Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [29]

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Mitteilungen des

Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg Herausgegeben im Auftrag des Vereins von

Dr. Emil Reicke, Archivdirektor.

Neunundzwanzigster Band. Mit 5 Tafeln.

NÜRNBERG VERLAG VON J. L. SCHRÄG (In Kommission)

1928.

Festschrift des

Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg zur Feier

seines fünfzigjährigen Bestehens

1878



1928

NÜRNBERG VERLAG VON J. L. SCHRÄG (In Kommission)

1928.

Inhalt,

Seite

Abhandlungen: Zum 50 jährigen Vereinsjubiläum. Ein Rückblick namentlich auf die letzten 25 Jahre. Von Archiv­ I—84 direktor Dr. Emil Reicke........................................... Ulman Stromeir (1329—1407) und sein Buch. Nach­ träge zur Hegelschen Ausgabe von Dr. W. E. Vock (Pasing). Mit 5 Tafeln ............................................... 85—168 Dr. Conrad Konhofer (t 1452). Ein Beitrag zur Kirchengeschichte Nürnbergs. Von Pfarrer i. R. Dr. Martin Weigel ; , s ; ............................. 169—297 Beiträge zur älteren Nürnberger. Buchdrücker­ geschichte. Von Oberarchivrat Albert Gümbel 299—334 Nürnberger Mundartdichtung bis 1800 (außer Grübel). Von Dr. Friedrich Bock ........ 335—406 Bücherbesprechungen: Neujahrsblätter, herausgegeben von der Gesellschaft für fränkische Geschichte. XVIII. Heft. Neunhof. Kulturgeschichtliche Blätter aus dem dortigen Gutsarchiv. Von Dr. phil. h. c. Ludwig Frhr. v. Welser, k. b. Regierungspräsident a. D. Bam­ berg, 1928. Besprochen von Oberregierungsrat a. D. Friedrich Frhr. v. Haller........................................... 407—412 Nürnberg., ein Führer durch seine alte Kunst. Von Hildegard Höhn-Oertel. Nbg., 1928. Besprochen von Dr. Friedrich Bock........................................... 412—4M Geschichte der Stadt Nürnberg bis zum Uebergang der Reichsstadt an das Königreich Bayern im Jahre 1806. Im Aufträge des Stadtrates Nürnberg bearbeitet von Konrad Weiß, Stadtrat a. D. Zweite erweiterte Auflage. Nbg. 1928. Besprochen von Dr. Emil Reicke......................................................... 4M f. Das Schöpfrad 1928. Ein Jahrbuch fränkischer Kul­ tur und Kunst. Herausgegeben von Dr. Friedrich Bock. Palm & Enke, Erlangen. Besprochen von Dr. Emil Reicke......................................................... 415—417

VI Seite

Streifzüge durch Alt-Nürnberg. Von Georg Gärtner. I. Band. Die Sebalder Stadt. Teil A und B. Nbg., 1925. [II. Band] Die Lorenzer Stadt. Ebd. 1926. — Rund um Nürnberg. Streifzüge im Nürnberger Burgfrieden. Von demselben. Ebd. 1926. — Altnürnbergische Landschaft. Streifzüge im Landgebiet der ehemaligen freien Reichsstadt Nürnberg. Von demselben. Ebd. 1928. Besprochen von Dr. Emil Reicke................................................... 417—419 Festschrift zur 800-Jahrfeier der ehemaligen Cistercienser-Abtei Ebrach (Heimatblätter des Histori­ schen Vereins Bamberg für die Jahre 1927/28). Bamberg 1927. Besprochen von Dr. Reinhold 419 f. Schaffer ............................................................................ Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg.. Von Heinz Dannenbauer. (Arbeiten zur deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte, hrsgg. von Joh. Haller usw. VII. Heft). Stuttg., Kohlhammer, 1928. Besprochen von Dr. Reinhold Schaffer..................................................................................... 420--- 424

Zum 50 jährigen Vereinsjubiläum. Ein Rückblick namentlich auf die letzten 25 Jahre.

Von

Archivdirektor Dr. Emil Reicke, 1. Vorstand des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg.

In diesem Jahre, 1928, ist seit der Gründung unseres Vereins ein halbes Jahrhundert verflossen. Wenn es nun auch für den Einzelnen keine rein erfreuliche Sache ist, zu seinem 50. Geburtstag beglückwünscht zu werden, denn zwei Drittel eines normalen Lebens sind damit erfüllt, so darf eine Gesellschaft wie jede menschliche Institution sich um so stolzer und zufriedener fühlen, ein je höheres Lebens­ alter sie erreicht hat. Vorausgesetzt, daß sie gut im Stande ist. Und dies dürfen wir, gottlob!, von unserm Geschichts­ verein behaupten. Grund genug, diesem fünfzigjährigen Jubiläum eine besondere Feier zu widmen und seiner auch an dieser Stelle mit besonderen Worten zu gedenken. Wenn ich nun als der derzeitige Vorstand des Vereins an diese Aufgabe herangehe, so muß ich freilich von vorn­ herein betonen, daß mir dieselbe zur Hälfte bereits abgenom­ men worden ist durch den Artikel des früheren Vereins­ vorsitzenden, Justizrats Georg Freiherr von Kreß: „Zum 25 jährigen Vereinsjubiläum“ im 16. Heft (1904) dieser Zeitschrift. Alles Wissenswerte über frühere Be­ strebungen, einen historischen Verein für Nürnberg ins Leben zu rufen, die Vorgänge, die dann zur Gründung unsers heute blühenden Vereins führten, die Geschichte seiner ersten 25 Jahre finden unsre Leser dort mit aller wünschenswerten Genauigkeit dargestellt. Wir ersehen daraus, daß alle guten Absichten und Pläne für einen solchen Verein früher nament­ lich daran scheiterten, da& die Ziele der nicht unbedeutenden Männer, di£ sich hier begegneten, allzuweit auseinander lagen. Hans Freiherr v on und zu Aufseß verfolgte mit der am 31. Januar 1833 hier gebildeten ,, Gesellschaft für Erhaltung der Denkmäler älterer deut­ scher Geschichte, Literatur und Ku n s t“ Ziele, die weit über die örtlichen Interessen hinausgingen. Es waren etwa die gleichen, welche an die zwanzig Jahre später

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in der Gründung des Germanischen Nationalmuseums ihre Verkörperung fanden. Demgegenüber wollten der verdiente Buchdrucker, Buch- und Kunsthändler Magistratsrat Dr. Campe und namentlich Dr. Moritz Maximilian Mayer, später als Archivkonservator Vorstand des Kreis­ archivs (des heutigen Staatsarchivs) in Nürnberg, die Tätig­ keit der Gesellschaft hauptsächlich auf die Geschichte der Stadt Nürnberg gerichtet wissen. Die letztere Richtung siegte nun zwar, Mayer wurde Vorstand des mit neuen Satzungen konstituierten ,, Nürnberger Altertums­ vereins“ oder „Geschi c h tsvereins wie wir ihn abwechselnd genannt finden (1836), allein von einer wirklich ersprießlichen Tätigkeit dieses Vereins finden sich keine Spuren. Wir wissen nichts von seiner Wirksamkeit, weder von Versammlungen, die er gehalten, noch von wissenschaft­ lichen Veröffentlichungen, die er herausgegeben hätte. Er vegetierte eine Reihe von Jahren fort, noch 1857 ließ sich Mayer als erster Vorstand des Nürnberger Geschichtsvereins in einer Streitschrift vernehmen. Wann dieser Vorläufer un­ seres Vereins schließlich völlig entschlafen ist, läßt sich nicht feststellen. Jedenfalls war er wohl so gut wie ganz ver­ gessen, als 1878 die Geburt seines so sehr viel erfolgreicheren jüngeren Bruders stattfand. Die Anregung dazu kam hauptsächlich von der Feier desfünfundzwanzigjährigenjubiläumsdes Germanischen National museums im August 1877, der eine Generalversammlung des Ge­ samtvereins der deutschen Geschieht s-und Altertumsvereine verbunden war. Hatte schon die Vorbereitung dieses Festes durch einen Lokalausschuß dessen Mitgliedern, meist begeisterten Altertumsfreunden, Gelegen­ heit zu einem fruchtbaren Ideenaustausch geboten, so wurde ganz besonders wirksam eine nach dem Vorschlag des damali­ gen Nürnberger Rechtsanwalts Georg Freiherrn von Kreß gefaßte Resolution der Generalversammlung des Ge­ samtvereins, es möge sich in Nürnberg ein Geschichtsverein bilden, welcher die historischen Interessen der Stadt nach allen Richtungen vertreten könnte.

5 Dieser Wunsch nahm .Gestalt an. Daß dies geschah, war hauptsächlich das Verdienst von fünf Männern, die sich im Spätherbst 187.7-als in diesem Gedanken einig zusammen­ fanden. Es waren dies der 1. Direktor des Germanische^ Nationalmuseums, August (später Ritter von) E s s e nw e i n, der Vorstand des , kgl. Kreisarchivs in Nürnberg Dr. H ei n ri c h, der k.' k< Major a. D. G e o r g F r e i h er r vonlmhoff, der kgl. Advokat und Rechtsanwalt Georg Freiherr von Kreß und der damalige kgl. Archiv­ sekretär Ernst Mummenhoff. Sie erließen an etwa dreißig Nürnberger Herren die Einladung zur Bildung eines vorberatenden Komitees, das am 20. Dezember 1877 mit starker Besetzung im Konferenzzimmer des Germanischen Museums unter dem Vorsitz von Direktor Essenwein zu­ sammentrat. Ein von dem Freiherrn von Kreß vorgelegter Statutenentwurf wurde gutgeheißen. Auf Donnerstag den 17. Januar 1878 abends 8 Uhr wurde eine kon­ stituier e nde G eneralv ersam m lung in den Saal der Restauration —- vor Fremdwörtern hatte die damalige Zeit noch keine Scheu — zur Wartburg am Weinmarkt ein­ berufen. Der gedruckte Aufruf dazu trug die Unterschrift von 23 Herren. Beschlich schon im Jahre 1903, als Frei­ herr von Kreß seinen Rückblick auf die ersten fünfundzwam zig Jahre des Vereins schrieb, diesen ein wehmütiges Gefühl darüber, daß von den „Stiftern“ des Vereins die Hälfte damals bereits aus dem Leben geschieden war und nur noch sechs von ihnen in den Mauern Nürnbergs weilten, so ergreift es auch den so viel jüngeren Schreiber dieser Zeilen, der die Hälfte jener verdienten Männer doch überhaupt gar nicht gekannt hat, mit starker Gewalt, daß er von denselben nur noch zwei als am Leben, befindlich begrüßen darf, den damaligen Lehrer an der kgl, Kreisrealschule, jetzigen Pro­ fessor Johann K a m a n,n, nunmehr im Ruhestand in Traunstein lebend, und unsern hochverdienten Ehren­ vorsitzenden, Archivdirektor a. D. Dr. Mummenhoff, diesen als allein noch in Nürnberg lebenden, -■ Zur Gründung des Vereins am Abend des 17. Januar 1878 fanden sich etwa sechzig Herren ein. Mit den schrift-

6 liehen zusammen zählte man 114 Beitrittserklärungen. Die vorgelegten Satzungen wurden nach sorgsamer Beratung an­ genommen, der Ausschuß für die nächsten drei Jahre gewählt. Dieser wiederum wählte zu seinem 1. Vorsitzenden und damit zum 1. Vorstand des Vereins den damaligen Rechtsanwalt und kgl. Advokaten, späteren Justizrat Georg Freiherrn von Kreß, dem dieses Amt bei späteren Wahlen immer wieder übertragen wurde, der es auch bis zu seinem am 1. März 1911 erfolgten Tode dauernd bekleidete. Zum 2. Vorstand wurde der 1. Direktor des Germani­ schen Nationalmuseums Dr. August Essenwein, zum 1. Schriftführer der damalige Archivsekretär Ernst Mummenhoff, zum 2. Schriftführer Dr. Robert P ö h 1 m a n n, der spätere Universitätsprofessor für alte Ge­ schichte in Erlangen und München, gewählt. Das Amt des Schatzmeisters übernahm der Hofbuchhändler Siegmund Soldan. Der Verein ließ sich auch sofort in das beim Nürnberger Amtsgericht geführte Vereins­ register eintragen und erlangte dadurch alle Rechte eines gesetzlich anerkannten Vereins. Welches waren nun seine Aufgaben? Sie sind in Paragraph 1 der wiederholt ergänzten, seit 1909 aber nicht mehr im Druck erschienenen Satzungen (oder, wie es nicht ganz zweckentsprechend heißt, der „Satzung“) mit fol­ genden Worten angegeben: „Der Verein verfolgt den Zweck, die Kenntnis der Vergangenheit der Stadt Nürnberg und ihres vormaligen Territoriums auf allen Gebieten des Kultur­ lebens zu fördern, für Erhaltung und Bewahrung der hierauf bezüglichen Geschichtsquellen jeder Art zu wirken und das Interesse für die Geschichte Nürnbergs sowohl unter seinen Mitgliedern, als in weiteren Kreisen zu beleben und wach­ zuerhalten.“ Paragraph 2 umschreibt das genauer: „Dieser Zweck wird zu erreichen gesucht: 1. durch regelmäßige Vereinsversammlungen zum Zwecke der Mitteilung von Arbeiten auf dem Gebiete der Quellenforschung und Geschichtschreibung, soweit sie mit der Geschichte Nürnbergs im Zusammenhänge stehen, und zum Meinungsaustausch hierüber,

7 2. durch Veröffentlichung derartiger Arbeiten von Mit­ gliedern und Nichtmitgliedern in Vereinspublikationen, 3. durch Veranstaltung öffentlicher Vorträge über Themata aus der Vorzeit Nürnbergs, 4. durch Gründung einer Vereinsbibliothek und eines Vereinsarchivs“. Unter den in besagtem Paragraphen 1 genannten Zielen des Vereins bedarf das an zweiter Stelle stehende einer näheren Erklärung. Man sollte meinen, daß die Erhal­ tung und Bewahrung der auf die Vergangen­ heit Nürnbergs bezüglichen Geschichts­ quellen Sache der Archive und Bibliotheken gewesen wäre und noch so sei, daß der Verein hier kaum in der Lage wäre, helfend und fördernd einzuwirken. Dem ist aber doch nicht so. Wenn man sich erinnert, daß es in Nürnberg und seiner Umgebung eine nicht unbeträchtliche Zahl alter Familien-, insbesondere Patrizierarchive gibt, von denen manche, wenig sorgfältig gehütet, in Staub und Ruß gleichsam vergraben lagen und vielleicht heute noch liegen, so ist es verständlich, daß allein schon das Bestehen eines historischen Vereins die im Laufe der Zeit allzu gleich­ gültig gewordenen Verwahrer solches alten Gutes auf­ horchen ließ und daß sie sich auch ohne besondere Mahnung, an der es zu Zeiten auch nicht fehlte*), bewogen sahen, wenn nicht der Ordnung, so doch wenigstens der sicheren Aufbewahrung ihrer Archive ein größeres Interesse zu­ zuwenden. Freilich hat in dieser Hinsicht noch vieles zu geschehen. Wir möchten daher diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, um die Geschlechtsältesten der hier in Betracht kommenden Familien an ihre gewiß auch im Sinne ihrer Vorfahren gelegene Verpflichtung zu erinnern, ihre Familienarchive, wenn sie sie schon nicht selbst ordentlich sichten und verzeichnen, und insbesondere wenn sie sie nicht hinlänglich diebes- und feuersicher bewahren können, einem J) Vgl. den Jahresbericht über 1889, S. 25, und das Referat über den Vortrag des Freiherrn v. Kreß über „Inventarisation und Kon­ servierung von Privatarchiven“ am 19. April 1900 (S. 10 ff. des betr. Jahresberichts).

8 in dieser Hinsicht alle Bürgschaft bietenden öffentlichen Institut, Stadt- oder Staatsarchiv oder dem Germanischen Museum zu übergehen. Natürlich sollte dann auch die Er­ laubnis, diese Quellenschätze zu benützen, einem ernsten Forscher nie verweigert werden. Allerdings hat der Verein bei den ,,Geschichtsquellen jeder Art“ auch noch eine andere Gruppe von Zeugnissen der Vergangenheit im Auge gehabt. Dies sind die eigent­ lichen Denkmäler, steinerne, hölzerne, malerische usw., in erster Linie Häuser mit ihrem Zubehör, alte Be­ festigungsteile, historisch, interessante Skulpturen, Brunnen, Brücken u. dgl. m. Manche meinen, wenn der Verein schon zehn Jahre früher bestanden hätte, wäre es unmöglich ge­ wesen, daß, wie dies leider im Jahre 1871 geschah, die herr­ liche Wöhrder Torbastei, um einem an dieser Stelle wirk­ lich nur eingebildeten Verkehrsbedürfnis zu genügen, nieder­ gelegt und auch sonst so mancher Schaden am Stadtgraben und an der alten Stadtmauer verübt worden wäre. Aus­ geschlossen ist dies nicht, denn daß der Sinn der Nürnberger Bevölkerung für die unvergleichlichen altertümlichen Reize ihrer Heimatsstadt gar sehr der Belebung bedurfte, läßt sich nicht bestreiten. Und einen nicht ganz geringen Anteil an der Erweckung eines größeren Verständnisses in diesen Din­ gen darf der Verein gewiß mit Recht für sich in Anspruch nehmen. Allerdings, mit öffentlichen Protesten und Auf­ rufen, wenn wieder einmal ein historisches Bauwerk gefähr­ det war, ist der Verein nicht hervorgetreten. Es war dies ja auch im allgemeinen nicht nötig, da ja die Stadtverwaltung, die hier in erster Linie in Frage kommt, selbst in ihrem Hochbauamt immer genügend ästhetisch und kunsthistorisch geschulte Berater sitzen gehabt hat. Private wurden unter strenger Kontrolle gehalten, es wäre höchstens die. Stadt selber gewesen, der man hier und da entgegenzutreten Anlaß gehabt hätte. Aber auch dann war immer von persönlicher Zwiesprache mehr zu erwarten, als von einem öffentlichen Remonstrieren, das leicht gereizt und verstimmt und damit gerade zu dem Gegenteil von dem geführt hätte, was man hatte erreichen wollen. Seit etwa zwanzig Jahren sorgt ja

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auch der sehr rührige und kunstliebende Vorstand des Lan­ desamts für Denkmalpflege, Generalkonservator der KJunstdenkmale und Altertümer Bayerns, Direktor, jetzt Geh. Regierungsrat Dr. GeorgHager mit Eifer für die Pflege der historischen und prähistorischen Denkmäler in Bayern, für die er durch Vorträge, Wanderfahrten usw. überall im Lande das Verständnis zu wecken gewußt hat. Verschiedene Mitglieder des Vereins, insbesondere des Ausschusses, über­ nahmen gern die ihnen von Dr. Hager anvertraute Aufgabe, sich in Nürnberg und im engeren Bereiche der Stadt den Schutz der Denkmäler angelegen sein zu lassen. Doch traten diese Fragen kaum aus dem Rahmen zwangloser Besprechun­ gen im Ausschuß oder in einem engeren Kreise von Mit­ gliedern heraus, wie dies z. B. bezüglich der eine Zeit lang wohl etwas gar zu radikal betriebenen Beseitigung des malerischen Grüns an den Burgbasteien der Fall war. Auch als der allein noch stehen gebliebene Chor der 1671 ab­ gebrannten Barfüßerkirche durch den Neubau einer Bank (Königstraße 3) abgerissen zu werden drohte (1912), wurde diese Frage zwar öffentlich in einer Monatssitzung durch Rechtsrat Stoer zur Sprache gebracht, ein Einschreiten des Vereins erübrigte sich aber infolge des einsichtigen Ver­ ständnisses des den Bau ausführenden Architekten (Hans Müller). Ein Gutachten über die Schädigung, die die zwangs­ weise Vermietung der kunsthistorisch bedeutenden Räume des ersten Obergeschosses des Nassauer Hauses nach sich ziehen könne, das der damalige erste Vorstand, Archiydirektor Dr. Mummenhoff namens des Vereins abgab (1921), ist der Oeffentlichkeit auch nicht weiter bekannt geworden. Ueber den ideellen Nutzen, den die vom Verein ins Leben gerufene Inventarisation in dieser Hinsicht gebracht hat, wird weiter unten zu sprechen sein. Neben dieser wichtigen Aufgabe der Erhaltung histori­ scher Denkmäler, für die schon allein das Bestehen des Ver­ eins eine nicht zu verachtende, mahnende Wirkung ausübte, was' bot der Verein denn sonst seinen Mitgliedern, was der Stadt Nürnberg, was überhaupt clet Welt, der Wissenschaft? Zunächst einmal einen festen Zusammenschluß aller der-

