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German Pages 473 [476] Year 1998
Klaus Ridder Mittelhochdeutsche Minne- und Aventiureromane
Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte Begründet als
Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker von
Bernhard Ten Brink und Wilhelm Scherer
Herausgegeben von
Ernst Osterkamp und Werner Röcke
12 (246)
W DE G Walter de Gruyter • Berlin • New York 1998
Mittelhochdeutsche Minne- und Aventiureromane Fiktion, Geschichte und literarische Tradition im späthöfischen Roman: > Reinfried von Braunschweig < > Wilhelm von Osterreich < > Friedrich von Schwaben
Reinfried< in direktem Zusammenhang. Ihre Wirkung wird paralleli110
Vgl. dazu S. 155-159 und S. 173-184. vv. 17204-17224; vgl. dazu auch OHLENROTH, >Reinfried von BraunschweigReinfried von BraunschweigHerzog ErnstHerzog ErnstReinfried von BraunschweigReinfried von BraunschweigReinfried von Braunschweig
Herzog ErnstHerzog Ernst< an. Durch direkte Höreranrede (v. 21056) und den Verweis auf eigene literarische Erfahrungen (v. 21061) nimmt er die Rolle desjenigen ein, der die Phantasie der Rezipienten zur Kombination und Transformation fremder Texte treibt. Diese Inszenierung von Literaturgeschichte auf dem Schauplatz Magnetberg setzt literarisches Wissen voraus, vermittelt es aber auch. Zum Rollenspiel des Erzählers gehört zudem, daß er erst im nachhinein die von Reinfried gegenüber der Sirene angewandte List als die des Odysseus 'preisgibt' (vv. 22562ff.). Doch ist dies nur Vorwand für einen literarischen Exkurs - der den Verweis auf Statius' >Achilleis< (v. 22592f.) einschließt - über den Aufenthalt des Achilles bei Lycomedes, seine Liebe zu Deidamia und die Auffindung durch Odysseus. Daß Odysseus eben auf dieser Fahrt die List ersonnen habe (v. 22596f.), sei ihm bekannt. Der Erzähler kokettiert hier mit dem Wissen seiner Zuhörer, denn die List des Odysseus war literarisch Versierten durchaus vertraut117. Der Autor inszeniert nicht nur die Texte, sondern bezieht den Hörer mit in das Spiel der literarischen Kombination ein. Implizite und explizite Intertextualität verbinden sich miteinander, das Rollenspiel des Erzählers erscheint auch in seiner kommunikativen Dimension als Teil der Fiktion. Deutlich erkennbar ist dies an dem fingierten Dialog zwischen dem Erzähler und einem Hörer, der jenen der Lüge bezichtigt. Nach der Erwähnung des schneidenden Krauts der Amazonenkönigin werde man, so argumentiert der Erzähler, das Werk als lügemcere und spelmcereus bezeichnen. Um dem entgegenzuwirken, verweist er auf die Heilige Schrift, auf den Tempelbau des Königs Salomo, bei dem genau dieses Wunderkraut eingesetzt worden sei (vv. 20860ff.). Wahrheitsbeteuerung des Erzählers, fiktiver Hörereinwurf und literarischer Verweis sind hier als ironische Argumentationsformen literarischer Selbstreflexion durchschaubar, die sich im fiktionsimmanenten Mit- und Gegeneinander von Erzähler und Hörer konkretisiert119. Durch das häufige Hereinzitieren bekannter Exempelfiguren mittels der Erzählinstanz 116
Zu dieser Texttradition vgl. SIEBERT, Vergils Fahrt zum Agetstein; NEUDECK, Vergil in deutschsprachiger Literatur um 1300. 117 Vgl. die Beispiele aus der vorausgehenden Literatur bei VÖGEL, Naturkundliches im >Reinfried von BraunschweigReinfried von Braunschweig
Wigalois< die Tochter des Königs von Persien das mœre vom Trojanischen Krieg und vom Schicksal des Aeneas (vv. 2710-2722) vorlesen läßt; vgl. LLENERT, Ritterschaft und Minne, S. 209. Auch von Yrkane wird gesagt, daß sie sich die Zeit der Abwesenheit Reinfrieds u.a. mit dem Lesen von Büchern von höher aventiure (v. 23283) vertrieb. Hinsichtlich der Erzählung des Calogrenant im >Yvain< Chrétiens und auch der Szene im Burggarten, wo der Burgherr und seine Frau sich von ihrer Tochter aus einem Roman vorlesen lassen (vv. 5362-5379; >Iwein< vv. 6455-6470), spricht WARNING (Formen narrativer Identitätskonstitution, S. 56) von »fiktionsironische(n) Spiegelung(en)«. Über das Erzählen und Lesen in der Erzählung vgl. auch HAUG, Lesen oder Lieben? 121 Den Berg umgibt eine eherne Mauer, mit vier lebensecht wirkenden Standbildern an den vier Toren, vv. 21148ff„ 21252ff. 122 NEUDECK, Continuum historíale, S. 175f.
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und ihrem Arrangement bewußt macht123. Savilons Versuch, den göttlichen Heilsplan zu stören und die Geburt Christi zu verhindern, entbehrt nicht grotesk überzeichneter Elemente - vor allem weil er von vornherein als vermessen und aussichtslos gekennzeichnet ist (vv. 21512ff.). So wird Vergil unabsichtlich dadurch zum Werkzeug göttlicher Vorsehung, daß er dem Magier den Zauberbrief aus dem Ohr (vv. 21666-21669) - wo dieser ihn 1200 Jahre verborgen hatte (v. 21543) - und das Zauberbuch unter den Füßen hervorzieht (vv. 21682ff.). Vergil bricht so nicht nur den Zauber, der die Geburt des Erlösers verhindern sollte, sondern setzt auch noch einen von Savilon konstruierten Mechanismus in Gang, durch den ein hinter dem Zauberer befindliches Standbild diesen mit einem riesigen Hammer erschlägt. Daraufhin erlischt die hier ebenfalls seit 1200 Jahren brennende Lampe (v. 21685). Erzählerische Phantasie steigert sich ins Ironisch-Absurde. Erzählen als intertextuelles Spiel mit Texten offenbart sich als eine mit Raffinement eingesetzte Form der fiktionsimmanenten Selbstreflexion, insbesondere wenn der Erzähler am Ende des SavilonVergil-Komplexes differenziert zwischen dem, was in dem Buch stand, in dem die Fürsten lasen, und dem, was er aus eigener Kenntnis darlegen kann (vv. 21713ff.). Mit einer weiteren auf literarische Traditionen durchsichtigen Erzähltechnik zentriert der Autor enzyklopädisch-gelehrtes Wissen auf den Magnetberg als Ort der Zusammenführung heterogener Überlieferungsbereiche. Vom Magnetberg aus weitet sich die literarische Dimension des Romans beständig aus, ohne daß die einzelnen Abenteuer oder Exkurse einem strengen linearen Erzählen verpflichtet sind. So entfaltet der 'autobiographische' Reisebericht des Herrn von Ejulat (vv. 21723-21965) vor allem kosmographisches Wissen von den Rändern der erfahrbaren Welt. Der namenlose Herr strandet am Magnetberg und berichtet den Fürsten nicht nur von der Sirene, die sein zweites Schiff verdarb, sondern auch von den Grenzbereichen der Welt: der Paradiesmauer (v. 21848f.), den Säulen des Herkules (vv. 21896ff.), den Ländern, durch die die Paradiesflüsse fließen (vv. 21918ff.) und vom Land der Glückseligkeit in der Nähe des irdischen Paradieses (vv. 21942ff.). 123
Diesem Moment mißt EBENBAUER (Spekulieren über Geschichte, S. 155) zu wenig Bedeutung bei, wenn er das inhaltliche Gewicht dieses Phantasiespiels hervorhebt: »Es ist ein großer Angriff auf Gottes Heilsplan, der hier ausphantasiert wird. Die Auseinandersetzung des alten Magiers mit Gott ist dabei nicht moralisch bestimmt, hat nicht sosehr mit Sünde und Hybris zu tun, sondern ist merkwürdig nüchtern auf heilsgeschichtliche Realität hin orientiert«.
>Reinfried von Braunschweig
Reinfried von BraunschweigReinfried von BraunschweigReinfried von Braunschweig
Friedrich von Schwaben
Amor und PsycheFriedrich von Schwabens S. 139f., sowie die von MERTENS, Melusinen, Undinen, S. 201 A. 2, genannte Literatur. 275 HAUG, Über die Schwierigkeiten des Erzählens in 'nachklassischer' Zeit, S. 356. 276 Vgl. beispielsweise LECOUTEUX, Das Motiv der gestörten Mahrtenehe als Widerspiegelung der menschlichen Psyche. 277 MERTENS, Melusinen, Undinen, S. 202. m Konrads von Stoffeln, >Gauriel von Muntabel< (2. Hälfte 13. Jh.; NEUGART, Beobachtungen: 14. Jh.), Konrads von Würzburg, >Partonopier und Meliur< (1277) und >Meleranz< des Pleier (um 1310) gehen dem FvS wohl voraus. >Die Königin vom Brennenden See< (nach 1350), die >Melusine< Thürings von Ringoltingen und Ulrich Fuetrers >Seifrid von Ardemont< (um 1480) sind nach dem FvS entstanden.
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übernatürliche Frau muß sich ihm daraufhin entziehen, er begibt sich auf eine langwährende Suchfahrt, an deren Ende die Erlösung der Frau und die Minneehe des Paares steht. Durch das 'Zitat' des Erzählschemas der gestörten Mahrtenehe wird der Handlungsablauf des Romans wesentlich bestimmt. Doch gleichzeitig funktionalisiert der Autor dieses Schema im Romankontext, indem er seine wichtigsten Konstituenten entmythologisiert279. Historisierung und Entmythologisierung als Prinzipien der Auflösung des märchenhaft-mythischen Erzählschemas läßt schon das handlungsinitiierende Motiv der ersten Begegnung zwischen Angelburg und Friedrich erkennen. Friedrich verläßt unabsichtlich seinen alltäglichen Lebensweg und verirrt sich auf der Jagd. Die verzauberte Angelburg dagegen wählt, worauf SAPPLER aufmerksam macht, »mit dem Rest ihrer feenhaften Selbstbestimmung [...] einen schwäbischen Wald, der noch die größten Aussichten auf einen fürstlichen Erlöser bietet, als Verbannungsort«280. Das Transzendente ist planvollem menschlichen Vorgehen nicht mehr vollständig unzugänglich. Zufall und überlegtes Handeln greifen im historisch erfahrbaren Raum ineinander. Während in vorausgehenden Mahrtenehen-Geschichten die Bindung an das Tabu noch unbefragte Bedingung ist281, motiviert sie der Autor des FvS. Sie erscheint als Folge einer Intrige, die sich aus einer Konfliktsituation zwischen Stiefmutter und Tochter entwickelt. Das entscheidende Moment der Konzeption der Tabubindung im FvS liegt in der Zuordnung zum zwischenmenschlichen Konflikt und zur Intrige. Angeiburgs Mah279
Voss (Überlieferung und Verfasserschaft, S. 40; so auch noch G Ä R T N E R , Zur Rezeption des Artusromans im Spätmittelalter und den Erec-Entlehnungen im »Friedrich von Schwabens S. 62) ging davon aus, daß die Angelburg-Handlung Konrads von Würzburg >Partonopier und Meliur< direkt entlehnt sei. Daß dem Dichter Konrads Roman gänzlich unbekannt war, ist kaum anzunehmen. Doch der Autor handhabt das Erzählschema von der gestörten Mahrtenehe so individuell, daß >Partonopier und Meliur< als ausschließliche Quelle für diesen Handlungsteil bei der Verbreitung der Erzählform nur wenig wahrscheinlich ist; vgl. auch G R A F , Genealogisches Herkommen bei Konrad von Würzburg und im »Friedrich von Schwaben^ S. 292f. 280 Vgl. vv. 648-650, S A P P L E R , »Friedrich von Schwaben^ S. 139. 281 Allenfalls implizit wird das Tabu im »Peter von Staufenberg< begründet, insofern die Fee hier dem Menschen - aus Eifersucht (?): nim wel du wilt, nur nit zer e (»Der Ritter von Staufenbergs v. 389) - verbietet, sich zu verheiraten. Im späteren Melusinen-Roman ist das Tabu in der Elterngeneration zunächst ebenfalls noch unmotiviert. Erst das Verbot, dem die beiden Töchter der Melusine unterliegen, wird als »Fluch [der Mutter], als Strafe, als negative defizitäre Grundbedingung dieser Wesen, von der eine Erlösung überhaupt nötig [...] ist« ( M E R T E N S , Melusinen, Undinen, S. 209), erklärt.
>Friedrich von Schwaben
Friedrich von Schwaben^ S. 110. Die Gestaltung der Heldin verweist insofern sowohl auf den märchenhaften Erzähltypus 'verzauberte Prinzessin' als auch auf ein Erzählschema, das aus der Legendentradition stammt und Elemente des spätantiken Liebes- und Reiseromans aufgenommen und variiert hat. Das Schema von der unschuldig verfolgten Frau ist in zahlreichen literarischen Zusammenhängen präsent, beispielsweise in der Crescentia-Erzählung der >Kaiserchronik< (vv. 11352-12812) und den >Gesta RomanorumMai und Beaflor< des 13. Jh.s. (zu diesem Subtypus des Minne- und Aventiureromans vgl. S. 6f.).
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Triebverzicht steht im Zentrum des Erlösungsprogramms, das Friedrich zu absolvieren hat, um den Zauberbann zu brechen. Angeiburgs 'Strafe' ist spiegelbildlich zur ehebrecherischen, anarchischen und libidobestimmten Liebe Flaneas konzipiert, die auf die Überwindung gesellschaftlich-konventioneller Beschränkungen zielt. Die Einhaltung der Erlösungsbedingungen korrespondiert mit normgerechtem Verhalten gegenüber gesellschaftlichen Absprachen. Die Mißachtung der Erlösungsregeln symbolisiert die Übertretung des gesellschaftlichen Verhaltenskodexes. Die durch Angelburg und Friedrich repräsentierte Minne (Dienst an der rechten lieb, v. 4210) ist bestimmt durch das Ideal der Herrschaftsehe, die die Sicherung der Dynastie in den Vordergrund stellt und jede Form einer anarchischen, außer- oder vorehelichen Liebe nicht billigen kann. Die durch Flanea und Jeroparg verkörperte Minne steht dem in allen Aspekten konträr gegenüber: Niemant ir [Flanea] weis wol zam, Wann sy traib groß biebery Und darzü haimliche bülery: Iderman het mich [Angelburg] lieb und werd, Wann ich kainer untugent begert, vv. 180-184.
Die hier formulierte Spannung ist besonders augenfällig, nachdem Friedrich aus Liebe zu Angelburg kurz vor Vollendung des Erlösungswerkes in der Zeit der längsten Trennung in Minneleid verfällt. Er bedarf eines Arztes, in dessen Rolle sich der Zauberer Jeroparg begibt. Dieser gibt ihm den hinterhältigen Rat, nicht gen der natur (v. 1117) zu handeln und seinen Liebeswünschen freien Lauf zu lassen. Die Realisierung der natura-Liebe, die Mißachtung des auferlegten Tabus, die gleichzeitig der Lebenspraxis des dämonischen Paares entspricht, hätte aber das unwiderrufliche Verspielen der Rückkehrmöglichkeit Angeiburgs zur Folge. Von hier aus wird verständlich, daß am Schluß des Romans die durch Zauberei, Intrige und Ehebruch korrumpierte gesellschaftliche Ordnung nicht nur durch die Bestrafung der Gegenspieler, sondern auch durch eine umfassende politische Neuordnung der Herrschaftsverhältnisse restituiert werden muß. Ein Ausgleich zwischen den unterschiedlichen ethisch-moralischen und gesellschaftlich-politischen Positionen ist nicht möglich. Das Böse muß vollständig ausgerottet, das Paar verbrannt werden. Diese radikale Lösung ohne Alternative ist aber auch als Zeichen einer Ohnmacht zu werten, angesichts sich wandelnder Verhältnisse und neuer kontroverser Erfahrungen zu einem einverständigen Handeln zu gelangen.
>Friedrich von Schwaben
Friedrich von Schwaben< radikal den profanen materiellen Bedingungen der Endlichkeit seiner Ressourcen unterworfen«285. Zwar muß beispielsweise auch Lanval als Folge seiner milte zunächst in ärmlichen Verhältnissen leben, obwohl er sich als Ritter bewährt hat286, doch dank der Verbindung mit dem höheren Wesen werden ihm Reichtum und ere, die zwei wesentlichen Attribute des durch Feen dem Menschen üblicherweise geschenk284
Ein Verzeichnis der Textstellen findet sich bei SCHÖNING, >Friedrich von Schwaben, S. 146. Die Funktionalisierung der Armut im FvS ist von dem Umgang mit diesem Motiv in der vorausgehenden höfischen Literatur abzuheben, insbesondere von der freiwilligen religiösen Armut als Form der Heilssuche. Bekannte Beispiele mit Leitmotivcharakter wären hierfür etwa Herzeloydes Rückkehr in die Wüste Soltane oder Trevrizents und Sigunes freiwillige Weltabkehr »als ein religiös motiviertes Bekenntnis zur Armut«, BUMKE, Wolfram von Gschenbach, S. 60. Zum Diskurs der Weltabkehr im 13. Jh. vgl. auch RÖCKE, Die Macht des Wortes. 285 EGYPTIEN, Höfischer Text und Verstädterung der Sprache, S. 118. 286 Tut sun aveir ad despendu, / Kar Ii reis rien ne Ii dona / Ne Lanval ne Ii demanda, Marie de France, >LanvalPeter von Staufenberg< stirbt der irdische Partner der Fee als Folge des Tabubruchs (v. 1175f.), doch in keiner der Erzählungen dieses Typs kommt das Wesen aus der 'Anderswelt' zu Tode. Die Protagonistin im FvS hat zwar nur zeitlich befristet teil an der Feenwelt, doch signalisiert der vorzeitige Tod Angeiburgs die Unterwerfung der Fee unter die existentiellen Bedingungen menschlichen Daseins. Offensichtlich besteht ein Zusammenhang zwischen dem deutlich im FvS thematisierten Problem der Zeit und dem Tod Angeiburgs. Im Roman werden im wesentlichen zwei Zeitstrukturen, die mythisch sich ewig gleichbleibende Zeit des märchenhaften Feenreiches und die biographische Zeit, die die menschliche Lebensspanne zum Maßstab hat, kontrastiv aufeinander bezogen. In der mythischen Welt des Feenreiches sind Raum und Zeit außer Kraft gesetzt. Die Übertretung des Keuschheitsgebotes hätte für Angelburg daher ein ewiges Dasein in der Tiergestalt zur Folge. Die Rückkehr aus der zeitungebundenen anderen Welt bedeutet für den irdischen Partner aber oft, daß eine große Spanne menschlicher Zeit bereits vergangen ist. Nach der Rückkehr Angeiburgs sind wesentliche Teile ihres irdischen Lebens schon vertan. Ihre Minneehe mit Friedrich währt nur noch neun 287
Zum Zusammenhang von Wiedervereinigung und Todesmotiv vgl. LECOUTEUX, Das Motiv der gestörten Mahrtenehe als Widerspiegelung der menschlichen Psyche, S. 62ff.
>Friedrich von Schwaben
MelusineWillehalmParzival< und >TiturelWillehalmFlore und Blanscheflur< und Rudolfs >Wilhelm von OrlensFriedrich von Schwabens S. 62; SCHÖNING, >Friedrich von Schwabens S. 68. 291 Vgl. beispielsweise Friedrichs Brief an Jerome, in dem er ihr sein Schicksal berichtet, vv. 3275ff. Für den Bereich der Kampfschilderungen vgl. v. 5813f. sowie den Verweis JELLINEKS im Apparat der Ausgabe. 292 Vgl. z.B. SCHÖNING, »Friedrich von Schwaben^ S. 68.
>Friedrich von Schwaben
WigaloisErec< und dem >DanielHerzmaereTiturel< setzt der Dichter dagegen vorwiegend zur Gefühlsdarstellung ein. Bereits W E G E N E R hob hervor, daß der Autor »bei seinen Entlehnungen das bevorzugt, was der stilistischen Eigenart des jeweils benutzten Werkes am meisten entspricht«293. Besonders intensiv macht der Autor in der Osann-Aventiure von dieser Darstellungstechnik Gebrauch.
a. Osann-Aventiure: Minnekrieg Die erste Aventiure Friedrichs thematisiert als Bewährungsepisode den Motivkomplex 'Liebeskrieg', um die im höfischen Roman vorgeprägten Intentionen und Erwartungen im Gesamtzusammenhang der Erzählung einzusetzen. Im Zentrum dieser Teilhandlung steht eine Landesherrin, die mit Waffengewalt zur Heirat eines unerwünschten Bewerbers gezwungen werden soll. Der Protagonist besiegt den Aggressor im Einzelkampf, und die Landesherrin trägt ihm dafür ihre Minne und Landesherrschaft an. Der Motivkomplex erinnert nicht nur an Gahmurets Kämpfe mit den Gegnern Belakanes vor Patelamunt und an Parzivals Kampf für Conwiramurs vor Belrapeire294, sondern verweist geradezu auf Daniels Auseinandersetzung mit dem Zwerg Juran und im zweiten Teil auf den Kampf des Wigalois mit dem Grafen Hojir295. Den Verweiszusammenhang stellt 293
WEGENER, Studien zum Friedrich von Schwaben, S. 18. Vgl. >Parzival< 16,19ff. und 182,7ff. 295 Vgl. Stricker, >DanielWigaloisDanielWigalois< stand offenbar ein bestimmtes Schema des höfischen Kampfes als eine Art Selektionskriterium im Hintergrund, das der Autor im >Daniel< so an dieser Stelle nicht vorfand. Er wechselt deshalb die Zitiervorlage. Wichtige Elemente dieses Schemas sind der friedliche Schlichtungsversuch des Konflikts, die Terminfestlegung des Kampfes, die Charakterisierung des Gegners, die unmittelbaren Kampfvorbereitungen, der Lanzenkampf, der folgende Schwertkampf, das drohende Unterliegen des Protagonisten, die Klage der Frauen und der Sieg des Helden. Zur Bezeichnung seiner Kampfkraft gehört es, daß er aus der Bedrängnis heraus durch eine letzte Kraftanstrengung den Sieg davonzutragen versteht299. In diese Kampfschilderung, die durch die Klage der Frauen auch eine Verbindung zum Minneschema bietet, montiert der Autor in die Folge von >WigaloisDanielDaniel vom Blühenden Tal< und >Garel v o m Blühenden TalWigalois< und >Diu CroneDanielWigaloisFriedrich von Schwaben
Daniel< als auch von der des >Wigalois< ab. Noch vor der Auseinandersetzung rät einer der Ritter Arminolts diesem von einem Kampf ab, da er sich im Unrecht befinde (vv. 2105ff.). Der Autor greift hier das Thema der gerechten Herrschaft wieder auf, das seit dem Prolog stets präsent war301. An der zweiten Stelle erbittet Osann das Leben des Besiegten, während Daniel im Werk des Strickers den Zwerg Juran enthauptet (v. 173lf.). Dieser hatte jene Sicherheit zu leisten verweigert, die den Grafen Hojir vor diesem Schicksal bewahrte (vv. 3075ff.). Inhaltlich geht es in der Episode um die Abwehr eines unerwünschten Brautwerbers, der Minneerfüllung und Landesherrschaft durch unhöfischen Einsatz direkter Gewalt erreichen will. Die Darstellungstechnik des Autors zielt darauf, ein bestimmtes Schema des höfischen Kampfes, das mit dem Minneschema des höfischen Romans ineinandergreift, im Erzählzusammenhang als Reproduktion der höfischen Romantradition zur Geltung zu bringen. Die sich durch diese Episode aufbauende Spannung zur Gesamtstruktur des Werkes ist harmonisierbar. Die Folgen des siegreichen Liebeskrieges lassen sich in Friedrichs übergeifenden Erlösungsweg nicht nur integrieren, sondern die Hilfestellung der verschmähten Landesherrin erweist sich in der 'großen Schlacht' sogar als wertvoll.
b. Jerome-Aventiure: Minnegefangenschaft In den Weg des Helden ist nach der Osann-Aventiure eine Minneepisode als weiteres Hindernis eingebunden. Die Zwergenkönigin Jerome lockt Friedrich mit einer List in ihren Berg302, aus dem er sich seinerseits nur durch eine List befreien kann. Er unterwirft sich vorgeblich den Liebes300 301 302
FvS vv. 2179-2183; vgl. >Daniel< vv. 1632-1637. Vgl. dazu SCHÖNING, >Friedrich von Schwabens S. 163. Wann sy im trüg groß lieb / Haimlich in irem hertzen: als ain dieb / Kund sy das verbergen und verdrucken, vv. 2515ff.
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wünschen Jeromes, gelobt ihr eine dauerhafte Bindung und erkennt ihre gemeinsame Tochter an. Jerome und ihr Reich ordnen sich dem magischen Bereich (Zwergenkönigin im hohlen Berg) zu. Die Königin verwandelt - nachdem sie sich die Herrschaft über den widerstrebenden Partner erzwungen hat - den Raum der Gefangensetzung Friedrichs in ein Minnegefängnis. Sie ist Herrin über den Wechsel von Tag und Nacht (vv. 2768ff.) und schafft so die Voraussetzungen, daß das Paar zu jeder gewünschten Zeit sich ganz der Liebe hingeben kann (v. 2810). Der Autor nimmt damit die Tradition der Episoden des höfischen Romans in den Text hinein, in deren Zentrum das Minnegefängnis einer Dame steht - in bewußter Umkehrung der traditionellen Rolle des männlichen Gefangennehmers - , die einen widerstrebenden Ritter gegen seinen Willen und häufig auch unter Einsatz von Täuschung und Verzauberung zu Liebe oder dauernder Bindung zwingen will303. Erwähnt seien das Minnegefängnis der Dame von Maloaut, einer Witwe, die Lancelot bei sich behalten möchte, oder Gawans Minnegefangenschaft bei der Königin Amurfina von Forei in der >Cröne< Heinrichs von dem Türlin304. Es ist evident, daß diese Art des Gefängnisses ganz auf die Liebe bezogen ist. Die Entlehnungen des Autors in diesem Textbereich betonen daher diesen Aspekt. Nachdem sich Friedrich dem Minneverlangen Jeromes durch Flucht entzogen hat, folgt eine umfangreiche Klage Jeromes über den Verlust und Treuebruch. In diese Klage sind vor allem Textpassagen aus dem >Jüngeren TiturelLancelot und Ginover< I, S. 636,16ff., II, S. 900 (Kommentar); Heinrich von dem Türlin, >Diu Cr6neJüngere Titurel< als literaturgeschichtliches Problem, S. 159.
>Friedrich von Schwaben
Wigalois< und >Daniel< durchsetzt 307 . Der Darstellung von Friedrichs Zweikampf mit Nemores fehlt dagegen ein Pendant in der höfischen Literatur (vv. 4095ff.). Bereits das erste Zusammentreffen der Kontrahenten bringt hier die Entscheidung. Allerdings läßt sich daraus nicht folgern, daß der Autor unfähig gewesen sei, eine Kampfschilderung ohne Rückgriff auf andere Romane auszuführen 308 . Das Fehlen von Entlehnungen an dieser Stelle ist wohl eher so zu deuten, daß der Dichter diesem Kampf kein besonderes Gewicht zumißt. Von größerer Bedeutung ist vielmehr, daß Turneas nach zehnjähriger Dienstzeit Friedrich den Lohn versagt, einer seiner Landherren einspringt und Friedrich unter Hinweis auf die ihm von seinem Herrn widerfahrene Ungerechtigkeit entschädigt (vv. 4131ff.). Die Teilhandlung verweist in besonderem Maße auf einen Episodentyp, in dem der Handlungsträger durch seine materielle Situation gezwungen ist, ein Dienstverhältnis als Sold-Ritter einzugehen. Dieses Dienstverhältnis nimmt im FvS durchaus Züge einer Gefangenschaft an, da es nicht ohne weiteres verlassen werden kann (Lohnproblematik). Die Dienstverpflichtung erscheint als Hindernis der Erlösung. Eine wirkungsintensive Gestaltung dieses Episodentyps - wenn auch mit vollständig anderen Akzenten - liegt in Wolframs Gahmuret-Büchern vor. Ohne über Landbesitz zu verfügen, zieht Gahmuret aus und verpflichtet sich als Dienstmann des 307 308
Vgl. FvS vv. 3775ff., im Apparat der Ausgabe auch die Nachweise. Der Tenor des überwiegenden Teils der Forschung geht in diese Richtung. Nach GÄRTNER (Zur Rezeption des Artusromans im Spätmittelalter und den Erec-Entlehnungen im >Friedrich von Schwaben«, S. 60) kenne der Autor des FvS zwar noch die literarischen Vorbilder, »aber er ist nicht mehr in der Lage, sie schöpferisch zu verarbeiten und etwas Neues zu dichten«.
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Baruc von Bagdad309. Materiell abhängig ist er von diesem jedoch nicht. Während Gahmuret in einem materiellen Vakuum ohne jede Beschränkung agiert, zeigt der Dichter des FvS seinen Protagonisten wiederholt in der realitätsnahen Notsituation des Sold-Dienstritters310.
d. Finale Schlacht und alles entscheidender Zweikampf Nach der Erlösung Angeiburgs kulminiert die Handlung in einem Entscheidungskampf, in dem die Verbündeten König Mompoliers und Flaneas den Verwandten und Getreuen Friedrichs und Angeiburgs gegenüberstehen. Das Geschehen ist als endgültige Auseinandersetzung zwischen dem Guten und dem Bösen stilisiert, so daß das Publikum durchaus die Tradition der 'Großen Schlacht zwischen Orient und Okzident' 311 assoziieren konnte. Aus dem anfänglichen Massenkampf entwickeln sich mehrere Einzelkämpfe (Hirneas - Friedrich, Mompolier - Heinrich, Friedrichs Bruder), die sich zur Zweikampfschlacht zwischen dem Zauberer Jeroparg und dem Protagonisten steigern. Die Kampfschilderungen sind wieder mit Passagen aus >Wigalois< und >Daniel< durchwoben. In die Auseinandersetzung Friedrichs mit dem Zauberer läßt der Autor zudem wiederholt längere Textteile einfließen, die der Konfrontation Erecs mit Mabonagrin entnommen sind312. Auch wenn der Autor hier wie an den anderen Textstellen die Entlehnungen in keiner Weise kenntlich macht, ist doch anzunehmen, daß er mit der Kenntnis der Herkunft der Passagen seitens der Rezipienten rechnet. Dies gilt zumindest für die >ErecParzival< 14,10f.; vgl. auch 17,1 lf. Zum Problem vgl. LAWN, 'Gefangenschaft', S. 22-26, die sich hier auf die älteren kontroversen Aufsätze von MOHR (Arme Ritter) und JACKSON (Prison et croisid) stützt. 3,1 Vgl. KNAPP, Die große Schlacht zwischen Orient und Okzident in der abendländischen Epik. 312 Zu diesen Entlehnungen vgl. GÄRTNER, Zur Rezeption des Artusromans im Spätmittelalter und den Erec-Entlehnungen im >Friedrich von Schwaben«.
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>Friedrich von Schwaben
Erec< (vv. 7788-9825) ist von komplexerer Art als bisher vermutet. Der Sieg Erecs über den Herrn des wunderbaren Gartens ist sowohl auf einer konkret-sozialen als auch auf einer symbolisch-metaphorischen Ebene als Befreiungs- und Erlösungshandlung gezeichnet313. Die Witwen der von Mabonagrin erschlagenen Ritter werden befreit, Mabonagrin selbst kann sich aus einer freiwillig eingegangenen, aber zerstörerischen und gesellschaftsfeindlichen Minneverpflichtung lösen, die seine grausige Verpflichtung zu einer falsch verstandenen Ritterlichkeit motivierte. Erec überwindet durch seinen Sieg über diesen Ritter auch seine eigene und Enites Teilhabe an dieser falschen Minne. Ihre Liebe wird in eine sanktionierte Form gesellschaftlicher Verantwortlichkeit überführt. Auch Friedrichs Sieg über den Zauberer erscheint als endgültige Befreiung des Landes - und damit auch Angeiburgs - vom intriganten Wirken des mit dämonischen Zügen versehenen Paares Jeroparg - Flanea. In Hartmanns Roman wird Mabonagrin als välant (v. 9197, 9270) bezeichnet, der über unmenschliche Kräfte verfügt (v. 9132), die Erecs Vorbildlichkeit in starkem Maße gefährden. Indem die Gegenspieler des Helden als Verkörperung des Bösen schlechthin gelten, ist auch im FvS eine symbolische Dimension der Befreiung angedeutet. Wie im Mabonagrin-Kampf spielt im Entscheidungskampf des FvS die rechte Form der Minne eine große Rolle. Jeroparg und Flanea repräsentieren eine Form der libidobestimmten Minne, die durch Elemente des Magischen gekennzeichnet ist. Konträr zu verbindlichen gesellschaftlichen Normen wird diese Liebe mit den Mitteln der usurpatorischen Intrige und der permanenten Täuschung realisiert. Friedrichs Kampf gilt einer falschen Minne, deren Opfer vor allem Angelburg ist. An den drei Tagen des Kampfes gegen Jeroparg wird der Held daher von Angelburg 313
Die Möglichkeit einer allegorischen Ebene in dieser Episode lehnt CORMEAU (Joie de la curt) etwa im Unterschied zu MURPHY (The Allegory of 'Joie' in Chrötien's Erec et Enide) gänzlich ab. WELLS (Die Allegorie als Interpretationsmittel mittelalterlicher Texte) wählt diese Kontroverse als Ausgangspunkt, um erneut zu reflektieren, ob die »Ergebnisse der mittelalterlichen Bedeutungsforschung, die vorwiegend als - im weiteren Sinn - allegorisch zu verstehenden Methoden der patristischen und mittelalterlichen Exegese, auf die Interpretation literarischer Texte anzuwenden« (S. 1) sind.
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und ihren ebenfalls verzauberten Jungfrauen unterstützt und vor der drohenden Niederlage bewahrt. In beiden Werken steht der finale Kampf für eine konkrete Befreiungstat mit symbolischer Dimension, die durch die beiden Pole Kampf und Minne als Zentrum der literarisch-höfischen Verhaltenssemantik bestimmt ist.
V. Intertextualität und Traditionalität: Ergebnisse Ausgangspunkt der Überlegungen in diesem Kapitel war die Frage nach den Fremdtextbezügen und der durch sie bewirkten Sinnkomplexion der Werke. Die untersuchte intertextuelle Dimension umfaßt eine Reihe von literarischen Bezügen, die in der Mehrzahl nicht an der Textoberfläche durch deutliche Markierungen ausgewiesen sind. Dies hängt sicher auch damit zusammen, daß die Romane keine Gattungstradition fortführen, die durch eine mehr oder weniger festgefügte Erzählwelt, durch ein bestimmtes, wiederkehrendes Figurenrepertoire oder durch einen abgrenzbaren Problemhorizont deutlich konturiert ist. Strukturelle Relationen und Transformationen erweisen sich für die literarische Sinnkonstitution der Minne- und Aventiureromane als besonders wichtig. Es ist eine Vielfalt von Reproduktionen, Abwandlungen und Überlagerungen bekannter Erzählschemata zu beobachten, die einen Umgang mit der literarischen Tradition zeigen, der sich nicht auf das Plagiat, die Imitation oder die nicht mehr kontrollierten Interferenzerscheinungen struktureller Formen einengen läßt. Über das Alte im neuen Kontext bringen die Autoren vielmehr sinnstiftende Rückbezüge zur Wirkung, aus denen in der Synthese des neuen Werkes eine komplexe Sinnschichtung erwächst. Die Auseinandersetzung mit tradierten Erzählmodellen und ihren literarischen und historischen Implikationen erfolgt vor allem auf der strukturellen Ebene. Die Struktur des RvB und des WvÖ ist gekennzeichnet durch die Kombination von zweiteiliger Bauform des Artusromans und dreiteiliger Struktur des frühen Minne- und Aventiureromans. Inhaltlich erlaubt diese Verschränkung den Autoren, Minne und Aventiure als wesentliche thematische Komponenten des höfischen Romans in neuer Weise aufeinander zu beziehen und im Rahmen dynastischer und territorialpolitischer Interessen zu problematisieren. Die Gesamtstruktur des FvS ist auf das Schema des Minne- und Aventiureromans hin durchsichtig, der das Paar zunächst trennt, um es nach einer Reihe von Suchbewegungen,
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Kampfepisoden und Minnebewährungen in der Minneehe zusammenzuführen. Individuelle Liebe und Kampf, Minne und Herrschaft erscheinen hier als versöhnt. Durch einzelne Aventiuren, in denen jeweils eine andere Akzentuierung der Verbindung von Minne und Kampf im Mittelpunkt steht, bringt der Autor das Erzählschema als Folie einer Handlung in Erinnerung, die die Unwiederbringlichkeit von Zeit im Kontext der Bemühungen um gerechte Herrschaft vorführt. In den durch das Erzählschema der gestörten Mahrtenehe vorgegebenen Rahmen fügt der Autor Erzählepisoden ein, die analog zu bestimmten Motivsequenzen des höfischen Romans strukturiert sind. In ihren Zielen überlagern sie sich zum Teil mit dem übergeordneten Erzählrahmen. Bis zu einem gewissen Grad gelingt dem Verfasser jedoch die Verklammerung der Erzählstränge und die Harmonisierung der Minnekonflikte. Der Übernahme solcher Motive oder Motivfolgen, die in einem bekannten Erzählmodell eine strukturprägende Funktion besitzen, kommt eine besondere Bedeutung zu. Schemazitate aktivieren punktuell literarisches Wissen über ein bestimmtes Erzählmuster, ohne daß dieses im Folgetext strukturell vollständig entfaltet wird. Es ließ sich zeigen, daß diese scheinbaren Rezeptionstrümmer als intertextuelle Formen literarischer Sinnkonstitution zu verstehen sind. Gattungszitate wecken Erwartungen, ohne daß das nachfolgende Werk diesen in jedem Falle auch entspricht. Episoden-, Motiv- und Personenzitate halten dem Hörer/Leser einen bestimmten Gattungshintergrund präsent, vor dem sich das erzählte Geschehen dann unter Umständen in völlig anderer Ausrichtung entwickelt. Ein Problem besonderer Art geben die zahlreichen direkten Entlehnungen im FvS auf: Besitzen sie eine Verweiskraft auf Vorgängiges, setzt der Autor sie als intertextuelle Signale ein, wußte das Publikum um den ursprünglichen Kontext der entlehnten Passagen oder geht es um die Vorspiegelung eigener Urheberschaft? Da der Begriff des Plagiats mit seinen neuzeitlichen Konnotationen sich mit den Eigenheiten des mittelalterlichen Werkverständnisses kaum vereinbaren läßt, ist ihm gegenüber Zurückhaltung angebracht. Die Technik, aus bekannten Werken umfangreiche Passagen zu entlehnen und einem neuen kohärenten Erzählzusammenhang einzufügen, deutet vielmehr auf ein bewußtes Erzählkonzept, das in der Tradition durchaus nicht isoliert steht314. Die Kategorien authentisches Werk und Plagiat, die im Bereich literarästhetischer Wertung mittelalterlicher Literatur ohnehin nicht unvermittelt Anwendung finden 314
Vgl. oben S. 44f. sowie die S. 45 A. 24 zitierte Literatur. Systematisch ist das Material unter diesem Gesichtspunkt bisher nicht zusammengestellt worden.
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Intertextualität und Traditionalität
können, greifen hier nur sehr eingeschränkt. Die Intertextualitätsperspektive bietet demgegenüber Möglichkeiten, Werke, die sich eng an eine Quellengruppe binden, nicht vorschnell abzuwerten, sondern nach der textinternen Bedeutung der Fremdübernahmen für die Sinnkonstitution und nach dem Publikumsinteresse zu fragen, auf das eine solche Erzählweise ausgerichtet ist315. Die Autoren arbeiten mit einem breiten Spektrum von Formen intertextuellen Erzählens, das von Motiv-, Personen- und Gattungszitaten an der Oberfläche der Werke bis zu Strukturentsprechungen und Schemazitaten reicht. Der zwanglose Umgang mit literarischer Tradition, bekannten Bauformen, Einzelepisoden und Motivfügungen intendiert sicher nicht in jedem Falle eine gezielte intertextuelle Bezugnahme. Er verdankt sich auch der Tendenz zu summarischem Erzählen. Da aber gleichzeitig die reflexiven Textelemente zumindest im RvB und im WvÖ deutlich zunehmen, läßt sich folgern, daß die Dichter mit literarischer Vergangenheit in großem Maße reflektiert umgehen. Eine Vielzahl von Traditionselementen schafft intertextuelle Bezüge, die zur narrativen Sinnkonstitution und zur Reflexion des Erzählens und seiner Bedingungen genutzt werden. Die Frage, ob die analysierte intertextuelle Komplexität der Werke vom Publikum überhaupt aufzuschlüsseln war, läßt sich allerdings nicht befriedigend beantworten. MEYERS Hinweis, daß auch für den sogenannten klassischen Artusroman »keineswegs erwiesen [sei], daß er in der in heutigen Interpretationen angenommenen Art und Weise rezipiert wurde«316, führt zwar in der Sache nicht weiter, ist aber im Zusammenhang der Versuche der Forschung, die frühen Texte von den späteren zu isolieren, wichtig. Die Frage betrifft zudem nicht nur die intertextuellen Phänomene der Texte, sondern stellt sich in gleicher Weise für funktionsgeschichtliche Bezüge und auch für den textinternen Diskurs über das Erzählen. Akzeptiert man die These, daß die Autoren literarischen Sinn auch durch mehrschichtige Textkonstitution vermitteln, gewinnt auch deren Voraussetzung, »daß das intendierte Erstpublikum zumindest einen Großteil der intertextuellen Bezüge wahrgenommen hat, Plausibilität«317. 315
Die Gefahr einer Überinterpretation der Entlehnungen scheint geringer, wenn die übernommenen Passagen aus einem bekannten Text stammen, nicht nur aus wenigen unzusammenhängenden Versen bestehen und im Prätext in einem besonders signifikanten episodischen oder motivlichen Zusammenhang stehen. Im FvS erfüllen zumindest die Endehnungen aus der Joie de Ia curt-Episode in Hartmanns >Erec< diese Kriterien. 316 MEYER, Die Verfügbarkeit der Fiktion, S. 282. 317 Ebda., S. 283.
C. Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität I. Funktionen des Geschichtlichen im Minne- und Aventiureroman Im Gegensatz zum Artusroman besitzt die Handlung fast aller Minne- und Aventiureromane seit Rudolf von Ems konkrete historische Anknüpfungspunkte. Wilhelm von Orlens ist Graf von Hennegau und wirbt um die Liebe einer englischen Prinzessin. Partonopier ist Graf von Anjou und Blois. Selbst bei einem Autor wie Berthold von Holle, bei dem die Hinwendung zur Geschichte nicht »zur bestimmenden Tendenz, auch nicht Mittel zum didaktischen Zweck«1 wird, ist der Anteil des Historisch-Realistischen noch deutlich größer als im Artusroman. Man hat deshalb als gemeinsame Tendenz dieser im einzelnen recht unterschiedlichen Werke das Bestreben hervorgehoben, »die erzählte Geschichte in den Rahmen historischer Ereignisse und bekannter Schauplätze zu stellen«2. Doch läßt sich der historische Anspruch der Texte nicht so verstehen, daß es den Autoren, ihren Auftraggebern und Rezipienten tatsächlich um eine Auseinandersetzung mit 'der Geschichte' gegangen wäre - ebensowenig wie den Autoren solcher Werke, die ausschließlich (pseudo-)geschichtliche Ereignisse (Troja, Alexander etc.) als Erzählgegenstand wählen3. Andererseits lassen sich die historischen Bezüge nicht einfach auf eine Art Kolorit zur Beglaubigung der Fiktion reduzieren, das eingesetzt wird, um literarisch tradierten Motiven und Erzählmustern beim Publikum größere Attraktion und Akzeptanz zu verschaffen. Um den Umgang der Autoren mit Geschichtlichem genauer zu fassen, ist von verschiedenen Formen der Funktionalisierung historischer und zeitgeschichtlicher Ereignisse und Anspielungen im fiktiven Erzählkontext auszugehen, die sich überschneiden, verbinden und vermischen können. 1
2
MALSEN-TILBROCH, R e p r ä s e n t a t i o n , S. 162.
WteHRLl, Geschichte der deutschen Literatur, S. 504. 3 Vgl. dazu beispielsweise KNAPE, Geschichte bei Konrad von Würzburg; HUSCHENBETT, Zur deutschen Literaturtradition in Herborts von Fritzlar >Liet von TroyeWilhelm von Orlens< des Rudolf von Ems und Ulrichs von Etzenbach >Wilhelm von Wenden< markieren dabei vollständig unterschiedliche Pole der Verschränkung von Fiktion und Geschichte im Spektrum der im 13. Jahrhundert im Minne- und Aventiureroman entwikkelten Korrelationen. BRACKERT konnte zeigen, daß sich Geschichte für Rudolf im >Wilhelm von Orlens< - aber auch in seinen anderen Werken der lere unterordnet. Das Werk ist als Fürstenlehre für den jungen Staufer Konrad IV. geschrieben. Die Wahrheit der lere, wie sie aus den Exempla der Geschichte erfahrbar ist, sollte ihm vor Augen geführt werden. Auch Rudolf wendet sich der Geschichte nicht um ihrer selbst willen zu. Sie ist Teil seines pädagogischen Anliegens, in das auch die Minne eingebunden ist4. Das von ihm entscheidend geprägte literarische Leitbild des Fürsten und die von ihm entwickelte Vorstellung fürstlich-höfischen Lebens beeinflussen als Gegenstand positiver Fürstenlehre die nachfolgende Literatur in starkem Maße. Die Funktionalisierung des Geschichtlichen als narrative Fürstenlehre gewinnt durch ihn die literarisch im 13. und 14. Jahrhundert fortwirkende Gestalt. Im »Wilhelm von Wenden< versucht der Autor literarisches Geschehen als historisches auszugeben, um den Machtanspruch seiner Auftraggeber zu legitimieren. Dem wechselvollen Schicksal des heidnischen Herzogs Wilhelm von Wenden und der Fürstentochter Bene verleiht Ulrich von Etzenbach durch Anspielungen auf das böhmische Herrscherhaus eine aktuelle Bedeutung. Den Charakter des Werkes als Form politischen Handelns am Hof des böhmischen Herrscherpaares Wenzel n . und Guta von Habsburg hat man früh erkannt5, und BEHR sah in dem Text zuletzt eine »literarische(.) Rechtfertigung der böhmischen Slawenpolitik im letzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts«6. Ulrich von Etzenbach verknüpft Fiktion und Geschichte, um fiktiven Setzungen historischen Charakter und dem Werk den Anstrich literarisch verschlüsselter Wirklichkeit zu verleihen. Eine legendenhaft-höfische Erzählhandlung nutzt der Autor als Möglichkeit der Gegenwartsdeutung. 4
Vgl. BRACKERT, Rudolf von Ems, S. 221: »Es ist daher nur folgerichtig, daß auch die minne - anders als im Tristan - in diesem pädagogischen Programm ihren festen Platz hat: auch sie dient allein der bezzerunge und präsentiert im Minnerittertum eine exemplarische Haltung des Fürsten«. 5 Zu den verschiedenen funktionsgeschichtlichen Deutungen des Werkes vgl. MÜLLER, Landesherrin per compromissum, S. 490ff. 6 BEHR, Literatur als Machtlegitimation, S. 205.
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EBENBAUER hat darauf aufmerksam gemacht, daß die Autoren der sogenannten historisierenden Versromane des späten 13. und beginnenden 14. Jahrhunderts7 zur (Heils-)Geschichte als Element und Bezugsrahmen literarischer Fiktion - in einer Art Gegenbewegung zur Geschichtslosigkeit des Artusromans - zurückfinden. Doch sei ihr Umgang mit »der Geschichte selbst spekulativ, mitunter spielerisch« (S. 151). Geschichte werde nicht aus Unkenntnis oder um der höheren Wahrheit der Lehre willen fingiert, sondern es gehe »um Verortung in einem christlichen Geschichtskonzept. Neben der Wahrheit christlicher Lehre steht die Wahrheit christlicher Heilsgeschichte«8. An EBENBAUERS Überlegungen ist die Frage anzuschließen, ob hier Geschichte bewußt zum Gegenstand der Fiktion und sozusagen wider besseres Wissen um das tatsächliche historische Geschehen ein ästhetischer Entwurf eigenen Rechts versucht wird. Allerdings ist die Orientierung an der Heilsgeschichte nicht der einzige und sicher für die hier zur Diskussion stehenden Texte auch nicht der wesentliche historische Bezugsrahmen. In einer Reihe von Texten, mit denen familiäre Ansprüche legitimiert und dynastisches Selbstverständnis propagiert werden sollten, spielen genealogische Argumentationen und Phantasien sowie gegenständliche und symbolische Zeichen (z.B. Wappen) eine besondere Rolle. Der Begriff genealogisches Herkommen beschreibt nach GRAF eine Gruppe von Texten, »die einer realen oder fiktiven Familie eine Abstammungsgeschichte zurechnen. Darin sind auch jene Texte eingeschlossen, die unter einer genealogischen Perspektive erzählt sind, in denen also das verwandtschaftliche Gefüge, die Genealogie, als verkettendes Prinzip der Handlung fungiert« 9 . Im hier interessierenden Zusammenhang ist der weitgespannte Objektbereich dieser Definition auf solche Werke einzugrenzen, in denen literarische Gestalten in die Genealogie real existierender Geschlechter eingebunden werden, um bestimmte dynastische Ansprüche zu begründen oder zu unterstützen. Ein eindrucksvolles Beispiel solchen Vorgehens ist die Erzählung vom >Schwanritter< Konrads von Würzburg, die die Häuser von Brabant, Geldern und Kleve glorifiziert (vv. 1596-1611), aber wohl im Auftrag der Grafen von Rieneck »zu ei-
7
»Den Ausklang der großen mittelalterlichen Erzähltradition bilden Heinrichs von Neustadt >Apollonius von iyrlantGöttweiger TrojanerkriegReinfried von Braunschweig< und Johanns von Würzburg >Wilhelm von Österreichs ferner der >Friedrich von Schwaben««, EBENBAUER, Spekulieren über Geschichte, S. 151. 8 EBENBAUER, Das Dilemma mit der Wahrheit, S. 69. ® GRAF, Genealogisches Herkommen, S. 287.
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nem aktuellen, familiären und politischen Anlaß angefertigt [...] wurde«10. Auch den >Engelhard< Konrads möchte BRUNNER unter ähnlichen Vorzeichen »im Umkreis des Hauses Kleve, vielleicht in seinem Auftrag oder doch in der Hoffnung auf seine Gönnerschaft«", entstanden sehen. Verschiedene Formen einer Inanspruchnahme von Geschichte durch genealogische Konstruktionen können sich im literarischen Text überlagern und verschränken. So fungiert der FvS sowohl als Beispiel für das literarische Konzept des genealogischen Herkommens (einer Dynastie) als auch für ein schwäbisches Landesbewußtsein12. 'Land' meint hier ein territoriales, rechtliches, gruppenübergreifendes und zeitspezifisches Identifikationsmodell, das durch den gemeinschaftsstiftenden Bezug auf Überlieferungs- und Traditionsgeschichte zusammengehalten wird. Der FvS ist jedoch auf einen besonderen Fall spätmittelalterlicher territorialgeschichtlicher Entwicklung orientiert, da Schwaben nach dem Erlöschen des schwäbischen Herzogtums ein 'Land ohne Landesherrn' ist. Träger eines so verstandenen genossenschaftlichen Landesmodells wäre dann der schwäbische Adel insgesamt13. Ob sich dieser Landesbegriff, der für das Wirken einer Hegemonialgewalt keinen Platz läßt, mit den Ergebnissen der Textanalyse korrelieren läßt, wird zu zeigen sein. Im RvB und im WvÖ ist jedenfalls ein anderes dynastisches Selbstverständnis und auch ein anderes Verständnis von Landesherrschaft sichtbar.
10
KOKOTT, Konrad von Würzburg, S. 30; vgl. auch BRUNNER, Genealogische Phantasien, S. 274-285, und GRAF, Genealogisches Herkommen, S. 285-291. Einem Auftrag der Grafen ist wahrscheinlich auch das >Turnier von Nantes< zu verdanken. In Konrads literarischer Inszenierung eines Türniers fallen zwei Gestaltungselemente besonders auf. Es treffen regierende deutsche Fürsten aufeinander, deren genaue historische Identifizierung durch fiktive Namen erschwert, deren Herrschaftsbereiche, -funktionen und -titel durch detailreiche Wappenschilderungen jedoch erkennbar sind; vgl. dazu KOKOTT S. 32-43, sowie BRUNNER, Das Turnier von Nantes; THOMAS, >Das Turnier von Nantes< (mit anderer Auffassung zur Entstehungssituation). Dieses Verfahren Konrads ist dem der Autoren des RvB und des WvÖ bei den großen Turnierschilderungen bzw. bei den sich anschließenden Schlachtschilderungen durchaus vergleichbar. 11 BRUNNER, Genealogische Phantasien, S. 299. 12 »Der >Friedrich von Schwaben< ist Staufertradition, vom Adel getragene Erinnerung an die Herzöge von Schwaben aus dem staufischen Haus [...]. Zugleich ist er Präsentation gentiler Identität, nämlich als Stammes-Herkommen und Ausdruck schwäbischen Landesbewußtseins«, GRAF, Genealogisches Herkommen, S. 294. 13 Vgl. dazu GRAF, Exemplarische Geschichten, S. 99-115 u.ö.; ders., Aspekte zum Regionalismus; ders., Das »Land« Schwaben; ders., Geschichtsschreibung; SCHREINER, Geschichtsschreibung und historische Traditionsbildung, insbes. S. 62-65; GRAF, Souabe.
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Spätestens an diesem Punkt der Argumentation gilt es - mit Blick auf die sich anschließenden Textanalysen - zwei Klippen zu umschiffen. Die Texte sollten nicht vorschnell mit einem zum Schlagwort erstarrten 'Territorialisierungsprozeß' in Zusammenhang gebracht werden. Das historische Phänomen avanciert häufig zu einer Art universellem Deutungsschlüssel - eine Gefahr, der gerade die literaturwissenschaftliche Hypothesenbildung nicht selten zu erliegen droht14. Die landesgeschichtliche Forschung zu den einzelnen 'Flächenstaaten' hat zudem zwar eine lange 14
Vgl. KNAPP, Süddeutsche Literaturlandschaften, S. 425. Zur Funktion von Literatur im Prozeß der Entfaltung landesherrlicher Macht vgl. die älteren Arbeiten von KAISER, Der Wigalois des Wirnt von Grävenberc; MERTENS, Iwein und Gwigalois - der Weg zur Landesherrschaft (kritisch zur generalisierenden Perspektive KAISERS); BRALL, Strickers Daniel von dem Blühenden Tal; RÖCKE, Feudale Anarchie und Landesherrschaft. Zur weiteren Forschungsgeschichte des Deutungsmodells 'Territorialisierungsprozeß' vgl. BASTERT, Der Münchner Hof, S. 42-46. Zur generellen Problematik funktionsgeschichtlicher Deutungsansätze vgl. MÜLLER, Aporien und Perspektiven; PETERS, Mittelalterliche Literatur - ein Krisenphänomen?, sowie HEINZLE (Hg.), Literarische Interessenbildung im Mittelalter. BASTERT kritisiert zu recht an bisherigen Untersuchungen, die mit dem Deutungsmuster 'Landesherrschaft' arbeiten, »die undifferenzierte Universalität und Beliebigkeit seiner Verwendung« (S. 43). Diese beruht zum einen darauf, daß sich die Entstehungssituation und der primäre Rezipientenkreis häufig zu wenig spezifizieren lassen, um weitreichende Textdeutungen darauf zu stützen. Zum anderen hat man diese geschichtliche Entwicklung wohl zu sehr unter dem Blickwinkel spätmittelalterlicher Krisen gesehen, so daß als entscheidendes Moment in diesem Prozeß eine Bündelung und Konzentration von Herrschaftskonflikten zwischen Niederadel und Altadel, zwischen Adel und Bürgertum, zwischen Adel und Landesherrn, zwischen Landesherrn und Zentralgewalt etc. betrachtet wurde. Entsprechend fand man in den Texten Abstiegsängste, Aufstiegshoffnungen, Stellungnahmen für oder gegen die Landes- und Zentralgewalt, Appelle zur Solidarität oder zur Abgrenzung direkt formuliert, weitaus häufiger aber 'verschlüsselt' eingebracht. Während sich der erste Problemkreis - fehlende Lokalisierungen, Datierungen und Hinweise auf das Publikum - nur bedingt einer Lösung näher bringen läßt, sind die Ergebnisse der neueren landesgeschichtlichen Forschung intensiver einzubeziehen, die »je nach Region mitunter stark differierende(.) Abstufungen und Interferenzen innerhalb verschiedener Herrschaftsgruppen [...] aufgedeckt hat« (BASTERT, Der Münchner Hof, S. 44). Als Konsequenz ergeben sich aus diesen Überlegungen für die Textdeutungen folgende Gesichtspunkte: 1. Die Analyse der Kommunikationssituation der Texte ist grundlegend. Doch auch wenn sich Auftraggeber, Gönner und Rezipienten eines Werkes nicht hinreichend exakt fixieren lassen - was für mittelalterliche Literatur ja nicht die Ausnahme, sondern weitaus eher die Regel ist - sind landesgeschichtliche Bezüge der Werke analysierbar. 2. Die Interpretation hat nicht primär von 'der sozialen und politischen Krise des Spätmittelalters' auszugehen, sondern vom Textbefund und vom literarischen Traditionszusammenhang der Werke. 3. Von hier aus ist nach Funktionszusammenhängen zu fragen, die sich aus dem Zusammenspiel von literarischen und historischen Konstruktionsfaktoren der Romane ergeben.
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wenn auch regional unterschiedlich dichte - Tradition15, doch die Auseinandersetzung darüber, was ein 'Land' im späten 13. und im frühen 14. Jahrhundert ausmacht, ist wohl kaum zum Abschluß gekommen. Symptomatisch dafür ist die anhaltende Diskussion des epochemachenden Buches von BRUNNER und des von ihm vertretenen Landesbegriffs16. Die landesherrschaftliche Territorienbildung ist ein entwicklungsgeschichtlich so komplexes und landschaftlich so unterschiedlich verlaufendes Phänomen, daß Generalisierungen eher verstellend wirken. Funktionen epischer Literatur im Prozeß des Aufbaus von Landesherrschaften zu bestimmen, ist daher mit besonderen Problemen verbunden, zumal die generelle Schwierigkeit im Umgang mit mittelalterlicher Literatur natürlich auch für das hier interessierende Textkorpus hinzutritt: Nur wenige Werke lassen sich so genau lokalisieren und datieren, daß sie Herrschaftszusammenhängen zweifelsfrei zuzuordnen wären. Trotzdem ist es sinnvoll, in der folgenden Untersuchung zumindest analytisch zwischen dynastischen und territorialen Prinzipien und Funktionszusammenhängen zu unterscheiden. Die Literarisierungen einzelner Phänomene, die sich auf unterschiedliche Referenzebenen beziehen, fließen in den Romanen allerdings ebenso zusammen, wie die Erscheinungen im historisch nachvollziehbaren Geschichtsverlauf nicht exakt zu trennen sind. So gründet sich die Landesherrschaft der weltlichen Fürsten »in der Legitimierung der jeweiligen Dynastie zur Herrschaft, und die Herrschaft vererbt sich innerhalb der Dynastie von einem ihrer Glieder auf das andere«. Auch zwischen Adel und Landesherren besteht ein vergleichbares Interdependenzverhältnis: »Der Adel hat Anteil am Land, ja empfindet sich gelegentlich als selbsttragende Größe, und die Intensität der landesfürstlichen Herrschaft, 15
Vgl. zusammenfassend den Artikel 'Landesherrschaft und -hoheit', LMA 5, Sp. 16531656, und darüber hinaus die Beiträge - insbes. von D. WILLOWEIT und W. BRAUNEDER - in dem Band CHITTOLINI/WILLOWEIT (Hgg.): Hochmittelalterliche Territorialstrukturen. 16 Nach OTTO BRUNNERS Definition ist ein Land »eine Rechts- und Friedensgemeinschaft [...], die durch ein bestimmtes Landrecht geeint ist. Träger dieser Rechts- und Friedensgemeinschaft ist das Landvolk, sind die Landleute, die den politischen Verband des Landes bilden. Dieses Land kann, muß aber nicht einen Landesherrn haben« (Land und Herrschaft, S. 234f.). Dies ist jedoch auch für BRUNNER ein Sonderfall, denn in »der Regel insinuiert die Idee des Landes den Konsens des Landesherrn mit den Landherm, so daß sie jeweils nach Bedarf zur frt'uw-Mahnung in beiden Richtungen im Interesse beider Seiten einsetzbar ist« (KNAPP, Literarische Interessenbildung, S. 110). Zur Auseinandersetzung mit BRUNNERS Landesbegriff vgl. HAGENEDER, Der Landesbegriff bei Otto Brunner; WELTIN, Der Begriff des Landes bei Otto Brunner; GRAF, Das »Land« Schwaben, S. 157-164.
