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German Pages 483 [488] Year 1824
Mittheilungen aus dem
Tagebuche eines Reisenden in den Jahren 1321 und 1322.
Leipzig, bei C, F, Göschen Beyer 1324.
Bruchstücke aus dem
Tagebuch-eines Reisenden in den Zähren 1321 und 1322.
Lüttich liegt von der Maas durchstr-mt, um schlungen von einem grünen Kranze von An
höhen und Reben, die nicht zu den süßen Gaben des Weingotts gehören.
Die Fe
stungswerke der Citadelle werden vermehrt und an dieser, wie an der Befestigung des Ber
ges
des
ehmaligen Karthäuserklosters,
auf
dem andern Ufer der Maas, wird mit vieler
Thätigkeit gearbeitet.
Wenn mich mein Auge
nicht täuscht, so ist die Anhöhe der Karthäuser
von dem nahen Bergrücken, rechts vor der
Stadt beherrscht, und ich zweifle, daß diese beiden
Punkte überhaupt einem Feinde den
Eingang in werden.
das Maasthal lange
schließen
Indessen scheint mir Lüttich weniger
durch seine Lage als durch seine Hülfsquel-
len wichtig, die es der Führung und Bele bung des Krieges darbietet.
Pferde abgerech
net, die es vom Auslande erhält,
sind seine
Vorräthe und Fabriken hinreichend,
einem
Heere von ioo,oooMann alle Bedürfnisse zu
liefern, und den Krieg wenigstens sechs Mo nate lang zu ernähren.
Trotz allen Klagen über die Stockung der
Geschäfte, beschäftigen Handel und Gewerb-
fleiß alle Klassen der Einwohner. reichen Steinkohlengruben beruht,
Auf den wie in
England, der Reichthum des Landes.
Die
Stückgießereien, ein Eigenthum des Staates, sind in voller Thätigkeit, um die Festungen, die dem niederländischen Boden überall ent
steigen, mit allen Mitteln der Zerstörung zu versehen.
Die Gewehrfabriken liefern ihre
Waffen, die bekannt und gesucht sind, an alle
handelnde Nationen.
Das Haus Malherbes
hat im vorigen Zahre
eine Lieferung
von
100,000 Gewehren nach Spanien übernom
men , und der Absatz der hiesigen Gewehrfa briken nach Amerika und an die Menschen und Meinungen von allen Farben betrug in
der letzten Zeit 3—400,000 Gewehre.
Auch
für Arbeiten, die einen größeren Aufwand an Zeit und Kunst bedürfen, wie Jagdge wehre u. s. w. haben sich die Bestellungen (selbst aus den Colonien) vermehrt, und die
großen Ledervorräthe Lüttichs werden in jeder
Frankfurter und Leipziger Messe erschöpft. Die Tuchfabriken haben zwar durch den gehemmten Absatz nach Frankreich und Deutsch
land viel von ihrer Thätigkeit verloren, aber der Schleichhandel trägt ihre Waare auf alle Märkte Europa's, und sie haben sich unter
der französischen Regierung, wie die Fabri ken im Herzogthume Zülich, hauptsächlich in Eupen, für ihre Tücher einen Markt in der
Levante, und damals eine reiche Quelle des Handels geöffnet.
Er fodert, wie der Han
del in Griechenland überhaupt, langen Cre
dit, und die letzten Ereignisse müssen nach theilig auf die großen Häuser Lüttichs wir ken , die bedeutende Foderungen in der Levante
haben.
Auch hier hat sich der Grundsatz
bewährt, daß nur Kaufleute mit bedeutenden Kapitalen dem Gang des Handels mit Vor-
theil in allen Richtungen folger» können.
Die
Menge der kleinen , überall und schnell aufkei menden Handelshäuser, die nur das Kapital
ihrer Entwürfe in den Handel legen, muß da^ Mißlingen jedes Entwurfs vernichten, und ihr Untergang greift dann durch ihre Zahl störend in den. Welthandel ein.
alte gute Zeit
des
Handels
den alten guten Häusern;
lebt
Die noch in
die Ephemeren,
die auf der Dahn des Glücks flattern, leben überall, nach den Gesetzen der Natur, nicht
lang. Der zunehmende Reichthum spricht aus ihren Verschönerungen.
der Stadt Auf dem
Quai Sauvaniere entsteht Haus fltt Haus,
eine neue Gartenanlage reiht sich an die an dere, und das neue Theater, das durch Akgtcn gebaut, gegen 500, coo Franken gekostet
hat, gehört zu den bedeutendsten Verschöne rungen Lüttichs.
Mademoiselle Mars spielte
hier Gastrollen, als ich ankam;
ich sah sie
im Misanthrop« und les jeux de l’amour et du hazard, und sie spielte mit der Feinheit, dem Anstand und der Gewandtheit, die Eu-
?
ropa feit ZO Jahren an ihr bewundert; nur
war der Abstand zwischen ihr und ihren Mit
spielern zu bedeutend, als daß er nicht fite rend hätte auf die Darstellung wirken sollen.
Der Misanthrope, ein Charaktergemälde (eher des Murrkopfs und der üblen Laune als des Menschenfeindes) beschränkt sich, diese
Stimmung ohne
daß
bewegte
in
einigen Lagen zu schildern, diese
eine Handlung Es
bedarf
bei
seiner
fünf Akte
Darstel-
lung des ganzen Aufwandes der Kunst, um
zu gefallen, und ich fand bei seiner Darstel lung in Paris das Theater gewöhnlich leer,
und selbst die wenigen Zuschauer, die mehr Vie Gewohnheit
als
Moliere versammelte,
kalt und^untheilnehmend.
Zn einzelnen Bil
dern, in einzelnen großen Zügen, die den
Charakter schildern, fühlt man die Hand des
Meisters,
aber
erinnern
die
Verse dieses
Stückes immer an das goldene Zeitalter der
französischen Dichtkunst und nicht zuweite»
an den bourgois gentil - komme qui fait de la prose sans le savoir ? —
In dem
Lustspiele von Marivaux drehen fich Hand-
lung und Sprache immer in einem engen
Kreise von Bildern und Worten.
Vater,
Sohn, Tochter, Bedienterund Kammermäd
chen haben eine Sprache, die mit Nadel spitzen bewaffnet,
ritzend und stechend von
einem Munde und von einem Ohre zum an dern eilt, und selbst in mehreren Akten im mer nur einen Augenblick des Lebens fest
hält.
Marivaux scheint in Worten dem Er
finder der Spinnmaschine vorangegangen zu seyn, der den Faden so dünn und fein spinnt,
daß er fich meilenweit ausdehnen läßt, wohl er immer zu brechen droht.
ob
Das hie-
fige Publikum kannte den Ruf der großen
Schauspielerin und die Namen von Mokiere
und Marifaux standen zettel.
auf dem Anschlag
Das war hinreichend für alle Augen,
Ohren und Hände des gedrängtvollen Saals, und ein stürmischer Beifall und eine reiche
Einnahme belohnten den Besuch der Künst
lerin. Die Taubenpost der Alten scheint hier und in den Niederlanden wieder zu entste
hen; in Lüttich, Antwerpen und mehreren
Städten mehren
sich täglich
die Liebhaber
der Wetten über den schnelleren oder langsa mern Flug ihrer Tauben,
und eine kleine
Gattung von Haustauben wird für diese Wet ten erzogen.
Zch wurde zu einem dieser Er
zieher geführt, und ich glaubte bei dem Astro
nomen der Stadt zu seyn, denn er stand im
dritten Stocke, beinahe auf dem Dache, an ein
großes Fernrohr gebannt, durch das er in der Richtung nach Westen sah.
Die ganze, ziem
lich zahlreiche Familie, stand auf kleinen Er
höhungen im Garten zerstreut und starrte in
der nämlichen Richtung zum Himmel empor. Ich kletterte zu dem Hausherrn hinauf, dem ich vorgestellt wurde,
aber er würdigte mich
kaum eines Blickes;
fünfzehn Tauben, die
aus Paris eintreffen sollten,
nahmen seine
ganze Aufmerksamkeit in Anspruch und die allgemeine Erwartung theilte sich mir unwill-
kührlich mit.
Eine Viertelstunde
verging,,
seine Unruhe stieg; die Blicke der Familie stiegen ängstlich zu ihm empor; Viertelstunde;
der Mann
noch eine
war außer sich;
halberstickte Seufzer summten wie Käfer durch
IO
den Garten. —
Stimme, nach, tung
Auf einmal erhob sich eine
das Echo der Familie schrie ihr
alle Finger zeigten in westlicher Rich gegen den Horizont,
wo
ich endlich
einen kleinen dunkeln Punkt entdeckte, -der
immer näher kam,
immer deutlicher wurde,
und endlich in den Garten niedersank.
Louison^
riefen alle Stimmen (das war der Name der
Taube) und alles stürzte auf sie zu, sie zu strei cheln, sie zu küssen und behutsam das Blatt abzu
lösen, auf dem die Stunde ihres Abgangs be
merkt war.
Sie hatte in 45 Stunde den Weg
von Paris nach Lüttich zurückgelegt, der selbst in gerader Linie über 40 Stunden betragen muß.
Die Sprache hat keinen weichen Ton, die
Zärtlichkeit keinen Namen, die Empfindung
keinen Ausdruck der Liebe,
die nicht an die
Angekommene verschwendet wurden.
Der alte
Hausherr wiegte sie auf seinen Händen und an seiner Brust, alle Zeigfinger der Familie schli
chen schmeichelnd über ihren Rücken; man
brachte ihr weißes Brod in Mitch, ihr Lager wurde mit Baumwolle ausgefüllt, man setzte Flitter und Wasser auf beide Seiten ihres
Lagers, und der alte Mann, der sehr gleich gültig gegen mich am Fernrohre stand, war
jetzt zuvorkommend, freundlich,
gesprächig,
und führte mich fröhlich zu seinen übrigen
Jede hatte ihren Namen, erkannte
Tauben.
sie alle,-alle kannten.ihn; sie flogen auf fei nen Kopf, auf seine Schultern, sie- pickten ihr Futter aus seiner Hand, er sprach mit ihnen, ihr Girren schien ihm zu antworten; es waren seine Hausgenossen, die er pflegte,
die er liebte, die glücklich durch ihn, und mit denen er glücklich war. Zn dieser Sorgfalt, in dieser Liebe liegt,
wie es scheint,
das Geheimniß ihrer Erzie
hung und die Entwickelung der sie lehrt,
zu finden.
des Instinkts,
den Ort ihres Glückes wieder
Sie werden in Kästchen in große
Entfernungen (Paris, Orleans u.s. w.) getra gen; der Znstinkt der Taube bemerkt die Ge
genstände auf dem Wege, der sie von dem
Orte ihrer Sehnsucht entfernt. ist sie
Nur dort
durch Sorgfalt und Liebe glücklich;
sie muß sich, entfernt von ihm, überall ver waist fühlen, und sobald man ihr den ersten
Ausflug erlaubt, eilt sie, in der Richtung,
die man ihr giebt, den Ort ihrer Wünsche aufzusuchen, und einigen gelingt es, ihn zu erreichen.
Don 15 Tauben, die mein freund
licher Wirth nach Paris geschickt hatte, war
nur eine zurückgekommen. Bis. jetzt beschränkt sich diese Taubener-
Ziehung nur auf einige reiche Liebhaber, die,
wie ehmals die Blumenliebhaber in Holland, die Tulpe und die Ranunkel,
auch die klei»
nen Haustauben schon zu einem bedeutenden Preise gesteigert haben.
Aber wie nützlich
könnte diese Erfindung für den Staat, die Kriegskunst
(in
Gebürgen und belagerten
Städten) und den Handel werden, um Nach
richten schnell zu verbreiten und zu erhalten. Sin Gebürgsrücken legt oft eine Entfernung von mehreren Meilen zwischen uns und un
sere Nachbarn, die für den Flug der Taube vielleicht kaum eine halbe Stunde beträgt.
Mons.
