Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [59]


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Table of contents :
Georg Barth, Das Nümbergische Ehaftgericht in Schwimbach
(LK Hilpoltstein)........................................................................... 1
Theodor Gustav Werner, Regesten und Urkunden über Beteiligungen
von Nürnbergern an der Zeche Rappolt und an anderen Schneeberger
Bergwerks- und Metallhandelsunternehmungen ... 40
Franz M a c h i 1 e k , Magister Jobst Krell, Vikar bei St. Lorenz in
Nürnberg (f 1483)........................................................................... 85
Karl K o h n, Frühe Abbrüche von Privathäusern im Stadtteil St. Sebald 105
Richard Klier, Das Fragment des Handelsbuches des Nürnberger
Kaufmanns Sebastian Wolff (1524—1537)..................................... 112
Herbert C y s a r z , Das Lachen des Hans Sachs..................................... 152
Rainer Stahlschmidt, Der Streit der Nürnberger Messerer 15 57.
Eine Quelle zur Geschichte des Verlagswesens.....................................172
Klaus Pechstein, Die Merkzeichentafel der Nürnberger Trompeten-
und Posaunenmacher von 1640 ............................................. 198
John E. Fletcher, Georg Philipp Harsdörffer, Nürnberg, und Athanasius
Kircher.........................................................................................203
Gerhard Hirschmann, Das Zeughaus des Fränkischen Kreises in
Nürnberg................................................................................................ 211
Fritz Zink, Platz an der Hauptstraße in Kalchreuth im Jahre 1806 . 222
Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas, Der Nürnberger
Orgelbau im 19. Jahrhundert.................................................................. 228
Nachruf
Fridolin Solleder zum Gedenken...........................................................240
Buchbesprechungen (im einzelnen siehe Rückseite) . . 242
Neue Aufsätze zur Nürnberger Geschichte....................................................274
Jahresbericht über das 94. Vereinsjahr 1971 276
Mitgliederverzeichnis.........................................................................................289
V
BUCHBESPRECHUNGEN
Erich Mulzcr, Nürnberg. Hundert Bilder und hundertmal Geschichte, Nürnberg
1970. (Werner Schultheiß)................................................................................................ 242
Kurt Schall, Die Genannten in Nürnberg, Nürnberg 1971. (Wilhelm Schwemmer) . 244
Willibald Pirkheimer 1470/1970. Dokumente, Studien, Perspektiven, Nürnberg 1970.
(Franz Xaver Pröll)............................................................................................................... 246
Albrecht Dürer, Kunst einer Zeitenwende, hrsg. von Herbert Schade, Regensburg
1971. (Fritz Schnelbögl)........................................................................................................247
Wilhelm Funk, Das rechte Maß bei Albrecht Dürer und bei den alten Meistern,
Nürnberg 1971. (J. E. Hofmann — Ichenhausen)........................................................... 249
Annette Pf aff, Studien zu Albrecht Dürers Heller-Altar, Nürnberg 1971. (Matthias
Mende).....................................................................................................................................250
Eyvind Unnerbäck, Welsche Giebel, Stockholm 1971. (Wilhelm Schwemmer) . . 252
Phillip Norton B e b b, Christoph Scheurl's Role as Legal Adviser to the Nürnberg
City Council, 1512 to 1525, Ann Arbor, Michigan 1971. (Hans Liermann) . . 253
Heinrich Schlüpfinger, Wendelstein, Geschichte eines Marktes mit altem Gewerbe
und moderner Industrie, Nürnberg 1970. (Gerhard Hirschmann) . . . 255
Dieter Wölfel, Nürnberger Gesangbuchgeschichte (1524—1791), Nürnberg 1971.
(Hans Kreßel)........................................... ....................................................................257
Marlene Sothmann, Das Armen-, Arbeits-, Zucht- und Werkhaus in Nürnberg bis
1806, Nürnberg 1970. (Friedrich Merzbacher)...................................................................258
Otto Barthel, Wolfgang Konrad Schultheiß (1786—1866), Nürnberg 1970. (Gustav
Voit) .................................................................................................................................... 260
Wolfgang Meyer, Das Vereinswesen der Stadt Nürnberg im 19. Jahrhundert, Nürnberg
1970. (Hugo Eckert)........................................................................................................26J
Bilder und Berichte aus hundert Jahren Bankgeschichte — 100 Jahre Vereinsbank in
Nürnberg, Nürnberg 1971. (Gerhard Hirschmann)..............................................................262
Peter Schröder, Die Entwicklung des Nürnberger Großgewerbes 1806—1870,
Nürnberg 1971. (Rainer Gömmel).........................................................................................263
Klaus-Dieter Schwarz, Weltkrieg und Revolution in Nürnberg, Stuttgart 1971.
(Wolf Dieter Grüner)........................................................................................................263
Erich M u 1 z e r , Grünflächen und Naherholungsgebiete im Ballungsraum Nürnberg-
Fürth-Erlangen, Erlangen 1971. (Richard Kölbel).............................................................265
Helmuth F u c k n e r , Nürnberg-Langwasser, Planungs- und Entwicklungsprobleme,
Erlangen 1971. (Richard Kölbel).........................................................................................266
Eugen Kusch, Auf gut Nürnbergisch, Nürnberg 1971. (Herbert Maas) .... 267
Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte. Bd. V: Bayerisches Städtebuch,
Teil 1, hrsg. von Erich Keyser f und Heinz Stoob, Stuttgart 1971. (Fritz Schnelbögl) 268
Hellmut Kunstmann, Die Burgen der westlichen und nördlichen Fränkischen
Schweiz, 1. Teil: Der Südwesten. Unteres Wiesenttal und Trubachtal. (Gustav Voit) 269
Josef Dünninger, Bernhard S c h e m m e 1, Bildstöcke und Martern in Franken,
Würzburg 1970. (Bernward Deneke)................................................................................. 270
Carl Theodor Gemeiner, Regensburgische Chronik, neu hrsg. von Heinz Angermeier,
München 1971. (Hanns Hubert Hofmann)...........................................................271
Ursula Schmidt, Die Bedeutung des Fremdkapitals im Goslarer Bergbau um 1500,
Goslar 1970. (Ekkehard Westermann)................................................................................. 271
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Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [59]

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Mitteilungen des

Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

59. Band 1972

Nürnberg 1972 Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

Schriftleitung: Dr. Gerhard Hirschmann, Dr. Fritz Schnelbögl

Für Form und Inhalt der Aufsätze und Rezensionen sind die Verfasser verantwortlich. Der Verein dankt für Druckzuschüsse der Stadt Nürnberg, der Stadtsparkasse Nürnberg, dem Bezirkstag von Mittelfranken und der Bayerischen Landesbank, Girozentrale, Zweigstelle Nürnberg. Gesamtherstellung: Buchdruckerei Ph. C. W. Schmidt, Neustadt/Aisch Klischees: Firma Döss, Nürnberg Alle Rechte, auch des Abdrucks im Auszug, Vorbehalten. Copyright by Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg (Geschäftsstelle: 85 Nürnberg, Egidienplatz 23/11)

INHALT Georg Barth, Das Nümbergische Ehaftgericht in Schwimbach (LK Hilpoltstein)...........................................................................

1

Theodor Gustav Werner, Regesten und Urkunden über Beteiligungen von Nürnbergern an der Zeche Rappolt und an anderen Schnee­ berger Bergwerks- und Metallhandelsunternehmungen ...

40

Franz M a c h i 1 e k , Magister Jobst Krell, Vikar bei St. Lorenz in Nürnberg (f 1483)...........................................................................

85

Karl K o h n, Frühe Abbrüche von Privathäusern im Stadtteil St. Sebald

105

Richard Klier, Das Fragment des Handelsbuches des Nürnberger Kaufmanns Sebastian Wolff (1524—1537).....................................

112

Herbert C y s a r z , Das Lachen des Hans Sachs..................................... 152 Rainer Stahlschmidt, Der Streit der Nürnberger Messerer 15 57. Eine Quelle zur Geschichte des Verlagswesens.....................................172 Klaus Pechstein, Die Merkzeichentafel der Nürnberger Trom­ peten- und Posaunenmacher von 1640 .............................................

198

John E. Fletcher, Georg Philipp Harsdörffer, Nürnberg, und Atha­ nasius Kircher.........................................................................................203 Gerhard Hirschmann, Das Zeughaus des Fränkischen Kreises in Nürnberg................................................................................................ 211 Fritz Zink, Platz an der Hauptstraße in Kalchreuth im Jahre 1806 .

222

Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas, Der Nürnberger Orgelbau im 19. Jahrhundert.................................................................. 228 Nachruf Fridolin Solleder zum Gedenken...........................................................240 Buchbesprechungen (im einzelnen siehe Rückseite)

.

.

242

Neue Aufsätze zur Nürnberger Geschichte....................................................274 Jahresbericht über das 94. Vereinsjahr 1971

276

Mitgliederverzeichnis.........................................................................................289

V

BUCHBESPRECHUNGEN Erich Mulzcr, Nürnberg. Hundert Bilder und hundertmal Geschichte, Nürnberg 1970. (Werner Schultheiß)................................................................................................ 242 Kurt Schall, Die Genannten in Nürnberg, Nürnberg 1971. (Wilhelm Schwemmer) . 244 Willibald Pirkheimer 1470/1970. Dokumente, Studien, Perspektiven, Nürnberg 1970. (Franz Xaver Pröll)............................................................................................................... 246 Albrecht Dürer, Kunst einer Zeitenwende, hrsg. von Herbert Schade, Regensburg 1971. (Fritz Schnelbögl)........................................................................................................247 Wilhelm Funk, Das rechte Maß bei Albrecht Dürer und bei den alten Meistern, Nürnberg 1971. (J. E. Hofmann —Ichenhausen)........................................................... 249 Annette Pf aff, Studien zu Albrecht Dürers Heller-Altar, Nürnberg 1971. (Matthias Mende)......................................................................................................................................250 Eyvind Unnerbäck, Welsche Giebel, Stockholm1971. (Wilhelm Schwemmer) . . 252 Phillip Norton B e b b, Christoph Scheurl's Role as Legal Adviser to the Nürnberg City Council, 1512 to 1525, Ann Arbor, Michigan 1971. (Hans Liermann) . . 253 Heinrich Schlüpfinger, Wendelstein, Geschichte eines Marktes mit altem Ge­ werbe und moderner Industrie, Nürnberg 1970. (Gerhard Hirschmann) . . . 255 Dieter Wölfel, Nürnberger Gesangbuchgeschichte (1524—1791), Nürnberg 1971. (Hans Kreßel)........................................... .................................................................... 257 Marlene Sothmann, Das Armen-, Arbeits-, Zucht- und Werkhaus in Nürnberg bis 1806, Nürnberg 1970. (Friedrich Merzbacher)...................................................................258 Otto Barthel, Wolfgang Konrad Schultheiß (1786—1866), Nürnberg 1970. (Gustav Voit) ..................................................................................................................................... 260 Wolfgang Meyer, Das Vereinswesen der Stadt Nürnberg im 19. Jahrhundert, Nürn­ berg 1970. (Hugo Eckert)........................................................................................................26J Bilder und Berichte aus hundert Jahren Bankgeschichte — 100 Jahre Vereinsbank in Nürnberg, Nürnberg 1971. (GerhardHirschmann)..............................................................262 Peter Schröder, Die Entwicklung des Nürnberger Großgewerbes 1806—1870, Nürnberg 1971. (Rainer Gömmel)......................................................................................... 263 Klaus-Dieter Schwarz, Weltkrieg und Revolution in Nürnberg, Stuttgart 1971. (Wolf Dieter Grüner)........................................................................................................ 263 Erich M u 1 z e r , Grünflächen und Naherholungsgebiete im Ballungsraum NürnbergFürth-Erlangen, Erlangen 1971. (Richard Kölbel).............................................................265 Helmuth F u c k n e r , Nürnberg-Langwasser, Planungs- und Entwicklungsprobleme, Erlangen 1971. (Richard Kölbel)......................................................................................... 266 Eugen Kusch, Auf gut Nürnbergisch, Nürnberg 1971. (Herbert Maas) .... 267 Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte. Bd. V: Bayerisches Städtebuch, Teil 1, hrsg. von Erich Keyser f und Heinz Stoob, Stuttgart 1971. (Fritz Schnelbögl) 268 Hellmut Kunstmann, Die Burgen der westlichen und nördlichen Fränkischen Schweiz, 1. Teil: Der Südwesten. Unteres Wiesenttal und Trubachtal. (Gustav Voit) 269 Josef Dünninger, Bernhard S c h e m m e 1, Bildstöcke und Martern in Franken, Würzburg 1970. (Bernward Deneke)................................................................................. 270 Carl Theodor Gemeiner, Regensburgische Chronik, neu hrsg. von Heinz Anger­ meier, München 1971. (Hanns Hubert Hofmann)........................................................... 271 Ursula Schmidt, Die Bedeutung des Fremdkapitals im Goslarer Bergbau um 1500, Goslar 1970. (Ekkehard Westermann)................................................................................. 271

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VERZEICHNIS DER MITARBEITER Barth, Georg, Kaufmann, 85 Nürnberg, Adam-Klein-Straße 130 Cysarz, Herbert, Dr., Univ.-Prof., 8 München 19, Hildebrandstraße 9 Deneke, Bemward, Dr., Oberkonservator, 85 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1 Eckert, Hugo, Dr., Studienrat, 698 Wertheim, Berliner Ring 24 Fletcher, John E., University of Sydney, Germanistische Abteilung, Sydney, 2006/Australia, New South Wales Fischer, Hermann, Studiendirektor, 875 Aschaffenburg, Deutsche Straße 85 Gömmel, Rainer, Dipl.-Volkswirt, 8501 Röthenbach b. St. Wolfgang, Brunhildstraße 4 Grüner, Wolf Dieter, Dr., Wissenschaft!. Assistent, 8 München 81, Beckmesserstraße 4/205 Hirschmann, Gerhard, Dr., Archivdirektor, 85 Nürnberg, Gerngrosstraße 26 H o f m a n n , Hanns Hubert, Dr., Univ.-Prof., 87 Würzburg, Sonnenstraße 6 Hof mann, Joseph E., Dr., Univ.-Prof., 8873 Ichenhausen, Heinrich-Sinz-Straße 15 Klier, Richard, Dr., Gymn.-Prof. i. R., 85 Nürnberg, Schwannstraße 18 Kölbel, Richard, Oberstudienrat, 8501 Stein-Deutenbach, Neuwerker Weg 58 Kohn, Karl, cand. phil., 85 Nürnberg, Obere Krämersgasse 12 Kreßel, Hans, Lic. Dr., Kirchenrat, 852 Erlangen, Haagstraße 1 Liermann, Hans, D. Dr., Univ.-Prof., 852 Erlangen, Am Meilwald 18 Maas, Herbert, Dr., Oberstudienrat, 85 Nürnberg, Kachletstraße 45 Machilek, Franz, Dr., Archivrat, 85 Nürnberg, Staatsarchiv, Archivstraße 17 Men de, Matthias, Kunsthistoriker, 85 Nürnberg, städt. Museen, Burgstraße 15 Merzbacher, Friedrich, Dr. Dr., Univ.-Prof., 87 Würzburg, Neubergstraße 9 Pechstein, Klaus, Dr., Oberkonservator, 85 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1 Pro 11, Franz Xaver, Dr., Bibliothekar, 85 Nürnberg, Stadtbibliothek, Egidienplatz 23 Schnelbögl, Fritz, Dr., Archivdirektor i. R., 85 Nürnberg, Blumröderstraße 9 Schultheiß, Werner, Dr., Archivdirektor i. R., 85 Nürnberg, Moosstraße 14 Schwemmer, Wilhelm, Dr., Direktor der städt. Kunstsammlungen i. R., 85 Nürnberg, Lindenaststraße 63 Stahlschmidt, Rainer, Dr., wissenschaftl. Assistent, 463 Bochum, Hustadtring 151 Voit, Gustav, Dr., Rektor, 85 Nürnberg, Äußere Bayreuther Straße 71 Werner, Theodor Gustav, 8 München 55, Kurparkstraße 37 Westermann, Ekkehard, Dr., Studienrat, 6312 Laubach, Felix-Klipstein-Weg 24 Wohnhaas, Theodor, Dr., Akadem. Direktor, 852 Erlangen, Hartmannstraße 89 Zink, Fritz, Dr., Landeskonservator, 85 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1

VII

DAS NÜRNBERGISCHE EHAFTGERICHT IN SCHWIMBACH (LK HILPOLTSTEIN)

Von Georg Barth INHALTSVERZEICHNIS Zur Ortsgeschichte von Schwimbach ........ Die Hauptmannschaft Schwimbach............................................................ Die Ehaftgerichte.................................................................................. Das Schwimbacher Ehaftgericht............................................................ Die Schwimbacher Gerichtsordnungen und Zusätze mit Ehaftordnung für Eckmannshofen...........................................................................10 Die Ehaft von Morsbach...........................................................................38

2 4 5 7

Über die Dorfordnungen oder Weistümer in Mittelfranken liegen juristische Doktorarbeiten für das Landgebiet um Nürnberg1, die Markgrafschaft Ans­ bach2 3und das Fürstbistum Eichstätt8 vor. Erstere Arbeit behandelt auch kurz die Ehaftordnung des Dorfes Schwimbach, das, wie unten noch ausgeführt werden wird, von 138 3 an zum Stiftungsbesitz der Reichsstadt Nürnberg gehört hat. Dieser Ort hat ein Dorf- oder Ehaftgericht besessen und weist eine Gerichts­ und Dorfordnung von 148 3 4, also eine sehr frühe Satzung innerhalb der Ter­ ritoriums- und Einflußsphäre der Reichsstadt, ihrer Klöster, Kirchen und Patrizier bzw. Adeligen, auf. Ferner liegen Gerichtsprotokollbücher ab 1583 vor5. Da diese wertvolle Rechtsquelle bisher noch nicht allgemein bekannt und ausgewertet worden ist6, *erscheint es wünschenswert, die interessanten Do­ kumente zu publizieren und kurz zu kommentieren. Es kann nicht Aufgabe der vorliegenden Arbeit sein, eine allgemeine Unter­ suchung über die Entstehung der Ehaftgerichte durchzuführen. Vielmehr geht es darum, das nürnbergische Ehaftgericht von Schwimbach besonders heraus­ zustellen und zu zeigen, welche Ordnungen dort erlassen wurden und wie dieses „Ersame Gericht“ funktionierte. 1 Herbert Scholl, Dorfordnungen im Landgebiet Nürnberg. Dissertation Erlangen 1958. (Staatsarchiv Nürnberg Nr. 1552 4) 2 Heinrich Rauschert, Dorfordnungen in der Markgrafschaft Ansbach. Dissertation Erlangen 1958. (Staatsarchiv Nürnberg.) 3 Theodor Eisenbrand, Ehehaftordnungen im Hochstift Eichstätt. Feuchtwangen 193 8. 4 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Akt 3374. 5 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbuch 247 (Gerichtsbuch 1583—1748). 6 Nicht bei Werner Schultheiß, Über spätmittelalterliche Gerichtsbücher aus Bayern und Franken. In: Festschrift für Hans Liermann, Erlangen 1964. S. 257 ff., da diese Quellen nicht vor 1400 liegen.

1

MVGN 59 (1972)

Ehaftgericht in Schwimbach

Die Anregung zu dieser Studie verdanke ich Herrn Archivdirektor i. R. Dr. Werner Schultheiß in Nürnberg, dem ich für seine freundlichen Beratungen in der Angelegenheit sehr verbunden bin. Ebenso fühle ich mich zu großem Dank Herrn Archivdirektor Dr. Hirschmann, Herrn Oberarchivrat Dr. Lehnert und Herrn Archivamtsrat Bartelmeß vom Stadtarchiv Nürnberg für ihre wertvollen Hilfen verpflichtet und nicht zuletzt Herrn Staatsarchivdirektor i. R. Dr. Schneibögl für die freundliche Durchsicht des Manuskripts. Zur Ortsgeschichte von Schwimbach

Das heute so unscheinbare Dorf Schwimbach im Landkreis Hilpoltstein mit etwa 30 Anwesen hat in der Vergangenheit durch sein nürnbergisches Ehaftgericht in der Geschichte unserer engeren Heimat eine besondere Rolle gespielt. Erstmals begegnet uns der Ort im Jahre 1225. Im „Pappenheimer Urbar“7 werden damals für Schwimbach 6 Pfund Pfenniggült und 9 „Schilling grozzer keß“ für Käsgült verzeichnet. Über einen Ortsadel von Schwimbach ist sehr wenig überliefert. Um 1251—1263 wird des öfteren ein Ulrich von Schwimbach erwähnt8. Zu dieser Zeit dürfte das Dorf im Besitz der Herren von Stauf ge­ wesen sein, die auf der in der Nähe gelegenen Burg Stauf ihren Sitz hatten. Am 10. April 1301 verkaufte Hermann von Stauf den Ort Schwimbach um 351 lb. Heller9 an den Domkustos Albert Fricho von Eichstätt, der diesen Besitz im Jahre 1302 an Propst Arnold, Dekan Gozwin und das Domkapitel von Eichstätt weitergab10. 1330 verkaufte Heinrich von Dürrwang Dorf und Vogtei an Hans von Wilhelmsdorf*11. Das Heiliggeistspital in Nürnberg trat bereits in seiner Gründerzeit in Beziehungen zu Schwimbach. Hermann von Stauf, Dompropst und Oberster Schulmeister zu Eichstätt, verkaufte am 13. 1. 1339 auf 10 Jahre um 250 lb. Heller die Nutzung der Kirchen von Schwimbach und Eysölden (Lkr. Hilpoltstein) — dabei auch das Patronatsrecht — dem Spital12. Am 24. Januar 1354 vergab der gleiche Hermann von Stauf alle Nutzen und Rechte an den Pfarreien Bechthal (Lkr. Weißenburg) und Schwim­ bach an das Nürnberger Heiliggeistspital1S. Kaiser Ludwig der Bayer hatte am 20. Dezember 133 5 den Kirchensatz der Pfarrei Bechthal gegen den von Ey­ sölden vom Bischof von Eichstätt erworben14 und am 25. Oktober 1336 dem Neuen Spital in Nürnberg übergeben15.

7 Wilhelm Kraft, Das Urbar der Reichsmarschälle von Pappenheim. 1929. 8 Nürnberger Urkundenbuch. Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Nürnberg. Nürnberg 1959. Nr. 348, 351, 399. 9 Regesta Boica V. 3 5. 10 Franz Heidingsfelder, Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt, Innsbruck 1915 (Veröff. d. Ges. f. fränkische Geschichte. 6. Reihe). 11 Georg Herrmann, Schwimbacher Kirchenbüchlein, Hilpoltstein 1912. 12 Stadtarchiv Nürnberg. UR. 1339 I. 13./IV. 13 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbuch 1 (Kopialbuch). 14 Hauptstaatsarchiv München. Reichsstadt Nürnberg. U. 503. 15 Monumenta Boica 50, Nr. 365.

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MVGN 59 (1972)

Ehaftgericht in Schwimbach

1383 ist ein entscheidendes Jahr in der Geschichte von Schwimbach: Ulrich von Mur und andere Adelige (darunter drei Schenken von Geyern) bezeugen am 3. Juni, daß die Vormünder der Erben des Konrad Wilhelmsdorfer das Dorf mit der Mark, der Vogtei und dem Gericht dem Spital in Nürnberg verkauft haben16. Dieser Kauf wurde am 24. September 1383 durch den Landrichter in der Grafschaft Hirschberg, Cunrat von Elenprunn17 und am 15. April 1387 durch Hilpolt von Maiental, Landrichter in Nürnberg, ratifiziert13. Spätere Streitigkeiten um das Patronat und Gericht in den Jahren 1405, 1420 und 1453 dürften für Schwimbach belanglos geblieben sein11. 1511 erfolgte die Aufstellung des berühmten Laurentiusaltars (aus der Schule Albrecht Dürers) in der Schwimbacher Kirche18, dessen Stifter uns bis heute unbekannt geblieben ist. 1525 wurde durch die Reichsstadt Nürnberg in Schwimbach die Reformation eingeführt19. — Die hohe Obrigkeit (Halsgericht) oblag in Schwimbach dem brandenburgisch-ansbachischen Oberamt Stauf-Landeck20, in dessen Gebiet die Hohenzollern 132821 die Herrschaft antraten. Um 1631—1648 war Schwimbach, wie alle übrigen Orte seiner Umgebung, schweren Heimsuchungen ausgesetzt. Bis 1632 war das Dorf vierzehnmal ge­ plündert und verheert worden22 und am Ostersonntag 1633 (21. April) wurden 23 Gebäude, darunter das Pfarrhaus, durch Kaiserliche niedergebrannt23. Letz­ teres konnte erst in den Jahren 1659—1661 wieder aufgebaut werden24. Die von Pfarrer Herrmann in seinem „Schwimbacher Kirchenbüchlein"11 vertretene Ansicht, daß Schwimbach, dank seiner stillen Abgelegenheit, den Dreißig­ jährigen Krieg überaus gut überstanden habe, bleibt eine schöne Legende. Seit 1637 können viele Einwanderer aus dem Landl ob der Enns in Schwim­ bach nachgewiesen werden25. Im Jahre 1652 war der größte Teil der Einwohner oberösterreichischer Herkunft26. 1796 kam Schwimbach zum Königreich Preußen11 und 1806 an Bayern14. Im Jahre 1968 ging das Patronatsrecht sowie die Baulast an Kirche und Pfarrhaus von der Stadt Nürnberg an die evang.-Iuth. Landeskirche in Bayern über, nachdem die Baulast am Schulhaus schon früher abgelöst worden war28*. Damit wurden nach fast 630 Jahren die letzten Bindungen von Schwimbach an Nürnberg aufgehoben. Hauptstaatsarchiv München. Reichsstadt Nürnberg. U. 2026. Hauptstaatsarchiv München. Reichsstadt Nürnberg. U. 2034. 18 Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken. III. Bez. Amt Hilpoltstein. München 1929. 19 Historischer Atlas von Bayern. Matthias Simon, Die evangelische Kirche. München 1960. 20 Historischer Atlas von Bayern: Gerhard Hirschmann, Eichstätt. München 1959. 21 Monumenta Zollerana II. 647. 22 Stadtarchiv Nürnberg. Verlässe des Spitals 1632. Fol. 220/221. 23 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Sch. 129 P. 3. 24 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. 1101 und 1412. 25 Walter Lehnert, Die oberösterreichischen Exulanten im ehemaligen Brandenburg-Ansbachischen Oberamt Stauf-Landeck, und Georg Barth, Verzeichnis der o. ö. Exulanten im Bereich des ev.-luth. Dekanats Thalmässing im 17. Jahrhundert, in: Freie Schriftenfolge der Gesellschaft für Familienforschung in Franken — Band 14. Neustadt a. d. Aisch 1962. 26 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbuch 253 („Kirchenvisitationes aufm land“ 1626 u. 1652). 26a Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung 26./27. 10. 1968. 18

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3

MVGN 59 (1972)

Ehaftgericht in Schwimbach

Die Hauptmannschaft Sdiwimbach

Die Reichsstadt Nürnberg errichtete in unserem Gebiet eine eigene Hauptmannschaft in Sdiwimbach, die für Steuer- und Verteidigungsangelegenheiten, jedoch nicht für die Gerichtsbarkeit der Nürnberger Untertanen zuständig war. Sie wird in der Topographie des Nikolaus Nöttelein von 1542 (Stadtarchiv Nürnberg, Landpflegamt 1) genau beschrieben und sie umfaßte 57 Höfe, 160 Güter, 14 Beständner in nachstehenden Orten: 1 Schenkstatt (V2 Mathes Löffelholz — V2 einem von Adel Christof Ronhartter) 1 Gütlein: Mathes Löffelholz 1 Gütlein: Sixt Ölhafen Beckthal: 1 spitalischer Widdumhof Bisckofsholz: 4 Höfe (1 Paulus Grundherr — 3 Clarakloster) Eckmannskofen: 1 Hof und 6 Güter spitalisch Eiback: 1 Hof: Stift zum HL Kreuz 3 Güter: Clarakloster Emsing: 2 Güter: Spital Eysölden: 1 Hof: Endres Mendel 1 Gut: Clarakloster 1 Gut: Almosen Gersdorf: 1 spitalischer Widdumhof Großköbing: 1 Hof: Spital Heindlhof (auch Wezelshof): Anno 1341 von Conrad Groß an St. Clara 5 Güter: Almosen Höfen (welches?) Jahrsdorf: 5 Höfe (l St. Catharina — 3 Almosen — 1 Wolf Stromer) 6 Güter (1 Hannß Rietter — 1 Eustach. Rietter — 1 Paulus Grundherr — 1 Spital) Kamt: 1 Hof: Sixt Ölhafen 1 Gut: Hannß Rietter 1 Gut: Merten Loffelholz V4Hof: Niclaus Nutzei Krakof: „ist ein winziger Hof hinter dem Schäfer Laurencii, yetzt dem Almosen“ Lay: 3 Höfe und 3 Güter: Endres Mendel 2 Güter: Hannß Rieter Meckenkausen: 8 Güter (l Almosen — 4 Anthonij Rietter — 3 Hannß Rietter) Mörsdorf: „ein dorff; ligt in der Statthilpoltsteiner oberkeit“ 1 Hof und 2 Güter: Zwölfbrüderstiftung 1 Hof: Clarakloster 1 Hof: Almosen 1 Hof: Pehem Pfrundt 2 Güter: St. Clara (1341 von Conrad Groß vermacht) Alferskausen:

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MVGN 59 (1972)

Morsbach: Nennslingen: Offenbau: Pyras:

Reuth am Wald: Schwimbach:

Sindersdorf:

Steindl: Stetten: Tiefenbach: Walting: Weihersmühle: Weinsfeld: Wengen:

Ehaftgericht in Schwimbach

9 Güter (spitalisch): 1 Mühle — 1 Schenkstatt — 1 Hof — 6 Güter 1 Gut: Spital 1 Hof: Hannß Deichßler 2V2 Höfe: Spital 2 Güter: Spital 1 ödes Gut: Almosen 1 Gut: Ulrich Meckenhauser Pfrundt 1 spitalischer Widdumhof „ist ein oberhauptmannschaft" 1 Schenkstatt 1 Hof ist öd und in 4 Teile geteilt, „wird zu handroß gebawt“ 24 Güter — alles Spital 1 Hof und 2 Güter: Wolf Stromer 1 Hof und 1 Gut: Conrad Glasers Pfrund 1 Hof und 1 Gut: Pfarrer von Kornburg 1 Eigengut: Conrad Glaser zu Verspruch Im gleichen Dorf gehören an nümbergischen Besitzungen in die Hauptmannschaft Heblesricht: 1 Hof: St. Clara — 2 Güter: Pfarrer von Kornburg 1 Hof: Almosen 1 Hof: Bonauentura Forttenbach 1 spitalisches Widdumgut 1 Gut: Wolf Bomers Erben 1 Gut: Bastian Melber 1 Mühle: Catharinenkloster 2 Güter: Caspar Nutzl 1 Gut: Endres Mendel 1 ödes Gut: Almosen 1 Gut: Spital

Anmerkung. Während der Verpfändung der pfalzneuburgischen Pflegämter Heideck, Hilpoltstein und Allersberg an die Reichsstadt Nürnberg von 1542 bis 1578 (bzw. 1584) wird der frühere Nürnberger Besitz in diesen Gebieten als „Alt-Nürnbergisch" bezeichnet. Wie aus vorstehendem Verzeichnis ersichtlich, umfaßte die Hauptmannschaft Schwimbach alle nümbergischen Untertanen in den zugeteilten Orten, also nicht nur die spitalischen, sondern auch die der Patrizier, Klöster usw.

Die Ehaftgerichte Nach mittelalterlichem Brauch pflegte man in älterer Zeit bei Streitigkeiten in der Regel die ältesten und angesehensten Ortseinwohner zusammenzurufen, um sie durch den Richter oder eine andere von der Obrigkeit beauftragte 5

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Ehaftgericht in Schwimbach

Amtsperson über ihr Wissen um alte Rechte und Herkommen zu befragen. Diese Ermittlung bezog sich nicht nur auf Gemeindeangelegenheiten, sondern auch auf Regelung von Grenzstreitigkeiten der Herrschaft, auf Zoll und Steuern, auf die Vogtei usw., wie beispielshalber aus einer „eingezogenen Kundschaft" im Amt Stauf um 1500 bekannt ist27. In ähnlicher Weise wurden auch Streitfragen in kirchlichen Angelegenheiten, z. B. beim Send des Bischofs, zusammen mit hinzugezogenen Dorfbewohnern ausgetragen. Als Beispiel mag ein Fall in Weidenwang im Sulzgau vom Jahre 1225 dienen, wo ein Streit über die Zugehörigkeit einer Kapelle zu schlichten war28. Auch die Ehaftgerickte (manchmal auch Ehehaftgerichte geschrieben) dürften wohl durch Befragung der angeführten Männer entstanden sein. Obwohl uns über diese Geridite im Bereich des Hochstifts Eichstätt3, der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach*2 und des Landgebiets der Freien Reichsstadt Nürnberg umfangreiche Veröffentlichungen vorliegen, ist uns über die Zeit und den Um­ stand ihrer Entstehung so gut wie nichts bekannt. Die uns überlieferten, erst später festgesetzten Ordnungen der Ehaftgerichte stammen in der Hauptsache erst aus dem 15. und 16. Jahrhundert3. Eine Ausnahme dürfte Plankstetten mit seiner Ordnung von 1567 machen3. In früherer Zeit werden diese Dorfgerichte meist als „Weistümer" (vom Weisen der Rechte) bezeichnet. Wegen der Ent­ stehung entwickelt sich die Streitfrage, ob die Weistümer genossenschaftliche Rechtsschöpfungen freier Dorfgenossen oder ob sie von der Herrschaft gesetztes Recht waren1. Das Wort „Ehaft" ist vielseitig definierbar. Es wurde in der Rechtssprache vergangener Zeiten sehr häufig gebraucht. Man trifft oft die Wendung . so weit die Ehaft reicht" oder man sprach von „ehaft not", wenn ein Gerichts­ angehöriger wegen Krankheit usw. nicht zur Sitzung des Gerichts erscheinen konnte. Ebenso wie „Ehe" geht das Wort auf das mittelhochdeutsche e zurück und hängt sprachlich mit „ewig" und „echt" zusammen 29. Das von den Bauern gewählte Ehaftgericht als „niedere Gerichtsbarkeit" hatte vor allem über Beleidigungen („Schmähungen") oder Freveltaten, wie Raufereien bei Kirchweihen und Hochzeiten, Messerzücken usw., zu urteilen. Die zum Gericht gehörige „Rüg" war für Feld- und Holzdiebstähle, Versetzen von Marksteinen u. ä. zuständig5 30 31. Das Niedergericht war in den meisten Fällen mit der Grundherrschaft verbunden32. Die Blut- und Halsgerichte („Höhere Gerichtsbarkeit")33 oblagen der „hohen fraischlichen Obrigkeit". Die Zuständigkeiten der Gerichte waren nicht immer klar und mögen örtlich verschieden gewesen sein. Überschneidungen in den Staatsarchiv Nürnberg, Landgericht ä. O. Greding. Nr. 32. Monumenta Boica Band 49 N. F. 3. Nr. 38. 2® Duden, Etymologisches Wörterbuch und Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Straßburg 1915, und Deutsches Rechtswörterbuch (Preuß. Akademie der Wissenschaften. Weimar 1932—1935). 80 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbuch 249 (Wankelbuch ab 1473). 81 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbuch 254 (Relationsbuch 1541—1577). 82 Gustav Voit, Grundherrschaften im Amte Hersbrudc — Schriftenfolge der Altnümberger Landschaft, Band XII 1966. 83 Erich Bayer, Wörterbuch zur Geschichte. Kröners Taschenausgabe Nr. 289. Stuttgart 1965. 27 28

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Kompetenzen und Streitigkeiten der Herrschaften untereinander waren an der Tagesordnung, wie aus den „Wankel-, Gerichts- und Relationsbüchem" zu ersehen ist. Außerdem hatte in gewissen Sachen (meistens Grund und Boden betreffend und in Erbangelegenheiten) in unserem Bereich noch das kaiserliche Landgericht Hirschberg Recht zu sprechen, dessen Grenzen von der Donau bei Sinzing (nahe Regensburg) bis Neuburg hinauf, dann am Kloster Bergen vorbei zum Weißenburger Wald hinüber und weiter über Roth — Schwabach zur Schwarzach, weiter über Ochenbruck — Burgthann — Rasch — Stöckelsberg — Trautenshofen zum Tierstein und dann die Laber hinunter bis Sinzing reich­ ten84. Irgendwelche Beziehungen dieses Landgerichts zu den Ehaftgerichten innerhalb seines Bereichs sind nicht ersichtlich34. Die Ehaftsordnungen waren in der Regel für jedes Gericht innerhalb einer Herrschaft in ihrer Form verschieden und voneinander unabhängig. Sie fassen jedoch im allgemeinen die schriftliche Niederlegung der Rechte der Herrschaft und der Bauern zusammen8 und beziehen sich in der Hauptsache auf An­ gelegenheiten der Gemeinde, wie Wasser und Weide, Fahrwege und Durch­ fahrten, Überwachung der Gewerbetreibenden, Feuerpolizei, Gesundheitswesen usw. Ferner wurde durch die Ehaft die Tätigkeit der Hirten, Förster, Flurer und anderer Amtspersonen festgelegt. Aber auch die „Vierer" (oft auch „Führer" geschrieben), die die Funktion der Bürgermeister ausübten, und die „Steiner" (auch „Siebener" genannt) sind der Ehaft verantwortlich. Zu ge­ wissen Zeiten unterschied man noch zwischen der eigentlichen Ehaft (dem „Recht") und der „Rüg", wie wir aus späteren Ausführungen noch ersehen werden. Die Ordnungen der Gerichte blieben nicht immer gleich. Geänderte tatsäch­ liche Verhältnisse oder gewandelte Rechts ans chauung haben zur Erneuerung alter Ordnungen geführt3. Das Schwimbacher Ehaftgericht

Der Zeitpunkt der Errichtung des Ehaftgerichts zu Schwimbach ist nicht fest­ stellbar. Das Gericht bestand bereits vor 138 3, denn in diesem Jahr wurde Schwimbach von dem Heiliggeistspital in Nürnberg mit der Mark, dem Gericht und der Vogtei übernommen16. Eine Gerichtsordnung aus dieser Zeit ist uns nicht bekannt; die älteste überlieferte wurde erst 100 Jahre später, im Jahre 148 3 4 (weiter unten!) aufgestellt. Ihre Abfassung ist, wie wir aus dem Text der Abschriften entnehmen können, auf den bereits erwähnten mittelalter­ lichen Brauch der Befragung bestimmter Dorfbewohner (in unserm Fall: des Richters und der Geschworenen) zurückzuführen. Die „hohe Obrigkeit" über Schwimbach hatte der Markgraf von Branden­ burg-Ansbach (Oberamt Stauf-Landeck) vom 14. Jahrhundert an (oben unter den ortsgeschichtlichen Bemerkungen!). Sehr oft kam es zu Streitigkeiten 34 Otto Müller, Das „kaiserliche Landgericht der vormaligen Grafschaft Hirschberg“ Deutschrechtliche Beiträge, Band VII, Heft 3. Heidelberg 1911.

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zwischen Nürnberg und Brandenburg, besonders wegen der „Fornikanten" (= Personen, die sich eines unerlaubten Beischlafs schuldig machten), die meist zwangsweise von den Ansbachischen aus Schwimbach abgeführt, in das Ge­ fängnis von Stauf gelegt und auf oberamtlichen Befehl in der Fraischpfarrei getraut wurden35. Nach der jeweiligen Lage waren vielfach in den verschiedenen Orten auch Untertanen anderer Herrschaften, die unter Umständen dem örtlichen Ehaft­ gericht gar nicht unterstanden. In Schwimbach selbst gab es keine Ausnahme, denn sämtliche Einwohner waren Untertanen des Heiliggeistspitals in Nürn­ berg. Erst als Preußen im Jahre 179611 die Landeshoheit auch in Schwimbach übernahm, wurden die hier Ansässigen als „Nürnbergisch-spitalische und königlich preußische Territorialuntertanen" bezeichnet. Die ersten Einzelheiten über das Schwimbacher Ehaftgericht sind uns vom Jahr 1475 aus dem „Wankelbuch" des spitalischen Überreiters, das 1473 be­ ginnt, bekannt, in dem alles an Rüg-, Zivil- und Strafsachen der spitalischen Untertanen, auch derer zu Schwimbach, protokolliert worden ist30. Hier werden als Richter Albrecht Pappenheimer und als „Geschworene des Gerichts zu Schwimbach" Cuntz Rotelmair, Hanns Stengel und Jacob Fraß aufgeführt80. Die Gerichtsordnung von 1483 ist uns in verschiedenen Abschriften über­ liefert, deren Einzelheiten weiter unten folgen. Sie kommt erstmals in einem nicht mehr erhaltenen Gerichtsbuch von 1507 vor. Eine Kopie daraus lautet4: „Copey und abschrift des anfangs oder eingangs des gerichtsbuchs zu Schwimbach sampt des gemelten dorfs habenden gerechtigkeiten. — Anno 1507 ist dies gerichtsbuch gen Schwimbach durch Sigmund Buckenpühler, spitalmeister zum heiligen geist in Nürnbergk, Wolfgang Birger, kornschreiber, Contz Schlencken, uberreuter, angefangen und Gilgen Gerner, derzeit richter, eingeantwortet worden." Ferner ist eine Kopie von 1512 über­ liefert4, die später folgt. Im Lauf der Zeiten wurde die Ehaftordnung mehrfach geändert oder verbessert. So findet sich ein Nachtrag aus einem Gerichtsbuch von 15135, welches aber nicht mehr vorhanden ist. Weitere Änderungen er­ folgten im Jahre 15224. 1565 wurde für das Dorf Eckmannshofen (unter der Burg Landeck bei Thalmässing gelegen), das 1 eichstättischen und 6 nürnbergische Untertanen zählte, eine eigene Ordnung erlassen. Der Ort gehörte ins Brandenburg-Ansbachische Oberamt Stauf-Landeck, zur Ehaft aber nach Schwimbach, dessen Gericht auch jeweils die Vierer für Eckmannshofen eigens ernannte5. Spätere Änderungen der Schwimbacher Ordnungen sind aus den Jahren 1595, 1598, 1609 und 1613 bekannt45. Die bedeutendste jedoch erscheint 16184, deren Abschrift weiter unten folgen soll. Auch 16284 sind noch Ände­ rungen zu verzeichnen. Es ist durchaus möglich, daß noch weitere erfolgten, die uns nicht überliefert sind.

35 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbücher 241 ff.

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Schwimbacher Gericktsbücker vor 158 3 sind nicht mehr vorhanden. Aus früheren Büchern sind uns Auszüge von 1507 4 und 1513 5 erhalten. Einzelne Protokolle über Sitzungen des Ehaftgerichts finden wir in den bereits erwähnten Wankelbüchern des Überreiters ab 1475. Am 14. Februar 1490 ist eine Nota aufgezeichnet30, nach der sich „zu Schwimbach etlidi irrung und Unordnung gehalten, dermaßen, das man zu allen eehaften rügen solt, ist oft underlessig pliben und das nun hinfuro mer gescheen soll". Ferner sind uns Aufzeichnun­ gen des Überreiters aus den Jahren 1543—1577 bekannt, die sich auf die abgehaltenen Ehaftsitzungen beziehen. Sie führen außer den behandelten Angelegenheiten auch die neugewählten Richter, Schöffen und andere Amts­ personen aus dieser Zeit an31. Außerdem sind uns Einzelheiten über Sitzungen des Gerichts aus dem Relationsbuch des Überreiters von 1578—1586 erhalten36. Ab 158 3 jedoch besitzen wir lückenlos das Gerichtsbuch bis 17485. Aus ihm gehen außer den Verhandlungsprotokollen über die Rügen jeweils die Namen aller Gerichtspersonen hervor37. Neben den behandelten Fällen sind auch mit­ unter „Heiratsabreden“ und andere Vereinbarungen über Gutsverkäufe und in Streitsachen eingestreut. Solche Einträge erfolgten aber nicht allgemein im Gerichtsbuch, denn die Verkäufe von Grundstücken und die Übertragungen von ganzen Gütern vom Besitzer auf Nachfolger (Söhne, Schwiegersöhne) wurden vom Pfarrer in den Schwimbacher Handel- und Kaufbüchern von 1625 ff. protokolliert35. Die Nürnberger Spitalverwaltung führte für diese Fälle der freiwilligen Gerichtsbarkeit Handelbücher, die ab 1578 erhalten sind38. Im 14. Jahrhundert wurde sogar dem Bauern ein eigener Erbrechtsbrief über das von ihm besessene Hofgut durch den Spitalmeister ausgestellt39. Den Vorsitz über das Gericht, dem 12 (später 711) Schöffen angehörten, führte der Richter. Er gehörte dem Bauernstand an und an seine Bildung konnte man keine besonderen Erwartungen stellen. So hat sich beispielsweise Hanß Pauckner, der von 1676—1679 Richteramtsverweser und von 1679—1681 Richter war, „vom amt abgefordert, weil er weder lesen noch schreiben konnte“5. Gerichtsschreiber war der Pfarrer von Schwimbach. Seitens der Herr­ schaft waren in älteren Zeiten der Überreiter des Spitals oder der Kornschreiber bei den Sitzungen anwesend. Die Richter und Gerichts Schöffen wurden vom Gericht auf Lebensdauer ge­ wählt40. Ein Ausscheiden aus dem Amt war nur möglich, wenn einer aus dem Untertanenverhältnis durch Verlegung seines Wohnsitzes ausschied oder ein entsprechendes Gerichtsurteil gegen ihn vorlag. Die Vierer blieben in der Regel ein Jahr, höchstens zwei, im Amt. Wie aus der Gerichtsordnung von 16094 hervorgeht, fanden die Ehaft­ sitzungen gewöhnlich am Montag nach Lichtmeß, also anfangs Februar statt. 36 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbuch 255 (Relationsbuch 1578—1586). 37 Georg Barth, Verzeichnis der Richter und Schöffen des Nürnbergischen Gerichts zu Schwim­ bach von 1583—1748. In: „In der Heimat“, Beilage zum Fränkischen Tagblatt, Hilpoltstein 1929 (Nr. 16). 38 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbücher 174 ff. 39 Stadtarchiv Nürnberg. UR. 1394 X. 1. (Rep. D. 21 Nr. 176). 40 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Akt 2984.

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Am Tag darauf wurde die „Rüg“ (= Behandlung von Anzeigen kleinerer Vergehen) gehalten. Ferner hat man an der Nachkirchweih (Montag nach Bartholomäi —im August) „Recht“ gehalten. Um 1583—1595 war es Brauch, auch im November nochmals „Recht“ zu halten. Nach 1627 erscheinen um Lichtmeß keine Sitzungen mehr. Von 1630—1651 fanden infolge der Kriegslage keine Verhandlungen statt. Die erste Zusammenkunft nach dem Krieg war am 31. Oktober 1651. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Sitzungen in der Regel nur noch Ende August oder Anfang September als „Vorrecht“ und Ende Ok­ tober oder Anfang November als „Ehaft“ durchgeführt. Die Bezeichnung „Rüg“ entfällt ab 1707. Durch das Spital wurde ferner in Morsback (Lkr. Hilpoltstein) Ehaft: ge­ halten, bei der außer dem nürnbergischen Überreiter und dem Richter von Schwimbach auch der eichstättische Vogt von Titting anwesend war36. Auf Morsbach wird später noch näher eingegangen. Als im Jahre 1801 der preußische Justizbeamte von . Stauf die Gerichts­ registratur in Schwimbach holen wollte, hatte sie Pfarrer Stör heimlich nach Nürnberg schaffen lassen, was ihm als schweres Verbrechen ausgelegt wurde. Erst 1805 wurde die Nürnbergische Gerichtsbarkeit über Schwimbach auf­ gehoben und der Pfarrer von der Kriegs- und Domänenkammer zu Ansbach seines Amtes als Gerichtsschreiber enthoben11. Die Schwimbacher Gerichtsordnungen und Zusätze mit Ehaftordnung für Eckmannshofen Gerichtsordnung von 1483 Nachstehende Ordnung ist, wie bereits erwähnt, in Abschriften von 1507 und 15124 erhalten und in dem im Jahre 158 3 beginnenden Gerichtsbuch5 nochmals aufgeführt. Anno Domini etc. duodecimo [= 1512] / Schwimpach alte gerechtigkait etc. zu publiciren. Sckwimpacker alter geprauck und kerkomen angezaigt 1483 jare. [1]

Item ist es zu wissen, das die beschaiden mane mit namen Albrecht Pappenhamer, Oel Kuntz, Vlrich Albrecht, Hanns Stengel, Kuntz Pesolt, Hanns Maier, die sein geben worden etwan alters von ainer gemain zu Schwimbach, das sie sollen sagen uf ir gewissen, was inen wisentlich sey von altem herkomen und gewonhait, auch rüg und anders halben des dorfs zu Schwim­ bach etc. betreffende. [2] Item sie sagten uf das erst uf ir gewissen, das alle gerechtigkait und ehaft zu Schwimbach sey des hailigen gaists des newen spitals zu Nurmberg. 10

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Item sie sagten, das des dorfs zu Schwimbach gerechtigkait sey, das alle pot und ambtleut zu liechtmeß ledig und los sein. Item sie sagten, das alle gewicht, maß, metzen, eilen, Gredinger alter gewicht ist und sein soll und dieselbigen zu schawen und ufzugeben, wenn die herren wollen. Item sy sagten, das vor alters herkomen sey, das man den wein, pier, prot und flaisdi gesetzt hat und soll setzen. Von der ekaft und traib wegen

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Item sie sagten, das die ehaft und traib deß dorfs zu Schwimbach gee gen Myndorff werts biß an den Dannach [158 3: Danpach = Tannig — Wald ostwärts Stauf —] und gen Duchßenhausen wertz, bis an den weg mit dem Kronpuchs und biß an das feit des hoffs zu Aptenstetten gen Tal­ messingen wertz. [7] Haben wir ain gemain und darzu ain weg, der ist geraint und gestaint und get unser traib als weit unser gemain ist biß an Raüchenschlag und an Stetter Holz gen Stauff wertz; get unser traib biß an Aiterpuhel [= Eiterbühl]. Von der erbweg wegen

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Item sie sagten, das ein erbweg gee hinter des pfarrers garten durchauß biß an die gassen und am eck des gartens get ain weg hinauf über die Anwentten, auch an gaßen. Item ein erbweg get durch des Melbers garten hinauf biß an die pergk. Item ein erbweg geet von der hart an der gassen, der haist der Danweg, get biß an die zehentswisen und durch die zehentwisen get ein erbgesteich durchauß als weit unser ehaft: werdt. Item sie sagten, das ain erbweg gee durch den obem Fürt am espan durchauß biß an Duchßenhaußer feld und uf die rechten hand get auch ain erbweg durch denselbigen furt biß an das Schochich [1583: Staichich]. Item sy sagten, das durch den mittlern Furt am espan gee ain erbweg in das feit biß an Geyersperck auß- und einzufaren. Item sie sagten, das in Nydern Dirlnpach geen zwen erbwegk, einer uf der Vndernmarck halber auf den Fritz Mayr und halber auf den Jorg Behaim und der ander weg get oben vor dem holz hinab in das feld auß und einzüfaren. Item sie sagten, wer ain wiß wolt machen in der prach, der sol die bewarn, so er derselbigen will gemessen. Item sie sagten, das von der untern Hart am espan ge ain erbweg durch­ auß biß an Stetter Holz. Item ein erbweg get zwischen dem holz der widen des Pappenhamers und Stetter Holz biß heraüß züfaren an den mitlern weg, der durchauß geet. 11

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Item sie sagten, das der Refeller oder wer dasselbig gut hat, wegen dem hintern acker und wiß heraußfarn uf der untern Marek halber auf des Lorentzen Maierß und halber uf der widen biß an den mitlem weg, der durchauß geet. Darnach soll er farn an das eßpan. Item sie sagten, das von der marter hinab gee ein erbweg biß auf die langen wis(e)n durchauß biß an gemain weg, der do geen gen Dalmessingen, und auf die linken hant der langen wisen get ain farweg an das espan durch die Hart zu faren. Item sie sagten, das von der Mitelhart am espan get ain erbweg, der haist der Diebsteig durchauß biß an Stetter Holz. Item sie sagten, das bey der marter bey den Scheyßpaurn [!] get ain erb­ weg durchauß schlechz biß an Stetter Holz. Item sie sagten, das durch die widenwisen geen zwen erbweg, ainer gerichts durchauß gen Stetten wertz und der ander umbhin an die gaß bey dem Gerner. Item sie sagten, das ein erbweg gee gerichtz vom dorf hinauf durch den Pruel biß uf den Sannt. Item sie sagten, das die hoffwiß offen sol sein zu seiner zeit und ain traib ein- und aüßzutreiben, dieweil ander wisen offen sein oder steen. Item sie sagten, das von der untern Vatzen im pach die des schmids ist, sol man herauffarn durch die hoffwiß und was underhalb ist, sol man unten hinauß furen über die untern Marek halben auf des Poßkuntzen wiß und halben uf der newen wisen. Item der Perckgartt soll offen steen, dieweil ander wisen offen sein. Item der gart hinter dem Weller an der Finstergassen sol auch offen steen, ist des Liboltz. Von der rüg wegen

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Item sy sagten, wer mit willen und mit unfleiß auswurf oder ausschuß ain markstain, das gehört an die rüg und ist strafpar den herren. Item sie sagten, der zalweiß abhackt, das gehört an die rüg und ist strafpar den herren. Item sie sagten, were sich der gemain unterwindt mit acker, mit zewn in dorf oder in feit, gehört an die rüg und bey den herren strafparlich. Item sagten sie, wer einem gehackts holz hintrüg oder -furt, gehört an die rüg, ist sträflich dergleichen mit den zewn hin zu tragen oder furn. Item mer sagten sie, was die vierer des dorf pot haben thun, und wer das nit gehalten hab, das gehör an die rüg und ist strafpar, so die pot gescheen sein auf dem feldt. Item mer sagten sie, wer nacht scheden thüt oder thun het, mit willen in wisen oder in äckern, das gehört an die rüg und ist strafpar bey den herren. Item sie sagten, das ain wirt ainem kranken menschen oder einem gast oder ainem briester wol mag geben ain maß weins auf den satz ungeverlichen.

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Item es were auch von den ambtleuten des spitals vergundt worden, das ain yeder so im dorf sitzt uf den satz woll schenken mag, doch also alspald ainer den zapfen anstost und im der wein gesetzt wirdet, das er alßdann dem spital geh 28 dn [= Pfennig] ungeachtet, ob er das jar nicht alles schenkt.

Zusätzliche Artikel zu der Gerichtsordnung wurden im Jahre 1523 an­ gefügt41. [1] „Item als man zält nach Christi unsers lieben herrn gebürt tausend fünfhundert um im dreyzehenden jare am pfintztag nach Sant Bartholo­ metag sind solche nachfolgende artikel, so nach altem gebrauch und gewonheit bey dem gericht zu Schwimbach herkommen durch den für­ sichtigen und erbern herrn Anthoni Tüchern, der zeit pfleger des neuen spitals zu Nürmberg einem erbern rath furgetragen und bey einem erbern rath in nachvolgender weis von artickel zu artickel verlautende bey dem gericht zu Schwimbach dermassen zu halten und volzogen zu werden verschafft. [2] Item so einer zu Schwimbach am rechten ein zeugknuß oder ein kundschaft furth, und so ime die zeugen abfallen, so oft ein zeug, so oft ist er verfallen dreissig pfening und der herrschaft auch sovil uf genad. [3] Item so einer dem gericht in gesprochenem urtail frevenlicher weiß redt, ist zu straf verfallen fünf pfund und 60 heller. [4] Item wo einer ein lehrer ausserhalb gerichts erlaubtnus nimbt, ist zu straf verfallen 5 lb. 60 heller. [5] Item so einer ohne erlaubtnus in dem ring tritt, ist er verfallen einem erbern gericht 5 lb. 60 heller. [6] Item wo eine person die andern vor gericht mit Worten schmecht, ist zu straf verfallen 5 lb. 60 heller.

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Item wo einer bey dem richter um lidlon, des er bekentlich ist, beclagt wirt, so verfugt der richter ime uf zeit zu bezaln und wo einer eine solche zeit nit heit und weiter darumb im gericht beclagt wirt, ist zu straf verfallen 5 lb. 60 heller und alwegen der herrschaft auch sovil. Actum freitag nach Augustini Anno 1522."

1522 wurde noch nachstehender Artikel für den Amtsknecht erlassen4. „Item es ist für jaren und dieweil die ketten in des richtersknechts hauß gewesen sein, der gebrauch gewesen, das man dem knecht 24 d. [= Pfennig] auß- und einzuschliessen geben hat und einen tag 30 d. für die atzung zu fragen." Wegen der Gerichtsschöffen wurde im Jahre 1552 bestimmt5: „Weiter ist von dem ersamen gericht und gerichtsschopfen ein verwilligung geschehen, gemacht und geordnet, wo der schöpfen und recht sprechen einer auf die drey gewonlicken jarsreckt, ohne sonderliche ehaft und hindernus außbleiben wurde, soll er ohne alle gnad 84 d. [gestrichen! Am Rand: NB zehen patzen — von späterer Hand geändert auf: ein gülden] zu straf verfallen und 41 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbudi 250 (Wankelbuch 1500—1556).

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Ehaftgericht in Schwimbach

schuldig sein. Actum montags nach liechtmes Anno 1552." Diese Anordnung wurde am 17. Februar 1615 wieder bestätigt. Die Ehaftordnung für das bereits erwähnte Eckmannshofen wurde im Jahre 1565 aufgestellt5.

„Eckmanshoffer alter gebrauch, gerechtigkait und herkommen angezaigt in den tausent fünfhundert und in dem funfundsechzigisten jahre. Ire erblucken [= Durchfahrtsrechte], huet, traib und ander betreffent, wie volgt. Item erstlich hat ein ganze gemein zu Eckmanßhofen gesagt an eines angerurten aidstat, dem Hannsen Renner, derzeit des neuen spitals zu Nürnberg verordneten richter hie heraussen in dem ampt zu Schwimbach und sagen wie folgt: Hanns Harndasch und Georg Harndasch, beede brueder, Georg Korner, Sixt Ketzelmair, Hanns Eckstain, Jorg Kolb und Lienhart Zellner, sagten alle einmüthlich und einhelig wie hernach volgt. .." Bei der Aufzählung der o. a. Erblücken, Huet und Traib erscheinen folgende Flurnamen: „Acker, der Zeilgeß genannt (capitlisch)" „der Auer Steig bei den fünf stucklein genannt die Eigassen" „auf dem Letten beim Appenstetter Weg" „bei der Ötzes" „über die bruck und dem weiler hinauf in die Nackh gein Dalmessingen naufwertz" — später auch „Dalmessinger Nackh" genannt „der Purweg" „beim Nurmbergischen baumhofacker" „die Puchwisen zu einem capitlischen hof gehörig" „bey der trenk underhalb des Landecker schloß" „der Hagner eßban" „die Hürla wiesen" „bey dem Engerlein, ist die Freiung genannt" „die hofwisen" und „die Linßwiesen" (gehören beide der Margareth Gräbisch) „die Elz" „uf das Hürlich, ein wißflecklein, welches zu dem guet gehörig ist, das derzeit Lienhart Zeinart (sp. Michel Graglauer) inhendig hat" „uf die Freiung uf den Hagnart Eßpan, auch das Dahlmessingsche meßnerflecklein, diser zeit Vlrich Schermert von Wetzenhoffen gehörig" „der Phüffing Acker, gehörig zu dem nurmbergischen hof, den derzeit Michel Zech inhendig hat" „auf das Kreutt, gehörig zu dem gutlein, darauf derzeit Sixt Ketzlmeir ist" Außerdem kommen folgende Familiennamen in Eckmannshofen vor: Jorg Harndasch auf einem capitlischen Hof, Stepfel Fiegel, Georg Augsperger, Hanns Eckstein auf einem nümbergischen Hof, Hanns Harndasch (später Balthas Harndasch) auf einem gut, 14

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Vlrich Kellner von Hagenich auf einem capitlischen Hof, Lorennz Leitel von Reichersdorf. Sehr bemerkenswert ist ein Artikel in dem Ordnungsbuch des Spitals vom Jahre 1565, aus dem auch hervorgeht, daß nümbergische Untertanen in anderen Orten als Schöffen in das Ehaftgericht zu Schwimbach gewählt werden konnten41a: Das getickt zu Sckwimback belanngent Ein richter und amptknecht sezen und entsezen die amptleuth im spittal, wie es dann die gelegenhait gibt und man hat allwegen in beden zu irem bestimpten sollt tuch geben zu eim rock vom vorgenannten tuch. Es soll auch ein richter dits orts sich seines richterampts anderst nicht dann wie ir gerichtsbuch und Ordnung außweist, gebrauchen und da aber im oder den gerichtsschopffen ein handlung furkem, die inen zu erörtern beschwerlich sein wollt, so soll er oder daß gericht solches den amptleuthen zu wissen thun und sich da ferrnerß beschaids erholln. Das dorff Schwimbach hat im jar drei recht, das erst zu liechtmes, das ander Bartholomey, das drit auff Martini. Am ersten recht werden alle zuvor gesezte empter wider geledigt, alls die gerichtsschopffen, marckmaister, die vierer im dorff, auch die brot-, fleisch- und weinsezer, desgleichen die gotzhaußpfleger mit sampt dem mesner, und so man die empter wie gemellt wider besezt, so geschieht das durch des spittals amptleuth, einen so darzu verordent wirt neben dem richter und den elltesten zweyen gerichtsschopffen. Es gibt auch den erwellten gerichtsschopffen und den anndern gesezten emptem der spittalische amptman, so derwegen dauß[l] ist, in allen die pflicht und lest ein jeden auff sein ampt schwehrn. Erstlich so werden die gerichtsschopffen erwellt, welcher zwelff sein, under denen sint etwo der halbteil, auch minder und mehr, aus dem dorff Schwimbach und die andern aus den nachvollgennden umbligennden dorffem. Doch soll man kain nemen, dan die dem spital underworffen oder nurmbergisch sein als aus Eckmanßhofen, Pires, Steten, Morschbach, Hart, Frettenhofen, Merstorff, Rotenhof und Purham, nachdem als dann die gelegenhait gib. Dise paurn aus gemelten dorffern hallten und suchen ir eehafft zu Schwim­ bach. Was allßdann von nidern und gerichtbaren klainen freveln geübt und fürbracht wirdt, die musen da gewandelt und dem spittal solch straffgellt über­ antwort werden. Es hat sich der margraw durch seine amptleuth zu Stauff und Dallmessingen zu offtermals underfanngen und im dorff Schwimbach solche gerechtikait der clainen frevel und wanndel entwenden oder nemen wollen. Aber er hat nie nichts erhallden mögen, dan der spittal derwegen ein erstannten urthail vom kay[serlichen] kammergericht, das on mile dem dorf Schwimbach solche frevel ^Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbuch Nr. 18.

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und wanndel zusten. Solches urthail finstu im gwelb in der Schubladen Schwim­ bach nota. Was aber die hochgerichtbarkait oder fraisch belangt, das stet dem margraven zu, alle die weil es in seinem gebiet und obrikait leit. Diß dorff ligt ein grosse meil hinder dem stetlein Hillpolltstain und ist alltnurmbergisch [im Gegensatz zu den im Jahre 1542 nürnbergisch gewordenen pfalzneuburgischen Pflegämtern Heideck, Hilpoltstein und Allersberg]. Darinnen hat es 27 man­ schafft, die all dem spittal underworffen sein und hat sunsten niemant ein ainichen underthan, der einer andern herrschafft wehr. Dise paurn oder undersesen geben samptlich und jerlich dem spital zu gullt und zins 12 eimer getrait alls habern, dinkel und körn, auch 25 fl. 4 s. 27 dn. haller gellt und die weisat auf 10 fl. 4 s. 9 dn. angeschlagen. Item die zehetten umb Schwimbach ist auch des spittals, welcher zu gemainen jarn ertragen mag bis in 22 oder 23 simer obemelte traiht; solche hat zuvor ein pfarrer eingenummen, aber jezt gibt man ein einbestimpte competenz darfür. Aber den clainen zehetten lest auch eim pfarrer da. Auch in dem mehrfach genannten Gericktsbuck von 1583—17485 finden sich verschiedene Nachträge zu den Gerichtsordnungen. Das Buch beginnt mit fol­ gender Einführung: 1583 Diß gerichtsbuch ist angefangen zu liechtmes im 158 3. jar und durch Georg Buechner, spittalmeister, Steffan Trümer, Kornschreiber, Hans Danreuter, uberreuter im neuen spital allhier zu Nurmberg zum hailigen gaist genant, hinausgeordnet worden. Ward damals richter Hanns Mayr und Jacob Münch, pfarrer und gerichtsschreiber. Dieses Buch enthält außer der mehrfach zitierten Gerichtsordnung von 1483 verschiedene Verbesserungen. So wurden im Jahre 1595 Artikel erlassen, die sich 1. mit der Haltung von Gänsen, 2. Aufstellung von Zäunen zwecks Schadenverhütung, 3. Behandlung junger Waldanpflanzungen und 4. mit dem Setzen von Grenzsteinen befassen. Der Punkt 4 lautet: „Item wenn so oft man einen augenschein oder stainung halten und einemen will, soll dasselbige je und allweg in beysein des herrn pfarherrs geschehen, der dann alsbald alle markstein, wieviel derselben dazumal und wohin ein jeder gesetzt worden, ufzeichnen und daheim in ein sonders buch schreiben soll, damit man im fall darnach do derer etwa einer oder meher auskommen und verloren oder sich sonsten der orts fernerer stritt ereugen wurde, gute kuntschaft und Wissenschaft here einen andern an des verlornen statt zu setzen und dahin zu ordnen. Es soll auch keiner den steinern leicht­ fertig und freventlich einreden, viel weniger mit Worten sehenden, schmehen und lestern. Denn wo einer oder meher daz ubernetten und den Stainern ziel und mas geben wurde, der- oder dieselben sollen der herrschaft one nachlassen 1 fl. zur büß verfallen sein.“ Im Jahre 1598 sind die Eidesformeln für die Schöffen, den Gerichtsschreiber und den Amtsknecht eingetragen. Sie lauten: 16

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Ehaftgericht in Schwimbach

Der sdiöpfen ayd Es soll ein jeder schöpf geloben und schweren, das er dem neuen spital sein ehaft und gericht mit allen seinen rechten und gerechtigkeiten inmassen solches mit alter herbracht worden, wolle handhaben und erhalten, helfen und dar­ wider zu thun nit gestatten, auch dem recht und pflegnus des schöpfenambts getreulich wol gewertig und vor sein recht urtl sprechen dem armen als dem reichen, wäre kundschaft in den Sachen darzu er gefordert wird, geben nach bester seiner verständnus und daz nicht unterlassen weder durch lieb, laid, neith, gab, freundschaft oder feindschaft, noch ihm anders dardurch die warheit oder gerechtigkeit möcht khindert werden on alle geverde bey dem allmechtig(en) Gott. Des gericktsckreibers ayd Es soll der gerichtschreiber geloben und schweren, daz er der herrschaft, dem richter und gericht von obrigkeit wegen wolle gehorsam sein, der herrschaft und des gerichts nutz und frommen fordern, zu schaden und nachteil anders als es mit alter herkommen und gebräuchlich gewesen, schreiben und daz er ein gleicher gerichtschreiber sein wolle, dem armen als dem reichen und das nit unterlassen, weder durch lieb, leid, neith, gäbe, freundschaft oder feindschaft, dardurch die warheit oder gerechtigkeit möcht verhindert werden one alle geverde bey dem allmechtigen Gott. Des amptskneckts oder bütls ayd Es soll ein bütel geloben und schweren, daz er der herrschaft, dem richter und gericht von obrigkeit wegen wollt gehorsam und deß büttelambts getreu­ lich gewertig sein, vleißig ob der ehaft geboten und verpoten halten, noch daz geringste, so der ehaft und der herrschaft nachteilig sein möcht, verschweigen, sondern alßbalden der herrschaft oder verordnetem richter anzeigen und sich gegen dem armen als dem reichen unverdechtig erzeigen und das nit unterlassen wolle, weder durch lieb, laid, neith, gab, freundschaft oder feindschaft dardurch die warheit oder gerechtigkeit möcht verhindert werden on alle geverde bey dem allmechtigen Gott. Ayd Die trew, so ich gethan hab, das ich allen getreulich wolle nachkommen, allermassen, wie mir jetzt furgelesen worden ist, getreulich und one geverde, so war als mir Gott helfe. Später wurde noch eingesetzt: 17

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Ehaftgericht in Schwimbach

Zeugenayd

Ein jeder zeug soll zu Gott schweren, das er in der Sachen, darin er zue zeügen geführt und gefragt würdet, ein ganze lautere warheit sagen wolle, soviel im kunth und wißent ist und darinnen nichts verhalten, weder umb freundschaft oder umb feindschaft, lieb oder neid, forcht, gab oder nutz, noch sonsten ainicherley Ursachen halber, wie die erdacht werden mögen, getreulich und ohne gevehrd. Hierauf soll er mit fünf gehobenen fingern nachsprechen obgesetzten ayd. EhaftOrdnung von 1609 Die Ehaftordnung von 1609 gibt uns erstmalig einen Einblick in die Sitzun­ gen des Gerichts und beschreibt genau deren Ablauf42. Der Text lautet: Ordnung wie es uf der ehaft alkier zue liecktmefl jährlich gehalten wird

1) Gemeinigklich den nechsten montag nach liechtmeß pflegt am alhier zue Schwimbach die ehaft zu halten, da dann der geschworne amptknecht einen jedem gerichtsherrn ohn gefahr einen tag zuvor zu hauß gehen und ihme solhes mündlich anzeigen muß, welher nun auf den zwölf gerichtspersonen, ohne erhebliche unwichtige Ursachen, als ad sind leibsschwach eit und anderer ehaftlicher fällen außen bleibt und nicht erscheinet, der muß gegenwertigen herrn ohne alle ein- und widerred zum besten geben 10 patzen. 2) Wenn nun der tag solher ehaft kompt (uf welher gemeinigklich der herr uberreuter des neuen spitals zue Nürnberg, neben dem pfarrer zu Schwimbach, so die gerichtsschreiberey ubergeben, beiwohnt), so muß der amptknecht ohne gefahr uf 12 uhr mit der großen glocken zum gericht leuthen. Welher darüber außenbleibt und nicht erscheinet, der ist straffällig. 3) So wird solhe ehaft jährlich zue Schwimbach gehalten in der gewöhnlichen wirts oberer Stuben, da dann ein efhrsames] gericht seine sonderliche tisch und bank hat. 4) Wenn man nun daselbsten zusammen kompt, hebt der richter an und heißet sie alle an ihr gewöhnliche und gebrauchige orth nidersitzen. 5) Wenn sie nun alle nidergeseßen, so hebt der richter wider an und sagt: Ihr herrn wißet alle sampt und sonders, das unserer herrn beampten des neuen spitals zue Nürnberg Ordnung und bevelh ist, das uf heute dato alle ämpter sollen ledig und loß sein. Derowegen solt und wolt ihr miteinander abtreten. 6) Hierauf müßen die gerichtspersonen sampt und sonders abtreten und bleibt nieman in der Stuben, denn allein der herr uberreuter oder wer sonsten

42 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Akt 97. Die Veröffentlichung ist der besseren Übersicht wegen dem Akt Sp. 3374 entnommen.

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Ehaftgericht in Schwimbach

mer anstatt und von wegen des spitals vorhanden, der herr pfarrer als gerichtSchreiber neben dem richter.

7) Nach solhem fragt nun der richter mehr erkannten uberreuter, ob man sie ferner sampt und sonders zue den geschwornen gerichtsschöpfen behalten wolle? Und wenn man uf keinen nichts unredliches weiß, ist es der uberreuter zufrieden und gibt seine stimme darzue. 8) Hierauf wird nun einer nach dem andern durch den geschwornen amptknecht eingelaßen und mit folgenden Worten von dem richter angesprochen: N. N., ihr seit wider von meinen herrn zue einem geschwornen gerichtsschöpfen erkießet und erwehlet worden. Wißet ihr aber von einem oder dem andern etwas unehrliches oder unredliches zu sagen, so wolt ihr solhes bei eurn eid und pflicht, so ihr meinen herrn gethan habt, anzeigen.

9) Wenn nun einer von dem andern nichts solhes und dergleichen zu sagen weiß, hebt er an und gibt dem richter zue antwort: Herr richter, ich weiß von einem oder andern nichts anderst, denn alles liebs und guts. Weiß aber einer etwas unehrliches von mir, so mag er es anzeigen. Ich will derentwegen red und antwort geben. 10) Hierauf heißt ihne der richter widerrumb an seinen gebrauchigen orth nidersitzen und wird solher proceß gehalten, bis sie alle zwölf durch den amptknecht nach einander eingelaßen und widerumb angenommen worden sein. Nota: 11) Wenn aber deßelbigen jahrs irgend ein gerichtsperson mit tod ab­ gegangen oder sonsten hinter der herrschaft hinweggezogen were, so pflegt der richter solhes den gegenwertigen herren mit folgenden Worten furzuhalten, wenn er sich nidergesizet und ehe sie alle zusammen kommen: N. N., ihr wißet auch, das Gott der allmächtige, durch den zeitlichen tod auß dießem jammerthal abgefordert unsern mitfreund N. N. von N., welher auch ein glidmaß unsers gerichts alhier geweßen. Weilen nun widerumb ein anderer seine statt uf heute dato soll und muß erwehlet und gesetzet werden, so haben wir diese drey in furschlag als: N. N. von N. N. N. von N. N. N. von N. welhem ihr nun unter diesen dreyen widerumb zu einer gerichtsperson haben wollt, dem gebt nun eure stimm. 12) Hierauf stehet nun dem gefragten gerichtsschöpfen frey, seine stimm zu geben, wem er will. Welche stimm je und allweg von einem pfarrer als gerichtSchreiber dits orts soll und muß in das gerichtsbuch notirt und verzeichnet werden.

13) Wann nu die stimm alle fallen, wird zue recht erkannt, welher da sey der neue gerichtsherr. 14) Wann er nun denominirt und benennet worden, do wird er durch den geschwornen amptknecht für gericht erfordert. 15) Hierauf wann er nun für gericht kompt, hebt der richter an und sagt: N. N. von N., ihr seit von meinen herren alhie zugegen zue einem geschwornen gerichtsschöpfen an des N. N. statt erwehlet worden. Sollen demnach auch 19

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Ehaftgericht in Schwimbach

anjetzo durch den herrn pfarrern eure pflicht auß dem gerichtsbuch fürgeleßen werden. 16) Nach solhem, wenn er nun die gewöhnlichen pflicht auß dem gerichts­ buch von dem herrn pfarrer angehöret, hebt der richter an und sagt: Daz ihr dießem allem, wie euch anjetzo vorgeleßen worden ist, werdet nachkommen, so werdet ihr ein solhes mit zweyen fingern an eines geschwornen aids stat ankloben und wird ihme von dem richter der richterstab furgehalten, das er solhem mit den fördern zweyen fingern anrürt. 17) Wann nun solhes geschehen, heißet ihn der richter unten an zue den andern herrn sitzen, welher hernacher dem gericht zum besten geben soll 5 fl. und dem amptknecht ein leib brods zum botenlohn. 18) Hierauf hebt der richter an und sagt zu dem amptknecht: Nun, N., wie er nun heist, wer lust zum recht hat, heiß hereingehen! 19) Daruf tritt der amptknecht mit seinem stab für die stubenthür und sagt zu den gegenwertigen gemeinen leuthen: Ihr herrn, wer lust zum recht hat, der soll und mag hereinkommen. 20) Hierauf wird nun mennigklich hineingelaßen und wann sie sich alle gesizet, hebt der richter an zu dem amptknecht, er soll daz recht außschreyen. 21) Darauf spricht der amptknecht uberlaut und sagt: Ihr herren, alhier sitz der herr richter neben den geschwornen gerichtschöpfen. Wer nun etwas bey ihnen furzubringen hat, der soll kommen weiln ein e[hrbares] gericht alhier noch sitzet. Wer aber sein wort nach notturft nicht furbringen kan, der soll herfurtreten und den herrn richter umb einen wortredner anreden, dem soll und wird er vergünnet werden. 22) Nach solhem, wenn nun niemand vorhanden, der etwas rechtlich furzu­ bringen hat, hebt der amptknecht wider an und sagt: Herr richter, ich hab etlich nachrecht außzuschreyen, als N. N. von N. anjetzo laß sein entweder daz erst, ander oder dritt nachrecht uf heut ausschreyen, wer etwas zu ihm oder den seinigen zu klagen hat, der soll und wolle herfurtreten und ihm ordenlicher weiß anklagen, dem will er red und antwort geben. 23) Wenn nun niemand vorhanden, der seiner nachrecht wegen einigen Zuspruch zu ihm hat, tritt er selbsten herfur für den tisch und sagt: Herr richter, weil niemand vorhanden, der einigen Zuspruch zu mir hat, so wollt ihr mir erlauben einen wortredner.

24) Hierauf erlaubet ihm der richter einen wortredner und sagt, er soll ihm erlaubet sein. 25) Nach solhem greift derjenige, so seine nachrecht erstehen soll, mitten in den ring und redt einen nach seinem gefallen mit nachvolgenden Worten an: N. N., ih wolte gebeten haben, daz ihr mir an heut mein wortt gesprochen hett. 26) Hierauf meldet der gebetene gerichtsherr, er wolle anstatt und von wegen seiner einen andern nemen, der ihm sein wort vielleicht beßer möcht fürbringen, dann er und weiln sich derjenige nicht will abweißen lassen, hebt er ferner an und sagt zu dem richter: Herr richter, wolt ihr mir erlauben auf­ zustehen, sein wort furzubringen und mit ihm hinaußzugehen? 27) Auf selbiges erlaubet ihms der richter und sagt, es sey auch erlaubet, sie beede treten ab und bereden sich unter einander. 20

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28) Wenn nun solhes geschehen, treten sie beede widerumb ein. Der gerichtsherr hebt an und sagt: Herr richter, ihr wellet mir erlauben, das wenn ih sein wort nicht recht möchte furbringen, daz er macht haben soll, in ring zu greifen und einen andern zu nemen. 29) Richter sagt: Es sey ihm vergünnt. 30) Gerichtsherr hebt ferner an: Herr richter, wolt ihr mich hören? 31) Richter antwort hierauf: Ja, ih wils hören, aber meine herrn, ein e[hrsames] gericht alhier, soll mit zuhören und ein urthel helfen sprechen. 32) Gerichtsherr bringt nun seine sach für und sagt: Herr richter und auch ein ersames gericht, N. N. von N. als gegenwertigen alhier zeigt mir an, wie das er seine nachrecht zum 1., 2., 3. durch den geschwornen amptknecht hab außrufen laßen, weiln aber niemand erschienen, der einige Zuspruch oder anforderung zu ihm gehabt, versehe sich demnach zue einem e[hrsamen] gericht, man werde ihn uf heut seiner pflicht, damit er unsern vermanth und zugethan ist, frey, quit, ledig und loß zehlen. 33) Hierauf sollen sie beede entweichen und fragt der richter eine jede

gerichtsperson mit volgenden Worten: N. N., ich frag euh bey eurm ayd und pflicht, die ihr meinen herrn und einem e[hrsamen] gericht alhier gethan habt, ob dieser seiner pflicht halbe ledig zu zahlen sey oder nicht. 34) Hierauf antwort nun ein jeder mutatis mutandis, herr richter, ih hab seine nachrecht durch den geschwornen gerichtsknecht zum 1., 2. und zum 3. mal hören außschreyen. Weiln aber niemand erschienen, der etwas zu ihm zu klagen und er bezahlen wird, wes dits gerichts gebrauch außweist, soll man ihm seiner pflicht ledig zahlen. 35) Wenn nun der richter einen jeden in Sonderheit gefragt und gleiche stimmen gefallen, wird er von dem richter ledig gesprochen und muß dem gericht geben: 1 viertel weins, dem pfarrer auch ein viertel und dem ampt­ knecht ein maß, oder aber das geld dafür, soviel der wein zur selbigen zeit bei dem wirth gültig ist. 36) Wann nun dießes verrichtet, so hebt der richter an und sagt, wenn je­

mand vorhanden sey, so noh etwas furzubringen hat, der soll herzutreten. Wo aber nicht, so wöll man feurabend machen und wenn niemand mehr vorhanden, werden die ehaften beschloßen und mag ein jeder wider seinen weg gehen, wohin er will. Actum Schwimbach, 6. Febr[uar] 1609 Ordnung und gebrauch, wie es den nechsten tag kernacker mit der rueg alhier gehalten wird 1) Wenn nun den ersten tag die ehaft verrichtet, so kommen des andern tags hernach er zu früe zwischen 9 und 10 uhr ungefehr zusammen abermal der herr uberreuter, pfarrer und richter im obbemelten gewöhnlichen wirtshauß und befehlen dem amptknecht, das er mit gewöhnlicher glocken zur rueg leuten soll. Wenn nun solhes geschehen und erstgedachter herr uberreuter die zinnß ein­ genommen, muß eine ganze gemein in obbemeltem Wirtshaus auch Zusammen­ kommen. 21

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Ehaftgericht in Schwimbach

2) Da wird ihnen auß geheiß des richters die Schwimbacher Ordnung auß dem gerichtsbuch von dem herrn pfarrer fürgeleßen. Alsdann nah abhörung desselben fragt der richter die führer des dorfs, was sie für geboth und verboth das jahr über gethan, weihe wenn sie angezeigt worden sind, schreibt sie der pfarrer in daz gerichtsbuch. 3) Wann nun die führer ihr gebott und verbott angezeigt, müßen sie alle sampt und sonders entweichen auß der Stuben. Alsdann wird wider einer nah dem andern auß bevelh der obrigkeit von dem amptknecht eingelaßen und von dem richter in solhen und dergleichen Worten angeredt: N. N., ih frag euh bei euren ayd und pflichten, so ihr unserm herrn gethan habt, ob die gebott, welche die führer gethan haben, sind gehalten worden oder nicht. 4) Hierauf antworten sie gemeinigklich alle uf einen schlag, sie wißen nichts anderst. Weiß aber einer etwas von ihnen, so möge er solhes anzeigen und müßen alle wider nacheinander entweichen. 5) Endlich wenn nun keiner den andern gerügt und keiner von dem andern etwas angezeigt hat, werden sie zugleich miteinander eingelaßen und für fromb gehalten. 6) Nochmals kommen die alten amptleuth als führer, weinsetzer, brotschauer, fleischsetzer ab und werden neue an ihr statt von den bleibenden, doh mit bewilligung der herrschaft angenommen. Die Steiner bleiben weil sie leben oder in der herrschaft wohnen. Der heilingpfleger ampt wird allererst uf den zehendverlaß verendert. 7) Letzlichen bitt auh der mößner, nahdem er die schlüßel der herrschaft: uf den tisch gelegt, wider umb sein ampt. Alsdann halten die führer uf seine abwesen, dieweil er entweichen muß, eine umbfrag in der gemein und wenn der pfarrer zum fördersten die höhere obrigkeit keine beschwerung über ihn hat, wird ihme sein ampt wider uf ein jahr zugesagt und werden ihme auch die kirchenschlüßel widerumb überantwortet. Pflicht der neuen amptleuth Der richter sagt einem jedem, so ein ampt bekommt, also für: N. N., ihr werdet mir an eines geschwornen aydstat ankloben, das ihr der gemein getreulieh und wol weit furstehen, ihren nutz suchen und ihren schaden wenden, damit ihr euerm nunmehr anbevolhenem ampt möcht gnug thun. Hierauf verheist es nun ein jeder mit handgebender treuen. Gleicherweiß wird es eben gehalten mit der Eckmanshofer rueg, wenn man ihnen ihre Ord­ nung fürgelesen hat. Actum Schwimbach, 7. Februar 1609 Georg Beckh, pfarrer daselbsten (m. p.) Ordnung wenn man an der nachkirdtweih daz reckt heit Und dieweiln je und allweg uf den nechsten sonntag nacher Bartholomai alhier die kirchweih gefeilt und ein uberreuter des neuen spitals uf den kirch22

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Ehaftgericht in Schwimbach

weihschutz anhero verreißen muß, also wird auch widerumb montag den nechsten tag hernacher umb 12 uhr zue mittag das recht gehalten in der wirts behaußung oberer Stuben, da dann uf erforderung ein jedliche gerichtsperson bei ob gesetzter straf erscheinen muß und wenn man daz recht besitzen will, muß der amptknecht zuvor mit der glocken deßen ein Zeichen geben. Alsdann kompt darzu, wenn es gelüstet, wird daz recht durch erstgedachten amptknecht außgerufen und mit den nachrechten gehandelt, wie oben stehet und wann sonsten nichts mehr zu handlen, ebenermaßen beschlossen. Actum Schwimbach, montag den 28. Augusti Anno 1609 Georg Beckh, pfarrer daselbsten (m. p.) 1613

Rickt ersaid5 Ein richter soll sein treu geben, drauf zu Gott schweren, daz er der herrschaft wolle gehorsam, getreu und gewerig sein, deren nutz fördern und schaden wenden, dem gericht sein ehaft in allen Sachen, wie von alters hero gebreuch" lieh gewesen und die Ordnung vermag oder ihme bevohlen wirt, nach bester seiner verstendnus und soviel ihme möglich verrichten und handhaben, zu gewöhnlichen Zeiten gericht halten, auch sonsten in furfallenden amptssachen soviel ihme zu verrichten gebürt und bevohlen wird, sich recht und unverdechtig erzeigen, rechte urtl helfen machen und sprechen, dem armen als dem reichen und das nicht unterlassen weder durch lieb, leid, neith, gab, freund" Schaft oder feindschaft noch ihme anders dardurch das recht, die warheit und gerechtigkeit möcht verhindert werden, getreulich und one alle geverde, so war ihme Gott helfe.

Der schöpfen wähl5

So ein gerichtsschöpf abgehet, soll der richter sampt den gerichtsschöpfen mit vorwissen und guthaissen der herrn beampten des neuen spitals, zum hei" ligen geist genannt, in Nürnberg einen andern unverleumbden tügenlich erwehlen und one ainig rechtfertigung, wie bißhero geschehen, mit den pflegem vorfertigen wie hernach volgt im 9. blat. Nota: Demnach sich an heut zue endbemelten dato der mehrer theils beschwerdt in der gemeind, daz in laib und streuhrechen eine große Ungleichheit gehalten werd, also ist durch den erbarn und achtbarn herrn Balthasar Grünem, uberreutern des neuen spitals in Nürmberg ernstlichen mandirt und bevolhen worden, das niemand hinfurt einig laib, streu, nadel und dergleichen nicht rechen soll, es sey dann zuvor von den dorfvierern öffentlich aufgethan, man habe gleich auß den aicheln geschlagen oder nicht: über eines oder das ander solch gebot Übertritt, der soll alsbald zur straaf verfallen sein 1 fl. Wofern 23

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Ehaftgericht in Schwimbach

aber keine aichel weren und man mit den Schweinen nicht hinein triebe, soll es einem jedem frey stehen zu rechen, wann er will.

Actum Schwimbach, den 24. Febr[uar] Anno 1613 Die wichtigste und ausführlichste Schwimbacher Gerichts- und Gemeinde­ ordnung ist die vom 2. Juli 1618 43. Sckwimbacker geridits- und gemeindordnung. Renovierung und verneurung der ehaft zue Schwimbach Zu wißen und kund sey hiemit mennigklichen demnach von langen und undenklichen jahrn eine ehaft alhier in dem Nürmbergischen spitalischen dorf und marktgericht Schwimbach ufgerichtet worden, wie es daselbsten in einem oder dem andern zu halten, auch was für erblucken [= Durchfahrtsrechte], weeg und steig hin und wider sind: die alten aber nunmehr alle miteinander mit tod abgangen und solches alles ihren nachkommenden auch kunth und offenbar möchte gemacht werden, damit sy sich in ainem oder dem andern hetten darnach zu richten. Also ist an heut donnerstag, den andern monatstag july nach Christi unsers herren erlößers und seeligmachers gebürt im sechzehenhundert und achtzehenden jahr mit consens und bewilligung deß edlen, ehrnvesten, fürsichtigen, ehrbarn, hoch- und wolweisen herren Hannßen Nützels des eitern, des eltisten und gehaimbsten rhats, auch losungherrn der kayserlichen reichsstatt Nürmberg und dieser zeit verordneten herren spitah pflegern des neuen spitals, zum heiligen geist genant, daselbsten. Dann der auch ehrnveste und wolgeachten herren Johann Linckhen, spital­ meistern, Johann Gottfridt Weglaitern, kornschreibern und Balthasarn Gruners, uberreutern, alle drey, auch daselbsten von aigen gemeind- und dorfsherrschaft wegen, solche Schwimbachische ehaftordnung renovirt und verneuert worden durch die hernach benannten, so von alters wegen darzue genommen und ihrer pflichten genugsam zuvorher erinnert worden sind, als Georgen Pecken, pfarrern, Reichardt Scheermaiem, richtem, Leonhardt Parth, Leonhardt Stengel, Leonhardt Staidler, Stephan Dreiber, Leonhardt Koberaß und Georg Kragen, alle zue Schwimbach wie unterschiedlich hernacher volgen wird: [1] [2]

Für das erste sagten sy, das alle gerechtigkeit und ehaft zue Schwimbach, wie das uhralte alhiesige gerichtsbuch zu erkennen gibt, sey des heiligen geistes, des neuen spitals zue Nürmberg. Item sy sagten, das des dorfs zue Schwimbach gerechtigkeit sey, das alle pott- und ambtleuth zue liechtmes * wann und zue welher zeit die ehaft

45 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Akt Sp. XVIIa. 96 — Abschrift in 44. Änderung vom 19. November 1627: Obwohln vermög hernebenstehenden puncts die ehehaft uf liechtmeß gehalten werden solle, so ist doch uf der amptleuth im spital gutachten wegen bösen wegs, wetter und andern ungelegenheit soche uf Martini gelegt worden. Hieronymus Krabler, spitalmeister (m. p.)

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Ehaftgeridit in Schwimbach

gehalten wird, ledig und los sein und solche alsdann widerumb vemeuert werden müssen. [3] Item sie sagten, das alle gewicht, maß, metzen, elln, Gredinger alter maß und gewicht ist und sein soll, auch macht haben dieselben zu schauen und aufzuheben, wann ob ehrngedachte herren beampte deß neuen spitals solches zu thun gewillt. [4] Item sy sagten, das eine gemeind daselbsten einen kornstrich deren vierzehen ein sümmer und einen haberstrich, deren ainundzwainzig ein sümmer thun, dann ein hirtenachtel, mit welchem man dem gemeindhirten sein kornpfründ mäßet, kaufen müße und solche bey sich behalten ein ambtknecht alhier, davon er jährlich uf die ehaft auß der gemeind für seine mühewaltung haben soll zehen batzen. Im fall dann jemand derselben bedürftig und solche entlehnet, der soll alsda ein pfand legen, damit man weiß, wo solche zu finden und ohne erlaubtnus über nacht nicht behalten, sondern dem ambtknecht wider heimbtragen bey straf jedtwederer nacht dreyer kreützer, so dem ambtknecht gehörig. [5] Item sie sagten, das vor alter herkommen sey, das man den wein, bier, brod und fleisch gesezt habe und soll es noch zurzeit setzen. [Später eingesetzt: Welcher nürmbergischer spitalischer unterthan alhier bey der ehaft, rueg und gericht ohne Urlaub außen bleiben wird, soll zur straaf verfallen sein 1 fl. halb der herrschaft, halb dem gericht, er sey gleich bauer, köbler oder bestendner.] Von der ehaft und trieb wegen, wie weit sich solche erstrecht [6]

Item sy sagten, das die ehaft und der trieb des dorfs zue Schwimbach gehe gehn Mündorf warts biß in das nürmbergische Dannichholtz und soweit solches innen hat; auf dem Hafner gehn Offenbauer warts biß an daß Heilingholtz gehn Düixenhaußen warts biß an den weg unter dem Kronpüchs und bis an das veld des hoffs Appenstätten. Gehn Aue warts, soweit unsere velder und wißmath gehen. Gehn Eckmanßhofen und Thalmessingen warts, haben wir eine gemeind und darzu ein weeg, der ist geraint und gestaint und gehet unser trieb alß weit unser gemeind ist, biß an Rauhen Schlag und anß Stätter Holtz. Gehn Stätten warts biß an den Schlatgraben, gehn Stauff und Eysölden warts geht unser trieb biß an den Aitterbühl, soweit unsere felder und gehülz in sich haben und halten und darf kein frembder hirt herein, hingegen der unserige nicht hinauß treiben. Von der erbweeg wegen

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Item sy sagten, das ein erbsteig gehe hinter des pfarrers garten neben dem zaun durchauß biß an die Englartsgaßen und am eck deß gartens geht ein steig hinauf über die Mittel Annwandten auch an die obbemelte gassen. 25

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Ehaftgericht in Schwimbach

Item sy sagten, das ein erbsteig geht durch Stephan Dreibers berggarten, so vor jahrn der Melbeiß inhendig gehabt, hinauß biß an den berg und von dannen hinauf biß auf den Hafner zu dem Loher Heiling-Holtz. Item sy sagten, das ein erbweeg gehe hinauß bey deß Stephan Dreybers guet, die Finstergassen genant, biß an den berg. Item sy sagten, das ein erbweeg hinden am berg gehe in das Dannich, darbey ein erblucken und erbsteig durchauß, soweit unsere ehaft wehret, gehert zu Georgen Rixners guet. Item sy sagten, das ein erbweeg gehe in der hindern gassen hinauf auf den Sandt, die Englartsgassen genannt. Item sy sagten, das unten in der Englartsgassen gehe ein erbweeg und steig durchaus hinden in das Büderich, soweit die ehaft wehret. Item sie sagten, das oben an der Englartsgassen am Büchel zwischen Lienhardt Hafners acker, so zu des Melchior Manns guet gehört, und dann zwischen Stephan Parthß acker, des triebs und fahrens halber dieses gebrauchig seye und sein soll, das der Melchior Mann den trieb zwey jahr und der Barth das dritte jahr uf dem seinen haben soll. Aber der weeg auß- und einzufahren soll stäts uf dem Melchior Mann sein und bleiben mit der condition, da einer oder mehr herauß zu fahren hetten und die lucken verzäunt were, der- oder dieselben sollen den inhaber des gueth umb aufmachung güetlich ersuchen, der soll alsdann schuldig sein, die fuhr und lucken zu öfnen, wo nicht, mag der herein oder herauß zu fahren hat, ungefräfelt Selbsten öffnen, aufreißen und sein fuhr ver­ richten. Item sy sagten, das hinder Lienhardten Staidlers guet den berg hinauf auf den Hafner gehe ein erbsteig gehn Offenbauer werts. Item sy sagten, das ein erbweeg gehe hinauß bey der schmidten biß auf der Düixenhaußer Sandt. Item sy sagten, das ein erbsteig gehe hinter Wilbaldt Pöeßels guet über das Gehrig biß auf der Düixenhaußer Sandt. Item sy sagten, das ein erbweeg und steig gehe über das espan hinab soweit die ehaft weret. Item sy sagten, das ein erbweeg und steig gehe unden im dorf zur rechten hand hinauß, die Refelergassen genant, auf die Schlatäcker und wiesen und soweit die ehaft weret. Item sy sagten, das mitten am espan zur linken hand durch den Obern Furth und durch die Aw neben dem Stockich gehe ein erbweeg hinauf biß auf den Düixenhaußer veld und sey vor alters genant worden das Schelmgäßlein. Item sy sagten, das zur rechten hand dieses espan gegen dem Schelm­ gäßlein über gehe ein erbweeg, der Diebsteig genannt, hinder gehn Schlat bis an das Stätter Holtz und den Schlatgraben. Item sy sagten, das durch den Mitteln Furth am espan zwischen des Heussen hof und Paulußen Barths wißmat gehe ein erbweeg in das veld biß an den Geyersberg auß und einzufahren.

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Item sy sagten, das neben diesem erbweeg sey ein erbsteig, darbey eine Stiegel über Sebastian Finners, sattlers, wißmath hinauf an Geyersberg. Item sy sagten, das durch den Untern Furth neben dem Helmslöchlein gehe ein erbweeg soweit unsere ehaft wehret. Item sy sagten, das bey dem Untern Furth bey der großen aichen zwi­ schen dem Helmslöchlein und den Geyersberg gehe ein erbweeg hinauf auf und abzufahren. Item sy sagten, das oben über der Weyherwisen neben der heck gehe ein erbsteig biß an die Appenstätter und Auer wiesen. Item sy sagten, das zue Nidern Dirlbach in der Schwimbacher veld daselbsten haben die gemeind zween erbweeg, einer uf der Untern Marckh halb uf des Heußen hof wißmath und halb uf des Paulußen Barts acker. Der ander weg gehet oben in der gemeindgaßen vor dem holz uf Hannßen Schmidts [später geändert in: Scheerls] acker hinab in das veld auß und einzufahren und ist vor jedlichem weeg und auf jedweder mark ein erblucken, dadurch aber sonsten niemand auß und einzufahren als eine gemeind alhier. Item sy sagten, wer eine wißen wolt mehen in der brach, der soll sie bewahren, so er derselben genießen will. Item sy sagten, das bey der Undern Haidt unten am espan über die Langenwiesen, so zur widembt gehörig, gehe ein erbweeg hinter gehn Schlat durchauß biß an der Stätter Holtz und biß an den Schlatgraben und ist solcher weeg zuvor der Mittelweeg genant worden, an jetzo aber der Stätter Unterweeg genant. Item ein erbweg gehet zwischen der widembt, wie man gehn Thalmässing gehet und den Stätter Holtz, so dieser zeit Melchior Kurz inhändig, unten bey dem Obern Dierlbach gelegen, heraußzufahrn biß an gedachten untern weg nacher Stätten, der durchauß gehet. Item sy sagten, das bey der Untern Haidt gehe eine gassen hinauß biß auf der Schwimbacher gemeind, die Gemeindtgaßen genant, darinnen ein erblucken zur rechten hand in das Ober Dierlbacher Veld auß und ein­ zufahren. Item sy sagten, das das Refeler gueth, welches dießer zeit Leonhardt Koberaß, sonst der Geulein genant, inhändig hat, von dem hintern acker und wißmath zur Obern Dierlbach müß heraußfahren auf der Untern Marek halber auf Georgen Kragen und halber auf der Widembtwisen biß an untern weg, zuvor der Mittelweg genant, der durchauß gehet. Dar­ nach soll erfahren biß auf das espan. Item sy sagten, das von der Martter, so vor jahrn bey dem Creüzweeg oben am Diebssteig gestanden, daselbsten gleich hinabgehe ein erbweeg auf der widembt lange wiesen. Item sy sagten, das oben von dem Creüzweeg bey dem Diebssteig hinab auch gehe ein erbsteig über der widembt lange wiesen und den Schlot­ graben hinauf zu Obern Dierlbach neben der Gemeindtgassen biß hinauß auf die gemeind, darbey eine Stiegel. 27

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Item sy sagten, das oben bey dem pfarrhof hinaus zur linken hand über Endreßen Königs wiesen, die Hofwiesen genant, zu seinem gueth gehörig, gehn zween erbsteig, einer gerichts durchauß zur rechten durch die Leüden gehn Stätten, der ander zur linken hinter den gärten herumb biß an die Refelergassen und soll solche wiesen offen sein zue seiner zeit ein und außzutreiben, dieweiln andere offen stehen und sein. Von dannen gehet solcher steig hinumb hinter des Leonhardten Koberaßen, sonst Geülein genant, und des wirths hopfengarten hinab bis an das espan. [35] Item sy sagten, gen Thalmessingen warts bey dem Viechtenbirnbaum hinauß gehe ein erbsteig zu den veldem über die lange wiesen und den Schlattgraben auch über Obern Dierlbach und die Schwimbacher gemeind so eine egarten. [36] Item sy sagten, das ein erbweeg und steig gehe gerichts vom dorf bey dem pfarrhof hinauf neben Georgen Kragens und Balthaßar Horndaschen Anwandter ihrer Brüehläckher, darbey ein jedweder seine Stiegel. Dießer weeg und steig gehet durch den Brüehl gar hinauf biß auf dem Sandt und gehet solcher weeg und steig auf dem Sandt neben dem Kerlingholz hinumb biß an den Aiterbühel, soweit die ehaft gehet. [37] Item sy sagten, das es auf den Hafner hinauf habe zween erbweeg, einen vornen bey der schmidten hinauf, den andern hinden am berg underhalb der gemeind Forchen Schächlein. Von den erblucken [38]

Item sy sagten, das auf den Bachwiesen und Gehrig seyen drey erblucken auß und einzufahren. Erstliche was am Gehrig ligt, uf dem bach hinab zur linken hand, das muß heraußfahren oben bey der lucken bey dem hirtenhauß, welche Reichardt Scheermair, richter, zu halten schuldig. Was aber auf der rechten hand über den bach hinüber hinder der widembt hinab, so weit das bachfeld gehet und des ackermäßig ist, ligen thut, daß muß auch oben heraus, aber bey der widembt erblucken, wie man auf das espan hinab gehen will, heraußen fahren. Und was für wießen unterhalb der bachfelder hinab ligen, müßen zur untern erblucken heraußfahren, so zur widembt gehört. [39] Item sy sagten, das der Berggarten hinter dem Baad [später geändert: Badt] hinauf, soll offen stehen, weiln andere wiesen offen seind und bleiben. [40] Item der garten, so Georgen Bauern, Schneiders, an der Finstern Gassen hinder Stephan Dreibers gueth soll auch offen stehen auß und einzu­ treiben. [41] Item sein Bauems veld und wiesflecklein unter dem gemeindweyher herab nachdem des veldiglich ligt, soll auch offen sein. [42] Item sy sagten, demnach sich vor etlich jahrn eine ganze gemeind gegen des spitals ambtleuthen beschwert, alß weren der erblucken allhier zu 28

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wenig und man nicht wol ohne schaden hin und wider kommen könte, also sind folgende erblucken dazumal gemacht worden: Erstlichen eine erblucken unten auf der widembt espanacker neben Endreßen König und neben Sebastian Finnern, Sattlern. [43] Item ein erblucken uf Leonhardt Koberassen, sonst Geulein genant, espanacker zwischen Georgen Peckhen, pfarrers, und des Heussen hofäckern. Ein erblucken auf des Melchior Manns espanacker zwischen Georgen Kragen und Stephan Dreibern. Ein erblucken auf gedachten Melchior Manns acker am bach zwischen Reichardt Scheermairn un der widembt. Ein erblucken bei der linden in der Refelergassen uf Sebastian Finners, sattlers, acker hinter seinen garten und sollen solche erblucken offen sein und bleiben dann und zu welcher zeit man auß und einzufahren wird und für jedwedere eine hurt [= Hürde] gemacht werden, auf und zu zu thun. Würde aber jemand auß und einfahren oder gehen und solche offen­ stehen lassen, dadurch ainiger schad geschehen sollte, derselbige soll alßdann nach biderleüth erkantnuß den schaden abzutragen schuldig sein. Doch soll einem hirten auch untersagt werden, so er in auf- und abzu­ treiben die hurten, so man allenthalben fürmachen soll, wider alles verhoffen, solte stehen, offen stehen, das er sie Selbsten wolle zumachen, damit weniger schad geschehen möchte. Gerichtsordnung

Item es sollen das jahr über gehalten werden zwey recht, das erste [gestrichen: umb liechtmeßen, so man sonsten die ehaft nennet, das andere den nechsten montag] an der kirchweyhe, [von späterer Hand: das andere umb Martini darauf]. [45] Item so ainer zu Schwimbach am rechten ein zeugnuß oder eine kundschaft führt, und so ihme die zeugen abfallen, so oft ein zeug, so oft ist er dem gericht verfallen dreißig pfening und der herrschaft auch so viel auf gnad. [44]

[46]

Item von einem jedlichen zeugen zu verhören soll man geben einen halben gülden, halb dem gericht und halber theil deßen Schreibern. [Später eingeschoben:] Item wenn einer seine nachrecht erstehen thut, soll er einem gericht zu geben schuldig sein anderthalb gülden, in solchem valor, wie es ein wirth an der zehrung nehmen thut, davon herr uberreuter 15, ein pfarrer, so die gerichtsschreiberey in Verwaltung 30, ein e[hrbares] g[ericht] und der amptknecht 15 kr[euzer] hat.