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die Gewinnung von consilium und auxilium dieses Adels hängt von der Bindekraft des Hofes ab...«17. Genealogie als familiäre Blutsbande und als Herrschaftsqualifikation konstituiert Funktionsangebote des literarischen Textes für eine herrschende Familie, aber auch für die Träger der Landesherrschaft insgesamt, also für den Adel, die fürstlichen Beamten und für die politische Führungsschicht im Territorium. In den Werken lassen sich weitere Ebenen der Auseinandersetzung mit Geschichte erkennen. Die Helden - zumindest des RvB und des WvÖ agieren im Heiligen Land und im Orient im Zeichen des Kreuzes als 'Vollstrecker der Heilsgeschichte', als Begründer von 'weltumspannenden Herrschaften', aber auch als reisende Entdecker und Welterforscher. Die sich etablierenden Territorialmächte, eine schwache Zentralgewalt und das Bewußtsein eines endgültigen Verlustes des Heiligen Landes nach der Niederlage von Akkon (1291) geben die historische Folie für Geschichtsprojektionen, für Raum- und Herrschaftsphantasien ab, in deren Mittelpunkt der Landesfürst steht. Dynastisches und landesherrliches Selbstverständnis entwirft sich hier auf eine besondere Weise, indem der Landesfürst Aufgaben der Zentralgewalt wie selbstverständlich übernimmt. Erfolgreicher Heidenkampf und Errichtung einer christlichen Herrschaft im Orient lassen sich nicht zuletzt - gerade nach dem Fall von Akkon - als literarische Formulierung eines Führungsanspruchs im Reich deuten. Den unterschiedlichen Funktionen des Geschichtlichen im Bereich literarisch organisierter Didaxe, Reflexion und Fiktion soll im folgenden nachgegangen werden. Nur von sekundärer Bedeutung ist die strikte Differenzierung von zeitgeschichtlichem und historischem Wissen. Das wichtigste Darstellungsprinzip der Autoren in diesem Textbereich ist sicher darin zu sehen, daß sie Geschichtswissen und Wissen ihrer Gegenwart ungeachtet historischer Dimensionen in auffallender Weise verweben. Die entstehenden Geschichtsprojektionen sind bestimmten Traditions-, aber auch eingrenzbaren Funktionszusammenhängen verpflichtet. Historische und zeitgeschichtliche Anknüpfungen sind als eine Form kommunikativen Handelns im Interaktionsprozeß zwischen Autor und Gönner, zwischen Text und Publikum zu verstehen. Unter diesem Gesichtspunkt sind der Funktionsraum und die primäre Kommunikationsgemeinschaft der Werke einzugrenzen. Die zeittypische 17
Hofhistoriograph und Stadtchronist, S . 5 5 . Zu diesen Zusammenhängen vgl. auch die Arbeit von S T U D T (Fürstenhof und Geschichte) zur Chronik des Matthias von Kemnat, insbes. S. 3 8 5 - 3 9 3 . Vgl. auch die Rez. von J . S C H N E I D E R (AfdA 1 2 2 [ 1 9 9 3 ] ) , S. 2 4 3 - 2 5 0 ) mit Hinweisen auf weitere Studien zum hier diskutierten Problemkreis.
JOHANEK,
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und traditionsgebundene Imagination des Fürsten binden die Autoren an fiktive Vertreter bekannter Häuser mit großer, auch mäzenatischer Vergangenheit. Historische Referenzen erweisen sich dadurch als Teil literarischer Inszenierung und Didaxe sowie als Ausdruck eines aktuellen Interesses an Dynastiebildung und Landesherrschaft18.
II. Funktionsraum und Kommunikationsgemeinschaft Es stellt sich zunächst die Frage, ob der Rekurs auf einen 'historischen' Landesfürsten in den Romanen als Affirmation oder Kritik einer bestimmten zeitlich und räumlich abgrenzbaren historischen Situation oder Entwicklung zu werten ist. Unter diesem Blickwinkel wären die Protagonisten des RvB und WvÖ Träger eines weifischen und habsburgischen Selbstverständnisses, und der FvS repräsentierte die Selbsteinschätzung des führenden schwäbischen Adels, ohne daß sich der Text dynastisch bisher eindeutig zuordnen ließe. Ihre fiktive - unter Umständen aber auch literarisch kodierte - Rolle in der Geschichte einer Dynastie und eines Landes würde die Helden so als Identifikationsgestalten aktueller Bemühungen um Legitimation von Macht, um herrscherliche Selbstdarstellung und gesellschaftliche Sinndeutung ausweisen. Konkrete Belege für die Funktionalisierung von Geschichte als Form dynastischer Machtlegitimation fehlen. Nur Johann von Würzburg nennt seine Gönner, ob eine Auftragssituation vorlag, erscheint allerdings sogar hier zweifelhaft. Obwohl die Texte Anknüpfungen an dynastische Geschichte suchen, fällt auf, daß die Fürsten an der Spitze eines Landes jeweils als 'zeitlos' gedachte Landesherren idealisiert werden. Die funktionsgeschichtliche Bindung der Werke an Formen adliger Repräsentation, Legitimation und Affirmation bleibt davon unberüht. Die Möglichkeiten, den politischen Charakter einer Dichtung im primären Funktions- und Kommunikationsraum nachzuvollziehen, sind dadurch jedoch eingeschränkt19. 18
Historische Ereignisse und Beispielfiguren fungieren seit jeher als Anknüpfungspunkte moralisch-didaktischer Reflexion und Zeitkritik. Auch in den untersuchten Werken findet das Denkmodell der Antinomie von defizitärer eigener Wirklichkeit und idealisierter Vergangenheit seinen traditionellen Ausdruck in der laudatio temporis acti und der Zeitklage. Da dieser Textbereich sicher am intensivsten untersucht ist, bleibt er hier zunächst weitgehend ausgespaart; vgl. die Untersuchungen von DITTRICH-ORLOVIUS (Zum Verhältnis von Erzählung und Reflexion) und KOELLIKER (Reinfried von Braunschweig, S. 18-31) zum RvB und HUSCHENBETT, Tradition und Theorie im Minne-Roman, S. 242f„ zum WvÖ.
19
Die explizit oder implizit in mittelalterlicher Literatur nachzuweisenden »Wirkweisen des
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1. >Reinfried von Braunschweig< Im RvB nennt sich weder ein Autor noch läßt sich eine Gönner- und Auftragssituation historisch rekonstruieren. Versuche, das Werk zu datieren oder zu lokalisieren, sind auf indirekte Hinweise aus dem Text angewiesen. Terminus post quem ist das Jahr 1291, der Fall der Stadt Akkon20. Ältere Arbeiten ordneten den Roman der Sagentradition zu, in deren Zentrum Leben und Wirken Heinrichs des Löwen standen21. Demgegenüber lehnte NEUDECK »infolge mangelnder Angaben zum außerliterarischen Umfeld der Dichtung« »eine Kategorisierung des Reinfried als gezielte 'Ehrung der Weifendynastie' in der Gestalt Heinrichs des Löwen [...] als Spekulation«22 ab. Dennoch bleibt als Faktum, daß ein Autor um 1300 Elemente weifischer Landesgeschichte mit der Fiktion eines höfischen Romans verknüpft. ZIEGELER versuchte daher jüngst mit bemerkenswerten Argumenten den Nachweis zu führen, daß der Autor 'Offenbarmachens', der 'Stellvertretung', des 'Ordnungsentwurfs', der 'Reproduktion von Vergangenheit', der 'Fixierung' und der 'Sinnstiftung' oder 'Handlungsinterpretation'« bezeichnet THUM, Literatur als politisches Handeln, S. 272, als wesentliche Funktionen politischer Verständigung. 20 dd viel ez an die heiden wider, / die mit Überkraft ouch sider / sich an den kristen rächen, / dd siAkers brächen, vv. 17977-17980. Daß der RvB wesentlich nach 1314, dem Datum der Vollendung des WvÖ, entstand, ist nicht anzunehmen. Der Autor kannte den WvÖ nicht, daß er ihn bewußt ignoriert hat oder unerwähnt ließ, ist bei einer Erzählweise eher unwahrscheinlich, fUr die die Auseinandersetzung mit Literatur wesentlich ist. Ein Terminus ante quem könnte das Jahr 1312 sein, in dem der Templerorden auf dem Konzil von Vienne durch Papst Klemens V. aufgehoben wurde. ZIEGELER (Das Glück der Weifen, S. 44) zweifelt, ob der Autor des RvB seinen Helden nach 1312 noch mit dem Zeichen der Templer, dem roten Kreuz auf weißem Grund (vv. 17186-17191), hätte auftreten lassen. Da Reinfried allerdings zur Zeit der Kreuzzüge agiert, ist diese Sicht nicht zwingend. 21 Vgl. dazu S. 67f. 22 Vgl. NEUDECK, Continuum historiale, S. 28. Seine Argumente: 1) Die Namen der Protagonisten erinnerten »nicht einmal annähernd an die gebräuchliche Namengebung der Dynastie«. 2) Heinrich der Löwe habe »offiziell niemals den Titel eines 'Herzog von Braunschweig' geführt«. 3) Über die »Vorgeschichte, Herkunft oder die Familie« (S. 26) Reinfrieds fänden sich keine Angaben. 4) Der im Text genannte Herrschaftsbereich des Herzogs von Sachsen, Westfalen und Braunschweig habe »zumindest nominell niemals existiert; [er] kann in dieser Konstellation nur vom Autor oder seiner Vorlage geschaffen worden sein« (S. 27). 5) Die schreibsprachlichen Eigenheiten der einzigen Hs. des Werkes, die auf das alemannische Sprachgebiet deuten, lassen NEUDECK an einen Autor aus dieser Region denken, zumal sich das Werk auch »in thematischer Hinsicht der literarischen Landschaft des Schweizer Raums um 1300« (S. 77 A. 48) (Züricher Kreis) einfüge. Vgl. die Auseinandersetzung mit NEUDECKS Argumenten unten S. 174f. A. 87.
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des RvB in besonderer Weise mit weifischer Geschichte und dem zeitgenössischen Selbstverständnis des Hauses vertraut war. Er könnte in engeren Beziehungen zur Dynastie gestanden haben, als bisher angenommen wurde23. Da jegliche historisch verifizierbare Angaben zum Autor, zu Gönnern, Widmungsempfängern oder primären Adressaten fehlen, hat man dieses Informationsdefizit durch biographische oder publikumssoziologische Deutungen auffallender Textstellen ausgeglichen. Ältere Arbeiten gingen davon aus, daß der Autor zum gernden orden gehört habe, da der erste Exkurs des Werkes (vv. 332-356) auf diese Gruppe abhebt24. Daß der Erzähler mehrfach seine Mittellosigkeit (vv. 2864ff., 12754ff.) hervorhebt und auf seinen niederen Status verweist (dar zuo sô bin ich âne / geburt und ellenthafte kraft, v. 12820f.), schien diese Sicht zu bestätigen25. Obwohl der topische Charakter der Erzählerkommentare im einleitenden und im sogenannten Binnenprolog durchaus eingeräumt wurde, sah DlTTRICH-ORLOVIUS in der in einem Akrostichon genannten ELSE (v. 12803) eine Auftraggeberin oder Gönnerin des Autors26. Die Unzulänglichkeit einer biographischen Interpretation dieser Erzählerkommentare ergibt sich jedoch schon daraus, daß bereits im einleitenden Prolog, in besonderer Weise dann aber im sogenannten Binnenprolog (vv. 12659ff.), Kunstideal und Kunstanspruch der Dichtung in der traditionellen Argumentationsform eines Konflikts zwischen Erzähler und Publikum reflektiert werden. Die zitierten Passagen sind daher nicht aus diesem Zusammenhang zu isolieren und bekommen durch ihn teilweise einen anderen Sinn. Das Bekenntnis des Erzählers zur Armut und zur gesellschaftlichen Inferiorität gewinnt so weniger einen realistischen als einen topisch-kunstreflexiven Charakter. Hinzu kommt, daß die Rolle des Erzählers hier dahingehend stilisiert ist, daß er als Subjekt und gleichzeitig als positives Exempel der inszenierten Didaxe im Kontrast zum ignoranten Publikum erscheint27. 23
Vgl. ZIEGELER, Das Glück der Weifen. Noch KOELLIKER, Reinfried von Braunschweig, S. 38, vertrat diese Ansicht (dort auch die ältere Literatur). 25 DITTRICH-ORLOVIUS (Zum Verhältnis von Erzählung und Reflexion, S. 155) ist sich allerdings durchaus bewußt, daß diese Stilisierungen »jeweils auffällige Parallelen zu den als Topoi bekannten Aussagen [haben]: zum Armutstopos, zum Unfähigkeitstopos und den Topoi von nicht erfahrener Liebe und nicht geübter Ritterschaft«. 26 Vgl. DITTRICH-ORLOVIUS, Zum Verhältnis von Erzählung und Reflexion, S. 153f. ZIEGELER (Das Glück der Weifen, S. 187f. A. 90) erwägt die Möglichkeit, ob die Tochter des Heinrich Mirabilis gemeint sein könnte, die »nach ihrer Großmutter Alsine [Adelheit, K.R.] getauft und auch Elsse bzw. Elisabeth genannt« wurde. 24
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Ob das Werk als direkte Auftragsarbeit entstanden ist, wissen wir nicht28. Indem der Erzähler frigen muotgelust als Motivation seiner Arbeit anführt29, versucht er zumindest glaubhaft zu machen, daß dies nicht der Fall sei: ich wil durch vorhte noch dur spot dur niemen gän die maeres abe des ich mich underwunden habe durch mtnen ftigen muotgelust, vv. 13984-13987.
Träfe diese Aussage zu, hätte dies Konsequenzen für die Deutung der historischen Referenzen im Werk. Sie wären nicht mehr als didaktisch motivierte Geschichtssplitter im Rahmen einer Herrscherunterweisung und dynastischen Traditionsversicherung, sondern als mehr oder weniger frei verfügbare, narrativ organisierte Elemente historisierenden Erzählens zu verstehen. Offensichtlich lag dem Reinfried-Dichter nicht sehr daran, den Protagonisten mit einer historischen oder zeitgenössischen Person zweifelsfrei zu identifizieren und das Handlungsgeschehen mit einer bestimmten geschichtlichen Situation in Zusammenhang zu bringen. Ein 'Schlüsselroman' ist das Werk sicher nicht. Es ist durchaus vorstellbar, daß der RvB außerhalb des weifischen Einflußbereiches entstanden und »ein Beispiel für die allgemeine Entkonkretisierung und Literarisierung von Sagen«30 ist. Doch finden sich im Text eine Reihe von deutlichen Signalen, die vornehmlich für ein an weifischer Geschichte interessiertes Publikum eine besondere kommunikative Bedeutung gehabt haben dürften. Da in der >Braunschweigischen Reimchronik< und im RvB zum Teil die gleiche politische Programmatik - der Restitutionsgedanke weifischer Herrschaft im alten Herzogtum Sachsen formuliert oder angespielt werde, geht ZIEGELER davon aus, daß beide Werke vermutlich von dem Sohn Albrechts I., Heinrich Mirabilis (1267-1322), »maßgeblich geförderte)« 31 worden sind. Für ihn ist vorstellbar, daß sowohl die Chronik als auch der RvB die Ansprüche Hein27
Vgl. dazu S. 251-276. Zu berücksichtigen ist der fragmentarische Charakter des Textes. Es ist nicht auszuschließen, daB der Autor im nicht erhaltenen Schlußteil doch noch einen Gönner oder Auftraggeber erwähnt hat. 29 Der Ausdruck friger muotgelust findet sich nur noch ein weiteres Mal im RvB (v. 14617), und zwar zur Bezeichnung der Motivation eines Teils der Ritter, die mit Reinfried 'aus freien Stücken' zum Kreuzzug aufbrechen. 30 NEUDECK, Continuum historíale, S. 27. 31 ZIEGELER, Das Glück der Weifen, S. 92. 28
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richs auf die Pfalzgrafschaft Sachsen stützen und legitimieren sollten. Heinrichs nachweisbare Bemühungen um die Pfalzgrafschaft setzten aber erst um 1320 ein, als Ludwig der Bayer die Anwartschaft auf die Pfalzgrafschaft an die askanischen Grafen von Anhalt verlieh32. Gegen den Weifenhof als primären Funktionsraum spricht - scheinbar das Zeugnis der Überlieferung. Zwar ließ sich das Skriptorium, aus dem die einzige Handschrift stammt33, bisher nicht näher bestimmen, doch weist der Text weder mitteldeutsche noch niederdeutsche Sprachformen auf. Die Analyse der Reimtechnik führt in den »westlichen Teil einer mittleren Zone der Schweiz«34. Für eine Schweizer Herkunft des Autors könnte weiterhin die Erwähnung des Jakob Abt35, vor allem aber eine von ZlEGELER für wahrscheinlich gehaltene Züricher Vorlage der Beschreibung eines Wappens des Königs von Norwegen (vv. 966-979) sprechen36. Es wäre vorstellbar, daß das auch nach der Entmachtung Heinrichs des Löwen fortbestehende Interesse an den Weifen im süddeutschen Raum, insbesondere in Bayern und im Umkreis der an weifischer Tradition festhaltenden schwäbischen Stammklöster, die Abfassung eines Werkes 'in memoriam Welforum' inspiriert hat37. Deshalb ist der Braunschweiger Hof als möglicher Funktionsraum aber nicht auszuschließen. Die historischen Anspielungen des Werkes sind dafür zu prononciert eingebracht, und es wäre durchaus denkbar, daß ein oberdeutscher Autor für ein niederdeutsches Publikum schreibt38. Es ergibt sich folgendes Bild: Über Autor und intendiertes Publikum, Entstehungs- und Rezeptionssituation geben die historischen Anspielungen nur relativ wenig Aufschluß. Das Werk scheint nicht primär für ein regional begrenztes Publikum geschrieben worden zu sein. Darauf deutet eine Einbindung des Geschehens in die Geschichte der Weifen, die zwar historische Anspielungen bewußt in den fiktionalen Kontext einfügt, diese 32
Vgl. PATZE, Die weifischen Territorien, S. 25f. SCHRÖDER (Die Gothaer Pergamenths. des Reinfried von Braunschweig) vermutete die Kanzlei Ludwigs des Bayern als Herkunftsort der Hs.; vgl. auch im Anhang (1.1) die Beschreibung des Textzeugen. 34 SKRABAL, Reimwörterbuch zum >Reinfried von BraunschweigKaiserchronik< (z.B. als Bestandteil der C-Version der >Sächsischen WeltchronikWilhelm von Österreich< Der sich als Johannes von Wirzburc (v. 13727) bezeichnende Verfasser des WvÖ ist urkundlich nicht sicher nachzuweisen 40 , so daß wir auch hier auf Selbstaussagen im Text angewiesen sind. Der WvÖ ist aber in zwei Versionen überliefert, durch die sowohl die Person des Autors als auch seine mutmaßlichen Gönner jeweils in einem anderen Licht erscheinen. Bisher ist keine der Textfassungen zweifelsfrei als die primäre zu bestim39
Vgl. z.B. WOLFF, Welfisch-Braunschweigische Dichtung der Ritterzeit; BUMKE, Mäzene, S. 1 4 3 - 1 4 8 , 2 1 9 - 2 2 2 u.ö.; BERTAU, D a s d e u t s c h e R o l a n d s l i e d u n d d i e R e p r ä s e n t a t i o n s -
kunst Heinrichs des Löwen; MALSEN-TILBORCH, Repräsentation und Reduktion, S. 156-162; JORDAN, Heinrich der Löwe, S. 245-251; STEER, Der deutsche Lucidarius-, MERTENS, Eilhart, der Herzog und der Truchseß; BUSCHINGER, Conjectures sur Eilhart von Oberg; BUSCHINGER/SPIEWOK (Hgg.), Le mécénat de la cour de Brunswick; SCHNEIDMÜLLER (Hg.), Die Weifen und ihr Braunschweiger Hof im hohen Mittelalter; MERTENS, Deutsche Literatur am Weifenhof; BEHR, Der Hof Heinrichs des Löwen als literarisches Zentrum; WOLF, Die Sächsische Weltchronik, S. 155-158; sowie demnächst die Monographie von ZIEGELER, Das Glück der Weifen. 40 FRENZEL, Studien zur Persönlichkeit, S. 21, glaubte in jenem H. dictus de wirzeburk, minister comitis antedicti, der in einer Urkunde Burkhards IV. (1260-1318) - eines Bruders des im Text erwähnten Albrecht von Hohenberg-Haigerloch - vom 20. Mai 1286 genannt ist, den Verfasser des WvÖ identifiziert zu haben; zur Fragwürdigkeit dieser Annahme vgl. zusammenfassend SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 46f.
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men, so daß BUMKES Forderung nach einer neuen »Untersuchung des Textbefundes, die sich freimachen muß von Ernst Regels [...] falschen Vorstellungen über echte und unechte Textteile«41, leider immer noch nicht überholt ist42. Bis zu einer weiterführenden Aufhellung der Textgeschichte verhält man sich daher am »redlichsten [...], wenn man von der Gleichwertigkeit aller von H gebotenen Stellen ausgeht«43. Worin unterscheiden sich nun die beiden Versionen und welche Konsequenzen hat dies für die Frage nach dem Autor, seinen Gönnern und seinem Publikum? Die durch die Handschrift H vertretene Fassung weist einige österreichische bzw. spezifisch habsburgische Anspielungen auf, die dem von REGEL abgedruckten Text der Handschrift G fehlen, während einige der diese Version kennzeichnenden schwäbischen bzw. HohenbergHaigerlochschen Tendenzen der Handschrift H fremd sind. Mit GÖHRKE44 kann man daher mit einigem Recht von einer Habsburger und einer Hohenberger Version sprechen. Der Name Johann von Würzburg findet sich sowohl in solchen Passagen, die beide Versionen gemeinsam überliefern, als auch in den jeweils nur von einer der Fassungen bezeugten Textstellen45, so daß zumindest der Autorname gesichert scheint. Schwieriger ist es, die Stellung des im Text der Hohenberger Version genannten Esslinger Bürgers Dieprecht zum Autor und seinen Anteil an der Entstehung des Werkes zu bestimmen. Unmittelbar vor dem ersten Erzählhöhepunkt, der drohenden Verheiratung Aglys mit Walwan, macht der Erzähler die Minne für diese fatale 41
BUMKE, Mäzene, S. 434 (A. 120). REGEL hatte die Veränderungen der Hs. H und ihrer Familie gegenüber dem von ihm gedruckten Text der Hs. G für spätere Schreiberzusätze erklärt und daher nur im Anhang seiner Ausgabe wiedergegeben. Bereits GÖHRKE hielt jedoch die »Frage einer Doppelausgabe des Gedichtes [für] erwägenswert« (Die Überlieferung von Johanns von Würzburg >Wilhelm von ÖsterreichWilhelm von Österreich^ berücksichtigt die Existenz zweier unterschiedlicher Textfassungen auch bei der Erörterung des textspezifischen Verhältnisses von Historie und Fiktion nicht ausreichend, vgl. beispielsweise S. 41 die Bemerkungen zur Heidelberger Hs. 44 Vgl. GÖHRKE, Die Überlieferung von Johanns von Würzburg >Wilhelm von Österreichs z.B. S. 64. 45 Beide Hss.: v. 13228f., 13692. Von REGEL in den Text der Ausgabe aufgenommener Zusatz der Hs. H, der G fehlt: v. 13727. Hs. G, fehlt H: v. 15103. Hs. G (Hs. H bricht mit Vers 18115 ab): v. 19561.
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Wendung des Geschehens verantwortlich. Die Minne spricht den Erzähler daraufhin direkt an und nennt ihn in der Hohenberger Version Dieprecht, in der Habsburger aber schriber, was den bis zu dieser Stelle verwendeten Selbstbezeichnungen des Erzählers entspricht (vgl. v. 884). Diu Minn sprach: 'wes zihstu mich? lieber Diepreht, wie schol ich hie die grozzen clage erwern?, vv. 9097ff.
schriber, Hss. H S, Ausg. App.
Der Verfasser der Hohenberger Version teilt seinem Publikum weiter mit, daß Dieprecht ein Esslinger Bürger46 und ein Literaturliebhaber war, der ihm auch das vorliegende Werk 'geschrieben' habe. da von man in siht machen hie manic büch und schriben. allen reinen wiben schol er gevallen dest baz, wan er mfizzic nie gesaz: er schraip mit sin selbes hant swaz im wart aventfir bekant. der hat ditz bflch mir auch geschähen, des han ich im ditz lob getriben ze dienst, wan erz von schulden hat: ze Ezzelingen in der stat sitzt der selb burgaer der ditz und manic gfit maer hat gehuset: er ist genant Diepreht der werde, wol erkant schol er sin gfiten löten, die tugent und ere träten, vv.13264-13280
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Davon so haisset er machen Manig buch vnd schriben Allen rainen wiben Sol es geuallen dester bas Wan er musig nye gesas Er wurcht etwas den eren Es ist genant der herre Der werd hertzog lupolt Der durch er ye marter dolt Von Jaren sein von solicher art By vnser zit nye ritter wart So gfit der ye getett so wol Doch ich In nit loben sol Syt ich bin sin gesinde Was ich Im lobes vinde Das ist von mir nit wirdig Im Ob ich ouch Im die wirde nim Die er verdient In hertzen ye Das stund mir nit vnd schult ich die Wan ich sy bas erkennen kan Dan der sin künde nye gewan, Hs. H, Bl. 239v,24-24(7,20, Ausg. Anh. V.
Auch diese Person glaubte FRENZEL (Studien zur Persönlichkeit, S. 19) in einer Esslinger Urkunde des Jahres 1280 entdeckt zu haben. Der Nachweis ist jedoch nicht sicher zu führen, vgl. dazu auch SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 43. Ebenso ist die Vermutung von PETERS (Literatur in der Stadt, S. 140 A. 7) nicht zu belegen, »daß diese literarischen Interessen des Eßlinger 'Bürgers' im Zusammenhang zu sehen sind mit dem Mäzenatentum der Grafen von Hohenberg-Haigerloch. Zumindest folgt dem huldigenden Dank an Graf Albrecht (Vv. 13228-13248) sofort das Lob des Eßlinger Literaturkenners«.
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Die intensive Hypothesenbildung zu dieser Textstelle47 berücksichtigte zumeist nicht, daß die Habsburger Version Dieprecht nicht kennt, wohl aber den sich ab v. 13228 mehrfach nennenden Johann. Daß Dieprecht der Autor des Gesamtwerkes oder auch Mitautor (des ersten Handlungsteiles) war48, ist demnach ebenso schwer vorstellbar wie die Annahme, daß ein Abschreiber des Werkes in dieser Weise vom Autor hervorgehoben worden sei. Größere Wahrscheinlichkeit können die Überlegungen beanspruchen, daß es sich um eine fiktive Person in der Tradition der bewußten Quellenfingierung handelt49. Unter der Voraussetzung, daß die Hohenberger Version auf den Autor zurückgeht, ist sicher am ehesten vorstellbar, daß Dieprecht an der Beschaffung, Exzerption und Kompilation der zahlreichen von Johann für die Konstitution des WvÖ hinzugezogenen Werke beteiligt war50. Die intertextuelle Erzählweise des Autors, die die Präsenz einer beachtlichen Anzahl von unterschiedlichen Werken voraussetzt, legt eine solche Arbeitsweise durchaus nahe. Unter der bisher nicht diskutierten Voraussetzung, daß die Hohenberger Version das Werk eines späteren, in Esslingen (hie, v. 13265)51 arbeitenden Redaktors ist, ließe sich die Passage auch dadurch erklären, daß diesem das Werk des Johannes durch den Esslinger Literaturkenner Dieprecht, der für sich selbst eine Abschrift angefertigt hatte, zur Verfügung gestellt wurde52. Die Habsburger Version bietet dagegen an dieser Stelle eindeutigere Aussagen. Statt Dieprecht wird der regierende österreichische Herzog Leopold als vorbildlicher Ritter und Förderer der Literatur gepriesen, vor 47
Dazu SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 36f. SCHNUCHEL (Beitrag zum Erzähl- und Aufbaustil, vgl. z.B. S. 122) vertrat die Auffassung, daß der Roman von zwei Autoren geschrieben worden sei; Dieprecht habe den ersten größeren Romanteil bis etwa Vers 12200, Johann den zweiten Teil des Werkes verfaßt. REHBOCK (Epischer Vorgang und Aufbaustil) setzte sich in einem Exkurs seiner Arbeit mit den Argumenten SCHNUCHELs auseinander und versuchte, den WvÖ als »einheitliche^) Werk eines Verfassers« (S. 267) zu erweisen. 49 Dieser Auffassung war schon REGEL (Namenregister, S. 291); vgl. dazu auch SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 40-44. Für eine solche Annahme könnte sprechen, daß der Erzähler auch eine lateinische Quelle des Werkes erwähnt, zugleich aber deren fiktiven Charakter deutlich macht (vv. 19563ff.). Durch die Angabe des Wohnortes und des Status' erscheint die Dieprecht-Gestalt dagegen weitaus eher 'historisch'. Beide Textstellen sind insofern unterschiedlich akzentuiert. 50 Diese These vertrat zuerst KROGMANN, Johann von Würzburg, VL 2, Sp. 652; vgl. dazu auch SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 38f. 51 Zu den verschiedenen Deutungen, die das Wort in dieser Diskussion erfahren hat, vgl. SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 39. 52 Zum Problem der Autorschaft im WvÖ vgl. auch die Überlegungen S. 294-301 unter anderer Perspektive. 48
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allem aber bezeichnet sich der Verfasser als zu seinem gesinde gehörig. Für die Habsburger Version belegt diese Stelle ebenso ein Abhängigkeitsverhältnis ihres Verfassers wie sie die Kommunikationsgemeinschaft benennt, auf die das Werk hin konzipiert wurde. Schränkt der Verfasser hier sein Dienstverhältnis auf Herzog Leopold ein, so spricht er in der unmittelbar vorausgehenden Textstelle die Herren von Österreich insgesamt als s e i n e herren an: ir rainiu wip, helft danken den die mich werde halten! mit sunderdienst walten kan ich die aller wirde werk minnten ie: von Hohenberk die graven sint genennet, in manigem riche erkennet hat si ir werdeclicher pris. daz schflf des sei in paradys bi Got rfiwen mfizze: sin nam ze nennen sözze ist allen werden hie durch reht. ahy, werder grave Albreht von Hayerloch, durch vremdiu lant was din werder nam genant. für Hohenberch ist Hayerloch komen für: man nennet noch auch sus min herren in allen landen verren, vv. 13230-13248
Ir rainen wib helft dancken Den die mich werde halten Mit sonder dienste walten Kan ich der die ye wirdoten sich Kunges geburt von Osterrich Die herren sind genennet Von Ir art erkennet Seint sy durch Ir hohen bris Das schuf des sei in paradis By gotte rüen müsse Er ist ze nennen süse Der geerte kung Rfidolf Vnfrides schür der bösen wolf Die er ane bermd zarte Was von siner arte Kumen ist das mfis sin göt Ir kaines nymer missetfit Das wais ich an dem adel sein Des stammen sind die herren mein Von vatter dar getwiget Alle edel diet In nigelt Billich durch angeborne er Ir geliehen nyendert mer Man vindet so geherte Nach Jugende so geerte, Hs. H, Bl. 239 r ,8-239\7, Ausg. Anh. IV.
Legitimation und Ruhm der Dynastie gründen sich also auf ihre königliche Abstammung; die lügenden des verstorbenen Königs Rudolf53 leiten auch das Handeln seiner Nachfahren. Die Hohenberger Version flicht an dieser Stelle das Lob des Grafengeschlechts ein und hebt Albrecht von Hohenberg54 als illustren Vorfahren heraus55. In beiden Versionen ist die 53
Zur Darstellung Rudolfs von Habsburg in Literatur und Chronistik vgl. KLEINSCHMIDT, Herrscherdarstellung; RLTSCHER, Literatur und Politik. 54 Vgl. MERTENS, Albrecht von Haigerloch, 2VL 1, Sp. 186f. 55 Sowohl das Geschlecht der Hohenberg-Haigerlocher als auch Albrecht werden weitere
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zur Bezeichnung des Autor-Gönner-Verhältnisses gewählte Formulierung identisch (den die mich werde halten! / mit sunderdienst walten, v. 13231 f.) und daher in gleicher Weise nur wenig aussagekräftig. Auch die intensiven Reflexionen über das Wort sunderdienst haben die Beziehung des Autors zu den Grafen kaum aufhellen können 56 . Auf ein Gönnerverhältnis deuten dann aber doch einige Passagen am Schluß des Werkes, die allein die durch G vertretene Version überliefert, da H mit Vers 18115 abbricht und S im zweiten Handlungsteil ohnehin nur eine Kurzfassung des Textes bietet57. Nach dem Sieg über die Heiden und Wilhelms Rückkehr nach Österreich leitet der Erzähler von der Handlungs- zur Exkursebene mit der Bemerkung über, daß es um den österreichischen Hof zu keiner Zeit glänzender gestanden habe: ich waen daz vor noch sit der hof ze Osterrich ie gestfind so werdeclich, vv. 18590-18593.
Damit eröffnet sich die Möglichkeit zum Lob der gegenwärtig regierenden Brüder, der geblümten f&rsten wert (v. 18602). Bleiben sie hier noch ungenannt, so holt dies der Erzähler in den folgenden Versen nach. Gleichzeitig teilt er mit, daß er sein Werk in ihrem 'Dienst' verfaßt habe: ich main dich, hochgeborner man, herzöge Fridrich von Österrich, und Liupolden, der ie sich gewirdet hat für die nu leben: den ich hie ditz getiht gebn wil ze ern. daz ich han in disem bliche hie getan, in ir dienst daz ist geschehen, vv. 18630-18637.
Nimmt man die Verse am Schluß des Werkes hinzu, gibt es kaum noch einen Zweifel, daß Johann den WvÖ im Auftrag der österreichischen Herzöge Friedrich I. (der Schöne, 1289-1330) und Leopold I. (1290-1326) schrieb:
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Male im Text genannt, allerdings ohne daß eine besondere Beziehung zum Autor hergestellt wird, vgl. z.B. vv. 16653ff. Vgl. die Zusammenfassung der Forschungsdiskussion bei SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 47f. Vgl. dazu die Beschreibung der Hs. im Anhang (II.l) sowie STROHSCHNEIDER, Höfische Romane in Kurzfassungen, S. 425; HENKEL, Kurzfassungen höfischer Erzähltexte, S. 7.
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ich tun iu kunt auch da bi wie lanc si daz es gemäht wart durch die försten geslaht von Österlich baide, vv. 19570-19573.
Diese scheinbar so klare Aussage schränkt der Autor allerdings schon durch die vorausgehende Bemerkung, er habe von den Herzögen (bisher) keinen Lohn bekommen (swie mir nie gut von in geschach, v. 18645) ein. Nimmt man einige weitere reservierte Äußerungen über die Habsburger 58 hinzu und berücksichtigt das innerhalb der Beschreibung des Kreuzfahrerheeres mehrfach eingebrachte Lob der Schwaben (vv. 1661 lff., 16644-16895, 17537ff„ 17650ff„ 17716ff., 17742ff.), so läßt sich folgern, daß Johann sowohl am Hof der Herzöge von Österreich als auch in Schwaben sein Publikum gesucht hat. Am Hof könnte er neben der Herzogsfamilie auch jenen Kreis von landfremden Schwaben angesprochen haben, die in landesfürstlichem Verwaltungsdienst Funktionen ausübten59. Wie beim RvB stellt sich aber der Eindruck ein, daß der Autor nicht nur für ein begrenztes Hofpublikum schreibt, sondern sich von einem weiteren Rezipientenkreis eine wohlwollende Aufnahme seines Werkes versprach. Gehen beide Fassungen auf den Autor zurück, wäre vorstellbar, daß er jeweils unterschiedliche Publikumskreise ansprechen wollte. Die Öffnung der Publikumsbindung des Textes kann dabei entweder aus dem Bemühen resultieren, Entlohnung von verschiedenen Gönnern zu erhalten oder - nach dem Verlust von Gönnerschaft - neue Mäzene zu finden. »Deuten Distanz, Kritik, Resignation und Pessimismus immerhin auf die eine Komponente - Gönnerverlust - , so läßt sich für die andere, Gönnerwechsel, wenig Brauchbares beibringen« 60 . Das schwerwiegendste Argument gegen eine solche Hypothese besteht sicher darin, daß im Epi58
Nach (SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 74) setzt mit der Nennung Adolfs von Nassau (der grave von Nazzawe, des nach komen / sit ain RSmscher kunc wart, vv. 16916f.) als Vorfahr des gravein) Rupreht (v. 16921) abrupt die Kritik des Dichters an den Habsburgern ein. Adolf von Nassau wurde am 5.5.1292 zum König gewählt. Das Kurkolleg entschied sich damit gegen die Erbmonarchie der Habsburger zugunsten eines machtlosen Grafen. Johanns genealogische Perspektive relativiert allerdings ein evtl. noch bestehendes zeitgenössisches Konfliktpotential. In gleicher Weise könnte dies für das Lob des Freiburger Grafen Ogen mit dem Barte gelten, das der Verfasser der Habsburger Version - nachdem er den Namen eines schwäbischen Geschlechts (von Kalwe) gegen den habsburgischen ausgetauscht hat - zusätzlich einfügt; vgl. vv. 17730ff. sowie den Anhang VII der Ausgabe; dazu SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 73f. 59 Siehe dazu unten. 60 SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 80.
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log der Hohenberger Fassung das Lob der Grafen nicht den Preis der Habsburger ersetzt. Betrachtet man Johann als Verfasser beider Versionen, ist denkbar, daß er Gönner in beiden Herrscherhäusern gesucht hat. Enge Beziehungen der Grafen von Hohenberg-Haigerloch zum österreichischen Herzogshaus lassen dies durchaus plausibel erscheinen. Die Grafschaft gehörte zum südwestdeutschen Einflußgebiet der Habsburger und die erste Gemahlin König Rudolfs entstammte diesem schwäbischen Geschlecht61. Vorstellbar ist auch, daß der Autor in den Umkreis jener Schwaben gehörte, die mit Rudolf nach Österreich gekommen waren und sich hier festgesetzt hatten62. Als landesfürstliche 'Beamte' galten die im Land verhaßten Schwaben als »Exponenten der herzoglichen Politik«63. Nach der Ermordung Albrechts I. am 1. Mai 1308 begann sich mit der Übernahme der Verwaltung der Stammlande durch seine Söhne, Friedrich I. und Leopold I., das während der Regierungszeit des Königs angestaute Konfliktpotential zu entladen. Vor allem die Spannungen zur Dynastie der Wittelsbacher in Bayern mündeten in kostspielige militärische Auseinandersetzungen, die mit dem Friedensschluß vom 17. April 1314 nur ein vorläufiges Ende fanden. Das Streben Friedrichs I. nach der römisch-deutschen Krone, das im Oktober des Jahres zur Doppelwahl - Herzog Lud61
»Schon die erste Gemahlin König Rudolfs I. von Habsburg, Gertrud Anna von Hohenberg, hat für den König eine mystisch-schwärmerische Kampagne eröffnet, die eine Verhimmelung der habsburgischen Familie mit starken Auserwählungsakzenten und dunklen Prophezeiungen einleitete«, HÖDL, Habsburg und Österreich, S. 17. Zu den Beziehungen der Grafen zu den Habsburgern vgl. auch FRENZEL, Studien zur Persönlichkeit Johanns von Würzburg, S. 20ff. 62 Dialektale Charakteristika des WvÖ führen - ähnlich wie beim RvB - vom landesspezifischen Handlungsraum der Erzählung weg. GÖHRKES (Die Überlieferung von Johanns von Würzburg >Wilhelm von österreichSeifried Helbling< vgl. LIEBERTZ-GRÜN, Das andere Mittelalter, S. 46ff. Vgl. auch MAURER, Die Habsburger und ihre Beamten im schwäbischen Donaugebiet; zur Bedeutung der 'fremden Räte' für die landesgeschichtliche Entwicklung im 14. Jh. vgl. MORAW, Landesgeschichte und Reichsgeschichte, S. 180f.
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wig IV. von Oberbayern trat als Gegenkandidat auf - führte, strapazierte die Kräfte auch dieser mächtigen Dynastie erheblich64. In dieser finanziell gespannten Situation könnte ein vormals durchaus erfolgversprechendes Ansinnen des Autors auf angemessene Entlohnung65 gescheitert oder getrübt worden sein. Zusammenfassend ergibt sich, daß weder die Fragen nach dem Autor, seinen Dienst- und Gönnerverhältnissen noch die nach abgrenzbaren Kommunikationsgemeinschaften definitiv beantwortet werden können. Wenn Johann von Würzburg für beide Textfassungen verantwortlich ist, dann hat er sich - vermutlich - gleichzeitig oder nacheinander um die Gunst der Grafen von Hohenberg-Haigerloch und um die der Herzöge von Österreich bemüht. In welchen Beziehungen er zu beiden Geschlechtern stand und welchen Hintergrund sein 'Zweifellob' der Habsburger hat, darüber wissen wir ebensowenig wie über einen potentiellen Publikumskreis des Werkes in Schwaben im Umfeld des Grafengeschlechts und in Österreich am herzoglichen Hof. Gleichfalls dunkel bleibt die Rolle Dieprechts, oder handelt es sich bei der Figur um eine Fiktion des Autors? Offen bleibt auch, ob den vom Autor bei der Beschreibung des Kreuzzugsheeres genannten Geschlechtern im Entstehungs- und primären Rezeptionszusammenhang eine besondere Funktion zukommt66.
3. >Friedrich von Schwaben< Aussagen über den Verfasser des FvS sind noch weitaus spekulativer als über die Autoren des RvB und WvÖ: »Über seine äußeren Lebensumstände berichtet der Dichter nirgends; überhaupt bleibt er mit seiner Persönlichkeit weitgehend im Hintergrund«67. Hinzu kommt, daß wir auch beim FvS bis zur endgültigen Klärung der Textgeschichte von zwei unterschiedlichen Textfassungen - der Angelburg- und der Jerome-Fassung ausgehen müssen68, von denen nur eine einen Hinweis auf die mögliche 64
Vgl. z.B. BAUM, Reichs- und Territorialgewalt, S. 84, 86. Der Abschluß des Werkes fällt wohl in die Woche vom 12.-19. Mai des Jahres 1314, vgl. vv. 19575-19581; dazu FRENZEL, Studien zur Persönlichkeit, S. 35f. A. 26. 66 Die Identifizierung und historische Zuweisung dieser Namen versuchte RÖHRICHT, Die Deutschen auf den Kreuzzügen, S. 168-174. 67 WEGENER, Studien zum Friedrich von Schwaben, S. 108. Bereits WEGENER hebt hervor, daß der Autor nicht nur auf jede Selbstaussage verzichtet, sondern auch die Reflexion des Erzählens und der Erzählung auf wenige Erzählerkommentare einschränkt. 68 Vgl. dazu S. 10 A. 40. 65
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Entstehungssituation überliefert. In der Jerome-Fassung wird ein Vivianz von Teck genannt, der in der Schlacht der Verbündeten Friedrichs gegen die Anhänger König Mompoliers das Banner der Schwaben trägt; der Angelburg-Fassung fehlen die folgenden Verse: Von Schwauben die fünf wigandt, Die erw5lten zü irem banier Ainen h8ld mit zier, Der was ain bidermann, Lasters mal er nie gewan, Ainen her'en von Teck genannt Viviantz, An aller frumkait ganntz. Er nam das baner in die hand: Dry stern von gold darinn erkant, vv. 5772-5784 6 9 .
Während die ältere Forschung daraus folgerte, daß der Dichter zur familia der Herzöge von Teck gehörte und das Werk in ihrem direkten Umkreis entstand70, formulieren neuere Arbeiten berechtigte Zweifel an dieser These 71 . Obwohl BUMKE darauf verweist, daß der genannte Vivianz von Teck im Roman nur eine Nebenrolle spielt, ist die Namensnennung doch als historische Referenz ernst zu nehmen und auf ihren Zeugniswert für die Rekonstruktion der Entstehungssituation zumindest dieser Textversion zu befragen. Ob es sich bei der Jerome-Version um eine interpolierte oder um die primäre Textfassung handelt, spielt in diesem Zusammenhang zunächst eine untergeordnete Rolle.
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Den Namen Vivianz bringt der Autor bereits nach Friedrichs Tabubruch in einem Willehalm-Exkurs ein, allerdings ohne daß sich ein Bezug zur nachfolgenden Nennung des Vivianz von Teck erkennen ließe (vgl. vv. 1505-1512). 70 »Dass dieser Herr von Teck hier mit so lobenswerten Worten erwähnt wird, während ausser den Namen der schwäb. Herzöge in dem Gedichte nur phantastische Namensbildungen [...] erscheinen, lässt unbedingt den unmittelbaren Schluss ziehen, dass der Dichter zu dem Hause Teck in einem näheren Verhältnisse stand, und wir dürfen annehmen, dass er zum Hofe des in seiner Zeit herzoglichen Geschlechts v. Teck gehörte. Seine Kenntnisse sind, wie wir sehen werden, derart, dass er zu den besser Gebildeten gezählt werden muss; eine ganz untergeordnete Stellung hat er daher wahrscheinlich nicht bekleidet«, VOSS, Überlieferung und Verfasserschaft, S. 34f.; vgl. auch die Zusammenfassung S. 49f. 71 »Daß dieser Vivianz von Teck, der in der Handlung eine ganz untergeordnete Rolle spielt, eine Reverenz an die Herzöge von Teck darstellt, ist recht wahrscheinlich. Daß aber der Dichter 'am Hofe der Herren von Teck' tätig gewesen sei [...], ist daraus kaum zu schließen«, BUMKE, Mäzene, S. 426 A. 40.
Funktionsraum und Kommunikationsgemeinschaft
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Geht man davon aus, daß der Autor seinen Helden bewußt als Träger der schwäbischen Herzogswürde handeln läßt, so ist dies auch im 14. Jahrhundert, nachdem die Herzogsherrschaft 1268 faktisch und rechtlich zu existieren aufgehört hatte, eine politische Aussage. Die einmalige Erwähnung eines Vivianz von Teck als Bannerträger der Schwaben reicht aber wohl nicht aus, um den Roman als Glorifizierung derer von Teck zu lesen. Um ernsthaft eine Restitution des alten Herzogtums anstreben oder auch nur die Tradition herzoglicher Herrschaft in Schwaben für dynastische Ziele in Anspruch nehmen zu können, fehlte dem Haus die realpolitische Machtstellung. Dennoch ist es kaum Zufall, daß ein Angehöriger gerade des Geschlechts erwähnt wird, das nach dem Aussterben des schwäbischen Herzogshauses allein den Herzogstitel führen konnte72. Es ist zu fragen, welches Geschlecht eine Machtposition besaß, die eine Identifikation mit der schwäbischen Herzogstradition nicht als Anmaßung hätte erscheinen lassen und zudem in Beziehungen zu den Herren von Teck stand, die den Herzogstitel führten. Potentielle Auftraggeber des Werkes lassen sich in einer Dynastie vermuten, für die das Lob der Herzogstradition und das der zeitgenössischen Herzöge von Teck - allerdings durch die untergeordnete Rolle eines Bannerträgers deutlich abgestuft - in gleicher Weise eine Funktion besaß73. Ein Blick auf die Geschichte der Herzöge von Teck und das politische Spannungsgefüge, in das dieses Geschlecht im 14. Jahrhundert eingebunden war, kann hier weiterführen. Die Seitenlinie der Zähringer führte zwar einen durchaus hochgestellten Titel, ihre Stellung im Reich und ihre Besitzungen waren aber relativ unbedeutend. Das Ende des staufischen Herzogtums Schwaben mit dem Tod Konradins 1268 beschleunigte den allerdings schon früher beginnenden Abstieg, und ihr Titel sollte »70 Jahre nach ihrem Erlöschen (1439!) die wesentlich erfolgreicheren Württemberger auszeichnen«74. DECKER72
So erscheint etwa in der >Wappenrolle von Ziirich< (ca. 1335/45), in der die Wappen vorwiegend nach ständischen Kriterien geordnet sind, nach den Herzögen von Kärnten, Österreich, Bayern, Sachsen, Steiermarck auch der von Teck; vgl. MITTLER/WERNER, Codex Manesse, S. 514 (Abb. E 5/1). 73 Dagegen ist für GRAF eine Entstehung des Werkes sowohl im hohen als auch im niederen schwäbischen Adel vorstellbar; beide orientierten »ihr Selbstverständnis retrospektiv an einem Land Schwaben«. Plausibel sei eine »Entstehung des >Friedrich von Schwaben< [...] im Umkreis ehemaliger staufischer Ministerialen, denen die Bezugnahme auf das schwäbische Herzogtum ja den geschichtlichen Ort ihrer Adelsqualität vermittelte« (Genealogisches Herkommen, S. 294). Der Text ist sicher ein besonderes Zeugnis für ein Landesbewußtsein. Für die Aufhellung der primären Kommunikationssituation ist es dennoch unerläßlich, auch den dynastischen Bezügen des Werkes nachzugehen. 74 SCHAAB, Grundzüge und Besonderheiten der südwestdeutschen Territorialentwicklung,
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität
schreibt zu dieser Herrschaft (in seinem Vorwort zur maßgeblichen Studie von GRÜNDER über die Herren von Teck): »zu klein, um wirklich fürstliche Machtbasis zu sein, zu wenig mächtig, um der anspruchsvollen Bezeichnung eines Herzogs von Teck politisches Gewicht zu geben, wurde das Gebiet seit dem 13. Jahrhundert die schmale Grundlage eines wohl vornehmen, aber letztlich doch mittelmächtigen Geschlechtes, eines Geschlechtes, das kraft seines Ranges zwar die deutsche Krone beanspruchen mochte, das aber zur gleichen Zeit zu immer stärkerer Zersplitterung, ja schließlich zum Ausverkauf seines Gutes gezwungen war. Im 14. Jahrhundert wird die Herrschaft Teck zum hart umkämpften Eckstein zweier einander entgegengesetzter Territorialplanungen in Süddeutschland: der habsburgischen und der wirtembergischen. Schließlich trägt die Zähigkeit der wirtemberger Grafen den Sieg davon«75. Es ist vermutet worden, daß die Württemberger sich mit einem Text wie dem FvS als Nachfolger der schwäbischen Herzöge legitimieren wollten, indem die Vergangenheit des Herzogshauses glorifiziert und für eigene aktuelle Interessen in Anspruch genommen wurde76. Ebenso denkbar ist, daß das Werk im Umkreis des zweiten Machtzentrums im schwäbiHAUFF
S. 134. Das Jahr 1439, in dem das Geschlecht der Herren von Teck ausstarb, ist damit als Terminus ante quem, zumindest für die Jerome-Fassung, zu betrachten. Bisher ging man vom Jahr 1478 als dem Jahr der ältesten datierten Handschrift S als sicherem Terminus ante quem aus. 75 DECKER-HAUFF, Vorwort zu: GRÜNDER, Studien zur Geschichte der Herrschaft Teck, S. V. Eine prägnante Zusammenfassung der Geschichte des Geschlechts bietet auch PATZE, Landesherrliche »Pensionäre«, S. 302ff. Zur vermuteten Königs wähl Konrads von Teck von 1292, zur Geschichte des Herzogshauses vor diesem Datum und zu den verwandtschaftlichen Verbindungen des Geschlechts (Stammtafeln) vgl. die materialreiche Monographie von WOLF, König für einen Tag: Konrad von Teck. 76 SCHÖNING (>Friedrich von Schwabens S. 15lf.) führt für diese These zwei Argumente an. Zum einen sei der Name eines der Brüder Friedrichs, Ulrich, ein 'Leitname' der Württemberger, zum anderen habe sich eine der Hss. des Textes (H) im 15. Jh. in württembergisch-savoyischem Besitz befunden. Der Name Ludwig war allerdings ebenso bei den Wittelsbachern, den Oettingern oder auch im Hause Teck geläufig [vgl. WOLF, König für einen Tag: Konrad von Teck, S. 120f. (A. 85)], und GRAF weist einschränkend darauf hin, daß sich die Überlegungen SCHÖNINGS »aus den Quellen des Wormser Reichstags [...] nicht bestätigen« (Geschichtsschreibung, S. 191 A. 107) lassen. - Zu den Anfängen der Württemberger vgl. MERTENS, Zur frühen Geschichte der Herren von Württemberg; DECKER-HAUFF, Die Anfänge des Hauses Wirtemberg. Zur spätmittelalterlichen Geschichte des Hauses vgl. die kurze Darstellung bei STIEVERMANN, Landesherrschaft, S. 77-97, und die bei UHLAND, 900 Jahre Haus Württemberg, S. 737-766, zusammengestellte Literatur. Vgl. auch den Ausstellungskatalog 'Württemberg im Spätmittelalter', sowie BAUM, Reichs- und Territorialgewalt, S. 29-33, und GRAF, Eberhard im Bart.
Funktionsraum und Kommunikationsgemeinschaft
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sehen Raum, der habsburgischen Besitzungen, entstand. Ein Anspruch auf die Wiederherstellung der schwäbischen Herzogswürde ist sowohl von Seiten der württembergischen Grafen als auch von seiten der Habsburger wiederholt erhoben worden. Am aussichtsreichsten war wohl der Versuch des Habsburgers Rudolf IV. zu Beginn der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, der sich zumindest in seiner ersten Phase auch auf Kaiser Karl IV. stützen konnte77. Beide Häuser suchten zudem mit allen Mitteln, die Herrschaft Teck zu übernehmen. Spätestens in den 80er Jahren haben die Württemberger allerdings ihre Position gefestigt »und dazu die Herzöge von Teck in eine gewisse Abhängigkeit gebracht, so daß die Habsburger hier nicht mehr zum Zuge kommen konnten«78. Die Erwähnung eines Vivianz von Teck als Bannerträger im Schwabenheer79 könnte man als ein 'Werben' um die Herren von Teck deuten, deren Herrschaft in Verbindung mit dem Herzogstitel sie für die im Territorialisierungsprozeß dominierenden Württemberger und Habsburger interessant machte. Daß ein von den Herren von Teck selbst auf die herzogliche Gewalt in Schwaben erhobener Anspruch mit einem Text wie dem FvS gestützt werden sollte, ist historisch wenig wahrscheinlich, da sie weder besitzrechtlich noch in ihrer politischen Zielsetzung mit den Württembergern und Habsburger auf eine Stufe zu stellen sind. Offenbar haben sie auch nie eine Führungsposition im Kreis der schwäbischen Dynastien angestrebt80. Wägt man die beiden verbleibenden Möglichkeiten - Württemberg oder Habsburg - ab, so besitzt eine Entstehung des FvS im Umkreis der Grafen von Württemberg die größere Wahrscheinlichkeit. Ein Anspruch der Habsburger wäre im Text sicherlich deutlicher auf die Dynastie und ihre herausragenden Mitglieder bezogen worden. Zudem unterlagen die Habsburger schon recht früh in dem Tauziehen mit den Württembergern um die Besitzungen der Herren von Teck81. Eine habsburgisch motivierte Referenz an dieses Geschlecht mußte demgemäß bereits ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ins Leere laufen82. Die 77
Dazu MAURER, Karl IV. und die Erneuerung des Herzogtums Schwaben. Vgl. auch HOFACKER, Die schwäbische Herzogswürde, und GRAF, Das »Land« Schwaben, S. 139-143. Zu den verschiedenen Plänen der Habsburger und Wittelsbacher, das Herzogtum wieder zu errichten, vgl. BAUM, Reichs- und Territorialgewalt, S.72f. (Albrecht I.), S. 103f. (Ludwig der Bayer), S. 124ff. (Rudolf IV.). u.ö. 78 GRÜNDER, Studien zur Geschichte der Herrschaft Teck, S. 33. 79 Vgl. die entsprechende Funktion des Pillichdorfer im WvÖ vv. 18515-18518. 80 Vgl. BADER, Der deutsche Südwesten, S. 51. 81 Dazu BAUM, Reichs- und Territorialgewalt, S. 75, 90. 82 »Der Begründer der jüngeren Linie, Hermann (t 1316), verkaufte 1303 seinen Anteil [...]
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität
auffällige 'Vernachlässigung' des Hauses Habsburg, dessen hegemoniale Bestrebungen unübersehbar waren, rückt den Text also eher in die Nähe der Württemberger und ihrer Anhänger, die sich dem Machtanspruch der Habsburger wirkungsvoll entgegenstemmten. Bezieht man die Überlieferung des Werkes im 15. Jahrhundert ein, so hat sich immerhin eine der ausschließlich im schwäbischen Sprachraum entstandenen sieben Handschriften in württembergisch-savoyischem Besitz befunden83. Die Vermutung, daß der FvS aus der Perspektive des württembergischen Hauses geschrieben wurde und evtl. sogar im engeren Umfeld des Geschlechts entstand, ist faktisch allerdings nicht zu sichern, wenn auch verschiedene Indizien in diese Richtung deuten.
III. Dynastie und Fürstenideal Die Autoren verknüpfen die Fiktion mit Geschichtlichem, um idealtypische Formen aristokratisch-höfischer Existenz mit didaktischer Intention literarisch zu inszenieren. Historische Ansatzpunkte liefert die alt- und neutestamentarische wie die Welt-, Reichs- und Landesgeschichte. Für eine aristokratische Öffentlichkeit wird ein idealisiertes Verhaltensmodell an Österreich«. Diesen verkauften Teil verwaltete ein österreichischer Vogt. »Württemberg war wachsam, damit Habsburg sich nicht weitere Teile der Herrschaft aneignen konnte. Graf Eberhard von Württemberg sicherte sich 1305 das Vorkaufsrecht: er war zahlungskräftiger als die Habsburger, die ihren Teil an Teck noch nicht voll beglichen hatten. 1319 konnte Eberhard den österreichischen Teil in seinen Pfandbesitz bringen. Das finanzielle Ringen beider Herrschaften um den Ausverkauf der Tecker entbehrte nicht der Spannung, denn 1319 erwarben die Habsburger die andere, bisher noch tecksche Hälfte von Teck [...] und 1320 lösten sie die jetzt württembergische Hälfte wieder zurück. - Das Spiel ging weiter [...]. Die Beharrlichkeit der Grafen von Württemberg führte 1381 zum Erfolg, als sie von Friedrich von Teck [...] alle bisher nur verpfändeten teckschen Güter [...] kauften«, PATZE, Landesherrliche »Pensionäre«, S. 303. Zu urkundlich erwähnten Treueidleistungen von Tecker Herrschaftsleuten gegenüber dem Grafen von Württemberg nach Verkäufen zu Beginn des 14. Jh.s vgl. HOLENSTEIN, Die Huldigung der Untertanen, S. 222f. 83 Die wohl in den 70er Jahren des 15. Jh.s in der Werkstatt Ludwig Henfflins entstandene Heidelberger Hs. (vgl. die Kurzbeschreibung im Anhang [III. 1]) wurde als Auftragsarbeit für Margarethe von Savoyen gefertigt, die nach dem Tod von Kurfürst Ludwig IV. 1453 Graf Ulrich V. von Württemberg geheiratet hatte; vgl. dazu BACKES, Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof, S. 184f. Da in der Überlieferungsgeschichte eines Werkes nur das Deutungspotential zur Geltung gebracht werden kann, das in ihm ohnehin angelegt ist, kann man in diesem späten Rezeptionszeugnis vielleicht mehr als nur einen Überlieferungszufall sehen.
Dynastie und Fürstenideal
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entworfen, in dem eine Dynastie, ein regierender Landesfürst, seine Herrschaft und das Territorium als Rechtsgemeinschaft und überlieferter Traditionsraum eine zentrale Rolle spielen.
1. Weifische Geschichte und Gegenwart im >Reinfried von Braunschweig< Das literarische Leitbild des idealen Fürsten erfährt vom Autor des RvB eine spezifische Ausprägung. Der Text beginnt programmatisch als Unterweisung (vv. 1-39), um diese an einem zunächst anonym bleibenden Fürsten zu illustrieren (des ein vil höher fürste phlac, v. 40). Parallel zur Idealisierung der Person erfolgt ihre Historisierung: Hie vor ein werder fiirste was / der zuht und er ie an sich las / mit milt und ritterlicher tat (vv. 65ff.). Reinfried erscheint als Konkretisierung des entwickelten Wertsystems und als 'historischer' Fürst, der in Raum und Zeit eingebunden ist. Westeväl und Sahsen (v. 102) werden als geographische Namen, das Alter des Fürsten (24 Jahre, v. 114) als relative Datierung des Geschehens genannt. Erst ein Kommentar des Erzählers im Kreuzzugsteil erlaubt dem Leser dann eine Fixierung der Romanhandlung in der Weltund Heilsgeschichte, und zwar auf die Zeit vor der 'Vertreibung' Friedrichs II. aus dem Heiligen Land (vv. 17970ff.) 84 .