Bei der ersten Post hinter Namur, in Som-
bref, fängt der klastische Boden der neuesten Geschichte an; dieses Dorf selbst gehört schon
zu dem Schlachtfelde von Ligny, das stch von
hier, rechts von der Straße nach Charleroi, bis
auf
dehnt.
die
Höhen jenseits
Ligny
aus
Hier lächelte der Sieg zum letzten
mal seinem Lieblinge, um ihn, zwei Tage
spater,
auf immer zu verlassen.
Bonaparte
war der Erbe der Revoluzion, und diese wurde
auf den Schlachtfeldern von Zemappes und Fleurus befestigt, das Schlachtfeld von Ligny
berührt das von Fleurus, und einige Stun
den entfernt liegt Waterloo;
das Grab
seiner Größe,
die Wiege und die beiden End
punkte eines Lebens, das, wenn man es nach
Thaten berechnet, wenigstens drei Zahrhunderte zählt, trennt hier der Raum von eini gen Stunden.
Die Schlacht von in den Erzählungen
Ligny lebt hier noch
aller Landleute und mit
ihr das Andenken an
deutschen Muth und
deutsche Tapferkeit, die ruhig und besonnen der Uebermacht wich,
um zwei Tage spater
den Sieg zu entscheiden.
Das Dörfchen,
das der Schlacht seinen Namen gab, liegt in einem Thalgrunde, von kleinen Anhöhen auf
beiden Seiten umgeben,
und die Trümmer
des Schlosses und mehrerer Gebäude, Zeugen
des
großen
Tags,
bestätigen
die den
Grundsatz, daß man den Ruhm gewöhnlich
auf Kosten seiner Ruhe und seines Glücks erkauft.
Unter großen Erinnerungen, die den Rei
senden bis
Charleroi begleiten, gelangt er
durch eine Reihe
neuentstandener Festungs
werke in die engen, abhängigen Straßen der Stadt; die Vertheidigungslinie der Sambre
fängt hier an, und man erkennt, wie furcht bar Frankreich geworden ist, seitdem es seine
Kraft kennen lernte und entwickelte,
denn
überall auf dieser Seite thürmen sich Boll-
werke auf, die dem Ueberströmen seiner De» völkerung entgegengeseht werden.
Zn der Geschichte der letzten Zeit ist auch Charleroi
merkwürdig,
Zähre 1315 begann,
der
wo
Krieg im
der, wenn der Muth
des französischen Heeres und seines Anführers nicht wäre bei Waterloo gebrochen worden, wahrscheinlich die Gestalt Europa's
dert hätte.
verän
Der Abstand des Hin- und Zu
rückströmens
des
französischen Heeres,
die
schöne Haltung, die Begeisterung und das
Vertrauen auf sich und seinen Anführer — und die Verwirrung des Rückzugs, die Auf
lösung aller Bande,
aller Waffengattungen,
die wie ein Strom,
mit
den
Trümmern
von Waffen, Fahnen und Blut bedeckt, durch die engen Straßen rauschten;
der,
Bonaparte,
in einen Reitermantel gehüllt,
runden Huth
auf dem Kopfe mit
Schnupftuche befestigt,
einen
seinem
vor dem Thore des
Posthauses hielt, und von der drängenden Menschenfluth fortgerissen wurde, bis er auf der andern Seite der Sambre in einem Gar ten, eine Stunde lang allein, allen Furien
i6 der Erinnerung überlassen blieb — alle diese Bilder drängen sich hier in den Erzählungen
der Einwohner zusammen,
um einmal der
Geschichte anzugehören, und in ihr als eine
große Lehre zu der Nachwelt zu sprechen.
Wird der Mensch, dadurch belehrt, künf
tig dem Ehrgeiz entsagen?
Wird er ruhig
und zufrieden neben seinen Nachbarn wohnen
und die Gränzen seines Eigenthums nie zu
erweitern suchen?
Fragt die Geschichte! Die
älteste, die Bibel, sagt uns, daß einmal nur
vier Menschen die Welt bewohnten, von de-'
nen ein Bruder den andern, den vierten Theil der
damaligen
Bevölkerung, erschlug;
die
Nachkommen Kains, die Tamerlane, die Gen« giskane erschlugen Tausende; sie liegen unter
den Trümmern einer halben Welt begraben,
ihre Thaten stehn mit Blut geschrieben in
den Blättern der Geschichte;
die Eroberer,
die nach ihnen die Welt verheerten,
haben
diese Blätter gelesen — und die Bewohner
zwischen
Charleroi und Königsberg mögen
urtheilen, ob die aufgeklärten Vandalen des
igten und igten Jahrhunderts durch die Leh
ren der Geschichte gebessert waren.
Sobald
man Charleroi außer dem Ge
biete der Geschichte betrachtet,
ist es
ein
kleines, finsteres Städtchen, dessen enge Stra ßen sich an dem Abhang
einander schlingen.
eines Berges in
Indessen verbreiten die
Steinkohlen - und Eisenwerke in seiner Nähe
ein wenig Leben und Bewegung über seine 4oco Einwohner, und man eilt von ihnen,
durch eine sorgfältig angebaute Gegend , und, glücklicherweise von keiner großen Erinnerung
mehr
Mons.
aufgehalten,
in
vier Stunden
nach
Die Hauptstadt des Hennegau brei
tet sich mit ihren bedeutenden Häusermassen
an dem Fuß einer Anhöhe aus, um die auch
der alte Mars Felsen auf Felsen thürmt, und auf der andern Seite der Stadt liegt das
Schlachtfeld von Zemappes, wo Vie franzö sische Revoluzion durch den Steg, durch das
Recht des Stärkeren,
zum erstenryal« von
Europa-gleichsam anerkannt wurde. Das Königreich der Niederlande ist die
jüngste Schöpfung
der Politik, die es zu
einer großen
Schutzwehr für die Sicherheit
Europa's bestimmte.
Die getrennten Nie
derlande wurden für diesen Zweck zum ersten male, seit ihrem Abfall von Spanien, wieder
vereint, obwohl Religion, Sprach«, Sitten
und Gebräuche während ihrer Trennung schär fere Scheidungslinien zwischen beiden Völ kern gezogen hatten, als sie vielleicht in kei nem der übrigen Theile Europa's zwischen Nachbarstaaten
bestehen.
Holland,
dem
Meere abgewonnen und durch die Kunst er
halten, kauft seine Bedürfnisse größtentheils
dem Ausland ab; der Welthandel hat eS berei chert, Sparsamkeit und Ordnung haben die sen Reichthum selbst unter den Stürmen der
letzten Zeit erhalten , während der Niederländer
seine Bedürfnisse seinem Boden abgewinnt und nur das Gold, das er säet und erndtet, in die Wagschale des Handels legen kann.
Indessen
hat der Holländer die lange Erfahrung des Welt handels, die seinem Nachbar fehlt; er kennt
alle Wege des Ozeans, alle Küsten der han
delnden Völker, die Erzeugnisse der reichen Niederlande können durch ihn auf allen Märk-
tett der Welt verbreitet werden, während der
Ueberfluß der Erndten,
die das Bedürfniß
des Niederländers gewöhnlich weit übersteigen,
einen gesicherten Absatz in den Speichern Hol
lands findet, das Brod und Steine von dem
Auslande kauft.
Zn diesen gegenseitigen Be
dürfnissen beider Länder liegt das Band, das
sie künftig enger vereinen wird, wenn Abnei gung, und Vorurtheile,
die Krankheit.aller
Nachbarvölker, von der Zeit gemildert und
geheilt sind, und sie die Erfahrung über die Vortheile ihrer Lage und ihrer Verbindung
belehrt hat.
Diese vereinte Ländermasse ist bestimmt, von dieser Seite einen Wall gegen Frankreich
zu bilden, und es giebt schwerlich ein Land, das
einen
reicheren Anblick von Schanzen
und Befestigungen jeder Art darbietet,
als
diese an einander hängenden Vertheidigungs linien,
die
sich an
jedem Fluß und über
jeden Bergrücken der Niederlande hinziehen. Außer dem großen Waffeuplatz von Antwer
pen, den Napoleon erschuf, den holländischen Gränzfestungen und Mastricht,
das zu der
Drrtheidigungslinie der Maas gehört, tiefe» stiget die Kunst noch: Mons, Dinant, Huy, Lüttich, Charleroi, Ppern, Tournay, Me-
nin, Namur, Ath, Ostende, Nieuport, Audevarde,
Dondremont,
und
vermehrt die
Festungswerke von Fließingen.
Die Schöpfung aller dieser Befestigun
gen, die aus dem Nichts hervorgehen, das bisher bestand, ist eine europäische Maaßre
gel, «nd so werden die Kosten ihrer Erhallung auch auf alle Staaten in Europa vertheilt werden müssen.
Die französischen Con-
tritilitioney (6o Millionen Franken) die für den Dau dieser Festungen bestimmt waren,
hat ihre erste Anlage verschlungen;
für die
Zurückgabe von Essequibo,und Demerary sollte die niederländische Regierung zwei Millionen
Pfund Sterling an Englanh bezahlen, die
für die Vollendung dieser Werke bestimmt wurden; England legte noch zwei Millionen
Pfund zu dieser Summe und auch diese vier
Millionen, (96 Millionen Franken) liegen bei nahe
in
diesen
ausgedehnten
Schutzlinien
begraben, deren Vollendung wenigstens noch
ioo Millionen fodert. Die Arithmetik,
die einfache Kunst za
zählen, die außer den Kosten auch die nöthi-
gen Streitkräfte berechnet, die sich im Augen» blick
der
Gefahr
schnell sammeln Besorgnisse.
diesen
in
müssen,
Waffenplätzen
weckt noch andere
Sie rechnet für jede dieser Fe
stungen nur hundert Feuerschlünde und Wurf geschütze, und für jedes Geschütz drei Artille
risten, so fordern diese Bedürfnisse allein nur
für zwanzig Festungen (die älteren mitgerech net) 2000 Feuerschlünde
einer Waffengattung,
und
6000 Mann
die selbst in größeren
Heeren nicht für den Festungsdienst können entbehrt werden.
Nur eine Besatzung von
2000 Mann für jeden dieser Punkte ange nommen (große Waffenplätze, wie Antwer pen u. s. w. bedürfen das vier- und fünf fache dieser Zahl, wie der Geschütze, und dir
Summe aller Besatzungen beträgt 40,000 Mann, bet denen die Reserve - Artillerie und
alle sind.
Verwaltungszweige
nicht
mitgerechnet
Das Heer der vereinigten Niederlande
besteht, nach dem letzten Berichte des Kriegs ministers in der Deputirtenkammer, aus 36,000Mann, zu denen 12Linien- 2Artil lerie-Bataillone und i Kavallerieregiment in den Colonien mitgerechnet werden. 56,000 Milizen, die wie das zweite Treffen dieser Streitlinien angesehen werden, können, nach einer genauen Zeitberechnung, kaum in zwei Monaten auf den bedrohten Punkten gesam melt werden. Die Verfassung des König reichs verbietet die Bedürfnisse des Heekes durch Ausschreibungen von dem Lande zu erheben; sie müssen nach den bestehenden Prek» fen bezahlt werden, und dieses Gesetz allein muß jedes schnelle Zusammenziehen der Streit kräfte, jede rasche Bewegung lähmen, die der Augenblick fodern könnte. Aber selbst bei der größten Beweglichkeit und Elle sind die Streitmassen des Königreichs käum hin reichend, diese Vertheidigungslinien zu bese tzen, deren Ausdehnung, wie es scheint, auf die vereinte Kraft Europa's berechnet ist. Der Geist der Zahre 1313 und 1314, durch den sich alle Söhne des Vaterlandes zu fei-
ne: Vertheidigung erhoben, ist eine morali sche Berechnung,
die der Arithmetik nicht
«»gehört, und sie kann weder hier noch in «adern Ländern, als stehende Zahl in die Liste
der Vertheidigungsmittel ausgenommen werden-
Die Erhaltung der Niederlande und ihrer Waffenpläht sind also durch ihre Lage, im Au genblick der Gefahr, an die Hülfe Englands
und Preußens angewiesen.
Um 20 — 30,000
Engländer nach den Niederlanden überzufchif» fen, bedarf es bei den großen Kosten der Ausrüstung, selbst nach der Bewilligung des
Parlements wenigstens 4 bis 5 Wochen, bis
diese Truppen gesammelt,
eingeschifft und,
wenn Meer und Wind günstig bleiben, den Punkten ihrer
sind.
