen Anfang August und Mitte November neun Brüder durch die Pest: Als erster starb ein Terminarier, der seine Wohnung im Pfarrhof von St. Christoph hatte, zuletzt ein Laienbruder, der sich bei der Krankenpflege infiziert hatte. Zu den Toten zählte auch der Inhaber der Pfarrei in Finthen, der dort in der Pfarrkirche bestattet wurde.127 1680 lebten im Konvent wieder 24 Mitglieder, darunter neun Klerikerstudenten, wobei insgesamt nur vier Bewohner des Hauses aus Mainz stammten.128 Ein für das Generalkapitel von 1686 angelegter Konventskatalog verzeichnete für die „familia Moguntina“ 13 Patres, darunter einen Lektor der Theologie und einen Lektor der Philosophie, sowie sieben Fratres, die den philosophischen Studien oblagen, und sieben Laienbrüder, die für die alltäglichen Lebensbedürfnisse der Konventsmitglieder sorgten.129 Das Visitationsprotokoll der Beamten des erzbischöflichen Vikariates aus dem Jahr 1777 weist einen Personalstand von 24 Klerikern und sechs Laien aus.130 Bei seiner Aufhebung 1802 zählte der Konvent gemäß einem von den städtischen Behörden angelegten Verzeichnis noch zehn Mitglieder.131 Milendunck hielt in seinen Notizen zum Mainzer Konvent fest, dass im Jahr 1350 ein Verzeichnis der verstorbenen Mitglieder des Konvents begonnen wurde.132 Über dessen Verbleib ist jedoch nichts bekannt.

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9. Besondere Gäste im Konvent Die Räumlichkeiten des Klosters scheinen einen durchaus ansprechenden Charakter gehabt und Wohnkomfort geboten zu haben, wie die große Zahl von hochgestellten Logiergästen zeigt.133 1480 und 1488 weilte Kardinal Raymund Peraudi mit seinem Gefolge im Konvent.134 In der Konventskirche promulgierte er im Auftrag Papst Sixtus IV. einen Kreuzzugsablass zum Kampf gegen die Türken auf Rhodos. Zur Bekanntgabe dieses Ablasses bediente er sich auch der Hilfe des Konvents, der insbesondere bei der Besiegelung der Abschriften half. Für die Beherbergung und Unterstützung erhielt dieser auch eine angemessene Zahlung. 1502 residierte er als päpstlicher Legatus a latere Papst Alexanders VI. für Deutschland ebenfalls im Mainzer Konvent, um diplomatische Aufgaben auszuführen.135 1508 hielt sich der päpstliche Legat Kardinal Bernardin Carvajal von Ravenna vom Hl. Kreuz im Konvent auf.136 Ebenfalls im Jahr 1508 trug der bekannte Kanonist Petrus von Ravenna in den Räumen des Karmeliterklosters für die Universität Vorlesungen zur Kanonistik vor.137 Kardinal Thomas de Vio Caietani, obwohl Angehöriger des Predigerordens, welcher in Mainz auch eine Niederlassung hatte, nahm 1519 vom Beginn der Fastenzeit bis Ostern im Karmeliterkonvent Wohnung und entlohnte die Gastfreundschaft großzügig.138 1530 und 1532 fand Kardinal Laurentius Campeggio bei den Karmelitern Unterkunft.139 Als sich 1542 der Jesuit Petrus Faber in Mainz aufhielt und dort Kontakt mit Petrus Canisius aufnahm, wohnte Letzterer im Pfarrhaus von St. Christoph, das in der Nachbarschaft des Karmel lag. Häufig kamen Canisius und Faber im Karmeliterkonvent zusammen. Dabei hatte wohl auch der Prior des Konvents, Johannes Fabri, selbst Baccalaureus der Theologie, Kontakt zu Canisius. Es scheint, dass Fabri einen Kommentar des Petrus Faber zum davidischen Psalter, den dieser an der Universität vortrug (in schola publica praelegebat), mitgeschrieben hat, weshalb es vielleicht zu einer persönlichen Verstimmung kam („Qui Carmelitanus, … Joannes Fabri prior conventus…, qui ex identitate non amicitiam cum viro iniverit“).140 Im Jahre 1555 residierte Erzbischof Daniel Brendel von Homburg vorübergehend im Konvent, da sein Wohnsitz, die in mittelbarer Nachbarschaft gelegene Martinsburg, durch die Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg 1552 zerstört worden war. Die vom Erzbischof bewohnten Räume führten seither den Namen „des Bischofs gemach“.141 In der Mitte des 17. Jhs. lässt sich eine Häufung der Versammlungen der Provinzgremien im Mainzer Konvent feststellen, was mit dem Bemühen im Zusammenhang stehen dürfte, eine Stabilisierung des von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges stark betroffenen Konvents zu erreichen. In der ersten Hälfte des 18. Jhs. werden wohl auch die großzügig ausgebauten neuen Räumlichkeiten des Klosters mit den Ausschlag für die Wahl von Mainz als Versammlungsort gegeben haben. 10. Die Folgen der Reformation für den Mainzer Konvent Zwar trafen den Mainzer Konvent die Folgen der Reformation nicht mit der gleichen Härte wie etwa die Konvente in Frankfurt, Kreuznach oder Kassel, doch ge-

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stalteten sich die Verhältnisse im Verlaufe des 16. Jhs. auch hier zunehmend schwierig. Die Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen, die weite Teile des östlichen rechtsrheinischen Hinterlands der Stadt Mainz bildete und in der ein großer Teil des Terminbezirks lag, zeigte nicht nur deutliche Auswirkungen auf die personelle und wirtschaftliche Ausstattung des Konvents, sondern sie beschnitt auch sein seelsorgliches Tätigkeitsfeld. Den Ausweg aus der prekären Lage, in der sich die Mainzer Kirche seit der Mitte des 16. Jhs. befand, sah man in einer grundlegenden pastoralen Erneuerung. Dafür reichten die alten Kräfte des Diözesan- und Ordensklerus, der durch die Auswirkungen der Reformation verunsichert und deutlich geschwächt war, nicht aus. Hilfe musste von außen kommen. Unter diesen Voraussetzungen ist der Versuch Erzbischof Daniel Brendels von Homburg (1555–1582) zu betrachten, der Gesellschaft Jesu, die bereits in den Jahren 1561–1563 in seine Diözese eingezogen war, das Mainzer Karmeliterkloster zu übertragen. Von den Jesuiten erhofften sich er und das Domkapitel die geeigneten Maßnahmen, um der desolaten pastoralen Lage in der Erzdiözese zu begegnen. Dazu sollten sie insbesondere die theologische Lehre an der Universität übernehmen. Da die Jesuiten bereits in der dem Karmeliterkonvent benachbarten Pfarrkirche St. Christoph ihre Gottesdienste feierten, lag es für den Erzbischof nahe, dass sie für ihre stark anwachsende Gemeinschaft ein Domizil erhielten, welches sowohl in der Nähe von dieser Kirche als auch vom Algesheimer Hof lag, wo sie ihren Lehrbetrieb unterhielten. Hier bot sich das Karmeliterkloster an. Über das Vorhaben Erzbischof Daniels informierten Prior Jacobus Walbeck und der Mainzer Konvent im Jahre 1575 ihren Provinzial Johannes Meyer aufgebracht in einem Brief. In der Folge vermochten die Karmeliter, denen man auf Vorschlag Papst Gregors XIII. 1576 als Ersatz das nahezu verwaiste Franziskanerkloster anbot, dieses Ansinnen erfolgreich abzuwehren und in ihrem Kloster zu verbleiben. Der Streit hatte sich somit über nahezu 17 Jahre hingezogen. Schließlich bestätigte der Papst 1578 mit Breve vom 15. Mai die Aufhebung des Franziskanerkonvents, den der Erzbischof 1577 den Jesuiten übertragen hatte. Der Fortbestand der Karmeliter in ihrem Konvent war damit gesichert.142 Doch noch das 1598 in Mainz versammelte Provinzkapitel trug den zum Generalkapitel nach Rom bestimmten Definitoren auf, über den Kardinalprotekor des Ordens päpstliche Entscheide zu erwirken gegen künftige Versuche der Jesuiten, sich das Mainzer Kloster des Karmeliterordens anzueignen. Unstimmigkeiten gab es auch bei den Bemühungen, das Leben in den Konventen der Niederdeutschen Provinz zu Anfang des 17. Jhs. zu reorganisieren. 1619 nutzte der Visitator und Generalkommissar des Ordens, Petrus Grimaldus, die Visitation des Mainzer Konvents als Gelegenheit, alle Mitglieder der Kölner Provinz (diese bestand nur von 1613–1620) [→ Kölnische Provinz], die in den vergan­ genen Jahren Apostaten geworden waren, zur Rückkehr in den Orden und in ihre Konvente aufzufordern. Gegen diese Visitation legte der Mainzer Konvent bei Erzbischof Johann Schweikart von Kronberg (1604–1626) allerdings Beschwerde ein, da der Generalkommissar den seitens des Erzbischofs bestellten Diözesanvisitatoren die Teilnahme an der Visitation verweigert hatte.143

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Als während des Dreißigjährigen Krieges 1631 die Stadt und Festung Mainz durch den Schwedenkönig Gustav Adolf eingenommen wurde, floh der neue Prior Gerhard Holländer bis 1634 nach Köln, im Konvent hielten allein die Brüder Nikolaus Spey und Carolus Freywilliger aus.144 Eine weitere Belastung für den Konvent folgte 1643 mit der Besetzung der Stadt Mainz durch die Franzosen.145 In diesen friedlosen Zeiten litten das geistliche Leben und die Disziplin der Mitglieder des Konvents erheblich, ein Umstand, der durch die enormen wirtschaftlichen Lasten und Verluste noch verschärft wurde. Im Zuge der katholischen Erneuerung im 17. und 18. Jh. gelang dann eine gewisse Konsolidierung sowohl der wirtschaftlichen Verhältnisse als auch der pastoralen Tätigkeit, wovon großzügige Anniversarien namhafter Stifterfamilien Zeugnis geben. Besonders das von den Karmelitern gepflegte Bruderschaftswesen mit seinen Frömmigkeitsformen sprach zahlreiche Menschen an. Die wirtschaftliche Konsolidierung ermöglichte zwar zu Anfang des 18. Jhs. den Neubau der Klostergebäude wie auch die Erneuerung von Teilen der Kirchenausstattung im barocken Stil. Für einen großzügigen barocken Neubau der Konventskirche, wie ihn etwa die Augustinereremiten 1768–1776 noch verwirklichen konnten, fehlten dann allerdings doch die Mittel. 11. Aufhebung des Konvents und spätere Nutzung der Klostergebäude Die großen revolutionären Umwälzungen, die 1789 in Paris ihren Ausgang nahmen und Frankreich in Gegensatz zu Deutschland brachten, wirkten sich bald unmittelbar auf Mainz aus. Dieses war bis 1801 Metropole des Erzbischofs der größten Kirchenprovinz nördlich der Alpen, der zugleich dem Kollegium der sieben Kurfürsten vorstand und das Amt des Reichserzkanzlers innehatte. Seine Bischofsstadt war zugleich Sitz der Verwaltung des Mainzer Erzstifts und kurfürstliche Residenz. Derart exponiert war Mainz daher 1792 Ziel französischer Truppen, die es unter General Adam Custine am 21. Oktober 1792 handstreichartig einnahmen. In den alsbald gegründeten Mainzer Jakobinerklub traten insgesamt 14 katholische Geistliche ein, darunter der Karmelit Joseph Kunz.146 Da die anderen Mitglieder des Karmels wie die große Mehrheit der Mainzer Geistlichen im Februar 1793 einen Eid auf die Republik verweigerten, wurden sie vorübergehend auf die rechte Rheinseite deportiert. Nach einer kurzzeitigen Rückeroberung der Stadt durch vereinigte deutsche und österreichische Truppen wurde Mainz politisches Verwaltungszentrum des 1798 eingerichteten Departements Mont-Tonnere (Donnersberg), das nach dem Frieden von Lunéville am 9. Februar 1801 Frankreich eingegliedert wurde. Die neue Verwaltung ging bereits 1798 gegen die Klöster in mehreren Schritten vor: Am 28. Januar wurde ein Verzeichnis des jeweiligen Besitzstands verlangt, am 9. Februar erging das Verbot zur Aufnahme von Novizen, am 27. Mai das Verbot des Tragens geistlicher Kleidung in der Öffentlichkeit, am 26. Juni versuchte man mit dem Angebot eines Jahrgeldes an Austrittswillige, die Klöster in ihrem Bestand zu erschüttern. Aus dem Karmeliterkonvent folgten dieser Offerte nur zwei Mitglieder. Als das Benediktinerkloster St. Jakob zum Militärhospital umfunktioniert wurde, fanden dessen Angehörige im Karmel Herberge.

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Seit dem 10. April 1802 war Mainz kirchliches Verwaltungszentrum des neu errichteten französischen Bistums Mayence. Am 9. Juni 1802 erfolgte durch den in Paris gefassten Konsularbeschluss die Auflösung aller geistlichen Stifte und Klöster in Frankreich. Unter diesen Beschluss fiel folglich auch der Karmeliterkonvent.147 Von den zehn für den Konvent offiziell registrierten Mitgliedern wurden zu diesem Zeitpunkt vier als fehlend vermerkt.148 Bis Ende Juli 1802 war der Konvent geräumt. Aller Besitz – bis auf Wäsche und Möbel – ging an den Staat über. Jene Ordensangehörigen, die aus dem rechtsrheinischen Ausland kamen, hatten Mainz mit einem Reisegeld von 150 Francs zu verlassen, alle anderen erhielten eine Pension von 500 Francs.149 Einige kamen später auf vakanten Pfarrstellen unter. Die Konventskirche wurde profaniert und diente bis 1924 als städtisches Magazin, das Kloster wurde als Schulgebäude genutzt. ARCHIV UND BIBLIOTHEK 1. Archivalische Quellen 1.1. Darmstadt, Hessisches Staatsarchiv Urkunden der ehemaligen Provinz Rheinhessen (A2): Im Bestand 64 (Gau-Algesheim): 7 Kaufbriefe Algesheimer Bürger über den Verkauf von Ewiggülten an den Karmeliterkonvent zu Mainz (1382–1408) – 115/40 (Mainz, St. Agnes): Fraternitätsbrief der Karmeliter für das Kloster St. Agnetis in Mainz (1342) – 155/1 bis 155/10 (Mainz, Karmeliter): Ablässe, Aufnahmen in die Bruderschaften, Messstiftungen, Privilegien des Ordens u.a. (1262–1720) – 168/608; 168/611; 168/890 (Mainz, Stadt): Zins- und Rentenverschreibungen (1400–1466). 1.2. Frankfurt am Main, Institut für Stadtgeschichte Das Archiv des Mainzer Konvents ging nach dessen Auflösung zu einem großen Teil an das Stadtarchiv Frankfurt über, wo die Archivalien der Niederdeutschen Provinz gesammelt wurden. Diese waren unter der Bezeichnung „Einzelstücke aus Archiven auswärtiger Karmeliterklöster“ eingeordnet (Rep. 298). Der Bestand umfasste 102 Mainzer Urkunden aus den Jahren 1300 bis 1679.150 Mittlerweile sind die Urkunden in die Bestände des Mainzer Stadtarchivs übergangen. Neben den historiographischen Werken des Ordenschronisten Jakob Milendunck, hier bes. KB 45 und KB 46, ist für den Mainzer Konvent von besonderer Bedeutung: KB 9 (alt: 10): Protokollbuch der Provinzkapitel 1652–1719; KB 39 (alt: 86): Catalogus historicus virorum illustrium Provinciae Alemanniae Inferioris, 1711; KB 84 (alt: 42): Archivilogium Rheno-Carmelitanum, Tomus 2. Angelegt von Philippus a S. Ioanne 1693–1695. Darin: Summarium Archivii Conventus Moguntini Ordinis sacri Carmelitarum collectum Anno 1695, p. 721–828, darin enthalten: 28 Fundationsbriefe des Klosters im Regest (725–733), Verzeichnis der Güter und Renten innerhalb der Stadt Mainz gemäß urkundlicher Überlieferung von 1308–1693 (34 Nummern mit zahlreichen Einschüben) (734–765); alphabetisches Verzeichnis der Orte, in denen der Konvent Besitzungen hat bzw. aus dem er Zinseinkünfte bezieht (766–828). Ebenso KB 54: Liber Decretorum Ordinis Fratrum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo Provinciae Allemanniae inferioris, coeptus Anno 1709

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sub regimine Admodum Reverendi Patris Germani a S. Ignatio Provincialis, et Reverendi Patris Emanuelis a S. Georgio Prioris. 1.3. Mainz, Dom- und Diözesanarchiv Die Bestände des ehemaligen Karmeliterkonvents umfassen mit zwei Ausnahmen nur Archivalien des 18. Jhs. und sind zusammengefasst unter der Signatur K 108, I. Darin u. a. 1. Visitation 1777–1778; 17. Nomina patrum et fratrum provinciae Alemaniae inferioris in vivis existentium in hoc anno 1680 (Abschrift aus AGOC); 18. Grundriss des Mainzer Klosters, gezeichnet von Franz Heerd, 19. Jh. 1.4. Mainz, Stadtarchiv Ein weiterer großer Teil des Archivs gelangte nach der Aufhebung des Konvents in das Stadtarchiv Mainz. Urkunden: Der Bestand umfasst 148 Urkunden aus dem 14.–18. Jh.,151 die sich vor allem auf Erbschaften, Schenkungen/Stiftungen, den Erwerb/die Erlangung von Häusern, Gütern, Weinbergen und Grundstücken, auf Zins- und Gültgeschäfte beziehen. Zu Anniversarstiftungen sind fünf Urkunden erhalten. Akten: Abt. 13/250 enthält einen Faszikel v. a. mit Urkundenabschriften. Akten: Abt.13/251 besteht aus dem Verzeichnis von Aufnahmen in die Erzskapulierbruderschaft 1641–1643 (33 S., davon nur S. 1–8 mit Eintragungen). Abt. 60, 1109 Verzeichnis der männlichen Ordensangehörigen in den Mainzer Klöstern (Januar 1800): Couvent de Carmes No. 8. Bodmann, Franz Joseph, Collectio Sigillorum, fol. 47, e. H.B.A. I/25: Georg Christian Joannis, Scriptores rerum Moguntiacarum, Tom. 2, Frankfurt, Main 1722. Handexemplar des Franz Joseph Bodmann. 1.5. Mainz, Freiherr Gedult von Jungenfeldsches Familienarchiv Nr. 1016 (20.11.1682), Nr. 1021 (19.4.1697), Nr. 1031 Pergament 7 (27.1.1705): Stiftung der Familiengrabstätte und eines jährlichen Seelenamtes für Johann Conrad Gedult von Jungenfeld, kaiserl. Rat und Postmeister in Mainz. 1.6. Quelleneditionen und Regesten Fritz Viktor Arens, Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650. Stuttgart 1958 (Die deutschen Inschriften: Heidelberger Reihe 2) (vgl. Register, 736) – Fritz Arens, Mainzer Inschriften von 1651 bis 1800. Tl. 2: Kirchen- und Profaninschriften. Mainz 1985 (Beitrr. zur Gesch. der Stadt Mainz 27) – Ludwig Baur (Hg.), Hessische Urk. aus dem großherzoglichen Hessischen Haus- und Staatsarchive. Bd. 2: Die Provinz Rheinhessen von 963–1325. Darmstadt 1862 – Richard Dertsch [Bearb.], Die Urk. des Stadtarchivs Mainz. 4 Bde. Mainz 1962–1967 (Beitrr. zur Gesch. der Stadt Mainz 20) (vgl. Register, Bd. 4, 121) – Ferdinand Valentin Gudenus, Sylloge ... variorum diplomatariorum monumentorumque veterum: Ineditorum adhuc, et res Germanicas in primis vero Moguntinas illvstrantium, quae, ..., ex carceribus ... sibi asseruit, atque ... decrevit …, Tom. 1. Frankfurt/Main 1728 – Kurmainzischer Hof- und Staatskalender auf das Jahr … [1745 bis 1797]. Mainz – Goswin von der Ropp, Reg. der Erzbischöfe von Mainz von 1289–1396. Bearb. von Ernst Vogt, Heinrich Otto, Fritz Vigener. Leipzig 1913–1958. Abt. 1, Bd. 1–2; Abt. 2, Bd. 1; Bd. 2, Lfg. 1; Namensverzeichnis – Stephan Alexander Würdtwein (Hg.), Dioecesis

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Moguntina in archidiaconatus distincta commentationibus diplomaticis illustrata. Tom. 1. Mannheim 1768 – Ders. (Hg.), Nova Subsidia Diplomatica ad selecta iuris Ecclesiastici Germaniae et historiarum capita elucidanda ex originalibus et authenticis documentis congesta, notis hinc inde necessariis illustrate et edita. Bd. 5. Heidelberg 1785, Nd. Frankfurt/Main 1969 – Ders. (Hg.), Subsidia diplomatica ad selecta juris ecclesiastici Germaniae et historicarium capita elucidanda ex originalibus et authenticis documentis congregata, notis illustrate et edita. Bd. 9. Heidelberg 1776, Nd. Frankfurt/Main 1969; Bd. 11. Heidelberg 1777, Nd. Frankfurt/Main 1969. 2. Bibliothek 2.1. Konventsbibliothek Der Konvent verfügte zur Erfüllung seiner Aufgaben in Pastoral (Predigt) und Ausbildung (Studium) über eine Bibliothek. Im 15. Jh. muss ein repräsentativ ausgestalteter Raum zur Verfügung gestanden haben, wie sich aus den Berichten über kunstvolle Glasbilder in ihren Fenstern erschließen lässt. Ob sie zu Ende des 17. Jhs. nach dem 1677 abgeschlossenen Bau eines neuen Refektoriums komplett in das alte Refektorium verlegt wurde, ist nicht sicher.152 Möglicherweise wurden auch der alte und der neue Bibliothekssaal zur Unterbringung der Bestände gemeinsam genutzt (Lesesaal und Magazin). Für das 15. Jh. sind im Zusammenhang mit den Visitationen folgende Buchbestände überliefert: 1430: „in libraria volumina catenata 170“; 1433: „in libraria volumina incatenata 159“; für 1443 wird festgehalten: „volumina librariae 186“.153. Zu bedenken ist bei diesen Angaben, dass die Lehrer ihre eigene Handbibliothek hatten, die sie bei ihrer Assignation an einen anderen Konvent mitnahmen. Bei den noch erhaltenen Beständen der Bibliothek fällt die mehrfache Umsignierung der Bücher auf. Anlässlich der Visitation durch eine Kommission des erzbischöflichen Vikariats im Jahre 1777 wurde der Bibliothekar ermahnt, alle zur Bibliothek gehörenden Bücher in einem eigens anzulegenden Katalog zu verzeichnen und die „libri prohibiti“ von den anderen Büchern zu trennen. Doch bei der Kontrolle im folgenden Jahr hatte sich der Zustand kaum verbessert. Der Katalog war immer noch unvollständig und dem für die Bibliothek zuständigen Fr. Florentianus wurde aufgetragen, sämtliche vorhandenen Bücher in der ihnen gemäßen Ordnung aufzustellen und einen neuen vollständigen Katalog zu fertigen. Zur Anschaffung neuer Bücher sollten jährlich 30 Reichstaler aus der Provinzkasse gezahlt werden.154 Nach der Aufhebung des Konvents kamen einige wertvolle liturgische Bücher in den Besitz des Bistums Mayence bzw. des späteren Bistums Mainz (Dom- und Diözesanmuseum). Die Bibliotheksbestände wurden zunächst in die Universitätsbibliothek überführt, wo aus ihrem theologischen Anteil in Abgleich mit den vorhandenen Beständen und mit den Bibliotheken der anderen Mainzer Klöster, die ebenfalls an die Universität übergegangen waren, Dubletten ausgesondert wurden. Mit dem Ende der alten kurfürstlichen Mainzer Universität gingen diese Bestände dann in die städtische Bibliotheksverwaltung über.

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2.2. Stadtbibliothek Mainz Die Bestände der Konventsbibliothek, die außer erbaulichem und liturgischem Schrifttum – zumindest für das 16. Jh. – auch Werke von hohem wissenschaftlichen Wert umfasste, ging in die Bestände der 1805 gegründeten Mainzer Stadtbibliothek über.155 Einige Bände gelangten auch in die großherzoglich-hessische Bibliothek – heute Hessische Landesbibliothek Darmstadt. In neuester Zeit wurden auch mehrere Werke nach Weimar an die Herzogin Anna Amalia-Bibliothek abgegeben. Der Bestand an Büchern, die dem ehemaligen Mainzer Karmeliterkonvent zuzuweisen sind, beläuft sich derzeit auf 1500 Bände. Darunter finden sich zahlreiche Inkunabeln; Handschriften sind dagegen nur noch in kleiner Zahl vorhanden. In relativ großer Zahl sind Schriften zum Bereich der Kanonistik vertreten. Ab dem 16. Jh. sind darunter zahlreiche Werke in deutscher Sprache festzustellen, daneben auch viele in Französisch und einige, die in Italienisch verfasst sind.156 Zu den Beständen der Mainzer Stadtbibliothek gehört auch ein Tagzeitenbuch für die Josefsbruderschaft: Karmelitisch Ehrenband, das ist Officium oder Kleine Tagzeiten U.L.Fr. vom Berg Karmelo. Mit Bericht vom Ursprung und Fortpflanzung in selbiger Erzbrüderschaft durch Josef a St. Theresia, Mainz 1675. 2.3 Martinus-Bibliothek Mainz Wenngleich der weitaus größte Teil der ehemaligen Konventsbibliothek in die Bestände der Stadtbibliothek Mainz eingegangen ist, hat auch die Bibliothek des durch Bischof Joseph Ludwig Colmar 1805 gegründeten Bischöflichen Priesterseminars, seit 2000 als wissenschaftliche Diözesanbibliothek den Namen Martinus-Bibliothek trägt, Literatur theologischen Inhalts übernommen. Geht man bei der Erhebung des Bestands davon aus, dass auch bei den Autoren, von deren mehrbändigen Werkausgaben gegenwärtig nur noch ein oder zwei Bände vorliegen, ursprünglich die komplette Ausgabe vorhanden war, dann lassen sich von ehemals 52 Bänden noch 27 nachweisen. Sie tragen alle Signierungen, die bereits im Karmelitenkonvent mehrfach Änderungen erfahren haben. Die sieben Bände des vom spanischen Jesuiten Alfons Salmeron herausgegebenen und in 17 Bücher gegliederten Kommentars zur geschichtlichen Überlieferung, die in den Evangelien und der Apostelgeschichte enthalten ist (Hierat u. Gymnich, Köln 1602–1604), tragen zudem den Vermerk, dass sie 1648 für den Karmelitenkonvent in Weinheim angeschafft worden waren. Das Datum ihres Übergangs an den Mainzer Konvent ist jedoch nicht mehr zu erschließen. Gleiches gilt auch für den Band der eine Abhandlung des Jesuiten Franziskus Suarez über die Tugend und den Ordensstand enthält (Mylius/Birkmann, Mainz 1609), der ebenfalls aus dem Weinheimer Konvent stammt [→ Weinheim]. Bei den vorhandenen Werkausgaben handelt es sich um Autoren der Alten Kirche: Augustinus (Froben, Basel 1529), Clemens von Alexandrien (Torrentinus, Florenz 1551), Epiphanius von Konstantinopel (Winter, Basel 1545), Gregor von Nazianz (Birckmann, Köln 1570), Hieronymus (Froben, Basel 1526; 1 von 9 Froben, Basel 1553), Johannes Chrysostomus (1 von 4 Cratander, Basel 1525; 1 von 5 Roland, Paris 1546), Tertullian (Hierat, Köln 1617).

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Weiter sind mehrere Bände von Predigtsammlungen des aus der flandrischbelgischen Provinz stammenden Fr. Leo a S. Laurentio zu den Festen im Jahreskreis (1 von 2), zum Advent (2 von 3) und zur Quadragesima (1 von 2) vorhanden, die nach dessen Tod (Knobbariana/Muller, Antwerpen 1715–1722) herausgeben worden waren. Vollständig erhalten sind die in vier Bänden erschienenen und in neun Teilen untergliederten „Resolutiones morales“ des Regularklerikers Antoninus Diana Panormitanus, die durch den Karthäusermönch Martin Alcolea um ein umfangreiches Register ergänzt wurden (Huguetan, Lyon 1680). Eine von Abt Philipp Chiflet edierte Sammlung der Canones und Dekrete des Trienter Konzils ist ergänzt um einen Index der Librorum prohibitorum (Kalkofen, Köln 1647). Die durch den Sponheimer Abt Johannes von Trittenheim als Mitglied der Bursfelder Reform verfasste Ermahnung zum bedauernswerten Zustand und den Ruin des Ordenslebens (o.O. 1739) ist dem Druck nach der jüngste Band. Einige Bände tragen handschriftliche Besitzvermerke wie etwa P. Christian Heppendorf, Köln; Heinrich Specht 1577; H. Gredig; Gunter Carmeli Moguntini. Reformatus 1683 und dazu Andreas B. Burger, Mainz 1774. 2.4. Dom- u. Diözesanmuseum Mainz Zu den Schätzen des Klosters zählten sechs große, teilweise reich illuminierte Chorbücher, die nach der Aufhebung des Konvents in den Besitz des neuen Bistums Mainz übergingen und heute zu den Beständen des Dom- u. Diözesanmuseums zählen (Inv.-Nrr. B 331 A-F).157 Diese Handschriften lassen sich unterteilen in ein fünfbändiges Antiphonar mit Offiziumsgesängen (Bde. A-E) und ein Graduale mit Messgesängen (Bd. F), das von seiner künstlerischen Gestaltung gegenüber ersterem etwas abfällt. Das Antiphonar zeichnet sich durch die großen und reich geschmückten, auch bildlich ausgestalteten Initialen aus. Im Graduale finden sich ebenfalls jedoch einfacher gestaltete Bildinitialen. Die Bände A und E scheinen einem Schreiber zuzuordnen zu sein, die Bände B, C und D einem anderen Schreiber. Die Bände A und E enthalten ausgereifte Beispiele von Rankenformen und Feldungen des „Göttinger Musterbuchs“, das aufgrund seines Dialektes ebenfalls aus der Mainzer Gegend stammt. Eine nahezu identische Dedikation in den Bänden A und B datiert diese in die Jahre 1430 und 1432, so dass die Entstehung des gesamten Antiphonars den 30er Jahren des 15. Jhs. realistisch erscheint. Als Stifter wird in den Widmungen Fr. Johannes Fabri (Schmied) genannt, der einer gut gestellten Mainzer Handwerkerfamilie entstammte. Fabri wurde gelegentlich auch nach seinem Stiefvater Carnificis (Metzger) genannt. Dieser Metzger Johannes Haseney hatte seine Wohnung nahe dem Konvent in der Löhrstraße.158 Weiter nennt die Widmung den Schreiber Fr. Nikolaus. Vergleiche mit Rechnungen für ähnliche Werke zeigen die überaus hohen Kosten, die für die Herstellung aufgebracht wurden, selbst wenn angenommen werden kann, dass die Bücher im Mainzer Konvent entstanden sind. In ihrer liturgischen Gestaltung entsprechen sie den Vorgaben des Ordinale des Sibertus de Beka, dessen Gebrauch im Karmeliterorden durch

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das Generalkapitel von London 1312 verbindlich gemacht wurde. Überarbeitungen erfolgten in späterer Zeit gemäß den liturgischen Vorgaben des Ordens. 2.5. Bibliothek der Yale University New Haven, Connecticut, USA Brevier des Priors Gerardus de Castris: Beineke rare book and manuscript library: Brevier des Priors Gerardus de Castris, Sommerteil, Manuskript, (260 fol. + ii) 15. Jh. Der Nachweis für die Herkunft aus Mainz ist fol. 1 zu entnehmen: „Ad carmelitas conventus Moguntinensis fratrum beatissime Marie virginis Breiviarium Estivale de tempore et de sanctis Manu Venerabilis patris Gerhardi de Castris quondam ibidem prioris scripti“ [sic]. Das Brevier kam vermutlich mit einer Sammlung von Büchern des Theologen Leander van Ess nach Yale als Schenkung des John W. Sterling.159 Bau- und Kunstdenkmäler 1. Gebäude 1.1. Kirche und Kapellen Die Karmeliterkirche ist als einzige der Mainzer Mendikantenkirchen weitgehend in ihren gotischen Formen erhalten geblieben.160 Nach ihrer Profanierung zu Beginn des 19. Jhs. wurde sie 1924 wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt. Nachdem 1326 der Konvent in den Besitz des Grundstücks für den Bau seiner Kirche gelangt war, bedurfte es weiterer Mittel sowohl für den Unterhalt der bereits bestehenden Gebäude als auch für die Errichtung einer neuen Kirche. Daher stiftete das Kapitel der Niederdeutschen Provinz am 22. April 1358 dem Mainzer Konvent 20 Gulden für den Unterhalt der „fabrica conventus“. Mit dem Bau der Konventskirche wurde dann wohl bald begonnen, denn für 1365 ist bereits ein außerhalb des Chores gelegener Johannes-Altar bezeugt. Einen ersten Abschluss der Bautätigkeit um die Mitte des 14. Jhs. legt ein auf dem letzten nordwestlichen Pfeiler des Langhauses angebrachtes Vollwappen nahe, das mit einiger Wahrscheinlichkeit dem Dompropst Cuno III. von Falkenstein zuzuschreiben ist, der 1346–1353 Verweser des Mainzer Erzbistums war. Das Hauptschiff wurde zu Beginn des 15. Jhs. unter dem Priorat von Simon Boes eingewölbt. Das geht aus der Inschrift im Gewölbe des ersten Langhausjochs im Ring der Aufwindeöffnung für die Glocken hervor: „+ anno domini m cccc IIII me fieri fecit simon dictus boes.“ Das Gebäude besteht aus einem langen Chor mit drei Jochen und 5/8–Schluss, wobei die Ostseite des Chores für ein sich anschließendes erkerartig angebautes Chörchen durchbrochen ist. Das mit einem Triumphbogen angeschlossene basilikale dreischiffige Langhaus zählt drei Joche und entspricht in seiner Länge dem Chor, wirkt aber durch die beiden Seitenschiffe kürzer. Das weitgehende Fehlen von Schmuckformen entspricht der üblichen Gestaltungsweise von Mendikantenkirchen. Der Zugang für die Gläubigen erfolgt durch ein Portal unter dem Westfenster. Der Dachreiter für die Glocken befindet sich über dem ersten Chorjoch nach dem Triumphbogen. Die Klosteranlage schloss sich im Norden mit dem Kreuzgang und weiteren Gebäuden an.

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Nachdem am 29. November 1513 durch einen Brand in der unmittelbaren Nachbarschaft das Kirchendach, die Sakristei und Teile des Kreuzgangs schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden, erreichte Prior Dieter deren vollständige Wiederherstellung für 1025 Goldgulden.161 1781 wurde der mittlerweile baufällige Dachreiter in bescheidenerer Form erneuert. Dabei handelte es sich um die letzte größere Baumaßnahme vor der Aufhebung des Konvents 1802. 1.2. Klosteranlage Vom ersten Konventsgebäude hatte sich auf der Nordseite zur Bauerngasse hin bis 1911 eine spätromanische rundbogige Pforte erhalten, die in das ausgehende 12. Jh. zu datieren war. Der Gebäudekomplex hat im Laufe der Jahrhunderte mehrere Erweiterungen und Umbauten erfahren. Die mittelalterliche Klosteranlage ist auf dem Maskoppschen Stadtplan von 1575 nur ungenau auszumachen. Auf der Nordseite der Kirche ist ein Kreuzgang mit anliegenden Bauten zu erkennen, dazu im Osten zur Stadtmauer hin ein weiterer Flügel. Im Kreuzgang befanden sich Wandgemälde, von denen eine Darstellung des Königs David mit den Gesichtszügen des Kaisers Siegmund (1411–1439) Erwähnung verdient. Im Treppenhaus des Klosters war die so genannte Karmelitermadonna aufgestellt, die vor allem durch das Baumkreuz auffällt, welches sie in ihrer rechten Hand als Szepter hält. Dieses ist umgeben von kleinen Engeln, die das Blut der Wunden Christi auffangen. Der Jesusknabe auf dem linken Arm fasst einen Vogel mit einem Schriftband im Schnabel. Die Figur gilt als die qualitativ hervorragendste in ihrer Gruppe am Mittelrhein um 1400.162 Im Kloster befand sich auch ein auf das Jahr 1470 zu datierender Nikodemuskopf, zusammen mit einer roten Sandsteinplatte, welche die Aufschrift „Koenken 1471“ trug. Das verhältnismäßig große Gebäude muss gut eingerichtet gewesen sein, da es mehrfach hochstehende kirchliche Persönlichkeiten wie Kardinallegaten als Unterkunft wählten. Die Bibliothek dürfte gleichfalls gut ausgestattet gewesen sein, wie sich aus der Überlieferung ergibt. Die Ostseite des Raumes war durch fünf Bögen gegliedert. Darin befanden sich Fenster, deren Glasmalereien die Bildnisse und Namen mehrerer Lektoren der Theologie und Prioren des 15. Jhs. aufwiesen. Im ersten Bogen zeigten drei der vier Fenster: Johannes von Glabbach aus Trier, Heinrich Bock, Bischof im moldavischen Myra, sowie Gerhard vom Schild. Im zweiten Bogen waren Nikolaus von Speyer, Matthias von Wetzlar und Peter von Frankfurt zu sehen. Der dritte Bogen war mit den Bildnissen von Johannes Gawer, Johannes Neumarkt, Ludwig von Kassel (mit dem landgräflich-hessischen Wappen) sowie Ludwig Wolfhagen und Johannes von Kassel ausgestaltet. Im vierten Bogen waren Albert von Gasten und Petrus von Wetzlar zu sehen. Der letzte Bogen blieb mit Johannes von Ortenberg, Johannes Stern, Johannes Humbrech drei Filii des Mainzer Konvents vorbehalten.163 Nach dem Brand im Jahre 1513 ließ Prior Dieter Vectoris im Zuge der Wiederherstellungsarbeiten den Sommerrefektor erweitern und mit Wandgemälden (von Jörg Ratgeb) ausstatten, die Bezug auf die Ordensgeschichte nahmen. In diesem Raum wurden lange Zeit die feierlichen Doktorpromotionen der Universität ab-

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gehalten. Prior Georg a Regina angelorum ließ 1677 ein neues großes Refektorium mit Gast- und Krankenzimmern darüber errichten. Der bisherige Refektor wurde nun auch als Bibliothek genutzt.164 Schließlich verfügte der Konvent auch noch über ein eigenes Brauhaus auf seinem Areal, welches Kurfürst-Erzbischof Johann Philipp von Schönborn (1647– 1663) auf seine Kosten in dem an der Gartenmauer des Klosters gelegenen Haus mit dem Namen „ad maiorem scholam“ einrichten ließ. Dieses war 1468 erworben165 und dann wohl mit dem Haus „Zur großen Leiter“, das ebenfalls in direkter Nachbarschaft zum Konvent lag, verbunden worden. In dem neuen Gebäude entstand das Brauhaus und es gab daneben auch einen eigenen Weinkeller.166 Anlass für die kurfürstliche Bauförderung war die örtliche Situation an diesem rheinseitigen Stadteingang. Der Konvent musste für den Neubau des Brauhauses einige kleinere Gebäude aus seinem Besitz zugunsten eines Platzes aufgeben, den der Kurfürst am Rheinufer vor dem Kloster neu gestalten ließ. Auch der Klostergarten wurde etwas verkleinert.167 Die Arbeiten zur barocken Neugestaltung der Klosteranlage erstreckten sich, dem Inhalt einer verlorenen Inschrift in der Klostermauer nach, vom 27. Februar 1710 bis zum 27. August 1713. Verantwortlich für ihre Ausführung waren Provinzial Arnold a S. Leonardo und Prior Vitus a Matre Dei. Den Grundstein legte Otto von Malsburg, ein Kanoniker des Domstifts, in Vertretung des Erzbischofs Lothar Franz.168 Von diesen Gebäuden ist heute nur noch der Südflügel mit seinem Portal erhalten. Insgesamt handelte es sich um schlichte zweigeschossige Gebäude mit locker verteilten Fenstern, die lediglich mit profilierten Barockrahmen ausgestattet waren. Der zur Löhrgasse durch Privatgebäude verdeckte Ostflügel wies kasernenhafte Einfachheit auf. Erhalten ist noch das barocke Klosterportal im Südflügel westlich der Kirche, das von zwei Säulen und einem Architrav gerahmt ist, über dem sich eine Muschelnische mit einer Figur des hl. Josef befindet. Er war der Schutzpatron des Hauses. Vom ehemaligen Kreuzgang sind noch der ­Ost-, West- und der Südflügel vorhanden. Letzterer verfügt über eine zweischiffige Eingangshalle mit einem 14jochigen Gewölbe auf sechs Säulen. In diesem Trakt gab es einen Raum mit einer besonderen Stuckdecke, welche in ihrer Mitte das Wappen des Generalpostmeisters Fürst Eugen Alexander von Thurn und Taxis († 1714) zeigte, eines besonderen Förderers des Ordens wie auch des barocken Neubaus seines Mainzer Klosters. Verschwunden ist das 1712 errichtete Eingangsportal zum Vorhof von Kirche und Kloster. Eine Inschrift erinnerte an Herzog Karl von Lothringen, der die von den Franzosen besetze Stadt zurückerobert hatte.169 2. Die Ausstattung der Gebäude 2.1. Altäre und Innenausstattung 2.1.1. Altäre Das ehemalige Hochaltarretabel war eine Stiftung des Priors Dieter Vectoris aus dem Jahre 1517. Dieser wurde 1519 vor dem von ihm gestifteten Altar beigesetzt.170 Um 1670 wurde das Retabel durch einen von Frau Juliana Bibolet ge-

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stifteten Altar mit zwei Gemälden und Tabernakel im Wert von 400 Gulden abgelöst.171 Das ursprüngliche und jetzt wieder vorhandene Retabel zeigt als Flachrelief in der Mitte die Krönung Mariens durch Gott-Vater und Gott-Sohn, gerahmt von den Figuren des hl. Patriarchen Albert von Jerusalem (1204–1214), des Verfassers der Ordensregel, auf der einen Seite sowie des hl. Angelus († 1255). Die Flügelinnenseiten sind besetzt mit jeweils sechs Apostelfiguren, die Außenseiten zeigen in Malerei das Leiden Christi. Das Flachrelief ist auf einem älteren, aus der Zeit zwischen 1370 und 1390 stammenden gemalten Altar befestigt, der ebenfalls eine Marienkrönung und Heiligenfiguren zeigte.172 Im Chorraum befand sich ein aus Stein gemeißeltes Sakramentshäuschen aus der zweiten Hälfte des 15. Jhs., dem benachbart das Grabmal seiner Stifterin Margarethe Rodemacher angebracht war. Mittelschiff und Chorraum der Konventskirche waren bis in die ersten Jahrzehnte des 18. Jhs. durch einen dreijochigen Lettner von einander getrennt, unter dessen mittlerem Joch sich der Hl.-KreuzAltar befand. Dieser wurde bei den Renovierungsmaßnahmen zwischen 1710 und 1720 beseitigt. Die pastorale Erneuerung in der Mainzer Erzdiözese im Zeitalter des Barock fand ihren Ausdruck auch in einem besonderen seelsorglichen Angebot, das die Frömmigkeit der Gläubigen über die Verinnerlichung gewisser Glaubensinhalte oder die Verehrung bestimmter – lokal bedeutsamer – Heiliger prägte. Hiervon geben die Notizen des Mainzer Weihbischofs Edmund Geduldt von Jungenfeld Kenntnis, die in seinem Liber consecrationum festgehalten sind: Erstmals vollzog er am 7. Juli 1709 in der Karmeliterkirche die Weihe von zwei Seitenaltären, von denen der eine zu Ehren von Maria Immaculata, Papst Clemens, Nikolaus und Maria Magdalena de Pazzi, der andere zu Ehren der Heiligen Joseph, Valentin, Johannes Nepomuk und Apollonia errichtet waren. Elf Jahre später, am 25. November 1720, weihte er nochmals zwei Altäre, den einen zu Ehren der Jungfrau Maria sowie der Heiligen Cosmas und Damian, Leonhard, Albert, Ursula mit Gefährtinnen und Conrad, den anderen zu Ehren des hl. Kreuzes, des Longinus, des Papstes Urban, der Heiligen Heinrich, Theresia und erneut der Maria Magdalena de Pazzi.173 Schon 1356 wurde ein den Heiligen Drei Königen gewidmeter Altar genannt, 1386 wurde ein Johannes-Altar im Kirchenschiff erwähnt.174 2.1.2. Wappen und Gemälde Die zahlreichen Wappen in der Kirche geben Aufschluss darüber, dass der Konvent Förderer gefunden hatte, die sich von seinem pastoralen Angebot sowie von seiner Bedeutung für das Leben der städtischen Gesellschaft angesprochen fühlten. Hier ist zunächst auf die Gewölbeschlusssteine der Kirche hinzuweisen. In Chor und Mittelschiff sind von Osten her folgende Wappen aufzuzählen: Stadt Mainz; Patrizier Dielmann Salman zu Altheim; unbekanntes Wappen; danach der Aufzugring für die Glocken mit der Inschrift des Priors Simon Boes und zwei Wappen seiner Mainzer Familie; unbekanntes Wappen; P ­ atrizierfamilie zum Boderam. Nördliches Seitenschiff, zweites Joch: Patrizier­familie Bechtelmünzer. Südliches Seitenschiff: in den drei Jochen das gleiche unbekannte Wappen.

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In keiner anderen Mainzer Kirche – mit Ausnahme der Pfarrkirche St. Quintin – finden sich so viele Wappen auf Gewölbeschlusssteinen. Neben dem Wappen am nordwestlichen Pfeiler des Langhauses ist noch ein weiteres über der ehemaligen Verbindungstür zwischen Konvent und Chor der Kirche erhalten, welches der Mainzer Patrizierfamilie zum Landeck gehörte. Ein Wappenfries an der Nordwand des Chores, ein Wandgemäldezyklus mit der Legende der hl. Katharina auf der Ostwand des südlichen Seitenschiffs und weitere Wandgemälde sind wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes nach konservatorischer Sicherung und Dokumentation übertüncht worden. Die in die erste Hälfte des 15. Jhs. einzuordnende Chorgewölbemalerei zeigt im östlichen Joch in ihrem Zentrum die Verherrlichung des Antlitzes Christi, das sich westlich neben dem Schlussstein des Chores mit der Umschrift: „Ego sum l(ux) mundi qui sequitur me non ambulat in tenebris sed habebit lumen vite“ befindet. Darum gruppieren sich zwölf Engel mit den Leidenswerkzeugen. Im nächsten Joch sind acht Propheten im Chormantel der Karmeliter zu sehen, die lange Spruchbänder tragen. Das letzte Chorjoch zeigt sechs das Weihrauchfass schwingende Engel sowie Sonne und Mond. Weitere Gemälde aus dem 15. Jh. befinden sich in der derzeitigen – früher vielleicht auch als Kapelle genutzten – Sakristei. Sie zeigen: die Himmelfahrt Christi, beigefügt das Wappen der Familien zum Jungen; die Himmelfahrt des Propheten Elija, des legendarischen Ordensgründers; die Herabkunft des Hl. Geistes über Maria und die Apostel, beigefügt das Wappen der Mainzer Patrizierfamilie zum Rebstock und eine Stifterfigur. Eine Darstellung der heiligen Familie ist kriegsbedingt verloren gegangen. 2.1.3. Chorgestühl und Orgel Schon Prior Dieter von Mainz soll – wohl im Zusammenhang mit der Erneuerung der Kirche nach dem Brand 1513 – eine neue Orgel angeschafft haben.175 Eine barocke Orgel von 1694, die unter Prior Vitus a Matre Dei etwa 1710–1713 erneuert wurde, sowie das Chorgestühl sind nach der Aufhebung des Konvents verloren gegangen.176 2.1.4. Grabstätten und Epitaphe Hervorzuheben ist das Grabmal der „ordinis maxima benefactrix“ Margarethe Rodemacher, geb. Gräfin von Nassau-Saarbrücken, die am 5. Mai 1490 verstarb.177 Das Grabmal befindet sich nahe dem Hochaltar auf der Evangelienseite bei der Tür, die vom Chor in den Konvent führt. Es ist so gestaltet, dass die in Dreiviertelprofil dargestellte Verstorbene in Mantel und Schleier verhüllt sich mit betend gefalteten Händen dem von ihr gestifteten, jetzt allerdings nicht mehr vorhandenen Sakramentshäuschen zuwendet. Das Grabmal ist an den vier Ecken mit den Familienwappen der Verstorbenen versehen. Der älteste Grabstein war für ein Mitglied der Familie Calde († 1365) errichtet worden. Zu nennen sind hier noch die Grablegen für die Prioren Johannes Gawer († 1483) und Dieter Vectoris († 1519).178 Zahlreiche weitere Grabmäler und -steine für Angehörige aus Patrizierfamilien sind verloren gegangen.

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2.1.5. Liturgische Geräte Die alte Ausstattung an liturgischen Geräten ist völlig verloren.179 Bei der Visitation 1489 – während des Priorats von Philipp Post – wurde eigens der Erwerb eines wertvollen seidenen weißen Tuches mit goldenen eingewobenen Blumen im Wert von 111 Gulden erwähnt, aus dem man einen Chormantel, eine Messkasel und eine Dalmatik fertigen ließ. Die 1490 verstorbene Margarethe Rodemacher hatte den Konvent großzügig beschenkt: ein mit Gemmen und wertvollen Steinen (drei Smaragde, vier Saphire, fünf Rubine, ein Diamant) verzierter Goldkelch und eine Patene, ein vergoldetes silbernes mit Gemmen verziertes Kreuz.180 Kardinal Albrecht von Brandenburg (1514–1545) vermachte den Karmelitern eine golddurchwirkte Kasel. 1543 wurden wohl die meisten Kelche, das Kreuz und weitere Kleinodien, da sie nicht als Beute in diesen gefährlichen Zeiten verloren gehen sollten, nach Köln verbracht und dort für 409 Taler 12 Albus verkauft.181 1665 stiftete der Mainzer Hofrat Dr. Franz Peter Beusser eine silberne Ampel vor dem Bruderschaftsaltar, 1676 stiftete Frau Juliana Christina Schmidt, geb. Bibolet für eine umfangreiche Jahrtagsstiftung einen vollständigen Ornat für 74 Reichstaler, eine grüne, zwei schwarze und eine rote Kasel mit der zugehörigen Ausstattung und Kelchtücher für 69 Gulden, drei mit Spitze besetzte Alben für 45 Reichstaler, einen vergoldeten Kelch aus Silber für 67 Reichstaler. 1682 überließ sie dem Konvent noch ein silbernes Ziborium im Wert von 80 Reichstalern.182 Im Zuge der baulichen Neugestaltung der Konventsgebäude zwischen 1710 und 1713 wurde auch die Kirche gründlich gereinigt und man schaffte neue Gerätschaften und Gewänder an.183 Gemäß Eintragungen in einem von den Mainzer Klubisten angelegten Verzeichnis zu den Häusern des emigrierten Adels und der Geistlichkeit verfügte der Konvent 1793 an Silber über zwei Kelche, zwei Messkännchen mit Teller, zwei Wandleuchter, eine Monstranz, zwei Ziborien, ein Gefäß für heilige Öle, sechs Leuchter und sieben Reliquiarpyramiden. PRIOREN184 Simon 1304 (a; 244r) – Johannes 1323185 – Arnoldus 1335 (a; 245r) – Johannes Sporre 1340186 (a) – Ronaldus de O(l)dendorp 1354187 (a; 246v) – Nicolaus de Argentina (von Straßburg) 1359 (a; 246v) – Simon Spira (von Speyer), gen. von Arweiler 1362 (a; 247r) – Johannes Polle188 1363 (a [bis zum Jahr 1395 ?]; b; 247r) – Nikolaus 1370 (b) – Simon Arweiler 1386 (b) – Johannes Polle 1389 (c) – Johannes Polle 1396 (b) – Simon Boes 1404189 – Gerardus de Scuto (vom Schild) 1411190 (a) – Gerhard von dem Schilde 1418 (c) – Nicolaus de Oppenheim 1422 (a; 249v) – Hilgerus de Burgis 1430 (a; 249v) – Petrus Tinctoris (Färber) 1433 (a; 249v) – Henricus Wallau 1434 (a; 249v) – Joannes Gawer 1436 (a; 250 r-v) (auch lector, † 1438) – Gobelinus Birgel 1439 (a; 252r) – Mathias de Wetzlaria (von Wetzlar) 1441 (a; 252r) – Joannes Hoingen 1443 (a; 252r) – Leo de Duren (von Düren) 1445 (a; 252r) – Conradus de Ortenberg 1446 (a; 252r) – Joannes Fabri (Schmied) 1447–1449 (a; 252v) – Conradus, Gerhardus de Castris 1454191 (a [12 Jahre lang]; b; 252v – Ulricus 1461192 (252v) – Gerhardus de Castris 1462 (252v)

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1466: Einführung der Sorethianischen Reform Gerhard 1465 (c) – Mattheus 1467 (a) – Gerardus de Cusa (Castris) 1469193 (a; 253v) – Joannes Freitag von Düsseldorf 1470 (a; 253v) – Gerardus de Orsoy (Gebhard von Irsoy) 1472–1477 (253v–254v) – Herbordus de Oppenheim 1478–1482 (a, 254v) – Joannes Cronenberg (Cronberg) 1483 (a) – Herbordus de Oppenheim 1484 (a; 255r) – Philippus Post de Indagine (1486–1489) (a; 255v–257r) – 1489: Antonius Frink (de Syberg) 1489 (a; 257r) – Joannes de Novo Foro (von Neumarkt) 1494 (a; 257v) – Joannes Cronenberg 1496–1501 (a; 258r) – Johann Cronenberger 1502194 – Dieter von Mainz [Dietherus de Moguntia, Theodericus Vectoris de Moguntia] 1503–1519195 (a; 259r–261v) – Conradus de Moguntia 1520 (a; 261v) – Laurentius (Lorenz) Schwalbach 1521–1528 (a; 261v) – Conradus Textoris de Moguntia (Konrad Weber von Mainz) 1528 (a; 262r) – Laurentius (Lorenz) Schwalbach196 1529–1533 (a; b; 261v) – Joannes Fabri de Nussia197 (von Neusse) 1533 (a; b; 263v) – Johannes Fabri 1542198 (c) – Peter Hueff 1543–1547 (a; c; 266v) – Johannes Noemius (Noyem) 1554 (b; 267v) – Carolus a Castro (Castell) (b) (1562–1564, dann ein Vikar Heinrich) (267, 269r-v) – Peter Herraidt 1565 (b; 270v) – Andreas Reveldiensis (Reveld) 1567 (b) – Johannes Himmelrichus (Himmelreich) 1570 (b; 271r) – Peter Melman 1574199 (b) – Jakob Walberanus 1575 (b) – Jacobus Cuperus a Walbeck 1575–1583 (271r–273r) – Michael Ursinus (Wölfl) 1584 (b) – Johannes Groß von Bamberg 1588 (b) – Andreas Oembgen 1593 (b; 273r) – Kaspar Clusmann 1596200 (b; 273v) – Johann Conrad(i) 1598–1603 (b; 273v–274v) – Johann von Walbeck 1603 (b; 274v) – Johann Bakusius 1607 (b; 274v) – Adam Dill 1610 (b) – Heinrich Wolff 1611 (b) – Jakob Gritzing(er) 1612 (b) – Winand Winnenthal 1612–1613 (b; 274v) – Peter Borgius 1618–1623 (b; 274v– 275r) – Peter Richelius 1618, 1623–1628 (b; 274v–275r) – Gottfried Nennich 1628 (b) – Maternus Essendius 1629 (b; 275v) – Gerhard Holländer 1631 (b; 275v) – Nikolaus Spey (Vikarprior) 1634 (b; 275v) – Wilhelm Schulting(er) 1636 (b; 276r) – Marcus Pruncis (Vikarprior) 1637 (276r) – Heinrich Mühlheimer 1637 (b; 276r) – Jakob Emer(us) (b) Emans 1640 (276v) – Nicolaus Wissius (Weiß) (b) Wischius 1643 (276v) – Peter Alberti201 (b) (1646, ab 1648) (276v) – Andreas Arnsberg 1646 (276v) – Nikolaus Weiss 1647202 – Jakob Milendunck (Vikarprior) 1649 (277r) – Jakob Milendunck 1650 (b; 277r) 1653: Einführung der Tourainer Reform Basilius v. hl. Wilhelm 1653 (b) – Johann v. hl. Fulgentius 1656 (b) – Georg v. d. Königin d. Engel 1657 (b) – Angelus Esch 1659 (b) – Friedrich v. d. unbefleckten Empfängnis 1662 (b) – Philipp Schein 1665 (b) – Georg v. d. Königin d. Engel 1665 (b) – Archangelus v. hl. Mauritius 1669 (b) – Anton v. hl. Heinrich 1672 (b) – Georg v. d. Königin d. Engel 1675 (b) – Stephan v. hl. Johannes Evangelist 1678 (b) – Antonius a S. Henrico 1679 (c) – Remigius v. hl. Nikolaus 1681 (b) – Anton v. hl. Heinrich 1684 (b) – Alexander v. hl. Berthold 1687 (b) – Onesimus v. hl. Paulus 1690 (b) – Bonifatius v. hl. Christoph 1693 (b) – Arnold v. hl. Leonhard (Vikarprior) 1695 (b) – Germanus v. hl. Ignatius 1696 (b) – Telesphorus v. hl. Sakrament 1699 (b) – Ferdinand v. hl. Franziskus 1702 (b) – Alban v. hl. Ludwig 1705 (b) – Germanus v. hl. Ignatius 1708 (b) – Telesphorus v. hl. Sakrament 1708 – Arnold v. hl. Leonhard

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1710203 – Vitus a Matre Dei 1711204 – Berthold v. d. hl. Maria 1714 (b) – Florentinus v. hl. Gerhard 1715 Vikarprior, 1717 bestätigt (b) – Theodosius v. d. hl. Theresia 1720 (b) – Angelus v. hl. Land 1723 (b) – Anno v. hl. Wilhelm 1726 (b) – Berthold v. d. hl. Maria 1729 (b) – Valerius v. hl. Michael 1730 (b) – Frankus v. hl. Bonaventura 1732 (b) – Theodor v. hl. Leonhard 1735 (b) – Everhard v. hl. Johannes 1739 (b) – Gangolph v. d. hl. Maria Magdalena 1742 (e) – Patritius v. hl. Heinrich (b) (a s. Johanne) 1745 (f) – Theodor v. hl. Leonhard (e) 1748–1751 (f) – Valentin v. hl. Sakrament (e) 1751–1752 (f) – Albinus v. hl. Joseph (e) 1752–1754 (f) – Pankratius v. hl. Michael (e) 1754–1757 (f) – Siegfried v. hl. Marianus (e) 1757–1760 (f) – Simon v. d. hl. Agnes (e) 1760–1763 (f) – Peter v. d. hl. Wilhelmine (e) 1763–1766 (f) – Adolph v. d. hl. Kunigunde (Rücktritt) (b) 1766–1767 (f) – Pankratius v. hl. Michael 1768, 1769 bestätigt (e) – Thomas Aquinas v. d. hl. Katharina 1772 (b) – Severinus a S. Catharina 1772 (f) – Fortunat v. d. hl. Katharina 1776 (b) – Placidus Schmitt 1775 (f) – Thomas Aquinas a S. Catharina 1776 (f) – Fortunatus a S. Catharina 1777 (f) – Udalrich v. d. hl. Maria Probeck (e) 1779–1783 (f) – Thomas Aquinas v. d. hl. Katharina Thomä (b) 1783–1786 (f) – Achatius Clemens (b) 1786–1790 (f) – Eligius Löchner 1789 (b) – Achatius Clemens 1790 (f) – Eligius Lechner 1791 (f) – Tobias Ratzen (b) 1792–1797 (f) – Quirin Steinbach 1797 (b) – Quirin Steinbach 1800205. LITERATUR Andrea Arens, Die Werkstatt der Mainzer Kreuzszeptermadonnen. In: Gutenberg – aventur und kunst, 486–501 – Fritz Arens: Ein Blatt aus den Mainzer Karmeliterchorbüchern Mainz. In: Jb. für das Bistum Mainz 8, 1960, 341–346 – Fritz Viktor Arens, Die Kunstdenkmäler der Stadt Mainz. Tl. 1: Kirchen St. Agnes bis Hl. Kreuz. (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz 4,1) München [u.a.] 1961, hier 455–493 – Berger, Bettelorden – Karl Georg Bockenheimer, Gesch. der Stadt Mainz während der zweiten französischen Herrschaft (1798–1814). 2. Aufl. Mainz 1891 – Alfred Börkel, Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Mainz 1913 – James John Boyce, Die Mainzer Karmeliterchorbücher und die liturgische Tradition des Karmeliterordens. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengesch. 39, 1987, 267–303 – Anton Philipp Brück, Mainz vom Verlust der Stadtfreiheit bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1462–1648), mit Anhang: Mainz um 1620, hist. Stadtplan mit alphabetischem Index von Ludwig Falck. Düsseldorf 1972 (Gesch. der Stadt Mainz 5) – Ders., Aus den Anfängen der Skapulierbruderschaft am Mittelrhein. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengesch. 1, 1949, 317–325 – Ders., Die Mainzer Aufruhr- und Feuerordnung aus dem Jahr 1494. In: Mainzer Almanach 1962, 84–90 – Wolfgang Dobras, Folgen der Säkularisation für die Säkularisierten. In: Walter G. Rödel und Regina E. Schwerdtfeger (Hg.), Zerfall und Wiederbeginn. Vom Erzbistum Mainz zum Bistum Mainz (1792/97– 1830). Ein Vergleich. Festschrift für Friedhelm Jürgensmeier. Würzburg 2002, 231–246 (Beitrr. zur Mainzer Kirchengesch. 7) – Ders., Die kurfürstliche Stadt bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1462–1648). In: Franz Dumont, Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz (Hg.), Mainz. Die Gesch. der Stadt. Mainz 1998, 227–

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263 – Anna Egler, Frömmigkeit – Gelebter und entfalteter Glaube (1500–1800). In: Friedhelm Jürgensmeier (Hrsg.), Hdb. der Mainzer Kirchengesch. Bd. 3,1: Neuzeit und Moderne. Würzburg 2002, 773–853 (Beitrr. zur Mainzer Kirchengesch. 6) – Ludwig Falck, Mainz in seiner Blütezeit als freie Stadt (1244 bis 1328). Düsseldorf 1973 (Gesch. der Stadt Mainz 3) – Ders. (Bearb.), Mainz vom frühen Mittelalter bis zur Mitte des 17. Jhs. = Karte Nr. 34 C. In: Gesch. Atlas von Hessen. Hg. von Fred Schwind. Marburg 1960–1984, 247–257 – Franz Falk, Bibelstudien, Bibelhandschriften und Bibeldrucke in Mainz vom achten Jh. bis zur Gegenwart. Mainz 1901 – Ders., Die Kirche des ehemaligen Karmeliterklosters zu Mainz. In: Georg Lenhart (Hg.), Festschrift zur Wiedereinweihung der Karmeliterkirche zu Mainz am 15. Dezember A. D. 1924. o.O. o.J. [Mainz 1924], 6–18 – Ders., Marianum Moguntinum. Gesch. der Marienverehrung und der Immaculata-Tradition im Bistum Mainz und am Mittelrhein. Mainz 1906, hier 40–43 – Kurt Flasch, Lob der Mainzer Stadtbibliothek. In: Annelen Ottermann und Stephan Fliedner (Hg.), 200 Jahre Stadtbibliothek Mainz. Wiesbaden 2005, 19–24 (Veröff. der Bibliotheken der Stadt Mainz 52) – Edmund Freiherr Gedult von Jungenfeld, Postmeister und Prälaten. Die Gesch. der Mainzer Familie Gedult von Jungenfeld 1615–1851. In: Mainzer Zs. 87/88, 1992/1993, 269–305 – Adam Gottron, Beitrr. zur Gesch. des Mainzer Weihbischofs Johann Edmund Gedult von Jungenfeld (1652–1727). In: Archiv für mittelrheinische Kirchengesch. 9, 1957, 95–117 – Gutenberg – aventur und kunst. Vom Geheimunternehmen zur ersten Medienrevolution. Kat. zur Ausstellung der Stadt Mainz anlässlich des 600. Geburtstages von Johannes Gutenberg. Mainz 2000 – Hdb. der Diözese Mainz 1931. Mainz 1931 – Karl Leopold Hitzfeld, Krise in den Bettelorden im Pontifikat Bonifaz VIII.? In: Hist. Jb. der Görres-Ges. 48, 1928, 1–30 – Georg Christian Joannis, Scriptores rerum Moguntiacarum. 2 Bde. Frankfurt/ Main 1722 – Judith König, Die Chorbücher des Mainzer Karmeliterklosters. In: Gutenberg – aventur und kunst, 556–563 – Dies., Die Mainzer Karmeliterchorbücher. Stud. zur mittelrheinischen Buchmalerei des 15. Jhs. Diss. (masch.) Mainz 2006 – Fritz Herrmann (Hg.), Der Maskoppsche Stadtplan von 1575 wiedergegeben nach der Kopie aus dem Jahre 1724. In: Quellen zur Topographie und Statistik der Stadt Mainz aus der Zeit von 1497–1541. Mainz 1914, 159f. (Beitrr. zur Gesch. der Stadt Mainz 3) – Koch, Karmeliterklöster – Lickteig, German Carmelites – Martini, Carmel 1, 157–217 – Helmut Mathy u. a., Die Universität Mainz 1477–1977. Mainz 1977 – Karl Hermann May, Hessen in Handschriften der Vereinigten Staaten von Nordamerika und Kanadas. In: Jb. der hessischen kirchengesch. Vereinigung 4, 1953, 112–127 – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Heinrich Metzner, Die alte Universität Mainz. In: Die alte Mainzer Universität. Gedenkschrift anläßlich der Wiedereröffnung der Universität in Mainz als Johannes-Gutenberg-Universität 1946. Mainz 1946, 8–22 – Ders., Die kurfürstlich Mainzer Universität. In: Volk und Scholle 6, 1928, 65–76 – Postina, Eberhard Billick – Clemens Raczek, Karmeliterklöster der Vergangenheit: Das Karmeliterkloster zu Mainz. In: Karmel-Stimmen 45, 1978, 292–297 – Raczek, Status – Ferdinand Wilhelm Emil Roth, Aus dem Leben einiger Theologieprofessoren zu Mainz im 15. und 16. Jh. In: Der Katholik

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89/2, 1909, 422–431 – Giovanni Giacinto Sbaraglia, Bullarium Franciscanum. Bd. 4. Referens ea, quae Nicolai IIII., Caelestini V. et Bonifacii VIII. sunt. Rom 1768 – Karl Anton Schaab, Gesch. der Stadt Mainz. Bd. 2. Mainz 1844 – Ders., Die Gesch. der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johann Gensfleisch gen. Gutenberg zu Mainz. Tl. 2. Mainz 1855 – Robert Schmitt, Simon Joseph (Gabriel) Schmitt (1766–1855). Mönch der Aufklärungszeit, Französischer Funktionär, Deutscher Beamter, Dozent der Philosophie und Gutbesitzer. Lebensgesch., Vorfahren und Nachkommen; zugleich ein Beitrag zur kurmainzischen und pfälzischen Landes- und Geistesgesch. Koblenz 1966 – Friedrich Schneider, Mittelalterliche Ordensbauten in Mainz. Die Kirchen der Dominikaner und Karmeliter. Mainz 1879 – Johann Peter Schunk, Beytrr. zur Mainzer Gesch. mit Urkunden. Bd. 3. Mainz 1790 – Nicolaus Serarius, Moguntiacarum rerum ab initio usque ad ... Archiepiscopum ... Dom. D. Ioannem Schwichardum libri quinque. Leipzig 1604 – Topographia archiepiscopatuum Moguntinensis, Treuirensis, et Coloniensis: das ist Beschreibung der vornembsten Stätt und Plätz in denen Erzbistumen Mayntz, Trier und Cöln von Matthaeus Merian der Ältere. Facsimilie der Ausg. Frankfurt 1646. [Frankfurter Kunstverein] Frankfurt/Main 1925, Online-Ausgabe 2006: http:// edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2006/3213/ http://www.digitalis.uni-koeln. de/Merian/merian_index.html – Klaus-Bernward Springer/Thomas Berger, Gesch. des Mainzer Dominikanerklosters. Herrn Prof. Isnard W. Frank OP zum 65. Geburtstag am 25. September 1995. In: Mainzer Zs. 90/91, 1995/96, 59–87 – Seraphinus Teuws, De evolutione privilegiorum ordinis Carmelitarum usque ad concilium Tridentinum. In: Carmelus 6, 1959, 154–223 – Georg Justin Wilhelm Wagner, Die vormaligen Stifte im Großherzogthum Hessen. Bd. 2: Provinz Rheinhessen. Bearb. und hg. von Friedrich Schneider. Darmstadt 1878. → Vorbemerkung: Alle Quellenangaben im Text erfolgen in Kurzform. Folioangaben sind durch die Zusätze r(ecto) bzw. v(erso) kenntlich gemacht; ansonsten handelt es sich um Seitenzahlen.  –   1 Das Stadtzentrum war schon durch Konventsgründungen anderer Mendikanten besetzt. Zur Lage von Mendikantenkirchen in den Städten vgl. Berger, Bettelorden, 19, 24f. sowie die vergleichende Übersicht 282–289. Falck, Mainz vom frühen Mittelalter, Nr. 122. – Stadtansich­ ten:  Maskoppscher Stadtplan von 1575, Nr. 12: Carmeliter Kloster; Merians Stadtansicht von 1633 in: Topographia archiepiscopatuum Moguntinensis, 5, 6–7, Nr. 22: Carmeliten.  –  2 Vgl. StadtA Mainz: a) Überlieferung nach Bodmann, Collectio Sigillorum; b) Überlieferung nach Bodmanns Handexemplar von Joannis, Tom. 2, 839; c) Raczek, Karmeliterklöster, 292.  –  3 Wenn bei den im Folgenden genannten Urk. nicht eigens ein Fundort ausgewiesen ist, gehören sie zu den Beständen des StadtA Mainz, die für das 13. und 14. Jh. mit der Regestenedition von Richard Dertsch erschlossen sind.  –  4 Schon 1256 hatte der Walpode Arnold die Ansiedlung der Domini­ kaner in Mainz großzügig unterstützt. Hierfür und insgesamt vgl. Springer/Berger, Domi­ni­ kanerkloster. Die Walpoden (Gewaltboten) vertraten den Erzbischof in der Aus­ übung der Polizeigewalt und waren daher höhere Beamte.  –  5 Vgl. Baur, Hessische Urk., 374, Nr. 391.  –  6 Vgl. Würdtwein, Subsidia 9, 89f., Nr. 11, hier 90; Baur, Hessische Urk., 591, Nr. 589.  –  7 „Wer die Prediger Augustiner Barfussen oder Wissenbruder [= Karmeliter] heimsuchet leidiget ader letzet der sal bessern nach seiner missetat als hieuor geschreben stat“, vgl. Würdtwein, Subsidia 11, 378; Falck, Mainz, 178f.  –  8 Vgl. Brück, Mainz, 10f.; Brück, Aufruhr- und Feuerordnung, 85, 88, Nr. 6.  –  9 Zur nachdrücklichen Förderung der Karmeliterniederlassungen in der Erzdiözese Mainz

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durch Erzbischof Gerhard II. vgl. Berger, Bettelorden, 38, 234, 245–246. – Zum Privileg Erzbischof Gerhards von 1290 vgl. Bull. Carm. 2, 4. – Eine weitere Bestätigung ihrer Rechte gewährte Erzbischof Gerhard den Karmelitern 1295 in Aschaffenburg, vgl. Würdtwein, Nova Subsidia, Praefatio XI, Nr. 8.  –  10 Vgl. Baur, Hessische Urk., 880, Nr. 890.  –  11 ISF KB 46, fol. 244v. Milendunck hält als Motiv für den Kauf ausdrücklich fest: „pro construenda eo in loco nova ecclesia“.  –  12 Erneuerung und Bestätigung u. a. 1325 durch Matthias von Bucheck (1321–1328) und 1339 durch Heinrich von Virneburg (1328–1346), ISF KB 46, fol. 244v, 245r.  –  13 ISF KB 45, fol. 242v.  –  14 Vgl. StadtA Mainz, Karmeliter; Milendunck, ISF KB 46, 253r, der den Namen Henricus de Erefeldia in Creveldia (!) verschreibt, wohl aus mangelnder Kenntnis des südhessischen Raumes, der zu Milenduncks Zeit in Mainz bereits weitgehend der evangelischen Kirchenorganisation unterstand.  –  15 ISF KB 9, fol. 39, Nr. 13.  –  16 ISF KB 84, p. 766–828.  –  17 Die Gewährung von Begräbnissen war seit 1300 mit den Anordnungen Papst Bonifatius VIII. in der Bulle „Super cathedram“ geregelt. Nach der Gewährung des Rechts eigener Oratorien mit Glockentürmen sowie von Friedhöfen für die Angehörigen der Konvente, etwa erstmals in diesem Zuschnitt durch das Privileg „Speciali gratia“ Alexanders IV. am 8.3.1261, vgl. Bull. Carm. 1, 20, waren letztlich in der Frage der Bestattung von Personen, die nicht dem Konvent angehören, ausschlaggebend – wenngleich zunächst nur Blick auf den Prediger- und den Minoritenorden formuliert – die durch Bonifaz VIII. am 18.2.1300 erlassenen Regelungen in „Super cathedram“, vgl. Bullarium Franciscanum 4, 498; Hitzfeld, Krise, bes. 15f. – Zu diesem Komplex vgl. auch Teuws, De evolutione, 173, 187.   –  18 ISF KB 46, fol. 261r.  –  19 ISF KB 45, fol. 116r.  –  20 Vgl. Raczek, Status, 228; Hdb. der Diözese Mainz, 108.  –  21 ISF KB 45, fol. 116r, 126v.  –  22 Vgl. StA Darmstadt, A2, 155/7; Wagner-Schneider, Die vormaligen Stifte, 239. Zu Raymundus Peraudi s. → Gäste.  –  23 Vgl. Dom- und DiözesanA Mainz, K 108/ I Nr. 1, fasc. 25. – Ab wann diese Tätigkeit übernommen wurde, steht nicht fest, doch kann angenommen werden, dass es sich um unterstützende Maßnahmen im Rahmen der Katholischen Reform im Anschluss an das Trienter Konzil handelte.  –  24 Vgl. Postina, Eberhard Billick, 176f.; Lickteig, German Carmelites, 311.  –  25 Ein Totenbuch – wie etwa das für den Mainzer Dominikanerkonvent überlieferte, in welchem genau Buch geführt wurde über die Anniversarverpflichtungen und die in der Konventskirche vorgenommenen Bestattungen – hat sich in der archivalischen Überlieferung des Karmeliterkonvents nicht erhalten. Allerdings weist das Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1777 ein ähnliches Verzeichnis auf, das jedoch nur die zu diesem Zeitpunkt noch persolvierten Anniversarien aufzählt, vgl. Dom- und DiözesanA Mainz, K 108/ I Nr. 1. In ISF KB 84, p. 725–733 sind auch 28 Anniversarstiftungen aus dem Zeitraum 1300–1692 aufgelistet.  –  26 ISF KB 46, fol. 254r–257v.  –  27 Ebd., fol. 260r.  –  28 Vgl. StA Darmstadt, A2, 155/8.  –  29 Ihr wurde der Ehrentitel als „honoratissimam Dominam Matrem nostram“ zuerkannt, ISF KB 9, fol. 107r, Nr. 16; ISF KB 84, p. 726–729, N3 u. N7  –  30 Vgl. Dom- und DiözesanA Mainz, K 108/ I Nr. 1, fasc. 25.  –  31 ISF KB 9, fol. 36r, Nr. 5.  –  32 StA Darmstadt, A2, 155/10.  –  33 Vgl. dazu Arens, Inschriften bis 1650, Nrr. 753 (1356: Calde – Dreikönigsaltar), 771 (1379: zum Jungen – Hochaltar), 774 (1381: Bayer v. Boppard – Eingang Kreuzgang), 793 (1397: Matthias v. Spiegel, Graf d. Stadt Köln – Dreikönigsaltar), 927 (1471: Koenken – ?), 928 (1471: Heinrich gen. Marschalk – Chor), 972 (1490: Margarete von Rodemacher – Hochaltar), 993 (1495: Peter Kremer – Anna-Kapelle), 997 (1496: Franz v. Kirdorf – Anna-Kapelle), 1352 (1539: Jakob Kleist – Dreikönigsaltar); Arens, Inschriften bis 1800, Nrr. 1847 (1668: Heinrich Brömser v. Rüdesheim, 1672: seine Gemahlin Maria Magdalena – beide Hochaltar) 1901 (1680: Hartmann Jacobi v. Ehrencron, Vizekanzler – Hochaltar), 2056 (1715: Franz v. Sickingen – Hoch­ altar); Dertsch, Urk. 3, Nr. 2273: Jeckil Gasenbecher bestimmt seine Beisetzung im Grab seiner Schwestern in der Karmeliterkirche. – Außerdem 1509: Philipp Graf von Königstein, Mag. Jodokus, Dr. theol., 1510: Wolfgang von Bicken, Kanoniker der Domkirche (ISF KB 46, fol. 260r). – Daneben sind auch die Beisetzungen zweier Prioren überliefert: Arens, Inschriften bis 1650, Nrr. 1117 (1517: Dietherus de Moguntia – Hochaltar), 1369 (1596: Caspar Clusmann – Chor). – Insgesamt vgl. dazu auch → Altäre und Innenausstattung, Grabstätten.  –  34 Vgl. Freiherr Gedult von Jungenfeldsches FamilienA, Mainz, Nr. 1016, Nr. 1021; Gottron, Beiträge, 96.  –  35 Vgl. Lickteig, German Carmelites, 309; Metzner, Die alte Universität, 18.  –  36 Zu diesem Komplex vgl. ISF KB 45, fol. 404v; StA

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Darmstadt, A2, 155, 3–6 sowie bes. Wagner-Schneider, Die vormaligen Stifte, 477; Joannis, Scriptores 2, 844 mit Hinweisen zu deren liturgischen Feiern; Falk, Marianum Moguntium, 42; Egler, Frömmigkeit, 844f. – Der erzbischöfliche Generalvikar Bischof Erhard ist allerdings in Hierarchia Catholica zumindest als episcopus auxiliaris nicht verzeichnet.  –  37 ISF KB 46, fol. 257r.  –  38 Ebd., fol. 276r. Vgl. Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 16 Anm. 58.  –  39 Ebd., 65 Anm. 352; Bibl. Carm. 1, Sp. 627; Falk, Marianum Moguntinum, 42; Brück, Skapulierbruderschaft; Egler, Frömmigkeit, 842.  –  40 ISF KB 39, fol. 32v. Vgl. StA Darmstadt A2, 155/9; Wagner-Schneider, Die vormaligen Stifte, 477; Falk, Marianum Moguntinum, 42f.; Egler, Frömmigkeit, 843.  –  41 Vgl. Domund DiözesanA Mainz, K 108/ I Nr. 1, fasc. 24.  –  42 ISF KB 46, fol. 253r, 273v–274r.  –  43 ISF KB 9, fol. 19v, Nr. 15.  –  44  Zur Niederlassung in Ingelheimerhausen, wohl eine Art „domus formata“ → Ingelheimerhausen.  –  45 ISF KB 45, fol. 405r, 411r [Brief], ISF KB 46, 252r. Vgl. StadtA Mainz, Karmeliter, Urk. vom 15.9.1440; Wagner-Schneider, Die vormaligen Stifte, 237f.; Koch, Karme­liter­ klöster, 73, der Wallau als ersten „Prior“ mit einer Amtszeit bis 1447 nennt, wobei er wiederum darauf aufmerksam macht, dass es sich weder um einen Karmeliter- noch einen Karmelitinnenkonvent gehandelt habe.  –  46 Vgl. Koch, Karmeliterklöster, 74.   –  47 ISF KB 45, fol. 405r; ISF KB 46, fol. 259v. Vgl. Egler, Frömmigkeit, 782.  –  48 Vgl. Würdtwein, Dioecesis Moguntina 1, 293; Koch, Karmeliterklöster, 74.  –  49 Vgl. auch Postina, Eberhard Billick, 27f., der für den Verkauf von Ingelheimerhausen neben den ungünstigen wirtschaftlichen Umständen auch weitere Gründe nennt: Übertritt der Konventsangehörigen zur Reformation, eine unrechtmäßige Aneignung des Hofes durch die Knebelschen Brüder mit Unterstützung des Pfalzgrafen bei Rhein, wozu Milendunck in ISF KB 46, fol. 263v–265r keine Angaben macht. In ISF KB 45, fol. 405r werden vielmehr die unsicheren Verhältnisse, die auf dem Lande unter der bäuerlichen Bevölkerung durch die Reden Martin Luthers verursacht worden seien, als Grund für die Aufgabe der Niederlassung angegeben. – Ebenfalls ohne Hinweise im Sinne Postinas die Angaben bei Wagner-Schneider, Die vormaligen Stifte, 238.  –  50 Zur Bedeutung dieser liturgischen Frömmigkeitsform vgl. Egler, Frömmigkeit, 782.  –  51 ISF KB 45, fol. 405r; ISF KB 46, fol. 263v–265r.  –  52 Vgl. Arens, Kunstdenkmäler, 75.  –  53 Zu St. Agnes vgl. ebd. 3–10; StA Darmstadt, A2, 115/40.  –  54 ISF KB 9, fol. 106v, Nr. 9.  –  55 Zum Folgenden vgl. bes. Lickteig, German Carmelites, 306–313.  –  56 ISF KB 46, fol. 265r, 265v, 266r. Vgl. Acta Cap. Gen. 1, 412 (114 a-r); Lickteig, German Carmelites, 82, 311.  –  57 ISF KB 46, fol. 270v, 271r, ergänzend ISF KB 45, fol. 307v.  –  58 ISF KB 46, fol. 270v–271r.  –  59 Vgl. Acta Cap. Gen. 1, 501.  –  60 ISF KB 46, fol. 273r.  –  61 Falk, Bibelstudien, 115, behauptet, unter Berufung auf eine Notiz bei Joannis, Scriptores 2, 841, dass 1598 das Generalkapitel in Rom den Beschluss fasste, im Mainzer Konvent müsse der Prior wenigstens den Grad eines Licentiatus theologiae führen, wenn nicht gar den eines Doctor theologiae, um für die Leitung dieses Konvents geeignet zu sein. In den edierten Akten des Generalkapitels findet sich jedoch kein derartiger Beschluss. Auch in den ausführlichen chronikalen Aufzeichnungen Milenduncks liegt kein entsprechender Eintrag vor.  –  62 ISF KB 46, fol. 273r.  –  63 ISF KB 45, fol. 7; ISF KB 46, fol. 274r.  –  64 ISF KB 45, fol. 107r „statutum quoque ut in conventibus coloniense et moguntine in parte Rhenana sint studia generalia. Et ne conventus illi studiosis graventur, sancitum es tu taxa detur a quolibet conventu...“. Vgl. Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 67 mit Anm. 359 mit der irrtümlichen Angabe fol. 147.  –  65 ISF KB 45, fol. 116r; ISF KB 46, fol. 275v.  –  66 ISF KB 45 fol. 126v, fol. 139v.  –  67 Ebd., fol. 170r, 171v; ISF KB 46, fol. 278r.  –  68 ISF KB 9, fol. 10v; ISF KB 45, fol. 176v.  –  69 ISF KB 9, fol. 19v, Nr. 2; ISF KB 45, fol. 182r, Nr. 2.  –  70 ISF KB 9, fol. 24, Nr. 32; ISF KB 45, fol. 187r.  –  71 ISF KB 9, fol. 27r.  –  72 Ebd., fol. 27v, Nr. 39.  –  73 Ebd., fol. 36, Nr. 9; ISF KB 39, fol. 189v–190r.  –  74 ISF KB 9, fol. 38v, Nr. 3.  –  75 ISF KB 45, fol. 207r, 213v.  –  76 Ebd., fol. 216v, 237v, 355r; ISF KB 9, fol. 85r, fol. 86r, Nr. 1; fol. 125r, Nr. 8; fol. 128v, Nr. 5.  –  77 Ebd., fol. 65r, Nr. 2.  –  78 Ebd., fol. 73, Nr.6; fol. 97v, Nr. 21.  –  79 Mainz 1692: Ebd., fol. 132, Nr. 4 – Boppard 1693: Ebd., fol. 137r, Nr. 6 – Boppard 1719: Ebd., fol. 193r – Mainz 1720: ISF KB 54, fol. 64, Nr. 9 – Frankfurt 1768: ISF KB 54, fol. 297, Nr. 5.  –  80 Ebd., fol. 229, Nr. 6; fol. 277, Nr. 5; fol. 279, Nr. 5; fol. 291, Nr. 5; fol. 297, Nr. 5.  –  81 ISF KB 45, fol. 317.  –  82 ISF KB 54, fol. 321, Nr. 4.  –  83 Tönnisstein 1771: Ebd., fol. 324, Nr. 3 – Kreuznach 1774: Ebd., fol. 348, Nr. 3.  –  84 Hirschhorn, Boppard, Köln 1775–1777: Ebd., fol. 352, Nr. 3; fol. 361, Nr. 5;

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fol. 365, Nr. 39.  –  85 Ebd., fol. 381, Nr. 5. In den Aufzeichnungen des 1778 in Frankfurt tagenden Definitoriums finden sich allerdings keinerlei Beschlüsse zum Mainzer Studium vermerkt, vgl. ebd., fol. 370–372.  –  86 Köln 1780: Ebd., fol. 385, Nr. 3 – Hirschhorn 1793: Ebd., fol. 443, Nr. 3.  –  87  ISF KB 9, fol. 61r, Nr. 9.  –  88 ISF KB 39, fol. 98 r-v; fol. 208v–211v.  –  89 An bedeutenderen Lehrern sind weiterhin zu nennen Hilger de Burgis (ISF KB 39, fol. 107r–108v), Johannes Gawer aus dem Mainzer Konvent (ebd., fol. 130r–131r), Leo von Düren (ebd., fol. 157r), Matthias von Wetzlar (ebd., fol. 162v), Johannes Freitag von Düsseldorf (ebd., fol. 135r-v).  –  90 Vgl. Hierarchia Catholica 2, 278; Lickteig, German Carmelites, 307ff.  –  91 Vgl. Metzner, Die kurfürstlich Mainzer Universität, 70, 72.  –  92 ISF KB 46, fol. 260r.  –  93 Vgl. Metzner, Die alte Universität, 18; Joannis, Scriptores 2, 842, nennt das Colleg in der Burse „zum Schenkenberg“; vgl. auch Falk, Karmeliterkloster, 8.  –  94 Eine Liste von Karmeliter, die sich am Konventsstudium und an der Universität nachweisen lassen bei Lickteig, German Carmelites, 489f. Eine vergleichende Statistik ebd., 416. – 1643 wurden vier Studenten delegiert, vgl. Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 69.  –  95 Zur Bedeutung der Jesuiten an der Mainzer Theologischen Fakultät vgl. Mathy, Universität Mainz, 65–74.  –  96 ISF KB 54, p. 386, Nr. 9.  –  97 Neben den chronikalen Aufzeichnungen Milenduncks zum Mainzer Konvent ist hier auch der Catalogus historicus virorum illustrium … provinciae Alemanniae inferioris des Provinzhistoriographen Christian a S. Jacobo von 1711 (ISF KB 39) von Bedeutung, der aus den Aufzeichnungen Milenduncks schöpft und sie ergänzt. Zu erwähnen sind weiterhin u. a. Arnold Leonardi (Arnoldus a S. Leonardo), ISF KB 39, fol. 22v–32v, Carolus Freywilliger (Carolus a S. Anastasio), ISF KB 39, fol. 46v–47v und ISF KB 45, fol. 218v, Georg Gaillard (von der Königin der Engel – Georgius a Regina Angelorum), ISF KB 39, fol. 84r-v, Jakob Milendunck, ISF KB 39, fol. 120r-v. Knappe Hinweise zu einzelnen Personen bei Joannis, Scriptores 2, 840f. zum 14. Jh. (Joannes Fabri, Petrus Hueff, Joannes Gawer, Gerardus de Castris, Dieterus de Moguntia). Eine ausführlichere Zusammenstellung bei Falk, Karmeliterkloster, 7f.  –  98 ISF KB 39, fol. 57r–58r; ISF KB 45, fol. 404r; ISF KB 46, fol. 259r–261v. Werke verzeichnet in Bibl. Carm. 1, 396, Nr. 45.  –  99 ISF KB 39, fol. 162v–168v; ISF KB 45, fol. 404r; ISF KB 46, fol. 254r-v. Zu ihm vgl. auch Roth, Aus dem Leben, 422f.; Lickteig, German Carmelites, 117ff.; Werke verzeichnet in Bibl. Carm. 2, 409f., Nr. 122.  –  100 ISF KB 46, fol. 262r; vgl. auch Postina, Eberhard Billick, 27, Anm. 3.  –  101 ISF KB 46, fol. 267r.  –  102 Zu den Kriegsereignissen vgl. Börkel, Mainz, 36; Dobras, Stadt, 249.  –  103 ISF KB 46, fol. 266v–267v. Vgl. dazu auch die Zustandsbeschreibung im Brief des Provinzials Eberhard Billick an den Ordensgeneral vom 9.9.1553 mit identischem Wortlaut bei Postina, Eberhard Billick, 213–218, Nr. 160, hier 215.  –  104 Vgl. Börkel, Mainz, 43; Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 24, mit Lit.; Dobras, Stadt, 259–63. – Schon für 1629 wurden finanzielle Schwierigkeiten konstatiert, vgl. Raczek, Status, 226; Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 24.  –  105 ISF KB 46, fol. 276v.  –  106 ISF KB 9, fol. 24r, Nr. 32; ebd., fol. 29v, Nr. 28.  –  107 Ebd., fol. 16r, Nr. 45.  –  108 Ebd., fol. 24r, Nr. 30.  –  109 Ebd., fol. 29v, Nr. 28; ISF KB 45, fol. 333v.  –  110 ISF KB 84, p. 734–756.  –  111 Ebd., p. 766–828.  –  112 1372 war der Konvent im Besitz des Hofes „zum Bonachen“ und des „Halben Hůs“. 1384 kaufte der Konvent ein Haus in Algesheim, nördlich von Mainz (ISF KB 46, fol. 248r); 1390 schenkte Elsa Berenmenger ihr Haus, genannt zum Lutereck, mit einem dazu gehörigen Grundstück an der Gasse „auff der Ohmbach“ anlässlich des Ordenseintritts ihres Sohnes Heinrich (ISF KB 46, fol. 248v; vgl. Dertsch, Urk. 3, Nr. 2346 mit dem Datum 10.7.1389). 1430 erwirbt der Konvent das Haus „Zellenberg“ in der Brotgasse, 1438 das am Rhein gelegene Haus „zum Rosenberg“. 1439 kommen aus dem Erbe des Fr. Johannes Nuwenhus aus Frankfurt noch weitere Häuser dazu. Ebenfalls aus einem Erbe erhalten die Karmeliter das Haus „zum kleinen Rosse“ beim Roten Tor. 1465 erwirbt der Konvent ein Haus „under dem Lyngarden“. 1468 wurde von Hein Tugscheerer von Windesheim das benachbarte Haus „zur großen Leiter genandt, das nun zum closter gebrochen ist“ (ISF KB 46, fol. 251r) dem Kloster übertragen. Auch ein weiteres benachbartes Haus, das den Namen „ad maiorem scholam“ führte und an der Gartenmauer des Konvents lag (ISF KB 46, fol. 253v; → Kloster), kam in den Besitz der Karmeliter. 1484 erhielt der Konvent „der Lorer Haus und Flecken, so vor ziten der Loerer Zunfthaus gewesen, und ein garte ist“ neben der Klosterpforte gelegen als Erbe (ISF KB 46, fol. 255r sowie StadtA Mainz, Karmeliter, Urk.

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18.8.,1.9.1484).  –  113 ISF KB 46, fol. 251r. 1497 erwarb der Konvent für 100 Gulden einen Weinberg, gelegen „im Affenstein“ bei Hochheim nahe Mainz (ISF KB 46, fol. 258r). 1596 verkauften Michael Keller und seine Frau Otilia den Karmelitern für den Betrag von 60 Gulden mehrere Güter, die beim Dorf Drais westlich vor Mainz lagen. 1608 wurden vier Mansen Wiese der Anna Albrecht angekauft. 1619 erwarb der Konvent einen Weingarten und einen Zins aus einem Weingarten in Drais von Johannes Köchler und seiner Frau. Ebenfalls in Drais kauften die Karmeliter 1636 von Dorothea, Witwe des Anton Wiesemann, und von Juliana, Witwe des Konrad Heller, einige Güter. Zum Besitz des Konvents gehörten auch Weinberge und Äcker in Oestrich im Rheingau die man wohl 1660 mit Gütern im gegenüber der Stadt Mainz gelegenen Dorf Kastel tauschen wollte (ISF KB 9, fol. 27v, Nr. 9). 1662 wird ein Tausch von in Oestrich, Oberolm und Kleinwinternheim gelegenen Gütern mit Gütern in Kastel durch Entscheid des in Boppard tagenden Definitoriums ermöglicht (ISF KB 9, fol. 37v, Nrr. 23, 24). 1664 erwarb der Konvent mehrere Weingärten für einen Betrag von 397 Gulden. Auch der Verkauf von Grundstücken brachte Einnahmen, so etwa der Verkauf eines Hausplatzes in der Löhergasse an den Rheinmüller Johannes Wolff und seine Frau Katharina im Jahre 1672. Wohl mit diesem Geld kaufte man 1673 mehrere Güter im südlich von Mainz gelegenen Laubenheim, wozu der Trierer Kurfürst-Erzbischof Lothar von MetternichBurscheid (1673–1675) eigens seine Zustimmung erteilte, der hier Besitzrechte geltend machen konnte. 1673 verkaufte der Konvent in Laubenheim dann mehrere Güter um 750 Gulden, die er aus dem Besitz der Familie des Fr. Georg Nendter erhalten hatte. 1678 stimmte das Provinzkapitel in Boppard dem Verkauf zweier Weinberge des Konventes zu, die am Eichelstein, einem Grabdenkmal für den römischen Feldherr Drusus, auf einer Anhöhe im Süden vor der Stadt Mainz gelegen waren. Diese Weingärten stammten aus dem Erbe des Fr. Christoph Raw und waren für einen jährlichen Zins von eineinhalb Malter Weizen verpachtet worden. Nun bestand aber die Gefahr, dass sie zu Gunsten der Errichtung neuer Befestigungsanlagen der Stadt verloren gingen (ISF KB 9, fol. 92v, Nr. 4). 1679 wurden wiederum in Laubenheim durch die Karmeliter Güter im Wert von sieben Gulden 15 Albus gekauft.  –  114 StA Darmstadt, A2, 64/49: 1382; 64/52: 1386; 64/68: 1401; 64/69: 1401; 64/70: 1401; 64/71: 1403; 64/72: 1408; StadtA Mainz, Karmeliter, Urk. 1402, Urk. 1415.  –  115 Wicker bei Flörsheim/Main; ISF KB 46, fol. 257v.  –  116 Vgl. ebd., fol. 253r sowie fol. 25vb; siehe auch StadtA Mainz, Karmeliter, Urk. vom 25.1.1466: Eberhard von Eppstein macht die Gültigkeit des Vertrags über die Messfeier in seiner Mainzer Hauskapelle vom Verbleib des Konvents in der Sorethianischen Reform abhängig. Damit ist Smet, Karmeliten, 130, und Smet, Carmelites 1, 82 zu korrigieren, der den Übergang zur Reform erst für 1469 ansetzt.  –  117 ISF KB 46, fol. 277r–278r.  –  118 ISF KB 45, fol. 171v.  –  119 Ebd., fol. 179v.  –  120 Ebd., fol. 192r. Vgl. Raczek, Status, 226; Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 59f., 62.  –  121 Zu diesem Datum sind erstmals alle Namen der Konventsmitglieder durch Milenduncks Aufzeichnungen (ISF KB 46, fol. 248r) bekannt: Johannes Polle, prior; Petrus de Bydeburg, lector principalis; Joannes Ducis, lector sententiarum; Wolfframus, supprior; Joannes Emmonis; Gerardus de Haggenberg, iunior; Tilmannus de Wolfhagen; Hermannus de Plumbo; Wilhelmus de Moguntia; Gobelinus de Leone; Ioannes Distenich; Ioannes Seiler; Franco de Wisbade; Gobelinus de Tupelto; Tilmannus novitius. Numero XV. Defuncti Matthias de Erculentia; Ioannes Husonis.  –  122 ISF KB 46, fol. 249v.  –  123 Vgl. Smet, Carmelites 4, 211; Postina, Eberhard Billick, 25; zu 1548 vgl. Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 9; Postina, 184.  –  124 ISF KB 46, fol. 266v.  –  125 Ebd., fol. 270v/r.  –  126 ISF KB 45, fol. 118v. Vgl. zu 1629: Raczek, Status, 226; zu 1631–1636: Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 24.  –  127 ISF KB 45, fol. 211v. Vgl. Raczek, Status, 227.  –  128 Vgl. Dom- u. DiözesanA Mainz, K 108, I, 17.  –  129 Vgl. Raczek, Status, 228, 240f.  –  130 Vgl. Dom- u. DiözesanA Mainz, K 108, I, 1.  –  131 Vgl. StadtA Mainz, Abt. 60/ 1109.  –  132 ISF KB 46, fol. 246r.  –  133  Vgl. Joannis, Scriptores 2, 840; Falk, Karmeliterkloster, 9f.  –  134  Vgl. Hierarchia Catholica 3, 5, Nr. 19.  –  135 ISF KB 45, fol. 404v; ISF KB 46, fol. 256r, 259r.  –  136 Vgl. Hierarchia Catholica 2, 22, Nr. 4. ISF KB 45, fol. 404v; ISF KB 46, fol. 260r.   –  137 Vgl. Falk, Karmeliterkloster, 9; Martini, Carmel, 212f., Metzner, Die kurfürstlich Mainzer Universität, 20.  –  138 Vgl. Hierarchia Catholica 3, 16, Nr. 27. ISF KB 45, fol. 404v; ISF KB 46, fol. 261v.   –  139 Vgl. Hierarchia Catholica 3, 16, Nr. 21. ISF KB 45, fol. 405r; ISF KB 46, fol. 262r; Lickteig, German

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Carmelites, 312, Anm. 26.  –  140 ISF KB 46, fol. 266v. Zum Auftreten von Petrus Faber 1542/1543 in Mainz vgl. auch Mathy, Universität Mainz, 66.  –  141 ISF KB 45, fol. 405r; ISF KB 46, fol. 267v. Vgl. auch Joannis, Scriptores 1, 77.  –  142 ISF KB 46, fol. 271r–273v. Vgl. dazu auch Arens, Kunstdenkmäler, 277, 456 mit Quellen und Lit.; Mathy, Universität Mainz, 69f.  –  143 ISF KB 45, fol. 38; ISF KB 46, fol. 275r.  –  144 Ebd., fol. 275v.  –  145 ISF KB 45, fol. 147v, ISF KB 46, fol. 276v.  –  146 Zu Joseph Kunz vgl. Schmitt, Simon Joseph (Gabriel) Schmitt, 68, Nr. 65 (mit Lit.). Er fiel schon zuvor durch ein unstetes Wesen auf.  –  147 Hier ist Smet, Carmelites 4, 52, zu korrigieren.  –  148 Vgl. StadtA Mainz, Abt. 60/1109. Im Konvent waren anwesend: Quirin Steinbach (Prior) aus Hochheim*; Adolph Kammer aus Obernburg*, Franciscus Braunschiedel aus Bingen; Valentin Hoecken aus Mainz; Joachim Marschall aus Mainz; Siegfried Mees aus Oestrich*; Friedrich Stürbrink aus Aschaffenburg*; Alois Reich aus Großsteinheim* (* = Ausländer).  –  149 Vgl. StadtA Mainz, Abt. 60/1108 – Pensions­ bewilligung: Liquidationsnr. 485: Marschall, Joachim. – Zum Vergleich: ein auf der untersten Beamtenstufe stehender Blattwender in einer Amtsstube erhielt ein Gehalt von 600 Francs. – Zum gesamten Komplex vgl. Bockenheimer, Gesch., 230–233, 249f.; Dobras, Die kurfürstliche Stadt, 235f.  –  150 Vgl. Koch, Karmeliterklöster, 49f.  –  151 14. Jh.: 45 Urk. (vgl. dazu Dertsch, Urk.); 15. Jh.: 80 Urk.; 16. Jh.: 13 Urk.; 17. Jh.: 10 Urk.; 18. Jh.: 1 Urk. Der gesamte Urk.bestand ist mit Reg. erfasst. – Ausgegliedert sind dabei die Urk. vom 10.12.1469, in der Erzbischof Adolf von Nassau dem Frankfurter Konvent die Erlaubnis zum Terminieren erteilt, sowie die Urk. vom 14.2.1487 des Erzbischofs Berthold von Henneberg über die von den Karmelitern in Hirschhorn betreute Mainzer Pfarrei Haselach.  –  152 Vgl. Joannis, Scriptores 1, 112.  –  153 ISF KB 46, fol. 249v, 252r.  –  154  Vgl. Dom- u. DiözesanA Mainz, K 108, I, 1, Visitationsprotokoll 1777: fasc. 5 Nr. 11; Visitationsprotokoll 1778.  –  155 Vgl. Flasch, Lob, 22.  –  156  Der Bestand enthält auch Bücher aus dem ehemaligen Karmeliterkonvent in Weinheim sowie aus Köln. Letztere wurden wohl von den aus dem Kölner Generalstudium kommenden Lehrern mitgebracht. Die Inkunabeln befinden sich heute im Eigentum des Gutenberg-Museums Mainz. Für die Hinweise sei Frau Annelen Ottermann M.A., Stadtbibliothek Mainz, Abteilungsleiterin Handschriften, Rara, Alte Drucke, Bestandserhaltung, an dieser Stelle freundlich gedankt, die derzeit in ihrer am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführten Untersuchung „Die Bibliothek der Mainzer Karmeliter. Rekonstruktion und Evaluation“ die Bestände der Bibliothek des Mainzer Konvents erforscht. – Zum Anteil von Schriften über biblische Themen vgl. Falk, Bibelstudien, 117f.  –  157  Vgl. Arens, Kunstdenkmäler, 489; König, Karmeliterchorbücher. – Zur kunsthistorischen Einordnung vgl. König, Chorbücher, sowie Dies., Karmeliterchorbücher. – Zur Einordnung in die liturgischen Gewohnheiten des Karmeliterordens vgl. Boyce, Die Mainzer Karmeliterchorbücher.   –  158 Aus dieser Mainzer Familie dürfte wohl auch der als Prokuator und Terminarier (1454, 1467, 1468, 1478) verzeichnete Fr. Nicolaus Haseney stammen (ISF KB 46, fol. 252v–254v).  –  159 Verzeichnet bei. May, Hessen, 124. Eine detaillierte Beschreibung bei: http://webtext.library.yale.edu/beinflat/pre1600.ms041.htm.  –  160 Zur kunsthist. Beschreibung und Bewertung von Kirche und Kloster vgl. vor allem die ausführliche Abhandlung von Arens, Kunstdenkmäler. Einige Ergänzungen bei Schneider, Mittelalterliche Ordensbauen bzw. Wagner-Schneider, Die vormaligen Stifte.  –  161 ISF KB 46, fol. 260r.  –  162 Zur Einordnung und kunsthist. Bewertung dieser Madonnenfigur, die sich heute im Besitz des Landesmuseums Mainz befindet vgl. Arens, Die Werkstatt, bes. 486, 492f.  –  163 Vgl. dazu Arens, Inschriften bis 1650, Nr. 876.  –  164 Vgl. auch Joannis, Scriptores 2, 842.   –  165 ISF KB 9, zu fol. 31v, 37v, Nr. 24; ISF KB 46, fol. 253v.  –  166 Ebd., fol. 251r.  –  167 Vgl. Joannis, Scriptores 2, 842.  –  168 Vgl. ISF KB 39, fol. 32r; Joannis, Scriptores 2, 843; Arens, Inschriften bis 1800, Nr. 2023.   –  169  Herzog Karl von Lothringen beabsichtigte 1689 nach seinem Sieg über die Franzosen, die er aus der Stadt vertrieben hatte, zum Dank an die Gottesmutter die Aufstellung einer marmornen Marienfigur. Doch kam es wegen seines Todes nicht zur Ausführung. Zur Erinnerung an dieses Vorhaben ließen die Karmeliter 1712 ein neues Eingangsportal zum Vorhof von Kirche und Kloster errichten, das zu Anfang des 19. Jhs. allerdings beseitigt wurde. Es trug die Inschriften (Innenseite) „CVLtVs MarIanI spLenDor [est] (=1712) DVratVra CarMeLI gLorIa (=1712); (Außenseite) VIrgInI MatrI

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DVX LotharIngIae CIVItatIs serVator ponebat“ (=1689). Vgl. Joannis, Scriptores 2, 843 ; Schaab, Mainz 2, 168 ; Falk, Marianum Moguntinum, 43 ; Arens, Inschriften bis 1800, Nr. 2032.  –  170 ISF KB 46, fol. 261v.  –  171 ISF KB 84, fol. 726f., N 3.  –  172 Die bei Martini, Carmel 2, zwischen S. 174 u. 175 abgebildete im Mainzer Dom befindliche Grablegung Christi stammt nicht, wie irrtümlich angegeben, aus der Karmeliterkirche, sondern aus der östlich des Doms gelegenen 1793 zerstörten Liebfrauenkirche.  –  173 Zu den Altarweihen durch Weihbischof von Jungenfeld vgl. Gottron, Beiträge, 101, 103.  –  174 Zum Drei-Königs-Altar vgl. Arens, Inschriften bis 1650, Nr. 753; zum Johannes-Altar vgl. Dertsch, Urk. 3, Nr. 2273.  –  175 ISF KB 46, fol. 261v.  –  176 Vgl. Joannis, Scriptores 2, 844.  –  177 Vgl. dazu ISF KB 46, fol. 249r, ISF KB 46, fol. 256r-v; Arens, Inschriften bis 1650, Nr. 972, der darauf hinweist, dass im Jahr 1488 der Gatte Margaretes von Rodemacher verstarb.  –  178  Zu den Grabinschriften vgl. ausführlich Arens, Inschriften bis 1650, 736 (Register); hier die Nrr. 753, 870, 1125; Arens, Inschriften bis 1800, Nrr. 1847, 1901, 2056; vgl. auch Falk, Karmeliterkloster, 8.  –  179 Vgl. Arens, Kunstdenkmäler, 489.  –  180 ISF KB 45, fol. 404r; ISF KB 46, fol. 249r, 256v.  –  181 Ebd., fol. 266v.  –  182 Angaben nach ISF 84, fol. 725 N 1, fol. 726 N 3 und fol. 728 N 7.  –  183 Vgl. Joannis, Scriptores 2, 842–844.  –  184 Eine vollständige Liste der Prioren findet sich bei Milendunck im Anhang des Catalogus Historicus Virorum Illustrium Ordinis, ISF KB 39, fol. 472–474, 505. Sie wurde nahezu unverändert von Martini, Carmel, 158–161 übernommen (Ausnahme: Milendunck notiert für Thelesphorius a Venerabile Sacramento nur eine Amtszeit 1708). – Die vorliegende Liste ist erstellt aus einem Abgleich folgender Verzeichnisse: a) Koch; Karmeliterklöster, 50, Wagner-Schneider, Die vormaligen Stifte, 524–526, Martini, Carmel, 158–161. – b) WagnerSchneider, Die vormaligen Stifte, 524–526; Martini, Carmel, 158–161 – c) StadtA Mainz, Karmeliter, Urk. – e) Wagner-Schneider, Die vormaligen Stifte, 524–526; Martini, Carmel, 158–161, Kurmainzer Hof- und Staatskalender (geringfügige Abweichungen möglich) – f) Kurmainzer Hof- und Staatskalender. Bei den Quellenangaben wurde ISF KB 46 zugrundegelegt; angegeben wird allein die Blattnummer.  –  185 Vgl. Baur, Hessische Urkunden, 880, Nr. 890.  –  186 Milendunck, ISF KB 46, fol. 246r hält fest: „Anno 1350 obiit v(enerabilis) p(ater) Joannes Polle c(onve)ntus quondam prior. A quo incipit tabula fratrum defunctorum huius c(onve)ntus“. – Es ist davon auszugehen, dass es sich hier um eine Verschreibung für Johannes Sporre handelt, denn Johannes Polle wird von Milendunck ISF KB 46, fol. 247r richtigerweise für das Jahr 1363 als Prior notiert.  –  187 Nach Milendunck ISF KB 46, fol. 246v war Roland Odendorp 1354 noch „commissarius et procurator in causa novi conventui in Aquisgrano fundandi“ und wurde erst 1355 Prior in Mainz.  –  188 Milendunck vermerkt Johannes Polle für folgende Jahre als Prior: 1363, 1364, 1366 (ISF KB 46, fol. 247r); 1373, 1374 (ISF KB 46, fol. 247v); 1382, 1383, 1384, 1385, 1386, 1387, 1388 (ISF KB 46, fol. 248r); 1390, 1391, 1395 (ISF KB 46, fol. 248v: „prior loci v(enerabilis) p(ater) Joannes polle, qui huc usque multum laboravit in fabrica ipsius conventus hoc anno 95 pie in Domino obijt ab anno 1363 usque huc incontipuus (sic!) prior“ (ISF KB 46, fol. 248v).   –  189 Vgl. Wagner-Schneider, Die vormaligen Stifte, 240.  –  190 Nach Milendunck (ISF KB 46, fol. 249r) war Gerardus de Scuto Prior 1411–1414.  –  191 Milendunck verzeichnet einen „Gerhardus de Castris usque ad annum 1469 quo obiit sub quo etiam introducta fuit in c(onve)ntum Reformatio Sorethiana“.   –  192 „Anno 1461 Gerhardo de castris translato ad prioratum coloniensem fuit, successit fr. Ulricus prior“.  –  193 Milendunck hält für das Jahr 1469 nach dem Ableben des Priors Gerhardus de Castris die Einsetzung des Herbord von Oppenheim als Vikar des Konvents fest.  –  194 Vgl. Schaab, Buchdruckerkunst 2, 314, Nr. 170.  –  195 Vgl. Joannis, Scriptores 2, 841; Schneider, Mittelalterliche Ordensbauten, 21; Arens, Kunstdenkmäler, 456; Lickteig, German Carmelites, 310.  –  196 Laurentius Schwalbach wurde wegen schlechter und pflichtvergessener Amtsführung durch den Provinzial Theodor von Gouda im Rahmen der Visitation 1533 des Amtes enthoben und durch den Baccalaureus Joannes Faber ersetzt. Gegen diese Amtsentsetzung wurde durch Valentin von Tetleben, Generalvikar des Erzbischofs, auch in dessen Name beim Provinzial ausführlicher schriftlicher Protest erhoben. Am Ende blieb Schwalbach, der selbst sein Amt in die Hände des Provinzials resigniert hatte, unter dem Priorat von Joannes de Nussia Mitglied des Konvents, der 1534 für dieses Amt auch formal gewählt wurde (ISF KB 46, fol. 262v–263v); Lickteig, German Carmelites, 311.  –  197 Für 1533–1543

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vgl. ebd.  –  198 Vgl. Joannis, Scriptores 2, 840.  –  199 ISF KB 46, fol. 271v hält zu 1574 hingegen einen im Jahr 1570 durch das Provinzkapitel in Mecheln nach Mainz assignierten Ludolphus Stralensis als Vikar des Konventes fest.  –  200 Clusmann war bereits 1575 Subprior in Mainz gewesen (ISF KB 46, fol. 271r) und wohl erst in vorgerücktem Alter Prior geworden. Er verstarb im Jahr seiner Wahl, vgl. Arens, Inschriften bis 1650, Nr. 1369.  –  201 Zum Priorat des Andreas Arnsberg 1646 vgl. Brück, Skapulierbruderschaft, 323.  –  202 Vgl. StadtA Mainz, Abt. 13/251.  –  203 Vgl. Schunk, Beyträge, 339, Nr. 178.  –  204 Vgl. Joannis, Scriptores 2, 843.  –  205 Vgl. StadtA Mainz, Abt. 60/1108.

Thomas Berger

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Marienau Die Niederlassung entstand um 1310 vermutlich auf Initiative der Grafen von Spiegelberg. Das Kloster löste sich auf, als es 1565 durch Herzog Erich II. von Braunschweig-Calenberg an einen Gläubiger verpfändet wurde. Über sein engeres Umfeld hinaus erreichte das Kloster allein im ersten Jahrhundert seines Bestehens eine nennenswerte Außenwirkung. Bereits am Ende des 16. Jhs. war es der niedersächsischen Geschichtsschreibung nahezu unbekannt. Provinz Deutsche Provinz (um 1310–1318, 1327–1348), Niederdeutsche Provinz (1318– 1327, 1348–1565) Diözese Hildesheim Lage Gegründet wurde das Kloster Marienau in der Herrschaft Homburg, die später an die Welfen fiel. Bei seiner Auflösung gehörte es zum Fürstentum Calenberg. Der Rest der Klosterkirche dient heute als evangelische Kapelle. Patrozinium In den überlieferten Klosterurkunden wird allein das Patrozinium von Maria sichtbar; die Vorgängerkapelle war Maria und deren Mutter Anna geweiht.1 Siegel Ein älteres Prioratssiegel vom 22. Mai 1370 zeigt Maria sitzend mit dem Kind, darunter kniend ein Betender. Von der Umschrift war für Wilhelm Hartmann noch zu erkennen: + S(IGILLUM) P(RIO)RIS ORDINIS CA(R)MELI IN MARIE(NOW)E.2 Ein ähnliches jüngeres Prioratssiegel stammt vom 15. August 1556, von der Umschrift ist allein zu erkennen: S(IGILLUM) P(RIO)RIS.3 Ein Kapitelsiegel vom 19. April 1557 zeigt zwei Heiligengestalten, die den zwischen ihnen auf einem Bahrtuch liegenden Leichnam Christi tragen, darüber zwei blumenstreuende Engel, darunter ein kniender Betender. Die Umschrift lautet: S(IGILLUM) CO(N)VE(N)T(US) ORDINIS CARMELI I(N) MARIENOWE.4 GESCHICHTE5 Stifter und Gründungsausstattung Kloster Marienau (Mariaeaw, monasterium Mariae­ awense) wurde Anfang des 14. Jhs. im damaligen „Ouhagen“ (bis ins 15. Jh. „to deme Ouhagen“ oder „Owhagen“) im Pass zwischen Ith und Osterwald an der Stelle einer älteren Kapelle gegründet. Erstmals erwähnt wurde das Kloster am 6. Juli 1312 auf einem in Haarlem gehaltenen Kapitel der Deutschen Provinz des Karmeliter­ ordens; die Gründungsurkunde galt bereits 1543 als vermisst.6 Aufgrund der Reihenfolge, in der das Kloster in den älteren Konventslisten des Ordens erscheint, darf angenommen werden, dass seine Gründung zwischen den Jahren 1306 und 1312 erfolgt ist, vermutlich im Jahr 1310. Diese Jahreszahl wird in den älteren chronikalischen Nachrichten des Archivs der Niederdeutschen Ordensprovinz genannt und scheint im Zusammenhang zu stehen mit einem bedeutsamen Ereignis in der Geschichte der Grafen von Spiegelberg, die in dem Kloster ihr Familienbegräbnis hatten. Aus einer im Zweiten Weltkrieg in Hannover verbrannten Aufzeichnung von 1570 wurden diese ausdrücklich als Stifter des Grund und Bodens bezeichnet, auf dem das Kloster stand. Der Ort lag auf Homburger

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Gebiet unmittelbar an der Grenze des zur Zeit der Klostergründung entstehenden Territoriums der Grafschaft Spiegelberg. Bei seinem Tod im Jahre 1309 hatte Graf Moritz von Spiegelberg einen Sohn Moritz hinterlassen, der offenbar unter die Vormundschaft des Edelherrn Bodo von Homburg und eines Landgrafen von Hessen gestellt wurde. Die Sage berichtet von einer Bluttat des Homburgers am Spiegelberger Grafen. Vor solchem Hintergrund dürfte das Kloster in Beziehung zu dem unter Mitwirkung der hessischen Landgrafen 1292 gegründeten Karmeliterklosters Kassel entstanden sein [→  Kassel]. Die erste erhaltene urkundliche Bestätigung einer engeren Verbindung zwischen beiden Klöstern, die weitab von anderen Niederlassungen ihres Ordens lagen, stammt aus dem Jahr 1324. Auf dem 1318 in Bordeaux gehaltenen Generalkapitel des Karmeliterordens, auf dem die deutschen Konvente in eine Oberdeutsche und eine Niederdeutsche Provinz geteilt wurden, erschien Marienau auf der niederdeutschen Liste namentlich aufgeführt zwischen den Konventen Geldern und Straßburg. In den ersten Jahrzehnten kam es zu Erwerbungen des Konvents in Hameln (1317) und Hannover (1328), aus denen Termineien erwuchsen. Weitere Termineien entstanden in Bodenwerder (1361) und Stadthagen (1370), später offenbar auch in Sarstedt und in Lichtenberg. Dennoch blieb die wirtschaftliche Lage des Konvents im 14. Jh. bescheiden. Die Kosten für den Besuch des jährlich stattfindenden Provinzkapitels, an dem fast immer der Prior teilnahm, waren offensichtlich nur mit Schwierigkeiten aufzubringen. Die Visitationen erfolgten zunächst im Auftrag des Provinzialpriors durch den Prior von Kassel, später, vor allem im 15. Jh., gemeinsam mit dem Konvent des Klosters Kassel in Kassel [ Kassel]. 1492, 1494 und 1496 fanden sie anlässlich der in Köln stattfindenden Provinzkapitel in Köln statt. Die erneuerte Klosterkirche, die aus der früheren Kapelle hervorgegangen war, wurde um 1363 geweiht, 1377 entstanden ein neues Schlafhaus und ein Verbindungsbau. Ebenfalls nachweisbar sind ein Kornspeicher und im 15. Jh. ein Siechenhaus. Konventsstärke Über die Zusammensetzung des Konvents in den ersten Jahrzehnten ist nichts überliefert. Der Konvent dürfte stets um die 20 Brüder umfasst haben. Am Ende des 14. Jhs. stammten die Marienauer Konventualen meist aus der näheren Umgebung des Klosters, aus dem Weserbergland. Weiterhin weisen die überlieferten Namen der Konventsmitglieder auf den Raum Kassel sowie auf Westfalen und die Niederlande. Als berühmtester Bruder von Marienau kann der Philosoph und Schriftsteller Johannes von Hildesheim gelten, der nach seiner Grabinschrift, die noch 1627 in der Klosterkirche zu sehen war, das Kloster als dritter Prior, auf jeden Fall vor 1375, geleitet hat. Einem größeren Kreis bekannt wurde er durch seine „Vita trium Regum“.7 Aus einer Urkunde von 1494 geht hervor, dass am Sonntag Jubilate und am Elisabethtag alle Brüder im Kloster zusammenkamen. Neben dem Prior und terminierenden Brüdern werden gelegentlich ein Subprior, ein Kustos, ein Prokurator und ein Siechenmeister genannt.

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Einkünfte Soweit sie aus den Visitationsprotokollen hervorgehen, schwankten die jährlichen Einnahmen zwischen 1/3 und 2 Pfund, nicht immer konnte das Kloster seinen fälligen Jahresbeitrag von 5 Gulden an die Kasse der Ordensprovinz abführen. Seit dem Ende des 14. Jhs. wird ein Sondereigentum einzelner Konventualen sichtbar, die zunehmend als Gläubiger des Konvents auftraten und dabei als Erben auch ihre persönlichen Verwandten aus dem Laienstand einsetzten. Nachweisbar seit 1409 trat das Kloster als Grundherr auf, nachdem ihm der letzte Edelherr von Homburg einen Hof mit drei Hufen in Marienau vererbt hatte. Die im 15. Jh. zahlreicher werdenden schriftlichen Nachweise zum Kloster beziehen sich fast ausnahmslos auf die persönlichen, meist wirtschaftlichen Angelegenheiten einzelner Konventsmitglieder. Der Konvent besaß Renteneinkünfte in Hameln, Hannover, Alfeld, Bodenwerder und Hildesheim. Weiterhin genannt werden Zehnteinkünfte aus Spiegelberg, Godersen, Benstorf und Hachmühlen, Salzeinkünfte aus Salzhemmendorf, Mühleneinkünfte aus Hachmühlen, zudem Fischereirechte an der Leine. Es erwarb Grundbesitz durch Schenkung und Kauf in Sarstedt und Hameln. Dennoch blieb das Kloster häufiger mit seinen jährlichen Zahlungen an die Ordensprovinz im Rückstand und stellte sie von 1528 an gänzlich ein. An Kostbarkeiten des Klosters werden 1431 zehn Kelche, drei silberne Kreuze und 24 Bücher genannt, die vom Prior in einem gesonderten Raum aufbewahrt wurden, den Brüdern jedoch zugänglich waren. 1443 erscheinen zudem drei silberne Gefäße, von denen eines zur Aufbewahrung der Hostie diente, zwei zur Verwahrung von Reliquien. 1449 soll das Kloster von Herzog Wilhelm von Braunschweig einen Schutzbrief erhalten haben. Schule und Ordensstudium Die beachtliche Stellung, die das Kloster im 14. Jh. in der Ordensprovinz einnahm, lässt sich im 15. Jh. nicht beobachten. Als äußeres Zeichen dafür kann die Zahl der aus Marienau stammenden studierenden Brüder gelten, die nur äußerst selten genannt werden. Über das Kloster hinausragende Bedeutung erlangten allein Berthold von Lauenstein und Heinrich von Marienau (auch Heinrich von Brommelsheim genannt). Berthold von Lauenstein wurde vom Provinzkapitel dreimal zum Zweiten Definitor bestimmt, Heinrich von Marienau wohl 1422 zu einem dreijährigen Studium nach England geschickt und 1424 vom Provinzkapitel zum Informator des Konvents in Haarlem bestellt. 1460 erscheint er als Lektor in Marienau, 1462 als Lektor in Brüssel. 1463 wählte ihn das Provinzkapitel zum Ersten Definitor, zugleich wurde er zum Prior und Lektor des Konvents in Marienau ordiniert. Beide Ämter bekleidete er noch 1473. Als Lektoren in späterer Zeit erscheinen in Marienau die landfremden Johann von Grevenstein (1436), Gottfried von Attendarn (1437), Philipp von Brüssel (de Bruxella) (1458), Matthias von Sichem (1478) und Heinrich von Hattingen (1506). Die Leitung der Klosterschule in Marienau lag damals also offensichtlich bei der Ordensprovinz. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Mehrfach berichten die Quellen von Brand und Kriegsverwüstung in Marienau. Dies war 1432 und 1441 der Fall,

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offenbar wurden dabei bereits wesentliche Teile des Klosterarchivs vernichtet. Die Verbreitung der lutherischen Bewegung im Fürstentum Calenberg ließ das Kloster zunächst unberührt, die von der lutherischen Regentin Elisabeth von Calenberg 1543 angesetzte lutherische Visitation konnte an der altgläubigen Ausrichtung nichts ändern. Zwei Jahre später beschwor der Provinzial Eberhard Billick die Marienauer Brüder in einem Hirtenbrief, bei der römischen Kirche zu bleiben. Durch die Einführung der Reformation in den Städten seiner Termineien und die Aufhebung des Kasseler Nachbarklosters im Herrschaftsbereich des Landgrafen Philipp II. von Hessen war das Kloster Marienau inzwischen jedoch weithin isoliert. Sein Ende kam, als der katholische Sohn der genannten Regentin Elisabeth, Herzog Erich II. von Calenberg, das Kloster an sich zog und mit allem Besitz zu Ostern 1565 (20. April) an Erhard von Portugal verpachtete, der daraufhin in den Klosterhof einzog. Die drei Hufen umfassenden Ländereien, die Klostergebäude und der Hausrat, den er damals vorfand, wurden in einem Inventar festgehalten.8 Zuvor hatten die letzen Konventualen Vieh, Lebensmittel und anderes Klostergut heimlich nach Hameln geschafft, um es dort unter sich aufzuteilen. Dadurch entfiel für den Pächter die Pflicht, für ihren Lebensunterhalt aufzukommen, wie vertraglich festgelegt worden war.9 Ein Kasten mit goldenen Monstranzen, Kirchenkleinodien und Urkunden, den der letzte Prior nach Hameln mitgenommen hatte, blieb trotz aller amtlichen Nachforschungen verschwunden. Lediglich einzelne Stücke des Klosterschatzes kamen nach dem Tode des letzten Priors 1566 an den Pächter – neben einigen Urkunden ein vergoldeter Kelch und eine Patene, die Herzog Heinrich Julius von Braunschweig 1590 der Kirche in Wittenburg (heute Stadt Elze) übergeben ließ. Die Altartafel gelangte in die Kirche in Lauenstein, wo sie später verloren ging. Der steinerne Predigtstuhl, die kleine Turmglocke und die Braupfanne des Klosters wurden 1592 zum Klosterhof Escherde geholt. Dachziegel, Balken und Bausteine wurden zu Ausbesserungsarbeiten am Kloster Escherde und an den herrschaftlichen Gebäuden des Amtes Lauenstein verwandt. Den Abbruch der Klostergebäude überstand unversehrt das als wundertätig geltende Bild einer „Bauernmaria“, das 1603 in die evangelische Kirche von Spiegelberg gebracht wurde. Um die dorthin nicht aufhörenden Wallfahrten zu beenden, wurde das Bild 1773 zur Reliquiensammlung der Schlosskirche in Hannover gelegt, kam von dort 1886 ins heutige Landesmuseum in Hannover und ist seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden. Vergeblich versuchte der Karmeliterorden während der für die kaiserlichen Truppen siegreichen Jahre des Dreißigjährigen Krieges noch einmal 1627 in Marienau Fuß zu fassen.10 Der Umschwung der Kriegslage machte solche Pläne zunichte.11 Das Klosterland wurde bis ins 17. Jh. vom Amt Lauenstein verpfändet, dann in kleinen Stücken verpachtet. Erhalten hat sich deren Flurname „Klosterbreite“. Zuständig dafür blieb die landesherrliche Domänenkammer, deren Auseinandersetzung mit einzelnen Einwohnern von Marienau noch 1827 nachweisbar ist.12 Als Fortführung früherer Wallfahrtstage fand in Marienau bis zum Zweiten Weltkrieg regelmäßig am Sonntag Jubilate ein jährlicher Markt statt.

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Als Rest des einstigen Klosters steht heute in Marienau allein eine evangelische Marienkapelle, die nach dem Dreißigjährigen Krieg wiederhergestellt wurde und zur Kirche in Lauenstein gehört (s. unten). Ein Grabstein des Johann von Hildesheim, auf dem dieser als dritter Prior des Klosters bezeichnet wurde, war 1627 noch in der Klosterkirche vorhanden, ist aber inzwischen verloren gegangen. ARCHIV Das Klosterarchiv ist nahezu vollständig in Verlust geraten. Vernichtet sind die noch 1443 vorhandenen 24 Studienbücher, ein 1537 erwähnter Memorienkalender sowie mehrere bei der landesherrlichen Visitation von 1543 noch genannte Urkunden und – bis auf Bruchstücke – das gesamte Aktenarchiv. Es hat den Anschein, dass durch vorhergehende Katastrophen bereits 1543 der größte Teil der Kloster­ überlieferung nicht mehr vorhanden war. Nach der Aufhebung des Klosters wurden Teile des Archivs in der gräflichspiegelbergischen Burg Coppenbrügge sichergestellt, wohin bereits 1553 Klosterurkunden, Kirchengerät und Kleinodien bei drohender Kriegsgefahr gebracht worden waren. 1566 ließ Graf Hermann Simon von Lippe, Spiegelberg und Pyrmont die in Coppenbrügge verwahrten Unterlagen nach Pyrmont holen. Von dort gelangten sie ins Waldecksche Landesarchiv in Arolsen, dessen Bestände später an das Hessische Staatsarchiv in Marburg abgegeben wurden. Mehrere inzwischen vermisste Urkunden sind in einem Verzeichnis von 1625 noch als Teil des Waldeckschen Archivs nachgewiesen. Andere Teile des Marienauer Klosterarchivs gelangten mit dem privaten Nachlass der 1566 in Hameln verstorbenen ehemaligen Marienauer Prioren Mestwart und Tornemann in den Besitz der Hamelner Bürger Andreas Koch, Henning Lauenstein und Johann von Essen. Johann von Essen übergab einzelne Urkunden im selben Jahr dem damaligen Klosterpächter Erhard von Portugal, dessen Nachfolger Dietrich Platen sie 1572 der herzoglichen Regierung überließ. Die Witwe Dietrich Platens übergab 1590 den herzoglichen Räten weitere Urkunden, sodass auch diese Stücke ins calenbergische Landesarchiv gelangten, das spätere Hauptstaatsarchiv in Hannover. Dort wurden diese Reste des Marienauer Urkundenüberlieferung dann zu der kleinen Abteilung 17 (Kloster Marienau) zusammengelegt und nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt in Cal. Or. 100 Marienau. Nur elf Urkunden des einstigen Klosterarchivs sind unter dieser Signatur erhalten. Eine Zusammenstellung von ca. 500 über zahlreiche Archive verstreuten Nachrichten zum Kloster, erstellt von Wilhelm Hartmann, wurde vor dem Zweiten Weltkrieg im Hauptstaatsarchiv Hannover hinterlegt und ist dort offenbar 1943 verbrannt. Gesammelt worden waren die Informationen in den Staatsarchiven Hannover und Marburg, in den Stadtarchiven Hannover, Hameln, Bodenwerder, Stadthagen, Hildesheim, Alfeld, Münder und Frankfurt a. M., zudem in den Familienarchiven von Lenthe in Schwarmstedt, Grafen von Mirbach in Harff im Rheinland, Rudorff in Lauenstein sowie in den Handschriftensammlungen der Landesbibliothek Hannover, der Beverinischen Bibliothek in Hildesheim und der Staatsbibliothek in Berlin.

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Hinweise auf die näheren Umstände bei der Auflösung des Klosters und die folgende Nutzung finden sich im Hauptstaatsarchiv Hannover unter den Signaturen Cal. Br. 2, Nr. 1541 und 1542; Cal. Br. 7, Nr. 994–999; Cal. Br. 10, Nr. 935; Cal. Br. 24, Nr. 4086. Im Staatsarchiv Marburg findet sich in der Abteilung des Waldeckschen Archivs Ältere Pyrmonter Akten ein spiegelberg-pyrmontisches Archivinventar von 1625, das unter anderem vermisste Urkunden des Klosters Marienau aufführt, in 133c, Nr. 939. Durch die Verluste des Klosterarchivs von Marienau erhöht sich die Bedeutung der Überlieferung des Archivs der Niederdeutschen Provinz des Karmeliterordens, die 1802 ins Stadtarchiv Frankfurt gelangt ist. Vor allem zu erwähnen sind hier für das Kloster Marienau die Zusammenstellungen des Provinzchronisten Jakob Milendunck: ISF KB 44 und 46, fol.140–157, 387–390. Im Frankfurter Bestand „Karmeliterprovinz, Urkunden und Akten“ finden sich zwei Notariatsinstrumente von 1627, die die Rückgabe des Klosters an den Karmeliterorden betreffen (ISF KU 79, 80). Regesten und Teilabschriften von ca. 50 Urkunden wurden mit genauen Nachweisen 1938 als Anhang zum Aufsatz von Wilhelm Hartmann (s. Literaturverzeichnis) veröffentlicht. Der Druck einer Urkunde aus dem Gräflich von Mirbachschen Archiv zu Harff im Rheinland findet sich in den Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 57, 1894, 102, Nr. 533 (mit Nennung des Baccalaureus Heinrich von Marienau). Im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main befinden sich in den Handschriften des Archivs der Niederdeutschen Ordensprovinz Marienauer Visitiationsprotokolle vom 24. August 1373, vom 15. Juli 1374, vom 19. Juni 1377, vom 13. Juli 1379 und vom 21. Oktober 1385 (ISF KB 4), Teildruck bei Hartmann (s. Literaturverzeichnis). BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die heute noch erhaltene Kapelle als Rest der ehemaligen Klosterkirche lässt in architektonischer Hinsicht nur wenige Rückschlüsse auf die frühere Anlage zu. Bei ihr handelt es sich um einen geschlämmten Rechteckbau aus Bruchsteinen mit Eckquaderung. Im Inneren des heutigen Chores sind noch einige Joche zu rekonstruieren, sodass deutlich wird, dass sich die Kapelle nach Osten hin fortsetzte. An der Südseite findet sich eine verwitterte Grabplatte für Anna von Spiegelberg, geborene Herzogin von Sachsen-Lauenburg († 1504).

PRIOREN13

Johann 1324 – Johann von Minden 1359 – Konrad von Oldendorf 1361 – Heinrich von Oldendorf 1363 – Friedrich von Himmelfeldt 1363 – Konrad von Rinteln 1365 – Konrad von Oldendorf 1366 – Johann von Diest 1367 – Johann von Münder 1370 – Hermann von Hameln 1374 – Johann von Hildesheim vor 1375, nach seiner Grabinschrift der dritte Prior – Gerhard von Göttingen 1375 – Albert von Stockem 1377

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– Johann von Münder 1378 – Ludwig von Zierenberg 1381 – Johann von Münder 1382 – Borchard Teitze 1384 – Johann von Münder 1385 – Dietrich von Alfeld 1387 – Borchard Teitze 1388 – Dietrich von Alfeld 1391 – Johann von Münder 1395 – Johann von der Neustadt 1401 – Hermann von Einbeck 1410 – Konrad von Kassel 1422 – Heinrich de Foro 1423 – Konrad von Kassel 1424 – Berthold von Lauenstein 1428 – Gottfried Bose 1441 – Wedekind vor 1444 – Heinrich de Foro 1445 – Johann vom Hagen 1446 – Dietrich von Springe 1449 – Friedrich Breyer 1456 – Eilhard Bose 1458 – Heinrich von Marienau, Baccalaureus 1463 – Eilhard Bose der Ältere 1474 – Heinrich vom Hagen 1476 – Bernhard von Eldagsen 1478 – Heinrich vom Hagen 1480 – Konrad Pantelen 1482 – Konrad Brandis 1484 – Gerhard Plasmann 1486 – Konrad Brandis 1489 – Johannes von Höxter (Hauxaria) 1495 – Henning Loess 1522 – Barthold Breyer 1525 – Johann Hartegen 1528 – Barthold Britz 1531 – Heinrich Kerckhove 1532 – Heinrich Mestwart 1536 – Henning Loß 1538 – Hermann Soleken 1544 – Albert Speithane 1552 – Heinrich Mestwart 1555 – Heinrich Tornemann14 1563 – Vicarius prioris: Heinrich Mestwart 1552, 1554, 1555. LITERATUR Ernst Bertram, Gesch. des Dorfes Marienau. o. O. o. J (Selbstverlag Hannover 1973) – Albert Brauch/Annelies Ritter, Gesch. des Hannoverschen Klosterfonds. Tl. 3: Die calenbergischen Klöster 1634–1714. Hildesheim 1976 – Adolf Brenneke, Gesch. des Hannoverschen Klosterfonds. Tl. 1: Vor- und nachreformatorische Klosterherrschaft und die Gesch. der Kirchenreformation im Fürstentum Calenberg-Göttingen. Halbbd. 1 und 2. Hannover 1928/29 – Adolf Brenneke/ Albert Brauch, Gesch. des Hannoverschen Klosterfonds. Tl. 2: Die calenbergischen Klöster unter Wolfenbütteler Herrschaft 1584–1634. Göttingen 1956 – Guido Grosse Boymann, Kirchliche Baukunst in den ehemaligen Hildesheimer Archidiakonaten Wallensen und Oldendorf. In: Niedersächsische Denkmalpflege 6, 1965–1969, 75–92, gedruckt als Anhang des Niedersächsischen Jb. 41/42, 1970 – Wilhelm Hartmann, Das Karmeliterkloster Marienau. In: Aus der Heimat. Beilage der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“ vom 30. Januar 1931 – Ders., Das Karmeliterkloster Marienau. In: Zs. der Ges. für niedersächsische Kirchengesch. 43, 1938, 49–93 (W. Hartmann hat anscheinend sämtliche auffindbaren Archivalien einschließlich des Archivs der Niederdeutschen Provinz des Karmeliterordens im Stadtarchiv Frankfurt minutiös ausgewertet. Seiner Darstellung folgt eine umfangreiche Quellenpublikation). 1 Nach einer Reg.slg. des Johannes Pappus im StA Marburg: in 133c, Nr. 939, Bl. 32.   –  2 StadtA

Stadthagen, Urk. Nr. 31.   –  3 StadtA Hameln, Bestand 250, Nr. 694.   –  4 HStA Hannover, Cal. Or. 25, Schr. 40 Caps. 9, Nr. 4.   –  5 Die Darstellung folgt der überaus gründlich recherchierten Abhandlung von Wilhelm Hartmann, Karmeliterkloster.   –  6 HStA Hannover, Cal. Br. 7, Nr. 1, Bl. 222.   –  7  Deutsche Übersetzung: G. Schwab, Die Legende von den Heiligen Drei Königen von Johannes von Hildesheim. Stuttgart 1822; Johannes von Hildesheim, Die Legende von den Heiligen Drei Königen, übersetzt von E. Christern. Köln 1960.   –  8 HStA Hannover, Cal. Br. 2,

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Nr. 1542.   –  9 HStA Hannover, Cal. Or. 100 Marienau, Nr. 11.   –  10 Im ProvinzA der Niederdeutschen Provinz hat sich ein Notariatsinstrument vom 27.7.1627 erhalten, in dem bestätigt wird, dass Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg das Kloster zu Marienau an den Orden abtritt (ISF KU 79), was am 25.8.1627 noch einmal notariell bestätigt wurde (ISF KU 80).   –  11 HStA Hannover, Hild. Br. 1, Nr. 880.   –  12 HStA Hannover, Hann. 88 A, Nr. 4662; Hann. 74 LauensteinCoppenbrügge, Nr. 416.   –  13 Die Aufstellung folgt den Angaben von Wilhelm Hartmann, dem neben der Chronik des Jakob Milendunck zahlreiche, häufig kaum mehr nachweisbare Urkunden vorgelegen haben.   –  14 Z. B. HStA Hannover, Cal. Br. 2, Nr. 1541, Bl. 32 (von 1566).

Annette von Boetticher

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Moers Das Karmeliterkloster in Moers wurde 1441 von Graf Friedrich von Moers-Saarwerden und seiner Frau Engelberta von Kleve-Mark gestiftet. Das Schisma der Niederdeutschen Provinz in den Jahren 1442–1444 behinderte die Entstehung der Niederlassung. 1446 begann der Gründungsvorgang von neuem. Wenige Jahre später spielte das Kloster eine zentrale Rolle in der Ordensreform des Generalpriors Johannes Soreth (1451–1471). Die Moerser Statuten wurden zum Vorbild für das Reformdekret Soreths aus dem Jahr 1456. Das Kloster wurde 1573 nach dem Konfessionswechsel des neuen Moerser Landesherrn, des Grafen Hermann von Neuenahr, aufgehoben und während der spanischen Besetzung der Stadt Moers (1586–1597) noch einmal für ein Jahrzehnt wiederhergestellt. Nach dem Verbot der Aufnahme von Novizen unter der oranischen Herrschaft schien ein Konventsleben in der calvinistisch gewordenen Grafschaft Moers nicht mehr möglich, sodass das Provinzkapitel das Kloster 1614 an den Prinzen Moritz von Oranien verkaufte. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Köln Lage Die Keimzelle des Karmeliterklosters war die 1363 bei der Grafenburg errichtete Johannes-Evangelist-Kapelle. Ihre Lage wird in der Übertragungsurkunde beschrieben: im Osten reichte sie bis an die (Burg-)Straße, im Süden an die Pferdetränke der Vorburg, im Westen an das Wasser („das Meer“) und im Norden grenzte sie an verschiedene Grundstücke. An der Burgstraße erwarb Graf Friedrich III. 1446 fünf Häuser als Areal für das Klostergebäude. Die älteste Ansicht von Moers, der Stadtplan von Johannes Mercator aus dem Jahr 1591, zeigt die Gebäude des Klosters unmittelbar vor der Burg und am Moersbach („das Meer“) aus der Vogelperspektive.1 Patrozinium Bei der Klostergründung wechselte das Patrozinium der Kapelle zur Gottesmutter Maria. Siegel Von dem Konventssiegel haben sich nur wenige, zudem stark beschädigte Abdrücke erhalten. Das erste Siegel aus dem Jahr 1454, das im Text der Urkunde als Konventssiegel angekündigt wird, zeigt im runden Siegelbild in einem Vielpass vor einem mit Sternen besäten Hintergrund den hl. Johannes Evangelist. In der Linken hält er einen Kelch mit Schlange, rechts vor ihm kniet ein Adorant. Darunter der Wappenschild von Moers mit einem Querbalken.2 Umschrift: S(igillum) (con)VE... RSEN(sis) ORD(inis) BEATE MARIE DEI GENITRICIS DE MONTE CARM(elo). 1541 hatte der Konvent ein spitzovales Siegel, das in einem gotischen Tabernakel den hl. Johannes Evangelist zeigt, der einen Kelch mit Drachen in der Linken hält. Links davor ein Adorant. In der Umschrift der Wappenschild von Moers, ein Balken. Umschrift: S(igillum) CO(n)VENT(us) MOERSE(n)SIS ORDINIS BEATE MARIE DE MONTE CARM(elo).3 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Das Kloster in Moers verdankt seine Entstehung zwei Faktoren: Einer landesherrlichen Stiftung der Grafen von Moers-Saarwerden ebenso wie ordensinternen Reformbestrebungen des 15. Jhs. Im Orden selbst gab

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es Reformkräfte, die den Verfall der Disziplin nicht allein beklagten, sondern auch Wege zur Erneuerung im Sinne der ursprünglichen Ordensregel fanden. Sie lehnten die Zugeständnisse ab, die Papst Eugen IV. den Karmelitern mit der Bulle „Romani pontificis“ 1432 gewährt hatte und hielten an der von Innozenz IV. 1247 promulgierten Regel fest. Ihr Blick richtete sich auf das Innenleben der Konvente, ihr Ziel war eine innere Reform im Geist der ungemilderten Regel von 1247 und der ursprünglichen Spiritualität. Unmittelbar nach der Mitigation von 1432 schlossen sich drei Konvente in Mantua, Géronde und Florenz zu der Kongregation von Mantua zusammen, die die Reform des Generalpriors Johannes Soreth (1451–1471) erheblich beeinflusste und Modellcharakter auch für die späteren Reformbewegungen des Ordens gewann. Mit seiner Wahl zum Generalprior 1451 stellte sich Soreth, bis dahin Provinzial der Provincia Francia (1440–1451), an die Spitze der Reformbewegung im Karmeliterorden. Der junge Konvent in Moers, den er offenbar bereits kannte, nahm in seinem Reformwerk eine bedeutende Stellung ein. Auf ihn richtete sich sein Blick, als er unmittelbar am Tag nach seiner Wahl, am 1. November 1451, von Avignon aus ein Schreiben an den Grafen Vinzenz von Moers sandte, mit dem er die Stiftung des Karmeliterkonvents in der Stadt Moers durch dessen Vater Friedrich III. und zugleich das dortige Bemühen um die Reform des Ordenslebens bestätigte.4 Mit der Korrespondenz zur Anerkennung der Klostergründung durch den Karmeliterorden erweist sich zugleich, welch große Bedeutung Soreth dem Rückhalt bei dem weltlichen Territorialherrn beimaß. Für die spätmittelalterliche Observanzbewegung des Ordens spielte die Unterstützung durch die weltliche Gewalt eine wichtige Rolle. Das Karmeliterkloster in Moers, die 27. Niederlassung in der Niederdeutschen Provinz, entstand durch das Zusammenwirken des niederdeutschen Provinzials Peter von Nieukerk mit dem Landesherrn, Graf Friedrich III. von Moers. Peter von Nieukerk, der seit 1430 im Amt war, hatte 1438 von Papst Eugen IV. die Genehmigung zur Gründung von drei neuen Klöstern in der Niederdeutschen Provinz erhalten.5 Zur Dotierung der ersten Gründung, die in Moers vorgenommen werden sollte, übertrug Graf Friedrich III. zu Beginn des Jahres 1441 die Kapelle St. Johannes Evangelist, die sein Großvater Dietrich VI. 1363 nahe der Stammburg der Grafen von Moers als Familiengrablege errichtet hatte,6 an den Karmeliterorden, der sie durch drei Ordenspriester verwalten sollte. Damit stellte er die ersten Voraussetzungen zur Gründung eines Klosters bereit. Dessen Gründungskonvent sollte aus Geldern kommen [→ Geldern].7 Mit der Errichtung des Klosters wurde jedoch nicht ein Angehöriger des Gelderner Konvents, sondern der Lektor des Trierer Karmeliterklosters, Johannes von Aldekerk, als Prokurator beauftragt.8 Der Kölner Erzbischof Dietrich von Moers – der Bruder des Grafen Friedrich – bestätigte am 1. Februar 1441 die beabsichtigte Stiftung eines Karmeliterklosters für insgesamt 17 Personen, nämlich den Prior, zwölf Brüder und vier Scholaren.9 Wie Jakob Milendunck notiert, wurde die Neugründung auf dem Provinzkapitel 1443 „in gremium conventuum“ der Niederdeutschen Provinz aufgenommen10 – was allerdings dem urkundlichen Befund widerspricht, der die

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Aufnahme im Jahr 1451 dokumentiert.11 Folgt man Milendunck, so ernannte das Provinzkapitel 1443 auch den bisherigen Prokurator Johannes von Aldekerk (Ioannes de Antiqua Ecclesia) zum ersten Prior.12 Dieser wird von Rosier mit dem Prior Johannes Trip identifiziert, der ein Vierteljahrhundert später den Konvent in Geldern reformierte.13 Dort lässt sich Johannes Trip van Aldekerk für die Jahre 1468–1472 und erneut 1477–1490 nachweisen [→ Geldern]. 1490 wurde er von dem Konvent abgesetzt, der seine Reform ablehnte. Es erscheint jedoch wegen der langen Zeitspanne von etwa einem halben Jahrhundert, die Johannes Trip als Reformprior gewirkt haben müsste, als wenig wahrscheinlich, dass es sich tatsächlich um ein- und dieselbe Person handelte. Ob und wie weit Johannes von Aldekerk seinen Auftrag in Moers erfüllen konnte, lässt sich nicht absehen. Eine lediglich kopial überlieferte Notiz, mit der das Minoritenkloster in Duisburg dem „frater Johannes prior provincialis fratrum conventus in Moirse“ am 5. Oktober 1443 die Übergabe einiger Gerätschaften quittierte, steht singulär da und gibt keinen Aufschluss über die tatsächliche Gründungssituation.14 Die Gründung des Moerser Klosters wurde dadurch belastet, dass es in die Turbulenzen in der Niederdeutschen Provinz in den Jahren 1442–1444 geriet, die zu ihrer Spaltung in zwei Parteien führten [→ Niederdeutsche Provinz]. Auf einem am 23. April 1444 von Peter von Nieukerk als dem Provinzial der einem schismatischen Partei in Köln abgehaltenen Provinzkapitel wurde Elias von Straelen zum Prior des Moerser Konvents ernannt.15 Die mit dem Jahr 1446 einsetzende urkundliche Überlieferung legt die Vermutung nahe, dass in Moers in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit der Übertragung der Kapelle 1441 noch kein Kloster entstand. Zum einen fehlten die elementaren Voraussetzungen für ein reguliertes Gemeinschaftsleben, zum zweiten stritten die beiden Parteien in der Provinz um die Besetzung des Moerser Konvents. Der erste Gründungsversuch des Grafen Friedrich III. und seiner Gemahlin Engelberta scheint nach der Absetzung des Peter von Nieukerk ergebnislos steckengeblieben zu sein. Erst nach der Beendigung des Schisma und fünf Jahre nach der Übertragung der Kapelle unternahm das Grafenpaar, nunmehr mit dem Provinzial Gottfried von Loe, einen zweiten Anlauf zur Klostergründung. Es stellte eine neue Stiftungs- und Dotationsurkunde aus, in der es erklärte, nunmehr die fromme Absicht seiner Vorfahren zu erfüllen, die durch vorzeitigen Tod an der Ausführung ihres Vorhabens gehindert worden seien. Deshalb errichteten sie am 25. Januar 1446 ein Karmeliterkloster für einen Prior, zwölf Priester und vier Scholaren,16 also junge Ordensangehörige vor der Priesterweihe17, und erhielten dazu auch erneut die Erlaubnis des Erzbischofs Dietrich von Köln. Die Stifter bestimmten, dass die Zahl von 17 Brüdern unvermindert aufrechterhalten werden solle. Sie behielten sich zugleich vor, das Kloster samt allen Gütern an andere Ordensangehörige zu übergeben, falls die Karmeliter die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllten. Die Stifter dotierten das Kloster mit näher beschriebenen Gütern und Renten, damit der Konvent wirtschaftlich überlebensfähig würde und die Brüder nicht bettelnd umherziehen müssten.18 Durch diese umfangreichen Güterschen-

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kungen wurde die Neugründung zu einem fundierten Kloster. Im einzelnen wurde der Konvent ausgestattet mit dem Salhof Neder Boetbergh mit umfangreichem Zubehör, den Höfen zu Induelts, Molenbroick, Mattelaer, Bernhem, den Höfen Steynhusen und Waide sowie weiteren Ackerländereien an verschiedenen Orten. Die Höfe waren als Leibgewinngüter nach dem Recht der 3. Garbe vergeben; sie waren noch beim Verkauf des Klosters 1614 in dessen Besitz. Der Anspruch der Bettelarmut (propter mendicitatis titulum) wurde dennoch nicht aufgegeben. Die Karmeliter sollten in der Grafschaft Moers zusätzliche Almosen erbetteln dürfen. Für die Feier des Stundengebets wurde ihnen die Kapelle übertragen, deren Patrozinium in diesem Zusammenhang von Johannes Evangelist zur Gottesmutter Maria wechselte. Im Juni 1448 erwarb das Stifterpaar noch eine Reihe weiterer Güter,19 die es dem Kloster kurz vor dem Tod des Grafen Friedrich III. († 11. Juli 1448) übertrug.20 Nimmt man in diesem Zusammenhang schließlich die Immobilienkäufe des Grafen Friedrich III. in den Blick, der am 6. Juni 1448 an der Burgstraße fünf Häuser aufkaufte21 und an demselben Tag den Karmelitern die Kapelle, das Klostergebäude und verschiedene Güter und Renten übertrug,22 so erweist sich, dass die Phase der Dotation, der Ausstattung der Neugründung mit ausreichendem Grundbesitz, erst 1448 vollendet war. In unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang damit übermittelte der Propst von St. Walburgis in Arnheim dem neuen Kloster am 7. Juni 1448 die Bestätigung des Kardinallegaten Ludwig.23 In der Gründungsphase erhielt das Kloster 1446 auch mehrere Ablässe.24 Nach dem Tod des Stifters erneuerte sein Sohn, Graf Vinzenz von Moers, gemeinsam mit seiner Gemahlin Anna von Bayern am 8. September 1448 die Stiftungsurkunde von 1446.25 Kurz darauf begann man mit dem Bau der Klosterkirche, deren Altarweihe 1452 stattfand. Am 29. Oktober 1452 weihte der Kölner Weihbischof Johannes den Hauptaltar der Kirche zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit, den Altar zur linken Seite zu Ehren der Heiligen Petrus und Paulus, in der Antonius-Kapelle den Hl.-Kreuz-Altar.26 Der Provinzial der Niederdeutschen Provinz, Gottfried von Loe, traf am 16. Mai 1451 nähere Bestimmungen über die personelle Besetzung des Klosters. Es sollte mit einem Konvent von zwölf Priestern und vier Scholaren unter der Leitung eines Priors besetzt werden. Gleichzeitig bestätigte er den Vollzug der Stiftung des Klosters durch den Sohn des ersten Stifters, Graf Vinzenz von Moers.27 Damit hatte er alle Spuren der Stiftungstätigkeit seines Vorgängers Peter von Nieukerk getilgt. Anschluss an Reformen Erhebliche Förderung erfuhr der neue Konvent auch durch den Kardinallegaten Nikolaus von Kues. Das Kloster in Moers geriet in seinen Blick, als er im Oktober 1451 eine seiner Legationsreisen in den Nordwesten des Reiches unternahm, um dort sein besonderes Anliegen, die Reform der Klöster, voranzubringen. So stellte er den reformierten Moerser Konvent unter seinen Schutz und gewährte ihm seinen Beistand gegen alle Angriffe von Seiten derjenigen Ordensangehörigen, die nicht der Observanz angehörten, sowie der Welt- und Ordensgeistlichen. Er beauftragte die Äbte von St. Pantaleon und Groß-St.-Martin sowie den Dekan von St. Andreas in Köln, den Konvent zu schützen.28 Zugleich

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bestätigte er dem Konvent seine Privilegien und verlieh ihm einen Ablass.29 Im Jahr darauf bestätigte er ihm auf dem Provinzkonzil zu Köln im März 1452 auf Bitten des Grafen Vinzenz von Moers schließlich auch das Recht zum Terminieren in dem Bezirk Rheinberg, der bis dahin zu den 23 Termineien des Gelderner Karmel gehört hatte [→ Geldern].30 Vor allem aber erfreute das Kloster sich der besonderen Gunst des Ordensgenerals Johannes Soreth, der 1451 die Klosterstiftung und die Rechte des Konvents bestätigte.31 Auf dem Provinzkapitel im Mai 1452 in Köln sicherte er nicht nur allen Wohltätern die Bruderschaft des Klosters zu,32 sondern entschied auch die schwelenden Streitigkeiten wegen des Rheinberger Termins zugunsten von Moers und gegen Geldern. Dabei bezeichnete er das Moerser Kloster ausdrücklich als „regularis vite conventus“33 – ein Hinweis auf seine Stellung als einziges observantes Kloster in der Niederdeutschen Provinz. Johannes Soreth war bestrebt, in jeder Provinz zumindest einen Konvent der observantia strictior einzurichten. Diese Aufgabe scheint in der Niederdeutschen Provinz der Neugründung in Moers zugefallen zu sein, die er wohl als „observanten Musterkonvent“ betrachtete. Er ließ Vorschriften für das Leben des Moerser Konvents erarbeiten und berief dazu einen Kreis von drei Personen. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf Soreths Haltung zum Konziliarismus, dass er diese Stütze seines Reformwerks dem abgesetzten Provinzial Peter von Nieukerk, dem Vikar des Papstes Felix V., anvertraute. Neben diesem beauftragte er den Moerser Prior sowie den Reformprior von Edingen mit der Ausarbeitung der Vorschriften für Moers. Auf dieser Grundlage erließ Soreth am 21. Oktober 1453 Statuten,34 die ihrerseits zu Vorläufern seines Reformdekrets von 1456 wurden. Darin wurde den Konventualen u. a. untersagt, sich innerhalb eines Radius von sieben Meilen um das Kloster als Terminarier, als Hilfsgeistliche an Termineien, als Kapläne an Kirchen und Altären sowie als Beichtväter oder Erzieher Adeliger oder geistlicher Frauen niederzulassen.35 Die Bestimmungen der Statuten wurden weitgehend in das Reformdekret für die „bereits reformierten und die noch zu reformierenden“ Klöster des Karmeliterordens vom 20. Mai 1456 übernommen.36 In dem wichtigen Jahr 1456 rehabilitierte das Generalkapitel in Paris schließlich Peter von Nieukerk endgültig, indem es ihm das Amt des Provinzials der Niederdeutschen Provinz wieder übertrug. Zugleich wurden Moerser Konventualen zur Einführung der Reform in andere Klöster entsandt.37 1455 versetzte Soreth den Moerser Prior Elias van Straelen nach Haarlem, um dort die Reform nach dem Vorbild von Moers einzuführen und ihren Fortschritt zu überwachen.38 Die Stadt Köln schaltete sich 1462 in die Ordensangelegenheiten ein, als sie einen Moerser Konventualen zur Reform des Kölner Karmel anforderte [→ Köln, Waidmarkt].39 Keineswegs ist dem in der älteren Literatur verbreiteten Irrtum zu folgen, dass das Kloster in Moers in dieser Zeit besonders reformbedürftig war – das Gegenteil ist der Fall. Es ist nicht zu übersehen, dass Soreth das Kloster in Moers auch als Aufenthaltsort bevorzugte. Er war dort im Oktober 1453, als er die Aufnahme des Beginenkonvents ten Elsen in Geldern in den Karmeliterorden beurkundete [→ Geldern, ten Elsen].40 Auch

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als er im August 1455 die Urkunde zur Angliederung des Schwesternkonvents in Nieukerk ausfertigte [→ Nieukerk], hielt er sich in Moers auf.41 Er vermied es offensichtlich, die wenig reformfreudigen Karmeliter in Geldern aufzusuchen, obwohl das wegen der unmittelbaren Nachbarschaft des Brüder- und der beiden Schwesternkonvente nahegelegen hätte. Die bevorzugte Stellung des Moerser Klosters lässt sich an manchen Details ablesen. So überließ etwa der Provinzial Peter von Nieukerk die 20 Bücher, die er persönlich besaß, durch eine testamentarische Schenkung der Neugründung, für die er viel Arbeit (magnos labores) aufgewandt habe.42 Die Niederdeutsche Provinz konzentrierte ihre Kräfte ebenfalls auf die Unterstützung des Moerser Konvents. Zu seinen Gunsten unterließ sie die durch die Bulle Eugens IV. von 143843 ermöglichte Gründung von zwei weiteren Klöstern, für die in Goch und in Bommel44 bereits konkrete Planungen gemacht waren und Stiftungen vorlagen [→ Niederdeutsche Provinz].45 Stiftungen Auch der weltliche Stifter, Graf Vinzenz von Moers, hatte großes Interesse an der Entwicklung seines Hausklosters. Am 1. Mai 1456 – fast zeitgleich mit dem Reformdekret Johannes Soreths vom 20. Mai desselben Jahres – bestätigte er die Stiftung zum wiederholten Male und stellte das Kloster noch einmal unter seinen Schutz. Zugleich traf er Bestimmungen über die Rechtsverhältnisse des Klosters.46 Darin legte er fest, dass alle rechtlichen Angelegenheiten des Klosters nicht vor dem weltlichen Gericht zu verhandeln, sondern an ihn zu verweisen seien. Damit sicherte er sich persönlich weitreichende Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Angelegenheiten des Klosters. Wie in vielen vergleichbaren Fällen im Verhältnis von Landesherren und Mendikantenklöstern war ihm daran gelegen, seinen herrschaftlichen Einfluss auf die Besitzverwaltung und die Grundherrschaft der Ordensniederlassung auszudehnen und das Kloster so in den Rechtsverband des sich ausbildenden Territorialstaates einzugliedern.47 Dank der Förderung des moersischen Grafenhauses entwickelte sich das Kloster rasch. Vor allem haben Graf Vinzenz (reg. 1448–1499) und seine Gemahlin Anna von Bayern „dessen Gründung nicht nur vollendet, sondern darüber hinaus bestätigt und den Bau der Klosterkirche vornehmen lassen“.48 Während der Besetzung der Stadt durch die Truppen Herzog Karls des Kühnen von Burgund (1473–1475) erlitt es jedoch einen herben Rückschlag, da die Gebäude durch einen Brand zerstört wurden. 1477 sorgte Graf Vinzenz für Baumaterial zum Wiederaufbau des Klosters.49 Seinem Vorbild folgten Familien des niederen Adels und des Stadtbürgertums, die dem Kloster seit den letzten Jahrzehnten des 15. Jhs. fromme Stiftungen zuwendeten. Diese ermöglichten ihm eine solide Haushaltsführung auf der Grundlage von Pacht- und Renteneinnahmen. Von den testamentarischen Schenkungen sei als einzige die des Lübecker Hansekaufmanns Friedrich van Moers erwähnt, der das Karmeliterkloster 1487 in seinem Testament bedachte.50 Das Kloster verfügte gegen Ende des 15. und im 16. Jh. über einen Kapitalüberschuss, der ihm Immobilienankäufe und auch Geldverleih ermöglichte. So konn-

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te es am 28. März 1560 ein Darlehen von 100 Goldgulden zu 5 Prozent Zinsen an die Stadt Krefeld ausgeben,51 am 1. Januar 1561 ein weiteres Darlehen an einen Lehnsmann des Grafen Hermann von Neuenahr.52 Das Kloster in der Reformationszeit Über das Schicksal des Klosters im Moerser Erbfolgestreit (1500–1519), in dessen Verlauf Stadt und Grafschaft Moers mehrfach den Landesherrn wechselten, haben wir, abgesehen von Grundstückskäufen und Memorialstiftungen, keine weiteren Nachrichten. Erst als die lutherische Lehre durch den neuen Landesherrn Graf Wilhelm von Neuenahr (reg. 1519–1552) hier Eingang fand und Moers zu einem der Hauptzentren der Reformation am Niederrhein wurde, enthalten auch die Protokolle der Provinzkapitel ausführlichere Nachrichten über das Kloster. Die ersten Hinweise auf heftige Streitigkeiten, die zwischen Prior und Konvent ausgebrochen waren, stammen aus dem Jahr 1530. Der Prior Johannes Walssem wurde in diesem Jahr abgesetzt, weil er die Ordensdisziplin missachtet habe.53 Auch unter seinem Nachfolger Rupertus Hulst kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Prior und Konvent. Wie es scheint, warf der Konvent dem Prior 1538 vor, Klostergüter entfremdet und Geld veruntreut zu haben.54 Eberhard Billick, der nach dem Tod des Provinzials Dietrich von Gouda als Provinzvikar eingesetzt war, forderte die Brüder in Moers 1540 nachdrücklich auf, die Eintracht wiederherzustellen und alles in der von den Vorfahren überlieferten Form und Tradition zu belassen.55 Zugleich ermahnte er den Prior Rupert Hulst, die Zinsbriefe und alles Geld in den „gemeinen Kasten“ (cistam communem) zu legen. Zu dieser Zeit scheint das Verhältnis zwischen dem Orden und dem Landesherrn noch gut gewesen zu sein, denn Billick beendete seinen Brief mit der Bemerkung, dass das Provinzkapitel über den Fall nichts beschließen werde, ohne den Patron und Stifter des Klosters zu Rate zu ziehen. Das schlug aber rasch in sein Gegenteil um, als der Landesherr Graf Wilhelm von Neuenahr-Moers sich öffentlich zur Augsburgischen Konfession bekannte, mit der er schon seit längerer Zeit sympathisierte.56 Seitdem hatte der Konvent unter seinen Repressalien zu leiden. Graf Wilhelm versuchte seit 1542 den katholischen Gottesdienst zu unterdrücken und reklamierte die Klosterkirche für den evangelischen Gottesdienst. Die Brüder wandten sich im Juli 1542 hilfesuchend an den Provinzial Eberhard Billick, dem sie mitteilten, der Landesherr habe die Messfeier und das Singen des Salve regina an W ­ erktagen 57 verboten. Sonntags sei zwar die Feier der Messe gestattet, jedoch nur bei verschlossenen Türen. Zugleich habe Graf Wilhelm die Klosterkirche für den evangelischen Gottesdienst geöffnet und nötige die Konventualen zur Teilnahme daran. Er habe sie zur Aufnahme von sieben evangelischen Pfründnern in die Gemeinschaft gezwungen, hingegen die Aufnahme und Einkleidung von Novizen verboten.58 Jakob Milendunck berichtet in diesem Zusammenhang weiterhin von schweren Streitigkeiten im Moerser Konvent, die 1542 auch die Wahl eines neuen Priors verhinderten.59 Die Spaltung des Konvents in eine altgläubige und eine lutherische Partei machte sich der Landesherr zunutze und griff auf die Kloster­güter

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zu, um aus den Einkünften den Unterhalt für die lutherischen Schulmeister und Prediger zu bestreiten. Den an das Moerser Schloss angrenzenden Klosterflügel beschlagnahmte er, um ihn als Pferdestall zu nutzen. Dennoch blieb der Konvent in Moers bestehen, trotz erheblicher Bedrückungen und einschneidender Maßnahmen des Landesherrn. Die Position des Karmeliterordens besserte sich, als am 30. Juni 1548 das Augsburger Interim in Kraft trat, das der Graf für Moers annahm. Nun konnte der Provinzial Eberhard Billick den Moerser Konvent visitieren, der seine Autorität wohl unter dem Druck des Grafen Wilhelm nicht mehr anerkannt hatte.60 Den Prokurator, der zum Luthertum übergetreten war, ließ er nach Köln schaffen und in den Kerker werfen, wie er dem Ordensgeneral Nikolaus Audet am 13. Juli 1549 berichtete. Zwei weitere Konventualen, die ebenfalls mit der neuen Lehre sympathisierten, beließ er jedoch in Moers. Der Provinzial berief Johannes von Krefeld aus dem Konvent in Geldern [→ Geldern] als neuen Prior nach Moers, um den Konvent zu reformieren und dafür zu sorgen, dass neue Novizen aufgenommen würden.61 Er führte entsprechend der Bestimmungen des Interim den katholischen Gottesdienst wieder ein und forderte die entfremdeten Güter und Rechte des Klosters von dem Landesherrn zurück.62 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Wenige Jahre, nachdem Graf Hermann von Neuenahr63 1552 die Nachfolge seines Vaters Wilhelm angetreten hatte, änderte sich die religionspolitische Situation im Reich. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 gestand den Reichsständen und den Reichsrittern – die in der Reichsmatrikel von 1521 verzeichneten Grafen von Neuenahr zählten zu den Reichsständen64 – die freie Bekenntniswahl zwischen dem katholischen Glauben und der Augsburgischen Konfession und das ius reformandi in ihren Ländern zu. Graf Hermann bekannte sich seit 1560 öffentlich zur Augsburgischen Konfession. Das Karmeliterkloster ließ er bestehen, so dass Heiner Faulenbach ihm für die ersten Jahre seiner Regierung „eine freundliche, ja förderliche Haltung gegenüber dem Kloster“ bescheinigt.65 Nach seinem Übertritt zum Reformiertentum, der 1566 in Anlehnung an die Einführung des reformierten Bekenntnisses in der Kurpfalz unter dem mit seiner Nichte Amalie von Neuenahr verheirateten Kurfürsten Friedrich III. erfolgte, führte er jedoch die Maßnahmen wieder ein, die in den vierziger Jahren vor dem Interim gegolten hatten. Unter seinem Schutz konnte Johann Eusebius Neomagus das Moerser Kloster verlassen und lutherischer Pfarrer in Budberg werden.66 Graf Hermann ließ den Prior Petrus Voghelius, der 1560 aus Geldern gekommen war, am 2. April 1567 einkerkern.67 Zwei Wochen später erließ er ein Dekret zur Ausweisung der Ordensangehörigen aus Stadt und Grafschaft Moers. Der Konventuale Adam Fabricius widersetzte sich der Vertreibung und blieb im Kloster. Das Ausweisungsdekret scheint allerdings auch von anderen Konventsmitgliedern nicht beachtet worden zu sein, da in einem späteren niederländischen Bericht davon die Rede ist, acht Karmeliter seien im Kloster geblieben und hätten heimlich noch weitere vertriebene Mitbrüder wieder aufgenommen.68

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Ebenso spricht Heinrich Geldorp in seinem Gutachten vom 22. Dezember 1573 von „duobus reformatis conventualibus“ und „alii omnes“, die neben Adam Fabricius zu dem Zeitpunkt noch im Kloster lebten.69 In den Jahren 1567–1573 bestand das Kloster in diesem unsicheren Zustand fort: Die Karmeliter waren nominell ausgewiesen, lebten aber faktisch in den Konventsgebäuden. Im November 1573 ging Graf Hermann entschlossener gegen die überlebenden katholischen Einrichtungen in der Grafschaft Moers vor und verfügte die Aufhebung des Klosters. Er berief sich darauf, dass er als Reichsstand das ius reformandi ausüben könne. Dieser Rechtsstandpunkt war nicht unbestreitbar, weil der Graf wegen seines vom Augsburger Religionsfrieden nicht privilegierten reformierten Bekenntnisses, trotz der Zugeständnisse des Augsburger Reichstags von 1566 gegenüber Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz, außerhalb des Religionsfriedens stand, und weil der lehnsrechtliche Status der Grafschaft Moers, eines alten klevischen Lehens, gerade in dieser Zeit vor der Entscheidung von 1579, die die Lehnsbindung an das Herzogtum Kleve bestätigte, umstritten war. Graf Hermann zog den klösterlichen Besitz ein; sicherte aber zugleich Adam Fabricius das Wohnrecht im Kloster und eine lebenslange Versorgung aus verschiedenen Renten zu.70 Der Provinzial der Niederdeutschen Provinz Johannes Mayer legte daraufhin beim Kölner Erzbischof Salentin von Isenburg, bei Herzog Wilhelm dem Reichen von Jülich-Kleve-Berg und beim Kaiser Beschwerde gegen die Klosterauflösung ein.71 Die Intervention des Kölner Erzbischofs zugunsten der Karmeliter vom 5. Dezember 1573 blieb jedoch ohne Erfolg.72 Graf Hermann von Neuenahr rechtfertigte sein Vorgehen in einem Schreiben an den Kölner Erzbischof Salentin mit dem „unordentlich Leben“ der Karmeliter, „das ich obliegenden Ampts halven auch salva conscientia sollichem gottloesen weesen lenger niet hab zusehen konnen“. Mit den üblichen polemischen Argumenten, mit denen auch andere protestantische Landesherren die Vereinnahmung von Klostervermögen begründeten, führte er aus, das Kloster habe sich von seinem ursprünglichen Stiftungszweck entfernt. Es müsse deshalb aufgelöst werden, sein Vermögen aber an den Nachfahren der Stifter fallen. Die Einkünfte des Klosters wolle er keineswegs zum eigenen Nutzen, sondern für einen anderen frommen Zweck, nämlich zur Erziehung der Jugend und zur Einrichtung einer Schule verwenden.73 Zur formalen Absicherung holte Graf Hermann ein Gutachten von dem Gelehrten Heinrich Geldorp ein, das dieser unter dem Titel „De monachis Morsensibus“ in seinem Sinne am 22. Oktober 1573 verfasste.74 Es ist äußerst zweifelhaft, dass die Schulgründung im Gebäude und mit den Einkünften des Karmeliterklosters75 noch zu Lebzeiten des Grafen Hermann von Neuenahr realisiert wurde.76 Die Aussagen der Quellen sprechen dagegen, denn noch fünf Jahre nach seiner Stellungnahme von 1573 verfasste Heinrich Geldorp Mitte 1578 ein weiteres Gutachten,77 in dem er den Grafen Hermann drängte, den Plan einer Schulgründung in dem Kloster endlich in die Tat umzusetzen. Er riet dazu, die Karmeliter, die noch in den Gebäuden wohnten (es ist von mehreren Brüdern die Rede), dort wohnen lassen und zum reformierten Bekenntnis zu bekehren.

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Graf Hermann von Neuenahr war bereits am 4. Dezember 1578 vor der Fertigstellung des Gutachtens gestorben. Deshalb widmete Geldorp das Gutachten in der Druckfassung zugleich seinem Vetter Adolf von Neuenahr (1553–1597), einem entschiedenen Anhänger des reformierten Bekenntnisses, der dem Grafen Hermann in der Regierung nachfolgte. Doch sah Adolf von Neuenahr die Schulgründung wohl nicht als vordringliche Aufgabe an, denn es dauerte weitere drei Jahre, bis er 1581 eine „schola illustris“ in den Gebäuden des Karmeliterklosters errichtete.78 Der Schulbetrieb kam wieder zum Erliegen, als 1583 der Kölnische (Truchsessische) Krieg ausbrach.79 Nach Kriegsende konnten 1586 erneut Karmeliter in das Konventsgebäude einziehen,80 als das Kloster unter dem Schutz der spanischen Besatzung der Stadt (1586–1597) im Zuge der Rekatholisierungsversuche wiederhergestellt wurde. Mit der Einnahme der Stadt durch Moritz von Oranien im August 1597 wendete sich das Blatt jedoch ein weiteres Mal; die Karmeliterkirche wurde von den Besatzern wiederum enteignet, um dort evangelischen Gottesdienst zu halten. Der Protest des niederdeutschen Provinzials gegen die Enteignung vom 26. Februar 1598 hatte für kurze Zeit Erfolg, da der oranische Stadtkommandant dem Orden die Kirche zurückgab.81 Wenige Jahre später kam jedoch das unwiderrufliche Ende für das Kloster. Moritz von Oranien ließ zur Vorbereitung seiner Aufhebung im Juni 1608 die Zahl sowie die Namen der Konventsmitglieder erheben und verbot Neuaufnahmen, beließ jedoch die Güterverwaltung noch in der Hand des Priors.82 Als die oranische Verwaltung drei Monate später die Soldaten aus dem Klostergebäude abzog und versicherte, dass der reformierte Pastor und der Schulmeister ebenfalls dort ausziehen sollten, konnte der in den Kölner Karmel83 geflüchtete Prior Degenhard Dumetanus noch hoffen, zum Osterfest 1609 wieder in das Klostergebäude zurückzukehren. Die oranischen Beamten sagten zu, die abgebrannte Klosterkirche wiederherzustellen, wenn sie in Zukunft von beiden Konfessionen „gepraucht“ werden könnte.84 Doch gab es wohl keine Möglichkeit mehr für das Überleben eines Karmeliterkonvents in der calvinistisch gewordenen Grafschaft Moers. Zudem setzte sich auch die Provinzleitung nicht nachdrücklich für den Erhalt des Klosters ein. Wie Gondulf Mesters herausgestellt hat, war der Streit um das Moerser Kloster für den Provinzial Ferdinandus a S. Victore ein willkommener Anlass, die von ihm betriebene Spaltung der Niederdeutschen Provinz in einen Brabanter und einen deutschen Teil durchzusetzen [→ Niederdeutsche Provinz].85 Kurz nach den Vereinbarungen mit den Oraniern kam es zu ersten Verhandlungen zwischen dem Karmeliterorden und Moritz von Oranien über den Verkauf des Klosters. Zunächst war die Provinz unter dem Provinzial Wilhelm Hatting allerdings kaum handlungsfähig, da der Provinzial von dem Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern eingekerkert worden war. Er starb am 27. September 1609 in der Haft in Poppelsdorf.86 Nachdem General Henricus Sylvius den Brüsseler Prior Ferdinandus a S. Victore zum Nachfolger ernannt hatte,87 beschleunigte sich der Fortgang der Verhandlungen. Zu Beginn des Jahres 1611 zog der Prinz von Oranien Erkun-

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digungen über die Einkünfte des Klosters ein, da ihm ein Verkaufsangebot der Karmeliter vorlag, das der Moerser Prior übermittelt hatte.88 Das Ergebnis war, dass die Jahreserträge sich auf etwa 2000 Karolusgulden beliefen und dass der Orden einen Kaufpreis von 20.000 Gulden forderte.89 Nach längeren Verhandlungen fasste das Provinzkapitel unter der Leitung des Provinzials Ferdinandus a S. Victore im November 1612 den Beschluss zum Verkauf für 22.000 Karolusgulden. Dazu erteilte der Generalprior Sebastiano Fantoni am 22. Mai 1613 seine Zustimmung.90 Zu diesem Zeitpunkt bestand die Niederdeutsche Provinz bereits nicht mehr im bisherigen Umfang. Sie war vom Generalkapitel 1613 in zwei Provinzen aufgeteilt worden,91 die in dieser Form jedoch bis zu ihrer Wiedervereinigung 1620 nur wenige Jahre überlebten. Die Brabanter Klöster, zu denen auch der Moerser Konvent zählte, wurden 1613 unter der Bezeichnung Niederdeutsche Provinz zusammengefasst. Ihr Provinzial blieb Ferdinandus a S. Victore, der Prior von Brüssel. Aus den „conventibus nationis Germanicae“ wurde die Kölnische Provinz mit dem Provinzial Balthasar Romaya, dem Prior von Köln, eingerichtet [→ Kölnische Provinz].92 Der Orden schloss am 16. April 1614 mit dem Prinzen Moritz von Oranien den Vertrag über den Verkauf der Kirche, der Klostergebäude und sämtlicher Rechte und Besitzungen des Moerser Klosters.93 Der Erlös aus dem Verkauf sollte vor allem dem Noviziat und Studium zugute kommen. Ein Teil der Geldsumme floss deshalb dem Konvent Löwen zu, doch ist der Verbleib des größeren Teils nicht nachweisbar.94 Die Verwendung des Verkaufserlöses war der Grund für langjährige Auseinandersetzungen zwischen den Brabanter und den niederdeutschen Klöstern.95 In den Konventsgebäuden wurde wiederum eine höhere Schule – das Gymnasium Adolfinum – eingerichtet, die Klosterkirche fiel an die Reformierten (seit 1818 ev. Kirche). ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Mit dem Verkauf des Klosters gelangte 1614 auch dessen Archiv an den Prinzen Moritz von Oranien. Es war zu diesem Zeitpunkt bereits durch mehrere Brände in Mitleidenschaft gezogen und dezimiert. Bekannt sind die Brandzerstörung von 1477 und die Brände zu Beginn des 17. Jhs., von denen es 1608 heißt: „dieweil irstlich durch zulassungh gottes die alte stadt, closter, kirch und schule leider unversehentlich abgebrandt, daruff folgentz der krieg ingefallen“.96 Das Klosterarchiv hat sich nur in wenigen Resten erhalten, die heute im Bestand „Moers, Karmeliter“ des Landesarchivs NRW, Abt. Rheinland, beruhen. Dem Bestand wurden auch zwei Urkunden (Urk. 54 vom 13. März 1652 und Urk. 55 vom 17. April 1660) aus Abgaben des Instituts für Stadtgeschichte Frankfurt am Main eingegliedert, die jedoch nicht Moerser Provenienz sind. Bei dem Urkundenbestand handelt es sich um 53 original überlieferte Urkunden, die zum überwiegenden Teil in Regestenform im UB Krefeld/Moers gedruckt vorliegen.97 Zwei weitere Urkunden lagern im Moersischen Landesarchiv (3. Mai 1481, UB Krefeld/Moers Nr. 3886; 25. Juni 1550). Ein Kopialbuch von 1477 wurde 1889 aus dem Bestand des Archivs der Niederdeutschen Provinz98 an das Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland, abgegeben.

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Prior Tilmann Auwel ließ dieses Kopiar (Copiarius litterarum conventus Moersensis) 1477 anlegen. Es verzeichnet die Urkunden, die bis zu diesem Zeitpunkt in dem Archivschrank (in cista nostre comunitatis) lagen und wurde nicht fortgeschrieben. Es gliedert sich in vier Abteilungen. Als Abt. A sind die Fundationsbriefe aufgenommen (fol. 2r–7r), Abt. B bildet mit dem Urkundenverzeichnis der Höfe und sonstigen Liegenschaften den Hauptteil (fol. 7v–41v). Darin eingestreut finden sich wiederum Urkunden und Fundationsbriefe für die Höfe Mattelaer, Mollenbroeck und Steynhusen mit den zugehörigen Ländereien sowie für eine Reihe weiterer Erben (fol. 22r–41v). Darauf folgt die Abt. C mit den Ablassbriefen (fol. 42r–44r). Die letzte Abt. D enthält die Urkunden „in favorem conservande reformacionis“ (fol. 48r–61r). Die wenigen Akten betreffen Pacht- und Liegenschaftssachen (Behandigungsbücher, Rentregister) und die Verkaufsverhandlungen der Jahre 1610–1614. Akten über die Aufhebung des Klosters und die Umwandlung in ein Gymnasium sind im Bestand Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland, Oranien-Moers, Akten, Nr. 105 und Nr. 106 zu finden. Die John Rylands Library in Manchester besitzt eine Totenliste des Moerser Konvents von 1458/59 (Ms. 1154, fol. 151, vgl. M. Rhodes James, A descriptive Catalog of the Latin Manuscripts 1, 1921, 205). Zur Gründung des Klosters findet sich abschriftliche Überlieferung im Bestand Landesarchiv NRW, Abt. Rheinland, Kurköln II 4435. Es handelt sich um Doppelüberlieferung einzelner Urkundenabschriften, die vollständig im Kopiar von 1477 enthalten sind.99 Schließlich besitzen wir in den Aufzeichnungen des Ordenschronisten Jakob Milendunck einen Überblick über die Urkunden zur Gründung und frühen Entwicklung des Klosters (ISF KB 46, fol. 599r–609r) sowie ausführliche Schilderungen der Verhandlungen der Provinzkapitel des 16. Jhs. über die Verhältnisse in dem Moerser Konvent (ISF KB 44 passim). Gedruckte Quellen: UB der Stadt Krefeld und der alten Grafschaft Mörs. Bearb. von Hermann Keussen. 5 Bde. (hier Bd. 2–5). Krefeld 1938–1940. (Zit.: UB Krefeld/Mörs). BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die Klosterkirche wurde zwischen 1448 und 1452 von Graf Vinzenz von Moers, dem Sohn des Stifters, erbaut. Als Baumeister wird ein Tilmann genannt, den man mit dem 1466 erwähnten Polier am Kölner Dom identifiziert hat.100 Er gilt auch als der Schöpfer des Grabmals der beiden Moerser Grafen in St. Pantaleon in Köln.101 Nachdem das Kloster während der burgundischen Besetzung der Stadt abgebrannt war, ließ Graf Vinzenz es 1477 wieder aufbauen, wozu er u. a. Dachschiefer nach Moers liefern ließ.102 Die Stadtpläne von Johannes Mercator (1591) und Abraham Verhoeven (etwa 1605)103 lassen keine bauliche Verbindung von Kirche und Konventsgebäude erkennen; das muss jedoch nicht dem tatsächlichen Bauzustand entsprochen haben. Die Klosterkirche war die Grablege der Grafen von Moers, in deren Chor auch der niederdeutsche Provinzial Peter von Nieukerk begraben wurde.104 Der

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Gründer, Graf Friedrich III., und sein Sohn Vinzenz fanden ihre letzte Ruhestätte jedoch nicht hier, sondern in St. Pantaleon in Köln, während Friedrichs Gemahlin Engelberta 1458 in der Klosterkirche beigesetzt wurde.105 Hier fand auch Graf Bernhard von Moers 1501 seine letzte Ruhestätte.106 Nachdem Moritz von Oranien Moers eingenommen hatte, brachen die oranischen Soldaten 1602 die Altäre ab und ebneten alles ein.107 Bei dem Stadtbrand 1605 wurde die Kirche ebenso wie die Stadt „binnen 3 Stunden zum aschenhauffen“.108 Der Wiederaufbau konnte 1610 abgeschlossen werden. Nach dem Verkauf des Klosters wurden die Grabgewölbe der Grafen von Moers entfernt und der erhöhte Chor niedriger gelegt.109 PRIOREN110 Ioannes de Vetere Ecclesia (Joannes von Aldekerk) 1443111 – Elias van Straelen 1444– 1447112 (bzw. bis zu seiner Versetzung nach Haarlem zur Einführung der Reform 1455113) – Tilmann Auwel 1448–1467114 – Matthias van Stralen 1468–1472115 – Johannes van Straelen (de Stralen) 1473116–1500117 – Ruotgerus Paus 1501 (verstarb in diesem Jahr) – Reinerus Anholt 1502–1508 – Lambertus de Ordingen (Urdinghen, van der Weyen) 1509–1510118 – Reynerus Anholt 1511–1516 – Henricus Dalem (de Dalen) 1516– 1518 – Henrich Heyster 1520119 – Henrich van Daelen 1521–1529 – Johannes de Walssem 1530–1533 (abgesetzt) – Rupertus (Robertus) de Hulst 1534–1539 – in den Jahren 1540–1545 verwaltete der Provinzial das Kloster wegen der Streitigkeiten der Brüder – Robert de Hulst 1545 – nach dessen Tod 1546–1548 erneute Verwaltung durch den Provinzial, der 1548 Gerardus ab Hassel als Vikar einsetzte – Johannes de Creveldia 1549–1554 (verstorben) – Johannes Hamelmann 1555–1558 (verstorben) – Petrus (Rutherus sive) Voghelius 1560–1567 – Adam Fabricius, vicarius in capite 1567–1576 – Besetzung des Klosters durch den Grafen von Neuenahr 1576 – Antonius Birckman 1581–1582 – Wilhelm 1587 – Degenhardus Dumetanus 1594–1614. LITERATUR Thomas P. Becker, Moers im Zeitalter der Reformation (1500–1600). In: Margret Wensky (Hg.), Moers. Die Gesch. der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Bd. 1: Von der Frühzeit bis zum Ende der oranischen Zeit (bis 1702). Köln/Weimar/ Wien 2000, 159–269, hier 260–269 – Hermann Boschheidgen, Gründungs- und Baugesch. des alten Gymnasiums Adolfinum und des vormaligen Karmeliterklosters zu Moers. Moers 1921 (Gedenkbll. für die Adolfiner) – Heiner Faulenbach, Heinrich Geldorps Gutachten über die Errichtung eines Gymnasiums in Moers. In: Rheinische Vierteljahrsbll. 36, 1972, 188–206 – Johann Friedrich Gerhard Goeters, Die Bentheim-Tecklenburgische Kirchenordnung von 1588 und die Moerser Kirchenordnung von 1581. In: Monatshefte für evangelische Kirchengesch. des Rheinlandes 35, 1986, 75–92 – Grosso, Jean Soreth – Kistenich, Bettelmönche 1/1, 1204–1208 – Christine Knupp-Uhlenhaut, Moers in alten Plänen und Ansichten. In: Wensky, Moers, Bd. 1, 533–568 – Koch, Karmelitenklöster, 71f. – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Norbertus a S. Iuliana, Batavia desolata Carmelitana.

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I. Klöster vor der Säkularisation

Hg. von Gabriel Wessels. In: AOC 8, 1932–1936, 369–584 (zu Moers 471–498) – Otto Ottsen, Die Gesch. der Stadt Moers. 3 Bde. Moers 1950, Nd. Moers 1977. Bd. 1, 257– 279 – Panzer, Observanz und Reform – Postina, Eberhard Billick – Heike Preuss, Moers in oranischer Zeit (1601–1702). In: Wensky, Moers, Bd. 1, 271–398 – Margret Wensky, Moers im Mittelalter (900–1500). In: Wensky, Moers, Bd. 1, 131–138.

1 Abb. bei Wensky, Moers, 120, Abb. 40 und Knupp-Uhlenhaut, Moers, 538f., Nr. 1.  –  2 24.2.1454, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 17; UB Krefeld/Mörs Nr. 2827. Abb. und Beschreibung: Rheinische Siegel 4, Tafel 51, Nr. 13.  –  3 10.10.1541, LAV NRW R, Moers, Landesarchiv, Nr. 250; UB Krefeld/Mörs Nr. 5310. Abb. und Beschreibung: Rheinische Siegel 4, Tafel 51, Nr. 9.  –  4 LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 12; UB Krefeld/Mörs Nr. 2725; ISF KB 43, fol. 316r/v.   –  5 ISF KB 46, fol. 13v, 599v.  –  6 2.11.1363, LAV NRW R, Moers, Landesarchiv, Urk. 28; UB Krefeld/Mörs Nr. 586. Eine Ablassurk. für die Kapelle vom 3.12.1362 findet sich im LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 1; UB Krefeld/Mörs Nr. 568.   –  7 25.1.1441, originale oder kopiale Überlieferung ist nicht auffindbar. UB Krefeld/Mörs Nr. 2059 bezieht sich auf Henrichs, Grafschaft Mörs, 91.  –  8 ISF KB 46, fol. 599v.  –  9 Bestätigung durch Erzbischof Dietrich von Köln, 1.2.1441, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 2; UB Krefeld/Mörs Nr. 2060. Zu einer Vereinbarung zwischen dem Pfarrer von Moers und den Karmelitern über die Ablösung der Rechte des Pfarrers und die Verteilung der Einkünfte aus der Kapelle kam es im Oktober 1441, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 2r; UB Krefeld/Mörs Nr. 2074.  –  10 ISF KB 46, fol. 600r.  –  11 Vgl. unten Anm. 28.  –  12 ISF KB 46, fol. 13v, 600r; danach auch Koch, Karmelitenklöster, 71f. Nach Rosier, Overzicht, 47, wurde die Leitung des Moerser Konvents Johannes Trip bis zum Vollzug der Klostergründung 1444 anvertraut. Danach übernahm er die Reform des Klosters in Geldern und wurde 1473–1475 Prior in dem neuen Kloster Oudorp. 1477–1490 ist er wieder als Prior in Geldern nachweisbar, wurde jedoch 1490 von dem Konvent abgesetzt.   –  13 Rosier, Overzicht, 47.  –  14 LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 2v; UB Krefeld/Mörs Nr. 2208.  –  15 Originalurk. verschollen, Abschrift in Batavia desolata, 473f.  –  16 25.1.1446, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 5r–7r; UB Krefeld/Mörs Nr. 2305; Druck: Boschheidgen, Gründungs- und Baugesch., 47–49; eine weitere Abschrift des Norbertus a S. Iuliana ist gedruckt in Batavia desolata, 474–479. Approbation, 7.2.1446, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 3, und Abschrift in Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 22r–23r; UB Krefeld/Mörs Nr. 2306.  –  17 Die Stellung der „scholares“ hat Kistenich mit der urk. Überlieferung geklärt, Bettelmönche, 1207. Im Anschluss an seine Untersuchungen wird die Erteilung schulischen Unterrichts für Laien von Seiten des Klosters in der aktuellen Forschung eher zurückhaltend beurteilt, Wensky, Moers, 155–157.  –  18 Bereits vom 13.1.1446 datiert die Bestätigung des Grafen Friedrich III. und seiner Gemahlin Engelberta von Kleve-Mark für das Register der Güter, Gülten und Renten, die sie dem Kloster überwiesen haben. LAV NRW R, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 7v–22r; UB Krefeld/Mörs Nr. 2301.  –  19 Erwerb verschiedener Hofstätten, Erben, Güter und Ländereien durch den Grafen Friedrich von Moers am 6.6.1448, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 31r–36v; UB Krefeld/Mörs 2452, 2456.  –  20  Erneuerung der Stiftungsurk. von 1446 am 3.5.1448, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 4; UB Krefeld/Mörs Nr. 2436.  –  21 Fünf Urkunden vom 6.6.1448, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 34v–36r; UB Krefeld/Mörs 2447–2451. Es handelt sich bei diesem Legaten um Kardinal Ludwig Alamandi, Erzbischof von Arles (C. Eubel, Hierarchia catholica medii aevi 2. 1431–1503. Münster 1914, 6).  –  22 6.6.1448, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 5–8; UB Krefeld/ Mörs 2445, 2453–2455. Die Karmeliter hatten die Urk. zur Verpachtung der ihnen übergebenen Güter bereits einen Tag zuvor, am 5.6.1448, ausgestellt, UB Krefeld/Mörs Nr. 2441–2444.  –  23 7.6.1448, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 23r–28r;

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UB Krefeld/Mörs Nr. 2457.  –  24 22.3.1446, Kardinallegat Ludwig verleiht dem Kloster mehrere Ablässe, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 42v; UB Krefeld/Mörs Nr. 2308. Weiterhin bestätigte Kardinallegat Ludwig am 23.3.1446, dass der Konvent dem Provinzial der Niederdeutschen Provinz unterstellt sei, vgl. Batavia desolata, 482–485.  –  25 8.9.1448, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 9; UB Krefeld/Mörs Nr. 2475.  –  26 29.10.1452, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 42; UB Krefeld/Mörs Nr. 2784.  –  27 16.5.1451, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 10 und Abschrift in Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 48r/v; UB Krefeld/Mörs Nr. 2688.  –  28 10.10.1451, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 50 r/v; UB Krefeld/Mörs Nr. 2720.  –  29  5.10.1451, Privilegienbestätigung, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Hand­ schriften, Nr. 1, fol. 48v; 8.10.1451, Ablass, ebd., fol. 43r; UB Krefeld/Mörs, Nr. 2718, 2719.   –  30 5.3.1452, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 54v; UB Krefeld/Mörs 2759.  –  31 1.11.1451, s. oben Anm. 4. Bestätigung durch den Kardinalegaten Nikolaus von Kues am 29.2.1452, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 49v; UB Krefeld/Mörs Nr. 2756.  –  32 7.5.1452, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 13; UB Krefeld/Mörs Nr. 2766.   –  33 9.5.1452, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 14; UB Krefeld/Mörs Nr. 2769. Entscheidung des Provinzkapitels in dieser Sache vom 9.5.1452, ebd., Urk. 14; UB Krefeld/Mörs Nr. 2770.  –  34 21.10.1453, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 16; UB Krefeld/Mörs Nr. 2815. Es handelt sich dabei nicht um die Urk. vom 9.5.1452, wie Grosso, Jean Soreth, 219, irrtümlich angibt. Bei der von Grosso zitierten Urk. handelt es sich um die Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Geldern und Moers um den Terminierbezirk Rheinberg, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 15; UB Krefeld/Mörs Nr. 2770.  –  35 21.10.1453, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, fol. 50v–51v; ISF KB 43, fol. 320v–321v; ISF KB 46, fol. 608v–609v.   –  36 20.5.1456, Dekret zur Klosterreform. Druck bei Gabriel Wessels, Reformatio B. Johannis Soreth. In: AOC 3, 1914–1916, 430–433, danach auch Grosso, Jean Soreth, 278–280.  –  37 Am 29.9.1460 legte Soreth fest, wie die Einkünfte der Brüder zu verteilen seien, die aus den reformierten Konventen zur Einführung der Reform in andere Häuser entsandt wurden und wieder in diese zurückkehrten, ISF KB 43, fol. 341r; LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 55v; UB Krefeld/Mörs Nr. 3055.  –  38 Grosso, Jean Soreth, 104.  –  39  31.3.1462, UB Krefeld/Mörs 3113; 2.4.1462, ebd. 3114.  –  40 ISF KB 46, fol. 681v, Datierung: Moers, 14.10.1453.  –  41 15.8.1455, Batavia desolata, 579–582.  –  42 22.7.1462, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 55v–56r; ISF KB 46, fol. 664r. Das UB Krefeld/Mörs Nr. 2775 druckt den Text mit einer fehlerhaften Datierung auf den 22.7.1452. Johannes Soreth bestätigte die testamentarischen Verfügungen Peters von Nieukerk nach dessen Tod am 11.9.1463, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 21; UB Krefeld/Mörs Nr. 3181. Die Streitigkeiten zwischen dem Kölner und dem Moerser Konvent über die nachgelassenen Bücher entschied das Provinzkapitel am 14.8.1464 (LAV NRW R, Repertorien und Handschriften, Nr. 1, fol. 56v; UB Krefeld/Mörs Nr. 3178), woraufhin die beiden Klöster sich am 20.8.1464 über den Nachlass verständigten (ebd., fol. 56v; UB Krefeld/Mörs Nr. 3219).  –  43 ISF KB 46, fol. 13v, 599v.  –  44 Bei dem Ort Bommel handelt es sich nach der Angabe in Milenduncks Elenchus um Bommel bei Straelen in Geldern, ISF KB 46, fol. 605r.  –  45 ISF KB 46, fol. 664r, 666v–668r. Vgl. auch ISF KB 47, fol. 332r–333r.  –  46 1.5.1456, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 18 a und b (zwei Ausfertigungen); UB Krefeld/Mörs Nr. 2888.  –  47 Vgl. Neidiger, Standesgemässes Leben, 202.  –  48 Wensky, Moers, 90.  –  49 16.4.1477, UB Krefeld/Mörs Nr. 3741.  –  50 Ebd., Nr. 4113.  –  51 28.3.1530, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 48; UB Krefeld/Mörs Nr. 5132f.  –  52 1.1.1561, LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Urk. 51; UB Krefeld/Mörs Nr. 5700.  –  53 „Propter neglectam regularem disciplinam“, ISF KB 46, fol. 610r.  –  54 So schildert es Jakob Milendunck zum Jahr 1542, ISF KB 44, fol. 176v.  –  55 Brief vom 22.1.1540; Postina, Eberhard Billick, 146f., Anhang Nr. 1.  –  56 Faulenbach, Gutachten, 201f.  –  57 Jakob Milendunck verlegt diese Ereignisse irrtümlich in das Jahr 1539, ISF KB 46, fol. 610.  –  58 ISF KB 44, fol. 176v–177r.  –  59 Ebd., fol. 176v.  –  60 „Ab annis multis nullum agnoverat provincialem“, Postina, Eberhard Billick, 193.  –  61 Ebd.  –  62 UB Krefeld/Mörs Nr. 5514.  –  63 Zu ihm vgl. Heiner Faulenbach, Hermann von Neuenahr (1520–78).

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I. Klöster vor der Säkularisation

In: Rheinische Lebensbilder 8. Düsseldorf 1980, 105–123 und Ders., Die Bußpsalmen des Grafen Hermann von Neuenahr. Neukirchen-Vluyn 1972.  –  64 Zu den Grafen von Neuenahr allgemein: Angela Kulenkampff, Die Grafen und Herren von Neuenahr. Ein Beitrag zur verfassungsgesch. Stellung der Grafen und Herren im späten Mittelalter. In: Zs. für hist. Forsch. 24, 1997, 161–178.  –  65  Faulenbach, Hermann von Neuenahr, 118.  –  66 Becker, Reformation, 176f.  –  67 Petrus Voghelius bezeichnete sich in einem Besitzvermerk eines Buches selbst als „Gelderner Karmelit“, „F. Petrus Rutherus al. Voghelius Carmelita Geldriensis me possidet et utitur“. Dabei handelt es sich um Guillaume Budé, Consiliarii regii, Köln 1527, in zwei Auflagen, heute in der Stadtbibliothek Mainz.  –  68 LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Akten Nr. 1.  –  69 UB Krefeld/Mörs Nr. 5899.  –  70 LAV NRW R, Oranien-Moers, Akten, Nr. 105, fol. 2/3.  –  71 Ebd., Bl. 4–9, UB Krefeld/Mörs Nr. 5901.  –  72 UB Krefeld/Mörs Nr. 5895. Der Graf von Neuenahr hielt jedoch an seinem Vorhaben fest, 14.12.1573, UB Krefeld/Mörs 5897. Diese Vorgänge sind aktenmäßig überliefert in LAV NRW R, Oranien-Moers, Akten, Nr. 105.  –  73 Ebd., fol. 12.  –  74  Heinrich Geldorp, De monachis Morsensibus, LAV NRW R, Oranien-Moers, Akten, Nr. 105, fol 14r–15r.  –  75 UB Krefeld/Mörs Nr. 5900, 5903; dazu auch Kistenich, Bettelmönche, 1205; Faulenbach, Gutachten, 191. Der niederländische Bericht, der die Schulgründung in das Jahr 1574 verlegt und den Boschheidgen zitiert (Boschheidgen, Gründungs- und Baugesch., 56), stammt aus der Zeit nach dem Kauf durch den Prinzen von Oranien. Er hat damit einen zeitlichen Abstand von etwa 30 Jahren zu den Ereignissen und scheint die Chronologie nicht exakt wiederzugeben.  –  76 Auch Faulenbach, Gutachten, 191, äußert sich in diesem Sinne, da Graf Hermann „keine abschließende Maßnahme hinsichtlich des Klostergutes durchgesetzt hat, wenngleich sein Wille bekannt war, Gebäude und Einkünfte des Klosters zur Errichtung eines Gymnasiums zu verwenden“.  –  77 Faulenbach, Gutachten, hat den Text ausführlich kommentiert.  –  78 Kistenich, Bettelmönche, 1205; zur Moerser Kirchenordnung Graf Adolfs von 1581: Goeters, Kirchenordnung. Noch 1602 beschwerte sich einer der Bauhandwerker bei dem Prinzen Moritz von Oranien, dass er für seine Arbeit für die „neyhe particular schola anno 81“ seinen Lohn erstreiten müsse, UB Krefeld/Mörs 6257.   –  79 Becker, Moers, 269.  –  80 Spezifikation der Güter des Klosters nach dessen Wiederherstellung, LAV NRW R, Oranien-Moers, Akten, Nr. 106, fol. 83r–142v. Überlieferung als undatierte „Translatie“ der oranischen Verwaltung.  –  81 Henrichs, Grafschaft, 260.  –  82 27.6.1608, UB Krefeld/Mörs Nr. 6305. Prior Degenhard Dumetanus verweigerte diese Auskunft (UB Krefeld/Mörs Nr. 6307). Die Erhebungen, die Rentmeister Vermehren selbst durchführte, sind nicht überliefert, 21.10.1608 (UB Krefeld/ Mörs Nr. 6314). Am 15.6.1613 erneuerte er das Verbot der Neuaufnahme von Konventualen und des Güterverkaufs, UB Krefeld/Mörs Nr. 6448.  –  83 Am 20.5.1608 schreibt er wegen des Verkaufs des Klosters an den oranischen Rentmeister, UB Krefeld/Mörs Nr. 6304.  –  84 7.9.1608, UB Krefeld/ Mörs Nr. 6309; ebenso 3.12.1608, UB Krefeld/Mörs Nr. 6317.  –  85 Dazu auch Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 37.  –  86 ISF KB 81, p. 955–960; ISF KB 47, fol. 304r–311v.  –  87 Ebd.  –  88 22.1.1611, UB Krefeld/Mörs Nr. 6371.  –  89 16.10.1612, UB Krefeld/Mörs Nr. 6432.  –  90 22.5.1613, UB Krefeld/ Mörs Nr. 6441. Fantoni war noch bis zum 26.5.1613 Generalvikar des Ordens. In den Sitzungsprotokollen des Generalkapitels (vgl. dazu Anm. 92) findet dieser Vorgang keinen Niederschlag.  –  91 Acta Cap. Gen. 2, 31f.  –  92  ISF KB 81, p. 955–960; ISF KB 47, fol. 304r–311v.  –  93  16.4.1614, UB Krefeld/Mörs Nr. 6516. Dazu und zu dem Streit über die Verwendung des Verkaufserlöses Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 37 und Panzer, Observanz und Reform, 65–67.  –  94 Ebd., 66, 161.  –  95 ISF KB 45, fol. 24 r/v.  –  96 3.12.1608, UB Krefeld/Mörs Nr. 6317.  –  97  Das Repertorium „Kloster Mörs“ im LAV NRW R verzeichnet auch die Druckorte im UB Krefeld/Mörs.  –  98 LAV NRW R, Moers, Karmeliter, Repertorien und Handschriften, Nr. 1. Das Kopiar trug im ProvinzA die Signatur L 100. Eine vollständige Abschrift des Kopiars findet sich im HASt Köln, Farragines Gelenii VII, fol. 80–181. Die Historiographen des Erzbistums Köln, die Brüder Johannes (1583–1631) und Aegidius Gelenius (1595–1656) sammelten umfangreiches Material zur Geschichte des Erzbistums in 30 Bänden „Farragines diplomatum et notationum pro historia“.   –  99 Die Akte fehlt im Bestand (Befund im Februar 2008), ist jedoch als Mikrofiche zugänglich.  –  100 Wensky, Moers, 122.  –  101 Dehio, Nord­rhein-Westfalen 1, Rheinland, München/

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Berlin 2005, 692.  –  102 UB Krefeld/Mörs Nr. 3741.  –  103 Abb. bei Knupp-Uhlenhaut, Moers, 538, Nr. 2; 542, Nr. 5.  –  104 UB Krefeld/Mörs Nr. 2775 mit fehlerhafter Datierung auf das Jahr 1452 anstelle von 1462.  –  105 UB Krefeld/Mörs Nr. 2994.  –  106  Hirschberg, Grafschaft, 49.  –  107 Preuß, Moers, 364.   –  108 LAV NRW R, Regierung Moers III a Generalia Nr. 3, fol 20.  –  109 Preuß, Moers, 364.  –  110 Für die Jahre 1500–1598 folgen die Angaben den Aufzeichnungen des Jakob Milendunck zu den entsprechenden Jahren: ISF KB 44.  –  111 Milendunck, Elenchus, ISF KB 46, fol. 13v, 599v. Rosier, Overzicht, 47, setzt ihn mit dem späteren Gelderner Prior Johannes Trip gleich.  –  112 So die Angabe in ISF KB 46, fol. 600r.  –  113 Grosso, Jean Soreth, 104; Rosier, Overzicht, 41.  –  114 ISF KB 46, fol. 601r. Die Angabe im UB Krefeld/Mörs Nr. 3734, Tilman Auwel habe 1477 ein Kopiar anlegen lassen, folgt einer Eintragung in den Farragines Gelenii. Da diese zeitliche Zuordnung aus keiner anderen Quelle belegbar ist und zugleich den Priorenlisten des Jakob Milendunck widerspricht, wird sie hier nicht berücksichtigt.  –  115 ISF KB 46, fol. 605r.  –  116 Ebd.  –  117 Genannt auch am 8.10.1475, UB Krefeld/Mörs Nr. 3714; 26.2.1490, ebd., Nr. 4255; 10.1.1494, ebd., Nr. 4481.  –  118 Genannt auch am 7.2.1510, ebd., Nr. 4891.  –  119 Genannt 1520 Juni 12, ebd., Nr. 5005.

Edeltraud Klueting 

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München Es gab in der bayerischen Landeshauptstadt nie ein Kloster der Beschuhten Karmeliten (O.Carm) oder Karmelitinnen, sondern nur Niederlassungen der Unbeschuhten Karmeliten (OCD), von denen die Männer 1629 und die Frauen 1711 nach München kamen.1 Doch dachte man schon 1746 an die Einrichtung eines Klosters der Beschuhten Karmeliten in München. Tatsächlich entstand 1780 aber nur eine Residenz, die 1790 aufgegeben wurde. Provinz Bayerisches Provinzvikariat Diözese Freising Lage Die Residenz der Beschuhten Karmeliten befand sich in zentraler Lage Münchens „auf dem Rochus-Bergl“ nahe der kurfürstlichen Residenz, des Theatinerklosters und der Theatiner(Hof-)Kirche (heute Dominikanerkirche). Es handelte sich um die Parzelle Prannerstraße 13,2 die zwischen dem Promenadeplatz im Süden und der Salvatorstraße im Norden liegt. In unmittelbarer Nachbarschaft befand sich die Niederlassung der Unbeschuhten Karmelitinnen (Rochusstraße 6 und 7 bzw. heute Pacellistraße 6) mit der bereits 1704 errichteten, heute noch stehenden und als Kirche in Gebrauch befindlichen Dreifaltigkeitskirche. Ganz in der Nähe war auch das Kloster der Unbeschuhten Karmeliten (Karmeliterstraße) mit der noch vorhandenen, heute aber profanierten und das Archiv der Erzdiözese München und Freising beherbergenden Karmelitenkirche. Am rechts anschließenden Nachbarhaus des Hauses Prannerstraße 13, d. h. am Haus Prannerstraße 15, befindet sich heute (2007) eine Tafel mit der Aufschrift: „Lauffinger Haus. Diese im Jahre 1487 den Lauffinger’schen Eheleuten gehörende Behausung kam 1738 in den Besitz der reichsgräflichen Familie von Hoerwarth, 1780 an die Carmeliterklöster zu Straubing und Abensberg, 1790 an Sigmund Grafen von Spreti, war ab 1810 Eigentum der Schlossermeister-Familien Schörg, wurde umgebaut von Schlossermeister Christian Schörg im Jahre 1888 und blieb danach im Familienbesitz bis zum Jahre 1923. Nach nochmaligem Eigentümerwechsel wurde das Anwesen 1978 von der DSK Grundbesitz-Verwaltungs-Gesellschaft mbH & Co. KG, München, erworben und im Jahre 1980 völlig neu errichtet“. GESCHICHTE Einen Hinweis auf die Absicht, als Filialkloster von Straubing in München eine Niederlassung zu errichten, bietet ein Brief des Provinzials der Oberdeutschen Provinz, P. Felicianus a S. Theresia O.Carm., an P. Eugenius Mecenatur OCD in München vom 7. September 1746.3 Mangels eines eigenen Klosters oder zumindest einer Residenz mussten die Beschuhten Karmeliten bei Aufenthalten in München oder auf der Durchreise die Gastfreundschaft der Unbeschuhten Karmeliten in Anspruch nehmen, für deren Gewährung der Provinzialvikar des Bayerischen Provinzvikariats der Beschuhten, P. Anastasius a S. Martino, nach dem Erwerb des Münchener Hauses, am 1. Juni 1781,4 dem Prior der Unbeschuhten Karmeliten in München ebenso dankte wie für die zweimal vorgekommene Bestattung von An-

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gehörigen der Beschuhten Karmeliten, nämlich P. Corbinianus a S. Sigismundo aus Abensberg († 15.3.1729) und P. Pancratius a S. Francisco († novissime, jüngst, also wohl 1781).5 1780 kauften die Beschuhten Karmeliten in München das Haus des kurfürstlichen Kämmerers Johann Cajetan Graf von Hoerwarth für 11.000 fl. Kaufpreis und 100 fl. Leikauf,6 nachdem Kurfürst Karl Theodor von Bayern am 14. August 1780 verfügt hatte, dass die Beschuhten Karmeliten das Haus „bewohnen därften, welches jedoch zu einem Kloster oder Hospitium nimmermehr errichtet“ werden solle.7 Der Kurfürst wünschte ausdrücklich nicht die Gründung eines Klosters der Beschuhten Karmeliten. Am 27. Oktober 1780 ging das Haus zu dem genannten Kaufpreis an die Beschuhten Karmeliten in Straubing und Abensberg über.8 Am 26. Januar 17819 erging eine weitere kurfürstliche Resolution: „[...] hat man für eine blose kurfürstliche Gnade zu achten, womit man nicht den Karmeliten, sondern nur den Grafen von Hörwarth zu gratificiren gesucht hat, weil er keinen andern Käufer für diese lang feil gestandene Behausung ihrer unbequemen Lage halber ausfündig zu machen wuste. Es sollen dahero die Karmeliten sothanes Haus, fals sich noch ein Käufer hervor thäte, gegen paare Bezahlung dessen, was sie dafür ausgelegt und erweislich darin verwendet haben, wiederum abzutreten schuldig seyn, solches auch bis dahin selbst niemal durch mehr als ein oder höchstens zween Religiosen ihres Ordens bewohnen därfen, indem die nöthige Besorgung ihrer hiesigen Geschäfte keine größere Anzahl erfodert“.10 Der Kurfürst verbot also nicht nur die Errichtung eines Klosters, sondern machte den Beschuhten Karmeliten darüber hinaus zur Auflage, ihr Münchener Haus wieder zu veräußern, wenn der Vorbesitzer, Graf Hoerwarth, doch noch einen anderen und dem Kurfürsten genehmeren Kaufinteressenten finden sollte. Die Karmeliten dienten so – in der Zeit der Katholischen Aufklärung und ihrer besonders gegen die Bettelorden gerichteten polemischen Kloster- und Mönchskritik11 – als „Lückenbüßer“ im Interesse des wirtschaftlichen Vorteils des vom Kurfürsten protegierten Grafen Hoerwarth. Auf Einwendungen („Besorgnisse“) des Pfarrers der Stiftskirche Unserer Lieben Frau (Frauenkirche St. Marien) in München untersagte der Kurfürst den Beschuhten Karmeliten auch die Wahrnehmung der Seelsorge in Verbindung mit ihrem Münchener Haus.12 Mit einer am 20. März 1781 notariell bestätigten Erklärung vom 22. Oktober 1780 hatten sich zu diesem Zeitpunkt der Provinzvikar P. Anastasius a S. Martino und der Straubinger Prior P. Thomas Aquinas a S. Feliciano bereits verpflichtet, aus der Residenz in München kein Kloster zu machen.13 Bezogen wurde die Residenz am Allerheiligentag, dem 1. November, 1780. Der Vorsteher der Residenz, der auf dem Provinzkapitel Stimmrecht hatte, führte die Bezeichnung Praeses. Genannt werden für den Anfang P. Andreas a S. Maximiliano als Präses, P. Victorianus a S. Benedicto und Fr. Antonius a Corde Jesu, der als Koch und Chirurg diente, ferner ein Kandidat als Hausdiener.14 Für die folgenden Jahre verzeichnet das Straubinger Konventsbuch, der „Liber Decretalis Conventus Straubingani“, für die „Domus Monacensis“ für 1781 neben P. Andreas a S. Maximiliano als Präses,15 P. Pancratius a S. Franciso,16 für 1783 Raymundus a S. Josepho

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als Präses,17 für 1785 P. Raymundus Simpirges als Präses18 und neben ihm P. Cyrillus Wolferseder19 und für 1789 P. Franciscus de Paula Greindl als Präses oder Regens studiorum 20 sowie P. Simon Heckenstaller.21 Die Geschichte der Münchener Residenz der Beschuhten Karmeliten endete 1790 mit dem auf Ersuchen des Konvents von Straubing beim Definitorium am 30. April 1790 in Abensberg genehmigten Verkauf des Hauses,22 das Sigmund Graf von Spreti gegen 11.000 fl. und 10 Fl. Leikauf erwarb. Am 6. Mai 1790 war der Verkauf abgeschlossen.23 ARCHIV Ein eigenes Archiv der Residenz ist nicht überliefert. Siehe jedoch HStA München, Straubing Karmeliten, Kloster-Literalien, Nr. 31 (= KL 31) (Klosterresidenz in München 1746–1781). (Die auf die Karmeliten in München bezogenen Urkunden im Urkundenbestand des HStA München gehören zur Provenienz der Unbeschuhten Karmeliten) – Konventsarchiv Straubing, C III (Straubinger Konventsbuch bzw. Liber Decretalis Conventus Straubingani). BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Es ist wohl nichts mehr vorhanden. LITERATUR Deckert, Karmel in Straubing, 311f. – Ders., Die Karmelitenklöster in Bayern. Zwischen Reformation und Säkularisation. In: Zs. für bayerische Landesgesch. 53, 1990, 3–49, hier 41 – Häuserbuch der Stadt München. Hg. vom StadtA München nach den Vorarbeiten von Andreas Burgmaier. Bd. 2: Kreuzviertel. München 1960. 1 Rainer Braun, Klöster in Bayern um 1800 – eine Bestandsaufnahme. München 2005, 49–51.  –  2 Häuserbuch, 193.   –  3 HStA München, Straubing Karmeliten, KL 31, ungez., Or.   –  4 Bei Deckert, Karmel in Straubing, 312: „1. Januar (1782?)“.   –  5 HStA München, Straubing Karmeliten, KL 31, Nr. 3, Or.   –  6 Lei(h)kauf = Weinkauf, Kosten für die Zeugenbewirtung als rechtlicher Formalakt zum Abschluss des Kaufgeschäfts.   –  7 HStA München, Straubing Karmeliten, KL 31, Nr. 1, Kurfürstl. Resolution, Abschrift.   –  8 Häuserbuch, 194. Die Karmelitenklöster Straubing und Abensberg hatten sich 1771 als eigenes Bayerisches Provinzvikariat von der Oberdeutschen Provinz abgetrennt [→ Bayerisches Provinzvikariat].   –  9 Bei Deckert, Karmel in Straubing, 312: „26. Januar 1780“. Durch diese Fehldatierung, wohl durch Lesefehler, ist in der Darstellung bei Deckert die Chronologie gestört.   –  10 HStA München, Straubing Karmeliten, KL 31, Nr. 1, weitere kurfürstl. Resolution, Abschrift.   –  11 Dazu u.a. Irmingard Böhm, Literarische Wegbereiter der Säkularisation. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens 94, 1983, 518–537; HansWolf Jäger, Mönchskritik und Klostersatire in der deutschen Spätaufklärung. In: Harm Klueting (Hg.), Katholische Aufklärung − Aufklärung im katholischen Deutschland. Hamburg 1993 (Stud. zum 18. Jh. 15), 192–207.  –  12 HStA München, Straubing Karmeliten, KL 31, Nr. 1, weitere kurfürstl. Resolution, Abschrift.  –  13 Ebd., Nr. 2, Abschrift.   –  14 Deckert, Karmel in Straubing, 312.  –  15 KonventsA Straubing, C III, 357.   –  16 Ebd., 360.   –  17 Ebd., 375.   –  18 Ebd., 409.   –  19 Ebd., 414.  –  20 Ebd., 436.   –  21 Ebd., 440.   –  22 Ebd., 447.   –  23 Häuserbuch, 194.

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Neuleiningen Die kleine Niederlassung der Karmeliter bei der gräflich-leiningenschen Burg und Stadt Neuleiningen hat in der pfälzischen Landesgeschichte und in der Ordenshistoriographie nur wenig Aufmerksamkeit gefunden. Wesentliche Angaben zur Geschichte des Klosters, das lediglich im 14. und 15. Jh. zeitweilig mit Ordensleuten besetzt war, verdanken wir dem leiningenschen Chronisten Johann Ludwig Knoch und dem Karmeliter Jakob Milendunck. Ein wichtiger Zweck der Klostergründung dürfte die Seelsorge für die Burgbewohner und die nach Sausenheim eingepfarrten Bewohner Neuleiningens gewesen sein. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Worms Lage Das Kloster befand sich bei der Hl. Kreuzkapelle (Lage: Mittelgasse/Neuleiningen), die gleichzeitig oder bald nach der Gründung des Klosters erbaut worden sein dürfte. Die Klostergebäude sind, abgesehen von der mehrfach umgebauten Kapelle, nicht mehr erhalten. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Die Gründung eines Karmeliterklosters zu Neuleiningen erfolgte vielleicht schon zu Beginn des 14. Jhs. durch die Grafen von Leiningen, namentlich durch Graf Friedrich (IV.) von Leiningen († 1316) oder dessen Sohn Friedrich (V., † 1327), den Begründer der aus der Erbteilung von 1317 hervorgegangenen leiningenschen Hauptlinie Leiningen-Dagsburg.1 Johann Ludwig Knoch nennt als ungefähres Gründungsdatum das Jahr 1300, während sonst in der Literatur oft das Jahr 1316 zu finden ist, doch könnten die Notizen bei Milendunck auch auf eine spätere Gründung um die Mitte des 14. Jhs. hinweisen. 1353 erwirkte der aus der Ministerialität der Grafen von Leiningen stammende Dietrich Zoller, dessen Sohn Johannes zu dieser Zeit als Domherr in Speyer nachzuweisen ist,2 für das Kloster einen päpstlichen Ablassbrief, der wenige Jahre später durch den Wormser Bischof Dietrich Beyer von Boppard (1359–1365) bestätigt wurde.3 In den Akten der Provinzkapitel wird das Kloster zwischen 1357 und 1364 erwähnt, wobei 1361 als Prior Richolf genannt wird; 1363 erfolgte eine Visitation des Klosters durch den Provinzial und den Wormser Prior.4 Aufhebung des Klosters Knoch zufolge setzte wenig später bereits ein Niedergang des Klosters ein, der wohl zu Beginn des 15. Jhs. dazu führte, dass die Karmeliter das Kloster verließen. Der Versuch, das Karmeliterkloster wieder auf eine lebensfähige Grundlage zu stellen, ist verbunden mit dem Grafen bzw. Landgrafen Hesso von Leiningen-Dagsburg († 1467). Hesso, der bald darauf auch eine erfolgreiche Reform im Chorherrenstift Höningen durchführen sollte,5 nahm 1438 eine „Reform“ des Klosters vor, in deren Zusammenhang auch von einer Wallfahrt nach Neuleiningen die Rede ist.6 Der Erfolg der Maßnahmen des Grafen scheint jedoch gering gewesen zu sein. Immerhin werden zwischen 1459 und 1468 als Prokura-

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toren des wiedererrichteten Klosters nacheinander die Brüder Johannes Zinck, Matthäus von Dypach und Simon von Carben erwähnt.7 Mit der nach dem erbenlosen Tod Landgraf Hessos erfolgten Inbesitznahme Neuleiningens durch Pfalzgraf Friedrich den Siegreichen und den Wormser Bischof Reinhard von Sickingen wurde das Karmeliterkloster 1468 aufgehoben. Die Einnahmen des Klosters wurden zur Versorgung eines Priesters in der ehemaligen Klosterkirche bestimmt, die bis 1555 katholische Pfarrkirche blieb.8 ARCHIV Die archivalische Überlieferungslage zum Karmeliterkloster Neuleiningen ist äußerst schlecht; gedruckte Quellen fehlen ebenfalls fast gänzlich. In folgenden Archiven befinden sich Quellen zum Kloster: Amorbach, Fürstlich Leiningensches Archiv, Best. A4/63/1, fol. 116v–117r (Johann Ludwig Knoch, Hochgräflich-Leiningen-Westerburgische Hauschronik, 1762). Das Fürstlich Leiningensche Archiv ist seit Ende 2003 nicht mehr für Benutzer zugänglich; die Akten und Amtsbücher des Archivs könnten evtl. noch weitere Hinweise auf das Karmeliterkloster bieten. Die Urkunden des Archivs wurden nach den im Landesarchiv Speyer befindlichen Regesten der Amorbacher „Linksrheinischen Urkunden“ überprüft. – Aufzeichnungen des Historiographen Jakob Milendunck in ISF KB 43, fol. 388r, 392r; ISF KB 46, fol. 544r-v; ISF KB 52, fol. 141v, 143v – Speyer, Landesarchiv, Best. X 53 Nr. 13 (Bruchstücke zur Knoch’schen Kirchengeschichte, Kopie aus dem Fürstlich Leiningenschen Archiv Amorbach), n. 4; Best. X 53 Nr. 16 (Johann Ludwig Knoch, Beschreibung und historische Begebenheiten des Schlosses und Fleckens Neuleiningen, Kopie aus dem Fürstlich Leiningenschen Archiv Amorbach), S. 7f. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die zum Kloster gehörige Kirche (Hl. Kreuzkapelle) diente nach der Aufhebung des Klosters weiterhin dem Gottesdienst in Neuleiningen (Filialkirche von Sausenheim).9 1555 wurde die ehemalige Klosterkirche in eine evangelische Kirche umgewandelt; im 18. Jh. wurde die Kirche mehrfach umfunktioniert und schließlich zerstört. 1822 erfolgte ein Verkauf an die jüdische Kultusgemeinde von Neuleiningen (Umbau zur Synagoge), 1902 erwarb die Gemeinde Neuleiningen das ehemalige Kirchengebäude (Umbau zum Gemeindehaus mit Lehrerwohnung; 1957 Errichtung einer protestantischen Kirche auf dem westlichen Teil der ehemaligen Kirche, 1986 Renovierung).10 PRIOREN UND PROKURATOREN Richolf, Prior, 1361–1363 – Nikolaus von Münster (de Monasterio), Prior, 1363–1364 – Johannes Zinck, Prokurator, 1459–1467 – Matthäus von Dypach, Prokurator, 1467 – Simon von Carben, Prokurator, 1468 LITERATUR Das Bistum Worms. Von der Römerzeit bis zur Auflösung 1801. Hg. von Friedhelm

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Jürgensmeier. Würzburg 1997, 84 (Beiträge zur Mainzer Kirchengesch. 5) – Michael Frey, Versuch einer geographisch-hist.-statistischen Beschreibung des königlich bayerischen Rheinkreises. 2. Tl.: Beschreibung des Gerichts-Bezirks von Frankenthal. Speyer 1836/1837, Nd. Pirmasens 1975, 375f. – Franz Haffner, Die Kirche am Ende des Mittelalters. In: Pfalzatlas. Textbd. 2. Speyer 1971, 834–846, hier 843 Anm. 67 – Hdb. der Hist. Stätten Deutschlands. Bd. 5: Rheinland-Pfalz und Saarland. Hg. von Ludwig Petry. 3. Aufl. Stuttgart 1988, 255f. – Hans Heiberger, Neuleiningen. Gesch. einer Bergfestung. 2. Aufl. Heidelberg 1982, 46 – Joachim Kemper, Klosterreformen im Bistum Worms im späten Mittelalter. Mainz 2006, 66f. (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 115) – Die Kunstdenkmäler der Pfalz. Bd. 8: Stadt und Lkr. Frankenthal. Bearb. von Anton Eckhardt. München 1939, 416f. (Die Kunstdenkmäler von Bayern 6/8) – Johann Georg Lehmann, Gesch. Gemälde aus dem Rheinkreise Bayerns. Erstes Heft: Das Leininger Thal. Heidelberg 1832, Nd. Pirmasens 1974, 22–24 – Peter Moraw, Klöster und Stifte im Mittelalter. In: Pfalzatlas. Textbd. 1. Speyer 1964, 19–31, hier 29 – 750 Jahre Neuleiningen. Neuleiningen 1992, 40–42 – Meinrad Schaab, Die Diözese Worms im Mittelalter. In: Freiburger Diözesan-Archiv 86, 1966, 94–219, hier 188 – Josef Sprissler, Gab es in Neuleiningen ein Kloster? Ein Beitrag zur Kirchengesch. der Pfalz. In: Palatina. Heimatblatt der Pfälzer Zeitung und des Rheinischen Volksblattes 19, 1934, 73f., 79f., 83f. 1

Knoch: „Der eigentliche Stifter desselben aber graff Friedrich zu Leiningen, doch ohne Vermeldung des Jahrs, geweßen“, Speyer, LA, Best. X 53 Nr. 16, S. 7. Zu den Grafen von Leiningen im späten Mittelalter vgl. Ingo Toussaint, Die Grafschaften Leiningen im Mittelalter (1237–1467)/ Die Grafschaften Leiningen in der Neuzeit. In: Pfalzatlas. Textbd. 2. Speyer 1971, 1056–1107; Ders., Die Grafen von Leiningen. Stud. zur leiningischen Genealogie und Territorialgesch. bis zur Teilung von 1317/18. Sigmaringen 1982.  –  2 Gerhard Fouquet, Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350–1540). Adlige Freundschaft, fürstliche Patronage und päpstliche Klientel. Mainz 1987, 881f. (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 57).  –  3 Amorbach, Fürstlich Leiningensches Archiv, Best. A4/63/1, fol. 116v–117r; Speyer, LA, Best. X 53 Nr. 16, S. 7.  –  4 ISF KB 46, fol. 544r bzw. Nr. 52, fol. 141v, 143v.  –  5 Kemper, Klosterreformen, 276–290 (zu Neuleiningen, 66f.).  –  6 Hesso erteilte den Besuchern des Karmeliterklosters zu Neuleiningen sein Geleit, Amorbach, Fürstlich Leiningensches Archiv, Best. A4/63/1, fol. 116v–117r; Speyer, LA, Best. X 53 Nr. 16, S. 7.  –  7 ISF KB 43, fol. 388r, 392r bzw. 46, fol. 544r-v. 1453 präsentierte Landgraf Hesso dem Wormser Dompropst für ein Altarbenefizium in Tiefenthal einen Karmeliten, der möglicherweise mit dem Neuleininger Kloster in Verbindung zu setzen ist, vgl. Neue Urk. zur pfälzischen Kirchengesch. im Mittelalter, in Regestenform veröffentlicht. Bearb. von Franz Xaver Glasschröder. Speyer 1930, 167, Nr. 266 (Veröff. der Pfälzischen Ges. zur Förderung der Wissenschaften 14).  –  8 Amorbach, Fürstlich Leiningensches Archiv, Best. A4/63/1, fol. 116v–117r; Speyer, LA, Best. X 53 Nr. 16, S. 7; Glasschröder, Neue Urk. zur pfälzischen Kirchengesch. (wie Anm. 7), 178, Nr. 282 (Jahrtagstiftung an der ehemaligen Klosterkirche, 1489); 198, Nr. 300 (Erwähnung der „Clösterlein“ genannten Hl. Kreuzkapelle, 1541).  –  9 Als zweite Kirche bzw. Kapelle existierte seit dem 13. Jh. (Erbauung der Burg Neuleiningen) eine Burgkapelle (Patrozinium St. Nikolaus): Stadt und Lkr. Frankenthal, 405–414.  –  10 Ebd., 416f.; Heiberger, Neuleiningen, 46; Hdb. der Hist. Stätten Deutschlands 5, 255f.; 750 Jahre Neuleiningen, 40–42.

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Neustadt am Kulm Der Rauhe Kulm mit seiner markanten Silhouette, die an den Berg Karmel im Heiligen Land erinnert, legte die Gründung eines Karmelitenklosters durch Burggraf Johann III. von Nürnberg im Jahr 1413 nahe. Der kleine Konvent bestand nur 114 Jahre bis 1527, als die Reformation das markgräfliche Territorium erfasste. Die Landesherren zogen die materielle Ausstattung des Klosters zugunsten des Kastenamtes Neustadt am Kulm ein, private Zuwendungen blieben in der Verfügung der nun lutherischen Stadtpfarrkirche. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Regensburg Lage Das Kloster lag südlich des Neustädter Stadtplatzes und grenzte an die Stadtmauer. Die Klostergebäude brannten 1531 nieder, wurden allerdings wiederhergestellt. Ein Jahrhundert später wurden sie im Dreißigjährigen Krieg 1633 endgültig zerstört. Die Klosterkirche wird seit der Reformationszeit als ev.-luth. Stadtpfarrkirche genutzt. Patrozinium Patron der Klosterkirche war der hl. Erhard. Siegel Die Siegel von Konvent und Prior sind an einer Urkunde vom 30. November 1520 überliefert. Das runde Konventssiegel zeigt in einer Ädikula die Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Arm. Die Umschrift ist nicht mehr lesbar, aber es ist zu vermuten: „Sigillum fratrum monasterii de monte Carmelo“. In dem spitzovalen Siegel des Priors Paul Meyenthaler ist in einer gotischen Ädikula entweder der Prior oder ein anderer Priester bei der Messfeier dargestellt. Die Umschrift ist unlesbar. Als drittes Siegel hängt an der Urkunde das Siegel des Provinzials der Oberdeutschen Provinz. Es zeigt eine Kreuzigungsgruppe.1 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung In der zweiten Hälfte des 18. Jhs. umreißt Heinrich Arnold Lange in seiner Beschreibung des Fürstentums Bayreuth in wenigen Sätzen die Geschichte von Neustadt am Kulm mit seinem Karmelitenkloster: „Die Stadt, welche im Anfang Culmstadt hieß, wurde ex post Neustadt am Kulm benennt. Burggraf Johannes III. stiftete anno 1413 ein Carmeliter Closter dahin, welches 12 bis 16 Carmelitermönche und einen Priester ernährte. Es wurde aber anno 1527, nachdeme sich die Pfaffen verlaufen hatten, secularisiert, die Revenuen zum Amt gezogen und die Kirche denen Evangelischen eingeräumt“.2 Das heute im Regierungsbezirk Oberpfalz im Landkreis Neustadt an der Waldnaab liegende Neustadt am Kulm gehörte bis 1804 zum Markgraftum BrandenburgKulmbach-Bayreuth. 1281 verpfändeten die Landgrafen von Leuchtenberg das Reichslehen am Rauhen Kulm mit der Burg an Burggraf Friedrich III. von Nürnberg, der 1298 auch die Burg auf dem gegenüberliegenden Schlechten oder Kleinen Kulm von Friedrich Oberndörffer erwarb, sodass sich beide Burgen am Kulm im Besitz der Zollern befanden. Die systematische Anlage der Stadt nach der Genehmigung durch Kaiser Karl IV. im Jahr 1370 ist im Grundriss bis heute erkennbar.3

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Papst Johannes XXII. erlaubte am 7. Mai 1413 die Gründung eines Karmelitenklosters.4 Burggraf Johann III. von Nürnberg tat am 29. November 1413 den entscheidenden Schritt, zu dem ihn angeblich die Äußerung von sechs aus dem Heiligen Land kommenden Karmeliten veranlasste, dass selten eine Erhebung dem Berge Karmel so gleiche wie der Rauhe Kulm.5 Für den Bau des Klosters erhielten die Karmeliten eine Hofstätte, dazu vier Tagwerk Wiese unter Mockersdorf, einen Weiher beim Scheckenhof, wo sich auch die Ställe und die Dienstleute des Klosters befanden, außerdem den Zehnt zu Mockersdorf, Getreide und die Befreiung von allen Fronen.6 Im Gegenzug erwartete der Markgraf von den Karmeliten die angemessene Feier der Liturgie und jeden Freitag eine Predigt.7 Die seit 1414 errichtete und dem hl. Erhard geweihte Klosterkirche blieb eine Filiale der Pfarrei Mockersdorf, die die Seelsorge in Neustadt betreute. Obwohl Burggraf Johann dem dortigen Pfarrer im Gründungsjahr des Klosters zusicherte, dass seine pfarrlichen Rechte durch die Klostergründung nicht beschnitten würden und ihm auch den Zehnt zu Scheckenhof zusprach, kam es später immer wieder zu Konflikten, als sich die Bevölkerung in seelsorglichen Belangen zunehmend an die Karmeliten wandte.8 Dass die Grundausstattung als ökonomische Basis für den Konvent zu schmal war, zeigt die Tatsache, dass das Kloster 1416 von den Karmelitenklöstern in Bamberg und Nürnberg Teile ihrer Terminierbezirke erhielt. 1418 folgte ein Aufruf zur Spende liturgischer Geräte und Gewänder. Ein gewisser Erhard Förster stiftete dem Kloster am 12. November 1436 die Summe von 450 Gulden, wofür vom Konvent täglich eine Messe zu Ehren der Gottesmutter erwartet wurde.9 Diese Summe war dem bescheidenen Klösterchen ebenso willkommen wie die 300 Gulden, die der Konvent 1448 aus einer Schuldverschreibung des Markgrafen an Hanns von Zedniz zu Liebenstein erhielt.10 Weitere Entwicklung In der Oberdeutschen Provinz zählten Neustadt am Kulm wie auch Sparneck [→ Sparneck] zu den kleineren, unscheinbaren Konventen. Immerhin trat Johannes Benzenreuther, der von 1490 bis 1499 als Provinzial Bedeutung erlangte, zunächst in Neustadt am Kulm in den Karmelitenorden ein, wechselte aber später in den reformorientierten Konvent Heilbronn [→ Heilbronn]. Benzenreuthers Eintritt in Neustadt am Kulm liegt vor 1469, denn in diesem Jahr ging er zum Studium nach Wien und wechselte 1471 an die Universität Erfurt. Bereits 1475 ist er in Heilbronn mit der Aufgabe eines Lektors betraut. Seine Studien schloss er in Tübingen zwischen 1484 und 1488 mit dem Magister der Theologie ab.11 Das Amt des Lektors, wie es Benzenreuther in Heilbronn bekleidet hatte, fehlte in Neustadt am Kulm ebenso wie die Position des Informators, zwei Ämter, die die Voraussetzung für ein Hausstudium in den Klöstern bildeten.12 Auf den Provinzkapiteln der Oberdeutschen Provinz sind die Neustädter Prioren nicht unter den jeweils vier Definitoren zu finden. Die Ordensreform des Generalpriors Johannes Soreth (1451–1471), die in der Oberdeutschen Provinz insgesamt nur geringe Erfolge verzeichnen konnte, drang auch nicht bis zum Rauhen Kulm. Über das geistige und geistliche Leben des Konvents und sein Wirken in der Stadt und

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ihrer Umgebung kann jedoch kein Urteil gefällt werden, da entsprechende Quellen fehlen. Aufhebung des Klosters Zum Jahr der Klosteraufhebung lassen sich in der Literatur unterschiedliche Angaben finden. Das Jahr 1527 als Zeitpunkt des Übertritts Markgraf Georgs des Frommen zum lutherischen Bekenntnis markierte auch einen tiefen Einschnitt für die Neustädter Karmeliten, von denen vermutlich einige in andere, nicht von der Reformation bedrohte Klöster wechselten. Andererseits ist davon die Rede, dass der Konvent 1529 dem Provinzial unterstellt wurde und dem Orden erst 1549 endgültig verlorenging.13 Dieses Datum ist eindeutig zu spät angesetzt, da die Klostergebäude bereits 1531 durch Brand zerstört wurden, und mit Georg Mach der erste lutherische Prediger in die ehemalige Klosterkirche Einzug hielt.14 Er bewohnte zunächst einen Teil der nach dem Brand von 1531 wiedererrichteten Klostergebäude, bis er sie im Markgräflerkrieg 1553 nach der Zerstörung der Burgen auf den beiden Kulmen den dortigen Amtleuten überlassen musste. Am 6. Februar 1536 werden die Neustädter Karmeliten ein letztes Mal erwähnt, als der Provinzial Andreas Stoß in einem Bericht an Generalprior Nikolaus Audet Neustadt am Kulm zu den verlorengegangenen Konventen des Ordens zählte. Die Hoffnung des Provinzials, beim Kaiser eine Restitution des Klosters zu erwirken, ging nicht in Erfüllung.15 ARCHIV Die Reste des Klosterarchivs sind in das Staatsarchiv Bamberg gelangt, da Neustadt am Kulm bis 1804 Teil des Fürstentums Bayreuth war, dann bayerisch wurde, zunächst zum Regenkreis gehörte und heute im Landkreis Neustadt an der Waldnaab im Regierungsbezirk Oberpfalz liegt. Sie befinden sich in den Beständen des Markgraftums Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth, insbesondere in den Unterfonds des Geheimen Hausarchivs Plassenburg (GHAP) und des Geheimen Archivs Bayreuth (GAB). Erhalten sind die Diplome zur Gründung (Rep. A 160 Brandenburger Urkunden), weitere wichtige Urkunden zur Besitzgeschichte (Rep. A. 180 Brandenburger Klöster L. 615 Nr. 1233a–1233e), historische Notizen in den Kollektaneen Baader Bd. 9 des Geheimen Archivs Bayreuth unter Nr. 11 (GAB Nr. 4670 fol. 59, 166) sowie Abschriften der wichtigsten Urkunden unter der Signatur GHAP Nr. 9765. Eine ausführliche Beschreibung der Geschichte der Stadt und besonders des Klosters aus der Feder Alexander Carners, des sechsten evangelischen Stadtpfarrers (1634–1668), die von dem Landschaftskommissar Wolfgang Schmidt bis in die zweite Hälfte des 18. Jhs. fortgeführt und von dem bedeutenden Plassenburger Archivar Philipp Ernst Spieß (1769–1794) am 16. Dezember 1770 mit einem Kollationierungsvermerk versehen wurde, findet sich in der Plassenburger Archivregistratur unter der Signatur GHAP Nr. 7964. Aus dem Geheimen Hausarchiv Plassenburg (Nr. 3334) stammt eine Beschreibung der zwölf markgräflichen Klöster, die in Teil 2 unter VII auf den Seiten 215–217 einen kurzen Abriss der Klostergeschichte enthält. Der Konvent wird ausführlicher in der historischen Be-

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schreibung der Stadt Neustadt am Kulm von Wolfgang Schmidt aus dem Jahr 1770 im zweiten Abschnitt „Nachrichten über Kloster, Pfarrkirche und Ort Neustadt a. Culm“ behandelt (GHAP Nr. 3344). BAU- UND KUNStdenkmäler Aus der Gründungszeit des Klosters haben sich von dem spätgotischen Kirchenbau das Portal sowie Teile des gotischen Chores und das Turmuntergeschoss in dem heute bestehenden Bau der ev.-luth. Stadtpfarrkirche erhalten. Hier befindet sich auch ein kleines gotisches Steinrelief, das Christus am Kreuz mit Maria und Johannes zeigt.16 Die Langhausdecke wurde ab 1708 neugestaltet und stuckiert, das Turmoberteil nach Brand 1846 wieder hergestellt. PRIOREN17 Georg 1413–1428 – Konrad Krämer (Institor) 1428–1431 – Friedrich Grimm 1432–1438 – Kilian von Sal 1439–1440 – Heinrich Gredelbeck 1441–1456 – Ulrich Krämer (Institor) 1456–1457 – Heinrich Gredelbeck 1458–1463 – Jakob Heublein 1464–1478 – Paulus Hegelbach 1486–1488 – Heinrich Arnold 1488–1489 – Erhard Ayden 1490–1491 – Johann Dörschel 1492–1493 – Johann Winkelmann 1494–1499 – Paul Hegelbach 1500–1501 – Johann Dörschel 1502–1504 – Moritz Hagenauer 1505–1507 – Eucharius Nützel 1508–1509 – Hermann Stopfer 1510–1512 – Johann Dörschel 1513–1516 – Paul Schuster (Sutor) 1517–1523 – Paul Meyenthaler 1524–1529 – Seit 1529 dem Provinzial unterstellt. LITERATUR Acta Cap. Gen. 1 – Deckert, Oberdeutsche Provinz – Deckert/Hösler, Acta – Adolf Gütter, Neustadt am Kulm, Mockersdorf und Filchendorf. In: Archiv für Gesch. von Oberfranken 77, 1997, 133–139 – Panzer, Gesch. – Smet, Karmeliten – Rudolph Freiherr von Stillfried/Traugott Märcker (Hg.), Monumenta Zollerana. UB zur Gesch. des Hauses Hohenzollern 7. Urk. der fränkischen Linie 1411–1417. Berlin 1861. 1 StA Bamberg, A 180 Urk. Brandenburger Klöster L. 615 Nr. 1233f.   –  2 StA Bamberg, GHAP Nr. 3339, S. 206). Einige wenige Angaben bieten die Karmeliterbücher des Jakob Milendunck, ISF KB 46, fol. 512r, und 43, fol. 174v. Milendunck referiert hier – unter Anmeldung eigener Zweifel – die irrige Identifizierung Neustadts am Kulm mit dem polnischen Chełmno an der Weichsel, die Segerus Pauli in ISF KB 82, fol. 582, vorgenommen hat. Die polnischen Gründungen der Oberdeutschen Provinz wurden durch das Generalkapitel 1411 zur Böhmischen Provinz errichtet, vgl. Panzer, Gesch.  –  3 Heribert Sturm, Neustadt am Kulm. In: Hdb. der hist. Stätten 7. Stuttgart 1965, 514f.  –  4 StA Bamberg, A 160 I Brandenburger Urk. L. 562 Nr. 1041.  –  5 Martini, Carmel 2, 305. Die erste Erwähnung findet sich bei Alexander Carner in StA Bamberg, GHAP Nr. 7964. Die Gründungsurk. ist ediert in den Monumenta Zollerana 7, 222–224, Nr. CCLXXXIII. Zum Original siehe StA Bamberg, GHAP Nr. 7964, Gemeinbuch des Burggrafen Johann, fol. XLVIIIv–XLIXr. Die Bulle des Papstes in Abschrift ebd., fol. XLIXv. StA Bamberg, A 160 I Brandenburger Urk. L. 562 Nr. 1030 enthält eine Abschrift mit einem Kollationierungsvermerk des Plassenburger

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Archivars Philipp Ernst Spieß vom 17.2.1772.  –  6 StA Bamberg, Standbuch Nr. 6525, Landbuch des Kastenamts Neustadt am Culm von 1501, fol. XVr-fol. XVIv. S. auch Standbuch Nr. 6525a, Abschrift des Landbuchs von 1501 (um 1770), 45–51.  –  7  Monumenta Zollerana 7, 223.  –  8 StA Bamberg, A 180 Urk. Brandenburger Klöster L. 615 Nr. 1233a. Das Dokument ist in einer Pergamentabschrift ohne exaktes Datum überliefert.  –  9  Ebd., Nr. 1233d. Der Pfleger Ulrich Ochs und der Stadtrat von Neustadt am Kulm bezeugen die Stiftung.  –  10 Ebd., Nr. 1233e.  –  11 Acta Cap. Gen. 1, 284, zu Benzenreuthers Werdegang.   –  12 Zur Gelehrtenlaufbahn Betzenreuthers: Lickteig, German Carmelites, 210, 316, 334, 434, 443, 493, 503f.  –  13 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 41.  –  14 Martini, Carmel 2, 312. Stefan Dieter, Johann Wurm, Kaplan zu St. Martin in Kaufbeuren und erster evangelischer Pfarrer in Neustadt am Kulm. In: Zs. für Bayerische Kirchengesch. 79, 2010, 60–82, bes. 65 und 66, postuliert Johann Wurm als ersten evangelischen Pfarrer in Neustadt zwischen 1529 und 1531. Auch bei Matthias Simon, Bayreuthisches Pfarrerbuch. Die Evangelisch-lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Bayreuth (1528/29–1810). München 1930, 374, wird Johann Wurm als erster Pfarrer von Neustadt am Kulm erwähnt. In StA Bamberg, GHAP Nr. 3242, ist der „Relatio antiquitatum Neostadtiensium inter Culmina a Mag. Alexandro Carnero pastore anno 1653“ für Neustadt allerdings folgende Pfarrerreihe zu entnehmen: 1. Georg Mach aus Wunsiedel 1527–1540, 2. David Schnabel 1560, 3. Willibald Caspar 1590, 4. Michael Egloffius 1600, 5. Mag. Georg Carner aus Pegnitz 1634, 6. Mag. Alexander Carner 1668, 7. Adam Rösler 1692, 8. Wilhelm Albert von Wenkheim 1696, 9. Leonhard Meusel 1696, 10. Johann Gabriel Mittwoch 1709, 11. Johann Georg Carner aus Goldkronach 1735, 12. Johann Laurentius Tröger 1768, 13. Christoph Langheinrich aus Asch, ab 1769.   –  15 Deckert/Hösler, Acta, 65f., bes. 66 mit dem Verweis auf fol. 234v der Akten des Provinzials Stoß.  –  16 Freundliche Auskunft von Andreas Pickert, Betreuer des Archivs des ev.-luth. Pfarramts Neustadt am Kulm nach der Pfarrbeschreibung von 1916–1917, 29, 65, 159f. Siehe auch Georg Dehio, Hdb. der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern 5: Regensburg und die Oberpfalz. Bearb. von Jolanda Drexler und Achim Hubel unter Mitarbeit von Astrid DeboldKritter u. a. Darmstadt 1991, zu Neustadt am Kulm, 353–355, bes. 354. Nach Mitteilung von Pfarrer Lorenz von Campenhausen, Neustadt am Kulm, ist der gotische Chorraum bis zum Dach erhalten geblieben, da sich bei der Dachsanierung vor einigen Jahren Fresken an der Mauerkrone fanden, ebenso an der dem Chorraum zugewandten Seite des Chorbogens. Es existieren einige alte Ausstattungsstücke, die aber nicht genau datiert werden und deshalb nicht sicher der Zeit des Klosters zugeordnet werden können. Eine Taufschale, eine sogenannte Nürnberger Beckenschlägerschüssel, wird dem Anfang des 16. Jhs. zugeschrieben. In der Sakristei befindet sich eine frühgotische Marienfigur. Pfarrer Rummel berichtet in seiner Pfarrbeschreibung von 1917, sie stamme eventuell von einer Wallfahrtskirche, die an der Stelle der barocken Friedhofskirche gestanden habe.   –  17 Die Liste der Prioren nach Deckert, Oberdeutsche Provinz, 357–369. Nach dieser Übersicht sind die Jahreszahlen nicht immer eindeutig festzustellen. Von Deckert etwas abweichend Martini, Carmel 2, 308f., der sich bei der Liste der Prioren auf Andreas Stoß beruft.