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jenigen, die sich für die reiche und zum Teil doch sehr be­ wegte Nürnberger Geschichte interessieren. Die Belehrung sollte in erster Linie durch Vorträge erreicht werden, die vom Bestehen des Vereins an in der kälteren und dunk­ leren Jahreszeit, also in den Monaten Oktober bis April, manchmal auch noch im Mai, ja selbst im Juni, fast aus­ nahmslos an den dritten Donnerstagen des Monats veranstal­ tet wurden. Diese Vorträge dürfen wohl als der wichtigste Teil der Vereinsaufgaben, gewissermaßen als das Rückgrat seiner Tätigkeit bezeichnet werden. Sie waren und sind dies sowohl vom Gesichtspunkt der Zuhörer aus als von dem der Vortragenden. Für die letzteren bedeuteten sie eine Anregung zu wissenschaftlicher Beschäftigung, die sie ohne diesen äuße­ ren Anstoß oft vielleicht nicht aufgenommen hätten. Natür­ lich war es nicht immer ganz leicht, geeignete Kräfte für die Vorträge zu gewinnen. Auswärtige Arbeiter auf dem Felde der nürnbergischen Geschichte konnten wohl willkommene Beiträge zu den Vereinspublikationen liefern, bei der oft sehr weiten Entfernung ihres Wohnortes von Nürnberg aber nicht wohl in den Vereinssitzungen zu Worte kommen. Hier war der Verein im wesentlichen auf seine Nürnberger Mitglieder angewiesen. Diese aber üben fast alle einen oft sehr an­ strengenden Beruf aus, es gehört eine besondere Liebe zur Geschichte, eine umsichtige Zeiteinteilung dazu, um die nötigen Freistunden für historische Quellenstudien und die Zusammenfassung solcher Studien zu Arbeiten, die der wissenschaftlichen Kritik standhalten und unsere Kennt­ nisse wirklich fördern, herauszubekommen. Glücklicher­ weise ist dies nun nicht ganz wenigen in Nürnberg gelungen. Den Stamm bildeten die Beamten der Archive und Biblio­ theken sowie die des Germanischen Museums. Aber auch Juristen, Theologen, Offiziere, Kaufleute usw. waren mit Vorträgen beteiligt, dann natürlich auch die Gymnasial- und Realschullehrer, obgleich diese nicht so reichlich, wie man hätte erwarten sollen. Freiherr von Kreß hat sich in seinem Rückblick auf die ersten 25 Jahre der Vereinstätigkeit die Mühe gemacht, die Vortragendennach Berufen auszusondern. Indem

ich seine Zählergebnisse übernehme, setze ich die Liste fort. Vorträge bis zum Schluß des Jahres 1927 wurden gehalten im ganzen 382 von zusammen 117 Herren und einer Dame. Davon waren 20 Museumsbeamte, 19 Gymnasial- oder Real­ schullehrer, 15 Theologen, 10 Juristen, 10 Archivare oder Bibliothekare, 8 Universitätsprofessoren oder -Dozenten, 7 höhere Beamte, 6 Kaufleute, 5 Offiziere, 5 Aerzte, 2 Archi­ tekten, 1 Maler, 1 Ingenieur, 1 Apotheker, 1 Lehrer, 1 An­ gestellter der Nürnberger Ortskrankenkasse, 1 Student (!), 2 unbestimmten Berufs und, wie gesagt, eine Dame (Frl. Dr. Julie Meyer am 17. Dezember 1925). Zu Worte kamen Archivare und Bibliothekare 115 mal, Museumsbeamte 66, Juristen 44, Theologen 35, Gymnasial- und Realschullehrer 34, Offiziere 23, Universitätsprofessoren und -Dozenten 21, höhere Beamte 17, Kaufleute 8, Aerzte 7, Architekten, Maler und Ingenieure 7, Apotheker 3, Lehrer 2 mal. Vorträge von Auswärtigen fanden, je nachdem man zählt, 13- bezw. 15 mal statt. Von einzelnen Vortragenden sprach weit­ aus am häufigsten Archivdirektor Dr. Mummenhoff, nämlich 68 mal. In weitem Abstand kommen danach Dr. Reicke mit 21, Dr. Hampe mit 20, Freiherr von Kreß (f) mit 19, Dr. Schulz mit 13, Landgerichtsassessor Georg Lehmann (f) mit 12, Direktor des Germanischen Museums Dr. v. Bezold mit 11, Major Georg und Major Wilhelm Freiherr v. Imhoff, beide (f) mit je 7, Rektor bezw. Stadtpfarrer Dr. Hagen (f) gleichfalls mit 7, Rechtsanwalt Hartmann (f), Universitäts­ professor Dr. Adolf Freiherr v. Scheurl (f), Generalmajor v. Dotzauer (f), der frühere Kreisarchivar, jetzt Oberarchiv­ rat Dr. Schrötter mit je 6, Professor Kamann, Hauptprediger Dr. Geyer, Regierungspräsident a. D. Dr. Ludwig Freiherr v. Welser, Oberarchivrat Gümbel mit je 5 Vorträgen. Noch nen­ nen wir Bibliotheksdirektor Dr. Bock, Regierungsdirektor a.D. Böttinger, Professor Dr. Joh*. Müller, Architekt Dr. Nagel, Dekan D. Dr. Schornbaum, die je 4, weiter Oberarchivrat Dr. Brabant, Professor Dr. Donaubauer (f), Professor Eisen, Obermedizinalrat Dr. Federschmidt (f), Staatsoberarchivar Dr. Fürst, Universitätsprofessor Dr. Siegmund Günther (f), Hauptkonservator Dr. Heerwagen, Professor Dr. Heide, Pro-

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fessor Dr. Jegel, Apotheker Hermann Peters (f), Professor Dr. Rast, Professor Dr. Ree (f), Herrn Ludwig Rösel (Kauf­ mann, f), Regierungsrat Christoph Freiherr v. Tücher (f), Oberlandesgerichtsrat Professor Dr. Silberschmidt und Pfar­ rer Dr. Martin Weigel, die je 3 Vorträge hielten. Um noch einige andere zu nennen, die teils als Ausschußmitglieder, teils sonst immer mit lebhaftem Interesse dem Verein an­ hingen, so sprachen Archivdirektor Dr. Altmann, Numis­ matiker Karl Gebert (f), Pfarrer Griebel (Heroldsberg), Oberlandesgerichtsrat Siegmund v. Oelhafen, Universitäts­ professor Dr. Schmeidler (Erlangen), Rechtsrat Stoer und Ingenieur Otto Weber je zweimal, der frühere 1. Direktor des Germanischen Nationalmuseums Geheimrat Dr. August v. Essenwein (f) und der Universitätsprofessor Geh. Hofrat Professor Dr. Robert Pöhlmann (f) je einmal, letztere beide seit der Gründung des Vereins dabei, ersterer sogar dessen Mitgründer und langjähriger 2. Vorstand, außerdem seit Januar 1891 bis zu seinem Tode (13. Oktober 1892) sein Ehrenmitglied. Wenn die übrigen Herren, die alle nur einbis zweimal sprachen, hier nicht namentlich aufgeführt sind, so soll das natürlich keine Zurücksetzung für sie sein, im Gegenteil, wir sind ihnen besonders dankbar, weil sie, ob­ gleich dem Vereinsleben ferner stehend, dennoch ihre Kraft und Zeit zum Nützen und Gedeihen des Vereins verwendet haben. Mögen gerade sie, deren Namen in einem Gesamt­ verzeichnis der Vorträge verzeichnet sind, das wir aus Anlaß des Vereinsjubiläums gesondert herauszugeben gedenken, recht viele Nachfolger finden. Ausgefallen aus Mangel eines geeigneten Vortrags ist noch nie eine Sitzung des Vereins. Drohte hier dürch einen widrigen Zufall der Abend unausgefüllt zu bleiben, so sprangen immer opferwillige Her­ ren, insbesondere vom Vorstand, in dankenswerter Weise in die Bresche. Ueberhaupt, wenn es auch manchmal so aus­ sah, als ob für einen Winter nicht ein einziger Vortrag zur Verfügung stehen würde, den Bemühungen der Vorsitzenden und dem eigenen Verantwortungsgefühl der Aufgeforderten war es zu danken, daß für jede Sitzung ein Vortrag angesetzt werden konnte. Seit etwa der Wende des Jahrhunderts konnte

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sogar ein vollständiges Vortragsprogramm für die ganze Winterszeit oder doch für jede der beiden Hälften derselben herausgegeben werden, das den Mitgliedern die erwünschte Gelegenheit gab, sich die Tage freihalten zu können, an denen ein Vortrag ihr besonderes Interesse erregte. Die Themata der Vorträge bewegten sich auf dem ganzen Gebiete der Nürnberger Vergangenheit. Die äußere Politik der Reichsstadt, Kriege und Fehden, Ver­ fassung und Verwaltung, das Gerichtswesen, Kirchen­ geschichte und religiöses Leben, Wissenschaften und Künste, Nürnbergs berühmte Gelehrte, Dichter und Künstler, Handel und Handwerk, Münz- und Geldwesen, Geschichte der Me­ dizin und der Naturwissenschaften, dann das Stadtbild Nürn­ bergs, insbesondere die Stadtbefestigung und andere topo­ graphische Fragen, die Burg, das Rathaus, die Ortsgeschichte der Umgebung, die Geschichte der Universität Altdorf, der Nürnberger Dialekt und sonst noch eine Menge von kultur­ historisch, politisch oder wirtschaftsgeschichtlich interessan­ ten und bedeutenden Fragen kamen zur Erörterung. Dabei wurde aber mit Strenge und, man kann sagen, mit Glück darüber gewacht, daß sich in diesen Vorträgen kein unwissen­ schaftlicher Dilettantismus breit machte. Nicht, daß hier etwa eine besondere, rigorose Zensur geübt worden wäre, es verstand sich dies gewissermaßen von selbst, daß nur solche Redner, die ihre Darbietungen auf eigenes gründliches Quellenstudium stützen konnten, zu Worte kamen. Kritische Betrachtungen und mehr zusammenfassende Erörterungen an Hand gedrückter Literatur waren und sind damit natürlich nicht ausgeschlossen. Und, um es besonders zu betonen, unter Dilettantismus ist hier nicht der Gegensatz zum Zunft­ gelehrtentum zu verstehen. Wenn der Verein auf alle die­ jenigen, die neben ihrem eigentlichen Beruf sich mit der Ge­ schichte Nürnbergs beschäftigt haben und noch beschäftigen, hätte verzichten wollen, so wäre es schlecht um ihn gestan­ den. Nur eine unwissenschaftliche, d. h. unkritische und durch Kenntnisse nicht beschwerte Arbeitsweise soll hier zurückgewiesen werden. Sie verstehen wir unter Dilettantis­ mus. Im übrigen ist uns jeder Arbeiter willkommen, der es

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mit seiner wissenschaftlichen Aufgabe ernst nimmt. Daß es möglich ist, neben einer sonst ganz anders gearteten Berufs­ arbeit sich auch in wissenschaftlichen Arbeiten für die Ge­ schichte Nürnbergs zu ergehen, dafür legen allein die Namen zweier Rechtsanwälte, des Gründers und langjährigen Vor­ stands unsers Vereins, Georg Freiherrn v. Kreß, und des k. Advokaten Bernhard Hartmann, beredtes Zeugnis ab. Zu Debatten nach gehaltenem Vortrag kam es ver­ hältnismäßig selten, am meisten dann, wenn urälteste und im Schrifttum nicht niedergelegte Verhältnisse zur Sprache kamen. Die Entstehung des Namens Nürnberg, die Ur­ bevölkerung der Gegend, die sonderbaren Behauptungen des verstorbenen Majors Seyler, die Wetzrillen und was der­ gleichen mehr ist, lieferten dafür einen ergiebigen Stoff. Die topographischen Fragen z. B. über die älteste Stadt­ befestigung kamen mehr im kleineren Kreise zur Erörterung. Freilich war auch der Kreis, in dem die Vorträge gehalten wurden, stets kein allzu großer. Manche Mitglieder aber gab und gibt es, die nur durch die dringendsten Obliegen­ heiten sich von dem Besuch der Monatsversammlungen ab­ halten ließen bezw lassen. Wenn wir diesen für ihre Treue danken, so soll damit doch auch jenen der Dank nicht vor­ enthalten bleiben, die weniger aus Interesse an unsern Be­ strebungen, als vielmehr aus dem Gefühl eines gewissen nobile officium heraus sich in die Reihe der Mitglieder des Vereins haben aufnehmen lassen und darin verbleiben. Die Vereinssitzungen mit ihren regel­ mäßigen Vorträgen fanden und finden ausschließlich am Abend statt. Sie beginnen gewöhnlich um halb 9 Uhr und dauern wohl eine bis anderthalb Stunden. In früheren Jahren wurden sie durchweg in einem geschlossenen Wirtschafts­ raum (Gastwirtschaft zur Wartburg, zum Roten Hahn, Kro­ kodil, Historischer Hof) bei einem Trunk guten Nürnberger Biers und bei Zigarren abgehalten. Diese mehr süddeutsche Sitte ist neuerdings dem Brauche gewichen, daß man die Vor­ träge sich anhört wie ein sog. Stuhlkonzert, also nicht an Tischen und ohne Bierausschank. Dazu nötigte schon das neue Lokal, das uns nach Bedarf freundlichst überlassene

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Mittelzimmer des Aerztlichen Vereins im Luitpoldhaus. Die ganze Veranstaltung bekommt dadurch entschieden einen würdigeren Charakter, wenn auch nicht zu leugnen ist, daß manch einer nach des Tages Arbeit sich bei einem Glase Bier wacher erhält. Nun muß man sich mit einem geselligen Bei­ sammensein nach dem Vortrag begnügen, wozu schon seit Jahren die Gastwirtschaft des ehemaligen Katharinenklosters gewählt wird. Der ungezwungene, nach Möglichkeit aber auch wissen­ schaftlichen Erörterungen dienende Gedankenaustausch unter den Forschern und Freunden der Geschichte Nürnbergs lag ohnehin in den Zielen des Vereins mit einbegriffen. In noch höherem Maße sind dieser Aufgabe die „Kleinen Abende“ gerecht geworden, die früher durchweg in irgend einem Sonderzimmer einer Wirtschaft (Evangelisches Vereinshaus, Krokodil usw.), im Sommer auch im Freien (Garten des Künstlerhauses, Platnersberg und anderswo) stattzufinden pflegten, und zwar gleichfalls wie die regel­ mäßigen Versammlungen einmal im Monat, an einem Don­ nerstag, allenfalls (aber nicht immer) mit Ausnahme der Ferienmonate Juli bis September,. Nun werden sie schon seit Jahren in dem Vorderzimmer des Aerztlichen Vereins im Luitpoldhaus abgehalten, und zwar regelmäßig an den zwei­ ten Donnerstagen der Monate. Sie vereinigen hauptsächlich solche Mitglieder, die sich aktiv an den Arbeiten des Vereins zu beteiligen pflegen. Doch war die Grenze hier von vorn­ herein sehr weit gezogen, jeder Freund der Geschichte und insbesondere der Nürnberger Geschichte, soweit er dem Ver­ ein angehörte, war hier willkommen, und nicht ganz selten hatten die Teilnehmer an diesen kleinen Abenden auch die Freude, Gäste von auswärts bei sich begrüßen zu können. Von der Wandlung dieser zwanglosen Zusammenkünfte in solche mehr wissenschaftlichen Charakters soll ebenso wie von den erst neuerdings aufgenommenen Führungen erst später die Rede sein. Sehr früh schon aber machte sich der Verein an die Herausgabe von Publikationen. Mit diesen konnte er einmal seinen sämtlichen Mitgliedern eine wertvolle Gabe in

die Hand geben, die für die auswärtigen Mitglieder ja, das einzige Aequivalent für ihre Jahresbeiträge bedeutete, an­ dererseits aber bot er damit der ganzen gelehrten Welt Arbeiten von, wie aus mannigfachen Aeußerungen berufener Beurteiler hervorgeht, zum Teil hervorragender wissen­ schaftlicher Güte. Die umfangreichste-und auch wohl die bedeutendste dieser Veröffentlichungen sind die „Mit­ teilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnber g.“ Der zwanglose Charakter ihres Erscheinens, der von vornherein geplant war, wurde auch für die Folgezeit beibehalten. So fällt die Nummer der Hefte oder, wie wir neuerdings und mit größerem Rechte sagen, der Bände keineswegs mit den Altersjahren des Vereins zu­ sammen. Wir veröffentlichen heuer im 50. Jahre des Be­ stehens des Vereins den 29. Band, es ist also alle i3/4 Jahre etwa ein Heft oder Band herausgekommen. Das zwanglose Erscheinen der „Mitteilungen“ war vor­ gesehen mit Rücksicht auf die zur Verfügung stehenden Geldmittel und Arbeitskräfte. Es zeigte sich aber bald, daß man wegen der letzteren ganz unbesorgt sein konnte. An Arbeiten, die sich zur Aufnahme in die Hefte eigneten, hat es nie gefehlt, nicht wenige mußten aus Mangel an Raum zurückgewiesen werden. Dabei zahlte der Verein in der ersten Zeit lange Jahre hindurch überhaupt kein Honorar, erst 1898 wurde dieses eingeführt, blieb allerdings immer in bescheidenen Grenzen. Wir waren eben stets der Ansicht, daß es doch hauptsächlich ideale Gesichtspunkte sein müßten, von denen die Mitarbeiter an der Nürnberger Geschichts­ forschung und -Schreibung sich leiten lassen sollten. Das Honorar war, wie ja schon der Name besagt, nur dazu be­ stimmt, ein kleiner Ehrensold zu sein, durch den allein nie­ mand veranlaßt werden sollte, eine wissenschaftliche Arbeit anzugreifen und durchzuführen. Der Verein hatte die Genugtuung, daß ihm auch von auswärts, aus nicht dem Verein angehörenden Kreisen wiederholt Arbeiten angeboten wurden, zum Teil von Ver­ fassern, deren Namen der Zeitschrift zur Zierde gereichen, so von Wilhelm Loose, Richard Ehrenberg, Leonhard