[47]

Item wo ainer dem gericht in gesprochenen urtheil fräventlicher weiß einredt, ist zur straf verfallen fünf pfund und sechzig heller. Item wo ainer einen lehrer ausserhalb gerichts erlaubtnuß nimbt, ist zur straf verfallen fünf pfund und sechzig häller.

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Item so ainer ohne erlaubtnuß außer oder in den ring ritt, ist verfallen einem efhrbaren] gericht fünf pfund und sechzig häller.

[50]

Item wo ein persohn die ander vor gericht mit Worten schmecht, ist zur straf verfallen fünf pfund und sechzig häller.

[51]

Item wo einer bey dem richter umb lidlohn, das er bekäntlich ist, beclagt wird, so verfügt der richter ihme auf zeit zu bezahlen und wo ainer eine solche zeit nicht heit und weiter darum im gericht beclagt wird, ist zur straf verfallen fünf pfund und sechzig häller und allwegen der herrschaft auch so viel.

[52]

Item ist es einem e[hrbaren] gericht und gerichtsschöpfen eine verwilligung geschehen gemacht und geordnet, wo der schöpfen und rechtsSprecher ainer uf gewöhnliche jahrsrecht ohne sonderliche ehaft und hindernuß außenbleiben würde, so soll er ohne alle genad einem efhr­ baren] gericht zur straf verfallen sein einen gülden. Solte er aber sonder­ bahre ehaften und hindernußen haben, außen zu bleiben, so soll er sicht vor gericht entschuldigen lassen, in verbleibung deßen einen weeg als den andern obberürten gülden straf verfallen sein.

NB. Item ist es vor jahren und dieweiln die eisen und band in des richtersknechts hauß gewesen sein [später eingeschoben:] NB. ingleichen ist den 28. januari 1619 vor einem ganzen e[hrbaren] gericht gemacht worden, daz nach gehaltenem gericht der richter, oder wirth dießer orten eine weinmahlzeit uf drey stundlang den gerichtsschöppen geben soll, doch solher gestalt, daz sie ohne klag und alle beisammen bleiben sollen, darfür soll jedwederer geben 40 krfeuzer]. Würde sich aber einer oder der andere von solher bedingten mahlzeit entaußen und darbey nit bleiben wollen, soll er den anwesenden gerichtspersonen zu geben schul­ dig sein halben theil, nemlich 20 kr[euzer]. . . . der gebrauch geweßen, das man einem knecht sechs kreüzer auß- und einzuschließen gegeben hat und ainen tag für azung dreyssig pfening. [53] Item so ainer für den richter durch den ambtknecht erfordert wird und erscheinet nicht, der soll zur straf verfallen sein ain orth, das ander mal zwey orth und so vort an. [54] Item so ainer vor öffentlichen gericht alhier clagt zu ainem, dem er zuvor durch den ordenlichen gerichtsknecht nicht fürfordern lassen, der soll einem e[hrbaren] gericht zur straf geben fünf pfund und sechzig heller. Von augensckem und markungevt [55]

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Item so oft und wann man einen augenschein oder stainung halten und einneinen will, soll daßelbige je und allweg in beysein des herrn pfarrers geschehen, der dann alsbald alle markstain wieviel derselben dazumal und wohin ein jeder gesetzt worden, aufzeichnen, damit im fall der noth, da deren etwa einer oder mehr außkommen und verlohren oder sich sonsten dießer orten vernerer stritt eraignen möchte, gute kund- und Wissenschaft hette, einen andern an des verlohrnen statt zu setzen und dahin zu ordnen.

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Item es soll auch keiner den Stainern leichtfertig oder freventlich einreden, viel weniger mit Worten sehenden, schmehen und lestern. Denn wo ainer oder mehr das übertreten und den Stainern ziel und maß geben wurde, der oder diejenigen sollen der herrschaft ohne nachlassen einen gülden zur büß verfallen sein.

Von der rueg wegen [57] [58]

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[64]

Item sy sagten, wer mit willen und unvleiß außwürf oder außschuß einen markstein, der gehört an die rueg und ist strafbar den herren. Item sy sagten, wer zahlreüß abhacket, der gehört an die rueg und ist strafbar den herren. Item sy sagten, wer sich der gemeind unterwindt mit ackern oder zeünen zu dorf oder zu veld, daß gehört an die rueg und ist bey den herren strafbar. Item sy sagten, wer einem gehacktes holz hin trüg oder führt, es sey gleich ausser oder im dorf, gehört an die rueg und ist strafbarlich. Des­ gleichen wer zaün abbricht, hintregt oder führt, dasselbige ist auch strafbar. Item es soll auch keiner kein beihl, schnaithacken oder dergleichen mit sich hinaus in das holz tragen, brenn- oder ander holz in eines andern gehülz abzuhauen bei straf eines gülden oder so es am gelt nicht vermag, mit dem leib abbüesen. Item sy sagten, das keiner wann er zur gemeind erfordert wird, ohne erlaubtnuß nicht außenbleiben soll bey straf ain orts gülden. Und ob er gleich sonderbare ehaften hernacher seines außenbleibens halber für­ wenden thet und sich nicht hette antschuldigen lassen, oder umb er­ laubtnuß gebeten, so soll er einen weeg als den andern die straf verfallen sein, alles halb der herrschaft und halb der gemeind. Item sy sagten, daß wenn eine gemeind zusammen erfordert wird, so sollte man darzu leiten [== läuten] und welcher in einer viertelstund nechst dem leiten nicht erscheinet und etwas langsamer komt, derselbige soll verfallen sein auch ain orth. Item do jemand ohne erlaubtnuß von versambleter gemeind, und ehe solche ganz und gar verrichtet würde, abgehen oder dasjenig bey der gemeind in gehaim gehandelt und beschlossen worden, frembden sollt offenbarn, so einer gemeind zue schaden und nachtheil gereichen würdt, der soll zur straf verfallen sein ains halben gülden.

[65]

Item welcher in der gemeind den geordneten Vierern in deine was sy bevolhen, so von gemeines nuzen und vorstehender notturft wegen ge­ schieht, ungehorsam sein und solchen nicht nachkommen würde, der oder dieselben sollen so oft der ungehorsam begangen wird, einer gemeind zur erhaltung gemeines nutzs ain halben gülden verfallen sein.

[66]

Item es sollen die vierer von keinem, weder mit Worten oder werken unehrlich gehalten, verhönt oder verspottet werden. Welcher das thut audi einen halben gülden zur straf verfallen sein. 31

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[67]

Item es soll auch keiner in solcher gemeindzusammenkunft ainige gevärliehe wehr oder Waffen, kurtz oder lang, auch weder beihl, mistgabel, hawen, schaufei, wasserstangen noch anders verborgen oder öffentlich bey ihme haben und tragen, es were denn, das man alßbalden mit solcher waffen an die gemeindarbeit gehen muste oder erst davon gangen were, bei straf ein orth.

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Item es soll keiner bey der gemeind fluchen, den andern lugenstrafen, noch zu zorn und Unwillen ursach geben, auch keiner dem andern in Unwillen trotzig unter die äugen stehen, viel weniger begern zu schlagen bey straf eins orts. Sollte ainer gar zuschlagen, der soll nach erkantnuß der herrschaft abgestraft werden.

[69]

Item waß die vierer des dorfs pott gethan haben und wer es nicht ge­ halten hab, der gehört an die rueg und ist strafbar, so die pott geschehen sein zu dorf oder veld. So es aber die vierer selbsten übertreten, sind sy in zweifacher straf.

[70]

Item es soll auch keiner auß den nürmbergischen spitalischen underthonen einen frembden Widersacher zu behändigen oder handhaben zu helfen, sich nicht widersäßig noch ungehorsam erzaigen, welcher aber solches thut oder dem frembden zu entfliehen fürschub gibt, der soll verfallen zween thaler der herrschaft.

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Item wer sowol bey nacht alß bey tag schaden thut oder gethan hette, es were gleich geschehen mit grasen, hüeten, fahren, hinwegstehlen der rueben, kraut, obs und dergleichen in wiesen, ackern oder gärten, das gehört an die rueg und ist strafbar. Item vierzehen tag vor Sanct Walburg tag sollen alle espan, wie auch der Berg, Englertsgassen, Büchel und die gemeind bey dem Eckmannshofer Holz, wie man gehn Thalmäßing gehet, mit grasen und hüeten verpoten sein bey straf jedesmals eines orths. Item nach Sanct Walburgis tag soll man im winterbaw nicht mehr grasen bey straf eins orths. Ingleichen soll der verpoten sein der sommerbaw bey obbemelter straf, das man ein mehrers in demselben nicht graßen soll, wenn der anfangen will zu schossen, es were den von den Vierern ein längers erlaubt und vor einer gemeind gemacht worden. Item vierzehen tag nach Walburgis soll eines jeden sein samfelder und wißmath vermacht und verzäunt sein bey straf eines halben gülden. Item so einer seine wißmath ungewitters halber nicht einhewen könte, soll man ihme darauf nicht hüeten oder graßen bis nach Sanct Michaelis bey straf ein orth. Item so soll man auch mit den rossen in den hälmen nicht hüeten biß das gehörnde vieh darinnen gangen ist, bei obgesetzter straf. Item sy sagten, das ein wirth einen pfarrer oder kranken menschen oder einen gast wol mag geben ein maaß wein uf den satz ungefährlich(en), wie er vermeint, das man ihm solchen setzen werdt. Item ist es auch den herrn ambtleüthen des neuen spitals, zum heiligen geist genant, in Nürmberg, vergünt worden, das ein jeder, so im dorf sitzt, uf den satz wohl schenken mag, doch also alßbalden einer den

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zapfen ausstöst und ihm der wein gesetzt wird, das er alßdann dem spital gebe 28 d. [= Pfennig] ungeachtet, ob er das jahr durchauß schenkt oder nicht. [79]

Item es soll auch keiner landsknecht, bettelleuth, gaufert und dergleichen herrnloses gesindlein uf ein längers nicht behaußen noch beherbergfen] als nur uf ein nacht [später eingesetzt: doch mit vorweisen der herrschaft oder vierer] und soviel nacht er solches uberführe (es were denn, das ihme der richter oder die vierer solches aus erheblichen Ursachen erlaubt oder solche leüth Schwachheit oder ungewitters halber nicht fortkommen könn­ ten) soll er jedesmals der herrschaft so viel gülden zur straf verfallen sein.

Item es sollen auf einem hof oder gut ein mehrers nicht als zwey haußhalten sein, also das ein erbman einen beständner, ein öedes hauß aber zween deroselben zur herbrig an- und aufnemen darf, doch sollen solche jedesmals einer gemeind fürgestellt werden und mit ehrlichen abschieden versehen sein, so sie alsdann der herrschaft alhier uflegen sollen, kein viehe halten und der gemeind nutz nicht vehig werden, oder deren sich gebrauchen wollen, es werde ihnen ein solches und anders von der ge­ mein vergünstiget. [81] Item es soll auch ein jedweder beständner sich verbürgen mit 20 fl. und wann er auß dem dorf zeücht seine verspruchhennen richtig machen und seine nachrecht verbürgen und solche erstehen. [82] Item es soll auch niemand wildes und ungeschlachtes obs, so auf der gemeind wächst, vor oder ehe der hirt zu früe blest oder austreibt nicht aufklauben, heimtragen, viel weniger solch obs auf der gemeind bäumen abnemen, abschlagen, schütteln oder werfen, bey straf 60 d. oder einen tag und nacht mit dem leib büeßen. [8 3] Item es soll auch niemand an einem sonn- oder feyertag vor oder unter der predigt und der kinderlehr ainiger arbeit sich nicht understehen, noch dieselbige zeit überfressen, saufen, spilen oder dergleichen, damit der gottesdienst nicht verhindert werde, bey straf eines halben gülden. [84] Item es sollen auch die heiling- und gottshauspfleger alle hohe fest- und sontäg oder wann sonsten leüth zum heiligen abendmahl des herren gehen oder hochezeittäg sind, mit dem almosensäckel in der kirchen herumgehen und das almoßen samlen, bey straf eines orths so oft es nicht geschehen solte oder sonsten in vergeßenheit gesezet werde. [80]

[8 5]

Item weiln man sich unter der predigt allerley Unglücks von bösen leuthen, wie man underweilen vor fewrsnoth zu befahren hat, so sollen allwegen zween auß der gemeind, wann der pfarrer die predigt abgethailt, auß der kirchen mit den gewöhnlichen helleparten gehen und sich im dorf hin und her umbsehen damit keine gefahr die zeit über möchte fürlaufen und soll solche wacht ordenlich in der gemeind herumgehen, jedesmals zween miteinander und so ainer oder der ander solche wacht übersehen würde, der soll zur straf verfallen sein dreissig pfening in den almoßenstock, doch soll des jedesmals ein nachtbar dem andern zu sagen schuldig sein bey vorgesezter peen und straf, der er für den Verbrecher Selbsten geben muß. 33

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[86] Item so man in einer gemeind zu arbeiten hat, soll man nicht darzu schicken schwache und geringe leüth, die der arbeit nicht vorstehen können, sondern vermögliche, damit eine gemeind zufrieden, welcher aber solches nicht thut, derselbige soll zur straf verfallen sein zehn kreüzer. Von jungen schlügen [87]

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Wo junge schlag sind, sie gehören gleich der herrschaft, gemeind oder einem unterthanen zu, derselben soll ein jeder vleißig und wol schonen und under fünf jahrn weder mit seinen aigenen rossen noch andern gehörntem viehe darinnen hüeten, auch kein laib strupfen, viel weniger die jungen limpf abgrassen noch ainigen schaden, wie der namen haben mag, demselben zufüegen. Denn wer dieser stuck eines oder mehr uberführe und darumb von dem ambtsknecht oder jemand andern betreten wurde, der soll einem jeden überfahrenen stuck zur büß der herrschaft verfallen sein und geben ohne gnad fünf gülden. Es soll auch ein jeder, der junge schlag hat, zu verhüetung wenigers Schadens dieselben sonderlich die huet und trieb stoßen, wol und vleißig verschränken und verhegen, auch bey obberürter straf, die ein jeder, der sich hierinnen ungehorsam und säumig erzeigen und dem widerwertig handlen wurde, unabläßig zu bezahlen verfallen sein soll.

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Und damit ja dießem punct in allen stucken desto vleißiger nachgangen werde, so soll dem angeber von solcher straf der halbe theil volgen und geantwortet werden mit der condition und zusag, wo ihm einer oder mehr solches angebens wegen ungebürlich Zureden wurde, der oder die­ selben sollen mit ernst, andern zur abscheue nach gestalt und gelegenheit der Sachen gestraft werden.

[91]

Item es soll auch keiner weder bawe-, werk- oder brennholz in frembde herrschaft ohne vorweissen und bewilligung seiner herrschaft nicht ver­ kaufen bey straf des halben theils, so er auß solchem holz gelöst hat. Von laib, streue und nadelrecken

[92] Item so es aichel gibt, wenig oder viel, und man mit den Schweinen dareinschlegt, so soll niemand ainig laub, streue, nadel und dergleichen weder in seinem noch andern gehülzen rechen, es sey den zuvor von den dorfsvierern öffentlich aufgethan und erlaubt, man habe gleich mit den Schweinen auß den aicheln geschlagen oder nicht. Würde aber einer oder der ander solch gebot übertreten, laub, streue, nadel oder dergleichen rechen, ehe denn die vierer aufgethan haben, der soll alsbalden zur straf verfallen sein einen gülden, halb der herrschaft und halb der gemeind. Wovern aber keine aichel weren und man gar nicht mit den Schweinen 34

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hineinschlug, soll es einem jeden frey stehen zu rechen wann er will [nachträglich eingefügt: in seinem eigenem holz]. Von den aickelsckweinen, wie es mit denselben soll gehalten werden

[93] Zu gemeinen jahrn sollen seinem bauern alhier in die aichel zu treiben erlaubt sein vier schwein und einem köbler nur zwey schwein. So aber zur zeit sich so viel aichel ereügten, das man mehr schwein damit er­ halten, so soll ein bauer fünf und ein köbler drey schwein macht haben darein zu treiben. Wo es aber sach were, das jemands auß und in der gemeind sich auß freyem willen, ohne des dorfs vierer erlaubtnuß wider diese Ordnung eines oder mehr schwein in die aichel zu treiben oder sonsten muthwilliger weiß mitlaufen lassen wollte, der soll der herrschaft im spital von einem jeden schwein ein gülden zur büß und der gemeind das göckergelt als ein anderer fremder für voll zu geben schuldig sein. [94] Weiter ist gemacht worden, das man jedesmal einem pfarrer alhier um das er das pfarrholz mit unterschlägt, soviel schwein in die aichel soll laufen laßen als einem köbler alhier. [95] Weiter ist gemacht worden, das keiner kein frembt und außwendig schwein in die aichel einnemen soll, sondern wo einer seine haltung nicht hette, soll er zuerst eines gemeinders alhier die seinigen einnemen. Im fall er aber solche nicht bekommen kan, mag er wol frembder leuth einnemen. Alsdann soll ihm nach erkantnuß der dorfsvierer ein zimbliches gemacht werden, was und wieviel ihm für ein solch eingenommen scliwein soll gegeben werden. [96] Item es soll auch keiner kein schweinßmutter, so nicht geschnitten, sie rumbs gleich oder nicht in die aichel geschlagen bei straf zweyer gülden und so solches geschehen sollte, soll er alsbalden solche neben erlegung der straf auß der hert [= Herde] hinweg zu treiben und außzuschlagen schuldig sein. Doch soll ihm bevorstehen ein andere an deroselben stat einzuschlagen. [97] Item wo man zechent in einer gemeind der aichelschwein hüeten thut, soll es ordenlicher weiß umbgehen und tügliche hürten, so ein taglohn verdienen können, hinaußgeschickt und darzu besteh werden, bey straf ainß orthß. [98] Item wer in einer gemeind alhier ohne erlaubtnuß der herrschaft oder vierer aichel klaubt, der soll zur straf verfallen sein aines gülden. Ein frembder aber soll doppelt so viel straf geben, halb der herrschaft und halb der gemeind. Von dem farrodtsen [99] Item der farrochs soll in einer gemeind zu halten herumber gehen, da ihn den ainer von einem jahr zum andern haben und halten soll, damit eine gemeind versehen, davon sollen ihm die vierer auß einer gemeind 35

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das jahr über geben zween gülden und soll er der herrschaft [gestrichc zehen kreüzer] davon [gestrichen: für] eine hennen und do eine Kue daheimen im dorf zugetrieben wird, soll ihme dasjenige, so solche kuh*, gehörig, auch geben zween pfening, auf der waid aber nichts. [100] Item so soll auch ritizigen, reutigen und haarschlechtigen pferden auch allem andern solchem viehe alle der gemeind trieb, wuhn, waid und tränk verpoten sein bey straf eines gülden, so oft einer solches übertreten würde. [101] Item es soll auch niemand keinen bock, gaiß noch Stubenpetzen dem andern zu schaden halten, sondern wer sie halten will, soll auf dem seinen oder daheimb in seiner hofrath gehalten bey straf eines halben gülden. Von den gänßkirten [102]

Und weiln jährlich allerley clagen wegen der gänß vorgefallen, das sy den früeling und sommer über auf dem veld in samen, getraid und dann auf den wismathen in graß merklichen schaden gethan, dadurch die nachtbarn underweiln in Uneinigkeit miteinander gewachsen: also ist der herrn ambtleüth des neuen spitalß in Nürmberg als dorfsherrn dießes gerichts Schwimbach ernstlicher will, mainung und bevelch, das ein jedweder alhier, so gänß halten thuet, einen gewissen gänßhürten neben den andern zue den gewöhnlichen Zeiten soll annemen und er­ halten helfen, damit man in einer gemeind derentwegen ohne clag seye. So er aber wider alles verhoffen solchen gänßhirten nicht zu halten gedächt, derselbige soll alßbalden seine gänß hinweg thun und sie nicht mehr auß seiner hofrath außschlagen, jedesmals so oft es ihme von des dorfs Vierern geboten wird bey [eingefügt: obiger] straf [gestrichen: eines halben gülden]. Flachs

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Item zu fürkommung aller fewersgefahr soll verboten sein, das nie­ mand flachß, hanf oder andere gespunst in der Stuben hinter, auf oder neben dem stubenofen dörre. Deßgleichen in der Stuben, kuchen, dennen, stadel oder einem andern gemach bey dem liecht breche und zurichte bey straf eines guldenß, halb der herrschaft und halb der gemeind. [104] Es sollen auch die verordneten vierer jedesmalß macht und von der herrschaft bevelch haben, zu denen Zeiten, wenn man das gespunst zu dörren pflegt, oder brecht, zue den fewerstetten zu sehen, die gefährlichkeit zu endern verschaffen und dann die Übertreter des verpots zur straf zu halten. 36

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[105] Do aber jemand in einem backofen gespunst dörren wollte, das ist ihme unbenommen. Jedoch soll darbey vleißige achtung gehalten werden, im fall dasselbig gespunst im ofen brinnent oder schmelzend wurdt, das solches von löschens wegen und damit daß fewer nicht weiters über sich komme bey straf abermals eines gülden, nicht auß dem ofen gerissen werde. [106] Es sollen auch die nachtbarn schuldig sein, sobald sy gewahr werden, daß flachß in der Stuben gedörret werden will, solches den vierem um abschaffung willen alßbalden anzuzeigen. Es soll auch niemand, weder bey tag noch nacht mit einem schleissen oder strohliecht in die städel gehen, noch darbey arbeiten, bey straf eines halben gülden und so er je in demselbigen zu thun, soll er ein liecht in einer latern und nicht offen tragen und beschaidenlich nidersetzen, doch daß es nicht zu nahent bey dem viertel seye, da daß getraid, hew oder strohe ligt. [107] Ingleichen so es dörre und hützige jahr gibt, soll ein jeder mit einem schäffel vol wasser in seiner hofraith nähernd umb das hauß versehen sein, welches dann die vierer jedesmals auf ein gewise zeit der gemeind anzaigen sollen. Würde aber jemand solches nicht thun und hierinnen ungehorsam erfunden werden (wie dann die vierer nach verfloßenen termin von hauß zu hauß gehen und derentwegen vleissige achtung haben sollen), der oder dieselbigen sollen alßdann zur straf verfallen sein jedesmalß ein orthß gülden. Gemeindbrunnen

[108]

Item es sollen die gemeindbrunnen, darauß man trinkwaßer zu holen oder das viehe zu tränken pflegt, es sein gleich schöpf- oder anderer eingefaste brunnen, in allweeg rein und sauber gehalten werden und sonderlich uf zwölf gemeiner manns schuch lang hinzue nicht ge­ waschen, noch darbey gefegt, viel weniger etwas unsaubers darinnen abgewaschen werden bey straf von jedweder verbrechung ein orths gülden, halb der herrschaft und halb der gemeind, und so einer oder der ander solche und dergleichen verbrechungen gesehen und ver­ schweigen) würde, der soll halb straf zu geben schuldig sein. [109] Schließlichen möchte sich einer oder der, das man doch nicht hoffen wil, wider solche ehaftordnung in einem oder dem andern articul dermassen sträflich erzaigen, das obehrngedachte herrn ambtleüth berürts neuen spitals in Nürmberg alß dorfs- und gemeindherren dießer orten ein höchliches mißfallen darob haben und tragen müsten, der oder dieselben sollen alßdann nicht, wie oben, bey einem jedwedem articul vermeldt und also nach gnaden, sondern vielmehr nach höchster ungnad ernst­ lichen abgestraft werden. Darnach wiße sich ein jeder zu richten und vor schaden zu hüeten. Renovirt und verneuert im neuen spital, zum heiligen geist genant, in Nürmberg. 37

MVGN 59 (1972)

Ehaftgericht in Schwimbach

[Später eingesetzt: Donnerstag den andern monatstag July nach Christi unsers herren erlößers und seeligmachers geburth im sechzehenhundert und achtzehenden jahr [= 2. 7. 1618]]

Im Zusammenhang mit dem Ehaftgericht in Schwimbach muß noch die Ehaft von Morsbach

erwähnt werden. Das Dorf Morsbach gehörte in das Hochstift: Eichstätt. Aus dem „Vierer oder dorffmeister aydt zue Morspach“41 geht jedoch hervor, daß die dortigen Amtspersonen (einschließlich der Gotteshauspfleger) ihren Eid auf den Bischof von Eichstätt und den Rat der Stadt Nürnberg ablegen mußten, „als diß orths Morsbach dorffsherrschaften“. Im Ehaftgericht zu Schwimbach waren bereits 1546 Schöffen aus Morsbach vertreten31 und im Gerichtsbuch sind solche bis 1748 nachzuweisen5. Ehaftsitzungen in Morsbach zusammen mit dem Überreiter des Spitals und dem Vogt von Titting sind schon in den Jahren 1545 und 1564—1571 bekannt31. In dem Ordnungsbuch des Heiliggeistspitals Nürnberg v. J. 1565 finden sich ausgedehnte Bestimmungen über die nümbergisch-eichstättische Ehaft von Morsbach413. Den Aufzeichnungen des Über­ reiters vom 6. Oktober 1568 ist zu entnehmen, daß er zusammen mit dem „Voigt zu Thutting“ Mertha Egerer in Morsbach Ehaft gehalten hat „wie mit alters her"44. In den Relationsbüchern der Überreiter45 wird die Ehaft öfters erwähnt. U. a. wurden hierbei die Gotteshausrechnungen angehört und die Ämter der Gotteshauspfleger, Vierer und Steiner (nicht der Schöffen, denn die spitalischen gehörten nach Schwimbach), denen auch eichstättische Untertanen angehörten, neu besetzt. Wie üblich wurden vor dem Gericht Raufhändel und andere Frevel geahndet. So ist z. B. 158 8 Georg Nebenher von Biburg, ein eichstättischer Untertan, um 2 fl. gestraft worden, weil er ein Jahr vorher vor dem Wirtshaus mit dem Fux von Reuth am Wald einen Hader hatte, den Bader von Gersdorf sehr verwundete und „den Pfaffen zu Morschbach gebleutt“. Das Spitalamt Nürnberg besaß am Ende des alten Reiches in Morsbach 1 Walkmühle, 1 Erbtaferne, 1 Hof, 2 Halbhöfe und 4 Güter20. Eine umfangreiche Ehaftordnung für Morsbach wurde im Jahre 1616 von den beiden Dorfherrschaften festgelegt46. Sie wird bei Eisenbrand3 nicht erwähnt. Zu ernsthaften Streitigkeiten unter den beiden Dorfsherrschaften kam es 1664, als die Eichstätter versuchten, eine eigene Wirtschaft im Dorf einzu­ richten44. Der nümbergische Wirt mußte sein Bier aus dem Schwimbacher Brauhaus beziehen46. 44 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Akt 3034. 45 Stadtarchiv Nürnberg. Spital. Amtsbücher 245 ff. (Relationsbücher des Überreiters bzw. ab 1686 des Gefälleinnehmers — 1541—1792). 46 K. Seeberger, Geschichtliches über das Pfarrdorf Mörsbach. In: „In der Heimat“, Beilage zum Fränkisdien Tagblatt, Hilpoltstein 1926.

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MVGN 59 (1972)

Ehaftgericht in Schwimbach

Mit dem Gerichtsbuch 158 3—1748 5 schließen die Protokolle über die Sitzungen des nürnbergischen Ehaftgerichts zu Schwimbach. Die weiteren mögen in den Wirren der Zeit um 1800 verschwunden sein. An das „ehrsame Gericht“ erinnert heute noch eine geschnitzte Taube (hei­ liger Geist) an der Decke des ehemaligen Sitzungszimmers im ersten Stock des Wirtshauses zu Schwimbach.

Sonstige durchgesehene Quellen und Literatur

Staatsarchiv Nürnberg. MS (Rep. 499) Nr. 289 I—IV: Wächter, Die Bauern des Heiliggeistspitals Nürnberg. F. G. Hübsch, Geschichte des Marktes Eysölden und seiner Umgebung. Nürnberg 1968. Staatsarchiv Nürnberg. Ansbacher Historica (Rep. 110) Nr. 329: Hauck: Kurzgefaßte Nach­ richten über das Oberamt Stauf und Landeck. Stauf 1753. Ingomar Bog, Dorfgerichte, Freiheit und Unfreiheit in Franken. Stuttgart 1956. Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Erich Schmidt Verlag. Berlin 1967. Albrecht von Busekist, Eigenwirtschaft und Grundherrschaft des Heiliggeistspitals zu Nürnberg im 16. Jahrhundert. Diplomarbeit. Universität Erlangen-Nürnberg 6. Fakultät. SS. 1968. Haberkern-Wallach, Hilfswörterbuch für Historiker. Berlin 1935. Hans Erich Feine, Die kaiserlichen Landgerichte in Schwaben im späten Mittelalter. In: Zeit­ schrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. 66. Band. Weimar 1948. Heinz Dannenbauer, Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg. In: Arbeiten zur deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte. Stuttgart 1928. Hanns Hubert Hofmann, Territorienbildung in Franken im 14. Jh. In: Zeitschr. f. bayer. Landesgeschichte 1968. Band 31. Heft 2. Friedrich Merzbacher, Rechtsgeschichte Frankens. In: Bayer. Heimat-Forschung. Heft 6. Hei­ matgeschichtlicher Ratgeber. München 1952. Werner Schultheiß, Die Entstehung des Nürnberger Bauerngerichts. In: MVGN 37. Bd., 1940, S. 348—358.

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REGESTEN UND URKUNDEN ÜBER BETEILIGUNGEN VON NÜRNBERGERN AN DER ZECHE RAPPOLT UND AN ANDEREN SCHNEEBERGER BERGWERKS­ UND METALLHANDELSUNTERNEHMUNGEN

Erster Abschnitt Bearbeitet von Theodor Gustav Werner

Vorbemerkungen Die Darstellung der großen Fusion der Zechen um den Rappolt von 1514 in Schneeberg unter Führung nürnbergischer Gewerken (in den MVGN, 56.—5 S. Bd.) erfährt durch die folgende Veröffentlichung einer Auswahl von Regesten und Urkunden ihre Vervollständigung und Beweisführung. Zwar läßt die Rappoltgewerkschaft als Beispiel par exellence schon allein erkennen, wie überragend hier das nürnbergische Kapital überhaupt beteiligt gewesen sein muß. Doch kann die Art ihrer Zusammensetzung, wie sie das Untersuchungsergebnis des überlieferten Registers mit dem Verzeichnis der Gewerken ausweist, für den Schneeberger Bergbau erst Allgemeingültigkeit gewinnen, wenn der Inhalt anderer einschlägiger Urkunden und Akten sowie die Aussagen von Landesherren, Bergsachverständigen und Chronisten den Nachweis erbringen, daß es sich hier nicht um einen vereinzelten Fall, sondern um eine typische Erscheinung handelt. — Alles in allem werden im Folgenden die bisher ermittelten Thesen und Tatbestände bestätigt, nämlich 1. die Zwangslage der einheimischen Bergunternehmer, die Metallgewinnung mit Hilfe auswärtigen Kapitals finanzieren zu müssen (vgl. u. a. die Rege­ sten Nr. 7, 57, 65, 82, 96), sei es auf dem Verlagswege (vgl. u. a. die Rege­ sten Nr. 10 u. 69), sei es durch die Entwicklung kapitalistischer Gewerk­ schaften mit ihrem über große Teile Deutschlands verbreiteten Kuxhandel (vgl. u. a. die Regesten Nr. 11, 18, 24, 30, 38, 40 f., 67, 96c) oder sei es durch gesellschaftliche Zusammenschlüsse im Hüttenwesen (vgl. u. a. die Regesten Nr. 43, 47 u. 58 u. Werner, Anm. 10, II, S. 14 ff.); 2. die Tendenz, mehrere Zechen zu wirtschaftlichen und technischen Einheiten zusammenzulegen und Großgewerkschaften zu bilden (vgl. Regest Nr. 13 u. 42); 3. die Vorherrschaft des nürnbergischen Kapitals (vgl. Fusion II, S. 159, und Regest Nr. 9, 65, 74 f. passim); 4. die dadurch bedingte Einwanderung von oberdeutschen Bergunternehmern und Berg- und Hüttenleuten und ihr Einfluß auf die Entwicklung der Bergund Hüttentechnik und auf das Wirtschafts- und Kulturleben des Erzge­ birges (vgl. Fusion I, S. 233—239 u. die Regesten 35 (b), 42, 65 (c), 72, (101); 40

MVGN 59 (1972)

Beteiligung von Nümbergern

5. die Abhängigkeit der Metallwarenproduktion Nürnbergs und anderer Ge­

werbestädte von der Rohstoffversorgung, d. h. von der ausreichenden Zu­ fuhr von Metallen (vgl. Fusion III, S 104b; Regesten 52, 69 f., 72); 6. die Versorgung in- und ausländischer Münzstätten mit deutschem Silber, darunter mit solchem aus dem Erzgebirge (vgl. Fusion II, S. 167 ff.; Rege­ sten 7 (a), 8, 48, 61—63); 7. die Auswirkungen der erzgebirgischen Metallproduktion auf die deutsche Volkswirtschaft und darüber hinaus auf die Weltwirtschaft (vgl. Regest 44, 68 passim; Fusion II, S. 161—174; Strieder, Anm. 139, S. 3 f.; Werner, Anm. 10, III, S. 199 ff.). Einige Tatbestände können aus den Unterlagen nur mittelbar erschlossen werden, so z. B. die Erscheinung, daß mehrere der im Erzgebirge auftretenden oberdeutschen Metallhändler auch Belieferer von Münzstätten in Europa waren (vgl. Fusion II, S. 167 ff.; Regesten 7 (a), 8, 36, 48, 61—63), so der Umstand, daß die den erzgebirgischen Bergbau und Metallhandel beherrschenden Kräfte gleichzeitig eine hervorragende Stellung im internationalen Warenaustausch einnahmen (vgl. Regest 44 passim), wodurch deutlich wird, welch hohe Be­ deutung ihr Wirken im Erzgebirge und ihr Metallexport selbst für die Welt­ wirtschaft: hatte; und so können schließlich auch nur durch Vergleiche von Orts- und Familiennamen und von Wirtschafts- und Kulturelementen manche kultur- und volkstümliche Ähnlichkeiten zwischen Oberdeutschland und dem Erzgebirge festgestellt werden (vgl. Fusion I, S. 237 ff. u. Regesten 83, 96 (c) passim). Vielfach sind die Regesten nur mit der den Inhalt betreffenden Jahreszahl, nicht aber mit dem näheren Datum versehen, weil teils nähere Angaben in den Vorlagen fehlen, teils das Datum nicht vollständig aufgenommen wurde, da an eine Veröffentlichung in dieser Form ursprünglich nicht gedacht war und deshalb nähere Zeitangaben nicht wesentlich erschienen. Bedeutsame Ergänzungen und Bereicherungen erfuhren die bisherigen Dar­ legungen während ihrer Drucklegung durch neue Funde in den umfangreichen einzigartigen Sammlungen von Regesten aus erzgebirgischen Archiven des kürzlich verstorbenen Genealogen und Heimatforschers Ernst Koitzsch in Wil­ kau-Haßlau bei Zwickau. Herr Edwin Siegel in Nürnberg stellte davon in dankenswerter Weise Durchschläge zur Einsichtnahme zur Verfügung und ver­ mehrte diese noch durch Unterlagen aus eigenen Forschungen, besonders über Eibenstock. In Koitzschs Auszügen aus der Kollektaneenchronik des Petrus Albinus fand sich vor allem der Beweis, daß sich Friedrich Rappolt noch 1507 und 1512 in Schneeberg aufhielt, daß demnach seine Übersiedlung nach Annaberg zwischen 1512 und 1515 erfolgte. In der gleichen Chronik berichtet Albinus von zwei in Nürnberg gedruckten bergtechnischen Büchlein Friedrich Rappolts (vgl. Regest Nr. 101). Leider blieben Nachforschungen nach diesen beiden Rappoltschen Schriften in einer Reihe deutscher Bibliotheken erfolglos, so daß sie als untergegangen betrachtet werden müssen. Nach den Titeln dieser Schriften zu urteilen, war der Begründer der Rappolt-Zeche nicht nur eine bedeutende Untemehmerpersönlichkeit, sondern offensichtlich auch ein 4

41

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Spatgang Fischer (Gang)

Beteiligung von Nümbergern Eisleben

Morgengang (nach 0)

------ Wege

\

C/ausbg.

Mühlbg.

•vitifhaus Sachsen t^g

Gesellschafter Zug

\

\

Fürsten Vertrat

\£>Siebenschleer Pochwerk

>CHNEEBERG Stangenbgs sißer.Hirsc

Rosenkranz Adam Heber»

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Himmelfahrt Christi

Priester

Wolfgang Maßen

Bernhard Älter Türke ©Gute Aussicht Sp.

(?) Hoffnung Gottes Fl.

Q) Johannes Mg.

©Milde Hand Gottes Mg.

Gangkarte des Schneeberger Erzreviers von 1860

(Aus: H. Müller, Der Erzdistrikt von Schneeberg im Erzgebirge, Freiberg 18 57) Die oben abgebildete Gangkarte zeigt noch mehrere Namen von Zechen, die schon im 15. und 16. Jahrhundert einen Ruf hatten und auch in der vorliegenden Regestenund Urkundensammlung Vorkommen. Neben dem Rappolt und dem Rappolt Flachen sei besonders hingewiesen auf die St. Georg-Fundgrube unterhalb der St. Wolfgangs­ kirche, den Georg Morgengang, der auf den Rappolt Flachen stößt, ferner auf den Sittig Flachen westlich vor der Altstadt, auf den Neufang Flachen, den Fürsten Ver­ trag, Wolfgang Maßen, Daniel. Die Gänge dieser und anderer Zechen sind unter wesentlicher Beteiligung von nürnbergischem Kapital abgebaut worden.

sehr bergsachverständiger Mann, der als einer der Vorläufer Agricolas anzu­ sehen ist und demnach allgemein Einfluß auf die technische Entwicklung des erzgebirgischen Bergbaus ausgeübt hat. — So könnte auch die Zeche „Rappoltgang" in Marienberg eine seiner Gründungen sein, denn diese Bergstadt wurde erst 1521 gegründet und von dem nahen Annaberg aus stark beeinflußt. Und wenn in Joachimsthal, das um 1517 entstand, ein Fundgrübner Augu­ stin Rappolt nachweisbar ist, dessen Rechtsbeistände gelegentlich Annaberger 42

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Beteiligung von Nümbergem

Berg- und Ratsherren waren, so möchte man an Friedrich Rappolts Sohn Augustin denken (vgl. Fusion I, S. 241 und die Regesten Nr. 94 u. 96). Aufschlußreiche neue Nachrichten konnten endlich auch der von Ernst Koitzsch angefertigten Abschrift: der noch unveröffentlichten Schneeberger Annalen des Stadtrichters Ambrosius Frantz entnommen werden. Wo im folgenden das Bergarchiv Freiberg, Lehnbuch Schneeberg, ferner die Kollektaneenchronik des Albinus und die Schneeberger Annalen des Ambrosius Frantz zitiert sind, liegen in fast allen Fällen die Abschriften Ernst Koitzsch' zugrunde. Bei Albinus und Frantz sind die Seitenzahlen dieser Ab­ schriften angegeben, wie sie sich auch im Bergarchiv Freiburg befinden. Hinweise auf Nürnberger Ratsverlässe wurden der Abschriftensammlung von Urkunden und Akten zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs der Gesell­ schaft für Fränkische Geschichte im Staatsarchiv Nürnberg entnommen, deren Benutzung freundlicherweise gestattet wurde. Ist in den Zitaten auf eine frühere Anmerkung verwiesen, so handelt es sich um solche in der Abhandlung über die Rappolt-Fusion in den vorher­ gehenden Bänden der MVGN. Wie ersichtlich, erfolgt eine Trennung zwischen solchen Regesten und Ur­ kunden, die den Schneeberger Bergbau im allgemeinen betreffen und anderen, die sich nur auf die Zeche Rappolt beziehen. Wegen seines Umfangs ist von den letzteren wiederum das Gewerkenverzeichnis von 1515 abgetrennt und besonders behandelt worden. Es erscheint erst im nächsten Band der MVGN. Für viele freundliche Auskünfte und wertvolle Hinweise ist den Herren Archivdirektoren i. R. Dr. Werner Schultheiß und Dr. Fritz Schnelbögl sowie Herrn Stadtarchivdirektor Dr. Gerhard Hirschmann und Herrn Oberarchiv­ direktor Dr. Otto Puchner sehr zu danken, dem letzteren besonders auch für freundliche Durchsicht und Korrektur der vorliegenden Regesten und Urkun­ den, soweit sie aus dem Staatsarchiv Nürnberg stammen.

Erster Abschnitt Regesten und Urkunden über Beteiligungen von Nümbergem am Schneeberger Bergbau im allgemeinen 1446

1

Friedrich, Herzog in Sachsen, verfügt, daß auf Ansuchen der Gewerken die bereits „erowgeten" oder angefangenen Bergwerke (a) „zum Suchberg (b), Ulrichsperge, zur Silberwagen (c), zu Ernfridestorff, Grewcz (d) und anderswo um Czwigkow gelegen", vier Jahre „nach Datum dieses briffes nebst nachein­ ander volgende, mit aller friheit und gnaden, als bergwerken recht und gewonheit ist", gefreit sein sollen (e), „also das alles Silber, so in den obengenannten bergwerken oder andern darum gelegen erbuwet wirdet, in unßer münze zu Czwigkowe (f) und nirgent anders geantwort und je die mark pregisch gewichtes vor zwee schog zwenzig groschen der nuwesten münze von einem 43

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Beteiligung von Nümbergern

munzmeister daselbst bezalt sal werden, davon sie uns auch den zehenden als geborlich ist, sollen geben“ /... / „Gegeben in Missen“ 1446 „am fritage Marie Magdalena“ (g). StaatsA Dresden, Copial 43, Bl. 53 (nach einer Abschrift von Ernst Koitzsch). (a) Höchstwahrscheinlich waren Nürnberger bereits an diesen frühen Versuchen der Silber­ gewinnung beteiligt, nachdem sie um die Mitte des 15. Jhs. an einer Reihe von Berg­ werken in Europa Anteile besaßen und sich auch im Freiberger Kupfer- und Silberbergbau früh betätigten (vgl. das Regest Nr. 65). Kupfer kauften sie schon 1408 in Zwickau ein (Fusion I, S. 215) und lieferten 1452 Silber über Köln nach Antwerpen (Kuske, Anm. 42, II, S. 12 f.). (b) Suchberg = Schneeberg: die älteste Erwähnung Schneebergs. — Wenn auf dem „Suchberg" schon vor 1471 — als der Schneeberg fündig wurde — Silber gefördert sein sollte, was wahrscheinlich ist, so könnte es sich nur um geringfügige Mengen gehandelt haben. — Schon seit 1316 wußte man, daß es zwischen Kirchberg und Weißbach Silberadern gab. Doch ihr Abbau war wegen der hohen Abbaukosten damals nicht lohnend (F. W. Henning, Die zunehmende wirtschaftliche und soziale Differenzierung in einer obersächsischen Ge­ werbe-Exportstadt (Zwickau) bis zum 16. Jh. In: Scripta Mercaturae, 1/1968, S. 29). (c) Die Zeche „Silberwage" lag bei Niederschlema unweit Schneebergs. (d) Grewcz = Greitz. (e) Vgl. hierzu das Regest Nr. 5. In der betreffenden Urkunde von 1467 werden die Nürn­ berger im Handel und Verkehr der sächsischen Länder in den besonderen Schutz der Lan­ desherren genommen. (f) Der Inhalt der vorliegenden Urkunde sowie die Existenz einer Münze in Zwickau, die im Anschluß an die 1440 erfolgte Eröffnung der Grube „Silberwage" zusammen mit einer Silberschmelzhütte begründet wurde, beweisen, daß schon vor der Mitte des 15. Jhs. im weiten Umkreise dieser Stadt Silber gefördert und hier in der Münze vermünzt wurde. Das meiste Silber gelangte aber zur Ausfuhr (Herzog, Anm. 42,1, S. 200 f., 220; II, S. 131, 200). (g) Das in Fusion I, S. 215, angegebene Datum obiger Urkunde ist zu berichtigen.

1453

2

Herzog Friedrich ordnet an, daß das neue Bergwerk „das sich uff dem Sneberge bei Zwickow erowget“ habe (a), durch seinen Bergmeister und den Berg­ schreiber (b) besichtigt werde, „das dann hoffentlich were gewynhaft“. Codex diplomaticus Saxoniae Regiae, XIII. Bd., H. Ermisch, Urkundenbuch der Stadt Freiberg, Leipzig 1883/86, II, S. LXI. (a) Das erwähnte neue Bergwerk ist die „Alte Fundgrube", die erst 1472 fündig wurde und nach 1474 riesige Silbermengen ausbrachte (Hahn, Anm. 5, S. 37), so daß der Handels­ wert eines Kuxes hier bis auf 3000 fl stieg. Das war der höchste Preis, der je für einen Schneeberger Kux bezahlt wurde (vgl. Regest 13). Über die Lage dieser berühmten Zeche schrieb der ehemalige Bergschreiber und Hüttenreuter und nachmalige Stadtrichter in Schneeberg, Ambrosius Frantz (gest. 1571), in seinen Schneeberger Annalen zum Jahre 1472, die Alte Fundgrube habe zu St. Georgen gehört, „ist gehalten worden der schacht nicht weit von Lukas Schützen Stubenfenstern gegenüber] der fürstlichen schul". (Über die nürnbergische Herkunft des Lukas Schütz vgl. Regest 16. Auf dem Schütz’schen Hof wurde 1566 eine Grube eröffnet, für deren Kuxe 100 fl bezahlt wurden.) — Daß Nürnberger, unter ihnen Martin Römer, auch an der Alten Fundgrube teilhatten, darf man mit einiger Sicherheit annehmen. Martin Römer bemühte sich bereits 1468 um den Aufkauf der Frei­ berger Kupferproduktion (Urk.buch Freibergs, II, 13, S. 196) und hatte schon im Herbst 1471 etwa 20 000 Mark Silber verkauft (Kuske, Anm. 42, S. 291). (b) Ein Bergmeister für das Gebiet außerhalb Freibergs, Hans Cluge, wurde 1466 bestellt (Sieber/Leistner, Anm. 282, S. 11).

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Beteiligung von Nümbergem

1460 3 Martin Römer [Nürnberger Bürger in Zwickau] (a) und der Zwickauer Tuchmacher und Ratsherr Hans Federangel (b) erhalten für ihre [Rechte] Fund­ grube auf dem Schneeberg Münzfreiung für die Dauer von sechs Jahren. Sie wird 1466 auf weitere acht Jahre verlängert. Hoppe, Anm. 3, S. 7. (a) Martin Römer wurde um 1460 Bürger in Zwickau. Sein Bruder Nickel und seine Schwester Anna folgten ihm hierher (Karl Hahn, Martin Römer der Reiche. In: Zwickauer Kultur­ bilder, Zwickau 1939, S. 48). Aus der in Fusion I, S. 225, erwähnten Urkunde im Staats­ archiv Nürnberg (folgendes Regest) geht hervor, daß er Nürnberger Bürger war. — Die Münzfreiung deutet darauf hin, daß wohl Silbererz ausgebracht wurde, aber noch keine Ausbeute ausgeschüttet werden konnte. (b) Hans Federangel und Martin Römer waren zweifellos nur die hervorragendsten der Ge­ werken der „Rechten Fundgrube“. — Auch der erstere wurde durch sie reich. 1475 kaufte er das Rittergut Grimmitschau und machte in Zwickau große Stiftungen (H. Klotz, Ephorie Zwickau. In: Neue Sächsische Kirchengalerie, Leipzig 1902, S. 15).

1465 August 14 Nürnberg 4 Notariatsinstrument des Nicolaus Ulmer. Namens des Nürnberger Rats er­ öffnen Jobst Tetzel und Karl Holzschuher dem Hans Pollner, Martin Römers Diener von Zwickau: Nachdem Martin Römer eine Geldforderung an Anton Paumgartner und Gesellschaft in Nürnberg (a) geltend gemacht hat [wohl aus Kupfer- und Silberlieferungen herrührend], dessen Berechtigung von Paum­ gartner bestritten wird, und nachdem Herzog Ernst von Sachsen [an den sich Römer offensichtlich um Fürsprache gewendet hat] den Nürnberger Rat ersucht hat, Martin Römer in dieser Sache vor dem Reichsrichter zu Nürnberg behilf­ lich zu sein, erklärt sich der Rat hierzu bereit, „dieweil er unser burger und anheym ist" (b). StaatsA Nürnberg, 3 5 neue Laden der unteren Losungsstube, Urk. Nr. 3373 (Rep. 2a, lfd. Nr. 1515). Orig. Perg., mit Handzeichen und Unterschrift des Notars. (a) Vgl. über diese Gesellschaft Wilh. Krag, Die Paumgartner von Nürnberg und Augsburg, München 1919, S. 19—25. Sie befand sich 1465 in Zahlungsschwierigkeiten. (b) Vgl. hierzu die folgende Abbildung dieser Urkunde.

1467 Mai 20 Meißen 5 Kurfürst Emst und Herzog Albrecht von Sachsen nehmen in ihren Ländern alle Einwohner Nürnbergs in ihren besonderen Schutz, so daß sie und ihre Diener mit Leib und Gut und aller ihrer Habe und ihrem Kaufmannsschatz sicher arbeiten und fahren mögen. Doch sind sie verpflichtet, Zölle und Ge­ leite zu entrichten (a). StaatsA Dresden, Cop. 58, Bl. 21. (a) In einem zweiten Schreiben wird gleichzeitig verfügt, daß beim Überfahren von Zoll und Geleit die Güter der Nürnberger nicht aufgehalten noch genommen werden dürfen, son­ dern der Fuhrmann allein bestraft werden solle (Urkundenbuch der Stadt Freiberg, Anm. 28, II, 13, 157). — Die Schutzbriefe waren für die Sicherheit des nürnbergischen Metall­ handels besonders wichtig. — Der Aufschwung des Bergbaues im Westerzgebirge hatte eine starke Ausdehnung des Verkehrs auf der Handelsstraße über Eibenstock nach Böhmen zur Folge, während der über Freiberg rückläufig wurde.

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Beteiligung von Nümbergern

1471 Februar 6 Zwickau

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Aus den Annalen des Oswald Losan. „1471 ist Bergwerk uff dem Schneberg angegangen in den Fasthen“ (a). Annales der Stadt Schwanfeld oder Zwickau ab A. C. 1231 ad A. C. 1534 [verfaßt im Jahr 1521 von Mag. Oswalt Losan] (b), gedruckt in den Mitteilungen des Altertumsvereins für Zwickau und Umgebung, Heft X, Zwickau 1910, S. 17—70. (a) Es handelt sich bei diesem Vermerk lediglich um das Datum des ersten großen Silberfunds. Das erste Silbererz in der „Rechten Fundgrube“ auf dem Schneeberg wurde schon vor dem 8. September 1470 entdeckt. Bereits in diesem Jahr konnten hier 118 Mark ausgebracht werden. 1471 stieg das Ausbringen dieser Zeche auf 12 740 Mark (Hahn, Anm. 5, S. 36 f.). — Wie die Urkunden Nr. 1 u. 2 erweisen, begann der Schneeberger Silberbergbau aber schon um die Mitte des 15. Jhs. Er gründet sich — nach Sieber/Leistner (Anm. 282, S. 37) — in seinen Anfängen auf geringfügige Silberfunde in der „Alten Fundgrube" und hatte eine Anlaufzeit von etwa zwei Jahrzehnten. — 1471 wurde Schneeberg zur Stadt erhoben. (b) Über den Zwickauer Bürgermeister Mag. Oswalt Lasan oder Losan vgl. weiter unten das Regest Nr. 73. — Im Bergbau arbeiteten die Lasan eng mit Nürnbergern zusammen. — Durch Heirat mit einer Nümbergerin könnte auch der Vorname Sebald in die Familie ge­ kommen sein. Ein Ludwig Lasan verkaufte 1479 einen halben Kux der Zeche Sankt Georg für 1000 fl. In Schneeberg verstarb ein Lasan, dessen Grabstein mit dem Lasanschen Wappen geziert ist (Mitt. des verstorb. Shakespeare-Forschers Edwin Bormann).

1471 7 [Da die fürstliche Silberkammer die Silberlieferungen aus den reichen An­ brüchen in Schneeberg nicht bezahlen konnte, schrieb Herzog Albrecht], es sei „rats nötig, wie man das kaufen solle und auch wie man das wieder ausbringen möge mit gewinn“. Man müsse jemand haben, der mit solchem Silber mit Kaufen und Verkaufen auf Rechnung getreulich und fleißig in und außer des Landes Handel hätte (a), „wenn man es nicht allewege im lande mit gewinn gelosen“ könne (b). Konrad Sturmhoefel (Anm. 225, S. 888). (a) Man fand diesen Mann in dem Nürnberger Bürger in Zwickau Martin Römer. 1462 — also fast ein Jahrzehnt vor der Entdeckung der reichen Silbererzläger in Schneeberg — war er der Zweitreichste der Stadt. Es wurde ihm das Amt des Zehntners übertragen (Hahn, Martin Römer d. R., sh. auch Regest 2 (a)). Schon 1472 hatte er etwa 20 000 Mark Silber verkauft (nicht nur 2 000 Mark, wie es infolge Schreibfehlers im II. Teil, S. 168 heißt), teils in Nürnberg und anderen Städten, teils auf der Frankfurter Messe, wo er u. a. mit Harnischen handelte (Kuske, Anm. 42, II. S. 291). — Auch nach Köln lieferte er Silber, und 1508 sandte der Kölner Kaufmann Johann von Biesen Silber nach Portugal, um es dort zu verhandeln (E. Pitz, Kapital- und Unternehmungsformen in Antwerpen 148 8 bis 1514. In: VSWG, 53. Bd., S. 76). Ähnlich dürften schon früher Lieferungen dorthin er­ folgt sein. — Daß Martin Römer nicht nur ein Verleger auswärtiger Gewerken war — wie etwa der Landesherren —, sondern auch für eigene Rechnung Verlagsverträge mit Gewer­ ken mancher Zechen abschloß und auf diese Weise die Metallproduktion mächtig förderte, darf als selbstverständlich angesehen werden. Er tat dies offensichtlich schon früher in Freiberg und Graupen (Karl Hahn, Martin Römer der Reiche. In: Zwickauer Kulturbilder aus acht Jahrhunderten, Zwickau 1939, S. 48—53). Die Gewerken waren auf solche Hilfe angewiesen, wie dies u. a. Jakob Fuggers Ausspruch beweist, die Gewerken und Schmelzer wüßten sich ohne Hilfe nicht zu verlegen (Scripta Mercaturae, I, 1967, S. 34). (b) Zum Beispiel war 1473 die Ausbeute aus der „Alten Fundgrube“ so groß, daß der Leip­ ziger Rat als Gewinnanteil auf seine beiden Kuxen an dieser Zeche zwei große Stücke gediegenen Silbers erhielt. Das eine wog einen halben Zentner, das andere 30 Pfund

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Beteiligung von Nümbergem

(Kroker, Anm. 30, S. 34). Wie erwähnt, waren an der „Alten Fundgrube" offenbar auch Nürnberger beteiligt, darunter sicher Martin Römer (vgl. die Regesten Nr. 2 u. 18). Im Hinblick auf die riesigen Mengen an Silber, die hier durch einen Nürnberger Bürger in den Welthandel gebracht wurden, erscheint es wichtig zu wissen, wie hoch die Gesamt­ einnahme der wettinischen Fürsten aus dem Schneeberger Zehnten, dem Silbervorkaufs­ recht, den Gewinnen aus ihrem Kuxbesitz und dem Stollensilber waren. Sie betrug in den ersten 13 Jahren des Schneeberger Bergbaus, die mit Martin Römers Amtszeit zusammen­ fallen und über die er abrechnete, rund 700 000 fl, also 25 °/o der Gesamtausbeute in Höhe von 2 800 000 fl (Hahn, Anm. 5, S. 49). Von 1484 bis 1500 hatte die Gesamtaus­ beute schätzungsweise den Wert von 1 200 000 fl (Sieber/Leistner, Anm. 282, S. 39).

1472/1493 Köln S Münzmeister und Wardeine Kölns kaufen Gold und Silber auf der Frankfurter Messe ein. — Kölner Kaufleute handeln dort mit Silber und führen es nach Venedig und Antwerpen. Der Kölner Rat läßt in Abständen durch Kölner Kaufleute für 3000 fl Silber und durch seinen Münstmeister einmal für 1000 fl und nochmals für 2000 fl Silber auf der Frankfurter Messe kaufen. B. Kuske, Anm. 42, II, S. 272, 450, 535, 653, 659.

1474 Schneeberg 9 Christian Meitzer berichtet im Jahre 1684 über die Anfänge des Silber-Berg­ baus in Neustädtel und am Mühlberg und über die Tätigkeit des Nürnberger Bürgers Nicol Staud im Schneeberger Gebiet in der Zeit um 1474. Christian Meitzer, Chronik von Schneeberg, 1684, S. 122 f. „Anno 1474 hat das Bergwerk im Neustädtlein bereits höfflich gestanden, in dem auf denen Heiligen drei Königen und Catharina Neufang so gut Ertz gebrochen, daß, ungeachtet sie sehr wassernöthig gewesen, man dennoch in eyl bey 20 centner silber gemachet (a). Auch uffn Mühlberg anno 1478 in dem hineingetriebenen stolln und zechen [hat man] dergleichen köst­ lich ertz, das zu halben gehalten, getroffen und sonsten uff dem Tischler Lehn in der Schönen Marie zu Sankt Ruprecht und im Daniel (b) vier lehen nacheinander [eröffnet], auf welchen [der Nürnberger] Nicol Staud (c) soviel er sich darauf verstanden, sein geld lieber als uff der Müntzer Zeche (d) verbauen wollen [und] schöne und gute arten erschlagen hat [...] Item hat Niclas Staud sich von anfang des bergwerkes im Neustädtlein und Mühlberg bis aufs 1482 Jahr gestellt. Im Neustädtlein baute er in vielen Stollen und zechen (e). [Auf den Heiligen drei Königen besaß er zwei Kuxe.]" (a) Bei Neustädtel wurde schon seit 1378 Bergbau betrieben (Sieber/Leistner, Anm. 282, S. 60). (b) Der „Daniel" war eine Nachbarzeche des Rappolt. Siehe Abb. in Fusion I, S. 241. (c) Vgl. Fusion I, S. 225 und die Regesten 15 u. 16. — Ob es sich bei dem Rappolt-Gewerken um den Zwickauer Bürger Lorenz Staudner oder um die so berühmten Nürnberger Staude ( = Staud) in Schneeberg handelt, ist nicht sicher zu entscheiden. Doch wie weiter unten im Gewerkenverzeichnis der Zeche Rappolt näher darzulegen, ist das letztere das Wahr­ scheinlichere. Man könnte bei dem Rappolt-Gewerken „Staudner" aber auch an eine Zeche denken, die den Namen „der Staudner" führte. Denn es kam vor, daß eine ganze Gewerk­ schaft sich bei einer anderen beteiligte. Und es gab eine Zeche mit dem Namen „Staudners Lehen“ (vgl. Regest Nr. 17). Daß Niklas Staud nicht nur passiver Gewerke war, ergibt sich aus Meitzers Bemerkung, Staud habe am Mühlberg gutes Erz erschlagen, sowie aus seinem Betrieb des Kupferbergwerks am Hohenforst mit den sog. Staudenhäusern, in denen wohl Schichtmeister, Steiger, Schmelzer und andere Bergleute untergebracht waren und die Erze aufbereitet und verhüttet wurden (vgl. Fusion I, S. 225). Am Hohen Forst im Tiefen Stollen zu der Heiligen Dreifaltigkeit war auch der Leipziger Rat mit acht Kuxen beteiligt (Kroker, Anm. 30, S. 39). (d) An der Münzer Zeche waren Nürnberger beteiligt.

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Beteiligung von Nümbergern

(e) Über den Anteil Fremder am Schneeberger Bergbau schreibt Meitzer S. 126, die rege

bergbauliche Tätigkeit habe geschehen müssen, weil so viele, fast unzählige in- und ausländische Gewerken, sonderlich die Sachsen und Nürnberger, ja selbst die Landesfürsten und die Städte allhier überaus mächtig gebaut hätten. — Vielleicht wurde auch der Rap­ polt schon um 1474 begründet, um lange Zeit eine Zubußzeche zu bleiben.

Um 1475 10 Entwurf oder Abschrift von Vorschlägen zur Förderung des einheimischen Handels. StaatsA Dresden, Wittenberger Archiv, Kapsel Commerciensachen, Bl. 1; ohne Datum. „ ... Item man hat in disen landen wol lute, die do kenden verlegen bergwerke und hantwerke und andern handel, [doch] si können vor den fremden Verlegern nicht zu körnen (a). Die selben fremden Verleger tun den fürsten und steten darvon nichte denn zolle und geleite. Daz teten die ingesessen auch. Als [o] furen die fremden den kern alles gewynes hinweg und liden mit disen landen weder böse noch gut. Davor muste man seczen, daz die fremden Ver­ leger der herschafft und der stat, da sie Verlegung teten, irer sum der Verlegung den zennten gülden geben ..."

(a) Als um 1470 den Gewerken der Bergstadt Geyer befohlen wurde, alles Silber in die kurfürstliche Münze nach Zwickau zu liefern, antworteten sie, daß sie dies schwerlich tun könnten, weil sie sich nicht selbst verlegen könnten. Sie hätten viel Geld auf solches Silber genommen und bäten darum, daß jeder sein Silber verkaufen könne, an wen er wolle, damit sie denjenigen, die ihnen das Ihrige im Vertrauen geliehen hätten, Glauben halten könnten. — Es blieb dann bei der freien Lieferung nach Freiberg. — 1466 wurden u. a. den Nümbergern Hans Schultze und Heinz Wagner ihre Rechte in Geyer bestätigt (Falke, Anm. 80a, S. 22, 26). — In Schneeberg hieß es noch im 17. Jh., wenn auch bei den Bergwerken Gottes reicher Segen noch vor Augen und zu verspüren sei, so hätten sie — die Gewerken — doch hilfreiche Handleistung äußerst vonnöten (M. von SüßmilchHömig, Das Erzgebirge, Annaberg 1894, S. 320). — Kupfer- und Zinnbergbau konnten ohne Verlag überhaupt nicht existieren. Wie unerläßlich die Verlagstätigkeit der Fremden aber auch im Silberbergbau sein konnte, geht aus den vorstehenden Äußerungen einhei­ mischer Gewerken deutlich hervor.

1476 Leipzig 11 Hans Eyn (Eibe?) erklärt an Eides statt, daß Hans Paumgartner [aus Nürn­ berg] (a) dem Hans Doctor [in Leipzig] einen Kux der Zeche Sankt Gehülfen [in Schneeberg] für 100 Gulden verkauft habe, doch daß das Geld erst bezahlt werden solle, wenn der Kux in Zwickau gewährt würde. Jeder habe einen Gulden zu Leihkauf zu geben. Sie haben darauf eine Kanne Wein getrunken. StaatsA Dresden, Bruchstück eines Leipziger Ratsbuchs von 1476—1501, A. G. Leipzig, Nr. 237. (a) Vgl. Regest 4. — Hans Paumgartner [d. Ä.] scheint sich nach dem Zusammenbruch des

väterlichen Handelshauses, Anton Paumgartner und Gesellschaft in Nürnberg, im Jahre 1475 erst in Leipzig aufgehalten zu haben, da er oben ohne Angabe eines anderen Wohn­ ortes genannt wird und erst 1485 seinen Wohnsitz nach Augsburg verlegte (vgl. Strieder, Genesis, Anm. 107, S. 45).

1477 12 Petrus Albinus berichtet 1589 über den Silberhandel der fremden Kaufleute in Schneeberg im Jahre 1477, besonders der Vicke, Holcke und Römer, sowie über Römers Silberausfuhr nach Frankfurt am Main und Venedig. Petrus Albinus, Meißnische Land- und Berg-Chronika, Dresden 1589, S. 36.

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Beteiligung von Nürnbergern

„Die Meißner haben früher ihr Silber in großer anzahl auf die Frankfurter Mess geführt und vertrieben. Wie denn auch aus einem alten brief des Hans Raspe (a), des datum 1477 [...] zu ersehen, das fremde kaufleute das Silber auf dem Schneberge aufgekauft, wie in meiner Schneebergischen Chroniken weitläufiger bericht getan ist. Item so findet man in dem Schneebergischen Annalibus, das die [Nieder-] Sachsen, so aufm Schneberge gebauet, viel Silbers mit sich hinweg geführet, unter denen sonderlich Ditteridi Vicke und Heinrich Holcke (b), welche eine zeitlang daselbst gewöhnet, welches dann andere auch getan, als fürnehmlich der Römer von Zwickau vil Silber in große handelsstädte verschicket und verführet. Wie denn die Alten eine Historien von ihm recitiren, das er auf eine zeit ein sehr teuer gewelbe — etliche schrei­ ben zu Frankfurt am Meyn, etliche zu Venedig — gemietet und dort seinen kram von silberkuchen oder -blicken ausgelegt, dieselben mit großer Verwunderung verkauft (c)." (a) Schichtmeister in Schneeberg. (b) Die hansischen Kaufleute Vicke und Holcke genossen in Schneeberg besondere Privilegien (Hoppe, Anm. 3, S. 29). Nach den Schneeberger Annalen des Ambrosius Frantz betrieb „Dietrich Wieck das Hammergut in der Oberschlem". Er und „Heinrich Hölck" hätten „viel Silber aus den Halden gemacht". — Auch aus Nürnberg stammende Gewerken scheinen silberhaltige Halden abgebaut zu haben (vgl. Regest 49). — Klaus Brun und Johann Voß in Lübeck besaßen Schneeberger Kuxe (StaatsA Dresden, Wittbg. Arch., Bergw.sachen, Kaps. 6, Bl. 9). (c) Vgl. über Römer: Hahn, Anm. 5, S. 36 passim, und das Regest 7.

1477 Schneeberg 13 Es wird zwecks Besteuerung eine amtliche Schätzung von 153 gangbaren Zechen in Schneeberg vorgenommen und ein Verzeichnis darüber angelegt. Ihr Gesamtwert beträgt 3 278 532 fl (a). Von diesen 153 Zechen sind bereits 65 aus mehreren zusammengesetzt, und zwar bestehen 50 aus zwei, 12 aus drei, 2 aus vier, und eine aus fünf Zechen. Oswalt Hoppe, Anm. 3, S. 150—154. (a) In den Jahren 1477/78 wurden für die Kuxe der hervorragendsten Zechen — wie in ver­ schiedenen Regesten zum Ausdruck kommt — für die Kuxe folgende Preise gezahlt: 200—800 fl für Kuxe von Gruben bei St. Georg, 700 fl für einen Kux der Neuen Fundgrube, 1150 fl für einen Kux der Zeche Überschaar, 1400 fl für einen Kux der Münzerzeche, 1500 fl für einen Kux des Römerstollens, 2000 fl für einen Kux der St. Georgen Fundgrube, 3000 fl für einen Kux der Alten Fundgrube. Die meisten Kuxe wurden mit 5 bis 20 fl, eine kleinere Zahl mit 100 bis 300 fl gehan­ delt. — Auch Nürnberger Bürger haben für solche Preise Kuxe gekauft (Hoppe, Anm. 3, S. 109, 149 ff. Vgl. wegen dieser Preise für Kuxe auch die Annalen von Ambrosius Frantz). — Preise der Kuxe der „Nürnberger Zeche" (Fusion I, S. 220) sind nicht überliefert. Noch 1561 wird die Grube „der Nürnberger" genannt (Bergarchiv Freiberg, Lehnbuch Schnee­ berg Nr. 12, BL 26). Diese Grube lag in Oberschlema neben [Oswalt] Lasans Hütte (ebd. Bd. 11, BL 185). — Die hohen Kuxpreise basierten auf riesigen Ausbeuten, die aber nur von kurzer Dauer waren. Es entfielen 1478 auf je einen Kux der Zeche „In der Hoffnung" 756 fl, der alten Fundgrube 900 fl. St. Georg schüttete 1477 den wohl einmaligen Betrag von 4000 fl je Kux aus (Meitzer, Anm. 26, S. 3 57).

1477 Freiberg 14 Steffan Brunster [= Prunsterer] (a) und Bartolomeus Gaudi aus Nürnberg klagen gegen Kuntz Keßler und Mathißen Cleinheupt, Schichtmeister zu St. Lorenzen [in Schneeberg] wegen Bergteile, die sie seit alters gebaut und für die sie ihre Zubuße stets zu Czwickau bestellt hätten; sie seien ihnen widerrechtlich „ußgetan". 49

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Beteiligung von Nümbergem

Urkundenbuch der Stadt Freiberg, Anm. 28, S. 317, Nr. 22. Ältestes Bergurtelbuch des Frei­ berger Rats 1476—148 5. (a) Ebenso wie manche Rappolt-Gewerken war auch Stephan Prünster 1481 Gewerke in Goldkronach. Er besaß dort acht Kuxe (Neukam, Anm. 125a, S. 33).

1477

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Merten Römer und Andres Gaulenhöfer (a) zu Zwickau und Hans Feder­ angel zu Krimmitschau (b) als Mitgewerken der Neuen [= Rechten] Fund­ grube zu Schneeberg überlassen den Gewerken der Lochmannszeche, des Schorlers und der Schneiderzeche in Schneeberg eine Erblehnschaft (c) zwischen der Leiterfahrt im Richtschacht und der Wismutzeche und verlangen dafür jede dritte Mark Feinsilber des hier und in der Lochmannszeche geförderten Erzes. Gustav Sommerfeld, über den Geschichtsschreiber Peter Albinus. Im Neuen Archiv für Sächsi­ sche Geschichte, 39. Band. Nach Petrus Albinus, Meißnische Land- und Berg-Chronica, Dres­ den 1589. (a) Römer und Gaulenhöfer stammen beide aus Nürnberg und sind Verleger nürnbergischer Gewerken. (b) Über Federangel vgl. Regest 3. (c) D. h. die Gewerken und ihre Erben durften das ihnen geliehene genau vermessene Gru­ benfeld gegen die vereinbarte Abgabe nutzen.

1477 Schneeberg

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Christian Meitzer berichtet im Jahre 1684 über die großen Berggewinne des Hans Schütz aus Nürnberg in der Zeit um 1477. Christian Meitzer, Anm. 26, S. 468. „Die Franken haben auch sonderlich ein großes glück im Schneeberger bergbau gehabt. Einer von Nürnberg mit namen [Hans] Schütz (a) hat aus dem Schneeberg von Sanct Georgen und vom Reichen Kupfergang solche ausbeute gehabt, daß seine acht söhne Mattheus (b), Marcus, Lucas, Johannes (c), Hieronimus, Augustinus, Ambrosius, Gregorius ihre gute nahrung davon gehabt (d). (a) Hans Schütz (gest. 1506 in Nürnberg) war das Haupt der Schützgesellschaft in Nürnberg. Er unterhielt in Geyer eine Niederlassung — den sog. Schützenhof — für seine Bergwerks­ und Metallhandelsunternehmungen und war schon 1466 zusammen mit seinem Landsmann Heinz Wagner (s. Regest 10) und dem Chemnitzer Ratsherrn Nickel Thile an Zechen in Geyer beteiligt (Richard Klier, Zur Genealogie der Bergunternehmerfamilie Schütz in Nürnberg und Mitteldeutschland. In: MVGN 55, 1967/68, S. 189) — In die von Richard Klier benutzte Ausgabe Meitzers von 1716 ist irrtümlich der Vorname Hieronimus anstatt Hans eingesetzt worden, und die Namen der Bergwerke wurden dort fortgelassen. (b) Anstatt Mattheus muß es Sebastian heißen (Klier, S. 198). (c) Lucas und Hans Schütz d. J. wurden in Schneeberg ansässig (Klier, S. 200). (d) Der Rappolt-Gewerke Caspar Schütz in St. Annaberg und Marienberg ist ein Neffe des Hans Schütz (Klier, S. 210). — Der betagten und wenig begüterten Witwe des Lucas Schütz sollte im Jahre 1566 nochmals ein besonderes Fundglück zuteil werden. Wie Meitzer be­ richtet, stieß man unter ihrem Hause auf eine Silberanreicherung. Die dort gegründete Zeche „Der armen Witwen beschertes Glück" konnte sogleich 59 fl auf einen Kux aussdiütten. Mit wechselndem Erfolg hielt sich die Grube bis 1608 (Sieber/Leistner, Anm. 282, S. 41).

1477 Nürnberg

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Der Humanist Sebold Schreyer in Nürnberg schreibt 1477 in seinen Auf­ zeichnungen, daß er sich durch „ein groß merklich geschrey und ruf", „der 50

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Beteiligung von Nümbergern

weyt und breit allenthalben erschollen“ sei, gegen den Rat seiner Eltern und aller seiner guten Freunde an Bergwerken in Schneeberg beteiligt habe, was aber, wie bei vielen, die daran teilgehabt hätten, „zu großem schaden und verderben gekommen“ sei (a). Elisabeth Caesar, Sebald Schreyer (MVGN 56, 1969, S. 49). (a) Sebald Schreyer erwarb 15 Kuxe für 272 fl, die mit Namen und Betriebskosten in den MVGN 49, S. 50, aufgeführt sind, und leistete dafür über 96 fl Zubuße. — Unter seinen Kuxen befand sich einer, „in Staudners Lehen“; diese Zeche wurde 1482 „zu des Heiligen Kreutz Stollen“ geschlagen, dann acht Jahre mit insgesamt 16 fl Zubuße je Kux gebaut und schließlich erfolglos eingestellt. Erfolglos blieben auch alle seine Kuxe an anderen Zechen (Caesar, S. 50). — Falls der „Heilig Kreuz Stollen“ Bestandteil der Zeche „Heilig Kreuz“ gewesen sein sollte, wäre der Betrieb hier später wieder aufgenommen und endlich zum Rappolt geschlagen worden.

Um 1478 Schneeberg

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In Meitzers Schneeberger Chronik finden sich Mitteilungen aus einem alten Bericht des Nikolaus Staude aus Nürnberg (a), u. a. über hohe Preise von Kuxen berühmter Zechen, über Kuxhandel zwischen Nürnbergern, über die Entdeckung von Silbererz am Mühlberg und über die Gründung der MünzerZeche im Jahre 1478 durch Martin Römer und seine Mitgewerken. Christian Meitzer, Anm. 26, S. 3 59 ff. „Es galten die kuxe in der „Alten Fundgrub“ 3000 fl. Und ist wahr: einer verkauft einen, hieß Jeronymus Bayer, dem Nicklas Schacht (b), hab ich, Nicklas Staude, gesehen. Item eine gruben hieß die Uberschar zu unser lieben Frauen; alldo verkauft ich, Nicklas Staude, einen kux dem Nicklas Töpler von Nürnberg für 1150 fl, mit baarem Geld bezahlt. In Sanct Georgen Fundgrub galt ein Kux gar gerne 2000 fl. Das hab ich gesehen, daß sie wurden darumb [verkauft] im 1478. Jahr.“ — „Item es ist ein berg, liegt gegen den Schneeberg, heist der Mühlberg (c), darauf wurden im jahre 1478 etlich viel gruben aufgenommen und geliehen, also wurd ein Stollen in denselben berg geführet, darinnen wurd ertz troffen, das hielt mehr denn zu halben. Also fuhren die herren zu Römer und sein häufe (d) [...], hießen es die Müntzer-Zech (e), und galt ein Kux darauf 1200, 1300 bis 1400 gülden. Do nahm ich mirs also für, darumb daß man den armen davon stieß verschwand das ertz, daß man nichts fand, [...], daß uff dato 1481 für Fastnacht nie austeilung ward.“ (a) Vgl. Regest 9 und 17. (b) Es ist nicht ganz ausgeschlossen, daß Bayer und Schacht aus Nürnberg stammten. Denn ihre Familiennamen kommen im Nürnberger Bürgertum jener Zeit vor. Sie sind aber nicht selten genug, um einen festen Anhaltspunkt zu geben. Ein Nicklas Schacht wurde 1485 Bürger in Leipzig. Über seine Herkunft ist dabei nichts gesagt (Fischer, Anm. 9, S. 32). Hieronymus Bayer war ein Schwager Martin Römers. — Es dürfte sich bei dem Verkaufs­ preis von 3000 fl um einen der höchsten Preise handeln, die je für einen Kux bezahlt wurden. Er war insofern verständlich, als daß die Alte Fundgrube i. J. 1477 die hohe Ausbeute von 745 ß 40 gl ausgeschüttet hatte. Für die Bergsteuer wurde 1478 der Wert eines Kuxes dieser Zeche auf 1600 fl amtlich festgesetzt. Vergleichsweise sei dazu er­ wähnt, daß 1481 das größte Vermögen in Leipzig der Münzmeister Kunz Funcke mit 17 000 fl — 5950 ß versteuerte. Nur 25 Leipziger Bürger versteuerten damals mehr als 3000 fl Vermögen (Kroker, Anm. 30, S. 46). (c) Vgl. die Landkarte in Fusion I, S. 240. (d) Martin Römer und seine Mitgewerken, unter ihnen Nürnberger. (e) Über die Münzerzeche vgl. Hahn, Anm. 5, S. 44. — Hier ist der Vorgang der Gründung einer kapitalistischen Gewerkschaft angedeutet: Die Fundgrübner am Mühlberg stoßen auf eine reiche Silberader. Aber sie besitzen allein nicht das zum Abbau erforderliche Kapital und wenden sich deshalb an Martin Römer und seine Mitgewerken, um gemeinsam mit

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Beteiligung von Nümbergern

ihnen die Gewerkschaft der Münzerzeche zu gründen. — Über die Entstehung der kapita­ listischen Gewerkschaft aus kleinsten Anfängen vgl. Johann Köhler, Die Keime des Kapi­ talismus im sächsischen Silberbergbau, Berlin 1955, S. 58 ff.

1478 Juli 9 Nürnberg

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„Herr Nicolas Groß (a) bevollmächtigt Meister Peter Stahel (b) zu Nürn­ berg, ihn wider Contz Linttner und auch gegen Wilhelm Mor (c) vor dem Berggericht in Schneeberg zu vertreten. StaatsA Nürnberg, Ratsverl. vom 9. 7. 1478. (a) Niclas Groß d. Ä. stand in Handelsgesellschaft mit Hans Thummer. Ihr Faktor war von 1499—1503 Hans Stromer (v. Stromer, Anm. 255, S. 87. — v. Haller, Anm. 37, S. 121.— Über die hohe wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Geschlechts Groß vgl. W. Schult­ heiß, Anm. 44, S. 5 5 passim. Ein Verwandter des Naclas Groß war sicher der RappoltGewerke Jorg Groß. (b) Peter Stahel, gest. 1506, war Ratskonsulent (MVGN 18, S. 5). (c) Über Wilhelm Mor vgl. Regest Nr. 27.

Um 1478 Schneeberg 20 In einem Prozeß vor dem Berggericht in Schneeberg wegen der strittigen Übertragung von Kuxen der Zeche Sankt Barbara in Schneeberg kommen vor: die Nürnberger Bürger Cuntz Lindener, Nikolaus Große und Hans Thanheuser. Die letzten beiden sind durch ihren Anwalt Hans Knolle ver­ treten. Außerdem sind genannt: Baltazar Glaßer, Hans Beck, Hans Gerstener und der Schichtmeister Hans Eybe (a). Urkundenbuch der Stadt Freiberg, Anm. 28, II. S. 340. (a) Hans Eybe war vielleicht ein Verwandter der Rappolt-Gewerkin Bartolomesin von Eib in Nürnberg.

1478 Schneeberg

21 Vor dem Berggericht [in Schneeberg] klagt Cuntz Lindner namens seiner Schwester „die Gablerin" (a) [Nürnbergerin] gegen Nikolaus Große und Hans Thanhauser [beide Nürnberger] auf Rechnungsablegung einer Gesellschaft, die die Beklagten mit Heinridi Wolf und Nikolaus Gabler [beide Nürnberger] zwecks eines Handels auf dem Schneeberg errichtet hätten. — Die Beklagten bestreiten die Errichtung einer Gesellschaft. StaatsA Dresden, Wittenberger Archiv, Bergwerkssachen, Kapsel 6, 14 und 15. (a) Die Gablerin ist vielleicht die Witwe des 1472—1476 genannten Wechslers Gabler. (MVGN 8, S. 72; Band 47, S. 448). — Der Gewandschneider und Wirt zum Goldenen

Kreuz, Steffan Gabler, war Rappoltgewerke.

1478 Oktober 10 Nürnberg

22 Der Rat der Stadt Nürnberg beschließt, daß die Ehefrau des „für trunnig gesagten" Hans Hüter (a) ihre Ansprüch an den ihrem Mann gehörigen Berg­ werksanteilen [zu Schneeberg], um welche Heinrich Wolf (b) zu Nürnberg klagt, in Schneeberg selbst vertreten möge. StaatsA Nürnberg, Ratsverlässe Nr. 96, Bl. 4.

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Beteiligung von Nümbergem

„Der Hans Hüterin der jungem ze sagen uff ir anbringen, nachdem ir mann für trunnig ge­ sagt ist, und Heinrich Wolf alleyn clagt nach irs manns gerechtikeit, so er im perckwerck hat, wo si dann wolle beduncken, daz sie gerechtikeit an demselben fürgenommen perckwercken habe, müge sie ir gerechtigkeit doselbst vertreten. Finde sich dann solchs und werde deßhalb weiters anspringen, wolle sich ein rat geburlich halten.“ (a) Ein Hans Hutt in Schneeberg wurde 1481 zum Richter gewählt (Ambrosius Frantz, An­ nalen Schneebergs, S. 13). (b) Nach Akten des Imhof-Archivs in Nürnberg besaßen Cunz Imhof und Heinrich Wolf zu Nürnberg und Lukas Welser zu Augsburg im Jahre 1479 etliche Kuxe an Silberbergwerken zu Schneeberg (vgl. Richard Ehrenberg, Das Zeitalter der Fugger, Jena 1896, Band 1, S. 189. — Vgl. auch Fusion I, S. 223 f.).

1478 Leipzig 23 Der Zwickauer Amtmann [und Nürnberger Bürger] Martin Römer (a) schenkt dem Rat der Stadt Leipzig acht Kuxe der St. Thomaszeche in der Lehnschaft auf dem Mühlberg bei Schneeberg (b). StadtA Leipzig, Stadtkassenrechnungen von 1478. — Ernst Kroker, Leipzig und die sächsischen Bergwerke (Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs, IX. Bd.), 1909, S. 40. (a) Vgl. Fusion I, S. 224 f. (b) Der Rat zahlt im gleichen Jahr 5 ß 20 gl Zubuße. Darüber hinaus erscheinen weder son­ stige Leistungen noch Ausbeuten. — Der Mühlberg lag westlich vor Schneeberg. Vgl. die Karte in Fusion I, vor S. 241, und Regest 16.

1478—1543 Freiberg und Wittenberg 24 [Der Nürnberger Bürger] Wilhelm Mor (a) prozessiert 1478 vor dem Berg­ gericht in Schneeberg (b). — Die seinen Namen tragende Schneeberger Zeche „Wilhelm Mohr“ (c) war noch 1543 in Betrieb. In diesem Jahr schreibt Chri­ stoph Schramm aus Wittenberg — vielleicht ein Sohn des 1515 erwähnten Nürnberger Kaufmanns Hans Schramm (d) oder des Zwickauer Bürgers Nickel Schram (e) — an den berühmten Zwickauer Stadtschreiber Stephan Roth: er — Schramm — habe von ihm — Roth — einen Kux bekommen und nun im Brief drei Zubußzettel von „Sant Anna und Wolfgang“ und vier Zubußzettel von „Engeln und Wilhelm Mohrn“ erhalten. Der Gewährzettel laute auf die Fund­ grube „Engel und Wilhelm Mohr“. Er — Schramm — sei nun im Zweifel, an welcher Grube er den Kux habe und bitte um Nachricht, ob er die Zubußzettel zur Aufklärung zurückschicken solle. Ratsschulbibliothek Zwickau. — Vgl. Georg Buchwald, Stadtschreiber Mag. Stephan Roth in Zwickau. In: Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels, Bd. 14, Leipzig 1893, S. 693. (a) Wilhelm Mor bewohnte seit 1492 das Haus Weinmarkt Nr. 2 in Nürnberg (Wilhelm Schwemmer, Die Bürgerhäuser der Nürnberger Altstadt. Sebalder Seite. Nürnberger For­ schungen, Bd. 6, 1961, S. 121). 1493 kauft er ein Eigenrecht an einem Haus in der Egidiengasse für 700 fl. (v. Haller, Anm. 3 5, S. 122). (b) Staatsarchiv Nürnberg, Ratsverlässe, Nr. 94, Bl. 5. (c) Die Zeche „Wilhelm Mohr“ stellt eine der Parallelen zum „Rappolt“ dar, indem sie wie dieser nach einem Nürnberger benannt und offensichtlich von diesem begründet wurde. — Eine andere Zeche, die den Namen eines nürnbergischen Geschlechts trug, war „der Holtzschuch“, der noch 1589 genannt wird (Bergarchiv Freiberg, Bd. 16, BL 94). (d) Johann Kamann, Der Nürnberger Patrizier Christoph Fürer d. Ä. (MVGN 28, S. 221), Nürnberg 1928. (e) Ernst Fabian, Die Zwickauer Schulbrüderschaft (Mitt. des Altertumsvereins für Zwickau, III. Heft), Zwickau 1891, S. 70.

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Beteiligung von Nürnbergern

1478 Dresden 25 Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht von Sachsen schreiben dem Hauptmann in Schneeberg [Heinrich von Starschedel] wegen der Beschlagnahme aller schneebergischen Bergteile und Leipziger Handelswaren des Nürnberger Bür­ gers Hans Haller [III.] durch Georg Holzschuher in Nürnberg, und zwar in einer Höhe bis zu 2000 fl. Da es nicht statthaft sei, aus Anlaß eines in Nürn­ berg anhängigen Prozesses eine solch hohe Beschlagnahme vorzunehmen, sol­ len nur Bergteile bis zu einem Wert von 500 fl arrestiert bleiben (a). StaatsA Dresden, Wittenberger Archiv, Reichsstädte, Nürnberg, Nr. 16. (a) Etwa zur gleichen Zeit ließ auch der Leipziger Ambrosius Illuminist Bergteile Hans Hallers in Schneeberg arrestieren. Und nicht viel später übernahmen sie die Gläubiger gemeinsam, darunter die Augsburger Lukas Welser und Ulrich Fugger, um sie für gemeinsame Rech­ nung zu verkaufen (StaatsA Dresden, Wittbg.Arch., Reichsstädte, Nürnberg, Nr. 11—13).— Es muß sich um große Unternehmungen Hallers gehandelt haben, nachdem er den größten Handelsunternehmungen Oberdeutschlands verschuldet war. Wie bereits in Fusion I, Seite 218, bemerkt, hatte Hans Haller vor 1478 einen Bergwerks- und Pfennwerthandel in Schneeberg errichtet, d. h. mit seinem großen Kuxenbesitz einen Handel mit Kramwaren (= Pfennigwerten) zur Versorgung der erzgebirgischen Bergbevölkerung verbunden, wahr­ scheinlich einen Groß- und Kleinhandel, bei dem schon das bekannte Trucksystem eine Rolle gespielt haben mag. — Die früher geäußerte Auffassung (Fusion I, S. 218), der halbe Rappolt-Kux, den i. J. 1517 die Katharina Haller besaß, könnte mit Hans Haller in Verbindung gebracht werden, würde sich vielleicht bestätigen, wenn diese Gewerkin identisch sein sollte mit Katharina Anthoni Tucherin, die 1515 ebenfalls mit einem halben Kux an der gleichen Stelle wie die Katharina Haller im Gewerkenverzeichnis erscheint. Es muß nämlich als durchaus möglich angesehen werden, daß Hans Haller — ähnlich wie es Friedrich Rappolt gegenüber der Bartholomesin von Eib tat — die Katharina Anthoni Tucherin alias Hallerin zur Beteiligung an der neuen Zeche veranlaßte.

1478 Dezember 17 Nürnberg 26 Der Rat erteilt Schneeberger Gewerken in Nürnberg die Genehmigung, daß Nürnberger Ratsherren deren Interessen in Schneeberg vertreten. StaatsA Nürnberg, Ratsverlässe Nr. 98, BL 12. »Den bürgern, die im perkwerk uff dem Sneberg teilhaben, herm P. Harsdorfer vergunt, doselbst hin zu gebrauchen uff iren costen.“ »Den kaufleuten, die in Sneeberg teil haben, sind vergönnt, zwen dez rats, nemlich Peter Harsdorfer und Niclas Grolant, uff den Sneeberg zu geprauchen uf iren costen." (a) (a) Die gleiche Genehmigung wird am 20. Juli 1479 abermals erteilt (Ratsverlässe Nr. 106,

BL 8).

1479 Juli 20 Nürnberg 27 Beschluß des Rats der Stadt Nürnberg „Herrn Niclasen Grossen [in Nürn­ berg] (a) ist vergönnt, meister Petern Stahel uff den Sneeberg wider Contzen Lintner uff einen tag zu geprauchen uf seinen costen“. StaatsA Nürnberg, Ratsverlässe Nr. 106, Bl. 7. (a) Vgl. Regest 19.

1479 Juni 26 Nürnberg 28 Ratsbeschluß über die Bekanntmachung eines Briefes aus Schneeberg über Bergwerksangelegenheiten. 54

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Beteiligung von Nürnberger!!

StaatsA Nürnberg, Ratsverlässe Nr. 105, Bl. 6. (Aus der Abschriftensammlung der Gesell­ schaft für Fränkische Geschichte). „Den Brief vom Sneberg, der Schickung halb uff montag nach Jacobi, den jenen, die von allen gewerken zu procuratoren oder handlern geordnet sind, hören ze lassen und des ein abschrift an den stock ze slahen." (a) (a) Nachrichten über solche, das Bergwerk betreffende Anschläge finden sich wiederholt in den Ratsakten und -büchern. Vielleicht wurden auch Ausbeutezettel angeschlagen. — Wolf Meyerbek in Freiberg druckte solche seit 1529, Georg Hoffmann von 1573—1594 (Andreas Möller, Chronik von Freiberg, Freiberg 1653, S. 430). Im Tucherarchiv in Nürnberg be­ finden sich Joachimsthaler Ausbeutezettel von 1563.

Um 1479-1539 Augsburg 29 In der Begründungsurkunde der Familienstiftung der Augsburger und Nürn­ berger Welser [zu der 1660 das Schloß Neunhof bei Lauf kam] heißt es: „Als verweilter jahren von weyland dem achtbaren und fürnehmen herrn Bartolme Weisem und gebrüdern seligen in ihrer kaufmannshandtierung ain schuld [= Geldforderung] für ver­ loren ausgesetzt (a) und doch hernach durch lange der zeit und viel gehabter mue und fleiß mit hilf des Almächtigen darvure aus etlichen [für die Schuld übernommenen] guggis auf dem Schneeberg ein soma geltz [= Ausbeute] zusammengebracht worden" (b), sei der Grundstock zur 1539 errichteten Familienstiftung gelegt worden. Welsersches Stiftungsarchiv Neunhof (vgl. „Die Welser", Anm. 10, I, S. 42, 409, II. S. 336 ff.). (a) Die Übernahme dieser Kuxe wird im Krisenjahr Schneebergs 1479 erfolgt sein, als etwa 3 500 Kuxe auf gelassen werden mußten und fast 30 Zechen den Betrieb einstellten (Hoppe, Anm. 3, S. 76). (b) Ob hiermit auch der Welsersche Kux an der „Heiligen-Kreuz-Zeche“ in Neustädtel, die mit dem „Rappolt“ fusionierte, in Zusammenhang zu bringen ist, läßt sich nicht ermitteln (vgl. Fusion I, S. 247). — Für ihre Silberhandelsinteressen unterhielten damals die Augsburger Welser in Sebastian Welser in Schneeberg einen eigenen Faktor, der von der Gesellschaft besoldet wurde (Die Welser, Anm. 10, S. 10 f.; Hahn, Anm. 10, S. 74 f.).

Um 1480 Schneeberg 30 Hans Tetzel (a) hat sich um 1480 „einen halben Kux in der [Zeche] Hoff­ nung auf dem Sneberge zuschreiben lassen", doch „ane gericht und recht". Dagegen klagt „Agneß Jorgen Grewlichs verlaßen witwe" (b). Urkundenbuch der Stadt Freiberg (Anm. 28, II, S. 3 54). (a) Hans Tetzel ist wohl identisch mit jenem begüterten Hans Tetzel in Nürnberg, dessen Salbüchlein von 1464 erhalten geblieben ist (Julie Meyer, Die Entstehung des Patriziats in Nürnberg. In: MVGN 27, S. 40). Die Tetzel waren jahrhundertelang Hütten- und Hammerherren (vgl. Werner, Das Kupferhüttenwerk des Hans Tetzel aus Nürnberg auf Kuba. In: VSWG 1961, S. 502 passim). (b) Vielleicht war Jorg Grewlich Nürnberger. Wohlhabende Bürger des Namens Grewlich und Greulich lassen sich in Nürnberg vom 15. Jh. an nachweisen (vgl. Beiträge, Anm. 3 3, S. 204, und MVGN 42, S. 213).

Vor 1483 Nürnberg 31 Erhard Zinner, Bürger zu Nürnberg (a), bittet den Nürnberger Rat, sich bei den Herzogen Ernst und Albrecht dafür zu verwenden, daß Heinz Probst [offensichtlich ehemals in Nürnberg, dann in Leipzig (b)], der ihn vor einem Gericht „auf dem Schneeberge" verklagt habe, an das Stadtgericht zu Nürn­ berg als seine ordentliche Obrigkeit gewiesen werde. Es handelt sich um eine Geldschuld, die aus dem Verkauf einiger Kuxe herrührt (c). 55

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Beteiligung von Nümbergern

StaatsA Dresden, Wittenberger Archiv, Bergwerkssachen, Kapsel 6, Bl. 99. (a) Erhard Zinner war ein Sohn des Kaufmanns Jorg Zinner in Nürnberg, dessen Handel be­ sonders nach Frankfurt, Leipzig und Polen gerichtet war. Erhard Zinner hatte diesen Han­ del vor 1486 übernommen. (StadtA Leipzig, L 11, BL 155). (b) Heinz Probst — 1515 Rappolt-Gewerke — stammte aus Willanzheim bei Iphofen und wurde 1485 Bürger in Leipzig (Fischer, Anm. 9, S. 21, 111). Ohne Zweifel kam er dort­ hin über Nürnberg, wo 1526 der Nadelmacher Haintz Probst genannt wird (StadtA Nürn­ berg, Lib.Cons. 23, Bl. 123). (c) 1479 wird Heinz Probst als Beisitzer eines Kuxes in der Münzerzeche genannt (Freiberger Urkundenbuch, Anm. 28, II, S. 149). — I. J. 1505 treten die Töchter Erhard Zinners in Nürnberg ihre „gugguß auf dem Mülberg in der Münzerzech bey dem Schneeberg“ an ihre Vetter Heinrich und Sebold Zinner ab (Christa Schaper, Eine Geschütz- und Glockengießer­ familie in Nürnberg 13 50—1600. In: MVGN 51, S. 182. Nach StadtA Nürnberg, Lib.Litt. 21, 1505, BL 61).

Um 1483 Schneeberg 32 Christian Meitzer zählt in seiner Chronik von 1684 die Zechen auf, durch die der berühmte Schneeberger Fundgrübner Kunz von Iphofen, Faktor des Leipziger [Metallhändlers und Bergwerksunternehmers] Heinz Probst aus Wil­ lanzheim bei Iphofen um 1483 reich wurde. Christian Meitzer, Anm. 26, S. 468. „Cuntz von Iphoff (a), Diener und Faktor seines Landsmanns Haintz Probst in Leipzig, weitberühmter fundgrübner, der ganze zechen gebaut. Denn dieser ist zum ersten uffn Reichen Trost (b), zum andern von etlichen zechen in der Wiesen, als Sanct Moritzen, und zum dritten mahl vom Sonnenwirbel und Sanct Margarethen am Schimmelsberg (?) gelegen, reich worden. So hat er auch Sanct Andreas im Rosenberg wohl genossen.“ (a) Kunz von Iphofen, auch Zimmermann genannt, aus Iphofen in Mittelfranken, kam wohl — wie Heinz Probst — über Nürnberg nach Leipzig. Er wurde später zum Hauptmann von Werdau ernannt, nachdem ihm die Ämter Zwickau und Werdau gegen ein Darlehen von 22 000 fl verpfändet worden waren. (G. Sommerfeld, Zum Bergbauwesen im 16. Jh. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte, Bd. 42, S. 128. — F. O. Stichart, Chronik der Stadt Werdau, Leipzig 1841, S. 211). — Heinz Probst klagte später gegen ihn „wegen zweyer kuxe im Reichen Trost, des Bergwerks zu Sachsenfeld“, und anderer Sachen (StaatsA Dresden, Loc. 4505, Acta Hainz Probsten contra Kunzen von Iphofen). — Seinen drei Söhnen konnte er je 12 000 fl vererben. Seine Urenkel waren Bäcker und Schuhmacher in Schneeberg. (b) Heinz Probst soll die meisten Kuxe der Zeche „Reicher Trost“ besessen haben (Kroker, Anm. 30, S. 43). I. J. 1500 kaufte der Leipziger Rat zwei Kuxe im Reichen Trost für 22 ß 24 gl (Kroker, Anm. 30, S. 43).