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Neustadt an der Saale Die Klostergründung, die einzige in einer würzburgischen Hochstiftsstadt, wurde von den Bürgern getragen, die sich davon eine Verbesserung der Seelsorgesituation erwarteten. Die Verbindung zum Orden war eng, ebenso zur Stadt, aus der viele Patres kamen. Reformatorische Tendenzen im Konvent wie in der Stadt lassen sich nachweisen, die letztlich unter Bischof Julius Echter unterbunden wurden. Im 17. Jh. erlebte das Kloster einen Aufschwung, die Zahl der Wohltäter stieg erheblich, die Kirche wurde zum Zentrum für eine regionale Wallfahrt. Die heute noch vorhandene Kirche mit ihrer Barock- und Rokokoausstattung erscheint einzigartig. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Würzburg Lage Das Kloster liegt im Stadtkern gegenüber dem Rathaus (seit 1473 bezeugt, wohl aber älter). Patrozinium Patrone des Klosters sind die hll. Petrus und Paulus. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung In einer Bestätigungsurkunde Bischof Albrechts II. von Hohenlohe (1345–1372) vom 2. Februar 1352 wird Neustadt als ein „locus populosus et insignis“ charakterisiert, der einer verbesserten Seelsorge bedürfe. Und genau diese sollten die Karmeliten auf Bitten der Bürger übernehmen. Daher wurde ihnen der Bau von Kirche, Klostergebäuden und Friedhof innerhalb der Stadtmauern erlaubt.1 In diese Gründungsphase fällt die Nennung des Konvents „in nova civitate dicte in Salzgewe“ in einer statistischen Beschreibung der Diözese Würzburg zur Zeit desselben Bischofs Albrecht. Das Kloster taucht in der dortigen chronologisch geordneten Liste der Karmelitenniederlassungen nach Würzburg und Vogelsburg und vor Schweinfurt auf.2 Damit besaß Neustadt als einzige der Würzburger Hochstiftsstädte ein Karmelitenkloster; zudem gehörte der Ort zu den wenigen, die überhaupt ein Bettelordenskloster in ihren Mauern hatten. Beispielsweise war ein entsprechender Anlauf der Karmeliten 1331/32 im benachbarten Mellrichstadt gescheitert.3 Die Gründungsintention kam vermutlich von Seiten des städtischen Bürgertums, „ad quorum supplicationem et instantiam“ habe der Bischof zur Zustimmung bewegt werden können.4 Darauf weist auch eines der wenigen, noch heute erhaltenen Relikte aus der mittelalterlichen Kirche, eine Glocke, hin, die folgende Inschrift, in gotischen Majuskeln verfasst, enthält: *DI*ERBERGEN*PURGER*ZU*DER*NEVEN*STAT *HABEN*GESTIFT*DER*RAINEN*MAIT*DIOZ*GOTZHAVS*DAS*IST*GESC HEHEN*ANNO*D(OMI)NI*MCCCLII*INVOCAVIT* (26. Februar 1352).5 Bereits ein Jahr später, am 8. September 1353, vermittelte der Provinzial eine Gebetsverbrüderung der Neustädter Karmeliten mit dem Benediktinerinnenkloster Wechterswinkel.6 Zeitgleich scheinen erste Klostergebäude bereits in Nutzung gestanden zu sein, die teilweise (etwa der Remter) auch als Versammlungsort von Adeligen und Bürgern genutzt wurden (1368, 1377). Auch hier zeigt sich die Nähe der Karmeliten zu ihrer neuen Umgebung.7

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Verhältnis zur Pfarrei Die Implantierung eines Bettelordensklosters in eine Pfarrei konnte zu Streitigkeiten im Bereich der Messe, der Predigt, der Beichte und des Begräbnisses führen. Am 13. September 1355, also wenige Jahre nach der Gründung, kam es zwischen den Karmeliten und der für Neustadt zuständigen Pfarrei Brend, deren Patronatsherr der Abt des Klosters Bildhausen war, zu Auseinandersetzungen wegen der Messe.8 Nun wurde die zeitliche Abfolge der Messen am Sonntag und der damit verbundenen Predigten festgesetzt: Zuerst der Pfarrer mit seiner Morgenmesse, dann die Karmeliten mit ihrer Konventsmesse und anschließend wiederum der Pfarrer mit dem Hochamt. Auch bei dem Predigttermin hatte der Pfarrer zeitlich den Vortritt. Dies gilt auch für die Beichte, denn einmal jährlich musste man vor diesem seine Sünden bekennen, der Beichtgang zu den Karmeliten war freiwillig. Man durfte sich bei ihnen beerdigen lassen, jedoch hatte der Totengottesdienst zuvor in der Pfarrkirche stattzufinden. Diese Bestimmungen zeigen, wie sehr ein Bettelordenskloster in das seelsorgliche wie finanzielle Gefüge einer Pfarrei eingriff. Doch waren die Karmeliten bei der Bevölkerung beliebt, denn noch im selben Jahr erhielt der Konvent eine weitere Jahrtagstiftung.9 Aufgaben in der Provinz Neustadt war am 19. April 1439 Sitz des Jahreskapitels der Oberdeutschen Provinz. Die Verbindung zum Orden blieb stets eng, häufig agierten die jeweiligen Bevollmächtigten als Schiedsrichter. Wohl wegen interner Streitereien in Neustadt sollte der Priorenposten 1462 durch den Provinzial selbst besetzt werden.10 Zwei Jahre später wurden acht Patres wegen Konspiration gegen ihren Prior Georg Wagner angeklagt, bei einem werden zusätzlich Diebstähle, bei einem anderen die Spielleidenschaft erwähnt. Diese Personen wurden 1476 noch einmal auf ein Provinzkapitel zitiert.11 Ob die Unruhen im Konvent auch mit den bedrängten baulichen Umständen und den damit verbundenen Geruchsbelästigungen zusammenhingen, woraufhin die Stadt den Karmeliten ein günstiger gelegenes Haus zur Verfügung stellte,12 kann nur vermutet, nicht aber letztendlich belegt werden. Die enge Verbindung zum Orden konnte aber auch Ablässe einbringen. So waren die Neustädter dabei, als 1448 der Kardinallegat Johannes S. Angeli einen Ablass für eine gesungene Marienmesse für sie und die Klöster in Wien und Würzburg ausstellte.13 Konventsstärke Die erwähnten Angaben aus den Jahren 1464 und 1476 von acht Patres und einem Prior sind die höchsten Mitgliederzahlen, die bislang nachweisbar sind. Der allgemeine Rückgang von Konventsstärken in der ersten Hälfte des 16. Jhs. ist auch hier zu beobachten: 1534 gab es neben dem Prior noch zwei Ordenspriester, die nach Aussagen des Provinzials Andreas Stoß friedlich miteinander lebten. 1537 gab es nach dem Tod des Priors nur noch zwei Brüder, 1538 kamen zwei junge Leute, ein Pater und ein Novize, hinzu.14 Nach der Einführung der Tourainer Reform (1652) stieg die Konventsgröße bis 1658 auf 15 Personen an, sodass neue Zellen durch Holzwände abgeteilt werden

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mussten.15 Im Jahre 1677 gab es sechs Ordenspriester, fünf weitere Professbrüder und drei Laienbrüder.16 Die meisten Konventsmitglieder stammten aus Neustädter Familien, was die Verwurzelung des Klosters in der Stadt noch weiter förderte. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jhs. waren die Prioren häufig zugleich Lektoren.17 1460 ist mit Georg Weißensche ein Prediger, 1458 mit Conradus Cesar ein Novizenmeister belegt.18 Als Definitoren lassen sich Neustädter Prioren gelegentlich auf den Provinzkapiteln nachweisen.19 Der langjährige Prior und Lektor Johannes Mellerstatt stieg 1437 zum Provinzial der Oberdeutschen Provinz auf.20 Der Konventuale Heinrich Faystlein, 1464 einer der vielen, die gegen ihren Prioren in Opposition standen, ist auch als Kaplan des Würzburger Bischofs bezeugt.21 Ab 1650 enthält der Schematismus der Oberdeutschen Karmelitenprovinz vielfältige Hinweise auf Neustädter Laienbrüder, die als Köche, Bierbrauer, Gärtner, Schneider, Schuster und Terminarier (Gabensammler in bestimmten Bezirken) agierten. Ihre Aufenthaltsdauer im Neustädter Konvent differierte von wenigen Jahren bis zu einem halben Leben. Bisweilen wechselten sie zwischen Würzburg und Neustadt/Saale hin und her, häufig waren die Prioren zunächst in Neustadt und dann in Würzburg tätig [→ Würzburg]. Ordenspriester konnten ebenfalls als Terminarier eingesetzt werden, sie waren aber auch Subprioren, Lektoren, Prediger (an Sonn- und Feiertagen bzw. für Bruderschaften), Organisten, Sakristane (verantwortlich für den Gottesdienst), Prokuratoren (Hausökonome). Ihre Amtszeiten waren meist auf zwei bis drei Jahre begrenzt und sie wechselten ebenfalls häufig den Konvent.22 Schule und Ordensstudium Voraussetzung für die Übernahme der Funktion eines Lektors war neben dem Studium der Artes auch ein solches der Philosophie und Theologie. Entsprechendes galt wohl auch für die Würde eines Priors. So studierten Wendelinus Andree, Bartholomeus Antreich, Johannes Kissinger, Georg Currificis, Theodoricus Haimbach, Stephanus Ringler, Adam Ronberger zunächst Grammatik und Logik am Generalstudium bzw. an der Universität in Wien, einige von ihnen dann noch Philosophie und wohl auch Theologie. Antreich, Hambach und Ronberger setzten ihr Studium in Erfurt fort. In Erfurt studierten auch Simon Molitor und der noch zu erwähnende Johannes Röttelstein.23 In den Würzburger Weihematrikeln 1520–1822 tauchen nur drei Neustädter Konventualen auf, die bestimmte Weihestufen in der fränkischen Diözese erhalten haben. Dies schließt allerdings nicht aus, dass sie bzw. andere Patres ihre einzelnen Weihegrade in anderen Diözesen empfangen hatten.24 Reformation und Bauernkrieg Zur Zeit der Reformation war das Kloster nicht frei von lutherischen Tendenzen und es spiegelt damit die generelle Situation in der Stadt wider. P. Jakob Thein verließ 1519 den Neustädter Konvent, ging nach Ungarn, kehrte zurück, wurde aber dann vom Klosterleben ausgeschlossen. Er wurde schließlich evangelischer Pfarrer in Sondheim v. d. Rhön.25 Im Jahre 1522 hatte sich der Lesemeister Röttelstein, der ja zwischen 1510 und 1513 in Erfurt stu-

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diert hatte, mit seiner „vngeschickten lere, so er inn seinem predigenn ausgen lassenn“, verdächtig gemacht. Aus einer klosterinternen Entscheidung heraus musste er Neustadt verlassen, woraufhin eine Gruppe von Bürgern, die wohl für die neue Lehre offen war, das Kloster stürmte. In ihrer Not wandten sich die Fratres an den Rat, der „die einlauffennde burger gestilt“ habe. Die bischöflichen Statthalter und Räte schrieben darüber am 9. April 1522 einen Mahnbrief an die Stadt.26 Damit waren die religiösen Auseinandersetzungen in der Kommune noch längst nicht beendet.27 Bischof Friedrich von Wirsberg gelang es 1566, den oberdeutschen Provinzial Leonhardt Gamman, indem er ihn zu seinem Rat machte, zur Übernahme von Predigten zur Festigung des katholischen Glaubens in Neustadt zu bewegen. Er sollte in der Pfarrkirche predigen und im Kloster seine Unterkunft finden. Um die Bürger auf ihn positiv einzustimmen, vermerkte der Bischof, dass er „ein geborner Frannck vnd landsmann“ sei.28 In der Folgezeit versahen Karmeliten die Seelsorge in der Pfarrei Neustadt und Salz sowie in den Filialen Niederlauer und Brendlorenzen.29 Auch von den Bauernkriegsunruhen 1525 wurde das Kloster berührt: Die wertvollen Kleinodien wie Monstranzen, Rauchfässer, Kelche mit Patenen, Ketten, Löffel und Kreuze, silbern oder vergoldet, korallene Rosenkränze sowie das Bargeld (über 112 fl.) wurden in des Bischofs Hände übergeben. Erst am 22. August 1528 holten sich die Karmeliten ihren Besitz zurück und quittierten dem Bischof den Empfang.30 Stiftungen und Einkünfte Die Karmeliten lebten zunächst primär vom Bettel. Die einzelnen Ordensniederlassungen grenzten ihre Termineibezirke voneinander ab. Dies geschah etwa in einer Vereinbarung vom 17. Januar 1368, als die Karmeliten von Würzburg, Bamberg, Vogelsburg, Schweinfurt und Neustadt ihre Bereiche absteckten.31 Grund- und Bodenbesitz, aber auch Gülte und Zehnte, vermehrten sich jedoch zunehmend, als das Kloster von den Bewohnern der Stadt und der Umgebung als Ort für Jahrtagschenkungen ausgewählt wurde. Damit verlor es auch etwas von seiner ursprünglichen Intention, in Armut nur auf Grundlage der Bettelerträge leben zu wollen. Der Schenkerkreis bestand aus zahlreichen Bürgern, Priestern und Adeligen. Unter den Adelsfamilien wären die Brendes zu nennen, die nicht nur 1405, sondern auch 1443 und 1490 entsprechende Seelheilstiftungen für die Lebenden und Toten ihrer Familie bei den Karmeliten einrichteten. Hans von Brende bestimmte 1405 eine „ewige mess von vnser lieben Frawen zuehalten ewiglichen alle tag auff vnser Frawen althar bey dem predigstuhl, vndt wir haben auch vnser begräbnuß da gewölt vor dem altar zuligen“.32 Zu den Stiftern gehörten auch Karl von der Kere 1394, Hans von Ostheim 1395 oder Georg Zentgraf 1400, aber auch – zeitlich verzögert, zumindest suggerieren dies die vorhandenen Quellen – die Bürger Wilhelm Lenger 1450 und Hans Heußel 1472.33 Viele Burgmänner auf der Salzburg wie auch Neustädter Amtskeller fanden bei den Karmeliten ihre letzte Ruhe. Im Gegenzug erwarb das Kloster zu Beginn des 15. Jhs. u. a. Abgaben von einer Mühle vor dem Spörleinstor, Güter in Brend, Woll-

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bach, Lebenhan, Herschfeld, in Heustreu und in Kleineibstadt. Die Mühle wurde auf Anordnung des Lehnsherrn, des Bischofs, 1441 von der Steuer und sonstigen Abgaben an die Stadt befreit; dies blieb auch Mitte des 17. Jhs. so.34 Der Häuserbesitz war gering, beim Grundbesitz handelte es sich um Wiesen, Äcker, Weinberge und um einen kleinen Waldanteil. Dies wiederum ermöglichte dem Kloster, Dar­lehen an Dritte auszugeben und sich mit den Zinsen eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen.35 Interessant ist dabei die noch zu schildernde Geldleihe an die Reichsstadt Schweinfurt 1493, bei der die Einnahmen aus einer Seelheilstiftung des Berthold von Bibra verwendet und somit gewinnbringend angelegt wurden.36 Aus diesen Einnahmen konnte dann u. a. die Jahrtagsverpflichtung bezahlt werden. Zur relativen Stärke des Konvents im ausgehenden 15. Jh. könnten Hinweise auf eine zumindest zufriedenstellende wirtschaftliche Lage passen, da die Reichsstadt Schweinfurt gegenüber dem Kloster 1493 zwei Schuldverschreibungen ausgestellt hatte.37 Die Situation änderte sich Mitte des 16. Jhs., als der Konvent zum einen mit ausstehenden Zinsen zu kämpfen hatte, andererseits selbst Zinsen, Kleinodien und ein kleines Waldstück verkaufen musste, um die eigenen Schulden zu verkleinern.38 Als dann der Prior 1547 verstarb, griff die bischöfliche Kanzlei ein und verlangte die Erstellung eines Klosterinventars sowie eine Sicherstellung des Bargeldes. Zu diesem Zeitpunkt haben sich neben dem einen Konventualen nur noch zwei Pfründner im Klosterareal aufgehalten, für die eigens Verfügungen gemacht wurden.39 Zumindest für die klostereigene Vikarie ‚Unserer Frauen Messe‘ im Neustädter Spital wurden sodann zwei Gültbücher angelegt.40 Die Vikarie wurde dem Prior 1566 erneut vom Bischof übertragen.41 Bisweilen kam es zu Problemen bei der Umsetzung eingegangener Stiftungen. Der Provinzial wandte sich diesbezüglich 1594 an den Würzburger Rat und Amtmann zu Neustadt und Münnerstadt, Wolfgang von Erlach, dessen Frau in der Forstmeisterschen Kapelle der Klosterkirche beerdigt lag.42 Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573–1617) stimmte 1575 einer ersten Renovierung der Klosterkirche zu. Vorangegangen war eine Supplikation des Priors, der von einem erheblichen Rückgang der Betteleinkünfte und von einer Pauperisierung des „armen gottsheuslein“ berichtete. Besonders der Dachstuhl sowie die Zellen der Mitbrüder seien in einem erbärmlichen Zustand. Der Bischof reagierte und berichtete der Stadt von einer Intervention des Provinzials und des Priors der Würzburger Niederlassung, dass in Neustadt etwas getan werden müsste. Bischof Julius wies die Bürgerschaft zur aktiven Unterstützung an: „ir wölt gedachten orden zu angeregtem irem vorhabenden baw daselbsten zu Neustatt mit einer guttwilligen hilff vnd steur“ unterstützen.43 Aus den Jahren zwischen 1569 und 1602 haben sich mehrere Serien von Rechnungslegungen erhalten, die die schwierige finanzielle Lage dokumentieren.44 Während der Besetzung des Hochstifts durch Truppen ordnete die schwedische Verwaltung 1630 ein Verzeichnis der Einkünfte aller Bettelordensklöster in Würzburg, Münnerstadt und Neustadt/Saale an.45 Diese auch für den Konvent schwierige Situation wurde erst durch die Einführung der Tourainer Reform in das Kloster im Jahre 1652 schrittweise überwun-

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den. Die Zahl der Konventsmitglieder stieg. Ebenso hielten die Handwerke der Schreiner, Schuhmacher und Weber in der Klosterkirche ihre Jahrtage ab.46 Wenige Jahre später, 1667, wurde ein ausführliches Sal-, Zins- und Kopialbuch mit Urkundenabschriften von 1352 bis 1663 angelegt. Die Besitzstreuung der Eigen- und Lehengüter ist relativ begrenzt: Güter hatte man in Brendlorenzen, Herschfeld, Heustreu, Hohenroth, Mühlbach, Niederlauer, Salz, Wollbach, Ober- und Unterebersbach, also nahezu ausschließlich in Orten des hochstiftischen Amtes Neustadt. Häuser als Eigenbesitz gab es demnach nur eines in Neustadt sowie jeweils eines im Lehenbesitz in Brendlorenzen (ietzo abgebrendth), in Mühlbach (Haus mit Garten), in Salz (Haus mit Hof), in Heustreu (Hofstatt), in Strollingen (Haus gelegen vorn am Kirchhof) und in Niederlauer. Ansonsten überwiegen Äcker, Wiesen, Weinberge, Krautäcker, Fischwasser und ein kleiner Waldbereich. Darunter befanden sich auch einige wüst gelegene Krautäcker und Weinberge. Gleichzeitig hatte das Kloster mehrere Kapitalien ausgegeben: Der Spitzenwert lag in Neustadt, wo nahezu 2300 fl ausgeliehen waren, Schweinfurt folgte mit 825 fl, die ja bereits seit 1493 angelegt waren. Ein 20–fl-Darlehen wurde durchschnittlich mit einem Gulden verzinst.47 Um die Zahlung der Bede für einige Weinberge und Wiesen am Veits- und Mühlberg in der Umgebung Neustadts kam es 1661 zu einem Streit mit der Stadt, wobei der Prior nicht ohne Ironie darauf hinwies, dass die Stadt die Grundstücksgrößen zu hoch angesetzt habe. Sie solle deshalb entweder die Steuern senken oder dem Kloster zu dem in ihren Bedebüchern verzeichneten Besitz in vollem Umfange verhelfen!48 Zu Beginn des 18. Jhs. lagen die Jahreseinnahmen, zumindest in einzelnen Jahren, bei 5000 fl.49 Das Kloster war seit der zweiten Hälfte des 17. Jhs. sehr angesehen. Zwischen 1688 und 1786 wurden über 100 Wohltäter im Kirchenraum beerdigt.50 Schenkungen von geistlichen Geräten gehörten ebenfalls dazu. In diese Phase intensiver Frömmigkeit fällt eine umfassende zweite Renovierung der Kirche unter Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach (1675–1683), dessen Wappen die Holzkassettendecke ziert. Die Arbeiten wurden am 5. Juni 1679 aufgenommen.51 Dabei wurde der Dachboden neu gemacht, die Kirchendecke bemalt, die Wände neu verputzt und geweißelt und die Orgel von einem protestantischen Orgelbauer teilweise erneuert. Die Marienkapelle wurde, nach einigen Schwierigkeiten, zu einer Lorettokapelle umgebaut. Diese wie auch der ebenfalls erneuerte VierzehnNothelfer-Altar waren Zielorte lokaler Wallfahrten. Aus den Notizen der Prioren wird deutlich, dass vor den Nothelferaltar seit ungefähr zwei Jahrhunderten viele Wachskerzen für die Gebetserhörungen aufgestellt worden sein sollen. Diese spiegeln die Erhöhung der Besucherfrequenz und ermöglichten den Fratres die Finanzierung der gesamten Rokokoumgestaltung. Zwischen 1691 und 1703 wurden auch die Konventsgebäude erneuert und ein eigenes Klosterbrauhaus eingerichtet.52 Im Jahre 1724 folgte dann ein neuer Hochaltar mit der Darstellung einer Vielzahl von karmelitanischen Heiligen, ein Jahr später ein neuer Fuß­boden in der Kirche.

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Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Das Kloster fiel 1803 der Säkularisation zum Opfer. Die Gemeinschaft starb allmählich aus, 1824 lebte nur noch der Laienbruder Constantinus Walter. Die Kirche wurde vorübergehend, da sich der Neubau der Stadtpfarrkirche bis 1836 hinzog, als Ort für den Gemeindegottesdienst benutzt.53 Nach einigen Besitzwechseln ist die Kirche seit 1838 im Eigentum der Stadt, die Klostergebäude in staatlichen Händen (heute: Amtsgericht). ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Das Klosterarchiv ist nicht geschlossen überliefert. Einige Teilbestände sind in das Stadtarchiv Bad Neustadt gelangt: Urk. Nr. 4, 14, 21, 52, 94 – Bücher B 5, 6, 6a, 7, 8 (Lehen-, Gült-, Zinsbücher aus dem 18. Jh.); B 382–384, 389, 391, 392 (Accepta bzw. Exposita Pecunaria, Volumen Summam Capitalium Continens, 18. Jh.) – Rechnungen Karton 16–19 (1793–1864) – Akten Karton 9: II 2 (Lutherische Tendenzen); Karton 11: II 17 (Klosterkirche 1834–1941); Karton 21: IV 5 (Kirchenneubau 1575, Urkundenabschriften etc. 1352–1669).54 Im Staatsarchiv Würzburg befinden sich Archivalien des Klosters Neustadt in den Beständen: Würzburger Urk. (wenige!); Standbuch 694 („Prothocollum“ von 1664: Lehengüter, Kapitalien, Urk.abschriften); Rechnungen 11304–11306; G15172 [teilweise verbrannt, Hinweise im Repertorium Stifter und Klöster 15 XXVII]; Miscellanea 1211, 5711; Lehensachen 4361/137, 4362/137; Gericht Neustadt a. S. 88/II; Historischer Verein M.S.q. 151 (Nekrolog, 1729). In der Universitätsbibliothek Würzburg: M.ch.f. 264. Im Diözesan­ archiv Würzburg findet sich im Bestand „Klöster und Stifte“ kein Hinweis auf das Kloster. Geringe Spuren in den Weihematrikeln (Libri Ordinationum) 1520–1822. Im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Karmeliterkloster, Bücher Nr. 46, fol. 450r findet sich eine Erwähnung Neustadts in den Aufzeichnungen des Chronisten Jakob Milendunck. Historische Aufzeichnungen zur Geschichte des Klosters aus der Frühen Neuzeit sind im Zweiten Weltkrieg verbrannt.55 Zu den Folgen der Tourainer Reform gehörte die Anlage eines ordensinternen Nekrologium aus dem Jahre 1650, das 1729 erneuert wurde und mit Nachträgen bis in das beginnende 19. Jh. reicht.56 Es verzeichnet die Namen von zahlreichen Toten aus dem ganzen Orden aus dem Süden (Bamberg, Würzburg, Dinkelsbühl, Voitsberg, Rottenburg, Ravensburg, Heilbronn) und Osten (Straubing, Wien, Prag, Freystadt, Buda) neben den Verstorbenen aus Neustadt selbst. Bibliothek In dem Renovierungsbericht57 gibt es auch einen Hinweis, dass um 1725 das alte Bibliotheksgebäude abgebrochen und der Buchbestand in ein neues Gebäude transferiert wurde. Der 1777 angelegte Bibliothekskatalog ist verschollen. Wenige Teile haben sich in die Handschriften- und Inkunabelbestände der Universitätsbibliothek Würzburg gerettet.58 Die ältesten Stücke, je zwei Graduale und Antiphonale aus dem 15. Jh., sind im Zweiten Weltkrieg verbrannt. Die übrigen Handschriften besitzen überwiegend einen theologischen (Moraltheologie, Sakramenten- und Gnadenlehre) und philosophischen Inhalt (Aristoteles) und reichen zeitlich vom ausgehenden 15. bis in das 18. Jh., darunter mehrere Vorlesungs-

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mitschriften, überwiegend zu Schriften Thomas von Aquins, gehalten von den Lektoren des Ordensstudiums. Die Inkunabeln und Drucke der ehemaligen Klosterbibliothek kamen ebenfalls in die Würzburger Universitätsbibliothek. Immerhin 48 Inkunabeln sind im Katalog verzeichnet, von Augustinus De civitate Dei zu Boethius De consolatione philosophiae, über mehrere Bibeln bis zu Ausgaben des Corpus iuris civilis.59 Insgesamt dominieren Titel moraltheologischen Inhalts. Die Druckwerke sind bisher nur sporadisch in einem Zettelkasten verzeichnet, eine vollständige Erfassung ist jedoch in Arbeit. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die Kirche ist ein einfacher, in Form eines verschobenen Rechtecks errichteter Bau mit einem nördlichen Seitenschiff, das vier Jochbögen enthält.60 An der Spitze des Seitenschiffes befindet sich die Marienkapelle (Lorettokapelle), die, so wird vermutet, um 1450 entstanden sein dürfte. Aus dem mittelalterlichen Bau hat sich neben der Glocke, einem Grabmal (1500) noch ein spätgotischer Kruzifixus (um 1460) im heutigen Kreuzaltar erhalten. Im Februar 1460 wurde ein Nothelfer-Altar erwähnt, der heute in einer um 1745 errichteten Rokokoform weiter besteht. Der gegenwärtige Eindruck ist von einem geschlossenen Rokokoensemble bestimmt. Davon zeugen der Hauptaltar mit zahlreichen Karmelheiligen (Elija, Elischa, Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Maria Magdalena von Pazzi u. a.) ebenso wie die Seitenaltäre. Weitere Ordensheilige finden sich an der Kanzel (1748–1750). Ein origineller Beichtstuhl führt oben einen büßenden Karmeliten (mit einem Stein an einer Kette um den Hals getragen). Reste der Kirchenbemalung des 17. Jhs. sind vorhanden. Die Kirche überzeugt durch ihr geschlossenes karmelitanisch geprägtes Ensemble, das ohne Vergleich in Franken dasteht. Die Holzkassettendecke wurde 1857 neu bemalt bzw. bei der Renovierung 1948–1950 farblich wieder im ursprünglichen Ton hergestellt. Eine neuerliche Renovierung fand 1973, eine Restaurierung der Orgel 1990 statt. PRIOREN61 Mangoldus62 1352, 1355 – Conradus Bauman (Bumann)63 1368, 1369 – Konrad Bewmans64 1385, 1395 – Henrich Liecht65 1394, 1395, 1400, 1404, 1405 – Andreas von Neustadt66 ca. 1406–09 – Johannes Mellerstatt67 1425–1431 – Andreas von Neustadt68 1432–1433 – Johannes Mellerstatt69 1434–1438 – Johannes Kellermann70 1439–1445 – Johannes Mutt71 1445 – Andreas Gerumb72 1447 – Berthold Molitoris73 1449, 1450 – Johannes Mutt74 1451–1454 – Bernhard Güttlich75 1454–1462 – Georg Wagner (Currifex)76 1464 – Henricus Frenatoris77 1467 – Johannes Hernbauer78 1469–1475 – Simon Molitor79 1475–1500 – Sigismund Krantz80 1500–1513 – Wendelinus Andree81 1513–1526 – Johannes Kissinger82 1528, 1529, 1534 – Heinrich Ubelein83 1537 – Johannes Kissing84 1541–1547 – Matthaeus Fatt85 1548 – Valentin Roser86 1552 – Matthäus Mayerlein87 1569 – Georg Monich88 1575, 1590 – Mattheus Mayerlein89 1590–1600 – Georg Monich90 1600–1610 – Mattheus Mayerlein91 1610–1622 – Bonaventura a S. Henrico92 1622–1648? – Johann Diestler93 1632 – Johannes Isaias Rohrbach94 1648–1652 – Bonaventura a S.

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Henrico95 1654 – Petrus a Circumcisione Domini96 1654–1656 – Augustinus v. d. Verkündigung97 1656–1660 – David ab Omnibus Sanctis98 1660–1664 – Antonius a S. Elisaeo99 1664–1666 – David ab Omnibus Sanctis100 1667–1670 – Arsenius a S. Henrico101 1670–1673 – Daniel a S. Bertholdo102 1673–1676 – Timotheus a S. Mauritio103 1676–1677 – Stephanus a S. Johanne Evangelista104 1677–1679 – Franciscus a Conversione S. Augustini105 1679–1682 – Hyacinthus a Matre Dei106 1682–1683 – Mathias a S. Avertano107 1683–1685 – Arnoldus ab Assumptione B.M.V.108 1685–1688 – Alexander a S. Theodoro109 1688–1691 – Francus a Conversione S. Augustini110 1691–1694 – Angelinus a B. Virgine Maria111 1694–1697 – Godefridus a S. Brocardo112 1697–1700 – Valerianus a Virgine Maria113 1700–1703 – Damianus a SS. Innocentibus114 1703–1706 – Christianus a SS. Sacramento115 1706–1709 – Paulus a S. Angelo116 1709–1712 – Arnoldus ab Assumptione B.M.V.117 1712–1715 – Gabriel ab Annuntiatione B.M.V.118 1715–1717 – Columbanus a S. Spiridione119 1717–1718 – Christianus a SS. Sacramento120 1718–1719 – Johannes Baptista a S. Zacharia121 1720–1724 – Lotharius a S. Francisco122 1724–1727 – Angelus a S. Alberto123 1727–1730 – Philippinus a S. Paulo124 1730–1733 – Johannes Baptista a S. Zacharia125 1733–1736 – Engelbertus a S. Francisca126 1736–1739 – Ferdinandus a S. Cunigunde127 1739–1742 – Dominicus a Corde Jesu128 1742–1745 – Gerardus a S. Barbara129 1745–1748 – Clemens a S. Columbano130 1748–1751 – Elisaeus a S. Helena131 1751–1754 – Liborius a S. Margaretha132 1754–1757 – Engelbertus a S. Francisca133 1757–1760 – Franciscus a S. Elisabetha134 1760–1763 – Clemens a S. Columbano135 1763–1766 – Otto a S. Margaretha136 1766–1769 – Basilius a S. Veronica137 1769 – Basilius a S. Veronica138 1771 – Godefridus a S. Laurentio139 1772–1776 – Hyacinthus a S. Catharina140 1776–1779 – Franciscus a S. Elisabetha141 – 1779–1782 – Deocharus a S. Anna142 1783–1786 – Leopold a S. Cyrilli143 1786–1788 – Hilarius a S. Arsenio144 1789–1792 – Cajetanus a S. Michaele145 1795–1798 – Columbanus a S. Theresia146 1798–1802 – Gregorius a S. Dorothea147 1802 – Bonifatius a S. Elisaeo148 1806 (ca.) – Bonifatius a S. Elisaeo149 1811 (bis) – Andreas a S. Christophoro150 1811–1818. LITERATUR Ludwig Benkert, Bad Neustadt an der Saale. Die Stadtchronik. Bad Neustadt 1985 – Ders., Das ehemalige Kloster der Karmeliten in Neustadt und seine Bedeutung für das religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Leben in Stadt und Umland. In: Heimat-Jb. des Lkr. Rhön-Grabfeld 25, 2003, 236–253 – Ders., Neue Nachrichten zur Gesch. des ehemaligen Karmeliterklosters Neustadt a. d. Saale. In: Ebd. 26, 2004, 187–199 – Deckert, Oberdeutsche Provinz – Deckert/Hösler, Schematismus – Karl Groeber (Bearb.), Die Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg. Bezirksamt Neustadt a. Saale. München 1922 (Die Kunstdenkmäler von Bayern 3, 22), 105–122 – Helmut Flachenecker, Die Karmeliten oder Frauenbrüder im Hochstift Würzburg. In: Jb. für fränkische Landesforsch. 69, 2009, 25–41 – Ilona Hubay, Incunabula der UnivB Würzburg. Wiesbaden 1966 – Otto Schnell, Das ehemalige Carmelitenkloster in Neustadt an der Saale. In: Archiv des Hist. Vereins für Unterfranken 34, 1891, 181–213 – Meinrad Sehi, Die Bettelorden in der Seelsorgsgesch. der Stadt und des Bistums Würzburg bis zum Konzil von Trient.

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Würzburg 1981 – Smet, Karmeliten, 299–306 – Hans Thurn, Die Handschriften der kleinen Provenienzen und Fragmente. Wiesbaden 1990, 105–115 (Die Handschriften der UnivB Würzburg 4) – Aemilius Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis. St. Blasien 1794, 406 – Stefanie Zwicker/Winfried Romberg, Die Karmelitenkirche zu Bad Neustadt a. d. Saale. Gerchsheim 2002. 1 Abschrift in StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 70r-v, Abschrift und Übersetzung in StadtA Bad Neustadt, Akten Karton 21 IV 5. Reg. in: Hohenlohisches UB. Hg. von Karl Weller und Christian Belschner. 3. Stuttgart 1912, 451, Nr. 442/302; Druck bei Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 406 und Appendix, 123f., Nr. 120; Übersetzung bei: Schnell, Carmelitenkloster, 183–185.  –  2 Anton Ruland, Die Ebracher Handschrift des Michael de Leone. In: Archiv des Hist. Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg 13, 1855, 111–120, hier 147.  –  3 Sehi, Bettelorden, 319.  –  4 So die Eingangsbeschreibung in StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 4r; ediert im Hohenlohischen UB (wie Anm. 1), dort noch mit alter Signatur.  –  5 Zwicker/Romberg, Karmeliterkirche, 1; Benkert, Ehemaliges Kloster, 239.  –  6 Franz Xaver Himmelstein, Das Frauenkloster Wechterswinkel. In: Archiv des Hist. Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg 15, 1860, 115–176, hier 170 (Reg.); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 31f.  –  7 Benkert, Ehemaliges Kloster, 239.  –  8 StA Würzburg, Würzburger Urk. 7094; Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 406 und Appendix, 124f., Nr. 121. Schnell, Carmelitenkloster, 186; Benkert, Ehemaliges Kloster, 245; Sehi, Bettelorden, 320.  –  9 StA Würzburg, Würzburger Urk. 5634 (alt: 68/212) (1355).  –  10 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 267.  –  11 Ebd., 270, 277, ferner 145, 151, 160, 177, 198, 223.  –  12 StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 101r–102r neu (3.2.1460): … „wie sie grossen betrang leiden müssen an deme, daß sie nit raumes oder behaltnuß haben ine ihrer nothturfft als fütterung, holtz, hew, strohe vnd wagen, geschiere zue behalten, vnd wie sie grossen verlust leyden müssen von geschmacks wegen ihrer schwein stallung halben“ …  –  13 ISF KB 46, fol. 19v, 450r (Reg.). Bei dem Kardinallegaten handelt es sich um Juan de Carvajal (Konrad Eubel, Hierarchia catholica medii aevi. 2. Münster 1914, 66).  –  14 Smet, Karmeliten, 299, 303, 306.  –  15 Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 406; Schnell, Carmelitenkloster, 189; Benkert, Ehemaliges Kloster, 248.  –  16 ISF KB 46, fol. 450r (1677).  –  17 Lektoren, die nicht Prioren wurden: 1432–1433 und 1443 Paulus Schrötl – 1449 Paulus von Meiningen – 1451 Fridericus Mörlin – 1467 Sebald Knopf – 1469 Stephan Ringler – 1495 Adam (Ronberger) – 1508– 1510 Bartholomäus Antreich – 1519 Anselmus Tilmann – 1522 Johannes Röttelstein – 1524 Theodor Hanbach (Deckert, Oberdeutsche Provinz, 358, 360f., 363, 366–368; StadtA Bad Neustadt, Urk. Nr. 21 [12.11.1443]).  –  18 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 157, 226, 362. – Cesar wurde ab 1473 Prior in Priwitz.  –  19 Ebd., mehrfach zwischen S. 238–331. Zum Amt des Definitors ebd., 68–70.  –  20 Ebd., 197; zu weiteren Ordenskarrieren siehe Benkert, Ehemaliges Kloster, 244.  –  21 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 177.  –  22 Alphabetisch erfasst in dem von Adalbert Deckert und Matthäus Hösler herausgegebenen Schematismus für die Jahre von 1650 bis 1802.  –  23 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 141f., 158, 164f., 185f., 199, 205f., 208.  –  24 DiözesanA Würzburg, Libri Ordinationium 1520–1822, Abschrift von August Amrhein Bd. II Ordensklerus. Es fällt auf, dass viele Karmeliten ohne Herkunftskonvent aufgeführt werden. Die Namen der Konventualen mit den Jahren der Weihen: Kaspar Volker 1520 – Johannes Fabri 1539, 1540 – Spiridian Nenning 1638, 1639.  –  25 Benkert, Ehemaliges Kloster, 246.  –  26 StadtA Bad Neustadt, Akten Karton 9: II 2  –  27 Etwa ein Brief vom 25.8.1525 (StadtA Bad Neustadt, Akten Karton 9: II 2): Der Bischof ermahnt die Bewohner, sich nicht von der neuen und irrigen Lehre verführen zu lassen, wenn sie dennoch dabei verbleiben, dann soll der Amtmann „den pfarher verwart hieher in vnser schloß vff vnser Frawenberg schickenn dergleichen die burger in verhafft annemen vnd biß vff vnsern bescheid fengklich enthaltten“.  –  28 Brief vom 12.9.1566: StadtA Bad Neustadt, Akten Karton 9: II 2.  –  29 Schnell, Carmelitenkloster, 187; Benkert, Ehemaliges Kloster, 246f.  – In Salz nur am Ende des 16. Jhs., vgl. Heinz Gauly, Salz. Gesch. der Pfarrei und der Kirche Mariae Himmelfahrt (Beitrr. zur Gesch. von Bad Neustadt 4) Bad Neustadt 2009, 56f.–  30 StA Würzburg, ldf 26, fol. 230r – S. 491 neu.  –  31 Regesta Boica 9, 191.  –  32 StadtA Bad Neustadt, Urk. Nr. 4 (24.1.1397: Nicolaus Kienlein), Nr. 14

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(5.2.1435: Conrad von Wolffrichshausen, Priester), Nr. 21 (12.11.1443: Albert von Brende, Ritter); Nr. 52 (18.5.1507: Betz Fischer); Nr. 94 (18.3.1690: Jörg Pfülf). – StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 71v (18.6.1405), fol. 72v–74r neu (12.10.1443), fol. 85r–87r neu (24.9.1405). – Eine (unvollständige) Liste der Stiftungen findet sich bei: Schnell, Carmelitenkloster, 200f.  –  33 Urk. in Abschriften in StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 78r–79r neu (13.11.1400), 82v–83v neu (21.4.1394), 84r-v neu (10.1.1395), 87v–88v neu (12.9.1472), 89r-v (19.4.1450).  –  34  StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 8v neu (1667 galt noch die Steuerbefreiung), 99v neu (6.2.1440: Befehl des Bischofs), 100r-v neu (12.3.1441: Bestätigung der Stadt).  –  35 Benkert, Ehemaliges Kloster, 243.  –  36 StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 93r–94v neu.  –  37 Zinsen aus diesen beiden Kapitalien erhielt das Kloster im übrigen noch Mitte des 17. Jhs. StA Würzburg, Miscellanea 5711; StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 53r neu (Kapitalien); 91r–94v neu (Urk.abschriften). Die Kapitaliensummen von 300 fl und 525 fl bleiben unverändert, daher ist die Aussage über die lange Dauer der Verpfändung möglich. Das Darlehensgeschäft war also auch noch möglich, als Schweinfurt bereits protestantisch war!  –  38 StA Würzburg, G.15172 (Zinsausstände aus Gütern zu Euerbach 1542–1543); Lehensachen 4361/137 (Zinsausstände aus Herschfeld 1567); Lehensachen 4362/137 (1543–1548).  –  39 StA Würzburg, Gericht Neustadt/Saale 88/II.  –  40 StA Würzburg, Miscellanea 1211. – Nicht mehr vorhanden ist ein Inventar über die Mobilien des Klosters 1601 (Hinweis in Repertorium Stifter und Klöster 15 XXVII unter der Signatur G15172 1/3).  –  41 StA Würzburg, Würzburger Urk. 22/80a, b auch Miscellanea 1235.  –  42 StA Würzburg, G15172 1/8.  –  43 StadtA Bad Neustadt, Akten Karton 21: IV 5: Brief des Priors an den Bischof 17.5.1575, Brief des Bischofs an Bürgermeister und Rat 28.7.1575; Kunstdenkmäler Bezirksamt Neustadt a. d. Saale, 106.  –  44 StA Würzburg, 11304–11306/737/23782 für die Jahre 1569–1579, 1587–1596, 1601–1602.  –  45 StA Würzburg, Würzburger Urk. 9/38 bzw. Miscellanea 1094–99.  –  46 Aufzählung bei Schnell, Carmelitenkloster, 193–195.  –  47 StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 5r–7v (Eigengüter), 8r–32v (Lehengüter), 33r–34r (Wüste Güter), fol. 34v–63v (Kapitalien), 70r–103v (Urk.abschriften).  –  48 StadtA Bad Neustadt, Akten Karton 21 IV 5: „Weillen nun solhe feller schon von etlichen jahren her in gedachter specification mit anderen beeth oder zinsgeltern vndtergeloffen (wiewoll hoffentlich nit aus böser intention), also hab ich nit vnndterlassen khönen vnser armes clösterlein weiters schadens vnd vnbillicher beschernusen zuentladen, den ehrnuessten vnd wollweisen herrn burgermaister solhes hiermit anzudeuten freundlich bittendt, sye wollen dahin gewogen sein, dz eintweders solhe feller in ihrem bethbücheren gebessert, damit dz clösterlein sich nit weiter zu beschweren habe, oder aber in fahl, dz solhe vberrehnete güter gemelten clösterlein billichermassen zustendig wehren, ihme solhe anweisen vndt zue possession oder besützung verhilfflich sein, welches dan gedachten clösterlein desto mehr angenehm sein wurde“.  –  49 Schnell, Carmelitenkloster, 197f.  –  50  Ebd., 210–213; Zwicker/Romberg, Karmeliterkirche, 2.  –  51 Das Folgende nach StA Ludwigsburg, B 189 III Büschel 9, ediert von Benkert, Neue Nachrichten.  –  52 Grundriss der Klosteranlage bei Schnell, Carmelitenkloster, unpaginiert vor S. 181 sowie zum Umbau S. 191.  –  53 Benkert, Ehemalige Kloster, 252.  –  54 Für Auskünfte danke ich Herrn Dr. Ludwig Benkert, Bad Neustadt/Saale, recht herzlich.  –  55 StA Würzburg, Repertorium Stifter und Klöster 15 XXVII berichten noch von einer „Historia conventus“ 1352–1672 bzw. von „hist. Notizen“ über das Karmelitenkloster aus dem 17. Jh.  –  56 StA Würzburg, Hist. Verein M.S.q. 151: Necrologium Defunctorum Fratrum Ordinis B. V. Mariae de monte Carmelo ab anno MDCL. Renovatum pro Conventu Carmeli Neostadiani ad Saalam anno 1729.  –  57 Vgl. Anm. 51.  –  58 Thurn, Handschriften 4, 105–115.  –  59 Hubay, Incunabula, 470 (Register).  –  60 Schnell, Carmelitenkloster, 198f.; Zwicker/Romberg, Karmeliterkirche; Gröber, Kunstdenkmäler Neustadt a. d. Saale.  –  61 Die Angaben in der Lit. und jene in den Quellen waren nicht in jedem Falle zur Deckung zu bringen, daher überlappen sich manche Informationen. Die durchweg nicht belegten Personalnachrichten in dem Werk von Clemens Martini, Carmel 2, 300–303 [Das ehemalige Carmeliterkloster in Neustadt a. d. Saale, 275–304] werden in den Anmerkungsnachweisen nur dann angeführt, wenn sie von der übrigen Literatur oder von den Angaben in den Quellen abweichen.  –  62 StA Würzburg, Würzburger Urk. 7094 (13.9.1355); Benkert, Bad Neustadt, 68.  –  63 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 360v, 362v; Friedrich Stein, Monumenta Suinfurtensia historica inde ab anno DCCXCI usque ad annum MCD. Schweinfurt 1875, 115, Nr. 116 (17.1.1368), 122, Nr. 122 (19.3.1369).  –  64 Benkert, Bad Neustadt, 68.  –  65 StA

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Würzburg, Standbuch 694, fol. 71v neu (18.6.1404), 78r–79r neu (13.11.1400), 80r–81r neu (4.4.1404), 82v– 83v neu (21.4.1394), 84r-v neu (10.1.1395), 85r–87r (24.9.1405).  –  66 Ein vor 1421 verstorbener Prior Andreas wird in einer Urk. aus diesem Jahr erwähnt: ebd., fol. 71r neu.  –  67 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 357f. – Zugleich als Lektor belegt.  –  68 Ebd., 358. Martini, Carmel 2, 301 datiert Andreas 1429.  –  69 StadtA Bad Neustadt, Urk. Nr. 14 (5.2.1435), Nr. 21 (12.11.1443 als Provinzial); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 359 – Zugleich als Lektor belegt. Martini, Carmel 2, 301 datiert Johann Mellerstatt 1432–35.  –  70 StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 81v–83v neu (11.11.1442); StadtA Bad Neustadt, Urk. Nr. 21 (12.11.1443); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 360; Martini, Carmel 2, 301 datiert ihn bereits seit 1437.  –  71 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 360.  –  72 Ebd., 361.  –  73 StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 89r+v neu (19.4.1450); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 361; Martini, Carmel 2, 301 bezeichnet ihn als Berthold Institutor.  –  74 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 361.  –  75 StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 101r–102r neu (3.2.1460); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 360v; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 362; Benkert, Bad Neustadt, 69.  –  76 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 270, 362f. – 1462–1464 auch als Lektor belegt.  –  77 Ebd., 363.  –  78 StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 87v–88v neu (12.9.1472); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 363f. – Zugleich 1471–1472 als Lektor belegt.  –  79 StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 91r–94v neu (17.1. bzw. 23.2.1493); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 364–366, Benkert, Bad Neustadt, 69. – Zugleich 1473–1484, 1497 als Lektor belegt. Martini, Carmel 2, 301 hat 1484–86 Leonhart Praxator – Sigismund Kranz.  –  80 StadtA Bad Neustadt, Urk. Nr. 52 (18.5.1507); Martini, Carmel 2, 301 hat ihn 1497–1510; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 366f.  –  81 Ebd., 366–368. – Zugleich 1500–1505 als Lektor belegt.  –  82 StA Würzburg, ldf 26, fol. 230r – S. 491 neu (22.8.1528); Martini, Carmel 2, 301 für den Zeitraum 1526–29; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 369; Smet, Karmeliten, 299.  –  83 Ebd., 303.  –  84 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 362v; StA Würzburg, Gericht Neustadt/Saale 88/II.  –  85 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 62v.  –  86 Martini, Carmel 2, 301 zwischen 1529 und 1552; Benkert, Bad Neustadt, 69.  –  87 Ebd.  –  88 StadtA Bad Neustadt, Akten Karton 21 IV 5 (Brief vom 17.5.1575); Benkert, Bad Neustadt, 69.  –  89 Martini, Carmel 2, 301. 1592, 1596 als Pfarrer in Salz nachweisbar, Gauly, Salz, 56.  –  90 Ebd.  –  91 Ebd.  –  92 Ebd., bei ihm bis 1650, dann 1650–1656 Brocard a S. Trinitate.  –  93 StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 75r–76r neu (30.7.1632).  –  94 Deckert/Höser, Schematismus, 230, Nr. 953.  –  95 Ebd., Erg. Nr. 314.  –  96 Ebd., 282, Nr. 1252.  –  97 Martini, Carmel 2, 301.  –  98 StadtA Bad Neustadt, Akten Karton 21 IV 5 (Brief vom 10.6.1661); StA Würzburg, Standbuch 694, fol. 102v–103v (16.12.1663); Deckert/Hösler, Schematismus, 205, Nr. 529.  –  99 Ebd., 204, Nr. 174.  –  100 Schematismus, 205, Nr. 529.  –  101 Ebd., 210, Nr. 196.  –  102 Ebd., 204, Nr. 523.  –  103 ISF KB 46, fol. 450r (1677); Deckert/ Hösler, Schematismus, 170, Nr. 1499.  –  104 Ebd., 359, Nr. 1436.  –  105 Ebd., 277, Nr. 727. Belegt für Juni 1679: StA Ludwigsburg, B 189 III Büschel 9, ediert von Benkert, Neue Nachrichten.  –  106 Deckert/ Hösler, Schematismus, 204, Nr. 881.  –  107 Ebd., 289, Nr. 1114.  –  108 Ebd., 214, Erg. Nr. 192.  –  109 Ebd., 170, Nr. 76.  –  110 Ebd., 277, Nr. 727.  –  111 Ebd., 194, Nr. 144; 1706 Subprior in Neustadt.  –  112 Ebd., 303, Nr. 803.  –  113 Ebd., 184, Nr. 1531.  –  114 Ebd., 203, Nr. 521; StA Ludwigsburg, B 189 III Büschel 9, ediert von Benkert, Neue Nachrichten.  –  115 Deckert/Hösler, Schematismus, 163, Nr. 401.  –  116 Ebd., 279, Nr. 1239; belegt im Sept. 1709: StA Ludwigsburg, B 189 III Büschel 9, ediert von Benkert, Neue Nachrichten.  –  117 Deckert/Hösler, Schematismus, 210, Nr. 192; StA Ludwigsburg, B 189 III Büschel 9, ediert von Benkert, Neue Nachrichten.  –  118 Deckert/Hösler, Schematismus, 283, Nr. 748.  –  119  Ebd., 178, Nr. 446.  –  120 Ebd., 163, Nr. 401.  –  121 Ebd., 232, Nr. 961.  –  122 Ebd., 269, Nr. 1044.  –  123  Ebd., 195, Nr. 148.  –  124 Ebd., 289, Nr. 1271.  –  125 Ebd., 232, Nr. 961.  –  126 Ebd., 236, Nr. 620.  –  127 Ebd., 260, Nr. 676.  –  128 Ebd., 215, Nr. 554.  –  129 Ebd., 296, Nr. 783.  –  130 StA Würzburg, Hist. Verein M.S.q. 151: † 3.1.1776; Deckert/Hösler, Schematismus, 173, Nr. 430.  –  131 Ebd., 228, Nr. 596.  –  132 Ebd., 268, Nr. 1042.  –  133 Ebd., 236, Nr. 620.  –  134 Martini, Carmel 2, 301.  –  135 Deckert/Hösler, Schematismus, 173, Nr. 430.  –  136 Ebd., 271, Nr. 1220.  –  137 Ebd., 230, Nr. 256.  –  138 Ebd. (1770 Prior in Rottenburg!).  –  139 Ebd., 304, Nr. 809.  –  140 Ebd., 207, Nr. 883.  –  141 Ebd., 269, Nr. 702.  –  142 Ebd., 206, Nr. 532.  –  143 Martini, Carmel 2, 301.  –  144 StA Würzburg, Hist. Verein M.S.q. 151: † 1.2.1811; Deckert/ Hösler, Schematismus, 197, Nr. 862.  –  145 Ebd., 147, Nr. 353.  –  146 Ebd., 180, Nr. 448.  –  147 Ebd., 307, Nr. 820.  –  148 Ebd., 247, Nr. 319.  –  149 Ebd., 219, Erg. Nr. 319.  –  150 Ebd. 211, Erg. Nr. 126.

Helmut Flachenecker

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Nieukerk Die Reklusen von Nieukerk wurden 1455 von dem Generalprior Johannes Soreth in den Karmeliterorden aufgenommen. Sie führten seitdem ein Gemeinschaftsleben nach der Regel des Karmel und den Konstitutionen des Ordens. 1590 wurde die Klause in das Karmelitinnenkloster „ten Elsen“ in Geldern inkorporiert. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Köln (1455–1559), Roermond (1559–1590) Lage Das 1455 bei der Aufnahme der Reklusen in den Orden bezogene neue Gebäude lag „naest de kerckhoff“.1 Es ist gänzlich verschwunden. Patrozinium Patrone des Klosters waren die Gottesmutter Maria und der hl. Dionysius.2 GESCHICHTE Aufnahme in den Orden Die äußere Entwicklung wie auch das innere Leben des Konvents in Nieukerk im Herzogtum Geldern lassen sich nicht rekonstruieren, da das Klosterarchiv verloren ist und außerhalb der klostereigenen Überlieferung nur wenige Quellen erhalten sind. Als wichtigstes Dokument gehört dazu die Urkunde, mit der Generalprior Johannes Soreth die Inklusen von Nieukerk am 15. August 1455 in den Karmeliterorden aufnahm.3 Er hielt sich zu diesem Zeitpunkt in dem Reformkloster Moers auf. Einleitend weist er darauf hin, dass die Schwestern schon seit langem als Inklusen oder Klausnerinnen ein tugendhaftes Leben führen, wenngleich ihre Verbindung zum Karmeliterorden nicht vom Heiligen Stuhl approbiert sei. Erst die Bulle „Cum nulla“ vom 7. Oktober 1452, die er in seine Urkunde inseriert, habe die Voraussetzung für die Aufnahme von Frauengemeinschaften in den Orden geschaffen. So konnte Johannes Soreth erst nach der Promulgation der Bulle Nikolaus V. die Inklusen mit vollem Recht in den Orden aufnehmen und sie der Regel und den Konstitutionen unterstellen. Er bestellte den Theologieprofessor Magister Petrus, gen. de Domo4 als seinen Vikar. Seine Aufgabe war es, nach den Konstitutionen und den von Johannes Soreth genannten Vorschriften dafür zu sorgen, dass das Verbot des Zutritts zum Inclusorium befolgt wurde. Eine Ausnahme wurde nur in dem Fall zugestanden, dass ein Priester das Viaticum und das Heilige Öl hereinbringt. Es sollte nach dem Vorbild anderer Orden ein Sprechzimmer für die „Hausmutter“ (Mater domus) eingerichtet werden, das sich nach der Regel des Karmel beim Eingang des Ortes befinden sollte. An dieser Stelle zitiert Johannes Soreth wörtlich die Karmelregel, VI. Kapitel: „damit sie als erste denen, die zu diesem Ort kommen, begegne und damit dann alles, was getan werden soll, nach ihrem Gutdünken [ausgelassen ist: und auf ihre Anordnung hin] geschehe“. Seinem Vikar trug er auf, die Regel und die Konstitutionen für die Schwestern ins Deutsche zu übersetzen und sich bei Interpretationsproblemen auf seine discretio zu verlassen. Soreth unterschied die Schwesternschaft in „inclusae“, die die Klausur nicht verlassen, und „non inclusae“. Diese durften die Klausur verlassen, allerdings nur

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zu zweit, um notwendige Erledigungen außerhalb der Klausur zu besorgen. Die Ordenstracht der Schwestern sollte aus dem weißen Mantel bestehen, wie ihn die Brüder tragen, jedoch ohne Kapuze. Auf längeren Reisen konnten sie stattdessen auch einen schwarzen oder einen grauen Mantel tragen. Der Vikar erhielt die Vollmacht, die Schwestern von verschiedenen längeren Gebeten zu dispensieren, mit Ausnahme derjenigen, die in der Regel vorgeschrieben sind. Die seelsorgliche Betreuung sollte der Prior des Karmeliterklosters in Geldern [→ Geldern] oder ein anderer Beichtvater aus dem Orden übernehmen. Johannes Soreth gestattete den Inklusen, ihren Wohnsitz von der bisher von ihnen bewohnten Klause in ein neuerrichtetes Gebäude in der Nähe des Kirchhofs zu verlegen. Dieses bot die Voraussetzungen für die Aufnahme des Gemeinschaftslebens nach der Karmelregel. Denn er stellte ausdrücklich fest: Obwohl ihr Klausnerinnen seid, sollt ihr ein Gemeinschaftsleben führen.5 Die neuen Räumlichkeiten ermöglichten gemeinsame Mahlzeiten im Refektorium gemäß der Regel, gemeinsame Arbeit in entsprechenden Räumen und die gemeinsame Rekreation an festgesetzten Zeiten und Orten. Soreth entließ die Inklusen aus allen bisher von ihnen beachteten Regeln und Bindungen und unterstellte sie der Regel des Karmel. Adrianus Staring und nach ihm auch Giovanni Grosso haben die Bewohnerinnen des Inclusorium in Nieukerk für Beginen gehalten.6 Das lässt sich aus der Urkunde Soreths jedoch nicht ableiten. Vielmehr lassen die Hinweise auf die Lebensform der frommen Frauen in Nieukerk ebenso wie ihre Bezeichnung als „inclusae“ unzweifelhaft erkennen, dass es sich um Klausnerinnen – also um eine Form des Eremitenlebens – handelte. Mit der Integration in den Karmeliterorden und der Verlegung ihres Wohnsitzes in das neue Haus beim Kirchhof nahmen sie das Gemeinschaftsleben nach der Karmelregel auf. Die Inklusion bzw. die Klausur hingegen war für die Klausnerinnen nichts Neues, denn sie hatten sich bereits an ihrem bisherigen Standort „eingeschlossen“. Die zweite Gruppe der „nicht eingeschlossenen“ Schwestern sorgte für den notwendigen Lebensunterhalt der „Eingeschlossenen“. Anders als im Fall von „ten Elsen“ in Geldern handelt es sich bei dem Konvent in Nieukerk nicht um die Umwandlung einer Beginengemeinschaft, sondern um die Aufnahme von Klausnerinnen in den Karmeliterorden. Auch in den wenigen erhalten gebliebenen schriftlichen Quellen werden das Kloster und seine Bewohnerinnen bis zur Verlegung nach Geldern als Klause und Klausnerinnen bezeichnet. Die Quellen zur weiteren Entwicklung des gemeinsamen Lebens der Klausnerinnen sind in den Kriegshandlungen des Achtzigjährigen Krieges untergegangen. Einkünfte 1486 kaufte eine Klausnerin einen Zehnten.7 1504 übertrug Katharina Steenhorst, Konventualin in Nieukerk, gt. „ter Cluysen“, dem Konvent eine Kornrente.8 1512 gab Johann von Steenhorst, Pastor in Nieukerk, seiner natürlichen Tochter Gertrud von Steenhorst zur Mitgift als „Konventskind“ in der Klause des Karmelordens in Nieukerk ein Stück Land.9 1586 erhielten Neesken Bungh und Grijtgen to Leijnmans, „in der Cluijsen zu der Nieukirchen woonende“, eine Schuldverschreibung über 30 Taler.10

NIEUKERK

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Geistliches Leben 1574 bestand der Konvent aus 28 Schwestern.11 Die geistliche Aufsicht führte der Prior des Karmeliterklosters in Geldern. 1590 wird eine Statue der Gottesmutter Maria „met het kindeken Jesus op den lincken arm“ erwähnt, der man wundertätige Wirkung zuschrieb. Sie stand nach der Verlegung der Klausnerinnen in der Kapelle des Gelderner Karmeliterklosters.12 Verlegung nach Geldern Die Klause fiel in den Feldzügen der Generalstaaten und der Spanier wiederholt Plünderungen zum Opfer. Den nur noch aus wenigen Schwestern bestehenden Konvent brachte der niederdeutsche Provinzial Laurentius Cuper schließlich 1590 in das Kloster „ten Elsen“ in Geldern und inkorporierte ihm den Nieukerker Konvent. In der Chronik der Karmelitinnen von „ten Elsen“ wird die Inkorporation verzeichnet: „1590 sijn de susteren van de Nieukerck uijt de Clouse van daer hier gekomen [...] om de quade oorloghs tijden, door bevel ende ordinantie van den eerw. Pater Provinciael Laurentius Cuperius, van de Nieukerck getransporteert tot Gelre, ende met ons susteren van Gelder een geworden met alle hunne goederen, den 16. November“.13 Aus dem Jahr 1654 liegen Nachrichten über einen bischöflichen Kommissar vor, der sich zur Reformation (= Wiederherstellung ?) des Klosters in Nieukerk aufhielt. Er wurde von 15 Frauen aus dem Ort beleidigt, was zu einer Anklage gegen diese führte. Das Verfahren wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt.14 ARCHIV Das Archiv ist verschollen. Vereinzelte Nachrichten finden sich im Kopiar des Klosters „ten Elsen“, 18. Jh. (LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Hs. 1). Im Gräflich Hoensbroechschen Archiv Schloß Haag, Akte Nr. 3620, liegt eine Klageschrift mit Zeugenvernehmungen aus der Zeit nach der Verlegung des Konvents von Nieukerk nach Geldern, 1654/59. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die Bauten und ihre Ausstattung sind untergegangen. PRIORINNEN Die Namen der Priorinnen sind nicht bekannt. LITERATUR S. das Literaturverzeichnis zu dem Beitrag → Geldern, ten Elsen – Norbertus a S. Juliana, Batavia desolata Carmelitana. Hg. von G. Wessels. In: AOC 8, 1932, 369–584, hier 579–583.

1

LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Hs. 1, p. 151.  –  2 Ebd., p. 156.  –  3 Batavia desolata, 579–583.  – Staring, Carmelite Sisters, 59, identifiziert ihn mit Peter van Nieukerk.  –  5 „Quamvis inclusae, tamen communem vitam ducere“.  –  6 Staring, Carmelite Sisters, 59f.; Grosso, Jean Soreth,  4

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222–224.   –  7 20.9.1486, die Urk. 6 ist mit dem Vermerk „fehlt“ verzeichnet im Findbuch Geldernten Elsen im LAV NRW R.  –  8 9.8.1504, Urk. 7, ebd., „fehlt“.  –  9 Februar 1512, Urk. 10, ebd., „fehlt“.  –  10 LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Hs. 1, p. 50/51.  –  11 ISF KB 44, fol. 725r und KB 46, fol. 681v.  –  12 LAV NRW R, Geldern-ten Elsen, Hs. 1, p. 151.  –  13 Ebd. Die Angabe in den Kunstdenkmälern der Rheinprovinz, 1, 2: Kreis Geldern, 23, „das Karmelitessenkloster Nieukerk wurde im 17. Jh. mit dem Karmeliterkloster in Goch vereinigt“, ist falsch.  –  14 Gräflich Hoensbroechsches Archiv Schloss Haag, Akte Nr. 3620, vgl. Findbuch Schloss Haag.

Edeltraud Klueting

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Nördlingen Das um 1385 errichtete Kloster schloss sich früh der lutherischen Reformation an. Der letzte Prior übergab es 1562 der Stadt Nördlingen. Die Kirche des Karmelitenklosters dient heute der katholischen Pfarrgemeinde als Gotteshaus. Die einstigen Klostergebäude sind weitgehend erhalten. Die mittelalterliche Anlage prägt nach wie vor das Stadtbild in seinem Randbereich und gehört zu den unverwechselbaren kirchlichen und kulturellen Einrichtungen der Stadt. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Augsburg Lage Das ehemalige Karmelitenkloster liegt zwischen Reimlinger und Berger Tor an der Peripherie der Stadt in unmittelbarer Nähe zur Stadtmauer. Deutlich wird dies auch auf dem Kupferstich von Andreas Zeidler aus dem Jahre 1651, der Nördlingen aus der Vogelperspektive zeigt.1 Die Straßenführung (Lange Gasse) lässt darauf schließen, dass dieser Teil der Stadt eine relativ späte Ausbaustufe der Stadtentwicklung nach dem Neubau (ab 1327) der heute noch erhaltenen Stadtmauer darstellt. In den ehemaligen Konventsgebäuden sind heute u. a. das katholische Dekanat sowie die Wohnung des Stadtkaplans untergebracht. Patrozinium Die Kirche mit ihren damals fünf Altären wurde am 19. November 1422 durch den Augsburger Weihbischof Wilhelm zu Ehren des „Weltheilands Jesus Christus“ konsekriert. Siegel Aus dem Jahr 1435 sind Siegel des Konvents und des Priors überliefert.2 Das runde Konventssiegel zeigt die gekrönte Gottesmutter mit dem Kind in gotischer Tabernakelarchitektur auf einer Bank sitzend, (heraldisch) rechts von ihr sitzt die nimbierte hl. Anna. Umschrift: [S. con]vent(u)al(ium) fr(atru)m ord(inis) b(ea)te Mar(iae) de monte carmelo i(n) nordli[ngen] [ Abb. S. 107 Nr. 21]. In dem spitz­ovalen Priorensiegel ist in gotischer Architektur eine Szene dargestellt, die möglicherweise auf die Gründungsgeschichte Bezug nimmt. Unter einem gotischen Baldachin hält ein Priester eine Monstranz in die Höhe, vor der auf der (heraldisch) rechten Seite eine Person kniet. Darunter befinden sich rundbogige Architekturelemente. Umschrift: [S. Pr] ioris nordlingensis ordinis beate Marie de monte carm[elo] [ Abb. S. 108 Nr. 22]. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Auf einer Tafel, die sich einst in der Kirche befand, wird die Entstehungsgeschichte des in Nördlingen seit dem Beginn des 15. Jhs. ansässigen Karmelitenklosters mit den folgenden Worten ausführlich beschrieben. Daraus geht hervor, dass das Kloster seine Entstehung einem außerordentlichen Ereignis, einem Hostienwunder, verdankt: „Am Mittwochen in den H. Osterfeyren – es war der 17. April – als man zählt nach Christi Geburt der Jahren 1381 ist ein wunderbarlich Zeichen durch Gottesverhängniß hier zu Nördlingen beschehen, dardurch wohl bildlich ein jeder Christenmensch zu tieffer Vermahnung Christlicher Lieb des Glaubens bewegt, und diesem gegenwärtigen Gotteshauß geneigt seyn soll. Dann zu der Zeit war ein Mann genannt Ulrich Meyinger auf der Hofstett,

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da nun jetztunder unsers Herrn Altar stehet, mit Hauß gesessen, den man in seiner Kranckheit nach Christlicher Ordnung das H. Sacrament reichen und geben wollt, und als der Priester vor demselben Krancken stund ihm das Sacrament darbot, an derselbigen statt war unter ihnen ein Keller, dessen büne und Gewölb unter dem Priester und allem Volck gegenwärtig einfiel und niederging. Daselbsten war das Sacrament verschüttet und verlohren; dass man mit der Prozession und aller Priesterschafft, samt dem Rath und gantzer Gemeind der Stadt Nördlingen das verschütt und verlohren Sacrament mit fleissiger Andacht und großer Arbeit gesucht und bis auf dem Stuck, das darvon kommen, nicht gefunden war. Und als man das einig Stuck nicht finden könnt noch möchte, war gemacht ein Feuer von Stroh und Holtz, allda und an derselben Stätt alles gewelb und Erdreich zu Aschen verbrennt, allererst fand man das einig Stuck des H. Sacraments, an der Statt, da die Grub unter diesem gegenwärtigen Altar sichtbarlich liegt und gesehen würd, so gantz klar, lauter und unversehrt, wie es der Priester allererst aus der Büchsen genommen hatte. Und als offt darnach der Hirt das Vieh über dieselbe verbrannte Hofstett trieb, wollt kein Vieh noch auf dieselbig Statt kommen, bleiben, noch Wesen han, und solchem Wunderzeichen nach, war darnach allererst ein Capell gebaut, und geschahen Täglich so große Wunder: dass deßhalben viel fromme Leut von fern her walleten, und allda täglich ihr Almosen verliessen, und gaben“.3 Das Hostienwunder ist auf einem großen spätgotischen Wandgemälde (1460/70) im Chorraum der Kirche in vier figurenreichen Szenen anschaulich dargestellt. Das Ereignis wird in einem Schreiben des Karmelitenpriors an seinen Konvent vom 30. September 1447 noch ein zweites Mal geschildert. Der Prior erinnert darin anlässlich seines Aufrufes zum Almosensammeln an dieses denkwürdige Geschehen.4 Fassen wir die Gründungsgeschichte zusammen, dann ist folgendes festzuhalten: Das Hostienwunder, das später zur Gründung des Karmelitenklosters führte, wird in das Jahr 1381 datiert. Berichtet wird von kurz darauf folgenden Wunderzeichen, vom Bau einer Kapelle und vom Beginn einer Wallfahrt an den wundertätigen Ort. Schon bald konnte die Kapelle den immer größer werdenden Strom der Wallfahrer nicht mehr aufnehmen. Der Bau der über der Stelle des Hostienwunders errichteten Kapelle „Corporis Christi“ dürfte um 1385 erfolgt sein.5 Das Ansehen dieser im Auftrag des Rates erbauten Kapelle „Zu unserem Herrgott“ wuchs zunehmend. Im Jahre 1389 wurde sie dann mit einem Benefizium oder einer Kaplaneipfründe ausgestattet. Patronat und Präsentationsrecht lagen beim Kloster Heilsbronn, das auch Patronatsherr über die St.-Georgs-Kirche war.6 Der Rat der Stadt fasste wegen des großen Zulaufs schon bald den Beschluss zum Bau eines Klosters. Die Wahl fiel auf den Orden „Unserer lieben Frauen Brüder vom Berge Karmel“. Papst Bonifaz IX. erteilte am 5. Januar 1401 die Bewilligung zur Gründung des Klosters mit einem Prior und 30 Konventualen. Gleichzeitig plante man den Bau einer größeren Kirche.7 Gut zwanzig Jahre später, am 19. November 1422, konsekrierte Weihbischof Wilhelm von Augsburg die Ordensniederlassung und die mit fünf Altarkaplaneien ausgestattete Kirche. Das Gotteshaus wurde auf den Titel des „Weltheilands Jesus Christus“ (St. Salvator) geweiht.8

NÖRDLINGEN

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Bruderschaften 1487 erfolgte die Errichtung einer Bruderschaft für die „armen und gepreschaften lewt, so nicht aigens wesens haben“. Zwölf Jahre später, 1499, wurde sie erneuert. Die Bruderschaft, die in zum Teil weit entlegenen Orten über vier Meister verfügte, führte den Namen „Bruderschaft der blinden, lahmen und andern armen Leute“.9 Eine weitere große Bruderschaft in der Karmelitenkirche war die 1493/94 gegründete Bruderschaft der Geschlachtwandergesellen10 (Feintuchmacher). Ihr wurde zugestanden, den Choraltar für ihre Zwecke zu nutzen. Zudem verfügte sie über eine eigene Begräbnisstätte auf dem Klosterfriedhof.11 Die Bruderschaft stiftete 1518 einen bei dem Nördlinger Maler Sebastian Taig (Dayg) in Auftrag gegebenen Altaraufsatz. Sieben Tafelgemälde dieses Altares werden heute im Stadtmuseum Nördlingen verwahrt. Weitere Gemälde befinden sich im Bayerischen Nationalmuseum und als Dauerleihgabe des Mainfränkischen Museums Würzburg in der Kirche St. Salvator in Nördlingen.12 Skulpturen des Altars werden bis heute in St. Salvator verwahrt. Weitere Entwicklung bis zur Aufhebung des Klosters Nach einem Einwohnerverzeichnis aus dem Jahre 1459 lebten damals sechzehn Personen im Kloster,13 sodass es zweifelhaft ist, ob die Konventsstärke überhaupt jemals die vorgesehene Zahl von 30 Konventualen erreicht hat. In der Reformationszeit begann der allmähliche Niedergang des Klosters. Bereits 1518 predigte der Karmelit Martin Monninger nach der Lehre der lutherischen Reformation und musste deswegen das Kloster verlassen. Noch in demselben Jahr predigte ein weiterer Konventuale dieses Klosters namens Caspar Kantz ebenfalls nach der reformatorischen Lehre. Dieser Caspar Kantz war es auch, der 1522/24 die Schrift „Die rechte evangelische und apostolische Meß, geteutschet, 1522/24“, verfasst hat, eine Schrift, die als erste deutschsprachige Messe gedruckt worden ist.14 Die Mitglieder des Nördlinger Karmelitenkonvents standen der Reformation von Anfang an offen und aufgeschlossen gegenüber. Bereits 1525 war der Konvent auf vier Konventualen reduziert, und bald darauf befanden sich nur noch der Prior und ein Bruder im Kloster. Der katholische Gottesdienst hatte nahezu ganz zu existieren aufgehört.15 Auch das Interim von 1548 brachte keine Wende. Der Rat widersetzte sich dem Ansinnen des Provinzials der Oberdeutschen Provinz Georg Raab zur Rückgabe des Klosters, indem er argumentierte, dass er das Kloster ja nicht eingezogen habe, dieses vielmehr unter der Verwaltung des Priors stehe. Der Passauer Vertrag des Jahres 1552 sowie der Augsburger Religionsfriede 1555 beendeten jede Hoffnung auf eine Wiederkehr der katholischen Religionsausübung.16 So war es nur folgerichtig, dass der letzte Prior Castulus Leitz, der schon lange keine katholische Messe mehr gelesen und weltlich gelebt hatte, im Jahre 1562 unter dem Vorbehalt eines Leibgedings der Stadt das Karmelitenkloster übergab. Die Klostergebäude gingen somit in den Besitz der Stadt über. In dem verlassenen Klostergebäude wohnte und predigte von nun an der reformierte Klosterprediger, der Kloster- oder Vesperprediger genannt wurde. Auch das Restitutionsedikt des Jahres 1628 änderte an den Verhältnissen nichts mehr. Den Bemühungen des Or-

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dens um Rückerwerb des Klosters war kein Erfolg beschieden. Kirche und Kloster blieben im Besitz der Stadt.17 In den napoleonischen Kriegen wurde die Kirche als Militärlazarett und Magazin zweckentfremdet.18 Nach dem Übergang der Freien Reichsstadt Nördlingen an das Kurfürstentum und spätere Königreich Bayern 1803 zogen allmählich wieder Katholiken in die nunmehrige bayerische Landstadt Nördlingen. Die katholischen Neubürger waren für die Jahre 1803 bis 1827 nach Kleinerdlingen eingepfarrt. Für kurze Zeit war ihnen im Rathaus eine Betstube eingerichtet worden. 1825 konnte jedoch wieder eine katholische Kirchengemeinde gegründet werden, der ein Jahr darauf (1826) auf Fürsprache König Ludwigs I. von Bayern die ehemalige Klosterkirche überlassen wurde. Die Abtretungs- und Schenkungsurkunde datiert vom 9. November 1825.19 Damit aber war auch die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Hostie wieder an den Ort des „Hostienwunders“ zurückkehren konnte. 1883 konnte sie nach den Ausführungen P. Hintermayrs nach einer 300 Jahre währenden „Odyssee“ – von der Stiftungsadministration Höchstädt über den Magistrat der Stadt Nördlingen und das Landgerichtsgebäude zum Registraturkasten der katholischen Kirchenverwaltung – in die „Herrgottskirche“ zurückkehren, wo sie in einem Tabernakel verwahrt wird.20 Der 1825 begonnenen und 1829 abgeschlossenen Renovierung folgte am 24. Juni 1829 die Weihe durch den Augsburger Bischof Ignaz von Riegg.21 ARCHIV Archivalische Quellen Im Stadtarchiv Nördlingen: Chroniken der Stadt Nördlingen; Jacob Heinrich Hilbrandt, Beschreibung der Epitaphien und Wappenschilde und Grabstätten in der Herrgottskirche (StadtA Nördlingen Lit. 88); Ders., Abbildungen der Epitaphien, Wappenschilde und Grabstätten in der Herrgottskirche, 1768 (StadtA Nördlingen Lit. 89); Urkunden und Akten des 15. und 16. Jhs. im Altbestand des Stadtarchivs, erfasst in Form eines vorläufigen Repertoriums. Die Urkunden sind in Regestenform wiedergegeben im UB der Stadt Nördlingen. Die Aktenüberlieferung erscheint in dem derzeit erstellten Findbuch unter dem Sammelbegriff „Kirchen und Klöster“; Stadtkammerrechnungen, Ratsprotokolle, Missiven; Einwohnerverzeichnis 1459. Gedruckte Quellen: Deckert, Oberdeutsche Provinz – Deckert/Hösler, Acta – ­Daniel Eberhard Dolp, Gründlicher Bericht … (s. Lit.verz.) – Walter E. Vock/ Gustav Wulz, Die Urk. der Stadt Nördlingen 1400–1435. Augsburg 1965 (Schwäbische Forsch.gemeinschaft Reihe 2a, Urk. und Reg. 9) – Dies., Die Urk. der Stadt Nördlingen 1436–1449. Augsburg 1968 (Schwäbische Forsch.gemeinschaft Reihe 2a, Urk. und Reg. 10). BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die ersten Klostergebäude22 entstanden wohl mit Fertigstellung und Weihe der Klosterkirche im Jahre 1422. Der erhaltene, der Südfassade der Klosterkirche zugeordnete ehemalige Klostertrakt stammt nach Ausweis einer Bauinschrift von

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einer Erneuerungsphase um 1474. Von der ursprünglichen vierflügeligen Anlage sind heute nur noch der südliche Haupttrakt, ein langgezogener Satteldachbau, sowie der östliche Verbindungsflügel zur Kirche erhalten. Dieser historische Restbestand wird geprägt von den baulichen Überresten des Kreuzgangs. An einem Schlussstein findet sich hier die Jahreszahl 1474. Der Nordflügel der Klosteranlage ist noch auf dem Katasterplan von 1825 zu sehen. Bald darauf wurde er abgetragen. Der nach dem Dreißigjährigen Krieg abgegangene Westflügel wurde 1985 durch einen Neubau ersetzt. Die historische Grundrissanlage ist seit der Instandsetzung von 1984/85 wieder erlebbar. Bei den Restaurierungsarbeiten waren Wandmalereien zum Vorschein gekommen: Im südöstlichen Raum, dem ehemaligen Refektorium, die Darstellung des Schweißtuches der Veronika aus der Zeit um 1500, im anschließenden einstigen Kapitelsaal ein Wappenfries mit Rankenmalerei sowie vermutlich eine Illustration des Himmelswagens des Propheten Elija. Das Obergeschoss enthält die ehemaligen Klosterzellen. Auch hier finden sich im Mittelflur in der Zeit um 1500 entstandene Wandmalereien. Bei der Kirche23 handelt es sich entsprechend der Tradition der Bettelorden um einen schlichten, nur mit einem Dachreiter versehenen Bau. Seine Bauplastik ist dem Umkreis der Parler zuzurechnen. Hohe, schlanke Maßwerkfenster und Strebepfeiler am Chor gliedern das Äußere der Kirche. Das spitzbogige Westportal stammt aus der Zeit um 1420. In seinem doppelt gekehlten Gewände sind in der äußeren Laibung Krabben angebracht, in der inneren sechs sitzende Prophetenfiguren. Im Tympanon findet sich eine reliefartige Darstellung des Jüngsten Gerichts mit dem auf einem Regenbogen sitzenden Weltenrichter, der das Gerichtsschwert in der Hand hält. Ihm zur Seite knien Maria und Johannes der Täufer. Engel halten die Leidenswerkzeuge Christi. Figurenreich ist die Gerichtsszene der unteren Hälfte der Darstellung. In der Mitte ist die Auferstehung der Toten zu sehen, links davon die Öffnung der Himmelspforte durch Petrus für die Gerechten, rechts die Abführung der Verdammten durch die Teufel in den geöffneten Höllenrachen. Das formanaloge Nordportal weist in seinem Gewände Säulen und Blattkapitelle auf. Der Türsturz ruht auf Figurenkonsolen, die eine Greisen- bzw. Jünglingsbüste mit Spruchband darstellen. Am nordöstlichen Chorstrebepfeiler befindet sich eine Steinfigur des kreuztragenden Christus, ebenfalls aus der Zeit um 1420. An der Konsole ist das Wappen der Donauwörther Familie Cammer zu sehen. Das Innere der Kirche ist als dreischiffige sog. Staffelhalle mit Westempore und maßwerkverzierten Holzdecken im Mittelschiff zu beschreiben. An der Südseite ist ein zugesetztes Portal, bezeichnet 1448, zu erkennen. Der eingezogene Chor weist einen fünfseitigen Schluss und ein Kreuzrippengewölbe auf, die Schlusssteine sind mit folgenden Darstellungen versehen: Gnadenstuhl, Adler, Muttergottes, Engel, Kreuzigung, Heilig-Geist-Taube, Schmerzensmann mit Engeln. Der Kirchenraum war ursprünglich als rechteckige Halle mit flacher Holzdecke ausgeführt. Erst die Renovierungsarbeiten des 19. Jhs. brachten durch den Einbau von Säulenarkaden (Spitzbogenarkaden) die Umwandlung zu einem drei-

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schiffigen Sakralbau. Die 1829 abgeschlossene Restaurierung brachte unter dem Einfluss der religionspolitischen und künstlerischen Vorstellungen des bayerischen Königs deutliche Veränderungen. Noch vor dessen Münchener Bauten entstand damals einer der frühesten „regotisierten“ Kirchenräume Süddeutschlands (Vollmar). In den Jahren 1954/1956 sowie 1978/79 erfolgten erneute Instandsetzungen der Kirche. Im Rahmen der letzten Generalsanierung, die im Jahr 2000 begann und 2011 abgeschlossen wurde, konnten auch der Chorraum neu gestaltet, moderne Fenster von Prof. Johannes Schreiter (geb. 1930), einem international anerkannten Künstler, eingebaut und ein neuer Volksaltar geweiht werden.24 Der Kirchenraum enthielt ursprünglich großflächige Wandmalereien, deren spärliche Überreste 1926 freigelegt worden sind.25 Folgende Darstellungen sind noch zu erkennen: Im Chor nördlich der hl. Christophorus, südlich die Kreuzigung (beide 2. Hälfte des 15. Jhs.); an der südlichen Wand des Langhauses Szenen aus der Passion Christi (um 1420). Sie sind nach neueren Forschungen dem ortsansässigen Meister Berthold zuzuschreiben.26 Zur Kirchenausstattung aus der Zeit, in der das Karmelitenkloster bestand, gehören weiterhin ein Tafelbild (um 1460/70), im Chor Steinfigur des Schmerzensmannes (um 1450), die Figur der hl. Anna (um 1518), die zusammen mit anderen Figuren über dem südlichen Seitenaltar zum einstigen Hochaltar gehörte, sowie das Kruzifix (um 1520). PRIOREN27 Die Reihe der namentlich bekannten Vorsteher des Nördlinger Karmeliterklosters beginnt erst mit dem Jahre 1433. Johannes von Waiblingen 1433 – Johannes Kraus 1435 – Johannes Megenward 1441, 1449 – Johannes Schreiber 1461, 1465 – Johannes Schramm 1468, 1471 – Johannes Zeltmeister 1482–1503 – Adam Freiheit 1510 – Blasius Kobolt 1511 – Kaspar Kantz 1517 – Peter Steurer 1525, 1530 – Castulus Leitz 1538, † 1564, nachdem er 1562 das Kloster mit Zugehörungen und allen Einkünften ohne Wissen des Provinzials gegen ein jährliches Leibgeding an den Rat der Stadt abgetreten hatte. LITERATUR Daniel Eberhard Dolp, Gründlicher Bericht von dem alten Zustand, und erfolgter Reformation der Kirchen, Clöster und Schule in des H. Reichs Stadt Nördlingen und ihrem angehörigen Gebiet mit Urk. und Beylagen. Nördlingen 1738 – Heinrich Hertle, Die Gesch. des Nördlinger Karmeliterklosters im Zeitalter der Reformation. 1963 (Unveröff. Ms. im StadtA Nördlingen) – Pius Hintermayr, Die katholische Kirchengem. Nördlingen und die St. Salvatorkirche. Nördlingen 1926 – Christof Metzger, Die Malerei der Reichsstadt Nördlingen. In: Rieser Kulturtage. Dokumentation IX/1992. Nördlingen 1993, 329–355 – Christian Meyer, Die Stadt Nördlingen, ihr Leben und ihre Kunst. Nördlingen 1876 – Panzer, Observanz und Reform – Paul Otto Riedmatter, Die St. Salvatorkirche in Nördlingen, ihre Pfarr- und Baugesch. Wasseralfingen 1955 – Hans-Christoph Rublack, Eine bürgerliche Reformation: Nördlingen. Gütersloh 1982 (Quellen und Forsch. zur

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Reformationsgesch. 51) – Peter Rummel, 550 Jahre Kloster- und Pfarrkirche St. Salvator in Nördlingen. In: Jb. des Vereins für Augsburger Bistumsgesch. 8, 1974, 217– 240 – Elmar D. Schmid, Nördlingen – die Georgskirche und St. Salvator. Stuttgart und Aalen 1977 – Anton Steichele, Das Bisthum Augsburg, hist. und statistisch beschrieben. Bd. 3. Augsburg 1872, 1020–1030 – Dietmar-H. Voges, Kirchen und Kapellen. In: Ders., Die Reichsstadt Nördlingen. 12 Kapitel aus ihrer Gesch. München 1988, 70–93 – Ders., Nördlingen in der Zeit um 1830. In: Ders., Nördlingen seit der Reformation. Aus dem Leben einer Stadt. München 1998, 211–233 – Bernd Vollmar, Georg Paula, Catharina Kociumaka, Stadt Nördlingen. München 1998, 208–214 (Denkmäler in Bayern Bd. VII.90/2) – Gustav Adolf Zipperer, Nördlingen. Lebenslauf einer schwäbischen Stadt. Nördlingen 1979. 1 Andreas Zeidler, Nördlingen (Kupferstich 1651, StadtA Nördlingen, Graphische Slg.).  –  2 Urk.

vom 29.9.1435, StadtA Nördlingen, Reg. 1941 (U 274). Die Siegelbilder und die Umschriften sind wegen des Abriebs nur schwer erkennbar.  –  3 Zitiert nach Riedmatter, Salvatorkirche, 6. Riedmatter erklärt, dass dieses Ereignis auf einer Tafel in der Kirche einst in der genannten Form beschrieben worden ist.   –  4 Abgedruckt bei Dolp, Gründlicher Ber., Anhang LXXXIX.  –  5 Voges, Kirchen und Kapellen, 83.  –  6 Ebd.  –  7 Steichele, Bisthum Augsburg,1021.  –  8 Ebd., 1023f.  –  9 Ebd., 1024.  –  10 Gegen Steichele, Bisthum Augsburg, 1025, der „Geschlachtgewandnergesellen“ schreibt.  –  11  Ebd.  –  12 Vollmar, Stadt Nördlingen, 210.  –  13 StadtA Nördlingen, Einwohnerverzeichnis 1459, fol. 21.  –  14 Rublack, Reformation, 181f. sowie Voges, Kirchen und Kapellen, 85. Zu Caspar Kantz vgl. Gustav Wulz, Caspar Kantz. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. 4. München 1955, 100–119.  –  15 Rublack, Reformation, 182.  –  16 Steichele, Bisthum Augsburg, 1028. Einen weiteren vergeblichen Versuch zur Restitution Nördlingens unternahmen die Karmeliten beim Regensburger Kurfürstentag 1636/37 (Panzer, Observanz und Reform, 228).  –  17 Steichele, Bisthum Augsburg, 1029f. Zur Restitution von Nördlingen vgl. Nuntiaturberichte, Bd. 6 (1560– 72), 165: 12.8.1568, Nuntius Biglia überreicht Kaiser Maximilian II. ein Memorial und empfiehlt Restitution des Nördlinger Konvents; 26.8.1568, Maximilian ordnet die Restitution an; 16.9.1568, man erwartet den Vollzug des kaiserlichen Befehls.  –  18 Voges, Kirchen und Kapellen, 86.  –  19 Ders., Nördlingen, 224f.  –  20 Hintermayr, Kirchengem., 43ff.   –  21 Vollmar, Nördlingen, 210.  –  22 Das Folgende nach ebd., 212f.  –  23 Ebd., 210f..  –  24 Freundliche Mitteilung von Herrn Xaver Hönle am 22.3.2011.  –  25 Zu den Malereien Metzger, Malerei.  –  26  Ebd.  –  27 Nach Steichele, Bisthum Augsburg, 1025.

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Nürnberg Das Karmelitenkloster in Nürnberg wurde um 1287 gegründet. Es nahm von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 15. Jhs. in der Oberdeutschen Provinz der Karmeliten eine führende Stellung ein. In dieser Zeit wirkte der Provinzial überwiegend von Nürnberg aus, und das Provinzkapitel traf sich meist in Nürnberg. Nach der Mitte des 15. Jhs. ging die überregionale Bedeutung des Klosters zurück und stieg erst unter Prior Andreas Stoß (1520–1525) wieder. Stoß vertrat im Nürnberger Religionsgespräch vehement die römisch-katholische Position und wurde deshalb 1525 aus der Reichsstadt gewiesen. Diese Ausweisung und die Selbstauflösung des Konventes wenige Wochen später fanden überregionale Beachtung. Die Restitution misslang trotz mehrfacher Versuche. Provinz Deutsche Provinz (um 1287–1291, 1297–1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1525) Diözese Bamberg Lage Die Lage des Karmelitenklosters und der Karmelitenkirche ist im heutigen Nürnberger Stadtbild nicht mehr erkennbar. Die Klostergebäude befanden sich im Südwesten der Altstadt in der Pfarrei St. Lorenz zwischen dem damaligen Kornund Rossmarkt im Norden und dem Fischbach im Süden und umfassten die heutigen Grundstücke Josephsplatz 3 und Karolinenstraße 38.1 Patrozinium Patrone des Klosters waren Maria sowie die hl. Ottilie und der hl. Antonius Eremita, denen eigene Kapellen geweiht waren.2 Siegel Die ältesten erhaltenen Abdrucke des Siegels des Konvents und des Priors stammen aus dem Jahr 1326.3 Das spitzovale Konventssiegel (Länge 5,8 cm) trägt die Umschrift S(IGILLUM) CONVENT(US) S(ANCTE) MARIE IN NOR(EN)B(ER)C und zeigt auf einem Dreiberg eine Kirche ohne Turm und dahinter überlebensgroß den Oberkörper Johannes des Täufers, der in seiner linken Hand das Lamm Gottes mit Fahne trägt; vor dem Dreiberg kniet ein nach links blickender Mensch mit zum Gebet erhobenen Händen [ Abb. S. 108 Nr. 23]. Das ebenfalls spitzovale Siegel des Priors (Länge 4,2 cm) trägt die Umschrift [SIGILLUM] PRIORIS FR(ATRU)M ORD(IN)IS CARM(ELITARUM) IN NOREN(BERG) und zeigt Maria im Dornwald mit erhobener rechter Hand, in der linken Hand ein Gefäß haltend  [Abb. S. 109 Nr. 24]. GESCHICHTE Gründung Das Karmelitenkloster in Nürnberg wird 1295 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.4 In den Urkunden vom 13. und 14. Januar 1295 werden beide Namensformen des Ordens verwendet, Marien- oder Frauenbrüder und Karmeliten: den „fratribus sancte Marie“ werden vom Nürnberger Bürger Hermannus de Lapide 20 Pfund Heller übergeben,5 den „Carmelitis“ von der Witwe Gerdrudis de Stauffe 5 Pfund Heller.6 Jakob Milendunck nennt als Gründungsjahr 12877 und hält fest, dass der Nürnberger Konvent der dreizehnte war, der in Deutschland gegründet wurde bzw. der fünfte innerhalb der Oberdeutschen Provinz des Ordens, so wie sie 1348 ihre Abgrenzung fand.8 Das mögliche Gründungsjahr 1287 würde sich gut in den

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allgemeinen Rahmen der Ordensgeschichte fügen, denn im Jahr zuvor, 1286, hatte Papst Honorius IV. den Karmelitenorden der päpstlichen Protektion unterstellt.9 Aus den ersten hundert Jahren der Konventsgeschichte liegen nur wenige Informationen vor, weil das Kopialbuch des Nürnberger Konvents erst um 1520 unter Prior Andreas Stoß angelegt wurde und darin nur acht Urkunden aus dem 14. Jh. enthalten sind, die sich von Anfang an im Kloster befanden (→ Archiv). In diese quellenarme Zeit fällt der Bau der Klosterkirche, der um das Jahr 1340 abgeschlossen war, und der Bau der übrigen Klostergebäude (→ Bau- und Kunstdenkmäler). Stellung in der Provinz Sechs der ersten zehn Provinziale der 1348 gegründeten Oberdeutschen Provinz der Karmeliten wirkten von Nürnberg aus: Konrad von Neuburg (Provinzial 1348–1364), Konrad Zollner (1371–1389), Heinrich Gräfenberger (1393–1421), Simon Reiser (1430–1436), Johannes Mellerstatt (1436–1452) und Wilhelm Amman (1452–1458).10 In den ersten 110 Jahren der Oberdeutschen Provinz war Nürnberg damit fast durchgängig Amtssitz des Provinzials, bis diese Praxis 1458 endete. Die große Bedeutung Nürnbergs für den Karmelitenorden in der zweiten Hälfte des 14. und der ersten Hälfte des 15. Jhs. wird auch bei der Wahl des Ortes der Provinzkapitel deutlich: Vor 1420 sind neun Kapitel in Nürnberg bekannt.11 Von den von Adalbert Deckert dargestellten 40 Kapiteln der Jahre 1420 bis 1460 tagten allein 29 in Nürnberg; danach traf sich das Kapitel jedoch nur noch zweimal in Nürnberg.12 Hervorzuheben ist aus dieser Zeit besonders Heinrich Gräfenberger13 (auch: von Gräfenberg), der aus Gräfenberg östlich von Erlangen stammte. Von 1393 bis 1421 versuchte er als Provinzial der Oberdeutschen Provinz der Karmeliten von Nürnberg aus die wirtschaftlichen Grundlagen des Nürnberger Klosters zu ordnen. In den im Kopialbuch des Klosters enthaltenen Urkunden tritt er häufig neben, oft auch anstelle der Nürnberger Priors auf; insgesamt stammen – abgesehen von zwei Vorurkunden – 21 Urkunden aus dieser Zeit, d. h. knapp ein Fünftel der dort überlieferten Urkunden. Vergleichbare Bemühungen lassen sich auch von den Prioren Heinrich Schmidlein (Prior 1452–1486) und Konrad Kumberger (1490–1502) nachweisen,14 auch wenn in dieser Zeit die überregionale Bedeutung des Nürnberger Konventes deutlich zurückging. Der Prior Erhard Schürstab (1504–1508), der erste Nürnberger Patrizier in der Reihe der Prioren, veranlasste die Verglasung des Kreuzganges mit den unten behandelten bedeutenden Glasfenstern. Entwicklung in der Reformationszeit bis zur Aufhebung des Klosters Andreas Stoß (1520– 1525) versuchte in den fünf Jahren seines Wirkens als Prior sowohl die wirtschaftlichen Grundlagen seines Klosters zu sichern als auch das geistige Leben zu heben. Stoß wurde um 1480 als Sohn des Bildhauers Veit Stoß in Krakau geboren und trat, nachdem dieser 1496 nach Nürnberg zurückgekehrt war, in das Nürnberger Karmelitenkloster ein. Sein Philosophie- und Theologiestudium in Krakau und Wien schloss er 1517 in Ingolstadt mit der Promotion zum Doktor des kanonischen Rechtes ab. Seit 1513 Prior in Budapest, wechselte er im Frühjahr 1520 als Prior

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nach Nürnberg.15 Bald nach seiner Ankunft gab Andreas Stoß bei seinem Vater den unten behandelten Schnitzaltar in Auftrag, der 1523 im Chor der Karmelitenkirche aufgestellt wurde. Er ließ das Urkundenbuch (begonnen um 1520),16 das Terminierbuch (1520)17 und das Jahrtags- und Ordnungsbuch (um 1523)18 anlegen, um Sicherheit über die Rechte und Pflichten des Klosters zu gewinnen. In der Auseinandersetzung mit den Schriften und Lehren Martin Luthers, die sich in der Reichsstadt Nürnberg rasch verbreiteten, bezog er deutlich Stellung im Sinne der Lehren der römisch-katholischen Kirche, gegenüber Mitbrüdern, die mit seiner harten Führung unzufrieden waren, und vor allem auf den Nürnberger Religionsgesprächen in der ersten Märzhälfte 1525. Die Positionen des Rates, der die Reformation wünschte, und die der Karmeliten, Franziskaner und Dominikaner, deren Wortführer Stoß war, waren unvereinbar. Es war somit eine harte, aber konsequente Entscheidung des Rates, dass er Andreas Stoß am 17. März 1525 aufforderte, die Reichsstadt Nürnberg binnen dreier Tage zu verlassen.19 Die Ausweisung des Andreas Stoß hatte für sein Kloster schwerwiegende Folgen, denn der am 1. April 1525 gewählte neue Prior Georg Schürstab hielt die Auflösungserscheinungen im Konvent nicht mehr auf. Bereits am 19. Mai 1525 übergaben Schürstab selbst, 14 Priester- und acht Laienbrüder, nachdem sie zuvor in einer Mehrheitsentscheidung die Auflösung ihres Konvents beschlossen hatten, ihr Kloster mit allen Besitzungen, Einnahmen, Kleinodien und Archivalien (alle unsere zinßbrief, zinßpucher und register) dem Großen Almosen der Reichsstadt Nürnberg.20 Es ist nicht bekannt, wie viele Konventualen gegen die Auflösung gestimmt hatten, weil sie in der Übergabeurkunde nicht genannt werden. Die meisten Brüder traten daraufhin aus dem Karmelitenorden aus, etliche bezogen Abfindungen, nicht wenige heirateten.21 Weder Andreas Stoß, von 1529 bis zu seinem Tod 1540 Provinzial der Oberdeutschen Provinz und zugleich Prior in Bamberg, noch seinen Nachfolgern gelang es trotz etlicher Versuche, die bis in das 17. Jh. reichen, das Karmelitenkloster in Nürnberg zu restituieren.22 Konventsstärke Das Karmelitenkloster war neben den Franziskanern, Dominikanern und Augustinereremiten das kleinste der vier Bettelordensklöster in Nürnberg. Die vier Klöster hatten sich mehrfach durch Verträge verbunden23 und traten auch gemeinsam auf, zuletzt – ohne die Luther unterstützenden Augustiner – auf den Nürnberger Religionsgesprächen 1525. Der Rat der Stadt Nürnberg nahm Einfluss auf das Klosterleben: ein städtischer Pfleger beaufsichtigte die Klöster und deren Besitz, der Rat veranlasste 1466 eine Reform der Karmeliten, er schlug 1520 Andreas Stoß als Prior vor.24 Das Kloster wurde wie alle Karmelitenklöster von einem Prior geleitet. Ihm stand zeitweilig ein Subprior25 zur Seite. Fast durchgängig war das Amt des Lektors26 vergeben. Weitere Ämter – Prediger,27 Informator,28 Magister Juvenum,29 Novizenmeister30 und Kustos31 – sind in den von Adalbert Deckert vorgelegten Lebensläufen ebenfalls zu fassen. Aus diesen Kurzbiographien wird deutlich, dass die meisten Karmeliten relativ häufig Wirkungsort und Aufgaben wechselten. Für

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viele war der Aufenthalt in Nürnberg nur eine kurze Zwischenstation, etliche kamen mehrfach für einige Jahre nach Nürnberg, wenige blieben über Jahrzehnte.32 Bei der Auflösung des Konvents 1525 gehörten mehr als 23 Konventualen dem Karmelitenkloster in Nürnberg an. Genannt werden Prior, Subprior, Prediger, Kustos, Kellner und Zinsmeister, außerdem neun Priester und acht Laienbrüder ohne Amt.33 Hinzu kam eine unbekannte Anzahl Mitbrüder, die bei der Entscheidung gegen die Auflösung gestimmt hatte. Man kann also davon ausgehen, dass in Nürnberg zuletzt etwa 25 bis 30 Karmeliten lebten. Wegen fehlender Unterlagen ist die Zahl in der Zeit davor unbekannt. Seelsorge Das von Karl Ulrich ausführlich dargestellte religiöse Leben34 wird sich in Nürnberg in dem üblichen Rahmen gehalten haben. Neben der Feier von Messen und Jahrtagsmessen, die in einem Anniversarium festgehalten sind,35 nahm die Beichtseelsorge eine zentrale Rolle ein. Kirchweih wurde am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt gefeiert.36 Wie andere Kirchen wurden auch die Karmelitenkirche in Nürnberg und ihr Kreuzgang von Bürgern als Grablege genutzt, allerdings in weit geringerem Umfang als die Franziskanerkirche.37 Das ordensinterne Reformwerk des Generalpriors Johannes Soreth, dem sich der Nürnberger Karmel 1466 anschloss, kam bereits zur Sprache.38 Die Karmeliten pflegten Beziehungen zu anderen Ordensniederlassungen in Nürnberg, am engsten zur benachbarten Deutschordenskommende. Sie predigten spätestens seit 1400 täglich beim Deutschen Orden in dessen Kirche St. Jakob oder in der Spitalkapelle. Mehrfach im Jahr predigten sie auch bei den Dominikanern, den Augustinereremiten und in der Kirche St. Martha. Umgekehrt predigten die Dominikaner und Augustiner an festgelegten Tagen in der Karmelitenkirche.39 Gebetsverbrüderungen bestanden in Nürnberg mit den drei anderen Bettelorden sowie mit den Benediktinern, den Kartäusern, dem Deutschen Orden, den Klarissen und den Dominikanerinnen.40 Die Beziehungen zum Weltklerus waren spannungsreicher, weil die Rechte der Pfarrer durch Privilegien insbesondere der Bettelorden geschmälert wurden, vor allem beim Beichthören. Der Vertrag der vier Nürnberger Bettelordensklöster von 141441 ist in diesen Zusammenhang einzuordnen. In ihm werden die Verhältnisse der vier Klöster untereinander geklärt, vordringlich ist aber die Festlegung eines gemeinsamen Auftretens gegen die Nürnberger Pfarrer. Ein heftiger Streit des Pfarrers von St. Sebald mit den Minoriten über das Beichtrecht konnte 1451 erst vor der Diözesansynode in Bamberg unter dem Vorsitz von Kardinal Nikolaus Cusanus geschlichtet werden.42 Schule und Ordensstudium Wie in jedem Karmelitenkloster gab es auch in Nürnberg eine Klosterschule, ohne dass Näheres über sie bekannt ist. Ein Hausstudium (studium particulare) war zumindest zeitweilig möglich. Deckerts PersonalSchematismus können zwei Höhepunkte der Lehrtätigkeit entnommen werden. Zwischen 1427 und 1430 sind sechs Brüder namentlich bekannt,43 die in Nürnberg studierten, zwischen 1484 und 1488 sind es vier.44 Die erste Gruppe wurde von den

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Informatoren Konrad Mosbach und Johannes Troppauer unterrichtet, die eigens für diese Aufgabe nach Nürnberg kamen und wenig später zeitgleich als Prior und Subprior in Wien wirkten, die zweite Gruppe 1484 von Erhard Schimel und 1488 von Erhard Schürstab, dem späteren Nürnberg Prior.45 Natürlich haben auch Karmeliten, die sich zeitweilig in Nürnberg aufhielten, theologische Schriften verfasst, jedoch ohne dass dies ein besonderes Charakteristikum dieses Konventes war. In Nürnberg wurden wie anderswo Bücher abgeschrieben. Von 1466 bis 1504 bestand im Kloster eine eigene Buchbinderwerkstatt.46 Bruderschaften Bei den Nürnberger Karmeliten bestand eine Bruderschaft zu Unserer Lieben Frau, die 1474 erstmals genannt wird.47 Sie war ursprünglich für Nürnberger Messerergesellen gegründet worden. Seit 1481 waren zusätzlich Messerermeister, deren Ehefrauen und Kinder zugelassen sowie alle anderen „menschen bayder geschlecht“, die um Aufnahme in der Bruderschaft nachsuchten.48 In dem um 1481 entstandenen Bruderschaftsbuch sind die Satzung und ein umfangreiches Verzeichnis der Mitglieder enthalten, in dem neben dem Namen oft auch der Beruf notiert wurde.49 Entsprechend der geänderten Aufnahmebedingungen sind im Verzeichnis neben Messerern auch Handwerker anderer Berufssparten mit Familie sowie in geringerer Zahl Angehörige der Nürnberger Oberschicht und Auswärtige enthalten. Die Mitglieder der Bruderschaft nahmen am geistlichen Leben der Karmeliten teil. Sie unterstützten sich durch die jährlichen Beiträge gegenseitig bei Notfällen und bei Begräbnissen. Das Vermögen der Bruderschaft wurde jeweils von zwei Meistern und zwei Gesellen verwaltet, die vierteljährlich wechseln sollten.50 Bereits 1524, ein Jahr vor der Klosterauflösung, übergaben die Messerer dem Nürnberger Rat ihre Urkunden und das „Register“ genannte Bruderschaftsbuch, als der Rat von ihnen verlangt hatte, die Bruderschaft und deren jährliche Feier (sollenitet) aufzugeben.51 Die schon vor 1525 reformationsfreundliche Haltung des Rates zeigt sich auch an diesem Detail. Einkünfte Die Wirtschaftsgrundlagen des Karmelitenklosters in Nürnberg unterschieden sich nicht von denen anderer Klöster: Das Kloster bezog Natural- und Geldabgaben aus verschiedenen Gütern, mit denen es nach und nach meist durch Schenkungen ausgestattet worden war. Es verfügte außerdem über Zehnteinnahmen und über jährlich ausgeschüttete Kapitalzinsen. Hinzu kamen Almosen, die in dem Terminierbezirk des Klosters gesammelt wurden. Bei der Auflösung besaß das Karmelitenkloster etliche, meist kleinere Besitzungen,52 im Uhrzeigersinn in folgenden Orten: Unmittelbar vor den Toren der Reichsstadt Nürnberg lagen nördlich Güter und Grundstücke in Almoshof, Kraftshof und Neunhof (heute alle Stadt Nürnberg), bereits weiter entfernt Besitzungen in Röttenbach und in Reuth (Markt Weisendorf) (beide Lkr. Erlangen-Höchstadt), in Forchheim, Reuth (Stadt Forchheim), Langensendelbach, Neunkirchen a. Brand, Letten (Markt Igensdorf) und Gräfenberg (alle Lkr. Forchheim). Östlich von Nürnberg hatte das Kloster Besitz in Rückersdorf, Heuchling (Stadt Lauf a.

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d. Pegnitz), Hedersdorf (Markt Schnaittach), Velden, Hersbruck, Breitenbrunn (Gem. Offenhausen), Altdorf und Schwarzenbach (Gem. Burgthann) (alle Lkr. Nürnberger Land) sowie in Ransbach (Markt Hohenburg, Lkr. Amberg-Sulzbach). Im Süden Nürnbergs lagen Besitzungen in Großschwarzenlohe (Markt Wendelstein), Karm (Stadt Hilpoltstein), Meckenlohe und Rothaurach (beide Stadt Roth), Hauslach (Gem. Georgensgmünd) und Obersteinbach ob Gmünd (Stadt Abenberg) (alle Lkr. Roth) sowie in Brunn (Stadt Windsbach, Lkr. Ansbach). Westlich Nürnbergs war das Kloster nur in Müncherlbach (Stadt Heilsbronn, Lkr. Ansbach) und Vogtsreichenbach (Markt Cadolzburg, Lkr. Fürth) begütert. Der Besitz des Karmelitenklosters in Nürnberg lag im Umkreis von bis zu 35 km Entfernung. Nur nach Karm (knapp 40 km) und Ransbach (gut 50 km) war es etwas weiter. Bei dieser Streuung der Grundstücke war es mit großem Aufwand verbunden, die Abgaben auch tatsächlich ins Kloster zu bekommen. Bei der Auflösung besaß das Kloster Grundbesitz im Umfang von 157 Morgen und 117 Beeten Feld, 63 ¼ Tagwerk Wiese, 76 Morgen Wald und einem Morgen Weingarten. Davon waren jährlich insgesamt 42 Simra Korn (= Roggen), 5 Simra Hafer, ½ Simra Weizen, 151 Stück Käse, 420 Eier, 51 ½ Fastnachtshühner und 53 Herbsthühner, 2 Gänse, 3 Eimer Wein, 5 Pfund für ein Schwein und 59 ½ Gulden an das Kloster abzugeben.53 Es hatte demnach jährlich (in Nürnberger Maß) rund 13.272 Liter Roggen, 2960 Liter Hafer und 158 Liter Weizen sowie knapp 207 Liter Wein,54 außerdem im genannten Umfang Käse, Eier, Hühner und Gänse sowie Geld zu erhalten. Diese groß wirkenden Zahlen relativieren sich, wenn man sie auf den Jahresbedarf des Konvents umrechnet: 25 Konventualen würden bei einem Verbrauch von 1 Liter Roggen (als Brot, Brei oder Grütze) pro Person pro Tag im Jahr 9125 Liter Roggen benötigen. Zum Vergleich: Das Franziskanerkloster in Nürnberg bezog seit der Einführung der Observanz im Jahr 1447 keinerlei Einnahmen aus Grundbesitz mehr, weil es diese vollständig an das Heilig-Geist-Spital abgegeben hatte, sondern lebte, dem Armutsgelübde entsprechend, allein von Almosen.55 Die Einnahmen der Augustinereremiten aus Grundbesitz lagen 1525 etwas niedriger als die der Karmeliten, die Einnahmen des Egidienklosters, eines gut dotierten Schottenklosters, in allen Bereichen um ein Mehrfaches höher.56 Das Karmelitenkloster war für ein Bettelordenskloster relativ gut ausgestattet, selbstverständlich aber – der Gründungsabsicht entsprechend – weit schlechter als ein etabliertes Prälatenkloster. Zusätzlich zu diesen jährlichen Einnahmen war es erforderlich, Almosen zu sammeln. Der zu diesem Zweck dem Karmelitenkloster in Nürnberg zugewiesene Terminierbezirk lag im weiten Umfeld der Stadt Neumarkt i. d. Oberpfalz. Im 1520 angelegten Terminierbuch57 wurden die knapp 400 Orte festgehalten, die zu diesem Bezirk gehörten. Sie reichen von Wendelstein (Lkr. Roth) und Altdorf (Lkr. Nürnberger Land) im Norden über Pettenhofen (Markt Lauterhofen), Velburg und Hörmannsdorf (Stadt Parsberg) im Osten bis Berching im Süden und Freystadt im Südwesten (alle Lkr. Neumarkt i. d. Oberpfalz). In der größten Stadt des Terminierbezirkes, in Neumarkt, besaß das Kloster ein eigenes Haus, das von ei-

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nem Prokurator verwaltet wurde. Das Terminierbuch ist ein Zeitdokument hohen Ranges, weil in ihm nicht nur die Orte, sondern kulturgeschichtlich interessante Details über die Praxis des Almosensammelns festgehalten wurden.58 Hinzu kam der Terminierbezirk Amberg, den sich das Nürnberger mit dem Straubinger Karmelitenkloster zu teilen hatte [→ Straubing]. Nachdem es zu Streitigkeiten gekommen war, war 1460 festgelegt worden, dass das Straubinger Kloster die Almosen einsammelte und die Hälfte der Summe nach Nürnberg abgab. Dem Nürnberger Konvent war bis 1413 auch der Terminierbezirk um die Stadt Auerbach i. d. Oberpfalz (Lkr. Amberg-Sulzbach) zugewiesen. Er musste große Teile des Bezirkes an das 1413 gegründete Karmeliterkloster in Neustadt am Kulm abgeben [ Neustadt am Kulm] und 1494 ganz auf diese Einnahmen verzichten.59 Weil das Karmelitenkloster in Nürnberg mitten in einem Handwerkerviertel lag, ist es nicht verwunderlich, dass Nürnberger Handwerker dem Kloster Güter und Einnahmen vermachten. Daneben stifteten aber auch Angehörige der Oberschicht. Zwei Beispiele mögen genügen. Der aus einer Patrizierfamilie stammende Friedrich Holzschuher, Spitalmeister der Deutschordenskommende Nürnberg, vermachte den Karmeliten 1407 ein Ewiggeld von jährlich 40 Gulden, damit sie täglich in St. Jakob oder der Spitalkapelle St. Elisabeth die Messe lasen, sowie 22 Gulden für die Siechen.60 Burkhart Peßler († 1460), reicher Grundbesitzer und unmittelbarer Nachbar der Karmeliten, wies deren Kloster, in dem er begraben wurde, testamentarisch jährlich 50 Gulden zu für eine tägliche Messe auf dem von ihm gestifteten Corpus-Christi-Altar und für genau festgelegte weitere Messen.61 Dem Kopialbuch und dem Terminierbuch kann entnommen werden, dass sich die Stiftungen bei weitem nicht auf Bewohner der Stadt Nürnberg beschränkten. Die Schenkenden stammen aus dem weiten Umland Nürnbergs. Außerdem wurden im Terminierbezirk Neumarkt zahlreiche Seelgeräte (remedia) gestiftet. Nachdem um 1400 Heinrich Gräfenberger und ab 1452 Heinrich Schmidlein und andere den Besitz des Nürnberger Karmelitenklosters gesichert hatten, stand das Kloster am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jhs. offenbar so gut da, dass es selbst Gelder anlegen konnte. Dies geschah wegen des Zinsverbotes in Form eines Ewiggeldes. In heutigen Begriffen ausgedrückt, kaufte man sich jährliche Zinsen (Ewiggeld) und zahlte für diese zu Beginn mit einem Kapital (Hauptgut). 1480 kaufte das Kloster von der Deutschordenskommende ein Ewiggeld von 25 Gulden für 500 Gulden (Zinssatz 5 %), 1502 und 1513 von der Reichsstadt Nürnberg Ewiggelder von 40 Gulden für 1200 Gulden und von 18 Gulden für 540 Gulden (Zinssatz jeweils 3 %).62 Man sollte jedoch nicht ohne weiteres von 1525 auf die vorausgegangenen Jahrhunderte schließen, weil bislang eine wirtschaftsgeschichtliche Studie fehlt, die nicht nur vom Zeitpunkt der Auflösung 1525 ausgeht, sondern auch die geschichtliche Entwicklung der Schenkungen und Besitzungen genauer untersucht. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Das Archiv des Karmelitenklosters in Nürnberg ist nicht mehr als Ganzes erhalten, sondern es wurde 1525 nach der Auflösung des Konventes von der Reichs-

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stadt Nürnberg übernommen und vermutlich zum größten Teil in deren Bestände eingereiht. Im Stadtarchiv Nürnberg ist das Kopialbuch des Karmelitenklosters überliefert, das erst 1520 auf Veranlassung des Priors Andreas Stoß begonnen wurde und das deshalb einen guten Überblick über die Urkunden gibt, die kurz vor der Selbstauflösung des Konvents im Klosterarchiv vorhanden waren. Das Kopialbuch, das zwar mit Zwischenüberschriften (meist Ortsbetreffen) versehen wurde, aber weder stringent nach Orten noch chronologisch geordnet ist, enthält auf 283 Blättern die Abschriften von 109 Urkunden aus den Jahren 1340–1515.63 Im Kopialbuch wurden 21 Urkunden des 14. Jhs., 76 Urkunden des 15. Jhs. und zwölf Urkunden des frühen 16. Jhs. festgehalten. Nur acht der 21 Urkunden aus dem 14. Jh. lagen bereits von ihrer Entstehung an als Ausfertigung im Karmelitenkloster vor. Neun der Urkunden vor 1401 sind als Vorurkunden erst mit späteren Güterkäufen in die Hände des Klosters gelangt. Von vier Urkunden des 14. Jhs. ließen sich die Nürnberger Karmeliten 1435 und 1463 Abschriften anfertigen,64 weil ihnen die Ausfertigungen fehlten. Im Kopialbuch wurde dies genau festgehalten. Das bedeutet, dass bereits 1520 die klösterliche Überlieferung vor dem Jahr 1400 relativ dünn war. Dies hat vermutlich vor allem zwei Gründe. Erstens scheinen die Nürnberger Karmeliten in den ersten rund hundert Jahren nach der Klostergründung entweder keinen besonderen Wert auf den Erhalt schriftlicher Unterlagen gelegt zu haben oder die vorhandenen Unterlagen gingen aus bisher nicht ermittelten Gründen verloren. Denn im Kopialbuch ist nur eine einzige Urkunde65 enthalten, die aus der Zeit vor Heinrich Gräfenberger (Provinzial 1393–1421), der als Reorganisator des Klosters hervortrat, stammt und sich von Beginn an im Kloster befand. Zweitens wurden bei Güterverkäufen des Karmelitenklosters vermutlich, dem damaligen Brauch entsprechend, Urkunden, die diesen Besitz dokumentierten, an die Käufer der Güter weitergegeben. Das bedeutet, dass möglicherweise an unvermutetem Ort weitere Urkunden erhalten sind, die sich ursprünglich einmal im Archiv der Nürnberger Karmeliten befunden haben, dann aber weitergegeben wurden. Nähere Untersuchungen liegen hierzu nicht vor. Im Stadtarchiv Nürnberg sind außerdem das Jahrtags- und Ordnungsbuch (1523)66 und ein Gültbuch über die Einnahmen des Klosters vorhanden, das 1515/16 angelegt wurde, mit einem Register der Zahlungen im Jahresverlauf und mit Vermerken über die Leistung der Abgaben bis 1525.67 Außerdem werden im Stadtarchiv Unterlagen des Almosenamtes aus der Zeit nach der Klosterauflösung 1525 verwahrt, Schuldbücher von 1526–155868 und Gült- und Zinsbücher von 1530– 181169 sowie Quittungen über die Versorgung der ehemaligen Nürnberger Karmeliten von 1525–1527.70 Im Staatsarchiv Nürnberg befinden sich im Bestand „Reichsstadt Nürnberg, Klöster in Nürnberg, Frauenbrüderkloster (Karmelitenkloster), Urkunden“ sechs Urkundenausfertigungen aus dem ehemaligen Karmelitenarchiv, die aus den Jahren 1418 bis 1513 stammen.71 Nur die beiden ältesten dieser Urkunden wurden 1520 in das Kopialbuch aufgenommen.72 Es konnte bisher nicht geklärt werden, warum

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die übrigen vier Urkunden dort nicht enthalten sind. Im Bestand sind außerdem drei Urkundenausfertigungen aus der Zeit nach 1525 enthalten,73 als der Klosterbesitz vom Großen Almosen der Reichsstadt verwaltet wurde, darunter auch die für die Klostergeschichte wichtige Verkaufsurkunde von 1557, in der die damals vorhandenen Klostergebäude aufgeführt werden. Daneben sind im Staatsarchiv Nürnberg in anderen Beständen Urkunden enthalten, die sich zwar nicht im Klosterarchiv befanden, die das Kloster aber betreffen. Aus dem 13. und 14. Jh. sind in erster Linie die beiden Urkunden aus dem Jahr 1295 zu nennen, in denen das Karmelitenkloster in Nürnberg erstmals erwähnt wird, sowie die beiden Urkunden, an denen die ältesten Siegelabdrücke des Priors und des Konventes erhalten blieben – diese vier Urkunden werden im Bestand „Reichsstadt Nürnberg Urkunden (Münchner Abgabe 1992)“ verwahrt.74 Da von den Urkunden bis 1400 nur die Aussteller und Siegler, nicht aber die Urkundeninhalte erfasst sind, wird das Karmelitenkloster möglicherweise in weiteren Urkunden dieses Bestandes erwähnt. Die Auflösung des Klosters 1525 und die Besitzübergabe an das Große Almosen wurden ebenfalls urkundlich festgehalten.75 In den umfangreichen Urkunden-, Amtsbuch- und Aktenbeständen der Reichsstadt Nürnberg, die zum überwiegenden Teil im Staatsarchiv Nürnberg verwahrt werden, sind weitere Informationen über das Karmelitenkloster enthalten. Bibliothek Zwei für die Geschichte des Karmelitenklosters in Nürnberg wichtige Handschriften befinden sich überraschenderweise in der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden: das 1520 unter Prior Andreas Stoß angelegte Terminierbuch aus dem Klosterarchiv mit Angaben über Terminierbezirke, Bruderschaften und Schenkungen, das für die Wirtschaftsgeschichte der Klosters von zentraler Bedeutung ist (Handschrift A 290), und ein von der Reichsstadt Nürnberg angelegtes Verzeichnis über die Bücher des Egidien-, Kartäuser-, Augustiner-, Karmelitenund Dominikanerklosters in Nürnberg, die nach den Klosterauflösungen im Egidienkloster gelagert wurden, aus dem Jahr 1554 (Handschrift C 389), nach dem die ehemalige Klosterbibliothek rekonstruiert werden kann. Die Sächsische Landesbibliothek in Dresden hat beide Handschriften bereits im 19. Jh. im Handel erworben: C 389 im Jahr 1872 im Antiquariat Heerdegen in Nürnberg, A 290 am 3. April 1873 auf einer Auktion in Leipzig.76 In diesem Bücherverzeichnis werden 366 Bücher des Karmelitenklosters aufgeführt, darunter 62 Handschriften auf Pergament und 55 Handschriften auf Papier.77 Karl Ulrich stellt sie inhaltlich vor.78 Im gedruckten Handschrifteninventar der Stadtbibliothek Nürnberg sind sieben Handschriften beschrieben, die aus dem Karmelitenkloster stammen.79 Ulrich hebt vier der Drucke aus Karmelitenbesitz hervor, die sich neben anderen heute in der Stadtbibliothek befinden.80 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Karl Ulrich hat ausführlich dargestellt, wie das Karmelitenkloster und vor allem die Klosterkirche ausgesehen haben, bevor sie, ohne heute noch sichtbare Spuren

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zu hinterlassen, aus dem Stadtbild Nürnbergs verschwanden.81 Die Klosterkirche lag im Norden des Klosterareals am damaligen Korn- und Rossmarkt, am Übergang des heutigen Josephsplatzes zur heutigen Adlerstraße (Grundstück: Josephsplatz 3). Auf dem Grundriss der Stadt Nürnberg von Georg Nöttelein von 1553–1555 ist die Karmelitenkirche ohne Beschriftung eingezeichnet, auf dem Grundriss von Paul Pfinzing dem Älteren von 1588–1598 mit der eindeutigen Kennzeichnung als „Frawen-Bruder-Kloster“.82 Auch wenn archivalische Quellen über den Bau weitgehend fehlen und eine bauhistorische Untersuchung aus den genannten Gründen nicht mehr möglich ist, ist davon auszugehen, dass der Bau der Kirche bald nach der Klostergründung begonnen und bis zur Mitte des 14. Jhs. abgeschlossen wurde. Im Jahr 1326 war der Bau soweit fortgeschritten, dass sich Prior und Konvent verpflichten konnten, in der Kirche (in ecclesia dicte domus nostre) eine tägliche Frühmesse zu lesen.83 1340 gilt als das Jahr der Fertigstellung.84 Es handelte sich um eine eher schlichte gotische Basilika mit den zeittypischen Gewölben und Maßwerkfenstern. Sie bestand aus einem mit 19,5 m Länge relativ langen, in üblicher Weise geosteten Chor mit geradem Abschluss und einem mit 23,5 m Länge nicht wesentlich längeren vierjochigen Kirchenschiff, das 21,5 m breit und 15,5 m hoch war. Das Mittelschiff überragte die beiden Seitenschiffe.85 Die Kirche stand nicht frei, sondern folgte der Baulinie des angrenzenden Korn- und Rossmarktes und war an beiden Seiten von Nachbarhäusern eingerahmt. Im Westen grenzte z. B. das Haus der Familie Peßler an, die im 15. Jh. zu den Förderern des Klosters zählte.86 Möglicherweise war die Anpassung an den Straßenverlauf auch der Grund dafür, dass der Chor leicht nach Süden verschoben an das Schiff ansetzte. Aus Kupferstichen des 18. Jhs. von Johann Alexander Böner (1702) und Christoph Melchior Roth (1766) gewinnen wir einen Eindruck vom Aussehen des Inneren und Äußeren des Klosters nach Abriss des Chores.87 An den Chor schloss sich südlich der Kreuzgang an, in dem sich seit der Mitte des 15. Jhs. eine Ottilienkapelle befand. Die übrigen Kapitelbauten – Kapitelsaal, Refektorium, Bibliothek – befanden sich südlich des Kreuzganges und des Kirchenschiffes und grenzten südlich an die nächste Straße, früher Am Fischbach, heute Karolinenstraße (Grundstück: Karolinenstraße 38). Westlich der Klosterkirche stand seit 1507 der sogenannte Steinerne Stock, über den ein Zugang zum Dachstuhl der Kirche möglich war.88 Nachdem der Konvent das Karmelitenkloster 1525 an den Rat der Stadt übergeben hatte, wurden die Klostergebäude in den folgenden knapp drei Jahrhunderten zuerst anderen Zwecken zugeführt und nach und nach abgerissen. Am 17. Dezember 1557 verkauften die Nürnberger Almosenpfleger die gesamten Kloster­gebäude mit Ausnahme des Kirchenschiffes und des Kellers für 5700 Gulden an den Nürnberger Bürger Gilg Ayrer, der den Chor durch eine Mauer vom Schiff abtrennen und in einen Saal umbauen ließ und den Kreuzgang zu Lagerzwecken verwendete. Später wurde der Chor in ein Wohngebäude eingebaut, in dem sich seit 1696 die Thurn- und Taxis’sche Post befand.89 Die Stadt verpachtete nach 1525 Kirchenschiff und Keller lange Zeit als Lagerräume, bevor die Kirche Anfang des 17. Jhs. als nun evangelisch-lutherische Salvator- oder Soldatenkirche

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wieder hergestellt wurde. Auf einem Plan aus dem Jahr 1808, der von Carl Haller von Hallerstein (1774–1817) im Zuge von Umbauplänen des Nürnberger Postgebäudes angefertigt wurde, sind die Lage von Chor und Kreuzgang noch deutlich zu erkennen, gekennzeichnet mit schwarz als altes Mauerwerk.90 Nachdem sich die Kirche seit 1809 vorübergehend in Privatbesitz befand, wurde sie 1816 vom bayerischen Staat erworben und 1817 zusammen mit den übrigen Klosterbauten, soweit sie die Zeit überdauert hatten, abgerissen und durch ein Postgebäude ersetzt.91 Altäre Im Jahrtags- und Ordnungsbuch des Karmelitenklosters aus dem Jahr 152392 ist eine Zusammenstellung der Altäre und ihrer Heiligenfiguren enthalten, die damals im Kloster vorhanden waren. In der Kirche waren dies neben dem Hochaltar, der der Hl. Dreifaltigkeit geweiht war, neun Altäre: ein Marienaltar, ein Sebastiansaltar, ein Dreikönigsaltar, ein von Burkhard Peßler († 1460) gestifteter Corpus-Christi-Altar, ein Altar zu Ehren des hl. Albert von Trapani, ein von Caspar Preyel, Weihbischof in Bamberg,93 1510 gestifteter Altar der hl. Anna, ein Barbara-, ein Nikolaus- und ein Apostelaltar. Hinzu kamen in der Ottilienkapelle ein Altar zu Ehren von Mariä Verkündigung mit der hl. Ottilie als Nebenfigur und ein Altar für Johannes den Täufer sowie in der Antoniuskapelle ein Altar zu Ehren des hl. Antonius Eremita. Kunstwerke Im ausgehenden 18. Jh. befanden sich dagegen nur noch wenige Kunstwerke in dem als St. Salvator- oder Soldatenkirche genutzten Kirchenschiff. Christoph Gottlieb von Murr nennt als wichtigstes Werk einen Altar mit „Christus am Kreuze, zwischen Maria und Johannes“, den er Veit Stoß zuschreibt, und Altarflügeln mit Gemälden von Heiligen aus der Zeit vor Dürer, außerdem den Peßlerschen Corpus-Christi-Altar mit dem „uralten Bilde des Heilandes“ hinten unter der Empore sowie eine 1495 entstandene lebensgroße Holzfigur der sitzenden Madonna mit Kind seitlich hinter dem Hauptaltar.94 Bereits Karl Ulrich hat darauf hingewiesen, dass sich das Kruzifix aus der Karmelitenkirche heute möglicherweise in der Nürnberger Burgkapelle befindet. Die Herkunft des dortigen sehr fein gearbeiteten Kruzifixes des Veit Stoß aus der Zeit um 1500, dessen originale Fassung wieder freigelegt wurde, ist noch ungeklärt.95 Die Assistenzfiguren Maria und Johannes glaubt Ulrich in der St.-Jakobs-Kirche nachweisen zu können.96 Im ausgehenden 18. Jh. befanden sich die bedeutendsten Kunstwerke, mit denen das Kloster kurz vor der Aufhebung ausgestattet worden war, schon lange nicht mehr am ursprünglichen Platz: die Glasfenster aus dem Kreuzgang und der Marienaltar des Veit Stoß. Die qualitätvollen Glasgemälde aus dem Kreuzgang sind zwischen 1504 und 1516 entstanden. Der Nürnberger Humanist Sebald Schreyer (1446–1520), Kirchenmeister von St. Sebald, hatte Prior Erhard Schürstab (Prior 1504–1508) die Themen für die Glasfenster – das Leben der hl. Anna und Maria und das Leben und die Passion Christi – vorgeschlagen und 1504 die ersten, nicht erhaltenen Fenster gestiftet. Die übrigen Fenster wurden in den Folgejahren von verschiedenen Personen, darunter Schürstab, gestiftet, in der Dürerwerkstatt von Hans Baldung

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(1484/85–1545), Hans Suess von Kulmbach (um 1480–1522) und anderen entworfen und in der Werkstatt des Veit Hirsvogel des Älteren (1461–1525) angefertigt.97 Als Chor und Kreuzgang 1557 an Gilg Ayrer verkauft und danach umgebaut wurden, wurden die Glasfenster ausgebaut und andernorts wieder verwendet. 26 der Glasgemälde blieben erhalten und befinden sich heute in der Bartholomäuskirche in Nürnberg-Wöhrd,98 in der Laurentiuskirche in Nürnberg-Großgründlach99 und in der Nikolauskirche in Henfenfeld100 östlich von Nürnberg (Lkr. Nürnberger Land). Die Kirchen in Wöhrd und Großgründlach wurden nach der Zerstörung im Zweiten Markgrafenkrieg 1552 wiederhergestellt. Die Glasfenster in Wöhrd, die Murr 1778 als „schöne Tafeln“ auffielen,101 wurden vermutlich um 1560 in zwei Chorfenstern eingebaut, die Glasfenster in Großgründlach vermutlich erst um 1680, nachdem sie vorher an einem unbekannten anderen Ort verwendet und dabei beschnitten worden waren.102 Nach Rainer Kahsnitz gehören diese Glasgemälde „zum schönsten, was von der Dürerzeit überkommen ist“.103 Der Marienaltar des Veit Stoß (vor 1450–1533) ist das letzte große Altarwerk des Künstlers.104 Kurze Zeit, nachdem Andreas Stoß im Frühjahr 1520 sein Amt als Prior des Nürnberger Karmelitenklosters angetreten hatte, beauftragte er am 13. Juli 1520 seinen Vater Veit mit der Anfertigung eines großen ungefassten Altars für 400 Gulden, der 1523 fristgerecht fertiggestellt und in der Karmelitenkirche aufgestellt wurde.105 Andreas Stoß hielt im Anniversarium seines Klosters vermutlich eigenhändig fest, dass der Altar unbemalt bleiben und zweimal im Jahr gereinigt werden solle. Nur an den großen Kirchenfesttagen, die einzeln aufgezählt werden, und an den Marienfesttagen sollte der Altar geöffnet werden, wobei darauf zu achten sei, dass er nur von kleinen, nicht zu nah stehenden Kerzen beleuchtet werden sollte.106 Dies alles zeugt vom Respekt vor der großartigen Arbeit seines Vaters. Die genaue Vorsorge für die Erhaltung des Altars hatte jedoch nur kurz Bestand. Weil Andreas Stoß 1525 aus der Stadt gewiesen wurde und sich kurz darauf das Kloster auflöste, war der Altar höchstens zwei Jahre lang Mittelpunkt des Nürnberger Ordenslebens. Veit Stoß hat für den Altar nur zwei Raten in Höhe von zusammen 158 Gulden erhalten und ist nie vollständig für den Altar bezahlt worden, weder vom Karmelitenorden noch von der Stadt Nürnberg als Rechtsnachfolger.107 Die Erben des Andreas Stoß erhielten den Altar 1543 und verkauften ihn im selben Jahr an den mit Andreas Stoß befreundeten Bischof Weigand von Bamberg,108 der ihn in der Oberen Pfarrkirche in Bamberg aufstellen ließ. Dort blieb der Altar, bis er 1933 in der Veit-Stoß-Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum gezeigt und nach einer Restaurierung in München 1937 im Bamberger Dom aufgestellt wurde, in dem er sich noch heute befindet.109 Der Marienaltar des Veit Stoß ist heute nicht mehr vollständig erhalten. Es ist bisher nicht geklärt worden, ob der Altar bereits in Nürnberg Schaden erlitt, als er 18 Jahre in der als Lagerraum genutzten Klosterkirche stand, oder beim Transport oder in den darauf folgenden Jahrhunderten in der Oberen Pfarrkirche in Bamberg beschädigt wurde. Erhalten blieben – bis auf das Jesuskind – der Mittelschrein, je zwei der ursprünglich jeweils vier Tafeln der als Hochrelief gearbeiteten Innen-

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seiten und der als Flachrelief gestalteten Außenseiten der Altarflügel sowie einzelne Teile des Altaraufsatzes. Der Mittelschrein zeigt die Anbetung des Kindes mit der betenden Maria links im Vordergrund, die beiden Hochreliefs die Anbetung der Könige und die Darstellung im Tempel sowie die beiden Flachreliefs die Geburt Mariens und die Flucht nach Ägypten.110 Der im Universitätsmuseum Krakau erhaltenen Entwurfsskizze kann ein Teil der verlorenen Darstellungen entnommen werden.111 Das Bildprogramm des Altars und die Anordnung der Figuren wurden 1970112 sowie im Vorfeld des 450. Todesjahres des Veit Stoß 1983113 diskutiert. Unabhängig davon, wie man den Altar des Veit Stoß inhaltlich einstuft, bleibt der Rang des Werkes unbestritten. Stoß gelang in diesem Alterswerk „eine überzeugende Synthese [...] zwischen dem Typus des von der Spätgotik geprägten Wandelaltars und der auf architektonische Einheit angelegten Form des Renaissance-Retabels“.114 PRIOREN115 Swickerus 1316116 – Eberhard 1322 – Francko 1326117 – Tilmannus de Tulpeto 1327– 1329118 – Conrad Schaffer 1332119 – Albrecht 1357 – Eberhard von Rottweil 1365120 – Ulrich 1386 – Conrad Zollner 1387 – Heinrich Gräfenberger 1392 – Hermann Schuler 1393–1395121 – Berthold von Dornheim 1400122 – Otto Dornheim 1414 – Heinrich Gräfenberger 1418 – Simon Reiser 1422–1430 – Friedrich Mörlein 1432–1433 – Johannes Kraus 1434–1435 – Friedrich Mörlein 1436–1439123 – Wilhelm Ammon (Amman) 1439–1452124 – Heinrich Schmidlein 1452–1486 – Johann Vischer (Piscatoris) 1486– 1490125 – Conrad Kumberger 1490–1502 – Erhard Schürstab 1504–1508126 – Friedrich Neuschel 1508–1513 – Bartholomäus Dengler 1514–1517127 – Johannes Zeydelmair 1517–1519128 – Dr. Andreas Stoß 1520–1525 – Georg Schürstab 1525. LITERATUR Günther Bräutigam, Ehemaliger Hochaltar der Karmeliterkirche in Nürnberg. Bamberg, Dom und Diözesanmuseum. In: Veit Stoß in Nürnberg. Werke des Meisters und seiner Schule in Nürnberg und Umgebung. Hg. vom Germanischen Nationalmuseum. München 1983, 333–350 mit Abb. 8–10, 64–65, 197–203 – Deckert, Oberdeutsche Provinz – Deckert/Hösler, Acta – Germanisches Nationalmuseum (Hg.), Katalog der Veit-Stoß-Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum. 2. Aufl. Nürnberg 1933 – Wilhelm van Gulik/Conrad Eubel (Hg.), Hierarchia Catholica Medii et Recentioris Aevi. Bd. 3 (1503–1600). Münster 1923 – Bertold Freiherr Haller von Hallerstein, Schloß und Dorf Henfenfeld. Nürnberg 1986 (Schriftenreihe der Altnürnberger Landschaft 35) – Ders., St. Laurentius in Großgründlach. Gesch. eines Kulturdenkmals im Knoblauchsland. Nürnberg 1990 – Reiner Hauss­ herr, Der Bamberger Altar. In: Veit Stoß. Die Vorträge des Nürnberger Symposions. Hg. vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und dem Zentralinstitut für Kunstgesch. München 1985, 207–228 mit Abb. 141–147 – Rainer Kahsnitz, Glasmalerei in Nürnberg. In: Nürnberg 1300–1550. Kunst der Gotik und Renaissance. Hg. vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und dem Metropolitan Museum of Art, New York. München 1986, 87–92 – Ders., Werkstatt Veit Hirsvogel d. Ä., nach

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Entwürfen Hans Baldungs und Hans Süss von Kulmbachs, um 1505 bis etwa 1510: Zwölf Szenen aus dem Leben Mariae und Christi, in: Ebd., 358–368 mit 12 Farbabb. – Karl Adolf Knappe, Baldung und die Nürnberger Glasmalerei. In: Karl Oettinger/Karl-Adolf Knappe, Hans Baldung Grien und Albrecht Dürer in Nürnberg. Nürnberg 1963, 47–79 mit Tafel X und Abb. 25–41, 61–63 – Hans Kreutzer, Alte Maße und Gewichte in Mittelfranken. Die Reduzierung der vorbayerischen Systeme auf das Bayerische Einheitsmaß von 1811. In: Jb. des Hist. Vereins für Mittelfranken 86, 1971/1972, 302–352 – Max Lossnitzer, Veit Stoß. Die Herkunft seiner Kunst, seine Werke und sein Leben. Leipzig 1912 – Christoph Gottlieb von Murr, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in des H.R. Reichs freyen Stadt Nürnberg und auf der hohen Schule in Altdorf. Nürnberg 1778, 322 (St. Salvator- oder Soldatenkirche), 333–336 (St. Bartholomäus in der Vorstadt Wöhrd) – Ders., Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in der Reichsstadt Nürnberg, in deren Bezirke und auf der Universität Altdorf. Nürnberg 1801, 146–147 (St. Salvator- oder Soldatenkirche), 156–159 (St. Bartholomäus in der Vorstadt Wöhrd) – Nürnberger UB. Bearb. vom Stadtarchiv Nürnberg. Nürnberg 1959 (Quellen und Forsch. zur Gesch. der Stadt Nürnberg 1) – Stephan Panzer, Zur Gesch. des Karmel: Leben in einer fruchtbaren Spannung. In: Elisabeth Hense/Michael Plattig (Hg.), Grundkurs Spiritualität des Karmel. Stuttgart 2006, 9–19 – Georg Pickel, Gesch. des Barfüßerklosters in Nürnberg. In: Beitrr. zur bayerischen Kirchengesch. 18, 1912, 249–265: 19, 1913, 1–22, 49–57 – Reinhold Schaffer, Andreas Stoß, Sohn des Veit Stoß, und seine gegenreformatorische Tätigkeit. Breslau 1926 (Breslauer Stud. zur hist. Theologie 5) – Ders., Zur Frage der Bemalung von Schnitzwerken. In: Mitt. des Vereins für Gesch. der Stadt Nürnberg 28, 1928, 358–363 – Franz Schiermeier, Stadtatlas Nürnberg. Karten und Modelle von 1492 bis heute. Nürnberg 2006 – Karin Schneider (Bearb.), Die Handschriften der Stadtbibliothek Nürnberg. 1: Die Deutschen Mittelalterlichen Handschriften. Wiesbaden 1965 – Dies. (Bearb.), Die Handschriften der Stadtbibliothek Nürnberg. 2: Die Lateinischen Mittelalterlichen Handschriften, Tl. 1: Theologische Handschriften. Wiesbaden 1967 – Ulrich Schneider, Kruzifix. Nürnberg, Burgkapelle. In: Veit Stoß in Nürnberg. Werke des Meisters und seiner Schule in Nürnberg und Umgebung. Hg. vom Germanischen Nationalmuseum. München 1983, 290–294 mit Abb. 175–177 – Smet, Karmeliten – Heinz Stafski, Der Bamberger Altar des Veit Stoß. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1970, 47–68 – Georg Stolz, Karmeliterkirche. In: Michael Diefenbacher/Rudolf Endres (Hg.), Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg 1999, 519–520 – Robert Suckale, Das ehemalige Hochaltarretabel der Nürnberger Karmelitenkirche und sein altkirchliches Programm. In: Veit Stoß. Die Vorträge des Nürnberger Symposions. Hg. vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und dem Zentralinstitut für Kunstgesch. München 1985, 229–244 mit Abb. 148–154 – Karl Ulrich, Das ehemalige Karmelitenkloster zu Nürnberg. In: Mitt. des Vereins für Gesch. der Stadt Nürnberg 66, 1979, 1–110 – Alfred Wendehorst, Karmeliterkloster. In: Michael Diefenbacher/ Rudolf Endres (Hg.), Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg 1999, 519 – Johann Winkler, Der Güterbesitz der Nürnberger Kirchenstiftungen unter der Verwaltung des

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Landalmosenamtes im 16. Jh. In: Mitt. des Vereins für Gesch. der Stadt Nürnberg 47, 1956, 160–296 – Werner Zeissner, Andreas Stoß (ca. 1480–1540). In: Alfred Wendehorst (Hg.), Fränkische Lebensbilder NF 17. Neustadt a. d. Aisch 1998, 23–41. 1

Ulrich, Karmelitenkloster, 18.  –  2 Ebd., 20.  –  3 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg Urk. (Münchner Abgabe 1992) 379 (beide Abdrucke aus dunkelbraunem Wachs). Von dem Kon­vents­ siegel ist ein beschädigter Abdruck aus rotem Wachs aus dem Jahr 1332 erhalten: StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg Urk. (Münchner Abgabe 1992) 2899.  –  4 Nürnberger UB, 522–525 (Nr. 885, 886).  –  5 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg Urk. (Münchner Abgabe 1992) 139.  –  6 Ebd., 140.  –  7 ISF KB 46, fol. 254r.  –  8 Ebd., fol. 254v; vgl. auch Deckert, Oberdeutsche Provinz, 22.  –  9 Panzer, Zur Gesch. des Karmel, 12.  –  10 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 55–65.  –  11 Ebd., 57–58: In Nürnberg tagten die Provinzkapitel 1372, 1389, 1392, 1396, 1398, 1401, 1405, 1410, 1416.  –  12 Ebd., 233–333: In Nürnberg tagten die Provinzkapitel 1420, 1421, 1422, 1424, 1425, 1426, 1427, 1429, 1430, 1431, 1432, 1433, 1435, 1436 (zweimal), 1437, 1438, 1440, 1442, 1443, 1444, 1445, 1446, 1447, 1448, 1452, 1454, 1458, 1459, 1479, 1517.  –  13 Ebd., 58–59.  –  14 StadtA Nürnberg, B 21 Karmelitenkloster Nr. 2: Aus der Zeit Schmidleins stammen 25 Urk. (ohne Vorurk. und Inserte) des Kopialbuches, aus der Zeit Kumbergers 12 Urk.  –  15 Schaffer, Andreas Stoß, 4–15 (mit überholtem Geburtsdatum und –ort); Ulrich, Karmelitenkloster, 78–79; Zeißner, Andreas Stoß, 23–26.  –  16 StadtA Nürnberg, B 21 Karmelitenkloster Nr. 2.  –  17 Sächsische LandesB. Dresden, Handschrift A 290.  –  18 StadtA Nürnberg, B 21 Karmelitenkloster Nr. 1.  –  19 Schaffer, Andreas Stoß, 15–54; Ulrich, Karmelitenkloster, 80–87; Zeißner, Andreas Stoß, 27–30.  –  20 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Päpstliche und fürstliche Privilegien Nr. 521 (2 Ausfertigungen).  –  21 Ulrich, Karmelitenkloster, 88–93.  –  22 Ebd., 87, 93–99; Schaffer, Andreas Stoß, 62–97 (Andreas Stoß als Provinzial).  –  23 Ulrich, Karmelitenkloster, 70–72.  –  24 Ebd., 5–67. Es handelt sich hier wohl um die Reform des Ordensgenerals Johannes Soreth, dessen Wirken von 1451–1476 die Provinz erfasst hat (Smet, Karmeliten, 130f.).  –  25 Subprior: 1432 Konrad Buttstett, 1434 Konrad Institoris, 1443 Georg von Striegau, 1445–1446 Friedrich Sepferlein, 1449 Friedrich Scheffer, 1452 Paul von Meiningen, 1464 Sebald Romer, 1467 Nikolaus Obersfelder, 1488 Konrad Kumberger, 1497 Friedrich Neuschel, 1500–1502 Konrad Rudner, 1505 Friedrich Neuschel, 1508–1510 Andreas Mayer, 1513 Bartholomäus Dengler, 1519–1525 Konrad Rudner. Vgl. auch Ulrich, Karmelitenkloster, 101f.  –  26 Lektor: 1423–1429 Friedrich Mörlin, 1427 und 1429–1430 Simon Reiser (als Prior), 1431–1439 Friedrich Mörlin, 1439 Wilhelm Amman, 1440–1441 Johannes Medici, 1445–1452 Wilhelm Amman, 1452 Friedrich Schecker, 1452–1454 Friedrich Mörlin, 1454 Paul von Meiningen, 1456 Johannes Ducis, 1460–1475 Eucharius Piger, 1478 Nikolaus Mor, Heinrich Pistoris und Johannes Lösl, 1479 Leonhard Remolt, 1482 Eucharius Piger, 1484–1488 Johannes Piscatoris, 1488 Konrad Kumberger und Johannes Dymer, 1490 Leonhard Remolt, 1492–1502 Johannes Pellificis, 1500 Nikolaus Mor, 1505 Johannes Piscatoris, 1510–1513 Nikolaus Trautmann, 1513 Johannes Zeydelmair, 1514–1517 Bartholomäus Antreich, 1517 Johannes Kuch, 1519 Nikolaus Eudrisch, 1522 Johannes Kuch, 1524 Andreas Irer.  –  27 Prediger: 1430 Konrad Mosbach, 1441 Johannes Tollinger (anstelle des Lektors), 1443 Georg von Striegau, 1446 Friedrich Sepferlein, 1449 Friedrich Scheffer und Friedrich Schecker, 1467–1471 Eucharius Piger, 1525 Ludwig Hirschvogel.  –  28 Informator: 1421–1422 Friedrich Mörlin, 1429 Johannes Troppauer, 1429–1430 Konrad Mosbach, 1449–1451 Friedrich Schecker, 1451 Peter Trock, 1464–1467 Konrad Kumberger (Cursor), 1471 Heinrich Pistoris, 1471 Johannes Piscatoris (mit Johannes Lösl), 1475 Johannes Piscatoris, 1484 Erhard Schimel, 1488 Erhard Schürstab, 1492 Johannes Bauer, 1495 Johannes Püchler, 1497 Paul Ayden, 1500 Leonhard Stecher, 1505 Bartholomäus Antreich, 1508 Georg Beham, 1510–1514 Nikolaus Eudrisch, 1517 Lorenz Schotting, 1519–1522 Johannes Spitelmeier, 1522–1524 Sigismund Frosch.  –  29 Magister Juvenum: 1469 Heinrich Pistoris, 1473 Erhard Doliatoris (Magister Scholarum), 1478 Johannes Lösl, 1479 Johannes Piscatoris, 1482 Johannes Zeydelmair (Magister Studentium).  –  30 Novizenmeister (Magister Novitiorum): 1432 Konrad Buttstett, 1451 Peter Trock, 1458 Nikolaus Mor, 1459 Konrad

NÜRNBERG

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Kumberger, 1467 Johannes Pistoris.  –  31 Kustos: 1488 Andreas Crissman, 1500–1502 Johannes Klein, 1505 Sixtus Sartoris, 1508 Johannes Klein, 1510 Johannes Schaufler, 1513 Andreas Mayer, 1519 Sixtus Sartoris, 1524 Johannes Dryschler, 1525 Johannes Deichsler.  –  32 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 138–229; vgl. auch Ulrich, Karmelitenkloster, 56.  –  33 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Päpstliche und fürstliche Privilegien Nr. 521; Ulrich, Karmelitenkloster, 90–93.  –  34 Ebd., 46–52.  –  35 StadtA Nürnberg, B 21 Karmelitenkloster Nr. 1.  –  36 Ulrich, Karmelitenkloster, 38–46.  –  37 Ebd., 21f.  –  38 Ebd., 51f.; vgl. auch Deckert, Oberdeutsche Provinz, 98–107, und oben Anm. 24.  –  39 Ulrich, Karmelitenkloster, 68f.  –  40 Ebd., 70.  –  41 StadtA Nürnberg, B 21 Karmelitenkloster Nr. 2, fol. 25–27.  –  42 Ulrich, Karmelitenkloster, 70–74.  –  43 Ulrich von Lauf und Siegfried von Nürnberg 1427–1430, Wilhelm Amman, Heinrich Hummel, Heinrich Rottenburger und Johannes Weilheimer 1429–1430 (Deckert, Oberdeutsche Provinz, 141 Nr. 15, 189 Nr. 565, 208 Nr. 796, 217 Nr. 910, 223 Nr. 982, 225 Nr. 1006).  –  44 Johannes von Amberg, Konrad Carpentarii und Nikolaus Frank 1484, Johannes Henle 1488 (Deckert, Oberdeutsche Provinz, 155 Nr. 172, 178 Nr. 425, 185 Nr. 522, 190 Nr. 586).  –  45 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 170 Nr. 336, 200 Nr. 704, 212 Nr. 851, 214 Nr. 877.  –  46 Ulrich, Karmelitenkloster, 57–59.  –  47 Urk. des Provinzials Johannes Zimmermann vom 3.6.1474: StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, A-Laden Urk. Nr. 78.  –  48 Urk. des Provinzials Johannes Zimmermann vom 9.5.1481: Ebd., Urk. Nr. 101.  –  49 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher Nr. 340 a. Für die Entstehungszeit 1481 (oder kurz darauf) spricht, dass die Urk. von 1481 zu Beginn (fol. 1v) der Satzung angeführt wird und dass bereits auf fol. 1 des Mitgliederverzeichnisses ein Ehepaar genannt wird.  –  50 Ulrich, Karmelitenkloster, 74–77.  –  51 Notizzettel vom 13.3.1524 als Beilage der Urk. vom 29.1.1515: StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, A-Laden Urk. Nr. 142.  –  52 Die Aufstellung stützt sich auf die Angaben bei: Ulrich, Karmelitenkloster, 106f.  –  53 Winkler, Güterbesitz, 177f.  –  54 Die angegebenen Maßeinheiten wurden von mir, um eine ungefähre Vorstellung zu gewinnen, in Nürnberger Maß umgerechnet, auch wenn ich mir bewusst bin, dass in den in verschiedenen Territorien gelegenen Orten unterschiedliches Maß gegolten hat. Umrechnung nach: Hans Kreuzer, Alte Maße und Gewichte in Mittelfranken. Die Reduzierung der vorbayerischen Systeme auf das Bayerische Einheitsmaß von 1811. In: Jb. des Hist. Vereins für Mittelfranken 86, 1971/1972, 341 (1 Simmer Roggen à 16 Metzen = 316 Liter, 1 Simmer Hafer à 32 Metzen = 592 Liter, Weizen wie Roggen) und 345 (1 Eimer à 64 Maß = 68,97 Liter).  –  55 Pickel, Barfüßerkloster, 4–6.  –  56 Winkler, Güter­besitz, 169–171.  –  57 Sächsische LandesB Dresden, Handschrift A 290.  –  58 Ulrich, Karme­li­ ten­kloster, 30–37.  –  59 Ebd., 30f.  –  60 Urk. vom 17.4.1407 (Abschrift): StadtA Nürnberg, B 21 Kar­me­litenkloster Nr. 2, fol. 22r/v.  –  61 Urk. vom 23.11.1459 (Abschrift): ebd., fol. 1r–6v.  –  62 Ulrich, Karmelitenkloster, 29.  –  63 StadtA Nürnberg, B 21 Karmelitenkloster Nr. 2.  –  64 Ebd., fol. 82r/v (3.8.1340, inseriert 1463), 71r/v (12.7.1361, inseriert 1463), 93r–94r (30.5.1371, inseriert 1435), 80v–81v (10.2.1393, inseriert 1463).  –  65 Urk. vom 24.9.1365: ebd., fol. 22r–22v.  –  66 StadtA Nürnberg, B 21 Karmelitenkloster Nr. 1 (Original) und Nr. 9 (Abschrift des 16. Jhs.).  –  67 Ebd., Nr. 12.  –  68 Ebd., Nr.­7, 8.  –  69 Ebd., Nr. 3, 4, 5, 6.  –  70 Ebd., Nr. 11.  –  71 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Klöster in Nürnberg, Frauenbrüderkloster (Karmelitenkloster) 1 a, 1 b, 2, 4–6.  –  72 Ebd., 1 a (auf fol. 123r/v) und 1 b (auf fol. 23r/v).  –  73 Ebd., 7–9.  –  74 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg Urk. (Münchner Abgabe 1992) 139, 140, 379, 2899.  –  75 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Päpstliche und fürst­ liche Privilegien Nr. 521 (2 Ausfertigungen).  –  76 Schreiben der Sächsischen LandesB Dresden vom 3.11.2006.  –  77 Ulrich, Karmelitenkloster, 60.  –  78 Ebd., 59–63.  –  79 Schneider, Handschriften der StadtB Nürnberg, 1, 492f. (Theol. 240 4°); 2, Tl. 1, 167 (Cent. II, 40), 254f. (Cent. IV, 22), 257f. (Cent. IV, 25), 269f. (Cent. IV, 47), 285–292 (Cent. IV, 82), 306–308 (Cent. V, 79).  –  80 StadtB Nürnberg, Inc. 231, 2° (Ulrich, Karmelitenkloster, 58, Anm. 214), Inc. 100, 2° (59, Anm. 218), Inc. 4, 2° (63, Anm. 237, eine Schenkung des Dr. Hartmann Schedel), Theol. 938, 2° (39, Anm. 39).  –  81 Ulrich, Karmelitenkloster, 16–27, 108f.  –  82 Schiermeier, Stadtatlas Nürnberg, 68 (Nöttelein), 78 (Pfinzing) mit Abb.  –  83 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg Urk. (Münchner Abgabe 1992) 379. Vgl. dazu auch Ulrich, Karmelitenkloster, 66f.  –  84 von Murr, Beschreibung 1778, 322.  –  85 Ulrich, Karmelitenkloster, 18, 108f.  –  86 Ebd., 13, 19, 108f.  –  87 Ebd., Abb. 1 und 2 nach S. 16.  –  88 Ebd., 16, 18–20, 108f.  –  89 Ebd., 17.  –  90 StA Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Plansammlung, Abgabe

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1942, Mappe XI, Nr. 74.  –  91 Ulrich, Karmelitenkloster, 17f.  –  92 StadtA Nürnberg, B 21 Kar­me­ litenkloster Nr. 1, fol. 27r/v; vgl auch Ulrich, Karmelitenkloster, 19f.  –  93 van Gulik/Eubel, Hierarchia Catholica 3, 253: Caspar Preyel, Episcopus „Naturen(sis) (Athyra)“ in Thrakien 1504– 1509, Weihbischof in Bamberg.  –  94 von Murr, Beschreibung 1778, 322; Ders., Beschreibung 1801, 146f.  –  95 Ulrich, Karmelitenkloster, 21, Anm. 66; genaue Beschreibung ohne Herkunftsangabe: Schneider, Kruzifix. Nürnberg, Burgkapelle, 290–294.  –  96 Ulrich, Karmelitenkloster, 21, Anm. 66.  –  97 Kahsnitz, Werkstatt Veit Hirsvogel d. Ä., 358–368; Ulrich, Karmelitenkloster, 22–25.   –  98 Knappe, Baldung und die Nürnberger Glasmalerei, 56, 66f., 106 (Anm. 273); Ulrich, Karmelitenkloster, 24; Kahsnitz, Werkstatt Veit Hirsvogel d. Ä., 358 (es handelt sich um 15 Szenen: Geburt Christi, Anbetung der Könige, Kindermord in Bethlehem, Taufe Jesu, Jesus und die Samariterin, Fußwaschung, Gefangennahme – im 19. Jh. in Jesus am Ölberg umgewandelt, Christus vor Kaiphas, Kreuztragung, Kreuzigung, Christus in der Vorhölle, Der Auferstandene und Maria Magdalena, Der Auferstandene und Thomas, Pfingstwunder, Jüngstes Gericht: Maria und Johannes vor Christus).  –  99 Knappe, Baldung und die Nürnberger Glasmalerei, 56–66; Haller von Hallerstein, St. Laurentius in Großgründlach, 51f., 158f.; Ulrich, Karmelitenkloster, 24; Kahsnitz, Werkstatt Veit Hirsvogel d. Ä., 358 (es handelt sich um acht Szenen: Abschied Joachims von Anna, Maria beim Weben des Tempelvorhanges, Vermählung von Maria und Joseph, Darbringung Christi im Tempel, Christus unter den Schriftgelehrten, Versuchung Christi, Christus und die Ehebrecherin, Christus in Emmaus).  –  100 Haller von Hallerstein, Henfenfeld, 101 (es handelt sich um drei Szenen: Christus vor Pilatus, Geißelung, Kreuzannagelung); vgl. auch Ulrich, Karmelitenkloster, 24.  –  101 von Murr, Beschreibung 1778, 334.  –  102 Haller von Hallerstein, St. Laurentius in Großgründlach, 51f.  –  103 Kahs­nitz, Glasmalerei, 92.  –  104 Loßnitzer, Veit Stoß, 139–146; Schaffer, Andreas Stoß, 113–124; Germanisches Nationalmuseum, Kat. der Veit-Stoß-Ausstellung, 34–36; Ulrich, Karmelitenkloster, 25f.; Bräutigam, Hochaltar 333–350.  –  105 Die Ansicht, der Altar sei nicht fertig gestellt worden, ist über­holt: so noch Loßnitzer, Veit Stoß, 146; Schaffer, Andreas Stoß, 117; Germanisches Natio­nal­ museum, Kat. der Veit-Stoß-Ausstellung, 35.  –  106 StadtA Nürnberg, B 21 Karmelitenkloster Nr. 1, fpl. 32r/v; zuerst gedruckt von Schaffer, Bemalung von Schnitzwerken, 362; vgl. auch Bräutigam, Hochaltar, 344.  –  107 Schaffer, Andreas Stoß, 114–123.  –  108 Bräutigam, Hochaltar, zitiert auf S. 345 den Eintrag vom 21.7.1543 aus den fürstbischöflichen Hofkammerrechnungen (Zehrung für den Goldschmied, der den Altar kaufte und nach Bamberg brachte): Ohne Zustimmung Bischof Weigands wäre der Altar sicherlich nicht gekauft worden.   –  109 Schaffer, Andreas Stoß, 122f.; Bräutigam, Hochaltar, 333, 344f.  –  110 Genaue Beschreibung in: Bräutigam, Hochaltar, 334–342.  –  111 Dargestellt sind die Innenseiten der Seitenflügel: oben links Verkündigung (verloren), unten links Maria und Elisabeth (verloren), rechts oben Anbetung der Könige, unten rechts Darbringung im Tempel. Die Flachreliefs der Außenseiten hat Stoß in seinem Entwurf nicht gezeichnet. Für die fehlenden Szenen werden Maria im Tempel und der zwölfjährige Jesus im Tempel vorgeschlagen (Haussherr, Der Bamberger Altar, 215) oder die Begegnung Joachims und Annas an der Goldenen Pforte und die Vermählung Josephs und Marias (Suckale, Hochaltarretabel, 238).  –  112 Stafski, Bamberger Altar, 47–68, der u. a. der Frauenmystik als ikonographischer Voraussetzung nachgeht.  –  113 Haussherr, Bamberger Altar, 207–228; Suckale, Hochaltarretabel, 229–244.  –  114 Bräutigam, Hochaltar, 350.  –  115 Das Verzeichnis folgt im Wesentlichen Ulrich, Karmelitenkloster, 101f., wurde aber überarbeitet.  –  116 ISF KB 46, fol. 254v.  –  117 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg Urk. (Münchner Abgabe 1992) 379.  –  118 ISF KB 46, fol. 254v.  –  119 StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg Urk. (Münchner Abgabe 1992) 2899: Cunradus procurator.  –  120 StadtA Nürnberg, B 21 Karmelitenkloster Nr. 2, fol. 20r–22v.  –  121 Ebd. fol. 80v–81v (1393), 59r/v (1395).  –  122 Ebd., fol. 158r– 160r.  –  123 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 200 Nr. 702.  –  124 StadtA Nürnberg, B 21 Karmelitenkloster Nr. 2, fol. 117v–118r (1452).  –  125 Ebd., fol. 110r/v (1486).  –  126 Ebd., fol. 36v–38r und 131v–132r (1505), 128v–129r (1506), 19r–21v (1507).  –  127 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 166 Nr. 289.  –  128 Ebd., 228 Nr. 1039.

Christian Kruse

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Ohrdruf Die Ansiedlung der Karmeliten in Ohrdruf entstand 1463 dank der Förderung durch den Grafen Sigmund von Gleichen. Als einzige Zeugen für seine Existenz hat das Kloster eine schriftliche Überlieferung von drei Urkunden aus den Jahren 1463 und 1484 hinterlassen. Im Bauernkrieg wurden die Karmeliten Anfang Mai 1525 aus dem Kloster vertrieben. Provinz Sächsische Provinz Diözese Mainz Lage Das Klostergebäude war Teil des heutigen Schlosses Ehrenstein. Die Kloster­ kirche mit dem Turm war der heutige Ostflügel des Schlosses, der nördliche Flügel diente als Konventsgebäude.1 Patrozinium Von der Vorgängerkirche wurde das Patrozinium Petri und Pauli übernommen. GESCHICHTE Stifter und Gründung Die drei erhaltenen Urkunden, die die einzigen Zeugnisse über die Existenz eines Karmelitenklosters in Ohrdruf sind, lassen erkennen, dass die Ansiedlung des Konvents in Ohrdruf auf die Förderung durch den Grafen Sigmund I. von Gleichen-Tonna († 1494) zurückgeht. Die Grafen von Gleichen haben Ohr­ druf 1342 im Zuge ihres Territorialausbaus nach dem Verkauf ihrer eichsfeldischen Besitzungen an das Erzstift Mainz erworben. Das hersfeldische Priorat St. Peter in Ohrdruf, das zu einem Augustiner-Chorherrenstift erhoben worden war, wurde 1344 verlassen; die Augustiner wurden an das Stift St. Marien in Gotha verlegt. Die Grafen von Gleichen nahmen die Stiftsgebäude in Besitz und verwalteten sie durch einen Kastellan, der ihnen ein Quartier in Bereitschaft zu halten hatte. Dies war 1463 der in der Gründungsurkunde des Karmelitenklosters erwähnte Diener Hans Linke.2 Caspar Sagittarius (1643–1694), der als Geschichtsprofessor in Jena und „des Hochfürstl. Sächsischen Sambt-Hauses Historiograph“ die archivalische Überlieferung für die Geschichte der Grafschaft Gleichen zusammentrug, kannte offenbar noch mehr als die drei Urkunden, die heute im Thüringischen Staatsarchiv Gotha beruhen. Er berichtet über die Streitigkeiten, die zwischen Graf Sigmund von Gleichen, dem Kloster Hersfeld und den nach Gotha übersiedelten Augustiner-Chorherren wegen der Klostergründung der Karmeliten entstanden: „So erhub sich auch umb diese Zeit zwischen Grav Sigmund und Abt Ludwig zu Hirschfeld3 ein zimlicher Unwill wegen der Carmeliter zu Ordruf, welcher zwar schon zu Grav Ernsten, Grav Sigmunds Vaters, Lebzeiten seinen Anfang genommen. Denn da die Carmeliter daselbst aus dem wüsten Gemeur des alten Thums zu Ordruf, mit Bewilligung des Pabsts, ein Closter zu bauen angefangen; war ihnen solches durch den Dechant und Official zu Fritzlar, und die Thum-Herren zu Gotha4 verbothen worden, weil insonderheit diese vermeineten, daß die Carmeliter ihnen an ihren Zinsen und Gerechtigkeiten Eintrag thun möchten. Nun beförderte Grav Sigmund der Carmeliter Vorhaben mit gantzem Fleiß, hatte auch

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seinen Herrn Vater der gleichen zu thun gebethen. Was nun bei Grav Ernstens Zeiten deßwegen vorgelauffen, ist mir unbewußt, aber im 1463. und folgenden zweyen Jahren seyn deßwegen zwischen dem Abt und Grav Sigmunden sehr viel Schreiben gewechselt worden. Wie es aber endlich damit abgelauffen, habe ich in Erfahrung noch nicht gebracht“.5 Die urkundliche Überlieferung bezeugt die Klostergründung im Jahr 1463. Am Himmelfahrtstag (19. Mai) beurkundeten der sächsische Provinzial Dr. theol. Johannes Groutzschen und Prior Caspar von Fribenz gemeinsam mit dem gesamten Konvent zu Ohrdruf, dass sie von Sigmund Graf von Gleichen den „thum“ zu Ohrdruf „in der ere und werdikeit sanct Peters und Pauels“ übernommen haben, um ihn „uff czu brengen und gotis dinst czu erhebin“. Bei dem „thum“ handelt es sich um den Kirchturm, der nach 1422 erbaut worden war.6 Ebenso gewährte ihnen Graf Sigmund das Recht zum Terminieren in seiner Herrschaft (Almosen von yderman bedden). Schließlich übertrug er ihnen das leerstehende Gebäude, seine „Behussung“, als Konventsgebäude. Als Gegenleistung hatten die Karmeliten ihm darin ein Quartier in gutem Stand zu halten. Sie verpflichteten sich zu einer ewigen Seelenmesse für den Grafen und seine Nachkommen.7 1484 beurkundeten der Prior Heinricus Swartze, der Subprior Johannes Schriber, der Küster Heinricus Hordell und der gesamte Konvent eine Seelgerätstiftung des Hans Kryck und seiner Frau Margaretha über einen Kelch und ein Messgewand für 40 Gulden.8 Die Karmeliten übernahmen dafür die Verpflichtung, an jedem Montag eine Frühmesse für die Stifter zu halten. Aufhebung des Klosters Am Ostertag (14. April) 1525 brach kurz nach dem Tod des Grafen Sigmund II. von Gleichen-Tonna in Ohrdruf ein Aufstand aus, dem Bürgermeister und Rat zunächst standhalten konnten.9 Ein Bund von 30 Männern, die Dreißiger, unter vier gewählten Führern stellte Forderungen u. a. nach der freien Pfarrerwahl und der Abschaffung der Zehnten auf. Nachdem die Dreißiger durch einen Boten mit den aufständischen Bauern in Tonna in Verbindung getreten waren, eskalierte die Situation in Ohrdruf, denn der entsandte Bote kam mit der Nachricht zurück, er habe dem Bauernführer Hans mit dem Barte „müssen drei Eide schwören zu Gott und seinen Heiligen, daß ich das denen zu Ohrdruf sagen wollte, daß sie das Kloster sollten rechtfertigen, und die Mönche und den Pfarrherrn und auch den Vicarium, den Bürgermeister und die Rathsmann, und wo das nicht geschehen würde, so wolle er mit 6000 Mann gen Ordorf ziehen, und dasselbige alles rechtfertigen“. Die aufständischen Bauern erzwangen daraufhin den Übertritt von Karmeliten, Pfarrer, Bürgermeister und Rat zur Reformation. Ihrer Forderung nach Herausgabe der Geld- und Naturalienvorräte musste der Rat unter Druck nachkommen. Ebenso musste der Stadtpfarrer einen Vergleich mit ihnen schließen und einen lutherischen Prediger aufnehmen. Nach der Schlacht bei Frankenhausen (15. Mai 1525), in der die aufständischen thüringischen Bauern unter Führung von Thomas Müntzer vernichtend geschlagen wurden, flohen die Dreißiger aus Ohrdruf. Dennoch wurde das Karmelitenkloster nicht wiederhergestellt, denn die Ordens-

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OHRDRUF

männer hatten sich nach Gotha und anderen Orten zerstreut. Ein Karmelit namens Jakob Kappe blieb in Ohrdruf und erwarb 1528 das Bürgerrecht.10 Archiv und Bibliothek Die Nachrichten über das Archiv und die Bibliothek des Klosters beschränken sich auf den einen Hinweis, dass Johannes Wisse aus Eschwege, Vikar der St. BonifatiusKirche in Salza, dem Konvent 1493 die zwischen 1472 und 1485 in drei Drucken erschienenen Musterpredigten des Hugo de Campo Florido zum Geschenk machte.11 Bau- und Kunstdenkmäler Der Karmelitenkonvent hatte sich mit seiner Kirche und den Räumlichkeiten für den Konvent im heutigen Schloss Ehrenstein eingerichtet (Ost- und Nordflügel). Der 1484 gestiftete Kelch und das Messgewand haben sich nicht erhalten. PRIOREN Caspar von Fribenz 1463 – Heinricus Swartze 1484 – weitere sind nicht bekannt. LITERATUR Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Bearb. von Paul Lehfeldt. Bd. 2, H. 26: Landrathsamtsbez. Ohrdruf: Amtsgerichtsbez. Ohrdruf, Liebenstein und Zella. Jena 1898, bes. 74 – Friedrich Krügelstein, Nachrichten von der Stadt Ohrdruf und deren nächsten Umgegend. Von der frühesten Zeit bis zum Aussterben der Grafen von Gleichen. 724–1631. Ohrdruf/Gotha 1844, Nd. 2003 – Caspar Sagittarius, Gründliche und ausführliche Historia der Grafschafft Gleichen. Aus dem Nachlass des Autors hg. von Ernst Salomon Cyprian. Frankfurt a. M. 1732, Nd. Bad Langensalza 2009, bes. 352. 1

Krügelstein, Nachrichten, 198.  –  2 Thüringisches StA Gotha, Geheimes Archiv QQ X (X) Kirchensachen der Grafen von Gleichen, Nr. 53, 54.  –  3 Ludwig III. Vizthum von Eckstädt, Abt der Reichsabtei Hersfeld 1454–1481.  –  4 Die Chorherren von St. Peter in Ohrdruf waren nach Gotha gezogen.  –  5 Sagittarius, Gründliche und ausführliche Historia, 352.  –  6 Vgl. dazu Krügelstein, Nachrichten, 166–169.  –  7 Die Urk. wurde am 19.5.1463 als Pergamenturk. mit anhängendem Siegel und als Papierurk. mit aufgedrücktem Siegel ausgefertigt. Das Typar ist in beiden Fällen das Siegel des Provinzials der Sächsischen Karmelitenprovinz. Sein spitzovales Siegel zeigt die stehende Gottesmutter mit dem Kind auf dem linken Arm in gotischer Predella. Umschrift [nicht mehr vollständig lesbar]: sigillum prouincialis saxonie(nsis) ord(in)is beate Marie de carmelo. Thüringisches StA Gotha, Geheimes Archiv QQ X (X) Kirchensachen der Grafen von Gleichen, Nr. 53 (Pergamentausfertigung) und Nr. 54 (Papierausfertigung). Herrn Dr. Steffen Arndt sei für die Archivrecherchen gedankt.  –  8 Am Freitag vor Valentini mart. (13.2.) 1484, ebd. Nr. 67. Das Konventssiegel ist nicht mehr vorhanden.   –  9 Schilderung der Ereignisse nach dem „alten Stadtbuch“, fol. 91–95, das Krügelstein, 269–276 auszugsweise wiedergibt.  –  10 Ebd., 287.  –  11  Vgl. Krügelstein, Nachrichten, 201f., der einen entsprechenden Vermerk aus dem Band in der Ohrdrufer KirchenB „in Hugonis de Prato Sermon.“ mitteilt.

Edeltraud Klueting

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Perleberg Das Karmelitenkloster in Perleberg in der Westprignitz, einer auf einer von zwei Armen der Stepenitz, einem rechten Nebenfluss der Elbe, umspülten Flussinsel gelegenen Stadt, die seit 1344 endgültig zur Markgrafschaft Brandenburg gehörte, wurde 1441 gegründet und bestand nur bis 1539 oder 1540 – sicher aber nicht mehr nach 1542 – als es, bedingt durch die lutherische Reformation, unterging. Provinz Sächsische Provinz Diözese Havelberg Lage Das Kloster lag nördlich des Dobberziner Tores (später Mühltores)1 an der östlichen Stadtmauer, an der als Teil der Stadtbefestigung der östliche der beiden Stepenitzarme entlangfließt, südlich der als „Der Wall“ oder „Wallgebäude“ bezeichneten Befestigungsanlage, bei der es sich nicht um die ehemalige stadtherrliche Burg der Edlen Gans zu Putlitz (Gänseburg) handelte,2 die außerhalb der ummauerten Stadt lag. Westlich des Klosters verlief im Bereich der heutigen Puschkinstraße (früher Mühlstraße) der heute zugeschüttete Mühlgraben.3 Auf dem Merian-Stich „Perleberck“ von 16524 ist „Das Alte Closter“ zu sehen,5 das auch auf dem Stadtplan von 17266 mit dem Namen „St. Anna“ eingezeichnet ist.7 Nach Angaben von 1954 stand damals die Berufsschule an der Puschkinstraße etwa auf dem Gelände des Klosters.8 Dasselbe Schulgebäude, 1861 bis 1864 von Friedrich August Stüler als Königliches Realgymnasium errichtet,9 beherbergt heute das Gottfried-Arnold-Gymnasium. Das Kloster lag im Bereich von Gebäude und Gelände des Gymnasiums und wahrscheinlich auch des nördlich angrenzenden heutigen Wallgebäudes (heute Stadtbibliothek).10 Patrozinium Patronin von Kloster und Klosterkirche war die hl. Anna. Das Kloster erscheint in den Urkunden mit der Ordensbezeichnung als „kloster to Perlebergh des ordens der allerhillegesten Marien van berge Carmelo“ (1480), der Konvent als „conventus Perlebergensis ordinis gloriosissime dei genitricis virginis Marie de monte Carmelo“ (1480). Siegel Das Siegel des Priors, das der Urkunde vom 14. Oktober 148011 anhängt,12 die 1933 im Stadtarchiv Pritzwalk vorhanden war,13 sich heute aber mit dem Urkundenbestand des Stadtarchivs Pritzwalk als Teil des Depositums im Landeshauptarchiv Potsdam befindet,14 zeigt in einem spitzovalen Siegelbild (3 : 4,5 cm) Maria mit dem Jesuskind stehend in gegittertem Feld.15 Von der Umschrift lesbar ist nur die rechte Hälfte: „bte marie de carmelo“.16 In der Urkunde vom 2. Juni 148017 wird neben dem „Ingessegel“ des Priors auch das „ghemeyne conventus Ingessegell“ genannt, das sich nicht erhalten zu haben scheint. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Das Kloster wurde 1441 auf Antrag des Provinzials der Sächsischen Provinz der Karmeliten, Johannes Wolyn,18 und des Magdeburger Karmelitenpriors Simon19 gegründet.20

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Kurfürst Friedrich II.21 von Brandenburg erteilte am 2. November 1441 seine Genehmigung,22 nachdem Bürgermeister und Ratmänner von Perleberg das Grundstück zur Verfügung gestellt hatten.23 Als Gründer zu bezeichnen ist somit der Orden, nicht der Kurfürst.24 Die römische Genehmigung der Gründungssupplik datiert vom 19. August 1444,25 womit die „lic[entia] erig[ere] mon[asterium] d[e] ord[inis] cuius nullus conv[entus] adhuc in toto marchionatu existit“ erteilt wurde.26 Weitere Entwicklung Aus der Folgezeit ist ein Gütertausch von 1480, mit dem das Kloster ein Gut, das der verstorbene Hans von Quitzow dem Kloster für die Abhaltung einer Seelenmesse geschenkt hatte, mit dessen Söhnen Klaus und Reimann von Quitzow gegen eine Wiese zu Semlin27 vertauschte,28 und die ebenfalls 1480 erfolgte Aufnahme des Kalands (fraternitas kalendarum dicta Heitkalant) zu Pritzwalk29 in die Bruderschaft der Karmeliten zu Perleberg30 bekannt. Aus den darüber ausgestellten Urkunden sind für Juni 1480 der Prior Adam Becker, der Lektor Adrian und die Konventualen Arnold, Joachim, Johannes Kock, Marcus Vinger, Paul Knust, Peter und Sebastian und für Oktober 1480 der Prior Martin Tregolf gesichert.31 Für 1495 ist Marcus Vinger als Prior bekannt.32 1461 wurde dem Perleberger Karmeliten Johannes Trochaw in Rom Dispens zum Terminieren in der Diözese Verden und insbesondere in der Stadt Lüneburg erteilt.33 1500 fand das Provinzkapitel der Sächsischen Provinz des Karmelitenordens im Perleberger Kloster statt: „Conventus Carmelitarum in Perleberg in Marchia Brandenburgensi. Fuit in hoc conventu 1500 capitulum provinciale“.34 Der Historiograph des Karmelitenordens, Jakob Milendunck, nennt in diesem Zusammenhang als Perleberger Deputierte den Lektor der Theologie, Cyrillus Hausprandt, und den Lektor der Philosophie, Ambrosius a Quernfurt.35 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Mit der Reformation, die in Brandenburg seit der Kommunion unter beider Gestalt des Kurfürsten Joachim II. am Allerheiligentag 1539 in Spandau und mit der Einführung der im Juni 1540 in Berlin gedruckten Kirchenordnung36 vorankam,37 gelangte das Karmelitenkloster in Perleberg, wo die Reformation seit 1539 herrschte,38 an sein Ende. Allgemein wurden die Männerklöster aufgelöst und ihr Grundbesitz zugunsten der kurfürstlichen Hofkammer eingezogen.39 Das Karmelitenkloster in Perleberg wurde dem Rat der Stadt für Schulzwecke oder − nach Maßgabe der noch zu treffenden Entscheidung der kurfürstlichen Räte − zur Einrichtung eines Armenhauses überlassen,40 wobei die beiden dort noch lebenden Karmeliten darin Wohnung und Unterhalt behalten sollten. Entscheidend war das undatierte, aber nach dem Wortlaut noch vor der Visitation, die in Perleberg vom 6. bis 11. November 1542 stattfand,41 anzusetzende Schreiben des Kurfürsten Joachim II. an den Rat der Stadt Perleberg: „Wir vorwilligen auch gnediglichen, das ir unserer rethe [Räte] nehisten bescheide nach das kloster bej euch zu euerer schulen und vor arme leute einnhemen und zu solchem milden werck als zur schulen und vor die armen behalten moget. Doch weill noch zwene monche vorhanden, die do, wie wir bericht,

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I. Klöster vor der Säkularisation

fast alt, das auch dieselbigen nit beschweret oder vorunruiget werden, das ir sie auch in dem kloster ir leben langk verlasset, es sej dan, das ir sie mit iren guthen willen dorauß behandeln, andere wonung eingeben und zu jerlichen unterhaldt ichtwes geben mochtet“.42 Bekmann berichtet 1753, dass „zu anfange der Kirchenverbesserung [Reformation] ein mönch“, wohl der länger lebende der beiden, in dem nach 1542 als Armenhaus genutzten Klostergebäude verblieb und „sich bis an sein ende theils mit bitten [Betteln], theils durch vorschub [Unterstützung] der Katholischen heimlich erhalten“43 habe. Im 18. Jh. (ietzo) diente das ehemalige Kloster nach Bekmann „mietsweise der besatzung zum magazin“,44 wurde also als Magazin der Perleberger Garnison der preußischen Armee genutzt, aber weiterhin auch zu Wohnzwecken, „wie dann auch auf der Kirche zu S. Jakob kosten 4 neue wohnungen darin gebauet worden, welche vermietet werden“.45 Geistliches Leben und Studium Für die Spiritualität und das geistliche Leben des Klosters gibt es nur zwei sichere Hinweise, die beide von 1480 stammen. Dabei handelt es sich um die von Hans von Quitzow zu einem unbekannten Zeitpunkt vor 1480 gestiftete Seelenmesse, die im Zusammenhang mit dem Gütertausch von 1480 Erwähnung findet,46 und um die Aufnahme des Kalands in Pritzwalk in die Bruderschaft des Klosters,47 worin eine Gebetsverbrüderung zu sehen sein wird. Die nur im Visitationsprotokoll von 1558 − 18 oder 19 Jahre nach dem Ende des Klosters − genannten Leistungsverpflichtungen Leistungspflichtiger außerhalb Perlebergs48 dürften kaum im Sinne von Seelenmessstiftungen zu deuten sein.49 Einen Beleg für das geistliche Leben des Klosters bieten aber auch die dem Kloster zuzuschreibenden theologische Werke der heutigen evangelischen Kirchenbibliothek Perleberg. Einen Hinweis auf Bildung und Studium gibt die Erwähnung der Lektoren Adrian (1480), Cyrillus (1500) und Ambrosius (1500).50 1511 immatrikulierte sich der Perleberger Karmelit Nicolaus Swarte an der Universität R ­ ostock,51 wo er 1513 52 zum Baccalaureus der Artistenfakultät promoviert wurde. ARCHIV Ein Archiv des Klosters hat sich nicht erhalten. Auf das Kloster bezogene Archivalien sind die beiden von dem Konvent oder dem Prior ausgestellten Urkunden vom 2. Juni 1480 (Codex Diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Urk., Chroniken und sonstigen Quellenschriften für die Gesch. der Mark Brandenburg und ihrer Regenten. Hg. von Adolph Friedrich Riedel [= CDB]. Bd. 2. Berlin 1842, 229f.) und 14. Oktober 1480 (früher StadtA Pritzwalk, jetzt Brandenburgisches LHA Potsdam, Rep. 10 D, Kaland zu Pritzwalk, Urk. 11 Or., Abschr. ebd., Rep. 16 E. Nr. 1002, Urk. 14, Druck: CDB 2, 42f.; Reg. u. Abb.: Urk. der Stadt Pritzwalk in Reg., 1256–1703. Bearb. von Friedrich Beck. Frankfurt am Main 2007 [Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen LHA 20], 98f. Nr. 104), eine Urk. vom 7. Mai 1495 im StadtA Salzwedel, Urk., Fach XLI, Nr. 14b, ferner die Registereintragungen der römischen Genehmigung der Gründungssupplik vom 19. August 1444 (Repertorium Germanicum, V/1, 3, Nr. 7545 [S. 1307]) im ASV, Reg. Suppl. 399,

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fol. 8v–9r und des römischen Dispenses zum Terminieren in der Diözese Verden vom 7. Juli 1461 (Repertorium Germanicum, VIII/1, Nr. 3752 (S. 537) im ASV, Reg. Suppl. 542, fol. 65v, die Urkunde Kurfürst Friedrichs II. mit der Genehmigung der Gründung des Klosters vom 2. November 1441 (CDB 3, S. 439) im GStAPK, I. HA Rep. 78: Kurmärkische Lehnskanzlei, Nr. 9, fol. 19v–20r (Original der hier kopial überlieferten Urk. verloren) und ein Schreiben Joachims II. von Brandenburg (undatiertes Konzept Weinlöbens aus der Zeit vor der Visitation vom November 1542) an den Rat der Stadt Perleberg im GStAPK, I. HA Geheimer Rat, Rep. 21, Nr. 118 (1482–1708), ungez.53 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Von den im 18. Jh. noch vorhandenen Gebäuden − Bekmann nennt 1753 neben der Kirche, die „zwar von allen zieraten entblösset, in ihren wesentlichen stükken aber annoch in dach und fach und sonsten in gutem stande bisher geblieben“ war, einen „Kreuzgang doppelt übereinander gewölbet“ und erwähnt „ein kruzifix mit den vier Evangelisten bildern, auch sonsten noch einige alte geschnizte bilder“54 und „über der thüre bei dem eingange“, wohl dem Eingang zur Kirche, ein Gemälde mit einer Marienverkündigung, auf jeder Seite flankiert durch „einen gebährteten [bärtigen] münch in weissem habit [wohl der weiße Chormantel der Karmeliten], und bei demselben ein stall gemahltet“55 − steht heute nichts mehr. Nur einige Mauerreste sind auf dem Schulhof des Gymnasiums noch sichtbar. Im Hof des Museums Perleberg (Mönchort 7–11) steht an einer Mauer ein dem Karmelitenkloster zugeschriebenes Fachwerkportal mit einer Inschrift aus der ersten Hälfte des 20. Jhs.56 1909 werden für die evangelische Pfarrkirche St. Jakobi vier Glocken genannt, darunter eine Glocke mit der fehlerhaft57 wiedergegebenen Aufschrift: „Ao. Doi. Mo. CCCC. XVIII. (1518) O . felix . Anna . q . meruisti . mater . esse . matris . xpi . pium . deum . exora . pro . nobis . Catherine . michi . nomen . perdulce . dicatur“.58 Das Annen-Patrozinium des Klosters macht es wahrscheinlich, dass diese Glocke aus der Kirche des Karmelitenklosters stammt.59 Die Glocken wurden 1916 bei einem Kirchturmbrand vernichtet.60 Abgüsse von Fragmenten der zerstörten Glocken befinden sich im Museum Perleberg, darunter auch von der im Museum bisher nur als „Katharinenglocke“ bezeichneten Glocke. Dieses Fragment zeigt eine sehr gute, erhabene Reliefdarstellung der Anna Selbdritt und dürfte als Fragment einer nach dem Ende des Klosters an die Pfarrkirche St. Jakobi gelangten Glocke der Karmelitenklosterkirche St. Anna zu identifizieren sein. Im Museum Perleberg befindet sich außerdem ein bisher nicht als Relikt des Karmelitenklosters erkannter Altarleuchter aus Zinn mit der eingeritzten Inschrift: „Anno 1587 ist diese Leuchte dem Gotteshause zu St. Annen vorher worden von Trauw“. Bekannt sind Mauer- und Fundamentreste des Klosters unter dem heutigen Wallgebäude bzw. der heutigen Stadtbibliothek, darunter Mosaikfliesen, von denen einige unlängst gesichert werden konnten. Czubatynski und Höhle nennen fünf theologische Werke − Inkunabeln der zweiten Hälfte des 15. Jhs. − in der heutigen evangelischen Kirchenbibliothek Perleberg und ein Werk sowie einen Einblatt-

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druck im Museum Perleberg und halten es für möglich, dass diese Druckwerke aus dem Kloster stammen.61 Für die „Sermones sancti Bernardi abbatis clarevallis super Cantica canticorum“ in einem Druck von 1497, dem die Kirchengeschichte des Eusebius und die Realkonkordanz zum Decretum Gratiani des Dominikaners Martin von Troppau aus dem 13. Jh. in einem Druck von 1499 beigebunden sind, möchte das nahezu sicher und für andere zumindest sehr wahrscheinlich sein, so für die berühmte Dekalogerklärung des 1392 gestorbenen Franziskaners Marquard von Lindau in dem Erstdruck Venedig 1483 in der Kirchenbibliothek, aber auch für die oft gedruckte Schrift „Fortalitium fidei“ des spanischen Minoriten und Bischofs von Orense Alfons Lopez de Spina im Museum. Über den heutigen Verbleib der von Bekmann erwähnten Kunstwerke ist hingegen nichts bekannt.62 PRIOREN Bekannt sind nur Adam Becker (1480), Martin Tregolf (1480) und Marcus Vinger (1495). LITERATUR Johann Christoph Bekmann, Hist. Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. 2 Bde. Berlin 1751, 1753. Nd. Berlin 2004, Bd. 2, Buch 2: Prignitz, Kap. 2: „Von der Stat Perlberg“ (Sp. 29–88), 42f. − Ursula Creutz (Bearb.), Bibliographie der ehemaligen Klöster und Stifte im Bereich des Bistums Berlin, des Bischöflichen Amtes Schwerin und angrenzender Gebiete. Leipzig 1983. Nd. Köln/Wien 1988, 180f. (Lit.) (Mitteldeutsche Forsch. Sonderreihe: Quellen und Darstellungen in Nachdrucken 9) – Dies., Gesch. der ehemaligen Klöster im Bistum Berlin in Einzeldarstellungen. Leipzig 1995, 299–302 (Stud. zur katholischen Bistums- und Klostergesch. 38) − Uwe Czubatynski/Michael Höhle, Art. Perleberg, Karmeliter. In: Brandenburgisches Klosterbuch. Hdb. der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jhs. Hg. von Heinz-Dieter Heimann u.a. Berlin 2007. Bd. 2, 953–957 (weitere Lit.) (Brandenburgische Hist. Stud. 14) − Die Kunstdenkmäler des Kreises Westprignitz. Bearb. von Paul Eichholz, Friedrich Solger, Willy Spatz. Berlin 1909, 239, Abb. 215 und Tafel 25 (Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg I, 1) − Lickteig, German Carmelites − Adolph Friedrich Riedel, Einleitung. Die Stadt Perleberg. In: Codex Diplomaticus Brandenburgensis. Slg. der Urk., Chroniken und sonstigen Quellenschriften für die Gesch. der Mark Brandenburg und ihrer Regenten. Hg. von A. F. Riedel. Bd. 1. Berlin 1838, 66–228, hier 104 − Gottfried Wentz, Das Bistum Havelberg. Berlin 1933, 366–368 (Germania Sacra I, 2). 1 Hans K. Schulze, Art. Perleberg. In: Berlin und Brandenburg. Hg. von Gerd Heinrich. 3. Aufl.

Stuttgart 1995 (Hdb. der hist. Stätten Deutschlands 10), 308–310, hier 309; Kunstdenkmäler, 239.  –  2 So aber Czubatynski/Höhne, Art. Perleberg, Karmeliter, 953.   –  3 Wentz, Bistum Havelberg, 367, hält das „Wallgebäude“ für die stadtherrliche Burg und den Mühlengraben für einen der Stepenitzarme und spricht daher unzutreffend von der Lage des Klosters „an der östlichen Stadt­ mauer südlich der ehemaligen Burg im Winkel zwischen den beiden Stepenitzarmen“.  –  4  Mat­thäus Merian d. Ä., Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae.

PERLEBERG

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Frankfurt am Main 1652, Nd. Kassel/Basel 1965, nach S. 84. Dasselbe Kunstdenkmäler, Abb. 215 (nach 214).   –  5 Die Legende des Stiches nennt „F. Das Alte Closter“ u. „G. Ein Alt Closter“. Davon ist „F. Das Alte Closter“ wegen seiner Nähe zum Dobbertiner Tor und wegen dem nahebei gelegenen „Wallgebäude“ (bezeichnet: „E. Das Schloss genandt“) als das Karmelitenkloster St. Anna zu identifizieren. Ein zweites Kloster ist in Perleberg nicht bekannt (Creutz, Gesch., kennt in Perleberg nur das Karmelitenkloster). Doch gab es neben den beiden Pfarrkirchen St. Jakobi und St. Nikolai die drei Hospitäler St. Spiritus (Heilig-Geist), St. Georg und St. Gertrud. Davon ist das Hospital St. Spiritus mit „G. Ein Alt Closter“ des Merian-Stichs von 1652 zu identifizieren. Beide Zuschreibungen werden durch die an Merian angelehnte Stadtansicht von 1753 bei Bekmann, Beschreibung, nach S. 28, bestätigt.   –  6 Kunstdenkmäler, Tafel 25 (nach S. 218), mit der Quellenangabe: „Nach einem Originale von 1726 in der Kartenkammer der Königlichen Regierung in Potsdam“. Derselbe Stadtplan auch bei Czubatynski/Höhle, Art. Perleberg, Karmeliter, 956.  –  7 Hingegen ist das Kloster auf der Stadtansicht von 1726 (Kunstdenkmäler, Tafel 26, vor S. 219, mit der Quellenangabe: „Auf Grund einer farbigen Zeichnung von 1726 in der Kartenkammer der Königlichen Regierung in Potsdam“) nicht eindeutig zu identifizieren.   –  8 Franz Bentler, Karholisches Leben in Perleberg. Leipzig 1954, 5, danach Creutz, Geschichte, 302.   –  9 Czubatynski/ Höhle, Art. Perleberg, Karmeliter, 954.   –  10 Verfasser dankt den Herren Hanno Reck, Perleberg, Museumsleiter Dipl.-Prähist. Günther Seier, Museum Perleberg, und Dipl.-Ing. D. Wärme, Rambow/Kleinow bei Perleberg, für wertvolle Auskünfte und Hinweise bei Gelegenheit einer Ortsbegehung in Perleberg am 13.4.2007.   –  11 CDB 2, 42f.; Beck, Urk. Pritzwalk, 98f., Nr. 104.  –  12 Beck, Urk. Pritzwalk, 98f.   –  13 Wentz, Bistum Havelberg, 367.   –  14 LHA Potsdam, Rep. 10 D, Kaland zu Pritzwalk, Urk. 11, Or.   –  15 Abb. bei Czubatynski/Höhle, Art. Perleberg, Karmeliter, 957.   –  16 Wentz, Bistum Havelberg, 367.  –  17 CDB 2, 229f.   –  18 In den Acta Cap. Gen. 1, erscheint ein Provinzial der neugegründeten Sächsischen Provinz erstmals zum Jahr 1440: Das Generalkapitel überlässt die Ernennung des Provinzials dem Generalprior (195). Am Generalkapitel 1444 nimmt P. Joannes Wolny als Lektor und Provinzial der Saxonia teil (199) und wird von diesem für eine weitere Amtsperiode als Provinzial bestätigt (208, der Name hier aber als Joannes Wolyn). Das Generalkapitel 1451 bestellt Joannes Wolyn erneut zum Provinzial der Saxonia (220). Der antragstellende Provinzial 1441 scheint also Joannes Wolyn gewesen zu sein.  –  19 Creutz, Geschichte, 299 (dasselbe Dies., Bibliographie, 180) übernimmt aus der Urk. des Kurfürsten Friedrich II. vom 2.11.1441 (CDB III, 439, dort: „Er Johanns, prior der provincien czu Sachssen, vnd Bruder symon provincial czu Magdeburg, Carmeliten Ordens“) die Angabe einer Gründung auf Antrag des Magdeburger Karmelitenprovinzials Simon und des sächsischen Provinzialpriors Johannes. Diese Formulierung kann schon wegen der fehlerhaften Titel (der volle Titel des Provinzials war Provinzialprior bzw. Prior provincialis) nicht zutreffen. CDB III, 439 bringt den Text nach dem kurmärkischen Lehnskopial-Buch. Dort steht abweichend: „Er Johanns prior der provincien zu Sachssen, vnd Bruder Symon prior provincial zu Magdeburg Carmeliten Ordens“ (GStAPK, I. HA Rep. 78: Kurmärkische Lehnskanzlei, Nr. 9, fol. 19v–20r, Zitat 19v). Die Annahme, dass Antragsteller der Provinzial bzw. Provinzialprior Johannes und der Magdeburger Prior waren, wird durch die römische Genehmigung der Gründungssupplik vom 19.8.1444 (Repertorium Germanicum, V/1, 3, 1307 Nr. 7545, bestätigt: „Op. P. Nove Marchie Brandenburg. [...] marchione Brandenburg. S. R. I. archicamerario et electore et Johanne priore provinciali et fr. o. b. Marie de Monte Carmeli provin. Saxonie supplic.“.   –  20 Christian Wilhelm Spieker, Kirchen- und Reformations-Gesch. der Mark Brandenburg. Bd. 1. Berlin 1839, 381f., nimmt irrtümlich die Gründung des Karmelitenklosters in Perleberg unter dem Askanier Markgraf Woldemar von Brandenburg († 1319) an.   –  21 Bei Creutz, Bibliographie, 180, irrtümlich „Friedrich V.“. Dies., Gesch., 299 nennt ihn nur „Markgraf Friedrich“ (ohne Zählung).   –  22 CDB III, 439.   –  23 Erwähnt in der Urk. vom 2.11.1441, CDB III, 439.   –  24 So aber Czubatynski/Höhle, Art. Perleberg, Karmeliter, 953.   –  25 Ebd., 955, mit falschem Datum (19.8.1441) und ohne Nennung des Druckortes im Repertorium Germanicum, V/1, 3, 1307 Nr. 7545.   –  26 Repertorium Germanicum, V/1, 3, 1307 Nr. 7545.   –  27 Südlich Karstädt, rd. 10 km nordwestlich von Perleberg.   –  28 2.6.1480, CDB II, 229f.   –  29 Rd. 22 km östlich von

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Perleberg.   –  30 14.10.1480, CDB II, 42f.; Beck, Urk. Pritzwalk, 98f. Nr. 104, mit Abb. der Urkunde auf 99. Siehe auch Creutz, Geschichte, 300. Dies, Bibliographie, 180, nennt für die Aufnahme des Kalands zu Pritzwalk in die Bruderschaft irrtümlich die Urkunde vom 2.6.1480.   –  31 Wentz, Bistum Havelberg, 367. Siehe auch Creutz, Geschichte, 300.  –  32 7.5.1495, StadtA Salzwedel, Urk., Fach XLI, Nr. 14b.   –  33 7.7.1461, Repertorium Germanicum, VIII/1, 537 Nr. 3752.   –  34 ISF KB 47, fol. 35r.   –  35 ISF KB 44, fol. 505r.   –  36 Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts [= EKO]. Hg. von Emil Sehling. Bd. 3. Leipzig 1909, 39–90.   –  37 Manfred Rudersdorf/Anton Schindling, Kurbrandenburg. In: Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500–1650. Bd. 2: Der Nordwesten. Münster 1990 (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung 50), 35–66, hier 40– 43.  –  38 EKO 3, 244.   –  39 Rudersdorf/Schindling, Kurbrandenburg, 44.   –  40 Zur Bewertung Harm Klueting, Enteignung oder Umwidmung? Zum Problem der Säkularisation im 16. Jh. In: Zur Säkularisation geistlicher Institutionen im 16. und im 18./19. Jh. Hg. von Irene Crusius. Göttingen 1996 (Veröff. des Max-Planck-Instituts für Gesch. 124 = Stud. zur Germania Sacra 19), 57–83.   –  41 Viktor Held, Zur ersten lutherischen Kirchenvisitation in der Mark Brandenburg 1540–1545. In: Jb. für brandenburgische Kirchengesch. 21, 1926, 59–128, hier 70.   –  42 GStAPK, I. HA Geheimer Rat, Rep. 21, Nr. 118 (1482–1708), ungez. Zitat auch bei Wentz, Bistum Havelberg, 367, danach gekürzt bei Creutz, Gesch., 302. In der kurfürstlichen Visitationsordnung für die Stadt Perleberg vom 18.11.1542 (EKO 3, 244–249, nach CDB Supplement-Bd., 468–475) wird das Kloster St. Anna nicht genannt.   –  43 Bekmann, Beschreibung, 43.   –  44 Ebd., 42.   –  45 Ebd.   –  46 2.6.1480, CDB II, 229f.   –  47 14.10.1480, CDB II, 42f.; Beck, Urk. Pritzwalk, 98f. Nr. 104.   –  48 „Gelthpechte und -tinse buten Perleberge“ bzw. „Kornepechte butenn perleberge“, Die brandenburgischen Kirchenvisitations-Abschiede und -Register des XVI. und XVII. Jhs. Bd. 1. Hg. von Victor Held. Berlin 1931 (Veröff. der Hist. Komm. für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin 4), 325–327 bzw. 327–329.  –  49 Es handelte sich in dem einen Fall um „6 fl Diderick Winterfeldes eruenn [Erben] to Delmin [Dallmin nördlich von Karstädt, rd. 17 km von Perleberg entfernt] up Weinachtenn tho holte int closter“ (ebd., 327). Leistungsempfänger war die Pfarrkirche St. Jakobi („tom gadeshuse Sancti Jacobi“), wobei die zu Weihnachten fällige Leistung der Brennholzversorgung des im ehemaligen Kloster untergebrachten Armenhauses dienen sollte. In dem anderen Fall ging es um „29 schfl roggen inn dath closter den armen ludenn uth denn mollen [Mühlen] vonn Ern Steffens Dabertzins wegen“ (ebd., 329), also um 29 Scheffel Roggen, die der Müller Ernst Steffens als Darlehenszins an das Armenhaus zu liefern hatte.   –  50 Siehe auch Lickteig, German Carmelites, 61.   –  51 Die Matrikel der Universität Rostock. Hg. von Adolph Hofmeister. Bd. 2: Michaelis 1499–Ostern 1611. Rostock 1891. Nd. Nendeln 1976, 46, Randnummer 45: „Frater Nicolaus Swarte ordinis Carmelitorum de Parleborch XVI die“.   –  52 Matrikel Rostock, Bd. 2, 56, Randnummer 5 (zu 1513): Frater Nicolaus Schwarte Carmelita, baccall“. Siehe auch Lickteig, German Carmelites, 324.   –  53 Czubatynski/Höhle, Art. Perleberg, Karmeliter, 955, nennen noch ein Archivale des PfarrA Perleberg als Depositum im DomA Brandenburg, dort Nr. 2068.   –  54 Bekmann, Beschreibung, 42. Das Zitat geht weiter: „Ingleichen siehet man auch eine alte tafel mit einem kruzifix bemahlet und folgenden darunter gesezten worten: ... den 6 Septembris ist der WolEdler, Bester und Manhafter Caspar von Edlenkirchen zur Hude in der Grafschaft Marc Ervgesessen Corneth des Fürstlichen Lüneburgischen Regiments in Gott sehlig entschlafen und liegt allhie begraben“. Es ist nicht anzunehmen, dass es sich um ein Grabmal aus der Klosterzeit handelt. Eher ist an die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu denken.   –  55 Bekmann, Beschreibung, 43; auch zitiert bei Creutz, Gesch., 301; desgleichen zitiert bei Czubatynski/Höhle, Art. Perleberg, Karmeliter, 954.   –  56 Inschrift: „Reste vom St. Annenkloster Perleberg (um 1500) abgebrochen und wieder zusammengestellt Mai 1926. W[ilhelm] Ratig [Museumsgründer] und M[ax] Viereck [Stadtverordneter]“.   –  57 Die Datierung „Mo. CCCC. XVIII (1518)“ muss entweder „Mo. CCCC. XVIII (1418)“ oder „Mo. CCCCC. XVIII (1518)“ lauten. Davon hat die Datierung auf 1418 wenig Wahrscheinlichkeit, sodass es sich um eine Glocke von 1518 gehandelt haben dürfte.  –  58 Kunstdenkmäler, 227. Das „Xpi“ ist das griechische Christos-Monogramm (Χριστός) mit lat.

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Genitiv-Endung)  –  59 In der Pfarrkirche St. Nikolai gab es einen Katharinenaltar, Brandenburgische Visitations-Abschiede, I, 325.  –  60 Günther Seier, Der Kirchturmbrand von 1916 und die Turm­ knopfakten von 1826 und 1851/54. In: Von Ziegeln, Tabakspinnern und anderem. Hg. Günther Seier. Perleberg 1986 (Veröff. des Kreisheimatmuseums Perleberg 3), 3–8.  –  61  Czubatynski/ Höhle, Art. Perleberg, Karmeliter, 955.   –  62 Nachforschungen und Erkundi­gungen am 13.4.2007 nach der von zwei bärtigen Mönchen flankierten Verkündigung Mariens blieben in Perleberg ohne Ergebnis.

Harm Klueting

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Pößneck Das 1315 gegründete Kloster der Karmeliter ist das einzige Ordenshaus, das in der ostthüringischen Stadt Pößneck je bestand. Dem Kloster gelang es in den gut zwei Jahrhunderten seines Bestehens nicht, Einfluss auf Entwicklungen in der Stadt zu gewinnen. Seine Auflösung im Jahre 1525 wurde aktiv vom Rat der Stadt betrieben, der die klösterlichen Besitzungen als Rechtsnachfolger übernahm. Heute erinnern nur noch die Straßenbezeichnungen „Klosterplatz“ und „Klostergasse“ und zwei stark veränderte Klostergebäude an die Karmeliter. Provinz Deutsche Provinz (1315–1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1318–1327, 1348–1411), Böhmische Provinz (1411–1440), Sächsische Provinz (1440–1525) Diözese Mainz Lage Das Kloster lag an der südlichen Stadtmauer Pößnecks, wo dem Gründungskonvent in dem höchstgelegenen Teil der Stadt ein Areal von ca. 75 x 50 m zur Erbauung des Klosters zur Verfügung stand. Neueren archäologischen Untersuchungen zufolge wurden die Gebäude auf einem durch Brand freigewordenen Gelände errichtet.1 Patrozinium Patronin der Klosterkirche war Maria. Siegel Es sind drei Siegeltypen bekannt. Das Siegel des Priors (Wachssiegel) zeigt in einem spitzovalen Siegelbild die thronende Gottesmutter mit dem Jesuskind in gotischer Rahmenarchitektur. Die Umschrift ist unleserlich.2 Ein weiteres Priorensiegel, das in Gestalt eines Oblatensiegels überliefert ist, zeigt in ovalem Siegelbild ein Kruzifix, darüber drei Turmspitzen, darunter Maria im Rosenhag (?). Den Hintergrund bildet ein diagonal gestelltes Gitter. Die Umschrift ist nicht lesbar.3 Das runde Konventssiegel (Wachssiegel) zeigt Mariä Verkündigung. Die Umschrift ist nicht lesbar.4 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Die Gründungsurkunde des Klosters hat sich nicht erhalten. Aus den Kapitelsakten der Oberdeutschen Provinz konnte Adalbert Deckert das Jahr 1315 als Gründungsjahr ermitteln. „Das Provinzkapitel der deutschen Provinz von 1316 zu Kreuznach spricht von einem neuen Konvent in Pößneck und bezeichnet diesen als 26. Gründung in Deutschland. Dieses Kloster an der südlichen Stadtmauer Pößnecks wurde kurze Zeit zuvor, im Jahre 1315, gegründet“.5 Der geringe Umfang des Quellenbestandes lässt eine umfassende Darstellung seiner Geschichte nicht zu. Es handelt sich um 14 Originalurkunden und zwölf Schreiben, die überliefern, auf welche Weise die Ordensbrüder 1524/25 das Kloster verließen und welche Versorgung sie nach der Auflösung des Klosters erhielten. Das Ende des klösterlichen Lebens in Pößneck ist somit am besten dokumentiert, da die Mehrzahl der Urkunden und Akten aus dem 15. Jh. und aus der Reformationszeit stammt. Stiftungen Die älteste erhaltene Klosterurkunde datiert vom 15. Juni 1348.6 Darin empfahl Erzbischof Gerlach von Mainz den Konvent zu Pößneck den Pröpsten,

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Dekanen und Pfarrern seines Sprengels. Der Einsatz für das junge Kloster hatte Erfolg. Noch im gleichen Jahr, am 1. September 1348, beurkundete Graf Günther von Schwarzburg die Übertragung einer Rente von 15 Schillingshellern aus gräflichen Lehngütern zu Kolba durch seinen Vasallen Hermann vom Berge an die Brüder der heiligen Jungfrau vom Berge Karmel in Pößneck.7 Ihm folgte am 6. Oktober 1387 Ludwig, Abt des Benediktinerklosters Saalfeld. Er übergab dem Konvent ein Wald- und Feldgrundstück, genannt die „Wiewerte“, zu Lehen.8 Wenige Jahre später, am 25. April 1399, überließen Albrecht und Eberhard von Brandenstein dem Kloster ein Gehölz bei Langendembach als Lehen.9 Schließlich bestätigte Abt Gregorius von Saalfeld am 1. Juni 1475 dem Konvent früher verliehene Rechte an einer Wiese im Hopftal bei „Tembach“.10 Ferner verfügte das Kloster über einen Weinberg bei Heilingen (Dorf westlich von Kahla) sowie über einen Garten bei Pößneck vor dem oberen Tor.11 Einkünfte Das Kloster erscheint in den Urkunden aber auch selbst als Lehnsherr. Am 4. November 1519 verlieh der Konvent dem Stadtrat 5/4 Acker sowie eine Wiese gegen eine jährliche Geldzahlung.12 Aus weiteren Verpachtungen erhielt das Kloster Natural- und Geldeinnahmen.13 Zur Sicherung seiner Existenz waren daneben die Einnahmen aus Seelenheilstiftungen von Bedeutung, mit denen Pößnecker Bürger und Adelsfamilien aus der Umgebung sich des Gebets des Konvents für ihre Verstorbenen versicherten.14 Auch das Terminieren hatte einen festen Platz im Leben des Pößnecker Konvents, der in Kahla und in Saalfeld Terminierhäuser besaß. Offensichtlich verweilte der zum Terminieren bestimmte Ordensbruder darin jeweils recht lange, denn es heißt in einer der Abdankungsurkunden von 1525, dass sich „lange Zeit ein Terminarius ihres Ordens zu Kahla“ aufgehalten habe.15 Der Terminierbezirk reichte weit über die Grenzen der genannten Städte hinaus. Östlich von Kahla grenzte er an den Bezirk des Jenaer Karmeliterklosters [→ Jena]. Verhältnis zur Stadt Das Verhältnis zwischen Kloster und Stadt war sicherlich nicht immer spannungsfrei. Immerhin war der Klosterbezirk ein Bereich, in dem das städtische Recht nicht galt. Das bekamen die Stadtväter zu spüren, als im Jahre 1480 Otto Sottener aus dem städtischen Gefängnis entkommen konnte, weil ihm sein Bruder einen Meißel und ein Beil zugespielt hatte. Um sich der Strafe zu entziehen, flüchtete er ins das Kloster, oder wie es wörtlich in den Stadtrechnungen heißt, er „entloff in das Closter“.16 Andere Eintragungen in den Stadtrechnungen zeugen von freundschaftlichen Beziehungen zum Stadtrat, der u. a. beim Abschluss von Geldgeschäften mit dem Kloster 1457 und 1466 mehrere Kannen Wein für den Umtrunk ausgab.17 An einem der großen Festtage des Karmeliterklosters, dem Ablassfest, das am Sonntag Jubilate begangen wurde, lud der Stadtrat 1481 die Köche im Kloster „am applas“ zu einem Umtrunk ein.18 1445 wurde der Rat der Stadt zum Ablassfest in das Kloster zu Tisch geladen.19

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Am 15. Mai 1499 wurde im Beisein des Provinzials ein Vertrag über die Nutzung der Mönchsquelle einschließlich der zum Kloster führenden Holzwasserleitung abgeschlossen.20 Es wurde vereinbart, dass „das Vorwasser im Hayn … doselbst mit Roren und eisern Buchsen und aller anderer Notturft“, das lange Zeit zum Kloster geleitet worden war „hynfurder“ von der Stadt „zu halden und zu fertigen“ sei. Für die Unterhaltung der Wasserleitung zahlte der Konvent im Jahre 1499 einmalig zwölf, in Zukunft aber jährlich vier Rheinische Gulden an die Stadt. Die Rohrleitungen einschließlich der Quelle hatte der Rat dem Kloster bereits lange vor 1499 abgekauft. Bereits 1479 haben z. B. Hans Frank und Peter Schwarzbach „den Stock bei den Mönchen“ gebohrt.21 Das bedeutet, sie haben den senkrecht stehenden Holzstamm, aus dem das Wasser in einen Trog läuft, durchbohrt. Aber nicht das Kloster, sondern die Stadt bezahlte die Arbeiten. Die Quelle im unteren Haintal sowie Überreste der etwa 1 km langen Klosterwasserleitung sind noch heute nachweisbar. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Über das Leben im Kloster selbst geben die erhaltenen schriftlichen Quellen keine Auskunft. Auch die Zahl der Ordensbrüder ist nicht bekannt. Lediglich für das Jahr 1525, also das Jahr der Auflösung des Klosters, können Angaben gemacht werden. Zu jener Zeit gehörten dem Konvent elf Brüder an. Die Mitglieder des Konvents gingen zum Studium in der Regel an die Universität Erfurt, in deren Matrikeln mehrfach Ordensbrüder aus Pößneck eingetragen sind.22 Die Ereignisse des Jahres 1525, in dem das Kloster aufgehoben wurde, sind recht gut dokumentiert. Bereits drei Jahre zuvor musste der Konvent wegen rückläufiger Einnahmen sein „zu Saalfeld befindliches Haus, die Terminei genannt“ an den dortigen Stadtrat verkaufen.23 Offenbar lohnte es sich nicht mehr, für das Terminieren im Raum Saalfeld ein eigenes Haus zu unterhalten. Gegen Ende des Jahres 1524 begannen in Pößneck die Unruhen. Der damalige Prior Heinricus Keyser beschreibt rückblickend im Jahre 1526 die Situation mit den Worten „als ich mich sambt andern meiner Convents Brüdern in endpörenden Leufften willig ausn Closter in ihren bürgerlichen Zwanck des Gehorsambs, Schuz, Schirm und Vertheidung begeben…“24 die Folgen des Aufstands der Bauern, dem sich im April 1525 auch Handwerksgesellen und Bürger aus Pößneck anschlossen. Die Mehrzahl der Ordensleute ging wohl der Not gehorchend und nicht aus innerer Überzeugung aus dem Kloster. Am 1. Dezember 1524 verließen die ersten beiden Brüder, Johann Gerhart und Johann Schultes, das Kloster. Sie trugen ihre Verzichterklärungen eigenhändig in ein 1479 angelegtes Pößnecker Stadtbuch ein. Die beiden annähernd identischen Texte lauten folgendermaßen: „Ich Johann Gerhart bekenne öffentlich mit meiner Handschrift vor jedermann: Nachdem ich eine Zeit lang ein Ordensmann unserer lieben Frauen Brüder im Kloster zu Pößneck gewesen und mich vor etlichen Tagen aus bewegenden Ursachen mit Ablegen der Ordenskleider aus dem Kloster gewandt und in der Welt wie ein weltlicher Mann hin und wieder hantiert, haben

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mir der Prior und ganze Konvent diese Gunst und Willen getan, daß mir der Rat zu Pößneck von des Klosters und Konvents wegen für alle Ansprüche, die ich zum Kloster und Rat derhalben haben könnte, 4 Gulden bar übergeben hat. Deshalb ich genannten Rat und Konvent aller Ansprüche derhalben quitt und ledig und los sage. Ich tue auch rechten und ewigen Verzicht, daß ich den Rat und den Konvent nimmer mehr, geistlich oder weltlich, in Anspruch nehmen, oder auch es jemanden von meinetwegen zu tun gestatten will, getreulich und ohne Gefährde. Dessen zu Urkunde habe ich meine eigene Handschrift in das Stadtbuch zu Pößneck geschrieben. Geschehen am Donnerstag nach Andreä Anno 1524“.25 Einer der beiden wollte in Zukunft sein Leben als Maler, der andere als Kirchner fristen. Der Konvent war im Jahre 1524 wohl nicht mehr in der Lage, ausreichend für seinen eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, denn die Stadt gab 59 Gulden aus, um die Ordensbrüder zu versorgen, ferner fünf Gulden 17 Groschen für Arznei zur Pflege zweier kranker Brüder.26 Während der ersten Hälfte des Jahres 1525 verließen sieben weitere Karmeliter das Kloster. Am 10. Januar 1525 erschien Heinricus Buhne, genannt Butz, vor dem Rat, um die Umstände für seinen Klosteraustritt auszuhandeln. Als Abfindung für seine Verzichtserklärung erhielt er 30 alte Schock Groschen.27 Ihm folgte am 29. März Theodoricus Weydenhayn. Er bekam für die „ganze und ewige Absonderung“ von seinem Orden 20 alte Schock, dazu das Terminierhaus in Kahla einschließlich der „darüber gehabten Verschreibungen“.28 Am 31. März bekannte Conradus Weiß, dass er vom Rat 50 alte Schock für seinen Verzicht erhalten habe.29 Wenige Tage später, am 4. April, unterschrieb Johannes Meyler seine Abdankungsurkunde. Als erster verzichtete er nicht nur auf die Gebäude des Klosters, sondern auch „uf die liegenden Gründe und alle fahrende Habe, nichts davon ausgeschlossen“. Dafür erhielt er 45 Rheinische Gulden.30 Die vier Urkunden gleichen sich im Text weitgehend. Der Austritt wurde mit folgenden Worten begründet: „Nachdem ich eine zeitlang und viele Jahr in gemelten Orden meine Tage zugebracht und in jetziger Zeit, als das Evangelium und die wahrhaftige göttliche Schrift clar an Tag kommen, das solches wider Ordnung göttlicher Nachlassung ausgericht befunden, derhalben ich meiner Seelen Seeligkeit fahr (Gefahr) besonnen und bedacht mich von solchen Stand und in Besserung meiner Seelen Heil an andere Örther zu wenden“. Prior Heinricus Keyser, Subprior und Kustos Nicolaus Halpauer sowie der Bruder Johannes Triptis bestätigten jeweils die Dokumente. Am 30. April bekundete der Bruder Hans Meurer, dass er seine „jungen Tage“ im „Closter versäumbt“ habe und nun, nachdem er freiwillig den Orden verlassen habe, das Bäckerhandwerk erlernen wolle. Dazu benötige er aber ein Stück Tuch zur Anfertigung eines Rockes sowie ein paar Hosen.31 Der Rat akzeptierte diese bescheidene Abfindung. Am 9. Mai 1525 trennten sich auch Johannes Breunich gen. Triptis und der Prior von ihrem Orden. In seiner Begründung schreibt der Prior, er habe „mit schwerer Mühe und aus Fürbit etlicher frommer Leuth“ und weil der Rat „vielleicht auch

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bedacht“, dass er seines „Amts halber mehr Mühe, denn andere gehabt“, 50 alte Schock sowie vier Scheffel Weizen erhalten. Ferner sei ihm eine „Behausung“ mit Garten übereignet worden. Hinzu komme noch die jährliche Lieferung von einem Fuder Brennholz. Im Gegenzug verzichtete er auf alle Rechte und Freiheiten, die er im Kloster hatte, sowie auf dessen Besitz.32 Die Bedingungen zur Führung eines bürgerlichen Lebens waren damit für den Prior günstiger als für seine Ordensbrüder. Er ging eine Ehe ein und muss, ebenso wie seine Frau, zwischen 1538 und 1542 verstorben sein.33 Nach 1525 gab es noch zwei Karmeliter, die nicht Verzicht geleistet hatten. Einer von ihnen war Nicolaus Halpauer, der dem alten Glauben treu geblieben war. Zwar hatte er die Austrittserklärungen seiner Ordensbrüder mit unterzeichnet, weil er nichts dagegen einzuwenden hatte. Er selbst vollzog diesen Schritt aber nicht. Der Name des zweiten Bruders ist nicht bekannt. Am 5. Februar 1529 erschien Halpauer vor dem Stadtrat, um einen Kompromiss auszuhandeln, der ihm den Lebensunterhalt in Pößneck sicherte. Er verzichtete auf den Klosterbesitz. Dafür zahlte ihm die Stadt bis zu seinem Lebensende wöchentlich sieben neue Groschen sowie jährlich fünf neue Groschen Barbiergeld und ein Fuder Holz. Die ausdrückliche Zusage, dass Nicolaus Halpauer die ihm bewilligte Unterstützung auch dann erhalten soll, wenn „er seinen itzigen Stand oder Wesen zukünftig verändern würde“, lässt erkennen, dass er damals und auch weiterhin seinem Orden angehörte. Die Urkunde wurde vom Stadtrat verfasst und von Halpauer bestätigt.34 Seit Februar 1529 war die Stadt alleiniger Eigentümer des gesamten Klosterbesitzes. Sofort begann man mit dem Verkauf. Ein Bericht, dessen letzte Eintragungen aus dem Jahre 1530 stammen, gibt Auskunft über die Verkaufsgegenstände und die erzielten Einnahmen.35 Es handelte sich im einzelnen um Kleinodien aus Silber (1 Monstranz, 8 große und kleine Kelche und Patenen, 15 große und kleine Pazifikalien, 1 „übergoldete Gesellschaft“, 1 Schapel mit „Flammen“, 1 mit Silber beschlagener Samtgürtel, 2 silberne Knöpfe, 1 kleines silbernes Hufeisen, Altsilber von Spangen u.a.) für insgesamt 208 Gulden; vorgefundenes Bargeld in Höhe von 33 Gulden; 3 Häuser, die für insgesamt 250 Gulden verkauft wurden; etliche Grundstücke (1 große Wiese, 1 Holzmarke, etliche geringe Äcker bei Öpitz, 1 Garten vor dem Oberen Tor, 1 Scheune und 4 dahinter liegende Satteln, 1 Weinberg bei Heilingen) im Wert von 210 Gulden 2 Groschen; Gebälk und Steine vom abgetragenen Kreuzgang, deren Verkauf 21 Gulden 19 Groschen erbrachte. Daraus ergibt sich ein Gesamterlös von 723 Gulden. Hinzu kamen geringe Erbzinsen. Die Erträge einer kleinen Holzmarke, ein Lehen des Stifts von Saalfeld, sollten künftig zur Erhaltung der Straßen verwendet werden. Ferner waren etliche Ornate vorhanden. Mehrere Tücher und Vorhänge wurden bedürftigen Leuten gegeben. Das vorgefundene Bettzeug hat man den Ordensbrüdern überlassen, die auch die Leuchter, Kannen, Schüsseln u. a. erhielten. Für einige Monstranzen aus vergoldetem Messing hatten sich noch keine Käufer gefunden.

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ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Bei der Auflösung des Klosters übernahm der Rat der Stadt als Rechtsnachfolger des Klosters die Urkunden-, Akten- und Bibliotheksbestände. Die Urkunden werden heute im Pößnecker Stadtarchiv unter den Nummern 252 bis 265 im Zimelienschrank aufbewahrt. Im 16. und 17. Jh. wurden einige Pergamentcodices, die vermutlich aus dem Kloster stammten, auseinandergetrennt und als Einbände für städtische Akten verwendet. Solche als Umschläge umfunktionierte, mit Text und Noten beschriebene Blätter sind unter folgenden Registriernummern zu finden: Lateinischer Text auf Pergament (Stadtrechnungen von 1534, 1536, 1538, 1540 bis 1543, ferner die Akten B.I.8.b.Nr.168, 182, 186, 190, 201, 202, mit zahlreichen nachträglichen Eintragungen Nr. 203), Lateinischer Text mit Noten auf Pergament (Stadtrechnung von 1529; die Akten B.I.8.b.Nr.188 und 189, sowie ein im Stadtmuseum ausgestelltes Blatt). Ferner sind im Staatsarchiv Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv, folgende Quellen erhalten: Kk 1110: Zwei Briefe von 1491; Kk 3978, 3979, 3980: Drei Urkunden vom März bis November 1525; Kk 1109: Mehrere Schriftstücke und Protokolle vom 22. April 1525 bis 22. Februar 1526. Bibliothek Seit dem späten 16. Jh. ist im Archiv des Pößnecker Stadtkirchenamtes ein Bestand an Inkunabeln nachweisbar, der in dem seit 1575 geführten ältesten Kirchenbuch als „Catalogus librorum in bibliotheca ecclesiae Pesnecensis“ verzeichnet ist. Wir haben darin unzweifelhaft den Rest der Bibliothek des Karmeliterklosters zu sehen, die den Bauernkrieg wie den Dreißigjährigen Krieg, aber auch die zahlreichen Wechsel der Landesregierungen überstand. Diese geschlossene Sammlung besteht aus 29 Buchbinderbänden, allesamt Inkunabeln, die 31 bibliographische Einheiten umfassen. Dass sie zusammengehören, belegen die Einbände aus hellem und dunkelbraunem Leder.36 Alle Bände besitzen Ketten, wie sie in Klosterbibliotheken üblich waren. Es handelt sich ausschließlich um lateinische Werke. Bei einigen Bänden fehlt die Angabe des Erscheinungsjahres und des Druckortes. Die übrigen wurden in den Jahren 1470–1496 in berühmten Buchdruckerstädten wie Nürnberg, Basel, Speyer, Augsburg und Venedig verlegt. Der nachweisbar älteste Druck ist Durantus Rationale, 1470 bei G. Zainer in Augsburg gedruckt. Zu dem Bestand gehören ferner u.a. vier Exemplare der Biblia latina, drei Ausgaben von Thomas von Aquin, die Sermones des Augustinus, die Dekretalensammlung Gregors IX., zwei Ausgaben von Astesanus sowie von Gratian.37 Es sind hauptsächlich patristische, scholastische und kirchenrechtliche Werke. Unter den Inkunabeln befindet sich auch eine Biblia latina (wahrscheinlich Straßburg um 1480, Nr. 84), die die Namensinschrift des Pößnecker Karmeliters Johannes Klingenstein trägt. Dieser Buchbestand, der zum „national wertvollen Kulturbestand“ zählt, wurde 1997 von der Forschungsbibliothek Gotha angekauft.38 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Aus den Aufhebungsakten geht hervor, dass zu dem Kloster neben der Kirche noch vier Gebäude gehörten. Drei wurden um 1529, eins 1542 verkauft und in Bürger-

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häuser umgewandelt.39 Alle vier Häuser sowie die Kirche standen noch im Jahre 1869 und sind auf einer in diesem Jahr angefertigten Katasterkarte eingezeichnet. Die ersten drei reichten mit ihrer südlichen Giebelwand bis an die Stadtmauer heran. Offensichtlich besaß das Kloster diesbezüglich ein Sonderrecht, denn die Bürgerhäuser mussten im Mittelalter so gebaut werden, dass bis zur Stadtmauer ein freier Raum blieb. Die Karmeliter fanden 1315 auf der ihnen zugewiesenen freien Fläche nicht nur die Spuren eines verheerenden Brandes vor, sondern auch einen in Steinmauerwerk errichteten Wohnturm, der die Feuersbrunst überstanden hatte. In Pößneck bestanden mehrere Wohntürme. Es waren Wehrbauten auf engstem Raum, Schutzbauten des niederen Adels oder reicher Bürger. Der Rest eines solchen Wohnturmes steckt noch heute in dem letzten erhaltenen Wohngebäude des Klosters, dem Doppelhaus Klosterplatz 2–4, wie bauhistorische Untersuchungen im Jahr 2000 ergeben haben.40 Dabei ließ sich auch das weitere Schicksal des Gebäudekomplexes Klosterplatz 2–4 nachweisen. Das kleine Wirtschaftsgebäude wurde bei Erweiterungsbauten im Jahre 1448 vergrößert und erhielt gleichzeitig einen Fachwerkaufsatz mit Bohlenstube. In einer dritten Bauphase, um 1505, entstand das schlichte Gebäude auf dem Areal zwischen dem Wohnturm und der Stadtmauer. Das erste von den Karmelitern selbst errichtete Gebäude wird 1469 als das kleine Klösterlein bezeichnet, das aus einer Kapelle und dem alten Schlafhaus bestand.41 Zwar wurde das Gebäude 1885 abgerissen, doch kann man auf der Katasterkarte den Grundriss gut erkennen. An den langgestreckten Bau war am Nordende, also in Richtung Stadt, eine Kapelle quer angesetzt. Nach Osten ragte ein kleiner gotischer Chor in typischer 5/8–Form mit Pfeilern an jeder Ecke hervor.42 Das größte und wichtigste Gebäude im Klosterbezirk war die Kirche. Sie nahm den nordöstlichen Bereich des Areals ein. Als einfacher Kubus mit hohem Walmdach und ohne Zierrat unterschied sie sich zwar in der Größe, nicht aber in der baulichen Ausführung von den Klostergebäuden. Mit einer Länge von 40 m und einer Breite von 12 m hatte sie fast die gleichen Maße wie die Stadtkirche, die Bartholomäuskirche. Die Kirche besaß keinen Turm. Beide Giebelspitzen trugen aber ein Kreuz. Ein um 1810 von G. E. Seige gemaltes Bild zeigt das Kirchengebäude vor dem Umbau zu einer Schule. Die Giebelwand im Westen war fensterlos. Ein schlichtes, rechteckiges Portal führte ins Innere. Die Südwand, die den Klostergebäuden zugekehrte Schauseite, wurde von sechs großen Fenstern, die fast bis an die Dachkante reichten, durchbrochen. Im östlichen Bereich der Wand sind zwei Türen eingezeichnet. Ob sie auf die Klosterzeit zurückgehen, ist unklar. Unmittelbar an die Südwand, auf dem freien Platz davor, schloss sich der Kreuzgang an. Dass es einen solchen gab, belegt der bereits angeführte Verkauf von Steinen und Balken, die um 1530 bei seinem Abriss anfielen. Die Ostwand bekamen die Pilger zu erst zu sehen, wenn sie zum Ablassfest vom Marktplatz kommend das Klostergelände betraten. Drei hohe Fenster, das mittlere breiter, gaben der imposant aufragenden Giebelwand das Gepräge. Die alten Fenstergewände wurden während der

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Restaurierungsarbeiten im Jahre 2005 teilweise freigelegt. Die gesamte Kirche ist unterkellert. Über das Innere der Klosterkirche ist wenig bekannt. Die schlichte Halle besaß weder Gewölbe noch Säulen. Die flache Holzdecke erhielt Anfang des 16. Jhs. eine neue Bemalung. Darüber berichtet der Pößnecker Chronist Weise in seiner von 1694 bis 1707 verfassten Chronik.43 Danach befanden sich an der „kostbar“ gemalten Decke die Jahreszahl 1517 und mancherlei Bilder, von denen er die sächsischen Kurschwerter und das sachsen-weimarsche Wappen besonders hervorhebt. Auch die Zeichen der vier Evangelisten waren dargestellt, dazu die Worte: „Sanctus Matthaeus, Marcus, Lucas et Johannes, ora pro nobis.“ Mit Sicherheit gab es einen Lettner, der den Brüderchor von dem Kirchenschiff trennte. Das beweist der folgende Eintrag in den Stadtrechnungen von 1531: „3 ½ ng Veith Hanse 2 ½ tagelon im closter holfen die querwand einreissen.“44 Der Friedhof des Konvents befand sich in der Nordwestecke des Klosterbezirks. Das Schicksal der Klostergebäude nach der Reformation lässt sich in wenigen Sätzen umreißen. Mit den Steinquadern, die beim Abriss des Altars und des Lettners anfielen, wurde 1531 die neue Rathaustreppe erbaut. Während die vier Wohnbzw. Wirtschaftsgebäude verkauft werden konnten, blieb die Klosterkirche in städtischem Besitz, in dem sie sich noch heute befindet. Man vermauerte die großen Fenster bis auf kleine Lichtöffnungen, zog mehrere Böden ein und nutzte das Gebäude als Getreide- und Hopfenlager. Im Bereich des ehemaligen Chores entstand ein Raum, der gelegentlich für Festlichkeiten genutzt wurde. Dort war eine so genannte „Pilketafel“ aufgestellt, eine große Tischplatte, auf der man das „Pilkespiel“ (dem heutigen Billard ähnlich) spielte. Danach wird das Gebäude noch heute die „Bilke“ genannt. 1871 erfolgte der Umbau zu einer Schule. 2005/2006 wurde die ehemalige Klosterkirche zur städtischen Bibliothek umgebaut. Von den Klostergebäuden steht heute lediglich noch das Doppelhaus Klosterplatz 2–4. Ein Großteil seiner Bausubstanz geht noch auf die Klosterzeit zurück. PRIOREN Dr. theol. Johannes Wisemann 1453–1461 – Nicolaus Schöneck 1469 – Johannes Walth­mann 1499–1501 – Heinricus Keyser 1519–1525. LITERATUR Deckert, Oberdeutsche Provinz – Ernst Koch, Beitrr. zur urkundlichen Gesch. der Stadt Pößneck. Die Einwohner der Stadt im 15. Jh. Heft 2 und 3. Pößneck 1897 – Ders., Die sogenannte Bilke zu Pößneck. In: Pößnecker Tageblatt 1913, Nr. 261 – Ders., Wie die Pößnecker Mönche abdankten. Tl. 1, 2 und 3. In: Pößnecker Zeitung 1914, Nr. 126, 172, 178 – Ders., Was die Stadt Pößneck durch die Aufhebung des dortigen Klosters gewann, Tl. 1 und 2. In: Pößnecker Zeitung 1915, Nr. 79, 111 – Ders., Die ehemaligen Klostergebäude zu Pößneck. In: Pößnecker Zeitung 1915, Nr. 160 – Ders., Aeltere Gesch. der Schule zu Pößneck. In: Pößnecker Zeitung 1916, Nr.189 – Lickteig, German Carmelites.

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1 StadtA Pößneck, R B I, Grabungsbericht von 1972.  –  2 Siegelabdruck an der Urk. vom 16.5.1461, StadtA Pößneck, Urk. 258.  –  3 Siegelabdruck auf zwei Briefen vom 10.4.1491 und vom 15.9.1525, StA Weimar, Ernestinisches Gesamt-Archiv, Reg. KK 1110 und KK 3979.  –  4 Siegelabdruck auf dem Brief vom 15.9.1525 (wie Anm. 3).  –  5 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 26.  –  6 StadtA Pößneck, Urk. 252.  –  7 Ebd., Urk. 253.  –  8 Ebd., Urk. 254.  –  9 Ebd., Urk. 255.  –  10 Ebd., Urk. 259.  –  11 Koch, Was die Stadt Pößneck, Tl. 1.  –  12 StadtA Pößneck, Urk. 264.  –  13 Ebd., Stadtrechnungen des Rechnungsjahres 1529/30, unter der Überschrift: „Erbzins des Closters“ sowie Urk. 255.  –  14 Ebd., Urk. 256 vom 13.4.1421, Urk. 258 vom 16.5.1461, B.I.2.Nr.2 fol.8 mit Eintrag zum 13.5.1469.  –  15 Ebd., Urk. 265/5.  –  16 Ebd., Stadtrechnungen von 1480, unter der Überschrift „Vom thore geborget“.  –  17 Ebd., Stadtrechnungen von 1457 und 1466, jeweils unter der Überschrift „Distributa communa“.  –  18 Ebd., Stadtrechnungen von 1481, unter „Gemeine Ausgaben“.  –  19 Ernst Koch: Wie die Pößnecker Mönche abdankten, Tl. 1.  –  20 StadtA Pößneck, Urk. 261.  –  21 Ebd., Stadtrechnungen von 1479, unter der Überschrift „Tagelonern gegeben“.  –  22 Koch, Beiträge; Lickteig, German Carmelites, 493–498.  –  23 14.6.1522, Koch, Was die Stadt Pößneck, Tl. 2.  –  24 StadtA Pößneck, Urk. 265/10.  –  25 Koch, Wie die Pößnecker Mönche abdankten, Tl. 1. Der Text wurde der heutigen Orthographie angepasst.  –  26 Koch, Was die Stadt Pößneck, Tl. 2.  –  27 StadtA Pößneck, Urk. 265/2.  –  28 Ebd., Urk. 265/5.  –  29 Ebd., Urk. 265/6.  –  30 Ebd., Urk. 265/7.  –  31 Ebd., Urk. 265/8.  –  32 Ebd., Urk. 265/1.  –  33 Koch, Aeltere Gesch.   –  34 StadtA Pößneck, Urk. 265/11.  –  35 Koch, Was die Stadt Pößneck, Tl. 1.  –  36 Dr. Felicitas Marwinski, Hdb. der hist. Buchbestände, Regionalredaktion Thüringen.  –  37 Hs. Verzeichnis der Pößnecker Inkunabeln aus dem Jahre 1907, von Haebler, heute in der Landes- und ForschungsB Gotha.  –  38 Ebd., Inc. 77 bis 102.  –  39 Koch, Die ehemaligen Klostergebäude.  –  40 Bericht der Forschungsges. für Kultur & Denkmalpflege Jena, Projektleitung Dr. Waltraud Friedrich, 1.2.2001; der Bericht liegt bei dem Eigentümer, der Grundstücks- und Wohnungsges. Pößneck/Triptis mbH, vor.  –  41 StadtA Pößneck, B.I.2 Nr. 2, fol. 8.  –  42 Koch, Die ehemaligen Klostergebäude.  –  43 StadtA Pößneck, Chronik Weise, 73.  –  44 Ebd., Stadtrechnungen von 1531, unter der Überschrift „Denn Tagelonern“.

Hans Walter Enkelmann

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Pützchen (Bonn) Das Kloster entstand Ende des 17. Jhs. auf Betreiben der Äbtissin des Damenstifts Vilich zur Betreuung der Pilger der Adelheidiswallfahrt, als sich nach dem Dreißigjährigen Krieg der Schwerpunkt der Adelheidisverehrung von Vilich nach Pützchen verlagerte. Über die Wallfahrtsbetreuung hinaus konnte das Kloster in den wenig mehr als hundert Jahren seines Bestehens keine weitere Bedeutung erlangen. Die Adelheidiswallfahrt und der damit verbundene Jahrmarkt im September haben sich bis heute erhalten. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Köln Lage Der „Conventus Carmelitarum ad Fontes S. Adelheidis“ lag auf dem Territorium des Herzogtums Berg, der Grund gehörte aber dem der Erzdiözese Köln unterstehenden Stift in der Herrlichkeit Vilich.1 Wie frühe Karten zeigen, gab es, als das Kloster erbaut wurde, dort nur einige Höfe.2 Der Ort entwickelte sich erst im Zug der Adelheidis-Wallfahrt und ist heute Teil des rechtsrheinischen Bonner Stadtbezirks Beuel. Die noch erhaltenen Teile des Klosters stehen unter Denkmalschutz und wurden 1998 in eine Wohnanlage integriert. Die Klosterkirche ist Pfarrkirche der Gemeinde St. Adelheid. Patrozinium Patron des Klosters war der hl. Joseph. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Die Äbtissin des Stifts Vilich übertrug 1690 den Karmelitern die 1679 eingerichtete Kaplanstelle am „Pützchen“ zur Betreuung der Adelheidiswallfahrt. Ursprünglich konzentrierte sich die Wallfahrt auf Vilich, wo die hl. Adelheid, Äbtissin von Vilich, nach ihrem Tod am 5. Februar 1015 beigesetzt worden war. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurden die dortige Kirche und die Klosteranlagen so stark zerstört, daß die Wallfahrt nach Vilich ihre Bedeutung verlor. Neues Ziel der Pilger war der benachbarte „Adelheidis Pütz“. Die Quelle, die den kleinen Brunnen bis heute speist, entsprang der Überlieferung zufolge an der Stelle, die Adelheid während einer großen Dürre mit ihrem Äbtissinnenstab berührt hatte. Erste urkundliche Erwähnung fand diese Wallfahrtsstätte am „Adelheidisborn zu Pützchen“, dem man im Mittelalter wundersame Wirkung zuschrieb, bereits 1367.3 Im 17. Jh. stand nahe dem Brunnen eine kleine Kapelle. Hier hatte sich spätestens 1669 ein Eremit niedergelassen, der die Kranken bediente.4 Die Pilger kamen so zahlreich, dass die Äbtissin von Vilich, Margaretha von Gevertzhahn, am 24. Juli 1679 eine Kaplanei „ad fontem S. Adelheidis“ zur religiösen Betreuung der Wallfahrt einsetzte.5 Ein Priester des Franziskanerordens versah die Aufgabe des Beichtvaters für Pilger und „Visitanten“ und mußte täglich mindestens eine Messe lesen. 1684 ließ Pfalzgraf Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg den Adelheidisquell neu fassen und ein Kreuz errichten. Es trägt die Jahreszahl 1684 und die Initialen seines Namens H. J.[ohannes] W.[ilhelmus] K.[omes] P.[alatinus]. Am 13. Februar

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1688 übertrug der Pfalzgraf auf Bitten des Generalkommissars der Niederdeutschen Provinz des Karmeliterordens, Florentius a S. Catarina, dem Kölner Karmel die immer größer werdenden Aufgaben der Wallfahrtsbetreuung.6 1690 fügte die Äbtissin von Vilich auch die Kaplanei hinzu. Mit der Übernahme der Verpflichtungen war die Schenkung von Kapelle und Klause am Brunnen verbunden. Weiterhin erhielten die Karmeliter ein Grundstück, um dort ein Kloster mit Garten zu erbauen. Die Arbeiten zur Errichtung von Kloster und großer Kirche wurden umgehend aufgenommen. Die Baukosten von ca. 70.000 Talern trug mehrheitlich die Provinz, das Fehlende wurde durch milde Gaben ergänzt. 1706 war das für zwölf Priester und vier Laienbrüder vorgesehene Kloster fertiggestellt. Wallfahrt 1751 gab es neun Priester und fünf Laienbrüder. Ihre primäre Aufgabe war die Pflege und Betreuung der Adelheidis-Wallfahrt. So hatten sie „so wohl die zu daselbigem miraculösen Brunnen und Capellen der h. Adelheidis sehr häufig kommenden Pilger, umb Beicht zu hören, alß zu denen in den umliegenden […] Pfarreyen abzuhaltenden Stationibus und Termina“7 zu erbringen. Die SeelsorgeAushilfen der Karmeliter in den umliegenden Pfarren Blankenberg, Löwenburg, Lülsdorf und im Amt Porz trugen auch zum wirtschaftlichen Überleben des Klosters bei, das über keine eigenen Renteneinnahmen verfügte. Der Klostergemeinschaft verbunden war seit 1688 die Skapulierbruderschaft „vom ewigen Rosenkranze“, seit 1716 Josephinische Bruderschaft. Bereits 1698 gehörten ihr 6.000 Mitglieder an. Die Kirche, nach der Portalinschrift 1724 vollendet, wurde am 28. September 1760 durch den Paderborner Weihbischof Josef Franz von Gondola konsekriert und trug den Titel St. Adelheid. Mit der Vollendung des Kirchenbaus vergrößerte sich die Pilgerzahl deutlich. Die Hauptwallfahrt fand ursprünglich am Festtag der hl. Adelheid am 5. Februar statt. Vor 1700 wurde sie auf den Festtag Mariae Geburt (8. September) verlegt, da dann das Wetter günstiger und die Ernte eingebracht war. Die großen Wallfahrten kamen aus den Kölner Pfarren Maria im Kapitol, Maria ad gradus und die bedeutendste aus St. Severin. Sie wurde seit 1690 von den Kölner Karmelitern geführt und zog am ersten Samstag im September von St. Severin nach Bonn. Hier setzte sie mit der Schiffsbrücke über den Rhein und zog erst zum Grab der hl. Adelheid nach Vilich und von dort zum „heilsamen Brunnen“. Die Honnefer Schiffswallfahrt fand am 8. September statt. Das Einzugsgebiet der Wallfahrtsprozessionen8 umfasste nicht nur Bonn, Köln, die Eifel und das Bergische Land. Pilger kamen vom Niederrhein bis Holland, Frankreich und aus den österreichischen Niederlanden. Den Pilgern stand ein von den Karmelitern betreutes Badehaus zur Verfügung, in das Quellwasser des Adelheidis-Born abgeleitet wurde. Die Beköstigung der Wallfahrer übernahmen die Brüder jedoch nicht. Daher reisten zu Wallfahrtszeiten Händler an, denn die wenigen Einheimischen konnten die zahlreichen Pilger nicht versorgen. So entstand in der Nähe der Wallfahrtskirche ein 1732 erstmals

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urkundlich erwähnter Krammarkt. Seit 1776 fand sogar ein Viehmarkt statt, dem nicht nur örtliche Bedeutung zukam. Der von den Karmelitern geförderte Jahrmarkt steigerte das ohnehin große Interesse an der Wallfahrt. Der Jahrmarkt als Wirtschaftsfaktor für die Region verhinderte 1827 den Abbruch der Wallfahrtskirche, für deren Unterhaltskosten die preußische Regierung nicht mehr aufkommen wollte. Die Entscheidung wurde revidiert nach Hinweisen darauf, daß der Markt die Haupteinnahmequelle der Gemeinde sei. Er findet bis heute statt und ist über die Grenzen des Rheinlands bekannt. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Am 5. Oktober 1802 erließ die Regierung des Herzogtums Berg das Verbot zur Aufnahme von Novizen. Das Aufhebungsdekret, datiert vom 12. Dezember 1803,9 wurde dem Konvent am 9. Januar 1804 verkündet. Am 1. Juli 1804 mußten die Karmeliter das Kloster verlassen. Lediglich P. Eberhard Schenk durfte Gottesdienst und Wallfahrtsbetreuung weiterführen. Bei der Aufhebung verfügte das Kloster nach mehrfachen Plünderungen durch die Franzosen nur noch über ein geringes Vermögen. Die Gebäude und der Garten mit 13 Morgen Grundfläche wurden verkauft. Der Gesamtwert des Grundvermögens, Weinberge, Gärten, Wiesen, Ackerland und Busch, betrug 1504 Reichstaler, dem standen Schulden von 697 Reichstalern gegenüber, 330 Reichstaler Außenstände waren noch einzufordern.10 1825 erwarb die Familie des Fabrikanten Bleibtreu die Klosteranlagen, die sie seit 1815 gepachtet hatte. 1845 veräußerte sie das Areal für 11.000 Taler an den Preußischen Staat, der ein Arbeitshaus für Frauen darin einrichtete. Ab 1866 wurden die Gebäude als „Irrenanstalt“ genutzt. Am 23. Juni 1887 brach in der Anstaltsküche ein Brand aus, der schwerste Zerstörungen anrichtete. Er griff auf die Kirche11 über, die vollständig ausbrannte. Der Wiederaufbau dauerte bis 1891.12 1896 wurde Pützchen selbständiges Rektorat und 1906 Pfarre; damit wurde die Gemeinde von der Vilicher Pfarre unabhängig. Die Klostergebäude erwarb 1920 der Orden vom Heiligsten Herzen Jesu, Sacre Coeur, der das Kloster bereits 1925 wieder verließ und in einen nahegelegenen Neubau zog. Die alten Klostergebäude übernahmen 1926 die Unbeschuhten Karmelitinnen, die hier bis 1997 den Karmel St. Josef unterhielten und dann nach Dorsten-Lembeck übersiedelten. Der letzte Verkauf, verbunden mit einer Umgestaltung der Anlage zum Wohnhaus, erfolgte 1998. Die Kirche brannte durch Kriegseinwirkung 1942 erneut bis auf die Umfassungsmauern aus. Nach dem Wiederaufbau 1959 erhielt sie eine vollkommen neue zeitgenössische Ausstattung. Sie ist bis heute Pfarrkirche in Bonn-Pützchen. Die Kirche ist mit der ebenfalls erhaltenen Brunnenkapelle durch den von Linden flankierten Wallfahrtsweg verbunden. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Handschriften und Urkunden wurden in der Kirche aufbewahrt und gingen 1887 durch Brand verloren. Das Original der Stiftungsurkunde des Klosters

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ist im Archiv der Pfarre Bonn-Vilich erhalten. Eine Kopie befindet sich, neben Priorenlisten und Akten zur Säkularisation, im Landesarchiv NRW Abt. Rheinland, Bestand Jülich-Berg II. Bibliothek Die Bibliothek mit 751 Werken ging bei der Säkularisation in das Eigentum der Landesbibliothek Düsseldorf über. Mit dem Bestand wurde 1818 die Bi­ bliothek der neugegründeten Bonner Universität ausgestattet.13 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die ursprünglich dreiflügelige Klosteranlage, ein zweigeschossiger, unterkellerter Steinbau mit mehr als dreißig Räumen, davon vier große Säle, im Untergeschoss massiv, das Obergeschoß Fachwerk, wurde mehrfach überbaut und ist heute in eine moderne Wohnanlage integriert. Zu den wenigen erhaltenen Teilen gehören Reste der Mauer, die das Klosterareal umschloss. Die Kirche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im originalen Stil restauriert. Die Fassade wird gegliedert durch ein großes Mittelfenster über dem Hausteinportal, darüber in einer Nische die lebensgroße Trachyt-Statue der hl. Adelheid, ein Kirchenmodell in der Linken haltend. Den Innenraum des Saalbaus14 überspannt ein Tonnengewölbe mit eingeschnittenen Kappen. Ein flacher Triumphbogen trennt Chorraum und Schiff, an dessen Seiten drei paarig angeordnete Pilaster, darüber ionische Kapitelle mit flachen verkröpften Architraven, dazwischen nach Süden vier Rundbogenfenster, nach Norden Nischen. Nach dem Wiederaufbau fand 1959 eine vollständige Neugestaltung und Ausstattung des Innenraums statt. Teile der originalen Ausstattung, zu der ein barocker Schnitzaltar (Hauptaltar) und im Stil entsprechende Beichtstühle gehörten, wurde 1804 verschenkt oder verkauft.15 Die in der Kirche verbliebenen Teile der Einrichtung verbrannten 1887. In der einschiffigen Brunnenkapelle von 1769, unter dem sechsseitigen Dachreiter ein gedrücktes Tonnengewölbe, der Raum mit dreiseitiger Chornische, wird eine Scheibenreliquie der hl. Adelheid aufbewahrt. Der Altar trägt eine Holzplastik aus der 1. Hälfte des 18. Jhs., die die hl. Adelheid mit Äbtissinnenstab und Fürstenkrone im Hermelin, Brot spendend, darstellt. Dem Eingang der Wallfahrtskapelle gegenüber gelegen befindet sich die mehrfach veränderte Brunnenanlage: Auf breitem Sockel Steinkreuz mit Reliefdarstellung der Kreuzigungssymbole: Herz, Dornenkrone, durchbohrte Hände und Füße, Inschrift: H.I.W.P. 1684. PRIOREN16 Angelus a S. Augustino17, erster Vikar des Klosters 1689 – Gerardus a S. Josepho 1690 – Ferdinandus a S. Francisco 1691 – Coelestinus a S. Henrico18 1693 – Ferdinandus a S. Ludovico19, erster Prior 1696 – Casimirus a S. Damiano20 1699 – Raphael a S. Matthia21 1702 – Anno a S. Wilhelmo22 1705 – Cherubinus a S. Engelberto23 1708 – Bernardus a S. Philippo 1711 – Raphael a S. Matthia 1714 – Marianus a S. Josepho24 1717 – Eduardus a S. Arnoldo25 1720 – Joannes a Cruce26, Rücktritt 1723 – Damas-

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cenus a Circumcisione Domini27 1724 – Edmundus a S. Spiritu28, Rücktritt 1726 – Barnabas a S. Joanne29 1728 – Romanus a S. Theresia30 1732 – Lucas a S. Adolpho31 1735 – Zacharias a S. Richardo32, Rücktritt 1739 – Felicianus a S. Matthia33, Rücktritt 1740 – Wilhelmus a S. Gertrude34 1741 – Bartholomaeus a S. Nicolao 1742 – Matthias a S. Joanne35, Rücktritt 1745 – Valentinus de Venerabili Sacramento36 1747 – Leonardus a S. Barbara37 1751 – Sigefridus a S. Mariano38 1754 – Gisbertus a S. Josepho39 1757 – Anastasius a S. Jakobo40 1760 – Avertanus a S. Catharina 1763 – Benedictus a S. Margareta41 1766 – Hilgerus a S. Elisaeo42 1769 – Leo a S. Wendelino43 1772 – Chrysogonus a S. Francisco44 1776 – Hilgerus a S. Elisaeo45 1779 – Bonaventura a S. Margareta46, Vikar 1782 – Hilarius a S. Anselmo47, Vikar 1783 – Heribertus a S. Petro (Degen)48 1783 – Zacharias Delsance49 1786 – Heribertus a S. Petro (Degen) 1789 – Pius Berghoven 1792 – Alexius Rey50 1797 – Modestus a S. Clemente (Jerusalem)51, aus Eupen, 1804. LITERATUR Thomas Paul Becker, Konfessionalisierung in Kurköln. Bonn 1989, 219, 222 – Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. 5. Düsseldorf 1905, 622f. – Heinz Firmenich, Beuel am Rhein. Neuss 1968, 15–21 – Helga Giersiepen, Geistliche Zentren rechts des Rheins: Die Kanonissenstifte Vilich und Schwarzrheindorf im Mittelalter. In: In Bonn katholisch sein. Hg. vom Kath. Bildungswerk Bonn. Bonn 1989, 32–42 – Helmut Gümbel, Sankt Adelheid von Vilich. Beuel 1965 (Stud. zur Heimatgesch. der Stadt Beuel am Rhein 8) –Wilfried Hansmann, Die Bau- und Kunstgesch. In: Dietrich Höroldt (Hg.), Bonn als kurkölnische Haupt- und Residenzstadt 1597–1794. Bonn 1989 (Gesch. der Stadt Bonn 3), 435 – Ders., St. Adelheid. In: Wilhelm Passavanti (Hg.), Bonner Kirchen und Kapellen: Gesch. und Kunst der katholischen Gotteshäuser und Pfarreien. Bonn 1989, 203f. – Felix Hauptmann, St. Adelheidis, Pützchen. Bonn o. J. – Wolfgang Herborn, Wallfahrt und Heiligenverehrung: Zur Gesch. der Volksfrömmigkeit in Bonn. In: In Bonn katholisch sein, a.a.O., 128 – Dietrich Höroldt (Hg.), 1000 Jahre Stift Vilich 978–1978. Bonn 1978 – Kistenich, Bettelmönche, 1281f. – Klaus Löffler, Deutsche Klosterbibliotheken. Köln 1918, 47 – German Hubert Christian Maassen, Gesch. der Pfarreien des Dekanates Königswinter. Köln 1890, 170–181 – Martini, Carmel 1, 586–590 – Friedrich Everhard Mering, Gesch. der Rittergüter, Abteien und Klöster in den Rheinlanden. 4. Heft. Köln 1842, 79 – Heinrich Neu, Die ehemalige Arbeitsanstalt in Pützchen. Beuel 1969 (Stud. zur Heimatgesch. der Stadt Beuel am Rhein 11) – Friedrich Wilhelm Oediger, Stifts- und Klosterarchive, Bestandsübersichten. Siegburg 1964 (Das HStA Düsseldorf und seine Bestände 4), 414 – Richard Pick, Kleinere Beiträge zur Gesch. des Niederrheins. Köln 1874, 321f. – Jakob Schlafke, Leben und Verehrung der Hl. Adelheid von Vilich. In: Irmingard Achter, Die Stiftskirche St. Peter in Vilich. Düsseldorf 1968, 261–332 – Norbert Schlossmacher, „Alles ist wegen Aufhebung der Klöster und Stifter verstört“. Das Personal der Bonner Stifte und Klöster am Vorabend der Säkularisation. In: Bonner Gesch.blätter 53/54, 2004, 203–268 – Ders., Pfarrgemeinde St. Adelheid. In:

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Wilhelm Passavanti, Bonner Kirchen und Kapellen, a.a.O., 202f. – Johann-Ignaz Schmitz-Reinhard, Pützchens Markt: Zur Gesch. der altehrwürdigen Wallfahrt zur hl. Adelheid und des Jahrmarktes am Pützchen. Beuel 1967 (Stud. zur Heimatgesch. der Stadt Beuel am Rhein 9) – Theo Siering, Kirchen in Bonn. Bonn 1985, XVII, Abb. 84–88 – Torsy, Regularklerus. 1

Territorialgrenzen im Bonner Raum vor 1789 s. Wilhelm Fabricius, Die Karte von 1789. Einteilung und Entwicklung der Territorien von 1600 bis 1794. Bonn 1898, Nd. 1965 (Gesch. Atlas der Rheinprovinz 5, 2 [Publ. der Ges. für rheinische Gesch.kunde 12, 1]).  –  2 Karte der Herrlichkeit Vilich von 1689, LAV NRW R, Jülich-Berg II; Karte der Herrlichkeit Vilich von Mathias Ehmans (1749).  –  3 Verkaufsurk. vom 26.1.1367, LAV NRW R, Stift Vilich, Urk. 65. Der Brunnen (puteus) gab später Kloster und Ort den Namen.  –  4 HA Erzbistum Köln, Protocolla vicariatus pv 22.8.1669.  –  5 24.7.1679, „Wir Wilhelmina Margaretha Gebohrene von Geffertzhan […] der Capellen S. Adelheidis rechte collatrix“, Originalurk. im PfarrA Vilich, Druck: Ann. des Hist. Vereins für den Niederrhein 24,1872, 321f.  –  6 „die zu St. Adelheidis Brunnen erbaute Capell und neue Kirch […] sambt nöthigen Platz oder District zu Auferbawung eines Closters und Gartens“, zeitgenössische Abschrift der Urk. vom 13.2.1688, LAV NRW R, Jülich-Berg II 979.  –  7 Ebd.  –  8  Pilgerblatt mit Darstellung von Kirche und Klosteranlagen (Kupferstich, Druck 1718 bei Everhard Goffart in Köln); Blick auf Vilich mit Wallfahrtskirche Pützchen (kolorierter Stich von Aimé Henry, 1837).  –  9 Das Datum des Aufhebungsdekrets wird von Hauptmann, St. Adelheidis, mit dem 12.9.1803 und von Schlossmacher, „Alles ist...“, mit dem 12.12.1803 angegeben; beide Autoren geben keine Quelle an.  –  10 Aufhebungsakten im LAV NRW R, Großherzogtum Berg, 8625f.  –  11 Ruine der Wallfahrtskirche, Zustand 1887, Abb. bei Hauptmann, St. Adelheidis, Pützchen.  –  12 Kirche und Kloster, Zustand 1900, Abb. bei Schlossmacher, „Alles ist ...“, 257.  –  13 Zu den Beständen gehören Bibeln aus den Jahren 1508 und 1514, Ordensschriften wie Decor carmeli ordin. Carmelitarum, Köln 1669, Speculum Carmelitanum 1680 und weitere. Das Findbuch der UnivB Bonn, Handschriftenabt., enthält Aktenstücke aus dem Jahr 1818, betreffend den Verkauf und die Übergabe der Bibliothek.  –  14 Grundriss der Kirche, Abb. bei Hansmann, St. Adelheid, 203.  –  15 Hauptaltar und Beichtstühle waren Schenkungen des Kurfürsten Clemens August. Zwei der Beichtstühle verblieben 1804 in der Kirche, jeweils zwei wurden nach Küdinghoven und Vilich abgegeben. Die Orgel wurde im selben Jahr für 80 Taler an die evangelische Kirchengemeinde von Burscheid und Gräfrath verkauft.  –  16 Die Angaben folgen der Priorenliste im LAV NRW R, Jülich-Berg II 979.  –  17 Torsy, Regularklerus, 190 Nr. 109.  –  18 Ebd., 197 Nr. 307.  –  19 Ebd., 203 Nr. 452.  –  20 Ebd., 196 Nr. 270.  –  21 Ebd., 219 Nr. 883.  –  22 Ebd., 190 Nr. 117.  –  23 Ebd., 196 Nr. 284.  –  24 Ebd., 214 Nr. 746.  –  25 Ebd., 200 Nr. 393.  –  26 Ebd., 211 Nr. 650.  –  27 Ebd., 199 Nr. 350.  –  28 Ebd., 200 Nr. 386.  –  29 Ebd., 192 Nr. 194.  –  30 Ebd., 220 Nr. 905.  –  31 Ebd., 213 Nr. 720.  –  32  Ebd., 227 Nr. 1090.  –  33 Ebd., 203 Nr. 444.  –  34 Ebd., 227 Nr. 1071.  –  35 Ebd., 215 Nr. 769.  –  36 Ebd., 224 Nr. 1021.  –  37 Ebd., 212 Nr. 701.  –  38 Ebd., 222 Nr. 945.  –  39 Ebd., 206 Nr. 534.  –  40 Ebd., 188 Nr. 88.  –  41 Ebd., 193 Nr. 211.  –  42 Ebd., 208 Nr. 587.  –  43 Ebd., 212 Nr. 698.  –  44 Ebd., 197 Nr. 293.  –  45 Ebd., 208 Nr. 587.  –  46 Ebd., 194 Nr. 236.  –  47 Ebd., 208 Nr. 582.  –  48 Ebd., 207 Nr. 563.  –  49 Ebd., 227 Nr. 1091.  –  50 Ebd., 187 Nr. 62.  –  51 Ebd., 216 Nr. 801.