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Lier, Wilhelm Soltau, Nikolaus Müller, Paul Joachimsohn (Joachimsen), Georg Grupp, Gustav Bauch, Ernst Kroker, Otto Glauning, um nur einige zu nennen. Entscheidend für die Aufnahme war allein die Güte, die wissenschaftliche Be­ deutung einer Arbeit. Natürlich mußte sie auf die Nürn­ berger Geschichte Bezug haben. Die besten, inhaltreichsten und für die Forschung ergiebigsten Arbeiten hatten doch — das dürfen wir ohne Ruhmredigkeit sagen — Mitglieder des Vereins zu Verfassern. Gleich von den fünf eigentlichen Gründern des Vereins (s. oben S. 5) sind hier drei Namen zu nennen, Georg Freiherr v. Imhoff, Georg Freiherr v. Kreß, vor allem Ernst Mummenhoff. Seiner fleißigen Feder begeg­ nen wir fast in jedem Hefte, wenn nicht unter den Abhand­ lungen, so doch unter den kleineren Mitteilungen oder bei den Rezensionen. Von umfangreicheren, zum Teil über mehrere Hefte sich erstreckenden Abhandlungen seien hier nur die über das Nassauerhaus, die Pillenreuter Weiher, die Findel genannt. Aber auch der erste langjährige Vorstand des Vereins, Georg Freiherr von Kreß, hat uns in seiner Arbeit über Gründlach und seine Besitzer einen gleichfalls mehrere Hefte umspannenden wertvollen Artikel geliefert. Andere zum Teil sehr beachtenswerte Arbeiten lieferten der frühere Stadtarchivar Lochner (f), Joh. Kamann, Siegmund Günther (f), Wilhelm Vogt (f), Rudolf Hagen (f), Adolf Freiherr v. Scheurl (f), Max Bach, Bernhard Hartmann (f), Hans Petz, Gustav Heide, Stephan Donaubauer (f), Karl Schä­ fer, Theodor Hampe, Hans Bösch (f), Heinrich Heerwagen, Albert Gümbel, E. W. Bredt, Georg Schrötter, Otto Schulz, Daniel Waldmann, Emil und Siegfried Reicke, Rudolf Rast, Otto Geiger, Wilhelm Fürst, Ernst Wiedemann, Wilhelm Hotzelt, Carl L. Sachs, Friedrich Bock, Walter Fries, Franz Buhl, Wilhelm Silberschmidt und in neuester Zeit auch zwei Damen, Frl. Dr. Julie Meyer und Frl. Dr. Käthe Dettling. Durch die Zahl ihrer Artikel treten nächst Mummenhoff und Kreß besonders Joh. Kamann und Theodor Hampe hervor, der erste durch seine trefflichen kulturhistorischen Arbeiten auf Grund von Briefen und anderen schriftlichen Hinter­ lassenschaften der Patrizier, Hampe namentlich durch seine 2

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grundlegenden Forschungen zur Geschichte des Theater­ wesens in Nürnberg. Aber auch die Arbeiten von Max Bach und Karl Schäfer über die Topographie, insbesondere über die Mauern Nürnbergs werden neben den vielen unter die kleineren Mitteilungen aufgenommenen Ausführungen Ernst Mummenhoffs über diesen Gegenstand immer herangezogen werden müssen. Es mag genügen, hier auf diese wenigen Ar­ beiten besonders hingewiesen zu haben, womit aber natürlich nicht gesagt ist, daß nicht die anderen Aufsätze je nach dem Interesse des Lesers und Benützers für bestimmte Zwecke von auschlaggebender Bedeutung gewesen sind und jeder­ zeit wieder werden können. Das Hauptprinzip war immer: Nur, was die Forschung wirklich zu fördern geeignet ist, was in irgend einer Hinsicht etwas wirklich Neues bringt, darf aufgenommen werden, wobei freilich auch darauf gesehen wurde, daß es möglichst nicht bei einer bloßen Material­ sammlung blieb, sondern daß der neu herangezogene Quellen­ stoff auch in einer ansprechenden Form verarbeitet werde. Das war einheitlicher Grundsatz bei allen, die für die R edaktion der „M i tt e i lu n g en“ verantwortlich waren. Diese lag zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Händen,. Zuerst versah sie eine Kommission, bestehend aus den Her­ ren Direktor Frommann, Mummenhoff und Pöhlmann. Sie sollte im Zusammenwirken mit dem ersten Vorstand arbeiten. Die eigentliche Redaktionsarbeit besorgte bei den ersten Hef­ ten mit peinlicher Genauigkeit der um die deutsche Sprach­ wissenschaft durch seine Neuausgabe von Schmellers „Bayerischem Wörterbuch“ hochverdiente 2. Direktor des Germanischen Nationalmuseums, Dr. Karl Frommann. An seine Stelle traten, nachdem er am 6. Januar 1887 gestorben war, der damalige Stadtarchivar Mummenhoff und — einige Jahre später — einmal der frühere Kreisarchivar zu Nürn­ berg, jetzige Geh. Archivrat, Reichsarchivrat a. D. Dr. Petz, worauf dann im Jahre 1898 Mummenhoff die Redaktion allein übernahm und sie viele Jahre lang, bis zu seinem Rücktritt von der Stelle eines ersten Vorstands im Jahre 1926, mit Umsicht und ausdauerndem Fleiß und mit größter Gewissenhaftigkeit leitete. Welch eine Fülle von mühsamer und kaum je recht

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gedankter Arbeit mit einer solchen Aufgabe verbunden ist, kann nur ermessen, wer selber einmal auf diesem Felde tätig gewesen ist. Die Redaktion der „Mitteilungen“ vom 27. Heft ab oblag dem Verfasser dieses Rückblicks. Wiederholt schon wurde der „Kleineren Mitteilungen“ gedacht, die der Vereinszeitschrift vom ersten Hefte ab bis heute als eine besondere Abteilung beigegeben worden sind. Es war dies unstreitig ein sehr glücklicher Gedanke. Wie viel wäre ungenützt im Schreibpult liegen geblieben, wenn sich hier nicht eine bequeme Form geboten hätte zur Ver­ öffentlichung desjenigen, was zur Ausarbeitung eines grö­ ßeren Artikels nicht genügte oder wofür der Forscher nicht die Zeit fand, um es, mit anderen Nachrichten erweitert, zu einer umfassenden Abhandlung zu gestalten. Der vielen Beiträge Mummenhoffs für diese Abteilung wurde schon gedacht; sie bezogen sich vorzugsweise, wenn auch keines­ wegs ausschließlich, auf die Topographie der Stadt, ihre Be­ festigungen, die Burg, das Rathaus usw. Nicht zu unter­ schätzen ist, daß sich in diesen „Kleineren Mitteilungen“ auch zu wissenschaftlicher Kritik, zur wissenschaftlichen Polemik der geeignete Boden fand. Hier wurde die bedeutende literarische Fehde zwischen Mummenhoff und dem nun schon länger verstorbenen namhaften Tübinger Professor Dr. Sieg­ fried Rietschel über die Frage, welcher Nürnberger Stadt­ teil der ältere sei, der Lorenzer oder der Sebalder, ausgefochten und im letzteren Sinne entschieden. Aber auch Rietschels Angriffe wegen der ältesten Stadtummauerung wurden hier von Mummenhoff mit überlegener Detailkenntnis abgewiesen. Mehr noch freilich als unter der besagten Rubrik konn­ ten die Kenner der nürnbergischen Geschichte oder einzelner Teile derselben in den „Bücherbesprechungen“ ihre kritischen Bedenken zur Sprache bringen. Die besprochene Literatur bildet die dritte, oft sehr stark besetzte Abteilung der Vereins­ zeitschrift. Jede sachgemäße Kritik fördert die Wissenschaft, man darf aber sagen, daß unter den Hunderten von Rezen­ sionen, die die Bände unserer Zeitschrift füllen, die natürlich von sehr ungleichem Werte sind, doch nicht wenige genannt werden könnten, die über die Kritik hinaus eine positive Meh2*

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rung unserer Kenntnisse bedeuten. Auch hier denke ich hauptsächlich an die topographischen und an die Fragen betreffend die Entstehung der Stadt und der Burg, die sich z. B. an die Besprechung der Arbeiten von Albert v. Hofmann und von G. Göpfert durch Mummenhoff und F. T. Schulz knüpfen. Auch die Abenberger Frage, nämlich, ob die Hohenzollern Abenberger seien, wie Christian Meyer u. a. behauptet haben, und noch mehr die Etymologie des Namens Nürn­ berg und anderer Ortsnamen der Nürnberger Umgegend spielten hier eine viel beachtete Rolle. Zur Kritik der AlbrechtDürer - Literatur äußerten sich namentlich Gustav v. Bezold, der frühere i. Direktor des Germanischen Museums, und F. T. Schulz. Eine interessante, bei aller Anerkennung der Verdienste des Verfassers durchaus ablehnende Kritik findet sich von dem Freiherrn v. Kreß im 13. Heft über das Buch Max Hermanns, Die Rezeption des Humanismus in Nürn­ berg (Berlin 1898). Daß die Kritik aber auch vor den Wer­ ken der eigenen Mitglieder oder ihnen nahestehender Gelehr­ ter nicht Halt machte, ersieht man aus den Rezensionen, die z. B. Robert Pöhlmann an der Arbeit Stockbauers über das nürnbergische Handwerksrecht oder Schreiber dieses an einem Artikel Professor Joh. Müllers über den Nürnberger Reichswald geübt haben. Es sollten damit die sonst so ver­ dienten Männer gewiß nicht gekränkt, es sollte nur der Sache gedient werden. Welche Verstimmung aber namentlich die erstere Kritik ausgelöst hat, die soweit ging, daß einige Kol­ legen des Beurteilten — Herren des Bayerischen Gewerbe­ museums — ihren Austritt aus dem Verein erklärten, mag man in der Geschichte des Vereins von Kreß (a. a. O. S. 31 f.) näher nachlesen. Mit der zu Zeiten außerordentlich anschwellenden Literatur über Nürnberg, woran natürlich ganz besonders seine großen Kunstheroen Schuld sind, konnte freilich nicht immer Schritt gehalten werden. Einen gewissen Ersatz dafür bieten die dankenswerten Bibliographieen, die vor Jahren (1879) Ernst Mummenhoff, dann für die von 1911 bis 1918 erschienenen Schriften Heinrich Heerwagen und für die von 1919 bis 1925 herausgekommene Literatur dieser im

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Verein mit Friedrich Bock zusammengestellt haben. Wenn solche gediegene Kräfte dem Verein auch fernerhin zu Ge­ bote stehen, so ist zu hoffen, daß dieses Verzeichnis der selbständigen und der in Zeitschriften, Zeitungen usw. ent­ haltenen Arbeiten zur Geschichte der Stadt Nürnberg und ihres ehemaligen Gebiets nicht das letzte gewesen sein wird. Die zweite fortlaufende Publikation des Vereins sind die „Jahresberichte“. In den ersten beiden Jahren den „Mitteilungen“ beigegeben, erschienen sie seitdem selbständig und sind nun bis zum „Jahresbericht über das 50. Vereins­ jahr 1927“ gediehen. Sie enthalten eine Vereinschronik und in der Regel auch einen Rechnungsnachweis sowie die Ver­ änderungen im Mitgliederstand und die Zusammensetzung der Vorstandschaft und des Ausschusses. Früher wurden auch die Bibliothekserwerbungen, insbesondere die eingegan­ genen Tauschschriften einzeln aufgeführt, davon ist man mit dem Jahre 1919, also mit der zunehmenden Geldverschlech­ terung und der enormen Verteuerung der Druckkosten ab­ gegangen, ebenso wie man auch seitdem die namentliche Aufführung aller Vereinsmitglieder in der Regel nur alle zwei Jahre erscheinen läßt. Außer dem Rückblick auf die für den Verein bemerkens­ werten Ereignisse des abgelaufenen Jahres enthält die Vereinschronik auch die Berichte über die im Laufe desselben gehaltenen Vorträge. Diese Berichte, anfangs nur kurz, wuchsen sich mit der Zeit zu einer ziemlich ansehnlichen Länge aus, sodaß sie nun schon seit Jahren einen Bestand­ teil von bleibendem wissenschaftlichem Wert bilden dürften. Wenigstens hat Schreiber dieser Zeilen, der als Schriftführer die allermeisten dieser Berichte verfaßt hat, sich stets darum bemüht, den Absichten der Redner gerecht zu werden und insbesondere auch bei positiven Angaben, Jahreszahlen usw. jeden Irrtum zu vermeiden. Nicht ganz selten haben ihm übrigens auch die Vortragenden selbst in dankenswerter Weise Referate über ihre Vorträge zur Verfügung gestellt. Während des Krieges war in Abwesenheit des Schriftführers der erste Vorsitzende mit gleicher Sorgfalt um die Abfassung der Vortragsberichte bemüht, die nun seit 1927 der neue

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erste Schriftführer, sein läßt.

Archivar Dr. Schaffer,

sich angelegen

Bis zum Jahre 1891 war es der frühere erste Vor­

stand, Freiherr v. Kreß, dem wir diese von den Mitgliedern des Vereins wie von Außenstehenden oft genug willigst an­ erkannte Berichterstattung verdanken. Nur in einem Jahre mußte dieselbe ganz ausfallen.

Der

Jahresbericht über 1922 erschien statt, wie sonst üblich, auf 3 bis 4 Bogen — vor dem Kriege waren es immer an 5 Bogen gewesen — infolge der mehr und mehr ins Wahnsinnige anwachsenden Inflation auf nur vier Oktavseiten.

Glück­

licherweise waren wir in der Lage, die Vortragsberichte über 1922 noch nachträglich in dem Jahresbericht für 1923 zu bringen, sodaß sich hier die Reihe wieder lückenlos zusam­ menschließen konnte. ,Mitteilungen“

wie

„Jahresberichte“

genießen in den

weitesten Kreisen der Gelehrten selbst über Deutschland hinaus einen wohlverdienten Ruf, wie schon daraus hervor­ geht, daß alljährlich immer neue Gesellschaften, Bibliotheken, Universitätsinstitute usw.,

auch aus dem Ausland,

Verein mit der Bitte herantreten,

an den

mit ihnen einen Tausch­

verkehr zu beginnen, um sich auf diese Weise in den be­ quemen Besitz der von ihnen für wertvoll erachteten Vereins­ publikationen setzen zu können. Neben diesen fortlaufenden Publikationen hat der Verein nun auch noch eine Reihe von Einzelwerken veröffentlicht, die wohl geeignet waren, seinen wissenschaftlichen Ruf noch weiter zu befestigen.

Zwar, die Herausgabe eines Urkunden­

buchs der Stadt Nürnberg, an die anfangs von mancher Seite gedacht wurde, mußte der Verein aus Mangel an Mitteln der Stadt überlassen, der er diese schöne und bedeutende, aber auch sehr schwierige und umfangreiche Arbeit jedoch wenig­ stens ans

Herz

legen konnte.

veröffentlichungen

war

die

Die erste

Reproduktion

seiner des

Prospektes von Nürnberg vom Jahre von

Hans

Sebald Lautensack,

Sonder­

berühmten 1552

sechs Blätter in

Radierung, die, je drei zusammengefügt, die Stadt von zwei Himmelsgegenden aus, Ost und West, in perspektivischem Aufriß zeigen.

Von dreien dieser Blätter, der östlichen An-

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sicht, sind die Originalplatten im hiesigen Staatsarchiv noch erhalten, die neuen Abdrücke, die der Verein nach eingeholter Erlaubnis davon herstellen ließ (1880), waren um so er­ wünschter, als die älteren Exemplare immer seltener gewor­ den sind. Nun sind freilich auch die neuen Abzüge schon längst vergriffen. Es folgte als zweite Publikation (1891) ein mit vielen Abbildungen, um die sich der städtische Architekt, jetzige Oberbaurat Heinrich Wallraff in selbstloser Weise verdient machte, vornehm ausgestattetes, umfangreiches Werk des damaligen Stadtarchivars Mum­ me n h o f f über das Rathaus in Nürnberg, das, auf den gründlichsten archivalischen Forschungen aufgebaut, die Geschichte dieses hervorragenden Bauwerks, seiner Vor­ läufer, Ergänzungen usw. in mustergültiger Weise behandelt. Das mit Unterstützung der Stadt herausgegebene Werk erschien im Verlag von Joh. Leonh. Schräg hier, wo­ selbst noch Exemplare zu haben sind. Im Jahre 1898 konnte der Verein wieder einen Prospekt der Stadt Nürn­ berg herausgeben, diesmal den von Hieronymus Braun im Jahre 1608, dessen Original sich gleichfalls im hiesigen Staatsarchiv befindet. Die Ausgabe erfolgte auf 16 Blättern in Lichtdruck durch die lithographische Anstalt Ernst Nister hier in vorbildlicher Weise. Dr. Karl Schaefer, damals Assistent am Germanischen National­ museum, jetzt Direktor des Städtischen Kunstgewerbe­ museums in Köln, gab in einem besonderen Heft eine mit Textabbildungen versehene Erläuterung dazu — sie erschien auch als ein Teil des 12. Hefts der „Mitteilungen“ — ebenso wie zu dem L au tensackschen Prospekt seinerzeit der Major Georg Freiherr v. Imhoff im 2. Heft der „Mitteilungen“ Erläuterungen gegeben hatte. In die ersten fünfundzwanzig Jahre seines Bestehens fällt auch der Beginn eines Werkes, das der Verein der durch Hauberrisser und Schmitz so trefflich restaurierten S e b a 1duskirche gewidmet hat. Freilich hat sich die Fertig­ stellung dieser Publikation durch widrige Umstände leider etwas lange hinausgezogen. Schon 1903 in seinem Artikel zum fünfundzwanzigjährigen Vereinsjubiläum mußte der erste

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Vorstand über die peinliche Verzögerung klagen, die die Arbeit durch den dafür gewonnenen Bearbeiter, Dr. Fried­ rich Wilhelm Hoffmann aus Fürth, bereits an die sechs Jahre lang erfahren hatte. Er ahnte damals nicht, daß noch beinahe zehn Jahre vergehen sollten, bis das lang­ ersehnte Werk endlich im Druck vorlag und daß er selbst die Vollendung der Drucklegung nicht mehr erleben sollte. Der Hauptgrund dieser Verzögerung war, daß Dr. Hoffmann, als er mit dem Verein einen Vertrag zur Uebernahine der Arbeit abschloß (1897), ein freier Mann war, von dem man anneh­ men durfte, daß er seine ganze Kraft der übernommenen Aufgabe widmen würde. Bald darauf aber, infolge Annahme einer Assistentenstelle am Bayerischen Nationalmuseum in München, wurde er nicht nur der Stadt, in der das Bauwerk stand, entfremdet, sondern seine Amtsverpflichtungen hin­ derten ihn daran, mehr als nur einen verhältnismäßig gerin­ gen Teil seiner Zeit und Kraft auf die Arbeit zu verwenden. Allerdings wäre mit einem festeren und aufrichtigeren Willen hier wohl mehr zu erreichen gewesen. An gutem Rat und einer ausgezeichneten fachmännischen Unterstützung hat es Dr. Hoffmann nicht gefehlt, da sich nicht nur der örtliche Leiter der Wiederherstellüngsarbeiten an der Sebalduskirche, der jetzige bayerische Dombaumeister a. D. Geh. Baurat Professor Dr. h. c. Josef Schmitz, sondern auch der damalige 1. Direktor des Germanischen Museums, Dr. Gustav v. Bezold, und nach ihm der damalige Kon­ servator an demselben Museum, der spätere Direktor des Bayerischen Nationalmuseums, Dr. Hans Stegmann, mit dankenswerter, aber keineswegs immer entsprechend gedankter Mühe des Bearbeiters annahmen. Das Werk wäre wohl schließlich überhaupt nicht fertig geworden, wenn sich nicht drei Herren vom Verein, Hampe, Mummenhoff und Schmitz, die große Mühe gemacht hätten, das unzulängliche Manuskript des Verfassers gründlich zu überprüfen und nach Möglichkeit gewissenhaft zu ergän­ zen. So konnte die Arbeit denn endlich im Jahre 1912 im Verlage von Gerlach und Wiedling in Wien an das Tageslicht kommen. Es trägt den Titel: Die