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Nachdem Reinfried das Heilige Land den Christen gewonnen hat, fällt es nach seinem Tod wieder an die Heiden. Kaiser Friedrich II. gelingt die erneute Eroberung (vv. 17970-17973), bevor es endgültig der Christenheit verloren geht: und dö der fiirste rtche / sö wunderlichen wart vertriben, / als in der crönik ist geschriben, / dS viel ez an die heiden wider, / die mit Überkraft ouch sider / sich an den kristen rächen, / dö stAkers brächen, vv. 17974-17980. Man hat angenommen, daß der Verweis auf die crönik und auf die Vertreibung Friedrichs auf das 'Verschwinden' des Kaisers in der Kaisersage anspielt und daß der Autor sich hier an Enikels >Weltchronik< (vv. 28945-28958) anlehne; vgl. noch NEUDECK, Continuum historiale, S. 155f. Der Kreuzzugszusammenhang, in dem die Verse stehen - die Eroberung des Heiligen Landes und die Sicherung der christlichen Herrschaft durch eine Friedenspolitik - , deutet jedoch weitaus mehr darauf hin, daß der Autor hier auf Friedrichs Kreuzzugunternehmen Bezug nimmt; vgl. auch ZiEGELER, Das Glück der Weifen, S. 29f. Dem Erzähler kommt es aber offensichtlich nicht nur darauf an, eine chronologische Beziehung zwischen Reinfrieds Kreuzzug und dem Kreuzzug Friedrichs II. herzustellen. Die friedliche Restitution des Königreiches Jerusalem ist das die Ereignisse verbindende Moment (vgl. dazu auch unten S. 215-219). Daher hebt die zitierte Textstelle vermutlich auf den Aufbruch Friedrichs II. aus Akkon am 1.5.1229, die Eroberung Jerusalems durch die Moslems 1244 und die von Akkon im Jahre 1291 ab.
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität
Der Autor öffnet damit den Handlungsraum in eine reichspolitische und weit- bzw. heilsgeschichtliche Dimension. Der Landesfürst als Handlungsträger erfährt nicht nur in moralisch-ethischer, sondern auch in realpolitisch-historischer Hinsicht eine umfassende Aufwertung. Der dynastische Gedanke im RvB ist zwar wenig entwickelt - zumindest wenn man darunter eine ausführliche Vorgeschichte des Helden, genealogische Phantasien oder Reflexionen, etwa als Legitimation und Bekräftigung eines Herrschaftsanspruchs versteht85 - , doch manifestiert sich in dem Werk ein deutliches Interesse an weifischer Geschichte. Der Titel, die Herkunftsbezeichnung und der Herrschaftsbereich des Protagonisten zielen darauf, die Figur des Helden mit der Dynastie der Weifen in Zusammenhang zu bringen. Die Herkunftsangabe von Brüneswic (v. 111) und der Herrschaftsbereich Reinfrieds, Westeväl und Sahsen (v. 102), sowie die in der Titelgebung 'Herzog/Fürst von Sachsen' 86 zum Ausdruck gebrachten Herrschaftsrechte konnten als gezielte Anspielungen auf die Person und auf das Herzogtum Heinrichs des Löwen verstanden werden, wie es bis 1180 bestand87. Zentrum des zur Landesherrschaft 85
Die Geschichte des von Yrkane Reinfried vor seiner Ausfahrt zum Kreuzzug mitgegebenen Zauberrings bietet ansatzweise auch eine fiktive Genealogie der dänischen Königsfamilie mütterlicherseits. Der aus Indien stammende Ring gelangt in die Hände des Königs von Norwegen (vv. 15066-15072), der eine Frau aus Irland nahm. Seine Tochter sandte ihn Yrkanes Großmutter nach Irland. Yrkanes Mutter wurde von Irland nach Dänemark gegeben, wodurch der Ring schließlich in den Besitz der dänischen Königstochter gelangte (vv. 15092-15105). " D i e Bezeichnungen führt ZIMMERMANN, Die geschichtlichen Bestandteile, S. 158f., im einzelnen auf. 87 Ein Anspielungspotential in der Figur des Helden auf Heinrich den Löwen sah NEUDECK, Continuum historíale, S. 27, u.a. deshalb nicht gegeben, weil es »eine Ländertrias Sachsen, Westfalen und Braunschweig, wie sie im Reinfried erscheint«, historisch nie gegeben habe. Gerade dieses Moment ist aber offenbar als ein aktueller Bezug zur Entstehungsgegenwart des Werkes und auch als eine politische Aussage zu verstehen. So legt beispielsweise SCHNEIDMÜLLER (Billunger - Weifen - Askanier, S. 58) im Zusammenhang der Analyse einer genealogischen Bildtafel vom Anfang des 14. Jh.s dar, daß der Herrschaftsbereich Heinrichs des Löwen nach der Begründung des neuen Herzogtums von 1235 auf Braunschweig eingeschränkt wurde. Allerdings sei darin nicht »eine Beschneidung welflscher Hoheit, sondern eine Aufwertung Braunschweigs« zu sehen. Dies trifft in gleicher Weise NEUDECKS Argument, Heinrich der Löwe habe niemals den Titel eines Herzogs von Braunschweig geführt (S. 26). Nur Vers llOf. (man nant den selben herzogen / Reinfrit von Bräneswic) kommt hier in Betracht, ansonsten wird Reinfried als der herzog üzer Sahsen lant (v. 10456, 11320) bezeichnet. Versteht man Vers llOf. im Sinne NEUDECKS - was nicht zwingend ist; vgl. dazu ZIEGELER, Das Glück der Weifen, S. 32f. so scheint es hier eine vergleichbare Intention des Autors zu geben. Heinrich der Löwe führte den Titel 'Herzog von Bayern und Sachsen', ein Herzogtum
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ausgeweiteten höfischen Raumes im RvB ist die Stadt Braunschweig. Am historischen Regierungssitz des Herzogs von Sachsen finden im Roman Feste, Turniere und Zusammenkünfte der Landherren statt88. Mit der Absetzung Heinrichs des Löwen teilte Friedrich I. 1180 das Herzogtum Sachsen, ein Herzogtum Westfalen wurde gegründet, die Wittelsbacher traten die Herrschaft in Bayern an und die sächsische Herzogswürde ging an die Askanier. Es entwickelten sich getrennte Herrschaftsbereiche, die auch später nicht wieder vereint wurden. »Erst 1235 vermochten die Weifen ihre Zugehörigkeit zur Spitzengruppe des deutschen Adels zu sichern, als Kaiser Friedrich II. im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg ein Reichsfürstentum neuen Typs konstituierte, entstanden aus Allodialbesitz ebenso wie aus Reichslehen, territorial und nicht mehr gentil definiert, nach seinen Hauptorten benannt und damit den Wandel der hochmittelalterlichen Reichsverfassung demonstrierend« 89 . In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts setzten die Teilungen des neugeschaffenen Herzogtums ein, das zwar als Reichslehen de jure unteilbar war, faktisch aber den Prinzipien des Erbrechts unterworfen wurde. 1267/69 zerlegten die Söhne Ottos des Kindes, die Herzöge Albrecht und Johann, das Herzogtum in die Fürstentümer Braunschweig und Lüneburg. Die Stadt Braunschweig verblieb beiden gemeinsam, da an der Burg die Herzogswürde hing, »deren gemeinschaftlicher Besitz dadurch unabdingbar war« 90 . Vermutlich 1291 setzten die drei Söhne Albrechts I. ( t 1279), Heinrich Mirabilis, Albrecht und Wilhelm, die Zerstückelung des Fürstentums
Braunschweig-Lüneburg gab es erst ab 1235. »Bei den Söhnen und Enkeln des Löwen schwankt vor dem Jahre 1235 der Titel«, PATZE, Die weifischen Territorien, S. 22; zur Titelfrage vgl. auch BOSHOF, Die Entstehung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, S. 252f. Lüneburg spielt im RvB keine Rolle. Dies läßt den Schluß zu, daß der Autor hier wie auch an anderen Stellen Geschichtswissen und Gegenwartserfahrungen in einer sehr bewußten Weise miteinander verschränkt. Daß er auf Braunschweig nicht nur als Residenzstadt, sondern auch als 'Land' ein Augenmerk richtet und Lüneburg vollständig unerwähnt bleibt, ließe sich mit einer besonderen Verbundenheit zum Braunschweiger Landesteil und seinen Herzögen erklären. Zudem bleibt dies nicht der einzige Hinweis, der eine solche Vermutung stützen könnte (s.u.). 88 Vgl. die Zusammenstellung der Textstellen bei NEUDECK, Continuum historíale, S. 108. Auf die konfliktreiche historische Situation um 1300 in der Stadt, die durch die Folgen einer erneuten Teilung der weifischen Besitzungen um 1291 durch die drei Söhne Albrechts I. (d. Gr.) hervorgerufen waren, finden sich im Text keine Hinweise. Als Wilhelm 1292 starb, brach eine erbitterte Auseinandersetzung zwischen den verbliebenen zwei Söhnen, Heinrich und Albrecht, um das Erbe aus, in die auch die Stadt Braunschweig verstrickt wurde; vgl. dazu REIMANN, Unruhe und Aufruhr im mittelalterlichen Braunschweig, S. 29ff.; GARZMANN, Stadtherr und Gemeinde, S. 239ff. 89 SCHNEIDMÜLLER, Landesherrschaft, S. 67. Zu diesen häufig diskutierten territorialpolitischen Entwicklungen vgl. auch S. 65ff. und die hier von SCHNEIDMÜLLER angeführte Literatur. 90 PLSCHKE, Die Landesteilungen der Weifen, S. 39.
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Braunschweig fort, als deren Ergebnis Heinrich das Fürstentum Grubenhagen, Albrecht das Göttinger Land und Wilhelm den Herrschaftsbereich mit der Stadt Braunschweig als Zentrum bekam. Auch jetzt hielten die drei Weifen an ihren gemeinsamen Herrschaftsrechten in Braunschweig fest91. Nach dem Tod Wilhelms am 30.9.1292 konnte sich Albrecht im Streit mit seinem Bruder um das Erbe Wilhelms durchsetzten und trat 1294 seine Herrschaft in Braunschweig an. Die Gesamtbelehnung und die Gemeinschaftsrechte, vor allem an der namengebenden Stammburg Braunschweig, hielten das Herzogtum zusammen. Dennoch bestand im 13. und im 14. Jahrhundert durchaus die Gefahr einer endgültigen Zersplitterung und einer Verselbständigung der einzelnen Teile. Machtpolitisch bedeuten die Teilungen in jedem Falle eine Schwächung des Hauses.
Obwohl spätestens die Verleihung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg als Reichslehen den endgültigen Verzicht auf die Herzogswürde in Sachsen einschloß, haben die Weifen diesen Verlust offenbar nicht durchgehend akzeptiert. Darauf deutet der in der weifischen Geschichtsschreibung wiederholt formulierte Anspruch auf die Herzogsherrschaft in Sachsen hin, die Heinrich dem Löwen zu unrecht aberkannt worden sei92. Die im RvB genannten Herrschaftsbereiche Sachsen und Westfalen (v. 102) lassen sich angesichts der kontinuierlichen weifischen Landesteilungen im 13. Jahrhundert wohl nur als Idealisierung eines Territorialstaates begreifen, dessen räumliche Ausdehnung sich an der des Herzogtums Heinrichs des Löwen orientiert. Am Ende des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts muß die Erinnerung an die vergangene Größe und an die Herrschaftsrechte Heinrichs des Löwen als starker Kontrast zur weitgehenden reichspolitischen Bedeutungslosigkeit der Weifen empfunden worden sein. Indem die Figur des Helden auf den berühmtesten Weifen anspielt, evozierte sie vermutlich bei einem mit der Geschichte des Hauses vertrauten Publikum auch den Gedanken einer Restitution der alten Rechte. Die Entstehung des RvB ließe sich dann mit der in Historiographie und höfischem Roman der Zeit zu beobachtenden 'Löwenpropaganda' in Verbindung bringen. In diesem Kontext ist vermutlich auch die von STEER nachgewiesene Entstehungsfiktion des >Lucidarius< durch den Dichter des A-Prologs zu sehen, wonach das Werk von Heinrich dem Löwen in Auftrag gegeben und in Braunschweig vollendet worden sei93. 91
Zu dieser Teilung vgl. ebda. S. 45-60.
92
Diesen Gesichtspunkt arbeitet ZIEGELER, Das Glück der Weifen, S. 9 u.ö., in der >Braunschweigischen Reimchronik< auf breiter historischer Grundlage überzeugend heraus und macht ihn zur Grundlage seiner Textdeutung des RvB, den er in engem Zusammenhang zur >Braunschweigischen Reimchronik< entstanden sieht. Vgl. STEER, Der deutsche Lucidarius.
93
Dynastie und Fürstenideal
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Für ein der Dynastie und ihrer Geschichte fernstehendes Publikum wirkten diese Hintergründe nicht unbedingt rezeptionshemmend. Man konnte - und kann - das Werk durchaus auch lesen, ohne daß Geschichtsassoziationen die Aufnahme bestimmen. Die Intentionen des Autors scheinen aber doch deutlich in diese Richtung zu weisen. So setzt er auch heraldische Signale ein, um den Protagonisten mit Heinrich in Verbindung zu bringen. Als Reinfried mit seinen Rittern zum T\irnier nach Dänemark zieht, findet sich in der rechten Hälfte seines Schildes von rubin rot ein halber ar (v. 847), und von der linken Hälfte heißt es: von Aräbi gap liehten gliz daz ein vach von drin stücken. daz golt sich underdrücken niht lät mit keinem glaste. von zobel glizzen vaste driu ander stucke gezilt, vv. 836-841 9 4 .
Im Kampf gegen den Perserkönig trägt Reinfrieds Schild einen grimmen löuwen (v. 17204). Erst die weitere Handlung, so der Erzähler, werde Aufschluß über die Veränderung des Wappens bringen und auch erläutern, wieso die Nachfahren Reinfrieds zwei Löwen im Wappen führten (vv. 17204-17223). Das Motiv der Wappenänderung funktionalisiert der Dichter textintern als Vorausdeutung - die allerdings für uns ins Leere weist, da der Schluß des Werkes nicht erhalten ist. Es ist aber auch ein Signal im Kommunikationsprozeß zwischen Text und Publikum, das auf ein heraldisches Interesse zielt. Den Löwen im Schildwappen Reinfrieds konnte man als Wappen Heinrichs des Löwen, als Verbildlichung seines Beinamens, aber auch »als heraldisches Zeichen der weifischen Familie« 95 insgesamt auffassen. Auch für die zwei Löwen im Wappen der Nachfahren Reinfrieds finden sich historische Anknüpfungspunkte. Der älteste 94
Vgl. auch vv. 866-871 die Beschreibung der Helmzier: sins helmes tach zyven wedele / von phäwen hänt bedecket. / in schrankes wis gestrecket / heten st sich bevangen. / von golde lieht die Stangen / üf den wedeln glizzen. Zu den folgenden Ausführungen vgl. insbes. ZIEGELER (Das Glück der Weifen), der sich intensiv mit den Wappen im RvB auseinandersetzt; S. 17-20: »Die Teilung des Herzogtums 1269: Neue und alte Weifen-Wappen«; S. 41-50: »Der Held und sein Wappen. Das Löwen-Wappen«; S. 51-59: »Der Held und sein Wappen: Das Wappen des Herzogs von Sachsen«; S. 59-62: »Die Wappen der Könige von Engellant, Schotten, Norwaege und des Herzogs von Wintsester«. 95 MATTHES, Bemerkungen zum Löwensiegel Herzog Heinrichs, S. 355. Vgl. auch ZIMMERMANN, Die geschichtlichen Bestandtheile, S. 160; SEEHAUSEN, Michel Wyssenherres Gedicht, S. 133, sowie ZIEGELER, Das Glück der Weifen, S. 17-20, 41-59.
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität
Sohn Heinrichs des Löwen, der Pfalzgraf Heinrich bei Rhein (t 1227), führte sie nach der Doppelwahl von 119896 und ebenso die Herzöge der Braunschweiger Linie nach der Teilung des Herzogtums von 126997. Otto IV. (t 1218), der zweite überlebende, im englischen Exil aufgewachsene Sohn Heinrichs des Löwen, besaß dagegen ein eigenes bekanntes Wappen. Er übernahm »den sich schon damals vom ursprünglichen persönlichen Abzeichen über das Familienwappen zum Wappen der deutschen Könige und römischen Kaiser entwickelnden Adler von seinen staufischen Gegnern«98. In halbierter Form führte er dieses Zeichen gemeinsam mit drei Leoparden aus dem Wappen seiner Mutter Mathilde, der Tochter des englischen Königs Heinrich II.99. Die Intention des Autors ist wohl nicht in der historisch exakten Wiedergabe heraldischer Formen der Nachkommen Heinrichs des Löwen zu sehen. Ob er das dazu notwendige Wissen besaß, ist nicht zu entscheiden. Deutliche Differenzen zwischen den Wappen der Romanfiguren und den für uns historisch verifizierbaren Wappen der Weifen100 schließen allerdings keinesfalls aus, daß weifische Herren zu Beginn des 14. Jahrhunderts sich durchaus als 'Nachfahren Reinfrieds' verstehen konnten101. An96
Vgl. SCHNEIDMÜLLER, Die Siegel des Pfalzgrafen Heinrich bei Rhein, S. 259ff.; FENSKE, Adel und Rittertum, S. 156f.; ZIEGELER, Das Glück der Weifen, S. 46. 97 Vgl. beispielsweise GROTE, Stammtafeln, S. 202; SCHMIDT-PHISELDECK, Die Siegel des herzoglichen Hauses, S. 5 Nr. 29 (Albrecht der Große). Dennoch hat offenbar das »Wappenbild der zwei Leoparden auch im Lüneburger Fürstentum die Bedeutung eines Wappenbildes besessen, da die zwei Leoparden im Siegel der Gattin Herzog Johanns von Braunschweig-Lüneburg vorkommen. Umgekehrt taucht der aufgerichtete Löwe des sogenannten Alten Hauses Lüneburg durchaus auch in Siegeln der Braunschweiger Linie auf«, HASSE, Throne, Tiere und die Weifen, S. 88. 98 SCHWINEKÖPER, Eine unbekannte heraldische Quelle, S. 970. Zur Politik Ottos IV. vgl. HUCKER, Kaiser Otto IV. 99 Thomasin von Zerklaere äußert im >Welschen Gast< (do missevil mir harte sere, / daz an sinem Schilde erschinen gar / dri lewen und ein halber ar, vv. 11130ff.) sein Mißfallen über dieses Wappen Ottos und auch Waither spielt darauf an: lr tragt zwei keisers eilen: / des arn tugent, des lewen craft, / die sint des herren zeichen an dem schilte (LACHMANN/CORMEAU 1 2 , 2 4 - 2 6 ; Nr. 4). 100 101
Vgl. dazu ZIEGELER, Das Glück der Weifen, S. 49f. Symptomatisch ist hier wiederum die Tradierung des Löwensiegels Heinrichs des Löwen. Seine Erben behielten »den Löwen weiterhin als heraldisches Zeichen für die regierenden Herzöge dieses Territoriums« [des neuen 1235 gegründeten Herzogtums, K.R.] bei. Das Löwensiegel »kann geradezu als Symbol des Kontinuums angesehen werden, weil das Bild des Löwen im Bereich des Siegelwesens gleichsam die Brücke schlägt von den letzten Lebensjahren Heinrichs hin zu den Herzögen zu Braunschweig und Lüneburg in den folgenden Jahrhunderten«, MATTHES, Bemerkungen zum Löwensiegel Herzog Heinrichs, S. 355.
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spielungen in der Figur des Helden auf Heinrich den Löwen als der im weifischen Selbstverständnis positiven Leitfigur waren über den engen Kreis der weifischen Dynastie hinaus auch von anderen Rezipienten aufzuschlüsseln bzw. zu verstehen. Zu denken wäre hier neben den nord- und mitteldeutschen Nachbarn der Weifen in erster Linie an die Askanier, die Nachfolger der Weifen in der sächsischen Herzogswürde nach dem Sturz des Löwen im Jahr 1180. ZIEGELER ist aufgefallen, daß Reinfrieds erstes Wappen, das er im Turnier am dänischen Hof führt, ein askanisches ist. Der Autor hat die Beschreibung nicht einfach - wie seit GEREKES Untersuchung angenommen - aus dem >Schwanritter< und dem >Hirnier von Nantes < Konrads von Würzburg übernommen, sondern weitere Vorlagen - vermutlich aus dem Umkreis der >Wappenrolle von Zürich< und der Manessischen Handschrift - hinzugezogen 102 . ZIEGELER ist sicher zuzustimmen, daß es dem Autor hier darauf ankam, Reinfried als den Herzog von Sachsen darzustellen. Er greift dazu auf das Wappen der Askanier als den zu seiner Zeit in Sachsen regierenden Herzögen zurück und überträgt deren Wappen auf die Zeit Reinfrieds. Andererseits könnte dieses Wappen auch ein Reflex jenes Wandels der weifischen Politik sein, der die Ereignisse von 1180 hinter sich ließ und die alte Feindschaft überwand. Im 13. Jahrhundert bestand eine enge Verbindung zwischen Weifen und Askaniem, die in zahlreichen Eheverbindungen Ausdruck fand. Der Bezugspunkt der Familienpolitik beider Dynastien ist offenbar das Land der Sachsen, das beide gemeinsam für sich in Anspruch nahmen 103 . Neben dem ersten Wappen Reinfrieds weist auch die Titulatur bzw. die Territorialbezeichnung Westeväl und Sahsen (v. 102, 7966 u.ö.) in diese Richtung. Die Kombination erinnert auffallend an die vom ersten askanischen Sachsenherzog Bernhard I. bzw. seinen Nachfolgern gegen Ende des 12. bzw. zu Beginn des 13. Jahrhunderts eingeführten Titel 'dux Saxonie, Westfalie et Angrie' 104 . Seit 1226 führten die Braunschweiger Weifen im Vorgriff auf die Erhebung zum Herzogtum (1235) den Titel 'dux Brunsvicensium'. In der an mehreren Stellen zu beobachtenden Erweiterung in Westeväl und Sahsen, / Brüneswtc (v. 13206f., 23447f., 23541f., 23780f.) sind im RvB offenbar askanische und weifische Vorstellungen ineinandergeflossen. Wie in der Weifen und Askanier verbinden Wappen102
Vgl. GEREKE, Studien zu >Reinfried von BraunschweigHeiligen Georg< ehrfurchtsvoll »diu hoch edel fiirstin« und »von Beiern diu herzogin, / der ich underhoeric bin«im. Die Wertschätzung der Weifen innerhalb der neuen Herzogsdynastie ging so weit, daß man die Wittelsbacher Bayernherzöge Ludwig IL und seinen Bruder Heinrich XIII. über Agnes auf die Weifen zurückführte. Daß die Idee der dynastieübergreifenden Herrschaftskontinuität im Umfeld des bayrischen Herzogshofs eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat, zeigt beispielsweise ein von dem bekannten Annalisten Abt Hermann von Niederalteich nach 1253 in seine Chronik Frutolf-Ekkehards nachgetragener Stammbaum der Wittelsbacher108: »Mit diesem Stammbaum erweiterte Hermann die [...] Genealogie der Herzogin Agnes im Registerbuch um einige Vorfahren aus dem Weifenhaus und führte damit die Wittelsbacher Herzöge Ludwig und Heinrich über ihre Mutter Agnes auf die vor 1180 in Bayern regierenden Weifen zurück, wodurch eine Kontinuität aufgezeigt wird«109. Als bayrische Herzöge spielen die Weifen auch in der bayrischen Chronistik ungeachtet ihrer Entmachtung bis ins Spätmittelalter hinein eine wichtige Rolle" 0 . 107
BUMKE, Mäzene, S. 605 (Friedrich von Suonenburg 1.6, v. 82 u. 92) und S. 646f. (Reinbot von Durne, >Der heilige GeorgHistoria WelforumEngelhard< verstehen" 7 . Dieses Moment läßt aber auch an besondere Beziehungen der Weifen zu Dänemark denken. Als Beispiel eines Ehebündnisses zwischen den Weifen und dem Königshaus ist die Verbindung zwischen Wilhelm, 114
ZIEGELER (Das Glück der Weifen) findet im RvB auch Passagen, in denen Reinfrieds Handeln als Anspielung etwa auf das politische und kämpferische Wirken von Richard Löwenherz im Heiligen Land verstanden werden kann (S. 29f.). Der Autor verwische hier »historisch eindeutiges Profil [...] zugunsten der Möglichkeit, dem Haus Braunschweig die Vorzüge eines bedeutenden Mitglieds des ihm nahestehenden Herrscherhauses zuzuschreiben« (S. 30). Nach RÜTH (Jerusalem und das Heilige Land, S. 108) verherrlicht das Werk Heinrich den Löwen »als siegreichen Befreier der Heiligen Stätten und stellt ihn [...] an die Stelle Gottfrieds von Bouillon (V. 17959-80), womit natürlich der Ruhm seines Hauses gemehrt werden soll«. 115 Landesfürsten und Ritter aus Brandenburg, Meißen, Breslau, Hessen, Brabant und Thüringen nehmen am TUrnier teil (vv. 7307ff.): die tiursten und die besten / ritter, die man iender vant / über alliu tiuschen lant v. 7326ff. 116 Vgl. dazu AHLERS, Die Weifen und die englischen Könige. 117 Vgl. GEREKE, Studien zu >Reinfried von BraunschweigBraunschweigische Reimchronik< jedoch als eine Art höfischer Brautwerbung in Szene setzt (vv. 8208-8426) 118 . Brautwerbung und Nachfolgeproblematik sind spezifisch dynastische Themen. Das Minnethema wird im RvB, wie gezeigt, eng mit charakteristischen Elementen der heroischen Brautwerbung verknüpft. Man kann dies als Hinweis auffassen, daß der Erzähler die im ersten Handlungsteil dominierende Liebesthematik in den Zusammenhang von 'Staatsaktionen' einbinden wollte. Die Brautwerbung fällt nicht vollständig in den Bereich der Eigenverantwortung des Fürsten. Sie ist auch 'Staatshandlung'. Die Funktionalisierung des Motivs im Romankontext zeigt sehr genau die Verschränkung der beiden Bereiche der fürstlichen Existenz. Für Reinfried sowohl als Repräsentant einer Dynastie als auch eines Landes besitzt die Brautwerbung einen gleich großen Stellenwert. Über das Motiv des fehlenden Nachfolgers problematisiert der Autor die durch die Herrschaftsehe konsolidierte Landesherrschaft und ihre unabdingbare Basis, die Dynastie, sowie das 'private' Glück des Herzogspaares. Das Motiv steht in einer kontinuierlichen literarischen Tradition, doch tritt die Problemlage in historischen Bezügen überall dort ins Bewußtsein, wo ein dynastischer Anspruch auf Macht und Herrschaft erhoben wird. Im Gesamtkontext des durch die Anspielungen entworfenen Geschichtshorizontes konnte man jedoch auch diese Momente auf die aus dem Leben Heinrichs des Löwen bekannten Ereignisse beziehen. Aus dem Gesagten wird deutlich, daß eine dynastische Perspektive, die Geschichte des Weifenhauses, im RvB nicht dominiert. Das Interesse des Autors gilt verstärkt dem Land, und zwar weniger dem Territorium als der Herrschaft. 118
Vgl. dazu WENZEL, Höfische Geschichte, S. 123ff.; ZIEGELER, Das Glück der Weifen, S. 71-74. Königin Margarete von Dänemark führte nach dem Tod ihres Mannes, König Christoph (f 1259), die Regierungsgeschäfte für ihren Sohn, geriet aber mit ihm in Gefangenschaft der Grafen von Holstein. Albrecht leistete der Bedrängten - allerdings weitaus mehr aus politischen als aus minnebedingten Gründen - Hilfe, erreichte ihre Freisetzung, konnte sich aber in Dänemark nicht durchsetzen. Schon früh hat man gesehen, daß der Autor der >Braunschweigischen Reimchronik< die Darstellung dieser dänischen Unternehmung Albrechts als eine Episode gestaltet, die auch in einem höfischen Roman stehen könnte. Doch erst ZIEGELER hat einen direkten Zusammenhang zwischen Reinfrieds 'Brautwerbung' und dieser Passage der Chronik hergestellt.
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2. Babenbergervergangenheit und habsburgische Gegenwart im Wilhelm von Österreichs Eine dynastische Perspektive manifestiert sich für CRAMER im WvÖ nicht in »der Identifikation mit den Interessen des adligen Auftraggebers, sondern im Gegenteil aus seiner Distanz zu ihnen«. Die Höfe, an denen sich Wilhelm aufhalte, »sind Zentren von Willkür und Verrat, von Machtkampf, Gewaltanwendung und Intrige«. Nur der Wiener Hof sei nicht negativ gezeichnet, doch »allein deswegen, weil er aus der Beschreibung gänzlich ausgespart ist«. Daß der Autor den österreichischen Hof mehr erwähne als beschreibe, zeige »deutlicher als alle Negativschilderungen Johanns gebrochenes Verhältnis zu den zeitgenössischen Machtzentren«119. Trotz der offenbar nicht unproblematischen Abfassungssituation des Textes läßt sich das Interesse des Autors an dynastischer Geschichte und Herrschaftslegitimation nicht auf die Negativzeichnung intriganten orientalischen Hoflebens reduzieren. Die gezielte Anspielung auf babenbergische und habsburgische Geschichte ist konstitutiv für den Entwurf der Rahmenhandlung. Die Personenkonstellation des Romans ist auf die Genealogie des österreichischen Herrscherhauses bezogen. Wilhelm ist der Sohn des zur Erzählzeit regierenden Herzogs Leopold, sein Sohn Friedrich übernimmt die Herrschaft in Österreich nach dem Tod aller Protagonisten. Eine genauere zeitliche Bestimmung des Geschehens erfolgt im letzten Drittel des Romans. Man bittet das die Stadt Damiette belagernde christliche Heer, das im Roman Herzog Leopold anführt, um Unterstützung gegen ein heidnisches Aufgebot, das Aglys Vater, König Agrant, gegen Wilhelm und seine Verbündeten versammelt hat. Die Handlung rückt damit in den zeitlichen Horizont des dritten und vierten Kreuzzugs, und es stellt sich sowohl die Assoziation an jenen Babenberger Herzog Leopold V. (1177-94), den erbitterten Gegner von König Richard Löwenherz120, ein, als auch an seinen Sohn, den österreichischen Herzog Leopold VI. (1198-1230), der an der Belagerung von Damiette teilnahm121. Johann identifiziert den Vater seines Helden allerdings nicht 119
CRAMER, Aspekte des höfischen Romans, S. 214. Zu seiner Darstellung im WvÖ vgl. JONES, Richard the Lionheart, S. 110-115; vgl. dazu auch unten S. 229f. 121 Da dieser 1208 aus Dank für die Geburt eines Sohnes ins Heilige Land zog, vermutete MAYSER, (Studien zur Dichtung Johanns von Würzburg, S. 84): »Hier schimmert also ein historischer Vorgang in Johanns Gedicht durch: Wallfahrt in der Verbindung mit der
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explizit mit einem jener historischen Herzöge. Die Namengebung und die situative Anbindung der Person an die Genealogie des österreichischen Herrscherhauses und an historisches Kreuzzugsgeschehen, in dem jeweils ein Babenberger Herzog eine Rolle spielte, legen aber den Vergleich nahe. Der Autor synchronisiert verschiedene Zeitebenen und Ereignisfolgen und stattet die fiktive Vaterfigur mit (pseudo-biographischen Versatzstücken beider österreichischer Herzöge aus. Die Intention dieses freien Umgangs mit Elementen dynastischer Geschichte wird deutlich: Geschichts- und genealogische Fiktion tragen zum Ruhme des Herrscherhauses und des Landes bei122. Auf die besondere Herkunft seiner Protagonisten legt Johann von Würzburg größeren Wert als der Autor des RvB. Wie oben dargelegt123, ist Wilhelm nicht nur der Sohn des österreichischen Herzogs, sondern leitet sich über seine Verwandtschaft mit Gaylet, dem Neffen Gahmurets, auch aus dem Artusgeschlecht her. In einem Exkurs erläutert der Erzähler darüber hinaus Aglys Abstammung vom Gralsgeschlecht. Ihr Vater, König Agrant, ist einer der Söhne des Parille und ein Enkel des kunc Senebor (v. 16401). Der Erzähler nutzt die Gelegenheit zu weiterer genealogischer Reflexion und führt dieses Geschlecht, das die siebte Schar im heidnischen Heer stellt, auf die Troianer zurück (v. 16414f.). Indem Senebor von Kappadokien, der Stammvater des Gralsgeschlechts, am Kreuzzug auf seiten König Agrants teilnimmt, tritt eine weitere Zeitebene zur Handlung hinzu: »Da Johann nun aus dem Jüngeren Titurel< wissen muß, daß Senebor zur Zeit Christi lebte, bedeutet die Teilnahme Senebors an den Geschehnissen des Romans, daß nicht nur zwei Kreuzzüge verschmolzen sind, sondern daß Johann auch Kreuzzugszeit und Zeit Christi synchronisiert...«124. Geburt eines Sohnes, derselbe Leopold von Oesterreich liegt eine Reihe von Jahren später vor Damiette«. Zu Leopold V. vgl. z.B. auch den Spruch (Nr. 32) des Bruder Wernher: Susa, wie wcetlich der uz Osterriche vert... 122 »Die Erkenntnis, daß das Fiktum für das Verständnis einer Zeit durchaus wichtiger sein kann als das Faktum, ist auch heute keineswegs Allgemeingut. Viele Fiktionen und Fabeleien sind jedoch durchaus ziel- und zweckgerichtet: Sie helfen Ansprüche der unterschiedlichsten Art zu begründen [...]. Überdies ist längst bekannt, daß sogenannte Fiktionen keineswegs gänzlich frei erfunden wurden, sondern vielmehr Erklärungen für auffällige Sachverhalte nach den Vorstellungshorizonten und Denkweisen der Zeit liefern«, ALTHOFF, Genealogische und andere Fiktionen, S. 419. 123 Vgl. S. 116f. 124 EBENBAUER, Spekulieren über Geschichte, S. 158; vgl. auch DlETL, DU bist der aventdre fruht, S. 175.
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Die Handlung nimmt im WvÖ ihren Ausgangspunkt vom dynastischen Motiv der Kinderlosigkeit des Landesherrn und endet mit der Huldigung der Landherren dem Sohn des Protagonisten gegenüber, der die Herrschaft übernimmt. Die Generationenfolge strukturiert das Werk. Wie bewußt der Erzähler dieses Moment zum Strukturprinzip erhebt, zeigt eine Bemerkung am Schluß des Romans: er könne - fordere man ihn nur dazu auf und verwehre ihm nicht eine angemesse Entlohnung - nun die Geschichte des Nachfolgers erzählen125. Am Beginn des Romans ist Herzog Leopold von der Furcht erfüllt, daß daz lant Osterrich (v. 181) ohne Erben bleiben werde. Die Sorge um den Fortbestand der Dynastie und um die Herrschaft über das Land werden zusammengesehen und treiben ihn zur Pilgerfahrt nach Ephesus. In seinem Hauptteil schildert der WvÖ dann das Leben des fürstlichen Protagonisten Wilhelm von der Geburt über seinen gesellschaftlichen Bewährungsweg bis zum Tod. Als Darstellung einer Fürstenvita gewinnt sein Lebensweg so einen idealtypischen und verweisenden Charakter. Auch charakteristische Elemente einer solchen Stilisierung fehlen nicht, etwa die Schilderung der Ausbildung des jungen Herrschers, dessen Prädestination hier und an allen weiten Stationen seines Lebensweges hervorgehoben wird: er wart von natur wis (v. 632). Neben der idealtypischen Zeichnung des Fürsten ist die Narration eines exemplarischen Fürstenlebens als Form dynastischer Herrschaftslegitimation zu verstehen 126 . Allerdings relativiert der von Wilhelm verübte Mord seine Vorbildlichkeit, und durch seine eigene Ermordung kommt es nicht zur Übernahme der Landesherrschaft. Johann von Würzburg setzt gezielt auch die literarische Inszenierung adliger Repräsentation durch heraldische Zeichen ein. Das ihn nach Ephesus bringende Schiff des Herzogs Leopold ist mit einem Segel in den österreichischen Landesfarben ausgestattet127. Worauf es dem Autor hier ankommt, verdeutlicht die folgende Begegnung mit dem Schiff des heid125
swer nu den fursten clarn / furbaz welle prisen / und mit getiht bewisen / was er sit hoher werdekait / erwarp, dem weer min dienst berait / ymmer durch die tugende, vv. 19468-19473. 126 JUERGENS (>Wilhelm von Österreichs S. 14) verweist in diesem Zusammenhang auf die >Vita Caroli Quarti< sowie auf den >Theuerdank< Maximilians I., für die er dem WvÖ vergleichbare Lektüremöglichkeiten »als 'testimonium', als 'speculum' und als Teilautobiographie« annimmt, die durchaus miteinander vereinbar seien: »in der diesseitigen Repräsentanz des Machthabers wird sein Gottesgnadentum anschaubar«. 127 ain segel gät, dem roter schin / an den enden si bekant, / da durch daz drittail wis: min lant/hat ez mit erbe braht an mich, vv. 286-289. Zu weiteren Wappenschilderungen vgl. MAYSER, Studien zur Dichtung Johanns von Würzburg, S. 24.
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nischen Königs Agrant, des Vaters von Agly. Wie selbstverständlich erläutert diesem ein 'zufällig' im Gefolge des Königs sich aufhaltender deutscher Knappe, daß es sich um das Wappen des österreichischen Herzogs handele. Die 'Weltgeltung' des Hauses Österreich wird dem Rezipienten gezielt vermittelt und noch gesteigert durch die spätere Kreuzzugsgeschichte unter dezidiert österreichischem Zeichen128. Darüber hinaus kann man die häufig im Werk begegnende Rot-Weiß-Metaphorik als Anspielung auf die österreichischen Wappenfarben verstehen129. Wenngleich der Beginn der Handlung auf die Historizität des Erzählgeschehens verweist (Ein herzöge was in Osterrich / gesezzen, v. 173f.), so entsprechen der Name des Vaters und der des Erben im WvÖ doch auch denen der zur Entstehungszeit des Werkes regierenden habsburgischen Herzöge Leopold und Friedrich130. Einer der drei Söhne des Babenbergers Leopold VI. trug allerdings gleichfalls den Namen Friedrich (1230-1246). Das sich in der Vaterfigur konzentrierende Anspielungspotential auf die babenbergische Vergangenheit kontrastiert nicht - wie in anderen Werken der Zeit - mit einer im Wandel begriffenen, also negativ erfahrenen habsburgischen Gegenwart131. In der Idee des 'Landes', verstanden als das Zusammenwirken von Landesherr und Landherren, erscheint die österreichische Geschichte ungeachtet des Dynastiewechsels als Kontinuum. Dieser integrative Gesichtspunkt macht die große babenbergische Geschichte zur 'Vorgeschichte' habsburgischer Herrschaftsausübung und vereint beide Dynastien in der einen österreichischen Landesgeschichte. Narrativ vergegenwärtigte Genealogie meint im WvÖ weniger die Identifizierung von fiktiven und historischen Personen als die literarische Organisation von Elementen dynastischer Geschichte von unterschiedlicher historischer Verweiskraft unter dem Blickwinkel einer übergeordneten glanzvollen Landesgeschichte. So gesehen erscheint auch die vordergründig von Spannungen geprägte Frage nach dem Mäzen - sprich den zwei 'hochgepriesenen' Geschlechtern - in einem ganz neuen Licht. Die österreichische Perspektive integriert - trotz aller bestehenden Spannungen beide panegyrischen Textelemente. Johann kann so gleichzeitig das Ge128
Vgl. dazu unten S. 220f. Vgl. dazu JUERGENS, >Wilhelm von Österreich^ S. 43 und A. 101. 130 Vgl. dazu auch SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 78; JUERGENS, >Wilhelm von Österreichs S. 44-47. 131 Zu dem sich um 1300 ausformenden Topos der 'guten alten Babenbergerzeit' vgl. LlEBERTZ-GRÜN, Das andere Mittelalter, S. 43f.; dazu auch JUERGENS, >Wilhelm von ÖsterreichWilhem von Wenden< rihter oder ambetman, / statrihter oder lantman (v. 2121f.) erwähnt sind, die als »Vertreter einer ständigen territorialen Beamtenorganisation« gedeutet werden können, spricht jedoch nicht dagegen, hinter dem Begriff phleger im RvB ebenfalls einen Reflex dieser Entwicklung zu vermuten. Daß die spezifische Verwendung des Begriffs im RvB auf eine Veränderung der Herrschaftsorganisation deutet, könnte folgendes Faktum stützen, auf das BASTERT (Der Münchner Hof, S. 223) hinweist. Nachdem Wigoleis in Ulrich Fuetrers Bearbeitung »das von Roas okkupierte Land erobert hat, werden Städte und Burgen mit Pflegern besetzt (Wig, 292,7); [...] in Wirnts Roman schwören die Fürsten des Landes stattdessen Wigalois den Lehenseid (v. 9549-60)«.
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scheint im Textzusammenhang zu isoliert149, um darauf eine weitergehende Deutung zu stützen. Yrkane selbst gibt Reinfried - im Anschluß an eine ihr vorgetragene traditionelle Fürstenlehre (vv. 14320ff.) - dem Grafen Arnold in stne phlege (v. 14377). Ihr wird hier ebenso eine Art männlicher Vormund wie ein landesfürstlicher Verweser zur Seite gestellt, der eine klar umrissene Aufgabe hat150: üf din triwe bevilh ich dir die süezen wol getanen minnecliche Yrkanen, ir liut ir lant, ir gelt ir guot, daz du daz in dfner huot schön behaltest alle wege, vv. 14386-14391.
Auch ihm schärft der Fürst ein, Yrkane im Falle seines Todes wiederzuverheiraten: durch daz daz lant in friden ste / und siz behalte deste baz (v. 14406f.). Wiederum wird diese Herrschaftsdelegation durch einen Eid rechtsverbindlich (v. 14456f.), und der Erzähler nimmt die Gelegenheit wahr, Arnolds Treue bis zur Rückkehr Reinfrieds hervorzuheben (vv. 14460ff.). Der folgende Exkurs über falsche, untreue Ratgeber der Gegenwart verstärkt einerseits die zwei wesentlichen Aussagen dieser Szene: Die Wahrung der legitimen Herrschaft in einer kritischen Situation basiert auf dem vorausschauenden Handeln des Fürsten und dem Einvernehmen mit den Landherren. Yrkane und ihr phleger haben die Herrschaft zu versehen, als ob der Landesfürst anwesend wäre. Dies bedeutet auch, daß das Land darauf verzichtet, die Gelegenheit zu nutzen, die fürstliche Herrschaft abzuschütteln. Andererseits hebt der Exkurs hervor, daß jenes ideale Miteinander von Adel und Landesfürst der Vergangenheit angehört und auch dort an bestimmte Voraussetzungen (ritterlichez amt, v. 14505) gebunden war, die in der Gegenwart nicht mehr gegeben sind. Dadurch bekommt die demonstrierte Herrschaftsform utopische Züge. Das Öffentlichmachen der Herrschaftsübertragung besiegelt schließlich die vorbildliche Lösung der Herrschaftskrise: 149
Der Begriff pfleger, der ein durchaus breites Bedeutungsspektrum aufweist (vgl. dazu OLBERG, Anwalt, Vogt und ihre Synonyme, S. 95-99 u.ö.), wird im Werkzusammenhang allerdings nur an dieser Stelle verwendet. Der Begriff vogt bezeichnet dagegen - in gebräuchlicher Verwendung (vgl. LEXER III, Sp. 429f.) - den Fürsten, den Landesherrn, den königlichen Regenten und auch den Papst: Schotten vogt (v. 575), von Brüneswic der Sahsen vogt (v. 617), ze Rom gewesen vogt (v. 660), ze Norwcege / gewaltic künic unde vogt (v. 940f.), von Düringen des landes vogt (v. 7311) (Beispiele). 150 Zur literarischen Tradition des vorbildlichen Verwesers als Typus des treuen Dieners vgl. etwa die Assundin-Figur bei Berthold von Holle (>CraneSeifried Helbling< (vgl. dazu LIEBERTZ-GRÜN, Das andere Mittelalter, S. 26-69; WELTIN, Die Gedichte des sogenannten >Seifried HelblingBuchs von Bern< (vgl. dazu MÜLLER, Heroische Vorwelt, feudaladeliges Krisenbewußtsein) sowie die historiographische Literatur der Zeit (vgl. LIEBERTZ-GRÜN, Das andere Mittelalter, S. 115ff.; THUM, Anmerkungen zu Stadt und Politik um 1300), allerdings ohne daß der Begriff dienstherren in jedem Falle zur Bezeichnung der bedeutenden Herzogsministerialen verwendet wird. Zur 'Literarische(n) Interessenbildung im Kreise österreichischer und steirischer Landherren zur Zeit des Interregnums' vgl. vor allem den Aufsatz von KNAPP. 159 Den Terminus lantherren verwendet der Autor im Sinne von 'Landsleuten': nu hSrt von den lantherren min, / den uzerwelten Franchen (v. 16696f.). In den historischen Quellen erscheint der Begriff als Bezeichnung für die hochfreien Geschlechter der Grafen und freien Herren sowie für die landesfürstlichen Ministerialen zuerst 1281; vgl. LECHNER, Die Bildung des Territoriums, S. 419, 429. 160 Zur Problematik der Ständebildung in Österreich und der Auseinandersetzung der Land-
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Johann genannten Kuenringer und Pillichdorfer161 gehören zur Spitzengruppe der landesherrlichen Ministerialen162. Auch hier erscheint das Miteinander von Landesherr und Landadel harmonisiert, wenn der Erzähler die Exponenten dieser Geschlechter als die liebsten die Liupolt / fürt (v. 18537f.) bezeichnet. Zumindest für die Kuenringer weist diese Einschätzung historisch gesehen allerdings einige Widersprüche auf, denn Vertreter dieses Geschlechts agieren in den Fehden gegen den Herzog häufig »an exponierter Stelle«163. Diese Herren, die fortan nicht mehr aus der Nähe Aglys weichen (vv. 18972ff.), nehmen während der Abwesenheit Wilhelms bereits Einfluß darauf, daß sein Sohn den Namen Friedrich erhält164. Ihre eigentliche Stunde kommt aber erst nach dem Tod des Heldenpaares. Nach einer Phase der Trauer und Desorientierung165 entführen sie das Kind regelrecht nach Österreich, wo sich die Situation durch den Tod des alten Leopold inzwischen verschärft hat: do wart ir sin gelich veraint daz si gaen Österlich den jungen ffirsten Fridrich wolten versteln dannen. dits von den dienstmannen wart besinnet witzeclich: daz kint si hin gaen Österlich herren mit dem Landesfürsten, die eine breite, zum Teil kontrovers geführte Forschungsdiskussion provoziert hat, vgl. FELDBAUER, Herren und Ritter; WELTIN, Landesherr und Landherren; REICHERT, Landesherrschaft; WELTIN, Der Begriff des Landes bei Otto Brunner; ders., König Rudolf und die österreichischen Landherren (Auswahl). 161 Erwähnt werden ein Vertreter aus dem Geschlecht der Kuenringer (ainr von Chunringen, v. 18512), der Pillichdorfer (der junge Bilhtorffcer, v. 18518), der von Tallesbrunn (den von Tcellisbrunnen, v. 18528), der von Bogen (dem mitten Bogruer, v. 18535) sowie der tugenthafi Schriber (v. 18536). Zu den Kuenringern vgl. den Katalog der Niederösterreichischen Landesausstellung (Die Kuenringer), zu den Herren von Tallesbrunn HANGLER, Seifried Helbling, S. 73, zu den Grafen von Bogen die von REICHERT, Landesherrschaft, S. 22 A. 71, zu diesem Geschlecht genannte Literatur und zum Tugendhaften Schreiber S. 297-301. Für FRENZEL (Studien zur Persönlichkeit Johanns von Würzburg, S. 31 A. 18) handelt es sich bei dem in Vers 16559 genannten alt Bilichdorffer und bei dem in Vers 18512 genannten Herrn aus dem Geschlecht der Kuenringer um ein- und dieselbe Person, da von beiden gesagt werde, daß sie das österreichische Banner führten. Eine solche Identifizierung der beiden Personen ist aber keineswegs zwingend. 162 Vgl. FELDBAUER, Rangprobleme, S. 586 (Rangliste 1310). 163 REICHERT, Landesherrschaft, S. 122. 164 daz er mit der dienstherren rat / wter genennet Fridrich, v. 18672f. 165 Vgl. vv. 19252ff.; vv. 19258ff. folgt die Grabrede des Tugendhaften Schreibers.
Land und Herrschaftsideal
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brahten mit clagender not, da von Liupolt der ffirste tot lag und diu rain hertzogin, vv. 19420-19429.
Alle österreichischen Herren schwören dem unmündigen Dynasten dort den Huldigungseid: swaz herren hört zu Österrich. / si swurrt im ir sicherhait, v. 19456f. Es ist nicht zu verkennen, daß die Initiative bei der Besetzung des verwaisten Herzogtums von den Landherren ausging. Ohne die Unterstützung der österreichischen Herren wäre die Übernahme der Herrschaft durch Wilhelms Sohn Friedrich nicht möglich gewesen. Die Landesherrschaft wird also primär von Seiten des Adels stabilisiert. Dies schließt die »freiwillige Unterordnung unter einen gemeinsamen Landesherrn [...] keineswegs aus. Nirgends sind Versuche erkennbar, auch bei den Kuenringern nicht, auf die Herrschaft im Lande ganz zu verzichten«166. Offenbar mißt der Autor diesem Modell der (Re-)Konstituierung von Landesherrschaft eine große Bedeutung bei167. Obwohl die Legitimität der Herrschaft des jungen Dynasten aus seiner Herkunft resultiert, deutet das Handeln der Landherren auf ein transpersonales Verständnis der Landesherrschaft 168 . Die freiwillige Unterordnung der Landherren gewinnt den Charakter der Vergabe eines von den Herren gestützten Auftrags an den Landesherrn zur Sicherung des Landes und zur Friedenswahrung. In der Fiktion werden im WvÖ Ansätze einer 'neuen' staatlichen Ordnung reflektiert, die die politischen Auseinandersetzungen zwischen den österreichischen Landherren und dem Herzog in der Vergangenheit wesentlich bestimmt hatten.
166
REICHERT, Landesherrschaft, S. 124. Zwar bezieht REICHERT diese Einschätzung in erster Linie auf die Jahre des sogenannten 'Österreichischen Interregnums', doch ist sie sicher auch für die Auseinandersetzungen der nachfolgenden Zeit zutreffend. 167 Wenn die Spitze des österreichischen Landadels von ihrem politischen Selbstverständnis, aber auch von ihrer faktischen Machtstellung her Rechte und Funktionen für sich in Anspruch nimmt, »die bis zur Berufung eines neuen Landesherrn und Herzogs reichen« (REICHERT, Landesherrschaft, S. 352), entspricht diese Sichtweise durchaus den historischen Gegebenheiten. 168 Nachdem der Huldigungseid dem jungen Friedrich geschworen ist, formulieren die Landherren zwar, daß ihnen der neue Herrscher durch Gottes Gnade gegeben worden sei, doch entspricht dies nicht den geschilderten Handlungsabläufen. Friedrich verdankt seine Einsetzung als Landesherr vor allem den österreichischen Herzogsministerialen: ...si sprachen: 'sit daz Got uns lait / gab von todes geschiht, / do tet er wol daz er uns niht / ane herren hat getan', vv. 19458-19461.
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität
Von entscheidender Bedeutung für dieses Herrschaftsverständnis war wohl die Phase des sogenannten 'Österreichischen Interregnums', die Jahre von 1246 bis 1282, dem Aussterben der Babenberger im Mannesstamm und dem Beginn der habsburgischen Epoche169. Dem Landadel, dessen exponierteste Mitglieder sich ab der Mitte des Jahrhunderts als ministeriales Austrie verstanden, eröffnete sich zu dieser Zeit ein breites Feld politischen Handelns. Die Ereignisse in dieser Zeit machen deutlich, »in welchem Maße die Herrschaft im Lande auf den politischen Konsens mit dem Adel angewiesen war« und bestätigten, »was wohl ohnehin integraler Bestandteil adeligen Denkens war«170. Zumindest aus der Sicht der landesfürstlichen Ministerialität ist der Anspruch auf Mitwirkung an der Verfügung über das Land nicht mehr wegzudenken. Der WvÖ nimmt dieses Bewußtsein auf und setzt es in fiktives Erzählgeschehen um. Gerade diese Momente der Handlung werden einem österreichischen Adelspublikum die Identifikation in besonderer Weise erleichtert haben.
3. Die territoriale Hegemonialpolitik des Herzogs von Schwaben Auch Friedrich von Schwaben verzichtet, von Minne überwältigt, gegen den ausdrücklichen Rat des Vaters und seiner Brüder auf die ihm rechtmäßig zustehende Herrschaft. Er verkauft seinen Anteil am Erbe, um sich finanziell für seine Suchfahrt nach Angelburg auszustatten. Spielte Geld als Bedingung der Orientreisen Reinfrieds und Wilhelms noch keine Rolle, so erscheint dieser Faktor im FvS als Conditio sine qua non. Allerdings führt ihn seine Erlösungsaufgabe nicht in die Welt des Orients. Er bleibt zunächst im schwäbischen Territorium, tritt dann jedoch ebenfalls in eine phantastische Welt ein, in das Zwergenreich der Königin Jerome. Die Restitution seiner eigenen und die der Herrschaft Angeiburgs, die durch Intrigenspiel und Zaubereinsatz um die Teilhabe an der königlichen Gewalt ihres Vaters gebracht worden war, wird durch das erfolgreiche Erlösungswerk Friedrichs, die anschließende Vernichtung der Gegner und die umfassende Neuregelung der Besitzverhältnisse möglich. Durch den Tod der Protagonistin problematisiert auch dieser Text Herrschaftsansprüche der Nachfolger.
IFriedrich von Schwabens S. 146f. 173 »Mompolier fordert (durch Flanea angestachelt) die Liecht Öw, das Land Angeiburgs, auf das er kein Recht hat (unrechte Fehde)«, SCHÖNING, >Friedrich von Schwabens S. 145. 174 SCHÖNING, >Friedrich von Schwabens S. 147. 175 Ebda., S. 152. 176 GRÜNDER, Studien zur Geschichte der Herrschaft Teck, S. 27. 177 Ebda., S. 31 u.ö. 178 Ebda., S. 34. Vgl. zu den genannten Vorgängen auch PATZE, Landesherrliche »Pensionäre«, S. 302f. PATZE hebt aber auch hervor, daß die Herren von Teck im 14. Jh. den einzigen territorialen Zugewinn ihrem Agieren in fremden Diensten verdankten (S. 303).
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Doch weist S C H Ö N I N G selbst darauf hin, daß keine direkte Beziehung zwischen dem Textgeschehen und der Geschichte des Hauses Teck anzunehmen ist. Die Vorstellung, ein höfischer Roman sei von Mitgliedern eines Geschlechts in Auftrag gegeben worden, um den Niedergang des eigenen Hauses im literarischen Werk gestaltet zu sehen, ist nur schwer nachvollziehbar. S C H Ö N I N G sieht den Text allerdings allzusehr unter dem Blickwinkel der Krise179. Neben einer ohne Zweifel vorhandenen Tendenz zur Dekonstruktion der Idealität des Helden und der Handlungsmuster des höfischen Romans gibt es im FvS in gleicher Intensität eine Handlungskette, in der die gerechte Herrschaft wiederhergestellt, die Besitzverhältnisse neu geregelt und eine neue Territorialherrschaft errichtet werden. Sogar der Tod der Regentin gefährdet diese Herrschaft nicht in besonderer Weise. Die Kontinuität bleibt, zumindest in der Jerome-Fassung, auch über die Lebenszeit der Protagonistin hinaus gewahrt. Per Testament wirkt Angelburg sogar entscheidend am Fortbestand sowohl der Dynastie - die allerdings schon durch einen Erben gesichert ist - als auch des Landes mit. Die Frage der gerechten Ausübung legitimer Herrschaft und deren Akzentuierung durch verschiedene territorialpolitisch bedeutsame Herrschaftskriterien ist dem Text ein wichtiges Anliegen. Der FvS gestaltet das Ideal einer Landesherrschaft, die ein möglichst großes Territorium unter einer Hegemonialmacht zusammenschließt, die unteilbar und unveräußerlich ist, die nach innen auf dem Konsensprinzip von Landesfürst und Landherren basiert und deren Kontinuität unter allen Umständen zu wahren ist. Eine so verstandene Landesherrschaft scheint der Autor nicht untrennbar mit einer Person, mit einem einzelnen nach der Alleinregierung strebenden Fürsten verknüpft zu sehen. Auch dieser Text begreift Herrschaft ansatzweise als ein transpersonales und institutionalisiertes Phänomen, das vor allem auf dem Land als Herrschafts- und Traditionsraum fußt. 179
Sie wendet sich gegen die These (HAUG) des krisenlosen Helden als Charakteristikum des nachklassischen Romans, der eine dämonische Welt erforderlich mache: »Ich möchte umgekehrt argumentieren: Eine als bedrohlich ('dämonisch') empfundene Welt machte einen krisenlosen Helden nötig, der die sich ihm entgegenstellenden Schwierigkeiten mit Bravour bewältigt und so demonstriert, daß der zur Herrschaft Geborene auch der zur Herrschaft am besten Befähigte und nicht durch irgendwelche Identitätskrisen angekränkelt ist. In psychoanalytische Terminologie gefaßt, ließe sich sagen, der krisenlose Held ist das Ergebnis der Verdrängungsleistung einer Gesellschaft, die sich bedroht fühlte« (ebda., S. 150).
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Als entscheidendes Problem der Kontinuität landesherrlicher Gewalt thematisiert der Autor an zwei zentralen Stellen die Vergänglichkeit menschlicher Existenz. Der Schwabenherzog Heinrich stirbt nach langer Regentschaft, und seine drei Söhne übernehmen wie selbstverständlich gemeinschaftlich - um das Erbe nicht teilen zu müssen - die Funktion des Verstorbenen. Im Mittelpunkt der Fürstenlehre des Vaters an die Söhne (vv. 33-52) steht das Ideal der gerechten und deshalb dauerhaften Herrschaft. Gleichsam das Negativbeispiel zur Lehre des Vaters liefert Angelburgs Geschichte. Die Stiefmutter Flanea und ihr Geliebter Jeroparg verwickeln König Mompolier, den Vater Angeiburgs, in ein Intrigenspiel, und es gelingt ihnen, Angelburg durch falsche Anschuldigungen von der Herrschaft auszuschließen. Sie wird verbannt und muß außer Landes. Der Autor relativiert aber umgehend den Erfolg dieser Intrigen. Kontrastiv hebt er einen Aspekt heraus, der für die weitere Konstituierung des neuen Herrschaftsverbandes durch Friedrich entscheidende Bedeutung gewinnen wird. Die Herren des Landes der Mutter Angeiburgs sichern ihr - trotz der gegen sie erhobenen Vorwürfe - zu, die Landesherrschaft für sie 30 Jahre interimistisch zu versehen und ihren Herrschaftsanspruch für diese Zeit zu wahren (Ewers lannds wartten wir dryssig jär, v. 630). Friedrich muß sich nach seinem Tabubruch auf eine Suchfahrt nach Angelburg begeben. Um sie zu finanzieren, erbittet er von seinen Brüdern die Teilung der Herrschaft, von der diese ihn abzubringen suchen, indem sie das Gleichnis von den drei brennenden Scheiten, die zusammen einen großen Schein werfen, einzeln aber nur schwach leuchten, auf die Landesherrschaft beziehen: Si namen dr\fr scheitter vil draut Zfi stund an der selben stät, Die waren gar dirre, Unnd zunten die an mit f\frre. Von der dirre brunnen sy vast Und hetten gar grossen glast. Das ain scheit namen sy herdan: Das brinnen sich mindern began. 'Brüder, der dryer scheit brinnen ser B e d e u t e t unser gSt unnd er: Die weil wir ungetailt sein, Groß ist unsers landes schein, Unnd helt man uns für reich, Das man hart vint unnsem geleich.
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität Wann wir aber tailen unnser land, So gewinnen wir schand, Unnd haissen denn arm fürsten, vv. 1623-1641.