Bestimmung
auf
angelangt
Die preußischen Truppen in den Rhein
provinzen,
auch wenn sie schnell gesammelt,
an die französische Gränze in den Niederlan den eilen, bedürfen bei der größten Anstren
gung wenigstens 18 bis 20 Tage,
um dort
eine Masse von 30,000 Streitern zu bilden. Zch bringe hier das verlorne Kapital von
Zeit, Untersuchungen und Berathungen nicht
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in Anschlag, das erfodert wird, biss Muster
karte des deutschen DundesheereS zusammmzusetzen,
während in Frankreich
durch
tie
moralische Kraft eines Willens für einen
Zweck, auf allen Punkten, alle Kräfte tu
Bewegung gesetzt werden, die sich in Cambrai,
Douai, Valeneiennes, Conde, Lille, Lequesnoi, Landrecy sammeln, aus diesen Festungen alle
Bedürfnisse des Krieges erhalten, und in den Angriffskrieg übergehen können,
eh' es den
preußischen und englischen Heeren möglich wird, die niederländischen Festungen zu erreichen.
Das große Artillerie - Depot in Douai
kann das französische Heer schnell mit allen Mitteln der Belagerung versehen, und der
Mangel hinreichender Besatzungen, ein rasches Vordringen
und
ein
vereinter Angriff der
französischen Kräfte, von allen Zerstörungs mitteln begleitet, könnte in einem Theil diese»
Bollwerken,' die Europa sichern
reichs
sollen,
selbst
den
gegen Frankreich
Gränzen
Frank
eine bedeutende Vermehrung
ihrer Stärke «nd neue Bürgen ihrer Sicher heit übergeben.
Valenciennes. Der Eintritt in Frankreich von dieser Seite
ist nicht reihend; das Land breitet sich wel lenförmig,
ohne Wald und Schatten, um
Valenciennes aus, und enge finstre Straßen, und Gasthöfe ohne Reinlichkeit und Bequem lichkeit find die Bilder, die das schöne Frank
reich dem Reisenden in dieser Gränzstadt an bietet.
Die Reinlichkeit der niederländischen
Städte und Gasthöfe muß man in den fran zösischen nicht suchen.
Stühle, denen man
sich nicht ohne Vorsicht anvertrauen darf, Ta peten,
an denen alle Schrecken der Revolu-
zion vorübergegangen sind und Fußböden und
Schränke, die Staub und Sonne bedeckt und gerissen haben, verbreiten sich durch die mei sten Zimmer dieser Gasthöfe.
Ein gutes, oft
reinliches Bett, die Kunst der Küche und die Meine, die dem reichen Boden Frankreichs angehören, ersetzen zum Theil die Summe von Bequemlichkeiten, die der Reisende ent-
Auch hier wurden die Festungswerke
-ehrt.
auSgtbessert und erweitert, und ValencienneS das,
so lang der Rhein die Gränze Frank
reichs war,
zu den Festungen des Innern
gehörte und wie die meisten dieser Punkte vernachlässigt wurde, ist wieder ein Wächter
der französischen Gränze geworden, den die Vorsicht mit allen Mitteln der Vertheidigung und Zerstörung umgiebt.
Diese Arbeiten und
der Battisthandel, der ValencienneS ausfchlie-
ßend angehört, verbreiten einiges Leben in
den finstern Straßen.
Der Battist, der hier
in einem Umkreise von 6 Stunden, von dem
ersten Keime bis zu seiner Vollendung ent steht, bereichert die Stadt und die Gegend;
denn nach einem mäßigen Anschläge bezahlt
das Ausland jährlich für ihn wenigstens zehn
Millionen Franken an die Kaufleute von Dalenciennes.
Man rechnet im Durchschnitt
jährlich 100,000 Stücke, die von hier auSgeführt,
und von denen zwei Drittheile in
England, die feinsten in Rußland und Polen, und die übrigen in Amerika und Deutschland abgefetzt werden.
Von dem feinsten Battist
kostet das Stück selbst in DalencienneS 400,
der gewöhnlichste 50 Franken, und nimmt man nur den Mittelpreis von roo Franken
für
jedes Stück an, so ist der Tribut des Aus landes von 10 Millionen Franken nicht zu
hoch angeschlagen.
Von dieser Summe erhält der Arbeiter
selbst kaum so viel, ein sieches, elendes Leben
zu fristen,
das diese Arbeit zerstört.
Der
Unglückliche muß in Gewölben oder Kellern
arbeiten, um den zarten Faden des Gewebeimmer feucht zu erhalten, der nicht brechen
darf.
Dort sitzt er 10 bis 12 Stunden täg
lich gebückt an seinem Webstuhle, um mit der
größten Anstrengung ein gewöhnliches Stück Battist von 12 bis iZ Ellen in zehn Tagen zu vollenden; zu den feinen Gattungen bedarf er wenigstens 30Tage,
und mit der Aufop
ferung seines Lebens und seiner Gesundheit
erwirbt er täglich kaum gvSolS. Mittwoch und Sonnabend, Tagen,
An jedem
den bestimmten
wo der Arbeiter die Frucht feiner
Anstrengung dem Kaufmanne überliefert, hat die Bevölkerung von Valencimne- etwas Ge-
fpensterartiges;
denn bleichere,
abgezehrtere
Gestalten mit hohleren Augen wanken nicht über die Erde, als diese Schatten,
die der
Unterwelt ihrer Werkstätten entschleichen. Den großen Gewinn dieses Handels theilt
der Kaufmann mit dem Landmann, der den
Flachs baut und der hier durch die Art und die Sorgfalt ihn zu bauen, eine Höhe von 3 Schuhen (ii bis irFäuste nach hiestgem
Maße) erhält.
Der Same wird aus Ruß
land verschrieben, und der Flachs, den inan im ersten Zahre gewinnt,
wird zur Verfer
tigung der gewöhnlichen Leinwand angewen det; der Same, den diese Ernte giebt, wird
sorgfältig ausgewählt,
und von ihm wird
dreimal so viel, als man zu einer gewöhnli
chen Aussaat bedarf, auf ein Feld gesäet, das sehr stark gedüngt ist, und dann mit Baum5fiert bedeckt wird.
Der stark zusammenge-
brängte Same hindert den Flachs sich auszu
breiten, er schießt dicht in langen Halmen auf, der starke Dünger treibt ihn schnell em
por, und die Aeste,
die zugleich die Nässe
des Thaues und Regens
länger bewahren,
stützen die Halme, die, bei ihrer außerordent
lichen Höhe, Wind und Regen Niederdrücken
würden.
Dieser Flachs wird,
noch nicht
ganz reif, gesammelt, jeder Halm, an der Spitze getheilt hat,
der sich
wird sorgfältig
ausgeschieden; der Same, der nicht reif ge
worden ist, kann nicht wieder gebraucht wer den,
und die Kraft des Bodens, auf dem
der Flachs gebaut wurde, ist auf noZahre
für diesen Anbau erschöpft, aber eine reiche
Flachsernte
bezahlt den Preis
des Feldes,
auf dem er gebaut wurde. Das ganze weibliche Geschlecht in den
Dörfern dieser Gegend,
ist mit dem Spin
nen des Flachses beschäftigt,
indem es die
Erfahrung und die Lehren unterrichten,
die
sich von Geschlecht zu Geschlecht fortgepflanzt
habe«.
Für die erste Gattung des Battists
muß der Faden so fein gesponnen werden,
Laß 6 bis 7OO,oOo französische Ellen nur ein Pfund wiegen, und für die Verfertigung der
Spitzen rechnet man 11 bis 1200, 000 Ellen
auf ein Pfund;
aber diese mühsame Kunst,
die Bereitung der Spitzen,
die ehmals den
Handel von Valenciennes bereicherte, hat die
sen Ort verlassen,
um
den Niederlanden,
besonders der Gegend von Brüssel anzugehbren.
Valenciennes besitzt eine der größten und zweckmäßigsten Armenanstalten
in
Europa,
die Menschlichkeit und Frömmigkeit vor 60
Zähren hier gegründet haben.
Zn ihr wer
den das gebrechliche Alter und die hülflose
Jugend ausgenommen und die letzte zu Ar
beit, Fleiß und
Ordnung erzogen.
Die
Kinder armer Aeltern bleiben hier bis in ihr sostes Zahr; ein kleines Kapital, das sie sich durch ihre Arbeit erwerben, und eine Aus steuer an Kleidern und
Geld- (gewöhnlich
400 Franken) auf Kosten der Anstalt,
die
zugleich für ihre Unterkunft sorgt, sichert ihre
Zukunft,
und sie treten nicht hülflos und
zugleich an Ordnung und Sparsamkeit ge
wöhnt, in die bürgerliche Gesellschaft zurück.
Ein Findelhaus ist mit dieser Anstalt ver
knüpft, und obwohl in ihr die Kinder erst nach dem irten Jahre ausgenommen werden, bis zu diesem Alter auf dem Lande leben.
gewöhnlich in
und
den
Familien
bleiben,
denen sie anvertraut wurden, so enthält die ses Haus doch über goo Kinder.
Nach den
Registern dieser Anstalt überstieg diese Zahl
vor 25 Zähren nie 60 dieser Unglücklichen,
und diese Listen sind finstere Blätter in der
Sittengeschichte Frankreichs,
die den Geist
der letzten 25 Zahre anklagen. Zwei Stunden von Valeneiennes liegen
die Schwefelquellen und Schlammbäder von
St. Amaud.
Das Wasser wird für Verhär-
ttingen, Steinschmerzen und alle Krankheiten getrunken,
die mit diesen Uebeln verwandt
sind, und die Schlammbäder, die gewöhnlich
18 Grad Wärme enthalten, die in den hei
ßen Sommertagen bis
zu 22 steigt, haben
längst in der Liste der europäischen Heilmit tel eine bedeutende Stelle für Lähmungen,
Wunden und Hautkrankheiten eingenommen. Alle diese Leiden sammeln sich aus allen Thei
len von Europa an diesen Bädern und Quel
len,
um die das Dörfchen mit seinen zer
streuten Häusern liegt, die kaum di« nöthig sten Bequemlichkeiten des Lebens enthalten.
Das einzige öffentliche Vergnügen, d. h;
den einzigen Spaziergang bietet ein naher
Wald mit wenig Bäumen und Schatten an, der, einen kleinen Baumgang an den Qüelle» abgerechnet,
in der weiten Ebene den
einzigen Schutz
gegen Staub und Sonne
gewährt.
Dieses Landschaftsgemälde und der
Kreis der Geselligkeit, den nur Leidende und
Kranke bilden, hält jeden von diesen Quel len zurück,
der Vergnügen und Zerstreuung
sucht, und Gicht, Rheumatismen, Lähmun gen, ein Publikum auf Krücken, mit Wun
den und der zahlreichen Familie der Haut
krankheiten bedeckt, sitzt vor allen Häusern,
liegt an allen Fenstern, und hinkt oder schleicht durch alle Straßen des kleinen Orts. Indessen weiß das Bedürfniß der Gesellig
keit, das dem Franzosen auch in eine Pfütze folgt, -Leben und Heiterkeit selbst über den Schlamm dieser Bäder zu verbreiten; diese
sind in einem großen Gebäude eingeschlossen,
jeder Kranke hat seine Abtheilung, die durch Vorhänge von den andern getrennt ist; beide Geschlechter hüllen sich in ein weites Kjeib
wn Leinwand für den Gebranch dirs« Bä der, und kaum hat der Kranke die gehörige Tiefe in dem Schlamm erreicht, so öffnen sich die Vorhänge, Erfrischungen werde« ge bracht und gereicht, die übrige Gesellschaft, di« nicht badet , sammelt sich um di« Bekann ten im Schlamm«; und Witz, Heiterkeit und Lachen belebe« diese Sümpfe. Noch in den ersten Zähren der Revolu tion stand hier ein großes Krankenhaus für verwundete Krieger, die jährlich auf Kosten des Staats hiehergebracht und unterhalten wurden. Dieses Gebäude ist unter Bona parte zerfalle«, während Tausend« auf dem große» europäische« Schlachlfelde für den Ehrg«ttz des Eroberers -bluteten; und die Ver stümmlungen und Narben des Kriegers, der in diesen Bäder« Heilung suchte, sprachen umsonst;n den», der Ländern und Völkem Wunden schlag, ohne sie zu heilen. Di« Trümmer des Kranknhauses in St. Amand dürfen nicht auf der Landkarte fehle«, dir eiust die Schlachten Donapartrs, seine Siege
und
Eroberungen
der Nachwelt
bezeichnen
wird.