1483 Frankfurt/M. 33 Peter von Merende aus Brügge läßt durch den Frankfurter Rat beurkunden, daß er Heinz Probst (a) aus Leipzig, Hanns Smidel aus Nürnberg und den Baccalaureus Ambrosius Maler bevollmächtigt hat, ihn in einer Streitsache der Gewerken der Hartenklufft gegen die Gewerken der Fundgrube St. Jor­ gen (b) und des Kathrin Stollen auf dem Schneeberge rechtskräftig zu vertreten. Entwurf: Stadtarchiv Frankfurt am Main, Reichssachen I, 6185. „Wir, der Rat zu Frankfurt, bekennen und thun kunt öffentlich mit diesem brieffe, das eyn erber kaufman von Bruck genant Peter von Merende, als der etzmit in des heyligen reichs und unser fastenmesse nehst vergangen by uns gewest ist, für uns ertzelt hat, wie das ime als mitgewerken zu der Hartenklufft uff dem Sneberge Widder die Gewercken zu der funtgruben Sant Jorgen und Sant Kathrin Stollen auch auf dem Sneberge, uff mittwuchen nach dem

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Beteiligung von Nürnbergern

sondag Quasimodogeniti schirstkompt eyn Dag emenet und zu handeln verheischet sy, durch sich selbst persönlich oder sin voilemacht daselbst uff dem Sneberge zu erschiennen und so er selber in eygener personen oder seiner gescheffte halber verhindert uff den genanten tag nit komen möge, habe er an siner stat gemechtiget und vollen gewalt gegeben den erbern Heintze Probst von Liptzk, Hansen Smidel von Nurenberg und Ambrosio Maler. Bacculario, ire dryen semptlich, ir zweyn oder ir eynen in Sonderheit in abwesen Merenden uff dem genanten tag zu compareren und mitsampt andern gewerken der Hartenklufft Widder die obgenanten Gewercken semptlich und widder eyn itzliche genandte gewerckschaft in Sonderheit zu handeln, vorstandt zu thune und alles was da vorhin durch die gewercken der Hartenklufft uff Dornstag nach Invocavit nehst vergangen gehandelt ist worden und hinfurt noch gescheen mochte, zu rate fuern und anzunehmen auch dryer oder ir eyns stat eynen andern oder mehr an ire stat zu setzen und alles das zu thune und zu lassen, was der handel uff die zit und auch hernach noch fördern werde und der egenante Peter von Merende, so er selbst gegenwertig were, thete und ließe zu gewinne und zu Verluste und zu allen rechten. Und was die genannten Heintze Probst, Hanns Smidel, und Ambrosius Maler semptlich oder besunder sin volmechtigen und anwalden also in den Sachen in sinem namen thun und lassen werden, das wolle er stete und veste unverruglich halden. Datum uff Dienstag naäi dem heyligen Palmarum anno domini 1483." (a) Vgl. über den Rappolt-Gewerken Heinz Probst die vorstehenden Regesten 31 und 32. (b) Über die Sankt Georgenzeche vgl. Fusion I, S. 225 passim. Viele Nürnberger waren an diesem berühmten Bergwerk beteiligt. Vgl. u. a. die Regesten Nr. 16, 40, 42, 57 f.

1483 Zwickau Mag. Oswalt Lasan über Martin Römers Tod.

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Annales der Stadt Zwickau (vgl. Urk. Nr. 5). „1483 ist vorschieden Merten Römer, etban gebest hauptman und bürger diser stadt [Zwickau], welcher bei einem gemeinen nutz nicht ein wenig gethan.“ (a) (a) Von Martin Römers Erben versteuerten die Nachkommen seines Bruders Nickel im Jahre 1496 fast 30 000 fl. Das waren zwei Drittel des hinterlassenen Gesamtvermögens Martin Römers, doch ohne seine großen Landgüter. Seine Stiftungen hatten die Höhe von rund 32 000 fl (nach Herzog, Anm. 42, II, S. 143). Da seine bergbaulichen Gewinne 200 000 fl betragen haben sollen, müßte er einen großen Teil davon wieder „verbaut“ haben. — 1472 hatte er vom Nürnberger Rat 400 fl steuerfreies Ewiggeld für 10 000 fl gekauft, das er 1475 dem Reichen Almosen zu Zwickau vermachte (StaatsA Nürnberg, Losungsamt, Bände Nr. 69 [Ewiggeldbuch 1426—1499] Bl. 163). —Frdl. Mitteil. von Oberarchivdirektor Dr. O. Puchner.

1483 Schneeberg 35 Der Schneeberger Berghauptmann von Starschedel (a) kauft für 100 fl ein großes, hinter dem sog. Hohen Gebirge auf einem Plateau gelegenes Moorgelände. [Das Hohe Gebirge erhebt sich südwestlich von Schneeberg-Neustädtel.] Bergleute legen dort durch Errichtung eines 5,60 Meter hohen Stau­ dammes eine Talsperre an (b), den Filzteich, dessen Wasser die Räder der Wasserkünste und Poch- und Schlämmwerke der nahen Zechen treiben sollen [zeitweise vielleicht auch die Bulgenkunst des Rappolt]. Ambrosius Frantz: Schneeberger Annalen. Sieber/Leistner, Anm. 282, S. 30 ff. (a) Heinrich von Starschedel wurde von 1483—1485 im Zehntamt der Nachfolger Martin Römers (Fischer, Anm. 9, S. 131). Ein Verwandter von ihm war wohl jener Hans Starzedel in Leipzig, der 1496 Bürger in Nürnberg und 1504 Bürger in Breslau wurde und am Gold­ bergbau von Reichenstein in Schlesien beteiligt war. (v. Haller, Anm. 3 5, S. 157 f.). — Heinrich von Starschedel beteiligte sich auch am Annaberger Bergbau (StaatsA Dresden, Loc. 4503, Rechnungen von 1487—1509. Nach frdl. Mitteil, von Herrn Johannes Sehm, Dresden, vom 24. 4. 193 5). 5

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Beteiligung von Nürnbergern

(b) Das Zuflußgebiet der Talsperre umfaßt ein 5,5 Quadratkilometer großes Trapez. Der 7,5 m breite Staudamm ist heute 240 m lang (Sieber/Leistner, Anm. 282, S. 30—33). — Auf dem davor befindlichen ansteigenden Gelände befanden sich damals 100 Zechen. Heute künden noch 200 Halden von dem einst dort blühenden Bergbau (Sieber/Leistner, Anm. 282, S. 61). — Es darf als sicher angesehen werden, daß Nürnberger an der Finan­ zierung dieses Unternehmens, einer der ältesten Talsperren des Erzgebirges, beteiligt waren. — Im Jahre 1517 kaufte der aus Franken stammende Bergmeister Paul Schmidt den Filzteich für 50 fl von Starschedel „zu gemeinem bergwerk“ (Ambrosius Frantz, Schnee­ berger Annalen, S. 7). Vielleicht hat zuvor Martin Römer, in dessen Todesjahr mit dem Bau des Staudamms be­ gonnen wurde, noch Einfluß darauf genommen. Denn er ließ gemeinsam mit seinem Mit­ gewerken Hans Federangel auch den großen Teich bei Zwickau anlegen. Ferner könnte der Nürnberger Nikolaus Staude beim Bau des Staudammes irgendwie mitgewirkt haben, da er sich — wie mehrfach hervorgehoben — nicht nur im Erzgebirge, sondern auch in anderen Bergbaugebieten Europas durch Anlage von Wasserkünsten hervorgetan hat (nach brieflichen Mitteilungen von Prof. Dr. Wolfgang Frhr. v. Stromer) und sich bis 1482 an vielen Stollen und Bergwerken im Neustädter Gebiet beteiligte (Meitzer, Anm. 26, S. 122ff.). Über seine Tätigkeit in Naila berichtet Staude selbst, daß im Bergwerk unter dem Lin­ denberg ein Kunstwerk bestand, das das Wasser nicht bewältigen konnte. Er entfernte es und baute im Jahre 1487 seine Kunst ein, fand jedoch anstatt Kupfer zunächst nur Eisen. Da niemand mit ihm gemeinsam vom Fluß her einen Stollen in den Berg treiben wollte, also keine Stollengewerkschaft gegründet werden konnte, nahm er seine Kunst wieder heraus und brachte sie über Hof nach Nürnberg zurück. — Es waren die häufigen Wassereinbrüche im Schneeberger Gebiet — 1476, 1479, 1481, 1499, 1511, 1573 —, die zum Bau von Stollen und zur Anlage großer und kostspieliger Wasserkünste zwangen, die — wie wiederholt beschrieben — entweder durch Göpel oder durch Kehrräder das Wasser aus der Tiefe hoben. Für die Kehrräder war das Wasser der Talsperren erforder­ lich. — Außer Staude wirkten hier Georg Streubel, Lorenz Werder, Peter Feltisheim aus Danzig und Blasius Dalmaticus als Erbauer von Wasserkünsten. Im Kampf gegen das Grubenwasser baute Martin Römer den Römer-Stollen und begann der Leipziger Marx Semler — einem Nürnberger Handelsgeschlecht entstammend — im Jahre 1481 mit dem Bau des berühmten Marx Semler Stollens (vgl. Sieber/Leistner, Anm. 282, S. 38, 40. — Werner, Anm. 10, II, S. 24—27, u. III, S. 172; ferner weiter unten die Regesten 47, 52).

1484 Nürnberg 36 Hans Waldung in Prag hat dem Hans Reuß u. a. 17 Mark und 2 Lot Silber übergeben, damit er es Cuntz Imhof in Nürnberg (a) überbringe. Da offenbar Imhof die Sendung nicht erhalten hat, ist Reuß vor dem Stadtgericht von Wal­ dung verklagt worden. Reuß kann keinen Nachweis über die Ablieferung er­ bringen und verpflichtet sich daher, den Wert zu ersetzen. Stadtarchiv Nürnberg, Lib. Cons. D, Bl. 8. (a) Cuntz Imhof ist sicher identisch mit jenem Nürnberger gleichen Namens, der 1479 zu­ sammen mit Lukas Welser und Heinrich Wolff Kuxe in Schneeberg besaß (Richard Ehren­ berg, Das Zeitalter der Fugger, Jena 1896, I. S. 189). Lieferungen solcher Art werden häufig von Schneeberg und Zwickau aus erfolgt sein.

1484 Nürnberg 37 Cuntz Fuchs in Nürnberg schuldet dem Hans Lochhausen (a) eine Geld­ summe. Er will ihm dafür einen Kux im Werte von 6 fl geben (b). Stadtarchiv Nürnberg, Lib. Cons. D, Bl. 67. (a) Hans Lochhausen ist wohl identisch mit dem Nürnberger Plattner gleichen Namens. Er war um 1518 tätig (MVGN 12, S. 99). (b) Es könnte sich im Hinblick auf viele ähnliche Vorgänge in Nürnberg um den Kux einer Schneeberger Grube gehandelt haben.

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Beteiligung von Nümbergern

1485 Nürnberg

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Michel Bart, Nürnberger Bürger (a), erklärt vor dem Stadtgericht in Nürn­ berg, daß er vor etlichen Jahren dem Berchtold Weylheimer etliche Kuxe „in dem Schneeberg“ um 1200 rheinische Gulden abgekauft und 800 Gulden an­ gezahlt, sich aber Vorbehalten habe, sie nach einer gewissen Zeit zurückzu­ geben und die 800 Gulden zurückfordern zu können (b). StadtA Nürnberg, Lib. Litt. 2, Bl. 199. (a) Vgl. MVGN 6, S. 70, 86; Bd. 26, S. 289. (b) Vgl. weiter unten das Regest 40.

1486

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Hans König aus Nürnberg (a) klagt in Posen gegen Stephan Engelhard wegen eines Kuxes zu Schneeberg. StaatsA Dresden, Wittenberger Archiv, Bergwerkssachen, Kapsel 6, Bl. 10. (a) Hans König ist vielleicht identisch mit dem Apotheker Hans König in Nürnberg.

1492 Nürnberg

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Die Nürnberger Bürger Michel Bart und Berchtold Weylheimer prozessieren vor dem Stadtgericht wegen „teile und guggus auf dem Schneeberg in Sandt Jörgen“ und anderen Gruben. Nachdem Weylheimer das Reichsgericht ange­ rufen hatte, vergleichen sich die beiden. Bart gibt dem Weylheimer die Kuxe zurück „als sy im vormals zugeschriben und gewertet“ worden und überläßt diesem auch die „nutzung und austailung“. StadtA Nürnberg, Lib. Litt. 8, Bl. 72.

1500 Leipzig

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Der Rat der Stadt Leipzig kauft 8 Kuxe der Zeche Sankt Sebald in Schnee­ berg (a) und zahlt für sie in den Jahren 1500—1505 den Betrag von 15 ß 16 gr Zubuße. Kroker, Anm. 30, S. 43 (Aus den Stadtkassenrechnungen im Stadtarchiv Leipzig). (a) Die Berglehnbücher des Bergamts Schneeberg in Freiberg nennen zwischen 1505 und 1550 wiederholt die Zeche St. Sebald. Als Belehnte werden dabei Jacob Förster, Oswald und Peter Gömer und [der Chronist] Ambrosius Frantz genannt (E. Koitzsch, Die Verleihungen des Bergamts Schneeberg von 1499—1596. Manuskript im Bergarchiv Freiberg Nr. 1321, 1875 f., 1343). — Ihrem Namen nach zu urteilen, war die Zeche St. Sebald eine Grün­ dung von Nümbergern (vgl. Fusion I, S. 220).

1501 Schneeberg

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Die Landesfürsten und die Gewerken auf St. Georg verhandeln mit Hans Unruh [Begründer der Zeche „Unruh“, Rappolt-Gewerke und offentsichtlich nürnbergischer Abstammung] (a), „die Fundgrub auf St. Georgen und Niedern Schacht bis auf den streichsumpf deutlich mit seiner Bulgenkunst zu gewältigen und nicht mit der alten Kunst“. — St. Georgen, Alte Fundgrub und St. Vinzens werden zusammengeschlagen, und Hans Unruh wird von den fürstlichen Räten bestellt, sie zu „gewältigen“. Man soll ihm eine fordernis schicken und wöchentlich 3 fl geben, darnach 400 fl zur Verrechnung“ (b). s *

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Ambrosius Frantz, Schneeberger Annalen. S. 4—5. (a) Ein Jakob Unruh lebte 1468 als wohlhabender Bürger in Nürnberg (MVGN, Bd. 22, S. 125). — Ein Stiefbruder des Rappolt-Gewerken Hans Unruh war Jheronimus Starck, viel­ leicht ein Verwandter des Chemnitzer Sebald Starck aus Nürnberg (W. G. Neukam, Ulrich Starck, ein Nürnberger Handelsherr und Unternehmer (gest. 1478). In: Beiträge zur Nürn­ berger Wirtsch.g., Anm. 3 3, Bd. I, S. 182). Der gleichnamige Sohn des Hans Unruh erbte neben einem 3A Kux am Rappolt auch i!s der Schmelzhütte in Oberschlema. Als sein Vor­ mund wird 1562 Dr. Andreas Funck genannt (Bergarchiv Schneeberg, Bergverleihbuch Schneeberg Nr. 12, Bl. 99 ff), der ein Verwandter des 1580 in Nürnberg lebenden An­ dreas Funck (MVGN 48, S. 182) gewesen sein könnte. (b) Nach „Hans Fischers, Bergmeisters, Schiedbuch" hatten 18 umliegende Zechen zu den Kosten beizusteuern. Doch konnte Unruh die Aufgabe offenbar nur unvollkommen lösen. Man hielt ihm vor, wenn ein Glied am Seil bräche, so fielen alle Bulgen in die Tiefe, worauf er spöttisch antwortete, wenn der Himmel niederfiele, wären alle Vögel gefangen. Auf Befehl der Räte wurden ihm die vereinbarten 400 fl „geschenkt".

1503 Schneeberg

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Dem Hans Unruh (a) wird die Hütte am Glesberg im Grunde verliehen, „wie sie Hans Kreuzing (b) gehabt". Bergarchiv Freiberg, Lehnsbuch Schneeberg Nr. 2, Bl. 1. (a) Vgl. das vorstehende Regest von 1501. (b) Die Hütte wird noch 1504 „die Crewtzinger Hütte" genannt (Bergarchiv Freiberg, Lehns­ buch Schneeberg, Bd. 2, BL 12).

1505 Augsburg

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Der Chronist Wilhelm Rem in Augsburg berichtet über die Beteiligung der Welser u. Vöhlin, der Fugger, Höchstetter, Gossenbrot, Imhof und Hirsch­ vogel in Augsburg und Nürnberg mit drei Schiffen an der 19 Fahrzeuge um­ fassenden portugiesischen Expedition des Francisco d’Almeida nach Ostindien. Die deutschen Schiffe seien „mit kaufmannschaft und par gelt" [d. h. mit Silber] beladen gewesen (a) und hätten dafür reiche Gewürzeladungen zurück­ gebracht. Die gesamte deutsche Beteiligungssumme habe 36 000 Dukaten betragen. Wilhelm Rem, Cronica alter und newer geschichten (Chroniken der deutschen Städte, Bd. 53). (a) Die genannten Kaufleute lassen sich als Beteiligte teils am Tiroler, teils am Schneeberger Silberbergbau und Silberhandel nachweisen, so daß Tiroler und Schneeberger Silber zur Ausfuhr gelangt war. Über die Ausfuhr erzgebirgischen Silbers nach Köln, Antwerpen und weiter nach Portugal, von wo aus das deutsche Silber auch sonst nach Ostindien exportiert wurde, vgl. Fusion II, S. 169, und das Regest Nr. 68.

1507 März 7 Zwickau

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Auszug aus dem Zwickauer Geleitsregister von 1507. StaatsA Weimar, Reg. Bb 2894. „6 gl Andres Matstet von Leipzig [Faktor der Fugger] von einem wagen, 4 pferden, hausgeredt vom Schneperg dohin gein Leiptzk gefurt vor dem sterben do [in Schneeberg] ge­ west (a)."

(a) In den [Oswalt Losanschen] Annalen von Zwickau (Mitt. d. Altertumsv. f. Zwickau u. Umgegend, Heft X, Zwickau 1910, S. 33) heißt es: „1506. Umb das fest Michaelis hat angefangen zu regiren di pestilenz hi zu Zwigkau ...“. — Der Aufenthalt des Fuggerschen

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Faktors in Schneeberg kennzeichnet das Interesse, das auch die Fugger am Schneeberger Silber nahmen. Für den Silberhandel hatte aber die Fuggersche Faktorei in Nürnerg be­ sondere Bedeutung. Denn neben Frankfurt a. M. und Venedig war Nürnberg der wichtigste Verkaufsplatz für sächsisches Silber, und nürnbergische Kaufleute haben spätestens seit den achtziger Jahren des 15. Jh. zeitweilig den Silberkauf innegehabt und für des Herzogs Silberverkäufe durchgeführt (Strieder, Anm. 139, S. 32 f.).

1502 Dezember 1 Dresden 46 Schreiben Herzog Georgs an D. Breitenbach bei Übersendung der Akten „so von der Focker, bürger zu Augspurg (a), factor und anwalt (b) als appellanten eines-, und Johann Nickel, Georg Wolkensteins, Bürgers zu Nürnberg (c), anwalten, als appelaten andernteils zur rechtfertigung der appellation er­ gangen“, mit dem Ersuchen, sie zu übersehen und samt den andern Doktoren ein Urteil in dieser Sache zu fällen und dem Herzog zurückzusenden. Des Herzogs Entschließung soll dann maßgebend sein (d). StaatsA Dresden, Cop. 108, Bl. 120. (a) Über die Betätigung der Fugger im Erzgebirge vgl. Strieder, Studien, Anm. 139, S. 237 passim, und Werner, Anm. 10 II, S. 8 passim. (b) Der Fuggersche Anwalt war Andreas Matstet. Er wohnte 1507 in Schneeberg (vgl. Re­ gest 45). (c) Sebald Wolkenstein und Geschwister in Nürnberg waren zu Beginn des 16. Jhs. an der Saigerhütte zu Arnstadt mit 5000 fl beteiligt. (Möllenberg, Anm. 289, S. 16). (d) Es handelt sich bei diesem Prozeß um die Pfändung erzgebirgischer — wohl hauptsäch­ lich Annaberger — Bergteile Wolkensteins, worunter sich aber auch Schneeberger befun­ den haben können, nachdem Matstet in Schneeberg die Fugger vertrat (Fusion II, S. 153) und die auswärtigen Kuxbesitzer im allgemeinen ihre Anteile über viele Bergstädte streuten (vgl. Kroker, Anm. 30, S. 58 ff. passim).

1507 Schneeberg 47 Der Bergmeister Thomas Häring (a) verleiht dem Paul Schmidt (b) [einem Rappolt-Gewerken] wegen der Gewerken des „Markus Semmler Stollens“ (c) eine Hüttenstätte an der Mulde unter der Zeche „Silberwaag mit allen ihren Gerechtsamen, es sei zu rösten, zu mahlen und anderer notdurft auch noch diesmal zugesagt und verliehen das Wasser, die Mulde oder der bach, so in der Sehlem herabfläußt“. K. A. Winkler. Geschichtliche Mitteilungen über die erloschenen [. .. ] Hütten des Erzgebirges und des Vogtlandes, Freiberg 1871, S. 37. (a) Stammte Thomas Häring aus Nürnberg? Der Fuggersche Faktor Christoph Hering in Nürnberg arbeitete eine Zeitlang auch im Gold- und Silberschmelzwerk der Fugger in Fuggerau. Er war ein Schwiegersohn des Georg Fugger vom Reh in Nürnberg (v. Pölnitz, Anm. 10, S. 36, 75). Thomas Häring in Schneeberg könnte ein Verwandter von ihm ge­ wesen sein, nachdem auch mehrere Mitglieder der Fugger vom Reh im Erzgebirge berg­ baulich tätig waren (Werner, Anm. 10, II, S. 10 passim). (b) Näheres über Faul Schmidt weiter unten im Rappolt-Gewerkenverzeichnis. (c) Der Marx Semler Stollen wurde von dem Leipziger Bürger Marx Semler, der einem Nürnberger Geschlecht entstammte, begründet (Werner, Anm. 10, II, S. 26 f., und III, S. 172). Er war das Haupt der Gesellschaft Marx Semler und Gebrüder, die 1495 in Nürnberg Kupfer von den Fuggern kaufte (Dietz, Anm. 108, II, S. 184).

1508 November 23 Nürnberg 48 Anthoni Tücher zu Nürnberg [Rappolt-Gewerke] (a) schreibt an den Kur­ fürsten von Sachsen, daß er den Erlös des übersandten Silbers zum Teil dazu 61

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Beteiligung von Nürnbergern

verwendet habe, Geldmünzen zu prägen, die an den kurfürstlichen Kästner Hans Umbhaven (b) zu Coburg gesandt seien. Er berichtet weiter, daß er dem Kurfürsten ein Faß „Muscatel Malvasier" als Verehrung übersende. StaatsA Nürnberg, Briefbuch Nr. 62, Bl 208 f. „Herrn Friedrichen Herzogen Sachsen Churfürsten. Gnediger her. Ew. f. jüngstes schreyben am datum Lochaw, Sonntags nach aller Heyligen tag nächstvergangen, mir auf nächste mein schrift zugesandt, hab ich unterthenigklich vernomen und ew. f. gn. ytzigen begern nach bey den Krug bestellt, auch ime etlich gelt aus dem uberschickten ew. gn. Silber erlöst, uberantwurt, die guldin montz mit den vorgeprauchten stempfeln zuschlahen, wie er dan des in täglicher arbeit steet und bishero allain an geld noch etlichen mangel gehabt hat. So hab ich uf den achten tag Novembers für 900 fl der neuen muntz ye stuck für ain gülden und etlich der zwen ainen reinischen gülden gelten, durch Hannsen Umbhawen ew. f. g. Castner zu Coburg zugesandt, in hoffnung, die seien ew. f. g. numer zukomen. Den übrigen rest der achthalbhundert gülden bin ich vom Krug täglich gewertig und alsdan willens, ew. f. g. die bey nächster für zu uberschicken. Daneben, gnedigster furst und her, sein bey kurzen tagen ainem guten gesellen vier lagel Muscatel Malwasier gein Nurmberg gesandt, die drey davon zu stund verkauft und mir die vierd mitgeteilt. Die hab ich uf heut dto bey aine Eyßlebischen furmann gedachten ew. f. g. Castner gein Coburg zugeschickt mit schriftlichem bevelch, die ewn. f. g. mit dem fürderlichsten zu ew. g. hofhalt zu fertigen. Will damit als ainer geringen gab ew. f. g. in underthenikeit vereret und die selbers wie mir gezimpt, hochvleißig gebetten, solchen wein, wo der ewn. f. g. bequem und gefellig ist, in ergetzlichhait zu verprauchen und meynen willen, wie der zu ew. f. g. undthernigklich ist gericht, für die werk in gnaden anzunemen. Dann ich ye genaigt, ewrn. f. g. als meinen gnedigsten hern underthenig dienstparkait zu erzaigen. Datum Donerstag Clemens [= 23. XI.] 1508. Anthoni Tücher der älter zu Nürnberg.“ (a) Über die Tücher und ihre Bergwerksuntemehmungen vgl. Grote, Anm. 262, S. 31, 34 passim. (b) Über Hans Umbhausen vgl. Werner, Anm. 10, I, S. 149.

1509 Schneeberg 49 Georg Strobel (a) und Peter Wolfram, sowie Kunz von Iphofen (b) für sich als ein Gewerkenvorsteher und Schichtmeister der Zechen „Reicher Trost", „Sieben Hilfen" und „Kathrein Trost" erhalten die Halden zu diesen drei Zechen verliehen gegen die achte Mark Zehntsilber. Die neunte und zehnte Mark haben sie frei mit Wissen und Willen des Bergmeisters Wolfgang Herschel und des Zehntners Mathias Meyner sowie des Martin Fuchs (c) und Philipp Ecke (d) als ein Verleger [und Rappolt-Gewerke]. Bergarchiv Freiberg, Lehnbuch des Bergamts Schneeberg Nr. 3, 1509/13, Bl. 112. (a) Georg Strobel könnte seinem Namen nach aus Nürnberg stammen (vgl. die Registerbände der MVGN). Vielleicht ist er identisch mit Georg Streubel, der in Schneeberg 1476/78 die „Alte Kunst“ erbaute (Sieber, Anm. 282, S. 3 8). (b) Über den Mittelfranken Kunz von Iphofen vgl. das Regest 32. (c) Martin Fuchs stammte — diesen Zusammenhängen nach zu urteilen — vielleicht ebenfalls aus Nürnberg, wo sein voller Name nach Mitt. d. StadtA vorkommt. (d) Ein Paul Eck aus Sulzbach (Obpf.) erhielt 1473 ein Grubenfeld verliehen (Hoppe, Anm. 3, S. 100).

1509 50 Die sächsischen Landesherren bewilligen, den Gewerken von Schneeberg für die Dauer von sechs Jahren einen Silberpreis von 7 fl 15 gl zu bezahlen (a). Ambrosius Frantz, Schneeberger Annalen, S. 5. (a) Der bisherige Preis betrug 6 alte Schock.

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MVGN 59 (1972)

Beteiligung von Nürnbergern

1509 Juni 27 Nürnberg 51 Der Amtmann Johann Burggraf klagt wegen einer Geldforderung gegen den Nürnberger Hans Thanhauser und hat offenbar bei dem Bergrichter Wolf Herschel in Schneeberg die Kuxe Thanhausers pfänden lassen. Dieser wendet sich deswegen mit einem Schreiben an den Bergrichter und übersendet es dem Nürnberger Rat mit der Bitte, es seinem [des Rats] Brief an Herschel beizu­ fügen. Der Rat beschließt, dies zu tun. StaatsA Nürnberg, Ratsverlässe Nr. 505, Bl. 16 (aus der Abschriftensammlung der Ges. f. Fränk. Gesch.).

1509 Zwickau Auszug aus dem Zwickauer Geleitsregister von 1502/11.

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StaatsA Weimar, Reg. Bb 2888 ff. „24 gl [zahlen] Peter Rudel, Mats Philip, Valten Emst, Kaspar Zorn, Nickel Franck und Gilg Schwemmei von Zwickow. 6 wagen, 28 pferd, kupfer aus der Sehlem den Semlern gein Schleusingen [in die seygerhutten] gefurt und [teils] Veith Widman gein Luderstadt [in die seygerhutten] gefurt (a).“ (a) In Schlema bei Schneeberg befanden sich ertragreiche Kupfergruben (Sieber/Leistner, Anm. 282, S. 39 f.), und der Leipziger Rappolt-Gewerke Veit Wiedemann nahm dort eine be­ herrschende Stelle ein. Mit ihm rivalisierten die aus Nürnberg stammenden Semler in Leipzig. An den Kupfergruben König David und Ober Nicol Schmid besaß Marx Semler 25 und 37 Kuxe (Fischer, Anm. 9, S. 135 passim. — Werner, Anm. 10, II. S. 24 f. —Fusion I, S. 219. — Beiträge, Anm. 33, S. 77, 80, 429, 554). Das im Schneeberger Ge­ biet gewonnene silberhaltige Kupfer ließen die Wiedemann, die Semler, die Leimbach und andere hier beteiligte Gewerken nach ihren Saigerhütten in Thüringen fahren. Dort waren Nürnberger ihre Gesellschafter und Hauptabnehmer des im Saigerprozeß gewonnenen Kupfers und Silbers (Möllenberg, Anm. 289). — Der obenstehende Eintrag im Zwickauer Geleitsregister ist einer von unzähligen ähnlicher Art. — Für den Abtransport des Silbers und Kupfers wurde die Straße nach Zwickau begradigt und quer durch die südliche Hufen­ flur des Dorfes Griesbach nach der „Goldenen Höhe" verlegt. Sie wurde nun die Silber­ straße genannt. (Sieber/Leistner, Anm. 282, S. 54).

1509 Augsburg 53 Peter Welser, Schiffsherr in Antwerpen, und seine Geschwister in Zwickau haben mit Simon Seitz (a), Faktor der Welser-Vöhlin-Gesellschaft in Augs­ burg, ihrem Schwager, einen Vertrag abgeschlossen über die Aufteilung der Habe und Güter ihres verstorbenen Vaters Peter Welser in Zwickau, der eine Nichte des Zwickauer Amtmanns und Nürnberger Bürgers Martin Römer zur Ehefrau hatte. Unter dem Nachlaß befinden sich auch Schneeberger Kuxe [vielleicht von Martin Römer ererbt]. Peter Welser aus Antwerpen erteilt in Augsburg seinem Vetter, dem Bürgermeister Hieronimus Welser, Vollmacht, ihn beim Verkauf des Nachlasses zu vertreten. Orig. Perg. von 1509, in der Stadtbibliothek Augsburg. — Welser, Anm. 10, I, S. 58. — Hahn, Anm. 10, S. 62, 73. (a) Nach v. Haller, Anm. 35, S. 143, stammte Simon Seitz vielleicht aus Nürnberg, wo 1480 Hans Seitz das Bürgerrecht erwarb und um 1500 auf 10 000 fl Vermögen geschätzt wurde.

1510 Schneeberg 54 54 „Hans Richter von Nürnberg" wird mit einem Grubenfeld am Gotshauswald in Schneeberg belehnt (a). 63

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Beteiligung von Nürnbergern

Bergarchiv Freiberg, Lehnbuch Schneeberg Nr. 3 von 1509 ff., S. 102. (a) Ohne Herkunftsangabe kommt der Name Hans Richter bei Grubenbelehnungen zwischen 1501—1560 häufig vor, u. a. auch bei einer Belehnung im „Heiligen Kreuz“. — Gleich­ zeitig werden auch Leipziger Bürger als Belehnte in der „Sehlem“ genannt, teils solche, die aus oberdeutschen Handelsgeschlechtern stammten, wie Marx und Hans Semler, Ulrich Schütz, Lorenz Jechler, Hans Bauer u. a.

1511 Juli 4 Nürnberg

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Hans Mugenhofer, Bürger zu Nürnberg, sagt vor dem Stadtgericht in Nürn­ berg aus, er sei Eigentümer von „etlichen guckes auf dem Schneeberg", die dann Peter Gabler (a) eingenommen habe. Dazu sei dieser aber nicht bevoll­ mächtigt gewesen. Er erteilt nun dem Hieronimus Terbis Vollmacht, die Kuxe in Empfang zu nehmen. StadtA Nürnberg, Lib. Litt. 26, Bl. 175. (a) Stefan Gabler, Gewandschneider in Nürnberg, war Rappolt-Gewerke.

1518 Leipzig

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Georg Hofmann in Posen ist verstorben. Er hinterläßt u. a. Schneeberger Kuxe und Schulden bei Andreas Örtl in Nürnberg (a) und Augustin Pantzschmann in Leipzig, deren Gläubiger die Kuxe übernehmen. StadtA Leipzig, Ratsbuch Nr. 4, BL 226. (a) Ein Verwandter des Andreas Örtl, Sigmund Örtl, und auch Augustin Pantzschmann sind Rappolt-Gewerken.

1511 Schneeberg

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Nachdem eine von Griesbach kommende Wasserflut „das kupferwerk in der Sehlem bis auf den stolln und den Schneeberg bei 14 lachter tiefe ertränkt", erklären die Verleger und Kupferherren (a) sich bereit, das Wasser wieder „zu gewältigen". Dafür setzen die Gewerken in „Unter Nickel Schmidt und St. Georgen ihr Dorf, die Oberschlem und ihre hütten unter St. Georgen und der Sehlem gelegen, auch ihren Wald" als Pfand ein. Bergarchiv Freiberg, Lehnbuch des Bergamtes Schneeberg Nr. 3, 1509/13, Bl. 112. — Ambro­ sius Frantz, Schneeberger Annalen, S. 6. (a) Diese Verleger und Kupferherren waren damals teils nümbergischer Herkunft; soweit sie es nicht waren, verlegten sie vielfach auch die Kuxe nümbergischer Gewerken. Vgl. Fusion I, S. 231-233.

1517 Schneeberg

58

Hans Alnpeck von Freiberg verkauft seine Hütte „in der Oberschlema", die er von den Gewerken von „St. Georgen" und „Unter Nickel Schmidt" erworben hat, an den Schneeberger Hieronimus Schütz [aus Nürnberg]. Ambrosius Frantz, Schneeberger Annalen, S. 7.

1518 Dezember 31 Nürnberg

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Nürnberg schreibt an den Rat zu Leipzig wegen „Schuldforderungen", die die Leipziger Bürger „Wolf Leynpach und Anna Mayrin" an die Nürnberger Bürger Jorg Stuchs (a) und Linhart Braun (b) haben. 64

Die Nürnberger Börse auf dem Herrenmarkt in Nürnberg im Jahre 1599, Stätte auch des Handels mit Kuxen (Ausschnitt aus einem Gemälde von Lorenz Strauch in der Industrie- und Handelskammer).

In den meisten Häusern des Herrenmarktes wohnten Besitzer von Bergwerks- und Hüttenanteilen, nicht zuletzt von solchen des Rappolt. Das hohe Renaissancegebäude ganz rechts beherbergte die Faktorei der Augsburger Welser mit ihrem Kupfer- und Silberhandel. Auf der linken Seite im Eckhaus gegenüber dem Turmhaus mit Zinnen befand sich die Handlung der Rappolt-Gewerken Ketzel. Das Turmhaus bewohnte Conrad Glockengießer, der schon durch seinen Metallbedarf mit den Metallfemhändlern und Kuxbesitzern in Verbindung stehen mußte. Links daneben lag das Haus der Tuchhändler und Rappolt-Gewerken Gabler. In dem sich anschließenden, etwas vorspringenden großen Anwesen saßen die Pirckheimer. Schon um 1462 war Frantz Pirckheimer an der Goldgewinnung in der Grafschaft Waldeck beteiligt. Das Haus daneben bewohnte Sebald Peringsdorffer, der um 1494 einen „Hüttenhander betrieb und ein Verwandter des Rappolt-Gewerken Wolff Pergersdorfer war. Es folgt das Haus Martin Behaims d. Ä. (das zweite von links), das an den Welserschen Gesellschafter Ulrich Fütterer überging. Beide hatten viel mit Metallhandel zu tun. Das übernächste Haus nach links (auf dem Bilde nicht mehr sichtbar) bewohnte bis 1501 der Welser’sche Faktor und Besitzer von Kuxen Bernhard Walther. — So kon­ zentrierten sich hier am Herrenmarkt viele Bergwerks- und Metallhandelsinteressen. Persönliche Kontakte waren leicht aufzunehmen und manches erzgebirgische Unter­ nehmen wurde von hier aus geleitet. — Aber der Herrenmarkt war nicht die einzige Stätte, an der Metallfernhändler, Bergwerksunternehmer und Besitzer von Kuxen gehäuft wohnten. Z. B. hatten in der Aegidiengasse (heute Theresienstraße) Mit­ glieder der bekannten Gewerkenfamilien v. Eyb, Welser, Stromer, Imhof, OerteL Tücher, Mugenhofer, Plank, Pfinzing, von Ploben und andere ihre Wohnsitze.

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Notariatsinstrument über eine strittige Geldforderung des Nürnberger Bürgers in Zwickau und Schneeberg Martin Römer an Anton Paumgartner und Gesellschaft in Nürnberg von 1465 (Orig. Pgt. Urk. im Staatsarchiv Nürnberg, Urk. der 3 5 Laden der Unteren Losungsstube Nr. 3373. Vgl. Regest Nr. 4)

MVGN 59 (1972)

Beteiligung von Nümbergem

StaatsA Nürnberg, Briefb. 79, Bl. 71. (a) Über den Drucker Georg Stuchs vgl. Fusion I, S. 227. Seine Metallhandelsbeziehungen werden dort offensichtlich unter Beweis gestellt. (b) Über den Rappolt-Gewerken Linhart Braun vgl. Fusion II, S. 171, sowie die Erläuterungen zum weiter unten folgenden Gewerkenverzeichnis. — Es wird sich um Forderungen aus Kupfer- oder Silberlieferungen an Braun und Stuchs gehandelt haben. Vgl. u. a. Regest Nr. 52.

1521 Nürnberg 60 Hanns Neuman d. J. (a) sagt vor dem Stadtgericht in Nürnberg aus, er habe „auf dem Schneeberg“ etliche Ausbeute für sich selbst und für Sebolt Ketzel (b) entgegengenommen, [aber noch nicht abgeliefert]. Er sei deswegen dem Sebolt Ketzel 50 fl und 9 gl schuldig geworden. StadtA Nürnberg, Lib. Cons. 15, Bl. 151. (a) Hans Neumann d. J. war vielleicht ein Sohn des Johann Neumann in Zwickau, der durch seine Beteiligung am Schneeberger Bergbau reich wurde (Werner, Anm. 10, II. S. 156). (b) Sebolt Ketzel war Kramer und Fernhändler in Nürnberg, Gewerke am Rappolt und in Goldkronach (Neukam, Anm. 33). — Über die Ketzel vgl. Theodor Aign, Die Ketzel. Ein Nürnberger Handelsherren- und Jerusalempilgergeschlecht. Neustadt (Aisch) 1961.

1522 Mai 22 Nürnberg 61 Jakob Welser und sein Sohn in Nürnberg liefern gebranntes Silber an Hans Lauginger in Augsburg. StadtA Augsburg, Lit.-Sammlung, 1517 ff.

1524 Nürnberg 61a Die Ehefrauen Albrecht Dürers und Martin Ziners, Agnes und Katharina, Töchter des verstorbenen Nürnberger Bürgers Hans Frey, setzen sich mit Wil­ len und im Beisein ihrer Ehemänner über das väterliche Erbe auseinander, unter welchem sich auch nicht näher bezeichnete Bergteile befinden. StadtA Nürnberg, Lib. Cons. Nr. 19, Bl. 113 f.

1525 Nürnberg 62 Bruchstück aus Geschäftspapieren der Nürnberger Welser über Silberliefe­ rungen an den Nürnberger Rat. StaatsA Nürnberg, Stadtrechnungsbelege, Einzelbelege Nr. 1596, 1525, Jacob Welser an­ treffend (a). „adi ditto mer thund wyr myt barem gelt dem Jorg Dittherrn darmyt die post virgleycht wyrt an feyn silber 2 mark 9 lot o quent 3 zu 8 fl 8 ß. Die mark tut 21 fl 12 ß 5 Kr in feyn Silber mark 104 lot 3 quent 1 £ 0“ „adi 8. April sollen wyr aym erbarn rot der stat ayn rest feyn sylber auf datto virfallen, tut feyn mark 104 lot 3 quent 1 0“ (a) Silber bezogen die Nürnberger Welser um 1518 erst aus Joachimsthal (Stemberg, Anm. 269a, I. S. 1, 329. — K. Siegl, Joachimsthaler Bergwerks- und Münzwesen. In: Mitt. d. V. für Gesch. d. Deutschen in Böhmen, Bd. 50 1912, S. 198), dann um 1525 zusammen mit Zinn aus Schlaggenwald im Egerland (StadtA Schlaggenwald, 29. 8. 1525: Abrechnungen des Rats mit der Gesellschaft Jakob Welser), später besonders von den Fuggern (FuggerArchiv Augsburg, 2, 1, 22 b und c 1535/39). Auch Annaberg — weniger Schneeberg — war für sie sicher eine wichtige Bezugsquelle, da Jakob Welser zahlreiche erzgebirgische, beson6

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MVGN 59 (1972)

Beteiligung von Nümbergern

ders Annaberger Kuxe besaß. (Die Welser, I, S. 90) — Handelsverbindungen mit Schnee­ berg könnte Jakob Welser aus der Zeit, da er noch Faktor und Gesellschafter der WelserVöhlin-Kompanie war, übernommen haben. Denn deren Niederlassung in Zwickau — mit Sebastian Welser als Leiter — mußte ihn zwangsläufig auch auf das Westerzgebirge hin­ lenken.

1526 April 24 Nürnberg 63 Schreiben Wolf Wiedemanns in Leipzig [Sohn des Rappolt-Gewerken Veit Wiedemann] (a) an die Nürnberger Schatzmeister Hieronimus Ebner und Caspar Nützel mit Bestätigung eines Kaufabschlusses des Nürnberger Rats über 300 Mark Silber von Wiedemanns Faktor Marx Plawen (b). StaatsA Nürnberg, Nürnberger Stadtrechnungsbelege (Urkunden u. Briefe) Nr. 290. »Mein wiligen Dinst zurvor. erbar und weyse, besunder günstige heren und freunde, mir hat Marx Plawen, unser factor, geschrieben und angezaicht, wy er mit euch ein kauf um 300 mark sylbers über ein jar ungeferlich in die losung Stuben zu antborten beschlossen. Dyweil dan von euch an im gesunn, das ich euch schreyben solt, das solcher kauf mit unserem belust ge­ schehen, las ich euch wissen, das solcher kauf mit unserem belust geschenn, auch unser vorbiligung gebest. Solt auch der Silber in der zeyt, wen man di zu antborten schuldig, zu guttem dank betzalt und damit widerum zufride gestelt werden, und was ich ewer erbar weyßheit belegliche dinst darneben zu erzeigen wist, wil ich albey wilig befunden werden. Datum Leipzik Dinstag nach dem Suntag Jubilate ano 1526. Wolff Widemann.“ Aufschriften: Den erbaren und weyßen Iheronimo Ebner und Caspar Nutzei, losungern, meinen günstigen heren und frunden. 1526 von Wolf Widman silber kaufs halben. Verschluß-Siegel: im Schild ein nach rechts schreitender Mann. Darüber die Buchstaben W W. (a) Vgl. Fusion II, S. 151, 173. — Strieder, Studien, Anm. 139, S. 33 passim. — Fischer, Anm. 9, S. 13 5—141 passim. (b) Plawen = von Ploben aus Nürnberg. — Vgl. über die von Ploben die Anm. 1 zum Regest 69. — Über die Beteiligungen der Wiedemann am Schneeberger Bergbau und Metallhandel vgl. u. a. Regest Nr. 52.

1528 Nürnberg 64 Der Nürnberger Heinrich Hermann als Faktor der Höchstetter-Gesellschaft in Augsburg und Hans Stahel in Schneeberg (a) unterhalten Geschäfts-[Verlags-?]beziehungen und rechnen in Nürnberg miteinander ab. StadtA Nürnberg, Lib. Cons. 28, Bl. 96. (a) Hans Stahel erscheint gelegentlich auch als Schuldner einer Nürnbergerin, der Zwirschwagerin (StaatsA Nürnberg, Briefbücher Nr. 103, Bl. 100. 1531 Juli 10). Er war viel­ leicht ein Verwandter des im Regest 19 genannten Peter Stahel in Nürnberg. — Ein Caspar Stahl aus Schneeberg war bis 1548 Pfarrer, dann Bergmann [= Fundgrübner] in Eibenstock (A. H. Kreyßig, Album der evangelischen Geistlichen im Königreich Sachsen, Dreden 1883, S. 121).

1531 September 14 Nürnberg 65 [Ähnlich wie manche am Freiberger Bergbau beteiligten Nürnberger zum Aufblühen des Schneeberger Bergbaus beigetragen hatten (a), so verlegten auch manche von ihnen das Feld ihrer Tätigkeit nach Annaber g, als nämlich am Schreckenberg reiche Silbererzläger entdeckt wurden. Zu solchen Männern gehörte z. B. Friedrich Rappolt, der dorthin verzog, als die großen Ausbeuten in Schneeberg nachließen und die Zeche Rappolt noch immer Zubußen er­ forderte. Zahlreich waren auch die Beteiligungen am Annaberger Bergbau von Nürnbergern in der Reichsstadt selbst.] (b) So schrieb 1531 der Nürnberger 66

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Beteiligung von Nürnbergern

Rat an den von Annaberg, die Bergstadt verdanke ihre Blüte zum größten Teil „den ausländischen und fremden Nationen" (c). Daher möge er den Erben der Nürnberger Mathes Schönfelder und Ott Prügel, die auf dem Wege von der Leipziger Messe nach Annaberg ermordet worden seien, zu ihrem Rechte verhelfen. StaatsA Nürnberg, Briefbücher Nr. 103, Bl. 168. „Burgermaister und Rath auf Sanndt Annaperg Besonder lieben freunde, unser ratsfreunde und bürgere haben uns ire Beschwerden angezaigt und gebetten, wie euer w. aus derselben lengers inhalts vememen werden. Nun achten wir entlieh dafür, e. w. haben sich wol zu erynnem, das gemeiner irer stat das aufnemen und gedeyhen nit wenig von dem perckwerk erwachsen ist. Welche berckwerk aber unser achtens von den auslendischen und frembden nation des meren tayls erhalten und in zimliche wesen gepracht seyn. Wo nun unsere bürgere wie ir suplication anzaigt, dermaßen von iren gepewen sollten gedrungen werden. Dieselben darauf die ain große tapfere summa uncostens gelegt und zuvor dieweyl weyland unsere zwen bürgere Mathes Schönfelder und Ott Prügel vast alles ir vermügen darein gewendt, ine und iren weyb und kindern damit merklichen schaden than und dazu im ende, als sie neben besuchung des Leyptzker markts iren weg auf Sanndt Annaperg haben nemen und zu iren perckwerken sehen wollen, jemerlich ermord und umbkomen sein, jetzo verlassen. Sölten das bedenken doch e. w. selbst wie unpillich sollichs were. Ist demnach aus sondern vertrauven unser freundlich bitt, e. w. wollen sollich verpot widerumb eröffnen und unsere ratsfreunde und burgers auf den fürgewendten Ursachen wider gemeine berkfreyhait und alt herkomen an erpawung irer gewerkschaft verrer nit verhindern, wie wir uns dann unzweyfenlich versehen. Daran erzaigen uns auch e. w. sonder freuntlichen gefallen, und wir send erpüttig, dasselb umb euer w. in gleichen und mehrern freutlich zu verdienen. Datum donerstags 14. Septembers 1531." (a) Vgl. das Urkundenbuch der Stadt Freiberg, Anm. 28, an verschied. Stellen. — Fusion I, S. 244 passim. — Werner, Anm. 10, III, S. 161 f. (b) Vgl. Werner, Anm. 10, II, S. 19—31 passim, sowie oben Regest 49. (c) Schon 1448 hatte der Nürnberger Rat gelegentlich geäußert, seine Bürger hätten in Böhmen, Ungarn, Siebenbürgen, Tirol und an anderen Orten [wie Frankenberg in Hessen, Goldkronach in Franken, Freiberg im Erzgebirge] Bergwerke gehabt (Roth, Anm. 236, VI, S. 15, und freundl. Mitteil, von Oberarchivdirektor Dr. O. Puchner). Daß es aber nicht nur Kapitalbeteiligungen waren, mit denen die Oberdeutschen den erzgebirgischen Bergbau förderten, sondern auch die Berg- und Hüttentechnik durch sie verbessert wurde, ist an dieser Stelle nochmals hervorzuheben. Eine Reihe von erzgebirgischen Berg- und Hüttentechnikern kam aus Nürnberg (vgl. Fusion I, S. 233 bis 239. Fusion II, S. 175, und Regesten 3 5 u. 72c). — Hans Lobsinger in Nürnberg konstruierte 1570 Blasebälge von Holz ohne Leder für die Schmelzhütten (Joh. Gabr. Doppelmayr, Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern, Nürnberg 1730, S. 292). Gelehrte der bergbaulichen Wissenschaft wie Petrus Albinus, Georg Agricola und Johann Mathesius wurden durch Nürnberg beeinflußt, andere stammten dorther; z. B. waren Nürnberger die Vorfahren des in Annaberg geborenen Metallhüttenfachmanns und Dresdner Probations­ meisters Lazarus Ercker (— Erkel), Verfassers des „Probierbüchleins“ von 1557. (Dennert, Harz, S. 125). Manche Werke solcher Art wurden in Nürnberg gedruckt (vgl. u. a. Helmut Wilsdorf, Präludien zu Agricola, Berlin 1954), so auch die bergbaulichen Abhandlungen des Friedrich Rappolt (vgl. Regest Nr. 101).

1533 Schneeberg

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Auszug aus der Chronik des Ambrosius Frantz.

„Bei dem Bergmeister Benedix Cadner hat der allmächtige Gott den reichen gang von Silber im Fürstenvertrager Zug geoffenbart (a), von welchem dem Schneeberg mehr nutzen und gutes widerfahren, denn zuvor vom ganzen berg6

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MVGN 59 (1972)

Beteiligung von Nürnbergern

werk, da es am besten gewesen (b). Die erste ausbeut auf dem Fürstenvertrag, 9 fl auf einen kucks, ist gefallen Reminiscere 1534." Ambrosius Frantz, Schneeberger Annalen, S. 8. (a) Der Fürstenvertrag lag nördlich von Schneeberg am Mühlberg. Seine Pochwerke wurden von der Griesbacher Grabenführung mit Ziegelteich und Herrenteich getrieben (Sieber/ Leistner, Anm. 282, S. 43). (b) Diese Darstellung des Ambrosius Frantz ist eine Übertreibung. Zwar war 1533 das ge­ samte Silberausbringen zum ersten Mal unter 1000 Mark geblieben, um nach dem Fümdigwerden des „Fürstenvertrags“ von 1535—1539 wieder auf 12 000—16 000 Mark anzusteigen (vgl. auch die Ausbeuteziffern im Regest 7), doch kam dies Ausbringen nicht an das der ersten Blütezeit heran. — Am Fürstenvertrag waren auch Nürnberger beteiligt, wie das Regest 81 von 1553 zeigt.

1534 Leipzig 67 Gregor Rauch in Leipzig hat dem Gregor Schlüsselfelder [aus Nürnberg] (a) einen halben Kux der Zeche Unruhe (b) in Schneeberg verkauft, aber noch nicht gewährt. Schlüsselfelder klagt deswegen vor dem Stadtgericht. Rauch verpflichtet sich, den Kux in drei Wochen zu gewähren (c). StadtA Leipzig, Ratsbuch Nr. 6, Bl. 217. (a) Gregor Schlüsselfelder stammte aus Nürnberg und vertrat die Handelsinteressen seiner nürnbergischen Verwandten (Fischer, Anm. 9, S. 102, 104, 106). (b) Im Abschnitt b von Fusion III (Schlußbetrachtung) wurde darauf hingewiesen, daß der Begründer der Unruh-Hütte der offensichtlich einem nürnbergischen Geschlecht entstam­ mende Hans Unruh sei. Das gleiche darf man von der Zeche Unruhe sagen, die — wie so manch andere Zeche — ihren Namen einem Nürnberger zu verdanken hatte. (c) Um 1550 erscheinen die Kürschner Christoph und Jakob Rauch in Leipzig als Käufer von von Rauchwaren (Fischer, Anm. 9, S. 3 53).

1535 Dezember 3

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Auszug aus der Geschichte des Nürnberger Handels von J. F. Roth.

„Am 3. Dezember 1535 haben Gabriel Imhof und Gebrüder, auch Wilhelm Schmidtmayer etliche Kaufmannswaren, als Silber (a), Specerey etc. eines großen werths dreyen fuhrleuten aufgegeben, nach Antorf zu führen. Bei Hackenberg oberhalb Kölns sind sie von 70 Reisigen angefallen und beraubt worden durch Hans Thomas von Rosenberg." Joh. Ferd. Roth, Geschichte des Nürnbergischen HaHels, 4 Teile, Leipzig 1800/02, Teil 1, S. 410. (a) Schon seit dem späten Mittelalter handelten die Imhof mit Silber, wie 1411 Heinrich Imhof solches in Frankfurt kaufte (StaatsA Nürnberg, Briefbücher Nr. 3, Bl. 166, 1411 September 10), Conrad Imhof 1479 am Schneeberger Silberbergbau beteiligt war (Fusion I, S. 223) und 1505 die Imhofsche Handelsgesellschaft Silber nach Ostindien exportierte (vgl. Regest 44 von 1505).

1535 Eibenstock 69 Andreas Blau, Bürger in Nürnberg (a), [auch Gewerke von Schneeberger Silber-Zechen] einerseits und die Gewerken der Zeche Thennesheide (= Dönesheide) andererseits schließen folgenden Zinnlieferungsvertrag ab (b): Auf alles Zinn, das die Gewerken auf der Zeche Thennesheide während der nächsten 68

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Beteiligung von Nümbergem

drei Jahre herstellen, soll Andreas Blau wöchentlich pro Bergzentner 9 fl darleihen. Dafür versprechen die Gewerken, ihm oder seinen Erben alles herge­ stellte Zinn für 10 fl zu liefern. Wenn weniger erzeugt und geliefert wird als verlegt ist, kann Blau diesen Vertrag kündigen und sich an den Bergteilen und Gütern der Gewerken schadlos halten. Gewerken sind: Andreas Blau selbst mit einer Schicht = 32 Kuxen, Lorenz Sigel mit einer Schicht, Heinrich Knot mit V8 Schicht, Hans Reuter mit Vs, Oswald Reumann mit Vs und 4 Kuxen, Thomas Adam mit Vie und 3 Kuxen (c). Bergarchiv Freiberg Nr. 118, Bergbuch Eibenstock Nr. 1. (Nach einer Abschrift von Herrn Edwin Siegel, Nürnberg.) Zäklady I, 1, S. 413b. Ebd. S. 271, Nr. 25. Josef Teige, Seznamy S. 68 (1526). Teige, Zäklady I, 1, S. 272, Nr. 26 (19. Juli 1551). Ebd. S. 273 Fußnote.

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einen deutschen Schuldschein über 300 Schock meißnische Groschen ausgestellt habe 161. Es ist anzunehmen, daß er wegen seiner Deutschkenntnisse vom Rat der Prager Altstadt unter den Gemeindeältesten am 22. Dezember 1542 dazu bestimmt wurde, mit zwei Ratsherren mit dem Nürnberger Rat zu verhandeln. Das geschah am 4. und 5. Januar des folgenden Jahres 162. Audi Michael Karg von Regensburg (tschech. Michal Karyk z Rezna) wird nur einmal in unserem Handelsbuch erwähnt. Er entstammte einer angesehenen Regensburger Patrizierfamilie163. Seit dem Jahre 1512 läßt er sich in Prager Quellen nachweisen 164. Er wohnte vom Jahre 1514 bis zum Jahre 1529 im Haus zu den fünf Kronen („peti korun“). Im letztgenannten Jahre erwarb er das Haus „zum Öchslein“ („u volka“) am Kleinen Ring (Konskr. Nr. 142) 165. Das Bürgerrecht der Prager Altstadt erhielt er erst im Jahre 1546 166. Aus seinem sehr ausführlidien Testament vom 14. Juli 1550 und der Er­ gänzung vom 11. Oktober desselben Jahres geht hervor167, daß er viele Jahre Diener und Faktor des Münchner Großkaufmanns Bernhard Dichtei gewesen ist, dieser arbeitete mit seinem Bruder Augustin Dichtei und Hans Ebner von Nürnberg in einer Handelsgesellschaft zusammen, die in Kuttenberg das Mono­ pol des Kupferhandels besaß 188. Michael Karg war auch am Silberbergbau von Plan in Westböhmen wie sein Vetter Georg Schmidner von Regensburg beteiligt169. Dieser starb schon vor dem 14. Juli 1550, wie aus dem Testament Michael Kargs zu ersehen ist (Zäklady I, 1, S. 765, 767). Um Sidonia, die einzige Tochter und wahrschein­ lich reiche Erbin des Verstorbenen, nahm sich Michael Karg als Vormund an 17°. Sie heiratete später dessen Sohn Sigmund 171. Über den Handel Kargs sind wir sehr gut unterrichtet durch ein Verzeichnis der Handelsgüter, die ihm der Egerer Fuhrmann Hans Mayerlein vom 7. De­ zember 1520 ab von Nürnberg nach Prag bringen sollte, die aber bei Bischof161 Ebd. I, 2, S. 453, Nr. 14 (11. August 1535). 162 STAN: A - Laden: S I L 89 Nr. 46. 163 J. Siebmachers großes allg. Wappenbuch, 6. Bd., 1. Abt.: Abgestorbener Bayerischer Adel S. 86. 164 Houdkova — Häskovä, S. 27—40. Hier erste Erwähnung S. 32, Anm. 53. 105 Im Haus zu den fünf Kronen („u peti korun“) wohnte er von ca. 1514 bis 1529. Houdkova — Haskova, S. 34, Anm. 68 meint, daß Karg das genannte Haus bis zum Jahre 1539 besessen habe. In diesem Jahre war aber die Witwe des im Jahre 1536 ver­ storbenen Arnold Hybner Besitzerin dieses Hauses. Arnold Hybner muß das Haus schon im Jahre 1531 besessen haben, als er das Bürgerrecht der Prager Altstadt erwarb. Ich vermute, daß das erwähnte Haus schon im Jahre 1528 an A. Hybner kam, als er sich in seiner Vaterstadt Kitzingen um ein Zeugnis ehelicher Geburt bewarb, das er bei der Einbürgerung in Prag brauchte. Über Arn. Hybner vgl. in diesem Aufsatz S. 120 ff. 106 Nach Houdkova — Haskova, S. 34 soll er schon um das Jahr 1518 (als Katholik?) das Bürgerrecht der (hussitischen) böhmischen Hauptstadt erworben haben/ Tatsächlich wurde er aber erst im Jahre 1546 Prager Bürger (Teige, Seznamy (1490—1550), Almanach 1904, S. 75*). 107 Teige, Zäklady I, 1, S. 765 f. 168 Houdkova — Haskova, a. a. O., S. 34 ff. 189 Josef Janäcek, Dejiny obchodu v predbcflohorske Praze [Prager Handelsgeschichte vor der Schlacht am Weißen Berge], Prag 1955, S. 337. 170 Teige, Zäklady I, 1, S. 765, 767. 171 Teige, Zäklady I, 1, S. 768, Nr. 14 (18. III. 1577).

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teinitz geraubt wurden. Die zwei darüber ausgestellten Verlustlisten vom 13. Mai 1521 und vom 10. Juni 1524 geben über die geraubten Waren genaue Auskunft. Ihr Wert betrug 18 3 3 fl 17 ß, eine sehr beachtliche Summe172. Als Großkaufmann war er auf die Hilfe von Handelsdienern angewiesen. Nach ihren Namen Wolf, Jirgl und Christoph Friderich sind es durchwegs Deutsche gewesen 173, das ist deshalb auffällig, weil er nach seinem Testament seine zwei jüngsten Söhne nach Deutschland schicken wollte, damit sie die deutsche Sprache erlernen sollten 174. Nach derselben Quelle war in Nürnberg, zu dem er enge Beziehungen hatte, Konrad II Imland als sein Faktor tätig175. Zu seinen Schuldnern zählten mehrere böhmische Adelige, darunter der mächtige, aber schwer verschuldete südböhmische Adelige Zdenek Lev von Rozmitäl, auf dessen Herrschaft er 4840 Schock böhmische Groschen stehen hatte 176. Diese bedeutende Summe zeigt, daß er es trotz der von ihm in seinem Testament beklagten Verluste durch die Kupferhandelsgesellschaft Ebner-Dichtel zu großem Vermögen gebracht hat. Mit Recht weist Josef Janäcek in seinem Werk über die Prager Handelsgeschichte vor der Schlacht am Weißen Berge darauf hin, daß Michael Karg von Regensburg und Sigmund Freyskut in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts zu den bedeutendsten Groß­ kaufleuten Prags gehörten 177. Kuttenberg Unter den böhmischen Städten nahm die Bergstadt Kuttenberg nach der Altstadt Prag rangmäßig den zweiten Platz ein. Prächtige Kunstwerke aus der Zeit der Gotik zieren noch heute diese Stadt. Hier ließ sich um das Jahr 1529 Hans Haller, über dessen Herkunft leider nichts bekannt ist, nieder 178. Bekannte Träger des Namens „Haller" gab es in Nürnberg, Eger und Krakau, aber bisher war es nicht möglich, einen Zu­ sammenhang zwischen Hans Haller und diesen Familien herzustellen 179. Die Ansicht von Helmut Frhr. Haller von Hallerstein, daß er der Sohn des Ruprecht Haller von Ofen (f 1513) gewesen sei, der durch die Katastrophe von Mohatsch (1526) die Hauptstadt Ungarns verlassen mußte, läßt sich nicht beweisen 18°. 172 173 174 175 176 177 178 179

L. lit. 35, f. 15 (13. V. 1521) und 1. lit. 37, f. 133—135 (10. VI. 1524). J. Houdkova — Haskovä, a. a. O., S. 32. Teige, Zaklady I, 1, S. 764a. Houdkova — Haskova S. 33. Ebd. S. 34. Janacek, a. a. O., S. 325. Handelsbuch f. 4, 5'. Nürnberg: Johann Gottfried Biedermann, Geschlechtsregister des hochadeligen Patriciats zu Nürnberg, Bayreuth 1748: Die Herren Haller von Hallerstein, tabula XCIV ff. Eger: Heinrich Gradl, Die Chroniken der Stadt Eger, Prag 1884, S. 409. Krakau: Joannes Ptasnik, Cracovia impressorum XV et XVI saeculorum, in Monumenta Poloniae typographica XV et XVI saeculorum, vol. I, Leopoldis / Lemberg / 1922, S. 22— 29, 88, 113, 114. 180 Andreas Kubinyi (und Helmut Frhr. von Haller), Die Nürnberger Haller in Ofen, MVGN,

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Die älteste Nachricht, die Hans Haller betrifft, bezieht sich auf Breslau. Er hatte hier bei Melchior Hirsch Zobel, Marder, Schönwerk und andere Waren im Werte von 810 fl. rhein. eingelegt, die im Jahre 1522 Leonhard Hirschvogel von Nürnberg arrestieren ließ (Siehe hier Anm. 31). Im Jahre 1529 oder unmittelbar vorher kaufte er von Melchior Hirsch dessen Kuttenberger „Han­ del" und zahlte ihm dafür am 3. Februar 1529 800 fl. Münz und am 8. Januar 1530 400 fl. Münz, die schon am 29. Juni 1529 verfallen waren und noch 400 Gulden Münz. Insgesamt zahlte Hans Haller Sebastian Wolff als Ver­ treter seines Schwiegervaters Melchior Hirsch vom 3. Februar 1529 bis zum 8. Januar 1530 für den Kuttenberger „Handel" 1600 Gulden Münz, die 1477 Goldgulden entsprachen 181. Hans Haller läßt sich in den folgenden Jahren als Inwohner (Bürger?) von Kuttenberg nachweisen, so kaufte er im Jahre 1536 mit Jeronymus von Dräsov die Nouzov — Mühle unterhalb der St.Barbara-Kirche von Kuttenberg für 142 Schock böhmische Groschen 182. Am 2. November 1541 wird er als Gläu­ biger des Franz Bayr von Nürnberg mit einer Forderung von 275 fl. erwähnt. Der Schuldner zahlte aber all seinen Gläubigern nur 43 Gulden183. Am 10. Februar 1542 beschwerten sich Nürnberger Konkurrenten über Hans Haller, daß er gesaigertes Kuttenberger Kupfer in der Reichsstadt verkaufe 184. Der Prager Jude Jakob Rysavy schuldete Haller am 25. Mai 1548 105 Schock böhmische Groschen, die er in Raten von 15 Schock b. Gr., jeweils zu St. Gallus (16. X.) und zu St. Georg (24. IV.) zurückzuzahlen versprach. Am 13. Dezem­ ber 1552 quittierte ihm Flaller über die Rückzahlung der ganzen Schuld185. Das letzte Mal fand ich Hans Haller am 24. Juni 1554 erwähnt, als er dem Bergamt Kuttenberg ein Stück „barchan" (lat. infundibulum, dt. Trichter) ver­ kaufte 186.

Der Warenhandel Wer glaubt, in unserem Handelsbuch wertvolle Aufschlüsse über den Waren­ handel zwischen dem westlichen und östlichen Teil Mitteleuropas zu erhalten, wird enttäuscht sein; denn er findet darin nur wenige beachtbare Angaben.

181 182

188 184

185 186

52. Jg. (1963/64), S. 80—128. Helmut Frhr. Haller von Hallerstein, Deutsche Kaufleute in Ofen zur Zeit der Jagellonen, MVGN, 51. Jg. (1962), S. 469 ff. Briefliche Mitteilungen von H. Frhr. von Haller vom 27. VI. und 4. VII. 1959. Handelsbuch f. 4, 5', 7, 8'. Emanuel Leminger, Krälovska mincovna v Kutne Hofe [Die königliche Münze von Kuttenberg] Rozpravy ceske akademie . .. pro v£dy, slovesnost a umeni. [Abhandlun­ gen der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, der Literatur und Künste], Klasse I, Nr. 48, Prag 1912, S. 345. L. cons. 50, f. 130 (2. XI. 1541) und 1. lit. 54, f. 169 (17. XI. 1543). Mein Aufsatz: Nürnberg und Kuttenberg, MVGN, 48. Bd. (1958), S. 70. Habe irrtüm­ licherweise statt Hall(er) „Halb“ gelesen, freundlicher Hinweis von Helmut Frhr. Haller von Hallerstein. Archiv hl. m. Prahy Nr. 100, f. 181. Siehe Leminger (hier Anm. 182), S. 25.

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Der Seite 1 ist zu entnehmen, daß der Breslauer Großkaufmann Hans Kolmann im Jahre 1524 55 Zentner 93 lb. Wachs für 904 fl. 1 ß 9 h verkauft hat.187. Typische Handelsgüter des östlichen Mitteleuropa liefert der Prager Handelsdiener Niklas Paster mit 290 Pfund Schmalz und sechs Wolfspelzen188. Hauptsächlich von Schlaggenwald in Böhmen wurde Zinn in großen Mengen nach Nürnberg ausgeführt. Der Lieferant war Melchior Hirsch 189. Sebastian Wolff führte, wie anzunehmen ist, über diesen Zinnhandel ein eigenes Buch 19°. In der Zeit zwischen dem 18. Juli 1530 bis zum 19. Oktober 1531 entnahm er der von ihm geführten Zinnkasse seines Schwiegervätern in Nürnberg 3654 Gulden zur Begleichung seiner Forderungen 191. Nach dem damals geltenden Preis eines Zentners Zinn von ca. 12,5 fl.192 wären das ungefähr 292 Zentner Zinn gewesen. Viel besser als über den Warenimport aus dem Osten unterrichtet uns das Handelsbuch über die Waren, die von Nürnberg nach dem östlichen Mittel­ europa ausgeführt wurden. So liefert die Firma Herwart von Augsburg durch ihren Nürnberger Faktor Lukas Mayr an Hans Kolmann in Breslau Pfeffer für einen Preis von 398 fl. 13 ß im Jahre 1524, das entspricht, einen Preis von 10 ß 8 h pro Pfund vorausgesetzt, 7 Zentner 48 Pfund (oder vier Säcken Pfeffer zu je 187 Pfund198. Blaschko Koller, der Faktor des Melchior Hirsch, bezog für seinen Herren in Breslau von dessen Nürnberger Schwiegersohn im Jahre 1527 u. a. 192 und 191 Pfund Pfeffer, das Pfund jeweils zu 10 Schil­ ling 8 Heller, dann 404 Pfund Zucker, den Zentner zu 19 Gulden 194, 57 V2 Pfund Gewürznelken, das Pfund zu 1 fl. 17 ß 195, 29 Pfund Mark-Safran, das Pfund zu 5 fl. 8 ß Gold und 30 Pfund 26 Lot katalonischer Ortsafran, das Pfund zu 5 fl. 7 ß Gold 196. Zu beachten ist, daß die Gewürze durchwegs nur in Gold verrechnet werden im Gegensatz zu den übrigen Waren, die nur im Wert von Silbermünzen, in Münzgulden, verrechnet wurden, die bis zum 10. Februar 1530, in Goldgulden umgerechnet, in unserem Handelsbuch ver­ bucht wurden. Von Textilien werden St. Galler und Kemptner Leinwand197, roter und schwarzer Samt, goldfarbener und Grauer Satin 198 und schwarzer Arras er187 188 189

190

191 192 193 194 195 198 197 198

Vgl. Schulte, Rav. II, S. 219 f. Handelsbuch f. 14' (13. VI. 1531). Das Zinn hätte auch aus Graupen im böhmischen Erzgebirge stammen können, jedoch habe ich es Schlaggenwald zugeschrieben, weil nur dieser Ort im Handelsbuch erwähnt wird. Siehe Handelsbuch f. 13 (6. XI. 1530): „221 fl 15 ß, die schreib ich von gemeltem wexel in meineß her schweherß puch für mein entpfangen, daß ander gehört meinem handel zu gut“. Handelsbuch f. 12' bis 14'. Jakob Strieder, Studien zur Geschichte kapitalistischer Organisationsformen, MünchenLeipzig 1925, S. 431. Schulte, Rav. II, S. 187 f. Ebd. II, S. 172-180. Ebd. II, S. 188 f. Ebd. II, S. 168. Ebd. I, S. 39 f., 500 f., II, S. 75, 80 ff. Ebd. II, S. 125-129.

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wähnt199. Das Warensortiment, das uns in den Lieferungen Sebastian Wolffs an Wolf Purckhausser von Schlaggenwald entgegentritt, ist ebenso vielge­ staltig wie das Sortiment, das uns bei Blaschko Koller begegnet, wenn es auch durchwegs einen geringeren Wert hatte. Aus der Umgebung von Nürnberg stammte das Schwabacher Tuch 200 und das [Herzogen-] Auracher Tuch 201, aus dem nordspanischen (heute südfranzösischen) Perpignan dagegen das „porperanische“ Tuch, ob auch das im Handelsbuch f. 16' erwähnte „Popiner“ Tuch diesem Ort seinen Namen verdankt, ist schwer zu entscheiden. Schwarze Docken- und schwarze Strangseide stammten aus Italien 202, ebenso das Misch­ gewebe aus Lein- oder Hanfgarn und Wolle, Stamet genannt 203. Der Leinen­ industrie Oberschwabens verdankten die Ulmer Golzen 204 (eine grobe Lein­ wand), der Augsburger Futterbarchent und die Kemptner Adler-Leinwand ihre Herkunft. Auch kölnische Porten werden zweimals erwähnt. Das Stück „messa hanna“ ist wahrscheinlich Halbwolle („mezzo lana“). Zum Warensortiment gehörte auch das wichtige Färbemittel Alaun 205. Neben einem Lagel Ronfel (Raifel), einem einst sehr beliebten Süßwein aus der Gegend von Triest 206, wurden aus Nürnberg noch bezogen: Butter, Kreuz­ käse, ungarische Zwetschgen, Mandeln, Schreibbücher, Register für die Buch­ führung, Lostafeln und andere Kleinigkeiten. Geldwesen Das hier vorliegende Fragment eines Handelsbuches wurde in den Jahren 1524—1537 von Sebastian Wolff, einem Nürnberger Bürger, geführt, aus die­

sem Grunde wurden die Geldbeträge der einzelnen Posten in rheinischen Gul­ den, der Nürnberger Leitwährung, angegeben 207. Dabei erfolgte die Abrech­ nung bis zum 10. Februar 1530 (siehe f. ll'f) in rheinischen Goldgulden und vom gleichen Tage an (f. 12) in Gulden in Münz bis zum Ende unseres Han­ delsbuches. Diesen plötzlichen Übergang des Goldguldens auf einen Gulden, der nur ein Sammelbegriff für kleinere Silbermünzen war, läßt unser Handels­ buch leicht erkennen. Erst durch den Guldengroschen, der im Jahre 1484 in Tirol als große Silbermünze geprägt wurde 208, und nach der ersten Prägung 199 Ebd. II, S. mf. 200 Hektor Ammann, Die wirtschaftliche Stellung der Reichsstadt Nürnberg im Spätmittelalter, Nürnberger Forschungen, 13. Bd. (Nürnberg 1970), S. 74—76, 79, 8 5, 202 f. 201 Ammann, a. a. O., S. 78, 8 5, 209. 202 Jakob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, 10. Bd., 3. Abt., Sp. 872. 203 Schulte, Rav. II, S. 102 f. 204 Ebd. II, S. 72. 295 Ebd. II, S. 144-147. 206 Ammann (hier Anm. 200), S. 191 f. 207 Friedrich Freiherr von Schrötter, Wörterbuch der Münzkunde, Berlin-Leipzig 1930, S. 228 f., Emst Scholler, Der Reichsstadt Nürnberg Geld- und Münzwesen, Nürnberg 1916, S. 133 f., 239.

208 Ferdinand Friedensburg, Münzkunde und Geldgeschichte der Einzelstaaten des Mittelalters und der neueren Zeit, S. 110. Ludwig Veit, Das liebe Geld, 1969, S. 137.

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des sächsischen Guldengroschens im Jahre 1500 209, der das Vorbild des zuerst 1519/1520 geprägten Talergroschens oder Talers werden sollte210, kamen große Silbermünzen in den Verkehr und ersetzten die seltenen Goldmünzen. Die insgesamt 1170 Talergroschen unseres Handelsbuches waren, wie eine genaue Überprüfung seiner Angaben ergab, identisch mit den in Joachimsthal geprägten Talern. Ein Talergroschen oder Taler entsprach 1,03 fl. Rh., ein Schock meißnische Groschen dagegen 1,2 fl. Rh. Mit keinem Wort werden die seit dem Jahre 1500 in Sachsen geprägte Guldengroschen in unserem Handels­ buch erwähnt, obwohl sie nach Schrot und Korn genaues Vorbild des Joachimsthaler Guldengroschens waren. Daß der sächsische Guldengrosdien aber in großen Mengen geprägt worden sein muß, beweisen 280 Prägestempel, die 25 Jahre verwendet wurden 21\ Von den kleineren Münzorten, die den Wert eines „Guldens Münz“ be­ stimmten, sind zuerst die Batzen zu erwähnen, von denen einer sechzehn Kreuzern entsprach. Es gab noch V2 und V4 Batzen zu acht und vier Kreu­ zern 212. Ein Gulden Rh. Münz war gleich 15 Batzen, ein Gulden Rh. in Gold dagegen nach dem Kurswert 16 Batzen plus 1 d, 2 d, 2 V2 d und 3 d 213. Wei­ ters entsprach ein Goldgulden Rh. dem Gegenwert von fünf Zwölfergroschen oder Pfundnern zu je zwölf Kreuzern214. Ein Gulden Rh. Gold galt nach unserem Handelsbuch meistens 65 Kreuzer, aber auch 65 Kreuzer 1 Pfg.215. Zwanzig sächsische Silbergroschen (oder Schneeberger) entsprachen einem rheinischen Goldgulden216. Am 14. Oktober 1530 (fol. 10') sandte Niklas Paster, der Prager Faktor des Melchior Hirsch von Breslau, in einem Säcklein neben Batzen und Kreuzern im Wert von 84 fl. Münz noch Wiener Pfennige im Wert von 28 fl. Münz. Diese Kleinmünze, von der vier auf einen Kreuzer fielen, war in Österreich, Ungarn und Schlesien in Umlauf217. Aus den Breslau betreffenden Eintragungen unseres Handelsbuches ist auf f. 7 zu ersehen, daß hier der ungarische Goldgulden die Leitwährung gewesen ist. 100 ungarische Goldgulden entsprachen 139 rheinischen Gulden218. Daß die schlesischen Münzverhältnisse nicht immer vorbildlich waren, er­ kennt man daran, daß am 24. September 1529 an Melchior Hirsch in Breslau 209 Walther Haupt, Kleine sächsische Münzkunde, Berlin 1968, S. 81 f. 210 Deutsche Taler. Von den Anfängen der Talerprägung bis zum Dreißigjährigen Krieg. Aus der Münzsammlung der Deutschen Bundesbank, Frankfurt/M. 1966, S. IX—XVI. Jaroslav Posvär, Die Währung in den Ländern der böhmischen Krone, Graz 1970, S. 77 f. Lubomir Nemeskal, Zur Frage der Bedeutung des Joachimsthaler Talers. Rozpravy närodniho technickeho muzea v Praze, Bd. 26: Doloväni v Jächymove 1516—1966 [Der Bergbau in Joachimsthal], S. 183. Karel Castelin, Zur Entstehung der ältesten „Joachimsthaler“, Numismatische Zeitschrift, 80. Bd. (Wien 1963), S. 72—77. 211 Siehe Haupt (hier Anm. 209), S. 81. 212 v. Schrötter, S. 63. 213 Siehe Handelsbuch f. 2', 5, 5'. 214 v. Schrötter, S. 508 und 762. 215 Siehe Handelsbuch: 1 fl Gold = 65 Kreuzer: f. 5', 7, 8, 9, 10, 11. 1 fl Gold = 65 Kreu­ zer 1 Pfg.: f. 10'. 216 v. Schrötter, S. 636. 217 Ders. S. 746. 218 Ders., S. 167.

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von 531 fl. Gold 71 fl. Rh. Gold zurückgeschickt wurden, weil sie von der Nürnberger Schau, dem Münz- und Warenprüfungsamt der Reichsstadt, „für poeß und zu gering ausgeworfen" worden waren 219. Beilage I

Text des anonymen Handelsbuckes Stadtbibliothek Nürnberg Nor. H 1223

m Hernach volgt, foi

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6 —

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waß ich von her Hanß Kolman wegen ent[pfangen], verkauft hab und waß an gelt darauß worden ist. Adi 18 Zungo hab ich ent[pfangen], daß mir hie Erhartt Erdinger uberantburt 15 stücklein wax, darfon verkauft ich dem Firgyly Ehinger 1 st[ücklein] wax, wigt 3 89 und den c[entner] umb 19 fl Reinisch, suma 73 fl 18 ß muntz und gold 16 patzn per fl, tut Adi 27 ditto verkauft ich dem Heinrichen Glasser die andern 14 stücklein wax, die wegen in suma 1400 1b und den c umb 17 fl 15 ß, tut 248 fl 10 ß muntz und 16 patzn per fl tut gold Adi 2 Augusto hab ich ent[pfangen], daß mir Hanß des Marthin von Kreßn furknecht pracht: 4 st[ücklein] wax in plahen gepunden n° 1, 2, 3, 4, die ver­ kauft ich dem Ludwig Imhoff, wegen n° 1 lb 1270, ta[ra] für 2 rayff 14 lb, n° 2 wigt lb 1300, ta[ra] für 1 rayff 7 lb, n° 3 wigt lb 811, n° 4 sein 2 stück­ lein wegen lb 444, suma lauter wax 3804 lb und den c umb 16 fl 17 ß 6 h, tut 641 fl 18 ß muntz, tut auf gold 601 fl 16 ß 8 h, von solcher suma hab ich mir auf meineß her vatter schreiben] genomen 300 fl 18 ß 4 h gold, daß ander tayl dem Hannß Kolman zu guth ent[pfangen], tut gold Summa ut supra fl 603 ß 3 h 10 fol. 1' [1'] Adi 16 Deczembris hab ich ent[pfangen], daß Hannß Kolman selbß zu Breßlaw dem Jobst Scholer entricht, dardurch Lukaß Mayr hie, der Herbert factor, beczalt ist für den piper, tut gold Suma sumarum, alleß waß ich hab ent[pfangen], tut fl 1001 ß 16 h 3 gold. Adi ultimo Deczembris beschlossen. Anno 1524 Item also rest mir Hanß Kolman pey diser rechnung umb, daß ich mer geschickt und außgeben, dan empfangen hab, tut 60 fl 10 ß 8 h gold etc. Disen rest hat mir mein her schweher peczalt und entricht. Deß Hannß Kolman handlung hat in disem puch orth und endt.

232 19 —

300 18 [41

398 13 —

fol 2 12] Hernach volgt, waß ich von meinem her schweher seinem diener, Plaschko Koller, auß Prag entpfangen hab: Adi 12 Decembris hat mein bruder Hannß von wegen meineß her schweherz auß Prag ent[pfangen] 1 wexlbr[ief] umb 237 fl gold, die im die Pfintzing hie entricht haben, mer 1 wexlbr[ief] umb 975 fl muntz, die im her Jacob Welser hie entricht hat, tut alß zu 16 patzn per fl auf gold Anno 1527 laus Deo Adi 4 Febrer hab ich ent[pfangen] von Plaschko Koller auß Prag per Coraßko poten 1 wexlbrif umb 189 fl muntz, die mir Cristoff Bürge hie entricht hat, macht zu 16 patzen und 2 d, alß der goldgulden auf dato gylt, tut gold 110 Handelsbuch f. 8 (24. IX. 1529).

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MYGN 59 (1972)

Handelsbudi des Sebastian Wolff

Adi 12 ditto hab ich ent[pfangen] von Plaschko Koller auß Prag per Kristoff Pfansdimid poten 1 wexlbr[ief] umb 500 fl muntz, die mir Crystoff Bürge ent­ richt hat, macht zu 16 patzn 2 d per fl auf gold Summa fo. 1792 fl 6 ß 7 h fol. 2' [2'J Adi primo Martzo hab ich ent[pfangen] von Plaschko Koller auß Prag per Cristof Pfanschmid poten 1 wexlbrief umb 400 fl muntz, die mir her Jacob Welser entricht hat, macht zu 16 patzn 2 d per fl auf gold, tut Adi 3 Mazo hab ich ent[pfangen] von Plaschko Koller auß Prag per Mertha Sehne poten 1 wexelbr[ief] umb 620 fl muntz, die mir her Jacob Welser beczalt hat macht, zu 16 patzen 1 d per fl auf gold Adi 8 Augusto hab ich ent[pfangen] von Plaschko Koller auß Prag per Mertha Sehne poten 1 wexlbrief umb 1200 fi muntz, die mir Cristof Bürge hie entricht hat, macht zu 16 patzn 2 d per fl auf gold, tut Adi 22 Noffembris hab ich entpfangen von Plaschko Koller per Cuntz poten 1 wexelbrief umb 1000 fl muntz, die mir die Pfintzing beczalt haben, tut zu 16 patzn 2 d gold Adi 14 Deczembris hab ich ent[pfangen] von Plaschko Koller, daß er mir zu Prag gab, 434 fl zu 27 w[eiß]g[roschen] auf gold, die er mir pey beschluß seiner rechnung für den rest zalt, tut gold Summarum alleß ent[pfangen] sieder nagster rechnung 5225 fl 0 ß 11 h gold, darmit ich diser rechnung beczalt pin.

fl

ß h

465

6 —

372

5 —

579

2 —

1116 15 — 930 12

4

434 -------

fol 3 [4]

S 35 S 34

S 29 S 32 S 30 S 30

/S/ 31 IS! 31 /S/ 31 /S/ 31

Adi 24 Luio soll mir mein her schweher, daß ich dem Plaschko Koller schickt per Hanß Hirschauer 1 vaß n° 9, wigt auf die fuer 5 c, darin ist wie nachfolgt etc. Item 404 lb lauter zucker, kost der zent[en] 19 fl muntz, tut auf gold Item 13 Stück sathin, kost daß st[ück] 3 fl muntz, mer 2 stück goltfarb sathin, kost daß st[ück] 3 fl 15 ß und 1 stück groe sathin kost 2 fl 10 ß muntz, tut auf gold Adi 9 Augusto soll mir mein her schweher umb daß ich dem Plaschko Koller schickt per Mertlein furman 1 pellein und 1 feßl n° 10, 11, wegen 3 XU c., darin ist etc. Item 1 sack piper wigt 194 lb, tara 2 lb, kost daß lb 10 ß 8 h gold, tut gold Item 1 sack negel wigt 58 lb, tara V2 lb, kost daß lb 37 ß gold, tut gold Item 1 stück roth samatt, heit 28 ein, kost die ein 50 ß muntz, tut gold Item 1 stück schwartz samatt, heit 28 2fs ein, kost die ein 44 ß muntz, tut gold Summa ffo 452 fl 8 ß 10 h. fol 3' [4'J Adi 10 Augusto soll mir mein her schweher umb, daß ich dem Plaschko Koller schidct per Jorg Schmid furman 2 vaß und 1 sack allaun n° 12, 13, 14, wegen auf die fuer 13 czent[en], darin ist wie nachfolgt n° 12, Item 784 lb lauter allaun, kost der czent[en] 4 f1 5 ß muntz, tut gold Item 40 stuck Galler leinbat, kost 95 fl muntz, mer 40 stuck Kempner leinbat, kost 71 fl muntz, tut gold Item 1 sack Merckin saffran wigt 29 lb, tara 16 lott, kost das lb 5 fl 8 ß gold Item 1 sack Katellonisch orth, wigt 30 lb 26 lot, kost daß lb 5 fl 7 ß gold, tut gold Adi primo Septembris soll mir mein her schweher umb daß ich dem Plaschko Koller schickt per Mertlein furman 1 pellein n° 15, wigt auf die fuer 2 c, darin ist etc.:

72 19 — 45 19 —

102

8



106 7 — 65 12 — 59

2 —-

31

5 —

155 13

4

153 18 — 160 10 —

141

MVGN 59 (1972)

Handelsbuch des Sebastian Wolff fl

IS/ 31 IS/ 34

Item 1 sack piper wigt 193 lb, tara 2 lb, kost daß lb 10 ß 8 h gold, tut gold Item mer in meinem faß n° 57 eingeschlagen 6 stück schwartz haraß, kosten in summa muntz fl 44 fl, die machen auf gold Summa ffo. 644 fl 9 ß — h.

fol 4 [61 Adi 22 Deczembris hab ich von Blaschko Koler entpfangen per Hanß Stumpff poten 1 wexlbrief, den er meinem bruder, weyl idi zu Prag gewest, geantburt hat umb 2000 fl muntz, die Augustin Dichtell durch Jorg Koczler und Jochim Weyerman uns beczalt hat, tut muntz Item solch gelt hab ich alßpald adi ditto darfon auf befelch meineß schweherß seinem handel zu Kuttenperg zu gut 1000 fl muntz in mein ent[pfangen]deß selben handelß zugeschryben, welche dan mit anderm adi 30. Deczembris ver­ rechnt sein worden, mer hab ich auf sein befelch die andern 1000 fl muntz dem Hannß Kolman gen der Freyenstatt durch Mertha Seiner zu wexel gemacht, welche ich dan adi 11 Febrer ao. [15]28 dem Seiner gegen Hanßn Kolman schuldbrieflein entricht hab, bedarf also keiner weyther rechnung, sten also do wider für außgeben, tut fol. 4' [6f] Adi 17 Febrer hab ich erstlich nach gethonner rechnung entjpfangen] von mei­ neß schweher diener Plaschko Koller 100 fl muntz, die mir her Linhart von Gendorff durch Jorg Aeychinger entrichten ließ, dargegen ich im sein Schuld­ brief gab, tut gold Adi ultimo ditto ent[pfangen] von Plaschko Koller auß Prag per Mertha Sehne poten 1 wexelbrief umb 900 fl gold, die mir Augustin Dichtell hie entricht hat, tut gold Adi 11. Mazo ent[pfangen] von Plaschko Koller per Hanß Gollen 1 wexelbrief umb 500 fl R. gold, die mir Augustin Dichtell hie entricht hat, tut gold Adi 8 Jungo ent[pfangen] auß Prag von Plaschko Koller per Hanß Hirschauer, in meinem vaß eingeschlagen, 21 fl an s[ilbe]r g[roschen] und 37 fl an tallerg[roschen], mer 3 fl R. an gold, darunter ist einer, tut mer wert dan 3 orth, den hab für deß Plaschko petschierstein geben, madit daß ander auf gold Summa ffo. 1550 fl 14 ß — h gold. fol. 5 [5] Adi 23 Zungo ent[pfangen] auß Prag von Plaschko Koller per CryStoff Pfanschmid 1 wexelbrief umb 150 fl muntz, die mir her Linhart von Gendorff beczallen ließ, tut auf gold Adi 4 Luio ent[pfangen] auß Prag von Plaschko Koller per Jorg Hopffner poten 1 wexel br[ief] umb 600 fl muntz, dafon gehört dem Plaschko zu gut 100 fl muntz, daß ander ist deß Hanß Hallerz, solch gelt hat mir Jacob Welser beczalt, machen die 100 fl muntz auf gold Adi 27 ditto hab ich ent[pfangen] auß Prag von Plaschko Koller per Hanß Hir­ schauer furman in meinem vaß eingeschlagen 143 V2 fl an tallerg[röschen] und 31 fl an s[ilber]g[roschen], mer 1 fl in gold, daß alß tut auf gold gerechnt zu 16 patzen 2 V2 d per fl tut gold fl Summa ffo 402 fl 3 ß 1 h gold. fol 5' [5'J Adi 5 Augusto entfpfangen] auß Prag von Plaschko Koller 60 fl gold, die mir auf dato der her Hanß Adam Wißpeck durch sein kappalon entrichten ließ, tut gold Adi 8 Septembris hab ich ent[pfangen] auß Prag von Plaschko Koller per Schmid Jorg furman, in meinem feßlein eingeschlagen, 229 V2 fl an tallerg[roschen], mer 7 fl R. gold, daß alß macht auf gold gerechent zu 16 patzen 3 d per fl, tut gold

142

ß

101 17 41

5

2000



2000

93 900 500

57 12

139 12

93

1

169

9

60

229 18

MVGN 59 (1972)

Handelsbudi des Sebastian Wolff

fl Adi 2 Noffembris hab idi ent[pfangen] auß Prag von Plaschko Koller per Sdimid Jorg furman 1 sack pey Sebastian Hoffman eingeschlagen, darin ist erstlich 274 V2 fl an tallerg[roschen], 79 ß Miss, an gantzen patzen, mer 48 ß Miss, an halben patzen und andern kreutzer, groschen 3 fl R. in gold und V2 fl an s[ilber]g[roschen], den fl gerechent zu 65 kreutzern, tut auf gold Adi 25 ditto hab ich ent[pfangen] von Plaschko Koller per Jorg Sdimid in meinem feßlein eingeschlagen 204 fl an tallerg[roschen], mer an gantzen und halben patzen, auch kongisdier muntz alß 55 ß Miss, tut zu 65 kreutzer per fl gold Summa ffo 952 fl 12 ß 4 h gold. fol 6 [3} Adi 8 Deczembris ditz alleß entfpfangen] zusamen gerechnt sieder nagster rechnung, daß mir Plaschko Koller geschickt und zugemacht hat, tut 2905 fl 9 ß 5 h gold. Adi ditto rest mir mein her schweher noch umb daß ich von seinetwegen hie beczalt hab 231 fl gold. Anno 1529 laus Deo Adi 3 Febrer ent[pfangen]] von meinem schweher disen obgemelten rest 231 fl gold, die er mir von des Hanß Hallerz 800 fl muntz befolhen hat zu nemen, damit er mir diser rechnung nigß mer schuldig ist, tut gold fol 6' [3'J Adi 3. Febrer hab ich ent[pfangen] von meinem her schweher Melchor Hirsdm erstlich von Hanß Haller 400 fl muntz, die mir von seinetwegen Jacob Welser beczalt hat, mer von Hanß Haller 400 fl muntz, die er hie meinem bruder Hanßn geben hat, solch gelt zalt er dem Melchor Hirschn für die erst frist deß handelß, den er zu Kuttenperg von im kauft hat, tut auf gold zu 65 kreutzer per fl gerechnt 73 8 fl 10 ß gold, mer ent[pfangen] von Melchor Hirschn 109 fl gold, die her Lienhart von Gendorff meinem bruder Hanßn durch seinen rentmeyster hie beczalt und entricht hat, von solchem gelt hat mir mein schweher uberschafft und entricht den rest, so er mir seineß handelß halben zu Prag schuldig gewest, nemblich 231 fl gold, mer in unserem handel gen Prun für den rest auf seine suma Ung. gülden lest er mich von obgemeltem gelt nemen nemblich 160 fl R. gold, so hab ich im auf dato zu Prag die 10 ß par hinauß bezalt und ditz alß mit im selber verechent, also daß ich im von obgemeltem gelt noch schuldig pin, tut gold fol 7 [81 Adi 16 Apryll soll mir mein her schweher Melchor Hirsch für pargelt 300 fl Ung., die ich auf sein schreiben] dem Walther Mulhertz von Breßlaw gehn hab und albegen für daß 100 Ung. fl hab ich im zalt 139 fl R. gold, tut gold Adi ditto mer für pargelt 75 fl Ung., die ich auf sein schreiben dem Wilhelm Schott von Preßla zalt hab, welche auch Walther Mulhertz entpfangen hat, daß 100 Ung. fl umb 139 fl R., tut R. gold Adi ditto soll mir mein her schweher für pargelt 50 fl Ung., die ich dem Walther Mulhertz hie gelvhen hab und dem Linhart Kobolt für in beczalt, die soll er wider zu Preßla mit obgemelter suma entrichten, tut auf Reinisch gold Adi 3 Zungo soll mir mein her schweher für pargelt 300 fl R. gold, die ich auß seinem befelch dem Hanß Haller zu gut gelyhen und außgeben hab, tut gold fol. 7' [8'] Adi 5 Mazo hab ich ent[pfangen] von meinem her schweher Melchor Hirschn, daß mir mein Arnold von seinetwegen schickt per Mertle furman an patzen und kreutzern 164 schock Miss., macht auf gold zu 65 kreutzern per fl gerechnt tut Adi 3 Zungo hab ich ent[pfangen] von meinem her schweher, daß mir mein Arnold schidct per Hirschauer furman an patzen, s[ilbe]r g[roschen] und tallerg[roschen] 141 schock 45 g[roschen] Miss., macht auf gold zu 65 kreutzern per fl, tut

ß h

405 14 —

257 --------

231-------

456 --------

417-------104

5 —

69 10 — 300 --------

176 13

4

152 14 —

143

MYGN 59 (1972)

Handelsbuch des Sebastian Wolff fl

Adi 15 ditto entfpfangen] von meinem her schweher, daß mir mein Arnold neben dem wexel pey Albrecht Scheuerlein zugemacht hat 296 fl muntz, daß macht auf gold zu 65 kreutzern per fl, tut Adi 14 Augusto hab ich ent[pfangen]] von meinem schweher, daß er mir auß Preßlaw schickt pey Walther Mulhertz eingeschlagen in einem secklein 531 AR. an gold, die ich also zu anderm für mein ent[pfangen] einschreyb, thut Reinisch gold

273

ß

h

5 —

531---------

fol. 8 [10'] Adi 16 Augusto soll mir mein her schweher für pargelt 556 fl Reinisch gold,

die ich auf schreyben dem Walther Mulhertz oder von seinetwegen dem Linhart Koboltt in der schaw entricht hab, darfur soll Mulhertz zu Preßla 400 fl Ung. zallen, tut R. gold Adi 24 Septembris soll mir mein her schweher für pargelt 71 fl R. gold, die ich im in deß Walther Mulhertz faß eingeschlagen, pey einem feßlein grün ingwer zugepunten, hab geschickt, solche gülden sein in der schaw auß den 531 fl gold für poeß und zu gering außgeworfen worden, tut gold Adi 16 Octobris soll mir mein her schweher für pargelt 600 fl muntz, die ich dem jungen Jorg Koczler auf zweymal beczalt hab an daß Ambrosii Tuschko schuld, nemblich der 1000 fl R. muntz, darfür ich anstatt meineß her schweherß purg pin, macht daß zalt zu 65 kreutzer auf gold

556 ---------

71---------

553 18 —

fol 8' [10] Adi 10 Noffembris hab ich ent[pfangen] von meinem her schweher Melchor

Hirsch, daß mir mein Arnold von seinetwegen zu treyen malen geschickt hat, erstlich 360 fl Ung., mer 140 fl Ung. und darnach zuletzt 100 fl Ung., daß 100 umb 139 fl R. in gold gerechent, tut gold Anno 1530 laus Deo Adi 8 Jenner hab ich ent[pfangen] von meinem her schweher dorch Hanß Haller 400 fl muntz, die er in zu sant Peter und Paulustag anno [15]29 verfallen gewest, mer für par gelyhen gelt 300 fl R. gold und iczund zu dem neuen jar für den handel aber verfallen schuldig 400 fl muntz, daß alleß dem Hanß Haller zugeschryben und von seinem gelt meinen her schweher gut gethon hab, tut alß auf gold

834 ---------

1038 10 —

fol 9 [7] Adi 15 Noffembris soll mir mein her schweher für pargelt, daß ich auf sein

schreiben von wegen Walther Mulhertz von Preßla dem Linhart Koboltt hie entricht hab, erstlich adi 3 ditto hab ich im an Ung. gülden 140 fl Ung. in gold, mer auf dato schickt ich im 100 fl Ung. in gold, mer hab ich im zalt in der schau an R. fl und durch Baptista Wahlen mit muntz 360 fl Ung. in gold, also daß der Walther Mulhertz der 600 fl Ung. wexelgelt gar beczalt ist, tut R. gold Adi 13 Decembris soll mir mein schweher für pargelt 400 fl muntz, die ich dem Jorg Koczler der purgschaft halben für Ambrossii Tuschko geben hab, also daß er der 1000 fl muntz gar beczalt ist, tut zu 65 kreutzern auf gold Anno 1530 laus Deo Adi 3 Febrer hab ich daß alleß zu Prag mit meinem her schweher abgerechnt und find sich, daß ich mer eingenomen weder außgeben hab 187 fl 4 ß 4 h gold, die machen auf muntz 202 fl 15 ß 8 h muntz, zu solchem hat er mir entricht 36 fl 10 ß muntz, die ich von seinem wexelgelt hie genomen hab, daß macht auf muntz in suma [239 fl 5 ß 8 h]. fol 9' [7'\

mit solchem gelt beczalt er mir daß ich im hab dargelyhen für etlich ding gen Preßlaw geschickt 133 fl2ß 5 h muntz, mer daß ich für sein sun Thomaß hie beczalt hab, tut 106 fl 3 ß 9 h muntz, also daß wir auf daßmal gegenein­ ander quit und ledig sein, waß meinen her schweher betreffend ist auserhalb meineß handelß. Laus deo.

144

834 ---------

369 ---------

MVGN 59 (1972)

Handelsbudi des Sebastian Wolff

fl fol. 10 [12] Adi 18 Mazo hab ich erstlich ent[pfangen] nach gethoner rechnung von Nicklaß Paster, meineß her schweherz diener zu Prag, denselben handel betreffend per Mertle furman 152 fl an talerg[roschen], die verbexelt ich zu 63 kreutzer, mer 124 fl R. muntz an patzen und 29 fl in gold und darunter 2 fl zu gering warn um 2 ß muntz, tut alß zu 65 kreutzer per fl auf gold gerechnt Adi 7 Zungo hab ich ent[pfangen] von Nicklaß Paster 1 puntelein, daß mir Oxenfelder antburt, darin 34 V2 talerg[roschen] zu 63 kreutzer verbexelt, mer 82 fl muntz an patzen und s[ilber] g. und 8 fl in gold, daß alß macht zu 65 kreutzern auf gold Adi 8 Luio hab ich ent[pfangen] von Nicklaß Paster per Mertlein furman 1 puntele, daß mir Sebastian Hoffman geantburt hat, darin an patzen, kreutzern si[lber]g und R. fl in gold alß auf muntz gerechent, tut 80 fl muntz zu 65 kreutzern auf gold, tut gold Summa folio 48lfll6ß2h gold. fol 10' [12'] Adi 18. Augusto hab ich ent[pfangen von Nicklaß Paster per Marttincko Preger poten 1 wexelbrief umb 400 fl gold, die mir Augustin Dichteil hie par entricht hat, tut gold Adi ultimo Septembris hab ich ent[pfangen] von Nicklaß Paster per Mertlein furman in meinem sallitter eingeschlagen 1 secklein, darin ist 104 ß° Miss, an patzen, mer 14 fl talerg[röschen] zu 63 kreutzern und 2 fl an sylberg[roschen], daß alß macht 138flOß8h muntz und auf gold tut Adi 14. Octobris hab ich ent[pfangen] von Nicklas Paster per Hanß Hirschauer in meinem stöckle eingeschlagen 1 secklein, darin an patzen und kreutzern 84 fl muntz, mer an Wiener d 28 fl muntz, daß macht alß zu 65 kreutzer und 1 d per fl auf gold Adi 26. ditto hab ich ent[pfangen] von Nicklaß Paster per Mertle furman pey Sigmund Freyßgutt eingeschlagen 1 puntelein, darin 81 talerg[roschen] zu 63 V2 kreutzer, mer 32 ß° Miss, an patzen, daß alß macht muntz 122 fl und zu 65 kreutzer 1 d per fl gold Summa folio 747 fl 13 ß 8 h gold fol. 11 [9] Adi 8 Noffembris hab ich ent[pfangen] von Nicklaß Paster per Hanß Hirschauer, welches mir Jorg Koczler hie antburtet, 1 secklein, darin an patzen 43 ß° Miss, daß macht auf gold zu 65 kreutzern per fl, tut gold Adi ditto ent[pfangen] von Nicklas Paster per Cristoff Pfanschmid, in einem brief verschlossen, ein wexelbrief auf 200 fl muntz, die mir Wenczel Dorweck von Schlackenwald durch Jacob Reutlinger beczalt macht zu 65 kreutzern auf gold

ß h

290 15 —

117

2

1

73 18 —

400 -------

127

9 —

103 —

2

112

6

46

184

4

6 —

1

3

Anno 1530 laus Deo Adi 14 Jenner ent[pfangen] von Nicklaß Paster ein wexel auf 200 fl muntz, die mir die hern von Tachaw durch Crystell, iren purger, beczalt haben, tut gold Adi 26 dittoent[pfangen] von NicklaßPaster, daß er mir selber zu Prag geben hat an R.fl gantz undhalben patzenauf muntz 38 fl 4 ß 4 hund aufgold Summa ffo 450 fl 19 ß 4 h gold fol. 11' [9'[ Adi 10 Febrer hab ich zu Prag mer von Nicklaß Paster ent[pfangen], daß ich neben meinem gelt dem Michel Kargen auf wexel geben hab 300 ß Miss., die machen 3 50 fl muntz, sein mir durch Augustin Dichteil beczalt worden, machen auf gold Sumarum, daß ich von meineß her schweher diener Nicklaß Paster auß Prag ent[pfangen] hab, tut 2003 fl 10 ß 10 h gold. Adi 10 Febrer verechnt. 11

184 13 — 35 6 —

323

1

8

145

MVGN 59 (1972)

Handelsbuch des Sebastian Wolff fl

ß

h

fol. 12 [14]

Adi 10 Febrer hab ich mein entpfangen der cassia von Nicklaß Paster gegen meinem außgeben uberrech ent und pefind sich, daß ich umb 428fll3ß9h gold

mer entpfangen weder außgeben hab, die setz ich hiemit wider auf neue rechnung für mein entpfangen, gott verleych guten anfang und ein selig end amen, daß auf muntz gerechent zu 65 kreuczer und 1 d per fl, tut muntz

Adi 17 Apryl hab ich ent[pfangen] von Nicklaß Paster, daß er mir selber zu Prag gab, die weyll ich do waß, 220 fl muntz an zwelfer g., die mir auf dato per Hanß Hirschauer furman hieher körnen sein, thut muntz Adi 23 ditto hab ich ent[pfangen] von Nicklaß Paster durch ein wexel, den mir her Jacob Welser entricht und beczalt hat 650 fl muntz, die schreyb ich disem handel zu gut für mein entpfangen der cassia, thut muntz Summa folio 1336 fl 1 ß — h muntz.