Dennoch verkauft Friedrich seinen Anteil (v. 1656f.), begibt sich mit einem Gefolge von edler art (v. 1729) auf die Suche, verarmt und schickt die ihn begleitenden Dienstmannen wieder nach Hause. Diesen Weg in die Mittellosigkeit erzählt der Autor nicht, ohne damit zugleich ein wichtiges Moment idealer Herrschaft herauszustellen. Die Gefahr, die der Herrschaft durch Teilung droht, wird zu einem ins Negative gewendeten Teil des literarischen Idealentwurfs der gemeinsamen, personenübergeifenden Herrschaft. Die zitierte Textstelle ist sicher nicht unvermittelt auf die soziale und politische Realität des 14. Jahrhunderts zu beziehen, sondern zunächst im Zusammenhang mit dem im Text entwickelten Herrschaftsmodell zu deuten. Friedrichs Aufgabe seiner Herrschaft steht die Treueversicherung seiner beiden Brüder gegenüber, die ihm jede Unterstützung zusagen und ihm gleichfalls eine Art Rückkehrrecht einräumen (vv. 1707ff.). Darüber hinaus erweisen sich auch die den schwäbischen Fürsten bis zu seiner Verarmung begleitenden Landherren, zu deren Unterhalt er die durch den Verkauf seiner Herrschaft gewonnen Mittel aufbringen mußte, in besonderer Weise am Geschick des Landes interessiert. Sie fordern ihn auf, mit ihnen heimzukehren, und wollen schließlich sogar den verkauften Teil der Herrschaft für ihn wieder einlösen (vv. 1762f., 1811). Natürlich kann Friedrich seine Suche nicht aufgeben, doch verdeutlicht das Angebot das Einvernehmen des Landesherrn mit den Mächtigen des Landes auch in einer kritischen Situation, in der er ihnen nichts mehr zu bieten hat. Am Beginn der folgenden aventiurehaften Begegnungen Friedrichs mit Osann, der Fürstin von Prafant, mit der Zwergenkönigin Jerome und mit dem König Turneas befindet sich der Herzog zwar wiederholt in materieller Not, doch steht das Moment der Verarmung nicht im Mittelpunkt der Episoden. Zumindest Osann und Ttorneas befreit Friedrich von drohender Gefährdung ihrer Herrschaft durch mächtigere Herren, wofür ihm unterschiedliche Entlohnung zu teil wird. Die drei Aventiuren lassen sich in diesem Zusammenhang so deuten, daß jeweils einzelne Gesichtspunkte der Herrschaftsthematik ins Zentrum gerückt werden. Für Osann erreicht Friedrich die Wiederherstellung ihrer Herrschaft, die ein fürst reich ... ain rechter wuttrich (v. 1881 f.) nach der hinterlistigen Ermordung (Mit falsch, v. 1884) ihres Vaters und ihrer Mutter an sich gerissen hatte. Friedrich begibt sich in ihren Dienst und besiegt den Usurpator, nachdem
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dieser bereits das ganze Land bis auf die Hauptstadt eingenommen hat. In der Jerome-Aventiure kann die gemeinsame Herrschaft des Paares über das Zwergenreich keinen Bestand haben, da sie von Jerome einseitig erzwungen ist. Nach Friedrichs Flucht muß Jerome aus Liebesleid ihre Herrschaft einem Verweser, dem Fürsten Buktzinos, übergeben (vv. 3677ff.). Gegen die Zusicherung von Entlohnung begibt sich der schwäbische Held dann in den Dienst des Königs Tbrneas. Er trägt entscheidend zum Sieg gegen König Nemmoras bei, indem es ihm gelingt, die Landherren im Reich des inzwischen verstorbenen Bruders seines Dienstherrn auf König Turneas zu verpflichten (vv. 3971ff.). Das Herrschaftsideal des Textes beleuchtet in allen drei Episoden ein auffallendes Element: Jeweils einer der eigenen Landherren versucht, das Verhalten des sich auf dem falschen Weg befindenden Landesherrn zu korrigieren. Vor dem entscheidenden Kampf zwischen Friedrich und Arminolt, dem Widersacher der Osann, weist diesen einer seiner Ritter darauf hin, daß er eine ungerechte Sache verfolge, die zu keinem guten Ende führen könne (vv. 2105-2114). Auch Jeromes Getreue versuchen ihr Friedrichs Beweggründe für seine Flucht aus dem Berg zu erläutern (vv. 3645-3658), und Graf Pirneas entlohnt Friedrich eigenhändig (vv. 4131ff.), nachdem König Tbrneas Friedrich den Lohn nach zehn Jahren Dienst verweigerte180. Alle drei 'Länder' integriert Friedrich am Schluß der Handlung in dem von ihm neu errichteten Herrschaftsverband, wobei die Spezifik der Handlungskonstellation in den Aventiuren jeweils die rechtliche Grundlage für diesen Vorgang schafft: Die Weigerung des Tbrneas, den versprochenen Sold zu zahlen, kostet ihn später sein Land, Osann wird mit einem Neffen Friedrichs verheiratet und Jerome die Gemahlin Friedrichs nach dem Tod Angeiburgs. Nach der Soldverweigerung durch Tbrneas hat Friedrich den Tiefpunkt seines Leidensweges erreicht: Wann ich bröder levfrt und landt Verloren hab allessanndt Von aines hirs w e g e n , vv. 4 2 3 7 - 4 2 3 9 .
Die folgende Begegnung mit der gleichfalls in eine Hindin verwandelten Pragnet markiert den Wendepunkt. Es folgt die Erlösung Angeiburgs. Die Ereignisse nach der Befreiung der Königstochter können als Darstellung 180
Nachdem Flanea ihren Verwandten Tbrneas (v. 5622) um Hilfe gegen Friedrich und seine Heeresmacht gebeten hat, stellt sich Pirneas ein weiteres Mal gegen seinen Herrn (v. 5583).
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des systematischen Aufbaus eines großflächigen Territoriums unter der Führung Friedrichs und einer politischen Neuorientierung am Konsens der Gesamtheit des Landes gedeutet werden. 'Gerechter Krieg', politisch motivierte Eheschließung, Enteignung der weniger schlimmen (Hirneas) und Vernichtung der schlimmsten Übeltäter (Flanea, Jeroparg) sind die dabei bevorzugt eingesetzten Mittel territorialer Befriedung. Man kehrt zunächst in Angeiburgs Land zurück, die lanndsher'n allsandt (v. 4983) erneuern ihr Gelübde, akzeptieren Friedrich als Gemahl Angeiburgs und damit als neuen Landesherrn. Die Übereinstimmung mit den Interessen der Landherren bildet die Basis von Friedrichs Herrscherrecht in dem ihm nicht angestammten Land. Daraufhin aktiviert er als zweiten wichtigen Pfeiler seiner Herrschaft die Hilfe seiner Brüder, die sich durch lyhen und geben (v. 5104) die nötigen Mittel verschaffen, um die edle(.) ritterschaft von Schwauben (v. 5113) zum Kampf für die gerechte Sache aufzubieten. Die Auseinandersetzung um das Land Angeiburgs und die Entscheidungsschlacht akzentuieren die wichtigsten Kriterien des vorgeführten literarischen Herrscherideals dann noch einmal in anderer Weise. Die Partizipation des Adels an herrschaftsrelevanten Entscheidungsprozessen und der Konsens gemeinschaftlich agierender Landesherren gleichen Rechts tragen entscheidend - so die Aussage des Textes - zum Erfolg im Kampf um die machtpolitische Hegemonie bei. König Mompolier fordert auf Drängen Flaneas das Land Angelburgs ein, und zwar zunächst auf dem Verhandlungswege (vv. 5307ff.). Entgegen dem Rat seiner Landherren und Räte (Mit lieh reitt wir nit: / Wann wir künden üch sagen, / Schand und schaden wolt ir bejagen, vv. 5656-5658) entschließt sich Mompolier, Angelburgs Land mit Waffengewalt an sich zu bringen. In der großen Schlacht zeichnen sich Friedrichs Brüder und die schwäbischen Ritter besonders aus. Sie tragen in besonderer Weise zum Sieg der Heeresmacht bei, wenn auch die eigentliche Auseinandersetzung erst durch die drei Einzelkämpfe Friedrichs mit dem Zauberer ihren zugespitzen Abschluß findet. Das folgende Strafgericht über die Intriganten sowie ihre Helfer und die politische Neuordnung gehen Hand in Hand: Flanea und Jeroparg werden verbrannt (v. 6536f.), Mompolier als Vater Angelburgs geschont (vv. 6551ff.) und Hirneas weitgehend enteignet (vv. 6567ff.)181. Sein Land überantwortet Friedrich gemeinschaftlich seinem Bruder Heinrich und Ulrich, dem Sohn seines Bruders Ruprecht (vv. 6941 ff.). Friedrich übt nun die Hegemonialgewalt über drei Länder aus, über das Angelburgs, das Mompoliers und das des Tbrneas (v. 7029, 7849). Die Geburt eines Sohnes, Heinrich, verleiht diesem Herrschaftsgefüge dauerhaften Bestand. 181
Eine Grafschaft wird ihm auf Lebenszeit gelassen, vgl. v. 6617.
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Über den frühen Tod Angeiburgs diskutiert der Text offenbar die Vorstellung, daß Herrschertum unabhängig von der jeweiligen personalen Beziehung als Ausübung eines transpersonalen Amtes zu verstehen und daß der Herrschaftsbereich als Raum besonderen institutionalisierten Rechts zu betrachten ist182. Angeiburgs ganzes Denken vor ihrem Tod gilt dem Bestand der Herrschaft. Sie verfügt, das Land ihrer Mutter solle Zipproner, die Tochter Jeromes und Friedrichs, und das Reich Mompoliers ihr Sohn Heinrich bekommen. Um jedem künftigen Einwand hinsichtlich der unehelichen Geburt Zipproners zuvorzukommen und damit keine Einschränkung ihres Herrscherrechts zuzulassen, bittet sie Friedrich, nach ihrem Tod die Zwergenkönigin Jerome zur Frau zu nehmen. Legitimität und Kontinuität der Herrschaft bleiben durch diese Heirat gewahrt. Friedrich gewinnt zudem seinem Territorium ein weiteres 'Land' hinzu, an dessen Spitze er später den zwergenhaften Sohn aus der Verbindung mit Jerome setzt (vv. 8055ff.). Es ist nicht zu übersehen, daß Friedrich alle 'Länder' - mit Ausnahme des schwäbischen Territoriums seiner beiden Brüder - , durch die er im Verlauf seiner Suchfahrt reist, am Schluß der Handlung zu einem geschlossenen Herrschaftsverband vereint hat. Die Regenten der einzelnen, unter seiner Herrschaft stehenden Territorien hat er zum großen Teil selbst eingesetzt oder als Ergebnis einer Verheiratungspolitik183 an sich gebunden. Neben seine Erlösungs- und kämpferische Leistung tritt damit eindrucksvoll sein politischer Erfolg. Trotz wiederholter krisenhafter Einbrüche (Teilung der Herrschaft, Verarmung, Tod der Fürstin) gelingt ihm der Aufbau eines großen Herrschaftsbereiches und - was noch wichtiger ist - die dauerhafte Sicherung des klar durchstrukturierten politischen Gefüges. Betrachtet man den Text unter diesem Blickwinkel, so scheint eine Identifizierung der mächtigsten schwäbischen Dynastie mit dem Romangeschehen durchaus nicht undenkbar. Keinesfalls ist das Werk nur unter dem Gesichtspunkt desillusionierenden Erzählens oder gar als eine Art literarische Kompensation negativer Gegenwartserfahrungen zu lesen. Gerade die literarische Umsetzung von zeittypischen krisenhaften Er182
Zu bedenken ist allerdings, daß der Fürstin als Herrschaftsträgerin nicht die gleiche Bedeutung zukommt, wie sie der Landesherr besitzt. 183 Seinen Bruder Heinrich verheiratet er mit der Fürstentochter (v. 1344f.) Malmelona und die Söhne seines Bruders Ruprecht - Konrad, Ulrich und Ludwig - vermählt er mit Osann von Prafant, der Grafentochter Salme (v. 1346f.) und Pragnet, der Fürstin von Persolon, vgl. vv. 6921ff.
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scheinungen feudaler Realität hebt die dominierende Perspektive des Werkes, die Durchsetzung einer landesherrlichen Hegemonialgewalt, hervor. Der Text selbst bietet allerdings keine direkten Hinweise darauf, daß das Haus Württemberg an seiner Entstehung oder primären Rezeption irgendeinen Anteil hatte. Akzeptiert man jedoch, daß in dem Werk die Bildung eines von Friedrich »angeführten mächtigen, über Schwaben hinausgreifenden dynastischen Herrschaftsverbandes [...] als literar.-politische Geschichtsprojektion«184 von zentraler Bedeutung ist, so fällt bei der Suche nach historischen Bezugspunkten der Blick auf die besondere Stellung der württembergischen Grafen im Schwaben des 14. Jahrhunderts. Versucht man weiterhin zu spekulieren, ob Elemente einer bestimmten historischen Situation im FvS literarisch aufgegriffen wurden, so könnte das realpolitisch eminent wichtige Moment der Unteilbarkeit des Landes einen Hinweis liefern, von dem die Handlung im Text ja ihren Ausgang nimmt. Entgegen der zeitgenössischen Herrschaftspraxis und Rechtsauffassung blieb die Grafschaft Württemberg im 14. Jahrhundert ungeteilt, was dem Aufstieg, der Stabilität und der Durchsetzungsfähigkeit der Grafen ungemein förderlich war. Dies lag einerseits daran, daß in der Dynastie jeweils nur ein Erbe zur Verfügung stand, andererseits ist es aber auch dem energischen Handeln eines Württembergers in einer kritischen Situation zu verdanken, die zu dem Vertragsschluß führte, der »als erstes Unteilbarkeitsgesetz des Hauses Württemberg in die Geschichte«185 einging. Im 14. Jahrhundert regierten nur die Brüder Eberhard der Greiner (1344_1392) und Graf Ulrich IV. (1344-1362) gemeinsam. Eberhard konnte die Teilungsforderung des jüngeren Bruders mit Unterstützung Karls IV. abwehren und ihn nach zähem Ringen, in dem auch Waffengewalt eingesetzt wurde, zu der genannten Verzichtsurkunde bewegen, mit der die beiden Grafen die Unteilbarkeit des Landes festlegten186. Ob die Erzählwelt des FvS diese oder vergleichbare historische Vorgänge in ästhetischen Ausdrucksformen aufgreift, ist schon deshalb nicht eindeutig zu beantworten, weil wir nicht genau wissen, wann das Werk 184
HENKEL, Friedrich von Schwaben, EM 5, S. 360. MAURER, Von der Landesteilung zur Wiedervereinigung, S. 96. MAURER weist darauf hin, daß die historische Bedeutung dieser Urkunde deutlich überschätzt wurde: »Sie ist in ihrer Entschiedenheit für das 14. Jahrhundert auch beachtlich, aber sie hatte nicht mehr rechtliche Dauerwirkung als andere Hausverträge« (S. 96). 184 Der Vertrag ist gleichsam der Vorläufer des Müsinger Vertrages vom 14.12.1482, in dem das Problem - einer nun bereits eingetretenen Teilung - erneut angegangen wurde, jetzt allerdings in einer sehr viel umfasserenden, rechtsverbindlichen und zukunftsweisenden Art, vgl. auch dazu MAURER, Von der Landesteilung zur Wiedervereinigung. 185
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entstanden ist. Einiges spricht aber dafür, daß der FvS funktionsgeschichtlich in den politischen Prozeß einzuordnen ist, an dessen Ende in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts das 'Land' Württemberg stand. Dieses konnte »sich nur in Auseinandersetzung mit dem 'alten' Land Schwaben entwickeln [...], das im deutschen Südwesten als Geltungsraum des schwäbischen Landrechtes und als Reichsfürstentum traditionell das Landes-Modell bestimmte«187.
V. Heidenkampf, idealer Friede und Herrschaft im Heiligen Land Das Aktionsfeld der Protagonisten beschränkt sich nicht auf den von der jeweiligen Landesherrschaft gesetzten Rahmen. Während die 'fernen Räume' im FvS einen auf die Tradition des Aventiureromans verweisenden, eher märchenhaft-mythischen Charakter besitzen, ziehen Reinfried und Wilhelm ins Heilige Land, in den Orient und bis an die Grenzen der erfahrbaren Welt. Auch auf ihren 'Privatkreuzzügen' stellt sich das Problem von Herrschaftsgewinn, -konsolidierung und -Verlust. Neben dem Ideal der Landesherrschaft, das durchaus in diese Raum- und Herrschaftsimaginationen hineinreicht, ist hier das Ideal einer christlichen Herrschaft und Friedensgemeinschaft in Jerusalem und im Heiligen Land der Fluchtpunkt im Anspielungsgeflecht zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
1. 'Das weifische Königreich Jerusalem' Die Ankunft Reinfrieds und seiner Ritter im Heiligen Land steht ganz unter dem Zeichen der Befreiung bedrängter Glaubensgenossen, während sein Aufbruch zwar 'auf Geheiß Gottes', doch vorrangig im Interesse der Dynastie und des Landes erfolgte. Das Resultat der Kämpfe mit den Heiden ist die Befreiung und Eroberung des Heiligen Landes, die durch einen Friedensvertrag gesichert wird. Reinfried errichtet mit Gottes Hilfe, durch militärische Gewalt, aber auch auf diplomatischem Wege durch Verhandlungen mit dem Baruc, eine ideale Herrschaft, einen Friedensstaat, dessen Bestand auf dem Einvernehmen zwischen Christen und Heiden basiert. 187
GRAF, Das »Land« Schwaben, S. 142; vgl. auch ders., Geschichtsschreibung; ders., Eberhard im Bart.
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Einen utopischen Charakter gewinnt dieser 'Staat' des Landesfürsten dadurch, daß den Kreuzzügen ein durchschlagender Erfolg verwehrt geblieben war und man nach dem Fall von Akkon jegliche Hoffnung auf eine Rückgewinnung des Heiligen Landes hatte aufgeben müssen188. Eine christliche Herrschaft über das Heilige Land erscheint zudem als Verkörperung nicht nur jenes Wunschtraumes nach ungehindertem Zugang zu den heiligen Stätten, sondern auch als ideale Ausgangsbasis zur Erlangung des jenseitigen Heiles eines jeden Christen. In der Vorstellung der Setzung einer christlich bestimmten politischen Ordnung in Palästina konnten somit profan- und heilsgeschichtliche Traditionen aufs idealste ineinanderfließen189. Welche Charakteristika werden aber dieser Herrschaft zugedacht, wie kommt sie zustande und aus welchen Gründen verfällt sie bereits nach kurzer Zeit? Als die politisch dominierende Macht im Orient fungiert der Baruc, der als auffallend starke Zentralgewalt gezeichnet ist. Er gebietet uneingeschränkt über kiinge fürsten herren (v. 16525), und sin twingen und sin flehen / forste niemen übertreten (v.l6544f.). Sein Aufruf zum Kampf gegen die Ungläubigen wird ohne Widerspruch befolgt. Es ist offensichtlich, daß die Machtfülle des Baruc mit der Machtlosigkeit der Zentralgewalt im deutschen Reich kontrastiert190. Gerade gegen diese mächtige Instanz erzwingt der sächsische Fürst die Abtretung des Heiligen Landes und einen Friedensschluß, was eindringlich seine herausgehobene 'königsgleiche' Stellung demonstriert191. Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang, wie der Erzähler vor Reinfrieds Kampf mit dem persischen König auf die Abstammung der beiden Kontrahenten als wesentliches Moment der Personencharakteristik verweist. Der Perser ist der tohtersun (v. 17020) des Baruc und stammt aus dem Geschlecht Arofels, was seiner Zeichnung als Minneritter größeres Gewicht verleiht. Reinfried tritt im Zeichen des Kreuzes zum Kampf an (vv. 17187, 17190), trägt jedoch auch siner erben wäfen / von Brüneswic dem lande (v. 17194f.). Die Reflexion über die Herkunft des Fürsten und das heraldische Zeichen seiner Nachfahren ruft ihn als Ver188
Vgl. STICKEL, Der Fall von Akkon. Zur Bindung idealen Friedens an das Heilige Land vgl. HAGENLOCHER, Der guote vride, S. 295-300; HOHMANN, Friedenskonzepte, S. 277-370 (»Friedenskonzeptionen innerhalb der Auseinandersetzung mit Andersgläubigen«). Zu den Problemen, die die Semantik von mhd. vride aufwirft, vgl. GRUBMÜLLER, 'Fride' in der deutschen Literatur des Mittelalters. 190 Vgl. zu diesem Gesichtspunkt NEUDECK, Continuum historiale, S. 120f. 191 Vgl. dazu unten S. 222-226.
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treter eines Landes und einer Dynastie in Erinnerung. Auch sein Handeln nach dem Sieg über den Perser erweist ihn in erster Linie als vorbildlichen Repräsentanten des Landes192, der materiellen Versuchungen widersteht, der Kaiser und Papst nach Meinung des Erzählers ohne jede Zurückhaltung erliegen würden: ich waene wol und stüend diu maht an bäbest keiser beiden über disen heiden, si naemen golt guot richeit in selben für der kristenheit Sre und gefüere, vv. 17648-17653.
Darüber hinaus wird der Übergang von der Auseinandersetzung mit Waffengewalt zu einer vertraglichen Friedenssicherung in der Erzählhandlung und im Erzählerkommentar deutlich akzentuiert. Reinfried tötet den im Zweikampf unterlegenen Perser nicht, sondern fordert vom Sultan für sein Leben den freien Zugang zum Heiligen Grab und einen eidlich beschworenen Friedensvertrag für die Dauer der Lebenszeit des orientalischen Herrschers (vv. 17592ff., 17816f.). Der Baruc willigt ein, durch einen Eid (vv. 17626ff.) wird der Vertrag rechtsverbindlich, und beide Seiten wahren ihn. Reinfried kann sich als Vertreter der militärisch eindeutig schwächeren Partei schließlich sogar großzügig erweisen und dem Perser die Zwangstaufe erlassen. Folgerichtig polemisiert der Erzähler im anschließenden Exkurs gegen das Bestreben weltlicher und geistlicher Herren der Gegenwart, aus Habgier Rechtsvereinbarungen zu ihren Gunsten zu manipulieren193: si vindent niuwe fünde mit glösen unde vindent den text, wan si bindent daz reht hin ze unrehte. daz krump machent st slehte, daz sieht si künnent krumben, vv. 17676-17681.
Während im heimatlichen Sachsen oder auch im deutschen Reich der innere Friede nicht problematisiert wird, findet die Auseinandersetzung mit den Heiden in einer expliziten vertraglichen Einigung eine rechtliche 192
Bruneswig und Sahsen / sint iemer deste baz erkant, / daz des milten ßirsten hant / so hohe ere hie ervaht, vv. 17644ff. 193 Interessant ist, daß der Erzähler hier nicht den offensichtlichen krassen Rechtsbruch thematisiert, sondern die gelehrte Rechtsauslegung, die den vorhandenen Deutungsspielraum unstatthaft einseitig auszunutzen weiß.
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Lösung. Jerusalem und al daz lant werden dem Fürsten eigenltche (v. 17936f.) übergeben, der mit Unterstützung der Heiden den Wiederaufbau in Angriff nimmt. Für die Lebenszeit der vertragsunterzeichnenden Personen hat die Friedensvereinbarung Bestand. Danach vertreiben die Heiden die Christen erneut, bis keiser Frideriche (v. 17973) die Rückgewinnung gelingt, der selbst allerdings so wunderlichen wart vertriben, / als in der crönik ist geschriben (v. 17975f.)194. Den Übergang vom Heidenkampf zur Friedenspolitik, den Erfolg einer vertraglichen Lösung des Konflikts zwischen Christen und Heiden zu betonen, ist ohne Zweifel ein Anliegen des Textes. Aus christlicher Sicht blieb nach dem Fall von Akkon kaum eine andere Möglichkeit als der Verhandlungsweg, um erneut Einfluß im Heiligen Land zu gewinnen. Es ist daher konsequent, daß der Erzähler das Geschehen um Reinfried mit dem Vorgehen Friedrichs H in Verbindung bringt195. Binden diese Zusam194
Vgl. beispielsweise die Passage in der »Sächsischen Weltchronikc Dar na over en jar do sich de keiser mit deme pavese nicht vorevenen ne conde, he vor under banne over mere, unde hadde gelaten beredet ene evenunge twischen den heidenen unde der cristenheit, dat men eme dat lant to Jherusalem allet weder laten solde. [...] Do buwede de keiser Dgaf, unde gaf ime de soldan Jerusalem weder unde Bethleem unde Nazareth unde des landes vele. Do gieng de keiser gekronet to Jerusalem in deme sonendage vor mitvasten unde vor sente Marien dage. Do was ist oc dat 1229. jar van goddes bord. Des anderen dages vorbot de patriarcha goddesdienest to Jerusalem, darmede bedrovede he al de cristenheit de dar was (S. 247f.). Der Autor des RvB äußert sich nicht zu den Ursachen der wunderlichen Vertreibung Friedrichs II. Es wäre möglich, daß er die überstürzte Abreise Friedrichs nach dem Scheitern seiner Politik im Heiligen Land im Sinne hat: Bei seiner Einschiffung »drängte sich das Volk aus den Türen heraus und bewarf ihn mit Eingeweiden und Dung« (RUNCIMAN, Geschichte der Kreuzzüge 3, S. 197). Denkbar wäre aber auch, daß der Autor auf die antikaiserliche Politik des Papstes im Reich anspielt. Der Papst ließ verbreiten, Friedrich sei im Heiligen Land gestorben: De wile dat de keiser over mere was, gewan eme de paves af siner stede unde siner bürge vele, wante he let predegen [...], dat de keiser dot were. Do dit de keiser vernam, he vor herwider over mere unde gewan mit groter kost unde mit groteme arbeide sin lant unde sine bürge weder mit der Dudischen pelegrime helpe, »Sächsische Weltchronik< S. 248. Zur Diskussion der Textstelle im RvB vgl. auch die Ausführungen oben S. 173 A. 84. 195 Am 18. Februar 1229 unterzeichneten Friedrich II. und der Sultan el-Kamil einen Friedensvertrag für die Dauer von 10 Jahren. Das Königreich Jerusalem sollte »sowohl die Stadt Jerusalem selbst als auch Bethlehem mit einem Korridor erhalten, der über Lydda zum Meer hinab nach Jaffa verlief, außerdem Nazareth und das westliche Galiläa einschließlich Montfort und Toron und die verbleibenden muselmanischen Landstriche rings um Sidon. In Jerusalem sollte jedoch das Tempelviertel mit dem Felsendom und der el-Aqsa-Moschee in muselmanischen Händen verbleiben, und den Muselmanen sollte das Recht des Zugangs und die freie Verrichtung ihrer Andacht eingeräumt werden. Friedrich
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menhänge Reinfrieds erfolgreiches Wirken im Heiligen Land in die eher von Rückschlägen geprägte Geschichte der Orientkreuzzüge ein, so ist aber auch nicht zu verkennen, daß hier offenbar ein drängendes Problem des zeitgenössischen Territorialstaates durch Setzung einer idealen Ordnung im fernen Orient in fiktivem Rahmen gelöst wird. Der Erzähler suggeriert, daß der von Reinfried auf der Grundlage einer Einigung zwischen Christen und Heiden geschlossene Friede zu dessen Lebzeiten Bestand hatte und erst nach dem Tod des Fürsten gebrochen wurde. Der von den vertragschließenden Parteien gewährte Friede war offenbar nicht weitreichend genug, um dem Land auch personenunabhängig dauerhafte Sicherheit zu garantieren. Der Prozeß ihres Scheiterns setzte schon ein, als Reinfried das Land verließ und zu seiner Orientreise aufbrach. Die Erzählfiktion vermittelt hier auf der Folie eines in den Orient der Kreuzzüge projizierten Herrschaftssystems ein entscheidendes Problem des abendländischen Territorialstaates zu Beginn des 14. Jahrhunderts196. In dem Maße wie der im dynastisch-herrschaftlichen Personenverband gewährte Friede das Recht nicht mehr sichern kann, wird er durch territoriale Landfriedenseinungen ersetzt. Doch galt dieser Friede »nur für eine bestimmte Dauer und nur für diejenigen, die ihn beschworen hatten«. »Der entscheidende Schritt zum modernen Staat war deshalb erst getan, als es gelang, den verwillkürten Personalfrieden durch einen vom Landesherrn garantierten Gemeinfrieden zu ersetzen«197.
durfte die Mauern von Jerusalem wieder aufbauen, aber dieses Zugeständnis wurde ihm persönlich gemacht«, RUNCIMAN, Geschichte der Kreuzzüge 3, S. 192. HOHMANN, Friedenskonzepte, S. 283f., kommentiert zeitgenössische Stellungnahmen zu diesem »in der Kreuzzugsgeschichte bis dahin beispiellose(n) Verhandlungsunternehmen Friedrichs II.« (S. 283). 196 Zu Beginn des 14. Jh.s wird ein Zusammenhang gesehen zwischen der Möglichkeit einer Wiedergewinnung des seit 1291 verlorenen Heiligen Landes und einem allgemeinen Frieden im christlichen Abendland. Dies zeigt der 1306 entstandene 'utopische' Traktat >De recuperatione terrae sanctae< des Pierre Dubois, den dieser an den frz. König Philipp IV. richtete. Wenngleich Dubois sicher nicht aus dem Erfahrungshorizont der deutschen Territorialstaaten heraus seine Konzeption entwickelt, so repräsentiert die Schrift des Juristen doch Positionen europäischen Denkens der Zeit um 1300: Ein befriedetes Heiliges Land in christlicher Hand als Wunschprojektion sollte auf die Verhältnisse in Europa positiv zurückwirken; vgl. OEXLE, Utopisches Denken im Mittelalter; HOHMANN, Friedenskonzepte, S. 303-307. M LANDWEHR, Mobilisierung und Konsolidierung der Herrschaftsordnung, S. 503f. Vgl. auch den Artikel 'Landfrieden', LMA 5, Sp. 1657-1660.
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität
2. 'Die österreichische Herrschaft im Orient' Durch den Sieg über die von König Agrant zusammengerufene heidnische Heeresmacht erscheinen der österreichische Herzog Leopold, der das christliche Heer angeführt hatte, und sein Sohn Wilhelm als Herrscher der gesamten nichtchristlichen Welt. Der größte Teil der Heiden folgt dem Beispiel Agrants und des alten Senebor (v. 18210), unterwirft sich und läßt sich taufen. König Agrant hatte versammelt, swaz in Asya was erkant / und in Affrica, / diu zwai drittail der weit da (vv. 16058-16060). Der weltumspannende Charakter der heidnischen Reiche steht der landesherrschaftlich ausgerichteten Rahmenhandlung der Erzählung gegenüber. Nicht eine deutsche Zentralgewalt hat den Sieg über die Heiden errungen, sondern der österreichische Herzog, wenn auch an der Spitze einer europäischen Streitmacht. Im Zentrum der zahlreichen unterworfenen heidnischen Reiche steht aus christlicher Sicht das Königreich Jerusalem198. Daß das historische Geschehen vor Damiette in die Erzählfiktion einbezogen ist, deutet bereits auf den Kreuzzugscharakter der christlichen Unternehmung. Die besondere Rolle Jerusalems, das sich vor der entscheidenden Schlacht in heidnischer Hand befindet, hebt der Erzähler mehrfach hervor. Der Bruder König Melchinors, König Koradin, regiert das eigentliche Ziel aller christlichen Kreuzzugsunternehmen: daz was der kfinc Korradin, diu rieh diu da solten sin der kristenhait, diu hat er gar: mit maniger haidenischen schar richsent er ze Jerusalem, vv. 6107-6111.
Jerusalem in heidnischer Hand ist für den Erzähler eine inakzeptable Vorstellung, zu der der glänzende Sieg des christlichen Heeres als idealisierendes Gegenbild entworfen ist (vv. 17138ff.). Nach der entscheidenden Schlacht kehrt Leopold nach Österreich zurück, während Aglys Vater seine Herrschaft Wilhelm übergibt: 'sich, ez ist alles din: nim und gebiut, sun min! ich han dir den gewalt gegeben: alliu min rieh söllen leben nach dim gebot, swie du gerst, vv. 18821-18825. 198
Zu den Erwähnungen des Königreiches und der Stadt Jerusalem im WvÖ vgl. RÜTH, Jerusalem und das Heilige Land, S. 122-125.
Heidenkampf, idealer Friede und Herrschaft im Heiligen Land
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Mit der Ermordung des Protagonisten und dem Liebestod Aglys bricht ihre Herrschaft zusammen. Daß Wilhelms Mörder aus dem Geschlecht Aglys stammt, deutet darauf, daß es der Herrschaft an einer entscheidenden Voraussetzung, dem Rückhalt in der eigenen Dynastie mangelte. Trotz seiner Kindheit in Zyzya am Hofe König Agrants muß der österreichische Herzogssohn als Landfremder gelten, der auf die Unterstützung der adligen Führungsschicht des Landes nicht hoffen durfte. Ob die dynastische Basis nach dem Mord für die Herrschaft des Sohnes Friedrich tragfähiger gewesen wäre, bleibt offen: Die österreichischen Landherren entführen den Sohn Wilhelms. Doch hätte ihn Agrant überhaupt als Erben und zukünftigen Herrscher einsetzen können? Die Ermordung Wilhelms beendet die durch den Sieg der Christen erreichte Friedensgemeinschaft, die am Beginn des Romans durch die gemeinsame Wallfahrt des heidnischen Herrschers und des christlichen Landesfürsten nahezu selbstverständlich gegeben war199. Auch diese Projektion einer auf das Heilige Land beschränkten Friedenszeit kann man als idealisierende Analogie zur Notwendigkeit der Friedenswahrung im eigenen Land verstehen200. Wilhelms Herrschaft bleibt ausschließlich an seine Person gebunden und hat deshalb wie die Reinfrieds im Heiligen Land keinen Bestand. Hier wie da wurde Herrschaft ausschließlich durch persönliches Wirken erreicht und verfällt nach dem Tod des Protagonisten genau wie die ideale Friedensgemeinschaft zwischen Christen und Heiden. Die Kontinuität der Landesherrschaft stellt im RvB der Protagonist im Zusammenwirken mit dem Landadel, im WvÖ der Landadel in einem Akt der Herrscherberufung sicher, wobei der neue Landesherr allerdings als einzig verbleibender Vertreter der herrschenden Dynastie besonders legitimiert ist.
199
Der Text steht hier quer zur literarischen Tradition, in der es vermutlich eine Erzählkonvention vom Bruch des Friedens durch die Christen gegeben hat; dazu HAGENLOCHER, Der guote vride, S. 297ff. Zum Zusammenhang von Kreuzzugsbewegung und Friedensideal vgl. HIESTAND, Kreuzzug und Friedensidee; ders., Der Kreuzzug - ein Thium?; KURZE, Krieg und Frieden im mittelalterlichen Denken, S. 34ff.; MERTENS, Europäischer Friede und Türkenkrieg (zum 15. Jh.); HOHMANN, Friedenskonzepte, S. 277-370 (der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf Texten der Gattung politische Lyrik). 200 Darauf weist beispielsweise auch die Bedeutung hin, die Ottokar in der >Steirischen Reimchronik< der Erzählung vom 'Akkon-Frieden' nach der Eroberung der Stadt im Jahre 1291 beimißt. Die in der Stadt ansässigen Ritterorden und die Heiden vereinbaren hier eine Friedensordnung, die schließlich dem Teufel mißfällt. Dieser bedient sich des päpstlichen Kardinallegaten, um den Frieden zu brechen (vv. 44763-44962); vgl. dazu HAGENLOCHER, Der guote vride, S. 298ff.
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität
VI. Dynastisches Selbstverständnis und Führungsanspruch im Reich In unterschiedlichen Erzählzusammenhängen kommt in den Texten ein Führungsanspruch der Fürsten auch auf der Ebene des Reiches zum Ausdruck. Ihr Handeln im Heiligen Land, im Reich und im eigenen Land unterscheidet die Helden von anderen Landesfürsten und stellt sie gleichberechtigt an die Seite europäischer und orientalischer Herrscher. Der königsgleiche Landesherr übernimmt Aufgaben und Kompetenzen der Zentralgewalt. Gerade dieses Moment bot dynastischem und landesherrlichem Selbstverständnis sicher besondere Projektionsflächen und Legitimierungsmöglichkeiten.
1. Reinfrieds königsgleiche Stellung und weifische Königsgedanken Als Ursache ihres Untergangs hebt der Autor des RvB in seinem Exkurs über die Weltreiche deren Teilung hervor. Dieser Zusammenhang wird von ihm - im Topos der Verfallsklage - als eine Art negatives Prinzip der Weltgeschichte gedacht: s w ä grözez guot und witiu lant werdent zerteilet und zertrant, s w i e vil man in der weite hät, man siht ze jungst daz e z zergät, vv. 2 6 8 3 9 - 2 6 8 4 2 .
Alexander und die auf ihn folgenden Diadochen bieten das prominente Beispiel für den Verfall eines Reiches durch Teilung der Herrschaft. Auch das deutsche (Kaiser-)Reich ist in lützel küncrich (v. 26893) zersplittert, und manches Land sei erbelös (v. 26900) geworden, das von Röme in siner hant / solt ein gewaltic heiser hän (v. 26902f.). Diesem Zustand des Reiches stellt der Dichter die uneingeschränkte Herrschaft des Sultans im Orient gegenüber, der soliche kraft hat, daz ie der man nä siner maht / muoz leben als er ist geslaht (vv. 26926-26928). Ein direktes Gegenbild zum Machtverfall der deutschen Zentralgewalt existiert nur im Orient. Die universale Reichsidee scheint für den Autor als Herrschaftsideal nur noch geringe Anziehungskraft zu besitzen. Offenbar ist die Utopie eines zentralistisch ausgerichteten Staates seit dem Jüngeren TiturelJüngeren Titurel< vgl. NYHOLM, Der Orient als moralisches Vorbild; ZATLOUKAL, India - ein idealer Staat im >Jüngeren Titurek
Dynastisches Selbstverständnis und FUhrungsanspruch im Reich
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falls noch in bezug auf orientalische Reiche vorstellbar. Die Handlung des Romans bezieht das Wirken einer Zentralgewalt in den Territorien des deutschen Reiches in keiner Weise mehr ein. Andererseits wird ein deutlicher Anspruch des sächsischen Landesfürsten auf die Führungsposition im Reich erhoben202. Legitimationsgrundlage dieses Machtanspruchs ist seine Abstammung, der Rückhalt der Dynastie, die Verfügungsgewalt über Herrschaftsrechte 203 sowie die damit einhergehende persönliche Tüchtigkeit und moralische Integrität. Der Erzählverlauf verdeutlicht, daß Reinfried unter den Territorialfürsten seiner Zeit eine herausragende Position einnimmt. Er agiert in der Auseinandersetzung mit europäischen Königen gleichberechtigt, demonstriert durch seine Heirat mit der dänischen Prinzessin seine besondere Stellung und übernimmt durch seinen Kreuzzug ins Heilige Land auch wenn dieser ausschließlich durch dynastische und landesherrschaftliche Gründe motiviert ist - Aufgaben und Verpflichtungen des Reiches204. Als Problem tritt die ständische Differenz zwischen herzoglicher und königlicher Würde ins Bewußtsein, als Reinfried vom dänischen König die Zustimmung zur Heirat seiner Tochter erbittet. Daß er Yrkane schließlich als seine Frau nach Braunschweig führt, zeigt dann um so eindrucksvoller den königsgleichen Rang seiner Person, seines Hauses, seiner Machtstellung und Landesherrschaft. Bereits im Hirnier in Linion verzichtet Reinfried darauf, den dänischen König zu Fall zu bringen. Er macht jedoch öffentlich deutlich, daß er dazu sehr wohl in der Lage gewesen wäre: mit armes swang er umbevie den künc Fontänägrisen, wes er in nu geniezen lät daz er in niht her under warf? niemen mich des fragen darf, doch tet er mit gewalte schin 202
Für den legitimen Erben Reinfrieds wird dieser Anspruch indirekt formuliert: man huob in unde leiten / so zärtlich und sö schöne, / solt er ze Röme kröne / getragen hän, es war genuoc, vv. 23342-23345. 203 iedoch hän ich von guote / bürge stet gelt witiu lant. / so starkiu léhen liht min hant / daz es mich wol benüegen sol. / min künne ist geflirstet wol / an mangen frömden dienestman, vv. 9934-9939. 204 Vgl. zu diesem Komplex KOELLIKER, Reinfrid von Braunschweig, S. 19-23; NEUDECK, Continuum historíale, S. 113-122; ZIEGELER, Das Glück der Weifen, S. 75-82. Zum Exkurs über die Weltreiche vgl. auch DiTTRiCH-ORLOVius, Zum Verhältnis von Erzählung und Reflexion, S. 117-121.
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität daz ez wol möht gewesen stn sunder zwivels wanke, vv. 1832-1841.
Nachdem Reinfried den Verleumder besiegt und Yrkane entführt hat, ist sein Verhalten in gleicher Weise als Vermittlung zwischen ritterlicher Tüchtigkeit und königlicher Würde stilisiert. In dieser Situation spitzt sich die Problematik allerdings weitaus deutlicher zu. Obwohl Reinfrieds Leute nach der Entführung Yrkanes König Fontanagris und seine Ritter gefangen setzen, kommt man in einer Beratung überein, daß der Sachsenherzog den dänischen König zunächst um die Hand seiner Tochter bitten solle. Erst wenn sich dieser dem Begehren verweigere, könne er sich nehmen, was er faktisch ohnehin schon besitze (vv. 9834-9875). Reinfried argumentiert gegenüber Fontanagris mit seiner Machtstellung, seiner fürstlichen Abkunft und seinem Ansehen als Lehnsherr205 - einen solchen Anspruch zu stellen, sei er aber dennoch nicht würdig. Allein seine kämpferische Leistung, die dem dänischen Königshaus die ere erhielt und Yrkane die Schande ersparte, spreche für ihn. Reinfrieds Selbsteinschätzung teilt der Rat des Königs durchaus. Seine Abkunft, sein Reichtum an Geld und Land und sein gesellschaftliches Ansehen stehen auch hier nicht in Zweifel (vv. 10108ff.; 10150ff.). Allerdings weist der alte witzic ritter (v. 10091) darauf hin, daß der Herzog von Sachsen durchaus die Macht besitze, seine 'Bitte' (sit er mit dröuwen flehet, v. 10101; twinclichez bitten, v. 10123) mit Gewalt durchzusetzen. Beim Abschied von ihrem Vater legt Yrkane diesem dann eindringlich dar, daß sie keinesfalls zu bedauern und das Problem einer nicht standesgemäßen Verbindung nicht gegeben sei: art guot gelt lant und liute hat er eim künge wol geltch, v. 11586f.
Reinfrieds königsgleiche Stellung scheint damit allgemein akzeptiert. Doch ist ZIEGELER zuzustimmen, daß die hier versuchte Vermittlung zwischen herzoglichem und königlichem Rang durch ritterliche Taten und kämpferische Leistungen nur vordergründig bleibt206. In der Krisensituation in Braunschweig, die Reinfrieds überlanges Verbleiben im Orient provoziert, formuliert Yrkane das Problem in ihrem Brief an ihn allerdings anders. Sie erinnert ihn daran, daß sie um seinetwillen auf die dänische Königskrone verzichtet habe, und ermahnt ihn, jetzt nicht auch noch ihre Landesherrschaft zu gefährden: 205 206
Vgl. schon vv. 147ff. Dazu ZIEGELER, Das Glück der Weifen, S. 79.
Dynastisches Selbstverständnis und Führungsanspruch im Reich
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gedenk daz ich die kröne ze Tenemarke dur dich lie. lä mich niht alsö einic hie sus ligen und verderben, wan zwäre ich muoz sterben, git mir din kunft niht balde tröst, vv. 24632-24637.
Man hat die Stilisierung Reinfrieds dahingehend gedeutet, daß der Autor den Idealtypus des deutschen Territorialherren gestalten wollte, der als Nachfolger der Reichsgewalt »mit allen königlichen Attributen«207 versehen sei. ZIEGELER verstand demgegenüber Reinfrieds königsgleiches Handeln als Versuch des Autors, »den königlichen Rang [des herzoglichen Hauses der Weifen, K.R.] in den Formen des Ritterromans zu demonstrieren«208. Daß es in der Nähe Heinrichs des Löwen 'Königsgedanken' gegeben hat, daß er selbst gegenüber den Großen der Welt eine königliche Politik betrieb und in seiner Selbstdarstellung und Repräsentationskunst (Krönungsbild im >Evangeliar Heinrichs des LöwenSächsische WeltchronikBraunschweigische ReimchronikJüngeren Titurel< aber zur Zeit Christi. Richard Löwenherz (v. 16793, 16807, 17849), Friedrich von Schwaben (v. 16621) und König Philipp von Frankreich (v. 17910) nehmen mit dem Babenberger Leopold V. am dritten Kreuzzug und an der Eroberung Akkons 1191 teil, wohingegen dessen Sohn, Leopold VI., sich an der Belagerung Damiettes 1218/19 auf dem vierten Kreuzzug beteiligte210. Schließlich spielt der Dichter wiederholt auf die zur Abfassungszeit lebenden Erben der Schlachtteilnehmer an211. In der Erzählhandlung verschmelzen diese Zeitstufen, Ereignisse und Per210
211
Noch bevor die Stadt im November 1219 eingenommen wurde, kehrte Leopold VI. bereits wieder nach Österreich zurück; vgl. LECHNER, Die Babenberger, S. 198. Zu Leopold VI. vgl. auch EHEIM, Herzog Leopold VI.; HAUSMANN, Österreich unter den letzten Babenbergern; APPELT, Das Herzogtum Österreich, S. 300-314. Vgl. etwa vv. 18518-18526: der junge Bilhtorffcer. / ich wirde sie und ir nachkamen / durch den werden marschalk frumen I der ietz lebt in Österrich, / der mit stielen triwen sich / an der herschaft halten kan\ / ahy, Bilhtorffer, du werder man, / daz du erwirbst die werdekait / diu din vordem furtrait!
Dynastisches Selbstverständnis und Führungsanspruch im Reich
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sonen zu einem gloriosen 'österreichischen Kreuzzugsunternehmen', in dem Herzog Leopold und sein Sohn Wilhelm die herausragenden Rollen spielen. Doch Johann verliert keinesfalls den geschichtlichen Boden unter den Füßen212. Man kann den fiktiven Kreuzzug unter österreichischer Führung eher als eine Art Gegenentwurf zur Schmach Leopolds V. vor Akkon verstehen, die diesem dort vor allem von Richard Löwenherz zugefügt worden war. Nachdem Crispin von Belgalgan und Wilhelm durch ein von König Agrant aufgebotenes Heer in Bedrängnis geraten, bittet man das christliche Kreuzritterheer, das gerade Damiette belagert und dem auch Wilhelms Vater Leopold, der österreichische Herzog, angehört, um Hilfe213. Der Hilferuf Wilhelms motiviert das fiktive Kreuzzugsunternehmen unter der Führung des österreichischen Herzogs. In dem folgenden Kampfgeschehen erscheinen dann als Führer der Heeresabteilungen der Barbarossa-Sohn Friedrich von Schwaben, König Richard und König Philipp. Diese Herrschergestalten verweisen auf den dritten Kreuzzug, auf die Eroberung Akkons 1191, an der Leopold V. beteiligt war. Daß die Belagerung von Damiette in den Jahren 1218/19 und die 1191 zur Eroberung von Akkon führenden Ereignisse unterschiedlichen historischen Zusammenhängen angehören, wird dem Autor nicht unbekannt gewesen sein. Daß es sich bei den jeweils beteiligten österreichischen Herzögen gleichen Namens um zwei verschiedene Personen handelt, war schon bedeutend schwieriger zu erkennen214, zumal noch die moderne Forschung die beiden miteinander gleichgesetzt hat215. 212
So MAYSER, Studien zur Dichtung Johanns von Würzburg, S. 84. Zum Kreuzzugsgeschehen im WvÖ vgl. EBENBAUER, Spekulieren über Geschichte, S. 156f.; HUSCHENBETT, Johann von Würzburg, >Wilhelm von ÖsterreichFürstenbuch< (letztes Viertel 13. Jh.) der Auseinandersetzung zwischen Leopold V. und Richard Löwenherz sehr ausführlich (vv. 1147-1206, 1361-1506). Auch seine Darstellung zielt auf eine Stilisierung der Ereignisse, die den Führungsanspruch des österreichischen Herzogs bestätigen soll: Do fuort gewalticliche / der vogt uz Osterriche I sin banier da vil wol bekant / für dez banier üz Engellant. / daz wart dem künige also zorn, / er treip daz ors mit den sporn / und sluoc dem herzogen sin banier nider; / zwar daz muost in riuwen sider. / er sprach: 'wä gesach daz ie dhein man? / schol eines herzogen banier gän / vor eines rehten küniges vanen?, vv. 1177-1187. Auch er verwechselt Leopold V. und seinen Sohn Leopold VI., indem er die Erbauung der Ordensburg Starkenberg im Heiligen Land auf Leopold V. zurückführt (vv. 1207-1360). Die Gefangennahme von Richard Löwenherz (vv. 1361-1506) gestaltet er »mit boshaftem Küchenhumor zu einer burlesken Szene« aus: »Sein Richard Löwenherz betätigt sich in der herzoglich-babenbergischen Küche als Bratenwender; der Küchenmeister erkennt ihn und nimmt ihn auf herzoglichen Befehl gefangen«, LLEBERTZGRÜN, Das andere Mittelalter, S. 87. 213
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität
Leopolds königliche Kampfgenossen, insbesondere der englische König, hatten den historischen österreichischen Herzog vor Akkon aufs schärfste brüskiert. Es kam zu der bekannten und aus österreichischer Sicht wenig glanzvollen Episode, daß nach dem erfolgreichen Sturm auf die Stadt Richard Löwenherz das neben den königlichen Zeichen aufgerichtete Banner des österreichischen Herzogs herabgerissen und geschmäht haben soll. Leopolds Rolle in diesem Unternehmen ist häufig überschätzt worden, denn »mit seiner Handvoll Ministerialen [gehörte er] nur zu den Statisten vor Akkon [...], die den Taten der Könige zusehen durften«216. Daher ist sein Anspruch auf Ruhm und Beute von den europäischen Potentaten wohl als Anmaßung verstanden worden. Daß es nicht nur um Kriegsruhm, sondern vor allem auch um Beute ging, hat FICHTENAU hervorgehoben: Weder Richards hochfahrendes Wesen, seine Abneigung gegen die Deutschen noch seine Verwandtschaft mit Heinrich dem Löwen scheinen ihm die Beleidigung Leopolds ausreichend zu motivieren217. Zumindest teilweise konnte Leopold diese Schmach dann durch die Gefangennahme des aus dem Heiligen Land zurückkehrenden Richard kompensieren. Sie Ottokar weiß am Schluß seiner >Steirischen Reimchronik< zwar zwischen den beiden Babenbergern zu unterscheiden: der alte herzog Liupolt / an manigen Sachen hat geholt / den pris an manigen dingen ... einen sun der liez, / der ouch Liupolt hiez: / wer der selbe wtere, / swer diu selben nuere, / wie er lebt stn tag, / wel wizzen, der frag, / wer da fuor die vart, / dö Tamiat gewunnen wart / von den kristen enhalp mers, vv. 97942-97966. Wie Johann von Würzburg parallelisiert er jedoch Ereignisse des dritten und vierten Kreuzzugs. So nimmt Richard Löwenherz an der Belagerung von Damiette 1218/19 teil: und kunic Ritschart von Englant I mit einem her starc. / ouch was da der von Tenmark, / von Friesen und von Norwcegen. I wes die alle dö phlcegen, daz ir wol habt vernomen, vv. 97979-97984. In der Idealisierung des österreichischen Herzogs besteht ohnehin Einigkeit zwischen den beiden Autoren: under den allen / moht niemen Uberschallen / den herzogen Liupolt, vv. 97992ff. Zur Darstellung der Auseinandersetzung zwischen Leopold V. und Richard Löwenherz in der österreichischen Chronistik des 15. Jh.s vgl. SCHRANZHOFER, Das Bild der Babenberger, S. 169f. (zur >Cronica Austrie< des Thomas Ebendorfer) und S. 178f. (zum >Chronicon Austriacum< des Veit Arnpeck). Zur Person des Richard Löwenherz in der deutschen Lyrik vgl. EDWARDS, The Magnanimous Sex-Object. 215 Vgl. RUNCIMAN, Geschichte der Kreuzzüge 3, S. 163. 216
FICHTENAU, A k k o n , S. 2 5 7 .
217
»Bedenkt man die Härte der englischen Reaktion, muß die Aufpflanzung des Banners mehr als eine bloße Geste gekränkten Ehrgeizes gewesen sein. Allen Anschein nach meldete diese Symbolhandlung den Anspruch auf Anteil an der Beute [...] an, und derartiges konnte eine Kettenreaktion auslösen, die es sofort und in eindeutiger Form zu unterbinden galt«, FICHTENAU, Akkon, S. 247.
Dynastisches Selbstverständnis und FUhrungsanspruch im Reich
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brachte ihm nicht nur einen beachtlichen Anteil am Lösegeld, sondern machte ihn unverhofft zu einem »der Akteure in der Sphäre [der] 'großen' Politik« 218 , der plötzlich mit dem deutschen Kaiser und dem französischen König verhandelte. Von den tatsächlichen Ereignissen des dritten Kreuzzugs ist im Roman nicht die Rede. Die Umdeutung der Geschichte setzt bereits bei den Kämpfen im Heiligen Land an. Der österreichische Herzog ist der Anführer der acht Kontingente des christlichen Heeres, dessen erste vier Scharen aus deutschsprachigen Kämpfern bestehen, die das Vorstreitrecht besitzen. Leopold führt die erste Schar (vv. 16519ff.) unter dem österreichischen Banner (vv. 16540ff.) an, erst dann folgt Barbarossas Sohn an der Spitze der zweiten mit dem Reichsbanner 219 (vv. 16633ff.). Über König Richards dritter Schar weht zwar das englische Banner mit den drei weißen Löwen (vv. 16822-16828), doch befehligt er vor allem deutschsprachige Ritter, wan Engellander wellent sin / alle tütsch (v. 16791f.). Ihm folgen sowohl die Könige von Dänemark, Schweden und Norwegen als auch norddeutsche Territorialherren, die Herzöge von Sachsen, Braunschweig und Lüneburg sowie der Markgraf von Brandenburg. Engländer umfaßt sein Aufgebot nicht. Erst als Anführer der fünften Schar erscheint dann der französische König. Die Aufstellung und Rangordnung des Heeres idealisiert die Position des österreichischen Herzogs, dem gegenüber die europäischen Könige nachgeordnet sind. JONES hat treffend bemerkt, daß in dem folgenden eigentlichen Schlachtgeschehen ausgerechnet König Richard eine Rolle zugewiesen wird, die Leistung und Ruhm des Österreichers noch deutlicher hervorheben 220 . Als Einzelne zeichnen sich Leopold und Wilhelm erwartungsgemäß am deutlichsten im Kampf aus, daneben hebt der Autor die Schwaben und seine Landsleute, die Franken, lobend hervor. König Richard muß gegen die außergewöhnliche Streitmacht (Riesen) König Senebors kämpfen. Auch als die Christen den Sieg insgesamt bereits errungen (vv. 18071 ff.) haben, ist Senebors Heer weitgehend intakt, und es bedarf der gemeinsamen Anstrengung der Schwaben, Franken und vor allem Leopolds selbst, um auch sie zu überwinden. 218
Ebda. S. 250. Zudem wurde vereinbart, daß einer der Söhne Leopolds Richards Nichte, Eleonore von der Bretagne, heiraten sollte. Diese Ehe kam zwar nach dem Tod Leopolds durch einen Reitunfall nicht mehr zustande, doch »war die Einheirat in die englische Königsfamilie für einen Babenberger ein großer Erfolg, und sie bedeutete eine Art tätiger Reue Richards fiir die Schmach von Akkon«, FICHTENAU, Akkon, S. 250. 219 Zur Fahne des Reiches im WvÖ vgl. MAYSER, Studien zur Dichtung Johanns von Wtirzburg, S. 92. 220 Vgl. JONES, Richard the Lionheart, S. 113ff.
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Fingierte Erzählwelt und historische Faktizität
die Swaben und die Franken und der alt von Österrich alrerst begunden rechen sich, w . 18104ff. Richard allein gelang dies nicht. Dadurch steht er erneut im Schatten Leopolds. JONES ist zuzustimmen, wenn er hier eine Umkehrung der Situation im dritten Kreuzzug als Darstellungsintention vermutet221. Es ging dem Autor aber nicht darum, einen nationalen Antagonismus zu betonen222. Vielmehr sollte die Schmach von Akkon eindrucksvoll getilgt, ein Anspruch auf Adäquatheit gegenüber den europäischen Potentaten erhoben und ein Führungsanspruch im deutschen Reich demonstriert werden. 1314 war dies mehr denn je von aktuellem Interesse. Johann widmet, wie gesagt, das Werk den beiden Habsburgern Leopold I. und Friedrich I., der nach dem Tod Kaiser Heinrichs (24.8.1313) die Herrschaft im Reich zurückzugewinnen suchte223. Die Beziehung dieser Situation zur erzählten Babenbergervergangenheit vergegenwärtigt der Autor vor allem genealogisch. Im Roman ist Friedrich als Sohn Wilhelms und Aglys der legitime Nachfolger Leopolds. Im Herzogsamt kann auch Friedrich der Schöne 1314 als legitimer Nachfolger des Babenbergers gelten. Der Roman macht den österreichischen Herrschaftsanspruch und die Legitimation des Amtsinhabers sichtbar und vergegenwärtigt im idealisierten Kreuzzugsunternehmen die reichspolitischen Ambitionen der Dynastie.
3. Das Vorkampfrecht der Schwaben Auch im FvS wird die Vorrangstellung der Schwaben mit herausragenden Leistungen im Heidenkampf begründet. Das Werk bietet aber keine eigene Kreuzzugsgeschichte, sondern verweist auf die Erzählung vom Vorstreitrecht, das der schwäbische Heerführer Gerold für die Schwaben un221
»The humiliation suffered by Leopold at Acre ist here redressed and 'the record put straight' so that there should be no blemish in the history of Austrian ducal glory which Johann bequeaths to the Habsburgers on behalf of their Babenberg predecessors«, JONES, Richard the Lionheart, S. 114. 222 Im Unterschied etwa zu Konrad von Würzburg im >Turnier von NantesDas Turnier von NantesKaiserchronik< vv. 14623-14628: do verlech der chunic Karle / Gerolde dem helde, / daz die Swäbe von rehte / iemer suln vor vehten / durch des riches not. / daz verdiende Gerolt der helt guot.\ >Rolandslied< vv. 7855-7858; Strickers >Karl< vv. 9239-9243; weitere Quellen bei SCHÖNING, >Friedrich von Schwaben^ S. 141f„ und WTELLER, Der Vorstreit. Zum Vorstreitrecht der Schwaben vgl. auch die bei MAURER, Der Herzog von Schwaben, S. 151 A. 150, und GRAF, Das »Land« Schwaben, S. 144 A. 78, angeführte Literatur. 223 GRAF, Das »Land« Schwaben, S. 144. 226 »Läßt sich das Wesen des 'Herzogs von Schwaben', das Wesen schwäbischer Herzogsherrschaft trotz allen Wandlungen von Grundlagen und Wirkungen für alle Jahrhunderte ihrer Existenz am ehesten als königliche Beauftragung, als königliches Amt, als Stellvertretung des Königs, als Zwischengewalt also kennzeichnen, so ist die äußere Form, in der der Herzog von Schwaben dieses seines zunächst mehr an Zustimmung und Mitwir-
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der explizite Hinweis auf das Reich (v. 5739) signalisieren deutlich die reichspolitische Dimension. Da das Herzogshaus nicht mehr bestand, war das mit 'dem Herzog von Schwaben' verknüpfte Potential nicht mehr dynastisch gebunden. Das Herzogsherkommen kam sicher - wie G R A F meint - dem schwäbischen Adel insgesamt zugute, doch es konnte ebensogut zur Selbstdarstellung und Legitimation der Herrschaft einer Dynastie herangezogen werden, die in Schwaben eine Hegemonialpolitik betrieb. Indem die Württemberger das sagenhafte Vorfechtrecht für ihre Zwecke funktionalisierten, haben sie offenbar genau dies versucht. Zumindest zwei Hinweise finden sich, die man in diesem Sinne deuten kann. Sowohl im >Lohengrin< als auch in Fuetrers Bearbeitung dieses Werkes ist der Herzog Gerold von Schwaben durch einen Herzog Eberhard ersetzt227. Da ein schwäbischer Herzog namens Eberhard nicht existiert hat, stellte SCHÖNING die Verbindung zum Geschlecht der Württemberger Grafen her, für das der Name geradezu eine Leitfunktion besessen hat228. Hinzu kommt, daß das Vorstreitrecht der Schwaben und das Lehen der Reichsfahne offenbar zusammengesehen wurden. Das letztere war aber mit dem Reichsgut Markgröningen verbunden und kam seit dem Jahre 1336 den Württembergern zu229. Es ist vorstellbar, daß die Erwähnung des Vorstreitrechts der Schwaben in Verbindung mit der Tradition
227
kung seiner adeligen Mitlandleute und danach mehr an seine eigene Landesherrschaft gebundenen Amtes waltete, letztlich als eine fürstliche, als eine die Selbstdarstellung des Königtums nachahmende Verhaltensweise zu bestimmen«, MAURER, Der Herzog von Schwaben, S. 307. Vgl. >Lohengrin< vv. 4128-4136: der vorstrit was der Swäbe durch reht, / daz düht künic und vürsten billich unde sieht, / wart sie in her von alter haben Sölden. / Doch was der schar ir maht ze klein. / Beiern und Franken schict man zuo in, daz wart ein / só stolziu schar, daz man sie mähte entsitzen. / Swas oberhalben Bingen was / Franken, herzog Eberhart die an sich las / von Swäben, wan er war menlich mit witzen', Fuetrers >Lohengrin< Str. 2144f. (Ausgabe NYHOLM); anderer Ansicht ist GRAF, Geschichtsschreibung, S. 191 A. 107. Erinnert sei daran, daß der >Lohengrin< und der FvS gemeinsam in der Heidelberger Hs. Cpg 345 aus dem 15. Jh. tradiert werden, die von Margarethe von Savoyen in Auftrag gegeben wurde (vgl. die Kurzbeschreibung der Hs. im Anhang [IUI]).