Maria Th. Dix

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Querfurt Über die Gründung und Frühzeit des Klosters am Zentralort der Herrschaft Querfurt ist nur sehr wenig bekannt. Seit Mitte des 15. Jhs. erlangte der Konvent zumindest durch seine Klosterschule eine gewisse Ausstrahlung. Die Verwüstungen des Bauernkriegs leiteten einen langwierigen Niedergang ein, der erst nach dem Weggang der letzten Karmeliten mit der Aufhebung des Klosters im Jahr 1551 seinen offiziellen Abschluss fand. Provinz Oberdeutsche Provinz (1333–1411), Böhmische Provinz (1411–1440), Sächsische Provinz (1440–1551) Diözese Halberstadt Lage Das Querfurter Karmelitenkloster befand sich in einer nordöstlich der Querfurter Altstadt gelegenen Siedlung, die zusammen mit weiteren Vorstädten bis 1350/60 in das Stadtgebiet einbezogen wurde. Obwohl keine baulichen und archäologischen Zeugnisse erhalten sind, lässt sich das Kloster etwas genauer lokalisieren, weil auf seine Lage nicht nur die heute noch so genannte Klostergasse hinweist, sondern auch die in unmittelbarer Nähe des Klosters errichtete Stadtschule am Rossplatz, zu deren Wiederaufbau nach einem Brand im Jahr 1678 die steinernen Überreste des Klosters verwendet wurden. Patrozinium Patronin des Klosters war Maria vom Berg Karmel. Siegel Ein rundes Konventssiegel von 1401 zeigt einen schreitenden Engel und eine an einem Tisch mit aufgeschlagenem Buch stehende Frau mit Nimbus (hl. Maria). Umschrift: S(IGILLUM) CONVENT(US) CARMELITANI QUERNVORT.1 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Widersprüchlich sind die Angaben zu Zeitpunkt und Umständen der Klostergründung. Einen offensichtlichen Irrtum stellt die Annahme dar, das Kloster sei vom Hettstedter Karmelitenkonvent gegründet worden,2 denn letzterer bestand erst seit 1451 und wurde seinerseits von Querfurt aus gegründet [→ Hettstedt]. Weniger eindeutig ist die in der lokal- und regionalhistorischen Literatur häufiger begegnende Auffassung zu beurteilen, das Kloster sei aus einer Klause hervorgegangen, zu deren Einrichtung der Abt des Klosters Marienzelle 1358 vom Edelherrn Gebhard XIV. von Querfurt einen Hof im Neuendorf erwarb. Da ein Quellenbeleg für diese Version nicht zu ermitteln ist, dürften die anderslautenden Angaben von Jakob Milendunck eine höhere Glaubwürdigkeit beanspruchen. Er entnahm den Kapitelsakten der Niederdeutschen Provinz, dass das angeblich von Herzögen von Sachsen gegründete Kloster bereits 1333 in den deutschen Ordensverband aufgenommen und 1334 und 1347 wegen großer Bedürftigkeit von der Jahresabgabe befreit wurde.3 Das älteste urkundliche Zeugnis der Klosterexistenz datiert jedenfalls von 1401; es dokumentiert die gütliche Einigung des Konvents mit dem Vorsteher des Zisterzienserinnenklosters Beuditz über den strittigen Weiden- und Wiesenzins eines Johann Wichmann.4

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Auch aus den folgenden Jahrzehnten der Klostergeschichte sind kaum Quellennachrichten erhalten. Dennoch deutet einiges darauf hin, dass der Konvent nach den schwierigen Anfangsjahren eine günstigere Entwicklung nahm. Dazu dürfte auch beigetragen haben, dass in der Stadt neben der pfarrkirchlichen Organisation offenbar keine übermäßige geistliche Konkurrenz herrschte. Neben dem Kloster Marienzelle sind nur zwei Termineien der Augustinereremiten zu Sangerhausen und der Dominikaner zu Halle bekannt, während Hinweise auf die Existenz eines Nonnenklosters in der Vorstadt Neuendorf so dürftig sind, dass dieses zumindest keine nachhaltige Rolle im kirchlich-religiösen Leben gespielt haben dürfte.5 Und das in der Burgkirche St. Marien angesiedelte Kollegiatstift war ganz auf die Dynastenfamilie und deren Memoria ausgerichtet. Wie eine Urkunde des Kollegiatkapitels von 1441 dokumentiert, wurde auch das Karmelitenkloster in die Memoria der Herrscherfamilie eingebunden, denn dank einer Jahrtagsstiftung der Witwe von Protze von Querfurt sollten die Karmeliten in der Woche nach Michaelis ein Anniversar mit Vigilie und Messe zugunsten aller Verstorbener aus den Häusern Querfurt und Beichlingen begehen und dafür vom Stadtrat ein Schock alte Groschen ausbezahlt bekommen.6 Eine besonders großzügige Seelenheilgabe erhielt das Kloster von Hans Pock aus Querfurt in Gestalt einer vor der Stadt zwischen Eselstedt und dem Heiliggeistspital gelegenen Mühle sowie zweier Baumwiesen.7 Weitere Versorgungsquellen erschlossen sich die Karmeliten, als Erzbischof Johannes von Magdeburg ihnen 1472 gestattete, im Archidiakonat Halle von ihren Termineien in Halle und Delitzsch aus zu predigen, Beichten abzunehmen und Almosen zu sammeln.8 Neben der Liturgie und Seelsorge betätigten sich die Querfurter Karmeliten offenbar auch in der Krankenpflege, denn das ganz in der Nähe befindliche Spital St. Jakobi war vermutlich dem Kloster angegliedert.9 Schule und Ordensstudium Der Konvent war in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. auch zu verstärkten Bildungsaktivitäten in der Lage: 1454 immatrikulierten sich die beiden Querfurter Karmeliten Johannes Lipherd und Petrus de Monte an der Universität Rostock; letzterer wurde Baccalaureus der Theologie, setzte 1459 sein Studium in Bologna fort und ging 1463 nach Basel.10 Die Universität Leipzig besuchten in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. so viele Querfurter Karmeliten, dass, so vermutet Lickteig, das Kloster dort eine ehemalige Terminei als studentische Residenz unterhielt.11 Vor Ort unterhielt der Konvent im letzten Viertel des 15. und zu Beginn des 16. Jhs. eine theologische Schule, die die Grundlage dafür legte, dass zwischen 1496 und 1519 mehr als vierzig Querfurter Karmelitenstudenten niedere oder höhere Weihen erhielten.12 Anerkennung und Bestätigung fanden die gewachsene Prosperität und akademischen Verdienste des Klosters im Jahre 1489, als das Provinzkapitel in Querfurt abgehalten wurde.13 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Wie für die meisten Karmelitenkonvente in der Sächsischen Provinz kam auch für das Querfurter Kloster

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in der Reformationszeit das Ende. Dem Konvent dürften nicht erst durch die offizielle Einführung der Reformation in Querfurt 1542 die Existenzgrundlagen entzogen worden sein, denn schon 1536 befanden sich nur noch der Prior und drei Konventualen im Kloster, das bis 1539 auch vom Prior verlassen worden war.14 Diese Nachrichten lassen vermuten, dass bereits die erbitterten Auseinandersetzungen des Bauernkriegs, die zu Plünderungen im Kloster Marienzelle und vermutlich auch bei den Karmeliten geführt hatten, von einschneidender Bedeutung waren. Jedenfalls forderte der Querfurter Stadtrat vom Magdeburger Erzbischof, der als Lehnsherr nach dem Aussterben der Edelherren von Querfurt die Herrschaft 1496 eingezogen hatte, mit Verweis auf den elenden Zustand des Konvents die Übergabe der Klostergüter. 1546 schloss sich der Rumpfkonvent in einem Brief an den Elekten Johann Albrecht dem Anliegen an, da man zum Klosterunterhalt selbst nicht mehr in der Lage sei; der Orden sei nämlich „auff den bettellstab gericht und bey vieler menschenn hertzenn die liebe des nehsten gantz erloschenn und abgethan“. Im Gegenzug solle jeden Sonntag in der Kirche das Evangelium gepredigt werden und Prior, Subprior und Diakon Leibrenten erhalten.15 Es besteht kein Grund zum Zweifel an der trostlosen Lagebeschreibung, zumal ein Klosterinventar des Erzstifts Magdeburg von 1561 die jährlichen Einkünfte aus dem Klosterbesitz auf rund 100 Reichstaler schätzte und ein Bericht aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs. den Gesamtwert der Klostergüter mit 1200 bis 1500 Reichstaler angab.16 Doch erst als das Kloster nach Darlegung des Rates jahrelang ganz wüst lag, wurde es der Stadt 1551 vom Magdeburger Domkapitel als Ausgleich für städtische Kredite und weitere Zahlungen in Höhe von mehreren Tausenden Reichstaler überlassen.17 Die Übertragung erfolgte zwar unter dem Vorbehalt einer möglichen Wiedererrichtung des Konvents, aber dazu kam es nicht mehr. 1619 brannte das wüste Kloster nieder und wurde zugunsten anderer Bauwerke, vor allem des 1678 abgebrannten Schulhauses, allmählich abgetragen. ARCHIV Über den Verbleib des Klosterarchivs ist nichts bekannt. Jakob Milendunck kolportiert zwar eine Nachricht aus der nicht überlieferten Schrift „Saxonia“ von Kaspar Münster, wonach diesem bei seiner Reise durch die Sächsische Provinz von einem Grafen von Schick am 18. Juni 1628 Hinterlassenschaften (possessionem) des Querfurter Konventes übergeben wurden. Ob darunter auch Archivalien waren, wie dies in Magdeburg der Fall war, bleibt jedoch unklar.18 Gedruckte Quellen: Hugo Holstein, Zur Gesch. des Collegiatstifts B. Mariae Virginis et S. Brunonis zu Querfurt. In: Zs. des Harzvereins 4, 1871, 76–100, hier 89–93 – Johann Gottlob Horn, Nützliche Sammlungen zu einer hist. Hand-Bibliothec von Sachsen und dessen incorporirten Landen. Leipzig 1728 – Christian Schöttgen/George Christoph Kreysig, Diplomataria et scriptores historiae Germanicae medii aevi. Bd. 2. Altenburg 1755.

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BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Bauhistorische Zeugnisse des Querfurter Karmelitenklosters sind nicht überliefert. Auch über den Verbleib der liturgischen Geräte und sonstiger Ausstattungsgegenstände existieren mit Ausnahme der oben zitierten Nachricht von 1628 keine Hinweise. PRIOREN Johannes von Meydeburg 140119 – Caspar Grünefeld 147220. LITERATUR Hugo Holstein, Beitrr. zur Genealogie der Dynasten von Querfurt. In: Zs. des Harzvereins für Gesch. und Altertumskunde 6, 1873, 46–80 – Ders., Zur Gesch. des Collegiatstifts B. Mariae Virginis et S. Brunonis zu Querfurt. In: Ebd. 4, 1871, 76–100 – Ernst Ihle, Querfurt. Ein Heimat- und Gesch.buch. Querfurt 1938 – Max Könnecke, Führer durch Stadt und Burg Querfurt in Vergangenheit und Gegenwart. Querfurt 1910 – Lickteig, German Carmelites – George A. von Mülverstedt, Hierographia Mansfeldica. In: Zs. des Harzvereins für Gesch. und Altertumskunde 1, 1868, 23–50 – Christian Webel, Hist. Denckmahl der Haubt-Stadt des Hochlöblichen Fürstenthums Sachsen-Quernfurth. 1. und 2. (nichtvollständiger) Tl. Hg. von Heinrich Gisbert Voigt. Querfurt 1928 (Querfurter Gesch.denkmäler 2–6). 1 Horn, Sammlungen, bei 507; womöglich ist aber anders als bei Horn aufzulösen: S(IGILLUM)

CONVENT(US) CARMELITAN(UM) I(N) QUERNVORT.  –  2 So Mülverstedt, Hierographia Mansfeldica, 37.  –  3 ISF KB 46, fol. 431v.  –  4 Schöttgen/Kreysig, Diplomataria, 405f.  –  5 Vgl. Webel, Denckmahl, 294, 404; Ihle, Querfurt, 63.  –  6 Holstein, Gesch., 89–93.  –  7 LHA SachsenAnhalt, MD, Cop., Nr. 69, fol. 277v (Bestätigungsurk. von Erzbischof Ernst von Magdeburg, 19.10.1500).  –  8 LHA Sachsen-Anhalt, MD, Cop., Nr. 67, fol. 455.  –  9 Vgl. Webel, Denckmahl, 404; Ihle, Querfurt, 61.  –  10 Lickteig, German Carmelites, 322.  –  11 Ebd., 325.  –  12 Ebd., 48, 61.  –  13 ISF KB 46, fol. 431v.  –  14 LHA Sachsen-Anhalt, MD, A 32a, Nr. 1124, fol. 3.  –  15 Ebd., MD, A 2, Nr. 1032.  –  16 Ebd., MD, A 2, Nr. 1034, fol. 210r; ebd., MD, U 11, B I Nr. 66.  –  17 Ebd., MD, Cop., Nr. 428b, fol. 67r–70r.  –  18 ISF KB 46, fol. 431v.  –  19 Schöttgen/Kreysig, Diplomataria, 405 f.  –  20 LHA SachsenAnhalt, MD, Cop. Nr. 67, fol. 455.

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Ravensburg Das 1344 gegründete Karmelitenkloster war für die Reichsstadt Ravensburg bis zur Säkularisation 1806/10 von großer Bedeutung. Im Spätmittelalter war es der bevorzugte religiöse Mittelpunkt zahlreicher Angehöriger der europaweit agierenden Fernhandelsgesellschaft der Familie Humpis, die es mit einer Vielzahl von Stiftungen bedachten und es als Grablege nutzten. Für die paritätische Reichsstadt Ravensburg war es mit seiner Simultankirche seit 1552 der Gradmesser für das Verhältnis zwischen Katholiken und Evangelischen in der Stadt. Das Karmelitenkloster war von seinen räumlichen Ausmaßen her die größte kirchliche Anlage in der Reichsstadt Ravensburg. Provinz Deutsche Provinz (1344–1348), Oberdeutsche Provinz (seit 1348) Diözese Konstanz Lage Das Kloster befand sich in einer prominenten Lage, am südlichen Ende des zentralen (Marien-)Platzes, einer Hauptverkehrsachse der Stadt, gegenüber dem Kornhaus. Die ehemalige Klosterkirche (Marienplatz 5) ist seit 1810 evangelische Stadtkirche. Die ehemaligen Konventsgebäude (Marienplatz 7) wurden nach der Säkularisation zunächst als Kaserne genutzt. 1817 veräußerte die württembergische Regierung die Gebäude an die Stadt Ravensburg, die 1825 darin ein Lyzeum und eine Realschule einrichtete; seit 1869 bis heute ist das Landgericht bzw. dessen Vorgänger (Kreisgerichtshof) darin untergebracht. Siegel Ein Konventssiegel ist von 1495 erhalten geblieben. Als Grundlage diente das Ravensburger Stadtsiegel (-wappen), das eine doppeltürmige Burg mit hochgezogenem Fallgatter zeigt. Während die Türme und Mauern im Siegelbild des Konvents erhalten geblieben sind, tritt an die Stelle des Fallgatters eine „Klosterpforte“, darüber befindet sich wohl die Darstellung eines stilisierten Skapuliers [ Abb. S. 109 Nr. 25]. Im Siegel der Prioren findet sich häufig eine Darstellung der Muttergottes mit Kind.1 [ Abb. S. 110 Nr. 26] GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Das Ravensburger Karmelitenkloster ist 1344 von der Ravensburger Bürgerschaft gestiftet und von dem Karmel in Dinkelsbühl aus errichtet worden [ Dinkelsbühl]. Als erster Prior wird Trutwinus de Dinkelsbuhel genannt.2 Das Provinzkapitel von 1346 zu Köln unterstützte den Konvent mit 25 Gulden.3 Mit Zustimmung der Ravensburger Stadtgemeinde konnten das Gelände (area), der Friedhof und zwei Altäre am 27. Oktober 1349 durch den Bischof von Konstanz geweiht werden, der allen Gläubigen, die die Klosterkirche besuchten, einen Ablass von 80 Tagen für Todsünden und von zwei Jahren für lässliche Sünden an den vier kirchlichen Haupt- und Marienfesten gewährte.4 Der rechte Altar wurde zu Ehren der Heiligen Erhard, Nikolaus, Martin, Leonhard, Anton, Aegidius, Benedikt, Gregor, Katharina, Dorothea, Laurentius, Georg, Zehntausend Martyrer, Elftausend Jungfrauen und aller Heiligen, der linke Altar zu Ehren Mariens und des Kreuzes und der Heiligen Johannes Evangelist, Johannes der

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Täufer, Peter und Paul, Bartholomäus, Thomas, Jakobus, aller Apostel und Maria Magdalena geweiht.5 Der Provinzial der Karmeliten versicherte der Bürgerschaft 1350, dass sie durch das neue Kloster keine Einbußen ihrer reichsstädtischen Freiheiten zu befürchten hätten.6 Stiftungen Nachdem die Herren von Sürgenstein den Karmeliten zwei Häuser in der Stadt und zahlreiche andere Güter überlassen hatten, konnte 1350 mit dem Kirchenbau begonnen werden. Ein Ablassbrief aus dem Jahr 1350 zugunsten der Karmelitenkirche und eine umfangreiche Stiftung von Johannes Truchsess von Waldburg und seiner Gemahlin Katharina 1392 erlaubte es den Karmeliten, Kirche und Klostergebäude schon bald vorläufig zu vollenden.7 Die geistliche Obrigkeit stand dem Orden zu. In weltlichen Angelegenheiten waren die Karmeliten zeitweise (vor der Reformation) von der Stadt abhängig (Finanzen). Nach anfänglicher Zurückhaltung der Stadtbevölkerung wurden die gelehrten Karmeliten durch Predigt und Seelsorge, intensive Marienfrömmigkeit verbunden mit dem Kult der hl. Anna, Verbreitung des Skapuliers sowie Kontakt zu Mitgliedern der Handelsgesellschaft der Humpis und auch zu den Zünften schon bald zu geachteten Partnern der Stadtgemeinde. Eine Vielzahl frommer Stiftungen durch einzelne handeltreibende Patrizierfamilien wie der Faber, Humpis und Mötteli, die an der Karmelitenkirche Grabkapellen errichteten, oder der Ravensburger Handelsgesellschaft der Humpis, die eine großdimensionierte, an den Chor der Karmelitenkirche angelagerte Kapelle stiftete, ließ die Karmeliten zu einer wichtigen geistlichen und zugleich auch wirtschaftlichen Größe in der Stadt avancieren. Im Jahre 1434 wurde im Ravensburger Konvent das Generalkapitel des Ordens unter der Leitung des Ordensgenerals Johannes Faci gefeiert.8 Die Stiftungen ermöglichten zwischen 1435 und 1448 unter Prior Ulrich Roschach eine weitere Um- und Ausbauphase von Kirche und Konventsgebäuden. So entstand 1436 beispielsweise ein neues Refektorium, der Kreuzgang wurde vollendet, kahle Wände wurden mit Fresken überzogen. Fromme Stiftungen wohlhabender Familien zugunsten der Karmeliten, die sich um das Seelenheil der Stifter sorgten, hielten bis zur Reformation an. Allein von 1404 bis um 1508 wurden fünf Kapellen gestiftet: die Faber-Kapelle 1404, die Möttelin-Kapelle 1448, die Allerheiligen-Kapelle 1452, die 1461 als Kapelle der Ravensburger Handelsgesellschaft umgebaut und erneuert wurde (Gesellschaft der Humpis, Muntprat, Möttelin und deren Mitgesellen), die Humpis-Kapelle 1483 und die St.-Anna-Kapelle um 1508. In den Kapellen (vor allem Faber-Kapelle) und im Kreuzgang entstanden Grabstätten für zahlreiche Handelsfamilien. Während der Chor aufgrund der Wandmalereien auf beiden Seiten des Chorbogens wohl noch dem 14. Jh. zuzuordnen ist, dürfte das Schiff und die 1817 abgebrochene Chorschranke (Lettner oder ­Sängerempore), deren Bogenansätze zu beiden Seiten des Chorbogens noch erkennbar sind, vollständig der ersten Hälfte des 15. Jhs. entstammen. Im ehemaligen Konventsgebäude ist 1997 ein aus dem 14. Jh. stammendes Monumentalgemälde freigelegt worden, das die Erschaffung der Welt mit Gottvater, Adam und

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Eva sowie einer Darstellung der Erde als Scheibe zum Thema hat. In mehreren Bau- und Ausbauphasen erhielten Klosterkirche und Konventsgebäude ihre charakteristischen Merkmale einer nüchternen, monumentalen Bettelordens- und Predigereinrichtung. Es entstand der größte zusammenhängende Baukomplex in der ehemaligen Reichsstadt. Auch in der Barockzeit behielt die Kirche ihr spätmittelalterliches Gepräge, eine Barockisierung erfolgte wohl aufgrund der konfessionellen Teilung nicht. Der Chor der Karmeliten erhielt allerdings eine barocke Ausstattung, auch Teile der Konventsgebäude wurden barockisiert. Anschluss an Reformen Im Ravensburger Konvent kam es spätestens seit 1469 zu Reformbestrebungen. In diesem Jahr wird auf dem Kapitel zu Ravensburg den Patres des Konvents das Recht zugestanden, den Prior wählen zu können.9 Die Akten von 1475 erwähnen Mitbrüder von Ravensburg, die sich gegen ihren Prior verschworen hatten.10 1487 waren die Seelsorgeleistungen und die Wirtschaft der Karmeliten so in Unordnung geraten, dass der Stadtrat durchgriff und mit Zustimmung des Ordensprovinzials zwei Pfleger einsetzte, die das Finanzgebaren des Konvents überwachen sollten.11 Im Jahre 1488 wurde die Aufstellung eines Lektors in Ravensburg einigen Patres überlassen.12 1522 hingegen stellte der Provinzial den Lektor des Konvents und 1526 den Prior auf.13 Aufgaben in der Provinz Der Ravensburger Konvent hat zwei Provinziale hervorgebracht. Der erste, Eberhard Horgasser, amtierte von 1421 bis 1430. Er war seit 1414 Prior seines Heimatkonvents. Nach seiner Wahl 1421 blieb Ravensburg Sitz des neuen Provinzials, wenngleich Nürnberg sehr häufig Ort für die Provinzversammlungen wurde. Unter seinem Provinzialat wurde 1421 das „Registrum Provinciae“ angelegt und 1427 die „Tabula Capitulorum Provincialum“ begonnen. Er starb 1430.14 Johannes Reuther, der von 1526 bis 1529 amtierte, war ein gebürtiger Ravensburger und studierte in Ingolstadt und Wien. Als Bakkalaureus versah er das Lektorat in Wien 1505 und in Augsburg seit 1508. Von 1510–1524 war er Prior in Lienz und führte seit 1513 den Titel Magister und Professor der Theologie. Zuletzt war er Prior von Ravensburg. 1526 wurde er zum Provinzial gewählt, behielt aber nach wie vor das Priorenamt von Ravensburg bei. Zwischenzeitlich versah er immer wieder das Lektorat und die Predigerstelle in Würzburg. In diesem Zusammenhang ist er wohl von Fürstbischof Konrad von Thüngen 1528 zum Weihbischof ernannt worden. 1529 resignierte er auf das Amt des Provinzials. Nach achtjähriger Tätigkeit als Bischof verstarb er 1536 in Würzburg, wo er in der Ordenskirche begraben wurde.15 Bruderschaften 1477 wurde die Gesellschaft der Ravensburger Büchsenschützen als Laienbruderschaft in den Karmelitenorden aufgenommen.16 Seit nachweislich 1788 bestand bei den Karmeliten in Ravensburg eine „Marianische Erz-Bruderschaft des Gnadenreichen, Wunderbaren Heiligen Skapuliers“, die für die Bruderschaftsangehörigen umfangreiche Ablässe vorsah.17

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Reliquien Nach einem Bericht18 besaß das Karmelitenkloster einen wertvollen Kreuzpartikel, den es von der Handelsgesellschaft der Humpis als Geschenk erhalten hatte. Diese muss auch nach der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg, als zahlreiche Objekte aus Gold und Silber veräußert werden mussten, noch vorhanden gewesen sein. Weiter nannte der Konvent noch Reliquien des hl. Antimus und des hl. Sebastian sein eigen. Im Kreuzgang befand sich ein bedeutendes Vesperbild, das als wundertätig galt. Entwicklung in der Reformationszeit Mit Einführung der Reformation in Ravensburg 1544/46 mussten die Karmeliten zulassen, dass in ihrer Kirche die neue Lehre verkündet wurde. In den Jahren 1546–1549 wurde das Kloster aufgehoben. Nach der Wiedererrichtung des Klosters und der Rückkehr der Ordensleute 1549 kam es 1554 zu einer vertraglichen Vereinbarung über die Aufteilung der Kirche, nachdem sich in Ravensburg wie in Augsburg, Dinkelsbühl und Biberach Bikonfessionalität durchgesetzt hatte: Der Konvent wurde auf den Chor zurückgedrängt, die evangelische Gemeinde erhielt das Langhaus.19 Am Lettner wurde eine zusätz­ liche Trennwand angebracht; beides wurde 1817 beseitigt. Dieses Simultaneum hatte bis zur Säkularisation des Klosters 1810 mit Unterbrechungen Bestand. Nach den Kriegserfolgen der kaiserlichen Seite im Dreißigjährigen Krieg hatten die Protestanten von 1628 bis 1649 ganz auf die Nutzung der Kirche zu verzichten und mussten in den Rappenstadel, ein ehemaliges Getreidemagazin beim Bruderhaus, ausweichen. Im Lindauer Rezess von 1649 wurde die gemeinsame Nutzung der Kirche erneut festgeschrieben. Die Teilung des Gotteshauses und die gemeinsame Benutzung der Glocken boten auch in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg Anlass zu dauernden Streitigkeiten zwischen Karmeliten und Protestanten, die sich gegenseitig durch eine Vielzahl von Maßnahmen zu schmähen und am Gottesdienst zu hindern suchten (Lärm, Unrat, bauliche Barrikaden, provokantes Predigen usw.).20 Ein von der evangelischen Kirchengemeinde zum Druck in Auftrag gegebener Grundriss der Karmelitenkirche zeigt, wie schwierig sich die Zugangs- und Nutzungsverhältnisse in der als Klosterkirche mit Konventsbau konzipierten Anlage für die beiden Konfessionen gestalteten. Zum Beispiel haben die Karmeliten das Fenster der evangelischen Sakristei, von dem aus ihr Garten eingesehen werden konnte, einfach zugemauert.21 Schule und Ordensstudium Seit 1662 unterhielten die Karmeliten nach Würzburger Vorbild eine Latein-Schule vornehmlich für katholische Bürgersöhne und begannen ein theologisches Studium zu etablieren. An den theologischen Vorlesungen nahmen neun Religiosen aus den Klöstern Weißenau, Schussenried, Straßburg und Reichenau teil. Die Lateinschule hatte anfänglich 20 Schüler aufzuweisen. Aufgrund geringer Schülerzahlen ist der Unterricht 1672 wieder eingestellt worden.22 Einkünfte Wirtschaftliches Fundament für die Ravensburger Karmeliten bildeten die Einkünfte aus 23 umfangreichen Lehengütern, die in Form von spätmittel­

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alterlichen Stiftungen oder späterem Erwerb in den Besitz des Klosters gelangt waren,23 darunter die Mönchmühle in Ravensburg und 22 Höfe in der näheren Umgebung der Stadt, überwiegend im Herrschaftsbereich der Landvogtei gelegen. Beträchtliche Einnahmen in Höhe von 1500 bis 2000 Gulden jährlich bescherte den Karmeliten insbesondere auch die Bierherstellung in der seit 1664 bestehenden eigenen Klosterbrauerei.24 Die Einnahmen aus gottesdienstlichen Verrichtungen waren 1803 mit 550 Gulden relativ gering, da die Karmeliten verpflichtet waren, allein 3063 Fundations-Messen zu lesen (1803).25 Die wirtschaftliche Situation der Ravensburger Karmeliten am Ende des Alten Reichs gestaltete sich so erfreulich, dass sie Beträge bis zu 2000 Gulden zu einem Zinssatz von 4 Prozent an Ravensburger Bürger verleihen und zudem der Stadt unverzinsliche Darlehen in Höhe von 1500 Gulden (1796) gewähren konnten.26 1803 beispielsweise verfügten die Karmeliten über 21.802 Gulden Kapital aus Fundationen und 530 Gulden Bargeld. Das dreistöckige, am zentralen Marienplatz gelegene Konventsgebäude mit seinen 43 Zimmern und Konventszimmern, Rekreationssaal, Bibliothekssaal, Brauerei, zwei Stallungen, Waschhaus, zwei Gärten, einem großen Wein- und vier Bierkellern, befand sich 1803 in einem baulich sehr guten Zustand.27 Seelsorge Am Ende des Alten Reichs war in Ravensburg ein im Vergleich zum Mittelalter zwar personell dezimierter, doch intakter Karmelitenkonvent, bestehend aus 19 Patres und sechs Brüdern mit einer ausgewogenen Altersstruktur, anzutreffen. Provinzial war 1803 der 47jährige Raymund Schäble aus Eichstätt, Prior der 45-jährige Vitus Ebert aus Schrezheim bei Ellwangen. Mit Ausnahme eines Bruders befand sich kein gebürtiger Ravensburger im Konvent, wie sich auch für das gesamte 18. Jh. beobachten lässt, dass Ravensburger in dem Stadtkloster fast nicht vorhanden waren. In der oben geschilderten Konstellation waren die Karmeliten in der Lage, ein umfangreiches seelsorgerliches Angebot anzubieten. In der Reichsstadt selbst betreuten sie Gläubige an der eigenen Ordenskirche sowie seit 1660 die Franziskanerinnen, für die sie als Beichtväter fungierten und denen sie die Sakramente spendeten.28 Daneben stellten sie einen Pater, der an Sonn- und Feiertagen am Zuchtund Arbeitshaus des Schwäbischen Kreises predigte. Darüber hinaus erstreckte sich ihre seelsorgerliche Betreuung in Übereinkunft mit den jeweiligen Kirchenherren vor allem auf Landgemeinden der näheren Umgebung, die nicht ausreichend versorgt werden konnten. Die Karmeliten wirkten am Ende des Alten Reichs als helfende Geistliche unter anderem in der Landvogtei, der Deutschordenskommende Altshausen, im Herrschaftsbereich der Fürsten Waldburg-Wolfegg und WaldburgZeil sowie im Bereich der Reichsabteien Weingarten und Weißenau.29 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Mit der Säkularisation 1803 fiel das Karmelitenkloster als Entschädigungsmasse an den Deutschen Orden, von dem es am 21. März 1803 vorläufig in Besitz genommen wurde. Wie die beiden anderen Ravensburger Konvente konnten auch die Karmeliten bis auf weiteres in ihrem Kloster verbleiben, andere Eingriffe gab es von Seiten des Deutschen Or-

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dens nicht, allerdings auch keine unterstützenden Maßnahmen. Eine gravierende Beschneidung der bisherigen seelsorgerlichen Tätigkeit des Bettelordens bedeuteten allerdings die Organisationsdekrete des neuen Landesherrn, des Kurfürsten von Bayern. Im Zusammenhang mit der provisorischen Besitznahme durch den Deutschen Orden Anfang 1803 begrenzte der Kurfürst die seelsorgerliche Tätigkeit der Bettelorden im bayerischen Hoheitsbereich auf die eigene Klosterkirche, lediglich auf ausdrücklichen Wunsch eines Kranken wurde das Beichtehören zugelassen, oder bei Unterbesetzung an einer der Pfarrkirchen ein Ordensmitglied als Aushilfskraft beim Messelesen akzeptiert. Auch untersagte der bayerische Staat das Almosensammeln in seinem gesamten Hoheitsbereich (für die Kapuziner ab 1. Oktober 1803). Zudem war es den Mendikanten an hohen Feiertagen zukünftig nur noch gestattet, nachmittags ihre Predigten zu halten, um den morgendlichen Pfarrgottesdienst nicht zu stören. Die Predigttexte sollten von bayerischen Staatsbeamten auf ihre kirchliche und staatliche Konformität hin mindestens einmal im Quartal überprüft werden.30 Anfang 1804 leitete der Deutsche Orden schließlich Schritte ein, um die endgültige Inbesitznahme seines Entschädigungsguts zu vollziehen und gleichzeitig über die Zukunft der drei Ravensburger Stadtklöster entscheiden zu können. Im Mittelpunkt der zweiten, vom Deutschordensoberamtmann Wilhelm Mosthaft am 15. Januar 1804 in den drei Ravensburger Klöstern durchgeführten Inventur stand erneut die Ermittlung der entscheidenden Vermögensverhältnisse. Der Wert des Karmelitenklosters mit allen Einnahmen wurde mit 145.420 Gulden veranschlagt. Aufgrund präziser Abwägung der finanziellen Verhältnisse und unter Einbeziehung der Stimmen im Konvent beantragte Mosthaft bei den Entscheidungsträgern des Deutschen Ordens folgendes:31 Das Karmelitenkloster sollte weiterhin bestehen bleiben, da die Konventualen durchaus in der Lage wären, sich selbst zu versorgen, während hingegen eine Pensionierung aller 24 Karmeliten langfristig eine finanzielle Belastung für den Deutschen Orden darstellen würde. Allerdings sollten diejenigen in Pension gehen dürfen, die durch die Einschränkung bei der Almosensammlung und den Mangel an Eintracht im Konvent keine Zukunft für das Kloster sahen, zahlenmäßig also etwa die Hälfte des Konvents. Trotz der minutiös vorbereiteten und durchgeführten Inventur scheint es von Seiten des politisch unter Druck geratenen Deutschen Ordens zu keiner Besitznahme oder Entscheidung über die Zukunft der drei Ravensburger Konvente gekommen zu sein. Offensichtlich übernahm der Deutschmeister tatsächlich nur diejenigen Klöster, die im Bereich allgemeiner Entschädigungsmasse lagen. Durch die politisch schwache Position des Deutschen Ordens rückten die Ravensburger Mendikantenklöster immer mehr in das Blickfeld bayerischen Interesses. 1805 kam das Karmelitenkloster an Bayern, das es am 5. März 1806 auflöste. Die Konventsangehörigen konnten jedoch weiterhin in den Gebäuden verbleiben und im Chor Gottesdienst feiern. Die Säkularisation bedeutete in erster Linie die Inbesitznahme aller Immobilien, Kapitalien und beweglichen Gegenstände sowie die Aufhebung der Ordenskonvente durch den bayerischen Staat. Die Karmeliten

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konnten in ihren ehemaligen Ravensburger Konventsgebäuden bei einer jährlichen Pension von 200 Gulden und Belassung ihrer Gerätschaften des täglichen Bedarfs wohnen bleiben oder ebenso eine Kaplaneistelle annehmen. Allerdings wurde von staatlicher Seite von Anfang an angestrebt, die Gemeinschaft der pensionierten Ordensleute in Ravensburg möglichst schnell aufzulösen. Mit dem Übergang Ravensburgs an Württemberg 1810 hatten die Karmeliten die Klostergebäude endgültig zu räumen. Die Klosterkirche ging 1810 vollständig an die evangelische Kirchengemeinde über. Im November 1810 erfolgte der staatsrechtliche Übergang Ravensburgs von Bayern zum Königreich Württemberg. Württemberg betrieb in den neu erworbenen Gebieten eine konsequente Säkularisationspolitik: Laut königlich-württembergischem Dekret vom 17. Januar 1811 wurde der Pensionskonvent und der Gottesdienst der Karmeliten aufgehoben, die Religiosen hatten sich bis zu ihrer Anstellung in der Seelsorge mit ihrer Pension aus dem Gebäude zu entfernen.32 Auch wurden die noch den Konventen verbliebenen Kirchenschätze veräußert. Am 14. Mai 1811 baten die vier noch in Ravensburg verbliebenen Karmeliten jedoch, ihre Pensionen von 180 Gulden in Ravensburger Privathäusern verzehren zu dürfen, was ihnen am 26. Mai gestattet wurde.33 Ab 1842 wurde die Kirche entsprechend den Bedürfnissen der evangelischen Kirchengemeinde umgestaltet: Anstelle der mittelalterlichen Sakristei sowie der Faber- und der Humpiskapelle auf der Südseite des Chors entstand von 1842 bis 1844 nach Plänen von Johann Georg Büchler (1800–1869) in der nüchternen Formensprache des ausklingenden Klassizismus ein Kirchturm, der der Münchner Ludwigskirche nachempfunden ist. 1859 bis 1862 wurde die gesamte Kirche nach Plänen von Gottlieb Pfeilsticker (1811–1866) im neugotischen Stil erneuert. Bei der letzten Kirchenrenovierung 1965/66 durch Klaus Ehrlich (Stuttgart) und das Architekturbüro Wurm (Ravensburg) wurde durch Entfernung aller neugotischen Elemente und Malereien des 20. Jhs. sowie der Freilegung der mittelalterlichen Fresken der ursprüngliche Zustand einer Bettelordenskirche wiederhergestellt. ARCHIV Mit der Säkularisation des Klosters ist das Archiv der Karmeliten in das württembergische Hauptstaatsarchiv Stuttgart transferiert worden. Das Archiv ist dort unter den Signaturen B 198 III Bü 50–58 (Kopialbücher, Inventare), U 1003–1177 (Urkunden) und B 200 IV Bü 1–17 (Akten des Karmeliterklosters 1628–1805) sowie H 232 (Urbare der Karmeliter Ravensburg ab 1687) erhalten. Nach dem „Index Archivi et Litterarum in Codicibus descriptarum Carmeli Ravenspurgani S. Ordinis Fratrum Beatissimae Mariae Virginis de Monte Carmeli sedulio labore congestus et conscriptus Quinto Calendas Oktobris 1672“ und anderer Archivverzeichnisse (B 198 Bü 50–58) gliedert es sich in 23 Hauptrubriken, die mit ihren wesentlichen Inhalten von Gustav Merk, Inventar des Archivs der Karmeliter in Ravensburg. In: Schwäbisches Archiv 30, 1912, Nr. 4, 49–54; Nr. 5, 75–77; Nr. 7, 110–112; Nr. 8, 120–125, publiziert worden sind. Trotz der exzellenten Quellenlage liegt bislang keine befriedigende Gesamtdarstellung zur Geschichte des Klosters vor.

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Im Stadtarchiv Ravensburg befinden sich noch zahlreiche Quellen, die Auskunft über Stiftungen und das Verhältnis des Konvents zur Stadt geben: Bü 134a (Stiftungen, Verhältnis zur Stadt), 1350–1519; Bü 481c (Stiftungen, Verhältnis zur Stadt), 1519–1648; Bü 1693c (Stiftungen, Verhältnis zur Stadt), 1648–1802. Die Chronik des Chronisten der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (Karmeliterkloster, Bücher 43 und 44) enthält wertvolle Angaben zur spätmittelalterlichen Geschichte des Konvents. Im Staatsarchiv Ludwigsburg finden sich Akten betreffend die Auflösung des Karmelitenklosters: E 209 Bü 70 Pensionäre des Karmeliterklosters zu Ravensburg, 1811–12, 1832; E 209 Bü 69 Aufhebung des Karmeliterklosters zu Ravensburg, 1811–12, 1837. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Schlichtheit, Monumentalität und sparsamste Verwendung von Werkstein (wie z. B. Sandstein) kennzeichnen das Äußere der ehemaligen Bettelordens- und Predigerkirche. Ursprünglich turmlos und lediglich mit einem noch vorhandenen Dachreiter und einem nicht mehr existenten kleinen Glockentürmchen versehen, hat sich der mittelalterliche Charakter durch den Bau des mit 56 Metern höchsten der Ravensburger Altstadttürme im 19. Jh. jedoch stark verändert. Der Turm und der das Schiff deutlich überragende Chor mit seinen hohen Fenstern geben der Kirche am Marienplatz ihre signifikante Gestalt und prägen die Stadtsilhouette mit. Zwischen Chor und Landgericht befindet sich die Gesellschaftskapelle, die sich zum Platz hin durch ein reich verziertes Maßwerkfenster und darüber in einer Nische mit dem legendarischen Ordensgründer, dem Propheten Elija mit dem Flammenschwert, einer Holzfigur wohl des 17. Jhs., präsentiert. Die einfach gegliederte Westfassade weist als einziges Schmuckelement ein großes Maßwerkfenster auf. Vom Grundriss her handelt es sich um eine dreischiffige Säulenbasilika mit Rechteckchor, deren Schiff sich auf einer Länge von 37 m und einer Breite von 23,5 m (mit den Seitenkapellen) erstreckt und eine Höhe von 18,2 m aufweist. Chor und Mittelschiff sind mit 10,3 m gleich breit, der Chor ist 23,7 m lang und mit 20,9 m höher als das Schiff. Ein Querschiff ist nicht vorhanden. An der Südseite des sechsjochigen Langhauses sind zwei Kapellen angebaut: die dreijochige MöttelinKapelle und westlich davon die zweijochige St. Anna-Kapelle, die sich gegen das südliche Seitenschiff öffnen. Hinter der nördlichen Chorwand befindet sich die sogenannte Gesellschafts-Kapelle. Der Gang zwischen Kirche und ehemaligem Konventsbau (sog. Landgerichtsgang) diente als Zugang in den Chor, das Langhaus, das Kloster und den Kreuzgang. Kennzeichnend für das Langhaus sind die flachen Holzbalkendecken und die spitzbogigen Bogenreihen der Arkaden zwischen Mittelschiff und Seitenschiffen, die von je sechs Rundstützen mit achteckigen Basen und Kelchkapitellen getragen werden. Die Renovierung des 20. Jhs. förderte im Langhaus eine spätmittelalterliche ornamentale Grisaillemalerei an den Arkadenbögen des Mittelschiffs sowie über dem zweiten Pfeiler von Osten auf der Nordseite einen kleinen gebückten Mann zutage,

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der eine schwere Last hält, offensichtlich den Schalldeckel der früher an dieser Stelle stehenden Kanzel. Im Gegensatz zu Chor und Langhaus sind die beiden südlich an das Langhaus anschließenden Kapellen gewölbt. Die Möttelin-Kapelle von 1448 im Südosten der Kirche weist ein einfaches Kreuzrippengewölbe auf mit runden Schlusssteinen, auf denen der hl. Onuphrius, Eremit und Patron der Weber, das Lamm Gottes und eine Rosette dargestellt sind. Die nach Westen offen anschließende, am spätesten entstandene St. Anna-Kapelle (um 1508), der Mutter Mariens und Patronin vieler Berufe geweiht, weist hingegen ein reiches spätgotisches Sternrippengewölbe auf, das auf Konsolen mit sehr qualitätvollen Brustbildern der Heiligen Sippe (zu der die hl. Anna gehörte) ruht. Auf den Schlusssteinen ist die Dreifaltigkeit dargestellt. Anstelle der mittelalterlichen Befensterung der Möttelin-Kapelle, die heute zum Teil die Gesellschaftskapelle ziert, erhielten die beiden Kapellen bei der Renovierung von 1859–1862 neugotische Glasfenster. Der spitzbogige Chorbogen stellt den Übergang vom Langhaus in den Chor dar. Rechts und links des Chorbogens kamen bei der Renovierung 1965/66 Wandgemälde zum Vorschein, die sich im Kern wohl noch dem 14. Jh. zuordnen lassen, aber auch jüngere Schichten enthalten, die sich teilweise überlappen. Die jüngeren Motive sind offensichtlich nach dem Einbau eines Lettners im 15. Jh. angebracht worden, bei dem die alten Bilder übertüncht worden waren; heute werden sie durch die Bogenansätze des ehemaligen Lettners zerschnitten. Rechts des Chorbogens über einem zugemauertem spätgotischen Tor, durch das man zu den abgebrochenen Kapellen der Familien Faber und Humpis gelangte, dürfte die älteste Malschicht erkennbar sein: eine Gastmahlszene, die von Fragmenten späterer Malschichten überlagert wird. Dem 15. Jh. gehören wohl die Reste einer Kreuzigungsgruppe sowie die zwei Schriftbänder haltenden Propheten an. Links neben diesen Motiven ist das Fragment einer Kreuzigungsszene erkennbar mit drei trauernden Frauen und einem Landsknecht; darüber wieder ein Prophet mit Schriftband. Links des Chorbogens ist ebenfalls eine vielgestaltige Malerei zu sehen. Aus ältester Zeit ist der Zug der Heiligen Drei Könige erkennbar, wiederum überlagert von Resten einer jüngeren Schicht, die schemenhaft eine Anna Selbdritt und Engel zeigt. Unterhalb davon ebenfalls fragmentarische Szenen der Auferstehungsdarstellung sowie ein Stifterbild. Der Durchgang am östlichen Ende der nördlichen Seitenschiffwand auf halber Höhe führte einst die Konventualen vom Kloster auf den Lettner. Der Chor mit der ebenfalls flachen Holzdecke wird durch insgesamt acht Maßwerkfenster beleuchtet. Auch die Fenster im Chor stammen von Gottfried von Stockhausen aus dem 20. Jh. Von der reichen Ausmalung im Chor ist besonders das Wandbild an der Südseite über der Tür hervorzuheben. Rechts kniend der betende Stifter, nach dem Wappen mit Deckelbecher ein Mitglied der Patrizierfamilie Besserer. Links davon eine Gregoriusmesse, mit einer Darstellung von Christus als Schmerzensmann, der Papst Gregor I. und seinem Gefolge bei der Eucharistiefeier erscheint. Daran anschließend eine Abendmahlsszene und die

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Darstellung eines unbekleideten Christus umgeben von Passionssymbolen und Werkzeugen, mit denen das Sonntagsgebot missachtet wird, also ein so genannter Feiertagschristus. An der östlichen Chorwand Passionsszenen: kreuztragender Christus, Soldaten, die beiden gefesselten Schächer und die Kreuzaufrichtung (mit Ergänzungen von Gottfried von Stockhausen). Über dem Eingang zur Gesellschaftskapelle das im Mittelalter weit verbreitete Motiv der St. Kümmernis, einer bärtigen bekrönten Gestalt in langem Mantel, die von ihrem Vater ans Kreuz geschlagen wurde, weil sie keinen heidnischen Mann heiraten wollte, links vor ihr ein Mann mit einer Geige dargestellt. Die Gesellschaftskapelle von 1452/61, die über eine schmale Treppe vom Chor aus zu erreichen ist, wird von einem Netzrippengewölbe überspannt, das auf Konsolen mit bärtigen Köpfen (wohl den Propheten) ruht. Die Kapelle enthält sechs qualitätvolle Glasfenster, die aus der Zeit um 1450 stammen und von der den hll. Fabian und Sebastian geweihten Möttelin-Kapelle transferiert worden sind. Auf den oberen beiden Fenstern sind Maria Magdalena und der hl. Onuphrius, auf den mittleren die hll. Fabian und Barbara und auf den unteren ein Stifterwappen der Möttelin und ein unbekanntes Motiv dargestellt. Die Kapelle birgt eine Fülle beeindruckender Epitaphien überwiegend Angehöriger Ravensburger Patriziergeschlechter, die aus dem Zeitraum vom 15. bis zum 18. Jh. stammen und aus Kreuzgang und anderen Kapellen hier vereinigt worden sind. Besonders bemerkenswert ist der Grabstein für den 1429 verstorbenen Fernhandelskaufmann, Bürgermeister und Mitbegründer der Ravensburger Handelsgesellschaft, Henggi Humpis (Südwand, zweiter von links). Er ist in Lebensgröße in Gebetshaltung und in burgundischer Mode gekleidet dargestellt, zu seinen Füßen Helm und Wappenschild eines Adligen (drei springende Hunde). Hierbei handelt es sich um das älteste bekannte deutsche Kaufmannsepitaph. Erwähnenswert auch das Bronzeepitaph für Elisabeth Bucklin († 1521), das auf eine Vorlage Albrecht Dürers zurückgeht (Südwand, erstes von links). Bedeutende bildliche Darstellungen von Kirche und Konventsbau: Ein von der evangelischen Kirchengemeinde zum Druck in Auftrag gegebener Grundriss der Karmelitenkirche, Kupferstich, 18. Jh. (StadtA Ravensburg, Schrank 3); Klosterkirche und Konventsgebäude der Karmeliten in Ravensburg, koloriertes Guckkastenbild, 1785 (StadtA Ravensburg An 47); Grundriss des Karmelitenklosters, 1673 (HStA Stuttgart, B 198 III Bü 55). PRIOREN34 Trutwinus (de Dinkelsbuhel) 1344 genannt – Conradus Korber (de Rottenburg) – Bertholdus (de Brackenhaim) – Eberhardus (de Oberndorf) – Joannes Guttenberger (de Etzlingen) – Ulricus Hinger – Georgius Brachenholtz – Burchardus (de Haierloch) – Henricus (de Haierloch) – Conradus Corber – Ulricus Engen – Conradus (de Altingen) – Joannes Wielfe – Udalricus (de Awe) – *Nicolaus Sachler 1401–1402 – *Johannes Truckner 1404–1413 – Eberhardus Horgasser 1414–1430 [Provizial 1421– 1430] – Ulricus Roschach 1430–1451 – *Johannes Magnus 1452 – Johannes Aichelmann

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(Aychelman) 1452–1454 – Johannes Thomae 1455–1460 – *Johannes Kraus 1461–1470 – Johannes Gieg (Gyeg) 1472–1484 – *Wilhelm Roschach 1487 – Johannes Magni 1490 – Nikolaus Mor 1491–1495 – Conradus Distel, Dr., 1498–1510 – Jodocus Payer 1513–1519 (gest. 1524) – Johannes Reuther, Dr., 1523–1529 [Provinzial 1526–1529] – *Gregorius Stöcklein – *Johannes Buck, Johannes (gest. 1569) – *Sebastian Fluck 1570–1593 [Provinzial 1585–1593] (gest. 1596) – *Andreas Mayer 1597–1618 – *Christoph Zeiger 1622– 1630 – *Johann Bregenzer 1640 – *Johannes Nicolai 1645 – Matthaeus Bentz 1647–1648 – Johannes Isaias Rohrbach 1652–1660 – Angelus Metz (Angelus a S. Theresia) 1660– 1662 – Spiridion Taschenberger (Spiridion a S. Theresia) 1662 – Johann le Crenier? (Dionysius a S. Elia) 1664–1667 – Ferdinand Auer (Avertanus a S. Elia) 1667–1670 und 1679–1681 – Johann Weickert (Damascenus a S. Theresia) 1670–1673 – Wolfgang Schinler (David ab Omnibus Sanctis) 1673–1676 – Bernhard Grespeck (Mathias a S. Avertano) 1676–1679 – Johann Adam Bals (Antonius a S. Gerardo) 1681–1685 – Johann Kuhn (Gerardus a Stigmatibus Salvatoris) 1685–1688 – Christophorus Herman (Francus a Conversione S. Augustini) 1688–1691 – Johann Philipp Schuster (Godefridus a S. Brocardo) 1694–1697 – Georg Christoph Wollenberger (Benedictus a S. Stephano) 1697–1700 – Johann Rudolph Ostler (Andreas a S. Corbiniano) 1700–1703 – Valentin Then (Angelinus a B. Virgine Maria) 1704–1706 – Georg Adam Roll (Arnoldus ab Assumptione BMV) 1706–1709 – Avertanus a S. Gerardo 1709–1714 – Desiderius a S. Spiritu 1712–1715 – Johann Franck (Paulus a S. Angelo) 1718–1721 – Georg Christoph Steinacher (Cherubinus a Ss. Trinitate) 1721–1723 – Anton Ulrich Graf (Crescentius a S. Udalrico) 1723–1724 – Otto a S. Anna 1724–1727 – Joseph Ignaz Tanner (Meinradus a S. Afra) 1727–1730, 1733–1736, 1739–1742 – Balthasar Schenck (Aloysius a S. Balthasare) 1730–1733 – Anton Freyhard (Fridericus a S. Margaretha) 1736–1739 – Johann Georg Zitter (Gerardus a S. Barbara) 1742–1745 – Andreas Dietz (Richardus a Corde Mariae) 1748–1751 – Jakob Anton Oberthür (Theodulus a S. Albino) 1751–1754 – Magnus Xaver Gottfried von Vögel (Michael a S. Gallo) 1754–1757 – Sebastian Franz Lutz (Barnabas a S. Rosina) 1757–1760 – Johann Aloys Mohr (Aloysius a S. Josepho) 1763–1766 – Franz Xaver Karl Dinger (Lotharius a S. Josepho) 1769–1772 – Andreas Schmid (Beatus a S. Andrea Corsini) 1776–1779 – Johann Andreas Veith (Thaddaeus a S. Melchiore) 1783–1786 – Ulrich Unold (Ambrosius a S. Antonio) 1786–1789 – Johann Christian Melber (Pius a S. Christiano) 1789–1792 – Franz Xaver Anton Beer (Willibaldus a S. Wunibaldo) 1792–1795 – Johann Thomas Spang (Columbanus a S. Theresia) 1793– 1798 – Caspar Gaiß (Anastasius a S. Johanne) 1799–1801 – Jakob Eberth (Vitus a S. Sulpitio) 1802–1806, letzter Prior des Konvents. LITERATUR Paul Beck, Ein altdeutsches Freskenstück von Justus de Alemannia (Justus von Ravensburg?) in Genua. In: Schwäbisches Archiv 26, 1908, Nr. 6, 81–86. – Arno Borst, Mönche am Bodensee: Eberhard Horgasser – Karmeliter in Ravensburg. Sigmaringen 1994, 320–338 – Deckert, Oberdeutsche Provinz – Deckert/Hösler, Schematismus – Dies., Acta – Alfons Dreher, Geschichte der Reichsstadt Ravensburg. 2 Bde. Weißenhorn 1972 – Peter Eitel, Evangelische Stadtkirche Ravensburg.

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München und Zürich 1984 (Schnell Kunstführer 1467) – Anton Gössi (Bearb.), Das Archiv der oberdeutschen Minoritenprovinz im Staatsarchiv Luzern. Luzern/München 1979 (LHV Archivinventare Heft 2) – Andreas Holzem, Konfessionskampf und Kriegsnot. Religion und Krieg in Ravensburg 1618–1648. In: Andreas Schmauder (Hg.), Hahn und Kreuz – 450 Jahre Parität in Ravensburg. Konstanz 2005, 41–75 (Hist. Stadt Ravensburg 4) – Gottfried Holzer, Der Streit der Konfessionen in der Reichsstadt Ravensburg. Diss. phil. Tübingen 1950, 126–134 – Konrad Lupberger, Beitrr. zur Gesch. einzelner Pfarreien: des Ravensburger Karmeliterklosters. In: Diözesanarchiv von Schwaben 13, 1895, Nr. 8, 126f. – Gustav Merk, Verzeichnis der Karmeliter-Prioren in Ravensburg. In: Schwäbisches Archiv 27, 1909, Nr. 1, 189f. – Ders., Inventar des Archivs der Karmeliter in Ravensburg. In: Schwäbisches Archiv 30, 1912, Nr. 4, 49–54; Nr. 5, 75–77; Nr. 7, 110–112; Nr. 8, 120–125 – Ders., Zur Gesch. des Sennerbades in Ravensburg. In: Schwäbisches Archiv 27, 1909, Nr. 1, 89 – Reg. episcoporum Constantiensium. Reg. zur Gesch. der Bischöfe von Constanz. Hg. von der Badischen Hist. Komm. Innsbruck 1895f. – Andreas Schmauder, Die Säkularisation der Ravensburger Stadtklöster. In: Alte Klöster, neue Herren. Ausstellungskat. Hg. von Hans Ulrich Rudolf. Ostfildern 2003, 669–676 – Ders., Evangelische Stadtkirche Ravensburg. Kirchenführer. Ravensburg 2003 – Ders., Ravensburg, Karmeliter. In: Württembergisches Klosterbuch. Hg. von Wolfgang Zimmermann und Nicole Priesching. Ostfildern 2003, 387f. – Ders., Der Weg zur Bikonfessionalität: Ravensburg als Sonderfall in der Gesch. (1540–1555). In: Ders. (Hg.), Hahn und Kreuz – 450 Jahre Parität in Ravensburg. Konstanz 2005, 25–40 (Hist. Stadt Ravensburg 4) – Benvenut Stengele, Inventuraufnahme, hier Karmeliter RV. In: Diözesanarchiv von Schwaben 2, 1885, Nr. 1, 76f. – Joseph Vochezer, Zur Gesch. des Karmeliterklosters. In: Diözesanarchiv von Schwaben 4, 1887, Nr. 1, 1f. 1 StadtA Ravensburg, Urk. 3750.  –  2 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 28f.  –  3 Ebd., 29.  –  4 Ebd., 29; Merk, Inventar, 53.  –  5 StadtA Ravensburg, Bü 134 a/1 (kop.).  –  6 Merk, Inventar, 53.  –  7 StadtA Ravensburg, Bü 134a/3 (kop.); Merk, Inventar, 50.  –  8 StadtA Ravensburg, Bü 134a.  –  9 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 106.  –  10 Ebd., 29.  –  11 Borst, Eberhard Horgasser, 335; StadtA Ravensburg, Bü 134a/4 (kop.)  –  12 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 305.  –  13 Ebd., 332.  –  14 Ebd., 59f.  –  15 Ebd., 66.  –  16 Borst, Eberhard Horgasser, 335.  –  17  tadtA Ravensburg, Karten und Pläne.  –  18 Merk, Inventar, 51.  –  19 StadtA Ravensburg, Bü 486b/10.  –  20 Holzem, Konfessionskampf, 67f.; Merk, Inventar, 124f. und beispielsweise: StadtA Ravensburg, Bd. 259, S. 105, Bd. 260, S. 701, Bd. 264, S. 72.  –  21  StadtA Ravensburg, Schrank 3: Baupläne u.a. Evang. Stadtkirche  –  22 Merk, Inventar, 51.  –  23  Ebd., 75–77, 110–112, 120–123; StadtA Ravensburg, Bü 2048b.  –  24 StadtA Ravensburg, Bü 2048b.  –  25  Ebd.  –  26  Ebd.  –  27 Ebd., Bü 1693c, 2048a, 2048b; vgl. Stengele, Inventuraufnahme, 67f.  –  28  StadtA Ravensburg, Bü 2048b.  –  29 Ebd.  –  30 Ebd., Bü 2048a/b.  –  31 Ebd., Bü 2048a; Stengele, Inventuraufnahme.  –  32 HStA Stuttgart, Kirchenrat E 200 Fasz. 16.  –  33 Ebd.  –  34 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 140–229 und Deckert/Hösler, Schematismus; die mit * gekennzeichneten Angaben sind Ergänzungen nach Merk, Verzeichnis der Karmeliter-Prioren; findet sich die Angabe gest., sind die Prioren im Ravensburger Chor beigesetzt worden.

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Regensburg ( Straubing ab 1367) Vermutlich 1290 riefen zwei Patrizierfamilien die Karmeliten nach Regensburg. Einige Jahrzehnte wirkten die Brüder dort an St. Oswald und dem angeschlossenen Neuen Spital, bevor der Konvent 1367 in die herzogliche Stadt Straubing übersiedelte und dort trotz der Widrigkeiten der Säkularisation als einziger oberdeutscher Karmel in ungebrochener Kontinuität vom Mittelalter bis heute karmelitanisches Leben weitertrug. Provinz Deutsche Provinz (bis 1291, 1297–1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1367) Diözese Regensburg Lage Das Karmelitenkloster befand sich an der nordwestlichen Ecke der ehemaligen arnulfinischen Stadtmauer, wo heute der Eiserne Steg die Donau überspannt. Die Gebäude verteilen sich auf die Grundstücke am Weißgerbergraben 1 und 3 (Flurnummern 692 und 691/1) sowie die Engelburgergasse 2 (Flurnummer 691). Patrozinium Die Karmeliten übernahmen eine bestehende Kapelle mit dem Patrozinium St. Oswald. Siegel Zu Siegeln von Prior und Konvent sind vor der Übersiedlung nach Straubing keine Zeugnisse bekannt. Ein späteres, spitzovales Prioratssiegel von 1398 zeigt Maria, die dem hl. Simon Stock das Skapulier überreicht. Ein Straubinger Konventssiegel von 1563 zeigt die übliche Verkündigungsszene mit Maria und Gabriel.1 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Die Regensburger Karmeliten datierten ihre Ankunft in der Bischofsstadt auf das Jahr 1290, doch fehlt eine Gründungsurkunde zur exakten Datierung. Die ältesten, chronologisch angelegten Konventskataloge der deutschen Karmeliten nennen Regensburg zwischen den Gründungen in Rottenburg (1289) und Dinkelsbühl (1291), was die Regensburger Tradition über die Anfänge des Konventes bestätigt. Auch der Ordenschronist Jakob Milendunck zählte den Regensburger Karmel nach der Reihenfolge in den Kapitelsakten als 17. Gründung innerhalb der bis 1291 noch ungeteilten Deutschen Provinz. Seit der Neugliederung 1348 wurde Regensburg als achtes oberdeutsches Kloster geführt. In der Bischofsstadt, die mit ihren Klöstern und Stiften seit karolingischer Zeit ein herausragendes geistliches Zentrum darstellte, unterhielten die anderen Bettelorden bereits Niederlassungen. Seit 1221 waren Franziskaner, seit 1229 bzw. 1233 Dominikaner und Dominikanerinnen in der Stadt. Erst 1267 hatten die Augustiner­ eremiten ihr Kloster eingerichtet. Obwohl eine ältere lokale Tradition die Ankunft der Karmeliten vermutlich in Verwechslung mit den Dominikanern auf das Jahr 1227 datiert – annähernd drei Jahrzehnte früher als der älteste deutsche Karmel in Köln –, waren diese dennoch der letzte Mendikantenorden, der in Regensburg Fuß fasste. Die älteste Urkunde des Karmelitenarchivs datiert erst 20 Jahre nach der Gründung des Hauses. Am 17. November 1311 gewährte Papst Clemens V. dem Kloster

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seinen Schutz.2 Dem Wortlaut nach wurde der Konvent bereits im vorhergehenden Jahrhundert eingerichtet, was zum erschlossenen Gründungsjahr 1290 passt. Am 24. April 1319 folgte der Aufruf des Papstes Johannes XXII. an die Bischöfe von Salzburg, Regensburg und Passau, die Karmeliten in Regensburg zu unterstützen.3 In der Tat bestätigten der Regensburger Bischof Nikolaus von Stachowitz 1321 und der Salzburger Metropolit Friedrich III. von Leibnitz 1324 und 1333 Rechte des Klosters.4 1330 werden die Karmeliten unter den ansässigen Mendikanten in den Akten einer Diözesansynode und im Bericht des Regensburger Bischofs an den Metropoliten in Salzburg genannt.5 Weniger exakt lässt sich der Kirchenbau datieren. Die Akten des Generalkapitels in Haarlem vom 6. Juli 1312 überliefern Baumaßnahmen des Regensburger Konvents, die Anlass für seine Befreiung von der Taxe waren.6 Da der Konvent auf dem Provinzkapitel 1327 in Boppard wieder mit einer normalen Taxation von sechs Groschen genannt wird,7 dürfte der heutige Bau von St. Oswald zwischen 1290 und 1327 zu datieren sein. Stiftungen Die Geschichte der Karmeliten in Regensburg verknüpft sich eng mit dem Neuen Spital, das an der nordwestlichen Ecke der Stadtmauer unmittelbar an der Einmündung des Weißgerbergrabens in die Donau lag. Kirche, Konvent und Spital waren auf dem gleichen Grundstück untergebracht, sodass für alle drei Institute identische Stifter anzunehmen sind. Die dort bereits bestehende Kapelle St. Oswald, die den Karmeliten zur Verfügung gestellt wurde, diente auch als Spitalkirche. Milendunck schreibt ausdrücklich, dass den Brüdern die „capella, sive ecclesia ibidem praeexistente, in honorem sancti Oswaldi olim constructa et conservata“ übergeben wurde.8 Die Existenz dieses Vorgängerbaus erklärt das für Karmeliten ungewöhnliche Patrozinium. Möglicherweise war die Oswaldkapelle für eine Klosterkirche zu klein, da die Karmeliten gleich nach ihrer Ansiedlung einen neuen Kirchenbau errichteten. Diese gotische Kirche vom Beginn des 14. Jhs. schließt unmittelbar mit ihrer Südwand an einen fünfgeschossigen Hausturm an, der bereits um 1210 entstanden war. Das Grundstück des Klosters bildete das nordwestliche Eck der mittelalterlichen Stadt direkt am Donauufer nahe Weinmarkt und Holzlände. Zusammen mit dem Hausturm deutet dies darauf hin, dass hier ein Patrizierhof in eine fromme Stiftung umgewandelt wurde. St. Oswald dürfte dann die ehemalige Hauskapelle gewesen sein. Eine Urkunde vom 30. April 1288 benutzt die Ortsangabe „oberhalp dem niwen spital in der Engelpoltstrazze“.9 Das Oswaldspital wurde für acht Pfründnerinnen, davon eine Schaffnerin, sowie für eine Magd eingerichtet. Die Frauen mussten sich für 12 Pfund bzw. später für 150 Gulden einkaufen. Für sie galt eine Ordnung nach klösterlichem Vorbild, die u. a. eine einheitliche Kleidung und Ausgangsbeschränkungen vorsah. Die revidierten Spitalordnungen von 1358, 1524 und 1574 behielten sechs der acht, zeitweise auch zwölf Pfründen den Erben der Stifter vor, während die anderen an über dreißigjährige Frauen vergeben werden sollten. Das Neue Spital blieb also unter dem Einfluss der Patrizier und diente zur Versorgung

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unverheirateter Töchter der Stifterfamilien, deren Besitzzentrum im gleichen Stadtviertel, der späteren Donauwacht, zu finden ist. Zumindest zu Beginn ist daher nicht von einer intendierten Seelsorgefunktion der Karmeliten für die Stadt auszugehen. Zwei Familien traten gemeinsam als Stifter des Spitals auf, nämlich Friedrich Auer, Kanzler von Obermünster und Herr auf Burg Weichs, sowie Karl Prager, Mitglied des äußeren Rats. Beider Wappen haben sich an den nördlichen Strebepfeilern des Chores erhalten. Karl Prager, letzter Nachfahre des ersten belegten Regensburger Bürgermeisters Otto Prager und Stifter der Hauskapelle St. Laurentius an der Haid, verstarb 1306/1307, sodass die Stiftung zum Unterhalt von acht Frauen und einer Magd in diesem „Neuen Spital an der Tunau“ noch zu seinen Lebzeiten erfolgt war oder durch seinen Tod veranlasst wurde. Als Testamentsvollstrecker und Nachfolger der Familie Prager engagierte sich die Familie Gumprecht für das Spital, die Kaiser Ludwig den Bayern bei seinem Re­ gensburgbesuch 1322 in ihrem Anwesen Neue-Waag-Gasse 1 beherbergte. In seinem Testament vermachte der Münzmeister Gumprecht an der Haid 1325 200 Pfund Regensburger Pfennige an das Spital, „das der Prager gestiftet“.10 Zwei Jahre später richtete sich die als Seelgerät gedachte Zuwendung seiner Witwe Irmgard an die Karmeliten.11 Das Gumprechtsche Familienwappen findet sich auf einem der beiden Schlusssteine im Chorgewölbe von St. Oswald. Den zweiten Schlussstein ziert das Regensburger Stadtwappen, das dort allerdings in seiner gegenwärtigen Form erst im 19. Jh. angebracht wurde und spätere Besitzverhältnisse dokumentiert.12 Der zweiten, mit den Gumprecht verschwägerten Stifterfamilie kam eine herausragende Rolle für das Kloster zu. Sie tätigte umfangreiche Stiftungen, sodass für das Oswald-Stift der Name „Reiches Spital“ aufkam. Die Auer hatten als bischöfliche Ministerialen durch Ämter und Grundbesitz Einfluss und Reichtum erworben. Sie waren u. a. Pröpste des Obermünsters und Mitglieder des Domkapitels. Im Jahr der Ansiedlung der Karmeliten, 1290, war Karl Auer Bürgermeister von Regensburg. Friedrich I. Auer gehörte 1307–1315 zum Rat, 1315–1317 war er Bürgermeister, während gleichzeitig ein Gumprecht das Amt das Stadtkämmerers innehatte. Friedrichs Sohn Friedrich II. Auer von Brennberg ist 1322 als herzoglicher Zollrichter und 1327–1329 als bischöflicher Kämmerer, nicht jedoch als Ratsherr fassbar. Die Familie Auer trat von 1322 bis etwa 1350 am Dom als Stifter der Katharinenkapelle und der Auerfenster im südlichen Seitenschiff auf. Zwischen 1312 und 1324 erbaute sie sich in ihrem vor 1287 erworbenen Haupthaus Am Römling 12 eine Hauskapelle, die als Einstützenraum überaus repräsentativen Charakter hatte und deren Bauplastik ebenfalls dem Umkreis der Dombauhütte zugehört. Weitere Entwicklung Am 17. September 1318 beurkundete die Stadt Regensburg einen Grundstückstausch mit dem Spital.13 Ein Haus wurde vom Spital zur Erweiterung des Rathausplatzes an die Stadt abgetreten. Im Gegenzug erhielt das Spital ein Haus, das gerade erst „auzzen an dem spytal auf dem graben gegen der padstuben“ erbaut worden war – nämlich im Zuge der Stadterweiterung am Weißger-

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bergraben. Ein spitzbogiges Portal in der Nordwand des Chores von St. Oswald (an der Stelle des 1750 angebauten Treppenturms), die Nennung von 1288 und das Einwohnerverzeichnis von 1430/1432, welches das Neue Spital unter der Engelburgergasse auflistet, bestätigen die ursprüngliche Zuordnung der Gebäude auf die Donau bzw. die Engelburgergasse. Der Schlafsaal der Spitälerinnen befand sich zunächst westlich in der Flucht der Kirche und wurde 1604 zur Erweiterung der Kirche abgerissen. Der Hausturm bot wenig Raum und diente im Erdgeschoss als Sakristei. Das neue Gebäude am Weißgerbergraben dürfte demnach als Klostergebäude verwendet worden sein. Wo jedoch von 1290 bis 1318 der Konvent der Karmeliten untergebracht war, bleibt unklar. In den Jahren nach 1320 reagierte die Stadt restriktiv auf die weitere Entwicklung der jungen Niederlassung des Ordens und verbot Zuwendungen, Grundstücks- oder Hausverkäufe sowie die Ausführung von Baumaßnahmen für die Karmeliten.14 Vermutlich bot das Zerwürfnis der Stifterfamilie Auer 1326 mit dem Stadtregiment den Anlass, doch dürfte zumindest der Kirchenbau bis dahin abgeschlossen gewesen sein. Der Neubau der Oswald-Kirche mit einem langen, für einen Konvent geeigneten Chorraum legt nahe, dass die Beherbergung der Karmeliten beim Neuen Spital nicht nur als Übergangslösung gedacht war. Die enge Bindung zwischen den Stiftern und dem Kloster erklärt die Parteinahme der Regensburger Brüder für Ludwig den Bayern im Streit zwischen dem Kaiser und Papst Johannes XXII. Damit stellten sie sich zwar gegen die allgemeine Haltung ihres Ordens, folgten aber der kaisertreuen Politik der stadtadligen Familie Auer. Als sich Friedrich Auer 1330 an die Spitze eines Aufstandes gegen den vor allem von Kaufleuten dominierten Magistrat stellte und sich das Bürgermeisteramt verschaffte, gab ihm Kaiser Ludwig der Bayer durch einen Besuch in der Bistumsstadt 1331 zusätzlichen Rückhalt. Der Kaiser stellte am 21. März dieses Jahres dem Karmelitenkonvent eine Schutzurkunde wegen der besonderen von den Karmeliten erfahrenen Fürsorge und Treue aus.15 Der kaiserliche Schutzbrief stärkte die Stellung sowohl der Brüder wie des Geschlechts der Auer in ihrem Konflikt mit den vom Kaiser in der Urkunde ausdrücklich genannten Bürgermeistern, Räten und Bürgern der Stadt. Die besondere Situation in Regensburg dürfte auch den einmonatigen Aufenthalt des Provinzials der 1327 wiedervereinigten Deutschen Provinz, Sibertus de Beka, veranlasst haben, der nach Ausweis des Mainzer Provinzkapitels von 1329 dort eine Visitationsreise nach Weißenburg, Dinkelsbühl und Esslingen begann.16 Als die Machtverhältnisse in Regensburg 1334 erneut umschlugen, zogen die Auer sich auf ihren erheirateten Landsitz Brennberg zurück. Damit verloren die Karmeliten ihren bedeutendsten Förderer, wenngleich die Familie Auer auch nach der Vertreibung aus Regensburg das Patronat über St. Oswald und die zugehörige Stiftung bis zum Aussterben der direkten Linie 1483 ausübte. Nach den Kapitelsakten hielt sich der Provinzial 1337 erneut in Regensburg auf. Als Anlass wird der Abschluss eines Vergleichs mit der Stadt genannt, ohne dass weitere Angaben folgen.17 Bis zum Jahr 1348 wurde St. Oswald aus ungenannten Gründen auffallend häufig von der Taxe befreit. Milendunck schließt aus diesen

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vereinzelten Informationen auf größere Schwierigkeiten entweder mit Bischof und Domkapitel oder mit der Stadt sowie auf eine finanzielle Notlage des Konventes.18 Zwei Urkunden von 1353 dokumentieren Rechte des Klosters auf Zehnten bei Leiblfing und eine Messstiftung in der Neuen Kapelle zu Plattling.19 Verlegung des Kovents nach Straubing 14 Jahre später erfolgte recht unvermittelt die Übersiedlung des Karmels nach Straubing. Dieser ungewöhnliche Vorgang wurde in mehreren Urkunden dokumentiert. Am 6. April 1367 bestätigte Papst Urban V. in Avignon auf Bitten des Bayernherzogs Albrecht I. dem Provinzial der Oberdeutschen Provinz die Verlegung des Regensburger Konvents nach Straubing. Als Grund wird ausdrücklich die hochwassergefährdete Lage von St. Oswald genannt.20 Da das Regensburger Bischofsamt gerade unbesetzt war, beauftragte Erzbischof Johannes von Prag am 9. Juli 1368 den Regensburger Kustos Andreas mit der Transferierung des Konvents. Am 15. August 1368 erteilte Landgraf Johann von Leuchtenberg in Vertretung des Herzogs die Genehmigung zur Niederlassung in Straubing. Die Nähe zum herzoglichen Hof war ein unbestrittener Standortvorteil Straubings, das Albrecht I. seit 1353 als Residenz diente, bis dahin aber noch kein Kloster besaß. Umso erstaunlicher ist, wie die Regensburger Tradition den Ortswechsel erklärt. Sowohl die Annales Boica als auch eine Straubinger Handschrift des 16. Jhs. sprechen von einer erzwungenen Umsiedlung, da der Konvent mit dem Regensburger Bischof in Streit geraten sei.21 Zur Erweiterung des Domes ließ Bischof Konrad V. die benachbarte Johanneskirche abbrechen und an einer anderen Stelle neu errichten. Recht freimütig habe ein Karmelit daraufhin in seinen Predigten den bischöflichen Prunk kritisiert, was den Konflikt zur Eskalation gebracht habe. Diese Darstellung verzerrt zumindest teilweise die Umstände. Konrad von Haimberg führte zwar als Dompropst während der Sedisvakanz 1365–1368 die Geschäfte, wurde aber erst 1368 zum Bischof von Regensburg gewählt. Die Beschuhten Karmeliten von St. Oswald hatten schon längst in Straubing eine neue Heimat gefunden, als Kaiser Ferdinand II. 1634 im Zuge der Gegenreformation Unbeschuhte Karmeliten nach Regensburg rief. Sie ließen sich zunächst in der ehemaligen Johanniterkommende St. Leonhard, ab 1641 dann in St. Josef am Kornmarkt nieder, wo der Konvent mit einer kurzen Unterbrechung während der Säkularisation bis heute besteht. Die Liste der Pfründnerinnen im Neuen Spital führte noch 1432 Ulrich Gumprechtin und 1436–1440 Katrey Gumprechtin an. Für die Seelsorger gab es seit 1325 eine Kaplansstelle mit einem Wohnhaus in der Engelburgergasse Nr. 17. Das Spital kam 1483 zusammen mit dem Gotteshaus nach dem Aussterben der direkten Linie der Auer in den Besitz der Stadt. Im 15. Jh. sollen die Pfründen zum Unterhalt von Nonnen für die Krankenpflege verwendet worden sein. 1537 übertrug der Rat die Spitalverwaltung an das Almosenamt. Seit dem 19. Jh. wurden die Stiftungen in der „Verwaltung der Evangelischen Wohltätigkeits- und Unterrichtsstiftungen“, der heutigen „Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung in Regensburg“,

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zusammengefasst, deren Stiftungsarchiv im Archiv der Stadt Regensburg verwahrt wird. In den 1909 durch die Zustiftung der Sidonie-Wolf´schen Töchterheimstiftung nochmals umgebauten Gebäuden des Klosters unterhält das Studentenwerk Regensburg seit 1976 eine Wohnanlage mit 28 Zimmern, das Oswaldstift. 1542 schloss sich die Reichsstadt der Reformation an. Der Magistrat ließ in der Spitalkirche seit 1553 evangelische Gottesdienste abhalten. Als Unwetterschäden St. Oswald 1563 unbenutzbar machten, wich man für die Gottesdienste auf die an die Stadt verpfändete Dominikaner- und die städtische Neupfarrkirche aus. Heute ist St. Oswald Nebenkirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Dreieinigkeitskirche, der Stadtgemeinde für die Obere Stadt, seit 1951 gleichzeitig Sitz des Regensburger Kirchenkreises. Eine grundlegende Restaurierung der Oswaldkirche durch die evangelisch-lutherische Gemeinde 1985–1991 trug dazu bei, dass der barocke Kirchenraum weiterhin regelmäßig für Gottesdienste und Konzerte genutzt werden kann. ARCHIV Durch die Übersiedlung der Regensburger Karmeliten nach Straubing kam es auch zu einer Verlagerung des Archivs. Zu dessen Verbleib siehe also: Archiv der Straubinger Karmeliten, heute im Hauptstaatsarchiv München, Straubing-Karmeliten. Von den 561 erhaltenen Urkunden fallen zehn in die Regensburger Phase22 [ Straubing]. Die beiden Papsturkunden von 1311 und 1367 wurden im Urkundenbuch des Straubinger Karmels 1795 eingetragen (Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 28704). Jakob Milendunck, der Chronist der Niederdeutschen Provinz, notierte in der Zeit um 1670 die wichtigsten Begebenheiten aus der kurzen Geschichte des Regensburger Karmels (ISF KB 46, fol. 263–265). Das Archivgut des Spitals befindet sich im Bestand des Almosenamts bzw. der Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung im Stadtarchiv Regensburg (bes. almB 3, 41– 44; almB 202, 350 und Eccl. I, 10,143). Einige Dokumente sind im Regensburger UB Bd. 1 und Bd. 2 ediert.23 Die Unterlagen der evangelischen Gemeinde archiviert das Landeskirchliche Archiv Regensburg. Gedruckte Quellen: Zu den Bischofsurk. von 1321–1333 vgl. Franz Martin, Reg. der Erzbischöfe von Salzburg und des Domkapitels von Salzburg. 3 Bde. Salzburg 1928/1931/1934, Nr. 156, 401 und 714. Teilweise sind die Straubinger Urk. als Reg. gedruckt in: Karl Heinrich von Lang, Reg. sive Rerum Boicarum Autographa (Reg. Boica). Bd. 5. München 1836, 238. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Eine dem hl. König Oswald geweihte Kapelle bestand 1290 bereits. An ihrer Stelle errichteten die Karmeliten den heutigen, einschiffigen Bau mit eingezogenem Chor, dessen kurzes Langhaus in einer Linie mit dem benachbarten Hausturm liegt und gegenüber der Engelburgergasse zurückspringt. Diesen fünfgeschossigen Hausturm (um 1210) integrierte man in die Südfassade. Ein Spitzbogenportal in der Nordwand des Chorraums markiert die ursprüngliche Zugangssituation

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zur Donau hin. 1312 wurde der Regensburger Konvent wegen Baumaßnahmen von der Taxe befreit. Dass die Steinmetzzeichen teilweise mit denen an Dom und an St. Emmeram übereinstimmen, erklärt die qualitätvolle Ausführung der Arbeiten.24 Nach dem Wegzug der Karmeliten diente St. Oswald weiterhin als Kirche des nun städtischen Spitals. 1604–1605 wurde das Langhaus verlängert, um der neuen Nutzung als Gemeindekirche besser gerecht zu werden. Hierfür wurde der im Westen vorgelagerte Schlafsaal der Pfründnerinnen abgerissen.25 Seit 1708 wurde die Innenausstattung barockisiert, 1724–1726 auch der Chor neu gestaltet. 1908 fügte man der Kirche noch eine westliche Vorhalle und einen Dachreiter hinzu. 1985– 1991 wurde St. Oswald denkmalpflegerisch untersucht, die Bausubstanz gesichert und die Innenausstattung restauriert. Die Klostergebäude schlossen sich im Süden an die Kirche an. Sie gruppieren sich zwischen Weißgerbergraben und Engelburgergasse um einen Hof. Ältester Bestandteil ist der romanische Hausturm Engelburgergasse 2. Der um 1210 erbaute Turm wurde für das Spital oder Kloster umgenutzt und ist mit seiner Schaufront auf den Hof ausgerichtet. In seinem Obergeschoß hat sich ein Holzeinbau von 2,7 x 3 m aus dem 15. Jh. erhalten, möglicherweise eine Strafzelle. Im 16. Jh. erhielt der Turm einen kleinen Anbau mit zwei Bögen zum Hof. 1318 kam der lange Flügel am Weißgerbergraben 3 als Spitalgebäude hinzu, dessen Zellen 1690 mit Kachelöfen ausgestattet wurden und der im Erdgeschoss eine große, als Stallung genutzte Halle besaß. Dieses ursprünglich zweigeschossige Gebäude wurden 1873 tiefgreifend umgebaut und nach einer Zustiftung der Sidonie Wolf 1909 aufgestockt, doch blieben einige Mauern aus dem 14. Jh. erhalten. Von der Kirchenausstattung der Karmeliten haben sich keine Überreste erhalten. 47 Jahre nach der Übersiedlung nach Straubing ließ der Prior Ulrich Hohenburg dort 1414 ein Inventar des beweglichen und unbeweglichen Besitzes anfertigen (Bayerisches HStA München, KL71). Möglicherweise stammen Teile der dortigen Liste noch aus der Regensburger Zeit. Kurz vor der Reformation besaß die Kirche drei Altäre.26 Eine um 1300 datierte Weihenotiz im Clm 14375 (s. o.) bezieht sich nicht auf die Kloster- und Spitalkirche, sondern auf eine zweite Kapelle mit diesem Patrozinium auf dem Friedhof des Klosters St. Emmeram in Regensburg. Sie nennt nur Reliquien für einen einzigen Altar. PRIOREN Die Prioren sind namentlich nicht bekannt. LITERATUR Martin Angerer/Heinrich Wanderwitz (Hg.), Regensburg im Mittelalter 1. Beitrr. zur Stadtgesch. vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit. Regensburg 1995, bes. 131, 208f., 220–222, 229, 361, 458 – Anke Borgmeyer, Achim Hubel, Andreas Tillmann, Angelika Wellnhofer, Stadt Regensburg. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Denkmäler. Regensburg 1997, 628–631 (Denkmäler in

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Bayern III. 37) – Adalbert Deckert, Niederlassungen der Beschuhten Karmeliten im Bistum Regensburg. In: Beitrr. zur Gesch. des Bistums Regensburg 12, 1978, 309–335, bes. 327f. – Ders., Oberdeutsche Provinz, 24f. – Artur Dirmeier/Peter Morsbach, Spitäler in Regensburg. Krankheit, Not und Alter im Spiegel der Fürsorgeeinrichtungen und Krankenhäuser einer Reichsstadt. Regensburg 1994, 27–30 (Großer Kunstführer 192) – Karl Theodor Gemeiner, Regensburgische Chronik 1800–1824. 4 bzw. 2 Bde. Nd. 2. Aufl. Regensburg 1987 – Martin Hoernes, Die Hauskapellen des Regensburger Patriziats. Stud. zu Bestand, Überlieferung und Funktion. Regensburg 2000, bes. 79, 158–161, 257 – Ferdinand Janner, Gesch. der Bischöfe von Regensburg. Bd. 2 (1126–1277). Regensburg 1884, bes. 341f. – Felix Mader, St. Oswald. In: Ders., Die Kunstdenkmäler von Bayern 2. Regierungsbez. Oberpfalz 22.2 – Stadt Regensburg. Die Kirchen der Stadt. München 1933, 287–297 – Martini, Carmel 2, bes. 357f. – Peter Morsbach, Evangelische Kirchen in Regensburg. München/Zürich 1991, 25–31 (Großer Kunstführer 176) – Armin Ruhland, Gesch. und Ausstattung der St. Oswald-Kirche. In: Wolfgang von UngernSternberg (Hg.), Festschrift anlässlich der Festwochen nach der Renovierung der St. Oswald-Kirche. Regensburg 1991, 8–12 – Johann Schmuck, Ludwig der Bayer und die Reichsstadt Regensburg. Der Kampf um die Stadtherrschaft im späten Mittelalter. Regensburg 1991, bes. 112–116, 361–363. 1

HStA München, KU 45 und 260.  –  2 Ebd., Straubing-Karmeliten, U1.  –  3 Martin, Reg. der Erzbischöfe von Salzburg Nr. 156 u. 401.  –  4 Ebd.  –  5 Ebd., Nr.714.  –  6 ISF KB 46, fol. 263–265, hier 263.  –  7 Ebd., 264.  –  8 Ebd., 263.  –  9 Johann Geier, Die Traditionen, Urk. und Urbare des Klosters St. Paul in Regensburg. München 1986, Urk. Nr. 11 (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Gesch. NF 34).  –  10 Regensburger UB 1. Die Urk. der Stadt bis zum Jahre 1350. Hg. von Josef Widemann. München 1912, Nr. 486 (Mon. Boica 53).  –  11 Ebd., Nr. 524  –  12  Morsbach, Evangelische Kirchen.  –  13 Regensburger UB, Nr. 360.  –  14 Ebd., Beilage III, 728; vgl. Gemeiner, Regensburgische Chronik, Bd.1, 462.  –  15 Ebd., 543; vgl. Böhmer, Reg. Imperii 7, Nr. 1094.  –  16 ISF KB 46, fol. 264.  –  17 ISF KB 43, fol. 68.  –  18 ISF KB 46, fol. 264.  –  19 HStA München, StraubingKarmeliten, U8 (8.9.1353 zu Leiblfing); U9 (18.10.1353 zu Plattling).  –  20 Das Frühjahrshochwasser 1367 scheint allgemein besondere Schäden angerichtet zu haben, vgl. Gemeiner, Regensburgische Chronik, Bd. 2, 145.  –  21 Martini, Carmel 2, 357f.; Aventin: Annales Ducum Baioariae VII, cap. 21, 471.  –  22 Die erste erhaltene Urk. (Signatur: U1) datiert vom 17.11.1311. Papst Clemens V. stellte einen Schutzbrief für den Regensburger Prior und seinen Konvent aus. Weitere Papsturk. sind durch Bestätigungen des Regensburger Bischofs Nikolaus von Stachowitz (U2–3 vom 5.10.1321. U2 mit der Erlaubnis, neue Konvente zu begründen) bzw. des Salzburger Erzbischofs Friedrich III. von Leibnitz (U4 und U6–8 vom 5.2.1324 und 4.5.1333) überliefert, darunter die Exemtion des Ordens vom 13.3.1317 (U7). Die Urk. Kaiser Ludwigs des Bayern vom 21.3.1330 ist im Original (U5/ Kaiserselekt 402) überliefert und gedruckt in: Mon. Boica 14. Mon. Monasterii Carmelitarum Straubinganorum. München 1784, Nr. 1). Zwei weitere Urk. betreffen die Erwerbung eines Zehnten bei Leiblfing (U8 vom 8.9.1353), eine bezeugt eine Messstiftung in der Neuen Kapelle zu Plattling (U9 vom 18.10.1353; Deckert, Niederlassungen, 327f.). U2–7 und U10 sind gedruckt im Bull. Carm. 1, 57–67 sowie 610f. U11–U14 betreffen die Übersiedlung des Konventes nach Straubing.  –  23 Regensburger UB 2. Die Urk. der Stadt 1351–1378. Hg. von Josef Widemann und Franz Bastian. München 1956 (Mon. Boica 54).  –  24 Morsbach, Evangelische Kirchen, 25–31. Ebenso: Dirmeier, Spitäler, 27–30. Hoernes, Hauskapellen, 181: Steinmetzzeichen nicht unbedingt Dombau sondern

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eher St. Emmeram.  –  25 Morsbach, Evangelische Kirchen, 25–31.  –  26 Eberhard Wassenberg, Ratisbona Religiosa, Handschrift Regensburg 1654/1659 mit Kapellenverzeichnis von 1517 (BiZA Regensburg, Hist. eccl. I.21, Bd. 4, fol. 174r): „In novo hospitali ad S. Oswaldum tria altaria“.

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Rottenburg Die Ansiedlung von Karmeliten in Rottenburg erfolgte seit 1276 auf Initiative Graf Albrechts von Hohenberg, des bekannten Minnesängers und Schwagers Rudolfs von Habsburg, und muss wohl in Zusammenhang mit der Neuanlegung der Stadt Rottenburg gesehen werden. Es handelt sich um das älteste Kloster Rottenburgs und die zweite Gründung von Karmeliten im Raum des heutigen Württemberg. Das 1381 an Österreich gefallene Kloster überdauerte die Wirren von Reformation, Dreißigjährigem Krieg und Aufklärung und hielt sich trotz vieler Rückschläge, bis es 1806 von Württemberg aufgehoben wurde. Überregionale Bedeutung hat es nicht erlangt. Provinz Deutsche Provinz (bis 1291, 1297–1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1806) Diözese Konstanz Lage Das Kloster wurde an einem Platz unmittelbar am Neckar gegründet, den Graf Albrecht von Hohenberg den Karmeliten geschenkt hatte. Vermutlich stand an dieser Stelle die Wasserburg des früheren Ortsadels, der hochadeligen Herren von Rotenburg.1 Die mehrfach umgebauten und erweiterten Klostergebäude beherbergen seit 1817 das Priesterseminar der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die barocke Vierflügelanlage ordnet sich um einen quadratischen Innenhof und bestimmt die Neckarpartie des Rottenburger Stadtbildes. Ein Portal aus dem Erbauungsjahr 1735 zeigt das Klosterwappen im Giebelfeld. Nach grundlegendem Umbau sind im Langhaus der ausgeräumten Kirche seit 1996 Diözesanmuseum und Diözesanbibliothek untergebracht. Patrozinium Patrozinium war die Heiligste Dreifaltigkeit. Siegel Das Konventssiegel zeigt die stehende Muttergottes im Strahlenkranz, links und rechts flankiert von je einem knienden Mönch (Karmeliter) in adoranter Hal­ tung. Umschrift (schwer lesbar): S(IGILLVM) CONVENTVI ORDINIS S(AN)C(TE) MARIE ROTENBURG(ENSIS).2 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Graf Albrecht II. von Hohenberg schenkte wohl um 1276 dem Orden „sancte Marie de monte Carmeli“ einen Platz am Neckarufer in Rottenburg zur Erbauung eines Klosters, dessen Grundstein 1281 gelegt worden sein soll.3 1292 bestätigte Bischof Rudolf von Konstanz unter Vorbehalt der pfarreilichen Rechte den Bauplatz in der „nova civitas dicta Rotenburg“ zur Errichtung eines Oratoriums und einer Kirche mit Glockenturm.4 Zwei Jahre später erneuerte Bischof Heinrich II. von Konstanz die Urkunde seines Vorgängers und erteilte die Ermächtigung zum Predigen und Beichtehören sowie zur Annahme von Vermächtnissen durch die Karmeliten, wobei er einen Ablass von 40 Tagen für die Anhörung der Karmeliterpredigten hinzufügte.5 Ein weiterer Ablass wurde dem Kloster von Bischof Nikolaus von Konstanz 1339 verliehen.6 Päpstliche Privilegien und die Exemtion von der bischöflichen Jurisdiktion sollten folgen.7

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Stiftungen Von Anbeginn an erfreuten sich die Karmeliten der Gunst und Förderung ihrer Stifterfamilie, der Grafen von Hohenberg. Bereits Graf Albrecht II. hatte dem Kloster Steuerfreiheit verliehen und ihm 1 Malter Roggengült aus seinem Bauhof zu Rottenburg und 1 Ohm Weingült aus seinen Weinbergen in der Unhalde vermacht.8 1327 bestätigte Rudolf von Hohenberg dem Kloster die von seinem Vater Albrecht gewährten Freiheiten. Gräfin Margarethe von Hohenberg stiftete 1361 32 Pfund Heller für eine Jahrzeit und vermachte „an den Bau“ des Karmelitenklosters außerdem 20 Pfund Heller. Ihr Sohn Rudolf II. bestätigte 1376 die Schenkung seines Urahns Albrecht unter Erneuerung aller Freiheiten. Diese Privilegien wurden auch vom Haus Österreich, an das die Grafschaft Hohenberg 1381 überging, regelmäßig erneuert. 1529 bestätigte König Ferdinand die von den Grafen von Hohenberg und den österreichischen Erzherzögen Leopold (1393) und Albrecht (1453) an die Karmeliten verliehenen und bereits 1498 durch König Maximilian erneuerten Gnaden, Freiheiten und Privilegien, was 1597 von König Rudolf II. nochmals wiederholt wurde.9 Wie die abschriftlich erhaltene, lateinische Klosterchronik aus dem 18. Jh.10 berichtet, erlangten die Karmeliten in Rottenburg durch ihren „erbaulichen Lebenswandel“ und die strenge Befolgung der Ordensregel bald ein hohes Ansehen und erfreuten sich großer Beliebtheit in der Stadt. Dies führte zu zahlreichen Stiftungen und Almosen des Adels aus Rottenburg und Umgebung sowie zunehmend auch der Rottenburger Bürgerschaft. Schenkungen, Mess- und Jahrtagstiftungen trugen zum Aufblühen des Klosters im 14. Jh. bei. Zu nennen sind hier vor allem die Herren von Ehingen zu Entringen, die bereits 1294 mit einer Messstiftung hervortraten.11 1302 stifteten sie zur Vollendung des Klosterbaus zwei Hofstätten in Rottenburg und 1343 eine Kapelle in den Kreuzgang des Klosters, wo ihr Erbbegräbnis eingerichtet wurde. 1668 wurde es von dieser Kapelle auf den St. Anna-Altar in der Klosterkirche transferiert und noch 1699 vermachte Sigmund von Ehingen als letzter seines Stammes dem Kloster 100 Gulden. Als Förderer kamen die Herren von Ow hinzu, die u.a. 1358 aus ihrem Gut zu Obernau ein ewiges Licht für das Dormitorium stifteten und mehrere Mitglieder des Konvents stellten. Die Herzöge von Teck stifteten 1362 200 Pfund zur Errichtung eines nach ihnen benannten Altars. Zu nennen sind ferner die von Kürnberg, die Stetten, die Gundelfingen und Bubenhofen sowie die Schenken von Stauffenberg. Bereits im 14. Jh. gesellten sich dazu Vertreter der Rottenburger Patriziergeschlechter wie die Ammann, die Walch, die Stahler und die Merhilde. Zur wirtschaftlichen Blüte des Klosters trugen auch selbst getätigte Käufe bei. 1467 wird ein Klosterhof in Wurmlingen aufgeführt. In einem Urbar des 18. Jh. werden Besitzungen in 22 Orten genannt, darunter in Bierlingen, Dettingen, Ehingen, Haigerloch, Seebronn und eben in Wurmlingen.12 Bereits im 15. Jh. erregte der vor allem aber auf Mess- und Begräbnisstiftungen beruhende Wohlstand der Karmeliten den Neid der Pfarrgeistlichkeit von St. Martin. Der dortige Kaplan Georg Flöß erklärte 1435 das Begräbnis bei den Karmeliten für rechtswidrig und unkanonisch. Die dort für die Verstorbenen dargebrachten

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Gebete und Opfer seien unwirksam. Der damalige Prior Johannes Klärer bezeichnete ihn daraufhin als Irrlehrer und verklagte ihn beim Bischof in Konstanz.13 Dessen Generalvikar führte 1438 eine Einigung herbei, nach der es den Karmeliten weiter erlaubt sein sollte, Pfarrangehörige auf deren Wunsch zu bestatten. Allerdings mussten die feierlichen Exequien vorher in der Pfarrkirche abgehalten werden. 100 Jahre nach seiner Gründung umfasste der Konvent der Karmeliten in Rottenburg 14 Mitglieder.14 Weitere 100 Jahre später war das Kloster samt Kirche baufällig und zu eng geworden. 1475 begann man daher mit dem Umbau zu einer wesentlich vergrößerten Vierflügelanlage, die unter der Leitung von Meister Hans Schwarzacher, dem Erbauer des Rottenburger Domturms, entstand. Am 28. August 1490 konnte der Konstanzer Weihbischof Daniel Zehnder die Kirche zusammen mit den Altären, dem Friedhof und einem Teil des Kreuzgangs, der neu eingewölbt worden war, feierlich einweihen sowie die einzelnen Begräbnisstätten benedizieren. Auch wurde noch die linke Seitenkapelle zu Ehren Johannes des Täufers und ein neuer Altar auf der linken Seite geweiht. Als Kirchweihtag wurde der Sonntag vor Johannes Baptist festgesetzt. Anschluss an Ordensreformen Im Jahr 1528 beauftragte die Regierung zu Innsbruck die Rottenburger Amtleute mit Wissen des Rates, das liegende und fahrende Gut aller Klöster der Herrschaft Hohenberg aufzunehmen, „da die Ordensleute, wie man’s täglich sieht, übel hausen“.15 Im November begann die Inventur bei den Karmeliten. Sie litten unter Personalnot, da viele Mönche regelwidrig außerhalb der klösterlichen Gemeinschaft lebten, was Missstände in der Verwaltung des Vermögens nach sich zog. Der 1533 vom Prior Johannes Flamm beim Provinzial angeforderte Rottenburger Bürgerssohn Jakob Bern hatte nicht die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt, sondern erwies sich als Anhänger der Lehren Luthers und hatte Kontakt zu Ambrosius Blarer. Unter seinem Einfluss zerfiel der Konvent. Die Novizen und ein Teil der Ordenspriester entliefen von den neuen Lehren angesteckt, sodass 1537 allein der Prior und zwei Konventualen im Kloster lebten. Nur durch das energische Eintreten des Provinzials Andreas Stoß konnte das Karmelitenkloster vor der Aufhebung gerettet werden. Bern wurde seines Amtes enthoben und seine Stelle mit einem Diözesanpriester besetzt, da offenbar kein Konventuale dafür geeignet war. Der Rottenburger Rat, der die Klosterpfleger stellte, die die Aufsicht über die Haushaltung der Karmeliten führten, regte bei der österreichischen Regierung in Innsbruck nun die Einverleibung des Karmelitenklosters in das Rottenburger Spital an. Andreas Stoß, der das Kloster am 9. Mai 1537 visitierte, erklärte der Regierung, dass der Prior und ein weiterer Konventuale sowie der dort lebende ehemalige Zisterzienser Konrad von Reutlingen aus Bebenhausen durchaus in der Lage seien, die Stiftungsgottesdienste, Predigten und Gebetsverpflichtungen zu erfüllen. Ferner bemühte er sich um Ersatz für die durch die Reformation entlaufenen „Klosterkinder und Profeß“16 und für fünf verstorbene Konventualen. Zwei neue Klosterpfleger wurden eingesetzt und die Schlüssel der Klosterpforte neu verteilt. 1556 lebten im Konvent neben dem Prior zwei Ordenspriester und drei „Jung“,

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die den auferlegten Verpflichtungen nachkamen, sodass die Amtleute nach Innsbruck berichten konnten, „dass kein Abgang oder Mangel“ zu verspüren sei. 1566 allerdings forderte König Ferdinand den Provinzial auf, mehr Sorge für den Rottenburger Konvent zu tragen, der sowohl in geistlicher wie finanzieller Hinsicht in einem elenden Zustand sei. Damit hängen wohl auch die Bestrebungen des Konstanzer Generalvikars Pistorius 1593 bei der päpstlichen Kurie zusammen, das Karmelitenkloster dem damals aufstrebenden Jesuitenorden zu übergeben, der sich 1649 in Rottenburg niederließ. Provinzial Georg Sattler (1587–1603) konnte die Gefahr abwenden. In Zukunft wurden die Gottesdienste eifriger besorgt und die Ordensregel gewissenhafter befolgt, sodass bald wieder eine Konventsstärke von 20 Mitgliedern erreicht wurde. Dies war u. a. das Verdienst des Priors Bartholomäus Eiselin, der 1612–1638 und wieder 1641–1644 dem Konvent vorstand und von 1616 an für 24 Jahre zugleich Provinzial war. Allerdings brachte der Dreißigjährige Krieg die nächste Krise mit sich. Da die Konventualen im Schwedenkrieg dem neuen Herrn Herzog Julius Friedrich von Württemberg den Huldigungseid verweigerten, wurden sie am 2. Oktober 1633 „relictis omnibus solo archivio ad locum securo translato“17 aus ihrem Haus vertrieben. Während dort der Ratsherr Johannes Leichtner mit seiner Familie einzog, fanden Prior Eiselin und vier Konventualen Unterkunft in Hirrlingen. Vier weitere wurden im Ravensburger Konvent aufgenommen [→ Ravensburg]. Nach der Schlacht bei Nördlingen (6. April 1634) konnten sie am 18. September 1634 wieder in ihre angestammten Gebäude zurückkehren. Allerdings zwangen Not und Armut nun zum Verkauf von Kelchen, Ziborien, einer Monstranz und anderer silberner Gerätschaften, die vor der Vertreibung zusammen mit wertvollen Handschriften in Sicherheit gebracht worden waren. Am 5. April 1638 erfolgte ein erneuter Überfall der Schweden auf das Kloster. Noch verheerender sollte es die Karmeliten jedoch sechs Jahre später treffen. Am 19. August 1644 zerstörte ein großer Stadtbrand in Rottenburg auch das Karmelitenkloster samt Bibliothek, während das Archiv gerettet werden konnte. Von der Kirche blieben nur der Chor und die Johanneskapelle stehen. Die Religiosen konnten zunächst im Haus des Kollegiatstifts in Ehingen wohnen, bevor Prior Eiselin eine Unterkunft für fünf bis sechs Konventualen und eine Scheuer für die Feldfrüchte baute. Noch unter seinem Priorat wurde trotz großer Schwierigkeiten mit dem Neubau begonnen. Zuerst wurden der Wohnbereich, dann die Front gegen den Neckar und die übrigen Flügel der Klosteranlage errichtet, die nun Platz für 30 Religiosen bot. Im September 1651 fand auch in Rottenburg die „reformatio“ Eingang, d. h. die Tourainer Reform wurde eingeführt, wovon die Bereiche der Klausur, Liturgie, Klerikerausbildung und das Noviziat betroffen waren. Die Novizen erhielten anstelle von Tauf- und Rufnamen nun einen Doppelnamen bestehend aus einem neuen Rufnamen, dem noch ein Heiligenname oder ein Glaubensgeheimnis beigefügt wurde, was zur Lebenserneuerung anspornen sollte. Da den Rottenburgern „das Prinzip der Reformation sehr hart und wild“ erschien, brachten sie ihr zu-

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nächst wenig Verständnis entgegen, was von der Klosterchronik auffälligerweise übergangen wird.18 Am 2. September 1674 konnte schließlich die Kirche mit ihren zehn Altären vom Konstanzer Weihbischof Georg Sigismund Müller, einem gebürtigen Rottenburger, geweiht werden. Sie war 200 Fuß lang, 70 Fuß breit und ausgestattet mit acht hohen und breiten Fenstern sowie je fünf Kapellen zu beiden Seiten. Der Konvent zählte nunmehr sieben Patres, sieben studierende Kleriker und sechs Laienbrüder, unter denen einige Künstler waren, wie z. B. ein Bruder Ägidius, der alle Altargemälde in der neuen Kirche schuf. Beim zweiten Rottenburger Stadtbrand am 4. März 1735 wurden wiederum die Kirche und das ganze Kloster samt Brauerei und Scheune mit Vorräten ein Raub der Flammen. Die Bücher aus Sakristei und Bibliothek konnten in drei Krypten geflüchtet werden. Sieben Konventualen wurden in andere Konvente geschickt. Einige wurden 16 Wochen bei den Jesuiten verpflegt, vier weitere nahmen Wohnungen in der Stadt, um Almosen zu sammeln.19 Bereits 1736 legte der Landvogt Marquard Freiherr von Ulm den Grundstein zum neuen, heute noch bestehenden Bau, dessen Plan von dem fürstlichen Hofbaumeister Hermann Schopf aus Hechingen stammte. An der Ausstattung der Kirche, die wieder über zehn Altäre verfügte, waren neben den Laienbrüdern Modestus und Sebastian, die Altarbilder, Statuen und kunstvolle Schnitzereien an Chorgestühl, Kanzel und Orgel schufen, eine Reihe überregional bekannter Künstler beteiligt. Im August 1747 (7.–9.) wurde die neue Kirche durch den Konstanzer Weihbischof Karl Graf von Fugger feierlich zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht. Die Kosten für den Wiederaufbau beliefen sich ohne die freiwilligen Leistungen auf 28.204 Gulden, einzelne Altäre hatten über 3000 Gulden gekostet. Der Konvent bestand nun neben dem Prior aus zehn Patres und sieben Laienbrüdern. Bruderschaften Eine Skapulierbruderschaft, wie sie im 17. Jh. bei den Karmeliten in Blüte standen, wurde in Rottenburg offenbar von Prior Bartholomäus Eiselin eingeführt, der auch als Provinzial diese Bruderschaften förderte. In Rottenburg ist sie 1752 zum letzten Mal genannt. 1784/88, zum Zeitpunkt der josephinischen Bruderschaftsaufhebungen, bestand sie bereits nicht mehr, ebenso wie die 1690 erwähnte Anna-Bruderschaft. Schule und Ordensstudium Bereits der erste namentlich bekannte, 1348 erwähnte, Prior Konrad von Rottenburg wurde auf dem Generalkapitel zu Dinkelsbühl 1365 zum Provinzial gewählt und hatte das Amt bis 1371 inne. Er residierte in Rottenburg, wo er auch begraben wurde. 1358 beschloss das Generalkapitel, dass er in Paris Bibel lesen sollte, wo er von 1361 bis 1362 nachzuweisen ist.20 1362 sandte ihn das Generalkapitel nach Florenz, um dort die Sentenzen zu lehren. Wegen seiner Wahl zum Provinzial verließ er Florenz als Bacchalaureus und konnte sein Doktorat nicht abschließen. Er war wohl der einzige Deutsche, der im 14. Jh. in Florenz studierte.21 Auch hat er vermutlich in den Jahren 1365 und 1366 am Aufbau eines

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Partikularstudiums für die Oberdeutsche Provinz in Prag mitgewirkt.22 Er begegnet auf den Provinzkapiteln von 1366 und 1369. 1370 nahm er die Bäckerknechte von Straubing und die Bäckerzunft von Cham in die Bruderschaft des Ordens auf.23 Petrus Benzenreuter, 1447 Prior in Rottenburg, lehrte Theologie in Tübingen und verstarb 1483 in Wien.24 Auch Prior Andreas Hammer (1487) hatte Theologie in Tübingen gelesen, bevor er nach Wien ging, wo er 1491 an der Pest verstarb. Neben Tübingen sind Studenten aus dem Rottenburger Konvent an den Universitäten Freiburg, Heidelberg und Wien zu finden. Hervorgehoben sei noch Johannes Villinger alias Symphoriani, der 1436 sein Studium der Logik in Wien aufnahm, dann von 1438 bis 1441 in Köln Philosophie studierte, um wieder nach Wien zurückzukehren, wo er bis 1442 belegt ist.25 Als „Biblicus Parisiensis“ bezeichnet begegnet er 1443 bis 1446 als Lektor in Paris26, bevor er in Bologna 1448 das Lizentiat und den Magistergrad in Theologie erhielt.27 In den Jahren nach 1456 war er Rektor am Wiener Generalstudium.28 Seit 1431 gab es in Rottenburg ein Partikularstudium, wo auch Ordenszöglinge von Nachbarkonventen unterrichtet wurden.29 Nach den Kapitelsakten von 1492 stand die Besetzung des Rottenburger Priorats dem Ordensgeneral zu.30 Johannes Nagolt, 1432 Prior in Rottenburg, bekleidete dieses Amt ab 1448 in Heilbronn. Der 1462 gewählte Heilbronner Prior Johannes Seltenschlag stammte auch aus dem Rottenburger Konvent. Der von 1557 bis 1561 belegte Rottenburger Prior Johannes Neff wurde 1562 Prior in Heilbronn, Sebastian Neff folgte 1577 im Heilbronner Priorat. Der Rottenburger Konventuale Johannes von Ochsenhart übernahm 1573 das Priorat in Straubing. Prior Andreas Eubiser aus Weil der Stadt stieg 1608 zum Provinzial auf. 1484 tagte das Provinzkapitel in Rottenburg unter Vorsitz des Johannes Carpentarius.31 War es während der Reformation der Provinzial Andreas Stoß, der den Rottenburger Konvent vor dem Untergang rettete, so bewahrte ihn im 17. Jh. der Provinzial Georg Sattler vor der Auflösung und trug zum erneuten Aufblühen des Konventes bei. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Die Blütezeit des Karmelitenklosters in Rottenburg war aber um die Mitte des 18. Jhs. vorbei. Im Österreichischen Erbfolgekrieg hatte es wiederholt unter feindlichen Erpressungen und Kontributionen zu leiden. Aber auch mit der österreichischen Landesregierung kamen die Karmeliten 1765 in Konflikt. Zur Tilgung der Kriegsschulden nämlich war eine außerordentliche Steuer in Höhe von 1 Prozent auf 100 Gulden Einkommen ausgeschrieben worden, und die Klöster sollten darüber hinaus noch 2 Gulden für jedes Konventsmitglied bezahlen. Obwohl die Karmeliten die Zahlungen verweigerten, blieb die angedrohte Exekution offenbar aus. Allerdings entzog der josephinische Staat dem Kloster die freie Verfügung über sein Vermögen. Weder Verkäufe, Verpfändungen, Schuldaufnahmen noch Bauvorhaben konnten ohne Genehmigung der Kastenvogtei getätigt werden. Immerhin verfiel das Karmelitenkloster noch nicht der Aufhebung wie das Jesuitenkolleg im Jahr 1773. Auch das

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mit diesem verbundene Gymnasium hörte auf zu existieren. Es wurde 1774 durch eine neben Elementar- und Lateinschule bestehende Normalschule ersetzt, deren Leitung nun dem Prior der Karmeliten übertragen wurde. Professoren und Lektoren mussten sich für den Schuldienst einer Prüfung an einer österreichischen Hohen Schule unterziehen, so auch der 1784 als Direktor der Normalschule begegnende Stanislaus Faber. 1783 lebten noch acht Patres im Karmelitenkloster, das seit 1792 wiederum unter Einquartierungen zu leiden hatte. Infolge des Friedens von Pressburg (26. Dezember 1805) ging die Grafschaft Hohenberg und damit Rottenburg an Württemberg über. Am 27. Oktober 1806 wurde das Karmelitenkloster aufgehoben, einen Tag später mussten die sechs Bewohner die Gebäude verlassen. Der Prior Lorenz Cajetan Glöckler wurde mit einer Pension von 320 Gulden, die vier Ordenspriester mit je 280 Gulden und der Laienbruder mit 140 Gulden abgefunden. In einer 1807 erstellten Charakteristik der Ordenspriester32 wurden sie als untadelig und für Kaplaneien tauglich erachtet. Auch der Laienbruder Joseph Bader wurde als brauchbar eingeschätzt, da ihm die ganze Ökonomie unterstand. Nur der als Prior 1805 bereits abgesetzte Georg Philipp Pfitzer wird „alt, unfähig und schläfrig“ genannt. Im Juli 1807 waren bereits vier der Patres in der Pastoration eingesetzt.33 Die Klosteranlage wurde zunächst als Kaserne genutzt, worauf noch die Straßenbezeichnung „Kasernengäßle“ hindeutet. Die profanierte Kirche diente als Pferdestall für das im Klostergebäude untergebrachte württembergische Militär. Die Kirchenausstattung – Kirchengefäße, Paramente, Reliquienschreine, Bilder und Statuen – wurden veräußert, ja teilweise verschleudert. Der Hochaltar zum Beispiel wurde dem Stadtpfarramt Rottenburg-Ehingen auf dessen Bitten hin überlassen. Nachdem das Generalvikariat für die Katholiken Württembergs 1817 von Ellwangen nach Rottenburg verlegt worden war, wurde das Priesterseminar im Klostergebäude eingerichtet. In der ausgeräumten Kirche baute man Wohnungen für die Kleriker ein. Der Besitz der Karmeliten wurde vom württembergischen Staat verkauft oder verpachtet, so etwa die Brauerei mit einigen Grundstücken für 1600 Gulden jährlich. Nach der 1771 endenden Klosterchronik belief sich um diese Zeit das Vermögen des Konvents auf ungefähr 12.000 Gulden ausstehende Kapitalien, bedeutende Fruchtgefälle in 22 Ortschaften, aus Weinzehnten in Rottenburg und Hirschau in Höhe von 30 Ohm. Als eigene Güter besaß das Kloster 15 Morgen Fruchtäcker, acht Morgen Wiesen, 18 Morgen Weinberge, 54 Morgen Waldungen und einen großen Garten vor dem Sülchentor in Rottenburg. Der Staat zog sämtliche Klostergüter an sich, ohne die darauf ruhenden Verpflichtungen einzulösen, so etwa einen Stiftungsfonds in Höhe von 120.000 Gulden, aus dem die Karmeliten für die Aushilfe in der Seelsorge in den benachbarten Pfarreien bezahlt worden waren. Nun mussten die Geistlichen aus eigener Tasche ihre Aushilfspriester entlohnen. Es bestanden darüber hinaus 295 verschiedene Jahrtagsstiftungen, auf denen die Verpflichtung ruhte, jährlich 1348 Messen, 29 Vigilien und 34 Vespern zu hal-

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ten. Als das Bischöfliche Ordinariat das für deren Durchführung erforderliche Kapital von 11.000 Gulden beantragte, erhielt es keine Antwort von der neuen Landesregierung, sodass um so weniger mit der Erfüllung der Obliegenheiten zu rechnen ist. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv und Bibliothek des Karmelitenklosters Rottenburg wurden vor allem durch die Verlagerungen im Dreißigjährigen Krieg und zwei Stadtbrände am 19. August 1644 und am 4. März 1735 stark in Mitleidenschaft gezogen. In den Akten wird betont, dass beim ersten Stadtbrand vor allem die Bibliothek ein Raub der Flammen wurde, während das Archiv gerettet werden konnte.34 Beim zweiten Stadtbrand konnten offenbar Bücher aus der Sakristei und der Bibliothek in drei Krypten geflüchtet werden. Über die Verluste des Archivs schweigen die Klosterquellen. Dessen heutiger geringer Umfang deutet darauf, dass sie erheblich waren, wobei nicht mehr nachzuvollziehen ist, wie viele Archivalien erst im Rahmen der Säkularisation in Abgang gerieten. Archiv Nach dem Übergang der Herrschaft Hohenberg an Württemberg und der Aufhebung des Karmelitenklosters 1806 kam das Archiv unter württembergische Administration. Der Geheime Archivar Lotter, der auf seinen sog. „Archivreisen“ die Klosterarchive für den württembergischen Staat zusammentrug, formierte 1827 aus den beim Kameralamt Rottenburg zusammengekommenen Archivalien einen Bestand, der die Überreste des Archivs der Karmeliten vereinigt. Er wird heute im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart (Bestand B 490: Rottenburg, Karmeliter) aufbewahrt und umfasst 205 Pergamenturkunden sowie 0,3 laufende Meter Akten aus der Zeit von 1312 bis 1805. Erhalten ist hier ein 63 Bll. umfassendes Archivverzeichnis aus dem Jahr 1770, das alphanumerisch nach Rubriken (A–XX) gegliedert ist.35 Offenbar zur selben Zeit, unter dem Prior Willibald, entstand wohl 1771 eine Klosterchronik in lateinischer Sprache, von der sich eine fehlerhafte Abschrift auch aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs. erhalten hat. Zunächst in Privatbesitz überliefert, wird sie heute ebenso im Hauptstaatsarchiv Stuttgart aufbewahrt (B 490 Bü 3). Sie umfasst 158 Seiten und trägt den Titel: „Descriptio Conventus Rottenburgensis“. Chronologisch aufgebaut konzentriert sie sich mehr auf lokalgeschichtliche Notizen als auf das innere Klosterleben, wobei die Nachrichten erst ab dem 17. Jh. ausführlicher werden. Detailliert aufgeführt werden daneben die Stiftungen und Gütererwerbungen, die den Karmeliten zugute kamen. Aus der Zeit des Priors Angelus a S. Cruce um 1700 stammen Aufzeichnungen über „Memorabilia ac notatu signissima conventum Rottenburgensem concernentia“ (B 490 Bü 1). Wie der Titel bereits vermuten lässt, werden von der ersten Erwähnung des Konvents an die für die Geschichte der Kommunität wichtigsten historischen Ereignisse unter Nennung der bedeutendsten Urkunden und hervorragendsten Persönlichkeiten aus dem Konvent auf nur 15 Seiten aufgezählt. Ergänzt wird der Bestand durch im Staatsarchiv Ludwigsburg zusammengetragene

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Archivalien, die seit 1969 ebenso im Hauptstaatsarchiv Stuttgart liegen (B 490 L). Zu erwähnen sind hier ein Verzeichnis der Provinziale der Oberdeutschen Ordensprovinz („Elenchus omnium provincialium ordinis B. M. V. Provinciae Germaniae Superioris“ in B 490 L Bü 2) aus dem 17. Jh. sowie Beschreibungen der oberdeutschen Karmelitenklöster aus der Zeit um 1650 (B 490 L Bü 3), von dem Teile – u. a. auch der auf Rottenburg (1276–1651) bezogene Bericht – in den Bestand B 189 III: Reichsstadt Heilbronn, Klöster, Bü 5, im Staatsarchiv Ludwigsburg gelangt sind. Im Diözesanarchiv Eichstätt wird auch eine Klosterchronik (DA Eichstätt, ­PfarrA Neunstetten 2) aufbewahrt,36 die „Historia seu Annales conventus Carmelitarum in Rottenburg ad Nicarum ex litteris archivii, diariis antiquis et novis, nec non aliis libris et documentis authenticis collecti a Patre Ioanne Nepom. a S. Theresia eiusdem conventus p. t. priore anno 1765“. Auf 256 Seiten wird darin die Geschichte des Rottenburger Karmelitenkonvents von den Anfängen bis 1765 unter Einbeziehung von Abschriften von Originalurkunden geschildert. Den Band beschließen ein „Index Rerum Memorabilium in his annalibus contentarum: et Specificatio bonorum immobilium conventus“ (8 Bll.), ein „Registrum omnium fundationum Carmeli Rottenburg. Assignatio anno, quo factae sunt, ubi in corpore horum annalium facile lector inveniet quid pro qualibet sit legatum et quomodo celebrandae“ (7 Bll.) und eine „Specificatio Capitalium ex fundationibus praemissis proventium, quae pro censu annuo exposita esse debent“ (2 Bll.). Auf 45 leergebliebenen Seiten folgen Eintragungen der Pfarrei Neunstetten aus den Jahren 1825–1839. Der Besitzvermerk lautet: „3. August an Maehler, Hohenloh. Domherr zu Großwardein in Ungarn“. Die Chronik gelangte vermutlich über den früheren Karmeliten Melchior Ignaz Wünhard, der zunächst als Hilfspriester und 1799–1824 als Pfarrer in Neunstetten tätig war, in das dortige Pfarrarchiv,37 das heute im Diözesanarchiv Eichstätt lagert. 41 überlieferte Lagerbücher aus der Zeit von 1471–1773 werden gemäß der Beständestruktur im Hauptstaatsarchiv Stuttgart in einem Selektbestand (H 232 Nr. 70–110) aufbewahrt. Drei in einem weiteren Selektbestand aufbewahrte Kopial­ bücher wurden durch Hitzeeinwirkungen stark geschädigt und sind nur bedingt benutzbar.38 Bibliothek Ein im Hauptstaatsarchiv Stuttgart aufbewahrtes „Inventarium Bibliothecae Carmelitarum Rottenburgi ad Nicarum“, das um 1798–1800 aufgezeichnet und von Prior Cajetan Glöckler bezeugt wurde, führt in 20 Rubriken (A-T) neben Handschriften und Bibelexemplaren theologische, humanistische, kanonistische und historische Werke ebenso auf wie Philosophen, Mathematiker und Mediziner.39 Mittelalterliche Handschriften haben sich aber nicht erhalten. Sie gingen offenbar bei den Stadtbränden 1644 und 1734 oder bereits während des Dreißigjährigen Krieges unter. Allerdings muss es in Rottenburg ein Skriptorium gegeben haben, da die Rottenburger Bürgerin Katharina Seebronnerin für die Kirche des Nachbarortes Seebronn ein Messbuch bei einem Karmeliten in

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Auftrag gab, für das sie 27 Pfund Heller und zwei Fässer Wein bezahlte. Ende des 15. Jhs. vermehrte Prior Johannes Danner als Förderer der gelehrten Studien die Bibliothek um zahlreiche Bände. Während der Säkularisation wurde ein Teil der Bibliothek nach Stuttgart für die königliche Bibliothek abtransportiert, ein anderer wurde nach dem Materialwert verkauft, ein weiterer verblieb zunächst in Rottenburg. 1813 nämlich erstellte der Rottenburger Dekan Dr. Vanotti zwei Verzeichnisse über noch in den Rottenburger Klosterbibliotheken vorhandene brauchbare Bücher für das 1812 in Ellwangen eingerichtete Generalvikariat und Priesterseminar.40 Im ersten Verzeichnis sind 23 Inkunabeln und 70 weitere, z. T. von anderer Hand nachgetragene Werke des 16.–18. Jhs. aus der Bibliothek der Karmeliten aufgelistet. Offenbar wurden nicht alle Bücher abgeliefert, da das 1816 begründete Wilhelmstift in Tübingen noch 1821 Bücher aus Rottenburg anforderte. Die Überreste der Karmelitenbibliothek sind heute auf die Württembergische Landesbibliothek, die Bibliotheken der Universität Tübingen, des dortigen Wilhelmstifts, die Gymnasialbibliothek Ellwangen und das Rottenburger Priesterseminar verteilt. Gedruckte Quellen: Mon. Hohenbergica. UB zur Gesch. der Grafen von ZollernHohenberg und ihrer Grafschaft. Mit Siegelbildern. Hg. von Ludwig Schmid. Stuttgart 1862 – Reg. episcoporum Constantiensium. Reg. zur Gesch. der Bischöfe von Constanz von Bubulcus bis Thomas Berlower 517–1496. Hg. von der badischen Hist. Comm., 2. und 3. Bd. Bearb. von Alexander Cartellieri und Karl Rieder. Innsbruck 1905/1913 – Wirtembergisches UB. Hg. von dem Königlichen Staatsarchiv, Bd. 10 und 11. Stuttgart 1909–1913. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Der heute noch bestehende, 1735 begonnene Neubau des Karmelitenklosters wurde nach Plänen des hohenzollerischen Bauinspektors Hermann Schopf aus Hechingen gestaltet und im Innern mehrfach grundlegend verändert, besonders 1817 und zuletzt 1996. An der Ausstattung waren u. a. der Bildhauer und Stukkateur Joseph Anton Feuchtmayer aus Mimmenhausen, der Karmelitenbruder Modestus, Bildhauer und Kunstschreiner, sowie der Bildhauer Josef Anton Hops aus Villingen beteiligt. Als Maler sind der Tiroler Hofkammermaler Josef Adam Melk, ein gebürtiger Wiener, und der fürstbischöfliche Hofmaler Franz Sebald Unterberger aus Brixen zu nennen. Die barocke, nicht ganz regelmäßige Vierflügelanlage birgt heute das Priesterseminar, dessen Kapelle im Chor der profanierten Kirche eingerichtet wurde. Die Decke des Hauptraumes zeigt noch Stukkaturarbeiten aus der Erbauungszeit. Heute sind außerhalb Rottenburgs noch zwei Unterbergersche Altäre und ein Beichtstuhl des Bruders Modestus erhalten. Das Rottenburger Priesterseminar weist noch einige Bildwerke des 15.–18. Jhs. sowie gute Kunstschreinerund Stukkaturarbeiten, etwa in seinem Speisesaal auf. In der ersten Hälfte des 20. Jhs. waren verschiedene diözesane Institutionen im Langhaus der Kirche untergebracht. Seit 1996 befinden sich hier nach einem grundlegenden Umbau Museum und Bibliothek der Diözese Rottenburg-Stuttgart.41

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PRIOREN42 Konrad von Rottenburg 1348 († 1361) – Burchard Wassermann 1351 – Heinrich von Frankfurt 1352 – Eberhard von Oberndorf 1359/1360 – Heinrich von Dußlingen 1376 – Berthold von Hechingen 1382 – Heinrich von Dußlingen 1384, 1386, 1388, 1391 – Konrad von Ow zu Bodelshausen 1395/1410 – Rudolph Herter von Dußlingen 1408/1413 († 1413) – Johannes Klärer 1413 – Heinrich Eger 1418/1419 – Johannes Vater 1423 – Konrad von Bodelshausen 1427 – Johannes Epp 1428 – Johannes Vater 1428 – Frumann Tüschlinger 1430 – Johannes Nagolt 1432 – Johannes von Bodelshausen 1434 – Johannes Klärer 1433, 1435, 1436, 1446 – Petrus Benzenreuter 1447 († 1483) – Heinrich von Ow 1454 – Michael Dym 1458 – Matthias Schrentz 1464/1466 – Konrad Kumberger 1467 – Nicolaus Oberstorfer 1467/1469 – Johannes Vogel 1471 – Johannes Kraus 1475, 1483, 1483, 1486 – Andreas Hammer von Straubing 1487 († 1491) – Gregor Vogel 1492 – Johannes Danner 1497 († 1501) – Blasius Erler 1502, 1505 – Blasius Kobold 1513 – Blasius Erler 1517 († 1524) – Johannes Sprenger 1524/1525 – Johannes Schlayer (oder Schleer) 1526 – Johannes Stamm 1529 – Johannes Fehringer 1532 – Wolfgang Knopf 1538 – Mathias Krauss 1546 – Johannes Neff 1557/1561 († 1573) – Sebastian Neff 1575/1589/1596 – Andreas Erbiser von Weil der Stadt (Wilanus) 1598 – Johannes Sattler 1607 († 1609) – Andreas Lucas vel Laux 1609 – Martin Molitor 1612 – Bartholomäus Eiselin 1616–1649 († 1651) – Angelus Metz 1650 – Balthasar a S. Josepho 1653 – Petrus a S. Michaele 1657 – Laurentius a S. Spiritu 1660 – Joachimus a S. Angelo 1662 – Eusebius 1663 – Angelus a S. Cruce 1667 – Petrus a S. Michaele Arch­ angelo 1673 – Antonius a S. Gerardo 1676 – Angelus a S. Cruce 1679 – Coelestinus a Ss. Sacramento 1682 – Ambrosius a S. Helena 1685 – Matthias a S. Avertano 1688, 1690 – Johannes a S. Bernardo 1691 – Rupertus a Passione Domini 1694 – Gerardus a Stigmatibus Christi 1697 – Angelus a S. Cruce 1700 – Victor a S. Trinitate 1703 – Anselmus a S. Conrado 1706 († 1708) – Rudolphus a S. Elia – Wilhelmus a S. Bernardo 1709 – Ferdinandus a S. Brunone 1712 – Johannes Baptista a S. Zacharia 1715 – Rochus a S. Avertano 1718 – Daniel a S. Andrea 1721 – Crescentius a S. Udalrico 1724 – Bertholdus a S. Elia 1725 – Pius a S. Benedicto 1727 – Johannes Baptista a S. Zacharia 1730 – Robertus a S. Spiritu 1733/1734 († 1751) – Marquardus a S. Trinitate 1736 – Robertus a S. Spiritu 1739 – Clemens a S. Columbano 1742 – Agapitus a S. Simone Stock 1745 – Melchior a S. Elisaeo 1748 – Barnabas a S. Rosina 1751 – Petrus a Salvatore Mundi 1753 – Sigefridus a S. Antonio 1754 – Balthasar a S. Erasmo 1757 – Serapion a S. Adamo 1760 – Johannes Nepomucenus a S. Theresia 1763/1765 – Thomas Aquinas a S. Feliciano 1766 – Franciscus a S. Elisabetha 1769 – Basilius a S. Veronica 1770 – Willibaldus a S. Wunibaldo 1771 – Basilius a S. Veronica 1771 – Stanislaus a S. Cruce (Faber) 1778–1779 – Beatus a S. Andrea Corsini (Schmidt) 1779–1786 – Stanislaus a S. Cruce (Faber) 1787, 1794, 1800 – Philippus Nerius a S. Maria Magdalena Pazzi (Pfitzer) 1798 bis Mai/Juni 1805 – Cajetanus a S. Michaele (Glöckler) nach Mai 1805. LITERATUR Adalbert Baur, Rottenburgs Kirchengesch. In: Rottenburg am Neckar. Bilder aus einer Stadt. Horb 1986, 62f. – Beschreibung des Oberamts Rottenburg. Hg. vom

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K. Stat. Landesamt, 2. Tl. Stuttgart 1900, 22, 67–73 – Bücher in Rottenburg. Die Diözesanstelle Buch und das Buchwesen der Stadt. Hg. von der Diözesanstelle Buch. Rottenburg am Neckar 1990, 215–217, 249–256 – Deckert, Oberdeutsche Provinz – Deckert/Hösler, Schematismus – Dies., Acta – Matthias Erzberger, Die Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810. Ihr Verlauf und ihre Nachwirkungen. Stuttgart 1902, 282–284 – K. Holzherr, Zur Gesch. des früheren Karmeliterklosters in Rottenburg am Neckar jetzt Priesterseminar. In: Diözesan-Archiv von Schwaben 2, 1885, 7f., 12f., 24, 30f., 38f. – Der Lkr. Tübingen. Hg. von der Landesarchiv­ direktion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Lkr. Tübingen (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). 3. Tübingen 1974, 344 – Lickteig, German Carmelites – Dieter Manz, Das Rottenburger Stadtbild in alten Darstellungen. Rottenburg a. N. 1977 – Ders., Rottenburg, Karmeliter. In: WürttKB, 408f. – Ders., Klöster in Rottenburg am Neckar. Rottenburg a. N. 1990, 2f. – Ders., Das Karmeliterkloster im Reformationszeitalter. In: Rottenburger Miniaturen 3, 2000, 39–43 – Nicole Priesching, Die Karmeliten. In: Orden und Klöster im Zeitalter von Reformation und Katholischer Reform 1500–1700. Bd. 2 (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung 66). Münster 2006, 89–109 – Eugen Stemmler, Rottenburger Klöster. In: Jubiläums-Schrift des Sülchgauer Altertumsvereins. Rottenburg a. N. 1952, 49–51. 1

Manz, Klöster, 2; Ders., Rottenburg, 408f. auch im folgenden.  –  2 HStA Stuttgart B 490 U 49 vom 19.6.1384.  –  3 StA Ludwigsburg B 189 III Bü 5: Beschreibung des Karmeliterklosters zu Rottenburg; Stemmler, Rottenburger Klöster, 49–51 auch im folgenden.  –  4 Wirtembergisches UB 10, 46f., Nr. 4256, vom 19.5.1292: „salvo iure parochiali“.  –  5 Wirtembergisches UB 11, 568, Nr. 5720.  –  6 Stemmler, Rottenburger Klöster, 49f.; 1391 folgte ein Ablass von Bischof Burkard von Konstanz, Reg. episcoporum Constantiensium, Bd. 3, Nr. 7392.  –  7 HStA Stuttgart B 490 Bü 3: Klosterchronik von 1771.  –  8 Mon. Hohenbergica, 253, Nr. 308, vom 14.11.1327: „Ceterum fratribus prefatis ipsorum oratorio et arce libertatem plenam et exemtionem conferimus, ratificantes eis libertatem et gratiam“; ebd., 502, Nr. 559; 612, Nr. 638.  –  9 HStA Stuttgart B 490 Bü 3, Klosterchronik von 1771; Stemmler, Rottenburger Klöster, 49f.  –  10 HStA Stuttgart B 490 Bü 3, Klosterchronik von 1771.  –  11  Wirtembergisches UB 10, 202, Nr. 4465. Zum folgenden vor allem Stemmler, Rottenburger Klöster, und Beschreibung des Oberamts Rottenburg, 69–75.  –  12 HStA Stuttgart, B 490 Bü 5: Urbarium paganum, renoviert 1765.  –  13 Reg. episcoporum Constantiensium, Bd. 3, Nr. 9644.  –  14 Holzherr, Gesch., 8, mit Belegen.  –  15 HStA Stuttgart B 490 Bü 1; vgl. dazu Manz, Reformationszeit, 39–43.  –  16 Gemeint sind die Professbrüder. HStA Stuttgart B 490 Bü 1, aus dem auch die folgenden Quellenzitate stammen.  –  17 Ebd.; Holzherr, Gesch., 24f., 30f.   –  18 Stemmler, Rottenburger Klöster, 50f.; Priesching, Karmeliten, 102–106.   –  19 HStA Stuttgart B 490 Bü 3: „ad collecturam pecuniam”; StA Ludwigsburg B 189 III Bü 5.  –  20 Lickteig, German Carmelites, 146, 426, 429.  –  21 Ebd., 146, 365, 513.  –  22 Ebd., 280f.  –  23  Deckert, Oberdeutsche Provinz, 56, Nr. 2.  –  24 Lickteig, German Carmelites, nennt für die Jahre 1482–88 einen Joannes Betzensreuther in Tübingen; vgl. dazu → Heilbronn.  –  25 Ebd., 199 allgemein zu seiner Laufbahn; 448 zu Köln; zu Wien vgl. 432, 443.  –  26 Ebd., 427.  –  27 Ebd., 357, 511.  –  28 Ebda., 96f., Nr. 914.  –  29  Ebd., 47.  –  30 „Prior Rotenburgensis sit in dispositione reverendissimi magistri ordinis”. Zitiert nach Deckert, Oberdeutsche Provinz, 267.  –  31 Ebd., 365.  –  32 StA Ludwigsburg E 209 Bü 104. Die anderen Konventualen hießen Fortunat Bühlmeyer, Kaspar Aquilin Königer und Philipp Edmund Herbert. Vgl. dazu und zum Folgenden Erzberger, Säkularisation, 282–284.  –  33  StA

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Ludwigsburg E 209 Bü 71; HStA Stuttgart B 38 Bü 2270.  –  34 HStA Stuttgart B 490 Bü 3: „solo archivio salvato“.  –  35 Registrum Archivii Conventus Rotenburgam Ordinis Fratrum Bmae V. Mariae de Monte Carmelo Provinciae Germaniae Superioris Renovatum et Finitum a. F. Willibaldo a S. Wunibaldi Ss theologiae lectore Emmerito et p. t. memorati conventus Concionatore Actuali, HStA Stuttgart B 490 Bü 4.  –  36 Dem Eichstätter Diözesanarchivar Dr. Bruno Lengenfelder sei für den Hinweis auf die Chronik herzlich gedankt.  –  37 Freundliche Mitteilung von Brun Appel, ehemaliger Diözesanarchivar von Eichstätt.  –  38 HStA Stuttgart H 14/15 Nr. 208 (1345–1670), Nr. 209 (1292–1688), Nr. 210 (1292–1665/1670). Ergänzend heranzuziehen sind im HStA Stuttgart vor allem die Bestände: Vorderösterreichische Regierung betreffend Hohenberg (B 38) und Oberamt Rottenburg (B 40) sowie im StA Ludwigsburg die Bestände: Katholischer Kirchenrat: Aufgehobene Klöster (E 209) und Katholischer Kirchenrat: Bischöfliches Ordinariat und Priesterseminar Rottenburg (E 211).  –  39 HStA Stuttgart B 490 L Bü 9. Vgl. dazu Bücher in Rottenburg, 215f., 249–256.   –  40  Die Verzeichnisse lagern im DiözesanA Rottenburg.  –  41 Manz, Rottenburg; Der Lkr. Tübingen, Bd. 3, 244.  –  42 Die Auflistung der Prioren folgt der Urkundenüberlieferung im Bestand HStA Stuttgart B 490 und der dort aufbewahrten Klosterchronik (B 490 Bü 3) sowie der Beschreibung des Oberamts Rottenburg, 67f.

Maria Magdalena Rückert

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Schweinfurt Die bürgerliche Stiftung, die von Karl IV. bestätigt wurde, blieb die einzige Klostergründung in der ehemaligen Reichsstadt. Die üblichen Streitpunkte um die Seelsorge wurden bereits im Vorfeld der Gründung geregelt. Das Kloster erhielt zahlreiche Seelenheilstiftungen und entwickelte sich zu einem Zentrum einer regionalen Wallfahrt (Veitsreliquie). Der Druck des Rates auf das Kloster nahm im Spätmittelalter zu. Die Reformation bereitete dem Kloster das Ende. 1542 übernahm es die Stadt; wegen des Markgräfler Krieges wurden Kirche und Klostergebäude abgerissen. Restitutionsforderungen der Ordensleitung blieben erfolglos, die Seelenheildotationen blieben bestehen und wurden nach Würzburg transferiert. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Würzburg Lage Von dem Kloster haben sich keine baulichen Überreste erhalten. Es lag an der Ecke Schultesstraße/An den Brennöfen, gegenüber der heutigen Hl.-GeistKirche und damaligen Spitalkirche. Der Klostergarten wurde nach der Reformation in einen Friedhof umgewandelt, heute als Alter Friedhof bezeichnet.1 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Die Gründung des Schweinfurter Karmelitenklosters ging auf eine Stiftung der Schweinfurter Bürgerin Kunigunda Esel zurück. Im Jahre 1366 – und nicht, wie mehrfach vermutet, 1367 – übergab sie als Ewiges Almosen an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz die St. Nikolauskapelle – „gelegen in der vorstatt zu Schweinfurth, die genand ist daz alte spittal“ – mit allen Zugehörungen. Dazu kam ein Haus und Hof in der Stadt, damit „daz sie ein closter vnd convent wollen machen vnd bawen“. Bei der Grundsteinlegung sollte dann eine weitere Geldstiftung folgen, ferner eine Ausstattung der Gebäude mit Betten, Kissen und Decken sowie Hausgeräten für sechs Konventualen. Insgesamt gehörten 28 Morgen Äcker und 7 Morgen Wiesen an landwirtschaftlich nutzbarer Fläche sowie Jahreseinkünfte von 18 Maltern Korn, 15 Hühnern, drei Weihnachtswecken, sechs Käsen und drei Pfund Wachs dazu. Offenbar war damit eine kleine Niederlassung geplant. Die Karmeliten sollten „darinnen Gott dienen, mit singen vnnd mit lesen, vnnd der cristenheit vorsin mit göttlicher lehr vnd exempel, davon der allemechtige Gott vnnd seine liebe mutter S. Maria vnd alles himblischen heer gelobet, vnd die armen seelen im peine getröstet vnd die welt dabey gebeßert teglicher werde“.2 Die tradierte Kapelle selbst ist älter, bereits 1279 erhielt sie einen Ablassbrief zur Finanzierung des damals notwendigen Wiederaufbaus.3 Kunigunda Esel beließ es nicht bei diesen ersten Stiftungen. Da der kleine Konvent zu Beginn noch über keine ausreichenden landwirtschaftlichen Einnahmen verfügen konnte, die Brüder aber die Anfangszeit ‚überleben‘ mussten, stiftete Kunigunda noch zwei Malter Korn und zwei Fuder Wein jährlich dazu.4 Von ihren eigenen Immobilien, so die letzte Zuwendung der Eselin im Jahre 1368, sollten ihre Schulden und ihr Begräbnis im Kloster beglichen werden.5 Kaiser Karl IV.

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bestätigte diesen umfangreichen Stiftungsvorgang einer reichsstädtischen Bürgerin 1366 und 1372.6 Hinzu kam eine weitere Beglaubigung durch den Landrichter des Herzogtums zu Franken, den Würzburger Domherrn Hans Wolffscheckel, aus dem Jahre 1375. Bereits im Juli 1364, also noch vor der ersten Stiftung der Kunigunda, stimmte ihr Bruder zu, nichts gegen die möglichen Besitztransaktionen seiner Schwester einwenden zu wollen. Dies müsste ein Indiz dafür sein, dass sich Kunigunda Esel bereits über einen längeren Zeitraum hinweg mit dem Plan einer Klostergründung beschäftigte.7 Mit diesen Vereinbarungen versuchten die Stifterin wie die Karmeliten die Gründung rechtlich abzusichern. Bei der Gründung eines jeden Bettelordensklosters kam es fast unabänderlich zu Auseinandersetzungen mit den Weltgeistlichen und deren pastoralen Rechten. Die Bettelmönche predigten, spendeten Sakramente, beerdigten die Verstorbenen etc., sodass die bisherigen Aufgaben und Einnahmen des jeweiligen Gemeindepfarrers begrenzt wurden. In Schweinfurt wurden mögliche Probleme bei der Abgrenzung der Seelsorgerechte mit dem Stadtpfarrer im Vorfeld geregelt. Im September 1367 einigten sich die Stifterin und der erste Prior Mangold mit dem Stadtpfarrer Walther auf der finanziellen Ebene in Form einer Überlassung von Weinbergen, damit die Belastungen des ius parochialis auch – wie es in der Urkunde heißt – in Zukunft weiterhin erduldet werden könnten.8 Damit wurde der Pfarrer für seine Verluste bei der Einnahme von den üblichen Kirchengebühren entschädigt. Der gesamte Gründungsvorgang dürfte im Januar 1368 einen vorläufigen Abschluss gefunden haben, als das Schweinfurter Kloster einen eigenen Termineibezirk erhielt – und zwar auf Kosten der Nachbarkonvente in Würzburg, Neustadt, Bamberg und der Vogelsburg.9 In die unmittelbare Gründungsphase fällt die (nachträglich hinzugefügte) Nennung des Konvents „in Sweinfurt opido“ in einer statistischen Beschreibung der Diözese Würzburg zur Zeit des Bischofs Albrecht II. von Hohenlohe (1345–1372). Dieser zufolge wurde Schweinfurt zeitlich als letzte unterfränkische Niederlassung nach Würzburg, Vogelsburg und Neustadt/Saale errichtet.10 Stiftungen Der Rat versuchte bereits im März 1369 – auf traditionellem Wege – die Abwanderung von Bürgerbesitz in die Hände des einzigen Klosters in der Stadt einzuschränken, indem er den Konvent verpflichtete, alle der Stadt steuerpflichtigen Güter entweder nicht anzunehmen oder innerhalb eines Jahres wieder an Bürger zu verkaufen.11 Über den Erfolg dieser Maßnahme, die letztlich das Verbot jeden Klosterbesitzes in der Schweinfurter Gemarkung nach sich gezogen hätte, sind Zweifel angebracht.12 Denn Kunigunda blieb nicht die einzige Frau, die den Frauenbrüdern eine Seelheilstiftung vermachte: 1425 war es die Adelige Anna von Wechmar gesessen zu Gochsheim, die für sich und ihren verstorbenen Gatten dem Konvent eine Ewiggült für einen Jahrtag in Form einer gesungenen Vigilie wie für einen am folgenden Tag stattfindenden Gottesdienst zukommen ließ. Im Jahre 1431 folgte Graf Wilhelm von Henneberg mit einer Seelheilstiftung für sich, seine Eltern und Nachkommen.13 Weitere Bürger und Adelige schlossen sich an.14

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Zu nennen wären hier Balthasar von Thüngen im August 1460, der Schweinfurter Bürger Hans Fladung im Juli 1400, aber auch Grundbesitzer in den Dörfern wie Anna von Wechmadt im August 1425, Hans und Adelheid Kürnach im Dezember 1431, der Ritter Eberhard von Schwabenberg im Juli 1434, Endres Hufnagel im Juni 1472 oder der Neumünsterer Chorherr Kilian Beyer im Februar 1519 bis hin zum Schweinfurter Bürger Hans Sichardt, der noch im Juli 1537 einen Jahrtag für den verstorbenen Bürger Klaus Kesten einrichtete. Meist handelte es sich um eine Vigil am Vorabend und um eine gesungene Seelmesse am folgenden Tag. Bisweilen sollte der Name der Toten von der Kanzel verkündigt werden bzw. wurden Pitanzen an die am Jahrtag teilnehmenden Konventualen entrichtet oder ein zusätzliches Wachsgeld gestiftet. Im Falle einer Zuwiderhandlung gegen ihre Pflichten mussten die Karmeliten eine Strafgebühr entrichten, 1431 und 1434 ging diese an das städtische Spital. In einem Falle 1497 wurden neben der gesungenen auch noch fünf gelesene Messen abgehalten. Alles in allem ziehen sich die Jahrtagsstiftungen an das Karmelitenkloster durch das gesamte 15. Jh.15 Der Kauf von Geldzinsen und Korngülten auf Gütern in Oberndorf von Karl und Kunz von Thüngen im April 1426 bereitete dem Konvent einige Sorgen.16 Da die Stadt den gesamten Thüngenschen Besitz in Oberndorf übernahm, wurde im Oktober 1499 eine gerichtliche Regelung der klösterlichen Ansprüche herbeigeführt. Nunmehr entrichtete die Stadt die Gefälle an die Karmeliten.17 Reliquien Um 1400 kam es zu einem Neubau der Kirche. Bischof Johann I. von Egloffstein stellte bereits im März 1401 einen Ablassbrief aus, der vermutlich als Finanzierungshilfe gedacht war.18 Im Dezember 1406 dann wurden Kirche und Chor vom Würzburger Weihbischof Nikolaus OP konsekriert.19 Dabei hat sich eine Aufzählung der insgesamt sechs Altäre erhalten: Der Hauptaltar im Chor war Maria Magdalena und den 11000 Jungfrauen geweiht. Die übrigen Altäre hatten als Patrone das Hl. Kreuz, ferner Erasmus und Erhard, Nikolaus, Anna sowie Katharina.20 Erneut wurden dafür Ablässe gegeben, sodass sich die Karmelitenkirche zu einem Zentrum für eine über Schweinfurt hinausgehende Verehrung entwickelte. Dazu passt ein weiterer Ablass von 1423 durch denselben Würzburger Weihbischof Nikolaus, der eine Heilig-Kreuz-Reliquie erwähnt, die in einem silbernen Behälter verwahrt wurde.21 Der wichtigste Reliquienbesitz war jedoch ein Arm des hl. Veit, zu dessen Ehren eine eigene Kapelle errichtet worden war. Die in würzburgischen Diensten stehende Ritterfamilie Kratz stiftete im Februar 1427 diese Reliquie, die sich zuvor bereits über 70 Jahre in deren Besitz befunden haben soll. Die Schenkung diente als Gegenleistung für einen Jahrtag für die Stifterfamilie.22 Gegen diese Reliquienverehrung – vielleicht hat es auch eine Wallfahrt dorthin gegeben – polemisierten der Stadtpfarrer und andere Weltgeistliche, die jedoch vom Bischof unter Androhung der Exkommunikation ein Redeverbot in dieser Angelegenheit erhielten.23 Die Reliquien wurden als echt angesehen, die Gläubigen durften bei einer entsprechenden Verehrung die Reliquie berühren. Weitere Ablässe bei der Verehrung der Veitsreliquie sind für die Jahre 1428 und 1448 bekannt.24 Es scheint,

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dass diese dem Kloster soziales und religiöses Prestige und einhergehend wertvolle Einnahmen gebracht hat. Ein Indiz dafür ist der Kauf von Zinsen und Gülten im November 1427.25 Entwicklung im 15. Jh. Die Prioren des Klosters agierten im 15. Jh. als Beglaubigungs- bzw. Vidimierungsbeauftragte für die Stadt, die bei ihnen mehrere Urkunden bestätigen ließ.26 Diese enge Verbindung mündete im Jahre 1472 in Anstrengungen des Rates um die Reformierung des Klosters. Den Annalen des Nikolaus Sprenger zufolge haben die Bürger die Prioren der Karmelitenklöster in Worms und Bamberg um entsprechende Unterstützung gebeten, um das eigene Kloster von seiner – vorgeschobenen oder tatsächlichen – „Vnordnung“ zu befreien.27 Der Eingriff hat zumindest keine Verschlechterung gebracht. Denn auch im ausgehenden 15. Jh. ist die Stiftungstätigkeit für die Karmeliten nicht erloschen. Am 4. Oktober 1494 stiftete der Ritter Andreas vom Münster eine Korngülte für einen ewigen Jahrtag; gleichzeitig wollte er im Klosterbereich begraben werden.28 Parallel kam es aber wieder zu Streitigkeiten mit dem Pfarrklerus, die Bischof Rudolf II. von Scherenberg 1476 zu schlichten hatte.29 Im gleichen Jahr wurde ein Notariatsinstrument errichtet, das die Aussagen zweier Frauen festhielt, denen zufolge dem Kloster Gülteinnahmen übertragen worden sein sollen, die aber nicht mehr nachweisbar seien, da der Schenker wie dessen Frau inzwischen verstorben waren und eine schriftliche Bestätigung augenscheinlich fehlte.30 Über Veränderungen am Kloster- und Kirchenbau – abgesehen von der Bauphase um 1406 – gibt es nur spärliche Informationen. Laut der bereits erwähnten Annalen des Nikolaus Sprenger sei 1470 „das Closter wider geweihet worden“31 – ohne nähere Angaben über die Umstände. Eventuell standen diese mit den oben beschriebenen Reformbemühungen der Stadt in Verbindung.32 Im Jahre 1502 bemühte sich der Konvent um die Einwölbung des Kirchenraumes, konnte dies aber nur mit städtischer Unterstützung finanzieren. Im März einigten sich Kloster und Stadt, dass die städtischen Baumeister die Arbeiten übernehmen würden. Der dabei entstehende Boden über dem Kirchenraum sollte dem Rat zur alleinigen Nutzung als Getreidevorratskammer – „alßdann die vergangene zwey jahr herr daß groß notturft gewesen ist“ – zur Verfügung stehen.33 Die engen Beziehungen zwischen Stadt und Kloster zeigen sich noch im frühen 16. Jh., als der Rat mehrere Jahresgülte an die Karmeliten veräußerte. Dabei investierte der Bettelorden allein 1497 in zwei Verkäufen 1100 fl. Derartige Käufe lassen sich bis 1542 nachweisen. Offensichtlich traf die Reformation das Kloster in einem wirtschaftlich befriedigenden Zustand, was auf die Begehrlichkeiten des reformierten Rates ein bezeichnendes Licht wirft.34 Aufhebung des Klosters und Restitutionsversuche des Ordens Vergeblich versuchte der Provinzial der Oberdeutschen Provinz, Andreas Stoß, das Ende des Klosters aufzuhalten, unter anderem auch mit kleinen Entgegenkommen gegenüber der Stadt. So stimmte er im August 1534 zu, als die Stadt die Kirchenkleinodien von den Kar-

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meliten einforderte, mit dem freilich illusorischen Verweis auf eine Rückgabe. Gleichzeitig forderte der Rat ein Verzeichnis über alle im Klosterarchiv befindlichen Besitzvermerke.35 Zusammenkünfte wie etwa jene im April 1537 mit dem Prior – gemeinsam mit jenen aus Würzburg und der Vogelsburg – halfen wohl wenig. Der Verfall war nicht mehr aufzuhalten, ja er wurde wegen der schwierigen Persönlichkeit des Priors Michael Schwanfelder noch verstärkt. Ein Konventuale, Johannes Kaul, war mit Schwanfelder derart zerstritten, dass er von Stoß auf die Vogelsburg als dortiger Prior versetzt wurde [→ Vogelsburg]. So musste der Provinzial 1537 mit ansehen, wie ein weiterer Bruder das Kloster verließ, der, nachdem Stoß Prior Schwanfelder wegen Veruntreuung der Gelder abgesetzt hatte, gegen letzteren in der Stadt noch heftig polemisierte, was das Ansehen des Klosters insgesamt weiter schmälerte. Ein Jahr später, 1537, wurde der Prediger im Karmelitenkloster lutherischer Predigten angeklagt.36 Der neue Prior Apfelbach musste kurz vor seinem Tod zahlreiche Äcker, Wiesen und Wälder an die Stadt, wohl zur Schuldentilgung, veräußern.37 Bereits zuvor, 1529, kaufte Graf Wilhelm von Henneberg von den Karmeliten mehrere Zinsen und Gefälle aus den Orten Forst und Schonungen.38 Nach dem Tod des Priors Johannes Apfelbach im Jahre 1542 übergab der letzte Konventuale Johann Nestmann der Stadt über ihren Spitalpfleger die direkte Klosterverwaltung.39 Allerdings musste sich der Rat verpflichten, die Klostergebäude zumindest „nothdurfflich“ zu erhalten. Nestmann erhielt eine Spitalpfründe, heiratete, wurde Lateinschullehrer und Pfarrer im reichsstädtischen Dorf Oberndorf.40 In der städtischen Geschichtsschreibung wird der Übergang idealisiert so dargestellt, als hätten die altgläubig bleibenden Religiosen sich bei der „Änderung der Religion“ freiwillig „nach Würzburg zu ihres Ordens Brüdern begeben“.41 Der oberdeutsche Provinzial Georg Raab wehrte sich ab 1547 gegen diese ‚kalte‘ Übernahme und erreichte am 23. September 1551 die Restitution von dem „senatus haereticus“, wie der Ordenschronist Jakob Milendunck polemisch vermerkt.42 Die Stadt konnte ihren Ärger über den Provinzial, der in einer Aktennotiz als „töricht regent“ geschmäht wurde, nur schwer unterdrücken.43 Der Markgräfler Krieg 1553/54 läutete das endgültige Ende des Klosters ein. Es sei „durch feuer vnd krieg gantz verderbt worden“. Da das Kloster exponiert am Stadtrand lag, wurde es in die Kämpfe einbezogen und teilweise von der Stadt für die Errichtung von Verteidigungsmaßnahmen abgebrochen.44 Sofort ließ sich der Orden die verbrannte Re­ stitutionsurkunde von 1551 noch einmal ausstellen,45 aber es gelang weder vor noch nach dieser Katastrophe, einen neuen Konvent in der nunmehr protestantischen Reichsstadt aufzubauen. Nach längeren Verhandlungen entschied der Orden sich für eine Veräußerung des teils beschädigten, teils zerstörten Klosters zugunsten der Stadt. Am 17. Januar 1560 kam es zu dem entsprechenden Vertrag.46 Die Stadt zahlte für den Erwerb die Summe von 9000 fl. auf zehn Jahre. Im Gegenzug für die zahlreichen Seelheilstiftungen der vergangenen Jahrhunderte, die die Stadt nicht einfach auslaufen lassen konnte bzw. wollte, musste sie 100 fl. 20 Schilling an den Bischof überweisen, die dieser dann den Würzburger Karmeliten zukommen

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ließ [→ Würzburg]. Ein eigener Kastner hatte diese Summe einzuziehen. Dies zeigt noch einmal die enge Bindung des Klosters an die Bürgerschaft, die nun in einer Art ‚Fernbeziehung‘ weiterbestand, da die Würzburger Karmeliten in der gesamten Frühen Neuzeit nicht nur mit der Jahrtagspflege für Würzburg, sondern auch mit der Schweinfurter Hinterlassenschaft beschäftigt waren.47 An der Stelle des Klosters errichtete die Stadt bereits seit 1554 den sog. Bürgerstall bzw. ab 1557 ein Armen- und Waisenhaus.48 Sie hatte also zum Zeitpunkt der Vereinbarung 1560 bereits vorab Fakten geschaffen. Nach dem Restitutionsedikt wurde 1630 ein letzter Anlauf zur Wiederbesetzung unternommen, der freilich erneut scheiterte und das endgültige Aus für die Karmeliten in Schweinfurt bedeutete.49 Die Stadt beantwortete ihre Vorladung vor die Exekutivkommission zur Durchsetzung des Edikts im fränkischen Reichskreis (22. Januar 1630) mit einer erfolgreichen Eingabe beim Kaiser mit der Bitte um Aufschub. Interessanterweise hat sich zum Jahre 1647 eine Rechnungslegung über die Einkünfte des Klosters erhalten, das nicht mehr in Funktion war, aber immer noch als Rechtsinstitution bestand.50 Die Einkünfte aus den Dörfern in der Umgebung der Reichsstadt wurden abermals dem Würzburger Karmelitenkloster zugeschlagen. Bischof Johann Philipp unterstützte im März 1643 die entsprechenden Bemühungen des Provinzials.51 Der Westfälische Friede beendete dann endgültig die Hoffnung auf eine Wiedererrichtung.52 Ebenfalls an das Würzburger Karmelitenkloster wurden dann die Jahrtagsverpflichtungen für die Klosterstifterin, Kunigunde Eselin, und jene für die Schenker der Veitsreliquien, die Familie Kratz, transferiert53 [→ Würzburg]. Konventsstärke In der Urkunde von 1369 – also aus der Gründungszeit des Klosters – werden sechs Konventsmitglieder namentlich genannt. Dies bleibt die höchste nachweisbare Zahl.54 1401 werden neben dem Prior noch vier weitere Konventsmitglieder aufgeführt.55 Die Mitgliederzahlen waren im 16. Jh. so niedrig, dass ein geregeltes Konventsleben nicht mehr möglich gewesen zu sein scheint: 1534 ein Prior mit zwei Brüdern, 1538 nur noch der Prior, nachdem der einzige Konventuale, Sigismund Wasserburger, den Karmel verlassen hatte. 1542 stand das Kloster nach dem Abgang von Johann Nestmann leer.56 Ämter Im ausgehenden 15. Jh. ist meist der Prior auch Lektor.57 Ab 1456 sind mehrere Prediger belegt.58 Custodes, die häufig auch Subprioren waren bzw. wurden, sind in geringer Zahl belegt.59 Subprioren konnten zu Prioren aufsteigen.60 Als Definitoren lassen sich Schweinfurter Prioren mehrfach auf den Provinzkapiteln nachweisen.61 Schule und Ordensstudium Einige der Prioren hatten auch an der Universität studiert. Voraussetzung für die Übernahme der Funktion eines Lektors war neben dem Studium der Artes auch ein solches der Philosophie und Theologie. So studierten Jakob Ayden, Wendelin Andree, Caspar Teininger, Conrad Frey, Heinrich

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Horneck, Kilian Oedt, Wilhelm Rabs, Adam Ronberger, Michael Schwanfelder, Conrad Speiser zunächst Grammatik und Logik in Wien, einige von ihnen dann noch Philosophie und wohl auch Theologie. Ayden führte sein Theologiestudium in Köln fort, Teininger und Ronberger sowie Wolfgang Hoffman zogen nach Erfurt, Trock nach England und Toulouse, Frey ebenfalls nach Toulouse. Conrad Speiser studierte auch in England, Petrus Schweicker in Heidelberg. Johannes Büsselsheim übernahm zwischen 1430 und 1432 die Stelle eines Lector regens, Lector principalis bzw. Rector Studii am Wiener Generalstudium des Ordens. Johannes Zeydelmair schließlich studierte Grammatik und Logik in Erfurt und Wien, ehe er – wohl zur Ausbildung in Theologie – nach Köln wechselte.62 In den Würzburger Weihematrikeln 1520–1822 tauchen nur drei Schweinfurter Konventualen auf, die bestimmte Weihestufen in der Heimatdiözese erhalten haben. Dies schließt allerdings nicht aus, dass sie bzw. andere Patres ihre einzelnen Weihegrade in anderen Diözesen empfangen haben.63 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Infolge der Verwüstung des Klosterbezirks 1553/54 wurde auch das Archiv zerstört, daher haben sich nur Bruchstücke erhalten. Jakob Milendunck hat die Archivalien benutzt.64 Das Standbuch 692 im Staatsarchiv Würzburg enthält laut des Titels nur Würzburger Urkunden, tatsächlich findet sich darin aber auch ein großer Teil der Schweinfurter Urkunden in Abschriften. Weitere Schweinfurter Archivalien im Staatsarchiv Würzburg sind Rechnungen 11336; Literaliensammlung des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg MS f.400. – Universitätsbibliothek Würzburg, M.ch.f. 264. Im Diözesanarchiv Würzburg findet sich im Bestand „Klöster und Stifte“ kein Hinweis auf das Kloster. Geringe Spuren in den Weihematrikeln (Libri Ordinationum) 1520–1822. Ähnlich dürftig ist der Bestand im Stadtarchiv Schweinfurt: Neben einem Aktenbestand R(eichsstädtisches) R(epertorium) I II–37 finden sich noch drei Urkunden im Original (Nrr. 483, 484, 497). Wohl durch Verkauf gelangte ein Faszikel zur Geschichte des Klosters in der Mitte des 16. Jhs. an das Staatsarchiv Bamberg (G 35/II Nr. 512).65 Im Hauptstaatsarchiv München finden sich im Bestand Karmeliten Würzburg Schweinfurt betreffende Urkunden unter den Nummern 5152, 5155, 5158, 5159, 5161, 5162, 5165, 5168, 5169. Die Aufzeichnungen des Chronisten der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, im In­ stitut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Karmeliterkloster, Bücher Nr. 46, fol. 458v–467v enthalten Konzept und Reinschrift mit leichten Abweichungen, von daher sind die Quellenregesten bzw. -abschriften meist zweimal erwähnt. Bibliothek Von einer Klosterbibliothek ist nichts bekannt. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Das Kloster wurde 1553/54 vollständig zerstört. Die Lage wird meist mit „in der vorstatt zu Schweinfurth“ gelegen umschrieben. Offensichtlich besaß die Anlage Mitte des 15. Jhs. einen kleinen vorderen Garten.66 In der Stadtchronistik wird le-

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diglich allgemein von einem „stattlich Gebäw“ berichtet bzw. es als „ein überaus schönes Closter mit einem zierlichen Lustgarten, das man auch einem irrdischen Paradies verglichen haben sollte“, idealisiert.67 Aus der Kirche hat sich ein Grabstein des Priors Offner – heute St. Johanniskirche Schweinfurt – sowie ein Portaltympanon – heute Städtisches Museum Schweinfurt – erhalten.68 Die Klostergebäude wurden 1554 zerstört und als Seelhaus (Armenhaus) wieder aufgebaut, vermutlich in den 1960er Jahren abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Das Klostergelände ist heute eine Grünanlage „Alter Friedhof“.69 PRIOREN Mangoldus70 1367, 1368 – Conrat von Schweinfurt71 1369 – Capplan72 ca. 1373 – Theodor de Misnia73 1401 – Johann Buchselheim74 1421 – Johannes Vischer (Piscator)75 1425–1431 – Johannes Büsselsheim (Busseltzheim/Bullentzheimb)76 1432–1435 – Conrad Hummel77 1436 – Johannes Oninol78 1437 – Johannes Nagolt79 1438 – Johannes Rost80 1439–1447 – Johannes Kellermann81 1449 – Johannes Prünlein82 1451–1454 – Johannes Carpentarius83 1454–1460 – Johannes Prünlein84 1462–1464 – Conradus Frey85 1467–1472 – Jacob Ayden86 1473–1484 – Petrus Trock87 1488 – Jacob Ayden88 1490–1492 – Johannes Zeydelmair89 1494–1499 – Johann Heilman90 1499 – Adam Ronberger/Reimberger91 1501–1510 – Georg Offner († 1532)92 1513–1518 – Petrus Schweicker93 1519 – Henricus Horneck94 – 1522–1526 – Michael Schwanfelder95 1529– 18.6.153696 – Johannes Apfelbach97 1536–1542 – Leonhard Gamman98 1560. LITERATUR Friedrich Beyschlag, Die Insassen des Schweinfurter Karmelitenklosters. In: Archiv für Stadt und Bez.amt Schweinfurt 6, 1908, Nr. 7, 81f. – Deckert, Oberdeutsche Provinz – Helmut Flachenecker, Karmeliten in Schweinfurt: bürgerliche Gründung – lokale Wallfahrt – vergebliche Restitution. In: Schweinfurter Mainleite 4, 2007, 4–21 – Ders., Die Karmeliten oder Frauenbücher im Hochstift Würzburg. In: Jb. für Fränkische Landesforsch. 69, 2009, 25–41 – Erich Saffert, Annotationen zur Gesch. des ehemaligen Karmeliten-Klosters in der Reichsstadt Schweinfurt. In: Würzburger Diözesangesch.bll. 26, 1964, 255–267, wiederabgedruckt in: Ders., Stud. zur Gesch. der Stadt Schweinfurt. Hg. von Uwe Müller. Schweinfurt 1993, 114–128 (Veröff. des Hist. Vereins Schweinfurt NF 1) – Simon Schoeffel, Die Kirchenhoheit der Reichsstadt Schweinfurt. Leipzig 1918 (Das Kloster zu Schweinfurt. In: Martini, Carmel 2, 442–469, ist auf den Seiten 444–465 eine wörtliche Kopie von Simon Schoeffel) – Smet, Karmeliten, 299–306 – Friedrich Stein, Mon. Suinfurtensia historica inde ab anno DCCXCI usque ad annum MCD. Schweinfurt 1875 – Aemilius Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis. St. Blasien 1794, 509.

1 Saffert, Annotationen. – Für weitere Auskünfte danke ich Herrn Dr. Uwe Müller, Leiter des StadtA Schweinfurt, herzlich.  –  2 StA Würzburg, Standbuch 692, 334 (11.4.1366), 335–337 (Datierung unvollständig); ISF KB 46, fol. 464v, 465r; UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 365r/v; mit falschem

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Datum ‚1300‘; Stein, Mon., 113–115, Nr. 115. Datum ‚1367‘ ergibt sich auch nach Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 509. Deckert, Oberdeutsche Provinz, 33, ebenfalls 1366, zumal bereits zu diesem Jahr die Bestätigung der Schenkung durch Karl IV. vorliegt.  –  3 UnivB Würzburg, M. ch.f. 264, fol. 437r.  –  4 Ebd., fol. 365r: … „wenn man den ersten stein geleget, daz closter angehebt habe zu bauen, so woll sie Gott vnd vnnser Frauen vnd ihnen zu dem baw hundert pfund heller opffern vnnd geben, vnd sechs bett vnd küsen vnd leilach, vnd auch ein theil von andern haußgerethe, wie auch 2 malder korns vnd 2 fueder weins, daz die brüder ersten zu essen vnd zu trinckhen haben“.  –  5 StA Würzburg, Standbuch 692, 338 (19.5.1368); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 366r.  –  6 ISF KB 46, fol. 460r/v, 465r (28.1.1366), 464r, 466r (15.5.1372); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 365v, 366r.  –  7 StA Würzburg, Standbuch 692, 338–340 (13.4.1375), 340–342 (12.7.1364).  –  8 ISF KB 46, 462v–463v, 465r/v (27.9.1367).  –  9 Stein, Monumenta, 115f., Nr. 116 (17.1.1368); ISF KB 46, fol. 459v bzw. 465v/466r.  –  10 Anton Ruland, Die Ebracher Handschrift des Michael de Leone. In: Archiv des Hist. Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg 13, 1855, 111–210, hier 147.  –  11 Stein, Mon., 121f., Nr. 122 (19.3.1369)  –  12 Immerhin versprach der wohl aus Schweinfurt stammende Karmelit Heinrich Zeimblein, dass er seine ererbten Güter in der Stadt versteuern wolle „als ein andern burgers guth da zue Schweinfurth“ (Stein, Mon., Nr. 136 [2.4.1380]).   –  13 StA Würzburg, Standbuch 692, 428f. (8.3.1431).  –  14 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 366v–367r.  –  15 StA Würzburg, Standbuch 692, 353f. (1.8.1460), 354f. (22.7.1400), 365–367 (11.8.1425), 367–370 (1.6.1472), 380–383 (13.8.1463), 385– 387 (9.2.1519), 395–399 (3.4.1497), 433–435 (8.7.1434), 435–437 (9.12.1431), 437–441 (9.7.1537) sowie Archiv für Stadt und Bezirksamt Schweinfurt 5, 1907, Nr. 2, 15 (8.3.1499).   –  16 Stein, Mon., 212, Nr. 233 (2.4.1426).  –  17 Ebd., 312, Nr. 386 (10.5.1499), ebd., 312, Nr. 388 (18.10.1499). – Von daher ist es nicht nur Zufall, dass sich von einem klösterlichen Zinsbuch ausgerechnet die Passagen von Oberndorf in einem städtischen Akt überlebten – wobei der dortige Hinweis auf die Würzburger Karmeliten etwas verwirrt. Haben beide Karmelitenkonvente in Oberndorf Gefälle eingenommen? StadtA Schweinfurt RRI II–37: „Verzaichnus was wegen der Carmeliten bey Gemeiner statt befunden, so zu beanttwortung vnd ableynung ires suchens dienstlich sein möchte“ [undatiert, nach 1555; unpaginiert]: einmal „Carmalitten herren zw Würtzburg. Ziens vnd Güelt im Oberndorff“, einmal „Oberndorff. Verzeichnus was das closter alhie zw Schweinfurth gewessenn an zienssen vnd gulten einzunemen gehabt“ – 1595 kam es zu Auseinandersetzungen wegen Zins- und Gültforderungen der Würzburger Karmeliten an das Schweinfurter Spital (StA Bamberg, G 35/II Nr. 512).  –  18 ISF KB 46, fol. 466r (17.3.1401).  –  19 Liste der Weihbischöfe in Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reichs 1198 bis 1448. Berlin 2001, 883f. [erstellt von Helmut Flachenecker]. Ergänzt müsste werden, dass Nikolaus auch 1423 als Weihbischof nachweisbar ist.  –  20 ISF KB 46, fol. 459v, 466r/v.  –  21 Ebd., fol. 459r, 466v (31.10.1423).  –  22 Ebd., fol. 464r, 466v (22.2.1427); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 367r–368v.  –  23 ISF KB 46, fol. 467r (16.10.1427).  –  24 Ebd. (12.8.1428 bzw. 9.10.1448).  –  25 StA Würzburg, Standbuch 692, 342–344 (3.11.1427).  –  26 Stein, Mon., 60–62, Nr. 53 (14.5.1330: Freiheitsprivileg Ludwigs des Bayern, vidimiert 16.3.1433); ebd., 161f., Nr. 171 (7.11.1389: Gerichtsladung durch König Wenzel, vidimiert 14.9.1444); ebd., 288f., Nr. 349 (24.3.1473: Gerichtsbrief, vidimiert 18.10.1473).  –  27 Stein, Mon., 364 – Die Reformtätigkeit wird in keiner der anderen Stadtchroniken erwähnt.  –  28 Stein, Mon., 306f., Nr. 378 – Die Familie hatte bereits seit längerem Beziehungen zum Kloster, als 1469 Ditz von Münster mit Zustimmung seiner Verwandten (1470) Güter in vier Dörfern schenkte: StA Würzburg Standbuch 692, 347–352 (22.6.1469 bzw. 20.5.1470).  –  29 Alfred Wendehorst (Bearb.), Das Bistum Würzburg 3. Die Bischofsreihe von 1455 bis 1617 (Germania Sacra NF 13). Berlin/New York 1978, 44. Die hierzu aufgesetzten Regelungen („Transactio inter parochum in Schweinfurt et Carmelitas ibidem“) referiert Friedrich Beyschlag im Archiv für Stadt und Bezirksamt Schweinfurt 10, 1912, Nr. 2, 14–18.   –  30 StA Würzburg, Standbuch 692, 345–347.  –  31 Stein, Mon., 363; Kirchenbeschreibung bei Paul Rosa († 1606), Adversaria, in: Archiv für Stadt und Bezirksamt Schweinfurt Nr. 7 (Juli 1909), 7. Jg., 80.  –  32 Martini, Carmel 2, 449; Nikolaus Sprenger, Schweinfurter Annalen zum Jahre 1472: „Auch hatt ein Rath ghen Bamberg vnd Wormbs zu den Priorn der Carmeliten, das Closter alhier zu reformiren von irer Vnordnung wegen, ersucht vnd gebeten.“ (Stein, Mon., 364)  –  33 StadtA Schweinfurt, RRI II–37: „Verzaichnus was

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wegen der Carmeliten bey Gemeiner statt befunden, so zu beanttwortung vnd ableynung ires suchens dienstlich sein möcht“ [undatiert, nach 1555; unpaginiert], Kopialüberlieferung bzw. Kurzhinweis darauf in einer Aufstellung wichtiger Ereignisse zwischen 1500 und 1520; Stein, Mon., 515, Nr. 3.  –  34 StA Würzburg, Standbuch 692, 372–375 (30.8.1501), 375–380 (9.12.1517), 388–392 (9.1.1542), 392–399 (3.4.1497), 399–403 (18.8.1533).  –  35 Stein, Mon., 526, Nr. 39 (13.1.1531): Stadt darf vorübergehend eine Klosterwiese als Ausweichstraße benutzen.  –  36 Smet, Karmeliten, 301, 303f.  –  37 Stein, Mon., 530, Nr. 55 (vor 22.5.1542).  –  38 StA Würzburg, Würzburger Urk. 46/68a (1529).  –  39 Martini, Carmel 2, 456f.; Paul Rosa, Adversaria, 80: Nur Nestmann sei nicht geflohen und als einziger Mönch in der Stadt geblieben, hat dann aber geheiratet und damit „dass ganze Closter und alle gefell deßselben verscherzt“.  –  40 Stein, Mon., 530f., Nr. 56 (22.5.1542); Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 509. Hinweise auf Nestmann s. ebd., 402, 478, 500; Saffert, Annotationen, 257.  –  41 Stein, Mon., 478.  –  42 StadtA Schweinfurt, Urk. 483 bzw. 484; Stein, Mon., 534f., Nr. 75, 77; zur Urk. vgl. Uwe Müller in: „Hatten zum Wort Verlangen“. 450 Jahre Evangelische Kirche in Schweinfurt. Schweinfurt 1992, 37f.; ders. in: Kaiser Karl V. und seine Zeit. Hg. von Stephan Diller. Bamberg 2000, 77f. – ISF KB 46, fol. 467r (1549 bzw. 1552).  –  43 StadtA Schweinfurt, RRI II–37: „Verzaichnus was wegen der Carmeliten bey Gemeiner statt befunden, so zu beanttwortung vnd ableynung ires suchens dienstlich sein möcht“ [undatiert, nach 1555; unpaginiert]: … 2. „solches erfehret der töricht regent Jorg Raab schreibt anhero, will wissen, wie das zugegangen Actum 47. 3. die antwortt hierauff mangelt, weil sie aber abschlägig oder nicht willfärig gewesen sein mag, so bringt er eine Kayserliche Commission vff Margentheim aus, die mangelt. 4.  ergentheim setzt tagsatzung yn anno 51 vndt machet ein abschiedt, das Schweinfurth alles zurestituieren schuldig. 5. Facta restitutione so quittirt der Provincial fur alle in optima forma“.  –  44  UnivB Würzburg, M.ch.f. 264 fol. 365r; Kilian Göbels Erzählung über den Krieg ediert in Stein, Mon., hier 379, 381, 387 – bzw. die alte Chronik ebd., 433. Ferner Rosa, Aversaria, 80.  –  45 StadtA Schweinfurt, Urk. Nr. 497 (23.9.1554); Stein, Mon., 536, Nr. 81.  –  46 StadtA Schweinfurt, RRI II–37 (Kopiale Überlieferung); Stein, Mon., 538f., Nr. 92. – Zu den Verhandlungen siehe Saffert, Annotationen, 259–266; Stein, Mon., 484, 502; Smet, Karmeliten, 306f.  –  47 StadtA Schweinfurt, RRI II–37. Dort wird auch mit Ludwig Scheffer ein Kastner namentlich genannt. Hinweis auch bei Stein, Mon., 479: „jederzeit einen Burger allhier zu ihrem Castner haben“. – StA Würzburg, Standbuch 692, 384f. (17.1.1560).  –  48 Stein, Mon., 399, 402, 434.  –  49 ISF KB 46, fol. 467v (1629); Schoeffel, Kirchenhoheit, 376–379.  –  50 StA Würzburg, 11336/737/23782 Rechnungslegung 1647.  –  51 StA Würzburg, Standbuch 692, 14f.  –  52 Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 509.  –  53 ISF KB 46, fol. 467v.  –  54 Stein, Mon., 121f., Nr. 122 (19.3.1369).  –  55 ISF KB 46, fol. 466r (17.3.1401): Prior Theodor de Misnia, dann die Brüder Johannes Heuchin, Johannes Hilderich, Nikolaus Nothard, Johannes Ruy.  –  56 Smet, Karmeliten, 306.  –  57 Lektoren, die keine Prioren wurden: 1479 Nicolaus Flend? – 1488 Simon Carnifex – 1508–1510 Wendelinus Andree – 1517 Thomas Palmer – 1522 Christoph Scheydeck (Deckert, Oberdeutsche Provinz, 177, 365, 367–369).  –  58 1456–1458 Erhard Crafft – 1460 Conrad Speiser – 1462 Johannes Prünlein – 1478–1484 Johannes Besolt (ebd., 362, 364).  –  59 1484 Heinricus Tinctoris: Subprior und Kustos – 1500 Conradus Currificis [II]: Kustos – 1508–1510 Georgius Offner: Subprior und Kustos, (später Prior) (ebd., 164, 168, 177).  –  60 Etwa Simon Friess, 1508/10 Subprior, ab 1517 Prior (ebd., 179).  –  61 Ebd., mehrfach zwischen S. 234–328. Zum Amt des Definitors ebd., 68–70.  –  62 Ebd., 140f., 143, 154, 166, 170, 178, 183, 188, 199, 203, 206f., 215, 218, 228.  –  63 DiözesanA Würzburg, Libri Ordinationium 1520–1822, Abschrift von August Amrhein Bd. II Ordensklerus. Es fällt auf, dass viele Karmeliten ohne Herkunftskonvent aufgeführt werden. Die Namen der Konventualen mit den Jahren der Weihen: Gabriel Chiliani 1520, 1521 – Balthasar Fabri 1539, 1540 – Valentin Groß 1521.  –  64 ISF KB 46, etwa fol. 465r, 467r: „hoc extat in archivio“.  –  65 Teilweise veröffentlicht von Schaffer, Annotationen. Allerdings ist seit April 2006 der Bestand umsigniert (alt: G 35/II Nr. 346).  –  66 StA Würzburg, Standbuch 692, 347–349 (22.6.1469), 365–367 (11.8.1425) u. ö.   –  67 Stein, Mon., 402, 434.  –  68 Zum Tympanon siehe Felix Mader/Georg Lill, Stadt und Bez.amt Schweinfurt. München 1917 (Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern 3: Reg.bez. Unterfranken und Aschaffenburg 17), 56f.  –  69 Stein, Mon., 399, 402; zusammengefasst bei Saffert,

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Annotationen, 255.  –  70 ISF KB 46, fol. 465r (27.9.1367), 465v (17.1.1368); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264 fol. 360v, 369v; Stein, Mon., 115f., Nr. 116 (17.1.1368).  –  71 Ebd., 121f., Nr. 122 (19.3.1369).  –  72 Ebd., 125, Nr. 126 (um 1373).  –  73 ISF KB 46, fol. 466r (17.3.1401).  –  74 Martini, Carmel 2, 444 [Liste erstellt aus Unterlagen des Provinzial Andreas Stoß, genauere Archivangaben fehlen jedoch!].  –  75) ISF KB 46, fol. 462v, 466v (22.2. bzw. 4.4.1427); StA Würzburg, Standbuch 692, 342–344 (3.11.1427); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264 fol. 367r; Martini, Carmel 2, 444 (1425); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 357f.  –  76 StA Würzburg, Standbuch 692, 433–435 (8.7.1434); Stein, Mon., 62, Nr. 53 (16.3.1433); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 358f.; Martini, Carmel 2, 444 (hier wird 1429–1432 bzw. 1435 angegeben) – Zugleich 1432–1440 als Lektor belegt.  –  77 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 359.  –  78 Martini, Carmel 2, 444.  –  79 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 359.  –  80 Stein, Mon., 162, Nr. 171 (14.9.1444); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 360f.; Martini, Carmel 2, 444. – 1439 zunächst als Prokurator, 1441– 1447 als Lektor belegt.  –  81 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 361; Martini, Carmel 2, 444.  –  82 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 361f.; Martini, Carmel 2, 444 (1452–1454 Johannes Pirrus, nur eine abweichende Namensform?).  –  83 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 361f.; Martini, Carmel 2, 444. – Zugleich 1449 als Lektor belegt.  –  84 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 362f.; Martini, Carmel 2, 444 (1462–1464 Johann Pirtenil, nur eine abweichende Namensform?).  –  85 StA Würzburg, Standbuch 692, 347– 349 (22.6.1469), 367–370 (1.6.1472); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 369v; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 363f.; Martini, Carmel 2, 444. – Zugleich 1467, 1471–1472 als Lektor belegt.  –  86 Stein, Mon., 289, Nr. 349 (18.10.1473); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 364f.; Martini, Carmel 2, 444 – Zugleich 1473–1475, 1479–1484, 1490 als Lektor belegt.  –  87 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 365.  –  88 Ebd., 365f.  –  89 StA Würzburg, Standbuch 692, 392–399 (3.4.1497); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 366. Die bei ihm angegebene Jahreszahl ‚1500‘ kann wegen der Urkunde vom 18.10.1499 (siehe nachfolgende Anm.) nicht stimmen. Ferner Martini, Carmel 2, 444.  –  90 Stein, Mon., 312, Nr. 388 (18.10.1499).  –  91 StA Würzburg, Standbuch 692, 372–375 (30.8.1501); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 369v; StadtA Schweinfurt, RRI II–37: Kopiale Überlieferung einer Urkunde von 1502; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 366f.; Martini, Carmel 2, 444. – Zugleich 1501–1505 als Lektor belegt.  –  92 StA Würzburg, Standbuch 692 375–380 (9.12.1517), 538 (1518 auch Lektor); Stein, Mon., 519, Nr. 15 (2.10.1514); 522, Nr. 25 (5.12.1518); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 367f.; Martini, Carmel 2, 444. Zum Grabstein vgl. Saffert, Annotationen, 256.  –  93 StA Würzburg Standbuch 692, 385–387 (9.2.1519); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 368; Martini, Carmel 2, 444.  –  94 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 367–369; Martini, Carmel 2, 444. – Zugleich 1513–1514 als Lektor belegt.  –  95 StA Würzburg, Standbuch 692, 371f. (18.9.1532), 399–403 (18.8.1533); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 369v; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 369; Martini, Carmel 2, 444; Smet, Karmeliten, 299, 301.  –  96  Deckert/Hösler, Acta, 84.  –  97 StA Würzburg, Standbuch 692, 388–392 (9.1.1542), 437–441 (9.7.1537); 538 (1541); Stein, Mon., 530f., Nr. 55, 56 (22.5.1542); Smet, Karmeliten, 306; Deckert/ Hösler, Acta, 84.  –  98 StA Würzburg, Standbuch 692, 384f. (17.1.1560): Er wird als Lesemeister der Hl. Schrift, derzeit Prior und Ordensprovinzial bezeichnet.

Helmut Flachenecker

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Simmern Das Kloster verdankte seine Existenz der katholischen Reform. Der Konvent, der auch die Simmerner Filialkirchen betreute, widmete sich vor allem der Seelsorge in dieser Diasporagemeinde. Die Verzehnfachung der Katholikenzahl in der Pfarrei machte seit Anfang des 18. Jhs. den Bau einer eigenen Pfarrkirche notwendig. 1802 wurde das Kloster im Zuge der französischen Säkularisation aufgehoben. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Mainz Lage Das 1704 vollendete Klostergebäude und die 1749–1752 erbaute neue Pfarr­ kirche liegen in der dicht besiedelten Unterstadt von Simmern. Patrozinium Als Patron des Klosters wird im März 1704 der hl. Josef genannt.1 Siegel Ein Siegel des Konvents wird 1694 erwähnt, jedoch nicht beschrieben.2 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung 1685 war die Kurpfalz und damit die Stadt und das Oberamt Simmern an die katholische Linie Pfalz-Neuburg gefallen. Diese führte in der reformierten Kurpfalz den Katholizismus wieder ein. 1686 rief Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm den Bopparder Karmeliterkonvent [ Boppard] zur Hilfe (sucessu) für die Simmerner Katholiken. Nachdem er den Provinzial der Karmeliter mit der Unterstützung der Katholiken in Stadt und Amt Simmern beauftragt hatte, suchten die Bopparder Karmeliter nach einem passenden Gebäude in der Stadt. Der Vorsteher der Bopparder Abordnung, Cornelius a S. Augustino, der als „abbas“ bezeichnet wird,3 feierte am 23. März 1686 die erste Messe nach dem Dreißigjährigen Krieg in Simmern in einem Privathaus. Die Protestanten leisteten Widerstand gegen die Wiedereinführung des katholischen Kultes.4 Der kurpfälzische Landschreiber Salmuth ging sogar zuerst soweit, die Stadt zu sperren, sodass keine Katholiken hineinkommen konnten, und ließ Cornelius a S. Augustino eine Verfügung zur Ausweisung überreichen. Nachdem das Bistum Mainz die Pfarrbetreuung von Stadt und Amt Simmern durch die Karmeliter genehmigt hatte, konnte am 27. Mai 1686 das Haus der Herren von Koppenstein zur Einrichtung eines Klosters gepachtet werden. Die Ordensprovinz kaufte es am 6. Juni 1692 für 300 Reichstaler. Es umfasste Haus, Garten und Scheune an der alten Kollektur in der Nähe der Pfarrkirche St. Stephan. In der Scheune wurde bis zum Juni eine Kirche (sacellum) eingerichtet. Daneben lag der katholische Friedhof.5 Die kurfürstliche Verordnung vom 11. Juni 1687 gestattete den katholischen Gemeinden den Mitgebrauch der Kirchenglocken, nachdem in den französisch reunierten Gebieten zuvor schon den Katholiken die Mitnutzung der Gebäude eingeräumt worden war.6 Seelsorge 1688 brach der Pfälzische Erbfolgekrieg aus. Nach der Besetzung Simmerns durch die französischen Truppen wurde auf Befehl des französischen Grandprovoss Fontenell in Alzey die Simmerner Pfarrkirche im Dezember 1688

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für den katholischen Gottesdienst als Simultaneum zugelassen.7 Auf Epiphanie 1689 zogen die Katholiken wieder in die Kirche ein, aus der sie 1650 vertrieben worden waren. Der niederdeutsche Provinzial Arnoldus a S. Leonardo hielt bei dieser Gelegenheit das Hochamt.8 Mit Genehmigung des französischen Grandprovoss betreuten die Simmerner Karmeliter nach der Flucht des Bieberner Prädikanten auch die Gemeinde Biebern. Auf dem Provinzkapitel, das am 20. Mai 1690 in Frankfurt stattfand, wurde Albanus a S. Ludovico als Präses bzw. „vicarius“ der Simmerner Niederlassung eingesetzt. In Simmern residierten außer ihm zwei Patres und ein Laienbruder:9 Die Karmeliter in Simmern wurden jährlich vom Provinzial visitiert.10 Über das innere Leben der Niederlassung erfahren wir aus den vorliegenden Quellen, d. h. vor allem aus dem Diarium, kaum etwas. Durch Erlass vom 7. Oktober 1693 wurde in Übereinstimmung mit dem Edikt Goupillières von 1684 der Simultangebrauch an Orten mit nur einer Kirche so geregelt, dass der Chor durch ein Gitter vom Langhaus abgetrennt und nur von Katholiken benutzt werden durfte. Güter und Einkünfte der reformierten Gemeinden mussten mit den katholischen Pfarrern geteilt werden.11 Seit 1694 begann der in Düsseldorf residierende Kurfürst Johann Wilhelm, der 1690 seinem Vater Philipp Wilhelm gefolgt war, die Katholiken offen zu begünstigen.12 Durch die Aufteilung der Stephanskirche kamen die Karmeliter in Simmern in den Genuss des Chors, den sie sich nach ihren Bedürfnissen einrichteten. Am 15. Juni 1694 begannen sie mit dem Bau eines steinernen Sockels für den Hauptaltar. Der Chor wurde mit Fliesen (tegula) ausgelegt.13 Während des Spanischen Erbfolgekrieges wurde Simmern mehrfach von ­wechselnden Truppen besetzt und zu Fourage- bzw. Getreidelieferungen gezwungen, so auch die Karmeliter 1694 und öfter.14 1696 wandten sie sich wegen rückständiger Zahlungen an den Kurfürsten. Aus dieser Bittschrift geht hervor, dass sie nunmehr seit zehn Jahren die Seelsorge in der Stadt und 13 umliegenden Dörfern mit drei Patres und einem Bruder ausübten. Unterschrieben war die Bittschrift vom Präses Cyprianus vom hl. Wilhelm15, Pfarrer in Simmern, und Marcellinus vom hl. Petrus, Pfarrer in Pleizenhausen. Die Karmeliter und die Kreuznacher Kapuziner teilten sich die Betreuung der Pfarreien im Simmerner Sprengel.16 Die Nutzung der Pfarrkirche von Simmern als Simultaneum führte 1697 zu intensiven Streitigkeiten mit den Reformierten,17 die nach der Beendigung des Pfälzischen Erbfolgekrieges und dem Abzug der Franzosen die Simultaneen rückgängig zu machen suchten. Diese Politik wurde durch die vom Kurfürsten eingesetzte Admodiationskommission vor allem in der hinteren Grafschaft Sponheim hintertrieben.18 Im Frieden von Rijswijk 1697 erhielt das Reich alle reunierten Gebiete zurück, wobei der Friedensvertrag u. a. vorschrieb, dass in allen durch die Franzosen seit 1680 katholisierten Gebieten die katholische Konfession bestehen bleiben sollte. Im Unteramt Kirchberg und in Pleizenhausen blieb es beim Simultaneum mit der durch die Franzosen basierend auf der Verpachtung der Kirchengüter eingeführten Besoldung der Pfarrer und Lehrer.19 1698 schrieben der Simmerner Prä-

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ses Cyprian vom hl. Wilhelm, Kasimir vom hl. Damian, Pastor in Kirchberg, Petrus Thomas vom hl. Franziskus, Pastor in Biebern, und Alban vom hl. Ludwig, Pastor in Sohren, eine weitere Bittschrift wegen rückständiger Besoldung an die Admodiationskommission und beschwerten sich über Übergriffe der Protestanten und fehlende Pfarrbesoldung.20 Am 29. Oktober 1698 erließ die pfälzische Regierung in Weinheim ein Dekret, nach dem die drei Konfessionen einander in der Ausübung ihrer Gottesdienste tolerieren und die Kirchen zu teilen hätten, soweit der jüngste Friedensschluss dem nicht entgegenstünde. Pfarrer und Lehrer wurden aufgefordert, auch katholische Kinder in ihrer Schule zu dulden.21 In diesem sog. Simultanedikt vom 26. Oktober 1698 wurde bestimmt, dass alle reformierten und lutherischen Kirchen in der Kurpfalz den Katholiken zum Mitgebrauch zu öffnen waren.22 Daraufhin wurde 1699 die mit der Verwaltung der eingezogenen Kirchengüter betraute geistliche Güterverwaltung aufgehoben und durch eine Administrationskommission ersetzt, die den Reformierten zahlreiche Güter entzog.23 Die Pfarrei Simmern im 18. Jh. Im Dezember 1701 erhielten die Karmeliter in Simmern aus Düsseldorf die Erlaubnis zum Bau einer neuen Pfarrkirche.24 Im Juni 1702 wurde dem Präses Heinrich vom hl. Arnold genehmigt, eine neue Unterkunft für den Konvent einzurichten. Am 5. Juni erfolgte die Grundsteinlegung für den Klosterneubau nach einer feierlichen Messe in der Pfarrkirche.25 Das alte Klostergebäude war zwar von der Zerstörung durch die Franzosen verschont geblieben, doch baufällig geworden. Der Herr von Koppenstein protestierte 1703 als Pfarrherr gegen den Neubau des Klosters, da die Karmeliter 12 Reichstaler „Miete“ für sein für 1000 Taler acquiriertes Haus samt Zubehör seit mehreren Jahren schuldig seien.26 Die Bautätigkeit brachte die Simmerner Niederlassung in Geldverlegenheiten. Überdies starb am 25. September 1703 in Gemünden der Baudirektor Philipp Murarius. Die Karmeliterprovinz gab 1704 100 Reichstaler als Zuschuss für den Bau des Klosters.27 Der Simmerner Karmel nahm dazu noch ein Darlehen von 100 Reichstalern bei dem Kloster in Boppard auf.28 Die Fenster für das neue Kloster wurden im März 1705 von einem Franziskanerbruder Friedrich aus Oberwesel gemacht. Ein Bruder Andreas Kochius (Andreas vom hl. Heinrich) aus Beilstein hatte Karneval 1705 den Simmerner Ober-Amtmann Nisette samt Familie gemalt. Er blieb bis 1711 in Simmern und schuf dort mehrere auch profane Werke. Vielleicht stammen auch einige der unsignierten Gemälde, die sich heute noch im Pfarrhaus befinden, von ihm.29 Am 29. März 1705, nachdem die Glasscheiben aus Koblenz geholt worden waren, konnte das neue Gebäude von den Karmelitern bezogen werden.30 Vom Winter bis Mai 1705 schlug Baron Kolonel von Holstein mit seiner Leibstandarte in der Residenz der Karmeliter sein Quartier auf, obwohl er Lutheraner war. Für den Karmel war das von Vorteil, denn die Bauern mussten ihnen Schlafräume schaffen. Da die Geldmittel der Niederlassung durch den Bau erschöpft waren, schlug der Provinzial vor, die Pfarrei Argenthal nicht mehr mit eigenen Patres zu besetzen. Die Bauern aus Argenthal drohten jedoch, dies beim General­

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vikar vorzutragen. Der Provinzial hob seine Anweisung schließlich auf und ordnete an, den Bauern nicht die Abgaben zu erhöhen, sondern zuzulassen, dass diese an Sonntagen Pferde zum Abholen des Pastors nach Simmern schickten.31 Am 21. November 1705 erging die kurpfälzische Religionsdeklaration, die die Grundlage für das religiöse Zusammenleben in der Pfalz war: Den drei Konfessionen, Reformierten, Lutheranern und Katholiken, wurde Religions- und Gewissensfreiheit zugestanden. Das Simultaneum wurde außer an Orten, wo es schon 1685 bestanden hatte, abgeschafft. Das Kirchengut sollte zwischen Reformierten und Katholiken im Verhältnis 5:2 geteilt werden. Glocken und Friedhöfe verblieben dem Besitzer der Kirche. Die anderen hatten aber daran gegen Zahlung von Gebühren Nutzungsrecht. In großen Städten mit mehreren Kirchen sollte den Katholiken eine vorbehalten sein.32 Am 20. Februar 1706 begannen die Karmeliter auf Anweisung des Provinzials, das Stundengebet in der Kapelle (sacello) der neuen Residenz zu singen.33 Außerdem kauften sie ebenfalls auf Anordnung des Provinzials den halben, dem Refektorium benachbarten Garten, weil ihnen die Nachbarn von dort auf den Tisch gucken konnten, für 100 Reichstaler, die sie vom Oberamtmann Nisette, der häufig im Simmerner Karmel verkehrte, aus Heidelberg erhalten hatten. Während der Visitation im Juli 1706 durch den Provinzial und den Praeses von Kirchberg legte der Simmerner Präses Henricus vom hl. Arnold wegen der Belastung durch die Bautätigkeit sein Amt nieder. Auch der durch den Provinzial als Nachfolger ernannte erste Definitor P. Theodericus resignierte.34 Am 5. Oktober 1707 fand die erste Predigt an der neu errichteten Kathedra in der Pfarrkirche Simmern statt.35 Am 25. Juli 1707 wurde der Simmerner Präses vom Kommissar für katholische Religionssachen, Rittmeyer, nach Kaub gerufen, um über den Status der Pfarrei Simmern zu berichten.36 Da das Präsidium vakant war, begab sich Paul vom hl. Michael als Pastor von Simmern tags darauf mit zwei Zendern und Herrn Dupont nach Kaub, wo sich am nächsten Morgen alle katholischen Pastoren versammelten. Ihm wurde eröffnet, dass den Katholiken nicht mehr die große Simmerner Pfarrkirche, sondern nur noch das „sacellum“ der Karmeliter für Gottesdienste zur Verfügung stehe. Der Simmerner Karmel wandte ein, dass dies keine Kirche zur Versammlung der Gemeinde sein könne, sondern dass er sich diese Scheune auf eigene Kosten zum Eigengebrauch eingerichtet hätte.37 Der Inspektor bot daraufhin als katholische Pfarrkirche eine Kapelle (stabulum) auf dem reformierten Friedhof an. Die Karmeliter beriefen sich dagegen auf das Reglement, das bei Vorhandensein nur einer Kirche am Ort anordnete, dass diese geteilt werden müsse. Nach längeren Verhandlungen zwischen dem katholischen Repräsentanten und dem der Reformierten38 wurde für Simmern beschlossen: Die Simmerner Kirche wird durch Einzug einer Mauer geteilt. Die Katholiken erhalten den Chor, die Reformierten das Schiff samt der Orgel. Die Kosten für die Mauer tragen die Katholiken. Die Bieberner Kirche sollte den Katholiken, die in Pleizenhausen und Argenthal den Reformierten vorbehalten sein. Die Argenthaler Katholiken wurden der Kirche in Schnorbach zugeteilt, die Pleizenhausener der in Schönenberg,

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mit dem Vorbehalt, dass beide Kirchen restauriert werden sollten. Ansonsten sollte das bisherige Simultaneum an beiden Orten fortbestehen. Auf Anweisung der kurpfälzischen Regierung/Teilungskommission wurden die Kirchen in Argenthal und Pleizenhausen den Reformierten zugewiesen. In die Simmerner Kirche wurde eine Mauer eingezogen.39 Die Pfarrei Argenthal wurde mit der Mainzer Pfarrei Rheinböllen zusammengelegt. Argenthal und Schnorbach, das den Katholiken zugeteilt war, waren vorher vom Simmerner Karmel betreut worden.40 Die Streitigkeiten um ausstehende Geldzahlungen beendete Pfalzgraf Johann Wilhelm am 16. Juni 1708 mit der Anordnung, dass die Simmerner Karmeliter die gleichen Pfarreien wie bei ihrer Gründung betreuen und dafür auch die gleiche Entlohnung erhalten sollten.41 Seit 1714 wurde der Pfarrer durch die Regierung als Patronatsherrn dem Mainzer Ordinariat präsentiert. Von nun an wurden die Amtszeiten der Patres deutlich länger und die Anliegen des Ordens rückten in den Hintergrund. Im Dezember 1714 wollte der Kurfürst wissen, in welchen Kirchen 1614 das Simultaneum eingeführt worden war.42 Das Mainzer Ordinariat fragte Anfang 1715 beim Dekanat an, welches Gehalt die Pastoren und Schulmeister von der Güteradministration in Heidelberg erhielten, welche Rückstände da waren, etc.43 Bernardinus a S. Ernesto, Pastor von Simmern, gab die Auskünfte und verband das mit der Beschwerde, dass die Karmeliter zwar in Argenthal 1714 ein Vierteljahr katholischen Gottesdienst gehalten und auch von der Gemeinde die Zusage zur Entlohnung bekommen, aber bislang noch nichts erhalten hätten.44 Sie hätten für jeden Gang 1 Gulden vereinbart.45 Das Oberamt befahl darauf der katholischen Gemeinde Argenthal am 18. Juli 1715, den Karmelitern 20 Gulden zu zahlen. Diese gaben statt des Geldes 20 Fuhren Holz.46 Im Polnischen Erbfolgekrieg (1733–1735) kamen 1735 zunächst Franzosen von Kirchberg aus, dann 6000 Deutsche unter General vom Stein nach Simmern. Das Kloster genoss Immunität, musste aber dennoch 7 sächsische „duces“ – Lutheraner – beherbergen. Nachdem diese abgezogen waren, folgten 600 Illyrer, die als besonders barbarisch galten, die aber rasch weiterzogen. Dann folgten wieder Franzosen unter De Bell, die von Trierern bzw. königlichen Truppen bekämpft wurden. Nach dem Abzug der Truppen war Simmern über weite Strecken zerstört und die Bevölkerung und Bauern verarmt.47 Zu Beginn des Jahres 1736 wurden zunächst aus Mannheim 50 pfälzische Soldaten in Simmern einquartiert,48 im April wieder andere Soldaten. Die Pfarrei wurde im 18. Jh. von den Ereignissen im Österreichischen Erbfolgekrieg und dem Siebenjährigen Krieg berührt, doch hatte das keine gravierenden Folgen für das Kloster.49 Da der Präses aus Alters- und Gesundheitsgründen sein Amt nicht mehr ausüben konnte, übernahm Felix vom hl. Johannes, der Pfarrer von Simmern, seine Aufgabe kommissarisch. Offenbar war einiges in Unordnung geraten. Denn bei der Visitation von 1736 ordnete der Provinzial an, dass 1. ein Inventar aller Güter der Residenz, 2. der Bücher, 3. der Schulden und 4. aller Urkunden und rechtssichernden Instrumente angelegt werden sollte. Alles Geld über 100 Gulden sollte in einen Kasten gelegt und vierteljährlich nachgerechnet werden. Das Haus sollte

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in Stand gesetzt und ein Zimmer mit Ofen als Krankenstube vorgesehen werden. Im August begann die Reparatur des Gebäudes. Die katholische Gemeinde war derart gewachsen und auch durch die liturgischen Festlichkeiten die seelsorgerischen Ansprüche gestiegen, dass Landschreiber Geisweiler im April 1754 beim Kurfürst das Gehalt für einen 2. Kaplan anmahnte.50 Im Juni und Juli kamen Sylvester vom hl. Jakob aus dem Ravensburger Karmel [ Ravensburg] und Eugenius vom hl. Philipp aus dem Konvent in Pützchen [ Pützchen] zur Unterstützung nach Simmern.51 Die geistliche Güteradministration lehnte jedoch eine Erhöhung des Salärs ab, so dass der Pfarrer das Geld selbst aufbringen musste.52 Gegen Ende des alten Reiches gab es sogar drei Kapläne in Simmern, da eine katholische Lateinschule geplant und in der Filiale Mutterschied Sonntagsdienst eingerichtet war.53 Die Beziehungen zum Dekanat und zum Generalvikariat blieben über die Jahre sehr distanziert.54 Am 22. Januar 1758 weihte der Simmerner Präses in Sohren eine Kapelle zu Ehren der 14 Nothelfer.55 1758 bricht die Chronik ab. Nachfolger Ottos von der Muttergottes als Präses wurde 1763 Petrus vom hl. Wilhelm (Hoffmann). Der Konvent bestand in seiner Amtszeit aus drei Patres. Bei ihm lebten seine beiden Brüder, die ebenfalls Karmeliter waren. Auch seine Mutter wohnte bei ihm. Sie vermachte der Pfarrei eine Summe von 3000 Gulden.56 Die Karmeliter pflegten seit Beginn ihrer Niederlassung in Simmern ein gutes Verhältnis zu den Vertretern der Obrigkeit (Oberamtmann, Landschreiber), die häufig bei ihnen verkehrten. Sehr oft werden die Gäste, die zum Essen anwesend waren, erwähnt. Es handelte sich um Ordensbrüder, durchreisende Geistliche, Bürger der Stadt und Verwandte. Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Nach dem Frieden von Campo Formio (17. Oktober 1797) teilte die französische Verwaltung das Rheinland am 23. Januar 1798 in vier Departements ein. Simmern gehörte zum Département du Rhin-et-Moselle. Wie in dem gesamten annektierten Gebiet wurde auch hier das Eigentum der geistlichen Korporationen beschlagnahmt. Im Zusammenhang mit der Inventarisierung durch die französischen Behörden gab der letzte Präses Eligius vom hl. Petrus 1798 über seine Einkünfte als Pfarrer zu Protokoll: 1790 betrug die Besoldung des Simmerner Pfarrers 230 fl., 35 Malter Korn und 2 Fuder Wein. An Grundbesitz oder Kapital besaß die Pfarrei nichts. Für den Unterricht in der Lateinschule sollte der Rektor ab 1792 eine Holzzulage erhalten. Von der katholischen Bevölkerung erhielt er die sog. Stolgebühren. Die geistliche Güteradministration zahlte jährlich zum Unterhalt des Pfarrers und der Kapläne 400 fl., 30 Malter Korn, 10 Malter Spelt und 10 Malter Hafer, dazu 9 Ohm Wein und 40 Gulden Hauszins. Nach 1798 wurden durch die Pfarrkinder freiwillig ca. 350 Gulden gezahlt. Im 17. Jh. wurde die Pfarrei Simmern mit den Filialen Kümbdgen, Niederkumbd, Mutterschied, Riesweiler, Holzbach, Ohlweiler, Schafhof und ein paar Mühlen von einem Pfarrer und zwei Kaplänen betreut. Ab 1792 wurde ein dritter Kaplan auf Regierungsbefehl hinzugenommen. Die Stadt Simmern hatte einen Schullehrer für Lesen,

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­ chreiben, Rechnen, die Anfänge des Lateins sowie Orgelspielen und Chorleitung. S In den Filialen Mutterschied und Riesweiler waren ebenfalls von der geistlichen Güteradministration bezahlte Lehrer angestellt. Seit 1794 lehrten die Kapläne die fünf unteren Klassen der Lateinschule und versahen wechselweise die Filiale Mutterschied. Als die Besoldung für den Schuldienst eingestellt wurde, übten sie dann keine Lehrtätigkeit mehr aus. Pfarrer und Kapläne bewohnten ein eigenes Haus mit Gemüsegarten und Kleestück. Die Pfarreinkünfte seien seit 1795 verloren.57 Die Enteignung der geistlichen Grundeigentümer wurde in den vier rheinischen Departements durch den Aufhebungserlass der Konsularregierung vom 9. Juni 1802 vollzogen. Damit wurde auch das Kloster in Simmern aufgehoben und sein gesamtes Vermögen nationalisiert. Zu dem enteigneten Vermögen gehörten auch die 3000 Gulden, die die Mutter des 1792 verstorbenen Präses Petrus vom hl. Wilhelm dem Kloster vermacht hatte.58 Die Karmeliter mussten ihr Haus innerhalb kürzester Zeit verlassen. Der Staat verpflichtete sich lediglich zur Zahlung von Pensionen, „die freilich alles andere als ausreichend waren“.59 So verstarb der frühere Kaplan Maximinus Schaut 1805 völlig verarmt, während der letzte Präses, der 1743 in Frankfurt geborene Eligius vom hl. Petrus, als Pfarrer in Simmern besoldet wurde. Er musste freilich 1802 das Ordenshabit ablegen und seinen Taufnamen Lechner wieder annehmen. Er nannte sich nun Eligius Lechner und war bis zu seinem Tod am 1. Juni 1822 Kantonspfarrer 1. Klasse, wofür er eine Staatspension von 1500 Fr. erhielt.60 Bruderschaften Die Karmeliter gründeten in Simmern unmittelbar nach der Niederlassung des Konvents eine Skapulierbruderschaft. Am 21. Juli 1686 wurde das Skapulierfest eingeführt und feierlich im Beisein der Katholiken der Nachbarschaft begangen, wie auch in den folgenden Jahren.61 Das Bruderschaftsbuch im Pfarrarchiv aus der Zeit von 1686–1801 enthält 3706 Namen. 1723 legte die Simmerner Sakramentsbruderschaft ihr Register an. Allerdings verzeichnete dies nur 128 Namen bis 1749. Sie scheint nicht so erfolgreich gewesen zu sein wie die Skapulierbruderschaft. Sie nahm erst etwas Aufschwung, als auch in Simmern 1753 das „Ewige Gebet“ vom Bistum aus eingeführt worden war.62 Prozessionen Der Präses Felix vom hl. Johannes führte neue Prozessionen in Simmern ein: 1733 zu Christi Himmelfahrt eine Marienprozession in der Stadt und dann nach draußen zur Eremitage Reizenborn bei Riesweiler mit sakramentalem Segen nach der Rückkehr. In Reizenborn hatte sich 1718 ein Eremit niedergelassen, und 1732 hatte hier der Praeses Bernardinus vom hl. Ernst mit Mainzer Erlaubnis eine Kapelle eingeweiht. Von 1733 an wurde zweimal im Jahr unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eine Prozession dorthin gehalten. 1770 wurde hier eine Wallfahrtskirche erbaut.63 Auch die Fronleichnamsprozession wurde wieder eingeführt.64 Allerheiligen bzw. Allerseelen 1733 fand zum ersten Mal in Simmern eine feierliche Vesper statt. Die Gräber wurden in einer Prozession zu Allerheiligen aufgesucht, Allerseelen ein Hochamt gefeiert.65 Eine Sakramentalprozes­sion

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zu Christi Himmelfahrt wurde zu ersten Mal 1734 durch die Stadt veranstaltet. In diesem Jahr wurde auch erstmals eine Prozession am 3. Bittag zum Schutz der Ernte bzw. Feldfrüchte abgehalten.66 Ferner fanden die üblichen Prozessionen am 2. Pfingstfeiertag zur Eremitage Reizenborn und die 2. am Sonntag in der Oktav Mariae Himmelfahrt statt. Seit 1735 wurde auch zu Mariae Lichtmess eine kleine Prozession um die Kirche veranstaltet, bei der die Gläubigen brennende Lichter in der Hand hielten.67 Anfang April 1736 erhielt das Kloster auf Initiative des Praeses Felix vom hl. Johannes, dem Pastor in Simmern, zwei Bullen aus Rom. In der ersten wurde die Erlaubnis erteilt, außer dem Hauptfest St. Josef, viermal im Jahr ein Josefsbruderschaftsfest zu begehen. Den Mitbrüdern und Schwestern wurde eine Indulgenz beim Eintritt in die Bruderschaft, bei ihrem Tod und am Hauptfest gewährt. Die Termine für die vier Bruderschaftsfeste bestimmte der Ordinarius. Außerdem erhielten die Mitglieder der Bruderschaft weitere Indulgenzen. Durch die andere Bulle wurde ein siebenjähriger Ablass verliehen, sooft ein Priester oder Regularkanoniker am Josefsaltar an Allerseelen, in der Allerseelenoktav oder jeden 4. Wochentag eine Messe für die Verstorbenen läse.68 Am 3. Bittag und an Himmelfahrt wurden 1736 die gewohnten Prozessionen abgehalten. Am Sonntag Trinitatis, 27. Mai 1736, wurde zum ersten Mal das Fest der Josefsbruderschaft begangen und zwar folgendermaßen: Am Morgen wurde die Predigt gehalten zur üblichen Zeit. Danach wurde wie im Bruderschaftsbuch beschrieben unter Absingen der Josefslitanei eine Sakramental-Prozession um die Kirche gegangen. Vor und nach dem Hochamt wurde der sakramentale Segen erteilt, ebenso vor und nach der Vesper. So sollten alle Bruderschaftssonntage begangen werden.69 Visitationen Jährlich wiederkehrende Ereignisse waren die Visitation sowie die ­Feier des Festes Corporis Christi in und außerhalb der Pfarrei. 1724 wird die Feier des Skapulierfestes (16. Juli) erwähnt.70 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv 1740 wird ein Archiv der Niederlassung Simmern erwähnt.71 Was nach der Aufhebung des Klosters aus ihm wurde, ist unklar. Erhalten sind noch ein lateinisches „Diarium Carmelitarum residentiae Simmerensis ab anno 1686“ (hier zitiert als: Diarium), das vom jeweiligen Praeses bzw. Pfarrer von Simmern bis 1758 fortgesetzt wurde und als Depositum der Pfarrei heute im Hunsrückmuseum Simmern liegt. Das Diarium wurde von Kaplan Hermes übersetzt und bis 1873 in deutscher Sprache fortgesetzt (hier zitiert als: Hermes-Chronik 1686–1873). Weiteren Aufschluss bieten die heute im Trierer Bistumsarchiv aufbewahrten beiden Kirchenbücher 1786–1798, sowie das Bruderschaftsbuch, „Liber Archi-Confraternitatis sacri Scapularis in Carmelo Simmerensi 1720“, das die Namen der Mitglieder von 1686 bis 1801 verzeichnet. Einzelne Unterlagen, die sich mit den Karmelitern befassen, befinden sich im Bestand Kurpfalz im Landesarchiv Speyer und Bestand 4 (Pfalz) im Landeshauptarchiv Koblenz. Die Auflösung des Karmel geht aus dem französi-

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schen Protokoll im Landeshauptarchiv Koblenz (Best. 256 Nr. 8772: Die Nachweisungen des gesamten Vermögens und Einkommens sämtlicher katholischen als protestantischen Kirche, Pfarreien und Schulen im Kanton Simmern, wie solche im Jahre 1790 bestanden) hervor. Bibliothek Die Bibliothek der Karmeliter mit ihren 300 im Jahr 1925 noch vorhandenen Bänden wurde 1757 von der Provinz als exquisit eingestuft. Offenbar wurden hier auch Bücher verliehen, da einmal die Anweisung erging, geliehene Bücher zurückzugeben. Die Bücher waren homiletischen, aszetischen oder katechetischen Inhalts. Ein Markusevangeliar von 1529 trug den handschriftlichen Eintrag: „Inventus hic liber in castris Gallicis ante Philippsburg post dirutionem anno 1688 3. Novembris per P. Petrum Carmelitam“.72 Was aus der Bibliothek nach der Aufhebung des Klosters wurde, ist unklar. Bau- und Kunstdenkmäler73 Unter dem Präses Felix vom hl. Johannes begann wegen der Baufälligkeit der Karmeliterkapelle der Bau einer Kirche, für den man 1739 ein Gelände neben dem Kloster erwarb. Die Niederlassung bzw. Provinz tauschte mit der Stadt gegen ein Gärtchen und 381 Gulden einen Hof-, Haus- und Scheunenplatz in der Klostergasse ein. Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz besuchte 1744 Simmern und sagte dem Kloster Hilfe zum Bau der neuen Kirche zu.74 Am 30. März 1747 kam aus Heidelberg Architekt Rischer, der einen Platz für die neue Kirche überlegte und einen Aufriss zeichnete.75 Am 1. April folgte ein weiterer Architekt (artifex), Herr Valerius, der ebenfalls den Platz für die neue Kirche in Augenschein nahm. Aus einem Schreiben aus Mannheim geht hervor, dass die Hälfte der Baukosten für die neue katholische Pfarrkirche in Simmern 1749 von der geistlichen Güteradministration aus außerordentlichen Mitteln zu bestreiten war und 3326 fl. betrug. Am 4. August 1749 begann Rischer mit dem Bau, indem er bei der Mühle Steine aus einem neuen Steinbruch auf Kosten des Pfalzgrafen brechen ließ. Der Bau sollte im Garten der Karmeliter entstehen. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 21. September d. J. statt. Am 20. November, am Fest des hl. Felix von Valois, dem Namenstag des Präses, wurde der erste Stein des Fundaments feierlich gesegnet und von Hofgerichtsrat und Landschreiber des Oberamts Simmern Ludwig Angelus Geisweiler im Namen des Pfalzgrafen in einer feierlichen Zeremonie in Anwesenheit der Geistlichkeit der Umgebung in das Fundament eingefügt.76 Am 3. Juni 1751 wurde das alte Haus der Karmeliter abgerissen und einen Monat später mit dem Neubau begonnen.77 Bei der Josefskirche handelt es sich um einen großen rechteckigen Lang­ haussaal mit eingezogenem, gestelztem Halbkreischor. Sie war mit dem nördlich anschließenden Klostergebäude durch eine Vorhalle mit Freitreppe verbunden. Auf dem Chorscheitel stand der Glockenturm, der 1767 bereits so baufällig war, dass Sachverständige beim Kurfürsten dessen Neubau verlangten.78 Baumeister Rischer wurde zu Schadensersatz verpflichtet.79

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Präses Otto von der Muttergottes gab am 3. Oktober 1751 eine steinerne Marienstatue bei Martin Bittrich in Mainz in Auftrag, die am 20. April 1752 über dem Kirchenportal angebracht wurde. Sie war aus den Heiratsabgaben bezahlt worden.80 Am 6. November 1752 wurde der Hochaltar in der neuen Kirche errichtet, und am 19. Dezember d. J., am Tag der hl. Elisabeth, der Namenspatronin der Pfalzgräfin, wurde der feierliche Einzug in die dem hl. Josef geweihte Kirche gehalten.81 Am 1. April 1754 wurde das von Francesco Bernardini, dem 1. Hofmaler Karl Theodors in Mannheim, geschaffene Grablegungsbild aufgehängt.82 Laut Chronogramm entstanden 1752 auch seine aufwendigen Deckenfresken, die Christi Geburt und die Verlobung Josefs mit Maria darstellen und schon 1756 durch bauliche Maßnahmen geschützt werden mussten. 1776 war die erste Renovierung der Fresken wegen Wasserschäden notwendig. Im Chor war die Himmelfahrt Mariens abgebildet.83 Für zwei Malter Korn erhielt der Präses am 20. Juni 1754 von Bernardini das Bild Mariens mit dem hl. Simon Stock, das über der Sakristeitür angebracht wurde und heute im Pfarrhaus hängt.84 Am 5. September 1754 beendete der Vergolder Johann Michael Schweizer (verlesen bei Hermes) seine Arbeiten an der Kanzel und den drei Altären in der Josefskirche. Der Hochaltar ist vermutlich ein Werk des kurpfälzischen Hofbildhauers Johann Paul Egell und zeigte eine Kreuzigungsgruppe über der noch vorhandenen Sarkophagmensa. Auch die beiden Seitenaltäre (rechts Joseph mit dem Jesuskind, links Maria Immaculata) sind als Werke Egells anzusprechen.85 Offenbar hatte man auch geplant, einen Seitenaltar mit dem Gemälde des hl. Geistes als Jüngling aufzustellen. Doch hatte das Ordinariat dies wegen dogmatischer Vorbehalte verhindert.86 Die weiteren noch vorhandenen Ölgemälde im Langhaus der Kirche (hl. Nepomuk, hl. Franz Xaver, hl. Karl Borromäus, hl. Kümmernis, Maria mit Kind, hl. Sebastian, hl. Antonius von Padua) gehen wohl auf Francesco Bernardini zurück. Eine Mater dolorosa ist nicht mehr vorhanden. Ein Bild des hl. Judas Thaddäus wurde 1773 von Maria Anna Witwe von Ritter gestiftet. Der 1734 erwähnte Nussbaumaltar des hl. Josef steht heute in der Vorhalle.87 Drei Kelche und sechs Altarleuchter sind aus der Karmeliterzeit noch erhalten.88 Praesides89 Cornelius a S. Augusto 21.3.–28.6.1686 – Evergislus a S. Martino 1686–1690 – Alban vom hl. Ludwig 1690–1694 – Cyprian vom hl. Wilhelm 1694–1699 – Cyrill von der hl. Euphrasia, Mai 1699, 1700 Pfarrer in Biebern, † 1711, begraben in der Pfarrkirche von Biebern – Gregor von der hl. Dreifaltigkeit 1700–1702 – Heinrich vom hl. Arnold 1702–1706 – Theodericus 1706 (resignierte) – Wilhelm vom hl. Friedrich 1706, † 1709 im Kloster Heisterbach – Petrus 1707 – Simon vom hl. Jakob April 1709 – Konstantin vom hl. Kornelius 1711 – Amandus, Expastor v. Sohren, 1713 – Benedikt vom hl. Matthias 1712–1714 († 1727 als Subprior in Boppard) – Bernardinus a S. Ernesto 1714–1732, 1735–1738, 1736 wegen Schlaganfalls amtsunfähig90 – Felix vom hl. Johannes 1733– 1735, 1738–175391 – Otto von der Muttergottes 1753–1763 – Petrus vom hl. Wilhelm92 (Hoffmann) 1763–1780 – Eligius vom hl. Petrus (Valentin Lechner) 1780–1792.

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I. Klöster vor der Säkularisation

LITERATUR Thomas Berger, Die Bettelorden. In: Hdb. der Mainzer Kirchengesch. 3, 1. Hg. von Friedhelm Jürgensmeier. Würzburg 2002, 619–631 – Josef Böhm, Die katholische Pfarrei Simmern in der Zeit von 1686 bis zur Gegenwart. In: 650 Jahre Stadt Simmern im Hunsrück. Hg. von W. Wagner und G. Schellack. Simmern 1980, 188–209 – Ludwig Döry, Der Mainzer Barockbildhauer Martin Biterich. In: Mainzer Zs. 66, 1971, 9–43 – Christoph Flegel, Die kurpfälzische Religionsdeklaration von 1705. In: Bll. für pfälzische Kirchengesch. und religiöse Volkskunde 73, 2006, 17–35 – Alfred Hans, Die kurpfälzische Religionsdeklaration von 1705. (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 18) Mainz 1973 – Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Tl. 1: Ehemaliger Kreis Simmern. Bearb. von Magnus Backes, Hans Caspary, Norbert-Müller-Dietrich. München 1977, 995– 1022 – Meinrad Schaab, Gesch. der Kurpfalz 2. Stuttgart/Berlin/Köln 1992 – Andreas Schüller, Zum Kirchenbarock auf dem Hunsrück. In: Trierische Chronik 12, 1915/16, 33–51 – Ders., Die katholische Pfarrei Simmern im 18. Jh. In: Rheinische Heimatbll. 1925, 358–366 – Wolfgang Seibrich, Monastisches Leben zwischen Reform, Reformation und Säkularisation. In: Hdb. der Mainzer Kirchengesch. 3, 1. Hg. von Friedhelm Jürgensmeier. Würzburg 2002, 470–615 – Chr. von Stramberg, Das Rheinufer von Coblenz bis zur Mündung der Nahe. In: Rheinischer Antiquarius, Abt. 2, Bd. 6, Koblenz 1857, 412f. – Paul Warmbrunn, Simultaneen in der Pfalz. In: Jb. für westdeutsche Landesgesch. 14, 1988, 97–122.

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Diarium Carmelitarum residentiae Simmerensis ab anno 1686 (künftig zitiert als: Diarium), 91.  –  2 Ebd., 40.  –  3 Ebd., 336.  –  4 Ebd., 3, 11f.; vgl. Hans, Kurpfälzische Religionsdeklaration, 35.  –  5  LA Speyer, Urk. Kurpfalz Nr. 2171, Diarium, 2–14, 36.  –  6  Warmbrunn, Simultaneen, 106.  –  7 Ebd.  –  8 Diarium, 18.  –  9 Ebd., 22.  –  10 Ebd., 36, 40, und öfter.  –  11 Warmbrunn, Simultaneen, 106.  –  12  Ebd.  –  13 Diarium, 39.  –  14 Ebd., 41.  –  15 Dieser schrieb offenbar auch das Diarium.  –  16 Diarium, 48.  –  17 Ebd., 50; Hans, Religionsdeklaration, 59.  –  18 Warmbrunn, Simultaneen, 106f.  –  19 Hans, Religionsdeklaration, 78.  –  20 Diarium, 53, 55f.  –  21 Ebd., 65f.  –  22 Warmbrunn, Simultaneen, 108.  –  23 Ebd., vgl. dazu auch Flegel, Kurpfälzische Religionsdeklaration, 27f.  –  24 Diarium, 78.  –  25 Ebd., 82.  –  26 Ebd., 86f.  –  27 Ebd., 92.  –  28 Ebd., 93.  –  29 So vermutet Schüller, Kirchenbarock, 33–51.  –  30 Diarium, 95.  –  31 Ebd., 99f.  –  32 Warmbrunn, Simultaneen, 109f.; Flegel, Kurpfälzische Religionsdeklaration, 30ff.  –  33 Diarium, 103.  –  34 Ebd., 106.  –  35 Ebd., 131.  –  36 Ebd., 109.  –  37 Ebd., 110.  –  38 Vgl. auch Hans, Religionsdeklaration, 279f., 386.  –  39 Diarium, 127.  –  40 Ebd., 132.  –  41 Ebd., 137.  –  42 Ebd., 166.  –  43 Ebd., 168f.  –  44 Ebd., 170–172.  –  45 Ebd., 175.  –  46 Ebd., 176.  –  47 Ebd., 205f.  –  48 Ebd., 207.  –  49 Schüller, Katholische Pfarrei Simmern, 360.  –  50 Diarium, 293.  –  51 Ebd., 301–304.  –  52 Ebd., 305f.  –  53 Schüller, Katholische Pfarrei Simmern, 359.  –  54 Ebd.  –  55 Diarium, 323.  –  56 Böhm, Katholische Pfarrei Simmern, 195.  –  57 LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 8772.  –  58 Schüller, Katholische Pfarrei Simmern, 359.  –  59 Schieder, Säkularisation und Mediatisierung, Tl. 1, 26.  –  60 LHA Koblenz, Best. 256 Nr. 8772.  –  61 Diarium, 4, 15, 17 usw.  –  62 Schüller, Katholische Pfarrei Simmern, 362.  –  63  Böhm, Katholische Pfarrei Simmern, 197.  –  64 Diarium, 16.  –  65 Ebd., 194, 199f.  –  66 Ebd., 199.  –  67 Ebd., 200.  –  68 Ebd., 207, 209.  –  69 Ebd., 210.  –  70 Ebd., 182.  –  71 Ebd., 226.  –  72 Schüller, Katholische Pfarrei Simmern, 359.  –  73 Vgl. dazu Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises 1, 995–1022.  –  74  Diarium, 242f.  –  75 Ebd., 257.  –  76 Ebd., 272–274.  –  77 Ebd., 280.  –  78 LHA Koblenz, Best. 4 Nr. 2577; Kunstdenkmäler

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des Rhein-Hunsrück-Kreises 1, 996; Schüller, Kirchenbarock, 46f.  –  79  Hermes-Chronik, 116, 152f.; Böhm, Katholische Pfarrei Simmern, 194.  –  80 Diarium, 285f.  –  81 Ebd., 288f.  –  82 Ebd., 301.  –  83 Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises 1, 1005f.  –  84 Ebd., 1022.  –  85 Ebd., 1007ff.  –  86  Schüller, Kirchenbarock, 41.  –  87 Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises 1, 1018f.  –  88  Ebd., 1020.  –  89 Angaben nach dem Diarium Carmelitarum residentiae Simmerensis ab anno 1686.  –  90 Er amtierte noch bis 1738, † 15.8.1744 in Worms. Ihm stand seit 1732 der Wormser Subprior Felix zur Seite. Bernardinus fungierte als Ehrenpräses, vgl. Schüller, Katholische Pfarrei Simmern, 358.  –  91 Subprior zu Worms, Präses in Simmern, 1733 (Diarium, 190–193), 1735 Pastor von Simmern (ebd., 201), 1738 Präses (ebd., 214), † 12. 4. 1753 mit 57 Jahren. Er war 20 Jahre und 4 Monate Präses gewesen, stand im 37. Jahr seiner Profess und 33. Jahr seines Priestertums. Sein bürgerlicher Name war Johannes Meckel. Er stammte aus Mainz (ebd., 291) Er wurde vor dem Hochaltar der Josefskirche bestattet. (ebd.).  –  92 † 1792 als Pfarrer in Simmern, gebürtig aus Mainz, Kämmerer des Kapitels. Seine Mutter hatte dem Kloster 3000 Gulden vermacht, die aber in der Revolution enteignet wurden, Schüller, Katholische Pfarrei Simmern, 359.

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Spangenberg Das Karmeliterkloster Spangenberg, eine Tochtergründung des Klosters in Kassel [ Kassel], spielte lediglich im Rahmen der städtischen Geschichte eine gewisse Rolle. Für einen dauerhaften Bestand der Einrichtung reichte die materielle Existenzgrundlage nicht aus. Mit seinen markanten Bauten prägte das Kloster das Stadtbild bis zum Ende des 19. Jhs., seine Spuren sind auch heute im Stadtbild erkennbar. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Mainz Lage Das Kloster liegt im Westen der Altstadt Spangenberg unmittelbar an dem westlichen Stadttor, dem Neutor. Im Westen wird die Anlage begrenzt von der Stadtmauer, im Norden von der Klosterstraße. Patrozinium Das Kloster war „Unser lieben Frauen“ geweiht.1 Siegel Erhalten sind zwei Siegel des Spangenberger Konvents aus den Jahren 1507 und 1520, beide mit demselben Typar hergestellt.2 Beide sind beschädigt, das ältere stark abgegriffen. Es zeigt eine stehende, leicht linksgewendete und bekrönte Muttergottes, die das Jesuskind auf dem linken Arm hält. Umschrift (gotische Minuskel): s(igillum) co(mmun)itatis (con)ve(n)tu(s)3 spa(n)ge… [ Abb. S. 110 Nr. 27]. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung 1350 schenkte der Spangenberger Bürger Hermann Cremer gemeinsam mit seiner Frau Adelheid den Kasseler Karmelitern ein kleines Haus, das ihnen als ständige Herberge (hospicium) in Spangenberg dienen sollte.4 Etwa ein Jh. später verselbständigte sich die Einrichtung. 1454/1455 wurde sie als „novus … conventus“ bezeichnet.5 1456 wurde Spangenberg als 28. Kloster in die Niederdeutsche Provinz des Ordens aufgenommen, im selben Jahr ernannte das Kölner Provinzialkapitel den ehemaligen Kasseler Prior Ludwig Bengel von Wolfhagen zum Spangenberger Prior.6 Den Lebensunterhalt bildete das Terminieren. Zum Unterhalt steuerte der Mutterkonvent zwei Termineien als Kollektengebiete bei.7 1461 sicherte das Provinzkapitel dem Kloster die Terminei Sontra, die Spangenberg zuvor nur halb innehatte, für einen gewissen, an das Karmeliterkloster Kassel zu zahlenden Zins.8 Zu den Gönnern des Klosters gehörte Landgraf Ludwig II. von Hessen, dessen Mutter 1462 in Spangenberg „zu den Carmeliten“ begraben wurde.9 Er erteilte dem Karmeliterkloster 1466 einen Bettelbrief und eine Kollekte. Das Kloster scheint schon bald nach seiner Gründung zu Besitz gekommen zu sein, denn es war nach recht kurzer Zeit imstande, den Städten Allendorf, Eschwege und Kassel Geld zu leihen.10 Auch innerhalb der Stadt Spangenberg konnten mehrere Häuser und Grundstücke erworben werden.11 In einem 1470 von Henne von Bischofferode gekauften Burgmannssitz (heute „Junkerhaus“) wurde eine Lateinschule eingerichtet.12 Weit reichten die vorhandenen Mittel aber nicht. Darauf weisen zwei Spendenaufforderungen des Landgrafen von Hessen und des Generalpriors

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Johannes Soreth von 1470 hin, die möglicherweise im Zusammenhang mit dem ambitionierten Bau der Klosterkirche zu sehen sind.13 1586 wurde der Bau der ansehnlichen Klosterkirche unter Dach gebracht. An der Kirche entstanden eine Sebastiansbruderschaft und eine Annenbruderschaft.14 Aufhebung des Klosters Das wirtschaftliche Überleben war durch die gesammelten Besitztümer offensichtlich ebensowenig gesichert wie in Kassel. Hierfür sprechen die um die Wende zum 16. Jh. belegten Reibereien mit dem Kasseler Konvent, als die Spangenberger ohne Erlaubnis in die Kollektengebiete der Karmeliter aus Kassel eindrangen. Es kam zum offenen Streit, der 1514 von einem Visitator des Ordens zuungunsten von Spangenberg entschieden wurde.15 1527 erfolgte die Aufhebung des Klosters, bei der neun Brüder abgefunden wurden.16 Einer hatte zu diesem Zeitpunkt das Kloster bereits verlassen.17 Der Besitz wurde inventarisiert und eingezogen, die Klostergebäude als Rentmeisterei eingerichtet.18. 1627 versuchte der Orden, den Besitz des Klosters zu restituieren.19 Dem Unternehmen des Restitutionskommissars Kaspar Münster war jedoch kein Erfolg beschieden.20 ARCHIV Das Archiv gelangte nach der Aufhebung des Klosters ins Regierungsarchiv Kassel.21 Vier Urkunden (1470–1511) aus dem Klosterarchiv werden heute im Staatsarchiv Marburg im Bestand Urk. 45 Spangenberg (früher Urk. A II Spangenberg) aufbewahrt. Einschlägig sind auch weitere Archivalien in folgenden Beständen des Staatsarchivs Marburg: Urk. 6 Spangenberg (früher A I e Abfindungen von Klosterpersonen Spangenberg); Urk. 13 Spangenberg (früher A I t Spangenberg); Urk. 86 Spangenberg (früher Urk. X 1 Spangenberg, Stadt); Urk. 87 Spangenberg (früher Urk. X 2 Klöster, Pfarreien Spangenberg); 17 e Spangenberg; 22 a 1 (Inventarisierung 1527); 22 a 4 Spangenberg; 22 a 8 Spangenberg; 319 Spangenberg; 330 Spangenberg; Rechn. I; S 19, 22; K 22, Bl. 9. Aufzeichnungen des Chronisten der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, über das Kloster Spangenberg befinden sich im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Karmeliterkloster, Bücher 46, fol. 14r, 612r/v. In der Universitätsbibliothek Kassel befinden sich acht Handschriften erbaulich-theologischen Inhalts aus der Zeit zwischen ca. 1466–1473, die entweder aus dem Karmeliterkloster Kassel oder dem Karmeliterkloster Spangenberg stammen.22 Gedruckte Quellen Hermann Diemar (Bearb.), Die Chroniken des Wigand Gerstenberg von Frankenberg. Marburg 1909, 300 (Veröff. der Hist. Komm. für Kurhessen und Waldeck 7. Chroniken von Hessen und Waldeck 1) – Albert Huyskens, Die Klöster der Landschaft an der Werra. Reg. und Urk. Marburg 1916, 324 zu Nr. *832 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen und Waldeck 9. Klosterachive 1) – Hermann von Roques, UB des Klosters Kaufungen in Hessen. Bd. 2. Kassel 1902, Nr. 585 – Johannes Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler der Stadt Kassel und Kloster Weißenstein. Reg. und Urk. Marburg 1913, Nr. 632, 729 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen und Waldeck 9. Klosterarchive 2).

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I. Klöster vor der Säkularisation

BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Parallel zur Klosterstraße, die die Klosteranlage im Norden begrenzt, stand die Stadtkirche, eine zweischiffige, vierjochige Hallenkirche, die anhand der Jahreszahl „1486“ auf einem heute im Universitätsmuseum Marburg aufbewahrten Schlussstein datierbar ist. Nach Süden schlossen sich an die Kirche zwei Gebäudeflügel an, sodass die Gesamtanlage ein nach Süden, zur Stadtmauer hin offenes Hufeisen bildete. An der Südwand der Kirche befand sich ein Kreuzgang.23 Nach der Säkularisation dienten die Klostergebäude als Scheune und Gefängnis.24 1888 brannten die Kirche und der im Westen angrenzende Gebäudeflügel ab, die Ruinen wurden bis auf wenige Reste abgetragen. Der erhalten gebliebene Ostflügel dient heute gewerblichen Zwecken.25 Dem Kloster gehörte eine Reihe von Häusern und Grundstücken in der Stadt Spangenberg, außerdem überließ die Stadt dem Kloster mit landgräflicher Bewilligung einen Teil der Stadtmauer gegen die Verpflichtung, diese instand zu halten.26 Einsiedelei 1506 erwarb Prior Hildebrand Sommer für 20 rheinische Gulden vom Kloster Kaufungen den Nießbrauch und das Wohnrecht an der Kapelle auf dem Sankt Ottilienberg (Gde. Söhrewald, Gemarkung Wellerode, Kreis Kassel) für sich und einen weiteren Bruder auf Lebenszeit. Die Kapelle ist wahrscheinlich bereits im 14. Jh. vorhanden gewesen, Gebäudereste sollen noch im 19./20. Jh. zu sehen gewesen sein.27 PRIOREN28 Ludovicus Bendel (de) Wolfhagen 1456 – Ditmarus de Cassel 1459 – Conradus de Marpurg 1460 – Henricus de Zegen 1462 – Conradus de Waerberg 1463 – Joannes de Gouda prior et lector 147829 – Jacobus Schyndhuit 1479 – Jacobus de Cassellis 1482 – Johannes Syvenkirspel 1483 – Johannes de Gouda 1484–1490 – Joannes de Lijmmen 1490 – Theobald de Sontra (Sudern) 149130 – Benedictus de Rasteden 1495(?)–150131 – Hildebrand Sommer (Hildebrandus de Cassel, H. (de) Summeren 150232, 150333, 150634 – Fridericus Babenhusen (Bobenhusen, Bubenhusen) 150635 – Joannes Cultellificis 1510–151936 – Joannes Laupach 1520–152737 Titularprioren nach der Auflösung des Klosters: Joannes Fabri 153138 – Wilhelmus (de) Blatzheim (Blatzem) 1534–154139 – Hermannus de Gouda 154240 – Ambrosius Hundacker 1543–154441 – Ambrosius de Schmydacker 154542 LITERATUR Georg Dehio, Hdb. der Deutschen Kunstdenkmäler. Hessen. Bearb. von Magnus Backes. 2. Aufl. München/Berlin 1982, 821 – Heinrich von Dehn-Rothfelser/ Wilhelm Lotz, Die Baudenkmäler im Regierungsbez. Cassel. Kassel 1870, 263 – Wilhelm Dersch, Hessisches Klosterbuch. Nd. der 2. Auflage. Marburg 2000, 146 (Veröff. der Hist. Komm. für Hessen 12) – Wilhelm Schäffer, gen. Dilich, Hessische Chronica (...). Faksimile-Druck der Ausgabe Kassel 1605. Hg. von Wilhelm

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Niemeyer. Kassel 1961, 152 – Wilhelm Dilichs Ansichten hessischer Städte aus dem Jahre 1591 (...). Marburg 1902. Faksimile-Nd. 2005, Taf. 19 – Eckhard G. Franz, Die hessischen Klöster und ihre Konvente in der Reformation. In: Hessisches Jb. für Landesgesch. 19, 1969, 213, Nrr. 664–673 – Ders., Art. Spangenberg. In: Georg Wilhelm Sante (Hg.), Hessen. Nd. der 3. Aufl. Stuttgart 1993, 417f. (Hdb. der Hist. Stätten Deutschlands 4) – Rolf Giessler, Aufstieg und Verfall des Karmeliter-Klosters Spangenberg. In: Hessischer Gebirgsbote 82,1981, 96f. – Ders., Das Karmeliter-Kloster zu Spangenberg. o.O. [Spangenberg] 1981 – Carl Wilhelm Hermann Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche im Regierungsbez. Cassel, Provinz Hessen-Nassau, Königreich Preußen. Kassel 1872, 395 – Jb. der Denkmalpflege im Regierungsbez. Cassel 1. Marburg 1920, 94 – Kurt Knierim, Das Karmeliter-Kloster zu Spangenberg und seine Maßwerkfenster. In: Hdb. des Kreises Melsungen. o.O. 1974 – Ders., Die Burgsitze der Stadt Spangenberg. In: Hessischer Gebirgsbote 87, 1986, 113f. – Koch, Karmelitenklöster, 72f. – G. Landau, Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. Kassel 1842. Neuauflage 2000, 268 – Daniel Meisner/Eberhard Kieser, Thesaurus Philopoliticus oder Politisches Schatzkästlein. Faksimile-Nd. der Ausgaben Frankfurt/M. 1625–1626 und 1627–1631. Nördlingen 1992. 2, 2 (Original von 1628), Taf. 46 – Matthäus Merian, Topographia Hassiae et regionum vicinarum (...). Frankfurt/M. 1655. Nd. Kassel und Basel 1959, 131f., Abb. nach S. 122 – Klemens Raczek, Das Karmelitenkloster zu Spangenberg. In: Karmel-Stimmen 45, 1978, 22–24 – Johann Baptist Rady, Gesch. der katholischen Kirche. Mainz 1904, 383, 420, 719 – Christoph Rommel, Gesch. von Hessen. Bd. 2. Kassel 1822, Anm. auf S. 245, 247; Bd. 3. Kassel 1827, S. 21 und Anm. S. 13 – Oskar Schade, Zur frühen und hochmittelalterlichen Gesch. von Spangenberg. In: 675 Jahre Spangenberg. Spangenberg o.J. [1984], 136 – Johannes Schilling, Klöster und Mönche in der hessischen Reformation. Gütersloh 1997, 85f. (Quellen und Forsch. zur Reformationsgesch. 67) – Wilhelm Siebald, Chronik von Stadt und Festung Spangenberg. Marburg o.J. [1902], 18 – Klaus Sippel, Wüstungen rings um Wellerode. In: 650 Jahre Wellerode 1351–2001. Söhrewald 2001, 5 – Ernst Wenzel, Das Kloster der Karmeliten zu Spangenberg. In: Hdb. des Kreises Melsungen. o.O. 1932 – Konrad Wiedemann, Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek (...). 1: Manuscripta theologica. Die Handschriften in Folio. Wiesbaden 1994, 13f., 17–20, 31–33, 40f., 45–47, 60–62 [online unter http://www.manuscriptamediaevalia.de/hs/kataloge/HSK0372.htm] – Heinrich Wittmann, Stadt und Schloß Spangenberg. o.O. 1956. 1 StA Marburg, Urk. 86 Spangenberg, 16.3.1520. In einer Urk. vom 24.2.1507 (StA Marburg, Urk.

X.2, Klöster, Pfarreien Spangenberg) ist von einer „Messe von der Mutter Gottes“ die Rede.  –  2 StA Marburg, Urk. 87 Klöster, Pfarreien Spangenberg, 24.2.1507 und Urk. 87 Stadt Spangenberg, Dep., 16.3.1520.  –  3 Lesung unsicher.  –  4 Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 632.  –  5 ISF KB 46, fol. 612r: „Circa 1455“. Hochhuth, Statistik, 395, und Gießler, Aufstieg und Verfall, 6, zitieren ohne Quellenangabe eine Urk., die 1354 „daz nuwe Closter zu Spangenberg“ nennt.  –  6 ISF KB 46, fol. 14r, 612r.  –  7 Ein Datum für diese Regelung ist nicht überliefert. Als Gegenleistung

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hatte Spangenberg 7 Gulden zu zahlen, was aber realiter offenbar nie erfolgte, Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 729.  –  8 ISF KB 46, fol. 612r.  –  9 Diemar, Wigand Gerstenberg, 300. Die Grablege befindet sich in der Stadtkirche. Dazu Dehn-Rothfelser/Lotz, Baudenkmäler, 264.  –  10 Die der Stadt Kassel geliehenen Gelder wurden 1469 zurückgezahlt, vgl. Gießler, Aufstieg und Verfall, 5. Zu Eschwege s. Huyskens, Klöster, 324 zu Nr. *832.  –  11 Gießler, Aufstieg und Verfall, 12.  –  12 StA Marburg, Urk. 45 Kloster Spangenberg, 12.2.1470, dazu Knierim, Burgmannssitze, 113f.  –  13 Vgl. die Einbandmakulaturen an der Handschrift 2° Ms. theol. 48 der UnivB Kassel, vgl. Wiedemann, Manuscripta, 60.  –  14 Die Annenbruderschaft ist 1511, die Sebastiansbruderschaft 1515 belegt, vgl. Wenzel, Kloster der Karmeliten.  –  15 Schultze, Klöster, Stifter und Hospitäler, Nr. 729.  –  16 Schade, Zur frühen und hochmittelalterlichen Geschichte, spricht ohne Quellenangabe oder Begründung von „40 Mönchen“.  –  17 Franz, Klöster, 213, Nrr. 664–673.  –  18 ISF KB 46, fol. 612v.  –  19 Ebd.  –  20 ISF KB 81, fol. 889.  –  21 ISF KB 46, fol. 612v.  –  22 UnivB Kassel, 2° Ms. theol. 9, 13, 14, 26, 27, 33, 38, 48. Vgl. Wiedemann, Manuscripta, 13f., 17–20, 31–33, 40f., 45–47, 60–62.  –  23 Wenzel, Kloster der Karmeliten mit Illustrationen/Rekonstruktionszeichnungen; Gießler, Aufstieg und Verfall, 13–17 unter Verwendung von Wenzel.  –  24 Ebd.,18f.  –  25 Ebd., 22ff.  –  26 Zum Immobilienbesitz vgl. ebd., 12. Urk. des Klosters betreffend Überlassung der Wehranlage: StA Marburg Urk. 86 Spangenberg, 16.3.1520. Dazu Gießler, Aufstieg und Verfall, 12 und 21.  –  27 UB des Klosters Kaufungen, Nr. 585; Sippel, Wüstungen, 5f.  –  28 Angaben nach ISF KB 46, fol. 612 r/v.  –  29 Siehe auch Rosier, Overzicht, 49.  –  30 ISF KB 46, fol. 612r/v.  –  31 ISF KB 44, fol. 5, 11.  –  32 Ebd., fol. 16.  –  33 Ebd., fol. 23, 26, 29.  –  34 UB des Klosters Kaufungen, Nr. 585.  –  35 ISF KB 44, fol. 32, 34, 37, 39.  –  36 Ebd., fol. 45, 47, 50, 52, 59, 62, 64, 71, 73, 77.  –  37 Ebd., fol. 80, 82, 84, 87, 97, 102, 105, 107.  –  38 Ebd., fol. 139.  –  39 Ebd., fol. 145, 147, 150, 155, 160, 164, 171, 173.  –  40 Ebd., fol. 177.  –  41 Ebd., fol. 185, 193.  –  42 Ebd., fol. 197.