466

1 —

220

------

650 --------

fol 12' [14'] Adi 28 Apryl hab ich ent[pfangen] von Nicklaß Paster per Mertha Schue potten 1 wexelbrif auf 800 fl muntz, die mir her Jacob Welser entricht und beczalt hat,

tut muntz Adi 18 Luio hab ich ent[pfangen] von Nicklaß Paster ein wexelbrief umb 700 fl muntz, die er dem Arnnold zu Prag eingelegt und ich mich der hie widerumb auß dem zinhandel entricht hab muntz Adi 25 Augusto hab ich disem handel zu gut ent[pfangen] 90 ß Schock Miss., die Arnold zu Prag von wegen deß her Melchor Hirsch rest, den er disem handel plyben ist, in den zinhandel auf wexel gelegt und ich die hie wider daraußgenomen und doselbst abgeschryben hab, tut zu 15 patzen per fl auf muntz Adi 28 Septembris ent[pfangen] von Nicklaß Paster durch ein wexel 200 ß° Miss., die er zu Prag dem Arnnold eingelegt und ich mich der hie widerumb auß dem zinhandel entricht hab, tut muntz Summa folio 1838 fl 6 ß 8 h muntz.

800 -------700

------

105-------233

6

8

fol 13 [11]

Adi 6 Noffembris hab ich ent[pfangen] von Nicklaß Paster per Pfanschmid Peter I wexelbrief umb 100 fl muntz, die mir der Thoma Harder hie entricht und zalt hat, tut Ädi ditto ent[pfangen] von Nicklaß Paster, mer per Pfanschmid poten 1 wexel­ brief umb 700 fl muntz, die mir hie durch deß Albrecht Scheuerlein erben ent­ richt sein. Von solchem gelt gehört meinem her schweher 188 ß 29 g Miss., die machen zu 51 g M. per fl 15 ß, die schreyb ich von gemeltem wexel in meineß her schweherß puch für mein entpfangen, daß ander gehört meinem handel zu gut, thut muntz Adi 7 Deczembris ent[pfangen] von Nicklaß Paster per Mertha Sehne 1 wexelbr[ief] umb 361 fl 40 kr. muntz die er dem Arnnold zu Prag eingelegt und ich die hie widerumb auß dem zinhandel entricht, mer so hat mir die frau Casper Paumgartner von deß Nicklaß wegen entricht 14 fl muntz an patzen, tut alß muntz Summa folio 953 fl 18 ß 4h muntz.

100---------

478

5 ■—

375 13 —

fol 13' [ll'[

Adi 24 Deczembris ent[pfangen] von Nicklaß Paster per Hanß Stumpft 1 wexel­ brief umb 58 fl 20 kreutzer muntz, die er dem Arnold zu Prag eingelegt und ich hie wider auß dem zinhandel entricht hab, tut muntz

58

6

8

233

6

8

Anno 1531 laus deo Adi 7 Jenner ent[pfangen]] von Nicklaß Paster durch ein wexel 200 ß M., die er zu Prag dem Arnnold eingelegt und ich mich der hie widerumb auß dem zinhandel entricht hab, tut muntz

146

MVGN 59 (1972)

Handelsbuch des Sebastian Wolff fl

Adi 11 Febrer ent[pfangen] von Nicklaß Pasterr durch ein wexel 100 ß Miss., die er zu Prag dem Arnnold eingelegt und ich mich der hie widerumb entricht, muntz Adi 21 ditto ent[pfangen] von Nicklaß Paster umb daß er dem Arnold zu wexel eingelegt hat 250 ß Miss., die ich mir auß dem zinhandel zu bezalen nemen muß, thut Summarum mein entpfangen von adi 10 Febrer anno [l5]30 bis auf adi 25 Febrer ao. 1531, tut 4828 fl 6 ß muntz.

ß

h

116 13

4

291 13

4

23 10



231 —



fol. 14 113]

Adi 25 Febrer hab ich erstlich nach der rechnung von Nicklaß Paster ent[pfangen] an parem gelt, daß er mir hie ließ an alter muntz und R. gülden 19 ß 50 g Miss., darauß hie ist worden muntz Adi 20 Martzo ent[pfangen] von Nicklaß Paster, daß er dem Arnnold auf wexel geben hat, do ich zu Prag waß, 177 ß 30 g Miss., die zal ich mir hie auß dem zinhandel, tut zu 25 w[eiß]g per fl auf muntz Adi 3 Mazo ent[pfangen] von Nicklaß Paster durch unsem Preger handel 646 ß 15 g M., die der Arnold zu Prag von dem Wentzel Angesicht an dem hauß ent­ pfangen hat, solch gelt ist Wentzell Angesicht meinem aygen handel schuldig gewest, macht zu 51 g per fl auf muntz Adi ditto ent[pfangen] von Nicklaß Paster, daß er dem Arnnold adi 28 Apryl geben hat 250 ß M., die peczal ich mir hie wider auß dem zinhandel, tut muntz Summa folio 1296 fl 16 ß muntz. fol. 14' [ 13'/ Adi 13 Zungo ent[pfangen] von Nicklaß Paster, daß mir Hanß Hirschauer pracht 2 V2 feßlein mit schmaltz, wegen hie lauter 290 lb, verkauft den c umb 4 fl 15 ß muntz, tut 11 fl 15 ß, mer 5 wolff und 1 alten wolffzpeltz, die verkauft umb 4 fl 9 ß muntz tut

760

6 —

300 ---------

16

4



fol. 14' fl3']

Adi 11 Luio ent[pfangen] von Nicklaß Paster, daß er dem Arnnold auf wexel geben hat 400 ß Miss., der ich mich hie widerumb auß dem zinhandel bezalt, tut auf muntz Adi primo Augusto entfpfangen] von Nicklaß Paster, daß er dem Arnnold auf wexel geben hat 230 ß Miss., die ich hie wider auß dem zinhandel beczalt nimme, tut auf muntz Adi 10 Septembris ent[pfangen] von Nicklaß Paster, daß er dem Arnnold auf wexel geben hat 135 ß°, die mir der zinhandel hie wider entricht hat, tut muntz Adi 19 Octobris ent[pfangen] von Nicklaß Paster 180 ß° Miss., die er dem Arnnold auf wexel geben hat, die ich mir hie widerumb auß dem zinhandel gut mach, tut muntz Summa folio 1150 fl 4 ß muntz.

480

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276

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162----------------

216----------------

fol 15 ]16']

Adi 22 Augusto hab ich entfpfangen] von Arnnold Huebner,, daß er mir auß dem handel, den mir Nicklaß Paster gefurt, durch wexl zugemacht hat: erstlich 60 fl muntz, die mir Linhart Hoffman hie entricht hat, mer 80 fl muntz, die mir Daniel Schilling hie beczalt hat, tut alß muntz Adi 25 ditto hab ich ent [pfangen] von Arnold Huebner auß meinem aygen han­ del 310 fl muntz, die er mir pey dem Wolff Koller von Eger durch wexel zugemacht hat, tut muntz Adi 18 Septembris hab ich ent[pfangen]] von im Arnnold Huebner per Jorg Schmid zweie ausgeschnitten wexelzettel auf 230 fl muntz auß meinem aygen handel, die mir Daniel Schilling hie zalt hat, tut n *

140----------------

310----------------

230

----------------

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Handelsbudi des Sebastian Wolff fl

Adi 29 ditto hab ich ent[pfangen] von Arnnold Huebner per Cuntz Eckelstorfer poten ein außgeschnitten zettel auf 170 fl muntz auß meinem handel oder schulden, die mir Daniel Schilling hie entricht hat, tut Adi 16 Octobris hab ich ent[pfangen] von Arnold Huebner per Mertha Preger poten 1 wexlbrief umb 28 5 fl muntz, die mir der Wolff Koller zalt hat, tut fol. 15' [16] Ady 22. Juni sant ich ge(n) Schlackawaldt an Wolff Purckhausser 1 vaß auf sein peger per Matteil Goczen furmon, wyck auf dye für 1 c, dorin wye er noch volget: Item 1/2 lb Kolnis porten, pratt und schin, sali kosten 2 fl 2 ß 6 h mu(n)z, tut It. V2 lb czwyrthene seyden umb It. 1 stück Vlmer golczen umb It. 1 stück Auspurger futterparchettoderryßparchett umb It. 1 roten stammet umb It. 3 stück Galner leybett zu 3 fl 6 ß 6 h, tutmuncz It. ein weglein sampt V2 lb gewych umb It. 1 kreuczkeß umb It. dem putt[n]er für 1 vaßund zol undandrekleyne unkost, tut It. 1 gelben Auracher umb Ady 9. July zalt von 1 prif auß Schlackawaldt per Nickel poten Ady 17. Ottober sant ich gen Schlackawaldt an Wolff Purckhausser 1 vaß per Hanß Waller, furman, dorin ist wye volgt: Item 26 eilen porperanisch tuch zu17 ß,tut muncz It. 1 weyß Schwabbacher tuch umb Suma 74 fl 17 ß 10 h fol 16 [15] Jhs Maria 1537 Laus deo Item 1 geben ester umb It. 2 stück futter Außpurger zu 33 ß tut It. für 1 vaß und zol un andre uncost tut It. 30. ditto ist Wolff Purckhausser hye gebest und hot im ein kauf [d]arzu im der junck her pargelt geben hot auf sein peger, tut Ady 2. November zalt ich in zol Ady 11. ditto sant ich ge(n) Schlackawaldt an Wolff Purckhausser per Hans von Dungna, furmon, 1 lagel ranfeil, kost Mer 1 messa hanna umb Ady 22. dytto zalt ich dem Scheuffala auß befelch des Wolffen für 1 rest Mer zalt ich von 1681 lb zin zu füren in dye wag und zu wegen Mer für mein provisyon Suma meynes außgeben 223 fl 19 ß 2 h ady 27. Ottober ao. 1537 jar. Also rest ich dem Wolff noch 4 fl 5 ß 8 h, dye secz ich wyder auf ein neues für ein enpfangen. fol 16' [15'] 1537 laus Deo Ady 18 December sant ich ge[n] Schlackawaldt an Wolff Purckhausser per Wolff Pucka furmon 1 veslein, wyck [wiegt] auf dye fuer 1 V2 c, darin ist wye volget: Item 1 gelb Auracher tuch umb It. 1 gelb Popiner tuch umb It. 1 stuck schwarcz satin umb It. 1 stuck ascherfarb Auspurger porchett umb It. 1 stuck schwarcz Auspurger umb It. 1 stuck Auspurger ryßporchet It. 6 eilen schwarczen samnett, dye eilen zu 2 fl. tut muncz It. 1 stück Adler Kempter leybit umb It. 3 stück Vlmer golczen zu 5 fl 4 ß, tut muncz

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ß

h

170-------28 5 --------

2 2 6 2-------5--------1 13 — 17--------9 19 6 — 5— — 5— — 10 — 4 5— --------10 22 2 ■— 9 15 —

4 103 6 — —

8



129 10 — — 9 — 7 10—

2



— 16 — — 4 — 2 4 —

4 5 — 4 7 6 3 15 2 15 2 10

-

1 13 -

12------

2 11

-

15 12 —

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Handelsbuch des Sebastian Wolff

fl It. It. It. It. It. It. It. It. It. It. It. It.

6 h 1--------

10 lb Ungarisch Czwestkan umb 10 lb Venedysch mandel umb V4 lb schwarcze dockenseyden umb V4 lb schwarcze strangseyden umb V2 lb schwarcze Kölnisch porten umb 1 stück sattyner porten umb 2 schreybpucher umb 2 wygyster umb für 2 seck für 1 pracata und loßtafel in zoll zalt ich dem puttner für das vaß

1-----114 — 10 — 2 2 6

— — —

5 — 3 10 5 9 1 9

— —

10 67 34

57

9



5

Beilage II

Auszug aus dem Testament des Prager Kaufmanns Arnost Hybner vom 13. Januar 1536, eröffnet am 26. April 1536, Archiv hl. m. Prahy (Archiv der Haupt­ stadt Prag), rkp. 2142, fol. R I—II), aus dem Tschechischen übersetzt. Ich Arnost Hybner, Kaufmann aus Kitzingen (z Kycine), zu den fünf Kronen, Bürger der Altstadt Prag, wegen schwerer Sünde krank, hat (/) bei gesundem Verstand testiert: zuerst das Haus, in dem er wohnt, zu den fünf Kronen (u peti korun), in der Kunesovicgasse ge­ legen, und dazu die tausend rheinischen Gulden und meinen Teil an dem, was mir neben meinen zwei Brüdern von meinem Vater gebührt, auch die Schulden [Forderungen], die mir rechtmäßig zustehen und außerdem alles und die ganze Wirtschaft und auch die Kuxe, das Gewand und Bettzeug mit einigen Betten, Kleinodien aus Gold und Silber, Zinngeschirr und alle möglichen Sachen, die wreiter unten verzeichnet sind, die mir rechtmäßig auf Grund meiner treuen Dienste und meiner Arbeit zustehen und dazu alles bewegliche und unbewegliche Gut vermache ich Alzbeta [Elisabeth], meiner lieben Gattin, Jan [Johann], Mikuläs [Nikolaus] und dazu dem Kind, das die schwangere Alzbeta, meine liebe Frau, zur Welt bringt, .. . Außerdem zeige ich an, daß ich vier Becher habe, zwei vergoldet und zwei aus Silber. Item habe ich eine große eiserne Truhe, die im Gewölbe steht, wo ich verkauft habe, item einen Stock oder ein Faß aus Eisen in demselben Gewölbe, item eine gemaserte Almer [= Schrank] in diesem Gewölbe, wo ich Seidenwaren aufgehoben und verkauft habe, item Zinngeschirr, ungefähr drei oder zweieinhalb Zentner, item zwei Dolche, einer mit versilbertem Griff, aus gutem vorzüglichen Silber, wiegt 25 V2 Lot und der zweite wiegt einige Lot, item acht Schwerter, Haumesser und Rapiere, an drei oder vieren ist Silber, item zwei Armbrüste, zwei Winden und andere Sachen, die zum Fahren oder Reiten gehören, item Panzer, gepanzerte Striche [Streifen], auf einem Barchentgewande angebracht, item ein goldener Fingerring mit meinem Wappen, auf einem Stein eingraviert, item ein goldener Fingerring mit einem Türkis, item einen silbernen Pelikan vergoldet, dieser hat einen Stein auf der Brust, wiegt sechs Lot. Item habe ich Anspruch auf einen Anteil [Erbteil] von meinem Vater in der Stadt Kitzingen neben meinen anderen zwei Brüdern, wie oben erwähnt ist, und was meinen Bruder Christoph betrifft, hat dieser seinen Anteil schon bei seiner Eheschließung empfangen, wie es in den Büchern im Rathaus dieser Stadt [Kitzingen], wo es niedergeschrieben ist, zu finden ist. Und jeder von uns drei Brüdern soll nach dem Tod unseres Vaters einen gleichen Anteil seines Guts nach dem Vertrag erhalten. Item habe ich in Jilove [Eule]] erstens zwei Kuxe in Mlady Sempach [Zampach], für die ich 14 Schock böhmische Groschen ausgegeben habe, item in Mlady Sempach 10 Kuxe im Schacht, der zur Hl. Anna genannt wird, zu 6 V2 Schock böhmischen Groschen und mit einer Zubuße (cupus), item im Schacht, der Lippa heißt, 4 Kuxe für 10 Schock böhmische Groschen und bei einem anderen Schacht, den Adam Hüls angelegt hat, 4 Kuxe, item habe ich in Joachimsthal mit dem Herren Sebastian Wolff aus Nürnberg, meinem Herren, mit Georg Mulcz, dem Diener seiner Gnaden des Herren Kanzlers, und Hans Payr gemeinsam 41 Kuxe.

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Handelsbudi des Sebastian Wolff

Dazu teile ich noch mit, daß Sebastian Wolff, mein lieber Herr, mir 1000 rheinische Gulden, zu 15 Rüfler[-Batzen] gerechnet, schuldig ist, worüber ich einen eigenhändigen Schuld­ brief von ihm mit seinem Siegel besitze. Und diese 1000 Gulden soll er hintereinander haben nach unserem Übereinkommen vom Zeitpunkt meines Todes bis zum Ausgang der [folgenden] vier Jahre. Er ist verpflichtet, wozu er freiwillig zugestimmt hat, dann 1400 Gulden rh. in barem Geld auszuzahlen. Ich vertraue ihm als einem guten, gerechten, aufrichtigen und vertrauenswürdigen Mann, der meiner Frau und den Kindern in dieser Sache, noch sonst kein Unrecht als gerechter Herr tut. Außerdem bin ich ihm noch 600 Schock meißnisch schuldig, worüber er einen [Schuld-] Brief mit meinem Siegel und dem vertrauenswürdiger Leute besitzt. Diese Summe soll ich in Raten zurückzahlen und hinsichtlich der 1000 Gulden rh. soll mein Herr Sebastian jedes Jahr nach Inhalt des Schuldbriefs [100 fl. rh.] abführen. Ich bitte den Herren Sebastian darum und vertraue ihm, da er ein gerechter und gewissenhafter Mann ist, daß er meine Frau und meine Kinder in nichts beschweren möge, sondern lieber ihnen hilfreich sei in ihren Bedürf­ nissen für meine ihm immer geleisteten treuen Dienste. Und was ich von seiner Ware jeg­ licher Art zu mir genommen habe und was für Geld ich ihm von den Leuten eingefordert habe oder was immer es sei, darüber habe ich über alles mit ihm Rechnung gelegt, womit er sich begnügt, mir eine Quittung darüber gegeben und über alles ordentlich quittiert hat. Und was seine hinter mir verbliebenen Waren betrifft, die sind wieder in seinem Besitz, auch die Register hat er erhalten. Diese Abrechnung erfolgte zwischen uns am Dienstag, dem Tag des hl. Apostels Andreas [30. November 153 5]. Da Nikolaus Paster vorzeiten Diener des Herren Sebastian Wolff gewesen ist und einige seiner Sachen und Waren auf Borg verkauft hat und obgleich er darnach nicht mein Diener gewesen ist, hat er mir die Schuldregister übergeben, da ich ihn deshalb immer gemahnt habe und habe die Schulden einkassiert. Darüber wurde Rechnung zwischen uns gelegt und [die eingebrachten Gelder] dem Herren Sebastian übergeben. Hinsichtlich der Schuldforderungen, die nach Personen in meinen Registern verzeichnet und eingeschrieben sind, bemerke ich, daß die Angaben gerecht und ohne Irrtum sind, wenn sich einer der Schuldner ausreden wollte. Ich sage die Wahrheit und schwöre bei Gott, da ich es in jene Welt der Ewigkeit mitnehmen muß, daß mich der Herrgott davor behüten möge, jemanden absichtlich Unrecht zu tun. Auch anstatt des Herren Jakob Beizer [Welser] aus Nürnberg, meines Herren, und auf seinen Befehl habe ich hier in Prag seine Geschäfte, wie Wechsel und anderes, erledigt und Geld von bestimmten Personen, das ihm zustand, entgegengenommen. Dieses Geld steht zur Verfügung bis zum heutigen Tage; es sind 177 Schock und 17 Groschen meißnisch vorhanden, wie das meine Register alles ausführlicher anzeigen. Was Frau Klara Nyczl [Nützel], auch von Nürnberg, betrifft, die mir die Eintreibung ihrer Schuldforderungen übertragen hat, die sie jetzt selbst übernommen hat, das alles habe ich ihr herausgegeben und besitze von ihrem Geld nichts mehr. Das alles findet sich in meinen Registern, auch was noch nicht eingemahnt wurde, ist dort zu finden. Dazu kommt noch, was sich auf Hans Kolman von Breslau bezieht. Er hat mir Geld anver­ traut, das ihm gehört. Ich habe empfangen 647 Schock 54 Groschen meißnisch. Diese Summe habe ich Christoph Kebmhauffer, seinem Diener, gegeben, der mir eine eigenhändige Quittung mit seinem Siegel gab, so daß ich am heutigen Tag Hans Kolman nichts mehr schuldig bin. [Legate]: Jakob Fikar z Vrat von den silbernen Ziegen („od stribmych koz“), meinem lieben Ge­ vatter, einen goldenen Ring mit einem Türkis, daß er meiner gedenke; item Kilian Golstan [Goldstein], meinem Halbbruder, Bürger zu Winteberg [= Wittenberg], einen Wolfspelz, item dem Herren Jan Porybny, meinem [Schwieger-]Vater, fünf Schock Groschen und eine neue Mütze, mit vorzüglichen Marderschwänzen gefüttert, item Frau Katherina, seiner Frau, meiner [Schwieger-]Mutter 2 V2 Schock Groschen und dazu ein Barett aus Marderfell, das meine Frau Alzbeta trägt, item Anna Zemlickovä, ihrer Schwester 2 V2 Schock Groschen, item der Sankt Galluskirche zur Renovierung des Gotteshauses, die nötig ist, 2 V2 Schock Groschen, item für das St. Paulus-Spital hinter dem Poricer Tor 5 Schock Groschen, item dem Diener Hans Rosen­ taler, der offen und gerade ist, 2 V2 Schock Gr., alles böhmische Groschen. Meine Frau soll nach meinem Tode ohne Widerrede diese Summen bezahlen, auch soll sie armen Handwerkern und Leuten 5 Schock böhm. Groschen geben.

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Handelsbuch des Sebastian Wolff

Alzb£ta hat zu Vormündern des Testaments ihre besonders lieben Freunde, den edlen Vladyk Jeronymus Hrobcicky z Hrobcice und den hochgeehrten Herren Jan Jeni£ und den oben genannten Herren Jan Porybny, ihren Vater, Bürger der Altstadt Prag, eingesetzt. Dieses Testament hat er gesiegelt am Donnerstag, der Oktav der Taufe des Herren, anders der heiligen drei Könige [13. Januar?] 1536. Eröffnet am Mittwoch, am Tag des hl. Markus, des Evangelisten [26. April] des obigen Jahres [1536].

Abkürzungen STAN StadtA. Nbg. Archiv hl. m. Prahy L. cons. L. lit. Totengeläut Seb.

= = = = = =

Totengeläut Lor.

=

Totengeläut 1517—1572

=

Bb. RV. Brdbg. Lit. MVGN MVGDB

= = = = =

Schulte, Rav.

=

Houdkovä — Häskovä

=

Almanach

=

Teige, Seznamy

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Teige, Zäklady

=

rkp.

=

Bayerisches Staatsarchiv Nürnberg Stadtarchiv Nürnberg Archiv hlavniho m£sta Prahy [Archiv der Hauptstadt Prag] Libri conservatorii (Schuldverbriefungsbücher) \ n. i Ä mi,» Libri litterarum (Grundverbriefungsbücher) f ’ Nürnberger Totengeläutbücher I St. Sebald 1439—1517, hg. v. Helene Burger, Neustadt/Aisch 1961. Nürnberger Totengeläutbücher II St. Lorenz 1454—1517, hg. v. Helene Burger, Neustadt/Aisch 1967. Nürnberger Totengeläutbuch 1517—1572, Germ. Nat.-Museum, Hs. 6277. Briefbuch der Stadt Nürnberg, STAN. Ratsverlaß der Stadt Nürnberg, STAN. Brandenburgische Literalien, STAN. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Deutschen in Böhmen. Aloys Schulte, Geschichte der großen Ravensburger Handels­ gesellschaft (1380—1530), Deutsche Handelsakten des Mittel­ alters und der Neuzeit, Bd. 1—3, Stuttgart-Berlin 1923. Jarmila Houdkovä — Häskova, Obchod s kutnohorskou m£di v prve tretin£ 16. stoleti [Der Kuttenberger Kupferhandel im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts], Casopis närodniho muzea [Zeitschrift des Nationalmuseums], Oddil v£d spole£enskych / Abteilung: Gesellschaftswissenschaften /, 130. Jahrg. (1961), S. 27—40. Almanach krälovskeho hlavniho m£sta Prahy na rok 1904 [= Almanach der königlichen Hauptstadt Prag für das Jahr 1904], Prag 1904. Josef Teige, Seznamy mestänu Prazsk^ch, I. Stare mSsto [Prager Bürgerverzeichnisse, I. Altstadt]: 1490—1550, Alma­ nach 1904, S. 37—77. Zaklady stareho mistopisu Prazskeho (1437—1620), [Grund­ lagen der alten Topographie Prags]: Stare m£sto prafsk6 [Altstadt Prag], Teil I (Prag 1910), Teil II (Prag 1915). rukopis (= Handschrift).

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DAS LACHEN DES HANS SACHS Von Herbert Cysarz 1.

Wer war, wer ist Hans Sachs? Vor etlichen Jahren konsultierte ich einen berühmten Arzt in einer ver­ meintlich geringfügigen Sache, ich entschuldigte dies: „Nehmen Sie mir nicht übel, daß ich gewissermaßen wegen eines Paars Schuhsohlen stracks zu Hans Sachs gelaufen kommel“ Der Fachmann wiegte den Kopf: „Ob Hans Sachs ein besonders guter Schuhmacher war? Ich möchte das eher bezweifeln". . . Nun, wer in Hans Sachs das Handwerk grüßt, meint längst das dichterische Handwerk. Immerhin mag sich mancher wundern: Der Urheber eines Werks, dessen Gesamtumfang nur in ganz wenigen Ausnahmefällen der Geistesge­ schichte seines gleichen findet (über 4000 Meisterlieder, an die 1700 Schwänke, mehr als 200 dramatische Stücke, darunter 8 5 Fastnachtspiele), hat jahrzehnte­ lang ein schwieliges Gewerbe ausgeübt. Kann dieser Gigant der Leistung tags­ über in seiner Werkstatt mit Leisten und Pfriem hantiert haben, um an den Feierabenden und Feiertagen 34 Folianten zu füllen, dazu die enorme Be­ lesenheit zu erwerben, die seine Dichtungen voraussetzen? Obendrein war er ein weitbekanntes Mitglied der Singschule, während vieler Jahre hat er als Merker der Meistersinger und als Spielleiter ihrer Bühne gewirkt. Allerdings, der würdige Handwerksmeister von damals, ein wohlhäbiger und schließlich begüterter Bürger, war nach unseren Begriffen schon eine Art Manager, der die Tätigkeit seiner Gesellen und Lehrlinge leitete und selber vornehmlich für die Aufträge und die Rechnungen sorgte, sozusagen auch die Soziologie und Psychologie der „public relations" seiner Firma betrieb. Den­ noch bleibt solche Verbundenheit von Handarbeit und ebenso gewissenhafter Geistesarbeit fast ein weltliterarisches Unicum. Ersichtlich waren die Gesetze dieses Handwerks, die Weltgesetze dieser Arbeit für Hans Sachs eins mit der Glaubensfestigkeit, Blickschärfe, Griffsicherheit seiner dichterischen Wirklich­ keitszeichnung, mit den sittlichen Forderungen seiner Lebensschilderung. So verehren wir in ihm den Geist und die Ordnung des Handwerks insgesamt: die Allsache des Handwerks, in der Menschlichkeit und Sachlichkeit einswerden, die redliche Sachtreue, zugleich innere Leidenschaft des erstellenden Mächens, in der ein durchgehender Drang nach dem Wahren, dem Richtigen liegt. Solche Einsicht der Nachwelt hat erst langehin reifen müssen. Zwar haben sich süddeutsche Reste der Meistersingerzunft bis ins 19. Jahrhundert erhal­ ten. Indes schon der wachsende Individualismus der Renaissance, die Form­ kultur des Humanismus haben den Kunstwillen der weithin noch mittelalter­ lichen Tabulatur, den gutenteils noch scholastischen und in den höchsten Mög­ lichkeiten gotischen „Ordo“ meistersingerlicher Haltung überholt. Wohl sind Fastnachtspiele im Stil des Hans Sachs, zumindest die seines Gefolgsmanns 152

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Das Lachen des Hans Sachs

Jakob Ayrer, auch im 17. Jahrhundert aufgeführt worden. Aber der Bildprunk und Farbenrausdi des Barock hat die bürgerlich-glaubensinnigen „Weltspiegel" der Hans-Sachs-Zeit abgedankt durch das große „Welttheater" der pompösen Aktionen und Gebärden. Und der silbenzählende Vers des Hans Sachs, mit freier Betonung, wurde seit Martin Opitz völlig verdrängt durch die regel­ mäßigen Versfüße, den strikten Zusammenfall von natürlichem Wort- und gebundenem Versakzent. Auch für die Aufklärung des 18. Jahrhunderts blieb der Nürnberger Meister überwiegend der belächelte Vertreter einer Unter­ schicht, eines unterentwickelten Zustands der deutschen Literatur, auf den ein unhistorisches Fortschrittsdenken überlegen herabsah. Von diesen Verkennungen ist Hans Sachs in entscheidendem Ausmaß erst durch Goethe befreit worden. Der hat in einem Gedicht seiner eigenen „Originalgenie^'-Jahre, „Hans Sachsens poetische Sendung", dem Genie der mensch­ lichen Lauterkeit und unverfälschten Wirklichkeitsnähe einen sinnbildlichen Kranz der Dichtung „aus der Hand der Wahrheit" gewidmet. Ein Jahrhundert später haben vollends Richard Wagners Meistersinger das schlichte Haupt des dichtenden Handwerkers mit festlichem Glanz und mit dem Weltruhm eines Patriarchen deutsdier Kunst umgeben; sie haben den getreuen Sohn Nürn­ bergs zu einem inbegrifflichen Denkmal seiner dem ganzen Deutschland teuren Stadt werden lassen. Goethe hat die Ursprünglichkeit und Begnadung des Dichters beschworen, Wagner hat neben der seelischen Weite die Ordnungs­ macht und Repräsentanz des Meisters weihevoll instituiert. Beide lassen wohl nicht ersehen, daß Hans Sachs auch mit Dämonen der Fastnacht, mit dem Teufel Luthers und mit dem vielschichtigen Lachen der Ariost- und RabelaisZeit vertraut war. Beide aber bezeugen, daß schon im Werk des Hans Sachs eine gemeinsame Wurzel Goethes und Schillers offenbar wird: des Goethe von „Hermann und Dorothea" oder „Dichtung und Wahrheit", des Schiller der „Glocke", dieses Preislieds auf die Arbeit, den biederen Bürgersinn, den welt­ erhaltenden Bürgerfleiß und Bürgerfrieden. 2. 1494 geboren, schreitet der Nürnberger Schneiderssohn in die Jahrzehnte der umwälzenden geographischen Erschließungen des Erdballs hinein (seit Kolumbus, dann Magalhäes’ erster Erdumseglung 1519—22). Es ist auch die Frühzeit der grenzenlos aufschließenden und verbindenden, demokratisieren­ den Buchdruckerkunst (in Nürnberg seit etwa 1470). Ein Jahr vor Hans Sachs wird Paracelsus geboren, Revolutionär der Naturforschung, fünf Jahre nach ihm Sebastian Franck, Begründer der neueren Universalhistorie. Hans Sachs besucht bis 1509 die Lateinschule. Die Reichweite der Latein­ kenntnisse, bei Lateinschülern auch sonst problematisch, ist für Hans Sachs, der nachmals ausgiebig mit römischen Themen und Namen schaltet, von For­ schern heftig umstritten worden. Einerseits verballhornt er lateinische Worte, andererseits gilt er als Bearbeiter zweier lateinischer Humanistendramen, zu­ dem schöpft er aus lateinischen Quellen, von denen keine Übertragungen be-

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kannt sind. Die literarische Renaissance unseres 15. und 16. Jahrhunderts — seit Niklas von Wyle, Heinrich Steinhöwel, Albrecht von Eyb und Gefährten — sucht sich vorerst lateinische Stoffe, zunehmend römisches Leben in ungeschichtlichen Zubereitungen gegenwärtig zu machen. Die kritische Behandlung der Texte bringt erst der Humanismus hinzu. Dem größten Kampf um den Geist im Wort obliegt Luther, sein Sendbrief vom Dolmetschen begründet ebenso die Unverbrüchlichkeit des Sinns wie die naive Gegenständlichkeit des Ausdrucks. Doch einerlei, wie viel Hans Sachs dem Schulsäckchen verdanke oder späterer Nachhilfe kundiger Gewährsleute: Schon 1511 geht er als Handwerksbursch auf volle fünf Jahre in die Stör, in diese größere Schule, mit unbestreitbarem Erfolg. Er durchwandert ganz Bayern, die Alpenländer und das Rheinland nördlich von Frankfurt. Vielleicht nimmt er zeitweilig Kriegsdienst. Sicherlich spricht er in den Werkstätten und den Singschulen ein. Er übt sein ungeheures Beobachtungsvermögen, sein mutterwitziges Ergreifen der Gelegenheit, seine voraussetzungslose Offenheit für jederlei Sitte und Brauch, Art und Individua­ lität. Er steigt auf der Walz’ wohl auch in manche Mädchenkammer ein — diese Vermutung haben einige Hans-Sachs-Dramen nach Richard Wagner aus­ gesponnen. Zweifellos ist sein heimgebrachtes „Buhlscheidlied" sein privat­ persönlichstes, am unmittelbarsten vom Eros berührtes Gedicht. 22jährig tut er sich als Schuhmachermeister in seiner Vaterstadt auf und beginnt sechs rastlose Jahrzehnte schon quantitativ bewunderungswürdiger Arbeit. Nur ein Jahrdritt bleibt literarisch ausgespart: die Jahre seit 1521, in denen er ganz und gar dem Studium Luthers gehört, der Streitschriften, der beiden Testamente. Inständig ringt er um die Freiheit eines Christenmenschen, die göttliche Beauftragung des Menschen zur Wirklichkeitsbestellung und Ge­ meinschaftspflege, die Rechte und die Pflichten jegliches irdischen Regiments. Die erkämpfte Gewißheit bleibt sein feste Burg, sein Schatz und sein Acker. Wo ein Erasmus von Rotterdam, der gelehrteste der Gelehrten, unschlüssig zaudert, wo ein Willibald Pirckheimer, der Nürnberger Statthalter des Huma­ nismus, erst zu Luther hin und dann erschrocken zurück schwankt, da bricht sich der junge Handwerksmann einen geraden Weg geistig-sittlicher Selbst­ behauptung und künstlerischer Selbsttreue. Schon 1523, alsbald durch mehrere Einzeldrucke verbreitet, erhebt sich morgendlich jubelnd das Lied auf „Die Wittenbergisch Nachtigall, die man itzt höret überall". (1527, kurz nach der öffentlichen Einführung der Reformation in Nürnberg, veranlassen polemische Verse und Prosadialoge des engagierten Poeten die auf Glaubensfrieden be­ dachten Stadtväter, ihm weitere Offensiven zu untersagen. Aber auch forthin verlautbart er seinen Katechismus in geistlichen Liedern, in Meisterliedern wie etwa dem „Glaubensbekenntnis" und schließlich der „Klagred ob der Leich Doktor Martini Lutheri".) Die Arche Noah seiner eigenlebigen Geschöpfe wahrt den Horizont und das Steuer einer religiösen Gesamtordnung: des göttlichen Ordnungsauftrags an die menschliche Vernunft und Freiheit, an die „hartselige" Arbeit jedes Werktags und die gerechte Verfassung der ständischen Gesellschaft. Je heils­ gläubiger der Geist, desto gegenstandstreuer und tatkräftiger dringt er in die 154

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unbeschönigte, so und nicht anders begegnende Wirklichkeit hinein — und voran. Audi die Dichtung bezeugt das Gebot, geistlichen Sinns ein weltliches Leben zu führen. Aus dieser Grundspannung heraus hat Hans Sachs den überbunten Markt der Zeit in immer weitere Zusammenhänge gerückt. Äußerlich hat er den ihm zugefallenen Standort, Ausguck und Hebelpunkt im reichsstädtischen Gewerbe nicht mehr verlassen. Früh vermählt er sich, der 40jährigen Ehe entspringen sieben Kinder, die er alle überlebt; hoch in den sechzig freit er eine 27jährige Witwe mit sechs Kindern. Zur Gilde der illustren Humanisten knüpft er nur mittelbare Beziehungen an, auch dem großen Albrecht Dürer, dessen Tod er in Huldigungsversen betrauert, scheint er persönlich nicht nahegekommen zu sein. Die Weltalterwende in den Gedanken und Gesichten Paracelsus', Agrippas von Nettesheim und anderer Altersgenossen liegen außerhalb seiner Erfahrungsfelder. Jede eigene Lebensbereicherung und -Steigerung, Glaubens­ und Weltgewißheit heißt ihn redliche Wirklichkeit bestellen. Auch sein Lachen entspringt Begegnungen, mehr als reproduktiven Begegnungen mit kompakter Realität. Kein Tag ohne Zeile. Die glücklichsten Würfe gelingen wohl in den Jahren um 15 50, es sind die unter günstigen Bedingungen bis heute am ehesten spiel­ baren Stücke: „Das Wildbad", „Der fahrend Schüler im Paradeis“, „Der Bauer im Fegfeuer", „Der Kaufmann mit den alten Weibern", „Der Krämer­ korb" u. a. — neben geistesgeschichtlich Bedeutenderem wie dem fundamen­ talen Sozialaspekt in dem Fastnachtspiel „Wie Gott der Herr Adam und Eva ihre Kinder segnet" (in erzählerischer Fassung: „Die ungleichen Kinder Evae"). 78jährig schreibt Hans Sachs sein letztes Meisterlied, schon fünf Jahre zuvor, mit dem „Valete" und der „Summa all meiner Gedicht", legt er zwar nicht den Hobel hin, beginnt aber der Mitwelt Adieu zu sagen. 3.

Hans Sachs ist kein originärer Gestalter Aug in Aug mit dem Schöpfer Geist. Sein Dichten kennt kaum ein künstlerisches Wählen und Verwerfen, kennt seit 1524 keine schöpferischen Pausen, kein Austragen, keine weiten Anläufe und Anhübe, wenig veredelnde oder abrundende Ausfeilung. Es glückt oder mißrät, es verdichtet oder läßt auseinanderfallen. Es werkt mit wachsamer Genauigkeit, es spinnt Erzählungsfäden oder baut dramatische Illustrationen, es improvisiert und setzt Lehren auf, die die Thematik kon­ zentrieren oder loser hinzugefügt werden. Das Können schreitet fort, etwa vom „Reihenspiel" zum „Handlungsspiel" (Catholy) und in der Verquickung beider zum strengeren dramatischen Gebäude, vom Quodlibet witziger Einfälle und komischer Situationen zur überlegenen Weisheit beispielsweise des Streit­ gesprächs zwischen Alexander dem Großen und Diogenes, des Rollentausches zwischen dem Tyrannen Dionysius und seinem Höfling Dämon. Das Gesamt ist keine selbstgeschriebene Bibliothek eines katalogfreudigen Sammlers, kein Riesenbottich ohne Reifen, der einen besessenen Handwerker der Vergeblich155

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keit des Unvollendbaren innewerden läßt. Wenn man, wie Schiller dies für das Werk des „Realisten“ gefordert hat, „nach dem ganzen Zusammenhang“ blickt, dann bekundet dieses Ganze eine Berufung zur Kunst in einer sprach­ lich recht kunstlosen Zeit. Das 16. Jahrhundert überläßt die Formkunst der Sprache weitesthin der neulateinischen Dichtung. Indes das Zeitalter Dürers, des jüngeren Holbein, Burgkmairs, Altdorfers, des Meisters Mathis genannt Grünewald birgt auch Aufbrüche deutscher Literatur auf ferne Sicht. Luther zerbricht viele Bilder und verschmäht viele Formen — und doch, mit welcher Einfalt und Herzlich­ keit liebt er die Dichtkunst! Der literarische Realismus seines Jahrhunderts ist nicht nur ein Friedhof phantastischer Träume, ein Stapelplatz feudalen Strandguts und bürgerlicher Baumaterialien. Über den emsigen Wochen und deftigen Festen des Hans Sachs liegt ein Glanz, der keineswegs nur der Schim­ mer gescheuerter Stuben und blinkender Ziergerätschaften ist. In seinen Silo ergießt sich das Füllhorn zunächst einer unbezähmbar rezep­ tiven Phantasie. Sie speichert und sie fliegt nach immer Neuem aus. Am freie­ sten bewegt sie sich in offenen Rundblicken. In den Spruchgedichten gelingen ausnehmend die Konkretisierungen weiter Heerschau (Typus: „Das Schla­ raffenland“). Selbst die mannigfaltigen Allegorien sind vor allem Sammel­ gebilde, die verwandte Züge mehr aufreihen als verschmelzen; siehe die etwas mosaikartige Personifikation des allgemeinen Weltlaufs im „Baldanders“, des allseitigen Widerspruchs im „Heinz Widerporst“ oder der grillenfängerischen Neurose des „Egelmaier“. Hans Sachs findet öfter einen guten Anfang als einen guten Abschluß. Nicht selten stört ein Zuviel an Details die Einheit des Bilds und des Sinns. Durchweg bewährt sich Hans Sachsens Einbildungs­ kraft in einem großartigen optischen, auch akustischen (weniger motorisch­ sensitiven) Gedächtnis. Doch sie zieht auch viel unbewußtes Wissen und Glau­ ben in das sachliche Sehen und Sagen herein. So überreich, klar und dicht vernimmt die Welt nur einer, der sie herauszustellen vermag. Gebote der Objektivierung und nicht bloß Dokumentierung auferlegen ihm schon die befolgten Gesetze der literarischen Gattungen. Der Meistergesang hütet die Kunst als Einrichtung und Satzung. Die Schwankerzählung setzt lange Traditionen fort. Das Fastnachtspiel gehorcht dramatischen Konven­ tionen und erneuert auf realistische Weise Brauchtum des Mummenschanzes, samt einem Rest dämonischer Schauer in tolldreisten Spielen mit Himmel und Hölle, Tod und Teufel. Die Phantasie trägt auch hier meist kleinbürgerliche Brillen, fast nirgends stoffliche Scheuklappen. Aus dem weltgeschichtlichen Hintergrund der Türken­ kriege wetterleuchtet es drohend herein (weniger aus dem Schmalkaldischen Krieg und den Gefahrenherden im deutschen Westen). Das nähere Unheil, das der Überfall des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulm­ bach über die Reichsstadt bringt, provoziert den christlichen Anwalt aller welt­ lichen Obrigkeit zu einer in der Anlage Dantesken Unterwelt-Vision des Strafgerichts: einem (in zwei Abschriften erhaltenen) Trutzgedicht, das unge­ druckt bleiben mußte, ja gleich Hans Sachsens übrigen Protesten wider den Tyrannen von den Stadtbehörden aus dem Nachlaß entfernt wurde. 156

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Hans Sachsens Darstellung beruht in der dienend-vermittelnden Darbietung der menschlichen Wirklichkeiten. Die werden allerdings nicht einfach ver­ wertend protokolliert und registriert, die sprachliche Zeichnung lenkt in die jedesmal konkrete und immer weiterhin offene Welt hinein. Sie sucht die Wahrheit nicht in den Sätzen und Bildern, sie möchte in den Sachverhalten selbst das Richtige vom Irrigen scheiden. In diesem Absehen muß sie heraus­ heben und steigern, Fehlgänge aufweisen und Mißstände lächerlich werden lassen. Niemals gibt sie sich selbst souverän, doch immer ist sie mehr als Medium und Perspektiv. Sie trachtet ihre Stoffe zu vergegenständlichen, ihre Gegenstände größeren Zusammenhängen einzubeziehen. Dieser werkende Dich­ ter schafft sammelnde Spiegel und schärfende Spiegelungen, sinnvolle Spiele und Widerspiele, die keineswegs nur Abklatsch der Tatbestände sind. Er will die gegebene Wirklichkeit nicht verdoppeln. Er will sie durchschauen und läutern, also teils erhalten, teils verändern helfen. Aber freilich, er bleibt der äußerste Gegensatz des „poeta sicut alter deus" (J. C. Scaliger) im verwegenen Sinn der Renaissance. Hans Sachs ergreift ein Thema und bringt es Lesern, Zuhörern und Zu­ schauern möglichst eindringlich zu Sinn: Typen, Ränke und Possen, Zwang­ läufe und Ausblicke, manchmal nur recht und schlecht abgehandelt, oft para­ digmatisch mit didaktischem Nachdruck. Aber auch in der Ausformung der Motive fehlt es nicht an Freiheit und Spielkraft sprachlicher Gestaltung. Die sprachlich-bildlichen Fiktionen mögen manchen Zeitgenossen illusionär ge­ packt und erfreut haben. Sie schlagen freilich keine Eigenwelt des Scheins auf wie dann Shakespeares Komödien, zumindest für uns, in problematischerem Ausmaß Shakespeares Tragödien. Am weitesten vom Betrachter entfernen sich die auf der Meistersingerbühne vorgeführten Tragödien und Komödien. Auch die Fastnachtspiele suchen mancherlei Distanz zwischen den Laienschauspielern und den angeredeten, lachenden, nachher allenfalls zu gemeinsamem Tanz übergehenden Zuschauern. Indes das Agierte oder Erzählte löst sich nie völlig von den, wie man heute sagt, „vulgären" Erfahrungen des kleinen Manns. Es beschäftigt seine profane Neugier, es teilt ihm Erstaunliches mit, es über­ treibt Wohlbekanntes und wirbelt es durcheinander. Es trennt sich niemals ganz von der massiven Realität des Lebens. Ebensowenig aber identifiziert die Phantasie des Hans Sachs ihre Bilder mit der Wirklichkeit. Die Bildlichkeit zeigt hin, sie weist auf, sie enthüllt, gern entzaubert sie. Sie stellt auf Proben, die häufig Fälschungen und Lügen widerlegen; sie läßt Betrügereien, Schwärmereien oder Hirngespinste an der richtigeren Wirklichkeit zuschanden werden. Sie behorcht und beleuchtet. Sie untersucht und vergleicht. Sie vertraut auch Träumen, doch keiner Wahr­ sagerei und schwarzen Kunst. Sie erhebt aus all den Einzelheiten trauervolle Blicke wie in „Frau Wahrheit will niemand herbergen" oder „Frau Treu ist tot". Sie möchte nicht nur unbestechlich konterfeien. Exzesse von Trunken­ heit, von Triebenthemmung und -verfallenheit, auch Unmassen von kotigem Abraum des Lebens bewegen die entrollte Wirklichkeit, geben Anstoß in doppeltem Sinn. Die Realität wird intensiviert, wenngleich nur in polemischen Grenzfällen aktiv dynamisiert. Hans Sachsens Realismus lästert nicht wie 157

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Murner, er kobolzt nidit wie Fischart, er malt keine Scheuei und Greuel wie Ayrer. Seine Wirklichkeit aber wird nirgendwie gefilmt, sie tritt unter umfassendere Mächte. Auch die roheste Derbheit und die prallste Kreatürlichkeit gehören dem Weltfug zu. Hier sind Ränder, an denen das große Leben und Sein faßbar wird. Das Wirkliche ist immer noch mehr als sein umgrenzter Augenschein, seine Notdurft und Bresthaftigkeit. Dieser Verein von Wirklichkeitsnähe, Wirklichkeitstreue und Wirklichkeits­ übergreifung bewährt sich bei Hans Sachs nicht so tragisch als komisch, nicht so pathetisch als satirisch — und zwar ausgleichend universalsatirisch. Die konkrete Komik wahrt die Kohärenz der Wesen und Dinge, sie gründet immer auch im Zusammenleben und -wirken der Menschen. Und sie lacht nicht nur über die Wirklichkeit, sie heißt die Wirklichkeit lachen. Die nirgends ver­ lassene Wirklichkeit selbst spannt und reckt sich, sie kann sprühen und pru­ sten. Aber sie appelliert an eine universale Richtigkeit. Die Kunst des Hans Sachs zeigt die Wirklichkeit, Weite und Ordnung seiner Welt als commedia umana. 4.

Im Werk Hans Sachsens sammelt sich ein zunächst stoffliches Archiv der weltliterarischen Überlieferungen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit. Antike Quellen, von der Odyssee und der Aeneis bis zu Ovid und Plutarch, insbesondere auch Berichte vieler Historiker, das in den Volksbüchern entformte Restgut ritterlicher Mären, Abenteuerei, Chroniken und Legenden, Kompendien der Anekdoten- und Spruchweisheit, Allegorien in Bild und Wort, das Riesenwarenhaus der Schwanksammlungen (immer wieder auch der Eulen­ spiegel), die alten und neuen Fabelbücher, die Schriften Boccaccios und nach­ folgende Novellensträuße, der grobianische Fundus des Rüpelspiels, Undurchzählbares mehr, diese Vorräte strömen in eine dichterische Realenzyklopädie zusammen. Hans Sachs neigt zur Optik der Revue, die das epische und weit­ hin das dramatische Nacheinander in ein panoramatisches Nebeneinander ent­ flicht. Dies gemahnt an Chaucer und an die Massengemälde des älteren Pieter Bruegel, des näheren an die literarischen specula mundi des 15. und 16. Jahr­ hunderts, die dann im Barock durch das räumlich und bildlich geschlossene spectaculum mundi verdrängt werden. Da sind die noch spätmittelalterlichen Aufzüge, die Summen und Galerien (einschließlich etwa des 1498 verdeutsch­ ten, von Hans Sachs vielbenutzten Reineke Fuchs), die Weltspiegel von Pamphilus Gengenbach und Niklas Manuel bis zu Bartholomäus Ringwaldt; vol­ lends die zeitgenössischen Sitten- und Lasterspiegel des Brant’schen „Narren­ schiffs“, der Murner'schen „Schelmenzunft“ und „Geuchmatt“, der „Tisch­ zuchten“ und der „Teufel“-Satiren d. i. wiederum Narrheit-Paraden; auch das Wunderhorn des Amadis im trivialen Wust der grobianischen oder pikan­ ten Histörchen. Oft ergibt sich ein Kreuzundquer nach dem Typus von Fisch­ arts „Flöhhatz“. Der Floh spingt und beißt, wohin er will, die Gummistrippe 158

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der Fiktion kennt weder Schranken noch Brücken. Mit solchen Strippen liebt auch Hans Sachs zu schalten. Jedoch er häuft und verstreut nicht nur. Er konzentriert die ozeanische Lebensfülle der Renaissance nicht so durch Formkunst als durch die in allen Bewährungen, Verstrickungen und Verfehlungen unersättlich realisierte Ethik und Menschen-Erneuerung der Reformation. Er stellt die menschliche Letzt­ bestimmung in jeweils schlüssig bestimmtem Verhalten heraus, er sucht den Sinn des menschlichen Zusammenlebens in schärfstgezeichneten Situationen und wettstreitenden Personen. Er bleibt wohl der stärkste Soziologe unserer Literatur vor dem 19. Jahrhundert. Alle Wechselwirkungen von Metaphysik und Realistik verdichten sich im Gebaren menschlicher Typen; nicht in ihren Gefühlen, nicht in verwegenen Handlungen, vielmehr in ihren handelnden Be­ ziehungen, in ihren natürlichen Willensantrieben und charakterlichen Ent­ scheidungen. So heftet sich Hans Sachsens Simultanperspektive an die realistische Komödie (die realistische Tragödie liegt noch in fernster Ferne) und an die lachend­ strafende Satire der Schwankerzählung. Dummschlaue Bürgersleute, windbeutelige Strauchritter und Vaganten, saufend-raufende Landsknechte, lüsterne Pfaffen, betrügerische Quacksalber, tölpelhafte Bauern, Maulhelden, Diebe, Verunstaltete, paradoxe Paare, kluge und lose Fräulein oder zänkische Vetteln, dieser Reigen typischer Profile ist kein bloßes Album der Zeit, sondern im Zeitgewand ein allzeitiger orbis pictus, weniger symphonisch komponiert als bei Chaucer oder gar bei Ariost. Ein Spektrum der reichsten menschlichen Wirklichkeiten samt ihren höheren Bindungen und untermenschlichen Gebun­ denheiten. Ein Riesenrund erwachender Menschenkräfte und ein unabsehbarer Wirklichkeitsaufgang unter dem Weltgewölbe eines veranschaulichten, nicht gepredigten Glaubens und einer in Gestalten und Mißgestalten beglaubigten Moral. ln konkreten Wirklichkeitsbruchstücken setzen sich alle Sphären der mensch­ lichen Welt auseinander und zusammen. Und da erscheinen viele realistische Projektionen notwendig komisch. Die Komik des Hans Sachs läßt ihre exakte Realistik allemal in einen größeren Zusammenhang zünden. Auch der Unflat, das sprachlich und bildlich Obszöne ist nicht bloß Erdenrest des Lebens, son­ dern gültiger Bestand des Seins. Durch solche Spannung erweisen sich Men­ schen, Vorgänge, Beziehungen unweigerlich als komisch. Im Schauspiel der Welt können Ungezählte nur als komische Personen mitwirken. Hans Sachs manifestiert das in einem episch-dramatischen Panorama, noch nicht in der Optik des Welt-Theaters wie Shakespeare (jedes Leben eine Rolle und Maske, „totus mundus agit histrionem“). Aber auch Hans Sachsens Komik, auch die von unten oder von hinten gesehene „verkehrte Welt“ weist nach einem Ge­ samt, das sich nimmer vollkommen und nimmer vollständig realisieren läßt. Immer liegt denn das Lachen im Anschlag. Es achtet jede Ordnung der Wirk­ lichkeit und ergötzt sich ohne bösen Blick an den entlarvten Defizienzen, am Spiel mit den Chancen und Nieten der menschlichen Freiheit.

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5.

Audi als Dichter des Komischen ist Hans Sachs kein ehrgeiziger Neugestalter und Erfinder. Die allermeisten Stoffe seiner Schwankgedichte und Lustspiele sind schon in den Quellen enthalten, deren Überfülle sich nach dem vorhan­ denen Verzeichnis seiner Bibliothek abschätzend umspannen und seit den For­ schungen C. Dreschers, A. L. Stiefels, Eugen Geigers und Jüngerer annähernd (natürlich nicht vollständig) durchblicken läßt. Vermutlich ist gerade ihm auch mündlich Vieles zugetragen worden. Hans Sachs verzichtet auf manche komi­ sche Pointe seiner Vorlagen, andererseits werden oft sehr verschiedene Remi­ niszenzen zusammengerafft und die Details so hartnäckig angehäuft, daß der komische Effekt Abbruch leidet. Indessen, Klimax der Effekte oder flauere Reproduktion, die Lachwirkungen entstehen immer auch unwillkürlich aus der Sicht und Gestaltung der ergriffenen Konstellationen. Sicherlich bleiben einläßliche Analysen erwünscht, die Hans Sachsens Text Wort für Wort neben die Vorlage halten — vorausgesetzt, daß die ihm vor­ liegende Fassung des Themas nachweisbar ist. Solche Untersuchungen könnten mehrere Bände füllen und wohl nicht ohne Team-Arbeit erstellt werden. Unsere Sichtung fragt zunächst: Welche und welcherlei Motive werden von Hans Sachs auf genommen, auf welche Weisen werden sie entwickelt, zubereitet und dargestellt, in welchen Zusammenhängen, unter welchen Sehwinkeln, auf welche Schlüssel- und Schaltpunkte hin? Und da ergeben sich durchgehende, durch seine dichterische Grundhaltung und Begabung, sein Verhältnis zur Zeit und Gesellschaft, sein Menschen- und Weltbild, seine sittlichen Ordnungs­ werte bestimmte Impulse des Lachens. Dieses Lachen ist naiv und originär. Ohne Zweifel bedürfen auch viele stilgeschichtliche und insbesondere sprach­ liche Elemente fortschreitender Durchforschung. Doch immer wird noch mehr vonnöten sein. Die Komik liegt verhältnismäßig selten im Wortwitz (etwa Spottnamen oder versetzten Sprichwörtern), überall dominieren beschreibende Einzelzüge. Sachstrebig durchstreift Hans Sachs alle Gebreiten und zahllose literarische Zeugnisse menschlicher Wirklichkeit und pirscht nach Einstimmung oder Widerspruch mit übergreifend-überhöhenden Gewißheiten. Er enthüllt und entzaubert Wirklichkeit, er hält wirklichem Leben den Spiegel oder Zerr­ spiegel vor. Seine Komik bewegt sich in so mannigfachen Ebenen wie seine primären oder sekundären Wirklichkeitsbegegnungen — und im nämlichen Universalhorizont. Die zeichnendsten Erscheinungsweisen und Gestaltungswei­ sen seien im Folgenden genauer untersucht. Auch bei Hans Sachs sticht Komisches, wie schon Cicero formuliert, als „turpitudo et deformitas quaedam“ heraus. Dem Vorbehalt des Aristoteles, daß die zu belachenden Fehler „unschädlich“ sein müssen, dieser auch von Goethe betonten Einschränkung folgt Hans Sachs insofern, als er die Häßlich­ keiten und Deformitäten zunächst in sinnfällig neutralen, oft fast automati­ schen Vollzügen zeigt. Häufig bestätigt sich hier die Theorie Henri Bergsons, das Lachen entdecke mechanische Ablaufsketten im sonst unvorberechenbaren Leben, dies ergebe spezifisch komische Kontraste.

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Hans Sachs lacht — und erwartet, daß sein Publikum lacht — über Mißschaffenes und Mißratendes, über fehlgehende Anschläge, scheiternde Hoff­ nungen, widerlegte Anwartschaften, verratene Geheimnisse, durchkreuzte Ab­ sichten, über hunderterlei Widersprüche von Weg und Ziel, Mittel und Zweck, Plan und Erfolg. Doch immer wieder deutet von seiner Bühne oder seinem Sprechpult ein Finger ins Leben hinaus: So ist das, so geht es her, wenn es so angefangen wird, so kann oder muß es dann enden. Das schlau oder dumm, vorerst täuschend Gereimte erweist sich als ungereimt. Die „Auflösung der gespannten Erwartung“ (Kant) kann zur Beherzigung dienen, kann Heiterkeit oder Schadenfreude wecken, kann beunruhigende oder befriedigende Bildspuren zurücklassen. Ähnlich das Lachen über Irrtum, Albernheit oder Gebrechen. Der Laster­ hafte wird abwertend ausgelacht wie ein schlechter Schüler, der den Schaden hat und den Spott dazu. Und bloßstellend ausgelacht wird der törichte Sünder, gleichwie ein schlechter Kaufmann, der es versäumt, ein Konto für das Jenseits anzulegen. Durch Lachen werden Mängel und Widersprüche des unentrinnbar nachfolgenden Bankrotts vergewissert. Solcherart komisch erscheinen die Mono­ manien des Geizes oder des Neides, der Eifersucht, Habsucht, Trunksucht, jeder Sucht, die den Menschen seiner gesamtmenschlichen Bestimmung ent­ reißt, in heutigem Sinn „entfremdet“. Komisch ist das Übermaß von Eigen­ schaften wie der Trägheit des „faulen Fritz“. Komisch das Unvermögen zur Erfüllung gestellter Aufgaben, wie es schon in den „Epistulae obscurorum virorum“, im Küchenlatein blamierter Pseudohumanisten, sich selbst einen Pranger baut. Oder die Abtrünnigkeit von der Berufung des Berufs: „Was soll ein Poet ohn Gedicht, Was soll ein Sprecher, der nicht spricht, Was soll ein Richter, der nicht rieht, Was soll ein Brief ohn Siegel?“ Unbefangener belacht wird das Miß wüchsige, Verunstaltete und Verzerrte. Absonderliches wird darstellerisch auf die Spitze getrieben, zu schlichtem Bei­ spiel: Eine Nase ist so lang, daß sieben Hennen wie auf einer Stange auf ihr Platz fänden. Unversiegliches Gelächter zeitigt die Häßlichkeit alter Frauen, insgemein alle Schäbigkeit, Unsauberkeit, Verfratztheit des menschlichen Kör­ pers, ohne Schranke des Mitleids oder auch nur des Ekels. Krankheiten wer­ den nicht eben verhöhnt, doch in die neutrale Komik sinnfälliger Mißverhält­ nisse einbezogen. Die Taubheit ergibt eben allerhand ulkiges Mißverständnis. Gleichartige Fehlleistungen begeht der Brillenträger, der seine Brille vergessen oder verwechselt hat. Mit der Blindheit wird so ungerührter Schabernack ge­ trieben wie im Fall der Blinden, die mit Knüppeln eine Sau erschlagen sollen und sich wechselseitig verprügeln (in der Schwank-Erzählung „Die Blinden mit der Sau“); oder der drei Blinden, deren einem Eulenspiegel einen unvor­ handenen Taler in die Hand zu drücken vorgibt — und die, nach Zeche im Wirtshaus, jeder den anderen des Diebstahls bezichtigen (in dem Fastnacht­ spiel „Der Eulenspiegel mit den Blinden“). Auch durch ein Sich-blind-stellen werden einige Intrigen eingefädelt. Es kann auch harmlos gelacht werden. Hans Sachsens Komik lenkt den Blick nach auffallend Charakteristischem und versöhnend Allgemeinmenschlichem. Stichelreden und „Stichelschwänke“ auf Stände, Gewerbe, Städte und Länder 12

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karikieren und charakterisieren die Sondermerkmale, die sich in solchen Ge­ meinschaften unvermeidlich ausbilden. Sprichwörter oder Redewendungen wer­ den satirisch illustriert, universalsatirisch im Sinn der zeitgenössischen Welt­ spiegel. Andere Comica liefert das Leben ähnlich wie in späteren idvllischenGebreiten die Mode-, Verlobungs- oder Gasthof-, Schwiegermutter- oder Leut­ nantswitze, die alten Witzblattrubriken „Macht der Gewohnheit“, „Gut ge­ geben“, „Läßt tief blicken“ oder (bei Hans Sachs meist nodi abwesend, eine der wenigen Ausnahmen ist „Der Knabe Lucius Papirius Cursor“ im Mittel­ punkt eines Fastnachtspiels) „Kindermund“. Anhaltend und gellend wird über die Ehe gelacht. Die höfische Ritterwelt und auf neue Weise der Individualismus der Renaissance huldigt mit Vorzug der hohen und niederen Minne. In der bürgerlichen Ebene der Reformation geht das Sakrament der Ehe vor. Allerhand stubenwarmes Glück erscheint da bei Hans Sachs nur am Rand oder am Schluß, karger als in den breiten Bürger­ romanen des ihm verwandten Jörg Wickram. Einläßlicher verweilt der daseins­ freudige Wirklichkeitssucher, der viel äußeres Philisterium zu kompensieren hat, bei komischen Störungen des häuslichen Regiments und Gleichgewichts. Da sind die bestimmungs- und ordnungswidrigen Paare, der alte Mann mit der jungen Frau oder umgekehrt; die verrannte Eifersucht samt ihren holz­ köpfigen Machinationen; die heimliche Buhlerei mit überdies wesenswidrigen oder standeswidrigen Partnern; die männliche Gewalttätigkeit und die weib­ liche Eitelkeit, Arglist, zänkische Aufsässigkeit; die immer wieder zu kurz greifenden Anstiftungen des Eigennutzes oder verhohlenen Hasses, oft über den Tod hinaus; und die lichterlohen Zweikämpfe mit naturgemäß gegensätz­ lichen Waffen. Namentlich die Begegnung libertiner Renaissance-Figuren und -Intrigen mit bürgerlichen Gehegen schafft und steigert komische Kontraste. Doch auch die klassenlosen Triebe und Schliche häufen lächernde Situationen, Kombinationen und Paradoxien, in verbohrter Abwandlung uralter und neuer Motive. Die fraglose Satzung und der stete Nutzen der Häuslichkeit werden zur Pandora-Büchse, die einen Heuschreckenschwarm unterschiedlich ergötzen­ der Überraschungen und Knallwirkungen entläßt. Das krasseste Gelächter der freigelassenen Bürger gilt den tölpischen Bauern, die als rückständige Außenseiter der städtischen Zucht und Sitte ein über­ schwenglich einfältiges oder bösartiges Treiben entfalten, Analphabeten ohne jeglichen Anschluß an den Geist der Zeit und Gesellschaft. Der Bauernschimpf gedeiht schon im späten Mittelalter, schon im 15. Jahrhundert ist das Fast­ nachtspiel großenteils Bauernspiel. Der Bauer wird hinfort auch zur literari­ schen Charge, zur fixierten komischen Person außerhalb und unterhalb der kulturell-sozialen Normen. (Noch in den Humoresken des 19, Jahrhunderts ist die Verspottung von Bauern erstaunlich beliebt.) Der Bauernenkel Luther hat die seit dem 14. Jahrhundert als Stand hervorgetretenen Bauern nicht zum Heerbann der Reformation gemacht, der sie großenteils anhingen, vielmehr in den Jahren der Bauernaufstände als Spartacus-Kader wider die ständische Ord­ nung verketzert — vergleiche seine „Treue Vermahnung zu allen Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung“, im besonderen seinen Fluch gegen 162

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„die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“. In den Folgejahrzehnten zieht diese Befehdung eine Hochflut von Trutzschriften und Schmähversen, von satirischen Karikaturen des Bauern nach sich. Hans Sachs nun mag weithin die harte Ansicht geteilt haben, daß, was unten ist, auch nach unten gehöre. Als Autor nutzt er vornehmlich die Lizenz, im Bereich bäuerlichen Lebens der trivialen Drastik des Rüpelspiels zu frönen. Er exerziert damit eine Gesamthaltung seiner realistischen Komödie: die grobianisch gemimte und überlegen belachte Froschperspektive, die Entlarvung unzulänglicher Wirklichkeit durch weitere und höhere Zusammenhänge. In diesem satirischen Tummelfeld des Karnevals ist eine Groteske möglich wie „Das Kälberbrüten“: Ein Bauersmann will ein Kalb erbrüten, indem er sich selbst, wie die Bruthenne auf die Eier, in einen Korb voll Käse setzt. Im rusti­ kalen Stoffkreis dröhnt das Lachen ohne Rand und Band, die Zuschauer wissen sich vorweg unbetroffen und unbeteiligt. Ein Schwank wie das übelriechende „Veilchen“, das Hans Sachs dem Neidhart von Reuenthal entlehnt — es ist ein Fladen von Exkrementen unter einem Hut — spottet jeder Lehre. Mit der Pädagogik hat sich’s nicht nur hier. Viele Streiche haben sicherlich mehr Schadenfreude als Besserungswillen erregt. (Schadenfreude mindert bisweilen noch den pessimistischen Humor eines Wilhelm Busch.) Die Schilderung grausamer Strafen an betrügerischen Gewerbsleuten („Drei Straff zu Frankfurt“) läßt sich wohl nicht einmal zu erziehlichem Behuf dem Lachen anheimstellen: „Viel Gelächters“ soll sich erheben bei „jedermann“ über die „Possen“ mit den in die Kotgrube getauchten oder gar durch das Abhacken von Fingern verstümmelten Delinquenten/ An solchen Stellen wer­ den Grenzen sichtbar, die der Ernst unaufhebbarer Ordnungswerte dem Lachen zieht. Sonst würde auch dem Komischen jene Barbarisierung drohen, die den römischen Zuschauer einer Tragödie potentiell dem Zuschauer römischer Zir­ kuskämpfe zwischen Menschen und Raubtieren gleichgesetzt hat: „Welche Lust, von sicherem Ufer aus dem Schiffer zuzusehen, der mit dem Seesturm um sein Leben kämpft/“ Freilich, in Hans Sachsens Komödie geht es nie ernsthaft um das Leben. Das Zünglein schwankt zwischen Gewinn und Verlust, Glück und Leid ohne pragmatische Wahrscheinlichkeit, psychologische Motivierung, kritisches Ab­ wägen von Recht und Unrecht. Die meisten komischen Intrigen rollen ab wie Blindekuh oder Kämmerchen-vermieten, wie Versteckspiele, Räuber- und Hä­ scherspiele. Die Gewandtheit entscheidet wie in Rasenspielen oder die Berech­ nung wie in Brettspielen. Jemand fällt in die Grube oder ins Wasser, wie von Max und Moritz hineingelistet, er zieht andere herein und steigt auf ihren Rücken hinaus. Solches sportliche catch-as-can schlägt keine tödlichen Wun­ den. Doch die Komik Hans Sachsens ficht und fintet auch nicht schmerzlos in leerer Luft. Hier obsiegt die stärkere, die kohärentere Wirklichkeit. Die Dummheit wird durch Eulenspiegel-Trug unausweichlich bestraft. Aber auch Bosheit und Tücke finden verdienten Lohn, sie werden durch den längeren Atem festerer Zusam­ menhänge widerlegt. Die Alternative der beiderlei Möglichkeiten spornt zu immer neuen Ränken und Gegenränken. Das Lachen darüber entstofflicht 12 *

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manchen Vorgang zum Glücksrad des Lebens, gleich einer Wette oder einem Kartenspiel. Die Fiktion erhebt sich allerdings nicht zur souveränen Illusion. Sie hängt nicht nur an konkreter Wirklichkeitszeichnung, sondern auch an offenen Wirklichkeitsbezügen. Doch sie fällt nicht hinein in den Wirklich­ keitsausschnitt, sie stößt sich auf mannigfache Weisen ab in weitere Bewe­ gungsräume und Sinnbereiche. Auch Hans Sachs hält sich gern an die Dialektik: „Lies wohl dies Büchlein oft und viel Und tu allzeit das Widerspiel!“ Es ist der Leitspruch von Kaspar Scheidts „Grobianus“, dieses nach einem lateinischen Text (des Friedrich Dedekind) bearbeiteten, bald in mehr als 50 Auflagen und Übersetzungen ver­ breiteten Sitten- sprich Unsittenspiegels: eines Taschenlexikons der grellsten Flegeleien, das die stadtbürgerliche Gesellschaft auf antithetischem Weg in Tischzucht und feinerem Betragen unterweisen soll. Mag sein, daß in der humanistisch gestimmten Oberschicht die didaktische Abschreckung und Kehrteuch-Wendung überwogen hat; in der breiteren Unterschicht dürfte viel Lust am Unflätigen und Allzumenschlichen geblüht haben, das sich mit keiner Mist­ gabel austreiben läßt (wie einst „die Natur“ des Horaz). Hier wie dort aber spricht gerade das Lachen des Hans Sachs die Freiheit menschlicher Wahl an, zugleich erweckt es einen freieren Blick in menschliche Dinge. Die unterstrei­ chende Komik erregt ein bewegendes Interesse auch an alltäglichen Sachver­ halten, ein unreflektiertes Wohlgefallen oder Mißfallen, Ja oder Nein. Das Lachen kann zornig töten und liebevoll lebendig machen, zunächst muß es allerlei Ernst ausklammern, allerlei Stoffliches entstofflichen — wie des Eras­ mus satirisches Lob der Trägheit den Schaden dieses Lasters oder Pirckheimers ironisches Lob des Podagra den Schmerz dieser Krankheit neutralisiert. Auch die gröbere Komik Hans Sachsens nimmt den Gegenständen viel tatbeständliche Schwere. Die bildlich verkehrte Welt will vordergründlich nicht ernst ge­ nommen sein, ernst bleibt nur der Bezug der abwegigen zur richtig geordneten Welt, der die Komik als Komik rechtfertigt. Hans Sachsens Komik verleiht ihrer Bildlichkeit in verschiedenem Ausmaß, manchmal nur in linkischen Ansätzen, die ontische Struktur des Spiels. Sie unterstellt ihre Geschöpfe unheiligen Heiligen wie „Sankt“ Grobianus, Schweinhardus oder Stolprianus. Ein Inbild solcher Häresie ist der Jahrhundert-Typus des „Narren“, den Hans Sachs in vielen Metamorphosen entwickelt. Fürs erste personifiziert und konkretisiert der Narr einen landläufigen Defekt. Er übertreibt ihn zur süchtigen Monomanie oder verrannten Idiosyn­ krasie. Die Narrheit erscheint als Krankheit, als Geschwader von Wucherun­ gen, die als mikropersonale Embryonen aus dem Bauch des Narren herausge­ schnitten werden („Narrenschneiden“). Im Grund ist freilich jeder Mensch auch ein Narr, innerlich und äußerlich unvollkommen, durch sein Tun und Lassen irgendwie fehlgebildet, dennoch ein frisch-fröhlicher Tänzer auf den Krücken von Erbsünde und Gebrechen. Die Narrheit pflanzt sich fort, Narren spielen überall auf der Weltbühne wacker mit. Sie verdeutlichen Ernst des Lebens, indem sie ihre charakterisierte Eigenart in komische Distanz zu diesem Ernst setzen. Sie lassen Unvermerktes sichtbar und Zerstreutes bündig werden. Sie belustigen sicherlich auch naiv. Hans Sachsens handfeste Komik enträt über164

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legener Ironie, sein Sprachwitz liebt derbkomische Namen, gelegentliche Wort­ spiele, allenfalls verzwickte Rätselfragen, keine Zweideutigkeiten des Ausdrucks. (Tiefere Spannungen zwischen Narrheit und Ernst werden am Ende des Jahr­ hunderts an den Schildbürgern des „Laiebuchs“ offenbar: Narrentum gerade im Kollektiv, närrische Ausgeburten überspitzter, verhehlter oder versetzter Klugheit.) Hans Sachs kennt zwar den dolmetschenden „Ausschreier“ der Spiele, aber keinen stehenden Clown wie den Hans Wurst und dessen Gevattern bei späteren englischen Wandertruppen, geschweige gar den weisen Narren Shake­ speares. Er läßt den Eulenspiegel, den Klaus Narr oder den Pfaffen vom Kah­ lenberg als reelle Personen auftreten. All sein Spaß hängt an Wirklichkeit und Wahrheit. Noch die letzten Dinge enthüllen sich geheimnislos im sinnlichen Spiel einer vor nichts zurückweichenden Realistik. Sie reicht von den Scherzen mit einer „Nebelkappe“ oder mit einem vermeintlichen Stein der Weisen, den einge­ bildeten Krankheiten oder Heilungen, den suggerierten und dann in Gelächter aufgelösten Schwangerschaften bis zu grotesken Manipulationen mit dem Tod. Nicht nur Schlaf und Traum, auch das eingeredete Sterben und der vorge­ täuschte Tod halten zu sachlich-leibhaftigem lllk her. Der Scheintod dient einer Roßkur (in dem Fastnachtspiel vom „Bauer im Fegfeuer“): Ein Bauer wird mit Alkohol betäubt und in ein vorgebliches Gelaß des Fegefeuers verschleppt, um nach einem Gelübde der Besserung begnadigt und vorzeitig entlassen zu werden. Auch dem Jenseits werden Masken abgeborgt: Ein Venezianischer Mönch versucht eine fromme Dame kirre zu machen, indem er sich als Ver­ kündigungsengel Gabriel einschleicht — das anrüchige Wunder endet seiner Natur gemäß in einem Kanal, in den der Ertappte sich rettet, um zuböserletzt auch noch öffentlich ausgestäupt zu werden („Der Engel Gabriel“). Kein ernster Nebengedanke verbietet wüsten Unfug mit Toten. Ein gefräßiger Kauf­ mann verzehrt durch das Spundloch eines Fasses einen toten Juden, dessen zerstückelter Leichnam, mit süßem Konfekt eingemacht, in diesem Faß zur verbotenen Bestattung nach Venedig eingeschmuggelt wird („Der Kaufmann frißt einen toten Juden“). Cupido hat seine Pfeile versehentlich mit denen des Todes vertauscht und wütet nun mörderisch unter den Liebenden, während der Tod die Alten und Siechen mit Liebesbrunst erfüllt („Der Tod mit Cupidine“). Was immer menschliche Gestalt annehmen kann, wird zur Beute des komischen Mimus. Himmel und Hölle sind schon hier, wie nachmals auf dem Montmartre, Kostümlokale und Kabarettbühnen. Rüttelt nichts Übermensch­ liches am hart umgrenzten Augenschein dieser steif handwerklich realisierten Szenen? Ersichtlich hat Hans Sachs das Phantastischeste und das Laszivste viel öfter der Schwankerzählung als der dramatischen Vorführung anvertraut. Das Er­ zählen bzw. Vorlesen kann die vielschichtigste Imagination ansprechen; es kann berichtend auf Gewährsleute verweisen; es kann dämpfen, abwägen und in unverbindliche Ferne rücken. Hier kann die gesprochene Obszönität mittel­ barer dar geboten werden, aber auch jäher herausplatzen und flüchtiger vor­ übergehen — so gewiß man im lachlustigen, auf Auswüchse erpichten Audito165

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Das Lachen des Hans Sachs

rium von damals die erregenden Dinge möglichst leibhaftig sich vorgestellt hat. Die Vortragsweise läßt sich historisch schwer rekonstruieren. (Methoden des alten Jahrmarktbild-Erklärers oder Bänkelballadikers, gar des heutigen Kabarettisten, des Conferenciers oder des Humoreskenspechts in Tischgesell­ schaften können kaum übertragen werden.) Überhaupt sind die Spruchgedichte Hans Sachsens keine rein epische Gattung. Gerade durch die besagten extre­ men Effekte^ wird der Gattungsbegriff des Epischen in vielen Schwänken modi­ fiziert. Hier wären wiederum genauere sprachliche und perspektivische Unter­ scheidungen not. Doch verbleiben wir bei den durchgehenden episch-dramati­ schen Zügen dieser genuinen Komik! Das Lachen hält sich an schlüssigst konturierte Vordergründe, zugleich ver­ wehrt es, diese absolut, schlechthin gültig zu nehmen. Sogar Gott selbst — nicht nur seine Heiligen, am liebsten Sankt Peter — geht in unscheinbarer Menschengestalt über Hans Sachsens Schauplätze. Doch freilich, hier wie in unzähligen Analoga der Malerei schimmern Reste von Heiligenschein, neigen sich Schatten des Überwirklichen auf die Wirklichkeit. Das Gelächter neugie­ rigen Publikums dürfte an solchen Stellen einem kopfschüttelnden Lächeln gewichen sein. Vielleicht läßt es sich ungefähr so umschreiben: Weltgeschöpfe sind wir alle, auch die dort, ein bißchen komisch ist alles, was so reell voll­ zogen, vorgestellt oder dargestellt werden kann. Aber ist es allein in seiner Unvollkommenheit komisch, nicht auch darum, weil es nur ein kleines Vor­ spiel, ein schwaches Gleichnis, ein ferner Abglanz ist? Nun, da wir mehr nicht erreichen können, wollen wir nicht bloß arbeiten und beten, wir wollen lachen über das, was nicht geht und was uns nicht gelingt... Das ist zusehends nicht prometheisch empfunden, immerhin werden Räume offen gehalten, das rundweg Gegebene ist nicht alles. Das Zusammen von Realistik und Komik ist nirgends am Ende. Auch der Teufel bleibt ein realistischer Akteur auf Hans Sachsens Weltbühne. Er tritt meist als Betrüger auf, um oft genug den kürzeren zu ziehen. Er schmiedet Komplotte, deren Ausgang vom Menschen abhängt. Er bietet Pakte an und schließt Wetten ab, t/i

X X X X X X X X X X

1557

1558

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1

21



















6

24





12 24 10



X



X



63 60 16

X X X X X

— —

X X X X X X X

zahlte „.Steuern“ (in Pfc:nnig) 85

25 —

X

X X G X X

X

50



— —

10 5





— —

42 12







72







X X X



G 144 45 12 30 f — oder l 21* 6

8













* = Witwe des Meisters G = Geschworener ? — aufgeführt, aber kein Geldbetrag angegeben

85 1 fl. (Gulden) = 252 d. (Pfennig), 1 Pfd. (Pfund alt) = 30 d., (s. Anm. 49) die Angaben in „Taler“ wurden nicht umgerechnet, da der Wert des Talers in Pfennigen für 1557 nicht eindeutig feststeht; der Taler liegt jedoch etwas über dem Wert des Guldens, so daß die Angaben „V2 Taler“ in der Tabelle S. 179 in der Spalte „126 Pfennig u. mehr“, mit berücksichtigt werden konnten — vgl. Kellner, Hans Jörg: Die Münzen der freien Reichsstadt Nürnberg, Jahrb. f. Numismatik u. Geldgesch. 7 (1956), S. 152 f.

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DIE MERKZEICHENTAFEL DER NÜRNBERGER TROMPETENUND POSAUNENMACHER VON 1640

Von Klaus Pechstein Die Anfänge des Nürnberger Trompetenmacherhandwerks reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Trotz der zahlenmäßigen Beschränkung auf wenige

Meister, hat sich dieses Handwerk frühzeitig zu einem der ansehnlichsten Ge­ werbe entwickelt und besonders im 16. und 17. Jahrhundert — darin der Nürn­ berger Goldschmiedekunst vergleichbar — durch die weite Verbreitung seiner sehr gefragten Erzeugnisse an die europäischen Fürstenhöfe ganz wesentlich zum Ansehen des süddeutschen Kunst- und Handelszentrums beigetragen. Obwohl es scheint, als habe sich das Nürnberger Trompetenmacherhand­ werk aus dem der ebenfalls Messing verarbeitenden Rotschmiede entwickelt, lassen sich doch sehr viel mehr Bezugspunkte zu dem in den gleichen Tech­ niken schaffenden Handwerk der Goldschmiede aufzeigen: bei beiden stehen Treiben und Löten neben dem Gießen im Vordergrund. Schließlich haben auch die Trompeten- und Posaunenmacher — was sich sowohl anhand der urkund­ lichen Nachrichten, als auch mit den erhaltenen Arbeiten belegen läßt — in Silber gearbeitet, und der Beruf des ,Trompetenstechers*, der für das 16. Jahr­ hundert belegt ist, weist eine größere Nähe zu dem Arbeitsbereich der Gold­ schmiede auf. Der heutige Betrachter dieser in mehreren Sammlungen — wie z. B. in Wien, Nürnberg und Berlin — erhaltenen kostbaren Instrumente, bewundert zwar die gelungenen Formen und Proportionen, wie den plastischen und gravierten Dekor dieser Meisterwerke, er stößt sich freilich, verwöhnt von den strahlen­ den Erzeugnissen der Goldschmiedekunst, an dem ganz stumpf gewordenen Glanz der Messingoberflächen dieser ehedem golden oder silbern gleißenden Instrumente. Die Geschichte der Trompetenmacherkunst in Nürnberg hat durch zwei Be­ arbeiter eingehende Darstellungen gefunden: für das 16. Jahrhundert von Fritz Jahn1, und ausführlicher für das 17.-18. Jahrhundert von Willi Wörthmüller2. Darin haben neben den kunstgeschichtlichen und handwerkshistorischen Ge­ sichtspunkten auch die musikhistorischen Aspekte, die sich unter anderem aus der ausübenden Tätigkeit, wie aus dem kompositorischen Schaffen einiger die­ ser Nürnberger Meister, wie z. B. Paul Hainlein, ihre Würdigung erfahren. Der Höhepunkt in der Entwicklung des Nürnberger Instrumentenbaus, der sich im 1 Fritz Jahn, Prompeten- und Posaunenmacher im 16. Jahrhundert. Beiträge zur Geschichte des Nürnberger Musikinstrumentenbaues (Diss. Erlangen) Leipzig 1925. 2 Willi Wörthmüller, die Nürnberger Trompeten- und Posaunenmacher des 17. und 18. Jahr­ hunderts. Ein Beitrag zur Geschichte des Nürnberger Musikinstrumentenbaus, TI. 1, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 45, Nürnberg 1954, S. 208 ff., und ders., Die Nürnberger Trompeten- und Posaunenmacher des 17. und 18. Jahr­ hunderts. Ein Beitrag zur Geschichte des Nürnberger Musikinstrumentenbaus, TI. 2, ebdt., Bd. 46, Nürnberg 1955, S. 372 ff.

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Nürnberger Trompeten- und Posaunenmacher

16. Jahrhundert mit so bekannten Namen wie Schnitzer und Neuschel verband, scheint um 1620/30 bereits überschritten, als sich nach zahlreichen Streitig­ keiten, unter anderem mit den Goldschmieden, vor allem aber auch der Trom­ petenmacher untereinander, die Instrumentenbauer, die bis dahin ihren Beruf als ,freie Kunst* ausübten, zu einem der in Nürnberg so streng organisierten und vom Rate beaufsichtigten Handwerkerverbände zusammenschlossen. Die Ursache war die Ausweitung des Handwerks, dessen Ausübung bis dahin an die Mitglieder nur weniger Familien gebunden war, zu denen nun auch neue Kräfte aufstiegen. Die ,Sperrung* des Gewerbes erschien als Ausweg, die wirt­ schaftlichen Verhältnisse und Möglichkeiten auf der alten Höhe zu halten. Im Jahre 1625 erhielten die Posaunen- und Trompetenmacher vom Rat eine Hand­ werksordnung, die in den folgenden Jahren noch zusätzliche Bestimmungen er­ fuhr. 1634 wurde ein zusätzlicher 9. Artikel beschlossen: „Zum neundten wievol oben im vierten articul wolmainlich versehen, daß alle arbeit mit gutem lot gemacht und mit dem adler bezeichnet werden solle, so hat doch ein edler ehrvester Rath uf der maister gethanes supplieiren, umb ihrer eingeführten Ur­ sachen willen, doch mit offener handt und uf ein versuchen zugelassen, daß sie auch schlechtes lot gebrauchen mögen, jedoch allein die mit gutem lot gemachte arbeit mit dem adler bezeichnen sollen. 30. 8. 1634 V* Von den erhaltenen Instrumenten, unter denen die silbernen nur einen klei­ nen Teil ausmachen, zeigen nur wenige das eingravierte Stadtwappen. In den überwiegenden Fällen tragen — zumindest seit der Mitte des 17. Jahrhun­ derts — die Nürnberger Blasinstrumente aber das Meisterzeichen, dazu nicht selten auch die volle Namensinschrift. Im Jahre 1640 wurde ein neuer 10. Zusatz zur Handwerksordnung erlassen, der besagt: „Zum zehenden soll forthin kein meister mehr dann ein Zeichen führen und bey demjenigen Zeichen bleiben, das er ihme im anfang seines meisterrechtens erwehlet hatt, wie solche Zeichen nunmehr im rugsampt, auf einem messenblat gestochen, zu befinden sein. Es soll auch keiner dem andern sein Zeichen nachschlagen, alles bey straff, so offt einer hierwider handelt, fünff gülden. 12. 11. 164034.**

Diese Messingtafel des Nürnberger Rugsamtes, das die städtische Oberauf­ sicht über alle handwerklichen Belange wahrnahm, hat sich im Besitz des Kunstgewerbemuseums in Berlin-Charlottenburg erhalten; sie ist bisher unbe­ achtet geblieben5. Im Jahre 1934 wurde sie zusammen mit anderen Objekten der bedeutenden Sammlung Dr. Albert Figdor in Wien für das damalige Schloß­ museum, heutige Kunstgewerbemuseum Berlin, erworben 6. 3 Vgl. Wörthmüller, a. a. O., S. 289. 4 Vgl. Wörthmüller, ebdt., S. 289. 5 Für die freundliche Aufforderung, die Meisterzeichentafel der Nürnberger Trompeten- und Posaunenmacher zu veröffentlichen, danke ich Franz-Adrian Dreier, Direktor des Kunst­ gewerbemuseums Berlin. Für Hinweise habe ich den Leitern der Musikinstrumentensammlungen in Berlin und im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Alfred Berner und John Henry van der Meer, sehr zu danken. 6 Kunstgewerbemuseum Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Inv. Nr. F 637. Messingblech an kleinem Kettchen. Maße: Höhe 15 cm, Breite 11,3 cm. Die Tafel war, ehe sie in die Sammlung Dr. Albert Figdor Wien gelangte, im Besitz von G. Gimbel sen. Baden-

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Nürnberger Trompeten- und Posaunenmacher

Die Messingtafel besaß anfangs nur die halbe Größe. Auf der Vorderseite steht: CONRAT DROSCHEL HANNS HAINLEIN DIESER ZEIT GESCHWO­ RENE MEISTER ANNO 1640 IAR. Darunter sind 4 Instrumente eingraviert. Unten: DIE LÖBLICHE KVNST DER BVSAUNA VND TRVMBETENMACHER. Die Rückseite enthält 15 Felder. Im Jahre 1686 ist ein gleichgroßer Teil an die Messingtafel angelötet worden, mit weiteren 15 Feldern auf der einen, sowie 8 Feldern (wovon 3 offengelassen) auf der anderen Seite. Die Tafel der Trompeten- und Posaunenmacher enthält einige bisher nicht gesicherte Meisterzeichen; sie lassen sich wie folgt auflösen: H D über Sonne = Hanns Doll (1582 —vor 1668) Meister 1614 (Wörth­ müller, S. 403 f. m. Zeichen). G E neben Brustbild eines Mannes mit Turban nach rechts = Georg Ehe (1595 — 1668) Meister 1621 (Wörthmüller, S. 408 f., die Meistermarke un­ zutreffend beschrieben). S. H. im unteren Teil der gehälfteten Kartusche, im oberen Teil ein halber Hahn nach links = Sebastian Hainlein der Jüngere (1594 — 1655) Meister 1621 (Wörthmüller, S. 448 f., m. Zeichen). CD über Vogel nach rechts = Conrad Droschel (1596 — 1644) Meister 1624, Geschworener Meister 1640 (Wörthmüller, S. 260 ohne Zeichen). H H neben Hahnenkopf = Hanns Hainlein (1596 — 1671) Meister 1630, Ge­ schworener Meister 1640 (Wörthmüller, S. 446 f. m. Zeichen). H H V T an den vier Ecken der Kartusche neben Dreiviertelbild eines Mannes mit Blume nach rechts = vielleicht ein bisher noch nicht nachgewiesenes Mitglied der Familie Haas; vgl. etwa ,Caspar Haas, Thürmer auf dem Tier­ gärtner Tor (Wörthmüller, S. 240); jedenfalls Meister vor 1640. M N über Vogel nach rechts auf Bodenstreifen = Michael Nagel (1621—1664) Meister 1647 (Wörthmüller, S. 456 f., m. Zeichen). P. H im unteren Teil der gehälfteten Kartusche, im oberen ein halber Hahn nach links = Paul Hainlein (1626 — 1686) Meister 1651 (Wörthmüller, S. 448 f. m. Zeichen). W B H über Krone. 1649 = Wolfgang Birckholtz (um 1620/25 —1707) Meister 1649 (Wörthmüller, S. 401 f. m. Zeichen). H L E über sechsstrahligem Stern. 1663 = Johann Leonhard Ehe I 1638 — 1707) Meister 1663 (Wörthmüller, S. 409 f. m. Zeichen). H S neben Reichsapfel. 1666 = Hieronymus Starck (1640 — 1693) Meister 1666 (Wörthmüller, S. 467 f. m. Zeichen). I. S über Vogel nach rechts. 1669 = Jakob Schmidt (1642 —1720) Meister 1669 (Wörthmüller, S. 459 f. ohne Zeichen). I. C. K darüber nach rechts sprengendes Pferd. 1681 = Johann Carl Kodisch (1654 — 1721) Meister 1681 (Wörthmüller, S. 451 f. ohne Zeichen). D. K im unteren Teil der gehälfteten Kartusche, im oberen ein halber Hahn nach links. 1710 = Daniel Kodisch (1686 — 1747) Meister 1710 (Wörth­ müller, S. 246 u. 453 f., Zeichen unvollständig). Baden. — Aus der Sammlung Figdor gelangte 1934 auch eine Posaune von Hieronymus Starck in den Besitz des Kunstgewerbemuseums (Inv.Nr. F 4461; Maße: Länge 104 cm, Breite 10,5 cm), die sich nicht erhalten hat.

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Abb. 1: Trompete des Johann Wilhelm Haas Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum (MJ 398)

Abb. 2/3: Merkzeichentafel der Nürnberger Trompeten- und Posaunenmacher Berlin, Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz

Abb. 4: Silbertrompete des Jacob Schmidt Nürnberg um 1700. Privatbesitz

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Nürnberger Trompeten- und Posaunenmacher

ILE über männlichem Kopf mit Turban nach links. 1686 = Johann Leonhard Ehe II (1664 —1724) Meister 1686 (Wörthmüller, S. 411, mit abweichen­ den Angaben, vgl. ebda S. 224). M. H im unteren Teil der gehälfteten Kartusche, im oberen Teil ein halber Hahn nach links. 1686 = Michael Hainlein (1659 —vor 1725) Meister 1686 (Wörthmüller, S. 236 u. 449 m. Zeichen). F E über sechsstrahligem Stern. 1692. = Friedrich Ehe (1669 — 1743) Meister 1692 (Wörthmüller, S. 414 ff. m. Zeichen). G F S über Reichsapfel. 1693 = Georg Friedrich Steinmetz (1668 — nach 1740) Meister 1693 (Wörthmüller, S. 248 f. u. S. 468 f. m. Zeichen). I. V. W über Rad. 1699 = Johann Veit Wagner (zwischen 1665/70 — 1709) Meister 1699 (Wörthmüller, S. 266 ohne Zeichen). W W H über nach links laufendem Hasen. 1706 = Wolf Wilhelm Haas (1681 —1760) Meister 1706 (Wörthmüller, S. 435 f. m. Zeichen). IIS über Vogel nach rechts. 1710 = Johann Jacob Schmidt (1686 —nach 1756) Meister 1710 (Wörthmüller, S. 239 u. 460 f., ohne Zeichen, abwei­ chende Angabe der Initialen im Meisterzeichen), W M E über Lorbeerkranz. 1714 = Wolf Magnus Ehe I (1690 — 1722) Mei­ ster 1714 (Wörthmüller, S. 423 f.; das dort angegebene Zeichen gehört Wolf Magnus Ehe II, s. d.). ILE über männlichem Brustbild mit Turban nach links. 1722 = Johann Leon­ hard Ehe III (1700 —1771) Meister 1722 (Wörthmüller, S. 418 f., m. Zei­ chen, aber seitenverkehrt). C S über Weintraube. 1723 = Cornelius Steinmetz (1702 — 1780) Meister 1723 (Wörthmüller, S. 469 f., mit Angabe eines abweichenden Meister­ zeichens). I R K in leerer Kartusche. 1739 = Johann Reichard Kodisch (um 1710/15 — ?) Meister 1739. (Wörthmüller, S. 247 „es ist zu vermuten, daß er zwar das Meisterrecht in Nürnberg erworben hat, aber kurz darauf gestorben ist oder das Nürnberger Bürgerrecht aufgegeben hat", ersteres würde wohl die leer­ gebliebene Kartusche am ehesten erklären.) M. F. E. über sechsstrahligem Stern. 1742 = Martin Friedrich Ehe (1714— 1779) Meister 1742 (Wörthmüller, S. 422 f., gibt das Meisterzeichen und Initialen des Friedrich Ehe als übereinstimmend an, vgl. jedoch die alter­ nierende Flächenschraffierung des Sternes). P S über Vogel nach rechts. Von späterer Hand: 1752, darunter — original — 1745 = Paulus Schmidt (1719 — ?) Meister 1745 (Wörthmüller, S. 239 f., gibt abweichend einen Pfau als Meisterzeichen an). E. I. C. H über nach links laufendem, zurückblickendem Hasen. 1748 = Emst Johann Conrad Haas (1723 — 1792) Meister 1748 (Wörthmüller, S. 438 f. m. Zeichen). W M E über nach rechts blickendem männlichen Kopf mit Turban. 1752 = Wolf Magnus Ehe II (1726 — 1794) Meister 1752 (?) (Wörthmüller, S. 228 u. 423 f. m. Zeichen; nach Wörthmüller ist er bereits 1751 in die Meister­ liste eingetragen). 201

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Nürnberger Trompeten- und Posaunenmacher

I C F im unteren Teil der gehälfteten Kartusche im oberen Teil ein halber Hahn nach links. 1777 = Johann Christoph Frank (1754 — 1818) Meister 1777 (Wörthmüller, S. 424, ohne Meisterzeichen). C W über sechsstrahligem Stern. 1781 = Christian Wittmann (? —um 1807) Meister 1781 (Wörthmüller, S. 471, m. Zeichen). IAH über nach links laufendem Hasen. 1796 = Johann Adam Haas (1769 — 1817) Meister 1796 (Wörthmüller, S. 244 u. 471 m. Zeichen). J. J. F. über Baum. 1822 = Johann Jacob Frank (erwähnt 1829 — 1857) Meister 1822 (Wörthmüller, S. 424, gibt irrtümlich einen Hahn als MeisterZeichen an). J. D. F. über Lyra. 1834 = Johann David Frank (erwähnt noch 1850— 57) Meister 1834 (Wörthmüller, S. 425, m. Zeichen). Es ergeben sich bei Vergleichen dieser Marken auf der Meisterzeichentafel mit jenen auf den erhaltenen Instrumenten gewisse Unterschiede, wie sie sich vielleicht durch weiter auseinanderliegende Entstehungszeiten ergeben könnten. Im allgemeinen dürften die Abweichungen nicht von besonderem Gewicht sein; in besonderen Fällen aber könnte — zumal, wenn sich eine ganze Reihe von Instrumenten eines Meisters erhalten hat — die Entwicklung eines Zeichens durchaus für die Datierung von Belang sein, wobei wohl davon ausgegangen werden darf, daß die Zeichen auf der Messingtafel unmittelbar in dem Jahr der erworbenen Meisterwürde, spätestens 1649, von den Meistern selbst ein­ getragen worden sind. Bis auf die letzte Meisterzeichenkartusche zeigen alle anderen ein Kreuz, das offenbar nach dem Ableben des Betreffenden eingraviert wurde. Als die Tafel 1640 angelegt wurde, waren acht Meister nebeneinander tätig, deren Felder ohne Jahreszahl geblieben sind. In den späteren Feldern bezeichnet das Datum offensichtlich das Jahr der erworbenen Meisterwürde. Der allmähliche Niedergang des Gewerbes, von Wörthmüller eingehend be­ schrieben, läßt sich so auch an der abnehmenden Meisterzahl auf der Tafel ab­ lesen. Der letzte Trompetenmacher, der in die Meisterliste eingetragen wurde, ist Johann Adam Haas. Die Meisterzeichentafel bringt dagegen noch zwei weitere — J. J. Frank und J. D. Frank — diese haben offensichtlich noch 1822 und 18 34 das Meisterrecht erworben. Auch danach hat der Musikinstrumenten­ bau in Nürnberg nicht aufgehört. So haben sich noch Instrumente von J. H. Stemer erhalten, die aber bereits dem späteren 19. Jahrhundert angehören. Die Messingtafel wird vermutlich noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahr­ hunderts aus dem Rugsamt gekommen sein, als Nürnberg seine Reichsunmittel­ barkeit [als Freie Reichsstadt] eingebüßt hatte. Nach dem Bayerischen Ge­ werbegesetz von 1825, das die 1868 eingeführte Gewerbefreiheit vorbereitete, bahnte sich auch hier eine Entwicklung an, die die alten Handwerksbräuche, den Eintrag in der Meisterliste und die Eingravierung des Meisterzeichens auf der Messingtafel der städtischen Nürnberger Verwaltungsbehörde, allmählich in Vergessenheit geraten ließen.