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S e b a i d u s k i r c h e in Nürnberg, ihre Bauge$chichte und ihre Kunstdenkmale von Friedrich Wilhelm Hoffmann, überarbeitet und ergänzt von Th. Hampe, E. Mummenhoff, Jos. Schmitz. Mit 15 Tafeln, zum Teil nach den unter Professor Dr. v. Hauberrisser gefertigten Planzeichnungn und 144 Abbildungen im Text. Mit Unterstützung der Stadtgemeinde Nürnberg herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Wien, Verlag von Gerlach & Wiedling. 1912. Es zählt im ganzen 257 Seiten in 4 °, das Register wurde von Dr. Alfred Graf bearbeitet. Außer der Beschrei­ bung und der Geschichte des eigentlichen Bauwerks, wobei natürlich auch die Berichte über die verschiedenen Restau­ rierungen der Kirche nicht fehlen durften, nehmen die Be­ schreibung des Inventars und die urkundlichen Beilagen, wo­ für die oben genannten Herren die Last der Arbeit fast aus­ schließlich zu tragen hatten, einen ihrer Wichtigkeit ent­ sprechenden, breiten Raum ein. Dank dem gemeinsamen Schaffen so bedeutender wissenschaftlicher und künstlerischer Kräfte, dank auch insbesondere der Opferwilligkeit der städtischen Kollegien ist denn doch schließ­ lich ein Werk zustandegekommen, auf das der Verein nicht ohne Genugtuung hinweisen kann. Nicht ohne Wehmut freilich, um noch einmal daran zu erinnern, kann man daran denken, daß der Mann, der um den Plan zu dem Werke, um seine nachhaltige Förderung trotz aller entgegenstehender Hindernisse die größten Verdienste gehabt hat, daß Georg Freiherr v. Kreß den Abschluß des Werkes nicht mehr hat erleben dürfen. Einen sehr viel rascheren und zufriedenstellenderen Fortgang nahm viele Jahre hindurch eine andere Veröffent­ lichung des Vereins, deren sich gleichfalls der Freiherr v. Kreß mit besonderer Liebe und Sorgfalt angenommen hat, das ebenfalls mit dankbarst anzuerkennender Unterstüt­ zung derNürnbergerstädtischenKollegien herausgegebene Werk: Nürnbergs Bürgerhäuser und ihre Ausstattung. Die erste Lieferung dieses Werkes erschien im März 1909; bis es dahin kam, hatten die

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Vorbereitungen dazu freilich schon einen weiten Weg genom­ men. Eine Art Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmäler Nürnbergs war bereits in einer seiner ersten Sitzungen, schon am 21. Februar 1879, vom Vereinsausschuß beschlossen worden. Auf Anregung des damaligen Direktors der Kunstgewerbeschule in Nürnberg, Adolf Gnauth, war eine Kommission gewählt worden, deren Aufgabe es sein sollte, die älteren Stadtteile zu begehen und die an und in den einzelnen Häusern vorhandenen architek­ tonisch und historisch merkwürdigen Bauteile zu inven­ tarisieren. Die Kommission bestand aus den Herren Direk­ tor Gnauth selbst, dem Kustos am bayerischen Gewerbe­ museum Dr. Otto v. Schorn, dem Major Georg Freiherr v. Imhoff und Architekt Theodor Eyrich. Leider wurde ihre Tätigkeit kurz nach ihrem Beginn durch den Austritt der Herren Gnauth und Dr. v. Schorn, der aus Anlaß des Zer­ würfnisses wegen der Pöhlmannschen Kritik (s. oben S. 20) erfolgte, jäh unterbrochen. Dazu kam noch der vielbeklagte Tod des Majors Georg Freiherrn v. Imhoff (1881), so daß die Sache sehr bald völlig ins Stocken geriet. Eine Zusam­ menstellung der an Nürnberger Häusern noch vorhandenen plastischen Abzeichen, die im Jahre 1884 Landgerichtsrat Dr. Adolf Cnopf (f) dem Ausschuß übergab, deren Sorgfalt gerühmt wird, war kein ausreichender Ersatz dafür, zumal der geplante Appell an das Publikum, für die Erhaltung und Sicherung dieser geschichtlich wie kunsthistorisch gleich be­ merkenswerten Denkmäler sorgen zu wollen, nicht zustande kam. Aber die Beobachtung, daß in dem stets wachsenden und sich zur Großstadt entwickelnden Nürnberg alte, ehr­ würdige Bauten immer mehr der Zerstörung anheimfielen, um den meist recht rücksichtslos geltend gemachten An­ forderungen der Gegenwart zu genügen, drängte zum Han­ deln. Es wurde deshalb 1897 eine Kommission gebildet, bestehend aus den Herren Direktoren des Germanischen Museums Dr. v. Bezold und Hans Bösch, Dr. Franz Fuhse, später Direktor des Städtischen Museums in Braunschweig, Major a. D. Wilhelm Freiherr v. Imhoff, Joh. Luckmeyer, Dr. Mummenhoff, den Architekten städtischer Oberingenieur,

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später Oberbaurat Heinrich Wallraff und Kunstschulprofes­ sor Konradin'Walther sowie Kunstschulprofessor Friedrich Wanderer. Diese Kommission sollte unter Leitung des Direktors v. B e z o 1 d die Inventariserung insbesondere der bedrohten, aber auch der sonstigen bemerkenswerten Privat­ bauten oder Bauteile in Angriff nehmen. Der Ausschuß rich­ tete ferner die Bitte an den Nürnberger Stadtmagistrat, der Kommission von dem bevorstehenden Umbau oder Abbruch älterer Gebäulichkeiten rechtzeitig durch das städtische Bau­ amt Kenntnis geben zu wollen. Diese Unterstützung wurde bereitwilligst in Aussicht gestellt, der Vorstand des Stadt­ bauamts, Stadtbaurat, später Oberbaurat Karl Weber trat selbst der Kommission bei. Diese begann ihre Rund­ gänge zunächst im Egidienviertel, indem sie von Haus zu Haus ging. Aber die zeichnerische und photographische Aufnahme des Gefundenen hielt schon aus Mangel an Mit­ teln mit der Inventarisierung nicht gleichen Schritt. Erst als der Ausschuß sich entschloß, die städtischen Kollegien um finanzielle Unterstützung des Unternehmens anzugehen, kam dasselbe richtig in Fluß. Am n. Juli bezw. i. Oktober 1901 wurde eine Vereinbarung zwischen der Stadt­ vertretung (Oberbürgermeister Dr. v. Schuh) unddemVerein abgeschlossen, wonach „eine umfassende handschriftliche Aufnahme jener architektonisch oder kunst­ geschichtlich merkwürdigen Bau- und Kunstdenkmäler, die an und in den Häusern und sonstigen Gebäuden der Stadt Nürnberg aus älterer Zeit vorhanden sind, mit Abbildungen herbeigeführt und die Veröffentlichung der Ergebnisse dieser Aufnahme in ihren wichtigeren Bestandteilen in geeigneter Form vorbereitet werden sollte“. Zu diesem Zweck wurde aus Delegierten der städtischen Kollegien und aus Mitgliedern des Vereins ein Ausschuß gebildet, der die begonnenen Arbeiten weiter fortsetzen und sie nach einem bestimmten, im Vertrag niedergelegten Plane durchführen sollte. Die Kosten übernahm die Stadtgemeinde, und zwar zunächst mit einem jährlichen Beitrag von 1500 M, der bereits im Jahre 1904 auf 2000 M. erhöht wurde. Der neugebildete „ A u sschußfür die Aufnahme der Bau - und Kunst-

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denkmäler der Stadt Nürnberg“ trat zum ersten Mal am 14. November 1901 zusammen. Es gehörten ihm fast alle die vorhin genannten Herren an, dazu kamen aber nach und nach teils als Delegierte der Stadt, teils sonst als Zugewählte die Herren 2. Bürgermeister, später Geheimer Hofrat Ferdinand Ritter v. Jäger und nach ihm 2. Bürger­ meister Hofrat Bräutigam, ferner Magistratsrat Hellmuth, Gemeindebevollmächtigter Weigle, Magistratsrat Kommer­ zienrat Eugen Mayer (letzterer auch eine Zeit lang als Schatzmeister), Gemeindebevollmächtigter Kunstschulprofes­ sor Karl Selzer, sowie die Architekten Kunstschuldirektor Professor Brochier, Eyrich, Hecht (dieser auch als Delegier­ ter der Stadt), Professor Pylipp, Professor, später Geheimer Baurat Dr. h. c. Josef Schmitz und Dennemarck, endlich auch Landschaftsmaler, jetzt Professor Ernst Lösch. Das Amt eines Schatzmeisters bekleidete zeitweise auch der Schatz­ meister des Vereins, Kommerzienrat Karl Cnopf. Den Vor­ sitz im Ausschuß führte zuerst der 1. Vorstand des Vereins, Justizrat Freiherr v. Kreß, die Stellvertretung desselben der 2. Vorstand, Archivrat, nunmehr Archivdirektor Dr. Mum­ menhoff, bis dieser nach dem Tode des erstgenannten (1911) selber Vorsitzender auch in diesem Sonderausschuß wurde. Die technische Leitung der Arbeiten übernahmen anfangs Oberbaurat Weber und Wallraff, zu Schriftführern wurden die damaligen Assistenten am Germanischen Nationalmuseum Dr. Heinrich Heerwagen und Dr. Fritz Traugott Schulz er­ nannt. Mit dem neuen Ausschuß kam das künstlerische Moment zur stärkeren Geltung. Die bisher namentlich von Major Wilhelm Freiherr v. Imhoff bearbeiteten Hausbögen konnten diesem nicht in dem gewünschten Maße gerecht werden. Jetzt machten sich die zahlreich im Ausschuß ver­ tretenen Architekten jeder an eine besondere Aufgabe, so Oberbaurat Weber und Wallraff an die Aufnahme des Bayerischen Hofes, die gewissermaßen vorbildlich werden sollte, Architekt Pylipp an die des Gengschen Hauses (Aeußerer Lauferplatz 17), Walther übernahm das Peiler-, Eyrich das Fembohaus (Burgstraße 15), Professor Brochier das Merkelsche Haus, Karlsstraße 3. Besondere Beachtung

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fand auch die von Wallraff vorgenommene Aufnahme des Heerdegenschen Hauses, Karolinenstraße 34. Die Aufnahme der Straßen, in denen diese Häuser lagen, sollte sich an­ schließen. Rundgänge zu diesem Zweck wurden auch in der Tat wieder aufgenommen. Schließlich merkte man aber doch, daß, wofern man vorwärts kommen wollte, andere Wege als wie bisher eingeschlagen werden müßten. Die Aufgabe war zu mühsam und zeitraubend, als daß sie durch freiwillige, unentgeltliche Arbeit der Vereinsmitglieder allein hätte gelöst werden können. Auch die wünschenswerte Einheit in der Art der Beschreibungen wäre auf diese Weise nie erreicht worden. Der Auschuß entschloß sich daher am 6. Novem­ ber 1902, seinen beiden Schriftführern, den Herren Dr. Fritz TraugottSchulz und Dr. Heinrich Heer wagen die systematische Inventarisierung der Bau- und Kunst­ denkmäler in Nürnberg gegen ein bestimmtes Honorar zu übertragen, ohne damit auf die freiwillige Mitarbeit der übrigen Herren des Ausschusses verzichten zu wollen. Die bisher angefertigten Aufnahmen bemerkenswerter Häuser, Manuskripte, Zeichnungen, Photographieen u. dgl. m., die die Herren v. Bezold, Wallraff usw. als Material für die Inven­ tarisation zur Verfügung stellten, wurden mit Dank ent­ gegengenommen. Die Arbeit ging nun in der Weise vor sich, daß Dr. Schulz mehr den äußeren Bau, Dr. Heerwagen das Ge­ schichtliche behandelte. Als letzterer Anfang 1904 von der gemeinsamen Arbeit zurücktrat, übernahm Dr. Schulz auch die Bearbeitung der schriftlichen Quellen, der Literatur und der Archivalien, soweit sie für die Baugeschichte eines Hauses in Betracht kamen. Es wurde nun systematisch nach Straßen und Plätzen und innerhalb derselben nach Hausnummern vorgegangen. Was einigermaßen bemerkens­ wert oder auffällig erschien, wurde notiert, wobei neben den unbeweglichen Teilen an und in den Häusern, soweit sie von Interesse waren, auch kunstgeschichtlich wichtige beweg­ liche Gegenstände verzeichnet wurden. Was einigermaßen von Belang erschien, wurde photographiert und, wenn sich dies infolge mangelnden Lichts usw. verbot, gezeichnet.

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Jedes Haus erhielt seinen besonderen Bogen, dein auch die Photographieen und Zeichnungen beigelegt wurden, falls die Größe der letzteren nicht zur Unterbringung in besonderen Mappen nötigte. Neben der systematischen Bearbeitung von Haus zu Haus sollte die schon öfter besprochene Aufnahme vom Untergang bedrohter Häuser oder Bauteile nach wie vor außer der Reihe vorgenommen werden. Die Arbeit begann auf der Sebalder Seite, und zwar zunächst am Paniersplatz und in der Burgstraße, zog aber sehr bald auch Teile der Lorenzer Seite (Katharinengasse, Peter - Vischer - Straße, Rosengasse usw.) in sich ein. Die Hausbesitzer und Wohnungsinhaber zeigten mit wenigen Ausnahmen ein freundliches Entgegenkommen. Sehr geför­ dert wurde das ganze Unternehmen auch durch die rege Auf­ merksamkeit und handbereite Unterstützung, die ihm von dem städtischen Bauamt zusamt der Baupolizei unausgesetzt gewährt wurde. Die photographischen Aufnahmen wurden von Dr. Schulz fast ausschließlich selber angefertigt, wofür der Verein die erforderlichen technischen Hilfsmittel stets bereitwilligst zur Verfügung stellte. Daß sich Dr. Schulz durch die Uebernahme auch dieser mühevollen und zeit­ raubenden Arbeit den Dank des Vereins, der ja auch finan­ ziell dadurch entlastet wurde, in besonderem Maße verdient hat, soll auch an dieser Stelle hervorgehoben werden. Daneben gingen aber auch beständig zeichnerische Auf­ nahmen einher, denen sich anfangs Jahre lang Architekt und Maler Heinrich Dennemarck, dann seit dessen Rück­ tritt (1913) Architekt, jetzt Professor an der Kunssgewerbeschule Johannes Will, später Architekt Friedrich Wilhelm Bär (f 1927) widmeten. Auch ihre Arbeiten fanden bei kompetenten Beurteilern die vollste Anerkennung. Wie oben bemerkt, war schon in dem 1901 zwischen der Stadt und dem Verein abgeschlossenen Vertrage eine Ver­ öffentlichung des Inventarisationswerks vorgesehen gewesen. Diese Aufgabe konnte nur mit tatkräftiger Unterstützung der Stadt und mit Hilfe eines leistungsfähigen Verlegers gelöst werden. Glücklicherweise kam es zu beidem. Da es nicht möglich war, in Nürnberg eine Buchhandlung zu finden,

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die das Risiko des Verlags auf sich genommen hätte, wurde nach längeren Verhandlungen im Frühjahr 1908 mit der durch ihre rühmliche Tätigkeit auf dem Gebiete des Verlags von Kunst- und Pracht werken wohlbekannten Firma Ger* 1 ach & Wiedling (früher Gerlach & Schenk) in Wien ein Vertrag abgeschlossen, der diese gegen eine bestimmte für jede Lieferung zu gewährende Unterstützung zur Uebernahme des Drucks und zu der Herstellung der Bildstöcke verpflichtete. Dieser Vertrag erhielt kurze Zeit darauf die Genehmigung der städtischen Kollegien, was deswegen not­ wendig war, weil die Stadt die Verpflichtung übernahm, die Kosten des an Gerlach & Wiedling zu zahlenden Bei­ trags für jede Lieferung zu tragen. Der Verein wäre aus eigenen Mitteln nicht dazu imstande gewesen. Er darf es aber gewiß als einen Ruhmestitel für sich in Anspruch neh­ men, für die Herstellung dieses groß angelegten Inven­ tarisationswerkes die Wege gewiesen zu haben. Auch konnte er durch das Entgegenkommen des Verlags seinen Mit­ gliedern den Bezug des Werkes zu einem gegenüber dem Ladenpreis bedeutend ermäßigten Preise ermöglichen. Im März 1909 erschien das erste Doppelheft des lange geplanten Werks unter dem Titel: ,,Nürnbergs Bür­ gerhäuser und ihre Ausstattung. Bearbei­ tet von Dr. Fritz Traugott Schulz. Mit zahl­ reichen Abbildungen nach photographischen Aufnahmen des Verfassers usw. Herausgegeben mit Unterstützung der städtischen Kollegien vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Gerlach & Wiedling, Buch- und Kunstverlag, Wien und Leipzig.“ Es war dem Prinzregenten gewidmet, der die Widmung gerne annahm und den 1. Vorstand sowie den Bearbeiter Dr. Schulz durch Verleihung der PrinzregentLuitpold-Medaille in Silber auszeichnete. Behandelt waren darin nach einem den Zweck und die Gesichtspunkte des Werkes auseinandersetzenden Vorwort die Agnesgasse, der Albrecht - Dürer - Platz und die Albrecht - Dürer - Straße. Anfang 1910 folgte ein weiteres Doppelheft, 1911 die Doppel­ lieferung 5 und 6, 1913 Doppellieferung 7 und 8 und eine ein­ fache Lieferung Nr. 9. Während des Krieges kamen das

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Doppelheft Lieferung io—12 (1915) und Lieferung 13 (1918) heraus. Die Nöte des Krieges und der Nachkriegszeit, teures Geld, wahnsinnige Inflation, unerschwingliche Drucker- und Papierpreise haben es dann verschuldet, daß die nächste Doppellieferung 14/15 erst wieder nach acht Jahren (1926) erscheinen konnte. Auch die starke Inanspruchnahme des Verfassers konnte nicht ohne Einfluß bleiben. Derselbe war während des Krieges zum Heeresdienst eingezogen, daneben ließen ihm seine amtliche Tätigkeit und außerdem die vielen Geschäfte eines Schriftführers des Albrecht - Dürer - Vereins, welches Amt Dr. Schulz schon eine Reihe von Jahren vor dem Kriege bekleidete, wenig Zeit für seine wissenschaft­ lichen Arbeiten. Es ist ja bekannt, daß sich Dr. Schulz auf letztgenanntem Posten, wozu dann noch die Betreuung der städtischen Galerie und überhaupt der im Besitze der Stadt befindlichen Bilder und sonstigen Kunstschätze hinzukam, um das Nürnberger Kunstleben die größten Verdienste er­ worben hat. Außerdem ist zu bedenken, daß selbst, wenn der Verfasser für die Inventarisierung tätig war, er nicht ein­ fach in der Reihe bleiben konnte, d. h., er war oft genötigt, die Straße, die er für das Bürgerhauswerk bearbeitete, bei Seite liegen zu lassen und sich der schleunigen Aufnahme von Bauten zuzuwenden, die abgebrochen werden sollten oder doch dicht vor einem einschneidenden Umbau standen. Nicht selten mußte gerade hier eine vielseitige und umfassende Arbeit geleistet werden. Um nur ein Beispiel anzuführen, erforderten im Jahre 1912 so bedeutende Bauten wie das Haus der Firma v. Grundherr & Hertel (Lorenzerplatz 12), das Kohnsche Bankhaus (Königsstraße 26), das Heerdegensche Haus (Karolinenstraße 34, zu dem freilich schon Vor­ arbeiten Vorlagen, s. oben S. 29), das Eisenbachsche Haus (Obstgasse 2), dann die Häuser in der Ludwigsstraße, Schlüsselstraße und vorderen Ledergasse, die dem Tietzschen Warenhausbau weichen mußten, die besondere Aufmerksam­ keit und große Bemühungen des Inventarisators. Auch wur­ den in der richtigen Erkenntnis, daß hier eine besondere Gefahr der Vernichtung von Bau- und Kunstdenkmälern bestehe, Aufnahmen interessanter Objekte in der weiteren