Der reiche Anbau des Landes
in allen
Theilen Frankreichs, beweist die Fortschritte
des Ackerbaues, der Bevölkerung, die Noth
wendigkeit des Fleißes
tfhb der Anstrengung
und die große Vertheilung des Grundeigen thums,
die einen Grad erreicht hat,
Besorgnisse für
die Zukunft
erregen
der
muß.
Der Besitzer von 4 — 5 Hektaren (jeder zu 360Quadratruthen) wird hier zu den wohl habenden Landleuten gezählt, und dieser kleine
Raum seines Grundeigenthums erlaubt ihm freilich, es wie einen Garten, mit dem Spa ten und der Schaufel zu bearbeiten und so
dem Boden dreimal mehr abzugewinnen, als er ehmals trug. in Flines,
Bei einem Herrn Devret
einem Dorfe bei Douai, sah
ich gepflanztes Korn, und der Reichthum
seiner Felder übertraf
der Körner,
Größe und Schwere
und der Höhe und Dichtheit
der Halme und der Aehren, alles was ich in dieser Art gesehen hatte.
Das Feld wird bei
dem Pflanzen des Korns,
wie gewöhnlich
gedüngt und vorbereitet.
Eine Schnur wird
über die Breite des Feldes gespannt, und ist dieses zu breit, so^ wird es in mehrere Pflan
zungen
abgetheilt.
Der Landmann
gräbt
längs dieser Linie mit dem Pflanzstocke (an
dessen Ende sich nach einer Länge von drei Zollen, eine runde Eisenplatte befindet, damit
er nicht tiefer in die Erde dringt) Löcher in das Feld, die 6 bis 7 Zoll von einander ent
fernt seyn müssen, und zwei Kinder folgen ihm, von denen eines einen Teller mit dem Samen trägt, das andere abwechselnd 2 und 5 Körner in jede Oeffnung legt,
und diese
bei'm Weitergehen, wie der Landmann bei'm Zurückkehren auf dieser Linie fest niedertritt.
Die zweite Linie wird dann 7 Zoll von der ersten entfernt, und auf diese Art das Feld in allen Richtungen angebaut.
Zwei Tage
sind hinreichend ein Feld von 1600 Quadrat ruthen zu bepflanzen, man bedarf hiezu nie
den sechsten Theil der gewöhnlichen Aussaat,
und schon diese Ersparung bezahlt zweimal die Kosten der Arbeit.
Nach der Angabe
des Herrn Devret, selbst nach dem Zeugniß
der Ackerbaugesellschaft in Paris, die diese
Angabe bei der letzten Ernte prüfte, damals
das
gewonnen,
Samenkorn die
wurde
hundertfältig
Körner waren größer und
schwerer, das Stroh höher und dichter als
gewöhnlich; und mischte sich in diese Angabe nicht ein kleiner Grad von Eitelkeit, die in jedem höheren Halme die Fortschritte der Auf klärung sucht, so verdient diese Art freilich den Namen der höchsten Vollkommen
heit des Ackerbaues, den man ihr hier giebt.
Indessen zeigt der erste Anblick, daß
sie nur auf kleine Güter anwendbar ist, und wenn ich nicht irre, so gehört diese Erfindung
England an, wo sie bei den großen Massen der Landgüter und der Unmöglichkeit sie auf
diese anzuwenden, über den Canal wandern mußte, um auf den kleinen zerstückelten Thei len des
französischen Bodens
den Ruf z«
erhalten, den sie verdient. Durch diese Vertheilung des Grundeigen
thums ist es zu einem Werthe gestiegen, den man außer England nicht kennt.
Franken für
die Hektare
6 bU 7000
(360 Quadratru-
rhen)
sind kein ungewöhnlicher Preis, und
der größere Grundeigenthümer findet überall
Pächter,
die unter den drückendsten Bedin
gungen einen Theil seiner Besitzungen bauen. Der Pachter übernimmt, außer dem hohe»
Pachtgelde, das der Eigenthümer nach dem Verhältnisse der Preise in Geld oder Getreide
fordern kann,
noch die starken Abgaben an
die Regierung, ohne für däS Mißlingen oder die Vernichtung der Ernte die geringste Ent schädigung fodern zu können.
Daher ist es
begreiflich , wie ängstlich jeder Zoll Erde hier benutzt wird;
die Kartoffel, die Rübe, die
Dohne wachsen beinahe unter der Hausthüre
des Landmanns, die kleinste Wasserader wird
mit Anstrengung und Sorgfalt über
seine
Felder geleitet, und der ganze Zweck, der ganze Znhalt seines Lebens, sind Arbeit, Er
sparung und Erwerb.
Wenn das Bedürfniß
zu sprechen, das von ValenctenneS bis an
die Pyrenäen immer dringender wird, den Landmann
an
die Thüre
führt oder Gruppen
seines
Nachbars
auf der Straße bildet,
so drehen sich gewöhnlich die Kreis« de- Ge-
sprächS um das, was sie verdienen und gewin nen, gewonnen haben, gewinnen können oder
gewinnen werden, und wer die Geduld hat,
vor diesen Gruppen stehen zu bleiben, hört nur Zahlen, die wie ihre Erwerbungen stei
gen und fallen, und alle Hoffnungen, Wün sche, Plane, alle Handlungen und Verhält
nisse berechnen, schätzen und bestimmen. Diese Richtung,
die der beengte Boden
und die Nothwendigkeit zu erwerben, dem
Geiste der untersten Volksklassen gegeben hat,
darf bei dieser immer steigenden und bewegten Volksmenge nicht übersehen werden.
Frank
reich hat in 30 Zähren voll Schrecken und Stürme, trotz dem Bürgerkriege, der Guillo tine und den 100 Schlachtfeldern, auf denen
die Blüthe feiner Bevölkerung sank,
seine
Einwohnerzahl um vier Millionen vermehrt.
Zn den erweiterten Gränzen des Kunstfletßes und der Betriebsamkeit, - als das Meer für
den größten Theil
von Europa
geschlossen
war, und auf dem vertheilten Grundeigen thum
unter Millionen
arbeitsamer Hände,
ist dieser Zuwachs seiner Bevölkerung
ent-
standen;
der Friede,
die zerstörten Klöster,
die nicht wieder hergestellt werden -können,
die Verminderung der Weltgetstlichen, ihre verminderten Einkünfte, die kein Reihmtttel
für die Abneigung des Volks gegen diesen Stand werden,
selbst
die Verbreitung der
Kuhpockeneinimpfung, die nach und nach über
alle Vorurtheile siegt,
müssen diese Volks
menge erhalten und vermehren. Aber in allen Ländern sind Fabriken ent standen , die den Kunstfleiß beleben, und das
Einführen der französischen, wie jeder frem
den Waare, wird durch hohe Zölle erschwert, die oft Verboten
gleichen;
die Thätigkeit
der französischen Werkstätten muß dadurch ge lähmt und mit ihr die Mittel des Unterhalts
für hundert Tausende vermindert werden; der Besitz von 4 bis 5 Hektaren, der den wohlha
benden Landmann und seine Familie kaum mit der Anstrengung ihrer vereinten Kräfte ernährt, zerfällt nach
seinem Tode,
bei
zahlreiche»
Nachkommen, in so viel kleine Theile, die
den Besitz jedes Erben vielleicht auf wenige Quadratruthen beschränken;
Fleiß, Anstren-
gung, die Schaufel und das Pflanzen deKorns, mögen dem Boden die reichsten Ern-
ten abgewinnen;
die moralischen und physi
schen Anstrengungen, wie das Gebieth der
Erfindung, haben ihre Grtnzen, nur das Be dürfniß der Erhaltung, das unS mit dem
Daseyn gegeben wird, hat keine Gränze als das Grab;
die vermehrte Volksmenge hat
vermehrte Bedürfnisse, deren Ungestüm der Mangel steigert, und selbst die Colonien Frank reichs sind nicht mehr bedeutend genug, um
Abzugskanäle für den Ueberfluß seiner Bevöl kerung zu bilden.
Nach einem Bericht in
der Deputirten-
kammer im Zahre 1321 waren 25,000 Ge
meinden (mehr als die Hälfte aller Gemein
den in Frankreich) ohne
Schulen;
das
jetzige Geschlecht ist unter den Stürmen der
Revolution aufgewachsen; Leidenschaften und
Verbrechen haben unter allen Gestalten seine Wiege
und
seine Jugend
umringt;
schnelle Wechsel der Regierungsformen
der
hat
die Bande des Vertrauens und des Gehor sams erschüttert oder gelöst, und manches, das
--------- —
4i
heilig und ehrwürdig sich zwischen den Vor satz und das Verbrechen stellt, hat die Ver wilderung de- Lagers in das Reich der Dorurtheile verwiesen. — Alle diese einzelnen Züge liegen wie finstre Schatten in diesem Volksgemälde, dem Geist, Muth, Kühnheit, Frohsinn und Ehrgefühl angehören, ohne den Beobachter zu beruhigen, vor dem die Zeit auf den Trümmern ehrwürdiger Einrichtun gen steht, an denen Jahrtausende bauten und die ein Augenblick in der Weltgeschichte, di« letzten go Jahre, zerstörten.
T o u r n a y.
Der Weg führt bei ValencienneS über den
Canal der Schelde, bei dem Städtchen St. Amand (eine halbe Stunde von den Bädern) über eine Brücke der Scarpe, die bei Mor-
taques in die Schelde fällt, und an dem lin ken Ufer der letzten hierher.
Alle diese klei
nen Wasseradern (die Schelde selbst ist hier kaum 40— 50 Schritte breit) werden durch
Schleusten geschwellt, und sind mit Schiffen von 60 — so Tonnen bedeckt, die eine Was
sertiefe von 6 Fuß bedürfen. segelt Schiff an Schiff,
Handels
über
diesen
Hier liegt oder
und der Gang des
Gewässern
verbreitet
Thätigkeit und Bedürfnisse unter den Be wohnern ihrer Ufer.
Auf beiden Seiten
dieses Weges erheben sich die Schlachtfelder
von Famars, Fontenoi und Tournay.
Der
Krieg hat seit 4 Jahrhunderten den Nieder-
landen überall seine Spuren eingedrückt/ und
es ist ein trauriger Ruhm für ein Land, durch solche Denkmahle der Geschichte anzugehören.
Diese weiten Gräber sind jetzt mit Ernten und Wiesen bedeckt,
und zahlreiche Heerden
weiden ungestört auf dem Staub der Helden und zwischen den großen Erinnerungen der Geschichte.
Eine reiche Landschaft mit Thürmen, Dör fern, Hügeln, Gärten und Wiesen dehnt sich
auf beiden Seiten der Schelde aus, die sich in weiten Dogen durch diese Gegend windet; die weißen Segel, die der Handel auf ihrem
Rücken ausbreitet, scheinen in der Ferne zwi schen den Daumgruppen und Heerden,
auf
dem grünen Teppich der Wiesen hinzugleiten, der an ihren Ufern ausgebreitet liegt, und
dieses Bild leiht der Gegend einen Reitz, der die Felsen, und Gebürgsmassen ersetzt, die ihr
mangeln. Ein eigenes Leben giebt diesem Wege der Schleichhandel, der sich auf ihm, ohne Scheu,
von der Sonne beleuchtet, unter allen Ge
stalten bewegt.
Von der französischen Gränze
bis Tournay, auf einer Strecke von dritthalb Stunden,
habe ich über hundert Schleiche
Händler gezählt, die zum Theil bewaffnet, in
Haufen vereint, meinest Postknecht anhielten,
und von ihm Nachrichten filier ’ die Aufstel
lung der französischen Zollbedienten und GenS-
d'armes an diesem Tage foderten und erhiel
ten.