Johannes Burkardt

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Sparneck Die etwa 1455 anzusetzende Stiftung des Ritters Friedrich von Sparneck, eine Tochtergründung des Karmelitenklosters in Bamberg [ Bamberg], erlangte nur für knapp fünf Jahrzehnte volles klösterliches Leben, das bereits während der Reformation in den 20er und 30er Jahren des 16. Jhs. nach und nach wieder erlosch; die förmliche Auflösung erfolgte 1563. Nur Indizien sprechen zeitweilig für eine gewisse Größe und Bedeutung dieses Klosters, das jedoch nie erkennbar in Erscheinung getreten ist. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Bamberg Lage Das Karmelitenkloster lag im Markgraftum Brandenburg-Kulmbach am östlichen Ortsrand von Sparneck (Lkr. Hof, Regierungsbez. Oberfranken), nördlich der Straße nach Kirchenlamitz. Die Klostergebäude gruppierten sich im Raum um die heutige evangelische Pfarrkirche St. Veit.1 Patrozinium Patrone des Klosters waren – für Karmeliten naheliegend – die Muttergottes (ad Mariam de gratia2) und nach einer Überlieferung des 17. Jhs. St. Ägidius.3 Das Patrozinium St. Veit für die Klosterkirche geht offenbar auf das einer vorklösterlichen Kapelle zurück.4 Siegel Die Siegel des Konvents und des Priors5 haben sich nicht erhalten. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Das Karmelitenkloster Sparneck, eine der spätesten mittelalterlichen Klostergründungen in Oberfranken, wurde durch den im Raum um Münchberg reich begüterten Friedrich von Sparneck zu Waldstein und Sparneck 1455 gestiftet.6 Das ehemals vohburgische, dann meranische Ministerialengeschlecht der von Sparneck7 war bereits 1368 mit den Karmeliten in Verbindung getreten; Anlass war eine Messstiftung für das Kloster Bamberg.8 Seit 1370 handelte es sich beim größten Teil der sparneckischen Besitzungen um böhmische Kronlehen; nur die Halsgerichtsbarkeit zu Sparneck und Waldstein war Reichslehen.9 Eine Stiftungsurkunde hat sich zwar nicht erhalten, doch dürften hinter der Neugründung die Reformbestrebungen des Ordensgenerals Johannes Soreth stehen.10 Die wirtschaftliche Grundlage bot vermutlich der ausgebreitete Kupferbergbau um Münchberg und Sparneck, wo in der Region mit den für ein Mendikantenkloster benötigten Almosen zu rechnen war.11 Die ersten Konventsmitglieder kamen aus Bamberg.12 Beim Tod des Stifters 1477 war die Gründungsphase – laut Inschrift auf dessen Epitaph – noch nicht abgeschlossen. Ein Prior für Sparneck wird erstmals 1479 in den Kapitelsakten verzeichnet.13 Einkünfte Die wirtschaftliche Fundierung des Klosters war nach Ausweis der überlieferten Belege gering: Jahreseinkünfte von sieben Höfen zu Kleinlosnitz, dem Wirtshaus zu Sparneck, von Wiesennutzung und kleinem Zehnt in Höhe von insgesamt 38 Gulden; dazu die von mehreren Fischweihern.14 Zusätzliche Almo-

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sen der Bevölkerung waren also dringend erforderlich. Doch der entsprechende Terminierbezirk hielt sich in engen Grenzen. Im Westen war er beschränkt durch den des Bamberger Karmelitenklosters, im Norden durch den der Franziskaner in Hof; so blieben wohl nur die sparneckischen Orte Sparneck, Zell, Stockenroth, Weißdorf und Hallerstein sowie die markgräflichen Ämter Kirchenlamitz, Weißenstadt, Münchberg, Gefrees, Stammbach, Helmbrechts und Schauenstein, möglicherweise noch die bambergischen Ämter Marktschorgast und Marktleugast.15 In Münchberg besaß das Kloster einen Hof.16 Konventsstärke Einerseits stand Sparneck – laut Scutum Antiquitatis Carmelitanae – an 10. Stelle unter den Ordensklöstern,17 kann folglich zeitweise so unbedeutend nicht gewesen sein, andererseits wechselt später die Bezeichnung in den Quellen gelegentlich zu „closterlein“,18 was auf eine kleine Gemeinschaft hindeutet. Über die Zahl der Konventsmitglieder liegen keine Angaben vor; die drei von Apelius (um 1640)19 genannten können sich nur auf die Endphase des Klosters beziehen. Wallfahrten unternahmen die Frauenbrüder nach Zell, zur Kapelle auf dem Waldstein und nach Oppenroth.20 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Der Auflösung des Klosters Sparneck während der Reformation ging rund ein Jahrzehnt des Niedergangs voraus. Sie sind in den Acta des Provinzials Andreas Stoß gut dokumentiert.21 In seinem materiellen Bestand war das Kloster 1523 von der Niederbrennung der Burgen Sparneck und Waldstein durch den Schwäbischen Bund nur mittelbar betroffen.22 Im Innern bestand am Verfall der Klosterdisziplin kein Zweifel, selbst wenn die Beschwerden Wolf von Sparnecks beim Bischof von Bamberg nicht in allen Punkten zutreffen mochten. Die offensichtliche Reformbedürftigkeit des Konvents lieferte den Herren von Sparneck den Vorwand, die Stiftung ihrer Vorfahren wieder zu beanspruchen. So nutzten sie das Ableben des Priors Kolain, übrigens eine Folge der Misshandlung durch ihren Amtmann, um 1534 dem Kloster ein Pferd, Vieh, Lebensmittel, Getränke und selbst die Silberkleinodien zu entwenden.23 Als sie der Landesherr, Markgraf Georg, später (1539) durch einen Goldschmied schätzen und einziehen lassen wollte, verweigerte dies Wolf von Sparneck, da seine Edelmannssitze „sambt closter“ böhmische Kronlehen seien.24 Dem neuen Prior Vogel-Hutter (1534) entzog er die Verwaltung des Klosters und beschränkte ihn rein auf die Spiritualia, worauf dieser nach wenigen Tagen nach Bamberg zurückkehrte. Die Auseinandersetzung wurde durch den Streit um die Herausgabe einer im Bamberger Karmelitenkloster hinterlegten Urkundentruhe der Herren von Sparneck verschärft. Im April 1534 missglückte auch ein neuer Anlauf Prior Hutters in Sparneck. Dort beabsichtigte man, das Kloster in ein Spital umzuwandeln; die Rückkehr eines Priors und die Wiederbesetzung mit Karmeliten kämen nie mehr in Frage. Im Juli erklärte der Provinzial Andreas Stoß Prior Hutter für abgesetzt, wobei er das Prioratssiegel und die Bestätigung als Prior zurückverlangte.25 Die Geschichte der Karmeliten in Sparneck war damit zu Ende.

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Allerdings war das Kloster noch nicht förmlich aufgelöst. Bei den Verkaufsverhandlungen mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach im Jahre 1550 forderte der Markgraf eine Preisminderung für Sparneck und Waldstein, „dan zue besorgen, sy [die geistlichen Güter] mochten durch ein restitution wider zur geistlicheit khomen“.26 Dagegen wollte Christoph Philipp von Sparneck den Kaufpreis zurückerstatten, wenn dies eintreffe; im andern Fall diese Lehen behalten. Damals müssen die Klostergebäude schon sehr verfallen gewesen sein, da sie nur auf 300 Gulden taxiert wurden, die gleiche Summe, die für einen Viehhof und eine Scheune auf dem Burgstall Sparneck veranschlagt wurde.27 Mit der Bildung der Pfarrei Sparneck 1563 wurde die ehemalige Klosterkirche St. Veit 1563 zur evangelischen Pfarrkirche.28 Danach geriet das Karmelitenkloster Sparneck rasch in Vergessenheit. Wenige Jahrzehnte später wusste man nicht einmal mehr, welchem Orden es angehört hatte.29 ARCHIV Das einstige Klosterarchiv, das in Anbetracht des kurzen Bestehens des Sparnecker Konvents keinen großen Umfang gehabt haben kann, muss als vollständig verloren gelten. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Von den ehemaligen Klostergebäuden hat sich oberirdisch als Teil der heutigen evangelischen Pfarrkirche St. Veit nur der Chor der Klosterkirche erhalten – eingezogener Chor zu zwei Achsen und 3/6–Schluss mit Kreuzgewölben sowie spitzbogigem Portal in der Nordwand und stichbogiger Sakristeitür in der Südwand.30 Bis zum Ende des 18. Jhs. stieß man im Pfarrhof, hinter dem Pfarrhaus, im Pfarrstadel und im Gemüse- und Grasgarten immer wieder auf Grundmauern (rudera) der übrigen Bauten, die sich bei Grabungen vermutlich nachweisen ließen. Die entsprechenden Beschreibungen der Pfarrer Melchior Apelius (um 1640) und Johann Georg Sieger (1791)31 könnten zusammen mit einem kolorierten Holzschnitt von 1523, der die vom Schwäbischen Bund niedergebrannte Burg Sparneck zusammen mit deren Umgebung zeigt,32 den folgenden Befund nahelegen: Eine kleine Kirche mit Dachreiter war über einen Kreuzgang mit dem stattlichen Klosterbau verbunden und von Wirtschaftsgebäuden umgeben. 1928 kamen nördlich der Kirche zwischen Pfarrhaus und Friedhof sowie im Gemüsegarten Grundmauern ehemaliger Klostergebäude mit den Abmessungen 10 x 35 m und 10 x 20 m zum Vorschein, ohne dass sich diese Grundrisse bestimmten Gebäuden zuschreiben ließen.33 Von der ursprünglichen Ausstattung der Kirche sind spätgotische Wandmalereien (hl. Katharina und hl. Barbara) in der Laibung des Chorbogens vorhanden, allerdings 1932 nach ihrer Freilegung wieder übertüncht, ein Sakramentshaus (um 1477) und das Grabdenkmal des Klosterstifters Friedrich von Sparneck, Fichtelgebirgsmarmor mit Wappenrelief34 und der Inschrift „Anno dom. MCCCCLXVII am tage kalixti starb der erbare und veste Junckher friderich von sparneck, hie begraben am anfang des klosters, dem gott genad.“35

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Die vasa sacra („kelch / monstrantzen / und alle andere silbergeschmeid dem closter … gehorig“ bzw. „monstranzen und etliche kirchenklaynotter“) hat Wolf von Sparneck 1534 an sich genommen und später (vor 1542) verkauft.36 PRIOREN Johannes Weydl (Widl) 1479 – Laurentius Rephun 1482 – Conrad Mistelgew 1484– 1486 – Leonhard Praxator jun. 1488 – Heinrich Faust 1490 – Leonhard Perger 1492– 1497 – Michael Wollenstayer 1499 – Johann Zollinger 1502 – Johann Stötzing 1505 – Conrad Aurifex 1508 – Albert Schiffer 1510 – Unterstellung unter Georg Muffel, Prior in Bamberg, 1513 – Laurenz Fireck (Viereck) 1514 und 1517–1526 – Kaiser um 1528 – Unterstellung unter den Ordensprovinzial 1529 – Johann Prunner um 1530– 1532 – Wolfgang Kolain 1532–1534 – Hermann Vogel-Hutter 1534.37 LITERATUR Peter Braun, Die Herren von Sparneck. Stammbaum, Verbreitung, Kurzinventar. In: Archiv für Gesch. von Oberfranken 82, 2002, 71–106 – Tilman Breuer, Lkr. Münchberg. München 1961, 37–40 (Bayerische Kunstdenkmale, Kurzinventare, 13) – Adalbert Deckert, Das ehemalige Karmelitenkloster zu Bamberg in der Au. In: Bericht des Hist. Vereins Bamberg 91, 1951, 1*–7*, 1–370 – Ders., Oberdeutsche Provinz, 45, 364–369 – Ders./Hösler, Acta, 84–89 – Karl Dietel, Die Gesch. des Schlosses Sparneck am Fichtelgebirge bis zu seiner Zerstörung. In: Gesch. am Obermain 8, 1973/74, 101–119 – Ders., Das ehemalige Kloster in Sparneck, Lkr. Hof. In: Archiv für Gesch. von Oberfranken 56, 1976, 63–73 – Martini, Carmel 2, 384f.

1 Bayerisches Landesvermessungsamt, Ortsplan Sparneck von 1852, 1:1000, Beilage zu Karte NO XCVII 9.  –  2 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 45.   –  3 Kirchenbucheintrag des Pfarrers Melchior Apelius (um 1640), zit. nach P. D. Longolius (StA Bamberg, A 245/VI, Nr. 13) bzw. den Collectaneen Spieß (StA Bamberg, C 18/1, Nr. 37).   –  4 Erich Frhr. v. Guttenberg/Alfred Wendehorst (Bearb.), Das Bistum Bamberg. Bd. 1/2. Berlin 1966, 206 (Germania Sacra II/1).  –  5 Das Prioratssiegel wird im Zusammenhang mit dessen Rückforderung von Prior Vogel-Hutter durch den Provinzial Andreas Stoß 1534 erwähnt (Deckert/Hösler, Acta, 87).  –  6 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 45.  –  7 Breuer, Herren von Sparneck, 71–106; Dietel, Gesch. des Schlosses, 101f. Das Wappen in: Eugen Schöler, Hist. Familienwappen in Franken (J. Siebmachers großes Wappenbuch, Bd. F). Neustadt a. d. Aisch 1982, 93 und Taf. 23.   –  8 Deckert, Bamberg, 330.  –  9  Dietel, Gesch. des Schlosses, 108.  –  10 Deckert nach einem älteren Konventskat. und der Chronik des Jakob Milendunck (Deckert, Bamberg, 148; Ders., Oberdeutsche Provinz, 45; Ders./Hösler, Acta, 85).  –  11 StA Bamberg, C 2, Nr. 4063; Karl Dietel, Münchberg. Gesch. einer Amts- und Industriestadt. Münchberg 1963, 253–257; Wilhelm Malter, Oberfranken Ost. Nürnberg 1967, 273f.  –  12 Deckert/ Hösler, Acta, 85.   –  13 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 45.   –  14 StA Bamberg, A 250/VI, Lade 842, Nr. 12262 (Register der Renten, Zinse und Gült, die Christoph Philipp von Sparneck 1550 an die Herrschaft Brandenburg verkauft); StA Bamberg, C 2, Nr. 4070, Prod. D 30.11.J 3–J 5 und D 31.  –  15  Dietel, Kloster, 68.  –  16 Martini, Carmel 2, 384.  –  17 Ebd., 385.   –  18  StA Bamberg, C 2, Nr. 4070, Prod. D 30.11.J 4b.   –  19 Kirchenbucheintrag des Pfarrers Melchior Apelius (um 1640), zit. nach P. D. Longolius (StA Bamberg, A 245/VI, Nr. 13) bzw. den Collectaneen Spieß (StA Bamberg, C 18/1, Nr. 37).  –  20 Ebd.  –  21 Deckert/Hösler, Acta, 85–88.  –  22 Dietel, Gesch. des Schlosses, 111f. 

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–  23 Deckert/Hösler, Acta, 86; Dietel, Kloster, 69; Reinhold Schaffner, Andreas Stoß, Sohn des Veit Stoß und seine gegenreformatorische Tätigkeit. Breslau 1926.   –  24 StA Bamberg, Standbuch Nr. 6910/2 (Entwurf zum Münchberger Landbuch, um 1540); StA Bamberg, C 2, Nr. 4058, Nr. 1816.  –  25 Deckert/Hösler, Acta, 87.  –  26 StA Bamberg, C 2, Nr. 4070.   –  27 Ebd.; Dietel, Kloster, 70f.  –  28 Matthias Simon, Die evangelische Kirche. In: Hist. Atlas von Bayern. Kirchliche Organisation. 1. Tl. München 1960, 586f.  –  29 Da Apelius (vgl. Anm. 3) keine entsprechenden Angaben machte und das Pfarr- wie das AmtsA in Sparneck keine einschlägigen Dokumente verwahrte, forschte auch der markgräfliche Archivar auf der Plassenburg, Philipp Ernst Spieß, 1772 in einem Brief an den Sparnecker Kammerkommissär Feez vergeblich nach dem Orden (StA Bamberg, C 18/1, Nr. 37). Sein Nachfolger, Karl Heinrich Lang, schrieb das Kloster den Franziskanern zu (Neuere Gesch. des Fürstenthums Baireuth. Bd. 1. Göttingen 1798, 14f. und Bd. 2. Göttingen 1801, 37). Seine unbelegte Annahme wurde bis weit ins 20. Jh. hinein in zahlreichen Abhandlungen kritiklos übernommen, Dietel, Kloster, 63.   –  30 Breuer, Münchberg, 37.  –  31 Kirchenbucheintrag des Pfarrers Melchior Apelius (um 1640), zit. nach P. D. Longolius (StA Bamberg, A 245/VI, Nr. 13) bzw. den Collectaneen Spieß (StA Bamberg, C 18/1, Nr. 37); Dietel, Kloster, 71f.  –  32 Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Post-Inc. 4º G. 12195, Taf. 17. – Abb. davon in: Dietel, Gesch. des Schlosses, 113, und Dietel, Kloster, nach 74.   –  33 Ebd., 72f.   –  34 Breuer, Münchberg, 38f.   –  35 Eine detailgetreue, kolorierte Federzeichnung des seinerzeit noch besser erhaltenen Epitaphs von F. Feez aus dem Jahre 1792 in den Collectaneen Spieß (StA Bamberg, C 18/1, Nr. 37, fol. 13). S. auch Breuer, Herren von Sparneck, 88.  –  36 StA Bamberg, C 2, Nr. 4063, fol. 158: „Aber wie man bericht, wirdet nachfolgend Wolf von Sparneck di monstranzen und etliche Kirchenklaynotter hinwegk und selbst verkaufft soll haben“.  –  37 Martini, Carmel 2, 385; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 364–369; Deckert/Hösler, Acta, 88f.

Rainer Hambrecht

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Speyer Die einzige Niederlassung der Karmeliter im Bistum Speyer entstand in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. und war trotz akuten Personalmangels eines von nur neun Ordenshäusern der Niederdeutschen Provinz, welche die Reformation überstanden. Erst die Besetzung Speyers durch die französischen Revolutionstruppen und der Konsularbeschluss zur Aufhebung aller Orden besiegelte 1802 das Ende des Karmeliterklosters. Gleichwohl kann der Konvent nicht mit der Bedeutung der Gemeinschaften von Köln, Mainz oder Frankfurt verglichen werden, auch wenn er mit Prior Jakob Milendunck einen bedeutenden Ordenshistoriker hervorbrachte. Provinz Deutsche Provinz (bis 1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1318–1327), Niederdeutsche Provinz (1348–1613, 1620–1802), Kölnische Provinz (1613–1620) Diözese Speyer Lage Die Speyerer Karmeliter siedelten sich in der so genannten Gilgenvorstadt unweit vom Altpörtel an. Unklar ist, ob der Pfarrbezirk von St. Ägidien zu dieser Zeit bereits ausgebildet war. Vom Baukörper des Klosters sind nur noch wenige Spolien erhalten, allein in der Straßenbezeichnung „Karmeliterstraße“ lebt die Erinnerung an das Kloster weiter. Dabei waren das Kloster und die Klosterkirche von den schweren Zerstörungen des Pfälzischen Erbfolgekrieges verschont geblieben. Während der Dom, nahezu alle Pfarr-, Kloster- und Stiftskirchen und mehr als 800 Bürgerhäuser den Flammen zum Opfer fielen, blieb das Karmeliterkloster davon verschont, da es dem General Montclair als Quartier diente.1 Patrozinium Patronin des Klosters war die Jungfrau Maria, die sich wohl auch im Priorensiegel findet. Siegel Das bereits 1294 nachweisbare Konventssiegel zeigt den auferstandenen Christus (Umschrift: S. CONVENTUS. FRM. BEATE. MARIE. IN. SPIRA), während die beiden Formen des Priorensiegels eine thronende Gestalt, wohl Maria mit dem Kind, einen Knienden segnend, aufweisen.2 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Als letzter der vier großen Bettelorden errichteten die Karmeliter in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. ein Männerkloster in der Reichsstadt Speyer. Das Franziskanerkloster war um das Jahr 1222 entstanden, während die Dominikaner und Augustinereremiten sich dort in den 1260er Jahren niederließen. Der älteste im Original erhaltene urkundliche Beleg des Klosters stammt aus dem Jahr 1294, als am 23. Mai d. J. der Protest der Stadt Speyer gegen den Bischof Friedrich u. a. in sämtlichen Mendikantenkonventen verlesen wurde. Der Speyerer Karmeliterkonvent (in conventu fratrum ordinis sancte Marie de monte Carmeli) führte zu diesem Zeitpunkt bereits ein eigenes Siegel.3 Quellenmäßig nachgewiesen sind erste Grundstückserwerbungen seit 1292. Möglicherweise hat der Gründungsprozess mit der Überlassung eines Grundstücks durch das Augustinerchorherrenstift Hördt seinen Anfang genommen.4 Die Klosterüberlieferung selbst datiert die Niederlassung in das Jahr 1273 – so zumindest der Prior Florian a

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S. Eva 1769 in einem Bericht an das Speyerer Generalvikariat. Allem Anschein nach stützte sich der Prior auf die Darstellung seines Amtsvorgängers Milendunck, der in Ermangelung einer urkundlichen Überlieferung das Gründungsdatum von der Rangfolge innerhalb der Ordensprovinz ableitete.5 Angesichts des Fehlens einer bischöflichen oder städtischen Genehmigung zur Niederlassung in Speyer wird man Renate Engels folgend den Gründungsvorgang lediglich auf die Zeitspanne zwischen der Entstehung des Mainzer Konvents und denen in Arlon und Kassel, also zwischen 1285 und 1293 eingrenzen können. Ähnliches gilt auch für den Zeitpunkt der Weihe der Klosterkirche.6 Im Archiv der Niederdeutschen Provinz der Karmeliter findet sich als Tagesdatum der ­Weihe des Speyerer Klosters der erste Sonntag nach Ostern, allerdings ohne Angabe eines Jahres. Prior Florian gab gegenüber dem Generalvikariat 1294 als ­Weihejahr an. Möglicherweise deutet die Stiftung eines Jahrestages durch Mechthild dicta Bruniche am 17. September 1295 auf die Existenz einer geweihten Kirche, zumindest aber eines geweihten Oratoriums hin. Termin ante quem dürfte der 13. September 1313 sein, als von Elisabeth von Tirol für König Albrecht I. ein Jahresgedächtnis gestiftet wurde.7 Ein noch nicht voll funktionsfähiges Kloster wäre wohl kaum mit einer solch prominenten Memorialstiftung betraut worden.8 Unklar ist auch der Zeitpunkt der Erbauung der Konventsgebäude.9 Möglicherweise nutzte die im Entstehen begriffene Ordensgemeinschaft erst einmal die auf den von ihr erworbenen Grundstücken befindlichen Gebäude weiter. Zumal sich die Größe des mittelalterlichen Konvents wohl immer zwischen 10 (1433) und 19 (1384) Personen bewegt hat, dürften diese Gebäude für einen im Aufbau befindlichen Konvent hinreichend Platz geboten haben. Der erste namentlich bekannte Karmelit ist ein Bruder Werner, der im Mai 1292 in Vertretung des Priors vor dem Altpörtel zwei Häuser mit Garten erwarb.10 Die wohl nicht allzu üppige Gründungsausstattung des Konvents scheint vornehmlich für die Errichtung der Klosterkirche genutzt worden zu sein, da erst für die zweite Hälfte des 14. Jhs. (ca. 1368–1388) umfangreichere Baumaßnahmen im eigentlichen Klosterbereich belegt sind. So wird der 1373 verstorbene Prior Johann von Bitburg auf seiner Grabinschrift gar als „fundator“ des „claustrum“ gepriesen.11 Ein Jahrzehnt später leben 19 Konventualen im Kloster – eine Zahl, die der Speyerer Karmel niemals wieder erreichen sollte. Offenbar war die rege Bautätigkeit eine Reaktion auf die steigende Mitgliederzahl. Die Mehrzahl der Brüder stammte nicht aus Speyer oder Umgebung und hatte ihre Profess zumeist in anderen Konventen der Niederdeutschen Provinz abgelegt. Diese Aussage trifft sowohl auf die einfachen Brüder als auch auf die Funktionsträger zu.12 Die Frage, ob eine solche Personalwanderung auch umgekehrt erfolgt ist, lässt sich beim aktuellen Forschungsstand noch nicht mit Bestimmtheit beantworten. Weitere Entwicklung Die Entsendung des bereits erwähnten Johann von Bitburg, eines bedeutenden Gelehrten, weist ebenso wie die Baumaßnahmen darauf hin, dass die personell und finanziell schwierigen Anfangsjahre vorbei waren und der Speyerer Karmel sowohl innerhalb des Ordens als auch in der Stadt seinen Platz

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gefunden hatte. Allerdings ging dies nie so weit, dass ein Provinzkapitel in Speyer abgehalten wurde – wahrscheinlich eine Folge der weiterhin doch recht beengten Raumverhältnisse. Zumindest konnte sich der Konvent rühmen, in den Jahren 1410–1418 mit Nikolaus von Annweiler den Provinzial gestellt zu haben.13 1425 war er gemeinsam mit dem damaligen Speyerer Prior und späteren Weihbischof von Speyer, Heinrich Bock, an dem Inquisitionsverfahren gegen den Hussiten Peter Turnau beteiligt.14 Mitte der 1430er Jahre studierten auch Angehörige anderer Konvente in Speyer. Allerdings war dies nur eine kurze Episode, denn das neben der Lateinschule wohl seit dem ersten Drittel des 14. Jhs. bestehende Hausstudium war in erster Linie auf die Ausbildung des hauseigenen Nachwuchses ausgerichtet.15 Im März 1430 wurden die vier in Speyer ansässigen Bettelorden in das Bürgerrecht aufgenommen.16 Zugleich erkannten die Klöster die Gerichtshoheit der Stadt an und verpflichteten sich u. a. dazu, das geistliche Gericht künftig nur noch mit Zustimmung des Stadtrats anzurufen. Als erster Konvent wird in diesem Zusammenhang das Karmeliterkloster aufgeführt – ein weiteres Indiz für die wachsende Bedeutung der „weißen Brüder“. Als sich in dieser Zeit die Zusammenarbeit zwischen den Mendikantenklöstern in wirtschaftlichen und politischen Fragen so weit intensivierte, dass es schließlich zu einer förmlichen Einung kam, der so genannten „Quattuor unum“, lag die Führung dieser Verbindung allem Anschein nach beim Prior des Karmeliterklosters. Diese positive Entwicklung wurde jäh von dem 1463 aufflammenden Streit um die Verlegung des Konvents in das teilweise zerstörte Stift St. German beendet.17 Offenkundig waren die Karmeliterbrüder am Zustandekommen der zwischen der Stadt und dem Bischof und den Stiften ausgehandelten Translation nicht beteiligt worden. Obwohl eine päpstliche Bulle diese Maßnahme sanktioniert hatte, setzten sich die Karmeliter mit Unterstützung seitens der Provinz- und Ordensleitung erfolgreich dagegen zur Wehr, sodass die Umsiedlung doch noch abgewendet werden konnte. Allerdings brachte dieser Rechtsstreit für den Konvent erhebliche wirtschaftliche Einbußen mit sich, von denen er sich erst allmählich wieder erholte. Die Neuordnung der Wirtschaftsordnung ging einher mit der Einführung der Ordensreform um das Jahr 1479.18 Darüber hinaus profitierte das Kloster am Ausgang des 15. Jhs. von beträchtlichen Zuwendungen. Unter den Stiftern tat sich insbesondere der Kardinallegat und Ablasskommissar Raimund Peraudi hervor, der sich wiederholt bei den Karmelitern einquartiert hatte. Ein Großteil dieser Gelder floss in die Renovierung der Klosterkirche und der Konventsgebäude, aber die Brüder investierten auch in Landbesitz und Kapitalbriefe. Als besonders wohlhabend galt der Konvent indes nicht, wie die Veranlagung zur Türkensteuer im Jahre 1542 belegt.19 Die extrem niedrige Veranlagung zur Türkensteuer hängt möglicherweise auch mit dem dramatischen Personalschwund des Konvents in der Reformationszeit zusammen. 1518 – am Beginn des Priorats Anton Eberhards – können noch zwölf Mitglieder nachgewiesen werden, während beim Tode des Priors im Jahre 1551 nur noch ein einziger Bruder im Kloster lebte, der zudem von einem auswärtigen Konvent nach Speyer entsandt worden war.20 Lange Zeit wurde – dem Urteil

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Remlings folgend – Prior Eberhard mit jenem „pfarher zu sandt Gilgen“ gleichgesetzt, der als einer der ersten in der Ägidienkirche im lutherischen Sinne predigte. Tatsächlich war der Prior rechtmäßiger Inhaber der Pfarrstelle, doch in den entsprechenden Quellen findet sein Name oder die Ordenszugehörigkeit keine Erwähnung. Vielleicht handelt es sich bei diesem Prediger um einen Hilfspfarrer, der sein Amt aber kaum ohne die Zustimmung des eigentlichen Stelleninhabers ausgeübt haben kann. Auf jeden Fall sah sich Eberhard 1548 dem Vorwurf der Häresie ausgesetzt, aber entgegen der Forderung des Kaisers, ihn aus seinem Amt zu entfernen, hielt der Orden an ihm fest. Ob der Konvent selbst treu zum alten Glauben stand, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Der bereits genannte Personalmangel kann viele Gründe haben – angefangen vom allgemein in dieser Zeit zu beobachtenden Nachwuchsmangel, der Unterstützung anderer noch stärker in ihrer Existenz bedrohter Klostergemeinschaften bis hin zur Übernahme verwaister Pfarrstellen oder aber der tatsächlichen Hinwendung zur neuen Lehre. Sicher belegt ist der Übertritt zum Luthertum für Prior Heinrich Raph, der nach nur einem Jahr sein Amt 1584 niederlegen musste. Zunehmend schwieriger gestaltete sich das Verhältnis des Konvents zur Stadt. Bereits im Mai 1525 hatte der Rat eine Inventarisierung des Besitzes sämtlicher ­Klöster und Beginenhäuser verfügt.21 Ob dies als erstes Anzeichen für eine beabsichtigte Einziehung der Klöster durch die Kommune zu deuten ist, geht aus den Quellen nicht eindeutig hervor. Möglicherweise ging es der städtischen Obrigkeit auch nur darum, das Klostergut, das vornehmlich auf bürgerlichen Stiftungen basierte, vor Entfremdung zu schützen. Diese Sorge war auch nicht unbegründet, denn nach dem Tod von Prior Eberhard (1551) nahm der Provinzial Eberhard Billick eine größere Geldsumme mit sich. Wie tief der Graben zwischen Stadt und Konvent inzwischen geworden war, erweist sich auch daran, dass die städtische Obrigkeit 1552 keinen Versuch unternahm, um die Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades an der Plünderung des Karmeliterklosters zu hindern. Die Eindringlinge entwendeten wertvolle Sakralgeräte (u. a. zwei silberne Monstranzen, ein großes Silberkreuz) und kostbare Chorbücher.22 Im Folgejahr sah sich der Konvent erneut mit der Forderung nach Annahme eines städtischen Pflegers konfrontiert. Anders als der Speyerer Prior Gaspar von Duisburg verwahrte sich Provinzial Eberhard Billick – möglicherweise aus Furcht vor einer drohenden Säkularisierung – gegen diese Anforderung des Rats. Billick gelang es dank persönlicher Intervention, die Misshelligkeiten mit dem Rat – zumindest vorläufig – auszuräumen. Allerdings soll das nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die traditionell enge Bindung zwischen Stadt und Konvent seit der Reformationszeit deutlich gelockert hatte. So sahen sich die Karmeliter insbesondere in der ersten Hälfte des 17. Jhs. immer wieder mit Vorwürfen wegen Unzucht oder Diebstahl konfrontiert.23 Sicherlich dürften die Bedrückungen des Dreißigjährigen Krieges – 1632 verwüsteten die Schweden das Kloster – der Moral der wenigen im Kloster verbliebenen Brüder mehr als abträglich gewesen sein. Aber der heutige Beobachter kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass der

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I. Klöster vor der Säkularisation

lutherische Magistrat diese Anschuldigungen nicht zuletzt deshalb aufgriff, um seine Position als „weltliche Obrigkeit“ gegenüber den monastischen Gemeinschaften der Stadt zu unterstreichen.24 Als der Speyerer Konvent 1658 im Sinne der strengen Observanz reformiert wurde, versuchte der Stadtrat dies als eine mit dem Westfälischen Frieden unvereinbare Neugründung zu interpretieren. Allerdings wies der Provinzial Jakob Emans mit Nachdruck darauf hin, dass es bei dem alten Orden verblieben sei und sich nur die Farbe des Habits geändert habe.25 Ein weiterer Streitpunkt zwischen der Stadt und dem Konvent waren die seit dem Dreißigjährigen Krieg unterbliebenen Zahlungen einer Gültverschreibung zugunsten der Karmeliter aus dem Jahre 1490. Dieser Streit wurde bis vor das Reichskammergericht getragen.26 Bruderschaften Die Auseinandersetzungen mit der städtischen Obrigkeit sind aber kein Indiz für eine grundsätzliche Distanz zwischen den Karmelitern und der Bevölkerung von Speyer. Allein sieben Bruderschaften hatten einen Altar resp. eine Kapelle in der Klosterkirche: die Bruderschaften der Rebleute oder Weingärtner, der Schafhirten, der Schwertfeger und Schützen, der Schneider, die St. AnnenBruderschaft, die Seilerbruderschaft und die Skapulierbruderschaft.27 Ohne die Fürsprache der Karmeliter bei Marschall Duras wäre zudem der Altpörtel – noch heute eines der markantesten Bauwerke der Stadt – im Pfälzischen Erbfolgekrieg ein Raub der Flammen geworden.28 Die Kontakte der Karmeliter zur Bevölkerung beschränkten sich keineswegs auf ihr städtisches Umfeld, denn sie versahen vielfach Pfarrdienste in den umliegenden Gemeinden.29 Aufhebung des Klosters Trotz der von Fürstbischof Franz Christoph von Hutten attestierten Armut gingen die Karmeliter in der 1740er Jahren daran, die Klosteranlage zu modernisieren und die Kirche an anderer Stelle neu zu errichten. Um die Finanzierung dieser Bauvorhaben sicher zu stellen, holten sie sowohl die Zustimmung des Fürstbischofs als auch des Stadtrates zur Sammlung von Kollektengeldern ein.30 Neben der Baufälligkeit der mittelalterlichen Gebäude ist in den Quellen die Rede davon, dass „dermaliges oratorium propter concursum populi viel zu klein“ gewesen sei.31 Doch gerade einmal ein knappes halbes Jahrhundert war den Karmelitern noch an diesem Ort vergönnt. Der Einmarsch der französischen Revolutionstruppen in die Pfalz zog auch das Ende des Speyerer Karmels nach sich. Die Brüder flüchteten aus der Stadt, der erkrankte Prior zog sich nach seiner Genesung in die Nähe von Heidelberg zurück. So war das Kloster der Verwüstung durch die französischen Truppen preisgegeben, die noch nicht einmal vor der Schändung der Gräber Halt machte. Daher blieb den Konventualen, die nach Speyer zurückkehrten, nichts anderes übrig, als in einem Wohnhaus Zuflucht zu nehmen.32 Dem letzten Prior Franciscus Ruf blieb nur die traurige Pflicht, die Auflösung des Klosters und seiner Güter mit der französischen Verwaltung abzuwickeln.33 Am 15. September 1803 wurde schließlich das Klostergelände versteigert.

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ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Gemessen an der Überlieferung der anderen Speyerer Mendikantenklöster ist die Quellenlage für die Speyerer Niederlassung der Karmeliter relativ reichhaltig,34 obwohl das Kloster im Jahre 1552 bei der Plünderung durch die Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades seiner Bücher und Dokumente beraubt worden war.35 Renate Engels hat vermutet, dass das Archiv des Karmeliterklosters anders als die Archive der kernstädtischen Männerklöster von den Wirren des Pfälzischen Erbfolgekriegs und der Revolutionskriege zwischen 1792 und 1798 nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen worden sei.36 Zumindest konnte Prior Franciscus Ruf im Gegensatz zu den Vorstehern der übrigen Männergemeinschaften im Jahr 1798 auf das Auskunftsbegehren der französischen Departementalverwaltung detaillierte Antworten zu den Besitzverhältnissen des Klosters liefern. Möglicherweise stützte sich Prior Ruf bei seinen Ausführungen aber auf seine Erinnerung, da er bereits in den 1780er Jahren dem Speyerer Karmel vorgestanden hatte. In seinem Bericht an die Munizipalverwaltung ist die Rede davon, dass nach der Einnahme Speyers durch die Franzosen trotz des zugesicherten Schutzes das „Kloster, samt der Kirchen wie die Archiv und alle Schränken erbrochen und rein ausgeplündert“ worden sei. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch, dass das Archiv in den 1790er Jahren in „einem gemeinem Wohnzimmer in der mauer hinter einem eisernem und einem holtzernem Wandthürlein“ untergebracht gewesen war.37 Teile des Archivs (vornehmlich Urkunden und Amtsbücher) sind – vermutlich als Teil der Überlieferung der Departementalverwaltung – an das heutige Landesarchiv Speyer gelangt. Das Fragment eines Kopialbuchs aus dem 17. Jh. und zwei Aktenbündel finden sich im Archiv des Bistums Speyer. Das Güterverzeichnis von 1686, das im Landesarchiv Speyer verwahrt wurde, ist seit 1945 verlustig. Die Visitationsprotokolle und Kapitelsakten der Niederdeutschen Ordensprovinz der Karmeliter im heutigen Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main bilden eine wichtige Ergänzung zur Speyerer Überlieferung. Diese Akten wurden bereits im 17. Jh. von Jakob Milendunck ausgewertet, der in den Jahren 1669–1672 sowie 1678–1681 den Speyerer Konvent als Prior leitete. Aus diesem Grund griff Milendunck bei der Darstellung der Geschichte des Speyerer Konvents nicht nur auf das Provinzarchiv, sondern auch auf das Klosterarchiv zurück.38 Neben dem ältesten urkundlichen Beleg für die Existenz des Speyerer Karmeliterkonvents finden sich in der städtischen Überlieferung noch zahlreiche Quellen, die Aufschluss über das Verhältnis von Stadt und Kloster, insbesondere im 17. und 18. Jh. geben. Gedruckte Quellen: Christoph Lehmann, Chronica der Freyen Reichs-Statt Speier. Frankfurt a. M. 1662 – Postina, Eberhard Billick – Schieder, Säkularisation und Mediatisierung 4: Donnersberg-Departement, Kanton Speyer – Urk. zur Gesch. der Stadt Speyer. Dem Hist. Verein der Pfalz zu Speyer gewidmet von Heinrich Hilgard-Villard. Gesammelt und hg. von Alfred Hilgard. Straßburg 1885.

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I. Klöster vor der Säkularisation

Bibliothek Über den Verbleib der Bibliothek erfahren wir nichts.39 Es ist allerdings bekannt, dass das Kloster gemessen an der Zahl seiner Brüder eine ausgesprochen große Bibliothek sein Eigen genannt hatte. 1430 umfasste die Bibliothek 191 Bände, 1443 schon 205 Bände, ohne die Bücher des verstorbenen Prior Johann von Neuss, die noch nicht in den Bestand eingearbeitet worden waren. 1490 gab Prior Philipp von Erbach fünf wertvolle Choralbücher in Wert von 130 Florenen in Auftrag. Leider liegt das weitere Bibliotheksschicksal nahezu im Dunkeln. Wir wissen lediglich von einer Buchschenkung an den Pfalzgrafen Ottheinrich, was zumindest ein Indiz für die hohe Qualität der mittelalterlichen Bibliothek ist. Aber die Bestandsentwicklung nach der Erfindung des Buchdrucks und das Schicksal der Bibliothek in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs und im Pfälzischen Erbfolgekrieg bleiben ungeklärt. Einige Bände lassen sich dann später im Besitz des Mainzer Karmeliterkonvents nachweisen.40 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Vom Baubestand des Speyerer Klosters41 ist lediglich ein zweigeschossiges Traufenhaus aus dem 18. Jh. erhalten geblieben, an dem vor allem ein Gedenkstein mit dem reliefierten Wappen Papst Innozenz VIII. und der Inschrift „HOC IN LOCO FUERAT IUBILEUS AB INNOCENCIO VIII DATUS ANNO CHRISTI 1490“ ins Auge fällt.42 Seinen ursprünglichen Platz hatte dieser Wappenschild über dem Eingang der um 1490 im Zuge der Instandsetzung des Klosters neu errichteten Sakristei. Auch der Neubau des Glockenturms, von dem wir aus den Visitationsprotokollen erfahren, fällt in diese Zeit. Von der Klosterkirche und den Konventsgebäuden haben sich mit Ausnahme dieses Wappensteins und dreier Gewölbeschlusssteine ansonsten keine Überreste erhalten. Klosterkirche und Klostergebäude sind bereits zu Beginn des 19. Jhs. in Abgang geraten. Nur der Straßenname „Karmeliterstraße“ erinnert noch an die Speyerer Niederlassung. Am früheren Standort der Kirche befindet sich nun ein Wohn- und Geschäftshaus. Baupläne des Klosters konnten bislang nicht aufgefunden werden. Die im Stadtarchiv überlieferte Akte über den Neubau der Klosterkirche und des Klosters in der Mitte des 18. Jhs. enthält lediglich einen Riss, der die beabsichtigte räumliche Neuorientierung des Klostergeländes dokumentiert. Obwohl das Kloster die Zerstörung Speyers im Pfälzischen Erbfolgekrieg weitgehend unbeschadet überstanden hatte, waren im April 1746 „Kirch und Closter, wie jedermann bekannt ist, veraltet und verfallen“.43 Einen Eindruck davon mag ein Kupferstich nach der Zeichnung von J. F. Gouth geben. Die Zeichnung ist aber laut der Bildlegende auf den Zeitraum 1782/1783 zu datieren.44 Wir wissen jedoch aus den Schriftquellen, dass die Klosterkirche – anders als die Darstellung auf dem Kupferstich – unterdessen in einen „ziemlichen guthen Stand gebracht“ worden war. Indes handelte es sich dabei nicht mehr um den alten mittelalterlichen Kirchenbau, sondern um den 1747–1749 errichteten Neubau, der kleinsten unter den Kirchen der Speyerer Mendikantenklöster. In der 3. Aufl. des „Rheinischen Antiquarius“ von J. H. Dielhelm aus dem Jahr 1776 wird eigens betont, dass „Kirche und Kloster die Mönche vor einigen Jah-

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ren niederreissen lassen und im Jahr 1753 mit großer Veränderung der Plätze sehr schön wieder aufgebauet haben“.45 Möglicherweise musste bei dieser Baumaßnahme nicht der gesamte alte Baubestand weichen, was die Darstellung von Gouth erklären könnte. Aus der Stadtbeschreibung des Senators Johannes Becker von 1772/73 wissen wir, dass der Speyerer Karmel zu dieser Zeit folgende Baulichkeiten umfasste: „die Kirche, Kirchhof, Clostergebäude, Creutzgang, deßselben gärtlein, ein nebengebäude, schopf, stallung mit einem großen garten“.46 Über den Verbleib der Kirchenausstattung ist bislang nichts bekannt. In den schriftlichen Zeugnissen sind jedoch folgende Ausstattungsgegenstände belegt: ein Marienbild sowie ein Bildnis des Ordensheiligen Albertus von Trapani, ein steinernes Sakramentshaus, ein neues Chorgestühl, eine Orgel als auch Grabsteine bedeutender Ordensangehöriger vornehmlich des 14. und 15. Jhs.47 Wahrscheinlich ist ein Großteil dieser Ausstattung bereits den Verwüstungen und Plünderungen durch Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach bzw. während des Dreißigjährigen Krieges zum Opfer gefallen.48 Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche 1651 erneut geweiht. In den Visitationsprotokollen werden in diesem Zusammenhang außer dem der Jungfrau Maria und den Aposteln Petrus und Paulus geweihten Hauptaltar noch fünf Nebenaltäre (Heiligkreuz, Virgo dolorosa und hl. Katharina, Virgo gloriosa sowie Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist, hl. Anna, hl. Sebastian) aufgelistet. Die wenigen liturgischen Geräte und Gewänder, die das Kloster zum Ausgang des 18. Jhs. noch besaß, mussten verkauft werden, um den Unterhalt des erkrankten Priors Rütschel zu sichern und die vom französischen General Custine auferlegte Extraschatzung aufbringen zu können.49 PRIOREN Werner, „gerens vices prioris“ 1292 – Ludwig 1295 – Konrad 1313 – Reinhard von Jülich 1327 – Johannes 1346 – Johann von Aldenhoven 1351 – Berthold 1361–1363 – Johann von Bitburg 1363 – [Vakanz 1364] – Johann von Aldenhoven 1365–1366 – Johann Gluel 1366–1367 – Petrus von Bitburg 1368 – Johann von Bitburg 1369–1373 – Johann de Gradibus, „vicarius“ 1374 – Gobelinus de Sterneberg 1374–1375 – Konstantin von Lyskirchen 1375–1379 – Werner Lo(e)rber 1382–1388 – Johann de Vilfordia 1389–1390 – Werner Lo(e)rber 1391 – Nikolaus von Annweiler bzw. von Speyer 1400–1410 – Johann Gladiatoris von Boppard 1422 – Johann von Frankfurt 1423 – Heinrich Bock 1424–1426 – Petrus von Neuss 1426–1427 – Konrad von Neuss 1428 – Nikolaus von Speyer 1429 – Nikolaus von Oppenheim 1430 – Heinrich Rait von Hirschhorn 1431 – Hugo Geyer 1432 – Johann Heinfeld (Hoenvelt) 1433–1434 – Nikolaus von Speyer 1434 – Heinrich Rait von Hirschhorn 1435 – Johann von Neuss jun. 1436–1442 – Petrus von Wetzlar 1443–1447 – Johann Ubach 1448–1449 – Nikolaus von Echternach 1456–1462 – Johann Hoingen 1462–1463 – Jakob Kerlich 1464–1470 – Heinrich von Montabaur 1470–1471 – Jakob von Hirschhorn 1472–1474 – Friedrich von Salzig 1475– 1479 – Werner von Hirschhorn 1479 – Gerhard von Orsoy 1479–1482 – Gerhard von Altenkirchen 1483–1485 – Philipp von Erbach 1485–1491 – Johann von Gouda 1491

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– Philipp Post de Indagine 1492–1501 – Wendelin von Hirschhorn 1502–1518 – Anton Eberhard (Ev/bertz) von Speyer 1518–1551 – Georg Helman 1551 – Gaspar von Duisburg 1552–1554 – Theodoricus von Köln 1554–1566 – Adrian Antonius 1567–1570 – Johann Fels (Faltzius), „vicarius“ 1570–1574 – Jacobus Walbecanus, „vicarius“ 1574 – Petrus Helman 1576 – Caspar Clusmann 1576–1579 – Franciscus Borgensis 1581– 1583 – Heinrich Raph 1583–1584 – Balthasar Friedrich, „vicarius“ 1584 – Franciscus Borgensis 1584–1600 – Andreas Oemgin 1600 – Peter Richel 1604–1613 – Johannes Bachusius 1614–1617 – Wilhelm Schulting 1618–1623 – Nicolaus Schockwyler 1624 – Johannes Eckenhagen 1628–1630 – Georgius Suicardus Kegel 1630–1632 – Maternus Essendius 1632–1636 – Johann Heinrich Wirtz 1637–1638 – Arnold Schild 1638–1650 – Andreas Arnsberg 1650–1653 – Wilhelm Hagenleger 1653–1656 – Franciscus Abels 1656–1658 – Avertanus a S. Joanne Baptista, „vicarius“ 1658–1659 – Bernhard a puero Jesu 1659–1669 – Jakob Milendunck 1669–1672 – Isidor a puero Jesu 1672–1675 – Angelus Esch 1676 – Jakob Milendunck 1678–1681 – Antonin a S. Henrico 1681 – Nikolaus a praesentatione B. M. V. 1684–1686 – Wilhelmus a S. Frederico 1687 – Tiburtius a S. Matthia 1689 – Theophilus a S. Alberto 1690 – Basilius a S. Johanne 1691 – Servatius a S. Johanne Bapt. 1692 – Dionysius a S. Nicolao 1696 – Christianus a S. Jacobo 1699 – Bonaventura a S. Johanne 1700 – Romualdus a S. Reinholdo 1702 – Remboldus von der Mutter Gottes 1705 – Hermannus a S. Antonio 1708 – Dominikus a S. Casparo 1711 – Eduardus a S. Arnoldo 1714 – Chrysogonus a S. Johanne 1717 – Alexius a S. Wilhelmo 1720–1722 – Petrus a S. Anastasio 1723 – Chrysogonus a S. Johanne 1726 – Pankratius a S. Arnoldo 1729 – Gaudentius von der Reinigung Mariens 1732 – Benno/Bruno a S. Antonio 1735–1738 – Amandus a S. Adelheide 1739–1741 – Quirinus a S. Henrico 1742 – Albertus a S. Jacobo 1745–1747 – Apollinaris a S. Maria 1748–1751 – Henricus a S. Elias 1751 – Amandus a S. Adelheide 1753 – Ambrosius a S. Josepho 1754–1756 – Vitalis a S. Wendelino 1757–1759 – Carl Borromäus a S. Christina 1760–1763 – Florianus a S. Eva 1763–1764 – Udalricus a S. Maria 1766, 1767 – Florianus a S. Eva 1769 – Friedrich a S. Nicolao 1772, 1774 – Philippus Neri a S. Margaretha 1776 – Achatius a S. Clemente 1789–1782 – Eugenius a S. Philippo 1783 – Franciscus Ruf 1786–1788 – Heinrich Kunger 1789 – Isidor Hellmeister 1792 – Cyrill Rütschel 1793 – Franciscus Ruf 1797–1802. LITERATUR Martin Armgart, Klostersäkularisation in Speyer. Eingaben von Nonnen und Mönchen an staatliche Stellen. In: Mitt. des Hist. Vereins der Pfalz 102, 2004, 229– 266 – Berger, Bettelorden – Carl A. Buchheit, Säkularisation und Enteignung der Güter weltlicher Fürsten in der französischen Revolution im linksrheinischen Bayern (Pfalz). Speyer 1933 – Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. 1. Stadt Speyer. Bearb. von Herbert Dellwing. Düsseldorf 1985, 144f. – Franz Xaver Glasschröder, Der päpstliche Ablasskommissar Raimund Peraudi, ein Gönner der Speyerer Karmeliten (1487–1504). In: Pfälzisches Museum 49, 1932, 231–234 – Franz Haffner, Aus der Gesch. des Speyerer Karmeliterklosters. In: Pfälzer Heimat 20, 1969, 87–89 – Hermann Heimpel,

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Drei Inquisitions-Verfahren aus dem Jahre 1425. Göttingen 1969 (Veröff. des MaxPlanck-Instituts für Gesch. 24) – Hermann Issle, Das Stift St. German vor Speyer. Mainz 1974, 27–30 (Quellen und Abhh. zur Mittelrheinischen Kirchengesch. 20) – Koch, Karmelitenklöster – Fritz Klotz, Das ehemalige Karmeliterkloster in Speyer im 18. Jh. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengesch. 46, 1994, 113–139 – Die Kunstdenkmäler der Pfalz. III. Stadt und Bez.amt Speyer. Bearb. von Bernhard Hermann Röttger. München 1934, 526–528, 687f. (Die Kunstdenkmäler von Bayern VI, 3) – Martini, Carmel 1, 413–421 – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Palatia Sacra. Kirchen- und Pfründebeschreibung der Pfalz in vorreformatorischer Zeit. Hg. von L. Anton Doll. Tl. 1. Bistum Speyer. Der Archidiakonat des Dompropstes von Speyer. Bd. 1, 2: Die Stadt Speyer. Pfarrkirchen, Klöster, Ritterorden, Kapellen, Klausen und Beginenhäuser. Bearb. von Renate Engels. Mainz 2005 (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 61.1, 2) – Postina, Eberhard Billick – Franz Xaver Remling, Urkundliche Gesch. der ehemaligen Abteien und Klöster im jetzigen Rheinbayern. Bd. 2. Neustadt a. d. Haardt 1836, 219–222 – Ders., Gesch. der Bischöfe zu Speyer. 2 Bde. Mainz 1852–1854 – Es ist Speier eine alte stat: Ansichten aus vier Jh. 1492–1880. Bearb. von L. Anton Doll und Günter Stein. Speyer 1991 – Ludwig Stamer, Kirchengesch. der Pfalz. 2: Vom Wormser Konkordat bis zur Glaubensspaltung. Speyer 1949. 1

Vgl. Karte in Palatia Sacra I. 1, 2.  –  2 StadtA Speyer, 1 Urk. 550 von 1294 und 1 A 403/3; LA Speyer, E 6 Nr. 548; vgl. Palatia Sacra I. 1, 2, S. 334, Anm. 2.  –  3 UB Stadt Speyer, 137ff., Nr. 183; vgl. Koch, Karmeliterklöster, 53; Berger, Bettelorden, 151; Palatia Sacra I. 1, 2, S. 336, Anm. 15 sowie S. 339, Anm. 50 auch im Folgenden. Remling, Abteien, 219 datiert ohne Quellenangabe die er­ ste Ansiedlung der Karmeliter auf das Jahr 1270. Diese Zeitangabe findet sich in Folge auch bei Martini, Carmel 1, 413; Röttger, Kunstdenkmäler, 526; Stamer, Kirchengesch., 19; Haffner, Gesch., 87; Dellwing, Denkmaltopographie, 144 und Doll/Stein, Speier, 108.   –  4 ISF KB 46, fol. 293r; vgl. auch Palatia Sacra I. 1, 2, S. 26, Anm. 26 .  –  5 LA Speyer, D 2 Nr. 752.  –  6 Zum Folgenden vgl. Palatia Sacra I. 1, 2, S. 336.  –  7 Remling, UB Bischöfe von Speyer, Bd. 1, 470f., Nr. 499.  –  8 Explizite Erwähnung der Kirche erst 1346 bzw. 1394; vgl. Palatia Sacra I. 1, 2, S. 335.  –  9 Ebd., 337.  –  10 ZentralA Deutscher Orden Wien, Hs. 403, fol. 64.  –  11 Palatia Sacra I. 1, 2, S. 337.  –  12 Ebd., 347 f.  –  13 Ebd., 340, 357.  –  14 Heimpel, Inquisitionsverfahren, 106ff., 203f.  –  15 Palatia Sacra I. 1, 2, S. 341 mit Anm. 61.  –  16 Druck: Lehmann, Chronik, 822f., vgl. Palatia Sacra I. 1, 2, S. 216–219, 341 und 350 Anm. 116 auch im Folgenden.  –  17 Ißle, St. German, 27–30, Palatia Sacra I. 1, 2, S. 342.  –  18 Ebd., 343, 353f.  –  19 StadtA Speyer, 1 A Nr. 357, Bl. 2: Augustiner 34 fl., Prediger 32 fl., Minoriten 17 fl., Karmeliter 10 fl. Anders dagegen die Einschätzung von Doll/Stein, Ansichten, 109.  –  20 Remling, Abteien, 220; Martini, Carmel 1, 417 u. ö.; vgl. Palatia Sacra I. 1, 2, S. 31 Anm. 42, und 344f.  –  21 Palatia Sacra I. 1, 2, S. 212–216, 345–347.  –  22 ISF KB 46, fol. 346, ISF KB 84, p. 959f., LA Speyer, T 3 Nr. 183, fol. 3.   –  23  StadtA Speyer, 1 A 406, 7.  –  24 StadtA Speyer, 1 A 505.  –  25 StadtA Speyer, 1 A 406, 1–3; vgl. Mesters, Karmeliterprovinz, 61.  –  26 LA Speyer, E 6 Nr. 2570.  –  27 Glasschröder, Peraudi, 233f., Doll/Stein, Ansichten, 108, Klotz, Karmeliterkloster, 118, 127f., Palatia Sacra I. 1, 2, S. 364f.   –  28 Remling, Abteien, 221; Klotz, Karmeliterkloster, 119.  –  29 Vgl. ebd., 129f.  –  30 LA Speyer, D 2 Nr. 752; StadtA Speyer, 1 A 406, 1–3.  –  31 LA Speyer, D 2 Nr. 752 (zitiert nach Klotz, Karmeliterkloster, 124, zur Errichtung eines neuen Josephaltars vgl. 127).  –  32 Ebd., vgl. Klotz, Karmeliterkloster, 138.  –  33  LA Speyer, G 7 Nr. 4, 5 und 90, vgl. Armgart, Klostersäkularisation, passim. Zur Versteigerung bzw. zum Verkauf des Klosterguts in den Jahren 1803–1810 vgl. Buchheit,

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I. Klöster vor der Säkularisation

Säkularisation, 52f., Schieder, Säkularisation und Mediatisierung 4, 344, 393, 397, 405 sowie Klotz, Karmeliterkloster, 138f.  –  34 Zur Archivgesch. insbes. Palatia Sacra I. 1, 2, S. 201–203, 334 Anm. 1 u. ö.  –  35 LA Speyer, T 3 Nr. 183.  –  36 Palatia Sacra I. 1, 2, S. 203.  –  37 LA Speyer, G 7 Nr. 4 (zitiert nach Armgart, Klostersäkularisation, Nr. 1, 237–239, Zitate 237.  –  38 Palatia Sacra I. 1, 2, S. 203 und S. 334, Anm. 1.  –  39 Palatia Sacra I. 1, 2, S. 341 mit Anm. 60.   –  40 Ich danke Frau Annelen Ottermann, Stadtbibliothek Mainz, für diesen freundlichen Hinweis.  –  41 Zur Baugeschichte vgl. u. a. Röttger, Kunstdenkmäler, 526–528, 687 sowie Klotz, Karmeliterkloster, 113–116.  –  42 Vgl. Abb. bei Dellwing, Kulturdenkmäler, 145 sowie Klotz, Karmeliterkloster, 114.  –  43 StadtA Speyer, 1 A 406, 1–3 auch im Folgenden. Druck des Risses bei Martini, Carmel 1, nach S. 420. Zum Bauvorhaben vgl. auch LA Speyer, D 2 Nr. 752.  –  44 Vgl. Abb. bei Doll/Stein, Ansichten, 108f. sowie Klotz, Karmeliterkloster, 116. Zur Diskussion über die für eine Bettelordenskirche ungewöhnliche Turmform vgl. auch Palatia Sacra I. 1, 2 , S. 336 Anm. 18 und 338 Anm. 41.  –  45 Quelle zitiert nach Palatia Sacra I. 1, 2, S. 338 Anm. 41.  –  46 Quelle zitiert nach Klotz, Karmeliterkloster, 113.  –  47 Palatia Sacra I. 1, 2, S. 336f.  –  48 LA Speyer, D 2 Nr. 752; Mesters, Karmeliterprovinz, 24f.; Klotz, Karmeliterkloster, 118.  –  49 LA Speyer, G 7 Nr. 4 (zitiert nach Armgart, Klostersäkularisation, Nr. 1, 237–239, Zitat 237f.).

Monika Storm

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Straubing ( Regensburg vor 1367) In der ostbayerischen Stadt Straubing sind die Karmeliten seit dem Jahr 1368 ansässig. Es ist die einzige Niederlassung des Ordens in Deutschland, die während dieses langen Zeitraums von fast 650 Jahren ständig – auch während der Reformation und Säkularisation – mit einem Konvent besetzt war. Dementsprechend bedeutend und reich sind Überlieferung, Traditionen, Baudenkmäler, Kunstschätze und Ausstrahlung dieses Klosters. Die ab 1368 erbaute Klosterkirche trägt die Handschrift der bedeutenden Baumeister Hans Krumenauer und Hans von Burghausen und zählt zu den ältesten dreischiffigen Hallenanlagen im niederbayerischen Raum. Im 19. und 20. Jh. gewann Straubing Bedeutung über Deutschland hinaus: Im Jahr 1864 wurde eine Niederlassung in Leavenworth (Kansas) ins Leben gerufen, aus der sich die heute größte Provinz des Karmelitenordens entwickelte. 1879 wurde Straubing zum Grundpfeiler der Provincia Germano-Hollandica, und 1897 zu dem der Bayerischen Provinz, um 1922 zusammen mit den österreichischen und mährischen Niederlassungen die Oberdeutsche Provinz neu erstehen zu lassen. Provinz Oberdeutsche Provinz (1368–1771), Bayerisches Provinzvikariat (1771–1802) Diözese Regensburg Lage Straubing liegt an der Einmündung der Großen Laber in die Donau. Das mittelalterliche Erscheinungsbild der Stadt ist vor allem durch die Jahrzehnte des Herzogtums Straubing-Holland (1353–1429) geprägt. Die Gebäude der Karmeliten befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Herzogsschloss und setzen mit dem schlichten gotischen Backsteinbau ihrer Kirche einen unübersehbaren Akzent im Stadtbild. Patrozinium Patrozinium der Klosterkirche: Hl. Geist (Pfingstfest). Siegel Das Konventssiegel zeigt in einem Abdruck von 1563 Mariä Verkündigung durch den Erzengel Gabriel. Auf dem Prioratssiegel, von dem sich ein Abdruck aus dem Jahr 1398 erhalten hat, ist die Übergabe des Skapuliers durch Maria an den hl. Simon Stock dargestellt.1 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Der Konvent der Ordensbrüder Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, der sich um 1290 bei St. Oswald in Regensburg [→ Regens­ burg] niedergelassen hatte – es handelte sich um die erste Klostergründung des Ordens im Bistum Regensburg – , verlegte im Jahr 1368 seine Niederlassung nach Straubing. Unstimmigkeiten mit Bischof Konrad VI. von Haimberg, dem der Protest eines Karmeliten gegen die Erweiterung der Domkirche nicht gefiel, aber auch wirtschaftliche Überlegungen, wie die große Anzahl von Klöstern in der Reichsstadt und die beständige Hochwassergefahr am alten Standort, könnten den Ausschlag dazu gegeben haben. Den Umzug ermöglichte der bayerische Herzog Albrecht I., Regent des 1353 entstandenen Herzogtums Straubing-Holland. Er war wie sein Vater, Kaiser Ludwig der Bayer, der die Regensburger Karmeliten schon im Jahr 1330 unter seinen Schutz gestellt hatte, ein besonderer Förderer des

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Ordens. Von Papst Urban V. erwirkte Albrecht I. die Erlaubnis für eine Niederlassung mit zwölf Brüdern in seiner Herzogsstadt. Die Gründungsurkunde wurde am 6. April 1367 zu Avignon ausgestellt.2 Von Albert Steinhauf, Propst des Hochstiftes Augsburg und Bürger von Straubing, erhielt der Konvent einen Bauplatz gegenüber dem 1356 gegründeten Herzogschloss geschenkt. Da Steinhauf später auch eine beträchtliche Geldsumme für den Bau zur Verfügung gestellt haben soll, gilt er als Mitbegründer des Straubinger Karmelitenklosters. Bereits aus dem Jahr des Umzugs existieren erste Nachrichten über einen Kirchenneubau, wohl unter Leitung von Meister Konrad von Straubing. Die Weihe von zwei Altären ist für den 10. Dezember 1368 belegt. Bereits auf ein größeres Gotteshaus lässt die Weihe von sieben Altären am 9. November 1372 schließen. Durch großzügige Donationen und Zuwendungen von Seiten des Herzogshauses und vieler Straubinger Bürger in den folgenden Jahren gelangte die Niederlassung, die lange das einzige Kloster in der Stadt blieb, schnell zu einer ersten Blüte. Das auf der Baufläche des Albert Steinhauf eingerichtete „Clösterl“ konnte erweitert werden, nachdem Herzog Albrecht I. den Karmeliten 1374 einen benachbarten Besitz an der Burggasse geschenkt und der Konvent selbst eine angrenzende Brauerei gekauft hatten. Der älteste Klosterbau, der vermutlich auf der östlichen Seite des Geländes stand, wurde offenbar von Norden nach Süden zum Chor der Kirche hin ausgebaut. 1386 erhielten die Karmeliten die Hofkaplanei im Straubinger Schloss übertragen. Als Herzog Albrecht II. am 21. Januar 1397 starb, wurde er im Chor der Klosterkirche begraben. Das Dormitorium war 1398, der Kreuzgang 1404 vollendet. Bautätigkeit des Konvents In der Folgezeit entstanden weitere Ergänzungsbauten, u. a. das Noviziat mit kleinem Hof und Garten. Die Einweihung der Ordenskirche ist für den 2. Juli 1430 überliefert. Die Wölbung des Chorraumes durch Hans Scharf soll jedoch laut Überlieferung erst 1466 erfolgt sein. Die Kirche gilt als Werk der bedeutenden Baumeister Hans Krumenauer und Hans von Burghausen. Seit ihrer Fertigstellung war sie die bevorzugte Grablege für die herzogliche Familie und für die reichen Straubinger Patrizier- und Bürgerfamilien. Schon bald nach dem Tod der Agnes Bernauer († 14. Oktober 1435) hat Herzog Albrecht der Fromme (III.) für seine Gemahlin im Kreuzgang der Karmeliten eine Kapelle mit Altar gestiftet.3 Seit dem Mittelalter wurde bei den Karmeliten die „Maria Crescens“, eine Marien-Statue mit Jesuskind (Ende 14. Jh. datiert) verehrt. Sie stand ursprünglich auf dem Magdalenen-Altar, seit dem 18. Jh. ist sie in einem geschnitzten Rokokoschrein auf dem Sebastiani-Altar aufgestellt. Kleine Um- und Erweiterungsbauten des Klosters wurden zu Beginn des 16. und 17. Jhs. vorgenommen. Während der Reformation und im Dreißigjährigen Krieg herrschte eine große finanzielle und personelle Notlage. Sie konnte erst in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. vollständig überwunden werden. Am 27. Juni 1684 erfolgte die Grundsteinlegung für den heutigen Klosterbau. Er wurde durch den

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Baumeister Kaspar Zuccali bis zum Jahr 1700 fertiggestellt. Die äußeren Arbeiten am Bibliothekssaal waren schon 1697 beendet; seine bis ca. 1710 vollendete Ausmalung wurde erst in jüngster Zeit wieder sichtbar gemacht. Wallfahrt Am 28. Mai des Jahres 1661 wurde das kleine Vesperbild „Maria von den Nesseln“ von Heilbronn [→ Heilbronn] nach Straubing übertragen und den Karmeliten unter großen Feierlichkeiten zur Betreuung übergeben. Daraufhin entwickelte sich in der kurfürstlichen Haupt- und Regierungsstadt Straubing eine starke Verehrung der Gnadenmutter von Seiten des Herzogshauses, der Stände, der Bürgerschaft und vieler Pfarreien Niederbayerns bis in den Bayerischen Wald hinein. So manche wunderbare Fügungen der Geschichte schrieben die Straubinger im Laufe der Zeit Unserer Lieben Frau von den Nesseln zu. Als Kurfürst Maximilian 1703 in den Spanischen Erbfolgekrieg zog, ließ er am Altar der Nesselmutter neue Fahnen weihen und holte sich dort den Segen für sich und seine Truppen. Eine Dankeshymne, eine Votivtafel und eine Kanonenkugel erinnern bis heute an den Schutz des Gnadenbildes in den Kriegsjahren 1742/43. Die blühende Wallfahrt führte zu namhaften Stiftungen zu Ehren des Gnadenbildes und zur Ausstattung der Kirche im Barockstil. Das Innere wurde seit der Wende zum 18. Jh. umgestaltet; die Westturmfassade 1702 begonnen. Wolfgang Dientzenhofer, Giovanni B. Carlone, Paolo d’Angelo und Melchior Steidl verwandelten den spätgotischen Raum in eine barocke Wallfahrtskirche, die einheimische und auswärtige Künstler mit monumentalen Altaraufbauten, prächtigen Gemälden und einer Rokokokanzel ergänzten. 1738–42 wurden der Hochaltar und die beiden Frontseitenaltäre (Skapulieraltar, bzw. Nesselalter und Sebastianialtar) durch den Bildhauer Joseph M. Götz aus Passau aufgestellt. 1761 hat man die Säkularfeier zur Ankunft des Gnadenbildes in Straubing mit einem prächtigen Festakt begangen. Konventsstärke Die Besetzung des Straubinger Konvents sah in der Gründungsbulle Papst Urbans V. 1367 eine Sustentation (den Unterhalt) von 12 Fratres vor. Statistiken über die Zahl der Konventualen im 15. Jh. fehlen. Der Provinzial Andreas Stoß verzeichnete 1535 sieben Patres, einen Subdiakon, elf Novizen und 1538 sechs Patres, zwei Subdiakone, einen Akolythen, einen Professen, drei Novizen. Im Dreißigjährigen Krieg soll es einmal nur noch zwei Laienbrüder gegeben haben. 1649, vor Einführung der Tourainer Reform, zählte der Konvent neben dem Prior sieben Patres. 1654 zählte das reformierte Kloster 29 Patres und Brüder. In den Jahren 1660–1697 gab es im Schnitt 31 Konventualen. Im 18. Jh. war das Kloster mit durchschnittlich 43 Personen besetzt. Kurz vor der Säkularisation am 30. März 1802 kamen von Abensberg 24 Patres und sieben Brüder nach Straubing [→ Abensberg]. 1802 versetzte der Staat 52 Personen des Straubinger Klosters in den Pensionsstand.4 [ Straubing, 19./20. Jh.] Anschluss an Reformen Die beiden großen Reformbewegungen des Karmelitenordens betrafen Straubing in ganz unterschiedlicher Weise. Soweit bislang bekannt, hat General Johannes Soreth (1451–1471) Straubing niemals persönlich besucht

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und sein Reformwerk den Konvent auch über die anderen Klöster der Oberdeutschen Provinz nicht erfasst.5 Anders zeigt sich die Lage im 17. Jh. Die zwei Klöster der Oberdeutschen Provinz, in denen nach Beschluss des Generalkapitels 1648 die Tourainer Reform eingeführt werden sollte, bestimmte General Giovanni Antonio Filippini mit Straubing und Bamberg, und stattete Gabriel ab Annuntiatione BMV mit umfassenden Vollmachten aus, diesen Auftrag auszuführen.6 Gabriel gelang es, den Konvent, den Matthäus Bentz am 31. Mai 1649 an die Unbeschuhten Karmeliten übergeben hatte, zurückzugewinnen und am 1. Dezember 1649 Andreas a Matre Jesu als ersten Reformprior einzusetzen.7 Einige Schwierigkeiten mit der fürstbischöflichen Kurie in Regensburg konnten ebenfalls überwunden werden.8 Bildung des Bayerischen Provinzvikariats Während des 18. Jhs. führten erstarkende separatistische Tendenzen dazu, dass die Oberdeutsche Provinz 1731 ihre österreichischen, böhmischen, ungarischen und schlesischen Niederlassungen verlor, wie auch 1771 zur Bildung des bayerischen Provinzvikariates, zu dem sich Straubing und Abensberg zusammenschlossen.9 Reliquien Die Reliquienausstattung ist in einem Inventar, das 1414 anlässlich einer Visitation des Klosters erstellt wurde, verzeichnet. Darin sind u. a. Reliquien des hl. Vitus und der hl. Maria, außerdem „eine Büste mit Reliquienhaupt“ genannt. Seit den Pestjahren 1633/35 war es Brauch, am Sebastianitag mit einem Silberreliquiar eine Prozession durch die Stadt zu veranstalten.10 Folgende Reliquien aus der Zeit vor der Säkularisation befinden sich heute noch im Kloster: Eine Reliquie des hl. Nepomuk birgt eine Reliquienmonstranz aus dem 18. Jh.11 Eine Reliquienmonstranz aus Mainz, datiert 1756, ist mit einem Kreuzpartikel, eingeschlossen in ein Bergkristallkreuz, versehen.12 Eine Reliquie des hl. Georg beinhaltet eine Monstranz, die in die Mitte des 18. Jhs. datiert wird.13 Bruderschaften Die zahlreichen Bruderschaften, die bei den Karmeliten beheimatet waren, bereicherten in starkem Maße das religiöse Leben in Straubing und im Umland. Eine ordenseigene Bruderschaft bestand bereits seit Bestehen des Klosters, auch wenn sie offiziell erst am 8. Februar 1613 als Skapulierbruderschaft errichtet wurde. 1640 wurde ein Jahrtag für den Skapulieraltar gestiftet. 1645 erhielt der Bruderschaftsaltar von Papst Innozenz X. die Auszeichnung des Altarprivilegs und 1648 einen Ablass. Maria Sigersreitherin, geb. Scheuring († 1655), stiftete einen neuen Altar für die Bruderschaft. Das Skapulierfest am 16. Juni wurde in der Barockzeit besonders festlich begangen; wegen der dabei abgehaltenen Prozession und Predigt kam es 1650 zu Auseinandersetzungen mit der Stadtpfarrei. Ein besonderer Wohltäter der Bruderschaft war Baron Joachim Franz Rudolph von Auer zu Winckl, Rernbach und Saulburg († 1756). Im 18. Jh. erschienen in Straubing einige Bücher über die Skapulierverehrung. Auch die achttägige 500-Jahr-Feier zur Erinnerung an die Überreichung des Skapuliers fand 1751 ihren Niederschlag in einer Publikation.14

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Die Schützenbruderschaft des hl. Sebastian wurde mit Urkunde vom 13. Juli 1452 durch Ordensgeneral Johannes Soreth dem Orden affiliiert. Sie besaß im Kreuzgang eine Kapelle mit Altar (vermutlich der Michael-Altar). In den Pestjahren um 1635 wurde es Brauch, am Sebastianstag (20. Januar) mit dem Allerheiligsten und dem Silberreliquiar des hl. Sebastian eine Prozession durch die Stadt zu halten. Mit der bischöflichen Bestätigung der Satzungen und einem Ablassbreve im Jahr 1686 wurde die Bruderschaft in kirchenrechtlicher Form errichtet. Sie fand eine Darstellung (Geschichte, Statuten, Ablässe) in dem 1687 bei J. Chr. Haan zu Straubing gedruckten „Geistliches Schatz-Kästlein der Löbl. Bruderschaft des hl. Martyrers Sebastiani“. Auseinandersetzungen zwischen dem Straubinger Bürgermeister Caspar Steinbacher, der 1708 das Amt des Bruderschaftskommissars übernommen hatte, und dem Konvent führten jedoch dazu, dass die Bruderschaft 1712 in die Stadtpfarrkirche St. Jakob verlegt wurde. Dort besaß sie bereits seit 1635 einen Altar.15 Die Bäckerknecht-Bruderschaft hatte ihre Anfänge in einem Verein zur Verehrung Mariens, den der Weißbäckersohn Karl Hutter im Jahr 1368 ins Leben gerufen hatte. 1370 wurde dieser Verein von dem oberdeutschen Provinzial Konrad von Rottenburg in die Bruderschaft des Ordens aufgenommen. Die kirchliche Bestätigung erhielt sie 1452 durch Kardinal Nikolaus von Kues. Die bayerischen Herzöge nahmen die Bruderschaft im 15. und 16. Jh. wiederholt in ihren besonderen Schutz.16 Die Bruderschaft hatte ihren eigenen Altar und Tumba, das Geläut der Glocken für Requiem und Beimesse. Als Titularfest feierte man zuerst Mariä Himmelfahrt (15. August), ab 1655 auf Mariä Heimsuchung (2. Juli), seit 1690 auf Mariä Opferung (21. November), von 1783–86 am Sonntag nach Mariä Opferung. 1691 ließ sich die Bruderschaft in Straubing ein eigenes Gebetbuch drucken. Für die Klosterkirche stiftete sie im 18. Jh. eine Reihe kostspieliger Ausstattungsstücke und Paramente. 1708 kam es zu ernsten Schwierigkeiten durch Bestrebungen, die Bruderschaft in die Stadtpfarrkirche St. Jakob zu verlegen. Dort besaßen die Bäcker ebenfalls eine Kapelle. Vom 1. bis 3. Juli 1770 feierte die Bruderschaft trotz aller Widerstände von Seiten der Regierung ihr 400–jähriges Jubiläum. Gegen Ende des 18. Jhs. verstärkte sich jedoch der zivile Charakter der Bruderschaft immer mehr.17 Auf Bestreben der Münchner Erzbruderschaft wurde 1692 an der Karmelitenkirche eine Arme-Seelen-Bruderschaft errichtet. Graf Wolfgang Heinrich Nothaft von Wernberg, Vizedom zu Straubing, hatte sich nachhaltig dafür eingesetzt. Johannes Caspar Schneider erbaute 1704 Kapelle und Altar der Bruderschaft. 1756 und 1764 erhielt sie von Papst Benedikt XIV. bzw. Klemens XIII. das Altarprivileg. Das 100–jährige Jubiläum der Bruderschaft wurde vom 22. bis 24. Juli 1792 feierlich begangen. Die Säkularisation besiegelte auch das Schicksal dieser Bruderschaft.18 Weitere Bruderschaften hatten enge Beziehungen zum Karmel, so die Fronfischer von Breitenfeld, die Tuchmacher, Kürschner, Kaltschmiede, Bader und Schuhmacher sowie die Priester-Bruderschaft bei St. Veit.19

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Dritter Orden Seit Beginn des 18. Jhs. lassen sich in Straubing an Hand von Nekrologen auch Terziaren des Karmelitenordens nachweisen. Sie wurden in der Gruft des Kreuzgangs bzw. der Kirche bestattet.20 Filialgründungen Zur Besiedlung eines Filialklosters21 kamen die ersten Karmeliten aus Straubing in das Kloster, das Graf Johannes II. von Abensberg 1389 gestiftet und gegründet hatte22 [→ Abensberg]. Es bestand bis zur Säkularisation im Jahr 1802. Eine Residenz in München besaß das Kloster vorübergehend zwischen 1780 und 1790 durch Kauf eines Hauses am Rochusbergl [→ München].23 Seelsorge In der Pfarrseelsorge waren die Karmeliten in eigenen Pfarreien und in der Aushilfe tätig. 24 Dem Kloster wurde 1386 die Schlosskaplanei St. Georg übertragen.25 Durch Herzog Albrecht V. erhielt es 1559 das Benefizium St. Michael. Die Ursulinen wurden seit ihrer Ankunft in Straubing 1691 von den Karmeliten seelsorgerisch betreut und ließen in den ersten Jahren auch ihre verstorbenen Schwestern in deren Kirchengruft beerdigen. Für die Elisabethinnen in der Azlburg stellten die Karmeliten ab Mitte des 18. Jhs. einen Beichtvater. Seelsorgerische Aushilfen leisteten die Karmeliten auch im übrigen Stadtbereich, z. B. als Lazarettgeistliche. Auf dem Haidstein bei Runding im Bayerischen Wald hatte Graf Johann Heinrich Nothaft zu Wernberg und Runding den Straubinger Karmeliten 1657 eine Stiftung zukommen lassen. Außerdem hatte das Kloster zwischen 1780 und 1800 folgende feststehende Aushilfen mit eigenem Operarius: Alburg, Feldkirchen, Grafentraubach, Ittling (schon 1658 genannt), MariaPosching, Martinsbuch, Motzing, Otzing, Parkstetten, Perkam, Pondorf, Sallach, Strasskirchen; sowie Reichersdorf in der Diözese Passau. Schule und Ordensstudium Ein Hausstudium ist bereits für das 15. Jh. nachgewiesen. Die Liste der Lektoren beginnt im Jahr 1428. Auch andere Konvente ließen zeitweise ihren Nachwuchs im Straubinger Kloster ausbilden. An vielen europäischen Universitäten (Paris, Wien, Köln, Prag, Heidelberg, Toulouse, London, Krakau, Leipzig, Bologna usw.) lassen sich Studierende und Dozenten aus den Reihen der Straubinger Karmeliten nachweisen. Nach dem Anschluss an die Tourainer Reform war das Straubinger Kloster zwischen 1657 bis zur Säkularisation bevorzugter Studiensitz für die philosophische und dogmatische Ausbildung. Zahlreiche Veröffentlichungen, meist Disputationen, Predigtbücher und Gebetbücher, bezeugen einen lebendigen Studienbetrieb. Auch der älteste Druck der Karmelitenregel in deutscher Sprache erfolgte 1663 in Straubing.26 Eine Reihe bedeutender Lehrer und Autoren waren in Straubing tätig, so z. B. Johannes Georg Schmid (1735 Schnaittach–1784 Abensberg), Autor und Illustrator liturgischer Bücher.27 P. Franz von Paula Greindl (1734–1808), der u. a. in Straubing Novizenmeister und von 1792–98 Generalassistent in Rom war, baute im Kloster eine einzigartige numismatische und naturhistorische Sammlung auf.28

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Besitz und Einkünfte Der Wirtschaftsbereich des Klosters war sehr ausgedehnt. Zum Kloster gehörten seit 1374 ein Garten, ein Multzstadel, eine Rossmühle und eine Brauerei (1661 zerstört, 1713 neuerbaut). 1670 wurde eine eigene Mühle errichtet. Es besaß im Laufe der Jahrhunderte viele Güter sowohl in der Stadt Straubing als auch auswärts. Eine Besitzgeschichte der Straubinger Karmeliten müsste neben den Immobilien auch die Gültorte und Zinsgelder aufführen und würde den vorliegenden Rahmen sprengen. 29 Nach ausdrücklicher Erlaubnis Herzog Albrechts aus dem Jahr 1371 besaßen allein die Karmeliten das Recht zum Terminieren. Noch Herzog Maximilian trat 1622 dafür ein, dass im Vitztum Straubing nur dieser Orden ein Kollekturrecht haben sollte. Wegen der Grenzen kam es immer wieder zu Streitigkeiten. Laut den Urbaren von 1458 und 1515 gab es jährlich zwei Kollekturen: die eine vor Ostern um Korn und Geld, die andere zum Laurentiusfest bzw. Maria Himmelfahrt um Käse und Geld. Anfang des 18. Jhs. gab es die Schmalz- oder Butterkollektur.30 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv 31 Es gibt keine Nachrichten über das Archiv des Klosters im Mittelalter. Das älteste Inventar stammt aus dem 16. Jh. Es wurde nach dem Tod des Priors Michael Öttinger († 3. Mai 1545) angelegt. Weitere Inventare stammen aus den Jahren 1556 und 1604. Johannes Isaias Rorbach legte 1614–1631 ein Kastenregister an. Nach der Ordensreform 1650 beschloss das Definitorium der Provinz, neben Würzburg auch im Straubinger Konvent ein Provinzarchiv einzurichten. Von wichtigen Dokumenten sollte jeweils ein Exemplar in Straubing verwahrt werden. 1695 legte P. Lambertus ein neues Inventar für das neue Archiv an. Bei der Säkularisation im Jahr 1802 wurden die Archivalien zerstreut. Vieles ging unwiederbringlich verloren.32 Bibliothek33 Das erste Visitationsverzeichnis aus dem Jahr 1414 erfasst bereits 176 Handschriften im Besitz des Klosters; eine hohe Anzahl im Vergleich zu anderen Bettelordenskonventen. Ein Teil davon stammte vermutlich noch aus dem Konvent in Regensburg. Besondere Verdienste um die Bibliothek erwarben sich Prior Hans der Helmel und Friedrich Wagner, Provinzial der Oberdeutschen Provinz von 1389 bis 1392, der dem Kloster mehrere Handschriften und auch seinen literarischen Nachlass vermachte und in der Kirche seine letzte Ruhestätte fand. Das weitere Wachstum der Bibliothek förderte Prior Konrad Steger (1438–43), der selbst das „Rituale Carmelitarum“ abschrieb.34 Den Hauptzuwachs in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. machten die Inkunabeln aus, die vielfach von Konventsmitgliedern an ihren Studienorten erworben worden waren oder als Schenkungen in die Bibliothek kamen. Von dieser einstigen mittelalterlichen Handschriftenbibliothek sind jedoch nur noch vereinzelt Bände in verschiedenen Sammlungen gefunden worden. 1697 erfolgte der Neubau des Bibliotheksaales. Sein umfangreiches Bildprogramm, das um 1710 entstand, wurde 2007/08 freigelegt. Ein Bibliothekskatalog aus dem Jahr 1768 (seit 1888 im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek München) nennt über 280 Inkunabelbände, die sich auf 22 Abteilungen verteilten. Das

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älteste Buch waren die Sermones des Leonhardus de Utino, das 1475 zu Ulm gedruckt worden war. Mit fast 40 Exemplaren war die Predigtliteratur besonders gut vertreten. Bei der Säkularisation 1802 wurde die Bibliothek, die damals fast 16.000 Bände umfasste, beschlagnahmt. Ungedruckte Quellen: Bayerisches HStA München: Karmelitenkloster Straubing, KL 71, Visitationsinventar und Bibliothekskatalog (Urbar I) 1414 – Bayerische StaatsB München: Cbm C. 766, Catalogus librorum bibliothecae Carmelitanae Straubinganae...1768. Gedruckte Quellen: Adalbert Deckert, Inventar des Straubinger Karmelitenklosters vom Jahre 1414. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing 59, 1956, 36–60 – Ders., Oberdeutsche Provinz – Ders., Bibliothekskatalog des Straubinger Karmelitenklosters von 1414. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing 68, 1965, 84–93 – Paul Ruf, Säkularisation und Bayerische Staatsbibliothek 1: Die Bibliotheken der Mendikanten und Theatiner (1799–1802). Wiesbaden 1962, 520–531 – Christine Elisabeth Ineichen-Eder, Mittelalterliche Bibliothekskataloge. 4, 1: Bistümer Passau und Regensburg. München 1977, 504–513. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER35 Klostergebäude 36 Der Klosterkomplex schließt mit vier dreigeschossigen Flügeln an die Nordseite der Kirche an. Die Außengliederung besteht aus Geschossbändern und glatten Fensterumrahmungen. Den Innenhof umgeben im Erdgeschoss kreuzgewölbte, offene Arkadengänge. Im Ostflügel befindet sich das Refektorium mit Stuckdecke aus der Zeit um 1690. Das geschnitzte Portal zur Bibliothek trägt die Jahreszahl 1697. Im Oratorium an der Nordseite des Chores befindet sich ein kleiner Altar (um 1710) mit einem spätgotischem Tafelbild der Muttergottes mit Jesuskind. Vom Gang des ersten Obergeschosses zur Orgelempore führt eine reichverzierte Stiege aus der Zeit des Spätrokoko. Folgende Kunstwerke befinden sich in den Klostergängen: Eine farbig gefasste Muttergottesfigur mit Jesuskind aus Stein (Ende 14. Jh.), ein lebensgroßes, spätgotisches Kruzifix aus farbig gefasstem Holz; ein Tafelbild „Tod des hl. Andreas“ (frühes 17. Jh.) und ein Gemälde „Die Königin von Saba“ (Mitte 17. Jh.), das dem Karmelitenbruder Alphons zugeschrieben wird. Klosterkirche Hl. Geist Baugeschichte: Bereits aus dem Jahr der Niederlassung 1368 gibt es erste Nachrichten über einen Kirchenbau, der nach einem basilikalen Plan, wohl unter Leitung von Meister Konrad von Straubing, begonnen wurde. 1372 erfolgte die Konsekration von sieben Altären. 1377 ist der Anbau einer Kapelle an der Südseite des Chores bezeugt. Für die entscheidende Bauphase übernahm offenbar in den 90er Jahren des 14. Jhs. Meister Hans Krumenauer die Leitung. Auf ihn geht der mittels Triumphbogen ausgeschiedene Chor mit seinem 5/8-Schluss zurück, dessen auffällige Streckung in seiner Verwendung als Betchor begründet liegt. Seit 1395 wurde der Chor mit den Umfassungsmauern aufgezogen, in dem man 1397 Herzog Albrecht II. bestattete. Gleichzeitig entstanden auch

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die Ostwände der Seitenschiffe bis zur vollen Höhe. Nach einer Pause kam es erst in den 20er Jahren des 15. Jhs. zum Weiterbau am Langhaus durch Hans von Burghausen. 1430 erfolgte die Einweihung der gesamten Kirche. Der Chor erhielt 1466 – einer verlorenen Inschrift zufolge – von Maurermeister Hans Scharf ein Gewölbe, dessen Rippen in der Barockzeit abgeschlagen wurden. Mit der Überführung des Gnadenbildes „Maria von den Nesseln“ im Jahr 1661 entstand eine blühende Wallfahrt, die zur Umgestaltung der Kirche führte. Sie erfolgte nach Plänen des Barockbaumeisters Wolfgang Dientzenhofer (1648–1706). Die Stukkaturen schufen in den Jahren 1701/2 Mitglieder der Werkstatt Giovanni Battista Carlone und Paolo d’Aglio. Die unter der Orgelempore erhaltenen Fresken und Ornamente stammen von Melchior Steidl (1702). 1968 erfolgte die Erneuerung des Fußbodens im Chorraum. 1973/76 wurde das Äußere der Kirche restauriert, 1985/93 der Innenraum. Dabei folgte man in der einheitlichen Ausweißung dem Befund, der für die Umgestaltung nach Dientzenhofer ermittelt wurde. Äußeres: Der schmucklose Backsteinbau wird im Wechsel von Strebepfeilern und rundbogig abschließenden dreibahnigen Fenstern rhythmisiert. Ein kleiner Dachreiter kennzeichnet die Grenze von Chor und Langhaus. Unter dem Dach säumt die Kirche ein Friesband, das 1976 nach alten Resten rekonstruiert wurde. Auf der Südseite des Chors befinden sich niedrige Anbauten und im Süden des Langhauses zwei Portale. Die Baumaßnahmen für den ab 1702 an der Westfront aufgezogenen Turm leitete der Straubinger Maurermeister Jakob Ruesch. Die vorgeblendete, dreigeschossige Fassade entspricht dem Querschnitt des Kirchen­ inneren. Im vorspringenden Mittelturm befindet sich das um 1830 veränderte Hauptportal. Über seinen drei rechteckigen Geschossen mit toskanischen Pilastern sitzt das oktogonale Glockengeschoss mit ionischen Knickpilastern und profiliertem Gebälkkranz. 1710 vollendete der Spenglermeister Anton Hinterlohner die Eindeckung des Turmes. Nach 1860 hat man statt der ursprünglichen barocken Kuppel stilwidrig einen achtseitigen kupfergedeckten Spitzhelm aufgesetzt. Inneres: Man betritt die Kirche durch den westlichen Vorraum im Turm. Mit der Vorhalle, in die die Empore eingebaut ist, umfasst die dreischiffige Hallenanlage sechs Joche. Das Mittelschiff hat sehr steile Proportionen und ist mit 24,60 m Höhe 2,6mal so hoch wie breit und mit 9,50 m Breite doppelt so breit wie die Seitenschiffe. Zehn schlanke Strebepfeiler tragen die mit einfachen Stuckfeldern besetzte Stichkappentonne. Der Chorbogen leitet über in den einschiffigen Chor, der die Breite des Mittelschiffes hat. Er besteht aus drei Jochen und einem Fünfachtelschluss. Der nach einem Joch halbrund aufgestellte barocke Hochaltar bildet die Grenze zum dahinter liegenden Betchor. In den Seitenschiffen befinden sich je zwei Kapellennischen mit barocker Ausstattung. Die im Südosten angesetzte Kapelle hat ihren gotischen Kern bewahrt. Ausstattung: Den Entwurf und den Großteil der Figuren für den 21 m hohen, prachtvollen Hochaltar, der 1741/42 aufgestellt wurde, lieferte der Passauer Bildhauer Joseph Matthias Götz (1696–1760). Zwischen den marmorierten, mit vergol-

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deten Kapitellen gezierten Säulen auf der Evangelienseite (links) sind die überlebensgroßen Statuen des von den Karmeliten als Ordensvater verehrten Propheten Elija (mit Feuerschwert als Zeichen seines Eifers für den Herrn) und des Propheten Elischa (mit Ölkrug zur Erinnerung an seine wunderbare Ölvermehrung, 2 Kön 4) zu sehen. Auf der Epistelseite (rechts) stehen Papst Telesphorus (als Attribut ein Kelch mit drei Hostien, da er die drei Weihnachtsmessen einführte) und Papst Dionysius. Beide tragen als ehemalige Eremiten das Ordenskleid der Karmeliten. Auf dem Gebälk (links oben) sind der Ordensmartyrer Angelus (von zwei Schwertern getroffen) und gegenüber der hl. Albertus von Trapani (mit Jesuskind und Buch) zu Seiten der Heiligsten Dreifaltigkeit dargestellt. Außerdem schmücken über fünfzig Engel und viele vergoldete Band- und Rocailleornamente den Hochaltar. Das Altarbild mit der Aussendung des Hl. Geistes schuf Michelangelo Unterberger (1695–1758) im Jahr 1741. Es zählt zu den wichtigsten Arbeiten des späteren Wiener Akademiedirektors. Der von J. M. Götz gefertigte, freistehende Tabernakel mit dem Altartisch ist mit seinem reichen Schmuck an versilberten Schnitzfiguren ein Prunkstück süddeutscher Barockplastik.37 Der neue Zelebrationsaltar, der Ambo und die Sedilien wurden 1993 von Friedrich Schwarzl aus Bamberg entworfen und in geschliffenem Messing ausgeführt. Die halbplastischen Figuren verkörpern Heilige und Selige aus dem Karmelitenorden: an der Vorderseite des Altars Titus Brandsma und Teresia Benedicta a Cruce (Edith Stein), beide 1942 im KZ ermordet. An der Rückseite Teresa von Avila und Johannes vom hl. Samson, in der gewölbten Front des Ambo Johannes vom Kreuz. Die Frontplatte des Altars birgt eine Reliquie des seligen Priesters Adolph Kolping. Im Psallierchor hinter dem Hochaltar befindet sich ein aus Eichenholz gefertigtes Chorgestühl mit 25 Stallen sowie zwölf Sitzen. In die Rückwand sind 15 ­Reliefs aus hellem Lindenholz eingefügt, die Maria in ihren Vorbildern (links aus dem AT) und in ihrem Leben (rechts NT) verherrlichen. Der Choraltar versinnbildlicht Schöpfung und Erlösung der Welt durch die hl. Dreifaltigkeit. Die vier Evangelisten tragen auf ihren Schultern die Weltkugel, auf der Gott Vater thront. Zu seinen Füßen schwebt der Heilige Geist, davor steht das Kreuz des Erlösers, flankiert von zwei Engeln. Der Bildhauer Georg Schreiner aus Regensburg schuf dieses Werk nach dem Vorbild des Bronzegusses von Girolamo Campagna († nach 1626) in San Giorgio Maggiore (Venedig), ebenso auch das Chorgestühl im Jahre 1902. Die beiden Frontseitenaltäre zeigen in der Anlage viele Übereinstimmungen mit dem Hochaltar. Sie kamen ebenfalls aus der Werkstatt von Joseph Matthias Götz und wurden 1740 aufgestellt. Der Skapulier- oder Nessel-Altar präsentiert das Gnadenbild „Maria von den Nesseln“ im barocken Silberschrein. Man nimmt an, dass es sich um eine Schnitzarbeit aus der Mitte des 16. Jhs. handelt, als Ersatz für jenes Vesperbild, das man der Legende nach 1442 in den Brennesseln an der Stadtmauer von Heilbronn fand [→ Heilbronn]. Es wurde 1661 nach Straubing übertragen. Das vom Vorgängeraltar übernommene Altarblatt zeigt die Überreichung des Skapuliers durch Maria an den Ordensgeneral Simon Stock; gemalt 1656 von dem Karmelitenpater Alphons a S. Angelo. Die Schnitzfiguren zwischen den Freisäulen

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stellen die Karmelheiligen Cyrillus von Alexandrien und Andreas Corsini dar. Das Auszugsbild „Ausfertigung der Bulla Sabbatina“ (das Samstagsprivileg für alle Skapulierträger) wird Egid Quirin Asam zugeschrieben. Am Sebastianialtar flankieren die Karmelheiligen Petrus Thomas (links) und Brocardus (rechts) das vom Vorgängeraltar übernommene Altarblatt mit dem Martyrium des hl. Sebastian vor einer winterlichen Stadtansicht, das der einheimische Maler Johann Kröner 1660 schuf. In das Oberbild setzte Egid Quirin Asam die Szene des „Noli me tangere“. Die Madonna (vor 1400) im Barocktabernakel wurde früher als „Maria Crescens“ verehrt, da man meinte, das Kind auf dem Arm Mariens sei über Nacht „gewachsen“. Wegen der Winterlandschaft des Altarblattes hat man sie später in „Maria Schnee“ umgedeutet. Den Arme-Seelen-Altar (Weihe 1693) stiftete Johann Caspar Schneider auf Anregung der 1692 errichteten Arme-Seelen-Bruderschaft. Da der Stifter ursprünglich einen Dreikönigsaltar plante, stellt das Oberbild die Anbetung der Heiligen Drei Könige dar. 1755 wurde der Altar von dem Straubinger Bildhauer Anton Keller (1718–1781) und Gehilfen umgestaltet. Von ihm stammen u.a. die Ornamente, die das Stifterwappen haltenden Engel, auf der linken Seite die Muttergottes als Fürsprecherin der Armen Seelen sowie die flankierenden Heiligenfiguren Joseph und Barbara, Patrone für eine gute Sterbestunde. Das Altarblatt (Muttergottes mit Kind über Fegefeuer) schuf 1913 der Münchner Künstler Waldemar Kolmsperger junior. Die Skapulierreliquien wurden 1958 vom Nesselaltar hierher übertragen. Anna-Altar: Dem Wappenbild zufolge stiftete 1656 Kaspar Furtner den Altar. Er wurde 1660 zu Ehren der hl. Anna, des hl. Joachim und des Namens Jesu geweiht. 1755 erfolgte eine Umgestaltung nach dem gleichen Konzept wie beim Arme-Seelen-Altar. Seitlich stehen die Schnitzfiguren Johannes der Täufer (links) und Johannes der Evangelist (rechts). Sebastian Zierer fasste den Altar und malte die beiden Altarbilder mit der Hl. Familie (Joachim, Anna, Maria) und Gottvater im Auszug. Josephi-Altar: Der Goldschmied Caspar Wixner stiftete 1705 Kapelle und Altar, die von den Stukkateuren Giovanni Battista Carlone und Paolo d’Aglio errichtet wurden. Das Wappen über dem Altarblatt, flankiert von den zwei allegorischen Figuren der göttlichen Weisheit (Szepter und Gottesauge) und der Hoffnung (Anker), trägt den Namen des Pfarrers Somerpey, der zur Ausstattung des Altares maßgeblich beitrug. Das Altarblatt wurde 1703 von dem Münchner Künstler Andreas Wolff gemalt und zeigt die Hl. Familie mit Maria, Joseph und Christus, darüber Gottvater und die Heiliggeisttaube. Ein Engel hält Jesus eine Bittschrift „von allen angstbetrübten Hertzen“ entgegen. Die seitlichen Schnitzfiguren Joachim und Anna werden dem Bildhauer Hans Georg Fux (1693–1706 in Straubing tätig) zugeschrieben. Die Büsten stellen die Karmelbischöfe Andreas Corsini und Cyrillus38 dar. Das Herz-Jesu-Bild, Kopie eines Barockbildes im Kloster, malte der Regensburger Künstler Hans Weininger 1943. Theresien-Altar: Er wurde wie der Josephi-Altar 1705 von den hier tätigen Stukkateuren geschaffen. Das Wappen über dem Altarbild, flankiert von den Personifikationen der Liebe (Kind) und der Sanftmut (Lamm), verweist auf den Stifter

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Pfarrer Somerpey. Das Altarblatt, Christus mit der hl. Teresa von Avila und der hl. Maria Magdalena von Pazzi, beide gelehrte Mystikerinnen aus dem Karmelitenorden, ist 1702 von dem Münchner Hofmaler Andreas Wolff (1652–1716) signiert worden. Die beiden Seitenfiguren werden Paolo d’Aglio zugeschrieben. Sie stellen Selige des Ordens dar: Johanna von Toulouse und Franziska von Amboise, die Büsten die Karmelheiligen Angelus (links) und Albert von Trapani (rechts). Das Gemälde der 1925 heiliggesprochenen Karmelitin Thérèse von Lisieux (Theresia vom Kinde Jesu, 1873–1897) entstand um 1940. Kanzel: Sie ist das letzte große Werk der barocken Umgestaltung 1756/57, eine prachtvolle, üppig mit vergoldeten Rocailleformen verzierte Gemeinschaftsarbeit des Bildhauers Anton Keller mit dem Schreiner Anton Abele und dem Fassmaler Sebastian Zierer. Die Rückwand der Kanzel flankieren zwei Engelchen, die die eherne Schlange als Hinweis auf das Alte Testament und das Kreuz als Zeichen des Neuen Testaments vorzeigen. Den Schalldeckel bekrönt die Figur des Propheten Elija mit Flammenschwert und Buch. Einzelfiguren: An der Wand des nördlichen Chorbogens steht in der Gestalt des Schmerzensmannes ein Erbärmde-Christus; gegenüber am südlichen Pfeiler des Chorbogens befindet sich eine Figur Mariens mit dem Jesuskind. Beide sind ausdrucksvolle Schöpfungen eines süddeutschen Meisters der Spätgotik um 1480. Vermutlich waren mit der Verehrung dieser Statuen Ablässe verbunden. – Christus als Salvator Mundi, eine frühbarocke Arbeit aus der Zeit um 1600, sieht man am letzten nördlichen Kirchenpfeiler links unter der Orgelempore. Als Gegenstück ist auf einer Konsole am rechten Pfeiler die Schmerzhafte Muttergottes, eine Schöpfung des 17. Jhs., präsent. – Im Chorschluss hinter dem barocken Hochaltar beim Hochgrab Herzog Albrechts II. befindet sich die spätgotische Tonplastik eines Grabchristus. Sie ist sowohl aufgrund ihres Materials, ihrer Größe als auch wegen ihrer hohen künstlerischen Qualität außergewöhnlich und entstand vermutlich um 1460/70.39 Fresken: Von der Ausmalung der Kirche 1702 durch Melchior Steidl sind nur drei Fresken unter der Orgelempore erhalten. In den Scheidbogen sieht man gemalte Engelsköpfe, Fruchtgirlanden und Muscheln, sowie ein Engelskonzert und über dem Westportal die Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Mariä durch den Karmelitenorden (stark überarbeitet). Die vier großen Wandgemälde zwischen den Seitenaltären mit Themen aus der Ordensgeschichte (rechts: hl. An­ dreas Corsini, hl. Maria Magdalena von Pazzi; links: hl. Petrus Thomas, Opfer des Elija für Jahwe auf dem Berge Karmel und Vernichtung der Baalspropheten, 1 Kön 18) schuf der Münchner Maler Max Fürst zwischen 1879 und 1883. Tafelgemälde: Über dem Südwestportal und der Tür zum Kreuzgang hängen Gemälde mit Herz-Mariae- bzw. Herz-Jesu-Darstellungen aus der Zeit um 1760. – Drei Votivbilder zu Seiten des Nesselaltares sind der Geschichte der Verehrung des Gnadenbildes gewidmet: in der Mitte Überführung der Nesselmadonna von Heilbronn nach Straubing (um 1761 entstanden), links Votivbild (Frauen vor der Stadtansicht von Straubing) zum Dank für die Bewahrung vor Kriegsgefahren im

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Jahre 1742, rechts Votivbild für die Errettung aus Kriegsgefahren im Jahre 1801. – Bei dem Gemälde „Herabkunft des hl. Geistes“ auf der Rückwand des Hochaltars handelt es sich vermutlich um das ehemalige Hochaltarbild. Es wurde der Inschrift zufolge 1675 von einem Karmeliten gemalt. – Den Mönchschor schmücken drei Tafelgemälde: Mariä Krönung (17. Jh.) sowie zwei Votivbilder der Bäckerknechtsbruderschaft (Weihe der Herren an Maria, Hilfe für die Armen Seelen), die 1733 für die Feier des Hochfestes der Bruderschaft im Jahr 1733 in Auftrag gegeben wurden. Grabdenkmäler: Da die Stiftskirche für die herzogliche Familie, den Hochadel, wohlhabende Straubinger Patrizier- und Bürgerfamilien u. a. als bevorzugte Grablege diente, denn das Fürbittgebet der Karmeliten war hochgeschätzt, verfügt sie über einen beachtlichen Bestand an bedeutenden Grabdenkmälern. Das bedeutendste Grabmal ist zweifellos die Tumba Herzog Albrechts II. (1368–1397), Sohn von Herzog Albrecht I. von Niederbayern-Straubing, Graf von Holland, Seeland, Hennegau und Herr von Friesland. Es wurde von seinem Bruder Johann III. in Auftrag gegeben und vermutlich um 1410/20 vom sog. „Meister der Albrechtstumba“ geschaffen. Das Grab lag ursprünglich, als der Hochaltar noch im Chorhaupt stand, in der Mitte des Presbyteriums und wurde im Zuge der barocken Umgestaltung in die Rückwand des Hochaltars einbezogen. Die aus kostbarem Rotmarmor gearbeitete Tumba ist ein Hauptwerk des Weichen Stils und entstand unter dem Einfluss der höfischen Kunst des Prager Parler-Kreises.40 An der Südwand des Mönchschores befindet sich die Grabplatte des ritterlichen Stifter-Ehepaars Heinrich Nothaft († 1471) und seiner Ehefrau Margaretha von Ortenburg († 1446) als Doppelbildnis unter einer Doppelarkade. Viele weitere Mitglieder aus dem Geschlecht derer von Nothaft von Wernberg fanden ihre letzte Ruhestätte in der Kirche. Den ältesten Grabstein der Familie für Agnes von Gumppenberg († 1421), Gemahlin des 1439 verstorbenen Vitztums Heinrich Nothaft, befindet sich in der Nothaftkapelle. Das aufwendigste Denkmal des Geschlechts steht auf der Nordseite des Presbyteriums. Auf einer muschelförmigen SarkophagTumba aus rotweißem Salzburger Marmor ruht der Stifter der darunter liegenden Gruft, der kaiserliche Rat Graf Johann Heinrich Nothaft († 1665). Die Patrizierfamilie Zeller besaß früher eine eigene Kapelle in der Kirche, aus der bedeutsame Grabsteine erhalten sind. Neben dem Südwestportal steht der Grabstein des Haug Zeller († 1515) und seiner Gemahlin Anna Hölltampf. Das Grabmal des Wilhelm Zeller († 1491) und seiner Gemahlin Margaretha Rudolfin († 1478) präsentiert unter gotischen Doppelarkaden die flach gearbeiteten Reliefgestalten in Gebetshaltung. Der Grabstein des Ratsherrn Caspar Zeller († 1482) gilt als das bekannteste Werk des Meisters Erhart Wiser und gehört mit seinem außerordentlichen Realismus zu den beeindruckenden Relief-Bildnissen der bayerischen Spätgotik. Auch sämtliche sechs Rotmarmorsteine in der Turmhalle (15./16. Jh.) gehören zur Patrizierfamilie Zeller (Wappen mit drei Kugeln). Sie waren ursprünglich bei der Zellerkapelle im Fußboden eingelassen und wurden wohl im Zuge der Barockisierung der Kirche hier eingemauert.

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Agnes Bernauer, die vermeintliche Ehefrau von Albrecht III., die am 12. Oktober 1435 in der Donau ertränkt wurde, soll ihrem Wunsch gemäß im Kreuzgang des Klosters bestattet worden sein.41 Sonstige Ausstattung. Die Türen: Das westliche Hauptportal wurde 1830 durch Christoph Itlsberger in klassizistischer Art umgestaltet, die Tür von der Kirche zum Kreuzgang wurde 1962 ausgebrochen, der Eingang an der östlichen Südseite 1910 und der von der Hofstatt zum ehemaligen Krippenraum 1958 geschaffen. Kirchengestühl: Die mit Akanthusschnitzwerk verzierten Wangen der Betstühle wurden um 1690 angefertigt. Beichtstühle: Die dreiteiligen Anlagen sind durch Lisenen gegliedert und mit Segmentgiebel, die zwischen Akanthuslaubwerk das Ordenswappen tragen, bekrönt. Kreuzweg: Die Kreuzwegstationen, modelliert nach Entwürfen des Wiener Professors Klein, wurden 1883/1884 von Theodor Bauhus zu Kleve in Terrakotta ausgeführt. Orgel und Orgelgehäuse: Das ursprüngliche Orgelwerk, gestiftet von Freiherr von Brugglach (sein Wappen befindet sich an der Orgelbrüstung), schuf 1701 Johann Sebastian Wild von Kirchenrohrbach bei Roding. Zum 625–jährigen Bestehen des Klosters im Jahr 1993 schenkte der Orgelbauverein Karmelitenkirche Straubing e.V. der Kirche eine neue Orgel. Sie wurde durch die Orgelbaufirma Hubert Sandtner aus Dillingen geschaffen. Die neue, in das historische Gehäuse integrierte Orgel verfügt über 39 Register auf zwei Manualen und 2611 Pfeifen (232 aus Holz; 2379 aus Zinn-Blei-Legierungen gefertigt). Das barocke Gehäuse für die Orgel errichtete 1702 Schreiner Schwab aus Straubing. Die üppigen, geschnitzten und vergoldeten Akanthusblatt-Ornamente und Engel werden dem Straubinger Künstler Hans Georg Fux zugeschrieben. Der fünfteilige Aufbau, der mit einem großen Posaunenengel über dem Rundgiebel des Mittelfeldes abschließt, gehört zu den größten und prächtigsten barocken Orgelprospekten in Ostbayern. Die Turmuhr wurde 1710 von Philipp Buechmayr aus Straubing eingebaut. Über dem Zifferblatt des Uhrwerks befinden sich zwei aufgemalte Chronogramme: Non sit Dies sine Linea neC hora sine saLVe Ma(ria). – Non est hIC reqVles nisi pressa In CorDe Morte (Kein Tag ohne Ziel und keine Stunde ohne Ave Maria. – Hier ist keine Ruhe, außer wenn das Herz im Tode gebrochen.) Glocken: Von den vier Glocken stammen drei von dem Straubinger Gießer Johann Florido, eine von dem Meister Johann Georg Sedlbaur (1711). Die Glocke im Dachreiter goss 1596 Michael Georg Schelchshorn aus Regensburg. Sie hing früher in der von den Karmeliten betreuten Schlosskapelle. Die Glocken tragen folgende Inschriften: 1. Elisabethenglocke (2000 kg): Ton cis, Florido 1765. Bildschmuck: Christus am Kreuze, Muttergottes mit dem Jesuskind, Maria von den Nesseln, Mathias und Elisabeth, Sebastian, Florian, Johannes und Paulus, Mutter Anna mit Maria, Hl. Drei Könige. – 2. Muttergottesglocke (850 kg): Ton e, Florido 1761. Bildschmuck: Christus am Kreuz, Krönung Mariens, Maria von den Nesseln. – 3. Eliasglocke (500 kg): Ton g, Sedlbaur 1711. Bildschmuck: Martin, Margarete, Katharina.

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– 4. Studentenglocke (50 kg): Ton h, Florido 1755. Bildschmuck: Maria mit dem Kind, Katharina, Einsiedler mit Kreuz und Totenkopf, Joseph mit Kind. Vasa sacra: Das Inventar aus dem Jahr 1414 zählte u. a. eine reiche Ausstattung sakraler Gegenstände und Geräte auf. Über das Schicksal dieses spätmittelalterlichen Kirchenschatzes ist kaum etwas bekannt.42 Eine silberne Sebastiansfigur, die die Stadt im Pestjahr 1627 der Karmelitenkirche als Weihegabe gestiftet hatte, musste im 30jährigen Krieg abgeliefert werden. Die vorhandene, versilberte und vergoldete Statuette auf altem Sockel ist vermutlich eine Kopie der ehemaligen Figur.43 Glanzstücke der Schatzkammer aus der Zeit vor 1802 sind heute neben den Reliquienmonstranzen eine Reihe von Kelchen, Ziborien, Monstranzen und Messkännchengarnituren aus dem 17. und 18. Jh.44 PRIOREN45 Ulricus 1368–1372 – Wernher von Nördlingen 1372–1375 – Chunrad der Chuar 1375– 1385 – Hans Helmel 1385–1396 – Berthold der Sünchinger 1396–1412 – Ulrich von Hohenburg 1412–1424 – Johannes Kochlöffel 1424–1430 – Otto Dornheim 1430–1438 – Konrad Steger 1438–1443 – Johannes Medici 1443–1445 – Johannes Ettinger 1445–1447 – Johannes Kreutzer 1447–1452 – Friedrich Schecker 1452–1479 – Leonhard Braxatoris 1479–1482 – Matthias Ättinger 1482–1484 – Johannes Kreutzer 1484–1490 – Leonhard Braxatoris 1490–1494 – Matthias Ättinger 1494–1499 – Andreas Kolb 1499–1422 – Georg Hämler 1522–1527 – Wolfgang Kunderkofer 1527–1530 – Johannes Opfelbach 1530 – Wolfgang Bruckner 1531–1534 – Georg Hämler 1534–1539 – Michael Ottinger 1539–1545 – Ott Pachmulner, Provisor – Georg Raab (Prior von Abensberg) 1545/46 – Hieronymus Weissensteiger 1547–1556 – Leonhard Gamman 1556–1569 – Jakobus Ochsenhardt 1569–1584 – Jodocus Pfeffer 1584–1593 – Georg Sattler 1593–1603 – Christoph Brechtlin 1603–1604 – Philipp Metz 1604–1607 – Matthäus Werenwag 1607–1608 – Johannes Sattler 1608–1609 – Johannes Neff 1609–1616 – Georg Plochard 1616–1622 – Andreas Zimmermann 1622/23 – Johannes Theurer 1623–1629 – Johannes Ruechhaber 1629/31 – Wolfgang Renner, Subprior 1630 – Melchior Fehl 1630–1634 – Elisäus Kratzer 1634–1637 – Matthias Cerasius 1637–1644 – Johannes Distler, Subprior 1643 – Johannes Rorbach 1644–1648 – Matthäus Bentz 1648–1649 – Gabriel ab Annuntiatione BMV 1649 Sept. – Andreas a Matre Jesu 1649 Dez. – Chrysostomus a S. Huberto 1650–1652 – Petrus a Circumcisione Domini 1652–1654 – Chrysostomus a S. Huberto 1654–1656 – Anastasius a S. Theodoro 1656–1660 – Jodocus a Circumcisione Domini 1660–1661 – Johannes a S. Bernardo, Vikar Sept. 1661, Prior 1662–1664 – Michael a S. Angelis 1664–1666 – Alexander a S. Michaele, Vikar 25. Juni 1666, Prior 6. Mai 1667 – Tilmannus a S. Elia 1670–1672 – Augustinus a Praesentatione BMV, Vikar 15. Aug. 1672 – Avertanus a S. Elia 1673–1676 – Dositheus a S. Alano 1676–1678 – Avertanus a S. Elia, Vikar 6. Mai 1678, Prior 24. April – 7. Mai 1679 – Daniel a S. Bertholdo 1679–1682 – Agabus ab Immaculata Conceptione 1682– 1683 – Emmanuel a Nativitate Christi, Vikar 14. Mai 1683, Prior 2. Mai 1684 – 4. Mai 1685 – Hyacinthus a Matre Dei 1685–1688 – Gerardus a Stigmatibus Christi 1688– 1691 – Ambrosius a S. Helena 1691–1694 – Eadmundus a S. Cyrillo 7. Mai 1694–1697

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– Wilhelmus a S. Bernardo 1697–1700 – Hyacinthus a Matre Dei 1700–1703 – Ambrosius a S. Helena 1703–1706 – Athanasius a S. Eadmundo 1706–1709 – Anastasius a S. Georgio 1709–1712 – Saturninus a S. Alberto 1712–1715 – Zacharias a S. Elisabeth 1715–1718 – Eadmundus a S. Cyrillo 1718–1721 – Saturninus a S. Alberto 1721–1724 – Eadmundus a S. Cyrillo 1724–1725 – Anastasius a S. Georgio 1725–1727 – Daniel a S. Andrea 1727–1730 – Athanasius a S. Eadmundo 1730–1731 – Zacharias a S. Elisabeth 1731–1733 – Rudolphus a S. Carolo 1733–1736 – Zacharias a S. Elisabeth 1736–1739 – Anastasius a S. Athanasio 1739–1742 – Felicianus a S. Theresia 1742–1745 – Maximilianus a S. Salome 1745–1748 – Felicianus a S. Theresia 1748–1751 – Anastasius a S. Athanasio 1751–1754 – Archangelus a S. M. Magdalena de Pazzi 1754–1757 – Felicianus a S. Theresia 1757–1758 – Anastasius a S. Athanasio 1758–1760 – Constantius a S. Anastasio 1760–1763 – Aegidius a S. Mauritio 1763–1766 – Albertus a S. M. Magdalena de Pazzi 1766–1769 – Constantius a S. Anastasio 1769–1771 – Andreas a S. Maximiliano 1771–1774 – Augustinus a S. Francisco 1774–1778 – Thomas Aquinas a S. Feliciano 1778–1781 – Zacharias a S. Barnaba 1781–1785 – Adamus Gierl 1785–1789 – Anastasius Mühlbauer 1789–1793 – Julianus Prunner 1793–1795 – Rudolphus Heitzer, Vikar 15. Juli – 14. Sept. 1795 – Raymundus Simperger 1795–1798 – Anastasius Mühlbauer 1798–1801 – Urbanus Leiderer 1801, ausgetreten 19. September 1802. LITERATUR Dorothée Berlet, Die Karmelitenkirche in Straubing. Untersuchungen zu Baugesch. und Baumeisterfrage. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing 90, 1988, 37– 124 – Dick E. H. de Boer, Ein Dreieck wird gespannt. Der Weggang Albrechts von Bayern-Straubing in die Niederlande im Licht der Territorienbildung. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing 89, 1987, 33–56 – Harriet Brinkmöller, Die Raumauffassung des Meisters Hans von Burghausen in seinen Hauptwerken. Bochum 1985, 98f. – Adalbert Deckert, Inventar des Straubinger Karmelitenklosters vom Jahre 1414. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing 59, 1956, 36–60 – Ders., Oberdeutsche Provinz – Ders., Karmel in Straubing – Ders./Hösler, Schematismus – Ders./Karl Tyroller, Ausstellung zur 600–Jahrfeier der Karmeliten in Straubing. Wegweiser durch die Ausstellung. Straubing 1968 – Georg Dehio, Hdb. der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern. 11: Niederbayern. Bearb. von Michael Brix. München 1988, 689–693 – Friedrich Fuchs, Der spätgotische Heiliggrab Christus im Straubinger Karmelitenkloster – ein Sensationsfund zur Straubinger Tonplastik. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung 103, 2001, 91–119 – Walter Fuger, Aus der Schatzkammer des Straubinger Karmel. Ausstellungskat. Straubing 1993 (Kat. des Gäubodenmuseums Straubing 20) – Rainer Alexander Gimmel, Ewiges Herzogsamt, vergängliches Erdenleben: das Grabmal Herzog Albrechts II. von Straubing-Holland in der Straubinger Karmelitenkirche. In: 650 Jahre Herzogtum Niederbayern-Straubing-Holland. Sonderbd. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung. Hg. von Alfons Huber. Straubing 2005, 277–319 – Ders., Die Grabmäler Ottos II. in der Neumarkter Hofkirche und Albrechts II. in der Straubinger Karmelitenkirche. In: das münster 54, 2001, 226–235 – Ders., Meis-

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terwerke spätgotischer Sepulkralskulptur. Studien zu den Tumbengrabmälern für Herzog Albrecht II. von Straubing-Holland in der Karmelitenkirche in Straubing und für Pfalzgraf Aribo I. von Bayern in der ehemaligen Benediktinerklosterkirche Seeon. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung 106, 2004, 55–378 – Johannes Hamm, Barocke Altartabernakel in Süddeutschland. Petersberg 2010, 328–330 – Gundekar Hatzold, Das Karmelitenkloster Straubing mit besonderer Berücksichtigung der Säkularisationszeit und der Gesch. des Gnadenbildes „Maria von den Nesseln“. Straubing 1947 – Aemilian Hemmauer, Hist. Entwurff der im Jahre tausend siben hundert ein und dreyssig tausend-jährichen Obern Alten Aich. Straubing 1731, 238 – Achim Hubel, Kostbarkeiten aus kirchlichen Schatzkammern. Goldschmiedekunst im Bistum Regensburg. München/Zürich 1979 – Alfons Huber/Hermann Reidel, Karmelitenkirche Straubing. Regensburg 2. Aufl. 1995 (Kleine Kunstführer 885) – Alfons Huber/Johannes Prammer, Handschriften und alte Drucke aus der Karmelitenbibliothek Straubing. Ausstellungskat. Gäubodenmuseum. Straubing 1986 – Alfons Huber/Anton Petzenhauser, Eine von Provinzial P. Johannes Sattler im Jahre 1607 abgefaßte Chronik des Straubinger Karmelitenklosters. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung 87, 1985, 383–398 – Franz Karl, Eine wiederentdeckte Jesuitenkrippe: die große Barockkrippe in der Karmelitenkirche zu Straubing. In. Der bayerische Krippenfreund. Weißenhorn 2001, 74–79 – Josef Keim, Kloster und Kirche der Karmeliten in Straubing. In: Niederbayerische Monatsschrift 9, 1920, 1–7, 49–56, 129–134 – Ders., Aus Geschichte und Kunst des Straubinger Karmel. Straubing 1969 (Straubinger Hefte 19) – Felix Mader, Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbez. Niederbayern. 6: Stadt Straubing. München-Wien 1921, 196–231 – Mon. Monasterii Carmelitarum Straubinganorum. Hg. von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. München 1784, 311–346 (Mon. Boica 14) – Ratisbona Sacra. Das Bistum Regensburg im Mittelalter. Ausstellungskat. München/Zürich/Regensburg 1989, 283–290 (bearb. von Alfons Huber und Peter Morsbach) – Redemptus vom Kreuz [Weninger], Maria von den Nesseln. Das Gnadenbild in der Karmelitenkirche zu Straubing. Straubing o.J. (1910) – Werner Schäfer, Straubings große Grabdenkmäler. In: 1250 Jahre Kunst und Kultur im Bistum Regensburg. Ber. und Forsch. München/Zürich 1989, 311–321 – Karl Tyroller, Die Bildhauerfamilie Keller. Straubing 1987 (Straubinger Hefte 37) – Hans Utz, Karmel in Straubing 600 Jahre. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing 70,1967, 30–53.

1 Originale im Bayerischen HStA München KU 45, 260. S. auch Deckert/Tyroller, Ausstellung,

9, Nr. 32.  –  2 Vgl. hierzu  Regensburg.  –  3 Deckert/Tyroller, Ausstellung, 8, Nr. 19.  –  4 Deckert, Karmel in Straubing, 57–59. Mary Anne Eder, Klosterleben trotz Säkularisation. Die Zentralklöster der Bettelorden in Altbayern 1802–1817. Münster 2007 (Forsch. zur Volkskunde 56), 120, 165, 284 u. ö.  –  5 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 106.  –  6 Stephan Panzer, Gabriel ab Annuntiatione BMV OCarm. (1611–1679) und die Einführung der Tourainer Reform bei den Karmeliten in Bamberg und Straubing. Bamberg 1992, 82f.  –  7 Ebd., 93–132.   –  8 Ebd., 137. Es geht hierbei um das vierzigstündige Gebet und die Verehrung der „Maria crescens“.   –  9 Ausführlich dazu Deckert, Karmel in

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I. Klöster vor der Säkularisation

Straubing, 29–34.  –  10 Fuger, Schatzkammer, 9f.  –  11 Deckert/Tyroller, Ausstellung, 14, Nr. 71; Fuger, Schatzkammer, 47.  –  12 Ebd., 46.  –  13 Deckert/Tyroller, Ausstellung, 14, Nr. 74; Fuger, Schatzkammer, 49.  –  14 Vgl. Deckert, Karmel in Straubing, 221–224.  –  15 Ebd., 229–231.  –  16 S. Ratisbona Sacra, 284.  –  17 Vgl. Deckert, Karmel in Straubing, 224–229.  –  18 Ebd., 232–234.  –  19 Ebd., 234–237.  –  20 Ebd., 218f.  –  21 Ebd., 311ff.  –  22 Vgl. hierzu → Abensberg.  –  23 Vgl. hierzu →München.  –  24 Deckert, Karmel in Straubing, 237–244.   –  25 Ausführlich dazu ebd., 237f.  –  26 Deckert/Tyroller, Ausstellung, 9, Nr. 27.  –  27 Zum Studienbetrieb und Lehrkörper vgl. Deckert, Jubiläumschronik, 255–302.  –  28  Sie kam nach der Säkularisation nach München, s. Deckert, Karmel in Straubing, 259f.  –  29 Eine Zusammenfassung bietet ebd., 82, 155ff.  –  30 Ebd., 191f.  –  31 Ebd., 247–251.  –  32 Die Karmeliterbücher des Jakob Milendunck als hervorragende Quellensammlung des deutschen Karmel im 17. Jh. widmen Straubing zwar mehr Raum als anderen Klöstern der Oberdeutschen Provinz (ISF KB 46, fol. 468r–502v), konzentrieren ihre Überlieferung aber auf die 1661 aus Heilbronn überführte Nesselmadonna (fol. 469r–473v) und den Konflikt um die Einführung der Tourainer Reform 1649 (478r–502v: „Ex Chronologia Conventus Straubingani“). Deckert, Karmel in Straubing, XVI, zitiert diese Chronologia nach der alten Nummerierung als Buch 47d und der Paginierung von fol. 526r–550v).   –  33 Zur Geschichte der Bibliothek siehe Huber/Prammer, Handschriften, 5–13, sowie Matthäus Hösler, Straubing 2 – Karmelitenbibliothek. In: Eberhard Dünninger (Hg.), Hdb. der hist. Buchbestände in Deutschland 11: Bayern, A-H, Hildesheim 1997, 58–60.  –  34 Heute in der Württembergischen LandesB Stuttgart, Cod. bibl. fol. 62. Vgl. dazu Paschalis Kallenberg, Fontes Liturgiae Carmelitanae. Investigatio in Decreta, Codices et Proprium Sanctorum. Rom 1962 (TSHC 5), 259f.  –  35 Grundlegend dazu Huber/Reidel 1995.  –  36 Mader, Kunstdenkmäler, 230f.  –  37 Vgl. dazu Hamm, Barocke Altarretabel, 328–330.  –  38 Deckert, Jubiläumschronik 1968, 137.  –  39 S. Fuchs, Heiliggrab Christus.   –  40 Gimmel, Grabdenkmäler, 226ff.  –  41 Zu den weiteren Grabdenkmälern s. Huber/Reidel 1995, 22–26.  –  42 S. Huber, Schatzkammer, 7–11.  –  43 Deckert, Karmel in Straubing, 89; Fuger, Schatzkammer, 48 mit Abb.  –  44 S. Hubel, Kostbarkeiten, 148, Nr. 334, Abb. 32; 174, Nr. 403, Abb. 99.  –  45 Deckert, Karmel in Straubing, 50–56.

Christine Riedl-Valder

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Tönnisstein Die 1465 in einem abgelegenen Waldgebiet zu Tönnisstein gegründete Niederlassung der Karmeliter war bis zu ihrer Aufhebung als Wallfahrtsort im Umland bekannt. Wie alle Klöster in den französischen Gebieten links des Rheins wurde auch Tönnisstein 1802 aufgehoben. Die noch vorhandenen Gebäude verkaufte 1819 die preußische Regierung auf Abbruch. Heute sind von der Kirche mit der Klosteranlage und den Wirtschaftsgebäuden nur noch einige spärliche Mauerreste erhalten. Provinz Niederdeutsche Provinz (1465–1613, 1620–1802), Kölnische Provinz (1613–1620) Diözese Trier Lage Wie die angrenzende Region um Andernach und Brohl gehörte Tönnisstein bei Kell (heute Stadt Andernach, Lkr. Mayen-Koblenz) zu jenem Teil der Diözese Trier, in dem die Kölner Erzbischöfe seit dem 12. Jh. die unbestrittene Landesherrschaft hatten. Bemerkenswert an dem Standort des späteren Klosters war sowohl seine Lage in dem abgeschiedenen Seitental des Brohlbachs zwischen Kell und Wassenach, jedoch nur etwa 12 km von der mitteleuropäischen Hauptverkehrsachse, dem linken Rheinufer, entfernt, wie auch das Vorkommen ergiebiger, seit der Römerzeit genutzter Vorkommen mineralischer Quellen. Sie wurden seit dem 15. Jh. wieder häufiger besucht und führten schon Anfang des 17. Jhs. zur Errichtung eines Landhauses der Kölner Erzbischöfe, das im Lauf des 17. Jhs. erweitert und im 18. Jh. zu einem Schloss umgestaltet wurde. Patrozinium Patrone dieses Klosters waren zunächst die hl. Maria, später in der Regel in der Form der Mater dolorosa, sowie der Einsiedler Antonius, dessen Verehrung am Ort schon vor der Gründung der Niederlassung dem neuen Kloster den Namen gegeben hat, während der von Brower ebenfalls als Mitpatron der ursprünglichen Kapelle genannte hl. Wendelin als Klosterpatron erst im 17. Jh. gelegentlich erwähnt wird. Siegel Das seit 1489 für das Kloster nur sehr selten nachzuweisende Konventssiegel zeigt dagegen einen stehenden Engel, dessen Haupt von einem Strahlenkranz umgeben ist und der mit ausgestreckten Armen ein Tuch hält, auf dem die Leidens­ organe Christi abgebildet sind [ Abb. S. 111 Nr. 28]. Es wurde vor 1780 durch ein anderes Konventssiegel abgelöst, das unter einer Krone einen Schild mit geschweifter Spitze zeigt, dessen Felder mit je einem Stern belegt sind. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Das Kloster entstand 1465 an der Stelle, an der inmitten eines steilen und abschüssigen Waldgebietes nach 1390 eine der hl. Maria, dem Einsiedler Antonius und dem hl. Wendelin geweihte Kapelle errichtet worden war. In der erst im 17. Jh. überlieferten Vorgeschichte der klösterlichen Institution wird berichtet,1 dass damals an der Stelle des späteren Klosters den Viehhirten aus Kell in einem brennenden Dornbusch das Vesperbild der Schmerzhaften Mutter Gottes mit dem Sohn auf ihrem Schoß und dem davor knienden heiligen

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Einsiedler Antonius erschienen sei. Hierauf hätten die Umwohner mehrmals vergeblich versucht, dieses Vesperbild in der Pfarrkirche von Kell aufzustellen, da es immer wieder an den unwirtlichen Ort seiner Auffindung zurückgekehrt sei. Schließlich habe man dort eine Kapelle zu Ehren der Mater dolorosa sowie der Heiligen Antonius und Wendelin erbaut, die der Trierer Weihbischof Hubert konsekriert und dem Pfarrer von Kell, Wigand von Mudersbach, zur Betreuung übergeben habe. Da bei dieser Kapelle nach mehreren Krankenheilungen der Zulauf des Volkes immer größer geworden sei, habe dieser Pfarrer sich schließlich genötigt gesehen, sich einen Laienbruder des Karmeliterordens als Gehilfen zu nehmen, der den Küsterdienst verrichtet habe. Soweit der Bericht, der diese Geschehnisse in die Zeit unmittelbar nach 1390 verlegt, während in Wirklichkeit die Kapelle frühestens 1452 geweiht sein kann,2 und Wigand von Mudersbach als Pfarrer von Kell zuerst im April 1461 genannt wird. Zu diesem Zeitpunkt traf er mit dem möglicherweise schon einige Zeit hindurch als Prokurator dieser Kapelle fungierenden, jedoch weder hier noch später als Bruder des Karmeliterordens ausgewiesenen Frater Johann Servatii (Zeruas) von Roermond3 eine Vereinbarung über die Aufteilung der Einkünfte der Kapelle. In den folgenden Jahren wurde das Vermögen dieser Wallfahrtskirche vor allem durch mehrere Schenkungen der Güter des Ritters Rollmann aus der in der Pellenz ansässigen Familie von Geisbüsch in der Gemarkung von Kell4 vermehrt. Ansehnlich war auch die Dotation des neuen Klosters in der Umgebung von Kell durch das nach dem benachbarten Lützing benannten Rittergeschlecht.5 Die Umwandlung der Kapelle und ihres Besitzes in ein Kloster des Karmeliterordens erlaubte am 29. April 1465 Johann Becke, Propst des St. Georgstifts zu Köln, als hierzu beauftragter päpstlicher Kommissar dem Provinzial der Niederdeutschen Karmeliterprovinz Martin von Aachen.6 In der Urkunde hierüber7 berief sich der Propst auf die Bulle des Papstes Eugen IV. vom 20. September 1438, in der dieser im Einklang mit früheren Verfügungen der Päpste Martin V. und Bonifatius VIII. dem Provinzial der Niederdeutschen Karmeliterprovinz, Peter von Nieukerk (de Nova Ecclesia), und dem Prokurator dieses Ordens, Bardinus Sampson, erlaubt hatte, mit Zustimmung der jeweiligen Diözesanbischöfe in der Niederdeutschen Provinz drei Niederlassungen zu gründen, die mit allen dem Orden verliehenen Privilegien ausgestattet sein sollen, da der Orden zu wenige Häuser zur Unterbringung seiner Angehörigen besitze. Wegen dieser Umwandlung hatte der Kölner Propst zuvor Verhandlungen mit dem Prokurator des Kölner Erzstifts sowie mit dem Syndikus des Kölner Karmeliterkonvents Matthias (Emych)8 und mit Martin von Aachen geführt, einen öffentlichen Anhörungstermin ausgeschrieben, den Ort Tönnisstein selbst für geeignet befunden und ihm den offiziellen Namen Mons Carmeli gegeben. Bereits am 3. Mai 1465 erfolgte vor dem zu Kell anwesenden Kölner Karmeliter Matthias Emych, als dem vom Provinzial beauftragten Syndikus und Prokurator des neuen Konvents zu Tönnisstein die Schenkung von Gütern bei Kell durch die Ortsadelsfamilie von Kray an dieses Kloster.9 Nachdem am 20. Juni 1465 Erzbischof Johann von Trier der Bitte des Martin von Aachen und

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der übrigen Prioren der Niederdeutschen Karmeliterprovinz um Bestätigung des Klosters entsprochen hatte,10 konnte der im Bopparder Karmeliterkonvent weilende Generalprior des Ordens Johannes Soreth11 am 31. Juli 1465 mit Zustimmung der Kölner und Trierer Metropoliten die nun bereits bestehende Niederlassung „in die Observanz und Regel der Karmeliter aufnehmen“ und ihr alle Privilegien des Ordens übertragen.12 Auf das Wachsen der neuen Klostergemeinschaft gestatten einige im Original13 und abschriftlich14 überlieferte Urkunden nur wenige Schlüsse. Die Trennung des Klosters vom Pfarrverband Kell vollzog sich zweifellos im Einverständnis mit dem Keller Pfarrer Johann von Mudersbach, der als Pfarrer noch 1484 und 1489 als Urkundszeuge der Karmeliter fungierte.15 Jedoch stand das Kloster auch weiterhin in religiöser Beziehung zur Pfarrei Kell und ließ jährlich einmal ihr St. AntoniusHeiligtum, vermutlich das in seiner Kapelle verwahrte Vesperbild, in der Keller Pfarrkirche zur Verehrung aussetzen.16 Die Organisation der neuen Karmeliterniederlassung bestand zunächst nur aus einem Priester, der sich als Leiter der Gemeinschaft Vikar nannte, und mehreren Brüdern, die vor 1484 noch keinen förmlichen Konvent gebildet zu haben scheinen.17 Doch dürften sich unter diesen Brüdern auch mehrere Priester befunden haben, da 1473 bei einer Memorienstiftung die Lesung von drei hl. Messen am Anniversartag zu Tönnisstein bestimmt wurde.18 Erst seit 1484 werden in den Urkunden als Organe der Niederlassung regelmäßig der Prior19 und der Konvent genannt,20 und ein Institutionssiegel ist erstmals 1489 überliefert. Stiftungen Das neue Karmeliterkloster lag zwar in einer infolge der Nachbarschaft der Benediktinerabtei Laach, des Zisterzienserinnenklosters Namedy und der Andernacher Stadtklöster relativ dichten Klosterlandschaft, konnte sich jedoch wohl infolge der dem Orden eigenen Profilierung innerhalb der religiösen Bewegungen im Rheinland des späten 15. Jhs. und wegen der lokalen Wertschätzung des Wallfahrtsortes gut entwickeln. Das Ansehen des jungen Klosters in der Region bezeugen einige größere Güterschenkungen, vor allem jedoch die ihm aus einer Reihe von Zuwendungen zugeflossenen Finanzmittel, die es in die Lage versetzten, in seiner Umgebung zahlreiche Liegenschaften, Rechte und Einkünfte zu erwerben. So erwarb es schon vor 1476 zu Kell einen Klosterhof21 und war 1489 auch im Besitz von Teilen des Keller Zehnten.22 Ausfluss der Wertschätzung des Klosters durch den einheimischen Adel war auch die Fundierung einer Memoria durch die Herren von Orsbeck 147323 und die Aufnahme eines Angehörigen der Ritter von Bürresheim 1487 in den Konvent gegen eine höhere Rentverschreibung.24 Über das religiöse Leben des frühen Klosters und seinen Einfluss auf die Außenwelt haben sich dagegen kaum Quellen erhalten. Wir wissen lediglich, dass die Verehrung des hl. Antonius, dessen Patrozinium gegenüber dem der hl. Maria bei der Gründung der Niederlassung zunächst ganz zurückgetreten war, in späterer Zeit wieder intensiviert wurde, sicherlich als Konzession an die Verehrung des populären Heiligen an dem Ort der Klostergründung. Deshalb konnte sich auch in

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den Urkunden die für die Niederlassung zunächst gewählte Bezeichnung Mons Carmeli gegenüber dem alten Namen Tönnisstein nicht durchsetzen. Schließlich ging dieser Rückgriff auf die ältere Antoniusverehrung auch im Kloster selbst soweit, dass 1476 die Karmeliter mit der Niederlassung der Antoniter zu Höchst am Main25 einen Vertrag schlossen, durch den die Antoniter gegen größere Zahlungen die Tönnissteiner Niederlassung und deren Besitz dem Schutz der weltlichen Herrschaften unterstellten, wofür sie als Gegenleistung ihren Ordensheiligen bitten wollten, „daz sie der gude sant Anthonius wulle behuden vor der jemerlichen Plage der Entzundunge des suchtigen Fiires, das man nennet sant Anthonius Plage“.26 Die für das 16. Jh. bezüglich der Tönnissteiner Karmeliterniederlassung recht spärlichen Quellen lassen den Schluss zu, dass diese von dem allgemeinen Niedergang des Ordens in jener Zeit nicht unberührt geblieben ist. Wenigstens sind hier von 1510 bis 1640 kaum mehr Stiftungen, Anniversarfundationen oder andere Hinweise für die Wertschätzung des Klosters in seiner Umwelt überliefert. Allerdings berichten zeitgenössische Schriftsteller27 über eine Reihe von Wunderheilungen, die sich damals zu Tönnisstein ereignet haben sollen. Auch personell scheint das Kloster 1629 mit nur vier Mitgliedern seinen Tiefstand erreicht zu haben.28 Nach der Plünderung des Klosters 1644 durch die lothringischen Truppen29 war ein Neuanfang des Klosters schließlich unvermeidlich. Anschluss an Reformen Zu diesem Neubeginn und dem anschließenden Aufblühen des Klosters trugen mehrere günstige Umstände bei: Zum einen war Tönnisstein als Lokalität verstärkt in das Gesichtsfeld der Kölner Erzbischöfe aus dem Haus Wittelsbach gerückt, die nach dem Ende der Kölner Wirren seit 1600 zunehmend Bonn zu ihrem Zentrum machten, von wo aus sich ihnen das nahegelegene Tönnisstein als Kur- und Erholungsort anbot.30 Neben mehreren Neufassungen des etwa 500 Meter vom Kloster entfernten Tönnissteiner Sauerbrunnens errichteten sie dort deshalb schon um 1617 ein kleines Schloss, das sie 1666 erweiterten.31 Hierdurch kam das Karmeliterkloster in engeren Kontakt nicht nur zu seinen Kölner Landesherren, zunächst zu Erzbischof Ferdinand (1612–1650) und zu Erzbischof Maximilian (1650–1688), die als Wohltäter mehrmals genannt werden, sondern auch zu seinen Trierer Diözesanen, von denen Erzbischof Karl Kaspar von der Leyen (1652–1676) dem Kloster einen neuen Hochaltar für seine Kirche stiftete. Das enge Verhältnis der Karmeliter zu den Kölner Erzbischöfen und ihrer Verwaltung setzte sich auch im 18. Jh. fort, die dort noch 1759 eine eigene Kapelle errichteten, nach 1770 ihr Interesse an dem Badeort jedoch sichtlich verloren. Zum anderen dürfte die Einführung der Tourainer Reform in der Niederdeutschen Provinz des Karmeliterordens nach 1649 gerade zu Tönnisstein (1656)32 das klösterliche Leben sehr gefördert zu haben. Ein Zeichen hierfür ist sicherlich, dass 1686 in dieser Niederlassung wieder zehn Ordenspriester und sieben Laienbrüder lebten.33 Regional überwog damals bei den Ordenspriestern noch die Herkunft aus dem Kölner, bei den Brüdern aus dem niederrheinischen Bereich. Der religiöse Einfluss des reformierten Konvents auf seine Umgebung trat nun im Un-

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terschied zu früher stärker hervor, zunächst in der von ihm unterhaltenen Bruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes, die schon vor 1655 bestanden hatte,34 damals jedoch von Papst Alexander VII. mit Ablässen ausgestattet wurde,35 und die als Nachfolgerin der um 1611 erwähnten Bruderschaft der hl. Mutter Gottes, des hl. Antonius und des hl. Wendelin36 gelten kann, deren Bruderschaftsbuch verloren ist.37 In diese Bruderschaft wurden mehrere Adelige der Umgebung, kurkölnische Beamte, vor allem aber zahlreiche Ortsgeistliche aufgenommen,38 durch die wiederum die Bruderschaft zum hl. Antonius in mehrere benachbarte Pfarreien, etwa Rheinbrohl, Linz oder Kottenheim übertragen wurde.39 Infolge seiner personellen Stärke war der Konvent im 18. Jh. auch zur zeitweiligen Übernahme der Seelsorge in einzelnen Orten in der Lage, so für einige Jahrzehnte zu Wassenach sowie für kürzere Zeit zu Linz, Rheinbrohl40 und Nickenich41 und konnte die Beichtväter des Servitinnenklosters zu Linz stellen.42 Durch die Wertschätzung des Klosters in seiner Umwelt bedingt war sicherlich, dass nun mehrmals auch der Eintritt einiger Einheimischer in den Tönnissteiner Konvent überliefert ist.43 Konvent Für das 18. Jh. stehen für die Personal- und Wirtschaftsgeschichte nicht nur des Klosters Tönnisstein, sondern auch zur Niederdeutschen Ordensprovinz durch die erhaltenen Rechnungsbücher44 reiche Überlieferungen zur Verfügung, die hier nicht vollständig ausgewertet werden können. Einschließlich der Laienbrüder scheint die Klostergemeinschaft, deren Mitglieder seit der Einführung der Tourainer Reform bis 1786 statt ihres Familiennamens regelmäßig die Ableitung von einem Heiligennamen führten, aus durchschnittlich zehn bis zwölf Personen bestanden zu haben.45 Gemäß der Ordensverfassung leitete ein Prior die Niederlassung, dem ein Subprior als sein Vertreter und zwei bis drei „Clavarii“ als Vertrauensleute zur Seite standen. Da deren Amtszeiten zeitlich begrenzt waren (in der Regel drei Jahre), herrschte in den Ämtern selbst eine starke Fluktuation, während einzelne Ordensleute gelegentlich sehr lange als Mitglieder des Konvents nachzuweisen sind.46 Relativ stark war der Einfluss des Ordensprovinzialats auf das Kloster, da zumindest in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. der Provinzial selbst und die Definitoren gelegentlich Verträge namens des Klosters schlossen.47 Im 18. Jh. wurde die Niederlassung häufig von den Provinzialen, Assistenten und Concionatoren visitiert, die auch die Rechnungen regelmäßig rezessierten, wie zahlreiche entsprechende Vermerke zeigen.48 Zur Herkunft, Professleistung und Wirken im Orden sind Angaben nur über die sechs 1802 bei der Aufhebung des Klosters zu Tönnisstein lebenden Mönche möglich. Die Hälfte von ihnen stammte aus dem weiteren Umkreis von Andernach. Alle Priester und ein Bruder hatten ihre Profess in der Kölner Ordensniederlassung und zwei Brüder im Aachener Karmeliterkloster abgelegt. Sie waren dort oder in anderen Klöstern etwa 15 bis 20 Jahre verblieben, bevor sie nach Tönnisstein versetzt wurden. Offensichtlich wurden zu Tönnisstein in jenen Jahrzehnten keine Novizen ausgebildet, sondern der Konvent setzte sich damals aus älteren und erfahrenen Mönchen zusammen, bei deren Auswahl auch regionale Bindungen mitberücksichtigt wurden.

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I. Klöster vor der Säkularisation

Einkünfte Auch wirtschaftlich brachte das 18. Jh. der Karmeliterniederlassung keineswegs den Niedergang, der in anderen Klöstern häufig festzustellen ist. Tönnisstein besaß seit seinen Anfängen zu Kell einen Hof, den sogenannten Priorhof, auch Eulenhof genannt, mit 75 Morgen Ackerland und 32 Morgen Wiesen und Büschen, der im 18. Jh. für 50 Malter Korn verpachtet war, zudem das zwischen Kell und Wassenach gelegene Gut Lommersfeld mit 35 Morgen Ackerland, einige Weinberge in der Gemarkung Kell, 26 Morgen Land, die das Kloster selbst bewirtschaftete, ferner Anteile am Keller Kirchenzehnten, Weiderechte in bestimmten Distrikten sowie zwei Mühlen, nämlich die Krayer Mühle bei Kell und eine weitere Mühle zu Tönnisstein selbst. Im 17. und 18. Jh. erwarb das Kloster zusätzlichen Streubesitz zu Olbrück, Münstermaifeld, Kray, Wassenach und zu Andernach. Dort hatte es zeitweilig ein Haus besessen, das jedoch 1688 den Kriegsereignissen zum Opfer gefallen war.49 Hinzu kamen erhebliche Geldeinkünfte, im 17. Jh. vor allem durch Schenkungen und Messstiftungen, im 18. Jh. dagegen durch den zunehmenden Abbau der Bims- und Tuffvorkommen beim Kloster, aus deren Export Tönnisstein im Jahr 1786 beispielsweise 717 Gulden bezog.50 Insgesamt stiegen die Geldeinnahmen von 3525 Gulden im Jahr 1737 auf 8937 Gulden im Jahr 179751, und auch bei der Aufhebung des Klosters 1802 berechneten die französischen Kommissare die Klostereinkünfte auf 7023 Gulden.52 Infolge dieser günstigen Vermögensumstände tätigte das Kloster häufig kleinere Geldgeschäfte, weshalb die Aufhebungskommissare unter den Unterlagen im Klosterarchiv auch etwa 35 Schuldscheine von Einwohnern aus Kell und der Andernacher Umgebung vorfanden. Aufhebung des Klosters Bei der Aufhebung des Klosters am 7. August 1802 durch den Präfekten des Rhein-Mosel-Departements fanden der Bürgermeister von Wassenach und der Beamte der Domänenverwaltung als dessen Kommissare zu Tönnisstein noch drei Priester und drei Brüder des Ordens vor, darunter den Prior, Wenzeslaus Kohlhaas, der danach bis zu seinem Tod 1820 als Pfarrverwalter von Thür fungierte,53 und den Subprior Hilarion Eisenbach, der nach 1802 zu Wassenach ebenfalls in der Seelsorge tätig war.54 Über das spätere Schicksal der anderen Konventsmitglieder ist aus den Unterlagen der Behörden kaum etwas in Erfahrung zu bringen. Wir wissen lediglich, dass im Herbst 1803 einer der Brüder in Bonn lebte und sich um die Pensionszahlung bemühte, die ihm als Angehörigen des aufgehobenen Klosters zustand, da er aus dem nun zur Französischen Repu­ blik gehörenden Longerich bei Köln gebürtig war.55 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Verschiedene Umstände haben dem erhaltenen Archiv des Klosters durchaus unterschiedliche Überlieferungswerte gegeben. Durch die Anlegung des Tönnissteiner Kopiars56 um 1692 sind etwa 120 Geschäftsurkunden des Klosters von 1463 bis 1718 überliefert, während sich in dem im Landeshauptarchiv Koblenz verwahrten Klosterbestand 183 die Originale von nur 50 Urkunden erhalten haben, darunter von sechs Urkunden57 aus den Jahren von 1440 bis 1458 über Güter,

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die erst später dem Kloster zugefallen sind. Jedoch unterschied um 1692 der Redaktor dieses Kopiars bei seiner Zusammenstellung zwischen Urkunden, die für das Kloster noch rechtserheblich waren und solchen, die ihm nur wenig nützlich schienen.58 Die letzteren hat er nicht in das Kopiar eingetragen; vermutlich sollten sie an das gemeinsame Archiv der Ordensprovinz abgegeben werden. Hierzu zählten nicht nur zahlreiche Urkunden und Akten der ehemaligen Karmeliterniederlassung Weinheim in der Pfalz [→ Weinheim], die durch den Pater Sebastian Clencherus, den provisorischen Pfarrer zu Weinheim von 1637 bis 1643, nach Tönnisstein gelangt waren, sondern auch zahlreiche Urkunden, die Tönnisstein selbst betrafen, für die jedoch 1692 keine rechtlichen Aufbewahrungserfordernisse mehr bestanden. Diese Quellen lassen sich später nicht mehr nachweisen. Eine weitere Verengung des Klosterarchivs bewirkte die Säkularisation des Klosters. Unter den 1802 von den Kommissaren dort inventarisierten Schriften befanden sich noch ein altes Reliquienverzeichnis und ein Bruderschaftsbuch,59 mit den Namen sämtlicher Rektoren und Mönche des Klosters und der Beneficia seiner Wohltäter, sowie der ebenfalls 1692 zitierte Buchtitel: „Kurtzer Bericht von dem wunderthatigen Vesperbild der betrubten Mutter Jesu, welches in der Kirchen der Patrum Carmeliter zu St. Thonnisstein mit großer Andacht verehret wird, samt einer schöner Weis, das Gebeth kurtzlich und fruchtbarlich vor gemeltem Bildt zu bereihten“. Der spätere Verbleib beider Bücher wie auch der 1802 noch erwähnten zahlreichen Schuldscheine, Pachtverträge und Güterverzeichnisse ist nicht mehr zu ermitteln. Offensichtlich haben in erster Linie die Geschäftsbedürfnisse der französischen Nationaldomäne als Rechtsnachfolgerin des Klostervermögens die Zusammensetzung des nunmehrigen Klosterarchivs bestimmt, das sich infolge der erhaltenen Rechnungsbücher des 18. Jhs.60 vorzüglich zu wirtschaftsgeschichtlichen Untersuchungen eignet, dem jedoch Überlieferungen zum monastischen Leben weitgehend fehlen. Allerdings muss bezweifelt werden, dass das Kloster jemals Statutenbücher, eigene Nekrologe neben dem Bruderschaftsbuch, eine Hauschronik oder Protokollbücher geführt hat, da solches Schriftgut weder 1692 noch 1802 erwähnt wird. Bibliothek Noch schlechter ist es um die Überlieferung der Klosterbibliothek bestellt, die bei der Säkularisation noch 185 Bände umfasst hatte.61 Über den Verbleib dieses wohl vornehmlich aszetisch-theologischen Buchbestandes ist danach nichts mehr bekannt geworden. 1932 wurden dem damaligen Staatsarchiv Koblenz freilich fünf Bände, nämlich zwei Postillen, zwei exegetische Schriften und eine Sammlung von Kontroverspredigten aus dem Zeitraum 1578 bis 1691 übergeben, die Bestandteile der Tönnissteiner Bibliothek gewesen sein sollen.62 Diese lassen sich heute jedoch in diesem Archiv nicht mehr nachweisen und dürften zu dessen Kriegsverlusten zählen. Andere Reste aus dieser Bibliothek bilden zugleich Zeugnisse für literarische Arbeiten der Tönnissteiner Karmeliter, die im späten 17. und frühen 18. Jh. offenbar eine gewisse Vorliebe für geistliche und weltliche Poesie hatten. Hiervon hat sich eine Sammlung von Fragmenten mit verschiede-

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nen lateinischen Gedichten auf politische Ereignisse der Jahre 1685 bis 1703 sowie einigen Huldigungsversen erhalten.63 Unbekannt dagegen ist heute der Verbleib einer 800 Seiten starken Handschrift der Tönnissteiner Bibliothek mit religiösen und weltlichen Gedichten, die sich 1898 in Privatbesitz befand.64 Allgemein legen die wenigen Reste aus der Tönnissteiner Bibliothek und die seelsorgerliche Tätigkeit ihrer Mönche den Schluss nahe, dass das in einer weithin katholischen Region gelegene Kloster infolge seines Charakters als Wallfahrtsort stark mit seiner Umgebung verbunden war und weniger volksmissionarische oder die Häresien bekämpfende Funktionen wahrnahm, sondern diese Volksfrömmigkeit zu vertiefen suchte. Im Nederlands Carmelitaans Instituut hat sich das Manuskript eines astrologischen Kalenders des Karmeliters Johannes a S. Rutgero aus der „Bibliotheca Carmelita Antoniacensis“ erhalten mit dem Titel „Calendarium astrologicum, prognosticum ac perpetuum in tres partes divisum cuius prima pars continet generalem, secunda stabilem, tertiam mobilem curiositatem / Opera et studio Rdi Patris Joannis à S. Rutgero Carmelita Allemanniae Inferioris Definitoris ... ­Coloniae Anno DoMInICae InCarnacIonIs“ (Köln 1705).65 Es gehörte seit 1713 der Bibliothek des Klosters Tönnisstein. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die Klosterkirche wurde 1498 als spätgotischer Bau aus dem heimischen Tuffstein mit einem Netz- bzw. Rippengewölbe vollendet. Im 17. Jh. wurde sie barockisiert und erhielt einen neuen Hochaltar. 1666 befanden sich in ihr drei Altäre66: Der Marienaltar, der sicherlich als Hochaltar diente, sowie die Altäre St. Sebastian und St. Rochus. Die spärlichen Baureste am Ort67 lassen für ihr späteres Äußeres jedoch keine gesicherte Rekonstruktion zu. Auf der Ansicht in einer heute nicht mehr nachzuweisenden Karte68 hatte sie um 1750 einen dreigeschossigen Westturm mit einem Helmdach aus Schiefer. Auch über die älteste Klosteranlage haben sich keine Überlieferungen erhalten. Sie scheint um 1644 durch die französischen Truppen so stark in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein,69 dass sie in den folgenden Jahrzehnten größtenteils erneuert wurde, wie die Jahreszahl 1672 wahrscheinlich macht, die sich, zusammen mit dem Wappen des Klosters, auf dem Portal findet, das um 1822 in die Freitreppe des Pfarrhauses zu Wassenach eingefügt wurde.70 Überliefert ist von diesen neuen Klostergebäuden nur eine recht kleine Abbildung im Zusammenhang mit der Tönnissteiner Brunnenanlage des Kölner Erzbischofs um 1760,71 die schematisch die Kirche zeigt, die von je einem größeren Gebäude im Norden und im Süden umgeben ist. Diesem Quadrum ist im Westen ein kleineres, ummauertes Viereck mit einem Einzelbau, wohl dem 1756 errichteten Wirtschaftsgebäude, das 1941 noch teilweise erhalten war,72 nun jedoch weitgehend verschwunden ist, und gegen Osten ein mit einer Mauer umgebener Garten vorgelagert. An ihn schließt die mehrmals erwähnte Mühle unmittelbar beim Kloster an. Mit dieser Darstellung in Einklang standen die 1941 noch vorhandenen Gebäudereste.73 Die Baulichkeiten

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scheinen im Laufe des 18. Jhs. mehrfach renoviert und vielleicht auch erweitert worden zu sein, weshalb sie um 1785 von einem Reisenden als „ziemlich neu“ bezeichnet wurden.74 Wie alle Liegenschaften des Klosters fielen auch die Gebäude bei der Säkularisation 1802 an die französische Nationaldomäne, die für sie wegen ihrer Lage abseits der urbanen Zentren keine Verwendung hatte. 1815 gingen sie in das Eigentum des preußischen Staates über, der sie schließlich 1819 für 3225 Thaler auf Abbruch verkaufte. Die Sakralgegenstände der Tönnissteiner Kirche dagegen hatte die französische Verwaltung den umliegenden Pfarreien überlassen, so vor allem der Pfarrei Kell,75 der Pfarrei Nickenich das prächtige, 1655 durch den Tönnissteiner Prior Franciscus Abell von Nideggen zu Köln gefertigte Ciborium76 und 1806 der Liebfrauenkirche zu Andernach eine Glocke.77 Unsicher ist der Verbleib der Tönnissteiner Orgel, die zunächst die Pfarrei Niederbreisig erwerben wollte.78 VIKARE UND PRIOREN79 Vikare Johannes Servatii (Zerfass) von Roermond 1463, 146580 – Johannes von Braubach 146681 – Heinrich Spannael (Spannagel) 1467, 1470 – Eward von Mörs 1471, 1472. Prioren Kosmas (Coman) von St. Goar 1472 – Johannes Heck 1473 – Johannes Brandt 1475 – Johannes Wenck 1480, 1489 – Johannes von Neumarkt 1496 – Antonius von Koblenz, Prof. theol., 1518, 1520 – Antonius Geyer 1520, 1527 – Johannes von Westfalen 1528 – Jakobus Berghausen 1534 – Arnold Kruit (Krayt) von Düren 1535, 1548 – Johannes Wanlo 1550, 1558 – Franciscus Waimus van der See 1568 – Hermann Starkenbergh 1573 – Thomas von Schonhoven 1578 – Abelius von Erpel (Erpensis) 1579 – Antonius Birckenius 1581 – Martinus von Obermendig 1584 – Thomas Swirtanus 1586 – Andreas Oembgen 1587 – Petrus Vogel 1593 – Petrus Ordenbach 1596 – Konrad Krisseling (Kirspel) 1603, 1610 – Antonius Büttgen 1613 – Johannes von Gymnich 1619 – Konrad Krisseling (Kirspel) 1623 – Markus Pflaum 1625 – Hermann Hertzig 1627 – Petrus Alberti 1628, 1647 – Heinrich Wolffius 1649 – Dionisius Ballex, Vikar 1649–1650 – Franciscus Abell von Nideggen 1650, 1655 – Johannes vom hl. Kreuz 165682 – Matthias ab angelis 1658 – Avertanus vom hl. Johannes Bapt. 1662 – Heinrich von allen Heiligen 1665 – Andreas von der hl. Jungfrau Maria 1667 – Basilius vom hl. Johannes 1669, 1670 – Severinus vom hl. Andreas 1672, 1674 – Ludwig de nativitate Mariae 1675, 1676 – Heinrich vom Berge Karmel 1678 – Basilius vom hl. Johannes 1679, 1681 – Tiburtius vom hl. Matthias 1682, 1683 – Wilhelm vom hl. Friedrich 1684, 1687 – Ferdinand vom hl. Franziskus 1688 – Kunibert vom hl. Hubert, 1690, 169183 – Melchior vom hl. Jakob 1693 – Maximinus vom hl. Josef 1695 – Philipp vom hl. Johannes 1696 – Cyprian vom hl. Wilhelm 1697 – Timotheus vom hl. Paulus 1699, 1701 – Nikolaus vom hl. Jonas 1702 – Raphael vom hl. Matthias 1705 – Remboldus von der Muttergottes 1708, 1710 – Johannes vom hl. Rutger 1711, 1713 – Chrysogonus vom hl. Johannes 1714, 1716 – Heribert vom hl. Ägidius 1717, 1720 – Nikolaus vom hl. Jonas 1720, 1723 – Walter vom hl. Hubert 1723, 1725 – Kosmas vom hl. Johannes 1726 – Maternus vom hl. Johannes 1729 – Heribert vom hl. Ägidius 1732, 1733 – Placidus vom hl. Engelbert 1735 – Gaudentius von der Reinigung Mariens

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1737, 1740 – Amandus von der hl. Adelheid 1742, 1745 – Bartholomäus vom hl. Nikolaus 1745, 1748 – Tilmann vom hl. Heinrich 1748, 1751 – Apollinaris von der hl. Maria 1751 – Leonhard von der hl. Barbara 1754 – Apollinaris von der hl. Maria 1757, 1760 – Avertanus von der hl. Katharina 1760 – Albinus vom hl. Josef 1763 – Chrysogonus vom hl. Franziskus 1766, 1769 – Anastasius vom hl. Jakob 1769, 1772 – Chrysogonus vom hl. Franziskus 1774 – Anselm von der hl. Katharina 1776 – Onesimus (Müller) vom hl. Raphael 1779, 1783 – Hilarius (Mohr) vom hl. Anselm 1783 – Anselm von der hl. Katharina 1786 – Columban Wagener 1792 – Onesimus Müller 1797 – Hilarius Mohr 1797, 1799 – Wenzeslaus Kohlhaas 1799, 1802. LITERATUR Christophorus Browerus et Jacobus Masenius, Metropolis ecclesiae Trevericae ... jura, decus, officia. Hg. von Christian von Stramberg. Bd. 2. Koblenz 1856 – Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd. 17,1: Die Kunstdenkmäler des Kreises Mayen. Düsseldorf 1941 – Johannes Krudewig, Übersicht über den Inhalt der kleineren Archive der Rheinprovinz. Bd. 2. Bonn 1904 – Heinrich Merkens, Poetische Findlinge aus dem ehemaligen Karmeliterkloster Tönnisstein. In: Rheinische Gesch.bll. 4, 1898 – Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz – Raczek, Status – Jakob Rauch, Gesch. des Antoniterhauses Roßdorf-Höchst. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengesch. 11, 1959, 125–164 – Bertram Resmini, Die Benediktinerabtei Laach. Berlin/New York 1993 (Germania Sacra NF 31: Das Erzbistum Trier 7) – Schieder, Säkularisation und Mediatisierung – Carl Schorn, Eiflia Sacra. Bd. 2. Bonn 1889 – Peter Schug, Gesch. der Dekanate Mayen und Burgbrohl. Trier 1961 (Veröff. des Bistumsarchivs Trier 7) – Wolfgang Seibrich, Die Weihbischöfe des Bistums Trier. Trier 1998 (Veröff. des Bistumsarchivs Trier 31) – Christian von Stramberg, Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius. 2. Abt., Bd. 5. Koblenz 1858 – O. V., Kloster Tönnisstein und seine Beziehungen zum Hause Zervas. In: Eifelvereinsbl. 27, 1926 – Der Weltklerus der Diözese Trier seit 1800. Trier 1941 – Carl Wilkes, Nickenich in der Pellenz. Andernach 1925. 1

Browerus et Masenius, Metropolis ecclesiae Trevericae, Bd. 2, 450–451.  –  2 Bei dem als Konsekrator genannten Weihbischof Hubert kann es sich nur um den Rommersdorfer Abt Hubert handeln, der seit 1452 auch als Trierer Weihbischof Funktionen wahrnahm, vgl. Seibrich, Die Weihbischöfe des Bistums Trier, 44.  –  3 So LHA Koblenz Best. 183 Nr. 5.  –  4 So 30.6.1463 (ebd. Nr. 1) und 13.7.1463 (ebd. Nr. 3). Die Zustimmung des Lehnsherrn, des Kölner Erzbischofs Ruprecht, zu diesen Schenkungen erfolgte am 5.10.1470 (ebd. Nr. 2.). Im November 1477 bestätigte diese Familie nochmals ihren Verzicht auf ihre Liegenschaften zu Kell (ebd. Nr. 19).  –  5 Ebd., Nr. 4 und Nr. 5.  –  6 In ebd., Nr. 6 auch Magister Martinus de Monton genannt.  –  7 Or. ebd., Nr. 46 und Nr. 45, letztere mit dem Rückvermerk des Notars vom 3.5.1465 über die Publikation dieser Urkunde zu Kell und ihren Anschlag an der Kirchentür in Gegenwart des Lektors der Theologie und Mitglieds des Kölner Karmeliterkonvents Matthias Emych.  –  8 Vgl. Anm. 7. Emych war spätestens seit 1472 Mitglied des Bopparder Karmeliterkonvents und starb am 24.5.1480 zu Mainz als Weihbischof. Er ist bekannt als Bearbeiter der Vita Genoveva (vgl. Resmini, Die Benediktinerabtei Laach, 80), war jedoch wohl nicht um 1465 auch Leiter des jungen Karmeliterklosters Tönnisstein,

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als der er verschiedentlich genannt wird (Schug, Gesch. der Dekanate, 158; von Stramberg, Rheinischer Antiquarius, 2. Abt., Bd. 5, 377; Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, 413).  –  9 LHA Koblenz Best. 183 Nr. 6.  –  10 Ebd., Nr. 47.   –  11 Sein Familienname steht in der Inhaltsangabe auf der Rückseite dieser Urk. von späterer Hand. Besonders hervorgehoben wird Soreths Anteil an der Wahl des Ortes für die neue Niederlassung in der von Browerus et Masenius, Metropolis ecclesiae Trevericae, Bd. 2, 453, edierten Gründungsgesch.  –  12 LHA Koblenz Best. 183 Nr. 48.  –  13 Ebd., Nr. 7–21 sowie Nr. 43 und Nr. 49.  –  14 Im Kopiar des Klosters, heute ebd., Nr. 80.  –  15 Ebd., Nr. 20 und Nr. 43.  –  16 Bezeugt für 1476, ebd., Nr. 18.  –  17 Lediglich 1471 ist zu Tönnisstein auch vom Konvent die Rede (ebd., Nr. 16). Dies dürfte jedoch eher umgangssprachlich bedingt sein, da später stattdessen wieder nur die „Broderen gemeynlichen“ neben dem Leiter als Urk.aussteller genannt werden.  –  18 Ebd., Nr. 49.  –  19 In den erhaltenen Urk. wird zu Tönnisstein ein Prior erstmals 1484 erwähnt (ebd., Nr. 20, im Kirchenbuch von Kell dagegen schon 1472 (Schug, Gesch. der Dekanate, 158).  –  20 LHA Koblenz Best. 183 Nr. 20.  –  21 Ebd., Nr. 18.  –  22 Ebd., Nr. 43.  –  23 Ebd., Nr. 49.  –  24 Ebd., Nr. 21.  –  25 Zu ihr: Rauch, Gesch. des Antoniterhauses, 76–159.  –  26 LHA Koblenz Best. 183 Nr. 18.  –  27 Vor allem Browerus et Masenius, Metropolis ecclesiae Trevericae, Bd. 2, 453f.  –  28 Raczek, Status, 225f.  –  29 Beschreibung im Kirchenbuch von Niedermendig, vgl. Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, 415. Hierzu auch Mesters, Rheinische Karmeliterprovinz, 25.  –  30 Materialien zur Gesch. des Tönnissteiner Brunnens finden sich in der Akte LHA Koblenz Best. 2 Nr. 1628 über die Auseinandersetzungen des Klosters mit der kurfürstlichen Brunnenverwaltung wegen der Schädigung der Klosterländereien durch die Fuhrleute 1695–1696. In ihr wird bemerkt, das Tönnissteiner Wasser sei zwar von jeher gebraucht worden, doch habe es seinen überregionalen Ruf erst durch den Kölner Erzbischof 1593 erhalten. Dieser habe 1646 die Quelle in Stein fassen und ummauern und 1662 das Brunnenhaus fertigstellen lassen. Nach 1690 habe die Brunnenverwaltung dieses Wasser zunehmend durch Fuhrleute exportiert, die bei ihren Transporten die Liegenschaften des Klosters in Mitleidenschaft zogen.  –  31 Zu den Gebäuden der Erzbischöfe zu Tönnisstein und den Arbeiten an den Quellen vgl. Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, 414–417. Einen Teil der für die Brunnenfassung benötigten Grundstücke hatten bis 1667 die Karmeliter besessen und damals dem Erzbischof abgetreten (LHA Koblenz Best. 183 Nr. 80, fol. 69 v). Zu den späteren Misshelligkeiten siehe Anm. 30.  –  32 Hierzu Raczek, Status, 225f. und LHA Koblenz Best. 183 Nr. 80, fol. 221: 18.5.1658, Der Generalprior Marius Venturino bezeichnet die Karmeliterkonvente von Aachen, Trier, Köln, Tönnisstein, Beilstein und Mainz als wirklich reformiert und bestätigt ihre klösterliche Ordnung.  –  33 Raczek, Status, 225f.  –  34 Schug, Gesch. der Dekanate, 154f.  –  35 LHA Koblenz Best. 183 Nr. 31.  –  36 Ebd. Nr. 80, fol. 215.  –  37 Vgl. Abschnitt „Archiv und Bibliothek“.  –  38 So LHA Koblenz Best. 49 Nr. 3747–3748, sowie zahlreiche Aufnahmen im Kopiar des Klosters LHA Koblenz Best. 183 Nr. 80.  –  39 Schug, Gesch. der Dekanate, 155.  –  40 Ebd.  –  41 Wilkes, Nickenich, 20.  –  42 LHA Koblenz Best. 183 Nr. 80, fol. 115.  –  43 Ebd., fol. 130r, 133r, 153r, 213.  –  44 Ebd., Nr. 82–84.  –  45 Die erstaunlich hohe Zahl von zehn Priestern und sieben Laienbrüdern im Jahr 1686 konnte im 18. Jh. sicherlich nicht gehalten werden. Doch lassen sich zu Tönnisstein 1766 noch elf (Schug, Gesch. der Dekanate, 155), 1786 neun (LHA Koblenz Best. 183 Nr. 83, fol. 105) und 1798 dreizehn (LHA Koblenz Best. 256 Nr. 10760: Nämlich neun Priester, von denen vier jedoch abwesend waren und vier Brüder) Mitglieder des Konvents nachweisen. Im Unterschied zu anderen Ordenshäusern der Trierer Diözese hatten die Repressionen des Kurtrierer Ordinariats gegenüber dem Eintritt in die Mendikantenniederlassungen seit 1780 auf die Mitgliederzahl des unter Kurkölner Landesherrschaft stehenden Klosters offenbar kaum Einfluss. Erst seit den Kriegswirren nach 1794 am linken Rheinufer sank die Zahl der Mitglieder. 1801 und bei der Aufhebung des Klosters im August 1802 zählten zum Tönnissteiner Konvent noch zehn Personen, von denen allerdings nur noch sechs wirklich anwesend waren (LHA Koblenz Best. 256 Nr. 10760: Anwesend waren drei Priester und drei Brüder, ein Priester weilte zu Nieder­ breitbach als Vikar, einen anderen hatte der Orden nach Pützchen versetzt, ein weiterer hatte das Kloster 1799 mit päpstlicher Erlaubnis verlassen und der vierte war bereits 1797 offensichtlich ohne kirchliche Autorisation ausgetreten).  –  46  Zum Beispiel Fr. Beda a S. Nicolao als clavarius

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von 1720 bis 1752 in LHA Koblenz Best. 183 Nr. 83. Ebenso scheinen schon zwischen 1655 und 1695 die Fratres Hilarius Heimersheim und Michael Steinhausen laut ihren Aussagen in LHA Koblenz Best. 2 Nr. 1628 ununterbrochen zu Tönnisstein geweilt zu haben.  –  47 So 4.11.1670 der Provinzial sowie vier namentlich genannte Definitoren und zwei Assistenten (LHA Koblenz Best. 183 Nr. 80, fol. 95).  –  48 Ebd., Nr. 83.  –  49 Ebd., Nr. 80, fol. 123v.  –  50 Schug, Gesch. der Dekanate, 155.  –  51 von Stramberg, Rheinischer Antiquarius, 2. Abt., Bd. 5, 379.  –  52 LHA Koblenz Best. 256 Nr. 10760. Zu den Versteigerungen der Liegenschaften des Klosters durch die französische Verwaltung 1803– 1812: Schorn, Eiflia Sacra 2, 644, sowie Schieder, Säkularisation und Mediatisierung; zur Gesch. der Tönnissteiner Heilquellen im 19. Jh.: Kloster Tönnisstein und seine Beziehungen zum Hause Zervas, 39–41. Offensichtlich wurde im 19. Jh. die heute gänzlich verfallene Mühle bei der ehemaligen Klosteranlage zeitweilig wieder in Betrieb genommen.  –  53 Der Weltklerus der Diözese Trier seit 1800, 189.  –  54 Ebd., 105.  –  55 LHA Koblenz Best. 256 Nr. 6035.  –  56 Ebd., Best. 183 Nr. 80.  –  57 Ebd. Nr. 37–42.  –  58 So ebd., Nr. 80, fol. 218.  –  59 LHA Koblenz Best. 256 Nr. 10760, vermutlich der im Kopiar von 1692 erwähnte (LHA Koblenz Best. 183 Nr. 80, fol. 215r) Libellus confraternitatis BMV, S. Antonii et S. Wendelini von 1611.  –  60 LHA Koblenz Best. 183 Nr. 82–84.  –  61 Ebd., Best. 256 Nr. 10760.  –  62 Hierzu LHA Koblenz, Findbuch Best. 183, 47.  –  63 Ebd., Best. 183 Nr. 86.  –  64  Merkens, Poetische Findlinge, 38. Auf den Seiten 39–51 wird eine knappe Auswahl dieser Gedichte ediert.  –  65 NCI, A.II 48.  –  66 LHA Koblenz Best. 183 Nr. 80, fol. 111r.  –  67 Hierzu Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, 414. Die Ausführungen in ihnen verdienen besondere Beachtung, da die dort um 1941 gemachten Feststellungen heute (2006) infolge der fortgeschrittenen Erosion, der zunehmenden Schließung der ursprünglichen Waldlücke und wohl auch wei­tergehenden Verwendung der Bausubstanz zu anderen Zwecken nicht mehr gemacht werden können. Überhaupt scheint der Verfall der Klosterruine auch im Laufe des 20. Jhs. erheblich gewesen zu sein, wie eine Zeichnung der Anlage um 1908 nahelegt.  –  68 Krudewig, Übersicht, Bd.­2, 61; vgl. hierzu Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, 414.  –  69 Vgl. Anm. 29.  –  70 Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, 445.  –  71 LHA Koblenz Best. 702 Nr. 14465.  –  72 Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, 415.  –  73 Ebd., 414. Inzwischen ermöglicht der fortschreitende Verfall kaum mehr diesen Befund (s. Anm. 67).  –  74  Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, 413.  –  75 Vgl. ebd., 247.  –  76 Beschreibung ebd., 363.  –  77 LHA Koblenz Best. 270 Nr. 368.  –  78 Ebd.  –  79 Grundlage bildet die bei Schug, Gesch. der Dekanate, 158f. veröffentlichte Liste, die hauptsächlich auf den Angaben im Kirchenbuch von Kell beruht. Sie wurde hier durch die in den Urk. und Akten des Bestandes 183 im LHA Koblenz enthaltenen Namen ergänzt und korrigiert. Auf eine systematische Aus­ wertung des Namensmaterials auch der Rechnungen des 18. Jhs. in diesem Bestand musste jedoch verzichtet werden.  –  80 Als Angehöriger der Karmeliter freilich nie genannt, s. oben.  –  81 Schug nennt als zweiten Vikar zu Tönnisstein Matthias Emych (Emmich), vgl. jedoch Anm. 8.  –  82 Erster Prior zu Tönnistein nach Einführung der Tourainer Reform, zuvor Mitglied des Aachener Konvents.  –  83 1699 Sekretär des Provinzkapitels, LHA Ko Best. 183 Nr. 80, fol. 132.

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Trier Der Konvent in der Bischofsstadt entstand aufgrund der Initiative einer Bürgerin der Stadt Trier kurz vor dem Jahre 1287. Das Kloster im Zentrum der mittelalterlichen Stadt in der Nähe des Marktes gelegen, errang für die Bewohner Triers, insbesondere für die städtischen Führungsgruppen, für die politische Organisation der Stadt und für das Umland eine herausragende Bedeutung. An der 1473 gegründeten Trierer Universität waren Karmeliter als Lehrende und als Studenten tätig. Im Jahre 1802 wurde das Kloster aufgelöst. Kirche und Konventsgebäude wurden zerstört. Provinz Deutsche Provinz (bis 1291, 1297–1318, 1327–1348), Niederdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1613, 1620–1802), Kölnische Provinz (1613–1620) Diözese Trier Lage In der Stadt Trier entstanden bis Ende des 13. Jhs. Konvente der Franziskaner, Dominikaner, Augustiner-Eremiten und Karmeliter. Sie waren gemäß der Bestimmung Papst Clemens IV. von 1265 über die Mindestabstände zwischen Bettelordensklöstern über das Stadtareal verteilt. Der Karmeliterkonvent lag an der Fleisch- und an der Böhmergasse. Er befand sich im Zentrum der Stadt, in der Nähe zum Markt und zu der wichtigsten städtischen Pfarrei St. Gangolf [ Karte S. 93]. In der unmittelbaren Umgebung wohnten die reichsten Bewohner Triers. Vor allem zu Angehörigen der Metzgerzunft bestanden Verbindungen. Patrozinium Patronin des Klosters war die Muttergottes. Siegel Auf dem Siegel ist eine Darstellung der thronenden Muttergottes zu finden. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Am 24. April 1264 gewährte Heinrich von Finstingen, der gewählte Erzbischof von Trier, in Perugia – er reiste zu Verhandlungen mit Papst Urban IV. – den Karmelitern das Recht, in der Erzdiözese Niederlassungen zu gründen. Es war ihnen gestattet, überall dort, wo ihnen die Gläubigen Unterkunft gewährten und Schenkungen reichten, eine Kirche zu erbauen, darin Messen zu lesen, einen Glockenturm zur Sammlung der Brüder zu errichten und neben der Kirche einen Friedhof zur Bestattung der Ordensangehörigen anzulegen. Die Rechte der Pfarreien und der umliegenden Kirchen sollten nicht angetastet werden. Heinrich selbst sah zur Förderung von Niederlassungen keine Ablässe vor. Diese für das Erzbistum gewährte Möglichkeit nutzten die Brüder zunächst dazu, sich zwischen 1262 und 1275 in Boppard niederzulassen [→ Boppard]. Erst einige Zeit später lassen sich Karmeliter in Trier nachweisen. In einem am 24. März 1284 ausgestellten Testament eines Trierer Domherrn werden neben anderen Kirchen und Klöstern der Stadt Trier auch die Karmeliter mit Schenkungen bedacht. Ein Konvent ist damit aber nicht zwingend nachgewiesen. Auch nachweislich außerhalb Triers gelegene Gemeinschaften wurden in diesem Testament bedacht. Der erste sichere Nachweis für die Existenz eines Karmeliterkonvents in der Stadt

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Trier ist die am 23. Februar 1287 ausgestellte Urkunde des päpstlichen Legaten Johannes Boccamazzi, Kardinals von Tusculum. Er befahl Petrus de Suda, einem in mehreren Bistümern tätigen Weihbischof, die Kirche und den Altar der Karmeliter in Trier zu weihen. Die Initiative war von den Brüdern des Konvents ausgegangen, die sich an den Kardinal wandten, da der Trierer Erzbischofsstuhl verwaist sei. Petrus kam dem Auftrag nach und weihte zu Ostern (28. März) 1288 die Karmeliterkirche und ihren Altar und verlieh allen, die in der Kirche Gottesdienste feierten und Almosen gaben, einen Ablass. Das gesammelte Geld war offensichtlich für den Kirchenbau bestimmt. Genauere Informationen zur Gründung sind in einer Bulle Papst Nikolaus IV. vom 24. Juni 1288 enthalten. Danach hatte die Trierer Bürgerin Margarethe König, Witwe des Schöffen Tilmann, ihr Haus in der Fleischgasse mit allem Zubehör den Karmelitern geschenkt, damit sie an dieser Stelle eine Kirche und Gebäude zum Nutzen der Brüder errichteten. Die Niederlassung musste also längere Zeit vor den Jahren 1287/88 erfolgt sein, da in beiden oben genannten Urkunden Prior und Konvent der Karmeliter in Trier als bereits existent genannt werden. Auch waren zu dieser Zeit die Kirche und das Klostergebäude zum Teil wenigstens errichtet. Es lässt sich also mit einer gewissen Berechtigung festhalten, dass der im Testament des Trierer Domherrn von 1284 erwähnte Karmeliterkonvent sehr wohl eine Einrichtung in der Stadt Trier selbst bezeichnet. Erster Prior war ein gewisser Heinrich, als „novi monasterii trevirensis praecipuus prior et promotor“ bezeichnet. Er nahm im Jahre 1287 als Vertreter der Deutschen Ordensprovinz am Generalkapitel des Ordens in Montpellier teil, also zu einer Zeit, als der Konvent in Trier schon bestanden haben dürfte. Er erfuhr einen raschen Ausbau. Im Jahre 1291 beherbergte er sogar das Generalkapitel – das erste, das überhaupt in Deutschland stattfand. 1362 wurde Trier erneut Tagungsort eines Generalkapitels. Provinzkapitel wurden in Trier – seitdem schriftliche Aufzeichnungen vorhanden sind – seit 1326 in kurzen Abständen einberufen. Seit dem 15. Jh. zeichnete sich aber immer mehr die dominierende Position des Konventes in Köln als Tagungsort für Ordensversammlungen ab. Konvent Der Trierer Konvent war nachweislich seit dem letzten Viertel des 14. Jhs. nach Köln die zweitgrößte Niederlassung des Ordens in der Niederdeutschen Provinz, vermutlich in ganz Deutschland. Im Jahre 1384 lebten im Konvent neben dem Prior weitere 33 Brüder und zwei Novizen. 1430 gab es insgesamt 31 Brüder. Sechs Jahre später waren es 29 Konventsmitglieder. Diesen Zahlen sind diejenigen der Studierenden hinzufügen, meist um die fünf. Es bestanden sehr enge personelle Verbindungen des Konventes in Trier mit denjenigen des Ordens in der Niederdeutschen Provinz. Besonders die für das Studium zuständigen Brüder sowie die Prioren hatten in Trier nur kurze Amtszeiten. Die wichtigste Scharnierstelle des personellen Transfers war der Konvent in Köln; von dort wurden die meisten Brüder nach Trier versetzt, dorthin wechselten die meisten von Trier aus. Kontaktstellen waren aber auch die anderen Konvente ent-

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lang des Rheins, wobei die meisten Versetzungen in den Niederrhein und nach Brabant wiesen, von dem großen Konvent in Haarlem indes nur wenige Brüder nach Trier kamen und dorthin versetzt wurden. Die meisten Beinamen der in Trier nachgewiesenen Brüder – meist solcher, die als Prioren, Subprioren und als Lehrende tätig waren – sind Toponyme niederrheinischer Städte und Siedlungen. Verwandtschaftliche Bindungen Trierer Karmeliter zu Trierer Familien waren selten. Die weiträumige Rekrutierung und Transferierung zumindest des Spitzenpersonals verhinderten die Etablierung der lokalen stadtbürgerlichen Elite und noch mehr des heimischen Adels im Konvent. Seelsorge Die Karmeliter waren in der Seelsorge für die Laien engagiert. Prozessionen in der Stadt, die Feier von Gottesdiensten in der Klosterkirche, vereinzelt das Abhalten von Totengedächtnissen in den Pfarrkirchen sowie Predigt und Beichte sind zwar durch Quellen selten nachgewiesen, aber die mitunter schroffe Zurückweisung mendikantischer Laienseelsorge zeigt das beträchtliche Engagement der Brüder. Pfarrgeistliche haben wiederholt beklagt, dass die Gläubigen das Angebot der Mendikanten wahrnahmen. Sie hörten ihre Predigten und legten bei ihnen die Beichte ab. Eifersüchtig wachten die Pfarrkleriker darüber, ihren Einfluss und damit auch ihre Einkünfte ihnen gegenüber zu verteidigen. Laien empfingen auch die Sterbesakramente bei den Karmelitern, was das besondere Missfallen des Weltklerus erregte. Wegen der besonderen Verehrung Mariens wurden die Trierer Karmeliter von Außenstehenden als Frauenbrüder bezeichnet. Die Laienseelsorge erweist sich auch in der erheblichen Anzahl von Schenkungen und Stiftungen von Seelmessen seitens der städtischen Bevölkerung, welche den Konvent gegenüber den drei anderen Bettelordensniederlassungen in der Stadt deutlich bevorzugte. Unter den Stiftern von Seelmessen und unter denjenigen, die dem Konvent testamentarische Schenkungen hinterließen, sind die Angehörigen der Trierer Oberschichten breit vertreten: bis zur Mitte des 14. Jhs. viele Personen aus Schöffenfamilien, daraufhin Personen der im zünftigen Gewerbe und im Handel engagierten sowie im Rat vertretenden Familien. Gering waren Schenkungen seitens des Pfarr- und Stiftsklerus. Stiftungsgut, soweit Urkunden vorliegen, waren Ewigrenten. Häuser und Grundstücke wurden nur sehr selten übertragen und dann vom Konvent verkauft, sofern sie nicht der Erweiterung von Klosterareal und -gebäude dienten. Die Konzentration auf Zinszahlungen zeigt die enge Verbundenheit mit der Geldwirtschaft. Die Trierer Karmeliter erfassten mit ihrer Aktivität auch das Umland. Überliefert sind Verträge mit einzelnen Pfarrern, die ihnen zu festgelegten Zeiten ihre Kirche für Predigt, Gottesdienste und Beichthören überließen. Feste Stützpunkte waren die Termineien; sie dienten der Unterkunft der wandernden Brüder sowie der Sammlung von Bettelerträgen. Eine Liste der Termineien fehlt. Sicher überliefert sind allein Echternach im Herzogtum Luxemburg und Schönecken bei Prüm. Auch wenn ein Terminierhaus verkauft wurde – wie dies bei den genannten am Ende des 15. Jhs. geschah – behielten sich die Brüder das Recht vor, weiterhin dort

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beherbergt zu werden. Der Konvent erhielt Stiftungen auch von Personen außerhalb der Stadt, sowohl von adeligen als auch nicht-adeligen. Der Einflussbereich erstreckte sich bis an die Untermosel und in das Herzogtum Luxemburg. Der Trierer Karmeliterkonvent hatte der Konkurrenz der Pfarrseelsorge standzuhalten. Anders als bei den Pfarrkirchen waren die Gläubigen nicht verpflichtet, sich bei den Mendikanten seelsorgerisch betreuen zu lassen. Die Karmeliter entfalteten eine reiche Außenwirkung, die oft das Missfallen des Pfarrklerus hervorrief, und dies schon in der Gründungsphase des Konventes, dem von der benachbarten Pfarrei St. Gangolf vorgeworfen wurde, dass er die Klosterkirche von einem Ortsfremden hatte weihen lassen. Unterstützt wurde die Pfarrei vom Domkapitel, dem sie inkorporiert war. Es verhängte über die Karmeliter die Exkommunikation und über ihre Kirche das Interdikt. Die Karmeliter wehrten sich mit Hilfe ihres Prozessbevollmächtigten an der päpstlichen Kurie gegen die verhängte Strafe. Sie hatten Erfolg. Papst Nikolaus IV. bestätigte am 24. Juni 1288 die Rechte des Konvents. Aber die Gegner gaben sich nicht geschlagen. Wenige Tage später ließen sie sich von einem päpstlichen Auditor bestätigen, dass die päpstliche Verfügung die Rechte des Domkapitels und damit der inkorporierten Pfarrei nicht mindern solle. Der Papst setzte mehrere delegierte Richter für diesen Streitfall ein, darunter den Bischof von Lüttich. Eine Entscheidung ist nicht überliefert. Erst die von dem Trierer Erzbischof Boemund von Warsberg eingesetzten Richter konnten den Konflikt gütlich schlichten. Den Karmelitern wurde im Schiedsspruch ausdrücklich erlaubt, in ihrer Kirche sowie in der gesamten Erzdiözese zu predigen, Beichte zu hören und Gottesdienste zu feiern. Am 8. Februar 1290 erklärte der Erzbischof den Streit für beendet und befahl, die Kirchenstrafen gegen die Karmeliter einzustellen. Als Gegenleistung sollte die Pfarrkirche St. Gangolf ein Drittel der Einkünfte erhalten, die die Brüder durch die Seelsorge einnahmen. Der Antagonismus schwelte aber weiter. Erzbischof Balduin von Luxemburg wurde seit 1316 durch die päpstliche Kurie mehrmals als Konservator der Rechte der Bettelorden eingesetzt, zugleich aber auch verpflichtet, die Rechte der Pfarrgeistlichen zu verteidigen. Die Auffassung des Pariser Universitätsmagisters Jean Pouilly, dass die vor den Mendikanten abgelegten Beichten vor dem zuständigen Pfarrer wiederholt werden müssten, wurde auch in Trier rezipiert und fachte seit den zwanziger Jahren des 14. Jhs. Konflikte an. Langandauernde und heftige Auseinandersetzungen um die Seelsorge der Karmeliter und der anderen Trierer Mendikanten tobten seit der Mitte des 14. Jhs. Johannes von der Roderhosen, vermutlich ein an der Pfarrkirche St. Gangolf bepfründeter niederer Kleriker und zugleich juristischer Ratgeber der Stadtgemeinde, bestritt öffentlich, dass die Mendikanten wirksam von den Sünden lossprechen könnten. Die herausgeforderten vier Trierer Bettelordenskonvente gingen gemeinsam vor. Erzbischof Kuno von Falkenstein unterstützte sie. Er bestätigte ihnen das Recht zum Beichthören, verlangte aber auch, dass gemäß der Dekretale „Super cathedram“ die Brüder ein Viertel ihrer aus der Seelsorge erzielten Einkünfte an die zuständigen Pfarrer abgeben müßten. Thomas von der Roderhosen setzte seine Polemik indes fort und trat als Sprecher der gesamten Trierer Pfarrgeistlichkeit

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auf. Der Konflikt war mit Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Erzbischof im Jahre 1377 verquickt. Er sollte aber keineswegs der letzte gewesen sein. Freilich war das Verhältnis der Karmeliter zu den Pfarreien nicht nur durch Gegnerschaft bestimmt. Vereinzelt – wenn auch selten – gab es Schenkungen von Pfarrklerikern zugunsten des Konventes. Wichtiger waren die Kooperationen bei der Feier von Totengedächtnissen, die sich daraus ergaben, dass deren Stifter die Karmeliter zum Lesen der Messen in den Pfarrkirchen beauftragten. Es gab Verträge zwischen dem Konvent und einzelnen Pfarreien, die den Brüdern das Feiern von Messen, Predigt und Beichthören in den Pfarrkirchen einräumten. Stellung in der Erzdiözese Trier Weniger ambivalent gestaltete sich das Verhältnis zu den Erzbischöfen. Sie gewährten häufig Ablassprivilegien zugunsten der Karmeliterkirche in Trier. Sie machten dem Konvent mehrmals Schenkungen, wenngleich in geringer Höhe. Seit der Wende zum 14. Jh. von den Päpsten wiederholt als Konservatoren der Rechte der Karmeliter eingesetzt, haben sie diese Aufgabe meist an Stiftsgeistliche delegiert, ohne indes davon abzulassen, selbst die gesicherte Existenz und die Seelsorgetätigkeit der Karmeliter zu schützen. Am intensivsten gestaltete sich die Zusammenarbeit, indem seit Erzbischof Balduin von Luxemburg Angehörige des Karmeliterordens zu Weihbischöfen berufen wurden. Daniel von Wichterich begann seine Amtszeit im Jahre 1320. Als an dem Pariser Generalstudium und an der dortigen Universität ausgebildeter Theologe besaß er das intellektuelle Format, die geistlichen Aufgaben in der Erzdiözese Trier wahrzunehmen. Er weihte Kirchen und Altäre, er spendete Sakramente. Die Stellung Daniels von Wichterich beschränkte sich nicht nur auf die eines Stellvertreters Balduins in seelsorgerischen und liturgischen Aufgaben, auch auf der politischen Bühne spielte er eine herausragende Rolle, die ihn indes aus dem Konventsleben herausführte, ihn als Gefolgsmann Balduins in die Gegnerschaft zu den avignonesischen Päpsten geraten ließ, die für ihn 1338 die Exkommunikation und Absetzung durch Papst Benedikt XII. bedeutete, aber schließlich auch den Auftrag einbrachte, zwischen Erzbischof und Kurie eine Aussöhnung herbeizuführen. Dies gelang ihm auch. Als Lohn wurde er 1342 zum Bischof von Verden providiert. Weniger aktiv an den politischen Brennpunkten, gleichwohl aber auch mit der weltlichen Verwaltung des Trierer Erzstiftes betraut, amtierte Nikolaus von Arlon vermutlich von 1344 an bis zu seinem Tod 1391 als Weihbischof. Auch er hatte eine Ausbildung an der Universität Paris absolviert. Er zelebrierte die Beisetzungsfeierlichkeiten von Erzbischof Balduin im Januar 1354. Die beträchtlichen Finanzmittel, über die Nikolaus verfügte, nutzte er zum Kauf von Grundstücken und Häusern, die er testamentarisch dem Trierer Karmeliterkonvent zur Erweiterung der Klostergebäude überließ. Konrad von Altendorf, auch er Karmeliter, war der unmittelbare Nachfolger von Nikolaus von Arlon. Er stammte aus Essen, er hatte an mehreren Konventsschulen gelehrt, war von 1388 bis 1390 Prior in Trier gewesen. Seine Tätigkeit konzentrierte sich mehr noch als bei seinem Vorgänger auf Liturgie und Seelsorge. Aus Altersgründen entband ihn Erzbischof Werner von

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Falkenstein 1416 von seinen Aufgaben. Mit seinem Ausscheiden endete die Epoche von karmelitischen Weihbischöfen der Trierer Diözese. Ihre Rolle hatte sie in die Höhen politischer Macht und bischöflicher Befugnisse gehoben. Die herausragende Bedeutung der Karmeliter zeigt sich an ihnen besonders deutlich, genauso aber der Verlust an Einfluss innerhalb des Bistums seit dem beginnenden 15. Jh. Beziehungen zur Stadtgemeinde Nicht minder bedeutend und länger anhaltend waren die Beziehungen des Karmeliterkonventes zu den Institutionen der Stadtgemeinde Trier. Er war sogar die wichtigste religiöse Einrichtung für die städtischen Führungsgruppen. Seit dem endenden 14. Jh. tagte der Rat sehr oft im Karmeliterkloster – öfter als an jedem anderen Ort. Der Konvent erhielt zu diesen Gelegenheiten Geschenke der Stadt. Im Kloster fanden mitunter Empfänge des Rates statt; dort traf er sich wiederholt zu Verhandlungen mit Vertretern des Erzbischofs. Ordensoberen, die zu Besuch in die Stadt kamen, reichte der Rat Geschenke. Selbst nachdem ein Rathaus am Ende des 15. Jhs. errichtet worden war, riss die Kette der Ratssitzungen im Karmeliterkloster nicht ab. Als die Stadtgemeinde in den dreißiger Jahren des 15. Jhs. in Konflikt mit dem Domkapitel und den anderen Stiftskirchen in Trier geriet und diese über die Stadt Kirchenstrafen verhängten, ergriff der Konvent der Karmeliter wie auch die anderen Mendikantenkonvente in Trier Partei für den Rat. Sie stellten die Gottesdienste nicht ein. Sie schlossen am 13. Dezember 1437 ein Bündnis, das als direkte Konfrontation gegen ein kurz zuvor abgeschlossenes Bündnis des Trierer Stiftsklerus aufzufassen ist. Die Stadt unterstützte daraufhin die vier vereinigten Bettelordenskonvente mit finanziellen Zuwendungen. Diese wurden auch nach dem Ende des Konflikts fortgeführt. Als „Stedebruderschaft“ bezeichnet, bestand die Vereinigung der vier Konvente weiter fort und erhielt viermal jährlich Geldzahlungen. Die Karmeliter lasen für die Ratsherren viermal jährlich Messen, zusätzlich gab es Gottesdienste anlässlich der Ratssitzungen im Kloster. Für das städtisch kontrollierte Jakobsspital feierten die Brüder ebenfalls Messen und Totengedächtnisse. Der Karmeliter Johann Lellig, ein universitär gebildeter Jurist, war in den achtziger und neunziger Jahren des 15. Jhs. mehrmals im Auftrag der Stadt in Köln und andernorts und fungierte dort als Prozessbevollmächtigter des Rates. Er wurde für seine Dienste großzügig entlohnt. Unter den Kirchen Triers hatte das Karmeliterkloster den engsten Kontakt zur Stadtgemeinde. Es sorgte mehr als andere geistliche Einrichtungen für die Anbindung der Ratsherrschaft an die religiöse Sphäre, verlieh Legitimität und stellte Gebäude und auch Personen für städtische Dienste zur Verfügung. Im Zentrum der Stadt, nahe dem Markt gelegen, bot sich der Karmeliterkonvent als privilegierter Partner der Stadtgemeinde an. Das günstige Verhältnis zur Stadtgemeinde wurde nur kurzfristig gestört, als das Kloster sich wegen der Errichtung von Gebäuden der Fleischbänke in seiner unmittelbaren Nachbarschaft empfindlich gestört sah und 1477 vor dem Gericht des Konservators einen Prozess gegen die Stadt eröffnete, ihn auch gewann, aber auf der Ausführung des Urteils – Abriss der Gebäude – nicht bestand, vielmehr

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sich mit finanziellen Entschädigungen begnügte, die als Rentenzahlungen dem Konvent zuflossen. Bruderschaften Der Konvent betreute seit dem 15. Jh. mehrere Bruderschaften, die in der Klosterkirche Kapellen und Altäre einrichteten, mehr als in den anderen Bettelordenskirchen in Trier. Eine Aufstellung aus dem Jahre 1478 nennt acht Bruderschaften, darunter eine Marienbruderschaft. Die Verehrung der heiligen Anna – in Verbindung zu sehen mit der Vorstellung der unbefleckten Empfängnis Mariens – fand kurz vor der Wende zum 15. Jh. ihren institutionellen Ort in der Annenbruderschaft, die ihre Messen in der Karmeliterkirche feierte. Der Einfluss der Trierer Karmeliter reichte auch in die Unterschichten. Die in den dreißiger Jahren des 15. Jhs. gegründete Elendenbruderschaft – sie vereinigte und betreute Gebrechliche, Kranke, Arme und Fremde – stand in enger Verbindung zum Konvent. In seiner Kirche fanden die regelmäßigen Messen statt. Gemäß der 1463 erlassenen Ordnung der Bruderschaft hatte sie dort ihren Sitz. Den Karmelitern schuldete die Elendenbruderschaft Zahlungen, die diese dank Schenkungen von Personen der städtischen Oberschichten und des umliegenden Adels auch meist zu leisten imstande war, ja im 16. Jh. sogar erhöhen konnte. Schule und Ordensstudium Die Trierer Karmeliter unterhielten seit 1318 ein florierendes Konventsstudium, nach dem in Köln das bedeutendste in der Niederdeutschen Provinz und unter den Trierer Mendikanten das wichtigste. Nach Ausweis der Visitationsprotokolle und der Akten der Provinzkapitel lehrten seit dem Ende des 14. Jhs. drei bis sechs Personen: es waren dies für die vertiefte theologische Ausbildung der „lector principalis“, der „lector sententiarum“, der „magister studentium“ sowie für die propädeutische Lehre der „cursor“ und der „informator“. Zeitweise war ein „magister regens“ dem Konvent zugewiesen, unter anderem im Jahre 1385 der bedeutende Theologe Johannes Brammert. Im Jahre 1430 sind fünf Studenten aus der Provinz Francia in Trier nachgewiesen. Von 1468 bis 1488 entsandte sogar das Generalkapitel mitunter Studenten an den Trierer Konvent. Er beherbergte ein Konventsstudium, das seit 1470 den Rang eines Generalstudiums besaß, diesen Status aber über die Wende zum 16. Jh. nicht wahren konnte. Brüder aus Trier studieren auch an den anderen Ordensstudien, vor allem in Köln, aber auch in Paris, Wien, London, Avignon, Bologna. Am Trierer Konventsstudium waren nur Ordensangehörige zugelassen, Unterricht für Ordensfremde lässt sich nicht nachweisen. Einen großen Aufschwung erfuhr das Konventsstudium durch die Eröffnung der Universität zu Trier am 16. März 1473. Die Verhandlungen zwischen einer Ratsdelegation und Gesandten des Erzbischofs über die Universitätsgründung hatten im Karmeliterkloster stattgefunden. Unter den ersten – insgesamt acht – Professoren der theologischen Fakultät waren zwei Karmeliter: Matthias Eymich von Boppard und Johann Freitag von Düsseldorf. Matthias blieb aber nur kurz in Trier und gehörte 1477 dann zu den ersten Professoren der Universität Mainz, Johann blieb bis 1480

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in Trier. Beide Professoren erhielten ein städtisches Gehalt. Auf städtische Kosten wurde auch der Karmeliter Johann Lellig besoldet. Er war Professor der juristischen Fakultät von der Gründung 1473 an und war auch zeitweise ihr Dekan. Sein besonders hohes städtisches Gehalt war wohl auch dazu bestimmt, die schon genannten Dienste als juristischer Ratgeber und Prozessbeauftragter zu entlohnen. Unter den Studenten der theologischen Fakultät befanden sich auch Karmeliter, die – dem Konventsstudium zugewiesen – auch an der Universität immatrikuliert waren, ohne individuell sich einschreiben zu müssen, da der Konvent der Universität inkorporiert war. Im Jahre 1532 entsandte das Generalkapitel Brüder zum Studium an die Universität. Die Anzahl der Promotionen war indes gering. Während bis 1530 acht Dominikaner und sieben Franziskaner den Doktorgrad erwarben, gab es nur einen Karmeliter. In der Klosterkirche wurden Messen für die Universitätsangehörigen gefeiert. Dort fanden Rektorwahlen statt. Dort trafen sich Ratsherren mit Professoren zur Beratung von Universitätsangelegenheiten – so schon 1475, als es darum ging, die päpstlicherseits zugesicherten Universitätspfründen für die Hohe Schule zu sichern. Das Konventsstudium der Karmeliter, wie auch das der Dominikaner, erwies sich als wichtige personelle und materielle Stütze für die junge Universität. Die beiden Orden sicherten auch das Überleben der wenige Jahrzehnte nach der Gründung bereits gefährdeten Institution. Denn da nur ein Teil der der Universität zugesprochenen Pfründen zur Dotierung des Lehrpersonals tatsächlich erworben und gesichert werden konnte und da die Stadt angesichts der enormen Belastung sich aus der Finanzierung der Universität schon vor dem Jahre 1500 weitgehend zurückzog, war die Weiterexistenz nur möglich durch die Tätigkeit der Mendikanten, unter ihnen der Karmeliter, die – weil zur Armut verpflichtet – auch ohne materielle Zuwendungen an der Hohen Schule lehrten und von ihren Konventen versorgt wurden. War damit das Bestehen auch gesichert, so doch auf einem nur sehr niedrigen Niveau. Das Ansehen der Universität befand sich auf einem Tiefpunkt. Erst die Ansiedlung der Jesuiten in Trier im Jahre 1570 und die Überlassung der theologischen Lehrstühle an sie konnte das Ausbildungsniveau wieder anheben, vermochte aber keineswegs, die Universität voll funktionsfähig zu machen, die sich fast ausschließlich auf die Theologie beschränkte. Karmeliter spielten seit dem Anfang des 16. Jhs. an der Trierer Universität keine Rolle mehr. Das Konventsstudium sank auf eine Ausbildungsstätte mit nur noch lokaler Bedeutung herab. Anschluss an Reformen Der Bedeutungsverlust der Trierer Karmeliter in der überörtlichen Ausstrahlung kontrastierte durchaus mit dem weiterhin bestehenden Einfluss unter den Laien in der Stadt und bei der Stadtgemeinde. Schenkungen wurden dem Konvent weiterhin häufig gewährt. Der Höhepunkt ist um das Jahr 1500 zu veranschlagen. Eine Reorganisation des geistlichen Lebens und der konventualen Disziplin wurden wohl vornehmlich von Außenstehenden als notwendig angesehen. Zu ih-

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nen gehörte der aus dem Moselland stammende Nikolaus von Kues, der als Kardinallegat im Dezember 1450 wieder Deutschland betrat und die Reform von geistlichen Gemeinschaften anmahnte und durchzusetzen versuchte. So auch in Trier. Ende Oktober 1451 kam er in die Stadt. Sofort ging er daran, von allen vier Trierer Bettelordenskonventen radikale Reformen zu verlangen. Die Brüder sollten ihre regulare Disziplin nach dem Vorbild der Lebensweise der Windesheimer Kongregation ausrichten, sie sollten ihren Besitz abgeben, sie sollten die Kontrolle ihres Lebenswandels durch die Laien akzeptieren. Ihnen war eine Frist bis zum nächsten Fastensonntag gesetzt. Um die Brüder in der neuen Lebensform zu unterweisen, sollten Mitglieder des Hauses der Windesheimer Kongregation in Vallendar hinzugezogen werden. Nur wenn die Trierer Mendikanten sich diesen Bedingungen unterwerfen würden, erfüllten sie nach Auffassung von Nikolaus von Kues die Voraussetzungen, um zur Predigt und zum Beichthören zugelassen zu werden. Der Trierer Erzbischof Jakob von Sierck unterstützte den Kardinallegaten. Dieser scheiterte gleichwohl bei seinem Reformversuch. Seine Anordnungen mussten von den Mendikanten als Missachtung ihrer Ideale und spezifischen Lebensweise verstanden werden, sollten sie sich doch nach Gewohnheiten eines Verbandes reformierter Regularkanoniker ausrichten. Nikolaus von Kues hat den Misserfolg in einem Schreiben an Jakob von Sierck eingeräumt. In einem Brief an Papst Nikolaus V. beklagte der Kardinallegat die Fruchtlosigkeit seiner Reformanstrengungen gegenüber den Trierer Mendikanten. Diese fanden Unterstützung bei ihren Ordensoberen. Auf deren Anweisung klagten im Juli 1452 die Ordensprokuratoren an der päpstlichen Kurie gegen die Anweisungen, die Nikolaus von Kues in Trier erlassen hatte. Die Appellationsschrift fordert die Beachtung der Exemtionspriviliegien der Orden, verficht das ungehinderte Recht der Brüder zur Laienseelsorge, verwahrt sich gegen die Kontrolle durch Laien, denen eine allgemeine Aversion gegen Ordensgemeinschaften unterstellt wird, verteidigt die Brüder der Trierer Konvente gegen den Vorwurf, von Regeln und Konstitutionen abgewichen zu sein, und erhebt schwere Anschuldigungen gegen den Kardinallegaten: Dieser habe behauptet, dass die Kirche vor der Gründung der Bettelorden in einer besseren Verfassung bestanden hätte, und dass die von reformunwilligen Brüdern gespendeten Sakramente ungültig seien, was der Häresie verdächtig sei. Nikolaus von Kues konnte sich auch an der Kurie nicht durchsetzen. Die Reform der vier Trierer Mendikantenkonvente, und damit auch der Karmeliter, war gescheitert. Der Karmeliterkonvent wurde erst im Zuge der vom Generalprior Johannes Soreth initiierten Reform umgestaltet. Sofort nach seinem Amtsantritt 1451 kam er nach Deutschland, visitierte Konvente und leitete persönlich Provinzkapitel der Niederdeutschen Provinz. Zu Beginn des Jahres 1453 und wiederum im Jahre 1469 visitierte er auch den Trierer Konvent. Als Johann Freitag von Düsseldorf 1476 als „regens studium“ nach Trier versetzt wurde, hatte er auch den Auftrag, das konventuale Leben zu reformieren. Die Aufforderung wurde an ihn und an die Prioren in den folgenden Jahren wiederholt. Die Reform stieß offensichtlich auf Widerstand, weshalb der Provinzialprior 1478 einige Brüder aus dem Kloster entfernen ließ.

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Anordnungen des Provinzkapitels ergingen, der Reform keinen Widerstand mehr entgegenzusetzen. Im Jahre 1484 befahl das Kapitel, dass im Trierer Konvent die Klausur streng einzuhalten sei und dass Frauen im Klosterbereich nicht geduldet werden dürften. Die Anordnungen hatten wohl nur geringen Erfolg. Jedenfalls verblieb der Karmeliterkonvent außerhalb der Gruppe reformierter Konvente. Die Reformation hatte im Erzstift nur geringe Auswirkungen. Die erzbischöfliche Landesherrschaft blieb intakt und wehrte reformatorische Versuche ab. Der Provinzialminister versuchte im Jahre 1539, die Trierer Universität – neben denjenigen von Köln und Mainz – als Ausbildungsstätte für Ordensbrüder zu stärken und zugleich den Einfluss der lutherischen Reformation zurückzudrängen. Das erste Ziel wurde nicht erreicht, das zweite indes wohl. Jedoch war für die Weiterexistenz der katholischen Konfession weniger das Engagement der Orden als die politische Ausrichtung von Landes- und Stadtherrschaft entscheidend. Da die Stadt Trier ihre Bemühungen um eine reichsunmittelbare Stellung nach dem verlorenen Prozess vor dem Reichskammergericht 1580 endgültig als gescheitert ansehen musste, war ihr spätestens ab diesem Zeitpunkt die Möglichkeit beschnitten, die Reformation einzuführen. Bereits der Versuch des Trierer calvinistischen Predigers Kaspar Olevian im Jahre 1559, Trier für die Reformation zu gewinnen, war fehlgeschlagen. Er scharte zwar einen nicht unbeträchtlichen Anhang um sich, musste aber auf Anweisung von Erzbischof Johann VI. von der Leyen zusammen mit seinen Anhängern auswandern. Die weltliche Herrschaft des Erzbischofs garantierte katholische Konfession und konventuale Existenz. Die Klöster im Erzstift Trier waren nicht bedroht. Das Gefüge der städtischen Klöster veränderte sich indes durch die Ansiedlung der Jesuiten. Sie bezogen im Jahre 1570 auf Anweisung von Erzbischof Jakob von Eltz das bisherige Kloster der Franziskaner, die in ein anderes städtisches Kloster umgesiedelt wurden, und übernahmen Aufgaben, die bisher meist von den Mendikanten ausgeübt wurden, so insbesondere in der Laienseelsorge und in der Universitätslehre. Auch die Trierer Karmeliter verloren einen großen Teil ihres Einflusses in der Stadt. Ihre Lebensweise glich sich stärker der des traditionellen Ordenswesens an; die konventsinterne Pflege von Frömmigkeit und die Feier von Liturgie nahmen gegenüber dem Wirken in Öffentlichkeit einen größeren Platz ein. Gleichwohl setzte sich die Praxis der städtischen und ländlichen Bevölkerung fort, bei den Karmelitern Messen und Totengedächtnisse zu stiften. Die bestehenden Bruderschaften behielten ihre Altäre und feierten in der Karmeliterkirche die Gottesdienste. Ein erneuter Schub reformerischer Bestrebungen ging von der Tourainer Reform aus, deren Keimzelle der Konvent in Rennes (Bretagne) war. Die Bestimmungen zu Fasten und Gebetszeiten wurden verschärft, das Schweigegebot zu gewissen Tageszeiten strikt vorgeschrieben, das gemeinsame und vor allem das persönliche Gebet verpflichtend gemacht. Angestrebt wurde eine introvertierte Frömmigkeit, die sich den Idealen des in der Zeit der Ordensgründung praktizierten eremitischen Lebens annäherte, die „vita contemplativa“ stärker förderte und dabei das aktive Wirken in der Öffentlichkeit zurückstellte. Das General­

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kapitel des Ordens von 1648 beschloss, dass die Konvente der beiden deutschen Provinzen nach der Tourainer Reform umgeformt werden sollten. Trier sollte den Anfang machen. Trotz anfänglichen Widerstandes war die Reform ein Erfolg, der auch dadurch gefördert wurde, dass erprobte Ordensbrüder aus Belgien in den Konvent versetzt wurden. Entwicklung im 17. Jh. Die Stadt Trier und ihr Umland hatten unter den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges und der darauf folgenden Kriege des französischen Königs Ludwigs XIV. erheblich zu leiden. Die Bevölkerung ging stark zurück. Die finanziellen Ressourcen der Karmeliter in Trier sanken. Gleichwohl wurde der Konvent wie auch die anderen drei Konvente der Bettelorden in Trier vom Erzbischof im Jahre 1630 herangezogen, Beiträge zu leisten, um die Kosten für die Verleihung des Palliums durch die päpstliche Kurie zu bestreiten. Am 14. Januar 1678 brach ein großer Brand aus, der Kloster und Kirche in Mitleidenschaft zog. Die Wiederherstellung ließ auf sich warten – nicht verwunderlich angesichts des allgemeinen, auch demographischen Niedergangs der Stadt zu dieser Zeit. Erst der Prior Onesimus vom hl. Paulus ließ nach 1687 die Gebäude wieder herrichten. Die Arbeiten zogen sich bis Ende des Jhs. hin. Der Neubau des Ostflügels des Dormitoriums war erst im April 1700 vollendet. Nachdem 1708 der Südflügel abgetragen worden war, begann im folgenden Jahr ein schneller Wiederaufbau. Auch der Westflügel des Klosters wurde erneuert. Die rege Bautätigkeit ist Anzeichen dafür, dass nach der kriegsbedingten Depression der Stadt seit dem endenden 17. Jh. eine Wiederbelebung konventualen Lebens versucht und erreicht wurde. Die Funktion der Klosterkirche als religiöses Zentrum wurde gestärkt, wenngleich die im späten Mittelalter erreichte Stellung nicht wieder erlangt werden konnte. Pfarrklerus und Jesuiten beschnitten den Einfluss. Die aufklärerisch-philanthropisch ausgerichtete Politik des Trierer Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768–1802) engte den Entfaltungsspielraum weiter ein. Nützlichkeitserwägungen bedrohten Legitimität und Selbstverständnis eines sich auch als kontemplative Gemeinschaft verstehenden Ordens. Die Universität sollte nach den Vorstellungen des Erzbischofs dem Einfluss aller Orden entzogen werden. Aufhebung des Klosters und Verkauf der Gebäude Als die französischen Revolutionstruppen 1794 in Trier einmarschierten, wurden sie von der Bevölkerung begeistert empfangen. Wie in vielen anderen Klöstern der Stadt kam es auch im Karmeliterkloster zu Zerstörungen und Profanierungen, verübt von Einheimischen, weniger von den Soldaten. Neueintritte in den Konvent der Karmeliter wurden verboten. Im Jahre 1802 wurde der Konvent auf Anordnung der Behörden des Saar-Departements der französischen Republik mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Die zu dieser Zeit noch verbliebenen Brüder erhielten Abfindungen und Pensionen oder aber Stellungen als Pfarrgeistliche im Bistum. Die Gebäude wurden an den Trierer Kaufmann Bernasco verkauft, der sie nach und nach bis auf geringe Reste abreißen ließ. Einige Mauerteile wurden in später errichtete Gebäude einbezogen, die

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Wohn- und Geschäftsräume beherbergten. Die Existenz des Konvents war beendet. Eine Wiedergründung im Laufe des 19. und 20. Jhs. wurde nicht versucht. ARCHIV Unter den Trierer Bettelordenskonventen der Männer hat der Karmeliterkonvent den größten Urkundenbestand; aber auch dieser bleibt im Vergleich mit anderen geistlichen Institutionen Triers immer noch recht klein, wie dies für die Mendikanten üblich ist. Die Archivalien wurden nach der Klosteraufhebung dem Stadtarchiv Trier und nach der Eingliederung Triers in die Preußische Rheinprovinz dem Provinzial-Archiv in Koblenz (heute Landeshauptarchiv Koblenz) übergeben. Die Handschriften, auch die liturgischen, kamen in den Besitz der Stadtbibliothek Trier. Neben den im Landeshauptarchiv in Koblenz und im Stadtarchiv von Trier lagernden Urkunden, einem Anniversar von 1765, einem Kopiarbuch des beginnenden 16. Jhs. sowie weiteren Verzeichnissen zu Personal und Besitz aus der frühen Neuzeit bieten die überlieferten Akten der Niederdeutschen Karmeliterprovinz, die im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main lagern, eine kontinuierliche Quellenüberlieferung. Die dort ebenfalls im Original vorhandene handschriftliche Chronik von Jakob Milendunck († 1682) enthält auch Nachrichten über die Trierer Karmeliter. Hinweise auf den Konvent liegen verstreut in weiteren Beständen vor: im Archiv der benachbarten Pfarrei St. Gangolf (jetzt im Trierer Diözesanarchiv gelagert) sowie in den Abrechungsbüchern der Stadt Trier – den sogenannten Rentmeistereirechnungen, welche im Stadtarchiv Trier aufbewahrt sind. Ansonsten gibt es verstreute Belege vor allem in der Überlieferung der anderen Trierer geistlichen Gemeinschaften sowie in den Urkunden und Akten der Trierer Erzbischöfe (meist im Landeshauptarchiv Koblenz verwahrt). Gedruckte Quellen: Heinrich Beyer u. a. (Hg.), UB zur Gesch. der jetzt die Preussischen Regierungsbez. Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. 3 Bde. Koblenz 1860–1874 – Heinrich Denifle, Quellen zur Gelehrtengesch. des Carmelitenordens im 13. und 14. Jh. In: Archiv für Literatur- und Kirchengesch. des Mittelalters 5, 1889, 365–386 – Adam Goerz (Bearb.), Mittelrheinische Reg. oder chronologische Zusammenstellung des Quellenmaterials für die Gesch. der Territorien der beiden Regierungsbez. Coblenz und Trier in kurzen Auszügen. 4 Bde. Koblenz 1876–1886, Nd. Aalen 1974 – Ders. (Bearb.), Reg. der Erzbischöfe zu Trier von Hetti bis Johann II., 814–1503. Trier 1861, Nd. Aalen 1984 – Leonard Keil (Hg.), Akten und Urk. zur Gesch. der Trierer Universität. H. 1: Das Promotionsbuch der Artisten-Fakultät. Trier 1917 (Trierisches Archiv. Ergänzungsh. 16,1) – Johann Chr. Lager, Notizen zur Gesch. der Karmeliter in Trier. In: Trierisches Archiv 16, 1920, 23–28, 42–43, 52–53, 72–74, 104–106, 137–138, 156–158, 174–176, 189–191; 17, 1921, 28–29, 73–76 – Johannes Mötsch (Bearb.), Die Balduineen: Aufbau, Entstehung und Inhalt der Urkundenslg. des Erzbischofs Balduin von Trier. Koblenz 1980 (Veröff. der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 33) – Heinrich Volbert Sauerland (Bearb.), Urk. und Reg. zur Gesch. der Rheinlande aus dem Vatikanischen Archiv. 7 Bde. Bonn 1902–1913 (Publ. der Ges. für Rheinische Gesch.kunde 23).

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BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Heute erinnert im Stadtbild von Trier nichts mehr an das ehemalige Karmeliterkloster. Aber noch im Jahre 1902 waren Reste der Chorapsis, des Hauptschiffes und des linken Nebenschiffes der Kirche beschrieben worden. Erst 1906 wurden dann auch diese Gebäudeteile abgetragen. Die Kirche hatte seit ihrer Erbauung, die sich von der Gründung des Konvents bis zur Mitte des 14. Jhs. erstreckte, eine Länge von ungefähr 60 m und eine Breite von 20 m. Die Fenster hatten ein feingliedriges Maßwerk. Das Hauptschiff war eingewölbt. In dessen Diensten standen zwölf etwa 11,80 bis 11,90 m hohe Apostelfiguren, von denen zwei erhalten geblieben und mit denen im Stadtmuseum Trier aufbewahrten identisch sein könnten. Außerdem befanden sich dort mit Sicherheit eine Figur des hl. Eligius – jetzt in der Pfarrkirche St. Gangolf aufgestellt – und fünf weitere Heiligenfiguren, alle am Ende des 17. Jhs. aus Holz geschnitzt, sowie mehrere Grabdenkmäler, unter ihnen von zwei 1345 verstorbenen, anonym dargestellten Karmelitern. Vor der Aufhebung des Konventes gab es sechs Altäre in der Kirche. Der Haupteingang führte durch einen kleinen Vorhof zur Fleischgasse; eine zweite Tür befand sich im Chor und öffnete sich zu einem Weg zur Dietrichgasse. An das südliche Seitenschiff schloss sich das Klostergebäude an, das sich um einen Kreuzgang gruppierte. Die Erbauungszeit ist mit der der Kirche gleichzusetzen; das Gebäudeensemble erfuhr indes um die Wende zum 18. Jh. eine grundlegende Veränderung. Der Bau behielt dabei weiterhin drei Geschosse. Er war in der Außengestaltung schmucklos und wohl auch im Inneren ohne bedeutenden Aufwand gestaltet worden. PRIOREN Die Amtszeiten der Konventsprioren waren sehr kurz – meist zwischen einem und drei Jahren. Die Prioren wurden ebenso wie die Lehrenden an dem Konventsstudium durch das Provinzkapitel bestimmt. Einige wichtige Stelleninhaber waren: Heinrich 1287 – Nikolaus von Arlon 1339–1342 – Konrad von Altendorf 1388–1390 – Nikolaus von Echternach 1471–1473 – Johann Freitag 1474 – Anton von Breitbach 1500–1505 – Peter von Kues 1533 – Jakob von Kues 1556–1576 – Peter von Kempen 1576–1585 – Peter von Mertzingen 1585–1599 – Winand Winental 1599–1603 – Onesimus vom hl. Paulus 1687–1699. LITERATUR Hans-Hubert Anton/Alfred Haverkamp (Hg.), Trier im Mittelalter. Trier 1996, 418–421, 531–552 (2000 Jahre Trier 2) – Hermann Bunjes u. a. (Hg.), Die Kunstdenkmäler der Stadt Trier. Bd. 3: Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Trier. Düsseldorf 1938, 424–430 (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 13, 3) – Kurt Düwell/Franz Irsigler (Hg.), Trier in der Neuzeit. Trier 1988 (2000 Jahre Trier 3) – Richard Laufner, Die „Elenden-Bruderschaft“ zu Trier im 15. und 16. Jh. Ein Beitrag zur Sozialgesch. der untersten Unterschichten im ausgehenden Mittelalter und der

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frühen Neuzeit. In: Jb. für westdeutsche Landesgesch. 4, 1978, 221–237 – Lickteig, German Carmelites – Jakob Marx, Gesch. des Erzstiftes Trier, d. i. der Stadt Trier und des Trierischen Landes, als Churfürstenthum und als Erzdiöcese, von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1816. 5 Bde. Trier 1858–1864 – Hans-Joachim Schmidt, Bettelorden in Trier. Wirksamkeit und Umfeld im hohen und späten Mittelalter. Trier 1986 (Trierer Hist. Forsch. 10) – Ders., Die Trierer Erzbischöfe und die Reform von Kloster und Stift im 15. Jh. In: Kaspar Elm (Hg.), Reformbemühungen und Observanzbestrebungen im spätmittelalterlichen Ordenswesen. Berlin 1989, 461–501 (Berliner Hist. Stud. 14, Ordensstud. 6) – Ders., Politisches Handeln und politische Programmatik im Dienst der Luxemburger: Daniel von Wichterich, Bischof von Verden (gest. 1364). In: Zs. für Hist. Forsch. 16, 1989, 129–150. Hans-Joachim Schmidt

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Vogelsburg Die Grafen von Castell legten in einer ehemaligen Burganlage eine Grablege für ihre Familie an. Die Ausstattung dieses einzigen Karmelitenklosters in der Diözese Würzburg außerhalb von Städten blieb stets bescheiden. Die üblichen Seelsorgeprobleme konnten nur mit massiver bischöflicher Unterstützung gelöst werden. Ein Gnadenbild in der Klosterkirche machte diese zum Ziel einer lokalen Wallfahrt sowie von Prozessionen. Die Kirche wurde 1525 zerstört, der kleine Konvent löste sich auf. Der Wiederaufbau verlief schleppend, fortan übernahmen die Würzburger Karmeliten die Güterverwaltung. Provinz Deutsche Provinz (um 1288–1291, 1297–1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1545) Diözese Würzburg Lage Außerhalb Volkachs auf einer Anhöhe der Mainschleife gelegen, ca. 100 m über dem Fluss. Patrozinium Patron des Klosters war der hl. Georg. Siegel Das spitzovale Siegel des Konvents zeigt die Umschrift MARIA ORA PRO NOBIS und im Bild den hl. Georg als Drachentöter.1 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Das eigentliche Gründungsjahr des Klosters Mons Dei ist umstritten. Ohne eine genaue Datierung bleibt die Nennung des Konvents „in Vogelspurg prope Volkach“ in einer statistischen Beschreibung der Diözese Würzburg aus der Zeit des Bischofs Albrecht II. von Hohenlohe (1345–1372). Da die vier unterfränkischen Klöster zeitlich geordnet aufgeführt werden, dürfte die Vogelsburg nach Würzburg und vor Neustadt/Saale bzw. Schweinfurt gegründet worden sein.2 In einer frühneuzeitlichen Statistik des Ordenschronisten Jakob Milendunck gehörte die Vogelsburg als 14. zu den 35 ältesten Karmelitenklöstern, in der Reihe der zur Oberdeutschen Provinz zählenden Klöster stand es auf Platz Sechs.3 Nach der Klostertradition soll im Jahre 1282 Graf Hermann II. die im damaligen Besitz der Casteller stehende Vogelsburg über Volkach an den Karmelitenorden übergeben haben, nachdem er – so die Gründungslegende – im Heiligen Land schwer erkrankt war und diese Krisensituation nur nach einem entsprechenden Gelübde überlebte. Dieses Datum überlieferten dann Johannes Trithemius († 1516) und der Generalprokurator Juan Bautista de Lezana († 1659) in seinen Annales Ordinis Carmelitarum; Caspar Bruschius († 1557) bestätigte die Casteller Grafen als Gründer.4 Vermutlich gründete der Orden aber um 1288 ein Kloster Mons Dei – in Erinnerung an den Karmel, wobei die Lage in einer ehemaligen Burganlage sowie abseits von größeren Städten dem Ordensideal eventuell nahe gekommen ist. Als Kirchenpatron diente der hl. Georg.5 Der weitere Ausbau dürfte durch die Casteller Finanzschwierigkeiten, die die Familie in den 1320/1330er Jahren zu umfangreichen Verkäufen zwangen, nur auf bescheidenem Niveau weitergeführt worden sein. Für 1314 findet sich eine Notiz für eine Erweiterung

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der Klosterumfassungsmauern um einen Obstgarten herum; den Maurer soll der Würzburger Prior empfohlen haben.6 Der wirtschaftliche Hauptbesitz lag in zahlreichen Weinbergen. Wegen des Termineibezirks kam es zu Streitigkeiten mit den benachbarten Karmelitenklöstern Bamberg und Würzburg, die der Ordensprovinzial im Januar 1368 beilegte.7 Der von der Ordenstradition als Gründer angesehene Hermann II. († 1285) fand seine letzte Ruhe in der Klosterkirche, ebenso Graf Friedrich IV. († 1325) und Hermann IV. († 1363) im Chor.8 Bei Friedrichs Grabplatte kam es um 1700 zu kuriosen Fehldeutungen: Der im Alter von fünf Jahren Verstorbene soll ein Liebhaber der Jagd gewesen sein, weil auf der Platte eine Figur mit einem Falken in der Hand sowie ein Hund und ein Fuchs dargestellt sind.9 Ob weitere Mitglieder der Familie dort beerdigt wurden, kann nur noch vermutet werden: Anlässlich eines Streites 1499 zwischen den Söhnen um das Begräbnis ihres Vaters, des Grafen Friedrich von Castell, stellte der Markgraf als Schlichter fest, dass „in der Gesellschaft der Ritterschaft“ eine Totenfeier im Ansbacher St. Gumbertusstift stattfinden und dort auch Friedrichs Wappenschild aufgehängt, der Grabstein aber in der Karmelitenkirche errichtet werden sollte.10 Im selben Jahre 1499 verpflichtete sich Graf Jörg von Castell dann für seinen Vater einen Jahrtag abzuhalten. Die Verbindung der Karmeliten zu der unmittelbar benachbarten Kartause Astheim ist auf rein wirtschaftlicher Ebene feststellbar, so anlässlich einer Streitschlichtung um Gemarkungsgrenzen durch den Würzburger Diözesanbischof im April 1469. Hier wurden Graf Wilhelm von Castell und Michael von Schwarzenberg ausdrücklich als Vertreter der Gründerfamilien angesprochen.11 Dabei ging es um eine mit Steinen beschriebene Abgrenzung zwischen der Eschendorfer und der Astheimer Gemarkung, die von Seiten der Vogelsburger Karmeliten überschritten (vberbawt) worden war. Für diese unrechtmäßige Ausdehnung und deren zukünftige Nutzung mussten sie den Kartäusern einen Jahreszins zahlen.12 Verhältnis zu den Würzburger Bischöfen Von bischöflicher Unterstützung ist nur in Verbindung mit dem Würzburger sowie den restlichen Karmelitenklöstern im Bistum die Rede [→ Würzburg]. In einem Rundschreiben Bischof Manegolds von Neuenburg (1287–1303) an die Dekane und Weltpriester im Bistum von 1292 wird von Repressalien gegen die Würzburger wie Vogelsburger Karmeliten berichtet. Er bestätigte die Privilegien der Karmeliten ausdrücklich: Fortan dürften sie ungehindert Messe lesen, Beichte hören und Testamente bzw. Almosen annehmen, freilich vorbehaltlich der Rechte des Pfarrklerus. Diese Maßnahme geschah nur zwei Jahre, nachdem er allen Karmeliten in der Diözese die päpstlichen Privilegien ausdrücklich bestätigt hatte, und zeigt, wie groß der Widerstand des Weltklerus gewesen sein muss, der seine bisherigen Pfarrrechte durch den neuen Orden in Gefahr sah.13 Drei Jahrzehnte später war der Zwist noch nicht überwunden, denn in den Jahren 1318 und 1325 sahen sich die Bischöfe Gottfried von Hohenlohe und Wolfram von Grumbach genötigt, den Vogelsburger und Würzburger Karmeliten wegen ihrer angedeuteten Erfolge in der Seelsorge die bisherigen päpstlichen

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und bischöflichen Privilegien erneut zu bestätigen, dass sie in der gesamten Diözese die Beichte hören und Almosen einnehmen dürften.14 Insgesamt traten die Würzburger Bischöfe als Konservatoren des Karmelitenordens in ihrer Diözese auf und gaben diese Aufgabe an Subdelegierte weiter, auffallend häufig an den Abt des Würzburger Schottenklosters.15 Ebenso transsumierten sie mehrmals eine Schutzbulle Papst Johannes XXII. (1316–1334).16 Wallfahrten und Prozessionen Die Kirche enthielt ein Gnadenbild, eine um 1500 entstandene Darstellung der gekrönten Maria mit Kind. Sie dürfte so zum Zielpunkt einer regionalen Wallfahrt geworden sein. Bereits für 1325 wird von einer alljährlichen Prozession der Escherndorfer Bewohner am Tag Johannes ante portam Latinam (6. Mai) – dem Todestag von Graf Friedrich V. – durch die Gemarkung zur Karmelitenkirche berichtet. Dort wurde dann das Evangelium gesungen und ein Segen erteilt, ehe es wieder zurück ins Maintal ging.17 „Ex traditionibus“, so heißt es unbestimmt um 1700, gab es zu Ostern eine weitere Prozession von Escherndorf herauf, verbunden mit der Austeilung von Osterfladen.18 Stiftungen Über Schenkungen ist relativ wenig bekannt. Um 1400 wird eine Hofschenkung an Prior und Konvent der Vogelsburg erwähnt. Im Jahre 1453 wurde eine Korngülte gestiftet zugunsten der Abhaltung eines Gottesdienstes an jedem Samstag. Im Oktober 1497 schenkte ein Heinz von Weinckheimb zum Schwanberg den Frauenbrüdern einen Zins von Fastnachtshühnern sowie die Lehensrechte auf Weinberge in der Northeimer Gemarkung. Im Gegenzuge wurde er in die „confraternitas S. Scapularis“ aufgenommen.19 Ende des 15. Jhs. kam es zu Auseinandersetzungen des Klosters mit der Gemeinde Escherndorf. Diese hatte ein den Karmeliten gehörendes Haus am heutigen Kirchplatz, wohl aus Platzgründen, abreißen lassen, ohne um Erlaubnis gefragt zu haben. Ferner ging es um Abgabenbefreiungen auf Weingärten. Beide Probleme konnten – zumindest vorübergehend – 1474 unter Vermittlung der Stadt Volkach dahingehend gelöst werden, dass Escherndorf für sein Vorgehen den Karmeliten eine Abstandssumme bezahlte.20 Zerstörungen in der Reformationszeit Während des Bauernkrieges wurde das Kloster von Bauern aus eben diesem benachbarten Escherndorf am 1. Mai 1525 weitgehend zerstört, die Bücher und das Archiv vernichtet. Eine Urkunde vom Oktober 1537 berichtet darüber: „… nachdem sich zugetragen hat das in der bewerischen auffrur vnser closterlein auff der Vogelsburg sünst der Gottesberg genant bemelts ordens Würtzburger bisthümbs ober Escherdorff vnd der Carthausen marck gelegen am Mein, ist in seynem, als kyrchen vnd ander nach notdurfft erbauet, gebauet gewest, zerrissen, verwüst vnd darzu verbrent durch dy gemein des dorffs zu Escherndorff worden“.21 Einer anderen Überlieferung aus dem 18. Jh. zufolge sollen drei Konventualen vorübergehend in der Sakristei ausgeharrt haben.22

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Der Konvent löste sich während der Reformationszeit zum größten Teil auf.23 Dieser Entwicklung konnte Andreas Stoß als Provinzial der Oberdeutschen Provinz trotz hohen Engagements nur wenig entgegensetzen. Mit Hilfe eines Darlehens von 190 fl wollte Stoß das Kloster wieder aufbauen. Dies gelang lediglich im kleinen Rahmen, für kurze Zeit wurde ein Hospiz errichtet.24 Die Rechnungen des Priors für die Jahre 1531 und 1532 geben einen anschaulichen Einblick in die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse. Das Kloster hatte erhebliche Einnahmeverluste, da viele Bauern ihre Abgaben nicht mehr entrichteten.25 Bei der Visitation am 15. August 1534 fand der Provinzial Andreas Stoß außer dem Prior Johannes Kaul keinen weiteren Konventualen mehr vor. Für dessen Eigenwirtschaft waren eine Köchin und ein Kuhhirt angestellt. Wegen der ausbleibenden Zins- und Renteinnahmen waren Verkäufe, wie etwa der eines Weinzinses im März 1536, zur Sicherung des Lebensunterhalts nötig.26 Bei einem weiteren Besuch traf Stoß 1535 nur noch laikale Beschäftigte an, die die klostereigenen Weinberge bestellten. Die Schuldenlast blieb erdrückend, sodass Stoß 1537 gezwungen war, einen Weinberg zu verkaufen, um die Arbeiter bezahlen und die Schulden tilgen zu können.27 Nach dem Tod von Prior Heinrich Kaudler 1537 wurde der bisherige Weinbergverwalter Johannes Sturm von Stoß zum Verweser des Gesamtbesitzes ernannt. Zu diesem Zeitpunkt gab es weder einen Prior noch ein wieder aufgebautes Kloster.28 Provinzial Andreas Stoß bat 1537 den Würzburger Bischof Konrad von Thüngen um Bereitstellung eines Weltpriesters zur Verwaltung des Klosters, da eigene Leute fehlten. Ein Jahr später konnte Stoß jedoch einen ausgetretenen Karmeliten wieder aufnehmen und auf die Vogelsburg transferieren.29 Im übrigen erbrachte sein Hilferuf an den Bischof, den Stoß über dessen Sekretär Lorenz Fries übersandte, nur den Rat, den Besitz zu verpachten, was auch der Casteller Patronatsherr in Erwägung zog. Nach einer Bestandsaufnahme der Liegenschaften und der Ansprüche der Gläubiger verpachtete der Provinzial am 9. November 1537 den Gesamtbesitz auf 12 Jahre an Georg Weischenfelder d. J. Neben den Abgaben hatte der Pächter für einen Gottesdienst alle zwei bis drei Wochen zu sorgen, den ein Karmelit aus Würzburg übernehmen sollte. Auch das Patroziniumsfest am Tag des hl. Georg (23. April) war feierlich zu begehen.30 Im Jahre 1546 gibt es erste positive Hinweise, denn zu diesem Zeitpunkt wurde ein Haus für den Klostervogt und den Weingartenknecht errichtet, das 1645 vergrößert worden sein soll.31 Ämter Hinweise auf einen Lektor fehlen in den Provinzakten. Im Jahr 1517 wurde die Besetzung des Priorenamtes durch den Provinzial vorgenommen.32 Als Definitoren lassen sich Vogelsburger Prioren gelegentlich auf den Provinzkapiteln nachweisen. Besonders Johannes Lubach taucht mehrfach in diesem Amt auf.33 Karmeliten mit einem Studium sind auf der Vogelsburg selten: Die Prioren Johannes Tinctoris, Wilhelmus Rabs und Petrus Schweicker waren einige der wenigen.34 Status seit dem 16. Jh. Seit 1545 hatte die Niederlassung den Status einer Filiale des Würzburger Karmelitenklosters (bis 1802) [→ Würzburg]. Zumindest im 18. Jh.

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war die Vogelsburg nicht mehr besetzt.35 Dennoch scheint der Weinbergbesitz nach wie vor für eine Bewirtschaftung attraktiv gewesen zu sein. Im Jahr 1564 wurde ein Winzerhaus (Kelterei?) neu gebaut, das 1645 zerstört und 1700 wieder errichtet wurde.36 Die Zahl der Verlehnungen von klösterlichen Weinbergen an Bauern aus der Umgebung ist für das ausgehende 16. Jh. in größerer Zahl greifbar.37 Gleichzeitig wurde die Vogelsburger Gemarkung im 17. Jh. abermals umschrieben, nachdem sie 1599 mit 22 Steinen markiert worden war.38 Mit den Escherndorfer Winzern kam es wegen deren Rechtsansprüchen zu einem unbekannten Zeitpunkt erneut zum Streit, u. a. um eine Abgabenbefreiung während der Zeit der Neuanlegung eines Weinberges, was aber von Würzburg kategorisch abgewiesen wurde.39 Ebenfalls amtierte ein Klostervogt auf der Vogelsburg, 1599 Erhardt Schmidt, 1625 ist es mit Michael Kraus ein gewesener „arbeiter vndt vogd“, 1647 ist ein Nikolaus Grausser nachweisbar.40 Andererseits hören wir vom Jahre 1649, dass die Vogelsburg zusammen mit den Zinsen aus dem ehemaligen Schweinfurter Karmelitenkloster ‚nur‘ 53 fl 18d eingebracht haben soll. Bereits seit 1633 sei das Vogelsburger Kloster erneut zerstört gewesen.41 In den 1670er und 1680er Jahren ist von Verkäufen von Weinbergen an das Kloster die Rede,42 sodass diese Zerstörung keine dauerhaft einschneidenden Veränderungen gehabt haben kann. Von 1650 bis 1666 war der aus der Niederdeutschen Provinz stammende Karmelit Wilhelm Hutting als Pfarrseelsorger in Escherndorf, Prosselsheim, Püssensheim und Dipbach eingesetzt. Er soll seine Aufgaben „summa cum laude“ erfüllt haben.43 Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass der Pfarrer von Escherndorf keine Ansprüche auf Sakramentenspendung in der Klosterkirche habe. Diese sei, ebenso wie die Klosterangehörigen, von der Pfarrei exemt.44 Die Grafen von Castell haben sich auch nach dem Übertritt zum Protestantismus um ihre frühere Grablege gekümmert. Graf Heinrich IV. († 1595) ließ das Grab des Fundators öffnen, 1703 wurden die Grabsteine in die neue Kirche (s. u.) gebracht.45 Zu diesem Zeitpunkt wurde das Stiftergrab im Zuge eines Kirchenneubaus erneuert und die Gebeine umgebettet.46 Die Säkularisation des Würzburger Karmels [→ Würzburg] brachte dann auch das Ende der Vogelsburger Dependance. Nach mehreren Besitzerwechseln wird seit 1957 die Anlage von Augustinerinnen bewohnt und genutzt. ARCHIV Das Klosterarchiv ist bei den Zerstörungen von 1525 weitgehend vernichtet worden. Einzelbetreffe aus dem Vogelsburger Archiv finden sich im Staatsarchiv Würzburg: Würzburger Urkunden 3/76, 108/128, 108/130, 108/138, 108/139, 108/142, 108/143, 108/151, 108/152, 108/159, 108/165, 108/168 – Standbuch 659, 663, 683, 684, 689, 690, 692, 695 – Rechnungen 39140, 44627, 44628 – Gebrechenamt IV W 545, V W 33 – Lehenssachen Nr. 714 sowie auch in der Universitätsbibliothek Würzburg, M.ch.f. 264. Im Diözesanarchiv Würzburg findet sich im Bestand „Klöster und Stifte. Neustadt und Vogelsburg“ lediglich ein Blatt aus dem 18. Jh. mit chronologischen Notizen zur Geschichte des Ordens. Das Fürstlich Castell’sche Ar-

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chiv in Castell enthält einen Betreff zur Vogelsburg: Hausarchiv XIII F 15, Nr. B VIII 113. Aus der Mitte des 17. Jhs. stammt ein Lehensregister aller Besitzungen sowie eine Geschichte der Vogelsburger Niederlassung bis 1687. Allerdings ist hier Vorsicht geboten und kritisch zu prüfen, ob die im Staatsarchiv Würzburg (Standbuch 695) als Vogelsburger Provenienz bezeichneten Archivalien dem Kloster tatsächlich zugeordnet werden dürfen: Schon die weite Streuung der Lehengüter am gesamten Maindreieck macht stutzig. Sie seien nachweisbar in Binsfeld, Bütthard, Eßleben, Heidingsfeld, Hergolshausen, Himmelstadt, Karlstadt, Kürnach, Laudenbach, Lindflur, Retzbach, Roden, Rottendorf, Stettbach, Thüngersheim und Versbach. Mit dem Zisterzienserkloster Ebrach gab es Auseinandersetzungen um Lehengüter in mehreren Dörfern. Allerdings kann die Besitzaufzählung nicht auf die Vogelsburg bezogen werden, wie die Herkunftsgeschichten des aufgeführten Besitzes und – bei Himmelstadt – der eindeutige Bezug auf die Würzburger Karmeliten zeigen. Das Gütlein in Binsfeld entsprang einer Jahrtagstiftung von 1515, die an den Würzburger Prior Simon Fries und den damaligen Konvent ging. Der Hof in Stettbach wie der Ulmer Hof in Eßleben sowie die Lehengüter in Hergolshausen entstammten aus ehemaligen Schweinfurter Karmelitenbesitzungen, die Mitte des 16. Jhs. „incorporata sunt ad conventum Herbipolensem“. Das zweite Gut in Stettbach sei „würtzburgische(s) Carmeliter lehegutt“, das letztlich 1502 als Jahrtagstiftung eines Würzburger Bürgers in Karmelitenbesitz kam. Die Herkunft der Abgaben aus Heidingsfeld sei völlig unbekannt. Die übrigen Besitzungen fußen meist auf Jahrtagstiftungen von Adeligen (u.a. Grumbach, Zobel), die wiederum auf Würzburg verweisen. Alles in allem erscheint die Zuordnung aller Güter in dem mit „Vogelsburg“ betitelten Standbuch des Staatsarchivs Würzburg auf einem Irrtum zu beruhen. Sie wurde nicht von den Archivaren des Würzburger Karmelitenkonvents selbst vorgenommen, sondern entstammt einer mit großer Wahrscheinlichkeit falschen Zuordnung im Staatsarchiv Würzburg.47 Gegen die Vogelsburger und für die Würzburger Provenienz spricht auch der Streit um ehemalige Schweinfurter Güter, die von dessen Gründerin bereits gestiftet worden waren, der ebenfalls in diesem Kopialbuch enthalten ist.48 Letztlich allein auf die Vogelsburg beziehen sich die „Acta de origine et processu monasterii Vogelspurgensis“, eine chronologisch angeordnete Regestensammlung von Urkunden, die sich aller Wahrscheinlichkeit nach im Würzburger Karmelitenarchiv (Ordnungsschema: Lit. A – Nummer) befunden haben dürften.49 BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Von der früheren Anlage hat sich nur wenig erhalten. Ein spätgotischer Umbau, dessen Chorteil die heutige Kirche umfasst, soll nach einem Schlussstein zufolge 1497 vollendet worden sein.50 Der Bau könnte eine Reaktion auf eine zunehmende lokale Wallfahrt zu einem Muttergottes-Gnadenbild gewesen sein. Über den Wiederaufbau nach 1525 lässt sich kaum Verlässliches sagen, um 1702/1704 wurde die Kirche noch einmal renoviert.51 Eine Zeichnung von 1710 zeigt die Reste der ur-

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sprünglichen Klosteranlage mit der neuen Kirche in einer größeren spätgotischen Ruine stehend und einem Wohnhaus, allerdings fällt eine Interpretation der nicht realitätsgetreuen Darstellung schwer.52 In der Kirche selbst sollen sich ein Muttergottesaltar mit einem Bild der Zerstörung von 1525 sowie „schön gearbeitete“ Chorstühle befunden haben.53 Der um 1700 entstandene Altar kam nach der Säkularisation in die Kirche des benachbarten Ortes Köhler.54 Das Gnadenbild wurde zu Beginn des 18. Jhs. zunächst in den Würzburger Domkreuzgang transferiert, seit 1797 befindet es sich in der Gnadenkapelle des Käppele/Würzburg. Die drei castell’schen Grabdenkmäler wurden 1805 durch die Initiative des castell’schen Archivars Wilhelm Viehbeck in die Rüdenhäuser Kirche gebracht. PRIOREN Henricus de Hohenburg55 1314 – Hartmann von Fulda56 1368, 1369 – Conradus (von Langheim)57 1427 – Henricus Zirl58 1428–1431 – Johannes Auerbach59 1432–1434 – Henricus Zirl60 1435–1438 – Wortwinus61 1439–1440 – Kilianus (von Sal)62 1441 – Andreas Hertlein63 1443 – Friedrich von Schwabach64 1447–1449 – Johannes Röttelsee65 1451 – Petrus Stockheim(er)66 1452–1454 – Friedrich von Schwabach67 1456 – Petrus Stockheim68 1458–1464 – Petrus Plum69 1467 – Johannes Tinctoris70 1469–1475 – Johannes Luppach (Luopach) von Weißenburg71 1478–1502 – Johannes Zollinger72 1505–1510 – Petrus Schweicker73 1513–1514 – Johannes Thurenhofer74 1519 – Wilhelm Rabs75 1522–1529 – Johannes Gassman/Goßmann76 1530 – Laurenz Viereckel, Fr. Kaiser77 1530–1532? – Lukas Arnold78 1532 – Johannes Kirchner79 1532–1534 – Johannes Kaul80 1534–1536 – Heinrich Kaudler81 1536–1537 – Johannes Kaul82 1545. LITERATUR Deckert, Oberdeutsche Provinz – Deckert/Hösler, Acta, 92–97 – Helmut Flachenecker, Die Karmeliten oder Frauenbrüder im Hochstift Würzburg. In: Jb. für Fränkische Landesforsch. 69, 2009, 25–41 – Hans Karlinger, Vogelsburg. In: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, 3/8 Bez.amt Gerolzhofen. München 1913, Nd. 1983, 234 – Christian Pescheck (Hg.), Die Vogelsburg in der Volkacher Mainschleife. Würzburg 1971 (Mainfränkische Heimatkunde 16) – Meinrad Sehi, Die Bettelorden in der Seelsorgsgesch. der Stadt und des Bistums Würzburg bis zum Konzil von Trient. Eine Untersuchung über die Mendikantenseelsorge unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Würzburg. Würzburg 1981 (Forsch. zur fränkischen Kirchen- und Theologiegesch. 8) – Smet, Karmeliten, 299–306 – Aemilius Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis. St. Blasien 1794, 510 – Georg Walter, Vogelsburg bei Volkach. Volkach 1932. 1 Scherzer, Gesch. In: Pescheck, Vogelsburg, 39f. – Ein solches Siegel findet sich beispielsweise in StA Würzburg WU 108/130 (31.10.1537).  –  2 Anton Ruland, Die Ebracher Handschrift des Michael de Leone. In: Archiv des Hist. Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg 13, 1855, 111–120, hier 147.  –  3 ISF KB 46, fol. 19r; StA Würzburg, Standbuch 695, 165f. (dort wird auf

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Trithemius, Lezana und Bruschius verwiesen), 184f. (erneut Bruschius), 238 (Datum ohne Beleg).  –  4 Martini, Carmel 2, 470.   –  5 1282 als Gründungsjahr auch bei DiözesanA Würzburg. Klöster und Stifte. Neustadt und Vogelsburg: Chronologisch geordneter Auszug aus der Gesch. des Klosters Vogelsburg (1282–1700); Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 510; Friedrich Stein, Gesch. der Grafen und Herren von Castell von ihrem ersten Auftreten bis zum Beginne der neuen Zeit 1058– 1528. Schweinfurt 1892, 88–90. Vgl. auch Wilhelm Engel, Haus und Herrschaft Castell in der fränkischen Gesch. In: Castell. Beiträge zu Kultur und Gesch. von Haus und Herrschaft (Neujahrsbll. 24, 1952), 1–18, hier 5; Karlinger, Vogelsburg, 234; Peter Endrich, Bergbefestigungen am Main. In: Mainfränkisches Jb. 16, 1964, 290–293; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 23; Scherzer, Gesch. In: Pescheck, Vogelsburg, 38–40.  –  6 StA Würzburg, Standbuch 695, 166f., 238; Arnold, Kunstgesch. In: Pescheck, Vogelsburg, 49.  –  7 StA Würzburg, Standbuch 695, 170.  –  8 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 361v (mit Abschrift der Grabinschrift Friedrichs IV. bzw. Hermanns); ebenso DiözesanA Würzburg, Klöster und Stifte. Neustadt und Vogelsburg: Chronologisch geordneter Auszug aus der Gesch. des Klosters Vogelsburg (1282–1700); StA Würzburg, Standbuch 695, 168 (mit falschem Datum 1343 statt 1363). – Der Grabstein Friedrichs, der als Fünfjähriger starb, zeigt ein spielendes Kind mit Hunden und Vögeln. – Beschreibung der Grabmäler bei Arnold, Kunstgesch. In: Pescheck, Vogelsburg, 48f.  –  9 StA Würzburg Standbuch 695, 168: „Venator quidam peritissimus nuper haec videns dicebat, dis bedeutet die freye jächtbarkeit vnd müste dieser graff ein liebhaber der jacht gewesen sein“.  –  10 Pius Wittmann, Mon. Castellana. UB zur Gesch. des fränkischen Dynastengeschlechtes der Grafen und Herren von Castell 1057–1546. München 1890, 398f. Nr. 218 (17.1.1499).  –  11 Ebd., 279, Nr. 600. – Am 5.5.1478 war Sigmund von Schwarzenberg in einer Auseinandersetzung mit der Kartause um den Zehnt in der Pfarrei Dammsdorf: der Zehnt war ein castell‘sches Lehen in schwarzenbergischen Händen (ebd., 379, Nr. 125).  –  12 StA Würzburg, WU 3/76 (8.4.1469, beglaubigt 5.5.1469); StA Würzburg, Standbuch 692, 168–171 (8.4.1469): Die versteinte Grenze lief an „dem weingartten zwischen den von Escherndorff vndt den von Astheimb vndt dan von dem steine ahn ob dem Pumpfraw graben, der do ausgestossen vndt jetzo von neuen gesetzt werden soll bei dem wege ahn der Vogelspurg fürter hinab durch dass holz gegen dem Mayn wartß, vndt von den von Vogelspurg holz den Meyn hinauff ahn denselben von Vogelspurg holz gehen Kaltenhaussen warths biss ahn den lezten stein. Vndt was innerhalb solcher stayn gehn Astheim warths ist, solle der von Astheimb marckh sein vndt heissen, der von der Vogelspurg vnd ihrer nachkommen eintrag halben, doch sollen vndt mögen sich die von der Vogelspurg der weege vndt stäige zu dem ihren gebrauchen ir zu zeiten vnd in massen sich die von Astheim der zu den ihren gebrauchen vngefährlichen“. – StA Würzburg, Standbuch 695, 171 (Reg.).  –  13 ISF KB 46, fol. 17v (Kurzregest; das Original war in der Frühen Neuzeit im Archiv des Würzburger Karmels); StA Würzburg, Standbuch 695, 166; Sehi, Bettelorden, 171f., 227.  –  14 Mon. Boica 39, 263f., Nr. 128 (3.3.1325); StA Würzburg, Standbuch 695, 167; generell Sehi, Bettelorden, 117f., 266; Hinweis bei Scherzer, Gesch. In: Pescheck, Vogelsburg, 42.  –  15 StA Würzburg, Standbuch 695, 168 (1343), 169 (1346), 177 (1509).  –  16 Ebd., 169 (1400), 172 (1495).  –  17 Ebd., 168.  –  18 Ebd., 186f.  –  19 StA Würzburg, Standbuch 692, 136–138 (2.10.1497); StA Würzburg, Standbuch 695, 169 (1400), 170 (1453), 172 (1497).  –  20 Ebd., 171f. (1474).  –  21 StA Würzburg, WU 108/130 (31.10.1537).  –  22 StA Würzburg, Standbuch 695, 180.  –  23 Ebd., 177f.; DiözesanA Würzburg, Klöster und Stifte. Neustadt und Vogelsburg: Chronologisch geordneter Auszug aus der Gesch. des Klosters Vogelsburg (1282–1700).  –  24 Grundsätzlich Deckert/Hösler, Acta, 93–97; Hinweise bei Smet, Karmeliten, 295.  –  25 StA Würzburg, Rechnungen 44627, 44628.  –  26 StA Würzburg, WU 108/128 (19.3.1536); StA Würzburg, Standbuch 695, 180 (Regest).  –  27 Smet, Karmeliten, 303, 305.  –  28 StA Würzburg, WU 108/130 (31.10.1537).  –  29 Deckert/Hösler, Acta, 94; Smet, Karmeliten, 305f.  –  30 Deckert/Hösler, Acta, 96.  –  31 StA Würzburg, Standbuch 695, 180.  –  32 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 326.  –  33 Ebd., mehrfach zwischen 237–320. Zum Amt des Definitors ebd., 68–70.  –  34 Ebd., 168, 203; StA Würzburg, Standbuch 695, 172: „Johann Tinctoris baculaureus formatus prior s. Georgen closters auff der Vogelsburg“.  –  35 UnivB Würzburg, M. h.f. 264, fol. 361v.  –  36 DiözesanA Würzburg, Klöster und Stifte. Neustadt und Vogelsburg: Chronologisch geordne-

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ter Auszug aus der Gesch. des Klosters Vogelsburg (1282–1700). Hinweise auf Ausgaben für Decken, Fenster und Öfen (1564) bei Scherzer, Gesch. In: Pescheck, Vogelsburg, 44.  –  37 StA Würzburg, WU 108/138 (12.1.1572 bzw. 18.3.1578 [Abschriften]), 108/139 (1578), 108/142 (6.10.1592), 108/143 (6.10.1592).  –  38 StA Würzburg, WU 108/151.  –  39 StA Würzburg, Standbuch 695, 1940–194 (Gemarkung), 195f. (Rechtsansprüche).  –  40 StA Würzburg, Standbuch 692, 105–107 (11.2.1599) [Original ebd. WU 108/152], 158–160 (6.4.1625), 166–168 (21.1.1647).  –  41 Johannes Baier, Gesch. der beiden Karmelitenklöster mit besonderer Berücksichtigung des ehemaligen Reuerinnenklosters in Würzburg. Würzburg 1902, 39.  –  42 StA Würzburg, WU 108/165 (12.10.1674), 108/168 (5.3.1684).  –  43 StA Würzburg, Standbuch 695, 182; DiözesanA Würzburg, Klöster und Stifte. Neustadt und Vogelsburg: Chronologisch geordneter Auszug aus der Gesch. des Klosters Vogelsburg (1282– 1700).  –  44 StA Würzburg, Standbuch 695, 182.  –  45 Ebd., 200 (1703); Arnold, Kunstgesch. In: Pescheck, Vogelsburg, 50.  –  46 DiözesanA Würzburg, Klöster und Stifte. Neustadt und Vogelsburg: Chronologisch geordneter Auszug aus der Gesch. des Klosters Vogelsburg (1282–1700); Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 510.  –  47 StA Würzburg, Standbuch 695,1 (Binsfeld), 5f. (Stettbach), 13 (Heidingsfeld), 29 (Eßleben), 61 (Hergolshausen), 73 (Versbach), 84 (Rottendorf), 87 (Retz­ bach), 91 (Himmelstadt), 106 Thüngersheim, 129 (Roden), 138 (Laudenbach), 141 (Kürnach), 151 (Lintflur), 157 (Bütthard).  –  48 Ebd., 207–236 (1700).  –  49 Ebd., 165–185.  –  50 Ebd., 173.  –  51 Ebd., 188 (1702).  –  52 Abbildungen in Pescheck, Vogelsburg, 37, 47. Zur Interpretation Arnold, Kunstgesch. In: ebd., 50f.  –  53 Mitteilung bei Martini, Carmel 2, 472.  – 54 Arnold, Kunstgesch. In: Pescheck, Vogelsburg, 52.  –  55 StA Würzburg, Standbuch 695, 166; DiözesanA Würzburg, Klöster und Stifte. Neustadt und Vogelsburg: Chronologisch geordneter Auszug aus der Gesch. des Klosters Vogelsburg (1282–1700).  –  56 StA Würzburg, Standbuch 695, 170 (1368); ISF KB 46, fol. 459v, 465v (17.1.1368); Stein, Mon., 115f., Nr. 116 (17.1.1368); 121f., Nr. 122 (19.3.1369).  –  57 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 357.  –  58 Ebd., 357f.  –  59 Ebd., 358f.  –  60 StA Würzburg, Standbuch 695, 172 (1474, als „Baculareus formatus“ bezeichnet); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 359.  –  61 Ebd., 360.  –  62 Ebd.  –  63 Ebd.  –  64 Ebd., 361.  –  65 Ebd.  –  66 Ebd., 361f.  –  67 Ebd., 362.  –  68 Ebd., 362f.  –  69 Ebd., 363.  –  70 Ebd., 363f.  –  71 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 361v; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 365f.  –  72 Ebd., 367.  –  73 Ebd., 367f.  –  74 Ebd., 368.  –  75 Ebd., 368f.  –  76 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 360v, 361v; Deckert/Hösler, Acta, 93, 97: nach 1526, sicher ab 1528. Steht daher im Widerspruch zu den Angaben für den vorhergehenden Prior.  –  77 Deckert/Hösler, Acta, 97: Namen und Jahreszahlen bleiben unsicher.  –  78 Ebd.  –  79 Ebd., 94, 97; bei Smet, Karmeliten, 299 wird ein Wolfgang Bruckner genannt, was unklar bleibt, weil hier im Buch ein Druckfehler bzw. Zeilenwiederholung vorliegt.  –  80 StA Würzburg, WU 108/128 (19.3.1536); Deckert/Hösler, Acta, 94, 97: Kaudler starb am 3.5.1537; Smet, Karmeliten, 299, 303; von Provinzial Stoß aus Schweinfurt auf die Vogelsburg transferiert.  –  81 Deckert/Hösler, Acta, 94, 97; Smet, Karmeliten, 303f.; von Provinzial Stoß aus Bamberg hierher transferiert. Nach Deckert/Hösler sei er der letzte Prior gewesen!  –  82 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 23.