33 Umgebung der Ringmauern gemacht, bis draußen in Schweinau, Sündersbühl, Gibitzenhof, Großreuth h. d. V., Mögeldorf usw. Die Benützung wichtigen archivalischen Materials, zum Teil aus Familienbesitz, z. B. dem Stromerschen, die sich der Bearbeiter neben seinen mehr kunst­ historischen Aufgaben immer sehr angelegen sein ließ, erheischte ebenfalls einen nicht geringen Zeitaufwand. So gibt es der Gründe, warum das Erscheinen des Lieferungs­ werkes in dem letzten Dezennium so sehr hinter den anfäng­ lichen Erwartungen zurückblieb, nicht wenige, doch besteht gerechte Hoffnung, daß in nicht zu ferner Zeit mit der Schlußdoppellieferung, wobei auch ein Register nicht fehlen wird, der erste Band abgeschlossen im Druck vorliegen wird. Er wird in der Hauptsache das Milchmarktviertel behandeln, also außer den schon genannten Straßen die Berg- und Burg­ straße, die Füll, die Lammsgasse, den Paniersplatz, die Rad­ brunnen- und Schildgasse, die Söldnersgassen, die Tetzei­ gasse und die Theresienstraße, um nur einige der Haupt­ straßen zu nennen. Was bis jetzt erschienen ist, hat in Fachund Kunstzeitschriften eine sehr gute Kritik gefunden, schließlich ist es ja auch besser, eine Arbeit geht langsam vor sich und bildet dann ein Standardwerk, als wenn sie zwar rasch, aber ungenau gemacht wird *). Von demselben Verfasser hat der Verein auch noch ein anderes wichtiges Werk zu erwarten. Es handelt sich um die an den Profanbauten unserer Stadt angebrachten Bildwerke, Madonnen- und Heiligenfiguren, Reliefdarstellungen religiö­ sen und weltlichen Charakters, Tierbilder, Embleme, Wap­ pen, Jahreszahlen usw. Dr. Schulz hat dieselben mit viel Aufwand an Zeit und Mühe photographisch aufgenommen, wobei, wie bei den Aufnahmen für die Inventarisation über­ haupt, nicht geringe Schwierigkeiten zu überwinden waren, welche einerseits durch die Ungunst der Standorte, anderer­ seits durch die schlechten Beleuchtungsverhältnisse bedingt *) Herr Professor Dr. Schulz ist inzwischen aus dem Ger­ manischen Museum ausgeschieden und als hauptamtlicher Direktor der städtischen Kunstsammlungen in die Dienste der Stadt getreten. Auch dies berechtigt uns, unsere Hoffnungen für das Fortsjchreiten des Werks höher zu spannen. 3

34 waren. Gelegentlich entstanden auch durch das unfreundliche Benehmen von Hausbesitzern und Hausbewohnern Verdrieß­ lichkeiten. Der Verein beschloß im Jahre 1926, die Auf­ nahmen dieses plastischen und reliefplastischen Schmucks an Nürnberger Bürgerhäusern in einem besonderen, kurzweg das „M adonnenwerk“ genannten Buche zu veröffentlichen. Es wird dies im wesentlichen ein Tafelwerk werden, doch wird auch ein kurzer, alles Wissenswerte deutlich hervor­ hebender Text nicht fehlen. Der verdiente Verleger des Bürgerhauswerks, die Kunstverlagsanstalt von Gerlach & Wiedling in Wien, wurde für die Herausgabe dieses Wer­ kes durch einen Vertrag verpflichtet. Der Verein wird eine bestimmte einmalige Zahlung dafür leisten, die Bildstöcke sollen bei einer hiesigen Firma hergestellt werden. Von den Mitgliedern des Vereins wird es zu einem herabgesetzten Preise erworben werden können. Die schriftliche und photographische bezw. zeichnerische Aufnahme der Bau- und Kunstdenkmäler an und in Nürn­ berger Privatbauten wäre hochverdienstlich gewesen, auch wenn sie nicht zum Erscheinen einer so ansehnlichen Pub­ likation geführt hätte. In dieser alles zu veröffentlichen, was gesammelt ist, war nie beabsichtigt und wäre auch bei der Fülle des Stoffes ganz unmöglich gewesen. Es ist auch schon von großem Wert, ein genaues Verzeichnis über die hier in Betracht kommenden Denkmäler zu besitzen, wie ein solches auf Ersuchen des Stadtmagistrats 1907 von Dr. Schulz für die (damals königliche) Kreisregierung hergestellt wurde, eine sehr mühsame und langwierige Arbeit. Von diesem Verzeichnis wurden dann auch noch Abschriften für den Verein (1908) sowie für das Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns (1909) angefertigt. Das von dem Bearbeiter selbst nicht direkt benötigte Material an Aufnahmen und Aufzeichnungen wurde im Städtischen Archiv untergebracht, wo es für absehbare Zeit eine wert­ volle Fundgrube bilden wird. Nicht unterschätzt werden darf auch noch ein anderes. Die von dem Verein vorgenommene Inventarisation hat allerseits in den Nürnberger Bürger- und insbesondere in

35 den Hausbesitzerkreisen das Verständnis und das Ver­ antwortungsgefühl für die ihnen anvertrauten Bau- und Kunstdenkmäler der Vergangenheit geschärft. Insbesondere hat auch die Presse erkannt, wie sehr es ihr gerade obliege, die künstlerischen und historischen Schätze Nürnbergs zu hüten und vor Verderb oder Beeinträchtigung zu schützen. Nicht leicht wagt jetzt Einer eine auffallende Veränderung mit seinem Anwesen, wenn er befürchten muß, damit die öffentliche Kritik herauszufordern. Daß dem so ist, daran darf sich der Verein gewiß auch ein Verdienst zuschreiben. Allerdings geschieht leider immer noch vieles rasch und un­ erwartet, was nicht wieder gutgemacht werden kann, ab­ gesehen davon, daß auch die Freunde des Altertums den praktischen Bedürfnissen der Neuzeit sich doch nicht völlig verschließen können. Noch nicht zu einem besonderen gedruckten Werke ist es gekommen hinsichtlich einer anderen, schon auf viele Jahre zurückreichenden Aufgabe des Vereins, der Flur­ namensammlung. Diese Aufgabe geht zurück auf eine vom Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Alter­ tumsvereine auf seiner Hauptversammlung zu Erfurt 1903 gegebene Anregung zum planmäßigen Sammeln solcher Na­ men im ganzen deutschen Sprachgebiet. Kein geringerer als Jakob Grimm hat lange zuvor schon auf den hohen Wert dieses alten reichen Namenschatzes aufmerksam gemacht. Der wissenschaftliche Wert des zu bergenden Stoffes liegt ja auf der Hand. Wir erhalten beweiskräftige Zeugnisse zur Heimat- und Volkskunde, insbesondere zur Sprach­ geschichte, Etymologie, Mundartgeographie, Ortsgeschichte, Erdkunde, Prähistorie, Archäologie, Siedelungs- und Wirt­ schaftsgeschichte, zur Geschichte der Altwege und Alt­ straßen, der Befestigungen von der frühesten Zeit an, der Wüstungen, zur Grenzforschung usw. Der Verein wandte sich zuerst im Jahre 1908 diesem Unternehmen zu. Sein Forschungsbezirk konnte naturgemäß nur das Gebiet der ehemaligen freien Reichsstadt Nürnberg sein, kein größeres, aber auch kein kleineres, etwa nur auf die allernächste Umgebung der Stadt beschränktes. Nach 3*

36 längeren vorbereitenden Schreiben, Abstattung von Gut­ achten (durch Dr. Heerwagen und den damaligen Kreis­ archivar Dr. Schrötter), Ausarbeitung von Formularen, Be­ ratungen im Ausschuß usw. wurde im Jahre 1911 der Kon­ servator am Germanischen Nationalmuseum, jetzt Haupt­ konservator Professor Dr. Heinrich Heerwagen mit der Durchführung dieser Aufgabe betraut. Es gelang ihm, innerhalb der Grenzen des Altnürnberger Reichsstadtgebiets geeignete freiwillige Mitarbeiter, hauptsächlich aus den Kreisen der Geistlichen und Lehrer, aber auch der Bürger­ meister und Forstbeamten, zu gewinnen, die nach einem festen, von Dr. Heerwagen ausgearbeiteten System ihre Er­ mittelungen am Orte in die an sie hinausgegebenen Frage­ bögen und die nach einem Musterflurplan anzufertigenden Karten und Pläne eintrugen bezw. einzeichneten. Für Dr. Heerwagen selber verblieb außer den notwendigen um­ fangreichen Korrespondenzen und Besuchen noch Arbeit genug. Er mußte die von den freiwilligen Helfern auf dem Lande meistens nicht wohl anzustellenden archivalischen Nachforschungen nach teils ausgestorbenen, teils in alter Form begegnenden Flurnamen anstellen, teils aus Urkunden und Akten, insbesondere Salbüchern, dann auch Karten und Plänen der Nürnberger Archive, teils mit Hilfe des bei den Grundbuch- und Rentämtern verwahrten amtlichen Materials. Vor allem bildeten die sog. „Sachregister“ bei den Grund­ buchämtern (Amtsgerichten), deren Benützung mit Erlaub­ nis des k. b. Staatsministeriums der Justiz vom 18. Mai 1912 gestattet wurde, eine überaus ergiebige Quelle für die Her­ stellung von Flurnamenlisten mit Beischrift der Plannummer, der Kulturart und des Flächeninhalts. Diese nach Steuer­ gemeinden vorgenommenen Auszüge gaben der weiteren Be­ arbeitung durch die besonderen Helfer am Ort einen ge­ diegenen Untergrund gegenüber den sonst bevorzugten Katasterauszügen, die quantitativ und qualitativ weit hinter den grundbuchamtlichen Sachregistern Zurückbleiben. Auch Quellen, auf die der Historiker sonst nicht zu achten gewohnt ist, wie z. B. die Beobachtung und Verwertung der forst-



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amtlichen Ausschreibungen, kommen in Frage. Denn selbst­ verständlich werden auch die Forstnamen zu den Flurnamen gerechnet. Eine erhebliche Beeinträchtigung hat auch diese Arbeit durch den Krieg erfahren. Viele der freiwilligen Helfer wurden eingezogen, die zurückbleibenden sahen sich vielfach mit Not­ standsarbeiten überlastet. Doch wurden wenigstens für die Auszüge aus den erwähnten ,,Sachregistern“ bei den Amts­ gerichten (Altdorf und Lauf) sachkundige Hilfskräfte gewon­ nen. Unermüdlich tätig war der Bearbeiter bei der Er­ schließung historischer Quellen. Insbesondere das Nürn­ berger Staatsarchiv gewährte eine ungemein reiche Ausbeute, desgleichen das Germanische Museum, woselbst namentlich das dort deponierte Archiv der Freiherrlich v. Kressischen Herrschaft Neunhof bei Kraftshof, aber auch andere gutsherrlich-bäuerliche Rechtsquellen ein überreiches Material lieferten und noch liefern. Die bisherige Ausbeute, die eigene, wie die von den Hilfs­ kräften im Lande gelieferte, hat der Bearbeiter in einem Schrank der Bibliothek des Germanischen Museums unter­ gebracht. Diese Sammlung, entsprechend untergeteilt, ist schon jetzt bis zu einem gewissen Grade benützbar. Dr. Heer­ waagen ist gerne bereit, auf ernsthaftes Ansuchen mit Hilfe dieses Materials jede mögliche Auskunft zu gewähren. In vollem Ausmaß wird die Verwertung der Sammlung natür­ lich erst möglich sein, wenn sie gedruckt vorliegt, bis dahin hat es freilich bei der Ueberfülle des Stoffes noch gute Wege. Immerhin, wenn man schrittweise vorgeht, einen Ort nach dem andern in Angriff nimmt, wird man doch vielleicht auch hier nach und nach auf festeren Boden gelangen. Nicht genug zu danken ist auch hier für die werktätige Unterstützung, die nun schon seit Jahren der Stadtrat Nürnberg dem Unternehmen durch Zahlung einer ansehnlichen, ausschließ­ lich für diesen Zweck bestimmten jährlichen Beihilfe zuteil werden läßt. Etwas gestört hat unsere Arbeit die auf das ganze Land sich erstreckende Sammlung von Flurnamen, die nach dem Kriege von München aus, vom Staate unterstützt, ins Werk gesetzt worden ist. Doch sind Vorstand und Aus-

38 schuß des Vereins sich einig darüber, daß dadurch das so viel früher in Angriff genommene Unternehmen der Nürnberger Flurnamenforschung nicht etwa hinfällig geworden ist, im Gegenteil, daß es nach wie vor das regste wissenschaftliche Interesse nicht nur, sondern auch eine unausgesetzte finan­ zielle Förderung verdient. Auch noch ein anderes größeres, wichtiges wissenschaft­ liches Unternehmen des Vereins ist im Gange, die Heraus­ gabe eines dem Werke über die Sebalduskirche ähnlichen abschließenden Werks über die seit 1903 gleich­ falls einer Wiederinstandsetzung unter­ zogene Lorenzkirche in Nürnberg. W enn dieser Gedanke gelegentlich auch schon früher zur Sprache ge­ bracht worden war, so gewann er doch erst dadurch greifbare Gestalt, daß im Jahre 1912 der damalige erste Vorstand des Vereins, Archivrat Dr. Mummenhoff, ein eingehendes Gutachten über Plan und Umfang eines solchen Werkes aus­ arbeitete und daß der Ausschuß beschloß, diese neue bedeu­ tende Aufgabe ernstlich in Angriff zu nehmen. In seiner Sitzung vom 23. April 1913 verteilte der Ausschuß die Arbeiten daran, und zwar übernahmen es auf sein Ansuchen Universitätsprofessor Dr. Friedrich Haack in Erlan­ gen, den bau- und kunstgeschichtlichen Teil, Dr. Mummen­ hoff das urkundliche Material, Dr. H a m p e das Inventar, Architekt und Kunstschulprofessor Otto Schulz die Re­ staurierungsarbeiten zu behandeln. In allen einschlägigen Fragen konnte sich der Verein auch hier wieder wie beim Sebalduswerk auf die bewährte Hilfe des Leiters der Restau­ rationsarbeiten, des hier schon wiederholt genannten Pro­ fessors Dr. Josef Schmitz, der auch selber ein längeres Gutachten vorlegte, verlassen. Sehr erfreulich war es auch, daß dem Verein gleich von Anbeginn erhebliche Mittel von öffentlicher und von privater Seite (Landrat des Kreises Mit­ telfranken, Freiherrlich v. Tuchersche Gesamtfamilie) zur Verfügung gestellt wurden. Leider erfuhren auch diese so aussichtsvoll begonnenen Arbeiten durch den Krieg eine sehr bedauernswerte Beeinträchtigung. Insbesondere der eigent­ liche Hauptteil des Werkes konnte durch die Einberufung

39 des Herrn Professor Dr. Haack zum Heeresdienst nicht weiter gefördert werden. Derselbe trat dann später aus Ge­ sundheitsrücksichten endgültig von der übernommenen Auf­ gabe zurück. Dagegen beschäftigte sich Dr. Hampe sehr eingehend mit dem kunstgeschichtlich so bedeutsamen In­ ventar der Kirche, wofür auch die zwei Führungen, die er in den Jahren 1920 und 1921 für die Mitglieder des Vereins durch die Lorenzkirche übernahm, Zeugnis ablegten. Direkt verwertbare Resultate liegen in den Urkundenabschriften und -Regesten zur Geschichte der Lorenzkirche vor, die Dr. Mummenhoff und der jetzige Oberarchivrat Albert G ü m b e 1 herstellten bezw. hersteilen ließen. Für die Ab­ teilung „Wiederherstellung der Kirche" ist beinahe das ganze Zeichnungsmaterial in sorgfältiger und schöner Ausführung gefertigt worden, dank den Bemühungen der Herren Dr. Schmitz und Otto Schulz zu einem großen Teil vom Baubureau der Lorenzkirche selber. Im Jahre 1918 wurde auch die Herstellung der Bildstöcke zu dem von Professor Schmitz ausgesuchten Abbildungsmaterial durch die Kunst­ anstalt E. Nister hier in Angriff genommen und 1919 zu einem vorläufigen Ende geführt. Zur Bestreitung der Kosten dafür kamen außer den obengenannten Mitteln noch die dan­ kenswerten Gaben aus dem Vermächtnis eines verstorbenen Nürnberger Arztes Dr. Barthel sowie des damaligen Bankvorstandes in Düsseldorf, Herrn Daniel Stahl, in Betracht. Auch einer erheblichen Zuwendung, die Archiv­ direktor Dr. Mummenhoff aus den Beträgen, die von der Sammlung für die an ihn gerichtete Adresse aus Anlaß seines 70. Geburtstages (20. Dezember 1918, wir kommen noch darauf zu sprechen) übrig geblieben und ihm dann zur freien Verfügung gestellt worden waren, für das Werk über die Lorenzkirche machte, muß hier mit besonderem Danke gedacht werden. In den immer schlimmer werdenden Inflationsjahren kam das schöne Werk aber völlig ins Stocken und drohte schließlich ganz einzuschlafen. Erst zu Anfang des Jahres 1926 entschloß sich der Ausschuß, auch dieser Aufgabe eine erneute Aufmerksamkeit zu widmen. Zu diesem Zweck

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wurde aus seiner Mitte eine Kommission eingesetzt, besteh­ end aus dem Vorsitzenden Dr. Mummenhoff, Dr. Hampe, dem damaligen Schatzmeister Oberregierungsrat Schultheiß, dem i.Direktor des Germanischen Nationalmuseums Dr.Zim­ mermann und außerdem dem Restaurator der St. Lorenz­ kirche, Geh. Baurat Professor Dr. Schmitz. Im Ausschuß wie in der neugebildeten Kommission wurde immer wieder darauf hingewiesen, wie notwendig es sei, die Arbeit nicht aufzuschieben, um doch ja noch des sachkundigen Rats dieses besten Kenners der Kirche genießen zu können. Auf seinen Vorschlag wurde auch ein neuer Bearbeiter gewonnen, Herr Dr. Kurt Martin, Kunsthistoriker in München, der sich durch seine wissenschaftlichen Arbeiten über die mittel­ alterliche Plastik schon vorteilhaft bekannt gemacht hatte. Mit demselben wurde am 9. August 1926 ein Vertrag ab­ geschlossen, demzufolge Dr. Martin den Bau als solchen mit den damit ein wesentliches Ganzes bildenden plastischen Kunstwerken und die Geschichte des Bauwerks und der ihm integrierenden Teile zu beschreiben habe. Reisen, zahlreiche, zum Teil schwierige photographische Aufnahmen werden dabei nicht zu umgehen sein und sind auch bereits teilweise ausgeführt worden. Herr Architekt Dr. Nagel leistete dabei als Photograph wertvolle Dienste. Bezüglich der Be­ arbeitung des Inventars, der Restauration, des Urkunden­ teils sind neuere Abmachungen zunächst nicht weiter getrof­ fen worden. Der Verein hofft aber das Werk in etwa zwei Jahren zu einem guten Ende führen zu können. Er hätte wohl auch schon früher darauf rechnen können, wenn ihm nicht auch hier wieder die leicht einem jeden jun­ gen, freien wissenschaftlichen Arbeiter drohende Klippe ein Hindernis geworden wäre, die feste Anstellung. So sehr die­ selbe für den letzteren ein Glück genannt werden muß, ein Auftraggeber wie der Verein kann und wird davon immer nur Nachteil haben. Doch ist gerechte Aussicht vorhanden, daß es ihm bei dem Lorenzer Werke nicht ebenso ergehen wird wie im Falle des Sebalduswerks halb unseligen Andenkens. Dr. Kurt Martin, der als Assistent an das badische Landesmuseüm — das sog. Schloßmuseum — in Karlsruhe ver-