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GEORG PHILIPP HARSDÖRFFER, NÜRNBERG, UND ATHANASIUS KIRCHER

Von John E. Fletcher Die hier angeführten Briefe befinden sich in dem Archiv der Pontificia Universita Gregoriana (PUG) in Rom, einer Jesuitenuniversität, die man früher das Collegium Romanum nannte. Die Briefe sind in einer Handschriften­ sammlung enthalten, die vorwiegend aus lateinischen und italienischen Briefen an und von Athanasius Kircher (1602—1680) besteht1. Nur selten verfaßte Kircher Briefe in seiner Muttersprache. Wir finden eine Bestätigung dieser damals nicht ungewöhnlichen Tatsache in einem Brief an den Basler Arzt Johann Georg Ankehl: „Und weil ich nicht wohl oder correct deutsch schreiben kan, wolte ich, daß sie alles, was uebel staehet, wollen emendiren nach ihrem Gefallen“ 2. Kircher war Jesuit. Seine Jugend verbrachte er in Deutschland, in Fulda, Mainz und Würzburg, wo er den Grund seines ungeheuren Wissens zu legen vermochte. Mit 29 Jahren mußte er vor den eindringenden Schweden mit seinen Ordensbrüdern aus Würzburg fliehen. Es gelang ihm nach beträchtlicher Mühsal, in Frankreich Zuflucht zu finden, wo er die Bekanntschaft unter anderen mit Fabri de Peiresc anknüpfte. 1633 kam er nach Rom, wo er bis zu seinem Tode als unermüdlicher Ge­ lehrter und Forscher blieb3. Er vertiefte sich in die Entzifferung der Hiero­ glyphen, erfand eine Universalsprache, führte die wahre Ursache der Pest vor, untersuchte energisch den Bau des Erdinnern4. Trotz seiner zum Teil fort­ schrittlichen Einblicke in die moderne Wissenschaft: mußte Kircher beständig zögern. Er war überhaupt ein Kind seines Zeitalters und litt an einer über­ triebenen Einfältigkeit und einer gefährlich überentwickelten Leichtgläubigkeit. Obwohl sein Ruhm ganz Europa erfüllte und Kaiser und Könige sich stolz zu seinen Freunden zählten, muß man andauernd die Zweideutigkeit seines Rufes in Betracht ziehen. Seine Zeitgenossen fühlten sich weniger gehemmt. Einer seiner zahlreichen Korrespondenten, Marcaurelio Severini, konnte in ihm „einen wiederbelebten Pythagoras, einen unsterblichen Enzyklopädisten“ sehen5. Morhof war weniger 1 Vierzehn Foliobände (PUG 555—68) enthalten die willkürlich geordneten Briefe. Es sind ungefähr 2250 Briefe von etwa 760 weltverbreiteten Korrespondenten. 2 Brief vom 20. Juni 1664. Vgl. J. Burckhard, Historiae Bibliothecae Augustae quae Wolfenbütteli est, Leipzig 1746. III. 123. 3 Für Kirchers Lebenslauf vgl. K. Brischar, P. Athanasius Kircher: ein Lebensbild. Katholische Studien. 3. Jg. 5. Hft. Würzburg 1877. Diese Fassung ist mit Kirchers eigener Autobio­ graphie beinahe identisch, vgl. Vita Admodum R. P. A. Kircheri, Augsburg 1684. 4 In seinen letzten Lebensjahren behauptete Kircher seinem Augsburger Verehrer H. A. Langenmantel gegenüber, er habe im ganzen 44 Bände zum Druck befördert. Vgl. Fasciculus epistolarum. Augsburg 1684, S. 8 5. Für sein Gesamtwerk vgl. C. Sommervogel, Bibliographie de la Compagnie de Jesus. Brüssel 1893, IV, 1046—77. 5 PUG 568 f. 274. Neapel, 7. Dez. 1652.

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Georg Philipp Harsdörffer und Athanasius Kircher

weitschweifend: Er beschrieb Kircher als „Doktor von hundert Künsten" Ä. Kaiser Ferdinand III. widmete ihm eine eigene Musikkomposition7. Christine von Schweden beneidete seine gelehrte Vielfältigkeit8. Der junge Leibniz bat bescheiden und ehrenvoll um Erlaubnis, mit ihm in einen Briefwechsel treten zu dürfen9. Die Fülle der Betätigungsfelder, die Kirchers sämtliche Korrespondenten verraten, ist staunenswert; sie kann teilweise durch Beispiele aus den Briefen illustriert werden, die aus Nürnbergs Nachbarstädten Regensburg und Ingol­ stadt an Kircher geschickt worden sind. Als das allgemein anerkannte Orakel von Rom erhielt Kircher beständig allerlei Fragen über unverständliche natürliche Phänomene. Ein Brief von Albrecht Ernst Graf von Wartenberg, Bischof von Regensburg (1635—1715), beschreibt einen eigenartigen, mit der Darstellung eines Fisches eingestochenen Stein, den man dem Bericht nach nirgendwo anders als im Magen eines riesen­ haften Fisches gefunden hatte10. Nur von Kircher her, behauptete der fromme Bisdiof, könne „eine ausführliche Erklärung" dieses beunruhigenden Rätsels kommen. Ein nüchternerer Briefpartner war der polemische und umherziehende Theo­ loge Berthold Nihusius (1589—1657), der sich in einer Reihe gesprächiger Briefe nach seinem Glaubensbruder und Landsmann Lucas Holstenius, damals Bibliothekar im Vatikan, erkundigte*11. Spätere Briefe behandeln chinesische Götzenbilder, seltene orientalische Handschriften und ägyptische Münzen aus Silber12. Auch hat Nihusius nicht vergessen, Kircher über die politischen Er­ eignisse der transmontanen zeitgenössischen Welt zu informieren. Sein letzter Brief13 aus Regensburg teilt dem Jesuitenpater mit, daß im Ausland der englische Lordprotektor Cromwell französische Schiffe auf See habe angreifen lassen, daß paradoxerweise „der Frieden jetzt zwischen Cromwell und den Holländern herrscht". Briefe einer ähnlichen forschenden Natur wurden aus Ingolstadt, der be­ rühmten Jesuitenstadt, nach Rom geschickt. Adam Aigenler (f 1673), ehe­ maliger Professor der hebräischen Sprache an der Ingolstädter Hochschule, erfragte kurz vor seiner Abreise nadi dem Fernen Osten, wie er die chinesische Sprache gut beherrschen und wo er die fremdsprachigen Werke des welt­ berühmten Missionar-Paters Adam Schall, mit dem Kircher schon in brieflicher Verbindung gestanden hatte, auffinden könne14. Zwei Briefe des schottischen Kriegsgefangenen Sir Robert Murray (f 1673) zeigen aber andere Aspekte 6 D. Morhof, Polyhistor sive de notitia auctorum et rerum commentarii. Lübeck 1681, S. 347.

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PUG PUG PUG PUG PUG PUG PUG 15 PUG 14 PUG

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557. f. 30. Prag, 3. Feb. 1645. 561 f. 50. Rom, 11. Nov. 1651. 559 f. 166. Mainz, 16. Mai 1670. 562 f. 83. Regensburg, 10. März 1661. 557 f. 217. Regensburg, 7. Aug. 1653. 557 f. 178. Regensburg, 13. Okt. 1653, PUG 557 f. 223. Regensburg, 14. März 1654, 557 f. 226. Regensburg, 7. Aug. 1653. 557 f. 197. Regensburg, 16. Mai 1654. 560 f. 57. Ingolstadt, 17. Nov. 1671.

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Georg Philipp Harsdörffer und Athanasius Kircher

von Kirchers einflußreichen Tätigkeiten. Der eine enthält hyperbolisches Lob auf Kirchers Werke, der andere stellt schwierige Fragen über magnetische und astronomische Probleme — und übermittelt Murrays Dankbarkeit Kircher gegenüber für seine Befreiung aus dem Kerker15. Kirchers erste briefliche Verbindungen mit der Stadt Nürnberg, einer der damals bedeutendsten Städte des Heiligen Römischen Reiches, stammen aus dem Jahre 1650, wo die damalige Reichsstadt, wenn wir Wagenseils Meinung anführen dürfen, nach den Verwüstungen des 30jährigen Krieges erst „ihre Kraft und Integrität wiederzugewinnen begann" 16. Im Frühling dieses Jahres erhielt Kircher aus Nürnberg einen freundlichen, italienisch verfaßten Brief vom Reichsfürsten und Feldmarschall Octavio Piccolomini (1599—1656), den Schiller anderthalb Jahrhunderte später mit großer dichterischer Freiheit in seinem Wallenstein darstellen sollte. Hier gratuliert Piccolomini seinem Briefpartner zu dem eben erschienenen musi­ kalischen Meisterstück, der Musurgia universalis (Rom 1650), die er als „ein Werk erhobenen und merkwürdigsten Stoffes" begrüßen konnte und in deren Verfasser er „einen Gelehrten von selten vorkommender Bildung und einem ungeheuren Ruhm" erkannte17. Ein weiteres Zeugnis von Kirchers intellektueller Begabung wurde zwei Jahre später von Gustaf Adolf (f 1695), dem letzten Herzog von Mecklen­ burg, abgelegt. Dieser norddeutsche Adelige hatte seine Rückreise aus Rom nach dem kalten Norden in Nürnberg unterbrochen, woher er überschwenglich klagte: „ich schulde Ihnen mehr als Dankbarkeit, werde Ihnen auf ewig schuldig sein ..." Eine Zukunft ohne Kirchers begeisterndes Beisein schilderte er „als ein leeres Leben, das allein durch unseren brieflichen Verkehr erträglich sein wird" 18. Als Kircher 1672 wegen des zuvor neu ausgebrochenen Krieges zwischen Holland und England für seine dicken Folianten einen neuen Druckort suchte, konnte er zwischen zwei Alternativen wählen. Aus Nürnberg erinnerten ihn die Erben von Johann Andreas und Wolfgang Endter daran, daß „von uns die Werke des seligen R. P. Schott mit dem sorg­ fältigsten Fleiß gedruckt worden sind"lö. Ein Bekannter in Augsburg, Hiero­ nymus Ambrosius Langenmantel (f 1718) wußte Kircher aber etwas anderes vorzuschlagen. Auch Langenmantel sah ein, an Amsterdam sei nicht mehr zu denken, und deshalb „müsse ihm (Kircher) ganz Deutschland gratulieren". Langenmantel konnte aber gar nicht begreifen, warum diese „beachtliche Ehre" Nürnberg, „einer akatholischen Stadt", verliehen werden solle. Ein zweiter triftiger Nachteil im Falle von Nürnberg wurde von Langenmantel gewissenhaft angeführt: „Hier nämlich in Augsburg sind die Drucktypen

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PUG 557 f. 46V. Ingolstadt, Juni 1644, PUG 557 f. 36^. Ingolstadt, 24. Jan. 1645. J. C. Wagenseil, De sacri rom. imperii libera civitate Noribergensi commentatio. Altdorf 1697. S. 148. PUG 556 f. 358. Nürnberg, 9. Mai 1650. PUG 556 f. 247. Nürnberg, 13. Nov. 1652. PUG 565 f. 182. Nürnberg, 5. Dez. 1672.

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schöner und eleganter als in Nürnberg"20. Kircher blieb aber seiner Jesuitenerziehung treu, kränkte niemanden und vertraute dem Buchdrucker Rudolf Dreher in Kempten den „Fötus meines Gehirns" an. Kirchers wichtigster Korrespondent in Nürnberg war ohne Zweifel der Dichter und Ratsherr Georg Philipp Harsdörffer (1607—1658). Es ist kaum anzunehmen, daß Harsdörffer, dessen lateinische Briefe an Kircher die Periode vom 14. Februar 1653 bis zum 7. Mai 1656 überspannen, ihn persönlich ge­ kannt hat. Der Aufenthalt Harsdörffers in Rom im Jahre 1629 dauerte nur einige Monate: Kircher kam erst Ende 1633 in der Ewigen Stadt an. Ihr Brief­ wechsel stammt aus einem gemeinsamen wissenschaftlichen Eifer, denn Hars­ dörffer war sowohl ein überaus fruchtbarer Gelehrter als auch ein begabter Dichter und wußte vieles aus Kirchers Bänden zu schöpfen, was später vom jungen Quirinus Kuhlmann anerkannt wurde: „Du saugtest klares Gold aus Kircher"21. Außer seinen eigenhändigen Briefen finden wir in dem Gregorianischen Archiv nur einzelne Hinweise auf Harsdörffer. Gegen Ende 1654 lenkte aus Prag Gottfried Aloysius Kinn in zwei Briefen22 Kirchers Aufmerksamkeit auf die Delitiae Mathematicae und ihre Fortsetzung von Harsdörffer; fünfzehn Jahre später mußte der Historiker Francesco Carli dasselbe Werk und seine „unerhörten Merkwürdigkeiten" bewundern 23. Von näherem Interesse in dieser Beziehung ist ein Brief24 von Johann Helwig (1609—1674) aus Regensburg. Helwig war im September 1633 Reise­ gefährte Kirchers während der Schiffsfahrt zwischen Marseille und Genua gewesen. Zweiundzwanzig Jahre später schrieb er an Kircher und erkundigte sich danach, ob sich der Jesuit, „berühmtester Mathematiker und Polyglott", noch an seinen früheren „schwarzgekleideten Mitfahrer" erinnere. Helwig teilt Kircher von seiner vertrauten Freundschaft mit dem „edelsten und an­ gesehensten" Harsdörffer mit, versichert ihm von ihrer beider Ehrfurcht vor seinem wohlverdienten Ruhm „in allen Ländern Europas wegen Ihres unge­ heuren Wissens". Als Anhang zu seinem demütigen Brief fügt Helwig eine pyramidenförmige Lobpreisung hinzu. Wir erfahren, daß diese Zeilen von Harsdörffer herrühren und durch die täglich erwartete Ankunft in Nürnberg von Kirchers Oedipus Aegyptiacus (Rom 1652—1654) hervorgerufen wurden25. Harsdörffers Briefe an Kircher enthalten sowohl gelehrte Mitteilungen über intellektuelle Tätigkeiten nördlich der Alpen als auch schmeichelhafte Lob­ reden zur Ehre Kirchers. Auch versäumt es Harsdörffer nicht, öfters auf die eigenen Werke anzuspielen. Daraus ergibt sich die Konsequenz, daß sich die 20 Über Langenmantel vgl. K. Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Literatur. Dresden, 18872, 260. 54. PUG 565 f. 276. Augsburg, 2. Sept. 1672. 21 Teutsche Palmen. Oels, 1670 V. 429. 22 PUG 557 f. 239. Prag, 16. Sept. 1654, PUG 557 f. 244. Prag, 6. Dez. 1654. 23 PUG 558 f. 167. Verona, 19. Feb. 1669. 24 PUG 568 f. 109. Regensburg, 10. Jan. 1655. Über Helwig vgl. K. Goedeke a. a. O. 112. 5 8. 25 In ähnlicher Anerkennung Kirchers Fortschritte im Bereich der Hieroglyphen widmete ihm auch Joost van Vondel eine pindarische Ode in holländischer Sprache. Vgl. Al de Dichtwerken. Schiedam, 1861 II 63—4.

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Briefe sehr gleichen und sich häufig wiederholen, z. B. im Laufe von neun verhältnismäßig kurzen Briefen erwähnt und beschreibt Harsdörffer 16mal die eigenen, 27mal andere Werke. In seinem ersten Brief26, in dem er sich als „Nürnberger Patrizier" bezeich­ net, widmet Harsdörffer den ersten beiden Paragraphen eine Reihe feuriger Beteuerungen über Kirchers „enorme Gelehrsamkeit und unerschöpfliche Tugen­ den". Erst dann wagt er zu behaupten, „die Liebe macht mich kühn", und Kircher wegen seiner „Freundlichkeit gegen Pilger" darum zu bitten, einen reisenden Bekannten aus Nürnberg, Georg Andreas Böckler27, in Rom gast­ freundlich zu empfangen. Um überzeugender seine Bewunderung zu beweisen, fügt Harsdörffer am Ende des einbogigen Briefes ein zwanzigzeiliges Loblied hinzu. Drei Monate später erhielt Kircher einen zweiten Brief von Harsdörffer samt „meinen mathematischen Werken, die ich Ihrer genauesten Beurteilung aussetzen möchte"28. Harsdörffer verzeichnet die für sein Werk benutzten Quellen und macht besonnen Kircher darauf aufmerksam, wo und wann die Bände gedruckt wurden29. Am Ende des Briefes lesen wir: „als Beilage schicke ich eine von einem Mathematiker in Altdorf gezeichnete Abbildung des neuen Kometen: dieser bleiche Stern deutet wohl auf das nahe Unglück und ver­ kündigt uns Gottes Zorn"80. Auch im November dieses Jahres hat Harsdörffer an Kircher geschrieben, noch immer aus Nürnberg, von wo aus er dem Empfänger seines Briefes wünschte: „Gesundheit aus der Gesundheitsquelle!" Harsdörffer antwortet hier auf einen Brief, den er kurz vorher aus Rom über Jodocus Kedd in Regensburg erhalten hat31, wo Kircher ihn freundlich und dringend gebeten hat, eine

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PUG 557 f. 251. Nürnberg, 14. Feb. 1653. Böckler, aus Straßburg gebürtig und später in Nürnberg wohnhaft, veröffentlichte nach sei­ nem Aufenthalt in Rom Theatrum machinarum novum. Köln 1662. PUG 557 f. 249. Nürnberg, 9. Mai 1653. In einem zweiten Brief dieses Datums an den Jesuiten Kasper Schott (1608—1666), einen früheren Studenten von Kircher und später (1650—54) dessen reger Mitarbeiter in verschiedenen Sphären, beschreibt Harsdörffer die Tätigkeiten „der hochlöbl. Fruchtbringenden Gesellschaft" und tritt lebhaft für die Ver­ wendung der deutschen Sprache in gelehrten Schriften ein, vgl. PUG 557 f. 253. Ein Brief weniger begeisterten Inhalts von Harsdörffer an Schott befindet sich an PUG 557 f. 257, (Nürnberg, 17. Feb. 1654), wo unter etwa 40 angeführten naturwissenschaftlichen Kapa­ zitäten Harsdörffer erwähnt: „Es wohnt in unserer Stadt ein berühmter Chemiker, der neulich auf seine eigene Weise den »philosophischen Baum* verfertigt haben soll, und jetzt eifrig nachforscht, die Wiederbelebung der Aschen gänzlich verbrannter Pflanzen zu erlangen." Delitiae mathematicae et physicae der Mathematischen und Philosophischen Erquickstun­ den Zweyter Theil, Nürnberg, 1651. Dritter Teil, Nürnberg, 1653. Kirchers Briefe fassen in sich unzählige Berichte über alle Finsternisse und Kometen, die sich zwischen 163 3 und 1680 insgesamt ereigneten. Harsdörffers düstere Ahnung wird von Gerhard Hansen wiederholt, der mit Hinsicht auf denselben Kometen vor „neuen, un­ heilvollen Schlägen vom Himmel" warnt. PUG 568 f. 221. Speyer, 20. Feb. 1653. PUG 5 57 f. 268, Nürnberg, 20. Okt. 1653. J. Kedd (1597—1657) war böhmischer Jesuit, stand in einem dauernden Briefwechsel mit Kircher und verfaßte scharfe Streitschriften gegen alle Protestanten. Unter seinen Konvertiten nimmt Johann Scheffler (Angelus Silesius) den ersten Rang ein.

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deutsche Ode zur Ehre des Kaisers zu verfassen32. Harsdörffer willigt gern in die Bitte ein, erwähnt jedoch: „Ich selber wage durchaus nicht, die eigenen Werke untertänigst dem Kaiser darzubringen, da ich gar nicht weiß, wie man die Pilgerfahrt in seinen Hof zu unternehmen anfängt/' Das übliche Geplauder über Neuerscheinungen „in re publica litteraria“ fehlt auch hier nicht: Am Ende des letzten Paragraphen bestellt Harsdörffer ein Buch aus Rom: „Wenn die Nürnberger Buchhändler nichts dagegen haben, kann dieses Werk über Francisco Baba in Venedig geliefert werden. “ Lassen wir die Schmeichelei beiseite, so sind Harsdörffers Briefe im allge­ meinen kurz und sachlich. Im Januar des folgenden Jahres sandte Harsdörffer ein zweites Diagramm, bei dieser Gelegenheit das einer sonst unbeschriebenen Nürnberger Maschine, die „Wunder verspricht“. Wir erfahren, daß er täglich Kirchers Werke erwartet und auch zu begrüßen hofft: „Alle Werke von Ihren Hochwürdigen Ordensbrüdern, die in diesem Zeitalter, der Weissagung gemäß, das Wissen in solchem hohen Grade vermehrt haben“33. Häufig entdecken wir unter Harsdörffers blumigem Schwulst ganz unpassende Ausdrücke. Wo er Kircher zu seiner erfolgreichen Genesung nach einer plötz­ lichen Erkrankung gratuliert, fügt Harsdörffer philosophisch hinzu: „wir sind doch alle sterblich, der Geist ist uns wertvoller als alle Perlen Kleopatras, muß aber in der unnützen körperlichen Schale fest sitzen bleiben.“ In diesem Brief34 spricht Harsdörffer wieder von seiner „Lobpreisung zur Ehre der Kaiserlichen Hoheit“. Dieser Panegyrikus, „worin ich eine neue Art Versmaß probiert habe“, hat anscheinend Kircher Schwierigkeiten verursacht, und allerlei Vorschläge werden hier eingeführt, wie sich Kircher aus der Klemme zu retten vermag. Am Ende des langen, etwas komplizierten Para­ graphen bemerkt Harsdörffer lakonisch: „Andere Lösungen gibt es nicht.“ Ein zweites Beispiel des kernigen und reizenden Schreibstils Harsdörffers kommt in einem späteren Brief vor35, wo Harsdörffer, nachdem er eine Liste der eigenen Werke ausführlich beschrieben hat, darüber klagt, daß Kirchers neueste Drucke noch nicht in Nürnberg erschienen sind: „Es wäre mir leichter, zum Negus von Äthiopien zu werden, als diese Werke zu sehen.“ Eines der Werke Harsdörffers, das hier angeführt wird, ist das Gelegenheitsgedicht „Meine musikalische Komposition und Trauerklage über das Verscheiden des Königs der Römer“ 86. Im letzten Abschnitt des Briefes verzichtet Harsdörffer auf die Buchhandels­ nachrichten, informiert Kircher über deutsche Entwicklungen im Bereich der 32 Vor dem ersten Band des Oedipus Aegyptiacus (I. 28 seq.) steht ein „Triumphus Caesareus polyglottus seu elogia Ferdinando III", wo 27 Lobreden auf 27 Sprachen die Kai­ serliche Freigebigkeit hochtrabend verkünden. Ferdinand spendete 3000 Taler zur erfolg­ reichen Herausgabe des Werkes. Harsdörffer trug die deutsche Ode bei, worauf hier angespielt wird. Kircher sorgte für die pindarischen, samaritanischen, koptischen und hieroglyphischen Abschnitte. 33 PUG 557 f. 259. Nürnberg, Jan. 1654. 34 PUG 557 f. 255. Nürnberg, 19. April 1654. 35 PUG 557 f. 266. Nürnberg, 20. Sept. 1654. 36 Der älteste Sohn Kaiser Ferdinands III. und seiner Gattin Maria Anna hieß Ferdinand. 1653 wurde er zum römischen König erwählt, im folgenden Jahr ist er aber verstorben.

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Naturwissenschaften: „Aus seinen neuesten pneumatischen Erfindungen hat Dr. Otto Gerke, Konsul in Magdeburg, hier bei seiner Kaiserlichen Majestät und zum allgemeinen Staunen mehrere Meteore in gläsernen Kugeln ausge­ stellt, das Gewicht der Luft mit einer Waage gemessen, und das sichtbare Va­ kuum demonstriert . . ."37. Im folgenden Monat wurde die Ankunft der oben erwähnten Werke Kirchers von Harsdörffer dankbar und überschwenglich bestätigt38, ein Kompliment, das erst nach einer zweijährigen Unterbrechung von Harsdörffer erwidert wurde. Um vielleicht für seine Vernachlässigung zu büßen, hat Harsdörffer bei die­ ser Gelegenheit39 mit seinem Freiexemplar eine glühende Widmungs- und Dankschrift mitgeschickt: Dem Hochwürdigsten und Vortrefflichsten Athanasius Kircher, dem Verteidiger der Pietät, einem Wunder der Gelehrsamkeit, einem Muster der Tugend, einem Unvergleichlichen Mann, einem Unglaublichen Deutschen, der Unsterblichen Zierde von ganz Deutschland bietet untertänigst seinem Günstigsten Gönner diese Philosophischen Erquickstunden der Verfasser G. P. H. an. Harsdörffers allerletzter Brief, worin er sich „Nürnberger Rat" nennt, ist nichts anderes als ein beredtes Empfehlungsschreiben 40. Hier finden wir fast keine Höflichkeitsfloskeln mehr (außer der Aufschrift an „den Hochwürdigsten und Vortrefflichsten Priester, Athan. Kircher, aus der Gesellschaft JESV, den berühmtesten Gelehrten Europas, meinen Herrn und Großzügigsten Gönner: zu Rom"), sondern eine dringende direkte Bitte um Hilfe und Unterstützung 37 Otto von Guericke (1602—1686), der mit K. Schott einen regen Briefwechsel führte, demonstrierte 1654 auf dem Reichstag zu Regensburg und vor Kaiser Ferdinand III. das sichtbare Vakuum durch seine Magdeburger Hemisphären. Die endgültigen Resultate sei­ ner Experimente sahen erst 1672 im Druck das Licht. Wir finden einen ausführlichen Bericht über die Ereignisse zu Regensburg von K. Schott in einem Widmungsbrief an Kir­ cher am Schluß seines Mechanica hydraulico-pneumatica opus bipartitum, Frankfurt a. M. 1657, S. 256—60. 39 PUG 557 f. 270. Nürnberg, Okt. 1654. 39 PUG 557 f. 262. Nürnberg, 7. April 1656. 40 PUG 557 f. 264. Nürnberg, 7. Mai 1656. Erst 1655 wurde Harsdörffer zum Mitglied des Nürnberger Rates gewählt. 15

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für einen Schützling Harsdörffers: „Hier wohnt ein Maler, er heißt Johann Philipp Lemcke41 und ist aus Nürnberg. In meinen Augen ist er der glänzend­ ste Künstler, von großer Erfindungsgabe und Gewandtheit, ein aufrichtiger Mann, von wenig Worten, der seine Kunst in der Einsamkeit am liebsten übt, und sich jetzt, allein um der Kunst willen, nach Rom begeben muß“42. Harsdörffer schildert in seinem Brief Lembkes völlige Armut, betont seinen Mangel an irgend einem Beschützer in Rom; und mit diesen bedeutenden Be­ merkungen schließt sein Brief. Seine letzten Worte an Kircher lauten: „Lebe wohl, unsterbliche Zierde aller Deutschen!“ Solche Briefe sagen uns vielleicht etwas von der Geschichte Nürnbergs, et­ was von den verschiedenen Persönlichkeiten, die damals in dieser Gegend wohnhaft waren. Vor allem gehören sie aber zu der intellektuellen Geschichte der damaligen europäischen Welt; denn ohne solche gelehrten Briefe und ihre selbstlosen Verfasser wären die naturwissenschaftlichen Fortschritte späterer Jahrhunderte nicht möglich gewesen.

41 J. P. Lembke (1631—1711) wurde nach seinem Aufenthalt in Rom Hofmaler bei Karl XII. in Stockholm. Vgl. E. Benezit, Dictionaire des Peintres, Sculpteurs, Dessinateurs et Gra­ veurs. Paris, 1961, V. 501. 42 Lembkes Absicht war lobenswert, doch keineswegs originell. Ende 1674 berichtete Kircher als Antwort auf eine Frage von Langenmantel aus Augsburg: „Die Zahl der Maler in Rom beträgt nun fast 1500 . ..“ Vgl. H. A. Langenmantel, Fasciculus epistolarum, Augsburg, 1684, S. 53.

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DAS ZEUGHAUS DES FRÄNKISCHEN KREISES IN NÜRNBERG

Von Gerhard Hirschmann Das Zeughaus der Reichsstadt Nürnberg ist dem mit der Geschichte der Stadt Vertrauten gut bekannt. Der 158 8 von Hans Dietmair errichtete Bau ist 1945 ausgebrannt. Zehn Jahre später wurde er wieder hergestellt und erinnert damit bis heute mit den beiden mächtigen, aus Sandsteinquadern gefügten halbrunden Türmen an Nürnbergs wehrhafte Zeit. Der Bau von 1588 bildete freilich nur das Kopfstück einer ganzen Reihe von Gebäuden, die — auf einem Stück der ehemaligen vorletzten Stadtbefestigung errichtet — zur Unterbringung des Kriegsgerätes des reichsstädtischen Militärs dienten. Diese Zeughäuser reichten von der Pfannenschmiedsgasse bis zur Färberstraße. Ihre Geschichte wurde bereits vor mehr als 60 Jahren eingehend dargestellt1. Daß es neben diesem reichsstädtischen Zeughaus hundert Jahre lang in Nürnberg noch ein weiteres Zeughaus, das des Fränkischen Kreises, gegeben hat, ist dagegen nahezu unbekannt. So konnte Bernhard Sicken in seinen beiden großen Arbeiten über den Fränkischen Kreis, seine Wehrorganisation, seine Ämter und Einrichtungen, die in den letzten Jahren erschienen sind2, über das Zeughaus des Fränkischen Kreises nur sehr knappe und vage Andeutungen machen. Er konnte es nur sehr ungenau lokalisieren; über den Zeitpunkt der Errichtung und Auflösung des Zeughauses fehlen bei ihm genauere Angaben. Erfreulicherweise läßt sich die Geschichte des Zeughauses, das im Zusammen­ hang mit den großen militärischen Anstrengungen des Fränkischen Kreises im Spanischen Erbfolgekrieg eingerichtet wurde, doch verhältnismäßig gut auf­ hellen. Die Aufstellung einer eigenen ansehnlichen Kreisartillerie war der Anlaß dazu, ein Zeughaus zu errichten. Die Ortswahl fiel auf die Reichsstadt Nürn­ berg, die zur Kreisarmierung den größten Beitrag leistete und in ihren starken Mauern für eine solche Einrichtung den besten Schutz bot. Das vom Kreis benutzte Gebäude, das im Eigentum der Stadt stand, befand sich auf der Nord­ seite des Lorenzer Platzes und zog sich in langgestreckter Form an der Nonnen­ gasse entlang auf einem Stück des Zwingers der vorletzten Stadtbefestigung nach Norden. Daran schloß sich der reichsstädtische Marstall an. Anläßlich einer 1797 notwendig gewordenen Reparatur des Zeughauses wurde über den Zeitpunkt seiner Errichtung nachgeforscht. Damals war man bemüht, die Frage der Eigentumsverhältnisse des Zeughauses aufzuklären. Bei dieser Gelegenheit nahm das Kriegsamt am 25. Juli 1797 Bezug auf eine 1 Alexander von Dotzauer, Das Zeughaus der Reichsstadt Nürnberg, in: MVGN Bd. 16, 1904, S. 151—178. 2 Bernhard Sicken, Das Wehrwesen des Fränkischen Reichskreises. Aufbau und Struktur (1681—1714). Diss. Würzburg 1967. Fotodruck, 2 Bände, Lorenz-Spindler-Verlag Nürnberg, 1967: Bd. 1. S. 247, Bd. II, S. 64. — Ders., Der Fränkische Reichskreis. Seine Ämter und Einrichtungen im 18. Jahrhundert = Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Fotodruckreihe, Bd. 1, Würzburg 1970, S. 307—309. 15 *

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„Zeugamtsnota“ aus dem Jahre 1711, die dem Akt von 17973 beiliegt. Diese Nota lautet: „Für eines hochlöblichen fränkischen Creyses Artillerie ist von allhiesigen Zeuchamts wegen das sogenannte Wagenhauß am Marstall eingeraumet und zu dero Gebrauch überlaßen worden, so nun 5 Jahr bis ultimo Decembris anno 1711 belaufen thut, wird jedes Jahr hievon 50 fl. gerechnet, so tut 250 fl." Aus dieser Nota geht hervor, daß die Inanspruchnahme eines eigenen Ge­ bäudes in der Stadt Nürnberg für die Kreisartillerie zu Ende des Jahres 1706 erfolgte und daß dafür das bisherige reichsstädtische Wagenhaus herangezogen wurde. Aus dem Namen darf man folgern, daß dort damals und schon früher Wagen untergebracht waren, die wohl auch in erster Linie für militärische Fuhrzwecke gebraucht wurden. Außer der „Zeugamtsnota“ von 1711 fand man 1797 keine weiteren Aufzeichnungen von der Überlassung des Hauses an den Fränkischen Kreis. Es war auch keine Berechnung des Mietzinses in den Zeug­ amtsrechnungen nachzuweisen. Das Kriegsamt vermutete deshalb, die Miete könnte „paciscirt“ worden sein oder sie sei „brevi manu“ von den Matrikel­ geldern, die die Stadt zu zahlen hatte, also vom reichsstädtischen Losungsamt dem Kreiskassieramt aufgerechnet worden. Eine erneute Nachforschung nach den Verhältnissen des Zeughauses, ange­ strengt von der Rentkammer im Frühjahr 1806, verlief erfolgreicher als die des Jahres 1797. Der damalige Zeugamts-Aktuar Christof Karl Köllmer konnte eine vom 25. Februar 1745 datierte Rechnung beibringen, die damals zur Kriegsdeputation der Reichsstadt erstattet worden war4. Diese Rechnung über das, „waß die löbliche Reichsstadt Nürnberg wegen derer zu deß hochlöblichen fränckischen Craises allhier aufgerichteten Zeuch-Hauß hergegebenen und her­ gestellten, auch unterhaltenen Gebäude von 1702 biß 1744 ad caßam Circuli in Aufrechnung zu bringen hat“, gibt uns über das Fränkische Zeughaus einen sehr guten Aufschluß. Der einleitende Text zu dieser Rechnung lautet: „Als anno 1702 et 1703 zu denen Kriegs-Operationen und zur Belagerung des Rothenbergs von denen sämtlichen hoch- und wohllöblichen Herren CraißStändten ein Vorrath von Munition, an Stücken, Kugeln, Pulver, Bley und andern Nothwendigkeiten, theils selbst, theils durdi Juden, zu Errichtung eines Magazins anhero [d. h. nach Nürnberg] geliefert worden, so wurde von hochlöblichen Fränkischen Craißes wegen zu deren Unterbringung und Verwahrung allhier um ein Pulver-Magazin oder Thurn nebst einem grösern Gebäude zu denen Kugeln gegen billigen Zinnß angesuchet. Wormit dann auch sogleich an Händen gegangen und das Hauß, worinnen noch dermahln die fränkische Ar­ tillerie stehet, vorhero aber andern hiesigen Bürgern gegen Zinnß verlaßen gewesen, ingleichen ein Thurn, worinnen vorhero von hiesiger Stadt der Schwefelvorrath gelegen, evacuiret und die fränckische Craiß-Munition darein gebracht. Wegen damahlig allzu überhäufften wichtigen Craiß-Geschäfften aber wurde die Determination des jährlichen Zinnß-Quanti aus der Ursache verschoben, 3 Staatsarchiv Nbg., Akten der E-Lade Nr. 545. 4 Staatsarchiv Nbg., D-Akt Nr. 295.

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weil man vorhero abwarten wollen, ob dergleichen Hauß in die Länge der Zeit nöthig seyn möge, so daß der jährliche Bestand-Zinnß biß anhero zurückge­ blieben. Inzwischen aber wurden doch sowohl von dem Rothenberg als andern Orten alles, was man im Feld, über Winter, oder sonsten nicht gebrauchet, allezeit darinnen verwahret, und unter andern anno 1708 die eiserne Stück auch in das grose Hauß gestehet, darinnen dieselbe dermahlen noch befindlich sind. “ Weiter erfahren wir aus der Rechnung, daß 1727 und 1730 die übrigen Artillerie-Requisiten des Kreises teils von Windsheim, teils von Rothenburg und von Neckarsulm auch nach Nürnberg in das Zeughaus gebracht wurden. Aus diesem Anlaß nahm die Stadt in den beiden Jahren auf Wunsch des Kreises einige Reparaturen sowie eine Erweiterung und Verlängerung des Hauses vor. Neben kleineren Instandsetzungen an den Toren und Türen, der Anbringung neuer Fenster und der Austünchung des Gebäudes ist vor allem der Abbruch eines Turmes von Interesse, der „fast in der Mitten des Haußes“ gestanden hat. Wir dürfen annehmen, daß es sich dabei um einen der Türme der vor­ letzten Stadtbefestigung gehandelt hat, der sich bis damals noch erhalten hatte. Die Kosten für die Bauveränderungen wurden von der Stadt mit 546 fl. 51 kr. 1 Pfg. veranschlagt. Nach dem Ende des Krieges am Rhein im Jahre 173 5 wurden die übrigge­ bliebene Munition, die Kanonen und die anderen Requisiten auch in das „nunmehro so genannte Fränkische Zeuch-Hauß“ nach Nürnberg verbracht. Außerdem kam noch die ganze Wagenburg, sowohl von der Artillerie als auch das ganze Proviant-Fuhrwerk, mit allen Pferdegeschirren, Seilen, Strängen, Munitions- und Proviantwagen in die Stadt. Zur Unterbringung stellte die Stadtverwaltung zwei weitere Türme der Stadtmauer für die Geschirre sowie etliche Kammern und Schüpfen für die Wagen zur Verfügung. Bei diesem Anlaß entstanden erneut Reparaturkosten von 45 fl. und 30 kr. Den Schluß der Rechnung von 1745 bildet eine Aufstellung über die Miet­ kosten, welche die Stadt vom Fränkischen Kreis zu fordern hatte. Mit Rücksicht auf die laufenden Bauunterhaltskosten und die Mieteinnahmen, die vor der Belegung des Hauses durch den Kreis von verschiedenen Mietern einge­ gangen waren, brachte man eine Jahresmiete von 50 fl., für den Pulverturm eine von 5 fl. und für die beiden 1735 hinzugekommenen Türme eine solche von 10 fl. in Anschlag. Diese Mietforderungen und die Reparaturen ergaben zusammen folgende Kostenaufstellung: Miete für das Zeughaus von 1702—1744 = 43 Jahre je 50 fl. Miete für den Pulverturm von 1702—1744 — 43 Jahre je 5 fl. Miete für zwei Türme von 1735—1744 = 10 Jahre je 10 fl. Reparaturkosten 1727 und 1730 Reparaturkosten 1735

2150 fl. 215 fl.

Summe

100 fl. 546 fl. 45 fl. 3057 0.

51 kr. 30 kr. 21 kr.

lPfg. iPfg. 213

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Daß diese Kosten irgendwann einmal im 18. Jahrhundert durch den Frän­ kischen Kreis bezahlt worden wären, darüber war 1806 ebensowenig ein Nach­ weis zu erbringen wie schon 1797. Höchstwahrscheinlich hat die Reichsstadt vom Kreis nie etwas an Geld für die Inanspruchnahme der Gebäude und für die dadurch notwendig gewordenen Reparaturen erhalten. In seinem Bericht vom 31. März 1806 hat der Zeugamtsaktuar Köllmer die Berechnung über die aufgelaufenen Mietgelder bis 1806 weitergeführt. Die Summe der geschuldeten Gelder war unterdessen auf 6957 fl. 2lV4kr. an­ gewachsen. Sicherlich wurde auch damals nichts mehr vom Kreis bezahlt, so daß es bei der theoretischen Aufrechnung der Mietgelder geblieben sein dürfte. Kurz einzugehen ist noch auf die unterschiedliche Angabe über den Zeit­ punkt der Einrichtung des Fränkischen Zeughauses. Während in der „Zeug­ amtsnota“ von 1711 dafür das Jahr 1706 angegeben wird, nennt die Rechnung von 1745 die Jahre 1702 und 1703 5. Man wird der Angabe in der Zeugamts­ nota den Vorzug geben dürfen, nachdem sie nur fünf Jahre nach der Anlage des Zeughauses niedergeschrieben wurde, während die Rechnung erst Jahr­ zehnte später abgefaßt ist. Dadurch kann sich viel leichter ein Irrtum in der zeitlichen Erinnerung eingeschlichen haben. Hinzu kommt, daß in einem Bericht über die Kreisartillerie, auf den weiter unten noch näher eingegangen wird, im Juli 1706 davon gesprochen wird, daß diese Artillerie damals noch im Zeug­ haus der Reichsstadt untergebracht war. Über die Lage des Zeughauses gibt ein aus derZeit zwischen 1833 und 1845 stammender Plan 6 guten Aufschluß. Aus ihm erkennt man, daß das Haus mit seiner Schmalseite nach Süden gegen den Lorenzer Platz gerichtet war, während die Längsseite sich entlang der Nonnengasse in nördlicher Richtung erstreckte. An der Südwestecke des Zeughauses war noch ein kleines Haus vorgebaut (L 37), in dem damals der Lorenzer Türmer wohnte 7. 8Unmittelbar südöstlich schloß sich an das Zeughaus das Haus des Kalkmessers mit einem Garten (L 751) an. Unsere Kenntnis vom Aussehen des Zeughauses muß gering bleiben, da es mir nicht gelungen ist, eine bildliche Darstellung des ganzen Gebäudes nach­ zuweisen. Lediglich einem Bauplan aus dem Jahre 18 318 ist eine kleine Teil­ ansicht des Zeughauses zu verdanken. Daraus ist zu erkennen, daß das Haus drei Geschosse enthielt. Das Erdgeschoß war aus Sandsteinen erbaut, der erste und zweite Stock waren in Fachwerkbauweise ausgeführt. Die Art des ver­ wendeten Fachwerks läßt darauf schließen, daß das Haus gegen Ende des 15. 5 Die Durchsicht der Ratsverlässe der Jahre 1702, 1703 und 1706 im Staatsarchiv Nbg. unter dem Stichwort „Zeughaus“ blieb ergebnislos. Ebensowenig ließ sich in den Inhaltsverzeich­ nissen der Nürnberger Kreistagsakten des Jahres 1706 (Bd. 152—155) im gleichen Archiv ein Hinweis auf die Überlassung des Hauses an den Kreis finden. 6 Stadtarchiv Nbg., Plansammlung Nr. 1340. Der Plan gelangte erst 1972 mit einer Akten­ abgabe des Hauptamtes für Hochbauwesen ins Archiv. Er wurde nach der Erbauung des Theaters (1833) und vor dem Abbruch des Zeughauses (1845) angefertigt. Siehe Ab­ bildung 1. 7 Im Adreßbuch der Stadt Nürnberg von 1837 lautet der Eintrag: „L 37 existiert nicht mehr. An dieselbe Nr. aber stößt das ehern. Fränkische Zeughaus an.“ 8 Stadtarchiv Nbg., AMR 19. 1. Nr. 5. Siehe Abb. 2 und 3.

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Jahrhunderts errichtet wurde. Das hohe Giebeldach enthielt, aus der Zahl der Dachgauben zu schließen, zwei Böden. Die Größe des Zeughauses geht aus einer Taxierung9 hervor, die anläßlich eines beabsichtigten Verkaufes im Jahre 1800 vorgenommen wurde. Es heißt dort: Das Zeughaus hat eine Länge von 198 Schuh und 40 Schuh Breite, inklusive der Mauerdicke. Das entspricht un­ gefähr einer Länge von 60 m und einer Breite von 12 m. Das Haus hatte vier übereinanderstehende Getreideböden, jeder 180 Schuh (= 55 m) lang. Als Taxwert wurden 4000 fl. angegeben. Aus diesen Angaben ist zu entnehmen, daß es sich bei dem „Wagenhaus" ursprünglich auch um ein Getreidemagazin handelte, ähnlich den anderen anstelle der ehemaligen Stadtbefestigung erbauten Kornhäusem. Von den vier Getreideböden dürften sich je zwei im ersten und zweiten Geschoß des Hauses und im hohen Dachgiebel befunden haben. Ob sich auch nach 1706 neben den Kanonen und dem Gerät des Kreises noch Wagen der Stadt im Haus befanden, ist nicht zu sagen. Die Nachrichten, die über die Verwendung des Zeughauses zu ermitteln waren, fließen nur spärlich, doch sind sie nicht uninteressant. Geschütze des Fränkischen Kreises befanden sich schon vor 1706 in Nürnberg. Bis dahin waren sie im reichsstädtischen Zeughaus mit untergebracht10. Im Juli 1706 wurde Artillerie des Fränkischen Kreises, die „bißhero in dem Nümbergischen Zeuchhauß verwahrlich gestanden", nach Bamberg überführt*11. Es muß sich dabei nur um einen Teil der Kreisartillerie gehandelt haben, da sich ein weiterer Teil im Kriegseinsatz befand. Über diese Artillerie wurde aus Anlaß des bevorstehen­ den Frühjahrsfeldzuges am 18. Februar 1706 eine Aufstellung angefertigt, „wie eines hochlöblichen fränkischen Crayßes Feld-Artillerie bißhero in denen verwichenen Feldzügen geführet worden" ist12. Sie umfaßte damals 9 dreipfündige Regiments-Stücke, 11 Munitions-Wägen, 6 Munitions-Karren, 3 RequisitenWägen, 9 Balken-Wägen und 1 Feldschmiede. Hinzu kamen die entsprechende Munition und die notwendigen Requisiten. In Nürnberg befanden sich davon nur 2 Ztr. Lunten, 2000 große Flintensteine und 600 Stück Schanzzeuge ohne Stiel und ganz neu, während die Geschütze und Wägen damals in Lauterburg stationiert waren. Im Jahre 1737 beschloß der Kreiskonvent in seiner Sitzung am 28. März auf Vorschlag des Bamberger Kreistagsgesandten, noch vor dem Auseinandergehen des Konvents das Fränkische Zeughaus samt den von Philippsburg nach Nürn­ berg gebrachten unbrauchbaren Stücken in Augenschein nehmen zu lassen und dann über den Verkauf unbrauchbarer Kugeln und Bomben eine Resolution zu fassen. Dieser Beschluß war wohl dadurch veranlaßt, daß der Major des Frän­ kischen Kreises, v. Creuznacher13, damals dem Kreiskonvent zwei Inventare über 9 10 11 12 13

Staatsarchiv Nbg., Bauamtsakten, Nr. 303 Prod. 4. Staatsarchiv Nbg., S II L 35 Nr. 5. Staatsarchiv Nbg., Nbg.er Kreistagsakten Nr. 154, Prod. 70. Ebenda Nr. 152, Prod. 212 und 213. Creuznacher stand von 1726—1749 im Dienste des Fränkischen Kreises, 1741 wurde er zum Artillerie-Oberstleutnant, 1747 zum Artillerie-Oberst ernannt. 1749 trat er in nieder­ ländische Dienste. Vgl. den biographischen Aufsatz über ihn von J. K. H. de Roo van

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die Kreisartillerie vorlegte, wie aus einem Bericht des Ansbacher Kreistags­ gesandten vom 2. April 1737 hervorgeht14. Wenige Jahre später begegnen wir dem berühmten Balthasar Neumann (1687—1753) von Würzburg15, der seit 1729 als Obristleutnant im Dienste des Fränkischen Kreises stand und 1741 zum Oberst der Kreisartillerie ernannt wurde, als Besucher des Fränkischen Zeughauses. Im Juli 1741 kam er nach Nürnberg und prüfte dessen Bestände. Dabei fand er die sog. alten Regiments­ stücke in gutem Zustand vor. Anläßlich dieser Kontrolle empfahl er, 12 „Regiments-Geschwind-Stücke“ gießen zu lassen16. In der Sessio 762 des Kreiskonvents vom 29. Januar 1748 17 wurde es „für gut angesehen, die Stadt Nürnbergische Creyß-Deputation zu ersuchen, daß sie die in dem fränkischen Zeughauß befindliche Gerätschaften in Augenschein nehme und hiernächst über den Befund in pleno referirn mögte, und sodann das unnüze so gut möglich alienirn, hingegen das brauchbare in sichere und beßere Verwahrung bringen, auch die nöthige Reparatur vornehmen lassen zu können". Als 1749 Creuznacher seinen Dienst beim Fränkischen Kreis quittierte und in niederländische Militärdienste trat, wurde Balthasar Neumann die Aufsicht über die gesamte Kreisartillerie übertragen. In dieser Funktion übersandte er am 25. Januar 1750 von Würzburg aus dem Ansbacher Kreistagsgesandten ein Inventar über die „fränkische Zeuchaus [/] Artillerie, Munition und Gerät­ schaft", das er am 30. August 1749 von Creuznater aufgrund älterer Inventare übernommen hatte. Aus dem Begleitschreiben 18 dazu geht hervor, daß in den Türmen der Stadtbefestigung, in denen sich das Pulver und die Gerätstaften des Fränkisten Kreises befanden, gleitzeitig aut Munition der Reitsstadt untergebratt war. Die Schlüssel zu diesen Türmen wurden deshalb nat dem Weggang Creuznaters dem nürnbergisten Kreisdeputierten Kreß v. Kressen­ stein übergeben. Neumann meinte dazu: „Nun aber ist die Besorgung und die Stlissel dem Herrn von Kressenstein übergeben worden, womit sit der Disput hebet, weilen man kein besonders Magazin und Arsenal hat, daß die fränkiste Crayß-Artillerie und Munition gantz abgesondert hätte sein können, so muß man es dermahlen gestehen lassen." Im letzten Jahrzehnt der reitsstädtisdien Zeit bemühte sit die 1799 an die Stelle des Losungsamtes getretene Rentkammer, den reitsstädtisten Finanzen, die sit in einer katastrophalen Lage befanden, durt verstiedenartigste Spar­ maßnahmen wieder aufzuhelfen. Dazu gehörten die Versute, entbehrlit gewordene öffentlite Gebäude zu vermieten oder zu verkaufen. Unter diesen Objekten befand sit aut das Zeughaus des Fränkisten Kreises. Nahezu zehn Alderwerelt in „De Nederlandsche Leeuw“, Jg. 1959; SD im Staatsarchiv Nbg. (Bibi. Nr. 7370. 8°).

14 Staatsarchiv Nbg., Ansbacher Kreistagsakten Bd. 287, Prod. 182 und 184. 15 Kurzbiographie von Max H. v. Freeden, in: Fränkische Lebensbilder Bd. 1 (1967), S. 264— 285, insbes. S. 271. 18 Staatsarchiv Nbg., Ansbacher Kreistagsakten Bd. 292, Prod. 2. 17 Ebenda Bd. 340, Prod. 25. 18 Staatsarchiv Nbg., Ansbacher Archivakten (Rep. 137) Nr. 920, Bl. 105—110.

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Abb. 1: Situations-Plan überdas alte Reithaus und dessen Umgebung zwischen 1833 und 1845 Stadtarchiv Nürnberg, Plansammlung Nr. 1340

Abb. 2/3: Front- und Seitenansicht des Hauses, das 1831 anstelle des Zeughauses gebaut werden sollte. Am rechten Rand ist ein Teil des Zeughauses zu sehen. Stadtarchiv Nürnberg, AMR II 19. l. Nr. 5

Stadtarchiv Nürnberg, HR III d ld Nr. 12

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Jahre lang lassen sich die Versuche verfolgen, für dieses Haus eine andere nutzbringende Verwendung zu finden. Am 20. Juli 1799 beschloß die Rentkammer19, den hinteren Teil des Zeughausgebäudes um eine monatliche Pachtsumme von 4 fl. an den Kaufmann Schock zu verpachten. Schon ein halbes Jahr später ging man erheblich weiter und faßte den Verkauf des ganzen Hauses ins Auge. Am 6. Februar 1800 er­ ging ein entsprechender Beschluß der Rentkammer20. Das im Zeughaus be­ findliche Artilleriegerät sollte in der einen Hälfte der Kaiserstallung auf der Burg untergebracht werden. Die zu einer gutachtlichen Äußerung aufgeforderte Deputation zur Einquartierung hielt die Kaiserstallung jedoch für ungeeignet, da diese für Pferde benötigt würde. Auch das reichsstädtische Bauamt brachte Bedenken vor, da in der Kaiserstallung erst eine Trennwand eingezogen werden müßte. Als der bekannte Nürnberger Theaterunternehmer Georg Leonhard Aurnheimer (1767—1829) von dem Verkaufsplan hörte, richtete er ein Kaufgesuch an den Rat21. Zur Begründung führte er an, er beabsichtige in dem Haus einen Saal zur Abhaltung von Redouten und Vauxbällen einzurichten. Erläuternd schrieb er: „Schönheit öffentlicher Gebäude ist der Ruhm einer Stadt, und da die enge Verbindung der Redouten mit dem Theater auch im Beysammenstehen beeder Gebäude folgert, so ließe sich hier mit dem Schönen auch zugleich das Schickliche erreichen ..." Aurnheimer spielte dabei darauf an, daß er im Mai 1799 vom Rat ein Theater- und Redoutenprivileg erhalten und das alte Opernhaus am Lorenzer Platz, das dem Zeughaus gegenüber lag, hatte pachten können22. Schon im März 1799 hat er dort mit dem Theaterspielen begonnen. Im Zusammenhang damit hat Aurnheimer schon einmal mit dem Rat23 wegen einer Überlassung des Fränkischen Zeughauses verhandelt, um dort seine Baumaterialien zu lagern. Der Theaterunternehmer trug sich nämlich mit dem Plan, das alte Theater völlig umzubauen. Dazu kam es dann allerdings erst im Herbst und Winter 1800/01. Da sich die Kaiserstallung als Ersatz ungeeignet erwiesen hatte und da ein anderer Raum zur Unterbringung der Artillerie fehlte, kam der Verkauf des Zeughauses nicht zustande. Im Jahre 1804 wurde der Verkaufsplan wieder aufgegriffen. Man plante, die Geschütze im städtischen Zeughaus mitunter­ zubringen. Zur Überführung des Artilleriegerätes und des Geschützes vom Fränkischen in das reichsstädtische Zeughaus kam es dann jedoch erst im Juli 1805. Nun konnte man erneut an einen Verkauf denken. Das Bauamt drängte dazu, da an der einen Seite des Zeughauses eine sehr kostspielige Baumaß­ nahme bevorstand. Bei einem von diesem Amt angesetzten Termin am 16. 19 20 21 22

Staatsarchiv Nbg., Rentkammer Nr. 2578. Ebenda Rentkammer 123 und Bauamtsakt Nr. 303. Ebenda Bauamtsakt Nr. 303. Über die vielfältigen Bemühungen Aurnheimers um Errichtung eines Theaters vgl. ein­ gehend: Peter Kertz, Das Nürnberger Nationaltheater 1798—183 3, in MVGN 50, 1960, S. 3 88—507. 23 Kertz a. a. O. S. 417.

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August 1805 fand sich aber — vielleicht beeinflußt vom schlechten baulichen Zustand des Hauses — kein Käufer ein. Um mehr Anreiz zu bieten, wurde daraufhin beschlossen, auf das Zeughaus keinen „Kanon", d. h. Steuer, zu legen und dem eventuellen Käufer zu erlauben, Wohnungen hineinzubauen. Auch diese Maßnahme führte zu keinem Erfolg. Ein weiteres Gebot des „Theater-Entrepreneurs" Aurnheimer, der für das Zeughaus und für die Salvatorkirche am Jakobsplatz zusammen 5 500 fl. als Kauf summe zahlen wollte, wurde von der Rentkammer im Februar 1806 als zu niedrig abgelehnt24. Am 9. Juli 1806 beabsichtigte der Kaufmann Johann Andreas Förderreuther das Zeughaus für 1 oder 2 Jahre zu pachten gegen ein jährliches Pachtgeld von 50 fl. Die Verpachtung kam aber nicht zustande, wie auch der Wirt „Zum Goldenen Löwen" Carl Ludwig Fuchs, der die unteren langen Böden des Zeughauses zu pachten beabsichtigte, nicht zum Zuge kam. Von einem neuen Verkaufsplan hören wir im April 1807, der aber ebenfalls nicht realisiert wurde. Schon im nächsten Jahr stellte sich wieder ein Interessent ein. Es war der Kaufmann Johann Philipp v. Neu. Am 25. April 1808 richtete er an das bayerische General-Landeskommissariat ein Gesuch25 mit der Bitte, ihm das sog. Fränkische Zeughaus zu verkaufen. Das Gebäude sei ihm erwünscht für seine Tabak- und Zichorienfabrik und wegen seiner „zunächst am Theater und also gerade gegen den Zeughaus befindlichen Wohnung". Neu bewohnte da­ mals das dem Zeughaus schräg gegenüberliegende Haus L 75 (Lorenzer Platz 14). Weiter führte Neu in seinem Gesuch aus, daß er eine gewisse Auszeichnung verdiene, da er „mit eigener Aufopferung vor 10 Jahren die Zichorienfabri­ katzion in hiesiger Stadt und Gegend angefangen und bis jetzt mit eigenem Anbau im großen betrieben" habe. Er habe damit einen ganz neuen, nicht unbedeutenden Nahrungszweig nach Nürnberg gebracht und vielen Personen durch seine Tabakfabrikation und Spinnerei einen ansehnlichen Verdienst ver­ schafft. Weiter führte er ins Feld, daß er 1796 zu den Geiseln gehört habe, die von der französischen Armee verschleppt und 12 Monate lang in Frankreich festgehalten wurden. Für den damals erlittenen Geschäftsschaden habe er keinerlei Vergütung erhalten. Als Kaufpreis bot Neu 1800 fl. an und schlug gleichzeitig vor, man möge in Ermangelung von Bargeld die Kaufsumme von seiner beim Zahlamt stehenden Kapitalforderung von 2125 fl. abziehen. Aus einem weiteren Gesuch v. Neus vom 9. Mai geht hervor, daß das Zeug­ haus unterdessen um 70 fl. auf vier Jahre an den Wirt Wimmersberger ver­ pachtet worden war. Neu betonte, daß er noch immer Kaufinteressent sei. Wie nahmen nun die Behörden zu dem Gesuch Stellung? Die Rentkammer äußerte sich ablehnend, da der angebotene Preis nur die Hälfte des Schätz­ preises betrage und da der Käufer kein Bargeld anbiete. Neu müsse vor allem angeben, wieviel er bar zu zahlen gewillt sei. Der Landesdirektionsrat Lochner hielt in seinem Gutachten den Verkauf für wünschenswert. Er begründete diese Stellungnahme folgendermaßen: „Das 24 Staatsarchiv Nbg., Rentkammer 324. 25 Staatsarchiv Nbg., Reg., Kammer des Innern, Abg. 1900, Nr. 379. Danach auch das Folgende.

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Gebäude des Fränkischen Zeughaußes ist sehr baufällig. Das Dach bedarf einer nothwendigen und schleunigen Herstellung und es ist allerdings zu besorgen, daß das Fundament des Gebäudes vorzüglich auf der Seite gegen den Marstall in einer kurzen Zeit einen kostspieligen Bau nothwendig machen würde." Er schloß sich aber letztlich auch den Bedenken der Rentkammer gegenüber dem Angebot Dr. v. Neus an und schlug einen öffentlichen Verkauf an den Meist­ bietenden vor. Die Kriegs- und Domänenkammer in Ansbach trat als entscheidende Instanz den Vorschlägen Lochners am 17. Juni 1808 bei und beauftragte die Rent­ kammer zur Vorbereitung eines solchen Verkaufes Situationspläne des Hauses anzufertigen und in Ansbach vorzulegen. Damit endet der Akt. Offenbar kam der Verkauf auch damals nicht zustande. In den Monaten Juli und August 1809 wurde die bis dahin im Lorenzer Schulhaus befindliche Polizeiwache in einen Raum des ehemaligen Fränkischen Zeughauses verlegt25a. Ein Jahr später quartierte sich im gleichen Raum auch eine militärische Wache des Infanterie-Regiments Preysing ein, die einen Posten zur kgl. Bank im Heilsbronner Hof abzustellen hatte. Dadurch ergaben sich in dem engen Raum Unzuträglichkeiten, weshalb der Polizeidirektor Wurm am 29. September 1810 von der Stadtkommandantschaft die Verlegung der militärischen Wache in das ehemalige Arbeitshaus verlangte. Bei der Extradition von Gebäuden durch den Staat an die Kommune im Jahre 1811 sollte das Zeughaus eigentlich der Stadt zufallen, da es jedoch von der Militärverwaltung als Fouragemagazin genutzt wurde, verblieb es weiter­ hin im Gebrauch des Staatsärars. Dieser Zustand erweckte den Unwillen der Nachbarschaft26. 1816 übermittelte der Polizeidirektor Wurm eine Vorstellung der Nachbarn des Zeughauses, die in dessen Nutzung eine Gefahr für ihre Häuser sahen, unmittelbar an das Generalkommando. Diese Handlung trug dem Polizeidirektor eine Rüge des Stadtkommissariats ein, da er den Dienstweg nicht eingehalten hatte. Im übrigen erklärte das Stadtkommissariat, eine Räumung des Zeughauses sei nur möglich, wenn die Militärbehörde statt dessen die Kartäuserkirche erhalte. Am 29. April 1816 richteten 21 Nachbarn in der Nonnengasse und am Lorenzer Platz eine Vorstellung, die der Advokat J. J. Lefflot abgefaßt hatte, an die Polizeidirektion. Sie verlangten darin die Entfernung der Stalleinrichtung aus dem Zeughaus. Die Verwendung des Gebäudes als Stallung für die Chevaulegers-Pferde verursache große Störungen und Unannehmlichkeiten, so bestehe eine ständige Geruchs- und Lärmbelästigung, hinzu komme eine stete Brandgefahr. Endlich geschehe beim Reiten der Pferde durch die Nonnengasse in die Pegnitz allerhand Unfug. Man befürchtete, daß das Zeughaus, in dem damals vorübergehend 3 5 Pferde eingestellt waren, ständig als Stallung für 75 Pferde verwendet würde. Am 29. März 1817 erneuerten die Nachbarn ihr Gesuch um Räumung der Stalleinrichtungen im Zeughaus. Darin heißt es u. a. unter Bezugnahme auf das 25a Stadtarchiv Nürnberg, Polizeidirektion Nr. 2617. 26 Stadtarchiv Nbg., ÄMR 19.1. Nr. 5. Danach auch der ganze folgende Text bis zum Jahre 1834.

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Verhalten der Reitknechte: „Diesen das moralische und physische Gefühl gleich eckelhaft ansprechenden Unanständigkeiten reiht sich noch insbesondere die gewaltsame Störung unserer nächtlichen Ruhe an, welche durch das Toben der in Menge eingestellten Pferde .. . herbeygeführt wird.“ Die Gesuchsteller schreiben weiter wohl etwas übertreibend: „Welchen nachtheiligen Einfluß aber diese gewaltsamen Unterbrechungen des für den arbeitenden Hausvater so nöthigen Schlafs auf deßen Tagsgeschäfte und Gesundheit haben müßen, bedarf gewiß keiner weiteren Bekräftigung, und der zufällig Kranke verwünscht vollends sein Leben in dieser tumultuarischen Nähe, welche ihm jede erholende Ruhe so peinlich hinwegscheucht/' Im Laufe des Sommers 1817 wurde der Pferdestall zwar geräumt und in die Kartäuserkirche verlegt, die von der Polizeidirektion erbetene Herausgabe des Gebäudes an die Kommune von der Militärverwaltung jedoch abgelehnt und das Haus weiterhin als Fouragemagazin verwendet. Es bedurfte noch wieder­ holter Eingaben der Polizeidirektion und — seit 1818 — des Magistrats, bis das Kriegsministerium am 9. Dezember 1819 endlich die Räumung des Zeughauses und seine Rückgabe an die Stadt durch das Generalkommando anordnete. Nach Entfernung der Pferdestände wurde das Gebäude am 31. Januar 1820 offiziell von einer Militärkommission an den 2. Bürgermeister Soergel als den Beauf­ tragten der Stadtverwaltung übergeben. Über das weitere Schicksal des ehemaligen Zeughauses ist zu erwähnen, daß 1831 der Kräuterhändler Georg Besold, am Tiergärtnertor wohnhaft, einen Teil des Gebäudes, und zwar in der vollen Breite und 48 Schuh der Länge, kaufen wollte, um an dieser Stelle ein neues Haus zu erbauen und damit zugleich den Platz vor dem Theater, für das 1827—1833 ein Neubau auf­ geführt wurde, zu verschönern. Besold hat damals zwei Baurisse anfertigen lassen, denen wir, wie schon erwähnt, unsere Kenntnis vom Aussehen des Gebäudes verdanken27. Sein Gesuch wurde jedoch vom Magistrat mit folgender Begründung abgelehnt: 1. sei das Zeughaus für die Kommune als Getreidemagazin unentbehrlich und könne deshalb nicht verkleinert werden; 2. verliere durch die Abtrennung eines Teils des Gebäudes der hintere Teil sehr an Wert und 3. könne ein Privatverkauf nicht stattfinden. Wenn eine Abtrennung über­ haupt in Frage käme, so könne dies nur durch eine öffentliche Versteigerung geschehen. Seit 1832 lagerte man in den unteren Räumen des Hauses die Meßbuden ein. Zwei Jahre später wurde die Fassade mittels eines einfachen Anstrichs von Steinfarbe hergestellt. Neben dem Tor sollte damals „nach Umständen" noch ein blindes Tor angebracht werden. Die Tage des Fränkischen Zeughauses waren aber gezählt. Da es sehr bau­ fällig war, wurde es 1845 abgebrochen, nachdem man die beiden, zum Loren27 Siehe Abb. 2 und 3.

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zer Platz hin vorgebauten Häuser L 37 und L 751 schon vorher beseitigt hatte. Auf dem südlichen Teil der Grundfläche des ehemaligen Zeughauses und dem daran angrenzenden Stück des Stadtgrabens wurde unter der Leitung des städt. Baurates Solger 28 ein neues Gebäude für die städtische Handelsschule errich­ tet. Die Baukosten dafür betrugen 53 071 Gulden. Die feierliche Einweihung der Schule fand am 7. Juni 1847 statt29. Das im spätklassizistischen Stil erbaute Haus wurde hundert Jahre später, 1945, im Hagel der Bomben völlig zerstört. An seine Stelle trat 1955 der Neubau der Bayerischen LandesbankGirozentrale, dessen Westflügel zum Teil den Platz einnimmt, wo Jahrhun­ derte lang das Gebäude des Zeughauses gestanden hat. Höchst erfreulicher­ weise blieb bei der Errichtung des Bankgebäudes ein Stüde des Stadtgrabens und Zwingers der vorletzten Stadtbefestigung erhalten. Dafür danken der Bank alle Freunde der einmaligen Baudenkmale unserer Stadt.

Nachtrag:

Kurz vor der Fertigstellung des Bandes wurde ich durch Herrn Fritz Gries, einem guten Kenner der Geschichte der Nürnberger Stadtmauer, freundlicher­ weise noch auf einen weiteren Akt30 über das Fränkische Zeughaus aufmerk­ sam gemacht. Im ersten Teil enthält dieser bei der städtischen Communaladministration geführte Akt einige Schriftstücke über die Räumung des Zeug­ hauses durch die Militärverwaltung 1818/19. Im zweiten Teil befinden sich drei Schreiben über die nicht zustandegekommene Verpachtung des Hauses als Remise an den Appellations-Gerichtsassessor v. Schwarz sowie die Rech­ nungen über zwei von der Stadt durchgeführte Reparaturen des Gebäudes. Im Jahre 18 34 wurde das Fachwerk der südlichen Giebelwand erneuert, vier Jahre später besserte man das Dach aus. Wertvoll sind drei dem Akt beige­ fügte, farbig kolorierte Federzeichnungen, die anläßlich der Renovierung von 18 34 entstanden sind und die uns einen guten Eindruck vom Aussehen des Zeughauses vermitteln. Zwei Zeichnungen zeigen den damaligen Zustand der südlichen Giebelseite, bei der dritten handelt es sich um den nicht ausge­ führten Entwurf einer Sandsteinfassade in gotischem Stil, mit der die südliche Giebelwand verkleidet werden sollte 31.

28 Johann Paul Priem, Geschichte der Stadt Nürnberg, 1875, S. 544. 29 Bemerkungen im Immobilien-Inventar der Stadt Nürnberg, Lorenzer Seite Bd. II — Stadt­ archiv Nbg., Liegenschaftsamt Nr. 17 Bl. 331. 30 Stadtarchiv Nbg., HR III d ld Nr. 12. 31 Siehe Abb. 4 und 5.

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PLATZ AN DER HAUPTSTRASSE IN KALCHREUTH IM JAHRE 1806 Von Fritz Zink Im Kupferstichkabinett des Germanischen Nationalmuseums (Depositum Frhr. v. Löffelholz, Hans PauFsche Linie) befindet sich die hier erstmals ver­ öffentlichte Zeichnung S die, weder topographisch noch auf einen Künstler fest­ gelegt, wie ich sehe, ein Detailmotiv des Dorfes Kalchreuth (Landkreis Erlan­ gen) 12 auf der gleichnamigen Höhe nordöstlich Nürnberg wiedergibt. Sie ist 1806 zu datieren. Die Örtlichkeitsbestimmung ist durch Autopsie am beweis­ kräftigsten zu gewinnen 3, ein Sachverhalt, der beim Fehlen graphischer Blätter des Dorfes von Süden 4 5wesentlich ist. Als Zeichner kommt zweifellos Johann Christoph Jakob Wilder (1783 — 1838) 5 infrage, der, Bruder Georg Christoph 1 Kupferstichkabinett Inv. SL 436, Kapsel 1620; Höhe 16,2, Breite 20 cm (Blattgröße), 11,7 X 15,8 cm (Bildfeld). 2 Zu Kalchreuth (415 m über d. M., Nürnberg 312 m über d. M.), vgl. Carl Gottlob Rehlen: Geschichte und Chronik von Kalchreuth. In: 15. Jahresbericht des historischen Vereins für Mittelfranken 1846 S. 24—64; 16, 1847 S. 1—32 — J. M. Lehner-Burgstall: Nürnbergs nächste Umgebung mit besonderer Berücksichtigung der Herrensitze. München 1913 S. 153— 157 — Ludwig Göhring: Führer durch die Fränkische Schweiz und ihre Vorberge. Erlangen 1919 S. 100—102; 10. Aufl. 1927 S. 130—133 (Stadtbibliothek Nürnberg Amb. 3019 bzw. 27.406.8°) — Georg Gärtner: Altnürnbergische Landschaft. Streifzüge im Landgebiet der ehemaligen freien Reichsstadt Nürnberg. Nürnberg 1928 S. 13 3—141 — August Sieghart: Nürnberger Umland 1, von Erlangen bis Schnaittach-Lauf. Nürnberg 1956 S. 83—87 — Kurt Pilz: Führung Kalchreuth (Beerbach, Schloß Neunhof) am 12. 7. 1958. In: Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Jahresbericht über das 81. Vereinsjahr 1958 S. 23 und 24. — August Gebeßler: Stadt und Landkreis Erlangen. Kurzinventar Bd. 14. München 1962, S. 127—132. 3 Vgl. Friedrich Baum: Die Kirche zu Kalchreuth. Erlangen (1939) mit konfrontierbarer Reproduktion S. 4 Abb. 3 (Stadtbibliothek Nürnberg 39.2017). — Johann Christoph Jakob Wilder wiederholte das gleiche Motiv im Aquarell 1806 (Stadtbibliothek Nürnberg Nor. K. Kalchreuth). 4 Andreas Würfel: Diptycha ... Verzeichnis und Lebensbeschreibungen der Herren Geist­ lichen. Bd. 4. Nürnberg 1759 bringt vor S. 269 als Kupferstich eine Gesamtansicht Kalch­ reuths von Nordosten — Johann Alexander Böner radierte 1708 Schloß und Kirche von Nordosten (Kupferstichkabinett des GNM. S. P. 1478, Kapsel 1099) — Die landeskirchliche Pfarrbeschreibung Kalchreuth aus dem Jahr 1843 von Pfarrer Karl Gottlob Rehlen erfaßt je auf einem Einzelblatt, Feder aquarelliert, von Norden Kirche, Pfarrhaus, ferner Meßner­ wohnung und Schulhaus (Nürnberg, Landeskirchliches Archiv, B. Konsistorium Ansbach 4580 Tom I S. 3 57, 361, 365, 370; ferner Pfarramt Kalchreuth, Pfarrbuch von 1843 S. 419). 5 Geb. in Altdorf; 1806 Prediger an der Dominikanerkirche in Nürnberg, 1810 bei St. Peter, seit 1817 HL Geist — vgl. Andreas Andresen: Johann Christoph Jacob Wilder. In: Nau­ manns Archiv für die zeichnenden Künste Jg. 9, 1863 S. 50—96 — Hans Biegel: Nürnberger Künstler in der Landschaft. In: Altnürnberger Landschaft. Mitteilungen Jg. 7, Mai 1958 Heft 2 S. 41—45, Oktober 1958 Heft 3 S. 67—72; Jg. 8, März 1959 Heft 1 S. 20—28, ferner Andreas Scharrer: Bemerkungen zu der Radierung „Henfenfeld“ Jg. 8, Mai 1959 Heft 2 S. 65__ 68 — Die Skizzenbücher Johann Christoph Jakob Wilders in der Stadtbibliothek Nürnberg zeigen in den Ansichten der Nürnberger Burg von Westen (Nor. K. 462 S. 44 und Nor. K. 460 S. 31, datiert 1810, Bleistift) nächst vergleichbare Motive der Architektur­ darstellung. — Im August 1810 reiste Johann Christoph Jakob Wilder zusammen mit Georg

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Wilders 6, als Nürnberger Geistlicher schon vor Entstehung dieses Blattes auch in der Kalchreuther Umgebung seine Motive suchte. So gibt es von Johann Christoph Jakob Wilder Landschaftsradierungen für Stammbücher von der in­ zwischen abgegangenen Siedlung „Wolfsfeld(en) bei Kalchreuth" von 1805 7, von „Heroldsberg" 8 und Weißenohe bei Gräfenberg 9, beide aus der gleichen Zeit. Das in Graphit- und Bleistift erfaßte, im Bildfeld eingerahmte Kalch­ reuther Dorfmotiv zeigt Architekturinteressenahme, wobei auch dem Turm­ bau Bedeutung eingeräumt ist. Der Turm war 1788/90 durch den Erlanger Universitätsmaurer Georg Christoph Fiedler errichtet worden; seine Erbauung hatte eine wechselvolle Geschichte, die der Kalchreuther Pfarrer Karl Gottlob Rehlen (1803 — 1857) 1840 in allen Einzelheiten monographisch veröffent­ lichte10. Die Zeit des Realismus schildert später 18 59 die einzigartige expo­ nierte Lage dieses weithin sichtbaren Kirchturms in der Nürnberger Landschaft; so beschreibt (der Imhoff’sche Rentenverwalter) in Nürnberg, Friedrich Leh­ mann den Ort in seinem im gleichen Jahr verfaßten Manuskript „Exkursion nach Kalchreuth" 11: „Als wir Heroldsberg im Rücken hatten, wendeten wir uns links von der Hauptstraße ab. Auf schönem Pfad durch Felder, Obstgärten und Wiesen gi(e)ng es eine gar nicht steile Höhe hinauf in das Kirchdorf Kalchreuth. Dieses durch seinen Kirchenbau weit berühmte Dorf liegt auf einer ziemlichen Höhe und ist weit und breit sichtbar. Besonders nimmt sich in der

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Christoph Wilder und Johann Adam Klein nach Bamberg, vgl. Franz Xaver Pröll: Das „Tagebuch reisender Künstler im August 1810“ und das „Skizzenbuch" Johann Christoph Wilders von seiner Reise nach Bamberg. In: Norica. Beiträge zur Nürnberger Geschichte. Nürnberg 1961 S. 57—68. Von Georg Christoph Wilder im Kupferstichkabinett des GNM (S. P. 7996, Kapsel 1099) eine große, teilweise lavierte Bleistiftzeichnung von der Innenansicht des Chors der Kalch­ reuther Kirche dat. Mai 1829, ebenda (Hz 3149—3153, Kapsel 634) auch Studienskizzen von Sakramentshäuschen, Altar und -Teppich mit Beschreibung von April und Mai aus dem gleichen Jahr. A. Andresen a. a. O. S. 65 Nr. 31; Blatt (um 1805/6) vorhanden im Kupferstichkabinett des GNM, ZR 686731/l970, Kapsel 1496a, ferner Stadtbibliothek Nürnberg Nor. K. 458 Nr. 129 und 130 und Nor. K. 31 Nr. 38. A. Andresen a. a. O. S. 65 Nr. 29; Kupferstichkabinett des GNM, ZR 68672®/l970, Kapsel 1496a, ferner Stadtbibliothek Nürnberg Nor. K. 458 Nr. 125, 126, 245 und Nor. K. 31 Nr. 39. — Landschaftsradierung mit dem Ortsteil an der Straße und dem oberen Markt, die auch in Würfels Diptycha 1759 erfaßt wurden. A. Andresen a. a. O. S. 65 Nr. 30; Kupferstichkabinett des GNM, ZR 6S6730/l97O, Kapsel 1496a, ferner Stadtbibliothek Nürnberg Nor. K. 458 Nr. 127, 128 und 196 und Nor. K. 31 Nr. 37. Karl Gottlob Rehlen: Der Kalchreuther Kirchthurmbau in den Jahren 1750 bis 1790 ... und der Kirchthurmbau vom Jahre 1709 und 1710. Nürnberg 1840 (Stadtbibliothek Nürnberg Amb. 608.8°). — Der gotische Bau wies nur einen Dachreiter über dem Chor auf; 28. 5. 1788 Grundsteinlegung des neuen Stein-Kirchturms im Nordwesten der Kirche durch Pfarrer Lutz (S. 57), 1789 Turmhelm von Zimmermeister Thaler in Erlangen, Bedachung von Konrad Grübel in Nürnberg (S. 61—64). F. Lehmann: Exkursion nach Kalchreuth und Umgegend mit Einschluß des Irrhains und Kraftshof S. 15—17 (Stadtbibliothek Nürnberg Nor. H. 438) — Ernst Hopp: Chronik von Kalchreuth. Erlangen 1892 S. 3 rühmt ebenfalls den weiten Ausblick auf und von Kalch­ reuth. — Johann Friedrich Lehmann (gest. 15. 9. 1863 in Nürnberg) war lt. Eintragung in der Nürnberger Stadtchronik 1863 mit der Nürnberger Stadtgeschichte und der Herr­ schaftssitze beschäftigt (fdl. Mitteilung Dr. Gerhard Hirschmann, Stadtarchiv Nürnberg).

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Ferne der mit weißem Blech belegte Kircht(h)urm bei Sonnenschein sehr gut aus, welchen einst der Flaschnermeister und Volksdichter Grübel belegt hat12. Keiner der Kalchreuth besucht, darf versäumen, von der Gal(l)erie des besag­ ten Kircht(h)urms aus die schöne Rund- und Fernsicht zu genießen. Das schönste Panorama liegt vor ihm. Südlich präsentiert sich wunderschön, mit ihrem ganzen Umkreis bis weit hinaus in die Schwabacher und Ansbacher Gegend, die Stadt Nürnberg. Westlich begegnet unser Auge der alten Veste nebst der Stadt Fürth und die auf Franken zu verlaufenden Ebene. Nördlich liegt das ganze schöne Schwabacht(h)al von den Gräfenberger Höhen an, dann der obstgärtenreiche Hetzles bis zur Stadt Erlangen nebst den vielen anmut(h)igen Ortschaften, Feldern, Wiesen und Waldparzellen, in Fernsicht. End­ lich ist östlich die Aussicht in die Gegend nach Hersbruck begränzt.“ Der Platz an der Hauptstraße von Kalchreuth wurde vom Zeichner von Süd­ westen bei der heutigen, über 150 Jahre alten Linde in Höhe des Leonhard Kollischan’schen Hauses Hauptstraße 13 mit Blickrichtung Nordosten erfaßt. Links öffnet sich das mit Kugelzier besetzte rundbogige Tor, von zwei kleinen (heute nicht mehr vorhandenen) Pappelbäumen flankiert, zu dem hinter der Mauer liegenden, links außerhalb des Bildfeldes befindlichen Hallerschloß 18. Hinter den Umfassungsmauern erhebt sich der mächtige, nur mit den zwei obersten Gaden sichtbare Kalchreuther Kirchturm mit kalottenförmiger wel­ scher Haube und Laterne, bekrönt von Kugel und Stern14; auch Einzelheiten der Ecklisenen mit Gesims und der Fensterprofile erscheinen in der Darstellung. Die beiden Giebel südlich und südöstlich des Turms bezeichnen deutlich das Langhaus und den höheren Chor der Kirche, wobei die Dächer auch in den Details der zwei südwestlichen Dacherker bzw. Gauben bis heute unverändert geblieben sind. Rechts hinter dem Pappelbaum schließt mit Krüppelwalmdach­ giebel hinter einem Gartenmäuerchen das Pfarrhaus (Haus Nr. 4)15 an. In diesen Jahren 1787 — 1807 war Paul Lutz aus Nürnberg Pfarrer in Kalch­ reuth 16. Das Haus mit Fachwerkgiebel zu äußerst rechts am Rande und von diesem überschnitten ist das nunmehr (1963/1970) vollkommen umgebaute der damaligen Bäckerei Krauß, später Müller, heute Bäckerei Georg Wiehgärtner (Haus Nr. 11)17. Es vertritt im Giebel statt des Krüppelwalms die 12 Im Manuskript „belegt haben soll" verbessert in „belegt hat". — 1836 erhielt der Turm ein neues Blechdach (vgl. C. G. Rehlen: Geschichte und Chronik von Kalchreuth a. a. O. 1847 S. 30); es ist anzunehmen, daß damals anstelle der viereckigen Fensteröffnungen der Laterne auf der Wilderschen Zeichnung die zierlich-stabförmigen der Rehlenschen von 1843 getreten sind. 13 Das Schloß ist nicht in diese Dorfansicht einbezogen; es muß dahingestellt bleiben, ob eine weitere dieses Motiv erfassende Darstellung Wilders existierte. 14 Der seinerzeit vergoldete Knopf und Stern wurde von dem Nürnberger Maler Götz am 4. 9. 1790 aufgesetzt (Rehlen, a. a. O. 1840 S. 67). 15 Frühmeßstiftungsbrief von 1520 aufgrund zweier Stiftungen des Nürnberger Bürgers Kunz Horn von 1514 und Hans Stör von 1520 (Rehlen a. a. O. 1840 S. 11 und S. 15/16) — Der heutige Neubau des Pfarrhauses (an der alten Stelle und unter Berücksichtigung des Vor­ gängerbaues) datiert 1910. 16 Paul Lutz, geb. 31. 7. 1753 in Nürnberg, gest. 8. 8. 1807 in Kalchreuth, Studium in Alt­ dorf, dort 1787 ordiniert; — Matthias Simon: Nürnbergisches Pfarrerbuch 1965 S. 139 Nr. 825 — frdl. Mitteilung Pfarrer Georg Kuhr, Nürnberg, Landeskirchliches Archiv. 17 Hausname Reisch — am 26. 9. 1813 wurde Bäckermeister Johann Krauß von Kalchreuth,

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Abb. 1: Platz an der Hauptstraße in Kalchreuth Zeichnung, 1806, von Johann Christoph Jakob Wilder Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum

Abb. 2: Platz an der Hauptstraße in Kalchreuth Photographie um 1890 Großgründlach, Baron v. Haller

Abb. 3: Platz an der Hauptstraße in Kalchreuth im Jahr 1971 Photo G. Gerardi, Bildstelle des Hochbauamts Nürnberg vom 16. 2. 1971

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stadtnahe Beziehungnahme des Bauernhauses des 18. Jahrhunderts. Eine enge über einige Treppenstufen erreichbare Gasse trennt, wie heute noch, Pfarrhaus und Umfriedungsmauer des Hallerschlosses. Ein Fuhrwerk mit Peitsche schwin­ gendem Bauern als Staffage ist rechts im Vordergrund angedeutet. Die Zeich­ nung weist sich auch durch diese Skizzierung des figürlichen Genres als Dorf­ landschaft aus, wie sie als lokalisierbares Hauptmotiv nicht sehr häufig vor­ kommt 18 und daher besondere Beachtung verdient. Die sachliche Darstellung der benennbaren Dorflandschaft: um „Kirche und Pfarrhaus in Kalchreuth“ ist aus dem Geist der Aufklärung verständlich lö. Die über dreißig Jahre spätere Pfarrbeschreibung Karl Gottlob Rehlens (Manuskripte im Landeskirchlichen Sohn des Bäckermeisters Georg Krauß, von Pfarrer Meister getraut (Kalchreuth, Pfarramt, Traubuch III S. 64 Nr. 9/1813) — frdl. Mitteilung Pfarrer Gerhard Kanzok, Kalchreuth. 18 In Sachsen und Schlesien wäre um 1790 der Görlitzer Christoph Nathe (1753—1806) mit landschaftlich erfaßten Dorfstraßendarstellungen zu nennen, vgl. Herbert Klinkhart: Chri­ stoph Nathe. Leipzig 1928 S. 88 — Ernst Scheyer: Schlesische Malerei der Biedermeierzeit. Frankfurt/M. 1965 S. 241 ff. S. 257 Abb. 86, S. 258 Abb. 87. 19 Vgl. auch eine Straßen-Zeichnung der Kleinstadt Lügde bei Paderborn im Album von Fried­ rich Fleischmann mit 38 Federzeichnungen einer Reise von London nach Nürnberg 1814 (GNM Hz 5217, Kapsel 730a, Blatt 23), wo Staffagefiguren mit zahlreichen Klöpplerinnen einen Haupterwerbszweig des als „deutsches Brügge" bezeichneten Orts dokumentieren. 16

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Archiv Nürnberg und im Pfarramt Kalchreuth) von 1843 bringt in der sach­ lich-objektgebundenen Darstellung der einzeln für sich gesehenen und von Norden erfaßten kirchlichen Bauten nur geringe Detailveränderungen. An älteren Photographien vom Ende des 19. Jahrhunderts (1890) war vom Stand­ platz Südwesten nur eine Aufnahme im v. Hallerschen Besitz in Großgründlach zu ermitteln20. 1869 hatten die Haller diesen Sitz, das Kalchreuther Schloß, verkauft21. Eisenbahntechnisch wurde der Ort am 2. 5. 1908 erschlossen22. Die neuere kunstgeschichtliche Literatur befaßte sich seit 1896 (Theodor Hampe)28 und 1911 (Hans Martin Sauermann)24, und anschließend auch die Geologie (1916)25 mit Kalchreuth, bis 1913 und 1924 mit der topographischen Identifizierung der beiden Dürer-Aquarelle (ehern. Bremen; Berlin) durch den Erlanger Biblio­ thekar Otto Mitius 26 in der Dürerforschung eine weite Interessenahme für diesen Ort geweckt wurde; sie wird seit 1923 dokumentiert durch Zeichnungen Fritz Griebels 27, der im väterlichen Pfarrhaus von Heroldsberg von den Fest­ stellungen des Erlanger Bibliothekars erfuhr. Um 1915/19 und in die 1920er Jahre fielen auch Rudolf Schiestls (1878 — 1931) wiederholte Maleraufenthalte in Kalchreuth28, ihm folgten Hermann Wilhelm (geb. 1897) im Sommer 1927 und 1932 29, Ernst Pflaumer (geb. 1905), Konrad Yolkert (geb. 1906) 80, die 20 Frdl. Recherchen Baron Helmut v. Haller, Großgründlach. 21 Vgl. Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 51, 1928 S. 21/22 (Ver­ einsführung durch Kalchreuth am 9. 9. 1928). 22 Die Strecke Erlangen-Eschenau wurde schon am 12. 11. 1866 eröffnet. 23 Theodor Hampe: Zwei mittelalterliche Dorsalien in der Kirche zu Kalchreuth. In: Zeit­ schrift f. christliche Kunst 1896 Nr. 4 S. 115—122. 24 Hans Martin Sauermann: Die gotische Bildnerei und Tafelmalerei in der Dorfkirche zu Kalchreuth. In: Beiträge zur fränkischen Kunstgeschichte, hrsg. v. Frch. Haack Heft 1 Er­ langen 1911. 25 Hans Scherzer: Die Kalchreuther Liasinsel. In: Fränkischer Kurier v. 17. u. 18. 11. 1916 (Stadtbibliothek Nürnberg Nor. 1184.4°) — derselbe auch: Geologisch-botanische Heimat­ kunde von Nürnberg und Umgebung. Nürnberg 1921 S. 121, 123, 139, 144, 149 — der­ selbe: Erd- und pflanzenkundliche Wanderungen durchs fränkische Land II. Nürnberg 1922 S. 7—14 (bibliograph. Mitteilung Prof. Dr. Florian Heller, Erlangen). 26 Otto Mitius: Dürers „Kirchdorf“ Handzeichnung vom Jahre 1510 in der Sammlung Bonnat zu Bayonne (Lippmann 3 55). In: Monatshefte für Kunstwissenschaft VI, 1913 S. 252 (Heroldsberg, Kalchreuth) — derselbe: Mit Albrecht Dürer nach Heroldsberg und Kalch­ reuth. Erlangen 1924 S. 8—14. — Friedrich Winkler: Die Zeichnungen Albrecht Dürers Bd. 1. Berlin 1936 Taf. Abb. 117 (Tal bei Kalchreuth, Berlin, gemalt von einem Stand­ platz beim Schenk’schen Haus Nr. 161 nördlich der Weißgasse in Kalchreuth), Taf. Abb. 118 (Dorf Kalchreuth, ehern. Bremen) — Zur topographischen Detailbestimmung des Ber­ liner Aquarells vgl. Willi Hilpert: Albrecht Dürers „Kalchreuth“-Aquarelle. In: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 5, 1958 S. 106/7, Abb. S. 102, S. 105 Abb. 3 und S. 107 Abb. 5, dort auch Abb. S. 101 und S. 107 Abb. 4 (Dorf Kalchreuth, ehern. Bremen). 27 Blick vom Schloß auf die Kirche von Westen nach Osten; Rohrfeder-, farbige Pastellzeich­ nung, Kupferstichkabinett des Germanischen Nationalmuseums Hz 5849 Kapsel 101 ld (Geschenk des Künstlers). 28 Heinrich Höhn: Fränkische Wanderungen. Zeichnungen aus den Skizzenbüchern von Rudolf Schiestl. Berlin 1925 S. 13, 15 und Taf. X (Bibliothek des GNM 8° K 998sh). 29 Hermann Wilhelm: Eine Landschaft ändert ihr Gesicht. Der Stangengarten unserer Hopfen­ gebiete in der Kunst. In: Fränkischer Kurier 3. 1. 193 8 Nr. 1 S. 5 (mit Abb.) — wie vor: Erinnerungen. Nürnberg 1969 S. 73—74.

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ihre Motive in der freien Natur in der näheren und weiteren Umgebung des Dorfes suchten, und unter den Neueren Hans Werthner (1933) 31. Im Dürer­ jubiläumsjahr 1928, als das Kehlbrünnlein westlich Kalchreuth durch Karl Weißmann auf der Antonius- und Pauluszeichnung Dürers topographisch er­ kannt wurde 32, aquarellierte Fritz Griebel33 auch von der Laterne des Turm­ helms aus den Tiefblick nach Osten ins Dorf hinab. In die 1920er Jahre fällt die künstlerische Wiederentdeckung von Kalchreuth. Den Erholung suchenden, motorisierten Städtern der Gegenwart aus Nürnberg und Erlangen ist die Schloßgaststätte mit Garten, die sich hinter dem Tor des alten Herrensitzes öffnet, noch eine beliebte Rast in der sich so grundlegend wandelnden Umwelt. Johann Christoph Jakob Wilders hiermit örtlich bestimmte Zeichnung von Kalchreuth von 1806 vergegenwärtigt ein bisher unbekanntes Dorfmotiv der Nürnberger und Erlanger Landschaft, das aus eigener Anschauung dem früheren heimatlichen Wanderer zwar bekannt, vom Standpunkt des Zeichners aber überraschenderweise bis in die jüngste Vergangenheit kaum eine Nachfolge vom Motiv her in der Darstellung gefunden hat.

30 Skizzenbuch Konrad Volkert 193 3 und 1934/3 5 mit Kaldireuther Ansichten von Norden (Besitz des Künstlers). 31 Bleistiftskizzenbuchblatt von Hans Werthner, datiert Kalchreuth 27. April 1933 (Motiv vom Dorfrand; GNM Hz 5645, Kapsel 645b). 32 Zeichnung Dürers um 1502 (Berlin; Winkler Nr. 182) — vgl. Fränkischer Kurier vom 11. 4. 1928 S. 11, zuletzt vgl. Anna Friedrich: Wir begegnen Albrecht Dürer. In: Fränkische Schweiz (Forchheim) 1971 S. 168—171 Abb. S. 170. 33 Kupferstichkabinett des GNM Hz 5850, Kapsel 101 ld (Geschenk des Künstlers) — Der Griebel-Schüler Toni Völkel, Nürnberg, zeichnete im Dürer-Jubiläumsjahr 1971 das PlatzBild in Feder (Germanisches Nationalmuseum, S. P. 10958 Kapsel 1099). 16 *

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DER NÜRNBERGER ORGELBAU IM 19. JAHRHUNDERT Von Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas Das Ende der Reichsstadtzeit brachte auch dem Nürnberger Orgelbau schwere Einbußen. Zwar war der Orgelbau in Nürnberg kein Handwerk mit eigenen Gesetzen und Ordnungen, sondern freie Kunst. Ob Handwerk oder freie Kunst, die Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse verspürten beide. Für den Orgel­ bauer kamen noch verschärfend die Auswirkungen der Säkularisation mit ihrem Überangebot an „überflüssigen“ Orgeln hinzu \ Es ist deshalb verständlich, daß die Nürnberger Orgelbauer in den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts nur eine unbedeutende Rolle spielen konnten. An Aufträgen für Neubauten fehlte es weitgehend. Mit Reparaturarbeiten war kein großer Ruf zu gewinnen. Die wirtschaftliche Basis reichte kaum zum Lebensunterhalt, zumal wenn das Hinterland fehlte. Deshalb wechselten viele Orgelbauer zum Klavierbau über, um hier einen — wenn auch bescheidenen — Marktanteil zu erobern. Mit mehr oder minder Glück versuchten dies Johann Georg Kuppler (1760—1840), Johann Jakob Bodechtel (1768—18 31) und Gottlob Emanuel Hüfner (1750— 1818)12. Wie infaust die Lage für den Orgelbau geworden war, beweist die Abwanderung in andere Berufs gruppen 3. Erst die dreißiger Jahre brachten eine Änderung dieser Situation. 1827 war in der Nürnberger St. Jakobskirche eine neue Orgel aufgestellt worden, auf der der fürstl. anhalt-dessauische Kapellmeister Johann Christian Friedrich Schneider 1828 ein Konzert gab. Darüber berichtete die angesehene Leipziger Musikalische Zeitung in ihrer Mainummer vom Jahre 1828: „Am Tage vor seiner Abreise ergötzte uns derselbe noch durch Fugen und Phan­ tasien auf der erst vorigen Jahres vollendeten Orgel in der St. Jacobs Kirche. Herr Bittner von Freystadt ist Erbauer des Werkes, das von Herrn Fr. Schnei­ der „tüchtig“ genannt wurde.“ 4 Schneider hatte anläßlich der Grundsteinlegung des Dürer-Denkmals sein Oratorium „Christus der Meister“ am 6. April 1828, dem 300. Todestag Dürers, aufgeführt. Im folgenden Jahr berief sich Meister Bittner in seinem an den Nürnberger Magistrat gerichteten Ansässigmachungsgesuch auf dieses Werk. „Da ich hier 1 Fischer-Wohnhaas, Bambergensia organa dispersa. In: Bericht des Hist. Vereins für die Pflege der Geschichte im ehemaligen Fürstbistum Bamberg 106. 1970, S. 439 ff. 2 Vgl. Wohnhaas, Nürnberger Klavierbauer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: MVGN 54. 1966, S. 145 ff. — In dieser Skizze haben wir Gottlob Emanuel Hüfner nicht als Klavierbauer erwähnt, da wir nur Orgelarbeiten von ihm kannten. Herr Dr. van der Meer machte uns freundlicherweise auf ein Tafelklavier des Orgel- und Instrumentenmachers G. E. Hüfner aufmerksam, das sich in der Smithsonian Institution in Washington befindet. 3 So lautet der Totenbucheintrag für Johann Paul Hüfner (ca. 1783—1844): Schreiner früher Orgelmacher. Freundliche Mitteilung von Frau Helene Burger, Archivarin am Landeskirch­ lichen Archiv Nürnberg. 4 Allgemeine Musikalische Zeitung, 1828 N. 19, Sp. 313 f.

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öfters zu thun habe und ich meine Geschäfte von hier aus mit größerem Vor­ theil betreiben könnte, so wünsche ich hierher überzusiedeln/' 5* * * * Augustin Ferdinand Bittner (sen.) war am 17. November 1787 in Lohen (Lk. Greding) als Sohn des Schreiners und Orgelbauers Johann Adam Bittner (1755—18 34) geboren worden. Der Vater stammte aus Weinsfeld, lernte die Schreinerei in Heideck, die Bildhauerei in Würzburg und übte zuletzt sein Ge­ schäft als Schreiner, Bildhauer, Maler und Orgelbauer in Untermäßing aus6. Verschiedene Altarbauten in den Landkreisen Hilpoltstein (Altenfelden, Lohen, Mindorf) und Parsberg (Velburg) werden ihm zugeschrieben7. Augustin Bittner ließ sich nach Beendigung seiner Lehrzeit 1809 zunächst in Freystadt als Schreinermeister und Orgelbauer nieder. „Ich habe mich“, wie er in seiner Nürnberger Eingabe betont, „seitdem fast ausschließlich der Orgel­ bauerei gewidmet und mir, wie ich mich rühmen kann, einigen Ruf in meinem Fache erworben“ 8. Daß Bittner mit seinem Übersiedlungsgesuch nicht über­ trieben große Töne anschlug, beweisen die Aufträge für neue Orgeln, die er in den folgenden Jahren erhielt. Zwar hatte er in Nürnberg kaum mit ernst­ hafter Konkurrenz zu rechnen, aber es galt doch, ein Absatzgebiet auf- und auszubauen. Bald unterstützten ihn die eigenen Söhne Johann Michael (1816—1896) und Augustin Ferdinand (jun.) (1818—1879) in der Werkstatt. Johann Michael bewarb sich nach Abschluß der Lehrzeit 1842 um die Bamberger Orgelmacher­ konzession — als Probestück wollte er die Reparatur der Orgel der Martins­ kirche übernehmen — scheiterte aber dann an der Resistenz der eingesessenen Bamberger Orgelbauer, ebenso wie vor ihm schon Michael Schlimbach aus Königshofen i. Gr.9. Johann Michael Bittner suchte dann ein Jahr später in seiner Heimatstadt Nürnberg um „aufnahme als Orgelbauer und Insasse“ nach, wobei er schon auf einige Arbeiten in Neudorf, Schammbach, Neunkirchen a. S., Kalchreuth und Mühlhausen — teils Orgelbauten, teils Reparaturen — ver­ weisen konnte. Da der Vater 1600 fl. für die Etablierung und Beschaffung von Werkzeug zur Verfügung stellte, wurde der „Nahrungsstand des Bittstellers für gesichert erachtet“ und seinem Gesuch stattgegeben 10. Auch 1844 erhob man keine Einwände dagegen, daß der jüngere Bruder Augustin Ferdinand als Meister und Teilhaber im Geschäft des Vaters aner­ kannt wurde11. Als Augustin Ferdinand sen. am 3. 10. 1850 kaum dreiund5 Stadtarchiv Nürnberg V c 25 No. 195. 6 Firmenarchiv Bittner Eichstätt — Pfarrbücherauszüge von Pfarrer Johann Leinfelder, Untermässing. Herrn Orgelbaumeister Augustin Bittner verdanken wir die Kenntnis dieser Quel­ lenauszüge. 7 Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken III, Bezirksamt Hilpoltstein, bearbeitet von F. Mader, München 1929, S. 34, 127, 223, 328. — Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg IV, Bezirksamt Parsberg, bearbeitet von F. H. Hofmann, München 1906, S. 231, 256. — Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler IV, Leipzig 1910, S. 74. 8 Siehe Anmerkung 5. 9 Pfarrarchiv St. Martin, Bamberg. Rep. II Nr. 31. Orgelbau St. Martin 1834. Eintrag vom 13. 9. 1842. 10 Stadtarchiv Nürnberg Vc 25 Nr. 4524. 11 Ebenda Vc 25 Nr. 4987.

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sechzigjährig starb 12, mußte der gleichnamige Sohn die Werkstatt weiterführen. Wie die vorläufige Werkliste beweist, fehlte es den beiden Brüdern nicht an Aufträgen. Sie firmierten getrennt12a; es läßt sich noch nicht endgültig beur­ teilen, ob alle Bittner-Orgeln aus den Nürnberger Werkstätten stammen; denn es existierte neben der Nürnberger Orgelbauerlinie noch die Hilpoltsteiner Linie mit Josef Bittner (1780—1863) und dessen Söhnen Max Bittner (1809—1870) und Josef Bittner (1822—1908). Letzterer verzog später nach Eichstätt, wo er die bis in die Gegenwart bestehende Orgelbauerlinie begründete. Die Hilpoltsteiner Linie endete mit Rupert (1841—1921), einem Sohn von Max Bittner. Die Eichstätter Linie ging von Josef auf seinen Sohn Josef Franz Bittner (1852—1915) über, der zwischen 1879 und 1897 zunächst die verwaiste Nürnberger Werkstatt weiterführte, dann aber der wachsenden Konkurrenz auswich und wieder nach

I

II

Joh. Adam Bittner (1755-1834) Untermäßing Franz Josef (1780-1863) Hilpoltstein

Aug. Ferdinand sen. (1787-1850) 1809 Frey Stadt 1827 Nürnberg

III

Max (1809-1870) Hilpo tstem

Josef (1822—1908) Hilpoltstein Eichstätt

IV

Rupert (1841—1921) Hilpoltstein

Josef Franz (1852-1915) Eichstätt 1879 Nürnberg 1897 Eichstätt

V

VI

Johann Michael (1816-1896) Nürnberg

Aug. Ferdinand jr. (1818—1879) Nürnberg

I

August (1880—1937) Eichstätt August jr. (* 1914)

Franz (* 1916)

12 Pfarrarchiv Unsere Liebe Frau, Nürnberg, Sterbebuch-Eintrag vom 3. Oktober 18 50. 12a Staatsarchiv Amberg. BA Tirschenreuth Nr. 747. Schreiben Augustin Bittners vom 11. 5. 1863: . .. „da ich und mein Bruder in Nürnberg 2 getheilte Geschäfte im Orgelbau bilden, so ist es nicht räthlich bey solchen Arbeiten miteinanderzuwirken, da verschiedene Arbei­ ten nur Störung des ganzen Baues verursachen würden und es besser ist, wenn solche Arbeiten aus einer Hand fließen ..."