228 229
Vgl. SCHÖNING, >Friedrich von Schwaben^ S. 142; vgl. dazu auch oben S. 170 A. 76. Tatsache ist, daß Ludwig der Bayer am 3. März 1336 den Grafen Ulrich von Württemberg mit seiner und mit der Sturmfahne des Reiches sowie dem zugehörigen Sturmfahnlehen von Stadt und Burg Groningen belehnt. Ein Zusammenhang zwischen dem Vorstreitrecht und dem Reichsfahnlehen wurde ebenso vehement bestritten wie befürwortet, vgl. WFELLER, Der Vorstreit; ERNST, Kriegsfahnen; MAY, Reichsbanneramt, sowie die von MAURER, Der Herzog von Schwaben, S. 151 A. 150, angeführte Literatur.
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233
des Bannerträgeramtes, das an den Lehnbesitz von Markgröningen geknüpft war, im 14. Jahrhundert als Ausdruck und Legitimation eines württembergischen Hegemonialanspruchs in Schwaben verstanden werden konnte. Die schwäbischen Herzöge beanspruchen im FvS das Recht des Vorstreits. Der Träger ihres Banners mit den Dry stern von gold (v. 5784)230 ist in der Jerome-Fassung jener schon genannte Vivianz von Teck. Über die Machtverhältnisse läßt der Text jedoch in keiner der beiden Fassungen Zweifel aufkommen. Die Herzöge von Schwaben, Friedrichs Brüder Heinrich und Ruprecht sowie dessen drei Söhne (vv. 5772-5778), wählen sich ihren Bannerträger unter den schwäbischen Rittern aus. So entsteht der Eindruck, als bedienten sich die schwäbischen Herzöge eines Herren von Teck zur Führung ihres Herrschaftszeichens.
VII. Fiktion und Landesgeschichte: Ergebnisse und Zusammenhänge Der ideale Fürst, die herausragende Dynastie und die gerechte Landesherrschaft gehören zu Beginn des 14. Jahrhunderts zum Spektrum der Rollenbilder repräsentativer Adelsherrschaft, die weitgehend auch ohne konkreten historischen Bezug literarische Umsetzung finden. Im RvB, WvÖ und FvS ist zu beobachten, daß die Fixierung auf einen Fürsten, auf ein Geschlecht und auf einen subjektiven Identifikationsraum 231 'Land' als Elemente eingespielter Erzählorganisation genutzt werden. Die in den Texten aktivierten Ideale des vorbildlichen Landesfürsten, des bedingungslos Liebenden, des Aventiure- und Welterfahrung-Suchenden sind wohl nur noch beschränkt als konkrete Fürstenlehre und Herrscherunterweisung zu verstehen. Man wird in ihnen Ausdrucksformen adliger Gruppenbestätigung und Affirmation sehen dürfen, die sich der in literarisch230
2,1
Die drei goldenen Sterne im Banner der Schwaben lassen sich nicht eindeutig zuordnen. Weiter führen könnte vielleicht die Beobachtung MAURERS, Die Habsburger und ihre Beamten im schwäbischen Donaugebiet, S. 49, daß der »Stern als Wappen- und Siegelzeichen [...] häufig auf eine Beziehung zum Königtum« deute. Der Gedanke, daß durch den dreifachen goldenen Stern die besondere Beziehung des schwäbischen Herzogtums zum staufischen Königs- und Kaisertum angespielt werden soll, läd zur Spekulation ein, ist aber nicht zu belegen. Zum Begriff vgl. KNAPP, Süddeutsche Literaturlandschaften, S. 426. Für KNAPP bieten sich einerseits politische, andererseits sprachliche Einheiten als subjektive Identifikationsräume spätmittelalterlicher Literaturproduzenten und -rezipienten an.
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höfischen Traditionen verankerten Erzählsschemata bedienen. Statusadäquate fürstliche Lebensführung und legitimierte, gerechte Herrschaftsausübung sind dabei Orientierungspole einer Didaxe, die innerhalb der literarischen Tradition bereits den Charakter des Selbstverständlichen besitzt und damit in gewisser Weise 'institutionalisiert' ist. Identifizierbare dynastische und geographische Namen, Schilderungen von historischen und fiktiven Wappen, Genealogien und Herrschaftszeichen sowie die durch die Erzählhandlung aufgeworfenen Herrschaftsideale deuten auch auf regional begrenzte Funktions- und Wirkungsräume. Der signifikanteste Ansatzpunkt der Autoren ist zunächst die Person des Helden als herausragenden höfischen Ritters, als Exponenten einer Dynastie mit ruhmvoller Vergangenheit, als Herrn eines 'Landes', als siegreichen Kämpfers im Heiligen Land und als Primus inter pares der Territorialherren im deutschen Reich. Daß schon die Zeichnung der Protagonisten ein komprimiertes Anspielungspotential auf weifische, österreichische und schwäbische Landesgeschichte umfaßt, läßt sich nicht bezweifeln. Es ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen, daß eine regierende oder dominierende Dynastie dieses Anspielungspotential, diese Stilisierung von Vergangenheit, für ihre Zwecke funktionalisieren konnte. Ja es stellt sich sogar die Frage, ob das Interesse der Dynasten und ihres Umfelds die Texte vielleicht überhaupt erst hervorgebracht hat. Die primäre Kommunikationssituation, in die die Texte eingebunden sind, ließ sich nur ansatzweise rekonstruieren. Informationen über die Autoren und Gönner fehlen (RvB, FvS) oder bleiben widersprüchlich (WvÖ). Da auch Zeugnisse der frühen Überlieferung hierzu wenig beitragen232, sind wir weitgehend auf werkimmanente Informationen angewiesen. Es ist zwar nicht konkret zu belegen, daß die Werke als Auftragsarbeiten der in ihnen jeweils angespielten Dynastie entstanden sind oder daß sie in ihrem unmittelbaren Umfeld rezipiert wurden, doch ließen sich die Romane sehr gut als Identifikations- und Legitimationsangebot für eine herrschende Familie und für die ihr verbundenen Träger der Landesherrschaft verstehen. Dies heißt aber auch, daß sie nicht in einer außerliterarischen Bindung aufgehen, sondern fiktional begründete Eigenwelten ausformen, deren Sinngebung literarischen Traditionen verpflichtet ist. Zeitlich parallel zu den hier diskutierten Romanen entstehen - zumindest im Umkreis der Weifen und des österreichischen Herrscherhauses gereimte volkssprachliche Landeschroniken, deren Autoren mit der Ge232
Vgl. die spärlichen Hinweise auf frühe Besitzer von Handschriften und Drucken in den Kurzbeschreibungen der Textzeugen im Überlieferungsanhang.
Fiktion und Landesgeschichte: Ergebnisse und Zusammenhänge
235
schichte der Dynastie und des Landes durchaus vergleichbar umgehen. Auffallend ist in diesen Texten zunächst die ausgeprägte Tendenz zur Literarisierung der Geschichtsdarstellung. So hat man den offensichtlich bestehenden Zusammenhang zwischen Geschichtsschreibung und Roman gerade durch den Hinweis auf das Ineinanderfließen von historiographischen und narrativ-literarischen Darstellungsformen in den gereimten Landeschroniken aufzuzeigen versucht. Die Nähe etwa der im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts entstandenen >Braunschweigischen ReimchronikFürstenbuchsReimchronikBraunschweigische ReimchronikFürstenbuchSteirische Reimchronik«, hg. v. SEEMÜLLER. 236 Zur >Braunschweigischen Reimchronik*, zum >Fürstenbuch< Enikels und zur Chronik Ottokars vgl. unter diesem Gesichtspunkt WENZEL, Höfische Geschichte, S. 117-190 (»Höfische Ausdeutung der Zeitgeschichte in den Landeschroniken«). Ein deutschsprachiges historiographisches Werk, das man als 'Schwabenchronik' bezeichnen könnte, ist im 14. Jh. nicht überliefert. 237 Zwar intensiviert sich die Historisierung der Fiktion in den hier untersuchten Werken, doch ist die Thematisierung von Geschichte sicher ein die gesamte mittelalterliche Romantradition charakterisierendes Faktum. Allenfalls der Artusroman geht andere Wege, insofern die hier initiierte neue Form der Sinnkonstitution, die 'Entdeckung der Fiktionalität', der Rückversicherung durch den geschichtlichen Bezug nicht in gleicher Intensität bedurfte, vgl. dazu HAUG, Literaturtheorie. 238 Vgl. SCHNEIDMÜLLER, Landesherrschaft, S. 93f.; ders., Friesen - Weifen - Braunschwei234
236
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ging den Autoren der frühen Landeschronistik um die Geschichte einer Familie und um den - genealogisch geführten - Nachweis der Legitimität einer Dynastie zur Landesherrschaft, um ein Herrschaftsprogramm also, das in besonderer Weise räumlich gebunden war. So stellt die an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert im Umkreis von Braunschweig und Lüneburg entstandene Geschichtsschreibung239 das Herzogtum, das Land und das herzogliche Amt, nicht aber vorrangig die weifische Familiengeschichte in den Mittelpunkt240. Im Zentrum dieser Werke steht die >Braunschweigische ReimchronikBraunschweigischen Reimchronik< und in der >Chronica< des Arnold von Lübeck heraus: »Das Besondere, das Neue an den Hoftagen der Weifen, an ihren Hochzeiten und an ihren Turnieren ist der konsequente Bezug auf die terra«. 241 Zu diesem Werk vgl. vor allem ZIEGELER, Das Glück der Weifen; SCHNEIDMÜLLER, Landesherrschaft, S. 85ff.; PATZE/AHRENS, Die Begründung des Herzogtums Braunschweig; STACKMANN, Kleine Anmerkung; HERDERHORST, Die Braunschweigische Reimchronik; CORDES, Norddeutsches Rittertum. 242 SCHNEIDMÜLLER, Landesherrschaft, S. 86. 243 »Aus Familiengeschichte, aus der Genealogie oder der Historia Welforum, aus imperialen und monarchischen Verbindungen war Landesgeschichtsschreibung geworden, Historiographie über das Schicksal Sachsens oder der braunschweigischen Herzöge«. Dieser Wandel ist »keine Braunschweiger Besonderheit, sondern läßt sich an vielen Stellen im
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Im ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert finden sich wie in 'Sachsen' auch in Österreich beeindruckende Beispiele gereimter Landeschronistik. Gegenstand der Darstellung von Jans Enikels >Fürstenbuch< und Ottokars steirischer >ReimchronikGmünder Kaiserchronik< handelt, sowie zu weiteren Zeugnissen württembergischer Geschichtsschreibung vgl. GRAF, Exemplarische Geschichten, S. 209-231; ders., Geschichtsschreibung. Zur Geschichtsschreibung im späteren Herzogtum vgl. auch die Hinweise bei HERDING, Geschichtsbewußtsein. 247 STIEVERMANN, Landesherrschaft, S. 161. 248 GRAF, Das »Land« Schwaben, S. 140.
238
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Dem Bestreben zur Genealogisierung, Territorialisierung und zu einer universalhistorischen Einbindung der regionalen Geschichte in der Landeschronistik250 kommt in den hier untersuchten Romanen vor allem die Tendenz, in der Fiktion Geschichtsprojektionen zu entwerfen, in denen ein Fürst, eine Dynastie und eine Landesherrschaft im Zentrum stehen, recht nahe. Die in den Romanen agierenden Fürsten sind erfolgreich dank eigener Kampfes- und Tatkraft, des materiellen und legitimationssichernden Rückhalts ihrer Dynastie, der bedingungslosen Treue und selbstlosen Kooperationsbereitschaft des Landadels. Schon der Titel, die Herkunftsbezeichnung und der Herrschaftsbereich der Helden konnten als gezielte Anspielungen auf die regierende Dynastie der braunschweigischen Weifen (RvB), der Habsburger (WvÖ) und vermutlich auch auf die in Schwaben im 14. Jahrhundert dominierenden Grafen von Württemberg (FvS) verstanden werden. Zur Vorstellung der Autoren von idealer Herrschaft gehört zudem, daß dem Landesherrn Kompetenzen der Zentralgewalt zukommen. Er füllt das durch die Schwäche des Reiches bedingte 'Herrschaftsvakuum'. Die Historisierung der Helden eröffnet ein weiteres Anspielungspotential im Bereich dynastischer und territorialer Geschichte. So ist die Zeichnung Reinfrieds mit großer Wahrscheinlichkeit daraufhin angelegt, die Person, die Herrschaftsrechte und die Landesherrschaft Heinrichs des Löwen in Erinnerung zu rufen. Der österreichische Herzog Leopold im WvÖ vereinigt in seiner Person Züge der historischen Babenberger Leopold V. und Leopold VI., wohingegen der Sohn des Helden, Friedrich, durch die Namensidentität mit dem letzten Babenberger (Friedrich II.) und dem Habsburger (Friedrich dem Schönen) als eine Art oszillierendes Verbindungsglied zwischen der ausgestorbenen und der regierenden österreichischen Herzogsdynastie fungiert. Problematischer sind die historischen Bindungen des FvS zu beurteilen. Der Titel eines Herzogs von Schwaben, den der Held im FvS führt, ruft 249
Zu diesem Werk vgl. die Arbeit von GRAF, Exemplarische Geschichten. Das Ineinanderfließen von historiographischen und narrativ-literarischen Darstellungsformen hat man in einem Landesdiskurs aufheben wollen, der als eine Art Ubergreifender Bezugsrahmen von Texten unterschiedlicher Gattungen vorgestellt wurde. Im FvS und in der Schwäbischen Chronik< des Thomas Lirer sieht GRAF den Versuch des schwäbischen Adels, das genossenschaftliche Modell des Landes mit der dynastisch orientierten Herzogsüberlieferung zu verbinden, vgl. GRAF, Exemplarische Geschichten, S. 112 u.ö. 250 Zu Tendenzen in der Historiographie, Fakten der Universal- und Reichsgeschichte mit regionalgeschichtlichen Aspekten zu verflechten, vgl. JOHANEK, Weltchronistik und regionale Geschichtsschreibung.
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die staufische Herzogstradition ins Gedächtnis. Nach dem Aussterben des Hauses war dieses Traditionsgut dynastisch nicht mehr festgelegt. Der Text akzentuiert das Moment der Herzogsherrschaft und hebt andererseits die Hegemonialpolitik des Herzogs in besonderer Weise hervor. Trägt man an diesen Befund - mit der gebotenen Zurückhaltung vor direkten Identifizierungen von Fiktion und historischer Realität - zwei wichtige Faktoren schwäbischer Geschichte heran, so ist nicht zu übersehen, daß die Grafen von Württemberg die erfolgreichste Expansionspolitik im 14. Jahrhundert betreiben und sich wiederholt daran beteiligen, das Herzogtum Schwaben wieder zu begründen. Diese Versuche scheitern allerdings nicht zuletzt am Widerstand des schwäbischen Adels, der sich seiner landesherrlichen Mediatisierung erfolgreich widersetzt. Der Widerstand ist im Sinne des FvS zwar auch als Ausdrucksform eines sich genossenschaftlich ausrichtenden Landesbewußtseins zu verstehen. Doch an der Spitze des im FvS literarisch gestalteten Landesmodells steht der Fürst in seiner Funktion als königsgleicher Landesherr, mit dem der Landadel bereitwillig kooperiert. Eine beachtliche Zahl von Textelementen in den Romanen kann als Form dynastischer Repräsentation gedeutet werden. Genealogische Fiktionen finden sich vor allem im WvÖ. Schilderungen von historischen und fiktiven Wappen kennzeichnen den RvB. In geradezu exzessiver Weise 'streut' Johann von Würzburg Namen von Adelsgeschlechtern ein, deren mögliche Beziehungen zum Haus Österreich sich erst teilweise aufdecken ließen. Im Umgang der Autoren mit der Geschichte, im Geflecht geschichtlicher Anspielungen, dominiert die dynastische Perspektive dennoch nicht. Der Nachweis der Legitimität der Fürstenherrschaft wird nicht ausschließlich durch genealogische Argumentationen geführt. Dynastische Herrschaft ist vielmehr Voraussetzung zur gerechten Landesherrschaft, die als Konsens, als harmonisches Miteinander von Landesfürst und Landadel gedacht ist. Hinzu kommt, daß die Protagonisten des WvÖ und auch des FvS im genealogischen Sinne nicht als direkte Vorfahren des zur Entstehungszeit der Texte amtierenden habsburgischen Landesfürsten oder des württembergischen Grafen zu verstehen waren. Unter dem Gesichtspunkt einer Sukzession im Herrscheramt konnten sich die regierenden Fürsten aber sehr wohl in der Tradition der Romanhelden sehen. Die Kontinuität der Herrschaft stiftet nicht der Gedanke der gentilen Abstammung, sondern der der Sukzession im Amt des Landesherrn. Teilweise lassen sich hier Ansätze einer neuen Auffassung von Herrschaft erkennen. Gegenüber vornehmlich dynastisch orientierten Romanen er-
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fährt das genealogische Moment eine wichtige Erweiterung und Ergänzung durch den institutionellen und teilweise schon transpersonalen Charakter des Herrschaftsamtes. Die Gefährdung der Landesherrschaft konkretisieren die Autoren poetisch in dem Motivkomplex des fehlenden Nachfolgers (RvB, WvÖ), des durch die Minne erzwungenen oder durch curiositas bedingten - temporären (RvB, FvS) oder endgültigen (WvÖ) - 'Verzichts' des Fürsten auf die Landesherrschaft, der Teilung des Landes (FvS) sowie durch den Tod eines Protagonisten (WvÖ, FvS). In den in der Fiktion entworfenen Krisen und Konsolidierungen der Landesherrschaft fallt dem Landadel im RvB und im WvÖ jeweils eine besondere Rolle zu. Die Autoren nehmen mit ihrem Herrschaftsideal primär die Position der Fürsten ein, vor allem im WvÖ aber sicher auch die der Landherren von Österreich. Die Wahrung der adligen Interessen ist im WvÖ als Sicherstellung der legitimen Nachfolge im Herzogsamt dargestellt. Eine 'gruppenegoistische' Haltung wird jedoch auch hier nicht verfochten. Johann von Würzburg geht es vielmehr um einen idealen Ausgleich zwischen dem radikalen Machtanspruch des Landesfürsten und den Interessen der einflußreichen Landherren. Im Zentrum seines Herrschaftsideals steht die Projektion eines harmonischen Miteinanders der mächtigsten konkurrierenden gesellschaftlichen Kräfte. Der erschließende Ansatz dieser Herrschaftskonzeption ist einerseits beim Autorinteresse, andererseits aber auch in regionalpolitischen Spezifika des sich ausbildenden Territorialstaates zu suchen. Die einschneidendste Krise, der Tod des Fürsten oder der Fürstin, wird im WvÖ durch das Eingreifen der Landherren, im FvS durch die Wiederverheiratung Friedrichs überwunden. Die Kontinuität der Landesherrschaft zu wahren, hat oberste Priorität. Die unterschiedlichen Handlungskonstellationen der Fiktion, mit denen die Autoren dieses Ziel gestalten, entwerfen Wunschbilder idealer Herrschaft, die Veränderungen politischen Handelns und Denkens aufnehmen, sich aber auch auf literarische Traditionen beziehen. Das Problem von Herrschaftsgewinn, -gefährdung und -verlust stellt sich für Reinfried von Braunschweig und Wilhelm von Österreich auch im Orient, im Zusammenhang mit ihren 'Privatkreuzzügen'. Die zentralen Voraussetzungen der Landesherrschaft (Friedenssicherung, Rückhalt des Fürsten beim Landadel) treten bei den im Heiligen Land von den Protagonisten errichteten idealen christlichen Herrschaften vielleicht noch deutlicher hervor. Ein weiterer Faktor wird hier einbezogen, das Wirken einer starken Zentralgewalt, die auf der Ebene der 'Länder' völlig bedeutungslos ist. Ihr Kreuzzugsunternehmen stilisiert die Herzöge von Sach-
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sen und Österreich zu königsgleichen Potentaten, für die das deutsche Reich als eine, ihre Machtbefugnis einschränkende Instanz nicht mehr gegeben ist. Vielmehr nehmen sie selbst die einer Zentralgewalt zukommenden Funktionen wahr. Unter den im Roman auftretenden Territorialfürsten spielt Reinfried eine herausgehobene Rolle, die vor allem durch seine Heirat mit der dänischen Königstocher demonstriert wird. Auch der Verweis der Herzöge im FvS auf das Vorkampfrecht der Schwaben zielt darauf, ihre besondere Stellung im Reich hervorzuheben. Daß diese Führungsrolle, die die Herzöge von Sachsen, Österreich und Schwaben in der Fiktion einnehmen, von den Angehörigen einer Dynastie propagandistisch genutzt und zur Begründung angestrebter Machtpositionen in Anspruch genommen werden konnte, ist naheliegend. Zur Legitimierung eines weifischen Machtanspruchs auf die Herzogswürde in Sachsen, d.h. auf die Restitution der seit Heinrich dem Löwen verlorenen Besitzungen und Herrschaftsrechte, eines Anspruchs Friedrichs des Schönen auf den deutschen Thron sowie eines Anspruchs der Württemberger auf das Herzogsamt und die Führungsposition in Schwaben konnten die Romane durchaus beitragen. Allerdings finden sich keine Hinweise oder gar Belege darauf, daß die Funktionsangebote der Texte von den anvisierten Adelshäusern auch angenommen wurden251. Hierin unterscheiden sich Romane und Landeschroniken trotz der Überschneidungen in Themen und Darstellungsprinzipien. Die Landesgeschichtsschreibung übernimmt deutlich nachweisbar legitimierende und stabilisierende Funktionen für die Dynastie und für die Landesherrschaft. In ihr kommt »die historische Überlieferung des fürstlichen Hauses zur Darstellung, dem die jeweilige Hofgesellschaft verpflichtet ist, jenes System der Helfer und Diener, das auf die Bedürfnisse des Fürsten bei der Ausübung seiner Herrschaft antwortet«252. Vor allem die braunschweigische und steirische >Reimchronik< entstehen zum Lob einer herrschenden Dynastie, zur Stiftung eines Kontinuitäts- und Traditionsbewußtseins und zur Unterweisung und Verpflichtung des zeitgenössischen Fürsten und seiner Nachfolger. Direkte Adressaten dieser Werke sind die Angehörigen des Hauses selbst und das familien- und hofgebundene Publikum253. Die Romane brechen die Exklusivität der Kommunikationsgemeinschaft der Chroniken auf. Die Bindung der Erzählhandlung an die 251
Zu diesem Probelm vgl. GRAF, Literatur als adelige Hausüberlieferung, S. 129. JOHANEK, Die Schreiber, S. 199f. 253 Zur >Braunschweigischen Reimchronik< vgl. PATZE, Mäzene der Landesgeschichtsschreibung, S. 334-346. 252
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Geschichte der Dynastie ist keinesfalls das die Fiktion bestimmende Element. Die Texte wenden sich auch an einen Publikumskreis, der über die unmittelbare Umgebung des Hofes hinausreicht. Wenn man von einem erweiterten Rezeptionsradius ausgeht, stellt sich die Frage nach den Funktionen der Werke für diese Kommunikationskreise. Von ihrer Spezifik als dezidierte Auseinandersetzungen mit literarischen Traditionen ist hier an Möglichkeiten der adligen Gruppenbestätigung durch die Demonstration literarischer Kompetenz zu denken. Die Inszenierung vorbildhafter aristokratischer Lebensführung und idealer Landesherrschaft vermochte darüber hinaus 'länderübergreifend' als Moment sozialer Abgrenzung und ständischer Zusammenschließung für die jeweilige politische Führungsschicht identitätsstiftende Funktionen im Ringen um politische Partizipation an landesfürstlichen Herrschaftsrechten übernehmen.
D. Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität I. Intensivierung der Erzählreflexion und Wandlungen des Fiktionalitätsbewußtseins Die Frage nach dem Fiktionsbegriff des höfischen Romans und seinen Wandlungen bis zum vorläufigen Ende der Tradition im 14. Jahrhundert sieht sich vor allem der bekannten Schwierigkeit gegenüber, daß es eine systematische literarische Theoriebildung in der Volkssprache nicht gibt. Die Suche nach frühen Formen literaturtheoretischer Reflexion muß sich auf Äußerungen in den Prologen, Epilogen, aber auch auf die über das Werk verstreuten Erzählerkommentare einlassen. Diese sind eng mit der jeweiligen Spezifik eines Romans verknüpft und häufig an topoihafte traditionelle Argumentationsformen angelehnt. Das durchaus nicht spannungsfreie Verhältnis von antiker Rhetorik, christlicher Ästhetik und scholastischer Poetik reicht so in die textgebundene Diskussion über Fiktionalität hinein, ohne daß sich dies in den volkssprachlichen Texten in jedem Falle auch begrifflich fassen ließe1. Fiktionalität als Leitbegriff der Analyse impliziert zudem ein methodisches und analytisches Instrumentarium, das die Texte in ihren kommunikations- und funktionsgeschichtlichen Zusammenhang stellt, um das komplexe Phänomen im Kontext einer bestimmten historischen und kulturellen Situation adäquat zu beschreiben2. Von hier aus ist etwa zu 1
Zum Fiktionsbegriff der scholastischen Poetik vgl. Moos, Poeta und historicus; ders., Geschichte als Topik. Zum Verhältnis von scholastischer Poetik und höfischem Roman v g l . HAUG, L i t e r a t u r t h e o r i e , S. 1 5 - 2 4 ; GRÜNKORN, Z u m V e r s t ä n d n i s v o n f i k t i o n a l e r R e -
de; dies., Die Fiktionalität des höfischen Romans; STRASSER, Fiktion und ihre Vermittlung, S. 67f. Zur Relation zwischen der lateinischsprachigen Literaturtheorie und den Gattungen der Volkssprache vgl. KNAPP, Historische Wahrheit; ders., Historie und Fiktion; ders., Mittelalterliche Erzählgattungen. 2 Zur theoretischen Fundierung der kommunikativen Funktion literarischer Fiktion vgl. KASICS, Literatur und Fiktion, sowie JAUSS, Ästhetische Erfahrung und literarische Hermeneutik, S. 293-359.
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität
prüfen, inwieweit die von HAUG in den Mittelpunkt gestellte 'Entdeckung des Fiktionalen' im arthurischen Roman, die »über das freie Spiel mit dem Unwahrscheinlichen zu sich selbst«3 kommt, die problematische Annahme einer 'Autonomie des Ästhetischen' rechtfertigt4. Wir finden jedenfalls in den höfischen Romanen zwar keinen expliziten Diskurs über literaturtheoretische Problemstellungen, wohl aber eine Reflexion der Bedingungen des Erzählens sowie der Wirkungsmöglichkeiten und der Ansprüche von Literatur überhaupt. Der Versuch einer systematisierenden Bestimmung der Fiktionalität des höfischen Romans führt häufig zurück auf die Frage nach der Gültigkeit und Leistungsfähigkeit moderner literaturwissenschaftlicher Theoriebildung für die historischen Phänomene5. Um diesem Problem zu begegnen, ist eine Unterscheidung des mittelalterlichen vom modernen Fiktionsverständnis notwendig6. Geht man von einem eigenständigen fiktionalen Dichtungsverständnis des höfischen Romans aus, muß andererseits dessen Abgrenzung von der Fiktionalitätsauffassung der frühscholastischen Literaturtheorie geleistet werden. Ist für HAUG die Entdeckung der Fiktionalität ein radikaler Neuansatz, weitgehend unabhängig von den poetologischen Reflexionen der lateinischen Tradition, so sieht GRÜNKORN in den volkssprachlichen höfischen Epen eine formale, nicht inhaltliche »Weiterentwicklung der [lateinischen] integumentalen Epen unter denselben poetologischen Theoremen«7. Die Charakterisierung von Dichtung durch den uneigentlichen Sprachgebrauch in der lateinischen Dichtungstheorie habe »eine formale Bestimmung des Poetischen« ermöglicht, »deren charakteristische semantische Zweistufigkeit auch in den höfischen Romanen nachzuweisen« (S. 189) sei. Die von den Autoren der höfischen Romane verwendeten Sinnbildungsmodelle bewegten sich im Diskursrahmen der lateinischen poetologischen Tradition und zielten darauf, die Werke dem Bereich der Dichtung zuzuweisen8. 3
4
HAUG, Literaturtheorie, S. 106.
Aus unterschiedlichen Blickwinkeln problematisieren z.B. HUBER (Rezension: HAUG, Literaturtheorie) und HEINZLE (Die Entdeckung der Fiktionalität) HAUGS Thesen. 5 Resümierend informiert GRÜNKORN, Die Fiktionalität des höfischen Romans, S. 9-20, über moderne Fiktionalitätstheorien, um aus diesen theoretischen Modellen in einer anschließenden Analyse der Prologe und Literaturexkurse Kriterien für die Fiktionalität des höfischen Romans zu gewinnen. 6 Vgl. dazu auch die Hinweise bei DRAESNER, Wege durch erzählte Welten, S. 446 A. 64. 7 Die Fiktionalität des höfischen Romans, S. 186. "Ebda., S. 189f. Es muß betont werden, daß GRÜNKORN den Neuansatz des höfischen Romans nicht auf die integumentum-Theorie zu reduzieren sucht - wie etwa LACHER,
Intensivierung der Erzählreflexion, Wandlungen des FiktionalitätsbewuBtseins
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Überblickt man die verschiedenen Forschungsrichtungen zur Fiktionalität des höfischen Romans, so erscheint unser Wissen über die Bewußtheit der Fiktion, ihre Funktionen, Intentionen und kommunikativen Bedingungen sowie ihre textinternen Indikatoren und Legitimationsformen trotz einer Intensivierung der Diskussion - schon in bezug auf die Werke um 1200 nicht ausreichend fundiert. Erst recht ist es problematisch, Entwicklungslinien bis zu den späten Texten der Tradition im 14. Jahrhundert auszuziehen. HAUG hat dafür plädiert, auf die von ISER entworfene triadische Konzeption des Fiktiven9 zurückzugreifen. Die für mittelalterliche Literatur häufig nicht weiterführende kategoriale Scheidung von Faktizität und Fiktionalität ließe sich so in einem Vorstellungsmodell aufheben, in dem zwischen der Bestimmtheit des Faktischen und der Vagheit des Imaginären das Fiktive als ein literarisch Strukturiertes vermittelt10. M. MEYER versucht die Frage nach der Fiktionalität für den späthöfischen Roman anders zu stellen. Er will die Elemente, an denen man Fiktionalität in der Regel erörtert, im Zusammenhang der selbstreflexiven Struktur des Kunstwerks verstanden wissen". Die Texte des 13. Jahrhunderts kennzeichne ein gegenüber der Erzählsituation um 1200 deutlich intensiviertes metaliterarisches Moment: Fiktionale Elemente aus unterschiedlichen literarischen Bereichen werden zur Produktion neuer Fiktionen verfügbar, Fiktionen seien - immer deutlicher auch reflexiv - selbst wieder auf Fiktionen bezogen. MEYER spricht von einer 'Poetik der Verfügbarkeit der Fiktion'. Ein weiteres - auch von MEYER12 aufgeworfenes - Problem tritt hinzu. Der Fiktionalität der späten Texte kann man sich nicht ausschließlich aus der Perspektive des klassischen Artusromans nähern. Dies bedeutet vor Die integumentale Methode sondern das Konzept der Gattung mit dem poetologischen Reflexionsraum der lateinischen Kommentartradition konfrontiert, um die Spezifik der volkssprachlichen Werke deutlicher bestimmen zu können. 9 Vgl. ISER, Akte des Fingierens; ders., Das Fiktive und das Imaginäre. 10 Vgl. HAUG, Wandlungen des FiktionalitätsbewuBtseins. Zur Auseinandersetzung mit den Thesen Isers in der mediävistischen Forschung vgl. auch STRASSER, Fiktion und ihre Vermittlung, S. 66f.; MEYER, Die Verfügbarkeit der Fiktion, S. 9ff. 11 MEYER, Die Verfügbarkeit der Fiktion, S. 11, schlägt folgende Definition vor: »Fiktion/Fiktionalität beschreiben für erzählende Literatur typische Elemente, die nicht durch ihren Wirklichkeitsbezug bestimmt sind (die aber durchaus Wirklichkeitsbezug haben können), und die eingebunden sind in die selbstreflexive Struktur des Kunstwerks«. 12 »Fragt man nach der spezifischen Fiktionalität des 13. Jahrhunderts, so muß Voraussetzung sein, daB man sich von der Setzung der 'Klassiker' freimacht, eine Forderung, die, wie ein Blick auf die Forschung zeigt, nicht selbstverständlich ist«, MEYER, Die Verfügbarkeit der Fiktion, S. 10.
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität
allem, die Tendenz der späthöfischen Romane zur Didaxe und Geschichte nicht durch vorgefaßte Prämissen als Reduktionsstufe von ästhetisch Erreichtem oder als Rückkehr zu etablierten Legitimationsformen des Erzählens abzuwerten. Das durchaus nicht eindimensionale Verhältnis von Fiktion und Didaxe gilt es als Moment literarischer Reflexion herauszuarbeiten, um Verschiebungen, Brüche, Wandlungen und Neuansätze einer sich im Erzählen vermittelnden narrativen Poetik zu erkennen. Im gegebenen Zusammenhang ist es nicht möglich, alle theoretischen, interpretatorischen und entwicklungsgeschichtlichen13 Aspekte des Fiktionalitätsbegriffs als eines der zentralen Themen der Forschung zur mittelalterlichen Epik in gleicher Intensität zu entfalten. Die Heterogenität der literaturtheoretischen Äußerungen im narrativen Kontext und die Disparatheit der Forschung lassen es als sinnvoll erscheinen, die Reflexion des Erzählens und das rekonstruierbare Bewußtsein von Fiktionalität in den hier untersuchten Texten am Ende der Tradition des höfischen Romans mit vier analytisch abgrenzbaren Kategorien zu fassen14. Es ist zu fragen, wie die Autoren Bedingungen und Intentionen der Textproduktion, -Vermittlung und -rezeption reflektieren und diese Reflexion in einem vielschichtigen Rollenspiel von fingiertem Erzähler und (pseudo-)biographischem Autor literarisch inszenieren. Gerade dieser Gesichtspunkt greift 13
Für die Zeit der Klassik bis zum >Jüngeren Titurel< vgl. vor allem HAUG, Literaturtheorie. Für das 12. Jh. vgl. die Ausführungen von KIENING, Freiräume literarischer Theoriebildung, und BURRICHTER, Wahrheit und Fiktion (zur frz. Artusliteratur). Unentbehrlich sind auch weiterhin die älteren Arbeiten von BOESCH, Die Kunstanschauung; VLETOR, Die Kunstanschauung der höfischen Epigonen; GLUNZ, Die Literarästhetik. 14 Die Kriterien berücksichtigen die spezifische historische Kommunikationssituation der untersuchten Werke zu Beginn des 14. Jh.s. Daß es sinnvoll ist, dem höfischen Roman ein Fiktionalitätsbewußtsein zuzusprechen, wird vorausgesetzt; zur »Anti-FiktionalitätsThese« vgl. GRÜNKORN, Die Fiktionalität des höfischen Romans, S. 187f. GRÜNKORN (S. 19 u.ö.) hebt vier Merkmale von Fiktionalität hervor: (1) die Freistellung fiktionaler Rede von einem direkten Wirklichkeitsbezug, (2) ihre spezifischen Kommunikationsbedingungen, d.h. der Fiktionalitätskontrakt zwischen Autoren und Rezipienten, (3) der indirekt, nicht durch Übertragung auf die Wirklichkeit, sondern durch Interpretation zu erschließende Sinn fiktionaler Rede, (4) der Freiraum, den fiktionale Rede für das Durchspielen von Denk-, Wirklichkeits- und Handlungsentwürfen schafft. Diese der sprechakttheoretischen Fiktionstheorie verpflichteten Kriterien, unter denen sie sowohl den poetologischen Hintergrund der lateinischen Kommentartradition als auch die höfischen Romane analysiert, zielen auf die Bestimmung wesentlicher Fiktionalitätsmerkmale der volkssprachlichen Romanpoetik um 1200. Das poetologische Konzept der höfischen Dichter des 13. Jh.s ist wiederum der Traditionshintergrund, vor dem sich erst die Spezifik der Erzählreflexion und des Fiktionalitätsbegriffs des Romans zu Beginn des 14. Jh.s ermessen läßt.
Intensivierung der Erzählreflexion, Wandlungen des Fiktionalitätsbewußtseins
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den Zusammenhang zwischen dem intertextuellen und dem fiktionalen Charakter der Texte und damit eine wichtige Dimension des Fiktionalitätsbegriffs auf15. Neben den Konzeptionen von Autorschaft und den Inszenierungen des Erzählprozesses sind die Formen der Legitimation der Fiktion aufschlußreich, die sich in der Reflexion über den für die mittelalterliche Literatur wesentlichen Wahrheitsbegriff manifestieren. Schließlich soll dem künstlerischen Selbstverständnis der späten Autoren und ihrer Auseinandersetzung mit den zu literarischen und sprachlichen Leitbildern stilisierten klassischen Dichtern nachgegangen werden. (1) WARNING hat die Entdeckung der Autorrolle, d.h. die Entdeckung
der Scheidung zwischen Autor und Erzähler16, zwischen rahmendem Diskurs und erzählter Geschichte, als entscheidende Voraussetzung für das Fiktive gefaßt. In den Prologen Chrétiens sei »die Selbstentdeckung eines Autors, der sich in Absetzung vom anonymen, im Erzählen aufgehenden Rhapsoden als Subjekt des Erzählens reflektiert«, zu beobachten17. Auch in allen nachfolgenden Texten gehe die Unterscheidung des biographischen Autors von der textinternen Narrationsinstanz, dem fingierten Erzähler, nicht mehr verloren18. Inwieweit der reale Autor und der fiktive 15
Auf diesen Aspekt hat vor allem DRAESNER, Wege durch erzählte Welten (insbes. S. 445-454), am Beispiel des >Parzival< Wolframs aufmerksam gemacht. Zu den Kategorien Autor und Erzähler aus intertextueller Sicht vgl. auch ROLOFF, Intertextualität und Problematik des Autors (zum >Tristan< Bérouls). 16 Zu mittelalterlichen Vorstellungen von Autorschaft in der lateinischen Kommentartradition vgl. MINNIS, Médiéval Theory of Authorship; Moos, Fictio auctoris. Zum Problemkreis von Autor, Erzähler und Textdeutung in volkssprachlichen Texten vgl. ROLOFF, Intertextualität und Problematik des Autors; MEYER, SÔ dunke ich mich ein werltgot, SEIBERT, Der »tichter« und »poeta«; BUMKE, Autor und Werk; STROHSCHNEIDER, Situationen des Textes, insbes. S. 66-69, und die Beiträge in den Sammelbänden INGOLDAVUNDERLICH (Hgg.), Fragen nach dem Autor; BUSCHINGER (Hg.), Figures de l'écrivain au Moyen Age; PESCHEL-RENTSCH, Gott, Autor, Ich; HAUG/WACHINGER (Hgg.), Autorentypen; INGOLD/WUNDERLICH (Hgg.), Der Autor im Dialog, sowie demnächst HAUSTEIN/STROHSCHNEIDER (Hgg.), Autor und Autorschaft im Mittelalter; HEINZLE/JOHNSON/VOLLMANN-PROFE (Hgg.), Neue Wege der Mittelalterphilologie. Für den romanischen Sprachbereich vgl. den frühen Aufsatz von SPITZER, Note on the Poetic and Empirical 'I', sowie die jüngeren Arbeiten von OLLIER, The Author in the Text; KRUEGER, The Author's Voice; STANESCO, Figures de l'auteur dans le roman médiéval; HALASZ, Images d'Auteur. 17 »Bedingung der Möglichkeit einer ErzählerTolle im Sinne des neuzeitlichen Romans [...] ist diese Selbstentdeckung des Rollenträgers, d.h. des schreibenden Autors, der sich als Erzähler in den Text hineinprojiziert«, WARNING, Formen narrativer Identitätskonstitution, S. 48; vgl. auch ders., Heterogenität des Erzählten. 18 WARNING stützt seiner Begrifflichkeit und sein Vorstellungsmodell auf BOOTH (The Rhe-
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Erzähler im mittelalterlichen Roman zu identifizieren sind, wird allerdings kontrovers diskutiert19. Hinzu kommt, daß ein inszenierter Erzähler auch zum Autor eines Werkes stilisiert werden kann, der über die Strukturierung seines Stoffes, die literarische Sinnsetzung durch intertextuelle Verweise und über das Schicksal seiner Figuren frei verfügt20. Im vorliegenden Argumentationszusammenhang geht es weniger darum, den realen Autor im fingierten Erzähler aufzuspüren als um die spezifisch literarischen Ausprägungen der Handlungsrollen, ihre textinterne Funktionalisierung oder auch Rückbildung und Neutralisierung. In diesen Konzeptionen reflektieren sich Probleme und Vorstellungen der Produktion und Vermittlung der Werke sowie die Intention, auf die gewünschte Rezeption des Textes Einfluß zu nehmen. Die jeweils gestaltete Form von Autorschaft schafft der Fiktion und der literarischen Reflexion neue Ebenen. Im RvB und im WvÖ gewinnt die Erzählreflexion solche Bedeutung, daß der FvS nur mehr als 'Rückzug' auf die weitgehend unvermittelte und unkommentierte Erzählhandlung erscheint. Explizite reflexive Äußerungen zu den Bedingungen und zur Legitimation des Erzählens, zum Verhältnis zu den Vorbildern oder zum Selbstverständnis des Autors fehlen in diesem Text. (2) In den höfischen Romanen - schon Hartmanns, Wolframs und Gottfrieds - finden sich unterschiedliche Muster der Erzähllegitimation, die eine Antwort auf die Frage zu geben versuchen, ob auch Erfundenes - in der Begrifflichkeit der Zeit: Lüge - neben dem historisch Bezeugten zur Erkenntnis der Wahrheit beizutragen vermag. Auf der einen Seite ist davon auszugehen, daß die Autoren ihre Erzählungen nicht wörtlich verstanden wissen wollten. Der Verzicht auf den direkten Wirklichkeitsbezug ist beabsichtigt, und auch die Rezipienten wissen sehr wohl um diese Intention21. Die Autoren beanspruchen dennoch einen Wahrheitsgehalt ihtoric of Fiction), der den empirischen vom impliziten Autor als einer abstrakten Größe komplementär zum 'impliziten Leser' - und vom fingierten Erzähler als einem faßbaren Redesubjekt unterscheidet (S. 67-86). Zur Diskussion des nicht unproblematischen Konzepts des 'implied author' vgl. NÜNNING, Renaissance eines anthropomorphisierten Passepartouts (zur Kritik an WARNING S. 13 A. 47). 19 Zu dieser Diskussion vgl. etwa MEYER, SO dunke ich mich ein werltgot, S. 186; KIENING, Reflexion - Narration, S. 15-27; SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 9 (hier die ältere Literatur); BUMKE, Autor und Werk, S. 104ff. 20 Zum >ParzivalIwein< arbeitet KELLERMANN (»Exemplum« und »historia«) die Bedeutung der »gewichtigen Traditionsstränge des Exemplarischen und Historischen« (S. 2) heraus. 23 Beispielsweise zielt die Quellenberufung (als ich an sinem buoche las, v. 7491) vor der Beschreibung von Enites Pferd und Sattelzeug in Hartmanns >Erec< (vv. 7286-7766) kaum darauf, die quellenferne Darstellung als 'überlieferte Geschichte' auszugeben; zur Deutung dieser Textstelle vgl. WORSTBROCK, Dilatatio materiae; SINGER, 'nQ swic, lieber Hartman: ob ich ez errate?'; GRÜNKORN, Die Fiktionalität des höfischen Romans, S. 172ff. Der Autor beansprucht hier auch für frei Erfundenes einen Sinngehalt, eine literarische Wahrheit, die ethische und ästhetische Komponenten umfaßt, vgl. STRASSER, Fiktion und ihre Vermittlung, S. 74f. 24 Die verschiedenen Ansätze referiert GRÜNKORN, Die Fiktionalität des höfischen Romans, S. 187-194.
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität
(3) Die Analyse der künstlerischen Selbsteinschätzung der Dichter steht schließlich im Mittelpunkt eines dritten Untersuchungszusammenhangs. Die Reflexionen der eigenen literarischen Leistung changieren zwischen Stilisierungen der Erzählerrolle, topoihaften Argumentationen, die den Leitbildcharakter der klassischen Autoren als tradiertes Kunstideal hervorheben, und der selbstbewußten Wertschätzung der eigenen Kunst. Die Äußerungen sind daher nicht unvermittelt als autobiographische Zeugnisse zu werten. Im RvB und im WvÖ ist ein entwickeltes Selbstverständnis der Autoren zu erkennen, das sich in eine literarhistorische Entwicklung stellt und sich der Überlegenheit der eigenen Kunst im kreativen Akt des sinnstiftenden Rückbezugs auf die literarische Tradition bewußt ist. Dieses Bewußtsein literarisiert sich in Metaphern, die zu Metaphern des Erzählens der Zeit werden. (4) Reflektieren die Autoren volkssprachlicher literarischer Texte Sprachprobleme, geht es ihnen vorrangig um Fragen eines Sprachideals, der Sprachkritik, der Zeichennatur von Sprache, um einzelne (Wert-)Begriffe (minne, ere etc.), um Sprache in bestimmten Kommunikationszusammenhängen (minnebedingtes Schweigen, Sprechen, Schreiben etc.) sowie um Namen als besondere Sprachzeichen. Sprachreflexion am Minnebegriff spielt vor allem in der Minnelyrik und Spruchdichtung25, aber auch in der höfischen Epik und insbesondere in dem hier untersuchten Erzähltyp eine große Rolle. Direkte Aussagen über Sprache beziehen sich in den Romanen vor allem auf Fragen eines Sprachideals. Die Autoren verwenden Namen literarischer Autoritäten aus der Tradition des höfischen Romans als personifizierte Sprachnormen. Reflexion über Sprache erfolgt insbesondere dann, wenn die Kommunikation zwischen den Protagonisten gestört ist und der Dialog zwischen den Gesprächspartnern wiederhergestellt werden muß26. Dies ist in den Minne-Situationen der Fall. Die kontextgebundene 25 26
Vgl. H U B E R , Wort sint der dinge zeichen, S. 80-105. »Explizit tritt die Reflexivität ins Spiel, wenn die sprachliche Verständigung Probleme aufwirft, die, wenn sie behoben werden sollen, reflexiv thematisiert werden. Für diesen expliziten Ausdruck von Reflexivität existieren in den Einzelsprachen Strukturen...«, L Ü D T K E , Sprache und Interpretation, S. 22. Metakommunikation als Kommunikation über Kommunikation, »die auch Nichtsprachliches einschließt« (S. 20), und Metasprache als Sprechen über Sprache sind für L Ü D T K E Kategorien, mit denen er das Phänomen der grundsätzlichen Reflexivität von Sprache zu fassen versucht. Die linguistische Unterscheidung von metasprachlicher und objektsprachlicher Sprachverwendung wurde bereits in der scholastischen Sprachphilosophie mit den Begriffen suppositio formalis und suppositio materialis getroffen (S. 21).
Die Erzählinstanz im >Reinfned von Braunschweig
Reinfried von Braunschweig< zwischen Autorfiktion und biographischer Authentizität Die erzählte Handlung über den sächsischen Fürsten Reinfried als Resultat einer intertextuellen Auseinandersetzung und der Diskurs im Erzählerkommentar über die zeitgenössische Gegenwart, über Minne, Literatur und Geschichte können im RvB ineinanderfließen und sich verschränken, beide Redeweisen grenzen sich aber überwiegend durch das Hervortreten einer Erzählinstanz deutlich ab. Reflexionen des Erzählers sind im RvB in einem bisher in der höfischen Epik nicht gekannten Maße vorhanden. In ihnen baut sich eine zweite Ebene der Fiktion neben der Reinfried-Handlung auf. Reflexions- und Erzählfiktion sind dabei in einem dialogischen Verhältnis miteinander verwoben. Die Narrationsinstanz leistet die Vermittlung zwischen erzählter exemplarischer Geschichte und zeitgenössischer krisenhafter Gegenwart. Sie entwirft sich ganz aus der didaktischen Funktion der Kunst und scheint an einigen Stellen zwischen Autorfiktion und autobiographischer Authentizität zu pendeln. Der Wirklichkeitsgehalt dieser Fiktionen differiert durch ihre unterschiedliche Referentialisierbarkeit auf die Geschichte, die gesellschaftliche Realität zu Beginn des 14. Jahrhunderts und die reale Person des Autors. Er hängt jedoch im wesentlichen von der praktischen Relevanz ab, die die Rezipienten den literarischen Setzungen zuerkennen. Die Fiktionalität der Diskurse - über den historischen Fürsten Reinfried, die zeitgenössische Wirklichkeit und den realen Autor - ist aber durchaus bewußt gehalten. Der Rekurs auf ihre Intertextualität entblößt die Erzählfiktion schon im Prolog, der mit der »Nennung fiktionsträchtiger Schlüssellexeme«27 wie orden von dem gräle (v. 142) oder kütic Artus (v. 158) endet. Die Überstrapazierung der Antithese einer idealisierten höfischen Vergangenheit und einer von Verfall und Auflösung gesellschaftlicher Ordnung bestimmten Gegenwart läßt darüber hinaus die Zeitkritik im RvB als mehrfach konnotiert erscheinen. Daß auch die zu einer 'Person' mit autobiographischer Dimension stilisierte Narrationsinstanz aus diesem 'Fiktionsgeflecht' heraus zu inter27
WILD, Manuscripts found in a bottle, S. 207.
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pretieren ist, zeigt die Literarizität der verwendeten Motive. Eine Biographie gewinnt der Erzähler durch die Kombination topoihafter Motive. Der fiktionale Charakter gibt sich aber nur in dem Maße zu erkennen, wie der Rezipient die literarischen Setzungen als solche aufzuschlüsseln vermag. Die intertextuelle Verweisung bestimmt die autobiographische Dimension der Erzählergestalt als Fiktion. Welche Funktion kommt aber dieser Erzählerfigur zu, die in die Nähe eines historisch faßbaren Autors gerückt wird? Vor allem in den klassischen Romanen besteht eine wesentliche Funktion der Erzählinstanz darin, die Fiktionalität der erzählten Geschichte in gleicher Intensität zu leugnen wie offenzulegen. Dies ist eine wichtige Aufgabe des Erzählers und ein fester Bestandteil im Fiktionalitätskontrakt zwischen Autor und Publikum28. Im RvB läßt der Erzähler durch die häufige Konfrontation des erzählten Geschehens mit einer negativ stilisierten zeitgenössischen Gegenwart keinen Zweifel daran, daß die Geschichte des sächsischen Fürsten nicht hier und heute stattfinden könnte. Differenzierter Strategien des Entblößens und Verschleierns der Fiktionalität der Handlung bedarf es daher kaum. Der Erzähler tritt in traditioneller Weise als Vermittler der erzählten Handlung auf. Im besonderen verantwortet er aber den neben der Handlung herlaufenden kommentierenden Diskurs. Die Haltung beiden gegenüber ist die des Didaktikers, der mit Literaturkenntnissen, mit literarischen Exempla und biblisch-chronikalischem Wissen eine moralische Aufgabe in der zeitgenössischen Gesellschaft wahrnimmt. Die formulierte literarische Programmatik erschöpft sich ganz in der Überstilisierung der didaktischen Funktion der Kunst. Aus dieser Funktion leiten sich die Rollen des Erzählers ab. Der Autor greift unterschiedliche literarische Vorgaben auf und verwandelt sie in Selbststilisierungen des Erzählers, die dann wiederum auf bestimmte literarische Tradition zurückweisen. Die Erzählinstanz gewinnt so eine weitere intertextuelle Dimension.
28
Vgl. RIDDER, Autorbilder; NELLMANN, Wolframs Erzähltechnik, insbes. S. 50-56; WARNING, Formen narrativer Identitätskonstitution, S. 44-74; WORSTBROCK, Dilatatio materiae; HAUG, Literaturtheorie; SINGER, 'nü swic, lieber Hartman: ob ich ez errate?'; KERN, Leugnen und Bewußtmachen; STRASSER, Fiktion und ihre Vermittlung.
Die Erzählinstanz im >Reinfried von Braunschweig
IweinParzival< als äventiure, in der Wunders vil ... geschiht (4,25f.) und »weist damit auf einen Stoffbereich [hin], der nicht mehr an die Historie gebunden ist« (SCHIRMER, Wahrheitsauffassung, S. 75 A. 24). 31 Der Passus nimmt auch die Formulierung Rudolfs von Ems im Prolog des >Wilhelm von Orlens< (vv. 40ff.) auf, deren Ausgangspunkt Gottfrieds Liebeskonzeption darstellt; vgl. dazu HAUG, Literaturtheorie, S. 331ff. Zur Dialektik von Minnefreude und Minneleid im >TYojanerkrieg< (vv. 2392f.) vgl. auch MONECKE, Studien zur epischen Technik Konrads von Würzburg, S. 142f.; LIENERT, Geschichte und Erzählen, S. 290f., 298f. 30
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Leiden (am Publikum) auch den Rahmen setzen, in dem der Erzähler seinen selbstgewählten Auftrag zu erfüllen hat. weit meint auch die Erzählwelt des mcere. Zwei Ebenen der Sinnerfahrung werden faßbar: zum einen Sinnerfahrung als Resultat menschlichen Bemühens und göttlicher Gnade, zum anderen die Darstellung von Sinnerfahrung über die Welt, die nur durch das Erzählen leistbar ist. Beide sind aufeinander bezogen und bedingen einander. Die Funktion des Kunstwerks als Verpflichtung zur Sinnstiftung formuliert der Erzähler im weiteren Prolog allerdings durchaus konkreter. Auf die Quellenfiktion (v. 56)32, den Wahrheits- (v. 57), den Unfähigkeits- (v. 58f.) und den ¿revifas-Topos (v. 60) folgt der eines 'einfachen' Stilideals: [ich] wil einvalteclichen Stegen, / üf der äventiure wärt (v. 62f.). Will man in diesen Versen nicht nur eine 'rhetorische' Bescheidenheitsformel, durch die die Gegenposition betont werden soll, sehen, so scheint die Ablehnung des geblümten Erzählstils intendiert. Trifft diese Vermutung zu, dann verwirft der Reinfried-Dichter ein Darstellungsprinzip, in dem stilistische Virtuosität, ästhetischer Gestaltungsanspruch und künstlerisches Selbstbewußtsein sich auf eine spezifische Weise verbinden. Vor allem Konrad von Würzburg bekennt sich dazu33. Der Autor des RvB vermag ihm hier - zumindest theoretisch - nicht zu folgen 34 . Man kann die zitierten Verse daher als eine Art Absage an die ästhetische Funktion der Kunst verstehen. Von hier aus ist dann auch nachvollziehbar, wieso der Dichter diese Wirkungsmöglichkeit des Kunstwerks, auf die sich Konrad eindringlich beruft, in seinen folgenden Reflexionen gänzlich ausspart 35 . Statt dessen betont er ausschließlich die didaktische Funktion des Kunstwerks. Die Erzählung vom idealen Fürsten, der die höfischen Normen erfüllt, ist als Angebot für die werden herren gedacht, sich diese Ideale durch Identifizierung mit den vorbildhaften Personen des Romans zu eigen zu machen: 32 33 34
35
Vgl. auch Vers 12 u. 16. Vgl. M O N E C K E , Studien zur epischen Technik Konrads von Würzburg. Dennoch sind Stil und Sprachgestaltung des Reinfried-Dichters Konrad von Würzburg auch in diesem Punkte verpflichtet; zu Sprache und Stil vgl. GEREKE, Studien zu >Reinfried von BraunschweigReinfried von Braunschweig
Reinfried von BraunschweigReinfried von Braunschweig
Reinfried von BraunschweigRenner< Hugos von Trimberg. 47 Zu diesen literarischen Kommentaren und Vergleichsketten vgl. DITTRICH-ORLOVIUS, Das Verhältnis von Erzählung und Reflexion, S. 81-89, die diese Textstellen (Auflistung S. 81 A. 1) als 'psychologische Exkurse' zu deuten versucht. 48 Zu letzterem vgl. die Ausführungen von GLIER, Artes amandi, S. 394-399; ZIEGELER, Erzählen im Spätmittelalter, S. 57-74, S. 75-94 (zur Ich-Erzählhaltung im Bereich der Mären). 49 Zu diesem Exkurstyp vgl. DITTRICH-ORLOVIUS, Das Verhältnis von Erzählung und Refle-
Die Erzählinstanz im >Reinfried von Braunschweig
Reinfried von BraunschweigReinfried von BraunschweigReinfried von Braunschweig
Wilhelm von ÖsterreichWilhelm von Österreich
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Rollen propagiert das Fiktive des Textes als eigentliche Aussage der Masken. Schon im Prolog bittet der Erzähler Minne und Aventiure um ihre Zustimmung, die Erzählung aufnehmen zu dürfen: ich welle urlaubes mfiten zu den wisen güten, zu Aventfir, zu Minne; daz so min tumbe sinne in güt han verstanden, dar umme daz si ez iht anden, des wil ich in genade sagen, vv. 163-169.
In den unmittelbar auf diese Passage folgenden Versen spricht bereits ein anders akzentuiertes Ich: wan ich mag niht verdagen, ich möz von geschihten ein aventfir getihten, vv. 170ff.
Die Entstehung des Textes ist hier als Akt literarischer Kompilation gekennzeichnet. Der Schreiber der Musen mutiert nahezu übergangslos zur fingierten textinternen 'Verfasserinstanz', zum Schöpfer eines neuen Werkes aus Bekanntem" 8 . Die Ausgestaltung der Erzählerrolle stellt sich so als Projektion des Erzählaktes von seiten des Autors dar, als Form der literarischen Reflexion über »die Handlungsrolle 'schreibender Autor'« 119 . Beide Identitäten des Erzählers spielt der Autor im WvÖ aus, verschränkt sie miteinander und setzt sie als Mittel der Autoritäts- und Fiktionsstiftung ein. Dialoge des Erzählers mit den Instanzen über eine Wendung des erzählten Geschehens oder die Fortsetzung der Erzählung finden sich ebenso wie Verweise auf die Entstehung des Werkes als Resultat der Auseinandersetzung mit literarischen Traditionen. Die häufig eingestreuEine extreme Position dieser Konzeption von Autorschaft nimmt Mechthild von Magdeburg im »Fließenden Licht der Gottheit< ein: »nirgends wird Gott in solchem Maße in die Autorschaft des Werkes hineingenommen, so sehr, daß dies gar nicht mehr Mechtilds Buch zu sein scheint und nicht mehr das Buch des schreibenden Ich - es gibt sich als Gottes Buch aus«, GRUBMÜLLER, Sprechen und Schreiben, S. 340 (zum Topos vom Schreibbefehl S. 339, zur Figur des Johannes in der Apokalypse als eine Art mittelalterlicher Archetypus der Vorstellung S. 342f.). 118 Das Verb tihten als Bezeichnung der Tätigkeit des Autors deckt - dem Wort schriben vergleichbar - ein Spektrum von Bedeutungen zwischen »schreiben, schriftlich abfassen« und »(künstlerisch) erfinden u. schaffen, hervorbringen, ersinnen ins werk setzen...« (LEXER II, Sp. 1436f.) ab. Vgl. auch SOETEMAN, Dichten; OBERMAIER, Von Nachtigallen und Handwerkern, insbes. S. 289-293. "'WARNING, Formen narrativer Identitätskonstitution, S. 46.