Helmut Flachenecker

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Weinheim Die Geschichte des Karmeliterklosters in Weinheim (um 1293–1802) spiegelt in der Reformationszeit die wechselnden politischen und konfessionellen Verhältnisse der Kurpfalz wider. Die Karmeliter wurden nicht nur in der Reformation vertrieben, sondern im 17. Jh. je nach der konfessionellen Lage in der Kurpfalz (Dreißigjähriger Krieg, Pfälzischer Erbfolgekrieg) wieder eingesetzt, erneut vertrieben und schließlich sogar mit Waffengewalt wieder in ihren Klosterbesitz gebracht. Das Kloster in Weinheim ist damit ein Zeuge des konfessionellen Ringens in der Kurpfalz seit der Reformation bis 1802, als es im Zuge der Säkularisation endgültig aufgehoben wurde. Provinz Deutsche Provinz (1297–1318, 1327–1348), Niederdeutsche Provinz (bis 1297, 1318–1327, 1348–1802) Diözese Worms Lage Kloster und Kirche der Karmeliter befanden sich in zentraler Lage und in der unmittelbaren Nachbarschaft des kurfürstlichen Schlosses am oberen Ende des Marktplatzes. An der Stelle der abgebrochenen gotischen Klosterkirche ist die heutige Laurentiuskirche 1911–1913 im Stil des oberitalienischen Barock erbaut worden. Die heutige Pfarrei St. Laurentius umfasst das Stadtgebiet südlich der ­Weschnitz und östlich der Bahnlinie. Ein dreigeschossiges Gebäude, das aus dem ehemaligen Kloster hervorging, wird gegenwärtig als katholisches Pfarrhaus und Pfarrzentrum genutzt.1 Patrozinium Patronin von Kloster und Kirche war ursprünglich die Jungfrau Maria; nach 1700 löste der hl. Laurentius sie ab. Siegel Abdrücke des Konvents- wie auch des Prioratssiegels haben sich nicht erhalten. Das „Archivilogium Rheno-Carmelitanum“ von 1692 teilt lediglich mit, dass die Siegel „vor alters“ geändert wurden.2 Würdtwein schreibt, das erste Siegel des Weinheimer Klosters habe das Bild der Jungfrau Maria gezeigt.3 Der Gründer des Klosters, Ritter Gutelmann von Weinheim, gehörte der Weinheimer Stadtaristokratie an. Das Wappenzeichen dieser Familie war die Weinleiter, die bis heute Bestandteil des Weinheimer Stadtwappens ist.4 Nach der Chronik des Ordenshistorikers Jakob Milendunck wurde das Wappen mit der Weinleiter am ersten Klostergebäude angebracht.5 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Die Gründung des Karmeliterklosters in Weinheim geht auf den Ritter Gutelmann von Weinheim, einen Wormser Ministerialen, und seine Frau Hedwig Swende († 1293) zurück. Sie ließen mit Erlaubnis des Bischofs von Worms (Eberhard II. oder Emicho) und des Pfarrers der Weinheimer Altstadt (Dorf) die Kapelle Maria in Campis in der Weinheimer Neustadt zu einer Kirche für einen Konvent ausbauen.6 Pfalzgraf Ludwig II. (1253–1294), der Stadtherr der von ihm um 1264 gegründeten Stadt Weinheim (Neustadt), gab seine Erlaubnis zur Gründung des Konvents.7 Eine Stiftungsurkunde ist nicht

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überliefert, sodass sich die Umstände der Gründung nicht hinreichend klären lassen. Weiterhin bedarf auch die Frage nach dem Quellenwert einer (angeblichen) Bestätigung der Stiftungsurkunde durch Papst Clemens V. mit einer auf den 18. Juli 1310 datierten Bulle noch eingehender Untersuchungen. Die päpstliche Bulle ist nicht in einer originalen Ausfertigung, sondern lediglich abschriftlich überliefert.8 Benedikt Zimmerman hat nach eingehender Analyse des Urkundeninhalts die Ansicht vertreten, dass es sich bei dieser Abschrift um eine Fälschung des 17. Jhs. handelt, welche Besitzansprüche der Karmeliter rechtlich absichern sollte, während Gabriel Wessels die Echtheitsfrage mit dem Hinweis auf mögliche Schwächen in Zimmermans Argumentation eher positiv beantwortet.9 Dennoch spricht alles dafür, mit Zimmerman die Bulle für eine Fälschung zu halten, die einer Absicherung der Rechtsposition des Weinheimer Konvents dienen sollte. In erster Linie wurde sie dazu benutzt, die drohende Säkularisation des Klosters im Jahr 1802 abzuwehren bzw. die verlorenen Güter zu restituieren. In dem Rechtsgutachten eines anonymen Verfassers,10 der wohl dem Orden nahestand, wird dazu die Position vertreten: Dem Kloster sind von mehreren edlen Familien die Pfründen gestiftet worden, die in der Bulle Clemens V. im Einzelnen bestätigt werden. Daraus leitet sich ein rechtmäßiger Eigentumsanspruch des Klosters ab, „den keine Gewalt zernichtet“.11 Die entschädigungslose Klosteraufhebung durch den Staat ist „Raub, welche Benennung man ihr auch geben mag“.12 Der Verfasser des Gutachtens spricht sich grundsätzlich gegen die Aufhebung der Klöster aus. Folgt man Clemens Martini, so spricht für eine Gründung des Klosters vor 1310 der Umstand, dass in der Stiftungsurkunde bereits ein wohlgeordneter Konvent mit Lektor, Novizenmeister etc. erscheint. „All diese Ämter wären nicht in einem Hause gewesen, welches erst im Entstehen war, sondern setzen schon einige Jahre geordneten Klosterlebens voraus“.13 Auch das spricht für eine Gründung in den 1290er Jahren, womit „der Weinheimer Karmeliterkonvent eine der ältesten klö­ sterlichen Einrichtungen der Pfalzgrafschaft“14 darstellen dürfte. Aus den ersten 90 Jahren des Konvents gibt es keine Nachrichten. Für das Jahr 1384 teilt Jakob Milendunck in seiner im 17. Jh. verfassten Chronik die Zusammensetzung des Konvents mit: Prior Johannes von Immenhusen und Subprior Johannes von Kirchberg. Als weitere Brüder nennt er Johannes von Turckheim, Johannes von Aquis, Johannes von Ladeburg, Ulrich von Weinheim, Emericus, Nikolaus von dem Kloster, „Hatzelinus“, Ludwig von Wolfhagen, Reinhold von Geisheim, ins­gesamt ein Prior und zehn Mitglieder.15 Es ist anzunehmen, dass die Karmeliter die Seelsorge in der Neustadt übernahmen, die ohne eigene Pfarrkirche blieb und zur Pfarrei St. Peter in der Altstadt (Dorf) Weinheim gehörte (Alt- und Neustadt wurden im 15. Jh. zu einer Stadt zusammengefasst). Es fielen ihnen auch zahlreiche Stiftungen zu. Die Klosterkirche wurde zur Familiengrablege vornehmer Familien (z. B. Swende und Ulner).16 So ist für das Jahr 1293 überliefert, dass die Stifterin Hedwig Swende in der Kirche bestattet wurde.17 Für das hohe Ansehen der Karmeliter in Weinheim spricht auch

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die Tatsache, dass sie in vorreformatorischer Zeit in ihrem Anniversarienbuch über 300 Jahrgedächtnisse verzeichnen konnten.18 Aufhebung in der Reformations- und Folgezeit In der Reformationszeit geriet das Weinheimer Karmeliterkloster in die politischen und konfessionellen Auseinandersetzungen in der Kurpfalz. Erste Anzeichen dafür sind bereits am 28. August 1523 zu beobachten, als der Schultheiß und die Schöffen zu Weinheim auf Befehl des Pfalzgrafen Ludwig Einsicht in die Güter- und Zinsregister des Klosters forderten. Sie legten daraufhin eine Aufstellung der Einkünfte des Klosters an, die sie nach Heidelberg meldeten.19 Seit 1525 erzwang der Pfalzgraf dann Naturalabgaben und „Schirmgelt“ von dem Kloster.20 Der Provinzchronist Jakob Milendunck berichtet für das Jahr 1530 von schweren Bedrückungen durch den Pfalzgrafen Ludwig, die in seiner Forderung gipfelten, das Kloster solle ihm ein Drittel seiner Liegenschaften (fabricae et fundi) zur Vergrößerung der „Kellnerei“ abtreten.21 Die Niederdeutsche Provinz suchte bei Kaiser Karl V. Rückhalt gegen die Landesherren und erwirkte für ihre Klöster ein kaiserliches Schutzprivileg, das die ordensangehörigen Häuser unter den Schutz und Schirm des Reiches stellte und ihnen die Exemtion von der weltlichen Gewalt gewährte. Es wurde am 14. November 1531 erteilt,22 von den folgenden Kaisern erneuert und 1627 vom Reichskammergericht genehmigt. Das Schutzprivileg war jedoch lediglich ein bloßer Rechtstitel, der das Weinheimer Kloster nicht vor dem Zugriff des Pfalzgrafen bewahrte. Auf ungewöhnliche Zustände in dem Konvent deutet die Tatsache hin, dass der Prior Augustinus Hartmoet 1545 unentschuldigt dem Provinzkapitel fernblieb.23 Der Provinzial Niederdeutschlands, Eberhard Billick, setzte Wolfgang Gampel als Vikar ein und übertrug dem Konvent 1546 das Recht, selbst einen Prior zu wählen.24 Der Konvent konnte dieses Recht jedoch nicht ausüben, da er der Hofhaltung des Pfalzgrafen Ottheinrich weichen musste. Der evangelische Pfalzgraf, der in seinem Herzogtum Neuburg 1542 die Reformation eingeführt hatte, wählte die Stadt Weinheim 1547 zu seiner neuen Residenz, als er Neuburg wegen übermäßiger Verschuldung verlassen musste. Er beschlagnahmte das Weinheimer Karmeliterkloster und nahm dort eine Zeitlang mit seiner Hofhaltung seinen Sitz,25 bevor er in das pfälzische Schloss umzog. Dort wartete er auf die Nachfolge des altgläubigen Pfalzgrafen Friedrich II. in der Kurpfalz.26 Im Weinheimer Schloss blieb Ottheinrich bis 1552, als seine Herrschaft in Neuburg durch den Passauer Vertrag restituiert wurde. Im Weinheimer Karmeliterkloster konnte der Provinzial Eberhard Billick nach dem Augsburger Interim vom 30. Mai 1548 Wolfgang Gampel als neuen Prior einsetzen, die vertriebenen Konventualen zurückrufen und einen Novizen aufnehmen.27 In den fünf Jahren seines Aufenthalts in Weinheim klagte er jedoch immer wieder über die Bedrückung der kurpfälzischen Klöster durch den Pfalzgrafen. Der Personalbestand der Niederdeutschen Provinz sei so stark geschrumpft, dass in den Klöstern der rheinischen Nation, zu der Weinheim gehörte, im Jahre 1548 nur noch 16 Ordensangehörige lebten.28 In einem Bericht an den Ordensgeneral Ni-

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kolaus Audet musste er am 13. Juli 1549 mitteilen, Pfalzgraf Ottheinrich halte die Güter des Weinheimer Klosters weiterhin beschlagnahmt und habe die Aufnahme von Novizen untersagt. Eberhard Billick betrieb die Rückgewinnung des Klosters in Weinheim – wie auch mehrerer anderer Niederlassungen in seiner Provinz – mit großer Zähigkeit und verlangte von dem Pfalzgrafen die Aufhebung seiner Verfügungen.29 Die Intervention blieb allerdings ohne Erfolg. Den Plünderungen der pfälzischen Klöster durch die Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg im Markgräflerkrieg 1552 konnte der Weinheimer Konvent entgehen, indem er sich mit einer Geldzahlung loskaufte.30 Als Ottheinrich 1556 in Heidelberg zur Regierung kam, war „allen Zeitgenossen klar, daß nun auch in der Rheinpfalz die Stunde der Reformation geschlagen hat“.31 So musste Provinzial Billick dem Generalprior schon 1556 mitteilen, dass der neue Landesherr, „mehr eine Bestie von Mensch als ein Mensch“ (monstrum hominis potius quam homo), alles zerstört habe, was von den Klöstern und Stiften in der Pfalz übrig geblieben sei. So sei auch die Vertreibung der in Weinheim verbliebenen Karmeliter aus ihrem Kloster zu befürchten.32 Tatsächlich nahm Ott­ heinrich eine scharf antikatholische Haltung ein und begann nach der Übernahme der Regierung in der Pfalz „geradezu hastig“ mit der Durchsetzung der Reformation.33 Dennoch überlebten die rheinpfälzischen Klöster (bis auf drei) unter seiner Regierung, hatten ihr gottesdienstliches Leben jedoch nach der Kurpfälzischen Kirchenordnung von 1556 auszurichten.34 Das Weinheimer Kloster bestand unter dem Prior Wolfgang Gampel weiterhin und wurde 1557 vom Provinzkapitel mit der Zahlung einer Taxe von 3 Goldgulden veranschlagt – in gleicher Höhe wie die Konvente in Mainz, Worms und Speyer.35 Mit Ottheinrichs Nachfolger Friedrich III. aus der Linie Pfalz-Simmern gelangte 1559 ein überzeugter Protestant zur Kurwürde, der zuvor schon in Simmern die Klöster aufgehoben hatte und alle in der Kurpfalz noch bestehenden Klöster rücksichtslos beseitigte. „Spätestens seit 1560 werden alle in der Kurpfalz gelegenen Stifter und Klöster mit ihren Höfen und anderen Besitztümern aufgehoben“.36 Die gefährdete Existenz der Religiosen spiegelt sich in den Protokollen des Provinzkapitels von 1562 in dem Vermerk, dass der zur Visitation nach Weinheim entsandte Prior von Boppard [→ Boppard], Johannes Ort aus Rees, von den Präfekten des Kurfürsten am Betreten des Klosters gehindert wurde und unverrichteter Dinge wieder abziehen musste.37 Das Betretungsverbot lässt sich als Vorbote der Klosteraufhebung deuten. Wenn deren Ablauf auch im Einzelnen nicht aktenmäßig belegt werden kann, so finden doch einzelne Maßnahmen in der Zeit zwischen 1562 und 1570 ihren Niederschlag in den Quellen. Seit Ende 1564 ist eine funktionierende Verwaltung des unter Friedrich III. zusammengefassten Kirchenguts erkennbar, sodass die Klosteraufhebungen in diesem Jahr zu einem vorläufigen Abschluss gekommen waren.38 Der Karmel in Weinheim existierte jedoch weiterhin, und das Provinzkapitel stellte 1565 fest, Wolfgang Gampel sei nach wie vor als Prior in Weinheim, jedoch seien sämtliche Konventsgüter in den Händen des Pfalzgrafen Friedrich.39 Dessen Druck auf den Konvent steigerte sich in den folgenden Jahren, bis der

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Pfalzgraf das Kloster 1570 vollständig übernahm und den Konvent endgültig vertrieb. Nach dem Wortlaut des Diarium Carmelitarum Weinhemense40 blieb 1570 allein der Prior nach der Vertreibung der Brüder im Kloster zurück. Bis zu seinem Tod im Jahre 1576 wurde Wolfgang Gampel auch noch als Prior in den Listen der Niederdeutschen Provinz geführt. Erst nach seinem Tod heißt es in dem Protokoll des Jahres 1576 zur Besetzung des Priorats: „nullus post mortem F. Wolfgangi Gampel prioris“.41 Pfalzgraf Friedrich überführte alle milden Stiftungen des Mittelalters mit der Almosenordnung vom 17. Februar 1574 in vollem Umfang in das Almosenwesen42 und gliederte die eingezogenen Einrichtungen mit der Kirchengüterverwaltungsordnung von 157643 in die reformierte Landeskirche ein. Das Ende des Weinheimer Karmeliterklosters lässt sich damit zeitlich eingrenzen. Gleichwohl finden sich in der Literatur widersprüchliche Angaben zur Vertreibung der Karmeliter. Bei Raczek heißt es fälschlich, die Karmeliter wurden 1575 (!) vertrieben und ihr Besitz der kurfürstlichen Verwaltung unterstellt.44 Schmid zitiert eine Quelle aus dem Jahr 1802, in der die Karmeliter selbst angaben, bereits mehrfach widerrechtlich aus Weinheim vertrieben worden zu sein, nämlich das erste Mal 1565 (!).45 Auch nach einem Beitrag aus dem Stadtmuseum Weinheim hatte Kurfürst Friedrich III. das Kloster endgültig 1565 eingezogen.46 Diese Jahresangabe scheint durch J. G. Widders „Geographisch-historische Beschreibung der Kurfürstl. Pfalz am Rheine“ Eingang in die Literatur gefunden zu haben.47 Die klostereigene Überlieferung nennt hingegen das Jahr 1570 als Zeitpunkt der Vertreibung. Die Klosterkirche wurde in eine protestantische Pfarrkirche umgewandelt. In der Bestandsaufnahme des Chronisten der Niederdeutschen Provinz zum Jahr 1594 steht Weinheim in der Liste der Konvente, die in den Händen der „Häretiker“ sind.48 Restituierung Als die Bayern Weinheim 1622 besetzten und 1623 die gesamte Oberpfalz zurückerhielten, konnten die Karmeliter in ihr Kloster zurückkehren und die Seelsorge wieder aufnehmen.49 Sie erhielten einen Teil der Güter und der von der pfälzischen Kirchengüterverwaltung geführten Rechnungsbücher zurück.50 Vor allem bemühten sie sich als Pfarrer der Weinheimer Kirche um die Rekatholisierung. Der letzte Prior und Weinheimer Pfarrer Sebastian Clencher (Sebastianus Rapedius dictus Clencher) starb am 20. Juli 1647 und fand sein Grab im Chor der Kirche.51 Sein Nachfolger wurde noch im gleichen Jahr der Wormser Prior Dionisius Ballex [→ Worms], dem das Mainzer Domkapitel auch die Pfarrseelsorge übertrug. Wegen der Kleinheit des Konvents wurde er nicht mehr als Prior, sondern als Praeses bezeichnet.52 Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 fiel Weinheim jedoch an die protestantische Pfalz, die die katholische Religionsausübung stark einschränkte. Der reformierte Landesherr Karl Ludwig (Kurfürst der Pfalz 1649–1680) wies die Katholiken aus.53 Dionisius Ballex musste seinen Konvent Weinheim räumen (evacuare) und die Pfalzgrafschaft verlassen.54 In welchem Jahr das geschah, lässt sich aus den Angaben des zeitgenössischen Chronisten Jakob Milendunck nicht genau ermitteln. Er teilt zum einen mit, Ballex habe die Pfarr-

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seelsorge bis 1650 ausgeübt,55 zum anderen verzeichnet er Dionisius Ballex als Vikar in Tönnisstein für die Jahre 1649 und 1650 [→ Tönnisstein].56 Wahrscheinlich räumte er den Weinheimer Karmel im Jahr 1649 und versah bei den Vorbereitungen zur „Evakuierung“ auch die Bücher mit einem Besitzvermerk „Carmeli Weinheimensis 1649“. Der Sohn des Pfalzgrafen Karl Ludwig, Karl, trat (als Karl II.) 1680 seine Nachfolge an, starb jedoch bereits 1685 im Alter von 37 Jahren, sodass die Simmernsche Kurlinie der pfälzischen Wittelsbacher damit ausgestorben war und der Pfälzische Erbfolgekrieg (1685–1697) ausbrach.57 Als die katholischen Neuburger 1685 die pfälzische Herrschaft übernahmen, bekam der Orden das Kloster Weinheim zurück. „Da indessen zu Weinheim die Reformirten im Besitze der Pfarr- und Klosterkirche waren, so wurde den Katholiken die Deutschordenskirche angewiesen“.58 Pfarrer wurde der Hirschhorner Prokurator Cyprian, der mit einigen Mitbrüdern einen neuen Konvent in Weinheim gründete.59 Im Friedensvertrag von Rijswijk (1697) wurde im Artikel 4 ein Zusatz verankert, nach dem die Rückgabe der französisch besetzten Gebiete unter der Bedingung erfolge, dass dort der Katholizismus erhalten bliebe (Rijswijker Klausel). Johann Wilhelm (Kurfürst 1690–1716) verlegte den Verwaltungssitz nach Weinheim und residierte selbst 1698–1700 im Weinheimer Schloss, kehrte dann aber wieder nach Düsseldorf zurück.60 Die Karmeliter erlangten noch während des Pfälzischen Erbfolgekrieges ihre Klosterkirche von den Protestanten61 am 16. Oktober 1693 mit bewaffneter Hand (armata manu)62 zurück. 1700 konnte die von Grund auf renovierte Kirche dem hl. Laurentius geweiht werden.63 Damit wurde ein Martyrer, der sich gegen staatliche Gewaltanwendung behauptete, zum neuen Patron der Kirche. Die St. Peterskirche wurde 1705 „aufgrund einer Religionsdeklaration durch den pfälzischen Herrscher“ dem größeren protestantischen Bevölkerungsteil übergeben.64 1707 erhielten die Karmeliter einen Teil ihrer Güter und Gefälle zurück, doch zogen sich die Streitigkeiten um die Frage, was eigentlich zu den Klostergefällen gehörte, noch viele Jahre zwischen dem Karmeliterkloster und der reformierten geistlichen Landesadministration hin.65 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Als das kurfürstliche Dekret vom 8. Februar 1802 im Zuge der Säkularisation nahezu alle Ordenshäuser in der Restpfalz auflöste, kündigte man den Karmelitern am 3. Mai an, „sämtliche Karmeliten hätten als Ausländer innerhalb vierzehn Tagen das Kloster zu räumen, und sich über die Grenzen zu begeben“.66 Das Karmeliterkloster zu Weinheim erhielt als einziges Ordenshaus in der Restpfalz keine endgültige Bestimmung, was nach Hermann Schmid wohl mit seinen unklaren Vermögensverhältnissen zusammenhing. Die Ordensleute protestierten bei der Spezialkommission für geistliche Angelegenheiten und bei dem Mannheimer Hofgericht und beanspruchten das in mehreren Territorien verstreut liegende Ordenseigentum für sich mit der Begründung, es sei Stiftungsgut, welches nicht konfisziert werden könne.67 In diesem Zusammenhang ist auch das in einem Exemplar in der Bayerischen Staats­bi­bliothek München erhaltene Gutachten „Geschichte der Karmeliter zu Weinheim“ aufschlussreich.

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I. Klöster vor der Säkularisation

Der Rechtsstreit zog sich bis zur katholischen Kirchen-Ökonomie-Kommission in Mannheim hin, was jedoch die Auflösung nicht mehr rückgängig machen konnte. Ein Teil der Konventualen verließ das Kloster am 17. und 18. Mai 1802, während vier Konventualen im Kloster blieben. Sie wurden von dem Stadtschultheißen mehrfach aufgefordert, sich „reisefertig zu machen“ und schließlich in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 1802 von einem kurfürstlichen Kavalleriekommando gewaltsam nach Heppenheim über die Grenze gebracht.68 ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Im Generallandesarchiv Karlsruhe finden sich Weinheimer Betreffe im Bestand „Weinheim“ (Bestand 188, und zwar im einzelnen: Karmeliterkloster (1665– 1745) 188/350–351 – Bausache (1758–1813) 188/26–27 – Erblehen 188/76ff. – Gefälle (1703, 1799) 188/185, 433–436, 439 – Güterstand (1742–1824) 188/102, 105–119 – Kirchendienste (1669–1794) 188/876 – Kriegssache (1787–1795) 188/455, 459 – Landbau (1817) 188/486 – Religion (1728–1736) 188/563–564 – Renovationen (1818) 188/576 – Stiftungen (1810) 188/445. Eine Urkunde vom 13. Juli 1310 wird unter der Signatur GLA 43/5520 bewahrt; Kopialbücher finden sich unter der Signatur GLA 67/1412. Der Chronist der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, hat in seiner Chronik verstreute Nachrichten über das Kloster in Weinheim aufgezeichnet (ISF KB 44, 45, 46). In dem Namenverzeichnis der Niederdeutschen Provinz für die Jahre 1361–1436 finden sich u. a. Angehörige des Weinheimer Konvents (ISF KB 52). Von besonderer Bedeutung ist der 2. Band des „Archivilogium Rheno-Carmelitanum“ (ISF KB 84), das der Provinzhistoriograph Philippus a S. Ioanne 1692 anlegte. Dort findet sich auf den Seiten 1383–1400 ein „Kurtzer nachrichtlicher Auszug waß für Bücher und Documenta in dem Archivio Provinciali Carmeli­tarum alhie zu Colln verwahrlich auffbehalten werden, betreffendt das Closter Weinheim“. Das Verzeichnis umfasst 15 Nummern, unter denen vor allem Rechnungsbücher dominieren. Die Bestände des Stadtarchivs Weinheim enthalten Aktenüberlieferung aus der Zeit nach der Säkularisation: Rep. 15 Fach 65 Heft 1 (Karmeliten-Kloster, 1800–1802, 1921–1922, 1940) – Rep. 2 Nr. 1134 (Gerichtliche Renovation über die von der Carmelitur Weinheim bis daher selbst in Bau gehabten Güther de anno 1803, 1803) – Rep. 2 Nr. 1140 (Renovation aller der Heidelberger Schulfonds-Particular-Verrechnung zugefallenen Karmeliter Geld- und Naturalgülten, 1825–1827). Gedruckte Quellen: Reg. der Pfalzgrafen am Rhein 1214–1508. Hg. von der Badischen Hist. Komm. 2 Bde. Innsbruck 1894–1939. Bibliothek (Beitrag von Annelen Ottermann) Von der Bibliothek des Weinheimer Karmel sind 32 Bände erhalten. Die Mehrzahl trägt den Besitzvermerk „Carmeli Weinhe(i)mensis 1649“ und den Eintrag „Carmeli Moguntini“. Diese Kombination legt den Schluss nahe, dass der letzte Praeses von Weinheim, Dionisius Ballex, vor der Vertreibung aus der Kurpfalz die Bücher inventarisierte, um sie dem Ordensstudium in Mainz zu übergeben. Inhaltlich handelt es sich im wesentlichen um

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philosophische, theologische und ordensgeschichtliche Literatur, dazu kommen Wörterbücher. Die Bibliothek ist als Bestand des Mainzer Karmel in die Mainzer Stadtbibliothek gekommen. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die alte dreischiffige Klosterkirche „barg in ihrem Innern eine große Anzahl von Grabdenkmälern des Weinheimer Adels sowie Gewölbeschlusssteine mit Wappen, die in die neue Kirche übernommen worden sind“69 – zu ergänzen ist hier, dass die „neue Kirche“ ein 1910–1913 anstelle der Klosterkirche errichteter Neubau ist. Die Epitaphien und die Schlusssteine sind, ebenso wie ein Wappen des Karmeliterordens an der Kanzel, in der neuen St. Laurentiuskirche (kath. Marktkirche) erhalten. Aus dem Jahr 1719 existiert ein Gutachten des Baumeisters Breunig, welches die Baufälligkeit des alten Klostergebäudes bescheinigte und den Abbruch empfahl. „Mit Einwilligung der kurpfälzischen Regierung gingen die Karmeliter 1720 an den Neubau des umfangreichen, bis heute bestehenden Konventsgebäudes“.70 Der 1720 begonnene Neubau des Konventsgebäudes ist erhalten und dient heute als Pfarramt, Pfarrwohnung und Pfarrzentrum.71 Im Stadtarchiv von Weinheim befindet sich eine Abbildung von Laurentiuskirche und Karmeliterkloster aus dem Jahr 1911. PRIOREN72 Aegidius de Weinheim 1310 – Albertus de Arluno 136173 – Tilmannus Cleyngen 136274 – Tilmannus Rostock 1363–1367 – Richolphus 1368 – Tilmannus Rostock 1371 – Hildeger 1372 – Roland 1372 – Hilgerus de Gradibus 137375 – Richolphus 1374 – Tilmannus de Rodestock (vermutlich: Tilmannus Rostock) 1376–1379 – Richolphus † 138176 – Johannes Immenhusen 1381–1385 – Richardus de Cassel 1385–1386 – Jacobus Pistoris 1387–1388 († 138977) – Rutgerus de Lemego 1389 – Henricus de Wevelkoven 1390–1391 – Johann von Neuss 1422 – Konrad von Ortenberg 1429 – Konrad von Wynheim 1434 – Johann von Ortenberg 1456–1459 – Johann de Vianda 1489 – Nikolaus Cerdonis 1491 († 149778) – Aegidius Monerarii (Monetarius) 1498–151179 – Johannes de Lindefelt 1511–151980 – Petrus Kerssensnider 151781 (starb im gleichen Jahr82) – Adam Heck 1520–153183 – Johannes Dipurg 1531–153584 – Augustinus Hartmoet (Hartman) von Weinheim 1535–154585 – Wolfgang Gampel 1546–157686; 1576–1624 „nullus“, mit der Bestandsaufnahme 1594: „in manibus haereticorum“87; 1624 wurde die untere Rheinpfalz von den Spaniern erobert und als Oberer des Klosters wurde Sebastian Clencher eingesetzt. Doch bei der Ankunft des Schwedenkönigs Gustav Adolf mussten die Brüder wieder fliehen. Sebastianus Rapedius dictus Clencherus 1629–1647 – Dionisius Ballex, praeses 1647–1649 – 1649–1687 waren die Karmeliter wiederum vertrieben – Cyprian v. hl. Wilhelm 1687 – Werner v. d. Jungfrau Maria 1690 – Cyprian v. hl. Wilhelm 1692 – Christoph v. hl. Heinrich 1693 – Gaudentius v. hl. Severin 1694 – Rembold v. d. Mutter Gottes 1696 – Gaudentius v. hl. Severin 1699 – Hieronymus v. hl. Albert 1702 – Berthold v. d. hl. Maria 1705 – Ambrosius v. hl. Wilhelm 1708 – Theodorich v. hl.

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Johann Evang. 1711 – Archangelus v. d. Mutter Gottes 1714 – Anno v. hl. Wilhelm 1717 – Gangolph v. d. hl. Cäcilia 1720 – Anno v. hl. Wilhelm 1723 – Peter v. hl. Anastasius 1726 – Gaudentius v. d. Reinigung Mariens 1729 – Achatius v. hl. Damian 1732 – Emmerich v. hl. Joseph 1735 – Adalbert v. hl. Nikolaus 1739 – Amantius v. d. hl. Helena 1742 – Narcissus v. hl. Nikolaus 1745 – Franziskus v. hl. Friedrich 1748 – Quirin v. hl. Heinrich 1751 – Emmeram v. hl. Ludwig 1754 – Engelbert v. d. hl. Anna 1757 – Jeremias v. hl. Georg 1760 – Emmeram v. hl. Ludwig 1763 – Simeon v. d. hl. Agnes 1766 – Dagobert v. hl. Valentin 1769 – Simeon v. d. hl. Agnes 1772 – Karl Borromäus v. d. hl. Christina 1772 – Eugen v. hl. Philipp 1774–1779 – Isaias v. hl. Narcissus 1779 – Thomas v. hl. Andreas 1783 – Adam Probeck 1786 – Quirin Steinbach 1789 – Isaias Heinebach 1792 – Timotheus Lammert 1797, nach dessen Tod Cyrillus Ditschel. LITERATUR Badisches Städtebuch. Hg. von Erich Keyser. Stuttgart 1959 (Deutsches Städtebuch 4, 2) – Berger, Bettelorden – Josef Fresin, Die Gesch. der Stadt Weinheim. Weinheim 1962, korr. Nd. Weinheim 1982 – Gesch. der Karmeliter zu Weinheim, als ein Beytrag zur Gesch. der Klösteraufhebung in den pfalzbaierischen Staaten. O. O. 1802 (anonym) – Rainer Gutjahr, Säkularisation auf pfalzbaierisch. Das gewaltsame Ende des Weinheimer Karmeliter-Konventes am 7./8. Juni 1802. In: Unser Museum 14, 2003, 7–12 – Koch, Karmelitenklöster – Kurt Martin (Bearb.), Die Kunstdenkmäler des Amtsbez. Mannheim. Stadt Schwetzingen. Karlsruhe 1933 (Die Kunstdenkmäler Badens, Bd. 10, Abt. 2) – Martini, Carmel 1, 404–413 – Mon. Hist. Carm. – Postina, Eberhard Billick – Nicole Priesching, Die Karmeliten (Ordo Fratrum B.M.V. de Monte Carmelo). In: Orden und Klöster im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform 1500–1700. Bd. 2. Hg. von Friedhelm Jürgensmeier und Regina E. Schwerdtfeger. Münster 2006, 89–109 – Raczek, Status – Ders., Karmelitenklöster der Vergangenheit, 4. Weinheim. In: KarmelStimmen 43, 1976, 210–215 – Meinrad Schaab, Die Wiederherstellung des Katholizismus in der Kurpfalz im 17. und 18. Jh. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins 114, 1966, 147–205 – Ders., Art. Weinheim. In: Hdb. der hist. Stätten Deutschlands. Bd. 6. Baden-Württemberg. Hg. von Max Miller und Gerhard Taddey. 2. Aufl. Stuttgart 1980, 870f. – Anton Schindling/Walter Ziegler, Kurpfalz – Rheinische Pfalz und Oberpfalz. In: Dies. (Hg.), Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500–1650. Bd. 5. Der Südwesten. Münster 1993 (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung 53) – Hermann Schmid, Die Säkularisation der Klöster in Baden 1802–1811. Überlingen 1980 – Emil Sehling (Hg.), Die evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jhs. Bd. 14. Kurpfalz. [Bearb. von Johann Friedrich Gerhard Goeters]. Tübingen 1969 [mit einer Einführung von Johann Friedrich Gerhard Goeters; diese zitiert als: Goeters, Einführung] – Staring, Nikolaus Audet – Weinheim. In: Die Stadt- und die Lkr. Heidelberg und Mannheim. Bd. 3: Die Stadt Mannheim und die Gemeinden des Lkr. Mannheim. Hg. von der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Schwetzingen 1970, 883–932 – John Gustav

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Weiss, Gesch. der Stadt Weinheim an der Bergstraße. Weinheim 1911 – Gabriel Wessels, Fundatio Conventus Weinheim et S. Domus Lauretana. In: AOC 4, 1917, 161–175 – Stephanus Alexander Würdtwein, Monasticon Wormatiense chartis et diplomatibus instructum 3 (UnivB Heidelberg, Hs. 130, Bd. III). 1

Weinheim, 915.  –   2 ISF KB 84, p. 1383.  –   3 Würdtwein, Monasticon Wormatiense 3, fol. 181, 219.  –   4 Vgl. Weinheim, 912 (Ansicht des Stadtwappens, 883).  –   5 ISF KB 46, fol. 283r.  –   6 Berger, Bettelorden, 165. Milenduncks Angabe, die Kapelle sei ursprünglich der hl. Katharina geweiht und das Klostersiegel habe zunächst auch ihr Bild getragen, scheint wenig glaubhaft, ISF KB 46, fol. 283r.  –   7 Vgl. ebd.   –   8 GLA Karlsruhe 43/ 5520, 18.7.1310. Die Abschrift der Urk. umfasst mit Titelblatt 14 Seiten. Die Bulle ist (nach einer Abschrift im Archiv der Niederdeutschen Provinz) gedruckt im Bull. Carm., Bd. 2, 5, Nr. 5, dazu: Wessels, Fundatio, 161. Druck der Abschrift eines Transsumpts im AGOC, ebd., 164–174.  –   9 Vgl. Mon. Hist. Carm. 1, 438; danach referiert von Raczek, Weinheim, 214. Vgl. Wessels, Fundatio, 162f. Nach der Kreisbeschreibung ist der Konvent „von 1327 an bezeugt“, wobei hier jedoch der Beleg fehlt, Weinheim, 912.  –   10 Gesch. der Karmeliter zu Weinheim, als ein Beytrag zur Gesch. der Klösteraufhebung in den pfalzbaierischen Staaten. O. O. 1802 (anonym).  –   11 Ebd., 64.   –   12 Ebd., 14.  –   13 Martini, Carmel 1, 406.  –   14  Gutjahr, Säkularisation, 8.  –   15 ISF KB 46, fol. 284r (Anno 1384 familia conventus est talis).  –   16 Vgl. Raczek, Weinheim, 210.   –   17 Berger, Bettelorden, 166.  –   18 ISF KB 84, p. 1384.  –   19 Ebd., p. 1383f.  –   20 Ebd., p. 1385.  –   21 ISF KB 44, fol. 119r.  –   22 Original nicht erhalten; wörtlich inseriert in das Schutzprivileg Kaiser Leopolds I. vom 11.1.1660, ISF KB 81, p. 97–100 (Abschrift im Archivilogium, Bd. 1, unter der Signatur des Provinzarchivs C 1).   –   23 ISF KB 44, fol. 497r.  –   24 Ebd., fol. 510r.  –   25 „monasterium pro domicilio assignaverat“, ebd., fol. 528v. Vgl. auch Volker Press, Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559–1619. Stuttgart 1970 (Kieler Hist. Stud. 7), 198, Anm. 73.  –   26 Schaab, Weinheim, 871.  –   27 ISF KB 44, fol. 528v.  –   28 Postina, Eberhard Billick, Anhang, 184, Nr. 60.  –   29 Ebd., Anhang, 193, Nr. 92.  –   30 Ebd., 126.  –   31 Goeters, Einführung, 22.  –   32 Postina, Eberhard Billick, 232.  –   33 Schindling/Ziegler, Kurpfalz, 22.   –   34 Ebd., 23. Goeters, Einführung, 33.  –   35 ISF KB 44, fol. 645v.  –   36 Goeters, Einführung, 59.   –   37 ISF KB 44, fol. 665v.  –   38 Goeters, Einführung, 59.  –   39 „huius conventus bona e fratrum manibus extorta, detinebantur ab haereticis sub Friderico electore palatino“ (ISF KB 44, fol. 682v); 1566 er lebe „sub dominatu palatino“ (ISF KB 44, fol. 686v); 1570: „ex nunc temporis hunc conventum etiam totaliter occu­ pavit comes palatinus priore et fratribus pulsis“ (ISF KB 44, fol. 697r).  –   40 Zitiert in: Karmeliter in Weinheim, 26.  –   41  ISF KB 44, fol. 726v. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, Wolfgang Gampel sei Lutheraner geworden, wie Raczek, Weinheim, behauptet.  –   42 Goeters, Einführung, 58, Almosenordnung, Nr. 55, S. 458–484.  –   43 Goeters, Einführung, 489–506, Nr. 58.  –   44 Raczek, Weinheim, 212.  –   45  Schmid, Säkularisation, 253. (Zitiert wird Rheinpfälzisches Regierungs Protokoll vom 19.5.1802, GLA Karlsruhe 188/666).  –   46 Gutjahr, Säkularisation, 9.  –   47 Johann Goswin Widder, Versuch einer vollständigen geographisch-hist. Beschreibung der Kurfürstl. Pfalz am Rheine. Tl. 1. Frankfurt und Leipzig 1786, 331.  –   48 „sint in manibus haereticorum“, ISF KB 44, fol. 759r.  –   49 Raczek, Weinheim, 212. In Verwaltungsakten aus dem 18. und frühen 19. Jh. taucht hier die Formulierung auf: „Sie [die Karmeliter] hätten sich (…) im 30jährigen Krieg wieder eingeschlichen…“ (z.B. GLA Karlsruhe 188/666; 188/185).  –   50  Rechnungsbücher für die Jahre 1588–1596 sind verzeichnet in ISF KB 84, p. 1386–1391.  –   51 ISF KB 45, fol. 156v.  –   52 ISF KB 47, fol. 58v.  –   53 GLA Karlsruhe 188/666, 19.5.1802. Unter Karl Ludwig wurde das lutherische Bekenntnis als mit dem reformierten gleichberechtigt anerkannt. Um zukünftige Glaubenskriege zu vermeiden, strebte Karl Ludwig darüber hinaus die Union der drei christlichen Konfessionen an und ließ zum gemeinsamen Gebrauch von Lutheranern, Reformierten und Katholiken in Mannheim die Konkordienkirche errichten. (Nach Raczek, Weinheim, 213, verlor der Karmeliterorden das Weinheimer Kloster um 1650).  –   54 ISF KB 47, fol. 58v.  –   55 ISF KB 45, fol. 81r.  –   56 Ebd., fol. 164v.  –   57 Der französische König Ludwig XIV. leitete 1685 von der Ehe seines Bruders mit der Tochter

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Karl Ludwigs erbrechtliche Ansprüche bezüglich der Kurpfalz ab. Als diesen Ansprüchen nicht stattgegeben wurde, kam es zum Pfälzischen Erbfolgekrieg, in dem das Territorium der Kurpfalz stark zerstört wurde. Der Allianz, die sich gegen Ludwig XIV. gebildet hatte, gelang es letztendlich die französischen Truppen aus der Kurpfalz zu vertreiben. Während dieses Krieges befand sich der kurpfälzische Hofstaat in Düsseldorf, wo die Seitenlinie Pfalz-Neuburg residierte.  –   58 Gesch. der Karmeliter, 30f.  –   59 Ebd., 31.  –   60 Eine Rückkehr nach Heidelberg kam wegen der starken Zerstörung der Stadt noch nicht in Betracht.  –   61 ISF KB 84, p. 1400, teilt mit, dass die Karmeliter mit Zustimmung des Bischofs von Worms von der französischen Besatzungsmacht 1693 wieder in den Besitz der Weinheimer Pfarrkirche eingesetzt wurden, die „usurpatae quondam a Calvinistis“ sei.  –   62 GLA Karlsruhe 188/666, 19.5.1802.   –   63 Zu Reparaturen an der Klosterkirche vgl. GLA Karlsruhe 188/351: Die Carmeliter Kirch de annis 1665–1741. Hier befindet sich auch eine handschriftliche Skizze der dreischiffigen Kirche. Ferner zum Klostergebäude: GLA Karlsruhe 188/350 (umfasst die Jahre 1690–1745).  –   64 Raczek, Weinheim, 214.   –   65 Ausführlich dazu Gesch. der Karmeliter, 36–48.  –   66 Ebd., 48. Der Verfasser stellt dem „Resolutum“ eine Reihe von Argumenten entgegen.  –   67 Ebd., 54f.  –   68 Ebd., 56–64.  –   69 Weinheim, 912.  –   70 Gutjahr, Säkularisation, 9. Ein Neubau des Klosters war nach Raczek bereits um 1710 geplant worden. Ob es zum Bauen gekommen sei, sei jedoch ungewiss (ebd., 214). Zu den Besitzstreitigkeiten im Kontext konfessioneller Rivalitäten siehe GLA Karlsruhe 188/563–564 (umfasst die Jahre 1728–1736). Zu den weiteren Maßnahmen an den Gebäuden siehe ebd., 188/26–27 (umfasst die Jahre 1758–1813).  –   71 Gutjahr, Säkularisation, 9.  –   72 Die Angaben beruhen – soweit sie nicht einzeln nachgewiesen sind – auf den Provinzkapitelsprotokollen, die Jakob Milendunck in seinen Chroniken zusammengefasst hat (ISF KB 44 und 45). Für die Zeit von 1422 bis 1500 und 1624–1797 wurde Martini, Carmel 1, trotz der fehlenden Quellenangaben als Grundlage herangezogen.  –   73 ISF KB 45, fol. 259v.  –   74 Ebd., fol. 260.  –   75 Ebd.. fol. 266.  –   76 Koch, Karmelitenklöster, 53.  –   77 Ebd., 53; ISF KB 46, fol. 284r.  –   78 Koch, Karmelitenklöster, 53.   –   79 ISF KB 44, fol. 5r–44r (passim).  –   80 Ebd., fol. 46r–73r (passim).  –   81 Ebd., fol. 77r.  –   82 Koch, Karmelitenklöster, 53.   –   83 ISF KB 44, fol. 79r–119r (passim).  –   84 Ebd., fol. 124v–144r (passim).  –   85 Ebd., fol. 147r–190v (passim).  –   86 Ebd., fol. 212r–723r (passim).  –   87 Ebd., fol. 759r.

Edeltraud Klueting/Nicole Priesching

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Weißenburg Das 1325–1544 bestehende Karmelitenkloster im mittelfränkischen Weißenburg oblag seinen seelsorgerlichen Aufgaben in der Reichsstadt ohne großes Aufhebens. Neben der Pfarrkirche blieb „Unsere Jungfrau Maria vom Berge Karmel“ Kirche am Ort. Eine überregionale Strahlkraft ist dem Ordenshaus zwischen den benachbarten Niederlassungen in Nürnberg, Nördlingen und Augsburg versagt geblieben. Besonders nachteilig wirkten sich das allmähliche Aussterben des Klosters und die über Jahrzehnte ungeklärten Besitzverhältnisse in der Reformationszeit aus. Die im Stadtarchiv Weißenburg erhaltenen Spuren konzentrieren sich auf die Übernahme von Kirche und Gebäuden durch den dortigen Magistrat. 1544 starb der Konvent aus, die Gebäude gingen in den Besitz der Stadt über und wurden einer wechselnden Nutzung zugeführt. Heute bieten die ehemalige Karmelitenkirche und ein Teil der Konventsgebäude der Stadt Weißenburg einen würdigen Rahmen für kulturelle Veranstaltungen. Provinz Deutsche Provinz (1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1325–1327, 1348–1544) Diözese Eichstätt Lage Das Kloster der Jungfrau Maria vom Berge Karmel befand sich im Stadtzentrum der Reichsstadt am ehemaligen Holzmarkt (seit 1901: Luitpoldstraße 9, Flurnummer 166) in unmittelbarer Nähe des spätgotischen Rathauses. Patrozinium Die Klosterkirche war der Ordenspatronin Maria vom Berge Karmel geweiht. Siegel Das Konventssiegel zeigt die Gottesmutter mit dem Jesuskind thronend mit dem stehenden Verkündigungsengel sowie einem knienden Mönch.1 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Jakob Milendunck gibt die Lage des 28. deutschen (bzw. 11. oberdeutschen) Karmels mit „in Franken und der Diözese Eichstätt gelegen, ungefähr 4 Stunden von Dinkelsbühl entfernt“ an.2 In der Tat steht der Weißenburger Konvent im Schatten der umliegenden Häuser in Nürnberg, Augsburg, Dinkelsbühl und Nördlingen. Das Weißenburger Kloster wurde im Jahr 1325 gestiftet und erhielt zusammen mit dem Karmel von Dinkelsbühl eine Genehmigung, an bestimmten Festen Ablässe zu erteilen.3 Die Ankunft der Brüder fällt in eine Blütephase der Stadt. Als Stifter betätigte sich Herr Heinrich zu Heideck, ein Vertrauter Ludwigs des Bayern, unter Mitwirkung des Bischofs von Eichstätt, Gebhard von Graisbach. Heinrich von Heideck verfügte über Streubesitz nördlich von Weißenburg, was sich mit dem lokalisierbaren Besitz der Karmeliten vor allem nördlich von Weißenburg deckt. Sein Name ist erst im 16. Jh. im Tagebuch des Provinzials Andreas Stoß überliefert.4 Heinrich starb 1377 als Domherr von Würzburg und Eichstätt. Die mit dem Rathausneubau 1470–1476 entstandene unmittelbare Nachbarschaft zum politischen Zentrum – Weißenburg war bereits 1241 Stadt und seit etwa 1296 Reichsstadt – war ebenso ungewöhnlich wie der Umstand, dass die Bettelordenskirche für ein Jahrhundert größer als die eigentliche Stadtpfarrkirche St. An-

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dreas war. 1327 war deren Neubau geweiht worden. Oberhalb der Stadt existierte außerdem die Eichstättische Benediktinerabtei St. Petrus und Paulus auf der Wülzburg, die die Pfarrechte in der Stadt innehatte. Vor den Mauern war 1242 ein kleines Kloster Unserer Lieben Frau gegründet worden, das bald in ein Spital umgewandelt wurde und ebenfalls dem Kloster Wülzburg unterstand. Die Stadt profitierte 1338 von einer Stadtwaldschenkung durch Kaiser Ludwig den Bayern und konnte 1372–1376 ihre Ummauerung mit kaiserlicher Unterstützung nach Süden erweitern. Zu diesem Zeitpunkt dürfte die Stadt mit etwa 2000 Einwohnern eine beachtliche Größe erreicht haben.5 Während das nicht immer leichte Verhältnis von Bürgerschaft und den Benediktinern an der Pfarrkirche für größeren Niederschlag in den Akten sorgte, fehlen zur Frühzeit des Karmels die Nachrichten. In den Akten des Provinzkapitels von 1327 in Boppard wurde Weißenburg wegen Schulden bei jüdischen Geldleihern von der Taxe befreit.6 1347 wurde das Kloster wegen eines Brandes und Zukaufs weiteren Grundbesitzes von der Provinztaxe befreit und erhielt darüber hinaus eine Unterstützung in Höhe von 32 Gulden.7 Später bewegt sich Weißenburg bei den Taxierungen etwa im Mittelfeld der oberdeutschen Konvente. 1420 führte es mit 6 Gulden ebensoviel ab wie Nördlingen, jedoch nur halb so viel wie Dinkelsbühl – ein Verhältnis, das sich bei der letzten Taxierung 1524 kaum verändert hat.8 Hier zahlte Weißenburg 14 Gulden. Stellung im Orden Bereits 1329 fand eine Visitation des Klosters statt. Die Akten des Mainzer Provinzkapitels von 1329 dokumentieren eine Visitationsreise von Regensburg über Weißenburg und Dinkelsbühl nach Esslingen.9 Die weiteren Berührungspunkte mit der Ordensleitung beschränkten sich weitgehend auf die Teilnahme an den Provinzkapiteln. Drei Aufenthalte des Ordensgenerals sind bekannt, nämlich Roquali 1432, Johannes Soreth 1454 und Nikolaus Audet 1531.10 Ein General- oder Provinzkapitel in Weißenburg ist nicht bezeugt. Immerhin beschloss das Provinzkapitel am 5. April 1478 in Augsburg, das nächste turnusmäßige Provinzkapitel 1480 in Weißenburg abzuhalten.11 Für die Durchführung gibt es jedoch keine Belege, zumal die nächste Provinzversammlung bereits am 22. August 1479 in Nürnberg zusammentrat.12 Aus dem Kreis der Weißenburger Prioren scheint niemand das Amt eines Provinzials oder andere Leitungsaufgaben ausgeübt zu haben. Lediglich der 1439 und 1440 als Weißenburger Prior belegte Johannes Kraus ist in den Akten der Provinzkapitel 1430 zweimal und nochmals 1436 und 1438 als Socius Provincialis eingetragen, dürfte aber bis dahin vor allem in den benachbarten Konventen in Nürnberg und Nördlingen tätig gewesen sein und laut der Matrikel der Universität Wien von 1413 auch aus Nördlingen gebürtig sein. Ob er noch 1482 als Begleiter des Provinzials am Generalkapitel in Avignon teilgenommen hat oder hier eine Namensgleichheit mit einer anderen Person vorliegt, ist noch nicht geklärt. Der unmittelbare Nachfolger Johannes Kraus als Prior in Weißenburg war der nur 1441 fassbare Friedrich Mörlin. Auch er begegnet vorher als Socius Provincia-

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lis, nämlich 1427, 1434 und 1435. Bereits 1429 bis 1431 war er als Prior in Würzburg, 1431 bis 1438 als Lektor in Nürnberg und dort zusätzlich 1432 bis 1433 als Prior tätig. 1437 nahm er als Prior von Augsburg am Provinzkapitel teil. 1443, also nach der Weißenburger Zeit, wechselte er als Prior nach Bamberg, wo er auch 1445 nochmals bezeugt ist. Letzte gesicherte Station war der Karmel von Neustadt. In den Wiener Universitätsmatrikeln von 1420 wird als Mörlins Herkunftsort Würzburg angegeben. Schule und Ordensstudium Für viele Karmeliten aus Nürnberg, Nördlingen und anderen süddeutschen Konventen wurde Weißenburg zu einer Durchgangsstation. Ein prominentes Beispiel ist Sebaldus Knopf aus Nürnberg, der von 1449 bis 1463 in Wien, Padua, Paris und Avignon studierte und als Lektor in Neustadt, Bamberg und Nördlingen tätig war. Im Jahr 1473 wird er in den Kapitelsakten zum Weißenburger Konvent gezählt.13 Herkunftsbezeichnungen in den Universitätsmatrikeln belegen die Anwesenheit Weißenburger Brüder zum Studium in Wien.14 Zumindest der letzte Weißenburger Prior Richard Schneider kam demnach aus den eigenen Reihen. In einem 1490 in Brescia gedruckten Messbuch des Karmelitenklosters, das sich heute im Stadtarchiv Weißenburg befindet,15 war ein Zettel mit einer genealogischen Notiz des letzten Weißenburger Priors Richard Schneider (hier lat.: Sartoris) eingelegt. Sein Vater Hans war demnach der Sohn des Jor (Georg?) Schneider aus Tetenheim und seiner Frau Walburga, seine Mutter Margaret die Tochter des Jakob Pener aus Langenalthan und seiner Frau Anna. Richard Schneider selbst nennt in der Universitätsmatrikel von Ingolstadt 1506 Weißenburg als seinen Herkunftsort.16 Damals war er bereits Priester. 1522 ist er erstmals als Prior genannt, 1544 ist er gestorben.17 Verhältnis zur Stadt Das Verhältnis des Klosters zur Stadt scheint frei von Spannungen gewesen zu sein. Der Visitationsbericht des Eichstätter Generalvikars Johannes Vogt 1480 erwähnt, dass die meisten Einwohner das Beichtsakrament bei den Karmeliten empfingen.18 Lediglich vom 5. Oktober 1343 gibt es eine Nachricht im städtischen Urkundenregister, dass sich Provinzial und Prior verpflichteten, weitere Erwerbungen innerhalb der Stadt nur mit Einwilligung der Bürgerschaft zu tätigen. Gleichzeitig räumten sie der Stadt für die dem Kloster zufallenden Schenkungen ein Rückkaufsrecht ein. Bei einem Rechtsstreit zwischen Karmeliten und Bürgern sollte jeweils das für den Beschuldigten zuständige Gericht angerufen werden.19 Am 6. Februar 1382 vereinbarten der Rat der Stadt und der Provinzial mit Einwilligung Bruder Friedrichs – vermutlich ist dies die erste Nennung eines Priors – die Einsetzung einer städtischen Aufsicht über die Gebäude des Klosters, dessen „baw und nutz“ durch zwei „bawmaister“ verwaltet werden sollen.20 Kauf- und Verkaufsurkunden sind kaum überliefert. Immerhin hat sich die Kaufurkunde des Weißenburger Priors Hans von Steinach vom 5. Februar 1390 erhalten, die Erhart

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und Stefan Kamerer sowie Ulrich Riegler besiegelten.21 Die meisten Einträge der Rubrik „Karmeliterkloster“ im ältesten Urkundenregister der Stadt sind Jahrtagstiftungen.22 Im 15. und 16. Jh. besaß das Kloster die Pfarrechte in St. Margarethen in Emetzheim. Aufzeichnungen der Klosterpflege von 1602–1625 bezeugen Einkünfte aus 25 Ortschaften.23 Ein Zinsverzeichnis von 1510 gibt Aufschluss über die Terminei am Hahnenkamm und einen zweimal im Jahr durchgeführten Bettelgang nach Hiltpoltstein.24 Als die Weißenburger Bürger im Städtekrieg 1451 das benachbarte Kloster Wülzburg niederbrannten und 1481 die Stadtfinanzen so desolat waren, dass eine kaiserliche Kommission vorübergehend mit der Stadtverwaltung beauftragt wurde, dürfte auch für die auf Spenden angewiesenen Karmeliten keine leichte Zeit angebrochen sein. Erste Zeichen des Niedergangs gab es 1489, als vom Rat zwei, später drei und ab 1521 vier Pfleger für das Kloster bestellt wurden.25 Durch das Pflegeverzeichnis sind Einkünfte aus Zinsen vor allem zwischen Altmühl und Thalach dokumentiert. Im Februar 1496 setzte sich der Provinzial bereits mit dem Weißenburger Rat in Verbindung, um Belange des Klosters zu besprechen.26 Zur Ergänzung der eigenen Lehrer wurden auch Laien an die Klosterschule bestellt, wie 1500–1510 der Magister Johannes Fabri aus Weißenburg.27 Aufhebung des Klosters Der Weißenburger Konvent bestand gerade 200 Jahre, als der Prior dem Rat der Stadt Weißenburg am 19. September 1526 den Vorschlag unterbreitete, das gesamte Kloster mit allen Einkünften zu übernehmen und dem derzeitigen Konvent auf Lebenszeit Versorgung und Bleiberecht zuzugestehen: „durch gottes und durch des elendz willen ... wan wir bishere ganz trostlos und elend sein gebest“. Das Schreiben unterzeichneten Prior Richard Schneider sowie Konrad Braun, Lorenz Gils und Dionys Suff für die insgesamt sieben Brüder, darunter ein Priester.28 Die wirtschaftliche Grundlage des Klosters schien für eine Fortsetzung des Ordenslebens nicht mehr auszureichen. Infolge der Reformation gingen die Einkünfte aus den Sammlungen zurück, Zinsrechte konnten nicht mehr eingetrieben werden und die Gesamteinkünfte betrugen nur etwa 63 Gulden zuzüglich diverser Naturalien. Durch die Reformation übernahmen in der Oberdeutschen Provinz vielerorts die Städte die Klöster, so in Heilbronn, Schweinfurt, Augsburg, Nürnberg sowie vorübergehend auch in Dinkelsbühl, Esslingen, Ravensburg, sodass man sich in Weißenburg wohl an der Nürnberger Entscheidung von 1525 orientierte. Obwohl die Karmeliten nicht wie der übrige Klerus der Stadt am 7. Juli 1533 zur Augsburgischen Konfession übergegangen waren, hatte die seit 1489 bestehende Pflegschaft der Stadt diesen Weg bereits vorgezeichnet. Da damit das Kloster nach dem Tod der damaligen Konventsmitglieder an die Stadt gefallen wäre, untersagte der Provinzial Johannes Reutter diese Übernahme.29 Wie aussichtslos die finanzielle Situation der Weißenburger Karmeliten 1527 gewesen sein muss, ist aus der Verpfändung von Wertgegenständen aus der Sakristei ersichtlich. Die Stadt zahlte dafür 30 Gulden und verkaufte die Objekte später weiter. Bezeichnend ist die

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Aussage des Konventualen Hans Hüftlein am 20. September 1527 vor dem Stadtschreiber, er wolle nach acht Jahren das Kloster verlassen und sich anderswo sein Auskommen suchen. Ohne Ergebnis blieb anscheinend 1531 die Visitation durch den Ordensgeneral Nikolaus Audet. Am 16. August 1532 kam schließlich der Provinzial Andres Stoß nach Weißenburg und verhandelte mit dem Prior, dem wohl bereits 1526 genannten Bruder Dionysius sowie dem Bürgermeister und dem Rat. Die Verhandlungsergebnisse führten zu keiner grundlegenden Besserung der Situation des Konvents. Die Stadt sollte aus den Einkünften des von ihr verwalteten Klosterbesitzes jährlich 10 Gulden Unterhalt an die Karmeliten zahlen. Zudem sollte das Kloster durch die Zinsen aus an die Stadt verkauften Wertgegenständen im Wert von 20 Gulden weitere Einkünfte erhalten, was die Stadt jedoch ablehnte. 1533 erlaubte der Provinzial die Verpfändung von weiterem Inventar für zehn Gulden. Als 1544 der letzte Prior starb, verließ der einzige überlebende Bruder sein Kloster, und die Stadt beanspruchte den verwaisten Klosterbesitz gegen den Widerstand des Provinzials Georg Raab aus Abensberg. Dieser versuchte seinerseits am 20. Januar 1549 durch Berufung auf das Augsburger Interim, die Rückgabe des Klosters vom Rat der Stadt zu erwirken. Immerhin forderte das Interim die Rückkehr der reformierten Gemeinden zum alten Bekenntnis, doch der Weißenburger Rat kümmerte sich vorrangig um die Schwierigkeiten bei der Rückzahlung eigener Schulden an die Reichsstadt Nürnberg. Am 21. Juli 1544 visitierte Provinzial Raab das Kloster zusammen mit dem Bürgermeister Hans Lechner und dem städtischen Pfleger des Klosters, dem Ratsherrn Peter Preu, sowie weiteren Ratsmitgliedern. Dabei nahm der Provinzial die beiden Siegelstempel von Prior und Konvent an sich. Ferner wurden einige Gegenstände des Klosters inventarisiert: eine teilvergoldete Kredenz, eine silberne Monstranz, neun silberne, vergoldete Kelche mit Patenen. Diese Gegenstände im Wert von über 300 Gulden wurden dem Rat als Ausgleich für die bereits geleisteten bauerhaltenden Maßnahmen überlassen. Auch die Forderungen der Ordensprovinz gegenüber dem Kloster in Höhe von zehn Provinztaxen zu 1 Gulden und den Ko­ sten der Visitation in Höhe von 2,5 Gulden wurden daraus beglichen. Im Kloster fanden sich außerdem noch zwei vergoldete Kelche aus Silber mit Patenen, eine weitere Patene mit dem Kopfbild des Erlösers und 12 silberbeschlagene Löffel sowie mehrere Messgewänder. Das Inventar und die Urkunden wurden dem Rat überlassen. 1549 vereinbarten Provinzial und Rat, dass die Gottesdienststiftungen an andere Konvente übertragen und die Gebäude an bedürftige Personen vermietet werden sollten. Der Orden galt zwar weiterhin als Eigentümer, die Verwaltung übernahm jedoch der Rat, der die Kirche für lutherische Gottesdienste weiternutzte. Als am 30. November 1550 der Provinzial Raab einige Stücke des im Kloster verbliebenen Ornats und Paramente anforderte, wurden ihm diese übersandt. In unregelmäßigen Abständen (u. a. 1556, 1564) bezahlte die Stadt dem Provinzial auch die jährliche Taxe von einem Gulden für das unbewohnte Kloster weiter.

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Restitutionsversuch und die weitere Nutzung der Gebäude Provinzial Johannes Neff aus Heilbronn kündigte 1571 dem Weißenburger Rat an, das Kloster wieder besetzen zu wollen. Die Stadt, die in der Kirche wöchentlich drei Predigten halten ließ, holte ein Rechtsgutachten ein, das jedoch die Eigentumsrechte des Ordens grundsätzlich bestätigte. Die Stadt konnte die Angelegenheit erfolgreich verschleppen, sodass der Orden in der Folge seine Ansprüche auf das ehemalige Kloster aufgab. Die Stadt nutzte die Einkünfte des Klosters für die Besoldung von zwei Lehrern, 1711 wurden die Gebäude als Knabenschulhaus mit zwei Lehrerwohnungen umgebaut. Die Klosterpflege blieb als Wohltätigkeitsstiftung bis ins 20. Jh. bestehen. Während die Kirche von der evangelischen Gemeinde genutzt wurde, wechselten die Besitzer der Gebäude, die neben der Knabenschule zeitweise auch durch ein Altenheim, die erste Weißenburger „Kinderbewahranstalt“ und eine benachbarte Brauerei genutzt wurden. Auch als die Stadt 1976 die Gebäude von der evangelischen Gemeinde erwarb und 1981–1983 zum städtischen Veranstaltungs- und Kulturzentrum umbaute, behielt man den alten Namen bei, der sich seit 1325 für die Gebäude am ehemaligen Holzmarkt eingebürgert hatte: „Karmeliterkirche“. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Der mehrere Jahrzehnte währende Niedergang des Klosters bot keine guten Voraussetzungen für die Bewahrung von Archiv und Bibliothek. Zu einem unbekannten Zeitpunkt zwischen dem Angebot einer Verwaltung durch die Stadt 1526, dem Aussterben des Konvents 1544 und der endgültigen Übernahme in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. müssen Archiv und Bibliothek des Klosters in das Stadtarchiv gelangt sein. Dort sind nur noch vereinzelte Reste des Klosterarchivs erhalten (Stadtarchiv Weißenburg, Bestand I. Archiv der Reichsstadt). Als älteste Urkunde existiert noch die Ablasserteilung von 1325.30 Das älteste Urkundenregister der Stadt Weißenburg von 1481 führt die Karmeliten als Rubrik „X“.31 Die städtischen Akten ergänzen den Archivbestand, zu dem auch ein Schreiben des Provinzials Hans Benzenreutter an den Weißenburger Rat vom 6. Februar 1496 gehört. Darin kündigte er seinen Besuch an, um die Angelegenheiten des Klosters mit der Stadt zu besprechen.32 Neben den Resten des Klosterarchivs sind besonders die Ratsprotokolle und -akten zur Auflösung des Klosters und seiner Verwaltung durch den Rat heranzuziehen. Der Antrag auf Übernahme des Klosters durch die Stadt von 1526 sowie die Verpfändungsgenehmigungen der Provinziale Johann Reutter und Andreas Stoß 1527 und 1532 sind im Weißenburger Stadtarchiv unter der Signatur Nr. 1336 erhalten. Die Verhandlungen zwischen Orden und Rat sind durch die Ratsprotokolle dokumentiert, die sich für die Jahre 1506–151133 und 1519–156334 erhalten haben. Bibliothek Nach Einführung der Reformation nach der Brandenburgisch-Nürnbergischen Kirchenordnung wurde ein Teil der alten liturgischen Bücher nicht mehr benötigt. Über 20 Bände, darunter zwei Handschriften, kamen so aus der Sakris-

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tei in die Ratsbibliothek und wurden dort verzeichnet.35 Heute ist die Ratsbibliothek Teil des Stadtarchivs. Der erste Bibliothekskatalog der Stadtbibliothek,36 der 1601/1602 vom Kantor Maternus Beringer angelegt wurde, enthält bereits Messbücher etc. Die meisten dieser alten Liturgika folgen dem Eichstätter Ritus. Ein kleines Libellum aus dem 15., zum Teil noch aus dem 16. Jh. enthält Angaben zum Klosterbesitz mit Urkundenabschriften und Zinsverschreibungen. Als einzige Urkunde aus dem 14. Jh. ist darin ein durch die Stadt beglaubigtes Testament des Weißenburger Bürgers Heinrich Orenbarer vom 16. November 1350 überliefert, das auch eine Stiftung an das Kloster beinhaltet. Außerdem bietet die Handschrift eine Aufstellung von 1527 über die Zinseinkünfte und ein 1553–1603 geführtes Schuldbuch.37 Eine weitere, zweiteilige Handschrift enthält Abschriften aus Jahrtagsstiftungen, Urkunden, Zinsverzeichnisse von 1521–1529 sowie einigen älteren Angaben. Die Höhe der zu leistenden Zinse wurde 1454 und 1469 revidiert.38 Ein Zinsverzeichnis von 1510 gibt Aufschluss über die Terminei am Hahnenkamm und den zweimal im Jahr durchgeführten Bettelgang nach Hiltpoltstein.39 Aufzeichnungen der Klosterpflege von 1602–1625 bezeugen Einkünfte aus 25 Ortschaften.40 Die Besitzgeschichte des Klosters ist durch die städtische Verwaltung ab etwa 1496 und insbesondere nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch ab 1544 dokumentiert.41 Zumindest seit dem 15. Jh. hatten die Karmeliten die Pfarrrechte in St. Margarethen in Emetzheim inne. Der Chronist der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, erwähnt Weißenburg unter den Klöstern der Oberdeutschen Provinz (ISF KB 46, fol. 431v). Gedruckte Quellen: Einige Dokumente zur Auflösung des Klosters sind gedruckt bei: Martini, Carmel 2, 474–489. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Gebäude Im Zuge des Umbaus zum Kulturzentrum wurden archäologische Untersuchungen durchgeführt. Reste von Vorgängerbauten fanden sich dabei nicht, es konnte jedoch im Chorbereich ein Töpferofen aus der Erbauungszeit des Klosters nachgewiesen werden. Die Karmeliterkirche wurde nach 1325 bis vor 1350 errichtet. Der eingezogene, durch einen Lettner abgeteilte Chor erhielt um 1478/1480 ein Steingewölbe, das Langhaus eine Holztonne. Dabei erneuerte man auch die nördlich an den Chor anschließende Sakristei, in der sich Reste eines Freskos erhalten haben. In ordensüblicher Weise verzichtete man auf einen Turm und begnügte sich mit einem Dachreiter. Seit seiner Nutzung als evangelischer Gottesdienstraum wurde das Gebäude 1670, 1711, 1729, 1788 und 1821 erneut renoviert und eine Empore eingezogen. Die Einbeziehung des vormaligen Kreuzganges an der Nordseite der Kirche erweiterte diese um ein Seitenschiff. Von 1712 datiert die Orgel von Johann Ulrich aus Zirndorf. Von 1729 stammt die stuckverzierte Spiegeldecke im Langhaus. Im gleichen Jahr ließ die Stadt im Chorscheitel und am Südportal der Kirche ihr Wappen anbringen. Als die Kirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden musste, kaufte im

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Jahre 1976 die Stadt die Gebäude von der evangelischen Gemeinde und baute sie in den Jahren 1981–1983 zum städtischen Veranstaltungs- und Kulturzentrum um. Im Süden grenzt die Kirche an den ehemaligen Holzmarkt, im Norden schlossen sich die für etwa 18 Konventsmitglieder ausgelegten Klostergebäude an. Sie gruppieren sich zweigeschossig um einen Hof. Die schmalen West- und Nordflügel wurden 1981/1983 abgerissen, ihre historischen Fenster- und Türgewände in die Neubauten übernommen. Kapitelssaal, Refektorium und Küche des Klosters befanden sich im Ostflügel, in den im Erdgeschoss der Kreuzgang mit Arkaden zum Hof integriert war. In der Ostwand des ehemaligen Kreuzgangs haben sich drei Bildfelder aus der ersten Hälfte des 15. Jhs. fragmentarisch erhalten, nämlich eine Mariendarstellung mit Mandorla, Gregoriusmesse sowie Christus als Schmerzensmann. Steinkonsolen aus der Erbauungszeit um 1325 und eine Steinleuchte aus dem 15. Jh. zeugen von der Ausstattung des Klosters. Während einer Umbauphase von etwa 1470–1480 erhielten Kirche und Ostflügel neue Dächer, einige Wände im Klosterflügel wurden versetzt. Ein 1470/1471 entstandener, zweigeschossiger Anbau an der Ostseite des Ostflügels (heute Hinterhaus zum Anwesen Luitpoldstr. 11) wird als Priorwohnung interpretiert. Drei Familienwappen im Refektorium belegen die Rolle der besonders im späten 14. Jh. einflussreichen und auch bei St. Andreas als Stifter hervorgetretenen Bürgerfamilien der Riegler (Riegel), Spalter (Rindskopf) und Kamerer (Halbes Pferd), die in Weißenburger Urkunden häufig gemeinsam auftreten.42 Kirche und Kloster wurden 1670 von der Stadt umgebaut und erweitert. Seit 1711 nutzte der Rat die Gebäude als Knabenschulhaus mit zwei Lehrerwohnungen. Weißenburgs erster Kindergarten zog 1824 zusammen mit der Armenpflege ein. Zu Beginn des 20. Jhs. diente das Kloster als Pfründnerhaus, die Kirche als Kinderlehrkirche. Im Zuge der Umgestaltung zum Kulturzentrum musste ein Teil der Gebäude abgerissen werden, ein Teil wurde in die Neubauten integriert. Seit der Neugestaltung des Gartens 1999/2000 ist auch der Hof allgemein zugänglich. Ausstattung Die Ausstattung der Karmelitenkirche ging bis zur Mitte des 19. Jhs. fast restlos verloren. Ein mit einem Baldachin versehener Altar entstand um 1500, ein spätgotischer Flügelalter 1496. Beide Stücke wurden zusammen mit einigen Skulpturen verkauft und befanden sich seit 1856–1857 im Bayerischen Nationalmuseum München.43 Dieses überließ 1931 zwei aus der Karmelitenkirche stammende Altäre als Leihgaben der Weißenburger Andreaskirche. Die übrige Ausstattung stammt aus der nachreformatorischen Zeit, als die Kirche 1670 renoviert und mit neuer Kanzel versehen wurde. Eine weitere Barockisierung fand 1729 statt. Ein erst seit 1914 wiederentdeckter Kirchenschmuck besteht in mehreren gotischen Fresken im Kircheninneren.44 An der Nordwand des Chores legte man ein 3,88 x 3 m großes Fresko des 14. Jhs. frei, das Christus in der Art des Volto-SantoBildes aus Lucca zeigt. Der Erlöser steht mit ausgebreiteten Armen, in einen purpurfarbenen Mantel gehüllt und gekrönt am Kreuz. Die Figürchen des Stifterehe-

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paares sind am Wappen als Ulrich Riegler zu identifizieren, der zwischen 1392 und 1410 bezeugte, höchstbesteuerte Bürger Weißenburgs. Der rechte Fuß des Erlösers ist unbeschuht und weist am Boden auf einen Geigenspieler. Hier vermischt sich das Vorbild des Göttlich Hilfbildes von Lucca mit der volkstümlichen Legende der hl. Kümmernis. An den Wänden des Chores fand man weitere, teils im 15. Jh. übermalte Fresken aus der Zeit um 1400 (Verkündigung, Propheten, Kirchenväter, Apostel mit Spruchbändern zum 1. Korintherbrief und der Fronleichnamssequenz, außerdem Engel und Kapuzinermönche). Auch einige alttestamentliche Szenen zu Jakob, Mose und Kains Brudermord sowie die Vier Evangelisten gehörten zur gemalten Innenausstattung der Kirche.45 Untersuchungen beim Umbau 1981–1983 förderten einige unidentifizierte Bestattungen unter dem Kirchenboden zutage, darunter vier Grabplatten aus dem Jahr 1522 und später. PRIOREN46 Bruder Friedrich Februar 1382 – Hans von Steinach Februar 1390 – Johannes Zenner 1422–1426 – Johannes Urbach 1426–1427 – Johannes Zenner 1427–1439 – Johannes Kraus 1439–1441 – Friedrich Mörlein 1441–1443 – Johannes Kraus 1443–1445 – Christian Gutsbier 1445–1449 – Stephan Gredinger 1449–1454 – Andreas Balneatoris (Bader) 1454–1456 – Andreas Lutz 1456–1464 – Matthias Feyol (Veyol) 1464–1484 – Johannes Dofferner 1484–1500 – Erasmus Bruchhauser 1500–1510 – Johannes Hann 1510–1513 – Nikolaus Trautmann 1513–1517 – Leonhard Stecher 1517–1519 – Ludwig Molitoris (Müller) 1519–1522 – Richard Sartoris (Schneider) 1522–1529. LITERATUR Deckert, Oberdeutsche Provinz, bes. 26f., 356–369 – Deckert/Hösler, Acta – Peter Friedrich Haberkorn, Weißenburg in Bayern. Stationen seiner Gesch. vom römischen Zentralort zur spätmittelalterlichen Reichsstadt. Mammendorf/ Oberbayern 1996, bes. 103–108 – Ute Jäger (Hg.), Die Reg. der Reichsstadt Weißenburg. Neustadt/Aisch 2002 (Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch. III.9) – Reiner Kammerl, Weißenburg in Bayern. 3. Aufl. Regensburg 2003, bes. 26–31 (Großer Kunstführer 116) – Gotthard Kiessling, Stadt Weißenburg i. Bay. Ensembles – Baudenkmäler – Archäologische Denkmäler. München 2001, bes. LX, LXVII, LXXVII, 108–110, 116–119 (Denkmäler in Bayern V. Mittelfranken 70.2) – Felix Mader/Karl Gröber, Ev. luth. Kinderlehrkirche (Ehem. Karmelitenkirche) und Ehem. Karmelitenkloster. In: Die Kunstdenkmäler von Bayern 5. Regierungsbez. Mittelfranken 5. Stadt und Bezirksamt Weißenburg. München 1932, 57–67 – Martini, Carmel 2, 474–489 – Gustav Mödl (Hg.), Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche. Der Weg eines Klosters durch die Jahrhunderte. Weißenburg in Bayern 1983 – Karl Ried, Die Durchführung der Reformation in der ehemaligen freien Reichsstadt Weißenburg in Bayern. München/Freising 1915, bes. 86–89.

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1 StadtA Weißenburg, Urk. aus dem Jahre 1469 und Urk. vom 28.6.1482.  –  2 ISF KB 46, fol. 431v.  –  3 StadtA Weißenburg, A11041b.  –  4 Mödl, Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche.  –  5 Vgl. Kießling, Stadt Weißenburg i. Bay.   –  6 ISF KB 46, fol. 431v.  –  7  Ebd.  –  8 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 26f.  –  9 ISF KB 46, fol. 263v.  –  10 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 26f.  –  11 Ebd.  –  12  Diese und die folgenden Angaben zu den Prioren nach Deckert, Oberdeutsche Provinz, 356–369.  –  13 Ebd.  –  14 In den Universitätsmatrikeln Wien 1452: „Johannes (Tinctoris) de Wiessenburg“, 1485: „Joachim Kunprunner (Pirbrunner) de Wisenburga“ und 1517: „Petrus Tepere (Taperer) de Weissenburg“ – vgl. Deckert, Oberdeutsche Provinz, 341–345.  –  15 Brun Appel/Armin Jedlitschka, Das Missale des Karmeliterordens von 1490 in der Ratsbibliothek Weißenburg. In: Mödl, Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche, 31–43.  –  16 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 341.  –  17  Ried, Durchführung der Reformation, bes. 86–89.  –  18 Mödl, Gustav: Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche.   –  19 Reg. der Reichsstadt Weißenburg, Nr. 38.  –  20 Ebd., Nr. 117.  –  21 Ebd., Nr. 128. Daneben ein Verkauf von 1413 über Rechte an einem Garten zwischen Stadtmühle und Brühl in Weißenburg, ebd., Nr. 236.  –  22 Ebd., Nr. 221f. (22.7.1412), 309f. (1429), 316 (1432), 325 (o.J.), 428 (o.J.), 482 (8.5.1459), 484 (12.7.1459), 519 (8.7.1463), 597 (1469, Original mit Siegel) u. 705 (28.6.1482, Original mit stark beschädigten Siegeln).  –  23 Ada Gundel/Gustav Mödl, Auszüge aus den Ein- und Ausgabebüchern der Kloster-Pflege. In: Mödl, Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche, 48–62.  –  24 Ebd.  –  25 Ebd.  –  26 Ebd.  –  27 Ebd. und Ried, Durchführung der Reformation, bes. 86–89.  –  28 Martini, Carmel 2, 474f.  –  29 Die folgende Darstellung basiert im wesentlichen auf Ried, Durchführung der Reformation, bes. 86–89.  –  30 Stadtarchiv Weißenburg, A11041b.  –  31 Ebd., B1, vgl. Reg. der Reichsstadt Weißenburg.  –  32 Otto Rieder, Gesch. der ehemaligen Reichsstadt und Reichspflege Weißenburg am Nordgau. Bd. 1. Weißenburg 2002, 352.  –  33  StadtA Weißenburg, B26/3, B26/3a.  –  34 Ebd., B26/4.  –  35  Appel/Jedlitschka, Missale.  –  36  StadtA Weißenburg, A3897.  –  37 Ebd., B149/1.  –  38  Ebd., B148/1.  –  39 Ebd., A11340.  –  40 Ebd., B151/6.  –  41 Gundel/Mödl, Auszüge.  –  42 Bes. Ulrich und Hans Riegler zusammen mit Urich Spalter und Stefan Kamerer im StadtA Weißenburg, U 1384 VII 11, vgl. Reg. der Reichsstadt Weißenburg, Nr. 121.  –  43 Führer durch das Bayerische Nationalmuseum München 11. München 1913, 57, 74, 82, 86.  –  44 Ursula Schädler-Saub, Gotische Wandmalereien in Mittelfranken. Kunstgesch., Restaurierung, Denkmalpflege. München 2000, bes. 268–277 (Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 109).  –  45 Gustav Mödl, Der Volto Santo. In: Mödl, Weißenburger Kulturfenster Karmeliterkirche, 44–47.  –  46 Die Liste folgt den Angaben bei ebd., 21 und Deckert, Oberdeutsche Provinz, 356–369: Tabellarisches Verzeichnis der Prioren und Lektoren nach den Kapitelsakten.

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Worms Vom Ende des 13. Jhs. bis zur Säkularisation 1802 bestand in der nordwestlichen Vorstadt von Worms das Kloster der Karmeliter. Stets eher dem Bischof und der Stiftsgeistlichkeit als der städtischen Bürgerschaft zugewandt, verstand es der Konvent, auch über die Reformation hinweg seinen Bestand zu wahren. Provinz Deutsche Provinz (bis 1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1318–1327), Niederdeutsche Provinz (1348–1613, 1620–1802), Kölnische Provinz (1613–1620) Diözese Worms Lage Der Platz des Klosters befand sich im nordwestlichen Vorstadtbereich unweit der sog. Neupforte,1 heute Bereich Wilhelm-Leuschner-Strasse 4. Die Klostergebäude wie auch die Kirche bestehen nicht mehr; sie wurden im 19. Jh. abgetragen. Siegel Das ovale Priorensiegel2 zeigt spätestens seit dem 15. Jh. (1433, Umschrift: S(IGILLUM) PRIORIS WORM(ATIAE) ORD(IN)IS CARMELIT(ARUM)) dreigeteilt oben eine Mariendarstellung mit Kind, in der Mitte unter zwei Bögen einen Mond und eine Sonne und im unteren Drittel unter einer bogenartigen Abtrennung eine kniende, nach heraldisch rechts oben blickende Gestalt mit gefalteten Händen, wohl ein Geistlicher. Ein Konventssiegel ist bislang nicht bekannt. GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Im September 1299 erteilte der Wormser Bischof Emicho (1294–1299) den Karmelitern die Baugenehmigung für ein Kloster mit Kirche und Friedhof auf einem nordwestlich außerhalb der Stadtmauern gelegenen Platz.3 Emicho gestand dem Konvent zudem das Bestattungsrecht bei Beachtung der Pfarrechte, die Predigtbefugnis auf der Diözesanebene und die Befugnis zur Spendung des Bußsakraments zu.4 Bereits vor der Übertragung dieser Rechte durch den Bischof waren dem offenkundig schon bestehenden Konvent im April 1299 finanzielle Zuwendungen für ein Anniversar des Ritters Dirolf von Hochheim und seiner Frau Agnes zuteil geworden (fratribus beate Marie5). Damit waren noch vor 1300 in Worms die vier großen Bettelorden mit einer Niederlassung vertreten. Bischof Eberwin bestätigte im April 1300 die Bestimmungen seines Vorgängers Emicho und bekräftigte zugleich die Geltung der päpstlichen Privilegien des Ordens der Karmeliter. Im Jahre 1308 kaufte der Konvent ein vor dem Neutor gelegenes Haus, das an seinen schon vorhandenen Besitz angrenzte.6 Im Jahre 1310 schloss der Konvent mit dem Domstift einen Vergleich über den auf seinem Grundstück ruhenden Zehnten. Bei dieser Gelegenheit werden neben der Kirche (basilica nostra) auch der Friedhof und weitere Gebäude sowie ein Garten erwähnt.7 Stiftungen Die Namen der Förderer und Stifter des Konvents zeigen für das 14. Jh. eine recht hohe soziale Breite unter Einschluss städtisch-bürgerlicher Familien der Stadt Worms8 und dem Niederadel (häufig genannt ist vor allem die Familie von

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Dalberg) des näheren Umlandes einschließlich einer Reihe von Stiftskanonikern und Angehörigen verschiedener – vor allem Wormser – Klosterkonvente. Als im Jahre 1385 die Dominikaner und Franziskaner sowie die Augustiner­ eremiten in einer Phase heftiger Konflikte zwischen Geistlichkeit und Stadtrat – vor allem über Fragen der Besteuerung – in das städtische Bürgerrecht aufgenommen und zu städtischen Gebetsdiensten und Prozessionen verpflichtet wurden,9 blieben die Karmeliter abseits. Offenkundig verfügten sie unter allen Bettelordensklöstern über die engsten Beziehungen zu den Bischöfen.10 Im Jahre 1387 wird nach einer Erweiterung der Kirche die Weihe von Altären (Dreifaltigkeit, Maria; Heiligkreuz) und des Chores der Klosterkirche durch Bischof Eckhard von Dersch bezeugt; dabei werden auch Reliquien erwähnt.11 Baumaßnahmen am Chor sind bereits für die Zeit um 1373 bezeugt.12 Anschluss an Reformen Im Jahre 1455 wurde im Konvent durch den Ordensgeneral Johannes Soreth persönlich die Reform eingeführt, an der zugleich der Wormser Bischof Reinhard von Sickingen starkes Interesse zeigte, welcher dem Konvent Ende Juli 1456 auch einen Schutzbrief ausgestellt hat.13 Es war die erste Reform eines der insgesamt vier Karmeliterklöster im Bistum Worms. Erster Prior nach der Reform wurde Anton von Braubach. Die Nähe des Bischofs zu dem traditionell der Stiftsgeistlichkeit und dem Oberhirten nahestehenden Konvent zeigt sich deutlich in der 1457 erfolgten Ernennung des Karmeliters Simon von Düren († 1470)14 zum Weihbischof. 1465 nahm der Provinzial des Karmeliterordens den Wormser Stadtrat in die Gebetsgemeinschaft des Ordens auf.15 Das Verhältnis des Konvents zur Stadt hat sich bis zum Anfang der 1480er Jahre recht gut entwickelt, was sich bis in diese Zeit auch in zum Teil größeren finanziellen Transaktionen beider Seiten (Rentenkäufe) ausgedrückt hat. Bruderschaften 1494 begann die unter Beteiligung Kaiser Maximilians I. in Worms gegründete Annabruderschaft unmittelbar neben dem Kloster mit dem Bau einer Kapelle, deren Weihe im November 1496 in Anwesenheit des Kaisers und seiner Gemahlin Maria Bianca stattfand. Ihr Altar barg eine Reihe von Reliquien.16 Im 17. Jh. betrachteten die Karmeliter die Anlage als zu ihrem Konvent gehörig. Spätestens in den 1480er Jahren bestand am Konvent unter dem Patronat des hl. Remigius eine Bruderschaft von Sackträgern bzw. der Sackträgerzunft.17 Verhältnis zur Stadt Der Stadtrat ging während der seit etwa 1490 ausgebrochenen heftigen Konflikte mit dem Klerus in der Zeit Bischof Johanns von Dalberg (1482– 1503) auf Distanz zum Konvent der Karmeliter, mit dem bis dahin durchaus enge soziale Kontakte der führenden städtischen Familien nachzuweisen sind.18 Für die Jahre 1489/90 sind Streitigkeiten mit dem Rat wegen der Steuerpflicht des Konvents bezeugt,19 wobei der Konvent den Mainzer Erzbischof als Konservator der Privilegien und Freiheiten ihres Klosters um Schutz ersucht hat. Um 1500 ist aus

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Klagen der Stadt die Nähe des Konvents zu Bischof und Stiftsgeistlichkeit ersichtlich.20 An dem Auszug des Klerus aus der Stadt im September 1499 beteiligten sich die Karmeliter im Gegensatz zu den anderen drei Mendikantenkonventen und ließen ihre Gebäude leer stehen, wie der spätere städtische Chronist Friedrich Zorn berichtet.21 Während des in den Folgejahren verhängten, erst 1509 wieder aufgehobenen Interdikts waren die Karmeliter zumindest zeitweise abwesend, so etwa im Jahre 1504, als der Prior Adam von Düren aus der Niederlassung der Karmeliter in Weinheim [→ Weinheim] einen Brief an den Wormser Rat sandte.22 Konventsstärke Die Größe des Konvents im Jahre 1495/96 wird in den Erhebungslisten des Gemeinen Pfennigs erkennbar, die den Prior und zehn Geistliche nennen, dazu zwei Laien und einen Novizen im Zusammenhang der Zahlungen als Angehörige des Konvents.23 Im Vergleich der vier Mendikantenklöster in der Stadt Worms belegen die Karmeliter mit ihren 13 Konventsmitgliedern damit den letzten Platz. Zur Größe des Konvents gibt darüber hinaus die Chronik von Jakob Milendunck Hinweise für die Jahre 1384 (15 Brüder) und 1433 (9).24 Besitz Der nur in Umrissen rekonstruierbare Grund- und Rentenbesitz (urbarielle Quellen fehlen) konzentrierte sich auf das suburbane Umfeld des Konvents unter Einbeziehung des Gebiets um das Stift St. Martin und das nähere, vor allem linksrheinische Umland der Stadt bis zu einer Entfernung von etwa 15 bis 20 km von Worms.25 Unter Prior Werner Wacker wurden 1491/1492 (nicht mehr erhaltene) Besitzinventare, Einnahmen-, Kleinodien- und Güterverzeichnisse angelegt sowie die Finanzen und die innere Disziplin des Konvents neu geordnet.26 Die relativ gute finanzielle Lage erlaubte 1494/95 Bauarbeiten an der Kirche und dem Konventsgebäude,27 die mit der erwähnten Bildung einer Anna-Bruderschaft und ihren Neubauten am Konvent in direktem Zusammenhang stehen. Reformations- und nachreformatorische Zeit Bereits kurz nach dem Beginn der Einführung der Reformation in Worms seit den 1520er Jahren wurde der Konvent hart bedrängt. Er war Beschlagnahmungen ausgesetzt, im Jahre 1525 legte der Rat ein Inventar der Gültbriefe des Klosters und des Kirchengeräts an, dessen Herausgabe 1530 verlangt wurde.28 Für das Jahr 1546 ist ein städtischer Pfleger für den Konvent bezeugt,29 wobei die Anfänge städtischer Pfleger bzw. Provisoren mindestens in die Jahre des Konflikts zwischen Rat und Geistlichkeit (1499–1509) hineinreichen, als alle Mendikantenkonvente und ihr Besitz diesbezüglich beaufsichtigt worden waren. Besonders schwierig war die Lage für den Konvent offenkundig während einer Vakanz des Priorenamtes 1553/55.30 Wie der Chronist Jakob Milendunck mitteilt, hatte der Rat 1561 Kommissare zum Konvent mit dem Auftrag gesandt, dort Inventare und Verzeichnisse anzulegen,31 1564 sei seitens der Stadt (vergeblich) versucht worden, die Kirche der Karmeliter für die Lutheraner zu übernehmen. Die Streitigkeiten und rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem Rat und Stadtbürgern setzten sich in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. fort.32

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Die Konventsgebäude mitsamt der Annakapelle wurden im Dreißigjährigen Krieg im Mai 1632 durch schwedische Truppen zerstört. Aufgrund der Kriegsereignisse war der Konvent bis zum Jahre 1657 ohne Obdach, bis Bischof Hugo Eberhard Cratz von Scharffenstein 1657 den Karmelitern die Kapelle St. Stephan im Bischofshof überließ.33 Als Wohnung diente den Karmelitern ein gegenüber der Ostseite der Stephanskirche gelegenes Gebäude, das noch im 18. Jh. den Namen ‚Karmeliterhof‘ geführt hat. Im selben Jahr 1657 wurde im Konvent die Tourainer Reform eingeführt. Noch vor dem auch für die archivalische Überlieferung des Konvents verheerenden Stadtbrand von 168934 errichtete der Konvent dann seine Anlage an alter Stelle wieder (die genauen Umstände sind unklar, die Errichtung erfolgte wohl erst nach 1672) und baute sie auch nach der Zerstörung von 1689 in veränderter baulicher Anordnung wieder auf. Die Einzelheiten der Baugeschichte sind ungeklärt.35 Nach dem Stand von 1686, direkt vor der Stadtzerstörung von 1689, umfasste der in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befindliche Konvent neben dem Prior vier Geistliche und vier Laienbrüder.36 Im Jahre 1716 erwarben die Wormser Karmeliter Ablässe und begannen 1716/18 mit dem Wiederaufbau des Klosters, was Konflikte mit dem lutherischen Rat nach sich ziehen sollte.37 Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Im Jahre 1792 verwendeten die im Zuge der Koalitionskriege nach Worms einrückenden französischen Truppen unter Custine Kloster und Kirche als Lazarett und Magazin; die Karmeliter mussten zu den Dominikanern ausweichen. Offenbar ist die Kirche nicht mehr zurückgegeben worden, stattdessen wurden die Liegenschaften 1802 zu Nationalgütern erklärt. Es kam jedoch zunächst nicht zu einer Versteigerung der Klostergebäude, da diese Baulichkeiten als Militärlager und Heumagazin, ab 1813 als Lazarett genutzt wurden.38 Es sind allerdings ab 1803 Versteigerungen von klösterlichem Besitz im direkten städtischen Umland nachzuweisen.39 Die weitere Existenz von Klostergebäude und Kirche ist anlässlich einer Erweiterung des Jahres 1813 zu belegen. Auch nach dem Übergang von Worms an Hessen (1816) bestand die Nutzung als Lazarett fort, sie dauerte bis 1878. Erst 1884 erfolgte hier der Bau von Wohn- und Geschäftshäusern,40 bald darauf wurden die Reste der vormaligen Bauten bis auf ein großzügiges Portal beseitigt. Die seit 1820 als Magazin verpachtete Kirche wurde hingegen bereits 1825 abgetragen. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Der entscheidende Schnitt in der Überlieferungsgeschichte ist die Zerstörung der Stadt Worms im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689. Ein geschlossener Archivbestand ist seitdem nicht mehr vorhanden. Wichtig sind Unterlagen im Stadtarchiv Worms: Urkunden, Abt. 1 A I Nr. 412 (1440), 484 (1462), 500 (1465), 572 (1486); Akten, 1 B Nr. 1870 Karmeliterkloster (im einzelnen: Akten 1489/90, 16.–18. Jh.: Fasz. 1: 1486, 1508, 1517, 1527/28, 1572 (einzelne Urk. und Schreiben); Fasz. 2: Drucke zu Konflikten mit dem Rat 1712–1716; Schutzbriefe, u. a. zum Kirchenbau der Kar-

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meliter; Fasz. 3: Inventar der Gültbriefe und „Inventarium Carmelitarum“ (jeweils 1525), zusammen 35 Bl.; Fasz. 4: Schreiben 1489/90 betr. Streit um Ungeldfragen mit dem Rat der Stadt; Fasz. 5: Aktenstücke Stadt 1705–1707, 1738; Fasz. 6–8: Akten 18. Jh.). Zur städtischen Pflegschaft im Jahre 1546: Worms, 1 B Nr. 1911, fol. 15; einige Aktenabschriften zu 1713/14 finden sich in: Worms, 1 B Nr. 20 Nr. 3. Im Stadtarchiv Worms, Abt. 200 Nr. 9a–c befindet sich eine um 1900 angefertigte Abschrift von Auszügen der Aufzeichnungen des Chronisten der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck aus den Jahren 1657/59 zur Geschichte des Wormser Konvents. Das Original (ISF KB 46) ist eine zentrale Quelle zur Konventsgeschichte. Im Landesarchiv Speyer finden sich im sog. Gatterer-Apparat zwei Urkunden; etwa 20 Urkunden lagern im Staatsarchiv Darmstadt (Best. A 2 Prov. Rheinhessen), Erwähnungen des Klosters sind fassbar in den ab 1544 überlieferten Protokollen des Domkapitels (ebda., Abt. C 1 B). Einen gründlichen Überblick zur archivalischen Überlieferung gibt Kemper, Klosterreformen. Bibliothek Jakob Milendunck verdanken wir auch Hinweise auf die Konvents­ bibliothek. Im Jahr 1442/1443 wurden bei einer Visitation 86 Bücher gezählt.41 Die meisten erhaltenen Bücher der Bibliothek sowie ein Katalog derselben (spätes 18. Jh.) befinden sich heute in der Mainzer Stadtbibliothek. Gedruckte Quellen: Heinrich Boos, UB der Stadt Worms. 2 Bde. Berlin 1886, 1890 – Ders., Mon. Wormatiensia. Annalen und Chroniken. Berlin 1893 – Erich Schwan (Bearb.), Wormser Urk. 1401–1525. Darmstadt 1985 (Repertorien des Hessischen StA Darmstadt 18) – Eberhard Lohmann, Das Steuerregister des Gemeinen Pfennigs für das Bistum Worms. Darmstadt/Marburg 2005, 131 zu 1496 (‚Claustrum Carmelitarum‘) (Quellen und Forsch. zur hessischen Gesch. 147) – Rüdiger Fuchs (Bearb.), Die Inschriften der Stadt Worms. Wiesbaden 1991, XXVI, zwei Nummern; 550 zu Milendunck (Die deutschen Inschriften 29) – Erich Schwan (Bearb.), Die Protokolle des Wormser Domkapitels 1544–1802 (Abt. C 1 B Nr. 132–164). Analytischer Index. Darmstadt 1992 (Repertorien des Hessischen StA Darmstadt 22/1) BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Vor der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg 1632 bestand eine west-östlich (parallel zur Wilhelm-Leuschner-Straße) orientierte dreischiffige Kirche mit polygonalem Chorschluss und Glockenturm bzw. Dachreiter auf der Südseite. Westlich und nördlich der Kirche schlossen sich die Konventsgebäude an.42 Im Bereich der heutigen Wilhelm-Leuschner-Str. 4 hat sich im Hinterhof ein einfaches, um 1855 verändertes Wohnhaus des 18. Jhs. erhalten. In dessen Mittelachse eingebaut ist eine monumentale, repräsentative, barocke Türrahmung mit Oberlicht und Verdachung, darüber ein rechteckiges Fenster mit Ohrenrahmung. Es handelt sich bei dem Portal um den letzten Rest des in diesem Bereich befindlichen Klosters, von dem sonst keine baulichen Überreste mehr vorhanden sind.43 Grundlage für eine Rekonstruktion des Baubestandes ist u. a. die Hammansche

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Zeichnung mit der Darstellung der Stadt aus der Vogelschau, angefertigt unmittelbar nach der Stadtzerstörung von 1689.44 PRIOREN45 Hermannus de Nussia 1361–1363 – Bertholdus46 1366, 1369 – Matthias47 1371 – Nicolaus48 1372 – Hermannus de Palude 1382–1383 – Jacobus de Baculo 1384–1388 – Georgius de Novo Foro 1388–1392 – Nicolaus de Baeheim 1400 – Fridericus de Argentina 1403–1404 – Konrad von Weinheim49 1413–1419 – Egidius de Budeburg 1422 – Anselmus de Duren 1423 – Johannes (de) Arnsberg 1424 und 1428–1431 – Egidius de Berdeburg 1425 – Petrus Merboidt 1426 – Heidericus de Colonia 1435 – Ludovicus (Wolffhagen) de Cassel 1436–1437 – Albertus de Justen 1438–1441 – Wenceslaus de Udenheim50 1444 – Ludovicus de Nussia 1445–1447, 1449 – Heinricus Weishorn 1448 – Antonius de Braubach51 1455–1458 – Ulrich von Feldkirchen52 1458–1459 – Burchard von Eßlingen53 1459–1465 – Matthaeus de Boppardia 1466 – Theodoricus de Darmstatt 1469–1471 – Nicolaus de Hoheney 1472–73, 1475–76 – Petrus de Lorrich 1474 – Johannes Buir de Argentina 1477 – Gerhardus de Orsoy 1478–1479 – Philippus de Indagine54 1480–1483 – Johannes Brandt 1484 – Conradus de Spangenberg 1485–1490 – Wernerus Wacker55 1491–1501 – Adamus de Duren56 1502–1507 – Michael de Cronberg 1508–1518 – 1519 wegen des Todes von Michael de Cronberg vakant, Einsetzung von Subprior Thomas de Boppardia – Johannes de Moguntia 1520– 1549 – Adam de Duren cognominatus Flegel 1550–1553 – Vakanz des Priorenamtes 1554 – Theodericus Scopmann57 1555–1559 – F. Gerhardus, vicarius pro tempore 1560 – Petrus Hergenraht 1561 – Matthias Foelen/Voelen bzw. Folenius (de Boppardia) 1562–1570 – Petrus Herraidt 1574 – Johannes Conradi 1576 – Johannes Volenius 1581–1582 – Johannes Conradi58 1582–1596 – Adam Stumpf59 1598–1623 – nach dessen Tod unbesetzt 1623 – Nicolaus Spey 1628–1629 – Gottfried Nennig 1631 – Joannes Gymnicus 1634 – Nicolaus Wisschius 1637–1640 – Dionisius Ballex 1643–1646 – Aegidius Weiss, Vicarius 1649–1650 – Joannes Munerstorff 1651 – Gabriel Hambach 1652 – Marcus Prunus 1656 – Henricus ab Omnibus Sanctis 1659 – Bonaventura a S. Henrico 1659–1660 – Godefridus a S. Andrea 1661–1664 – Philippus a S. Jacobo 1665 – Hubertus a S. Maria Magdalena de Pazzi 1666–1669 – Bernardus a Puero Jesu 1669–1670 – Joachimus a S. Henrico 1672 – Ludovicus a Nativitate B. V. Mariae (Adam Stammen)60 1686 – Adrianus v. hl. Franziskus 1687–1690 – Theodor v. allen Heiligen 1690–1693 – Cyprian v. hl. Wilhelm 1693–1696 – Maximilian v. d. hl. Rosa 1696–1702 – Ferdinand v. hl. Ludwig 1702–1703 – Reiner v. d. hl. Ursula 1703–1705 – Ferdinand v. hl. Ludwig 1705–1708 – Bernhardin v. hl. Ernst 1708–1711 – Eduard v. hl. Arnold 1711–1714 – Dominikus v. hl. Kaspar 1714–1717 – Alexius v. hl. Wilhelm 1717–1720 – Wolfgang v. hl. Wilhelm 1720–1723 – Frankus v. hl. Bonaventura 1723–1726 – Emmerich v. hl. Joseph 1726–1729 – Frankus v. hl. Bonaventura 1729–1732 – Benignus v. hl. Aegidius 1732–1735 – Emmeram v. hl. Ludwig 1735–1739 – Gangolf v. d. hl. Maria Magdalena von Pazzi 1739–1742 – Tilmann v. hl. Heinrich 1742–1745 – Achatius v. hl. Damian 1745–1748 – Maximilian v. hl. Heinrich 1748–1751 – Franziskus v. hl. Friedrich 1751–1753 – Johann Nepomuk v. hl. Matthias 1753–1754 – Gangolf v. d. hl.

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Maria Magdalena von Pazzi 1754–1757 – Ambrosius v. hl. Joseph 1757–1759 – Theoderich v. d. hl. Maria Magdalena 1759–1760 – Peter v. d. hl. Wilhelmine 1760–1763 – Gangolf v. d. hl. Maria Magdalena von Pazzi 1763–1766 – Berthold v. hl. Jakob 1766–1769 – Eugen v. hl. Philipp 1769–1772 – Florian v. d. hl. Eva 1772–1776 – Udalrich v. d. hl. Maria 1776–1779 – Fortunat v. d. hl. Katharina 1779–1783 – Jesaias v. hl. Narzissus 1783–1786 – Eugenius Langsdorff 1786–1789 – Cyrillus Ritschel 1789–1792 – Achatius Clemens 1792–1797 – Gratian Diel 1797, Präses und Verwalter der Güter. LITERATUR Berger, Bettelorden, 103f., 164–166, 182, 252f. – Gerold Bönnen, Worms im späten Mittelalter (1254–1521). In: Ders. (Hg.), Gesch. der Stadt Worms. Stuttgart 2005, 193–261 – Ders./Joachim Kemper, Das geistliche Worms: Stifte, Klöster, Pfarreien und Hospitäler bis zur Reformation. In: Ebd., 691–734, v. a. 708f., 715, 722 – Joachim Kemper, Klosterreformen im Bistum Worms im späten Mittelalter. Mainz 2006 (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 115) [grundlegend 66–71, zu Archivalien und Lit. 67f., Anm. 206] – Eugen Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten. Beiträge zur Baugesch. und Topographie der Stadt Worms. Worms 1905, 98–101 – W. Lehmann, Urk. Gesch. der Klöster in und bei Worms. In: Archiv für hessische Gesch. und Altertumskunde 2, 1840/41, 457–462 – Raczek, Status, 243f. – Fritz Reuter, Peter und Johann Friedrich Hamman. Handzeichnungen von Worms aus der Zeit vor und nach der Stadtzerstörung 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg. Worms 1989 – Ders., Worms zwischen Reichsstadt und Industriestadt 1800–1882. Beobachtungen und Materialien. Worms 1993 (Der Wormsgau, Beih. 32) – Johann Friedrich Schannat, Hist. episcopatus Wormatiensis. 2 Bde. Frankfurt/M. 1734 (Bd. 1, 187; Bd. 2, 438) – Irene Spille (Bearb.), Stadt Worms. Worms 1992, 166 (Denkmaltopographie, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz 19) – Wilhelm Wagner/Friedrich Schneider, Die vormaligen geistlichen Stifte im Großherzogtum Hessen. Bd. 2: Provinz Rheinhessen. Darmstadt 1878, 241–243, 526–529 – Stephanus Alexander Würdtwein, Monasticon Wormatiense chartis et diplomatibus instructum. 3 Bde. s. l. ca. 1795 [UnivB Heidelberg, Hs. 130, Bd. III, 175–180] – Sabine Todt, Kleruskritik, Frömmigkeit und Kommunikation in Worms im Mittelalter und in der Reformationszeit. Stuttgart 2005, 39 (Beitrr. zur Wirtschafts- und Sozialgesch.).

1 Zur Lage mit Plänen: Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten, 98–101.  –  2 Einzelstück 1433: Siegelslg. StadtA Worms, Abt. 205 Nr. 4 (Höhe 45 mm, Breite 27 mm); weiteres Exemplar 1504: StadtA Worms, Abt. 1 B 1870, Fasz. 6.  –  3 Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten, 98–101 (für die Baugesch. immer noch grundlegend); Berger, Bettelorden, 182, 252f.; Bönnen/Kemper, Das geistliche Worms, 708f., 715, 722; zur Gründung auch Schannat, Hist. 2, 155 (Bischofsurk. September 1299). April 1299: Boos, UB Worms 1, 330, Nr. 496 („fratribus beate Marie“ nebst den anderen Mendikanten). Hohen Quellenwert besitzen die bis 1657 reichenden Aufzeichnungen des Chronisten der Niederdeutschen Provinz, Jakob Milendunck, in ISF KB 46, fol. 374–417; Abschrift des Wormser Stadtarchivars Weckerling kurz nach 1900 in: StadtA Worms, Abt. 200,

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Nr. 9a–c.  –  4  Quellennachweise zur Gründungsphase: Berger, Bettelorden, 182.   –  5 Boos, UB Worms 1, 330, Nr. 496.  –  6 Ebd. 2, 35, Nr. 51.  –  7 Ebd. 2, 41f., Nr. 65.  –  8 ISF KB 46, fol. 386v– 390r (Zusammenstellung von Namen aus dem Anniversarbuch).  –  9 Bönnen, Worms im späten Mittelalter, 222; Kemper, Klosterreformen, 118, Anm. 391.  –  10 Bönnen/Kemper, Das geistliche Worms, 708f.  –  11 Lehmann, Urk. Gesch., 459; Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten, 98 (mit Quellennachweis), ISF KB 46, fol. 386r.  –  12 ISF KB 52, fol. 144v.  –  13 ISF KB 43, fol. 323v. Dazu ausführlich: Kemper, Klosterreformen, 66–71 (67f., Anm. 206 detaillierter Hinweis auf Archivalien und Lit., 68, Anm. 207–209 Nachweise zur Reform), Transsumierung eines päpstlichen Ablassbriefes für den Orden von 1448 im Jahre 1456 durch Bischof Reinhard von Sickingen: Schwan, Wormser Urk., 167, Nr. 576.  –  14 Fuchs, Inschriften, 186f., Nr. 268 (Grabinschrift aus dem Karmeliterkloster); Burkard Keilmann, Art. Simon v. Düren. In: Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448–1648. Ein biographisches Lexikon. Berlin 1996, 139; Kemper, Klosterreformen, 69, Anm. 212.  –  15 Urk. im StadtA Worms, Abt. 1 A I Nr. 500.  –  16 Kemper, Klosterreformen, 70, Anm. 216 mit Quellennachweis; Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten, 98f.; zahlreiche Details teilt Jakob Milendunck mit (ISF KB 46, fol. 401v–403v).  –  17 Ebd., fol. 399 (zu 1483) und öfter.  –  18 Vgl. etwa noch zu 1488 die Stiftung des Altratsherrn Heinrich bzw. Johann Zwengel und seiner Frau zugunsten u.a. des Karmeliterkonvents (ebd., fol. 400). Gleichzeitig stiftete er großzügig für den Augustinerkonvent, in dessen Kirche er begraben werden wollte (Schwan, Reg., 239, Nr. 824). Zu den Konflikten vor allem ab 1499 im Einzelnen: Bönnen, Worms im späten Mittelalter, v. a. 247ff.   –  19 Kemper, Klosterreformen, 69, Anm. 214, Quelle: StadtA Worms, Abt. 1 B 1870, Fasz. 4.  –  20 Boos, Mon., 393 (zu 1495), 482 (1503), 491 (1504); weiter dazu: Kemper, Klosterreformen, 118, Anm. 391, siehe auch dort 120, Anm. 400 mit weiterer Lit. und Quellen.  –  21 Kemper, Klosterreformen, 118, Anm. 391 und 120, Anm. 400; Boos, Mon., 393, 482, 491.  –  22 Brief und Siegel des Priors (und Lesemeisters) 1504 in StadtA Worms, Abt. 1 B Nr. 1879 (Fasz. 6): Der Bittsteller bittet den Stadtrat, wegen der Niederlegung seines Amtes auf dem bevorstehenden Ordenskapitel in Köln seine Habseligkeiten („kleyder buecher und ander gereyd“) aus Worms holen zu dürfen.  –  23 Lohmann, Steuerregister, 131 („Claustrum Carmelitarum“).  –  24 Kemper, Klosterreformen, 70, Anm. 217.  –  25 Jakob Milendunck verzeichnet seit den 1480er Jahren eine Reihe von Rentengeschäften und Anniversarstiftungen, die das soziale Umfeld des Konvents ebenso in Umrissen erkennen lassen wie den geographischen Rahmen seiner wirtschaftlichen Basis in Stadt und Umland; Überblick über die Wohltäter des Jahrhunderts 1400 bis 1500, ISF KB 46, fol. 403f.  –  26 Ebd., fol. 401r.  –  27 Ebd., fol. 401v („coepit aedificari novum sacellum ecclesiae ad latus chori versus meridiem adiectum cum campanili“).  –  28 StadtA Worms, Abt. 1 B 1870, Fasz. 3 („Inventarium der gultbrieffe zum carmeliten zu Worms“, 33 fol.; das auf Ratsbefehl angelegte Verzeichnis nennt Gültbriefe ab 1393; fol. 34–39: „Inventarium Carmelitarum“: Kirchenornat); Kemper, Klosterreformen, 69, Anm. 214. Auslieferungsersuchen des Rates 1530 bzgl. Kleinodien und Pretiosen, ISF KB 46, fol. 407v. Die Chronik Milenduncks verzeichnet von jetzt an so gut wie keinerlei Schenkungen, Rentengeschäfte und ähnliche andere Transaktionen mehr.  –  29 StadtA Worms, Abt 1 B 1911, fol. 15.  –  30 Siehe dazu ISF KB 46, fol. 410r– 410v.  –  31 Ebd., fol. 411.  –  32 StadtA Worms, Abt. 1 B 1870.  –  33 Quelle: Schannat, Historia 2, Nr. 332; siehe auch StA Darmstadt, Best. A 2 (Urk. Rheinhessen) Nr. 255/2052, ebd. Nr. 165/133; ISF KB 46, fol. 415–417.  –  34 Zu den Folgen vgl. die Hinweise bei Kemper, Klosterreformen, 67, Anm. 206.  –  35 Nach wie vor grundlegend: Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten, 99f.; auch zum folgenden.  –  36 Raczek, Status, 243f.  –  37 StA Darmstadt, Best A 2 Nr. 255/2079–2081; StadtA Worms, Abt 1 B 1870 (hier u. a. Bildung einer Bruderschaft am Kloster, Grundsteintext; Korrespondenz mit dem Rat über Baufragen [18. Jh.]).  –  38 Dazu und zum folgenden mit Quellennachweis und Plänen: Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten, 99f.  –  39 Schieder, Säkularisation und Mediatisierung 4, 420 Nr. 12631, 423 Nr. 12661, 434 Nr. 12756 (Quellen: LA Speyer, Best. G 11).  –  40 Reuter, Worms zwischen Reichsstadt und Industriestadt, 120f.  –  41 Ebd., Anm. 218.  –  42 Kranzbühler, Verschwundene Wormser Bauten, 99. Quelle zur Zerstörung: ISF KB 46, fol. 413v–414v.  –  43 Spille, Denkmaltopographie, 166, vgl. oben bei der Darstellung der histori-

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schen Entwicklung.  –  44 Reuter, Hamman, 55.  –  45 Die Angaben zu den Amtszeiten der Prioren folgen für die Jahre 1361–1672 den Aufzeichnungen Jakob Milenduncks: für 1361–1400 ISF KB 52, für 1401–1500 ISF KB 46, für 1501–1600 ISF KB 44, für 1601–1672 ISF KB 45. Auf die Angabe der Blattzählung muss aus Platzgründen verzichtet werden. Ergänzungen aus anderen Quellen sind in Einzelnachweisen angefügt. Für die Zeit nach dem Tod des Chronisten Jakob Milendunck wird die nicht unproblematische Liste der Jahre 1308 bis 1797 bei Wagner/Schneider, Vormalige geistliche Stifte 2, 526–529, herangezogen.  –  46 Boos, UB Worms 2, 424, Nr. 657.  –  47 ISF KB 46, fol. 383v.  –  48 Ebd.  –  49 1419: LA Speyer, Gatterer-Apparat Nr. 1166.  –  50 Zu 1438 Wenzel nach: Schwan, Wormser Urk., 117, Nr. 394.  –  51 Kemper, Klosterreformen, 68, Anm. 209.  –  52 Ebd.  –  53 Ebd., 1462: StadtA Worms, Abt. 1 A I Nr. 484.  –  54 Kemper, Klosterreformen, 69, Anm. 213.  –  55 Lohmann, Steuerregister, 131; ISF KB 44, fol. 5v, 11r; ISF KB 46, fol. 400v–401.  –  56 Brief und Siegel des Priors (und Lesemeisters) 1504 in StadtA Worms, Abt. 1 B Nr. 1879 (Fasz. 6).  –  57 Zu 1558 als Theodoricus Schopmann: StadtA Worms, Abt. 1 B 1870.  –  58 Ebd.  –  59 Ebd., 1598: Adamus Stomphaeus: ISF KB 44, fol. 762r.  –  60 Raczek, Status, 243.

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Würzburg Das Würzburger Kloster gehörte zu den ältesten des Ordens und dürfte auf bürgerliche Gründungsinitiativen mit bischöflicher und domkapitelscher Unterstützung zurückgehen. Als ein im Zentrum der Stadt liegendes Kloster (unmittelbar neben dem Rathaus) hatte es andauernde Auseinandersetzungen mit dem Weltklerus um Seelsorgefragen. Das Kloster erhielt eine Vielzahl bürgerlicher wie adeliger Seelenheilstiftungen, u. a. eine von Musikanten. In der ersten Hälfte des 16. Jhs. litt das Kloster unter Finanz- und Personalmangel. Unter Julius Echter wurde es einer Reform unterzogen, wobei zeitgleich, 1627, ein Kloster der Unbeschuhten Karmeliten gegründet wurde. Bei den Beschuhten Karmeliten wurde 1649 die Tourainer Reform eingeführt, die u. a. Veränderungen in der Liturgie mit sich brachte. In der Frühen Neuzeit wurde die Vogelsburg direkt dem Würzburger Karmel unterstellt. Einige Karmeliten waren als Domprediger bzw. als Pfarrer eingesetzt. Die finanzielle Situation erlaubte bis zur Auflösung 1802 die Ausgabe von Darlehen. Provinz Deutsche Provinz (bis 1291, 1297–1318, 1327–1348), Oberdeutsche Provinz (1291–1297, 1318–1327, 1348–1802) Diözese Würzburg Lage Das Kloster befand sich in zentraler Stadtlage in unmittelbarer Nähe zu Rathaus, Marktstraße und Judenplatz (heute: Marktplatz) [ Karte S. 94]. Das Kloster hatte auch den Rückermainhof, das Wirtschafts- und Verwaltungszentrum des Klo­ sters bzw. Stiftes St. Burkard, sowie den vorderen Cressenhof zum Nachbarn.1 Die heutige Karmelitengasse hieß 1398 „By unser Frauwen Brudern“.2 Dort befanden sich auch die Fleischbänke der Stadt. Patrozinium Die Klosterkirche war zuerst dem hl. Nikolaus, ab Mitte des 14. Jhs. der hl. Barbara geweiht. Siegel Das älteste Konventssiegel datiert in das Jahr 1280 mit einem Gotteslamm, seit 1320 war der Markuslöwe im zentralen Siegelbild verankert [ Abb. S. 111 Nr. 29, S. 112 Nr. 30]. Die Gründe für die Veränderung müssen Spekulation bleiben. Ein erstes Priorensiegel folgte 1320. Mit der Inkorporierung der Vogelsburg wurde das Konventssiegel im 17. Jh. mit einem Abbild des hl. Georg erweitert.3 Auffällig ist anlässlich eines Grundstückverkaufs an die Stadt im Juli 1553, dass Prior und Konvent nicht mehr zwei unterschiedliche, sondern ein „gemein insigel“ benutzten.4 GESCHICHTE Stifter und Gründungsausstattung Das Gründungsjahr des Würzburger Karmelitenklosters ist ungewiss. Eine Gründung um 1212 ist unwahrscheinlich (vgl. dazu auch die Kölner Tradition, → Köln, Waidmarkt), vermutlich ist „nur“ ein Karmelpilger am Fischmarkt nachweisbar.5 Eher belegbar ist der Zeitraum zwischen 1256 und 1262, da der Würzburger Konvent in der Ordensüberlieferung als zweitälteste Niederlassung nach Köln (um 1256 gegründet) gilt. Das Kloster wurde fundiert zur Zeit des mendikantenfreundlichen Bischofs Iring von Reinstein-Homburg (1254–1265), der anlässlich seiner Wahlbestätigung an der päpstlichen Kurie mit dem karmelitenfreundlichen Kardinal Hugo von St. Cher zusammengetroffen war. Eine erste Er-

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wähnung lässt sich, wenn auch unsicher, für das Jahr 1265 festmachen, festen schriftlichen Boden betritt man erst mit den beiden Urkunden von 1280. Der Konvent „in Herbipoli“ war nach einer statistischen Beschreibung der Diözese Würzburg zur Zeit des Bischofs Albrecht II. von Hohenlohe (1345–1372) als erste Karmelitenniederlassung (primum domum conventualem) vor Volkach/Vogelsburg, Neustadt/ Saale und Schweinfurt im Bistum gegründet worden.6 Dies deckt sich mit der Statistik der ältesten Karmelitenklöster des Jakob Milendunck, der Würzburg als zweitältestes nach Köln und die Niederlassung auf der Vogelsburg als 14. der 35 frühesten Klöster einordnete. In der Oberdeutschen Provinz nähme Würzburg nach dieser Statistik den ersten Platz ein. Als Residenz für den Provinzial ist das Kloster aber nur bei Provinzial Johannes von Kitzingen (1392–1393) kurzfristig nachweisbar.7 Unter Bischof Iring suchte der Konvent einen geeigneten Platz für sein Kloster, eventuell ein Haus in der Nähe einer Nikolauskapelle.8 Diese Kapelle in der Nähe des Rückermainhofes übergab im Rahmen einer Seelheilstiftung im Oktober 1280 der Domherr Friedrich von Hohenberg mit Zustimmung des Bischofs den Karmeliten, nachdem er diese bereits im Januar des gleichen Jahres Prior und Konvent zur Nutznießung übertragen hatte.9 Zur Finanzierung der Baumaßnahmen hatten sie ein Jahr zuvor vom Bischof einen 40tägigen Ablass erhalten.10 In der Folgezeit versuchten die Karmeliten in der Umgebung der Kapelle mehrere Höfe aufzukaufen, um dort eine Klosteranlage errichten zu können. Den endgültigen Platz erhielt das Kloster aber frühestens zu Beginn des 14. Jhs., als auch die Kirche St. Barbara dort errichtet werden konnte, die erst um 1372 fertiggestellt war. Die Konventsgebäude folgten in der bekannten Form erst 1468.11 Unter Prior Heinrich wurde 1320 ein Hof an der Nikolauskapelle veräußert12 und stattdessen 1338 der Küchenmeisterhof erworben. Deshalb wohl ging man im 18. Jh. von einer kleinen Kapelle am Küchenmeisterhof als Ursprung aus, die 1290 erstmals genannt worden sei. Jener Küchenmeisterhof wurde 1330 von den Brüdern erworben.13 Die Familie Virnkorn spielte dabei eine zentrale Rolle, da sie das Präsentationsrecht für die Kaplansstelle an dieser Kapelle innegehabt hatte. Im selben Jahr 1338 stiftete sie den Karmeliten mehrere Höfe, sodass Kirche und Kloster erbaut werden konnten. Dazu gehörte ihr Hof „genand zu dem an Frimeisterin“, der in den Besitz der Karmeliten überging. In den folgenden Jahren erwarben sie zahlreiche Höfe: Dazu gehörte im Jahre 1357 ein weiterer Hof, der an den Küchenmeisterhof angrenzte, 1360 folgte jener zum „finstern Stern“, 1369 ein weiterer. Im Jahre 1372 dann schenkte Johann Tottenladen seinen halben Besitz an die Karmeliten, dafür wollte er bei ihnen beerdigt werden.14 Das Kloster besaß Rechte am Methof, der an zentraler Stelle in der Stadt beim Grafeneckart (seit 1316 Rathaus) lag. Seit 1324 hatte der Hof einen sog. Kornbaum, ein geeichtes Messgerät für Getreide. Somit hatte der Karmel in unmittelbarer Nähe von Rathaus und Markt Besitzungen; der Methof wurde 1449 teilweise, dann 1471 und 1484 wohl ganz von der Stadt aufgekauft.15 Es bleibt unsicher, ob der Ausweitung des Klosters die Andreaskapelle zum Opfer fiel, 1446 wird das Gotteshaus noch als Ziel einer zweimal im Jahr stattfindenden Prozession der Domherren

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genannt. Daher durfte der Zimmermann Heinrich Obenhin seinen Hausneubau auf Karmelitengrund nur so bauen, dass ein Zugang zur Kapelle hin offen blieb. In dieser Urkunde findet sich auch der Hinweis auf die benachbarten Fleischbänke sowie auf den Klostergarten.16 Das Kloster musste 1359 den freien Zugang erneut zusichern, als es die Hälfte des unmittelbar benachbarten Hofes zum „Jungen Esel“ gekauft hatte.17 Seelsorge Papst Honorius IV. erteilte 1286 den Würzburger Karmeliten die Erlaubnis, auch in Zeiten eines allgemeinen Interdikts Gottesdienste abhalten zu dürfen.18 Die Würzburger Bischöfe unterstützten die Karmeliten im Rahmen der allgemeinen Förderung der Bettelorden. Bischof Manegold von Neuenburg (1287–1303) hatte 1290 die Privilegien der Karmeliten ausdrücklich bestätigt und ihnen in der Auseinandersetzung mit dem Weltklerus beigestanden: Fortan durften sie ungehindert Messe lesen, Beichte hören und Testamente bzw. Almosen annehmen, freilich vorbehaltlich der Rechte des Pfarrklerus.19 Diese Rechte wurden den Karmeliten von Würzburg und der Vogelsburg [→ Vogelsburg] von den Bischöfen Gottfried III. von Hohenlohe (1314/17–1322) im Jahre 1318 und Wolfram von Grumbach (1322–1333) im Jahre 1325 erneut bestätigt, um sie so vor Angriffen von Seiten des Weltklerus, der sich in seinen Seelsorgerechten bedroht sah, zu schützen. Ob die positive Beschreibung der pastoralen Tätigkeit der Karmeliten der Realität entsprach, lässt sich letztendlich nicht beweisen, einiges spricht aber dafür. Denn Bischof Otto von Wolfskeel (1335–1345) trat erneut für sie ein, indem er die Beichtrechte für alle Mendikantenklöster bestätigte.20 Der Druck von außen blieb trotz dieser Gunsterweise, sodass sich im Jahre 1411 die vier städtischen Bettelorden gezwungen sahen, zusammen gegen die Ansprüche des Weltklerus vorzugehen.21 Offensichtlich reichte zu diesem Zeitpunkt die bischöfliche Protektion nicht aus. Noch nicht richtig einzuordnen ist der Hinweis, dass Bischof Johann I. von Egloffstein (1400–1411) kurz vor seinem Tode in die Gebetsbruderschaft der Karmeliten aufgenommen worden sei, weil er das Kloster wieder hergestellt habe.22 Jener Bischof soll den Karmeliten 1403 auch das Recht auf eine freie Predigt in ihrer Kirche, sein Nachfolger Johann II. – im Verein mit dem Konzilspapst Johannes XXIII. – eine weitere Exemtionsbestätigung verliehen haben.23 Sicher ist dies von Bischof Johann II. von Brunn 1455 bezeugt, der den Brüdern in seiner Diözese das Recht zur Predigt, zur Beichtabnahme und zur Einsammlung von Almosen gewährte, sofern dies nicht päpstlichen bzw. bischöflichen Vorrechten entgegenstünde.24 Das Kloster selbst bemühte sich 1329 und 1330 intensiv um eine Neugründung in Mellrichstadt. Allerdings war diesem Anliegen kein Erfolg beschieden, Gründe hierfür werden nicht angegeben.25 Die Karmeliten waren auch außerhalb ihres Klosters in die Seelsorge involviert. Zwischen 1656 und 1765 betreuten sie die Pfarrei Hausen mit der Wallfahrtskirche Fährbrück.26 Als Pfarrkuratoren dienten sie ferner in Biebelried, in Himmelspforten, in der Marienkapelle sowie im Siechenhaus und im Spital, besonders aber in St. Gertraud in der Pleicher Vorstadt. Diese Gemeinde hatte das Kloster vom

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frühen 16. Jh. bis in das Jahr 1660 hinein inne.27 Als sie die Vorstadtpfarrei an die Dominikaner verloren, haben sie augenscheinlich das bereits erwähnte Fährbrück als Ersatz behalten dürfen. Für diese Dienste wurden dem Kloster Geld- und Naturalzuweisungen zuteil. Zahlen aus dem 17. Jh. kennen für St. Gertrud 110 fl, 10 Malter Korn sowie fünf Eimer Wein, für Biebelried 200 fl.28 Memorialstiftungen Die Karmeliten lebten zunächst primär vom Bettel. Die einzelnen Ordensniederlassungen grenzten ihre Termineibezirke voneinander ab. Dies geschah etwa in einer Vereinbarung vom 17. Januar 1368, als die Karmeliten von Würzburg, Bamberg, Vogelsburg, Schweinfurt und Neustadt/Saale ihre Bereiche absteckten. Aus den Bezirken erbettelten die Karmeliten neben Wein, Fleisch und Eiern auch Geld.29 Das Kloster erhielt eine Reihe von Ablässen und Memorialstiftungen. Der für alle Karmelitenklöster gewährte Ablass von Seiten vieler Bischöfe von 1290 befand sich auch im Würzburger Klosterarchiv.30 Indulgentien von den Würzburger Bischöfen speziell stammten von 1396 und – erneuert – 1476, darüber hinaus, zusammen mit Schweinfurt, Neustadt/Saale u. a., gab es einen Ablass 1448 vom Kardinallegaten Johannes S. Angeli für den Besuch einer samstäglichen gesungenen Marienmesse.31 Die Stiftungen kamen auch von außerhalb der Stadt. Bereits im September 1389 vermachten die aus Hoffeld stammenden Heinrich und Anna Kylholz dem Konvent einen Jahrtag.32 Im Testament der Kitzinger Bürgerin Kathrin Steiner war 1410 unter anderem ein Geldlegat für die Würzburger Karmeliten vorgesehen.33 Unter den Ablässen ist wohl jener von Bischof Gottfried aus dem April 1450 herausragend: Verschiedene Musiker (u. a. Pfeifer, Zitherspieler) aus der Diözese hätten Seelheilmessen im Karmelitenkloster gestiftet, die sie wohl auch musikalisch umrahmten. Jeder Besucher der Jahrtage erhielt nun einen 40tägigen Ablass.34 Weitere Ablässe erhielt das Kloster schließlich von den Bischöfen Johann II. von Grumbach (1455–1466) und Rudolf II. von Scherenberg 1479.35 Zu den adeligen Seelheilstiftungen gehörten jene von 1412 von Johanna von Grumbach bzw. 1413 von Ursula von Elma. In beiden Fällen gaben die Damen einen Korngülten für einen Jahrtag, der aus einer Vigil und einer am darauf folgenden Morgen gesungenen Seelmesse für sich und ihre Familien bestand. Jahrtag und Begräbnisrecht sicherte sich der Ritter Heinrich Zobel von Guttenberg im September 1423 ebenfalls mit einer Korngülte.36 In einer weiteren umfänglichen Seelheilstiftung von 1455 werden Details sichtbar: Offensichtlich führte das Kloster ein Register über die abzuhaltenden Jahrtage. Im vorliegenden Falle wurden auch Wein- und Fischbzw. Fleischpitanzen für die beiden Jahrtage gestiftet. Zu der gesungenen Vigil und den Seelmessen kamen noch einmal drei gesprochene Messen hinzu. In einem Fall sollten vier Priester die Seelheilmesse zelebrieren. Bei beiden Jahrtagen sollten Kerzen angezündet und Weihrauch gespendet werden. Der an sich zuständige Pfarrherr sowie auch die Gotteshauspfleger wurden mit Geldgeschenken abgefunden. Bei einer anderen Jahrtagsstiftung von 1495 wurde gefordert, dass die Karmeliter den „freinden“ des Verstorbenen die Feier jeweils im Voraus anzukündigen haben.37

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Die Familie Kraft hat die Karmeliten mit sehr großzügigen Seelheilstiftungen bedacht. Im März 1460 erhielt der Konvent von Hans Kraft 200 fl für eine tägliche Frühmesse zwischen sechs und sieben Uhr zum Gedenken der Familienangehörigen.38 Vor dieser Messe sollte ein Salve Regina gebetet werden, gemäß einer Stiftung des Berthold Kraft vom Mai 1468.39 Die genannten Schenkungen dürften in Zusammenhang mit Klosterreformen liegen, wie es damals allgemein bei vielen Stadtklöstern zu beobachten ist. In seltener Klarheit ist der Konnex bei Margareth Kraft, Ehefrau des Bertold Kraft, in der Urkunde vom 14. April 1462 angesprochen. Sie stiftete Kleider, Schüsseln, Kandeln und andere Dinge im Werte von 330 fl, ferner einen Jahreszins von 12½ fl, der von der Stadt Rothenburg entrichtet werden musste, sowie 100 fl Kapital, das der Stadt Würzburg treuhänderisch übergeben war, zum Erwerb eines weiteren Ewigzinses. Sollte das Kloster seinen religiösen Verpflichtungen nicht nachkommen, dann musste der Jahreszins nach Himmelspforten zu den Zisterzienserinnen und das Kapital an ein Seelhaus hinter der Frauenkapelle gehen. Diese Verpflichtungen waren im Zusammenhang mit der Reform des Konvents zu sehen, denn dieser musste versprechen: „Alles mit dem gedinge das wir vnd vnser nachkumen in solchem angefangem furnemen der observantz vnd geistlich lebens nach ausweisung vnsers ordens regel bestendig vnd abfellig sein sullen“. Die Sachspenden sollten abdecken, was „zu teglichem gebrauche in seinlicher anfahunge notorft was“. Die Ewigzinse hätten die Karmeliten nur erhalten, weil sie „czu furtter hanthabunge volfurunge vnd halttungen gemeltes observantz vnd geistlich lebens geneigt gelustet vnd gewillet“ seien.40 Sogleich muss es über die Auszahlung dieser Memorialstiftung zu Auseinandersetzungen mit dem Rat gekommen sein, wie die Ratsprotokolle von 1468 und 1470 andeuten, als sowohl der erwähnte Zins wie auch das Kapital strittig waren.41 Auf klösterliches Begehren hin gab ihnen die Stadt 1470 zwei bürgerliche Vormünder, die die Behandlung der 100fl-Stiftung regeln sollten – der Ausgang des Streites bleibt in den Protokollen ungenannt.42 Immer wieder kam es bei den frommen Stiftungen zu Reichnissen an mehrere Klöster, meist aus dem Bereich der Bettelorden. Dies geschah im Testament des Würzburger Archidiakons Werner von Tannenberg im August 1306 ebenso wie jenen des dortigen Domherrn Ludwig von Hohenberg im März 1313.43 Auch an der Seelgerätstiftung Bischof Gerhards von Schwarzburg im Februar 1391 waren die Karmeliten wie alle Würzburger Stadtklöster beteiligt.44 Im Jahre 1473 hatten die Augustinereremiten eine Geldsumme mit Dominikanern, Franziskanern und Karmeliten zu teilen. Im März 1592 musste ein Haus verkauft werden; zwei Drittel der erlösten Summe fielen an die Schotten, das restliche Drittel ging anteilsmäßig an Augustiner, Franziskaner, Karmeliten und eine Bruderschaft an der Frauenkapelle.45 Im Februar 1451 wurde das Kloster vom Mainhochwasser betroffen, das bis vor den „eussern hohen altar“ ging.46 Über weitere Schäden berichtete die Bischofschronik des Lorenz Fries nichts. In den Akten der Provinzkapitel lassen sich wenige, ausschließlich das Kloster betreffende Ereignisse finden. Aus dem Nachlass des Schweinfurter Priors Georg Wagner (Currifex) erhielten sein Konvent

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[→ Schweinfurt] und jener in Würzburg, zu dem er für eine gewisse Zeit gehörte, 1467 eine Geldsumme. Bischof Friedrich von Wirsberg (1558–1573) dotierte ein Anniversarium zugunsten der vier Bettelordensklöster, der Societas Jesu und des Neuen Collegium; die Verfügung wurde im Dezember 1573 vom Nachfolger, Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573–1617), bestätigt.47 Während des Würzburgaufenthaltes des Petrus Canisius trat letzterer 1566 mehrmals mit Predigten und Katechese in der Karmelitenkirche auf.48 Ämter Zu den Dignitäten und Klosterämtern lassen sich in Würzburg neben den Prioren, die zeitweise zugleich Lektor/Lesemeister waren (→ Liste der Prioren), auch Subprioren49, Lektoren50, Prediger51 und Kustoden52 nachweisen. In manchen Fällen wurde der Lektor im folgenden Jahr zum Prior gewählt (das ist der Fall bei Andreas Tuntzer, Georg Wagner, Wolfram Vitus, Johannes Scheyder). Bisweilen erfüllten die Würzburger Prioren auch Dienste im Ordensverband. So waren Ludwig Molitor und Hieronymus Weißensteiger auch Vikare des Provinzials für die Oberdeutsche Provinz.53 Eucharius Ott stieg nach dem Tod von Andreas Stoß 1540 zum neuen Provinzial der Oberdeutschen Provinz auf.54 Als Definitoren lassen sich Würzburger Prioren seit der Mitte des 14. Jhs. mehrfach auf den Provinzkapiteln nachweisen.55 Gegen den 1514 amtierenden Prior – vermutlich Johannes Zollinger – sollte der Provinzial eine Visitation vornehmen und diesen gegebenenfalls absetzen. Die Resignation des namenlos bleibenden Subpriors wird 1529 in den Akten verzeichnet.56 Widersprüche zu den Ordensidealen zeigten sich 1548, als ein Karmelit offensichtlich über Eigenbesitz verfügte: Veit Gerle gab seinem Bruder 15 rfl, „so er vnß vff guten getrawen vndt glauben gelihen hat“.57 Ab 1650 enthält der Schematismus der Oberdeutschen Provinz vielfältige Hinweise auf Laienbrüder, die als Köche, Bierbrauer, Gärtner, Maler, Goldschmiede, Schneider, Schuster und Terminarier (Gabensammler in bestimmten Bezirken) agierten. Ihre Aufenthaltsdauer differierte von wenigen Jahren bis zu einem halben Leben. Bisweilen wechselten sie zwischen Würzburg und Neustadt/Saale [→ Neustadt a. d. Saale] hin und her. Ordenspriester konnten ebenfalls als Terminarier eingesetzt werden, sie waren aber auch Subprioren, Lektoren, Prediger (an Sonn- und Feiertagen bzw. für Bruderschaften), Organisten, Sakristane (verantwortlich für den Gottesdienst), Prokuratoren (Hausökonome). Ihre Dienstzeiten waren häufig nur zwei Jahre und sie wechselten ebenfalls häufiger den Konvent.58 Einige von ihnen, etwa Angelicus a S. Philippo 1745 bzw. Deocharus a S. Anna 1766, sind als Domprediger in Würzburg nachgewiesen,59 andere als Pfarrer an St. Gertrud in Würzburg: so etwa Johannes Isaias Rohrbach 1625–1628 (zugleich Prior), Avertanus a S. Elia 1655–1658 oder 1660 Bertholdus a Beata Virgine Maria.60 Schule und Ordensstudium Zahlreich sind Konventsangehörige mit einem Universitätsstudium. Ohne dass sie eine weitere Karriere in der Oberdeutschen Provinz

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machten, studierten mehrere Angehörige des Würzburger Konvents. Der Konvent spielte im Studienwesen der Ordensprovinz eine aktive Rolle.61 Der normale Studiengang begann mit einem Studium der Grammatik und Logik in Wien, wo der Orden ein Generalstudium unterhielt, und setzte sich in Wien, Erfurt oder Köln fort. Voraussetzung für das Lektorenamt war ein Studium der Philosophie und Theologie. Der spätere Lektor Jodocus Payer etwa studierte in Wien, Tübingen und Freiburg Artes, um dann in Köln Theologie zu studieren. Der Würzburger Prior Johannes Dasen studierte in Wien und Köln und schloss, als einer der wenigen, mit einem Doctor decretorum ab. Promotionen mussten vom Ordensgeneral bestätigt werden. Soweit bekannt setzten die meisten späteren Würzburger Prioren und Lektoren ihr Studium nach Wien in Erfurt fort: Johannes Pellificis, Konrad Konigsperger (auch in Leipzig), Konrad Fabri, Christophor Scheydeck, Johannes Schneyder (mit einem ‚Ausflug‘ nach England), Georg Scholl, Wolfram Vitus.62 In den Würzburger Weihematrikeln 1520–1822 tauchen insgesamt 39 Würzburger Konventualen auf, die bestimmte Weihestufen in der Heimatdiözese erhalten haben. Dies schließt allerdings nicht aus, dass sie bzw. andere Patres ihre einzelnen Weihegrade in anderen Diözesen empfangen haben. Im Übrigen fehlen für die Karmeliten jegliche Angaben nach 1648, nur für 1806 gibt es wenige ‚Nachzügler‘.63 Auf der anderen Seite sagt der Weiheempfang nicht unbedingt etwas über eine Tätigkeit im Würzburger Kloster aus. So konnten die Weihen zwar in Würzburg empfangen werden, die weitere Tätigkeit lag jedoch außerhalb der Stadt am Main. Anschluss an Reformen Mit Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573–1617) begann ein Neuansatz im Klosterleben. Ob allerdings die in den 1590er Jahren auftretenden Angaben, es handle sich um ein „armes closterlein“, mehr Topos oder Realität entsprechen, lässt sich schwer entscheiden. Allerdings sprechen die damit verbundenen Jahrtags- und Begräbnisstiftungen eher für eine nach außen hin attraktive Gemeinschaft.64 Die Kirche wurde ab 1601/02 saniert, ab 1614 folgten die Konventsbauten. Wegen der Seuchengefahr ließ Echter 1597 den Fischmarkt „uff dem platz unden gegen der Frauenbruder kirchen und dem hoff Ruckermayn“ verlegen.65 Im Jahre 1608 beschwerten sich die Karmeliten beim Rat über die neuen Läden, die an der Klosterkirche, wohl zwischen den Chorstrebepfeilern, angebaut worden waren. Auch der Rathausneubau und die damit verbundene Erweiterung des Grünbaums fand 1608 nicht ihre Zustimmung. Bei einer gütlichen Einigung erhielt das Kloster 1610/11 von der Stadt ein zinsloses Darlehen von 100 fl, die Zusage zur Errichtung einer Badstube sowie zur Renovierung der Klosterküche. Nahezu zeitgleich hatte der Bischof 1608 neue Mehltische am Chor der Klosterkirche erbauen lassen. Im Jahre 1614 wurden auf bischöflichen Befehl hin die Fleischbänke, die sich ebenfalls in der Nähe des Klosters befanden, verlegt.66 Zu diesen baulichen Veränderungen traten innere Veränderungen hinzu. Im August 1581 erhielt der Bischof vom Ordensgeneral Giovanni Batista Caffardi den Auftrag zu einer Reform.67 Sechs Jahre später erlaubte er dem Bischof eine Visitation. Zugleich (1587) wurde eine strengere Hausordnung erlassen, die besonders

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die Klausurbestimmungen verstärkte.68 Der Vorstoß Echters 1614, auch ein Kloster der Unbeschuhten Karmeliten nach Würzburg zu bekommen, verzögerte sich. Erst 1627 wurde es unter dem Titel St. Joseph gegründet.69 In St. Barbara wurde 1649 die Tourainer Reform eingeführt, die Veränderungen in der Liturgie (u. a. regelmäßige Predigten und Andachten) mit sich brachte, welche wiederum von außen positiv wahrgenommen wurden.70 Bei der finanziellen Sustentation des Konvents beteiligten sich auch die Domherren, die den Karmeliten 1651 und 1653 die Einsammlung von Almosen bei den domkapitelschen Untertanen gestattete. Ausdrücklich betont wurde die Unterstützung der „studierenden jungen religiosen“ im Kloster.71 Umgekehrt musste das Kloster auch Abgaben an die fürstbischöfliche Kanzlei leisten.72 Auffällig ist, dass Hinweise auf Jahrtagsstiftungen im 17. Jh. selten werden, auch wenn sie niemals ganz aufhören und mit dem Würzburger Domdekan und Mainzer Domkustos Johann Konrad Kottwitz von Aulenbach 1611 einen prominenten Stifter vorweisen konnten. In den 1650er Jahren kamen neben einem Hauger Chorherrn Johann Stumpf auch wiederum ein Vertreter des wohlhabenden Bürgertums hinzu: Der Schlotfeger Johannes Fuchs stiftete je 100 fl für eine tägliche Seelmesse im Todesjahr, einem daran anschließenden Jahrestag sowie für eine allsamstägliche Salve Regina- bzw. in der Osterzeit für eine Regina Coeli Letare-Andacht.73 Alles in allem entwickelte sich Würzburg zu einem Zentrum der Karmeliten Oberdeutschlands.74 Besitz und Einkünfte Der Besitz des Klosters enthielt selbstverständlich mehrere Weingüter in der unmittelbaren Würzburger Umgebung.75 Mitte des 16. Jhs. wurden wohl die einzelnen Grundstücke neu vermessen. Anlässlich einer Auseinandersetzung um vier Morgen Weingärten im Bereich Grombühl stellte man fest, dass die vier Morgen, so wie sie im klösterlichen „original register“ verzeichnet sind, beim Nachmessen kleiner wurden, nämlich nur noch dreieinhalb Morgen.76 Daneben gab es 1503 einen 200fl-Ankauf von vorwiegend Getreidezinsen um Tiefental, Stalldorf und Euerhausen aus den Händen der Kartäuser von Tückelhausen.77 In zwei Fällen ist nachweisbar, dass ganze Gemeinden – Obervolkach 1478 und Obereisenheim 1409 – dem Kloster Jahresgülten verkauft haben. Diese Abgaben lagen auf den Besitzungen „der gantzen gemein“.78 Mit dem Ende eines eigenständigen Konventslebens auf der Vogelsburg [→ Vogelsburg] gingen die Güter auf das Würzburger Kloster über. Zahlreiche Weingüter auf der Vogelsburger wie auf der Escherndorfer Gemarkung wurden immer wieder an einheimische Winzer verliehen. Der Konvent setzte einen Vogt ein, der Laie und – zumindest 1599 und 1647 – verheiratet war.79 Sporadisch taucht in den Urkunden, hier 1578, die Bezeichnung auf: „der gantze convent der clöster zu den frawen brüdern zu Würtzburg vndt zu der Vogelspurgk“.80 Auf einem Vogelsburger Weinfassdeckel hat sich 1758 ein Prior verewigt.81 Die wirtschaftliche Situation bei den Karmeliten scheint im 17. Jh. nicht schlecht gewesen zu sein. Im Jahre 1607 stammten die Einkünfte aus 52 Orten, die überwiegend im Maindreieck lagen.82 Das Kloster konnte Darlehen an Würzburger Bürger

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gewähren, in einem Falle auch an einen Vikar des Neumünsters.83 In einem Fall musste ein Bauer sein Gütlein an das Kloster für 50 fl verpfänden, der Lehnsherr, in diesem Fall das Stift St. Peter und Alexander, gab seine Zustimmung.84 Mehrere Personen haben Gültenzinse an die Karmeliten veräußert.85 Dabei zeigt sich, dass sich ein Lehnsmann des Klosters über Jahre hinweg verschulden konnte.86 Im Jahre 1661 trat das Kloster sogar eine Erbschaft an, jedoch mussten zuvor die Schulden in Höhe von 777 fl durch Verkauf von Weingärten beglichen werden.87 Das Kloster besaß nach wie vor mehrere Weingärten, u. a. am „Roth“ auf der Würzburger Gemarkung.88 In den 1650er und 1660er Jahren waren viele Eschendorfer Winzer bei den Karmeliten verschuldet, bereits in den 1610/1620er Jahren Bauern aus Neuseß.89 Die Escherndorfer Situation dürfte auch damit zusammenhängen, dass der ehemals Vogelsburger Besitz das Kloster dort in eine wirtschaftlich starke Position versetzte. Die Zahlen sind ambivalent: So hören wir vom Jahre 1649, dass die Vogelsburg zusammen mit den Zinsen aus dem ehemaligen Schweinfurter Karmelitenkloster ‚nur‘ 53 fl 18d eingebracht hat. Bereits seit 1633 sei das Vogelsburger Kloster zerstört gewesen.90 Andererseits hören wir 1651 von einem systematischen Aufkauf von circa 7 Morgen Weinbergen in der Escherndorfer Gemarkung, wobei Lehnsrechte des Klosters Münsterschwarzach eines finanziellen Ausgleichs bedurften.91 Die vom Kloster gegen Zins gewährten Darlehensummen bewegten sich zwischen 11 und 30 fl im unteren Segment bzw. 60 bis 100 fl in einem oberen.92 Andererseits war das Kloster finanziell nicht immer flüssig. So wurde deswegen 1653 eine Schuld von 139 fl in einen Jahrtag umgewandelt.93 Zu dieser positiven wirtschaftlichen Entwicklung passt auch die auffällig häufige Darlehensverleihung an Bauern in Großmannsdorf, dem Mittelpunkt des Centamtes Königsberg. Die Summen betrugen hier zwischen 12 und 250 fl.94 Auch aus Karlstadt finden sich zahlreiche Schuldner vom ausgehenden 16. bis zur Mitte des 17. Jhs., unter ihnen einer, der 1645 noch die Schulden seines Vaters von 1619 abzutragen hatte. Dies zeigt auch die Gefahr des langen Wartens bei der Vergabe von Krediten für das Kloster. Die Geldbeschaffung lief meist über den Verkauf von Jahresgülten an das Kloster auf Wiederkaufsbasis ab.95 Mit solchen Kreditgeschäften haben sich die frühneuzeitlichen Karmeliten weit von der ursprünglichen Basis des Bettels und Almosenbeschaffens entfernt. Der spektakulärste Verkauf dürfte im April 1660 stattgefunden haben: Der Professor der Pandekten, Dr. Franz Friedrich Andler, kaufte für die enorme Summe von 2500 fl von den Karmeliten das Haus zum Schönen Eck (Schöneck), einen der berühmtesten Bauten aus der Echterzeit am Beginn der Martinsstraße/Kürschnerhof.96 Für das Jahr 1745 hat sich eine Auflistung aller unablöslichen jährlichen Zinsgefälle von den klösterlichen Lehen erhalten.97 In den 1660er Jahren lässt sich eine rege Kopialtätigkeit feststellen, ein Zinsund Gültbuch wurde 1668 neu abgeschrieben, ebenso ein weiteres Zins- und Lehenbuch; zwei Kopialbücher datieren 1667 und 1668, ein weiteres ebenfalls 1668 mit Nachträgen bis 1694. Letzteres ist zweifach erhalten, das Duplikat von einem Notar beglaubigt.98 Diese zweifache Herstellung dürfte mit einer Ordensbestim-

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mung zusammenhängen, derzufolge jedes Verwaltungsschriftgut in doppelter Ausführung anzufertigen sei, wovon ein Band im Würzburger Klosterarchiv verbleiben, das andere Exemplar in das Provinzarchiv nach Straubing kommen sollte.99 Eventuell ist dies in diesem einen Fall nicht geschehen und beide Bände verblieben in Würzburg. Konventsstärke Mitgliederzahlen des Karmel fehlen für die ersten Jahrhunderte weitgehend. Lediglich in einer Urkunde von 1338 werden sechs Namen von Konventsangehörigen angegeben.100 In der Reformationszeit nahmen die Mitgliederzahlen in Würzburg wie anderswo in den fränkischen Karmelitenklöstern dramatisch ab, sodass auch hier ein geregeltes Konventsleben nicht mehr möglich erschien: 1534 waren es anlässlich einer Visitation durch den Provinzial Andreas Stoß neben dem Prior nur noch zwei Konventualen und ein Novize.101 Immerhin wurde einer der Karmeliten, Johannes Reuter († 1536), seit 1526 Provinzial, Lektor und Prediger zu Würzburg, von Bischof Konrad III. von Thüngen 1528 zum Weihbischof ernannt. Er nahm zahlreiche Weihehandlungen in Stadt und Diözese Würzburg vor und wurde im Chor der Karmelitenkirche begraben.102 Während der Belagerung des Marienbergs 1525 beherbergte das Kloster Fußsoldaten, die von der Stadt besoldet worden waren.103 Im Kloster selbst kam es zu internen Reibereien, so 1538 zwischen dem alten und neuen Prior, Molitor und Ott.104 In den nachfolgenden Jahren litt das Kloster unter Personalmangel. Ein 1534 in Würzburg geplantes Provinzkapitel konnte nicht abgehalten werden, ein neuerlicher Vorstoß von 1535 blieb wegen Personalmangels und wirtschaftlichen Schwierigkeiten erneut erfolglos. Dennoch forderte der Provinzial Andreas Stoß den Würzburger Karmel auf, sich verstärkt um Novizen zu kümmern – was angesichts der Lage ein verständlicher, aber nur ein ‚frommer‘ Wunsch gewesen sein dürfte. Hinzu kamen interne Probleme mit einzelnen Konventsmitgliedern.105 Die Konventsstärke ist im 17. und 18. Jh. ebenfalls nur sporadisch zu erfassen: 1614 sollen es acht Patres und fünf Fratres gewesen sein und 1625 insgesamt 16. In einer Zeugenreihe vom November 1635 sind neben dem Prior drei weitere Namen, im Oktober 1651 neben dem Prior vier zusätzliche Namen angegeben, darunter der Lektor Marius a S. Matthaeo.106 Eine Seelheilstiftung von 1653 unterzeichneten neben dem Prior auch der Subprior Ludwig a S. Theresia und Carolus a S. Anastasio. In einem Parallelfall werden 1657 neben dem Provinzial und Prior noch fünf weitere Konventsmitglieder genannt.107 So waren es im Januar 1668 acht Patres, elf Fratres und sechs Laien, also insgesamt 25 Personen. Unter den Patres gab es neben dem Prior auch einen Subprior, einen Prokurator und einen Sakristan.108 1769 werden 30 Konventualen gezählt; bei der Auflösung 1803 waren es dann 25 Personen. Ganz am Ende der Klosterzeit verfügte die Landesdirektion 1804 einen Erlass auf Sistierung eines wegen Teufelsbeschwörung aus Österreich verwiesenen und im Würzburger Karmel aufgenommenen Karmelitenpriesters Karl Betz.109

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Aufhebung des Klosters und spätere Nutzung der Gebäude Das Ende des Klosters kam im Zuge der Säkularisation.110 Bereits am 2. September 1802 wurde von den neuen Behörden das Archiv versiegelt, jedoch dauerte es bis zum 8. Juli 1805, bis die Gemeinschaft endgültig aufgelöst wurde. Die Weigerung der Religiosen, den Orden zu verlassen, wie die Festlegung der Pensionsansprüche waren für diese Verzögerung verantwortlich. Letztendlich gingen die Exkarmeliten im Würzburger Weltklerus auf.111 Der Gesamtwert von Klosteranlage und Grundbesitz bzw. Obligationen wurde auf 91.508 Gulden taxiert. Die Gebäude wurden zunächst als Kaserne, die Kirche als Lagerplatz genutzt.112 Teilweise nutzte das Salzamt die Gebäude. Die Stadt bemühte sich, das in unmittelbarer Nähe des Rathauses liegende Objekt in ihre Hände zu bekommen. Für 10.000 Gulden erwarb der Magistrat am 9. Februar 1822 das Klostergebäude; am 26. November 1824 kamen auch noch die Kirche und die Gebäudeteile hinzu, die bis dorthin vom Salzamt genutzt worden waren. Der sofortige Abbruch der Kirche, mit dem man im Dezember 1824 begann, war beschlossene Sache. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Das Klosterarchiv ist bei der Aufhebung zum Teil vernichtet, zum Teil von den bayerischen Behörden übernommen worden. Die erhaltene schriftliche Überlieferung findet sich heute vor allem im Staatsarchiv Würzburg in den Beständen Würzburger Urkunden (wenige!) – Standbücher 683–693 – Rechnungen 11573–11583, KR 1601/02 – Literaliensammlung des Hist. Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg MS f.159, f.164, f.286, f. 763, f. 1329, f. 1617, f.1623 – Geistliche Sachen 774/49, 3148/124, 2924/120, 2092/79 – Stadtrentamt Würzburg 195. Im Stadtarchiv Würzburg finden sich das Karmelitenkloster betreffende Archivalien in den Beständen Ratsprotokolle, Würzburger Urkunden. Im Diözesanarchiv Würzburg findet sich im Bestand „Klöster und Stifte“ kein Hinweis auf das Kloster. Im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Karmeliterkloster, Bücher Nr. 46, fol. 17r–20r finden sich die Aufzeichnungen des Chronisten der Niederdeutschen Provinz Jakob Milendunck zum Würzburger Kloster. Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München finden sich im Bestand Karmeliten Würzburg Urkunden, aus denen A. Deckert, Oberdeutsche Provinz, S. 19, einzelne Betreffe mitteilt. Bibliothek Um die Bibliothek machte sich P. Paulus Hirschlein verdient, der um 1614 begann, die Bücher zusammenzusuchen, die sich in den Zellen befanden, und sie katalogisierte.113 Bei der Säkularisation sind Teile des Buchbestandes in die Universitätsbibliothek Würzburg gelangt.114 Sie verfügt auch über den Bibliothekskatalog unter der Signatur M.ch.f. 264. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER In Sebastian Münsters „Cosmographei oder beschreibung aller laender“ von 1548 ist eine detaillierte Stadtansicht von Hans Rudolf Manuel mit dem Marktviertel und dem Karmelitenkloster enthalten.115 Das Kloster grenzte im Norden unmit-

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telbar an den Rathauskomplex.116 Die beengte Lage führte immer wieder zu Aufkäufen, so Mitte des 15. Jhs. des Methofes durch die Stadt, und zu Auseinandersetzungen mit der Kommune, so 1598 zu Vereinbarungen mit Bürgermeister und Rat, die an einem Rathausbau Fenster, die auf den Klostergarten hinausliefen, anbringen hatten lassen.117 1607 folgte ein erneuter Ausbau des Rathauses (Küchen zum Gruenenbaum zu erweittern vnd ein neben Stüblein bey der Rathstuben gegen vnserm closter vber zu bauen), der vom Kloster gegen eine Abstandszahlung von 100 fl gebilligt wurde.118 Im gleichen Jahr stellte das Kloster einen kleinen Teil seines Gartens einem Metzger für den Neubau eines Hauses bei den Fleischbänken zur Verfügung.119 Das Klosterareal selbst war zudem von privaten Häusern eng umbaut. 1564 erhielt ein Würzburger Bürger von den Karmeliten ein kleines Haus mit zwei Kammern in unmittelbarer Nachbarschaft zum Klosterareal verliehen.120 In einer Urkunde von 1662 wurde die Lage des Klosters mit „am Fischmarckh“ angegeben, der seit Bischof Julius Echters Zeiten dort zu finden war.121 Die alte Nikolauskapelle wurde im Jahre 1614 abgetragen.122 Die Kirche St. Barbara wurde nach 1372 vollendet, der Chor 1468 geweiht.123 Zu diesem Zeitpunkt standen auch die Klostergebäude. Für das Behauen der Steine durfte, wegen der engen Lage, vorübergehend die öffentliche Straße mit benutzt werden. In den Jahren 1719–1723 begann ein erneuter Klosterumbau unter Prior Jeremias vom hl. Elisäus und mit Unterstützung Fürstbischofs Philipp Franz von Schönborn. Der 1720 begonnene Neubau verschlang hohe Summen, dem dafür auch der gewiss nicht unerhebliche Weinvorrat auf der Vogelsburg geopfert werden musste.124 Die Kirche, die nach der Klosteraufhebung völlig niedergelegt wurde, dürfte nicht groß gewesen sein und über einen Chor, jedoch nicht über einen Turm verfügt haben. Der Choraltar wurde 1468 der hl. Maria, Barbara, Albert und dem Hl. Kreuz geweiht, jener in der Sakristei dem hl. Michael und allen Engeln sowie der hl. Helena.125 Im ausgehenden 16. Jh. dürfte der polygonal ausgelegte Chor zum heutigen Marktplatz (früher Judenplatz) einen schwachen Gegenakzent zur Marienkapelle gebildet haben. Am Ende der 1570er Jahre wurde der baufällig gewordene Dachreiter ausgebessert.126 In der Kirche selbst befand sich eine Doppelmadonna von Tilman Riemenschneider und seiner Werkstatt, entstanden um 1515–1520. Sie dürfte ursprünglich mit einem Strahlenkranz versehen gewesen sein und im Kirchengewölbe gehangen haben.127 In der Kirche befand sich das Grabmal von Antonio Petrini, dem großen Würzburger Baumeister. Eine Beschreibung von Kirche und Klosteranlage aus den Jahren um 1660 liefert Daniel Papebroch SJ († 1714). Schon damals sei der Lettner zwischen Chor und Hauptschiff beseitigt gewesen. Papebroch berichtet von zwei Altären und einem zu Ehren des hl. Albert in der Seitenkapelle. Die Bibliothek sei „sehr gut ausgestattet“, ihr „Ausstellungsraum durch eine runde Decke abgeschlossen; sie ist von farbigen und vergoldeten Säumen umgeben und hat 15 kunstvolle Bilder aus dem Leben und von den Wundern des Heiligen Albert“.128 In einer Beschreibung von 1816 wird von insgesamt fünf Altären berichtet, von denen einer nur noch in Teilen vorhanden war. Sie sollten an ‚arme‘ Kirchen ab-

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gegeben werden. Die Nebenaltäre waren den Vierzehnheiligen bzw. dem hl. Albert geweiht. Die große Orgel wurde nach Arnstein, die kleine nach Buchbrunn (bei Kitzingen), die Kirchenstühle sowie die Kanzel nach Tückelhausen verkauft. Einige Bilder gelangten aufgrund einer Schenkung des Großherzogs Ferdinand von Toskana in die Kirche der Unbeschuhten Karmeliten in Würzburg. Die Riemenschneidermadonna schließlich kam über Privatbesitz in die Franziskanerkirche. Die Kirche wurde 1824 abgebrochen. Das leer gewordene (alte) Kloster der Beschuhten Karmeliten wurde als Kaserne für Soldaten benutzt, die 1809 etlichen Schaden an den Gebäuden verursachten. Im Jahre 1814 diente das Kloster als Unterkunft für bayerische Truppen.129 1822 schließlich wurde es von der Stadt gekauft. Heute ist es ein Komplex des Rathauses. PRIOREN Heinrich130 1280 – Tilmannus de Lutzelburg131 1327, 1329–30 – Heinrich von Volkert132 1338 – Heinricus de Hohenberg133 1338, 1348 – Albert de Coburg134 1347 – Cunradus de Rotenburg135 1357 – Hartmann von Fulda136 1359, 1360 – Conrad von Schweinfurt (Cunradus de Swinfurt)137 1367, 1368 – Johannes von Kitzingen?138 1388 – Heinrich von Schweinfurt139 1406 – Andreas Tuntzer140 1422–1428 – Friderich Mörlin141 1429–1431 – Andreas Tuntzer142 1432–1433 – Georg Wagner (Currifex)143 1445–1460 – Johannes Dasen144 1462–1469 – Johannes Pellificis145 1471–1473 – Nicolaus Obersfelder 1475 – Antonius Zirckel146 1478 – Johannes Schwind147 1479 – Johannes Dasen148 1482–1484 – Wolfram Vitus149 1488–1505 – Petrus Schweicker150 1505–1510 – Johannes Zollinger151 1513–1514 – Simon Fries152 1517–1522 – Johannes Zollinger153 1524 – Johannes Schneyder/Schneider154 1526, 1527 – Ludwig Molitor155 1529–1537 – Eucharius Ott156 1537–1546 – Hieronymus Weißensteiger157 1547 – Vitus Gerlin158 1548 – Konrad Kramer159 1551 – Leonhardus Gamman/Grammer160 1551, 1553, 1555 – Gregorius Raab161 1556 – Jacob Ochsenhardt162 1561, 1564 – Johannes Röckelein163 1573 – Sebastian Öxell/Ochsel164 1578, 1583, 1584 – Gregor/Georgius Sattler165 1588 – Johannes Sattler166 1592, 1593, 1599, 1600 – Johan Mey/Mayen167 1594–1596 – Nicolaus Stiefel/ Stiffel168 1601, 1602, 1607 – Andreas Erbyßer/Arwesser/Erwesser169 1607, 1608, 1611, 1615–17 – Johannes Isaias Rorbach170 1620, 1625–1628 – Jacobus Bloghard171 1607/16– 1621?172 – Melchior Sturm SS. Th. L.173 – Georgius Deutschlein SS. Th. L.174 – Michael Gugelius175 1607–1621? – Ferdinandus Reißage der Vicarius Prioris176 ?-? – Matthias Ceraseus177 – Adamus Marius SS. Th. Lector178 1630–1633 – Andreas Zimmermann179 1633–1636 – Bartholomäus Eiselein180 1637 – Hieronymus Ernestus SS. Th. Doctor181 1638–1650 – Anastasius a S. Theodoro182 1650–1656 – Jodocus a Circumcisione Domini183 1656–1660 – Johannes a S. Bernardo184 1660–1661 – Johannes a S. Bernardo185 1661 – Jodocus a Circumcisione Domini186 1661–1662 – Avertanus a S. Elia187 1662–1664 – Tilmannus a S. Elia188 1664–1670 – Bernardus a Praesentatione Beatae Virginis Mariae189 1670–1676 – Arsenius a S. Henrico190 1676–1679 – Petrus Thomas a Matre Carmeli191 1679–1682 – Angelus a S. Cruce192 1682–1685 – Petrus Thomas a Matre Carmeli193 1685–1688 – Antonius a S. Elisaeo194 1688–1691 – Angelus a S.

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Cruce195 1691–1694 – Gerardus a Stigmatibus Salvatoris196 1694–1697 – Petrus Thomas a Matre Carmeli197 1697–1700 – Gerardus a Stigmatibus Salvatoris198 1703–1706 – Columbanus a S. Spiridione199 1706–1709 – Gerardus a Stigmatibus Salvatoris200 1709–1712 – Benedictus a S. Stephano201 1712 – Johannes Baptista a S. Zacharia202 1712–1715 – Gerardus a Stigmatibus Salvatoris203 1715–1718 – Jeremias a S. Elisaeo204 1718–1721 – Columbanus a S. Spiridione205 1721–1722 – Cherubinus a SS. Trinitate206 1723–1724 – Johannes Baptista a S. Zacharia207 1724–1727 – Jeremias a S. Elisaeo208 1727–1730 – Sebaldus a S. Christophoro209 1730–1733 – Jodocus a S. Benedicto210 1733– 1736 – Sebaldus a S. Christophoro211 1736–1739 – Richardus a Corde Mariae212 1739– 1742 – Jodocus a S. Benedicto213 1742–1745 – Sebaldus a S. Christophoro214 1745–1748 – Engelbertus a S. Francisca215 1748–1751 – Gerardus a S. Barbara216 1751–1754 – Engelbertus a S. Francisca217 1754–1757 – Clemens a S. Columbano218 1757–1760 – Gerardus a S. Barbara219 1760–1763 – Liborius a S. Margaretha220 1763–1766 – Theodolus a S. Albino221 1766–1769 – Matthaeus a S. Josepho222 1769–1771 – Franciscus a S. Elisabetha223 1771–1772 – Christianus a S. Ursula224 1772–1776 – Theodolus a S. Albino225 1776–1779 – Brocardus a S. Georgio226 1779–1782 – Chrysanthus a Resurrectione Domini227 1782–1783 – Christianus a S. Ursula228 1783–1786 – Gallus229 1788 – Gerardus a S. Johanne Baptista230 1789–1792 – Bonifatius a S. Elisaeo231 1792–1795 – Sylvester a S. Johanne Baptista232 1795–1798 – Bonifatius a S. Elisaeo233 1798–1801 – Aquilin Königer234 1802–1805. LITERATUR Johann Baier, Gesch. der beiden Karmelitenklöster mit besonderer Berücksichtigung des ehemaligen Reuerinnenklosters in Würzburg. Würzburg 1902 (Der Artikel „Das ehemalige Kloster der Beschuhten Carmeliten in Würzburg“. In: Martini, Carmel 2, 490–527, ist auf den Seiten 495–527 eine wörtliche, von Flüchtigkeitsfehlern nicht freie Kopie von Johann Baier, 11–55) – Deckert, Oberdeutsche Provinz – Ders., Die Karmelitenklöster in Bayern zwischen Reformation und Säkularisation. In: Zs. für bayerische Landesgesch. 53, 1990, 3–49 – Deckert/Hösler, Acta, 109–112 – Dies., Schematismus – Helmut Flachenecker, Die Karmeliten oder Frauenbrüder im Hochstift Würzburg. In: Jb. für Fränkische Landesforsch. 69, 2009, 25–41 – Ingrid Heeg-Engelhart, Anmerkungen zum Siegelwesen der Würzburger Franziskaner, Dominikaner und Karmeliten. In: Karl Borchardt/Enno Bünz (Hg.), Forsch. zur bayerischen und fränkischen Gesch. Festschrift Peter Herde. Würzburg 1998 (Quellen und Forsch. zur Gesch. des Bistums und Hochstifts Würzburg 52), 129–149 – Lickteig, German Carmelites – Meinrad Sehi, Die Bettelorden in der Seelsorgsgesch. der Stadt und des Bistums Würzburg bis zum Konzil von Trient. Eine Untersuchung über die Mendikantenseelsorge unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Würzburg. Würzburg 1981 (Forsch. zur fränkischen Kirchen- und Theologiegesch. 8) – Smet, Karmeliten, 297–306 – Hans Thurn, Die Handschriften der kleinen Provenienzen und Fragmente. Wiesbaden 1990 (Die Handschriften der UnivB Würzburg 4), 116–127 – Aemilius Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis. St. Blasien 1794, 405f.

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1 Mon. Boica 45, 519–523, Nr. 341 (24.7.1388): … „hof, geheizzen zu der vordern Cressen, gelegen in der stat zu Wirczburg, by dem closter vnser lieben frawen bruedern, do einseit stozzet der hof zu der hindern Cressen vnd vnden dran der hof zum Rucker am Mein“, …  –  2 Ulrich Wagner (Hg.), Gesch. der Stadt Würzburg. 1. Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. Stuttgart 2001, 357.  –  3 Heeg-Engelhart, Anmerkungen zum Siegelwesen, 139–144, Abb. 148f. – Das Wappenschild mit drei achteckigen Sternen in einem dreigeteilten Feld ist erst ab der 2. Hälfte des 17. Jhs. in Benutzung gewesen.  –  4 StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 223 (27.7.1553) [gedruckt in AHistVereines 19, 1968, H. 3, 198–201, Nr. 14].  –  5 ISF KB 46, fol. 17r: Würzburg wird dabei als „Franconiae orientalis caput et metropolis, civitas est episcopalis“ charakterisiert. Die Gründung wird dabei mit dem Kölner Karmel in Verbindung gebracht. – Angenommen bei Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 405: … „initium cepit a 1212 in antiquo foro piscatorio“. Übernommen von Baier, Karmelitenklöster, 11–13: Nach ihm ließen sich die Karmeliten unter Bischof Otto von Lobdeburg (1207–1223) am Fischmarkt (heute Domstraße im Bereich zwischen Blasius- und Schustergasse) nieder. Und es unterliegt nach ihm „keinen Zweifel“, dass sie schon damals die Nikolauskapelle zur „Nutzniessung“ erhalten hätten. Übernommen von Martini, Carmel 2, 490: Tradition 1212 stimme „sicher“, wenn man von einer Eremitengemeinschaft ausgehe. – Zur Gesamtdiskussion siehe Deckert, Oberdeutsche Provinz, 18f. und Sehi, Bettelorden, 165–169, 175– 177.  –  6 Anton Ruland, Die Ebracher Handschrift des Michael de Leone. In: AHistVereines 13, 1855, 111–210, hier 147. – ISF KB 46, fol. 17r nimmt einen Baubeginn für Kirche und Kloster „in foro piscatorio“ im Jahre 1252 an. Was sicher auch zu früh angesetzt ist!  –  7 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 58.  –  8 Alfred Wendehorst (Bearb.), Das Bistum Würzburg. Die Bischofsreihe bis 1254. Berlin 1962 (Germania Sacra NF 1), 224 (für 1259); Ders., Staat und Kirche. In: Wagner, Gesch. Würzburg 1, 255–271, hier 266; Konrad Eubel, Die Stellung des Würzburger Pfarrklerus zu den Mendikanten. In: Theologische Praktische Monatsschrift 1, 1891, 482; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 18f.; Baier, Karmelitenklöster, 12; Martini, Carmel 2, 491.  –  9 Mon. Boica 37, 516, Nr. 438 (4.1.1280) bzw. 523f., Nr. 444 (14.10.1280); ISF KB 46, fol 17r/v (Original in der Frühen Neuzeit im Archiv des Würzburger Karmels); Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 405; Sehi, Bettelorden, 169f.; Baier, Karmelitenklöster, 14f. sieht dies als Auftakt für einen ersten Umzug der Karmeliten an. – Über die Kapelle, die einst den Karmeliten inkorporiert war (super capella S. Nicolai monasterio vicina et olim annexa et incorporata) kam es 1516 zum Streit mit dem Stift St. Burkard, ISF KB 46, fol. 20r.  –  10 ISF KB 46, fol. 17r (Originalurk. befand sich in der Frühen Neuzeit im Archiv des Kölner Karmels).  –  11 Sehi, Bettelorden, 174; Baier, Karmelitenklöster, 17, 20, 50.  –  12 Sehi, Bettelorden, 173 sieht dies als Indiz für die „schweren Existenzsorgen“ des Konvents.  –  13 Das Folgende nach UnivB Würzburg M.ch.f. 264, fol. 355r/v.  –  14 ISF KB 46, fol. 18r/v (1338); Baier, Karmelitenklöster, 15–20: In diesem Komplex standen neben der Nikolauskapelle auch solche zu Ehren St. Georgs, St. Andreas und St. Auduktus.  –  15 Wagner, Gesch. Würzburg 1, 327, 357. Verkauf 1471 genannt im Ratsprotokoll: StadtA Würzburg, Ratsprotokoll 5, fol. 213r. Bereits 1449 verkaufte das Kloster ein Haus im Methof an die Stadt, StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 226 (24.2.1449) [gedruckt in AHistVereines 19, 1968, H. 3, 181–183, Nr. 7]. Dem Kloster wurde ein lehensabhängiges Haus ebenda von Kuna Dorner 1484 verkauft: StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 228 (7.10.1484). – Zur Lage des Methofes siehe auch Heiler, Grafeneckart, 8.  –  16 StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 338 (25.11.1446); gedruckt in AHistVereines 19, 1868, H. 3, 171–174, Nr. 5.  –  17 Mon. Boica 46, 201–204, Nr. 96 (26.3.1359). Mitsiegler war der Ordensprovinzial für Oberdeutschland und Böhmen, Konrad von Neuenburg.  –  18 ISF KB 46, fol. 17v (Kurzreg.); Sehi, Bettelorden, 171.  –  19 ISF KB 46, fol. 17v (Kurzreg.; Original in der Frühen Neuzeit im Archiv des Würzburger Karmels); Sehi, Bettelorden, 171f., 227.  –  20 Urk. vom 20.7. 1318 gedruckt bei Sehi, Bettelorden, 172, Anm. 53; Mon. Boica 39, 263f., Nr. 128 (3.3.1325); Urk. vom 13.2.1340 gedruckt bei Baier, Karmelitenklöster, 23f.  –  21 Hinweise ebd., 22f., nicht bei Alfred Wendehorst (Bearb.), Das Bistum Würzburg 2. Die Bischofsreihe von 1254 bis 1455. Berlin 1969 (Germania Sacra NF 4).  –  22 StA Würzburg, Würzburger Urk. 1/201 (5.9.1411). Der Bischof verstarb am 22. November. Kein Hinweis bei Wendehorst, Bistum Würzburg 2, 127–142.  –  23 Hinweis bei Baier, Karmelitenklöster, 25.  –  24 ISF KB 46, fol. 19v (Kurzregest).  –  25 ISF KB 46,

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fol. 18r. Die Datierung dieser Bemühungen auf die Jahre 1331/32 bei Deckert, Oberdeutsche Provinz, 47, ist irrig.   –  26 Ebd., 19, Anm. 40; die Pfarrer finden sich bei Deckert/Hösler, Schematismus, etwa 240, Nr. 295 (als Präses); 151f., Nr. 368; 277, Nr. 727; 299, Nr. 791 (als Präses).  –  27  Baier, Karmelitenklöster, 27–29.  –  28 Hinweise ebd., 38f.  –  29 Reg. Boica 9, 191; Beier, Karmelitenklöster, 37.  –  30 Sehi, Bettelorden, 171.  –  31 ISF KB 46, fol. 19v, 413r (Kurzreg.). Hinweise bei Baier, Karmelitenklöster, 26: So auch Rudolf II. 1478 für den Besuch des Salve regina, Papst Alexander VI. für diejenigen, die bei den Karmeliten beichten und die Kommunion empfangen. Bei dem Kardinallegaten handelt es sich um Juan de Carvajal (Konrad Eubel, Hierarchia catholica medii aevi 2. Münster 1914, 66).  –  32 StA Würzburg, Standbuch 692, 447–449 (24.9.1389).  –  33 StA Würzburg, Würzburger Urk. 50/6a (16.8.1410): Alle vier Würzburger Bettelordensklöster erhielten je 10 Pfd. Hlr.  –  34 StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 2855 (17.4.1450): … „sane pro parte tubicinatorum, fistulatorum, timpanistarum, citarizanium, citeristarum ac alorums in artibus musicalibus tangentium nostrarum civitatum et dyocesae Herbipolensis nobis fuit propositum qualiter ipsi pro suarum animarum salutary remedio … in coenobio fratrum Marie virginis de monte Carmeli civitatis nostre Herbipolensis peragere cum missarum solempniis et debitis ceremoniis proposerunt“ …. Der Bischof wollte dabei deren Kunst „neque approbare neque reprobare prout etiam nostra non interest“.  –  35 Baier, Karmelitenklöster, 23; Alfred Wendehorst (Bearb.), Das Bistum Würzburg 3. Die Bischofsreihe von 1455 bis 1617. Berlin/New York 1978 (Germania Sacra NF 13), 44.  –  36 StA Würzburg, Standbuch 692, 237–239 (9.11.1412), 239–241 (26.9.1413), 302–304 (7.9.1423).  –  37 Ebd., 315–317 (26.2.1455), 322–323 (10.8.1495).  –  38 StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 1936 (21.3.1460) [gedruckt in AHistVereines 19, 1968, H. 3, 183f., Nr. 8]; Baier, Karmelitenklöster, 30.  –  39 StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 1947 (20.5.1468) 89 [gedruckt in AHistVereines 19, 1968, H. 3, 190–192, Nr. 11]. Auszahlung des Zinses erfolgt durch Bürgermeister und Rat der Stadt.  –  40 StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 2404 (14.4.1462) [gedruckt in AHistVereines 19, 1968, H. 3, 184–188, Nr. 9]; Baier, Karmelitenklöster, 33.  –  41 StadtA Würzburg, Ratsprotokoll 5, fol. 155v, 178r.  –  42 Ebd., fol. 180r.  –  43 Mon. Boica 38, 362–365, Nr. 214 (10.8.1306): … „item fratribus beate virginis II libras hallensium“; ebd., 524–427, Nr. 285 (29.3.1313): Item carmelitis III libras“.  –  44 Mon. Boica 44, 216–219, Nr. 108 (14.2.1391): … „vnd den Carmeliten, yclichem orden auch einen eymer der vorgenanten gulte wins von Ifelstat“. Dafür hatte sie einen Jahrtag für den Bischof mit Vigil und Seelmesse abzuhalten.  –  45 StA Würzburg, Standbuch 692, 50–54 (9.3.1592 bzw. 17.9.1473).  –  46 Lorenz Fries, Chronik der Bischöfe von Würzburg. Hg. von Ulrich Wagner und Walter Ziegler. Würzburg 2002 (Fontes Herbipolenses 4), 107.  –  47 StA Würzburg, Standbuch 692, 73–76 (13.12.1573).  –  48 Baier, Karmelitenklöster, 26.  –  49  1446 Nikolaus Scheffer (StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 338 [25.11.1446]) – 1449 Conradus Hertwig (ebd., Nr. 2404 [24.2.1449]) – 1460 Fridrich Mulner (ebd., Nr. 1936 [21.3.1460]; UnivB Würzburg, M.ch. f. 264, fol. 360v) – 1462 Conradus Hertwig (StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 2404 [14.4.1462]) – 1468 Johannes Stubner (ebd., Nr. 1947 [20.5.1468]) – 1497 Michael Wollenschlager (Deckert, Oberdeutsche Provinz, 227) – 1508/10 Simon Friess (ebd., 179) – 1513 Johannes Echinger (ebd., 171) – 1524/26 Johannes Weydner (ebd., 224).  –  50 Lektoren, die nicht später Prioren wurden: 1427/1428 Johannes Büsselsheim – 1441 Paulus Schrötl – 1462/69 Conrad Königsperger – 1488 Conrad Hebenstreit – 1490 Johannes Erzberger – 1508 Jodocus Payer – 1510 Henricus Horneck – 1517 Christopherus Scheydeck (ebd., 357–368).  –  51 1469 Bartholomäus Habnichts (ebd., 183).  –  52 1446 Heinrich Zirl (StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 338 [25.11.1446]) – 1449 Petrus Kremer (ebd., Nr. 226 [24.2.1449]) – 1468 Cunradus Mullner (ebd., Nr. 1947 [20.5.1468]) – 1508, 1529 Johannes Röttinger (Deckert, Oberdeutsche Provinz, 208) – 1519–1526 Johannes Kun (ebd., 164).  –  53 Smet, Karmeliten, 297 (1531 Ludwig Molitor durch Provinzial Andreas Stoß); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264 fol. 359v.  –  54 Smet, Karmeliten, 306.  –  55 ISF KB 46, fol. 18v (1344, 1347); Deckert, Oberdeutsche Provinz, mehrfach zwischen 234–317. Zum Amt des Definitors ebd., 68–70.  –  56 Ebd., 271, 323f., 333. – Es könnte sein, dass das Vorgehen gegen den Prior im Zusammenhang mit den Sonderrechten des Petrus Schweycker steht, der eine eigene Stube im Kloster besessen hatte. Dieses Privileg wurde vom selben Provinzkapitel in Augsburg am 15.1.1514 kassiert, das auch die Visitation anordnete.  –  57  StA Würzburg, Standbuch 692, 217f.

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(22.2.1548).  –  58 Alphabetisch erfasst bei Deckert/Hösler, Schematismus.  –  59 Ebd., 193, Nr. 143; 206, Nr. 532. Ferner 1730–1738 Godefridus a S. Gerardo: ebd., 304, Nr. 808.  –  60 Ebd., 219, Nr. 224 bzw. 241, Nr. 299, 230, Nr. 953.  –  61 Baier, Karmelitenklöster, 31.  –  62 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 142, 145, 158, 160f., 164–166, 173f., 188, 203, 209, 211f., 214f., 219f., 227. Den näheren Hintergrund des oberdeutschen Studienwesens bis zum Ende des Mittelalters erläutert Lickteig, German Carmelites, 59–64.  –  63 DiözesanA Würzburg, Libri Ordinationium 1520–1822, Abschrift von August Amrhein Bd. II Ordensklerus. Es fällt auf, dass überdies viele Karmeliten ohne Herkunftskonvent aufgeführt werden.  –  64 StA Würzburg, Standbuch 692, 443–445 (14.12.1494), 445f. (1.8.1596), 446f. (6.9.1596).  –  65 StadtA Würzburg, Ratsakten 1273, 71f.  –  66  StadtA Würzburg, Ratsprotokolle 18, fol. 138r; 19, fol. 250r, 522v–424v; 20, fol. 255r. – Vgl. auch Markus Josef Maier, Würzburg zur Zeit des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1570–1617). Neue Beitrr. zu Baugesch. und Stadtbild. Phil. Diss. Würzburg 2007, 244, 252f., 277f.  –  67 StA Würzburg, Würzburger Urk. 80/101 (16.8.1581).  –  68 Baier, Karmelitenklöster, 34.  –  69 StA Würzburg, ldf 38, 85 (1587); Wendehorst, Bischofsreihe Würzburg 3, 213.  –  70 Baier, Karmelitenklöster, 27, 34f.; Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, 406; Deckert, Bayern, 15.  –  71 StA Würzburg, Standbuch 692, 13 (30.9.1651); 13f. (11.9.1653).  –  72 Ebd., 15f. (1655).  –  73 Ebd., 93f. (10.4.1664), 430f. (12.9.1657), 431–433 (4.5.1651), 441f. (1611), 442f. (25.11.1633), 449–451 (1600).  –  74 Baier, Karmelitenklöster, 32.  –  75 StA Würzburg, Standbuch 692, 38f. Grombühl (1561), 40f. „in dem Graß“ (1449), 41–45 Kirchbühl (1407, 1449), „Eberdtsklingen“ (1601).   –  76 Ebd., 38f (12.4.1561) – Im gleichen Zeitraum, genauer in den 1540er Jahren, wurden auch die Grundstücke des Prämonstratenserstifts Oberzell neu vermessen und Grenzsteine gesetzt. Vgl. Helmut Flachenecker, Grundzüge der Wirtschaftsverwaltung eines Prämonstratenserstifts: Ober- und Unterzell. In: Ders./Wolfgang Weiß (Hg.), Oberzell. Vom Prämonstratenserstift (bis 1803) zum Mutterhaus der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu. Würzburg 2006 (Quellen und Forsch. zur Gesch. des Bistums und Hochstifts Würzburg 62), 177–219.  –  77 StA Würzburg, Standbuch 692, 185–187 (13.11.1503).  –  78 Ebd., 292–297 (13.3.1478), 301–302 (6.12.1409).  –  79 Ebd., 102–135 mehrere Urk. 1592–1601 u. ö. – Der Vogt Erhardt Schmidt und seine Frau Margaretha werden genannt am 11.2.1599 (ebd., 105–107). Ferner Michael Kraus, gewesener Arbeiter und Vogt 6.4.1625 (ebd., 158–160), und Nikolaus Grausser mit seiner Frau Anna 21.1.1647 (ebd., 166– 168).  –  80 Ebd., 114, 117 (beide M 18.3.1578).  –  81 Deckert/Hösler, Schematismus, 173, Nr. 430.  –  82  Aufzählung bei Baier, Karmelitenklöster, 42; Erwin Riedenauer, Karlstadt (Hist. Atlas von Bayern. Tl. Franken I,9). München 1963, 146, 157.  –  83 StA Würzburg, Standbuch 692, 61–63: 120 fl (6.2.1652), 63–65: 100 fl (30.3.1662), 79–81: 20 fl des Vikars Friedrich Glaser (22.2.1602), 83: 8 fl (11.6.1657), 223–226 (24.6.1570): 100 fl, 241–244 (10.4.1605): 300 fl.  –  84 Ebd., 244 (2. oder 3.3.1657): Das Gut lag in Unterpleichfeld.  –  85 Ebd., 56–58 (22.2.1644), 58–61 (1.5.1628), 65–67 (1.5.1628), 76–79 (24.6.1602), 211–213 (11.11.1584), 218–220 (28.9.1651), 221–223 (20.8.1583), 226–229 (22.2.1555).  –  86 So Caspar Friedrich über insgesamt 170 fl: ebd., 311–315 (11.11.1616 bzw. 23.1.1628).  –  87 StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 318 (22.1.1661).  –  88 Ebd., Nr. 2564 (11.11.1636).  –  89 StA Würzburg, Standbuch 692, 415–420 (30.4.1610), 425–427 (11.11.1620): Schuldsummen bewegen sich zwischen 20 und 100 fl.  –  90 Baier, Karmelitenklöster, 39.  –  91 StA Würzburg, Standbuch 692, 164f. (1.10.1651). Zu diesem Erwerb gehören sicher auch die Käufe vom 21.1.1647 bzw. 9.1.1651 (ebd., 165–168). Mehrere Weinberge in der Eschendorfer Gemarkung wurden bereits am 25.12.1594 bzw. 24.12.1608 von den Würzburger Karmeliten erworben (ebd., 135f., 142f.)  –  92 Ebd., 143–161 (zeitlich zwischen 9.3.1651 und 24.6.1660, in einem Falle bereits 22.2.1622).  –  93 Ebd., 429–430 (25.1.1653).  –  94 Ebd., 187–193 (25.7.1662, 12.11.1666, 12.12.1666).  –  95 Ebd., 254–289; der angedeutete Fall 256–259.  –  96 Ebd., 89–91 (11.4.1660); zum Haus siehe Wagner, Stadtgesch. Würzburg 2, 271 sowie Stefan Kummer, Die Kunst der Ech­ter­zeit. In: Peter Kolb/Ernst-Günter Krenig (Hg.), Unterfränkische Gesch. 3. Würzburg 1995, 663–716, hier 689; Maier, Würzburg zur Zeit Echters, 206f.  –  97 StA Würzburg, Stadtrentamt Würzburg 195.  –  98 StA Würzburg, Standbücher 684, 685, 690, 691, 692, 693.  –  99 StA Würzburg, Standbuch 692, IV+V.  –  100 ISF KB 46, fol. 18r.  –  101 Deckert/Hösler, Acta, 110; Smet, Karmeliten, 299.  –  102 Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448–1648. Berlin 1996, 847 (Liste der Weihbischöfe von Helmut Flachenecker); Baier, Karmelitenklöster, 35f.; Deckert/Hösler, Acta, 110;

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ISF KB 46, fol. 20r.  –  103 Johann Peter von Ludewig, Geschicht-Schreiber von dem Bischoffthum Wirtzburg. Frankfurt/Main 1713, 891: „Es lagen 2 fähnlein fußknechte im closter zu den Carmeliten, hieß man die freyen knechte und waren von gemeiner stadt besoldet“.  –  104 Smet, Karmeliten, 306.  –  105 Deckert/Hösler, Acta, 110f.  –  106 StA Würzburg, Standbuch 692, 165 (1.10.1651), 442f. (25.11.1633). Sie werden bis auf den Lektor bereits im Mai desselben Jahres genannt: ebd. 431–433 (4.5.1651); Baier, Karmelitenklöster, 36.  –  107  StA Würzburg, Standbuch 692, 429–430 (25.1.1653), 430f. (12.9.1657).  –  108 Ebd., 455: Subprior Ludovicus a S. Theresia, Prokurator Ludovicus a S. Francisco und Sakristan Sebastianus a S. Luca. – Weiterer Subprior: 1628 N.N. (ebd., 65), 1651 Franciscus a S. Bernardo (ebd., 431–433 [4.5.1651]).  –  109 StA Würzburg, Geistliche Sachen 2924/120 (1804).  –  110 Zum Folgenden Baier, Karmelitenklöster, 43–47.  –  111 StA Würzburg, Geistliche Sachen 2092/79 (1811): Stadtratsakt über die Aufnahme des Exkarmeliten Ferdinand Josef Willner in den Säkularklerus.  –  112 Vgl. ebd., 3148/124: Akte des Stadtrentamts über die Nutzung der Gebäude des ehemaligen Karmelitenklosters (1809/19).  –  113  Baier, Karmelitenklöster, 32.  –  114  Zu den Handschriften siehe Thurn, Handschriften 4, 116–127.  –  115 Abdruck in Wagner, Gesch. Würzburg 1, 359.  –  116 Thomas Heiler, Der Grafeneckart. Zur Gesch. des Würzburger Rathauses. Würzburg 1986 (Schriften des StadtA Würzburg 1), Übersichtskarte 8.  –  117 StA Würzburg, Standbuch 692, 29f. (24.4.1598).  –  118 StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 222 (15.3.1607) [gedruckt in AHistVereines 19, 1968, H. 3, 201–203, Nr. 15].  –  119 StA Würzburg, Standbuch 692, 31f. (15.11.1598).  –  120 Ebd., 37f. (10.4.1564). Von der Nachbarschaft eines Kelterhauses berichtet StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 1148 (26.1.1623).  –  121 StA Würzburg, Standbuch 692, 187–189 (25.7.1662).  –  122 Baier, Karmelitenklöster, 20; StA Würzburg, Würzburger Urk. (31.8.1614). Die in der Nikolaikapelle gestifteten Messen sollen in der Klosterkirche gelesen werden.  –  123 Sehi, Bettelorden, 173; Deckert/ Hösler, Acta, 110; ISF KB 46, fol. 19v.  –  124 Baier, Karmelitenklöster, 21. Zum Folgenden ebd., 49–52.  –  125 ISF KB 46, fol. 19v. Beide Altäre erhielten eine Reihe weiterer Reliquien, die aufgeführt sind. Auffällig ist vielleicht, dass der hl. Kilian (Würzburg) fehlt, wohl aber Walburga (Eichstätt) und Kunigunde (Bamberg) dabei sind.  –  126  Maier, Würzburg zur Zeit Echters, 61, 123.  –  127 Claudia Lichte (Hg.), Tilman Riemenschneider – Werke seiner Blütezeit. Regensburg 2004, 252.  –  128 Udo Kindermann, Kunstdenkmäler zwischen Antwerpen und Trient. Beschreibungen und Bewertungen des Jesuiten Daniel Papebroch aus dem Jahre 1660. Köln, Weimar, Wien 2002, 140.  –  129  KriegsA München, Bund 83, Akt 24, 25, 28. Es erfolgt eine Neusignierung nach Rückkunft in das StA Würzburg (ab Herbst 2006).  –  130 Mon. Boica 37, 516, Nr. 438 (4.1.1280); Baier, Karmelitenklöster, 54, ohne Quellenangabe.  –  131 ISF KB 46, fol. 18r.  –  132 Baier, Karmelitenklöster, 54, ohne Quellenangabe.  –  133 ISF KB 46, fol 18r (1338); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v.  –  134 ISF KB 46, fol. 18v wird für 1347 [dort als 1447 angegeben, wohl aber, wegen des chronologischen Zusammenhanges, ein Verschreiber] ein Würzburger Prior Albert de Coburg als neu gewählter Definitor angegeben.  –  135 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 355v, 359v.  –  136 Mon. Boica 46, 201–204, Nr. 96 (26.3.1359); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v (1360).  –  137 Ebd., fol. 359v, 360v; Stein, Mon., 115f., Nr. 116 (17.1.1368).  –  138 Baier, Karmelitenklöster, 54, ohne Quellenangabe.  –  139 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v.  –  140 StA Würzburg, Standbuch 692, 538 (1427); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 356f. – 1425 auch als Lektor belegt.  –  141 Ebd., 357f. – 1429–1430 auch als Lektor belegt.  –  142 Ebd., 358–360 – 1431–1440 auch als Lektor belegt.   –  143 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v, 360v; StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 338 (25.11.1446) [= gedruckt in AHistVereines 19, 1968, H. 3, 171–174, Nr. 5], Nr. 226 (24.2.1449) [gedruckt ebd., 181–183, Nr. 7], Nr. 1936 (21.3.1460) [gedruckt ebd., 183f., Nr. 8]; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 360–362. – Zugleich 1443–1460 Lektor/Lesemeister.  –  144 StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 2404 (14.4.1462) [gedruckt AHistVereines 19, 1968, H. 3, 184–188, Nr. 9], Nr. 1947 (20.5.1468) [gedruckt ebd., 190–192, Nr. 11]; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 362f. – Zugleich 1462–1469 und 1475 als Lektor belegt. Baier, Karmelitenklöster, 54, bringt für 1468 noch einen Johannes Weilheimer, wie immer ohne Quellenverweis.  –  145 Deckert, Oberdeutsche Provinz, 363f. – Zugleich als Lektor belegt.  –  146 StA Würzburg, Standbuch 692, 292–297 (13.3.1478); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 364. – Zugleich als Lektor belegt.  –  147 Ebd., 364.  –  148 StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 228 (7.10.1484); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 365. – Zugleich

794

I. Klöster vor der Säkularisation

1484 als Lesemeister und Doktor des Kirchenrechts belegt.  –  149 StA Würzburg, Standbuch 692, 213–217 (23.11.1497), 538 (1497); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 365–367. – Zugleich von 1482–1484 bzw. 1492–1505 als Lektor belegt. – Baier, Karmelitenklöster, 54, hat noch 1498 Johannes Benutzenreiter, 1501 Nikolaus Stiefel und 1504 einen Adam.  –  150 StA Würzburg, Standbuch 683; Deckert, Oberdeutsche Provinz, 367.  –  151 Ebd., 367f. – Zugleich 1514 als Lektor belegt.  –  152 Ebd., 368.  –  153 Ebd.  –  154  StA Würzburg, Standbuch 692, 198–201 (9.4.1527), 538 (1527); Deckert, Oberdeutsche Provinz, 368f. – Zugleich 1519–1522 und 1526 als Lektor, 1527 als Lesemeister der Hl. Schrift belegt.  –  155 Ebd., 369; Smet, Karmeliten, 297. – Zugleich 1529 als Lektor belegt.  –  156 StA Würzburg, Standbuch 692, 538 (1537); Deckert/Hösler, Acta, 110 (nur bis 1540); Smet, Karmeliten, 303, 306.  –  157 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v. – Vikar des Provinzials der Provinz Germania Superior. – Baier, Karmelitenklöster, 54, datiert ihn 1540–1547.  –  158 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v.  –  159 Baier, Karmelitenklöster, 54, ohne Quellenangabe.  –  160 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v; StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 223 (17.7.1553) [gedruckt in AHistVereines 19, 1968, H. 3, 198–201, Nr. 14]; StA Würzburg, Standbuch 692, 226–229 (22.2.1555).  –  161 Baier, Karmelitenklöster, 54, ohne Quellenangabe.  –  162  StA Würzburg, Standbuch 692, 38f. (12.4.1561), 37f. (10.4.1564).  –  163 Baier, Karmelitenklöster, 54, ohne Quellenangabe.  –  164  StA Würzburg, Standbuch 692, 114–116 (18.3.1578), 211–213 (11.11.1584), 221–223 (20.8.1583), 247–250 (25.12.1579 [1578]), 538 (1578). – 1579 bzw. 1583 auch als Lesemeister der Hl. Schrift belegt.  –  165  UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v; Baier, Karmelitenklöster, 54, ohne Quellenangabe.  –  166 StA Würzburg, Standbuch 692, 102–105 (6.10.1592), 105–107 (11.2. bzw. 3.6.1599), 129–131 (22.8.1593); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v (1600). – 1607 als Provinzial der Oberdeutschen Provinz belegt, StA Würzburg, Standbuch 684. Außerdem war er 1592 Pfarrer in St. Gertraud/Pleicher Vorstadt: Baier, Karmelitenklöster, 28. Die Angabe bei Martini, Carmel 2, 493, Sattler sei 1590–1607 Prior gewesen, ist definitiv falsch.  –  167 StA Würzburg, Standbuch 692, 119–122 (23.4.1596), 122–124 (7.4.1595), 131–135 (22.2. bzw. 4.5.1595), 443–445 (14.12.1594), 445f. (1.8.1596), 446f. (6.9.1596), 538 (1595); UnivB Würzburg M.ch.f. 264, fol. 359v.  –  168 StA Würzburg, Standbuch 692, 76–79 (24.6.1602), 79–81 (22.2.1602), 112– 114, 124–127 (24.6. bzw. 11.11.1601), 135f. (25.12.1594, event. 1593?), 538 (1601); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v; StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 222 (15.3.1607) [gedruckt in AHistVereines 19, 1968, H. 3, 201–203, Nr. 15].  –  169 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v (1615); StA Würzburg, Standbuch 692, 54–56 (22.2.1617), 140f. (30.11.1607), 142f. (24.12.1608), 441f. (1611), 538 (1617), 254–256 (24.8.1611), 311–313 (11.11.1616).  –  170 StA Würzburg, Standbuch 692, 58–61 (1.5.1628), 65–67 (1.5.1628), 421–423 (22.2.1626), 423–425 (24.8.1625), 425–427 (11.11.1620), 538 (1620); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v; Deckert/Hösler, Schematismus, 230, Nr. 953 (1625–1628). Baier, Karmelitenklöster, 54, ohne Quellenangabe, gibt für 1621 einen Johannes Molitor an. – Rohrbacher war 1625–1628 auch Pfarrer in St. Gertraud/Pleicher Vorstadt, Baier, Karmelitenklöster, 28.  –  171 UnivB Würzburg M. ch.f. 264, fol. 359v. Für 1607–1621 bei Baier, Karmelitenklöster, 55, ohne Quellenangabe.  –  172 Dieses Datum und ohne Fragezeichen für die folgenden drei Namen bei Baier, Karmelitenklöster, 55 (1607–1621).  –  173 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v. Für 1607–1621 bei Baier, Karmelitenklöster, 55, ohne Quellenangabe.  –  174 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v. Für 1607–1621 bei Baier, Karmelitenklöster, 55, ohne Quellenangabe.  –  175 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v. – Herkunft aus Nürnberg. Für 1607–1621 bei Baier, Karmelitenklöster, S. 55 ohne Quellenangabe.  –  176 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v.  –  177 Ebd.  –  178 StA Würzburg, Standbuch 692, 442f. (25.11.1633); UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v.  –  179 Ebd., Baier, Karmelitenklöster, 55, ohne Quellenangabe.  –  180 Ebd., ohne Quellenangabe.  –  181 UnivB Würzburg, M.ch.f. 264, fol. 359v (1651 wohl falsch, in 1650 zu korrigieren). StA Würzburg, Standbuch 692, 56–58 (22.2.1644); Deckert/ Hösler, Schematismus, 195, Nr. 855 (1639). – Hier gibt Baier, Karmelitenklöster, 55, ohne Quellenangabe, an: 1638–1640 Matthäus Grasser, 1644–1649 Hieronymus Ernesti.  –  182 StA Würzburg, Standbuch 685 (1650); StA Würzburg, Standbuch 692, 15f. (1655), 61–63 (6.2.1652), 164–166 (1.10.1651), 218–220 (28.9.1651), 282–284 (22.2.1652), 429–430 (25.1.1653), 431–433 (4.5.1651); Deckert/Hösler, Schematismus, 187, Nr. 119 (1654–1656), 1652 Kustos der Oberdeutschen Provinz.  –  183 StA Würzburg, Standbuch 692, 430f. (12.9.1657); Deckert/Hösler, Schematismus, 224, Nr. 934.  –  184 StA Würzburg,

würzburg

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Standbuch 692, 89–91 (11.4.1660); Deckert/Hösler, Schematismus, 226, Nr. 941.  –  185  StadtA Würzburg, Würzburger Urk. Nr. 318 (22.1.1661).  –  186 StA Würzburg, Standbuch 692, 63–65 (30.3.1662); Deckert/Hösler, Schematismus, 224, Nr. 934.  –  187 StA Würzburg, Standbuch 692, 85–87 (10.9.1662); Deckert/Hösler, Schematismus, 219, Nr. 224.  –  188 StA Würzburg, Standbuch 692, 455 (1668); Deckert/Hösler, Schematismus, 169, Nr. 1496 (1664–1670).  –  189 StA Würzburg, Standbuch 692, 466 (17.3.1674), 473 (11.4.1673), 476 (15.3.1673), 479 (23.4.1671); Deckert/Hösler, Schematismus, 240, Nr. 295. – Hier gibt Baier, Karmelitenklöster, 55, ohne Quellenangabe an: 1674 Gregor Saltzer.  –  190 Deckert/Hösler, Schematismus, 211, Nr. 196.  –  191 Ebd., 285, Nr. 1262.  –  192 Ebd., 197, Nr. 152.  –  193 StA Würzburg, Standbuch 692, 504 (29.12.1687); Deckert/Hösler, Schematismus, 286, Nr. 1262.  –  194 Ebd., 204, Nr. 174.  –  195 Ebd., 197, Nr. 152.  –  196 Ebd., 299, Nr.  91.  –  197 Ebd., 286, Nr. 1262.  –  198 Ebd., 299, Nr. 791.  –  199 Ebd., 178, Nr. 446.  –  200 Ebd., 299, Nr. 791.  –  201 Ebd., 233, Nr. 269.  –  202 Ebd., 232, Nr. 961  –  203 Ebd., 299, Nr. 791.  –  204 Ebd., 220, Nr. 921.  –  205 Ebd., 178, Nr. 446.  –  206 Ebd., 161, Nr. 397.  –  207 Ebd., 232, Nr. 961.  –  208 Ebd., 220, Nr. 921.  –  209 Ebd., 327, Nr. 1364.  –  210 Ebd., 224, Nr. 935. – Hier gibt Baier, Karmelitenklöster, 55, ohne Quellenangabe an: 1733 Tilmann a St. Elias.  –  211 Deckert/Hösler, Schematismus, 327, Nr. 1364.  –  212  Ebd., 310, Nr. 1331.  –  213 Ebd., 224, Nr. 935.  –  214 Ebd., 327, Nr. 1364.  –  215 Ebd., 236, Nr. 620.  –  216 Ebd., 295, Nr. 784.  –  217 Ebd., 236, Nr. 620.  –  218 Ebd., 173, Nr. 430.  –  219 Ebd., 296, Nr. 784.  –  220 Ebd., 268, Nr. 1042.  –  221 Ebd., 159, Nr. 1474.  –  222 Ebd., 292, Nr. 1125.  –  223 Ebd., 269, Nr. 702 (wohl 1771 statt 1770, wie vermerkt).  –  224 Ebd., 164, Nr. 403. – Hier gibt Baier, Karmelitenklöster, 55, ohne Quellenangabe an: Christian nur bis 1775, dann 1776 Johannes.  –  225 Deckert/Hösler, Schematismus, 159, Nr. 1474.  –  226 Ebd., 249, Nr. 330.  –  227 Ebd., 168, Nr. 414.  –  228 Ebd., 164, Nr. 403.  –  229 Baier, Karmelitenklöster, 55, ohne Quellenangabe.  –  230 Deckert/Hösler, Schematismus, 297, Nr. 786.  –  231 Ebd., 247, Nr. 319.  –  232 Ebd., 360, Nr. 1440.  –  233 Ebd., 247, Nr. 319.  –  234 Baier, Karmelitenklöster, 55, ohne Quellenangabe.

Helmut Flachenecker

II. Im 19. und 20. Jahrhundert wieder- und neugegründete Klöster

Bad Reichenhall Der Konvent Bad Reichenhall entstand 1934 mit der Absicht, das pastorale Potential der Ägidikirche inmitten der Altstadt für Einheimische, Kur- und Reisegäste besser zu nutzen. Neben der Tätigkeit in St. Ägid und der Besetzung der Kaplansstelle in St. Zeno seit 1972 wirkten die Karmeliten in der Ordens-, Schul- und Kurseelsorge. Ordensintern war der Konvent in den 1930er Jahren als Redaktionssitz der Zeitschrift „Stimmen vom Berge Karmel“, später als Urlaubsort und seit 2007 als Sitz des Regionaloberen für die Angehörigen der indischen St.-Thomas-Provinz in Deutschland von Bedeutung. Er wurde 2009 wegen Per­ sonalmangels aufgelöst. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese München und Freising Patrozinium Das Patrozinium der Kirche ist St. Ägidius, das der Hauskapelle Ad Sanctissimam Trinitatem. Lage Die 1159 erbaute Ägidikirche steht im Zentrum von Bad Reichenhall an der belebten Poststraße. Das Konventsgebäude hatte seinen Standort in der Dreifaltigkeitsgasse 10. GESCHICHTE Gründung des Klosters und Residenzwechsel Die Gründung des Karmelitenklosters in Bad Reichenhall fand 1934 in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland statt. In der Phase zwischen dem Reichskonkordat vom 20. Juli 1933 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich und der Verfolgung von Geistlichen in den Devisen- und Sittlichkeitsprozessen seit 1935 waren Klostergründungen im Deutschen Reich noch möglich. Das Leben und Wirken der Karmeliten in Bad Reichenhall begann am 21. September 1934, als sie ihren Einzug in die ihnen überlassene Kirche St. Ägidius, eine Filialkirche der Pfarrgemeinde St. Nikolaus zu Reichenhall, hielten. Beim feierlichen Hochamt zu Beginn des Triduums betraute Stadtpfarrer Kuhn die Karmeliten mit der Ägidikirche. Bereits bei der kanonischen Visitation von St. Nikolaus zu Reichenhall am 27. Mai 1927 hatte der Münchener Erzbischof Kardinal Michael Faulhaber angeregt, an der St.-Ägidius-Kirche eine Ordensgemeinschaft als Seelsorgshelfer anzusiedeln.1 Zu der Zeit fanden in dem günstig gelegenen Gotteshaus nur wenige Gottesdienste statt.2 Die Überlegungen, der Seelsorge für Einheimische und Kurgäste neue Impulse zu geben, fanden beim erzbischöflichen Ordinariat in München bald Zustimmung. Wegen der Verbindung zum Karmelitenpater Clemens M. Puchner wollte man seinem Orden die Seelsorge übertragen. Die Gründungsgespräche nahm Pfarrer Max Josef Strobl von St. Nikolaus im März 1928 mit dem Provinzialat in Bamberg auf; einbezogen wurden weiter das erzbischöfliche Ordinariat München, die Generalkurie der Karmeliten und schließlich auch die Religiosenkongregation in Rom. Diese Verhandlungen zogen sich in die Länge, auch weil bei der Provinzleitung Bedenken aufkamen, ob die Provinz

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

die entsprechenden und erforderlichen Kräfte zur Verfügung stellen könne, um diese neuen Aufgaben zu übernehmen.3 Endlich wagte man den Schritt; auch die Ordensleitung in Rom erteilte das Placet und die Religiosenkongregation gab mit ihrem Reskript vom 23. August 1934 die Erlaubnis zur Errichtung eines Karmelitenklosters in Bad Reichenhall.4 Somit waren die personellen und materiellen Voraussetzungen im positiven Sinn geklärt und der Beginn ermöglicht; die Einzelheiten zur Tätigkeit der Karmeliten in St. Ägid und für die Pfarrei St. Nikolaus regelte ein Vertrag vom 28. Juli 1934, den Adalbert Deckert wie folgt zusammenfasst: „Die Ägidienkirche wird mit Inventar der Oberdeutschen Provinz übergeben. Dem Zugeständnis der Einnahmen aus Opferstock und Klingelbeutel entspricht die Verpflichtung, für die notwendige Ausstattung und Unterhaltung der Filiale zu sorgen. Die Karmeliten übernehmen die bisher in der Kirche gehaltenen Gottesdienste und Andachten, können aber auch jene verrichten, die ordensüblich sind. Es war an Sonn- und Feiertagen ein Gottesdienst um 7.30 Uhr zu halten, am Werktag um 8.30 Uhr. Von Mai bis Oktober traf eine 5 Uhr Messe. Gegen Entgelt hatten die Karmeliten jedoch auch an den Sonn- und Feiertagen einen Gottesdienst mit Predigt in der Pfarrkirche zu übernehmen und unentgeltlich bei den Schulbeichten mitzuhelfen“.5 Als Erstbesetzung kamen drei Patres und zwei Ordensbrüder, darunter auch der Klosterschreiner Alois Ehrlich aus Bamberg, nach Bad Reichenhall. Ihre erste Unterkunft war bis zum Sommer 1949 eine Mietwohnung am Rathausplatz 4. Besonders während des Krieges und der ersten Nachkriegszeit war diese kleine und bescheidene Niederlassung ein Zufluchtsort für viele Hilfesuchende, während des Krieges auch für Soldaten, und nach dem Krieg für manche Heimatvertriebene.6 Am 2. Juli 1949 zog der Konvent in das Anwesen Unterer Lindenplatz 2. Das Wohnhaus hatte Maria Schmidt († 1948) den Karmeliten testamentarisch überlassen. In diesem Haus wurden Hauskapelle, Küche und Refektorium, Sprechzimmer und Klosterzellen eingerichtet. Wenn auch die Wohnverhältnisse beengt und bescheiden waren, so hatte die Gemeinschaft nun doch eigene vier Wände.7 Mit der Zeit musste man sich jedoch um eine größere und geeignetere Bleibe umsehen. So kam es zu einer weiteren Übersiedelung. Am 15. Juli 1964 bezogen die Karmeliten das Anwesen Dreifaltigkeitsgasse 10, ein Gebäude mit Hof und Garten, das in früheren Zeiten die Reichenhaller „Kinderbewahranstalt“ (Kindergarten) gewesen war. Träger der Einrichtung war der katholische Frauenbund von St. Nikolaus, der Mallersdorfer Franziskanerinnen den Kindergarten führen ließ. Dieses Anwesen musste 1943 der damaligen NS-Stadtverwaltung übergeben werden, nachdem die Behörden zuvor bereits den Kindergarten geschlossen hatten. Diese Vorgänge kamen praktisch einer Enteignung gleich. Bei der Wohnungsnot der Kriegs- und Nachkriegszeit wurde das Gebäude zu einem Mietshaus umfunktioniert und war mit Wohnungssuchenden überfüllt. Erst als sich nach dem Krieg die Verhältnisse besserten, konnten die meisten Insassen bessere Wohnungen finden.

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Dank des Einsatzes des Klosterökonomen Burkard Lippert (1911–1983) fasste der Stadtrat am 7. Juni 1957 den Beschluss, das ramponierte Haus den Karmeliten zu überlassen. Ermöglicht wurde dies nicht zuletzt dadurch, dass die noch lebenden Angehörigen des von den Nationalsozialisten aufgelösten katholischen Frauenbundes auf ihre Eigentumsrechte zu Gunsten der Karmeliten verzichtet hatten. Zuerst aber stand eine Renovierung an. So konnten die Karmeliten zum Skapulierfest 1964 das schön gelegene und größere Haus mit eigenem Hof und Garten hinter der alten Saline und zu Füßen des Schlosses Gruttenstein beziehen.8 Aber schon nach 15 Jahren musste auch diese Bleibe aufgegeben werden. Das Gebäude erwies sich als so alt und feucht, dass es entweder generalsaniert oder abgerissen werden musste. Nach Beratungen im Konvent und mit der Provinzleitung in Bamberg, und nachdem die erzbischöfliche Finanzkammer in München auch finanzielle Unterstützung zugesagt hatte, entschloss man sich zum Abbruch des alten Hauses. Dies löste zwar manchen Widerspruch aus, war aber in finanzieller Hinsicht die richtige Entscheidung. So entstand im Verlauf eines Jahres ein einfaches und praktisch eingerichtetes Klostergebäude, das am 21. Juli 1978 eingeweiht werden konnte. Es bot sechs Brüdern eine neue Heimat. Dazu kamen einige Gästezimmer, Refektorium mit Küche, Pfortenbereich und eine kleine Hauskapelle. Die Reichenhaller Ägidikirche St. Ägid liegt mitten an der Reichenhaller Poststraße in der heutigen Fußgängerzone. Nach wie vor wird sie von vielen Leuten besucht: von manchen, um das Gotteshaus zu besichtigen, viele kommen auch als Beter. Die 1159 erstmals urkundlich erwähnte Kirche, die zu dem Augustinerchorherrenstift St. Zeno gehörte, kam nach der Säkularisation 1803 als Filialkirche zur Pfarrgemeinde St. Nikolaus. Bis zum Beginn des 20. Jhs. diente sie hauptsächlich als Bet- und Versammlungsort des 3. Ordens vom hl. Franz von Assisi, an den noch die franziskanischen Heiligenfiguren am Hochaltar erinnern.9 Seit 1934 wirkten dort die Karmeliten als Seelsorger. Neben der täglichen Eucharistiefeier wurde von Anfang an Wert auf die regelmäßige Spendung des Bußsakramentes gelegt, besonders im Blick auf die Kurgäste. Man bemühte sich auch um die Verkündigung des Gotteswortes und um die persönliche Seelsorge. Entsprechend der Frömmigkeitspraxis des Karmelitenordens wurden bald Maiandachten eingeführt und die Marienfeste im Kirchenjahr feierlich begangen. Von Anfang an wurde auch der monatliche Herz-Jesu-Freitag als besonderer Gebetstag mit Anbetung des Allerheiligsten gestaltet. Zur Pflege der Kirchenmusik entstand eine kleine Chorgemeinschaft.10 Reichenhaller Katholiken und Kurgäste haben in beachtlicher Zahl an den Gottesdiensten teilgenommen. Wenn auch hier die Wandlungen und Schwankungen der Frömmigkeitspraxis zu konstatieren sind, fühlten sich dennoch nicht wenige angezogen, in diesem einfachen und schönen Gotteshaus die Liturgie mitzufeiern, das Bußsakrament zu empfangen und sich auch zum persönlichen Gebet einzufinden.

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Leben im Konvent und Aufgaben in der Seelsorge Der Reichenhaller Karmelitenkonvent war von Anfang an zahlenmäßig klein. Hatte das Konventsleben 1934 mit drei Patres und zwei Ordensbrüdern begonnen, so gehörten bei der Auflösung 2009 drei Patres und ein Bruder zum Konvent. Von Anfang an hielt der Konvent trotz zahlreicher Seelsorgsverpflichtungen und Beanspruchungen am klösterlichen Gemeinschaftsleben fest. Das gemeinsame Gotteslob in der Hauskapelle wurde konstant gepflegt, die persönliche Meditation, die ja für die Karmeliten eine wichtige Bedeutung einnimmt, im Verlauf der nachkonziliaren Veränderungen mehr und mehr in die Verantwortung des einzelnen gestellt. In der Seelsorgsarbeit standen an erster Stelle die Aufgaben in der eigenen Klosterkirche. Die Wortverkündigung hat sich jedoch fast ganz auf die Predigt im Rahmen der Eucharistie reduziert. Das vielfältige Predigtangebot früherer Zeiten, wie Herz-Jesu-Predigten, Maipredigten und Josefipredigten, ist verlorengegangen. Auch die sonstigen Andachten, mit Ausnahme der monatlichen Herz-JesuBetstunden und der Maiandachten, sind abhanden gekommen.11 Als durchgängige Linie für das Profil der Karmeliten in Bad Reichenhall kann aber das Angebot regelmäßiger Beichtgelegenheit gelten. Wenn auch der Vertrag zwischen den Karmeliten und der Pfarrei St. Nikolaus nur pfarrinterne Fragen betraf, ohne auch die Möglichkeit einer Kurseelsorge überhaupt anzusprechen, entwickelten die Karmeliten durch die Verbindung zu den anderen Ordensgemeinschaften schon bald nach ihrer Ankunft eine Wirksamkeit über das ganze Stadtgebiet hinweg. Die Karmeliten waren der einzige in der Stadt ansässige Klerikerorden und von daher bei den fünf anderen Ordensgemeinschaften für Eucharistie und Beichte oder auch religiöse Vorträge gefragt. Deren Bedeutung wurde bislang weder aus kirchen- noch aus lokalgeschichtlicher Sicht näher gewürdigt.12 Die Maristen-Schulbrüder, seit 1928 an der Karlsrealschule tätig, waren die ersten, bei denen die Karmeliten seit 1936 über einen Werktagsgottesdienst in der Woche hinaus auch zu einem monatlichen religiösen Vortrag eingeladen waren.13 Durch Vorträge und Gottesdienst waren die Karmeliten auch von 1937 bis 2009 den Barmherzigen Brüdern von Montabaur verbunden, die in der Rinckstraße 8 ein Sanatorium bzw. später eine Rehabilitationsklinik unterhielten.14 Bereits ab Dezember 1935 hielten die Karmeliten Gottesdienst im städtischen Marienheim, das von Dillinger Franziskanerinnen geführt wurde.15 Als offizielle Beichtväter treten die Karmeliten erstmals 1936 auf, und zwar bei den Englischen Fräulein bei St. Nikolaus, die dort bis zum April 1945 eine Niederlassung bei der Mädchenvolksschule als „Institut St. Maria“ unterhielten.16 Der Einsatz bei den Englischen Fräulein bei St. Zeno, bei den Mallersdorfer Franziskanerinnen im Krankenhaus, Vinzenzheim und dem St.-Johannes-Spital, bei den Dillinger Franziskanerinnen im Innozentiaheim sowie den Barmherzigen Brüdern, von dem Adalbert Deckert in diesem Zusammenhang spricht, bezieht sich wohl auf die Rolle eines außerordentlichen Beichtvaters.17 Pfarrübergreifend waren die Karmeliten ferner durch den Religionsunterricht tätig, den sie von 1948–1970 an der Karlsoberschule (später Karlsgymnasium)

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sowie der Mädchenrealschule St. Zeno von 1967–1981 erteilten.18 Der Eintritt in die ordentliche Seelsorge erfolgte 1972 mit der Übernahme der Kaplansstelle in St. Zeno, die auch nach Auflösung des Konvents weiterhin durch einen Karmeliten besetzt wird.19 Als letzte neue Aufgabe übernahmen die Karmeliten 1993 die offizielle Stelle eines Kurseelsorgers. Die Rückkehr der Karmeliten an das Marienheim als städtisches Altersheim hatte damit zu tun, dass der Orden der Stadt seinen Dank für das Anwesen an der Dreifaltigkeitsgasse 10 abstatten wollte, das ihm der Stadtrat 1957 übereignet hatte. Als Nachfolger für die Dillinger Franziskanerinnen, die sich 1938 zurückziehen mussten, fragte man die „Hermanas de la Virgen Maria del Monte Carmelo“ in Orihuela (Alicante) an; die Verhandlungen verliefen erfolgreich, und im Novem­ber 1961 kamen die ersten vier Schwestern aus Spanien an. Die Karmeliten ­hielten von nun an Gottesdienst für die Schwestern und vom Dezember 1970 an auch für die Heimbewohner.20 An ordensspezifischem Interesse steckte dahinter der Wunsch, den regulierten Dritten Orden des Karmel in Deutschland ansässig zu machen, nachdem mit niederländischen Karmelitinnen die Ansiedlung des ­klausurierten Zweiten Ordens in Schlüsselau 1948 gelungen war21 [ Büchenbach (Erlangen), vormals Schlüsselau]. 1974 jedoch berief die Generalleitung in ­Madrid die Reichenhaller Schwestern wieder ab, vor allem der enttäuschten Hoffnung halber, deutschen Ordensnachwuchs zu finden.22 Die Drittordensgemeinschaft bei St. Ägid im Sinnne des italienischen Terz´Ordine secolare war bereits im November 1936 ins Leben getreten. Bis 1986 legten 113 Personen Profess ab, wobei das Jahr 1954 mit 14 Zugängen einen Höhepunkt darstellt. Aufnahmen in die Skapulierbruderschaft sind seit dem 21. Oktober 1934 belegt; sie zählte bis 1959 an die 4000 Eintritte, wobei der Höhepunkt in den Jahren 1953–1955 liegt.23 Bedeutung für die Provinz gewann der Konvent u. a. dadurch, dass hier von 1934–1939 die Schriftleitung der „Stimmen vom Berge Karmel“ wahrgenommen wurde, und dass Thaddäus Ballsieper zudem eine Vielzahl volkstümlicher Schriften veröffentlichte.24 Vom Anfang bis zum Ende ihres Bestehens spielte die Niederlassung Bad Reichenhall als Urlaubsort eine Rolle. Da das indische Provinzkommissariat der Oberdeutschen Provinz zum 16. Juli 2007 zur St.-Thomas-Provinz erhoben wurde und P. Sunny Kodiyan als Regionaloberer der in Deutschland tätigen indischen Karmeliten fungiert, wird der Karmel in der Stadt auch nach dem Rückzug der Oberdeutschen Provinz präsent sein. Auflösung des Konvents Die Auflösung des Konvents Bad Reichenhall geht auf einen Beschluss des Provinzkapitels 2009 zurück. Bad Reichenhall gehört damit mit Beilstein und Fürth zu den drei Standorten, von denen sich die Oberdeutsche Provinz zwischen Dezember 2009 und August 2010 zurückzog.25 Der Abschiedsgottesdienst vom 22. November 2009 setzte den Schlusspunkt hinter die 75–jährige Präsenz der Karmeliten, die sich möglicherweise gegenüber den 850 Jahren des Bestehens der Stadt Reichenhall und der Ägidikirche, die 2009 als Jubiläumsjahr gefeiert wur-

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den, ein wenig nachrangig ausnimmt. Wie sehr sich die pastorale Situation im Vergleich zu 1934 verändert hat, illustriert der Umstand, dass sich alle damals in der Stadt ansässigen Ordensleute aus ihren ehemaligen Tätigkeitsfeldern zurückgezogen haben: die Mädchenrealschule St. Zeno, 1854 von den Englischen Fräulein ins Leben gerufen, befindet sich seit 1996 in Trägerschaft der Erzdiözese München und Freising, nach den Dillingern sind 2000 auch die Mallersdorfer Franziskanerinnen abgezogen, und die Klinik der Barmherzigen Brüder wurde 2011 von einem anderen Träger unter neuem Namen übernommen. Vor welch neuen Horizonten sich die Pastoral in Stadt und Umkreis Bad Reichenhalls befindet, zeigen die Planungen, die das Dekanat Berchtesgadener Land schon 2008 aufgenommen hat:26 „Für Bad Reichenhall ist eine große Stadtkirche geplant, in der sich die Pfarreien St. Nikolaus, St. Zeno, Marzoll und Bayerisch Gmain zusammenfinden. Der Verbund soll von einem größeren pastoralen Team mit zwei Priestern an der Spitze betreut werden. Kategoriale Seelsorge wie Kranken-, Alten-, Kur- und Tourismusseelsorge sowie die Jugendstelle werden, soweit es sinnvoll und möglich ist, durch Vernetzung in die Stadtkirche integriert“. ARCHIV Das Archiv des Konvents umfasst neben Wirtschaftsbüchern sechs Chronikbände, Mitgliederverzeichnisse der Skapulierbruderschaft und des Dritten Ordens, Gästebücher, Korrespondenzen u. a. m. Diese wurden 2009 in das Provinzarchiv nach Bamberg überführt. Genannt werden sollen hier: Chronik des Karmelitenklosters Bad Reichenhall, 6 Manuskriptbände (1934–1955, 1955–1962, 1962–1966, 1967–1988, 1989–2004, 2005–2009) – Skapulierbruderschaftsbuch Karmelitenkirche St. Aegid, Bad Reichenhall (1934–1955) – III. Orden vom Berge Karmel, Buch über Einkleidungen (1936–1974) – III. Orden vom Berge Karmel, Buch über die Professen (1937–1976) – III. Orden vom Berge Karmel, Allgemeines über den III. Orden in Bad Reichenhall (1936–1983). BAU- UND KUNSTdenkmäler Die Ägidikirche entstand als flachgedeckte romanische Saalkirche, die in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. erhöht und erweitert wurde: Ein gotisches Netzgewölbe trat an die Stelle der Flachdecke und eine Choranlage mit Fünfachtelschluss an die romanische Apsis. 1529 folgte die Errichtung des Turmes an der Nordseite, der im 17. Jh. eine Türmerstube und eine Kuppelhaube erhielt. Der große Stadtbrand 1834 traf St. Ägid schwer: Der Turm brannte aus und mit dem Dachstuhl stürzte auch das Kirchengewölbe zusammen. Die barocke Einrichtung fiel den Flammen zum Opfer. Eine Überdachung sollte das Gebäude 1836 vor dem völligen Zerfall bewahren. 1839–1841 wurde die Turmruine saniert und renoviert, 1847 konnte die Kirche neu eingeweiht werden. Von 1887 bis 1884 datieren die Arbeiten an der neugotischen Ausstattung der Kirche einschließlich des heutigen Hochaltars und der drei großen farbigen Chorfenster. Nach der Ankunft der Karmeliten 1934 folgten Innenrenovierungen in den Jahren 1935/36, 1958, 1976/77 und zuletzt 2004/05.

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Der Kirchturm wurde 1978–1980 wegen Baufälligkeit abgetragen und originalgetreu wiederaufgebaut.27 Wie auch bei den späteren Pfarrkonventen Fürth und Erlangen [ Fürth,  Erlangen] ist die Situation des Konventes Bad Reichenhall dadurch bestimmt, dass die Karmeliten ihre Tätigkeit in einer Kirche entfalteten, die ihnen nicht gehörte. Der Orden hat zur Ausstattung der Kirche beigetragen, so besonders bei der Übernahme St. Ägids 1934 und zum 800–jährigen Jubiläum 1959, während die Kosten für die Gebäudeinstandhaltung und die wiederkehrenden Renovierungen bei der Pfarrei St. Nikolaus bzw. der Erzdiözese München und Freising lagen.28 Mit dem Rückzug der Oberdeutschen Provinz im Dezember 2009 fällt St. Ägid nun wieder in die Verantwortung von St. Nikolaus zurück, wobei sich die Pfarrei St. Zeno an Gottesdiensten und Beichtgelegenheit beteiligt. An karmelitanischer Einrichtung werden St. Ägid die vier Beichtstühle von Fr. Alois Ehrlich, die Skapuliermadonna im Strahlenkranz von 1946 und das Wandbild des sel. Titus Brandsma von 1986 bleiben.29 Auch die Karmelitengruft auf dem Friedhof von St. Zeno besteht weiter. PRIOREN Simon Kolb 1934–1938 – Thaddäus Ballsieper 1938–1946 – Camillus Thäle 1946–1949 – Ignatius Müller 1949–1952 – Thaddäus Ballsieper 1952–1958 – Eugen Maria Dost 1958–1964 – Robert Schnapp 1964–1967 – Pius Krapp 1967–1970 – Matthäus Hösler 1970–1976 – Bernhard Hümmer 1976–1982 – Otto Wolf 1982–1985 – Franz Xaver Seibel 1985–1991 – Englmar Reiner 1991–1994 – Wunibald Schönmann 1994–1999 – Sunny George Kodiyan 2000–2006 – Alfred Scheffler 2006–2009. Deckert, 50 Jahre Karmeliten Bad Reichenhall, bietet bei S. 50 eine Liste der Konventualen, die 1934–1984 dem Konvent angehört haben. Bis zum Jahre 2009 fortgeführt findet sich eine ebensolche in: Provinzialat der Karmeliten, Bamberg, Mitteilungen für die Ordensprovinz, Nr. 391 vom 1.12.2010, 79f. LITERATUR 75 Jahre Sanatorium der Barmherzigen Brüder F. F. M. in Bad Reichenhall (1920– 1995). Bad Reichenhall 1995 – Emanuele Boaga, Istituti Religiosi affiliati al Carmelo. In: Ders./Luigi Borriello (Hg.), Dizionario Carmelitano. Rom 2008, 485–488 – Ders., Il Terz´Ordine Regolare dei Carmelitani (OCarm). In: Ebd., 948–950 – Ders., Terz´Ordine Secolare. In: Ebd., 951–953 – Walter Brugger, Kirchen der Pfarrei St. Nikolaus in Bad Reichenhall. 3. Aufl. Regensburg 2007 – Engelbert M. Buxbaum, Beitrr. zur Gesch. von St. Nikolaus in Reichenhall. In: 800 Jahre St. Nikolaus, 500 Jahre St.-Johannis-Spital, 100 Jahre Evangelische Kirche Bad Reichenhall. Hg. von Kath. Stadtpfarramt St. Nikolaus, Stadt Bad Reichenhall und Ev.Luth. Pfarramt. Bad Reichenhall 1981, 103–189 – Ders., Leitlinien der pfarrgesch. Entwicklung. In: Josef Otter/Engelbert Maximilian Buxbaum (Hg.), Kirche und Pfarrei St. Zeno im Wandel der Jahrhunderte (1136–1986). Beitrr. aus Anlaß der Ausstellung der Errichtungsurk. des Augustinerchorherrenstifts St. Zeno bei

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Bad Reichenhall. Bad Reichenhall 1986, 68–143 – Adalbert Deckert, Der Karmel zu Bad Reichenhall 1934–1984. Erinnerungen zum 50jährigen Jubiläum seines Bestehens. In: Karmelitenkloster Bad Reichenhall (Hg.), Der Karmel zu Bad Reichenhall 1934–1984. Bad Reichenhall 1984, 7–52 – Ders., 700 Jahre Karmeliten in Bamberg, 50 Jahre Wiederbestehen der Oberdeutschen Provinz, 25 Jahre Spätberufenenwerk „Theresianum“ Bamberg. Bamberg 1972 – Ders., Karmeliten. V. Der Dritte Orden und die dem Orden angeschlossenen Kongregationen. In: LThK 3. Aufl., Bd. 5, 1257 – Theresia Fernsebner/Florian Ertl, Im Herzen der Kurstadt. Ägidi-Kirche von Bad Reichenhall renoviert. In: Münchner Kirchenzeitung Nr. 15 vom 10.4.2005, 16 – Joachim Knoblauch, 800 Jahre St. Aegidi. In: Karmel-Stimmen 27, 1960, 42–46 – Ders., Moderne Kunst in St. Aegidi Bad Reichenhall. In: KarmelStimmen 26, 1959, 120f. – Johannes Lang, Gesch. von Bad Reichenhall. Neustadt a. d. Aisch 2009 – Ders., Eine in Vergessenheit geratene religiöse Vereinigung: Die Gmainer Bruderschaft des heiligen Skapuliers. In: Der Pulverturm. Mitt. des Vereins für Heimatkunde Bad Reichenhall und Umgebung 9, 1996, Heft 2, 1–4 – Dieter Lankes, Abschied von Bad Reichenhall. In: Karmel-Kontakt 105, 2010, 5f. – Novae Fundationes. In: AOC 8, 1932–1937, 242f. – N. N., Spanische Karmelitinnen in Bad Reichenhall. In: Karmel-Stimmen 29, 1962, 22 – Stephan Panzer, Die Zukunft hat begonnen. Provinzkapitel der Oberdeutschen Provinz in Springiersbach. In: Karmel-Kontakt 103, 2009, 1–3 – Redazione, Il Terz´Ordine Secolare dei Carmelitani (TOC). In: Emanuele Boaga/Luigi Borriello (Hg.), Dizionario Carmelitano. Rom 2008, 953–956 – Schematismus der Geistlichkeit des Erzbistums München und Freising für das Jahr 1936. Stand vom 1.2.1936. München 1936 – Hubert Vogel, Gesch. von Bad Reichenhall. Bad Reichenhall 1971 (Oberbayerisches Archiv 94) – Anton Winkler, Bad Reichenhall Pfarrei St. Nikolaus. Das Bild einer Pfarrei in einem gottbegnadeten Erdenwinkel. Bad Reichenhall 1962.

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Buxbaum, Beitrr., 161.  –  2 Die Situation der Ägidikirche vor der Ankunft der Karmeliten beschreibt Adalbert Matthäus als Zeitzeuge wie folgt: „Meines Wissens konnten auch in diesem Gotteshaus nicht regelmäßig Gottesdienste gehalten werden. So rauschten die Jahre über das Kirchlein hinweg, und es blühte gewissermaßen im Verborgenen“, zitiert nach Knoblauch, 800 Jahre St. Aegidi, 42.  –  3 Deckert, Karmel Bad Reichenhall, 9–11.   –  4 Text bei Novae Fundationes. In: AOC 8, 1932–1937, 243.   –  5 Deckert, Karmel Bad Reichenhall, 11.  –  6  Ebd., 13–15.  –  7 Ebd., 15–20.  –  8 Ebd., 21. Das Fresko von der Karmelmadonna als „Spes omnium Carmelitarum“, das die Schrift Deckerts als Titelblatt ziert, entstand als Fassadenschmuck dieses neuen Anwesens 1964.  –  9 Buxbaum, Beitrr., 158; Brugger, Kirchen, 22.  –  10 Dieser Chor trat Ostern 1935 unter Leitung von Elsa Musch ins Leben, Deckert, Karmel Bad Reichenhall, 39.  –  11 Ebd., 36f, beschreibt neben den Andachtsformen zum hl. Joseph und zum Herzen Jesu auch, wie das Skapulierfest und der Kirchenpatron St. Ägid gefeiert wurden.   –  12 Wiewohl die beiden Pfarreien St. Zeno und St. Nikolaus zusammen mit der evangelischen Gemeinde ihre Jubiläen 1986 bzw. 1981 jeweils in einer eigenen Festschrift dokumentiert haben, geht die Stadtgesch. J. Langs auf die kirchliche Entwicklung nach Aufhebung des Stiftes St. Zeno 1803 nur noch am Rande ein (so S. 608–617 zur Zunahme des evangelischen Anteils an Kurgästen und Bevölkerung bis zur Fertigstellung der er­ sten evangelischen Kirche 1881). E. Buxbaum nennt in seinen Ausführungen zu St. Nikolaus nur

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die Karmeliten (Buxbaum, Beitrr., 173f.) und behandelt die hier ansässigen Maristen-Schulbrüder, Dillinger Franziskanerinnen und Englischen Fräulein erst 1986 in der Festschrift von St. Zeno (Buxbaum, Leitlinien, 126f.). Die seit 1867 mit der Führung des städtischen Krankenhauses betrauten Mallersdorfer Franziskanerinnen finden keine Erwähnung, sondern lediglich vier Krankenhausseelsorger aus der Zeit von 1910 bis 1977 (Lang, Gesch., 722; Buxbaum, Beitrr., 174).  –  13 Deckert, Karmel Bad Reichenhall, 40. Im April 1937 mussten sich die Brüder allerdings wegen nationalsozialistischen Druckes aus Schule und Gymnasium zurückziehen, Vogel, Reichenhall, 74.   –  14 Deckert, Karmel Bad Reichenhall, 40. Die Anfänge der Barmherzigen Brüder in der Rinckstraße gehen bis in den September 1920 zurück (75 Jahre Sanatorium der Barmherzigen Brüder, 9, gegenüber Buxbaum, Leitlinien, 127).  –  15 Deckert, Karmel Bad Reichenhall, 40; diese Tradition ging spätestens 1938 zu Ende, als die Stadt aus politischen Gründen den Vertrag mit den Schwestern kündigte und das Haus als BDM-Schule diente, Buxbaum, Leitlinien, 127.  –  16 Schematismus der Geistlichkeit des Erzbistums München und Freising für das Jahr 1936, 112; Winkler, Pfarrei St. Nikolaus, 48f.  –  17  Deckert, Karmel Bad Reichenhall, 40.  –  18 Ebd., 46f. Seit 1967 hielt der Konvent auch regelmäßig Gottesdienst in der Justizvollzugsanstalt, ebd., 41.  –  19 Ebd., 42. Die Kaplansstelle in St. Zeno bekleidet seit dem Oktober 2000 Sunny Kodiyan, der der indischen St.-Thomas-Provinz des Karmelitenordens angehört und seit der Auflösung des Konventes im Pfarrhaus von St. Valentin, Marzoll, wohnt. Die übergreifende Pastorierung von St. Zeno und St. Valentin ist erstes Ergebnis der Strukturreformen der Erzdiözese München und Freising.   –  20  Ebd., 45f.  –  21 N. N., Spanische Karmelitinnen, 22. Eine knappe Übersicht zum Dritten Orden bietet Deckert, Dritter Orden, 1257, eine Charakterisierung der Kongregation aus Orihuela Boga, Istituti religiosi, 486. Zur Unterscheidung zwischen den in Deutschland bekannten Gemeinden des „Terz´Ordine secolare“ und dem hierzulande nicht mehr bestehenden „Terz´Ordine regolare“ siehe Boaga, Terz´Ordine regolare, 948f., und Ders., Terz’Ordine secolare, 951f., sowie Red., Terz´Ordine Secolare dei Carmelitani, 953–956.  –  22 Deckert, Karmel Bad Reichenhall, 46.   –  23 Ebd., 19f. Auf die in Großgmain 1738 gegründete Skapulierbruderschaft hat unlängst J. Lang hingewiesen; sie fand von 1943–1947 durch das Wirken von Thaddäus Ballsieper zu einem  rneuten Aufleben, Lang, Gmainer Bruderschaft, 1–3.  –  24 Eine Übersicht seiner Schriften bietet Deckert, 700 Jahre, 118. Aufgrund der gegebenen Verhältnisse stellten die „Stimmen“ im September 1939 ihr Erscheinen ein, bis P. Thaddäus mit Heft 1 im Januar 1949 den 16. Jg. beginnen konnte.  –  25 Einen Einblick in die Überlegungen des Provinzkapitels 2009 bietet Panzer, Zukunft, 1–3, die Abschiedspredigt des Provinzials D. Lankes im Karmel-Kontakt 105, 5f.  –  26 Diese Überlegungen dienen dem Pastoral- und Strukturplan „Dem Glauben Zukunft geben“, den die Erzdiözese München und Freising bis 2020 erarbeiten will.   –  27 Brugger, Kirchen, 17–19.  –  28 Unter der Erstausstattung 1934 heben sich die vier Beichtstühle hervor, die Karmelitenbruder Alois Ehrlich angefertigt hat, Deckert, Karmel Bad Reichenhall, 12. Den Zuwachs an liturgischen Geräten und Gewändern, den St. Ägid im Zusammenhang des 800–jährigen Jubiläums erfahren hat, benennen Deckert (ebd., 28–34) und J. Knoblauch (Moderne Kunst, 120f.). Zur letzten großen Renovierung 2004/2005 vgl. Fernsebner/Ertl, Im Herzen der Kurstadt, 16.   –  29 Brugger, Kirchen, 20–22.

Franz Xaver Seibel / Stephan Panzer

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Bamberg Der Konvent Bamberg zeichnet sich über das 20. Jh. hinweg durch die Aufgaben aus, die er für die gesamte Provinz übernommen hat. Er war von seiner Wiederbesiedelung 1902 an Provinzialatssitz, er sorgte mit den beiden Seminarien Marianum (1918–1991) und Theresianum (seit 1946) für den personellen Fortbestand der Provinz, war die meiste Zeit Studienstätte der Ordensstudenten und von 1973–83 Keimzelle des Missionsprojektes in Kerala/Indien. Mit einer Besetzung von selten unter 20 und manchmal mehr als 50 Mitgliedern war Bamberg durchweg ein großer Konvent und seelsorglich überregional bedeutsam. Provinz Von 1902–1922 gehörte das Kloster zur Bayerischen, seit 1922 zur Oberdeutschen Provinz der Karmeliten. Diözese Bamberg Lage Das Karmelitenkloster liegt am Karmelitenplatz 1. Patrozinium von Kirche und Kloster ist St. Maria und Theodor. Geschichte Wiederbegründung des Klosters Die Rückkehr der Karmeliten nach Bamberg erfolgte 1902 von Straubing aus. Auslöser war eine Zeitungsankündigung vom 23. Februar 1902, dass Kirche und Kloster St. Theodor alsbald käuflich zu erwerben seien, auf die hin die Unbeschuhten Karmeliten aus Regensburg ihren Kaufentschluss beim Bamberger Bürgermeister Brand bekundeten. Dank des finanziellen und personellen Aufschwungs aber, den der Konvent Straubing bis zur Jahrhundertwende genommen hatte, war Provinzial Anton Seidl zuvor schon nach Bamberg gekommen, um eine Rückkehr nach St. Theodor zu prüfen. Der baulich schlechte Zustand von Kloster und Kirche aber schreckte ihn ab. Erst die Initiative der Unbeschuhten führte einen Meinungswandel herbei. Anton Seidl fuhr erneut nach Bamberg, meldete beim Bürgermeister sein Interesse und bei den Unbeschuhten ein Vorkaufsrecht an. So erwarb der Straubinger Prior Anastasius ter Haar am 28. Oktober 1902 die alte Klosterbrauerei für 100.000 Mark und am 12. November 1902 Kloster und Kirche für 80.000 Mark von der Stadt Bamberg. Entscheidende Gründe hierfür waren offenbar der Wunsch nach der Präsenz in einer Bischofsstadt, die die Bayerische Provinz mit ihren Niederlassungen in Straubing, Sossau, Mainburg und Habsberg nicht hatte, und die Möglichkeit, den Ordensnachwuchs in Bamberg die theologischen Studien absolvieren zu lassen. Bereits am 23. November 1902 verlegte Anton Seidl seinen Provinzialatssitz nach Bamberg.1 Der Werdegang des Bamberger Karmel zeigt sich über das 20. Jh. hinweg anhand dreier Entwicklungslinien: der Konsolidierung nach innen, dem Bemühen um Nachwuchs und der Öffnung zur ordentlichen Seelsorge. Das Jahr 1946 stellt hierbei mit dem Neubeginn nach Nationalsozialismus und Weltkrieg sowie der Gründung des Spätberufenenwerkes Theresianum zwar eine eigene Wegmarke dar, durchbricht den Zusammenhang aber nicht.