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pflichtet wurde, hat sich mit dem Verein dahin auseinander­ gesetzt, daß er seinen Freund, Dr. Heinz Rosemann, Assistent am kunsthistorischen Institut der Universität Mün­ chen, bestimmte, sich für die Bearbeitung eines Teils der Bauund Kunstgeschichte der Kirche dem Verein zur Verfügung zu stellen. Mit Genehmigung der Kommission wurde in diesem Sinne mit Dr. Rosemann ein Vertrag abgeschlossen und der mit Dr. Martin abgeschlossene dahin abgeändert, daß letz­ terer die Beschreibung und Geschichte des Langhauses und der Westseite (Portal, Türme) übernahm, während Dr. Rose­ mann, den seine architekturgeschichtlichen Vorarbeiten zur Geschichte des Regensburger Domes besonders dazu befähi­ gen, sich die Bearbeitung der Entstehungsgeschichte des Chors und dessen kunstgeschichtliche Beschreibung und Würdigung angelegen sein lassen wird. An dem guten Wil­ len der beiden Herren, die schöne und bedeutende Aufgabe, die sie übernommen, in nicht zu ferner Zeit zu bewältigen, ist nicht zu zweifeln; hoffen wir, daß ihre sonstigen Ver­ pflichtungen ihnen auch die nötige Zeit und Kraft dazu übrig lassen. Die Kosten dieses Unternehmens glaubt der Verein einst­ weilen aus den Mitteln, die ihm aus dem Inventarisations­ fonds, über den seit 1901 immer eigene Rechnung geführt wurde, zur Verfügung stehen, bestreiten zu können. Ob freilich mit diesen Mitteln allein das Werk völlig zustande­ gebracht werden kann, ist zweifelhaft. Sollte, wie anzuneh­ men ist, noch Geld obendrein benötigt werden, so hofft der Verein auch hier wieder auf die bereitwillige, verständnis­ volle Hilfeleistung der städtischen und, wie nicht verschwie­ gen werden soll, auch der staatlichen Behörden, gegebenen­ falls auch auf den in Nürnberg schon so oft bewährten Gemeinsinn der Bürger der Stadt, der Freunde seiner Kunst­ denkmäler und ihrer Geschichte. Noch sei erwähnt, daß der Verein zu seinen fortlaufen­ den Publikationen, den „Mitteilungen" und „Jahresberichten", auch ein Register ausarbeiten ließ. Diese Arbeit über­ nahm, nachdem einige dankenswerte Anfänge dazu, die 1904 und 1905 durch den damaligen Oberamtsrichter Siegmund

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v. Oelhafen unternommen wurden, bald ins Stocken geraten waren, im Jahre 1916 der damalige Gymnasiallehrer Dr. Augustjegel in Bergzabern. Derselbe wurde nach ungefähr dreijähriger entsagungsvoller Tätigkeit im Jahre 1919 damit fertig, nachdem er zu 22 Bänden der Mitteilungen und zu 41 Jahresberichten des Vereins sämtliche Personenund Ortsnamen und die wichtigsten Sachbegriffe ausgezogen hatte. Der ungeheure Umfang des Manuskripts sowie ge­ wisse Unstimmigkeiten in der Anlage und Ausführung im einzelnen, die zu den Absichten des Ausschusses nicht recht passen wollten, vor allem aber die damalige Geldnot ließen eine Drucklegung der Arbeit nicht ratsam erscheinen. Es wurde daher mit Herrn Dr. Jegel (jetzt Studienprofessor in Nürnberg) eine Vereinbarung getroffen, wonach dieser gegen Auszahlung einer festgesetzten Summe das Register im Manuskript dem Verein überließ. Es wird seitdem bei der Vereinsbibliothek, die in einem Raum des städtischen Archivs untergebracht ist, aufbewahrt und kann jederzeit von jedem Mitglied für Forschungszwecke aller Art ein­ gesehen werden. Dies ist auch schon wiederholt mit Nutzen geschehen. Die Vereinsbibliothek, mit der auch das Ver­ einsarchiv verbunden ist, besteht ja hauptsächlich aus Tauschschriften, d. h. aus den von Geschichts- und Altertumsvereinen und sonstigen wissenschaftlichen Institu­ ten im In- und Ausland herausgegebenen Zeitschriften oder anderen Veröffentlichungen, die dem Verein im Tausch gegen seine eigenen Publikationen zugeschickt werden. Es ist das ein schon seit vielen Jahrzehnten in der Welt bestehender Brauch, der das Nützliche für sich hat, daß ein Verein auf diese Weise in den Besitz einer unter Umständen höchst wertvollen Literatur gelangt, ohne daß ihn diese Erwerbung etwas Erhebliches kostete. Zur Zeit steht der Verein mit nicht weniger als 191 Vereinen bezw. Instituten im Tausch­ verkehr. Die Versendung der Vereinspublikationen ist übrigens von Anbeginn der hiesigen Hofbuchhandlung J o h. Leonhard (Heinrich) Schräg (derzeitiger Besitzer Generalkonsul a. D. Kommerzienrat Karl Schräg) übertragen,

43 die sich dieses nicht mühelosen Amtes mit dankenswerter Sorgfalt annimmt.

Mag unter den eingegangenen Schriften

auch manches sein, an dessen Erwerb der Nürnberger Lokal­ historiker — und ihm in erster Linie soll doch die Bibliothek dienen —■ nie auch nur gedacht hätte, so nimmt man doch mit Interesse Notiz von dem regen wissenschaftlichen Leben, das uns auch an weit entfernten Stellen des Erdglobus durch skandinavische, amerikanische usw. Tauschschriften bezeugt wird, und nicht selten hat der Bibliothekar des Vereins — seit über dreißig Jahren der Schreiber dieses — die Genugtuung, daß irgend ein Band einer sonst kaum beachteten Zeitschrift für irgend eine wissenschaftliche Arbeit benötigt wird. Auch darf man nie vergessen,

daß die Versendung unserer Ver­

öffentlichungen, die sich doch auch äußerlich, abgesehen von der schwersten Kriegs- und Nachkriegszeit, immer gut aus­ genommen haben, an weit draußen liegende Orte den Ruhm nicht nur unsers Vereins, auch nicht nur unserer Stadt, son­ dern schließlich auch den von ganz Deutschland vermehren hilft. Die Vereinsbibliothek war in den ersten Jahren in der Bibliothek des Germanischen Museums untergebracht,

wo

zuerst Direktor Dr. Karl Fromrnann ihr Hüter war. Im Jahre 1884 wanderte sie in das Städtische Archiv hinüber, wo sie sich noch befindet.

Leider wird der ihr hiei zugewie­

sene Raum von Jahr zu Jahr mehr für die ständig wachsende Bücherzahl zu enge, ein Ausweichen ist aber kaum möglich, weil das Städtische Archiv und die Stadtbibliothek selber schon an dem bedrohlichsten Platzmangel leiden.

Biblio­

thekar war nach der Uebersiedelung ins Städtische Archiv längere Zeit der damalige Stadtarchivar Mummenh o f f,

einige Jahre auch

Major

a. D.

Wilhelm Freiherr

v. 1 m h o f f, seit 1895 übernahm der Kustos am Städtischen Archiv und an der Stadtbibliothek, der nunmehrige Archiv­ direktor Dr. R e i c k e die Verwaltung der Vereinsbibliothek. Dieselbe ist jetzt auf rund 2600 Nummern angewachsen, wobei noch zu bedenken ist, daß alle Bände — und deren sind oft recht viele — einer Zeitschrift nur unter ein und derselben Nummer aufgestellt werden. Mit dem Binden der Bücher

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ist man infolge der schweren Geldnot der verflossenen Jahre etwas in Rückstand gekommen, neuerdings wird diesem Mangel nach Kräften abgeholfen. Denn Bücher, die nicht gebunden werden, drohen Makulatur zu werden. An Ge­ schenken wurden in den lezten 25 Jahren vielleicht nicht so viele wertvolle Bücher dem Verein zugewendet wie in der ersten Zeit, immerhin ist die schon früher gern befolgte Sitte, daß Mitglieder des Vereins diesem ihre selbstverfaßten Schriften als Geschenke darbringen, auch noch bis heute nicht ganz ausgestorben. Bis zum Jahre 1918 wurden die sämt­ lichen Geschenke und Tauschschriften Stück für Stück ge­ wissenhaft in den Jahresberichten des Vereins aufgeführt. Infolge der teuren Drucker- und Papierpreise hat man im Jahre 1919 mit dieser Gepflogenheit gebrochen und sie auch seitdem in allmählich besser werdenden Zeiten nicht wieder aufgenommen. Ein sorgfältig geführter handschriftlicher Zettelkatalog kann aber zu jeder Zeit jedem Nachfrager ein gewünschtes Buch, sofern es in der Bibliothek vorhanden ist, nachweisen. Um die Katalogiserung hat sich seit vielen Jah­ ren der am Städtischen Archiv tätige Verwaltungsoberinspek­ tor Heinrich Mann sehr verdient gemacht. In anerkennens­ wertem Maße leistete er auch sonst für so manche wichtige Vereinsarbeit, unterstützt von verschiedenen anderen Beam­ ten und Angestellten des Städtischen Archivs und der Stadt­ bibliothek — wir nennen nur den 1924 verstorbenen Ober­ sekretär Anton Meyer und den jetzigen Archivsekretär Josef Adlhoch — dem Verein wertvolle Dienste. Auf Geschenke und interessante Stücke unter den Tauschschriften, von denen allemal die letzten Zugänge bei den üblichen Monatssitzungen des Vereins ausgelegt sind, wurde von dem Leiter der Versammlungen stets gebührend und gegebenenfalls mit dem entsprechenden Nachdruck hin­ gewiesen. Es sei aber auch an dieser Stelle noch besonders der Dank abgestattet an alle diejenigen, die auch unter schwierigen Verhältnissen es nicht unterlassen haben, ihr Interesse an dem Verein durch oft kostbare Bücherzuwendun­ gen zu bekunden. Es würde zu weit führen, hier alle Ge­ schenkgeber namentlich zu nennen, eine Auswahl aber

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könnte leicht von den übergangenen als Kränkung empfun­ den werden. Der Verkehr mit den auswärtigen Geschichtsvereinen beschränkte sich übrigens keineswegs nur auf den Bezug von Tauschschriften. Schon 1885 trat der Verein dem Gesamt­ verein der deutschen Geschichts - und Alter­ tumsvereine bei, der ja doch gewissermaßen sein Pate gewesen war (s. oben S. 4 f.). Er war seitdem fast regelmäßig auf dessen Generalversammlungen vertreten, in der Regel durch seinen früheren zweiten, den späteren ersten Vorstand, Dr. Mummenhoff. Die Störung, die Krieg und Inflation gebracht haben, ist nun schon seit einigen Jahren glücklich überwunden. Seit 1924 wurden die Tagungen wieder regel­ mäßig abgehalten und auch der Verein war wieder auf ihnen vertreten, die letzten Male durch den derzeitigen ersten Vorstand, Dr. Reicke. Im Jahre 1906 trat der Verein der das Jahr vorher ge­ gründeten Gesellschaft für fränkische Ge­ schichte als Stifter bei, 1909 dem Verband baye­ rischer Geschichts- und Urgeschichts­ vereine, in neuester Zeit auch dem Verein zur Herausgabe eines historischen Atlasses von Bayern. Nach Möglichkeit ließ er sich auf den Tagungen dieser Vereine wie auch z. T. auf den Tagen für Denkmalspflege vertreten. Auf der im September 1906 in Braunschweig abgehaltenen Veranstaltung dieser Art zeigte der Verein auch als Probe seiner Inventarisations­ arbeiten eine Ausstellung von Aufnahmen Altnürnberger Wohnhäuser, wie eine solche übrigens auch hier in der Historischen Ausstellung im Rahmen der dritten bayerischen Landesausstellung 1906 stattfand. Den vielen Einladungen der an den Gesamtverein angeschlossenen historischen Ver­ eine zu ihren Jubiläumsfeiern und anderen Festen konnte er freilich in der Regel nur mit schriftlichen Gratulationen nachkommen. Dagegen fehlte der Verein nie, wenn es sich um die Versammlung einer nach ihren Arbeiten und Zielen mit den Aufgaben des Vereins verwandten Vereinigung iit Nürn­ berg selbst öder in dessen näherer Umgebung handelte. So

46 lud er, um nur Einiges aus den letzten 25 Jahren hervor­ zuheben, als Ende September 1905 die Tagung des Gesamt­ vereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine in dem benachbarten Bamberg stattfand, deren Teilnehmer zu einem wenigstens kurzen Besuch in Nürnberg ein. Er hatte auch die Freude, daß dieser Einladung am 29. September eine an­ sehnliche Schar von Gästen, zum Teil mit ihren Damen, Folge leistete und hier einen angenehmen Herbsttag mit Besichtigung der Stadt und freundlichem geselligen Bei­ sammensein verlebte. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die eben neu wiederhergestellte Sebalduskirche unter der Führung von Profesor Josef Schmitz besichtigt sowie die von dem Verein zum Teil finanzierte Ausstellung von Plä­ nen, Modellen und Abbildungen zur Wiederinstandsetzung der Kirchen von St. Sebald und St. Lorenz, die dieser hoch­ verdiente Restaurator unserer gotischen Dome in der Moritz­ kapelle veranstaltet und zu der Dr. Reicke nach den Angaben von Professor Schmitz eine kurze Beschreibung geliefert hatte. Den Teilnehmern an besagter Tagung wie auch an den damit gleichzeitigen Veranstaltungen eines Tages für Denkmalpflege und eines Deutschen Archivtags hatte der Verein auch eine kurze Darstellung der Restauration der St. Sebalduskirche mit Illustrationen als Festgabe gewidmet, die, von Architekt, nunmehr Professor Otto Schulz verfaßt, auch im 17. Heft der „Mitteilungen“ Aufnahme gefunden hat. Im Jahre 1907 nahm der Verein gleich an zwei Nürn­ berger Tagungen teil, im März an der Versammlung der Ge­ sellschaft für fränkische Geschichte und im Mai an dem 16. deutschen Geographentag. Am 18. und 19. Mai 1910 be­ grüßte er die 11. Versammlung deutscher Bibliothekare, im November 1913 beteiligte er sich an der hiesigen Tagung der bayerischen Geschichts- und Urgeschichtsvereine. Den wärm­ sten Anteil nahm der Verein an den Feiern jener Institute tind Gesellschaften, die in Nürnberg selbst ihren Sitz haben. So überreichte er dem Germanischen Na tionalm u s e u m zu seinem fünfzigjährigen Jubiläum im Juni 1902 mit seinen herzlichsten Glückwünschen ein Heft, das 15., als Festgabe. Im Jahre 1927 zum 75. Jubiläum des Museums

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mußte sich der Verein freilich mit einer darum jedoch nicht minder herzlich gemeinten Gratulation begnügen, in der der i. Vorstand mit Dank namentlich die ungemein wertvolle Unterstützung hervorhob, die die Beamten des Museums seit dem Bestehen des Vereins diesem mit Rat und Tat, durch ihre Teilnahme am Ausschuß wie durch Vorträge und Artikel in der Vereinszeitschrift geleistet haben, sodaß unser Verein ohne das Germanische Museum sozusagen gar nicht denkbar wäre. Insbesondere der früheren ersten Direktoren Geheimrat Dr. August v. Essenwein (f) und Geheim­ rat Dr. Gustav v. Bezold, dem in diesem Jahre der Verein zu seinem 80. Geburtstag Glück wünschen durfte, muß hier ehrend gedacht werden, womit die großen Ver­ dienste der Herren Dr, H a m p e, Dr. F. T. Schulz, Dr. Heerwagen, früher auch von K. Frommann und H. Bösch um den Verein nicht verkleinert werden sollen. Auch bei den Jubiläen der Naturhistorischen Gesell­ schaft hier (1926) sowie des Aerztlichen Vereins (1927), um nur die neuesten dieser Feiern zu erwähnen, hat der Verein seine Glückwünsche dargebracht, in beiden Fällen sogar persönlich durch den Mund seines ersten Vorstands. Selbstverständlich konnten nun aber auch manche schöne Absichten des Vereins nicht verwirklicht werden. Im Jahre 1904 legte der damalige 1. Vorstand, Justizrat Freiherr v. Kreß, dem Ausschuß eine Denkschrift vor, worin er die Herausgabe von Quellenschriften aus Nürnberger Privat­ archiven empfahl und eine Anzahl der zunächst in Betracht kommenden Stücke namentlich aufführte (vgl. diese Zeit­ schrift, 20. Heft, S. 7). Leider ließen der Mangel an Geld, aber auch an geeigneten Bearbeitern nicht einmal an eine Inangriffnahme dieser Aufgabe denken. Auch an öffent­ liche Vorträge, die die Kenntnis der Geschichte un­ serer Stadt weiteren Kreisen vermitteln sollten, die in § 2 der Satzungen, Absatz 3 direkt vorgesehen waren, ist man erst in der Nachkriegszeit herangegangen. Dieselben waren auch im ganzen nicht schlecht besucht, namentlich die Mit­ glieder des Vereins fanden sich zahlreicher ein. Doch hätte

48 man erwarten sollen, daß die Vorträge mit Lichtbildern, die z. B. Professor Dr. Schulz über Nürnberger Bau- und Kunst­ denkmäler hielt, oder ein so vielbesprochenes Thema wie Kaspar Hauser, dem am 19. November 1925 Archivdirektor Dr. Altmann einen Vortrag widmete, eine größere Zahl von nicht zum Verein gehörenden Bewohnern der Stadt angelockt haben würden. Im Dürerjahr wurde nur e i n allgemein zu­ gänglicher Vortrag gehalten, und zwar in Gemeinschaft mit der Nürnberger Ortsgruppe der neugegründeten Deutschen Akademie. Es war dies der Vortrag des Verfassers über „Nürnbergs Kulturbild in den Tagen Albrecht Dürers“ in der Bayerischen Landesgewerbeanstalt. Er war gut be­ sucht, da aber das hiesiege Publikum mit Vorträgen und Festfeiern für das Dürerjahr beinahe etwas übersättigt schien, hat es der Verein vorgezogen, hier lieber nicht noch seinerseits in Konkurrenz zu treten. Die nächsten Jahre wer­ den sich vermutlich besser zur Wiederaufnahme auch öffent­ licher Vorträge seitens unseres Vereins eignen. Nicht von Erfolg gekrönt, wenigstens nicht von dem erhofften, waren auch die Schritte, die der Verein unternahm, um die zu Beginn der bayerischen Zeit Nürnbergs nach München überführten ältestenNürnbergerUrkund e n für ihren Ursprungsort, eben die Stadt Nürnberg, zurückzugewinnen. Die bayerische Regierung hatte bei der Einrichtung des neuen, ungemein erweiterten Königreichs, nach einem Gutachten des bekannten Historikers und Leiters des bayerischen Archivwesens, Karl Heinrich Ritter von Lang, dem französischen Vorbild folgend, ein Zentralisations­ programm aufgestellt (1812), das aufs tiefste in die Bestände der bayerischen Kreisarchive eingriff. Aus allen Jahrhunder­ ten wurden wertvolle Urkunden nach München an das Kgl. Allgemeine Reichsarchiv, wie es damals hieß (jetzt Bayeri­ sches Haiuptstaatsarchiv) abgeführt, die heute noch dort lagern. Im Jahre 1829 wurde wenigstens mit dem Jahre 1400 eine Grenze gezogen, von wo ab die Archivalien bei den Kreisarchiven verblieben. Das gesamte urkundliche Material bis zuiii Jahre 1400 einschließlich wurde an das Reichsarchiv eirigfefordert. Es war entschieden ein unglücklicher Gedanke,