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Eichstätt zurückkehrte. Sein Sohn August (1880—1937) und die noch lebenden Enkel setzten die Tätigkeit in Eichstätt forti3. Ihr gemeinsamer Ahnherr ist, wie die nebenstehende genealogische Über­ sicht zeigt, der bereits erwähnte Johann Adam Bittner. Fehlen in der orts- und pfarrgeschichtlichen Literatur also Vornamen und Daten, so ist die Zuweisung an eine bestimmte Werkstatt oder einen be­ stimmten Meister noch nicht endgültig möglich. Werksliste der Linie Bittner in Nürnberg August Ferdinand sen. (l), Johann Michael (2) und August Ferdinand jun. (3) Bittner in Nürnberg 14. 1824 Nb Kleinalfalterbach (l) 1825 Nb Reichertshofen (l) 1827 Nb Nürnberg — St. Jakob (l) 1828/29 Ub Nürnberg — St. Sebald (Traxdorforgel) (l) 18 31 Nb Beerbach — ev. Kirche, Nb Schwabach — Stadtkirche (l) 1833 Nb Nürnberg — St. Martha (?) 18 34 Nb Regnitzlosau — ev. Kirche (?), Nb Thalmässing — St. Gotthard (l) 18 35 Nb Leerstetten — ev. Kirche, Nb Möhrendorf — ev. Kirche (l), Nb Obermögersheim — Friedhofsk. 18 36 Nb Dormitz — kath. Kirche (l) 18 37 Rest. Lonnerstadt — ev. Kirche, Transf. Schirnaidl — kath. Kirche 18 38 Nb Nürnberg — Hl. Geist (l) 1839 Ub Alf alter 1840 Nb Rothenburg — St. Jakob (l), Nb Hemau/Opf. (l), Nb Ansbach — St. Ludwig 1843 Nb Vincenzbronn — ev. Kirche, Kästel (l oder 3) 1845 Nb Dinkelsbühl — St. Paul (2), Nb Vohenstrauß 1846 Nb Dinkelsbühl — St. Georg (l), Nb Unterickelsheim — ev. Kirche (2), Ub Regnitzlosau 1847 Erw. Nürnberg — HLGeist 1848 Nb Vierzehnheiligen (l), Nb Reinhardshofen — ev. Kirche (l) 1849 Erw. Marktsteft — ev. Kirche, Nb Eggolsheim — kath. Kirche (?) 18 50 Nb Röttenbach (3), Nb Töging/Opf. (?), Nb Griesstetten (2), Nb Waidhaus — Dreifaltigkeit (2), Nb Pleinfeld — Pfarrkirche 1851 Nb Wachenzell (?) 18 52 Nb Sulzbach — Stadtkirche (?), Nb Wels/Oberösterr., Nb Mosbach bei Feuchtwangen (3) 1853 Nb Wässerndorf (2) 18 54 Nb Oberelldorf (3),Nb Vorra 18 Siehe Anmerkung 6. 14 Nb = Neubau, Ub = Umbau, Erw = Erweiterungsbau, Transf. = Transferierung, Rest. = Restauration

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18 56 18 57 18 58 18 59 1860 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1872 1873 1876 1877 1878

Nürnberger Orgelbau

Nb Rothenbuch, Nb Memmelsdorf — kath. Kirche (3), Nb Mömsheim — kath. Kirche (?), Nb Obererlbach, Nb Salonorgel, Indu­ strieausstellung München Nb Kolitzheim (2), Rest. Eschenbach bei Hersbruck, Nb Ullstadt — ev. Kirche (3) Nb Kirchanhausen (?), Nb Krögelstein (?), Nb Landersdorf Transf. Gößweinstein — Franziskanerkirche (3), Nb Schwimbach, Nb Coburg — kath. Kirche (3), Nb Irlahüll (3), Nb Bischberg — kath. Kirche, Nb Uffenheim — Friedhofskirche (2) Nb Schönfeld — kath. Kirche (?) Nb Reitenlohe (?), Nb Sulzbürg (?) Ub Waldsassen (3), Nb Staffelstein — Stadtkirche, Nb Streitberg — ev. Kirche, Erw Seukendorf (l), Nb Reichenhall (3) Ub Marktbreit — Stadtkirche, Nb Sinnleithen, Nb Neumarkt, Nb Helena — Filialkirche (Opf.), Nb Gräfensteinberg (3) Ub Appenfelden (3), Lauf, Nb Kunigundenkapelle (3) Nb Dürrenried (3) Nb Lichtenfels — Stadtkirche (3), Nb Altenhann (2) Nb Walkersbrunn (3) Nb Erlbach — ev. Kirche (3), Nb Lettenreuth (3), Nb Wiebelstein (2) Nb Otterzhofen, Nb Greising (3), Nb Jachenhausen (3) Nb Gungolding (2), Nb Geiselwind (3) Nb Weidenschwang, Nb Mönchherrnsdorf Nb Reuth b. Forchheim, Nb Rückersdorf (3) Nb Kirchehrenbach, Nb Baunach — Pfarrkirche (3), Nb Offenbau, Ub Prächting (3) Ub Nürnberg — St. Sebald (3), Nb Waischenfeld (3)

undatiert: Nb Gleisenberg — ev. Kirche (2) Nb (Zeilitzheim/Aschenroth) (2) Nb Holnstein (Opf.) (3) Nb Füttersee (2) Nb Schwabach — Spitalkirche Nb Deggendorf — Hl. Grab Nb Poppenreuth Nb Iphofen — Stadtkirche (2) Nb Uetzing (l oder 3) Zu Beginn der siebziger Jahre zog sich Johann Michael Bittner in Nürnberg aus Altersgründen vom Orgelbau zurück, 1879 starb sein Bruder Augustin Ferdinand jun.15. Da keiner der beiden Söhne im Orgelbauerberuf zur Nach­ folge hatte 16, übernahm Josef Franz Bittner (18 52—1915), bisher in Eichstätt, 15 Pfarrarchiv Unsere Liebe Frau, Nürnberg, Sterbebuch-Eintrag vom 29. 11. 1879. 16 Ebenda. Am 24. 4. 1866 starb Georg Ludwig August Bittner, Orgelbauergehilfe im Alter von 21 Jahren.

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Abb. 1: Orgel von Augustin Bittner in Vierzehnheiligen (Zustand vor 1962)

Abb. 2: Bayreuth, Stadtpfarrkirche. Strebel-Orgel von 1913 (op. 217), 1918 verbrannt

Abb. 3: Entwurf für das Orgelgehäuse der kath. Kirche zu Itzing, Lkr. Donauwörth von 1901 (Josef Bittner op. 100)

Abb. 5: Erweiterungsentwurf für die Orgel der Heilig-Kreuz-Kirche in Nürnberg von 1908 (Strebei op. 147)

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Nürnberger Orgelbau

die Nürnberger Werkstatt, zeitweise unterstützt von seinem Vater17, der 1849 eine Orgelbauerwerkstätte gegründet hatte, die er später nach Eichstätt verlegte. Josef Franz Bittner war nach dem Besuch der Augsburger Gewerbeschule und beendeter Lehrzeit im väterlichen Betrieb „in verschiedenen angesehenen Orgelbauanstalten tätig" 18. Nach Ableistung der Militärdienstpflicht arbeitete er zunächst kurze Zeit mit dem Vater zusammen, um dann nach Nürnberg zu gehen. 18 82 konnte er die Werkstätte vergrößern, indem er sich an der Deutschhernnstraße ein eigenes Anwesen kaufte. Da ihm ab 1884 in Johannes Strebei eine scharfe Konkurrenz am Ort erwuchs, gab er 1897 die Nürnberger Werkstätte, die rund 70 Jahre bestanden hatte, auf und kehrte in den Eichstätter Betrieb, den er vom Vater übernommen hatte, zurück. Bedeutende Neuund Erweiterungsbauten, u. a. für Schloß Banz, Eichstätt, Ingolstadt, Neumarkt und Nürnberg, sind im Eichstätter Betrieb entstanden. Den Titel eines Hof­ orgelbauers erhielt Josef Franz Bittner am 7. Juni 1907. 1913 trat der älteste Sohn Augustin, der bereits seit 1908 in der väterlichen Firma gearbeitet hatte, als Teilhaber ein. Seit 1879 bis zum Tode von Josef Franz Bittner (f 25. Fe­ bruar 1915) waren 170 Orgeln in der Nürnberger bzw. Eichstätter Werkstätte hergestellt worden. Werkliste der Linie Josef Bittner, Eichstätt19

Josef, Josef Franz (Nürnberger Zeit 1879—1897) Nb Unteremmendorf, (Nb Mendorf), (Nb Wittesheim) (Nb Schelldorf), (Nb Lechsend) Nb Altdorf — kath. Kirdie, Nb Neunstetten, Nb Thalmannsfeld, (Nb Burggriesbach), (Veitsaurach) 1882 (Nb Pyrbaum — kath. Kirche), (Nb Bettbrunn), (Nb Aichkirchen) 1883 Nb Aurach 1884 Nb Kainsbach, Nb Veitsaurach, (Nb Pommersfelden — ev. Kirche), (Nb Mindelstetten) 1885 Nb Limbach — ev. Kirche, Nb Weißendorf — kath. Kirche, Nb Mörsach, (Nb Michelspoppenricht), (Nb Wiesen) 1886 Nb Waltersberg, Nb Eichstätt — Dom, (Nb Höchstadt — Stadtkirche), (Nb Herbolzheim) Nb Großenried, Nb Rudenshofen, Nb Theilenberg, Nb Treuchtlin1887 gen — kath. Kirche, Nb Rothenberg, Nb Lengenbach (Nb Hannberg) 1888 Nb Bitz — Filialkirche, Nb Rammersberg, Nb Schemfeld Nb Herrieden — St. Martin, Nb Klapfenberg 1889 1890 Nb Berching — Pfarrkirche, Nb Thannhausen, Nb Ingolstadt — Un1879 1880 1881

17 Das Nürnberger Adressbuch von 1881 erwähnt Bittner Josef sen. und jr., wohnhaft in der Brunnengasse 18. Im gleichen Hause wohnte auch Johann Michael Bittner. 18 Siehe Anmerkung 6, ferner Zeitschrift für Instrumentenbau Jg. 1915, S. 179 f. 19 Eingeklammerte Arbeiten sind nicht ganz gesichert; beispielsweise wurde ein Kostenvoran­ schlag gemacht, dessen Ausführung in den Akten nicht erwähnt ist, oder es fehlt eine Be­ stätigung in der orts- bzw. pfarrgeschichtlichen Literatur. Nach der Opuszahl sind diese Arbeiten wohl anzunehmen. 17

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1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1914 1915 234

Nürnberger Orgelbau

sere Liebe Frau, Nb Nürnberg — St. Johannis, (Nb Fürth — kath. Kirche), Nb Trisching Nb Hagenhausen, Nb Dietfurt (op. 47), (Nb Allersberg — kath. Kirche), (Nb Altenbanz), Nb Wallfahrtskirche Dechbetten (op. 46) Nb Loderbach, Nb Raitenbuch, (Nb Wasserzell) Nb Forth (op. 67) Nb Westheim/Windshofen (op. 54), Nb Gelbelsee, Nb Gleismuthhausen, Nb Behringersdorf Nb Berching — Mariahilfkirche, Nb Spalt — Pfarrkirche, Nb Lohr (op. 59), (Nb Ebermannstadt — Kapelle) Nb Eichstätt — Schutzengelkirche, Nb Unterölsbach, Nb Harenzhofen, Nb Paulushofen Nb Tagmersheim, Nb Pietenfeld, Nb Stöckelsberg, Ub Westheim bei Augsburg — Kobelkirche (op. 70) Nb Hofstetten (op. 71) Nb Buxheim, Nb Wolkertshofen (op. 76) Nb Tauberfeld, Nb Denkendorf, Nb Altendorf, Nb Roth a. S., (Nb Gempfing) Nb Lippertshofen, Nb Otting, Nb Ottmaring Nb Siegenhofen, Nb Großweingarten, Nb Pyrbaum, Nb Ruperts­ buch, Nb Velburg Nb Preith, Nb Heng, Nb Altenhof (op. 95), Nb Hitzhofen, Nb Heideck (op. 93) Nb Wiesenhofen, Nb Nassenfels, Nb Mantlach, Nb Pfahldorf, Nb Lengenfeld, Nb Itzing (op. 100) Nb Eichstätt — St. Peter, Nb Nürnberg — St. Elisabeth, Nb Seuversholz, Nb Banz, Nb Heldmannsberg (op. 105), Nb Auerbach Nb Oberhaunstadt, Nb Stopfenheim, (Nb Irgertsheim), Nb Daiting Nb Elting, Nb Biesenhard, Nb Landershofen, Nb Plankstetten, Nb Sornhüll Nb Pfalzpaint, Nb Lauterhofen — Anstaltskirche, Nb Obermässing, Nb Eichstätt — Kapelle Nb Bamberg — Karmeliterkirche, Nb Bergheim, Nb Gunzenheim, Nb Titting, Nb Hausorgel Wiedemann — Eichstätt Nb Pfünz, Nb Bergen, Nb Zandt, Nb Ellingen — Pfarrkirche, Nb Enkering, Nb Joshofen, Nb Meiling, Neumarkt — Stadtkirche Nb Euerwang, Nb Feldkirchen, Ub Ochsenfeld, Nb Burgwindheim Nb Kinding, Nb Liebenstadt, Nb Morsbach, Nb Schambach Nb Attenfeld — Filialkirche, Nb Herrieden — Stadtkirche, Nb Aberz­ hausen Nb Breitenbrunn, Nb Buxheim, Nb Osterberg, Nb Friebertshofen, Nb Unsernherrn Nb Beilngries — Stadtkirche, Nb Dömdorf, Nb Hilpoltstein — Stadt­ kirche, Nb Laibstadt, Nb Zirndorf — kath. Kirche Nb Döllwang, Nb Kraftsbuch, Nb Pollenfeld, Nb Buchenhüll, Nb Drosendorf (Erw. Virnsberg), (Nb Kupferberg)

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Nürnberger Orgelbau

Die Aufgabe der Nürnberger Werkstatt durch Bittner steht in Zusammen­ hang mit der Neugründung der Harmonium- und Orgelfabrik in Nürnberg durch Johannes Strebei im Jahre 1884. Strebei stammte aus Forchtenberg in Württemberg. Er wurde am 27. Januar 1832 als Sohn des Pfarrers Valentin Strebei geboren. Über seinen Werdegang schreibt er selbst: „Meine Lehrzeit habe ich bei einer der ersten Firmen Deutschlands, dem inzwischen schon längst verstorbenen Orgelbaumeister E. F. Walcker in Ludwigsburg nach vorausge­ gangener solider theoretischer Vorbildung absolviert, war dann zu weiterer Ausbildung in verschiedenen bedeutenden Geschäften in Stuttgart, Barmen, namentlich auch Paris bei Cavaille-Coll tätig, später etwa 20 Jahre als tech­ nisch mitwirkender Teilhaber an einer namhaften bayerischen Orgelbauansalt beteiligt.“ 20 Leider ist der Niederlassungsakt im Stadtarchiv Nürnberg, der uns vermutlich ausführlicher über Strebeis Lebensweg bis zu Beginn der achtziger Jahre hätte berichten können, im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen 21. So geben uns nur die sporadischen Selbstzeugnisse und der Nekrolog in der Zeit­ schrift für Instrumentenbau näheren Aufschluß über Strebeis Werdegang22. Nach Abschluß der polytechnischen Schule in Stuttgart begann Strebei seine sechsjährige Lehrzeit in der Orgelbauwerkstätte Walckers2S. Als Gehilfe blieb er noch zwei Jahre bei Walcker und ging dann weitere zwei Jahre zu Georg Friedrich Steinmeyer nach Oettingen 24. 18 58 kehrte er nach Stuttgart zurück, um sich in der Firma J. & P. Schiedmayer Kenntnisse im Harmoniumbau zu erwerben25. Von 1860 bis 1862 arbeitete er bei dem Barmer Orgelbauer A. Ibach & Sohn 26 und anschließend bei Cavaille-Coll in Paris, der wohl der bedeutendste französische Orgelbauer im 19. Jahrhundert war27. Ein Angebot, die Firmenvertretung von Cavaille-Coll in Spanien zu übernehmen, lehnte er ab. 1864 assoziierte er sich mit G. F. Steinmeyer in Oettingen 28. Strebeis Start in Nürnberg verlief verhältnismäßig reibungslos. Nach kleinen Anfängen wuchs sein Geschäft stetig an, so daß er bereits 1890 eine neue, größere Fabrik in der Nähe des Hauptbahnhofes mit Dampfbetrieb eröffnen konnte. Die Auftragslage war damals schon so, daß Termine wegen Mangel an Arbeitskräften nicht eingehalten werden konnten, und die Harmonium­ fabrikation wurde zeitweise ganz aufgegeben. Andererseits verspürte er als 20 Archiv Steinmeyer-Oettingen, Bestand Strebei, Cop. 3, Brief vom 13. 9. 1890. Die Kenntnis dieser Akten verdanken wir Herrn Fritz Steinmeyer sen. und jr. 21 Stadtarchiv Nürnberg Rep. C 7 A I. Bd. Verbrannte Niederlassungsakten 1862—1900, Vc 25 Nr. 30768. 22 Zeitschrift für Instrumentenbau Jg. 1909, S. 1049 f. 23 Über Walcker vgl. H. Klotz, Art. Waldcer in MGG XIV, 1968, Sp. 141 ff. 24 F. Högner, Hundert Jahre G. F. Steinmeyer & Co. 2 847—1947, o. O. u. J. (Drude C. H. Bede, Nördlingen), S. 6 f., 11 f. 25 Den ersten ausschließend fabrikmäßigen Betrieb für den Harmoniumbau hatte J. und P. Schiedmayer in Stuttgart im Jahre 1853 gegründet. Vgl. K. Schafhäutl, IV. über musika­ lische Instrumente. In: Bericht der Beurtheilungs-Commission bei der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München im Jahr 1854, hrsg. von Fr. B. W. von Hermann, 6. Heft, München 1855, S. 65. 26 Über Ibach vgl. H. Neupert Art. Ibach in MGG VI. 1957, Sp. 103 3 ff. 27 Siehe auch H. Klotz, Art. Cavaille-Coll in MGG II, 1952, Sp. 920 ff. 28 Siehe Anmerkung 22. 17

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Nürnberger Orgelbau

Arbeitgeber ganz die Spannungen, die sich aus der Verteuerung der Arbeits­ kraft durch Lohnsteigerungen und Sozialleistungen und des Geldes auf dem Kapitalmarkt ergaben. Als Orgelbauer mit hervorragender technischer Erfah­ rung und Unternehmer mit kaufmännischer Begabung stand Strebei gleichrangig an der Seite jener Orgelbaumeister des 19. Jahrhunderts, die sich dem tech­ nisch-wirtschaftlichen Fortschritt ergeben und aus dem alten Kunsthandwerk einen neuen Industriezweig entwickelt hatten. Er verstand es, die grundlegen­ den Neuerungen im Orgelbau, die von Walcker ausgegangen waren, mit Stein­ meyerscher Solidität und eigener Erfindungsgabe so zu verbessern, daß sie auch heute noch — trotz überholter Technik — ihre Funktion erfüllen. 1887 erhielt Strebei die Goldene Medaille des Bayerischen Gewerbemuseums und 1906 war er bei der Bayerischen Jubiläums-Landesausstellung mit einem Werk vertreten. In den fünfundzwanzig Jahren seines Nürnberger Wirkens — er starb am 23. Juni 1909 29 — verließen fast einhundertsiebzig neue Orgel­ werke seine Nürnberger Werkstätten. Strebeis besonderes Verdienst war es, daß er die alten Orgelgehäuse beigehielt, wenn es einigermaßen vertretbar war. Weit über Mittelfranken hinaus, nach Oberfranken, in die Oberpfalz, später auch nach Südwestthüringen, reichte sein Einfluß. Er übernahm nicht nur den „protestantischen“ Anteil des früheren Bittner-Einzugsgebietes in Mittel­ und Oberfranken, sondern auch teilweise den Steinmeyerschen Kundenkreis. Erbitterte Konkurrenzkämpfe entstanden auch mit J. Wolf in Bayreuth30 wohl aus Anlaß von „Grenzbegradigungen“, obgleich man die konfessionell abge­ steckten Einflußbereiche gegenseitig im allgemeinen respektierte. Im Gegensatz zu Bittner, bei dem für die Nürnberger Werkstatt kein Fir­ menarchiv mehr vorhanden ist, können wir Strebeis Oeuvre lückenlos rekon­ struieren. Die Söhne von Johannes Strebei, Wilhelm und Hermann, kehrten 1921 in das Haus Steinmeyer zurück. Beide Söhne waren seit 1890 bzw. 1893 im väterlichen Betrieb tätig gewesen und hatten 1908, ein Jahr vor dem Tod ihres Vaters, die Firma übernommen. Die Ungunst der wirtschaftlichen Ver­ hältnisse nach dem ersten Weltkrieg veranlaßte sie zur Aufgabe der Firma. Die wichtigsten Geschäftsunterlagen kamen zu Steinmeyer, wo die „Copierund Dispositionsbücher“ sowie eine Reihe von Aufnahmebüchern und Akten als eigener Bestand archiviert sind 30a. Willy Strebei übernahm in der Folge das Nürnberger Büro der Firma Steinmeyer, die sich nun G. F. Steinmeyer & Co. (Steinmeyer und Strebei) nannte 31.

29 Fränkischer Kurier. Mittelfränkische Zeitung. Nürnberger Kurier 77. Jg. Nr. 312 vom 21. Juni 1909 — Pfarr-Archiv St. Peter, Nürnberg, Beerdigungsbuch S. 76 Nr. 265. Strebei wurde auf dem Johannes-Friedhof beigesetzt. 30 Über Wolf siehe Fischer-Wohnhaas, Bayreuther Orgelbauer in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 51. 1971, S. 226 ff. 3°a Vgl. dazu Fischer-Wohnhaas, Süddeutsche Orgeln aus der Zeit vor 1900. Eine Bestands­ aufnahme auf Grund der Aufzeichnungen der Orgelbauer Strebei in Nürnberg (im Druck). 81 Siehe Anmerkung 24. Nach dem Tode von Wilhelm Strebei (f 12. Febr. 1939) wurde wieder die alte Firmenbezeichnung G. F. Steinmeyer & Co gewählt.

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Nürnberger Orgelbau

Werkliste der von der Firma Johannes Strebei erbauten neuen Orgeln82 Römische Ziffern bezeichnen die Anzahl der Manuale, arabische die Registerzahl.

188 5 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902

Alf alter 1/7, Oberndorf (Opf.) 1/7 Freihung (Opf.) 1/8 Höchstädt (Ofr.) I/ll, Baiersdorf — Gottesackerkirche 1/4, Nürnberg — ev. Vereinshaus 1/6, Wilhermsdorf II/13 Hagenbüchach 1/5, Emskirchen II/15, Stübach 1/9, Neustadt/Aisch — Präparandenschule II/5, Rothenburg — Franziskanerkirche 11/12, St. Helena I/ll, Wunsiedel — Spitalkirche 1/7, Nürnberg — Hl. Geist-Spital 1/7, Hetzelsdorf I/lO Baudenbach 1/9, Bischofsgrün 11/18, Großhaslach I/ll, Mögeldorf II/13, Kelheim 1/7, Weimersheim I/lO Nürnberg — St. Matthäus II/13, Reichenschwand I/lO, Wernsbach 1/10, Aschaffenburg — ev. Kirche 11/16, Schwarzenbach (Saale) 11/20, Laubendorf 1/7, Nennslingen I/ll Zautendorf 1/8, Regensburg — Dreifaltigkeitskirche 11/32, Schney II/12, Förbau 1/7, Dietersdorf bei Schwabach 1/9, Neudorf bei Pap­ penheim 1/9 Weibhausen I/lO, Wüstenstein I/lO, Taschendorf 1/9, Brunn 1/8, Bruck 11/10, Roßstall 11/20, Schnabelwaid I/ll, Thurnau — Friedhofskirche 1/7, Unterschlauersbach 1/6 Schwand I/ll, Altdorf — Seminar II/4, Nürnberg — Christuskirche 11/29, Herrnneuses I/l 2 Oberhöchstädt I/l2, Dietenhofen I/ll, Kaubenheim 1/6, Altdorf — Stadtkirche 11/24 Nürnberg — Blindenanstalt II/lO, Neustadt/Aisch — Spitalkirche 1/9, Burkersdorf II/12, Kunreuth I/ll, Altershausen 1/6, Schwebheim 1/8 Mühlhausen II/17, Hambühl 1/9, Altdorf — Seminar 11/18, Strößendorf II/15, Miltenberg II/15, Obersulzbach I/ll Feucht II/15, Großbirkach 1/8, Kirchfembach 1/7, Küps II/18, Trebgast II/17, Laubenzedel I/ll, Langensteinach 11/14 Nürnberg — St. Lorenz (Chororgel) I/l2, Artelshofen 1/7, Henfenfeld II/12, Rocksdorf 1/6, Veitsbronn I/ll, Weilheim I/ll, Birken­ feld I/ll Neustadt/Aisch — Präparandenschule 1/2, Untersteinach II/16, Fürth — St. Paul 11/27, Oberferrieden II/12, Pegnitz 11/22 Bischwind 1/7, Peesten II/12, Nürnberg — St. Peter 11/30, Veitlahm 1/10, Gemünda II/12, Nürnberg — Fabrikbesitzer Külb II/8, Schön­ berg II/12, Reppemdorf 11/13, Trumsdorf 1/9 Weingartsgreuth 1/7, Nürnberg — Herz-Jesu-Kirche (Interim-Orgel) 1/7, Altdorf — Seminar II/4, Nürnberg — Hl.-Geist-Kirche 11/29, Zell bei Schweinfurt 1/8, Eichfeld II/12, Vach II/15,

82 Bei der Aufstellung des Werksverzeichnisses war uns Fräulein Else Gemhard behilflich, der auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

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1903 1904

1905

1906

1907

1908

1909

1910

1911

1912

1913 238

Nürnberger Orgelbau

Weiden 11/24, Buch a. Forst 1/9, Wengen 1/5, Dietersdorf (Ofr.) 1/6, Schernau 11/12, Reichshardsroth 1/5, Kirchrimbach II/14, Burghaslach II/l 5, Ottensoos II/13, Krassolzheim 1/7 Immeldorf 11/12, Höttingen 1/7, Happurg 11/14, Nürnberg — St. Se­ bald (Engelschor) II/10, Neustadt/Aisch — Präparandenschule 1/2, Tirschenreuth II/12, Königsberg i. Franken 11/15, Bachhausen 1/8, Kemmoden 1/5 Wirbens II/16, Königstein II/14, Nürnberg — Stadttheater I/ll> Kulmbach — Gottesackerkirche 1/5, Sulzbürg — Schloßkirche 11/12, Herzogenaurach 11/24, Keidenzell 1/7, Bürglein II/12, Nürnberg — Kulturverein III/44 Schauerheim II/12, Eismannsberg 1/7, Elbersberg II/14, Castell 11/15, Nürnberg — St. Sebald (Hauptorgel) 11/28, Walldorf (Thür.) 11/14, Postbauer 1/8, Rugendorf II/13, Weißenbrunn II/14, Fürth — Auf­ erstehungskirche 11/21 Erlangen — Altstädter Kirche 11/25, Lauf — kath. Kirche II/lO, Amp­ ferbach — kath. Kirche II/12, Pressig-Rothenkirchen 1/4, Kulmbach — St. Petri 11/24, Harsdorf II/8, Uehlfeld 11/16, Abtswind 11/13, Lauf — Stadtkirche 11/21 Nürnberg— Hl. Kreuz 1/7, Lenkersheim II/11, Schwabach — Hospital­ kirche II/12, Schnaittach — prot. Kirche 1/5, Büchenbach bei Schwabach II/13, Penzenhofen — Filialkirche 1/5, Greiselbach 1/6, Segnitz II/9, Kleinweisach II/9, Duttenbrunn II/lO, Mantel II/lO, Mupperg 11/15 Lehrberg II/ll, Michelau II/15, Schweina (Thür.) 11/24, Thurnau — Pfarrkirche II/l5, Wolfrathshausen — prot. Kirche II/lO, Fürth — Synagoge 11/12, Nürnberg — Herkulessaal II/l 5, Rosenberg II/9, Walsdorf II/l 3, Büttelbronn II/9, Eltersdorf 11/12 Münchenreuth II/8, Sachsen bei Ansbach II/14, Weidenbach — Got­ tes ackerkirche 1/4, Adelsdorf — kath. Kirche II/l5, Barchfeld/Werra (Thür.) 11/21, Immelborn (Thür.) II/9, Erzingen II/ll, Ermershausen II/ll, Bad Steben 11/22, Nürnberg — St. Michael II/lO, Weißenstadt — Friedhofskirche 1/6, Wernshausen (Thür.) II/l 5, Altenstein II/l 3, Nenzenheim II/ll, Mörlbach II/9 Neuherberg 1/6, Fürth — St. Heinrich 1/7, Nürnberg — Synagoge 11/30, Wallmersbach II/12, Großalfalterbach II/lO, Stadtsteinach — kath. Kirche 11/23, Lauscha (Thür.) 11/28, Rothenstadt II/lO, Stelzen II/ll, Sassendorf 1/6, Neustadt/Aisch — Präparandenschule II/9 Spielberg II/9, Nemmersdorf II/l3, Edelsfeld — kath. Kirche II/ll, Volsbach II/l2, Kelheim II/lO, Domheim II/9, Unterneuses 1/6, Nürnberg — Herz-Jesu-Kirche 11/28, Lauf — Kunigundenkapelle 1/7, Tauberzell II/lO, Habelsee II/9, Westheim bei Haßfurt II/lO, Ans­ bach — St. Gumbertus-Schwanenritterkapelle II/l 2 Röthenbach bei Lauf 11/32, Rohr II/l3, Westheim a/Hall 11/24, Sulz­ kirchen II/l2, Heidingsfeld II/l 8, Buchschwabach 11/18, Glashütten

MVGN 59 (1972)

1914

1915 1916 1917 1920

Nürnberger Orgelbau

II/6, Nürnberg — Rangierbahnhof St. Paul 11/22, Bayreuth — Stadtkirche III/60, Unterickelsheim II/9, Eschenau bei Haßfurt II/8 Nürnberg — Südfriedhof II/lO, Rudolstadt 11/17, Dottenheim II/lO, Altdorf — Seminar 11/22, Hausen (Mfr.) 1/4, Albertshausen II/7, Entenberg II/lO, Gärtenroth II/lO, Dietersdorf bei Schwabach 11/13, Brünn bei Eisfeld (Thür.) II/14, Neunkirchen bei Weiden II/lO, Barchfeld/Ilm (Thür.) II/9, Eibach 11/16 Altdorf — Seminar II/ 3, Altdorf — Seminar II/ 3, Wallendorf (Thür.) II/14, Mehlmeisel II/11, Jässerndorf II/lO, Gattendorf II/lO, Alfers­ hausen II/ll Redwitz II/14, Custenlohr II/9, Gräfenthal 11/29, Heinersdorf 11/14 Schwabach — kath. Kirche II/lO, Zapfendorf II/l5, Thurndorf 11/12 Dörnach — Goetheanum (Schweiz) 11/30

Bildnachweis. Die Vorlagen zu den Abbildungen stellten uns dankenswerterweise das Baye­ rische Staatsarchiv Neuburg/Donau (BA Donauwörth NS 6205 Anschaffung einer neuen Orgel für die Filialkirche zu Itzing 1901) und das Landeskirchliche Archiv Nürnberg (Prot. Kirchen­ vermögen der Stadt Nürnberg 74 Nr. 23) zur Verfügung. — Die Aufnahme der Bittner-Orgel von Vierzehnheiligen (Zustand vor 1962) stammt von Pressefoto Emil Bauer, Bamberg. Der 1848 auf gestellte Orgelprospekt wurde im Zuge der 1958 durchgeführten Innenrestauration der Kirche dem neuen Ton angepaßt, wobei 1962 der mittlere Gehäuseteil entfernt wurde und der obere Gehäuseteil auf das Untergehäuse gesetzt wurde. — Das Foto der 1918 ver­ brannten Strebel-Orgel der Stadtkirche Bayreuth wurde aus einer alten Druckschrift der Firma Strebei reproduziert.

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FRIDOLIN SOLLEDER ZUM GEDENKEN

Am 31. März 1972 verstarb im 86. Lebensjahr Professor Dr. Fridolin Solleder, Direktor der staatlichen Archive Bayerns, von 1940 bis 1953 Leiter des Staatsarchivs Nürnberg. Als der gebürtige Niederbayer nach Franken kam, konnte er schon auf eine erfolgreiche Berufslaufbahn und auf ein ansehnliches wissenschaftliches Werk zurückblicken. Die mit „summa cum laude“ bewertete Dissertation über Münchens Stadtwirtschaft im Mittelalter bildete die Grund­ lage für das große Werk „München im Mittelalter“ von 1938. Für seine Heimatstadt hatte er von 1911 bis 1918 das „Urkundenbuch der Stadt Strau­ bing“ bearbeitet. Neben diesen beiden großen Büchern verzeichnet seine Biblio­ graphie eine Vielzahl größerer und kleinerer wissenschaftlicher Aufsätze, die zum großen Teil in der 10 Jahre lang von ihm redigierten Zeitschrift „Das Bayerland“ erschienen sind. Gleich nach seiner Ankunft in Nürnberg trat Solleder unserem Verein bei, dem er bis zum Tode die Treue hielt. In den Jahren 1946 bis 1961 gehörte er dem Beirat an. In dieser Eigenschaft hat er die Vereinsarbeit durch manchen guten Rat und vielerlei Anregungen wesentlich gefördert. Besonders am Her­ zen lag ihm die Genealogie. Als Vorsitzender der Gesellschaft für Familien­ forschung in Franken hat er 1949 die „Freie Schriftenfolge“ dieser Gesellschaft ins Leben gerufen, in der dann die beiden ältesten Nürnberger Ehebücher und später die Nürnberger Totengeläutbücher veröffentlicht wurden. Mit dem Auf­ satz über die „Begegnung mit Veit Stoß und der Künstlerfamilie Hertz in Nürnberg“ hat er selbst einen schönen Beitrag zur Erforschung der Familie des bedeutenden Künstlers geliefert. Bleibende Verdienste um Nürnbergs Geschichtsforschung erwarb sich der Verstorbene durch die umsichtige und frühzeitige Bergung der wertvollen Be­ stände des Staatsarchivs Nürnberg im Zweiten Weltkrieg. Seiner Tatkraft und seinem Organisationstalent ist es zu verdanken, daß die für die Reichsstadt unersetzlichen einmaligen Quellen heute noch ebenso vollständig der Forschung zur Verfügung stehen wie vor 1939. In der Zeit von 1941 bis 1944 wurden 98 % der Bestände des Staatsarchivs Nürnberg in 117 Möbelwagen und 15 Lastkraftwagen in 36 in Mittelfranken und in der Oberpfalz gelegene Ber­ gungsorte gebracht. Dem entschlossenen Archivdirektor stand auch das Glück zur Seite. An den Auslagerungsorten erlitten die Archivalien durch Kriegs­ einwirkungen nur ganz geringe Schäden. Ebenso energisch wie Solleder die Auslagerung durchgeführt hatte, betrieb er sofort nach dem Ende des Krieges die Rückführung des Archivgutes ins Nürnberger Staatsarchiv, dessen Gebäude er unter Einsatz des eigenen Lebens vor der völligen Zerstörung bewahrt hatte. Die Quellen standen dadurch der wissenschaftlichen Stadtgeschichtsfor­ schung schon bald wieder zur Verfügung. Das danken ihm noch heute viele Doktoranden, die im Staatsarchiv Nürnberg bereits wieder arbeiten konnten, als andernorts noch lange Zeit die Archivbestände unzugänglich blieben. 240

Solleders Verdienste um die Erhaltung wertvollsten Kulturgutes fanden ihre Anerkennung durch die Verleihung der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg. Die Philosophische Fakultät der Universität Erlangen verlieh ihm für seine Vorlesungstätigkeit über Historische Hilfswissenschaften den Titel eines Hono­ rarprofessors. Zum 80. Geburtstag am 28. August 1968 ehrten ihn Freunde, Kollegen und Schüler durch die Herausgabe einer Festschrift, für die der ihm besonders verbundene Dr. Horst Heldmann ein liebevoll gezeichnetes Lebens­ bild schrieb und eine ausführliche Bibliographie bearbeitete. Leider war es Professor Dr. Fridolin Solleder nicht mehr vergönnt, sein großes Alters werk, eine umfangreiche Quellenveröffentlichung über den kur­ fürstlichen Hof in München zur Zeit des Staatskanzlers Kreittmayr während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Abschluß zu bringen und ver­ öffentlicht zu sehen. So lange dem Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg Mitglieder angehören, die Solleder gekannt haben, wird dem aufrechten Mann eigener Prägung ein gutes Andenken bewahrt bleiben. Gerhard Hirschmann

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BUCHBESPRECHUNGEN Erich M u 1 z e r : Nürnberg. Hundert Bilder und hundertmal Geschichte. Nürnberg, Verlag Hans Carl 1970. 119 S., 100 Abb. Über Nürnberg sind bereits zahlreiche Bildbände mit verschiedenen Zielrichtungen erschienen. Der Verfasser, der im vergangenen Jahr eine geographische Dissertation über den Wiederaufbau vollendet hat, hat 1954 als gelungene Skizze das „Nürnberger Bürgerhaus“ behandelt, 1961 das weiter ausgreifende „Vor den Toren Nürnbergs“ und 1965 einen sehr instruktiven Band über „Nürnbergs Erker und Chörlein“ ver­ öffentlicht. Kraft seiner Sachkenntnis gibt er nun in seinem neuen Buch zu 100 eigenen Photos auf 116 Seiten historische und kunsthistorische Erläuterungen, die leicht ver­ ständlich geschrieben sind und viel Neues und Interessantes bieten. Mulzer versucht „die Nürnberger Baudenkmäler als geschichtliche — nicht nur künstlerische — Aus­ sagen zu verstehen“. Fast jedes Bild gibt den Anstoß zu einer kleinen Darstellung aus der Vergangenheit der Stadt; so leitet z. B. der Weinstadel zum früheren Wein­ handel, das Rathaus zur Organisation der reichsstädtischen Verwaltung oder ein Brun­ nen zur Technik der alten Wasserversorgung über. Auf S. 7 bringt der Verfasser ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis der wichtigsten behandelten Themen der Nürn­ berger Geschichte, unter denen auch der Wiederaufbau nach 1945 auftritt. Dem Autor ist es geglückt, den sog. „Sekretariatsbau“, («Burg 13“) als das Geburtshaus des ver­ dienstvollen Kupferstechers Johann Adam Delsenbach (geh. 1687), der aufschlußreiche topographische Ansichten von Altnürnberg veröffentlicht hat, zu ermitteln (Bild 13, S. 23). Auf S. 16/17 kommt der Verfasser anläßlich des Bildes 7 (Albrecht-DürerHaus) auf die Bedeutung seines Bewohners von 1509—1528 zu sprechen. Er erwähnt dabei, daß dieses Gebäude zu Lebzeiten des Künstlers anders als heute ausgesehen hat. Damals hat es nämlich den „berühmten Dürerblick“ von der Wohnstube auf die Burg wahrscheinlich noch nicht gegeben, da der Rat erst um 1546 den Platz vor dem inneren Tiergärtnertor (Tunnel) durch den Ankauf und Abbruch eines ganzen Häu­ serblocks geschaffen und damals erst als abschließende Südfront die Wirtschaft „Schranke“ erbaut hat. Mulzer beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Nürnberger Bürgerhaus, das er in seinen vielen Varianten sachkundig schildert. Die öffentlichen Gebäude, auch die be­ sonders interessierenden „unterirdischen Bauten“, werden berücksichtigt, während die Kirchen und sakralen Objekte ziemlich zurücktreten. Die malerischen Fotos zeugen von dem Auge eines Künstlers und sind nicht all­ täglich, schon weil sie öfters von Standpunkten aufgenommen worden sind, die all­ gemein schwer zugänglich sind. Auch wer Altnürnberg zu kennen glaubt, wird in die­ sem Buche auf unbekannte Schönheiten hingewiesen. Der Autor schöpft aus seinen reichen Kenntnissen, die er sich in umfangreichen lokalen und Archiv-Studien ange­ eignet hat. Da der Verfasser den Leser zu weiterer Beschäftigung mit der Geschichte und mit den Baudenkmälern Nürnbergs anregen will und sogar zu Archivforschungen auffordert, vermißt der Rezensent eine kurze Zusammenstellung der wichtigsten ein­ schlägigen Literatur. Doch hätten wenigstens auf Seite 119 mit den Buchtiteln das Kurzinventar der Kunstdenkmäler Nürnbergs von Fehring/Reß (1961), das unvoll­ ständige „Bürgerhauswerk“ von Fritz Traugott Schulz (hrsg. vom Verein für Ge­ schichte der Stadt Nürnberg 1908—1933) und die „Satzungsbücher der Reichsstadt Nürnberg im 14. Jh.“ (1965) zitiert werden können, die das älteste Baurecht der Reichsstadt mit wichtigen und aufschlußreichen Vorschriften enthalten. 242

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Hervorhebenswert erscheint, was der Verfasser zur Baugeschichte und zum Baurecht Altnürnbergs und besonders über die Bauweise im Holzfachwerk zu sagen weiß. Der Rezensent pflichtet dem Verfasser bei, wenn er das Rückgebäude Obere Schmiedgasse 54—58 (Bild 4) mit dem Halbwalmgiebel als das älteste bzw. altertümlichste Fach­ werkhaus Nürnbergs aus der 1. Hälfte des 15. Jh. bezeichnet. Der älteste datierte Fachwerkbau mit öffentlichem Charakter ist m. E. der 1446 errichtete Weinstadel, der neben dem Bauhof in Bad Windsheim einer der wenigen erhaltenen frühesten Groß­ bauten Süddeutschlands in Fachwerktechnik sein dürfte. Wenig bekannt erscheint auch die Feststellung, daß die Höfe Weinmarkt 6 (Bild 69) und Weißgerberstr. 23 (Bild 71) als die schönsten und intimsten Bürgerhaushöfe des 16. Jh. anzusprechen sind. Leider ist der auf Seite 65 abgebildete Weiserhof (Theresienstr. 7: bisher als „Krafft’sches Haus“ bezeichnet), der als die großartigste Hofanlage Nürnbergs zu bezeichnen ist, nicht mehr ganz erhalten. Auf Seite 11 bezeichnet Mulzer die „Mietskaserne“ als „Erfindung des 19. Jh. oder der Barockzeit“. Wer aber noch die Altstadt Nürnberg vor der Zerstörung 1945 genau gekannt hat, wird sich vielleicht an die hohen Fach­ werkhäuser in der engen Dörrers- und Kühnertsgasse oder an das Ritter- und Juden­ höflein sowie an die Wunderburggasse erinnern. Der Rezensent weist darauf hin, daß es Mietshäuser in Nürnberg bereits um die Wende des 14. zum 15. Jh. („Zinshäuser“ im Satzungsbuch IV genannt) und erst recht im 16. Jh. (z. B. im „Tannengärtlein“) infolge des raschen Anwachsens der Bevölkerungszahl Nürnbergs von ca. 25 000 Ein­ wohnern im Jahre 1396 bis auf ca. 50 000 in der Mitte des 16. Jh. gegeben hat. Wie allgemein unklar noch heute die Siedlungsentwicklung Altnümbergs erscheint, ist bei Mulzer auf Seite 103 zu Bild 19 zu erkennen. Der Rezensent hat auf Grund der Vor­ arbeiten von Max Bach, Hans Seibold, Friedrich August Nagel und Reinhold Schaffer sowie kraft eigener Studien versucht, in einem Stadtplan, den er 1966 seiner „Kleinen Geschichte Nürnbergs“ beigegeben hat und der auch im „Bayerischen Geschichtsatlas“ (hrsg. von Max Spindler und Gertrud Diepolder) enthalten ist, die topographische Entwicklung Altnürnbergs so darzustellen, wie sie vermutlich stattgefunden hat. Es ist zu wünschen, daß einmal dieses längst fällige Thema kritisch untersucht wird. Mulzer stellt auf S. 26 fest, daß bei etwa 40 Häusern der Altstadt Nürnberg das Fachwerk noch unter Verputz liegt. Der Autor mahnt freimütig, bei künftigen Restau­ rierungen von diesen Häusern das historische Fachwerk freizulegen und mit passender Ölfarbe zu streichen. Mit Recht weist er darauf hin, daß Nürnberg, dessen alte Sub­ stanz durch die Verluste im letzten Krieg stark geschmälert worden ist, auf diese Weise die „historische Reserve“ der Stadt „mobilisieren“ könnte. Wenn Polen und die DDR sehr viel für den Wiederaufbau ihrer zerstörten Altstädte getan haben, so wird wohl Nürnberg, das doch auf Fremdenverkehr angewiesen ist, auch noch mehr für die Verbesserung seines „historischen Images“ tun dürfen. Zuschüsse der Stadt und des Landesamts für Denkmalspflege an die Eigentümer solcher Altstadthäuser sollten die Wiederherstellung des alten Zustandes wesentlich erleichtern. Deshalb wäre es zu wünschen, daß Mulzers Buch in die Hand jedes Besitzers von Altstadthäu­ sern, vor allem in den Besitz der Denkmalspfleger und Architekten, die in Nürnberg arbeiten, sowie der Verantwortlichen der Stadtverwaltung, gelangt. Dies scheint gegenwärtig um so notwendiger zu sein, als gerade in letzter Zeit man­ ches dieser alten Bürgerhäuser seine schöne Fassade verloren hat und das Fachwerk statt einer stilgemäßen Instandsetzung unter Verputz gelegt worden ist. Unter diesen Umständen haben Mulzers Bildband und Ausführungen wertvollstes Dokumentations­ material der „Vereinigung der Freunde der Altstadt Nürnberg e. V.“ (1. Vorsitzender: Dr. med. Hellmut Kunstmann; Sprecher: Dr. Erich Mulzer) geliefert, als diese im Herbst 1971 die Öffentlichkeit auf die notwendige Restaurierung dieser Privathäuser 243

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aufmerksam machte und zur Sammlung für einen Geldfonds zu diesem Zweck auffor­ derte. Sehr verdienstvoll ist es daher, daß der Verlag Carl, Nürnberg, diesen gut ausgestatteten Bildband herausgebracht hat. In diesem wirkungsvoll gestalteten Werk kön­ nen die Nürnberger ihre Heimatstadt von neuen Seiten kennenlernen und Fachleute wertvolle Anregungen erhalten. Werner Sdmltheiß Kurt Schall, Die Genannten in Nürnberg = Nürnberger Werkstücke zur Stadtund Landesgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Bd. 6, 1971. XII und 180 S., 9— DM. Über den Kleineren Rat in Nürnberg, der vom 13. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die Geschicke der Reichsstadt lenkte, sind wir durch die ältere und

neuere Literatur weitgehend unterrichtet. Dagegen fehlte bisher eine wissenschaftliche Untersuchung über die Genannten des Größeren Rates. Diese Lücke will nun die vor­ liegende Dissertation ausfüllen. Die Selbstverwaltung Nürnbergs wurde seit dem 13. Jahrhundert durch den 1256 zum ersten Mal urkundlich erwähnten Kleineren Rat und durch den Größeren Rat geleitet. „Genannte" lassen sich zwar erst seit 1276 nachweisen, und es ist nicht klar, woher diese Einrichtung nach Nürnberg kam. Bereits um 1200, sicher aber 1219, hat es in Nürnberg eine Art Aktionsausschuß der Bürgerschaft gegeben, der die dem König geschuldete Stadtsteuer sammelte und ablieferte. Wahrscheinlich wurden Bür­ ger, die sich hervortaten, zu Vertretern der Bürgerschaft gegenüber der Obrigkeit gewählt. Diese Personen dürften als „Genannte", als „Ausschuß" und als Vertrauens­ männer der Bürgerschaft anzusehen sein. Man kann wohl annehmen, daß diese „Ge­ nannten" die Vorgänger der Consules gewesen sind und daß auch die ersten Scabini (Schöffen) in ähnlicher Weise berufen wurden. Denn es ist auffallend, daß auch später alle Ratsherren und Schöffen vor ihrer Wahl in den Kleinen Rat Genannte sein mußten und ihnen auch nachher die Rechte und Pflichten eines Genannten zukamen. Sie blieben bemerkenswerterweise den übrigen Ratsherren immer durch ihren Genannteneid verpflichtet. Zuerst erfolgte die Berufung zum Genannten. Wurde ein solcher in den Kleinen Rat gewählt, so führte man ihn als Genannten weiter. Ein Ausscheiden aus dem Rat beeinflußte seine Stellung als Genannter nicht. Genannter war also die allgemeine Bezeichnung für Vertreter der Bürgerschaft. Jeder Consul und Scabinus war in dieser Eigenshaft Genannter und durch einen über die gewöhnlichen Bürgerpflichten hinausgehenden Genannteneid gebunden. Der Personenkreis, dem die Genannten angehörten, war bis zur Mitte des 14. Jahrh. ausschließlich das Patriziat. Erst etwa zwei Jahrzehnte nah dem sogenannten Hand­ werkeraufstand von 1348/49, vor allem nah einer 1368 in Augsburg gelungenen Revolution der Zünfte, entshloß sih der Nürnberger Rat 1370 zu einer Verfassungs­ änderung. Es wurden nun 8 Genannte aus dem Handwerkerstand in den Kleinen Rat der 26 Consules und Scabini auf genommen. Der Rat beteiligte fortan auh niht mehr alle Genannten am Erlaß wihtiger Gesetze, sondern nur noh einen Ausshuß der Genannten, nämlih die 8 „Alten Genannten". Diese wurden sämtlih dem Patrizierstand entnommen, sie waren vom Rat ernannt, hatten im Rat Stimmreht, waren aber ebenso wie die 8 Genannten des Handwerkerstandes (mindestens seit 1480) niht zum regelmäßigen Besuh der Ratssitzungen verpflichtet, sondern nur zu bestimmten Sitzungen geladen. Der gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstandene Größere Rat der Genannten war bis zum Jahre 1794 kein selbständiges Gremium; er hatte weder Vorstandshaft noh Geschäftsordnung, keinen eigenen Versammlungsraum, auh niht das Reht der 244

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Selbstergänzung. Die Politik des Kleinen Rates ging schon im 14. Jahrhundert dahin, die Mitwirkung der Genannten am Stadtregiment möglichst zu beschränken. Bereits um 1320 nahmen die Genannten in der Regel nicht mehr an den Ratssitzungen teil. Mit ihnen wurde auch später nur das besprochen, worüber sich der Rat bereits ge­ einigt hatte. Das Verhältnis zwischen Kleinerem und Größerem Rat war durch die Unterordnung der Genannten gekennzeichnet. Die letzteren hatten dem Kleinen Rat Gehorsam gelobt. Sie mußten seine Anordnungen befolgen und seine Gebote beachten. Die Zahl der Genannten war nicht festgelegt. Im Jahre 1317 gab es 46 Genannte, um 13 30 zählte man 52. Nach 13 57 wurde jährlich eine wechselnde Zahl von Patriziern, Kaufleuten, Handwerkern und Gelehrten zu Genannten berufen. Im Jahre 1520 waren 266 Genannte verzeichnet, um 1594 wuchs ihre Zahl auf etwa 400 an, um 1630 auf etwa 500 und im Jahre 1674 erreichte sie mit 516 Genannten den Höhepunkt. Dann verringerte sich die Zahl. 1787 betrug sie noch 279 und im März 1794 nur 237. Das Recht der Berufung von Genannten mißbrauchte der Kleinere Rat dazu, nach und nach ganze Berufsstände vom Genanntenamt und damit vom Stadtregiment mehr und mehr auszuschließen. Von den zwischen 1503 und 1519 neu auf genommenen 244 Genannten übten nur 25 ein Handwerk aus. Im Zeitraum von 1520 bis 1607 wurden 185 Handwerker Genannte — gegenüber 1515 Patriziern. 1674 waren unter 516 Genannten 90 Handwerker. Nachdem der Kleinere Rat im 17. Jahrhundert die einflußreichen Personenkreise der Mediziner und Juristen ge­ schickt vom Genanntenkollegium nahezu ausgeschlossen hatte, ging er dazu über, im Größeren Rat auch den Einfluß der Kaufleute zu beseitigen. 1787 waren nur noch 33 der 279 Genannten Kaufleute. Dagegen stellten die Handwerker — ganz gegen die frühere Übung — 118 Genannte (denn die Handwerker überließen erfahrungsgemäß die Entscheidung dem Ratl). Die Mehrheit der Genannten bildeten zu jeder Zeit die Patrizier. Der Rat verfolgte konsequent das Ziel, immer mehr Patrizier zu Genannten zu berufen und sie durch Zuteilung von Beamtenstellen abhängig zu machen. Erst durch eine nach langen Streitigkeiten erkämpfte Verfassungsänderung erhielt der Größere Rat mit dem sogenannten Grundvertrag von 1794/95 wieder die Posi­ tion, die er zu Beginn des 14. Jahrh. eingenommen hatte. Das auf 250 Mitglieder festgesetzte Genanntenkollegium wurde nun eine Behörde mit ausführenden Organen und regelmäßigen Versammlungen. Dies änderte aber nichts mehr an der damals bereits hoffnungslosen politischen Lage der Reichsstadt. 1806 kam Nürnberg zu Bayern, 1808 wurde der Rat aufgelöst. Das Genanntenkollegium vegetierte noch einige Jahre, bis es 1811 ebenfalls der Auflösung verfiel. War somit der politische Einfluß der Genannten seit dem 15. Jahrhundert gering, so erschien doch die Berufung zu diesem Amt als eine hohe, erstrebenswerte Ehre. Sie bedeutete vor allem eine höhere soziale Stellung. Genannte konnten zu Schöffen des Bauerngerichts berufen werden, auch zu sogenannten Viertelmeistern; die Gassen­ hauptleute waren meist Genannte. In Krisenzeiten und bei außergewöhnlichen An­ lässen betraute der Rat die Genannten mit Sonderaufgaben. Am wichtigsten war je­ doch das Recht der Genannten, Urkunden zu siegeln, wobei allerdings immer zwei Zusammenwirken mußten. Die Genannten übten damit eine Tätigkeit aus, die an anderen Orten nur dem Rat und Gericht zustand. Von zwei Genannten gesiegelte Urkunden hatten dieselbe rechtliche Wirkung und Beweiskraft wie die gerichtlichen. Nach den Bestimmungen der „Nürnbergischen Reformation“ konnten die Genannten Prozeßvollmachten, Schenkungen, Ehe- und Erbverträge sowie Kaufverträge bestäti­ gen. Auch der Verkauf von Eigenzinsen konnte nicht nur vor Gericht, sondern auch vor zwei Genannten erfolgen. Eine Einschränkung machte hier allerdings der Rat: Er ließ 1517 alle lese- und schreibunkundigen Genannten feststellen und verbot ihnen 1519, Testamente und Urkunden zu siegeln. 245

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Gerne hätte man über die Ausübung des Rechtes der Genannten, auch Urkunden über Besitzveränderungen von Grundstücken und Anwesen zu siegeln, etwas mehr er­ fahren, denn gerade diese Funktion wirkt sich noch bis heute aus. Sie ist die Ursache, daß in Nürnberg das so sehr vermißte Häuserbuch nicht erscheinen kann, da die Genannten-Urkunden, die nicht protokolliert werden mußten, meist verloren gingen und somit die Besitzerfolge der Nürnberger Häuser in reichsstädtischer Zeit nur in weni­ gen Fällen völlig lückenlos feststellbar ist. Alles in allem: eine nützliche Arbeit, die über die Nürnberger Verfassungsgeschichte viel Neues und bisher wenig Beachtetes bringt. Wilhelm Schwemmet Willibald Pirkheimer 1470/1970. Dokumente, Studien, Perspektiven. Anläßlich des 500. Geburtsjahres herausgegeben vom Willibald-Pirkheimer-Kuratorium und im Jahre 1970 verlegt bei Glock u. Lutz in Nürnberg, 294 S„ 45,— DM. Der Geburtstag des Patriziers, Ratsherrn und Gelehrten Willibald Pirckheimer wurde nur im Schatten Albrecht Dürers gefeiert. Dies ist zwar etwas ungerecht, da der Nürnberger Humanist, wenn auch weniger als schöpferischer Mensch, so doch als Vermittler die geistige Situation seiner Zeit und damit auch Dürers Kunst entschei­ dend beeinflußte, aber durchaus verständlich. Es ist eben entschieden schwieriger, das Lebenswerk eines Mannes zu würdigen, das in erster Linie aus einem nur zum Teil erschlossenen, schwer entzifferbaren und zumeist in lateinischer oder griechischer Sprache überlieferten handschriftlichen Nachlaß besteht, als das sichtbare seines Freun­ des, das in unzähligen Reproduktionen erschlossen ist. Daher gab es auch kein Willibald-Pirckheimer-Jahr, sondern zur Eröffnung des Dürer-Jahres eine von der Stadt­ bibliothek Nürnberg am 5. Dezember 1970 in einer Ausstellung gestaltete PirckheimerDokumentation und das Pirckheimer-Enkomion, gehalten von Professor Karl Kerenyi, in der Kaiserburg, der dafür mit dem „Willibald-Pirckheimer-Gratiale“ ausgezeichnet wurde. Daneben wurden im Rahmen einer gemeinsam vom Bildungszentrum der Stadt Nürnberg und dem Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg veranstalteten Universitäts-Woche vier Vorträge gehalten, die in der Zwischenzeit im Jahrbuch für fränkische Landesforschung (Bd. 31) veröffentlicht worden sind. Ein bereits 1970 an­ gekündigtes Buch des Wienand-Verlages Köln: Willehad Paul Eckert und Christoph von Imhoff: „Willibald Pirckheimer, Dürers Freund —im Spiegel seines Lebens, seiner Werke und seiner Umwelt“ wurde erst um die Wende 1971/72 fertiggestellt, und der von Dr. Joseph Pfänner bearbeitete Band 3 des „Pirkheimer-BriefWechsels“ ist leider bis heute noch nicht erschienen. Gerade durch letzteren würden neue Quellen er­ schlossen werden, denn in sämtlichen neueren Aufsätzen werden hauptsächlich nur M. Goldast, E. Reicke, A. Reimann, H. Rupprich, K. Rüdl u. C. J. Burckhardt ge­ nannt. Daher ist es dem Verlag Glock und Lutz besonders zu danken, daß er Willibald Pirckheimers Leben und Werk auf seine besondere Art und Weise würdigt. Die Bei­ träge sind meistens von Mitgliedern des Willibald-Pirkheimer-Kuratoriums geschrie­ ben. Im Nachwort der Redaktion schreiben die redaktionellen Betreuer Karl Borromäus Glock und Ingeborg Meidinger-Geise: „Im rechten Licht besehen, setzt das Werk den Dialog fort, der das wesentliche Kennzeichen des Willibald-PirkheimerKuratoriums ist: ein Gespräch, in dem fortwährend die Geschichte befragt, die Gegen­ wart überprüft und die Zukunft entworfen wird“. Nur etwa 130 von den 300 Seiten des Buches befassen sich mit dem Leben, dem Werk und der Welt Willibald Pirckheimers. Wenn auch der Verzicht auf Auszüge aus dem Schweizer Krieg, aus Eccius dedolatus (von W. P.?) und Laus Podagrae berechtigt 246

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ist, scheint die aus vier Briefen (1513—1523) und der Elegie auf den Tod Albrecht Dürers bestehende Auswahl aus dem Werk Pirckheimers etwas knapp. Vielleicht wäre es doch richtig gewesen, den einen oder anderen der folgenden Briefe oder Schrift­ stücke in diesem Zusammenhänge zu veröffentlichen: Brief Willibald Pirkheimers an seinen Vater. Padua 4. 5. 1491; Colloquium de animae post mortem statu. Nieder­ schrift eines Traumes von Willibald Pirkheimer am 25. 8. 1501; Brief Willibald Pirk­ heimers an Dr. Johann Eck (nicht vor Ende 1515); Pirckheimers Schriftsatz in der Bannangelegenheit; Brief Pirckheimers an den kaiserlichen Bau- und Brückenmeister in Wien Johann Tschertte (in dem er diesem den Tod Albrecht Dürers mitteilt); Weh euch jr munch vnd nunnen, so außgeloffen seyt; Schutzbrief für das Klarakloster, 1529, die letzte grundsätzliche Äußerung Pirckheimers über die Reformation. Viel­ leicht wäre das Bild Pirckheimers dadurch vollkommener geworden. Dietmar Pfister hat in der Vorbemerkung zu seinem Aufsatz: „Pirkheimers Zeitund Gesinnungsgenossen in Nürnberg“ geschrieben: „Jubiläen, Todesfälle und der­ gleichen dienen der Eigenrepräsentation. Das Objekt ist Anlaß. Dabei gelingt die Eigenrepräsentation umso vollkommener, je mehr das Objekt hier aufgefeiert wird. Dies erfordert Prunk und Pracht, die am leichtesten geschaffen werden durch Über­ bewerten von Persönlichkeiten und deren Leistungen, durch einseitige Betonung der Positiva, durch Ausklammerung von Zwist und Zweifel“. Pfister hat diese Überbewer­ tung vermieden. Auch Willehad Paul Eckert, Hans Max von Aufseß und Christoph von Imhoff beschäftigten sich vor allem mit Pirckheimers Leben. Eckert berichtet, mit Briefen fundiert, über dessen Beziehungen zu Erasmus von Rotterdam. Mit eleganter Sprache schildert Hans Max von Aufseß den Feldobristen und Humanisten, den man einerseits gerne „zum Teufel“ gewünscht hätte, der andererseits aber wegen seiner „Verdienste um die Stadt“ unentbehrlich war. Aus dem „Tugendbüchlein" des Hans VII. Imhoff entwickelt Christoph von Imhoff einen „Lebensspiegel Willibald Pirk­ heimers“. Die Menschen um ihn, die Zeit und die Umwelt sind das Thema für die Aufsätze „Wer oder was sind Pirkheimers Zeit- und Gesinnungsgenossen in Nürn­ berg“ (Dietmar Pfister), „Skepsis und Geschichtsbewußtsein / zur Signatur der Epoche Willibald Pirkheimers“ (Hubert von Welser) und „Die wirtschaftliche Umwelt Willi­ bald Pirkheimers“ (Wolfgang von Stromer). Eine Willibald-Pirckheimer-Bibliographie von Karl Borromäus Glock beschließt den ersten Teil des Buches. Der Rest des Buches mit den Kapiteln „Der Nürnberger Humanismus der Gegen­ wart im Zeichen Willibald Pirkheimers“, „Das Lob der Gegenwart für Willibald Pirk­ heimer“, „Humanismus als unzerstörbares Prinzip des Daseins“ und „Humanisten antworten auf Gegenwartsprobleme“ sollte als das gewertet werden, was das Willibald-Pirkheimer-Kuratorium von dem Humanisten Willibald Pirckheimer in die heu­ tige Zeit rettete, zu retten oder in diese heutige Zeit zu übersetzen und sich mit ihr im Sinne Willibald Pirckheimers auseinanderzusetzen versucht. Probleme, die die Welt zum Teil sehr heftig bewegen, werden hier behandelt und verdienen gelesen zu wer­ den. Das Buch ist im ganzen gesehen keine wissenschaftliche Arbeit über Willibald Pirck­ heimer, wenn auch im ersten Teil Wesentliches auf historischen Studien beruht, es ist ein Werk, das den Menschen heute Willibald Pirckheimer verständlich machen könnte-

Franz Xaver Pröll

Albrecht Dürer, Kunst einer Zeitenwende. Hrsg, von Herbert Schade. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 1971. 143 S., 12 Abb., 9,80 DM. Das Büchlein bringt sechs Vorträge, die bei der Katholischen Akademie in Bayern aus Anlaß des Dürerjubiläums in Nürnberg gehalten wurden. Der Vortrag Karl Bosls 247

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„Gesellschaftliche Anpassung und persönliches Engagement. Kirche, Welt und Indi­ viduum im Reformationszeitalter'' unterrichtet über die geschichtliche Umwelt, in die Dürer gestellt war. Nach Bosl trat in der Geschichte des Christentums im Reforma­ tionszeitalter trotz des Verlustes der Einheit kein Kontinuitätsbruch ein, seine Grund­ struktur wurde erst im Aufklärungszeitalter erschüttert. Die Reformatoren befreiten die Gläubigen von der hierarchischen Bevormundung und führten zu einer sozialen und religiösen Neuorientierung. Bernhard Rupprecht will mit seinem Beitrag „Malerei und Realität, der Bildanspruch der Vor-Dürerzeit“ nachweisen, daß Dürers Schaffen auch schöpferische Auseinandersetzung mit der für ihn grundlegenden Schicht der deut­ schen Spätgotik ist. Die Sprache, deren sich der Verfasser bei diesem schönen Thema bedient, ist mir weitgehend unzugänglich. Wenn da die Rede ist von einer „sachlich dinglichen Präzisierung“, wenn das Bild nach ihm Stellung zu nehmen hat „zur sensualistisch-empirischen Dimension der Welt“, wenn vom Goldgrund des Tucheraltars behauptet wird, er stelle sich „als Indifferenzmoment trennend zwischen die Elemente der Gestaltung“, er verhindere „die Einfügung des Gegenstandes in eine Bild-Logik — ja die Bild-Logik selbst“, so muß gesagt werden, die vielleicht brauchbaren Gedanken des Verfassers — man ahnt natürlich schon, was er meint — müßte er in einer für die Allgemeinheit bestimmten Veröffentlichung in einer Sprache darlegen, die klar und verständlich ist. Gedanken, die in einer schwer faßbaren und jeder Deutung offenen Sprache vorgetragen werden, lassen sich natürlich auch nicht widerlegen, denn wer weiß schon, was der Autor genau sagen wollte I Aufschlußreich und dabei bis auf den letzten Satz verständlich ist die Abhand­ lung von Karl-Adolf Knappe, „Tradition und Neuschöpfung im religiösen Werk Albrecht Dürers“. Die Verdrängung des Plastischen in den Altarwerken durch die Malerei, Dürers Hinwendung zur Druckgraphik, die schließlich das Schwer­ gewicht seines Schaffens wurde, und „eine heute kaum mehr voll nachzuempfin­ dende Volkstümlichkeit und Aktualität“, Dürers Selbstgefühl mit dem Bedürfnis, sich zu Christus „hinaufzustilisieren“, sein Mitvollzug der Trennung von Kirche und Kunst, das sind nur einige der fruchtbaren Beobachtungen Knappes. Peter Strieder be­ richtet von Dürers Auffassung des Porträts. Der Künstler meinte: „Auch behelt das gemell dy gestalt der menschen nach irem sterben“. Er war darin dem Italiener Alberti gefolgt, der seinerseits wieder auf eine antike Quelle zurückgeht. Als künstlerische Voraussetzungen des selbständigen profanen Porträts nennt Strieder das Stifterbildnis und das Devotionsdiptychon, ein Erinnerungsmal zur Fürbitte. Dürers wichtiger An­ teil an der Entwicklung der Porträtkunst liegt — neben der Aussagekraft seiner Bild­ nisse, besonders des Selbstporträts — darin, daß er mit Hilfe der graphischen Tech­ niken das vervielfältigte Bildnis neu schuf. Dabei nähert er sich dem römischen Grab­ denkmal, dessen Kenntnis z. B. das Kupferstichbildnis Pirckheimers voraussetzt. Antike Grabinschriften waren nicht nur aus einer Sammlung Peutingers bekannt, ein Nürnberger, der ihm so nahe stehende Hartmann Schedel, hat schon in den 90er Jah­ ren antike und andere Grabinschriften gesammelt. „Die Bedeutung des gedruckten Bildes bei Dürer“ untersucht Hermann Bauer. Er weist darauf hin, daß die gedruckten Bilder Dürers, der in allen damals bekannten drucktechnischen Medien gearbeitet hat, sein bedeutendster Beitrag zur abendländischen Kunstgeschichte waren. Der Auffas­ sung von Wolfgang Braunfels über „Die reformatorische Bewegung im Spiegel von Dürers Spätwerk“ wird im wesentlichen allseits zugestimmt werden. Zu der Frage des ursprünglichen Zwecks der Vier Apostel bemerkt Braunfels, die Behauptung, es habe sich hiebei anfänglich um die Flügel eines großen Altars gehandelt, scheine unausrott­ bar. Sie wird unausrottbar bleiben. Wer je in der Frari-Kirche in Venedig die Altäre von Bellini und von Vivarini gesehen hat, kann an einen ursprünglichen Zusammen248

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hang der Dürertafeln mit dieser Altarform nicht zweifeln. Wie sollte Dürer ein so ungewöhnliches Bildformat gewählt haben, ohne daß ihm zunächst ernsthaft ein Trip­ tychon vorschwebte! Fritz Scknelbögt Wilhelm Funk, Das rechte Maß bei Albrecht Dürer und bei den alten Meistern. Nürnberg, Glock u. Lutz, 1971, 19 u. 104 S., 24 Kunsttafeln. 12,80 DM. Es handelt sich um die zweite revidierte und ergänzte Auflage des erstmals 1955 erschienenen Werkes, das schon damals zu Recht sehr starke Zustimmung und Aner­ kennung gefunden hat. Einige Kunsthistoriker des 20. Jh. -- auch solche von Ruf — wenden sich erbittert gegen die Annahme fester Bezugszahlen und zugehörige geo­ metrische Konstruktionselemente bei Kultbauten und menschlichen Gestalten und wollen alles nur dem Feinempfinden des Künstlers zuweisen. Die Wissenschaftshisto­ riker von heute erbringen jedoch unwiderlegbare Beweise für die Richtigkeit der in dieser Schrift sehr geschickt dargestellten Konstruktionstheorie der großen Meister des 15. Jh.; sie läßt sich bis in die Zeit des Barock, des Rokoko, der Aufklärung und der Romantik genauestens verfolgen und wurde erst um die Jahrhundertwende ver­ lassen. Zu der großen Zahl von Literaturangaben, die der Verfasser für seine schon im Titel erkennbare These vorbringt und durch interessante Abbildungen mit hinzu­ gefügten Konstruktionslinien illustriert, kann hinsichtlich Dürer vor allem hinzuge­ fügt werden, was H. Rupprich in der vorbildlichen Edition des Sdiriftlidien Nachlasses, Berlin 1956,1966,1969 ausgeführt hat. Hieraus wird deutlich, daß Dürer schon während des ersten Aufenthaltes in Italien von der Existenz bestimmter Regeln als Kenn­ zeichen für harmonisch wirkende menschliche Gestalten und architektonische Elemente wußte und sich ihrer zu bemächtigen suchte. Später hat er sich um genauere Angaben bei antiken Schriftstellern bemüht und über den Kanon der griechischen Künstler Näheres von seinen humanistischen Freunden erhalten, da er ja selbst Latein nur in den Grundzügen beherrschte und des Griechischen unkundig war. Noch viel weiter geht die Fülle der Tabellen, Konstruktionsskizzen und Aufzeichnungen, die sich auf die maßgerechte Fassung dessen bezogen, was als „schön“ empfunden wird. Übrigens läßt sich die Herstellung von Werkszeichnungen, die als Vorläufer des Grund- und Aufrißverfahrens anzusprechen sind, bis zu den Ägyptern zurückverfolgen. Der Rückgriff auf Lorenz Reinhard Spitzenpfeil: Maß und Zahl — im Fränkischen Baumeister 1941/42 erschienen — in einem zusätzlich angefügten Abschnitt (S. 45/54) ist weniger glücklich. Die dort gegebenen Erklärungsversuche für die aus Messungen an alten Bauwerken erschlossenen Näherungswerte für V2, V3 und lich überflüssig. Bei

sind näm­

als Näherungswert für V 2 handelt es sich um einen Bruch, der

schon in babylonischen Texten auftritt; das dort eingeschlagene Verfahren ergibt, um 577 einen Schritt weitergeführt, den vom Verfasser erwähnten Wert -—. Dieses Vor& 408 gehen war zu Dürers Zeit aus der Darstellung in L. Pacioli: Summa de Arithmetica, Geometria, Proportioni e Proportionalitä, Venedig 1494, bekannt. Der aus einer Figur erschlossene Näherungswert^1- für V 3 und die Bezugnahme auf den Nenner 231 = 41 3-7*11 dürften schwerlich zutreffen. Viel wahrscheinlicher ist der etwas genauere Näherungswert 18

er stammt aus der damals bereits in lateinischer Übersetzung 249

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umlaufenden Kreismessung des Archimedes. Die Näherungswerte

* ergeben sich

als Quotienten der aufeinanderfolgenden Zahlen der sogenannten FIBONACCI-Folge 1, 1, 2, 3, 5, 8, ..., wo jede nachfolgende Zahl die Summe der beiden vorhergehen­ den ist (Leonardo v. Pisa, Liber abbaci, 1202 bzw. 1228). Die Näherungswerte finden sich bei L. Pacioli: De divina proportione, handschriftlich 1509 abgeschlossen. Aus guten Gründen nimmt Rupprich an, Pacioli sei vermutlich der Lehrer Dürers in Per­ spektive gewesen/ Wir haben alte Werkstatt-Traditionen vor uns, die wohl großen­ teils mündlich weitergegeben, rezeptartig verwendet und erst verhältnismäßig spät schriftlich fixiert wurden. Diese zusätzlichen Bemerkungen wollen den Wert der vorliegenden Publikation keineswegs verkleinern, vielmehr nur durch Hinzufügen weiterer Beweismittel er­ gänzen. J. E. Hofmann — Ickenkausett Annette Pf aff, Studien zu Albrecht Dürers Heller-Altar. — Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Band 7. Nürnberg 1971. XI, 152 u. LXXXIX S., 3 5 Tafeln. 21,- DM. Gründliche Monographien, die sich ausschließlich mit einem einzigen Tafelbild oder Altarwerk Dürers beschäftigen und dieses erschöpfend analysieren, gibt es trotz einer weit verzweigten Dürer-Literatur nicht. Ludwig Justis (1904) Veröffentlichung über den Dresdner Altar war eine aktuelle Kampfschrift: gegen Heinrich Wölfflin; zwei Bücher über das Rosenkranzfest von Frances Henriette Annemie van den Oudendijk Pieterse (1939) und Jaromir Homolka (1961) behandeln als ikonographische Spezial­ studie und den Erhaltungszustand des Werkes dokumentierenden Bildband nur Teil­ aspekte. Für den Heller-Altar lag der Autorin eine lediglich noch unter wissenschafts­ geschichtlichen Aspekten interessierende Studie von Otto Cornill (1871) vor; wichti­ ger war das grundlegende Kapitel in Heinrich Weizsäckers (1923) vorbildlicher Ge­ schichte der Kunstschätze des alten Dominikanerklosters in Frankfurt am Main. Von so komplexen Werken Dürers wie dem Paumgartner-Altar, der Lukretia oder den Vier Aposteln liegen keine das diffizile Spezialschrifttum aufarbeitende Buchver­ öffentlichungen vor. So erklärt sich die Vorsicht der Autorin, ihren Beitrag mit dem Vorsatz: „Studien zu . . .“ freiwillig einzuschränken, zwanglos aus dem Stand der Forschung. Dennoch muß gesagt werden, daß Annette Pfaffs fundierte Dissertation (bei Herbert Siebenhüner, Würzburg 1971) dem Idealmodell einer Gemälde-Mono­ graphie sehr nahe kommt. Der Versuchung, ihr gesamtes Wissen zu Dürer auszu­ breiten und in exkursierend ausschweifenden Anmerkungen etwa noch eine Deutungs­ variante des Stiches B. 98 oder Zweifel an der Eigenhändigkeit von W. 92 anzumel­ den, hat die Autorin widerstanden; sie kommt schnell zu ihrem Thema. In einem Anfangskapitel wird die gesamte schriftliche Überlieferung zum HellerAltar einer kritischen Durchsicht unterzogen, wobei die neu für diesen Zweck ausgewerteten Bandinventare der Münchener Residenz die Urkundenlage bereichern. Auf diese Weise gelang erstmals eine genaue Bestimmung der Maße der verlorenen Mitteltafel mit Himmelfahrt und Krönung Mariens. Die Erwähnung der Kopie des Bildes durch Jobst Harrich in der von Hans Hauer aufgezeichneten Nürnberger Malerordnung ist der Autorin offenbar nur in einer sekundären Quelle begegnet (Rudolf Jung, 1901). Dieser wichtige Text, dessen Bedeutung für die Dürer-Renaissance nach 1600 noch zu entdecken ist, wurde bereits 1842 von Moritz Maximilian Mayer ediert; vgl. Der Nürnberger Gesdiichts-, Kunst- u. Alterthumsfreund. Lief. 23. Nov. 1842. S. 183. 250

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Den Hauptteil des Werkes nimmt die „Rekonstruktion" des Wandelaltares mit zwei beweglichen Flügelpaaren ein. Die Methode der Kopienkritik, in der klassischen Archäologie seit langer Zeit nutzbringend angewandt, ist in der Kunstgeschichte selten herangezogen worden. Die schlüssigen Ergebnisse, die Frau Pfaff mit der ver­ gleichenden Methode erzielen konnte, bestätigen die Richtigkeit der gewählten Ver­ fahrensweise. Mit Sicherheit profitierte die Untersuchung von der in den letzten Jahren bemerkbaren neuen Einschätzung der Dürer-Renaissance, die in den Schöpfun­ gen der Harrich, Fischer und Juvenell nicht bloße Dürer-Imitationen zu sehen beginnt. In diesem Zusammenhang sei ein in der Zwischenzeit erschienener Aufsatz zum Kom­ plex nachgetragen: Friederike Klauner, Dürers Werke in der Kopie. In: Alte u. moderne Kunst. 16. 1971 (118), S. 14—18. Die Händescheidung an den Flügelbildern des Heller-Altars gehört zu den kompli­ ziertesten Themen der Altdeutschen-Forschung. Die Meinung, daß Dürer nur das Mit­ telbild gemalt habe und sonst an den Nebenseiten unbeteiligt blieb, wird mit Sicher­ heit Widerspruch finden. Aus Gründen der inneren Logik erscheint es schwer vorstell­ bar, daß ein dem zeittypischen Memorialdenken so verhafteter gläubiger Mensch wie Jakob Heller den Effigie-Gedanken so wenig ernst nahm, daß er sein Bildnis und das seiner Gattin Katharina nicht vom Hauptmeister malen ließ. Stilistisch spricht m. E. nichts gegen eine Zuschreibung der Stifterbildnisse an Dürer. Der Anteil des Mathis Gothardt Neithardt, den wir seit Sandrart Grünewald nennen, ist nach der Aussage von Ernst Holzinger (1961), Grünewald habe nicht alle vier Grisaillen eigenhändig gemalt, wieder strittig. Annette Pfaff schließt sich der Argumentation Holzingers im wesentlichen an: danach hat Grünewald allein die männlichen Heiligen gemalt, die beiden Frauenfiguren hingegen ein anderer Maler ausgeführt, den die Verfasserin mit Martin Caldenbach, gen. Heß, zu identifizieren versucht. Unabhängig davon, daß die beiden strittigen Grisaillen aus Donaueschingen gerade zu einem aufsehenerregenden Preis von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe erworben wurden, muß Rez. gestehen, daß ihn die Caldenbach-These nicht überzeu­ gen kann; zum Karlsruher Ankauf vgl. Die Weltkunst. 42. 1972 (5). S. 277. Der Ein­ fluß Dürers auf Grünewald muß bedeutender gewesen sein, als die Autorin es zuge­ steht; zusätzliche zu den S. 130 von ihr genannten neueren einschlägigen Forschun­ gen seien noch angeführt: Charles D. Cuttier, Some Grünewald Sources. In: The Art Quarterly. 19. 1956 (2). S. 101—124. — Karl Oettinger: Zu den Daten der Früh­ werke Grünewalds. In: Jb. f. fränk. Landesforschung. 19. 1959. S. 421—424. — Alfred Schädler: Landkreis Pegnitz. Die Kunstdenkmäler von Oberfranken. Bd. 2. Mün­ chen 1961. S. 349—361. — Heinz Ladendorf: Grünewald. In: Neue deutsche Biogra­ phie. Bd. 7. Berlin 1966. S. 191—197.— Georg Scheja: Der Isenheimer Altar des Mat­ thias Grünewald (Mathis Gothart Nithart). Köln 1969. S. 22—23, 30, 33, 36, 43 u. 51. Als Kuriosum am Rande sei erwähnt, daß Hans Heid das Generationsverhältnis umkehrt und Dürer 1492—1494 als Schüler Grünewalds in Straßburg tätig sein läßt; vgl. Das Münster. 23. 1970 (3). S. 190-195. Mit Recht wird ein Anteil des jüngeren Dürer-Bruders Hans an der Malarbeit be­ zweifelt. Der Gegenvorschlag, daß an seiner Stelle ein anderer, gleichfalls HD monogrammierender Künstler, Hans Döring, die beiden Heiligenmartyrien gemalt habe, ist frappierend und bedenkenswert, wenn auch die angebliche stilistische Gleichartigkeit der bezeichneten Heiligen Sippe von 1515 in s'Heerenberg Zweifel aufkeimen läßt. Der Flügel des Niederweidbacher Altars (Pfaff Abb. 32) ist keine Kopie der Dürer­ zeichnung W. 3 37; man darf annehmen, daß Dürer und Döring eine gemeinsame ältere Vorlage benutzt haben, worauf der Imhoff-Altar im Museum zu Breslau hinzuweisen scheint. 18 *

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Ihre intime Kenntnis der Malerei der Dürer-Renaissance berechtigt die Autorin, die Dürer zugeschriebenen Gemälde der Madonna mit der Iris (London) und der Maria mit Kind (New York) aus dessen Oeuvre zu streichen, obwohl das New Yorker Bild von Fedja Anzelewsky in den Katalog der eigenhändigen Werke aufgenommen wurde (Albrecht Dürer. Das malerische Werk. Berlin 1971. Nr. 127). Die Arbeit von Annette Pf aff ist gut, weil sie nicht den Weg des gemächlichen Argumentierens einschlägt, sondern in vollem temperamentvollen Einsatz die ver­ krustete Forschungslage zum Heller-Altar aufzubrechen versucht. Daß bei diesem Sturmangriff die eigene Deckung vernachlässigt werden mußte, wird der Verfasserin Gegen-Schläge einbringen. Da es sich um das bedeutendste Altarwerk handelt, das Dürers Werkstatt verließ, ist der Streit um den Anteil des Meisters und seiner Ge­ sellen genau so wenig müßig wie die Rekonstruktionsversuche des Ganzen. Ohne Annette Pfaff wüßten wir weniger von einem Hauptwerk Dürers. Matthias Mende Eyvind Unnerbäck, Welsche Giebel. Ein italienisches Renaissancemotiv und seine Verbreitung in Mittel- und Nordeuropa. Antikvariskt arkiv 42. Kungl. vitterhets Historie och Antikvitets Akademien. Stockholm 1971. 93 S. Unter „welschem Giebel" ist hier ein Giebel typ der Renaissance verstanden, norditalienischen Ursprungs, mit halbkreis- und viertelkreisförmigen Abschlußbögen. Diese Giebel sind in Absätzen, in der Regel mit Lisenen und horizontalen profilier­ ten Gesimsen aufgebaut. Durch beiderseitige Abstufung zur Giebelkrönung ent­ stehen Absätze, die in reicher Variationsmöglichkeit von Bögen begrenzte Felder bilden. Die höchste Stufe schmückt ein halbkreisförmiger Abschlußbogen. Dieser Gie­ beltyp ist in Italien, zunächst in Rimini ausgebildet und dann durch den Architekten Mauro Codussi nach Venedig übertragen worden (dort tätig 1468—1504; Kirchen S. Michele, S. Zaccaria, Scuola di S. Marco). Im übrigen Italien fanden diese „venetianischen" Rundbogengiebel nur verhältnismäßig wenig Verbreitung. Dagegen wurde dieser Typ schon in den 1520er Jahren nach Sachsen und Thüringen übertragen, ins­ besondere durch die Förderung des Kardinals Albrecht von Brandenburg. Der auf seine Veranlassung umgebaute Dom zu Halle ist das früheste Beispiel hierfür. Von da aus fand die „welsche" Giebelform in ganz Sachsen und Thüringen an kirchlichen und vor allem an Profanbauten Verwendung. Sie verbreitete sich über Anhalt, das Wesergebiet, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und nördlich weiter nach Dänemark und Schweden. Ganz vereinzelt und gering sind dagegen Beispiele in Süddeutschland, in Hessen, Baden und Südbayern. Nur der Marktplatz zu Weiden bietet z. B. drei derartige Renaissancegiebel (Weiden gehörte damals zu Pfalz-Neu­ burg, wo der Renaissancefürst Ottheinrich regierte!). Völlig fehlt der Typ aber im ostfränkischen Raum. Nicht nur im Nürnberger Gebiet, sondern auch im AnsbachBayreuther, Bamberger und Würzburger Land. Dies ist umso bemerkenswerter, als doch in diesen Jahrzehnten zwischen Nürnberg und Venedig regste wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen bestanden. In Nürnberg hat gegen Ende des 16. Jahrh. ein an­ derer, viel reicherer und üppigerer Renaissancetyp der Giebelgestaltung Eingang ge­ funden (Beispiele: Fembohaus, Pellerhaus, Karlstr. 13). Er ging von niederländischen Vorbildern aus — man denkt z. B. an das Rathaus zu Antwerpen —, die hier jedoch eine geschickte Verwertung bzw. Um- und Neugestaltung erfuhren. Maßgebend be­ teiligt waren dabei Meister Jakob Wolff d. Ä. und d. J. Sowohl der „welsche" Renais­ sancegiebel wie auch im Vergleich hierzu der Nürnberger Renaissancegiebel der Zeit um 1600 erweisen, wie sehr die Entstehung und Verbreitung derartiger Architektur­ formen mitunter auf einzelne schöpferische Meister (samt ihren Schülern und Nach­ folgern) zurückgehen, die auf ihre Zeit und ihre Umgebung größten Einfluß übten. Wilhelm Schwemmet 252

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Phillip Norton B e b b, Christoph Scheurl’s Role as Legal Adviser to the Nürnberg City Council, 1512 to 1525. Ohio State University. Microfilms A Xerox Company, Ann Arbor, Michigan 1971, VI und 160 S. Es handelt sich um eine aus dem Department of History der Ohio State University, Columbus, Ohio, USA, hervorgegangene Dissertation aus der Schule von Professor Harold J. Grimm. Professor Grimm ist durch seine auf Studien in den Nürnberger Archiven beruhenden Forschungen zur Nürnberger Geschichte bekannt. Audi Ph. N. Beeb, der Verfasser der vorliegenden Arbeit, hat ein Jahr lang in Nürnberg Archiv­ studien betrieben. Aus ihnen ist die interessante Biographie des Nürnberger führen­ den Juristen der Reformationszeit Christoph Scheurl (1481—1542) hervorgegangen. Sie umfaßt nur die Jahre von 1512 bis 1525, allerdings für Christoph Scheurl und die Stadt Nürnberg entscheidende Jahre. 1512 war Scheurl, Sohn einer angesehenen, damals noch nicht zum Patriziat gehörenden Nürnberger Familie, in den Dienst seiner Vaterstadt getreten. Er kam aus Wittenberg, wo er als Professor der Rechte seit 1507 gewirkt und gleich nach Antritt seiner Professur als Sechsundzwanzigjähriger — da­ mals allerdings keine große Seltenheit — das Rektorat bekleidet hatte. Der Lehrtätig­ keit in Wittenberg waren von 1498 bis 1507 Studienjahre in Italien vorangegangen. In Wittenberg entfaltete Scheurl zugleich eine rege Tätigkeit als Richter und Rat­ geber der sächsischen Fürsten Kurfürst Friedrich und Herzog Georg von Sachsen. Es ist erklärlich, daß sich der Rat bemühte, den Nürnberger Bürger, der durch seine Vorbildung und die in Wittenberg gesammelten praktischen Erfahrungen zum Rats­ konsulenten geradezu prädestiniert war, in seine Dienste zu nehmen. Scheurl war auf Grund seiner humanistischen Studien in Italien ein glänzender Lateiner, er war ein allseitig ausgebildeter, im römischen und kanonischen Recht wie im Lehnsrecht in gleicher Weise beschlagener Jurist und war durch seine Tätigkeit in sächsischen Dien­ sten zugleich zum erfahrenen Diplomaten herangereift. Als der Nürnberger Rat Scheurl in seine Dienste nahm, war das Amt des Rats­ konsulenten auf gewohnheitsrechtlichem Wege bereits seit über hundert Jahren zur feststehenden Institution des Nürnberger Verfassungsrechts geworden. Es ist deswegen besonders zu begrüßen, daß in der vorliegenden Abhandlung einmal Leben und Ar­ beit — sozusagen der Alltag — eines hervorragenden Ratskonsulenten in den Einzel­ heiten geschildert wird. Dem Leser wird dadurch ein reizvolles Stück Rechtsgeschichte, Kirchengeschichte, Gelehrtengeschichte und allgemeiner Geistesgeschichte nahege­ bracht. Der Verfasser, der als amerikanischer Autor für amerikanische Leser schreibt, mußte das Leben Scheurls in die allgemeine deutsche und die besondere Nürnberger Ge­ schichte der Zeit hineinstellen. Deswegen findet der mit dieser Epoche vertraute deut­ sche Leser manches, was ein für einen deutschen geschichtlich interessierten Leser­ kreis schreibender Verfasser als bekannt vorausgesetzt hätte. Aber man liest auch diese Ausführungen, gerade wenn man sich mit der Nürnberger Geschichte verbunden weiß, mit Vergnügen. Sie zeugen davon, wie sich der Verfasser in die deutschen Ver­ hältnisse hineingelebt hat, und lassen seine im Zusammenhang mit seiner Arbeit ge­ wonnene Liebe zu der alten Reichsstadt zwischen den Zeilen erkennen. Man sollte dem Verfasser dafür besonders dankbar sein, weil er in den USA zu der Erkenntnis beiträgt, daß es noch ein anderes Nürnberg als das der Nürnberger Gesetze gibt. Scheurls Tätigkeit für den Rat war, entsprechend seiner Begabung und seinen Fähig­ keiten, äußerst vielseitig. Die Aufzählung seiner Pflichten im Bestallungsbrief von 1512 gibt davon ein Bild (S. 41 f.). Diese Urkunde ist auch in anderer Beziehung interessant. Der Ratskonsulent war nicht Beamter auf Lebenszeit im heutigen Sinne. Er wurde nur für fünf Jahre verpflichtet. An diese Zeit war er gebunden, während der Rat das Verhältnis jederzeit lösen konnte. Selbstverständlich war nach Ablauf der 253

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fünf Jahre eine Vertragserneuerung möglich. Das geschah bei Scheurl immer wieder bis zu seinem Tode 1542. Neben der Tätigkeit für den Rat stand es Scheurl frei, sich für Klienten aller Art, Fürsten, Städte und Privatleute, juristisch zu betätigen. Aller­ dings war in jedem einzelnen Fall Genehmigung des Rates erforderlich. Das verstand sich von selbst, um jede Kollision mit den Interessen der Stadt von vornherein aus­ zuschließen. In diesem Zusammenhang soll hervorgehoben werden, daß Scheurl nicht allein juri­ stischer Praktiker war, sondern sich auch schriftstellerisch betätigte. Allerdings klagte er, daß ihm seine vielen Geschäfte keine Zeit für die wissenschaftliche Arbeit ließen. Seine an Johann Staupitz gerichtete Epistel über die Verfassung der Reichsstadt Nürn­ berg (1516), die wegen ihrer Bedeutung später oft vervielfältigt worden ist (S. 23, Anm. 44), würde man heute als einen Grundriß des öffentlichen Rechtes der Reichs­ stadt bezeichnen. Wegen einer anderen Publikation, der „Vita Reverendi Patris Domini Anthonii Kressen", kam Scheurl mit dem Rat, der daran Anstoß nahm, in Konflikt. Er mußte den Druck aus dem Buchhandel zurückziehen. An seiner Stellung als Ratskonsulent änderte sich aber dadurch nichts. Die einzelnen Geschäfte und Missionen, mit denen Scheurl beauftragt war, sind rechtsgeschichtlich zum Teil sehr interessant. Es würde den Rahmen einer kurzen Rezension sprengen, ihnen im einzelnen nachzugehen. Sie spiegeln die gesamte Rechts­ welt der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wider: Verhandlungen mit Fürsten, geist­ lichen Würdenträgern, Städten, insbesondere die Beratung der kleineren Reichsstädte, die zum Nürnberger Rechtskreis gehörten, Zollrechte, Jagdrechte, Fischereirechte, Wasserrechte, Lehnsrechte — es gibt kein Rechtsgebiet, mit dem Scheurl nicht befaßt gewesen wäre. Insbesondere setzte man ihn gern für schwierige und heikle diplomatische Missio­ nen ein. Als Kardinal Campeggio 1524 in spannungsreicher Zeit, ein Jahr vor dem offiziellen Übertritt Nürnbergs zum Luthertum, nach Nürnberg kam, hatte Scheurl ihn zu begleiten. Es gelang ihm, den Kardinal, der einst als Professor in Bologna sein Lehrer gewesen war, so zu beeinflussen, daß er einigermaßen befriedigt von Nürn­ berg schied. Wie die Lage war, geht aus der Tatsache hervor, daß der Kardinal sich weigerte, die Kirche St. Sebald zu betreten, weil eine große Menge zusammengeströmt war, um ihn zu sehen, vielleicht auch um gegen ihn zu demonstrieren. Aber „Ver­ sandung und gepring sind vergebens gewest" (S. 51). Offenbar war Christoph Scheurl ein Mann des Ausgleichs und der Mäßigung. So war es folgerichtig, daß ihm der Vorsitz bei wichtigen Religionsgesprächen übertragen wurde, 1524 beim Regensburger und 1525 beim Nürnberger Religionsgespräch, von dem die öffentliche Einführung der Reformation in Nürnberg ihren Ausgang nahm. Zweimal, 1519 und 1523, war Scheurl als Gesandter Nürnbergs bei Karl V. in Spa­ nien. Er hatte Ende August 1519 die Patriziertochter Katharina Fütterer geheiratet und mußte wenige Tage später nach Spanien aufbrechen. Nach seiner Rüdekehr im Februar 1520 bewilligte ihm der Rat allerdings, daß er frei von anderen Aufgaben eine Weile bei seiner Frau bleiben durfte (S. 102, Anm. 2). Aber es waren nicht nur die großen Reisen, die Scheurl in Anspruch nahmen. Immer wieder war er in der näheren Umgebung unterwegs zu Verhandlungen mit den Mark­ grafen in Ansbach, mit den Bischöfen in Bamberg, Würzburg und Eichstätt oder zur Beratung befreundeter Städte. Man muß sich vergegenwärtigen, daß Reisen im 16. Jahr­ hundert zugleich eine große körperliche Anstrengung mit sich brachten, meist wohl im Sattel oder in der Kutsche auf schlechten Straßen. So stellt das Itinerar Scheurls — er teilt das mit vielen Fürsten und Diplomaten der Zeit — zugleich, wie wir es heute ausdrücken würden, eine große sportliche Leistung dar. 254

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Die Abhandlung schließt mit dem Jahr 1525 und zugleich mit der Feststellung, daß Scheurl den in diesem Jahr vollzogenen Übertritt Nürnbergs zur Reformation für seine Person nicht mitmachte, der alten Kirche treu blieb und trotzdem bis zu seinem Lebensende immer wieder in seiner Stellung als Ratskonsulent verlängert wurde. Man wundert sich, daß der Mann, der dem Nürnberger Rat bis 1525 in Kirchensachen diente, z. B. dem Rat Hoheitsrechte über die Klöster im Nürnberger Territorium zu verschaffen suchte und an einer neuen Liturgie für die Eheschließung mitarbeitete, diese Entscheidung traf. Das zeugt einerseits von der Toleranz des Nürnberger Rates, auf die man immer wieder auch in anderem Zusammenhang stößt, und andererseits für die objektive Ein­ stellung des Juristen Scheurl, der klar zwischen den Rechtsfragen, die in jener Zeit sowieso im Fluß waren, und der innersten persönlichen Glaubenshaltung scheiden konnte. Es wäre interessant, Leben und Arbeit des katholisch gebliebenen Rechtskonsulen­ ten Christoph Scheurl von 1525 bis zu seinem Todesjahr 1542 zu verfolgen. Wie ist der katholische Jurist vom lutherischen Rat eingesetzt worden? Hat man es vermie­ den, den großen Kenner des kanonischen Rechts in Kirchensachen weiterzubeschäfti­ gen? Diese offen gebliebenen Fragen veranlassen dazu, den Wunsch auszusprechen, daß die vorliegende interessante und anregende Arbeit in diesem Sinn fortgeführt werde. Hans Hermann Heinrich Schlüpfinger, Wendelstein, Geschichte eines Marktes mit altem Ge­ werbe und moderner Industrie. Schriftenreihe der Altnürnberger Landschaft, hrsg. von Fritz Schnelbögl, Bd. XVII, Verlag Korn & Berg Nürnberg, 1970, 340 S., 20 Bild­ tafeln. 19,80 DM. Die „Altnürnberger Landschaft“ kann es sich zum Verdienst anrechnen, schon seit längeren Jahren größere und kleinere Monographien zu publizieren, die der Geschichte einzelner Städte und Dörfer des ehemaligen Landgebietes der Reichsstadt Nürnberg gewidmet sind. Ein vergleichendes Studium dieser Arbeiten läßt erkennen, wie ver­ schieden die herrschaftliche, kirchliche und wirtschaftliche Entwicklung in diesen Orten verlaufen ist. Diese Divergenz hat ihre Ursache in den unterschiedlichen Herrschaften, die häufig nebeneinander am gleichen Ort vertreten waren und diesem ihren Stempel aufdrückten. Ein besonders gutes Beispiel für ein solches kompliziertes Herrschaftsverhältnis bil­ det Wendelstein. Deshalb ist es sehr erfreulich, daß Heinrich Schlüpfinger die Ge­ schichte dieses Ortes eingehend erforscht hat. Seine Darstellung ist in acht Kapitel mit folgenden Titeln unterteilt: Ortsgründung, Ortsname und älteste Höfe — Amt und Gericht — Die Holzmark — Gemeinde, Häuser und Flur — Wirtschaft und Ver­ kehr — Kirche und Schule — Hans Sachs und Wendelstein, Brauchtum — Der Kornberg und seine Steinbrüche. Der Verfasser hat damit einer Gliederung nach Sachgebieten den Vorzug gegeben vor derjenigen nach einem chronologischen Prinzip. Die dadurch öfters vorkommenden Wiederholungen hat er in Kauf genommen. Aus der Fülle des vor dem Leser ausgebreiteten Stoffes seien im folgenden einige der wichtigsten Tat­ sachen der Ortsgeschichte hervorgehoben. Wendelstein ist als eine bäuerliche Siedlung neben einem Königshof des 11. Jahr­ hunderts entstanden. Es war der Sitz eines reichslehenbaren Gerichts und Mittelpunkt einer großen Holzmark, an der die vier Dorfmarken Wendelstein, Raubersried, Ner­ reth und Dürrenhembach Anteil hatten. Dieses Gericht war ein Niedergericht, das aus dem Holzmarkgericht hervorgegangen sein dürfte. Als Lehen der Nürnberger 255