Alle Postknechte an den Gränzen schei
nen den Gang dieses Handels, seine Vorräthe, die Mittel ihn zu verbergen, und alle
Nachrichten zu kennen, die auf ihn Bezug
haben;
wenigstens kannte
ganze Topographie dieser
der meinige die Anstalt,
und er
schien den Gewinn, den er aus dieser Kennt
niß zog, zu den erlaubten Vortheilen seiner
Lage zu rechnen.
Indessen würden selbst die
Linon - und Musselinfabriken in St. Quen tin und Tarave (in Elsaß), die einen großen Theil Frankreichs mit diesen Stoffen versor gen, ohne den Schleichhandel ihre Arbeiter
entlassen müssen, denn der feinste Faden in den berühmten Baumwollspinnereien in Rouen wird gewöhnlich nur bis zu der Feinheit von
35, nur in einer bis zu ico gesponnen, wäh-
tfltb ihn der englische Kunstfleiß, «en» ich nicht irre, schon über 200 spinnt.
Alle Grade
der Feinheit, die zwischen diesen beide« Nummern liegen, muß also der französische Ge-
werbsfletß aus England beziehen, und bei
dem strengen Verbote ihrer Einfuhr,
erhal
ten diese Fabriken nw durch den Schleich
handel die Möglichkeit, ihre Arbeiten fort
fetzen zu können. Die Baumwollenspinnerei des Herrn Mill« in Lille, hat zwar im vorigen Zahre den Fa den bis zu 130 gesponnen, und bei der Aus
stellung in Paris den Preis erhalten; aber
alle diese Versuche im Kleinen ausgeführt,
sollten nur die Möglichkeit beweisen,
dem
Faden diese Feinheit auch in Frankreich geben
zu können,
und sie waren mehr berechnet,
die Nationalettelkeit als das Bedürfniß der Fabriken zu befriedigen.
der Leichtigkeit,
die
England wird bei
ersten Gattungen
der
Baumwolle zu erhalten; bei der Ausdehnung seiner Spinnereien, der Vortreffkichkeit und Genauigkeit seiner Maschinen und dem großen Kapital, das auf diesen Zweig des Kunst-
fleißes verwendet wird
und jeden Versuch,
jede Verbesserung und jede Ausdehnung er
laubt, in dieser Hinsicht noch lang den Vor
zug vor Frankreich behaupten.
fischen Kaufmann fehlt es
Dem franzö-
weder an Liebe'
noch an Eitelkeit für sein Vaterland, aber die meisten, die ich sprach, geben selbst dem
englischen Faden den Vorzug vor dem fran zösischen, der leichter bricht, und dessen Un
gleichheit oft störend durch die feinen Gewebe läuft. Indessen sorgt die englische Betriebsam
keit dafür,
daß es dem französischen Kunst
fleiße nie an Gespinnsten von jeder Feinheit
mangelt; in Tournai liegen ganze Berge da
von aufgethürmt, die sich schnell wieder erhe ben, wenn ein Theil ihrer Massen auf den Rücken des Schleichhandels gerollt ist, um
über die Gränze getragen zu werden. Diese
Aemsigkeit
des Schleichhandels,
die gefüllten Waarenlager, mehrere Werkstät
ten der niederländischen Betriebsamkeit und ein Domkapitel, das sich aus den Trümmern
des ehmaligen erhebt, verbreiten Thätigkeit
und Gewinn aber kein Leben in den «ngen, stillen,
öden Straßen von Tournai.
Die
berühmte Teppichfabrik, eine der ersten und
ausgedehntesten Anstalten dieser Art in Eu
ropa , beschäftigt noch gegen 4000 Arbeiter.
Zch wurde in ihr mit der nämlichen zuvor
kommenden Höflichkeit empfangen, wie vor 28 Zähren, und dem Fremden werden hier
mit einer seltenen Offenheit die Vertheilung der Arbeiten, ihr Stufengang, ihr Zneinan-
dergreifen, ihre Vortheile und Eigenheiten erklärt.
Zn allen Theilen der Welt, wo man
Teppiche bedarf, sind die von Tournai,
der
Reichthum ihrer Farben, die Dichtheit ihres
Gewebes und ihre Dauer bekannt; der Preis
sehr hübscher Teppiche ist von 11 bis 15 Fran ken für die brabanter Q.uadratelle, die aber
bescheiden neben größeren Teppichen aus einem Gewebe liegen, deren Preise von 3,000 bis
20,000 Franken steigen.
Unter diesen zeich
nete sich ein Fußteppich mit dem Wappen der
vereinigten Staaten aui-, der für den Congreßsaal in Washington bestimmt war. —
Zch suchte vergebens die einfachen Zeichnun gen und Farben, die ich «hmals hier bewun dert hatte, und der Einfluß der persischen und türkischen Teppiche, die der Holländer vorzüglich liebte scheint in allen neuen Mu stern vorherrschend zu seyn. Die zart« Form und Farbe der Rose, war in allen neuen Teppichen bunt und brennend; es war nicht das Kind unsers Frühlings, die Sonne von Zspahan schien sie gefärbt Zu haben, und die kleinste Blume blühte hier in breitere« Um rissen und glühenden» Farben, als sie ihr der milde Himmel Luropa's geben kann. Anstalten wie diese, die ihre Betriebsamkeit über alle Theile der Welt verbreiten, folgen dem Geschmack der Zeit und den Federungen, die er ihnen aufdringt, und die sich immer mehr von der Natur und ihrer einfachen Ordnung zu entfernen scheinen. Diese Rie se« der Flora, diese brennenden, grelle« Far ben, die auf dem nämlichen Gewebe in ein ander vrrschmelzen, überraschen und blenden das Auge, ohne es zu befriedigen, und ich »nerke, daß sich die Zeit, di« Teppich« und ich
in 2g Zahlen verändert Haven, ohne babmch
reihender geworden zu seyn.
Die Domkirche gehört zu den ersten SDittfc Würdigkeiten von Tournai.
Sie ist durch die
Baukunst mehrerer Jahrhunderte zusammen,
gefetzt, und ihre Außenseite, selbst in ihren kleinsten Theilen, mit dem Fleiß
Zwei
der Bild,
hanerkunst
überladen.
Pfeilern,
die durch die Mitte des Innern
hinziehn,
stören den ersten Eindruck;
Reihen
von
erst
nach und nach enthüllt sich vor dem Auge der
weite Raum und die großen Verhältnisse der Massen, die sich stolz erheben und über ihm wölben.
Der Vandalismus der letzten Zeit,
der alles Heilige zerstörte,
wölbe nicht erschüttern; ren,
was die
konnte diese Ge
er entriß den Altä
Habsucht befriedigen konnte,
aber er ließ der Andacht diesen Tempel, in ihm dem Gram und dem Unglück eine Zu
flucht, und auf einem der Seitenaltäre «in herrliches Gemälde
von Hemlkng,
Unterricht der Jungfrau darstellt.
das den
durch 'Sie h. Anna
Zch betrat diese Kirche an einem Feier»
tage;
aber die Andacht,
diese alte Tugend
der Niederländer, hatte nur kleine zerstreute Gruppen in dem weiten Raume gebildet, und selbst ein Theil dieser Bevölkerung zog mir
bettelnd nach, sobald meine Neugierde,
die
den alten Hemling suchte, den Fremden ver rieth.
Die reinen Stimmen der Orgel ström
ten durch die Kirche und sprachen mit immer
stärkeren Tönen zu dem Gefühle, das sie zur Begeisterung der Andacht erhoben.
Solche
Stimmungen sind die glänzenden Augenblicke des innern Lebens,
die
in der Brust den
Muth erheben und den Sturm besänftigen,
aber sie sind nicht günstig für die kalte Zer
gliederungskunst, die ein Gemälde in seine
einzelnen Theile zerlegen will um es zu beur theilen.
Indessen scheint, unter allen Stim
mungen betrachtet, dieß Äemälde des alten
Meisters würdig zu seyn; außer den reichen Farben und Falten der Gewänder, und der Ausführung
thümlichkeiten
der Umgebungen, der
den Eigen
niederländischen
Schule,
hat die Jungfrau auf diesem Gemälde eine
Zartheit und Unschuld des Ausdrucks, die dem großen Meister und feinen Kunstgenoffen unter den burgundischen Herzogen eigen
Zn der Darstellung dieser schönen
waren.
Mythe des Christenthums,
die zart, rein,
liebend, versöhnend und verzeihend, die Be ruhigung
und
den Trost unsers Glaubens
enthält, scheint die Scheidelinie zwischen der burgundischen
und der spätern niedrrländi»
schen Schule zu liegen, in der unter Rubens
und seinen Schülern oft Gestalten aufblüh ten,
die mehr den irdischen Reihen Flan
derns,
als
dem himmlischen Ausdruck der
Liebe und Ergebung angehörten.
Diese Mythe, die unter dem glühenden
Himmel Italiens und in den Wundern Ra faels erst den ganzen Reichthum ihrer An muth und ihrer Göttlichkeit entfaltete, hat dem Kunstgenius jenseits der Alpen den Rang
vor dem aller übrigen Länder gesichert, aber sobald er sich von diesem Ausdruck der himm lischen Liebe wendet, um in der Folterkam mer der Märtyrer zu verweilen, kehrt man
mit wunden Gefühlen zu den Meistern der
burgundischen
und
niederländischen 'Schule
zurück, um von ihnen beruhigt und erheitert zu werden.
Andacht, Ruhe, Unschuld und
das Göttliche, das sich mit dem Menschli-
chen in den Chrisiusköpfen Hemlings, van Eyks und ihrer Kunstjünger vermählt, schei
nen mir die großen Eigenthümlichkeiten der burgundischen Schule, während die Heiter keit alle ihre Farben auf die Leinwand Ten-
niers gehaucht hat und die Zdyllenwelt unsrer
ersten Träume unter den Bäumen und an
den Quellen Rujsdalö ausgebreitet liegt.
Silit/ (sLieues von Tournay).
Auf dem Wege hieher fesselt nichts die Auf
merksamkeit, als der reicheAnbau des Bodens»
Der Handel und die Betriebsamkeit haben vor den Thoren von Lille eine lange Reihe von 200
Windmühlen aufgestellt, die schon in der Ferne
das kornreiche Flandern und
die Vortheile
die der Anbau der Oelpflanzen
bezeichnen,
dem Landmanne gewährt.
Man rechnet im
Nord-Departement gegen 100,000 Hektaren,
also ungefähr den sechsten Theil seines Bo dens, die mit Oelpflanzen bedeckt sind, deren
Ertrag den Landeigenthümer und den Handel bereichern.
Lille steht mit Metz und Strasburg in der ersten Reihe es
gehört
der französischen Waffenplätze/
zugleich zu den ersten Handels-
Plätzen Frankreichs.
Zwei und zwanzig Ka
näle und kleine Flüsse, durch die Kunst schiff bar gemacht, mehr als der sechste Theil aller
Kanäle in Frankreich,
durchschneiden
das
Nord-Departement in allen Richtungen, und
die Deule,
die Lille durchströmt, verbindet
sie mit der Hauptstadt des französischen Flan
derns, wo Betriebsamkeit und Reichthum in jedem Zahre den Kreis des Handels erwei
tern.
Oel und Seife, Band- und Tuchfa
briken,
einer
der
größten Kornmärkte in
Europa und Baumwollenspinnereien, die jetzt überall
dem
Boden Frankreichs
entsteigen,
bezeichnen durch ihre Vermehrung und ihre Thätigkeit die Fortschritte des hiesigen Kunst
fleißes,
der auf den vielen Wasserstraßen,
die ihn umgeben,
Paris
und
das
Meer
berührt. Das Museum in Lille enthält eine Ge mäldesammlung, die der ehmaltge Ueberfluß
des Museums in Paris der Hauptstadt Flan derns, wie denen aller Departements mitge
theilt hat.
Die gewöhnliche Krankheit der
Gemälde-Liebhaber, den Namen Raphaels
in das Verzeichniß ihrer Sammlung einzu tragen,
herrscht auch in dieser,
die unter
diesem Namen eine heilige Familie enthält.