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Die innere Konsolidierung nahm ihren Anfang damit, die Kirche benutzbar und das Kloster bewohnbar zu machen, sodass ein 15–köpfiger Konvent am 16. Juli 1903 Einzug halten und am Sonntag darauf das Skapulierfest als Pontifikalamt mit Erzbischof Josef von Schork feiern konnte. Drei Jahre später war die Ausstattung der Kirche soweit gediehen, dass sie am 17. Juni 1906 konsekriert werden konnte; sie umfasste nun einen Hochaltar zu Ehren Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel und die sechs Seitenaltäre: 1. Herz Jesu und 2. Joseph, 3. Theresia von Avila und 4. Barbara, 5. Albert von Sizilien und 6. Theodor.2 Die weitere Entwicklung beleuchten folgende Schlaglichter: 1915 Renovierung der Westfassade und des Priorates, Umbauten neben der Sakristei, 1920 Einrichtung des elektrischen Lichtes in Kloster und Kirche, 1921 Errichtung einer Bäckerei im sogenannten WinterRefektorium, 1925 Bau von Brüderzellen im obersten Ostflügel, Dachreparaturen an Kloster und Kirche, 1935 Restaurierung des Kreuzganges an Süd- und Westseite, 1938 Einbau der Kirchenheizung, 1946 Erweiterung der Gärtnerei, Ausbau der Ökonomie.3 Zur inneren Konsolidierung zählt der Wiederaufbau der Konventbibliothek, die dank der Dublettenlieferungen aus Straubing und Mainburg und eigenen Anstrengungen 1906 wieder 10.500 Bände umfasste.4 Wenn auch die Verlegung des Noviziates und des Studentates nach Bamberg, die Provinzial Seidl schon im Juli 1903 vorgenommen hatte, trotz der beschränkten räumlichen und finanziellen Möglichkeiten weiterbestand, hat sich an den Eintrittszahlen und am Personalmangel der Bayerischen Provinz offenbar wenig verändert. Erwägungen einer Eingliederung der österreichischen Karmeliten hatte schon das Generalkapitel 1902 angestellt, bevor sie 1912 neuen Auftrieb bekamen [→ Oberdeutsche Provinz, Wiedererrichtung]. Wie sehr sich die Lage in Bayern verschlechterte, zeigt, dass die Provinz nach 1910 kein Provinzkapitel mehr halten konnte und ihre Niederlassungen Habsberg 1913 und Mainburg 1918 aufgeben musste. Wenn auch alle zum Militärdienst eingezogenen Brüder bis Kriegsende lebend zurückkehrten, stellte die Provinz im März 1918 doch fest: „In den letzten 5 Jahren wurde der Orden durch den Tod von 10 Patres schwer heimgesucht, sodaß die bayerische Ordensprovinz nurmehr 14 Patres zählt, von denen die meisten im bejahrten Mannes-, ja Greisenalter stehen, und darum ein Nachwuchs von jungen Kräften dringend zu wünschen ist“.5 Dieselbe Auffassung teilte Giovanni Lorenzoni, der als Generalvikar des Ordens schon 1913 und 1916 die Amtsträger der Provinz von Rom aus ernennen musste. Er beauftragte im Oktober 1917 den niederländischen Provinzial Lambertus Smeets, die Bayerische Provinz zu visitieren. Dieser kam im Dezember nach Bamberg und trug dem Prior auf, ein Schülerseminar einzurichten, um Nachwuchs für den Karmel zu gewinnen. Der Erfahrung zufolge, die die Straubinger Karmeliten mit ihren beiden Seminarien seit 1850 gemacht hatten, waren überschwängliche Erwartungen fehl am Platz. Von den 115 Schülern, die zwischen 1850 und 1871 das Theresianum besuchten, war kein einziger bei den Karmeliten eingetreten, und von den 120, die zwischen 1893 und 1919 das Petrus-Thomas-Seminar besuchten, sind neun bei den Karmeliten geblieben. Trotzdem setzte die Provinzleitung den

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Auftrag des Visitators ohne Verzögerung um und eröffnete am 1. September 1918 das Marianum im Westflügel des Bamberger Klosters. Im Februar 1919 beschloss sie zudem die Schließung des Petrus-Thomas-Seminars in Straubing und schickte acht Schüler nach Bamberg, die dort ihre schulische Laufbahn fortsetzen sollten.6 Mit Beginn des Schuljahres 1927/28 wurde das Seminar auf eine Kapazität von 50 Plätzen vergrößert, 1935 erreichte es eine Rekordbelegung von 89 Schülern.7 Bis dahin sind 17 Marianer bei den Karmeliten eingetreten. Die dritte Entwicklungslinie, die Öffnung zur ordentlichen Seelsorge, zeigt sich bei den Bamberger Karmeliten mit der Übernahme der Seelsorgestelle „Sieben Schmerzen Mariens“ in Gundelsheim mit dem Weihnachtsfest 1929.8 Als regelmäßige Sonntagsaushilfe hatte das Bamberger Kloster wohl schon bald nach seiner Wiederbesetzung die Filiale Höfen sowie von 1909–1925 Hohengüßbach übernommen.9 Drei Jahre nach Gundelsheim, nämlich mit dem Weihnachtsfest 1932, übernahm das Kloster Weipelsdorf als Aushilfsstelle.10 Der Konvent gewann somit regelmäßige Einnahmen ebenso wie neue Möglichkeiten zur Öffentlichkeitsarbeit und eine breitere Verwurzelung bei der Bevölkerung. Welcher Wert dieser Verwurzelung zukam, zeigt die Unterstützung, die Seminar und Kloster gegenüber nationalsozialistischen Maßnahmen des Jahres 1941 fanden. Bereits im Oktober 1940 wurden in das Marianum sogenannte Buchenlanddeutsche (Bessarabier) einquartiert, sodass sich die Seminaristen in das Dachgeschoss des Westflügels zurückziehen mussten.11 Mit Datum vom 27. März 1941 verfügte nun das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus die Schließung des Seminars und am 1. April Bürgermeister Metzner die vollständige Räumung des Klosters zum 10. April. Seminardirektor Jacobus Beck und Prokurator Benedikt Zweier versuchten nun zum einen, den Räumungsbefehl durch Verhandlungen rückgängig zu machen, und besorgten gleichzeitig Unterkunft bei Familien und Freunden des Klosters. Die Seminaristen kamen bei Privatleuten vom Stadtgebiet bis nach Gundelsheim unter, die Karmeliten im Umfeld des Klosters. Eine Vielzahl von Protestschreiben aus der Bevölkerung sowie die Intervention des Erzbischofs führten dazu, dass der Bamberger Oberbürgermeister am 10. April den Räumungsbefehl wieder aufhob, dafür aber den ganzen Westflügel des Klosters und den Theresiensaal im Brauereigebäude für die Buchenlanddeutschen in Beschlag nahm; das Marianum konnte den Seminarbetrieb somit erst im Oktober 1945 wieder aufnehmen.12 An bleibendem Schaden fügte der Krieg dem Konvent den Verlust von fünf Mitbrüdern zu, die vom Militärdienst bzw. der Gefangenschaft nicht mehr zurückkehrten.13 Nachdem das Bamberger Haus Ende August 1946 das erste Provinzkapitel seit 1937 ausgerichtet hatte, trat der Konvent mit elf Patres, einem Studenten, vier Laienbrüdern und einem Postulanten in die Nachkriegszeit.14 Auch hier ging es wieder um Konsolidierung nach innen, Sorge um Nachwuchs und das Zugehen auf die ordentliche Seelsorge. Die Karmelitenkirche trat mit täglich fünf Gottesdiensten bei gleichzeitiger Beichtgelegenheit in ihre alte Bedeutung als Ort der Sakramentenspendung wieder ein. Bei acht Ordensgemeinschaften innerhalb und sieben außerhalb der Stadt waren Patres als Beichtväter tätig.15 Zudem profilierte

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sich St. Theodor als Predigt- und als Hochzeitskirche: bereits für 1952/53 hält die Klosterchronik eine Anzahl von jährlich rund 160 Predigten und 140 Trauungen fest.16 Aufbau und Betreuung der Bibliothek schritten voran, sodass sie 1953 als gemeinnützige und wissenschaftliche Einrichtung anerkannt wurde.17 Ein neues Interesse, sich mit dem historischen und spirituellen Erbe des Ordens auseinanderzusetzen, zeigt sich nicht zuletzt in den Promotionsstudien, die Adalbert Deckert und Marianus Reichel im Bereich der Ordensgeschichte und der Psychologie im November 1946 aufgenommen haben.18 Bildungs- und Nachwuchsarbeit im Marianum und Theresianum Für den Ausbau der Bildungs- und Nachwuchsarbeit war es – wie schon 1917 für das Marianum – wieder ein Anstoß von außen, der den Bamberger Karmel eine neue Initiative ergreifen ließ. Im April 1945 sprach ein verwundeter 21–Jähriger P. Jacobus Beck als Lazarettgeistlichen mit dem Wunsch an, Priester zu werden. Bamberg war eine der wenigen fränkischen Städte, die den Krieg mit nur geringen Schäden überstand, und auch bei den Karmeliten waren Kloster, Kirche und die Seminarräume des Marianums in nutzungsfähigem Zustand erhalten geblieben. So entschloss sich P. Jacobus, eine Unterrichtsanstalt für all jene einzurichten, die kriegsbedingt ihre schulische Laufbahn abbrechen mussten. Diese wurde am 8. Oktober 1946 als „Spätberufenenanstalt mit Schülerheim für den Ordensnachwuchs“ unter dem Namen Theresianum eingeweiht. Der Unterricht erfolgte im Theresiensaal, die Unterbringung im Marianum; von rund 150 Interessenten erhielten nur 34 einen Platz. Zulassungsvoraussetzung war von staatlicher Seite ein Mindestalter von 16 Jahren, Zielformulierung, innerhalb von fünf Jahren den Lehrstoff des Gymnasiums zu erwerben, um so die Reifeprüfung an einem staatlichen Gymnasium abzulegen. Da von der Abschlussklasse 1952 aber fast die Hälfte der Prüfungskandidaten nicht bestanden hatte, besuchten die Theresianer fortan nach drei Jahren an der Spätberufenenschule die Oberklassen des Alten Gymnasiums (heute: Kaiser-Heinrich-Gymnasiums) oder des Deutschen Gymnasiums (heute: E.T.A-Hoffmann-Gymnasiums), um dort die Reifeprüfung abzulegen. Mit der Bestätigung als staatlich anerkannter Ersatzschule bekam das Theresianum 1965 das Recht, die Reifeprüfung selbständig durchzuführen.19 Anfang der 1970er-Jahre war jedoch die Schülerzahl so stark gesunken und die gesellschaftlich-kirchliche Situation so verändert, dass das Provinzkapitel 1973 folgende Neukonzeptionierung vornahm: Dem Gymnasium wurde als zweiter Schulzweig ein Kolleg zugefügt, das Berufsabsolventen den Weg zum Abitur eröffnete, beide Schulzweige wurden für Mädchen geöffnet und die ursprüngliche Zielgruppe Ordenspriester auf Interessenten an allen Berufen der Kirche ausgeweitet.20 Qualifizierung und Weiterbildung waren auch der Dienst, den die Erzdiözese Bamberg durch die Errichtung des Erzbischöflichen Abendgymnasiums jungen Erwachsenen anbieten wollte. Dieses wurde am 20. September 1966 durch das Bayerische Kultusministerium genehmigt und nahm am 15. November 1966 in den Räumen des Theresianums den Unterrichtsbetrieb auf.21

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Zum Unterhalt von Marianum und Theresianum nach Kriegsende trugen neben der Landwirtschaft und der Kollekturtätigkeit, die das Kloster betrieb, auch die beiden nordamerikanischen Karmelprovinzen bei. Aus der St.-Elias-Provinz haben sich die Konvente Auburn und Middletown, aus der PCM (Purissimi Cordis Mariae)-Provinz Chicago, Niagara Falls, Hamilton und Washington in großem Maße engagiert.22 Zu Beginn des Schuljahres 1946/47 galt es eine Anzahl von 91 Seminaristen (57 Marianer, 34 Theresianer) zu versorgen.23 Von 1946 bis 1959 teilten sich Marianer und Theresianer die Seminarräume im Westflügel des Klosters. Erst 1959 konnten die Theresianer in den Neubau einziehen, den die Provinz für den Seminar- und Schulbetrieb in der Hanglage des Klostergartens errichten ließ und der 1963 durch weitere Unterrichtsräume, eine Turnhalle und eine Kapelle erweitert wurde.24 Als dritte Heimstätte des Seminars Theresianum diente das Alte Brauhaus am Knöcklein 5, das von 1975–1977 eine völlig neue Innengestaltung erhielt; die Seminaristen wohnten hier vom September 1977 bis zum April 2001.25 Im Zuge sich verändernder Schwerpunktsetzungen beschloss das Provinzkapitel 1991 die Auflösung des Seminars Marianum, das zu diesem Zeitpunkt noch 31 Schüler zählte.26 In den 73 Jahren seines Bestehens sind 46 Karmeliten, fünf Ordensleute anderer Orden, zwölf Diözesanpriester, ein Diakon, zwei Pastoralreferenten und zwei Religionslehrer aus ihm hervorgegangen.27 Als „Bildungshaus der Karmeliten“ wurde das Marianum von 1993–2008 unter altem Namen und neuer Ausrichtung fortgeführt.28 Das Theresianum konnte 2006 sein 60–jähriges Bestehen feiern und zählt 1178 Abiturienten, die es hervorgebracht hat; von diesen sind 224 Priester geworden.29 Die letzte große Initiative zur Bildungs- und Nachwuchsarbeit begann mit dem Beschluss des Provinzkapitels 1973, ein Missionsprojekt in Indien zu übernehmen: „Die Oberdeutsche Provinz will aus Verantwortung für die Mission der Kirche und die Ausbreitung des Ordens neben den übernommenen Aufgaben in Brasilien der Kirche in Indien helfen. Diese Hilfe soll darin bestehen, daß junge Inder, die unserem Orden beitreten, auf Kosten der Provinz ihre phil.-theol. Studien in Deutschland absolvieren. Nach Abschluß der Studien sollen sie als Karmeliten in Indien wirken“.30 So trafen zwischen 1973 und 1976 15 indische Ordenskandidaten ein, um in Bamberg ihre Ordensausbildung und das Studium zu absolvieren. Mit der Rückkehr der ersten beiden Patres nach Indien konnte 1982 die erste Gründung in Karukadam (Kerala) erfolgen, mit zwei weiteren 1983 die in Kartikulam (Kerala) [→ Oberdeutsche Provinz, Wiedererrichtung]. Zugunsten der Zusammenarbeit mit der Niederdeutschen Provinz hat der Konvent Bamberg seine Funktion als Ausbildungsort der Ordensstudenten vom Herbst 1969 bis zum Sommer 1979 an den Konvent Mainz abgegeben. Dies wiederholte sich im Herbst 2001, als sich beide Provinzen auf die Errichtung eines gemeinsamen Studienhauses in Münster verständigten. Ordentliche Seelsorge Die dritte Entwicklungslinie, die Öffnung zur ordentlichen Seelsorge, die bereits 1929 zutage trat, zeigt sich auch kurze Zeit nach dem Krieg

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wieder. Aus einer der ersten Gemeindemissionen, die der Konvent 1946 wieder aufnahm, ging der Anstoß zur Gründung des Pfarrkonventes Fürth Christkönig hervor [→ Fürth].31 Auch die Übernahme der Pfarrei Schlüsselau geht auf die Initiative Becks zurück: Dies geschah als Vorbereitung für die Gründung des ersten Karmelitinnenklosters der Oberdeutschen Provinz, das am 3. Juli 1949 im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster eröffnet wurde [→ Büchenbach (Erlangen), vormals Schlüsselau]. Anastas Daxl trat dort als erster Karmelit und Pfarradministrator seinen Dienst am 16. März 1948 an. Der Pfarrer in Schlüsselau war in Doppelfunktion für die Pfarrgemeinde und den Gottesdienst bei den Schwestern zuständig.32 Im September 1978 übernahm der Konvent die Pfarrei „Unsere Liebe Frau“ in Bamberg, gemeinhin als „Obere Pfarre“ bekannt, die es mit einer Pfarrers- und einer Kaplansstelle zu besetzen galt. Wenn nun auch das Kloster erstmals für die Pfarrei zuständig war, zu deren Territorium es gehörte, blieben doch beide als Träger der eigenen Seelsorge voneinander unabhängig tätig.33 In den 1990er-Jahren hat der Konvent einige weitere Aufgaben in der ordentlichen Seelsorge übernommen, die von kürzerer Dauer geblieben sind.34 ARCHIV Das Konventarchiv ist mit dem Provinzarchiv Bamberg verschmolzen und wie dieses noch unvollständig inventarisiert. Als Quellen von zusammenhängender narrativer Darstellung sind die vier Bände der Konventchronik von 1902–2004 zu nennen. Neben Wirtschafts- und Sakristabüchern sind die Aufnahmebücher der Skapulierbruderschaft (1903–1967) und ein Liber Decisionum des Konventes (1920–1984) von Interesse. Der Nachlass des Seminars Marianum konnte noch nicht integriert werden. Quellen: Acta des Provinzkapitels der Oberdeutschen Provinz 1973. Bericht von P. Titus Wegener über das Theresianum, Anlage zur 3. Sitzung. Bamberg 1973 – Acta des Provinzkapitels 1991. Hg. vom Provinzialat der Karmeliten. Bamberg 1992 – Bamberger Konventchronik: Band 1 (1902–1966), Band 2 (1967–1985), Band 3 (1986–1999), Band 4 (1999–2004). Bau- und Kunstdenkmäler Die Schaffung geeigneten Wohnraums ist einer der roten Fäden, die sich durch die Geschichte des Karmelitenklosters ziehen. Dies zeigt sich etwa am Ausbau der Dachgeschosse über gut drei Jahrzehnte hinweg: Im Ostflügel wurden 1925 Brüderzellen eingerichtet und auch Reparaturen am Dach vorgenommen. Der große Zustrom an Seminaristen in das Marianum führte dort 1933/34 zum Ausbau des Westflügels, der an Ordensstudenten 1950 zum Ausbau des Südflügels über der Bibliothek, und – weil der starke Nachwuchs auch am Anfang der 1960er-Jahre noch anhielt – wurde 1961/62 das Obergeschoss des Provinzialatsflügels mit Wohnzellen eingerichtet.35 Ebenfalls von Beginn der 1960er-Jahre an versorgte die Klosterküche täglich über 200 Personen, sodass 1965 die Küche erweitert und modernisiert wurde. Im Marianum schlossen sich an diese Maßnahme die Neugestaltung des

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Speisesaals sowie die Schaffung eines großen Freizeit- im ersten und eines neuen Waschraumes im zweiten Obergeschoss an, und erst im Laufe des Schuljahres 1967/68 wurden alle Arbeiten abgeschlossen.36 Die Vorbereitung auf das Jubiläum „700 Jahre Karmeliten in Bamberg“ 1972 stieß den Konvent an, nun auch die für das Kloster anstehenden Modernisierungen einzuleiten. So entstand eine neue freundliche Eingangshalle, die zur Pforte und zum Kreuzgang führte, und der Ostflügel bekam neben einem Aufzug auch zwei neue Treppenhäuser. Im Parterre wurde ein Rekreationszimmer eingerichtet und der Speisesaal restauriert. Im 1. Stock des Nordflügels entstand hinter der Sonnenuhr-Wand des Kreuzgangs eine Hauskapelle mit Sakristei.37 Die Bibliothek wurde modernisiert und erweitert und in die Arbeitsgemeinschaft katholisch-theologischer Bibliotheken aufgenommen. Eine gründliche Restaurierung des Kreuzgangs folgte von 1972–1977.38 Eine zweite Bauperiode 1995–1999 strebte nach einer Konzentration des „halböffentlichen Bereiches“ (Priorat, Prokuratie, Provinzarchiv, Zugang zur Bibliothek) im 1. Stock des Ostflügels und rüstete die Wohnräume mit Nasszellen nach. Die Pforte wurde in das bisherige Rekreationszimmer verlegt.39 Erste Zäsur für die Umgestaltung der Klosterkirche war die Aufstellung eines Zelebrationsaltares „versus populum“ im November 1968. Da das Konzil neben der Theologie der Eucharistie auch die des Versöhnungssakramentes neu akzentuierte, richtete der Konvent 1973 an der Stelle der vormaligen St.-Anna-Kapelle eine Beichtkapelle ein.40 Zu ihrem heutigen Erscheinungsbild kam die Karmelitenkirche durch die Umgestaltung des Altarraumes 1981/82: Sein Zentrum bildet nun der von Friedrich Koller geschaffene Altar, der sich auf einer kreisrunden Altarinsel befindet; dieser ordnen sich Ambo und Priestersitz zu. Zwischen Altarinsel und Hochaltar wurde ein beidseitiges Chorgestühl geschaffen.41 Der Ort und die Abfolge der Hoch- und Seitenaltäre sind seit der Einweihung 1906 unverändert geblieben.42 PRIOREN Brokard Storms 1903 – Elias Feldbauer, Vikar 1915 – Elias Feldbauer 1916 – Petrus Thomas Spirkner, Vikar 1917 – Petrus Thomas Spirkner 1917 – Albert Sauerer 1920 – Simon Kolb 1922 – Johannes Brenninger 1925 – Petrus Thomas Spirkner 1925, 1926 – Bernhard Preinreich 1928 – Anastasius Daxl 1931 – Andreas Neumeier 1937 – Thaddäus Ballsieper 1946 – Heribert Kümmet 1949 – Benedikt Zweier 1955 – Thaddäus Ballsieper 1961 – Viktor Harke 1967 – Pius Krapp 1970 – Eduard Sebald 1973 – Rainer M. Hörl 1979 – Bartholomäus Versteegen 1985 – Richard Schmidt 1988 – Matthäus Hösler 1991 – Christian Körner 1997 – Johannes M. Nützel 2000. LITERATUR 50 Jahre Theresianum. 1946–1996. Bamberg 1996 – Tilmann Breuer/Christine Kippes-Bösche, Ehemaliges Frauenkloster, jetzt Kloster der Beschuhten Karmeliten Beatae Mariae Virginis und St. Theodor. In: Dies./Reinhard Gutbier (Hg.),

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Die Kunstdenkmäler von Oberfranken. 5. Stadt Bamberg, 3. Immunitäten der Bergstadt, 2. Viertelbd.: Kaulberg, Matern und Sutte. Bamberg/München 2003, 15–214 (Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbez. Oberfranken) – Eamon Carroll, Visit to Germany. In: The Sword. A Carmelite Quarterly of the Province of the Most Pure Heart of Mary 15, 1952, 310–330, 504–525 – Catalogus Provinciae Germaniae Superioris ... status diei 1. Maii 1956. Bamberg 1956 – Adalbert Deckert, Das ehemalige Karmelitenkloster zu Bamberg in der Au. In: 91. Ber. des Hist. Vereins Bamberg, Jb. 1951. Bamberg 1952 – Ders., Der Bamberger Karmel (1903–1953). Und neues Leben blüht aus den Ruinen. In: Karmel-Stimmen 20, 1953, 196–203, 213–217, 238, 251 – Ders., Karmel in Straubing – Ders., 700 Jahre Karmeliten in Bamberg, 50 Jahre Wiederbestehen der Oberdeutschen Provinz, 25 Jahre Spätberufenenwerk „Theresianum“ Bamberg. Bamberg 1972 – Ders., Bamberga Carmelitana. Bamberg und sein Karmel. Bamberg 2002 – Andreas Diller, Marianum. Schülerheim der Karmeliten zu Bamberg 1918–1991. Bamberg 1993 – Erzbischöfliches Abendgymnasium Bamberg 1966–1991. Bamberg 1991 – Reinhard Gutbier, Spätberufenen-Gymnasium Theresianum. In: Tilmann Breuer, Ders., Christine Kippes-Bösche (Hg.), Die Kunstdenkmäler von Oberfranken. 5. Stadt Bamberg, 3. Immunitäten der Bergstadt, 2. Viertelbd.: Kaulberg, Matern und Sutte. Bamberg/ München 2003, 300 (Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbez. Oberfranken) – Josef Haas, Die Filialen, ein Teil der Pfarrgemeinde. In: Katholische Pfarrei Stegaurach. Chronik. Pfarr- und Kirchengesch. von ihren Ursprüngen bis zum Beginn des dritten Jahrtausends. Stegaurach 2000, 63–104 – Roland Hinzer, 60 Jahre Theresianum. In: Karmel-Kontakt 95, 2006, 1f. – Alfons Huber, Der Straubinger Karmel im 19. und 20. Jh. (1802–2010). Säkularisation, Restauration, In der Pression durch die Zeit. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung 112, 2010, 163–332 – Philipp Hümmer, Das Weipelsdorfbuch. Aus der Familien- und Häusergeschichte von Weipelsdorf. Bischberg 2005 – Wunibald Müller, Splitter und Balken. Gedanken eines Theresianers. In: 25 Jahre Theresianum. Spätberufenenwerk der Karmeliten Bamberg. Bamberg 1972, 52–57 – Suitbert Köhler, Unsere Bibliothek. In: Karmel-Stimmen 20, 1953, 230–232 – Marianus Reichel, Das Karmeliten-Skapulier, Schutzwehr in Gefahren. Versuch einer psychologischtheologischen Deutung. In: AOC 16, 1951, 266–284 (auch in: Karmel-Stimmen 18, 1951, 224–238) – E. Schillab: 400 Jahre Pfarrei Schlüsselau. Hg. vom Kath. Pfarramt Schlüsselau. Schlüsselau 2003 – Titus-Brandsma-Haus Gundelsheim. Festschrift zur Einweihung 27. September 1987. Gundelsheim 1987 – Josef Urban, Das Bistum Bamberg in Gesch. und Gegenwart. Bd. 4: Die Zeit des Erzbistums. Straßburg 1996.

1 Deckert, Karmel in Straubing, 318. Den Aufschwung des Straubinger Karmel unter Prior Anastasius ter Haar (1899–1904) skizziert Huber, Straubinger Karmel, 206.   –  2 Deckert, Bamberga Carmelitana, 57f., 60f.; Breuer/Kippes-Bösche, Kloster, 44.  –  3 Deckert, Neues Leben, 202f.  –  4 Köhler, Unsere Bibliothek, 230f.   –  5 Diller, Marianum, 2.  –  6 Deckert, Bamberga Carmelitana, 68–71; Huber, Straubinger Karmel, 225–229.   –  7 Diller, Marianum, 24, 30.  –  8 Gundelsheim gehörte

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

derzeit als Filiale zur Pfarrei Memmelsdorf. Die Karmeliten führten diese Seelsorgestelle bis 1991. Eine Chronologie der Seelsorger bietet Titus-Brandsma-Haus Gundelsheim, 11; Deckert, Bamberga Carmelitana, 146.   –  9 Zu Höfen, Pfarrei Stegaurach: Haas, Filialen, 67. Die Aushilfstätigkeit findet bis heute statt. Zu Hohengüßbach, Pfarrei Breitengüßbach: Deckert, Bamberga Carmelitana, 62.  –  10 Die Aushilfe in Weipelsdorf, Pfarrei Bischberg, besteht bis heute. Die Gemeinde erinnert sich besonders an Adalbert Deckert, der dort von 1958–1993 Gottesdienst hielt und 1983 als Schirmherr des Ortsjubiläums fungierte, Hümmer, Weipelsdorfbuch, 181.  –  11 Diller, Marianum, 33f. Auch bei den Straubinger Karmeliten wurden vom Oktober 1940 bis September 1941 Buchenlanddeutsche einquartiert, Huber, Straubinger Karmel, 212. Einen Überblick zur Gesch. der Erzdiözese Bamberg von 1933–1945 bietet Urban, Bistum Bamberg, 36–43.   –  12 Deckert, Bamberga Carmelitana, 79–82; Diller, Marianum, 33–35.  –  13 Es handelt sich hierbei um die Laienbrüder Lukas Besenreither und Pankraz Herold, den Studenten Ubald Vetter und die beiden Patres Engelbert Jakob und Eduard Mathias, Catalogus Provinciae Germaniae Superioris 1956, 26f.  –  14 Bamberger Konventchronik, Bd. 1, 108.   –  15 Ebd., 126–128.  –  16 Ebd., 218 für 1952, 232 für 1953.  –  17 Deckert, Bamberga Carmelitana, 107f.  –  18 Bamberger Konventchronik, Bd. 1, 111. Deckert hat seine Disseration zum Bamberger Kloster in der Au 1952 veröffentlicht, Reichel einen programmatischen Artikel 1951, ohne die Promotion zu Ende zu führen.  –  19 Deckert, 700 Jahre, 126f., Ders., Bamberga Carmelitana, 93f., 50 Jahre Theresianum, 7–10.  –  20 Ebd., 11. Die Diskussionsgrundlage des Pro­vinz­kapitels 1973 bietet der „Bericht von P. Titus Wegener über das Theresianum“, eine ergänzende Perspektive Müller, Splitter und Balken, 53–55.  –  21 Erzbischöfliches Abendgymnasium, 8.  –  22 Carroll, Visit to Germany, 522; Diller, Marianum, 40, 42.  –  23 Ebd., 39.  –  24 Deckert, Bamberga Carmelitana, 94–96; Gutbier, Theresianum, 300.   –  25 Deckert, Bamberga Carmeitana, 98.   –  26 Für diese veränderten Schwerpunkte stehen ferner die Beschlüsse zur Schließung des Seminars Josephinum in Straubing, vgl. Huber, Straubinger Karmel, 229–231; zur Gründung eines „neuen Konventes vorzugsweise in den neuen Bundesländern“ und einer „Akademie für christliche Spiritualität und Lebensgestaltung“, Acta des Provinzkapitels 1991, Kapitelsakten, 13.  –  27 Auszählung nach den Angaben bei Diller, Marianum, 107–126.  –  28 Deckert, Bamberga Carmelitana, 87–93.  –  29 Hinzer, 60 Jahre Theresianum, 2.  –  30 Acta des Provinzkapitels 1973, 8: 5. Sitzung am 13. Juni 1973.  –  31 Provinzial Jacobus Beck war Ende September 1946 mit drei weiteren Patres in die Fürther Pfarrei Unsere Liebe Frau gekommen und hatte die pastorale Situation um die Christkönigskirche im Fürther Westen kennengelernt, Deckert, Neues Leben, 214.   –  32 Die Liste der Seelsorger bei Schillab, Schlüsselau, 9f., ist genauer als die bei Deckert, Bamberga Carmelitana, 144.  –  33 Die Namen der Seelsorger bietet ebd., 145.  –  34 Ebd., 147f.   –  35 Deckert, Neues Leben, 203; Diller, Marianum, 28f.; Deckert, 700 Jahre, 85; Bamberger Konventchronik, Bd. 1, 350.  –  36 Deckert, Bamberga Carmelitana, 72f.; Diller, Marianum, 52–54. 1960 zählte der Konvent 46 Angehörige, das Marianum 89, das Theresianum 71, 1966 der Konvent 53, das Marianum 94, das Theresianum 74.  –  37 Deckert, Bamberga Carmelitana, 108–110.  –  38 Ebd., 72–74; Breuer/Kippes-Bösche, Kloster, 132–171 mit einer Einzelwürdigung der Kapitelle.   –  39 Deckert, Bamberga Carmelitana, 110–112.  –  40 Ebd., 73, 112.   –  41 Ebd., 113f.  –  42 Breuer/Kippes-Bösche, Kloster, 85–96.

Stephan Panzer

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Beilstein Das 1802 nach der französischen Annexion der linksrheinischen Gebiete säkularisierte Karmelitenkloster in Beilstein wurde 1948 wiederbegründet. Gleichzeitig übernahmen die Karmeliten die Pfarrei St. Joseph. Kirche und Kloster sind heute Eigentum der Pfarrei. Die kleine Pfarrei Beilstein mit der Filialkirche in Briedern hatte dank ihrer im Umland einmaligen prächtigen Kirche mit einer (seit 1675 erwähnten) „Schwarzen Madonna“ Mittelpunktsfunktion als Wallfahrtskirche. Heute kommen statt der Wallfahrer die Touristen in den romantischen Ort und in die renovierte Kirche. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Trier Lage Der Ausläufer eines Schieferfelsens, der sich vom Hunsrück her zur Mosel vorschiebt, trägt auf seinem Sattel die Baugruppe des Karmelitenklosters. Während die Kirche mit den Klostergebäuden auf dem Hochplateau des steil ansteigenden Felsens steht, passt sich die Bebauung des Städtchens Beilstein der Steillage des Schieferfelsens an.1 Der einzige Ortszugang vom Hunsrück her war vor dem Bau der Umgehungsstraße zu Anfang der 1970er Jahre die Landstraße von Grenderich. Bei Hochwasser der Mosel bot die bergseitig durch ein enges Stadttor führende Straße auch die einzige Möglichkeit, trockenen Fußes in den Ort zu gelangen. Die Lage im Mittelpunkt des sog. Cochemer Krampens, einer Moselmäander-Landschaft, die durch den Eisenbahntunnel Cochem-Eller abgeschnitten wurde, brachte dem Städtchen den Namen „Dornröschen der Mosel“ ein. Die Bebauung des 17. und 18. Jhs. hat sich bis zur Gegenwart als geschlossenes historisches Ortsbild erhalten. GESCHICHTE Wiederbegründung des Klosters Die Geschichte des „neuen“ Klosters Beilstein beginnt 1948. Am 9. Oktober 1948 bezogen die ersten Karmeliten wieder ihr altes Haus – 146 Jahre nach dem Untergang des alten Karmelklosters infolge der Aufhebung der Klöster in den vier linksrheinischen französischen Departements im Sommer 1802. Dieser Tag hat eine bewegte Vorgeschichte. Die seit 1922 in Springiersbach ansässigen Karmeliten besuchten bei ihren Aushilfen in zahlreichen Moselorten auch Beilstein, zu dessen Pfarrei sie bald eine engere Beziehung aufbauten. 1935 kam es zur Gründung der Beilsteiner Skapulierbruderschaft, und im Zusammenhang damit auch zu dem Gedanken an die Wiedererrichtung des Beilsteiner Klosters. Die bis dahin nur hypothetische Realisierung rückte plötzlich in greifbare Nähe, als das Bistum Trier den Karmeliten im September 1940 nach dem verheerenden Brand in Springiersbach (10./11. März 1940) Beilstein als Pfarrei und Kloster zum Ersatz anbot. Der Pfarrer war zum Rückzug bereit, Provinzleitung und Ordenskurie in Rom hatten ihre Zustimmung erteilt, die Einführung des Springiersbacher Priors als Pfarrverwalter war bereits auf den 8. Dezember 1940 festgesetzt. Dennoch zerschlug sich der Plan, denn Springiersbach wurde wieder aufgebaut.2

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

Im September 1947 bot die Diözese den Karmeliten abermals die Pfarrei Beilstein an. Inzwischen zeigte auch die Niederdeutsche Ordensprovinz, die u. a. in Mainz ein Kloster unterhielt, Interesse – auch in Verbindung mit einer eventuellen Wiederbesiedlung von Boppard –, ließ aber der Oberdeutschen Provinz den Vortritt. Deren Definitorium sprach sich am 5. November 1947 für die Übernahme von Beilstein aus. Am 1. Oktober 1948 erlaubte der Trierer Erzbischof Franz Rudolf Bornewasser den Karmeliten, in ihr ehemaliges Kloster zurückzukehren, und stimmte am 5. Juli 1949 der offiziellen Errichtung eines Konventes zu, dem auch die Verantwortung für die Pfarrei übertragen werden sollte. Die kanonische Errichtung erfolgte mit dem Dekret der Religiosenkongregation vom 22. November 1949. Am 26. Mai 1950 bestätigte das Bischöfliche Ordinariat Trier der Beilsteiner Niederlassung den Charakter der Rechtspersönlichkeit. Aufbauarbeit in der Pfarrei Gegenstand besonderer Verehrung in der Pfarr- und Klosterkirche sollte wieder die „Schwarze Madonna“ werden, die bei der Aufhebung des alten Beilsteiner Karmels in Privatbesitz gelangt war und danach mehrfach den Besitzer gewechselt hatte. Dem damaligen Pfarrer gelang es, sie 1811 zurückzuerwerben, für sich persönlich und für seine Kirche. 1850 schenkte der Pastor die Statue mit Zustimmung des Kirchenrats dem Trierer Bischof, dem sie besonders gefallen hatte. Nach dessen Tod kam sie in das Trierer Diözesanmuseum. Es bedurfte längerer Verhandlungen, bis der Gründungsprior die „Schwarze Madonna“ am 13. Juli 1950 wieder als Gnadenbild in die Beilsteiner Kirche zurückholen konnte. Dort hat sie in der Gnadenkapelle an der Nordseite der Kirche ihren Platz gefunden. Die dringendsten Renovierungsarbeiten wurden mit den Erlösen aus der alljährlichen Traubenmostsammlung finanziert, da die kleine Pfarrei (exakte Zahlen z. B. für 1964: 240 Katholiken in Beilstein, 380 im Filialort Briedern)3 selbst die Mittel für die notwendigsten Arbeiten an der Kirche nicht aus eigener Kraft aufbringen konnte. Zuschüsse von dritter Seite, Spenden und Eigenleistung der Pfarrangehörigen, besonders der Kolpingfamilie, ließen die Erneuerung jedoch gelingen. Die Haupterwerbsquelle der einheimischen Bevölkerung war der Fremdenverkehr, ein expandierender Wirtschaftszweig, ohne den auch heute die beeindruckende Kirche und das Kloster nicht unterhalten werden könnten. Das Kirchenäußere und -innere sowie die Außenanlagen konnten von Grund auf erneuert, gefestigt und gesichert werden. Bei der Restaurierung des Kirchenraums 1993/94 konnte das Farbsystem nach Befunden aus der Mitte des 18. Jhs. im wesentlichen wieder hergestellt werden: weiß, hellgrau, blau und schwarz in den spiralförmigen Farbbändern.4 Bei der Sanierung und Modernisierung des alten, z. T. maroden Klosterbaus war in den sechziger Jahren der Wohnraum erweitert worden. Der Personalstand des Klosters wies nach dem Provinzkapitel 1982 vier Patres und einen Bruder aus. Nach dem Provinzkapitel 1988 erschien noch ein Pater, der Pfarrer der Pfarrei Beilstein war.5 Er gehörte dem Springiersbacher Konvent an. Zu der umfangreichen Arbeit des einzigen Paters als Pfarrer in der Hauptkirche Beilstein und der

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Filialkirche Briedem trat die Betreuung der zahlreichen Wallfahrer und Touristen als Kirchenbesucher. Nachdem Beilstein bereits 1988 zur Einzelstelle geworden war, gab die Provinz die Pfarrei zum Jahresende 2009 an die Diözese Trier zurück. Das Konventinventar wurde großteils nach Springiersbach gebracht, ein geringer Bestand an Archivalien in das Provinzarchiv nach Bamberg (darunter neben Wirtschafts- und Sakristabüchern auch ein „Visitationsbuch 1951–1984“). ARCHIVALISCHE QUELLEN Klosterchronik (bis 1969) mit Zeitungsausschnitten und Bauzeichnungen; Akten und Haushaltsunterlagen bezüglich der Pfarrei Beilstein bei der Rendantur Ellenz-Poltersdorf; Generalvikariat Trier, Band „Beschuhte Karmeliten“; Adalbert Deckert, Der Karmel in Beilstein. Zum Gedenken an die Wiederkehr der Karmeliten vor 25 Jahren. Ms. masch. Bamberg 1974. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die ehemalige „Stadt“ Beilstein steht in ihrer Gesamtheit unter Denkmalschutz. In dem Ensemble nimmt die Kirche durch Lage, Ausmaße (37 m lang, 17 m breit und 7,70 m hoch),6 Außenrenovierung 1989 und Innenrenovierung nach dem Befund von 1753 eine beherrschende Stellung ein. PRIOREN Dominikus Gaul 1948–1955 – Remigius Hümmer 1955–1958 – Heribert Kümmet 1958–1964 – Brokard Wessels 1964–1970 – Ferdinand Schlöder 1970–1976 – Burkard Lippert 1976–1982 – Fidelis Boos 1982–1987 – Justin Stampfer 1987–1988. LITERATUR Peter Blum, Beilstein. Euskirchen 1956, 10. Aufl. 1981 – Bernd Brauksiepe/Anton Neugebauer, Klosterlandschaft Eifel: Hist. Klöster und Stifte zwischen Aachen und Bonn, Koblenz und Trier. Regensburg 1994 (Große Kunstführer 191) – Georg Dehio, Hdb. der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. Bearb. von Hans Caspary, Wolfgang Götz und Ekkart Klinge. 2. Aufl. München 1984, 84–86 – Alfons Friderichs, Klöster im Lkr. Cochem-Zell. Cochem-Zell 1989 (Dokumentation zum Geschäftsbericht der Kreissparkasse Cochem-Zell 1989) – Alfons Friderichs/Karl Josef Gilles, Beilstein an der Mosel. Neuss 1980 (Rheinische Kunststätten 242) – Dominikus Gaul, Beilstein. Trier 1952 – Johannes Hönl, Die Gesch. von Beilstein an der Mosel. Traben-Trarbach 1978 – Justin Stampfer, Beilstein an der Mosel. Dortmund 1991 – Ders., Beilstein an der Mosel und seine Gesch. Beilstein/Saarbrücken 2005. 1

Stampfer, Beilstein 1991, 10.  – 2 Vgl. den Beitrag → Springiersbach.  – 3 Deckert, Karmel in Beilstein, 22.  – 4 Stampfer, Beilstein 1991, 10.  – 5 Karmel-Kontakt, Nr. 21/1982 und Nr. 38/1988.  – 6 Friderichs/Gilles, Beilstein, 6.

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Büchenbach (Erlangen), vormals Schlüsselau Ein Gründungskonvent von sieben Karmelitinnen aus dem Kloster St. Joseph in Boxmeer besiedelte 1949 das erste Kloster des weiblichen Ordenszweiges in der Oberdeutschen Provinz. Dieser Karmel in Schlüsselau bei Bamberg wurde am 1. Juli 1949 im Gebäude des 1554 aufgehobenen Zisterzienserinnenklosters eröffnet. Nach zwei Jahrzehnten übersiedelten die Schwe­ stern in einen Neubau in Erlangen-Büchenbach, der am 15. Oktober 1969 eingeweiht wurde. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Bamberg Lage Das Kloster wurde 1949 in einem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster in dem Dorf Schlüsselau im Tal der Ebrach eingerichtet, etwa 17 km von Bamberg entfernt. Die Schwestern übersiedelten 1969 nach Erlangen, wo sie am Rande des Neubaugebietes in Büchenbach im Westen der Stadt ein neues Kloster erbauten. Patrozinium Das Patrozinium beider Klöster ist die Heiligste Dreifaltigkeit. GESCHICHTE Gründung des Klosters in Schlüsselau Die Gründungswelle von Klöstern des Zweiten Ordens, die nach der Bulle „Cum nulla“ (6. Oktober 1452) unter dem Einfluss Johannes Soreths entstanden war, hatte keine Auswirkungen auf die Oberdeutsche Provinz. Erst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Schlüsselau das erste Nonnenkloster der Provinz. Hier knüpfte der Karmelitenorden an die monastische Geschichte eines Ortes an, in dem das Klosterleben 1554 ein gewaltsames Ende gefunden hatte, als das alte Zisterzienserinnenkloster Schlüsselau nach den Zerstörungen im Bauernkrieg und im Zweiten Markgrafenkrieg (1552–1555) aufgehoben wurde. Sein Besitz und seine Rechte fielen an das Hochstift Bamberg. Die Initiative zur Gründung eines Karmelitinnenklosters ging von dem Provinzial der Oberdeutschen Provinz, Jacobus Beck, aus. Er richtete am 17. September 1947 ein Gesuch an das Erzbischöfliche Ordinariat in Bamberg, in dem er die Verpflichtung herausstellte „alles zu unternehmen, um gerade in unserer Bamberger Diasporadiözese, an deren seelsorgerlichen Betreuung unser Orden seit Jahrzehnten tatkräftigst mitarbeitet, einen weiblichen Karmel zu gründen. Wir denken in diesem Zusammenhang vor allem an den uns von dem früheren und dem jetzigen Pfarrherrn von Schlüsselau1 gemachten Vorschlag, dort ein Kloster zu übernehmen“.2 Bis die Zusage schließlich im Juli 1948 erteilt wurde, war der Provinzial nicht untätig, sondern knüpfte Verbindungen zur Niederländischen Provinz und traf eine Reihe von notwendigen Vorbereitungen. Bereits am 5. November 1947 hatte er den einstimmigen Beschluss des Definitoriums der Oberdeutschen Provinz zur Gründung eines Schwesternklosters erwirkt, was am 2. Februar 1948 von der Ordensleitung genehmigt wurde.3 Gleichzeitig wandte P. Beck sich mit der Bitte um personelle Unterstützung an den niederländischen Provinzial Augustinus Nolte. Dieser wusste bereits, dass eine Vielzahl von Interessentinnen bereit war, eine neue Aufgabe im Ausland zu übernehmen. Sie hatten sich auf seinen Rundbrief an alle

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niederländischen Karmelitinnenklöster gemeldet, mit dem er die Frage gestellt hatte, wer Interesse an einer Gründung in Brasilien4 und in Deutschland habe.5 So konnte er rasche Hilfe zusagen, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Oberdeutsche Provinz für alle administrativen und finanziellen Voraussetzungen zur Klostergründung selbst zu sorgen habe, da die niederländischen Devisenbestimmungen den Geldtransfer nach Deutschland streng untersagten.6 Er stellte die Entsendung von sechs bis acht Schwestern aus dem Karmel St. Joseph in Boxmeer7 in Aussicht, dem jüngeren der beiden dortigen Schwesternkonvente neben dem älteren Kloster Elzendaal. St. Joseph war 1876 in der Zeit des Kulturkampfes als Zufluchtsort für die aus dem Karmel in Xanten vertriebenen Schwestern gegründet worden8 [→ Xanten]. Nachdem der Heilige Stuhl und Generalprior Kilian Lynch die Genehmigung erteilt hatten, in Schlüsselau ein Karmelitinnenkloster zu errichten,9 ernannte der niederländische Provinzial am 16. November 1948 einen Gründungskonvent von sechs Chorschwestern und einer Laienschwester und bestimmte Francisca Baltus zur Priorin.10 Auf sie warteten in Bamberg bereits acht Kandidatinnen als Chorschwestern und vier als Laienschwestern, die sich zur Aufnahme in den neuen Karmel gemeldet hatten.11 Zur Vorbereitung der künftigen Ansiedlung der Karmelitinnen in Schlüsselau stellte die Oberdeutsche Provinz Karmeliten als Pfarrer für die Pfarrei Schlüsselau zur Verfügung. So war seit März 1948 Anastas Daxl aus dem Bamberger Karmelitenkloster als Pfarrverweser in Schlüsselau.12 Von 1948–1955 wirkten die Karmeliten als Pfarrverweser, seitdem als Pfarrer.13 Bis die niederländischen Schwestern nach Bamberg abreisen konnten, vergingen noch mehr als sieben Monate, in denen sie auf die Zuzugsgenehmigung der Amerikanischen Militärregierung und auf ihre Pässe warten mussten.14 Mitte Juni 1949 trafen die Pässe schließlich im Kloster St. Joseph ein. Am 21. Juni erhielt Provinzial Jacobus Beck das Telegramm aus Boxmeer: „Wir kommen 30. Juni. Karmeliterinnen Boxmeer“.15 Umsichtig packten die Schwestern den gesammelten Hausrat für ihr neues Kloster in den Reisebus, der sie mit einer Zwischenstation in Bamberg nach Schlüsselau bringen sollte. Provinzial Nolte entsandte sie mit Segenswünschen am 29. Juni nach Bayern und unterstellte sie dem oberdeutschen Provinzial.16 Am 1. Juli 1949 eröffneten die Schwestern den Karmel; zwei Tage später fand die feierliche Einführung durch Erzbischof Joseph Otto Kolb statt.17 Welche materiellen Lebensgrundlagen fanden die niederländischen Schwestern, auf die man „mit großer Sehnsucht“18 gewartet hatte, in ihrer neuen Heimat vor? Das Erzbistum stellte die Gebäude des mittelalterlichen Zisterzienserinnenklosters zur Verfügung. Sie waren seit dessen Aufhebung jedoch weder mit Wasserleitungen und Sanitärinstallationen noch mit ausreichenden Heizmöglichkeiten ausgestattet worden. Sie hatten nach 1554 u. a. als Verwaltungsgebäude des Klostergutes wie auch als Hospiz für pflegebedürftige Priester gedient. Zur erneuten Einrichtung einer Klausur nach fast 400 Jahren waren größere Umbauten notwendig, mit deren Planung die Schwestern einen niederländischen Architekten aus Boxmeer beauftragten. Er erarbeitete einen Bauplan, der vorsah,

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das Konventsgebäude mit der Kirche durch einen überdachten Gang zu verbinden. Die Inneneinrichtung musste fast vollständig aus Boxmeer mitgebracht, einiges noch an Ort und Stelle beschafft werden: im Refektorium und im Sprechzimmer fehlten Tische, Stühle, Geschirr etc., die Möbel für die Zimmer waren – bis auf Eisenbetten – nicht vorhanden, Küchengeschirr fehlte. Für die Beheizung waren nur in wenigen Zimmern Öfen vorhanden; die Arbeitsräume waren sämtlich nicht heizbar. Doch „zuallererst und unbedingt müssen die Srs. haben ein geeignetes Chor oder wenigstens einen Betraum, wo die Srs. in Gegenwart des Allerh. Sacrament ihr Offizium, Betrachtung und Gebete halten können [...] denn das Leben einer Carmelieterin ist an erster Stelle ein Gebetsleben“.19 Provinzial Jacobus Beck sorgte dafür, dass die Schwestern diese Grundvoraussetzung für ihr religiöses Leben bei ihrer Ankunft vorfanden. Bis zum Jahreswechsel war der Umbau so weit fortgeschritten, dass die Klausur geschlossen werden konnte. Dies wurde in feierlicher Form am 4. Januar 1950 von Erzbischof Joseph Otto Kolb vollzogen.20 Für die Versorgung des Konvents konnte der Provinzial jedoch nur eine schmale, kaum ausreichende Grundausstattung zusagen, die aus dem Ertrag des Klostergartens und einiger Äcker aus der Kirchenstiftung bestand. Ansonsten mussten die Schwestern ihren Lebensunterhalt selbst verdienen durch die Hostienbäckerei, das Waschen und Instandsetzen der Kirchenwäsche für die Pfarreien im weiteren Umkreis sowie durch ihre Weberei und eine kleine Paramentenwerkstatt. Weitere Einkünfte gewannen sie aus den Zinsen der Mitgift der Novizinnen (dos) in Höhe von 5500 DM.21 Die Schwestern lebten in den ersten Jahren wie die sprichwörtlichen armen Kirchenmäuse. So berichtet eine der Gründerinnen über die Anfangszeit: „O Mutter, wissen Sie noch, wie wir noch keine Bänke im Chor hatten und jede Schwester ihren Stuhl von der Zelle mitbrachte; ihn dann später in die Rekreation holte, später wieder in den Chor, und am Abend ihn zurücknahm nach der Zelle? Für das Chorgebet ist es ja würdiger, daß wir jetzt die schönen Bänke haben, aber die heilige Armut zu üben war doch auch fein“.22 Auf die Dauer entwickelten sich die Einkünfte aus der Hostienbäckerei zur wirtschaftlichen Grundlage des Konvents. So lieferte die Hostienbäckerei 1969 jährlich 8 Millionen Hostien an Pfarrämter in der gesamten Bundesrepublik. Zehn Jahre nach der Gründung hatten die Karmelitinnen so viele Kandidatinnen aufgenommen, dass ihr Kloster mit der Aufnahme von Sr. M. Bernadette am 23. April 1958 belegt war und sie nach einer Möglichkeit für eine Neugründung suchten. Nachdem eine Filialgründung in Fürth und Bamberg vom Bamberger Erzbischof abgelehnt worden war,23 suchten die Schwestern nach anderen Möglichkeiten. Durch Vermittlung des Priors von Wegberg, Basilius Dommershuijsen,24 kam es zu Überlegungen zur Errichtung eines neuen Konvents im jungen „Ruhrbistum“ Essen, dessen Bischof Franz Hengsbach ein historisches Gebäude, und zwar das säkularisierte Damenstift in Essen-Stoppenberg mit der romanischen Kapelle aus dem 11. Jh., zur Verfügung stellen wollte. Es kam stattdessen jedoch 1961 zur Neugründung „Mutter vom guten Rat“ in Duisburg [→ Duisburg].

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Das Leben der Schwestern gestaltete sich nach den Konstitutionen von 1935. Im Tagesablauf nahmen die Zeiten des gemeinsamen Chorgebets etwa 2½ bis drei Stunden ein, die gemeinsamen Mahlzeiten und die gemeinsame Erholungszeit etwas mehr als eine Stunde. Für die Betrachtung stand den Schwestern eine Stunde zur Verfügung, dazu etwa drei Stunden zu geistlicher Lesung, privatem Gebet und Studium. Die Arbeit musste in vier bis fünf Stunden erledigt werden. Der Tag begann für die Chorschwestern mit dem Wecken um 5 Uhr, für die Laienschwestern um 3.45 Uhr. Um 20 Uhr war strenges Silentium vorgeschrieben. Das mitternächtliche Chorgebet von Matutin und Laudes dauerte von Mitternacht bis 2 Uhr. Die kanonische Visitation hielt Generalprior Kilian Healy am 22. Mai 1961 persönlich. Er achtete vor allem auf die strenge Einhaltung der Klausurvorschriften und ordnete u. a. an, dass die Klausur durch die Errichtung eines Chorgitters vervollständigt werden müsse (Art. 101,2 der Konstitutionen). Um sicherzustellen, dass die Pforte nur in dringenden Fällen geöffnet werde, musste eine zweite Winde und ein Schalter nach außen angelegt werden, durch den alle Gegenstände wie Wäsche, Lebensmittel etc. hindurchgereicht werden sollten. Zugleich stellte er eine große Arbeitsbelastung des Konvents fest und ordnete an: „Durch möglichste Vereinfachung und Nutzung praktischer Neuerungen ist dafür zu sorgen, alle Arbeit Zeit und Kräfte sparend zu regeln. In wieweit ein Zuviel an Arbeit, das das Gebetsleben der Schwestern beeinträchtigt, aufgegeben werden muss, soll die Erfahrung nach Einführung der Arbeitserleichterungen ergeben“.25 Die starken missionarischen Impulse, die seit der Mitte des 19. Jhs. zu den Charakteristika der Oberdeutschen Provinz gehören26 – lange bevor das II. Vatikanische Konzil den Horizont kirchlichen Denkens von Europa auf die ganze Welt hin erweitert hat – , ergriffen auch die Karmelitinnen in Schlüsselau. Sie beschritten als klausuriert lebende Nonnen den Weg in die Mission und trugen als Missionarinnen den christlichen Glauben nach Indonesien. Zwei javanische Karmelitinnen, die in das Kloster Elzendaal in Boxmeer eingetreten waren, hatten sich im Februar 1961 auf den Rückweg in ihre Heimat gemacht, um in dem Dorf Batu (Diöz. Malang) auf der Insel Java den Karmel „Flos Carmeli“ zu gründen. Zu ihrer Unterstützung entsandte das Kloster Schlüsselau drei Schwestern nach Batu,27 deren feierliche Missions-Aussendung am 11. März 1962 in der Bamberger Klosterkirche stattfand.28 Übersiedelung nach Erlangen-Büchenbach Das alte, für das Leben der Karmelitinnen ungeeignete Klostergebäude stellte die Schwestern immer wieder aufs neue vor schwerwiegende Entscheidungen. Priorin Pauline Wassenberg plante 1960 mit dem Konvent bauliche Veränderungen zur Arbeitserleichterung, zweifelte aber zugleich an der Effizienz: „Lohnt es da und da so viel Geld in das alte Haus zu stecken, das uns ja nicht einmal gehört!“29 Ihre Nachfolgerin Dr. Theresia Kretschmann30 verstand sich seit der Übernahme des Priorats im Juli 1961 als Sprecherin für den „in die Zukunft schauenden Teil unserer Schwestern“31 und drängte auf eine Verlegung des Klosters. Sie wandte sich deshalb an den früheren Provinzial Jacobus Beck, der

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als Initiator der Klostergründung in Schlüsselau die dortigen Verhältnisse sehr gut kannte. „Im Zusammenhang mit unserem letzten Gespräch und nach Rücksprache mit dem Rat des Klosters“ stellte sie in einem Grundsatzpapier die schlechte bauliche und hygienische Situation des jahrhundertealten, praktisch nicht heizbaren Hauses dar, wies darauf hin, dass an die Einrichtung von fließendem Wasser und einer Zentralheizung aus Kostengründen nicht zu denken sei, dass aber gleichwohl in der kalten Jahreszeit weder die Paramentenwerkstatt noch die Hostienbäckerei arbeiten könnten, weil keine geheizten Räume zur Verfügung stünden und das Gebäude somit im Winter kaum bewohnbar sei. „Daß das Kloster an diesem Ort und in diesem Hause keine Zukunft hat“, sei aber insbesondere darauf zurückzuführen, dass der Ort nicht verkehrsnah liege und man nicht mit der Bevölkerung und mit aufgeschlossenen Geistlichen in Kontakt kommen könne. In der Pfarrkirche seien die Schwestern nur „geduldet“, insbesondere werde ihnen „in gewünschter Weise die Mitfeier der Liturgie“ nicht ermöglicht. Sie wünschten sich eine eigene Klosterkirche, die nicht Pfarrkirche ist, sodass die Schwestern die Liturgie mit allen dazugehörigen Zeremonien nach dem eigenen Ritus feiern könnten.32 Der Wunsch, nahe bei den Menschen und offen zu sein für ihre Fragen an die Kirche, ließ den Wunsch reifen, „eine Neuerrichtung eines Klosters inmitten einer grösseren Stadt, vielleicht einer Grossstadt oder wenigstens so in der Nähe, dass man mit der Bevölkerung leicht in Kontakt treten kann“, zu betreiben. Als unabdingbare Voraussetzung stellte sie heraus, „dass auch die Provinz zur Betreuung der Kirche und der Schwestern Patres abstellt, die in verständnisvoller Weise den Schwestern entgegenzukommen gewillt und modernem Geiste aufgeschlossen sind“. Exprovinzial Jacobus Beck machte sich diese Argumente zueigen. Er fasste sie in einer Stellungnahme zusammen, die er dem Provinzkapitel vorlegte, das im August 1964 zusammentrat.33 Er kam dabei zu dem Schluss, ein Frauenkarmel müsse „heute möglichst in einer Stadt oder aber verkehrsnahe liegen, damit die Schwestern mit religiös interessierten Menschen wie mit aufgeschlossenen Geistlichen in Kontakt kommen können. Die Wechselbeziehung Carmel – Welt ist notwendig, sie ist wesentliche Befruchtung für die Aufgaben, für das Gebets- und Opferleben der Carmelitin“. Damit stellte sich Jacobus Beck in die Tradition des Ordens, der seine Niederlassungen nicht auf dem Lande, sondern – für einen Bettelorden selbstverständlich – in Städten errichtet hatte. Zunächst schien es, als habe man in Wiesbaden-Klarenthal einen geeigneten Ort gefunden. Jacobus Beck war voller Hoffnung, dass die seelsorgliche Betreuung der Schwestern dort von der eigenen Ordensprovinz übernommen und zusätzlich der Wiesbadener Klerus herangezogen werden könne. Doch erwiesen sich die Schwierigkeiten größer als erwartet. Deshalb wurden diese Pläne nicht weiter verfolgt, sondern bald zugunsten von Erlangen-Büchenbach aufgegeben. Die Verbindung zu dem Erlanger Karmelitenkonvent, der in der Pfarrei „Heilig Kreuz“ die Seelsorge ausübte, war ein wichtiger Grund für die Wahl des Ortes. Am 25. November 1964 wandte sich der Provinzial an das Erzbischöfliche Ordinariat in Bamberg mit der Bitte, im Neubaugebiet in Erlangen-Büchenbach ein passendes Baugelände zur Verfügung zu stellen. Nach

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zweijährigem Schweigen bot das Erzbischöfliche Ordinariat schließlich am 14. November 1966 ein 5300 qm großes Grundstück im Erbbaurecht an und stellte zur Deckung der Baukosten einen Zuschuss von 600.000 DM sowie ein zinsloses Darlehen bis zur Höhe von 300.000 DM in Aussicht.34 Im Rückblick würdigte Priorin Theresia Kretschmann 20 Jahre nach der Umsiedlung die Ortswahl mit den Worten: „Mit der Entscheidung für die Ansiedelung des Klosters in der Industrieund Universitätsstadt Erlangen haben wir deutlich gemacht, daß wir unter den Menschen leben und für sie da sein wollen“.35 Zum Umzug des Konvents nach Erlangen wurde die Klausur für einige Wochen aufgehoben. Die Schwestern legten selbst Hand an bei den Bauarbeiten und halfen u. a. auf dem Baugerüst und bei den Dachdeckerarbeiten mit. Am 15. Oktober 1969 weihte der Bamberger Erzbischof Dr. Josef Schneider den Karmel in Büchenbach ein. Konventsstärke Der Schlüsselauer Gründungskonvent setzte sich aus sechs Chorschwestern und einer Laienschwester aus dem Raum von s’Hertogenbosch, Utrecht, Haarlem zusammen; die Novizinnen und späteren Chorschwestern kamen aus dem Erzbistum Bamberg und dem Bistum Limburg. Bereits 1950 wurden vier Kandidatinnen aufgenommen.36 Seit 1954 kamen dazu Mitglieder aus dem Ermland und aus den Bistümern Würzburg, Prag, Kattowitz, Breslau und Posen. In den ersten zehn Jahren wuchs die Kommunität rasch an, die Zahl der Schwestern verdreifachte sich durch den deutschen Nachwuchs und erreichte 1960 den Höchststand von 16 Chorschwestern (einschl. der Priorin), einer Novizin und drei Laienschwestern.37 Da die Kommunität 1961 jeweils drei Schwestern zur Gründung von Karmelitinnenklöstern in Duisburg und in Batu/Java entsandte, fand Generalprior Kilian Healy bei der Visitation am 22. Mai 1961 nur eine „stark reduzierte Communität“ vor.38 Nach der Aufhebung der Trennung in Chor- und Laienschwestern (1967) umfasste der Konvent über etwa 20 Jahre konstant elf Schwestern. 1987 bestand der Konvent aus der Priorin mit neun weiteren Schwestern, 2008 aus der Priorin mit vier weiteren Schwestern. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER In Schlüsselau nutzten die Karmelitinnen die bestehenden Gebäude von Kloster und Kirche der Zisterzienserinnen.39 Der neue Klosterbau in Erlangen-Büchenbach ist nach einem Entwurf des Architekten Gregor Neundorfer, eines Neffen von Sr. Magdalena Müller,40 gebaut und 1969 bezogen worden. Das zweigeschossige, schlichte, klar gegliederte Rechteckgebäude mit Flachdach umschließt einen Innenhof. Es umfasst die Räume der Schwestern, einige Gästezimmer und die Arbeitsräume (z. B. Hostienbäckerei). Die Kirche wurde im Stil der späten Sechziger Jahre in Sichtbetonbauweise errichtet. Ein großformatiges Glasfenster beleuchtet den Kirchenraum. Es wurde nach einem Entwurf der Erlanger Karmelitinnen gestaltet und nimmt die gesamte Ostseite des Raumes ein. Den Kreuzweg schuf Egino Weinert, Köln.

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

PRIORINNEN41 1. Schlüsselau: Gründungspriorin Francisca Baltus 1949–1955 – Pauline Wassenberg 1955–1961 – Theresia Kretschmann42 1961–1973 (1969 Übersiedelung nach Erlangen) 2. Erlangen-Büchenbach: Theresia Kretschmann bis 1973 – Bernadette Krämer 1973–1976 – Theresia Kretschmann 1976–1994 – Thoma Müller seit 1994. LITERATUR Adalbert Deckert: Bamberga Carmelitana. Bamberg 2002 – Fenster zur Stadt, Fenster zur Welt, Fenster zu Gott. Die Klosterkirche der Karmelitinnen in Erlangen. Lindenberg 2000 – Rainer Maria Hörl: Dem kontemplativen Leben geweiht. Der Karmel zu Erlangen-Büchenbach besteht 10 Jahre. In: St. Heinrichsblatt, Nr. 41 vom 14.10.1979, 16f. – Jubiläumsheft zum 500jährigen Bestehen der Karmelitinnen von der Alten Observanz = Karmelstimmen 1952, 288–320 – Joachim Knoblauch: ...in beständiger Klausur bis zum Tode! In: Karmelstimmen 1960, 206–209 – [Maria Theresia Kretschmann]: Vor zehn Jahren! [Ankunft in: Schlüsselau]. In Karmelstimmen 26, 1959, 200–208 – Ein Leben in Betrachtung und Gebet. In: St. Heinrichsblatt, Nr. 42 vom 15.10.1989 – Alberto Martino: Monasteri Femminili del Carmelo attraverso i secoli. In: Carmelus 10, 1963, 263–312 – Claudia Mohn: Mittelalterliche Klosteranlagen der Zisterzienserinnen. Architektur der Frauenklöster im mitteldeutschen Raum. Petersberg 2006, 335–337 (Berliner Beitrr. zur Bauforsch. und Denkmalpflege 4) (B76 Schlüsselau, Bayern) – Panzer, Geschichte – E. Schillab: 400 Jahre Pfarrei Schlüsselau. Hg. vom Kath. Pfarramt Schlüsselau. Schlüsselau 2003. Die langjährige Priorin Theresia Kretschmann gehörte in den sechziger und siebziger Jahren zum festen Mitarbeiterkreis der Zeitschrift Karmel-Stimmen. Ihre lesenswerten Beiträge sind ein Dokument für das Wirken des Klosters nach außen. Die Beiträge im einzelnen: Heiligmäßige Karmelitinnen, 23, 1956, 7f. – Teresia Margarita Redi, 23, 1956, 8–10, 41–44, 76–80, 111–115 – Mutter Josephine Koning, 23, 1956, 142–145, 166–169, 206–210, 238–243 – Mutter Brigitta Bremer, 23, 1956, 362–369 – Der französische Karmel, 24, 1957, 9–14 – Germaine de Sonis, 24, 1957, 42–46, 70–75, 109–113, 136–140 – Sr. Maria vom hl. Petrus, 24, 1957, 236–239, 274–277, 297–301, 331–334, 365–368 – Agnes von Jesus, 25, 1958, 7–11, 42–48, 75–77, 105–108, 140–144, 170–176 – Marchesa Alessandra di Rudini – Maria von Jesus, 25, 1958, 201–205, 232–236, 265–268, 299–302, 338–341, 363–366; Fortsetzung in: 26, 1959, 8–11, 51–57, 74–76, 108–110, 156–157, 172–177 – Begegnung mit dem göttlichen Willen, 25, 1958, 37–41 – Der blinde Laienbruder Johannes vom hl. Samson, 27, 1960, 13–17, 37–41, 75–79 – Frage- und Antwortecke: Dritter Orden, 27, 1960 144–145 – Von unseren Schwestern auf Java, 29, 1962, 180–182 – Unsere Schwestern auf Java, 32, 1965, 58–63 (signiert mit: Die Carmelitinnen von Schlüsselau) – Eine Heilige wird 400 Jahre alt [Maria Magdalena von Pazzi], 33, 1966, 122–124 – Stehen für die Kirche in Indonesien die Zeichen auf Sturm?, 35, 1968, 58–63 – Verantwortung, 35, 1968, 72–74 – Gehen Sie gern ins Museum? in: Karmel-Stimmen. Zeitschrift für die Freunde und Gönner des Karmel, 35, 1968,

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224–230 – Gebet öffnet den Menschen, 38, 1971, 102–104 – Joachima de Vedruna, die jüngste Karmelheilige. In: Karmel, Gesetz und Geheimnis. Bearbeitet von Adalbert Deckert OCarm. und Otho Merl OCD. Köln 1959, 177–183. 1

Wahrscheinlich ist damit Benedikt Zweier gemeint, der seit dem 15.3.1948 bis 1955 als Pfarrverweser die Pfarrei von Schlüsselau betreut hatte, dazu: Karmel-Stimmen 1955, 366: Abschied von P. Benedikt Zweier als Pfarrer von Schlüsselau, durch dessen Initiative das Kloster ausgebaut werden konnte. Liste der Pfarrer (von 1948 bis heute Karmeliten der Oberdeutschen Provinz) in: Schillab, 400 Jahre Pfarrei Schlüsselau, 9.  –  2 Sämtliche in diesem Beitrag zitierten Archivalien entstammen – soweit nicht ein anderes Archiv angegeben ist – dem ProvinzA Bamberg, Ordner Karmelitinnen. Sie werden nachfolgend nur mit Aussteller und Datum angegeben. Schreiben von Provinzial Jacobus Beck vom 17.9.1947.  –  3 Schreiben von Provinzial Jacobus Beck vom 20.7.1948.  –  4 Die Gründung in Brasilien – Jaboticabal – kam 1948 mit Schwestern aus Boxmeer-Elzendaal und Heerlen zustande. Jaboticabal gehörte zur Rio-Provinz Flumen Januarii, die 1922 dank niederländischen Engagements wiedererrichtet werden konnte. Das Kloster ist das erste hist. sicher bezeugte Karmelitinnenkloster in Brasilien, vgl. Martino, Monasteri Femminili, 279.  –  5 Karmel-Stimmen 19, 1952, 310.  –  6 Schreiben von Provinzial Augustinus Nolte vom 20.12.1947.  –  7 Xanten-Boxmeer (1870–1969). In: MCN, 579–599.  –  8 Smet, Carmelites, Bd. 4, 247.  –  9 Kanonische Errichtung in Kraft der Vollmacht der hl. Kongregation für die Ordensleute durch Reskript Nr. 8246/48 vom 14.10.1948 erlaubt Generalprior Kilian Lynch dem Provinzial der Niederländischen Provinz die Errichtung eines Karmelitinnenklosters in Schlüsselau, Rom, 12.11.1948; vgl. Vinculum Ordinis Carmelitarum 1, 1948, 117, Nr. 12.  –  10 Schreiben von Provinzial Augustinus Nolte vom 16.11.1948.  –  11 Schreiben von Provinzial Jacobus Beck vom 22.12.1948.  –  12 Deckert, Bamberga Carmelitana, 144.  –  13 Liste der Pfarrer in: Schillab, 400 Jahre Pfarrei Schlüsselau, 8–10.  –  14 ProvinzA Bamberg, Bestand Schlüsselau.  –  15 Telegramm an den Provinzial Jacobus Beck vom 21.6.1949.  –  16 Dekret des Provinzials Augustinus Nolte vom 29.6.1949. Es war ein Irrtum, dass Provinzial Nolte den Gründungskonvent anwies, „in gehoorzaamheid aan de Hoogeerwaarde Pater Proviciaal der Beierse Carmelprovincie“ zu leben, denn die Bayerische Provinz war bereits seit 1922 mit der Oberdeutschen Provinz vereinigt.  –  17 Vor zehn Jahren, 200.  –  18 Provinzial Jacobus Beck in seinem Schreiben an die Priorin des Klosters St. Joseph vom 22.12.1948.  –  19 Schreiben der Priorinnen Angela und Francisca Baltus an Provinzial Beck vom 16.1.1949.  –  20 Bericht in Karmel-Stimmen 1950, 51f.  –  21 Schreiben des Priors von Wegberg, Basilius Dommershuijsen, vom 25.2.1958.  –  22 Mutter Novizenmeisterin erzählt, in: Jubiläumsheft, 312.  –  23 ProvinzA Mainz, Bestand Duisburg, Zweiter Orden, Schreiben vom 22.1.1958.  –  24 Schreiben des Priors von Wegberg, Basilius Dommershuijsen, an Bischof Hengsbach vom 15.2.1958.  –  25 Protokoll der Visitation vom 22.5.1961.  –  26 Vgl. Panzer, Gesch., 22f.  –  27 Indonesien war von 1923–1960 direktes Missionsgebiet der Niederländischen Provinz, von 1960–1967 Generalkommissariat und ab 1967 selbständige Provinz. Batu ist das erste Karmelitinnenkloster in Indonesien, vgl. Martino, Monasteri Femminili, 267.  –  28 Bericht in Karmel-Stimmen 1962, 77.  –  29 Brief der Priorin Paulina Wassenberg an den Provinzial vom 9.11.1960.  –  30 Dr. Theresia Kretschmann, die früher als Ärztin in einem Bamberger Krankenhaus arbeitete, war am 26.8.1950 als eine der ersten deutschen Schwestern eingekleidet worden (Karmel-Stimmen 1950, 304), legte 1951 ihre zeitlichen Gelübde (Karmel-Stimmen 1951, 325) und 1954 ihre feierlichen Gelübde ab (Karmel-Stimmen 1954, 313).  –  31 Brief der Priorin Theresia Kretschmann an den früheren Provinzial vom 4.1.1964.  –  32 Ebd.  –  33 „Vorläufige Angaben über den Plan, das Carmelitinnenkloster Schlüsselau zu verlegen“, von Exprovinzial Jacobus Beck, vom 26.6.1964.  –  34 Schreiben des Erzbischöflichen Ordinariats Bamberg, Dr. Kraus, vom 14.11.1966.  –  35 Ein Leben in Betrachtung und Gebet. In: St. Heinrichsblatt, Nr. 42 vom 15.10.1989.  –  36 Catalogus Ordinis Fratrum et Monialium B.M.V. de Monte Carmelo Provinciae Germaniae Superioris. Bamberg 1950, 19f.  –  37 Catalogus Provinciae Germaniae Superioris. Bamberg 1956,

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22f.  –  38 Protokoll vom 28.5.1961.  –  39 Beschreibung der Gebäude bei Mohn, Mittelalterliche Klosteranlagen, 336f.  –  40 Brief der Priorin Paulina Wassenberg vom 9.11.1960.  –  41 Nach den Personalkatalogen und Schematismen der Oberdeutschen Provinz.  –  42 Sie war von 1958–1961 Subpriorin. Sie wurde als Priorin von 1961–1991 (mit einer Unterbrechung 1973–1976) alle drei Jahre wiedergewählt bzw. postuliert. So gab z. B. Generalprior John Malley der letzten Postulation vom 19.3.1991 bei ihrem Besuch am 16.5.1991 statt, Provinzmitt. Nr. 276 vom 18.7.1991.

Edeltraud Klueting / Stephan Panzer

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Duisburg (Brüder) Der Konvent „Mutter vom guten Rat“ gewinnt seine Ausstrahlung vor allem durch die besondere Art der Seelsorge in der Karmelkirche. Deren Einzugsbereich geht weit über Duisburg hinaus. Interessant für den Orden ist seit 2005 auch die neue Form des Konventslebens: Brüder und an der Karmelspiritualität interessierte Frauen und Männer suchen gemeinsam nach einer zukunftsfähigen Gestaltung des geistlichen Zusammenlebens. Provinz Niederdeutsches Kommissariat (1960–1969), Niederdeutsche Provinz (seit 1969) Diözese Essen Lage Mit der feierlichen Einweihung der neu errichteten Kirche „Mater Boni Consilii“ als Expositur der katholischen Kirchengemeinde „Liebfrauen“ in Duisburg und des dazugehörigen Karmelitinnenklosters „Karmel der Mutter vom Guten Rat“ am 29. Juni 1961 bezogen die Karmeliterpatres Eduard Harmelink und Albertus Groeneveld das ebenfalls neu erbaute und am selben Tag eingesegnete Pfarrhaus dieses Komplexes an der Brüderstraße 9, heute Karmelplatz 1–3. Seit der kanonischen Errichtung ihrer Niederlassung am 12. Dezember 19601 hatten sie übergangsweise in der Duisburger Innenstadt an der Niederstraße 39–41 (E. Harmelink) bzw. am Ludgeriplatz 31 (A. Groeneveld) gewohnt. Als am 24. April 1983 die unmittelbar neben dem Pfarrhaus errichtete neue Begegnungsstätte der Gemeinde eingeweiht wurde, zogen die Brüder ins Obergeschoss dieses Hauses, während das ehemalige Pfarrhaus in die Gesamtanlage der Begegnungsstätte integriert wurde. Seit 2005 wohnen die Brüder im umgebauten und gründlich renovierten Karmelitinnenkloster, ehemals Brüderstraße 13–15, heute Karmelplatz 7. Der Konvent liegt in jenem Gebiet der Stadt Duisburg, das zum Herzen der mittelalterlichen Bebauung gehörte, nämlich zwischen dem heutigen Innenhafen und dem modernen Stadtzentrum. In den letzten Jahren gewinnt dieser Teil der Stadt durch die kulturelle Entwicklung des Hafenbereichs deutlich an Attraktivität, was für den Konvent neue Perspektiven eröffnet. Siegel Das Priorensiegel zeigt das Karmelwappen mit Strahlenkranz. Umschrift „Sigillum Prioris Carmelitarum Duisburgensis“. GESCHICHTE Gründung des Klosters Am 1. Januar 1958 wurde das Bistum Essen gegründet. Sein erster Bischof war Dr. Franz Hengsbach. Da die Karmeliter seit 1954 in Essen tätig waren und dem Bischof an der Ansiedlung kontemplativer Schwestern lag, ergab sich der Gedanke an den weiblichen Zweig des Ordens. Unmittelbar nach seiner Amtseinführung bereitete Bischof Hengsbach in Zusammenarbeit mit dem Prior von Wegberg, Basilius Dommershuijsen, und dem Kölner Prior Petrus Thomas Ribbert die Gründung in Duisburg vor. Das Bistum verpflichtete sich, für Kirchengebäude, Kloster und Pfarrhaus zu sorgen, die Gemeinschaft der Schwestern in Schlüsselau (bei Bamberg) wollte einige Schwestern entsen-

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den [→ Büchenbach (Erlangen), vormals Schlüsselau] und die Niederländische Provinz der Karmeliter versprach, weitere Schwestern und drei Patres zu schicken. Bereits Ende 1960 kamen die beiden niederländischen Patres Albertus Groeneveld und Eduard Harmelink nach Duisburg. Albertus Groeneveld war zunächst als Aushilfe in St. Ludger, Duisburg-Neudorf, tätig.2 Am 29. Juni 1961 übernahmen sie die Seelsorge der Schwestern im „Karmel der Mutter vom Guten Rat“ sowie die Leitung der dazugehörigen Karmelkirche. Der dritte Pater, Gerald van Wanrooy, kam am 15. September 1961. Er war der Prokurator und Sakrista im Konvent. Seelsorge Bis 1972 standen dem Konvent für die Seelsorge drei, seit 1973 nur noch zwei Patres zur Verfügung. Laienbrüder versorgten den Haushalt. Am 1. September 1975 übernahm der niederländische Karmelit Hermann Olthof die Pfarrstelle. Schwerpunkte der Gemeindearbeit waren Gemeindeaufbau, Liturgie sowie soziales und kulturelles Engagement. Eine wichtige Mitarbeiterin war für ihn von Anfang an (ab dem 1. Oktober 1975) Renate Reichert, die nicht nur den Haushalt des Konvents führte, sondern sich in vielen Gremien und Aktivitäten der Gemeinde einbrachte. Seit 1983 konnte das Gemeindeleben durch die neue Begegnungsstätte weiter intensiviert werden. Konzerte und besondere liturgische Feiern im Kirchenraum gehörten seit längerem zur Tradition. Auch Gemeindefeste wurden bereits gefeiert. Doch nun kamen Bibelkreise, Glaubensgespräche, meditativer Tanz, Stilleangebote, Ausstellungen, Karmeltage und Karmelfeste sowie zahlreiche Begegnungsangebote hinzu. Im Juli 1991 kam der deutsche Karmelit Wilfried Wanjek im Rahmen seiner Ausbildung zum Priester nach Duisburg und wurde ein Jahr später von seinem brasilianischen Ordensmitbruder Bischof Paolo Cardoso in der Karmelkirche Duisburg zum Priester geweiht. Von 1995–2004 leitete Wilfried Wanjek das EdithStein-Haus in Kamp-Lintfort und von 1995–2006 war er als Referent für Tage Religiöser Orientierung im Bistum Münster im Edith-Stein-Haus und im St. Michael Turm in Schaephuysen tätig. 2002 kam nach seiner Amtszeit als Provinzial Anton Beemsterboer nach Duisburg. Auch nach der Schaffung der neuen großen Innenstadtpfarrei Liebfrauen im Juli 2000 behielt Hermann Olthof die Freiheit, sich weiterhin ganz auf die Seelsorgeeinheit „Mutter vom Guten Rat“ konzentrieren zu können. Neben der Arbeit in der eigenen Gemeinde und der Seelsorge für die Schwestern übernahm der Konvent von Anfang an auch Verantwortung in anderen Aufgabenbereichen: So arbeitete Gerald van Wanrooy von 1961–1966 in der Krankenhausseelsorge. Cölestin Lamers engagierte sich von 1966 bis zu seinem Tod im Jahre 1969 in der „Herz-Jesu-Gemeinde“ in Duisburg-Serm sowie in „Peter und Paul“ in DuisburgHuckingen. Theo Sengers übernahm ab 1968 die Seelsorge im Krankenhaus St. Anna in Duisburg-Huckingen und setzte diese Tätigkeit bis zu seinem Tod im Jahre 2010 fort. Bernulf Alink arbeitete von 1971–1978 im Krankenhaus St. Jo-

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hannes in Duisburg-Homberg. Anton Beemsterboer ist seit 2002 im Hospiz St. Raphael in Duisburg-Huckingen tätig. Provinzialat der Niederdeutschen Provinz Am 3. März 1969 wurde das niederländische Kommissariat in Deutschland zur selbständigen Provinz erhoben. Um diese Zeit gab es Pläne, das Provinzialat nach Duisburg zu verlegen. Wegen der eingeschränkten Räumlichkeiten im Pfarrhaus in Duisburg wurde dieses Vorhaben jedoch bald wieder fallen gelassen. Erst als Wilfried Wanjek auf dem Provinzkapitel 2005 zum Provinzial gewählt wurde, sollte sich schließlich doch noch erfüllen, was einige seiner Mitbrüder gern schon 35 Jahre eher gesehen hätten: Das Provinzialat wurde im Duisburger Konvent untergebracht. Kommunität Seit Juli 2005 lebt der Konvent im ehemaligen Schwesternkloster. Hier begannen die drei Patres Hermann Olthof, Anton Beemsterboer und Wilfried Wanjek zusammen mit Renate Reichert und Prof. Franz-Josef Nocke mit einem neuen Projekt, der Gründung einer neuen Kommunität aus Karmelitern sowie an der Karmelspiritualität interessierten Frauen und Männern. Jedes Kommunitätsmitglied bewohnt ein eigenes abgeschlossenes Appartement und nimmt von hier aus an zwei obligatorischen Treffen im Monat teil. Außerdem beteiligen sich diejenigen, die Zeit haben, an bestimmten wöchentlichen Gemeindeaktivitäten. Im Jahre 2010 zählte die Kommunität acht ständige und drei vorläufige Mitglieder. Neue Mitglieder schließen sich der Kommunität zunächst probeweise an. Der Mietvertrag regelt die mögliche Entlassung der Kandidaten. Diese Form des Gemeinschaftslebens ist im Orden bislang einzigartig. Das Experiment wurde bereits in verschiedenen Visitationen im Jahre 2006 gelobt. ARCHIV Wo sich das Original der Gründungsurkunde befindet, ist unklar. Im Pfarrbüro der Karmelkirche wird eine doppelseitige Abschrift der Gründungsurkunde aufbewahrt, ausgestellt von Balduines Steneker, dem damaligen Sekretär des niederländischen Provinzials: Auf der einen Seite befindet sich die Erlaubnis von Bischof Hengsbach zur Gründung eines Klosters in Duisburg vom 18. November 1960, adressiert an Petrus Ribbert, Kommissar in Köln. Auf der anderen Seite steht die Bekanntgabe der Errichtung des Duisburger Konvents durch den Generalprior der Karmeliter Kilian Healy vom 12. Dezember 1960. Diese Abschrift wird zusammen mit den übrigen Archivalien in einer der sechs Mappen aufbewahrt, die neben kurzen chronikähnlichen Notizen zahlreiche Zeitungsartikel, Fotos, Briefe und weitere interessante Stücke über den Konvent, die Pfarrei und das Karmelitinnenkloster enthalten. Das Material ist besonders umfangreich im Hinblick auf die Arbeit in der Pfarrei. Im NCI in Boxmeer finden sich folgende Unterlagen: eine Kopie des Briefes vom niederländischen Provinzial Raphael Gooijer vom 26. November 1960, gerichtet an den Generalprior mit der Bitte um Erlaubnis, einen Konvent in

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Duisburg zu gründen; eine Abschrift des Briefes von Bischof Hengsbach mit der Gründungsgenehmigung vom 18. November 1960 (s. oben); eine Kopie des Briefes vom Generalprior Kilian Healy aus Rom mit der Bekanntgabe der Gründung vom 12. Dezember 1960 (s. oben). BAU- UND KUNSTdenkmäler 1956 wurde der Architekt Heinz Thoma aus Düsseldorf beauftragt, den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörten ehemaligen Minoritenkirche zu leiten. Damit wurde an eine Geschichte angeknüpft, die 1256 mit der Niederlassung der Franziskaner im Herzen der Stadt Duisburg begonnen hatte. Abgesehen von einer Unterbrechung von etwa 35 Jahren im 16. und 17. Jh. blieben die Franziskaner bis 1832 in Duisburg. Als älteste und zeitweilig einzige katholische Kirche Duisburgs wurde die Minoritenkirche Ende des 19. Jhs. als Seitenschiff in den groß angelegten Neubau der Liebfrauenkirche eingegliedert. Die neue Kirche bot Platz für 3000 Besucher, während die Minoritenkirche nur 1000 Gläubige aufgenommen hatte. In den Jahren 1942–1943 wurde die Liebfrauenkirche durch Bomben schwer beschädigt. Der Wiederaufbau ließ zunächst auf sich warten, da es in der Nachkriegszeit nicht sofort gelang, die notwendigen Geldmittel zu beschaffen. Erst durch die Gründung des Ruhrbistums Essen machte die Sache Fortschritte. Die Liebfrauenkirche wurde am König-Heinrich-Platz, mehr im Zentrum der großen Gemeinde, dem Opernhaus gegenüber neu errichtet und am 4. Juni 1961 eingeweiht. Die Grundsteinlegung für die neue Karmelkirche, die über den Trümmern der Minoritenkirche und den Grabkammern der Franziskaner aus dem 18. Jh. entstehen sollte, fand am 26. Juli 1959 statt. Ein Teil der Mauern des Chorraums der alten Minoritenkirche wurde vom Architekten in den Neubau integriert. Die Bauarbeiten konnten im Sommer 1960 vollendet werden. Im Jahre 1960 wurde ebenfalls nach den Plänen des Architekten Heinz Thoma aus Düsseldorf das Pfarrhaus der Karmeliter erbaut. Auf dem 152 qm großen Grundstück entstanden in einem Flachdachgebäude die folgenden Räumlichkeiten: ein Pfarrbüro, ein Aufenthaltsraum, eine Küche, ein Sprechzimmer, fünf kleine Zimmer (zugleich Arbeits- und Schlafzimmer), ein Bad und zwei Toiletten. Insgesamt standen den Patres 114 qm Wohn- und Arbeitsraum zur Verfügung sowie ein kleiner Garten, der 19 m lang und 6 m breit war. Eigentümer des Grundstückes und Gebäudes blieb das Bistum Essen. Am 24. April 1983 zogen die Patres in die Konventsräume über der Begegnungsstätte. Sie verfügten dort über ein gemeinschaftliches Speise- und Wohnzimmer, eine Küche, ein Bad, eine Toilette und drei kombinierte Arbeits- und Schlafräume. Die Haushälterin bekam einen eigenen Flügel des Gebäudes. Eigentümer dieses Gebäudes war wiederum das Bistum Essen. Am 16. Juli 2005 zog der Konvent ins ehemalige Karmelitinnenkloster. Hier waren inzwischen zehn Wohneinheiten entstanden, jede ausgestattet mit Wohn- und Arbeitszimmer, Küche, Schlafzimmer, Bad und Toilette. Außerdem entstanden die

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folgenden Gemeinschaftsräume: ein Refektorium, eine Rekreation, Wirtschaftsräume und ein Meditationsraum. Die Umbauarbeiten sowie die Gartengestaltung im Innenhof und hinter dem Kloster konnten im Jahre 2007 zum größten Teil abgeschlossen werden. Der Karmeliterorden verfügt auf Erbpacht-Basis über die Konventsanlage. Im neuen Konventsgebäude (ehemaliges Karmelitinnenkloster) befindet sich im Eingang die Madonna aus dem ehemaligen Kreuzgang des Klosters; im Treppenhaus steht an ihrer ursprünglichen Stelle noch immer die Karmelmadonna mit dem Skapulier. Von den zahlreichen Kunstausstellungen in der Kirche sind einzelne Bilder der Künstler in den Besitz des Konvents übergegangen. Der Altar der Karmelkirche aus weißem Marmor enthält Reliquien des hl. Clemens und der hl. Felizitas. Hinter dem Altarraum befindet sich der tiefer gelegene ehemalige Chorraum der Schwestern, von der Kirche abgetrennt durch einen Lettner aus Bronze. Seit dem Abschied der Schwestern am 7. Juli 2002 hat das Gitter seine Funktion verloren. Die Kirchenfenster sind aus der Meisterwerkstätte für Glasmalerei und Mosaik von Otto Peters aus Paderborn. Eine Pfeifenorgel mit zwölf Registern aus dem Jahre 1949 wurde 2001 durch eine Orgel aus der Werkstatt von Johannes Klais ersetzt. Zwei Glocken von der Firma Petit und Gebr. Edelbrock, Gescher, aus dem Jahre 1959 gehören ebenso wie eine gotische Madonna aus dem 16. Jh. (Leihgabe aus Nideggen in der Eifel) und ein Holzkreuz aus dem 17. Jh. (über dem Altar) von Anfang an zur Kirchenausstattung. Am 22. Mai 1971 erwarb die Gemeinde eine besonders schöne und kostbare Marien-Statue. Es handelt sich um eine thronende Madonna, 92 cm hoch, aus den Anfängen des spanischen Barock (16. Jh.). Maria wird hier als Thron der göttlichen Weisheit dargestellt. Im Besitz des Konvents befindet sich außer einem Kelch, dem Primizkelch von Wilfried Wanjek mit Elija-Symbolik, keinerlei Altargerät. Sämtliches Altargerät, das in der Kirche gebraucht wird, ist im Besitz der Gemeinde. PRIOREN Eduard Harmelink 1960–1963 – Eleutherius (Taufname: Anton) Haarhuis 1963– 1966 – Cölestin Lamers 1966–1969 – Carel Slotman 1969–1975. Seit 1975 wurde das Amt des Priors wegen der Kleinheit des Konvents nicht besetzt. Seit 2002 ist Hermann Olthof Prior, da nach der Schließung des Klosters in Kamp-Lintfort auch einige allein wohnende Mitbrüder zum Konvent gehören. LITERATUR Festschrift zur Kirchweihe der Liebfrauenkirche am 4.6.1961, Minoritenkirche am 29.6.1961 in Duisburg. Hg. vom Kath. Pfarramt Liebfrauen, Duisburg. Duisburg 1961 – Hermann Olthof, Karmel-Gemeinde Duisburg. Duisburg 1983 – Peter Opladen, Die Minoriten in Duisburg 1265–1832. Emmerich 1940 – Egon Verheyen, Die Minoritenkirche zu Duisburg. Duisburg 1959 (Duisburger Forsch., Beih. 3).

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1 Errichtungsdekret des Generalpriors Kilian Healy vom 12.12.1960, AGOC, Reg. Proc. Gen. N. 174/60; Kopie im ProvinzA Mainz. Das Datum der kanonischen Errichtung dokumentieren auch die AOC 22, 1960, 110. Bereits im August 1960 bestellte das Provinzkapitel der Niederländischen Provinz Eduard Harmelink zum ersten Prior der Neugründung in Duisburg (ebd., 93); von Seiten des Bistums Essen wurde er zum ersten Vicarius Expositus ernannt (Klerusverzeichnis des Bistums Essen. Nach dem Stand vom 4.12.1960. Essen 1961, 35, 91).   –  2 Ebd., 91.

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Duisburg (Schwestern) Das Schwesternkloster „Karmel der Mutter vom guten Rat“ entstand 1961 als Tochtergründung von Schlüsselau, Boxmeer und Zenderen. Die Karmelitinnen wirkten 40 Jahre lang als „betendes Herz“ und „geistige Kraftquelle“ im historischen Stadtkern von Duisburg. 2002 übersiedelte der Konvent in das Kloster der Barmherzigen Schwestern von der hl. Elisabeth in Essen. Provinz Niederdeutsches Kommissariat (1961–1969), Niederdeutsche Provinz seit 1969 Diözese Essen Lage Das Kloster befand sich am Innenhafen in der Stadtmitte von Duisburg neben der im 2. Weltkrieg zerstörten und 1960 wiedererrichteten Minoritenkirche. GESCHICHTE Gründung des Klosters Als der Karmel in Schlüsselau zehn Jahre nach seiner Gründung besetzt war, suchten die Karmelitinnen im Jahre 1958 nach Möglichkeiten zur Gründung eines Tochterklosters [ Büchenbach (Erlangen), vormals Schlüsselau].1 Der Prior von Wegberg, Basilius Dommershuijsen, bot seine Vermittlung an, da das Erzbistum Bamberg den Plänen zur Errichtung eines Filialklosters ablehnend gegenüberstand. Er fragte am 15. Februar 1958 bei Bischof Franz Hengsbach nach, ob im Bistum Essen eine Neugründung erwünscht sei.2 Wenige Tage später lag die Antwort vor. Bischof Hengsbach, der am 1. Januar 1958 das neugegründete Bistum Essen übernommen hatte, teilte mit: „Es liegt mir durchaus daran, dass beschauliche Orden hier Raum finden. Sie werden aber verstehen, dass ich in den ersten Wochen noch nicht die Übersicht habe, um Ihnen Vorschläge machen zu können. Gegebenenfalls werde ich gern auf Ihren Brief zurückkommen und mich mit Ihnen in Verbindung setzen“.3 Am 30. August 1958 bot das Generalvikariat dem Wegberger Prior an, ein historisches Gebäude, und zwar das 1803 säkularisierte Damenstift Stoppenberg mit der romanischen Kapelle aus dem 11. Jh. in Augenschein zu nehmen.4 In dem Essener Stadtteil Stoppenberg bestand eine Niederlassung der Brüder des Teresianischen Karmel, während der Stammorden 1953 im Stadtteil Frohnhausen ein Kloster des Ersten Ordens errichtet hatte [ Essen]. Basilius Dommershuijsen verhandelte zunächst gemeinsam mit dem Prior des Essener Karmeliterklosters, Christophorus Verhallen, mit dem Generalvikar und dem „bischöflichen Baumeister“, der bereits Baupläne für den Umbau und eine Verbindung zwischen der Kapelle und dem künftigen Kloster anfertigte. Dem niederländischen Provinzial konnte er über eine sehr positive Haltung des Generalvikars berichten, den er mit den Worten zitierte: „In Essen haben wir sonst nichts. Es wird bestimmt anziehen“.5 Auch aus seiner eigenen Begeisterung für dieses „wirklich einmalige“ Angebot machte er keinen Hehl. Als besonders glückliche Fügung sah man es an, dass in Essen bereits das Kloster der Beschuhten Karmeliten bestand, die nach der Vorstellung des Generalvikars neben den Schwestern auch das Krankenhaus betreuen und zu einem späteren Zeitpunkt die Pfarrei übernehmen sollten.

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

Nach langem Warten gab es endlich einen konkreten Vorschlag. Dann aber folgte eine große Enttäuschung! Die Kölner Unbeschuhten Karmelitinnen hatten erfahren, dass der Bischof von Essen den Beschuhten Karmelitinnen von Schlüsselau Essen-Stoppenberg für eine Neugründung angeboten hatte und nahmen ihrerseits Kontakt mit dem Pfarrer von Essen-Stoppenberg auf. Dieser legte die Angelegenheit dem Kirchenvorstand vor, der sich für eine Ansiedlung der Kölner Schwestern entschied. Im Generalvikariat suchte man daraufhin nach einer neuen Lösung und fand sie in Duisburg. Gegen dieses Angebot erhoben sich jedoch im niederländischen Provinzvorstand erhebliche Bedenken. Man war der Meinung, dass auch einige Karmeliter nach Duisburg versetzt werden müssten, um die Seelsorge für die Schwestern zu übernehmen.6 Nachdem die anfänglichen Bedenken zurückgestellt werden konnten, teilte der niederländische Provinzial dem Essener Generalvikar am 9. November 1958 mit, dass der Provinzvorstand an dem Zustandekommen des Karmelitinnenklosters in Duisburg gerne mitwirken werde.7 Stadtdechant Schwering bedankte sich in einem Brief vom 27. November 1958 für die Zusage. Am 6. Dezember 1958 schrieb er noch einmal an den Provinzial in Nimwegen und bat ihn um einen Termin für ein Treffen, an dem der Sachverständige für Klosterbauten der niederländischen Karmelprovinz, der vom Generalvikar beauftragte Architekt Hans Thoma und er selbst zusammenkommen sollten. Daraufhin ernannte der niederländische Provinzial am 18. Dezember 1958 Basilius Dommershuijsen offiziell zum Berater des Architekten und des Dechanten.8 Da er jedoch krankheitshalber seine Arbeit in Duisburg nicht fortsetzen konnte, wurde der Kölner Prior und Kommissar des niederländischen Provinzials, Petrus Thomas Ribbert, mit der Wahrnehmung der Interessen des zu errichtenden Klosters in Duisburg beauftragt. Im Februar 1959 begannen die Vorbereitungen für Bauarbeiten an der völlig zerstörten Minoritenkirche. Am 26. Juli 1959 fand die Grundsteinlegung für Kirche und Brüderkloster statt. Die Priorin von Schlüsselau, Pauline Wassenberg, sah der Gründung des Schwesternklosters mit großen Erwartungen entgegen. Zu gleicher Zeit war der Wunsch an sie herangetragen worden, auf den Philippinen, in Surigao, ein Kloster zu errichten, doch sie zog Duisburg vor. „In der Mission zu gründen, das wäre schon fein gewesen, aber erst kommt Duisburg dran, und vielleicht ist das dort auch ‚Mission‘“.9 Am 4. Januar 1960 wurde mit dem Bau des neuen Schwesternklosters begonnen. Die kanonische Errichtung des Schwestern- und des Brüderklosters erfolgte in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang. Nachdem am 12. Dezember 1960 das Kloster der Brüder errichtet worden war [ Duisburg, Brüder], erteilte die Religiosenkongregation am 27. Februar 1961 dem Generalprior Kilian Healy auch die Vollmacht zur Errichtung eines Schwesternklosters.10 Die Genehmigung wurde dem niederländischen Provinzial am 3. März 1961 übersandt. In dem Schreiben erhielten fünf Schwestern aus dem Karmelitinnenkloster St. Joseph in Boxmeer und fünf Schwestern aus dem Karmelitinnenkloster Zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Schlüsselau die Erlaubnis, in das neugegründete Kloster in Duisburg umzuziehen. Zudem wurden für die Gründungszeit von drei

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Jahren die Ämter besetzt und Carmela Wassenberg aus Schlüsselau als Priorin eingesetzt. Als der Provinzial der Indonesischen Provinz wissen ließ, dass auch er einige Schwestern suchte, um in Indonesien eine Neugründung zu beginnen, ergab sich eine neue Situation. Nunmehr wurden in Schlüsselau Überlegungen angestellt, ob einige Schwestern nach Indonesien gehen sollten. In einem S ­ chreiben des niederländischen Provinzials Raphael Gooijer an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz ist die Rede davon, dass im Kloster Schlüsselau einige Bedenken gegen die Entsendung von fünf Schwestern nach Duisburg entstanden sein sollten.11 Bei Verhandlungen mit dem Generalassistenten Jakobus Melsen kam man schließlich zu dem Ergebnis, zwei Schwestern nach Duisburg – darunter die bereits ernannte Priorin – und drei Schwestern nach Indonesien auszusenden.12 Schließlich zogen fünf Schwestern aus dem Kloster St. Joseph in Boxmeer und drei Schwestern aus dem Kloster in Zenderen mit Erlaubnis ihrer Oberen am 28. Juni 1961 nach Duisburg um und bildeten zusammen mit den beiden Schwestern aus Schlüsselau die neue Gemeinschaft. Die Gründungspriorin war bereits seit dem 17. Juni im neuen Kloster.13 Am 29. Juni 1961 fand die feierliche Eröffnung des neuen Klosters in Duisburg statt. Der Bischof von Essen, Franz Hengsbach, der das neue Kloster einweihte, sagte in der Predigt: „Aufgabe dieses ersten streng beschaulichen Klosters in unserer Diözese ist es, das betende Herz der Stadt Duisburg zu sein“!14 Das neue Kloster sollte „Karmel Mutter vom guten Rat“ heißen. Leben der Karmelitinnen Als der Bischof nach der Einweihung die Klausur schloss, blieb dort eine Gemeinschaft von zehn Schwestern, die sich zur Aufgabe gemacht hatten, in Abgeschiedenheit, Stille und Gebet vor Gott zu stehen. Eine Schwester hat das so formuliert: „Wir laufen einem Ziel nach, das ist Gott. Wir können es, weil wir ganz von diesem Ziel ergriffen sind. Und nur deshalb können wir dieses Leben als Karmelitinnen leben“. Mitten in der Hektik unserer Tage und umgeben vom Lärm der Großstadt zogen die Schwestern sich in die Stille zurück, nicht um sich aus allem herauszuhalten, sondern um – von Gott herkommend – für die Mitmenschen und für die Welt da zu sein. Im Dienst vor Gott wollten sie ihren Dienst an den Menschen verwirklichen, mit ihnen leben und im Gebet mit ihnen verbunden sein. Das Kloster sollte eine Stätte des Gebetes sein. So haben die Einwohner der Stadt Duisburg und Umgebung das verstanden, sodass sie mit ihren Gebetsanliegen immer wieder an die Klosterpforte kamen. Ein Großteil des Tages wurde in Gebet, Betrachtung und geistlicher Lesung verbracht. Sieben Mal am Tag trafen die Schwestern sich zum Gebet in der Kirche. Ferner arbeiteten sie in der Hostienbäckerei, wo im Monat etwa 80.000 Hostien hergestellt wurden. Es wurde die Kirchenwäsche gemacht und die ordensinterne Zeitschrift „Kamel-Echo“ vervielfältigt und versandt. So trugen die Schwestern zu ihrem eigenen Unterhalt bei. Mit den übrigen Arbeiten, die in jedem Haushalt stattfinden, hatten die Schwestern viel zu tun, sodass kaum Freizeit übrig blieb. Die Frage, die oft gestellt wurde: Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag?, gab es für die Schwestern nicht.

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

Mehr als 40 Jahre lang haben die Schwestern so gelebt, gebetet, gearbeitet und mit den Karmelitern und der Karmelgemeinde dazu beigetragen, dass die Karmelgemeinde „Mutter vom guten Rat“ vielen Menschen zur geistlichen Heimat werden konnte.15 Leider fehlte es an Nachwuchs. Die Klostergemeinschaft wurde immer kleiner und die Schwestern immer älter, sodass sie die vielen Aufgaben nicht mehr weiterführen konnten. Das Klostergebäude erwies sich allmählich als zu groß. Man hielt daher Ausschau nach einer neuen angemessenen Wohngelegenheit. Mit Hilfe des Essener Weihbischofs Franz Vorrath gelang es ihnen, eine neue Unterkunft bei den Barmherzigen Schwestern von der Hl. Elisabeth in Essen zu finden. Am 7. Juli 2002 wurden die Schwestern im Gottesdienst in der Karmelkirche feierlich verabschiedet. Eine große Zahl von Menschen ließ es sich nicht nehmen, ihnen für alles Gute, das sie in mehr als 40 Jahren getan haben, zu danken und ihnen alles Gute für die Zukunft zu wünschen. Provinzial Pankraz Ribbert sagte in seiner Ansprache: „Abschied nehmen ist ein wenig sterben. Vieles, was Ihnen lieb geworden ist in Duisburg, werden Sie aufgeben müssen. Menschen, die Sie all die Jahre lieb gewonnen und die Ihnen viel bedeutet haben, werden Sie nicht mehr so oft begegnen“. Er wies aber auch auf die Chance eines Neuanfangs hin: „Verpflichtungen, die zur Last geworden waren, bestehen nicht mehr. Eine neue Lebensqualität wird durch den Umzug möglich“. Von den sechs Schwestern kehrten zwei nach Boxmeer in den Niederlanden zurück, wo sie im Pflegeheim St. Anna Aufnahme fanden. Vier Schwestern zogen nach Essen-Schuir um. Es ist das erste Mal im Bistum Essen, dass zwei so verschiedene Ordensgemeinschaften unter einem Dach leben. Man darf sagen: Der Neubeginn ist wirklich gelungen. ARCHIV Klosterarchiv als Bestand Duisburg, Zweiter Orden, im ProvinzA Mainz – Korrespondenzen im ProvinzA Bamberg und im NCI. BAU- UND KUNSTdenkmäler Die Pläne für Kirche und Kloster schuf Hans Thoma, Düsseldorf. Die Apsis der Kirche wurde zum Schwesternchor. Der Altar stand zwischen dem Hauptschiff und dem Schwesternchor, sodass er von beiden Seiten aus sichtbar war. Das Konventsgebäude wurde unmittelbar an die Kirche angebaut, sodass eine Außenwand der Kirche Teil des Klosters wurde. Ein Kreuzgang umrahmte den Innenhof. In dem Klostergebäude gab es neben dem Kapitelsaal, dem Refektorium, den Wirtschafts- und anderen Gemeinschaftsräumen 24 Zellen, die im 1. Stock lagen.16 PRIORINNEN Carmela Wassenberg 1961–1970 – Alberta Lotz 1970–1976 – Reinhild Maschke 1976– 1982 – Carmela Wassenberg 1982–1988 – Theresia Wassenberg 1988–November 1991 – Carmela Wassenberg 1991–2012 (†).

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LITERATUR Floribert Schwering, Das neue Karmelitinnen-Kloster in Duisburg. In: KarmelStimmen 27, 1960, 80–85 – Duisburgs neues Kraftwerk. In: Karmel-Stimmen 28, 1961, 246–252. 1

Im ProvinzA Mainz, Bestand Duisburg, Zweiter Orden, ist die Korrespondenz zwischen der Priorin des Konvents Schlüsselau, Pauline Wassenberg, und dem Prior von Wegberg, Basilius Dommershuijsen, überliefert. Es ging dabei im Januar und Februar 1958 um die Suche nach einem geeigneten Standort.  –  2 Ebd., Schreiben Basilius Dommershuijsens vom 15.2.1958.  –  3 Ebd., Antwortschreiben von Bischof Hengsbach vom 24.2.1958.  –  4 Ebd., Schreiben des Essener Generalvikars vom 30.8.1958.  –  5 Ebd., Schreiben Basilius Dommershuijsens vom 11.9.1958.  –  6 Ebd., mehrere Schreiben vom 1.–3.11.1958.  –  7 Ebd., Schreiben vom 9.11.1958.  –  8  Ebd.  –  9  ProvinzA Bamberg, Mappe Karmelitinnen, Schreiben der Priorin Pauline Wassenberg an den Provinzial der Oberdeutschen Provinz vom 5.8.1959.  –  10 Ebd., Rescriptum N. 10843/61, AOC 22, 1961, 56, 229.  –  11 NCI, Schreiben den niederländischen Provinzials Raphael Gooijer vom 13.1.1960.  –  12 ProvinzA Mainz, Bestand Duisburg, Zweiter Orden, Schreiben vom 27.5.1961 an den Provinzial Raphael Gooijer.  –  13 ProvinzA Bamberg, Mappe Karmelitinnen, Schreiben des oberdeutschen Provinzials an das Generalvikariat in Bamberg vom 12.6.1961, mit dem die von der Religiosenkongregation genehmigte Übersiedlung der beiden Schwestern angezeigt wird.  –  14 Karmel-Stimmen 28, 1961, 246.  –  15 Karmel-Kontakt 80, 2002, 6. Nachdem 2011/12 drei Schwestern verstorben sind, lebt im Jahr 2012 noch eine Karmelitin in Essen-Schuir.  –  16 Schwering, Das neue Karmelitinnen-Kloster, 83.

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Erlangen Mit dem Kriegsende wuchs die katholische Bevölkerung in der Stadt Erlangen so rasch an, dass 1962 innerhalb der Pfarrei St. Bonifaz für das Gebiet der Äußeren Brucker Straße und des Brucker Angers die Filialkirchenstiftung Hl. Kreuz entstand. Von der Neuerrichtung der Pfarrei 1967 an übernahm die Oberdeutsche Provinz die Seelsorge. Der Konvent bei der Pfarrkirche an der Langfeldstraße 36 war als Pfarrkonvent angelegt. Vom Wintersemester 1974/75 bis zum Sommersemester 1979 beheimatete er die Ordensstudenten während der vorlesungsfreien Zeit. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Bamberg GESCHICHTE Gründung des Klosters Die Entwicklung Erlangens zur Großstadt (seit 1974) wurde nach 1945 durch die Übersiedlung der Siemens-Hauptverwaltung von Berlin sowie die Aufnahme tausender Flüchtlinge und Vertriebener, davon viele aus katholischen Gebieten, beschleunigt. Während die vier Erlanger Gemeinden Herz Jesu, St. Bonifaz, Bruck und Büchenbach 1942 noch 14.000 Mitglieder umfassten, stieg die Zahl der Katholiken bis 1950 auf 19.000 und bis 1964 auf über 30.000. Seit 1967 haben Karmeliten die Seelsorge in der am 11. 11. 1962 im Ortsteil Bruck neu gegründeten Pfarrei Hl. Kreuz übernommen. Die Geschichte der Pfarrei Hl. Kreuz spiegelt die gleichzeitige Entwicklung der Stadt Erlangen nach 1945. Nachdem die Pfarrei St. Bonifaz, die älteste Tochter von Herz Jesu, seit Ende des Zweiten Weltkriegs binnen nur elf Jahren bis 1956 von 4000 auf 11.000 und bis 1966 auf 18.500 Seelen angewachsen war, wurden zwei Seelsorgestationen eingerichtet, davon die für den südwestlichen Teil der Pfarrei in der Aussegnungshalle des Zentralfriedhofs. Weil sich die Hoffnung, in vier bis fünf Jahren eine neue Kirche zu bekommen, nicht erfüllt hatte, gründete sich am 18. Januar 1961 ein eigener Kirchenbauverein. Das Gotteshaus, das in einem von modernen Hochhäusern geprägten Gebiet im Bereich Äußere Brucker Straße und Brucker Anger errichtet werden sollte, erhielt das Patrozinium Hl. Kreuz. Nachdem im März 1962 und im Februar 1963 zwei ca. 3000 qm und 4260 qm große Bauplätze erworben bzw. gegen andere Grundstücke eingetauscht worden waren, beschloss das Definitorium der Karmeliten im November 1964, dass die künftige, als besonderer sozialer Brennpunkt geltende Pfarrei von Patres der Oberdeutschen Provinz mit Sitz in Bamberg übernommen werden sollte. Ein Grund war neben der engagierten Sozialarbeit des Ordens auch die Seelsorge bei den Schwestern in Büchenbach [ Büchenbach (Erlangen), vormals Schlüsselau]. Wegen des notwendigen Ankaufs weiterer Teilflächen und einiger durch den neuen Bebauungsplan der Stadt aufgeworfener Probleme konnte erst im Oktober 1965 mit der Planung von Kirche, Pfarrzentrum und Kindergarten begonnen werden. Am 24. August 1967 erhob der Erzbischof von Bamberg die katholische

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Tochterkirchengemeinde Hl. Kreuz zur selbständigen Pfarrei. Von den damals 10.930 Einwohnern im Sprengel der neuen Pfarrei waren 4380 katholisch, 5570 evangelisch und 980 andersgläubig oder konfessionslos. Zum 1. September 1967 wurden die Karmelitenpatres Meinrad Ziegler als Pfarrer (1967–1974) und Thomas Link (1967–1972) als Kaplan nach Erlangen berufen, um zunächst die neue Pfarrgemeinde aufzubauen. Seelsorge Der zumeist aus drei bis fünf Patres bestehende Konvent entfaltete innerhalb des Ordens und vor allem in der Gemeinde Hl. Kreuz eine außerordentlich rege und lebendige Tätigkeit. Abgesehen von den Gottesdiensten in Hl. Kreuz halten die Patres bis heute die Gottesdienste in Erlangen im Kloster der Karmelitinnen und im Waldkrankenhaus St. Marien sowie in Herzogenaurach im Liebfrauenhaus und auch bei den Maria-Ward-Schwestern. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie vor allem als Religionslehrer an Haupt- und Realschulen und Gymnasien sowie als Krankenhausseelsorger. Vom Wintersemester 1974/75 bis zum Sommersemester 1979 diente das Kloster den Ordensstudenten, die in Mainz Philosophie und Theologie absolvierten, als Heimatkonvent. In den 1980er und 1990er Jahren, die die Ordensmitglieder selbst als die „goldenen Jahre“ der Pfarrei bezeichnen, widmete sich der Konvent Hl. Kreuz vorwiegend der Seelsorge am Ort. Daneben engagierten sich die Brüder in der Jugend- und in der Krankenhausseelsorge, der Beicht- und Gesprächsseelsorge sowie der Beratungs- und Telefonseelsorge im Rahmen des Beratungszentrums „Offene Tür Erlangen – OTE“. 1993 gründeten sie auf Initiative von Euchar Schuler die überregionale Johannes-vom-Kreuz-Akademie für Spiritualität und Lebensgestaltung, die auf Lebenserfahrung aufbaut und diese weiterentwickeln möchte. Von Anfang an entwickelte sich eine fruchtbare Gemeindearbeit mit Sing-, Bibelund Gebetskreisen sowie Familienkreisen und Jugend- und Theatergruppen. Seit 1981 wird alljährlich am 1. Sonntag im Juli das Ordensfest gefeiert. Seit Anfang der 1970er Jahre entwickelte sich eine fruchtbare Ökumene mit der ev.-luth. Erlösergemeinde und den Baptisten. Einen Schwerpunkt bildete in der Pfarrei, die aufgrund der Struktur und starken Fluktuation der Bevölkerung einer der sozialen Brennpunkte der Stadt blieb, die interkonfessionelle Jugendarbeit. Ungeachtet der Fülle der in der Pfarrei zu bewältigenden Aufgaben blieb die Arbeit der Patres nie auf deren Grenzen beschränkt. Seit März 1979 besteht eine Partnerschaft mit dem St. Agnes Konvent, seit 1982 mit der Diözese Njombe in Tansania. Seit Januar 1989 gibt es zwischen der Pfarrei Hl. Kreuz und drei Gemeinden in Brasilien eine von Jugendlichen getragene Partnerschaft. Im Jahre 2007 konnte die durch die hohe Fluktuation ihrer Einwohner und den Zuzug von Ausländern vor allem muslimischen Glaubens geprägte Pfarrei anlässlich ihres 40jährigen Bestehens eine positive Bilanz ziehen. Allerdings war die Zahl der Katholiken von einst etwa 6000 wieder auf ca. 4300, d. h. die bei Errichtung der Pfarrei vorhandene Seelenzahl, gesunken. Nach dem Rückzug der Karmeliten aus der Fürther Pfarrei Christkönig im August 2010 ist das Erlanger Kloster der einzige verbliebene Pfarrkonvent der Oberdeutschen Provinz.

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

ARCHIV Das derzeit etwa 80 lfd. Meter umfassende, noch ungeordnete PfarrA (Korrespondenz- und Sachakten, z. B. über Errichtung der Gebetskreise) befindet sich in einem Kellerraum. Archivalische Quellen finden sich überdies im StadtA Erlangen, XIV.5.H.63. BAU- UND KUNSTdenkmäler Baubeginn der Kirche 31. März 1968, Grundsteinlegung am 25. Mai 1968, Richtfest 19. November 1968, Erste Eucharistiefeier 1. Juni 1969, Einweihung 14. September 1969 durch Erzbischof Dr. Josef Schneider. Bauherr war die Katholische Kirchenstiftung Hl. Kreuz; Gesamtentwurf, Planung und Bauleitung lagen bei den Architekten G. Neundorfer und P. Seemüller, Bamberg, künstlerische Gestaltung Herbert Bessel, Blasius Gerg, Manfred Bergmeister, Heinrich Schreiber. Die wegen ihres charakteristischen Erscheinungsbildes im Volksmund auch als „Bet-Silo“ bezeichnete, heute als Meisterwerk moderner Sakralarchitektur geltende Kirche ist ein von einem 30 m hohen Turm überragter, kreisrunder Bau von 32 m Durchmesser und 14 m Höhe. Gegenüber dem nüchternen Äußeren erweist sich der im Halbdunkel liegende, stark auf den Altarbereich konzentrierte Innenraum überraschend stimmungsvoll. Die zwischen den 15 konvex nach außen gewölbten Schalen aus Leichtbeton angebrachten, von dem Maler Herbert Bessel aus Rasch bei Nürnberg künstlerisch gestalteten je 80 cm breiten vertikalen Glasbänder tauchen den durch eine ebene Holzdecke aus einfachen Fichtenbrettern nach oben hin abgeschlossenen, schön proportionierten Saal in warmes Licht. Durch den bewegten Umriss des Gebäudes ergibt sich ein reiches Licht- und Schattenspiel. Am kräftigsten erscheinen die Farben in den Fenstern der großen Altarnische, auf die alle Besucher von den in vier Bankblöcken gruppierten etwa 550 Sitzplätzen aufgrund des zu den Altarstufen hin abgesenkten Natursteinbodens einen ungehinderten Blick haben. Der von Bildhauer Blasius Georg aus Glonn gestaltete Altarbereich ist auf drei Stufen breit vor der versammelten Gemeinde hingelagert. Altar, Tabernakel, Ambo und Sedilien sind in strengen geometrischen Formen gehalten. Das große Altarkreuz, das Vortragekreuz und die Metallarbeiten am Tabernakel stammen von dem Kunstschmied Manfred Bergmeister in Ebersberg. In einer seitlichen, als Kapelle gestalteten und mit einem nach Entwurf von Bessel in der Nürnberger Teppichmanufaktur gefertigten Wandteppich geschmückten Schale steht der Taufbrunnen. Auf einer dem Altar gegenüberliegenden Empore ist die am 18. Oktober 1970 geweihte Orgel aufgestellt. Sie enthält 23 Register mit 1554 Pfeifen aus Holz, Kupfer und Zinn. Als Kunstwerke bemerkenswert sind eine von Heinrich Schreiber aus einem großen Steinblock geschaffene Weihnachtsdarstellung sowie eine Krippe, die zu den schönsten in Erlangen zählt. In der Sakristei befinden sich einige von der Erlanger Karmelitin Magdalena gewebte Messgewänder. An der Eingangshalle, die von der Langfeld- und Froebelstraße erreicht wird, liegt eine kleine Werktagskirche. In ihr steht eine von dem Bildhauer und Keramiker Waldemar Fritsch aus Ton modellierte, farbig gefasste Statue der Gottesmutter mit Kind.

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Die vier am 28. November 1971 geweihten Glocken von Hl. Kreuz wurden in Passau gegossen und tragen deswegen jeweils Zeichen und Namen der Gießerei „RUDOLF PERNER ANNO DOMINI 1971 PASSAU“. Die große Friedensglocke hat einen Durchmesser von eineinhalb Metern und wiegt knapp 20 Zentner. Sie trägt die Inschrift „Friede den Nahen und Fernen“. Die zweite Glocke führt den Namen der Pfarrei „Heilig Kreuz“. In sie sind die Worte eingraviert: „Wir beten dich an und verehren dich, denn durch dein Kreuz kam die Freude zu uns“. Auf der Glocke der Muttergottes findet sich eine Variante eines Kirchenliedrefrains: „Maria, voller Güte, uns allezeit behüte“. Die kleinste Glocke ist den heiligen Engeln geweiht und trägt als Inschrift den Lobpreis: „Alle Engel lobt den Herrn“. Die Glocken sind in einer Quint (des-as), Quart (f-b), Terz (f) und dem Grundton (des) aufeinander abgestimmt. In dem nach Norden anschließenden zweigeschossigen Atriumbau des Klosters von 43 m Seitenlänge befinden sich die Pfarramtsräume, eine Reihe von Versammlungsräumen für die Altenbegegnung oder Konferenzen sowie der Gemeindesaal mit seinem Zubehör. Für die am 28. Februar 1971 eröffnete Pfarrbücherei stehen ein größerer und ein kleinerer Raum zur Verfügung. Im Nordflügel, vor dem inneren Klosterhof, befinden sich die Wohn- und Aufenthaltsräume der Patres. PRIOREN Meinrad Ziegler 1970–73 – Eucharius Schuler 1973–79 – Richard Winter 1979–82 – Laurentius Wüst 1982–88 – Rudolf Theiler 1988–91 – Laurentius Wüst 1991–94 – Rigobert Beck 1994–2000 – Laurentius Wüst 2000–2006 – Eucharius Schuler seit 2006. LITERATUR Pfarrei Heilig Kreuz 1967–1977. Erlangen 1977 – 25 Jahre Pfarrei Heilig Kreuz. Erlangen 1992 – 40 Jahre Hl. Kreuz. Erlangen 2007 (Pfarrei Hl. Kreuz, Kontakte, Pfarrbrief extra Nr. 98) – Michaela Meyer, Karmelitenkloster Heilig Kreuz. In: Erlanger Stadtlexikon. Hg. von Christoph Friederich, Bertold Frhr. von Haller, Andreas Jakob. Nürnberg 2002, 407 – Euchar Schuler, Offene Tür Erlangen (OTE) – Anlaufstelle für Menschen in seelischer und sozialer Not. In: Günter Benker (Hg.), Die Gemeinschaften des Karmel. Stehen vor Gott – Engagement für die Menschen. Mainz 1994, 147–152 – Ders., „Aggiornamento – Öffnung der Kirche“. Der katholische Kirchenbau als Ausdruck kirchlicher Reformen. In: Andreas Jakob, Hans Markus Horst, Helmut Schmitt (Hg.), Das Himmelreich zu Erlangen – offen aus Tradition? Aus 1000 Jahren Bamberger Bistumsgesch. Erlangen 2007, 206–213 (Veröff. des StadtA Erlangen 5) – Ders., „Dass doch alle eins sind, wie du Vater in mir und ich in dir. So sollen auch sie eins sein“. Erlangen ökumenisch. In: Jakob, Horst, Schmitt (Hg.), Himmelreich, 214–221 – Josef Urban/Andreas Jakob, Heilig Kreuz, kath. Gemeinde. In: Erlanger Stadtlexikon, 350 – Meinrad Ziegler, Heilig Kreuz Erlangen (Festschrift zur Einweihung 1969). Neunkirchen am Brand 1969. Andreas Jakob / Euchar Schuler

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Essen Provinz Niederdeutsches Kommissariat (1953–1969), Niederdeutsche Provinz (1969–2002) Diözese Köln (1953–1958), Essen (1958–1994/2002) Lage Das Karmeliterkloster St. Mariä Geburt lag im Stadtteil Frohnhausen der Ruhrgebietsgroßstadt Essen.1 1994 zog der Konvent nach Essen-Bedingrade um. GESCHICHTE Gründung des Klosters Im Jahr 1952 – sechs Jahre vor der Errichtung des Bistums Essen – wandte sich der Provinzial der Niederländischen Provinz, Brocardus Meijer, an den Erzbischof von Köln, Joseph Kardinal Frings, und suchte um die Erlaubnis zur Errichtung eines Karmeliterklosters in der Erzdiözese Köln nach. Er brachte damit auch den Wunsch zum Ausdruck, die ehemalige Niederdeutsche Provinz des Karmeliterordens wieder ins Leben zu rufen.2 Kardinal Frings hat der Bitte des Provinzials entsprochen, sodass Generalvikar Teusch am 13. April 1953 den Vorschlag zur Ansiedlung der Karmeliter in der Essener Pfarrei St. Mariä Geburt unterbreiten konnte.3 Zugleich regte er die Übernahme der Seelsorge in der Pfarrei durch die Karmeliter an, da Pfarrer Johannes Groten sein Amt aus Altersgründen aufgeben wollte. Ein Besuch des Provinzials in Begleitung von Msgr. Jansen als Vertreter des Kölner Generalvikars machte den Weg frei für die Gründung des Karmel in Essen. Es wurde vereinbart, dass einige niederländische Patres zunächst in die Seelsorge in Deutschland eingeführt werden sollten.4 So erhielten Innocenz Damhuis, Floribert Schwering, Eustachius Slotman, Coelestinus Lamers und Christophorus Verhallen aus der Niederländischen Provinz am 27. Mai 1953 die Erlaubnis, in der Erzdiözese Köln zu predigen und die Sakramente zu spenden.5 Bereits eine Woche später kamen am 3. Juni drei Männer in „braunen Kutten“ am Hauptbahnhof in Essen an, beladen mit Koffern und Taschen. Sie waren unterwegs nach EssenWest, um in die ehemalige Kaplanei in der Intzestraße 3 einzuziehen.6 Innocenz Damhuis und Floribert Schwering sollten in der Pfarrei seelsorglich tätig werden, Josef Pelgrim hatte für das leibliche Wohl der kleinen Gemeinschaft zu sorgen.7 Das war der bescheidene Anfang des Aufenthaltes der Karmeliter in der Stadt Essen. Ihre Ordensniederlassung wurde am 10. Dezember 1954 kanonisch errichtet.8 Seelsorge Die Stadt lag nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs noch in Trümmern, und auch die Kaplanei, die vorläufig als Heim der Karmeliter diente, hatte eine Menge Kriegsschäden. Pfarrer Groten nahm die Brüder mit großer Offenheit und Freundlichkeit in seiner Pfarrei auf. Die beiden Priester waren, wie vorgesehen, als Kapläne tätig. Es entwickelte sich sehr bald ein freundschaftliches Verhältnis zu Pfarrer Groten. Er war für sie „ein väterlicher Freund“ und „das Modell eines liebenswürdigen, guten und frommen Seelsorgers“. Er war dem Orden sehr verbunden. Deshalb wurde er in großer Dankbarkeit und Anerkennung als

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Ehrenmitglied dem Karmeliterorden eingegliedert. Am 31. März 1957 wurden ihm die sogenannten „Litterae affiliationis“ feierlich überreicht. Dafür dankte er dem Provinzial mit den Worten, dass er „sozusagen Karmeliter-Pater wurde“.9 Wie in Köln und Wegberg wurden auch in Essen die ersten Karmeliter von den Pfarrangehörigen jedoch zunächst mit Skepsis aufgenommen. Sie reagierten mit Unverständnis darauf, dass der beliebte Kaplan Malangré versetzt werden und an seiner Stelle holländische Ordensmänner in der Pfarrei ihren Dienst leisten sollten. Einige Mitglieder des Kirchenvorstandes schrieben am 15. Mai 1953 einen Protestbrief an den Kölner Erzbischof.10 Durch ihre Seelsorge erwarben sich die Karmeliter jedoch bald Anerkennung in der Pfarrei. Als dann 1954 das neue Pfarrhaus an der Margarethenstraße 21 bezugsfertig wurde, zog Pfarrer Groten mit seiner Haushälterin und deren Hilfe in das Parterre, während die drei Karmeliter das erste Stockwerk bewohnten. Anfang März 1968 zog der Konvent in ein neues Kloster an der Margarethenstraße 17 um. Damit waren die engen Wohnverhältnisse im Pfarrhaus behoben. Der Neubau bot 12 Personen Platz. 1956 betrug die Zahl der Mitbrüder sechs bis sieben. „Gelegentlich wuchs die Zahl der Bewohner auf acht bis zehn Personen“.11 Die Karmeliter waren vor allem in der Pfarr- und in der Schwesternseelsorge tätig. Als Pastor Johannes Groten 1956 im Alter von fast 80 Jahren als Pfarrer zurücktrat, wurde die Pfarrei den Karmelitern übertragen. Der Vertrag zwischen dem Erzbistum Köln und der Niederländischen Ordensprovinz mit Sitz in Nimwegen sowie die Vereinbarung zwischen der katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Geburt in Essen-Holsterhausen und dem Orden wurden von Provinzial Brocardus Meijer am 30. Januar 1956 unterzeichnet.12 Die Zustimmung der Ordensleitung und der Religiosenkongregation zur kanonischen Errichtung ließ jedoch noch zwei Jahre auf sich warten. Die Erlaubnis des Generalpriors Kilian Lynch, in Essen eine Pfarrei zu übernehmen, datiert vom 1. Februar 1958, nachdem die Religiosenkongregation dazu am 17. Januar 1958 die Vollmacht erteilt hatte.13 Am 2. September 1958 teilte das Essener Generalvikariat – inzwischen war das neue Bistum Essen am 1. Januar 1958 errichtet worden – dem niederländischen Provinzialat in Nimwegen mit, dass der Vertrag zwischen dem Karmeliterorden und der Pfarrei Mariä Geburt in Essen jedoch nicht rechtskräftig war, weil die Unterschrift der Religiosenkongregation fehlte. Es war in Rom anscheinend übersehen worden, den Vertrag entsprechend auszufertigen. Deshalb wurde ein neuer Vertragsabschluss des Ordens – nunmehr mit dem Bistum Essen – erforderlich.14 Er kam mit der Genehmigung der Religiosenkongregation vom 5. Januar 1959 gültig zustande.15 Als erster Karmeliter wurde Benignus Rohof 1956 zum Pfarrer in Mariä Geburt ernannt. Ihm standen zwei weitere Karmeliter in der Pfarrseelsorge zur Seite. Nach seinem Tod wurde im Juni 1962 Floribert Schwering zu seinem Nachfolger ernannt. Bildungs- und Nachwuchsarbeit Einer der Brüder war hauptamtlich Religionslehrer, ein anderer war Rektor des Konvikts. Als erstes wurde in einem Gebäude in der Liebigstraße 7 ein Knabenkonvikt gegründet und am 3. Oktober 1954 eröffnet.

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

Die Bewohner des Konvikts besuchten das Gymnasium in Essen.16 Auch nach seiner Schließung im Juli 1961 diente das Knabenkonvikt noch ein Jahr lang als Studienheim. Im September 1962 errichtete der Orden auf einem Grundstück der Pfarrei in der Heerenstraße 1–3 ein Spätberufenenkonvikt, das seinen Betrieb mit sechs Bewohnern aufnahm.17 Es bot jungen Männern die Möglichkeit, neben ihrer beruflichen Tätigkeit das Abitur zu erwerben und sich unter Anleitung eines Karmeliterpaters auf den Eintritt ins Kloster oder auf den Priesterberuf vorzubereiten. Bei der Beratung des Definitoriums am 6. Juni 1971 musste man jedoch feststellen, dass „keine reelle Chance“ zur Weiterführung bestehe, weil die Zahl der Spätberufenen stark zurückging und dieses Haus die Provinz auf die Dauer finanziell überforderte.18 Deshalb wurde das Konvikt zu Jahresbeginn 1972 wieder aufgegeben. Umsiedlung und Auflösung des Klosters Das Kloster in Essen-Frohnhausen (Margarethenstraße 17) wurde mit Genehmigung der Generalkurie des Ordens zum Jahresende 1994 aufgehoben19 und in Essen-Bedingrade (Laarmannstraße 14–20) ein neues Kloster unter dem Patrozinium „Von der Menschwerdung“ errichtet. Es war im Parterre des Franziskuskrankenhauses untergebracht. Doch auch dieses Kloster hat nur kurze Zeit existiert. Es wurde bereits 2002 wieder aufgelöst. ARCHIV Das Kloster hat kein geschlossenes Archiv hinterlassen. Verstreute Archivalien befinden sich im ProvinzA Mainz. Von besonderer Bedeutung ist die zweibändige Chronik „Annales Karmel Essen“ (1. Tl: 3.6.1953–31.12.1970, 2. Tl.: 1.1.1971–29.10.1991). BAU- UND KUNSTdenkmäler Die Kirche Mariä Geburt ist ein moderner Klinkerbau. Sie wurde von dem Essener Architekten Dr. Wilhelm Seidensticker im Jahre 1952 gebaut. Der Turm entstand einige Jahre später. Das Hochaltarbild, das die Wurzel Jesse darstellt, der Taufstein und der Marienaltar stammen von dem Bildhauer Prof. Adolf Wamper. Die Glocken aus der alten Mariä-Geburtkirche haben den Zweiten Weltkrieg überdauert und wurden von dem „Glockenfriedhof“ in Hamburg nach Essen zurückgebracht. Am 13. September 1987 wurde in der Kirche ein von dem Kölner Künstler Egino Weinert gestalteter Reliquienschrein zur Erinnerung an den sel. Karmeliten Titus Brandsma eingeweiht. Er befindet sich seit 2010 in der neugestalteten Klosterkirche des Mainzer Karmels [→ Mainz]. PRIOREN Christophorus Verhallen, erster Prior bis November 1954 – Basilius Dommershuijsen 1954–1956 – Edmund Winkels 1956–1957 – Coelestinus Lamers 1957–1960 – Benignus Rohof 1960–1962 – Floribert Schwering 1962–1967 – Mansuetus de Groot 1967–1972 – Floribert Schwering 1972–1978 – Augustin Nijhof 1978–1984 – Floribert Schwering 1984–1987 – Anton Beemsterboer 1987–1993 – Benedikt Schenk 1996–1999.

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LITERATUR 60 Jahre Kirchenchor St. Mariä-Geburt. Essen 1954 – Paul Engelbrecht, 25 Jahre Karmeliter in Essen. In: Karmel-Stimmen 45, 1978, 177–180 – Ludger Horstkötter, Die männlichen Ordensgemeinschaften im Bistum Essen von 1958 bis 1990. Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Baldur Hermans (Hg.), Zeugnis des Glaubens – Dienst an der Welt. Festschrift für Franz Kardinal Hengsbach zur Vollendung des 80. Lebensjahres. Mülheim an der Ruhr 1990, 353–394, bes. 378f., 395, 399 – Floribert Schwering, Unser Kloster in Essen. In: Karmel-Stimmen 27, 1960, 50–52. 1 Das Hdb. des Bistums Essen, 1974, Bd. 2, ordnet die Pfarrei mit der Adresse Margarethenstraße 21 und das Kloster mit der Adresse Margarethenstraße 17 dem Stadtteil Frohnhausen zu.  –  2 HistA der Erzdiözese Köln, N. 3397/523397/52.  –  3 NCI, Oud Archief B.IV.3,2.  –  4 Ebd.  –  5 Ebd.  –  6  Die Intzestraße existiert seit dem 4.9.1963 nicht mehr. Nach Auskunft des Stadtarchivs/ Haus der Essener Gesch. ist sie aufgrund einer veränderten Verkehrsführung weggefallen. Das Gelände gehört seitdem zum Werksgelände der Fa. Krupp.  –  7 In einem Brief vom 8.6.1953 teilte der niederländische Provinzial dem Generalvikar mit, dass diese drei Karmeliter in Essen eingetroffen seien, HistA der Erzdiözese Köln, ad 632 I 53.  –  8 Die Stiftungsurkunde hat folgenden Wortlaut: „Vigore facultatum nobis commissarum a Sacra Congregatione Negotiis Religiosorum Sodalium praeposita per rescriptum N. 10734/34, die 2. Decembris 1954 datum, Priori Provinciali Provinciae Neerlandicae concedimus petitam facultatem deveniendi ad canonicam erectionem domus in civitate Essen, archidioeceseos Coloniensis, cum omnibus privilegiis et gratiis spiritualibus quibus legitime aliae domus nostri Ordinis fruuntur et gaudent, proviso tamen ut omnia habeantur quae de iure requiruntur ad normam Sacrarum Canonum et Apostolicarum Constitutionum. Contrariis quibuslibet non obstantibus. Romae, die 10 Decembris 1954“. Vom niederländischen Provinzial Brocardus Meijer beglaubigte Abschrift, ProvinzA Mainz.   –  9 Brief vom 7.4.1957, ProvinzA Mainz. Auf seinem Grabstein steht: „Affiliatus Ord. Carm.“, 60 Jahre Kirchenchor, 27.  –  10 ProvinzA Mainz.  –  11 Mariä Geburt 100 Jahre jung geblieben 1902–2002. Hg. vom Pfarrgemeinderat St. Mariä Geburt, Essen. O. O. o. J. [Essen 2002].  –  12 BistumsA Essen, J.-Nr. R 10 292/56; Kopie im ProvinzA Mainz, Bestand Essen.  –  13 „Vigore facultatum Nobis commissarum a Sacra Congregatione Negotiis Religiosorum Sodalium praeposita per Rescriptum N. 1183, die 17. Januarii 1958 datum Priori Provinciae Neerlandicae concedimus petitam facultatem acceptandi paroeciam in loco Essen-Holsterhausen, Archidioceseos Coloniensis, salvis iuribus S. Congregationis Concilii. Contrariis quibuslibet non obstantibus. Romae 1 Februarii 1958“, AOC 21, 1958, 4.   –  14 BistumsA Essen, Jr. Nr. 48/58.  –  15 Vertrag zwischen dem Bistum Essen und der Niederländischen Provinz der Karmeliter vom 1.9.1958 mit der Genehmigung der Religiosenkongregation vom 5.1.1959, NCI, Oud Archief B.IV.10.  –  16 ProvinzA Mainz, Bestand Essen, Chronik, Bd. 2.  –  17 Ebd., Bauakten Heerenstr. 1–3; Akten zur Übernahme der Pfarrei; Chroniken des Konvikts.  –  18 Ebd., Korrespondenz Provinzialat, 1969–1974.  –  19 Karmel-Echo, 1994, 227.

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Fürth Das Karmelitenkloster in Fürth entstand 1951 als Pfarrkonvent für die Pfarrei Christkönig. Zu ihr gehörten zwei angegliederte Filialgemeinden, St. Marien in Burgfarrnbach und Heilig Geist in Veitsbronn. Die Karmeliten zeichneten sich durch eine intensive seelsorgliche Betreuung der Gemeinde aus. Am 31. August 2010 wurde der Konvent aufgelöst und die Pfarrei Christkönig an das Erzbistum Bamberg zurückgegeben. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Bamberg Lage Die Pfarrei Christkönig liegt in der industriell geprägten Fürther Weststadt. Ihre Anschrift ist: Friedrich-Ebert-Straße 5, 90766 Fürth. Patrozinium Das Titularfest der Kirche ist Christkönig, der letzte Sonntag im Kirchenjahr. GESCHICHTE Gründung des Klosters und der Pfarrei Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Oberdeutsche Provinz drei Neugründungen in der Erzdiözese Bamberg vor, das Karmelitinnenkloster in Schlüsselau (1949) [ Büchenbach (Erlangen), vormals Schlüsselau], das Karmelitenkloster in Fürth (1951) und den Pfarrkonvent Heilig Kreuz in Erlangen (1967) [ Erlangen]. Der Initiator war in den ersten beiden Fällen der Provinzial Jakobus Beck (1946–1952). Am Beginn des Projekts zur Errichtung einer Ordensniederlassung in Fürth stand die Volksmission von vier Karmeliten im Herbst 1946 in der Fürther Stadtpfarrei Unserer Lieben Frau, bei der Provinzial Beck auch die die Fürther Westvorstadt besuchte. Dort hatte gerade der Bau einer behelfsmäßigen Notkirche anstelle der im Krieg zerstörten Christkönigkirche begonnen. Wie Adalbert Deckert berichtet, äußerte der Provinzial: „Drei tüchtige Männer müßte ich haben, innerhalb eines Jahres ließe sich draußen in der Vorstadt leicht ein Karmelitenkloster bauen“.1 Aus dem einen Jahr wurden dann fünf Jahre. Die Gründungsgespräche nahm Johann Böll, Kirchenrat bei U. L. Frau, mit dem Provinzialat in Bamberg auf; einbezogen wurde weiterhin das erzbischöfliche Ordinariat Bamberg. Diese Verhandlungen zogen sich in die Länge. Im Februar 1951 gab das Definitorium nach Klärung aller Vorfragen seine Zustimmung zur Klostergründung, und am 1. März 1951 machte die positive Entscheidung des Bamberger Ordinariats den Weg frei für die Niederlassung der Karmeliten in Fürth. Dieses sah die Notwendigkeit einer Tochterkirchenstiftung der Pfarrei U. L. Frau, da durch den Zuzug von Flüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg die Zahl der Katholiken in den westlichen Stadtteilen Hardhöhe und Eigenes Heim sprunghaft anstieg.2 Mit der Umschreibung des neuen Pfarrbezirks und dem Kauf eines Bauplatzes für das Pfarrhaus wurden die nötigen Vorbereitungen für die Übernahme von Christkönig durch die Karmeliten geschaffen. In dem neuen Pfarrbezirk waren die Westvorstadt mit 13 umliegenden Ortschaften, das Krankenhaus und das Ver-

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sorgungsheim zu betreuen. Die Katholiken machten in dem Bereich, der geographisch dem 2006 errichteten Pfarreienverbund Fürth-West entspricht, etwa ein Viertel der Bevölkerung aus. „Die Ausgangssituation der beiden ersten vom Bamberger Karmelitenkloster abgestellten Seelsorger war mehr als armselig“.3 Gundekar Hatzold als Kurat und Remigius Hümmer als Kaplan begannen ihren Dienst im Oktober 1951 in der Notkirche. Remigius Hümmer schilderte 25 Jahre später den Anfang in der Diasporagemeinde: „Wir hatten kein Haus und keine Wohnung und erst im letzten Augenblick kamen wir privat unter. Es gab kein Pfarrbüro und keine Jugendräume. Es war buchstäblich die Stunde Null. Aber nun waren wir einmal da und wir packten an“.4 Die Genehmigung zur Errichtung eines kanonischen Konvents in Fürth und zur Annahme der Pfarrei erteilte die Religiosenkongregation im Oktober 1952.5 Im diesem Jahr glich die Wirkungsstätte der beiden Bamberger Karmeliten einer Großbaustelle, denn es wurden gleichzeitig Pfarrhaus, Kloster und Kindergarten errichtet. Nach dessen Fertigstellung zogen am 5. Januar 1953 vier Schulschwestern aus Auerbach ein, die Kindergarten, Pfarrbüro und Haushalt betreuen sollten. Die Erhebung der Kuratie zur Pfarrei folgte am 1. November 1956. Der erste Pfarrer der Pfarrei Christkönig mit Filialen in Burgfarrnbach und Veitsbronn wurde zum 1. Januar 1957 Gundekar Hatzold. Seit der Pfarreigründung gewannen auch die Pläne für einen Neubau der Christkönigkirche konkretere Gestalt. Den Grundstein legte am 3. April 1960 der damalige Dekan und spätere Weihbischof Martin Wiesend aus Nürnberg. Der Bamberger Erzbischof Josef Schneider vollzog am 26. August 1961 die feierliche Konsekration. Die Gemeinde wuchs bis 1976 auf 11.600 Katholiken, also mehr als das Doppelte als bei ihrer Gründung.6 Aufgaben in der Seelsorge Das besondere Profil des Fürther Konvents war die intensive seelsorgliche Betreuung der Gemeinde und das soziale Engagement. Auf Initiative der Karmeliten übernahm die Pfarrei nach der Eröffnung des ersten Kindergartens „Christus König“ 1953 die Verantwortung für weitere Kindergärten und einen Kinderhort; 2010 unterhielt sie sechs Kindertagesstätten. Die Karmeliten betreuten seit 1954 auch die (nach dem Stand von 2010) sieben Seniorenheime als geistliche Begleiter. Die Klinikseelsorge im Klinikum Fürth wurde viele Jahre ausschließlich von ihnen geleistet. Die Pfarrei hatte nach dem Stand von 2010 ca. 7300 Mitglieder; während Hl. Geist, Veitsbronn, 1998 zur Pfarrei erhoben wurde, blieb St. Marien, Burgfarrnbach, Filiale von Christkönig. Die drei Gemeinden Christkönig, St. Marien in Burgfarrnbach und Hl. Geist in Veitsbronn bilden seit 2006 den Pfarreienverbund Fürth-West. Auflösung des Konvents Die Provinzleitung der Oberdeutschen Provinz brachte auf dem Provinzkapitel im Juni 2009 den Antrag zur Schließung des Konvents Christkönig in Fürth zum 31. August 2010 ein. Das Kapitel entsprach dem Antrag mit Blick auf die Personalsituation in der Provinz.

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

BAU- UND KUNSTdenkmäler Die Baukörper der Christkönigkirche, des Pfarrhauses, des Pfarrklosters und des Kindergartens bilden ein Quadrum, das durch den eingeschlossenen Innenhof und die ihn umschließenden verglasten Gänge Bauformen der Klosterarchitektur aufnimmt. Bei Baubeginn im Juli 1952 stand noch die „Notkirche“, an die sich auf der Nordseite des Bauplatzes das Pfarrhaus anschloss. Der auf der Westseite anstoßende Querbau diente als Pfarrkloster. Auf der Ostseite entstanden der Kindergarten und darüber die Wohnung der Auerbacher Schulschwestern. Mit dem Neubau der Christkönigkirche nach dem Plan der Architekten Friedrich Richter, Langenzenn, und Friedrich Feuerlein, Schwabach, wurde in den Jahren 1960/1961 das bislang zur Würzburger Straße hin offene Quadrum geschlossen. Auf einem kreuzförmigen Grundriss erhebt sich das Kirchenschiff in Backsteinmauerwerk mit einer Länge von 40 m und einer Breite von 16 m bzw. 20 m in den Kreuzesarmen. Über dem Hauptportal befindet sich das 6 m hohe Christkönigrelief, eine Backsteinarbeit von Herbert Bessel, Nürnberg. Der freistehende Glockenturm hat eine Höhe von 46 m. Die Kirche bietet Sitzplätze für 600 Personen. Im Altarraum schwebt über dem marmornen Rundaltar (Altarheilige: Klemens, Heinrich, Amanda) eine von dem Münchener Bildhauer Matthäus ­Beyer geschaffene goldgekrönte Christusfigur aus Nussbaumholz in einem Kreuzrahmen. Die farbige Fensterverglasung schufen Hans Langhojer und Georg Weidenbacher aus Fürth, die Fresken an der fensterlosen Längswand des Kirchenschiffes stammen von Eitel Klein, Nürnberg.7 An die Präsenz der Karmeliten erinnert zum einen das Ordenswappen über der Tür, die vom Kirchenschiff in die Sakristei führt, und zum anderen die Bezeichnung „Karmeliterplatz“, die die Stadt Fürth dem Platz bei der Christkönigkirche verliehen hat. PRIOREN Gundekar Hatzold 1952–1958 – Ignaz Müller 1958–1964 – Remigius Hümmer 1964– 1970 – Georg Bertram 1970–1973 – Stephan Gründel 1973–1979 – Andreas Mederer 1979–1985 – Remigius Hümmer 1985–1988 – Andreas Mederer 1988–1994 – Elias Steffen 1994–1997 – Andreas Mederer 1997–2003 – Eduard Sebald 2003–2009. LITERATUR 1951–1976 Pfarrei Christkönig Fürth. 25 Jahre Karmeliten in der Gemeinde. Fürth 1976 – Brun Appel, Renate Sendlbeck, Josef Urban, Die katholischen Pfarreien in Nürnberg und Fürth. Ein Überblick. In: Karl Ulrich, Die katholischen Gemeinden von Nürnberg und Fürth. Bamberg 1989, 233–288 – Rainer Maria Hörl, Christkönig, Fürth. In: Zum 25jährigen Jubiläum des Erzbischöflichen Dekanates Fürth. Hg. vom Erzbischöflichen Dekanat Fürth. Fürth 1988, 47–49 – Adalbert Deckert, 25 Jahre Karmeliten in Fürth. Chronik-Aufzeichnungen, zusammengestellt zu einer Jubiläumsausgabe. Fürth 1976 – Helmut Mahr, Das Erzbischöfliche Dekanat Fürth. Die Entwicklung der Seelsorge in diesem Gebiet von der Reformation bis zur Entstehung des Dekanates im Jahr 1963. In: Zum 25jährigen Jubiläum

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des Erzbischöflichen Dekanates Fürth, 7–27 – Kath. Pfarramt Christkönig (Hg.), Karmeliten in Fürth 1951–2010. Persönliche Erinnerungen. Einmalige Chronik anläßlich der Auflösung des Fürther Konvents. Fürth 2010 [enthält auch Angaben zu den Filialgemeinden St. Marien, Burgfarrnbach, und Hl. Geist, Veitsbronn] – Pfarrei Christkönig Fürth (Hg.), 50 Jahre Karmeliten in Christkönig Fürth. Jubiläumskalender 2001. Fürth 2001 [enthält auch Angaben zu den Filialgemeinden St. Marien, Burgfarrnbach, und Hl. Geist, Veitsbronn]. 1 Deckert, Karmeliten in Fürth, 1.  –  2 Errichtung der Tochterkirchenstiftung durch die Kirchenverwaltung U. L. Frau am 10.7.1951, Genehmigung durch das bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus am 21.11.1951 zugleich mit der Verleihung des Status einer Körperschaft öffentlichen Rechtes für die Tochterkirchengemeinde, Deckert, Karmeliten in Fürth, 5.  –  3 Ebd.  –  4 1951–1976 Pfarrei Christkönig, ungez. Seiten.  –  5 Erlaubnis zur Gründung des Konvents am 2.10.1952 (N. 8220/52) und zur Annahme der Pfarrei am 23.10.1952 (R. 8363/52).  –  6 Deckert, Karmeliten in Fürth, 77.  –  7 Angaben zur Kirchenausstattung nach ebd., 9f.

Edeltraud Klueting / Stephan Panzer

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Habsberg Mit der Niederlassung auf dem Habsberg 1893 übernahmen die Karmeliten die seelsorgerliche Betreuung der dortigen Wallfahrt, die heute noch zu einer der bedeutendsten der Oberpfalz zählt. Das Kloster bestand nur 20 Jahre und besaß lediglich regional beschränkte Ausstrahlung. Provinz Provinz Germano-Hollandica (1893–1896), Bayerisches Provinzvikariat (1897), Bayerische Provinz (1897–1913) Diözese Eichstätt Lage In den Jahren 1850–1852 errichtete die Pfarrei Oberwiesenacker für die beiden Wallfahrtskooperatoren, die bisher am Pfarrsitz wohnten, auf dem 5 km entfernten Habsberg in unmittelbarer Nähe der Wallfahrtskapelle und Wallfahrtskirche ein eigenes Priesterhaus. Dieses Haus wurde 1893 mit einem Kostenaufwand von 450 Mark für die Karmeliten umgebaut.1 Damit standen dem kleinen Konvent zwei Zellen für die Patres und drei für die Brüder zur Verfügung. Die räumlichen Verhältnisse waren aber sehr beengt. Die Hoffnungen der Karmeliten, dass ihr Förderer, Pfarrer Sebastian Wittmann von Oberwiesenacker (1827–1908), sich als Altersruhesitz ein Haus neben ihrem Klösterlein errichten würde,2 das nach seinem Tod mit dem Konventgebäude verbunden werden könnte, erfüllten sich nicht. Anstelle des 1850/1852 erbauten Priesterhauses entstand 1976 das „Diözesanjugendhaus Habsberg“.3 Dieses wurde in den Jahren 1999 bis 2002 von Grund auf neu gebaut. Siegel Das Priorensiegel zeigt das Ordenswappen mit der Umschrift SIGILLUM PRIORIS CARMELI HABSBERG.4 GESCHICHTE Gründung des Konvents Der gräflich tillysche Pflegbeamte Johann Panzer errichtete 1680 in den Ruinen einer Burg auf dem Habsberg eine Kapelle. Zu dem dort aufgestellten Marienbild, dem bald der Beiname „Maria Heil der Kranken“ gegeben wurde, entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit eine gewaltige Wallfahrtsbewegung. Neben der 1731 erweiterten Gnadenkapelle entstand in den Jahren 1761–1764 eine große Wallfahrtskirche. Ab den 30er Jahren des 18. Jhs. waren der Pfarrei Oberwiesenacker ständig zwei Kooperatoren zugeteilt, die die Wallfahrt zu betreuen hatten. Der in der Diözese Eichstätt einsetzende Priestermangel zwang im Jahr 1873 das Bischöfliche Ordinariat, den zweiten Wallfahrtskooperator abzuziehen. Seit 1888 konnte die verbliebene Kooperatorenstelle nur noch zeitweise besetzt werden. Auf der Suche nach einer Ordensgemeinschaft, die die entstandene Lücke durch die Ansiedlung einer klösterlichen Niederlassung schließen konnte, fand Pfarrer Sebastian Wittmann von Oberwiesenacker einzig bei den Beschuhten Karmeliten in Straubing positive Aufnahme. In dem dortigen Subprior Angelus Traidmer fand er einen spontanen Befürworter seiner Pläne.5 Das Provinzkapitel im Juni 1891 ermächtigte das Kloster in Straubing, in entsprechende Verhandlungen einzutreten.6 Auch das Bischöfliche Ordinariat in Eichstätt billigte das Vorhaben des Pfarrers von Oberwiesenacker, befahl aber, „von der Errichtung eines förmlichen

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Klosters, wofür die Genehmigung der weltlichen Curatel nur schwer und nach Erfüllung vieler Formalitäten zu erlangen sein wird, ganz abzusehen“.7 Entsprechend dieser Vorgabe traten Pfarrer Wittmann und die Straubinger Karmeliten bei den Verhandlungen mit den staatlichen Stellen auf. Am 18. November 1892 genehmigte das Bayerische Kultusministerium, dass zwei Patres und zwei Laienbrüder aus dem Konvent Straubing zur Übernahme der Wallfahrtsseelsorge auf dem Habsberg Wohnung nehmen dürften, „jedoch ohne Begründung einer förmlichen Niederlassung“.8 Im Januar 1893 bezogen zwei Patres und zwei Brüder das Priesterhaus auf dem Habsberg. Die Priester übernahmen unter der nominellen Leitung des Pfarrers die seelsorgerliche Betreuung der Wallfahrt und von fünf Dörfern innerhalb der Pfarreien Oberwiesenacker, Lauterhofen und Hörmannsdorf; außerdem standen sie zur Aushilfe in den umliegenden Pfarreien bereit.9 1912 wurde ihnen zusätzlich noch der Religionsunterricht an der neu errichteten Volksschule in Prönsdorf übertragen.10 Im Diözesanschematismus wurde die klösterliche Niederlassung anfänglich als „Expositur“ bzw. „Hospizium der Beschuhten Karmeliten vom Kloster Straubing“ geführt. Ab 1898 finden sich dort die Bezeichnungen „Priorat“ bzw. „Vikariat“. Aufgaben in der Seelsorge 1894 wurde auf Initiative der beiden Karmelitenpatres in der Wallfahrtskirche Habsberg die Skapulierbruderschaft errichtet. Am 15. Juli fand sie die bischöfliche Approbation.11 Ansonsten achtete das bischöfliche Generalvikariat Eichstätt sorgfältig darauf, dass die Anwesenheit der Ordensleute nicht mit zu vielen Neuerungen verbunden war.12 Die seelsorgerliche Tätigkeit der Karmeliten führte zu einem deutlichen Anwachsen des Zustroms von Wallfahrern.13 Auflösung des Konvents 1913 entschloss sich das Provinzialat, wegen des spürbaren Rückgangs der Ordenspriester die Niederlassung auf dem Habsberg aufzugeben.14 Am 1. Oktober 1913 verließen die Karmeliten den oberpfälzischen Wallfahrtsort. Die Seelsorge dort ging wieder in die Hände von Weltpriestern über. Versuche der Pfarrei Oberwiesenacker in den 1930er Jahren, erneut Karmeliten für eine Klostergründung zu gewinnen, scheiterten am Widerstand des Eichstätter Ordinariats.15 Die Statuen des hl. Simon Stock und der hl. Theresia, die während des Wirkens der Karmeliten auf dem Habsberg für die Wallfahrtskirche beschafft worden waren, wurden 1923 von der Kirchenstiftung an das neue Karmelitenkloster des Teresianischen Karmel in München verkauft.16 ARCHIV Die schriftliche Überlieferung des Konvents wird heute im Provinzarchiv der Karmeliten in Bamberg aufbewahrt (Bestand: Akten Konvent Habsberg). Dort gibt es weiteres Schriftgut zu Habsberg, das beim Provinzial entstanden ist (Regestum Provincialatus 1897ff.; Visitationsbuch Habsberg 1898–1911). Archivalien zur Geschichte des Konvents finden sich außerdem im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München (MK 25042), im Staatsarchiv Amberg (Regierung der Oberpfalz 3729; Bezirksamt

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

Parsberg 4015), im Diözesanarchiv Eichstätt (Pfarrakten Oberwiesenacker; Ordinariat: Übernahme der Wallfahrtsseelsorge auf dem Habsberg durch Beschuhte Karmeliten) und im Pfarrarchiv Oberwiesenacker (Karmeliten auf Habsberg). BAU- UND KUNSTdenkmäler Mit der Fertigstellung des Diözesanjugendhauses 1976 wurden alle Spuren der Vorgängerbauten getilgt. Im Mai 1914 ließ Pfarrer Anton Eggerer in Oberwiesen­ acker dem dort begrabenen Prior Victor Engelskirchen einen Grabstein setzen.17 PRIOREN UND VIKARE Willibrord Niessen 1894–1899 (bis 1896 Vikar) – (Vikare während der Zeiten krankheitsbedingter Abwesenheit: Ambrosius van de Sandvoort 1897; Andreas Rackl 1897–1898; Ambrosius van de Sandvoort 1898) – Urban Bielmaier 1899–1907 (ab 1901 als Vikar) – Victor Engelskirchen 1907–1913 – Anton Seidl 1913 – Urban Bielmaier 1913. LITERATUR Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Eichstätt (zu den Jahren der Besetzung auf dem Habsberg) – Andreas Bauch, Wallfahrt Habsberg: Gnadenkapelle und Wallfahrtskirche „Maria, Heil der Kranken“. München/Zürich 4. Aufl. 1978 (Kleine Kunstführer 671) – Franz Xaver Buchner, Das Bistum Eichstätt. Hist.-sta­tistische Beschreibung. Bd. 2. Eichstätt 1938, 301–312 – Deckert, Karmel in Straubing, 315f.

1 PfarrA Oberwiesenacker, Karmeliten auf Habsberg, 3.6.1893, Bezirksamt Parsberg an Kir­ chenverwaltung Habsberg.  –  2 ProvinzA Bamberg, Akten Konvent Habsberg, 15.9.1902, Urban Bielmaier, Statusbericht der Vikarie Habsberg.  –  3 Bauch, Wallfahrt Habsberg, 6.  –  4 Abdruck: ProvinzA Bamberg, Akten Konvent Habsberg, 15.9.1902, Urban Bielmaier, Statusbericht der Vikarie Habsberg.  –  5 PfarrA Oberwiesenacker, Karmeliten auf Habsberg, 11.3.1891, Angelus Traidmer an Pfarrer Sebastian Wittmann: „… unzähligemal habe ich Ihren Brief gelesen, die Zeichnung von Habsberg betrachtet, wie schön, wie einladend! Das muß ein Berg Carmel werden!“  –  6 Deckert, Karmel in Straubing, 315.  –  7 PfarrA Oberwiesenacker, Karmeliten auf Habsberg, 1 9.1891, Generalvikariat Eichstätt an Pfarramt Oberwiesenacker.  –  8 HStA München, MK 25042, 18.11.1892, Bayer. Staatsministerium des Inneren für Kirchen- und Schulangelegenheiten an Regierung der Oberpfalz und von Regensburg KdI. Auch in: StA Amberg, Reg Opf 3729; ebd., BA Parsberg 4015; DiözesanA Eichstätt, Pfarrakten Oberwiesenacker-Habsberg VII; Deckert, Karmel in Straubing, 316.  –  9 ProvinzA Bamberg, Akten Konvent Habsberg, 15.9.1902, Urban Bielmaier, Statusbericht der Vikarie Habsberg.  –  10 Ebd., 16.12.1912, Generalvikariat Eichstätt an Priorat Habsberg; auch in: DiözesanA Eichstätt, Pfarrakten Oberwiesenacker IX.  –  11 Deckert, Karmel in Straubing, 316; PfarrA Oberwiesenacker, Karmeliten auf Habsberg, 16.7.1894, Generalvikariat Eichstätt an Pfarramt Oberwiesenacker.  –  12 Ebd., 28.3.1893, Generalvikariat Eichstätt an Pfarramt Oberwiesenacker: Die Aufstellung eines neuen Opferstocks für Gaben zum Umbau des Wallfahrtspriesterhauses wird nicht genehmigt; ebd., 25.5.1895, Generalvikariat Eichstätt an Pfarramt Oberwiesenacker: Die Einführung einer Prozession am Sonntag nach Fronleichnam auf dem Habsberg wird nicht gestattet; DiözesanA Eichstätt, Pfarrakten Oberwiesenacker II, 15.2.1898, Generalvikariat Eichstätt an Pfarramt Oberwiesenacker: Der Antrag, die herkömmlichen Fastenpredigten von den Freitagen

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auf die Donnerstage zu verlegen, wird abgelehnt; ebd., II.1., 3.7.1905, Generalvikariat Eichstätt an Priorat Habsberg: „Die Einführung eines anderen als des Diözesan-Rituale auf Habsberg kann von der oberhirtlichen Stelle nicht genehmigt werden“.  –  13 Ebd., IV.1., 10.8.1913, Pfarramt Oberwiesenacker an Generalvikariat Eichstätt.  –  14  Deckert, Karmel in Straubing, 316; HStA München, MK 25042, 27. 10. 1913, Provinzialat Bamberg an Ministerium des Inneren für Kirchenund Schulangelegenheiten; StA Amberg, Reg Opf 3729, 19. 9. 1913, Bischöfliches Ordinariat Eichstätt an Regierung der Oberpfalz und von Regensburg.  –  15  ProvinzA Bamberg, Akten Konvent Habsberg, 5.6.1933, Pfr. Georg Schlamp, Oberwiesenacker, an Provinzial Clemens M. Puchner.  –  16 DiözesanA Eichstätt, Pfarrakten Oberwiesenacker-Habsberg I, 26.5.1923, Pfarramt Oberwiesenacker an Bischöfliches Ordinariat Eichstätt.  –  17 Deckert, Karmel in Straubing, 316.

Bruno Lengenfelder

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Kamp Das Kloster Kamp in der alten Grafschaft Moers war die erste Zisterzienserabtei auf deutschem Boden. Erzbischof Friedrich I. von Köln stellte am 31. Dezember 1122/1123 die Stiftungsurkunde aus. Die hl. Agatha wurde die Schutzpatronin von Kamp und wird hier auch heute noch verehrt. Die Karmeliter kamen 1954 nach Kamp und entfalteten dort fast ein halbes Jahrhundert lang ein segensreiches Wirken. Provinz Niederdeutsches Kommissariat (1954–1969) Niederdeutsche Provinz (1969–2002) Diözese Münster Lage Kloster Kamp liegt im Stadtgebiet von Kamp-Lintfort am Abteiplatz 13, in der Mitte zwischen Duisburg und Xanten. Patrozinium Das Patrozinium der Kirche ist die „Aufnahme Mariens in den Himmel“. In der örtlichen Überlieferung ist die Kirche auch als „Abteikirche“ und die zugehörige Pfarrgemeinde als „Liebfrauen“ bekannt. GESCHICHTE Gründung des Klosters „Im Jahre 1802, mit der Aufhebung durch Napoleon, endete die lange und ruhmreiche, oft bewegte Geschichte der ältesten Zisterzienserabtei Deutschlands, des Klosters Kamp. Ein neues Blatt wurde in der Geschichte dieser altehrwürdigen Stätte aufgeschlagen, als Karmeliterpatres 1954 den noch erhaltenen Teil der Abtei bezogen. Sie kamen mit der Absicht, in Kamp fortzusetzen, was hier durch Jahrhunderte die Zisterzienser vollbracht haben: Gott durch Gebet und Arbeit verherrlichen – wenn auch auf eigene Art und Weise“. So beginnt die Chronik des Karmeliterklosters Kamp.1 Dieses neue Blatt in der Geschichte dieser altehrwürdigen Stätte hätte schon im Jahre 1900 aufgeschlagen werden können, wie einem Schreiben des Provinzials der Deutsch-Niederländischen Provinz, Joseph Kersten, vom 13. August 1899 an Tele­ sphorus Hardt zu entnehmen ist: „Johannes Niepmann, der Bruder von Schwester Seraphina (Boxmeer, St. Josef), will dem Orden sein Gehöft mit allem, was dazu gehört (100 Morgen gutes Land, im Wert von 50.000 Gulden schenken, unter der Bedingung, dass wir dort ein Kloster gründen, eine jährliche Rente von 1080 Gulden auszahlen, solange er und sein Bruder und zwei Schwestern leben; sowie für ihn im Wert 6.000 oder 7.000 Gulden in der Nähe ein Haus bauen, das nach seinem Tod uns gehört. Sie sind ungefähr 60 Jahre alt. [...] Eine 110 Fuß lange und 36 Fuß breite Scheune könnte mit wenig Kosten als Kapelle eingerichtet werden. [...] Johannes Niepmann würde uns gerne im kommenden Mai die Sieben Sachen übergeben, wenn er das Land gut verpachten kann. [...] Von Seiten des Bischofs und der Geistlichen werden wir möglicherweise keine Schwierigkeiten zu befürchten haben“. Die Lage des Gehöfts wird wie folgt beschrieben: „Eine halbe Stunde von der Pfarrkirche Kamp entfernt, 2 Stunden von Aldekerk, der nächsten Bahnstation, 3 Stunden von Geldern, von wo aus täglich eine Postkutsche nach Kamp und umgekehrt“.

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Im Blickwinkel war schon damals eine neue Deutsche Provinz mit Noviziat in Kamp.2 Der Ordensgeneral Aloisius Maria Galli gab am 17. August 1899 dem Provinzial und den Definitoren der Deutsch-Niederländischen Provinz die Erlaubnis, die Liegenschaften anzunehmen und die Genehmigung des Bischofs von Münster zur Klostergründung einzuholen. Die Antwort aus Münster vom 24. August 1900 aber war entgegen allen Erwartungen negativ: „Ew. Hochwürden erwidern wir auf das gefällige Schreiben vom 1. Juni d. Js., dass wir nach sorgfältiger Erwägung aller in Betracht kommenden Verhältnisse leider Abstand nehmen müssen, die nachgesuchte Erlaubnis zur Errichtung eines neuen Ordens-Hauses in der Pfarre im hiesigen Bisthum zu ertheilen“. Damit war die erste Gründungsinitiative gescheitert. Gut 50 Jahre später nahm die Provinzleitung der Niederländischen Karmelprovinz bei ihrer Suche nach möglichen Neugründungen in Deutschland zunächst Kontakt mit dem Bistum Trier und mit dem Erzbistum Köln auf. Während die Verhandlungen mit Trier (wegen einer Rückkehr nach Boppard) erfolglos blieben, brachten die Verhandlungen mit Köln mit der Gründung von Klöstern in Köln (1954) und in Essen (1953) recht schnell konkrete Erfolge. Parallel dazu erkundigte sich der bischöfliche Kommissar für den Niederrhein, Domkapitular Heinrich Janssen, im Auftrag des Münsteraner Bischofs Michael Keller am 19. Februar 1953 beim Provinzialat der niederländischen Karmelprovinz nach der Möglichkeit, „einige Patres für die ordentliche Seelsorge zu erhalten […] als Hilfsgeistliche (Kapläne) in verschiedenen Pfarreien“.3 Das Provinzialat signalisierte seine grundsätzliche Bereitschaft dazu unter der Bedingung, dass „sich das Bistum seinerseits bereit zeige, den Karmeliten eine eigene Pfarrei anzuvertrauen, die von einem Kloster aus betreut werden könne“. Generalvikar Dr. Pohlschneider teilte daraufhin mit Schreiben vom 11. März 1953 mit, dass das Bistum mit der Übernahme einer Pfarrei durch die Karmeliter einverstanden sei, unterstrich aber noch einmal das Hauptanliegen des Bistums, einige Patres als Hilfsgeistliche zu gewinnen. Mit Rücksicht auf die schwierige personelle Situation des Bistums Münster stellten die Karmeliter vier Patres zur Verfügung, die im April 1953 als Kapläne an St. Josef in Rheinhausen, im Pfarrrektorat St. Marien in Kamp-Lintfort, an St. Ludgerus in GelsenkirchenBuer sowie in der Herz-Jesu-Pfarrei in Gelsenkirchen-Buer eingesetzt wurden.4 Als mögliche Standorte für das Kloster war seitens des Bistums an die Gegend von Gelsenkirchen-Buer, an den Rand des Ruhrgebietes westlich von Duisburg oder an das Grenzgebiet rund um Kevelaer gedacht. Nach Besuchen in Gelsenkirchen-Buer und Kamp-Lintfort wurde seitens der Provinzleitung die Abteikirche mit den Resten der ehemaligen Zisterzienserabtei auf dem Kamper Berg favorisiert. Da sich am 23. September 1953 auch die Dekanatskonferenz Moers für eine Wiederbelebung der alten Zisterzienserabtei durch den Karmeliterorden ausgesprochen hatte, trug der Provinzial bei einem Gespräch in Münster am 26. Oktober 1953 den Wunsch vor, das Kloster und die Pfarrei Kamp zu übernehmen. Der Generalvikar erklärte schließlich die Bereitschaft des Bistums, diesem Wunsch zu entsprechen, allerdings nicht ohne den Hinweis, dass die Pfarrei nicht besonders

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groß sei. Nachdem die Provinzleitung sich schließlich auf Drängen des Bistums mit einem Pfarrrektorat zufrieden gegeben hatte, erteilte Bischof Michael Keller am 28. November 1953 die offizielle Genehmigung für die Errichtung des neuen Klosters Kamp: „Mit großer Freude stimme ich zu, dass die Patres vom Orden Unserer Herrin vom Berge Karmel, deren Mutterhaus in der Stadt Nimwegen in den Niederlanden gelegen ist, ein neues Kloster in dieser Diözese errichten. Ja, es ist mein sehnlichster Wunsch, dass den genannten Patres, die meinen eindringlichen Bitten folgend bereit sind, dieses Haus zu errichten, das Einverständnis des Apostolischen Stuhles dazu gegeben wird“. Am 18. Dezember 1953 erteilte dann auch die Generalkurie des Ordens die offizielle Genehmigung für die Errichtung des Klosters. Im Einvernehmen mit dem Bistum wurde der 27. Mai 1954 (Hochfest Christi Himmelfahrt) als Tag der Einführung von sieben Patres und zwei Brüdern in das neue Kloster Kamp festgelegt. In seiner Begrüßungsrede dankte Generalvikar Pohlschneider im Namen des Bischofs und der Diözese den Karmelitern für ihre Bereitschaft, Kloster Kamp wieder zum Leben zu erwecken und ging dabei ausführlich auf die Entstehung, Entwicklung und Bedeutung der ältesten Zisterzienserabtei Deutschlands ein: „Abermals kommen Mönche nach Kamp, diesmal nicht aus Lothringen, sondern aus Holland. Sie sind Söhne eines alten ehrwürdigen Ordens, erfüllt von dem feurigen, religiösen Geist, der einst den Propheten Elias auf dem Berge Karmel beseelte, und geformt von den Grundsätzen der Heiligkeit einer hl. Theresia von Avila und eines Johannes vom Kreuz“. Seine Rede beschloss er mit den Worten: „So übergebe ich Ihnen im Namen des Bischofs von Münster dieses Kloster, diese Kirche sowie dieses Land und sein gutes katholisches Volk zu treuen Händen. Mögen Sie das gläubige Volk führen in der Kraft und im Feuereifer eines Propheten Elias, der einst auf dem Berge Karmel das gleichgültige und schwankende israelitische Volk zu Gottvertrauen und mutiger Entschlossenheit aufrüttelte“. In seiner Antwort auf diese Begrüßung sagte Provinzial Brokard Meijer: „Wer von uns fühlt sich heute wohl am glücklichsten? Sind es die Pfarrangehörigen von Kamp, die mit Recht von unseren Patres für ihr geistliches und zeitliches Wohl viele gute Sorgen erwarten? Sind es die Pfarrgeistlichen aus dieser Gegend, die unter der Initiative des Dechanten Schulze-Pelkum so sehr dafür geeifert haben, aus diesem uralten Kloster wieder ein Kulturzentrum zu machen? Oder ist es die Diözese, die so viel getan hat für das Zustandekommen dieser Neugründung? Oder sind es unsere Patres, die sich am heutigen Tag am glücklichsten fühlen?“ Danach erinnerte er an das frühere segensreiche Wirken der Karmeliter am Niederrhein in Moers, aber vor allem in Geldern, und versprach, dass die Karmeliter alles tun würden, um die Hoffnungen des Bistums und der Menschen in Kamp und Umgebung zu erfüllen. Anschließend zogen alle unter den Gesängen des „Flos Carmeli“ und des Psalms „Laetatus sum“ in die Kirche, wo Dechant Schulze-Pelkum „die Übertragungsurkunde der bischöflichen Behörde, die Approbation des Pater Generals Kylianus Lynch und die Ernennungsurkunden des Prior und des Pfarr­ rektors“ vorlas.5

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In der Chronik der neuen Kommunität finden wir unter dem Datum vom 28. Mai 1954 folgenden Eintrag: „Heute, am ersten Tag nach der feierlichen Eröffnung, beginnt das gewöhnliche Leben, das aber in mancher Hinsicht noch sehr außergewöhnlich ist. Von einem regelmäßigen Klosterleben mit seinen gemeinsamen Übungen und Gepflogenheiten kann aber noch nicht die Rede sein. Das Haus ist in seinem jetzigen Zustand dafür ungeeignet“.6 Deshalb wurde die Planung der notwendigen baulichen Veränderungen des Klosters alsbald in Angriff genommen. Am 7. April 1955 traten für Kamp die kanonischen Klausurvorschriften in Kraft. Bildungs- und Nachwuchsarbeit Am 3. Oktober 1954 bestimmte das Definitorium der Niederländischen Provinz das Kloster in Kamp-Lintfort zum Noviziatshaus für deutsche Ordenskandidaten. Zugleich wurden folgende Überlegungen angestellt: Das Noviziat sollte nur eröffnet werden, wenn sich mehr als ein Kandidat meldet. Würden sich zwei Kandidaten finden, dann sollten einige Novizen aus den Niederlanden hinzukommen. Ferner sollten bei der Errichtung eines Noviziats für Kleriker auch einige Postulanten für Laienbrüder in dieses Noviziat geschickt werden. In der Chronik (1954) des Juvenats Sancta Maria in Boxmeer (Niederlande) ist dann Folgendes vermerkt: Einige Tage nach dem Nikolausfest kam der Provinzial „in das Juvenat, um einige Brüderkandidaten für Kamp-Lintfort, das neue Kloster in Deutschland, zu chartern. Zwei Jugendliche, Johan Rozenkamp und Anton Boksebeld, erklärten sich dazu bereit. Am ersten Dienstag im Januar 1955 brachten P. Rektor und P. Redemptus Mulder, der Prior im Karmel zu Boxmeer, die beiden Kandidaten in die neue Heimat, wo sie in die sichere Obhut von Christophorus Verhallen, Kommissar, Prior und Magister des Deutschen Karmel kamen“.7 Die Kamper Chronik bestätigt die beiden jungen Brüder als erste Postu­ lanten in Kamp allerdings unter dem Datum 15. Dezember 1954. „15. Dezember (1954) – Zwei junge Brüder-Postulanten: Anton Boksebeld und Johan Rozenkamp, beide gebürtig aus Haarle (Holland) treten ein. Beide kommen aus dem BrüderJuvenat in Boxmeer“.8 Wahrscheinlich erhielt der Konvent in Kamp zu diesem Termin die Nachricht über den bevorstehenden Eintritt. Am 31. Januar 1955 erteilte dann die Generalkurie in Rom die Erlaubnis zur Errichtung des Noviziats.9 Am 25. April 1955 kamen die ersten Kleriker-Novizen. Der Chronist berichtet hierzu zum 12. Mai 1955: „Heute fand unter erstaunlich großer Beteiligung der Kamper Bevölkerung die Einkleidung der ersten Novizen statt; für unsere zukünftige Rheinische Provinz ein historisches Ereignis ersten Ranges und nicht weniger ist es das für das alte Kamper Kloster, wo jetzt zum ersten Mal nach über 150 Jahren wieder junge Mönche eingekleidet werden“.10 Wenige Wochen später, am 16. Juni, wurden die beiden Brüder-Novizen eingekleidet. Am 13. Mai 1956 legten die ersten drei Novizen ihre einfache (zeitliche) Profess ab. Da es in Deutschland noch kein eigenes Studienhaus gab, gingen die Kleriker zum Studium der Philosophie nach Boxmeer. Das Definitorium der Niederländischen Provinz hatte auf seiner Versammlung am 3. Oktober 1954 folgendes vermerkt: „Über die Errich-

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tung eines Philosophicums kann derzeit noch nichts beschlossen werden, da ein eigenes Studienhaus für unsere Fratres in Deutschland im Zusammenhang mit dem Militärdienst sehr große Schwierigkeiten mit sich bringen könnte“.11 Am 16. Mai 1957 wurde Kloster Kamp vorübergehend auch Philosophicum, weil das neue Kloster in Wegberg als Studienhaus noch nicht fertig war. Nach dessen Fertigstellung konnten die Studenten der Philosophie am 12. Oktober 1958 dorthin umziehen. Im Sommer 1964 gab es eine einschneidende Veränderung, denn das Noviziat wurde – von der Provinzleitung am 15. Februar 1964 beschlossen – von Kamp nach Wegberg verlegt. Zur gleichen Zeit begann ein neues Kapitel im Kloster Kamp. Am 15. Oktober 1964 nahm Paulus ter Doest seine Tätigkeit als Religionslehrer am neu gegründeten Städtischen Gymnasium in Kamp-Lintfort auf und von da an stellte das Kloster bis zum 20. Juni 2007 einen – vom August 1973 bis zum Juli 1981 sogar zwei – Religionslehrer. Von 1973 bis 1982 stellte der Konvent in Kamp auch den CAJ-Seelsorger zunächst in Kamp-Lintfort und dann auch (ab 1976) im Bezirk Wesel. Ein Meilenstein in der Geschichte des Klosters war gewiss die Gründung einer Bildungsstätte vornehmlich für Jugendliche, das Edith-Stein-Haus. 1977 hatte der Orden dazu von der Stadt Kamp-Lintfort das sog. „Haus Fliege“ am Kamper Berg erworben. Nach zügigem Umbau konnte dort vom 13.–18. März 1978 schon das Provinzkapitel stattfinden, bevor das Haus am 1. Oktober 1978 offiziell durch Weihbischof Dr. Ludwig Averkamp eingeweiht und eröffnet wurde.12 Schon im ersten Jahr besuchten 131 Gruppen das Edith-Stein-Haus. Die überregionale Bedeutung dieser Bildungsstätte belegt u. a. auch der Jahresbericht 1987 mit den Vergleichszahlen des Vorjahres: Kursteilnehmer: 2420 (2476), davon 1769 (1739) Jugendliche und 651 (737) Erwachsene; Anzahl Gruppen insgesamt: 100 (111) – aus dem Bistum Münster 44 (57), Essen 24 (19), Aachen 16 (23), Köln 16 (10) und andere: (2); die Gruppen kamen aus Pfarreien: 22 (15), aus Verbänden: 16 (39), aus Hauptschulen: 16 (19), aus anderen weiterführenden Schulen: 38 (33), Sonstige: 8 (5). Am 20. März 2004 musste das Haus geschlossen werden.13 1980 wurde Kamp noch einmal Noviziatshaus. Nachdem der Provinzvorstand schon auf seiner Sitzung vom 13. Juni 1980 Kommunikationsschwierigkeiten im gemeinsamen Noviziat mit der Oberdeutschen Provinz festgestellt hatte, war man am 13. August 1980 davon überzeugt, „dass wir besser mit einem eigenen Noviziat beginnen, damit die Einführung in die eigene Provinz besser gewährleistet ist. Das Definitorium beschließt also mit 4 Stimmen für und einer Enthaltung, am 1. Oktober mit dem eigenen Noviziat zu beginnen. Das Noviziat wird vorläufig in Kamp-Lintfort untergebracht und P. Pankraz [Ribbert] ist bereit, das verantwortungsvolle Amt eines Novizenmeisters auf sich zu nehmen“.14 Fünf Jahre später beschloss der Provinzvorstand auf seiner Sitzung in Essen am 3. Oktober 1985 den „zwischenzeitlichen Aufenthalt des Novizen und des Magisters in Mainz (vgl. Can. 647 §3)“. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur einen Novizen, und in absehbarer Zeit waren keine neuen Novizen zu erwarten. Der Provinzvorstand war darum der Meinung, es sei „nicht ratsam und günstig für den jetzigen Novizen allein unter

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älteren Mitbrüdern in Kamp zu sein. In Mainz sind einige jüngere, gleichaltrige Mitbrüder, in deren Gemeinschaft er besser leben kann. Er wird schon in einigen Wochen, Mitte Dezember, die zeitliche Profess ablegen und dann mit dem Studium an der Uni beginnen“. Zugleich wurde ausdrücklich festgehalten: „Kloster Kamp bleibt Noviziatshaus“.15 Im Mai 1986 wurde mit der Errichtung eines neuen Konvents in Marienthal das Noviziatshaus dorthin verlegt.16 Bedeutung für die Niederdeutsche Provinz hatte Kamp-Lintfort schließlich auch als Redaktionssitz der „Karmel-Stimmen. Monatsschrift für die Freunde und Gönner des Karmel“ von 1969–1999. Aufgaben in der Seelsorge Die Situation im Konvent war von Anfang an und auch während der Beherbergung von Novizen (1954–1964 und 1980–1985) davon gekennzeichnet, dass etliche Patres auswärtigen Verpflichtungen nachgingen. Zur Bedeutung des Klosters Kamp gehört von Anfang an das Engagement in der ordentlichen und der außerordentlichen Seelsorge. Die Karmeliter wirkten neben ihrem Stammsitz, der Abteikirche Liebfrauen, auch in den Lintforter Pfarreien St. Josef, St. Barbara, St. Paulus und St. Mariä Himmelfahrt in Eyll, darüber hinaus in Moers-Repelen, Goch-Kessel, Rheinberg-Ossenberg und Duisburg-Rheinhausen. Ihre Betätigung in der Kategorialseelsorge lag in den 1950er-Jahren zeitweise in der Betreuung von Flüchtlingen und Vertriebenen und bis in die Gegenwart in der Krankenhausseelsorge, so im Prosper-Hospital Recklinghausen, im Marienhospital Duisburg, im Josephshospital Birten, im Johannesstift Homberg sowie in Bonn und reichte somit weit über die Grenzen Kamp-Lintforts hinaus. Im Sommer 1983 wurde auch die Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt Eyll in die Betreuung des Klosters gegeben. Im Hinblick auf eine Umstrukturierung im Bistum Münster – Bildung von Großpfarreien und Geistlichen Zentren – trat der Bischof von Münster Dr. Reinhard Lettmann im Mai 2001 an den Provinzial der Niederdeutschen Provinz Anton Beemsterboer mit der Frage heran, ob der Orden Kloster Kamp zu einem Geistlichen Zentrum am linken Niederrhein (Exerzitien, Einkehrtage, Meditationskurse, Glaube im Gespräch, gesungene Sonntagsvesper etc.) machen könne. Nach mehreren Gesprächen im Konvent und auf Provinzebene musste der Provinzial dem Bischof darlegen, dass dies mit der derzeitigen Besetzung des Klosters Kamp und aufgrund der personellen Situation der Ordensprovinz nicht möglich sei. Daraufhin fasste Bischof Lettmann den Entschluss, die Karmeliter aus Kloster Kamp zu entlassen und durch eine Schwesterngemeinschaft mit einem Priester zu ersetzen, die das Geistliche Zentrum verwirklichen sollten. Bei einer Besprechung mit Weihbischof Janssen am 13. Februar 2002 in Kamp wurden die Modalitäten des Wechsels konkret besprochen und auch ein Termin im April für die Verabschiedung des Konvents ins Auge gefasst. Als die Kirchengemeinde Anfang März davon in Kenntnis gesetzt wurde, kam es schnell zu einer großen Protestwelle in der Bevölkerung, sodass die Bistumsleitung ihren Plan fallen ließ. Am 22. März 2002 stellte Bischof Lettmann fest, dass „sich das geplante Projekt angesichts der ablehnenden Reaktionen nicht ver-

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wirklichen“ lasse. Regionalbischof Heinrich Janssen (Xanten) erläuterte dazu in einem Schreiben vom 25. März 2002: „In den Vorwürfen und Protesten sind die Schwestern und der Seelsorger einbezogen worden, sodass eine gedeihliche Arbeit nicht möglich sein wird.“ Auflösung des Konvents Gleichzeitig aber hatte das Provinzkapitel der Niederdeutschen Provinz am 22. März 2002 beschlossen: „Das Provinzkapitel beauftragt den Provinzvorstand, die Situation in Kloster Kamp unter der Berücksichtigung der Interessen und der einzelnen betroffenen Mitbrüder zu lösen. 20 Ja-Stimmen, 2 Enthaltungen“.17 Mit Datum vom 3. Juli 2002 beantragte der Provinzial Pankraz Ribbert beim Generalprior des Ordens die Erlaubnis, Kloster Kamp zu schließen: „Wie vom Provinzialkapitel der Niederdeutschen Provinz beschlossen, hat der Provinzrat die endgültige Schließung des Konventes in Kamp-Lintfort vorbereitet. Ich habe mit dem Regionalbischof Janssen gesprochen und als Datum für die Schließung den 3. November 2002 festgelegt. Deshalb bitte ich um die Erlaubnis das Haus in KampLintfort schließen zu dürfen“. Mit Dekret vom 1. August 2002 hat daraufhin Generalprior Joseph Chalmers den Konvent in Kamp-Lintfort aufgehoben: „Auf Bitten des Provinzials der Niederdeutschen Provinz P. Prankraz Ribbert und seines Rates heben wir kraft der uns vom Heiligen Stuhl verliehenen Vollmacht und nach Zustimmung des Generalrates in der Sitzung Nr. 52 am 1. August 2002 und nach Befragung des Diözesanbischofs nach Canon 616 § 1 CIC mit diesem Dekret das Haus in Kamp-Lintfort auf“. Im Protokoll der Provinzratssitzung vom 10. Juli 2002 in Köln wurde unter TOP 5 festgehalten: „Mit einer offiziellen Feier am 3. November 2002 wird Kloster Kamp geschlossen. Herr Weihbischof Janssen wird an der Verabschiedungsfeier für die Karmeliter teilnehmen“.18 Im Zuge der Strukturreformen des Bistums Münster wurden die ehemals selbständigen Pfarreien Liebfrauen, St. Josef, St. Barbara, St. Mariä Himmelfahrt in Eyll, St. Marien, St. Paulus am 28. November 2004 als Gemeindebezirke in die neue Gesamtgemeinde St. Josef integriert. ARCHIV Archivalische Quellen im Archiv der Niederländischen Karmelprovinz im NCI – ProvinzA Mainz (darunter Chronik Kloster Kamp 1954–2002) – PfarrA der Kirchengemeinde Liebfrauen Kamp (Kloster Kamp). Bau- und Kunstdenkmäler Nach der Aufhebung des Zisterzienserklosters im Jahre 1802 wurde die große Klosteranlage bis auf die Kirche und das Infirmarium, das dann als Pfarrhaus diente, abgerissen. Die heutige Klosteranlage umfasst das ehemalige Infirmarium der Zisterzienserabtei, die Abteikirche, den Abteiplatz, das Pfarrheim am Ort der ehemaligen Kapelle an der Pforte, die sog. Alte Scheune (heute eine Begegnungsstätte), das ehemalige Agathastift (heute Museum Kloster Kamp), den Kirchlichen Friedhof, das Immunitätskreuz und den Terrassengarten, ein Nachbau des barocken Terrassengartens.

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Das Klostergebäude (ehem. Infirmarium) beherbergt eine Reihe von Gemälden zur Geschichte des Zisterzienserklosters sowie die „spärlichen“ Reste der einst gewaltigen Bibliothek der Abtei Kamp. Die Kirche, im Volksmund noch immer Abteikirche genannt, wurde 1683–1700 erbaut und am 3. März 1705 vom Kölner Weihbischof Werner von Veyder geweiht. Ihr Chor stammt aus dem 1583 zerstörten Vorgängerbau.19 An die Kirche bzw. die alte Sakristei angebaut ist die Marienkapelle aus dem Jahre 1714, ein sechsseitiger Kuppelbau. Der Hochaltar der Kirche, ein Geschenk des Pfarrers Johannes van Meegen an die Kirchengemeinde, stammt aus dem Jahr 1892. Der Zelebrationsaltar wurde 1978 neu geschaffen, nachdem man bei den Renovierungsarbeiten 1972–1975 im Boden des Chorraumes eine alte Altarplatte gefunden hatte, die wieder zu Ehren gelangen sollte. Die Seitenaltäre: An der Stirnwand des linken Seitenschiffes steht der St. AnnaAltar; so jedenfalls wird dieser Altar im Volksmund genannt. Der Grund hierfür ist das Altargemälde, das die hl. Anna und den hl. Joachim mit ihrem Kind Maria zeigt. Aufgestellt wurde dieser Altar zu Ehren des hl. Benedikt, des hl. Joachim und der hl. Anna. An der Stirnwand des rechten Seitenganges steht der St. Michael-Altar. Auch hier ist wieder das Altarbild (Michael stürzt den Luzifer in die Hölle) für die Benennung bestimmend. Aufgestellt wurde der Altar zu Ehren des hl. Johannes des Täufers, der hl. Schutzengel und des hl. Michael. Beide Altäre wurden am 3. März 1705 zusammen mit der Kirche vom Kölner Weihbischof Werner von Veyder konsekriert. Das Chorgestühl, 1699 von Meister Johannes Brülls aus Köln gefertigt, wurde bei der Renovierung 1972–1975 wieder an den ursprünglichen Standort zwischen den 1. und 3. Säulen gestellt. In das Rokoko-Orgelgehäuse mit König David als krönendem Abschluss und dem Wappen des Abts Wilhelm III. Norff aus Rheinberg (1705–1726) wurde 1978/79 eine neue Schleifladenorgel eingebaut. Die reich geschnitzte Kanzel stammt aus dem frühen 18. Jh.20 Die sog. Kamper Madonna (18. Jh.): Maria mit Krone und Zepter, unter ihren Füßen die Weltkugel, um die sich eine Schlange windet, auf ihrem Arm das bekrönte Jesuskind, das mit einer Lanze nach dem Kopf der Schlange sticht, die einen Apfel im Mund hat; also eine Darstellung des sog. Proto-Evangeliums aus Gen 3,15. Die Reliquie der hl. Agatha ist ein Geschenk des Mutterklosters Morimond für sein Tochterkloster und das einzige Relikt aus der Gründungszeit des Zisterzienserklosters Kamp. Es handelt sich um ein Stück Schädelknochen der frühchristlichen Märtyrin, die um 250 in Catania auf Sizilien starb. Diese Reliquie „hat eine reiche Geschichte. 1041 wurde sie von den Sarazenen geraubt und nach Konstantinopel gebracht. Bischof Mauritius erhielt sie wieder zurück und durch den König von Sizilien, Roger, kam sie nach Morimond. Von dort gelangte sie bei der Gründung der Abtei Kamp, 1123, nach hier als Geschenk des Mutterklosters der Abtei Kamp“.21 Die hl. Agatha wurde die Schutzpatronin von Kamp und wird als

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solche auch heute noch verehrt. Die Reliquie der hl. Agatha wird heute in einer Nische im Mittelblock des Zelebrationsaltars aufbewahrt. Die Fassung aus Bronze und Halbedelsteinen stammt aus dem Jahre 1983. In der Marienkapelle befinden sich links und rechts vom Altar je ein Reliquienkästchen (2. Hälfte 18. Jhs.) mit Reliquien eines Märtyrers der Thebaischen Legion. Sie sind ein Geschenk des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg an die Zisterzienserabtei.22 An historischem Kirchengerät sind Messkelche aus dem 15.–18. Jh., sowie zwei Ziborien, drei Messkännchen und eine Monstranz vorhanden, die die Säkularisation überdauert haben. Zwei Abtstafeln verzeichnen die Namen der 50 Äbte des Zisterzienserklosters von 1123–1802. PRIOREN Basilius Dommershuijsen 1954 – Christoph Verhallen 1954–1960 – Coelestin Lamers 1960–1962 – Carel Slotman 1963–1969 – Bernhard Tinselboer 1969–1971 – Wenzeslaus Welling 1971–1978 – Martin Segers 1978–1985 – Augustin Nijhof 1985–1990 – Georg Geisbauer 1990–2002. LITERATUR Zur zisterziensischen Epoche: Mathias Dicks, Die Abtei Camp am Niederrhein. Krefeld 1913 – Georg Geisbauer, Kloster Kamp, seine Äbte und Filiationen. Die Kamper Chronik – deutsch. Kamp-Lintfort 2000 – Ders., Die Säkularisation der Abtei Kamp. Kamp-Lintfort 2006. Bis zur Präsenz der Karmeliter: Erich Willicks/Georg Geisbauer, Kloster Kamp, Gesch. und Gegenwart. Kamp-Lintfort 2000 – Klaus Reinecke/Georg Geisbauer, Katholische Pfarrkirche Liebfrauen, ehemalige Kirche der Zisterzienser-Abtei Kamp, heute Karmelitenkloster. Regensburg 1997, 3. Aufl. 2000 (Kleine Kunstführer 2030).

1 Chronik Kloster Kamp, 1.  –  2 Zur Entstehung der Provincia Germano-Hollandica 1879 siehe Deckert, Karmel in Straubing, 37f. Von 1879 bis 1897 absolvierten die bayerischen Ordenskandidaten ihr Noviziat in Boxmeer (Niederlande).  –  3 Chronik Kloster Kamp, 3.  –  4 Der Priestermangel dieser Jahre findet sich zeitgenössisch mit 700 Priestern für die Diözese Münster und 500 Priestern für die Erzdiözese Köln beziffert (AOC 19, 1954, 18).  –  5 Chronik Kloster Kamp, 14.  –  6 Ebd., 16.  –  7 NCI, provinciaal archief, doos 823.  –  8 Chronik Kloster Kamp, 20.  –  9 „Kraft der uns von der Kongregation für die Religiosen durch Bescheid Nr. 13871/53 gegebenen Vollmacht geben wir dem Provinzial der Niederlande die Erlaubnis zur kanonischen Errichtung des Noviziates im Konvent von Kamp-Lintfort“.  –  10  Chronik Kloster Kamp, 25.  –  11 NCI, A.II 16d.  –  12 Karmel-Stimmen 45, 1978, 148, 323f.  –  13 Eine nähere Beschreibung der Arbeit im Edith-Stein-Haus gibt Theo Kropman in KarmelEcho, Nr. 2/1985, 17–21; Nr. 7–8/1988, 49f.  –  14 Protokoll der Definitoriumsversammlung vom 13.8.1980 in Wegberg, TOP 2. Vgl. Karmel-Echo, Nr. 8/1980, 89.  –  15 Protokoll der Provinzvorstandssitzung vom 3.10.1985 in Essen, TOP 5. Vgl. Karmel-Echo, Nr. 11–12/1985, 102.  –  16 „Decretum Erectionis Domus et Novitiatus“ durch den Generalprior John Malley

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vom 28.5.1986, vgl. AOC 38, 1986, 122.  –  17 Akten des Provinzkapitels 17.–22.3.2002, Nr. 11. In: Karmel-Echo, Nr. 3/2002, 14.  –  18 Vgl. Karmel-Echo, Nr. 4–5/2002, 6f.  –  19 Vgl. Dicks, Abtei Camp, 314, und Chronicon Campense.  –  20 „Dokumentationsbericht – Kanzel aus der Klosterkirche in Kamp“ von Hans Niewolik (Restaurierungen, Düsseldorf) vom 5.2.1984 (im PfarrA Liebfrauen Kamp).  –  21 Andacht zu Ehren der heiligen Agatha, Märtyrin und Patronin von Kamp. Hg. von Pfarrer Aloys Meyer. Xanten 1936, 15.  –  22 Vgl. Die Kamper Chronik – deutsch, 26. L. Fischer vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege gelangte zu der Feststellung, dass diesen Reliquien im Kloster Kamp eine außerordentliche Bedeutung beigemessen wurde. „Es ist daher wahrscheinlich, dass sich zumindest Teile davon bei den wertvollen Kirchensachen befunden haben, die der Abt Fabritius 1757 mit nach Köln nahm. Es ist möglich dass die beiden Glaskästen 1761 angefertigt wurden, nachdem diese für vier Jahre ‚ausgelagerten‘ Gebeine wieder nach Kamp zurückgekehrt waren“. (PfarrA Lieb­ frauen Kamp, Gutachten vom 17.7.1985, S. 5).

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Köln-Ehrenfeld Das Karmeliterkloster St. Joseph im Kölner Stadtteil Ehrenfeld entstand im Jahre 1954 als Gründung der Niederländischen Provinz. Der Konvent nimmt Aufgaben in der Pfarr- und Krankenhausseelsorge wahr. Provinz Niederdeutsches Kommissariat (1954–1969), Niederdeutsche Provinz (seit 1969) Diözese Köln Lage Das Karmeliterkloster liegt in dem Kölner Stadtteil Ehrenfeld, Klarastraße 17. Patrozinium Der Patron von Kloster und Kirche ist der hl. Joseph. Siegel Das Siegelfeld zeigt Maria auf einer Bank sitzend; sie hält das Kreuz mit beiden Händen und beweint den Gekreuzigten. Zu ihren Füßen, unter einem Rundbogen, der kniende Prior. Die Umschrift des Konventssiegels lautet: S(igillum) Prioris Conventus Carmelitarum de Colonia. GESCHICHTE Gründung des Klosters Mit der Errichtung des neuen Klosters in Köln wurde eine lange, reiche Ordenstradition in Deutschland wieder aufgegriffen, die um 1256 begann [ Köln, Waidmarkt]. Am 22. August 1949 stellte der Provinzvikar der niederländischen Provinz, Antonius von Rijswijck, dem Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings die Überlegungen der niederländischen Karmeliter vor, in der Erzdiözese Köln eine Niederlassung zu begründen und fragte an, ob dies seitens der Erzdiözese für wünschenswert gehalten werde. Dabei erwähnte er den Ort Bonn als möglichen Standort für eine Neugründung.1 Die Antwort kam postwendend und lautete, dass man grundsätzlich bereit sei, eine Ordensniederlassung in Bonn zuzulassen. Unter Hinweis auf Art. 14 des Reichskonkordats machte das Generalvikariat darauf aufmerksam, dass nur solche Priester zur seelsorglichen Tätigkeit zugelassen werden dürfen, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, das deutsche Abitur erworben und an einer Hochschule in Deutschland oder an einer päpstlichen Hochschule in Rom wenigstens 6 Semester Theologie studiert haben. Ausnahmen seien nur im Einverständnis von Staatsregierung und Ordinarius möglich.2 Am 19. September 1949 antwortete Provinzial Antonius von Rijswijck, dass Patres aus den Niederlanden diesen Bedingungen nicht entsprechen könnten. Sein Anliegen sei es aber zu erfahren, ob die Kölner Erzdiözese geneigt sei, bezüglich der Befreiung von den Bedingungen des Reichskonkordates mit der Staatsregierung zu verhandeln. Dann gab es zwischen dem Kardinal von Köln und den Karmelitern eine „Funkstille“. Erst am 20. Dezember 1952 nahm Provinzial Brocardus Meijer wieder Kontakt mit dem Kölner Erzbischof auf und erkundigte sich nach der Möglichkeit, Verhandlungen mit der Regierung wegen der Befreiung von den Bedingungen des Reichskonkordates aufzunehmen.3 Am 28. Dezember 1952 antwortete Kardinal

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Frings und gab der Hoffnung Ausdruck, dass eine Ausnahmeregelung bei dem derzeitigen Verhältnis von Staat und Kirche leicht zu erreichen sei.4 Das erste Gespräch über die eventuelle Errichtung eines Klosters in Köln fand am 16. Januar 1953 zwischen dem Provinzial Brocardus Meijer und dem Kölner Generalvikar Jo­­sef Teusch statt. In diesem Gespräch wurde die Gründung eines Karmeliterklosters in Köln begrüßt. Es sollte sich um eine Niederlassung für mehrere Patres handeln, die in einer oder mehreren Pfarreien tätig sein sollten. Gleichzeitig führte die Niederländische Provinz auch Gespräche mit dem Bischof von Mün­s­ter, sodass bereits im Jahr 1953 elf Karmeliter nach Deutschland gingen, die zunächst Aufgaben in der Pfarrseelsorge in den Diözesen Münster und Köln übernahmen.5 In einem regen Briefwechsel zwischen der niederländischen Ordensprovinz und dem Kölner Generalvikariat wurden weitere Einzelheiten geklärt, sodass Generalvikar Teusch dem niederländischen Provinzial in einem zweiten Gespräch am 10. Dezember 1953 die Pfarrei St. Joseph in Köln-Ehrenfeld zusagen konnte.6 Bevor es so weit war, mussten einige Hindernisse beseitigt werden, denn das Kölner Domkapitel sprach sich gegen die Übernahme der Pfarrei durch die Karmeliter aus. Zudem war auch Pfarrer Trienekens nicht zur Aufgabe seiner Pfarrei bereit. In einem langen Gespräch zwischen Pfarrer Trienekens und dem Provinzial wurde „gegen Mitternacht“ das Problem gelöst, indem der Pfarrer zusagte, die Pfarrei zu verlassen und sie den Karmelitern zu überlassen. Am nächsten Tag, dem 11. Dezember 1953, wurde kurzerhand ein Treffen im Generalvikariat vereinbart, wo alles Weitere festgelegt wurde. Kardinal Frings bat den Provinzial am 11. Januar 1954 darum, in Rom um die Genehmigung zur Errichtung eines Konvents in Köln zu ersuchen, die bereits am 3. Februar 1954 von der Religiosenkongregation und von der Generalkurie der Karmeliter erteilt wurde.7 Der Kölner Generalvikar bot den Karmelitern daraufhin anstelle der Pfarrei St. Joseph die Pfarrei St. Barbara an, doch drängte Provinzial Brocardus Meijer auf Einhaltung der am 11. Dezember 1953 getroffenen Vereinbarungen.8 Nachdem alle Schwierigkeiten beseitigt waren, fand am 19. März 1954 im Beisein des niederländischen Provinzials Brocardus Meijer die offizielle Eröffnung des Konvents statt. Da der Umbau des Pfarrhauses in der Klarastraße zu einem Konventsgebäude noch nicht abgeschlossen war, zogen die sechs Brüder vorübergehend in eine Wohnung in der Rothenburger Straße ein. Sie waren als Kapläne in den Ehrenfelder Pfarreien St. Joseph, St. Barbara, St. Anna und St. Mechtern eingesetzt. Zweieinhalb Jahre später fand am 19. September 1956 die feierliche Einweihung des neuen Ehrenfelder Karmeliterklosters in der Klarastraße statt. Leben im Konvent und Aufgaben in der Seelsorge Inzwischen hatte sich die Zahl der Mitbrüder auf elf erhöht (zehn Patres und ein Laienbruder). Sie waren mit Ausnahme des Laienbruders alle in der Pfarrseelsorge tätig. Das neue Kloster war ein Pfarrkonvent, in dem die Bewohner neben der seelsorglichen Aktivität in den Pfarreien von Köln-Ehrenfeld und in der Krankenhausseelsorge als Brüder ihr

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

­ eben miteinander teilten und das gemeinsame Gebet (Chorgebet) pflegten. DaL mit war und ist das Kloster ein Ort der Ruhe, der Erholung, des Austausches und der Besinnung. 1959 wurde der Plan einer Klostergründung in Bonn wieder aufgenommen und Vitus ten Beitel im März 1959 von Köln nach Bonn versetzt. Er übernahm dort im Norden der Stadt eine Aufgabe als Kaplan und Vicarius expositus für den Pfarrbezirk St. Hedwig, bis er am 1. August 1962 Pfarrer der neu errichteten Kirche St. Hedwig wurde. Die Ordenskongregation genehmigte am 15. Juli 1961 die kanonische Errichtung eines Klosters der Niederländischen Provinz, das jedoch nicht gebaut werden konnte. „Durch die Planung der Autobahnverbindung zur Nordbrücke wurde der Bauplatz für das geplante Karmeliterkloster so stark beschnitten, dass auf dem Provinzialkapitel der Karmeliter im Juli 1966 entschieden wurde, die Niederlassung aufzugeben. Schließlich verließ am 12. April 1967 Pater Angelinus Pots mit Pater Sixtus St. Hedwig“.9 Der Kölner Konvent war zu Beginn recht gut besetzt. 1963 gab es 13 Mitglieder; 1975 sank die Zahl auf neun, später auf fünf bis sechs. 2010 zählte der Konvent sechs Mitglieder. Seit 1958 gab es in St. Joseph auch einen Dritten Orden Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel.10 Dessen Mitglieder trafen sich unter der geistlichen Begleitung eines Karmeliters einmal monatlich zu Gebet und Besinnung. Nach 50 Jahren wurde der Dritte Orden in Köln wegen Nachwuchsmangels aufgehoben. ARCHIV Die Chronik des Kölner Karmel wird im Klosterarchiv aufbewahrt. BAU- UND KUNSTdenkmäler Die Pfarrkirche St. Joseph, eine neugotische, dreischiffige Basilika mit einem 60 m hohen Turm, wurde in den Jahren 1872–1874 gebaut und 1875 konsekriert. Sie liegt an der Venloer Straße. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde sie in aller Schlichtheit wieder aufgebaut. „Die Gläubigen fühlten sich im neuen Kirchenraum wohl“, so heißt es in der Festschrift zur 125–jährigen Jubiläumsfeier.11 1958 erhielt St. Joseph neue Glasfenster, die vom holländischen Künstler Jan Schoen­ aker entworfen wurden.12 Von ihm stammt auch der Kreuzweg aus farbigem Glas­ mosaik. Nach 1980 wurde der Kirchenraum ausgemalt. Dazu schrieb Viktor Heger, der Pfarrer in St. Joseph: „Unser Gotteshaus ist bisher ein sachlich, nüchterner und technischer Raum gewesen. Wir sind jetzt bestrebt, aus diesem Zweckraum ein „Vaterhaus“ zu erstellen, das uns die Möglichkeit schafft, ein Wohlgefühl aufkommen zu lassen“.13 Die wichtigsten Stücke der Kirchenausstattung sind eine Plastik Anna Selbdritt (15. Jh.) und zwei Monstranzen. Die eine wurde von F. X. Hellner aus vergoldetem Silber geschaffen und der Pfarrei im Jahr 1900 geschenkt. Die zweite Monstranz ist eine Nachbildung der spätgotischen Monstranz des Kölner Domschatzes.14 Weiterhin ist eine barocke Marienfigur aus der Zeit um 1730 erwähnenswert.

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Unweit von der Josephskirche liegt die Marktkapelle, ein neugotischer Saalbau. Eine Tafel im Inneren der Kapelle gibt uns folgende Auskunft: „Erbaut zu Ehren der Allerseligsten Jungfrau Maria durch Johann Wahlen und seine Ehefrau Caecilia geb. Veith“. Die von Vincenz Statz gebaute Kapelle wurde am 3. Januar 1863 eingeweiht und am 28. Oktober 1869 zur Pfarrkirche erhoben. Das war der Anfang der jetzigen Pfarrgemeinde St. Joseph. Im Jahr 2002 wurden die beiden Pfarreien zu einer Pfarrei St. Joseph/St. Mechtern zusammengeschlossen. Die St. Mechternkirche ist eine lichtdurchflutete Hallenkirche, die den Festsaal Gottes versinnbildlicht. Sie steht an der Stelle, wo nach der Überlieferung der heilige Gereon mit seinen Gefährten um 285 nach Christus den Märtyrertod starb. PRIOREN Eustachius Slotman 1954–1957 – Petrus Thomas Ribbert 1957–1960 – Mauritius Olde Monnikhof 1960–1963 – Petrus Thomas Ribbert 1963–1967 – Angelinus Pots 1967–1972 – Eduard Harmelink 1972–1978 – Angelinus Pots 1978–1981 – Eduard Harmelink 1981–1986 – Vitus ten Beitel 1986–1989 – Angelinus Pots 1989–1993 – Eduard Harmelink 1993–1995 – Angelinus Pots 1993–1999 – Viktor Heger 1999–2008 – Pankraz Ribbert seit 2008. LITERATUR 100 Jahre Katholische Pfarrgemeinde St. Joseph Köln-Ehrenfeld. Festschrift. Köln 1969 – 125 Jahre Pfarrgemeinde St. Joseph in Köln-Ehrenfeld 1869–1994. Festschrift. Köln 1994 – Kirchen in Köln. München o. J. 1 NCI, B IV, 3.  –  2 Ebd.  –  3 KlosterA Köln, Chronik des Kölner Karmel.  –  4 NCI, B IV, 3, I.  –  5 AOC 1954, Fasc. 1, 18.  –  6 Ebd. So auch in der Chronik des Kölner Karmel.  –  7 Ebd.  –  8 Ebd.   –  9  KlosterA Köln, Chronik des Kölner Karmel. Genehmigung zur kanonischen Errichtung eines Klosters in Bonn: AOC 22, 1960, 218. Zitat aus: Festschrift zur 50-Jahrfeier der Konsekration der Pfarrkirche St. Hedwig, Bonn. O.O. o.J. (Bonn 2012), 18f., vgl. auch 53f. Hier ist der Name von Angelinus Pots durchgängig falsch mit „Pott“ wiedergegeben. – 10 Der Dritte Orden in Köln wurde am 10.12.1958 durch Dekret des Generalpriors errichtet und am 2.6.2008 durch Dekret des Generalpriors aufgehoben.  –  11 125 Jahre Pfarrgemeinde St. Joseph, 148.  –  12 Ebd., 149f.  –  13 Ebd., 154.  –  14 Ebd., 142f.

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Mainburg Von ihrem 1892 gegründeten „Hospitium“ aus versahen die Karmeliten in Mainburg 36 Jahre lang die Wallfahrtsstätte St. Salvator sowie die mit umfangreichen und weitläufigen seelsorgerlichen Verpflichtungen ausgestatteten Benefizien. In der St. Salvator-Ordenskirche pflegten sie den eucharistischen Kult der Schmerzensmann-Figur und die Christus SalvatorVerehrung und machten die Gläubigen mit ihren Ordensheiligen und der karmelitanischen Marienverehrung vertraut. In der noch heute lebendigen Skapulierbruderschaft wirkt diese Arbeit bis in unsere Tage nach. Provinz Provinz Germano-Hollandica (1892–1896), Bayerisches Provinzvikariat (1896–1897), Bayerische Provinz (1897–1918) Diözese Regensburg Lage Auf dem ehemaligen Burgberg von Mainburg inmitten der Hallertau, auf dem schon vor 1386 eine Salvatorkapelle erbaut wurde, steht die Wallfahrtskirche St. Salvator als „Krone von Mainburg“. Sie ist seit 1981 Klosterkirche St. Peter und Paul des Paulinerordens. GESCHICHTE Gründung des Klosters Zur Errichtung einer „klösterlichen Niederlassung“ auf dem Salvatorberg bei Mainburg wandte sich der Straubinger Karmelitenkonvent1 erstmals am 26. Dezember 1889 an die Regierung von Niederbayern. Als offizielle Begründung des Gesuchs wurde Platzmangel im Straubinger Kloster angegeben.2 Tatsächlich war wohl eher der Wunsch einer Reihe von einflussreichen Abensberger Bürgern mit verwandtschaftlichen Beziehungen zu Straubing vorherrschend, die die Seelsorge auf dem Wallfahrtsberg gern einer klösterlichen Niederlassung anvertraut sehen wollten. Das Definitorium befürwortete die Errichtung am 2. Mai 1890 zu Zenderen.3 Um die Neugründung in die Wege zu leiten, wurde zunächst der Straubinger Konventuale Leonhard Schütz4 1891 nach Mainburg geschickt, der dort zunächst im Benefiziatenhaus wohnte. Bei den Verhandlungen zur Vorbereitung der Neugründung waren die historisch gewachsenen Strukturen der Verwaltung der Benefizien sowie die unterschiedlichen Interessenlagen von Pfarramt, Ordinariat, Stadtmagistrat und Karmelitenorden zu berücksichtigen. Nachdem bereits am 30. August 1892 das Regensburger Ordinariat die Genehmigung zum Aufzug der Karmeliten auf dem Salvatorberg gegeben hatte,5 genehmigte auch die Regierung von Niederbayern am 21. Oktober 1892, „dass auf dem Salvatorberge in Mainburg zum Zwecke der Übernahme und Pflege der Wallfahrt sowie zur Aushilfe in der Seelsorge und in der Schule drei Patres und zwei Fratres aus dem Kloster der Beschuhten Karmeliten zu Straubing – jedoch ohne Begründung einer förmlichen Niederlassung – Aufenthalt nehmen“.6 Der Regierungserlass verlangte jedoch eine Vereinbarung des Ordens und des Pfarramts über die jeweiligen Rechte und Befugnisse. Das Übereinkommen wurde am 12. April 1893 zwischen Kloster und

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Pfarramt geschlossen.7 Es regelte die Benefizial-Angelegenheiten, die Stiftmessen in der Frauenkirche sowie alle weiteren Aushilfen und Dienste. Die Salvatorkirche wurde den Karmeliten zur Benutzung überlassen. Die Karmeliten hatten die an der Salvatorkirche bestehenden Stiftungen gegen die stiftungsmäßigen Gebühren zu persolvieren. Ferner übernahmen sie die seelsorgerlichen Funktionen am ­Distriktkrankenhaus. Hinsichtlich der Bauunterhaltung der Salvatorkirche sollten die Rechte und Pflichten wie bisher bei der Kirchenverwaltung liegen.8 Am 6. Dezember 1892 gründete Kaufmann Josef Hällmayr den „Bauverein Sankt Salvator“. Daraufhin stellte die Gemeinde das benötigte Grundstück neben der Kirche zur Verfügung. Am 19. Januar 1893 begann man mit dem Klosterbau, der bereits am 21. September des Jahres eingeweiht werden konnte.9 Das Gebäude ging am 6. April 1900 vom Bauverein kostenlos in den Besitz der Gemeinde Markt Mainburg über. Am Weihetag, dem 21. September 1893, zogen die Karmeliten – zwei Patres und ein Laienbruder – vom Benefiziatenhaus in das neue Kloster am Salvatorberg um. Der zweite Pater übernahm die Kooperatorenstelle unten im Markt. Aufgaben in der Seelsorge Begonnen hatte man in der Niederlassung in Mainburg 1892 mit einem Pater und einem Laienbruder. Obwohl man die Genehmigung zur Berufung von drei Patres und zwei Brüdern bekommen hatte, blieb die Besetzung bis zum Jahre 1902 bei zwei Patres, ab 1894 allerdings bereits mit zwei Laienbrüdern bis zur Aufgabe des Hospitiums im Jahre 1918. Von 1902 bis zum Ende 1918 war das Hospitium durchweg mit zwei Fratres, bis 1906 mit zwei, ab 1908 zumeist mit drei Patres, 1907 und 1910 sogar mit vier Patres besetzt.10 Der Mainburger Konvent hatte insgesamt elf in den Jahren von 1890 bis 1909 gestiftete Messen, die mit einem Stiftungskapital von 19.000 Mark fundiert waren, in unterschiedlicher Anzahl das Jahr über zu persolvieren. Daneben waren noch 71 Messen in der St. Salvatorkirche des Klosters zu lesen.11 Die Patres des Konvents waren auch als außerordentliche Beichtväter der Armen Franziskanerinnen von Mallersdorf in Mainburg tätig.12 Bereits seit 1851 bestand an der Salvator- bzw. Karmelitenkirche der 3. Orden des hl. Franziskus, der 1902 etwa 800 Mitglieder zählte. Als Direktor fungierte der jeweilige Prior des Klosters.13 Zudem wurde am 2. Juni 1894 in der Salvatorkirche eine Skapulierbruderschaft mit zwölf Konventen und Predigt errichtet, deren Haupt- und Titularfest alljährlich am Sonntag nach dem 16. Juli mit Aussetzung des Allerheiligsten gefeiert wurde.14 Nachdem „mehrere fromme Personen dahier den Wunsch äußerten“, in den 3. Orden des Karmel aufgenommen zu werden, wurde dieser am 1. Oktober 1907 errichtet. Seine Heimstätte wurde die Klosterkirche. Er stand unter dem Direktorat des jeweiligen Priors aufgrund der Vollmachten des Ordensgenerals.15 Am 14. Januar 1907 legte Elias Feldbauer aus dem Straubinger Karmelitenkloster das vom Domkapitel geforderte „Summarium Indulgentiarum“ vor. Das „Ablaß-Verzeichnis“ fand wie das ebenfalls von Elias Feldbauer verfasste „Regel-Büchlein für den dritten Orden unserer lieben Frau vom Berge Karmel“ am 21. Januar 1907 die Anerkennung des Domkapitels.16 Anlässlich der Errichtung des 3. Ordens suchte Prior Anastasius ter Haar am 30. Juli 1907 um „die Prägung

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einer Medaille auf Kosten des Karmelitenklosters nach beiliegender Skizze“ nach. Auf der einen Seite übergibt die hl. Jungfrau dem hl. Simon Stock das Skapulier mit der Inschrift „Mutter und Zierde des Carmel, bitte für uns“, die nach dem Missale Carmelitanum die letzte Bitte der Lauretanischen Litanei vorstellt. Die Rückseite ist die Wiedergabe eines Deckengemäldes, das 1906 mit Genehmigung des Ordinariates Regensburg mit der Unterschrift „Salvator noster. Salva nos omnes“ in der St. Salvatorkirche angebracht wurde. Die Prägung wurde am 6. August 1907 vom Ordinariat gestattet.17 Auflösung des Konvents „Verschiedene Gründe, namentlich die Wehen gegenwärtigen Krieges“,18 d. h. insbesondere Personalmangel, veranlassten Provinzial Simon Kolb, dem Regensburger Ordinariat am 9. September 1916 den Verzicht auf die Wallfahrtsstätte St. Salvator und die Auflösung der Ordensniederlassung mitzuteilen. Da jedoch das Ordinariat einen Abzug nicht zuließ, bevor eine andere „religiöse Gemeinschaft“19 zu deren Übernahme gefunden war, konnten die Karmeliten Mainburg erst am 31. August 1918 verlassen.20 Am Tag darauf zogen Kapuziner in St. Salvator auf, deren Provinzial bereits am 16. Januar 1917 mit den Karmeliten Kontakt aufgenommen hatte.21 1932 bemühte sich das Provinzialat der Karmeliten in Bamberg zunächst mit einer mündlichen Anfrage um die Rückgabe des Klosters an den Karmelitenorden, der das Provinzialat der Kapuziner22 positiv gegenüberstand. Jedoch riet der Karmelit Augustin Penzkofer in seinem ausführlichen Gutachten23 von der Wiederbesiedlung ab. Das materielle Einkommen und den pastoralen Erfolg sah er nicht im Einklang mit den aufzuwendenden Mühen. Wie die frühere Präsenz in Mainburg gezeigt habe, sei dort wegen der unterschiedlichsten Pflichten, Aufgaben und Rücksichten, der verschiedenen rechtlichen Zuständigkeiten und der verschiedenen Einsatzorte in Katechese, Pfarrei, Klosterkirche, Mission und Aushilfen „ein geordnetes Ordensleben nicht möglich“, sodass man „in Rücksicht auf das bonum commune Ordinis“ eine erneute Übernahme der Niederlassung nicht empfehlen könne. Auf Nachfrage der Kapuziner teilte der Provinzial in Bamberg am 7. März 1935 mit,24 dass den Karmeliten nach Neujahr 1935 „wider Erwarten eine andere Gründung angeboten“ wurde, und fügte zusammenfassend hinzu: „Beides: Mainburg und das Erwähnte können wir nicht packen, da ja das im September 1934 eröffnete Reichenhallerkloster noch der festen Fundierung bedarf“. Die Kapuziner suchten wiederholt um eine Entscheidung in der Sache nach. Am 21. Juli 1935 übermittelte schließlich der Karmelitenprovinzial seine Befürchtung, dass die Antwort der Generalkurie in Rom negativ lauten werde,25 konnte jedoch keine definitive Zusage oder Absage geben. Am 9. Januar 1947 wandte sich das Provinzialat der Kapuziner26 seinerseits noch einmal an den Karmelitenprovinzial und bot aus Personalmangel infolge „außerordentlich schwerer Verluste im letzten Krieg“ wiederum eine Abgabe von Mainburg an. Ein von Clemens M. Puchner daraufhin verfasstes Gutachten27 über ein „Karmelitenkloster Mainburg“ stellt weitgehend aus eigenem Erleben die Probleme bezüg-

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lich einer Übernahme zusammen, spricht sich jedoch letztlich für eine Übernahme von Mainburg aus. Anschließend erörterte der Gutachter die „Absicht einiger Patres“ des Bamberger Klosters, Beschuhte Karmelitessen28 nach Bayern zu bringen und in Mainburg einen solchen Karmel zu eröffnen. Den Zeitpunkt für die Gründung eines Frauenklosters in Mainburg oder der näheren Umgebung wollte der Gutachter aufgeschoben wissen, bis der Orden dort wieder festen Fuß gefasst habe. Schließlich sprach am 17. August 1948 der Provinzial der Kapuziner nochmals bei Exprovinzial Clemens Maria in Straubing persönlich in dieser Angelegenheit vor29 und warb unter Hinweis auf die Zustimmung des Bischofs wiederum für die Übernahme des Klosters Mainburg durch die Karmeliten. Der Exprovinzial übermittelte diesen Vorschlag an das Provinzialat in Bamberg, das jedoch darauf nicht mehr reagierte. Augustin Penzkofer, der fast fünf Jahre in Mainburg eingesetzt war, fasste in seinem 1932 erstellten Gutachten seine Erfahrungen und Erlebnisse in der dortigen vielschichtigen Seelsorge zusammen und urteilte rückwirkend über das Abenteuer Mainburg: „Rector der Pfarrer. Eigene Kirchenstiftungsverwaltung. Eine Viertelstunde weg über das Abenstal hinüber der Pfarrhof, und die Pfarrkirche „draußen“ und die beiden Friedhöfe. Im Markt, zu dem viele viele steinerne Stufen hinunterführen, die man wieder hinaufgehen muß (Kreuzweg), die Frauenkirchen „unten“, welche die meisten Pfarrfunktionen hat. Insgesamt drei frequentierte Kirchen, für die Pfarrfunktionen jede zu klein. Krankenhauskapelle, ebenfalls mit dem Allerheiligsten. Die Dienste immer geteilt“.30 Die weitläufige und zerrissene Seelsorgsarbeit in Mainburg blieb also nicht in allzu guter Erinnerung. Diese Umstände haben letzten Endes auch den Ausschlag gegeben, warum der Orden trotz wiederholter Angebote keine neue Niederlassung in Mainburg gründete. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv KonventA Straubing: Stiftmessen Mainburg – BiZA Regensburg: KL 74 (Karmeliten Straubing), Nr. 23 Priorat Mainburg, Nr. 40 Zweigniederlassung (Priorat) Mainburg (1892–1916), Nr. 45 Personalia (Aufgabe der Niederlassung); Pfarrakten Mainburg: Nr. 29 (Hospitium Mainburg), Nr. 31 Besetzung (1823–1936), Nr. 35 Errichtung der Skapulierbruderschaft (1894), Nr. 37 Volksmission, Triduen (1837–1931), Nr. 45 St. Salvator in Mainburg betr., (ohne Nr.) Karmeliten 1893, 1904–1915 – Archiv des Pfarramts Mainburg: Briefwechsel mit Karmelitenkloster Mainburg – ProvinzA Bamberg: Schachtel „Ehemalige Klöster der Provinz“; C 5 Regesten Provincialatus I 1892–1918. Bibliothek In der Bibliothek standen 1742 Werke mit insgesamt 3291 Bänden, die in einem Katalog verzeichnet waren. Der Bestand umfasste „ausgezeichnete Prediger-Werke“,31 dazu vor allem die Fachbereiche Kirchengeschichte, Dogmatik, Moral und Zeitschriften. Für die Kapuziner, die die Karmeliten 1918 in Mainburg ablösten, „blieb manches stehen, insbesondere die Bibliothekseinrichtung und fast der gesamte Bücherbestand“.32

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BAU- UND KUNSTdenkmäler Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es unter Kirchenpropst Simon Peßlmüller, der 1723 einen völligen Neubau der Wallfahrtskirche errichtete, zu einem kraftvollen Wiederaufleben der Pilgerstätte. Das originale Wallfahrtsbild aus dem frühen 16. Jh., eine steinerne Halbfigur Christi mit den Wundmalen, steht auf dem Seitenaltar, die Schnitzfigur des thronenden Christus Salvator (ca. 1520/30) bildet den Mittelpunkt des Hochaltars. Das Altarretabel wie die anderen Seitenaltäre der Kirche entstammen der Zeit um 1725.33 Die zwei Nebenaltäre im Chor wurden von den Karmeliten bei dem Regensburger Bildhauer G. Schreiner in Auftrag gegeben und 1909 aufgestellt.34 Ein Inventar des Klosters und der Kirche aus dem Jahre 1901,35 das die liturgischen Geräte und Kunstwerke aufführt, soweit sie im Besitz des Ordens waren, zählt u. a. den Kreuzweg in der Kirche mit 14 Stationen, sechs Heiligenstatuen sowie zwei Engel, verfertigt von Adalbert Markl in Stattamhof, auf. Das Kloster verfügte über sieben kleine Zellen, zwei Gästeschlafzimmer, zwei Sprechzimmer, ein Refektorium, eine Küche und ein Rekreationszimmer. Neben Heiligenfiguren, die im Garten oder in der Kirche standen, besaß der Konvent auch noch acht weitere Bilder von Seligen und Heiligen des Ordens, geschaffen von dem Maler Maximilian Fürst in den Jahren 1908/09: Baptista Spagnoli, Johannes Soreth, Francus, Petrus Thomas, Andreas Corsini, Albertus Confessor, Teresa von Avila und Françoise d’Amboise.36 Der akademische Bildhauer G. Schreiner aus Regensburg lieferte 1909 für rund 7000 Mark zwei neue Nebenaltäre im Chor der Kirche.37 Der Regensburger Maler Georg Halter erhielt 1909 für die Anfertigung der beiden Seitenaltarblätter Magdalena und Sebastian von der Kirchenstiftung St. Salvator 300 Mark.38 SUBPRIOREN/PRIOREN39 Leonhard Schütz 1892–1895 – Anton Seidl 1895–1897 – Viktor Engelskirchen 1897– 1904 – Anastasius ter Haar 1904–1909 – Angelus Wiethaler 1909–1918. LITERATUR A. M. Brandl, St. Salvator in Mainburg. Mainburg 1931 – Deckert, Karmel in Straubing, 317f. – Ders., Niederlassungen der Beschuhten Karmeliten im Bistum Regensburg. In: Beitrr. zur Gesch. des Bistums Regensburg 12, 1978, 309–335, insbes. 334 (Mainburg) – Hans Detter, Mainburgs Gesch. von 825 bis 1967. Mainburg 1968, 49ff. – Ders., Mainburgs Heimatgesch. Mainburg 1974 – Festschrift 75 Jahre Kolpingfamilie Mainburg 1895–1970. Mainburg 1970 – Matrikel der Diözese Regensburg. Regensburg 1916, 343f. – Matrikel des Bistums Regensburg 1997. Regensburg 1997, 620f. – Barbara Möckershoff, St. Salvator in Mainburg. In: Volkskultur und Heimat. Hg. von Dieter Harmening und Erich Wimmer. Würzburg 1986, 377–388 (Quellen und Forsch. zur europäischen Ethnologie 3) – Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Regensburg. Regensburg 1892–1918 – Christoph Schmid, Mainburg und seine Kirchen 1946–1966. Regensburg 1982, 40–43 – Hans

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J. Utz/Karl Tyroller, Wallfahrten im Bistum Regensburg. München/Zürich 1989. 1 ProvinzA Bamberg, Mainburg, Bittschreiben des Karmelitenkonvents Straubing vom 15.1.1890 an das Kgl. Bez.amt Rottenburg sowie Reskript der Regierung von Niederbayern vom 22.8.1890.  –  2 Ebd., Schreiben des Konvents (12.9.1890) mit Vorlage des Grundrisses und der Pläne des Karmelitenklosters zur Überprüfung des gesamten Platzmangels.  –  3 Ebd., Provinzkapitel (Dekret 2).  –  4 Deckert, Karmel in Straubing, 317 (Nekrolog III, 30).  –  5 Deckert, Niederlassungen, 334.  –  6 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 40 (Karmeliten Straubing, Ehemalige Niederlassungen), fol. 12r.  –  7 Ebd., fol. 21r–27r (Original des Vertrags).  –  8 Ebd., fol. 14r.  –  9 Ebd., und Möckershoff, St. Salvator, 387f.  –  10 Schematismen der Geistlichkeit des Bisthums Regensburg 1892–1918.  –  11  ProvinzA Bamberg, Mainburg: Inventarium Conventus: Fundationes, zusammengestellt von P. Wiethaler am 1.1.1911.  –  12 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 40 (6. 12.1912 und 8.10.1915).  –  13 Ebd., fol. 28 (18.3.1902).  –  14 Ebd., fol. 34 (30.6.1904).  –  15 Ebd., fol. 40r/v (1.10.1907)  –  16 Ebd., fol. 42–44; Deckert, Karmel in Straubing, 277.  –  17 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 40, fol. 45 (30.7.1907).  –  18 Ebd., fol. 55; ProvinzA Bamberg, Mainburg, Verzichtleistung vom 16.9.1916.  –  19 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 40, fol. 55 (Konzept der Antwort des Generalvikars Dr. Scheglmann); ProvinzA Bamberg, Mainburg, Schreiben des Ordinariats an den Provinzial vom 25.9.1916.  –  20  Die bei Deckert, Niederlassungen, 334, angegebene Begründung für die Verzögerung (fehlendes Einverständnis der Ordenskurie) kann aktenmäßig nicht belegt werden.  –  21 ProvinzA Bamberg, Mainburg, Vertrauliche Anfrage des Provinzials der Kapuziner wegen der Verhältnisse in Mainburg vom 16.1.1917.  –  22 Ebd., Schreiben des Provinzials der Kapuziner, Laufen, vom 18.4.1932.  –  23 Ebd., Gutachten zur Frage der Wiederübernahme der klösterlichen Niederlassung in Mainburg, erstellt von Augustin Penzkofer, 22.4.1932.  –  24 Ebd., Schreiben des Provinzials Clemens M. Puchner an das Provinzialat der Kapuziner vom 7.3.1935.  –  25 Ebd., Schreiben des Provinzials Clemens M. Puchner vom 21.7.1935.  –  26 Ebd., Laut Referat des Provinzials Clemens M. Puchner vom 14.4.1947 aus Straubing.  –  27 Ebd., Referat über Mainburg, erstellt von Clemens M. Puchner am 14.4.1947 in Straubing.  –  28 Ebd., Stellungnahme: Karmelitessenkloster Mainburg, erstellt von Clemens M. Puchner am 14.4.1947.  –  29 Ebd., Schreiben des Exprovinzials Clemens M. Puchner vom 22.8.1948 an das Provinzialat der Karmeliten in Bamberg.  –  30 Ebd., Gutachten von Augustin Penzkofer vom 22.4.1932, 2.  –  31 Ebd., Inventar vom 14.6.1901.  –  32 Ebd., Gutachten von Augustin Penzkofer vom 22.4.1932.  –  33 Utz/Tyroller, Wallfahrten, 74–76 mit Abb. 23.  –  34 ProvinzA Bamberg, Mainburg, 21.12.1908, 27.3. und 5.6.1909, Zahlungen an den Bildhauer Schreiner.   –  35 Ebd., Inventar vom 14. 6.1901, verfasst von P. Engelskirchen.  –  36 Ebd., Inventarium Conventus ad ecclesiam pertinens vom 1.6.1910; Quittungen des Malers für die beiden Gemälde Petrus Thomas und Francisca Amboise über 300 Mark vom 24.2.1909 (München); Deckert, Karmel in Straubing, 90.  –  37 ProvinzA Bamberg, Mainburg, Quittungen vom 21.12.1908 (Anzahlung), 27.3.1909 (Hauptzahlung von 3996 Mark) und 5.6.1909 (Restzahlung für Leistungen des Bildhauers Schreiner).  –  38 Ebd., Quittung des Malers Halter vom 3.6.1909, bezahlt von der Kirchenstiftung.  –  39 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 40, fol. 30; ProvinzA Bamberg, Mainburg; Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Regensburg 1892–1918; Deckert, Karmel in Straubing, 318.

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Mainz Die Karmeliterkirche an der Stadtmauer gehört seit der Mitte des 14. Jhs. zum Bild der Mainzer Altstadt, auch nachdem das Kloster infolge der Säkularisation seit 1802 keinen Konvent mehr beherbergte. Dank des Einsatzes der Mainzer Bevölkerung wurde sie in den 1920er Jahren vor dem Abriss bewahrt. Als Bischof Ludwig Maria Hugo die Rückkehr des Ordens nach Mainz initiierte, führte der Provinzialassistent der Niederländischen Provinz, der sel. Titus Brandsma, die Verhandlungen mit großem persönlichem Einsatz bis zur kanonischen Errichtung des Klosters am 1. März 1925. Der Mainzer Konvent nimmt heute den Dienst am Menschen in vielfältigen Formen wahr (ordentliche und außerordentliche Seelsorge, geistliche Begleitung) und ist das Ausbildungshaus der Karmeliten in Deutschland. Provinz Niederländische Provinz (1923), Niederdeutsche Provinz (seit 1969) Diözese Mainz Lage Der neue Mainzer Karmel wurde am Standort des 1802 aufgehobenen Klo­s­ ters errichtet (Karmeliterstraße 7). Patrozinium Patronin des Klosters ist die hl. Therese von Lisieux. GESCHICHTE Wiederbegründung des Klosters Nach der Säkularisation des Mainzer Karmeliterklosters blieb der Name des Ordens nur noch in Straßenbezeichnungen erhalten.1 In der Ende des 19. Jhs. geführten Diskussion um den möglichen Abriss der Kirche wurde die Rückkehr des Ordens nicht erwogen, ebensowenig 1912, als vereinzelt die religiöse Nutzung der Kirche gefordert wurde.2 Auch in der 1923 geführten Debatte um den Abriss der Kirche überwog klar der Aspekt der Denkmalpflege. Zur möglichen Nutzung der Kirche trug Ministerialrat Konrad Löhlein vor: „Wenn man ausländische kirchliche Kreise anregen würde“,3 sie wieder kirchlichen Zwecken zuzuführen, könnten Bedenken der Denkmalpflege beseitigt werden, doch sei für eine erneute kirchliche Nutzung „wohl keine dringende Not anzunehmen“. Der Mainzer Oberbürgermeister Dr. Karl Külb und der Provinzialdirektor für Rheinhessen, Dr. Karl Usinger, traten in Kontakt mit Bischof Ludwig Maria Hugo, der sich an die Niederländische Karmeliterprovinz4 wandte. Man habe ihn angesprochen, ob nicht der Orden die Kirche „ohne Entgelt“ übernehmen wolle mit der einzigen Pflicht, sie zu restaurieren; vergeblich habe er bereits versucht, die bayerischen Unbeschuhten Karmeliter zu gewinnen. In Mainz sei „zunächst eine kleine Station“ mit etwa drei Leuten zu errichten. Der Stadtklerus, versicherte Hugo, würde ihre Ankunft begrüßen.5 In einem späteren Schreiben berichtete der Bischof, der Oberbürgermeister habe ihm versichert, dass im Stadtrat alle „Parteien (auch die sehr mächtigen Sozialisten) vollkommen einig“6 seien, die Kirche dem zu überlassen, der die Renovierung übernehme. Hugo lud den Provinzial nach Mainz ein. Im Februar 1923 war in Verhandlungen zwischen Stadt und Kreisausschuss bereits von einer Übernahme der Kirche durch die Karmeliter die Rede.7 Auf Bitten Hugos8 begaben sich Provinzial Cyprianus Verbeek und Provinzialassistent Titus Brandsma im März 1923

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nach Mainz,9 wo sie die Kirche besichtigten und die Verhandlungen fortsetzten. Am 27. März 1923 schrieb Titus Brandsma dem Generalprokurator Hubertus Driessen, dass in Mainz Interesse an der Niederlassung des Ordens bestehe. Tatsächlich erteilte der Landtag der Regierungsvorlage zur Unterstützung beim beabsichtigten Umbau der Kirche10 am 24. April 1923 die Zustimmung.11 Am 25. Mai 1923 mahnte der Bischof: „Es sind inzwischen schon mehrere ernste Versuche gemacht worden, das ehrwürdige Gotteshaus entweder zu einem Industrie-Museum oder für gewerkschaftliche Zwecke des Sozialismus zu gewinnen. Deshalb ist Eile geboten“.12 Nach konträren Diskussionen im Definitorium über die Niederlassung in Mainz entschied sich die Mehrheit für den Plan. Vor allem Titus Brandsma, der sich vom 13.–24. Juli 1923 noch einmal in Mainz aufhielt, war ein Befürworter des Projekts.13 Als Ergebnis seiner Verhandlungen konnte Provinzial Cyprianus Verbeek kurze Zeit später einen ersten Vertrag unterzeichnen.14 Im Jahr darauf wurde ein zweiter Vertrag notwendig wegen Änderung der Höhe der durch den Orden zu erbringenden Finanzmittel.15 Das Provinzkapitel in Merkelbeek bestimmte am 3. September 1924 Anastasius ter Haar zum Präses des zu restituierenden Karmels. Einige Wochen später wurden Marcellus Töller und Laienbruder Andreas Nadorp für Mainz bestimmt, die noch vor Weihnachten 1924 in Mainz eintrafen.16 Die kanonische Errichtung des Karmels durch die zuständige römische Kongregation datiert vom 1. März 1925.17 Die Rückholung des Ordens fiel in eine Zeit politischer Unruhen und wirtschaftlicher Not, die durch die Stationierung von 4000 algerischen und marokkanischen Soldaten der französischen Besatzungsmacht in Mainz verschärft wurde.18 Situation des Konvents unter der nationalsozialistischen Herrschaft In der NS-Zeit erfuhr der öffentliche Gottesdienst des Ordens erhebliche Beeinträchtigungen. Am 28. April 1937 vermerkte der Chronist: „P. Prior mußte auf das Polizeiamt kommen. Die Prozession am 1. Mai (großes Gebet) und am Skapulierfest wurden verboten. Begründung: sie seien nicht altherkömmlich“.19 Am 3. September 1939 ist notiert: „An diesem Tage brach der Krieg aus mit Frankreich und England. Wir haben uns entschlossen, solange keine Lebensgefahr droht, auf unserem Posten zu bleiben“.20 Die Kriegszeit brachte weitere Einschränkungen,21 von denen auch alle Pfarreien betroffen waren. Weitere Auswirkungen auf das Leben des Konvents zeitigte der Einmarsch deutscher Truppen in die Niederlande (10. Mai 1940). Seitdem mussten sich die niederländischen Konventsmitglieder wöchentlich bei der Polizei melden.22 Am 25. Juli 1940 wurde Br. Raphael Tijhuis nach Durchsuchung seines Zimmers, ohne dass man belastendes Material fand,23 verhaftet.24 Der Gestapo lagen drei Briefe von Tijhuis an Mitbrüder im Ausland vor. Den Inhalt hielt man zur Aufwiegelung gegen das Dritte Reich geeignet.25 Im Prozess, der am 31. Oktober 1940 vor dem Landgericht Darmstadt begann, beantragte die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von vier Jahren. Sie versuchte, Tijhuis während des Prozesses darzustellen als „Schwerverbrecher [...], der nicht wert sei, dasz er von der Sonne beschienen würde“.26 Das Gericht verhängte eine Haftstrafe von eineinhalb Jahren Gefängnis, abzüglich der drei Monate Untersuchungshaft. Raphael Tijhuis

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wurde nach Verbüßung der Haftstrafe in Peungesheim in das Gestapogefängnis nach Darmstadt und von dort am 13. März 1942 in das KZ Dachau gebracht;27 am 29. April 1945 wurde er befreit. Sein Bericht über seine Erlebnisse liegt im Druck vor.28 Raphael Tijhuis kehrte nach Aufenthalten in seiner Heimat und in Rom 1979 wieder nach Mainz zurück, wo er am 5. Juni 1981 starb. Zur Wehrmacht einberufen wurde am 5. Februar 1941 Thaddäus Karpinski, der seit 1943 als vermisst galt.29 Im Jahr 1947 wurden die bisher in Mainz wirkenden Brüder, die sich in ihrem Dienst aufgerieben hatten, in die Niederlande zurückberufen. Die neu nach Mainz gesandten Ordensmitglieder sollten und wollten ihre ganze Sorgfalt darauf verwenden, den Karmel neu aufzubauen.30 Die Nachkriegszeit stand im Zeichen des Wiederaufbaus der Kirche und des Klosters sowie dessen Erweiterung. Im Juni 1948 fand mit Erlaubnis der Militärregierung die erste Visitation nach dem Krieg statt. Bildungs- und Nachwuchsarbeit Der Neubeginn des Karmel in Mainz wurde 1924 dem Wunsch des Mainzer Bischofs Hugo nach einer kleinen Station entsprechend mit nur drei Mitgliedern gemacht. Seit den 1950er Jahren hielten sich häufiger Ordensmitglieder im Karmel auf, die in Mainz, seit 1946 wieder Universitätsstadt, studierten. Dabei handelte es sich nicht allein um das Theologiestudium, sondern auch um (Aufbau)Studien in anderen Fächern. Der Konvent umfasste in diesen Jahren in der Regel acht bis neun wahlberechtigte Mitglieder. Die Einrichtung des Studienhauses (1964) änderte auch die Zusammensetzung des Konvents, der 1964 22 Personen zählte.31 Drei Jahre später lebten im Karmel 13 Patres, neun Kleriker und drei Brüder.32 Für 1974 nennt der Mainzer Diözesanschematismus neun Patres, fünf Fratres und sechs Brüder; in den 80er Jahren des 20. Jhs. bewegte sich die Zahl der Patres nach Angaben der Schematismen zwischen sechs und acht. Zwischen Fratres und Brüdern wurde in den Angaben nun nicht mehr unterschieden, ihre Anzahl betrug zwischen sechs und zehn. 1996 nennen die Annalen acht Patres, drei Fratres und einen Bruder. Für 2008 nennt der Schematismus der Diözese Mainz zwölf Patres und sieben Fratres, sowie ein Mitglied ohne nähere Bezeichnung. Ordentliche und außerordentliche Seelsorge Im August 1951 reifte der Plan, dem Orden die Pfarreien St. Peter, St. Emmeran und St. Christoph zu übertragen.33 Nach der Pensionierung des bisherigen Pfarrers34 wurde Anselmus Olthof zum Pfarrer der gemeinsam betreuten Pfarreien ernannt.35 Alle drei Kirchen waren durch Kriegseinwirkung zerstört. Am 20. Januar 1962 wurde die Pfarrei St. Christoph kanonisch aufgehoben.36 Der Orden behielt die Seelsorge in der Pfarrei St.Peter/ St.Emmeran bis zum 15. November 2002 bei. Der zum 1. September 2003 eingesetzte Diözesanpriester wurde nach wenigen Monaten aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt,37 und nach einer Phase der Pfarrverwaltung wurde am 15. Januar 200538 wieder ein Ordensmitglied Pfarrer von St. Peter. Seit dem 1. September 2004 werden die Pfarreien Gau-Odernheim, Bechtolsheim und Biebelnheim39 durch ein

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Mitglied des Mainzer Karmels betreut (Pfarrer bis 2009, seitdem Subsidiar). Ein wichtiges Tätigkeitsfeld der Karmeliter war von Anfang an die Beichtpastoral. Die Patres waren als ordentliche und außerordentliche Beichtväter bei Frauenorden in der Diözese tätig und boten und bieten den Gläubigen Beichtmöglichkeit. Als 1942 in der stark zerstörten Stadt eine neue Gottesdienstordnung gefunden werden musste, baten die Pfarrer den Bischof, dahin zu wirken, dass die Karmeliter sich mit einer Frühmesse begnügen sollten.40 Begründet wurde dies damit, dass die noch vorhandenen Pfarrkirchen ausreichten, allen in Mainz lebenden Gläubigen die Möglichkeit zum Gottesdienstbesuch zu geben. „Im Interesse einer fruchtbaren Seelsorge“ liege es, „dass sie wenigstens am Sonntagvormittag den Pfarrgottesdienst besuchten“. Das Ordinariat trug dem Wunsch Rechnung. Nach Kriegsende wandte sich das Dekanat Mainz wegen der erneut zu ändernden Gottesdienstordnung wieder an das Ordinariat.41 Dem Orden wurde nun gestattet, Gottesdienste um 9.00 Uhr und 11.00 Uhr zu feiern, doch musste in den ersten vier Wochen eine Zählung der Gottesdienstteilnehmer erfolgen. Die durch den Prior am 5. August 1945 vorgelegten Zahlen erwiesen die Akzeptanz. Die Annalen berichten, wie rasch und intensiv die Karmeliter nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Diözese vor allem durch die Eucharistiefeier und Predigten in die Seelsorge eingebunden wurden. Der Schwerpunkt des Wirkens lag in Mainz und im rheinhessischen Diözesanteil. Dazu kamen Aushilfen in nahegelegenen Orten der Diözese Limburg.42 Bei der Visitation durch den Provinzial wurde im November 1961 angemahnt, dass die Dienste in der Klosterkirche „den Vorzug vor allen anderen Aktivitäten, auch vor Pfarrei und Aushilfe“ haben sollten; das Kloster müsse „zum Zentrum tief religiösen Lebens werden“.43 So war und ist es ein wichtiges Anliegen der Ordensgemeinschaft, in der Stadt anwesend zu sein und so die Anwesenheit Gottes zu suchen. Seit 1948 eröffneten sich weitere Tätigkeitsfelder in der Jugenderziehung und im Unterrichtswesen.44 Nachdem sich die Wiedereröffnung der 1938 geschlossenen Mainzer Marienschule (heute Willigis-Gymnasium) verzögerte, schlug am 18. April 1949 Bischof Albert Stohr ihre Übernahme durch die Karmeliter vor. Im Sommer fanden Verhandlungen zwischen Provinzial, Prior, Bischof und Ordinariat statt,45 die zur Vertragsunterzeichnung am 24. Mai 1950 führten.46 Im August 1950 entsandte der Orden Dr. Damianus Berends als Direktor und Dr. Francus Sanders als Lehrer,47 Prior Innozenz Damhuis wurde als Direktor eines mit der Schule verbundenen Konviktes genannt.48 Zur Ausführung des Vertrages kam es jedoch nicht. Nachdem am 16. Januar 1951 die staatliche Genehmigung zur Eröffnung des Gymnasiums erteilt worden war, erhob das frühere Kuratorium der Schule erfolgreich Einspruch gegen den Vertrag, auf dessen Erfüllung das Definitorium vergeblich bestand. Der schulischen Jugendarbeit widmete sich der Orden auch auf andere Weise. Am 7. November 1953 stellte der Mainzer Bürgermeister in der Berufsschule einen Raum für die „Aufgabenstunde“49 zur Verfügung. Zielgruppe waren Schüler der Höheren Schulen. Am 12. November 1956 wurde ein Studienheim für Gymnasiasten und Realschüler in einer Holzbaracke (Emmeransfried-

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hof) eröffnet, jedoch Ostern 1959 wieder geschlossen, weil es „keinen Nutzen hatte für den Nachwuchs des Ordens, was man sich ursprünglich gedacht hatte“.50 1969 entstand auf Anregung von Prior Gerhard Olde Monnikhof das Angebot der Glaubensinformation („Offene Tür“). Mit dem Angebot sollte eine Lücke geschlossen werden, da es in der ordentlichen Seelsorge nicht ausreichend möglich war, sich dem Einzelnen in genügender Weise und intensiv zuzuwenden. Das Angebot war eine der Wurzeln der Telefonseelsorge, die 1972 als Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden eingerichtet wurde. Weitere Wirkungsorte waren und sind die Betriebsseelsorge (1969–1979), die Seelsorge am Städtischen Altersheim (1979– 2004) sowie die Cityseelsorge (seit 1992). Aufbau der Niederdeutschen Provinz Von Mainz aus geschah der Aufbau der Niederdeutschen Ordensprovinz. Nachdem schon während des Zweiten Weltkrieges der Plan aufgekommen war, fanden am 10. Oktober 1952 erste Gespräche in Mainz statt.51 Gegründet wurden die Klöster in Köln (1954), Kamp-Lintfort (1954), Essen (1953), Wegberg (1956) und Duisburg (1960). Albertus Groeneveld wurde 1960 nach Duisburg versetzt, um dort Gründung eines neuen Karmels vorzubereiten. Am 3. März 1969 wurde die Niederdeutsche Provinz selbständig. Zum ersten Provinzial wurde der in Mainz wirkende Vitus ten Beitel gewählt. Pankraz Ribbert wurde 1981 erstmals zum Provinzial der Niederdeutschen Provinz gewählt (bis 1991); es folgten weitere Amtszeiten von 1993–1996 und 2002–2005. Bruderschaften Die Skapulierbruderschaft erhielt am 2. Februar 1925 ihre Genehmigung in Rom. Am 19. Juli 1925 wurde erstmals wieder das Skapulierfest gefeiert, „unter gewaltigem Zulauf des Volkes“,52 notierte der Chronist. Bis zu seinem Tod nahm der Mainzer Bischof L. M. Hugo an den Feierlichkeiten teil. Die Bruderschaftsprozession fiel nach dem Krieg zunächst aus, lebte aber 1955 wieder auf. Im gleichen Jahr führte eine Wallfahrt die Bruderschaftsmitglieder nach Boxmeer. 1925 wurde die Bruderschaft der hl. Theresia vom Kinde Jesu gegründet. Die Heiligsprechung wurde 1926 in Anwesenheit des Bischofs in der Klosterkirche gefeiert. Person und Spiritualität der hl. Theresia den Gläubigen nahezubringen war und ist ein wichtiges Anliegen des Ordens. Aus der Christophskirche in die Karmeliterkirche verlegt wurde das Valentinusfest, das für die Gläubigen große Bedeutung hatte und auch als Kirchweihfest begangen wurde. Zunächst wurde es auch noch am früheren Kirchweihtag gefeiert (Sonntag nach 24. August),53 später wurde der 14. Februar alleiniger Wallfahrtstag. ARCHIV Quellen zur Geschichte des Mainzer Karmels befinden sich im Klosterarchiv. Der Großteil der vor 1942 entstandenen Akten verbrannte 1942; den Zweiten Weltkrieg haben nur die Chronik (ab 1924, Lücke: 1981–1995) sowie ein Kassenbuch überstanden. In Kopien aus dem NCI liegt der Schriftwechsel bezüglich der Wiedererrichtung des Karmels vor. Im Dom- und Diözesanarchiv Mainz finden sich Unterlagen

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in den Beständen „Generalakten“ sowie „Pfarrakten 1800–1945“ (Karmeliterkirche; St. Christoph). In der Dienstbibliothek befindet sich eine Kopie der Aufzeichnungen von Raphael Tijhuis, Von Kutte und Verbrecherkluft. Aufzeichnungen und Erinnerungen an meine Haftzeit 1940–1945. (masch.schr.). Im Stadtarchiv Mainz sind v. a. die Bestände 50 (Zivilstandsregister), 60/1109 (Zusammenstellungen/Tabellen bzgl. Stiften und Klöstern), 70/169 (Hessisches Archiv, Denkmalpflege) zu nennen. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Nach der Säkularisation wurde die Kirche als öffentliches Kauf- und Lagerhaus genutzt, in dem man Gegenstände gegen Gebühr deponieren konnte. Nach Aufhebung des Lagerhauses (1887) wurden verschiedene Nutzungsmodelle überlegt, aber es war auch von der Niederlegung der Kirche die Rede,54 da die städtische Baukommission sie als baufällig betrachtete.55 Eine Zäsur in der Debatte um den möglichen Abriss stellt das hessische Denkmalschutzgesetz (1902) dar. Eine Baukommission nahm die Kirche 1903 in Augenschein.56 Ein Gutachten vom 29. Februar 190457 stellte fest, dass der schöne Bau „augenblicklich in traurigem Zustande“ liege. Man riet zur unverzüglichen Wiederherstellung.58 Eine endgültige Entscheidung fiel aber nicht. Als 1921 die Frage wieder akut wurde, wurden 1922 weitere Gutachten in Auftrag gegeben.59 Erst im Sommer 1924 begannen die Bauarbeiten an der im 19. Jh. nur wenig veränderten Kirche,60 deren Dachreiter nach dem Vorbild der Stadtansicht von Merian wieder aufgebaut wurde. Die Finanzierung erwies sich jedoch insgesamt als schwierig.61 Am 20. August 1924 sprach sich der Stadtrat mit vier Gegenstimmen für die Übergabe der Kirche an den Bischöflichen Stuhl aus.62 Im September hielten sich ter Haar und Titus Brandsma einige Tage in Mainz auf, um die Arbeiten in Augenschein zu nehmen und mit dem Bischof sowie Mitgliedern des Domkapitels zu sprechen.63 Bei der Weihe der Kirche am 15. Dezember 192464 wurde mit dem Patrozinium Assumptio Mariae wahrscheinlich der mittel­ alterliche Weihetitel wieder aufgenommen. Bei Luftangriffen am 11./12. August 1942 und am 27. Februar 1945 wurden Nordschiff und Chor der Kirche zerstört. Die Gottesdienste wurden zunächst in die Bilhildiskapelle verlegt. Das Südschiff der Kirche wurde nach Kriegsende als Marienkapelle eingerichtet, wo seit dem 2. Juli 1945 wieder Gottesdienst gefeiert werden konnte. Seit Dezember 1948 konnte die Kirche teilweise,65 seit April 1949 wieder ganz für den Gottesdienst genutzt werden. Weitere Renovierungsarbeiten wurden an den Deckenfresken, im Chorraum, an den Wandfresken in der Sakristei (1952/53), am Chorerker und am alten Flügelaltar (1953/54) vorgenommen. Beim Wiederaufbau beteiligten sich Mainzer Bürger durch Spenden, nicht zuletzt 1957/58, als die „Schieferbausteinaktion“ ins Leben gerufen wurde. Die Wiederherstellung des Daches und des Dachreiters schloss die Renovierung ab; 1963/65 erfolgten weitere Arbeiten, vor allem die Umgestaltung des Chorraumes im Sinne der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils. Die alte Sakristei wurde als Elijakapelle eingerichtet; 1993 wurde sie neu gestaltet (Ulrike Rinn und Christoph Grünberg).66

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Nach grundlegender Sanierung und Umgestaltung des Kirchenraumes in den Jahren 2009/2010 nahm der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann am 3. Oktober 2010 die feierliche Altarweihe vor. Durch die Neukonzeption und künstlerische Gestaltung des Kirchenraumes nach Plänen von Prof. Thomas Schmitz, Aachen, wurde die Trennung von Chorraum und Kirchenschiff durch eine Altarinsel in der Mitte des Kirchenraumes überwunden. Altar, Tabernakel, Ambo u. a. wurden neu geschaffen. Im nördlichen Seitenschiff fand der von dem Kölner Künstler Egino Weinert gestaltete Reliquienschrein zur Erinnerung an den sel. Karmeliten Titus Brandsma aus der Essener Kirche St. Mariä Geburt einen neuen würdigen Platz [→ Essen]. Der am 15. Dezember 1924 auf das Patrozinium Assumptio Mariae (Reliquien von Benignus, Blandinius und Vincentius) geweihte Hochaltar verbrannte im Zweiten Weltkrieg. Er wurde 1948 durch die aus der zerstörten Christophskirche übernommene Hochaltarmensa ersetzt.67 An der Vorderseite des alten Hochaltarretabels wurde ein Teil des spätgotischen Lettners von St. Stephan eingesetzt.68 Am 6. Januar 1950 erfolgte die Weihe des neuen Hochaltars, die geretteten Reliquien wurden wieder eingefügt.69 Durch Beiträge der Schweißtuchbruderschaft, die 1949–1965 an der Karmeliterkirche ihren Sitz hatte, konnte 1950 ein Tabernakel angeschafft werden.70 Bei der Neugestaltung des Chors (1963/65) wurde der gotische Altarschrein (1517) wieder an seine ursprüngliche Stelle am Hochaltar versetzt. Er war 1924 aus dem Dom in die Karmeliterkirche zurückgekehrt und hatte seitdem seinen Platz auf dem Marienaltar im südlichen Seitenschiff gehabt.71 Am 3. Februar 1965 konsekrierte Bischof Hermann Volk den neuen Zelebrationsaltar sub titulo S. Crucis. Über dem Westportal der Kirche wurde 1924 ein Relief der Krönung Mariens angebracht.72 Im Innern wurde 1924 die 1911 wiederentdeckte mittelalterliche Gewölbe- und Wandbemalung wiederhergestellt. In der Sakristei befinden sich heute Entwürfe zu Lithographien der von Albert Servaes73 geschaffenen Kreuzwegdarstellungen, die wahrscheinlich durch Titus Brandsma an den Mainzer Karmel gelangten. Eine Gedenktafel erinnert an den sel. Titus Brandsma, der im KZ Dachau starb. Die Kreuzzepter-Madonna aus rotem Sandstein (um 1390) gelangte 1924 aus der städtischen Gemäldesammlung wieder in die Mainzer Karmeliterkirche zurück.74 Für die Kirche wurden 1925 eine Herz-Jesu-Statue (Fritz Knobloch, Mainz),75 eine Statue der hl. Therese von Lisieux76 und eine Josefsstatue (Steinlein/Eltville) für den gleichnamigen Altar geschaffen.77 Die Statuen sind gegenwärtig im Kloster untergebracht. Ein 1925 der Kirche geschenktes „herrliches Kreuz nach Riemenschneider“78 fand Platz am Hochaltar. Eine Pietà, heute in einer Nische im nördlichen Seitenschiff aufgestellt, wurde im Kunsthandel erworben. Die Darstellung der hl. Anna Selbdritt (um 1500) war Mittelstück des Josefsaltars. Die heute in der Kirche befindliche Statue ist eine Kopie, da das Original 1999 aus der Kirche gestohlen wurde. Das barocke Kreuz, das den Triumphbogen des Mittelschiffs schmückt, stammt ursprünglich aus der Kapelle des Mainzer Friedhofes. Eine barocke Darstellung des hl. Josef stammt von einem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bürgerhaus.