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Burggrafen befand es sich lange Zeit in den Händen des Geschlechts der Herren von Wendelstein, für die eine ministeriale Herkunft angenommen werden kann. Die bei­ den Linien dieser Familie, aus der auch einige Vertreter nach Nürnberg zogen und dort Bürger wurden, nannten sich „Amman" von Wendelstein, die 1482 ausstarben, und „Voit" von Wendelstein, deren letzter Angehöriger 1718 starb. Diese Namen weisen auf die Amtsfunktion hin, welche ihre Träger innehatten. Im Jahre 1467 konnte Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach ein Viertel und das Heilig-Geist-Spital in Nürnberg drei Viertel des Gerichts erwerben. Damit kam es in Wendelstein zu einer Herrschaftsteilung zwischen den beiden stärksten politischen Mächten in diesem Raum, die in einer eigenartigen Form bis zum Über­ gang an Bayern 1806 Bestand hatte. So gehörte zu ihr eine wechselnde Besetzung des Richteramtes, die zur Quelle mancher Streitigkeit wurde. Zu dieser Rivalität zwi­ schen den beiden Dorfherren kam noch ein lange Zeit andauernder Streit der „Ge­ mein" mit den Dorfherren hinzu, wobei erstere ihren Einfluß auf das Gericht aufrecht zu erhalten bemüht war. Dieser Streit endete mit dem Sieg der Dorfherrschaften und damit des herrschaftlichen über das genossenschaftliche Element. Die Eigenständigkeit der Dorfgemeinde wurde auch aus Anlaß der Einführung der Reformation besonders deutlich. Sie ging hier vom Gemeindevolk aus und fand ihren sichtbaren Ausdruck in der interessanten Ansprache des Gemeindevertreters an den Pfarrer, der 1524 eingesetzt wurde. Das Kirchenpatronat über die Wendelsteiner Georgskirche, vermutlich eine Tochterkirche von Schwabach oder Roth, hatte der Ans­ bacher Markgraf inne. Die Kirche wird im 14. Jahrhundert erstmals genannt, doch dürfte sie wohl erheblich älter sein; vermutlich geht sie auf eine königliche Eigen­ kirche zurück. Zum Pfarrlehen gehörte eine Anzahl von Gütern im Dorf, über die der Markgraf auch die Grundherrschaft erlangte, während die übrigen Anwesen grund­ herrschaftlich dem Heilig-Geist-Spital Nürnberg unterstanden. Auch in wirtschaftlicher Beziehung bietet Wendelstein besonders geartete Verhält­ nisse. Neben einer geringen Anzahl von Bauern war hier schon frühzeitig eine große Anzahl von Messerern, Klingenschmieden und Schleifern ansässig, deren Ware die Nürnberger Kaufleute als Verleger vertrieben. 1471 verlieh ihnen Kaiser Friedrich III. ein eigenes Handwerkszeichen. Die Wasserkraft der Schwarzach hatte die Vorausset­ zung zur Anlage der notwendigen Schleif- und Mahlmühlen geschaffen. Daneben be­ stand auch eine Papiermühle, die 1630 der bedeutende Nürnberger Unternehmer Wolf Endter d. Ä. erwarb. Einen ganz wichtigen Wirtschaftsfaktor bildeten für Wendelstein die Steinbrüche des benachbarten Kornbergs. Der dort gebrochene Quarzit-Sandstein wurde in Nürnberg als Baumaterial verwendet. Besonders gut eignete er sich ob seiner Härte für Mühlsteine. Die Inhaber dieses Berges, der ein altes Reichslehen ge­ wesen ist, waren zuerst die Herren von Kornburg und von Seckendorf, dann die Kühdorfer und endlich seit 1446 die Stadt Nürnberg. Die älteste erhaltene Bergordnung reicht in ihrem Inhalt vermutlich bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Erst 1546 erließ der Nürnberger Rat eine neue Bergordnung. Sie gibt uns einen guten Einblick in die Verwaltung der Steinbrüche, für die ein eigenes Berggericht tätig war. Hinzuweisen ist noch auf die Verehrung der Heiligen Achahildis, die zum Bau der Wendelsteiner Kirche beigetragen haben soll und in der Kirche beigesetzt wurde. Möglicherweise ist diese legendäre Frauengestalt auf Adelheid von Kornburg, die Frau des Butiglers Konrad von Komburg, die 1329 starb, zurückzuführen. Erwähnens­ wert ist weiter, daß Hans Sachsens erste Frau Kunigunde Kreuzer, die er 1519 zur Ehe nahm, aus Wendelstein stammte, und daß Johannes Dobeneck, genannt Cochläus (1479—1552), der unduldsame Gegner Luthers, der jüngste Sohn einer angesehenen Bauemfamilie in Raubersried gewesen ist. Schlüpfinger hat beider Abstammung ein­ gehend erforscht. 256

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Bleibt noch zu sagen, daß auch die Entwicklung der Gemeinde im 19. und 20. Jahr­ hundert eine entsprechende Berücksichtigung gefunden hat. In diesem Zeitabschnitt machten sich drei Vertreter der Familie Jegel als Steinbruchbesitzer und Bürgermeister um den wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes besonders verdient. Zwei Häuserverzeichnisse nach dem Stand von 1834 und von 1968, eine Zeittafel, ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie Orts- und Personenregister ergänzen zu­ sammen mit mehreren Abbildungen den Textteil in willkommener Weise. Mit diesem Buch liegt eine solide gearbeitete Ortsgeschichte vor, die auch der rechts- und landes­ geschichtlichen Forschung manchen wertvollen Impuls geben kann. Gerhard Hirsdimann Dieter W öl fei, Nürnberger Gesangbuchgeschichte (1524—1791) = Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürn­ berg, Bd. 5, Nürnberg 1971, 307 S., 14,— DM. Es ist heute in einer Zeit, die weithin das geschichtliche Bewußtsein verloren hat, durchaus keine Selbstverständlichkeit mehr, ja ein Wagnis, ein größeres, geschicht­ liches Werk zu schreiben, zumal, wenn es gilt, eine Überfülle geschichtlichen Quellen­ materials zu bewältigen. Dieter Wölfel hat dieses Wagnis mit Erfolg unternommen. Er hat damit nicht nur eine bisher kaum beachtete, geschichtliche Aufgabe in Angriff genommen, sondern leistet damit zugleich einen wertvollen Dienst im Blick auf die gegenwärtige Krisis in der Kirche als solcher und die liturgisch-hymnologische Situation im besonderen. Nachdem der Vater Konrad Wölfel eine der größten Gesangbuchsammlungen innerhalb Deutschlands und des deutschsprachigen Raumes aufgebaut hat und seine einzigartige Gesangbuchbibliothek immer noch erweitert, hat der Sohn einen Teil dieser Sammlung wissenschaftlich bearbeitet, und zwar die Nürnberger Gesangbuch­ geschichte, in der die evangelisch-lutherischen Gesangbücher der freien Reichsstadt Nürnberg in dem Zeitraum von 1524—1791 durchgeackert werden. Damit wird ein wichtiges Gebiet herausgegriffen, nachdem ja Nürnberg in der Reformationszeit mit seiner Brandenburg-Nürnberger Kirchenordnung von 1533 für ein weites, umliegen­ des Gebiet, nicht zuletzt die anderen fränkischen Reichsstädte, maßgebend war. Bei­ spielsweise betont Johann Sutellius in seiner Schweinfurter reformatorischen Kirchen­ ordnung von 1543, die in Nürnberg gedruckt wurde, ausdrücklich: „Weil wir uns gerne nach der Kirche zu Nürnberg richten“. Zuerst zeigt uns Wölfel den „Beitrag Nürnbergs zur Gesangbuchgeschichte im 16. Jahrhundert“. Dann folgt die „Blütezeit der Nürnberger Gesangbücher (1600— 1700)“. Hier spielt der Pegnesische Blumenorden eine besondere Rolle. Von seinen Mitgliedern bzw. Stiftern Georg Philipp Harsdörffer und Sigmund von Birken stehen ja heute noch Lieder in unseren Gesangbüchern;, und es war mir ein Anliegen, daß das Lied Harsdörffers „O Sündenmensch, bedenk den Tod“ auch im jetzigen Gesang­ buch, wenigstens im bayerischen Anhang beibehalten würde, was dann auch geschah. Es kam dann zur Einführung des ersten, offiziellen Nürnberger Gesangbuchs, und die Entwicklung ging weiter bis zum „Nürnbergischen allgemeinen Gesangbuch“ von 1769. Das letzte Gesangbuch der Reichsstadt erschien 1791 — zum 1. Januar jenes Jahres wurde die Ingebrauchnahme angeordnet — und gehört dem Typus des „Auf­ klärungsgesangbuches“ an. Es stieß auf eine starke Ablehnung in den Gemeinden, so daß Gemeindeglieder scharenweise in die reformierte Kirche oder sogar in die katholischen Gottesdienste in der Kartäuserkirche strömten. Andere kamen erst — womöglich verspätet — zur Predigt und gingen nach dem Amen der Predigt gleich 257

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wieder weg. Nicht gering war auch der Widerstand in vielen Landgemeinden, so daß da und dort ein regelrechter Kampf einsetzte. Nur die Hauptpunkte der reichen Darstellung Wölfeis konnten wir skizzieren, aber umso mehr will damit die Anregung gegeben sein, daß das Buch wirklich durchstudiert wird. Dann mag man daraus lernen, wie wichtig es ist, die richtigen Entschei­ dungen in der heutigen hymnologisehen Krise zu treffen. Mag schon da und dort um des Stilwandels willen das Sprachgewand leicht geändert werden, so muß doch die Substanz erhalten bleiben, wenn das heilige Lied auch weiterhin Evangeliumsverkün­ digung und echtes Gebet sein soll; wenn das von Wölfel zitierte Lutherwort auch weiterhin gelten soll: „Das Christus unser lob gesang sei, und (wir) nichts wissen sollen zu singen noch zu sagen denn JHesum Christum unsern Heyland". Wo dieses gilt und eine rechte Einordnung der alten, starken Choräle in den Gottesdienst vor­ genommen wird, wie Wilhelm Nelle in seinem „Schlüssel zum Evangelischen Gesang­ buch für Rheinland und Westfalen" (Gütersloh 1920), dieser „Liturgik des Kirchen­ liedes" so vorzügliche Ratschläge gibt, da wird es erlebt, wie es ein Kirchenvorsteher Nelle vorhielt: „Was war das für ein Gesang! Das war kein Singen mehr, das war ein Jauchzen. Ich hätte nicht gedacht, daß es in unserer Kirche so schön sein könnte!" Möchte dazu letztlich auch das Studium dieses Buches von Dieter Wölfel mit seinen geschichtlichen Lehren mithelfen dürfen, wenn freilich der Ausspruch Jochen Kleppers, mit dem der Verfasser abschließt, gerade für die Gegenwart eine tiefe Wahrheit ent­ hält: „Leicht läßt uns Gott nicht singen!" Hans Kreßel Marlene Sothmann, Das Armen-, Arbeits-, Zucht- und Werkhaus in Nürnberg bis 1806 = Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Bd. 2, Nürnberg 1970, VIII, 239, XXXVI S. 13,— DM. Die hier anzuzeigende Würzburger Dissertation verfolgt in erster Linie das Ziel, „die soziale und strafrechtliche Situation der LInterständisehen" in Nürnberg im 17. und 18. Jahrhundert (Vorwort) zu klären. Ein allgemeiner Teil wird eröffnet mit einer Darstellung der Herkunft, des Zweckes und der Insassen des Arbeitshauses (S. 1 ff.), das bekanntlich als Einrichtung im calvinistischen Holland entstanden ist, wobei eben­ falls die katholische Würzburger Anstalt erwähnt wird (S. 4 u. 9). Die Idee des Arbeitshauses (ergasterium) trachtete nach Lösung der sozialen Frage und Beseitigung des Bettelwesens. Um 1770/SO befanden sich zwischen 400 und 600 Insassen im Nürnberger Arbeitshaus, in der Hungerperiode von 1771/72 stieg die Belegziffer so­ gar auf 700 bis 800 Menschen an (S. 10). In Nürnberg machten sich städtischer Rat und Bürgertum um die Wohlfahrtspflege verdient. Für die Behandlung und Charak­ teristik der Carolina von 1532 (S. 31) sei ergänzend auf den grundlegenden Aufsatz von Eberhard Schmidt, „Die Carolina", ZRG 53 Germ. Abt. (1933), S. 1—34, ver­ wiesen. Die Entfernung von Straftätern aus der Gesellschaft bildete nicht zuletzt ein Anliegen der Strafrechtspflege in der Neuzeit. Der Großteil der Kriminellen ent­ stammte den ständischen Unterschichten der Bevölkerung. Der Rat der Reichsstadt Nürnberg hat sich bereits im 16. Jahrhundert um eine Besserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Bevölkerung ernsthaft bemüht. In Nürnberg sind erstmals zwischen 1630 und 1670 Notleidende und Sträflinge gemeinsam in dem 1525 auf­ gehobenen Barfüßerkloster untergebracht gewesen. Dort ist 1661 ein Spinnhaus ein­ gerichtet worden. Das Nürnberger Zucht- und Arbeitshaus scheint als fortschrittliche Anstalt gegolten zu haben. Seit 1699 wurde es vornehmlich als „Werkhaus" bezeich­ net. Die erste Erwähnung der „Springerbuben" (Zwangszöglinge) findet sich in der Almosenordnung von 1626. 258

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Es befremdet begreiflicherweise den Rechtshistoriker etwas, wenn er bei der Dar­ stellung der Straftheorie im 17. Jahrhundert wohl die Heranziehung des „Brockhaus", aber die Außerachtlassung des grundlegenden Werkes von Eberhard Schmidt „Ein­ führung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege" 3, Göttingen 1965, §§ 149—154, S. 161—166, feststellen muß. Um die Versorgung der Zuchthausinsassen zu gewährleisten, bildete man aus Ratsmitgliedern eine Zucktkausdeputation. 1698/99 befaßte sich der Rat mit dem Plan der Gründung eines Armen- und Arbeitshauses, aber die Verwirklichung ließ lange auf sich warten. Die Verfasserin vergleicht eben­ falls die Nürnberger Verhältnisse mit anderen Zucht- und Arbeitshäusern (Würzburg, Bamberg, Bayreuth, Ludwigsburg). Für Würzburg ist noch die Untersuchung von Wilhelm Reubold „Geschichtliche Notizen über Gerichts- und Gefängnis-Lokale zu Würzburg", (Archiv des Hist. Ver. von Unterfranken Bd. 43/1901), S. 167—205, ein­ schlägig. 1764 hat das Nürnberger Brillenmacher-Handwerk vorgeschlagen, gegenüber dem Zuchthaus eine Stube und Kammer zum Glasschleifen einzurichten. Der Rat grün­ dete 1769 ein besonderes Armen-, Arbeits- oder Manufahturkaus im KatharinenKloster. Neben Bettlern sind auch Arme unterstützt worden. Die allgemeine Not trieb zahlreiche Menschen in das Armen- und Arbeitshaus, die sich dort mit Baumwollspinnen beschäftigten. Die Zwecke des Armen- und Arbeits­ hauses bestanden in der Eindämmung des Bettlerunwesens, Verhinderung der Ent­ stehung von Bettlernachwuchs durch Knaben- und Mädchenunterricht und Verdienst­ verschaffung für Notleidende. 1771 wurde im Fechthaus eine Filiale des Arbeitshauses eingerichtet; hier sind Brillen-, Brenn- und Perspektivgläser geschliffen worden. Ein Ratsverlaß von 1782 befahl, Bettler nicht in das Armen- und Arbeitshaus, vielmehr in das Weibereisen, einen Turm an der Schütt, einzuliefem. Während das Zuchthaus Leute aufnehmen mußte, konnte das Arbeitshaus dies tun (vgl. S. 130), Die Betrach­ tung der Nürnberger Korrektionsanstalten im Lichte aufklärerischer Kritik und das Modell der Hamburger Armenanstalt von 1788 für die Nürnberger Organisation ver­ dienen ebenfalls Aufmerksamkeit. Der Spiegelfabrikant Lorenz Paul Sörgel glaubte in verbesserter Bildung der Jugend eine Hauptaufgabe der Armen-Anstalt sehen zu müssen. Sein Plan einer „Gesellschaft zur Beförderung vaterländischer Industrie" ver­ mochte 1792 realisiert zu werden. Der Prediger und Zuchthauskontrolleur Paul Sig­ mund Seyfried (1750—1827) hat die Untätigkeit der Deputation hart gerügt und die Nachlässigkeiten des Zuchthauspersonals angeprangert. Krankheiten der in die Sozial­ anstalten eingelieferten Personen wurden kaum behandelt. Die dort Verstorbenen sind der Anatomie der Universität Altdorf zugewiesen worden. Immerhin bemühte sich der Arzt Dr. Preu vergeblich um Verbesserung der Lebensbedingungen der Zücht­ linge. Die Silikose bildete eine Haupterkrankung. Der Mißerfolg des Nürnberger Arbeitshauses erscheint auch als Folge der zerrütteten reichsständischen Administra­ tion (S. 206). Um 1800 zeichnete sich auch ein Rückgang der städtischen Bevölke­ rungszahl ab; diese reduzierte sich von 40 000 auf 25 000 Einwohner. Immerhin be­ standen um die Wende zum 19. Jahrhundert noch 170 Armenstiftungen in der Stadt. Das Arbeitshaus war ein ungesundes, teilweise ungeheiztes Gebäude. Zur Abhilfe des Straßenbettels errichtete man eine Unterkunft in einem Schulhaus von St. Jakob ins­ besondere für krüppelhafte Bettler (S. 230). Die Arbeit wird in dankenswerter Weise durch ein Namen- und Sachregister er­ schlossen. Zweifellos ist die Darstellung des vorhandenen Themas nicht allein für die Nürnberger Stadtgeschichte relevant, sondern von allgemeiner Bedeutung. Nachzu­ tragen bliebe noch die aufschlußreiche Darstellung von Helmuth von Weber, „Die Entwicklung des Zuchthauswesens in Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert", Fest­ schrift Adolf Zycha, Weimar 1941, S. 427—468. Die in der vorliegenden Studie be­ tonte soziologische Komponente gewinnt ebenfalls für Rechtshistoriker Bedeutung. 259

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Die Einbeziehung verwandter Anstalten an anderen Orten ermöglicht nicht zuletzt zutreffende institutionelle und soziale Vergleiche. Erfreulicherweise erfährt man aus der Untersuchung von Marlene Sothmann über das Nürnberger Armen-, Arbeits-, Zucht- und Werkhaus nichts von jenen Verhältnissen, die offenbar andernorts noch im 18. Jahrhundert üblich gewesen sind und deren Charakteristik aus der Definition bei Johann Heinrich Zedier, „Großes vollständiges Universal-Lexicon", Supplementband II, (Leipzig 1751), Sp. 146, erhellt: „Arbeitshäuser heißen im besondem Verstände solche öffentliche Häuser, da man die Leute zur Arbeit mit Schlägen und Drohungen oder auch sonst mit harten Worten zwingen und für den verdienten Lohn nöthigen Unterhalt verschaffen kann". Friedrich Merzbacher

Otto Barthel, Wolfgang Konrad Schultheiß (1786—1866), Erzieher, Historiker. Schule im Spannungsfeld zwischen gestern und morgen. Selbstverlag der Stadtbiblio­ thek Nürnberg 1970. XVI und 407 Seiten, 1 Abb. Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, Bd. 16. Kart. 13,50 DM. Der Pädagoge Schultheiß entstammte einem begüterten bäuerlichen Geschlecht, das quellenmäßig bis ins 16. Jh. zurückreicht und im Raum Puschendorf ansässig war. Er selbst kam 1786 in Langenzenn zur Welt. Zunächst trat er als Weber in den väter­ lichen Familienbetrieb. Sein Wissensdrang und seine künstlerische Befähigung jedoch zogen ihn bald zum Beruf des Lehrers hin. Sein Vater verstand ihn gut, weniger indes die übrige Familie. Nur ein halbes Jahr besuchte Schultheiß ein Seminar und galt dennoch nach damaliger Auffassung als verhältnismäßig gut vorgebildet. Nach den ersten schulischen Schritten ging er im Oktober 1806 nach Nürnberg, das eben vor einem Vierteljahr seine reichsstädtische Freiheit eingebüßt hatte und bayerisch ge­ worden war. Hier vervollständigte er seine Bildung; tief beeindruckte ihn die Welt der Musik. Er besuchte das Gymnasium Hegels. Die weiteren Pläne mußte er leider wegen seiner Finanzlage aufgeben. Der 24jährige schreckte vor einem langen Studium an der Universität Erlangen, die eben erst mit der nürnbergischen Hohen Schule in Altdorf zusammengelegt worden war, zurück. So nahm er 1809 die ihm angebotene Schulstelle in Nümberg-Tafelhof an. Der Autor, Otto Barthel, der das Nürnberger Schulwesen nach dem Kriege von 1945 bis 1960 leitete, und aus dessen Feder 1964 „Die Schulen in Nürnberg 1905—1960" erschienen, hat mit diesem Werk weit mehr als eine gewöhnliche Biographie ge­ schaffen. Es gelang ihm meisterhaft, das Leben des Pädagogen in die kulturelle Welt des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jhs. hineinzustellen. Man erlebt geradezu die Zeitepoche mit, das Leben der Lehrer und Schüler, die wechselnde Organisation der Schulaufsicht in ansbachisch-preußischer und in bayerischer Zeit, die pädagogischen Probleme, den Zustand der Schulen, und schließlich gewinnt man einen Eindruck von der Landschaft vor den Toren der einstigen Reichsstadt. Mit ungeheurem Heiß hat Otto Barthel die Quellen erschlossen und ausgewertet. Jahrelange Arbeit in Archiven und Bibliotheken war dazu nötig. Für den Leser ist besonders interessant, was man jeweils unter dem Begriff „neue Schule" verstand. Deutlich zeigt sich, daß die Pädagogik einem dauernden Wechsel unterworfen ist, daß verschiedene Errungenschaften, auf die das 20. Jh. so stolz ist, bereits von Schultheiß angesprochen wurden. Gustav Voit

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Wolfgang Meyer, Das Vereinswesen der Stadt Nürnberg im 19. Jahrhundert = Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte. Schriftenreihe des Stadt­ archivs Nürnberg, Bd. 3, Nürnberg 1970, 307 S. 14,— DM. Es ist erstaunlich, daß die „Gesellschaften" und Vereine, die das gesellschaftliche und kulturelle Leben der deutschen Städte im 19. Jahrhundert in ganz entscheidender Weise mitprägten, bisher von der Forschung kaum beachtet wurden. Lediglich über Weinheim (1963), Düsseldorf (1965) und Hamburg (1968) liegen bereits Mono­ graphien vor. Dem Nürnberger Stadtarchiv gebührt das Verdienst, diese von Professor Hofmann betreute Würzburger Dissertation angeregt zu haben. Dem Autor stand ein selten reichhaltiges Quellenmaterial zur Verfügung, beson­ ders die Akten der Vereinspolizei des Stadtmagistrats im Nürnberger Stadtarchiv, die bisher von der Forschung nur selektiv herangezogen worden waren (z. B. die Akten über die politischen Vereine). Der penibel überwachenden Stadtbürokratie und einer strengen Vereinsgesetzgebung verdanken wir sorgfältig geführte „Lebensläufe" aller Vereine, deren Zahl sich zwischen 1800 und 1900 von einigen wenigen bis auf an­ nähernd 2000 ins beinahe Uferlose vermehrt hatte. Nach Vorwort und Einleitung untersucht der Verfasser im einführenden ersten Teil das Wort Verein und seinen Bedeutungsinhalt. Diese Frage wäre m. E. einer ausführlicheren Behandlung wert gewesen, insbesondere die Klärung, aus welchen Grün­ den der Begriff Verein die bis dahin übliche Bezeichnung Gesellschaft in den 20er und 30er Jahren abgelöst hat. Nach dem breit ausgeführten Kapitel über die Vereins­ organisation folgt ein gelungener und interessanter Abriß der Vereinsgesetzgebung in Nürnberg bzw. Bayern von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches am 1. 1. 1900. Erst seit der liberalen Handhabung des grundlegenden bayerischen Vereinsgesetzes von 1850 kam das Vereinswesen anfangs der 60er Jahre zu einer ersten Blüte. Nach einem tieferen Einschnitt infolge des Deutsch-Französischen Krieges stieg die Zahl der Vereine sprunghaft an: von 455 im Jahre 1880 über 912 im Jahre 1890 auf 1911 um die Jahrhundertwende. Dieses Hochschnellen wäre ohne einen allgemeinen Überblick über den Wandel von der patrizischen Kaufmannstadt zur modernen Industriegroßstadt nicht recht verständlich. In straffer, klarer und übersichtlicher Form stellt der Verfasser dieses wichtige Kurz­ kapitel vor den eigentlichen Hauptteil über die einzelnen Vereinsgruppen (mit 12 Abschnitten): die geselligen, Kunst-, Schützen-, Soldaten-, politischen, Gesang- und Musik-, Turn- und Arbeitervereine, Freimaurerlogen, Vorstadt-, Wohltätigkeits- und wissenschaftlichen Vereine. Zweckmäßig wäre es wegen offenkundiger Zusammenhänge gewesen, die Arbeiter- und politischen Vereine hintereinander zu besprechen, ebenso die Logen und Wohltätigkeitsvereine; evtl, hätte sich eine Rubrik „religiöse Vereine" als nützlich erweisen können (Kolpingverein, Evangelischer Arbeiterverein, Freireli­ giöse Gemeinden, Logen). Im Ganzen bleibt jedoch festzuhalten, daß es dem Ver­ fasser in der Tat gut gelungen ist, das Werden, Wesen und Wirken der wichtigsten Vereine darzustellen. Mit sicherem Blick hat er aus den zentnerschweren Aktenbergen der annähernd 2000 Vereine die Spreu vom Weizen gesondert. Dabei fällt auf, daß sich neben kurzlebigen „Eintagsfliegen" andere Vereine über viele Jahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte gehalten haben, über Moden, „Bewegungen", Kriege und politische Umstürze hinweg (z. B. der von dem Barockpoeten Harsdörffer 1644 gegründete Pegnesische Blumenorden). Auffallend spät faßte die Turnerbewe­ gung in Bayern Fuß; der 1846 ins Leben gerufene Nürnberger Turnverein gilt als der älteste Verein dieser Art in Bayern (zum Vergleich: Hamburger Turnverein 1816, Mainzer Turnverein 1817). Kurios mutet die Tatsache an, daß der berühmte 1. FCN in seinem Gründungsjahr 1900 mit Rugby begonnen hat; da jedoch statt der 30 be261

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nötigten Spieler für zwei Mannschaften nur 22 dem Verein angehörten, mußte auf Fußball umgesattelt werden. Am Schluß der Dissertation stellt W. Meyer vier „Bewegungen" des 19. Jahrhun­ derts heraus, deren Auswirkungen auf das Vereinswesen deutlich nachweisbar sind: die Sängerbewegung seit 1829, die Tumerbewegung, die Arbeiterbewegung (1848/50 und dann wieder zu Beginn der 60er Jahre) und schließlich die Frauenbewegung kurz vor der Jahrhundertwende. Außerdem verweist er auf drei eigenständige Perioden des Gesellschafts- und Vereinswesens in soziologischer Hinsicht von der Zeit der Aufklärung bis um 1900: Das Großbürgertum — Großkaufleute, höhere Beamte, Akademiker — schuf sich etwa seit der Zeit der Französischen Revolution in exklu­ siven Zirkeln die Möglichkeit „der Freude und Erholung", aber auch der allseitigen politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Information (u. a. durch Lesezirkel). Zwischen den Befreiungskriegen und den Gründerjahren dominier­ ten die „bürgerlichen Vereine", besonders in den Sänger- und Musikvereinen mit dem 1861 in Nürnberg abgehaltenen deutschen Sängerfest als Höhepunkt. Seit den Gründerjahren mehrten sich die Vereinsgründungen zusehends von Jahr zu Jahr, wohl nicht zuletzt verursacht durch den raschen Bevölkerungszuwachs. Vor allem Klein­ bürger, Handwerksgesellen und Arbeiter fanden sich nun in den verschiedenartigsten Vereinen zusammen, deren durchschnittliche Lebensdauer jedoch von Jahrzehnt zu Jahrzehnt geringer wurde. Während zwischen 1850 und 1870 ein Verein knapp 17 Lebensjahre erreichte, brachte er es zwischen 1870 und 1900 auf lediglich 6,5 Jahre. Der Widerhall der „Bewegungen" im Vereinswesen sowie die jeweils „stän­ dische" Aktivität in den erwähnten drei Perioden könnten sich als typisch erweisen auch für andere deutsche Städte. Hugo Eckert Bilder und Berichte aus hundert Jahren Bankgeschichte — 100 Jahre Vereinsbank in Nürnberg. Nürnberg 1971, 204 S. mit zahlr. Abb. Aus Anlaß ihres 100jährigen Firmenjubiläums hat die Vereinsbank in Nürnberg eine vorzüglich ausgestattete Festschrift vorgelegt. Dr. Franz Steffan, ein erfahrener Fachmann für Bankgeschichte, schrieb den geschichtlichen Abriß des als „gemischte Hypothekenbank" von Lothar v. Faber gemeinsam mit anderen Nürnberger Unter­ nehmern gegründeten Bankinstituts. In weiteren Abschnitten schildert Steffan das Wirtschaftsleben Nürnbergs vor 100 Jahren sowie Lothar v. Fabers Denkschrift über die Zukunft Nürnbergs, deren vielseitige Ideen übersichtlich dargelegt werden. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde Berlin zum Hauptarbeits­ gebiet der Vereinsbank. Diese Tatsache war für Steffan der Anlaß, in einem weiteren Kapitel ein ungemein anschauliches Bild vom gesellschaftlichen Leben in der damali­ gen Reichshauptstadt zu zeichnen. Er benutzte dazu vornehmlich Zitate aus Theodor Fontanes zeitgenössischen Berliner Romanen und erweist sich dabei als ein intimer Kenner der Werke dieses Dichters. Besonders hervorzuheben sind die reiche Bebilderung und der sorgfältig bearbeitete Quellennachweis. Sie verdienen hohes Lob. Insgesamt schuf die Vereinsbank mit diesem Buch ein wertvolles Werk, das für die Kulturgeschichte Nürnbergs und Berlins in den Jahrzehnten nach 1871 sowie für die Bankgeschichte einen wichtigen Beitrag darstellt. Gerhard Hirschmann

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Peter Schröder: Die Entwicklung des Nürnberger Großgewerbes 1806—1870. Studien zur Frühindustrialisierung = Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landes­ geschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Bd. 8, Nürnberg 1971, 262 S., 12 Tabellen. 12,50 DM. Die vorliegende Münchner staatswirtschaftliche Dissertation versucht am Beispiel der Nürnberger Wirtschaft einen Beitrag dafür zu liefern, wann und unter welchen Umständen sich der Übergang der traditionsreichen, auf das hochspezialisierte Hand­ werk gestützten Wirtschaft zur großgewerblichen Wirtschaft vollzogen hat. In einem ersten Teil bringt der Verfasser zunächst eine Fülle quantitativer Er­ gebnisse aufgrund zum Teil bisher unbekannten Urmaterials über die Zahl der Ge­ werbebetriebe (Handwerk und „Fabriken“), der beschäftigten Personen, der Stärke der verschiedenen Produktionszweige und über die Größe der Betriebe. Weiter wer­ den in diesem ersten Teil in nicht ganz verständlicher Folge die Antriebskräfte, der Umfang der gewerblichen Produktion, die Exportintensität der einzelnen Gewerbe­ zweige, die Richtung des Absatzes, die Versorgung mit Rohstoffen und Brennmaterial, die Entwicklung des Verkehrs im Raum Nürnberg, die Herkunft einiger Finanzie­ rungsmittel des Gewerbes und die soziale Lage der Arbeiter dargestellt. Auch dabei sind die Aussagen oft auf reiches Zahlenmaterial gestützt. Im zweiten Teil wird die Entwicklung in den wichtigsten Produktionszweigen Nürnbergs geschildert: Textilgewerbe, Maschinenindustrie, Messingfabrikation, ko­ nische Drahtfabrikation, Gold- und Silberschlägerei, chemische und Farbenindustrie, Bleistiftfabrikation, Glasverarbeitung, tabakverarbeitende Betriebe und Brauwesen. Dabei werden alle bedeutenden Betriebe des Untersuchungszeitraums samt ihren wesentlichen Daten wie Beschäftigtenzahl, Umsatz, Rohstoffverbrauh, Absatzgebiete usw. genannt, niht immer aber Entstehungs- und vor allem Verfallsgründe (z. B. Tuhfabrik Lobenhofer). An dieser Stelle stößt die Arbeit an ihre Grenzen, wenn es also darum geht, die für den erwähnten Übergang zum Großgewerbe nötigen Produktivkräfte aufzuzeigen. Der Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß sih eine erste großgewerblihe Ent­ wicklungsphase über die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts erstreckt habe. Die zweite Phase ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt eine industrielle Expansion, die schließ­ lich zum wirtschaftlichen Aufstieg Nürnbergs führte. Wohl jede künftige historishe Arbeit über die Nürnberger Wirtshaft im 19. Jahr­ hundert wird sih auf Shröders umfangreihes Material stützen können. Rainer Cömmel

Klaus-Dieter Schwarz, Weltkrieg und Revolution in Nürnberg. Ein Beitrag zur Geschihte der deutschen Arbeiterbewegung = Kieler Historishe Studien Bd. 13, Klett-Verlag, Stuttgart, 1971, 336 S. 28,— DM. Die von Karl Dietrih Erdmann betreute Dissertation von Klaus-Dieter Shwarz muß man als einen grundlegenden Beitrag zur Nürnberger Stadtgeshihte im Ersten Weltkrieg und in der Novemberrevolution 1918/19 bezeihnen; gleihzeitig ist sie eine wihtige und interessante Untersuhung zur Geshihte der deutshen Arbeiter­ bewegung, die weit über den rein lokalgeshihtlihen Rahmen hinausgeht. Der Verf. wollte von Anfang an keine „Geshihte der Kommunalpolitik Nürnbergs während der Jahre 1914 bis 1918/19“ shreiben, sondern am „Beispiel einer Stadt — einer der größten Städte des damaligen Deutshlands — die innere, von den großen Militärund Staatsaktionen abgewandte Problemseite des Ersten Weltkriegs“ (S. 13) aufzei­ gen. Für seine Analyse stützt sih der Verf. auf eine umfangreihe Literatur, sowie 263

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auf zahlreiches gedrucktes und ungedrucktes Quellenmaterial. Im Mittelpunkt der Betrachtung standen für Schwarz vor allem drei Gesichtspunkte: Einmal die geistige Situation Nürnbergs vor und während des Krieges, wobei auf­ grund der Sozialstruktur (85 °/o der Einwohner waren Arbeiter) der Sozialdemokratie und ihren politischen und ideologischen Führern sowie dem linksliberalen Oberbür­ germeister Dr. Otto Geßler große Bedeutung zukam. Für den Verf. stand in erster Linie aber eine Analyse des gesellschaftlichen und sozialen Strukturwandels im Vor­ dergrund. Betrachtungsmittelpunkt war auch hier zwangsläufig die Sozialdemokratie, galt sie doch im Wilhelminischen Kaiserreich als politisch unzuverlässig. Gerade aber die Ana­ lyse der sozialen Veränderungen in der Nürnberger Bevölkerung ermöglicht eine Ant­ wort auf die Frage, ob im November 1918 bei der Mehrheit der Bevölkerung der Wille zur Revolution vorhanden war und damit, ob damals überhaupt eine revolu­ tionäre Situation bestanden hat. Mit seinem methodischen Ansatz setzt sich der Verf. klar gegen die ältere Forschung ab. Sein Beitrag hilft mit, eine Lücke auf einem bis­ her stark vernachlässigten Gebiet der Forschung zu schließen. Eine Darstellung der inneren Geschichte des Ersten Weltkrieges, die neues Licht auf die Ereignisse von 1918/19 werfen kann, fehlt bislang noch immer, auch wenn für Bayern beispielsweise bereits grundlegende Arbeiten vorliegen (W. Albrecht, K. L. Ay). Zunächst geht der Verf. auf die Voraussetzungen für die Ausgangssituation von 1914 in Nürnberg ein und greift dabei bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Das Aufzeigen der Voraussetzungen ist äußerst wichtig, da es Weltkrieg und Revolution in den Gesamtzusammenhang der Entwicklung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft stellt. Hierbei sind einige Punkte besonders herauszuheben: Die Nürnberger Wirtschaft war exportorientiert und bestritt 1907 60 °/o des baye­ rischen Außenhandels. 54,6 °/o der Bevölkerung waren in der Industrie tätig. Die Bevölkerung stieg von knapp 54 000 (1852) auf nahezu 400 000 (1914), doch bis 1908 hatten nur knapp 6 % das Wahlrecht für die Gemeindewahlen. Die SPD konnte erst seit 1908 in eine aktive, mitverantwortliche Gemeindepolitik eintreten. Bis 1914 wurde sie stärkste Fraktion (28 von 60) im Gemeindekollegium und hatte 1913 ent­ scheidenden Anteil an der Wahl Geßlers zum Oberbürgermeister. Am Beispiel Nürnberg setzt der Verf. dann anhand seines Quellenmaterials neue Akzente für die Beurteilung der Haltung der deutschen Bevölkerung in der Julikrise von 1914. Die Probleme, die der Krieg für die Versorgung der Bevölkerung mit sich brachte, werden uns vor allem aus der Sicht des Oberbürgermeisters Geßler demon­ striert, der sich nachhaltig für die Belange der Bevölkerung, vor allem der Arbeiter (im September 1914 waren 40 °/o arbeitslos), einsetzte (Kriegsfürsorge, Lebensmittel­ beschaffung, Arbeitsplatzbeschaffung) und durch Beschaffung von Krediten und Auf­ trägen die Umstellung der Nürnberger Wirtschaft auf die Kriegswirtschaft erleichterte und durch seine Sofortmaßnahmen die soziale Not etwas lindern konnte. Dem Wir­ ken Geßlers war es auch zu verdanken, daß Nürnberg, solange der staatliche Dirigis­ mus nicht einsetzte, zu den bestversorgten Städten Deutschlands zählte. Der Staat zog aber in zunehmendem Maß die Kompetenzen für die öffentliche Bewirtschaftung an sich, zeigte sich aber unfähig die Kriegsaufgaben im Innern sozial und gerecht zu lösen. Dies trug vor allem in Bayern zu einem wachsenden Autoritätsverlust der Regierung bei. Geßler, der mitverantwortlich im bayerischen Emährungsbeirat tätig war, bezeichnete die Regierungsmaschinerie als total ineffiziert. Die drohende Niederlage lähmte die staatliche Willenskraft, die ihre Hoffnung auf das Militär gesetzt hatte, demoralisierte die Träger der alten Ordnung und ließ sie an ihrer Legitimation zweifeln. Die drohende Niederlage blieb aber auch nicht ohne Auswirkungen auf das politische Verhalten der Bevölkerung. Bereits 1915 war an 264

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die Stelle der nationalen Begeisterung die Sorge um das tägliche Brot getreten. Im Juli 1916 gab es die ersten Lebensmittelkrawalle in Nürnberg, 1917 schwere Ernäh­ rungsunruhen. Die langfristig sich vorbereitende soziale Unzufriedenheit stieg ange­ sichts des Offenkundigwerdens der militärischen Niederlage des Reiches rapid an. Die Kluft zwischen Regierenden und Regierten wurde vergrößert. Der sich seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Deutschland vollziehende gesellschaftliche Umbruch wurde durch den Krieg beschleunigt, wobei verschiedene Faktoren eine Rolle spielten (vgl. S. 155 ff.). Im Ergebnis wurde der Volkskörper des Kaiserreiches durch soziale Spannungen weiter auseinandergerissen. Die Oberschicht konnte einen nahezu unveränderten Lebensstandard aufrechterhalten, während vor allem der Mittelstand sich nach unten anzugleichen gezwungen war. Die Politik aber, „nicht in der Lage, die Volksmassen durch eine maßvolle Friedens- und eine über­ fällige Reformpolitik geschlossen hinter die Regierung zu bringen, hat die Spannun­ gen nur noch verschärft" (S. 162). Die Arbeiterschaft war vor allem politisch das Kleinbürgertum, aber sozial unzufrieden. Größere Revolutionsbereitschaft — wenn auch aus einem ideologischen Mißverständnis — fand sich aber beim Kleinbürgertum, das im wesentlichen Träger der Münchner Revolution Eisners war. Am Beispiel Nürnberg zeigt der Verf. auch die Spannungen zwischen dem linken und dem rechten Flügel innerhalb der SPD auf, die dann zur Spaltung in Mehrheits­ sozialdemokraten und USPD führten. Die Mehrheitssozialdemokraten waren keine revolutionäre Kampfpartei. Sie wollten Demokratisierung durch Evolution, mit dem Stimmzettel, und es ging ihnen um die Sicherung der Errungenschaften der Oktober­ reform; auch die USPD wollte die Demokratisierung, doch sollte die Oktoberreform durch die Beseitigung aller antidemokratischen Kräfte in Staat und Gesellschaft ge­ sichert werden. Wie im Reich, so zeigte sich auch in Nürnberg die Konzeptionslosigkeit der verschiedenen Gruppen in der Revolution. Die Revolution hat die gesell­ schaftlich-sozialen Spannungen nicht abbauen können. Die nach den Worten Adolf Brauns einzige eingelöste „Errungenschaft" der Revolution, neben der Änderung der Staatsreform, das Mehrheitswahlrecht, wurde 1933 zum Mittel für die legale Macht­ ergreifung der Nationalsozialisten. Die Untersuchung ist eine wichtige Arbeit zur inneren Geschichte des Ersten Welt­ krieges, die durch den Rückgriff bis auf die Reichsgründungszeit das Thema in einen größeren Gesamtzusammenhang stellt. Allerdings hätte die Arbeit sehr gewonnen, wenn der Verf. — sieht man einmal von nicht immer optimal geglückten methodi­ schen Experimenten ab — das Kapitel über die Revolution mehr in die Darstellung integriert hätte. So wirkt es etwas als Zugabe. Wünschenswert wäre neben einer Gesamtzusammenfassung und einem Sachregister die Untermauerung der Darstellung durch einen statistischen Anhang und ausgewählte Dokumente gewesen. Ungeachtet dieser Desiderate wird jeder, der sich mit der inneren Geschichte des Ersten Welt­ krieges befaßt, das Buch von Klaus-Dieter Schwarz mit heranziehen müssen.

Wolf Dieter Grüner Erich M u 1 z e r , Grünflächen und Naherholungsgebiete im Ballungsraum NürnbergFürth-Erlangen. 24 S., mit einer Kartenskizze und sechs Bildern. Erlangen 1971, in: Mitt. der Fränkischen Geographischen Gesellschaft, Bd. 18, 1971. In dieser lesenswerten und den Stadtplanem Nürnbergs ins Stammbuch geschrie­ benen Studie greift der Verfasser Gedanken auf, die er erstmals in der Kartenbe­ sprechung „Nürnberg-Fürth: Ballungsraum zwischen Feld und Föhren“ (Topographi­ scher Atlas von Bayern, Karte 50) geäußert hat. Es geht ihm um die Frage der Be19

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wohnbarkeit einer Stadtlandschaft, die erfaßt ist in einem Kreisbogen mit dem Radius 20 km, geschlagen um die Nürnberger Burg als Mittelpunkt. Für die Beantwortung ist die Menge und Verteilung von Grün- und Erholungsflächen innerhalb der Agglomeration mit 752 Einwohnern/qkm von entscheidender Be­ deutung. Denn neben den anerkannten klimatisch-biologischen Auswirkungen des Stadtgrüns tritt sein ästhetischer Reiz, der „in einer deutlichen Korrelation zur Attraktivität der Stadt zu stehen scheint". Mulzer legt dar, daß für Nürnberg die Bilanz recht trübe ausfällt. In ihrer histo­ rischen Altstadtarchitektur und in den Erweiterungen der Gründerzeit spiegelt die Stadt eine ungewöhnliche Bauverdichtung. Großräumige Formen zusammenhängender Grünzüge in radialer Richtung, die aus der freien Landschaft an die inneren Orts­ bereiche heranführen, fehlen mit Ausnahme des östlichen und westlichen Pegnitz­ tales ganz. Und letztere sind topographisch bedingt? Der Glanzpunkt innerstädtischer Grünanlagen, die Dutzendteichlandschaft, erfährt durch die Verlegung des Messege­ ländes eine Abschließung vom offenen Gelände, und das räumlich größte, landschaft­ lich wertvollste und mit 4 km Abstand von der Ringstraße stadtnächste Waldgebiet beim Valznerweiher ist durch großräumige Verkehrsmaßnahmen bedroht. Damit wird das ungeplante, wenig selektive Wachsen in den Wald hinein fortgesetzt (was für Nürnberg seit dem vorigen Jahrhundert charakteristisch ist/) und die Abschnürung und Beeinträchtigung eines Spaziergängerzentrums verursacht, wo man durch ein dif­ ferenziertes Entwicklungskonzept derartigen Schäden hätte steuern können. In dieser Hinsicht geht die Stadt Fürth bei der Sicherung randnaher Erholungsge­ biete beispielhaftere Wege. Der zentrale Stadtwald erfuhr jüngst eine Aufwertung durch den Erwerb des Burgfarrnbacher Schloßparkes und des Zennwaldes. Darüber hinaus tragen die beiden Flußtäler der Pegnitz und Rednitz zur Radialdurchgrünung bei und bilden durch Verengung in diesem Raum keine Kommunikationsschranken. Eine solche ist das 1 km breite Rednitztal im Stadtgebiet von Erlangen, das aber seinen Grünflächen wahrzeichenartigen Charakter zuzumessen vermag. Für alle drei Städte und die in ihrem Weichbild wuchernden Gemeinden spielt der Wald als Naherholungsraum die wichtigste Rolle, und hier ist es vor allem der Reichswald, dem die tragende Funktion zukommt. Ihn geplant zu erhalten und nicht insgeheim als Baulandreserve zu betrachten, ist die Hauptaufgabe jeder sinnvollen Naherholungsplanung. Richard Kötbel

Helmuth F u c k n e r, Nümberg-Langwasser, Planungs- und Entwicklungsprobleme eines satellitären Stadtteils von 1932 bis 1970. 28 S., mit einer Kartenskizze, 7 Plan­ skizzen und 5 Bildern. Erlangen 1971, in: Mitt. der Fränkischen Geographischen Ge­ sellschaft, Bd. 18, 1971. In einer sehr gründlichen Strukturanalyse zeigt der Verfasser die bedeutsamen Wandlungen in der städtebaulichen Konzeption dieses satellitären Stadtteiles und legt die Problematik des urbanen Funktionssystems der Stadtlandschaft von Nürn­ berg-Langwasser dar. Seit 1926 ein „Generalbebauungsplan" der Stadt Nürnberg die innerstädtische Be­ bauung zu gestalten versucht, trat als Erweiterungsraum der wertlose Randwinkel im Südosten ins Blickfeld künftiger städtebaulicher Erschließung. Ab 1932 ist die Ge­ meinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Nürnberg (WBG) mit dieser Aufgabe befaßt. Die Umfunktionierung zur „Reichs-Lagersiedlung" in der NS-Zeit wirkt sich bestimmend auf die Erstbebauung bis 1954 aus. Sinnvoll gesteuert erfolgt der wei­ tere Ausbau an Hand der Pläne des Städtebau-Ideenwettbewerbs von 1955/56. Er 266

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basiert unter anderem auf der Aufgabenstellung der „bewußten Erhaltung und Be­ tonung der landschaftlichen Vorzüge dieser einmaligen städtebaulichen Gegebenheit eines Großbaugebietes in unmittelbarer Grünlage zwischen dem Nürnberger Stadt­ kern und dem Reichswald, mit aufgelockerter Verzahnung zwischen Bauflächen und Waldlandschaft". Die zugrundeliegenden Karten, Planungsmodelle und Tabellen beschreibt und inter­ pretiert Fuckner in anschaulicher Weise. Er setzt vor allem die im zweiten Aufbau­ plan von 1965 über den Erstansatz von 1961 und den Preisentwurf von 1956 hin­ ausreichenden Zahlen in Beziehung zu dem sich vollziehenden sozialen und wirt­ schaftlichen Wandel. Cityflucht und Motorisierung bewirken eine Wohnbau Verdich­ tung und eine Erhöhung der Bevölkerungszahl auf 60 000 statt 40 000. Erstere geht anfänglich auf Kosten der Grünflächen, später erfolgt sie durch Hochbauten. Nach den vier Zwischenhimmelsrichtungen ist die Betrachtung der baustrukturellen Gestaltung Langwassers gegliedert. Das Hauptzentrum in seiner exzentrischen Mittel­ lage umfaßt die geplante Verwaltungsstelle, den im Bau befindlichen Bus- und UBahnhof sowie das 196S eröffnete Bürgergemeinschaftshaus und das ein Jahr später in Betrieb genommene Frankeneinkaufszentrum. Letzteres bildet das Südost-Tor eines Ballungsraumes von über einer Million Bewohner und hat überregionale Lagebe­ deutung. Für die Bevölkerung Langwassers verbessern sich dadurch die Arbeitsmöglichkeiten, doch findet nur ein Viertel einen wohnungsnahen Arbeitsplatz, was weiterhin die Verkehrsspannung zur Innenstadt belastet. Verstärkt wird dieser Trend durch das Fehlen weiterführender Schulen. Die soziale Integration der Bewohner ist im ganzen gelungen, wenn auch manche Probleme durch die fortdauernde rastlose Aufbauphase verdeckt werden. Fragen zur Findung einer gesunden Sozialordnung der städtischen Massengesellschaft stehen in Langwasser wie anderswo an. Nur bietet sich dort die Chance, neuzeitliche Formen urbaner Siedlung und Lebensweise zu entwickeln, um daraus Erkenntnisse für die künftige Stadtgestaltung Nürnbergs zu gewinnen. Richard Kölbel

Eugen Kusch, Auf gut Nürnbergisdi. Verlag Hans Carl, Nürnberg, 1971, 192 S. 12,— DM. Die vorliegende Anthologie Nürnberger Mundartgedichte des 18. bis 20. Jh. deckt sich inhaltlich fast völlig mit der gleichnamigen Anthologie, die 1951 im Verlag Nürnberger Presse erschienen ist. Das Vorwort ist dasselbe, die Illustration stammt in der neuen Ausgabe von Schmitzer — Scherenschnitte, von denen sich der Scheren­ schnitt Toni Burgharts auf dem Buchdeckel durch seine Eleganz abhebt. Die Erweite­ rung von 174 auf 192 Seiten ist durch einige Beiträge von E. Fürst, H. Hirschmann, H. Mehl, W. Rothgang und W. Schmitzer zustandegekommen. Die Thematik der Nürnberger Mundartdichtung ist sattsam bekannt: gereimter Volkswitz oder biedermeierlich-wehmütiger und auch schelmischer Nachklang Grübelschen „Meistersangs". Nicht umsonst ist der Nachtwächter als Symbol Spitzwegscher Idyllik auf dem Buch abgedruckt. Neben vielen unterhaltsamen Gedichten stehen immer wieder Verse, die den Mundartkenner peinlich berühren. Sogar Paul Riess ent­ geht der Gefahr des Unechten nicht. Seine „Winternacht vor dem Albrecht-DürerHaus" endet mit dem ach so poetischen hochsprachlichen Stoßseufzer, der in die Nürn­ berger Mundart übertragen zum völligen Stilbruch wird: „ ... Und doch wöi Orgln braust’s/Wenn feierlicha Ohdacht dort ins Herz dir quillt". Das ist weder Mundart noch Dichtung I 19 *

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Schmitzer und Fürst bemühen sich, in neuester Zeit sozialkritische Töne in die Nürnberger Mundartdichtung einzuführen: Krieg, Menschenschutz statt Tierschutz, opportunistischen Modernismus bei Diskussionsrednern. Ob dadurch die Nürnberger Mundartdichtung zu beleben ist, bleibt mehr als fraglich. Zum Schluß daher nochmals die schon mehrmals geäußerte dringende Mahnung an Nürnberger Verlage und Schriftsteller: Wo bleibt echte Mundart-Prosa, dargestellt in Gerichtsszenen, Straßenszenen oder Kurzgeschichten, wie sie Karl Kraus in seinem Drama „Die letzten Tage der Menschheit" für die Wiener Mundart richtungsweisend für den deutschen Sprachraum „gedichtet" hat? Herbert Maas Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte. Bd. V: Bayerisches Städte­ buch, Teil 1, hrsg. von Erich Keyser f und Heinz Stoob. Verlag Kohlhammer, Stutt­ gart 1971, 637 S., 1 Kt. Preis 158,- DM. Die Arbeit an diesem Werk geht noch in die Vorkriegszeit zurück. Als i. J. 1950 Erich Keyser das Unternehmen neu in Gang brachte, war es das Staatsarchiv Nürn­ berg, welches in seinem Amtsbereich Mittelfranken tatkräftig die Arbeit förderte, so daß schon nach wenigen Jahren fast alle mittelfränkischen Artikel fertig Vorlagen. Leider hinkten andere Landesteile erheblich nach, und so konnte das Werk erst im Dezember 1970 erscheinen, nachdem man sich entschlossen hatte, den am weitesten fortgeschrittenen Teil des Bandes Bayern, nämlich die drei Franken, in einem 1. baye­ rischen Teilband zusammenzufassen. Selbstverständlich wurden die Beiträge, die schon in den 50er Jahren erstellt wurden, nochmals überarbeitet. Das Buch, wie es sich nun präsentiert, stellt eine reichhaltige Zusammenfassung des Wesentlichen und des Wichtigsten dar, was über unsere Städte gesagt werden kann. Nicht alle Beiträge sind in der Qualität gleichmäßig, das kann man bei einem solchen Gemeinschaftswerk auch kaum erwarten. Aber für die einzelnen Stadtgeschichten konnten in der Regel doch die kompetentesten Bearbeiter gewonnen werden. Die im Städtebuch enthal­ tenen Ortsgeschichten sind nach einem schon in anderen deutschen Ländern bewähr­ ten System nach Sachtiteln gegliedert und bieten daher alle wichtigen Daten und ge­ schichtlichen Ereignisse der einzelnen Städte, soweit sie des Berichtens wert sind. Allein der Beitrag über Nürnberg (Verfasser: Dr. Schultheiß unter Benützung von Vorarbeiten Dr. Pfeiffers und Dr. Löhleins) umfaßt entsprechend der geschichtlichen Bedeutung unserer Stadt nicht weniger als 3 3 enggedruckte Seiten (dieser Artikel wird dem Umfang nach nur noch übertroffen von Würzburg mit 44 Druckseiten Inhalt). Um den reichen Inhalt der einzelnen Beiträge vor Augen zu führen, seien hier die Hauptgesichtspunkte wiedergegeben, nach denen die Artikel gegliedert sind: Name der Siedlung, ihre Lage, ihr Ursprung, Stadtherrschaft und Stadtbereich, die Stadt als Siedlung, Bevölkerung, Sprache, Wirtschaft, Verwaltung und Verfassung, Landesherrschaft, Wehrverfassung, Wahrzeichen (Wappen und Siegel/), Finanzwesen, das Gebiet der Stadt, Kirchenwesen, Wohlfahrtspflege, Schulen und Bildung, Drucke­ reien und Zeitungswesen, Quellen, Darstellungen und Sammlungen zur Stadtge­ schichte. Es gibt kein relevantes stadtgeschichtliches Element, das nicht berücksichtigt wäre. Zudem ist am Ende der einzelnen Abschnitte jeweils auch die einschlägige Literatur aufgeführt. Freilich darf nicht verschwiegen werden, daß nicht alle Ortsartikel hinreichend koordiniert sind. Das fällt besonders auf bei den auf das 19. Jahrhundert bezogenen Abschnitten. In dieser Zeit liegen in vielen Städten gleiche oder annähernd gleiche Verhältnisse vor. Wenn daher beim Abschnitt 9e „Behörden im 19. und 20. Jahrhun­ dert" bei Ansbach neben der Regierung auch die verschiedenen Gerichte und Ämter 268

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aller Art aufgezählt werden, versteht man nicht, daß bei anderen Städten, etwa bei Bayreuth, Kulmbach, Schweinfurt ein solcher Abschnitt schlicht fehlt. Noch verwun­ derlicher ist das Fehlen eines im Inhaltsverzeichnis angekündigten 2. Kapitels der Landesübersicht. Hier wird nur „1. Landesgeschichte“ dargeboten, der vorgesehene 2. Teil ist unter den Tisch gefallen. Wichtig für den Nürnberger ist, daß in dem Band auch die Nachbarstädte Fürth, Erlangen, Bamberg, Schwabach, Ansbach, Roth usw. zuverlässig bearbeitet sind. Auch die Städtchen des ehemaligen Landgebiets der Reichsstadt sind mit Altdorf, Lauf, Hersbruck, Velden, Betzenstein und Gräfenberg vertreten. Wir begrüßen auch sehr die intensive Behandlung der übrigen fränkischen Reichsstädte. Weißenburg (Bear­ beiter Dr. Biendinger), Windsheim (Dr. Schultheiß), Rothenburg (Dr. Schnurrer) und Schweinfurt (Dr. Saffert) haben gründliche Monographien erhalten, die auf engstem Raume das Wesentliche aussagen über ihre Vergangenheit. Man begegnet dabei auch immer wieder vielfältigen Beziehungen nach Nürnberg. Das Werk bleibt wohl für lange Zeit die unentbehrliche Grundlage unserer fränkischen Stadtgeschichtsforschung.

Fritz Scknelbögl Hellmut Kunstmann, Die Burgen der westlichen und nördlichen Fränkischen Schweiz, l.Teil: Der Südwesten. Unteres Wiesenttal und Trubachtal. Veröffentlichun­ gen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. Reihe IX, Bd. 28. XII und 349 S., 93 Abb., 1 Karte. Leinen. 33,—DM. Mit der Entdeckung der Fränkischen Schweiz als Reiseland rückten zwei Sehens­ würdigkeiten dieses schönen Landstriches in den Vordergrund: Höhlen und Burgen. Während die Erforschung der Höhlen bereits mit Esper und Rosenmüller wissenschaft­ lichen Charakter annahm, blieb das Studium der Burgen von Heller bis Sieghardt in höchst bescheidenen Anfängen stecken. Erst Hellmut Kunstmann begann die exakte Erforschung, die sich auf archivalische Quellen und Vermessungen stützt, unter Her­ anziehung aller Zweige der historischen Wissenschaft. Neben jahrelangen Quellen­ arbeiten in den Archiven zu Bamberg und Nürnberg sowie in vielen Adelsarchiven betrieb Kunstmann ausgedehnte Untersuchungen der Orts- und Hurnamen, der Alt­ straßen, der Gerichts- und Grundherrschaften sowie des Adels. Der Name Kunstmann ist in der Burgenforschung weit über Franken hinaus bekannt. Mit seinen Büchern rückte er die Burg als Wehrbau an den richtigen Platz, entfernt von allen falschen romantischen Vorstellungen. Da die Burgen gleichzeitig auch Mittelpunkte von Ämtern und Grundherrschaften waren, gibt der Verfasser noch wertvolle Aufschlüsse über das Leben von Burgherren, Söldnern und Bauern und bietet einen Blick in die mittelalterliche Landschaft. Das vorliegende neue Buch behandelt mehr als 40 Wehrbauten des unteren Wiesent- und Trubachtales, von denen der Leser vorher wohl kaum die Hälfte gekannt haben dürfte. Wer wußte schon, daß es in dem fast nur vom Durchfahren bekannten Weilersbach sieben Ansitze gab? Selbstverständlich nehmen die bekannten Ruinen Neideck und Streitberg sowie die Schlösser Wiesenthau, Kunreuth oder Egloffstein einen breiteren Raum ein, schon bedingt durch das größere Material. Die einzelnen Themen sind nach Geschichte, Kriegsereignissen und Baugeschichte gegliedert, ihnen folgen die Schilderung über das Aussehen der mittelalterlichen Burg und die Beschrei­ bung des heutigen Zustandes. Man erfährt aber auch etwas über Besitzverhältnisse, Amtleute und Burgenbesatzungen sowie über den Unverstand der Menschen, die die Baudenkmäler vergangener Jahrhunderte als Steinbruch benutzten (Seite 79). 93 An­ sichten aus verschiedenen Zeiten lassen u. a. erkennen, welch schöne Bauten uns in 269

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Streitberg, Regensburg und Wolfsberg verloren gegangen sind. 27 Seiten Anmerkun­ gen und ein Register über Orts- und Personennamen erleichtern die Benützung dieses hervorragenden Buches. Es ist die Fortsetzung der „Burgen der östlichen Fränkischen Schweiz“ (Band 20 der oben genannten Reihe). Mit Spannung erwarten wir den nächsten Band über die Burgen der nördlichen Fränkischen Schweiz. Gustav Yoit

Josef Dünninger, Bernhard S c h e m m e 1, Bildstöcke und Martern in Franken. Stürtz Verlag Würzburg, 1970. 216 S., davon 80 S. geschlossener Abbildungsteil. Immer wieder sind Josef Dünningers und seiner Schüler von ihren Gegenständen her weit gespannte Untersuchungen zur Frömmigkeitsgeschichte (das bisher Erschie­ nene ist zusammengestellt in der dem Würzburger Gelehrten gewidmeten Festschrift Volkskultur und Geschichte. Festgabe für Josef Dünninger zum 65. Geburtstag, hrsg. v. D. Harmening, G. Lutz, B. Schemmel, E. Wimmer, Berlin 1970. Schriftenverzeichnis S. 635—645, Verz. der bei Dünninger gearbeiteten Dissertationen S. 646—648) von Belang für die Kenntnis der spätmittelalterlichen Religiosität in Nürnberg beziehungs­ weise dessen Rolle als Mittler von Ausprägungen dieser Religiosität. Als Beispiele mögen die Studien über die Verehrung der vierzehn Nothelfer oder die Beiträge zu einer angemessenen Beurteilung des wohl in der Reichsstadt entstandenen verbreitet­ sten deutschsprachigen Legendars, des später bei Johann Sensenschmidt und Anton Koberger gedruckten Prosapassionais, erwähnt sein. Auch wenn der Band, dem diese Anzeige gilt, nur spärlich auf die Verhältnisse in Mittelfranken eingeht, bietet er mannigfach Materialien, den dort im Original beziehungsweise durch bildliche und kartographische Darstellungen (vgl. etwa die Nümbergansicht in der Schedelschen Weltchronik oder Erwähnungen auf Karten des Paul Pfinzing d. Ä.) überkommenen Bestand nach Beschaffenheit und Bedeutung einzuordnen. Gegenüber den anderweiti­ gen Funktionen dieser Steinsetzungen und Versuchen, eine Kontinuität ihres Ge­ brauchs in prähistorische Zeit zurückzuverfolgen, richtet die vorliegende Veröffent­ lichung besondere Aufmerksamkeit auf den geschichtlichen Horizont, in dem die Bild­ stöcke und verwandte Erscheinungen entstanden sind und faßt sie primär als Objektivationen der Frömmigkeit, Stiftungen und Errichtungen als religiöse Akte auf. Von diesem Blickpunkt aus erweist sich die geläufige Eingruppierung unter die Flurdenk­ male als Reduktion, zumal eine solche wesentliche Zeugnisse — für Nürnberg bei­ spielsweise die von Adam Kraft geschaffenen Kreuzwegstationen am Weg vom Tier­ gärtnertor zum Johannisfriedhof — ausklammert. In dem Gemeinschaftswerk des volkskundlichen Seminars der Universität Würzburg schrieb J. Dünninger, der 1952 die bestehenden Forschungsprobleme absteckte und seither Bearbeitungen anregte bzw. selbst durchführte, eine die einzelnen Aspekte des Themas umreißende Einleitung. B. Schemmel behandelte die Ikonographie, die Inschrif­ ten, Bildstockinventarisation und -forschung in Franken und stellte ein umfassendes Literaturverzeichnis zusammen. Andere Schüler Dünningers, die zumeist durch eigene Arbeiten über Bildstöcke hervorgetreten sind — J. Gottschalk, H. Hopf, H. Mehl, W. Zapotetzky — steuerten Kapitel über die Hersteller wie über archivalische Quellen bei und sind an dem Abschnitt über Wallfahrt und Bildstock beteiligt. Das beige­ gebene reiche Bildmaterial, neben einzelnen Reproduktionen nach Zeichnungen vor allem vorzügliche Fotografien, wird durch einen Katalog erschlossen. So verbinden sich sorgfältige Dokumentation im Detail und eine dem Material angemessene Auf­ fächerung der Betrachtungsweisen zu einer Publikation, die den Charakter eines Handbuchs hat. Bernward Deneke

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Carl Theodor Gemeiner, Regensburgische Chronik. Unveränderter Nachdruck der Originalausgabe, mit einer Einleitung, einem Quellen Verzeichnis und einem Regi­ ster neu hrsg. von Heinz Angermeier. 4 und 2 Bänden (I, 237* S. Vorspann, XII u. 479 S. mit einem Plan der Stadt [Merian 1644] und einem Porträt, II, VI u. 556 S.). Beck, München 1971. Die mit dem 1. und 2. Band 1800 und 1803, dem 3. und 4. Band 1821 und 1824 erschienene umfängliche Chronik des zunächst reichsstädtischen Archivsyndicus und Comitialbevollmächtigten der Reichsstädte Rothenburg, Bremen und Windsheim am Immerwährenden Reichstag, späteren kgl. bayerischen Landesdirektionsrats und Archi­ vars C. T. Gemeiner (1756—1823) in anastatischem Neudruck und vorzüglicher Edi­ tion und Aufmachung vorzulegen, ist ein höchst verdienstliches Unternehmen von Herausgeber und Verlag. Denn dieses mit dem sagenhaften ältesten Ursprung der bayerischen und europäischen früh- und hochmittelalterlichen Kapitale einsetzende und bis zum Reformationsjahr 1525 führende große Werk ist eine der bedeutendsten aus dem bürgerlichen Geist der späten Aufklärung resultierenden historischen Lei­ stungen in Deutschland. Ganz aus den Quellen der von ihm auch in dalbergischer und bayerischer Zeit betreuten reichsstädtischen Archive schöpfend, war G. — zwischen der Stadtchronistik älteren Stils und der Stadtgeschichtsschreibung neuerer Art stehend — in einer in seiner Epoche einmaligen Art bemüht, alle Lebensformen zu erfassen. Er hat die politischen, religiösen, wirtschaftlichen, volkskundlichen und geist­ lichen Strömungen und Entwicklungen aufgefaßt und in einer bei aller Quellentreue doch ungewöhnlich plastischen Art darzustellen verstanden. Gerade darin, daß er weithin so unreflektiert berichtet, liegt der überzeitliche Wert seiner als Lebensbild dieser Stadt schier unerschöpflichen Darstellung, während seine historisch-kritischen Erklärungsversuche, die über das rationale Sammeln, Ordnen und Ausbreiten des Stoffes hinausgehen, wissenschaftlich unfruchtbar geblieben und heute längst überholt sind. Die klug abwägende, 27seitige Einleitung des Herausgebers stellt Lebensgang, Quellenwert und historiographische Bedeutung trefflich heraus. Ein 33seitiges Ver­ zeichnis der Urkunden, Urkundenauszüge und quellenmäßigen Belege aus dem Regens­ burger Stadtarchiv gibt nicht nur chronologischen Rückhalt, sondern läßt v. a. G.s Quellentreue erkennen und verfolgen. Ein sorgliches Register (137 Seiten) erschließt das Gesamtwerk. Als Beispiel aufgeklärter Historiographie aus bürgerlichem Bewußtsein, mehr noch als vorzügliche Quelle der deutschen und europäischen Geschichte im Widerspiegel dieser Stadt in all ihren Lebensäußerungen und ihrem Selbstverständnis von größtem Wert bietet G.s Chronik gerade der Nürnberger Forschung die Möglichkeit vielfachen Vergleichs — und sollte zum raschen Fortgang ähnlicher Editionen auch in Nürnberg ermuntern.

Harns Hubert Hofmann Ursula Schmidt, Die Bedeutung des Fremdkapitals im Goslarer Bergbau um 1500. (Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar, hrsg. von Werner Hillebrand, Heft 27.) Goslar 1970, 176 S. 13,50 DM. Die vielfältigen Interessen Nürnberger Kaufleute im europäischen Bergbau seit dem Spätmittelalter, ihre Kenntnis wichtiger technischer Verfahren sowie der Bedarf der Nürnberger metallverarbeitenden Gewerbe nötigen den Historiker, der sich mit der Geschichte Nürnbergs befaßt, Untersuchungen des Bergbaus genau zu beachten. Das gilt auch von der nun zu würdigenden Arbeit. 271

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In kritischer Auseinandersetzung mit der einschlägigen Literatur behandelt Ursula Schmidt aufgrund bisher unbeachteter Urkunden und Akten aus den Staatsarchiven Hannover und Wolfenbüttel, aus dem Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld sowie den Stadtarchiven Braunschweig und Goslar die Bedeutung des Fremdkapitals im Goslarer Bergbau um 1500. Der erste Teil (S. 9—15) klärt Voraussetzungen und Mittel, aufgrund derer die Stadt Goslar bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts den Rammeisberg unter städtische Kontrolle brachte. Die auf dem Pfandwege von den Braunschweiger Herzogen erwor­ benen Rechte an Forst und Bergbau löste Herzog Heinrich d. J. 1527 ein. Die sich daran anschließenden Streitigkeiten verfolgt der dritte Teil (S. 134—146) bis zum Riechenberger Vertrag von 1552, der das endgültige Ende des städtischen Bergbaus bedeutete. Der Hauptteil (S. 16—13 3) widmet sich dem Goslarer Bergbau unter städti­ scher Regie von der Mitte des 14. bis in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts. Nach einer Erörterung der Grundlagen des städtischen Bergbaus im 14. Jahrhundert wendet sich die Autorin der zentralen Aufgabe des Goslarer Rates zwischen 1360 und 1460 zu, nämlich der Sümpfung des Rammeisberges. Dabei untersucht sie bedauer­ licherweise nicht die Zusammenhänge zwischen Bergbau- und Hüttentechnik, Kapital­ einsatz und relativer Übervölkerung in ihren Wirkungen auf die Lage der Montan­ wirtschaft der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Erst vor diesem Hintergrund wären die furchtbaren Folgen des Schwarzen Todes für die Bergbaudistrikte am Beispiel Goslar zu gewichten und die Schwierigkeiten ihrer Beseitigung zu verstehen gewesen; die allzu kurzen Bemerkungen (S. 25 f.) streifen das Problem nur. Diese Aufgabe hat die Forschung also noch zu leisten. Unter fast ausschließlicher Initiative und weitgehender Kontrolle des Goslarer Rates versuchen Arnd von Arnheym, Gabriel von Magdeburg, Michael von Broda, Nycolaus van Ryden und Claus von Gotha die Gruben des Rammeisberges zu ent­ wässern. Voller Erfolg erst ist Claus von Gotha beschieden, während der Nürnberger Andreas Stromeir über ein Angebot an den Goslarer Rat offensichtlich nicht hinaus­ gekommen ist. Nach der Lösung des Wasserproblems verlagerte sich das Interesse auf Fragen der Erzverhüttung. Zwischen 1478 und 1496 lassen sich Johann Pedick, Johann Koler (auf S. 72 f. wird mit dem Hinweis auf seinen Vater Christian Koler eine lang gesuchte Möglichkeit geboten, seine Zugehörigkeit zum Nürnberger Geschlecht ge­ nauer zu klären), Johann Thurzo, Hans Leimbach, Martin Bauer und Ulrich Schütz in Goslar nachweisen. In den beiden letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts gelingt es dem Goslarer Rat, das Vorkaufsrecht auf das in den Hütten erzeugte Blei durchzu­ setzen. Obwohl er u. a. damit die auswärtigen Gewerken aus dem Goslarer Bergbau verdrängen kann, sind es dann gerade sächsische Metallhändler wie Ulrich Lintacher, Heinz Probst, Wolf Wiedemann, Lucas und Hans Straub, Egidius Morch, Michael Pufler, Ulrich und Hieronimus Rauscher und Mathes Roth, die ihm als Kontrakt­ partner im sog. Goslarer Bleikauf gegenübertreten. In diesen Verträgen wird auch deutlich, daß nicht nur die Silbertreibhütten des Erzgebirges oder die Saigerhütten am Thüringer Wald, sondern auch Nürnberg mit Goslarer Blei beliefert wird. In all diesen Kapiteln des Hauptteils ihrer Untersuchung gelingt es Ursula Schmidt in umsichtiger und überzeugender Weise, ein weit exakteres Bild des Goslarer Berg­ baus im Spätmittelalter zu zeichnen als es bisher vorlag. So rückt sie auch die Lei­ stung Johann Thurzos ins rechte Lot und korrigiert damit seine Überschätzung bei Emil Reinhardt. Die Folgerungen der Autorin für die Bedeutung des Fremdkapitals im Goslarer Bergbau gelten allerdings nur für den Bleibergbau. Ein Vergleich zwischen den Preisen für Blei und Kupfer, zwischen dem z. B. in die Thüringer Saigerhandels­ gesellschaften eingebrachten Kapital und den im Zuge des Goslarer Bleikaufs vorge­ streckten Geldern sowie die Beachtung der Interessen der sächsischen Bleihändler im 272

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Silber- und Saigerhandel hätte die Reichweite ihrer Aussagen rasch bestimmt. Gerade die Tatsache, daß die Silbertreib- und Saigerhütten die größten Bleinachfrager dieser Zeit sind, macht den interregionalen Vergleich der verschiedenen Bleibergbaudistrikte (Tarnowitz, Ilkusz, Freyung/Oberpfalz, Villach, der Reviere der Eifel und des kur­ kölnischen Westfalen sowie Englands), durchgeführt aus der Sicht des europäischen Marktes, zu einer wichtigen Aufgabe der europäischen Montangeschichte. Dadurch, daß die vorliegende Untersuchung eine wesentliche Lücke in der Wirtschaftsgeschichte Goslars im Spätmittelalter schließt, stellt sie wichtige und zuverlässige Grundlagen zur Lösung dieser Aufgabe. Wegen der vielfältigen Interessen Nürnberger Kaufleute und Gewerbe in und an der europäischen Metallerzeugung dieser Zeit darf die Unter­ suchung Ursula Schmidts mit Recht auch die Aufmerksamkeit des Nürnberger Histo­ rikers beanspruchen. Ekkehard Westermann

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NEUE AUFSÄTZE ZUR NÜRNBERGER GESCHICHTE Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie enthält nur Titel, die der Schriftleitung durch Übersendung von Sonderdrucken an das Stadtarchiv bzw. das Staatsarchiv Nürnberg bekannt wurden. Weitere Titelhinweise werden gerne entgegengenommen. Mit dem Abdruck der Titel soll eine rasche Information ermög­ licht werden und gleichzeitig ein Beitrag zur Fortführung der „Verzeichnisse der Schriften zur Geschichte der Stadt Nürnberg" geleistet werden, da diese z. Z. nur bis zum Jahre 1950 reichen. Peter Strieder, Die Bedeutung des Porträts bei Albrecht Dürer, in: Albrecht Dürer. Kunst einer Zeitenwende, Regensburg 1970, S. 84—100. Elisabeth Zimmermann, Falke und Taube in den beiden Sterbeszenen der „Chronika eines fahrenden Schülers" von Clemens Brentano und das Vogelmotiv in der Leichenpredigt von Johann Michael Dilherr (f 1669), in: Der Herold, Band 7, Heft 9, Berlin 1971, S. 232-254. Carl C. Christensen, Iconoclasm and the Preservation of Ecclesiastical Art in Reformation Nurenberg, in: Archiv für Reformationsgeschichte 61. Jg. 1970, S. 205-221. Joachim Telle, Die Jagdschriften des Nürnberger Stadtarztes Heinrich Wolf nach einem handschriftlichen Buchregister vom Jahre 1576, in: Zeitschrift für Jagdwissen­ schaft, Bd. 17, 1971, S. 78-94. Eberhard v. Eberstein, Die Ebersteiner und die Fehde, in: „Buchenblätter", Bei­ lage der Fuldaer Zeitung für Heimatfreunde, 42. Jg. 1969, Nr. 16—28. Josef W e k e r 1 e , Albrecht Dürers Herkunft, in: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, Jg. 1971, S. 151-154. Werner Schultheiß, Quellen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Nürnbergs vor 1806, in: Scripta Mercaturae, Heft 1/1971, S. 47—62. Fritz Treichel, Die Leichenpredigt für den Nürnberger Scharfrichter Johann Michael Widmann d. J., in: Genealogie, 20. Jg. 1971, S. 597—602. Adelheid S i m s c h, Die Handelsbeziehungen zwischen Posen und Nürnberg im 15. und 16. Jahrhundert, in: Der Außenhandel Ostmitteleuropas 1450—1650, hrsg. von Ingomar Bog, Köln-Wien 1971, S. 139—146. Hans Schenk, Die Beziehungen zwischen Nürnberg und Prag von 1450—1500, in: Der Außenhandel Ostmitteleuropas 1450—1650, hrsg. von Ingomar Bog, KölnWien 1971, S. 185-203. Josef Janä£ek, Prag und Nürnberg im 16. Jahrhundert (1489—1618), in: Der Außenhandel Ostmitteleuropas im 15. und 16. Jahrhundert, 1450—1650, hrsg. von Ingomar Bog, Köln-Wien 1971, S. 204—228. Heinrich Jonas, Noch einmal: Chemie im Dienste kunsthistorischer Forschung. Die Bronzetaufe in der Möllner Nicolaikirche [bekräftigt die Richtigkeit der An­ nahme, daß das Bordesholmer Grabmal aus der Vischerwerkstatt in Nürnberg stammt], in: Die Heimat, Monatsschrift zur Pflege der Natur- und Landeskunde in Schleswig-Holstein und Hamburg, 78. Jg. 1971, S. 305 f. G. L. Meesters, Blommaert (Oudenaarde, Oost-Vlanderen) [ein Zweig der Familie wurde seit 1612 in Nürnberg ansässig], in: Jaarboek Centraal Bureau voor Genealogie 1971, S. 245—282. Hermann Pies, Mittelstädt gegen Feuerbach. Altes und Neues zur Kaspar-HauserFrage, in: Saarbrücker Hefte 33/1971, S. 33—82. 274

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Neue Aufsätze

Siegfried Franck, Georg Hummel (18 56—1902), ein Pionier der Elektrotechnik [1882—1893 in Nürnberg], in: Technikgeschichte, Bd. 38 (1971), S. 233—254. Günther Hamann, Die Stabius-Dürer-Karte von 1515, in: Kartographische Nach­ richten, 21. Jg. 1971, S. 212-223. Karlheinz Bartels, Zur Geschichte des älteren deutschen Apothekenwesens: 6. Nürnberg als Vorort pharmazeutischer Gesetzgebung, in: Pharmazeutische Zeitung, 113. Jg. 1968, S. 1999-2006. J. E. Hofmann, Dürer als Mathematiker, in: Humanismus und Technik, 15. Bd., Heft 2, 1971, S. 1-16. Albert Bartelmeß, Quellen zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Stadtarchiv Nürnberg, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Gesch. der deut­ schen Arbeiterbewegung 14, 1971, 60—63. Henning Kaufmann, Der Name der Stadt Nürnberg, in: Blätter für oberdeutsche Namenforschung, 12. Jg. 1971, S. 11—13. Sigrid Schwenk, Schweinhaz vff den Nümbergischen walden. Ein Text des frühen 17. Jahrhunderts, in: Et mul tum et multa. Beiträge zur Literatur, Geschichte und Kultur der Jagd. Festgabe für Kurt Lindner zum 27. November 1971, Berlin 1971, S. 351-384. Magnus S c h m i d, Nürnberger Medizin von der Dürerzeit bis zur Medizinalord­ nung, in: Bayerisches Ärzteblatt26 (1971), 1090—1108, 1180—1190 und27 (1972), 172-180. i Werner Schultheiß, Die Mittelschicht Nürnbergs im Spätmittelalter, in: Städti­ sche Mittelschichten, hrsg. von E. Maschke u. J. Sydow = Veröffentlichungen der Kommission für geschichtl. Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B 69. Bd. Stuttgart 1972, S. 135-149. Hans-Dieter S c h m i d , Die Haltung Nürnbergs in der Täuferfrage gegenüber dem Schwäbischen Bund und dem Schmalkaldischen Bund, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte, Bd. 40, 1971, S. 46—68. Ingomar Bog, Wirtschaft und Gesellschaft Nürnbergs im Zeitalter des Merkantilis­ mus 1648—1806, in: Vierteljahrschrift für Wirtschafts- und Sozialgeschichte 57, 1970, S. 289-322. Lore Sporhan-Krempel / Theodor Wohnhaas, Zum Nürnberger Buch­ handel und graphischen Gewerbe im 17. Jahrhundert, Teil I: Genealogische Daten, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 28/1972, S. 1031—1060. Otto Barthel, 500 Jahre Jugend- und Erwachsenen-Theater in Nürnberg, in: Welt der Schule, 23. Jg. 1970, S. 450-457. Wilhelm Schwemmer, Die Nürnberger Burg. Stufen ihrer Entwicklung, in: Mit­ teilungen der Altnürnberger Landschaft, 21. Jg. 1972, S. 1—8.

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JAHRESBERICHT ÜBER DAS 94. VEREINSJAHR 1971 I. Bericht des Vorsitzenden Für das abgelaufene Jahr kann der Verein auf eine erfolgreiche Tätigkeit zurück­ blicken. Das Ereignis des Dürerjahres beeinflußte auch die Arbeit unseres Vereins. Im Hinblick auf die zahlreichen Dürer-Vorträge, die in Nürnberg stattfanden, hielt sich der Verein mit eigenen Veranstaltungen zwar zurück, doch gedachten wir im Mai mit dem Vortrag von Dr. Gerhard Mammel über „Albrecht Dürers Nachruhm“ des 500. Geburtstages des Künstlers. Weiterhin gab der Verein zusammen mit der Senatskom­ mission für Humanismusforschung bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter dem Titel „Albrecht Dürers Umwelt“ eine Festschrift mit 14 wissenschaftlichen Auf­ sätzen heraus, die in der Öffentlichkeit eine sehr gute Resonanz gefunden hat und wohl eine bleibende Frucht des Dürerjahres darstellt. Es sei noch darauf hingewiesen, daß einige Führungen für auswärtige historische Vereine durchgeführt wurden, die anläßlich des Dürerjahres Nürnberg besuchten. Die Hauptversammlung fand am 2. Februar 1971 statt. Auf ihr wurde im Hinblick auf die steigenden Druck- und Versandkosten beschlossen, den Jahresbeitrag von DM 10,— auf DM 12,— zu erhöhen. Dem Verein traten im vergangenen Jahr 40 neue Mitglieder bei. Sie wurden von der Vorstandschaft aufgenommen. Ihre Namen lauten: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 276

Dr. theol. Dieter Wölfel, Studienrat, Fürth/Bay., Wolfringstr. l/lO Alfred Braun, Diakon, Nürnberg, Kirchenweg 67 Joseph Heiling, Architekt, Abenberg, Burgberg 192 Fritz Knobloch, Direktor, Essen-Heisingen, Nordschleswigstr. 22 Irene Reif, Autorin, Altenfurt, Bahndammstr. 48 Manfred Riebe, cand. rer. pol., Nürnberg, Krelingstr. 44 Hermann Sandner, Kaplan, Nürnberg, Dallingerstr. 20 Dr. Gertrud Hering, Dipl.-Volkswirtin, Nürnberg, Winzelbürgstr. 29 Hertha Lehner, Nürnberg, Vestnertormauer 24 Arno Grießhammer, Pfarrer i. R., Nürnberg, Ewaldstr. 80 Frhrl. v. Imhoffsche Familie, Albrecht Frhr. v. Imhoff, Fischbach b. Nbg., Hauptstr. 56 Elisabeth Freifrau v. Stromer, Nürnberg, Hochstr. 7/1 Eduard Krieger, Oberstudienrat, Schwabach, Heinrich-Krauß-Str. 11 Dr. Peter Johanek, Würzburg, Katzengasse 14 Maria Hedwig Schmelzer, Nürnberg, Friedrichstr. 66 Anna-Luise Brunner, Nürnberg, Bulmannstr. 71 Konrad Holz, Krim.-Oberinsp. i. R., Nürnberg, Albrecht-Dürer-Str. 26 Georg Bamberger, Dipl.-Kfm., Nürnberg, Johann-Priem-Str. 15 Betty StrÖßenreuther, Nürnberg, Am Stadtpark 43/1 Jürgen Lorz, Vikar, Erlangen, Hindenburgstr. 49 Manfred Kori, Landgerichtsrat a. D., Nürnberg, Markomannenstr. 27 Ruth Fessler, Verw.-Angest., Nürnberg, Burgstr. 28 Joachim Kleinknecht, Rasterfotograf, Nürnberg, Friedrichstr. 59 Petra K. Reif, Schülerin, Altenfurt, Bahndammstr. 48 Mila Marx, Nürnberg, Grünewaldstr. 29 Ludwig Wiegel, Dipl.-Kfm., Wölkersdorf, Finkenschlag 4

MVGN 59 (1972) 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40.

Jahresbericht 1971

Dr. Rainer Kahsnitz, wiss. Angest., Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum Kurt Schreppel, Verw.-Oberinsp., Nürnberg, Hardenbergstr. 70 Dr. Klaus Pechstein, Konservator, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum Dr. Wilhelm Doni, berufsm. Stadtrat, Nürnberg, Hauffstr. 8 Johannes Goldhammer, M. A., Univ.-Ass., Nürnberg, Neutorgraben 1 Peter Lorenz Klumpf, Fürth/Bay., Habichtstr. 19 Leopold Frauenschlager, Nürnberg, Pachelbelstr. 68a Heinrich Weiß, Baudirektor, Nürnberg, Witzlebenstr. 19 Dr. jur. Ernst Sperl, Oberkirchenanwalt, Ansbach, Waldstr. 58a Albert Hofmann, Buchdruckerei, Nürnberg, Kilianstr. 108/110 Achim Fuchs, Archivreferendar, Marktheidenfeld, Frankenstr. 22 Siegfried Wenisch, Archivreferendar, München 80, Scheinerstr. 10 Dr. Sigrid Schwenk, wissensch. Mitarbeiterin, Erlangen, Gerhart-Hauptmann-Str. 1 Gerhard Leidei, München 80, Berg-am-Laim-Str. 75

Leider wurden uns durch den Tod folgende fünf Mitglieder entrissen: Dipl.-Ing. Wilhelm Dümmler, Studienprofessor i. R., Nürnberg Helene Beck, Obersozialgerichtsratswitwe, Nürnberg Heinrich Ziegler, Wölkersdorf Dr. Ernst Deuerlein, Univ.-Prof., München Dr. August Jegel, Studienprofessor i. R., Nürnberg Mit Dr. Jegel, der im Alter von über 90 Jahren verstarb, verlor der Verein sein wohl ältestes und unserem Kreis am längsten, seit mindestens 1914, angehörendes Mitglied. Durch zahlreiche Aufsätze zur Nürnberger Geschichte, von denen die um­ fangreiche Arbeit über die „Ernährungsfürsorge des Altnürnberger Rats" 1940 in den Mitteilungen des Vereins erschienen ist, hat er sich einen guten Namen unter den Stadthistorikern erworben. Mit unermüdlichem Fleiß hat er vor allem Fragen der Apotheken- und Medizingeschichte behandelt. Doch auch andere kulturgeschichtliche Themen hat er auf gegriffen. Noch im hohen Alter brachte er zwei Bücher über Nürn­ bergs Wirtschaftsgeschichte im 19. Jahrhundert und über das Nürnberger Handwerks­ recht heraus. Aus Altersgründen, durch Wegzug oder aus anderem Anlaß traten 11 Mitglieder aus. Die Mitgliederzahl betrug damit am Jahresende 729 gegenüber 711 im Vorjahr. Die Glückwünsche des Vereins überbrachte der Vorsitzende im April unserem Ehrenmitglied Archivdirektor i. R. Dr. Schultheiß zum 65. und im November Herrn Direktor der städt. Kunstsammlungen i. R. Dr. Schwemmer zum 70. Geburtstag. Dar­ über hinaus widmete der Verein aus Anlaß der Geburtstage den beiden verdienten Mitgliedern den Jahresband 1971 der „Mitteilungen". Im Berichtsjahr wurden vor dem Verein acht Vorträge gehalten. Einzelheiten dar­ über enthält im folgenden der Bericht des Schriftführers. Die Studienfahrten führten im Juni nach Eichstätt und im September nach Amberg. Damit wurden nacheinander die drei fränkischen Bischofsstädte, 1969 Bamberg, 1970 Würzburg und nun Eichstätt besucht. Mit der Fahrt nach Amberg wurde der Anfang gemacht mit Exkursionen zu ehemaligen bayerischen Residenzstädten. Ingolstadt und Neuburg sollen in den nächsten Jahren folgen. Bei Führungen lernten wir das neueröffnete Spielzeugmuseum und das neugestaltete Stadtmuseum kennen. Weiter besuchten wir die Ausstellungen der Stadtbibliothek über die Familie Imhoff und über Sigmund Schuckert, die des Stadtarchivs über das Tanzstatut von 1521 und über die Stadtsparkasse Nürnberg, dann die von den Museen der Stadt und dem Stadtarchiv gemeinsam veranstaltete mit dem Thema „Nürnberger

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Jahresbericht 1971

Dürerfeiern 1828—1928" und die des Germanischen Nationalmuseums „Kostbare Waffen und Jagdgeräte" in der Kaiserburg und die über „Malerei und Graphik der Dürerzeit". Einen sehr erfreulichen Fortgang nahmen die Vereinspublikationen. 1971 konnten nicht weniger als vier Bände der „Nürnberger Forschungen" erscheinen. Bald nach Jahresbeginn kamen heraus: Bd. 13 Hektor Ammann, Die wirtschaftliche Stellung der Reichsstadt Nürnberg im Spätmittelalter, und Bd. 14 Wilhelm Schwemmer, Die Bürgerhäuser der Nürnberger Altstadt. Erhaltener Bestand. Lorenzer Seite. Diese beiden Bände tragen als Erscheinungsjahr noch 1971. Pünktlich zum 21. Mai 1971 erschien dann die schon erwähnte Dürer-Festschrift als Bd. 15. Im November endlich wurde der vom Berichterstatter verfaßte Band über das Nürnberger Patriziat im Königreich Bayern 1806—1918 fertiggestellt und den Mitgliedern kostenlos als Bd. 16 zugeleitet, während sie den Band 14 noch für das Jahr 1970 erhalten hatten. Die beiden Bände 13 und 15 mußten verkauft werden, da diese mit Zuschüssen der Deutschen Forschungsgemeinschaft gedruckt wurden, die aus dem Verkaufserlös wie­ der zurückzuzahlen sind. Doch konnten diese Bände den Mitgliedern zu einem Vor­ zugspreis angeboten werden. Alle vier Bände fanden guten Anklang und Absatz, auch über den Kreis der Mitglieder hinaus. Kurz vor Jahresende wurde der Band 58 der „Mitteilungen" mit einem Umfang von 415 Seiten fertiggestellt und an die Mitglieder und Tauschvereine ausgeliefert. Von letzteren empfing der Verein im Laufe des Jahres wieder zahlreiche Publikationen als Tauschgaben. Es wäre sehr erwünscht, wenn diese Bände in der Bibliothek des Vereins von den Mitgliedern häufiger benutzt würden. Die Registerarbeit an den Bänden der „Mitteilungen" hat Herr Dipl.-Volkswirt Friedrich Fischer, nunmehr in Nürnberg, erfreulicherweise auch im abgelaufenen Jahr erfolgreich fortgesetzt. Er hat die Bände 53 und 54 verkartet und wendet sich jetzt Band 55 zu. Wie alljährlich ist es mir zum Schluß des Jahresberichtes eine gerne wahrgenommene Pflicht, all denen zu danken, die zum Gelingen der Arbeit unseres Vereins beigetra­ gen haben. An erster Stelle seien die Mitglieder genannt, die durch regen Besuch der Veranstaltungen und pünktliche Beitragszahlung das Vereinsleben getragen haben. Weiter sei der Vorstandschaft gedankt für alle Mitarbeit, vor allem bei zwei Vor­ standssitzungen, die der Planung der Tätigkeit unseres Vereins gewidmet waren. Besonders danken möchte ich den Spendern, die es durch Druckkostenzuschüsse er­ möglicht haben, die gewichtigen Veröffentlichungen herauszubringen. Die Namen der Spender sind im Bericht des Schatzmeisters im einzelnen genannt. Endlich sei noch der Nürnberger Presse gedankt für die Berichterstattung über die Veranstaltungen und die Vereinsveröffentlichungen. Dr. Gerhard Hirsdtmann

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Jahresbericht 1971

II. Bericht des Schatzmeisters Der Unterzeichnete Schatzmeister legte der Hauptversammlung am 1. Februar 1972 folgenden Kassenbericht für das Jahr 1971 (Rechnungsabschluß 31. 12. 1971) vor: DM Kassenbestand am 1. 1. 1971 Die Einnahmen betrugen im Berichtsjahre: a) Mitglieder- und Förderbeiträge b) Druckkostenzuschüsse für Vereinspublikationen c) Verkauf von Vereinsschriften an Interessenten zum Selbstkostenpreis 16 738,97 abzüglich 10 879,50 DM, rückzahlbar im März 1972 an die Deutsche For­ schungsgemeinschaft Bonn-Bad Godesberg d) Zinsen aus Sparguthaben e) Sonstige Einnahmen

DM 10 164,38

13 837,61 37 900,—

5 859,47 2 382,84 160,— 60 139,92 70 304,30

Die Ausgaben betrugen im Berichtsjahre: a) Verwaltungsausgaben 3 381,28 b) Drucklegung von Vereinspublikationen 49 749,18 c) Veranstaltungen (Führungen, Studienfahrten, Vorträge) 1 428,50 d) Beitragszahlungen an andere Vereine 260,— e) Erwerbungen für die Vereinsbibliothek 45,35 f) Sonstige Ausgaben 514,70 Kassenbestand am 31. Dezember 1971 angelegt auf Girokonto Nr. 1 085 464 bei der Stadtsparkasse Nürnberg Sparkonto Nr. 50-357909 bei der Stadtsparkasse Nürnberg Sparkonto Nr. 99-301026 bei der Stadtsparkasse Nürnberg Postscheckkonto Nr. 7771 beim Postscheckamt Nürnberg zurückzuzahlen im März 1972 an die Deutsche Forschungsgemeinschaft Bonn-Bad Godesberg

55 379,01 14 925,29 842,50 6 334,26 18 148,58 479,45 25 804,79 10 879,50 14 925,29

Im einzelnen erhielt der Verein Zuschußleistungen: Bezirkstag Mittelfranken 1 000,— Stadt Nürnberg 8 100,— Frhr. von Haller’sche Forschungsstiftung 5 500,— Deutsche Forschungsgemeinschaft Bonn-Bad Godesberg 12 000,— Stadtsparkasse Nürnberg 1 000,— Verlag Nürnberger Presse 500,— Bundesbahndirektion Nürnberg 1 500,— Deutscher Kanal- und Schiffahrtsverein Rhein-Main-Donau 3 000,— Flughafen Nürnberg GmbH 1 000,— VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg 3 000,— Patrizierfamilien 300,— Firmen 1 000,— 37 900,— 279

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Jahresbericht 1971

Die Kosten für die Drucklegung von Vereinspublikationen setzen sich zusammen aus: „Mitteilungen", Band 58 Nürnberger Forschungen, Band 13—16

21 403,56 28 345,62________________ 49 749,18

Herr Dr. Alfred Stingl und Herr Alfred Goppert haben den Rechnungsabschluß für das Jahr 1971 anhand der Kassenbücher und Rechnungsbelege geprüft und in Ord­ nung befunden. Herr Dr. Stingl beantragte deshalb auf der Hauptversammlung, dem Schatzmeister Entlastung zu erteilen. Diesem Antrag stimmten die Mitglieder einstimmig zu. Anschließend sprach der Vorsitzende dem Schatzmeister und den Rechnungsprüfern Dank und Anerkennung für ihre Arbeit aus. Heinrich Hofmann

III. Bericht über die Veranstaltungen

12. Januar Archivdirektor i. R. Dr. Fritz Schnelbögl Nürnberg und Kärnten

In langjähriger Forschertätigkeit hat der Referent die mittelalterlichen Beziehungen Nürnbergs zu einem Lande aufgedeckt, das durch seine relative Entfernung von der Reichsstadt keine engeren Kontakte erwarten läßt. Und doch hat sich gezeigt, daß das alte habsburgische Erzland Kärnten mit Nürnberg in vielfacher Verbindung stand. Auch in diesem Falle scheinen Handel und Wirtschaft die auslösenden Faktoren ge­ wesen zu sein. Ausgehend von der Namensgleichheit von Nürnberger und Kärntner Familien, die sich auch heute noch in Inschriften, Hauszeichen, Wappen und Grabmälern manifestiert, kann Schnelbögl die Genealogie und den gesellschaftlich-sozialen Entwicklungsweg so mancher Nürnberger Familien in Kärnten vom 14. Jahrhundert bis ins Zeitalter des späten Barock verfolgen. Besonders zu erwähnen ist das alte Nürnberger Handwerkergeschlecht der Kaltenhäuser oder das der Gleißmüllner, deren Namen auf die einstige Gleißmühle im Peg­ nitzgrund bei Wöhrd zurückgeht (heutige Hadermühle). Es handelt sich um die von Ulman Stromer im 14. Jahrhundert gegründete erste Papiermühle Deutschlands. So manche Nürnberger Handelsfamilien, aber auch „Ehrbare" und Patrizier, tauchen in Kärnten auf. Sie kamen anfangs auf Grund von Angeboten des Bamberger Hochstifts, das in den Alpenländern begütert war, später zufolge kaiserlicher Privilegien, die ihr Leben in der neuen Heimat erleichterten. Hierbei wird die enge Verflechtung von Poli­ tik, Wirtschaft und dem Schicksal des einzelnen transparent. Von den Kaisern als Pio­ niere des Handels und des Montanwesens ins Land gerufen, gelang einigen Nürnberger Bürgern nach entsprechender Bewährung der Aufstieg bis in den Adel. Das allmähliche Versiegen des Nürnberger Einflusses in Kärnten sieht Schnelbögl im Rückgang der Edelmetallgewinnung daselbst, im aufkommenden Konfessions­ gegensatz und im Verzicht des Hochstifts Bamberg auf seine Kärntner Besitzungen. 2. Februar Bibliotheksdirektorin Dr. Elisabeth Rücker Die Schedelsche Weltchronik und ihre Illustrationen als Spiegelbild einer Zeitwende

Die Referentin, die die Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums leitet, sieht in der Schedelschen Weltchronik die Manifestation eines kulturgeschichtlichen Über­ gangs zwischen dem ausgehenden Mittelalter und einer in leisen Zeichen sich ankün280

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digenden neuen Zeit. Diese Feststellung beruht darauf, daß sich in der Chronik eine realistische Einstellung der Menschen zu seinem eigenen Schicksal, zu den Ereignissen der Welt und den Vorgängen im Kosmos bemerkbar macht. Das Werk wird aus vielfältigen Quellen gespeist und hat eine lange Reihe Vorläu­ fer. Obwohl die Weltgeschichte vom mystischen Geschehen der christlichen Heilslehre abgeleitet wird und eschatologisch auf den jüngsten Tag ausgerichtet ist, obwohl der Gang der Erzählung von einem Kranz von Legenden überwuchert wird, bricht immer wieder die Frage nach dem wirklichen Geschehen durch, die Neigung zum authenti­ schen Bericht. Die Parallelen hierzu finden sich in den zahlreichen Illustrationen. Noch ist das Historienbild späterer Ausprägung nicht bekannt. Da werden Sagengestalten und Heiligenfiguren wahllos neben geschichtliche Persönlichkeiten gestellt, da treiben neben Mensch und Tier allerlei Spukgestalten ihr Unwesen. Dennoch begegnen wir hier erstmals der echten Text-Illustration zum gedruckten Wort. Der Fortschritt zeigt sich besonders in den zahlreichen Städtebildem: hier werden die Schemata der Gotik oft zu identifizierbaren Lokalitäten. Eigener Augenschein oder der Bericht Dritter führen zu konkreten Aussagen, wo bis dahin nur unverbindliche Redensarten zu hören waren. Viele Städte verdanken der Schedelschen Chronik ihre erste bildliche Wiedergabe, was den Quellenwert des Buches besonders erhöht. Die Schedelsche Chronik ist das erste profane Werk, das an Format und Ausstat­ tung den Missalen und Antiphonen jener Zeit gleichkommt. Die Bildfolge ist ein Ergebnis der Künstlerphantasie Michael Wolgemuts und Wilhelm Pleydenwurffs, dar­ über hinaus aber auch eine drucktechnische Meisterleistung der Kobergerschen Offi­ zin. Der Nürnberger Stadtrat Dr. Hartmann Schedel ist mit seinem Werk in die euro­ päische Kulturgeschichte eingegangen. Die mit einer instruktiven Dia-Folge begleite­ ten Ausführungen von Frau Dr. Rücker haben bewiesen, daß das Buch durch seine soziologischen, kulturkundlichen, gesellschaftlichen und künstlerischen Aspekte einen bleibenden Wert besitzt. 9.