SS die ich vor mehreren Jahren unter den Kunsts
schätzen Roms im Museum Napoleon gesehen
hatte, und die jetzt wieder mit den übrigen auf
dem
ihrer Hetmath
classischen Boden
aufgestellt ist.
Indessen gehört diese Abschrift
des großen Meisters (die achte, die ich von diesem Gemälde kenne) jt» den besten und ältesten.
Die Farben haben,
besonders im
Hintergründe nachgedunkelt, und st« zeugt von
der geübten Hand des Malers, derben Geist Raphaels ^erkannte und ihn in der Uebertra-
gung nicht verwischte.
Zu den großen Na
men dieser Sammlung gehören noch Andrö del Sarto und Guido Reni.
Eine Madonna
mit dem Kinde, von dem heil. Johann und
zwei Engeln umgeben, ist unstreitig ein Werk des ersten Meisters, und die Engel auf bei
den Seiten der Jungfrau freundlichsten Gestalten
deö
gehören
zu den
Himmels,
der Kunstgenius der Erde gegeben hat.
die Eine
Sibille von Guido, wenn der Name nicht täuscht, scheint wenigstens zu seinen frühern
Werken zu gehören, wo sich der Geist dieses
Meisters,
in der Schule Caravagio's gebll-
bet, in großen, harten Umrissen gefiel, und erst später j» den zarten und weichen For
men und Farben überging, die seine letzten Werke bezeichnen.
Diese großen Namen der
umschlingt
italienischen Schule
ein
ausge
Vernets und
dehnter Kranz von Jordans,
ihren Zeitgenossen, Blüthen des französischen die ein kälte
und niederländischen Bodens,
rer Himmel, als der italienische, färbte.
Zn allen Gemäldesammlungen,
die ich
ehmals und jetzt in Frankreich sah, , verweilt
der Nationalgeschmack gern bei dem Namen Bernet und er wird fetten unterlassen, den
Fremden
auf ihn
aufmerksam
zu
machen.
Dieser Künstlep hat alle Launen des Meeres
belauscht und
den
Wechsel
seiner
Tinten,
Sturm und Ruhe, oft glücklich auf seinen Paletten nachgeahmt;
aber der Fremde, der
nicht schon an seiner Wiege, mit andern fest stehenden Begriffen in Frankreich, von dem
Glanze dieses Namens geblendet wurde, steht
oft kalt vor den Werken dieses Meisters, dem treuen Abbilde des zürnenden Elements, da-
ihn in einigen Gemälden LouterbourgS er-
schüttert.
In
diesen
hebt sich die Woge
schäumend im Vordergründe des Gemäldes; der
Sturm,
das Schwanken
des Schiffs
und der Kampf des Menschen mit den Eie-
menten ergreifen, ohne durch andere Gegen stände getheilt oder aufgehalten zu werden,
während das Bedürfniß des Franzosen unter Menschen zu seyn,
in den meisten Gemäl
den. Bernets, den Vorgrund gewöhnlich mit Gruppen überladet, die an die kleinen Figu
ren erinnern, die ehmals aus unsern Por
zellanfabriken
hervorgingen,
und
hier
den
Eindruck des empörten oder ruhigen Meeres, vom Mond oder Gewitter beleuchtet,
stören
und schwächen.
Zch vermißte hier, wie in den meisten
öffentlichen Gemäldesammlungen Frankreichs außer Paris, die vier großen Namen der
französischen
Schule,
le Sueur,
Pouffin,
Claude Lorrain und Lebrun, den Schlachten maler Alexanders.
Sie haben den Ruhm
ihrer Schule Jahrhunderte lang bewahrt- und
erst in der letzten Zeit schlossen sich ein paarbedeutende Namen an diese großen Vorgän-
ger, die wie sie,
durch das Erhabene und
Einfache der Antike belehrt, die Wendungen
und Stellungen aus ihren Gemälden verbann« ten, die von der neuen Tanzkunst auf der
Dühne, selbst in David und einigen seiner Schüler, auf die Leinwand der französischen
Maler übergegangen waren.
Dünkirchen, den ».September. (igStcueS.)
Ein herrlicher Weg, den der große Garten Flanderns auf beiden Seiten umgiebt, führt
hieher.
Ueppige Wiesen, von hohen Bäu
men beschattet, schlingen sich um freundliche Häuser, deren Aeußeres den Reichthum des Landmanns
verräth.
Zn
ihrem
Znnern
herrscht selbst in den entlegensten Theslen des
Hauses, eine Reinlichkeit, Theile Frankreichs angehört.
die
nur
diesem
Auf der Hälfte
des Weges, zwischen Lille und Cassel, fängt die Straße an sich allmählich,
bis zis, der
Anhöhe, auf der Cassel liegt, zv erheben, wo den Reisenden eine der ausgedehntesten
Aussichten
in
Europa
überrascht.
Dieser
Cimborasso Flanderns ist nur gvoFuß über
der Meeresfläche erhaben,
man ersteigt ihn
bequem in 20 Minuten, und an seinem Fuße liegt das reiche Flandern, «in Theil der Nie
derlande, bei Dünkirchen und Ostende das Meer, und in einem weiten Umkreise von
Dünkirchen über Calais und Lille, ein Theil Frankreichs, wie eine Landcharte ausgebreitet.
Dünkirchen, Dergues, Hondschoote, FurneS, Nieuport,
Ostende,
Bruges,
Poperingen,
Dirmute, Ipern, Courtrai, Menin, Lille,
Bailleul,
Armentieres,
Labassee, Bethune,
Merville, S. Venant, Lillers, Estaire, Lagorgue,
Hazebrouck, Air«, S. Omer, Ar-
dres, Calais, Gravelines, Dourbourg, Ar
ques, Theronnes und Cassel, 32 Städte und über 100 Flecken und Dörfer breiten sich, von diesem Standpunkt gesehen, über die reiche Landschaft aus.
Cassel selbst besteht aus einer
kleinen,. zusammengedrängten
Häusermasse,
an den Abhang dieser Anhöhe gelehnt.
Die
6o einzige glänzende Stelle des kleinen OrtS ist des Generals Vandamme,
Haus
das
das
einen Theil der großen Aussicht beherrscht.
Ausgedehnte Gartenanlagen schlingen sich um dieß Gebäude, durch den großen Garten der Natur, der es überall umgiebt, und sagen
der Jugend, die zu den Waffen eilt, daß der Krieg, der einen Welttheil verheert, auch
seine Günstlinge hat, die er bereichert»
S» wenigen Minuten hat man die Ebene erreicht und eilt durch das kleine finstere Dergues, einem der großen Kornmärkte Frank reichs, mit stehenden Wässern und Sümpfen umgeben, in drei Stunden nach Dünkirchen.
Wer die Geschichte und in ihr den lan gen, blutigen Kampf um den Besitz dieser
Stadt liest, Carl
der
2te
der
immer 'geldbedürftige
endlich
um 5 Millionen an
die
Frankreich abtrat, der folgt hier überall unter
Träumen Zeit,
und Erinnerungen- der Spur der
die mit einem Schritte zerstört, an
was der Mensch seine theuersten Hoffnungen
und. Erwartungen knüpft.
Der Hafen, in
dem der Krieg noch vor einem Jahrhunderte
feine Flotten sammelte, faßt jetzt ckaum Schiffe von 300 Tonnen, die selbst nur bei hoher Fluth dort einlaufen können, und die iden
Straßen der Stadt, die ehmals Betriebsam
keit und Handel belebten,
zeigen, daß ihre
Bevölkerung, nur allein von dem Jahre 1792 bis igiZ/ von 34,000 Einwohnern auf 22,000 horabgesunken
ist,
ohne daß die Schrecken
der Revolution mehr als zwei Menschenleben von ihr gefodert haben.
Noch vor dreißig Jahren beschäftigte der Handel hier jährlich 2400 Schiffe, während
im Jahre 1320 nur 498 aus« und einlie
fen, von denen so für den Stockfischfang
an den Küsten von Island, 30 für die Co lonien, eben so viel-' bestimmt waren, aus
dem Norden Schiffsbauhvlz, Theer, Potasche
N. s. w. zu holen,
und ungefähr 200 dem
Küstenhandel angehörten.
Noch im Jahre
1811 wurden hier zwei Fregatten von 44 Kanonen
ausgerüstet,
denen
es
trotz der
Wachsamkeit der Engländer gelang, Antwer
pen zu erreichen, und Schiffe von 500 Tonnen konnten noch vor 6 Jahren bei hoher Fluth hier
«inlaufen.
Eine Sandbank, die sich «ährend
einem halben Jahrhundert vor diesem Hafen ruhig gebildet hat, dehnt sich mit jedem Jahre weiter aus und droht, ohne schnelle und große
Maaßregeln, diesen Hafen zu schließen.
Die
Regierung hat 3 Millionen für diese Maaß regeln bewilligt, die Arbeiten haben bereits
angefangen,
eine große Zahl von Händen
und Maschinen sind thätig, die Sandberge dem Schlund des Meers zu entreißen, und die Hoffnung belebt wieder die Entwürfe des
hiesigen Kaufmanns,
der von einer nahen
Zukunft Entschädigung für alle Entbehrun gen der Vergangenheit erwartet.
Man rech
net nur drei Jahre für die Vollendung die ser Arbeiten, aber bei dem starken Andrang des Meeres gegen diese Küste, das immer
nur Sandwellen auswirft und
zurückläßt,
scheinen zehn Jahre kaum hinreichend, dem Kampf des Menschen
den Sieg über das
stürmische Element und den Preis seiner An
strengungen zu sichern. Dem Handel von Dünkirchen wird durch
den Kanal, . den die Aa bildet,
den von
Bourbourg durch die LyS und die Deule bei
Cambrai und Douai, -durch den Kanal de
la Sensöe, der die Scarp mit der Schelde verbindet, und endlich durch den Kanal von S. Quentin die Verbindung mit Paris geöff
net.
gen
An diesen Namen, der die Hoffnun jedes Franzosen
steigert,
knüpft
der
hiesige Kaufmann glänzende Entwürfe, die
sich
auf das wiedergeöffnete Meer und die
Bedürfnisse der Hauptstadt gründen, die er, bei
einer
Kanäle,
Vervollkommnung
größeren
in 12 Tagen
zu
erreichen
der
hofft.
Aber die Schifffahrt auf dieser Wasserstraße
nach Paris wird nur durch die Kunst, durch
eine genaue Berechnung und Anwendung des
Wasservorraths und durch eine große Anzahl von Schleußen in
bürge möglich,
einer Gegend ohne Ge-
die den Thau, der Wolken
und den Regen sammeln, um sie in Quellen der Ebene zuzusenden.
Das Schließen und
Oeffnen dieser Schleußen, und Verlaufen der
Schifffahrt überall
das
Gewässer, auf;
Schwellen halten diese
ich habe auf der
Scarp und der Schelde belastete Schiffe oft
tagelang auf der nämlichen Stelle gtsehelk,
und nach einer mäßigen Berechnung würd«
ein Schiff in dem Labirinth dieser Kanäle, selbst bei einer größer» Wassermasse, Paris
kaum vor 20 — 22 Tagen erreichen, wäh rend die Dampfschiffe auf der Seine, trotz den Sandbänken bei Quillebeuf, wo sie oft
24 Stunden lang die Fluth erwarten müs sen,
die Fahrt von Havre nach Paris in
4 — 6 Tagen vollenden.
Calais, den 10. September. Die Gegend zwischen Dünkirchen und Ca
lais besteht aus Sand und angeschwemmter
Erde, die mehrere Jahrhunderte dem Meer
entrissen haben und die das Bedürfniß zu leben, in Felder und Wiesen verwandelt hat. Gleich hinter den Festungswerken und Süm
pfen von Gravelines steigt der weiße Thurm von Calais empor; man athmet freier, wemt
finstern Straßen der klei
man die engen,
nen Festung und die grüne Decke der stehenden Gewässer verlassen hat, den,
Calais,
ker,
dle sie uMge«
man eilt in zwei Stunden nach
und
die große Herberge der beiden Völ hier nur ein schmaler Streif des
die
flüssigen Bodens trennt, auf dem die Größe Englands ruht.