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Aus den Beständen des Altertumsmuseums gingen bei der Wiederherstellung der Kirche Türen und Kanzel79 an den Bischöflichen Stuhl über. Die nach dem Zweiten Weltkrieg eingefügte Eingangstür stammt aus einem Mainzer Bürgerhaus und datiert aus der Zeit um 1780/90. 1963 wurde ein neues Chorgestühl aufgestellt. Da die zwischen 1928 und 1938 geschaffenen Kirchenfenster im Zweiten Weltkrieg untergegangen waren, erhielt die Kirche 1970 von Jan Schoenaker gestaltete Fenster. Für das Kloster schuf der Mainzer Kunstmaler Gustel Stein Buntfenster. Für den im Kloster befindlichen Raum der Stille schuf die Glasmalerei H. Schillings (Frankfurt/Main) zwei Bleiglasfenster. Auf Buntglas wurde verzichtet, um das restaurierte Wandfresko aus dem 15. Jh. zur Geltung kommen zu lassen. Die heutige Orgel nach der Disposition von Anselm Klingemann und dem Pro­ spektentwurf von Paul Wagner (Mainz) wurde 1970 von Orgelbauer Erich Breitmann (Nieder-Olm) als Ersatz für das im Krieg untergegangene Instrument gebaut. 1804 ersteigerte die Handelskammer die Klosteranlage,80 später gelangten die Gebäude in das Eigentum der Stadt und wurden parallel zu verschiedenen Zwecken, u. a. als Freischule und Kleinkinderbewahranstalt, genutzt.81 Bischof Hugo teilte dem Provinzial 1923 bei der Wiederbegründung des Klosters mit, dass die (als Schule genutzten) Klostergebäude „nicht zu haben“ seien; die Karmeliter müssten in einem Privathaus wohnen.82 Man beschloss jedoch, die Wohnung im alten Sakristeigebäude („Schwalbennest“) einzurichten.83 Einem Kaufangebot eines Hauses am Karmeliterplatz konnte 1927 nicht näher getreten werden,84 ebenso wenig einem 1928 unterbreiteten Angebot zum Erwerb eines Hauses in der nahen Bauerngasse.85 In diesem Zusammenhang versuchte der Prior vergeblich einen Teil des ehemaligen Klosters wieder zu erhalten. Mit Billigung des Definitoriums kaufte Prior ter Haar 1928 das noch vermietete Haus Karmeliterstraße 7. Die Annalen halten fest: „Vor der Saecularisation 1802 war dieses Haus auch Eigentum des Karmeliterklosters“.86 Nach Renovierung und Abfindung der Mieter konnten die Patres am 24. März 1931 das Haus beziehen.87 Es brannte beim Luftangriff auf Mainz in der Nacht vom 11./12. August 1942 aus.88 Die Karmeliter fanden zunächst Aufnahme bei Privatleuten und bezogen später eine Wohnung in der Albinistraße 11.89 Nach dem Krieg hoffte man, die alten Klostergebäude wieder in Besitz bringen zu können, doch waren die Pläne auch jetzt nicht umzusetzen. Im März 1946 bezogen die Patres den notdürftig renovierten Anbau, der von 1924–1931 als Wohnung gedient hatte. Zum Wiederaufbau und zur bedeutenden Erweiterung des Klosters90 wurde schließlich 1950 das Haus Karmeliterplatz 3 erworben, das für 15 Konventsmitglieder ausgebaut werden sollte.91 Es war bereits im 18. Jh. im Besitz des Ordens gewesen.92 Am 29. Dezember 1951 konnte die Einweihung93 gefeiert werden. Wichtig für die Geschichte des Mainzer Karmels ist die Entscheidung, dass er zum Studienhaus werden sollte. Damit verbunden war die Notwendigkeit einer Erweiterung des Hauses. Im Juni 1957 führte man Verhandlungen wegen der Rückgewinnung eines Teils des alten Klostergebäudes. Im August 1960 beauftragte das Ordenskapitel den Prior des Mainzer Klosters zu prüfen, ob ein Neubau

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auf dem Grundstück Rheinstraße/Ecke Löhrstraße möglich sei. Es erfolgte 1961 ein weiterer vergeblicher Vorstoß zur Rückgewinnung des alten Klostergebäudes. Man erwarb stattdessen das Grundstück Karmeliterstraße 9.94 Die Baupläne fanden, nachdem sie im Orden genehmigt worden waren, die Zustimmung durch den Stadtrat. Zwischen Stadt und Orden wurde am 25. März 1963 ein Erbbauvertrag geschlossen. Im November 1964 konnte das Gebäude bezogen werden. Der Neubau war in drei Teile gegliedert (Besucher, Theologiestudenten, innerer Klosterbereich) und bot Platz für 40 Bewohner. Die philosophischen Studien und das Noviziat der sich formierenden Niederdeutschen Provinz wurden 1967 nach Mainz verlegt; im Oktober 1969 zogen auch die Studenten der Oberdeutschen Provinz in den Mainzer Konvent ein, der damit für einige Jahre zum gemeinsamen Studienhaus beider Provinzen wurde. Die Personalentwicklung machte knapp eine Generation später Überlegungen zur Neuordnung der Ausbildung notwendig. Im Juli 2003 wurde ein erstes Gespräch zur Verlegung des gemeinsamen Studienhauses von Münster nach Mainz geführt. Nach entsprechenden Umbaumaßnahmen im Kloster und der Entwicklung des Konzeptes für das gemeinsame Leben im Ausbildungskonvent wurde das Studienhaus am 24. Oktober 2004 durch den Mainzer Generalvikar Dietmar Giebelmann eingeweiht. PRIOREN Anastasius ter Haar 1924–34 – Marcellus Töller 1934–47 – Anselmus Olthof 1947–53 – Xaverius Lutz 1952–54 – Benignus Rohof 1954–56 – Innocentius Damhuis 1956–59 – Joachim Hegmann 1959–1960 – Innocentius Damhuis 1960–1967 – Gerhard Olde Monnikhof 1967–1969 – Theodosius Schopman 1969–1972 – Pankraz Ribbert 1972– 1979 – Franz Hendrickx 1979–1981 – Pankraz Ribbert 1981–1990 – Egbert Rijpkema 1990–1997 – Pankraz Ribbert (als Prior in einem Leitungsteam aus drei Personen) – Egbert Rijpkema 2002–2004 – Martin Segers seit 2004. LITERATUR Fritz Arens, Der gotische Altarschrein in der Mainzer Karmeliterkirche. In: Mainzer Zs. 52, 1957, 46–49 – Ders., Die Karmeliterkirche in Mainz, ein Führer durch Bau und Ausstattung. Mainz 1974 – Ders., Die Bergungs- und ersten Wiederherstellungsarbeiten an der Mainzer Karmeliterkirche 1942–1954. In: Klemens Raczek und Georg Geisbauer, 50 Jahre Karmeliter wieder in Mainz. Mainz 1974, 47–60 – Ludwig Becker, Baubericht über die Wiederherstellungsarbeiten in der Karmeliterkirche in Mainz. In: Georg Lenhart (Hg.), Festschrift zur Wiedereinweihung der Karmeliterkirche zu Mainz am 15. Dezember 1924. Mainz 1924, 19–22 – Bericht des Klosterchronisten über den Neubau des Karmeliterklosters im Goldenen Mainz. Veröffentlicht am Festtag des Propheten und unseres Vaters Elias 20. Juli 1966 – Richard Both, Die Pfarrgesch. seit 1945. In: Thomas Berger (Hg.), Die Herrlichkeit dieses Hauses. St. Peter in Mainz 1756–2006. Einblicke in 250 Jahre Gesch. der ehemaligen Stifts- und späteren Pfarrkirche sowie der Pfarrei St. Peter. Mainz 2006,

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235–260 – Heinrich Brück, Das heilige Schweißtuch in der Sankt Emmeranskirche in Mainz. Mainz 1878 – Joachim Glatz, Die Ausstattung der Stephanskirche. In: Helmut Hinkel (Hg.), 1000 Jahre Sankt Stephan in Mainz. Mainz 1990, 455–479 (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 63) – Ders., Karmeliterkirche Mainz. Regensburg 1995 – Leo Groothuis, City-Seelsorge in Mainz. In: Karmel-Kontakt Nr. 72, 2000, 2f. – Ulrich von Hehl, Christoph Kösters, Petra Stenz-Maur, Elisabeth Zimmermann (Hg.), Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung. Bd. 1. 3. Aufl. Paderborn/München/ Wien/Zürich 1996 (Veröff. der Komm. für Zeitgesch. A 37) – Rita Heuser, Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten. Slg., Deutung, sprach- und motivgesch. Auswertung. Stuttgart 2008 (Gesch. Landeskunde 66) – Karmeliterkloster Mainz 1285–1985. Text: Klemens Raczek. Mainz 1985 – Gondulf Mesters, Aus der Gesch. des Karmeliterordens III: Der Orden im 19. Jh. In: Karmel-Stimmen Nr. 3, 1976, 78–83 – Necrologium defunctorum hodiernae Dioecesis Moguntinae sacerdotum, qui ab anno 1803 obierunt. Mainz 1927 – Klemens Raczek und Georg Geisbauer, 50 Jahre Karmeliter wieder in Mainz. Mainz 1974 – Dies., Der Wiederaufbau der Niederdeutschen Karmelprovinz. In: Karmel-Stimmen Nr. 4. 1976, 110f. – Klemens Raczek, Karmeliterkirche Mainz 1887–1924. Das Bemühen um die Erhaltung eines Kunstdenkmales und seine Wiederherstellung als Gotteshaus. Diplomarbeit. Mainz 1978 – Heinrich Schrohe, Die Mainzer Stadtaufnahmen des 16.–18. Jhs. 3: Die Mainzer Stadtaufnahmen von 1747 und 1785/66. Mainz 1931 (Beitrr. zur Gesch. der Stadt Mainz 8) – Friedrich Schütz, Vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg (1914– 1945). In: Franz Dumont, Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz, (Hg.): Mainz. Die Gesch. der Stadt. Mainz 1998, 475–509 – Susanne Speth, Das alte Foto (111). Karmeliterstraße 9. In: Mainz. Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft 28, 2008, 124–125 – Manfred Stollenwerk, St. Bernhard und Karmeliterkirche in Mainz. Zwei Kirchen von Gründberg & Partner. In: Das Münster 48, 1995, 18–25 – Christiane Stukenbrock, Niederländische Gemälde des 16. und 17.Jhs. Mainz 1997 – Raphael Tijhuis, Nothing Can Stop God from Reaching us. A Dachau Diary by a Survivor. Rom 2007 – Urk. über das heilige Schweißtuch und den ReliquienAltar zu St. Emmeran in Mainz. Separatdruck aus Mainzer Journal 1899, Nr. 76 und 77) – Verhandlungen des Landtags des Volksstaates Hessen im Jahr 1921/24. Zweiter Landtag; Protokolle. 2. Bd. (41–83). Darmstadt 1924 – Verhandlungen des Landtags des Volksstaates Hessen im Jahr 1921/24. Zweiter Landtag; Drucksachen. Darmstadt 1924. 1

Karmeliterstraße und Karmeliterplatz erfuhren nie eine Umbenennung; Heuser, Namen, 298.  –  2 Vgl. Mainzer Journal, 65. Jg., vom 9.2.1912; DDA Mainz, Pfarrakten 1800–1945, Mainz, Karmeliterkirche.  –  3 StA Mainz, 70/169, Protokoll der Besprechung vom 5.1.1923.  –  4 Raczek, Karmeliterkirche, 27.  –  5 KlA, Kladde, Hugo an Provinzial (27.1.1923).  –  6 KlA, Kladde, Brief Hugo an Provinzial (19.2.1923).  –  7 StA Mainz, 70/169; Protokoll vom 23.2.1923.  –  8 KlA, Kladde, Hugo an Provinzial (14.3.1923).  –  9 Raczek, Karmeliterkirche, 30.  –  10 Mainzer Journal, 78. Jg., vom 6.3.1923; Verhandlungen des Landtags, Zweiter Landtag; Drucksachen, 460f., Nr. 651. 

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–  11 Verhandlungen des Landtags, Zweiter Landtag; Protokolle. 2. Bd., 844.  –  12 KlA, Kladde, Hugo an Provinzial (25.5.1923).  –  13 Raczek, Karmeliterkirche, 33.  –  14 Am 27.7. und 11.8.; die Billigung durch das Definitorium geschah in der Sitzung 6.–8.9.1923.  –  15 Unterzeichnung durch Hugo am 23.6., durch Verbeek am 16.7.1924. Die kanonische Beglaubigung erfolgte am 7.1.1924 durch das Consilium des Ordens.  –  16 KlA, Annalen 1, 54–59.  –  17 KlA, Kladde, Schreiben vom 30.5.1925.  –  18 Schütz, Vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg, 482.  –  19 KlA, Annalen 1, 236.  –  20 Ebd., 250.  –  21 Ebd., 251, 257.  –  22 Raczek/Geisbauer, 50 Jahre, 35.   –  23 DDA Mainz, Raphael Tijhuis, Von Kutte und Verbrecherkluft, 3.  –  24 KlA, Annalen 1, 256.  –  25 Die Ankläger beriefen sich dabei auf das sog. Heimtückegesetz.  –  26 DDA Mainz, Raphael Tijhuis, Von Kutte und Verbrecherkluft, 6.  –  27 v. Hehl u. a., Priester, 885.  –  28 Tijhuis, Nothing Can Stop God.  –  29 Raczek/Geisbauer, 50 Jahre, 35; am 25.9.1950 fanden die feierlichen Exequien für ihn statt.   –  30 KlA, Visitationsbuch, Visitation Juni 1948.  –  31 KlA, Annalen 2, Eintrag vom 21.10.1964.  –  32 Ebd., Eintrag vom 14.2.1967.  –  33 KlA, Annalen 1, 303f.  –  34 Kirchliches Amtsblatt für die Diözese Mainz 93, 1951, 112, Nr. 13.  –  35 Mit Wirkung zum 1.10.1951; Both, Pfarrgesch., v. a. 237–257.  –  36 Kleines Hdb. für das Bistum Mainz. Mainz 1963, 169.  –  37 Kirchliches Amtsblatt für die Diözese Mainz 145, 2003, 113, Nr. 10; 146, 2004, 41, Nr. 3.  –  38 Ebd., 147, 2005, 15, Nr. 1.  –  39 Schematismus für das Bistum Mainz 2008, 123f.  –  40 Man verwies auf die Regelung, die hinsichtlich der Kapuziner getroffen worden war; Eingang des Schreibens beim Bischöflichen Ordinariat am 2.9.1942, DDA Mainz, Generalakten, Abt. 27–29, 3 Karmeliter, Fasz. Gottesdienst.  –  41 Ebd., Schreiben des Ordinariats vom 3.9.1942.  –  42 Biebrich, Flörsheim, Frankfurt, Frauenstein, Hochheim, Oestrich, Rauenthal, Schierstein.  –  43 KlA, Visitationsbuch.  –  44 KlA, Annalen 1, 277.  –  45 Ebd., 280–282.  –  46 Ebd., 285–292.  –  47 Ebd., 294.  –  48 Ebd., 294f.  –  49 Ebd., 326.  –  50 KlA, Annalen 2.  –  51 Raczek/Geisbauer, Wiederaufbau.  –  52 KlA, Annalen 1, 100.  –  53 Ebd., 281.  –  54 StA Mainz, 70/7092 (Protokoll der Stadtverordnetenversammlung 1893), 545f., § 402 (22.11.1893).  –  55 Mainzer Journal, 46. Jg., vom 23.11.1893.  –  56 Ebd., 56. Jg., vom 18.12.1903.  –  57 StA Mainz, 70/169.  –  58 Ebd.  –  59 Ebd., 22.11.1922 Gutachten Ministerialrat Knapp; 20.12.1922 Stadtbaumeister Gelius bestätigt schlechten Zustand der Kirche.  –  60 Arens, Karmeliterkirche, 2.  –  61 Dazu Raczek, Karmeliterkirche, 46–54.  –  62 Der Vertragsentwurf datiert vom 3.10.1925; im November 1925 lag er dem Notar vor. Festgehalten ist, dass alle Lasten und Abgaben bereits am 1.7.1924 an den Bischöflichen Stuhl übergegangen waren. Die Eigentumsübertragung verzögerte sich trotz wiederholter Anfragen des Notars (1928, 1929). Am 15.11.1929 brachte der Prior des Klosters zum Ausdruck, dass es „bedenklich und gefährlich“ sei, dass die Eigentumsübertragung noch nicht vollzogen sei. Der Vollzug erfolgte am 2.8.1932; DDA Mainz, Pfarrakten 1800–1945, Karmeliterkirche; Raczek, Karmeliterkirche, 55–59.  –  63 KlA, Annalen 1, 54f.  –  64 Mainzer Journal, 77. Jg., vom 16.12.1924.  –  65 KlA, Annalen 1, 279.  –  66 Stollenwerk, St. Bernhard, 18–25.  –  67 KlA, Annalen 1, 279; Annalen 2 (Abschied A. Olthof).  –  68 Der Lettner wurde endgültig 1715 beseitigt. Teile der Lettnerbrüstung wurden in St. Stephan als Chorabschluss und Kommunionbank genutzt. Nach 1948 wurden Teile der Lettnerbrüstung zertrümmert; Glatz, Ausstattung der Stephanskirche, 462, 474, 478.  –  69 KlA, Annalen 1, 283.  –  70  Ebd., Eintrag vom 13.4.1950.  –  71 Art. 6 des Vertrages von 1923. Siehe dazu auch Rudolf Kautzsch/Ernst Neeb, Der Dom zu Mainz. Darmstadt 1919 (Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen: Provinz Rheinhessen, Stadt und Kreis Mainz. 2: Die kirchlichen Kunstdenkmäler. Textbd., 332; Arens, Altarschrein, 46–49.  –  72 Es zeigt das Wappen von Dompropst Karl Emmerich Josef von Breidbach-Bürresheim.  –  73 Georg Geisbauer (Hg.), Titus Brandsma, Mystiker des Karmel, Märtyrer in Dachau. Mit Kreuzweg-Meditationen von Titus Brandsma zu Bildern von Albert Servaes und aus der Lagerhaft. Köln 1987.   –  74 Abb. und Beschreibung in: Schöne Madonnen am Rhein. Ausstellungskat. Bonn 2009, 209f. und Abb. 70.  –  75 KlA, Annalen 1, 95. Sie befindet sich heute im Kloster.  –  76 Glatz, Karmeliterkirche, 12.  –  77 Die Statue befindet sich heute im Kloster.  –  78 KlA, Annalen 1, 91.  –  79 Ein Schalldeckel für die Kanzel wurde 1925 in Mainz gefertigt; KlA, Annalen 1, 102.  –  80 Schieder, Säkularisation und Mediatisierung 4, 54. Beschrieben wurde die Anlage als Kloster, Kirche, Hühnerhof, drei Schuppen, ein Haus, Hof und Gärten. Das Ensemble war verpachtet; der Schätzpreis betrug 15.000 fr., der Kaufpreis 16.100 fr.  –  81 Das

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Adressbuch für 1857/58 nennt 1. städtisches Baumaterialienmagazin; 2. Büro und Wohnung des Lagerhausverwalters; 3. Büro der städtischen Zentralarmenkommission; 4. Lehrerwohnung (Frei­ schule); 5. Woh­ nung für eine Lehrerin (Freischule); 6. Wohnung der Haushälterin des Armens­instituts; 7. Kleinkinderbewahranstalt und Wohnung der Aufseherin; 8. Handwerkssschule und gewerbliche Fortbildungsschule; 9. Sonntagsschule für die Lehrlinge, die früher die Freischule besucht hatten; 10. diverse Klassen verschiedener Pfarrschulen; 11. Konferenzraum und Bibliothek der städtischen Lehrer; 12. Versammlungsraum des Gewerbevereins; 13. Turnsaal (für Übungen im Winter); 14. Armenspeiseanstalt; 15. Hausmeister- und Pförtnerwohnung. 1891 wurde der Mainzer Zentralarmenfonds erwähnt; 1892 zusätzlich die städtische Krankenanstalt und die amtliche Stelle für die Invaliditäts- und Altersversicherung von Dienstbotinnen und Dienstboten; 1893 findet sich daneben auch der Armen-Verein gegen Bettelei, später traten dazu noch das Statistische Amt und die Wohnungsinspektion sowie der Erziehungsbeirat der Stadt Mainz.  –  82 KlA, Kladde, Fasz. 5, Hugo an Provinzial (27.1.1923).  –  83 DDA Mainz, Pfarrakten 1800–1945, Mainz, Karmeliterkirche; Bericht von L. Becker über die Wiederherstellungsarbeiten.  –  84 KlA, Annalen 1, 148.  –  85 Ebd., 149.  –  86 KlA, Annalen 1, 155. Bei den Mainzer Stadtaufnahmen 1794/97 wurde das Haus (Lit C. 280) als dem Karmeliterkloster gehörend bezeichnet; Heinrich Schrohe, Die Mainzer Stadtaufnahmen des 16.–18. Jhs. 3: Die Mainzer Stadtaufnahmen von 1747 und 1785/66. Mainz 1931 (Beitrr. zur Gesch. der Stadt Mainz 8), 277. Adressbuch der Stadt Mainz 1801: Katharina Metz, Rentiere. Das verpachtete Haus wurde am 24.8.1803 versteigert; der Schätzpreis betrug 3300 fr., der Kaufpreis schließlich 6175 fr., Käufer war Johann Reiter; Schieder, Säkularisation und Mediatisierung 4, 49.  –  87 KlA, Annalen 1, 193.  –  88 Ebd., 265–269.  –  89 Ebd., 270.  –  90 Ebd., 277.  –  91 Ebd., 292. Der am 3.7.1950 notariell abgeschlossene Verkauf erfolgte nach Angaben der Annalen auf den Namen des Bischöflichen Stuhles.  –  92 Schrohe, Stadtaufnahmen (wie Anm. 87), 277 (C 282); Sterbehaus der 1802 verstorbenen Patres Hoeken und Braunschiedel.  –  93 KlA, Annalen 1, 304.  –  94 Zur Gesch. des Hauses Speth, Karmeliterstraße 9, 124f.

Martina Rommel

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Marienthal Vier Karmeliter der Niederdeutschen Ordensprovinz nahmen 1986 die klösterliche Tradition im Kloster Marienthal wieder auf, das bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1806 zum Orden der Augustiner-Eremiten gehört hatte. Die kontemplative Gemeinschaft hat die Seelsorge in der Pfarrgemeinde übernommen und erhält die Klosteranlage als Zentrum zeitgenössischer sakraler Kunst am Niederrhein. In Marienthal wurde, nachdem das Kloster seit seiner Gründung Noviziatshaus der Niederdeutschen Provinz gewesen war, im Jahre 2000 das Postulat der beiden deutschen Ordensprovinzen eingerichtet, das bis 2010 hier bestand. Provinz Niederdeutsche Provinz Diözese Münster Lage Der Ort Marienthal an der Issel (seit 1995 Ortsteil der Stadt Hamminkeln) in der Nähe von Wesel am Niederrhein verdankt seine Entstehung und seine Geschichte dem Kloster der Augustiner-Eremiten, das 1256 erstmals in einer Schenkungsurkunde erwähnt wird. Die Augustiner-Eremiten haben hier – mit einer kurzen Unterbrechung in der zweiten Häfte des 16. Jhs. – bis zur Aufhebung des Klosters infolge der Säkularisation im Jahre 1806 gelebt und in der näheren und weiteren Umgebung als Seelsorger gewirkt. Die Klosterkirche wurde bei der Säkularisation Patronatskirche; sie ist heute im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen. Bei der Errichtung einer selbständigen Pfarrgemeinde in Marienthal wurde die Klosterkirche 1839 Pfarrkirche. Nach ihrer Patronin, der Gottesmutter Maria, erhielt sie den Namen „St. Mariä Himmelfahrt“. Marienthal ist in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg durch das Wirken von Pfarrer Augustinus Winkelmann sowohl als Zentrum der zeitgenössischen sakralen Kunst am Niederrhein wie auch der bündischen katholischen Jugendbewegung bekannt geworden. Die große Zeit der bildenden Kunst in Marienthal wurde durch die Nationalsozialisten im 2. Weltkrieg beendet. Die endgültige Auflösung der konfessionellen Jugendbünde durch die Nationalsozialisten 1937/38 verhinderte es, dass das ehemalige Kloster weiterhin jungen Menschen als Ort der Begegnung offenstehen konnte. Patrozinium Patron des Karmeliterklosters ist der selige Karmelit Titus Brandsma. Sein offenes Eintreten für die Freiheit der katholischen Presse in seiner Heimat, den Niederlanden, führte 1942 zu seiner Verhaftung und Deportation in das KZ Dachau, wo er am 26. Juli 1942 als Märtyrer starb. Er wurde 1985 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Sein Wort über das Leben im Karmel war und ist für die kleine Gemeinschaft Ansporn und Herausforderung zugleich: „Wir formen eine klösterliche Gemeinschaft mit eigenem Ziel und eigenem Lebensstil. Die Beschauung Gottes muss unsere erste Aufgabe sein. Damit steht und fällt alles. Kraft der Beschauung und der Liebe, die wir darin finden, stellen wir uns der Kirche zur Verfügung für einen Dienst, den wir stets als Dienst an Gott und als Liebesdienst an den Menschen verstehen müssen. Wir sind nicht dazu berufen, in unserem Leben große, eindrucksvolle Dinge zu vollbringen. Aber es ist unsere

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Pflicht, die kleinen Dinge auf die großartigste Weise zu vollbringen, d. h. mit einer lauteren Absicht und mit dem Einsatz unserer ganzen Persönlichkeit. Wir wollen nur auffallen durch unsere Einfachheit und Aufrichtigkeit.“1 GESCHICHTE Gründung des Klosters Zu Beginn der 1980er Jahre entstand in der Niederdeutschen Provinz der Gedanke, eine Gemeinschaft mit stärker kontemplativem Charakter zu schaffen und so auf die Fragen und Herausforderungen der Zeit zu antworten. Die kontemplative Dimension des Karmel sollte in den Blick genommen und zur Grundlage des Denkens und Handelns der Gemeinschaft gemacht werden. Die Rückbesinnung auf das karmelitanische Charisma sollte helfen, die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums und der Spiritualität des Karmel zu deuten und eine Antwort zu geben auf das, was die Menschen bewegt.2 Die Gründer wurden durch die Aussagen mehrerer Dokumente des Ordens, die auf die Notwendigkeit einer Erneuerung im Sinne des II. Vatikanischen Konzils (1962–1965) hinwiesen, angeregt und ermutigt. Darin heißt es u. a., dass die Gottesmutter Maria und der Prophet Elija für uns „Quellen unserer Spiritualität und Vorbilder unseres Lebens“ sind und dass die Besinnung auf diese biblischen Gestalten anregen soll, „in prophetischer Weise in der Welt von heute gegenwärtig zu sein und ihr zu dienen“.3 Dahinter steht die Erfahrung, dass Gebet, Leben in Gemeinschaft und Dienst an den Menschen durch die Vielzahl von Aufgaben leicht auseinanderklaffen, wodurch das Ordensleben zu verflachen droht. Das Provinzkapitel befasste sich erstmals 1981 mit diesem Anliegen und beauftragte drei Jahre später die neue Provinzleitung zu prüfen, ob sich das Vorhaben in einem der bestehenden Häuser verwirklichen ließe, anderenfalls eine Neugründung vorzunehmen. Schon bald sollte es zu einer Neugründung kommen. Der Bischof von Münster, Dr. Reinhard Lettmann, an den sich der Provinzial Pankraz Ribbert mit dem Anliegen wandte, bot der Karmelprovinz das ehemalige Kloster Marienthal zur Neugründung an. Am 5. Mai 1986 erteilte Bischof Lettmann, Mün­ ster, und am 27. Mai 1986 der Generalprior der Karmeliter, John Malley, Rom, die Genehmigung zur kanonischen Errichtung einer Ordensniederlassung in ­Marienthal. Am Fest Christi Himmelfahrt (8. Mai) 1986 wurde der Festgottesdienst unter großer Anteilnahme der Brüder der Nieder- und der Oberdeutschen Provinz und der Bevölkerung sowie der evangelischen Nachbargemeinde Brünen und der politischen Gemeinde Hamminkeln gefeiert. Der Dechant von Hamminkeln, Pfarrer Aloys Hülsmann, beauftragte den Gründungskonvent – Wenzeslaus Welling, Reinald Knibbeler, Martin Segers und Manfred Grossardt – mit der Seelsorge in der Pfarrgemeinde Marienthal. Generalvikar Heinrich Janssen verlas die bischöfliche Zustimmung zur Errichtung der Ordensniederlassung. Provinzial Pankraz Ribbert, der sich sehr für die Neugründung eingesetzt hatte, nahm die Einweihung vor. Die ruhige Lage des Ortes Marienthal, verbunden mit der pastoralen Aufgabe, die von der ganzen Gemeinschaft getragen wird, entsprach dem Anliegen des Provinzkapitels von 1984, es den Mitbrüdern zu ermöglichen, die Spiritualität des

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

Karmel in Gemeinschaft und inmitten der Menschen zu leben. Die pastorale Tätigkeit bietet zudem die wirtschaftliche Grundlage für den eigenen Lebensunterhalt. Vier Karmeliter aus der Niederdeutschen Provinz bildeten die neue Gemeinschaft. Im Lauf der Jahre blieb die Zahl im wesentlichen konstant; von Zeit zu Zeit vergrößerten diejenigen, die ins Noviziat eintraten, den Konvent. Aufgaben in der Provinz Mit seiner Gründung wurde das Kloster zum Noviziatshaus der Niederdeutschen Provinz bestimmt, das zuvor im Kloster Kamp [→ Kamp] angesiedelt war. Die Einführung junger Menschen in das Ordensleben erforderte von dem neuen Konvent besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt im Zusammenleben. Die Einführung geschah vorwiegend durch die Art und Weise, wie die Brüder Gemeinschaft lebten. Der Novize sollte das tägliche Leben in Gemeinschaft kennenlernen und mit der Spiritualität des Ordens vertraut werden. Als 2000 im neugegründeten Karmel St. Elija in Ohrdruf [→ Ohrdruf] in der Oberdeutschen Provinz ein gemeinsames Noviziat für die beiden deutschen Ordensprovinzen errichtet wurde, kam das Postulat der beiden Provinzen nach Marienthal. Die Postulanten lebten hier vor dem Eintritt in das Noviziat einige Zeit in Gemeinschaft mit dem Konvent, um Erfahrungen zu sammeln, die ihnen bei der Entscheidungsfindung helfen sollen. Mit der Neugründung verband der Gründungskonvent zugleich die Absicht, Menschen auch an dem Leben im Konvent teilnehmen zu lassen. Wer Einzelexerzitien und geistliche Begleitung wünscht, findet an diesem Ort ein gutes Umfeld. Die Gemeinschaft, die tägliche Eucharistiefeier, gemeinsame Gebetszeiten, die Natur, die Stille bieten beste Voraussetzungen. Auch die vielen Werke christlicher Kunst mit ihrer tiefen Symbolik helfen mit, den Glauben zu vertiefen. Nach der Auflösung der Niederlassung in Kamp-Lintfort im Jahre 2002 wurde der Sitz der Niederdeutschen Provinz der Karmeliter e. V. nach Hamminkeln verlegt. Seit Ende 2002 erfolgt der Versand der Zeitung Karmel-Kontakt für die Niederdeutsche Provinz von Marienthal aus, und im Jahre 2008 wurde dort die Missionsprokuratur der Niederdeutschen Provinz eingerichtet. Eine Gemeinschaft des Dritten Ordens entstand in Marienthal im Jahre 2011. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Die Klosterkirche, eine einschiffige Saalkirche aus rotem Backstein, wird von einem kleinen Dachreiter bekrönt. Baubeginn war im Jahre 1345, als das 1256 gegründete Augustiner-Eremitenkloster an den heutigen Standort verlegt wurde. Erst um 1400 wurde das Kirchengebäude mit dem westlichen Joch und der Westfassade vollendet. In seinem Inneren finden sich an dem Kreuzrippengewölbe Reste von Gewölbemalereien aus dem späten 15. Jh. An der Südseite der Kirche hat ein Kreuzgangflügel mit den Zellen im Obergeschoss die Aufhebung des Klosters überdauert. Bei einer umfassenden Restaurierung wurden 1991 die Maßwerke und Malereien in Kirche und Kreuzgang gesichert. Marienthal ist bekannt geworden durch das Wirken von Augustinus Winkelmann (1881–1954), der von 1924 bis 1950 Pfarrer der Gemeinde war und hier 1954

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starb. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jhs. erwarb er bedeutende Werke des rheinischen Spätexpressionismus.4 Mit Unterstützung zahlreicher Künstler – darunter Heinrich Dieckmann, Anton Wendling, Josef Strater, Johan Thorn Prikker, Dominikus Böhm u.a. – machte er die Kirche, das Kloster sowie den angrenzenden Friedhof zu einem Zentrum sakraler Kunst am Niederrhein. Literatur zu den Kunstwerken und Künstlern (in Auswahl) Heinrich Campendonk. Rausch und Reduktion. Hg. von der Stadt Penzberg. Köln 2007 – Busso Diekamp, Kirchliche Glasmalerei des 20. Jhs. im Rheinland, dargestellt an Beispielen aus dem Werk des Glasmalers Anton Wendling. In: Bonner Jbb. 187, 1987, 309–364, hier 309– 328 – Helmut Ebert (Hg.), Lexikon der bildenden und gestaltenden Künstlerinnen und Künstler in Westfalen-Lippe. Münster 2001 – Mathias T. Engels, Heinrich Campendonk. Recklinghausen 1958 (Monographien zur rheinisch-westfälischen Kunst der Gegenwart 8) – Udo Grote, Marienthal und seine Kunstwerke. In: Heinrich Janssen/Udo Grote (Hg.), Zwei Jahrtausende Gesch. der Kirche am Niederrhein. 2. überarbeitete Aufl. Münster 2001, 516–520 – August Hoff, Johan Thorn Prikker. Recklinghausen 1958 (Monographien zur rheinisch-westfälischen Kunst der Gegenwart 12) – Udo Grote/Reinhard Karrenbrock, Kirchenschätze. 1200 Jahre Bistum Münster. Ausstellungskat. 2 Bde. Münster 2005, Bd. 1, 252–255, 259f. – Horst Hahn, Marienthal, ehem. Augustiner-Kloster-Kirche St. Mariä Himmelfahrt, jetzt kath. Pfarrkirche (Berichte über die Tätigkeit der Restaurierungswerkstatt. Kat. restaurierter Werke 1965–1990). In: Jb. der Rheinischen Denkmalpflege 37, 1996, 224–235 – Helga Jörgens, Über die Freundschaft zwischen Pfarrer Augustinus Winkelmann und dem Bildhauer Edwin Scharff. Hg. von der Gem. Hamminkeln 1981, 22–26 – Monika Joggerst, Heinrich Dieckmann. Leben und Werk 1890–1963. Krefeld 2011 (Leben und Werk niederrheinischer Künstler 7) – Bernhard Rosshoff, Augustinus Winkelmann. Pfarrer von Marienthal und Begründer eines Zentrums neuer religiöser Kunst. In: Heimatkalender des Kreises Wesel 1981, 69–76 – Lothar Schreyer, Anton Wendling. Recklinghausen 1962 (Monographien zur rheinisch-westfälischen Kunst der Gegenwart 24) – Myriam Wierschowski (Hg.), Anton Wendling. Facettenreiche Formstrenge. Linnich 2009. PRIOREN Wenzeslaus Welling 1990–1992, † 1992 – Martin Segers 1992–1999 – Peter Schröder 1999–2005 – Matthias Brenken seit 2005. LITERATUR 650 Jahre Klosterkirche Marienthal 1345–1995. Hg. von der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt. Marienthal 1995 – Matthias Brenken, Das wahre Licht kam in die Welt. Die Fenster der Klosterkirche Marienthal. Regensburg 2010 – Georg Dehio, Hdb. der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen. 1: Rheinland. Bearb. von Claudia Euskirchen, Olaf Gisbertz, Ulrich Schäfer. München 2005, 928f. – Johannes Dücker, Marienthal am Niederrhein. 3. Aufl. Ratingen 1999 – Jo-

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hannes Ramackers, Marienthal. Des ersten deutschen Augustinerklosters Gesch. und Kunst 2. Aufl. Würzburg 1961 (Rheinisches Bilderbuch 6) – Peter Schröder, Einblicke. Unterwegs in Marienthal. Moers 1995 – Martin Segers, Der TitusBrandsma-Karmel in Marienthal. In: Günter Benker (Hg.), Die Gemeinschaften des Karmel. Mainz 1994, 136–139 – Ders., Das Glaubensbekenntnis auf dem Portal der Klosterkirche Marienthal. Regensburg 2002 (Große Kunstführer 212) – Ders., Der Friedhof an der Klosterkirche Marienthal. Regensburg 2003 (Große Kunstführer 215) – Ders./Peter Schröder, Kloster Marienthal. 8. Aufl. Regensburg 2004 (Kunstführer 1017). 1 Vgl. dazu auch Titus Brandsma, Das Apostolat der Karmelmystik. Die hl. Theresia zieht die Welt zum Karmel. In: Ders., Das Erbe des Propheten. Geist und Mystik des Karmel. Hg. und bearb. von Christophorus Verhallen. Köln 1958, 67; wieder in: Titus Brandsma. Mystiker des Karmel, Märtyrer in Dachau. Hg. von Georg Geisbauer. Köln 1987, 98.  –  2 Pastoralkonstitution „Die Kirche in der Welt von heute“, Nr. 4.  –  3 Rückkehr zu den Quellen. Rom 1979.  –  4 Dazu vor allem: Elisabeth Peters, Die Malerei in Marienthal aus der Zeit Pfarrer Winkelmanns. In: 650 Jahre Klosterkirche Marienthal, 91–96, und Dies., Die Marienthaler Portalskulpturen von Jupp Rübsam, ebd., 97–101.

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Münster Das Ausbildungshaus in Münster war eine gemeinsame Initiative der beiden deutschen Ordensprovinzen mit dem Ziel, die Ausbildung des Ordensnachwuchses in der Phase der zeitlichen Profess und weiterführender Studien unter einem Dach zu vereinen. Neben der Nähe zu den akademischen Ausbildungsstätten an der Universität Münster und der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) ging es vor allem darum, einen Neuaufbruch für das karmelitanische Gemeinschaftsleben zu ermöglichen. In den Mauern des ehemaligen Franziskanerklosters untergebracht, wurden ebenfalls pastorale Angebote für die Münsteraner Innenstadt entwickelt und durchgeführt. Von Beginn an als Modellkonvent (ad experimentum) geplant, war dieser Initiative allerdings nur eine Dauer von gut vier Jahren beschieden, bevor sie aufgrund externer Sachzwänge und ordensinterner Überlegungen in den gemeinsamen Ausbildungskonvent nach Mainz umzog. Provinz Gemeinsames Studienhaus der beiden deutschen Ordensprovinzen Diözese Münster GESCHICHTE Gründung des Studienhauses Zum Wintersemester 1999/2000 waren zunächst zwei Karmeliten in das damals noch bestehende Franziskanerkloster (OFM) am Hörsterplatz 4 eingezogen. Es waren Brüder aus beiden deutschen Provinzen, die für die theologische Grund- und Weiterbildung an der PhilosophischTheologischen Hochschule der Kapuziner (PTH) eingeschrieben waren, die zu der damaligen Zeit ebenfalls dort untergebracht war. In Münster waren bereits zwei Brüder aus der Oberdeutschen Provinz als Professoren tätig (Johannes M. Nützel für alttestamentliche Exegese und Michael Plattig für die Theologie der Spiritualität). Im Jahr 2000 wurde der Ausbildungsleiter für die zeitlichen Professen in diese Gemeinschaft versetzt, wodurch die Frage nach einer eigenen Gründung als Ausbildungshaus erstmals offiziell aufkam. Überlegungen innerhalb der beiden Provinzleitungen und in der gemeinsamen Ausbildungskommission führten schließlich dazu, dass die Gemeinschaft zunächst im Collegium Borromaeum (Domplatz 8), dem Studienhaus der Priesteramtskandidaten in der Diözese Münster, einen eigenen Gebäudetrakt beziehen konnte, der ihnen von Bischof Reinhard Lettmann für die Dauer von einem Jahr zur Verfügung gestellt worden war. In dieser Zeit sollte nach einem geeigneten Standort für die geplante Neugründung eines Konvents mit dem Schwerpunkt Ausbildung gesucht werden. In Überlegungen mit dem Bistum Münster und der RheinischWestfälischen Franziskanerprovinz konnte eine solche Gründung im zwischenzeitlich aufgelösten Franziskanerkloster am Hörsterplatz realisiert werden. Dort war für die Bedürfnisse der Gemeinschaft ein separater Gebäudeteil angemietet worden. Gleichzeitig übernahmen die Karmeliten die Klosterseelsorge an der ehemaligen Franziskanerkirche.

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Übersiedelung Die Karmeliten, die ein Jahr lang im Collegium Borromaeum in Münster gelebt und eine Studienkommunität gebildet hatten, zogen am 25. Juli 2001 in ihr neues Kloster am Hörsterplatz 4 um. Am 1. August 2001 nahmen die Karmeliten die Seelsorge an der Klosterkirche auf. Daneben wurde die Theresianische Karmelgemeinschaft (TKG) bei ihren monatlichen Treffen von den Brüdern betreut. Am 3. Oktober 2001 begann der Konvent mit einem festlichen Gottesdienst offiziell den Dienst an der Klosterkirche. Weihbischof Friedrich Ostermann stand der Eucharistiefeier vor und begrüßte im Namen des Bischofs von Münster und der ganzen Stadt die Karmeliten in Münster. Seitens des Ordens waren die beiden Provinziale Christian Körner sowie Anton Beemsterboer vertreten. Unter den zahlreichen Besuchern des Gottesdienstes waren viele Brüder aus beiden deutschen Provinzen, Schwestern aus dem OCD-Karmel in Lembeck sowie Geistliche aus dem Stadtdekanat. Der Prior von Straubing Georg Bertram übergab am Ende des Gottesdienstes dem neuen Haus die Kopie eines Gemäldes aus dem Karmel in Straubing. Dieses Gemälde zeigt den Patron des neuen Studienhauses, den sel. Johannes Soreth. Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle Besucher zur Begegnung in den Kreuzgang eingeladen. Ein besonderes Ereignis im Leben dieser Gemeinschaft war die Aufführung eines Oratoriums von Peter Janssens über Dietrich Bonhoeffer, welches von einer Musicalgruppe der Karmelitenpfarrei Heilig Kreuz aus Erlangen am 20. April 2002 in der Klosterkirche aufgeführt wurde. Nachdem für die Anfangsphase kein eigener Prior ernannt worden war, kam im August 2002 Martin Segers aus dem Konvent Marienthal nach Münster, um dieses Amt zu übernehmen. In der Zeit seines kurzen Bestehens lebten und studierten 15 Brüder aus den beiden deutschen Provinzen sowie aus den Kommissariaten Brasilien und Indien in diesem Konvent. Verlegung des Studienhauses nach Mainz Am 18. Juli 2004 begingen die Brüder mit Weihbischof Friedrich Ostermann die Feier des Karmelfestes. Dieser Termin war gleichzeitig der offizielle Abschied der Gemeinschaft aus Münster, da sich die Provinzen zwischenzeitlich entschieden hatten, das Kloster Mainz als Ort für das gemeinsame Studien- und Ausbildungshaus umzugestalten. Hintergrund für diese Entscheidung war der Umstand, dass die Rheinisch-Westfälische Franziskanerprovinz ihre Immobilie am Hörsterplatz veräußern wollte und für die Gemeinschaft der Karmeliten in Münster keine geeignete Alternative in Sicht war. Der Umzug des Konventes erfolgte im September 2004. Literatur Klemens-August Droste, Karmel Johannes Soreth, Studienhaus der Karmeliten in Münster. In: Karmel-Kontakt Nr. 78, 2002, 2. Lorenz van Rickelen

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Oberdischingen An der Wallfahrtskirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Oberdischingen gründete die Oberdeutsche Provinz 1963 ein Kloster für einen Konvent von vier Patres und vier Fratres. Der Prior wurde zum Seelsorger für die Wallfahrtskirche bestellt. Das Kloster wurde 1974 wieder aufgehoben. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Rottenburg-Stuttgart GESCHICHTE Zur Geschichte der Wallfahrt Die Gemeinde Oberdischingen (Baden-Württemberg, Alb-Donau-Kreis) kann auf eine reiche Geschichte zurückblicken. Besonders geprägt wurde der Ort durch das Geschlecht der Grafen von Schenk-Castell, die von 1681–1851 die Herrschaft innehatten. Berühmtester Vertreter war der Reichsgraf Franz Ludwig Schenk von Castell (1736–1821). Durch herrschaftliche Bautätigkeit in der Herrengasse, am hufeisenförmigen Kanzleibau, durch einen Schlossbau und den Bau der rein klassizistischen Namen-Jesu Kuppelkirche (als Schlosskirche geplant, seit 1832 Pfarrkirche) hat er sich in die Baugeschichte eingeschrieben. Auf dem Kapellenberg erweiterte er 1792 die 1713 erbaute Wallfahrtskirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Diese Wallfahrt besteht seit 1675 (bis heute), als es dem Bauern Christian Stetter träumte, er solle auf eigenem Grund einen Bildstock errichten, damit daraus eine Wallfahrt entstehe. Gegenüber der Wallfahrtskirche wurde am 24. März 1794 der Grundstein zu einem neuen Kaplaneihaus gelegt. Entstanden ist ein ästhetisch ansprechendes Ensemble, bestehend aus einem langgestreckten Gebäude mit hohem Mansardendach und balkonüberdachtem Eingangsportal, gleich einem Herrenhaus, das zu beiden Seiten von anstoßenden Häusern flankiert wird. Im Juni 1795 zog hier der Franziskaner Apollinaris Thaler aus dem Konvent der Franziskaner von Ehingen/Donau ein. Seitdem wurde das Gebäude „Paterhaus“ genannt und diente dem Kaplan ad St. Trinitatem sowie drei weiteren Patres zur Wohnung. Die Aufhebung des Franziskanerklosters in Ehingen 1802 beendete die franziskanische Wallfahrtsseelsorge. Der Ortsgeistliche übernahm nun die Sorge um die Wallfahrt, und das „Paterhaus“ ging in Privatbesitz über. Nach langwierigen Kaufverhandlungen erwarb die Diözese Rottenburg das „Paterhaus“ am 29. März 1961. Das Gebäude sollte grundlegend saniert und wieder für kirchliche Zwecke zur Verfügung gestellt werden. Gründung des Klosters Am 4. April 1961 teilte der Rottenburger Generalvikar dem Provinzialat der Beschuhten Karmeliten in Bamberg den Kauf des Hauses in Oberdischingen mit. Der Orden hatte sich interessiert gezeigt, „in Oberdischingen eine Niederlassung zu eröffnen“ und zugesagt, „jetzt schon fünf Patres nach Oberdischingen schicken zu können“. Das Haus sollte nach den Wünschen des Ordens zweckentsprechend umgebaut werden. Da jedoch zunächst nur Platz für einen Ordensmann sei,

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wurde der Vorschlag unterbreitet, die anderen Patres in der früheren Prämonstratenser-Reichsabtei Rot an der Rot (Lkr. Biberach) unterzubringen. Diesen Vorschlag lehnte der Provinzial mit der Begründung ab, er „halte es nicht für gut, jetzt an einem Ort anzufangen, den man schon innerhalb Jahresfrist wieder aufgeben muß“.1 Dahinter stand aber der weitere Grund, dass Oberdischingen für den Orden dann „umso eher beziehbar“ wird.2 Ein erster Karmelit, Raymund Krempel, kam im Juni 1961 als Aushilfspriester, um den Ortspfarrer Martin Übelhör zu entlasten, der ein Buchmanuskript seiner früheren Pfarrei Sindelfingen fertigstellen musste. Er sei eine „sonnige Priesterseele“ gewesen, „an der wir alle Freude haben, Pfarrer und Pfarrgemeinde. Ein guter Vorbote des späteren hiesigen Karmel“.3 Am Fest Mariä Schnee (5. August) meldet sich nun Pfarrer Übelhör mit einigen Gedanken und Vorschlägen beim Provinzial. Er habe schon eine Skizze gezeichnet für einen noch anzubauenden Flügel am „Paterhaus“ und entwerfe bereits eine kleine Klosteranlage. Doch sein eigentliches Anliegen sei ein „grundsätzlich-religiöses“. Er wolle eine neue, zusätzliche Wallfahrt errichten, ein Herzmariä-Heiligtum auf einer Wiese oberhalb von Oberdischingen am Waldrand in Richtung Ringingen gelegen. Hier solle für die Wiedervereinigung Deutschlands im Glauben („d. h. praktisch Heimkehr unserer evg. Brüder zu Maria, weil ja dadurch alle anderen Probleme gelöst würden nach dem Gebetssatz: Tu cunctas haereses...“) und die Heimkehr des Volkes Israel zu Christus gebetet werden: „Und dafür ein Gebetskarmel zum Unbefleckten Herzen Mariä, so wie oben auf dem Berge wohl mehr ein der Seelsorge zugewendetes Wallfahrts- und Seelsorgskloster entstehen wird, das vielleicht nach dem Titulus der Kirche ein ‚Dreifaltigkeitskarmel‘ werden darf? – Damit sei aber kein Anrecht auf Namensgebung ausgesprochen, was ja Ihnen allein zusteht!“.4 Pfarrer Übelhör wollte also, ganz unbescheiden, gleich zwei Karmelklöster für Oberdischingen. In der Antwort des Provinzials Gundekar Hatzold wird Interesse für Übelhörs Gedankenwelt signalisiert, jedoch mit der Maßgabe: „Die Betreuung des Heiligtums müßte zunächst vom ‚Dreifaltigkeitskarmel‘ mit übernommen werden, denn in den nächsten Jahren wird es nicht möglich sein, dortselbst [d.h. im entstehenden Waldheiligtum Richtung Ringingen] einen eigenen Karmel zu eröffnen“. Ganz zuversichtlich heißt es: „Doch, das wird sich alles von selbst ergeben, wenn wir nur erst einmal in Oberdischingen sind und uns eingelebt haben“.5 Die Umbauarbeiten zogen sich hin. An die Wallfahrtskirche sollte eine Beichtkapelle angebaut werden. Dazu kam der Provizial Gundekar Hatzold am 1. März 1963 zu dem neuen Klosterort. Die Klostereinweihung wurde auf den 4. August 1963 terminiert, „da im Ehrenmonat des Unbefleckten Herzens Mariens gelegen u. auf den Rosenkranz-Heiligen St. Dominikus fallend!“6 Im Juli bat der Provinzial dann, bei der Möblierung des Klosters behilflich zu sein. P. Lukas sollte in Geschäften einkaufen, die „günstig“ seien, und: „daß wir in erster Linie in katholischen Geschäften kaufen und nur dann, wenn es nicht anders geht, in anderen Geschäften“.7 Da jedoch der Rottenburger Weihbischof Wilhelm Sedlmeier im Urlaub weilte, musste die Einweihung des Klosters auf den 1. September 1963 geschoben werden: „Der hochwürdigste Herr Weihbischof wird am Vormittag eine Pon-

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tifikalmesse feiern und hernach die Hausweihe vornehmen. Anschließend könnte ein gemeinsames Frühstück eingenommen werden; bis zum Mittagessen wird der hochwst. Herr Weihbischof nicht bleiben können“.8 Vor der Einweihung des neuen Klosters wurden zwei Verträge geschlossen. Grundlegend ist der Vertrag mit dem Bischöflichen Ordinariat vom 25./28. Juni 1963. Darin wird das „Paterhaus“ für vier Patres und vier Fratres sowie der zum Haus gehörende Garten dem Karmelitenkonvent zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit überlassen. Für die unentgeltliche Überlassung der Gebäude sollten die Patres regelmäßig Gottesdienste halten und Beichtgelegenheiten in der Dreifaltigkeitskirche anbieten (§ 3a), dazu eine vierwöchige Urlaubsvertretung für den Ortspfarrer leisten (§ 3b) und „Dienste in der ordentlichen, pfarrlichen und der außerordentlichen, überpfarrlichen Seelsorge (Stellvertretung erkrankter Pfarrer; Aushilfen; Versorgung vakanter Pfarreien; Einkehrtage; Triduen; Konferenzen u.a.)“ halten (§ 3c). Der Obere des Klosters wurde Rector ecclesiae der Dreifaltigkeitskirche (§ 4a), ein Pater übernahm die Rechtsstellung eines Vicarius cooperator der Pfarrei Oberdischingen, und beide erhielten generelle Trauungsvollmacht an der Wallfahrtskirche (§ 4b). Pfarrbücher waren nicht zu führen, wohl aber ein Predigtbuch und ein Buch für fremde zelebrierende Geistliche (§ 3c). Die Patres durften für ihre Zwecke einen Opferstock aufstellen, Diözesankollekten waren abzuführen, und das Klingelbeutelopfer war für den Karmelitenkonvent bestimmt (§ 4d). Dieser Vertrag sollte unbefristet gültig sein (§ 5). Ein zweiter, spezieller Vertrag ist am 6./8. August 1963 mit dem Pfarramt Oberdischingen abgeschlossen worden. Er regelt die Einzelheiten. Die Gottesdienstzeiten in Pfarr- und Wallfahrtskirche sollten nicht zusammenfallen (Nr. 1). Die Patres sollten an Sonntagen einen Früh- und einen Spätgottesdienst, diesen als Wallfahrtsgottesdienst (Nr. 5), feiern (Nr. 2), an Werktagen hingegen um 6.45 Uhr (Nr. 3). Der Rosenkranz ist, „nach Herkommen der Karmeliten“, täglich abends angesetzt, an Sonntagen jedoch eine Andacht (Nr. 4). Das Bußsakrament ist zu spenden an den Samstagen, den Vorabenden von Feiertagen, dem Donnerstag vor dem Herz-Jesu-Freitag jeweils zweistündig von 14–16 Uhr und von 18–20 Uhr, ansonsten jedoch bei Bedarf (Nr. 6). Wie im „Karmelitenorden üblich“, ist in den neun Wochen vor St. Joseph mittwochs statt des Rosenkranzes eine Predigt und eine „Josephi-Andacht“ (Nr. 7), im Monat Mai dagegen ist die Maiandacht mit der Pfarrkirche abzustimmen (Nr. 8). Ortspfarrer Übelhör bedingte sich dann noch aus, „bei besonderen Anlässen und Anliegen“ selber in der Klosterkirche zu predigen (Nr. 9). Denn, so stellte er in einer Notiz „in vollem Einvernehmen“ fest, „daß es im Interesse einer ganzheitlichen Seelsorge liegen wird, wenn zu besonderen Anliegen und Zielsetzungen der Seelsorger von Oberdischingen hin und wieder zu all seinen Pfarrkindern sprechen und darum in beiden Kirchen predigen kann. Er wird hier selbstverständlich Zurückhaltung üben u. immer Fühlung mit dem Prior halten“.9 Diese beiden Verträge sollten das Wirken des Karmelitenkonvents regeln und die Einzelheiten binnen Jahresfrist überprüft werden. Seelsorge Schon eineinhalb Jahre später war die Begeisterung des Ortspfarrers für ein Karmelitenkloster verflogen. Was am Tage der Einweihung „noch für un-

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möglich“ erschien, trat nun ein. Der Pfarrer rief im März 1965 den „sofortigen Rechtsbeistand“ seitens des Bischöflichen Ordinariates gegen „Priorat und Provinzialat der Karmeliten“ herbei, „weil die Gefahr eines großen scandalums für die Pfarrgemeinde und Umgebung droht“.10 Was war geschehen? Das ausbedungene Predigtrecht des Pfarrers entwickelte sich zum Streitobjekt. Dieser pochte darauf, „wobei er es als Seelsorger wissen und verantworten muß, was er als ‚Anliegen‘ seinen Gläubigen vorzutragen hat“.11 „Nachkonziliare Arbeit und Aufgabe“, vor allem aber Kontaktbewahrung zu seinen „eigenen Pfarrkindern“ waren für den Pfarrer „Grund genug, hin u. wieder zu ihnen sprechen zu wollen und zu sollen“.12 Zwei Monate später schien dann nach einer eingehenden Aussprache das Predigtrecht des Pfarrers wieder aufgerichtet.13 Im Oktober 1965 kam es zur Vertragserneuerung zwischen Pfarramt und Provinzialat. Es sollte „im Sinne einer ersprießlichen Seelsorge ein ‚Hand in Hand‘-Arbeiten erfolgen“. Der Pfarrer sollte der hauptverantwortliche Seelsorger bleiben mit einer „gewissen Wegweisung“, „doch wird er auch gern seelsorgliche und brüderliche Ratschläge und Vorschläge von Seiten der Hochw. Patres und bes. des Hochw. Priors annehmen und aufnehmen“. Im Gegenzug wollte der Ortspfarrer „das Wohl und die Tätigkeit des Karmeliten-Klosters wohlwollend unterstützen. Dem Chorgebet sei die Pfarrei bes. mitanempfohlen“.14 Dennoch hat sich das Verhältnis nicht entspannt. Der Grund wird letztlich wohl darin zu suchen sein, dass die Kirchengemeinde für Kloster und Pfarrer einfach zu klein war, und dass die pastoralen Eckmarken zwischen dem Ortsgeistlichen und dem Konvent unterschiedlich, vielleicht sogar entgegengesetzt verliefen. Zudem waren die Erwartungen auch noch zu verklärt und der Kompetenzanspruch des Pfarrers zu hoch. Auflösung des Klosters Über die weitere Entwicklung bis zur Schließung des Klosters im Jahre 1974 schweigen die schriftlichen Quellen des Pfarrarchivs Oberdischingen. 1970 wurde der Konvent mit Eugen Maria Dost (Prior), Gabriel Kübrich (Definitor und Ökonom) und Fidelis Boos (Subprior) nochmals umbesetzt. Für P. Fidelis kam Christoph Hübner. Über die Aufhebung des Klosters ist dann im Heimatbuch von Stefan Ott zu lesen: „Leider war dem neuen Karmel nur ein kurzer Bestand beschieden. Infolge des wachsenden Priestermangels sahen sich die Ordensobern in Bamberg immer weniger imstande, den eigenen seelsorgerlichen Verpflichtungen nachzukommen. Sie waren daher gezwungen, die junge Filiale im Jahre 1974 wieder aufzuheben und die Patres zurückzurufen“.15 Erhalten blieb jedoch für eine Generation eine gute Erinnerung an Ordensleute, zu denen die Menschen gerne in den Gottesdienst, zur Predigt und zum Beichten gingen, die aufgeschlossen und liebenswürdig den Glaubenden und Ratsuchenden gegenübertraten. Etliche Paramente und eine Krippe sind als materielle Überreste der kurzen Klosterzeit noch vorhanden. In einer Art blühender Planträumerei legte der agile Oberdischinger Geistl. Rat Martin Übelhör jedoch 1982 nochmals einen Klosterplan vor. Anlässlich der Heiligsprechung von Maximilian Kolbe hat er sich als „stilles Ideal, das ich am 7.10.82

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niederlegte“, vorgenommen, seinem Waldheiligtum, das er jetzt Christmarienau nennt, „noch meine letzte Kraft der Errichtung eines Maximilian-Kolbe-Klosters zu widmen“. Und daher seine Hauptbitte an Eugen Dost in Bamberg, wegen des gesegneten Nachwuchses sollten doch polnische Karmeliten geworben werden. „Gleichzeitig würde der Bau eines eigentlichen Karmels draußen auf der herrlichen, wahrhaftig an den Karmel bei Haifa erinnernden Marienhöhe beim Waldheiligtum begonnen werden“. Auch die Kostenfrage hatte Pfarrer Übelhör vorgedacht: Die deutschen Katholiken, „im obigen Sinn motiviert – würde gewiß ankommen“, sollten durch eine Sammlung zahlen. Dazu der Rottenburger Bischof Georg Moser und das Deutsche Fatima-Apostolat, „mit ihren ca. 20.000 Mitgliedern in unseren Rundbriefen gut ansprechbar“. Seine Oberdischinger Pfarrgemeinde würde den Platz einstiften, „auch 1/2 Million wert! Es würde also ein richtig aus dem Volk herauswachsendes Marienkloster werden, in dem auch die bes. Idee von Edith Stein mitverwirklicht würde: Gebet und Sühne für Israel, in unseres Volkes Namen, daß Israel zu Christus heimkehren würde. Die Karmelitin Terese Tauscher wäre Symbol für: Deutschland heim zur Kirche (Una Sancta!) u. die kleine Theresia vom Kinde Jesu: Daß unsere Priester wieder zu Maria finden und so unser Volk durch Maria zu Christus führen würden als auf dem ‚besten, kürzesten und sichersten Weg‘ (Pius X.)“. Doch auch diesmal wurde aus dem „Umriß für Idee, Gestalt u. Weg eines neu zu gründenden Karmelitenklosters bei der Christmarienau Oberdischingen“ nichts.16 Das Klostergebäude bei der Dreifaltigkeitskirche wurde 1974 der Cursillo-Gemeinschaft übergeben, um ein geistliches Bildungs- und Begegnungshaus darin aufzubauen. Heute führt die Stiftung Haus St. Jakobus, Schwäbische Jakobusgesellschaft, das Cursillo-Haus St. Jakobus mit den geistlichen Schwerpunkten als Pilgerherberge, als Cursillo-Zentrum und als Haus der Stille und Meditation. So wird lebendiges Christsein in den Mauern des ehemaligen Karmelitenklosters und des franziskanischen „Paterhauses“ auf dem Kapellenberg in Oberdischingen weitergeführt. ARCHIV Der Verbleib des Klosterarchivs ist unbekannt. LITERATUR Stefan Ott, Oberdischingen. Heimatbuch einer Gemeinde an der oberen Donau. Weißenhorn 1977. 1 Es wird ausschließlich aus der Aktenüberlieferung des Pfarrarchivs Oberdischungen zitiert; Brief vom 10.4.1961.  –  2 Brief vom 31.5.1961.  –  3 Brief vom 10.6.1961.  –  4 Brief vom 5.8.1961.  –  5 Brief vom 11.8.1961.  –  6 Brief vom 23.4.1963.  –  7 Brief vom 15.7.1963.  –  8 Brief vom 23.7.1963.  –  9 Notiz vom 8.8.1963.  –  10 Brief vom 22.3.1965.  –  11 Ebd.  –  12 Ebd.  –  13 Am 13.5.1965.  –  14 Vertrag von Oktober 1965.  –  15 Ott, Oberdischingen, 149.  –  16 Zitate nach dem Brief vom 29.10.1982.

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Ohrdruf In Ohrdruf am Nordrand des Thüringer Waldes bestand im späten Mittelalter von 1463 bis 1523 ein Karmelitenkloster, das im Bauernkrieg zerstört wurde [ Ohrdruf]. Mit der Gründung des Karmel St. Elija kehrten die Karmeliten nach der Wiedervereinigung Deutschlands nach über 450jähriger Abwesenheit im Jahre 1991 nach Ohrdruf zurück. Der Konvent betreute die zur Diözese Erfurt gehörende Diasporapfarrei St. Petrus, in deren Räumlichkeiten er auch angesiedelt war. 2007 wurde das Kloster aufgelöst. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Erfurt GESCHICHTE Gründung des Klosters Ende der 1980er Jahre entstand innerhalb der Oberdeutschen Karmelitenprovinz der Gedanke, eine neue Gemeinschaft zu gründen. Sie sollte unbelastet von überkommenen Strukturen und Verpflichtungen den Versuch wagen, die entscheidenden Elemente des karmelitanischen Charismas auf zeitgemäße Art und Weise zu leben: einen kontemplativen und einfachen Lebensstil in Gebet, brüderlicher Lebensgemeinschaft und Offenheit für die Fragen und Anliegen der Menschen. Vier Brüder waren schließlich bereit, sich auf einen solchen Neubeginn einzulassen. Ihrem Antrag auf Errichtung eines neuen Konvents stimmte das Provinzkapitel im Mai 1991 nahezu einstimmig zu. Mit der Wiedervereinigung der beiden Teile Deutschlands entstand die Idee, den Konvent in einem der Diasporagebiete der neuen Bundesländer zu gründen. Nachdem sich die betreffenden Brüder in den Bistümern Dresden/Meißen und Erfurt nach geeigneten Möglichkeiten umgesehen hatten, entschied man sich in Absprache mit der Provinzleitung für Ohrdruf. Am 15. Oktober 1991, dem Fest der hl. Teresa von Avila, wurde der „Karmel St. Elija“ von dem Bischof von Erfurt, Dr. Joachim Wanke, unter Beteiligung des Provinzials Richard Winter und zahlreicher Brüder aus der Provinz eingeweiht. Dem Konvent gehörten vier Gründungsmitglieder an. Die urkundliche kanonische Errichtung des Konventes erfolgte am 14. Mai 1994 durch den Generalprior Joseph Chalmers und seinen Rat. Aufgaben in der Seelsorge Von Anfang an übertrug die Diözese Erfurt dem Konvent die Sorge für die Diasporapfarrei St. Petrus mit ihren ca. 800 Katholiken (ca. 3 % der Bevölkerung), die sich auf insgesamt elf Ortschaften im Umkreis von Ohrdruf verteilen. In den ersten Jahren stellte die Diözese dem Konvent eine Gemeindereferentin zur Unterstützung in der Pfarrseelsorge an die Seite, um der Gemeinschaft den Aufbau und die Entfaltung des gemeinschaftlichen geistlichen Lebens zu ermöglichen. Neben dem Dienst in der Pfarrei war die geistliche Begleitung von Gästen in Form von Kloster auf Zeit, Gesprächsseelsorge, Besinnungstagen und Exerzitien der zweite Schwerpunkt des Dienstes des Konventes an den Menschen. Außerdem wurde eine „Karmelgemeinschaft“ aufgebaut, deren Mitglieder

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aus dem näheren und weiteren Umkreis von Ohrdruf sich monatlich trafen, um sich mit Themen der karmelitanischen Spiritualität auseinanderzusetzen und am Leben des Konventes Anteil zu nehmen. Aufgaben in der Provinz Durch die Verlegung des Noviziats von Springiersbach nach Ohrdruf und die Ernennung von Günter Benker zum Noviziatsbegleiter wurde der Karmel St. Elija 1997 zu einem Ausbildungshaus der Oberdeutschen Provinz, von 2000–2002 war Ohrdruf Ort des gemeinsamen Noviziates beider deutscher Provinzen. Dadurch wuchs der aus vier Brüdern bestehende Stammkonvent zeitweise bis auf sieben Konventualen an. Durch den Umzug des Noviziates im Jahr 2002 nach Münster in den neugegründeten Karmel Johannes Soreth verringerte sich der Konvent personell auf drei, zeitweise sogar auf nur noch zwei Brüder. Dominikus Lankes übte von 1997–2000 im Auftrag der Provinz die Berufungspastoral aus. Als Provinzbibliothekar engagierte sich Karl Kempter seit 1994 besonders für die Provinzbibliothek in Bamberg; in seine Zuständigkeit fielen zugleich auch die Bibliotheken der Konvente Straubing und Springiersbach. Günter Benker war seit 1997 vom Konvent Ohrdruf aus als Provinzrat in der Leitung der Oberdeutschen Provinz tätig. Von 1991–1994 war der Konvent durch ihn auch maßgeblich an der Redaktion des „Karmel-Kontakt“, des Rundbriefes der Oberdeutschen Provinz für den Freundeskreis der Karmeliten, beteiligt. Auflösung des Klosters Das Kloster wurde 2007 wieder aufgelöst. ARCHIV Das Hausarchiv gelangte bei der Auflösung des Klosters in das Provinzarchiv der Oberdeutschen Provinz in Bamberg. Darin befinden sich u. a. eine Abschrift der Gründungsurkunde des mittelalterlichen Ohrdrufer Karmelitenklosters nach dem Original im Thüringischen Staatsarchiv Gotha (Signatur: QQ X (X) Nr. 53) sowie Photos von den Gebäuden und Konventualen des gegenwärtigen Klosters. Die Registratur enthält die seit der Gründung 1991 entstandene Korrespondenz. BAU- UND KUNSTDENKMÄLER Auf dem Grundstück eines Gasthauses mit Biergarten und Kegelbahn errichteten die katholischen Gemeindemitglieder 1956 die Pfarrkirche und das Pfarrhaus weitgehend in Eigenarbeit. Von 1979 bis 1990 wurde das Pfarrhaus von einer Gemeinschaft der Schönstatt-Patres zum ersten Mal als Kloster genutzt. An der Stelle des abgetragenen baufälligen Gebäudeteils, in dem sich die Kegelbahn befand, entstand mit finanzieller Unterstützung durch das Bistum Erfurt 1994/95 ein Neubau mit Meditationsraum, Pfarr- und Klosterbüro sowie Klosterladen. 1998 wurde auf Wunsch des Konventes ein Dachreiter mit einer von der Eifeler Glockengießerei Mark in Brockscheid gestifteten Glocke auf das Dach der Pfarr- und Klosterkirche gesetzt. Schließlich konnten 2001 über dem Klosterladen zwei weitere Gästezimmer eingerichtet werden.

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Die Innenausstattung und die dazugehörigen Kunstgegenstände von Kirche und Kloster sowie die liturgischen Geräte sind mit Photos und Beschreibungen erfasst. Unter den Kunstgegenständen sind besonders erwähnenswert: eine Kreuzigungsgruppe (mit Maria und Johannes) um 1500; hl. Anna Selbdritt, ebenfalls um 1500 entstanden; drei figürliche Darstellungen aus dem 18. Jh.: Kruzifix, Maria mit Kind und hl. Joseph; Dreifaltigkeitsbild, eine Kopie mit den Maßen 120 x 90 cm nach Andrej Rubljow (Original 1411), entstanden gegen Ende des 20. Jhs.; „Elija in der Wüste“, Aquarell von Jutta Boxhorn von 1982. PRIOREN Richard Schmidt 1991–1992 – Michael Plattig 1992–1995 – Günter Benker 1995–2002 – Karl Kempter 2002–2007. LITERATUR Günter Benker, „Gemeinschaft anders leben“ im Karmel St. Elija in Ohrdruf/ Thüringen. In: Ders. (Hg.), Die Gemeinschaften des Karmel. Mainz 1994, 132–136 – Ders., Das Karmelitenkloster zu Ohrdruf. In: Festschrift zur Ersterwähnung Ohrdrufs vor 1275 Jahren. Hg. vom Arbeitskreis Ohrdrufer Kirchengesch. Ohrdruf 1999, 108–114 – Ders., Das Karmelitenkloster St. Elija in Ohrdruf. In: Priesterjahrheft Bonifatiuswerk 1999, 108–112 – Ders./Karl Kempter, Zehn Jahre Karmeliten in Ohrdruf/Thüringen. In: Jb. des Vereins für Ohrdrufer Kirchengesch. 1, 2003, 140–143. Karl Kempter / Günter Benker

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Sossau Das Kloster Straubing übernahm 1855 die stadtnahe Expositur und Marienwallfahrtsstätte Sossau. Die Niederlassung diente kurze Zeit als Noviziatshaus. Die Ökonomie brachte nicht den erhofften Fortschritt und wurde wegen Personalmangels bald verpachtet. Zumeist versorgte ein Pater die Expositurgemeinde und die immer mehr aufblühende Wallfahrt. Der Orden gab nach segensreicher Seelsorgearbeit die Expositur 1926 zurück. Provinz 1855 unmittelbar unter dem Ordensgeneral, als Expositur der Pfarrei St. Jakob/Straubing der Diözese Regensburg unterstellt, Provinz Germano-Hollandica (1879–1896), Bayerisches Provinzvikariat (1896–1897), Bayerische Provinz (1897– 1922), Oberdeutsche Provinz (1922–1926) Diözese Regensburg Lage Die Kirche Mariä Himmelfahrt in Sossau, eine halbe Gehstunde von Straubing entfernt donauaufwärts auf der linken Seite der Donau gelegen, gilt als eine der ältesten Marienwallfahrtsstätten auf deutschem Boden, deren Marienverehrung weit ins 13. Jh. zurückreicht. Im Zuge der Zersplitterung des Pfarrsprengels Sossau kam der Wallfahrtsort 1805 an die Pfarrei St. Jakob in Straubing. 1836 erfolgte die Stiftung einer Expositur, die sich insbesondere der nach der Säkularisation wieder erstarkenden Wallfahrt widmen sollte.1 GESCHICHTE Gründung des Klosters Am 23. Januar 1851 wandte sich der Konvent des Straubinger Klosters an den Regensburger Bischof mit der Bitte um Überlassung „der Wallfahrtsstätte an das Kloster“. Da das Kloster weitgehend durch Gymnasium und Lateinschule belegt war, suchte der Konvent nach geeigneten Räumen für ein abgeschiedenes Noviziat. In Sossau sah man dafür „Localitäten wie geschaffen“. Gleichzeitig hoffte man, mit der Übernahme der Expositur und der Wallfahrtsseelsorge sowie der dazugehörigen Ökonomie in Sossau, sodann in Kooperation mit der hauseigenen Brauerei, „den mißlichen Finanzstand des Klosters groß aufbessern“ zu können und sich so nicht „zum lästigen, jedenfalls nicht wünschenswerthen Terminieren gezwungen zu sehen“.2 Nach Ablehnung dieser Vorstellung erneuerte Prior Cyrillus Knoll am 16. Mai 1851 das Gesuch. Als Begründung führte er die vakante Expositurstelle sowie die große Konventsstärke des Klosters Straubing an, „welches noch immer mit ärmlichen Finanzverhältnissen zu kämpfen hat“.3 Als das Ordinariat auch diesen Versuch zurückwies,4 ersuchte der Prior schließlich das Ordinariat um „Anweisung für einen Kollekturbezirk“, da das Kloster „nach mancherlei Kalamitäten auf jenem Punkte der Dürftigkeit angekommen, daß es bei aller Einschränkung und Sparsamkeit nöthig ist, das den Mendikantenklöstern zustehende Recht des Terminierens in Anspruch zu nehmen“. Nach den Darlegungen des Priors hatte sich in den zehn Jahren seit der Restauration des Klosters der Personalstand von etwa sechs auf 14 Personen (neun Patres und fünf Laienbrüder) erhöht, während die

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Sustentationsquelle von 1842 gleich blieb. Da die Hoffnung auf Überlassung der Expositur Sossau „benommen“ sei, sähe das Kloster keinen anderen Weg.5 Offensichtlich hatte sich das Ordinariat dazu noch gar nicht geäußert, als Cyrillus Knoll am 28. Juni 1852 mit weiteren Vorstellungen eine bischöfliche Entscheidung einforderte. Seinem Schreiben zufolge „gibt es wegen Aufblühens des Klosters“ seit geraumer Zeit das Bestreben, „ein anderes Hospitium zu errichten und das dann als unser Hauskloster zu erheben“. Da man erfahren hatte, dass Stadt und Pfarrgemeinde Dingolfing die Errichtung eines Franziskanerhospitiums beabsichtigten, reisten Mitbrüder dorthin, um Stadt und Pfarrgemeinde für ein Karmelitenhospitium zu gewinnen. Die Stadtpfarrgemeinde sagte den Karmeliten eine Aufnahme zu, sobald sie ihre „Subsistenz“ nachweisen könnten. Dementsprechend erbat Cyrillus Knoll vom Ordinariat, wenn schon keine baldige Zuweisung eines „Terminus für die Collectur“, so doch wenigstens die Versicherung, dass „eine solche in nächster Zukunft erteilt und angewiesen werde“.6 Nachdem das Ordinariat dem Prior am 6. Juli 1852 mitgeteilt hatte, dass „sein Vorhaben aus Mangel an Sympathie von seiten der Stadtgemeinde und Umgebung schwerlich zur Ausführung kommen dürfte“, sondern Franziskaner ein „in Aussicht gestelltes Hospitium“ beziehen werden,7 drängte er am 12. Juli 18528 auf „Anweisung eines fixen Kollekturbezirks“, zumal der frühere Prior Petrus Heitzer bereits am 26. August 1846 zur Angabe, „wo in der Diözese er kollektieren solle“, aufgefordert worden war. Dieser Antrag falle dem Kloster nicht leicht, da es „kein geeignetes Individuum“ habe, das „mit Zittern“ und „Beschwerden“ für sich und das Volk „über Wochen außerhalb des Klosters diesen Auftrag erfüllen müsste“, sei aber unabdingbar, wenn die Expositur Sossau nicht „zum Zwecke eines Noviziatshauses, wodurch dem zeitlichen und geistlichen Interesse zugleich Rechnung getragen wäre, überlassen werde“. Da die Kollekturbezirke in Niederbayern bereits den Franziskanern und Barmherzigen Brüdern zugeteilt waren, sah sich nun das Ordinariat veranlasst, am 30. Juli 1852 Stadtpfarrer Burgmayer um eine Stellungnahme über eine mögliche Überlassung von Sossau an die Karmeliten zu ersuchen.9 Dieser wies den Gedanken mit dem Argument zurück, das Kloster dürfe eben nur so viele Kandidaten aufnehmen, wie es verkraften könne. Mit unübersehbarer Polemik führte er weiterhin aus, es „aspiriere“ auf die Religionslehrerstelle am Gymnasium (Gehalt jährlich 600 fl), „spekuliere“ weiterhin auf die Stadtpfarrpredigerstelle (700 fl) und „tröste sich mit der Aussicht“, Lateinschule und Gymnasium mit Konventualen besetzen zu können, gleichwohl „unter ihnen kaum einer, der den strengen Anforderungen des Staats für eine Professur genügen könnte“. Nach Ansicht Burgmayers ging es den Karmeliten weniger um die Sustentation als vielmehr um „ein eigenes Noviziats-Haus“ und „die mit der Expositur verbundenen Ökonomie-Äcker und Wiesen in eigener Regie“ (44 Tagwerk), obwohl das Kloster keinen geeigneten Ökonomen habe. Letztlich lehnte der Stadtpfarrer die beiden Optionen des Klosters ab, sowohl die Überlassung der Expositur an das Kloster „wie an einen jeweiligen Säkularpriester“ als auch die Loslösung der Expositur aus der Jurisdiktion von St. Jakob und eben Extradition „mit allen seelsorger-

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lichen und sonstigen Befugnissen“ an das Kloster, da damit „dem Weltklerus ein Bonum entzogen wird“.10 Nach dieser erneuten Absage bemühten sich die Karmeliten offensichtlich beim Ordinariat um die Errichtung eines Klosters in Abensberg [→ Abensberg]. In einem ablehnenden oberhirtlichen Erlass, „die Einrichtung eines Klosters in Abensberg betreffend“, wurden sie dennoch „mit der Hoffnung getröstet, dass ihnen in der Folge die Expositur Sossau werde übertragen werden“.11 Diese Hoffnung erfüllte sich tatsächlich schneller als erwartet, da kurz darauf die Expositur durch Versetzung vakant wurde. Stadtpfarrer Burgmayer schlug nun selber am 28. April 1855 dem Ordinariat vor, die Expositur zwischenzeitlich den Karmeliten „zur Versehung (excurrendo) auf Ruf und Widerruf sowie alles Eigenthum derselben nur zur Nutznießung zu übertragen“.12 „Damit sie das Ordens-Noviziat nach Sossau verlegen können“, übertrug das Ordinariat daraufhin am 11. Mai 1855 den Karmeliten die erledigte Expositur „zur Versehung auf Ruf und Widerruf“ sowie „alles Eigenthum derselben nur zur Nutznießung“. Die Expositur musste noch solange excurrendo versehen werden, bis die „Verhältnisse zwischen der Pfarrgeistlichkeit“ und den in Sossau tätigen Patres geregelt waren.13 In der Erwartung, dass „der Orden mit allem Eifer der Seelsorge in der Wallfahrtskirche Sossau obliege, andererseits aber auch stets bemüht sein werde, ein gutes und erbauliches Einvernehmen zwischen der Pfarrgeistlichkeit und dem Orden zu erhalten“, übertrug das Ordinariat den Karmeliten zum 1. Juni 1855 definitiv die Expositur.14 Stadtpfarrer Burgmayer hielt in seinem Schreiben vom 5. Juni 1855 nochmals ausdrücklich fest, dass das Kloster somit nicht nur einen Terminierbezirk erhielt, sondern auch die Bitte um die Expositur gewährt bekam, die ihnen „in derselben Art und Weise zur Versehung überlassen, wie sie gestiftet und bisher versehen worden ist“. Mit der Annahme, „dass nicht der ökonomische Gewinn der 44 Tagwerk (laut Matrikel 1916 mit einer Einnahme von etwas über tausend Mark)15, sondern das Bedürfnis eines Noviziatshauses die Karmeliten bestimmt haben“, brachte er seine Vorbehalte zum Ende nochmals zum Ausdruck.16 Zur ersten Besetzung der Niederlassung seit dem 31. Mai 1855 gehörte Vikar (Expositus) Ludwig Fritz, der auch als Novizenmagister fungierte, sowie Avertanus Schwegler und der Laiennovize Elias (Joseph) Kirscher, der überhaupt der einzige Novize in Sossau bleiben sollte. Bis zum Ende der Niederlassung wurde die Expositur in der Regel nur von einem Pater betreut, dem ein Laienbruder beigegeben wurde. Nur in den ersten beiden Jahren, dann 1862 und 1864, 1890 und 1891 sowie in den Jahren von 1982 bis 1904 und in den beiden letzten Jahren 1925 und 1926 versorgten zwei Patres und ein Laienbruder die Expositur.17 Wie Gerardus Wieslhuber in seinen Aufzeichnungen18 festhält, nahm man von der Besetzung eines Noviziatshauses, ohnehin wohl von Anfang an keine ernsthafte Überlegung auf längere Sicht, „wegen unpassender Räumlichkeiten und ungenügender Sustentation“ alsbald Abstand. Ein „förmliches Kloster mit strenger Klausur mit mehreren Patribus“ sollte es werden, aber auch dies ließ sich wegen der fehlenden Mittel nicht durchsetzen. „Wenig Bauliches“ wurde vorgenommen,

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der Expositus Wieslhuber riet davon auch ab, da man nicht Eigentümer war. Die Ökonomie wurde von Straubing aus besorgt, solange man das Brauhaus besaß. Nachdem sich am 12. November 1872 die Karmeliten mit der Verpachtung der „klösterlichen Brauerei nebst Schenke und Ökonomie“ eine „schwere Last vom Herzen gewälzt“ hatten, erbat der Prior vom Ordinariat die Erlaubnis, die Expositur „excurrendo“ vom Kloster aus „pastorieren“ zu dürfen. Man sah es als unwirtschaftlich an, den Expositus und den Laienbruder von Straubing aus mit Lebensmitteln zu versorgen, erachtete insbesondere „das Einzelleben des zur Communität gehörigen Ordensmannes dem pflichtgemäßen Streben nach Vollkommenheit keineswegs“ auf der Expositur als förderlich. Der Antrag wurde vom Bischöflichen Ordinariat „in Anbetracht der Stiftungsurkunde“ am 22. November 1872 zurückgewiesen.19 Aufgaben in der Seelsorge Schon 1860 hatte Prior Petrus Köhler in einem ausführlichen Papier eine pastorale Beschreibung20 der Expositur erstellt, in der er vor allem auf die „Lieb-Frauenbruderschaft“, Ablässe, Reliquien, die gestifteten und ordentlichen Gottesdienste, Einkommen, Mesner- und Organistendienste, Volksschule und den „moralischen Zustand der Expositur“ einging. Ein Einnahmenund Ausgabenbuch21 von 1857 bezeugt, dass von Sossau aus in der Umgebung alsbald manche Aushilfen übernommen wurden. Die hinterlassenen Predigthandschriften von Gerardus Wieslhuber sprechen von einer reichen Predigttätigkeit im ganzen Landkreis. Daneben hatte der Sossauer Pater alle „Obliegenheiten der Expositur und der Wallfahrt“ zu erfüllen. Durch das Bemühen der Patres reorganisierte Bischof Ignatius den „Marianischen Frauenbund“ am 16. August 1872 kraft der von Papst Pius IX. am 23. August 1861 und 2. Dezember 1868 erhaltenen Vollmachten neu und stattete ihn mit mehreren Ablässen und anderen geistlichen Gnaden aus. Im Jahre 1873 feierte Sossau das 200jährige Bestehen des „Marianischen Frauenbundes“, der von den Patres wiederbelebt worden war, und 1916 sogar schon 7000 Mitglieder zählte.22 1877 beging man die 700–Jahrfeier der Gnaden- und Wallfahrtskirche, die für dieses Fest restauriert worden war. In den Jahren 1899 und 1900 erfolgte auf Veranlassung des Marianischen Frauenbundes, der damals mit seinen etwa 4000 Mitgliedern von Gerard Wieslhuber betreut wurde, eine tiefgreifende Restaurierung und Umgestaltung der Wallfahrtskirche. Auf Wunsch des Sossauer Frauenbundes und seines geistlichen Betreuers wurde das bisher nur auf einem Seitenaltar, im Abseits zu sehende gotische Gnadenbild auf den Choraltar der Wallfahrtskirche übertragen, wo es nun „den Blicken der andächtigen Wallfahrer leicht zugänglich“ war.23 Nach der Stiftung waren vier Rosenkranzandachten im Advent, Nachmittagsandachten an Sonn- und Feiertagen zu halten. Am 18. Oktober 1908 richtete Wolfgang Bachmeier als Kurat der Kirche Sossau von Rom aus ein Bittschreiben an Papst Pius X. um Gewährung eines vollkommenen Ablasses, der am 21. Oktober 1908 verliehen wurde.24 Am 5. Februar 1870 übertrug die Regierung von Niederbayern im Einverständnis mit Ordinariat und Kloster die Funktion eines Lokalschulinspektors bei der

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Schule Sossau von Stadtpfarrer Johann B. Meyer auf den Expositus Petrus Köhler. Gerardus Wieslhuber, der dieses Amt schon von 1864 bis 1866 ausgeübt hatte, erhielt es am 8. Mai 1874 erneut und fungierte in diesem Amt bis zu seinem Tode im Jahre 1907. Als sein Nachfolger in diesem Amt wurde am 28. Januar 1908 von der Regierung Wolfgang Bachmeier bestellt.25 Neben den Prioren in Sossau Knoll und Huber, die später den amerikanischen Karmel mitbegründeten, verdient insbesondere Gerard Wieslhuber Erwähnung, der erstmals 1864, da „außer seinem lebhaften Temperament nicht das geringste Nachteilige bekannt“26 war, auf Vorschlag des Stadtpfarrers Burgmayer als Oberer bestellt wurde und insgesamt fast 35 Jahre als Expositus amtierte. Bis zu seinem Tod auf einem Versehgang am 26. Dezember 1907 bei Zeitldorn wirkte er in der Expositurkirche Sossau als „Liebling des Volkes in Stadt und Land ob seiner Geradheit, Offenherzigkeit und Leutseligkeit“. Einen einfühlsamen Epilog auf den grundgütigen „Gerhardi“, der als „der beste Fußgeher seines Jahrhunderts“ galt, verfasste vier Jahre nach seinem Tod kein Geringerer als der bekannte Volksschriftsteller Joseph Schlicht, der als Schlossbenefiziat im benachbarten Steinach wirkte.27 Auflösung des Klosters Nachdem es 1897 zur Gründung eines bayerischen Provinzvikariats gekommen war, schlug der letzte Provinzvikar Angelus Wiethaler 1922 bis 1926 seine Residenz in Sossau auf.28 Da jedoch das Vikariat unter ernstem Personalmangel zu leiden hatte, wurden der Reihe nach verschiedene Niederlassungen aufgegeben. Am 14. Dezember 1925 teilte das Provinzialat in Bamberg dem Bischof die Entscheidung des Ordensdefinitoriums über die Rückgabe der Expositur mit Wirkung zum 1. Februar 1926 mit. Als Veranlassung wurde Personalmangel, als „tieferer Grund aber die Rücksicht auf das reguläre Leben“ genannt.29 Das Ordinariat bedauerte die Rückgabe der Expositur und dankte dem Orden für „die seit Jahren geleisteten vorzüglichen Dienste“, insbesondere für das ausgezeichnete Wirken des letzten Expositus Angelus Wiethaler.30 In einem Memorandum vom 12. Dezember 1928 urteilte Augustin Penzkofer über Besetzung, Betreuung und Aufgabe früherer Niederlassungen, insbesondere Sossau, wohin immer noch persönliche Verbindungen bestanden: „Wegen Mangel an geeigneten Kräften wurden die uns selber nicht gehörigen Niederlassungen Habsberg, Mainburg und Sossau aufgegeben. Die Kräfte waren etwas verzettelt worden. Genügende Auswechslung der Kräfte war nicht möglich“.31 ARCHIV KonventA Straubing: Gerardus Wieslhuber: Notizen – Auszüge zur Gesch. der Pfarrei Sossau (Haus-, Hof- und Familiengesch., Pfarrhof, Ökonomie und Karmelitenkonvent, Miscellanea), geführt von 1861 bis ca. 1900, Ms. mit 139 S., gebunden, sowie dessen Predigten (Sossau und weite Umgebung): 1858–1906 (ca. 300 Folia), 1864–1868 (ca. 400 Folia), 1874–1878 (ca. 300 Folia), 1878–1901 (ca. 300 fol.), 1890–1902 (ca. 200 fol.) – BiZA Regensburg: KL 74 (Karmeliten Straubing);

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Nr. 45 Pfarrakten Sossau, Nr. 1 (Beschreibung der Expositur, 1860), Nr. 7 (Jubiläum, 1877), Nr. 9 (Marianischer Frauenbund, 1712–1873), Nr. 14 (Besetzungen der Expositur), Nr. 16 (Schule) – PfarrA St. Jakob Straubing: Sossau (Stiftungen, Etat der Kirche Sossau, Rechnungen Filialkirche Sossau (1817–1927) sowie des Marianischen Frauenbundes Sossau (1848–1926), Bittgesuche Frauenbund Sossau (1870–1917), Sossauer Frauenbund (Feste, Fotos, Drucke etc.) 1876–1921 – ProvinzA Bamberg: Schachtel „Ehemalige Klöster der Provinz“; C 5 Regesten Provincialatus I 1855–1928. BAU- UND KUNSTdenkmäler Das Kirchengebäude geht auf eine 1177 von dem Prämonstratenserstift Windberg errichtete Kirche zurück, deren Innenraum im 18. Jh. barock umgestaltet wurde. Nur ein Gnadenbild aus der Zeit um 1300 blieb von den mittelalterlichen Werken erhalten. Die angrenzenden Gebäude mit Konventtrakt und Pfarrhof des ehemaligen klösterlichen Gutshofes entstanden als Zweiflügelanlage unter Einbeziehung mittelalterlicher Bestandteile am Anfang des 18. Jhs. VIKARE32, Superioren, Expositi Ludwig Fritz 1855–1857 – Joseph Mayer 1857–1859 – Petrus Köhler 1859–1862 – Franz Xaver Huber 1862–1864 – Gerard Wieslhuber 1864–1866 – Angelus Traidmer 1866– 1867 – Thomas Handl 1867–1868 – Petrus Köhler 1869–1874 – Gerard Wieslhuber 1874–1907 – Wolfgang Bachmeier 1907–1922 – Angelus Wiethaler 1922–1926.33 LITERATUR Norbert Backmund, Kloster Windberg. Studien zu seiner Gesch. Windberg 1977, 50–53 – Benedikt Braunmüller, Sossau, seine Kirche und Wallfahrt. Straubing 1877 – Deckert, Karmel in Straubing, 39–44, 313–314 – Adalbert Deckert, Niederlassungen der Beschuhten Karmeliten im Bistum Regensburg. In: Beitrr. zur Gesch. des Bistums Regensburg 12, 1978, 309–335, bes. 333f. – Karl Gröber, Die Kunstdenkmäler von Niederbayern 12, Bez.amt Straubing. München 1925, 166–181 – Antonius von Henle (Hg.), Matrikel der Diözese Regensburg. Regensburg 1916, 101 – Alfons Huber, Karmelitenpater Gerard Wieslhuber. Expositus in Sossau von 1874–1907. In: Chronik Sossau. o. O. (Grafenau) 1999, 71–79 – Ders., Expositur Mariä Himmelfahrt in Sossau. In: Ebd., 60–69 – Ders., Ein namentlicher Personalstatus der Pfarrei Sossau aus dem Jahre 1660. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung 107, 2005, 193–215 – Ders., Marienwallfahrtskirche Sossau, ehemals dem Prämonstratenserkloster Windberg inkorporierte Pfarrei mit Maierhof. Regensburg 2007 – Matrikel des Bisthums Regensburg (von 1860). Regensburg 1863, 27, 30 – Matrikel der Diözese Regensburg. Regensburg 1916, 101 – Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Regensburg. Regensburg 1855–1926 – Joseph Schlicht, Karmelitenpater Gerard Wieslhuber, Expositus in Sossau von 1874–1907. In: Der Bayerwald in Vergangenheit und Gegenwart 9, 1911, 12–15.

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1 Zur Gesch. der Propstei, Pfarrei und Expositur Sossau im Einzelnen Backmund, Kloster Windberg, 50–53; Deckert, Karmel in Straubing, 13; Huber, Expositur Mariä Himmelfahrt, 60–69; Ders., Marienwallfahrtskirche Sossau, 1–3.  –  2 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 14: Schreiben des Priors Cyrillus Knoll vom 23.1.1851 an den Bischof von Regensburg mit Ablehnungsschreiben vom 31.1.1851.   –  3 Ebd., Schreiben des Priors Cyrillus Knoll vom 16.5.1851 an das Ordinariat Regensburg.   –  4 Ebd., Schreiben vom 23.5.1851; ProvinzA Bamberg, Sossau, Schreiben des Ordinariats Regensburg.  –  5 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 14, Schreiben vom 1.4.1852.  –  6 Ebd., Schreiben von Cyrillus Knoll vom 28.6.1852.  –  7 Ebd., Schreiben des Ordinariats an den Prior vom 6.7.1852.  –  8 Ebd., Schreiben des Priors an den Bischof vom 12.7.1852.  –  9 Ebd., Konzeptvorlage für ein Schreiben an Pfarrer Burgmayer um Stellungnahme vom 30.7.1852.  –  10  Ebd., Stellungnahme von Stadtpfarrer Burgmayer vom 26.10.1852.  –  11 Ebd., Schreiben von Pfarrer Burgmayer an das Ordinariat vom 28.4.1855.  –  12 Ebd., Schreiben Burgmayers an das Ordinariat vom 28.4.1855.  –  13 Ebd., Schreiben des Generalvikars an Stadtpfarrer Burgmayer vom 11.5.1855; ProvinzA Bamberg, Sossau, Entschluss des Ordinariats (Überlassung der Expositur).  –  14 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 14, Schreiben des Generalvikars vom 1.6.1855 nach den Vorschlägen des Stadtpfarrers Burgmayer vom 15.5.1855; ProvinzA Bamberg, Sossau, Überlassung der Expositur Sossau (Schreiben des Generalvikars Lemberger vom 1.6.1855).  –  15 Die Matrikel der Diözese Regensburg (1916), 101, beschreibt das Expositurhaus in Sossau mit sechs heizbaren sowie zwei nicht heizbaren Zimmern, drei Kammern und einem unbrauchbaren Keller. Als Nebengebäude gehörten ein Stall mit Scheune sowie ein Holz- und Kohlenraum dazu.  –  16 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 14, Schreiben von Stadtpfarrer Burgmayer an das Ordinariat vom 5.6.1855.  –  17 Nach Auswertung der Schematismen der Diözese Regensburg (1855–1926) und der Besetzungslisten in BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 14, sowie ProvinzA Bamberg, Sossau (Besetzung der Expositur Sossau betreffend). Zum Problem der Einrichtung eines Noviziats in Sossau siehe auch Deckert, Karmel in Straubing, 44.  –  18 KonventA Straubing, Gerardus Wieslhuber, Notizen (Ms.), 46–48.  –  19 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 14, Ersuchen des Priors Petrus Mayer an das Ordinariat vom 19.11.1872 um „Pastorierung der Pfarrei Expositur vom Kloster aus excurrendo“. Das vierzeilige Ablehnungsschreiben im ProvinzA Bamberg, Sossau (Regensburg, 22.11.1872).  –  20 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 1, Beschreibung der Expositur Sossau von Petrus Köhler aus dem Jahre 1860.  –  21 ProvAB, Schachtel „Ehemalige Klöster der Provinz“, Rechnung für Sossau 1857, erstellt von Ludwig Fritz.  –  22 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 9, Marian. Frauenbund Sossau, Nr. 12, Anniversaria.  –  23 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 7, Jubiläumsfeiern (1877), Restaurierung und Umgestaltung (1900); Ebd., Schreiben von Pfarrer Scheubeck an den Bischof (Straubing, 25.10.1899).  –  24 Ebd., Nr. 13, mit Originalschreiben von Papst Pius X.  –  25 Ebd., Nr. 16, Schule (mit den Bestellungsschreiben für die einzelnen Patres).  –  26 Ebd., Nr. 14, Präsentationsschreiben von Stadtpfarrer Burgmayer für P. Gerard Wieslhuber vom 14.3.1864.  –  27 Schlicht, Karmelitenpater, 12–15 (mit Foto) sowie Huber, Karmelitenpater, 71–79.  –  28 Deckert, Karmel in Straubing, 39.  –  29 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 14, Schreiben des Provinzials Albert Sauer an das Ordinariat Regensburg vom 14.12.1925.  –  30 Ebd., Mitteilung (Aufgabe der Niederlassung) des Stadtpfarrers Ziegler an das Ordinariat vom 29.12.1925 sowie Dankschreiben des Ordinariats an das Provinzialat der Karmeliten vom 29.1.1926.  –  31 ProvinzA Bamberg, Sossau: Votum consultativum in causa Sossaviensi des P. Augustin vom 12.12.1928.  –  32 Ein jeweils unvollständiger Kat. bei Deckert, Karmel in Straubing, 314, und Deckert, Niederlassungen, 333f.  –  33 Der Schematismus der Diözese Regensburg (1926) vermerkt entgegen dem Schreiben des Provinzialats vom 14.12.1925 eine Präsenz „bis 16. Februar 1926“, BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 14.

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Springiersbach 1922 in einem Teil des 1802 aufgehobenen Ritterstifts neu gegründet, entwickelte sich das Kloster der Karmeliten trotz eines verheerenden Brandes 1940 und entgegen der nationalsozialistischen Ideologie zu einem religiösen Zentrum im Bistum Trier. Aus kleinen Anfängen – Vertretungen und Aushilfen in Eifel- und Moselpfarreien, Beichthören, Klostergottesdiensten – über Zerstörung, Wiederaufbau und Erweiterung wurde das Kloster zu einem Anziehungspunkt in der Region mit überregionalem Angebot für Exerzitien, Tagungen, Seminare, Fortbildungsveranstaltungen und Besinnungswochenenden. Provinz Oberdeutsche Provinz Diözese Trier Lage Das Kloster liegt an dem namengebenden Springiersbach, der sich von Eifelbergen durch den Kondelwald nach Süden in das Flüsschen Alf schlängelt. Die Alf ihrerseits, die in der Nähe von Daun/Eifel entspringt, mündet etwa 8 km weiter in die Mosel und verlässt damit die Wittlicher Senke an deren nordöstlichem Ausgang. Milderes Klima und fruchtbare Böden im Vergleich zu der mittelgebirglichen Eifel kennzeichnen diese Senke, die hier zwischen Mosel und Eifel als geologische Besonderheit vor Jahrmillionen entstanden ist. Gelegen am 50. nördlichen Breitengrad wie auch Mainz ist hier noch Weinbauklima; ein verwilderter Weinberg zwischen den Klostergebäuden und dem Westrand des Kondelwaldes gibt Zeugnis von der ehemaligen hiesigen Weinwirtschaft. Im übrigen umschließen Wiesen in einem schützenden Talkessel das Kloster und den kleinen Ort (weniger als 50 Bewohner), einen Ortsteil der Gemeinde Bengel in der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf (Lkr. Bernkastel-Wittlich). Dem Lauf des Springiersbaches folgend, trifft die Verbindungsstraße nach ca. 1 km auf die Bundesstraße 49, jenseits und unweit derselben verläuft die Eisenbahnlinie Koblenz-Trier. Trotzdem vermittelt die ruhige, verkehrsferne Lage einen Charakter von „Abgeschiedenheit“. Patrozinium Kirchenpatron ist der hl. Abrunculus, Bischof in Trier, † um 527. GESCHICHTE Gründung des Klosters Als die Karmeliten 1922 das alte Augustinerchorherrenkloster mit neuem klösterlichen Leben erfüllten, fanden sie zwar einen von Historie (und Grundwasser!) durchtränkten Boden vor – eine alte Legende wollte wissen, die Abtei sei auf Eichenpfähle gegründet –, aber der spätere Gründungsprior trug sich, als er hier am 8. September 1922, dem Festtag Mariae Geburt, die Messe feierte, als erster in das aufliegende Verzeichnis der „durchreisenden Priester“ ein. Dennoch blieb er, und mit ihm entstand der neue Konvent. Am Anfang der Geschichte des neuen Klosters steht der damalige Generalprior des Ordens, Elias Magennis, ein irischer Karmelit. Er beabsichtigte, an die Zeit vor der Säkularisation anzuknüpfen, als in der damaligen Niederdeutschen Ordensprovinz allein im Bistum Trier die Karmelitenniederlassungen Beilstein, Boppard, Kreuznach, Simmern (Hunsrück), Tönnisstein (Stadt Andernach) und

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Trier bestanden. Die Suche nach einem geeigneten Ort – die Niederlassung sollte keinen Neubau erforderlich machen – gab er dem Wiener Konvent auf. Der dortige Subprior stammte aus Rommersheim bei Prüm in der Eifel. Er stellte die Verbindung zum Trierer Bischof Michael Felix Korum (1881–1921) her. Eine Wiederansiedlung in den vorgenannten Orten kam nicht infrage, weil die ehemaligen Klosterkirchen zu Pfarreien umgewandelt worden waren. Bischof Korum bot dem Orden schließlich im September 1921, kurz vor seinem Tod im Dezember desselben Jahres, mündlich Springiersbach an, wo die 1772 entstandene prächtige Barockkirche nacheinander als Stifts-, Pfarr- und vernachlässigte Filialkirche neben der Pfarrkirche in Bengel gedient hatte. Dieses Angebot wurde in den Verhandlungen mit dem Kapitularvikar immer wieder zitiert, wohl um zu betonen, dass das Generalvikariat die mündliche Zusage des inzwischen verstorbenen Bischofs erfüllen möge. So kam es im März 1922 zum Verkauf der Kirche und des ehemaligen Pfarrhauses von der Pfarrei Springiersbach, die erst 1946 in Pfarrei Bengel umbenannt wurde, an den eigens zu diesem Zweck gegründeten Verein „Carmel“. Die erforderlichen Genehmigungen von Staat und Bischof ließen auf sich warten, sodass der Eigentumsübergang erst im April 1923 im Grundbuch eingetragen werden konnte. Die kirchenrechtlich gültige kanonische Errichtung des Konvents datiert vom 21. Februar 1924. Als Aufgaben der neuen Niederlassung wurden benannt: Möglichkeit des beschau­lichen Lebens an erster Stelle, dann Verbreitung der Marienverehrung, Aushilfe in der Seelsorge und Durchführung von Exerzitienkursen. Der Verein „Carmel“ musste zum einen dem Staat gegenüber auf den Ankauf weiterer Besitzungen verzichten, zum andern die Erhaltung des zu übernehmenden Bau- und Kunstdenkmals gewährleisten, für dessen Restaurierung der Regierungspräsident in Trier Beihilfen des Staates und der Rheinprovinz in Aussicht stellte. Nach der Säkularisation hatte der damalige (französische) Trierer Bischof Charles Mannay1 die Springiersbacher Kirche vor der Zerstörung gerettet, indem er sie zur Pfarrkirche der neuen Pfarrei Springiersbach bestimmte, sein späterer Nachfolger Bischof Korum bewahrte sie vor dem schleichenden Verfall, indem er sie den Karmeliten übergab. Ordensintern war in der Zwischenzeit eine wichtige Entscheidung gefallen, denn das österreichische Generalkommissariat der Karmeliten war am 19. Juli 1922 mit dem bayerischen Ordensvikariat zu der wiedererrichteten Oberdeutschen Provinz vereinigt worden. Das Beschlussgremium dieser Provinz ernannte den oben erwähnten „durchreisenden Priester“ zum Gründungsprior, der gemeinsam mit einem weiteren Bruder in das Kloster einzog. Die Kirche war buchstäblich arm wie eine Kirchenmaus, von dem Reichtum des ehemaligen Stifts auch an beweglichem Gut war nichts mehr vorhanden: kein Speisekelch, kein Messkännchen, auf den Kerzenständern nur noch 6 kleine Stumpen! Der kleine Konvent wurde allmählich vergrößert: 1922/23 kamen zwei Brüder und ein weiterer Pater dazu. Dieser, Clemens Martini, betreute jahrelang die zur

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Pfarrei Kröv gehörige Filiale Cövenig; hier vollendete er sein Geschichtswerk „Der deutsche Carmel“ und bereitete die Herausgabe der Ordenszeitschrift „KarmelStimmen“ vor. Die Umbaupläne für das ehemalige Pfarrhaus zu einem Klostergebäude, die ein Mitbruder in Zusammenarbeit mit einem Architekten erstellt hatte, wurden zwar genehmigt, aber ihre Realisierung musste hinter den vordringlichen Sicherungsmaßnahmen an der Kirche – wie undichte Dachabdeckungen, drohender Absturz des Turmkreuzes – zurückstehen. Der Hände Arbeit hatte frag- und klaglos Vorrang vor frommer Beschaulichkeit. Ohne die Unterstützung ungezählter Förderer aus der näheren und weiteren Umgebung hätte der Gründungskonvent der „Liebfrauenbrüder“ nicht seinen Lebensunterhalt sichern und zugleich den Forderungen der Denkmalschutzbehörde nachkommen können. Ein neues Dreiglockengeläut wurde 1938 eingeweiht, zugleich eine neue Orgel aufgebaut, denn die alte hatte 1897 ein Brand zerstört. 1939 konnte der Konvent den Kirchenraum vollständig neu ausmalen lassen. Der Zustrom von auswärtigen Besuchern nahm zu. Insbesondere fand die Kirche immer mehr Zuspruch als Trauungskirche, sodass das Kloster 1939 anstelle der einzelnen Trauungsdelegation durch den zuständigen Pfarrer in Bengel eine generelle Delegation mit dem Recht zur Subdelegation erhielt. Wie sehr die Karmeliten in die Seelsorge eingebunden waren, macht die Zahl von annähernd 80 Eifel- und Moselgemeinden deutlich, die gelegentlich oder ständig die Aushilfe der Patres in Anspruch nahmen. Das Kloster während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit Welche Erschwernisse und Verfolgungen Naziregime und Kriegsbeginn für das junge, erstarkende Kloster nach sich ziehen würden, war erst in Umrissen erkennbar, als ein unerwarteter Schlag Kirche, Kloster und den gesamten ehemaligen Abteibereich, in dem zu dieser Zeit Militär einquartiert war, traf: Ein verheerender Brand am 11. März 1940, dem im Mai der Einsturz des kostbaren, bemalten Gewölbes in der Kirche folgte.2 Dabei wurde der Prior Dominikus Gaul von herabfallenden Gewölbeteilen lebensgefährlich verletzt. Er lag über fünf Monate im Krankenhaus in Zell/Mosel. Der Bischof von Trier rief in einem Hirtenbrief zu einer Osterkollekte für Springiersbach auf, aber Bistum und Orden hatten angesichts des Zerstörungsgrads diese Niederlassung bereits aufgegeben und den Karmeliten ihr früheres Kloster Beilstein mit Pfarrei zugedacht, um sie im Bistum zu halten. Der dortige Pfarrer hätte bereitwillig für den geplanten neuen Konvent Platz gemacht, die Einführung der Karmeliten in Beilstein war schon auf den 8. Dezember 1940 festgesetzt. Aber der Konvent mit dem langsam genesenden Prior dachte nur an Wiederaufbau! Er gelang trotz Nazizeit und Krieg, Bewirtschaftung aller Materialien und der Arbeitskräfte. Zur zeitweisen Verwirrung trug auch bei, dass NS-Parteistellen Interesse am Wiederaufbau zeigten, um in Springiersbach ein eigenes Zentrum zu errichten. Was bei der Übernahme von Kirche und Kloster 1922/23 eine schwer zu tragende Last war – die Verpflichtung zur Erhaltung und Pflege des Baudenkmals

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Kirche – wurde nun der Rettungsanker. Das Baudenkmal wurde, obwohl es eine Kirche war, im Krieg wieder aufgebaut. In der Kriegszeit hatten, wie die insoweit gut erhaltenen Unterlagen im Klosterarchiv belegen, Zähigkeit, Verhandlungsgeschick, Menschenkenntnis und Gottvertrauen des Priors auf der einen Seite, kunstbeflissene, verständige, versteckt sympathisierende Partner auf der anderen, der Behördenseite, dazu geführt, dass das Wiederaufbauwerk beginnen und noch vor Kriegsende weitgehend verwirklicht werden konnte. Die Kirche erstand neu, wenn auch nur in behelfsmäßiger Form. Am 18. August 1946 konnte die (vorläufige) Vollendung des Wiederaufbaus hochfestlich begangen werden. Das Karmelitenkloster Springiersbach gehörte mittlerweile zu der kirchlichen Landschaft im Bistum Trier wie die Barockkirche. Sie war nicht mehr wegzudenken, eher Mittelpunkt als geduldete Randexistenz. Seelsorge und Ausbildung In der Nachkriegszeit füllten sich die Kirchen. Auch die Springiersbacher Klosterkirche zog stetig immer mehr Gläubige an. Andachten, Wallfahrten, Aussprachen, Kirchenführungen usw. nahmen zu, ebenso die Bitten von Pfarreien um Aushilfe, zu Beicht- und Gottesdiensten, zur feierlichen Gestaltung von Patronatsfesten und Jubiläen. Seelsorge im Zeller Krankenhaus, Übernahme von Pfarrvertretungen, von Religionsunterricht, von Volksmissionen, die Betreuung von Schwesterngemeinschaften. Der kleine Konvent – lange in der Besetzung „drei Patres, zwei Brüder“ – hätte sich vervielfältigen müssen, um all dem nachzukommen. Vergrößerung war dringend geboten. Ab 1. November 1965 stellen die Karmeliten den Pfarrer ihrer eigenen Pfarrei Bengel. Im Laufe der Jahre kamen die beiden weiteren Alftalpfarreien Kinderbeuern und Bausendorf dazu. Ein wichtiger Schritt war die Verlegung des Noviziats der Oberdeutschen Provinz von Straubing nach Springiersbach im Herbst 1961, um dort bis 1997 zu verbleiben; nach dem Wechsel nach Ohrdruf 1997 wurde das Noviziat von 2000–2002 in der Trägerschaft beider deutschen Provinzen fortgeführt. Ausbau der Klosteranlage Ab 1962 konnte planmäßig gebaut, vergrößert und erweitert werden: Die Verlängerung des Karmelitenklosters über den inzwischen erworbenen gesamten Ostflügel des ursprünglichen Quadrums, schließlich Erwerb des Nordflügels, dessen Inneres völlig umgestaltet wurde. Das Geviert war wieder in einer Hand. Damit war nach z. T. jahrelangen, zähen und sperrigen Verhandlungen einiger Konventsgenerationen mit etlichen Eigentümern, kirchlichen, staatlichen und kommunalen Behörden die „Endstation“ erreicht. Das 50jährige Jubiläum der Karmeliten in Springiersbach konnte die Stabilität des Konvents festlich in der Öffentlichkeit darstellen. Die Eröffnung eines „großen Hauses“ – Kirche, Kloster, Tagungsstätte, Begegnungs- und Exerzitienhaus mit eigener Kapelle – war vorausschauend konzipiert und unter günstigen Voraussetzungen begonnen und durchgeführt worden. Bei einleuchtender, überzeugender Zielvorgabe war es in den sechziger Jahren leichter als 1922 oder gar 1940/41, wohlwollende Unterstützung und finanzielle Beihilfen zu erhalten.

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Die heutige Klosteranlage hat die Ausmaße der alten Augustinerchorherrenabtei annähernd wieder erreicht. Die Karmeliten stellen die Barockkirche mit dem beschwingten Rokoko-Dekor und der neuen Orgel, ihren wiedererrichteten romanischen Kapitelsaal und den versteckten Innenhof dem Musikkreis Springiersbach für vielbeachtete musikalische Darbietungen und weitere kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. ARCHIV Im Archiv des Karmelitenklosters befinden sich (ungeordnet) hand- und maschinengeschriebene Vermerke des ersten Priors, Schriftverkehr mit Behörden und dem Notariat, Rechnungen, dazu eine zeitweilig geführte Chronik von 1954–1981 sowie Fotos und Bauzeichnungen. BAU- UND KUNSTdenkmäler Zur Ergänzung der Baugeschichte, soweit sie wegen des geschichtlichen Zusammenhangs bereits in dem historischen Überblick berührt wurde, ist besonders auf die beherrschende Stellung der Barockkirche in der kleinen Tallandschaft hinzuweisen. Ihre Südseite mit eingebautem Westturm und sieben Fensterachsen, dreiseitigem Schluss und Dachreiter erhebt sich quer zum Tal aus dem tiefsten Punkt der Mulde. Erbaut 1769–1772 unter dem letzten Abt der Augustinerchorherrenabtei, erstand der spätbarocke Bau mit seiner Rokoko-Ausstattung auf der Stelle der romanischen dreischiffigen Kirche. Er zeigt in seinem Äußeren als Gliederungselemente der Fassaden Sockel- und Frieslinien aus rotem Sandstein und flache Pilaster aus grün schimmerndem Sandstein zwischen den hohen Fenstern mit den ovalen Oberlichtern. Das Kircheninnere ist ein einschiffiger tonnengewölbter sakraler Raum, der in seinen lichten Abmessungen 36 x 11,80 m Länge und Breite und 13,80 m Höhe aufweist. Die großflächige Deckenbemalung lässt den Ausblick in den Himmel erahnen: die Hl. Dreifaltigkeit, Himmelfahrt Mariens und die Verherrlichung des hl. Augustinus. Die Ausstattung des lichtdurchfluteten Raumes ist in dunkler Eiche mit zurückhaltender Vergoldung gehalten. Gemäß der ursprünglichen Bestimmung des Kirchenraums als Kirche des Chorherrenstifts nimmt der Chor die Hälfte des Innenraums ein. Das reichgeschnitzte Chorgestühl schließt unmittelbar an die schrägstehenden Rückseiten der Seitenaltäre an. Die beiden Seitenaltäre mit Statuen der Gottesmutter und der hl. Katharina stehen hinter dem den Chorraum begrenzenden schmiedeeisernen Gitter. Der Hochaltar wird seit der Wiederherstellung nach dem Brand von 1940 von der Skulptur der Seligen Jungfrau Maria vom Berge Karmel bekrönt. Die Szene stellt die Überreichung des Skapuliers an den hl. Simon Stock dar; sie wird begleitet von den Propheten Elija und Elischa. Auf der Orgelempore begrenzt ein schmiedeeisernes Gitter den neugeschaffenen Orgelprospekt und die 1998 eingebaute neue Sandtner-Orgel. Der Nordflügel der Klosteranlage dient als Exerzitienhaus, den Ostflügel bewohnt der Konvent. Der Westflügel enthält die Winterkirche/Beichtkapelle, zum

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Nordflügel hin befindet sich der neue Klostereingang mit der Kapelle des Exerzitienhauses im Obergeschoss. Die Nordwestecke des Gevierts und der hier vom Torbogen abzweigende Gebäudeflügel, das ehemalige Abtshaus des Augustinerchorherrenstifts, dient seit 1958 als Heim des Familienferienwerks des Erzbistums Köln. Im letzten Jahrzehnt des 20. Jhs. wurde die Kirche von Grund auf saniert: Nach der Instandsetzung des Turms einschließlich der Laterne mit Kreuz und Hahn nahm ein neuer Glockenstuhl 1993 ein neues Geläut mit vier Glocken auf, die Mauern und Fundamente der Kirche mussten gegen aufsteigende Bodennässe geschützt werden, neuer Putz und neue Farbgebung waren nötig. PRIOREN Serapion Lüth 1922–1928 – Simon Kolb 1928–1931 – Elias Hilling 1931–1934 – Dominikus Gaul 1934–1946 – Burkard Lippert 1946–1952 – Elias Hilling 1952–1955 – Berthold Schießl 1955–1961 – Joseph Kotschner 1961–1967 – Ignatius Müller 1967–1970 – Viktor Harke 1970–1973 – Georg Bertram 1973–1976 – Otto Wolf 1976–1982 – Alfred Scheffler 1982–1988 – Englmar Reiner 1988–1991 – Stephan Gründel 1991–1997 – Rainer Fielenbach 1997– 2003 – Dominikus Lankes 2003–2007 – Theodor Vreeswijk seit Dezember 2007. LITERATUR Peter Blum, Mönche retten ein Kulturdenkmal, Wallfahrtskirche Maria-Schutz des Karmelitenklosters Springiersbach. Trier 1949 – Ders., Marienkirche und -kloster Springiersbach. Gesch. Bedeutung. Euskirchen 1954 – Ders., 50 Jahre Pfarrkirche in Bengel. Euskirchen 1955 – Winfrid Blum, Das Karmelitenkloster Springiersbach. In: Karl-Josef Gilles/Erwin Schaaf, Springiersbach – Von der Augustiner-Chorherrenabtei zum Karmelitenkloster 1102–2002. Trier 2002, 238–256 – Ders., Das Karmelitenkloster Springiersbach. In: Jb. für den Kreis Bernkastel-Wittlich 2000, 290–294 – Hans Caspary, Springiersbach. Neuss 1968 (Rheinische Kunststätten) – Adalbert Deckert, 50 Jahre Karmeliten in Springiersbach. Volkach 1972 – Georg Dehio, Hdb. der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. Bearb. von Hans Caspary, Wolfgang Götz und Ekkart Klinge. 2. Aufl. München 1984, 995f. – Clemens Martini, Kloster Springiersbach und seine Geschichte. In: Peter Blum, Der Kreis Wittlich – Altes und Neues von Eifel und Mosel. Düsseldorf 1927, 56–59 – Die Kunstdenkmäler des Kreises Wittlich Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Bd. 12/IV. Bearb. von Ernst Wackenroder. Düsseldorf 1934, 292–307 – Theodor Wildemann, Springiersbach. Neuss 1960 (Rheinische Kunststätten) – Karl Laas, Karmelitenkloster Springiersbach. 3. Aufl. Regensburg 2005 (Schnell Kunstführer 2207). 1

Leo Schwarz, Charles Mannay – Ein Bischof aus Frankreich in Trier. Trier 1998.  –  2 Dazu ausführlich: Karl Laas, Der Brand von Springiersbach am 11. März 1940. In: Das Alftal in Gegenwart und Gesch. – Chronik der Alftalgemeinden 1989, 75–81.

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Straubing Aufgehoben und zum Zentral- und Aussterbekloster (1802) für die Beschuhten Karmeliten bestimmt, erlebte das Straubinger Kloster durch den letzten überlebenden Prior Petrus Heitzer 1842 die Wiedereröffnung seines Konvents. Mitgetragen von holländischen Konventen, entstanden von Straubing aus Niederlassungen in Sossau, Habsberg und Mainburg. Straubinger Konventualen errichteten in Nordamerika (1864) für den Orden und die Missionsarbeit wichtige Niederlassungen. Aus ihnen ging die spätere Ordensprovinz vom Reinsten Herzen Mariä hervor, die größte Provinz des Ordens überhaupt. Mit dem Rückkauf und der Neubesiedelung des ehemaligen Bamberger Karmelitenklosters (1902) wurde Straubing auch zur Wiege der späteren Oberdeutschen Provinz (1922). Entsprechend dem karmelitanischen Ordensideal, das kontemplative Zurückgezogenheit wie Offenheit für die seelische Not der Menschen miteinander verbindet, sind dieses Kloster und die Ordenskirche für viele Gläubige im weiten Umkreis bevorzugte Stätten der Einkehr, des stillen Gebets sowie eine gesuchte Anlaufstelle für außerordentliche Seelsorge. Provinz Provincia Germano-Hollandica (1879–1897), Bayerische Provinz (1897–1922), Oberdeutsche Provinz (seit 1922) Diözese Regensburg Lage Das Kloster liegt in der Altstadt von Straubing, Albrechtsgasse 28. Patrozinium Das Patrozinium von Kirche und Kloster ist Hl. Geist. GESCHICHTE Zentral- und Aussterbekloster (1802–1841) Mit einer Kabinettsorder vom 25. Januar 18021 verfügte Kurfürst Max IV. Joseph die Aufhebung fast aller Klöster in Kurbayern, die nicht der Ständevertretung angehörten, und leitete damit die unmittelbare Säkularisierung der Bettelordensklöster ein. Das Karmelitenkloster in Straubing wurde zu einem Zentral- und Aussterbekloster für die Konvente von Abensberg und Straubing [→ Abensberg, → Straubing] bestimmt. Der jüngste Konventuale Petrus Heitzer ging 1815 aus der Wahl als Prior hervor und blieb bis zur Restauration 1842 im Amt. Nach der Wiederherstellung des Klosters wurde er vom Regensburger Ordinariat „als Oberer“ bestellt und amtierte bis zu seinem Tod am 15. Februar 1847.2 Zu seinen vordringlichsten Anliegen gehörte von Anfang an die Aufbesserung der staatlichen Pension für seine Mitbrüder, die 1816 gewährt wurde.3 Als sich wegen des Verbots zur Aufnahme von Novizen der Mangel an Seelsorgern für die pfarrliche Seelsorge immer spürbarer bemerkbar machte, musste er es am 25. August 1819 jedoch ablehnen, zwei Patres als Betreuer der Wallfahrtskirche in der Wies zu entsenden.4 Zur größten Belastung für den schrumpfenden Konvent war die Verpflichtung geworden, dass die Patres drei Viertel der jährlichen Stiftsmessen der Klöster Straubing und Abensberg zu persolvieren und zu verrechnen hatten. Das Privileg der Messefreiheit wurde den beiden noch aktiven Patres Emmeram Doblinger und Petrus Heitzer zum 23. Januar 1828 erteilt. Dem Erhalt des Kirchenschatzes sowie der Ausstattung der Ordenskirche galt in jeder Beziehung

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seine erhöhte Aufmerksamkeit. Deshalb galt seine Sorge auch der Rückführung eines 1801 in Kriegsgefahr gestifteten Votivbildes in die Karmelitenkirche, das die Bürgerschaft Straubings an das Gelöbnis einer Prozession zur Nesselmuttergottes in der Ordenskirche erinnerte.5 Petrus Heitzer hat offensichtlich die Hoffnung auf eine Wiedereröffnung des Straubinger Karmelitenklosters nie aufgegeben. Am 16. August 1826 wandte er sich in einem persönlichen Schreiben im Namen der sechs verbliebenen Konventualen mit der ausdrücklichen Bitte um Restauration des Klosters an König Ludwig I.6 Das Bischöfliche Ordinariat in Regensburg befürwortete in einem Gutachten vom 28. November 1826 seine Vorschläge.7 Das Ordinariat plädierte für die Restauration des Klosters, da Kirche und Wohngebäude in gutem Zustand seien, „so dass sich kein Kloster so leicht wiederherstellen ließe“, zumal ja auch „Prior und ein paar Individuen für ein neues Klosterleben zurückgeblieben sind“. Das Ordinariat forderte aber eine ausreichende Dotierung, um „das entehrende Kollektieren zu vermeiden“. Die Bitte zur „freien Überlassung der sämmtlichen Meßstipendien“ wurde ebenfalls befürwortet, „da sonst kein Bestehen möglich“ ist.8 Am 15. März 1827 wandte sich auch die Stadt Straubing wegen der Restauration des Klosters an den König. Sie zielte jedoch auf eine Wiederherstellung von Kirche und Kloster durch den Benediktinerorden, der nach diesen Vorstellungen auch das Gymnasium übernehmen sollte.9 Nachdem das Regensburger Ordinariat solchen Plänen kategorisch widersprochen hatte,10 lehnte das Ministerium die Errichtung eines klösterlichen Gymnasiums mit Lateinschule mit zwölf Benediktinern oder Karmeliten am 2. April 1831 endgültig ab. König Ludwig I. schloss eine Restauration des Straubinger Karmelitenklosters nicht aus, doch war sie an die Voraussetzung geknüpft, dass ein tragfähiger Sustentationsfonds vorhanden war, den Petrus Heitzer allein nicht leisten konnte. Unerwartete Hilfe tat sich für ihn jedoch auf, als der resignierte Pfarrer Joseph Angermüller11 von Geltolfing, der seit 1838 in seiner Vaterstadt Straubing lebte,12 am 31. Juli 1840 Bürgermeister Kolb ersuchte, in Straubing ein Kapuzinerkloster zu errichten. Zu dessen Fundierung wollte er 4000 Gulden zur Verfügung stellen. Bischof von Schwäbl konnte durch persönliche Intervention jedoch Pfarrer Angermüller dafür gewinnen, sein Vermögen Prior Petrus stattdessen zur Restaurierung des Karmelitenklosters zur Verfügung zu stellen.13 Da der Stadtmagistrat vorhatte, dem König „den fast allgemeinen Wunsch der hiesigen Einwohner und der Umgegend, daß das aufgehobene Karmelitenkloster dahier wiederhergestellt und zur Aushilfe in der Seelsorge mit einigen Ordenspriestern besetzt werden möge“, zuzuleiten, forderte er vom Prior einen vorläufigen Ausweis14 des notwendigen Sustentationsfonds, den dieser am 13. Oktober 1840 erstellt hat. Danach erhielten die zwei noch im Kloster lebenden Karmeliten, Petrus Heitzer und Eadmund Wirthinger, zusammen eine jährliche Pension in Höhe von 650 Gulden. Die täglichen Messstipendien wurden nach Abzug der Sakristeigebühren mit 230 Gulden angesetzt. Für den Fall der Restauration des Klosters hatten „einige hiesige vermögliche Einwohner“ ein Stammkapital in Höhe von 12.000 Gulden versprochen

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und verbürgt, das jährlich 480 Gulden Zins erbrachte. Zudem haben sich noch mehrere Einwohner bereit erklärt, durch freiwillige Beiträge die Restauration zu fördern. Dazu kam der von Pfarrer Angermüller versprochene Betrag in Höhe von 4000 Gulden sowie die Spende eines anderen Wohltäters mit 500 Gulden. Wenn der König das verpachtete Bräuhaus und die eine Gartenhälfte den Karmeliten wieder „nutznießlich überlassen“ würde, könnten „4–5 Individuen aus obigen Erträgnissen priesterlich leben, ohne irgend jemand lästig zu fallen“.15 Die Stadt sah den vorgelegten Sustentationsfonds als gesichert an und richtete am 16. Dezember 1840 ein Bittgesuch an den König.16 Die Wiederbelebung erschien als dringendes Bedürfnis, da Straubing einen Mangel an Seelsorgern hatte. Die Karmelitenkirche war schon immer ein Zufluchtsort für das gläubige Volk. Nachdem noch dargelegt wurde, woher das Fundationskapital kam, ersuchte der Bittsteller um die Gewährung der Einkünfte aus dem Bräuhaus und „den Ordensgeistlichen zu vier bis fünf Patres und einem Laienbruder einen Theil des Klostergebäudes, welchen die Studienanstalten nicht in Anspruch nehmen, allergnädigst einzuräumen, ihnen die Kirche zu übergeben und das bisher verpachtete ehemalige Bräuhaus nebst Gartenhälfte nutznießlich zu überlassen“.17 Nachdem Prior Petrus in jahrelangen Bemühungen und zähen Verhandlungen die Fundationsmittel aufgetrieben sowie den staatlichen Stellen die Lokalitäten für den künftigen Konvent abgerungen hatte, sogar Exreligiosen für eine Rückkehr ins Kloster bewog, konnte er schließlich auf die Genehmigung des Königs zur Restauration des Klosters hoffen. König Ludwig I. unterzeichnete das Reskript Nr. 17256 der Wiedererrichtung des Straubinger Karmelitenklosters am 19. Juni 1841.18 Das Reskript19 fasst die Ergebnisse der zähen Verhandlungen in fünf Punkten zusammen: 1. Das aufgelöste Kloster der Beschuhten Karmeliten soll wieder hergestellt werden. Es erhält die Erlaubnis, neue Mitglieder aufzunehmen. 2. Dem Kloster wird das zweite Stockwerk des Klostergebäudes sowie vom ersten Stock das an der Ostseite gelegene Refektorium und Kochzimmer samt der dazugehörigen Küche, desgleichen die Karmelitenkirche unter Vorbehalt des staatlichen Eigentums zur Nutzung eingeräumt. Die Kosten für die Anpassung der Lokalitäten und die Verlegung der Lateinschule in das Erdgeschoss sind von der Stadtgemeinde Straubing zu tragen. Baumaßnahmen gehen vorläufig zu Lasten des staatlichen Ärars, sind aber nach dem Tod des letzten Exkonventualen vom neuen Konvent zu tragen. 3. Dem Kloster werden auch das Bräuhaus und der halbe Gartenanteil gegen Entrichtung des jetzigen Reinertrags zur Nutzung überlassen, allerdings darf der Unterhalt des Bräuhauses und seiner Zugehörungen dem Ärar nicht zur Last fallen. 4. Es wird ausdrücklich bestätigt, dass die noch verbliebenen Exkonventualen des ehemaligen Karmelitenklosters ihre Pension weiterhin beziehen. 5. Beim Vorschlag eines Religionslehrers für die Lateinschule und die Gewerbeschule in Straubing ist „stets vorzugsweise Bedacht auf einen Priester aus dem Karmeliten Konvente zu nehmen“.

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Am 6. Juli 1841 wurde Petrus Heitzer vom Bischöflichen Ordinariat in Regensburg als Prior bestätigt und aufgefordert, für die noch notwendigen baulichen Maßnahmen und Einrichtungen zu sorgen.20 Dieser wandte sich seinerseits an den Magistrat der Stadt Straubing mit der Bitte, das Karmelitenkloster für die freigewordene Pfarrei St. Peter zu präsentieren. Die Pastorierung der Pfarrei sei allerdings erst nach einigen Monaten möglich, wenn das Kloster besser besetzt sei. Die Pfarrei St. Peter wurde von 1841 bis 1843 provisorisch versehen, erst wieder am 18. Juli 1843 besetzt,21 nachdem offensichtlich klar war, dass der Karmelitenkonvent personell dazu nicht in der Lage war. Schließlich zeigte Heitzer am 6. Juli 1842 dem Bischof an, dass die Vorbereitung zur Restauration so weit gediehen war, dass das Kloster nun offiziell eröffnet werden könne. Zugleich schlug er vor, die Wiedereröffnung am Mittwoch, 20. Juli, vorzunehmen, „weil an diesem Tag das Hauptfest des Karmelitenordens fällt und weil es eben auch 40 Jahre und zwei Tage sind, seit denen dieses Kloster aufgehoben wurde“.22 Von herausgehobener Bedeutung ist das Schreiben des Bischöflichen Ordinariats an den Prior vom 12. Juli 1842. Da die Wiedereröffnung voraussetzt, „dass auch mehrere Candidaten vorhanden seyen“, möchte der Bischof über die Anzahl der vorhandenen Mitglieder informiert werden.23 Dieser Aufforderung konnte der Prior nur mit der eingeschränkten Feststellung nachkommen, dass sich bisher einige Kandidaten gemeldet haben, die „allein Hindernisse wegen ihren Eintritt noch nicht bewerkstelligen“ konnten. Eine feste Zahl versprach er für später. „Einstweilen werden also nur ich und der Exkarmelit und ehemalige Pfarrer P. Eadmundus Wirthinger, der mehr als 10 Jahre mit mir im Kloster lebt, den Anfang machen“. Zugleich versicherte er, keinen „Anspruch auf irgendeine Exemption von der Bischöflichen Gewalt zu machen, und unterwerfe mich und das zu errichtende Kloster gänzlich und unbedingt der Gewalt des Hochwürdigsten Herrn Ordinarius“.24 Unterdessen erklärte Bischof Valentin persönlich unter dem 12. Juli 1842, dass er dem Fortbestand des Klosters oberhirtliche Gutheißung und Konfirmation erteile und dass er Petrus Heitzer als ersten Vorsteher des Klosters anerkannt und bestätigt habe, da ja eine Priorenwahl wegen Mangel an Konventualen nicht stattfinden könne.25 Das restaurierte Kloster bis zur Gründung der Oberdeutschen Provinz (1842–1922) Die Restauration des Klosters wurde am 20. Juli 1842, dem Festtag des hl. Ordensvaters Elias, durch Bischof Valentin Riedel von Regensburg in der Karmelitenkirche vorgenommen. Über den Ablauf der Eröffnungsfeier liegt ein „Entwurf des Programms über das Cäremoniell bey Eröffnung des wiederbewilligten Karmeliten-Klosters zu Straubing den 20. Juli 1842“ vor.26 Der undatierte Entwurf, der weitgehend maßgeblich wurde, legte sowohl die Einzelheiten fest, die bei einem Bischofsbesuch üblich sind, wie auch die wesentlichen Akte der Restauration, die hier zusammengefasst werden. Vor dem Einzug in die Kirche verlas der Regierungskommissar von Vincenti in einem Pfortenzimmer des Klosters in Anwesenheit des Bischofs, der beiden Ordensleute und Gäste das königliche Dekret vom 19. Juni 1841. Vor

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der festlich geschmückten Kirche vom Prior empfangen, begab sich der Bischof an den Altar und ließ nach der Anrufung des Heiligen Geistes die bischöfliche Bestätigungs-Urkunde verlesen. Darauf übergab der Prior nach dem Ringkuss das Documentum Fidelitatis27 und empfing vom Bischof die bischöfliche Urkunde, die Ordensregel, das Brevier, die Klausurschlüssel und den bischöflichen Segen. Der anwesende Mitbruder legte sein Treueversprechen in die Hände des Priors ab. Anschließend hielt der Bischof auf der Kanzel eine Ansprache,28 „worin er die göttliche Fügung pries, die dieses Kloster im Strome einer feindlichen Zeit erhalten und es nun zu seiner Ehre und zum Heile der Stadt und der Umgegend wieder neu aufblühen lässt“.29 Anschließend zelebrierte der Bischof ein Pontifikalamt, das mit dem Te Deum beschlossen wurde.30 Da wegen der noch nicht hinreichenden Anzahl der Konventualen eine Wahl nicht möglich war, anerkannte und bestätigte der Bischof Petrus Heitzer „vor der Hand als ersten Vorsteher des Klosters“.31 Die personelle Konsolidierung nahm jedoch die nächsten Jahre in Anspruch. 1832 bis 1835 lebten in dem Zentralkloster zwei Patres (Heitzer und Doblinger) und zwei Laienbrüder.32 Seit dem Tode von Emmeram Doblinger im Jahre 1835 lebte Petrus Heitzer allein im Kloster, bis 1841 der 1802 ausgetretene Eadmund Wirthinger in Erwartung der Restauration ins Kloster zurückkehrte. 1843 waren dort sechs Konventualen: zwei Patres, drei Novizpriester und ein Laienbruder. Bezeichnenderweise schlossen sich der Neugründung anfangs nur Novizpriester an, die meist den Konvent bald wieder verließen. Nachdem der erste Klerikernovize 1848 nur kurze Zeit blieb, setzte erst mit dem Eintritt von drei gebliebenen Klerikernovizen im Jahre 1851 eine Konsolidierung des Konvents ein. Nach ersten Eintritten von Laienbrüdern ab 1846 bildete sich auch hier nach jahrelangen Fluktuationen erst ab etwa 1849 ein fester Bestand mit ca. vier Personen heraus. Festzustellen ist, dass das Lebenswerk der Wiedereröffnung von Petrus Heitzer erst nach seinem Tode 1847 feste Formen annahm und die personelle Restauration des Konvents über fünf Jahre beanspruchte, die der „Restaurator“ dem Konvent bis zu seinem Tode gerade noch zur Verfügung stand. Der Regensburger Bischof nahm auch weiterhin eine Leitungs- und Aufsichtsfunktion für das neugegründete Kloster wahr. Am 29. September 1846 legten ein Novizpriester und zwei Laienbrüder ihre Profess33 in die Hand des Bischofs ab, den Eintrag ins Professregister unterzeichnete der Ordinarius eigenhändig.34 Nach der Restauration trat aber auch wieder mehr der Ordensgeneral in Rom auf den Plan. Nach dem Tod des Priors Petrus Heitzer erhielt Prior Albert Weiß auf Ansuchen am 24. September 1847 ein Reskript des Generalpriors, das ihn und drei Mitbrüder von den zur Übernahme eines Amtes notwendigen fünf Professjahren dispensierte.35 Gleichzeitig führte das römische Generalat eine kirchenrechtliche Klärung für den Straubinger Konvent herbei, in dem es aufgrund eines Dekretes der Regularenkongregation vom 24. September 1847 von allen sieben Professen des restaurierten Klosters eine Erneuerung der Profess verlangte. Die Profess wurde am 23. Februar 1848 vor Maximilianus a S. Josepho, dem Provinzial der Unbeschuhten Karmeliten in Bayern, erneut bestätigt und von ihm im Professregister

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beurkundet.36 Das Regensburger Ordinariat hatte die römische Ernennung von Albert Weiß zum Prior zunächst für ungültig erklärt. Erst bei einer Visitation37 am 31. August 1848 stellte der Bischof ihn als Prior auf. Prior mit allen Rechten wurde Albert Weiß gar erst zwei Monate vor seinem Tod.38 Auch bei der nachfolgenden Besetzung des Priorates kam es zu Unstimmigkeiten zwischen Regensburg und Rom, nachdem Bischof Riedel am 4. März 1851 Cyrillus Knoll zum Priorvikar, der Ordensgeneral in Rom aber Ludwig Fritz zum Prior bestellt hatte. Schließlich kam der Bischof im Stillen mit Fritz überein, dass er am 28. Juni 1851 seine Abberufung mit der Begründung erbat, dass er diesem Amt nicht gewachsen sei. Wie seine spätere 18-jährige Priorentätigkeit39 beweist, traf aber eher das Gegenteil zu. Am 25. April 1851 rechtfertigte Bischof Valentin in einem Schreiben an den Ordensgeneral seinen Schritt damit, dass er nach dem Tod des Priors Weiß keine andere Wahl gehabt habe, als Ludwig Fritz als Prioratsverweser aufzustellen. Im übrigen seien Klagen gegen den strengen Oberen Fritz vorgebracht worden. Der Ordensgeneral aber bestand am 24. Mai 1851 auf eine formelle Verzichterklärung von Ludwig Fritz, die der Bischof am 20. Oktober nach Rom sandte.40 Umgekehrt erteilte Rom am 10. November 1851 dem Ordinarius die Dispens für Cyrillus Knoll, die nötig war, weil er das Priorat versah, ohne fünf Jahre lang Professe zu sein. Desgleichen gewährte die Regularenkongregation am 16. und 19. Januar 1852 sechs Konventualen die Dispens, die zur Profess zugelassen worden waren.41 Als im Juni 1853 der Generalprokurator Priori in Straubing kanonische Visitation hielt, belohnte er das eifrige Wirken des Priors Knoll damit, dass er ihn am 2. Juli 1854 zum Titularprovinzial von Schottland ernannte, so dass er am Generalkapitel von 1856 teilnehmen konnte.42 Personelle Unterstützung erhielt der Straubinger Konvent mit Zustimmung des Ordensgenerals von holländischen Konventen, obwohl der holländische Karmel für die fragliche Zeit von 1860 bis 1880 auch nur zwei Klöster zählte. Die intensive personelle Zusammenarbeit zwischen Straubing und den beiden holländischen Konventen Boxmeer und Zenderen führte am 15. Juli 1879 zur offiziellen Gründung der Provincia Germano-Hollandica.43 Ihre erste Versammlung hielt die neue Provinz am 10. September 1879 in Boxmeer ab. Provinzkapitel oder Definitorien fanden in Straubing niemals statt.44 Damit wurde der Straubinger Konvent, der bisher unmittelbar der Oberleitung des Generals in Rom unterstanden hatte, von Holland abhängig, zumal auch Noviziat und Studium der Kleriker dort angesiedelt waren. Da Holland in diesen Jahren fünf Patres45 nach Bayern schickte, konnten während dieser Zugehörigkeit zu Holland von Straubing aus die beiden Niederlassungen in Habsberg und Mainburg besiedelt werden.46 Als für Straubing und seine Filialklöster Habsberg, Mainburg und Sossau [ Habsberg,  Mainburg,  Sossau] die Betreuung und Ausbildung eines bodenständigen Ordensnachwuchses im Ausland immer fraglicher wurde, führte dies schließlich zum Ausscheiden Straubings und seiner Niederlassungen aus dem Provinzverband.47 Dieser Prozess wurde letztlich in Gang gesetzt, als das Straubinger Konventkapitel am 22. September 1893 den Beschluss fasste, ein eigenes Knabenseminar

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zu errichten. Der Ordensgeneral Galli bewilligte am 11. Oktober 1893 nicht nur das Seminar, sondern gestattete am 5. Dezember 1895 auch noch die Errichtung eines eigenen Noviziates. Da diese selbständigen Einrichtungen die Gründung eines eigenen Vikariates nahe legten, wurde auf dem Generalkapitel zu Rom am 17. Oktober 1896 die Abtrennung48 der bayerischen Klöster von der holländischen Provinz beschlossen. Im Dekret der Ordenskurie vom 8. Dezember 1896 wurden die zum neuen Provinzvikariat mit Sitz in Straubing gehörenden Klöster aufgeführt: Straubing mit der Expositur Sossau, Mainburg und Habsberg. 1903 verlegte man den Vikariatssitz mit Noviziat und Studienkonvent nach Bamberg.49 Die holländischen Konventualen mussten sich innerhalb eines Monats für ein Bleiben oder eine Rückkehr nach Holland entscheiden. Die Trennung wurde definitiv am 1. Januar 1897 vollzogen, als der General in Rom Anton Seidl zum Provinzvikar, Urban Bihlmeier zum Prior von Straubing ernannte. Die Trennung von der holländischen Unterstützung, aber auch die Zeitläufte des 1. Weltkriegs führten sehr schnell dazu, dass das Vikariat unter empfindlichem Personalmangel zu leiden hatte. Im Jahre 1913 wurde Habsberg, 1918 Mainburg zurückgegeben. Wiederholt mussten wichtigste Ämter durch Ernennung des Generals besetzt werden. Der letzte Provinzvikar Angelus Wiethaler, am 26. Oktober 1920 bestellt, residierte von 1922 bis zur Auflösung in Sossau.50 Am 19. Juli 1922 entschieden sich das österreichische Generalkommissariat und das bayerische Vikariat für eine Vereinigung und ein Wiedererstehen der Oberdeutschen Provinz. Als Gründungstag der Provincia Germaniae Superioris gilt der 20. Juli 1922 [→ Oberdeutsche Provinz, Wiedererrichtung 1922]. Zu ihr gehörten nun die bayerischen Konvente Bamberg [→ Bamberg] wie Straubing mit Sossau.51 Das Kloster in der nationalsozialistischen Zeit Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Politik trafen auch das Kloster hart. Ab 1940 konnten keine Novizen mehr aufgenommen werden. Wegen der Kriegsverhältnisse verzichtete das Generalkapitel am 24. Oktober 1940 auf Neuwahlen bei den Amtsträgern nach dem Motto „regant, qui regunt“. Dementsprechend wurden von 1937 bis 1946 keine Provinzkapitel mehr gefeiert.52 Unter nationalsozialistischer Verfolgung und Gesinnungsterror hatten zwei Konventualen des Straubinger Klosters besonders zu leiden. Angelus Wiethaler musste wegen seiner Äußerungen über Hitler und die nationalsozialistische Bewegung auf Intervention des Kultusministers Schemm aus Straubing abberufen werden. Er wirkte in Absprache mit dem Provinzial seit 1. Januar 1935 als Benefiziumsprovisor in der Gemeinde Hailing und konnte erst am 14. September 1948 wieder ins Kloster zurückkehren.53 Norbert Stahlhofen wurde von den Nazis wegen angeblichen Kanzelmissbrauchs in der Pfarrkirche zu Pfaffenmünster angezeigt. In einer Sebastianipredigt stellte er fest, dass der hl. Sebastian wegen seiner Überzeugung dem römischen Kaiser nicht genehm war, und bemerkte, dass es auch in diesen Zeiten Menschen gibt, die wegen ihrer Einstellung und religiösen Überzeugung angegriffen werden. Er musste eine dreimonatige Strafe vom 11. August bis 11. November 1937 in Einzelhaft verbüßen.54

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Die 600-Jahrfeier des Karmelitenklosters am 6. Oktober 1968 wurde zu einer Demonstration der Verbundenheit der Stadt mit dem Kloster.55 Zu diesem Jubiläum veranstaltete der Karmelitenkonvent auch eine Ausstellung, in der wichtige Dokumente aus der Klostergeschichte sowie zahlreiche Kunstschätze des Klosters zu besichtigen waren.56 Filialgründungen (1856–1902) Straubing, das als einziges Kloster die Säkularisation überlebt hatte, sah es immer als seine besondere Aufgabe an, Ordensfilialen nicht nur in Bayern zu gründen und finanziell zu sichern, sondern karmelitanisches Leben auch in fremden Ländern heimisch zu machen. Als der ungarische Kardinal Johannes Scitovszky am 30. Dezember 1856 die Karmeliten zur Gründung einer Niederlassung in der Stadt Pest einlud, machte sich Cyrillus Knoll am 1. Oktober 1857 mit drei Mitbrüdern57 auf den Weg nach Ungarn und gründete eine kleine Niederlassung. Sie wurde jedoch nach wenigen Jahren wegen der Ausweisung der Karmeliten am 16. Februar 1861 wieder geschlossen. Nachdem Cyrillus Knoll die Niederlassung in Pest hatte aufgeben müssen, hielt der tatkräftige Ordensmann Ausschau nach neuen Aufgaben. Richtungweisend für den ehemaligen Beichtvater der Ursulinen wurden Berichte, die er von ausgewanderten Straubinger Ursulinen und Franziskanerpater Leander Streber aus Louisville in den USA bekommen hatte.58 Er trug in einem Brief59 vom 22. Dezember 1863 dem Ordensgeneral seinen Wunsch zur Auswanderung vor. Bereits am 8. Februar 1864 wurde ihm sein Wunsch erfüllt und ihm als „Generalkommissar in Amerika“ die Erlaubnis erteilt, Konvente zu gründen. Auch Franz Xaver Huber, der mit ihm schon in Pest zusammenarbeitete, erhielt die Genehmigung zur Auswanderung.60 Die beiden Karmeliten traten am 2. Mai 1864 die Reise nach Amerika an, wo sie in Leavenworth/Kansas am 9. Oktober 1864 eine Pfarrei übernahmen. Hier begegneten die Straubinger Patres mehreren ausgewanderten deutschen Priestern,61 die sie für den Orden und die Neugründung in Kansas gewinnen konnten. Damit war der Anfang gemacht mit den Karmelgründungen, die den Grundstein legten für die 1890 gegründete Ordensprovinz vom Reinsten Herzen Mariä. Cyrillus Knoll, der bis 1881 Generalkommissar der rasch aufblühenden Gründungen in Nordamerika blieb, starb am 22. Dezember 1900 zu Scipio in Kansas.62 Hatte das Straubinger Kloster im Jahre 1900 schon mit 1000 Mark zum Ankauf des neuen Kollegs in Rom beigetragen, so trat der um die Jahrhundertwende personell wie finanziell gefestigte Konvent in Straubing ganz allein auf den Plan, als 1902 das alte Karmelitenkloster auf dem Kaulberg in Bamberg einem kirchlichen Orden zum Kauf angeboten wurde [→ Bamberg]. Die Karmelitenpatres Anton Seidl und Brokard Storms sprachen sofort bei der Stadt Bamberg vor und meldeten ein kirchliches Vorkaufsrecht an. Nachdem das Erzbistum und die Regierung die Genehmigung zur Gründung einer Niederlassung erteilt hatten, wurde am 12. November 1902 der Kaufvertrag abgeschlossen, durch den Kloster und Kirche für 80.000 Mark von der Stadt Bamberg in den Besitz des Straubinger Konvents übergingen.63 Bereits am 28. Oktober 1902 hatte das Kloster in Straubing die alte

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Klosterbrauerei in Bamberg für 100.000 Mark gekauft.64 Am selben Tag dieses Erwerbs übersiedelten mit dem zum Vikar ernannten Brokard noch die beiden Fratres Alois Ehrlich und Alanus Hascher sowie ein Ordenskandidat, denen kurz darauf noch Frater Canisius Winterl folgte. Am 23. November 1902 wechselte der Provinzial mit seinem Amtssitz nach Bamberg. Im Jahre 1903 zogen auch Noviziat und Klerikat der Provinz in die Bischofsstadt um. Eine notarielle Überschreibung an den Bamberger Konvent erfolgte allerdings erst im Jahre 1927.65 Auch in der Folgezeit hat der Straubinger Konvent neue Niederlassungen des Ordens nicht nur mit Kunst- und Ausstattungsgegenständen, sondern auch finanziell unterstützt.66 Personalstand (1856–2009) Für das Jahr 1856 gibt der Schematismus67 18 Personen (zehn Patres, fünf Laienbrüder und drei Konventualen in Sossau) an. Durch die Auswanderung nach Pest fiel die Zahl zunächst auf 16 Personen, erreichte aber mit der Rückkehr der Missionare 1861 einen momentanen Höchststand von 20 Konventualen. Infolge der Auswanderung nach Nordamerika verringerte sich der Stand der Konventualen ab 1865 auf durchschnittlich 16 Mitglieder. Diese Zahl blieb bis 1872 fast unverändert68 und pendelte sich von 1874 bis 1887 auf 14 oder 15 Konventualen ein. Die plötzliche Steigerung der Zahlen mit dem Jahr 1888 auf fast konstant 21 Konventualen – 1892 sogar 23 – ist mit der Eingliederung der holländischen und der westfälischen Mitbrüder zu erklären, so z. B. 1888 vier Holländer, zwei Kölner und ein Münsteraner. Für 1897 errechnet sich mit Sossau und Mainburg eine Gesamtzahl von 25 Mitgliedern, für 1899 von 29 und für 1900 sogar von 33 Konventualen, wobei auf das Zentralkloster Straubing zwölf Patres, drei Kleriker und elf Laienbrüder kamen. Für die Jahre 1904 bis 1918 errechnet sich ein durchschnittlicher Personalstand mit Mainburg und Sossau von 24 Konventualen. Das Zentralkloster Straubing zählte meistens sechs oder sieben Patres und oft sogar zehn bis zwölf Laienbrüder. Die Konvente Habsberg und Bamberg banden allerdings Kräfte, die früher auch Straubing zur Verfügung standen. Der Schematismus des Jahres 191769 spricht für die Konvente Straubing (16), Sossau (2) und Mainburg (5) von insgesamt 23 Konventualen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich insgesamt acht davon im Kriegseinsatz. Im Weltkrieg 1914/18 wurden neun Konventualen eingezogen, sieben davon waren an der Front eingesetzt und zwei davon in Heimatlazaretten. Es kehrten zwar alle aus dem Krieg zurück, vier jedoch gesundheitlich so angeschlagen, dass sie an den Kriegsfolgen starben. Der Konvent widmete den heimgekehrten Mitgliedern70 am 20. Januar 1919 eine eigene Feier. In dem Tiefstand des Jahres 1927 mit acht Patres und neun Laienbrüdern in Straubing drücken sich die Folgen der Kriegszeit aus, die zu den Auflösungen von Sossau und zuvor schon von Habsberg gezwungen hatten. Weil im nachfolgenden Jahrzehnt bis 1940 das Noviziat eine gewisse Blüte erlebte, stieg die Besetzung Straubings im Jahre 1929 auf 38 Personen (sieben Patres, 16 Klerikernovizen, zehn Laienbrüder und fünf Novizenlaienbrüder), lag nach diesem Ausnahmejahr in den folgenden Jahren aber im Schnitt zwischen 18 und 28 Mitgliedern. Mit Beginn des Krieges sank der Stand: 1938 (24),

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1939 (17), 1940 (17), 1941 (18), insbesondere weil die Novizen ausblieben. Vom Straubinger Konvent wurden im 2. Weltkrieg vier Patres und drei Laienbrüder zum Militärdienst eingezogen.71 Der erste Schematismus nach dem Krieg aus dem Jahre 1946 führt für das Kloster zehn Patres, zwei Klerikernovizen und acht Laienbrüder auf. Für die Jahre bis 1962 zählte der Konvent einschließlich der Klerikernovizen konstant 25 Mitglieder, meist zehn Patres und acht Laienbrüder. Auffällig ist das Jahr 1957 mit elf Patres, sechs Klerikernovizen, acht Laienbrüdern und drei Laienpostulanten. Mit dem Abzug des Noviziates 1962 sank die Bewohnerzahl des Klosters anfangs auf im Durchschnitt 16 Personen, pendelte sich ab 1975 auf zehn oder elf Konventualen ein, meist sechs oder sieben Patres und vier oder fünf Professbrüder. Einen weiteren Einschnitt stellen die Jahre ab 1990 dar, als der Bestand auf unter zehn, ab 1995 auf vier Patres und einen Laienbruder sank. Im Jahre 2000 gehörten zum Konvent vier Patres und ein Laienbruder, 2005 zählte der Konvent acht Konventualen, sieben Patres und einen Laienbruder. Im Jahre 2010 leben sechs Patres und ein Professbruder, der das Amt des Prokurators innehat, im Straubinger Konvent. Die Zahl konnte in etwa gehalten werden, weil der Orden Niederlassungen aufgegeben hat,72 insbesondere auch in Rücksicht auf das reguläre Leben in der Kommunität seine Kräfte konzentrieren muss. Seelsorgearbeit in Stadt und Land Von Anfang an stellten sich die Patres des restaurierten Klosters für die Seelsorge bei der Jugend zur Verfügung. Sie übernahmen aushilfsweise auch Unterricht am Gymnasium. In den Klöstern der Ursulinen und Elisabethinen und für die Schwesterngemeinschaften im Bischöflichen Seminar, im Monikaheim und in der Taubstummenanstalt, im Vinzentiusheim (bis 2008), Marienheim und Spital auch heute noch, stellten die Karmeliten ordentliche und außerordentliche Beichtväter.73 In den Kirchen und Anstalten der Stadt übernahmen die Patres immer wieder Aushilfen. Von 1894–1994 hielten die Karmeliten in der Kapelle St. Sigismund und St. Georg im Herzogsschloss jährlich zwei Gottesdienste an den Festtagen der Patrone. Für viele Gläubige in der Stadt und im weiten Umkreis bis tief in den Bayerischen Wald hinein führt der Weg zum Empfang des Bußsakramentes zu Kirche und Kloster der Karmeliten. Für zwei Straubinger Konventualen sind Seligsprechungsprozesse eröffnet. Frater Johannes Brunner, der 1901 in Straubing verstarb und in der Ordensgruft beigesetzt wurde. Um den Seligsprechungsprozess einzuleiten, wurden auf Veranlassung des Regensburger Diözesanbischofs Dr. Michael Buchberger am 27. Juni 1947 durch Weihbischof Dr. Johannes B. Höcht seine Gebeine erhoben und aus dem einfachen Holzschrein in einen Metallsarg gebettet.74 In gewisser Weise darf auch der 1945 verstorbene Karmelitenbruder Alois Ehrlich hier aufgeführt werden, der am 6. Februar 1897 in Straubing eingekleidet wurde. Im Straubinger Kloster weilte er wieder von 1908 bis 1913, 1938 und abermals 1945. Am 21. Juni 1945 starb er in Bamberg und wurde in der dortigen Mönchsgruft beigesetzt. Drei Jahre nach seinem Tod wurde sein Grab auf Veranlassung des Bamberger Erzbischofs in eine

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Seitenkapelle der Karmelitenkirche auf dem Kaulberg verlegt, am 24. September 1953 offiziell das Seligsprechungsverfahren eröffnet.75 Besitz und Terminiertätigkeit Bei der Säkularisation 1802 wurde dem Aussterbekonvent auch die Brauerei genommen, die die Karmeliten seit dem 17. Juli 1374 besessen hatten.76 Sie kauften das Brauhaus am 5. Oktober 1848 vom Bayerischen Staat zurück. Für eine effektive Bewirtschaftung hatten sie aber offensichtlich nicht das geeignete Personal und die Erfahrung, sodass die „klösterliche Brauerei nebst Schenke“ sowie die Ökonomie in Sossau am 12. November 1872 verpachtet wurden.77 Am 1. April 1875 wurde die Brauerei verkauft. Am 23. Januar 1851 ersuchte das Kloster die bischöfliche Administration um die Überlassung der Expositur Sossau,78 um den Finanzstand des Klosters aufzubessern und dem Terminieren bzw. Almosensammeln zu entgehen.79 Nachdem aber das Kloster zweimal mit der Eingabe um Sossau abgewiesen worden war [ Sossau], ersuchte Prior Knoll am 1. April 185280 wegen der seit 1847 gestiegenen Anzahl der Konventualen das Ordinariat um „Anweisung für einen Kollekturbezirk“. Das Ordinariat konnte dem Kloster keine Kollekturbezirke zuweisen, denn diese waren, wie es feststellte, in Niederbayern schon den Franziskanern und Barmherzigen Brüdern zugeteilt. Am 1. Juni 1855 wurde nun definitiv die Wallfahrtsstätte Sossau den Karmeliten übertragen. Seitdem lassen sich in den Akten auch keine Angaben mehr zum Almosensammeln finden. Aufzeichnungen über eine Terminiertätigkeit liegen erst wieder aus dem Jahre 1930 vor. Danach gab es eine Kollektur in der Stadt Straubing wie in den Dekanaten des Bistums Regensburg. In der Stadt sammelte zu Josephi und im Monat Mai der Laienbruder, der als Mesner der Klosterkirche fungierte, Geldalmosen. In den Terminierbezirken, die die Dekanate Atting mit zehn Pfarreien, Geiselhöring mit ebenfalls zehn Pfarreien und der Expositur Franken sowie Pilsting mit seinen 18 Pfarreien umfassten, kollektierten zwei oder drei Professbrüder im Frühjahr Eier und Fett, im Herbst Kartoffeln und Getreide bzw. Geld in den Marktgemeinden. Seit 1980 ist die Kollekturtätigkeit eingestellt. Gymnasium und Kloster Im November 1806 bezog das Gymnasium nach fast zweijährigen Umbaumaßnahmen das säkularisierte Kloster.81 Die Ordenskirche der Karmeliten wurde schon 1803 als Studienkirche bestimmt, in der zunächst Ordenspriester die täglichen Studentengottesdienste zu halten und für die Utensilien aufzukommen hatten.82 Wie der Jahresbericht des Gymnasiums von 1813 festhält, übernahmen alsbald die Professoren diese Studiengottesdienste, Unterweisungen der Schüler und Vorträge, die Buß- und Beichttage sowie die Kommunionfeiern.83 Bis zum Schuljahr 1956/57 hielten die Religionslehrer des Gymnasiums bei den Karmeliten an den Sonn- und Feiertagen einen eigenen Studiengottesdienst.84 Berühmt und zahlreich besucht, nicht nur von den Studierenden, waren die Vorträge und Predigten bei den Studiengottesdiensten, die der Religionslehrer Dr. August Adam in der Zeit des Nationalsozialismus gehalten hat. Viele seiner handschrift­

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lichen Predigten und Kanzelvorträge, die von seinen Gegnern aus Spitzelgründen auch mitgeschrieben wurden, haben sich erhalten.85 Bildungs- und Nachwuchsarbeit Im Verlauf des 19. und 20. Jhs. richtete der Konvent drei Seminare im Kloster ein, aus denen insgesamt fast 600 Schüler das Gymnasium besuchten.86 Hauptziel der Erziehungsarbeit war, junge Leute für das Leben im Karmelitenorden zu gewinnen. Das erste Knabenseminar, das Seminar Theresianum (1850–1871), wurde als Stiftung des Landwehrmajors Ludwig von Guggenberger mit königlicher Bewilligung am 21. Januar 1850 errichtet.87 Die Zahl von oft nur sechs oder sieben Seminaristen pro Jahrgang88 entsprach jedoch nicht den Erwartungen der Karmeliten, sodass das Theresianum am 3. August 1871 wieder geschlossen wurde.89 Die Sorge um den nötigen Nachwuchs, auf den man angesichts der Übernahme der neuen Niederlassungen in Habsberg und Mainburg vermehrt angewiesen war, bewog am 22. September 1893 das Straubinger Konventkapitel zu dem Entschluss90, ein eigenes Internat, das Petrus-Thomas-Seminar (1893–1919), zu errichten, zu dem der Ordensgeneral am 11. Oktober 1893 seine Erlaubnis erteilte. Wegen des Rückgangs der Seminarbelegschaft im 1. Weltkrieg wurde das Petrus Thomas-Seminar 1919 aufgehoben bzw. nach Bamberg verlegt. Am 2. April 1946 fasste das Definitorium der Provinz den Entschluss, im Straubinger Kloster ein kleines Studienseminar, das Seminar Josephinum (1946–1991), einzurichten.91 Es begann 1946 mit elf Studenten, konnte jedoch nicht gehalten werden,92 als seit Mitte der 80er Jahre die Anmeldungen für das Seminar immer mehr ausblieben. Im letzten Jahr seines Bestehens 1990/91 wohnten noch 17 Gymnasiasten im Josephinum.93 Neben dem Noviziat wurde in Straubing 1956 eine Brüderschule eröffnet, die jedoch aus Mangel an Kandidaten bis 1960 ruhte und am 1. August 1962 wiedereröffnet wurde. Der Schematismus vom 1. April 1964 führt zwölf „Zöglinge im Lehrlingsseminar“ auf, der vom 1. Februar 1966 zählt zehn „Brüderseminaristen“.94 Da der Aufwand an Kraft und Kosten in keinem Verhältnis zum Erfolg stand, hob das Definitorium der Provinz vom 8./10. November 1966 das Brüderseminar wieder auf. Dritter Orden und Bruderschaften Nach der Säkularisation dauerte es bis 1901, dass der Dritte Orden U. L. Frau vom Berge Karmel wiedererrichtet werden konnte. Nach der oberhirtlichen Bestätigung am 18. Januar 1907 ging das „Regel-Büchlein für den dritten Orden unserer lieben Frau vom Berge Karmel“ noch im selben Jahr in Straubing in Druck.95 Am 14. Dezember 1926 erhielt die erweiterte „Regel des weltlichen 3. Ordens der Brüder und Schwestern U. L. Frau vom Berge Karmel“ ihr bischöf­ liches Imprimatur und erschien 1926 ebenfalls in Straubing in Druck. Der Straubinger Provinzdirektor des Dritten Ordens bearbeitete ein kleines Tagzeitenbuch, das 1957 in Regensburg herauskam, sowie unter dem Titel „Karmel in der Welt“ einen „Katechismus für Karmel-Terziaren“, der 1961 in Straubing verlegt wurde.96 Bald nach der Restauration des Klosters ging man daran, auch die Skapulierbruderschaft wieder zu beleben.97 Dazu diente die Schrift „Marianische ErzBruderschaft des gnadenreichen, wunderwirkenden, hochheiligen Scapuliers bei

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den PP. Karmeliten in Straubing“, die 1857 mit entsprechender Bildausstattung in Straubing gedruckt wurde. Eine offizielle Reorganisation erfuhr die Bruderschaft am 30. Oktober 1862 durch das bischöfliche Ordinariat. ARCHIV UND BIBLIOTHEK Archiv Ein Schreiben des Polizei-Kommissariats vom 19. Mai 1812 schärfte dem Prior Amman ein, dafür zu sorgen, dass das vorhandene Klosterarchiv nicht zerstreut oder aus dem Kloster entfernt werde. Insbesondere ging es dabei um den Erhalt der einzelnen Urkunden. Gleichzeitig wurde er aufgefordert, nicht nur über Zustand und Umfang des Archivs, sondern auch darüber zu berichten, was mit demselben für die Geschichtsforschung schon geleistet wurde und noch geleistet werden könnte.98 Er berichtete am 31. Mai d. J. an die Reichs-Archiv-Direktion, dass seit der Auflösung des Klosters 1802 das Archiv nicht mehr in den Händen des Klostervorstehers oder eines anderen klösterlichen Mitglieds ist. Die Schlüssel dazu wurden dem Kommissar der Auflösungskommission übergeben, der sie dem Rentamt als Inspektions- und Administrationsamt übergab, wo sie sich noch befinden. Nach dem Bericht des Priors fand sich zweimal der „kurfürstl. Geheime Archivarius Herr von Samet“99 ein, durchsuchte das Archiv ohne Beiziehung eines Klostermitglieds, verpackte auch viele Schriften und Dokumente, besonders alle Pergamenturkunden und Urbare in Kisten und überführte sie nach München. Der Umbau des Klosters für das Gymnasium und die Einrichtung der Wohnung des Schulkommissärs berührten auch das Archiv, das unter der Aufsicht des Rentamts stand. Was die Auswertung des Archivs betraf, konnte der Prior nur auf die Ausgabe der Monumenta Boica verweisen. Letztlich bat der Prior um die Freisprechung von jeglicher Verantwortung, da er mit dem Archiv nichts zu tun hatte.100 KonventA Straubing: Das Archiv des Straubinger Konvents, kaum mit Archivalien vor 1800 bestückt (zumeist im ProvinzA Bamberg aufbewahrt), ist in einem eigenen Raum hinter dem jüngeren Bibliotheksbestand (19. Jh.) untergebracht. Die weitgehend ungeordneten Archivalien, auf mehrere Schränke verteilt, umfassen vor allem handschriftlich abgefasste Predigten, Bruderschaftsrechnungen, Orgelbauakten und Bauangelegenheiten (insbesondere 20. Jh.) zu Kirche und Kloster in Stehordnern. Die Sammlung von Zeitungsartikeln (Karmel Straubing) beginnt sporadisch mit dem Jahr 1995 (insbesondere Straubinger Tagblatt). Im einzelnen: Gruftbuch: Liber Quadripartitus continens Nomina Sepultorum. Primo in Ecclesia, IIdo in Crypta ambitus, IIItio in Crypta Ecclesiae, IVto in Crypta Chori Conventus Straubingani ab anno Reformationis MDCL; Arme-SeelenBruderschaft 1693–1960 und 1858–1963 (Nomina Defunctorum, Verzeichnisse, Jahresrechnungen); Tagebuch zur Armeseelen-Bruderschaft Straubing 1864–1871; Arme-Seelen-Bruderschaft 1890–1963 (Rechnungen und Verzeichnisse); Bäckerbruderschaft (bis 1963); Predigten (zu Ober- und Niedermünster Regensburg 1807, 1808, 1834ff.), ca. 400 Folia; Predigten in Bockhorn usw. (1834ff.), ca. 300 Folia; Predigten (gebunden) 1837–1845, ca. 300 Folia; Vorlesungsniederschriften (Regensburg) von P. Gerard Wieslhuber (11 Fasz.), ca. 1850; Meditationen über

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den neuen Catechismus (Vorträge im Clerikal-Seminar 1835/36), niedergeschrieben von P. Fritz, ca. 300 Folia; Fasz.: Kollektur, Seelennonnen, Georgi Kapelle im Schloss, Orgel; H Verträge ca. 1880–1925; C III Weltliche Behörden 1896–1910 (Kloster, bauliche Veränderungen in der Kirche, Klosterseminar, Errichtung eines neuen Gymnasiums, Tauschvertrag, Ökonomiegebäude); Kirche, Glocken und Orgelbau 1886/87, 1911/14, 1936/37; Kirchenglocken 1935–1953; Tagebuch F. Simon Kolb 1901–1911 (Decreta et Decisiones, ca. 20 Folia); Karmelitenbrauerei; Stiftungen (Messen, Kirche) 1920–1935; Reduktion der Stiftmessen 1920–1932; Kirchen-Restauration 1909–1914 und 1938–1939; Errichtung der Brüderschule 1961/1962; Renovierungsarbeiten am Kloster 1968 (600 Jahrfeier); Klostersanierung 1978–1984 (5 Ordner); Renovierung der Kirche (außen) mit Turm (Rechnungen und Schriftverkehr) 1971–1974 (2 Ordner); Restaurierung der Kirche (innen) 1983/1985–1992; Jubiläum 1992 (Abschluss der Kirchenrenovierung innen, 150 Jahre nach der Wiedererrichtung 1842); Orgelbauverein 1991–1993 (7 Ordner) mit weiterem Ordner: Orgelbauverein und Konzerte; Chronik Marienstift 1876–2001 (Gründung 1876 durch Prior P. Joseph Mayer), Grundstückstausch, Neubau; Renovierung Turm und Fassade, Kreuzgang 2003–2004; III. Orden vom Berge Karmel 1982–2000 (3 Ordner); Renovierung und Freilegung des Freskenprogramms der Bibliothek 2006–2008; Predigten, Aushilfen und Exerzitien 1932–2009 (5 Ordner); Seminarchronik mit 41 Fasz. (Bd. I 1905–1961; Bd. II 1946–1961; 1967–1991). – BiZA Regensburg: KL 74 (Karmeliten Straubing), Nr. 1–52: Säkularisierung und Restauration 1802–1842 (Nr. 20–40), Approbationen zur Seelsorge 1786–1807 (Nr. 12); Wiederherstellung des Klosters 1826–1842 (Nr. 20), Personalia (Nr. 45), Visitationen (Nr. 30), Kirche, Stiftmessen (Nr. 34), Bruderschaften und 3. Orden, Zweigniederlassungen und Übernahme von Häusern (Nr. 43), Noviziat (Nr. 41), Knabenseminar (Nr. 42), Provinzbildung (Nr. 46) mit holländischen Klöstern (1879); OA-Gen 2170 (Verweigerung der Approbation für Publikationen 1854– 1856) – StadtA Straubing: Rep. VI, Nr. 68 (Bräuhaus-Verkauf) und Nr. 69 (Wiedererrichtung des Klosters der Beschuhten Karmeliten in Straubing 1827–1883 mit zwei großen Plänen (Kirche und Kloster) sowie mit Akten-Renner Nr. 1–76, Nr. 57–68 Renovierung der Klosterkirche ab 1852); Rep. V, Abtlg. 6 (Baumaßnahmen, Bruderschaften, Almosensammlung/Terminieren, Wiedereröffnung, Priorwahlen, Personalia); – ProvinzA Bamberg: Konvent Straubing Nr. 38–40 (von der Säkularisation bis zur Restauration 1842); Nr. 47/1 Lokalitäten (Gymnasium Straubing 1845–1910); Adalbert Deckert, Von der Säkularisation zur Restauration des Straubinger Karmelitenklosters (1802–1842), hs. Materialslg. (ca. 2008); Personaldatei; Chronik des Karmelitenklosters Straubing (30.9.1991–12.6.2000) – Archiv des Johannes-Turmair-Gymnasiums Straubing: Bibliothek: Berichte, Verzeichnis des Inkunabelbestandes von 1886 und 1908/09, Extradition des Säkularisationsbestandes an das Karmelitenkloster (1909/1910); Verträge (Studienkirche des Gymnasiums) – StA Landshut: Rep. 168/1 Fasz. 404 Nr. 6861 (Dekret König Lugwigs I. für die Wiedererrichtung des Straubinger Karmelitenklosters) – Privatarchiv (A. Huber): Karmelitenkloster Straubing – Zeitungsartikel SR-Tagblatt 1975–2012.

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

Bibliothek Mit der Aufhebung des Karmelitenklosters am 14. Juli 1802 wurde auch die Bibliothek vom Staat beschlagnahmt. Als der kurfürstliche Bibliothekssekretär Bernhart am 7. September 1802 die Bibliothek des Zentralklosters besuchte, kam er nach seinen Worten in „eine treffliche“ und „sehr beträchtliche Bibliothek“, die sich „in einer sehr guten Ordnung“ befand.101 Wie er weiter in seinem Tagebuch festhielt, waren „alle Fächer wohl besetzt“ und auch viele Frühdrucke und Handschriften vorhanden.102 Davon haben die Karmeliten dem Kurfürsten drei „sehr seltene“ Werke und eine Handschrift überlassen müssen.103 Die beschlagnahmte und versperrte Bibliothek blieb an Ort und Stelle.104 1803 verfügte der Kurfürst die Errichtung einer Provinzialbibliothek in Straubing, die die für die Hof- und Universitätsbibliothek entbehrlichen Dubletten aus den aufgehobenen zumeist niederbayerischen Klöstern aufnehmen sollte.105 Dass der Staat schon zu diesem Zeitpunkt allein über die Karmelitenbibliothek verfügte, obwohl das Reskript vom 25. März 1803 sie dem Aussterbekonvent beließ, ergibt sich daraus, dass Kapler im Sommer 1805 von der Landesdirektion angewiesen wurde, über die Buchbestände des Klosters einen Katalog zu erstellen und die Bücher zu kennzeichnen, die für die Schul- und Provinzialbibliothek geeignet erscheinen.106 1806 fanden die Bücherbestände der Provinzialbibliothek, die im Jesuitenkolleg zwischengelagert worden waren, Aufstellung im Karmelitenkloster – im Kreuzgang, in der Aula und in dem darüber liegenden Bibliothekssaal, aus dem zwischenzeitlich jedoch manche wertvollen Werke in die Hofbibliothek geschafft worden waren. Bei der Adaptierung des Klosters für das Gymnasium und die Provinzialbibliothek ließ Bibliothekar Lorenz Kapler die beiden übereinander liegenden Bibliothekssäle durch eine Wendeltreppe verbinden. Das Freskenprogramm der Bibliothek, das sich in den Augen des Aufklärers und Mönchsfeindes „weder durch Kolorit noch durch einen anderen ästhetischen Wert“ auszeichnete, ließ er abweißen und übertünchen.107 Die erhebliche Dezimierung des Bestandes der Karmelitenbibliothek, insbesondere die gezielte Aussonderung von Werken in den Disziplinen Katechese, Aszetik und Homiletik, ist ebenfalls Kapler zuzuschreiben, der von 1804–1808 als Provinzbibliothekar fungierte.108 Seit 1808 ist nicht mehr von der Karmelitenbibliothek die Rede. Sie war bald in dem übergeordneten Begriff „Provinzialbibliothek“ aufgegangen, die ihrerseits 1820 der Bibliothek der Studienanstalt „einverleibt“, 1836 mit ihr zusammengelegt und ab 1856 als K. Studienanstalt geführt wurde.109 Die Studienbibliothek war das ganze 19. Jh. hindurch zum Verkauf von Büchern genötigt, um den Etat für die Verwaltung und Neuanschaffungen zu decken. So ging z. B. im Jahre 1875 ein besonders kostbarer Sammelband aus dem ehemaligen Klosterbesitz an die Münchner Hofbibliothek, die 1899 nochmals die Abgabe von 22 Werken, darunter zwölf Inkunabeln, sowie wiederholt 1906 den Verkauf von elf Wiegendrucken erlaubte.110 Bei einem 1904 vollzogenen Immobilientausch zwischen der Regierung von Niederbayern und dem Karmelitenkonvent wurde zugleich die Regelung getroffen, dass die Karmeliten auch die Restbestände ihrer alten Klosterbibliothek aus der ehemaligen Provinzialbibliothek zurückerhalten sollten.111 Die Reste der

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ehemaligen Karmelitenbibliothek wurden am 9. September 1909 offiziell extradiert.112 Der Übergabe lagen vier Listen zugrunde, die die Inkunabeln, Bücher mit eindeutigem Besitzvermerk, Werke ohne Besitzvermerk sowie ein Verzeichnis von bisher nicht erfassten karmelitanischen Büchern umfassten. Nach diesen Aufstellungen waren es kaum 500 Werke, davon allerdings 158 Nummern von Wiegendrucken, die zurückgegeben wurden, die somit den Karmeliten von ihrer prächtigen Bibliothek mit 15.861 Bänden113 vor der Säkularisation verblieben. Das Staatsministerium des Innern sicherte am 27. März 1909 dem Gymnasium nicht nur weiterhin die Benutzung der an das Kloster extradierten Bücher, sondern verbot auch eine Verlegung des Bestandes weg von Straubing oder gar eine Veräußerung, indem es ausdrücklich feststellte: „Aus der dem K. humanistischen Gymnasium Straubing vertragsmäßig eingeräumten Benützungsberechtigung ergibt sich das Verlangen, daß die dem Kloster zurückzugebenden Werke ohne Einwilligung der Unterrichtsverwaltung weder veräußert noch von Straubing weggebracht werden dürfen“. Die Entschließung des Innenministeriums vom 23. September 1910 hält diesen Sachverhalt mit etwas anderen Worten nochmals fest.114 Die Karmelitenbibliothek blieb für staatliche Einrichtungen jedoch weiterhin ein interessantes Bücherreservoir. Bereits am 18. August 1909 bemühte man sich, für die Staatsbibliothek weitere Stücke zu erwerben. Für neun Inkunabeln, Urkundenfragmente und 29 seltene Bücher gewährte das Innenministerium schließlich am 28. Februar 1910 einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 3.000 Mark zur Restaurierung der Karmelitenkirche.115 Am 17. Oktober 1910 schickte das Kloster dafür insgesamt 37 Werke in 40 Bänden sowie die Fragmente der Papstbulle an die Staatsbibliothek in München.116 Durch Autopsie weiß der Schreiber dieser Zeilen, dass mehrere Bücher der Karmeliten mit dem handschriftlichen Besitzvermerk „Carmeli Straubingani“ in der Gymnasialbibliothek verblieben sind, weil man bei der Extradition auf beiden Seiten offensichtlich von irgendwelchen „Verzeichnissen“,117 nicht aber von den handschriftlichen Besitzeinträgen in den Büchern ausging. Durch ihre auffallenden Signaturen, schwarze Großbuchstaben auf rechteckigem weißem Untergrund im unteren Drittel des Buchrückens, sind sie leicht vom anderen Bibliotheksgut zu unterscheiden. Nicht zurückgegeben wurde auch die Inkunabel karmelitanischer Provenienz „Hartmann Schedel: Liber Chronicarum. Nürnberg. Anton Koberger. 12. Juli 1493“, die der Karmelitenpater Philipp Neri Puell 1789 bei seiner Übersiedlung aus der Österreichischen in die Bayerische Provinz in die Straubinger Bibliothek mitgebracht hat.118 In ihrem Buchrücken entdeckte der Berichterstatter Ende 1977 ein umfangreiches Fragment einer bislang unbekannten Heliandhandschrift, das vom Herausgeber des Textes etwa in die Mitte des 9. Jhs. datiert wird.119 Die beidseitig beschriebenen Doppelblätter, die nach ihrem Fundort als Fragment S bezeichnet werden, verwahrt heute wie so manche Straubinger Carmelitana die Bayerische Staatsbibliothek München.120 Die Karmelitenbibliothek umfasste 2008 einen Komplettbestand von 36.762 Bänden mit einem jährlichen Zuwachs von rund 350 Einheiten.121 Im Altbestand befinden sich nach der neuesten Erfassung insgesamt 185 Inkunabeln.122

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BAU- UND KUNSTdenkmäler Ab der Mitte des 19. Jhs. erfuhr die Ordenskirche außen wie innen Veränderungen. Durch eine barock- und rokokofeindliche Stilpurifikation verlor der Kirchturm nach 1860 seine Laternenkuppel123, erhielt dafür eine neugotische Spitze, die nicht zum Stil der barocken Westfassade passt. Schon 1830 war es zu einer klassizistischen Umgestaltung des Hauptportals der Kirche gekommen. 1910 wurde im Turm eine Stiege für Chorsänger eingebaut. Nachrichten über eine erste Restaurierung der Ordenskirche liegen für das Jahr 1911 vor. Allerdings war in den Jahren 1852/53 bereits die Fassade verputzt worden.124 Zu umfangreicheren Restaurierungen im Kirchenschiff kam es in den Jahren 1911, wobei ein Wandgemälde (Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Mariä durch den Orden) unter der Orgelempore aus dem 18. Jh. entdeckt wurde,125 und insbesondere 1939, als in mehrmonatiger Arbeit die Raumschale und die Figuren überholt wurden.126 Der Münchner Maler Max Fürst schuf 1880 die vier Wandfresken bei den Seitenaltären mit Themen aus der Ordensgeschichte.127 Die Aufstellung der Statuen von Karmelheiligen an den Säulen erfolgte im Jahre 1891. Die Kreuzwegstationen, modelliert nach den Zeichnungen des Wiener Professors Klein, wurden 1883/84 von Theodor Bauhus zu Cleve in Trierischer Terrakotta ausgeführt.128 Der akademische Bildhauer Georg Schreiner aus Regensburg schuf im Jahre 1901 hinter dem Hochaltar auf einer Empore einen aus Eichenholz gefertigten Psallierchor mit 25 Stallen sowie zwölf Sitzen davor. Von den 25 Feldern der Rückwand sind 15 mit Reliefs aus hellem Lindenholz ausgefüllt, die Maria in ihren Vorbildern (links aus dem AT) und in ihrem Leben (rechts NT) verherrlichen. In der Mitte vor dem Chorgestühl erhebt sich ein fast sechs Meter hoher Choraltar. Sein ikonologisches Thema ist die Schöpfung, Erlösung und Heiligung der Welt durch die Hl. Dreifaltigkeit. Die vier Evangelisten tragen auf ihren Schultern die Weltkugel, auf der Gott Vater thront. Zu seinen Füßen schwebt der Hl. Geist, zwischen den beiden vorderen Aposteln steht das Kreuz des Erlösers, flankiert von zwei Engeln. Das Werk, nach dem Vorbild des Bronzegusses von Girolamo Campagna († nach 1626) in San Giorgio Maggiore (Venedig) in italienischer Renaissanceart aus Lindenholz geschnitzt und von dem Regensburger Maler Zacharias bronziert, wurde 1901 zusammen mit dem Chorgestühl auf Veranlassung des Priors Anastasius ter Haar aufgestellt.129 Die Kosten für die „sehr achtenswerte Leistung“ beliefen sich auf 36.000 Mark.130 Eine durchgreifende, viele Jahre dauernde Generalsanierung von Kirche und Kloster wurde mit den Vorbereitungen auf die 600–Jahrfeier des Klosters im Jahre 1968 eingeleitet. Im Jahre 1962 begann der Konvent mit der Wiederherstellung131 des großen Hauptportals der Kirche an der Albrechtsgasse, das eine schwere zweiteilige Holztür erhielt. Im Inneren des Kirchenvorraums wurden in die Seitenwände sechs Epitaphien eingelassen. Anschließend wurde auch die längst fällige Erneuerung132 sämtlicher Kirchenfenster vorgenommen. 1971 ging man an eine grundlegende Sanierung der barocken Turmfassade.133 Unmittelbar danach begann man im Mai 1973 in einem zweiten Bauabschnitt mit der Außenrestaurierung

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des Langhauses der Kirche, die die Fassade und die gesamte Dacherneuerung mit einschloss.134 Mit der Wiederherstellung der Allerheiligenkapelle135, eines Anbaus auf der Ostseite der Kirche, konnte die Maßnahme gegen Ende des Jahres 1974 beendet werden.136 In den Jahren 1985–1988 schloss sich die Innenrestaurierung der Kirche137 an.138 Unmittelbar darauf bemühte man sich um einen Finanzierungsplan für die Restaurierung der Innenausstattung (Altäre, Kanzel, Bilder, Figuren), die 1989 mit den vier Seitenaltären begonnen werden konnte. Auf die Kanzel (1989) folgten bis Ostern 1990 der Nesselaltar sowie der Sebastianialtar und der Orgelprospekt. Ein volles Jahr (1991) beanspruchte die Restaurierung des Hochaltars, der nach seiner Fertigstellung am 24. November 1991 in einem feierlichen Gottesdienst von Regionaldekan Siegfried Lintl die Segnung erhielt.139 Zur Feier des Skapulierfestes konnte am 19. Juli 1992 in einem Pontifikalgottesdienst mit Diözesanbischof Manfred Müller die gesamte Innenrenovierung abgeschlossen werden. Gleichzeitig gedachte man dabei auch der Wiedererrichtung des Klosters140 nach der Säkularisation, die staatlicherseits am 19. Juni 1841 durch König Ludwig I. und am 20. Juli 1842 durch den Regensburger Bischof Valentin Riedel kirchlicherseits vorgenommen wurde. Den dritten Höhepunkt des Festtages bildete die Konsekration des neuen Volksaltares durch den Diözesanbischof. Der Altar, der in Zusammenarbeit mit dem Konvent von dem Bamberger Goldschmiedemeister Friedrich Schwarzl entworfen worden war, zeigt auf den abgeschrägten vier Ecken Heilige und Selige des Karmelitenordens. Sie sind so postiert, dass sie den Altar flankieren und gleichzeitig die marmorne Tischplatte zu tragen scheinen: an der Vorderseite des Altares der Martyrer Titus Brandsma und Teresia Benedicta a Cruce (Edith Stein), beide 1942 im KZ ermordet. An der Rückseite Teresa von Avila und Johannes vom hl. Samson. Der Ambo zeigt in der gewölbten Front Johannes vom Kreuz. Im Zentrum der Frontplatte des Altares ist ein Kreuz als Zeichen der Erlösung angebracht, hinterlegt von einem silbernen Schein. Es dient als Rahmung für eine Reliquie des sel. Priesters Adolph Kolping, die am Tag der Konsekration dort von Diözesanbischof Manfred Müller beigesetzt wurde. Eine neue Orgel wurde 1993 von der Orgelbaufirma Hubert Sandtner in Dillingen eingebaut.141 Prior Petrus Heitzer ist es zuzuschreiben, dass die Glocken nach der Säkularisierung des Klosters auf dem Turm blieben. Während der 1. Weltkrieg das gesamte Geläute verschonte, wurden im 2. Weltkrieg am 9./10. März 1942 alle Glocken vom Turm und Dachreiter entfernt.142 Als Ersatz trafen am 13. März 1943 zwei kleine Glocken aus Erding ein, die aber am 13. November 1947 wieder abgenommen werden konnten, da die vier größeren Glocken der Einschmelzung entgangen waren und nacheinander bis 1949 zurückkehrten. Deckengemälde in der Aula Als 1806 nach dem Einzug der Kgl. Studienanstalt in den Nordflügel des Klosters auch der Bibliothekssaal sowie das darunter liegende ehemalige Sommerrefektorium als Provinzialbibliothek eingerichtet wurden143, ließ

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der damalige Bibliothekar in beiden Räumen alle Deckengemälde, die Fresken und die Stuckarbeiten als unzeitgemäß übertünchen.144 Die Deckengemälde blieben unter der Tünche erhalten und wurden 1999 grundlegend restauriert. Ebenso konnten die seit 1806 mehrfach übertünchten Freskenmalereien des Bibliothekssaales 2006–2008 vollständig freigelegt und restauriert werden. Das Ausstattungsprogramm, das sich in mehrere Ebenen zerlegen lässt, bietet auf den Gewölbewangen ovale Halbporträts von acht internationalen Gelehrten des Karmelitenordens. Die acht Stichkappen der vier Fensterachsen präsentieren symbolisierte Darstellungen der im Bibliothekssaal vertretenen Fachdisziplinen. Das Hauptwerk der Freskierung bilden die beiden mit lebendigen und figurenreichen Szenen geschmückten Fresken im Scheitelgewölbe des Saales zu beiden Seiten der Wappen- und Textkartuschen, die den Straubinger Rentmeister Joseph Martin von Schmid um 1710 als Sponsor der Freskierung ausweisen. Auf dem südlichen Scheitelgemälde treten gelehrte Theologen aus dem Karmelitenorden mit ihren theologischen Schriften vor die Ecclesia. Angespielt wird dabei auf die im Orden besonders gepflegte Marienverehrung und die marianische Theologie, die die Lehre von Maria als Gottesgebärerin (Theotókos) und insbesondere die seit dem Spätmittelalter in der Ordenstheologie145 intensiv vertretene Auffassung von der Unbefleckten Empfängnis Mariens zum Inhalt hat. Das Fresko im nördlichen Scheitelgewölbe stellt den „Sitz der göttlichen Weisheit“ (Sedes Sapientiae) vor, den Maria zusammen mit Christus repräsentiert.146 Diese Verehrung Marias geht zurück auf das Konzil von Ephesus (vgl. das südliche Scheitelfresko), in dem die Gottesmutterschaft (Theotókos) Mariens als Glaubenswahrheit proklamiert wurde. In Anlehnung an den Thron Salomons ist der „Sitz der Weisheit“ als Schrein bzw. Lade dargestellt, auf dem ein offenes Buch mit der Inschrift „Theotókos“ liegt. Die Verherrlichung Mariens durch den Karmelitenorden findet ihren Ausdruck in dem brennenden Herzen, dem Wappen des Ordens und in den sieben Symbol-Anrufen, die der Lauretanischen Litanei entstammen. Das runde Fresko in der Mitte des Saales zwischen den beiden Stifterkartuschen zeigt eine Taube und nennt dazu die sieben Gaben des Hl. Geistes. Wie ein Segeln bzw. eine Benutzung der Bibliothek mit und ohne das Wehen des Hl. Geistes aussieht, führen dem Besucher oder dem Bibliotheksbenutzer die Emblembilder in den beiden gegenüberliegenden Stichkappen über der Eingangstür zur Bibliothek vor Augen. Im ganzen deutschsprachigen Raum ist keine einzige barocke Bibliothek eines Bettelordensklosters mit einem derart frühen, umfangreichen, einheitlichen und ikonographisch durchdachten Ausstattungsprogramm bekannt,147 wie es in Straubing freigelegt wurde. Gnadenbild „Maria von den Nesseln“ Im Oktober 2007 kam aus Münchner Privatbesitz eine originalgetreue Kopie des Gnadenbildes aus der Zeit um 1760 auf den Markt, die durch handschriftlichen Vermerk in Tinte auf der Rückseite dem Straubinger Bildhauer Mathias Obermayr zugewiesen ist. Sie konnte vom Kloster erworben werden.148

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Krippentradition Eine Neubelebung der barocken Krippentradition des Klosters erfolgte in den Jahren 1933–1938,149 als im Kloster 200 Figuren einer Jahreskrippe entdeckt wurden. Die Figuren waren zum großen Teil aus jesuitischer Provenienz im Jahre 1814 ins Karmelitenkloster überführt worden. Der Bestand wurde so stark erweitert, dass schließlich alle Sonntagsevangelien dargestellt werden konnten.150 Die Krippenstube der Karmeliten neben der Kirche ist letztlich auf über 300 Figuren angewachsen, die sich als Jahreskrippe in 36 Szenen präsentieren lassen. PRIOREN/VIKARE Urban Leiderer 1801–1802 – Provinzvikar Franz von Paula Greindl 1802–1806 – Amandus Amman 1806–1815 – Petrus Heitzer 1815–1847 – Albert Weiß 1847–1850 – Ludwig Fritz 1850–1851 – Cyrillus Knoll 1851–1857 – Ludwig Fritz 1857–1860 – Joseph Mayer 1860–1862 – Petrus Köhler 1862–1866 – Ludwig Fritz 1866–1872 – Joseph Mayer 1872–1876 – Ludwig Fritz 1876–1882 – Angelus Traidmer 1882–1888 – Ludwig Fritz 1888–1890 – Angelus Traidmer 1890–1891 – Viktor Engelskirchen 1891–1894 – Angelus Traidmer 1894–1896 – Urban Bihlmeier 1896–1899 – Anastasius ter Haar 1899–1904 – Viktor Engelskirchen 1904–1907 – Urban Bihlmeier 1907–1913 – Albert Sauerer 1913–1920 – Simon Kolb 1920–1922 – Johannes Brenninger 1922 – Augustin Penzkofer 1922–1925 – Simon Kolb 1925–1928 – Clemens Maria Puchner 1928–1931 – Andreas Neumeier 1931–1937 – Brokard Wessels 1937–1946 – Ignaz Müller 1946–1949 – Brokard Wessels 1949–1951 – Cyrillus Knoll 1951–1952 – Clemens Maria Puchner 1952–1958 – Gabriel Kübrich 1958–1964 – Benedikt Zweier 1964–1967 – Norbert Stahlhofen 1967–1970 – Dr. Heribert Kümmet 1970–1974 – Marzellus Feldmeier 1975–1977 – Dr. Franz Xaver Seibel 1977–1982 – Stephan Gründel 1982–1988 – Ludwig Eifler 1988–1994 – Godehard Wegner 1994–1997 – Elias Steffen 1997–2000 – Georg Bertram 2000–2006 – Elias Steffen 2006–2009 – Georg Bertram seit 2009. LITERATUR Deckert, Karmel in Straubing – Ders., 600 Jahre Karmelitenkloster Straubing. Streiflichter zum 600jährigen Jubiläum des Straubinger Karmelitenklosters. In: Karmel-Stimmen 35, 1968, Nr. 10, 290–305; Nr. 12, 366–369 – Ders., Die Studentate der Straubinger Karmeliten. In: Historia-Characteristica-Curiosa. Beitrr. zur Gesch. des Johannes-Turmair-Gymnasiums Straubing 1631–1981. Hg. von Alfons Huber. Straubing 1981, 128–158 – Ders./Karl Tyroller, Ausstellung zur 600–Jahrfeier der Karmeliten in Straubing. Wegweiser durch die Ausstellung. Straubing 1968 – Ders., Niederlassungen der Beschuhten Karmeliten im Bistum Regensburg. In: Beitrr. zur Gesch. des Bistums Regensburg 12, 1978, 309–335, bes. 309–327 (Straubing) – Ders./Hösler, Schematismus – Ders., Bamberga Carmelitana. Bamberg und sein Karmel. Bamberg 2002 – Mary Anne Eder, Klosterleben trotz Säkularisation. Die Zentralklöster der Bettelorden in Altbayern 1802–1817. Münster 2007 (Forsch. zur Volkskunde 56) – Ludwig Eifler, Das Kloster der Karmeliten. In: St. Jakob zu Straubing. Erhebung zur Basilika. Hg. von Alfons Huber und Hermann Reidel. Straubing 1989, 205–214 – Ernst Enders, Alfons Huber, Gerhard Siegl,

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Die neue Orgel der Karmelitenkirche in Straubing. Straubing 1993 – Gundekar Hatzold, Das Karmelitenkloster Straubing. Straubing 1947 – Karl Hausberger, Säkularisation und Wiedereröffnung des Karmelitenklosters Straubing. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung 103, 2001, 273–283 – Matthäus Hösler, Karmelitenbibliothek Straubing. In: Hdb. der hist. Buchbestände in Deutschland. Bd. 13. Hildesheim 1997, 58–60 – Alfons Huber/Johannes Prammer, Handschriften und alte Drucke aus der Karmelitenbibliothek Straubing. Straubing 1986 (Kat. zur Sonderausstellung des Gäubodenmuseums 7) – Alfons Huber (Hg.), Historia-Characteristica-Curiosa. Beitrr. zur Gesch. des Johannes-Turmair-Gymnasiums Straubing 1631–1981. Straubing 1981 – Ders., Aus der Gesch. der Bibliothek am Johannes-Turmair-Gymnasium in Straubing. In: Bibliotheksforum Bayern 15, 1987, 46–65 – Ders./Hermann Reidel, St. Jakob zu Straubing. Erhebung zur Basilika. Kirche und Pfarrei St. Jakob in Vergangenheit und Gegenwart. Straubing 1989 – Ders., Geistliche und geistige Beziehungen zu Jesuiten und Karmeliten. In: Ursulinen in Straubing 1691–1991. Beitrr. zum 300jährigen Bestehen. Hg. vom Kloster der Ursulinen. Straubing 1991, 203–209 – Ders., Aus der Schatzkammer des Karmelitenklosters. In: Johannes Prammer (Hg.), Aus der Schatzkammer des Straubinger Karmel. Straubing 1993, 7–12 (Kat. des Gäubodenmuseums Straubing 20) – Ders., Hist. Bibliothek des Johannes-Turmair-Gymnasiums. In: Hdb. der hist. Buchbestände in Deutschland, Bd. 13. Hildesheim 1997, 52–58 – Ders./Hermann Reidel, Karmelitenkirche Straubing. Regensburg 1995 (Kunstführer 885) – Ders., Die freigelegten Fresken in der Bibliothek des Karmelitenklosters. „Plafond mit Ordens-Gelehrten bemalet“. In: Straubinger Tagblatt vom 7.4.2007, 46 – Ders., „Festliches Kleid“ für einen prächtigen Büchersaal. Einzigartiges barockes Freskenprogramm im Bibliothekssaal der Karmeliten ist wieder zugänglich. In: Straubinger Tagblatt vom 14. (S. 36) und 26.6. (S. 40) 2008 – Ders., Die Errichtung der Provinzialbibliotheken in Straubing, Amberg und Neuburg als eine Geburt des Hofgerichts in Straubing. In: Qui amat Sapientiam. Hg. von F. Meier und T. Rössler. Kallmünz 2008, 329–338 – Ders., Der Straubinger Karmel im 19. und 20. Jh. (1802–2010). Säkularisation – Restauration – In der Pression durch die Zeit. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung 112, 2010, 163–332 –Franz Karl, Das fünfte Evangelium. Krippen im Kloster der Karmeliten zu Straubing. Straubing 2005 (Straubinger Heft 55) – Ders., Krippen in der Jesuitenkirche zu Straubing. Straubing 2009 (Straubinger Heft 59), 108–115 (Zeittafel zur Straubinger Krippengesch.) – Josef Keim, Aus Geschichte und Kunst des Straubinger Karmel. Straubing 1969 (Straubinger Heft 19) – Dorit-Maria Krenn/Norbert Krenn, Die Gesch. der Straubinger Bäckerknechtsbruderschaft 1370–1995. Straubing 1995 – N. N., Das neue Chorgestühl und der neue Choraltar in der Karmelitenkirche zu Straubing. In: Augsburger Postzeitung vom 19.10.1904 (Nr. 235) – N. N., Kloster der beschuhten Karmeliten in Straubing. In: Sulzbacher Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1849. Sulzbach 1849, 67–74 (mit zwei Stahlstichen: Ansicht des Klosters mit Nesselbild darüber, Grabmal Herzog Albrechts II., gestochen von C. Rohbock) – Matrikel des Bisthums Regensburg (von 1860). Regensburg 1863, 501f.

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– Matrikel der Diözese Regensburg. Regensburg 1916, 344, 620f. – Johannes Prammer (Hg.), Aus der Schatzkammer des Straubinger Karmel. Straubing 1993 (Kat. des Gäubodenmuseums Straubing 20) – Paul Ruf, Säkularisation und Bayerische Staatsbibliothek. Bd. 1: Die Bibliotheken der Mendikanten und Theatiner. Wiesbaden 1962, 520–529 – Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Regensburg. Regensburg 1807–2008 – Klaus-Rudolf Schenkelberger, Das Straubinger Karmelitenkloster, Säkularisation, Wiedererrichtung und Neubelebung in rechtsgesch. Sicht (masch.). Bamberg 1985 – Hans Schlappinger, Das staatliche Gymnasium Straubing 1773–1931. Straubing 1931 – Hans Utz, Karmel in Straubing. Zur 600–JahrFeier des Klosters 1968. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung 70, 1967, 30–53 (mit Priorenliste), auch als Sonderdruck. Hg. von Norbert Stahlhofen. Straubing 1968 – Wendelin Zink, Erinnerungen aus meinem Leben in der Heimat Mangolding und als Student und Karmelitenmönch zu Straubing (1777– 1803). Bearb. von Adalbert Deckert und Alfons Huber. Straubing 1983 (Straubinger Heft 33) – Ders., Erinnerungen aus meinem Leben. Bd. 1 und 2 (vollständiger Text mit Kommentar). Hg. von Stephan Kotzula. Berlin 1990 (masch.). 1 Alfons Maria Scheglmann, Gesch. der Säkularisation im rechtsrheinischen Bayern. 1. Regens­ burg 1903, 195; Deckert, Karmel in Straubing, 12f.  –  2 ProvinzA Bamberg, Deckert, Von der Säkularisation (Ms.), 12–15 (Biographie des Priors Petrus); Hatzold, Karmelitenkloster Straubing, 96f. (Nachruf und Würdigung im Nekrolog/Gruftbuch).  –  3 ProvinzA Bamberg, Nr. 39 III a.  –  4  Ebd.  –  5 Ebd., Nr. 38 II; Abb. des Votivbildes mit Text der Inschrift „Die dankbare Stadt Straubing wegen glücklich abgewendeten Übeln“ (1801). In: Zink, Erinnerungen, 63–65 (mit Prozessionsbericht).  –  6 ProvinzA Bamberg, Nr. 39 III c und Nr. 40 I; Schenkelberger, Straubinger Karmelitenkloster, 18f.; Hatzold, Karmelitenkloster Straubing, 85f.  –  7 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 20 (28.11.1826).  –  8 Ebd.  –  9 ProvinzA Bamberg, Nr. 40 I (Kopie des StadtA Straubing).  –  10 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 20 (Schreiben vom 5.3.1830).  –  11 Archiv des Johannes-TurmairGymnasiums Straubing, Matrikel 1787 und 1788. Siehe auch Emmeram H. Ritter, Weihbischof G. M. Wittmann als Generalvisitator für das Bistum Regensburg. Regensburg 1992, 106 (Anm. 236), 126 (Anm. 302).  –  12 StadtA Straubing, Rep. 6, Nr. 69.  –  13 ProvinzA Bamberg, Nr. 40 I.  –  14 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 70: Aufstellung Petrus Heitzers vom 13.10.1840, fol. 14; StadtA Straubing, Rep. VI, Nr. 69 (27): Schreiben Heitzers an den Magistrat.  –  15 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. (13.10.1840); ProvinzA Bamberg, Nr. 40 I.  –  16 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 20, fol. 22–29; StadtA Straubing, Rep. VI, Nr. 69 (33); Hatzold, Karmelitenkloster Straubing, 87–89.  –  17 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 20, fol. 28r; Hausberger, Säkularisation und Wiedereröffnung, 280.  –  18 StA Landshut, Rep. 168/1, Fasz. 404, Nr. 6861; ProvinzA Bamberg, Deckert, Von der Säkularisation (Ms.), 30.  –  19 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 20 (Rescript Nr. 141256), und StadtA Straubing, Rep. VI, Nr. 69/41. Der vollständige Text ist abgedruckt bei Hatzold, Karmelitenkloster Straubing, 92f.  –  20 ProvinzA Bamberg, Nr. 40 I.  –  21 Josef Ammer, Die Pfarrei Straubing-St. Peter. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung 109, 2007, 92.  –  22 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 20, fol. 54.  –  23 Ebd., fol. 55; ProvinzA Bamberg, Nr. 40 I; vgl. dazu Schenkelberger, Straubinger Karmelitenkloster, 32f.  –  24 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 20, fol. 56; ProvinzA Bamberg, Nr. 40 I.  –  25 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 20, fol. 59; ProvinzA Bamberg, Nr. 40 I.  –  26 Ganz abgedruckt bei Hatzold, Karmelitenkloster Straubing, 94f. Zur Erinnerung an die Restauration wurde 1842 eine Lithographie in Auftrag gegeben, die heute gerahmt im Kreuzgang neben dem Priorat hängt.  –  27 Eid und Treue.  –  28 Der Text der Predigt in BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 20, fol. 62–66.  –  29  Ebd., Protokoll über die Wiedereröffnung (20.7.1842), fol. 62–63r.  –  30 Zur Restauration:

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

Schematismus der Geistlichlichkeit der Diözese Regensburg, 1842, 158, und 1843, 154f.; Deckert, Karmel in Straubing, 15f.; Hausberger, Säkularisation und Wiedereröffnung, 279–282.  –  31  BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 20: Protokoll, fol. 63r.  –  32 Diese und alle folgenden Zahlenangaben sind entnommen aus: Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Regensburg, 1830–1851.  –  33 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 21: Klostereintritte und Ablegung der Profess 1843–1875.  –  34  Deckert, Karmel in Straubing, 34.  –  35 Ebd., 35.  –  36 Ebd.  –  37 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 30: Visitation 1848. Nr. 46: Zustellung oberhirtlicher Verfügungen an das Kloster (1848).  –  38 Deckert, Karmel in Straubing, 35.  –  39 Ebd. und S. 279 (Vita von P. Ludwig Fritz).  –  40 Ebd., 35.  –  41 Schematismus Regensburg 1851, 123f.  –  42 Deckert, Karmel in Straubing, 36.  –  43 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 46: Vereinigung mit holländischen Karmelitenklöstern zu einer Provinz (1879).  –  44 Deckert, Karmel in Straubing, 37.  –  45 Ebd., 38 (Namen und Lebenslauf).  –  46 S. dazu auch die Artikel  Habsberg und  Sossau.  –  47 Deckert, Karmel in Straubing, 38.  –  48 BiZA Regensburg, KL 72, Nr. 12: Errichtung einer bayerischen Ordensprovinz und Wahl von Provinciales. Wahl von Priores des Karmelitenklosters Straubing 1897–1964; Deckert, Karmel in Straubing, 39.  –  49 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 41: Verlegung des Noviziats von Straubing nach Bamberg (1896–1903); Deckert, Karmel in Straubing, 44. Das Ernennungsdekret des Ordensgenerals zur Errichtung der bayerischen Provinz (Rom, 1.1.1897) im ProvinzA Bamberg.  –  50 S. dazu den Artikel  Sossau.  –  51 ProvinzA Bamberg, Kapitelsbuch der Provinz (Niederschrift zur Wiedererrichtung der Oberdeutschen Provinz auf dem Provinzkapitel zu Straubing vom 19./21.7.1922); Deckert, Karmel in Straubing, 39–41.  –  52 Ebd., 41.  –  53  ProvinzA Bamberg, Personalia P. Angelus Wiethaler.  –  54 ProvinzA Bamberg, Personalakte P. Norbert Stahlhofen; Deckert, Karmel in Straubing, 59; Karl, Das Fünfte Evangelium, 56–60; P. Norbert Stahlhofen O. Carm. in Springiersbach gestorben (28.12.1998). In: Karmel-Kontakt 68, 1999, 8.  –  55 600–Jahrfeier des Karmelitenklosters. Päpstlicher Segen zum Jubiläum der Karmeliten. In: SR-Tagblatt vom 8.10.1968.  –  56 S. dazu Deckert-Tyroller, Ausstellung zur 600–Jahrfeier der Karmeliten in Straubing (Kat.).  –  57 Schematismus Geistlichkeit Regensburg 1858, 126, mit Anm.  –  58 Schweri, Helen M., Die Ursulinen von der Unbefleckten Empfängnis in Louisville, Kentucky, USA. Eine Gründung durch den Konvent in Straubing. In: Ursulinen in Straubing 1691–1991. Beitrr. zum 300jährigen Bestehen. Straubing 1991, 127–137.  –  59 Deckert, Karmel in Straubing, 330.  –  60 Ebd., 329; Schematismus Geistlichkeit Diözese Regensburg 1865, 133f.  –  61 Deckert, Karmel in Straubing, 330–332.  –  62 Deckert, 600 Jahre Karmelitenkloster Straubing. In: Karmel-Stimmen 1968, H. 10 (Sonderdruck), 16, mit Lebenslauf.  –  63 S. auch Deckert, Bamberga Carmelitana, 52–54.  –  64 Nach ebd., 54, musste die Brauerei „wegen ungeschickter Maßnahmen des Betriebsherrn“ bereits am 22.9.1905 wieder abgestoßen werden.  –    – 65 Deckert, Karmel in Straubing, 318f.; Ders., Niederlassungen, 325.  –  66 Deckert, Karmel in Straubing, 325.  –  67 Alle folgenden Angaben nach dem jeweiligen Schematismus der Geistlichkeit der Diözese Regensburg. In die Zählung sind auch jeweils die Konvente Sossau und Mainburg aufgenommen, jedoch nicht Habsberg.  –  68 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 25: 1868–1872 (Kriegsgefangenenseelsorge).  –  69 Schematismus Geistlichkeit Diözese Regensburg 1917, 227f.  –  70 Die Namen der Kriegsteilnehmer bei Deckert, Karmel in Straubing, 58.  –  71 Ebd., 58f.  –  72 Im Jahre 2009: Bad Reichenhall und das Pfarrkloster Fürth.  –  73 Deckert, Karmel in Straubing, 243.  –  74 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 45: Erhebung der Gebeine des Frater Johannes Brunner; Deckert, Karmel in Straubing, 75, 204.  –  75 Liebe macht keinen Lärm – Frater Alois Ehrlich O. Carm. In: Karmel-Kontakt 68, 1999, 6; Helga-Maria M. Jaeger, Gott lebt! Sie sind seine Zeugen. 2. Diener Gottes und Ehrwürdige des Karmel. Straubing 2005, 289–297 (mit zwei Abb.).  –  76  Deckert, Karmel in Straubing, 82, 157f.  –  77 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 14: Ersuchen des Priors Joseph Mayer an das Ordinariat vom 19.11.1872.  –  78 BiZA Regensburg, Pfarrakten Sossau Nr. 14: Schreiben des Priors Knoll vom 23.1.1851 an den Bischof von Regensburg.  –  79 Ebd.: Schreiben des Priors Knoll vom 16.5.1851 an das Ordinariat Regensburg.  –  80 S. dazu auch das Bemühen um Stiftsgottesdienste in BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 34.  –  81 Schlappinger, Das staatliche Gymnasium, 87f.; Deckert, Karmel in Straubing, 12–14.  –  82 ProvinzA Bamberg, Nr. 39 III a (Schreiben Kaplers vom 9.11.1805).  –  83 Jahresber. von der k. Studien-Anstalt zu Straubing.

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Straubing 1813, 18f.  –  84  Sonstige Studien-Gottesdienste, Deckert, Karmel in Straubing, 203.  –  85 Archiv des Johannes-Turmair-Gymnasiums Straubing: Personalia Dr. August Adam.  –  86 Eine sehr gründliche Darstellung der drei Seminare (bis 1980) bei Deckert, Studentate, mit Zahlen, Namen und Statistiken.  –  87 Ebd., 129.  –  88 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 42: Knabenseminar, Verzeichnis der Zöglinge 1847–1854, 1871, 1896–1897.  –  89 Deckert, Karmel in Straubing, 262.  –  90  Zum folgenden gesch. Überblick s. Deckert, Studentate, 136f.  –  91 KonventA Straubing, Seminarchronik mit 41 Faszikeln (Bd. I 1909–1961; Bd. II 1946–1961; 1967–1991). Zur gesch. Entwicklung des Josephinums siehe Deckert, Studentate, 149–151.  –  92  Provinzialat Bamberg, Mitteilungen für die Ordensprovinz Nr. 184 (25.7.1980), 5–7 (Unser Josephinum?).  –  93 KonventA Straubing, Seminarchronik, Fasz. 41 (1991).  –  94 Schematismus Geistlichkeit Diözese Regensburg 1964, 117, und 1966; Deckert, Karmel in Straubing, 46.  –  95 Deckert, Karmel in Straubing, 277 (mit Biographie von P. Elias Feldbauer).  –  96 Ebd., 284 (P. Joseph Kotschner).  –  97 BiZA Regensburg, KL 74, Nr. 47: Jahrtagsstiftung der Catharina Mußler mit Legaten zum Karmelitenkloster sowie zur dort bestehenden Skapulierbruderschaft (Beschreibung von gestifteten Kultgegenständen).  –  98 ProvinzA Bamberg, Nr. 39 III a.  –  99 Walter Jaroschka, Reichsarchivar Franz Joseph von Samet (1758–1828). In: Archive. Gesch.-Bestände-Technik (Mitt. für die Archivpflege in Bayern, Sonderheft 8), München 1972, 1–27.  –  100 ProvinzA Bamberg, Nr. 39 III a.  –  101 Bericht Bernharts vom 8.9.1802 an die Hofbibliothek, vgl. Ruf, Säkularisation, 524.  –  102 Ebd.  –  103 Zur Praxis von Bernhart s. Eder, Klosterleben, 212f.  –  104 Ebd.; Ruf, Säkularisation, 525.  –  105 Huber, Provinzialbibliotheken, 336–338.  –  106 Ruf, Säkularisation, 525.  –  107 Schlappinger, Gymnasium Straubing, 74. S. dazu auch unten den Abschnitt über die Restaurierung der Bibliothek in den Jahren 2004–2006.  –  108 Huber, Provin­zial­bibliotheken, 336–338.  –  109 Huber, Aus der Gesch. der Bibliothek, 53f.  –  110 Ruf, Säkularisation, 526–529.  –  111  Deckert, Karmel in Straubing, 16, 158.  –  112  Archiv des Johannes-Turmair-Gymnasiums, Bibliothek-Protokoll über Ausantwortung von Büchern der Gymnasial-Bibliothek zu Straubing an das Karmelitenkloster daselbst (9.9. und 29.10.1909); Huber, Hist. Bibliothek, 53f.  –  113 Errechnet von Ruf, Säkularisation, 522f.  –  114 Archiv des Johannes-Turmair-Gymnasiums, Bibliothek-Schreiben an das Rektorat des Gymnasiums Straubing vom 27.3.1909 und 23.9.1910.  –  115 Ebd., Bibliothek-Schreiben des Innenministeriums an das Rektorat des Gymnasiums vom 23.9.1910.  –  116 Ebd., Bibliothek-Schreiben des Innenministeriums vom 23.9.1910 (mit Nennung der Nummern der 37 Werke); Deckert, Karmel in Straubing, 254.  –  117 Archiv des Johannes-Turmair-Gymnasiums, Bibliothek-Verzeichnisse und Dankschreiben des Direktors Schnorr von Carolsfeld vom 26.11.1909.  –  118 Zur Herkunft des Buches bei Alfons Huber, Das Straubinger Heliandfragment – Herkunft, Fund, Bewertung. In: Historia-Characteristica-Curiosa, 415–420.  –  119 Burkhard Taeger, Der Heliand. Ausgewählte Abb. zur Überlieferung. Mit einem Beitrag zur Fundgesch. des Straubinger Fragments von Alfons Huber. Göppingen 1985 (Litterae. Göppinger Beitrr. zur Textgesch. 103).  –  120 Huber, Aus der Gesch. der Bibliothek, 58f.  –  121 Freundliche Auskunft von Dipl.-Bibl. Michael J. Stuck vom 7.11.2009.  –  122 Nach dem Inkunabel-Census vom 29.9.2009 (Mitteilung der Bayer. StB München nach Revision zusammen mit Alfons Huber und Michael J. Stuck).  –  123 Keim, Aus Gesch. und Kunst, 17f.; Deckert, Karmel in Straubing, 102.  –  124 Ebd., 102–105 (mit allen Einzelmaßnahmen an Fassaden, Turm, Kirchenschiff, Einrichtung und Ausstattung bis zum Jahre 1968).  –  125 Huber, Karmelitenkirche, 16.  –  126 Deckert, Karmel in Straubing, 103.  –  127 Huber, Karmelitenkirche, 16; Deckert, Karmel in Straubing, 102.  –  128 Ebd., 105.  –  129 Das neue Chorgestühl und der neue Choraltar in der Karmelitenkirche zu Straubing. In: Augsburger Postzeitung vom 19.10.1904 (Nr. 235); Deckert, Karmel in Straubing, 128; Huber, Karmelitenkirche, 7.  –  130 Keim, Aus Gesch. und Kunst, 18.  –  131 Es nagt der „Zahn der Zeit“. In: SR-Tagblatt vom 17.3.1962, 8.  –  132 Neues Portal der Karmelitenkirche. Beschädigter Haupteingang wurde für 20.000 Mark renoviert. In: SR-Tagblatt vom 19.6.1962, 8.  –  133 Die Turmfassade ist jetzt restauriert. In: SR-Tagblatt vom 14.4.1973.  –  134  Restaurierung wird fortgesetzt. In: SR-Tagblatt vom 8.5.1973.  –  135 Alte Malereien in Seitenkapelle entdeckt. In: SR-Tagblatt vom 16.11.1974.  – 136  Außenrestaurierung der Karmelitenkirche. Bis Ende des Jahres fallen die Gerüste. Gesamt­kosten nahezu 2 Millionen DM.

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

Gotisches Putzband wieder hergestellt. Arbeiten am nördlichen Langhaus beginnen. In: SRTagblatt vom 26.7.1974.  –  137 Karmeliten im Kampf gegen den Mauer­krebs. Voruntersuchungen machten das Ausmaß der Schäden deutlich. In: SR-Tagblatt vom 14.12.1985; Kübrich, Gabriel, Das Erbe der Väter: Karmelitenkirche Straubing. In: Karmel-Kontakt 32, 1986, 1.  –  138 Finanzielle Unterstützung für die Karmelitenkirche. Pfarrer lassen die Klingel­ beutel kreisen. An den Sonntagen Gottesdienste, unter der Woche Renovierung. In: SR-Tagblatt vom 10.9.1986 (mit detaillierten Angaben über die Leistungen und Ausgaben seit Beginn der Renovierung).  –  139  Hochaltar der Karmelitenkirche in neuem Glanz. In: SR-Tagblatt vom 22.11.1991, 17.  –  140  Meilenstein 625 jähriger Ordensgesch. Bischof Manfred weiht den neuen Volksaltar am Ordenshochfest. Abschluß der Kirchenrenovierung. In: SR-Tagblatt vom 20.7.1992.  –  141  Ludwig Eifler, Eine neue Orgel als Jubiläumsgeschenk. 625–Jahr-Feier und Orgelweihe im Straubinger Karmel. In: Karmel-Kontakt 53, 1993, 4; Enders,Huber,Siegl, Die neue Orgel; Karmeliten wirken seit 625 Jahren in Straubing. Neue Orgel – schönstes Jubiläumsgeschenk. Beim Pontifikalgottesdienst am Samstag segnet Weihbischof Schraml die „Königin der Instrumente“. In: SR-Tagblatt vom 1.10.1993.  –  142 Deckert, Karmel in Straubing, 148–151.  –  143 Alfons Huber, Die Errichtung der Provinzialbibliotheken in Straubing, Amberg und Neuburg als eine Geburt des Hofgerichts in Straubing. In: Franz Meier/Tobias Rößler (Hg.), Qui amat Sapientiam. Festschrift für Walter Lipp. Kallmünz 2008, 329–338.  –  144 Schlappinger, Gymnasium Straubing, 74f.  –  145  Smet, Karmeliten, 90–93.  –  146 Tobias Rößler, Sapientiae Sedes. Der Bibliothekssaal des ehemaligen Amberger Jesuitenkollegs. In: Franz Meier/Tobias Rößler (Hg.), Qui amat Sapientiam. Festschrift für Walter Lipp. Kallmünz 2008, insbes. 197–203.  –  147 Edgar Lehmann, Die Bibliotheksräume in der Zeit des Barock. Text und Kat. Berlin 1996.  –  148 Vom Hist. Verein Straubing dem Konvent vermittelt (Alfons Huber, 31.10.2007). Der Vermerk auf der Rückseite lautet: „Wahre Abbildung des Miraculosenbild Maria von der Nessel bey denen PP. Karmelitern zu Straubing. anberührt 1761 M. Obermayr S.“  –  149 Karl, Das Fünfte Evangelium, 56–60.  –  150 Frater Konrad vom Karmelitenkloster. Nur noch wenig Interesse an der Krippenstube. Fast alle Figuren der Karmeliten stammen aus der Nachkriegszeit. Nur noch einige Szenen aufgebaut. In: SR-Tagblatt vom 8.1.1980.

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Wegberg In den Gebäuden des 1802 aufgehobenen Kreuzherrenklosters entstand 1956 das Karmeliterkloster „Maria vom Berge Karmel“. Neben den Aufgaben in der Pfarrseelsorge – die Karmeliter betreuten sechs Pfarreien – nahm der Konvent als Sitz des Noviziats und der von 1958– 1966/67 bestehenden Philosophischen Hochschule auch Bildungsaufgaben für das gesamte Niederdeutsche Kommissariat wahr. Das Kloster wurde 2011 aufgelöst. Provinz Niederdeutsches Kommissariat (1956–1969), Niederdeutsche Provinz (1969–2011) Diözese Aachen Lage Das 1802 aufgehobene Kreuzherrenkloster, das die Karmeliter 1956 übernahmen, liegt im Zentrum der Stadt Wegberg am Rathausplatz (frühere Bahnhofstraße). Patrozinium Klosterpatronin ist Maria vom Berge Karmel; die Kirche trägt das Patrozinium Peter und Paul. GESCHICHTE Gründung des Klosters Am 20. Mai 1955 bot der Bischof von Aachen, Dr. Johannes Pohlschneider, den niederländischen Karmelitern bei seinem Besuch des Provinzialats Nimwegen eine Klostergründung in seinem Bistum an. Er hatte Provinzial Brocardus Meijer bei der Neugründung des Karmeliterklosters in Kamp [ Kamp] kennengelernt und seither mit ihm korrespondiert. Nun bereitete er den Weg für eine Gründung in Wegberg, wo es ein altes Kreuzherrenkloster gab.1 Provinzial Meijer folgte der Einladung zu einem Gegenbesuch am 2. Februar 1956 und besichtigte bei der Gelegenheit das Klostergebäude. Sofort nach seiner Rückkehr nach Nimwegen sandte er eine Bittschrift nach Rom, um die Erlaubnis für die Neugründung in Wegberg zu erhalten.2 Innerhalb kürzester Zeit lagen die erforderlichen Genehmigungen vor: Am 26. Februar 1956 gab das Definitorium in den Niederlanden die Zustimmung zu dieser Neugründung, am 1. März 1956 folgte der Bischof von Aachen.3 Die Religiosenkongregation erteilte dem Generalprior am 14. März 1956 die Vollmacht, in der Stadt Wegberg im Bistum Aachen ein neues Kloster zu errichten, sodass der Generalprior des Karmelitenordens, Kilian Lynch, am 20. März 1956 die Erlaubnis zur Errichtung dieses Klosters erteilen konnte.4 Das offizielle Angebot zur Übernahme des Gebäudes des Kreuzherrenklosters sprach Bischof Pohlschneider bei einem Besuch in Nimwegen am 20.–22. Mai 1956 aus.5 Nach weniger als sechs Monaten, am 29. Oktober 1956, zogen die ersten Karmeliter in die Kaplanei ein. Sie wurden in Wegberg nicht freundlich empfangen. In einem Protestschreiben wandten sich mehr als 3000 Wegberger mit ihrer Unterschrift gegen die „Invasion der Holländer“ und stellten dem Aachener Bischof die polemische Frage, warum die Holländer nach Wegberg kommen? Im Kloster wohnten zudem einige Familien, die befürchteten, dass sie von den Patres sofort auf die Straße gesetzt würden. Der tiefere Grund für die ablehnende Haltung der

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II. WIEDER- UND NEUGEGRÜNDETE KLÖSTER

Wegberger Bevölkerung war wohl vor allem Mitleid mit dem kranken Pfarrer, dem es schwer fiel, in eine andere Pfarrei umzuziehen. Wahrscheinlich hat aber auch die Tatsache eine Rolle gespielt, dass zu der Zeit noch ein Wegberger in einem niederländischen Kriegsverbrechergefängnis einsaß. Der Tag des Einzugs, der 29. Oktober 1956 sollte, so der Chronist, als Gründungstag des neuen Klosters von Wegberg betrachtet werden.6 Das Klostergebäude musste noch restauriert werden. Es zogen zunächst drei Karmeliter ein: der erste Prior Basilius Dommershuijsen, der erste Pastor Gerlach van Erp und Kleophas Londeman, der schon am 1. November 1956 in der Wegberger Pfarrkirche St. Peter und Paul eine beeindruckende Allerseelenpredigt hielt. Am 18. November 1956 wurde Gerlach von Erp unter großer Teilnahme der Wegberger Bevölkerung als Pastor von Wegberg eingeführt. 7 Nach Fertigstellung der Klosterrenovierung weihte Bischof Pohlschneider das Gebäude am 3. Mai 1959 ein.8 Er sagte in seiner Ansprache: „Das, was sich heute hier vollzieht, dürfen wir mit goldenen Buchstaben in die Geschichte der Pfarrgemeinde Wegberg, ja, in die Geschichte des Dekanates und unserer ganzen Diözese Aachen eintragen. Hier an dieser Stelle, wo einst die Kreuzherren in klösterlicher Gemeinschaft gelebt und seelsorglich gewirkt haben, ist wieder neues Ordens­ leben erblüht“.9 Aufgaben in der Seelsorge Neben der Pfarrei St. Peter und Paul in Wegberg übernahmen die Kameliter am 15. April 1958 die Pfarrei Heilig Geist in Tüschen­broich. Im selben Jahr kam die Pfarrei Rickelrath mit der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt dazu. Am 2. Januar 1959 folgte die Pfarrei St. Vincentius in Beeck, wo die Patres schon seit Anfang 1958 die Gottesdienste übernommen hatten. Im Oktober 1967 wurde Innocenz Damhuis in die Pfarrei St. Maternus in Merbeck eingeführt. Am 14. Juni 1970 wurde Ambrosius Molenbroek in die Pfarrgemeinde „Zur Heiligen Familie“ in Klinkum eingeführt. Als Laetantius Morskieft am 3. Dezember 1973 zum Dechanten des Dekanates Wegberg-Niederkrüchten wurde, betreuten die Karmeliter sechs Pfarreien mit den Kapellen Holtum, Uevekoven und Kipshoven und das St. Antonius-Krankenhaus in Wegberg. Am 31. Mai 1975 kam noch die Pfarrei St. Rochus Rath-Anhoven dazu. Schließlich wurde Theodardus Megens von 1967–1982 Pfarrer von Dülken mit dem Auftrag, dort ein Kloster mit einem Internat zu bauen. Dieser Plan wurde nach einigen Jahren fallen gelassen. Bildungs- und Nachwuchsarbeit Der Bischof von Aachen bot den Karmelitern an, im Wegberger Kloster auch eine Philosophische Hochschule für die Studenten des Kommissariates zu errichten. Der Provinzvorstand in den Niederlanden war einverstanden und bat die Generalkurie dazu um Erlaubnis.10 Am 8. Oktober 1958 kamen die ersten sechs Studenten von Kamp-Lintfort nach Wegberg, um das Philosophiestudium aufzunehmen. Auf der Congregatio annua der Niederländischen Provinz (29.–31. Juli 1961) wurde der Beschluss zur Erweiterung der Philosophischen um eine Theologische Hochschule gefasst. Einige Professoren wurden

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nach Wegberg versetzt. Es hatten sich auch einige Gastprofessoren bereit erklärt, regelmäßig nach Wegberg zu kommen, um dort zu unterrichten. Mit den Studenten wurde Wegberg das größte Kloster des Kommissariates: So gab es 1963 13 Patres, 16 Fratres und drei Laienbrüder, insgesamt 32 Brüder. Vom Schuljahr 1964/65 an besuchten die Philosophiestudenten Vorlesungen im Studienhaus der Franziskaner in Mönchengladbach und bei den Kapuzinern in Krefeld. Auf Beschluss der Generalkurie wurde die Theologische Hochschule 1964 von Wegberg nach Mainz verlegt [ Mainz].11 Gleichzeitig verlegte die Generalkurie am 24. Januar 1964 das Noviziat von Kamp [ Kamp] nach Wegberg,12 sodass es dort neben der Philosophischen Hochschule und den Pfarreien auch das Postulat und Noviziat gab. Doch wurde die Philosophische Hochschule schon 1966, das Postulat und Noviziat 1967 nach Mainz verlegt [ Mainz].13 Damit wurde das Wegberger Karmeliterkloster wieder ein Seelsorgekonvent. Auf Anregung des Provinzkapitels wurden 1982/83 in einem Klosterflügel Räumlichkeiten für Einkehrtage, Gruppen- und Einzelexerzitien sowie Tagungen geschaffen. In der Karwoche 1983 konnten die ersten Besucher empfangen werden. Auflösung des Klosters 2004 zogen die zwei Karmeliter Laetantius Morskieft und Franz Hendrickx von dem Kloster Wegberg in eine kleine Wohnung am Rathausplatz 13–15 um, sodass das Gebäude aufs neue leer steht. Damit wurde leider wahr, was der langjährige Prior, Pfarrer und Dechant Laetantius Morskieft bereits 1972 als Möglichkeit nicht ausschloss. In einem langen Artikel über Kloster Wegberg sagte er, er halte „es nicht für undenkbar, dass das Jahrhunderte lang von Kreuzherren bewohnte und später von den Karmelitern übernommene Kloster eines Tages wieder verwaist“ sei.14 Der Generalrat in Rom hat in seiner Sitzung am 21. Februar 2011 das Kloster aufgelöst. ARCHIV Die Chronik des Wegberger Konventes befindet sich im ProvinzA Mainz. BAU- UND KUNSTdenkmäler Die Kirche St. Peter und Paul ist eine dreischiffige Hallenkirche mit einem gotischen Chor aus dem 15./16. Jh. Sie wurde im 19. Jh. erweitert. Im Turm befindet sich eine sehr wertvolle Glocke aus dem 12. Jh., eine der ältesten Bronzeglocken Deutschlands. Erwähnenswert ist weiterhin die sogenannte Gregormesse, eine Bildtafel eines flandrischen Schnitzaltares, die um 1510 entstand. PRIOREN Basilius Dommershuijsen 1956–1959 – Eleutherius Haarhuis 1959–1963 – Wenzeslaus Welling 1963–1964 – Alexander Zeegers 1964–1969 – Laetantius Morskieft 1969– 1975 – Gerlach van Erp 1975–1978 – Laetantius Morskieft 1978–1987 – Peter Schröder 1987–1993 – Laetantius Morskieft 1993–2002 – Franz Hendrickx 2002–2010.

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LITERATUR Gerhard Evertz, Kirchengesch. der Pfarre Wegberg. Wegberg 1976 – Peter Graaf, Bilder aus vergangenen Tagen. Wegberg wie et ens woar. Horb am Neckar 1990 – F. Hastenrath, Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Wegberg. 3. Aufl. Wegberg 2005. 1

ProvinzA Mainz, Klosterchronik Wegberg (im folgenden: Klosterchronik).  –  2 Ebd.  – Wegberg, Pfarrchronik.  –  4 „Prior Provinciae Neerlandiae petiit canonicam erectionem domus in civitate vulg. d. Wegberg, dioeceseos Aquisgranensis, et Sacra Congregatio Rev. mo P. Priori Generali benigne facultatem tribuit deveniendi ad canonicam erectionem enunciatae domus. Datum Romae die 14 Martii 1956. Die 20 Martii Prior Generalis Rev.mus P. Kilianus Lynch concessit gratiam iuxta tenorem Rescripti“. (N. 10204/56, AOC 1956, Fasc. 4–5, 26).  –  5 AOC 1957, Fasc. 1–2, 143; ebenso Klosterchronik.  –  6 Ebd., 14–15.  –  7 AOC 1957, Fasc. 1–2, 143; Klosterchronik; Evertz, Kirchengesch., 249.  –  8 AOC 1959, Fasc. 1–2, 145f. Der Vertrag mit der Pfarrgemeinde zur Überlassung der Immobilie datiert vom 26.11.1957 und ist in der Klosterchronik abschriftlich überliefert.  –  9 Klosterchronik.  –  10 AOC 1956, Fasc. 4–5, 31.  –  11 Klosterchronik; ebenfalls: NCI B.IV.19b.  –  12 AGOC, Reg.Proc.Gen. N.7/64.  –  13 NCI, 30 b B.IV.19b.  –  14 Beilage der Erkelenzer Wochenzeitung, 28.5.1972.  3  KirchenA

Pankraz Ribbert

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Xanten Die Gründung eines Schwesternklosters in Xanten war ein erster Versuch, nach den Klosteraufhebungen von 1802/1803 ein Karmelitinnenkloster in der Diözese Münster zu errichten. Sie ging von dem niederländischen Kloster Elzendaal in Boxmeer aus. Das kleine Kloster bestand nur fünf Jahre (1870–1875). Es wurde im Kulturkampf aufgehoben; die Schwestern kehrten nach Boxmeer zurück und besiedelten dort das neue Kloster St. Joseph. Provinz Niederländisches Kommissariat Diözese Münster Lage Das Kloster wurde in der ehemaligen Kartause von Xanten eingerichtet. Patrozinium Patron war der Hl. Josef. Siegel Der Konvent hatte sein eigenes Siegel mit einer Darstellung der Skapuliermadonna und der Umschrift: Monial Carmelit BMV in Xanten.1 GESCHICHTE Gründung des Klosters Das Karmelitinnenkloster Elzendaal in Boxmeer (Nord-Brabant) erlebte nach 1840, als den Klöstern in den Niederlanden wieder die Annahme von Novizen gestattet wurde, eine Blütezeit. Die Zahl der Novizinnen wuchs stetig. Ende der sechziger Jahre bewohnten annähernd 50 Schwestern das Konventsgebäude, weitere Interessentinnen fanden keinen Platz mehr. Die Schwestern planten deshalb eine Filialgründung im Bistum Roermond. Kontakte dazu waren bereits gelegt, aber es kam anders. Am 25. November 1867 ist bereits die Rede vom Ankauf der ehemaligen Kartause in Xanten.2 Dechant Brockelmann († 1873) bemühte sich bei dem Münsteraner Bischof Johann Bernhard Brinkmann um die Genehmigung für die Niederlassung der Karmelitinnen.3 Bischof Brinkmann hegte jedoch zuerst Bedenken wegen der exemten Stellung der Karmelitinnen. Zur gleichen Zeit planten die Karmeliter von Boxmeer die Errichtung eines kleinen Klosters in Labbeek. Daraus wurde aber nichts. Nach Vermittlung des Erzbischofs von Utrecht, Johannes Zwijsen, gab Bischof Brinkmann in der Sache der Schwestern nach und genehmigte am 7. Mai 1869 die Errichtung des Klosters.4 Im Mai 1869 erteilte auch der Generalprior seine Erlaubnis.5 Der Konvent Elzendaal kaufte am 20. November 1869 die 1802 säkularisierte Kartause für 10.000 Taler von einem evangelischen Kaufmann. Das Kloster wurde umgebaut, um sofort die Klausur einführen zu können. Der Umbau kostete 4296,96½ ndl. Gulden. Kloster Elzendaal investierte mehr als 34.400 ndl. Gulden in die neue Stiftung.6 Als Grundausstattung diente ein Teil der frommen Stiftungen an die Marienstatue von Elzendaal sowie 500 Gulden aus einem Legat.7 Am 19. Mai 1870 traten zehn Schwestern, unter ihnen einige aus Deutschland, unter der Leitung von M. Ignatia Hoecken (1820–1895) und Beichtvater Dionysius Wellissen (1836–1894) in zwei Kutschen die Reise an. Von Boxmeer ging es über Goch, Kalkar und Keppeln nach Xanten, wo man um 5 Uhr nachmittags ankam. Die Schwestern, die sich kurz vor Xanten mit ihren weißen Chormänteln beklei-

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det hatten, wurden willkommen geheißen von Dechant Brockelmann und einigen anderen Klerikern. In Prozession mit einer brennenden Wachskerze in der Hand und den Psalm „laetatus sum“ singend betraten die Karmelitinnen die ehemalige Kartause. Weitere Entwicklung Kurz nach Ankunft der Schwestern brach der Deutsch-Französische Krieg aus. Viele der durch Xanten ziehenden katholischen Soldaten ließen sich in die Skapulierbruderschaft U. L. Frau eintragen. Die vorhandenen Skapuliere waren rasch verteilt, und die Schwestern nähten mit Erlaubnis des Beicht­ vaters Wellissen den ganzen Sonntag lang Skapuliere, um alle Wünsche erfüllen zu können. Während des Krieges wuschen die Karmelitinnen die blutige Wäsche aus dem örtlichen Sankt-Joseph-Spital der Kreuzschwestern (Filles de la Croix), das als Kriegslazarett diente. Dadurch erwarb der Konvent sich großes Ansehen.8 Die Beichtväter Wellissen (1870–1873) und Ambrosius Jürgens (1873–1875) bewohnten in Xanten ein eigenes Haus an der Bemmelstraße, das die Karmeliterbrüder Leonhard und Peter Peters am 30. April 1872 gekauft hatten.9 Der Haushalt wurde von einem Laienbruder geführt.10 Wellissen und Jürgens wurden von einem anderen Karmeliter, Cyrillus van den Heuvel (1872–1874) unterstützt. Es gibt Hinweise dafür, dass die Patres statt Labbeek Xanten als mögliche Neugründung in Betracht zogen.11 Bis zu seinem Tode war Dechant Brockelmann confessarius extraordinarius der Schwestern. Die Einkünfte des Klosters kamen aus mehreren Quellen. Die Schwestern betrieben eine Hostienbäckerei. Weiter wurden Altarblumen und Herz-Jesu-Darstellungen angefertigt. Auch verfügte man über eine Nähmaschine, mit der man Aufträge von außen erledigen konnte.12 Der Generalprior schickte von Rom aus Geld für Messstipendien.13 In der Chronik werden regelmäßig größere oder kleinere Gaben und Legate verzeichnet. Die Angehörigen der deutschen Schwestern brachten regelmäßig Lebensmittel vom Lande. Die Beichtväter bemühten sich um Almosen für das Kloster. Bei ihrer Rückkehr nach Boxmeer verfügten die Schwestern über 8000 Taler an Aktien und Bargeld und über mehr als 11.000 ndl. Gulden an Aktien und Obligationen.14 Der Konvent schien einer glänzenden Zukunft entgegen zu gehen, weil sich schon rasch Postulantinnen aus Deutschland und den Niederlanden meldeten. Die erste war Sophie Vinnmann, die kurz nach der Gründung eintrat und im Juli 1871 vor Dechant Brockelmann ihre feierlichen Gelübde ablegte.15 Aus dem Jahr 1870 stammen Übersichten der „expositiones in ostenserio“ und „in ciborio“ in der Kapelle. Ein Schema wurde am 5. September 1870 unter bestimmten Voraussetzungen von dem Generalvikar des Bistums Münster approbiert.16 Bischof Brinkmann erteilte Dechant Brockelmann am 15. Juli 1870 die Befugnis den Kreuzweg einzusegnen. Alljährlich wurde im März das Sankt-JosefsFest gefeiert. Zu dem Patron des Klosters hatten die Schwestern eine besondere Beziehung, da der Ziehvater Christi sie nie im Stich ließ. 1873 bat Mater Hoecken in Rom um eine Albertusreliquie „pour benir de l’eau“.17

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Ein Höhepunkt im Leben der Schwestern war die Visitation des Generalvikars der Karmeliter, J. B. Savini, am 24. September 1871.18 Bei dieser Gelegenheit wurde Xanten zum Priorat erhoben und die Oberin M. Ignatia Hoecken zur Priorin ernannt.19 Seiner Visitation war bereits eine Visitation des Generalkommissars Augustinus van Uden aus Boxmeer vorausgegangen. Priorin Hoecken achtete auf strikte Einhaltung der Observanz. Dennoch schrieb Bischof Brinkmann am 16. Januar 1873, dass die Schwestern gegen die Konstitutionen verstießen, da sie ohne Wissen ihrer Oberen Wertsachen besaßen.20 Auflösung des Klosters Dunkle Wolken zogen aber bald durch den Kulturkampf her­ an. Schon 1870 wurde das Kloster mit einer Hypothek der Kirche von Boxmeer belastet, um es vor einer möglichen Konfiskation zu bewahren. Im September 1872 unterstellte Bischof Brinkmann das Kloster mit Genehmigung des Generalpriors seiner Jurisdiktion, um es besser gegen eine drohende Aufhebung schützen zu können.21 Die Priorin des Karmelitinnenklosters zu Vilvoorde bei Brüssel bot an, einige Schwestern in ihrem Konvent aufzunehmen, wenn sie Xanten verlassen müssten.22 Das Verhältnis des Konvents zu den preußischen Behörden verschlechterte sich während des Kulturkampfes erheblich, als die Konstitutionen zur Kontrolle angefordert wurden. 1873 spielte man mit dem Gedanken Xanten zu verkaufen. Cyrillus van den Heuvel wehrte sich dagegen: „toujours nous avons été heureux en tout“.23 Der Auszug, der 1873 (oder 1874) von einem niederländischen Franziskaner geleitet werden sollte, wurde verboten und Cyrillus van den Heuvel am 17. September 1874 des Landes verwiesen.24 Am 13. Juli 1875 erreichte die Schwestern die Aufforderung, ebenfalls aus Xanten abzuziehen. Der Bürgermeister konnte einen Aufschub von zwei Monaten erwirken. Dennoch siedelte der Konvent bereits am 21. September 1875 morgens in aller Frühe in die Niederlande um, doch nicht bevor man dem Xantener Dom einen Besuch abgestattet hatte. Vor dem Tabernakel beteten die Schwestern für das Heil von Weltkirche und Stadt.25 In Boxmeer wurden die Exilantinnen zuerst im Karmel Elzendaal aufgenommen. Da Elzendaal nicht genug Platz bot, wurde in Boxmeer ein Landhaus erworben und dort auch eine Kapelle errichtet. Patron von Kloster und Kirche war der hl. Josef. Seitdem hatte Boxmeer zwei Karmelitinnenklöster: Elzendaal und Sint-Jozef. Am Festtag des hl. Simon Stock, am 16. Mai 1876, bezogen die Schwestern ihr neues Kloster. Die erste Visitation fand am 26. August 1876 statt. Bei dieser Gelegenheit wurde Ignatia Hoecken wieder zur Priorin gewählt. Nach ihrer Vertreibung wollten die Schwestern von St. Josef die Kartause in Xanten schnell verkaufen. Man brauchte schließlich Geld für ein neues Kloster. 1878 lag ein Kaufangebot über 18.000 Taler vor. Man überließ dem Generalprior in Rom die Entscheidung. Er stimmte dem Verkauf jedoch nicht zu, weil er hoffte, dass die Schwestern vielleicht noch einmal zurückkehren konnten.26 Erst 1890 verkaufte der Konvent Elzendaal die Xantener Kartause für 7300 Taler (12.921 ndl. Gulden).27 Vom Boxmeerer Karmel St. Josef wurde der Konvent von Schlüsselau in der Oberdeutschen Provinz gegründet [ Büchenbach (Erlangen), vormals Schlüsselau].