März Akad. Oberrat Dr. Erich Straßner, Erlangen Vom Schembartlauf zu den Karnevalsgesellschaften Nürnberger Fastnacht im Wandel der Jahrhunderte

Der Referent erfaßte das Thema in einem größeren Rahmen: in die Geschichte der Bräuche und damit in die Geschichte der Deutung dieser Bräuche. Der Nürnberger Schembartlauf ist ein typisches Beispiel, welche Wandlungen solche Deutungen unter­ worfen sein können. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und in den dreißiger Jahren hatte der Schembartlauf „prähistorische Wurzeln" und zeigte „deutliche Ent­ sprechungen zum altgermanischen Brauchtum". Selbst Wotans Geisterheer wurde strapaziert, um unserem lieben Nürnberger Brauch mythologische Aspekte abzuge­ winnen. Demgegenüber kommt heute die moderne Volkskunde zu Wort, einst Tummel­ platz für romantische Schwärmer, jetzt nüchterne Wissenschaft mit exakten analyti­ schen Methoden. Sie deutet die Fastnachtsbräuche mehr vom Gegenstand und dessen gesellschaftlichen Funktionen her. Fastnachtsbräuche sind demnach nichts anderes als übersteigerter Ausdruck der Zeitmode, Ausdruck nicht zuletzt der gesellschaftlichen Spannungen und Geltungsansprüche. Der Nürnberger Schembartlauf des Mittelalters manifestierte das bürgerliche Lebensgefühl, während er in der Neuzeit allmählich zum Privileg des Patriziats wurde. Es kam die Zeit, wo man des alten Mummenschanzes 20

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müde wurde: jenes Schembartlaufes mit seinem Symbolbäumchen und Tierattrappen, aber auch der anderen Bräuche: des Schwerter- und Reifentanzes, des Metzgertanzes usw. Immerhin blieb die Exklusivität des Schembartlaufs als eine der städtischen Institutionen bis ins 19. Jahrhundert bestehen, ja erfuhr als Fastnachtsgaudi durch die Betriebsamkeit des Elferrats im 20. Jahrhundert neuen Aufschwung — wodurch denn wenigstens die Kontinuität eines alten interessanten Brauches gewahrt bleibt. 6. April Landeskonservator Dr. Johannes Taubert, München Der Engelsgruß in der Lorenzkirche

Ein Team von Experten unter Leitung des Referenten stellt zur Zeit den „Engli­ schen Gruß“ von Veit Stoß in seiner ursprünglichen Gestalt wieder her. Die Figuren­ gruppe wurde zu diesem Zwecke in eine Werkstätte in der Pirckheimerstraße ver­ bracht. Der Laie hat an dem Kunstwerk nur Verdunkelungen der Farbe wahrgenom­ men; in Wirklichkeit war das Werk nicht nur von groben Restaurierungen entstellt, sondern durch die Einwirkungen der Zeit und durch unsachgemäße Behandlung in seinem Bestand gefährdet. Noch immer gab es offene Schäden, nachdem die Monumentalplastik 1817 aus der Höhe herabgestürzt war und 1824 nur stümperhaft ausgebessert wurde. Die „Vergol­ dung“ der kleinen Engelsmedaillons erfolgte damals mit Schlagmetall, das mit der Zeit oxydierte. Die Feinheiten der Bemalung wurden so massiv „überfaßt“, daß sie nicht mehr zu erkennen waren. Stellenweise hatte man sogar die Grundfarben ver­ ändert. An der Plastik brachte man rückwärts plumpe Halterungen an, die die Bruch­ stellen notdürftig Zusammenhalten mußten. Mit Leinwandverkleidung versuchte man, dem Zerbröckeln kleinerer Teile entgegenzuwirken. Selbst die an sich fachmännische Erneuerung von 193 3 wies Unvollständigkeiten auf, die man sich heute nicht mehr gestattet. In mühevoller Kleinarbeit wurden nunmehr alle fremden oder den Bestand gefähr­ denden Zutaten entfernt. Die Werkstatt verfügt dabei über modernste, für Restau­ rierungen dieser Art notwendige Methoden und Geräte. Durch behutsames Vorgehen gelang es, die Schutzschichten und alle nicht originalen Farbaufträge abzuheben und das alte Kolorit wieder aufleben zu lassen. Mit unendlicher Geduld wurden kleinste Teile wieder zusammengefügt und aneinandergeleimt. Größere Partien wurden genau den formalen Umrissen angepaßt, wobei man auf die Maserung des Holzes achtgab, um Spannungen im Material zu vermeiden. Auf Grund so hochqualifizierter Arbeit wird es in absehbarer Zeit möglich sein, das Kunstwerk in der Lorenzkirche in seiner ursprünglichen Schönheit wieder bewundern zu können. 4. Mai Dr. Gerhard Mammel Albredht Dürers Nachruhm

Der Vortrag des stellvertretenden Direktors des Nürnberger Bildungszentrums kon­ zentrierte sich auf die Epigonen und Verehrer Alb recht Dürers und auf die Bedeutung, die die Jahrhunderte dem Nürnberger Meister zuerkannt haben. Bekanntlich gehörte Dürer zu jenen Künstlern, die schon in ihren Lebzeiten ein hohes Maß an Aner­ kennung genossen. Die Folgezeit war wohl in der Bedeutung seines Werkes nicht immer einheitlicher Auffassung, konnte aber an seinem verpflichtenden Erbe nicht teilnahmslos vorübergehen. Das Dürer-Epigonentum, das von schöpferischer Weiter­ bildung bis zu platter Nachahmung reichte, hat bereits noch in der Generation des 282

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Meisters eingesetzt. Schon damals sind seine auch dem heutigen Publikum vertrauten Motive, wie etwa die „betenden Hände", das Veilchensträußchen oder der Feldhase, in zahlreichen Werkstätten kolportiert worden. Die Beschäftigung des Barock mit Dürer war dagegen ernsterer Natur. Nicht nur die deutschen Maler, sondern gerade die Italiener haben damals Dürer für sich entdeckt und seine ikonographischen Erfin­ dungen wie seine formalen Lösungen in ihrem eigenen Schaffen ausgewertet. Der Ruhm Dürers wird nicht zuletzt dadurch gekennzeichnet, daß Kurfürst Maximilian I. von Bayern keine Mühe und keine Kosten scheute, um in den Besitz Dürerscher Werke zu kommen. Der Manierismus Italiens hat von der herben Natur- und Lebens­ nähe vor allem des grafischen Werkes von Dürer entscheidende Impulse erhalten. Im kirchlichen Bereich ist die Nachfrage nach Werken von Dürers Hand und nach entsprechenden Reproduktionen immer sehr stark gewesen. Dies gilt besonders für die Zeit nach dem tridentinischen Konzil, später dann aber auch für die Romantik. Zum Abschluß entwickelte Dr. Mammel das Dürer-Image des 19. Jahrhunderts. Von Kitsch nicht frei äußerte sich jener Enthusiasmus in problematischen Kunstwer­ ken und noch problematischeren Jubiläumsfeiern. Vielleicht gelingt es der Gegenwart ein Dürer-Bild zu entwickeln, das von verfremdenden Zügen weitgehend frei ist. 27. Juni Exkursion nach Eichstätt

Über Roth, Ellingen und Weißenburg wurde Eichstätt erreicht, wo es zunächst auf die Willibaldsburg ging. Das die Landschaft beherrschende Bauwerk, eine Gründung des 14. Jahrhunderts, wurde im 16. und frühen 17. Jahrhundert von den Eidhstätter Bischöfen zum Schloß umgeschaffen. Die Erläuterung der wechselvollen Baugeschichte gab Diözesanarchivar Brun Apel. Danach führte Studienrat Karl Röttel durch die paläontologischen und die vorgeschichtlich-römischen Sammlungen des Historischen Vereins Eichstätt, die auf der Burg ihr Unterkommen gefunden haben. Es war auch Gelegenheit geboten, das in den Kasematten eingerichtete Depot des Staatsarchivs Nürnberg zu besichtigen. Nach dem Mittagessen führte Studiendirektor i. R. Dr. Theodor Neuhofer zu den wichtigsten Bauwerken der Stadt. Die Besichtigung des im wesentlichen aus dem 14. Jh. stammenden Domes war durch Bauarbeiten für eine Heizungsanlage leider nur ganz begrenzt möglich. Sie beschränkte sich auf die Außenfront und im Innern auf den Pappenheimer Altar, eine zwischen 1489 und 1497 anzusetzende Stiftung des Domherrn Caspar Marschalk von Pappenheim. Das Steinmetzzeichen „VW" deutet auf den Nürnberger Bildhauer Veit Wirsberger hin. Weiter wurden in Augenschein genommen der Kreuzgang und das Mortuarium, beide aus dem 15. Jahrhundert, letz­ teres einer der beispielhaften Räume der deutschen Sondergotik. Die „schöne Säule" im Mortuarium gilt als ein Prachtstück hochentwickelter Steinmetzkunst. Nach dem Besuch des Residenzplatzes mit der Mariensäule von Pedetti ging es zur Jesuiten­ oder Schutzengelkirche. Der 1617 begonnene Bau wurde 1620 geweiht. Nach dem Brand von 1634 erfolgte 1661 eine umfassende Erneuerung. Die Stuckierung führte Franz Gabrieli aus, die Fresken stammen von Johann Roßner aus Worms. Anschließend folgte ein Abstecher nach Rebdorf, wo sich wieder Herr Apel als Führer einstellte. Die Gebäude und die Kirche des ehemaligen Augustinerchorherren­ stiftes, die vom bayerischen Staat lange Jahrzehnte als Gefängnis genutzt wurden, erstrahlen im neuen Glanz. 1958 wurden sie dem Orden der Herz-Jesu-Missionare für Schulzwecke überlassen und anschließend vorzüglich renoviert. Nach einer Kaffeepause in der Mensa der Pädagogischen Hochschule nächst dem Hofgarten wurde das Römercastell Pfünz angesteuert, wo Oberstudienrat Rudolf 283

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Böhm die Führung übernahm. Seine vorzüglichen Erklärungen, ergänzt durch instruk­ tive Pläne, ließen die bauliche Situation des Castells vor den Augen der ExkursionsTeilnehmer wieder lebendig werden. Das auf einer Höhe oberhalb des Dorfes gele­ gene Militärlager verdankt seine Entstehung einem römischen Vorstoß unter Kaiser Domitian in das Gebiet nördlich der Donau. Noch heute sind die Grundsteine der vier Tore zu erkennen, während sich das Rechteck der Graben- und Mauerführung immerhin noch deutlich im Gelände abhebt. Die Rückfahrt wurde durch das Alt­ mühltal über Kipfenberg und Kinding angetreten. An Greding vorbei ging es über die Autobahn nach Nürnberg zurück. 16. September Exkursion nach Amberg

Ziel der Fahrt war die oberpfälzische Nachbarstadt Amberg, die heute noch als eine der wenigen, vom letzten Weltkrieg verschonten deutschen Mittelstädte, einen reichen geschichtlichen Denkmälerbestand bietet. Die Führung lag bei Dr. Fritz Schnelbögl, einem intimen Kenner der Stadt, in bewährten Händen. Auch den ein­ gehenden Informationen, die er über die Geschichte sowie über die Bau- und Kunst­ denkmäler gab, spürte man seine Liebe zu Amberg, das seit dem Mittelalter bis zum Ende des alten Reiches die Hauptstadt der Oberpfalz war. In den Jahrhunderten, da die Oberpfalz (= obere Pfalz) großenteils zur Kurpfalz gehörte, waltete hier ein Statthalter des pfälzischen, in Heidelberg residierenden Kurfürsten, es war in der Regel der Kurprinz. Neben der fürstlichen Verwaltung wurden für die Stadtentwick­ lung Ambergs wirksam und wichtig Erzabbau und Eisengewinnung. Auf der von Amberg aus schiffbaren Vils beförderten die Amberger Montanunternehmer die Metalle flußabwärts in den Donauraum, sie bezogen von dort her auch das Salz, das hier umgeschlagen (Salzstadel) und weiter vertrieben wurde. Der Erzabbau war eine der einträglichsten Einnahmequellen der Stadt. Das heutige Stadtbild Ambergs prägte, abgesehen von einigen bedeutenden welt­ lichen und kirchlichen Bauten aus Gotik und Renaissance das Barockzeitalter. Seit der Schlacht am Weißen Berg 1620 gebot hier der Kurfürst von Bayern. Er rottete den Protestantismus gewaltsam aus und machte Amberg zum Mittelpunkt der Gegen­ reformation in der Oberpfalz. Ein Gang durch die Stadt unter Führung von Dr. Fritz Schnelbögl ließ, manchen überraschend, den reichen Bestand an wertvollen Denk­ mälern der Vergangenheit erkennen. Besonders wirkungsvoll sind die großenteils noch erhaltene Stadtbefestigung mit vier Toren und vielen Türmen, die Anlagen des kurfürstlichen Schlosses mit Zeughaus und Regierungsgebäuden, die auf das 15. und 16. Jahrhundert zurückgehen, das Schiffsgelände an der Vilz mit der hölzernen über­ dachten Schiffsbrücke und das „Klösterl“, ein reizvoller gotischer Kapellenerker des ehemaligen Pfalzgrafenschlosses. Die Hallenkirche von St. Martin vom beginnenden 15. Jahrhundert gilt mit ihrem Emporenumgang als eine architektonische Glanz­ leistung, sie erinnert an gleichzeitige sächsische Kirchen. Hier haben sich die Amber­ ger Bergbaugeschlechter, die vielfach verwandt und verschwägert mit Nürnberger Familien waren, mit ihren Wappen verewigen lassen (bes. in den Gewölbeschluß­ steinen). Die ursprüngliche Pfarrkirche von Amberg war die ehedem außerhalb der Altstadt gelegene Georgskirche. Nach dem Stadtbrand von 13 56 wurde sie in der noch bestehenden Form neu aufgebaut, in der Zeit der Gegenreformation allerdings von den Jesuiten innen völlig barockisiert. Das Franziskanerkloster, in der Refor­ mationszeit ein Hort des reformierten Bekenntnisses (Pädagogium), kam im 17. Jahr­ hundert wieder an die Barfüßer. Im Jahre 1802 wurde das Kloster endgültig aufgehoben. Die mächtige Kirche, die in ihrer baulichen Substanz noch völlig erhalten ist, diente seitdem als Stadttheater, es ist der einzige klassizistische Theaterbau Deutschlands. 284

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Ein gütiges Geschick — und viel Mühe und Überredungskunst haben verhindert, daß der das Bild der Stadt erheblich mitbestimmende Komplex der Spitzhacke zum Opfer fiel, es wird weiterhin als Stadttheater dienen. Das köstliche Salesianerinnenkirchlein in Rokoko, von dem gesagt wurde, es sei verwunderlich, daß diese meisterliche Schöpfung der deutschen Kunstgeschichte kaum bekannt ist (Schnell), war der würdige Abschluß der Stadtbesichtigung. Nach einer Fahrt zum Mariahilfberg, der vielbe­ suchten Wallfahrtskirche, rundete ein kurzes Verweilen in Sulzbach den Tag ab. 5. Oktober Dr. Lore Sporhan-Krempel Beziehungen Nürnbergs zum herzoglichen Hof in Wolfenbüttel

Der Vortrag machte deutlich, daß die seinem Thema zugrunde liegenden Bezie­ hungen nicht durch allgemeine Verhältnisse, sondern durch zwei Einzelpersönlich­ keiten hervorgerufen wurden: durch den Weifenherzog August d. J. von Braun­ schweig aus der Nebenlinie Tannenberg (1574—1666) und seinem Nürnberger Agen­ ten, den einer Kaufmannsfamilie entstammenden Georg Forstenheuser. Beide Männer verband eine Freundschaft, die sich auch in den härtesten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges bewährte. Der Herzog umgab sich mit Gelehrten von Rang und besaß eine wertvolle Bibliothek mit über 28 000 Bänden, darunter 2 000 Autographen berühmter Persönlichkeiten. Für einen Mann mit so weitgespannten Interessen bot Nürnberg auch im 17. Jahrhundert genug Anziehungskraft auf geistigem, politischem und künst­ lerischem Gebiet. Forstenheuser, sein „Faktor, Agent und Korrespondent", mußte wie anderswo so auch hier Kontakte zu den wichtigsten Leuten der Stadt kultivieren, um Nachrichten aus allen Gebieten des öffentlichen Lebens zu erhalten, um seltene Bücher und andere Kostbarkeiten ausfindig zu machen und nach Möglichkeit für seinen Herrn und Freund anzukaufen. Forstenheuser warb in Nürnberg für den her­ zoglichen Hof Pagen an und gewann rekommandierte Musiker für die Hofkapelle, die damals auf hohem Niveau stand. Dabei wurde er zum Mäzen für den Nürnberger Komponisten Sigmund Theophil Staden, dessen Werke den Beifall des Herzogs fan­ den. Die noch erhaltene Korrespondenz zwischen Herzog August und Forstenheuser ist die hauptsächlichste Quelle, die die Referentin für ihren interessanten Vortrag be­ nützte. Vgl. dazu auch den Aufsatz der Verfasserin „Dürerbücher in der HerzogAugust-Bibliothek zu Wolfenbüttel" (MVGN 58, 1971). 2. November 1971 Dr. Hermann Beckh: Johannes Scharrer, 2. Bürgermeister der Stadt Nürnberg (1785—1844)

Am 30. Mai 1785 in Hersbruck geboren, trat Johannes Scharrer mit 14 Jahren bei einem Nürnberger Kaufmann in die Lehre und war anschließend als Handlungsdiener in mehreren Nürnberger Geschäftshäusern tätig. 1809 verheiratete er sich mit Katha­ rina Barbara Weiß und gründete mit seinem Schwager Johann Sigmund Amberger das erste Hopfenhandelsgeschäft in Nürnberg. 1819 zog er sich aus dem Hopfenhandel zurück und war in der Firma Scharrer und Co. nur noch stiller Teilhaber. Mit der Einführung der kommunalen Selbstverwaltung 1818 wurde Scharrer zu einem der zwölf bürgerlichen Magistratsräte gewählt und übernahm am 16. Juni 1823, als Nachfolger Nikolaus Sörgels, das Amt des zweiten Bürgermeisters. Als solchem war ihm in erster Linie das Finanzwesen der Stadt anvertraut, gewiß keine leichte Aufgabe, denn die Ausgaben mußten allein aus Gefällen, Aufschlägen, Gebühren und städtischen Anteilen an den staatlichen Auflagen bestritten werden. Er verstand es aber in geschickter Weise neue Geldquellen zu erschließen und Ordnung in das 285

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gesamte Finanzwesen der Stadt zu bringen. In gleicher Weise hat er sich um die Ver­ mehrung des Stiftungsvermögens verdient gemacht. Frühere Anregungen des Stadtgerichtsassessors Holzschuher (1813) und des Markt­ vorstehers Paul Wolfgang Merkel (1819) griff Scharrer auf und setzte die Gründung einer Sparkasse durch. Genau vor 150 Jahren, am 2. Nov. 1821, wurde diese erste Sparkasse in Bayern überhaupt im Gebäude des Landalmosenamts in der Augustiner­ straße eröffnet. Der Geschäftsbereich war begrenzt, denn die Höhe der erlaubten Ein­ lagen war auf 300 Gulden pro Person beschränkt. Das neue Institut war also in erster Linie zur Geldanlage für die wirtschaftlich Schwachen gedacht. Große Verdienste hat sich Scharrer um das Nürnberger Schulwesen erworben. Seiner Initiative ist die Einführung eines geregelten Volksschulunterrichts zu verdan­ ken. Seine besondere Aufmerksamkeit galt aber der Gründung einer polytechnischen Schule. Durch sie sollte eine Hebung des Gewerbes und die Voraussetzung für neue Industrieansiedlungen geschaffen werden. Schon die Gesellschaft zur Beförderung vaterländischer Industrie hatte eine solche Schule befürwortet, doch erst der Umsicht und Energie Scharrers gelang es, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Am 2. Januar 1823 konnte die Schule im ehemaligen Augustinerkloster eröffnet werden. 1829 wurde sie neu organisiert und Scharrer übernahm 1830 bis 1839 ihre Leitung. Sein Nachfolger war der Physiker Simon Ohm. Sehr rege war Scharrers Tätigkeit auf dem kulturellen Sektor. Er ließ den großen und kleinen Rathaussaal renovieren, mit erheblichem Kostenaufwand die Jakobs­ kirche restaurieren und eine Gemäldegalerie in der Moritzkapelle einrichten. Sein Verdienst war es, daß das Albrecht-Dürer-Haus 1828 in den Besitz der Stadt über­ ging. Nach Ablauf der sechsjährigen Amtszeit als zweiter Bürgermeister hatte Scharrer sich 1829 zur Wiederwahl zu stellen. Er wurde vom Gemeindekollegium in seinem Amt nicht mehr bestätigt. Der Grund dürfte in einer vielleicht als zu selbständig und selbstherrlich empfundenen Amtsführung zu suchen sein. Den Vorwurf der Ver­ schwendung städtischen Vermögens konnte er in einer Verteidigungsschrift glänzend widerlegen. Neben seiner Tätigkeit als Leiter der polytechnischen Lehranstalt wirkte Scharrer nun als Nationalökonom. Bereits 1828 verfaßte er seine Schrift über den Deutschen Zollverein, in der er sich für mäßige Zölle einsetzte, die den Handel nicht beein­ trächtigten. Er bekämpfte darin die Kleinstaaterei und legte den Entwurf zu einem Zollgesetz vor. 1832 wurde er bayerischer Berater bei den Zollverhandlungen in Berlin. Schließlich sind noch Scharrers große Verdienste um den Bau der ersten deutschen Eisenbahn hervorzuheben. Wenn auch die neuere Forschung ergeben hat, daß der maßgebliche Anteil an der Realisierung dieses Unternehmens Georg Zacharias Platner zuzuschreiben ist, so darf doch Scharrers Mitwirkung hierbei keineswegs unterschätzt werden. Am 30. April 1844 ist Johannes Scharrer in seinem Haus in der Johannisstraße 39 verstorben. Der erste Bürgermeister Jakob Friedrich Binder hat ihm bei seiner Bei­ setzung auf dem Johannisfriedhof die Bürgerkrone aufs Grab gelegt. Durch seine vielfältige Tätigkeit auf finanzpolitischem und nationalökonomischem Gebiet hat der Großkaufmann und Kommunalpolitiker Scharrer mit der ihm eigenen Überzeugungskraft und voll Unternehmungsdrang den wirtschaftlichen Wiederaufstieg Nürnbergs vorbereitet und den Grund für die später einsetzende Industrialisierung gelegt. (Zu Johannes Scharrer vergl. Ernst Mummenhoff, Lebensläufe aus Franken, 1. Bd., München 1919, S. 410-427). 286

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7. Dezember 1971 Prof. Dr. Hanns Hubert Hofmann Sigena oder die Nürnberger Freiheit Prof. Dr. Hanns Hubert Hofmann ging zunächst auf die Typologie der SigenaUrkunde von 1050 ein. Sie gehört zum seltenen Typus der Freilassungsurkunden (Denarialdiplome), von denen insgesamt nur 17 Exemplare — und davon nur fünf im Original — erhalten sind. Die jüngste dieser Urkunden stammt aus dem Jahre 1107. Der jeweils zugrunde liegende Vorrang war fast immer gleich: Der Freizulassende wird — da er ja selbst nicht gerichtsfähig ist — durch einen Vormund vor den König geführt, der diesem (dem Vormund, nicht dem Hörigen!) eine Münze aus der Hand schlägt. Es handelte sich um einen im Fränkischen Reich üblichen Rechtsbrauch, der auch im Fall Sigenas ausgeübt wurde. Eine Ausnahme macht die Nürnberger Urkunde nur darin, daß hier der vor dem König erscheinende Vertreter gleichzeitig der Leib­ herr Sigenas war. Hofmann glaubt diese Besonderheit (mit Vorbehalten) damit erklären zu können, daß der Leibherr Richolf Sigena vielleicht nur deshalb aus seinem Untertanenverhält­ nis entließ, um sie anschließend heiraten zu können. Als Edelfreier hätte er ja mit einer Hörigen keine legitimen Kinder zeugen können, da diese grundsätzlich den Rechtsstatus des sozial schlechter gestellten Elternteilis erhalten hätten. Mit einer Folge von „aus onomatischen und grundherrlichen Affinitäten resul­ tierenden Überlegungen" — die er freilich selbst als „Glasperlenspiel" bezeichnete — versuchte Hofmann, die genealogische Zugehörigkeit Richolfs einzugrenzen. Außer zahlreichen Ansätzen kann hier natürlich kein stichhaltiges Ergebnis erwartet werden. Sicher sei nur, daß Richolf nichts mit dem Ortsnamen Reichelsdorf zu tun haben kann: Einerseits gehört die Ortsnamenbildung auf -dorf in eine frühere Epoche, und andererseits ist Reichelsdorf schon vor 1050 als Villicator der Ellwanger Vogtei Katzwang belegt, so daß es nicht Sitz eines Edelfreien sein kann. Im zweiten Teil seiner Ausführungen befaßte sich Hofmann sehr eingehend mit der Legendenbildung, die sich seit der 900-Jahrfeier Nürnbergs um den Sigena-Komplex gerankt hat. In der Feierstunde am 16. Juli 1950 habe Hermann Heimpel die Frei­ lassung Sigenas noch ohne besondere Wertung erwähnt — doch habe bereits im Er­ öffnungs-Festakt am 14. Juli Thomas Dehler (als Vertreter der Bundesregierung) den „freiheitlich-demokratischen Geist" eigens betont, der „Nürnberg während seiner ganzen Geschichte durchweht hat". Eine erste Ausprägung habe die Legende in dem ad hoc erschienenen „Lebensbild einer Stadt" von Eugen Kusch gefunden (hier wird übrigens der Münzwurf falsch wiedergegeben). In Sigena habe der sich anbahnende demokratische Freiheitsbegriff in Nürnberg seine Symbolfigur gefunden. Bei der Untersuchung einschlägiger Darstellungen in Schulbüchern („Heimatgeschichtliches Lesebuch" von Otto Barthel) und Schülerauf­ sätzen kam Hofmann allerdings zu dem Ergebnis, daß der in der Sigena-Urkunde dokumentierte historische Vorgang meist fehlinterpretiert werde. In den im „alter­ tümlichen Sprachduktus längst antiquierter Schullesebücher" gehaltenen Erzählungen seien u. a. Belege für Untertanenbewußtsein, Imperialismus und Kriegsverherrlichung zu finden; aus Sigena selbst werde eine „treue Magd", die dem Dienstbotenideal der Bourgeoisie entspreche. Eine Hauptquelle allen Irrtums sah Hofmann im Mißverständnis des Horigen-Standes der Sigena. Es sei sicher, daß die in den Denarialdiplomen genannten Personen einer sozial gehobenen Schicht angehörten; Hofmann hält sie für die ersten Vertreter der Ministerialität. Keineswegs dürfe aber hier von Sklaven oder bestenfalls von Knechten oder Mägden gesprochen werden. 287

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Hofmann drückte die Befürchtung aus, daß eine derartige Darstellung zu einer „Verzeichnung, ja Verkitschung des Geschichtsbilds" führen würde. Demgegenüber sei zu fordern, daß historische Vorgänge wie die Freilassung der Sigena auch in der Primärstufe der Schule so gezeigt würden, daß sie „das großartige Widerspiel von Freiheit und Bildung", das unser Gemeinwesen durch alle Zeiten bestimmt, erkennen ließen. Denn unser Bild vom Mittelalter müsse gerade in der Schule gegenwartsbezogen sein.

Führungen

17. April Besichtigung des Spielzeugmuseums (Führung: Dr. Lydia Bayer) 22. Mai Besichtigung des neueröffneten Stadtmuseums (Führung: Dr. K. H. Schreyl) 19. Juni Ausstellung der Stadtbibliothek: Die Imhoff. Aus der Geschichte einer Nürnberger Patrizierfamilie (Führung: Dr. Christoph Frhr. von Imhoff) Ausstellung des Stadtarchivs: Das Tanzstatut von 1521 — Zur Nürnberger RatsVerfassung (Führung: Dr. Walter Lehnert) 2. Oktober Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums auf der Kaiserburg: Kostbare Waffen und Jagdgeräte (Führung: Dr. Ernst Königer) 23. Oktober Ausstellung der Museen der Stadt Nürnberg und des Stadtarchivs im Anbau des Dürerhauses: Nürnberger Dürerfeiern 1828—1928 (Führung: Matthias Mende und Dr. Gerhard Hirschmann) 27. November Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums: Malerei und Graphik der Dürer­ zeit (Führung: Dr. Heinz Stafski und Dr. Fritz Zink) 11. Dezember Ausstellung der Stadtbibliothek: Sigmund Schuckert (1846—1895) zum 125. Ge­ burtstag (Führung: Dr. Peter Zahn) Ausstellung des Stadtarchivs: 150 Jahre Stadtsparkasse Nürnberg 1821—1971 (Führung: Dr. Helmut Häußler) Dr. Horst Pohl

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MITGLIEDERVERZEICHNIS (Stand vom 10. Juli 1972)

Vorstandschaft

Vorsitzender: Dr. Gerhard Hirschmann, städt. Archivdirektor Stellvertr. Vorsitzender: Dr. Fritz Schnelbögl, Staatsarchivdirektor i. R. Schatzmeister: Heinrich Hofmann, Sparkassenamtsrat i. R. Schriftführer: Albert Bartelmeß, Archivamtsrat Beirat Dr. Julius Beckstein, Studiendirektor i. R. Dr. Karlheinrich Dumrath, Archivdirektor Dr. Karlheinz Goldmann, Oberbibliotheksdirektor Helmut Frhr. Haller v. Hallerstein, Dipl.-Ing. Dr. Hanns Hubert Hofmann, Univ.-Professor D. Dr. Hans Liermann, Univ.-Professor Dr. Gerhard Mammel, stellvertr. Direktor des Bildungszentrums Friedrich Maser, Großkaufmann Dr. Erich Mulzer, Gymnasialprofessor D. Dr. Gerhard Pfeiffer, Univ.-Professor Dr. Otto Puchner, Oberarchivdirektor Dr. Wilhelm Schwemmer, Direktor der städt. Kunstsammlungen i. R. Andreas Staudt, berufsm. Stadtrat i. R. Dr. Wolf gang Frhr. v. Stromer, Univ.-Professor Dr. Gustav Voit, Rektor Ehrenmitglied

Dr. jur. Werner Schultheiß, Stadtarchivdirektor i. R.

Mitglieder

(Wenn kein Ort angegeben, ist Nürnberg der Wohnort) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Ackermann Hans, Kirchenrat, Dekan i. R., Dahlmannstraße 104 Adam Carl, Archiv-Oberamtsrat, Schweppermannstraße 49 Adler Konrad, Wohlauer Straße 34 Dr. Ahlborn Joachim, Gymnasialprofessor, Am Doktorsfeld 19a Aign Theodor, Oberregierungsrat a. D., 8562 Hersbruck, Prager Straße 6 Altnürnberger Landschaft e. V., Sulzbacher Straße 86 Ammon Friedrich, Rektor, Dunantstraße 31 289

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Mitgliederverzeichnis

8. Arbeitsgemeinschaft für Belange und Geschichte Mögeldorfs e.V., 1. Vorsitzender Fritz Hensel, Semmelweisstraße 3 9. Arnold Fritz, Buchhalter, Untere Söldnersgasse 3 10. Auerochs Irene, Post-Obersekretärin, Hummelsteiner Weg 55 11. Aufzugswerke M. Schmitt & Sohn, Hadermühle 11—15 12. Dr. Bachmann Fredo, Am Stadtpark 95 13. Dr. Bader Hans, Rechtsanwalt, An der Fleischbrücke 1—3 14. Bäuerlein Herbert, Bauingenieur, Äußere Sulzbacher Straße 33 15. Bäuerlein Maria, Äußere Sulzbacher Straße 42 16. Bahr Walter, Oberregierungsrat, Hermann-Köhl-Weg 15 17. Dr. Balzer Theo, Diplom-Ingenieur, Diplom-Kaufmann, Schultheißallee 37 18. Bamberger Georg, Diplom-Kaufmann, Rechtsbeistand, Johann-Priem-Straße 15 19. Dr. med. Bamekow Hedwig, Berufsschulärztin, Gustav-Adolf-Straße 31 20. Bartelmeß Albert, Archiv-Amtsrat, Stadtarchiv Nürnberg 21. Barth Georg, Kaufmann i. R., Adam-Klein-Straße 130 22. Barthel Otto, Oberschulrat i. R., Hermackerstraße 19 23. Bauer Anna, Privatiere, Obstmarkt 24 24. Bayer Paul, Diplom-Ingenieur, Oberbaudirektor i. R., Theodorstraße 7 25. Bayerische Hypotheken- und Wechselbank, Zweigniederlassung Nürnberg, König­ straße 1—3 26. Bayerische Milchversorgung GmbH., Milchhof Straße 2 27. Bayerische Vereinsbank Nürnberg, Lorenzer Platz 21 28. Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 8 München 19, Schloß Nymphenburg 29. Bayerischer Sperrholz- und Furnier-Vertrieb GmbH. (Sperrfurnier), Bahnhof­ straße 85—89 30. Dr. Bebb Phillip Norton, Department of History, Bentley Hall, Ohio University Athens, Ohio 45701 31. Dr. med. Beckh Hermann, Kinderarzt, Elsa-Brandström-Straße 1 32. Dr. Beckstein Julius, Studiendirektor i. R., Nibelungenstraße 9 33. Beer Helmut, stud. phil., Äußere Großweidenmühlstraße 42 34. Beer Joachim R., Department of Social Sciences, Clemson University, Clemson S.C. 29631 USA 35. Behringer Hans, Rektor i. R., Husumer Straße 24 36. Dr. Berbig Hans Joachim, Oberstudienrat, 859 Marktredwitz, Beethovenstraße 8 37. Bergan Dorothea, Verwaltungs-Oberamtmannswitwe, Rahm 3 5 38. Bess Martha Helene, Hausfrau, Am Trödelmarkt la 39. Bethke Rudolf, Branddirektor i. R., Frankenstraße 25 (Georg-Schönweiß-Heim) 40. Beyer Leo, Rektor i. R., Blumröderstraße 15a 41. Biegel Hans, Oberlehrer, 8503 Altdorf b. Nürnberg, Schwabenstraße 10 42. Bischoff Johannes, Stadtarchivar, 8521 Weiher, Mühlweg 2 43. Bischoff Kurt, Rentner, 8 51 Fürth, Buschingstraße 1 44. Blaufuß Dietrich, Pfarrer, 8 52 Erlangen, Döderleinstraße 1 45. Blüchel Helmut, Verwaltungs-Oberinspektor, Schwabenstraße 55 46. Boesenecker Anni, Pfarrerswitwe, Herrnackerstraße 31 47. Dr. Bog Ingomar, Universitätsprofessor, 3 55 Marburg (Lahn), Rollwiesenweg 36 48. Bosch Karl, Bäckermeister, Meuschelstraße 61 49. Bracher Juliane, Sekretärin, Katzwanger Straße 32/11 50. Dr. Bräutigam Günther, Oberkonservator, Harmoniestraße 2 51. Brau AG Nürnberg, Schillerstraße 14 52. Braun Alfred, Diakon, Kirchenweg 67 290

MVGN 5 3. 54. 5 5. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 8 5. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98.

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Mitgliederverzcidiniö

Braun Gerda, Oberstudienrätin, 8502 Zirndorf, Vestnerstraße 12 Braun Oscar, Regierungs-Angestellter, 886 Nördlingen, Manggasse 4 Braun Rainer, cand. phil., Adelgundenstraße 37 Dr. Braunstein Philippe, Maitre-Assistant ä 1’Ecole Pratique des Hautes fitudes (VIe Section), Paris IX, 33 Rue de Bellefond Brennhäußer Karl, Oberamtsrat i. R., Schoppershofstraße 68 Bröckl Johannes, 852 Erlangen, Luitpoldstraße 7 Dr. Brombierstäudl Otmar, Gymnasialprofessor, 8231 Schwarzbadi, Post Weiß­ bach, An der Schanz 10 Dr. med. Brunel-Geuder Roland, Arzt, 8501 Heroldsberg ü. Nbg., Rotes Schloß Brunner Anna-Luise, Bulmannstraße 71 Dr. Buck Lawrence P., 499 W. Jefferson St. 206, Media, Pennsylvania 19063 USA Buckan Walter, Präsident des Landesarbeitsamtes Nürnberg, Stormstraße 10/1 Bühler Albert, 75 Karlsruhe 1, Beifortstraße 2 Dr. Bühler Annelore, 822 Traunstein/Obb., Theresienstraße 27 Büttner & Co., Universitäts-Buchhandlung, Adlerstraße 4 Burger Helene, Archivarin, Pirckheimerstraße 22 Buser Erna, kfm. Angestellte, Kobergerstraße 33 Dr. Butler Bartlett R., Professor, Department of Music, Luther-College, Decorah, Iowa 52101 USA Dr. Christensen Carl C., Professor, 4015 Evans Drive, Boulder, Colorado, 80302 USA Clauß Harald, städt. Baudirektor i. R., Steinmetzanlage 25 Danler & Co., Internationale Spedition, Königstraße 73 Dr. Das Anita, Neutorgraben 1 Daschner Otto, Kriminalhauptmeister, Reichweinstraße 54 Deckert Erika, Hausfrau, Egidienplatz 13/11 Dr. med. Dehler Hans, Frauenarzt, Spittlertorgraben 15 Dellermann Rosetraud, Verw.-Oberinspektorin, An den Rampen 27/III Delp Heinrich, KG., Buchdruckerei, 8 532 Bad Windsheim, Kegetstraße 11 Dr. Deneke Bernward, Oberkonservator, Eisensteiner Straße 3 Dr. Deppert Rolf, Jurist, Kaulbachstraße 43 Dettenthaler Josef, Kunsthandel, 8506 Langenzenn, Würzburger Straße 6 Deutsche Bank AG., Filiale Nürnberg, Karolinenstraße 30 Deutscher Gewerkschaftsbund, Kreis Nürnberg, Kartäusergasse 12 Deward Liselotte, Postangestellte, Honigstraße 9 Dieterich Albert, Sparkassen-Buchhalter, Muggenhofer Straße 61 Diffloe Christof, Staatsbankamtmann, 872 Sdiweinfurt, Roßbrunnstraße 25 Doleschal Hans, Gewerbestudienrat, Merianstraße 19 Dr. Doni Wilhelm, beruf sm. Stadtrat, Hauff Straße 8 Dorn Else, kfm. Angestellte, 8 51 Fürth, Karolinenstraße 14/III Dr. Dorner Ernst, Blinden-Oberlehrer, Uhlandstraße 26 Dornisch Klaus Dieter, Danziger Straße 25 Dreetz Renate, Diplom-Ingenieurin, Johannisstraße 25 Dr. Drexel Josef, Verlagsinhaber, Marienplatz 5 (Verlag Nürnberger Presse) Drittler Oskar, Schreiner, Lobsingerstraße 16 Dürr Hermann, Diplom-Ingenieur, Präsident der Bundesbahndirektion Nürnberg, Ginsterweg 6 Duisberg Alwine, Bahnhof Straße 39/1 Dr. Dumrath Karlheinrich, Archivdirektor, Veilhof Straße 28 Dr. Dupont Wilhelm, Dozent des Bildungszentrums, Gabelsbergerstraße 9 291

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Mitgliederverzeichnis

99. Eberlein Hanne-Lore, Oberstudienrätin, Schultheißallee 75 100. Ebermayer Hanns, Ingenieur i. R., Im Weller 6 101. Dr. Eckart Ernst, Apotheker, Spitalgasse 2 102. Dr. Eckert Hugo, Studienrat, 6980 Wertheim, Berliner Ring 24 103. Eckstein Rudolf, Pfarrer, Studiendirektor i. R., Jochensteinstraße 34 104. Edelmann M., Buchhandlung, Breite Gasse 52 105. Egelseer Dieter, Lehrer, Gisbertstraße 49 106. Graf von und zu Egloffstein Albredit, 8 München 80, Mauerkircherstraße 31 107. Eibert Paul, Dipl.-Ing., 8521 Kleinseebach-Möhrendorf, Auf der Höh 5 108. Eichholz Volkmar, Diplom-Volkswirt, Hirscheigasse 11 109. Dr. Eichhorn Ernst, Bezirksheimatpfleger, Hermundurenstraße 32 110. Eichner Julius, Kaufmann, Voßstraße 1 111. Eisen Hildegard, Oberstudienrätin, Burgstraße 8/II 112. Eisenwerk Nürnberg AG., Äußere Sulzbacher Straße 60 113. Ekert Helene, Kleinweidenmühle 4 114. Dr. med. Ellner Friedrich, prakt. Arzt, Frommannstraße 8 115. Elpel Lothar, Diplomgärtner, 3 Hannover 1, Postfach 1723 116. Dr. Endres Rudolf, Studienrat, 852 Erlangen-Buckenhof, An den Hornwiesen 10 117. Engel Norbert, stud. päd., 86 Bamberg, Valentin-Becker-Straße 8 118. Ertel Ludwig, Rentner, Goldweiherstraße 33 119. Ertheiler Maria, Kommerzienratswitwe, Am Stadtpark 111 120. Ev.-luth. Gesamtkirchenverwaltung, Nürnberg, Egidienplatz 29 121. Ev.-luth. Kreisdekan des Kirchenkreises Nürnberg, Pirckheimerstraße 10 122. Ev.-luth. Pfarramt Nürnberg-St. Johannis, Am Johannisfriedhof 32 123. Ev.-luth. Kirchenverwaltung Nümberg-St. Sebald, Albrecht-Dürer-Platz 1 124. Eysser Eduard, Möbelfabrik, Marientorgraben 13 125. Faber-Castell A. W., GmbH., Bleistiftfabrik, 8 504 Stein ü. Nürnberg 126. Dr. Fahrenbauer Wilhelm, Finanzgerichtsrat, Gabelsbergerstraße 8 127. Fehler Johann Friedrich, Pensionist, Schweinauer Hauptstraße 148 128. Feichtner Franz, Ingenieur, Schreberstraße 6 129. Fessler Ruth, Verwaltungsangestellte, Maxplatz 18 130. Fickenscher Friedrich, Oberstudienrat, 854 Schwabach, Am Siechweiher 5 131. Fischer Friedrich, Diplom-Volkswirt, Juvenellstraße 44 132. Fischer Konrad, Bankdirektor, Königshammerstraße 33 133. Fischer Martha, Oberbibliothekarswitwe, Äußere Bayreuther Straße 148 134. Dr. Fischer Theodor, städt. Rechtsdirektor i. R., Berckhauserstraße ll/I 13 5. Reischerinnung Nürnberg, Rothenburger Straße 37a 136. Förster Adalbert, Bankbeamter, Ernst-Heinkel-Weg 23 137. Foertsch Emma, Rektorin i. R., 852 Erlangen, Rathsberger Straße 63 138. Förtsch Hildegard, Studienprofessorin, Burgschmietstraße 3 139. Förtsch Lore, Diplom-Volkswirtin, Dennerstraße 4 140. Dr. Foesel Karl, Studiendirektor, Thoner Weg 20 141. Förster Fritz, Diplom-Kaufmann, 851 Fürth, Rudolf-Breitscheid-Straße 47 142. Dr. med. v. Förster S., Facharzt, Josefsplatz 12/1 143. Fränkische Verlagsanstalt und Buchdruckerei GmbH., Karl-Bröger-Straße 9 144. Frank-Glaser Grete, Zickstraße 7 145. Frank Michael, Wilhelmstraße 21 146. Dr. med. Frank Walter, Facharzt, 8 54 Schwabach, Limbacher Straße 12 147. Frauenschlager Leopold, Pachelbelstraße 68a 148. Freitag-Stadler Renate, Äußere Bayreuther Straße 156 149. Frenzei Eugen H., Lehrer für Genealogie, Mathildenstraße 32 292

MVGN 59 (1972) 150. 151. 152. 153. 154. 15 5. 156. 157. 158. 159. 160. 161. 162. 163. 164. 165. 166. 167. 168. 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185. 186. 187. 188. 189. 190. 191. 192. 193. 194. 195. 196. 197. 198. 2r

Mitgliederverzeichnis

Dr. Frenzei Gottfried, Kunsthistoriker, Bienweg 36 Friedlein Heinz, Exportkaufmann, Am Stadtpark 93 Friedmann Ernst, Verwaltungs-Amtmann i. R., Hillerstraße 3 Dr. Fries Konrad, Rechtsanwalt, Bismarckstraße 118 Fritz Heinrich, Buch- und Kunsthändler, Breite Gasse 32 Fuchs Achim, Archivreferendar, 8772 Marktheidenfeld, Frankenstraße 22 Fuchs Helmut Karl, Humboldtstraße 82 Fuchs Josef J., Studienrat i. R., Gräfenberger Straße 50 Fürer von Haimendorf Wilhelm, 8 München 13, Habsburgerstraße 1 Fürst Christine, Studienrätin, Bücher Straße 74 Fürstlich Thurn- u. Taxissches Zentralarchiv, 84 Regensburg, Emmeramsplatz 5 Dr. Funk Wilhelm, Gymnasialprofessor i.R., Am Stadtpark 115 Fux Josef, Gastwirt, Kleinreuther Weg 48 Dr. med. Gänßbauer Hans, Medizinaldirektor i. R., Haydnstraße 6 Gardinen-Möser, Inh. Heinz Möser, Bindergasse 5 Gassenmeyer Großbuchbinderei, GmbH., Obermaierstraße 10 Dr. Geer Johann Sebastian, berufsm. Stadtrat i.R., Professor, Hubertusstraße 8a Geißendörfer Karl, Kaufmann, 8501 Rückersdorf, Parkstraße 34 Geißler Hans, Fliesenspezialgeschäft, 8 501 Schwaig, Bienengartenstraße 3 Dr. Geitmann Hans, Präsident der Bundesbahn i.R., Hauffstraße 8 Freifrau von und zu Gemmingen Henny, 851 Fürth, Rudolf-Breitscheid-Straße 39 Gerardi Gertrud, Fotografin, Unterbürger Straße 10 Gerlach Agnes, Arztwitwe, Falterstraße 11 Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Kartäusergasse 1 Geyer Agnes, Friedrichstraße 64 Geyer Otto H., Oberingenieur, Galgenhofstraße 50 Glafey G. A., Lichterfabrik, Neumühlweg 129 Dr. Glaser Hermann, berufsmäßiger Stadtrat, 8 501 Roßtal, Eschenweg 5 von Glaß Erich, Fabrikbesitzer, 8591 Wölsauerhammer Nr. 33V2, Post Brand ü. Marktredwitz Dr. med. Glatthaar Günther, Obermedizinalrat, Klausenburger Straße 55a Gleißner Liborius, Baugeschäft, Alberichstraße 8 Glock Erich, Bankbevollmächtigter, 8701 Randersacker, Friedhof Straße 8 Glock Karl Borromäus, Diplom-Kaufmann, Verleger, Feldgasse 38 Dr. med. Glöckner Marie, Ärztin, 33 Braunschweig, Spitzwegstraße 19 Göldel August, Stadtamtmann i. R., Wurzelbauerstraße 9 Göller Johann, Pensionist, Kronstädter Straße 47 Gömmel Rainer, Diplom-Volkswirt, 8501 Röthenbach b. St. Wolfgang, Brunhildstraße 4 Goering Marga, Hohenlohestraße 35 Görl Otto Peter, Diplom-Ingenieur, berufsm. Stadtrat, Fliederweg 10 Dr. Götz Otto, Oberstudiendirektor i.R., Regenbogenstraße 19 Goldhammer Johannes, M. A., Universitäts-Assistent, Neutorgraben 1 Dr. Goldmann Karl Heinz, Oberbibliotheksdirektor, Egidienplatz 13 Goldschmidt Cläre, Graphikerin, Steinmetzstraße 33 Gonnermann Robert, Kaufmann, Theodorstraße ll/II Goppert Alfred, Sparkassen-Amtsrat, Etzelwanger Straße 14 Gottschalk Jürgen, Lehrer, 8702 Lengfeld, Jägerruh 4 Grabbe Horst Peter, Studienrat, Kobergerstraße 37 Gräser Wilhelm, Hauptgeschäftsführer, Schedelstraße 66 Grand-Hotel Fürstenhof Nürnberg, Dr. Gustav Lotz KG., Bahnhof Straße 1 293

MVGN 59 (1972) 199. 200. 201. 202. 203. 204. 205. 206. 207. 208. 209. 210. 211. 212. 213. 214. 215. 216. 217. 218. 219. 220. 221. 222. 223. 224. 225. 226. 227. 228. 229. 230. 231. 232. 23 3. 234. 235. 236. 237. 238. 239. 240. 241. 242.

294

Mitgliederverzeichnis

Greß Hans, Schöpf Straße 27 Griesbacher Hans, „Hygiena“-Pinselfabrik, Fichtestraße 25 Grießhammer Arno, Pfarrer i. R., Ewaldstraße 80 Dr. Grimm Harold J., Universitätsprofessor, 76 North Stanwood Road, Columbus 9, Ohio 43209, USA Dr. Grönert Walter, Oberrechtsrat, 851 Fürth, Dambacher Straße 114 Dr. med. dent. Gröschel Karl, Facharzt, Ligusterweg 19 Gropp Walter, Verwaltungs-Oberinspektor, Schillerstraße 12 Groß Edith, Oberlehrerin, Heerwagenstraße 1 Großkraftwerk Franken AG., Nunnenbeckstraße 5 Dr. Grote Ludwig, Professor, Generaldirektor i.R., 803 5 Gauting, Römerstraße 22 von Grundherr’sehe Familienstiftung, Glockenhofstraße 47 Grundig-Werke GmbH., 851 Fürth i. B., Kurgartenstraße 37 Dr. Grüner Wolf-Dieter, 8 München 81, Beckmesserstraße 4 Dr. Gsundbrunn Karl, Oberstudienrat, 8431 Heng b. Postbauer, Haus Nr. 343 Günther Franz, Angestellter, 8554 Gräfenberg, Am Marktplatz 6 Guthmann Ruth, Lehrerin, Bulmannstraße 43 Haas Heinz, Diplom-Ingenieur, Schultheißallee 69 Hable Guido, Oberarchivrat, 84 Regensburg, Hedwigstraße 28 Haeberlein & Metzger GmbH., Vereinigte Nürnberger Lebkuchen- u. Schokoladen­ fabriken, Regensburger Straße 14 Dr. Häußler Helmut, Wissenschaft!. Angestellter, Franz-Reichel-Ring 19 Dr. Hagen Hans Martin, Studienrat, Thessaloniki/Griechenland, Deutsche Schule, Vas Olgas 82 Haimerl J. Ludwig, Bankdirektor c/o Fürst Thurn und Taxis Bank, Adlerstraße 22 Halfmann Dieter, Kaufmann, Innere Läufer Gasse 14—16 Freiherr Haller von Hallerstein Helmut, Diplom-Ingenieur, 85 Nürnberg, Groß­ gründlach Sigmund Freiherr von Haller’sehe Familienstiftung, 85 Nürnberg, Großgründlach Freiherr von Haller’sche Forschungsstiftung, Hauptmarkt 18 Handwerkskammer für Mittelfranken, Sulzbacher Straße 11 Freiherr von Harsdorf’sche Familienstiftung, 8 5 Nürnberg, Fischbach, Haupt­ straße 79 Hartl Josef H., Geschäftsinhaber, 8501 Altenfurt, Ulmenweg 3 Haspel Michael, Inhaber der Buchdruckerei Georg Brehm, Friedridistraße 20 Häßler Ludwig, Lehrer, Hallerhüttenstraße 1 Hausei Friedrich, Kaufmann, Hauptbahnhof, Mittelhalle Haußner Rudolf, Kapellmeister, Stabiusstraße 15 Hebecker Inge, Museums-Angestellte, Ebenseestraße 20 Heiling Joseph, Architekt, 8541 Abenberg, Burgberg 192 Heini Rudolf, Architekt, 8459 Neukirchen b. Sulzbach-Rosenberg, von Freuden­ bergstraße 3 Heinrich Edeltraud, Wohnstift Tiergarten, Bingstraße 30 Dr. Helbig Fritz, Volkswirt, 858 Bayreuth, Gontardstraße 13 Dr. Heldmann Horst, Bierweg 104 Heller Richard A., 79-16208th Street, Rushing, New-York 11364 USA Dr. Helm Adolf, Rechtsanwalt, Am Stadtpark 99 Hennek Helena, Lehrerin, Wilhelm-Spaeth-Straße 70 Dr. von Herford Friedrich Wilhelm, Rechtsanwalt, Walter-Rex-Straße 24 Dr. Hering Gertrud, Diplom-Volkswirtin, Steuerbevollmächtigte, Winzelbürgstraße 29

MVGN 59 (1972) 243. 244. 245. 246. 247. 248. 249. 250. 251. 252. 253. 254. 25 5. 256. 257. 258. 259. 260. 261. 262. 263. 264. 265. 266. 267. 268. 269. 270. 271. 272. 273. 274. 275. 276. 277. 278. 279. 280. 281. 282. 283. 284. 285.

Mitgliederverzeichnis

Herold Robert, Bibliothekar, Ohlauer Straße 7 Herold Walter, Oberverwaltungsrat, Voigtländerstraße 2 Dr. Herrmann Fritz Rudolf, Konservator, Sulzbacher Straße 107 Hetz Elisabeth, Bibliotheks-Amtmann, Füchtbauerstraße 2 Hetzelein Georg, Lehrer i.R., 8501 Regelsbach 59 ü. Nbg. Heumann Klaus, Studienrat, Schleswiger Straße 38 Dr. Hildebrandt Reinhard, wissenschaftlicher Assistent, 1 Berlin 45, Goethe­ straße 34 Hilpert Hanns, Direktor der SSW i. R., Virchowstraße 21a Hinderer Rudolf, Kunstmaler, Schwanhäußerstraße 7/II Dr. Hirschmann Gerhard, Archivdirektor, Gemgrosstraße 26 Hirschmann Hans, Notariats-Oberinspektor i. R., Wilhelm-Raabe-Straße 3 Hirschmann Heinrich, Graphiker und Schriftsteller, Moltkestraße 20 Historisches Seminar, Abt. Landesgeschichte, der Justus-Liebig-Universität Gießen, 63 Gießen, Roonstraße 31 Historisches Seminar der Universität Würzburg, 87 Würzburg, Landwehr Höllriegel G. W., Fruchthof, Wilhelm-Spaeth-Straße 9 Höreth Kurt, Oberamtsrat, 6 Frankfurt 1, Kannengießergasse 1 Hörl Hans Reinhard, 3003 Ronnenberg 1, Gartenweg 9 Dr. Höß Irmgard, Universitätsprofessor, Balthasar-Neumann-Straße 76/IV Hoffmann Wilhelm, Rektor, Kraftshofer Hauptstraße 184 Hofier Marianne, Angestellte, Kobergerstraße 34 Hofmann Albert, Firma, Buchdruck-Offsetdruck, Kilianstraße 108/110 Hofmann Gustl, akad. Maler u. Bildhauer, Regensburger Straße 175 Dr. Hofmann Hanns Hubert, Universitätsprofessor, 87 Würzburg, Sonnenstraße 6 Hofmann Heinrich, Sparkassen-Amtsrat i. R., Fritz-von-Röth-Straße 57 Hofmann Rainer, Glockendonstraße 14 Hofmann Theodor, Angestellter, Krellerstraße 5/7 Horlamus Martin, Prokurist, Alemannenstraße 34 Huber Gunda, Studienrätin, Äußere Bayreuther Straße 156 Illner Günter, Montage-Techniker, Tannenbergstraße 17 Dr. Freiherr von Imhoff Christof, Frommannstraße 8 Freiherr von Imhoff'sehe Familie, z. Hd. Albrecht Freiherr von Imhoff, 85 Nürn­ berg, Fischbach, Hauptstraße 56 Industrie- und Handelskammer Nürnberg, Hauptmarkt 25—27 Industrie- und Kulturverein Nürnberg e.V., Berliner Platz 9 Institut für Bayerische und Deutsche Rechtsgeschichte an der Universität München, 8 München 22, Ludwigstraße 14 Institut für Deutsche Rechtsgeschichte der Universität Erlangen-Nürnberg, 8 52 Erlangen, Gabelsbergerstraße 20 Institut für Fränkische Landesforschung der Universität Erlangen-Nürnberg, 852 Erlangen, Kochstraße 2 Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität München, 8 München 22, Ludwigstraße 33 Jacobsen Fritz, Ingenieur, Solgerstraße 17 Jakob Emil, Buchhandlung, Josefsplatz 19 Janowsky Kurt, Steuerbevollmächtigter, Brombeerweg 1 Dr. Johanek Peter, 87 Würzburg, Katzengasse 14 Dr. Jupitz Otto, Zahnarzt, Rieterstraße 6 Kabel- und Metallwerke Gutehoffnungshütte AG. (fr. Neumeyer AG.), 3 Hannover 1, Postfach 260

MVGN 59 (1972) 286. 287. 288. 289. 290. 291. 292. 293.

294. 295. 296. 297. 298. 299. 300. 301. 302. 303. 304. 305. 306. 307. 308. 309. 310. 311. 312. 313. 314. 315. 316. 317. 318. 319. 320. 321. 322. 323. 324. 325. 326. 327. 328. 329. 330. 331. 332. 333. 334. 296

Mitgliederverzeichnis

Kaesmann Georg, Kaufmann, Ludwig-Feuerbach-Straße 63 Dr. Kahsnitz Rainer, wissenschaftl. Assistent, Germ. Nationalmuseum Nürnberg Kaiser Hellmut, Diplomingenieur, Bundesbahn-Direktor, Kleestraße 29 Kalb Rudolf, Diplom-Ingenieur, Dahlmannstraße 58 Kalksandsteinwerk Feudi t/Nürnberg Seibold KG., Nürnberg, Postfach 14 Kanitz Arthur, Zahnarzt, Chamer Straße 9 Kannhäußer Ella, städt. Kanzlei-Sekretärin i. R., Waechterstraße 4 Kapser Helene, Studienrätin, Möhrendorfer Straße 13 Kästner Peter, Studienrat, Fritz-von-Röth-Straße 29 Dr. Kellenbenz Hermann, Universitätsprofessor, 504 Brühl, Gertrudenstraße 3 5 Keller & Römer GmbH., Essenzen- und Maschinenfabrik, Willibaldstraße 6 Kenner Johannes, Maler- und Tünchergeschäft:, Berckhauserstraße 30/11 Kern F. Heinz, 8 München 70, Alfred-Schmidt-Straße 25 Dr. Kertz Peter, 8 München 60, Ravensburger Ring 6 Kießling Oskar, Ingenieur (grad.), Schneppenhorststraße 116 Kimmei Ursula, med.-techn. Assistentin, Harzstraße 8 Kipfmüller Wilhelm, Kraftfahrer, 85 Nürnberg, Moorenbrunn, Kolpingstraße 14 Dr. med. Kirste Hans, prakt. Arzt, Kontumazgarten 14 Dr. Klaar Karl-Engelhardt, Archivrat, Archivstraße 17 Klaußecker Fritz jun., Bankbevollmächtigter, 8704 Uffenheim, Gerlach-von-Hohenl ohe-Straße 12 KSB Klein, Schanzlin & Becker AG., Werk Amag, Allersberger Straße 17—19 Kleinknecht Joachim, Rasterphotograph, Friedrichstraße 59 Dr. Klier Richard, Gymnasialprofessor i. R., Schwannstraße 18 Klischee-Döss GmbH., Grolandstraße 76 Klose Anneliese, Gymnasialprofessorin, Benekestraße 54 Kluge Lotte, Verwaltungsangestellte i. R., Weiserstraße 69/IX Klumpf Peter Lorenz, 851 Fürth, Habichtstraße 19 Knarr Elisabeth, Lehrerin i. R., Eichendorffstraße 41, Albert-Schweitzer-Heim Knobloch Fritz, Direktor, 43 Essen-Heisingen, Nordschleswigstraße 22 Dr. Knöchlein Georg und Hübner Heinz, Notare, Karolinenstraße 2—4 Knörl Heinrich, Oberstudiendirektor i. R., 8 58 Bayreuth, Amfortasweg 1 Dr. Koch Jochen, Versicherungsjurist, Fleischmannplatz 5 Dr. Koch Karl, Oberlandesgerichtsrat, 856 Lauf, Rudolphshofer Straße lb Dr. Koch Peter, wissenschaftlicher Assistent, 51 Aachen, Erzbergerallee 50 Köhler Hans, Oberstudiendirektor, Harmoniestraße 2 Dr. Köhler Rudolf, Referent i. R., Oskar-v.-Miller-Straße 49 Kölbel Richard, Oberstudienrat, 8 501 Stein-Deutenbach, Neuwerker Weg 58 Dr. Kömmerling-Fitzler Hedwig, Professor, Kolonialhistorikerin, 678 Pirmasens, Buchsweilerstraße 94 Dr. König Alfred, Steuerberater u. beratender Volkswirt, Beethovenstraße 23 Dr. König Roderich, Chemiker, Riehen b. Basel (Schweiz), Chrischonaweg 61 Königs Willy, Kaufmann, Gustav-Adolf-Straße 11 Dr. med. Kolb, Friedrich, prakt. Arzt, Bücher Straße 11 Kolb Fritz, Photohandlung, Glockenhof Straße 45 Kolbmann Käthe, Oberlehrerin i.R., 8561 Hüttenbach ü. Lauf/P., Haus Nr. 168 Koller Georg, Ingenieur (grad.), Tannenhof 17 Konietzka Joachim, Studienrat, 8543 Hilpoltstein, Pfälzerstraße 4 Kori Manfred, Landgerichtsrat i.R., Markomannenstraße 27 Korn und Berg, Buchhandlung, Hauptmarkt 9 Dr. Krafft Wilhelm, Diplom-Kaufmann, Hauffstraße 8

MVGN 59 (1972)

Mitgliedervcrzeidinis

335. Dr. Kraus Josef, Domdekan, 86 Bamberg, Domplatz 4 336. Dr. Krautwurst Franz, Universitätsprofessor, 8520 Erlangen-Buckenhof, Im Herrengarten 18 337. Dr. Freiherr Kreß von Kressenstein Georg, Senatspräsident i.R., 8134 Pöcking, Hindenburgstraße 26 338. Dr. med. Freiherr von Kreß Hans, Universitätsprofessor, 1 Berlin 19, Lindenallee 3 5 339. Freiherr von Kreß’sche Vorschickung Kraftshof, z. Hd. Max Freiherr Kreß von Kressenstein, 8914 Rummeltshausen ü. Memmingen 340. Lic. Dr. Kreßel Hans, Kirchenrat, 852 Erlangen, Haagstraße 1 341. Dr. Kreßel Hans Paul, Verwaltungsdirektor, Ebenreuther Straße 13 342. Krieger Eduard, Oberstudienrat, 854 Schwabach, Heinrich-Krauß-Straße 11 343. Dr. Krimmenau Maria, Kunsthistorikerin, Danziger Platz 15 344. Kröner Alfred, Zoll-Oberinspektor, Landgrabenstraße 40 345. Kütt Otto, Geschäftsteilhaber, Erlenstegenstraße 111 346. Kugler Barbara, Sekretärin, Heroldsberger Weg 80 347. Kugler Werner, Pfarrer, 8651 Schwarzach 33 ü. Kulmbach 348. Kuhr Georg, Pfarrer im Landeskirchlichen Archiv, 8806 Neuendettelsau ü. Ansbach, Amselweg 5 349. Kumeth Sofie, Oberlehrerin, Effeltricher Straße 4 350. Dr. Kunnert Heinrich, Wirkl. Hofrat i. R., A 8700 Leoben (Steiermark), Kärntner Straße 237/18 351. Kunstgeschichtl. Seminar der Universität Erlangen-Nürnberg, 852 Erlangen, Orangerie 352. Dr. Kunstmann Hartmut H., Rechtsreferendar, Carl-von-Linde-Straße 20 3 53. Dr. med. Kunstmann Hellmut, Facharzt für Urologie, Landgrabenstraße 83 354. Dr. Kunze Karl, Studiendirektor, Artelshofer Straße 2 355. Kupfer Marianne, Stadtpark-Garage, Am Stadtpark 47 356. Lämmel Heinz, Studienrat, Schnieglinger Straße 153 3 57. Landsleitner Erich, Postoberverwalter, Gensfelderweg 39 35 8. Lauchs Joachim, Hochstraße 35 359. Lebold Hanns, Stadtamtmann i.R., Frommannstraße 9 360. Dr. Leder Klaus, Pfarrer, 8802 Elpersdorf 2 361. Lederer-Bräu AG., Nürnberg, Bärenschanzstraße 48 362. Lehner Hertha, Vestnertormauer 24 363. Dr. Lehnert Walter, Oberarchivrat, 8 540 Schwabach, Wölkersdorf, Breitenfeld­ straße 41 364. Leidei Gerhard, 8 München 80, Berg-am-Laim-Straße 75 365. Dr. Leiser Wolf gang, Universitätsprofessor, 852 Erlangen, Nachtigallenweg 4 366. Dr. jur. habil. Lemmel Herbert E., Fabrikant, 7847 Badenweiler, Appartement­ haus Allcard Nr. 43, Moltkestraße 17 367. Lengenfelder Konrad, Studiendirektor, Hafenstraße 38 368. Dr.-Ing. Leonhardt Winfried, Architekt, Oberregierungsbaurat i.R., Merseburger Straße 5 5 369. Leonische Drahtwerke AG., Marienstraße 7 370. Lessing, Fabrik für Elektrokohle KG., Schloßstraße 16—24 371. v. Liel Karl Friedrich, Diplom-Ingenieur, Kaulbachstraße 20 372. D. Dr. Liermann Hans, Universitätsprofessor, 852 Erlangen, Am Meilwald 18 373. Lincke Julius, Baudirektor i.R., Gervinusstraße 26 374. Lind Frieda, Rektorin, Tuchergartenstraße 30 375. Dr. Lind Kurt, Finanzgerichtsrat, Am Stadtpark 107 376. Lindner Robert, Bundesbahn-Amtmann i. R., Effeltricher Straße 38 297

MVGN 59 (1972)

Mitgliederverzeichnis

377. Dr. Linhardt Hanns, Universitätsprofessor, 5562 Manderscheid (Eifel), Kleine Höhe 8 378. Linnhuber Hedi, Bönerstraße 5 379. Freiherr von Loeffelholz Erich, Friedrichsthaler Straße 29 3 80. Dr. Löhlein Georg, Archivrat i. R., Am Stadtpark 122 381. Lorz Hermine, Maxplatz 23 382. Lorz Jürgen, Vikar, 852 Erlangen, Hindenburgstraße 49 3 83. Loschge Fritz, Studienrat, 8 51 Fürth i. B., Kutzerstraße 131 384. Loskarn Alfred, Sparkassen-Direktor, Harsdörfferstraße 27/29 38 5. Dr. Luther Heinz M., Zahnarzt, Thumenberger Weg 104 386. Dr. Lutze Eberhard, Leitender Regierungsdirektor, 28 Bremen, Oberneulander­ heerstraße 73a 387. Dr. Maas Herbert, Oberstudienrat, Kachletstraße 45 3 88. Dr. Machilek Franz, Archivrat, 8 54 Schwabach, Konrad-Adenauer-Straße 32b 389. Mader Friedrich, Photograph, 8 5 Nürnberg-Weiherhaus, Wiesenweg 2a 390. Malereigenossenschaft Nürnberg-Fürth u. Umg. eGmbH., Merkelsgasse 19 391. Malter Wilhelm, Staatsbank-Amtmann i. R., Katzwanger Straße 26 392. Dr. Mammel Gerhard, stv. Direktor des Bildungszentrums, GibitzenhofStraße 13 5 393. Mangold Heinrich W., Gymnasialprofessor, 8834 Pappenheim, Am Hals 10 394. Marktgemeinde Feucht, 8501 Feucht, Hauptstraße 33 395. Marx Bernhard, Kirchenrat, Dekan i. R., Tucherstraße 30 396. Marx Mila, Grünewaldstraße 29 397. Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN), Frankenstraße 100 398. Maser Friedrich, Großkaufmann, Coseler Straße 59 399. Dr. Matthäus Klaus, 852 Erlangen, Jean-Paul-Straße 5 400. Mauersberger Joh. Rolf, Kaufmann, Tuchergartenstraße 3 401. Maurer Friedrich, Oberingenieur, 851 Fürth, Am Steineck 33 402. Mauser Maria, Apothekersgattin, Bindergasse 22 403. Mayer Anton J., Fachoberlehrer, Rilkestraße 21 404. Mayr Karl Sigmund, Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsprüfer, 851 Fürth, Most­ straße 27 405. Mederer Rudolf Paul, Metall-Großhändler, Gartenstraße 4 406. Dr. van der Meer J. H., Oberkonservator, Günthersbühler Straße 69a 407. Dr. med. Meixner Hubert K. L., Chefarzt, 773 Villingen/Schwarzwald, Oberförster-Ganter-Straße 5 408. Mende Matthias, Kunsthistoriker, Burgstraße 15 (Fembohaus) 409. Dr. Merkel Gottlieb, Ministerialdirektor, 8 München 22, Öttingenstraße 14 410. Merkel Heinrich G., Verleger, Marienplatz 5 (Verlag Nürnberger Presse) 411. Dr. Dr. Merzbacher Friedrich, Universitätsprofessor, 87 Würzburg, Neubergstraße 9 412. Messer Georg, Kaufmann, Mettingstraße 22 413. Metzger Herbert, Ingenieur, Schreyerstraße 15 414. Dr. Metzger Kurt L., Rabbiner, 206 West Central Avenue, Pearl River, N.Y. 10965 USA 415. Metzger Luise, Studienrätin i. R., Böcklerstraße 8 416. Meyer Alfred, Oberstudienrat, Egidienplatz 31 417. Meyer Hermann, Kriminal-Inspektor, Minervastraße 169 418. Dr. Mezger Friedrich, Oberstudiendirektor i.R., Eichendorffstraße 41 419. Mogge Winfried, 8771 Burg Rothenfels Nr. 116 420. Mohrenapotheke zu St. Lorenz, Inh. Walter Bouhon, Königstraße 32 421. Moser Dietrich, Regierungsamtmann, 3105 Faßberg, Schlichtenheide 59 298

MVGN 59 (1972)

Mitgliederverzeichnis

422. Motschenbacher Helmuth, Oberstudiendirektor, 8032 Gräfeifing, WeberhofStraße 8a 423. Dr. Müller Arnd, Oberstudienrat, Hintermayrstraße 19 424. Müller Dora, Hauswirtschafislehrerin, Johannisstraße 29 425. Müller Geo, Stempel- und Schilderfabrik, Jakobsplatz 11—15 426. Müller Georg, KG., Kugellagerfabrik, Äußere Bayreuther Straße 230 427. Müller Gustav, Diplomkaufmann, 8501 Schwaig, Oberer Röthelweg 30 428. Müller Heinz, Beamter, Herbartstraße 11 429. Müller-Rasp Helene, Kaufmannswitwe, Guntherstraße 28 430. Dr. Müller Helmut, 53 Bonn-Bad Godesberg, Hohe Straße 1 431. Müller Theodor, Gymnasialprofessor i. R., Weiserstraße 9 432. Müller Wilhelm, Ingenieur, 8503 Röthenbach Nr. 40, Post Altdorf 433. Müller Wilhelm, Rektor, Wilhelm-Spaeth-Straße 68 434. Münchhoff Ulrich, Studiendirektor, 852 Erlangen, Sebaldusstraße 18 43 5. Münster Leonhard, Verwaltungs-Oberinspektor, Heimstättenstraße 53 436. Dr. Mulzer Erich, Gymnasialprofessor, Viatisstraße 242 437. Neidig Rudolf, Architekt, Bauingenieur, Treitschkestraße 2 438. Dr. Neidiger Hans, Regierungsdirektor, 851 Fürth, Am Steineck 40 439. Neidiger Marie, Hufelandstraße 54 440. Nürnberger Dora, Oberpostsekretärin, Hiltpoltsteiner Straße 30 441. Nüssel Franz, Kunsthandwerker, Silberstraße 9 442. Oberpostdirektion, Nürnberg, Bahnhofsplatz 1 443. Dr. Ohlau Jürgen Uwe, 52/4/1 Ballygunge Circular Road, Calcutta 19, Indien 444. Orden der Deutschhermritter Nürnberg, z. Hd. Herrn Alfred Breitling, Lenbachstraße 6 445. Ortegel August, Oberforstmeister i. R., Jochensteinstraße 14 446. Ottmann Franz, Regierungsamtmann, Grüntenweg 14 447. Parfümerien Seifen-Zahn OHG., Ludwigstraße 40 448. Paul Johann, Postinspektor, Findelwiesenstraße 5 449. Pausenberger-Tauber Ursula, Diplom-Kaufmann, Jagdstraße 6 450. Dr. Pechstein Klaus, Oberkonservator, Kartäusergasse 1 (GNM) 451. von Pelz’sche Familienstiftung, Glockenhof Straße 47 452. Pemerl Margarete, Adalbertstraße 6 453. D. Dr. Pfeiffer Gerhard, Universitätsprofessor, Schnepfenreuther Weg 15 454. Pfeiffer Gottlieb, Diplom-Ingenieur, Gräfenberger Straße 35 455. Pfleiderer G. A., Firma, 8430 Neumarkt i. d. O., Am Wolfstein 456. Dr. Philipp Egon, Apotheker, 5074 Odenthal-Glöbusch, Kursifenerstraße 19 457. Pilihofer Hans Jürgen, Rechtsreferendar, Hintermayrstraße 1 458. Dr. Pilz Kurt, Konservator i.R., Gabrielistraße 9 459. Dr. Pirkl Fritz, Bayer. Staatsminister für Arbeit, Bunzlauer Straße 77 460. Pix Manfred, Sparkassen-Vorstand, 852 Erlangen, Kosbacher Weg 41 461. Dr. Ploss Emil, Universitätsprofessor, 852 Erlangen, Bismarckstraße 1 462. Dr. Pöhlau Fritz, Oberstudiendirektor, Johannisstraße 5 463. Dr. Pöhlmann Heinrich, Fabrikant, 8 51 Fürth, Schwedenstraße 26 464. Dr. Pöhlmann Johannes, Pfarrer, Fürther Straße 81 465. D. Dr. Freiherr von Pölnitz Sigmund, Domkapitular, Prälat, Honorar-Professor, 86 Bamberg, Obere Karolinenstraße 8 466. Dr. Pohl Horst, Kurator, Hutergasse 4 467. Dr. med. Popp Hans Oskar, Arzt, Karolinenstraße 47 468. Dr. Popp Walter, Assessor u. Abteilungsleiter, Elsässer Straße 15 469. Dr. med. Port Johannes, Facharzt, Berliner Platz 22 299

MVGN 59 (1972)

Mitgliederverzeichnis

470. von Praun Burkhard, Diplom-Ingenieur, Architekt, 8 München 71, Walliser­ straße 22 471. von Praun Karl, Diplom-Ingenieur, 803 5 Gauting, Römerstraße 24 472. Dr. Preu Albert, Rechtsanwalt, 8 München, Sofienstraße 4 473. Probst Erwin, Archivar, 84 Regensburg, Emmeramsplatz 5, Fürstl. Zentralarchiv 474. Dr. Pröll Franz Xaver, 852 Erlangen, Baumschulenweg 6 475. Prölß Willy, Bürgermeister, Kahlbergweg 1 476. Proksch Dietrich, Heinrichstraße 68 477. Dr. Puchner Otto, Oberarchivdirektor, Archivstraße 17 (Staatsarchiv) 478. Dr. Raab Hans, berufsm. Stadtrat i. R., Heimstättenstraße 49 479. Dr. Raab Robert, Zahnarzt, Vordere Sterngasse 4—6 480. Dr. Radspieler Hans, Gymnasialprofessor, 7911 Burlafingen, Mozartstraße 17 481. Rätz Karl Heinz, techn. Fernmelde-Hauptsekretär, Hersbrucker Straße 198 482. Dr. Rathje Hans Ulrich, Rechtsanwalt, Marientorgraben 15 483. Rauh Franz, Kaufmann, Sperberstraße 79 484. Reichenbach Richard, KG., Graphische Werkstätte, Krelingstraße 39 485. Reif Irene, Autorin, 8501 Altenfurt, Bahndammstraße 48 486. Reif Petra K., 8501 Altenfurt, Bahndammstraße 48 487. Reindl Josef, berufsm. Stadtrat i. R., Gräfenberger Straße 32 488. Reinhardt & Co., Grafische Kunst- und Klischeeanstalt, Siemensstraße 54—56 489. Reinsdorf Bodo, 236 Bad Segeberg, Theodor-Storm-Straße 5b 490. Reinstein Fred, Apotheker, 7 Stuttgart 80, Dachswaldweg 93 491. Dr. Reiser Otto, Arbeitsgerichtsdirektor, Sudetendeutsche Straße 2l/I 492. Rennebaum Frieda, Hochstraße 7 493. Reuter Käthe, städt. Beamtin i. R., Blücherstraße 11 494. Rice Edward, 1705 Summit, Columbus, Ohio, USA 495. Riebe Manfred, Diplom-Kaufmann, Krelingstraße 44, b. Güttler 496. Dr. Rieder Heinrich, Apotheker, Heimstättenstraße 11 497. Ripken Willy, Bezirksinspektor, 8 580 Bayreuth, Schließfach 2872 498. Ritter Siegfried, Diplom-Kaufmann, Moosstraße 20 499. Rösner Hans O. H., Briljantstraat Alphen a/d Rijn, Holland 500. Dr. Ronneberger Franz, Universitätsprofessor, Schußleitenweg 150 501. Roth Willy, Gymnasialprofessor, Freystädter Straße 120 502. Dr. Rücker Elisabeth, Bibliotheksdirektorin, Apinusstraße 6 503. Dr. Ruf Franz, Oberregierungsrat, Klausenburger Straße 59 504. Rummel Heinrich, Diplom-Optiker, Äußere Bayreuther Straße 36 505. Ruppert Wolf gang, Schriftsetzer, Sandreuthstraße 32 506. Sachs C., Getreidegroßhandlung, Königstraße 61 507. S. K. H. Dr. Albert Herzog zu Sachsen, A-68 50 Dornbirn, Hugstein 7 508. Sajonz Paul, Diplom-Ingenieur, Friedrichstraße 57 509. Sandhöfer Jakob, Stadtamtmann, 851 Fürth, Pestalozzistraße 4 510. Sandner Hermann, Kaplan, Dallingerstraße 20 511. Dr. Satzinger Walter, Diplom-Ingenieur, Regierungsdirektor, 6051 Waldacker, Wingertstraße 6 512. Dr. Sauber Richard, berufsm. Stadtrat, 8501 Wendelstein, Schwabacher Straße 19 513. Dr. Sauter Hans, Oberstaatsanwalt i.R., Leubelfingstraße 87 514. Dr. Sauter Heinrich, Steuerbevollmächtigter, Schultheißallee 5 (Sch . .. und St ... siehe am Schluß von S . . .) 515. Dr. Seebaß Gottfried, Pfarrer, 852 Erlangen, Jean-Paul-Straße 7 516. Seeghitz Jean, Geschäftsinhaber, Humboldtstraße 4 517. Seib Walter, Redakteur, 6 Frankfurt a. M., Höhenblick 22 300

MVGN 59 (1972) 518. 519. 520. 521. 522. 523. 524. 525. 526. 527. 528. 529. 530. 531. 532. 533. 534. 53 5. 536. 537. 53 8. 539. 540. 541. 542. 543. 544. 545. 546. 547. 548. 549. 550. 551. 552. 553. 554. 555. 556. 557. 558. 559. 560. 561. 562. 563. 564.

Mitgliederverzeichnis

Seidel Irmgard, Schießplatzstraße 28a Seitz Herbert, Diplom-Kaufmann, Bayreuther Straße 30 Seitz Konrad, G. & Sohn, Photohaus, Pfannenschmiedsgasse 3 Seminar für fränkische Kirchengeschichte, 87 Würzburg, Neue Universität Seminar für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der 6. Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, Findelgasse 7 Siemens AG., Nürnberger Maschinen- und Apparatewerk, Pfälzer Straße 15 Singer Hedwig, Bundesbahn-Angestellte, Planetenring 25 Sommer Karl-Henning, 852 Erlangen, Paul-Gossen-Straße 119 Dr. jur. Sperl Emst, Oberkirchenanwalt, 88 Ansbach, Waldstraße 58a Dr. Sporhan-Krempel Lore, 7 Stuttgart-Vaihingen, Stoßäckerstraße 15 Sprung Werner, Oberstudienrat i.R., Kamminer Straße 14 Süß Andreas, Äußere Bayreuther Straße 32 Schaaf Hermann, Verwaltungs-Oberinspektor, Brosamerstraße 7 Schacht Irene, Hausfrau, Gemgrosstraße 1 Dr. Schadendorf Wulf, Oberkonservator, Moltkestraße 5 Schaper Christa, Hausfrau, Schöpfstraße 27 Dr. Scharlach Fritz, Fabrikbesitzer, Novalisstraße 7 Scharr Adalbert, Ministerialrat i.R., 53 Bonn-Ippendorf, Haagerweg 88 Dr. Scharrer Andreas, Oberstudiendirektor i.R., Eichendorffstraße 41 Schellemann Käthchen, Schwabacher Straße 86 Schemmel Maria, kaufm. Angestellte, Friedrichstraße 49 Scherzer Maria, Studienprofessors-Witwe, Elias-Holl-Straße 10 Scheuerpflug Hermann, Stadtpfarrer i. R., Rilkestraße 15 Dr. jur. Freiherr von Scheurl Albrecht, Stadtrat, 85 Nürnberg, Fischbach, Haupt­ straße 56 Dr. Schiedlausky Günther, Landeskonservator i.R., Gabrielistraße 5 Schiegl Heinz, Musikproduktion, Burgstraße 21 Dr. Schielein Rudolf, Rechtsdirektor, Sittenbacher Straße 16 Schier Otto, Firma, Stuckgeschäft, Sprottauer Straße 4—6 Dr. Schiffauer, Georg, Universitätsprofessor, Beckschlagergasse 26 Dr. Schiffel Walther, Professor, Oberregierungsrat i.R., Schillingstraße 2 Schiller Gerda Heidi, Fach-Oberlehrerin, Beim Grönacker 34 Schlemmer Karl, wissenschaftlicher Assistent, Schweppermannstraße 73 Schlüpfinger Heinrich, Oberamtsrat i.R., 8 54 Schwabach, Wittelsbacherstraße 10 I. C. von Schlüsselfelder’sche Familienstiftung, 8501 Röthenbach b. St. Wolf gang (Schloß Gugelhammer) Schmelzer Maria Hedwig, Verwaltungs-Oberinspektorswitwe, Friedrichstraße 66 Schmid Konrad, Finanzgerichtsrat, Steinbühler Straße 7 Dr. med. Schmid Magnus, Universitätsprofessor, 8011 Vaterstetten, Zugspitz­ straße 146 Schmidberger Hanns R., Oberinspektor, 851 Fürth, Herrnstraße 57 Schmidberger Jutta, Fernmeldeassistentin, Kobergerstraße 33 Schmidt Anna, Wirtschafts-Oberlehrerin, Mommsenstraße 53 Dr. Schmidt Dieter G., Assessor, 6072 Dreieichenhain, Eichenweg 9 Schmidt E. Otto, Lebkuchenfabrik und Honigversand, Zollhausstraße 30 Schmidt Karl, Bankgeschäft, Lorenzer Platz 29 Schmidt Michael H., Bauflaschnerei und Installation, Rahm 47 Schmidt Ph. C. W., Buchdruckerei, 853 Neustadt/Ai sch, Nürnberger Straße 27 Dr. Schmied Ludwig, Rechtsanwalt, Thoner Weg 17 Schnabel Rolf, Ingenieur, Karl-von-Linde-Straße 23 301

MVGN 59 (1972)

Mitgliederverzeichnis

565. Schneider-Schmitt Grete, 86 Bamberg, Urbanstraße 12 566. Schneider Jürgen, Diplom-Handelslehrer, wissenschaftl. Assistent, Findelgasse 7 567. Dr. Schneider Oscar, Regierungsdirektor, Bundestagsabgeordneter, Ganghofer­ straße 16 568. Dr. Schnelbögl Fritz, Archivdirektor i. R., Blumröderstraße 9 569. Schnell Bruno, Verlagsdirektor, Mozartstraße 8 570. Dr. Schoberth F. W., Universitätsprofessor, Hubertusstraße 6 571. Dr. Schönberger Arno, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, Kartäusergasse 1 572. Scholl Else, Fachlehrerin, Bahnhofstraße 83 573. Schreppel Kurt, Verwaltungs-Oberinspektor, Hardenbergstraße 70 574. Dr. Schreyl Karl Heinz, Direktor der Städtischen Museen, Burgstraße 15 575. Schröder Kurt, Ingenieur, Gertrudstraße 19 576. Schröder Otto, Redakteur, Siegfriedstraße 31 577. Schrottag, Bayer. Schrott GmbH., Zweigniederlassung Nürnberg, Ostendstraße 92 578. Dr. Schubert Rene, Professor, Direktor der II. Medizinischen Klinik der Städt. Krankenanstalten Nürnberg, 8501 Rückersdorf, Hirschenau 7 579. Dr. Schug Dieter, Oberbibliotheksrat, 852 Erlangen, Gleiwitzer Straße 26 580. Dr. von Schuh Eduard, UNDP P.O. Box 5580, Addis Abeba/Äthiopien 581. Dr. Schuh Karl, prakt. Arzt i.R., EichendorffStraße 41 582. Dr. Schuhmann Günther, Archivdirektor, Kressenstraße 16 583. Dr. Schultheiß Werner, Archivdirektor i.R., Moosstraße 14 584. Dr. Schulz Christof, Amtsdirektor i.R., 8166 Neuhaus b. Schliersee/Obb., Rau­ kopfstraße 7 585. Schulz Günter, Postbeamter, 61 Darmstadt, Pupinweg 27 586. Dr. Schuster Leo, Diplom-Kaufmann, Institut für BankWirtschaft an der Hoch­ schule St. Gallen, CH-9000 St. Gallen, Bodanstraße 6 587. Schuster & Walther, Büromaschinen, Königstraße 18 588. Dr. Schwammberger Adolf, Archivdirektor i.R., Kainsbacher Straße 10 589. Schwan-Bleistiftfabrik, Schwanhäußer & Co., KG., Maxfeldstraße 3 590. Dr. Schwemmer Wilhelm, Direktor der städtischen Kunstsammlungen i. R., Lindenaststraße 63 591. Dr. Schwenk Sigrid, wissenschaftliche Mitarbeiterin, 852 Erlangen, GerhartHauptmann-Straße 1 592. Schwindel Amalie, Gerlestraße 10 593. Staatliche Bibliothek Bamberg, 86 Bamberg, Neue Residenz 594. Staatsarchiv Amberg, 845 Amberg, Archivstraße 3 595. Staatsarchiv Bamberg, 86 Bamberg, Hainstraße 39 596. Staatsarchiv Nürnberg, 85 Nürnberg, Archivstraße 17 597. Staatsarchiv Würzburg, 87 Würzburg, Residenz 598. Stadt Altdorf — Stadtarchiv —, 8 503 Altdorf 599. Stadt Fürth i. B.— Stadtarchiv —,851 Fürth, Theaterstraße 14 600. Stadt Gräfenberg — Stadtarchiv —, 8554 Gräfenberg 601. Stadt Hersbrudc — Stadtarchiv —, 8562 Hersbruck 602. Stadt Lauf — Stadtarchiv —, 856 Lauf 603. Stadt Nürnberg — Kulturverwaltungsamt —, 85 Nürnberg 2, Abholfach 604. Stadt Regensburg — Stadtarchiv —, 84 Regensburg, Dachauplatz 4 605. Stadt Schwabach, 854 Schwabach, Rathaus 606. Städtisches Johannes-Scharrer-Gymnasium, Webersplatz 19 607. Staedtler J. S., Bleistiftfabrik, 85 Nürnberg 2, Postfach 2460 608. Dr. Stafski Heinz, Landeskonservator, Harrlacher Straße 1 302

MVGN 59 (1972)

Mitgliederverzeichnis

609. Dr. Stahl Amalie, Oberstudienrätin, 856 Lauf (Pegn.), Richard-Wagner-Straße 21 610. Stahl Irene, Schulrätin i. R., Moosstraße 9 611. Dr. Stahlschmidt Rainer, wissenschaftlicher Assistent, 463 Bochum, Hustadtring 151 612. Dr. med Stappert Wolf gang, prakt. Arzt und Kneipparzt, Peyerstraße 18 613. Starke Heinz H., Flughafen-Direktor i. R., 8501 Schwaig, Beethovenstraße 15 614. Stäuber Alfred, Postobersekretär, Pilotystraße 25 615. Staudt Andreas, berufsm. Stadtrat i. R., Hermannstädter Straße 14 616. Steinlein Johanna, Landw.-Oberlehrerin i. R., Hufelandstraße 54 617. Dr. Stiegler Leonhard, Hochschulprofessor, 48 Bielefeld, Jöllenbekerstraße 278 618. Dr. Stingl Alfred, Bezirksdirektor i. R., Eichenstraße 8 619. Dr. med. Stoer Gertrud, Ärztin, 8 503 Altdorf, Kappelgraben 378 620. Stolz Georg, Architekt BDA, 851 Fürth, Kuckucksweg 6 621. Dr. Straßner Erich, Akademischer Oberrat, 8 52 Erlangen, Badstraße 44 622. Dr. Strehl H. Karl, Archivrat i. R., Pflugstraße 10 623. Dr. Stritzke Otto, Rechtsanwalt, 8032 Gräfelfing, Wandlhammerstraße 53 624. Strnad Hans, Rektor, Benekestraße 26 625. Strobl Antonie, Oberstudiendirektorswitwe, Bayreuther Straße 15 626. Strobl Hedwig, Rechtsratswitwe, Hastverstraße 24 627. Strobl Manfred, Sparkassen-Amtmann, Sandreuthstraße 42 628. Strößenreuther Betty, Arztwitwe, Am Stadtpark 43 629. Dr. Strößenreuther Hugo, Präsident der Bundesbahndirektion Nürnberg i. R., Neptunweg 14 630. Strohmeyer Andreas, Maschinist, Schanzäckerstraße 44 631. Freifrau v. Stromer Elisabeth, Hochstraße 7 632. Freiherr von Stromer’sches Gesamtgeschlecht, Roonstraße 13 63 3. Stumptner Wilhelm, Sparkassen-Oberinspektor i.R., Christof-Weiß-Straße 4 634. Dr. Sturm Klaus, Archivrat z. A., Harzstraße 11 63 5. Tafelrunde der Burggrafen zue Norimberga, z. Hd. Herrn Max Oerter, Velburger Straße 47 636. Tauer Rudolf, Buchhändler, Pilotystraße 61 637. Dr. Tausendpfund Alfred, Archivrat z. A., 8702 Versbach ü. Würzburg, Garten­ weg 29 638. J. E. von Tetzel’sche Familienstiftung, 8 565 Kirchensittenbach 639. Teufel Helmut, 8501 Altenberg, Schönblickweg 6 640. Th eil Margarete, Pensionistin, Egidienplatz 11 641. Thiel Helmut, Postoberinspektor, Neuselsbrunn 5 642. Dr. Thiel Matthias, Oberregierungsarchivrat, 8 München-Solln, Begasweg 20 643. Thieme Hans, berufsm. Stadtrat i. R., Jasminweg 10 644. Dr. Thoma Mila, Landgerichtsratswitwe, Kaulbachstraße 35 645. Trambauer Hermann, Filialdirektor, 8501 Moorenbrunn, Rezatstraße 7 646. Dr. Treu Martin, Oberstudiendirektor, 8501 Schwaig b. Nbg., Brahmsstraße 9 647. Treuheit Willy, Kaufmann, Harmoniestraße 4 648. Troche Elfriede, Diplom-Bibliothekarin, Bertastraße 57 649. Troeger & Bücking, Emil Bach & Co., Rennweg 53 650. Freiherr von Tücher Christof, Brauereibesitzer, Elbinger Straße 20 651. Freiherr von Tücher’sches Gesamtgeschlecht, Elbinger Straße 20 652. Tümmels Buchdruckerei GmbH., Rathausplatz 4 653. Tuffentsammer Margarete, Bibliotheks-Oberinspektorin i. R., Reindelstraße 5—7 654. Übersee-Post, Verlag Obst & Co., KG., Bankgasse 9 655. Übler Leonhard, Pfarrer, 8 501 Altenfurt, Feuerweg 28 303

MVGN 59 (1972) 656. 657. 658. 659. 660. 661. 662. 663. 664. 665. 666. 667. 668. 669. 670. 671. 672. 673. 674. 675. 676. 677. 678. 679. 680. 681. 682. 683. 684. 685. 686. 687. 688. 689. 690. 691. 692. 693. 694. 695. 696. 697. 698. 699. 700. 304

Mitgliederverzeichnis

Uhl Karl Julius, Diplom-Handelslehrer, 652 Worms, Martinsring 62 Uhlemann Charlotte, Hausfrau, Meuschelstraße 23 Dr. Ulsamer Willi, Oberstudienrat, 854 Schwabach, Jahnstraße 5a Universitätsbibliothek München, 8 München, Geschwister-Scholl-Platz 1 Dr. Veit Ludwig, Archivdirektor, Kötztinger Straße 80 Vereinigte Papierwerke Schickedanz & Co., Siegfriedstraße 9/17 Vereinigung von Brauereien in Nürnberg, Fürth u. Umgebung GmbH., 8500 Nürnberg, Postfach 9529 Vereinsbank in Nürnberg, Marienstraße 3 Verlag Hans Carl KG., Fachbuchhandlung Hans Carl, Breite Gasse 58—60 Verlag F. Willmy GmbH., Graphische Betriebe, Winklerstraße 11 Vogel Friedrich, Rechtsanwalt, Kornmarkt 6 Dr. Voigtländer Walter, Campestraße 11 Dr.Voit Gustav, Rektor, Äußere Bayreuther Straße 71 Volk Anny, Bönerstraße 5 Volkhardt & Wilbert, Buchdruckerei, Kaulbachstraße 23 Vorstadtverein Gostenhof und Kleinweidenmühle, 1. Vor sitzender Albert Schir­ mer I, Rechtsanwalt, Solgerstraße 16 Vorstadtverein St. Johannis, 1.Vorsitzender Hans Bauerreiß, Stadtrat, Kirsch­ gartenstraße 8 Vorstadtverein Luitpoldhain-Dutzendteich, 1.Vorsitzender Andreas Bäuerlein, Bayemstraße 155 Vorstadtverein Nord, 1. Vorsitzender Bernhard Förster, Stadtrat, Von-Oelhafen-Straße 12 Wagner Erika, Oberstudienrätin, Viatisstraße 26 Wagner Johann, Süß waren-Großhandel, Uttenreuther Straße 17 Wallensteiner Ritterbund Nürnberg, z. Hd. Herrn Rechtsanwalt Dr. Giegold, Geibelstraße 15 Weiberg Dorothea, Bärenschanzstraße 83 Weichselbaumer Werner, Verwaltungs-Inspektor, Querstraße 5 Weidenhammer Barbara, Schweiggerstraße 9 Dr. Weigel Helmut, Universitätsprofessor, 871 Kitzingen, Evang. Altersheim Weiß Edmund, Oberstudiendirektor i. R., Kasseler Straße 21 Weiss Hans, Kirchenbaurat, Jasminweg 4 Weiß Heinrich, Diplom-Ingenieur, Baudirektor, Witzlebenstraße 19 Freiherr von Welser'sche Familienstiftung, 8501 Neunhof b. Eschenau Dr. Wendehorst Alfred, Universitätsprofessor, 852 Erlangen, Kochstraße 4 Wenisch Siegfried, Archivreferendar, 8 München 80, Scheinerstraße 10 Dr. Wenzel Georg, Diplom-Volkswirt, Jauerstraße 22 von Werden Theodor, Treuferstraße 11 Werner Theodor Gustav, Kaufmann, 8 München 55, Kurparkstraße 37 Dr. Westermann Ekkehard, Studienrat, 6312 Laubach, Felix-Klipstein-Weg 24 Dr. Wetzel Wilfried, Bibliotheks-Assessor, 53 Bonn, Blücherstraße 4 Wiedmer Rudolf, cand. phil., Albrecht-Dürer-Straße 32 Wiegel Ludwig, Diplom-Kaufmann, 854 Schwabach, Wölkersdorf, Finkenschlag 4 Wieseler & Mahler, Kunstgewerbehaus, Karolinenstraße 27 Dr.Wießner Wolfgang, Oberstudiendirektor i. R., 852 Erlangen, Luitpoldstraße 2 Dr. von Wilckens Leonie, Oberkonservatorin, Bahnhofstraße 41—45 Willax Franz, Baurat, Rollnerstraße 46 Willenberg Solveig, Angestellte, Ludwig-Feuerbach-Straße 45 Willers Johannes, Postoberamtsrat, Jagdstraße 15

MVGN 701. 702. 703. 704. 705. 706. 707. 708. 709. 710. 711. 712. 713. 714. 715. 716. 717. 718. 719. 720. 721. 722. 723. 724. 725. 726. 727. 728. 729. 730. 731. 732. 733.

59 (1972)

Mitgliederverzeichnis

Winter Martin, Oberlehrer, 8824 Hohentrüdingen 56, Post Heidenheim Winterroth Hans, Ingenieur i. R., 854 Schwabach, Peter-Vischer-Straße 11 Wissmann Hans J., Journalist, Schillerstraße 23 Wittmann Kurt, Regierungsdirektor, 5 Köln-Hohenlind, Decksteinerstraße 30 Wittmann Leonhard, städt. Angestellter i. R., Denisstraße 30 Dr. theol. Wölfel Dieter, Studienrat, 851 Fürth, Wolfringstraße 1 Wörlein Hans, Apotheker, Fürther Straße 158 Dr. Wohnhaas Theodor, Akadem. Direktor, 852 Erlangen, Hartmannstraße 89 Dr. Wolff Alfred, Oberregierungsrat i. R., 848 Weiden/Opf., Gutenbergstraße 5 Würffel Georg, Werbeassistent, Andreas-Hof er-Straße 33 Dr. Würkert Rudolf, Kinderarzt, 723 Schramberg, Hauptstraße 26 Dr.Wulz Gustav, Stadtarchivrat i.R., 852 Erlangen, Ratiborstraße 8 Wurfbain Marten Lodewyk, Dozpsstraat 67 Oegstgeest/Holland Wurm Babette, Hausfrau, Wartburgstraße 32 Wurm Heinrich, Diplom-Ingenieur, Architekt, 798 Ravensburg, Elfeidweg 3 Dr. von Wurmb Dietrich, Diplom-Ingenieur, Baudirektor, Buschingstraße 22 Dr. Wuttke Dieter, Professor, 3401 Groß-Schneen, Breitenanger 236 Zahn Anton, Rektor a. D., Kalchreuther Straße 110 Zahn Eberhard, Neue Gasse 3 Dr. Zahn Peter, Bibliotheksrat, Marloffsteiner Straße 68 Zeder-Druck OHG., Buchdruckerei, Reutersbrunnenstraße 27 Zeder Johann, Färberei und chem. Reinigung KG., Paradiesstraße 17 Zeiser Jakob, Buchhandlung, Obstmarkt 7 Zeitler Wilhelm, Kaufmann, 851 Fürth, Parkstraße 67 Zerreiß & Co., Inh. Max und Albert Heyne, Graphische Kunstanstalt, Kaulbachstraße 1—5 Dr. Zink Fritz, Landeskonservator, Hoppertstraße 5 Zink Oskar, Ingenieur i. R., Böcklerstraße 8 Dr. Zirnbauer Heinz, Oberbibliotheksrat i.R., 8171 Waakirchen, Postfach 45 Zitzmann Hans, Fruchtgroßhandel, 8562 Altensittenbach, Am Biberhaus 6—10 Dr. Zolleis Hans Jürgen, Apotheker, 8502 Zirndorf, Kugelapotheke Zweck Wilhelm, Bautechniker, Freytagstraße 8 Zweirad-Union AG., Nopitschstraße 70 Zwinge!’sehe Relikten, Verwaltung, Idastraße 1.

305

VERÖFFENTLICHUNGEN DES VEREINS FÜR GESCHICHTE DER STADT NÜRNBERG Nach 1945 erschienene Bände der „Mitteilung

Band Band Band Band Band Band Band Band Band Band

40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49,

1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1958 1959

Sonderhefte:

240 448 386 552 600 460 600 522 420 488

S., S., S., S., S., S., S., S., S., S.,

DM 5,— DM 10,— DM 8,— DM 6,— vergriffen vergriffen vergriffen vergriffen vergriffen vergriffen

Band Band Band Band Band Band Band Band Band Band

Namenregister zu den Bänden

50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59,

1960 1962 1963/64 1965 1966 1967/68 1969 1970 1971 1972

1 bis 10, 11 bis 43, 44 bis 50,

1“

546 507 608 480 192 435 584 41' 413 305

1951 1953 1961

S., S., S., S., S., S., S., S., S., S.

vergriffen vergriffen DM 27,— DM 39,— DM 10,50 vergriffen DM 30,— vergriffen DM 24,—

151 S., DM 4,375 S., DM 4,217 S., DM 9,50

„Nürnberger Forschungen (Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte)“ 1. Band 2. Band 3. Band 4. Band 5. Band 6. Band 7. Band 8. Band 9. Band 10. Band 11. Band 12. Band 13. Band 14. Band 15. Band 16. Band 17. Band

Ingeborg Stöpel, Nürnbergs Presse in der ersten Hälfte des 19. Jahr­ hunderts, 238 S., i941 Ludwig Veit, Nürnberg und die Feme, 271 S., 1955 Ruth Lorbe, Das Kinderlied in Nürnberg, 184 S., 1956 Annegrit Schmitt, Hanns Lautensack, 115 S., 1957 Charlotte Scheffler-Erhard, Alt-Nümberger Namenbuch, 341 S., 1959 Wilhelm Schwemmer, Die Bürgerhäuser der Nürnberger Altstadt, Sebalder Seite, 190 S., 1961 Wolfgang Freiherr Stromer von Reichenbach, Die Nürnberger Handels­ gesellschaft Gruber-Podmer-Stromer im 15. Jahrhundert, 192 S., 1963 Register zu den Jahresberichten des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 1/1878—85/1962, 82 S., 1965 Wilhelm Müller, Schrifttum zur Verkehrsgeschichte Frankens und der angrenzenden Gebiete, 132 S., 1965 Lore Sporhan-Krempel, Nürnberg als Nachrichtenzentrum zwischen 1400 und 1700, 220 S., 16 Abb., 1968 brosch. DM 15,—, Leinen Joachim Ahlbom, Die Familie Landauer. Vom Maler zum Montan­ herrn, 185 S., 6 Abb., 1969 Helmut Frhr. Haller von Hallerstein und Emst Eichhorn, Das Pilgrim­ spital zum Heiligen Kreuz von Nürnberg. Geschichte und Kunstdenk­ mäler, 425 S., 75 Abb., 1969 Hektor Ammann, Die wirtschaftliche Stellung der Reichsstadt Nürnberg im Spätmittelalter, 260 S., 8 Karten, 1970 Wilhelm Schwemmer, Die Bürgerhäuser der Nürnberger Altstadt, Lorenzer Seite, 237 S., 57 Abb., 1970 Albrecht Dürers Umwelt. Festschrift zum 500. Geburtstag Alb recht Dürers, 316 S., 33 Bildtafeln, 1971 Gerhard Hirschmann, Das Nürnberger Patriziat im Königreich Bayern 1806—1918, 203 S., 12 Abb., 1971 Verkehrsentwicklung Nürnbergs im 19. und 20. Jahrhundert, 349 S., 17 Taf., 1 Tab., 1972.

In Vorbereitung: 18.

Band

Christa Schaper, Die Hirschvogel von Nürnberg und ihr Handelshaus

vergriffen vergriffen vergriffen DM 10,DM 18,DM 18,DM 10,DM 5,10 DM

6,-

DM 18,DM 15,DM 24,DM 22,50 DM 15,DM 24,DM 15,DM 27,—