Der Gasthof des Herrn Dessin zeigt im Kleinen,
was der Mensch im Zustande der
Bildung und Verfeinerung bedarf. hält
ein
wo
Theater,
oft
Publikum vor den Helden Bühne sitzt,
Speisesaal,
Er ent
ein englisches
der französischen
ohne sie zu verstehen;
einen
ein Billardzimmer, ein Lesezim
mer, Bäder und einen Garten mit Blumen,
Bäumen
und Schatten.
Geruch,
Füße,
Frohsinn,
Geist,
Magen,
Bequemlichkeit
und Reinlichkeit finden hier unter einem
Dache Befriedigung.
Der Hafen wird nur durch die Ankunft
und den Abgang der Reisenden und einige Schiffe belebt, bestimmt
sind.
die
für den Küstenhandel
Hier liegen große
Vor-
5
räthe von französischen Weinen, ein
Theil
in
nördlichen
den
der- fremden Küste
auf
den Schleichhandel
Provinzen
und der größere durch
abgesetzt
Frankreichs
von denen
vercheilt wird, die sich hier, von der Sonne
beleuchtet,
weiß
und
blendend
auf denen sich da-
Kreidefelsen ausbreitet,
Schloß
ben. und
und
mit ihren
Thurm von Dover erhe
der
Das kleine Calais scjbst erhält Leben Bewegung
Neugier
die
durch
seiner
die täglich an das Ufer strömt,
Bewohner,
um die Kommenden und Gehenden aus- und
einsteigen zu sehen. wurde
hier
gerechnet
im
und
Wohlhabenheit,
Die Zahl der Reisenden
Zahre
die
1320 über 30,000
Stadt
verdankt
ihre
wenigstens die ihrer Gast
höfe und aller, die für die Bedürfniss« der
Reisenden
sorgen,
hauptsächlich
der Ebbe
und Fluth des brittischen Pactols, der hier
vorüberrauscht,
um
Europas zu verbreiten.
sich
über alle Theile
Boulogne sur m er, den 11. September.
Man fühlt die Nähe Englands an den müden Postpferden, den überfüllten Gast höfen, den Rechnungen, die alle Preise jen seits des Canals beibehalten haben, und dem Schwarm von Reisenden, der die Straßen bedeckt. Unter diesen war eine Gattung, die Sterne nicht aufgezählt hat, die der schlafenden Reisenden, die auf dem kurzen Wege von Calais hieher 5 Wa gen anfüllte, und wahrscheinlich über den Canal geschifft war, um Aankreich zu sehen. Schon in Calais steht vor jedem Waaren lager eine englische Aufschrift neben der französischen; diese Gewohnheit dehnt sich auf den Laden des kleinsten Krämers bis jenseits Doulogne aus, und das kleine Marquine, die letzte Post vor Doulogne, ent hält eine große englische Erziehungsanstalt, an deren Fenstern fröhliche Kindergruppen
lagen,
die mit
dieser blühenden Fülle der
Gesundheit nur England angehören. Auf
der letzten
Anhöhe vor Doulogne
erhebt sich die Säule,
das hier
3 Zahre versammelt
dem Andenken
seines Hierseyns und
das Heer,
war,
die im Zahre 1804
seinem Anführer Arbeit,
zu setzen beschloß.
Diese
im Zahre 1312 unterbrochen
die
wurde, wird seit 18 Monaten, auf Kosten des Departements fortgesetzt, und die Säule und
ihre
Umgebungen sollen
in
grauem Marmor, Verhältnissen, wenn sie
3 bis 4
großen und richtigen
bereits zu
135 Schuhen,
in
Sie erhebt sich aus
Zähren vollendet seyn.
einer Höhe von
und sie wird iss haben,
vollende? ist;
der Platz um die
Säule wird dann mit einem eisernen Ge
länder umgeben, der Gipfel der Anhöhe mit Bäumen
bepflanzt,
des Denkmals, nern hinaufsteigt,
versöhnte.
auf
der. Spitze
wie in der
auf einer Treppe im Zn-
Säule Trajans,
Friedens stehen,
und
zu der man, wird
die
Bildsäule des
der Europa mit Frankreich
Diese
Anhöhe
beherrscht eine
weite Aussicht, die sich auf der einen Seite
auf der andern bts Mon-
bis Dünkirchen,
treuil ausdehnt, und vor ihr liegt das Meer und die Küste von England,
auf der man
Vie Säule des Friedens erblickt.
Lager
Das
Doulogne,
von
über das
man oft gespottet hat, war eine der großen des
Schulen
Heer,
Kriegs. erstenmal
;um
Hier auf
lernte
einem
in so großen Massen versammelt,
das
Punkte in Erd,
Hütten leben und entbehren, dem Wechsel aller Zahrszeiten trotzen, jkch durch Arbei«
ten abhärten und gehorchen.
Zahre von getrennt,
Beinahe drei
allen bürgerlichen Verhältnissen kannte der Soldat
hier nur die
Würde seines Standes, seine Waffen, seine
Vorgesetzten, den Gehorsam und den Ruhm, und die Legionen,
die acht Zahre lang die
Welt erschütterten,
gingen aus diesem Lager
hervor. Die Straße
senkt
sich bei der Einfahrt
in den untern Theil der
in Doulogne
steil
Stadt hinab,
der sich am Meer ausbreitet;
die
finsteren
Häusermassen
der
übrigen
Theile
wie
liegen
den Stufen
auf
eines
Amphitheaters, an dem steilen Abhange des
Berges, und bilden mit einer Felsenkette einen Halbkreis um den kleinen Hafen,
die Küstenschiffarth belebt. der
Schleichhandel große
häuft, da er,
den nur
Auch hier hat Vorräthe aufge-
wie in Calais,
genau Wind
und Fluth berechnen kann, um an der engli
schen Küste zu landen.
Die Ueberfahrt von
hier nach Dover währt bei günstigem Winde
2, höchstens
Stunde,
da das Meer von
hier gegen die englische Küste strömt;
sie ist
die von Calais nach Dover,
also kürzer als
die selbst das Dampfboot nie unter z Stun
aber die Strömung ist von
den vollendet;
Dover nach Calais eben so günstig, es von hier nach Dover ist; Dampfboot
kann
stigsten Winde,
der Ueberfahrt ein
kürzerer
als sie englische
in dritthalb Stunden in
während es,
Calais landen,
das
bet dem gün
wenigstens 4 Stunden zu nach Doulogne bedarf, und
Aufenthalt
auf
dem
Meere
bestimmt die Masse der Reisenden, von der.
| England «»gehören, zu
der Landung tn:.
Calais,
obwohl
Boulogne 9 Lieues Paris
wohin diese Reisenden gewöhn
riäher liegt, lich eilen.
Auf den Wällen der oberen Stadt,
von
großen Daumen beschattet, genießt man eine
weite Aussicht auf die Stadt,
die Berge,
die sie umgeben, die englische Küste und daö
das bei jedem Wechsel der Beleuch
Meer,
tung hellere oder dunklere Tinten und neue
Diese
Reize entfaltet.
südliche
Punkt
Boulogne,
in
Wälle,
den
wie jeder
Umgebungen
von
sind an heiteren Tagen mit eng
lischen Familien bedeckt,
die
sich hier, der
Küste ihres Vaterlands gegenüber,
niederge
lassen haben, um unter einem milderen Him
mel wohlfeiler
zu
athmen.
Man
rechnet
6000 Engländer, die jetzt in Boulogne leben, und die englische Sprache hat in den engen,
-den Straßen Landes
seine
der
Stadt
verdrängt.
Der
Gewohnheiten,
beinahe
die des
Engländer,
Sitten
der
und Sprache
auf jeden Boden des Auslandes verpflanzt, hat auch hier seine eigene Welt'gebildet, die
sich' durch
scharfe
Scheidelinien
von
der
Eigenthümlichkeit des französischen BodenS
trennt.
Ueberall blühen
die
hier
schönen
Züge der Engländerin neben der Freundlich keit der Eingebornen,
die
ihrem Gesichte
aber nicht die
Beweglichkeit und Ausdruck,
Farben der
zarten Formen und
mittheilt;
Nachbarin
das schnelle Begreifen und Ant
worten des Franzosen steht neben dem Be
sinnen und der Besonnenheit
des Englän
die heitere Unwissenheit neben
ders;
unter Griechen ist;
der Witz,
dem
Lächeln
neben dem,
dem
der in Eaton und Oxford
gelehrten Ernst,
und
Römern aufgewachsen
der schnell aufgefaßt,
verschwindet,
das
er
mit weckt,
der den flüchtigen Einfall in
breiten Umrissen festhält, und die Sorglosig
keit, die ohne Brod, in zerrissenen Kleidern,
ein Lied erheitert,
neben dem reichen Trüb
sinn, der einer großen Summe von Bequem
lichkeiten und Porter bedarf, lächeln.
Diese
und
um nur
zu
hundert andere kleine
Züge laufen trennend und störend durch alle Verhältnisse der beiden Völker,
und keine.
Zeit wird diese Scheidelinien auf den beiden
Elementen verwischen, auf denen sich ihr Handel oder ihre Eifersucht begegnen oder bekämpfen.
Abbeville,
(21 Lieues).
Der Weg von Boulogne hierher steigt und
fällt von Hügel zu Hügel, die mit den Aehren die auf ihnen wogen, wie ein auf geregtes Meer sich über die Gegend auszu breiten scheinen. Sobald man den Gipfel des steilen Abhangs in den engen, finstern Straßen von Montreuil erreicht hat, wird die Gegend flacher und die Aehre, die hoch und üppig die Felder hinter Montreuil deckte, scheint hier, in dem kargen Boden, die Anstrengung des Landmanns weniger zu belohnen. Der kalte Sommer (1521) hatte die Erndte verspätet, nur auf einigen Fel dern lagen die Garben aufgehäust, und ein Schwarm von Aehrenlesern, der die Bevöl kerung ganzer Dörfer enthalten mußte, war auf diesen Feldern zerstreut. Selten hat
mich ein Anblick so unangenehm überrascht, als dieses Heer gebückter,
Menschen,
die,
emsig suchender
von Luft und Sonne ver
sengt, eine Handvoll Aehren für die Anstren
gung eines Morgens belohnte.
Dieß Bild
der Übervölkerung und der Nothwendigkeit, der Natur auch die kleinste Gabe zu entrei ßen, begleitete mich bis an
die Thore von
Abbeville, die ich spat erreichte. Zn ganz Europa herrscht ein günstigeVorurtheil für die französischen Posten, die englischen gleichstellt oder
man zuweilen den vorzieht.
der
Die Pünktlichkeit des Franzosen,
jeden Augenblick
keinen versäumt,
berechnet
daher
und
spannt die Pferde in der
Minute an, in der sie bestellt wurden,
der
Reisende
wird
bei
Pferde selten aufgehalten.
dem
Wechsel
und der
Darin bestehen
die großen Vorzüge der französischen Posten
vor den deutschen, besonders denen des nörd
lichen
Deutschlands;
in
mancher
andern
Hinsicht scheinen mir die Posten im südli
chen
Deutschland
vorzüglicher.
Diese sind
oft zwei bis dreimal so lang als die franzü-
und eine Post von 5 Lieues, oder
fischen,
3 deutschen Meilen,
lichen Straßen
wird auf den vortreff
des südlichen
Deutschlands
oft in anderthalb Stunden,
in Frankreich
mit den nämlichen Pferden,
selten
oder 2 Stunden erreicht.