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ten Berufungen auf schriftliche Quellen oder Texttraditionen haben somit nicht nur eine beglaubigende Funktion, sondern signalisieren zugleich den kompilatorischen Produktionsmodus des Textes120. An einigen Stellen sind der 'Dialog des fingierten Erzählers mit den Instanzen* und der 'Dialog des Autors mit der literarischen Tradition' auf eine signifikante Weise verknüpft. So leitet der Erzähler die FeuerbergAventiure mit einem Anruf an die Natur ein: Eya aller kunst maisterin, nu stiur mir die sinne min zu disen wilden maeren! hilf mir die rede ahbxren und der sage figur! ich main dich, Natur, vv. 3495-3500.
Wilhelm trifft bei seinem Ritt durch die allegorische Landschaft des Feuergebirges zunächst auf zwei aus Erz gegossene Figuren, die an einem Wasserrad befestigt sind und sich dadurch in ständiger Bewegung befinden. Später deutet Joraffin, der Herr dieses Ortes, dem Helden die Allegorie: der weit Urspring ist dirre fluz, der tailt sich manicvalter; diu bilde sint jugend und alter, die banent nu der weite pfat; auch ist der weite lauf daz rat der da nymmer niht gestat, vv. 4328-4333.
Bei der ersten Begegnung Wilhelms mit dem Rad wechselt der Erzähler nach dessen Beschreibung unmittelbar zur Ebene der Konstitution des Motivs, daz selbe wunder ich geschriben an aventfir bfiche vant, v. 3578f.
um rechtzeitig vor der Schilderung des nächsten Wunders, des vierköpfigen Vogels Korabin, erneut in die Sphäre der personifizierten Aventiure zu springen: Nu dar, Aventfire! durch sinen pris du stfire 120
Von den zahlreichen Beispielen sei nur auf das folgende hingewiesen: so han ich doch alle min zit / von den gelesen die ez triben, I da von ich han ditz bäch geschriben, vv. 12318ff. Zu den Quellenberufungen im WvÖ vgl. auch unten S. 314ff.
Die Allgegenwart der Erzählinstanz im >Wilhelm von Österreich
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den jungen ane kunder mit ainem niwen wunder, der du vil gewaltic bist, vv. 3585-3589.
Die Aventiure antwortet und fordert den Erzähler ihrerseits auf: von dem wunder, schriber, schripl / daz mcer do flogierel (vv. 3596f.). Das Spiel des Erzählers setzt sich fort, wenn er die folgende Schilderung des Vogels dann wiederum als Resultat seiner Lektüreerfahrung ausgibt: der vogel haubet viere / het, als ich geschriben las (v. 3598f.). Auch die vier Häupter, die der Wundervogel trägt, deutet Joraffin an späterer Stelle in Anlehnung an Typologien der verschiedenen Lebensalter121: daz schön haupt sint die lfit die da wol verschulden her nach Gotes hulden in dirre weit kunnen, also daz si in wunnen lebent nach der hinnan vart; t so tfit gra haupt bart der weit altiu kinder; lieber herre, sinder wise, so rihtet iuch dar nach und lat iu sin yle gach zu der Gotes mugent! daz haupt daz in jugent schinet an dem vogel, daz tfit der weit gogel den tribent junge löte. dar nach ich iu betfite daz vierde haupt tievellich; daz sint die da von Gote sich schaident mit ir sfinden, vv. 4336-4355.
Man kann die Feuerberg-Aventiure in die »Liste der literarischen Weltentwürfe« einreihen, »die sich an die Allegorie binden«. Doch ist dadurch die Welt des Abenteuers im WvÖ nicht »grundsätzlich zur Allegorie erklärt und damit [ihrer] Autonomie beraubt«122. Die einzelnen Elemente im 121
m
Vgl. dazu FRENZEL, Studien zur Persönlichkeit Johanns von Würzburg, S. 57f.; SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 23f. CRAMER, Solus creator est deus, S. 268. Neben der Feuerberg-Aventiure haben nur die Begegnung des Helden mit dem aventär hauptman (vv. 3136-3427) und teilweise auch Parklises Rettungsaktion (vv. 10861ff.) sowie Wilhelms Kampf gegen Merlin, den Sohn des Teufels (vv. 11677ff.), allegorischen Charakter.
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Inventar des Feuergebirges werden als Allegorien des Weltprinzips ausgelegt. Das Rad verkörpert die Wechselhaftigkeit, der vierköpfige Vogel die Vielgestaltigkeit und das Zusammengesetztsein aus Verschiedenartigem. Das sind aber die Eigenschaften, die der Autor nicht nur den Gegenständen der Erzählung, sondern auch seiner Erzählerfigur zuteil werden läßt. Die Allegorie läßt sich insofern auch poetologisch deuten: Pluralität der Erzähleridentitäten und der ständige sprunghafte Wechsel der Erzählebene sind die wesentlichen Kennzeichen der fiktionsimmanenten Erzählinstanz123. Auch in der vorausgehenden 'Selbstauslegung' des aventur hauptmans sind beide Momente, Totalität als Welt- und als Erzählprinzip, bereits präsent. Die Aventiure ist allgegenwärtig und in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit unbeschränkt: ich fliuge durch maniges hertzen tor / der vogel, luete und der (v. 3286f.). Bedingungslos stellt sie sich in den Dienst derjenigen, die sie auf der Ebene der Erzählung - in den Bewährungssituationen des Helden - und auf der Ebene der Textproduktion - narrativ - zu entfalten suchen: die nach aventueren streben, / den muz ich undertcenic wesen, / si sin bSse oder uzerlesen (vv. 3324ff.). Wilhelms erste Aventiure nach der von den Eltern erzwungenen Trennung von der Geliebten ist die Begegnung mit der Aventiure selbst (v. 3136-3427). Die Personifizierung des Aventiure-Begriffs steht im WvÖ an strukturell markanter Stelle. So wie die Minne Wilhelm in ihren Dienst nahm, so eröffnet ihm jetzt der avent&r hauptman (v. 3140), daß er für die Aventiure geboren sei. Die Allegorie bezeichnet den Eintritt des Helden ins Abenteuer und hebt die Notwendigkeit einer auch gesellschaftlichen Bewährung hervor. Die allegorische Gestalt des aventur hauptmans ist im Zusammenhang der bis auf Wolframs >Parzival< zurückreichenden Tradition der Personifikation der Erzählung in Gestalt der Frau Aventiure zu sehen, die als Dialogpartnerin des Erzählers auftritt124. Deuten bereits diese Aventiure-Gespräche darauf hin, daß das 123
124
Bei der Schilderung eines weiteren Wundertieres, das allerdings nicht allegorisiert wird, nähern sich ebenfalls die Aventiure als Personifikation und als literarischer Traditionshintergrund einander deutlich an. Wendet sich der Erzähler zunächst mit einer Bitte an die Aventiure (vv. 13585-13591), so beruft er sich bei der anschließenden Schilderung des Zauberpferdes Zenefort auf diu schrift der abentär (v. 13631). Vgl. auch v. 7844f.: als wir hörn sagen / daz bäch der aventur. Vgl. dazu den grundlegenden Aufsatz von J. GRIMM, Frau Aventiure klopft an Beneckes Thür; vgl. aber etwa auch GREEN, The Concept 'Aventiure' in >ParzivalWilhelm von Österreich
WilheIm von Österreich^ S. 396-403. Zur Allegorie im WvÖ vgl. auch HUSCHENBETT, Tradition und Theorie im Minneroman, S. 240ff.; BLANK, Die deutsche Minneallegorie, S. 58 u.ö.
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität
diu aventör mich hiez uzweln nach der geschrift warhait die werden die ich han gesait; doch nenne ich ir noch mere, diu aventör ir kere förbaz tribe gern, vv. 16862-16867.
Der Erzähler weist den Roman auch hier als Resultat eines Selektionsprozesses aus, übernimmt für ihn an dieser Stelle aber nicht die Verantwortung127. Daß gerade in dem Werkteil mit den meisten historisch verifizierbaren Namen die Auswahl der erwähnten Kreuzzugsteilnehmer auf die Aventiure übertragen wird, geschieht kaum zufällig. Der Erzähler beteuert, wäre es nach ihm gegangen, hätte er natürlich weitere Kreuzfahrer genannt. Die Reflexion über einen Akt des Fingierens, die Selektion, und über den intendierten Gebrauch der Fiktion, die wohlwollende Aufnahme und angemessene Entlohnung des Werkes, nimmt Einfluß auf die diskursive Rollenformation der Erzählinstanz128. Eine besondere Sensibilisierung für Probleme der Darstellung der erzählten Welt zeigt auch die Metaphorisierung des Erzählvorgangs in unterschiedliche Bildfelder. Auffällig ist wiederum die Dynamik der Metaphern. Neben dem Fluß, der Schiffahrt, dem Weg und der Wagenfahrt sind es vor allem Motive der Jagd129, mit denen der Autor über den ganzen Text Erzählen als Prozeß veranschaulicht. Wie sich die unterschiedlichen Erzählebenen, die Aussagen des omnipräsenten Erzählers und des Autor-Ichs mit denen des Helden verschränken, wie vor allem die unterschiedlichen Bedeutungsebenen von aventiure kaum mehr zu unterscheiden sind und eine Metapher in jeweils anderen Bezügen begegnet, läßt sich am Bild von der Jagd nach der aventiure zeigen. Der Erzähler bezeichnet sich am Beginn des Romans als Aventiuresuchenden, der sich mit seinen Hunden, den Worten, auf die Jagd nach Aventiure begibt130: 127
Vgl. im Unterschied dazu etwa die Verse 13498ff.: Auf den Bergen von Kandia gibt es so viele Wunder, daß der Erzähler sie nicht alle nennen kann. Eines will er für seine Erzählung jedoch auswählen: doch im getihte wein / wil ich ain wunder. Der Akt der Selektion wird hier ganz bewußt vom Erzähler verantwortet. Zum Topos des Nichterzählenkönnens im Zusammenhang von Namenaufzählungen vgl. NELLMANN, Wolframs Erzähltechnik, S. 160. m Vgl. auch Vers 14605ff., wo der Erzähler in gleicher Weise suggestiv einsetzt: Niemand solle es ihm verübeln, wenn er nur die Fürsten in seiner Aufzählung der Teilnehmer am Hirnier in Kandia nenne, die kunge kunc warn. / dar umm min nieman varn / schol an dem getihte: / ich jagt gern die siihte / der vremden aventur. 129 Vgl. die Aufzählung der Textstellen bei DIETL, DU bist der aventdr fruht, S. 181 A. 17.
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Nu hört aber niwe sage! sit ich aventfir jage, so laz ich an die hunde, (ich main von dem munde diu wort diu ich da tihte, uf daz jagen rihte,) daz diu iht abe keren und gfite sage uneren von aventfir könne, vv. 975-983. Wilhelm begegnet der personifizierten Aventiure, dem aventär hauptman, der ihm einen Bracken übergibt, der aventiure aufzuspüren vermag (s.o.). Der Hund weist ihm fortan als Funktion der Aventiure den Weg zu seinen Bewährungsproben: »Der Erzählvorgang nähert sich damit deutlich der Suche des Helden nach Aventiure (mit seinem Aventiurenspürhund) an«131. Gegen Ende der Erzählung fordert der Erzähler dann auch Vrau Aventur auf: sit niht laz! / jaget aber fârbaz / diu lob riehen mcerl (vv. 18805ff.)132. Es hat sich gezeigt, daß neben die fabulistische Quellenangabe und die Stilisierung des Erzählers zum Übersetzer als Konventionen der fiktionalen Strategie im WvÖ die Fiktion einer erst im Erzählprozeß entstehenden Handlung tritt. Der Erzähler ist als allgegenwärtiger Dialogpartner der Musen, des Autors und des Publikums in Szene gesetzt, der Abhängigkeit und zugleich literarisches Schöpfertum suggeriert. Als Gegenüber der Musen tritt er als ihr Schreiber auf, als Projektionsfigur der Tätigkeit des Autors erscheint er als Kompilator literarischer Traditionen. Als Gegenüber eines imaginierten Gönners und des Publikums inszeniert er Strategien ihrer Gewinnung und Beeinflussung. Die Vermittlungstechnik des Romans befördert die Illusion, die Erzählung entstehe im Akt des Erzählens und mittels des Erzählers schrieben neben dem Autor auch die Musen - also die Erzählung selbst - sowie das Publikum an ihr mit.
130
Vgl. dazu SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 16f.; DIETL, DU bist der aventär fruht, S. 181. Auch der Chronist der >Braunschweigischen Reimchronik< vergleicht sich bei der Darstellung seiner Arbeitsweise mit einem Spürhund, um seine aufwendige Quellensuche zu veranschaulichen: ich rant sam eyn leytehunt, / dher dha volghet uph dhem spore, vv. 66f. 131 DIETL, DU bist der aventär fruht, S. 181 132 Vgl. auch vv. 19392f.
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4. Autor, Kompilator, Schreiber: Fiktionen von Autorschaft? a. Johann und Dieprecht: tugentschriber und schriber Hatte der Erzähler bis zur Hälfte des WvÖ keinerlei Hinweis auf den Verfasser preisgegeben, so gewinnt der Hörer/Leser der Hohenberger Version etwa in der Werkmitte den Eindruck, Dieprecht (von Esslingen) sei der oder ein Autor des Werkes: Diu Minn sprach, 'wes zihstu mich? lieber Diepreht, wie schol ich hie die grozzen clage erwem, vv. 9097ff.
Einige tausend Verse später führt der Erzähler - nun beider Versionen Johann von Würzburg als (weiteren) Verfasser ein: Johannes der tugend schribaer haizz ich, gebom uz Francken, v. 13228f.
Die Habsburger Version kennt Dieprecht nicht, während Johann zwei weitere Male in beiden Fassungen (v. 13692, 15103), einmal aber auch ausschließlich in der Habsburger Version (v. 13727) erwähnt wird. Der Erzähler - zumindest der Hohenberger Fassung 133 - überträgt dann am Ende des Werkes die Autorschaft noch auf einen Augenzeugen des Geschehens, auf König Agrant, um Johann als Übersetzer des Textes auszugeben 134 . Einander widersprechende oder doch zumindest nicht eindeutige Autor- und Übersetzerangaben komplizieren das Problem der Autorschaft des WvÖ. Es entsteht der Eindruck eines mehrfachen Wechsels zwischen der Übernahme und der Zurückweisung der Verantwortung für das Erzählgeschehen. Ob Dieprecht eine historische Person und ein zweiter Autor des WvÖ, ob er mit Johann von Würzburg identisch und ein Wolframscher Kyot ist, ob Johann der 'eigentliche' Autor und Dieprecht ihm in irgendeiner Weise - als Schreiber, Kompilator, Stoffvermittler, Koautor - zugearbeitet hat, ob dieses Verwirrspiel mit den Verfasserinstanzen auf unterschiedliche Leserkreise zielt, die durch einen Text angesprochen werden sollten, darüber kann auch hier keine abschließende Gewißheit erreicht werden 135 . Dies hängt nicht nur damit zusammen, daß 133
Die Hss. der Habsburger Fassung brechen vor dem Schluß des Werkes ab und überliefern die fiktive Quellenangabe nicht mehr. 134 ich Hanns der schribcer / dis aventär ahtbcer / ich in latine geschriben vant. / von Zyzya känc Agrant / hiez si also beschriben. / mannen und wiben / die eren walten, den ichs han / getutschet..., vv. 19561-19568. 135 Zu Dieprecht und Johann sowie ihren potentiellen historischen Kommunikationskreisen vgl. S. 159-167.
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bisher noch ungeklärt ist, welche der beiden Fassungen als die primäre zu betrachten ist. Vielmehr ist VÖLLMANN-PROFE zuzustimmen, der Roman
spiele auf »mystifizierende Weise mit der Vorstellung von zwei Autoren«136. Johann wird als tugend schribcer (v. 13228) und als schribcer (v. 19561) ausgegeben, und von Dieprecht heißt es in der Hohenberger Version: da von man in siht machen hie manic büch und schriben. allen reinen wiben schol er gevallen dest baz, wan er mfizzic nie gesaz: er schraip mit sin selbes hant swaz im wart aventür bekant. der hat ditz büch mir auch geschriben, vv. 13264-13271.
Beide Personen sind als Literaturkenner und als Schreiber von Aventiuren, Johann als Schreiber der von tugent erzählenden Geschichte und Dieprecht als Schreiber von Büchern einschließlich des vorliegenden bezeichnet. Der Autor spielt offenbar nicht nur mit der Vorstellung von zwei Verfassern des Werkes, sondern auch mit unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes schriber. Der Begriff meint hier sowohl den Autor und den Kompilator als auch den Kopisten. Das Kompositum tugend schribcer, das das Leitwort des Prologs aufnimmt, stellt Johann als literarisch schöpferischen und auf moralische Wirkung bedachten Autor vor. Versteht man schriben als dichten137, so wird auch Dieprecht die Rolle eines Autors 134
VOLLMANN-PROFE, J o h a n n von W ü r z b u r g , S . 123 A . 2. VOLLMANN-PROFE problemati-
siert diesen Gedanken jedoch nicht weiter. Da Dieprecht nach seiner frühen Erwähnung schon bald wieder verschwinde, Johann aber bis zum Ende des Romans präsent bleibe, geht sie von Johann als Autor des Werkes aus. Auch im Zusammenhang dieser Untersuchung war bisher von 'dem Autor' die Rede. Der Sprachgebrauch wird beibehalten, da die Verdoppelung der Autorschaft als eine fiktive literarische Setzung aufzufassen ist. Dies kann aber nur wahrscheinlich gemacht, nicht bewiesen werden. 137 Zur Bezeichnung der dichterischen Tätigkeit als schriben und des literarisch-schöpferischen Autors als schriber
vgl. BOESCH, D i e K u n s t a n s c h a u u n g , S. 2 3 A. 6 2 ; SCHOLZ,
Hören und Lesen, S. 58f.; BUMKE, Autor und Werk, S. 108. Zur Bedeutung 'Autor' von frz. escrivain im 13. Jh. vgl. HlLDER, Der scholastische Wortschatz bei Jean de Meun, S. 88ff.; LEGROS, De la revendication au masque. Während HlLDER die Wortbedeutung 'Autor' bereits im ersten Viertel des 13. Jh.s ausmacht (Gautier de Coinci, Richard de Fournival), sieht sie LEGROS erst bei Ruteboef und dann vor allem im >Roman de la Rose< des Jean de Meun belegt (S. 181). Im Anschluß an KROGMANN, Johann von Wiirzburg, VL2, Sp. 651, sieht SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum,
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zugewiesen. Akzentuiert sind jedoch hier die Tätigkeit eines Kompilators literarischer Texte (schraip... swaz im wart aventur bekant) und die eines Abschreibers - deutet man die Worte mit sin selbes hand in diesem Sinne. Gleichzeitig ordnet der Erzähler die Tätigkeit Dieprechts der Johanns in einer nicht eindeutigen Weise zu: der hat ditz buch mir auch geschriben. Zumindest für die Hohenberger Version stellt sich die Frage, ob der Autor - oder auch ein Redaktor - die Autorrolle parallel zu der des Erzählers in mehrere Instanzen auffächert? Johann tritt als der für die didaktische Durchdringung und Perspektivierung des Stoffes zuständige 'gesamtverantwortliche' Autor auf, Dieprecht erscheint als der literarische Kompilator der Vorlagen, als Sammler und Beschaffer der mceren. Schlüssig beantworten läßt sich die Frage nicht, denkbar wäre ein solches Rollenspiel im Rahmen der Inszenierungen des Erzählens im WvÖ allerdings sehr wohl. Daß mit den Rollen des Erzählers und denen des Autors - u.a. über die unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes schriber - gespielt wird, zeigt auch die schon zitierte Dieprecht-Stelle. Die Minne redet in der Hohenberger Version Dieprecht in der Weise an, wie das Erzähler-Ich oder auch eine Personifikation im höfischen Roman den Namen des Autors in die Erzählung einbringt138. In den Handschriften H und S der Habsburger Fassung findet sich statt des Namens Dieprecht jedoch das Wort schriber (v. 9098 App.). Der Hörer/Leser erinnert sich an dieser Stelle der bisherigen gleichlautenden Anreden des Erzählers, durch die das Bild des im Auftrag der Instanzen schreibenden Erzählers eingeblendet wird. Doch schriber hat auch die Bedeutung 'schreibender Autor', so daß das von den Personifikationen als Thematisierung des Erzählens selbst angeredete Ich der narrativen Stimme zwischen Erzähler- und Autorrolle interferiert.
S. 15, in den Anreden des Erzählers durch die Instanzen als schriber jeweils nur die Bedeutung 'Schriftsteller, Dichter' aktualisiert. Gerade hier spielt der Autor jedoch mit beiden Bedeutungen des Wortes: die Musen wenden sich an den Erzähler als ihren Schreiber, wodurch die Vorstellung suggeriert wird, die Geschichte erzähle sich selbst; die Instanzen sprechen aber auch den Erzähler in seiner Rolle als fingierter, Texte kompilierender Autor an, wodurch der reale Autor sich selbst im Werk thematisiert. 138 Zur Stelle im WvÖ vgl. SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 32f.; vgl. auch die Beispiele für Autornennungen im höfischen Roman bei SCHOLZ, Hören und Lesen, S. 1-12.
Die Allgegenwart der Erzählinstanz im >Wilhelm von Österreich
Wilhelm von Österreich«, S. 240 A. 16, sieht in der Figur eine »Art personifiziertet.) Interpretations- und Dokumentationsinstanz, ähnlich der des Emhold in Maximilians >TheuerdankWilhelm von Österreich«, S. 53 A. 120) geht davon aus, daß die Totenklage im WvÖ ein Gegenstück in der Proklamation der 'virtutes' des »toten Fürsten, des Vaters Wilhelms im >Wilhelm von Orlens« (1632ff.) ... [habe], das mehr unmittelbare Korrespondenzen aufweist, als durch die Konvention der Nekrologsrhetorik erklärbar wären«. Einen solchen direkten Bezug vermag ich nicht zu erkennen. Eine partiell vorhandene Nähe überschreitet durchaus nicht die durch rhetorische Stilisierung gewollte Vergleich-
140
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität
Die Nähe des Tugendhaften Schreibers zu den Repräsentanten des österreichischen Herrscherhauses ist auch als Selbstprojektion des Autors in eine Figur der Erzählwelt gedeutet worden142. Daß der Autor als dramatisierte Figur in das Geschehen einbezogen ist, läßt sich aus der Zeichnung und Benennung der Figur jedoch nicht definitiv ableiten. Der Roman spielt aber auch hier mit der Möglichkeit, daß das Autor-Ich, der fingierte Erzähler und eine Figur der Erzählung auf einer Ebene ebenso zu verschmelzen drohen wie sie auf einer anderen auseinanderfallen. Hinzu kommt, daß die Figur auch eine intertextuelle Dimension besitzt. Vom Tugendhaften Schreiber sind Minnelieder und Spruchdichtung tradiert, und im sogenannten >Wartburgkrieg< tritt im ältesten, im ThüringerFürstenton überlieferten Spruchgedicht, dem >FürstenlobWartburgkriegFürstenlob< und >TotenfeierRoman de la RoseFürstenlob< sind die Jahre 1246/1248; vgl. WACHINGER, Sängerkrieg, S. 51. WACHINGER datiert die Bearbeitung der >TotenfeierFürstenlob< und >TotenfeierFürstenlobFürstenlob< Heinrich von Ofterdingen das höchste Lob dem Herzog von Österreich zuspricht, während der Tugendhafte Schreiber die Haltung und die Stellung des Thüringer Landgrafen preist. MOHR hat ihn daher als »Wortführer der politischen Hofhistoriographie«147 am Landgrafenhof bezeichnet, wenn er »in parodierender Übersteigerung« eine Art »politisches Programm« vortrage: Siben vürsten sint des wert, daz ein roemisch küninc ist ze welenne benant. die tuont niht, wan swes der edele gert, Herman in Düringenlant. ist nu der küninc ze kurz, ze lanc, daz er dem tfche und ouch der werlde niht schaffet vreuden vil, der Düringe herre nimt imz sunder danc und setzet swen er wil. daz sähet ir an keiser Otten da von BrüneswTc: den schiet er von dem riche und tete in maniger eren v r i Heiniich von Ofterdingen, swtc unde miz ouch gegen ein ander niht, daz ungemezzen st. swelch leitehunt wil suochen unrechte vart, des sit gemant, ein sträfe im wart bi miner zit von sfnes meistere hant, >Fiirstenlob< Str. 6, S. 152.
Möglicherweise ging es dem Autor des WvÖ nur um das Motiv des Fürstenlobs, das die Schreiberrolle im WvÖ und im Spruchgedicht verbindet. Denkbar ist gerade aus der Sicht der angespielten Mäzenatenrolle auch folgende Vorstellung: Der Erzähler beklagt sich im WvÖ bitter über die mangelnde milte der werden und läßt nur wenig Zweifel, daß er die derzeit regierenden Österreicher meint. Der Tugendhafte Schreiber preist konträr als Beispiel für rechte milte und Gönnerschaft in seiner Totenklage den verstorbenen österreichischen Landesherrn. Er erinnert beim Hörer/Leser/Gönner zugleich die Ausführungen des Erzählers zum Geiz der Herren.
147
MOHR, Landgraf Kingrimursel, S. 36f.
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Die Beziehungen zwischen gernden und Herren, die milte des Fürsten und der Wettstreit um das höchste Lob sind das zentrale Thema des >FürstenlobsFürstenlobTotenfeierTotenfeier< besteht aus zwei Teilen: »ein Zwiegespräch mit Sängerwettstreitmotiven zwischen einem Ungenannten - es ist wohl Biterolf - und dem Tugendhaften Schreiber«149 und der Traumvision des Schreibers, die er im Kloster Reinhardsbrunn gehabt haben will. Der Tugendhafte Schreiber führt Gespräche mit der Barmherzigkeit, und auch weitere personifizierte Tilgenden treten auf und bitten um das Seelenheil der Verstorbenen. Es ist vom Tod eines Thüringers und eines Hennebergers die Rede150. Welche historischen Personen gemeint sind, ist unklar. Daß dieses Gedicht einen Grafen von Henneberg und den Thüringer Landgrafen zum Gegenstand hat, legt nicht unbedingt den Blick auf den WvÖ nahe. Aber zum einen ist schon die >Totenfeier< zumindest teilweise fiktiv und nicht unbedingt auf den Tod historischer Personen bezogen151, zum anderen könnte für den Autor des WvÖ das Motiv der Totenklage auf zwei Landesherren der Anknüpfungspunkt gewesen sein. Der Tod Wilhelms und Leopolds wäre dann im WvÖ dem Tod der Landesfürsten in der >Totenfeier< gegenübergestellt.
148 149
Vgl. RAGOTZKY, Studien zur Wolfram-Rolle, S. 139; WACHINGER, Sängerkrieg, S. 64f. WACHINGER, Sängerkrieg, S. 70. Der erste Teil der >Totenfeier< umfaßt die Str. 6 - 8 (S. 223f.) in der Edition ROMPELMANNS, der zweite Teil die Str. 9, 10, 12-18, 20 (S. 2 2 4 - 2 2 9 ) .
150 151
>Totenfeier< Str. 11 (S. 225) und Str. 19 (S. 229). Vgl. WACHINGER, Sängerkrieg, S. 72.
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Ein weiteres Indiz, daß der Autor des WvÖ die >Totenfeier< gekannt hat, ist eventuell in der Einhorn-Motivik zu sehen, die in beiden Werken eine Rolle spielt - doch handelt es sich eher um ein interessantes Detail als um einen zwingenden Beweis. Der Higendhafte Schreiber schildert die Kleidung der maget Barmherzigkeit. Er beginnt mit dem Mantel, der mit Edelsteinen besetzt ist, die ein Monecerus ... in syme houbete vnder eyme hörne152 trage. Die Funktion der Kleiderbeschreibung in der >Totenfeier< sieht WACHINGER darin, die »auch sonst angestrebte enge Verbindung zwischen der Barmherzigkeit und der Gottesmutter durch marianische Attribute zu unterstreichen«153. Auch im WvÖ kommt ein Einhorn vor. Wilhelm wird auf der Jagd nach einem Einhorn ermordet, einem Tier, das man nicht mit Hunden, sondern nur mit Hilfe einer maget rain jagen kann: daz der in den tugenden schain daz ez sich anders vahen niht lazt denn swenne ez ersiht die küschen magt, so ist sin art daz ez sich zä ir kfische zart naiget denne in ir schoz, vv. 18852-18857.
Was in der >Totenfeier< ganz unter dem Gesichtspunkt der Mythologisierung zu deuten ist, steht im WvÖ unter der gegenläufigen Prämisse: Johann von Würzburg entmythologisiert und historisiert die Einhornjagd154. Aus diesen Überlegungen ergibt sich, daß der Autor des WvÖ mit seiner Figur des Tugendhaften Schreibers das in >Fürstenlob< und >Totenfeier< initiierte Spiel mit unbezeichneten Rollen in einem anderen literarischen Kontext fortsetzt. So wie der - moderne - Rezipient der Spruchgedichte gerne wüßte, ob sich »hinter den sonst unbekannten oder unsicher identifizierbaren Gestalten, dem Tugendhaften Schreiber, Heinrich von Ofterdingen und (erst im Archetypus) Biterolf, Meister der klassischen Epoche oder Zeitgenossen des Autors verbergen, oder ob gar hinter einem von ihnen der Autor selbst steckt«155, so ist eine vergleichbare Unsicherheit im WvÖ Teil des inszenierten Verwirrspiels um die potentiellen Verfasserinstanzen.
152
>Totenfeier< Str. 12,7 (S. 226). WACHINGER, Sängerkrieg, S. 67 A. 4. 154 Vgl. dazu S. 120f. A. 250. 155 WACHINGER, Sängerkrieg, S. 61. 153
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität
Fassen wir die Ergebnisse zum WvÖ zusammen: Die Aussagen des Erzählers stellen die Musen als das die Erzählung schaffende Prinzip dar. Zugleich reflektiert das fingierte Ich die literarisch-schöpferische Tätigkeit der Textkonstitution durch den Autor. Die Namenidentität der Handlungsrolle 'Autor' ist preisgegeben, im Text werden zwei Autoren genannt, die überdies in Verbindung mit einer Figur, den Tugendhaften Schreiber, gebracht werden. Über den Erzähler und sein Verhältnis zu Personifikationen, insbesondere zur Aventiure, suggeriert der Autor, für das Schicksal seiner Helden, für die Erzählung, die sich selbst erzählt, nicht verantwortlich zu sein. Der Erzähler ist aber auch die Projektionsfigur des Autors, in der das Verfügen über die literarische Tradition und die Komposition des Werkes zu einem Sinnganzen, das Erneuern der Aventiure - und diu Aventiur / diu ward al da genuwet, v. 4478f. - , dem Publikum vor Augen - und Ohren - geführt wird. Das Vergnügen, wechselweise ganz hinter die Geschichte zurück-, aber auch in demonstrativer auktorialer Selbstdarstellung hervorzutreten, gehört zum fiktionalen Spiel im WvÖ. Der wohlkalkulierte Effekt der vielschichtigen Verschränkung und Stilisierung der Erzähler- und Autorrolle ist die Intensivierung des spielerisch-fiktionalen Charakters der Dichtung - und zwar unabhängig davon, ob es sich bei den genannten Namen um historische Personen oder um fiktive Setzungen handelt.
IV. Die Neutralisierung des Erzählers und die 'Objektivität' des Erzählens im >Friedrich von Schwaben< 1. Rücknahme der Erzählinstanz und Reflexion der Textproduktion Tritt der Erzähler als 'Person', d.h. als Rolle, im RvB und im WvÖ in außergewöhnlicher Weise in Erscheinung, so ist er im FvS auffallend neutralisiert. Man sucht im Prolog, der ohnehin nur bedingt als solcher zu bezeichnen ist, vergeblich nach Stellen, wo die Erzählinstanz sich als Urheber des Werkes ins Spiel bringt oder literarästhetische Problemstellungen reflektiert. Das narrative Ich bittet Gott um Beistand zum Gelingen eines literarischen Unterfangens, in dem das Lob des Schwabenfürsten Heinrich - später das Friedrichs - das zentrale Anliegen ist: Got her', in seinem beginn So trachtent die meinen sinn Wie das ich verbringen müg
Die Neutralisierung des Erzählers im >Friedrich von Schwaben
Willehalm< sowie mit dem Schicksal von Sigune und Schionatulander im >Parzival< und im >Titurel< (vv. 1379-1474). Friedrich drückt sein Leid aus durch den Vergleich mit dem Schmerz Willehalms über den Tod des Vivianz, König Karls über den Tod Rolands, Flores über die Trennung von Blanscheflur und Wilhelms von Orlens über seine Trennung von Amelie (vv. 1505-1571)160. Indem die personifizierte zur verdeckten Erzählinstanz mutiert, verlagern sich die Hinweise auf die Textkonstitution - und damit auf den fiktionalen Status des Werkes - in die Rede der Figuren. Dem Autor kommt es hier offenbar nicht nur darauf an, durch Vergleichsketten das Leid seiner Helden im Sinne literarischer Überbietung besonders hervorzuheben. Diese Stellen lassen sich auch als Hinweise auf den Produktionsmodus des Werkes verstehen. Die Kompilation von Textelementen aus unterschiedlichen literarischen Traditionen ist das primäre Konstruktionsprinzip des FvS. Im Vergleich zum RvB und WvÖ geht dieser Text sogar noch einen Schritt weiter: Es finden sich zahlreiche direkte, fast wortgetreue Übernahmen aus der vorausgehenden Literatur.
160
Vgl. auch die Verse 7444-7450; zu diesen Textstellen vgl. GÄRTNER, Zur Rezeption des Artusromans im Spätmittelalter, S. 62; SCHÖNING, >Friedrich von SchwabenWillehalmFriedrich von Schwaben
Friedrich von Schwaben
Lancelot en proseProsa-Lancelot< nicht um eine schöpferische Nachdichtung, sondern im wesentlichen um eine getreue Übertragung der altfrz. Vorlage handelt168, ist auch die Erzählhaltung des frz. Textes in die deutsche Übersetzung übernommen: Der Erzähler enthält sich persönlicher Kommentare, setzt seine Allwissenheit zurückhaltend ein und gibt zu verstehen, »daß die Führung und erzählerische Zuordnung des Geschehens nicht in seiner Hand liegt, sondern in der 'historia' vorgegeben ist«169. Nun ist weder das ästhetische Niveau des >Prosa-Lancelot< mit dem des FvS in irgendeiner Weise zu vergleichen, noch ist wahrscheinlich, daß der Autor des Versromans die durch den >Prosa-Lancelot< in die deutsche Romanliteratur eingebrachten erzählerischen Mittel aufgreift. Vergleichbar ist aber, daß in einer bestimmten historischen Situation ein Text entsteht, der dem vorausgehenden Entwurf eines fiktiven Erzählers als wesentlichem Bestandteil eines unbedingten Kunstwillens und einer subjektiven Erzählweise eine Fiktionalisierungsstrategie entgegensetzt, die eine objektive unparteiische Erzählweise der Vorgänge fingiert und auf erzählerische Vermittlung weitgehend verzichtet. 164
So problematisch es sicher ist, die Texte unvermittelt aufeinander zu beziehen, so unbezweifelbar ist zumindest das Faktum, daß der Autor des FvS den Wvö gekannt hat; vgl. die Präsentation der Rezeptionszeugnisse im Anhang (II.5). 165 HAUG, »Das Land, von welchem niemand wiederkehrt«, S. 72. 166 Zum entrelacement-Verfahren vgl. JANTZEN, Untersuchungen zur Entstehung des afrz. Prosaromans, S. 87-101; BAUMGARTNER, Les Techniques narratives, S. 177ff.; WILD, Erzählen als Weltverneinung, S. 184-191. 167 Ebda. S. 265. Zur Erzählinstanz im frz. Prosaroman vgl. auch WILD, Manuscripts found in a bottle; ders., Merlinus poeta; ders., Die Geburt der neuen Texte. 168 Vgl. STEINHOFF, Artusritter und Gralsheld, S. 273. 169 RUBERG, Raum und Zeit, S. 134.
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität
V. Legitimität der Fiktion und Wahrheit Reflexionen, die die Fiktion durch die Begründung eines Anspruchs auf Wahrheit legitimieren, finden sich nur im RvB und im WvÖ. Die Autoren dieser Werke insistieren auf der sittlichen Wahrheit der Aventiure jenseits ihrer historischen Bezeugung und Realitätsgerechtigkeit. Sie unternehmen nicht den Versuch, die Aventiure als historia auszugeben, fordern partiell aber durchaus auch historische Wahrheit für die Texte ein. Die Berufungen auf schriftliche und mündliche Quellen sind hier aufschlußreich: sie markieren Referenzbereiche der Fiktion mit unterschiedlichem Wahrheitsanspruch. Unverzichtbar sind beiden Autoren die Wunder des Ostens, deren Wahrheitsgehalt sie allerdings in jeweils gänzlich anderer Weise rechtfertigen. Im FvS ist das Problem der literarischen Wahrheitsfindung nicht mehr Gegenstand der Reflexion. Es bleibt ausschließlich an die Sinnerschließung des Werkes gebunden und der Bedeutungssetzung durch den Rezipienten überlassen.
1. Wahrheit der aventiure und Wirklichkeit im >Reinfried von Braunschweig< Die Verpflichtung der Dichtung auf die Wahrheit, die der Erzähler im Prolog des RvB in traditioneller Weise als Berufung auf nicht näher bezeichnete Quellen formuliert, ich sag iuch als mir wart geseit sunder lougen âne trüge, v. 56f.
ist dem Autor ein zentrales Anliegen, auf das er an wichtigen Stellen des Werkes zurückkommt. Im Prolog wird die Wahrheitsproblematik dagegen nicht explizit erörtert. In der Einführung des Protagonisten, die hier im Mittelpunkt steht, sind dennoch zwei unterschiedliche Legitimationsmuster der Fiktion präsent, aus denen der Wahrheitsanspruch des Erzählten resultiert. Der vorzutragenden Geschichte vom Fürsten Reinfried wird sowohl ein höfisch-sittlicher - im Sinne der Charakterisierung der Aventiure durch Thomasin von Zerklaere (>Welscher GastWilhelm von Österreich< Der Erzähler des WvÖ bekennt sich im Prolog dazu, war rede (v. 81) vorzutragen, allerdings ohne genauer darzulegen, was darunter zu verstehen ist. Dennoch läßt die Gedankenführung hier keinen Zweifel daran, woher die Fiktion ihre Legitimität bezieht: In die Geschichten von Minne und Aventiure ist fügende einzuflechten (vv. 146ff.). Die Versatzstücke aus der literarischen Tradition werden unter dem leitenden Prinzip der Vorbildlichkeit für die Gegenwart zu einer neuen Aventiure (v. 4478f.) verschmolzen. Der der literarischen Tradition entnommene Stoff bedarf der Auslegung durch lere: »Wahrheit und Beispielhaftigkeit korrespondieren miteinander« 181 . Daß den Erzählungen von Aventiure und Minne in der literarischen Tradition Fiktives anhaftet, ist ebenso selbstverständlich wie die Fiktivität und Wirklichkeitsferne der neu entstehenden Aventiure. Doch bleibt auch diese Dichtung der Wahrheit verpflichtet. Die Kommentare des Erzählers, seine Wahrheitsbeteuerungen und Quellenberufungen, aber auch die allegorischen Szenen182 haben die Funktion, die Sinnträchtigkeit des Erzählstoffes anzuzeigen und das Publikum in den Sinnfindungsprozeß einzubeziehen. In der Werkmitte distanziert sich der Erzähler in einer an Maria gerichteten Gebetssequenz von weltlicher Dichtung (vv. 10472ff.). Die hier indirekt in Anspruch genommene Bedeutsamkeit der Erzählung resultiert aber nicht aus der Abwehr des traditionellen Vorwurfs: weltliche Dichtung ist Lüge183. Die Gewißheit der Sinnhaftigkeit umfassender narrativ vermittelter Lehre legitimiert den Roman vielmehr in seiner Distanz zur zeitgenössischen Realität. Schon mit den Versen 173ff. verschiebt sich das fiktionale Erzählen in ein historisches Bezugssystem. Nachdem der Rezipient bisher auf einen Minne- und Aventiureroman eingestimmt wurde184, assoziieren der Name, 181 182 183 184
MONECKE, Studien zur epischen Technik Konrads von Würzburg, S. 102. Vgl. oben S. 289 A. 122. Dazu BOESCH, Die Kunstanschauung, S. 89f. Zur Erwartungslenkung des Publikums durch den Erzähler vgl. SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. lOf.
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität
der Titel und der Herrschaftsbereich des österreichischen Landesherrn einen bestimmten dynastisch-landesgeschichtlichen Horizont. Die Fiktion tritt nun in ein Spannungsverhältnis zur überlieferten Geschichte, der im weiteren Erzählverlauf durch die spezifische Heraldik der Protagonistendynastie, die idealisierte Kreuzzugshandlung, die genealogischen Argumentationen und die zahlreichen historischen Namen ein deutlich größeres Gewicht beigemessen wird als im RvB. Wie fabulös der Welt- und Handlungsentwurf auch immer sein mag, historische Wahrheit bezieht das Werk schon aus der Zugehörigkeit der Protagonisten zum österreichischen Herrscherhaus und der Fixierung des Geschehens in - wenn auch vagen historischen Koordinaten. Dennoch begründet der Autor den Wahrheitsanspruch der Fiktion nicht aus der Historizität der erzählten Geschichte, sondern aus ihrer Vorbildlichkeit heraus. Die neue Aventiure bedient sich der historischen Fakten und der Elemente der historiographischen Überlieferung in gleicher Weise als eines frei verfügbaren Materials. Was die hinzugezogenen Vorlagen als Wahrheit überliefern, hat der höheren, vom Autor gesuchten sittlichen Wahrheit des Werkes zu weichen. Die gewonnene historische Legitimationsbasis scheint die Wendung der Erzählung ins eindeutig Fabulös-Monströse dann wieder preiszugeben. Wilhelm begegnet während seiner Fahrt in den Orient einem Walfisch, auf dem ein ganzer Wald wächst (vv. 948ff.). Hatte der Erzähler bisher nur einmal und eher beiläufig auf die Wahrheit einer schriftlichen Quelle (als ich für ein warheit las, v. 377) verwiesen, so häufen sich nun Berufungen auf eine schriftliche Vorlage (v. 954, 989, 1071, 1088f.). Von der historischen Wahrheit des Erzählten will der Erzähler durch die zahlreichen Quellenberufungen aber kaum überzeugen 185 . Das traditionelle Legitimationsmuster der Fiktion - der Verweis auf die Autorität der Vorlage - signalisiert durch wiederholte Verwendung auf engem Raum eine ironische Brechung und dadurch den Fiktionalitätscharakter der Passage. Dies wirft die Frage nach dem im Roman dominierenden Verwendungszusammenhängen von Quellenverweisen auf. Sieht man von der Fiktion einer durchgehenden Quelle des Werkes und den zahlreichen Anrufungen von namentlich genannten Autoritäten 186 ab, so beruft sich der Autor auf schriftliche (buch, schrift, geschiht)187 und 185
So auch SCHOLZ, Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum, S. 16.
186
Dazu JÜERGENS, >Wilhelm von ÖsterreichBuch der WahrheitReinfried von BraunschweigReinfried von BraunschweigReinfried von BraunschweigCroneFriedrich von Schwaben^ S. 162.
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Die Autoren erheben dennoch einen Anspruch auf historische Wahrheit: durch die große Zahl der eingeflochtenen historischen Referenzen und referentiellen Illusionen205 sowie durch die Spezifik der Quellenberufungen in den historischer Überlieferung stärker verpflichteten Handlungsteilen. Der 'Faktizität des Geschichtlichen' und der 'Fiktion des Geschichtlichen' kommen in gleicher Weise historische Bedeutsamkeit und erzählerische Attraktivität zu. Auch der historische Stoffbereich ist freier kompilatorischer Phantasie zugänglich. Obwohl ihre Pseudo-Historizität die hier untersuchten Werke beispielsweise vom Artusroman206, der die historische Unverbindlichkeit geradezu zum literarischen Programm erhebt207, deutlich unterscheidet, legitimiert nicht die Geschichte die Fiktion. Das fiktive Erzählgeschehen ist in ein heils- und vor allem landesgeschichtliches Bezugssystem eingebunden, dessen Bedeutung über eine ausschließlich legitimierende Funktion der Fiktion weit hinausgeht.
VI. Literarische Leitbilder und künstlerisches Selbstverständnis der Autoren Die Legitimationsformen des Erzählens sind in engem Zusammenhang mit dem künstlerischen Selbstverständnis der Erzähler zu sehen. Während die klassischen Dichter ihre literarische Leistung und Originalität zu ihren - realen und fiktiven - Stoffvorlagen und Quellen in Beziehung setzen, messen die Autoren am Ende der Tradition des höfischen Romans ihre schöpferische Produktivität am Ideal einer künstlerischen Vollkommenheit der hochhöfischen Autoren. Eine in den Texten häufig beschworene Polarisierung der eigenen künstlerischen Inkompetenz und der unerreichbaren Idealität der Vorbilder kennzeichnet die literarische Selbsteinschätzung der Dichter208. Allzu häufig hat man textinterne Funktionalisierun205
Zum Begriff EBENBAUER, Das Dilemma mit der Wahrheit, S. 54. Vgl. ebda. 207 Vgl. KNAPP, Theorie und Praxis, S. 161. Diese von KNAPP und HAUG (Literaturtheorie) vertretene Auffassung steht im Gegensatz zur Position vor allem HEINZLES (Die Entdekkung der Fiktionalität) und KELLERMANNS (»Exemplum« und »historia«), die den historischen Anspruch auch des Artusromans betonen. 208 Diese Sicht der Quellen präjudizielle die literarhistorische Bewertung der Romane bis in die neueste Forschungsliteratur hinein; vgl. z.B. OHLENROTH, >Reinfried von BraunschweigReinfried von Braunschweigc die Leistung der Ameise So programmatisch wie die Autoren des RvB und des WvÖ im Prolog die Verpflichtung der Dichtung auf die Wahrheit verkünden, so eindringlich beklagen sie ihr geringes Kunstvermögen209. Zwar setzt auch Johann von Würzburg der 'Tumpheitsformel', dem Topos der affektierten Bescheidenheit, die ebenso traditionelle Berufung auf den guten Willen entgegen210, doch nur der Autor des RvB baut dieses Moment weiter aus und knüpft im Binnenprolog eine ganze Argumentationskette daran. Bei einem Autor, der sich so intensiv mit literarischen Traditionen auseinandersetzt, fiel auf, daß er seine eigene Leistung nicht im Vergleich zu literarischen Vorläufern und Vorbildern reflektiert. Was als »'epigonenhaft' angesehen wurde, das Messen der eigenen Kunst an der Tradition der meister, fehlt hier« 2 ". Erst der Binnenprolog liefert weiteren Aufschluß, und zwar über die 'Figur' des Erzählers, die jedoch nicht ohne weiteres Rückschlüsse auf das künstlerische Selbstbewußtsein des Dichters erlaubt. Der Klage über die eigene künstlerische Unfähigkeit ist im Binnenprolog ein ethisches und daher auch literarisches Wollen entgegengesetzt. Beide Topoi sind in ihrer spezifischen Verwendung im Kontext der Arzu vermitteln wissen [...], der >ReinfriedReinfried von BraunschweigWilhelm von Österreichc die Leistung des Zwergs Der Klage über die eigene künstlerische Unfähigkeit versteht Johann von Würzburg weitaus poetischer Ausdruck zu verleihen als der Autor des RvB. Der Topos liegt einer ganzen Reihe von Metaphern zugrunde, die die Suche nach Ungewöhnlichem und Überraschendem hervorbringt. Johann »kokettiert jeden Augenblick mit seiner Unbeholfenheit«216, entsprechende Äußerungen ziehen sich vor allem durch den ersten Werkteil217. Im Unterschied zum Reinfried-Dichter benennt er deutlich die Vergleichsebene seiner Klagen: er möchte so dichten, daß ihn die maister pristen (v. 1493). Dieses Ideal ist auch auf die ethische Dimension des Werkes bezogen. Der Erzähler richtet an den schepfer aller aventiur (v. 2435) die Bitte um lere (vv. 2436, 2440). Die aventiurehafte Oberfläche der Erzählung möge unter dem kritischen Blick der meister nicht abblättern wie Farbe durch die Hitze des Sommers: ich main der wisen witze, / die mich mit iren zieren / sinnen corrigieren, / daz ich vor schäm 216 217
MORDHORST, Egen von Bamberg und die 'geblümte Rede', S. 91. Ob ich nu tihten kánde, v. 293; ach, Minne, kánd ich tihten, v. 6689; kánd ich nu minnenclich getiht, v. 9380; kund ich nu g&t getiht, v. 10976 u.ö.
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iht blaiche, vv. 2444-2447. Wolfram (vv. 14517-14529) und Gottfried (vv. 2061-2069) sind dann auch direkt benannt, wobei Gottfried vor allem das Ideal höfisch adäquaten Sprechens von minne verkörpert, Wolfram dagegen wiederholt im literarischen Horizont des Jüngeren Titurel< vergegenwärtigt ist218. Daß das vorliegende Werk den von Wolfram und Gottfried gesetzten Maßstäben nicht gerecht werden kann, begründet der Autor objektiv und subjektiv. Alles Wesentliche sei gesagt: nu hant vor mir die wisten / den kern gelSset uz den vesen (v. 1494f.). Zudem verstelle die eigene künstlerische Inkompetenz den Weg zum ästhetisch Anspruchsvollen: kund ich rimen cluge, / die wolt ich gerne schriben (v. 1502f.). Beide Momente fängt das schon mehrfach aufgefallene, ethisch motivierte 'Trotzdem' auf, das die Fortsetzung der Erzählung ermöglicht: doch kan ich ez niht benemen / minen tummen sinnen, / ich muzz von den minnen / sprechen... (vv. 1510ff.). Ausgangspunkt dieser Reflexionsbewegung, an die sich die Minnegespräche der Kinder anschließen, ist die Metapher von Kern und Schale, die noch an weiteren Textstellen wiederkehrt219. Johann verwendet das Bild, um das Verhältnis des eigenen zu den Werken der literarischen Leitbilder zu umschreiben. Die Metapher ist nicht mehr auf das Innen und Außen, auf die tiefere Wahrheit und die Textoberfläche eines einzelnen Werkes, sondern auf die Entwicklungsgeschichte eines Werktyps bezogen. Das Bild faßt die Unüberbietbarkeit eines literarischen Ideals, sucht in gewisser Weise aber auch - in gebührender Distanz davon - den literarischen Ort des späten Autors zu bestimmen. Die Metapher begegnet erneut im Binnenprolog220, wo sie in die Argumentation von erwünschtem und abgelehntem Publikum eingewoben ist: 218
Vgl. dazu unten. Die geläufige Metapher spielt in der integumentalen Dichtungstheorie, besonders des Alanus ab Insulis, eine große Rolle, wo sie das Verhältnis von Textoberfläche und philosophischer, theologischer, moralischer, aber eben auch poetischer Wahrheit veranschaulicht; vgl. dazu KREWITT, Metapher und tropische Rede, S. 286 A. 2, 516. Die grundsätzliche Unterscheidung »von außen und innen, Darstellung und Dargestelltem, Sprache und Bedeutung« (GRÜNKORN, Die Fiktionalität des höfischen Romans, S. ISO), die die integumentale Dichtungstheorie analysiert hatte, findet sich dann auch bei den hochhöfischen Autoren. Die spezifische Erkenntnisleistung von Dichtung umschreiben diese allerdings mit anderen Vorstellungsmodellen. 220 Das Bild von Schale und weißem Kern verwendet der Autor in anderem Zusammenhang zur Charakterisierung von Agly ein weiteres Mal: reht alsam der mandel / ist under siner schelen vv/z, / sus gaben ihr wcengel wizen gliz / durch dünne rStin hälse, v. 2150ff.
219
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität als uz der schal der kern wirt wiz gelost, sus ist diu weit verbost gaen gantzen tugenden worden, vv. 10800-10803.
Der Erzähler suggeriert, daß die Einstellung des Publikums zum Werk, und damit seine moralische Verfassung insgesamt, einen ähnlich negativen Verlauf genommen habe, wie die literarische Entwicklung von den Vorbildern zu den späteren Autoren. Die Vorstellung von Schale und Kern verbildlicht in der Verfallsoptik von idealer Vergangenheit und negativer Gegenwart einen literargeschichtlichen Prozeß. Fügt sich diese Argumentation in den Kontext des Binnenprologs ein, so überrascht die folgende Wendung: die tugentlosen, das die Rezeption verweigernde Publikum also, setze die Dichtung herab und verfälsche seine wesentliche, seine ethische Aussage: und maset mir den wizzen kern, v. 10835. Stand der Kern zunächst für die Leistung der meister und für eine ideale frühere Kommunikationssituation, so nimmt Johann dieses Bild hier erstmals für das eigene Werk in Anspruch. Bezeichnenderweise steht die letzte Verwendung der Metapher in unmittelbarem Zusammenhang mit der ersten Autornennung. Der Autor/Erzähler erfleht von der personifizierten Kunst die Gabe, in die Erzählung von Minne und Aventiure lere hineinwirken zu können: den ze guter kere / die ez lesen gern (v. 13220f.). Johann verwendet im Anschluß die KernSchale-Metapher, um diesen Zusammenhang transparent zu machen. Die Erzählung biete fiktives Aventiure- und Minnegeschehen, offeriere aber auch die Möglichkeit zu tieferem ethisch-moralischen Erkenntnisgewinn: ich wil von Wunsches kern tihten erst, jens was diu schal, v. 13222f.
Die unmittelbar vorausgehende Autornennung deutet darauf hin, daß diese Äußerungen vermutlich nicht nur Stilisierungen des Erzählers sind. Die Unterscheidung der Ebenen von Oberfläche und Kern zielt darauf ab, die literarische Vermittlung ethischer Erkenntnis als primäres, selbstbewußtes Anliegen des Autors herauszustellen. Doch was ist das Wesentliche, was das weniger Wichtige, was Kern, was Schale jenseits von ethischer Sinnsetzung und literarisch anspruchsvoller Vermittlung? Schölt ich in dem getihte wein, daz beste von dem b6sn scheein, so waer ich der niht weste weder waer daz beste,
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wer wil mir geben dar zü rat? nieman? sit denne an mir stat, so wil ich von in baiden sagen, vv. 2483-2493.
Der Autor/Erzähler gibt die Frage an das Publikum weiter, sieht sich aber, wie erwartet, auf sich selbst zurückverwiesen und im Erzählen zu permanenter Entscheidungsfindung gezwungen. Der literarische Schaffensprozeß ist als eine pendelnde Bewegung zwischen den Polen literarische Tradition, Publikum und Autorkompetenz vorgestellt, deren literarische Zielform das stetig wachsende Werk darstellt. So treffend die Bedingtheit literarischen Schaffens hier charakterisiert ist, so rückt das narrative Ich doch ebenso deutlich von der Realität des Autors ab und wandelt sich erneut zur Erzählfunktion literarischer Reflexion. Überblickt man die drei Textstellen, stehen die durch die Metapher verbildlichten Vorstellungen im Kontext des Gesamtwerkes durchaus nicht isoliert. Sie fügen sich dem Zusammenhang der zentralen Problemstellungen der Erzählreflexion im WvÖ ein: der Reflexion des Verhältnisses zur literarischen Tradition, der Rezeptionsbedingungen des Werkes sowie des Verhältnisses von poetischer Ausdrucksform und ethischer Bedeutungsdimension. Aufschlußreich ist auch, wie der Autor/Erzähler sich selbst als Subjekt dichterischer Produktion entwirft. Die Bezeichnung 'Ährenleser' (stupfelman) 221 ist direkt aus dem Bildbereich der KernSchale-Metapher hergeleitet, 221
In der deutschen volkssprachlichen Literatur der Zeit findet sich das Bild des Ährenlesers für den späthöfischen Autor meines Wissens nur im WvÖ (vgl. die Stellensammlung bei BOESCH, Die Kunstanschauung, S. 237ff.). Am Ende des >Tornoiemenz Antecrit< formuliert Huon de Méry (1234/35) allerdings, in bezug auf Chrétien und Raoul de Houdenc, den gleichen Gedanken: Molt mis grant peine a [eschiver] / Les diz Raol et Crestïen, / Conques bouche de crestïen / Ne dist si bien com il disoient. / Mes quant qu'il dirent il [prenaient] / Le bel françois trestot a plein / Si com il lor venoit a mein, / Si [c'après eus] n'ont rien guerpi. / Se j'ai trové aucun espi / Apres la mein as mestiviers, / Je [l']ai glané molt volentiers, vv. 3534-3544; vgl. dazu RUHE, Les plumes du paon, S. 199; GROSSE, Das Buch im Roman, S. 200-205. Zu diesem Topos (spicas colligere/legere) im Ackermann-Widmungsbrief vgl. den Kommentar von BERTAU, Johannes de Tepla, II, S. 44f. (W 3,9-12). JUERGENS (>Wilhelm von Österreich^ sieht im Bild des Ährenlesers die Erschöpfung sprachlicher Ausdrucksformen in nachklassischer Zeit ausgedrückt: »originale Artikulation ist hier nicht mehr möglich, da das Medium poetischer Sprache keine Möglichkeiten mehr offenhält« (S. 255). Die Metapher artikuliert jedoch nicht nur ein »Bewußtsein sprachlicher Unfähigkeit«, sondern sucht einen umfassenderen Zusammenhang zu verdeutlichen. Ein Ährenleser ist nicht unbedingt jemand, »der nach der Ernte auf dem Stoppelfeld nach übriggebliebenen Ähren sucht und dabei nichts mehr findet« (S. 256). Der Akzent des Bildes liegt vielmehr darauf, daß man auf dem Feld zwar wenig, aber
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des mäz ich uz den haelmen lesen min tihten als ein stupfelman, v. 1496f.,
und das sich anschließende Bild des Zungenlahmen: nu wil min zunge liben, / diu hinket und ist da bi laz (v. 1504f.), knüpft an werkspezifische Ausformungen von Inspirationsvorstellungen und Erzählerstilisierungen an (s.o.). Dominiert in den Bildern die Perspektive eines früher realisierten Kunstideals und eines nachfolgenden kontinuierlichen Verfallsprozesses, so kehrt Johann diese Blickrichtung in einer weiteren Metapher überraschend um. Die 'Sinne' seien ihm zu früh aus dem Nest geflogen. Nicht entfaltete künstlerische Fähigkeit mache es daher schwer, zielgerichtet, d.h. auf die ethische Dimension hin, zu erzählen (vv. 152-158). Dieses durch seine Verwendung im Prolog hervorgehobene Bild ist wohl als gewollter Kontrast zu den die Spätzeitlichkeit betonenden späteren Metaphern zu sehen. Die Selbststilisierungen als Ährenleser, Zungenlahmer und künstlerisch Unreifer stehen in Zusammenhang mit den Vorstellungsbereichen, aus denen heraus die oben analysierten unterschiedlichen Rollen des Erzählers entworfen sind. Das Bild des Ährenlesers hebt auf den Gesichtspunkt des Sammeins ab, im Zusammenhang poetologischer Reflexion ist damit die Kompilation literarischer Traditionen angesprochen222. Der Zungenlahme setzt die Vorstellung der Muse, die aus dem Munde des Erzählers spricht bzw. ihn das Märe aufschreiben läßt, voraus. Das Moment des noch künstlerisch Unreifen nimmt den Prozeßgedanken auf, der im WvÖ sowohl in produktions- als auch in rezeptionsspezifischen Reflexionszusammenhängen eine große Rolle spielt. sicher noch einiges, was die Dichter der Vergangenheit nicht hatten 'einbringen' können, findet. Nicht das abgeerntete Stoppelfeld als solches steht im Zentrum des Bildes, sondern die durchaus existierende Möglichkeit des nachklassischen Dichters, verbleibende Ähren, in poetologischer Terminologie: 'Leerstellen', zu finden. Nimmt man diese Bilder ernst, dann faßt der Autor höfisch-epische Dichtung als ein inhaltliches und formales Potential auf, dem die hochhöfischen Dichter ästhetisch und ethisch in ihren Werken eine nicht zu überbietende literarische Ausdrucksform verliehen haben. Den späthöfischen Autoren verbleiben allerdings Teilbereiche dieses Potentials, die bisher nicht ausgeschöpft sind. So sehr dieses Bild den Leitbildcharakter der 'Klassik' bestätigt, so weist es doch auch den späthöfischen Werken einen eigenen literarischen Ort zu. Im Bild des Ährenlesers mündet das Lob einer großen Epoche »implizit in ein Selbstlob«, insofern es »trotz aller Schwierigkeiten« gelingt, »noch etwas Neues [zu] finden, eine Selbsteinschätzung, die die moderne literarhistorische Forschung im übrigen nur hat bestätigen können« (RUHE, Les plumes du paon, S. 199, in bezug auf die frz. Dichtung nach Chrétien). 222 Vgl. auch oben S. 293 die Ausführungen zum Bild des Spürhundes für den Erzähler.