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ARCHIV NCI, Archiv des Konvents Sankt-Josef Xanten-Boxmeer; Archiv des Konvents Boxmeer-Elzendaal – Boxmeer, KlA Boxmeer, Catalogus quorumdam memorabilium ab anno fundationis carmeli Boxmerani (1652–1944), 61–66, 74, 76; Nr. 12; Archivkarton Varia 2, Nr. 9 – Herzogenbusch, BistumsA, Archivkartons 304 und 305 – AGOC, II Germano-Hollandica Conventus 2, Mappen Boxmeer-Elzendaal (1852–1869; 1870–1895), Mappe Xanten (1871–1874) – Xanten, Stifts- und PfarrA Xanten, Akte D 23 – Xanten, StadtA, Bilderslg. BAU- UND KUNSTdenkmäler Die Kartause hatte keine Kapelle. 1870 wurde ein Zimmer im Erdgeschoss als Kapelle für die Gläubigen eingerichtet. Die Schwestern nutzten einen anderen Raum als eigene Hauskapelle.28 Die Kartause, eine dreiflügelige Anlage aus dem Jahr 1646, erstreckt sich in ihrem Mittelteil über drei Stockwerke. 1870 wurden bei dem Umbau im 1. Obergeschoss 16 Zellen eingerichtet.29 Der Garten war groß genug für die Versorgung des Konvents.30 1874 scheint es einen Klosterfriedhof gegeben zu haben, denn Beichtvater/Rektor Ambrosius Jürgens spricht von „nostro cimeterio“. Er wollte vom Generalprior einen Ablass von 500 Tagen für die Gläubigen Xantens erwirken, die beim Kruzifix auf dem Friedhof beten.31 Über die Ausstattung des Klosters sind wir nur dürftig informiert. Der Konvent besaß eine Statue des Hl. Josef, die immer auf der Nähmaschine stand. 1966 wurde der Kopf der Statue noch im Sankt-Josefs-Kloster zu Boxmeer aufbewahrt,32 ist jedoch heute verschollen. 1870 bekamen die Schwestern zwei Kaseln.33 In Xanten wurden ihnen eine Monstranz und ein Messkelch geschenkt.34 PRIORIN M. Ignatia Hoecken 1870–1871 Oberin; 1871–1892 Priorin. LITERATUR A.F. van Beurden, Chroniek van Boxmeer, van af het jaar 1296 tot 1889. Roermond 1890, 45, 50 – Birckmann, Die Gesch. der Klöster Xantens. In: Xanten 700 Jahre Stadt 1228–1928. Xanten 1928, 87–91 – Bote für Stadt und Land, 24.6.1871; 30.9.1871; 30.6.1875; 22.9.1875 – Brevis conspectus historicus domorum monialium II ord. nunc exsistentium. In: AOC 19, 1954/55, 88f. – Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler des Kreises Moers. Nd. Moers 1979, 408f. – Antoine Jacobs, Xanten-Boxmeer. In: MCN, 579–599 – Alberto M. Martino, Monasteri femminili del carmelo attraverso i secoli. In: Carmelus 10, 1963, 269f. – Peregrina, Onder de bescherming der Zoete Lieve Vrouwe van de Berg Carmel. In: Carmelrozen 7, 1918/19, 62–67 – Joachim Smet, De geschiedenis van de karmel. 4. Almelo 1996, 166 – Ders., Cloistered carmel, 129f. – Joseph Stehr, Xantener Zeitgesch. von dem Jahre 16 vor Christi Geburt bis zu dem Jahre 1900 n. Chr. Geb. Xanten 1900, 111 – Gabriel Wessels, Excerpta historiae ordinis. Conspectus provinciae Germano-Hollandiae. In: AOC

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1, 1909/10, 38 – Eadmund Winkels, De geschoeide carmelieten in Nederland na de Hervorming. In: Carmelus 2, 1949/50, 97f. 1 AGOC, II Germano-Hollandica 2, Schreiben von Ignatia Hoecken an den Generalprior, Xanten, 30.12.1870.  –  2 StiftsA Xanten, Akte D 23, Notiz Brockelmanns, 25.11.1867.  –  3 Ebd., Briefe von Brockelmann an Bischof Brinkmann, 28.11.1867, 8.2.1868.  –  4 Ebd., Akte vom 7.5.1869; AGOC, II Germano-Hollandica Conventus 2, Boxmeer-Elzendaal 1853–1869, Abschrift eines Briefes von Bischof Brinkmann an Augustinus van Uden, 7.5.1869.  –  5 Ebd., Schreiben des Generalpriors, Mai 1869.  –  6 NCI, AP Karton 1251, Nr. 1, 32–33; AP Karton 1260, Nr. 165 (Inventar 1871)  –  7 Ebd., 189f.  –  8 Ebd., Karton 240, Chronik, 3; Peregrina, Onder de bescherming, 63.  –  9  KlosterA Boxmeer, Nr. 40, Ausfertigung der Notariatsurk. von Notar Ph. Chr. Quirin zu Xanten.  –  10 Genannt werden Bertholdus Landers und Martinus de Rijk, ebd., Catalogus memorabilium, 65.  –  11 AGOC, II Germano-Hollandica Conventus 2, Mappe Xanten, Schreiben von Dionysius Wellissen an den Generalprior, Xanten, 10.1.1872.  –  12 Peregrina, Onder de bescherming, 64; NCI, AP 234 (Kassabücher ab 1870); KlosterA Boxmeer, Karton Varia 2, Nr. 9 (Quittungen 1872–1875).  –  13 AGOC, II Germano-Hollandica 2, Schreiben von Dionysius Wellissen an den Generalprior, Xanten, 10.1.1872.  –  14 NCI, AP Karton 49 (Visitation Elzendaal, 12.10.1875).  –  15 StiftsA Xanten, D 23, Schreiben Bischof Brinkmanns an Brockelmann, 28.7.1871.  –  16 Ebd.  –  17 AGOC, II GermanoHollandica 2, Mappe Xanten, Schreiben von Ignatia Hoecken an den Generalprior, Xanten, 10.1.1873.  –  18 Bote für Stadt und Land, 30.9.1871; KlosterA Zenderen, Chronik, Notiz vom 21.9.1871.  –  19 NCI, OAP, D.III.24, Urk. von Generalvikar Savini, 24.9.1871.  –  20 Ebd., Zwei Briefe von Bischof Brinkmann zu diesem Fall.  –  21 NCI, AP Karton 240, Chronik S. 4; OAP, D.III.24 Abschrift des Schreibens von Bischof Brinkman an D. Wellissen; KlosterA Boxmeer, Catalogus memorabilium, 64.  –  22 Ebd., Nr. 12.  –  23 AGOC, II Germano-Hollandica 2, Schreiben Van den Heuvels an den Generalprior, Xanten, 3.3.1873.  –  24  Winkels, De geschoeide carmelieten, 97.  –  25  KlosterA Boxmeer, Catalogus memorabilium, 64–66, 74; Peregrina, Onder de bescherming, 65f.; Winkels, Geschoeide carmelieten, 97.  –  26 AGOC, II Germano-Hollandica 2, Boxmeer-Elzendaal, Schreiben von Antonia Hoecken an den Generalprior, Boxmeer, 18.9.1875; Schreiben von Marie Gabriele an den Generalprior, Boxmeer, 16.5.1878.  –  27 NCI, AP Karton 1251, Nr. 1 Chronik, 32f., 40.  –  28 Bote für Stadt und Land, 22. September 1875.  –  29 NCI, AP Karton 1251, Nr. 1, 32; StadtA Xanten, Bilderslg.  –  30 Peregrina, Onder de bescherming, 63.  –  31 AGOC, Germano-Hollandica Conventus 2, Mappe Xanten, Schreiben Jürgens an den Generalprior, Xanten, 9.6.1874.  –  32 NCI, AP Karton 1259, Nr. 138.  –  33 NCI, AP Karton 240, Chronik, 4.  –  34 Ebd.; Peregrina, Onder de bescherming, 64.

Antoine Jacobs

Anhang

der

Regel des Ordens Brüder der Seligen Jungfrau Maria vom Berge Karmel

Die folgende Textfassung und Nummerierung der Regel haben die beiden Ordensleitungen O.Carm. und OCD (Stammorden und Teresianischer Karmel) am 21. Mai 1998 approbiert.1 A) Text der Regel in seiner aktuellen Gliederung 1. Albertus, von Gottes Gnaden bestellter Patriarch der Kirche von Jerusalem, an die in Christus geliebten Söhne B. und die übrigen Eremiten, die unter seinem Gehorsam beim Brunnen auf dem Berg Karmel leben: Gruß im Herrn und des Heiligen Geistes Segen! 2. Oftmals und auf vielfache Weise haben es die heiligen Väter gelehrt, wie einer, welcher Lebensform er auch angehört oder welche gottgeweihte Lebensweise er gewählt hat, in der Nachfolge Jesu Christi leben und ihm mit reinem Herzen und gutem Gewissen treu dienen soll. 3. Da ihr uns ersucht habt, euch eurem Vorhaben gemäß eine Lebensregel zu geben, sollt ihr in Zukunft folgendes beobachten: 4. Als erstes bestimmen wir, dass ihr einen von euch als Prior haben sollt, der durch die einmütige Zustimmung aller oder des größeren und verständigeren Teils zu diesem Amt gewählt wird. Jeder von euch soll ihm Gehorsam versprechen und bemüht sein, das Versprochene zugleich mit der Keuschheit und dem Verzicht auf Eigentum auch tatsächlich zu halten. 5. Niederlassungen könnt ihr an einsamen Orten haben oder wo sie euch geschenkt werden, sofern sie für die Beobachtung eurer religiösen Lebensweise passend und geeignet sind, so wie es dem Prior und den Brüdern förderlich zu sein scheint. 6. Je nach Lage des von euch gewählten Ortes soll jeder einzelne von euch eine eigene, abgesonderte Zelle haben, wie sie nach Anordnung des Priors und mit Zustimmung der übrigen Brüder oder des verständigeren Teils einem jeden zugewiesen wird; 1 Epistula Superiorum generalium O.Carm. et O.C.D. circa modum referendi verba Regulae Carmelitanae. In: AOC 50, 1999, 147–65 (lateinischer Regeltext mit italienischer, englischer und spanischer Einführung).

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7. jedoch so, dass ihr im gemeinsamen Refektorium das, was euch gegeben wird, miteinander genießt, wobei ihr eine Lesung aus der Hl. Schrift hört, wo dies den Umständen entsprechend beobachtet werden kann. 8. Außerdem ist es keinem Bruder ohne Erlaubnis des jeweiligen Priors gestattet, die ihm angewiesene Zelle zu wechseln oder mit einem anderen zu tauschen. 9. Die Zelle des Priors soll sich am Eingang der Niederlassung befinden, damit er als erster allen, die dorthin kommen, begegnen kann und dann alles, was zu tun ist, nach seinem Ermessen und auf seine Anordnung hin geschehe. 10. Jeder einzelne soll in seiner Zelle oder in ihrer Nähe bleiben, Tag und Nacht das Wort des Herrn meditierend und im Gebet wachend, es sei denn, er ist mit anderen, wohlbegründeten Tätigkeiten beschäftigt. 11. Wer die kirchlichen Tagzeiten mit dem Klerus zu beten versteht, soll sie entsprechend der Anordnung der heiligen Väter und der von der Kirche gutgeheißenen Gewohnheit beten. Wer dies jedoch nicht kann, bete zur Matutin fünfundzwanzig Vaterunser. Eine Ausnahme bilden die Sonn- und Feiertage, für die wir die Verdoppelung dieser Zahl anordnen, so dass also fünfzig Vaterunser zu beten sind. Siebenmal soll dieses Gebet zu den Laudes gebetet werden. Zu jeder anderen Tagzeit soll es ebenfalls siebenmal gebetet werden, ausgenommen zur Vesper, bei der ihr es fünfzehnmal beten sollt. 12. Keiner der Brüder soll etwas sein eigen nennen, sondern es sei euch alles gemeinsam, und einem jeden soll durch die Hand des Priors, das heißt durch den Bruder, der von ihm mit diesem Dienst betraut ist, zugeteilt werden, was er braucht, unter Berücksichtigung des Alters und der notwendigen Bedürfnisse jedes einzelnen. 13. Wenn es nötig ist, dürft ihr Esel oder Maultiere halten, ebenso einen kleinen Bestand an Vieh oder Geflügel. 14. Ein Oratorium soll, soweit es die Verhältnisse erlauben, inmitten der Zellen errichtet werden, in dem ihr Tag für Tag frühmorgens zusammenkommen sollt, um Eucharistie zu feiern, soweit es die Umstände erlauben. 15. Besprecht an den Sonntagen oder, falls notwendig, auch an anderen Tagen, die Beobachtung euerer Lebensform und das geistliche Wohl; dabei sollen auch Übertreibungen und Fehler der Brüder, wenn solche bei jemandem wahrgenommen werden, in Liebe korrigiert werden. 16. Beobachtet das Fasten vom Fest Kreuzerhöhung bis zum Tag der Auferstehung des Herrn an jedem Tag, mit Ausnahme der Sonntage, es sei denn, dass Krank-

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heit, körperliche Schwäche oder ein anderer berechtigter Grund dazu rät, das Fasten aufzuheben, denn Not kennt kein Gebot. 17. Enthaltet euch des Essens von Fleisch, außer es wird als Heilmittel bei Krankheit oder Schwäche gebraucht. Und weil ihr häufig betteln müsst, wenn ihr unterwegs seid, könnt ihr, um den Gastgebern nicht zur Last zu fallen, außerhalb eurer Häuser gekochte Speisen mit Fleisch zu euch nehmen. Aber auch ist es erlaubt, auf See Fleisch zu essen. 18. Weil aber das Leben des Menschen auf Erden eine Prüfung ist und alle, die in Christus ein frommes Leben führen wollen, Verfolgung leiden, euer Widersacher, der Teufel, zudem wie ein reißender Löwe umhergeht und sucht, wen er verschlingen kann, sollt ihr mit aller Sorgfalt eifrig bestrebt sein, die Waffenrüstung Gottes anzulegen, damit ihr den Anschlägen des Feindes widerstehen könnt. 19. Zu gürten sind die Lenden mit dem Gürtel der Keuschheit; zu wappnen ist die Brust mit heiligen Gedanken, denn es steht geschrieben: Ein heiliger Gedanke wird dich behüten. Anzulegen ist der Panzer der Gerechtigkeit, so dass ihr den Herrn, euren Gott aus ganzem Herzen und mit ganzer Seele und mit allen Kräften lieben könnt und euren Nächsten wie euch selbst. Bei allem muss der Schild des Glaubens ergriffen werden, mit dem ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen könnt, denn ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Auch der Helm des Heils ist aufzusetzen, damit ihr allein vom Heiland euer Heil erhofft, der sein Volk von seinen Sünden erlöst. Das Schwert des Geistes aber, das ist das Wort Gottes, wohne mit seinem ganzen Reichtum in eurem Mund und in eurem Herzen, und alles, was immer ihr zu tun habt, geschehe im Wort des Herrn. 20. Ihr sollt irgendeine Arbeit verrichten, so dass der Teufel euch immer beschäftigt findet und nicht wegen eurer Untätigkeit einen Zugang finden kann, um in eure Seele einzudringen. Hierzu habt ihr die Unterweisung und zugleich das Beispiel des heiligen Apostels Paulus, durch dessen Mund Christus gesprochen hat und der als Verkünder und Lehrer der Völker im Glauben und in der Wahrheit von Gott bestellt und uns gegeben ist. Wenn ihr ihm folgt, könnt ihr nicht irregehen. „Tag und Nacht haben wir gearbeitet“, sagt er, „um keinem von euch zur Last zu fallen. Nicht als hätten wir keinen Anspruch auf Unterhalt; wir wollten euch aber ein Beispiel geben, damit ihr uns nachahmen könnt. Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Wir hören aber, dass einige von euch ein unordentliches Leben führen und alles mögliche treiben, nur nicht arbeiten. Wir ermahnen sie und gebieten ihnen im Namen Jesu Christi, des Herrn, in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen und ihr selbstverdientes Brot zu essen.“ Dieser Weg ist heilig und gut, auf ihm müsst ihr gehen!

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ANHANG

21. Der Apostel aber empfiehlt das Schweigen, wenn er vorschreibt, in Ruhe zu arbeiten, wie auch der Prophet bezeugt: „Die Übung der Gerechtigkeit ist das Schweigen.“ Und ferner: „Im Schweigen und in der Hoffnung liegt eure Stärke.“ Deshalb ordnen wir an, dass ihr nach dem Beten der Komplet das Schweigen halten sollt, bis die Prim des folgenden Tages gebetet ist. Wenn auch in der übrigen Zeit das Schweigen nicht so sehr gewahrt zu werden braucht, hüte man sich dennoch sorgfältig vor Geschwätzigkeit, denn wie geschrieben steht und nicht minder die Erfahrung lehrt: „Bei vielem Reden bleibt die Sünde nicht aus“ und „Wer unbedachtsam im Reden ist, dem ergeht es übel.“ Sodann: „Wer viele Worte macht, schadet seiner Seele.“ Und der Herr selbst sagt im Evangelium: „Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen.“ Daher wäge ein jeder seine Worte und zügle seine Zunge, damit er nicht strauchle und durch seine Rede zu Fall komme und sein Fall unheilbar zum Tod führe. Mit dem Propheten achte jeder auf seine Wege, damit er sich mit seiner Zunge nicht verfehle, und er mühe sich sorgfältig und gewissenhaft um das Schweigen, in dem die Übung der Gerechtigkeit besteht. 22. Du aber, Bruder B., und jeder, der nach dir als Prior eingesetzt wird, erwägt stets im Geist und befolgt in der Tat, was der Herr im Evangelium sagt: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer unter euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.“ 23. Ihr übrigen Brüder aber, ehrt demütig euren Prior, indem ihr eher an Christus denkt, der ihn über euch gesetzt hat, als an ihn selbst, und der zu den Vorstehern der Kirche gesagt hat: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab“, damit ihr nicht wegen Verachtung gerichtet werdet, sondern durch Gehorsam den Lohn des ewigen Lebens verdient. 24. Dies haben wir euch in Kürze geschrieben, um euch eine Regel zu geben, nach der ihr leben sollt. Will aber einer noch mehr tun, dann wird es ihm der Herr selbst vergelten, wenn er wiederkommt. Er gebrauche jedoch die Unterscheidung, die die Richtschnur der Tugend ist.

die Regel des karmel

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B) Konkordanz zur bisherigen und der aktuellen Zitation der Regel Einteilung bis 1998

Einteilung seit 1998

O.Carm. OCD O.Carm. + OCD Gruß Kap. 1 Nr. 1 Prolog Kap. 2 Nr. 2–3 Kap. 1 Kap. 3 Nr. 4 Kap. 2 Kap. 4 Nr. 5 Kap. 3 Kap. 5 Nr. 6 Kap. 4 Kap. 6 Nr. 7 Kap. 5 Kap. 7 Nr. 8 Kap. 6 Kap. 7 Nr. 9 Kap. 7 Kap. 8 Nr. 10 Kap. 8 Kap. 9 Nr. 11 Kap. 9 Kap. 10–11 Nr. 12–13 Kap. 10 Kap. 12 Nr. 14 Kap. 11 Kap. 13 Nr. 15 Kap. 12 Kap. 14 Nr. 16 Kap. 13 Kap. 15 Nr. 17 Kap. 14 Kap. 16 Nr. 18–19 Kap. 15 Kap. 17 Nr. 20 Kap. 16 Kap. 18 Nr. 21 Kap. 17 Kap. 19 Nr. 22 Kap. 18 Kap. 20 Nr. 23 Epilog Kap. 21 Nr. 24 Eine zwischen der albertinischen und innozenzianischen differenzierte Fassung der Regel in lateinisch-deutscher Darstellung bieten Johanna Jantsch/Christel Butterweck (Hg.), Die Regel des Karmel. Geschichte und Gegenwart einer Lebens­ norm. Aschaffenburg 1986, 84–103.

958

Abkürzungen 1. Allgemeine Abkürzungen Abb. Abbildung Abhh. Abhandlungen Abt. Abteilung Allg. allgemein Anh. Anhang Anm. Anmerkung Ann. Annalen Art. Artikel Aufl. Auflage Ausg. Ausgabe Bd. Band Bde. Bände Bearb. Bearbeiter, bearbeitet Beih. Beiheft Beil. Beilage Beitrr. Beiträge Ber. Bericht Best. Bestand Betr. betreffend Bez. Bezirk Bibl. Bibliothek, Bibliothèque, Biblioteca Bl. Blatt Bll. Blätter Ders. Derselbe Dies. Dieselbe Diss. Dissertation Dok. Dokument Ebd. ebenda Erg. Ergänzung, ergänzt f. die folgende Seite Fasc. Fasciculus, Faszikel fl. Florin, Gulden fol. Folio Forsch. Forschung(en) Forts. Fortsetzung Gde. Gemeinde Ges. Gesellschaft Gesch. Geschichte, geschichtlich H. Heft

abkürzungen

Hdb. Handbuch Hg. Herausgeber, herausgegeben Hist. historisch Hl. Heilige(r) hs. handschriftlich Inst. Institut Jb. Jahrbuch Jber. Jahresbericht Jg. Jahrgang Jh. Jahrhundert Kal. Kalender Kat. Katalog Komm. Kommission Lfg. Lieferung Lit. Literatur Lkr. Landkreis Matr. Matrikel Mitt. Mitteilungen Mon. Monumenta Ms. Manuskript Nd. Nachdruck NF Neue Folge Nr. Nummer NS Neue Serie o. O. ohne Erscheinungsort p. pagina Publ. Publikation(en) r recto (die rechte Seite, Vorderseite) reg. regierte Reg. Regest, Regesta, Regesten Rtlr. Reichstaler s. siehe S. Sanctus Ser. Serie Slg. Sammlung Sp. Spalte Ss. Sanctissimus Stud. Studien Suppl. Supplement Tl. Teil Tom. Tomus UB Urkundenbuch Urk. Urkunde(n)

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960

ANHANG

Veröff. Veröffentlichungen Verz. Verzeichnis v verso (die linke Seite, Rückseite) vgl. vergleiche Vjh. Vierteljahrshefte zit. zitiert Zs. Zeitschrift 2. Abkürzungen von Archiven und Bibliotheken A Archiv Archivio Generale Ordine Carmelitano, Roma AGOC Archivio Segreto Vaticano ASV B Bibliothek BiA Bischöfliches Archiv Bischöfliches Zentralarchiv BiZA Dom- und Diözesanarchiv DDA GLA Generallandesarchiv Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz GStAPK Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen, HAA Bestand Herzoglich Arenbergisches Archiv Historisches Archiv der Stadt HASt HStA Hauptstaatsarchiv Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Karmeliterprovinz, ISF KB Bücher (mit folgender Nummer) Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Karmeliterprovinz, ISF KU Urkunden (mit folgender Nummer) KA Kreisarchiv KlA Klosterarchiv LA Landesarchiv LHA Landeshauptarchiv LAV NRW R Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland (früher Haupt staatsarchiv Düsseldorf) LAV NRW W Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Westfalen (früher Staats archiv Münster) NCI Nederlands Carmelitaans Instituut Boxmeer PfarrA Pfarrarchiv ProvinzA Historisches Archiv der Oberdeutschen Karmelitenprovinz, Bamberg Bamberg ProvinzA Provinzarchiv der Niederdeutschen Karmeliterprovinz, Mainz Mainz StA Staatsarchiv StadtA Stadtarchiv

abkürzungen

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StB Staatsbibliothek StiftsA Stiftsarchiv UnivB Universitätsbibliothek UnivLB Universitäts- und Landesbibliothek 3. Verzeichnis abgekürzt zitierter Werke Aufgenommen wurden in den Beiträgen verkürzt zitierte Literatur und Quellenpublikationen AASS

Acta Sanctorum. Hg. von Bollandus etc., Paris 1643ff., Venedig 1734ff., ­Paris 1863ff. Acta Cap. Gen. Acta Capitulorum Generalium Ordinis Fratrum B.V. Mariae de Monte Carmelo. Hg. von Gabriel Wessels. Bd. 1: 1318–1593. Rom 1912; Bd. 2: 1598–1902. Rom 1934. AHistVereines Archiv des Hist. Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg AOC Analecta Ordinis Carmelitarum Berger, Bettelorden Thomas Berger, Die Bettelorden in der Erzdiözese Mainz und in den Diözesen Speyer und Worms im 13. Jh. Ausbreitung, Förderung und Funktion. Mainz 1994 (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 69). Bibl. Carm. Bibliotheca Carmelitana, notis criticis et dissertationibus illustrata, cura et labore unius e Carmelitis provinciae Turoniae collecta. Orléans 1752. Opus P. Cosmae de Villiers additis nova praefatione et supplemento luce exprimendum curavit Gabriel Wessels. Nd. Rom 1927. Bull. Carm. Bullarium Carmelitanum: plures complectens summorum pontificum constitutiones ad ordinem fratrum beatissime semperque virginis dei genitricis Mariae de Monte Carmelo spectantes, nunc primo in lucem editum, duasque in partes distinctum a Eliseo Monsignano. 4 Bde. Rom 1715– 1768. Deckert, Karmel in Adalbert Deckert, Karmel in Straubing. 1368, 600 Jahre, Straubing 1968. Jubiläumschronik. Rom 1968 (TSHC 8). Deckert, Ober- Adalbert Deckert, Die Oberdeutsche Provinz der Karmedeutsche Provinz liten nach den Akten ihrer Kapitel von 1421 bis 1529. Rom 1961 (Archivum Historicum Carmelitanum 1). Deckert/Hösler, Acta Adalbert Deckert/Matthäus Hösler (Bearb.), Acta des Karmelitenprovinzials Andreas Stoss (1534–1538). Rom 1995 (Archivum Historicum Carmelitanum 5). Deckert/Hösler, Adalbert Deckert/Matthäus Hösler, Schematismus der Schematismus Oberdeutschen Karmelitenprovinz von 1650 bis zur Säkula-

962

ANHANG

risation im Jahre 1802 unter besonderer Berücksichtigung der beiden Klöster Straubing und Abensberg. In: Jber. des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung, Tl. 1 (A–B), 89, 1987, 141–253 (Nr. 1–346); Tl. 2 (C–G), 92, 1990, 145–312 (Nr. 347–827); Tl. 3 (H–N), 94, 1992, 187–316 (Nr. 828–1198); Tl. 4 (N–S), 95, 1993, 265–361 (Nr. 1199–1443); Tl. 5 ­(T–Z, Register), 97, 1995, 149–297 (Nr. 1144–1589). Das Findbuch zum Archiv Schloss Haag. Hg. von Rien van Findbuch Schloss den Brand und Stefan Frankewitz. Geldern 2008 (GeldriHaag sches Archiv 10). Grosso, Jean Soreth Giovanni Grosso, Il B. Jean Soreth (1394–1471). Priore generale, riformatore e maestro spirituale dell’Ordine Carmelitano. Rom 2007 (TSHC 27). Johannes Kistenich, Bettelmönche im öffentlichen SchulKistenich, Bettel- wesen. Ein Hdb. für die Erzdiözese Köln 1600–1850. Köln, mönche Weimar, Wien 2001. Edeltraud Klueting, Beginen, Mantellaten und KarmeliKlueting, Beginen tinnen im 15. Jh. In: Dies. (Hg.), Fromme Frauen – unbequeme Frauen? Weibliches Religiosentum im Mittelalter. Hildesheim 2006, 205–224 (Hildesheimer Forsch. 3) Klueting, Geschichts- Edeltraud Klueting, „historiam provinciae et conventuum tenere“. Zur Gesch.schreibung des Karmelitenordens schreibung (O.Carm.). In: Heidemarie Specht/Ralph Andraschek– Holzer (Hg.), Bettelorden in Mitteleuropa. Gesch., Kunst, Spiritualität. St. Pölten 2008 (Beitrr. zur Kirchengesch. Niederösterreichs 15; Gesch. Beilagen zum St. Pöltener Diöze­ sanblatt 32), 87–105. Koch, Karmeliten- Heinrich Hubert Koch, Die Karmelitenklöster der Niederdeutschen Provinz. 13.–16. Jh. Freiburg 1889. klöster Henricus Gabriel Johannes Lansink, Studie en onderwijs Lansink, Studie in de nederduitse provincie van de Karmelieten gedurende de middeleeuwen. Nijmegen 1967. Franz-Bernard Lickteig, The German Carme­lites at the Lickteig, German medieval universities. Rom 1981 (TSHC 13). Carmelites Lexikon für Theologie und Kirche LThK Clemens Martini, Der deutsche Carmel. Ein GesamtüberMartini, Carmel blick über die Provinzen von Niederdeutschland, Oberdeutschland und Sachsen des Stammordens u. l. Frau vom Berge Karmel in Deutschland, über die Tätigkeit u. das Wirken dieses Ordens auf deutschem Boden. 1. Bd. Niederdeutschland und Sachsen. Bamberg 1922, 2. Bd. Die oberdeutsche Provinz. Würzburg 1926. [Dieses Werk wird wegen seiner bekannten Unzuverlässigkeit nur an wenigen Stellen zitiert.]

abkürzungen

MCN

963

Antoine Jacobs, Monasticon Carmelitanum Neerlandicum. Hist. repertorium van de kloosters van de Orde der Broeders en Zusters van O.L. Vrouw van de berg Karmel (13de eeuw–1940). Heerlen 2011 (Monastica Carmelitana 1). Mesters, Rheinische Gondulf Mesters, Die Rheinische Karmeliterprovinz wähKarmeliterprovinz rend der Gegenreformation (1600–1660). Speyer 1958 (Quellen und Abhh. zur mittelrheinischen Kirchengesch. 4). MGH Monumenta Germaniae Historica Mon. Hist. Carm. Monumenta historica Carmelitana. Hg. von Benedictus Zimmerman. Bd. 1. Lérins 1907. NB Köln Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken. Die Kölner Nuntiatur. NrhKB Nordrheinisches Klosterbuch. Lexikon der Stifte und Klö­ ster bis 1815. Tl. 1. Hg. von Manfred Groten u. a. (Stud. zur Kölner Kirchengesch. 37,1). Siegburg 2009. NsächsKB Niedersächsisches Klosterbuch. Verzeichnis der Klöster, Stifte, Kommenden und Beginenhäuser in Niedersachsen und Bremen von den Anfängen bis 1810. Hg. von Josef Dolle unter Mitarbeit von Dennis Knochenhauer. Bielefeld 2012 (Veröff. des Instituts für Hist. Landesforsch. der Universität Göttingen 56). Panzer, Geschichte Stephan Panzer, Die Gesch. der Karmeliten im Mittelalter. In: Heidemarie Specht/Ralph Andraschek-Holzer (Hg.), Bettelorden in Mitteleuropa. Gesch., Kunst, Spiritualität. St. Pölten 2008 (Beitrr. zur Kirchengesch. Niederösterreichs 15; Gesch. Beilagen zum St. Pöltener Diözesanblatt 32), 66–73. Panzer, Observanz Stephan Panzer, „pour parvenir à un parfait rétab­lissement und Reform de la discipline régulière“. Observanz und Reform in der belgischen Karmelitenprovinz 1623–1649. Rom 2006 (TSHC 25). Postina, Eberhard Alois Postina, Der Karmelit Eberhard Billick. Ein Lebens­Billick bild aus dem 16. Jh. Freiburg 1901 (Erläuterungen und Erg. zu Janssens Gesch. des deutschen Volkes 2, 2, H. 3). Raczek, Status Klemens Raczek, Der Status der niederdeutschen Provinz der Karmeliter im Jahre 1686. Personalbestand nach den Religionskriegen und nach der Durchführung der Tourainer Reform. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengesch. 37, 1985, 225–252. RegEbKöln Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. Tl. 4 (1304–1332). Bearb. von Wilhelm Kisky. Bonn 1915; Tl. 5 (1332– 1349). Bearb. von Wilhelm Janssen. Köln/Bonn 1973; Tl. 8 (1370–1380). Bearb. von Norbert Andernach. Düsseldorf 1981; Tl. 12, 1 (1411–1414). Bearb. von Norbert Andernach. Düsseldorf 1995 (Publ. der Ges. für Rheinische Gesch.kunde 21).

964 Rheinische Siegel 4

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Rheinische Siegel. Bearb. von Wilhelm Ewald. 4: Siegel der Stifter, Klöster und geistlichen Dignitäre. Tafelbd. Bonn 1941, Nd. 1976. Beschreibungen. Bonn 1972 (Publ. der Ges. für Rheinische Gesch.kunde 27). Rosier, Overzicht Irenaeus Rosier, Biographisch & bibliographisch overzicht van de vroomheid in de Nederlandse carmel van 1235 tot het midden der achttiende eeuw. Tielt 1950 (Studiën en tekst­ uitgaven van Ons Geestelijk Erf 10). Schieder, Säkularisation Wolfgang Schieder, Säkularisation und Mediatisierung in und Mediatisierung den vier rheinischen Depar­tements 1803–1813. Edition des äußernden Nationalgüter. Tl. Datenmaterials der zu ver­ 1: Einführung und Register; Tl. 2, 1: Rhein-Mosel-Departement. Tl. 5, 2: Roer-Departement. Boppard 1991 (Forsch. zur deutschen Sozialgesch. 5). Joachim Smet, The Carmelites: a history of the brothers of Smet, Carmelites our Lady of Mount Carmel. Darien, Ill. Bd. 1, 2. Aufl. 1988; Bd. 2 1976; Bd. 3 1982; Bd. 4 1985. Joachim Smet, Die Karmeliten. Eine Gesch. der Brüder Smet, Karmeliten U. L. Frau vom Berge Karmel. Von den Anfängen (ca. 1200) bis zum Konzil von Trient. Übersetzt von Ulrich Dobhan. Freiburg i. Brsg. 1981. Joachim Smet, Cloistered Carmel. A brief History of the Smet, Cloistered Carmelite Nuns. Rom 1986. Carmel Adrianus Staring, Der Karmelitengeneral Nikolaus A ­ udet Staring, Nikolaus und die katholische Reform des XVI. Jhs. Rom 1959 (TSHC 3). Audet Torsy, Regularklerus Der Regularklerus in den Kölner Bistumsprotokollen 1661– 1825. Zusammengestellt von Jakob Torsy. 2 Tle. Siegburg 1985 (Stud. zur Kölner Kirchengesch. 19). Textus et Studia Historica Carmelitana TSHC UB der Stadt Krefeld und der alten Grafschaft Mörs. Bearb. UB Krefeld/Mörs von Hermann Keussen. 5 Bde. Krefeld 1938–1940. Gerrit vanden Bosch, Monasticon van de geschoeide Vanden Bosch, karmelieten en de geschoeide karmelietessen in de ZuideMonasticon lijke Nederlanden en het Prinsbisdom Luik. Tl. 1. Brüssel 2001 (Bibliografische inleiding tot de belgische klooster­ geschiedenis vóór 1796, 45). Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und OrdensWürttKB gemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Hg. von Wolfgang Zimmermann und Nicole Priesching. Ostfildern 2003.

Register Das Register enthält alle Personen- und Ortsnamen sowie einige kirchen- und ordensgeschichtlich wichtige Sachbegriffe. Die einleitenden Stichworte, das Kapitel „Archiv und Bibliothek“ sowie die Literaturverzeichnisse und die Anmerkungen sind im Register nicht ausgewertet. Bei der Verzeichnung werden die Buchstaben C und K, F und V, I, J und Y im Anlaut und im Inlaut geschieden. Die historischen Varianten der Personennamen werden unter Verzicht auf eine Vereinheitlichung in der in den Quellen genannten Form wiedergegeben. In den Fällen, in denen sowohl deutsche als auch lateinische Namensformen erscheinen, bildet die deutsche Form den Haupteintrag. Zweiteilige Familiennamen werden unter dem ersten Namensbestandteil eingereiht. Wie üblich stehen Personen bis zum Jahr 1500 unter ihren Vornamen, Personen nach 1500 unter dem Familienoder Herkunftsnamen. Bei den Namensformen der Tourainer Reform findet sich der Haupteintrag unter dem Vornamen; falls der Familienname bekannt ist, erscheint er im Register mit Verweis auf den Ordensnamen. Die Namen der Angehörigen des Karmelitenordens sind im Personenregister mit einem Asterisk kenntlich gemacht. Abkürzungen im Register: Äbn. = Äbtissin, B. = Bischof, BMV = Beatae Mariae Virginis, BVM = Beatae Virginis Mariae, Erzb. = Erzbischof, Fhr. = Freiherr, Gf. = Graf, Gfn. = Gräfin, Hz. = Herzog, Hzn. = Herzogin, Kd. = Kardinal, Kdl. = Kardinallegat, Kdp. = Kardinalprotektor, Kf. = Kurfürst, Kg. = König, Mgf. = Markgraf, N. = Nuntius, P. = Prior, Pfr. = Pfarrer, R. = Ritter, Weihb. = Weihbischof. 1. Personenregister (Bearbeitet von Martina Rommel, Michaela Rommel, Stephan Panzer u. Andreas H. Scholten) Abele, Anton 704 *Abels, Franciscus 358, 690 *Abels, Michael 358 *Ach, Johannes v. 184 *Achatius a S. Clemente 690 *Achatius v. hl. Damian (a S. Damiano) 279, 754, 772 *Actorp, Aegidius 119 *Adalbert v. hl. Nikolaus 130, 206, 754 *Adalbertus a S. Placido 142 *Adam Becker 589, 592 Adam Hont v. d. Busch (R.) 403

*Adam v. d. Jungfrau Maria 445 Adam, August 926 *Adamus a S. Christina 359 *Adamus a S. Margaretha 142 *Adamus a S. Maria 440 Adelheid v. Sponheim (Gfn.) 439 *Adolf (P. Boppard) 205 Adolf II. v. Nassau (Erzb. Mainz) 245, 256, 467, 469 Adolf III. v. Nassau (Gf.) 469 Adolf v. Egmont (Hz.) 295 Adolf v. Neuenahr (Gf.) 526

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Adolf v. Schaumburg (bfl. Koadjutor) 30 *Adolph v. d. hl. Kunigunde 413, 499 *Adrian (Lektor) 589, 590 *Adrianus v. hl. Franziskus 772 *Aegidius a S. Mauritio 142, 708 *Aegidius de Weinheim 753 *Aegidius Monerarii (Monetarius) 753 *Aemilian v. d. hl. Ursula 445 *Aetherius a S. Ursula 359, 445 *Agabus ab Immaculata Conceptione 707 *Aganthangelus v. hl. Bartholomäus (Pluvier) 304 *Agapitus a S. Simone Stock 646 *Ägidius (Bruder) 640 Agnes (Frau des Ludewicus) 388 Agnes v. Gumppenberg (Ehefrau v. Heinrich Nothaft) 705 Agnes v. Hochheim 767 Agnes v. Liechtenstein 133 Agricola  Kastenbauer, Stephan *Alanus 392 *Alban vom hl. Ludwig (a S. Ludovico) 205, 359, 498, 661, 662, 669 Albergati, Antonio (N.) 65 *Albert de Coburg 788 *Albert de Erkulentia 118 *Albert Holtzen v. Hoppingen (Wesmaria) 303 *Albert v. Aachen (van Aken) 146, 149 *Albert v. Albach 205 *Albert v. Arlen (Albertus de Arluno) 445, 753 *Albert v. hl. Jakob 445 Albert v. Jerusalem ([Albert Avogadro, Albert v. Vercelli], Patriarch v. Jerusalem) 391, 495 *Albert v. Kamen 303 *Albert v. Rorbach 205 *Albert v. Stockem 514 *Albert von Gasten 493 *Alberti, Petrus  Petrus a S. Alberto *Albertus a Resurrectione Domini 59 *Albertus a S. Germano 184

*Albertus a S. Jacobo 45, 690 *Albertus a S. Maria Magdalena de Pazzi 71, 72, 708 *Albertus de Justen 772 *Albertus de Rimbach 411 Albertus Magnus OP 387, 389 *Albertus Talheim 141 *Albin v. hl. Joseph 130, 279, 499, 720 *Albrandus de Tulpeto 279 *Albrecht (P. Nürnberg) 580 Albrecht Achilles v. Brandenburg (Mgf.) 216 Albrecht Alcibiades (Alkibiades, Mgf. v. Bran­denburg) 30, 31, 169, 182, 480, 483, 484, 679, 685, 687, 749 Albrecht I. (dt. Kg.) 683 Albrecht I. (Hz. v. Niederbaiern-Straubing) 631, 693, 694, 705 Albrecht II. (Hz. v. Niederbaiern-Straubing) 694, 700, 704, 705 Albrecht II. v. Hohenberg-Rotenburg (Gf.) 636, 637 Albrecht II. v. Hohenlohe (B.) 545, 650, 737, 777 Albrecht III. v. Baiern (Hz.) 694, 706 *Albrecht Kress 183 Albrecht v. Brandenburg (Erzb. Mainz) 367, 461, 468, 473, 479, 497 Albrecht v. Brandenburg-Kulmbach (Mgf.) 689 Albrecht v. Brandenstein 597 Albrecht v. Hirschhorn (R.) 341 Albrecht v. Mansfeld (Gf.) 337 Albrecht V. v. Baiern (Hz.) 698 Albrecht VII. v. Habsburg (Erzhz.) 66 Alcolea, Martin OCart 491 *Aleit ter Hoeven 315 *Alexander a S. Michaele 707 *Alexander a S. Telesphoro (Ritzerveld/Ritzenfeld) 130 *Alexander a S. Theodoro 184, 553 Alexander de Ripa 392 Alexander IV. (Papst) 221, 394 *Alexander v. hl. Berthold 498 Alexander VI. (Papst) 321, 399, 484

Register

Alexander VII. (Papst) 53, 135, 315, 399, 715 *Alexius v. hl. Wilhelm 690, 772 *Alink, Bernulf 831 *Aloysius a S. Balthasare (a S. Balthassaro, Schenck) 59, 184, 332, 625 *Aloysius a S. Josepho (Mohr) 625 Aloysius v. Verona (N.) 399 *Alphons a S. Angelo 702 *Alter, Ferdinand 65 Amalteo, Atilo (N.) 400 *Amandus (P. Simmern) 669 *Amandus v. d. hl. Adelheid (a S. Adelheide) 690, 720 *Amandus v. hl. Joseph (Eck) 304 *Amann, Zacharias  Zacharias a S. Barnaba *Amantius v. d. hl. Helena (a S. Helena) 206, 359, 754 *Ambrosius a Quernfurt 589, 590 *Ambrosius a S. Antonio (Unold) 625 *Ambrosius a S. Godefrido 45, 412 *Ambrosius a S. Helena 141, 646, 708 *Ambrosius a S. Wilhelmo 359 *Ambrosius v. d. Unbefleckten Empfängnis (ab immaculata conceptione) 304 *Ambrosius v. hl. Joseph (a S. Josepho) 773, 790 *Ambrosius v. hl. Wilhelm 753 *Ameldonck, Johannes 120 *Amman, Amandus 928, 935 Ammann (Patrizierfamilie) 637 *Anastasius a S. Athanasio 708 *Anastasius a S. Georgio 59, 141, 184, 708 *Anastasius a S. Johanne (Gaiß) 625 *Anastasius a S. Martino (Mühlbauer) 72, 534, 535, 708 *Anastasius a S. Theodoro 136, 141, 332, 707, 788 *Anastasius v. hl. Jakob (Anastasius a S. Jacobo) 130, 456, 609, 720 *Ancon, Gerlach 250 Andler, Franz Friedrich 784 *Andreas (Kustos) 631 *Andreas a Matre Jesu 53, 696, 707

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*Andreas a S. Christophoro 553 *Andreas a S. Corbiniano (Ostler) 625 *Andreas a S. Maximiliano 142, 535, 708 *Andreas Balneatoris (Bader) 765 *Andreas Corsini 139 *Andreas Corsinus a S. Ignatio (Mayer) 142, 625 *Andreas Gerumb 552 *Andreas Hammer 641, 646 *Andreas Kettwig de Confluentia 412 *Andreas Kolb 707 *Andreas Lutz 765 *Andreas Stöcklein 238 *Andreas Tuntzer 788 *Andreas v. d. hl. Jungfrau Maria (Andreas a Virgine Maria) 197, 445, 719 *Andreas v. hl. Heinrich (Kochius) 662 *Andreas v. Neustadt 552 Andreas vom Münster (R.) 652 *Andree, Wendelinus 547, 552, 654 *Angelicus a S. Philippo 781 *Angelinus a BVM (Then) 332, 553, 625 *Angelus a S. Alberto 553 *Angelus a S. Augustino 608 *Angelus a S. Cruce 58, 219, 332, 643, 646, 788 *Angelus a S. Theresia (Metz) 53, 58, 332, 625, 646 *Angelus Esch 279, 690 *Angelus v. Allerheiligsten Altarsakrament (Dias) 304 *Angelus v. hl. Land (a Terra Sancta) 279, 412, 499 *Angelus vom hl. Franziskus 299, 300 Angermüller, Joseph (Pfr.) 917, 918 *Anna Maria a S. Spiritu (Seils) 433 Anna v. Bayern 520, 522 Anna v. Wechmadt (Wechmar) 650, 651 *Anno v. hl. Wilhelm (a S. Wilhelmo) 205, 359, 499, 608, 754 Anselm Casimir Wambold v. Umstadt (Erzb. Mainz) 251, 348, 471, 480 Anselm Franz v. Ingelheim (Erzb. Mainz) 350 *Anselm v. d. hl. Katharina 206, 720

968

ANHANG

*Anselm v. hl. Franz Xaver (a S. Francisco Xaverio) 205, 412 *Anselmus a S. Conrado 646 *Anselmus a S. Sebastiano (Erlacher) 177, 178, 184 *Anselmus de Duren 772 Anthon v. Weevelt (Fhr.) 278 *Anthonis, Konstantin  Konstantin v. hl. Engel Anton I. (Gf. v. Oldenburg) 152, 154, 155 *Anton v. Breitbach 735 *Anton v. hl. Heinrich (Antonin[us], Antonius a S. Henrico) 129, 130, 498, 690 Anton v. Rotenhan (B. Bamberg) 170 *Anton von Braubach 768 *Antoni(n)us a S. Michaele 130 *Antoninus a Charitate 34, 35, 45, 401, 428, 482 *Antoni(n)us a S. Elisaeo 58, 184, 553, 788 *Antoni(n)us a S. Michaele 450, 456 *Antonius a Corde Jesu 535 *Antonius a S. Francisco 130 *Antonius a S. Gerardo 646 *Antonius a S. Michaele 450 *Antonius Frink (de Syberg) 358, 498 *Antonius Kollbeck (Constantius Kollböck) 141 *Antonius v. Braubach (de Brubaco) 205, 358, 772 *Antonius v. Koblenz 719 *Antonius v. Padua (Hullecreiner) 130 *Antonius Zirckel 788 *Antonius, Adrian 690 *Antreich, Bartholomäus 141, 547 Apelius, Melchior (Pfr.) 678, 679 *Apfelbach, Johannes 653, 656 *Apollinaris Franck 206 *Apollinaris v. d. hl. Maria (a S. Maria) 690, 720 *Äpp v. Nagolt Johannes Nagolt *Arbogastus a S. Martino 350, 359 *Archangelus a S. M. Magdalena de Pazzi 708 *Archangelus a S. Marina 141

*Archangelus a S. Sophia 453 *Archangelus v. d. Mutter Gottes 754 *Archangelus v. hl. Mauritius (a S. Mauritio) 45, 412, 498 *Armanus Holendorf 63 Arnold Adrian v. Hoensbroech (Fhr.) 315 *Arnold Andree 160, 164 Arnold de Nodo 465 *Arnold v. hl. Leonhard (Arnoldus a S. Leonardo) 45, 494, 498, 661 *Arnold v. Utrecht 147, 149 *Arnold(us) de Aquila 227, 445 *Arnold, Lukas 743 *Arnoldus a S. Clemente 412 *Arnoldus ab Assumptione BMV (Roll) 219, 553, 625 *Arnoldus ab Esch 262 *Arnoldus van de Eicke 227 *Arnsberg, Andreas 498, 690 *Arsenius a S. Henrico 141, 553, 788 *Artepoeus, Dietrich 468 *Artoparum, Theodoricus 279 *Arwesser  Erbyßer, Andreas Asam, Egid Quirin (Maler) 703 *Athanasius a S. Eadmundo 139, 141, 708 *Audenaerde, Thomas  Thomas v. d. Jungfrau Maria *Audet, Nikolaus 28–30, 52, 61, 155, 225, 326, 367, 473, 474, 524, 542, 748, 749, 758, 761 Auer (Familie) 629–631 *Auer, Ferdinand  Avertanus a S. Elia Auer, Friedrich 629, 630 Auer, Friedrich II. 629 Auer, Karl (Bürgermeister) 629 *Augustinus a S. Agnete 359 *Augustinus a S. Francisco 708 *Augustinus a S. Theresia 129 *Augustinus v. d. Verkündigung (a Praesentatione BMV) 553, 707 *Aukhofer, Ulricus 141 *Aurifex, Conrad 680 *Aussems, Andreas 118 *Auwel, Tilmann 528, 529

Register

Aventinus  Turmair, Johann Averkamp, Ludwig (Weihb. Münster) 860 *Avertanus a S. Dominico 303 *Avertanus a S. Elia 58, 707, 781, 788 *Avertanus a S. Gerardo 184, 625 *Avertanus v. d. hl. Katharina (a S. Catharina) 609, 625, 720 *Avertanus v. hl. Johannes Bapt. (a S. Joanne Baptista) 690, 719 *Ayden, Jakob 654, 655 Ayrer, Gilg 577, 579 *Babenhusen (Bobenhusen, Bubenhusen), Friedrich v. (Fridericus) 205, 674 *Bachmeier, Wolfgang 906–908 *Bachusius (Bachhusen, Bakusius), Johan­ n(es) 33, 44, 67, 251, 252, 261, 262, 279, 347, 412, 498, 690 *Bader, Josef 641 *Bäer, Nicolaus 211, 213 Balduin v. Luxemburg (Erzb. Trier) 726, 727 Baldungus (Walpode) 465 *Ballex, Dioni(y)sius 445, 719, 750–753, 772 *Ballsieper, Thaddäus 803, 805, 814 *Bals, Johann Adam 625 *Balthasar a S. Erasmo 646 *Balthasar a S. Josepho 646 Balthasar v. Thüngen 651 *Baltus, Francisca 821, 826 *Bardenheuwer, Paulus 120 *Barenstein, (Barrenstein, Bartenstein) Gaspar (Kaspar) 266, 279, 412, 440, 445, 480 *Barnabas a S. Joanne 609 *Barnabas a S. Rosina (Lutz) 141, 142, 625, 646 Barthels, Johann Georg (Maler) 278 Bartholomäus v. Gebestete 371 *Bartholomäus v. hl. Nikolaus (a S. Nicolao) 206, 609, 720 *Bartolomeo di Tommaso Soderini 312 *Basilius a S. Veronica 553, 646 *Basilius v. hl. Johannes (a S. Johanne) 129, 690, 719 *Basilius v. hl. Wilhelm 498

969

Bassée, Nicolaus (Verleger) 264 Bastenach, Barbara 124 *Bastenach/Bastinach, Petrus Michaelis v. 129 *Bäuerlein, Sylvester  Sylvester a S. Johanne Baptista Bauhus, Theodor (Bildhauer) 706, 932 Baur v. Eyseneck 278 *Bave Dirx 313 *Beatus a S. Andrea Corsini (Schmidt) 646 Bechtelmünzer (Familie) 495 *Beck, Jacobus 74, 76, 810, 811, 813, 820–824, 848 *Beck, Rigobert 843 Becke, Johann (Propst) 712 Becker, Johannes (Senator) 689 *Becker, Thomas 445 Beckmann, Jakob (Schreiner) 278 *Beemsterboer, Anton 80, 830, 831, 846, 861, 894 *Beer, Franz Xaver Anton  Willibaldus a S. Wunibaldo Beier, Adrian (Chronist) 371, 375 *Beinträger, Johannes 323 *Beldt, Conradus 348 *Beltz, Burkhard 353 *Benedictus a S. Stephano (Wollenberger) 184, 625, 788 *Benedictus de Rastatt (Rasteden) 279, 382, 674 *Benedikt v. d. Geburt des Herrn (Benedictus a Nativitate Domini, Op den Ort) 197, 205 *Benedikt v. d. hl. Margarethe (a S. Margareta) 130, 609 *Benedikt v. d. Muttergottes (Benedictus a Matre Dei, Voetghens) 303 *Benedikt v. hl. Matthias 669 Benedikt XII. (Papst) 727 Benedikt XIV. (Papst) 697 Benesis (Patrizierfamilie) 401 *Benignus a S. Henrico (Laufersweiler) 36, 45, 46, 279

970

ANHANG

*Benignus v. hl. Aegidius 772 *Benker, Günter 901, 902 *Benno/Bruno a S. Antonio 690 *Bentz, Matthaeus 175, 184, 625, 696, 707 *Benzenreuter, Josef 326 *Benzenreuter, Petrus 641 *Benzenreutter, Hans 762 *Berends, Damianus 879 *Berengarius a S. Telesphoro 184, 219 *Berg (de Monte), Petrus v. 156 *Berghausen, Jakobus 719 *Berghoven, Pius 609 Bergmeister, Manfred (Künstler) 842 Beringer, Maternus 763 *Berlin, Wolfgang 324 *Bern, Jakob 638 Bernardini, Francesco (Bildhauer) 669 *Bernardus a Praesentatione BVM 58, 788 *Bernardus a Puero Jesu 690, 772 *Bernardus a S. Mauritio (Walpenberg) 202 *Bernardus a S. Philippo 608 Bernauer, Agnes 694, 706 *Bernhard Güttlich 552 *Bernhard v. Eldagsen 515 Bernhard v. Moers (Gf.) 529 *Bernhardin v. hl. Ernst 445, 664, 666, 669, 772 *Bernhardus de Werdea (Wörth?) 183 Bernhart (Bibliothekskommissar) 930 Bert(h)old v. Henneberg (Erzb. Mainz) 270, 465, 471 Berthold (Meister Berthold, Maler) 566 *Berthold (P. Frankfurt) 279 *Berthold (P. Speyer) 689 *Berthold d. Schreiber (Scriptoris) 238 *Berthold d. Sünchinger 707 *Berthold Molitoris 552 Berthold v. Bibra 170, 549 *Berthold v. d. hl. Maria (a S. Maria), 45, 499, 753 *Berthold v. Dornheim 580 *Berthold v. Hechingen 646 *Berthold v. hl. Jakob (a S. Jacobo), 359, 773

*Berthold v. Lauenstein 511, 515 Berthold v. Leiningen (B. Bamberg) 167–169 *Berthold v. Münzenberg 205 *Bertholdus 57 *Bertholdus (de Brackenhaim) 624 *Bertholdus (P. Worms) 772 *Bertholdus a S. Elia 646 *Bertholdus a Virgine Maria 279, 359, 781 *Bertram, Georg 850, 8894, 915, 935 *Beruchinus v. Alemannien 303 Besserer (Patrizierfamilie) 623 *Betz, Karl 785 Beusser, Franz Peter (Hofrat) 497 Beyer, Kilian (Kanoniker) 651 Beyer, Matthäus (Bildhauer) 850 *Bihlmaier, Urban 854, 922, 935 *Bilck, Johannes  Lapicida, Johannes *Billick (Bilck), Eberhard 28, 30–32, 44, 52, 118–121, 155, 156, 201, 224, 225, 326, 345, 382, 409, 412, 425, 426, 440, 445, 472, 512, 523, 524, 685, 748, 749 *Billick, Burchard (Brocardus, Burchardus Lapicida dictus Billick) 412 *Billick, Johannes 412 *Billix, Anna  Jägers, Anna Birck, Sixtus 163 *Birckenius, Antonius 719 *Birckman, Antonius 529 *Bischof, Germanus 445 Bittrich, Martin (Bildhauer) 669 Blarer, Ambrosius (ev. Reformator) 638 Blasius, Georg/Gerg (Bildhauer) 842 *Blatzheim (Blatzem), Wilhelmus (de) 674 *Bloghard, Jacobus 788 Boccamazzi, Johannes (Kdl.) 724 *Bock, Christian 400 Bodo v. Homburg (Edelherr) 510 Boemund I. v. Warsberg (Erzb. Trier) 726 Böhm, Dominikus (Architekt) 891 *Boksebeld, Anton 859 Böll, Johann (Kirchenrat) 848 *Bonaventura a S. Henrico 552, 772 *Bonaventura a S. Johanne 690

Register

*Bonaventura a S. Margareta 609 Böner, Johann Alexander (Kupferstecher) 577 *Bonfigli, Leo 34, 400 *Bongue, Hadrianus 28 Bonhoeffer, Dietrich (ev. Theologe) 894 *Bonifatius a S. Elisaeo (Seuffert) 59, 177, 553, 789 *Bonifatius v. hl. Christoph (a S. Christophoro) 130, 445, 498 Bonifaz VIII. (Papst) 222, 290, 395, 712 Bonifaz IX. (Papst) 133, 245, 562 Bonn, Gerhard v. 431 *Boos, Fidelis 819, 898 *Borchard Teitze 515 *Borg(ensis), Franciscus 347, 358, 690 *Borgius, Peter 498 Bornewasser, Franz Rudolf (B. Trier) 818 *Bouwmeester, Brocardus  Brocardus v. hl. Fulgentius *Boven, Johann Baptist  Johannes Baptista v. d. hl. Jungfrau Maria Boxhorn, Jutta (Malerin) 902 Bracht (Hofrat) 452 Brand, Johann Georg 357 *Brandsma, Titus 78, 876, 877, 881, 882, 888 *Brandt, Johann Arnold 262 Brandt, Mathias (Schreiner) 140 *Brant/Brandt, Petrus/Peter 129 *Brassart, Hermann Joseph 453 *Bratengeyer, Johannes 184 Braun, Georg (Geograph) 427, 430 *Braun, Konrad 760 *Brechtlin, Christoph 707 *Bregenzer, Johann 625 Breitmann, Erich (Orgelbauer) 883 Brendel, Anna 269 *Brenken, Matthias 891 *Brenninger, Johannes 814, 935 Brentano (Familie) 242, 259, 272 Breu d. Ä., Jörg (Maler) 164 *Breunich / Triptis, Johannes 599 Breunig (Baumeister) 753

971

*Brexius, Wilhelm 396 *Breyer, Barthold 515 Brinkmann, Johann Bernhard (B. Münster) 945–947 *Britz, Barthold 515 *Bro(i)chmann/Brockman, Heinrich (Henricus) 129, 197 *Brocard(us) a S. Nicolao 45, 130, 279 *Brocardus a S. Georgio 789 *Brocardus a Ss. Trinitate 184 *Brocardus v. hl. Fulgentius (Bouwmeester) 304 Brockelmann (Dechant) 945, 946 *Brouhuys (Bruyhuis), Johannes  Johann v. Gelre *Bruchhauser, Erasmus 765 *Bruckner, Wolfgang 707 Brüggen, August Philipp v. 349 Brülls, Johannes 863 *Brunner, Johannes 925 Brunnquell, Pius 179 *Bruno a S. Antonio 45 Bruno de Bunregasse (Bruno v. Bonnerhoff) 388–392 Bruno, Giordano, OP 249, 250, 264 *Bruyhuis  Johann v. Gelre Bruyn, Bartholomäus d. Ä. (Maler) 409, 410 Bruyn, Bartholomäus d. J. (Maler) 410 Bucer, Martin (ev. Refomator) 30 Buchberger, Michael (B. Regensburg) 925 Büchler, Johann Georg (Architekt) 621 *Buck, Johannes 625 Bucklin, Elisabeth 624 Büdingen, Johannes 467 Buechmayr, Philipp (Uhrmacher) 706 *Buhne (gen. Butz), Heinricus 599 Bungh, Neesken 558 Burchard III. v. Warberg (B. Halberstadt) 335 *Burchard v. Eßlingen 772 *Burchard Wassermann 646 *Burchardus (de Haierloch) 624 Burgkmair, Hans 164 Burgmayer (Pfr.) 904, 905, 907

972

ANHANG

*Busch v. Weinsberg, Johannes (Johannes Rubi, Johannes Weinsperger) 234, 238 *Busch, Maria Angela 315, 316 *Büttgen, Antonius 719 Buyx, Peter Michael (Kartograph) 289, 310 *Caelestinus a S. Henrico 45 *Caffardi, Giovanni Battista 313, 782 Cajetan, Thomas OP (Kd.) 159, 161, 484 *Cajetanus a S. Michaele (Glöckler) 553, 642, 644, 646 *Cajetanus a Ss. Angelis (Heinrich) 142 Calde (Familie) 470, 496 Cammer (Familie) 565 *Campaeus, Gerhardus (de Vetere Ecclesia) 412 Campagna, Girolamo (Bildhauer) 702, 932 Campeggio, Laurentius (Kd.) 480, 484 *Canal, Gregor 62 *Candidus a S. Nicolao 45 *Candidus v. hl. Melchior (a S. Melchiore) 359, 445, 477 *Canisius, Livinus 296 Canisius, Petrus SJ 474, 484, 781 *Capplan (P. Schweinfurt) 656 *Cardoso, Paolo (B. Petrolina) 830 *Carl Borromäus a S. Christina 690 Carl Caspar v. d. Leyen (Erzb. Trier) 195, 714 Carlone, Giovanni Battista (Baumeister) 695, 701, 703 Carner, Alexander 542 *Carnificis, Simon 323 *Carolus a Castro (Castell) 498 *Carolus a S. Anastasio (Freywilliger) 194, 197, 358, 483, 486, 785 *Carolus a S. Bernardo (gen. Lipman) 130 *Carolus a S. Theresia 184 Carvajal v. Ravenna, Bernardin (Kdl.) 484 *Casimirus a S. Damiano (Taetgens) 197, 608 *Caspar Grünefeld 614 *Caspar v. Fribenz 586, 587 *Caspar(us) a Barenstein (Kaspar Barrenstein) 412, 445

Castagna, Johann Baptista (N.) 399 Castell (Familie) 737, 740–743 *Castell, Carolus  Carolus a Castro *Catharina (Katryne) ter Horst 316 *Catharina a S. Francisco 316 *Catharina van S. Ignace 314, 316 *Ceraseus (Cerasius), Matthias 58, 707, 788 *Cerdonis, Conrad 467 *Chalmers, Joseph 862, 900 (GeneralP.) *Charbon (Brandt), Johann Arnold 262 *Cherubinus a S. Engelberto 608 *Cherubinus a Ss. Trinitate (Steinacher) 625, 788 Chiflet, Philipp (Abt) 491 Chigi, Fabio (Papst Alexander VII.) 53, 399 Chorus (Familie) 124 Christian August v. Sachsen-Jülich-Kleve (Hz.) 253 *Christian Gutsbier 765 Christian v. Drimborn (R.) 122 Christian v. Mühlhausen OT (B. Samland) 243 *Christianus a S. Jacobo 41, 42, 300, 354, 690 *Christianus a S. Ursula (Grueber) 59, 789 *Christianus a Ss. Sacramento 141, 176, 553 *Christina a S. Joanna (Ten Daer) 314, 316 Christoph Franz v. Buseck (Erzb. Bamberg) 173 Christoph Philipp v. Sparneck (R.) 679 *Christoph v. hl. Georg (Van d. Moesen) 304 *Christoph v. hl. Heinrich 753 *Christoph v. Jesus (Van d. Sticht) 304 *Christophorus a Puero Jesu 332 *Chrysanthus a Resurrectione Domini 184, 789 *Chrysogonus v. hl. Franziskus (a S. Francisco) 609, 720 *Chrysogonus v. hl. Johannes (a S. Johanne) 205, 456, 690, 719 *Chrysostomos a S. Heinrico 219 *Chrysostomus a S. Huberto 58, 331, 707 *Chrysostomus a S. Johanne Baptista 120 *Chunrad d. Chuar 707 *Chunradus 183

Register

Cirksena (Familie) 100, 145–148 *Claes, Heinrich  Heinrich v. d. hl. Gertrud *Clais van Arll  Nikolaus Herzog *Claudi, Viktorin 353, 358 *Clemens a S. Columbano 59, 553, 646, 789 *Clemens a S. Petro 279 Clemens IV. (Papst) 723 Clemens V. (Papst) 289–292, 627, 747 Clemens XI. (Papst) 122, 471 Clemens Wenzeslaus v. Sachsen (Erzb. Trier) 733 *Clemens, Achatius 46, 499, 773 *Clencher, Sebastian (Sebastianus Rapedius dictus Clencher) 717, 750, 753 *Clingel, Philipp 445 Cloß, Curd (Conrad) 335 *Clusmann, Caspar 498, 690 *Clypeus (Schild), Arnold(us) 129, 358, 445, 690 *Coelestinus a S. Henrico 279, 412, 608 *Coelestinus a Ss. Sacramento 646 Colmar, Joseph Ludwig (B. Mainz) 490 Colonna, Carlo (Kd.) 259 *Columbanus a S. Spiridione 59, 184, 553, 788 *Columbanus a S. Theresia (Spang) 328, 553, 625 *Conrad 164 *Conrad Hummel 656 *Conrad Menchinger 164 *Conrad Mistelgew 680 *Conrad Schaffer 580 *Conrad v. Schweinfurt (Cunradus de Swinfurt) 656, 788 *Conrad(i), Johann(es) 475, 498, 772 *Conrad(us) de Castris 227, 303, 497 *Conradus (de Altingen) 624 *Conradus (v. Langheim) 743 *Conradus a S. Georgio 21, 411 *Conradus Bauman (Bumann) 552 *Conradus Cesar 547 *Conradus de Marpurg 674 *Conradus de Moguntia 498 *Conradus de Ortenberg 279, 412, 497, 753

973

*Conradus de Spangenberg 772 *Conradus de Waerberg 674 *Conradus Distel 625 *Conradus Korber (Corber, de Rottenburg) 624 *Conradus Münsterer 141 *Const, Isabella  Isabella a S. Alberto *Constans, Johannes 205 *Constantinus 456 *Constantinus a S. Cornelio 359 *Constanti(n)us a S. Helena 130, 279 *Constantius a S. Anastasio 59, 142, 708 *Con(t)zen, Paul(us) (Con[t]sen, Paul[us], Pauwels [van], v. Monjoie, Monjaw) 118, 121, 129 *Corbinianus a S. Sigismundo 535 *Cornelius 279 *Cornelius a S. Augusto 660, 669 *Cornelius v. Harlem 155 *Cornelius v. Oldenbosch 149 *Corvinus  Raab, Georg *Cosmas a S. Johanne 130 Cremer, Hermann u. Adelheid 672 *Crenier, Johann le  Dionysius a S. Elia *Cres(c)zens v. hl. Vinzenz (a S. Vincentio) 45, 130, 359, 413 *Crescens a S. Matthia 130, 279 *Crescentius a S. Udalrico 625, 646 *Creveldia, Johannes de 529 Cronstett (Familie) 271 *Croy, Josephus  Joseph v. Kinde Jesu Crusius, Martin (Historiker) 229 *Cultellificis, Joannes 674 Cuno III. v. Falkenstein (Dompropst) 492 *Cuper (de Walbeck), Johannes 346 *Cuperus (de Walbeck), Jacobus 346, 358, 485, 498, 690 *Currificis, Georg 547 Cusanus, Nikolaus  Nikolaus v. Kues Custine, Adam (General) 486, 689, 770 *Cuyper (Cuperus), Laurentius 28, 44, 346, 559 *Cuyper (Cuperus), Martin 44

974

ANHANG

*Cyprian (Prokurator von Hirschhorn) 751 *Cyprian v. hl. Wilhelm 661, 662, 669, 719, 753, 772 *Cyrill a Matre Dei 478 *Cyrill v. d. hl. Euphrasia 669 *d’Ossery, Johannes Theodor Raphael 453 *d’Ergent, Gislenus  Gislenus v. hl. Hadrian *Dagobert v. hl. Valentin 445, 754 Dahls, Johanna 431 Dahm, Johann Jakob (Orgelbauer) 259 Dalberg (Familie) 469 *Damascenus a S. Theresia (Weickert) 332, 625 *Damascenus a Virgine Maria 359 *Damascenus v. d. Beschneidung des Herrn (a Circumcisione Domini) 609, 445 *Damasus a S. Ludovico 476 *Damhuis, Innocenz (Innocentius) 844, 879, 884, 942 *Damianus a S. Mathaeo 359 *Damianus a Ss. Innocentibus 141, 332, 553 *Damiens, Hieronymus  Hieronymus v. hl. Johannes d. Täufer *Daniel a S. Andrea 646, 708 *Daniel a S. Bertholdo 141, 553, 707 *Daniel a Virgine Maria (Audenaerde) 208 Daniel Brendel v. Homburg (Erzb. Mainz) 479, 484, 485 *Daniel van Oudewater 461, 462 *Daniel von Wichterich (B. Verden) 21, 727 *Danner, Johannes 645 *Dasen, Johannes 782 *David ab Omnibus Sanctis (Schinler) 553, 625 *Daxl, Anastas(ius) 813, 814, 821 *De Broeyer, Elisäus  Elisäus v. hl. Joseph *De Broyer, Felicianus  Felicianus v. hl. Sebastian *De Grau, Leopold  Leopold v. hl. Albert *De Groot, Mansuetus 846 *De Récamé, Maria  Maria a S. Josepho *De Weer, Elisäus  Elisäus v. hl. Benedikt *De Wolf, Paulus  Paulus v. d. hl. Maria

*Deckert, Adalbert 76, 811 *Degen, Heribert  Heribert(us) a S. Petro *Degenhard (P. Frankfurt) 279 *Delsance, Zacharias 609 *Dengler, Bartholomäus 580 *Deocharus a S. Anna 553, 781 *Desiderius a S. Spiritu 625 *Deurer, Joseph(us) 141, 331 *Deutsch, Emil (Aemilianus) 46, 254, 280 *Deutschlein, Georgius 788 *Dias, Angelus  Angelus v. Allerheiligsten Altarsakrament Dieckmann, Heinrich (Künstler) 891 *Diedenhofen, Jakob v. 127 *Dieffenbach, Lucas 453 *Diel, Adam 262 *Diel, Gratian 773 Dielmann Salman zu Altheim (Patrizier) 495 *Diemer, Michael 328 Dientzenhofer, Justus Heinrich (Baumeister) 183 Dientzenhofer, Leonhard (Baumeister) 182, 183 Dientzenhofer, Wolfgang (Baumeister) 695, 701 *Diestler, Johann 552 Dieter (Diether) v. Isenburg (Erzb. Mainz) 245, 267, 469, 479 *Dieter v. Mainz (Dietrich Vectoris, Dietherus de Moguntia, Theodericus Vectoris de Moguntia) 478, 479, 493, 494, 496, 498 Dietrich (P. Kassel) 381 Dietrich Beyer v. Boppard (B. Worms) 537 Dietrich I. Schenk zu Erbach (Erzb. Mainz) 366, 472 Dietrich II. v. Moers (Erzb. Köln) 518, 519 *Dietrich v. Alfeld 515 Dietrich v. Nassau  Dieter (Diether) v. Isenburg Dietrich v. Portitz OCist, gen. Kagelwitt (Erzb. Magdeburg) 208 *Dietrich v. Springe 515 *Dietrich v. Weisensee 375

Register

*Dietz, Andreas  Richardus a Corde Mariae *Dietz, Cornelius 253 *Dietz, Konrad 331 *Dill, Adam 498 Dinckelmayer, Gottfried (Glockengießer) 454 Dingelstad, Hermann Jakob (B. Münster) 78 *Dinger, Franz Xaver Karl  Lotharius a S. Josepho *Dionysius a S. Elia (Crenier) 625 *Dionysius v. hl. Nikolaus (a S. Nicolao) 359, 445, 690 *Dipurg, Johannes 753 Dirolf v. Hochheim (R.) 767 *Distler, Johannes 707 *Ditmarus de Cassel 674 *Doblinger, Emmeram 916, 920 Dobrau, Jan v. (Orgelbauer) 164 *Dofferner, Johannes 765 *Dollart, Werner 129 *Dominicus a Corde Jesu 553 *Dominikus v. d. Geburt d. seligen Jungfrau (Van d. Hoogen) 304 *Dominikus v. hl. Kaspar (a S. Casparo) 690, 772 *Dominikus vom hl. Livinus 299 *Dommershuijsen, Basilius 822, 829, 835, 836, 846, 864, 942, 943 *Donatus v. hl. Wilhelm (a S. Wilhelmo, Zingsheim) 413, 453, 456 *Dorolerus, Jaspar (Kasper, v. Doroler) 205, 409, 412, 425 *Dörschel, Johann 543 *Dositheus a S. Alano 141, 707 *Dost, Eugen Maria 805, 898, 899 *Dreyschius, Matthias 205 *Driessen, Hubertus 877 *Dubekyn, Nikolaus  Nikolaus v. Straßburg Düchert, Johann Michael (Bildhauer) 352, 357, 358 *Ducis, Johannes 170 *Dumetanus, Degenhardus (Solbrüggen, Van d. Hecken) 412, 526, 529 Duns Scotus, Johannes OFM 257

975

Dunwald, Margaretha 408 *Dunwald, Stephanus 408 *Dunwaldt (Dunwald, Dünewald), Johannes 33, 44, 45, 225, 412 *Duppengießer, Simon 227 Duras (Marschall) 686 *Duren, Adam v. (Adam[us] de Duren) 227, 769, 772 Dürer, Albrecht (Maler) 164, 578, 579, 624 *Eadmundus a S. Cyrillo 58, 59, 708 *Eadmundus a S. Francisco 142 *Eberhard (Evertz/Ebertz), Anton 690 *Eberhard (P. Nürnberg) 580 *Eberhard d. Schultheiß 238 Eberhard II. (Emicho, B. Worms) 746, 767 Eberhard v. Brandenstein 597 Eberhard v. Eppstein (Gf.) 471 Eberhard v. Hirschhorn (R.) 341 *Eberhard v. Neuss 205 *Eberhard v. Oberndorf 624, 646 *Eberhard v. Rottweil 580 Eberhard v. Schwabenberg (R.) 651 *Eberhard(us) Horgasser 57, 624 *Eberhards, Anton 684, 685 *Eberhardus 183 *Eberth, Jakob  Vitus a S. Sulpitio Eberwin v. Kronberg (B. Worms) 767 *Eck, Amandus  Amandus v. hl. Joseph *Eckenhagen, Johann(es) 205, 690 *Eckerig, Kaspar 445 Eckhard v. Dersch (B. Worms) 768 *Edmundus a S. Spiritu 609 *Eduard v. hl. Arnold (Eduardus a S. Arnol­ do) 449, 456, 608, 690, 772 *Eduardus a S. Michaele Archangelo 219 Edzard I. d. Große (Gf.) 147, 152, 153 Egell, Johann Paul (Bildhauer) 669 Eggerer, Anton (Pfr.) 854 *Egidi, Petrus 338 *Egidius de Berdeburg 772 *Ehlen, Maria Catharina  Maria Walburga a S. Antonino

976

ANHANG

*Ehrlich, Alois 800, 805, 924, 925 Ehrlich, Klaus 621 *Eifler, Ludwig 935 *Eilhard Bose 515 *Eisel(e)in, Bartholomaeus 58, 141, 327, 328, 639, 640, 646, 788 *Eisenbach, Hilarion 716 *Eisenbein, Michael 331 *Eisenbenz, Johann Conrad 175 *Elbertus de Mörsa 358 Elgard, Nikolaus (Visitator) 171 *Elias v. hl. Joseph 206 *Elias van Straelen 519, 521, 529 *Eligius v. hl. Nikolaus (a S. Nicolao) 206, 413 *Eligius v. hl. Petrus (Lechner) 665, 666, 669 Elisabeth (Witwe Hz. Eberhards II.) 234 *Elisabeth a S. Euphrosyna (Thonnets) 433 Elisabeth Hont v. d. Busch 403 Elisabeth v. Calenberg (Hzn.) 512 Elisabeth v. Tirol (Kgn.) 683 *Elisaeus a S. Helena 184, 553 *Elisaeus a S. Josepho (Schmitt) 180 *Elisaeus a S. Michaele 45, 121, 413, 451 *Elisäus v. hl. Benedikt (De Weer) 303, 304 *Elisäus v. hl. Franziskus 445 *Elisäus v. hl. Joseph (De Broeyer) 304 *Ellens, Johann(es) 148, 149 *Emans, Jakob (Jacobus) 34, 45, 225, 258, 412, 498, 686 *Emans, Sophia 433 *Emanuel a S. Georgio 45, 253, 279, 412, 448, 488 *Emden, Helenus v. 149 *Emer(us), Jakob  Emans, Jakob *Emericus (in Weinheim) 747 *Emericus a S. Josepho 141 *Emericus a S. Marco 142 *Emmanuel a Nativitate Christi 707 *Emmanuel v. hl. Franziskus (a S. Francisco) 130, 206 *Emmanuel v. hl. Georg (a S. Georgio) 130, 205 *Emmeram (Emmeran) v. hl. Ludwig (a S. Ludovico) 206, 359, 445, 754; 772

*Emmeramus a S. Ignatio 142 *Emmerich v. hl. Joseph 754, 772 Emmerich v. Metternich (Fhr.) 194 *Engel  Gregorius Schreibers Engelbert I. v. Berg (Erzb. Köln) 388 Engelbert II. v. Falkenburg (Erzb. Köln) 395 *Engelbert v. d. hl. Anna (a S. Anna) 413 Engelbert v. d. Mark (B. Lüttich) 116 Engelberta v. Kleve-Mark (Gfn.) 517, 519, 529 *Engelbertus a S. Francisca 184, 553, 754, 789 Engelhard v. Hirschhorn (R.) 344 *Engelhart, Beatus 326, 331 *Engelskirchen, Victor 854, 874, 935 Enno II. v. Ostfriesland (Gf.) 145, 147, 148 *Entzberger, Joannes (a Wimpfen) 344, 345, 357, 358 Epmann (Orgelbauer) 454 *Eppenauer, Cyrillus 141 Eppstein (Familie) 472, 480 Erasmus Schenk v. Limburg (B. Straßburg) 410 *Erbis(s)er (Erbyßer), Andreas (v. Weil d. Stadt, Wilanus) 58, 646, 788 Ergersheim (Familie) 271 *Erhard Ayden 543 Erhard v. Portugal 512, 513 Erich II. v. Braunschweig-Calenberg (Hz.) 509, 512 *Erkelenz, Albert v. (Albertus de Erculentia) 129, 154, 156 Erlach, Wolfgang v. 549 *Erlacher  Anselmus a S. Sebastiano *Erler, Blasius 646 *Ernestus (P. Magdeburg) 462 *Ernst (Ernestus), Hieronymus 53, 58, 174, 788 Ernst v. Erbach 465 Ernst v. Gleichen (Gf.) 585, 586 Ernst v. Wettin (Erzb. Magdeburg) 461 *Erpel (Erpensis), Abelius v. 719 *Erwesser  Erbyßer, Andreas *Esch, Angelus 45, 258, 279, 498, 690 Esens, Balthasar v. (fries. Häuptling) 145, 148 Ess, Leander van (Theologe) 492

Register

Essen, Johann v. 513 *Essendius, Maternus 347, 348, 358; 498, 690 *Eubiser, Andreas 641 *Eucharius Piger 184 Eucharius v. Hirschhorn (R.) 343 Eugen IV. (Papst) 25, 26, 146, 518, 522, 712 *Eugen v. hl. Philipp (a S. Philippo) 359, 665, 690, 754, 773 Eugen v. Savoyen (Prinz) 245 *Eustachius von d. Bongart 116 *Evergislus v. hl. Martin (a S. Martino) 45, 445, 669 *Everhard v. hl. Johannes (a S. Joanne) 279, 499 *Everlinus 411 *Evertz, Anton 472 *Eward v. Mörs 719 *Ewert Kaelmann 303 Faber (Patrizierfamilie) 616, 621, 623 Faber, Petrus, SJ 484 *Faber, Stanislaus  Stanislaus a S. Cruce *Fabri (de Biblis), Petrus 358 *Fabri, Joannes (de Nussia), Johann Faber (aus Neuss), 445, 478, 484, 491, 498, 674, 760 *Fabri, Konrad 782 *Fabri, Matthias 160, 162, 163, 328 *Fabri, Peter 344 *Fabricius, Adam 524, 525, 529 *Faci, Franciscus 25 *Faci, Johannes 25, 26, 43, 117, 146, 263, 398, 616 *Faci, Peter 146 *Fantoni, Sebastiano 33, 67, 527 *Faßbinder  Johann Doliatoris *Fatt, Matthaeus 552 Faulenbach, Heiner 524 Faulhaber, Michael (Erzb. München-Freising) 799 *Faystlein, Heinrich 547 *Fehl, Melchior 707 *Fehringer, Johannes 646

977

*Felbaum, Sebastian  Selbron, Sebastian *Feldbauer, Elias 814, 871 *Feldermanns, Sibilla  Rosa a Jesu *Feldmeier, Marzellus 935 *Felicianus a S. Matthia 609 *Felicianus a S. Theresia 59, 534, 708 *Felicianus v. hl. Sebastian (De Broyer) 304 Felix V. (Papst) 26, 521 *Felix v. hl. Johannes 664, 667–669 *Fels (Faltzius), Johann 690 Ferdinand I. (Kg.) 399 Ferdinand II. (dt. Kaiser) 251, 327, 631 Ferdinand v. Bayern (Erzb. Köln) 33, 65, 67, 68, 118, 296, 526, 714 *Ferdinand v. hl. Franziskus (a S. Francisco) 412, 498, 608, 719 *Ferdinand v. hl. Jakob 130 *Ferdinand v. hl. Ludwig (a S. Ludovico) 608, 772 *Ferdinandus a S. Brunone 646 *Ferdinandus a S. Cunigunde 553 *Ferdinandus a S. Victore 32, 33, 44, 65, 67, 526, 527 *Ferst, Servatius 353 Feuchtmayer, Joseph Anton (Stuckateur) 645 Feuerlein, Friedrich (Architekt) 850 *Fielenbach, Rainer 915 *Filippini, Giovanni Antonio 35, 53, 174, 428, 696 (GeneralP.) *Fireck (Viereck), Laurenz 680 Fladung, Hans 651 *Flamm, Johannes 638 *Flegel, Adam (de Duren) 772 *Flock(enius), Petrus 129 *Florenti(n)us v. hl. Gerhard (a S. Gerardo) 412, 499 *Florentianus (Bibliothekar) 489 *Florentianus a S. Joanne 279, 359 *Florentius a S. Cat(h)arina 197, 606 *Florian v. d. hl. Eva (a S. Eva) 682, 683, 690, 773 Florian Waldauf v. Waldenstein (R.) 396 Florido, Johann 706, 707

978

ANHANG

Flöß, Georg (Kaplan) 637 *Fluck, Sebastian 58, 625 *Foelen (Folenius), Matthias 205, 772 Foelix (Bürgermeister Boppard) 202 Fontenell (Grandprovoss) 660 *Forst, Heinrich (Henricus Forstius) 266, 471, 475, 476 Förster, Erhard 541 Forster, Josias (ev. Prädikant) 344 *Fortis (Starck), Johannes 58, 160, 163, 164, 324 *Fortunat v. d. hl. Katharina (a S. Catharina, Hell) 36, 46, 477, 499, 773 Foulques ([Fulco] de Villaret, Johanniter) 290 *Franciscus a S. Catharina 359 *Franciscus a S. Elisabetha 184, 553, 646, 789 *Franciscus Abell 719 *Franciscus de Paula (Greindl) 71, 72, 536, 698, 935 *Franciscus Sales(ius) a S. Adelheide (Jacobs) 353, 358, 359 *Franck, Johann  Paulus a S. Angelo *Francko (P. Nürnberg) 580 *Fran(cis)cus a Conversione S. Augustini (Herman) 553, 625 Frank, Hans 598 *Frankfurt, Wendelin v. 445 *Frankus v. hl. Bonaventura (a S. Bonaven­ tura) 130, 499, 772 Franz Christoph v. Hutten (B. Speyer) 686 Franz Xaver Konrad v. Schlechten (Dekan) 140 *Franziscus v. hl. Kaspar 445 *Franziska a S. Helena 433 *Franziskus v. d. hl. Theresia (Van Paeschen) 304 *Franziskus v. hl. Friedrich 754, 772 *Fredericus Mellerstat 63 *Freiheit, Adam 566 *Freitag, Johann 729, 731 Frentz (Freiherren) 348 Frentz, Johann Friedrich u. Anna Rosina v. 352 *Freudenberg, Mechthild 433 *Frey, Conrad 654, 655

*Freyhard, Anton  Fridericus a S. Margaretha *Freywilliger, Carolus  Carolus a S. Anastasio *Friderich Mörlin (Fridricus Moerlein) 164, 184, 580, 765, 788 *Fridericus a S. Margaretha 625 *Fridericus de Argentina 772 *Fridericus de Miltenburg 279 Friedberg, Peter (Drucker) 43 Friedrich (Franziskanerbruder aus Ober­ wesel) 662 *Friedrich (P. Weißenburg) 765 *Friedrich a S. Nicolao 690 *Friedrich Breyer 515 Friedrich d. Siegreiche (Pfalzgf.) 538 *Friedrich Grimm 543 Friedrich I. Spät v. Faimingen (B. Augsburg) 160 Friedrich I. v. Preußen (Kg.) 297 Friedrich I. v. Schwarzenburg (Erzb. Köln) 856 Friedrich II. (dt. Kaiser) 229 Friedrich II. v. Brandenburg (Kf.) 589 Friedrich II. v. der Pfalz (Kf.) 748 Friedrich II. v. Sachsen (Kf.) 372 Friedrich III. (dt. Kaiser) 26, 233 Friedrich III. v. der Pfalz (Kf.) 440, 524, 525, 749, 750 Friedrich III. v. Hirschhorn (R.) 347–349 Friedrich III. v. Leibnitz (Erzb. Salzburg) 628 Friedrich III. v. Moers (Gf.) 517–520, 529 Friedrich IV. v. Leiningen (Gf.) 537 Friedrich IV. v. Moers-Saarwerden (Gf.) 517 *Friedrich Schecker 707 *Friedrich v. Appingen 149 Friedrich v. Bolanden (B. Speyer) 682 Friedrich v. Castell (Gf.) 738 *Friedrich v. d. unbefleckten Empfängnis (ab Immaculata Conceptione) 359, 483, 498 *Friedrich v. Himmelfeldt 514 Friedrich v. Hohenberg (Domherr) 777 Friedrich v. Meißen (Mgf.) 370

Register

*Friedrich v. Salzig 205, 689 *Friedrich v. Schwabach 743 Friedrich v. Sparneck (R.) 677, 679 Friedrich V. v. Leiningen-Dagsburg (Gf.) 537 Friedrich v. Wirsberg (B. Würzburg) 548, 781 Friedrich van Moers (Kaufmann) 522 *Friedrich Wagner 57 Friedrich zu Westerholt und Gysenberg (Gf.) 452 *Friedrich, Balthasar 690 Frielenberg, Johann 119 Fries, Lorenz (Chronist) 740, 780 *Fries, Simon 742, 788 *Frinck, Antonius 471 Frings, Joseph (Erzb. Köln) 844, 866, 867 Fritsch, Waldemar (Bildhauer) 842 *Fritz, Ludwig 905, 908, 921, 935 Frosch (Familie) 271 *Frosch (Rana), Johannes 161, 164 *Frumann Nislinger 164 *Frumann Tüschlinger 646 *Fruno, Marcus 472 Fuchs, Johannes 783 Fugger (Familie) 160, 164 Fugger der Reiche, Jakob (Kaufmann) 161 Fugger, Karl Gf. v. (Weihb. Konstanz) 640 *Fulgentius a Virgine Maria 184 Funck, Melchior (Kaufmann) 161 Fürst, Max (Maler) 704, 932 Furtner, Kaspar 703 Fux, Hans Georg (Bildhauer) 703, 706 *Gabriel ab Annuntiatione BMV 35, 53, 55, 58, 118, 174, 183, 400, 401, 553, 696, 707 *Gaillard, Georg 476 *Gaiß, Caspar  Anastasius a S. Johanne *Galli, Aloisius Maria 857, 922 *Gallus (P. Würzburg) 789 *Gallus a S. Rosina (Heidenreich) 59 *Gallus a S. Vincentio (Schwab) 180 *Gambach, Henricus 359 *Gamman (Grammer), Leonhard(us) 58, 548, 656, 707, 788

979

*Gampel, Wolfgang 31, 748, 749, 750, 753 *Gangolf v. d. hl. Maria Magdalena v. Pazzi 772, 773 *Gangolph v. d. hl. Cäcilia 754 *Gangolph v. d. hl. Maria Magdalena 206, 499 Gans Edle v. Putlitz 588 *Gracián, Jerónimo 66 *Gaspar v. Duisburg 685, 690 *Gassman/Goßmann, Johannes 743 *Gaudentius v. der Reinigung Mariens 690, 719, 754 *Gaudentius v. hl. Severin 445, 753 *Gaul, Dominikus 819, 912, 915 *Gawer, Johannes 493, 496 Gebel, Henrich 443 Gebhard III. v. Graisbach (B. Eichstätt) 757 Gebhard v. Mansfeld 335 Gebhard XIV. v. Querfurt (Edelherr) 611 Gebhard, Johann (Maler) 139, 140 Gebhart (Archivar) 217 Gedul(d)t v. Jungenfeld (Familie) 470, 488 Geduldt v. Jungenfeld, Edmund 495 *Geisbauer, Georg 864 Geisbüsch (Familie) 712 Geisheim, Reinhold v. 747 Geisweiler, Ludwig Angelus (Landschreiber) 665, 668 *Geiszler, Hermannus 359 *Geldern, Johann Moyen v. 149 Geldorp, Heinrich (Humanist) 525, 526 Gelenius, Aegidius (Chronist) 391, 424, 427, 428 *Gelenius, Henricus  Pistorius, Henricus Gelenius, Johann 424 Gemmingen zu Bürg, Eberhard v. 325 *Georg (P. Neustadt am Kulm) 543 Georg Anton v. Rothenstein (Rodenstein, B. Worms) 348 Georg d. Fromme (Mgf. v. Bayreuth-Ansbach) 52, 542 Georg Friedrich v. Greiffenklau (Erzb. Mainz) 347

980

ANHANG

Georg I. v. Schaumberg (Erzb. Bamberg) 170 *Georg v. d. Königin d. Engel (Georgius a Regina Angelorum) 42, 45, 412, 494, 498 Georg v. Hirschhorn (R.) 344 *Georg Wagner (Currifex) 552, 788 *Georgius (P. Heilbronn) 331 *Georgius Brachenholtz 624 *Georgius de Novo Foro 772 *Georgius Seltzer 359 *Gerardus (Gerhard) de Orsoy (Gebhard v. Irsoy) 498, 689, 772 *Gerardus a S. Barbara (Zitter) 59, 553, 625, 789 *Gerardus a S. Johanne Baptista (Paris) 59, 789 *Gerardus a S. Sacramento 122, 126 *Gerardus a Stigmatibus Salvatoris (a Stigmatibus Christi [Kuhn]) 59, 625, 646, 708, 788 *Gerardus de Castris (de Cusa) 412, 492, 498 *Gerardus de Novo Foro (Neumarkt) 411 *Gerardus de Vellento 50, 57 Gerdrudis de Stauffe 568 Gerg, Blasius 842 *Gerhard 498 Gerhard de Bunregasse OCist 390 Gerhard II. v. Eppstein (Erzb. Mainz) 243, 378, 439, 465, 466 *Gerhard Plasmann 515 *Gerhard v. Altenkirchen 689 Gerhard v. d. Bongart (R.) 115, 116, 128 *Gerhard v. Göttingen 514 *Gerhard v. Hammerstein 205 *Gerhard v. hl. Joseph (Gerardus a S. Josepho) 445, 608 Gerhard v. Horne (gen. Strohbandt) 124 *Gerhard v. Schild 497 (Gerardus de Scuto) 227, 412, 493, 497 Gerhard v. Schwarzburg (B. Würzburg) 780 *Gerhard von Bologna 292 *Gerhard(us) de Haggenberg (Hachenberg, Hackenberg) 121, 129, 205, 411 *Gerhardus de Bonna 411

*Gerhart, Johann 598 Gerlach v. Nassau (Erzb. Mainz) 244, 596 *Gerlacus Wys(s) 129 *Gerle, Veit (Vitus Gerlin) 781, 788 *Germanus v. hl. Ignatius (a S. Ignatio) 45, 205, 412, 498 Gernant v. Schwalbach d. Ältere (R.) 269 Gertrud (Witwe v. Hermann Ulenerius) 402 Gertrud (Witwe v. Tilmann) 466 Gertrud v. Kisseling (Witwe des Gerhard Kisellinc) 402 *Gervasius 411 *Gerwin (P. Esslingen) 238 *Geyer, Antonius 719 Giebelmann, Dietmar (Generalvikar) 884 *Gierl, Adamus 708 *Gijllis, Johannes 270 *Gils, Lorenz 760 Ginetti, Marzio (Kdp.) 399, 425 *Girnodus v. Erfforde 375, 381 *Gisbertus a S. Josepho 609 *Gisbertus de nova civitate (v. d. Neustadt) 129 Gisela v. Erbach 465 *Gislenus v. hl. Hadrian (d’Ergent) 304 Glauburg, Johannes (Bürgermeister) 249 Gleichen (v. Gleichen, Familie) 585 *Glöckler, Cajetanus  Cajetanus a S. Michaele *Glockmann, Johannes 337, 338 *Glückstein, Silvester (Johannes Laurentius Jacobus) 196, 197 *Gluel, (Glie[n]), Valentin 58, 184 *Gobelin de Brolio 445 *Gobelin(us) Birgel (de Birgel) 358, 445, 497 *Gobelinus 21 *Gobelinus (Godefridus) de Sublobiis 279 *Gobelin(us) de Brolio 227, 445 *Gobelinus de Sterneberg 689 *Gobelinus Walrami 279 *Godefridus (dictus de sancto Cuniberto) 116 *Godefridus a S. Brocardo (Schuster) 184, 332, 553, 625

Register

*Godefridus a S. Laurentio 553 *Godefridus de Nussia 21, 411 Goldast v. Haiminsfeld, Melchior (Humanist) 264 Göler v. Ravensburg, Anna 342, 346 Gondola, Josef Franz v. (Weihb. Paderborn) 606 *Gooijer, Raphael 831, 837 Gosta de Nodo 465 Goswin (Domdekan) 394 *Goswin de Bedecke 205 *Goswin v. Geldern 303 Goswin v. Walhoven (Walhorn) 124 *Goswin(us) de Spinis 227, 445 *Goswinus (Hex) 411 *Goswinus de Redichein 227 *Gotscalcus de Colonia dictus de Grue 44, 411 *Gottfried (Godefridus) v. Loe 26, 44, 398, 400, 519, 520 *Gottfried (P. Boppard) 205 *Gottfried Bose 515 Gottfried III. v. Hohenlohe (B. Würzburg) 738, 778, 779 *Gottfried Leuchter (Godefridus Candelarius, -lificus) 121, 122, 129 *Gottfried v. Attendorn 511 *Gottfried v. d. Bongart (Godefridus de Pomerio) 116, 129 *Gottfried v. hl. Andreas (Godefridus a S. Andrea) 129, 772 Gottfried VII. Schenk v. Limpurg (B. Würzburg) 321 *Gottschalk (P. Boppard) 205 Götz, Joseph Matthias (Bildhauer) 695, 701, 702 *Gouda, Dietrich v. (Theodericus de Gouda) 28–30, 44, 61, 344, 367, 391, 472, 523 *Gouda, Hermannus de 674 Gouth, J. F. (Zeichner) 688, 689 Gozwin (Brauer in Köln) 388 *Graf(f), (Gravius, Jakobus) 120, 129 *Graf, Anton Ulrich  Crescentius a S. Udalrico

981

*Gräfenberger, Heinrich 569, 574, 575 *Gramm, Wilhelm 303 *Grammer  Gamman, Leonhardus *Gratian v. hl. Elisäus (Gratianus a S. Eliseo, Van Hüllebus) 304 *Grausser, Nikolaus 741 Gregor I. (Papst) 623 *Gregor v. d. hl. Dreifaltigkeit 669 *Gregor Vogel 646 Gregor XIII. (Papst) 485 *Gregorius a S. Dorothea 553 *Gregorius a S. Sebastiano 184, 332 *Gregorius Schreibers ([Jörris, Georg(ius) Scriptoris, Schriver gen. Engel]) 129 Gregorius v. Saalfeld (Abt) 597 *Greindl, Franciscus de Paula  Franciscus de Paula *Grespeck, Bernhard  Mathias a S. Avertano *Greveray, Gottfried 300 *Grimaldi (Grimaldus), Petrus (Visitator) 33, 67, 485 *Gritzing(er), Jakob 498 *Groeneveld, Albertus 829, 830, 880 *Groothuis, Leo 80 *Gropp, Johannes 323 *Gropper, Johannes 30 Gropper, Kaspar (N.) 171 *Groß, Johannes (v. Bamberg) 498 *Grossardt, Manfred 889 *Grossi, Johannes 50, 51 *Grosso, Giovanni 558 Groten, Johannes (Pfr.) 844, 845 *Grueber, Johann Jakob  Christianus a S. Ursula Grumbach (Adelsfamilie) 742 Grünberg, Christoph (Architekt) 881 *Gründel, Stephan 850, 915, 935 *Gugelius, Michael 788 Guggenberger, Ludwig v. (Major) 927 Guido I. v. Flandern (Gf.) 290 *Guilielmus a S. Friderico 279 *Guilielmus a S. Thoma Aquinate 300 *Gummarus v. hl. Heinrich (Merckx) 304

982

ANHANG

Gumprecht (Familie) 629 Gumprecht an d. Haid (Münzmeister) 629 Gumprechtin, Ulrich u. Katrey 631 *Günther (Lesmeister) 164 Günther II. v. Schwarzburg (Erzb. Magdeburg) 460, 597 Günther v. Mansfeld (Gf.) 335 Gustav Adolf II. v. Schweden (Kg.) 62, 251, 327, 480, 486, 753 Gutelmann v. Weinheim (R.) 746 Gutenberg, Johannes (Drucker) 330 *Gymnich (Gymnicus), Johannes v. 719, 772 Haan, J. Chr. (Drucker) 697 *Haardt, Herman 303 *Haarhuis, Eleutherius (Anton) 833, 943 Haeberlin, E. J. 203 *Haeck, Gisbert 149 *Hagenauer, Moritz 543 *Hagenleger, Wilhelm 690 *Hailfinger, Johannes 141 *Haimbach, Theodoricus 547 *Hainrich Brümster 164 Haller v. Hallerstein, Carl (Architekt) 578 Hällmayr, Josef (Kaufmann) 871 *Halpauer, Nicolaus 599, 600 Halter, Georg (Maler) 874 *Hambach, Gabriel 772 *Hamechers, Maria  Maria Catharina a S. Theresia *Hamelmann, Johannes 529 *Hämler, Georg 707 Hamman, Peter und Johann Friedrich (Zeich­ ner) 771 *Hammanus de Fleckenboel 279 Händel, Georg Friedrich (Komponist) 259 *Handl, Thomas 908 *Hann, Johannes 765 Hanns v. Zedniz zu Liebenstein 541 *Hans Facker 164 *Hans Helmel 707 Hans IX. v. Hirschhorn (R.) 344, 345, 357 Hans mit d. Barte (Bauernführer) 586

Hans v. Brende 548 Hans v. Burghausen 693, 694, 701 Hans v. Dahme 211 *Hans v. Dettelbach (Tolbach) 141 Hans v. Mingolsheim (Baumeister) 321 Hans v. Ostheim (Stifter) 548 Hans v. Reutlingen (Goldschmied) 444 *Hans v. Steinach 759, 765 Hans V. v. Hirschhorn (R.) 341, 342 Hans VI. v. Hirschhorn (R.) 342 Hans VIII. v. Hirschhorn (R.) 343 *Hansen, Augustinus 453 *Hansens, Anna Christina  Maria Theresia a Jesu *Hardt, Telesphorus 74, 856 *Harke, Viktor 814, 915 *Harlem, Cornelius v. 156 *Harmelink, Eduard 829, 830, 833, 869 Harrer, Johann (Theologe) 330 *Hartegen, Johann 515 Hartmann v. Dillingen (B. Augsburg) 159, 160 *Hartmann v. Fulda 743, 788 *Hartmoet (Hartman), Augustinus 748, 753 *Hartogh (Hertig), Herman 303 *Hascher, Alanus 924 *Hasenbein, Konrad 331 Haseney, Johannes (Metzger) 491 *Haseney, Nicolaus 467 Haslang, Georg Rudolph v. 134, 135 Haslang, Johann Niklas v. 135 Haslang, Maria Theresia v. (geb. Gfn. v. Hohenzollern) 134, 135 *Hassel, Gerardus ab 529 *Haßold, Hans 218, 219 *Hatting, Christian 445 *Hatting, Wilhelm 44, 65, 67, 250, 400, 526 *Hatzelinus 747 *Hatzold, Gundekar 76, 849, 850, 896 Haug, Gastel (Kaufmann) 161 *Hausprandt, Cyrillus 589, 590 *Hausweiler, Isabel  Isabella a S. Elia Hävecker, Johann Heinrich (Chronist) 208 Haxthausen (Familie) 367, 368

Register

*Hayenleger, Wilhelmus 197 *Healy, Kilian 79, 823, 825, 831, 832, 836 (GeneralP.) *Heck, Adam 753 *Heckenstaller, Simon 536 Heddinghe, Haie u. Tehte (Stifter) 156 *Hederich (Hedericus) 303, 445 Heerd, Franz (Maler) 488 *Heger, Viktor 868, 869 *Hegmann, Joachim 884 *Heidenreich, Anton Ferdinand  Gallus a S. Rosina *Heidenricus Mynenbodt 149 *Heidericus de Colonia 772 *Heilfinger, Johannes 331 *Heilken van Aken 316 *Heinebach, Isaias 754 *Heinrich (P. Trier) 735 *Heinrich (P. Würzburg) 788 *Heinrich Arnold 543 *Heinrich Bock 493, 684, 689 Heinrich d. Ä. v. Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel (Hz.) 152 *Heinrich de Foro 515 *Heinrich Eger 646 *Heinrich Faust 680 *Heinrich Graefenberger 57, 580 *Heinrich Gredelbeck 543 Heinrich I. v. Hessen (Landgf.) 377 Heinrich II. v. Finstingen (Erzb. Trier) 200, 723 Heinrich II. v. Klingenberg (B. Konstanz) 636 Heinrich II. v. Virneburg (Erzb. Köln) 244, 292, 293 Heinrich IV. (Gf.) 741 Heinrich Julius v. Braunschweig (Hz.) 512 *Heinrich Müller (Moll) 331 *Heinrich Munchel (Munich) 183 *Heinrich Prümster (Prünster) 164 *Heinrich Rait v. Hirschhorn 689 *Heinrich Schmidlin (Schmidlein) 164, 184, 580 *Heinrich Spannael (Spannagel) 719

983

*Heinrich v. allen Heiligen 129, 719, 772 *Heinrich v. Arwyler 303 *Heinrich v. Berge Carmel (Henricus a Monte Carmelo) 45, 205, 279, 719 *Heinrich v. Brommelsheim  Heinrich v. Marienau *Heinrich v. d. hl. Gertrud (Claes) 304 Heinrich v. Dahme 211 *Heinrich v. Dußlingen 646 *Heinrich v. Erfelden 467 *Heinrich v. Frankfurt 646 *Heinrich v. Hagen 515 *Heinrich v. Hattingen 511 *Heinrich v. hl. Arnold 662, 663, 669 *Heinrich v. Koblenz (Henricus de Confluentia), 358, 445 *Heinrich v. Marienau (Heinrich von Brommelsheim) 511, 514, 515 *Heinrich v. Montabaur 201, 203, 440, 443, 445, 689 *Heinrich v. Mülheim (Henricus de Mulenheim, Moynheim, Molenheim, Mulnheim) 279, 411, 445 *Heinrich v. Oldendorf 514 *Heinrich v. Ortenberg 271, 274 *Heinrich v. Ow 646 *Heinrich v. Schweinfurt 788 *Heinrich v. Seligenstadt 445 *Heinrich v. Volkach 183 *Heinrich v. Volkert 788 *Heinrich v. Wallau 366, 368, 497 *Heinrich v. Wesel 303 Heinrich Zobel v. Guttenberg (R.) 779 Heinrich zu Heideck (Stifter) 757 Heinrich zum Kroge 273, 277 *Heinrich, Cajetanus  Cajetanus a Ss. Angelis *Heinricus de Hohenberg 788 *Heinricus Pistoris 227 *Heinricus Swartz 587 *Heinricus Weishorn 772 *Heinsberg, Johann v. 129 *Heinsberg, Petrus v. 122, 127, 129

984

ANHANG

Heinz v. Weinckheimb zum Schwanberg 739 *Heitzer, Petrus 73, 904, 916–920, 933, 935 *Heitzer, Rudolphus 708 *Helena a S. Catharina 433 *Helena a S. Cruce (Rinderrath) 433 *Helenus von Emden 147 *Hell, Fortunatus  Fortunat v. d. hl. Katharina Heller (Familie) 271 Heller, Hans 336, 337 *Hellmeister, Isidor 690 Hellner, F. X. 868 *Helman, Georg 690 *Helman, Petrus 690 *Hemelrich, Johann 205 *Hendrickx, Franz 884, 943 Hengsbach, Franz (B. Essen) 822, 829, 831, 832, 835, 837 Henne v. Bischofferode 672 *Henning Beyer 336 *Henrich Liecht 552 *Henrich v. Kaiserswerth 261 *Henricus (de Haierloch) 624 *Henricus a S. Elias 690 Henricus Carpentarius 273 *Henricus de Aquila 411 *Henricus de Colonia (dictus Iuvenis, Heinrich de Jonghe) 21, 396, 397 *Henricus de Dalen (Dalem) 44, 529 *Henricus de Dollendorp (Dollendorf) 44, 116, 411, 477 *Henricus de Hohenburg 743 *Henricus de Wadingen 238 *Henricus de Wevelkoven 753 *Henricus de Zegen 674 *Henricus Frenatoris 552 Henricus Institoris OP 264 *Henricus Preysschuch 141 Henricus Wise (Rektor) 397 *Henricus Zirl 743 Hensel, Conrad (Pfr.) 257 Henzen, Hans 212 *Herber, Petrus 359

*Herbord (Herbodus) von Oppenheim 358, 467, 498 *Herbrandt, Johannes 340 *Hergenraht, Petrus 772 *Heribert v. hl. Aegidius (a S. Aegidio) 45, 130, 206, 359, 719 *Heribert(us) a S. Petro (Degen) 130, 413, 609 Hering, Loy (Bildhauer) 205 *Herman, Christophorus  Francus a Conversione S. Augustini *Hermann de Mensa 205 *Hermann Galli 205 Hermann II. (Gf.) 737, 738 Hermann IV. (Gf.) 738 Hermann IV. v. Hessen (Erzb. Köln) 396 *Hermann Schuler 580 Hermann Simon v. Lippe, Spiegelberg und Pyrmont (Gf.) 513 *Hermann tho Appingen 148 Hermann Ulenerius (Ulnere) 402 *Hermann v. Einbeck 515 *Hermann v. Erbach (Erpach) 279, 343, 358, 445 *Hermann v. Grevenbroich 303 *Hermann v. Hameln 514 Hermann v. Köln (Bürger) 243 *Hermann v. Mestorff (de Mestorp) 412, 445 Hermann v. Neuenahr-Moers (Gf.) 295, 517, 523–526, 529 *Hermann v. Neuss (de Nussia) 44, 120, 129, 279, 405, 411, 412, 772 *Hermann v. Sassenhausen 205 Hermann v. Weinsberg (Chronist) 426, 430 Hermann v. Wied (Erzb. Köln) 30, 52 *Hermann van d. Wie (v. Remmelsberg) 227 Hermann vom Berge (Vasall) 597 *Hermannus (Provinzial) 21 *Hermannus a S. Antonio 130, 690 *Hermannus de Lapide 568 *Hermannus de Lübeck 279 *Hermannus de Novo Foro (Neumart) 227 *Hermannus de Palude 772 *Hermannus de Sassenberg 412

Register

*Hermannus de Villaveteri 63 *Hermans, Markus  Markus v. d. hl. Elisabeth Hermes (Kaplan) 667, 669 *Heroldus (P. Köln) 411 *Herquet, Maria Gertrud 431 *Herraht/ Herraidt, Petrus 279, 346, 498, 772 *Herrschott, Johann 261 *Hertick (Harting), Hermann 303 *Hertzig, Hermann 719 *Herz  Hilarion a S. Philippo Hesso v. Leiningen-Dagsburg (Landgf.) 537, 538 *Heuser, Thomas 331 Heußel, Hans 548 *Heyl, Johannes 473 *Heyster, Henrich 529 Hieber, Hans (Orgelbauer) 164 *Hieronymus a S. Elisaeo (Schi(e)ßler, Schüßler) 453 *Hieronymus v. hl. Albert 753 *Hieronymus v. hl. Johannes d. Täufer (Damiens) 304 *Hilarion a S. Philippo (Herz) 177 *Hilarius a S. Arsenio 553 *Hilarius ab Omnibus Sanctis 184 *Hilarius v. hl. Anselm (a S. Anselmo, Mohr) 206, 609, 720 *Hildebrand Sommer (de Summeren/Sommeren) 382, 674 *Hildebrandt, Balthasar 279 *Hildebrandus de Cassel  Hildebrand Sommer *Hildeger (P. Weinheim) 753 *Hilger v. hl. Elisäus (a S. Eliseo) 413, 445, 609 *Hilger(us) de Gradibus 445, 753 *Hilgerus de Burgis 412, 497 *Hilling, Elias 915 *Himmelrichus (Himmelreich), Johannes 498 *Hinrik (P. Magdeburg) 462 *Hinsberg (de Hijnsborg, v. Heinsberg), Petrus 129

985

Hinterlohner, Anton (Spengler) 701 Hirn, Konrad u. Afra 161 Hirschhorn (R.) 340–345, 353 *Hirschlein, Paulus 141, 184, 786 Hochhaus, Gerlach 244, 273 Höcht, Johannes B. (Weihb. Regensburg) 925 *Hoecken, M. Ignatia 945–948 *Hoenvelt  Johann Heinfeld *Höerus, Johann 205 *Hoffmann, Wolfgang 655 Hofhaimer, Paul (Orgelbauer) 164 Hohenberg (Familie) 636, 637 *Holländer, Gerard(us) 129, 483, 486, 498 *Holländer, Leonard 120 Hollar, Wenzel (Kupferstecher) 221, 226 Hölltampf, Anna 705 Holzhausen (Familie) 243, 271–274 Holzhausen, Johannes v. (Patrizier) 271, 272, 274 *Hölzl, Jacobus 139 Holzschuher, Friedrich OT 574 Homburg v. (Familie) 511 *Homportz (Hornportz, Hoportz), Johannes 227 Honorius IV. (Papst) 243, 569, 778 Hops, Josef Anton (Bildhauer) 645 *Hordell, Heinricus 586 *Horgasser, Eberhard 617 *Hörl, Rainer M. 814 *Horneck, Heinrich 654–656 *Hösler, Matthäus 76, 805, 814 *Hu(i)nen (Hoenen), Matthias 118, 121, 129, 401, 412 *Huber, Franz Xaver 907, 908, 923 *Hubertus a S. Maria Magdalena de Pazzi 359, 772 *Hübner, Christoph 898 *Huckelbachs, Maria  Maria Anna a S. Barbara *Huckelhoven, Johann 345 *Hueff, Peter 483, 498 Hufnagel, Endres 651

986

ANHANG

*Hüftlein, Hans 761 Hugo de Campo Florido 587 Hugo Eberhard Cratz v. Scharffenstein (B. Worms) 770 *Hugo Geyer 689 Hugo v. St. Cher OP 776 Hugo, Ludwig Maria (B. Mainz) 78, 876, 878, 880, 883 *Huiß, Johann 121 *Hullecreiner  Antonius v. Padua Hülsmann, Aloys (Pfr.) 889 *Hulst, Rupertus (Robertus de) 523, 529 Humbert d. J. 466 Humbracht, Johann (Klosterpfleger) 275 *Humbrech, Johannes 493 *Hümmer, Bernhard 805, 819, 850 *Hümmer, Remigius 849 Humpis (Patrizierfamilie) 615, 616, 618, 621, 623 Humpis, Henggi 624 *Hundacker, Ambrosius 674 *Hünlein, Johannes 184 Hüsgen, Heinrich Sebastian (Hofrat) 253, 276 Hutter, Karl 697 *Hutting, Wilhelm 118, 741 Huyrpers, Jan 123 *Huysken, Jakob 303 *Hyacinthus a Matre Dei 45, 59, 184, 412, 553, 708 *Hyacinthus a S. Catharina 553 Hynryck (Heinrich, ev. Pfr.)  Junge, Hinricus *Ignatius a S. Aegidio 412 Iland v. Dhaun (Ehefrau Hans V. v. Hirschhorn) 341, 342 *Ilgen, Petrus 338 Iliane (Frau v. Sibert, Brauer in Köln) 402 *Immenhusen, Johannes v. 747 *Ingen Siep, Maria 316 *Innocentius a Praesentatione BMV 184 *Innocenz v. hl. Johannes 130, 445

Innozenz IV. (Papst) 387, 393, 395, 518 Innozenz VI. (Papst) 116, 221, 222 Innozenz VII. (Papst) 341 Innozenz VIII. (Papst) 269, 270, 323, 688 Innozenz X. (Papst) 53, 696 Innozenz XII. (Papst) 135, 253 *Ioannes de Antiqua Ecclesia  Jo(h)annes v. Aldekerk *Ioannes de Vetere Ecclesia  Jo(h)annes v. Aldekerk *Ioannes Nepomuk a S. Theresia 644 Iring v. Reinstein-Homburg (B. Würzburg) 776, 777 *Isabella a S. Alberto (Const) 316 *Isabella a S. Elia (Hausweiler) 433 Isabella Clara Eugenia v. Spanien (Infantin) 33, 66, 225, 313, 440 *Isaias Steinbach 456 *Isaias v. hl. Narcissus 754 Isenmenger, Heinrich (Baumeister) 356 *Isidor a puero Jesu 690 Itlsberger, Christoph (Bildhauer) 706 *Ivo a S. Francisco 121 *Jacob Ayden 656 *Jacob Cori (de Hirschhorn) 358 *Jacob Ochsenhardt 788 *Jacobs  Franciscus Salesius a S. Adelheide *Jacobus a S. Maria Magdalena de Pazzi 139 *Jacobus ab Annuntiatione Virginis 359 *Jacobus de Baculo 772 *Jacobus de Cassellis 674 *Jacobus de Nussia 412 Jacobus de Voragine OP 379 *Jacobus Pistoris 753 *Jacobus Schyndhuit 674 *Jacobus v. Hausen 183 Jacques de Molay (Tempelherr) 290 *Jägers, Anna 433 *Jakob Heublein 543 Jakob I. v. Sierck (Erzb. Trier) 731 Jakob III. v. Eltz (Erzb. Trier) 732 *Jakob Schindehütte 382

Register

*Jakob v. Diedenhofen (Jacobus de Diedenhoven) 129, 227 *Jakob v. Heimersheim 205 *Jakob v. Hirschhorn 689 *Jakob v. Kues 735 *Jakob(us) Bonner v. Kärlich 201, 203, 205, 689 Janssen, Heinrich (Weihb. Münster) 857, 861, 862, 889 Janssen, Peter (Komponist) 894 *Jaspar (Gaspar) de Franckfordia 279 Jean de Joinville 18 *Jeremias v. hl. Elisäus (a S. Elisaeo) 332, 787, 788 *Jeremias v. hl. Georg (a S. Georgio) 279, 451, 754 *Jesaias v. hl. Narzissus 773 *Jo(h)annes v. Aldekerk (Ioannes de Antiqua [Vetere] Ecclesia) 518, 519, 529 Joachim Franz Rudolph v. Auer (Baron) 696 Joachim II. Hector v. Brandenburg (Kf.) 589, 591 *Joachimus a S. Angelo 646 *Joachimus a S. Henrico 772 *Joanna a S. Catharina 314 *Joannes Anbolt (Ambolt) 382 *Joannes Cronenberg(er) 498 *Joannes de Burenhove (de Bunrehove, v. Bonnerhof) 393, 411 *Joannes de Campo (van d. Felde) 227 *Joannes de Lijmmen 674 *Joannes de Lövenich 358 *Joannes de Novo Foro (v. Neumarkt) 498 *Joannes Evangelista 279 *Joannes Fabri (Schmied) 497 *Joannes Gawer 497 *Joannes Guttenberger 624 *Joannes Herbrandt 358 *Joannes Kap 279 *Joannes Knoden (Kroden) 358 *Joannes Wiekmann/Wickmann 382 *Joannes Wielfe 624 *Joannes Wiricus (Wyrich) de Nussia (Johannes Wirich v. Neuss) 412

987

Jobst (Jodocus), Herr zu Abensberg 133 *Jodocus a Circumcisione Domini 53, 58, 141, 175, 183, 184, 707, 788 *Jodocus a S. Benedicto 59, 184, 789 *Joeris van Zyrne (v. Zier) 227 Johann (Stiftsbäcker v. St. Georg, Köln) 402 *Johann (v. Frankfurt) 689 *Johann (Vicarius in Hirschhorn) 358 Johann Albrecht (Elekt) 613 *Johann Baptist v. d. hl. Petronilla 130 *Johann Buchselheim 656 Johann Cajetan v. Hoerwarth (Gf.) 535 *Johann Christian Melber 625 Johann Conrad Gedult v. Jungenfeld (Postmeister) 470, 488 Johann de Bunregasse 390 *Johann de Gradibus 689 *Johann de Lapide 164 *Johann de Vianda 753 *Johann de Vilfordia 689 *Johann Doliatoris 129 *Johann Dörschel 543 *Johann Eusebius Neomagus 524 *Johann Freitag 498, 735 Johann Friedrich II., d. J., v. Sachsen (Hz.) 374 Johann Friedrich II., d. Mittlere, v. Sachsen (Hz.) 374 Johann Gelthus v. Oppenheim (Jurist) 268, 269 Johann Georg I. Zobel v. Giebelstadt (B. Bamberg) 171 *Johann Gluel (Glevel) 411, 689 Johann Gottfried I. v. Aschhausen (Erzb. Bamberg) 172 *Johann Heilman 656 *Johann Heinfeld (Hoenvelt) 689 Johann Heinrich Nothaft (Gf.) 698 *Johann Hoingen 279, 412, 497, 689 Johann I. v. Egloffstein (B. Würzburg) 651, 778 Johann I. v. Leuchtenberg (Landgf.) 631 Johann I. v. Moosburg (B. Regensburg) 133 Johann II v. Baden (Erzb. Trier) 712

988

ANHANG

Johann II. v. Brunn (B. Würzburg) 778 Johann II. v. Grumbach (B. Würzburg) 779 Johann II. v. Nassau-Wiesbaden-Idstein (Erzb. Mainz) 244, 341, 342 Johann II. v. Stein-Kallenfels 444 Johann II. zu Abensberg (Herr) 133, 138 Johann III. v. Nürnberg (Burggf.) 540, 541 *Johann Lieven (Lieff) 303 *Johann Modiatoris 445 *Johann Nepomuk v. hl. Matthias (a S. Mathia) 413, 772 Johann Philipp v. Gebsattel (B. Bamberg) 172 Johann Philipp v. Hohensax (Fhr.) 295, 301 Johann Philipp v. Schönborn (Erzb. Mainz) 258, 472, 494, 654 *Johann Poll 445 Johann Schweikard v. Kronberg (Erzb. Mainz) 262, 276. 485 *Johann Servatii (Zeruas) von Roermond 712 Johann Theodor v. Bayern (Kd.) 135 *Johann Ubach 279, 358, 689 *Johann v. Aldenhoven 205, 689 *Johann v. Bitburg 683, 689 *Johann v. Boppard 205 Johann v. Dalberg (Baron) 470 *Johann v. d. Neustadt 515 *Johann v. Diest 514 *Johann v. Gelre 129, 303 *Johann v. Gouda 674, 689 *Johann v. Grevenstein 511 *Johann v. Hagen 515 *Johann v. Hildesheim 513, 514 *Johann v. hl. Fulgentius (Joannes a S. Fulgentio) 279, 498 *Johann v. Minden 514 Johann v. Mudersbach (Pfr.) 713 *Johann v. Münder 515 *Johann v. Neuss (Johannes de Nussia) 129, 688, 753 *Johann v. Neuss jun. 689 Johann v. Sachsen (Hz.) 372, 373 Johann V. v. Oldenburg (Gf.) 152–154

Johann v. Waldeck (Gf.) 444 Johann VI. v. d. Leyen (Erzb. Trier) 732 Johann VII. v. Oldenburg (Gf.) 155 *Johann Waiblinger 238 Johann Wilhelm v. d. Reck (Fhr.) 350 Johann Wilhelm v. Pfalz-Neuburg (Pfalzgf.) 605, 661, 664, 751 Johann Wilhelm v. Sachsen (Hz.) 374 *Johann Winkelmann 543 *Johann(es) de Vico Leonis 411, 445 *Johann(es) Schwertner (Gladiatoris) 205, 279, 689 *Johann(es) v. hl. Kreuz (Joannes a Cruce) 45, 129, 180, 206, 279, 412, 608, 719 *Johann(es) v. hl. Rutger (a S. Rutgero) 205, 718, 719 *Johann(es) Vischer (Piscatoris) 164, 183, 580, 656 *Johanna Clara a Jesu Maria (van Croy) 314– 316 *Johannes 497 *Johannes Büsselsheim 655 *Johannes (de) Arnsberg 772 *Johannes (de) Campis 63, 379 *Johannes (Epp von) Nagold (Nacholt, Nagel) 164, 231, 232, 237, 331, 641, 646, 656 *Johannes (P. Speyer) 689 *Johannes (Walramus) de Sublobiis 19, 21, 57, 411, 473 *Johannes a S. Adalberto 129 *Johannes a S. Bern(h)ardo 58, 139, 332, 646, 707, 788 *Johannes a S. Fulgentio 258, 483 *Johannes Aichelmann (Aychelman) 624 *Johannes Alsfelt 250 *Johannes Auerbach 743 *Johannes Baptista a S. Zacharia 553, 646, 788 *Johannes Baptista v. d. hl. Jungfrau Maria (Boven) 304 *Johannes Beinträger (Pistoris) 331 *Johannes Benzenreut(h)er 58, 233, 321–323, 328, 331, 541

Register

*Johannes Brammart (Brammert) 44, 397, 398, 729 *Johannes Brandt 719, 772 Johannes Bromiardus OP 443 *Johannes Buir de Argentina 772 *Johannes Busch von Weinsberg  Busch von Weinsberg, Johannes *Johannes Büsselsheim (Busseltzheim, Bullentzheimb) 656 *Johannes Carpentarii (Zimmermann) 58, 184, 323, 328, 641, 656 *Johannes Crelsheim (Krelsheim, v. Crailsheim) 141, 219, 328, 331 *Johannes Danner 646 *Johannes Dasen 788 *Johannes de Arwyler 411 Johannes de Brouckhusen (R.) 28 *Johannes de Flore 121, 129 *Johannes de Moguntia 772 *Johannes de Nova Porta (Nuportz, Neuportze, v. d. Neupforte) 129 *Johannes de Ortenberg 279, 412, 493 *Johannes de Quintana 399 *Johannes de Raude 397 *Johannes de Ulreportz 411 *Johannes de Wormatia 412 *Johannes Duysgen 227 *Johannes Dymer 238 *Johannes Epp 646 *Johannes Esslinger 184 *Johannes Ettinger 707 *Johannes Franck 141 *Johannes Frytag de Dusseldorp 412 *Johannes Gieg (Gyeg) 625 *Johannes Groutzschen (Grotzen, Groyschin) 63, 338, 375, 586 *Johannes Ha(i)bach 164, 183 *Johannes Hausmann 129 *Johannes Heck 719 *Johannes Hernbauer 552 *Johannes Herzog (Ducis) 184 Johannes II. v. Abensberg (Gf.) 698 *Johannes Immenhusen 279, 753

989

*Johannes Kaiser 331 *Johannes Kellermann 552, 656 *Johannes Klärer (Klerer) 238, 646 *Johannes Kochlöffel 707 *Johannes Kraus (Krauss) 164, 566, 580, 625, 646, 765 *Johannes Kreutzer 184, 707 *Johannes Kuttler 323, 331 *Johannes Lipherd 612 *Johannes Magnus (Magni) 625 *Johannes Marckdorff 238 *Johannes Matthiae (Johann Matthys) 129, 303 *Johannes Medici 707 *Johannes Megenward 566 *Johannes Mellerstatt 57, 184, 320, 552, 547, 569 *Johannes Memminger 238 *Johannes Menges (Mengis) 338 *Johannes Mutt 552 *Johannes Nepomucenus a S. Theresia 646 *Johannes Oninol 656 Johannes Paul II. (Papst) 888 *Johannes Pellifex 219, 782, 788 *Johannes Polle 497 *Johannes Prünlein 141, 656 *Johannes Raudensis de Mediolano (GeneralP.) 245 *Johannes Rost 656 *Johannes Röttelsee 743 Johannes Rubi  Johannes Busch v. Weinsberg Johannes S. Angeli (Kdl.) 546, 779 *Johannes Schilling 338 *Johannes Schramm 566 *Johannes Schreiber 566 *Johannes Schwind 788 *Johannes Scultetus (Schultheiss) 63 *Johannes Seltenschlag 238, 331 *Johannes Semler 183 *Johannes Servatii (Zerfass) 719 *Johannes Soreth 24, 26–28, 51, 117, 147, 161, 170, 177, 232, 245, 256, 257, 258, 260, 275, 293, 295, 300, 310–313, 320, 321, 343, 398–

990

ANHANG

400, 461, 482 , 517, 518, 521, 522, 541, 557, 558, 571, 673, 677, 695, 697, 713, 731, 758, 768, 894, 901 *Johannes Sporre 497 *Johannes Struver (Strüver) 25, 26, 44, 129, 412 *Johannes Syvenkirspel 674 *Johannes Tabulatoris 411 *Johannes Thomae 625 *Johannes Thoman 219 *Johannes Tinctoris 740, 743 *Johannes Tollinger 238 *Johannes Trip 303, 519 Johannes Truchsess v. Waldburg 616 *Johannes Truckner 624 *Johannes Urbach 765 Johannes v. Allendorf (Pfr.) 323 *Johannes v. Bodelshausen 646 *Johannes v. Braubach 719 Johannes v. d. Roderhosen (Kleriker) 726 Johannes v. Dalberg (B. Worms) 768 *Johannes v. Duisburg 205 *Johannes v. Geldern (de Gelria) 129 *Johannes v. Horn 303 *Johannes v. Höxter (Hauxaria) 515 *Johannes v. Kassel 493 *Johannes v. Kempen 205 *Johannes v. Kerpen (de Kerpena) 129 *Johannes v. Kitzingen 57, 777, 788 *Johannes v. Kronberg 368 *Johannes v. Meydeburg 614 Johannes v. Nassau (Gf.) 469 *Johannes v. Neukirchen (de Nova Ecclesia) 129 *Johannes v. Neumarkt 493, 719 Johannes v. Pfalz-Simmern (Erzb. Magdeburg) 612 Johannes v. Prag (Erzb.) 631 Johannes v. Trittenheim  Trithemius *Johannes v. Waiblingen 566 *Johannes v. Westfalen 719 *Johannes v. Weyla (Schwyker) 238 *Johannes van Straelen (de Stralen) 529

*Johannes Vater 646 *Johannes Villinger (alias Symphoriani) 641 *Johannes Vischer (Piscatoris) 656 *Johannes Vogel (Vogolo) 411, 646 *Johannes v. Aquis 747 *Johannes v. Attendorn 399 *Johannes v. Glabbach 493 *Johannes v. Hildesheim 379, 510 *Johannes v. Krefeld 524 *Johannes v. Weyla 232 *Johannes Walthmann 603 *Johannes Weilheimer (Weylhaimer, Weylhamer, Weilheimer) 58, 141, 164 *Johannes Wenck 719 *Johannes Weydl (Widl) 680 *Johannes Wirich von Neuss (Wiricus de Nussia) 43, 44, 152, 357, 396, 412, 471, 482 *Johannes Wisemann (Wysemann) 374, 375, 381, 603 *Johannes Wolyn 63 Johannes XXII. (Papst) 19, 244, 293, 541, 628, 630, 739 Johannes XXIII (Papst) 778 Johannes XXIII. (Gegenpapst) 51 *Johannes Zenner 765 *Johannes Zeydelmair (Zeylmair) 219, 656 *Johannes Zin(c)k 205, 538 *John Baconthorpe 55 Jörg v. Castell (Gf.) 738 *Jörg v. Dinkelspühel 164 *Josef a S. Theresia 471, 490 Joseph Clemens v. Bayern (B. Regensburg) 135 *Joseph v. Kinde Jesu (Josephus a puero Jesu, Croy) 303 *Josephus a Virgine Maria 176 *Jösser, Martin 326 Jourdan, Jean-Baptiste (Marschall) 173 Jud, Heinrich (Schöffe) 403 *Julianus a S. Archangelo (Prunner) 142, 708 Julius Echter v. Mespelbrunn (B. Würzburg) 545, 549, 776, 781–783, 787 Julius Friedrich v. Württemberg (Hz.) 639

Register

Julius II. (Papst) 152 *Julius, Christianus 141 *Jung, Engelbert 359 Junge, Hinricus (Hinrich, ev. Pfr.) 154, 155 Jürgens, Ambrosius (Beichtvater) 946, 948 *Justinus a Desponsatione BVM 176 Jutta de Bunregasse (Begine) 388–390, 392 Jutta Rumpphenninge 371 Kaelin, Johann Adam 178 Kamerer, Erhart 759 Kamerer, Stefan 760 Kamptz v. Godau (Familie) 367 *Kantz, Kaspar 563, 566 Kapler, Lorenz (Bibliothekar) 930 *Kappe, Jakob 587 *Karl Borromäus v. d. hl. Christina 445, 754 Karl I. d. Kühne v. Burgund (Hz.) 522 Karl I. Ludwig v. d. Pfalz (Kf.) 440, 750, 751 Karl II. v. Lothringen (Hz., Erzb. Trier) 494 Karl II.v. d. Pfalz (Kf.) 751 Karl IV. (dt. Kaiser) 399, 540, 649 Karl Philipp Theodor v. d. Pfalz und Bayern (Kf.) 71, 535, 668, 669 Karl Theodor v. Dalberg (B. Mainz) 255 Karl V. (dt. Kaiser) 221, 224, 247, 251, 327, 344, 748 Karl v. d. Kere (Stifter) 548 Karl v. Geldern (Hz.) 148 *Karl v. hl. Bernhard 445 Karl VI. (dt. Kaiser) 245, 246 *Karpinski, Thaddäus 878 *Kasimir vom hl. Damian 662 *Kastellaun, Valentin 440 Kastenbauer, Stephan (Agricola), (ev. Reformator) 134, 161 *Kastenholz, Kornelius 205 *Katryne (Katharina) ter Horst 313, 315 *Kaudler, Heinrich 740, 743 *Kaul, Johannes 653, 740, 743 *Kegel, Georgius Suicardus 690 Keller, Anton (Bildhauer) 703, 704 *Keller, Joseph 184

991

Keller, Michael (B. Münster) 857, 858 Kelner, Hans (Baumeister) 371 *Kempter, Karl 901, 902 *Keninghale, John 26 *Kerckhove, Heinrich 515 Kerens, Hendrik Joannes (B. Roermond) 298 *Kerssensnider, Petrus 753 *Kersten, Joseph 856 Kessell, Benedikt OSB (Abt) 425 Kesten, Klaus 651 Ketzgin, Eduard 404 *Keyser, Heinricus 598, 599, 603 *Kilian(us) (v. Sal) 543, 743 Kipp, Lambert 124 *Kirchberg, Johannes von 747 Kirchmayr, Thomas 134 *Kirchner, Johannes 743 *Kirscher, Elias (Joseph) 905 Kirstein, Georg Heinrich Maria (B. Mainz) 356 Kisellinc, Gerhard 402 *Kissinger, Johannes 547, 552 Klaeser, Philipp (Bürgermeister) 196 Klais, Johannes (Orgelbauer) 833 *Klärer, Johannes 637 *Klaus van Arll  Nikolaus Herzog Klein, Eitel (Grafiker) 850 Kleingedank (Patrizierfamilie) 401 *Klemens v. hl. Petrus 206 Klemens XIII. (Papst) 697 Klingemann, Anselm (Orgelbauer) 883 *Klingenstein, Johannes 600 Knebel v. Katzenelnbogen, Damian 367 Knebel v. Katzenelnbogen, Kaspar 367 Knebel, Adam 472 *Knebel, Caspar 472 *Knibbeler, Reinald 889 Knoblauch, Jacob (Schöffe) 244 Knobloch, Fritz (Bildhauer) 882 Knoch, Johann Ludwig (Chronist) 537, 538 *Knoll, Cyrillus 903, 904, 907, 921, 923, 926, 935

992

ANHANG

*Knopf, Sebaldus 759 *Knopf, Wolfgang 646 *Knott, Joseph (Benzenreuter) 331 *Knust, Paul 589 *Kobold (Kobolt), Blasius 566, 646 Koch, Andreas 513 *Kochius, Andreas  Andreas vom hl. Heinrich *Kock, Johannes 589 *Kodiyan, Sunny 803 Koenen, Arnold 299 Köhler, Johann Christian (Orgelbauer) 259 *Köhler, Petrus 906–908, 935 *Kohlhaas, Wenzeslaus 716, 720 *Kolain, Wolfgang 680 Kolb, Joseph Otto (Erzb. Bamberg) 821, 822 *Kolb, Simon 73, 76, 805, 814, 872, 915, 929, 935 Kolbe, Maximilian OFMConv 898 Koller, Friedrich (Maler) 814 Kolmsperger, Waldemar jun. (Maler) 703 Kolonel v. Holstein (Fhr.) 662 *König, Georg 331 König, Margarethe (Witwe v. Tilmann) 724 *Königer, Aquilin 789 *Konigsperger, Konrad 782 *Könninck (Regius), Albert 224, 225, 227 *Konrad (P. Speyer) 689 *Konrad Bewmans 552 *Konrad Brandis 515 *Konrad de Aldendorp 205 *Konrad Frey 238, 656 Konrad I. v. Hochstaden (Erzb. Köln) 389, 394, 395 Konrad II. v. Rietberg (B. Osnabrück) 395 Konrad II. v. Thüngen (B. Würzburg) 617, 740 Konrad III. v. Thüngen (B. Würzburg) 785 *Konrad Institoris (Krämer) 184, 543 *Konrad Kumberger 580, 646 *Konrad Pantelen 515 *Konrad Steger (Staiger) 331, 707 *Konrad v. Altendorf (Oldendorf) 514 727, 735

Konrad v. Arnsberg (Weihb. Köln) 379 *Konrad v. Bibra 205 *Konrad v. Bodelshausen 646 *Konrad v. Ellwangen 238 Konrad v. Hirschhorn (Domherr) 341, 355, 357 *Konrad v. hl. Joseph 445 *Konrad v. Hochheim 368 *Konrad v. Kassel 515 *Konrad v. Neuburg 57, 569 *Konrad v. Neuss (Conradus de Nussia) 205, 358, 689 *Konrad v. Ow zu Bodelshausen 646 Konrad v. Reutlingen OCist 638 *Konrad v. Rinteln 514 *Konrad v. Rottenburg (Cunradus de Rotenburg) 57, 640, 646, 697, 788 *Konrad v. Schwalbach 205 Konrad v. Straubing (Baumeister) 694, 700 Konrad V. v. Luppurg (B. Regensburg) 631 *Konrad v. Weinheim (Wynheim) 753, 772 Konrad VI. v. Haimberg (B. Regensburg) 631, 693 *Konrad Zollner 57, 580 *Konstantin v. hl. Engel (Constantinus ab Angelo, Anthonis) 304 *Konstantin v. hl. Kornelius 669 *Konstantin v. Lyskirchen (Lysenkirchen) 445, 689 *Körner, Christian 76, 814, 894 Korum, Michael Felix (B. Trier) 911 *Kosmas (Coman) v. St. Goar 719 *Kosmas v. hl. Johannes 719 *Kotschner, Joseph 76, 915 Kottwitz v. Aulenbach, Johann Konrad (Domdekan) 783 Kraft, Bertold u. Margareth 780 Kraft, Hans 780 *Krager, Elisäus 331 *Krämer, Bernadette 826 *Kramer, Konrad 788 *Krantz, Sigismund 552 *Krapp, Pius 805, 814 Kratz (Ritterfamilie) 651, 654

Register

*Kratzer, Elisäus 707 *Kraus, Johannes 758 Kraus, Michael 741 *Kraus, Sebald 445 Krauß, Karl 356 *Krauss, Mathias 646 *Kreisslein, Johannes 141 *Krempel, Raymund 896 *Kretschmann, Theresia 823, 825, 826 *Kreuser (v. Grötzingen), Johann 238 Krinninger (Schreiner) 135 *Krisseling (Kirspel), Konrad 719 Kröner, Johann (Maler) 703 *Kroonen, Telesphorus 76 *Kruichs (Krughs), Ursula 433 *Kruit (Krayt), Arnold 719 Krumenauer, Hans (Baumeister) 693, 694, 700 *Kruse, Johannes 147, 149, 152–156 Kryck, Hans u. Margaretha 586 *Kübrich, Gabriel 898, 935 *Kuhn, Johann  Gerardus a Stigmatibus Salvatoris Külb, Karl (Oberbürgermeister) 876 *Kumberger, Konrad 569 *Kümmet, Heribert 76, 814, 819, 935 *Kunderkofer, Wolfgang 707 *Kunger, Heinrich 690 *Kunibert v. hl. Hubert (Cunibertus a S. Huberto) 205, 279, 719 Kunigunde Eselin 649, 650, 654 Kuno II. v. Falkenstein (Erzb. Trier) 726 *Kunz, Joseph 486 Kürnach, Hans u. Adelheid 651 Kylholz, Heinrich u. Anna 779 *Ladeburg, Johannes von 747 *Lambert v. Erkelenz 303 Lambert, Franz 379 *Lambertus de Ordingen (Urdinghen, Van d. Weyen) 529 *Lambertz, Catharina 433 *Lamers, Coelestin 830, 833, 844, 846, 864

993

*Lammert, Timotheus 754 Lange, Heinrich Arnold 540 Langenmantel, Johann 161 Langhojer, Hans (Glasmaler) 850 *Langsdorff, Eugenius 773 *Lankes, Dieter (Dominikus) 76, 901, 915 *Laps, Johannes 382 Lauenstein, Henning 513 *Laufersweiler  Benignus a S. Henrico Lauffinger (Familie) 534 *Laurentius a Praesentatione BMV 184 *Laurentius a S. Spiritu 646 *Laurentius Rephun 680 *Lauretus, Laurentius (Generalvikar) 171 *Lazarus 328 *Lechner, Eligius  Löchner, Eligius Lechner, Hans (Bürgermeister) 761 *Lechner, Valentin  Eligius v. hl. Petrus Lederer, Adolf 238 Lehmann, Karl (B. Mainz) 882 Leichtner, Johannes (Ratsherr) 639 *Leiderer, Urban  Urbanus a S. Thoma Aquinate Leijnmans, Grijtgen to 558 Leiningen v. (Familie) 537, 538 *Leip, Michael 326, 331 *Leitz, Castulus 563, 566 *Lellig, Johann 728, 730 Lenger, Wilhelm 548 *Leo a Puero Jesu 176 *Leo a S. Laurentio 491 *Leo de Duren (v. Düren) 497 *Leo Duiskern (de Duren) 227 *Leo v. d. hl. Maria (Moermann) 304 *Leo v. hl. Joseph (Van Kauwenbergh) 304 *Leo v. hl. Wendelin (a S. Wendelino) 206, 609 *Leonard, Arnold 471, 481 *Leonardus a S. Barbara 46, 359, 609 *Leonardus a S. Spiritu 176 *Leonhard Braxatoris (Leonhard Praxator jun.) 680, 707 *Leonhard Perger 680

994

ANHANG

*Leonhard Remolt 184 *Leonhard v. d. hl. Barbara 206, 720 *Leonhard v. d. hl. Maria (Leonardus a S. Maria) 206, 359 *Leontius v. hl. Norbert (Van d. Belen) 304 *Leopardus de Brolio 358 *Leopold a S. Cyrilli 553 *Leopold v. hl. Albert (Leopoldus a S. Alberto, De Grau) 304 *Leopold v. hl. Wilhelm (Van d. Valck) 304 *Leopold(us) a S. Jacobo 45, 130, 279, 412 *Leopoldus a S. Josepho 46, 413 Lersner, Georg August 251 Lettmann, Reinhard (B. Münster) 861, 889, 893 *Leuchter, Gottfried  Godefridus Candelarius *Levinus (P. Magdeburg) 462 Lewen, Johann 124 *Lezana, Juan Bautista 390, 737 *Liberius ab Immaculata Conceptione BMV 136, 141 *Liborius a S. Josepho 456 *Liborius a S. Margaretha 553, 789 *Lindefelt, Johannes de 753 *Link, Thomas 841 Linke, Hans (Diener) 585 Lintl, Sigfried (Dekan) 933 *Lipman  Carolus a S. Bernardo *Lippert, Burkard 801, 819, 915 *Livinus de Damis (Becker, Pistoris) 63 *Löchner, Eligius 499, 666 *Loess (Loß), Henning 515 Löhlein, Konrad (Ministerialrat) 876 *Londemann, Kleophas 942 Lorber, Nikolaus 170 *Lorenzoni, Giovanni (Generalvikar) 809 Loscher, Sebastian (Bildhauer) 164 Lothar Franz v. Schönborn (Erzb. Mainz) 494 *Lotharius a S. Francisco 553 *Lotharius a S. Josepho (Dinger) 59, 219, 625 Lotter (Archivrat) 329, 643 *Lotz, Alberta 838

*Lucas (Laux), Andreas 646 *Lucas a S. Adolpho 609 *Lucian v. hl. Angelinus (Verstegen) 304 Ludolph v. Münster (B. Münster) 395 *Ludovicus (Wolffhagen) de Cassel 493, 772 *Ludovicus a Nativitate BVM (Stammen) 359, 719, 772 *Ludovicus de Nussia 772 Ludwig (Abt v. Saalfeld) 597 Ludwig (Kdl.) 520 *Ludwig (P. Speyer) 689 *Ludwig a S. Theresia 785 *Ludwig Bengel (Ludovicus Bendel) von Wolfhagen 672, 674 Ludwig Engelbert v. Arenberg (Hz.) 452 Ludwig I. v. Bayern (Kg.) 73, 564, 917, 918, 933 Ludwig I. v. Hirschhorn (R.) 346, 347 Ludwig II. d. Strenge (Pfalzgf.) 746 Ludwig II. v. Hessen (Landgf.) 672 Ludwig IV. (Pfalzgf.) 366, 472 Ludwig IV. d. Bayer (dt. Kaiser) 244, 274, 293, 629, 630 634, 757, 758 Ludwig IX. (frz. Kg.) 17, 386, 389 Ludwig v. Ellwangen (Maurer) 215 Ludwig v. Freiberg 233 Ludwig v. Hersfeld (Abt) 585 Ludwig v. Hohenberg (Domherr) 780 *Ludwig v. Zierenberg 515 Ludwig XIV. (frz. Kg.) 349, 733 Ludwig zum Paradies (Kaufmann) 269 *Ludwigs, Johann 149 *Lukas (Pater) 896 *Luppach (Lubach, Laupach, Luopach), Johannes (v. Weißenburg) 674, 740, 743 *Lupus, Petrus 44 *Lüth, Serapion 915 Luther, Martin (ev. Reformator) 134, 159, 161, 261, 269, 337, 373, 410, 570, 638 *Luttikhuis, Herman 80 *Lutz, Sebastian Franz  Barnabas a S. Rosina *Lutz, Xaverius 884 Lützing (Rittergeschlecht) 712

Register

*Lynch, Kilian(us) 78, 821, 842, 858, 941 (GeneralP.) Lyversberg, Johann Jakob Nepomuk (Kunstsammler) 407 Macchiavelli, Francesco Maria (Kdp.) 399 Mach, Georg (ev. Prediger) 542 Machalti, Anton Joseph (Maler) 140 *Magdalena (Karmelitin, Erlangen)  Müller, Magdalena *Magennis, Elias 910 Malangré (Kaplan) 845 *Malley, John 889 (GeneralP.) Malsburg, Otto v. (Kanoniker) 494 Manegold v. Neuenburg (B. Würzburg) 738, 778 *Mangoldus (P. Neustadt a. d. Saale, P. Schweinfurt) 552, 650, 656 Mann, Johan 124 Mannay, Charles (B. Trier) 911 *Mansuetus a Jesu 141, 184 Manuel, Hans Rudolf 786 *Marcellinus v. hl. Petrus 661 Marchays, Antonius (Fhr.) 28 *Marckdorff, Johannes 232 *Marcus Bäcker (Pistoris) 205 Marcus, Adalbert Friedrich 179 *Margareta a S. Bernardo (Rijntghens) 316 Margaretha v. Geldern (Gfn.) 291 Margaretha v. Gevertzhahn 605 Margaretha v. Hatzfeld-Hirschhorn (Gfn.) 347 Margaretha v. Ortenburg 705 Margarethe Rodemacher v. Nassau-Saarbrücken (Gfn.) 495–497 Margarethe v. Bonn (Tochter v. Gerhard v. Bonn) 431 Margarethe v. Eltz 205 Margarethe v. Hohenberg (Gfn.) 637 *Maria a S. Josepho (de Récamé) 316 *Maria Angela a S. Josepho (de Clercq) 314, 316 *Maria Anna a S. Barbara (Huckelbachs) 433

995

Maria Blanca Sforza v. Mailand (Kgn.) 122, 768 *Maria Catharina a S. Theresia (Hamechers) 433 Maria Elisabeth v. Dalberg (Freifrau) 470 *Maria Magdalena a Matre Dolorosa (Thonneths) 433 *Maria Magdalena a S. Gudula (Stiertz) 433 *Maria Norbertina a S. Luciana (Nellissen) 316 *Maria Rosa a S. Christina (Maria Sybilla Paars, Pars) 430, 433 *Maria Theresia a Jesu (Anna Christina Hansens) 433 Maria v. Geldern u. Jülich (Hzn.) 222 Maria v. Walhoven (Walhorn) 124 *Maria Walburga a S. Antonino (Maria Catharina Ehlen) 433 *Marianus v. hl. Joseph (a S. Josepho) 130, 456, 608 *Marius a S. Matthaeo 785 *Marius, Adamus 788 Markl, Adalbert (Bildhauer) 874 *Markus v. d. hl. Elisabeth (Hermans) 304 Marquard Freiherr v. Ulm (Vogt) 640 Marquard v. Lindau OFM (Theologe) 592 *Marquardus a S. Trinitate 646 Marsilius v. Padua (Theologe) 19, 293 *Martin Tregolf 592 Martin V. (Papst) 712 Martin v. Eyb (B. Bamberg) 171 *Martin v. Simpelveld 129 *Martin von Monschau (Monjan, de Maniaw, sive de Aquis, von Moniau, von Monjoie, von Aachen) 44, 121, 128, 129, 256, 269, 400, 412, 712 *Martini, Clemens 911 *Martinus a S. Anna 476 *Martinus de Novo Foro 412 *Maschke, Reinhild 838 *Mat(t)hias a S. Avertano (Grespeck) 58, 553, 625, 646 *Maternus v. hl. Johannes 719

996

ANHANG

*Mathias a S. Alberto 129 *Mathias de Wetzlaria (v. Wetzlar) 358, 497 *Mathias Fabri (Schmid) 164 *Mathias v. Düren 445 *Mathias v. Geza 445 *Mathias v. hl. Schutzengel 227, 411, 445 *Matthaeus a S. Josepho 184, 445, 789 *Matthaeus de Boppardia 279, 772 *Matthäus a S. Bonaventura 332 *Matthäus v. Dypach 538 Matthäus v. Krakau (B. Worms) 341 *Matthias (P. Worms) 772 *Matthias a S. Joanne 609 *Matthias ab Angelis 719 *Matthias Ättinger 707 Matthias de Bunregasse OCist 390 *Matthias Emich (aus Andernach) 201, 204, 205, 477, 479, 712, 729 *Matthias Feyol (Veyol) 765 *Matthias Sch(r)entz 238, 646 *Matthias v. Sichem 511 *Matthias v. Wetzlar 343, 357, 493 *Matthis Klopp 238 Matz, Nikolaus (Pfr.) 233 Maulartz, Hermann 124 Maximilian Heinrich v. Bayern (Erzb. Köln) 296, 714 Maximilian I. (Kaiser) 160, 321, 396, 444, 637, 768 Maximilian I. v. Bayern (Kf.) 53, 174 Maximilian II. (Kaiser) 54 Maximilian II. Emmanuel (Kf.) 695 Maximilian III. Joseph v. Bayern (Kf.) 70, 71 Maximilian IV. Joseph v. Bayern (Kf.) 173, 916 *Maximilian v. d. hl. Rosa 772 *Maximilian v. hl. Heinrich (a S. Henrico) 359, 772 *Maximilianus a S. Josepho OCD 920 *Maximilianus a S. Salome 708 *Maximin v. d. hl. Maria 130 *Maximin(us) v. hl. Josef 205, 719 *Mayen  Mey, Johan *Mayer (de Geel), Johannes 44, 525

*Mayer  Andreas Corsinus a S. Ignatio *Mayer, Johann 426 *Mayer, Joseph 908, 929, 935 Mayer, Petrus (Dekan) 237 *Mayer, Pius 74 *Mayerlein, Mattheus 552 *Mecenatur, Eugenius OCD 534 Mechthild (dicta Bruniche) 683 Mechthild Herwart 161 Meckel, Max 356 *Mederer, Andreas 850 *Megens, Theodardus 942 *Meijer, Brocardus 78, 844, 845, 858, 866, 867, 941 Meiting (Familie) 161 *Melchior a S. Elisaeo (Straubenmüller) 59, 646 *Melchior a S. Josepho 359, 412, 413 Melchior Otto Voit v. Bamberg (B. Bamberg) 53, 174 *Melchior v. hl. Jakob 445, 719 Melem (Familie) 271 *Melenling, Peter 205 Melk, Josef Adam (Maler) 645 *Mellerstatt, Johannes  Johannes Mellerstatt *Melman, Peter 498 *Melsen, Jakobus 837 Mengersdorf, Ernst v. (B. Bamberg) 169, 171 *Mengis, Johannes 211 Mercator, Johannes (Kartograph) 517, 528 *Merckx, Gummarus  Gummarus v. hl. Heinrich Mersen, Corvinus (Hauptmann) 295 Mersen, Judokus (Hauptmann) 295 *Mertz, Johann(es) 129 *Mesters, Gondulf 526 *Mestwart, Heinrich 513, 515 Metternich, Heinrich v. 347 Metternich, Wolf Heinrich v. 349 *Metz, Angelus  Angelus a S. Theresia *Metz, Philipp 184, 707 Metzler, Georg 325 Metzner (Bürgermeister) 810

Register

*Meurer, Hans 599 *Mey, Johan 788 *Meyenthaler, Paul 540, 543 Meyer, Johann B. (Pfr.) 907 *Meyer, Johannes 485 *Meygaert, Adrian 296, 300, 301, 303 Meyinger, Ulrich 561 *Meyler, Johannes 599 *Meynart, Everardus 300 *Michael a S. Angelis 707 *Michael a S. Gallo (Vögel) 184, 625 *Michael a S. Philippo 121 *Michael Beek 205 *Michael de Cronberg 772 *Michael Dym 1458 646 *Michael Herbrandt 445 Michael III. v. Schwarzenberg (Gf.) 738 *Michael Spengler 219 *Michael v. Bologna (de Bononia) 55 *Michael v. hl. Placidus (a S. Placido) 205, 359, 473 *Michael Wollenstayer 680 *Michael, Peter (gen. Bastenach) 118, 124, 127 *Milendunck, Jakob 13, 17, 21, 25, 28, 40–43, 67, 117, 126, 129, 149, 151–156, 205, 208, 213, 226, 230, 236, 244, 249, 258, 261, 262, 268, 269, 278, 279, 302, 314, 316, 354, 380, 390– 392, 400, 401, 404, 406, 407, 409, 410, 412, 424, 425, 432, 443, 459, 462, 482, 483, 487, 489, 514, 518, 519, 523, 528, 537, 538, 551, 568, 589, 611, 613, 622, 627, 628, 630, 632, 653, 655, 673, 682, 683, 687, 690, 734, 737, 746–750, 752, 757, 763, 769, 771, 777, 786 Millino, Giovanni Garzia (Kdp.) 33, 68 *Mintzenberger, Joannes 279 *Misaner, Simon 331 *Miskinus Petri (Myssen Peters, Myß Peterson, Myß, Peters Sohn) 303 *Modestus (Laienbruder) 640, 645 *Modestus a Regina Angelorum 184 *Modestus a S. Clemente 609 *Modestus v. hl. Johannes (a S. Johanne) 130, 359, 445

997

*Moermann, Leo  Leo v. d. hl. Maria *Mohr, Hilarius  Hilarius v. hl. Anselm *Mohr, Johann Aloys  Aloysius a S. Josepho *Molenbroek, Ambrosius 942 Moler, Johannes (Dekan) 323 Molitor  Müller *Molitor, Martin 646 *Momm, Herman 300, 303 Moncado, Matthäus v. (kaiserl. Kommandant) 374 *Monich, Georg 552 *Monjoie (Monjaw)  Conzen, Paulus *Monninger, Martin 563 *Monsack, Kaspar 338 Montclair (General) 682 Montoro, Pietro Francesco (N.) 399 *Mor, Nikolaus 233, 234 Moritz v. Oranien (Prinz) 65, 517, 526, 527, 529 *Mörlin, Friedrich 758, 759 *Morskieft, Laetantius 942, 943 *Mosbach, Konrad 572 Moser, Georg (B. Rottenburg-Stuttgart) 899 Mosthaft, Wilhelm OT 620 Mötteli (Patrizierfamilie) 616, 622–624 *Mötzel, Johannes 184 *Mü(h)lheimer, Heinrich (Mulhemius, Hen­ ricus) 129, 279, 498 *Muffel, Georg 58, 184, 680 *Mühlbauer, Anastasius  Anastasius a S. Martino *Mulder, Redemptus 859 *Müller (Molitor[is]), Ludwig 325, 331, 765, 781, 788 *Müller  Onesimus v. hl. Raphael Müller, Georg Sigismund (Weihb. Konstanz) 640 *Müller, Ignatius 805, 850, 915, 935 Müller, Johann Georg (B. Münster) 78 Müller, Lienhart 327 *Müller, Magdalena 825, 842 Müller, Manfred (B. Regensburg) 933 *Müller, Michael 327, 331 *Müller, Onesimus 720

998

ANHANG

*Müller, Thoma 826 *Munerstorf(f), Joannes 358, 772 *Müngerstorff, Agnes 433 *Münster, Kaspar 32, 33, 40, 44, 62, 66–68, 208, 412, 459, 613, 673 Münster, Sebastian (Kosmograph) 786 *Müntzenburg, Joannes de 279 Müntzer, Thomas (ev. Reformator) 479, 586 *Münzenberger, Heinrich 263 *Münzenberger, Johannes 249, 250, 259, 261, 263–266, 273, 275 Murarius, Philipp (Baudirektor) 662 *Mynenbodt, Heidenricus (Heynderich) 146, 147 *Nadorp, Andreas 877 *Naogeorgus (Thomas Kirchmayr) 134 Napoleon Bonaparte (frz. Kaiser) 136, 856 *Narcissus v. hl. Nikolaus (a S. Nicolao) 45, 206, 445, 754 *Nauer, Heinrich 235, 238 Naves, Johannes (kaiserl. Vizekanzer) 224 *Neff, Johannes 58, 184, 331, 641, 646, 707, 762 *Neff, Sebastian 331, 641, 646 *Nellissen, Maria  Maria Norbertina a S. Luciana *Nennich, Gottfried (Nennig, Nonnius, Godefridus) 205, 279, 498, 772 Nenninger, Erhard (Bürgermeister) 330 Nenninger, Kaspar 322 Nesselrode, Gf. v. 449, 452 *Nestmann, Johann 653, 654 Nettesheim, Friedrich 301 Neu, Anton 141 Neuenahr, Amalie v. 524 Neumann, Balthasar (Architekt) 183 *Neumarkt  Johannes v. Neumarkt *Neumeier, Andreas 814, 935 Neundorfer, Gregor (Architekt) 825, 842 *Neuschel, Friedrich 580 *Neydeeken, Theodosius  Theodosius v. d. hl. Maria *Neyers, Catharina 315

*Nicetius a S. Maria 124 *Nicolai, Johannes 625 *Nicolaus (P. Worms) 772 *Nicolaus a Praesentatione BMV (Volmar) 197, 359, 690 *Nicolaus Cerdonis 358, 753 *Nicolaus de Aquis 279 *Nicolaus de Baeheim 772 *Nicolaus de Gandano (de Trocinio) 24, 44 *Nicolaus de Hoheney 772 *Nicolaus Obersfelder 788 *Nicolaus Oberstorfer 646 *Nicolaus Sachler 624 *Nicolaus Schöneck 603 Niepmann, Johannes 856 *Niepmann, Seraphina 856 *Niessen, Willibrord 854 *Nijhof, Augustin 846, 864 *Nikolai, Jakob 303 *Nikolaus Herzog (Ducis, Herzlich de Arluno, Clais [Klaus] van Arll) 129 Nikolaus IV. (Papst) 290, 724, 726 *Nikolaus Mor 238, 625 *Nikolaus Scheid 205 Nikolaus V. (Papst) 312, 321, 557, 731 Nikolaus v. Amsdorf (B. Naumburg) 373 *Nikolaus v. Arlon 735, 727 *Nikolaus v. Echternach 689, 735 Nikolaus v. Frauenfeld (B. Konstanz) 636 *Nikolaus v. hl. Jonas 130, 719 Nikolaus v. Kues (B. Brixen, Kdl.) 162, 312, 399, 423, 520, 571, 697, 731 *Nikolaus v. Munderkingen (Mundrichingen) 238 *Nikolaus v. Münster (de Monasterio) 538 *Nikolaus v. Oppenheim 355, 357, 497, 689 *Nikolaus v. Speyer (de Spira, von Annweiler) 44, 493, 684, 689 *Nikolaus v. Straßburg (gen. Dubekyn) 445, 497 Nikolaus v. Ybbs (Stachowitz, B. Regensburg) 628 *Nikolaus von Dinkelsbühl 443

Register

*Nikolaus, Frater (Schreiber) 491 Nisette (Amtmann) 662, 663 Nocke, Franz-Josef 831 *Noemius (Noyem), Johannes 498 *Nolte, Augustinus 820, 821 *Nopp(ius), Martin(us) 129 *Norbertus a S. Juliana 149 *North, Laurentius 331 Nothaft, Heinrich (Stifter) 705 Nöttelein, Georg 577 *Noyem, Johannes  Noemius, Johannes Nussbaum, Werner (Dekan) 252 *Nützel, Eucharius 543 *Nützel, Johannes M. 814, 893 *Nyrsanus (v. d. Nierssen), Matthias 33, 44, 118, 295, 296, 300, 303, 313, 400 *Nyverselius, Petrus 303 Obenhin, Heinrich (Zimmermann) 778 Obermayr, Mathias (Bildhauer) 934 *Obermendig, Martinus v. 719 Oberndörffer, Friedrich 540 *Oberthühr, Jakob Anton  Theodolus a S. Albino *Obladen, Petrus 359, 476 *Ochsel  Öchsle, Sebastian *Ochsenhardt, Jakobus 58, 707 *Ochsenhart, Johannes v. 641 *Öchsle (Öxell), Sebastian 219, 788 *Ockam, Adolf 154 *Odendorp (Oldendorf), Roland v. 116, 120 *Oedt, Kilian 655 *Oembgen, Andreas 498, 690, 719 *Offner, Georg 656, 657 *Olde Monnikhof, Mauritius (Gerhard) 869, 880, 884 Oldenburg, Anna v. (Ehefrau v. Enno II.) 148 Olevian, Kaspar (ev. Prediger) 732 *Olthof, Anselmus 878, 884 *Olthof, Hermann 830, 831, 833 *Onesimus v. hl. Paulus (a S. Paulo) 205, 412, 498, 733, 735

999

*Onesimus v. hl. Raphael (a S. Raphaele, Müller) 206, 453, 456, 720 Onesti, Giovanni Baptista (Generalkommissar) 36 *Op den Ort (Schröder), Hermannus 130 *Op den Ort, Reinerus  Benedikt v. d. Geburt des Herrn *Opfelbach, Johannes 707 *Opffermann, Victor  Viktor v. d. hl. Katharina *Ordenbach, Petrus 719 Orenbarer, Heinrich 763 *Örler, Blasius 164 *Orsbach, Jacob(us) 45, 412, 475 *Ort(t), Johannes 205, 749 *Orttenbach, Petrus 412 *Osterhusen, Adolph (Aylt) 149 Ostermann, Friedrich (Weihb. Münster) 894 Osterwald, Peter v. 70 *Ostler, Johann Rudolph  Andreas a S. Corbiniano *Oswald a S. Francisco 130 *Oswaldus a S. Francisco Xaverio 45 *Ott Hutwan 183 *Ott Waizendorfer 183 *Ott, Eucharius 58, 169, 781, 788 *Ott, Mansuetus 254, 280, 445, 785 Ottheinrich v. d. Pfalz (Pfalzgf.) 688, 748, 749 Öttinger, Agatha 233 *Ottinger, Michael 699, 707 *Otto a S. Anna 219, 625 *Otto a S. Margaretha (Reinhart) 59, 184, 553 *Otto Dornheim 580, 707 Otto I. bei Rhein-Mossbach (Pfalzgf.) 366, 472 Otto II. v. Sonnenberg, Truchseß v. Waldburg (Gf.) 233 Otto II. v. Wolfskeel (B. Würzburg) 778 *Otto v. d. Muttergottes 665, 669 Otto v. Hessen (Erzb. Magdeburg) 459 *Otto v. hl. Petrus (a S. Petro) 130, 445 *Oudewater (Paleonydorus), Joannes 257 *Oudewater, Daniel van 461

1000

ANHANG

Overstolz, Werner 403 Oxenstierna, Axel 251, 330 *Paars (Pars), Maria Sybilla  Maria Rosa a S. Christina *Pachmulner, Ott 707 *Paleonydorus  Oudewater, Joannes *Pancratius a S. Arnoldo 279, 690 *Pancratius a S. Catharina 141 *Pancratius a S. Francisco 535 *Pankratius v. hl. Michael (a S. Michaele) 279, 499 Panzer, Johann 852 Paolo d´Aglio (Stuckateur) 701, 703, 704 Papebroch, Daniel SJ 200, 252, 276, 409–411, 787 *Papen, Mechteld 316 *Paris, Johannes Petrus  Gerardus a S. Johanne Baptista *Pascha, Jan 311 Pastors, Johann 225 *Patritius v. hl. Heinrich 130, 499 *Paul Schrötl 184 Paul V. (Papst) 66 *Paul v. hl. Michael 663 *Paul Zindel 219 *Paulus a S. Angelo (Franck) 332, 553, 625 *Paulus Hegelbach 543 *Paulus Kessler 238 *Paulus v. d. hl. Maria (De Wolf) 304 *Payer, Jodocus 625, 782 *Pelgrim, Josef 844 *Pellificis, Johannes 782 Pener, Jakob u. Anna 759 *Penzkofer, Augustin 872, 873, 907, 935 Peraudi, Raymundus (Kdl.) 245, 271, 396, 399, 425, 468, 484, 684 Peßler, Burkhart 574, 578 Peßlmüller, Simon (Propst) 874 Peter Bartscheerer 466 Peter Heierliß (Steinmetz) 371 Peter Kremer v. Alzey (Stifter) 469 *Peter Phendell 205

Peter Philipp v. Dernbach (Erzb. Bamberg) 176, 550 *Peter v. d. hl. Wilhelmine 499, 773 *Peter v. Engelskirchen 440 *Peter v. Eynatten 129 *Peter v. Frankfurt 493 *Peter v. hl. Anastasius (Petrus a S. Anastasio) 690, 754 *Peter v. Kempen 735 *Peter v. Kues 735 *Peter v. Mertzingen 735 *Peter v. Nieukerk (Petrus de Nova Ecclesia) 24–28, 44, 146, 300, 357, 398, 411, 412, 518– 522, 528, 712 *Peter v. Rees 44, 303 *Peter v. Spiegel 445 *Peter v. Straelen 303 *Peter v. Zülpich 205 *Peter van Nyenhuys 303 *Peters, Anastas 74 *Peters, Bonifaz 74 *Peters, Leonhard 946 *Peters, Maria 316 Peters, Otto (Glasmaler) 833 *Peters, Peter 946 Petrini, Antonio (Architekt) 787 *Petrus a Circumcisione Domini 553, 707 *Petrus a S. Alberto (Petrus Alberti) 194, 195, 197, 279, 401, 412, 498, 719 *Petrus a S. Michaele Archangelo 139, 141, 646 *Petrus a Salvatore Mundi 646 *Petrus Benzenreuter 646 *Petrus Capnius (Rauch) 358 *Petrus de Domo 557 *Petrus de Hirschhorn (Petrus Scheuer) 357, 358 *Petrus de Lorrich 772 *Petrus de Monte 154, 612 *Petrus de Nova Ecclesia  Peter v. Nieukerk Petrus de Suda (Weihb.) 724 *Petrus Krebs (Cancer) 164 *Petrus Matthiae 303 *Petrus Merbo(i)de (Merboidt) 205, 772

Register

*Petrus Plum 743 *Petrus Scheuer  Petrus de Hirschhorn *Petrus Spitznagel (de Franckfordia) 262, 263, 276, 277, 279 *Petrus Stockheim(er) 743 *Petrus Stoß (Stooz) 63 *Petrus Thomas a Matre Carmeli 58, 59, 788 *Petrus Thomas vom hl. Franziskus (a S. Francisco) 129, 662 *Petrus Tinctoris (Färber, Ferbers, Tinter) 205, 412, 497 *Petrus Trock 656 *Petrus v. Bitburg 689 *Petrus v. hl. Schutzengel (ab Angelo Custode, Taitghens) 300, 301, 304 *Petrus v. hl. Wilhelm (Hoffmann) 665, 666, 669 *Petrus v. Mainz 368 *Petrus v. Neumarkt 205 *Petrus v. Neuss 689 *Petrus v. Wetzlar 493, 689 *Pfafrath (Pfaffenrath), Catharina 433 *Pfeffer, Jodocus 707 Pfeilsticker, Gottlieb Friedrich Daniel (Architekt) 621 *Pfitzer, Philippus  Philippus Nerius a S. Maria Magdalena Pazzi *Pflaum, Markus 719 Philibert v. Baden (Mgf.) 440 *Philibertus a S. Gerardo 450, 456 Philipp Emmerich v. Metternich (Gf.) 195 Philipp Franz v. Schönborn (B. Würzburg) 787 Philipp I. v. Heinsberg (Erzb. Köln) 864 Philipp II. (Kg. v. Spanien) 295, 296 Philipp II. d. J. v. Hessen-Rheinfels (Landgf.) 512 Philipp IV., d. Schöne, (Kg. v. Frankreich) 290 Philipp v. d. Pfalz (Gf.) 323 Philipp v. Hirschhorn (R.) 345, 346 *Philipp v. hl. Johannes (a S. Ioanne) 39, 40, 42, 487, 719, 752

1001

*Philipp v. Oppenheim 368 Philipp Valentin Voit v. Rieneck (B. Bamberg) 176 *Philipp von Brüssel (de Bruxella) 511 *Philipp von Köln 467 Philipp Wilhelm v. d. Pfalz (Kf.) 660, 661 *Philipp(us) v. Erbach 358, 382, 688, 689 *Philippinus a S. Paulo 184, 553 *Philippus a S. Jacobo 476, 772 *Philippus Alberti de Nussia 257, 279 *Philippus de Indagine (Post) 279, 498, 690, 772 *Philippus Neri a S. Margaretha 690 *Philippus Nerius a S. Maria Magdalena Pazzi (Pfitzer) 642, 646 Pickeler, Girge 210, 211, 213 *Pipers, Arnold 124 *Piscator  Johann Vischer *Pistoris  Johannes Beinträger *Pistoris  Marcus Bäcker *Pistorius, Henricus (iunior, dictus de Geleen, Glehn, Gelre) 227, 412 *Pius a S. Benedicto 332, 646 Pius IX. (Papst) 906 Pius X. (Papst) 899, 906 *Pizolentus (Pizzolanti), Gasparus 449 *Placidus Schmitt 499 *Placidus v. hl. Engelbert 719 Platen, Dietrich 513 *Plattig, Michael 893, 902 *Plochard, Georg 707 *Pluvier, Aganthangelus  Aganthangelus v. hl. Bartholomäus Pock, Hans 612 Pohlschneider, Johannes (B. Aachen) 857, 858, 941, 942 *Polykarp v. hl. Ludwig (Polycarpus a S. Ludovico) 45, 130, 205, 279, 412 Portmans, Isabella Theodora Lucia 314 *Pots, Angelinus 869 Pouilly, Jean (Magister) 726 Prager, Karl (Ratsherr) 629 Prager, Otto (Bürgermeister) 629

1002

ANHANG

*Preinreich, Bernhard 814 Preu, Peter (Ratsherr) 761 Preyel, Caspar (Weihb. Bamberg) 578 Prikker, Johan Thorn (Glasmaler) 891 *Probeck, Adam 754 *Probeck, Udalrich  Udalrich v. d. hl. Maria Prosper Ludwig v. Arenberg (Hz.) 452 *Pruckner, Wolfgangus 141 *Pruncis, Marcus 498 *Prunner, Johann 680 *Prunner, Julianus  Julianus a S. Archangelo *Prunus, Marcus 772 *Puchner, Clemens Maria 76, 799, 872, 935 Pyrander, Laurentius (Ratsschreiber) 250, 261 *Quirin v. hl. Heinrich (a S. Henrico) 445, 690, 754 Quitzow, Hans v. 589, 590 Quitzow, Klaus v. 589 Quitzow, Reimann v. 589 *Ra(t)zen, Tobias 280, 499 *Raab (Corvinus), Georg(ius) 58, 134, 141, 235, 563, 653, 707, 761, 788 *Raab, Elias 413 *Raab, Nikolaus 184 *Rabs, Wilhelmus 655, 740 *Rackl, Andreas 854 Raesfeld, Anton 452 Rainald I. v. Geldern (Gf.) 289–292, 302 *Rapedius, Sebastianus  Clencher *Raph, Heinrich 685, 690 *Raphael a S. Dominico 45 *Raphael v. hl. Matthias (a S. Matthia) 608, 719 *Rastri  Reck, Anton Rat(h)geb, Jörg (Jerg, Maler) 242, 245, 256, 278, 331, 357, 391, 493 Ratold, Erhard (Drucker) 163 *Rauch (Caprius), Petrus 344–346, 358 Ravensburg, Anna Göler v. 342, 346 *Raymundus a S. Antonio (Schoebele, Scheuble) 59, 178

*Raymundus a S. Josepho (Simbürger) 142, 535 *Raymundus, Jacobus 63 *Raynaudus Pontius  Reynaud, Ponce Rebekins, Anthonius OSA 473 Rechelin 378 *Reck (Rastri), Anton 445 Regel, Georg (Patrizier) 160, 161 *Reichel, Marianus 811 Reichert, Johannes 357 Reichert, Renate 830, 831 *Reinardus de Wesalia 227 *Reiner v. d. hl. Ursula (a S. Ursula) 359, 772 *Reiner, Englmar 805, 915 *Reinerus Anholt 529 *Reinhard v. Jülich 689 Reinhard v. Sickingen (B. Worms) 538, 768 *Reinhardus a Jesu 184 *Reinhart, Joseph  Otto a S. Margaretha *Reißage, Ferdinandus 788 *Rembold(us) v. d. Mutter Gottes 690, 719, 753 *Remigius a S. Petro Thoma 141 *Remigius v. hl. Nikolaus (a S. Nicolao) 279, 498 *Remolt, Leonhard 233 Renner, Johannes (Chronist) 152–154 *Renner, Wolfgang 707 *Reuther (Reut[t]er), Johannes 58, 617, 625, 760, 762, 785 Reux, Johann Arnold de (Generalvikar) 448 *Reveld(iensis), Andreas 498 *Rey, Alexius 130, 304, 609 *Reynaud, Ponce (GeneralP.) 27, 117, 323 Rhegius, Urbanus (ev. Reformator) 161 *Rheingraf, Gerlacus 279 *Ribbert, Pankraz 79, 80, 838, 860, 862, 880, 884, 889 *Ribbert, Petrus Thomas 829, 831, 836, 869 Richard v. Speyer (Weihb. Speyer) 263 *Richardus a Corde Mariae (Dietz) 184, 625, 789 *Richardus de Cassel 753

Register

*Richel(ius), Peter 347, 498, 690 Richmudis (Begine) 402, 423 *Richolf(us)(P. Neuleinigen, P. Weinheim) 538, 753 Richter, Friedrich (Architekt) 850 Riedel, Valentin v. (B. Regensburg) 136, 919, 921, 933 Riedesel (Vogt) 378 Riegg, Ignaz v. (B. Augsburg) 564 Riegler, Ulrich 760, 765 Riemenschneider, Tilman (Bildschnitzer) 787 *Rijntghens, Margareta  Margareta a S. Bernardo *Rijpkema, Egbert 884 *Rijswijck, Antonius v. 866 *Rinderrath, Helena  Helena a S. Cruce *Ringler, Stephanus 547 Rinn, Ulrike (Architektin) 881 Rinnmann, Johann (Buchhändler) 163 Riphaen, Theodor (Weihb. Köln) 427 Rischer, Johann Jakob (Architekt) 668 *Ritschel, Cyrillus 773 Ritter, Maria Anna v. 669 Rittmeyer (Religionskommissar) 663 *Ritzerveld (Ritzenfeld), Johann Wilhelm  Alexander a S. Telesphoro *Ro(h)rbach, Johannes Isaias 332, 552, 625, 699, 707, 781, 788 *Robertus a S. Spiritu 646 *Rochus a S. Avertano 646 *Röckela, Balthasar 184 *Röckelein, Johannes 788 *Rocquallius, Bartholomäus (GeneralP.) 117 Rödinger, Christian (Drucker) 373, 374 Roger II. (Kg. v. Sizilien) 863 *Rohof, Benignus 845, 846, 884 *Roland (P. Weinheim) 753 *Roland(us) v. Odendorf (Odendorp) 129, 411 *Rolkinus v. Köln 303 *Roll, Georg Adam  Arnoldus ab Assumptione BMV

1003

*Roman v. d. hl. Theresia (a S. Theresia) 130, 609 *Romaya (Rom[m]erskirchen), Balthasar 32, 33, 44, 65–68, 261, 412, 527 *Romualdus a S. Anna 359 *Romualdus a S. Reinholdo 690 *Ronaldus de Oldendorp 497 *Ronberger (Reimberger), Adam 547, 655, 656 *Roquali (GeneralP.) 758 Rörer, Georg (ev. Reformator) 373 *Rosa a Jesu (Feldermanns) 433 *Rosenkamp, Johan 859 *Roser, Valentin 552 *Röslin (Rossinus), Crisostomus 164 Rossetti, Francesco (Kdl.) 252, 399 Roth, Christoph Melchior (Maler) 577 Rotstock (Patrizierfamilie) 401 *Röttelstein, Johannes 547 *Rubi, Johannes  Busch, Johannes Rudolf I. v. Habsburg-Laufenburg (B. Konstanz) 636 Rudolf II. (Kg.) 637 Rudolf II. v. Hohenberg (Gf.) 637 Rudolf II. v. Scherenberg (B. Würzburg) 323, 652, 779 Rudolf v. Habsburg (dt. Kaiser) 160, 167, 636 *Rudolffs, Theresia  Theresia a S. Anna Rudolfin, Margaretha 705 *Rudolph Herter v. Dußlingen 646 *Rudolph v. Köln 303 *Rudolphus a S. Carolo 59, 142, 708 *Rudolphus a S. Elia 646 *Ruechhaber, Johannes 707 Ruesch, Jakob 701 *Ruf, Franciscus 686, 687, 690 *Ruf, Johannes 235, 238 *Rumold (Romoldus, Romuld) v. Laupach 263, 267, 269, 270, 272, 275, 277, 279, 412 *Rünig, Georg 184 *Ruotgerus Paus 529 *Rupertus a Passione Domini 646 Ruprecht III. v. d. Pfalz (dt. Kg.) 341

1004

ANHANG

*Rutger (Provinzial) 21, 292 *Rutger v. Wallau 368 *Rutgerus de Campana (v. d. Clocken) 412 *Rutgerus de Lemego 753 *Rütschel, Cyrill 689, 690 Sagittarius, Caspar (Historiker) 585 Salentin v. Isenburg (Erzb. Köln) 525 Salmeron, Alfons SJ 490 *Sampson, Bardinus (Generalprokurator) 712 *Sanders, Francus 879 Sandtner, Hubert (Orgelbauer) 706, 914, 933 *Sartorius, Richard 759, 760, 765 *Sattler, Georg 58, 331, 639, 641, 707, 788 *Sattler, Johann(es) 58, 331, 646, 707, 788 *Saturninus a S. Alberto 184, 332, 708 *Sauerer, Albert 76, 814, 935 *Savini, J. B. (Visitator) 947 *Schäble, Raymund 619 Schaden, Johannes (Orgelbauer) 128 *Schaeffer (Opilionis), Johannes 227 Schäffler, Johann Friedrich (Maler) 140 Scharf, Hans 694, 701 *Scharth, Antoninus 413 *Schatzmann, Leonhard 52, 219 Schaumburg, Gerhard Kaspar u. Sybilla Agnes 448, 455 *Schaut, Maximinus 666 *Scheffler, Alfred 915 *Schein, Cyprian 119, 353 *Schein, Philipp(us) 359, 498 Schelchshorn, Michael Georg 706 *Schenaerts, Ambrosius  Ambrosius v. d. Unbefleckten Empfängnis *Schenck, Balthasar  Aloysius a S. Balthasare Schenk v. Castell, Franz Ludwig (Gf.) 895 *Schenk, Benedikt 846 *Schenk, Eberhard 607 *Scherberi(n)g (Scherberch, Scherben), Leo (Lewen) 129 Scherfgin (Patrizierfamilie) 401 Scherfgin, Johannes u. Elisabeth 403

*Scheydeck, Christophor 782 *Scheyder, Johannes 781 *Schi(e)ßler, Schüßler  Hieronymus a S. Elisaeo Schiele, Georgius 251 *Schießl, Berthold 915 *Schiffer, Albert 680 *Schild, Arnoldus  Clypeus, Arnoldus *Schimel, Erhard 572 *Schinler, Wolfgang  David ab Omnibus Sanctis *Schippenaken (Sippena(e)ken, Zippenach)  Bastenach (Bastinach), Petrus *Schlainhaufen, Johannes 184 *Schlayer (Schleer), Johannes 646 Schleeter, Johannes (Weihb. Köln) 520 Schleiermacher (Oberbibliothekar) 356 Schlicht, Joseph (Schriftsteller) 907 *Schlöder, Ferdinand 819 Schlot, Georg (Maler) 253 *Schmeisser, Joannes 358 Schmid , Joseph Martin v. (Rentmeister) 934 Schmid, Johannes Georg 698 *Schmidlein, Heinrich 569, 574, 580 *Schmidt, Andreas  Beatus a S. Andrea Corsini Schmidt, Erhardt (Vogt) 741 Schmidt, Maria 800 *Schmidt, Richard 814, 902 Schmidt, Wolfgang (Historiograph) 542, 543 Schmitt (geb. Bibolet), Juliana Christina 469, 481, 494, 497 *Schmitt, Elisaeus  Elisaeus a S. Josepho Schmitz, Sophia (Terziarin) 429 Schmitz, Thomas (Maler) 882 *Schmydacker, Ambrosius de 674 *Schnapp, Robert 805 Schnatz, Johann Werner (Weihb. Bamberg) 182 Schneider, Johannes Caspar 697, 703 Schneider, Josef (Erzb. Bamberg) 825, 842, 849 *Schneider, Richard  Sartorius, Richard

Register

*Schneyder (Schneider), Johannes 782, 788 *Schockmann, Heinrich 445 *Schockweiler (Schockwyler), Nikolaus 262, 347, 445, 690 *Schoebele, Johann Richard  Raymundus a S. Antonio *Schoeffer (Schäffer), Joannes Casparus 251, 279, 359 Schoenaker, Jan (Maler) 868, 883 *Scholl, Georg 782 Schönborn, Philipp Erwein v. 472 Schonetta v. Montfort (Gfn.) 444 *Schonhoven, Thomas v. 719 Schönwetter, Theobold 251 Schopf, Hermann (Hofbaumeister) 640, 645 *Schopman, Theodosius 884 Schörg, Christian (Schlosser) 534 Schork, Josef v. (Erzb. Bamberg) 809 Schreiber, Heinrich 842 Schreiner, Georg (Bildhauer) 702, 874, 932 Schreiter, Johannes (Maler) 566 Schreyer, Sebald (Humanist) 578 *Schriber, Johannes 586 *Schröder  Op den Ort, Hermannus *Schröder, Peter 891, 943 *Schroenius, Nikolaus 303 *Schuler, Eucharius 841, 843 *Schultes, Johann 598 *Schulting, Wilhelm (Guilelmus Schultingius) 347, 348, 358, 412, 445, 498, 690 Schulze-Pelkum (Dechant) 858 *Schürstab, Erhard 569, 572, 578, 580 *Schürstab, Georg 570, 580 *Schuster (Sutor), Paul 543 *Schuster, Johann Philipp  Godefridus a S. Brocardo Schüttze, Johann Christoph 213 *Schütz, Leonhard 870, 874 Schwab (Schreiner) 706 *Schwab, Alexander 172 Schwäbl, Franz Xaver v. (B. Regensburg) 917 *Schwalbach, Laurentius (Lorenz) 498 *Schwanfelder, Michael 653, 655, 656

1005

Schwarzacher, Hans (Architekt) 638 Schwarzbach, Peter 598 Schwarzl, Friedrich (Goldschmied) 702, 933 *Schwegler, Avertanus 905 *Schweicker, Petrus 655, 656, 740, 743, 788 *Schweinshaupt, Johannes 141 Schweizer, Johann Michael (Maler) 669 *Schwering, Floribert 844–846 *Schwertel, Leonhardus 141 Schyns, Agnes (Neisgen) 123 Scitovszky, Johannes (Kd.) 923 *Scopmann, Theodericus 772 *Sculten, Sigismund 211 *Sebald, Eduard 814, 850 *Sebaldus a S. Christophoro 55, 59, 184, 789 *Sebaldus Öler 141 Sebastianus v. Fereno (N.) 399 *Seber, Georg 141 Sedlbaur, Johann Georg 706 Sedlmeier, Wilhelm (Weihb. Rottenburg) 896 Seebronnerin, Katharina 644 Seemüller, P. (Architekt) 842 *Segers, Martin 864, 884, 889, 891, 894 *Segerus Pauli 40–42, 168, 225, 390, 391, 401, 406, 407, 424 *Seibel, Franz Xaver 805, 935 Seidensticker, Wilhelm (Architekt) 846 *Seidl, Anton 73, 76, 808, 809, 854, 874, 922, 923 Seige, G. E. (Maler) 602 *Seils, Eva  Anna Maria a S. Spiritu *Seinner, Johann 251, 278 *Seitzenweiler, Heinrich 324, 331 *Selbron (Selbaum, Felbaum), Sebastian 344, 357, 358 *Seltenreich, Laurentius 141 *Seltenschlag, Johannes 330, 641 *Seltzer, Georg(ius) 45, 202, 205, 279, 359 *Semeisser(us), Johannes 194, 197 *Sengers, Theo 830 *Serapion a S. Adamo 646 Servaes, Albert (Maler) 882

1006

ANHANG

*Servatius a S. Johanne Bapt. 690 *Sessoldi, Ippolito 174 *Seuffert, Michael  Bonifatius a S. Elisaeo *Severinus a S. Catharina 359, 499 *Severinus v. hl. Andreas (a S. Andrea) 197, 719 *Si(ge)fridus a S. Mariano 279 Sibert (Brauer, Köln) 402 *Sibert v. Troisdorf (Sybertus de Troistorp, Weihb. Trier) 204, 205, 303 *Sibertus de Beka 19, 21, 24, 44, 203, 289, 292, 293, 300, 303, 313, 397, 411, 474, 491, 630 Siborch, Heine (Bürgermeister) 337 *Sicking(h), Lübbert 149, 153 Sieger, Johann Georg (Pfr.) 679 *Siegfried Fasser 219 Siegfried IV. v. Algertshausen (B. Augsburg) 243 *Siegfried v. hl. Marianus (a S. Mariano) 499, 609 Siegfried v. Westerburg (Erzb. Köln) 395 *Sigefridus a S. Antonio 646 Sigersreitherin, Maria 696 Sigismund v. Brandenburg (Erzb. Magdeburg) 212 Sigmund I. v. Gleichen-Tonna (Gf.) 585 Sigmund II. v. Gleichen-Tonna (Gf.) 586 Sigmund v. Ehingen 637 *Simeon v. d. hl. Agnes 754 *Simon (P. Magdeburg) 462 *Simon Anwyler (v. Speyer, Simon Spira gen. v. Arweiler) 397, 477, 497 *Simon Boes 492, 495, 497 *Simon Carben (de Franckfordia) 121, 279, 358, 538, 768 *Simon de Duren (v. Düren) 129, 412 *Simon Molitor 547, 552 *Simon Reiser 57, 184, 569, 580 *Simon Spira (gen. v. Arweiler)  Simon Anwyler *Simon v. d. hl. Agnes 499 *Simon v. hl. Jakob 669 *Simoni(u)s, Johannes 45, 121, 129, 412

*Simperger (Simpirges), Raymundus 708 Sixtus IV. (Papst) 233, 312, 484 *Slotman, Eustachius (Carel) 833, 844, 864, 869 *Smeets, Lambertus 809 *Socizius, Suicard 445 *Solbrüggen  Dumetanus, Degenhardus *Soleken, Hermann 515 *Sommer, Hildebrand(us) 382, 674 *Sorgh, Heinrich 149 Sottener, Otto 597 *Spang, Johann Thomas  Columbanus a S. Theresia Speiser, Conrad 655 *Speithane, Albert 515 *Spey, Nicolaus 348, 358, 483, 486, 772, 498 Spiegelberg, Anna v. (geb. v. Sachsen-Lauenburg) 514 Spiegelberg, Moritz v. 510 Spieß, Philipp Ernst 542 *Spiridion a S. Theresia (Taschenberger) 184, 625 *Spirkner, Petrus Thomas 814 Spremberger, Paulinus (Propst) 212 *Sprengel (Sprenger), Joannes 248, 279, 646 Sprenger, Nikolaus (Geschichtsschreiber) 652 Spreti, Sigmund v. (Gf.) 534, 536 *Stahlhofen, Norbert 922 Stalburger, Klaus 246 *Stamm, Johannes 646 *Stammen, Adam  Ludovicus a Nativitate BVM *Stampfer, Justin 819 Stanglmair, Lorenz 134 *Stanislaus a S. Cruce (Faber) 642, 646 *Stanislaus a S. Ludovico 141 *Starck, Johannes  Fortis, Johannes *Staring, Adrianus 558 *Starkenbergh, Hermann 719 Statz, Vincenz (Architekt) 868 *Stay (de Geldria), Walter 44, 303, 344 *Stecher, Leonhard 765

Register

*Steenhaelen, Tilman 295, 303 Steenhorst, Gertrud v. 558 Steenhorst, Johann v. 558 *Steenhorst, Katharina 558 *Steffen, Elias 850, 935 *Steger, Konrad 330, 699 Steidl, Melchior 695, 701, 704 Stein, Gustel (Maler) 883 *Steinacher, Georg Christoph  Cherubinus a Ss. Trinitate *Steinbach, Quirin 499, 754 Steinbacher, Caspar (Bürgermeister) 697 Steiner, Kathrin 779 Steinhauf, Albert (Propst) 694 Steinkop, Johannes 403 *Steinlin, Joseph 331 *Steneker, Balduines (Johan) 831 *Stephan Gredinger 765 *Stephan v. hl. Johannes Evangelist (a S. Ioanne Evangelista) 45, 279, 412, 498, 553 *Stephanus a S. Friderico 359 *Stephanus a S. Johanna 184 *Stephanus a S. Nicolao 456 Stephanus de Brixia (De Consortis) (Visitator) 257, 258 *Stephanus Ringler 164 *Stern, Johannes 493 Stetter, Christian 895 *Steurer, Peter 566 *Stiefel (Stiffel), Nicolaus 184, 788 *Stiertz, Maria  Maria Magdalena a S. Gudula *Stiffel, Johannes 184 *Stöcker, Bruno 451 Stockhausen, Gottfried v. (Glasmaler) 623, 624 *Stöcklein, Andreas 232 *Stöcklein, Gregorius 625 Stohr, Albert (B. Mainz) 879 *Stopfer, Hermann 543 *Storms, Brokard 814, 923, 924 *Stoß, Andreas 52, 57, 58, 169, 184, 236, 326, 328, 542, 546, 568–570, 575, 576, 579, 580,

1007

638, 641, 652, 653, 678, 695, 740, 757, 761, 762, 781, 785 Stoß, Veit (Bildhauer) 569, 578–580 *Stötzing, Johann 680 Straelen, Peter van 294, 303 Stramberg, Christian v. (Historiker) 203 Strater, Josef (Maler) 891 *Stratius, Theodor (GeneralP.) 118, 225 *Straubenmüller, Georg Sebastian  Melchior a S. Elisaeo Streber, Leander OFM 923 *Strobel, Vitus 219 Strobl, Max Josef (Pfr.) 799 Stüler, Friedrich August 588 *Stumpf, Adam 772 Stumpf, Johann (Kanoniker) 783 Sturm, Johannes 740 *Sturm, Melchior 788 Suess, Hans (Maler) 579 *Suevus, Alexander 58, 219 *Suff, Dionys 760 Sürgenstein v. (Herren) 616 *Swarte, Nicolaus 590 *Swartze, Heinricus 586, 587 Swende, Hedwig 746, 747 *Swickerus (P. Nürnberg) 580 *Swirtanus, Thomas 719 *Syberg, Balthasar 400 *Sylvester a S. Johanne Baptista (Bäuerlein) 180, 184, 789 *Sylvester v. hl. Jakob 665, 666 *Sylvius, Henricus (GeneralP.) 54, 65, 200, 201, 526 *Symphorianus 331 *Syntherus, Andreas 412 *Taetgens, Johannes  Casimirus a S. Damiano Tafeler, Beatrix 422 Tafeler, Christian 422, 423, 429 Tafeler, Philipp 422, 423 *Taiflere (Tafilmechger), Johann 423 *Taiflere (Tafilmechger), Richmudis 423 Taig (Dayg), Sebastian (Maler) 563

1008

ANHANG

*Taitghens, Petrus  Petrus v. hl. Schutzengel *Tanner, Joseph Ignaz (Meinradus a S. Afra) 625 *Taschenberger, Spiridion  Spiridion a S. Theresia *Tauscher, Terese 899 *Tavenne, Vitalis  Vitalis v. hl. Valerian *Teininger, Caspar 654, 655 Telemann, Georg Philipp (Komponist) 259, 260 *Telesphorus v. hl. Sakrament 498 *Tempius, Mathaeus 251 *Ten Beitel, Vitus 80, 869 *Ten Daer, Christina  Christina a S. Joanna *Ter Doest, Paulus 860 *Ter Eeck, Johannes 303 *Ter Haar, Anastasius 808, 871, 874, 877, 881, 883, 884, 935 *Terrasse, Petrus (GeneralP.) 478 *Terrenius, Heinrich 295 Tettelbach, Heinrich 251 Teusch, Josef 844, 867 *Textoris, Conradus (de Moguntia, Konrad Weber v. Mainz) 498 *Thaddaeus a S. Melchiore (Veith) 59, 625 *Thäle, Camillus 805 Thaler, Apollinaris OFM 895 Thalheim v. (Adelsgeschlecht) 322 *Thame, Simon 211, 213 *Theiler, Rudolf 843 *Thein, Jakob 547 *Then, Valentin  Angelinus a BVM *Theobald de Sontra (Sudern) 674 *Theobaldus a S. Stephano 219 *Theoderich v. d. hl. Maria Magdalena (Theo­ doricus a S. M. Magdalena) 413, 773 *Theoderich v. hl. Johannes Ev. (Theodericus a S. Johanne Ev.) 205, 359, 445, 754 *Theodericus (Definitor) 663 *Theodericus (P. Simmern) 669 *Theodericus (Provinzial) 21 *Theodericus (Vectoris) de Moguntia  Dieter v. Mainz

*Theodericus de Unna 461, 462 *Theodolus a S. Albino (Oberthühr) 59, 184, 625, 789 *Theodor de Misnia 656 *Theodor v. allen Heiligen 772 *Theodor v. hl. Leonhard 499 *Theodor von Gouda  Gouda, Dietrich v. *Theodor, Nikolaus 445 *Theodoricus de Darmstatt 772 *Theodoricus v. Köln 690 *Theodorus a S. Leon(h)ardo 279, 412 *Theodorus de Aquis (v. Lutzenrath) 122 *Theodosius v. d. hl. Maria (Neydeeken) 304 *Theodosius v. d. hl. Theresia (a S. Theresia) 359, 499 *Theodosius v. hl. Johannes d. T. (Van Kuyl) 304 *Theodricus (P. Augsburg) 164 *Theophilus a S. Alberto 690 *Theophilus a S. Claudio 34 *Theresia a S. Anna (Rudolffs) 433 *Theuer, Johannes 331, 707 *Thibault, Philippe 314 Thoma, Heinz (Architekt) 832, 836, 838 *Thomä, Thomas  Thomas Aquinas v. d. hl. Katharina *Thomas a Jesu OCD 66 *Thomas a S. Paulo 130 *Thomas Aquinas a S. Feliciano 72, 535, 646, 708 *Thomas Aquinas v. d. hl. Katharina (a S. Catharina, Thomä) 279, 359, 499 *Thomas de Lemborc 311 Thomas v. Aquin OP 251, 301, 552, 601 Thomas v. Cantimpré OP 204 Thomas v. d. Roderhosen (Kleriker) 726 *Thomas v. Heimersheim 44, 201, 205 *Thomas v. hl. Andreas 754 *Thonnets, Elisabeth  Elisabeth a S. Euphrosyna *Thonnets, Maria  Maria Magdalena a Matre Dolorosa Thüngen, Karl v. 651

Register

Thüngen, Kunz v. 651 *Thurenhofer, Johannes 743 Thurn und Taxis (Adelsgeschlecht) 242, 254, 259, 260, 272 Thurn und Taxis, Christian August v. (Fürst) 266 Thurn und Taxis, Eugen Alexander v. (Fürst) 494 Thurn und Taxis, Lothar Franz v. (Fürst) 266 *Tiburtius v. hl. Matthias (a S. Matthia) 130, 690, 719 Ties, Foewe 156 *Tijhuis, Raphael 877, 878, 881 *Tilman v. Düren 304 Tilmann (Baumeister) 528 *Tilmann Auwel 529 *Tilmann v. Frankfurt 205 *Tilmann v. hl. Heinrich 720, 772 *Tilmann v. Neuss 205 *Tilmann von Hohenstein (de Alto Lapide) 44 *Tilmannus a S. Elia 184, 707, 788 *Tilmannus Cleyngen 753 *Tilmannus de Lutzelburg 788 *Tilmannus de Rodestock (Rostock) 753 *Tilmannus de Tulpeto 580 *Tilmannus Rostock  Tilmannus de Rodestock *Timotheus a S. Mauritio 553 *Timotheus v. hl. Paulus 205, 719 *Tinselboer, Bernhard 864 *Töller, Marcellus 877, 884 *Tonne, Peter 304 *Tornemann, Heinrich 513, 515 Tottenladen, Johann 777 *Traidmer, Angelus 852, 908, 935 *Trautmann, Nikolaus 765 *Tregolf, Martin 589, 592 Trienekens (Pfr.) 867 Trimberg, Elisabeth v. 273 *Trip(tis), Johannes 295, 297, 519, 599 Trithemius, Johannes OSB 43, 121, 122, 322, 491, 737 *Trochaw, Johannes 589

1009

*Trock, Peter 655 *Troppauer, Johannes 572 *Trutwinus (de Dinkelsbuhel) 615, 624 *Tuntzer, Andreas 781 *Turckheim, Johannes v. 747 Turmair, Johann Georg (Aventinus) 134 Turnau, Peter 684 *Tyllmanni, Anshelmus 164 *Tympius, Matthäus 268, 278, 412 *Ubelein, Heinrich 552 *Übelein, Johannes 184 Übelhör, Martin (Pfr.) 896–899 *Udalrich v. d. hl. Maria (a S. Maria, Probeck) 499, 690, 773 *Udalricus (de Awe) 624 Uffsteiner, Nicolaus 277 Ulner (Familie) 747 *Ulrich (P. Nürnberg) 580 *Ulrich (Ulricus) Roschach 616, 624 *Ulrich (v.) Hohenburg 633, 707 *Ulrich Krämer 543 *Ulrich Leupold 184 Ulrich V. (Herr zu Abensberg) 133 *Ulrich v. Feldkirch(en) 184, 772 *Ulrich v. Weinheim 747 Ulrich, Johann (Orgelbauer) 763 *Ulricus (P. Esslingen) 238 *Ulricus (P. Straubing) 707 *Ulricus Engen 624 *Ulricus Hinger 624 Ungelter v. Heusteig (Familie) 229 *Unold, Ulrich  Ambrosius a S. Antonio Unterberger, Franz Sebald (Maler) 645 Unterberger, Michelangelo (Maler) 702 Uphoff 449 Urban IV. (Papst) 160, 200, 377, 395, 723 Urban V. (Papst) 631, 694, 695 Urban VI. (Papst) 50, 397 Urban VIII., (Papst) 33, 313 *Urbanus a S. Thoma Aquinate (Leiderer) 142, 708, 935 *Ursinus (Wölfl), Michael 250, 498

1010

ANHANG

*Ursula Kruichs (Krughs) 426 Ursula v. Elma 779 Usinger, Karl 876 *Valentin v. hl. Sakrament (de Venerabili Sacramento) 499, 609 *Valerian v. d. hl. Cäcilia (a S. Caecilia) 359, 445 *Valerianus a Virgine Maria 141, 553 Valerius (Architekt) 668 *Valerius v. hl. Michael (a S. Michaele) 413, 499 *Valerius v. hl. Petrus Thomas (a S. Petro Thoma) 279, 359, 445 *Van Croy, Johanna  Johanna Clara a Jesu Maria *Van Daelen, Henrich 529 *Van de Sandvoort, Ambrosius 854 *Van de Venne, Martin 300, 304 *Van den Bergh, Hermann 299, 304 *Van den Heuvel, Cyrillus 947 *Van den Hoogen, Dominikus  Dominikus v. d. Geburt d. seligen Jungfrau *Van d. Belen, Leontius  Leontius v. hl. Norbert *Van d. Hecken  Dumetanus, Degenhardus *Van d. Moesen, Christoph  Christoph v. hl. Georg *Van d. Sticht, Christoph  Christoph v. Jesus *Van d. Valck, Leopold  Leopold v. hl. Wilhelm *Van d. Velden, Bonaventura 76 *Van d. Weyen, Lambertus  Lambertus de Ordingen van Deventer, Jacob (Kartograph) 289, 310 *Van Erp, Gerlach 942, 943 *Van Eyll, Mechtild (Mechteit) 316 *Van Hüllebus, Gratian  Gratian v. hl. Elisäus *Van Issum, Elisabeth 316 *Van Kauwenbergh, Leo  Leo v. hl. Joseph *Van Kuyl, Theodosius  Theodosius v. hl. Johannes d. T. *Van Meegen, Johannes 863

*Van Paeschen, Franziskus  Franziskus v. d. hl. Theresia *Van Rees, Petrus 300 *Van Uden, Augustinus 76, 947 *Van Wanrooy, Gerald 830 *Vectoris  Dieter v. Mainz Veit Hirsvogel d. Ältere (Glasmaler) 579 Veit v. Würtzburg (B. Bamberg) 171 *Veit, Florentian 353 *Veith, Johann Andreas  Thaddaeus a S. Melchiore *Venantius a Beata Virgine Maria ad Urticas 142 *Venturinus, Marius (GeneralP.) 258 *Verbeeck, Margaretha Theresia 316 *Verbeek, Cyprianus 876, 877 *Verhallen, Christophorus 78, 835, 844, 846 Verhoeven, Abraham (Kartograph) 528 *Verius, Roland(us) 205, 279 *Versteegen, Bartholomäus 814 *Verstegen, Lucian  Lucian v. hl. Angelinus Veyder, Werner v. (Weihb. Köln) 863 *Victor a S. Trinitate 646 *Victorianus a S. Benedicto 535 *Victorinus Claudi 359 Viehbeck, Wilhelm 743 *Vielen (Filtius), Henricus 279 *Viereckel, Laurenz 743 *Viktor v. d. hl. Katharina (a S. Catharina, Opffermann) 130, 456 Vilich, Adelheid v. (Äbn.) 605 *Vinger, Marcus 589, 592 *Vinnmann, Sophie 946 Vinzenz v. Moers (Gf.) 518, 520–522, 528, 529 *Vischer (Piscatoris), Georg 164 *Vitalis a S. Wendelino 359, 690 *Vitalis v. hl. Valerian (Tavenne) 304 *Vitus a Matre Dei 45, 412, 494, 496, 499 *Vitus a S. Sulpitio (Ebert) 619, 625 *Vitus, Wolfram 781, 782, 788 *Voelen, Matthias  Foelen, Matthias *Voetghens, Benedikt  Benedikt v. d. Muttergottes

Register

*Vog(h)el(ius), Petrus (Rutherus) 279, 295, 524, 529, 719 Vogel, Aegidius 262 *Vögel, Magnus Xaver Gottfried  Michael a S. Gallo *Vogel-Hutter, Hermann 678, 680 Vogler, Georg Joseph (Abt) 253, 259, 260 Vogt, Johannes (Generalvikar Eichstätt) 759 *Volckmannus (P. Kassel) 382 *Volenius, Johannes 772 Volk, Hermann (B. Mainz) 882 *Volmar, Nicolaus  Nicolaus a Praesentatione BMV Volrad III. v. Mansfeld (Gf.) 336 Volzo v. Thurun 465 Vorrath, Franz (Weihb. Essen) 838 *Vreeswijk, Theodor 915 *Wacker, Werner(us) 357, 358, 769, 772 *Wadenreiter, David 184 *Waflard, Laurentius 303 *Wagenerm, Columban 720 *Wagner (Currifex), Georg 546, 780, 781 *Wagner, Friedrich 699 Wagner, Paul 883 Wahlen (geb. Veith), Caecilia 868 Wahlen, Johann 868 *Waimus (van d. See), Franciscus 719 *Walbeck (Walbach) de Dypurg, Jo(h) ann(es) 247, 279, 498 *Walbeck  Cuperus Waldhausen, Kunigunde Truchsess v. (Äbn.) 182 Waldschmidt, Johann Martin 278 *Wallau, Heinrich 472, 473 *Walpenberg, Peter  Bernardus a S. Mauritio Walpurgis v. Sponheim 444 *Walraff (Walravius), Walramus (Ram, Wolfram), van Neuss, a Nussia 129 Walram II. v. Sponheim (Gf.) 444 *Walssem, Johannes 523, 529 *Walter v. hl. Hubert 719

1011

*Walter, Constantinus 551 Walther (Pfr.) 650 Wamper, Adolf (Bildhauer) 846 *Wanjek,Wilfried 80, 830, 831, 833 Wanke, Joachim (B. Erfurt) 900 *Wanlo, Johannes 129, 719 Wartenberg v., Franz Wilhelm (B. Osnabrück) 62 *Wassenberg, Carmela 837, 838 *Wassenberg, Pauline 823, 826, 836 *Wassenberg, Theresia 838 *Wasserburger, Sigismund 654 *Weber, Konrad  Textoris, Conradus *Wedekind (P. Marienau) 515 *Weelden, Wilhelm 263, 276 Weerth, Hendrick 124 *Wegner, Godehard 935 *Weick, Aegidius (v. Heinsberg) 129 *Weickert, Johann  Damascenus a S. Theresia Weidemann, Hans 335 Weidenbacher, Georg (Glasmaler) 850 Weigand v. Redwitz (B. Bamberg) 169, 579 Weigert (Bürgermeister) 136 *Weilhammer (P. Augsburg) 163 *Weils, Gertrud 428, 433 Weinert, Egino (Goldschmied u. Bildhauer) 825, 846, 882 Weininger, Hans (Maler) 703 Weinsberg, Hermann v. (Chronist) 410, 426, 430 *Weinsperger, Johannes  Busch v. Weinsberg, Johannes Weischenfelder, Georg d. J. 740 Weise (Chronist) 603 *Weiss, Aegidius 772 *Weiß, Albert 920, 921, 935 *Weiß, Conradus 599 *Weiß, Johannes 34 *Weiss, Nikolaus 279, 498, 772 *Weißensche, Georg 547 *Weissensteiger, Hieronymus 707, 781, 788 Welder, Jakob (Stiftsherr) 477

1012

ANHANG

*Welling, Wenzeslaus 864, 889, 891, 943 *Wellissen, Dionysius 945, 946 *Wenceslaus de Udenheim 772 *Wendelin (Bruder) 453 *Wendelin v. Hirschhorn 690 Wendling, Anton (Maler) 891 *Werenwag, Matthäus 707 *Werner (P. Speyer) 683, 689 Werner III. v. Falkenstein (Erzb. Trier) 727, 728 *Werner Lo(e)rber 340, 343, 358, 689 *Werner v. d. Jungfrau Maria 753 *Werner v. Düren 129 Werner v. Eppstein (Erzb. Mainz) 243, 439, 465 *Werner v. Golzheim 227 *Werner v. Hirschhorn 358, 689 Werner v. Tannenberg (Archidiakon) 780 *Wernher v. Nördlingen 707 *Wessels, Brokard 819, 935 Weydenhayn, Theodoricus 599 Weyer (Munizipalverwalter) 411 Wichmann, Johann 611 Widder, Johann Goswin (Historiograph) 750 *Widendorff, Ida 433 Wiesend, Martin (Weihb. Bamberg) 849 *Wieslhuber, Gerard(us) 905–908, 928 *Wiethaler, Angelus 74, 76, 874, 907, 908, 922 Wigand v. Mudersbach (Pfr.) 712 *Wiger(i)us v. R(e)insberg (Reinsburg, Reinberg) 121, 129, 412 *Wilberg, Johannes 205 Wild, Johann Sebastian (Orgelbauer) 706 *Wilhelm (P. Moers) 295 *Wilhelm a S. Basilio 482 *Wilhelm a S. Thoma Aquinate 316 *Wilhelm Amman (Ammon) 57, 569, 580 Wilhelm I. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (Hz.) 511 Wilhelm I. v. Hessen (Landgf.) 379 Wilhelm I. v. Jülich (Hz.) 221–223 Wilhelm II. v. Henneberg-Schleusingen (Gf.) 650, 653

Wilhelm III. Norff aus Rheinberg (OCist) 863 *Wilhelm Lockenius (Lochemus, Lochenius) 129 *Wilhelm Rabs 743 *Wilhelm Roschach 625 Wilhelm v. Augsburg (Weihb.) 561, 562 Wilhelm v. Baden (Mgf.) 440, 441 *Wilhelm v. Bornheim 205 Wilhelm v. Castell (Gf.) 738 Wilhelm v. Gennep (Erzb. Köln) 222 *Wilhelm v. hl. Friedrich (a S. Frederico) 669, 690, 719 *Wilhelm v. hl. Joseph 205 Wilhelm v. Neuenahr-Moers (Gf.) 523, 524 *Wilhelm v. Nurrenheim 19, 21 Wilhelm V., d. Reiche, v. Kleve-Jülich-Berg (Hz.) 221, 224, 225, 525 Wilhelm Wentzchin v. Winden 222, 223 *Wilhelmus a S. Bernardo 141, 646, 708 *Wilhelmus a S. Gertrude 609 *Wilhelmus de Wee 279 Wilhelm II. (Mgf. v. Meißen) 370 *William v. Sandwich 389 *Willibald(us) a S. Wunibaldo (Beer) 59, 625, 643, 646 *Willibrordus a S. Elia 130 Wimeken (Wiemken), Edo (fries. Häuptling) 148 *Winent(h)al, Winand(us) 68, 261, 262, 279, 498, 735 Winheim, Erhard OCart 390, 391, 426, 428 Winkelmann, Augustinus 888, 890 *Winkels, Edmund 846 Winneburg, Wilhelm v. 194 *Winter, Richard 76, 843, 900 *Winterl, Canisius 924 *Wirich (v. Neuss), Johannes  Joannes Wiricus *Wirt, Peter 330, 331 Wirt, Wigand OP 257 *Wirthinger, Eadmund 917, 919, 920 *Wirtz (Würtz), (Joannes) Henricus 359, 690

Register

Wiser, Erhart (Bildhauer) 705 Wisse, Heinrich (Klosterpfleger) 275 Wisse, Johannes (Vikar) 587 *Wissius (Wischius), Nicolaus  Weiss, Nikolaus Wittmann, Sebastian (Pfr.) 852, 853 Wixner, Caspar (Goldschmied) 703 Woensam, Anton (Maler) 408 *Wolckmarus (Volckmannus, Volckmarus, P. Kassel) 382 Wolf Göler v. Ravensburg 342 Wolf(gang) v. Sparneck (R.) 52, 678 *Wolf, Otto 805, 915 Wolf, Sidonie 632, 633 *Wolferseder, Cyrillus 536 *Wolff(ius), Wolffius, Heinrich 205, 261, 275, 279, 498, 719 Wolff, Andreas (Hofmaler) 703, 704 Wolff, Elisabeth 403 Wolffscheckel, Hans (Domherr) 650 Wolfgang Heinrich Nothaft v. Wernberg (Gf.) 697 Wolfgang v. Dalberg (Erzb. Mainz) 475 *Wolfgang v. hl. Wilhelm 772 Wolfgang Wilhelm v. Pfalz-Neuburg (Pfalzgf.) 225 *Wolfhagen, Ludwig 493, 747 *Wolfhardus Currificis 141 *Wölfl, Michael  Ursinus, Michael Wolfram v. Grumbach (B. Würzburg) 738, 778 *Wollenberger, Georg Christoph  Benedictus a S. Stephano Wöllner, Sebastian 373 *Wolterus a S. Huberto 412, 456 *Wolyn, Johannes 588 *Wortwinus (P. Vogelsburg) 743 *Wünhard, Melchior Ignaz 644 Würdtwein, Stephan Alexander (Weihb. Worms) 355, 746 *Würtz, Joannes Henricus  Wirtz, Henricus *Wüst, Laurentius 843

1013

Wyenhorst zu Geisberg, Cornelius v. 315 Wyland, Johannes 273 *Wynant, David 197 *Xaverius a S. Christina 121 *Ximenez, Joseph Albertus (GeneralP.) 450 Zacharias (Maler) 932 *Zacharias a S. Barnaba (Amann) 72, 142, 708 *Zacharias a S. Elisabeth 130, 708 *Zacharias a S. Richardo 609 *Zeegers, Alexander 943 Zehnder, Daniel (Weihb. Konstanz) 638 Zeidler, Andreas 561 *Zeiger, Christoph 625 Zeller (Patrizierfamilie) 705 Zeller, Caspar 705 Zeller, Haug 705 Zeller, Wilhelm 705 *Zeltmeister, Johannes 566 Zentgraf, Georg 548 *Zeydelmair, Johannes 580, 655 *Ziegler, Johannes 141 *Ziegler, Meinrad 841, 843 Zierer, Sebastian 703, 704 *Zimmermann  Johannes Carpentarii *Zimmermann, Andreas 58, 141, 332, 707 788 *Zinck, Johannes 24, 538 *Zingsheim, Donatus  Donatus v. hl. Wilhelm *Zingsheim, Matthias 453 *Zink, Wendelin 180 *Zitter, Johann Georg  Gerardus a S. Barbara Zoller, Dietrich (Ministeriale) 537 *Zollinger, Johannes 680, 743, 781, 788 *Zollner, Konrad 569 Zorn, Friedrich 769 Zuccali, Kaspar 695 *Zweier, Benedikt 810, 814, 935 Zwijsen, Johannes (Erzb. Utrecht) 945

1014

ANHANG

Register

1015

2. Ortsregister (Bearbeitet von Andreas H. Scholten) Aachen 24–39, 66, 68 , 116–118, 125, 173, 195, 223, 293, 399, 453, 474, 476, 860, 882, 941, 942 Aalst 28 Abensberg 52–56, 70, 71, 133, 135, 173, 174, 695, 905, 916 Aengenesch 293 Ahrweiler 404 Airsbach (Köln) 386, 402 Albi 19 Alburg 698 Aldekerk 297, 856 Aldenhoven 404 Algesheim 482 Alkmaar 30, 32, 37, 38 Allendorf 672 Altenhain 255 Altmannstein 133 Andechs 162 Andernach 402, 719 Antwerpen 30–39, 270, 480 Appingen 27, 29, 31, 32, 37, 38, 62, 145, 146 Arlon 19, 20, 22, 25, 27, 30–33, 36, 38, 39, 46, 293, 683, 787 Arnheim 297 Aschaffenburg 255, 272, 273 Astheim 738 Asti 61 Atens 29, 31, 32, 37, 147, 151 Attendorn 404 Augsburg 13, 20, 22, 51, 52, 55, 160, 162, 163, 173, 174, 176, 232, 757, 758, 760 Auw (Kyll) 195 Avignon 42, 121, 294 Bacharach 480, 481 Bad Reichenhall 74, 75, 799, 800, 802, 804, 806 Balkhausen 403 Ballenberg 325

Bamberg 19, 20, 22, 50–55, 57, 74, 75, 169, 170, 173–176, 178, 677, 738, 759, 779, 804, 808, 810, 812, 813, 819–822, 825, 840, 848, 853, 872, 873, 895, 898, 899, 901, 922–928 Bangalore (Karnataka/Indien) 76 Basel 25, 121, 146, 263 Batu (Java/Indonesien) 823, 825 Bausendorf 913 Bechtolsheim 879 Beeck 942 Beilstein 35, 37, 75, 173, 194–197, 259, 441, 803, 817, 818, 910, 912 Bengel 910 , 911 Benzenzimmern 216 Bergbronn 216 Bergheim 404 Berlin 204 Bernkastel 402 Biebelnheim 879 Bingen 402, 467 Binsfeld 742, 742 Birgden 124 Birkhausen 216 Birten 861 Blatzheim 453 Bodenheim 468, 481 Bologna 50, 121, 294, 477 Bonn 197, 403, 404, 861, 866 Boppard 17–39, 46, 48, 66, 68, 173, 197, 200– 203, 221, 262, 293, 402, 466–470, 475–479, 723, 749, 818, 857, 910 Bordeaux 19, 24, 50, 60 Bottrop 450, 451 Boxmeer 73, 314, 821, 831, 836, 837, 838, 856, 859, 921, 945–947 Brakel 379 Breisig 404 Bremen 152, 154 Bremm 196 Breslau 825

1016

ANHANG

Briedern 818, 819 Brixen 162 Bromberg / Bydgoszcz 56 Bruchsal 263 Bruck 840 Brügge 22 Brühl 404 Brünen 889 Brüssel 18–20, 22, 25, 27, 30–33, 36, 39, 46, 48, 51, 61, 65, 66, 148, 163 Bruttig 196 Buchbunn 787 Büchenbach → Erlangen–Büchenbach Büchenbeuren 441 Buer 450 Burgen 196 Burgfarrnbach 849 Burtscheid 119, 116 Butjadingen 152 Bütthard 742 Buttstädt 371 Butzbach 272 Calbe (Saale) 64, 208 Capellen 298 Chalon–sur–Saône 61 Chiesch (Chyše) 54, 56 Clemenswerth 452 Cochem 402 Cövenig 912 Crailsheim 216 Curitiba (Paraná, Brasilien) 75 Dachau 878 Dahme 20, 56, 61–63, 211, 212 Danzig (Gdánsk) 11, 56 Darmstadt 204, 354, 467, 878 Deiningen 216 Dhaun 341 Dieburg 247, 272 Dinkelsbühl 19–22, 51–55, 173, 328, 757, 758, 760 Dipbach 741

Dirgenheim 216 Dirmerzheim (Erftstadt) 431 Doesburg 297 Dormagen 409 Dorsten 449, 454 Dortmund 404 Dourados (Mato Grosso do Sul) 75 Drais 468, 481 Dremmen 119 Dresden 354 Duisburg 78–80, 822, 825, 829, 830–832, 836, 837, 856, 857, 861, 880 Dülken 942 Düren 24–27, 30–32, 37, 38, 40, 125, 221, 293, 404 Dürrenstetten 216 Düsseldorf 226, 751, 832 Dykhausen 148 Ebersberg 842 Ebersheim 481 Echternach 725, Edingen 11, 25, 27, 28, 30, 31–33, 37–39, 170 Efoulan 79, 80 Eichstätt 852, 853 Eilendorf 125 Elburg 297 Ellenz 196 Ellwangen, 330 Ellwürden 151 Elsen 405 Elsheim 481 Eltville 468, 469, 481 Emden 147 Emetzheim 760 Eperjes (Prešov) 52, 56 Eppingen 341, 342, 346, 350, 351 Erfurt 121, 328, 336, 782, 900 Erkelenz 154, 404 Erlangen 75, 805, 820, 825, 840, 848 Erlangen–Büchenbach 74, 75, 824, 825, 840 Erpel (Rhein) 405, 453 Ersheim 341, 348, 349, 350, 352, 354 Eschelbach 349, 350, 351

Register

Escherndorf 739, 741 Eschwege 672 Essen 78–80, 404, 829, 844, 845, 857, 860, 880, 882 Essen–Bedingrade 846 Essen–Bredeney 838 Essen–Frohnhausen 846 Essenheim 481 Essen–Holsterhausen, 845 Essen–Schuir 838 Essen–Stoppenberg 835 Esslingen 19–22, 51, 52, 55, 230–232, 742, 758, 760 Euerhausen 783 Eyll 861, 862 Fährbrück 54 Falkenstein 255 Fankel 195, 196 Feldhausen 454 Feldkirchen 698 Finthen 468, 481, 483 Flaesheim 453 Flein 322 Florenz 250, 312 Florianópolis (Santa Catarina) 75 Flörsheim (Main) 255, 259, 468 Forchheim 172 Forst 125 Franken 926 Frankenbach 322, 379 Frankfurt (Main) 17, 19, 20, 22, 25, 27, 30–39, 46, 65–68, 119, 121, 173, 226, 243, 245, 247, 249–253, 259, 262–267, 354, 391, 442, 466, 467, 475, 476, 484, 883 Frechen 404 Freiburg 328 Freising 162 Frentrop 448 Freystadt (Koźuchów) 54, 56, 62 Fritzlar 379 Froitzheim 227, 405 Fünfkirchen (Pécs) 11, 52, 56

1017

Fürth 75, 803, 805, 813, 822, 848–850 Gau–Odernheim 879 Gaulsheim 481 Gebersdorf 212 Gefrees 678 Geisa 379 Geislingen, 231 Geldern 20, 22, 25, 27, 28, 30, 31, 33, 36–39, 46, 125, 262, 289, 290–295, 298, 299, 312–315, 400, 405, 856, 858 Gelnhausen 272 Gelsenkirchen–Buer 857 Geltolfing 917 Gent 35 Geraardsbergen 30–33, 37–39, 65 Gerresheim 404 Gevenich 120 Gießen 262 Gladbach 297, 453, 456 Glasgow 204 Glonn 842 Goch 28, 297, 861, 945 Godorf 403 Gögging 133 Goldburghausen 216 Gonsenheim 468, 481 Gösing 52, 56 Gotha 901 Graciosa (Paraná) 75 Grafentraubach 698 Greetsiel 145, 146 Grenderich 817 Groenlo 297 Grombühl 783 Großmannsdorf 784 Groß–Strenz (Trzcinica Wielka) 54, 56, 62 Gudensberg 379 Gundelsheim 810 Haarle 859 Haarlem 18–22, 27, 30–32, 36–38, 46, 48, 292, 313, 725, 825

1018

ANHANG

Habsberg 73, 74, 808, 852, 853, 907, 921, 922, 924 Habsburg 926 Hachborn 379 Hailing 922 Halberstadt 335 Hall (Tirol) 396 Hallerstein 678 Hamm 404 Hamminkeln 888–890 Hatzenport 202 Hausen 176 Heerlen 124 Heidelberg 328, 347, 468, 686, 748, 749 Heidingsfeld 742 Heilbronn 51–53, 56, 173, 321, 324, 325–330, 695, 702, 760 Heimerzheim 404 Heinsberg, 119, 120, 125 Helmbrechts 678 Hennebach 404 Hergolshausen 742 Herzogenaurach 841 Herzogsschloss 925 Hessloch 341, 342, 346, 350, 351, 353, 354 Hettstedt 61, 62, 335 Hiltpoltstein 760, 763 Himmelstadt 742 Hirschhorn 25, 27, 29, 30–39, 56, 173, 202, 258, 340, 341, 343, 345–351, 354, 467, 475, 477 Hochheim 481 Höchst (Main) 481 Hoffenheim 349 Hohengüßbach 810 Hohenheim 273 Holtum 942 Homberg 861 Honnef 404 Hönningen 404 Hörmannsdorf 853 Horst 450 Ihlow 148 IJlst 24, 25, 27, 30–32, 37, 38, 38, 62

Ingelheim 481 Ingelheimerhausen (Husen) 25, 29, 31, 37, 40, 366, 367, 472–475 Ingolstadt 51, 759 Innsbruck 30 Issum 297 Ittling 698 Jaslo 11, 56 Jena 61, 62, 370, 373, 375 Jever 148 Jülich 404 Jüterbog 210 Kalbe (Milde) 208 Kalkar 297, 945 Kalt 202 Kamp 78, 79, 856–859, 861, 941, 943 Kamp–Lintfort 78, 80, 859–862, 880, 890, 942 Kapellen 297 Karlsruhe 443 Karlstadt 742 Kartikulam (Kerala) 76, 812 Kassel 19, 20, 22, 25, 27, 29, 31, 32, 38, 46, 378, 379, 381, 459, 484, 672, 673, 683 Kassel (bei Longerich) 403 Kastel 469, 480, 481 Kattowitz 825 Kell 712, 713, 716, 719 Kempen 297 Keppeln 945 Kessel 861 Kevelaer 299, 857 Kinderbeuern 913 Kipshoven 942 Kirchberg (Hunsrück) 441 Kirchheim (Ries) 216 Kirchhellen 453 Kirchwiedern (Kostelní Vydří) 74, 75 Kleinlosnitz 677 Kleve 299 Klotten 196 Koblenz 173, 197, 203, 402, 442, 444

Register

Kochendorf 322 Köln 13, 17–39, 43, 46, 63, 65–68, 78, 80, 119, 121, 125, 154, 173, 178, 195, 204, 223, 224, 243, 247, 251, 252, 254, 257, 261–265, 292–294, 312, 342, 345, 386, 397–410, 422, 425, 426, 431, 440, 473–485, 712, 728, 729, 776, 782, 845, 857, 860, 862, 866, 867, 880 Köln–Ehrenfeld 79, 80, 867 Köngen 231 Königstein 481 Konstanz 162 Kottenheim 715 Krakau (Kraków) 56, 121 Kreuznach 20, 22, 25, 27, 29–39, 46, 173, 243, 254, 402, 440, 442, 466, 467, 473, 475, 480, 484, 910 Kronberg 272, 274 Kröv 912 Kröv–Bausendorf 910 Kürnach 742 Labbeek 945, 946 Landshut 135 Langenalthahn 759 Langenzenn 850 Laubenheim 481 Laudenbach 742 Lautenbach 322 Lauterhofen 853 Leavenworth (Kansas/USA) 923 Lebus 211 Lechenich 405, 431 Leidersbach (Obernau) 453 Leiningen 167 Leipzig 121, 336, 461 Lembeck 894 Leuchterhof 37 Lichtenhain 372, 373 Lienz 52, 53, 56, 173 Limburg 825 Lindflur 742 Linningen 24 Linz 404, 715

1019

Lohern 325 Lond 390 London 19, 121, 292, 294 Longerich 716 Löwen 30, 32, 33, 37–39, 121, 178, 263, 398, 400, 475 Ludwigsburg 236, 329, 330 Lunéville 452 Lüttich 22, 125 Lyon 263, 290 Maastricht 149 Magdeburg 13, 20, 56, 61–63, 208, 459–461 Mainburg 73, 74, 808, 809, 870–873, 907, 921, 922, 924, 926 Mainz 13, 18–22, 25, 27, 29–33, 35–39, 43, 46, 65, 66, 68, 78–80, 121, 146, 173, 195, 242, 243, 249, 254, 258, 266, 273, 312, 340, 346–348, 352, 366, 396, 399, 402, 410, 440, 465, 466, 470, 474–487, 749, 812, 860, 861, 876–880, 884, 894, 910, 943 Manaus (Amazonas/Brasilien) 75 Manchester 125 Mannheim 752 Marburg 272 Mariä Kappel 216 Maria Taferl 74, 75 Maria–Posching 698 Marienau 19, 20, 22, 25, 27, 29–32, 36, 38, 38, 46, 62 Marienbad 60 Marienberg 34, 37, 39 Marienthal 79, 80, 888–890, 894 Marktleugast 678 Marktschorgast 678 Marl 448, 450, 454 Martinsbuch 698 Mauthausen 56 Mecheln 19, 20, 22, 25–27, 30–33, 36, 38, 39, 46, 345, 474, 483 Mellrichstadt 51, 778 Meppen 452, 453 Merbeck 942

1020

ANHANG

Merfeld (bei Dülmen) 453 Merkelbeek 877 Mertloch 202 Metz 19, 22, 24, 50 Miltenberg 272 Mistelbach 56 Moers 25, 27–30, 32, 37–40, 65, 66, 170, 293, 297, 857, 858, 861 Mombach 481 Mommenheim 481 Montpellier 43, 397 Motzing 698 Mückenloch 349–353 Mühlbrunn 231 Mulheim 28 Mülheim 404, 426 Münchberg 677, 678 München 71, 163, 173, 698,799, 853, 928 Münster 75, 80, 293, 404, 857, 858, 860, 862, 867, 884, 889, 893, 894, 894, 901, 946 Münstereifel 404 Münstermaifeld 716 Münzenberg 272 Munzingen 216 Namur 311 Navegantes (Santa Catarina/Brasilien) 75 Neckarsteinach 351 Neef 196 Neersen 405 Neuburg 748 Neuleiningen 37 Neuseß 784 Neuss 65, 404, 405 Neustadt 759 Neustadt (Kulm) 51, 52, 56, 321 Neustadt (Saale) 52–56, 173, 174, 737, 777, 779, 781 Neuwürttemberg 330 New York 204 Ney 202 Nickenich 716, 719 Nideggen 404, 832 Niederbreisig 719

Niederolm 453, 481 Nieukerk 32, 37, 47, 297, 298, 313, 315 Nimwegen 297, 845, 858, 941 Nonheim 404 Noorbeek 124 Nordenham 151 Nordhausen 336 Nördlingen 51, 56, 348, 757, 758 Nürnberg 19, 20, 22, 26, 51, 52, 168, 176, 204, 341, 757, 760, 761, 849, 850 Nürtingen 234 Oberdischingen 75, 895, 896, 898, 899 Obereisenheim 783 Obermendig 202 Oberolm 481 Oberrad 259 Obervolkach 783 Oberwiesenacker 852, 853 Oestrich 481 Ofen (Buda) 52, 56 Ohrdruf 61, 62, 75, 890, 900, 901, 913 Öhringen 325 Olbrück 716 Oppenheim 480, 481 Orihuela 803 Ortenberg 273 Oss 73 Otzing 698 Overath 404 Oxford 330 Padua 19 Paranavaí (Paraná/Brasilien) 75 Paris 18, 22, 42, 121, 178, 261, 292, 294, 386, 397, 477, 485, 487 Parstetten 698 Pavia 121 Perkam 698 Perleberg 61, 62 Pest 923 Peungesheim 878 Pfaffenmünster 922

Register

Pfäfflingen 216 Piacenza 61, 474 Pillig 202 Pilsting 926 Plonsk (Płońsk) 56 Polsum 450, 454 Poltersdorf 195, 196 Pondorf 698 Pont 297, 298 Posen (Poznán) 56, 825 Pößneck 20, 55, 56, 61, 62, 370 Prag (Praha) 20, 54, 56, 825 Priwitz (Prievidza) 52, 56 Prosselsheim 741 Püssensheim 741 Pützchen 37, 449 Querfurt 20, 56, 61–63 Rabstein 54 Rakonitz (Rakovník) 54, 56 Rasch (bei Nürnberg) 842 Rath–Anhoven 942 Ratingen 404 Ravensburg 20, 25,51, 52, 56, 263, 328, 342, 760 Recklinghausen 404, 448, 449, 452, 454, 455, 861 Rees 297 Regensburg 19, 20, 22, 55, 173, 174, 693, 699, 758, 808, 917, 919, 921, 926, 932 Reichenhall 799, 803 Reichersdorf 698 Reilsheim/Bammenthal 349 Rekem 35, 119 Rennes 732 Retzbach 742 Reutlingen 325 Rheinberg 861 Rheinbrohl 715 Rheinhausen 857 Rheurdt 298, 315 Rickelrath 942 Riez 26

1021

Rijswijk 751 Ringingen 896 Rodder (Eifel) 453 Roden 742 Roermond 118, 120, 125, 294, 295, 314, 315, 945 Rom 53, 65, 67, 74, 231, 799, 809, 817, 832, 845, 859, 866, 867, 872, 889, 906, 921, 922, 941, 943, 947 Rommerskirchen 403 Römhild 51 Rommersheim 911 Rostock 461 Rot (a.d. Rot) 896 Rothenberg 350 Rothenburg 780 Rottenburg 19, 20, 22, 51, 52, 53, 55, 135, 173, 330, 895, Rottendorf 742 Rotterdam 31, 37 Rübenach 202 Rüdesheim 480 Rüdesheim (in Winkel) 468 Rüdesheim (Nahe) 441 s’Hertogenbosch 825 Sachsenhausen 251 Sallach 698 Salzig 203 San Marino (CA/USA) 331 Saulheim 481 Schaephuysten 315 Schatthausen 349 Schauenstein 678 Schierstein 481 Schlüsselau 74, 75, 803, 813, 820, 821, 823, 824, 829, 835–837, 848, 947 Scholven 450 Schönbrunn/Haag 350 Schönenecken 725 Schönmattenwag 350 Schoonhoven 20, 25, 27, 30–32, 37, 38 Schornsheim 481 Schwabach 850

1022

ANHANG

Schweinfurt 51, 56, 170, 737, 760, 777, 779 Scipio (USA) 923 Seckenheim 349 Seligenstadt 273, 278 Siegburg 404 Siena 231 Simmern 37, 910 Sindelfingen 896 Sinthern (bei Brauweiler) 431 Sinzig 404 Sittard 118, 125 Sitzgras (Cizkrajov) 74, 75 Sohren 441 Sossau 73, 74, 808, 903–907, 921, 922, 924, 926 Spangenberg, 27, 29, 31, 32, 37, 38, 62, 379, 672, 673, 674 Sparneck 52, 56, 677, 678, 679 Spay 203 Speyer 18–36, 38, 39, 46, 48, 55, 66, 68, 173, 245, 252, 253, 262, 263, 326, 341, 343, 347, 476, 682, 684, 686, 749 Springiersbach 74, 75, 197, 817, 819, 901, 911, 913 St. Aldegund 196 St. Vith 120, 125 Stadland 152 Stalldorf 783 Stammbach 678 Stattamhof 874 Staveren 290, 291 Steinach 907 Stettbach 742 Stettin 61, 62 Stockenroth 678 Straelen 297, 315, Straßburg 18, 20, 22, 25, 27, 29, 31, 32, 37, 38, 40, 46, 48, 56, 265 Strasskirchen 698 Straubing 11, 51–57, 70–75, 135, 173–175, 178, 331, 693–699, 705, 808–810, 852, 853, 870, 894, 903, 906, 913, 916–919, 921–930 Striegau (Strzegom) 54, 56, 61, 62 Strimmig 195

Stübig 176 Stuhlweißenburg (Székesfehérvár) 56 Stuttgart 236, 330 Sudenburg 459 Surigao 836 Tachau (Tachov) 54, 56 Tetenheim 759 Tettens 156 Thonisberg 298 Thrissur (Kerala/Indien) 76 Thüngersheim 742 Thür 716 Tiefental 783 Tienen 24, 25, 27, 30–33, 37–39, 201 Tönnisstein 30, 32, 33, 35, 38, 66, 68, 173, 195, 472, 475, 476, 711–717, 751, 910 Toulouse 22, 29, 42 Trebur 481 Treis 196 Trent 297 Trier 13, 19, 20, 22, 25, 27, 30–39, 46, 66, 68, 118, 119, 121, 173, 194, 195, 266, 293, 293, 397, 401, 440, 467, 475, 476, 857, 723–725, 727– 729, 911, 912 Tübingen 237, 328, 330 Tückelhausen 783, 787 Türnich 403 Tüschenbroich 942 Übach 120 Udenheim 326 Uedem 78 Uevekoven 942 Uikhoven 119 Ulm 230 Unkel 404 Unterschönmattenwag 350, 351, 353 Utrecht 30–32, 37, 38, 293, 825 Valkenburg 124 Veert 297; 298 Veitsbronn 849

Register

Venedig 264; 932 Venlo 118, 125, 295 Vernum 315 Versbach 742 Vienne 292 Vijlen 120 Villersbronn 216 Villingen 231 Vilvoorde 30, 32, 37–39, 311, 313, 314, 947 Visquard 145 Vogelsberg 19, 20, 22, 55 Vogelsburg 778, 779, 783 Voitsberg (Steiermark) 52, 53, 56, 173 Volkach 739, 777 Vorst (bei Brüssel) 125 Wachtendonk 295, 315 Walbeck 297, 315 Waldböckelheim 481 Waldstein 677, 679 Walem 124 Walldürn 352 Wallerstein 216 Wankum 315 Warburg 379 Wassennach 716 Wassertrüdingen 216 Wegberg 78–80, 822, 829, 835, 845, 860, 880, 941–943 Weibersbrunn 255 Weiden 405 Weiler 202, 203 Weimar 375 Weinheim 19, 20, 22, 25, 27, 29, 30–34, 36, 38– 40, 46, 254, 343, 352, 467, 490, 717 Weinsberg 320 Weipelsdorf 810 Weisenau 481 Weißdorf 678 Weißenburg 20, 52, 56, 757, 758, 760, 761

1023

Weißenstadt 678 Werden 404 Wesel 120 Westerholt 450 Wetten 297–299, 315 Wichterich (bei Euskirchen) 431 Wien 50, 52–54, 56, 74, 121, 163, 178, 232, 328, 328, 331, 397, 782 Wiesbaden–Klarenthal 824 Wipperfürth 404 Wittenberg 161 Wohlau (Wołow) 54, 56, 62 Wöllnitz 372 Worms 18–39, 46, 66, 68, 173, 254, 262, 341, 352, 467, 481, 749, 767–775 Worringen 290, 404 Wössingen 216 Woudsend 20, 25, 27, 30–32, 37, 38, 62, 147 Würzburg 13, 17–22, 51–55, 168, 173, 174, 178, 321, 323, 328, 699, 737, 738, 740, 741, 742, 776–795, 825 Wylich 404 Xanten 292, 313, 821, 856, 945–947 Yaoundé 79, 80 Zaltbommel 28 Zedlitzdorf 74 Zeitldorn 907 Zell 678 Zenderen 73, 837, 870, 921 Zingesheim 404 Zons 404 Zülpich 404, 405 Zutphen 297 Zweifelbach 370 Zwiesel 54 Zwolle 263, 297

1024

ANHANG

Register

1025

3. Sachregister (Bearbeitet von Stephan Panzer) Aufklärung 70, 71, 178, 253, 402, 535, 733, 930 Apostasie 29, 30, 118, 261, 394, 485 Augsburger Interim 235, 248, 345, 524, 563, 748, 761 Augsburger Religionsfrieden 346, 524, 525, 563 Campo Formio, Frieden von 665 Dreißigjähriger Krieg 34, 61, 118, 119, 134, 194, 216, 217, 252, 268, 272, 274, 278, 297, 328, 331, 347, 353, 399, 440, 468, 479, 480, 483, 484, 486, 512, 513, 540, 565, 601, 605, 618, 639, 643, 644, 660, 685, 686, 688, 689, 694, 695, 733, 770, 771, 874 Dritter Orden 75, 79, 124, 177, 312, 424, 698, 803, 868, 871, 890, 927 Gegenreformation 115, 172, 289, 340, 350, 351, 398, 441, 631 Generalkapitel des Karmelitenordens 39, 40 – ca. 1265 18 – 1287 724 – 1291 724 – 1294 18 – 1297 19 – 1312 19, 292, 492, 628 – 1315 292 – 1318 19, 24, 50, 510 – 1321 50, 397 – 1324 397 – 1327 19 – 1333 19 – 1348 19, 24, 50 – 1358 640 – 1360 379 – 1362 640, 724 – 1385 50 – 1393 245, 397 – 1411 50

– 1434 25, 616 – 1440 51, 61 – 1444 26, 61 – 1456 26, 521 – 1462 51, 61, 474 – 1539 61, 474 – 1548 61 – 1564 61 – 1575 61, 174 – 1593 55, 61 – 1598 485 – 1613 32, 65, 67, 527 – 1620 32, 67 – 1645 34 – 1648 35, 53, 118, 173, 174, 696, 733 – 1660 35 – 1686 483 – 1768 40 – 1896 73, 922 Homberger Synode 379 Konzil von Basel 25, 146, 263, 269, 300 – von Chalcedon 393 – von Ephesus 934 – von Konstanz 370 – von Trient 123, 171, 395, 410, 428, 468, 491 – im Vatikan, Zweites 9, 814, 823, 881, 889 – von Vienne 292, 395 Konziliarismus 25–27, 521 Natio/Nationes (Nd. Provinz) 27, 30, 32, 33, 38, 65, 66, 293 Ordensreform – durch General J. Soreth 26, 27, 51, 117, 170, 256, 321, 343, 399, 400, 731 – durch die sog. Tourainer Reform 34, 35, 53–55, 71, 118, 119, 173–176, 183, 194, 195, 202, 258, 351, 732, 733

1026

ANHANG

Päpstliche Bullen und Dokumente Cum nulla (7.10.1452, Nikolaus V.) 310, 312, 557, 820 Dum attenta (28.11.1476, Sixtus IV.) 312 Ex parte dilectorum (13.1.1252, Innozenz IV.) 393 Inter caeteros ordines (21.11.1326, Bonifatius VIII.) 293 Mare Magnum Carmelitarum (28.11.1476, Sixtus IV.) 39, 40, 312 Paci et tranquillitati vestrae (7.3.1261, Alexander IV.) 311 Paganorum incursus (27.7.1247, Innozenz IV.) 393 Quae honorem conditoris (1.10.1247, Innozenz IV.) 387 Romani pontificis (15.2.1432, Eugen IV.) 518 Sacer ordo vester (13.3.1317, Johannes XXII.) 293 Si ad transgressorum (15.3.1445, Eugen IV.) 26 Speciali gratia (8.3.1261, Alexander IV.) 221 Vices illius (17.6.1478, Sixtus IV.) 233 Passauer Vertrag 563, 748 Reformation 29, 30, 32, 51, 52, 61, 117, 118, 134, 161, 164, 212, 234, 235, 246, 247, 325, 326, 344– 346, 461, 462, 523, 524, 547, 548, 563, 564, 569, 570, 678, 732, 739, 740, 748–750

Reichskammergericht 53, 245, 247, 248, 270, 346, 347, 449, 686, 732, 748 Reichskonkordat 799, 866 Restitutionsedikt 31, 327, 340, 563, 654 Rijswijk, Friedensvertrag von 661, 751 Säkularisation 35, 36, 39, 55, 87, 136, 138, 178, 179, 267, 551, 619–621, 751, 752 Schisma (Nd. Provinz) 25, 26, 44, 117, 398 Simultaneum 345, 441, 618, 661, 663, 664 Skapulierbruderschaft 54, 55, 120, 122, 135, 176, 177, 195, 201, 268, 271, 340, 348, 352, 471, 488, 606, 640, 666, 686, 696, 803, 804, 813, 817, 853, 871, 872, 880, 946 Studium 24, 25, 50, 68, 121, 177, 178, 261, 265, 266, 294, 328, 336, 343, 379, 396–398, 440, 461, 474–478, 640, 641, 729, 730, 781, 782 Terminieren 70, 71, 136, 273, 926 Theresianische Karmelgemeinschaft 894 Türkenkriege 52, 123, 480, 484, 684 Unbeschuhte Karmeliten (OCD) 53, 66, 173– 175, 183, 314, 400, 534, 536, 607, 631, 696, 783, 788, 808, 835, 836, 853, 876, 894, 920, 953, 957 Universität 24, 30, 42, 43, 397, 398, 477, 478 Westfälischer Frieden 174, 258, 686, 750 Worms, Religionsgespräche 224

Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fr. Günter Benker O.Carm., Dipl.-Theol., Lic. theol., Noviziats- und J­ unioratsleiter für beide Provinzen, Karmeliterkloster Mainz, Mainz Ohrdruf (20. Jh.) / mit K. Kempter

Thomas Berger, Dr. theol., Akademischer Direktor, Kath.-Theol. Fakultät Universität Mainz, Mainz Mainz (vor 1802)

Dagmar Blaha, Archivdirektorin, Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Weimar Jena

Winfrid Blum, Leitender Ministerialrat a. D., Bengel Beilstein (20. Jh.) – Springiersbach

Letha Böhringer, Dr. phil., Historisches Archiv der Stadt Köln, Bonn Köln, Marienberg

Gerold Bönnen, Dr. phil., Leiter des Stadtarchivs Worms, Worms Worms

Annette von Boetticher, Dr. phil., Hannover Marienau

Karsten Bremer, Kartograph, Berlin Karten (siehe Verzeichnis der Karten)

Johannes Burkardt, Dr. phil., Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, Münster Kassel – Spangenberg

Reinhardt Butz, Dr. phil., Technische Universität Dresden, Dresden Dahme

Maria Th. Dix, M. A., St. Augustin Pützchen

Albrecht Eckhardt, Professor Dr. phil., Honorarprofessor der Universität Oldenburg, Ltd. Archivdirektor i. R. des Niedersächsischen Staats­archivs Oldenburg, Edewecht bei Oldenburg Atens

1028

ANHANG

Hans Walter Enkelmann, Pößneck Pößneck

Roman Fischer, Dr. phil., Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Frankfurt am Main Frankfurt

Helmut Flachenecker, Professor Dr. phil. Dr. phil. habil., M. A., Universitätsprofessor der Mittelalterlichen Geschichte, Inhaber des Lehrstuhls für Fränkische Landesgeschichte der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Würzburg Neustadt an der Saale – Schweinfurt – Vogelsburg – Würzburg

P. Georg Geisbauer O.Carm., Dr. theol., Köln Kamp

Anna-Therese Grabkowsky, Dr. phil., Münster Leuchterhof

Monika Gussone, M. A., Lehrbeauftragte für Mittelalterliche Geschichte, Hi­stori­ sches Institut der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, Aachen Aachen

Rainer Hambrecht, Dr. phil., Archivdirektor a. D., Staatsarchiv Bamberg, Bamberg Sparneck

Elisabeth Hense T.OCarm, Dr. theol., Universitätsdozentin für Spiritualität, Facul­ teit Filosofie, Theologie en Religiewetenschappen der Radboud Universiteit Nijmegen, Kleve Duisburg, Brüder

Michael Hermann, Dr. phil., Archivoberrat, Niedersächsisches Landesarchiv – Staatsarchiv Aurich, Aurich Appingen

Iris Holzwart-Schäfer, Dr. phil., Historisches Institut, Sonderforschungsbereich 923, Projekt C 02, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen Esslingen

Alfons Huber, Studiendirektor a. D., Stadtheimatpfleger, Straubing Mainburg – Sossau – Straubing (19./20. Jh.)

Antoine Jacobs , Dr. theol., Hoensbroek (Prov. Limburg, Niederlande) Xanten

verzeichnis der mitarbeiterinnen und MItarbeiter

1029

Andreas Jakob, Dr. phil., Stadtarchiv Erlangen, Erlangen Erlangen / mit E. Schuler

Claudia Kalesse, Dr. phil., Archivoberrätin, Staatsarchiv Augsburg, Augsburg Dinkelsbühl

Joachim Kemper, Dr. phil., Leiter der Abteilung Kulturelles Erbe, Stadtarchiv Speyer, Speyer Neuleinigen

P. Karl Kempter O.Carm., Dipl.-Bibl., Provinzbibliothekar, Karmelitenkloster Springiersbach, Bengel Ohrdruf (20. Jh.) / mit G. Benker

Edeltraud Klueting T.OCarm, Dr. phil., Dipl.-Theol., M. A., Hauptgeschäfts­ führerin des West­fälischen Heimatbundes, Münster Deutsche Provinz (um 1265–1348, geteilt 1318–1327) – Niederdeutsche Provinz (1318–1327, 1348– 1613, 1620–1803) – Oberdeutsche Provinz (1348–1802) / mit St. Panzer – Sächsische Provinz (1440 bis ca. 1524) – Kölnische Provinz (1613–1620) – Bayerisches Provinzvikariat (1771–1802) / mit St. Panzer – Oberdeutsche Provinz (Wiedererrichtung 1922) / mit St. Panzer – Niederdeutsche Provinz (Wiedererrichtung 1969) / mit St. Panzer Düren – Geldern – Geldern, ten Elsen – Köln, Waidmarkt – Moers – Nieukerk – Ohrdruf (vor 1802) – Weinheim / mit N. Priesching – Büchenbach (Erlangen) – Fürth / mit St. Panzer Redaktion

Harm Klueting, Professor Dr. theol. Dr. theol. habil. Dr. phil. habil., Dipl.-Theol., M. A., Priester der Erzdiözese Köln, Subsidiar der Kath. Hochschulgemeinde Köln, Professor der Neueren Geschichte und der K ­ atholischen Theologie (Mittlere und Neuere Kirchengeschichte), Philosophische Fakultät der Universität zu Köln und Theologische Fakultät der Universität Fribourg, Köln und Fribourg (Schweiz) München – Perleberg

Martina Knichel, Dr. phil., Landeshauptarchiv Koblenz, Koblenz Simmern

Maximilian Georg Kroiß, Dr. rer. soc. oec., Dipl.-Theol., Dipl.-Kfm., Dipl.-Ing. (FH), Priester der Diözese Chur, Pfarrer der Kath. Pfarrgemeinde Hl. Bruder Klaus in Urdorf, Urdorf (Kanton Zürich, Schweiz) Abensberg

Achim Krümmel, Dr. phil., Landeshauptarchiv Koblenz, Mayen Beilstein (bis 1802)

1030

ANHANG

Christian Kruse, Dr. phil., Archivdirektor, Generaldirektion der Staatlichen ­Archive Bayerns, München, Nürnberg Nürnberg

Bruno Lengenfelder, Dr. phil., Diözesanarchivar, Eichstätt Habsberg

Ralf Lusiardi, Dr. phil., Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg Calbe – Hettstedt – Magdeburg – Querfurt

Erwin Naimer, Dr. phil., M. A., Archivoberrat i. K., Archiv des Bistums Augsburg, Augsburg Augsburg

Anja Ostrowitzki, Dr. phil., Archivdirektorin, Landeshauptarchiv Koblenz, Koblenz Boppard – Kreuznach

Annelen Ottermann, M. A., Abteilungsleiterin Handschriften, Rara, Alte Drucke, Bestandserhaltung, Stadtbibliothek Mainz, Mainz Beitrag zur Bibliothek des Klosters Weinheim

P. Stephan Panzer O.Carm., Dr. theol., Provinzarchivar, Karmelitenkloster Bamberg, Bamberg Oberdeutsche Provinz (1348–1802) / mit E. Klueting – Bayerisches Provinzvikariat (1771–1802) / mit E. Klueting – Oberdeutsche Provinz (Wiedererrichtung 1922) / mit E. Klueting – Niederdeutsche Provinz (Wiedererrichtung 1969) / mit E. Klueting Bamberg (alt) – Bad Reichenhall / mit F. X. Seibel – Bamberg (neu) – Fürth / mit E. Klue­ ting – Personenregister – Sachregister

Johann Pörnbacher, Dr. phil., M. A., Archivoberrat, Bayerisches Hauptstaats­archiv, München Neustadt am Kulm

Nicole Priesching, Professor Dr. theol. habil., Universitätsprofessorin der Katholischen Theologie, Inhaberin des Lehrstuhls für Kirchen- und Religionsgeschichte des Institut für katholische Theologie (Fakultät für Kulturwissenschaften) der Universität Paderborn, Paderborn Weinheim / mit E. Klueting

Bertram Resmini, Dr. phil., Archivdirektor i. R., Vallendar Tönnisstein

P. Pankraz Ribbert O.Carm., Karmeliterkloster Köln, Köln Duisburg, Schwestern – Essen – Köln-Ehrenfeld – Wegberg

verzeichnis der mitarbeiterinnen und MItarbeiter

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P. Lorenz van Rickelen O.Carm., Dipl.-Theol., M. A., Coach und Supervisor, ­Karmeliterkloster Mainz, Mainz Münster

Christine Riedl-Valder, Dr. phil., Kunst- und Literaturhistorikerin, Beratzhausen Straubing (bis 1802)

Martina Rommel, Dr. theol. Dr. phil., Mainz Mainz (20. Jh.) – Personenregister

Michaela Rommel, Dr. rer. nat., Dipl.-Biol., Mainz Personenregister

Maria Magdalena Rückert, Professor Dr. phil., Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, Ludwigsburg Heilbronn – Rottenburg

Andreas Schmauder, Dr. phil., Leiter des Stadtarchivs und des Museums HumpisQuartier Ravensburg, Ravensburg Ravensburg

Hans-Joachim Schmidt, Professor Dr. phil. habil., o. Professor für mittelalterliche und allgemeine Schweizer Geschichte, Mediävistisches Institut der Université de Fribourg (Suisse), Courtaman/Fribourg (Suisse) Trier

Fr. Andreas H. Scholten O.Carm., Dr. phil. des., Provinzprokurator, ­Kar­me­literkloster Mainz, Mainz Personenregister – Ortsregister

Markus Schütz, Dipl.-Hist., Augsburg Regensburg – Weißenburg

P. Euchar Schuler O.Carm., Dr. theol., Karmelitenkloster Erlangen, Erlangen Erlangen / mit A. Jakob

P. Martin Segers O.Carm., Dipl.-Theol., Prior des Karmeliterklosters Mainz, Mainz Marienthal

P. Franz Xaver Seibel O.Carm., Dr. theol., Karmelitenkloster Bamberg, Bamberg Bad Reichenhall / mit St. Panzer

Ulrich Spiegelberg, Dr. med., Facharzt für Kinderheilkunde, Hirschhorn am Neckar Hirschhorn

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ANHANG

Wilfried Sponsel, Dr. phil., Leiter des Stadtarchivs Nördlingen, Nördlingen Nördlingen

Monika Storm, Dr. phil., Ltd. Archivdirektorin Referat WD 5–1 „Archiv, Parlaments­ dokumentation, Bibliothek“ des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz Ingelheimerhausen – Speyer

Harald Talgner, Dr. theol., Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Pfarrer in Oberdischingen, Seelsorgeeinheit Donau-Riß, Oberdischingen Oberdischingen