Auf den Neben
straßen (d. h. auf jeder Straße,
unmittelbar
nach
vor |
führt)
Paris
die nicht verknüpft
gewöhnlich ein Gewirre von Stricken
und
Riemen die Lücken der zerrissenen Geschirre;
die Pferde sind meistens klein, matt, ohne
Sorgfalt gewartet, mit
Anstrengung
erheben.
und sie können sich nur
zu einem kurzen
Galopp
Nach dem geringsten Regen wird
der französische Postknecht nie das Pflaster der Landstraße verlassen, das den J^uf seiner
Pstrde und den Wagen stört,
des Reisenden zer
um auf einem der breiten Nebenwege
zu fahren, denn er kennt die Unmöglichkeit,
den Wagen
durch
den
erweichten
mit seinen Pferden zu schleppen;
Boden
jede An
höhe von wenigen Schritten keucht das Post pferd mit Mühe hinauf;
auf jeder Post,
die nur einen kleinen Berg oder eine Sand-
strecke enthält, hat der Postmeister das Recht,
die Bezahlung eines Zten oder 4ten Pferdes
zu fodern, das er sich bezahlen läßt, ohne
es anzuspannen;
das hoppelte Postgeld
in
jeder bedeutenden Stadt (poste royale); die
Erlaubniß in so vielen kleinen Städten, die Bezahlung
für
eine
Viertelpost
mehr
zu
fodern, greifen überall störend in die Berech nung des Reisenden ein,
bei einem Trink
geld von 40 Sols für die Post, auf der man 30 Sols für das Pferd bezahlt, wird jeder Postknecht den Reisenden bestürmen, bis er
diese Summe erhöht,
und wirft man ihm
die Langsamkeit vor,
mit der er die Post
zurückgelegt hat,
so beweist er das Gegen
theil, und die Unrichtigkeit und Ungleichheit
der Uhren,
selbst
die Müdigkeit der Pferde und
die Schonung des Wagens und der
Gesundheit
des Reisenden
werden Beweise
für ihn und ich habe auf keinen Posten bes sere Beweise
und schlechtere Pferde gefun
den, als in diesem Theile von Frankreich. Nur in der Nähe der Hauptstadt,
alles schneller vorübereilt,
wo
die Zeit und der
Mensch,
Posten sind dort
bedeutend kürzer
und die
der gewöhnlichen Reisenden,
Ungeduld
Paris,
daS Postpferd, denn die
eilt auch
die
das Ziel ihrer Wünsche, nicht früh
genug erreichen können, theilt sich durch Geld
und
dem
Versprechungen
Postknechte
und
durch ihn dem armen Pferde mit, das Sporn und Peitsche eine Stunde lang beleben.
blühende
Zwei
Nachkommen
Colberts,
wie die Kunst und der Gewerb-
die ihm,
ihr Daseyn
fleiß in Frankreich überhaupt,
verdanken,
eine
der
größten
und eine Teppichmanufactur,
Tuchfabriken
sind das ein
zige, was die Aufmerksamkeit des Reisenden
hier festhalten kann.
Zn der ersten reinigt
eine Dampfmaschine
die Wolle
und
giebt
ihr alle Grade der Vorbereitung, die sie für
den Webstuhl bedarf.
Auch das Scheeren
und Glätten des Tuchs,
wo die Hand des
Menschen nie die gleiche Bewegung der Ma
schine ersehen kann, richtet.
werden durch sie ver
Zm Znnern des Hauses beschäftigt
diese Anstalt, die älteste ihrer Art in Frank reich, über 400 Arbeiter, und sie liefert jähr«
lich ungefähr 2coo Stücke, meistens mittelfeinc Tücher, deren Absatz in Frankreich selbst gest«
chert ist.
Ganz feine Tücher,
schönsten
und
wohlfeilsten
in
die zu, den
Frankreich
gehören, werden hier jährlich kaum 150 —
200
verfertigt.
Stücke
Der
Preis
des
feinsten Tuches, das ich sah, stieg nicht über 40 Franken die
Elle und es wird in allen
Kaufladen unter dem großen Namen Louvier verkauft,
der den Preis jeder Elle um 20
Franken vermehrt.
Der Geschmack der Zeit
hat in der Teppichfabrik auch persische Dlttmen
und Tigerfelle
aufgespannt,
auf ihren
Webstühlen
aber sie.ist zugleich den einfa
chen Zeichnungen und Mustern der früheren Zeit treu geblieben,
piche von Breite von
12
und ich habe hier Tep
Ellen Länge
uhb 10 Ellen
seltener Schönheit und
Reich
thum der Zeichnung und Ausführung gese hen,
die den sehr mäßigen Preis von 500
Franken nicht überstiegen. Diese beiden Anstalten, die in und außer dem -Hause beinahe 4000 Arbeiter beschäfti
gen,
und
rin
Kapital
von 3
Millionen
Franken in Umlauf setzen,
beleben die aus
gedehnten, engen Straßen von Abbeville und
den kleinen Ausfuhrhandel auf der Somme, welche die Stadt durchströmt. von Abbeville,
Der Hafen
Valery, ein
St.
kleines
Städtchen, das 4 Stunden von hier an der Somme, und noch zwei Stunden von ihrer
Mündung
liegt,
ist
beinahe
durch
eine
die jede Fluth und
Sandbank geschlossen,
also jeder Tag vermehrt.
Den Hafen,
in
dem fich Wilhelm der Eroberer auf noo Schif fen mit 100,000 Mann einschiffte,
können
jetzt nur bei sehr hoher Fluth Schiffe von 60
Tonnen
erreichen,
und
mehrenden Sandberge,
jedem
die
stch
immer
die sich beinahe vor
französischen Hafen
auf dieser Küste
häufen, drohen den Handel von St. Valery, ohne schnelle Maaßregeln, ganz zu vertilgen;
aber diese Maaßregeln
Kapital erfodern,
würden
ein großes
das in keinem Verhält
nisse zu dem Handel zu stehen scheint, die Somme und ihre Ufer belebt.
btt-
Rouen, den 14, September.
(22 Lieues.)
Sechs Stunden hinter Abbeville betritt man
die Gränze der Normandie,
die gleich in
dem ersten Dorfe der Cyber, üppige Waiden
und Gruppen von Apfelbäumen, der Wein Neufchatel,
stock der Normandie, bezeichnen.
ein kleines, finsteres Städtchen ist der bedeu tendste Punkt auf dieser Straße.
Es hat
durch seine Käse eine Stelle auf der gastro nomischen
Karte
Frankreich
von
erhalten,
ohne durch eine andere Merkwürdigkeit den
Ruhm
seines
Daseyns
zu vermehren und
man eilt aus dem Dunkel und der Unrein-
lichkrit seiner Straßen, tungen nach Rouen,
eines Hügels,
am
mit großen Erwar
das sich am Abhang
Ufer
der
Seine aus
breitet. Keine glänzenden Wagen, kein Schwarm von Bedienten, aber Lärm und Geschrei, eine
Menschenmasse, die
fich
drängt und sttßt.
sich nicht aufhalten läßt,
kaum grüßt,
in
antwortet und spricht, alles
Zahlen fragt,
sagt dem Reisenden, daß er in einer großen
Handelstadt ist.
Aufden öffentlichen Plätzen»
unter dem Schatten
der Bäume, nirgends
der Schritt des heiteren Müßiggangs, der
Luft und Erholung sucht;
es ist
die Eile
des Erwerbs, die den Werth des Augenblicks kennt und
keinen verlieren will, alles eilt,
alles strömt von und nach der Börse zu den Geschäften, die mit ihr in Verbindung stehen. Die Gruppen auf der
Straße
bildet
das
Steigen oder Fallen der Staatspapiere,
«in
Baumwolle',. oder
ein
erhöhter
Zoll
auf
Markt, der sich öffnet oder schließt, und ich habe nie die Bevölkerung einer großen Stgdt
gesehen, deren Gedanken
und Entwürfe so
ausschließend an dem Baumwollenfaden ihrer
Spinnereien,
oder an dem Lauf des Flusses
geknüpft sind,
der sie mit dem Meere und
der Welt der Hauptstadt verbindet.
Wer die Bedeutung des hiesigen Handels will kennen lernen, die Halle,
muß an einem Freitage
ein altes Gebäude
mit
großen 6
Sälen, besuchen, von
mehreren
wo au- einem Umkreis«
Meilen die Gefpinnste von
Baumwolle, Flachs, Hanf, Leinwand u. s.w. aufgehäuft und feilgeboten werden.
Man
rechnet den Werth der verkauften und bestell? ten Waaren in jeder Woche auf eine Million
Franken, und in dieser Summe ist der Er?
trag der großen Baumwollenspinnereien nicht begriffen.,
die ihre Fäden unmittelbar den
Webstühlen oder Die größte gegen
dem Ausland überliefern.
dieser
Spinnereien
500 Arbeiter,
täglich kaum
beschäftigt
die in 13 Stunden
15 — 20 Sols
erwerben.
Der höchste Lohn für 16 — 17 Stunden und 5 — 6 Pfund gesponnenes Garn steigt
nie über 50—60 Sols, und nur die Ueber« völkerung Frankreichs kann diesen Arbeits
lohn erklären, der in keinem Verhältnisse zu ersten
Bedürfnisse steht.
Diese Spinnerei liefert,
nach der Angabe
den Preisen
der
des Eigenthümers, jährlich 200,000 Pfund, und nach
diesem Verhältnisse würden alle
Baumwollspinnereien
in
und
um
Rouen
ungefähr 3 Millionen Pfund dem Handel
übergeben.
Der Faden wird hier bi» zu den
Nummern 24
und 36,
und nur in einer
100 gesponnen.
Fabrik zuweilen bis
Das
Pfund von Nr. 24 wird um 3 Franken 5
Sols,
das von 36 um 4 Franken 10 SolS
verkauft, und nach einem Durchschnittspreis
von
4
Franken
würde
der
Ertrag
dieser
Spinnereien jährlich 12 Millionen betragen.
Rechnet man hiezu die Kosten des Webens, der Bleiche,
der Färbung,
die Interessen für
des Druckens,
das Kapital
des
ersten
Ankaufs und den Gewinn des Handels,
so
läßt sich das Dreifache dieser Summe anneh-
men, das jährlich für diesen Zweig des Ge-
«erbfleißes allein gegen 40 Millionen betra
gen würde.
Die Feinheit des Fadens bezeich
net zugleich die der hiesigen Gewebe, die für den Mittelstand und die unteren Klassen der Gesellschaft berechnet sind, und größtentheilS in Frankreich selbst ihren Absatz finden. Ein
Theil befriedigt die Bedürfnisse der franzbsi, schen Colonien,
und
zwei Schiffsladungen
hatten im Jahre 1320, unter fremder Flagge, einen reichen Absatz in St. Domingo gefun-
beit, die
wo der Gewerbfleiß von Rouen durch Gesinnungen
des
Präsidenten
Boyer
einen vortheilhasten Markt zu finden hofft. Die Lage von Rouen selbst gewährt die»
die keine andere im
ser Stadt Vortheile,
Innern Frankreichs mit ihr theilt.
Auf der
einen Seite die Ebbe und Fluch des Mee« reS, auf der andern Paris mit der immer steigenden Fluch feiner Bedürfnisse, ist Rouen
der
Mittelpunkt für
b(e Erzeugnisse aller
Welttheile, die Havre der Hauptstadt sendete Die Dampfschiffe sinnen, wenn sie bei den
Sandbänken von Q-uilleboeuf nicht die hohr Fluth erwarten müssen,
in zwölf Stunden
von Havre hier ankommen, und sie bedürfen von hier,
bei den großen Krümmungen der
Seine, 48 Stunden, um Paris zu erreichen. Die großen Vortheile dieses'Handels lassen sich nicht berechnen,
er theilt seine Bewe
gung zwischen Havre und Paris
den Be
wohnern beider Ufer mit, und in dem Hafen
der Seine in Rouen
herrscht eine Thätig
keit, die den meisten französischen Hafen am
Weltmeere fehlt.
Zn dem hiesigen Museum überrascht ein
Gemälde,
mit dem Namen Raphael, das
Zug für Zug der Madonna in der Galleri?
von
Dresden gleicht;
nur daß hier
der
h. Amand statt dem Pabste vor der Mutte? Gottes
kniet
und
die Bischofsmütze
statt
der Tiara im Vorgrunde des Gemäldes auf
gestellt
- Seine Originalität stützt sich
ist.
darauf,
daß
eine
Aebtissin
St.< Amand in Rouen,
also
noch
während
des
dem
1515,
Leben Raphaels,
dieß Gemälde in Rom bestellte,
nimmt auf ihm
Klosters
im Zahre
der Heilige
und daher
des Klosters
die Stelle des Pabstes ein; die Rechnungen
für die Bezahlung
des Gemäldes und bi«
Kosten des Transports wurden in den Ar
chiven des Klosters bewahrt, bis sie die Re,
voluzion zerstörte; ein
Giulio,
die
Schüler
Raphaels,
Romano, Gurvfolo u. s. w