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Sieht man die dichte Fülle dieser Metaphern zusammen, entsteht trotz gelegentlicher durchaus selbstbewußter Akzentuierungen der eigenen literarischen Tätigkeit der Eindruck, daß dem Kokettieren mit der Inkompetenz und der Lust am spielerischen Umgang mit Erzähler- und Autorrollen letztlich doch eine resignative Disposition, die Preisgabe des Bewußtseins literarischer Bedeutsamkeit des eigenen Werkes, zugrunde liegen könnte. Doch das Gegenteil ist der Fall. Zwar nimmt auch Johann für sich in Anspruch, von grozer triwe / kluge rede niwe / velden und visieren, / blumen und florieren / mit wilder rede sprächen (vv. 1451-1455) zu wollen, der Stolz der Blümer auf die artifizielle Verwendung gesuchter Kunstmittel, aui/die vremden fiinde niwe (v. 1507)223, ist aber eher zurückhaltend formuliert. Sehr viel deutlicher bringt Johann künstlerisches Selbstbewußtsein mit dem bekannten Bild vom Zwerg auf den Schultern der Riesen zum Ausdruck. Daß die hier verbildlichte Reflexion dichterischen Selbstverständnisses nicht nur als spielerische Stilisierung des Erzählers zu verstehen ist, darauf deutet die vorausgehende Nennung des Autornamens (v. 15103). Johann sieht das Faktum, daß tihten mut kan vrcewen (v. 15118), durch die Einstellung getrübt, daz tihten niht so rieh / si als ez gewesen si (v. 15120f.). Diese zu widerlegen, bemüht er das Diktum eines Meister Demestius224, nach dem ein Zwerg auf den Schultern eines Riesen weiter als dieser zu sehen vermöge225: swaz alter maister töte gesagt und geschriben ist, daz siht wol der daz ietzunt list, hat des selben sinnes kunst, daz erz verstat wol mit der vernunst, so wirt jens kunst und sine zwivaltic: da von mine sinne daz beschaiden', vv. 15130-15137. 223
Zum »Stolz auf den dichterischen vunt« vgl. BOESCH, Die Kunstanschauung, S. 192; vgl. auch MONECKE, Studien zur epischen Technik Konrads von Würzburg, S. 130-143. 224 FRENZEL, Studien zur Persönlichkeit Johanns von Würzburg, S. 59f., vermutete, daß Johann bei Demestius an den Aristoteles-Kommentator Themistios gedacht habe. Von ihm stammt auch ein Kommentar zu >De animaJüngeren Titurel< nicht genau kannte, da sich dort im Zusammenhang der Schlacht auf Plenanze kein entsprechender Namenkatalog findet236. Der Akzent des Autors liegt vielmehr darauf, daß er die Namen und die Eigenart der Könige und ihrer Reiche, die Wolfram gewußt habe, nicht kenne: ir lant ir namen ich niht hab / gekennet und ir underscheit, v. 16612f. Im Hintergrund steht offensichtlich die Vorstellung, daß mit der Kenntnis des Namens auch das Wissen und die - hier literarische Verfügungsgewalt über die benannte Sache gegeben sei. Der Reinfried-Dichter erhebt auf der Ebene der Texte Wolframs literarische und sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten der vielgestaltigen Welt des Orients zum Ideal. Damit stellt er sich in die Tradition eines Rollenbildes, dem der Dichter des »Jüngeren TiturelJüngeren Titurel< literarisch manifestiert sah, erzählerisch und sprachlich in besonderer Weise gestalten zu können. Den Wunsch, Minne durgründen zu können, formuliert Yrkane allerdings auch in ihrem Liebesbrief im zweiten Handlungsteil. Die hier ersehnte Kompetenz ('Künd ich von hohen sinnen, / von liebe und von minnen, / wol schriben unde dihten...\ vv. 24523ff.) ist durch die erwähnten literarischen Beispielfiguren und vor allem durch den Autornamen Ovid einer normativen Sprachästhetik angenähert: ei künd ich als Benelope durchgründen rehter liebe mez, dö si dem helt Ulixes brief und boten sante, daz er wider want von Troye sine widervart, der si doch entweret wart, wan der künste riche starp üf dem mer dä er verdarp, 238
Der Autor erwähnt mehrfach die wandelliche/wendeliche spräche der Heiden: 16629, 19937, 20467, 16622 (ungelich). 239 Zu Wolframs Darstellung heidnischer Sprachenvielfalt im >Willehalm< vgl. KIENING, Reflexion - Narration, S. 117-122. Im >Tristan< Gottfrieds (vv. 2962-2969) gelten sarazenisch-orientalische Sprachen »als Inbegriff einer unverständlichen Sprache«, WERNER, Tristan sprach auch Altnordisch, S. 176.
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sô wolt ich schriben ouch alsô. ob nu mîn herze waere listic gên der minne für ir aller sinne in den ie staeter muot beleip ald von minne minnenclîch geschreip ie der wert Ovidîus, daz wolt ich al an einen kus mit gedihte schrîben, vv. 24534-24565.
Das literarisch-sprachliche Vermögen, das Yrkane herbeisehnt, ist daneben eindeutig im Geschehenszusammenhang funktionalisiert. Der Liebesbrief soll Reinfried zur Rückkehr aus der Welt des Orients bewegen: daz du âne sûmen / diu lant wellest rumen / der wilden heidenschefte, vv. 24649ff.240. Auch der Dichter des WvÖ formuliert sein Ideal sprachästhetischer Textkonstitution in Auseinandersetzung mit dem Minnethema. Zwei Passagen, in denen die Rede - einmal des Erzählers, das andere Mal der Hauptfigur - jeweils von einem Bescheidenheitstopos ausgeht, sind hier aufschlußreich. Zunächst zur vieldiskutierten Textstelle am Beginn des Romans, in der sich der Erzähler auch als Ährenleser (v. 1497) und Zungenlahmer (v. 1504f.) bezeichnet241. Agly und Wilhelm wachsen am Hof des Königs Agrant gemeinsam auf, und das vertraute Miteinander wandelt sich schnell in Minne: zehant der Minne ein zundel / ir hertze do enbrande, v. 1480f. Der folgende Dialog der Kinder, der von der Frage: waz minne si (v. 1529), ausgeht, löst einen in der Tradition des höfischen Romans vertrauten Prozeß aus, in dem die Protagonisten von einer Begriffsvorgabe über Formen des Mißverstehens zur Erfahrung- des Inhalts fortschreiten242. Doch das Problem der differenzierten Erschließung des Begriffs besteht nicht darin, »daß die Sprechenden Kinder sind«243. Die Schwierigkeit des angemessenen Redens über Minne resultiert vielmehr aus dem Gegenstand selbst. Auch der 240
Zu diesem Brief der Yrkane im RvB vgl. JUERGENS, >Wilhelm von Österreichs S. 371-380. 241 JUERGENS (>Wilhelm von Österreich^ deutet die Metaphern als Bilder, die »ein Bewußtsein sprachlicher Unfähigkeit zum Ausdruck« (S. 256) bringen. Die Metapher stupfelman steht aber in einem deutlich anderen Traditions- und textinternen Argumentationszusammenhang (vgl. dazu oben S. 331f.). 242 Vgl. HÄNSCH, Parzivâl, S. 267. 243 JUERGENS, >Wilhelm von Österreichs S. 257.
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität
Erzähler sieht sich nicht in der Lage, die unbedingte, kosmisch vorbestimmte Minne entsprechend ihrem objektiven Wert, ihrer Komplexität und ihrer Bedeutung im Werkzusammenhang adäquat darzustellen (vv. 1502ff.). Die Topoi der Unsagbarkeit und der affektierten Bescheidenheit weisen jedoch über den synchronen Erzählzusammenhang hinaus. Worin der für die Minne angemessene sprachliche Ausdruck besteht, wie zwischen äußerer Sprachform und inhaltlicher Bedeutung des Bezeichneten ein Kongruenzverhältnis erreicht werden kann, erläutert der Erzähler durch den vergleichenden Bezug auf die Tradition der meisten mit warheit ich daz spriche daz daz hertze min bechort daz diu zunge sfizziu wort da von ze rimen flaehte und diu so wol furbrxhte daz mich die maister pristen, vv. 1488-1493.
Die meister stellen eine künstlerische Norm dar, an der sich der Autor ausrichtet, die ihn zu einer Demutsformel veranlaßt, die er aber zunächst nicht durch einzelne literarische Autoritäten konkretisiert. Die meister repräsentieren künstlerisches Vermögen insgesamt, werden sicher auch als eine Art kollektive Muse aufgefaßt, sind jedoch im Zusammenhang der zitierten Textstelle vor allem als Maßstab für die sprachliche Gestaltung des vorliegenden Kunstwerks angesprochen. Der Erzähler erbittet semantische (hertze) und sprachlich- (zunge) ästhetische (suzziu wort, rime) Kompetenz, um dem Phänomen Minne gerecht zu werden. Die dem Gehalt der Minne angemessene Sprachgestalt sieht Johann in der Orientierung am Ideal des blüemen gegeben, das er an verschiedenen Stellen des Werkes formuliert: ich wil von grozer triwe klüge rede niwe velden und visieren, blfimen und florieren mit wilder rede sprächen, die sunder valsches br&chen sich ze rimen sliezzen, vv. 1451-1457.
Die Begrifflichkeit des Blümens ist häufig als Kennzeichen eines einheitlichen Stils oder einer deutlich abgrenzbaren Gruppe von stilistischen Merkmalen im Sinne der rhetorischen Lehre verstanden worden. Überblickt man die Versuche, diese Stilphänomene in den Texten, die die Terminologie des Blümens verwenden, zu systematisieren, so erweist sich
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die »Klasse von sprachästhetischen Eigenschaften, welche man unter diesem Begriff fassen kann, [als] ziemlich groß, das heißt, sie ist nicht deutlich ausgeprägt«244. Dies spricht für die von SCHÜLEIN vertretene These, daß der Begriff blüemen in den Texten eine bestimmte positive Einstellung gegenüber einer elaborierten sprachlich-ästhetischen Sprachgestaltung bezeichnet und als ein »Terminus theoretischer Art für ästhetische Gestaltung von Texten insgesamt verwendet wird«245. Auch Johann von Würzburg greift das Wort im Rahmen literar-ästhetischer Reflexion zur Kennzeichnung einer sprach-ästhetischen Aufwertung des besonderen Gegenstands Minne auf. blüemen und seine Synonyme bezeichnen programmatisch die Qualität einer Sprachform, die zwar auch für den Gesamttext in Anspruch genommen wird, die aber vor allem der sprachlichen Vergegenwärtigung der besonderen Liebeserfahrung der Helden, der Minne, vorbehalten bleibt. Die Begriffe blüemen und meister sind korrelativ aufeinander bezogen. Der Terminus meister steht im WvÖ für eine künstlerische Norm, aber auch für eine Werktradition, in der das Ideal des Blümens übergreifend als ästhetische Gestaltung von Texten und textimmanent als besondere sprachästhetische Hervorhebung von Personen und Preziosen literarische Form gefunden hat. Prägend für diesen Zusammenhang war offenbar der Literaturexkurs im >Alexander< des Rudolf von Ems. Rudolf stilisiert dort Hartmann, Gottfried und Wolfram als personifizierte sprach- und literarästhetische Kunstnormen, als meister. Die Reflexion dieser Kunstnorm wird Teil des neuen literarisch-epischen Gefüges246. Tradition und mei244
SCHÜLEIN, Zur Theorie und Praxis des Blümens, S. 97. Ebda., S. 214f. Vor allem MORDHORST (Egen von Bamberg und die 'geblümte Rede') und NYHOLM (Studien zum sogenannten geblühmten Stil) haben versucht, dem Ausdruck blüemen ein bestimmtes Repertoire sprachästhetischer Mittel zuzuordnen. Die naheliegende Konsequenz aus den Stiluntersuchungen NYHOLMS zieht STACKMANN, Redebluomen, S. 331: »Das, was man gemeinhin als 'geblümten Stil' bezeichnet, zerlegt sich Nyholm bei näherm Zusehen in Elemente, die aus der Überlieferung aufgenommen werden, und den Personalstil der jeweiligen Autoren«. Auf diesem Hintergrund versucht STACKMANN (S. 345) eine Neudefinition des Begriffs 'geblümter Stil': »Auch wenn sich die einzelnen Autoren ganz verschiedener Techniken bei der Hervorbringung ihrer redebluomen bedienen, bleibt ihnen doch gemeinsam das Streben nach Wirkung durch besonders kunstvolle Sprachverwendung. Diese Gemeinsamkeit - eine Gemeinsamkeit der künstlerischen Absicht, nicht der im Dienste dieser Absicht gebrauchten Stilmittel wäre dann mit dem Begriff 'geblümter Stil' in seiner allgemeinsten Form ausgedrückt. Da eine auf das Artifizielle gerichtete Bemühung vielerorts in der Dichtung des 13. und 14. Jhs. bemerkbar wird, hätte der Begriff sehr wohl seine Funktion: er bezeichnete eine der Grundtendenzen in der Literatur des Zeitalters«. 246 vv. 3063ff. Vgl. dazu HAUG, Literaturtheorie, S. 310ff.; zur Rolle Rudolfs von Ems in der
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Reflexion des Erzählens und Inszenierung von Fiktionalität
sterschafl verschmelzen zu einer unerreichbaren Idealität. Bei den späthöfischen Autoren meint der Begriff blüemen daher nicht nur den sprachlichen Schmuck des Kunstwerks, sondern immer auch das Interdependenzverhältnis von Tradition, meisterschaft und anspruchsvoller sprachund literarästhetischer Gestaltung. Deutlich wird dies an der zweiten Textstelle, an der erneut ein Bescheidenheitstopos zum Problem der Minnedarstellung überleitet. Nachdem sich die Kommunikation der Liebenden vom Dialog zum Briefwechsel verlagert und Wilhelm von Agly den ersten Minnebrief empfangen hat, glaubt er sich nicht im Stande, ihr seine Minne schriftlich auszudrücken. Wilhelm ruft Gottfried als gut tihter an und wünscht sich dessen sinne herbei, um auf ihren Brief angemessen antworten zu können: awe zarter maister clar, genender Strazburger, Gfitfrid ein gfit tihter! het ich die sinne din, untz ich der vrawen min gesait danck an dirre stunt der sfizzen wort diu ir munt mir sant an einem brief geschriben, vv. 2062-2069.
Über die Handlungsfigur wird Gottfried als meister, als Verkörperung einer künstlerischen Norm erwähnt247, an der sich die sprachästhetische Formung, die Deskription der Minne, im folgenden auszurichten sucht. Die kommunikative Funktion der Sprachform ist deutlich hervorgehoben, insofern der von Wilhelm zu schreibende Minnebrief dem Erwartungshorizont der Empfängerin, im weiteren Sinne natürlich dem des Lesers, gerecht werden muß. Die Funktion des Textes im Text wird direkt mit der Notwendigkeit zu besonderer Sprachgestaltung in Zusammenhang gebracht248. Das hier an Gottfried geknüpfte Ideal, zu dem sich das narrative Ich im WvÖ in ein Spannungsverhältnis setzt, resultiert also aus der Norm sprachlich anspruchsvoller Ausdrucksweisen, wie sie sich in den Texten der meister manifestiert, und einer funktionalen Norm, die sich auf die Tradition der Blümer vgl. auch S C H Ü L E I N , Zur Theorie und Praxis des Blümens, S. 130-138. 247 Zur Textstelle vgl. J U E R G E N S , >Wilhelm von Österreichs S. 269ff. 248 Der Dichter des >Lohengrin< erwähnt Wolfram nicht nur als Blümer (vv. 7631-7640), sondern stellt auch einen Zusammenhang zwischen dem Blümen und der Textsorte Brief her: Die brief mit grammaticä het meisters kunst geblüemet, v. 7577; vgl. dazu S C H Ü L E I N , Zur Theorie und Praxis des Blümens, S . 152f.
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kommunikative Leistung der Werkform Brief bezieht. Die semantische Dignität des zu beschreibenden Gegenstands (Minne), die spezifische Textform (Minnebrief) und die differenzierte sprachliche Darstellung (blüemen) bedingen einander. Die Funktion der Briefe im WvÖ besteht zunächst darin, daß die Liebenden die durch die räumliche Trennung unterbrochene Kommunikation wieder aufnehmen können. Der Kunstcharakter, der den Briefen von den Protagonisten abverlangt wird, ist bereits im Traditionshintergründ dieser Textform angelegt. Der Werktyp spielt in einer Reihe von minnebezogenen Texttraditionen - Höfischer Roman, Minnereden, u.a. - eine Rolle bzw. ist genetisch mit bestimmten, teilweise schon antiken Traditionen Ovid, Minnelyrik, Mariendichtung u.a. - verbunden249. Elaborierte sprachlich-syntaktische Muster und ein gehobener literarisch-künstlerischer Anspruch werden mit dem Werktyp in der höfischen Dichtung wie selbstverständlich in Verbindung gebracht250. Fragt man nach den Traditionszusammenhängen der Bilder und Argumentationen, die Johann von Würzburg auf poetisch geformte Sprache und auf den Umgang des Dichters mit ihr anwendet, so berühren sich diese mit Gedanken, die Konrad von Würzburg in der >Goldenen Schmiede< entfaltet. Johann von Würzburg zitiert Gottfried in diesem Kontext ebenso wie Konrad von Würzburg in der >Goldenen Schmiede< - in erster Linie als »Meister der Sprache und des Verses«251: ich sitze ouch niht uf grüenem cle von süezer rede touwes naz, da wirdeclichen ufe saz, von Strazburc meister Gotfrit, der als ein waeher houbetsmit guldin getihte worhte, >Goldene Schmieden vv. 94-99. 249
Zu Briefen im höfischen Roman vgl. MAYSER, Briefe im mhd. Epos; BRACKERT, Da stuont daz minne wol gezam; JUERGENS, Zum Forschungsproblem der Briefe im mittelhochdeutschen Versepos. Zu Briefen in hoch- und spätmittelalterlichen Texten vgl. auch die Beiträge in dem Band: WIENZEL (Hg.), Gespräche - Boten - Briefe. Zu möglichen Quellenbeziehungen der Briefe im WvÖ (>Wilhelm von OrlensKonstanzer Minnelehre< etc.) vgl. JUERGENS, >Wilhelm von ÖsterreichHerzmaereGoldenen Schmiede< vgl. jetzt SCHNYDER, Eine Poetik des Marienlobs.
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Auch die besondere sprachliche Gestaltung der Minnebriefe im WvÖ rückt diese Textteile in die Nähe der >Goldenen Schmiedel 52 . Konrads Werk ist eine preisende Rede auf die Jungfrau Maria. Das gegenseitige 'Lob' der Personen, die Reflexion der Minne und die Klage über den Minneschmerz stehen aber auch im Mittelpunkt der Minnebriefe im WvÖ, die von der Romanhandlung relativ losgelöst sind253. Die Metaphern, die Wilhelm auf Agly bezieht, »entstammen hauptsächlich der Mariologie, die ethische Vollkommenheit Aglys gilt als eine göttliche Emanation« 254 . Wie Konrad legt Johann den Akzent auf die Wortwahl: doch wil ich ir mit engen siben ze dienst min getihte reden, swa diu wort grob keden, daz die bliben in dem sibe. wirt ez ze grob durch daz sip, ich riter ez durch den bfitel, WvÖ vv. 2070-2077
swer diner wirde schäpelin sol blüemen unde flehten, daz er mit roeselehten Sprüchen ez floriere, und allenthalben ziere mit violinen worten, so daz er an den orten vor allem valsche ez liuter, >Goldene Schmiede< vv. 62-69.
Sowohl bei Konrad als auch bei Johann bleibt offen, was unter den Violinen worten im einzelnen zu verstehen ist bzw. welches Ziel mit den verschiedenen Selektionsvorgängen (siben, ritern), die zu immer 'feineren' Worten verhelfen sollen, verfolgt wird. Die Wahl ausgesuchter Worte ist offenbar als Mittel sprachlicher Stilisierung aufgefaßt, ohne daß eine Präzisierung im Sinne rhetorischer Anleitung zur Sprachverwendung beabsichtigt ist. Die Metaphern zur Charakterisierung des Umgangs mit Sprache, das Sieben und Reitern von Getreide255, wählt Johann aus dem gleichen Bildbereich, dem auch die wesentlichen Reflexionen über das Erzählen (Kern - Schale) und über sein Selbstverständnis als 'nachklassischer' Autor (Ährenleser) entnommen sind. So wie Johann das Erzählen als einen dynamischen Prozeß, als kontinuierliche Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition auf der einen und dem Publikum und sei2,2
Vor allem unter sprachästhetischen Gesichtspunkten bestehen Zusammenhänge zwischen den Texttraditionen Minnebrief, hymnischer Mariendichtung und den Blümern; vgl. S C H Ü L E I N , Zur Theorie und Praxis des Blümens, S . 1 8 1 - 1 8 4 . 253 Gegenüber den älteren Arbeiten betont J U E R G E N S , >Wilhelm von Österreich^ S. 351ff., die Funktion der Briefe im Fortgang der Handlung. Dennoch ist nicht zu übersehen, daß die Besonderheit der Briefe nicht in ihrem Beitrag zum epischen Geschehen zu sehen ist; vgl. auch D L E T L , Du bist der aventure fruht, S. 175f. 254
JUERGENS, >Wilhelm von Österreich^ S. 387.
255
Vgl. dazu ebda., S. 273.
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nen Erwartungshaltungen auf der anderen Seite darstellt, so hat auch der Weg, auf dem sich der Autor der angestrebten Sprachnorm nähert, prozeßhaften Charakter. Konrads >Goldene Schmiede< und die Minnebriefe im WvÖ256 erweisen sich tatsächlich als Texte, in denen sprachästhetische Schmuckelemente, innovative Wortbildungen, Umschreibungen und Metaphern in auffallender Weise verdichtet sind257. Auch Wolfram bezieht Johann als Blümer und damit als Repräsentant einer sprachästhetischen Kunstnorm in sein Werk ein, indem er die Inschrift auf der Leine des Bracken Gardevias rühmt: Ach, du werder Wolfran von Eschenbach, besinter man, moht dich min sin erlangen! Gardiviasses strängen hastu so wol geblümet mit richait daz dich rfimet min sin die wil er sinne hat, vv. 14517-14523.
Die Verse meinen zwar vor allem den Dichter des Jüngeren TiturelAlexander< werden Gottfried und Wolfram in einer allgemeinen Tradition des Blümens, und das heißt der idealen sprachund literarästhetischen Gestaltung romanhaften Geschehens, gesehen258. Andererseits ist es sicher kein Zufall, daß der Bezug auf Gottfried im ersten Werkteil im Kontext des Problems der adäquaten Minnedarstellung erfolgt, während die Nennung Wolframs als Blümer im Zusammenhang des großen Türniers und der anschließenden Massenschlacht gegen die Heiden steht. Der Dichter rekurriert über den Autornamen Wolfram explizit auf eine sprachliche Norm und vergegenwärtigt im gleichen Zusammenhang die »soteriologische(.) Dimension ritterlichen Kämpfens im Sinne des Jüngeren Titureh« 259 . Vergleichbar der Erwähung Wolframs im RvB steht der Name zudem für sprachlich-poetische Kompetenz in bezug auf die erzählerische Gestaltung der Welt des Orients, wie die späten Autoren sie im Jüngeren Titurel< auf programmatisch-normative Weise manifestiert sahen. 236
Zur Konzentration von Metaphern und weiteren sprachlich-rhetorischen Mitteln in den Briefen vgl. JUERGENS, >Wilhelm von Österreichs S. 384ff. 257 Zu diesen Phänomenen im WvÖ vgl. MORDHORST, Egen von Bamberg und die 'geblümte Rede', sowie die Untersuchung von BIERBAUM, Der Stil Johanns von Würzburg. 258 Zu dieser Traditionslinie, die bis ins 15. Jh. reicht, vgl. SCHÜLEIN, Zur Theorie und Praxis des Blümens, S. 99ff. 259 JUERGENS, >Wilhelm von Österreich^ S. 301.
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Explizite Reflexionen über Sprache oder Vorbilder sprachartifizieller Gestaltung in der Tradition des höfischen Romans finden sich im FvS nicht. Die stilistischen Ausdrucksformen, die der Autor bevorzugt, sind insgesamt wenig elaboriert260 und lassen kaum die Intention erkennen, sich an einer bestimmten Tradition zu orientieren. Ein durchaus differenziertes Sprachbewußtsein kommt allerdings in der besonderen Form der Textkonstitution durch Entlehnungen aus anderen Werken zum Ausdruck. Für diese These spricht, daß komplexere Stilformen, die der Gesamttendenz des Werkes entgegenlaufen, sich genau in den Textbereichen finden, in denen der Autor mit Textübernahmen arbeitet. Dies sind vor allem die Kampf- und Gefühlsschilderungen 261 . Die Textübernahmen, die im FvS zur Konstituierung des thematischen Bereiches Minne einfließen, stammen fast ausschließlich aus Werken, die in der Tradition des geblümten Stils an exponierter Stelle stehen. Der FvS-Autor läßt in seine Darlegung der Entstehung der Minne bei den Protagonisten zunächst Verse aus dem >Wigalois< einfließen, um das Wirken der Fräw Minn (vv. 878ff.) mit den sprachlichen Mitteln des höfischen Romans zu vergegenwärtigen, die Schilderung der unmittelbar folgenden Minnekrankheit Friedrichs geschieht mit Versen aus Wolframs >Titurel< (vv. 9877ff.), sein Minneleid vermitteln Verse aus Konrads >Herzmaere< (vv. 1007ff.) und die schließliche 'Heilung' von der Minnekrankheit gestaltet der Dichter mittels einer längeren Passage aus der >Heidin< (vv. 1091 ff.) 262 . Nur noch in einer weiteren Textpassage, in der umfangreichen Liebesklage der Protagonisten nach der Erlösung Angeiburgs, folgen Textübernahmen im Rahmen der Minnethematik des Werkes ähnlich dicht aufeinander. An dieser Textstelle, die zu den elaboriertesten im ganzen Werk gehört, schöpft der Dichter aus dem WvÖ263. Der Umfang der übernommenen Verse und der spezifische Referenzbereich der Darstellung im WvÖ überrascht:
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Die einzelnen Phänomene analysiert WEGENER, Studien zum Friedrich von Schwaben. Im Rahmen der Diskussion der Intertextualität des FvS wurde bereits darauf verwiesen, daß der Autor Verse aus höfischen Romanen gezielt in zwei thematische Bereiche des neuen Werkes übernimmt. Zur Darstellung des höfischen Kampfes verwendet er Verse aus dem >WigaloisErec< und Strickers >DanielTiturelTristan< herausgearbeitet. HUBER, Wort sint der dinge zeichen, weist auch auf die beiden genannten Einflußbereiche, in denen die volkssprachliche Sprachreflexion zu sehen ist, hin (S. 2f.). Zur Sprachreflexion Gottfrieds vgl. HUBER, WortDing-Entsprechungen; SCHNELL, Suche nach Wahrheit, S. 229-262; JACOBSON, The Relationship between Language and Love; GRUNDLEHNER, Gottfried von Straßburg and the Crisis of Language (Auswahl).
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sucht aber auch am Prozeß einer Normfindung auf dem Wege literarischer Wertung und Reflexion (Literaturexkurs) aktiv mitzuwirken. Die Autoren in seiner Nachfolge - auch in der Wolframs - setzen sprachästhetische Normen weitgehend voraus und sehen sie in den Werken der Klassiker objektiv verwirklicht. Rudolf von Ems verleiht dieser Sichtweise den wegweisenden sprachlichen Ausdruck, indem er die meister als poetische und sprachästhetische Norm kanonisiert, einen Traditionszusammenhang aufzeigt und die Reflexion auf diese Kunstnorm als Bestandteil späthöfischen romanhaften Erzählens etabliert. Der Autor des RvB, dem Wolfram als Verkörperung einer semantischliterarischen Kunstnorm für die erzählerische Gegenwärtigung des Orients gilt, bezieht sich im Bereich der Minnedarstellung nicht auf einen Autoritätennamen. Der Erzählinstanz ist die Aufgabe übertragen, die Minne reflexiv zu erschließen und sprachlich differenziert darzustellen. Johann von Würzburg reflektiert den Begriff des blüemens im Zusammenhang mit der Notwendigkeit einer sprachlichen Ästhetisierung des Textes (Minnedarstellung), aber auch in bezug auf die kommunikative Funktion der sprachlich elaborierten Werkteile (Minnebriefe). Gottfried ruft er explizit als meister, als personifizierte ästhetisch-sprachliche Norm an, wohingegen auch ihm die Werke Wolframs als Ideal literarisch-poetischer Gestaltung der Welt des Orients vorschweben. Durch die Stilisierung einzelner Autoren aus der Tradition des höfischen Romans zu meistern, zu Verkörperungen objektiver Kunstnormen, öffnet sich ein Traditionshintergrund, vor dem die sprachliche Ästhetisierung des Textes, die literarische Selbstreflexion der Autoren und die Herausforderung der literarisch-sprachlichen Kompetenz des Publikums in eine komplexe Beziehung treten. Das besondere Sprachzeichen Autorname bündelt und vergegenwärtigt diese Momente. Allein in der Form der Textproduktion durch Entlehnungen manifestiert sich im FvS Sprachästhetik als Bewußtsein eines poetischen Textwertes. Die gezielte Übernahme von Passagen zur Darstellung des Phänomens Minne aus Werken, die zur Tradition der Blümer gehören, ist Resultat einer bewußten Auseinandersetzung mit der Korrelation von semantischem Gehalt der Minne und ihrer adäquaten sprachlichen Vergegenwärtigung.
E. Liebes- und Abenteuerromane im 15. Jahrhundert: Kontinuitäten und Brüche des Erzählens im Prosaroman Die Literaturgeschichtsschreibung läßt in der Regel die Tradition des höfischen Versromans zu Beginn des 14. Jahrhunderts mit den hier analysierten Minne- und Aventiureromanen abbrechen und die »nicht wieder abreißende(.) Allerweltstradition des neuzeitlichen Romans«1 am Ende des Jahrhunderts beginnen. Die Dichotomie von Abbruch und Neuanfang vereinfacht jedoch den Übergang vom spätmittelalterlichen Versroman zum frühneuzeitlichen Prosaroman2 und mißt implizit dem Wechsel vom Vers zur Prosa die entscheidende Bedeutung bei3. Diese Veränderung sollte nicht unterschätzt, aber auch nicht überbetont werden, da man im 15. Jahrhundert weiterhin Versromane4 schreibt und bereits aus dem 13. Jahrhundert ein Prosaroman (>Prosa-LancelotMörin< und in >Des Spiegels Abenteuer< Hermanns von Sachsenheim, in Püterichs >EhrenbriefBuch der Abenteuer< und im >Spruch von den Tafelrundern< lassen den Schluß zu, daß der Roman auch im 15. Jahrhundert, vor allem in der neuentstehenden Versepik, durchaus noch Gegenstand des Interesses und Bezugspunkt literarischer Auseinandersetzung war7. 5
KUHN, Versuch über das 15. Jahrhundert, S. 136. So ist der WvÖ beispielsweise in einer Kurzfassung (Hs. S) überliefert; vgl. SCHNELL, Prosaauflösung und Geschichtsschreibung, S. 221, 223; STROHSCHNEIDER, Höfische Romane in Kurzfassungen, S. 425 (WvÖ); zur FvS-Hs. J vgl. S. 425f. A. 26; HENKEL, Kurzfassungen höfischer Erzähldichtung, S. 47, 57; vgl. auch ders., Kurzfassungen höfischer Erzähltexte als editorische Herausforderung. 7 Um die weitere literarische Entwicklung zu skizzieren, werden im folgenden die Ergebnisse der Untersuchung zu den Minne- und Aventiureromanen des 14. Jahrhunderts mit wesentlichen Merkmalen der Prosabearbeitungen konfrontiert. Die zahlreichen Neuerscheinungen bzw. Neuübersetzungen der Zeit und die vielfältigen Zeugnisse der Werkrezeption (Handschriften, Drucke, Kurzfassungen, Versbearbeitungen, Rezeption in anderen Werken, s. Anhang) können dabei nicht mit der notwendigen Aufmerksamkeit einbezogen werden. Gleichwohl ist mit HENKEL auch und gerade für die Romanliteratur des 15. Jahrhunderts von der Kontinuität der Textgeschichte und der »Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Konzepte« auszugehen, in denen sich »das zentrale Moment von Literatur«, der »prozeßhafte(.) Charakter ihrer Aneignung und ihres Wandels, die Koexi6
Liebes- und Abenteuerromane im 15. Jahrhundert
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Unter den frühneuhochdeutschen Prosaromanen fallen zunächst eine Reihe von Texten auf, die in dieser Untersuchung als Minne- und Aventiureromane des 13. und 14. Jahrhunderts vorgestellt wurden. Von den im einleitenden Kapitel erwähnten Werken gehen jedoch nur die Prosafassung des WvÖ8, des >Crane< Bertholds von Holle® sowie die Versbearbeitungen von Rudolfs von Ems >Wilhelm von Orlens11 Filocolo< zugrunde liegt13. Aus dem Lateinischen übersetzt Heinrich Steinhöwel den >ApolloniusMageloneVolksbuch Wilhelm von Österreichs Die Arbeit von LUDWIG HANTZSCHEL, Das Volksbuch >Wilhelm von Österreichs Diss. [masch.] Jena 1921, war mir nicht zugänglich. 9 Vgl. BECKERS, Die Kölner Prosabearbeitung (mit Edition). 10 Im 15. Jh. entsteht eine verkürzende Reimpaarbearbeitung (>Wilhalm von OrlensWillehalm von OrlensWillehalm von OrlensWillehalm von OrlensHuge Scheppel< ausführt, gilt in gleicher Weise für die Prosafassungen der Minne- und Aventiureromane. Der Bearbeiter des WvÖ fügt weder einen literarischen Verweis ein, der über seine Vorlage hinausgeht28, noch akzentuiert er die Fremdtextbezüge seines Ausgangstextes - wenn er sie nicht überhaupt streicht - in anderer Weise oder macht an irgendeiner Stelle deutlich, daß er mit einer sehr viel älteren Versvorlage arbeitet. Auf der Ebene der Beziehungen zur literarischen Tradition besteht der wesentliche Unterschied zur Produktionssituation der Minne- und Aventiureromane im 14. Jahrhundert darin, daß die Bearbeiter, Übersetzer und Autoren der Prosaromane nicht mehr voraussetzen (können), daß das Publikum die Versatzstücke aus der literarischen Tradition in ihren ursprünglichen Zusammenhang einordnen kann. Die Intertextualität des Erzählens verliert an Bedeutung, der intertextuelle Bezug ist nicht mehr Moment der textinternen Sinnkonstitution. Die Traditionalität des Erzählens, die Verpflichtung der Prosaromane auf die literarische Tradition, bleibt allerdings bestehen. Bei der Bestimmung eines 27
HAUG, Huge Scheppel, S. 201f. Zur Auseinandersetzung mit HAUGS Kategorie der 'narrativen Unmittelbarkeit' vgl. auch MEYER, Die Verfügbarkeit der Fiktion, S. 280-283. HAUG (Huge Scheppel) versucht in paradigmatischer Auseinandersetzung mit dem >Huge Scheppel < eine »alternative Ästhetik zu entwickeln«, da sich der spätmittelalterliche Prosaroman »den für die hochmittelalterlich-klassische Tradition gültigen Kriterien entzieht« (S. 200). Er entfaltet folgende Kategorien: »I. Widersprüchlichkeit statt Problementfaltung; II. Kollage statt Kontinuität4, III. Narrative Unmittelbarkeit statt Gattungsbewußtsein und -reflexion; IV. Unterhaltung statt literarischer Anspruch; V. Geschichtslosigkeit statt aktualisierende Transformation und Rezeption; VI. Die Moral«. Aus dem Gesamtzusammenhang dieser Untersuchung ergeben sich teilweise Übereinstimmungen mit seinen Beobachtungen. Da als Ansatzpunkt jedoch nicht die klassische hochmittelalterliche Literatur gewählt wurde, stellen sich die hier aufgezeigten Entwicklungslinien des Erzählens bis zum frühen Prosaroman in vielen Punkten in vollständig anderer Weise dar. 28 Vgl. STRAUB, Entstehung, S. 87. In den Bearbeitungen des >Wigalois< und des >Tristrant< finden sich zumindest einige wenige zusätzliche Verweise auf die literarische Tradition (vgl. ebda. S. 87 A. 32). Für die Sinnstiftung des Werkes spielen diese jedoch nur eine untergeordnete Rolle.
Funktionale Rückbindung - historische Objektivierung der Fiktion
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historisch adäquaten Intertextualitätsbegriffs wird man in Zukunft deutlicher verschiedene Schichten textübergreifenden Erzählens zu unterscheiden haben.
3. Funktionale Rückbindung - historische Objektivierung der Fiktion Die Darstellung des Fürsten und der ihn tragenden Dynastie, des Landes und der Repräsentanten der Landesherrschaft, der erhobene territoriale Führungsanspruch im Reich, das fiktive Kreuzzugsgeschehen im Heiligen Land und eine auf den politischen Notwendigkeiten der Zeit basierende Sukzessionsidee waren in den Romanen des 14. Jahrhunderts als Entwürfe dynastischen und territorialen Selbstverständnisses zu deuten. Als Identifikations- und Legitimationsangebote für eine herrschende Familie und die ihr verbundene Trägerschicht einer Landesherrschaft schließen sich die Texte wohl ganz bewußt den mächtigsten Herrscherhäusern des Reiches an. Die Werke sind vermutlich im Umkreis der Weifen (RvB), der Habsburger (WvÖ) und der Württemberger (FvS) entstanden, zumindest ist ihr primärer Funktionsraum und Wirkungskreis im Umfeld dieser Dynastien am besten vorstellbar. Die intensive Auseinandersetzung der Autoren mit der jeweiligen Landesgeschichte läßt im Zusammenhang mit den Interessen der im 14. Jahrhundert erstarkenden organisierten Landesherrschaft und dem Aufstieg der Territorialstaaten auch eine 'historischpolitisch-propagandistische' Dimension erkennen. Auch an den Territorialhöfen des 15. und 16. Jahrhunderts werden Liebes- und Abenteuerromane gelesen, bearbeitet, übersetzt und rezipiert. So sind Abschriften und Bibliothekszeugnisse der hier untersuchten Texte aus dem Umkreis der Höfe von Stuttgart29, Rottenburg30 und Innsbruck31 29
Für Margarethe von Savoyen angefertigte FvS-Hs. H, s. Anhang III. 1. Auch die >Pontus und SidoniaWilhelm von Wenden< Ulrichs von Etzenbach, den Limburg- und den Pontus-Roman. Zum Rottenburger Hof vgl. STRAUCH, Pfalzgräfin Mechthild in ihren literarischen Beziehungen; THEIL, Literatur und Literaten am Hof der Erzherzogin Mechthild; KRUSKA, Mechthild von der Pfalz; BACKES, Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof, S.185—191. 31 Vgl. den im Anhang (II.4) wiedergegebenen Eintrag im Verzeichnis der Innsbrucker Bibliothek Maximilians I.; dazu auch MÜLLER, Gedechtnus, S. 197.
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Liebes- und Abenteuerromane im 15. Jahrhundert
erhalten, und am Münchener Hof Albrechts IV. rezipiert Fuetrer den WvÖ in seinem >Buch der AbenteuerSchönen Magelone< am kursächsischen Hof ab35. Wenngleich also Liebes- und Abenteuerromane im Spektrum der weitgespannten literarischen Interessen an den Höfen des 15./16. Jahrhunderts durchaus ihren Platz haben, nimmt der Erzähltyp doch in diesem Umfeld keine Sonderstellung ein. Man rezipiert diese Literatur aus aktuellem Interesse an neuen Stoffen, als Möglichkeit der Anknüpfung an traditionsreiche Gattungen des hochhöfischen Romans, als Ausdrucksform von aristokratischem Repräsentationsbedürfnis und exklusivem Standesbewußtsein, aber auch aus einem Bedürfnis nach umfassender historischer Wissensvermittlung und pragmatischer Lebensorientierung. Inwieweit die den untersuchten Werken eingeschriebenen Formen der expliziten Rückbindung der Fiktion an bestimmte dynastische Konstellationen und der Auseinandersetzung mit territorialen Herrschaftskonzepten für die Rezeption der Minne- und Aventiureromane an den Fürstenhöfen des 15. Jahrhunderts bedeutsam bleiben, ist schwer zu bestimmen. Auch schon vor der Erfindung und Etablierung des Buchdrucks läßt sich beobachten, daß ursprünglich für eine begrenzte Kommunikationsgemeinschaft geschriebene Werke in der veränderten literarischen Situation des 15. Jahrhunderts für weitere, nicht mehr genau bestimmbare Rezipientenkreise zugänglich werden. Daß allerdings zunächst Zusammenhänge bestehen zwischen der Rezeption eines bestimmten Romantyps und der Konsolidierung der territorialen Zentren der Zeit, zeigt die späte Chansons de geste-Rezeption. Das neuerliche Interesse an französischen Chansons de geste ist in Verbindung mit aktuellen Anknüpfungs- und Identifikationsmöglichkeiten zu sehen, die diese Werke dem Territori32
Vgl. die Belege aus dem >Buch der Abenteuer< im Anhang (II.5); zum Münchener Hof vgl. GRUBMÜLLER, Der Hof als städtisches Literaturzentrum; BASTERT, Der Münchner Hof. 33 Vgl. BACKES, Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof, S. 165ff„ 196ff„ 207ff. Zum wissensvermittelnden Schriftum des Heidelberger Hofes vgl. auch MÜLLER (Hg.), Wissen für den Hof. 34 Vgl. HAHN, 'Von frantzosischer zungen in teütsch', insbes. S. 66-85, 141-158. Die Fassung B des Werkes ist auch in der FvS-Hs. S überliefert. 35 Vgl. THEISS, Die Schöne Magelone und ihre Leser.
Funktionale Rückbindung - historische Objektivierung der Fiktion
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aladel boten. So eröffnet Elisabeth von Nassau-Saarbrücken sicher zunächst ihre Herkunft aus nordfranzösischen Adelskreisen, in denen diese Texte kursierten, den Zugang zu den späten Chansons de geste, die sie übersetzte36. Doch man kann offenbar von einem analogen Rezeptionsinteresse auch jenseits der Sprachgrenze ausgehen. Und nicht zufällig scheint der von ihr im Prosaroman etablierte Erzähltyp »unmittelbaren Erfolg an den Territorialhöfen Heidelberg, Rottenburg und Wien gehabt zu haben«37. Doch die Möglichkeiten, die eigene Welt in der Erzählwelt von Werken wiederzufinden, die auf sehr viel älteren Vorlagen beruhen, bleiben beschränkt. Dort, wo die Erzählung nicht mehr auf einen lebensweltlich »fundierten Konsens rekurrieren kann, muß ihr Wahrheits- und Geltungsanspruch neu begründet werden«38. Man schafft den Werken einen neuen historisch-objektiven Verständnisrahmen, indem all die Elemente, die auf den ursprünglichen Entstehungs- und Funktionszusammenhang zurückweisen oder die das Werk als Artikulationsform einer bestimmten adligen Führungsgruppe zu erkennen geben, entweder eliminiert, reduziert oder, wo dies nicht gut möglich war, historisiert werden. So konnte M Ü L L E R zeigen, daß in der Handschrift des >Huge Scheppel< wesentlich stärker als in den Druckfassungen 39 die gemeinschaftsbildenden und normversichernden Funktionen der Chanson de geste erhalten bleiben40. Elisabeth übernahm in der Regel die Höreranreden, Aufrufe zu gemeinschaftlichem Handeln, Erinnerungen an gemeinsame Werte etc. ihres Ausgangstextes, da auch ihr feudaladliges deutschsprachiges Publikum den gattungsspezifischen Formeln identifikatorische Momente abgewinnen konnte. Die Drucke des >Hug Schapler< drängen diese Erzählelemente zurück, heben den Helden mehr als Einzelperson und weniger als Repräsentanten eines Feudalverbandes hervor und historisieren für ein breites Publikum »eben 36
Vgl. dazu MÜLLER, Späte Chanson de geste-Rezeption und Landesgeschichte; BURCHERT, Die Anfänge des Prosaromans. 57 CRAMER, Geschichte der deutschen Literatur im späten Mittelalter, S. 71. Zur Rezeption der Übersetzungen der Elisabeth am Heidelberger und am Rottenburger Hof vgl. BAKKES, Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof, S. 190f. 38 MÜLLER, Gattungstransformation, S. 439. 39 >Hug SchaplerBuchs der AbenteuerHeidin< DI2, in Michel Wyssenherres Gedicht von dem »edeln hern 1
Zwischen der Savilon-Episode im >Göttweiger Trojanerkrieg< und der entsprechenden Episode im RvB (vv. 21326ff.: Savildn) bestehen deutliche Parallelen. Da der RvB jedoch zeitlich nach dem >Göttweiger Trojanerkrieg< (um 1280) anzusetzen ist, scheidet ein Rezeptionsverhältnis von vornherein aus. Möglicherweise haben beide Verfasser, wie auch der Autor des >Wartburgkrieges< (vgl. GEREKE, Studien zu >Reinfried von BraunschweigApollonius< wahrscheinlich nicht direkt auf den RvB zurückgegriffen, vgl. dazu die Bemerkungen von EBENBAUER, Der >Apollonius von TyrläntHeidin< auszumachen. So sieht PFANNMÜLLER die neue Komposition des Werbungsschemas am Schluß der >Heidin< III im Vergleich zur RvB-Passage vv. 17894ff. Eine unmittelbare Beziehung zum
>Reinfried von Braunschweig
Stilfrfd< und >Bruncvik< erkennen3. Die Beziehungen zum RvB reichen jedoch in keinem Fall über allgemeine Anklänge hinaus, die sich insbesondere durch dessen unmittelbare Nähe zur Herzog Ernst-Tradition erklären lassen. Ausschließlich für den RvB charakteristische Motive und Handlungsmomente finden sich in keinem der genannten Werke. Relativ am nächsten stehen dem RvB Wyssenherres Gedicht und das tschechische Diptychon.
a. Michel Wyssenherre, >Eyn buoch von dem edeln hern von Bruneczwigk als er über mer fuore< (15. Jh., vor 1474) Inwieweit Michel Wyssenherres Gedicht auf dem RvB fußt, ist nicht exakt zu bestimmen. Da es sich bei der Herzog von Braunschweig-Sage um eine flexible, offene Texttradition handelt, kann trotz genauen Motiwergleichs eine textgeschichtliche Abhängigkeit nicht mit der nötigen Sicherheit nachgewiesen, aber auch nicht ausgeschlossen werden (vgl. GERNDT, Das Nachleben Heinrichs des Löwen in der Sage, S. 448f.). Die einzelnen Motive in Wyssenherres Gedicht sind in der Regel allerdings sehr weit von der für den RvB charakteristischen Anordnung und Ausformung entfernt. Ausgabe: Michel Wyssenherre, Eyn buoch von dem edeln hern von Bruneczwigk, hg. von DINKELACKER/HÄRING.
b. Diptychon >Stilfrid< und >Bruncvik< (tschech. Mitte 14./15. Jh.) Der tschechische >Brunsvik< zeigt an einigen Stellen eine gewisse Nähe zum RvB, die Bezüge reichen jedoch nie über verwandte Motive, wie das verligen-Motiv (Bruncvik S. 593), und verwandte Abenteuer, wie die Reise zum Magnetberg (Bruncvik S. 594ff.), hinaus. Indizien für eine direkte Abhängigkeit finden sich nicht. Enger sind die Bindungen an Michel Wyssenherres >Buoch von dem edeln hern von Bruneczwigk< und an den >Herzog Ernst< (vgl. zuletzt KOLÄR, Der Ritter mit dem Löwen, S. 187f.). Ausgabe (dt. Übersetzung): Der Tschechische >BruncvikGedicht auf einen Herzog von Braunschweig< (abgedruckt nach der einzigen bekannten Hs. bei PRIEBSCH, Deutsche Handschriften in England I, S. 197-219) hat, wie schon PRIEBSCH (S. 3) richtig anmerkt, nichts mit dem RvB zu tun.
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Überlieferungs- und rezeptionsgeschichtlicher Anhang
>Herzog ErnstWilhelm von Österreich 1. Vollständige Handschriften L
Breslau, UB, Cod. Akc 1949/143 (Liegnitzer Handschrift)
Frgm. dieser Hs.: k
Kassel, Murhardsche u. LB, Ms. 4° poet. 25 Nr. 3. 1 Bl., stark beschnitten, urspr. Bl. 20 der Hs. [Blattgröße: 196 x 181]. Pergament, urspr. 153 Bll., jetzt 108 + 1 Bll.; Buchblock: 252 x 195; Schriftspiegel 175 x 143; 2 Spalten; 32 Zeilen. Auftraggeberin: Gräfin Anna von Weinsberg, geb. von Hohenlohe (BL. 108v). Datierung: 1397 (BL. 108v). Schreibsprache: obd. (ostfränk.) (BECKERS S. 178f.). Textform: Hohenberger Redaktion. Literatur: KOCHENDÖRFFER, Kasseler Bruchstücke, S. 91 u. 94-96 (Abdruck); Johann von Würzburg, Wilhelm von ÖsterreichWilhelm von ÖsterreichKarl der GroßeWilhelm von ÖsterreichCommentariorum in Genealogiam Austriacam< eingetragen; Unterstreichungen und Randbemerkungen von moderner Hand (Henhofer oder Lazius?). Evtl. besteht ein Zusammenhang zwischen dem Berliner Druck und dem Exemplar, welches in der Inventarliste der Innsbrucker Büchersammlung Maximilians I. bzw. Ferdinands I. aufgeführt wird (s.u.). Lit.: VOUILLIEME, Die Inkunabeln, Nr. 120; TSCHARNER, Der mitteldeutsche Marco Polo, S. XVf.; KOPPITZ, Zur Überlieferung der Drucke, S. 54 A. 6; GOTZKOWSKY, »Volksbücher« I, S. 381. 2. Bloomington (Indiana), Indiana University, The Lilly Library. Lit.: GOFF, Incunabula in American Libraries, S. 380, L-184; G O T Z K O W S K Y , »Volksbücher« I, S. 381. 4
Ein bei GOTZKOWSKY, »Volksbücher« I, S. 381, als im Besitz der StuUB Frankfurt a.M. aufgeführtes weiteres Exemplar konnte dort nicht nachgewiesen werden. Auch gibt es keinen Hinweis darauf, daß sich dort Uberhaupt jemals ein Exemplar befunden hat (G. Powitz, briefl.)
Johann von W ü r z b u r g , >Wilhelm von Österreich
Herzog Ernst< (Augsburg, Anton Sorg, 1471). SCHRAMM, Der Bilderschmuck der Frühdrucke 4, Abb. 3023-3037. Inhalt: 1. l r -64 r b Wilhelm von Österreich< (Textform wie in der Ausgabe von 1481); 2. 65 r -80 vb >Wilhalm von OrlensEuryalus und Lukretia^ deut. (Das von Anton Sorg am 25. Oktober 1491 gedruckte, nur im defekten Augsburger Exemplar fehlende Werk Pius' IL war wohl von vornherein dieser Ausgabe beigebunden; vgl. SCHWENK, Vorarbei-
384
Überlieferangs- und rezeptionsgeschichtlicher Anhang
ten zu einer Biographie des Niklas von Wyle, S. 225f., und die Ausgabe von MORRALL (Hg.), Aeneas Silvius Piccolomini). Literatur: COPINGER 3550; SCHREIBER 5469, 5470; BAER, Die illustrierten Historienbücher, Nr. 51; HErrz/RnTER, Deutsche Volksbücher, Nr. 734; Kopprrz, Zur Überlieferung der Drucke; »Wilhalm von OrlensEuryalus und Lukret i a ^ . Lit.: VOUILLIEME, D i e Inkunabeln, N r . 155 u. 157; KOPPITZ, Z u r Überlie-
ferung der Drucke, S. 54 A. 6; >Wilhalm von OrlensEuryalus und LukretiaEuryalus und LukretiaMörin< Hermanns von Sachsenheim dazu anregte.
388
Überlieferungs- und rezeptionsgeschichtlicher Anhang
e. Püterich von Reichertshausen, >Ehrenbrief< (1462) Wilhelbm von Osterreiche, den tichtet unns vil schon ein Schreiber tugentliche, von Würtzburg Hannß gehaissen was der mann, Str. 108.
Ausgabe: Püterich von Reichertshausen, >EhrenbriefBuch der Abenteuer< (1473-78 und zwischen 1481 und 1484) >Persibein< Abentewr von aim turnay zue Kanndia..., Kap. V,l.
Hinweise auf 'Kanndia' finden sich außer in der folgenden Tbrnierschilderung noch Str. 143,5, Kap. XXX,2 und Str. 482,1. Fuetrer greift außerdem an einigen Stellen des >TschionachtolanderGahmorethGahmoreth< und >TschionachtolanderLannzilet< Gotfrid von Straspurg und Hartmann von Awe, Ruedoll, Wirrig und vom Türlin, her Albrecht waren benetzet mit künsten tawe und von Wirzpurg Johannes, Str. 108,5-109,1.
Weitere Hinweise am Schluß des >Lannzilet< (>Namenkatalog< Str. 4,2 und 28,lff.) beziehen sich auf das Minneleid der Protagonisten Wilhelm (Ryalen) und Agly (Agley). Teilausgaben des >Buchs der Abenteuere Die Gralepen in Ulrich Füetrers Bearbeitung, hg. von NYHOLM; Fuetrer, >LannziletPersibeinNamenkatalogGahmoreth< und >TschionachtolanderWilhelm von ÖsterreichWilhelm von Österreich
Ein Spruch von den Tafelrundern< (Ende 15. Jh.) Der stoltz Wilhalm von Osterreich, Aglay sein amey tugentlich, Ains vil vmb das annder littn, Manicher durch in wardt verschnittn. Als er Walban vberwanndt Vnd von Athenis herrn Allianndt, vv. 191-196
Der Dichter dieses Spruchs reiht literarische Namen aneinander. »Er hat [...] für den Hof Herzog Albrechts IV. von Bayern in München gedichtet. Dort, in der ehemals Püterich von Reichertshausen, dann Ulrich Füetrer, zuletzt den bayrischen Herzögen gehörigen Büchersammlung, hat er die Namen für seinen >Spruch< zusammengelesen.« (MENHARDT S. 146). Ausgabe: MENHARDT, Ein Spruch von den Tafelrundem, S. 136-144 (zu den Namen vgl. insbes. S. 161). Literatur: SINGER, ZU Ulrich Füetrer, S. 205f.; HENKEL, >Spruch von den TafelrundernCommentariorum in Genealogiam Austriacam< (zwischen 1541 u. 1564) Ex quorum numéro aduerto fuisse Anonymum quendam, qui Vilhelmo archiduci rhythmos suos consecrauit, fabularum plenissimos, et multa sinistré de carbunculo et rostratis Asiae hominib. referentes. Quem secuti, Haselbachius theologus Viennens. qui Alberto regi quaedam somnia consarcinauit... (Randbemerkung: Falsa opinio Haselbachii et aliorum.), LAZIUS S. 20.
Im Auftrag Kaiser Maximilians I. und seines Nachfolgers Ferdinand I. waren zahlreiche Gelehrte damit beauftragt, einen Stammbaum des Kaiserhauses zu erstellen. Dabei spielte zunächst auch der WvÖ eine gewisse Rolle. Vor allem der Wiener Theologe Haselbach scheint den Versuch unternommen zu haben, den WvÖ genealogisch zu deuten und den Protagonisten Wilhelm mit einem österreichischen Herrscher zu identifizieren. Haselbach lag nach LAZIUS' Ausführungen möglicherweise eine Handschrift in Versform vor (rhythmos). In diesem Zusammenhang mag auch von Bedeutung sein, daß der in der Innsbrucker Bibliothek unter der Nr. 215 verzeichnete WvÖ-Druck nicht nur als >Herczog Wilhelm von Österreich histori< (s.o.) bezeichnet, sondern auch explizit unter den historici bzw. den landesgeschichtlich relevanten Büchern aufgeführt wird. Der Versuch, den WvÖ historisch zu interpretieren, wurde von dem im Jahr 1547 von Ferdinand I. zum Hofhistoriographen ernannten Wolfgang Lazius [1514-1565] in seinem, die genealogischen Forschungen zusammenfassenden >Commentariorum in Genealogiam Austriacam< allerdings endgültig als falso opinio Haselbachii et aliorum (s.o.) zurückgewiesen (vgl. MÜLLER, Gedechtnus, S. 349 A. 46 und allg. zu den genealogischen Forschungen im Auftrage Maximilians I. und Ferdinands I. MENHARDT, Ein Spruch von den Tafelrundern, S. 317ff.; LHOTSKY, Quellenkunde, S. 443-464).
390
Überlieferungs- und rezeptionsgeschichtlicher Anhang
Ausgabe: LAZIUS, Commentariorum in Genealogiam Austriacam, S. 20; Literatur: MÜLLER, Gedechtnus, S. 197 u. 349 A. 46.
k. Jörg Wickram (um 1505 - vor 1562) Im >Ritter Galmy aus Schottland< (1539) sowie im >Gabriotto und Reinhart< (1551) finden sich verschiedene Motive (Ring als Erkennungszeichen und Liebesunterpfand, Nichterkennen des Ritters, Liebesbriefe in großer Fülle, Arten der Versendung der Liebesbriefe) aus dem WvÖ. Insbesondere die verschiedenen Versendungsweisen der Liebesbriefe bis hin zur Wahl der schildernden Worte gleichen sich oft bis ins Detail (vgl. TIEDGE mit zahlreichen Beispielen). Ausgabe: WICKRAM, Sämtliche Werke, Bd. 1 u. 2, hg. von ROLOFF. Literatur: TIEDGE, Jörg Wickram und die Volksbücher, insbes. S. 33, 39, 41f., 45-49 u.ö.; STRAUB, Entstehung, S. 32.
j. Hans Sachs, >Tragedia hertzog Wilhelm von Ostereich mit seiner AgeleyWilhelm von ÖsterreichWilhelm von ÖsterreichAffenspiel F. Johann Nasen zu Ingolstad etc.< 1571 Drumb sag ich aus seim eigen Maul, Wer gern lachte der sey nicht faul, Er Ies sein Schnudel Bücher all, Das Affenspiel jm wol gefal. Aulnspiegel wird da vbermand, Marcolphus auch von jm geschand, Der Pfaff vom Kalnberg gilt nicht mehr, Nasus beraubt jn seiner Ehr, Den Neydhard, sampt dem Jakob frey, Tristrant, Schepler, vnd den Galmy, Eurialum, Hertzog Luppolt, Vnd all was kurtzweilig sein wolt, Sampt den andern Centonouel, Vberschreit all dieser Esel (VENN S. 55).
»Mit der Auflistung der Bücher, für die nach Nas jegliches Interesse erloschen sein müßte, ermöglicht Nigrinus einen Einblick in die Lektüregewohnheiten seiner Zeitgenossen [...]; unter anderem führt Nigrinus die Prosadrucke mittelhochdeutscher Versepik, dort auch den 'herczog Leuppold vnd seine(n) sun Wilhalm' an«
>Friedrich von Schwaben
Euryalus und Lukretia< vor (zu den Drucken s.o.). Literatur: VENN, Die polemischen Schriften des Georg Nigrinus, S. 55f. u. 84; BEYER, D i e d e u t s c h e n V o l k s b ü c h e r , S . 4 5 ; STRAUB, E n t s t e h u n g , S . 3 2 f . ; JUER-
GENS, >Wilhelm von Österreich^ S. 65.
III. »Friedrich von Schwaben< 1. Handschriften F
Frankfurt a.M., StuUB, Ms. germ. qu. 7
Papier. 132 Bll. Buchblock: 278 x 210 (beschnitten, urspr. 288 x 215); Schriftspiegel: 225-240 x 130-150; 30-32 Zeilen. Schreiber: Michel Humel, yetz richter zu Wemdingen (Bl. 132v). Evtl. mit »'Michahel Humel de Schweningen Bacc.'« identisch, der »1477/78 in Tübingen immatrikuliert« war (WEIMANN S. 19). Datierung: 27. August 1500 (Bl. 132v). Schreibsprache: ostschwäb. Textform: Jerome-Fassung. Literatur: WEIMANN, Eine wieder aufgefundene Handschrift; dies., Die mittelalterlichen Handschriften der Gruppe Manuscripta Germanica, S. 19f.; SCHÖNING, >Friedrich von Schwabens S. 62f.
H
Heidelberg, UB, Cpg 345
Papier. 379 Bll. 2 ursprünglich selbständige, aber doch wohl zusammengehörende T e i l e (SCHÖNING S. 5 2 ) :
a) l r -181 v (>LohengrinLohengrin< 98 Bilder; >Friedrich von Schwaben< 109 Bilder mit Überschrift. Kolorierte Federzeichnungen. Der Zeichner beider Teile hat auch Heidelberg, Cpg 16 (AT in dt. Sprache) illustriert (WEGENER, Beschreibendes Verzeichnis, S. 83-85, Abb. 74-76 u. Taf. HI). Datierung: um 1475 (WEGENER S. 83; Württemberg im Spätmittelalter S. 150; SCHÖNING S. 53f.). Schreibsprache: schwäb. Textform: Jerome-Fassung.