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den man in Preußen ähnlich gehabt, aber längst wieder gut gemacht hat. Denn dadurch wurde ein großer und besonders wichtiger Teil unserer Urkundenschätze gerade denjenigen Forschern entzogen, die am emsigsten an seiner Verwertung arbeiten wollen und könnten, nämlich den Lokalforschern. Wenn sie die in München lagernden Archivalien dennoch be­ nützen wollen, so haben sie, ganz abgesehen von dem Zeit­ verlust, einen unverhältnismäßig hohen Aufwand an Reise­ kosten, Porto und anderen Spesen zu tragen, der von der weitaus größten Mehrzahl der Geschichtsforscher unmöglich bestritten werden kann. Diesem Uebelstand zu steuern, ihn womöglich ganz aus der Welt zu schaffen, richtete der Ver­ ein am 16. April 1921 eine Eingabe an den Generaldirektor der staatlichen Archive Bayerns in München, worin die Bitte ausgesprochen wurde, sich bei der zuständigen Stelle dafür verwenden zu wollen, daß die Archivalien der Reichsstadt Nürnberg und ihres alten Territoriums, die zur Zeit im Hauptstaatsarchiv in München verwahrt sind, also in der Hauptsache die Urkunden bis 1400 einschließlich, an das Kreisarchiv (nunmehr Staatsarchiv) Nürnberg, dem sie ehe­ dem angehörten, zurückgegeben werden möchten. Diese Bitte wurde auch auf die gleichartigen Bestände der Mark­ grafschaft Ansbach und des Kaiserlichen Landgerichts der Burggrafschaft Nürnberg sowie auch der Deutschordens­ kommende Nürnberg ausgedehnt, da diese sich infolge der Nachbarschaft und der Streulage der beiden Gebiete sowie der engen Verbindung ihrer staatlichen und wirt­ schaftlichen Schicksale mit den reichsstädtisch nürnbergischen Archivalien vielfach aufs engste berühren. Die Antwort, die am 8. August 1921 seitens des General­ direktors der staatlichen Archive in Bayern auf diese Ein­ gabe erfolgte, gab zu, daß sich die Bestände der bayerischen Staatsarchive auf dem Prinzip der Provenienz aufbauen wür­ den und daß nur, wo Rücksichten auf geschichtliche Ent­ wicklung, Forschung und Wissenschaft Ausnahmen und Be­ rücksichtigung verlangen, entsprechende Abweichungen in Erwägung zu ziehen sein werden. Leider ist den in dieser Antwort niedergelegten Gedan4

ken die Erfüllung nicht zuteil geworden. Auch eine Eingabe des Stadtrats, die nach vorheriger Erkundigung in München seitens des städtischen Archivdirektors im Spätherbst 1925 an das Generaldirektorium abging, worin betont wurde, daß man in Nürnberg trotz allen für den Verbleib in München vorgebrachten Gründen unabänderlich auf dem Standpunkt stehe, jene Urkunden gehörten nach Nürnberg, sowie eine neuerliche Eingabe des Vereins Anfang 1926 haben zunächst keinen Erfolg gezeitigt. Zu einer für Nürnberg günstigen Erledigung erklärte die bayerische Archivverwaltung in ihrer Antwort, bei allem guten Willen auch durch den Beamtenabbau stark behindert zu sein. Jedenfalls, dies soll nicht verschwiegen werden, war man mit der Herausgabe der Urkunden auf bestimmte Zeit in München nicht eng­ herzig. Nicht nur wurden für die wiederholten Ausstellungen von Archivalien, die das hiesige Staatsarchiv in den letzten Jahren, so auch noch heuer im Dürerjahr, veranstaltet hat, die für die älteste Geschichte Nürnbergs wertvollsten und interessantesten Urkunden bereitwillig zur Verfügung ge­ stellt, auch für die Herausgabe eines Urkundenbuches der Stadt Nürnberg, wofür früher Jahrzehnte lang Archivdirek­ tor Dr. Mummenhoff Mühe und Zeit eingesetzt hat, dessen Fertigstellung neuerdings von der Stadt dem Archivar Dr. Reinhold Schaffer, unserm derzeitigen ersten Schrift­ führer, übertragen worden ist, sind die Münchener Urkunden immer anstandslos hinausgeschickt worden. In den letzten Jahren hat auch die Kosten der Versendung nicht mehr wie früher die Stadt, sondern der Staat getragen. Doch ist es höchste Zeit, daß wir uns nun mehr dem Persönlichen, mehr den eigentlichen Geschicken zuwenden, die der Verein im Laufe der letzten fünfundzwanzig Jahre erlebt hat. Wegen der Geschichte des ersten Vierteljahr­ hunderts des Bestehens des Vereins können wir ja immer wieder nur auf die vortreffliche Schilderung hinweisen, die der damalige erste Vorstand, Justizrat Freiherr v. Kreß, im 16. Heft der „Mitteilungen“ darüber gegeben hat. Spinnen wir den Faden da weiter, wo er auf gehört hat, also bei dem fünfun. dzwanzigjährigenjubiläum des Ver-

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eins. Eigentlich wäre ja der 17. Januar 1903 der historische Festtag gewesen, denn an diesem Datum im Jahre 1878 wurde der Verein von der zu diesem Zweck in den Saal der Gastwirtschaft zur Wartburg eingeladenen Versammlung ja tatsächlich gegründet. Allein die Feier wurde auf den Herbst verschoben, wie wir dies ja auch heuer getan haben, in der Hoffnung, daß es in dieser Jahreszeit unsern auswärts woh­ nenden Mitgliedern und Freunden leichter fallen werde, daran teilzunehmen. Nachdem man wiederholt in Ausschuß­ sitzungen, zum Teil unter Hinzuziehung bewährter „Fest­ arrangeure“, wie es in der Beschreibung des Festes im 26. Jahresbericht heißt, alles Einzelne vorberaten hatte, nahm das Fest am 1. und 2. Oktober des Jahres 1903 einen durch­ aus würdigen und harmonischen Verlauf. Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht der Verein überall, wo er anklopfte, das freundlichste Entgegenkommen gefunden hätte. In kurzer Zeit waren durch freiwillige Zeichnungen der Vereinsmitglieder 2375 Mark zur Deckung der Jubiläums­ kosten aufgebracht. Der Nürnberger Männergesangverein erklärte sich gern bereit, die Festtage durch Gesangsvorträge zu verschönern, der Direktor des Stadttheaters, Hans Reck, sowie hervorragende Mitglieder des Theaterpersonals setzten für das Gelingen des Festes mit größter Bereitwilligkeit Mühe und Zeit ein. Tüchtige dilettantische Kräfte ließen sich gern für die Theater- und instrumentalen Musik­ aufführungen gewinnen. So begann die F e i e r am Abend des 2. Oktober 1903 im großen Saal des Gasthofs zum goldenen Adler unter einem glücklichen Stern. Die Beteiligung war eine sehr erfreuliche. Der Regierungspräsident von Mittelfranken, Frhr. v. Welser, hatte sich eingefunden, der Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine war durch seinen Vorsitzen­ den, Geh. Archivrat Dr. Bailleu von Charlottenburg, und den Direktor des Staatsarchivs in Posen, Geheimrat Dr. Prümers, vertreten. Auch Professor Dr. v. Zwiedineck-Südenhorst aus Graz war gekommen. DieUniversitätErlangen, die städtischen Kollegien und manche andere Vereine und Korporationen hatten Abgesandte geschickt. Der Saal war durch eine ge4*

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schickt angebrachte Wanddekoration in einen altdeutschen Ratskeller verwandelt. Die Aufführungen begannen mit einem von Dr. Mummenhoff gedichteten Prolog in Hans Sächsischen Versen, vorgetragen von einem Ehrenhold, in der Fiktion, daß ihn Hans Sachs selber verfaßt hätte und nun damit seinen Glückwunsch an den Geschichtsverein abstat­ tete. Eine Anspielung darin auf den namhaften Zeitgenossen des Hans Sachs, den dritten Obristen Hauptmann und Kriegshauptmann des Schwäbischen Bundes, Christoph Kreß (1484—1535) wurde von dem damaligen Vorsitzenden als eine liebenswürdige Aufmerksamkeit empfunden. Es folgten sodann drei dramatische Szenen, zuerst eine Szene aus der Hans Sachs - Zeit, gedichtet bezw. zusammengestellt von Dr. Mummenhoff, in dem eine Anzahl Hans Sächsischer Schwänke und Gedichtstellen vorgetragen wurden, dann eine Szene aus der Zeit der Pegnitzschäfer nach den Frauen­ zimmergesprächsspielen des Georg Philipp Harsdörffer, des Gründers des Pegnesischen Blumenordens, von Dr. R e i c k e, verbunden mit dem Vortrag damaliger Schäfer- und Liebes­ gedichte, und endlich eine von dem 1914 verstorbenen begab­ ten Heinrich Tölke zusammengestellte Szene aus der Grübel - Weikert - Zeit mit dem Vortrag von Gedichten die­ ser beiden Nürnberger Lokaldichter. Denn der Gedanke war, dem auch der Ehrenhold Ausdruck gab, daß in diesen drei Szenen den Versammelten gezeigt werden sollte, wie man in früheren Zeiten in Nürnberg die Dichtkunst gepflegt und geschätzt habe. Eingerahmt waren dieselben von musika­ lischen Darbietungen, die bis ins 16. Jahrhundert hinauf­ griffen, unter denen namentlich die Musik zu einem Ballet von Johann Staden (1581—1634) für Streichinstrumente, die in dem Hardörfferfestspiel von Dilettanten, Herren und Damen, im Kostüm der Zeit vorgetragen wurde, besonders anziehend wirkte. Es war, wie gesagt, eine äußerst har­ monisch verlaufende Feier. Alle Szenen, alle Musikstücke gefielen, die Erschienenen spendeten reichsten Beifall und auch die Presse hielt nicht mit ihrem Lob zurück, sprach von einem „herrlichen Abend“ und einem „wirklichen Genuß“, den von Zeit zu Zeit zu erneuern man nicht versäumen sollte.

53 Der eigentliche Festakt fand am Freitag den 2. Ok­ tober, vormittags 11 Uhr, im reich dekorierten großen Saale der Museumsgesellschaft statt. Der erste Vorsitzende sprach die Begrüßungsworte, an ehrenden Ansprachen fehlte es nicht, und eine besondere Auszeichnung wurde dem Verein dadurch zuteil, daß seinem zweiten Vorstand, dem damaligen Archivrat Ernst Mummenhoff, durch Universitäts­ professor Dr. Geiger das Diplom eines Ehrendoktors derErlangerphilosophischen Fakultät über­ reicht und daß derselbe in der Versammlung feierlich als Dr. phil. h. c. proklamiert wurde. Aber auch der erste Vor­ stand, Justizrat Georg Freiherr v. Kreß, erfuhr seine wohlverdiente Ehrung. Ihm wurde durch den 1. Direktor des Germanischen Museums, Dr. Gustav v. Bezold, im Namen einer größeren Anzahl von Vereinsmitgliedern eine das Bild­ nis des Geehrten und die Widmung des Vereins tragende, in der Prägeanstalt von L. Chr. Lauer hier hergestellte s i 1berne Plakette überreicht. Die Festrede hielt Dr. Mum­ menhoff über die „Nürnbergische Geschichtsschreibung bis auf Johann Müllner (f 1634)“. Dem Festakt folgte in den Nebensälen der Museums­ gesellschaft ein von der Frhr. v. Tucherschen Brauerei A.-G. liebenswürdigst gespendetes Frühstück, das sich die Fest­ teilnehmer vortrefflich munden ließen. Am Abend um 6 Uhr versammelte man sich, wiederum im großen Saale des „Museums“, in stattlicher Tafelrunde zu einem Festmahl, bei dem es an fröhlich auf genommenen Reden und Toasten nicht fehlte. Eine besondere Freude ward dem Verein dadurch zuteil, daß ihm Oberbürgermeister Dr. v. Schuh unter der Tafel die Nachricht brachte, es hätten auf seinen Antrag die städtischen Kollegien beschlossen, dem Verein eine Ehren­ gabe von 1000 Mark zuzuweisen *). Den Mitgliedern und Teilnehmern am Jubiläum des Ver­ eins wurde nicht nur eine Festschrift in Gestalt des 16. Hefts der „Mitteilungen“ überreicht, sie erhielten auch als Erinnerungsgabe ein hübsch ausgestattetes, mit den photo*) Näheres über die ganze Feier s. im Jahresbericht für 1903, S. 16—28.

54 graphischen Aufnahmen der dargestellten Szenen in Autotypieen auf dreiTafeln geschmücktes Büchlein, das unter dem Titel ,, Die Pflege der Dichtkunst im alten Nürnberg“ nach einer Einleitung des damaligen ersten Vorstands den Text der dramatischen Stücke enthält, die, zusammengestellt aus drei Jahrhunderten, damals so viel Beifall fanden, übrigens auch später noch einmal, bei Gelegen­ heit des deutschen Bibliothekarstages in Nürnberg im Mai 1910, wenn auch zum Teil mit anderer Besetzung, aber wiederum dankbarst aufgenommen, wiederholt wurden. Vielleicht darf man aufs neue auf freundliche Teilnahme rechnen, wenn die Stücke bei dem 50. Jubiläum des Vereins vor einer zumeist ganz neuen Zuhörerschaft wiederholt werden. Im Jahre 1910 hatte der Verein wiederum Gelegenheit, ein Jubiläum feiern zu können, diesmal ein rein persönliches. Am 20. April war der siebzigste Geburtstag des langjährigen ersten Vorstands, Justizrats Georg Freiherrn Kreß v. Kressenstein. Aus diesem Anlaß wurde demselben eine künstlerisch ausgestat­ tete Adresse (verfertigt von Kunstmaler und Architekt J. H. Dennemarck) überreicht, und zwar am Sonntag den 17. April von einer Deputation, bestehend aus dem damaligen zweiten Vorstand, Dr. Mummenhoff, und den beiden Schrift­ führern des Vereins, Dr. Reicke und Dr. Hampe. Der Ge­ feierte war sichtlich tiefbewegt über diese ihm erwiesene Ehrung *). Auch hatte er die Freude, noch in demselben Jahre von der Philosophischen Fakultät der Universität Erlangen bei Gelegenheit der Feier ihrer hundertjährigen Zugehörigkeit zum Königreich Bayern am 4. Juli 1910 durch Verleihung des Doktor­ titels honoris causa ausgezeichnet zu werden. Die Mitglieder des Vereins und insbesondere die der Vorstandschaft und des Ausschusses, die dem Jubilar zu seinem 70. Geburtstag noch eine ansehnliche Zahl von Jahren zu erleben gewünscht hatten, die sich erhofften, er würde ) Näheres darüber s. Jahresbericht über 1910, S. 12—14.

55 dem Verein, seiner eigensten Schöpfung, wie man fast sagen kann, noch eine lange Zeit seine stets rege Arbeitskraft zu­ wenden können, ahnten nicht, in wie kurzer Zeit das unerbitt­ liche Schicksal alle ihre guten Wünsche und Hoffnungen zu­ nichte machen würde. Das Jahr 1911 hatte noch kaum begonnen, da rafften die Kalenden des März nach nur kurzem Krankenlager den Mann dahin, der, wenn irgend einer, mit den Geschicken des Vereins aufs innigste verbunden, ja, wie verwachsen war. Das Begräbnis fand am 4. März in der v. Kressischen Familiengruft in Kraftshof statt, die Aus­ segnung der Leiche aber am Tage zuvor, nachmittags um 4 Uhr, in der Leichenhalle des St. Johannisfriedhofs in Nürnberg. Die Beteiligung war eine sehr große. Hatte der Verstorbene doch noch einer großen Zahl anderer gemein­ nütziger Zwecke in seiner Vaterstadt, oft gleichfalls an lei­ tender Stelle, seine Dienste gewidmet. Unter der großen Reihe von Vertretern von Vereinen und sonstigen Kor­ porationen widmete auch der damalige zweite Vorsitzende des Vereins, Archivrat Dr. Mummenhoff, dem Verewigten unter Niederlegung eines Kranzes namens des Vereins tief­ empfundene und die Verdienste seines verehrten langjährigen ersten Vorstandes treffend hervorhebende Worte. Sie mögen hier folgen, da es schwer sein dürfte, in kürzerer Rede die Bedeutung des nun schon über siebzehn Jahre Ruhenden besser und würdiger zu charakterisieren. ,,Die Kalenden des März bedeuten für den Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg einen dies nefastus. Denn an diesem Tage wurde ihm sein langjähriger erster Vor­ sitzender durch den unerbittlichen Tod entrissen. Und was mehr ist, der Verein verlor in ihm seinen eigent­ lichen Gründer, der vor nun mehr als 34 Jahren die wissenschaftlichen Kräfte und die Freunde der vater­ ländischen und vaterstädtischen Geschichte zu gemein­ samem Streben, zu emsiger Arbeit und eindringender Forschung zusammenfaßte. Aus einem alten Nürnberger Patriziergeschlechte entsprossen, das seit Jahrhunderten im Rate saß und in einzelnen seiner Mitglieder eine be­ herrschende Stellung einnahm, ausgerüstet mit reichen

56 Kenntnissen in der Geschichte seiner Vaterstadt, eine auf das Hohe und Edle gerichtete Natur., begabt mit feinem Forschersinn, von nie erschlaffender Tatkraft und vor allem von einer unauslöschlichen Liebe zu seiner Vater­ stadt und ihrer reichen Geschichte beseelt — war er der berufene Mann, um den Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg ins Leben zu rufen. Und wie er den Verein begründet, so hat er ihn stets gehoben und gefördert und ihn einem Wachstum und einer Blüte entgegengeführt, die ihn den besten historischen Vereinen Bayerns und Deutschlands an die Seite stellen. Durch seine eigenen Arbeiten, seine vielfachen Anregungen, die er gegeben, und seine unablässige zähe Tatkraft im Verfolgen der Vorgesetzten Aufgaben hat er an erster Stelle dazu bei­ getragen, neue Werte zu schaffen, die mustergültig und unvergänglich sein werden. Es ist hier nicht statthaft, seine Verdienste nach dieser Richtung hin im einzelnen vorzuführen und zu würdigen. Wir aber, seine Freunde, die wir in seinen Fußstapfen wandeln, stehen jetzt in Schmerz und Trauer an seiner Bahre und beklagen seinen Tod, der aueh für unseren Verein viel zu früh erfolgte. Aber wenn er auch nicht mehr ist, sein Andenken wird in uns nicht erlöschen, wir werden es stets in treuem und dankbarem Herzen bewahren. Er soll uns stets sein ein leuchtendes Vorbild und ein mächtiger Ansporn zu neuer unermüdeter Arbeit. Er ruhe in Frieden!“ Die Schilderung des Begräbnisses findet sich im Jahres­ bericht über das 34. Vereinsjahr 1911 auf S. 3—5, eben­ daselbst (S. 13—16) ist auch über eine Sitzung berichtet, die am 16. März 1911 als dritte Monatsversammlung des Vereins in jenem Jahre stattfand, die der Erinnerung an den Ver­ storbenen geweiht war, und in der der 2. Vorstand, Dr. Mum­ menhoff, die Gedächtnisrede hielt. Eine eingehende Wür­ digung der Verdienste des Verstorbenen aus der Feder Dr. Mummenhoffs bringt auch das 20. Heft der ,,Mitteilungen“ (1913), S. 1—9. Daselbst befindet sich auch sein Bildnis. Eine kürzere biographische Darstellung wurde Freiherrn v. Kreß auch von seinem Schwager, dem Regierungspräsiden-