392
Überlieferungs- und rezeptionsgeschichtlicher Anhang
Inhalt: 1. l r -181 v >LohengrinFriedrich von SchwabenFriedrich von Schwabens hg. v. JELLINEK, S. XVÜI, Nr. 6; WEGENER, Beschreibendes Verzeichnis, S. 83-85, Abb. 74-76 u. Taf. M; Württemberg im Spätmittelalter, S. 150f., Nr. 156, Abb. 61; SCHÖNING, >Friedrich von Schwabens S. 52-56; BACKES, Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof, S. 84, A. 107, 184.
D
Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen 109
Papier. I + 178 + I Bll. Buchblock: 290 x 205; Schriftspiegel: 210 x 120; 19-25 Zeilen. Datierung: 1532 (Bl. 178v). Schreibsprache: schwäb. Textform: Jerome-Fassung. Erstbesitz/Herkunft: Aus der Lassbergschen Bibliothek (Signaturschild am Rükken). Literatur: BARACK, Die Handschriften der Fürstlich-Fürstenbergischen Bibliothek, S. 105f.; VOSS, Überlieferung und Verfasserschaft, S. 12f.; >Friedrich von SchwabenFriedrich von Schwaben^ S. 50f.
M
München, BSB, Cgm 5237
Papier. 160 Bll. Buchblock: 283 x 200; Schriftspiegel: 205-210 x 103; 24-26 Zeilen. Datierung: 4. V. 15. Jh. Schreibsprache: schwäb. Textform: Jerome-Fassung (?). Erstbesitz/Herkunft: »erster Vorbesitzer war Hans (Johannes in.) von Herzheim, vgl. Randnotiz 97r« (SCHNEIDER S. 566). Im 18. Jh. befand sich die Hs. in der Bibliothek des Eucharius Gottlieb Rinck (1670-1746); einen Katalog dieser Bibliothek, in dem die Hs. aufgeführt ist, stellte 1747 sein Schwiegersohn Friedrich Glafey zusammen; vgl. GLAFEY, Bibliotheca Rinckiana, S. 1033, Nr. 8611. Zur weiteren Besitzgeschichte s. die Angaben bei SCHNEIDER. ZU einer verlorenen Abschrift des 18. Jh.s vgl. unten Abschn. a. Literatur: Voss, Überlieferung und Verfasserschaft, S. 10f.; >Friedrich von SchwabenFriedrich von Schwabens
>Friedrich von Schwaben
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Register 1. Stellen Albrecht von Scharfenberg, >Jiingerer Titurel< Str. 9: 90 - Str. 21: 95f. - Str. 147: 25 A. 73 - Str. 464ff.: 119 A. 244 Str. 607: 51 A. 47 - Str. 720-745: 108 Str. 959: 117 - Str. 1599: 116 A. 235 Str. 3605: 118 - Str. 3747: 118 Str. 3797: 118 - Str. 4421: 119 Str. 5113: 119 - Str. 5961: 269 A. 76 Hss. C,J (Abschlußstr.): Str. 11,4: 269 A. 77 - >Verfasser-FragmentBiblia< Ex. 14; Jos. 10; Jud. 6,36-40; Judith 13; I Mach. 2; Num. 16: 86 A. 153 >Braunschweigische Reimchronik< 66f.: 293 A. 130 Caesarius von Heisterbach, >Dialogus miraculorum< VIII,59: 67 A. 100 Chrétien de H-oyes, >Yvain< 5362-5379: 75 A. 120 >Claris et Laris< 83-88: 312 A. 180 Eilhard von Oberg, >Tristrant< 9444ff.: 121 Fleck, Konrad, >Flore und Blanscheflur< 359ff.: 31A. 85 - 577:103 - 601:104 609: 104 - 610ff.: 103 - 616f.: 104 624ff.: 104 A. 194 - 645: 104 - 706f.: 104 A. 194 - 713: 104 - 744: 104 754-806:105 - 774-806:108 - 854:105 - 860-867: 105 A. 199 - 879: 105 4046:106 - 4054:106 - 7888-7895:106 Frauenlob, >Minneleich< 111,9: 374 A. 1 >Friedrich von Schwaben< 1-5: 126 - 1-6: 302f. - 1-7: 190 - 1-60: 126, 127 19-24: 190 - 33-52: 209 - 33ff.: 207 A. 171 - 6 1 - 7 9 2 : 1 2 7 - 61ff.: 33 - 145f.:
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Hartmann von Aue, >Erec< 7286-7766: 249 A. 23 - 7491: 249 A. 23 - 7493-7525: 273 A. 85 - 7788-9825:143 - 9132:143 - 9197: 143 - 9270: 143 - >Gregorius< 66-75: 52 - >Iwein< 4-20: 51 - 16f.: 53 - 2953-2955: 70 A. 109 - 6455-6470: 75 A. 120 Heinrich von dem Tilrlin, >Diu Cröne< 217-249: 271 A. 82 - 8467ff.: 140 A. 304 - 28133-28153: 271 A. 82 28146f.: 272 A. 82 Heinrich von Freiberg, >Tristan< 6277-6282: 121 A. 252 Heinrich von Veldeke, >Eneide< 9735-9990: 19 Hermann von Sachsenheim, >Die Mörin< 4850f.: 84 A. 144 - 4894f.: 387 - >Des Spiegels Abenteuer< 620-623: 387 1516-1519: 387 Huon de M£ry, >Li Tornoiemenz Antecrit< 3534-3544: 331 A. 221 Jans Enikel, >Fürstenbuch< 1147-1206; 1177-1187; 1207-1360; 1361-1506: 227 A. 214 - >Weltchronik< 28945-28958: 173 A. 84 Johann von Würzburg, >Wilhelm von Österreich 1 . 8 9 - 1-6: 88f. - 1-130: 88 1-173: 98 - 1-12200: 162 A. 48 - 7-10: 278 - 7-14: 89f. A. 162 - 9:89- 15: 90 - 16-18: 90 - 16: 278 - 16ff.: 278 - 17: 275 - 33-35: 91 - 33f.: 278 A. 93 - 40f.: 91 - 47: 91,278 A. 93 - 56: 91 - 57f.: 91 - 60-63: 278 A. 93 - 61-65: 278 A. 93 63: 91 - 64: 91 - 66-69: 278 A. 93 69f.: 91 - 70: 93 - 70ff.: 277 - 78f.: 279 A. 99 - 81: 93, 313 - 97: 93 - 98: 93 102-104: 93 - 105-107: 93 - 108f.: 93 112: 93 - 117f.: 93 - 121-123: 279 A. 96 - 124: 88, 94 - 125: 94 - 128ff.: 277, 279 A. 98 - 129: 94 - 131-133: 279 131-172: 88 - 131: 94 - 134: 94 134ff.: 277 - 144: 94 - 146-148: 280 146-149: 95 - 146ff.: 313 - 150f.: 324 A. 210 - 150ff.: 324 A. 209 - 152-158: 332 - 152ff.: 94 - 160: 95 - 163-169: 95 A. 179, 287 - 165: 95 - 170ff.: 287 -
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450
Register
12660: 319 - 12901: 116 A. 236 13220f.: 330 13222f.: 330 13228-13248: 161 A. 46 - 13228: 162, 295 - 13228f.: 160 A. 45, 294 13230-13248: 163 - 13231f.: 164 13264-13271: 295 - 13264-13280: 161 - 13265: 162 - 13481-15232: 98 1348Iff.: 98 - 13498ff.: 292 A. 127 13585-13591: 290 A. 123 - 13631: 290 A. 123, 315 - 13692: 160 A. 45, 294 13727: 159,160 A. 45, 294 - 13838: 314 A. 187 - 14049f.: 286 A. 113- 14064ff.: 117- 14098f.: 117- 14187: 314 A. 187 - 14260ff.: 118 - 14280ff.: 118 14301f.: 286 A. 113 - 14436-14438:110 A. 211 14517-14523: 347 14517-14529: 329 - 14517f.: 118 14605ff.: 292 A. 128 - 15012ff.: 98 15092-15101: 269 A. 78 - 15103: 160 A. 45, 294, 333 - 15118: 333 - 15120f.: 333 - 15130-15137: 333 - 15138f.: 315 A. 188, 333 A. 224 - 15233-19444: 98 15795ff.: 98 - 15858ff.: 23 A. 67 16051ff.: 98 - 16058-16060: 220 16313ff.: 33 A. 92 - 16324-16338: 33 16327ff.: 315 A. 189 - 16329: 33 16399ff.: 33 A. 92, 226 - 16401: 186 16401ff.: 33,118 - 16405ff.: 116 A. 237 - 16414f.: 186 - 16485ff.: 33 A. 92 16519ff.: 229 - 16540ff.: 229 - 16559: 204 A. 161 - 16573: 315 - 16584: 315 16599-16603: 315 - 16599: 203 A. 156 - 1661 Iff.: 165- 16621: 226 - 16633ff.: 229 - 16644-16895: 165 - 16653ff: 164 A. 55 - 16696f.: 203 A. 159 - 16746: 314 A. 187 - 16791f.: 229 - 16793: 226 16807: 226 - 16808: 314 A. 187 16822-16828: 229 - 16859: 291 16860: 291 - 16862-16867: 292 16862ff.: 315 A. 190 - 16863: 315 16916f.: 165 A. 58 - 16921: 165 A. 58 16977: 314 A. 187 - 16981: 315 16988f.: 108 - 17095f.: 108 - 17138ff.: 220 - 17537ff.: 165 - 17616f.: 118 17650ff.: 165- 17716ff.: 165- 17730ff.: 165 A. 58 17742ff.: 165 17776-17781: 203 A. 156 - 17849: 226
- 17910: 226 - 17919: 108 - 18071ff.: 229 - 18104ff.: 230 - 18115: 164 18116f.: 315 - 18155: 160 A. 45 18210: 220 - 1826Qff.: 119 - 18307: 315 - 18400ff.: 201 - 18423ff.: 98 - 18467f.: 201 - 18490: 203 - 18490f.: 203 A. 156 - 18512: 204 A. 161 - 18518-18526: 226 A. 211 - 18518: 204 A. 161 - 18528: 204 A. 161 - 18535: 204 A. 161 - 18536: 204 A. 161, 297 - 18537f.: 204, 297 18539ff.: 297 A. 140 - 18555ff.: 119 18560-18570: 202 - 18590-18593: 164 - 18590ff.: 202 - 18602: 164 18630-18637: 164 - 18645: 165 18672: 203 A. 156 - 18672f.: 204 A. 164, 297 - 18686ff.: 201 - 18805ff.: 293 18821-18825: 220 - 18823ff.: 98 18850-18857: 120 A. 249 18852-18857: 301 - 18972: 203 A. 156 - 18972ff.: 204 - 18976: 203 A. 156 18976ff.: 297 - 18988ff.: 121 A. 250 19003ff.: 98 - 19006ff.: 121 A. 250 19088f.: 125 - 19200-19209:122 A. 256 - 19210-19215: 122 - 19252: 203 A. 156- 19252ff.: 204A. 165- 19258ff.: 204 A. 165 - 19260-19317: 297 19392f.: 293 A. 132 - 19420-19429: 204f. - 19420ff.: 297 - 19427: 124 19437: 203 A. 156 - 19445-19467: 98 19456f.: 205 19457: 124 19458-19461: 205 A. 168 - 1946819473: 187 A. 125 - 19468-19510: 281 - 19468-19585: 98 - 19472: 283 19478f.: 283 - 19490-19495: 284 19502-19509: 320 - 19502f.: 284 1951 Iff.: 284 - 19561-19568: 294 A. 134 - 19561-19569: 285 - 19561: 160 A. 45, 295 - 19563ff.: 162 A. 49 19570-19573: 165 - 19575-19581: 167 A. 65 - Anh. IV. (S. 284): 163 - Anh. V. (S. 285f.): 161 - Anh. VII. (S. 288): 165 A. 58 - >Prosafassung< S. 191: 369 A. 52 Johannes de Tepla, >Epistola cum Libello ackerman< W 3,9-12: 331 A. 221 >Kaiserchronik< 11352-12812:131 A. 283 14623-14628: 231 A. 224
Stellen Konrad, Pfaffe, >Rolandslied< 7855-7858: 231 A. 224 Konrad von Würzburg, >Herzmaere< 7ff.: 345 A. 251 - >Goldene Schmiede< 62-69: 346 - 94-99: 345 - >Partonopier und Meliur< 7: 267 - 1321-2132: 108 3298ff.: 31 A. 85 - 16170f.: 110 A. 211 18750ff.: 31 A. 85 - >Schwanritter< 1328-1331: 316 A. 192 - 1596-1611: 149 - >Th>janische Krieg« 2392f.: 253 A.31 > Konstanzer Minnelehre< 577-579; 584-587: 113 A. 229 >Lancelot und Ginover< S. 636,16ff.: 140 A. 304 Lazius, Wolfgang, >Commentariorum in Genealogiam Austnacam< S. 20: 389 >Lohengrin< 4128-4136: 232 A. 227 - 7577: 344 A. 248 - 7631-7640: 344 A. 248 Marie de France, >Lanval< 30-33: A. 286 Der Marner Str. XIV,12: 273 A. 86 >Moriz von Craün< 906: 110 A. 211
133
>Nibelungenlied< Str. 13: 69 A. 106 Nigrinus, Georg, >Affenspiel F. Johann Nasen zu Ingolstad etc.< S. 55: 390 Ottokar von Steiermark, >Reimchronik< 44763-44962: 221 A. 200 - 9794297966: 228 A. 214 - 97979-97984: 228 A. 214 - 97992ff.: 228 A. 214 >Peter von Staufenberg« (>Ritter von Staufenberg«) 389: 130 A. 281 - 1175f. : 134 >Prosa-Lancelot< s. >Lancelot und Ginover« Püterich von Reichertshausen, >Ehrenbrief< Str. 108: 388 >Rappoltsteiner Parzifal« Sp. 845,14f.: 3f. A. 15 Reinbot von Durne, >Der heilige Georg« 7 u. 55f.: 181 A. 107 >Reinfried von Braunschweig« 1-33: 49, 51 - 1 - 3 9 : 1 7 3 - 1-146: 58 - 5: 253 - 6: 50 - 12: 253,254 A. 32 - 16: 253,254 A. 32
451 - 20: 253 - 24-32: 51 A. 47 - 27: 51, 253 - 31: 51, 253 - 32: 253 - 34-37: 253 - 34-39: 51 - 34f.: 324 A. 209 - 37: 253 - 38f.: 253, 25J A. 36 - 40-43: 51 40-55: 51 - 40:173 - 40ff.: 253 - 41: 52 - 43: 52 - 52-55: 52 A. 51 - 52: 52 - 56: 254 - 56f.: 308 - 57: 254 - 58: 52 58f.: 254 - 58ff.: 254 A. 35 - 60: 254 62: 52 - 62f.: 254 - 63: 312 A. 178 65ff.: 52, 173 - 67: 310 - 70f.: 53 im.\ 309 - 91-93: 255 - 92f.: 309 102: 49,173,174,176,179 - 109: 309 110f.: 174 A. 87 - 111: 49, 174 - 114: 49, 173 - 124-127: 53 - 130ff.: 53 133-138: 255 - 140ff.: 48 - 142: 251 143f.: 53 - 146: 312 A. 178 - 147-708: 58 - 147ff.: 224 A. 205 - 148-12658: 55 - 153: 53 A. 56 - 158: 48, 53 A. 56, 63, 251 - 180f.: 338 A. 235 - 332-356: 156 - 377ff.: 65 A. 95 - 404ff.: 65 - 412: 311 - 492ff.: 65 A. 95 - 541: 20 - 575: 196 A. 149 - 617: 196 A. 149 - 660: 196 A. 149 - 709-4450: 58 - 749: 312 A. 178 - 8 3 0 : 312 A. 178 - 836-841: 777 - 847: 177 - 866-871: 177 A. 94 - 922: 311 927: 312 A.178- 928f.: 183 - 940f.: 196 A. 149 - 966-979: 158 - 1110-1113: 337 - 1408ff.: 54 A. 59 - 1832-1841: 223f. - 1965-1969: 337 - 2334-2350: 70 A. 107 - 2368-2373: 337 - 2443-2449: 337 - 2710-2722: 75 A. 120 - 2834ff.: 54 A. 60 - 2842: 268 A. 71 - 2864ff.: 156 - 2927-4316: 108 - 2927ff.: 58 2959-2994: 335 A. 229 - 3004-3013: 337/ - 3131f.: 337 A. 234 - 3662f.: 338 A.235 - 3864-3873: 270 A.79 3864-3879: 338 - 3874-3879: 270 A. 79 - 3878f.: 270 A. 79 - 3880-3883: 270 A. 79 - 4451-9158: 22, 59 - 4454f.: 309 A. 171 - 4518: 338 A. 235 - 5542-5545: 336 - 5900: 312 A. 178 - 6056: 338 A.235 - 6463-6474: 335 A.229 7307ff.: 183 A. 115 - 7311:196 A. 1497326ff.: 183 A.115 - 7966: 179 8208-8426: 184 - 8861ff.: 59, 81 A. 137 - 9159-12658: 59 - 9176-9179: 267 A. 68 - 9834-9875: 224 - 9934-9939:
452
Register
223 A. 203 - 10091: 224 - 10101: 224 10108ff.: 224 - 10123: 224 - 10150ff.: 224 - 10421ff.: 52 A. 54 - 10456: 174 A.87 - 10767-11171: 23 A. 67 10856-10900: 335 A. 229 - 10893: 312 A. 179- 11320: 174 A. 87- 11490: 312 A. 178 - 11586f.: 224 - 11882: 312 A. 178 - 11920ff.: 54 A. 60 - 12108f.: 338 A. 235 - 12520-12523: 263 A. 59 12520: 63 12584«.: 268 12620-12633: 193 A. 142 - 12654».: 309 - 12655: 260 - 12656: 260 12659-12703: 310 A. 173 12659-12918: 59, 260 - 12659ff.: 156, 264 - 12679: 327A. 214 - 12692-12697: 310 - 12699: 310 - 12704f.: 264 12710-12716: 264 A. 60- 12718-12723: 264 - 12736-12740: 265 - 12742f.: 325 - 12743: 265 - 12744-12747: 325 12750-12753: 267 - 12750f.: 325 12752f.: 325 - 12754ff.: 156 - 12758ff.: 268 - 12763: 325 - 12763ff.: 270 12778-12781: 339 - 12778: 270 12781: 270 - 12783: 269 - 12784f.: 271 - 12790: 271 A. 81 - 12790f.: 271 12803: 156 - 12803f.: 269 - 12806f.: 269, 271 - 12814f.: 269 - 12816-12818: 273 - 12816ff.: 310 A. 174 - 12819: 269, 310 - 12820f.: 156, 273 - 12827: 273, 310 - 12831: 310 - 12832-12840: 311 12834: 274 - 12842-12847: 274 12858: 262, 325 - 12858f.: 275 - 12859: 328 12864-12875: 525/ 12886-12895: 326 A. 213 12896-12899: 327 - 12903-12913: 327 A. 214 - 12914-12917: 328 - 12915: 328 - 12918-15359: 55 - 12919-15358: 59 - 12968: 61 A. 86 - 12969: 67 13095: 312 A. 179 - 13126f.: 312 A. 179 - 13206f.: 179 - 13206ff.: 25 A. 72 1323Off.: 69 - 13296: 69 - 13303: 69 13358ff.: 69 - 13373ff.: 69 - 13404ff.: 69 - 13410f.: 69 - 13422f.: 69 13434-13447: 69 - 13520ff.: 69 13586: 70 - 13706-13717: 64 - 13812: 312 A. 178 - 13942:192 A. 140 - 13957: 192 A. 140 - 13976ff.: 267 A. 68 -
13984-13987: 157, 274 A. 87 - 13992f.: 267 A. 68 - 14012: 192 A. 140, 194 140731: 64 - 14101:194 - 14112f.: 194 - 14130f.: 195 - 14164ff.: 64, 195 14221: 195 14238f.: 195 14306-14309: 195 - 14310: 195 14320ff.: 196 14377: 196 14386-14391: 196 - 14406f.: 196 14456f.: 196 - 14460ff.: 196 - 14505: 196- 14581:192 A. 140- 14588-14593: 197 - 14617:157 A. 29 - 14762ff.: 70 14782ff.: 70 - 14929f.: 70 - 14931: 182 - 14966: 70 - 14970: 182 A. 112 14971:182 - 15066-15072: 174 A. 85 15092-15105: 174 A. 85 - 15222f.: 158 A. 35 - 15359-18181: 59 - 15418: 312 A. 178 - 15428ff.: 81 A. 137 - 15431: 312 A. 178 - 15802-15966: 86 A. 153 15815: 312 A. 179 - 15821: 312 A. 179 15869: 312 A. 179- 15905: 312 A. 17915916: 312 A. 179 - 16142-16149: 82 16356: 82 - 16523: 339 - 16525: 216 16544f.: 216 - 16584ff.: 52 A. 54 16586f.: 335 - 16592-16596: 339 16612f.: 339 - 16622: 340 A. 238 16629: 340 A. 238 - 16681: 52 A. 54 16684: 54 A. 60 - 16706: 312 A. 178 16728: 82 - 16756ff.: 83 A. 142 16766f.: 83 - 16852-16923: 335 A. 229 - 16956ff.: 82 - 16999: 82 - 17020: 82, 216 - 17107f.: 84 - 17186-17191: 155 A.20 - 17187: 216 - 17190: 216 17194f.: 216 - 17204-17223: 177 17204-17224: 71 A. 111 - 17204:177 17269-17273: 84 A. 145 - 17300ff.: 59, 81 A. 137 - 17536: 84 - 17537: 84 17542: 84 - 17552ff.: 84 - 17570f.: 84 17592fr.: 217 - 17612f.: 82 - 17626ff.: 217 - 17630: 84 - 17644ff.: 217 A. 192 - 17648-17653: 217 - 17676-17681: 217 - 17764: 86 A. 149 - 17816f.: 217 17876ff.: 32 - 17889f.: 85 - 17894f.: 85 - 17894ff.: 374 A.2 - 17936f.: 218 17959-80: 183 A. 114 - 17962-17980: 32 A. 90 - 17962ff.: 83 - 17970-17973: 173 A.8417970ff.: 173 - 17973: 218, 312 - 17974-17980: 173 A.84 -
Stellen 17975f.: 218 17976: 312 17977-17980:155 A. 20 - 17981ff.: 32 17985ff.: 32 A. 91 - 18138ff.: 32 A. 91 18143: 32 A. 91, 312 - 18157ff.: 32 A. 91 18158: 312 A. 178 18182-27206: 59 - 18206f.: 32 18330-18341: 72 - 18855ff.: 81A. 13719286ff.: 81 A. 137 - 19434ff.: 316 19650f.: 316 19652f.: 316 19674-19677: 316 - 19683-19697: 316 - 19716ff.: 317 - 19830ff.: 317- 19844: 317- 19853: 317- 19854-19879: 31719880f.: 317 - 19922-19932: 317f. 19926f.: 317 - 19937: 340 A. 238 20138ff.: 81 A. 137 - 20170-20173: 54 A. 59 - 20467: 340 A. 238 - 20774ff.: 318 - 20804ff.: 72 - 20852: 74 A. 118, 312, 318 A. 195 - 20857: 74 A. 118, 318 A. 195 - 20859: 318 - 20860ff.: 74 20960f.: 318 - 20961: 312 A. 179 21022ff.: 73 - 21056: 74 - 21056ff.: 74 - 21061: 74 - 21148ff.: 75 A. 121 21252ff.: 75 A. 727-21302-21305: 7 5 21314-21697: 75 - 21326ff.: 374 A. 1 21512ff.: 76-21543: 76 - 21666-21669: 76 - 21682ff.: 76 - 21685: 76 21713ff.: 76 21718f.: 75 21723-21965: 76 - 21848f.: 76 21857ff.: 77 - 21896ff.: 76 - 21918ff.: 76 - 21942ff.: 76 - 22088ff.: 73 22096f.: 80 - 22114ff.: 73 - 22115ff.: 59 - 22268-22271: 73 - 22282f.: 80 22538-22549: 79 - 22562ff.: 74 22592f.: 74 - 22596f.: 74 - 22610ff.: 73 - 22670ff.: 80 - 22677ff.: 80 - 22708f.: 80 - 22712: 80 - 22716f.: 80 - 22814f.: 80 - 22836ff.: 79 - 22946f.: 54 A. 60 23283: 75 A. 120 - 23342-23345: 223 A. 202 - 23423-23427: 197 - 23423: 192 A. 140 - 23441: 197 - 23441t: 179 - 23541f.: 179 - 23780f.: 179, 192 A. 140 - 24523ff.: 340 - 24534-24565: 340f. - 24592: 197 - 24602ff.: 182 A. 111 24632-24635: 198 24632-24637: 225 - 24649ff.: 341 24728: 198 - 24744-24747: 198 24756-24759: 198 - 24894-24899: 198
453
- 24946f.: 54 A. 60 - 25003: 312 A. 179 - 25014: 312 A. 178 - 25525ff.: 81 A. 137 - 26818: 312 A. 179 26839-26842: 222 - 26878-26886: 327 A. 214 - 26893: 222 - 26900: 222 26902f.: 222 - 26926-26928: 222 26994: 312 A. 179 - 27043-27051: 340 - 27071: 312 A. 178 - 27207-27627: 59 Reinmar von Zweter Nr. 99,100: 291A. 125 - Nr. 106: 112 A. 221 Rudolf von Ems, >Alexander< 5-8: 265 A. 61 - >Wilhelm von Orlens* 1-4: 89 A. 159 - 15-21: 94 A. 174 - 40ff.: 253 A. 31 - 1632ff.: 297 A. 141 - 1940ff.: 122 - 4172-4342: 108 - 15582-15600: 31 A. 85 >Sächsische Weltchronik< S. 247f„ S. 248: 218 A. 194 >Spruch von den Tafelrundern< 191-196: 389. >Stilfrfd< u. >Bruncvik< S. 593, S. 594ff.: 375 Stricker, >DanieI von dem Blühenden Tal< 1224-1786: 137 A. 295 - 1264-1275: 138 A. 298 - 1632-1637: 139 A. 300 1731f.: 139 - 3075ff.: 139 - >Karl< 9239-9243: 231 A. 224 Thomasin von Zerklaere, >Der Welsche Gast< 1730ff.: 308 - 11130ff.: 178 A. 99 Thüring von Ringoltingen, >Melusine< S. 117,16: 135 A. 289 tschechische Brunsvfk< s. >Stilfrid< u. >Bruncvfk< Ulrich von Etzenbach, >Alexanden 192-202: 25 A. 73 - >Wilhelm von Wenden< 2121f.: 195 A. 148 - 2910-2916: 268 A. 73 - 2940-2944: 268 A. 73 - 3739ff.: 31 A. 85 Ulrich von Türheim, >THstan< 3261ff.: 121 Walther von der Vogelweide 8,14-22; Nr. 2: 51 A. 47 - 12,24-26; Nr. 4: 178 A. 99 14,6f.; Nr. 6: 336 A.231 - 14,25ff.; Nr. 6: 336 A.231
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>WartburgkriegFtirstenlob< Str. 6: 299 >Totenfeier< Str. 6-8, 9, 10, 12-18, 20: 300 A. 149 - Str. 11, 19: 300 A. 150 Str. 12,7: 301 A. 152 Wernher, Bruder Nr. 32:186 A. 121 Wirnt von Grafenberg, >WigaIois< 1-19: 50 - 28: 50 - 145ff.: 50 A. 46 - 1999-2002: 110 A. 213 - 2009f.: 110 A.213 2783-3090: 137f. A. 295 - 6346: 335 9549-60: 195 A. 148
Wolfram von Eschenbach, >Parzival< 1,6: 52 - l,15f.: 52 - 4,25f.: 253 A. 30 - 14,10f.: 142 A. 309 - 16,19ff.: 137 A. 294 17,1 lf.: 142 A. 309 - 74,28f.: 116 A. 235 - 114,5-116,4: 272 A. 82 - 182,7ff.: 137 A.294 - >WiIlehaIm< 79,23: 84 80,22-26: 84 - 81,12: 83 A. 142
Namen, Sachen, Werke
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2. Namen, Sachen, Werke Abt, Jakob 158 Adams-Töchter, Erzählung vom Ungehorsam d. 317 Adolf von Nassau (deut. König) 165 A. 58 Afrika 33 A. 92 Akkon 32 A. 90, 82f„ 153, 155, 173 A. 84, 216, 218, 226ff„ 229 A. 218 Alanus ab Insulis(-Rezeption) 20 A. 63, 329 A. 219 Albrecht von Scharfenberg, >Jüngerer Titurel< 25 A. 73, 51 A.47, 53, 81, 90, 91 A. 165, 95f„ 107f„ 109 A. 208, 115-120, 137, 140, 186, 222, 226, 246 A. 13, 268 A. 73, 269, 329, 334 u. A. 226, 335, 339f., 347, 348 A. 261 Aichemistische Literatur 92 A. 167 >Alemannische Arabel< 45 A. 24 Alexander(-Roman) 77, 79f„ 147, 386 Allegorie 90-94, 143, 278f., 288-291, 313, 315, 350; s. auch Minnereden, -allegorien Altdorf-Weingarten, Kloster 180 Altomünster, Kloster 180 >Amadis aus Frankreich< 7 A. 31 >Amor und Psyche< 129 Anhalt, askanische Grafen von 158 Antikenroman 1 >Apollonius< 6 A. 26, 386; s. auch Heinrich von Neustadt; Steinhöwel, H. Aristoteles s. Pseudo-Aristoteles u. Themistios >Aristoteles und Phyllis< 45 A. 24 Arnold von Lübeck, >Chronica< 236 A. 240 Arnpeck, Veit, >Chronicon Austriacum< 228 A. 214 Artes Amandi 19, 20 A. 63, 21, 113ff. Artus- und Gralsroman lf., 3 A. 15, 5, 13 A. 46, 18, 27, 30 u. A. 84, 35, 39f. A. 10, 44 A. 20, 48f., 51, 53 u. A. 56, 56ff., 63f„ 65f„ 89, 101 u. A. 190, 108-113, 125 A. 263, 126 A. 264, 136, 144, 146f„ 235 A. 237, 244f„ 246 A. 13, 263, 323, 359, 361, 386 Asien 33 A. 92 Askanier 175, 179f.; s. auch Anhalt
- Bernhard I., Herzog von Sachsen 179 Augsburg 180 Autorbild, -rolle: Ährenleser 33 lf., 334, 341, 346; anonymes Erzählsubjekt 305ff.; Auffächerung d. Autorrolle 294-301; Autor im Frauendienst (Minnesänger) 262, 266, 271-274, 350; Geliebte des Autors 269-274; Kompilator 282, 286-293, 295f„ 334, 351; poeta doctus 77; Schreiber der Instanzen 279f., 286-294, 332, 351; Schreiber Gottes 286f. A. 117; Spruchdichter 268; Zauberer 283 A.107 Autorname 335, 354 Aventiurefahrt, lit. Welterfahrungsmuster 29f„ 80f., 359f. Babenberger 185, 188f„ 206, 226 - Friedrich II. (Sohn Leopolds VI.) 188, 189 A. 132, 238 - Leopold V. 185f. u. A. 121, 226-230, 238 - Leopold VI. 185, 188, 189 A. 132, 226, 227 A. 214, 238 Babiloth, Meister, >Alexander< 367 Baring, D. E. 374 Bayern (Herzog, Herzogtum, Land, Landesherrschaft) 166f„ 169 A. 72, 175, 180ff„ 199, 202, 236 A. 238, 389 Berthold von Holle 6 A. 26 - >Crane< 3, 196 A. 150; Prosafassung: 357f. - >Demantin< 3 Bethlehem 218 A. 195 >Biblia< 74, 86 A. 153, 87, 312, 315-318, 391 Bibliothekskataloge, Bücherverzeichnisse: - Buchhändleranzeigen, Augsburger 385 - Frundsberg, Herren von 385f. - Lauber, Diebold 385 - Maximilian I. (Kat. d. Innsbrucker Büchersamml.) 363 u. A. 31, 369, 382, 385, 389 Blumen, Sülideal 254 u. A. 34, 267, 277, 333, 342-349, 354, 368, 371
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Boccaccio, Giovanni, >11 Filocolo< 357f. Bogen, Grafen von 204 A. 161 Bollstatter, Konrad, Losbuch 387, 395 Brabant, Haus von 149 Brandenburg, Markgraf von 229 Braunschweig (Fürstentum, Herzog, Hof, Land, Stadt) 32, 49, 60f„ 63, 71, 155 A. 22, 158, 174 u. A. 87, 175f„ 178ff„ 183, 194, 197, 224, 229 - Ludwig von 199 A. 152 Braunschweig-Lüneburg, Herzogtum 174f. A. 87, 175f„ 374 - Gattin Herzog Johanns von 178 A. 97 >Braunschweigische Reimchronik< 157, 176 A. 92, 182 A. 112, 184 u. A. 118, 225 A. 209, 235f„ 241, 293 A. 130 Brautwerbungsschema 43 A. 18, 61f., 65f., 184 >Buch von Bern< 203 A. 158 Burckhard, Jacobus 374 Caesarius von Heisterbach, >Dialogus miraculorum< 67 A. 100 Cato, deut. 394 Chansons de geste-Rezeption 364ff. Chartres, Schule von 334 Chrétien de Troyes 12, 41 A. 13, 247, 272 A. 82, 307, 331 A. 221 - >Erec< 45 A. 24 - >Guillaume d'Angeleterre< 2 - >Perceval< 45 A. 24 - >Yvain< 45 A. 24, 75 A. 120 >Christal et Clairie< 45 A. 24 Chronistik 44 A. 20, 87, 163 A. 53, 203 A. 157 u. A. 158, 299, 309 A. 170, 315f., 366f., 370, 372 - Landeschroniken 176, 181, 221t. A. 214, 234-237, 241f. - Weltchroniken 44, 92 A. 168, 367, 374 A. 1, 386 >Claris et Laris< 312 A. 180 Colin, Philipp s. >Rappoltsteiner Parzival< Crescentia-Erzählung 131 A. 283 curiositas 29, 33f., 73, 80f„ 240 Dänemark (Königshaus, Königshof) 59f., 177, 183f., 197, 223f„ 229, 268 A. 71
- Helena (Königin) 184 - Christoph (König) 184 A. 118 - Margarete (Königin) 184 A. 118 Damiette 185f. u. A. 121, 226f., 228 A. 214 Dichtungstheorie, integumentale 244, 329 A. 219 Dieprecht, Esslinger Bürger (?) 160, 294f. Drucke, Besitzer: - Beger, Matthäus 383 - Fleischmann, Dominicus 384 - Haider, Rudolf 383 Drucker: - Bämler, J. 385 - Grüninger, B. 365 A. 39 - Grüninger, J. 365 A. 39 - Hochfeder, K. 357 A. 13 - Sorg, A. 356, 357 A. 10, 382f., 385 - Steyner, H. 358 A. 15 - Vorstermann, W. 357 A. 11 - Zainer, G. 357 A. 14 Druckorte: - Antwerpen 357 A. 11 - Augsburg 356, 357 A. 10, 357 A. 14, 358 A. 15, 382f. - Metz 357 A. 13 - Straßburg 365 A. 39 - Wittenberg (?) 356, 384 Dubois, Pierre, >De recuperatione terrae sanctae< 219 A. 196 Ebendorfer, Thomas, >Chronica Austrie< 228 A. 214 Eccard, J. G. 374 >Eckenlied< 47 A. 32 Egen von Bamberg, >Die Minneburg< 394 Egeno (Egon) III., der Bärtige, Graf von Freiburg 165 A. 58 Eilhard von Oberg, >THstrant< 121; Prosafassung: 362 A. 28 el-Kamil, Sultan 218 A. 195 Eleonore von der Bretagne 229 A. 218 Eleonore von Österreich 364 Elisabeth von Nassau-Saarbrücken, >Huge Scheppel< (>Hug SchaplerEvangeliar Heinrichs des Löwen< 225 Ferdinand I., deut. Kaiser 389 Fleck, Konrad, >FIore und Blanscheflur< 1 A. 1, 2, 20, 27 A. 76, 31 A. 85, 35, 102-108,136 A. 290, 304, 358; Prosafassung: 357 >Floire et Blancheflor< 2 Flore-Roman 4, 6 A. 26, 7, 22, 102 >Florio und Biancefora< 357f. >Fortunatus< 319 A. 197 Franken 229 Frauenlob 334 u. A. 226, 374 A. 1 Friedrich von Sonnenburg 181 Frühhöfischer Roman 19 A. 59 Frutolf von Michelsberg, Ekkehard von Aura, >Chronica< 181 Füssen 180 Fuetrer, Ulrich 389 - >Buch der Abenteuer< 364, 367 - >Lannzilet< 388 - >Lohengrin< 232 u. A. 227 - >Namenkatalog< 388, 395 - >Persibein< 388 - >Seifrid von Ardemont< 129 A. 278 - >Wigoleis< 195 A. 148 Galiläa 218 A. 195 >Gattungsmischung< 37 Gautier d'Arras, >Ille et Galeron< 2 Gautier de Coinci 295 A. 137 >Gedicht auf einen Herzog von Braunschweig< 375 A. 3 Geldern, Haus von 149 Gelnhausen, Reichstag von 180 >Gesta Romanorum< 131 A. 283 >Gmünder Kaiserchronik< 237 A. 246; s. auch Lirer, T. Göttinger Land 176 Gottfried von Bouillon 31 A. 85, 183 A. 114 Gottfried von Straßburg 248, 253 A. 31, 329, 344f„ 347, 353 u. A. 270, 368
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- >THstan< 27, 39 A. 10, 45 A. 24, 88ff„ 93 A. 171, 103, 105 u. A. 198, 122f„ 148 A. 4, 340 A. 239; Tristan-Fortsetzungen: 47 A. 32, 121f. >Göttweiger Trojanerkrieg< 92 A. 168, 149 A. 7, 374 u. A. 1 >Graf Rudolf< 86 Gröningen, Stadt u. Burg 232 A. 229 Grubenhagen, Fürstentum 176 >Gute Frau< 1 A. 1, 6 u. A. 26 Habsburger 10 A. 39, 154, 160-167, 171ff„ 185, 188f., 191, 202, 226, 238f., 363; s. auch Ferdinand I.; Maximilian I. - Albrecht I. 166, 171 A. 77, 189 A. 132 - Guta (Gemahlin Wenzels II.) 148 - Friedrich I. (der Schöne) 164, 166, 188, 189 A. 132, 226, 230, 238 - Leopold I. 162-164, 166, 188, 189 A. 132 - Rudolf I. 163, 166, 189 A. 132 - Rudolf IV. 171 u. A. 77 Handschriften, Auftraggeber: - Savoyen, Margarethe von 172 A. 83, 232 A. 227, 392 - Weinsberg, Gräfin Anna von 376 Handschriften, Besitzer: - Barth, Georg (?) 381 - Dalberg, Philipp von 393 - Edlibach, Hans 379 - Hanns Schmid Salmünster (?) 394 - Hertz, Veytt 379 - Herzheim, Hans (Johannes III.) von 392 Handschriften, Schreiber: - Ellerbach, Jürgen von 394 - Henfflin, Ludwig 172 A. 83, 378, 392 - Humel, Michel 391 - Lebzelter, Johannes 393 - Möchingen, Eberhard Schulte von 379 - Prtistner, Hans 393 Hartmann von Aue 248, 343 - >Armer Heinrich< 126 A. 265 - >Erec< 137, 142ff„ 146 A. 315, 249 A. 23, 273 A. 85, 348 A. 261 - >Gregorius< 52 - >Iwein< 20, 34 A. 94, 39 A. 10, 45 A. 24, 48-53, 56,58 u. A. 77,60,70,75 A. 120, 89, 94, 249 A. 22, 253
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Haselbach, Wiener Theologe 389 >Heidin< 348, 374 u. A. 2 Heilbronn 180 Heiliges Land 32 u. A. 90, 78, 82f„ 153, 173 u. A. 84, 183 A. 114, 194, 215-221, 234, 363 Heimkehrsage 67-71 Heinrich bei Rhein, Pfalzgraf (Sohn Heinrichs d. Löwen) 178, 181 Heinrich II., engl. König 178 Heinrich VII., deut. Kaiser 230 Heinrich von dem Türlin, >Diu Cróne< 47 A. 32, 116, 140, 27If. A. 82 Heinrich von Neustadt, >Apollonius von Tyrlant< 3f„ 107, 149 A. 7, 358, 374 A. 1 - >Von Gottes Zukunft< 20 A. 63 Heinrich von Veldeke, >Eneide< 19, 23f. A. 70, 85 A. 148 >Heldenbuch< 386 Heldenepik 1 Heliodor, >Aithiopika< 4, 6 A. 26; s. auch Zschorn, J. Henneberg, Grafen von 300 Herbort von Fritzlar, >Liet von Troye< 92 A. 168 Hermann von Niederalteich 181 Hermann von Sachsenheim, >Mörin< 41 A. 13, 51 A. 49, 84 A. 144, 356, 387 - >Des Spiegels Abenteuer< 356, 387 »Herzog Ernst< 1 A. 1, 7, 55,68, 71-74, 375, 383 Herzog von Braunschweig-Sage (Sage von Heinrich dem Löwen) 55, 58, 67-71, 155, 375 Himmelsbriefe 283 A. 106 »Historia Welforum< 182 A. 110 Hohenberg-Haigerloch, Grafen von 10 A. 39, 160-167 - Albrecht 159 A.40, 161 A. 46, 163 u. A. 55, 189 - Burkhard IV. 159 A. 40 - Gertrud Anna (Gemahlin Rudolfs I.) 166 A. 61 Holstein, Grafen von 184 A. 118 Hugo von Trimberg, >Renner< 258 A. 46 Huon de Méry, »Tornoiemenz Antecriu 331 A. 221
Integumentum s. Dichtungstheorie Jaffa 218 A. 195 Jans Enikel, >Fürstenbuch< 227 A. 214, 235, 237 - >Weltchronik< 173 A. 84 Jean de Mandeville, >Reisen< 319 A. 197 Jean de Meun, »Roman de la Rose< 295 A. 137, 298 A. 142 Jenaer Liederhandschrift 298 A. 146 Jerusalem 32 u. 91, 173 A. 84, 215, 218 u. A. 195, 312; Königreich: 173 A. 84, 218 A. 195, 220 Johann von Soest, »Die Kinder von Limburg< 357, 363 A. 30, 364 Johannes de Tepla, »Epistola cum Libello ackerman< 331 A. 221 »Joufroi de Poitiers< 272 A. 82 Kärnten, Herzog von 169 A. 72 »Kaiserchronik< 131 A. 283, 158 A. 38, 231 A. 224 Karl der Große 231 Karl IV., deut. Kaiser 171, 214 Klemens V., Papst 155 A. 20 Kleve, Haus von 149f. »König Rother< 1 A. 1, 66 A. 98 »Königin vom Brennenden See< 129 A. 278 Kommentartradition, lat. 247 A. 16 Kompilation 15f., 43f„ 55, 77, 107, 138, 162, 257, 260, 280, 282, 286ff„ 291, 293-2%, 304-307, 319, 323, 332, 351, 353, 367 Konrad, Pfaffe, >Rolandslied< 231 A. 224, 304 Konrad von Stoffeln, »Gauriel von Muntabel< 129 A. 278, 386 Konrad von Würzburg 94, 254 u. A. 34, 262 A. 56, 336 A. 230, 338 A. 235 - »Engelhard< 6 A. 26, 7 A. 31, 8 u. A. 33, 150, 183 - »Goldene Schmiede< 92, 345ff. - >Herzmaere< 137, 345 A. 251, 348 - »Partonopier und Meliur< 3, 6 A. 26, 7 A. 31, 9, 31 A. 85, 39 A. 10, 108, 110 A. 211, 127 A. 268, 129 A. 278, 130 A. 279, 267 u. A. 69, 386
Namen, Sachen, Werke - >Schwanritter< 149, 179 - >Th)janerkrieg< 44, 92 u. A. 168, 253 A. 31, 267 u. A. 69 - >Türnier von Nantes< 150 A. 10, 179 >Konstanzer Minnelehre< 113, 345 A. 249 Kreuzzüge 173 A. 84, 153, 185f„ 200, 216, 219, 226-230 Kreuzzug, lit. Welterfahmngsmuster 29ff., 36, 360 Kuenring, Herren von 204f. Lais 129 »Lancelot en prose< 307 >Lancelot und Ginover< 23 A. 68, 140, 307, 355 Landesbegriff 150ff. Landesbewußtsein 150 u. A. 12, 169 A. 73, 188, 193, 239 Landesmodelle 150, 152 A. 16, 205, 215, 237 Landherren, österreichische 203-206, 221 Landsberg 180 >Laurin< 47 A. 32 Lazius, Wolfgang, >Commentariorum in Genealogiam Austricam< 382, 389 Legendentradition 87, 131 A. 283, 309 A. 170 Liebes- und Reiseroman, antiker 4ff., 8, 61, 131 A. 283, 359 u. A. 19 Lirer, Thomas, »Schwäbische Chronik< 237; s. auch >Gmilnder Kaiserchronik< Löwenherz, Richard 183 A. 114, 185, 226-230 >Lohengrin< 232, 391f. >Lucidarius< 176 Ludwig IV. (der Sanftmütige), Kurfürst 172 A. 83 Lüneburg (Fürstentum, Herzog, Land) 175, 178 A. 97, 229, 291; s. auch Braunschweig-Lüneburg - Wilhelm von 199 A. 152 Lydda 218 A. 195 Märchen 125, 129, 131 Mären 258 A. 48 Magdeburg 195
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Mahrtenehe, Erzählschema der gestörten 21, 125, 127, 129-137, 145 >Mai und Beaflor< 6 A. 26, 7, 131 A. 283 Mair, Hans, >Buch von Troja< 367 Manessische Handschrift 179, 298 Marie de France, >Lanval< 133 Mariendichtung 345f. Markgröningen 232f. Der Marner 273 A. 86 Mathilde von England (Gemahlin Heinrichs d. Löwen) 178, 182f. Matthias von Kemnat, >Chronik< 153 A. 17 Maximilian I., deut. Kaiser 389 - >Theuerdank< 31 A. 87, 187 A. 126, 297 A. 141 Mechthild von Magdeburg, >Das fließende Licht der Gottheit< 287 A. 117 Mechthild von Rottenburg 363 A. 30 meister, TVadition/Ideal der 324, 328, 330, 334, 342-349, 354 Memmingen 180 Meran 180 Minnebriefe 344-349, 354, 371 Minnelyrik 250 Minnereden und -allegorien 44, 58, 93 A. 172, 108, 258, 345 Minnesang 271 A. 82, 273 Montfort 218 A. 195 >Moringer-Lied< 67 A. 100 >Moriz von Craün< 110 A. 211 München 180 Nazareth 32 A. 91, 218 A. 195 >Nibelungenlied< 43 A. 18, 69 A. 106, 70, 120f. A. 250 Nigrinus, Georg, >Affenspiel F. Johann Nasen zu Ingolstad< 390f. Österreich (Adel, Herzog, Herzogtum, Hof, Land, Landesherrschaft) 160-167, 169 A. 72, 185-189, 199, 200-206, 220f„ 234f„ 240f„ 299, 314f.; s. auch Eleonore von Österreich Oettingen, Grafen von 170 A. 76 Ogen mit dem Barte s. Egeno Orientreise, lit. Welterfahrungsmuster 29, 32f„ 36, 360
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>Orendel< 1 A. 1 >Oswald< 1 A. 1 Otto von Freising 181 A. 110 Ottokar von Steiermark, >Reimchronik< 221 A. 200, 228 A. 214, 235, 237, 241 Ovidius, Publius O. Naso 340, 345 Palästina 28, 59, 216 >Partenopeu de Bloi< 45 A. 24, 272 A. 82 >Peter von Staufenberg< 130 A. 281, 134 Philipp IV., franz. König 219 A. 196 >PhysiologusEuryalus und Lukretia^ 383f„ 386, 391 Pilgerfahrt, lit. Welterfahrungsmuster 29, 31f., 36, 360 Pillichdorf, Herren von 171 A. 79, 204 Der Pleier, >Meleranz< 129 A. 278 Polo, Marco, >Reisen< 319 A. 197, 382f„ 385 >Pontus und Sidonia< 358, 363 A. 30, 364, 386, 393; s. auch Eleonore von Österreich >Prosa-Lancelot< s. >Lancelot und Ginover< Prosaroman, frühneuhochdeutscher 34, 355-372 Pseudo-Aristoteles, »Lehren an Alexander< 394 Piiterich von Reichertshausen 389, >Ehrenbrief< 356, 363 A. 30, 388 Pyramus und Thisbe-Tradition 106 A. 203, 123 Quellenberufungen 285, 288, 293, 311f„ 314-321, 323, 350 Raoul de Houdenc 331 A. 221 >Rappoltsteiner Parzifal< 3f. A. 15 Reich, deutsches (Kaiser-) 216f., 222f., 230, 241 Reinbot von Durne, >Der heilige Georg< 181 Reinhardsbrunn, Kloster 300 Reinmar von Zweter 112 A. 221, 291 A. 125 'Reise zu den Rändern der Welt', Erzählmuster 77
Reiseliteratur 309 A. 170 Renaut de Beaujeu, >Bel Inconnu< 269 A. 77, 272 A . 8 2 Richard de Fournival 295 A. 137 Rieneck, Grafen von 149, 150 A. 10 >Ritter von Staufenberg< s. >Peter von Staufenberg< Rom 273, 310 > Roman van Heinric en Margriete van Limborch« 10 A. 41 Rottenburg (bei Schongau), Kloster 180 Ruteboef 295 A. 137 Rudolf von Ems 262 A. 56, 354 - >Alexander< 265 A. 61, 343, 347 - >Der gute Gerhard< 6 A. 26 - >Wilhelm von Orlens< 3, 6 A. 26, 7 A. 31, 8 u. A. 33, 9, 31 A. 85, 35, 45 A. 24, 89, 93, 108, 122f„ 136 A. 290, 147f„ 253 A. 31, 297f. A. 141, 304, 345 A. 249, 386; Reimpaarbearbeitung: 357, 379, 383; stroph. Bearbeitung: 357 A. 10 Runkelstein, Fresken im Schloß 386 Sachs, Hans, >Tragedia herzog Wilhelm von Ostereich mit seiner Ageley< 390 Sachsen (Herzog, Herzogtum, Land, Pfalzgrafschaft) 49, 71, 157f„ 169 A. 72, 173-176, 179f., 197f„ 217, 229, 236f., 241, 259, 291, 373 »Sächsische Weltchronik< 158 A. 38, 218 A. 194, 225 A. 209 >Salman und Morolf< 1 A. 1 Salomons Tempelbau, Erzählung von 318 Santiago de Compostela 102 Schlick, Kaspar 379 Schwaben (Adel, Herzog, Herzogtum, Land) 150, 154, 165-172, 180, 190f„ 212-215, 229, 231-233, 237ff„ 241, 322 Schwäbisch Gmünd 190 u. A. 133 Schweiz, Literaturlandschaft 155 A. 22, 158 >Seifried Helbling< 166 A. 63, 203 A. 158 Sidon 218 A. 195 Sindelfingen 180 >Spielmannsepik< 1, 47 Sprachreflexion 16, 93f., 250, 334-349, 353f., 368
Namen, Sachen, Werke >Spruch von den Tafelrundern< 356, 389, 395 Spruchdichtung 250, 353 A. 270 Starkenberg 227 A. 214 Statius, Publius Papinius, >AchilIeis< 74 Staufer 150 A. 12, 191, 239 - Friedrich I. Barbarossa, deut. Kaiser 175, 180 - Friedrich II., deut. Kaiser 8 3 , 1 7 3 u. A. 84, 175, 218 u. A. 194, A. 195 - Friedrich V., (Sohn Barbarossas) 226f., 229 - Heinrich VI., deut. Kaiser 180 - Konrad IV., deut. König 148 - Konradin (Sohn Konrads IV.) 169, 191 Steiermark, Herzog von 169 A. 72 Steingaden, Kloster 180 Steinhöwel, Heinrich, >Appollonius von IVrus< 357f. >Stilfrid< u. >BruncvikDaniel von dem Blühenden Tal< 47 A. 32, 48 A. 37, 137ff„ 141, 348 A. 261 - >Karl< 231 A. 224 Stuler, Jörg, >Der Herr von Braunschweig< 68 A. 102 > Stuttgarter Stiftschronik vom Hause Wtirttemberg< 237 A. 246 Tallesbrunn, Herren von 204 A. 161 Teck, Herzöge von 168-172, 207f„ 233 - Friedrich III. 171f. A. 82 - Hermann I. 171 A. 82 - Konrad II. 170 A. 75 Temperamentenlehre 291 Templerorden 155 A. 20 Territorialhöfe: Heidelberg 364f.; Innsbruck 363; München 364, 389; Rottenburg 363 u. A. 30, 365; Saarbrücken 365f.; Stuttgart 363; Wien 365 Territorialisierungsprozeß 151 f. Themistios (Aristoteles-Kommentator) 333 Thomasin von Zerklaere, >Der Welsche Gast< 178 A. 99, 308, 316 Thüring von Ringoltingen, >Melusine< 7 A. 31, 129 A. 278, 130 A. 281, 135
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Thüringer Landgrafen 299f. Toledo 119 Toron 218 A. 195 >Trierer Floyris< 2, 35 Tristanroman 2, 5, 18, 35, 43 A. 18, 55 A. 67, 56, 65, 90, 121, 359, 361, 386 Troja(-Roman) 75 A. 120, 91f., 147, 186, 386 Tugendhafter Schreiber 298 Überlieferung; s. auch den Anhang - Drucke (WvÖ) 356 - Handschriften: FvS, Hs. H: 170 A. 7 6 , 1 7 2 A. 83, 232 A. 227, 363 A. 29 - Hs. J: 10 A. 40, 356 A. 6 - Hs. S: 170 A. 74, 172 u. A. 83 - Hs. W: 10 A. 40, 304 A. 160 - RvB: 9 A. 38, 158, 268 A. 75 - WvÖ, Hs. G: 10 A. 39, 160 A. 42, 164 Hs. H: 10 A. 39, 160f„ 163, 296 - Hs. S: 161, 164, 296, 356 A. 6 - Prosafassung: 357, 369f. Übersetzungsprosa, A. 58 Ulrich von A. 73
humanistische
Etzenbach,
>AlexanderWilhelm von Wenden* 6f„ 9, 11 A. 42, 31 A. 85, 148, 195 A. 148, 198, 268 A. 73, 363 A. 30 Ulrich von Lichtenstein, >Frauendienst< 271 A. 82 Ulrich von Türheim, >Tristan< 121f. unschuldig verfolgten Frau, Erzählschema der 131 A. 283 Vergils Fahrt zum Magnetberg, Erzähltradition 73-75 Vienne, Konzil von (1312) 155 A. 20 >Vita Caroli Quarti< 187 A. 126 Walther von der Vogelweide 51 A. 47, 178 A. 99, 336 A.231 >Wappenrolle von Zürich< 169 A. 72, 179 Warbeck, Veit, >Magelone< 6 A. 26, 7, 357f., 364, 370 A. 58 >Wartburgkrieg< 298-301, 374 A. 1 Weingarten; s. Altdorf-Weingarten
462
Register
Weifen 154-159, 174-184, 199, 225, 234ff„ 238, 363 - Agnes (die Weifin, Enkelin Heinrichs d. Löwen) 181 - Albrecht I. (der Große) 157, 175, 178 A. 97, 184 u. A. 118, 236 - Albrecht II. (Sohn Albrechts I.) 175f. - Alsine (Tochter des Heinrich Mirabilis) 156 A. 26 - Heinrich der Löwe 68 u. A. 102, 155 u. A. 22, 158, 174-184, 225 u. A. 209, 228, 238, 241, 309 - Heinrich (Sohn Heinrichs des Löwen) s. Heinrich bei Rhein - Heinrich Mirabilis (Sohn Albrechts I.) 156 A. 26, 157f., 175f. - Johann (Sohn Ottos I.) 175 - Otto I. (das Kind) 175 - Otto IV. (Sohn Heinrichs d. Löwen) 178 - Weif I. 180 - Weif VI. 180 - Wilhelm (Sohn Heinrichs d. Löwen) 183f. - Wilhelm (Sohn Albrechts I.) 175f. Wenzel II., König von Böhmen 148 Westfalen 49, 71, 155 A. 22, 173, 174 u. A. 87, 176, 179f„ 197f. Wickram, Jörg, >Gabriotto und Reinhart< 390; >Goldtfaden< 7 A. 31; »Ritter Galmy aus Schottland< 7 A. 31, 390 Wien 103, 185, 201; s. auch Territorialhöfe >Willehalm von Orlens< (stoph. Bearbeitung d. »Wilhelm von OrlensWigalois< 48 A. 37, 50 u. A. 46, 75 A. 120, 110 A. 213, 137ff., 141f„ 335, 348; Prosafassung: 362 A. 28 Wisse, Claus s. »Rappoltsteiner Parzival
Parzival< 39f. A. 10, 41 A. 13, 48, 52f„ 115-120, 133 A. 284, 136 A. 290, 137, 141f., 247 A. 15, 248 A. 20, 253 A. 30, 272 A. 82, 304 - >Titurel< 136 A. 290, 137, 140, 304, 348 - >Willehalm< 45 A. 24, 83ff., 136 A. 290, 304; Willehalm-Fortsetzungen: 47 A. 32 Württemberg, Grafen von 169-172, 191, 207, 214, 232f., 237ff„ 363; Land: 215 - Eberhard I. (der Erlauchte) 172 A. 82 - Eberhard II. (der Greiner) 214 - Ulrich III. 232 A. 229 - Ulrich IV. 214 - Ulrich V. (der Vielgeliebte) 172 A. 83 Wyssenherre, Michel, >Eyn buoch< 374f. Zähringer 169 Zschorn, Johann, >Aethiopica< 358, 370 A. 58, 386; s. auch Heliodor Zürich 155 A. 22, 158
QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR LITERATUR- UND KULTURGESCHICHTE MICHAEL BÄRMANN
Herr Göli Neidhart-Rezeption in Basel X, 343 Seiten. Mit einer Karte. 1995. Gebunden. ISBN 3-11-014670-3 (Band 4 [238]) BRITTA-JULIANE K R U S E
Verborgene Heilkünste Geschichte der Frauenmedizin im Spätmittelalter XII, 498 Seiten. Mit zahlreichen Abb. und 6 Tafeln. 1996. Gebunden. ISBN 3-11-014704-1 (Band 5 [239]) JOACHIM BUMKE
Die vier Fassungen der >Nibelungenklage< Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte und Textkritik der höfischen Epik im 13. Jahrhundert xrv, 746 Seiten. Mit 21 Abbildungen. 1996. Gebunden. ISBN 3-11-015076-X (Band 8 [242])
Rudolf Borchardt und seine Zeitgenossen Herausgegeben von Ernst Osterkamp XII, 409 Seiten. 1997. Gebunden. ISBN 3-11-015603-2 (Band 10 [244])
FRIEDEMANN SPICKER
Der Aphorismus Begriff und Gattung von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1912 XIV, 484 Seiten. 1997. Gebunden. ISBN 3-11-015137-5 (Band 11 [245])
Walter de Gruyter
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Berlin • New York
Walther von der Vogelweide Leich, Lieder, Sangsprüche 14., völlig neu bearbeitete Auflage der Ausgabe Karl Lachmanns mit Beiträgen von Thomas Bein und Horst Brunner herausgegeben von Christoph Cormeau 1996. LXV, 344 Seiten. Mit zahlreichen Noten. Gebunden. ISBN 3-11-014821-8; Broschiert. ISBN 3-11-013608-2
Lachmanns große Ausgabe der Lieder Walthers von der Vogelweide liegt nun in einer völlig neu bearbeiteten Form vor. Die erneute Uberprüfung der erhaltenen Handschriften hat zu einem revidierten Text geführt. Neu erstellte Apparate informieren über die Uberlieferungsvarianten und die Forschungsgeschichte. Der Text wendet sich ab von der rekonstruktionsfreudigen Fassung, die seit der Bearbeitung von 1936 durch Carl von Kraus die Ausgabe prägte. Die neue Ausgabe hält sich enger an den überlieferten Wortlaut und stimmt dadurch vielfach mit der Textherstellung Lachmanns überein — freilich aufgrund modifizierter kritischer Prämissen, die sich am gegenwärtigen Diskussionsstand der Liedforschung orientieren und über die die Einleitung ausfuhrlich Rechenschaft gibt. Knappe kommentierende Bemerkungen wollen die beibehaltene, aus der Überlieferung begründete Anordnung der Lieder durch Lachmann verständlich machen. Ein neu geordneter und erweiterter Anhang dokumentiert die Strophen zweifelhafter Zuschreibung.
Walter de Gruyter
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Berlin • New York