57 ten a. D. Dr. Ludwig Freiherr v. Welser gewidmet, in den „Lebensläufen aus Franken“, herausgegeben im Auftrag der Gesellschaft für fränkische Geschichte von Anton Chroust, i. Bd. (1919), S. 266—273. In einer bald darauf folgenden Ausschußsitzung vom 27. April 1911 wurde der bisherige zweite Vor­ stand, Archivrat Dr. Ernst Mummenhoff, zum ersten, der bisherige zweite Schriftführer, 2. Direk­ tor des Germanischen Museums Dr. Theodor Hampe zum zweiten Vorstand, der damalige Konservator Dr. Fritz Traugott Schulz zum zweiten Schriftführer gewählt. Erster Schriftführer blieb der Kustos an der Stadtbibliothek und am Städtischen Archiv Dr. Emil R e i c k e. Der nunmehrige erste Vor­ stand hielt auch noch in demselben Jahre, am 19. Oktober, einen programmatischen Vortrag über das Thema : „Der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg und seine Auf­ gaben“. Ein Bericht darüber findet sich in dem Jahresbericht über 1911, S. 22—24. Im allgemeinen ging das Vereinsleben auch unter der neuen Vorstandschaft seinen gewohnten Gang, wenigstens in den nur noch wenigen Jahren, die bis zum Beginn des Weltkriegs verliefen. Daß 1913 Dank der Initiative des neuen Vorstands eine Bau- und Kunstgeschichte der Lorenz­ kirche in Angriff genommen wurde, wurde schon oben erwähnt. Der Weltkrieg aber mußte, wie alle Verhältnisse in Deutschland, so auch das Leben unseres Vereins stark beeinflussen. Eine Reihe von Mitgliedern und fleißigen Arbeitern auf dem Gebiet der Nürnberger Geschichte wurde zum Heeresdienst eingezogen, manche von ihnen kehrten nicht mehr zurück. So blieben 1914 Dr. Ernst Scholle r, 1915 Dr. Fritz Tarrasch, beides junge hoffnungsvolle Historiker, auf dem Felde der Ehre. Der Vorsitzende ge­ dachte ihrer wie auch der anderen gefallenen Vereinsmitglieder in den Sitzungen mit ehrenden, tief zu Herzen gehenden Worten. Im Jahre 1917 wurde auch die Vereinstätigkeit durch den Mangel an den nötigsten Bedarfsstoffen, Kohle, Licht usw. lahmgelegt. Da nach einer Verfügung des Stell-

58 vertretenden Generalkommandos des III. bayerischen Armee­ korps im Winter in den Gastwirtschaften nicht mehr als ein Wirtschaftsraum verwendet werden durfte, mußten alle Monatsversammlungen bis auf die Hauptversammlung mit dem sich anschließenden Vortrag im Januar und noch eine andere Versammlung im Oktober ausfallen. Nur zwanglose Zusammenkünfte im gemeinsamen Wirtshauszimmer oder in einer Gartenwirtschaft konnten stattfinden, wodurch natürlich selbst das Halten kleinerer Vorträge ausgeschlossen war. Auch im Jahr 1918 fand erst am 2. Mai eine Monatssitzung statt, sie war zugleich die ordentliche Hauptversammlung, die sonst immer im Januar getagt hatte. Die drei Monats­ versammlungen vom Oktober bis Dezember, also nach der Sommerpause, konnten dann wieder stattfinden. Wie gerne hätte man auf diese Vergünstigung verzichtet, wenn nicht der unsagbare Schmerz über unser Vaterland gekommen wäre, daß es niedergeworfen wurde und daß es nun für ab­ sehbare Zeit den Siegernationen ein Ausbeutungsobjekt, ein Spielball ihrer Launen geworden ist. Ganz freudlos verlief aber auch das leidvolle Jahr 1918 nicht für den Verein. Am 16. Juli feierte der erste Direktor am Germanischen Museum, Geheimer Hofrat Dr. h. c. Gustav v. Bezold seinen 70. Geburts­ tag. Derselbe hatte sich, wie dies schon oben im Vorbei­ gehen bemerkt wurde, als langjähriges Ausschußmitglied, dann auch durch Vorträge in den Monats Versammlungen sowie durch seine Bemühungen um das Zustandekommen der größeren Publikationen des Vereins in hohem Maße um diesen verdient gemacht. Am Vormittag des 16. Juli begaben sich daher der erste und zweite Vorstand, Archivrat Dr. Mum­ menhoff und Direktor Dr. Hampe, samt dem ersten Schrift­ führer, Kustos Dr. Reicke, in das Amtszimmer des Jubilars, um ihm die Glückwünsche und den Dank des Vereins zum Ausdruck zu bringen. Dr. v. Bezold gab zugleich mit seinem Dank der Versicherung Ausdruck, daß er sich, soweit es in seinen Kräften stehe, der Mithilfe an den Aufgaben des Ver­ eins nicht entziehen werde. Am 22. Dezember 1918 feierte dann auch der

59 i. Vorsitzende Archivrat Dr. Ernst Mummenhoff, seinen siebenzigsten Geburtstag. Der Verein glaubte zu diesem Tage seinem Dank einen besonderen Aus­ druck geben zu müssen. In Kreisen des Ausschusses wurde der Beschluß gefaßt, durch eine freiwillige Sammlung die Mittel aufzubringen für die Herstellung einer künstlerischen Adresse, die der bewährten Meisterhand des Landschafts­ malers Ernst Loesch anvertraut wurde. In Form eines Diptychons, gediegen in Leder gebunden, schwarz mit Ver­ goldung, zeigt die Adresse rechts eine fein und liebevoll in Aquarellfarben gemalte, im Schmuck des ersten Grüns und der Obstblüte prangende Stadtmauerpartie mit Ausblick auf die Burg von Süden. Darüber sind, von einem Kranze um­ geben, die beiden Wappen der Stadt Nürnberg angebracht, darunter sieht man die Burgstraße mit dem alten Prediger­ kloster, dem heutigen städtischen Archiv und der Stadt­ bibliothek, und zwar fällt der Blick gerade auf die Fenster des Arbeitszimmers des Jubilars, während im Hintergründe das Rathaus erscheint, so daß die historischen Gebäude Nürn­ bergs, denen Dr. Mummenhoff seine Forschertätigkeit in besonderem Maße gewidmet hat, die Burg und das Rathaus, beide in der Adresse vereinigt erscheinen. Der Wortlaut derselben — auf der linken Seite — möge auch an dieser Stelle gebracht werden: Herrn Archivrat Dr. h. c. Ernst Mummenhoff zu seinem siebzigsten Geburtstage. Wenn auch die Zeiten ernst und schwer sind wie nur je zuvor, so möchte der Verein für Geschichte der Stadt Nürnber den Tag, an dem Sie, hochgeehrter Herr Archivrat, das siebzigste Lebensjahr vollenden, doch nicht vorübergehen lassen, ohne Ihnen von ganzem Herzen zu dem hohen Feste Glück gewünscht und seinen wärmsten Dank zum Ausdruck gebracht zu haben für alles, was Sie dem Vereine gewesen, für die reichen Gaben, die Ihrem umfassenden Wissen und Ihrer bewunderungswürdigen Arbeitskraft nun bereits seit viertehalb Jahrzehnten entströmt sind, und die Sie uns noch heute in unverminderter Fülle spenden. Verehrt doch der

6o Verein in Ihnen einen seiner Gründer und eines der ältesten Mitglieder seines Ausschusses und Vorstandes, den hoch­ verdienten Herausgeber seiner Zeitschrift und seit nunmehr acht Jahren auch seinen nimmer rastenden ersten Vor­ sitzenden, und ist er sich doch voll bewußt, wie Wertvolles und Bedeutendes Sie für die Aufhellung der Geschichte un­ serer lieben Stadt Nürnberg geleistet haben und wie solche mit tiefstem Verständnis gepaarte Liebe und Aufopferung im Dienste der ortsgeschichtlichen Forschung bei Ihnen, hoch­ geehrter Herr Archivrat, als geborenem Westphalen doppelt hoch anzuerkennen ist. Möchte Sie der weithin sichtbare Erfolg Ihres unermüdlichen Schaffens und dieser unser auf­ richtiger und heißer Dank nach so viel Mühe und Arbeit mit freudigster Genugtuung erfüllen. Nürnberg, den 22. Dezember 1918. Der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Die Ueberreichung der Adresse fand am Vormittag des 22. Dezembers, zufällig einem Sonntag, in der Wohnung des Jubilars statt durch eine Deputation, bestehend aus den beiden Schriftführern, denen sich auch der erste Direktor des Germanischen Museums, Geheimer Hofrat Dr. v. Bezold, an­ geschlossen hatte. An Stelle des gerade auswärts befind­ lichen, durch Verkehrsschwierigkeiten an der rechtzeitigen Rückkehr verhinderten zweiten Vorsitzenden, des Direktors Dr. Hampe, übernahm es der erste Schriftführer Dr. Reicke die Adresse zu übergeben und dazu einige einleitende Worte zu sagen, um der Dankbarkeit des Vereins und den Beweg­ gründen, die ihn zu dieser besonderen Ehrung veranlaßt hatten, Ausdruck zu geben. Der Gefeierte dankte mit beweg­ ten Worten, indem er hervorhob, daß ihn in seiner Tätigkeit in Nürnberg immer zwei Sterne geleitet hätten, das Wohl, die Ehre und die Geschichte der Stadt Nürnberg und das Ge­ deihen des Vereins. So lange seine Kräfte reichten, werde er es an der Arbeit für diese beiden Ziele nie fehlen lassen. Es sei übrigens bemerkt, daß die freiwillige Sammlung für die Adresse den ansehnlichen Mehrbetrag von 520 Mark ergab. Dieser Betrag wurde dem Jubilar zur freien Ver-

6i fügung gestellt, der ihn für die Zwecke der Herstellung des Werkes über die Lorenzkirche bestimmte*). Das folgende Jahr 1919 verlief hinsichtlich der Vereins­ tätigkeit wieder annähernd normal. Die Monatsversammlun­ gen wurden wieder wie sonst gehalten, diesmal sogar ihrer acht. Außerdem begann der 1. Vorsitzende Dr. Mummenhoff mit einer wichtigen Neuerung, mit den Führungen. Es war wohl schon früher gelegentlich dazu Anregung gegeben worden, so von dem bayerischen Generalkonservator, nun­ mehr Geheimrat Dr. Hager und dem verstorbenen Schatz­ meister Heinrich Enslin, Mummenhoff aber setzte den Ge­ danken in die Tat um. Er begann auch gleich selber damit, indem er, etwas spät im Jahre, aber bei klarem, frostfreiem Wetter am Samstag den 29. November, nachmittags um 3 Uhr, durch die Burg führte und überall die nötigen Erklärungen gab (s. den Jahresbericht über 1919, S. 19 f.). Die Fortsetzung fand dann erst wieder im nächsten Jahre, in der besseren Jahreszeit statt. Der Gedanke ist seitdem nicht fallen gelassen worden. Jedes Jahr fortan haben immer je drei bis fünf Führungen stattgefunden. Sie waren fast immer gut besucht. Dr. Mummenhoff führte außer durch die Burg noch über den Hauptmarkt (1920) und durch das Rathaus (1922), Direktor Dr. Zimmermann zweimal (1921 f.) durch das Germanische Museum, Dr. Hampe gleichfalls zweimal (1920 f.) durch die Lorenzkirche, eine Aufgabe, der sich ebenso wie der Führung durch die Sebalduskirche auch Geheimrat Professor Dr. Schmitz, der Restaurator dieser beiden Kirchen, unterzog (1920). Durch die Sebalduskirche führte 1920 auch Dr. F. T. Schulz, der außerdem 1923 auch die Egidienkirche mitsamt dem Landauerkloster und 1925 die Jakobskirche zeigte. Dr. Fries führte 1924 durch die neuhergerichtete Katharinenkirche und die interessanten Kreuzgänge des ehemaligen Katharinenklosters, Oberst­ leutnant a. D. Hans Freiherr v. Imhoff zeigte 1922 die noch heute der Patrizierfamilie der Imhoff zugehörige, dem Pub­ likum §onst verschlossene Rochuskapelle, wobei er durch die *) S. oben S. 39. Die Schilderung der Feier nach dem Jahres­ bericht über das 41. Vereinsjahr 1918, S. 19 ff.

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fachmännischen Ausführungen von Geheimrat Schmitz freundlichst unterstützt wurde. Dr. Reicke sprach 1924 in der Marthakirche über diese Kirche und erörterte dabei die interessanten Streitfragen über die Bühne des Hans Sachs, wozu Stadtpfarrer Christoph Fikenscher noch einige dankens­ werte Angaben über die Geschichte der reformierten Ge­ meinde in Nürnberg machte. Im Jahre 1926 führte Dr. Reicke im Verein mit dem städtischen Verwaltungsoberinspektor Wilhelm Neubauer durch das für die meisten Teilnehmer gewiß ganz neue und daher allerlei Ueberraschungen bietende Innere des Heil. Geistspitals. Wiederholt wurden auch die Ausstellungen der Stadtbibliothek und der beiden Nürn­ berger Archive, des bayerischen Staatsarchivs, früher Kreis­ archivs, und des Städtischen Archivs besucht. So zeigte und erläuterte Bibliotheksdirektor Dr. Bock 1922 eine von ihm veranstaltete Ausstellung alter und neuerer interessanter Bucheinbände, 1923 die Ausstellung von Plänen und Ansich­ ten zur Nürnberger Topographie, 1925 die ReformationsGedächtnisausstellung, 1926 eine Ausstellung alter Buch­ malerei, 1928 (wenn wir den behandelten Zeitraum hier etwas weiter ausdehnen dürfen) die anläßlich des Dürerjahrs ebenso wie die vorgenannten von ihm eingerichtete Ausstellung „Nürnbergs Kultur zu Dürers Zeit“. Oberarchivrat, nunmehr Archivdirektor Dr. Altmann konnte schon 1921 die urkund­ lichen und sonstigen archivalischen Schätze des seiner Hut anvertrauten Staatsarchivs zeigen, eine Aufgabe, die er 1923 (zweimal) und neuerdings 1928 wiederholte. Es ist natür­ lich, daß er in der Ausstellung des heurigen Jahres besonders auch Dürer berücksichtigt hatte. Auch der Schreiber dieses, Dr. Reicke, hat wiederholt in den in den Erdgeschoßräumen •des Städtischen Archivs bezw. der Stadtbibliothek veranstal­ teten Ausstellungen den Führer gemacht. So zeigte er 1921 zweimal die früher beständig als Schaustück dienende Zimeliensammlung, eine Auslage von wertvollen, meist mit Miniaturen geschmückten Handschriften und alten Drucken der Stadtbibliothek und zum kleineren Teil des Städtischen Archivs, 1924 führte er durch die von ihm eingerichtete Aus­ stellung von Porträtstichen und -Holzschnitten von Niirn-

63 bergern aller Stände, 1927 zeigte er eine Auslage von Archivalien, sozusagen des Handwerkszeugs des Nürnberger Lokalhistorikers, und im Dürerjahr 1928 die Ausstellung „Albrecht Dürer im Gedächtnis der Nachwelt“. Auch die beiden leztgenannten Ausstellungen waren von ihm besorgt worden. Neuerdings sind auch mit Führungen verbun­ dene Ausflüge in Aufnahme gekommen, nachdem der vereinzelte Ausflug, den der Verein am 17. Juni 1906 nach Weißenburg a. S. und zur Fossa Carolina, übrigens bei herrlichstem Wetter und unter der kundigen Führung der Herren Kommerzienrat Friedrich Tröltsch und Gymnasial­ lehrer Dr. Friedrich Beck unternommen hatte, so gut wie, völlig in Vergessenheit geraten war. Am Sonntag den 13. Juni 1926 wurde die Kloster- und Kirchenruine Gnaden­ berg besucht und durch Dr. Reicke erläutert. Bei dieser Gelegenheit machte Rechtsrat Stoer durch Altdorf den kun­ digen Führer. Der für den Nachmittag angesetzte Besuch der Ruine Heimburg erlitt durch ein starkes Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen, der den Teilnehmern an dem Ausflug wegen der stark angeschwollenen Bäche und Gräben fast die Rückkehr unmöglich machte, eine arge Störung. Am Samstag den 25. September 1926, nachmittags, hatte Major a. D. Pickel in Zirndorf die Freundlichkeit, durch das Gelände der Schlacht an der Alten Veste zu führen. Im nächsten Jahre 1927, Samstag den 28. Mai, nachmittags, führte Architekt Dr. Nagel zu der von ihm angenommenen vorgeschichtlichen nordsüdlichen Handelsstraße hinter Erlen­ stegen und Mögeldorf. Am 25J26. Juni 1927, also an zwei Tagen, einem Samstagnachmittag undSonntag, unternahm der Verein sogar einen sehr viel weiteren Ausflug, nämlich nach Schwäbisch-Hall, wo Studiendirektor Dr. A. Krehl, vielen Mitgliedern schon durch einen früheren Vortrag am 18. Dezember 1924 vorteilhaft bekannt, in liebenswürdigster Weise den Führer machte. Dabei wurden noch Klein- und Großkomburg mitgenommen, am Sonntagnachmittag auch noch Stöckenburg und das malerisch gelegene Vellberg besichtigt. Am Sonntag den 24. Juni 1928 endlich, um

64 wieder etwas vorzugreifen, besuchte eine größere Zahl von Mitgliedern im Verein mit einer Anzahl Herren und Damen vom Historischen Verein für Mittelfranken in Ansbach den Markt und das Schloß Cadolzburg, in dem Graphiker Valen­ tin Fürstenhöfer die nötigen Erläuterungen gab und Regie­ rungsrat Engelbrecht auch in den gewöhnlich nicht zugänglichenRäumen herumführte. Von Cadolzburg wurde am Nach­ mittag auch Roßtal besucht, wo Bürgermeister Eckstein und Hauptlehrer Rohn sich den fremden Gästen bereitwilligst als Führer zur Verfügung stellten. Die Führungen erfreuten sich im allgemeinen eines sehr guten Besuchs, manchmal waren es an die hundert Teil­ nehmer, Herren und Damen. Man darf auch sagen, daß sie einem wirklichen Bedürfnis entgegenkommen, nur gilt auch hier der Satz, den wir für die Vorträge feststellen mußten, daß diejenigen Herren, die vielleicht am meisten als kunst­ geschichtlich wie historisch gleichermaßen orientierte Sach­ kenner in Betracht kommen, meist allzusehr durch eine Fülle anderer Arbeiten in Anspruch genommen sind. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß die Teil­ nahme von Damen an den Veranstaltungen des Ver­ eins keineswegs etwas Althergebrachtes ist, daß diese Ge­ pflogenheit vielmehr erst in der Zeit nach dem Kriege (oder sollen wir schreiben, nach der Revolution?) allgemeiner ge­ worden ist. Zwar, das Jubelfest des Vereins im Jahre 1903 konnte wohl nur durch die Gegenwart von Damen sein fest­ liches Gepräge bekommen, auch die Versammlungen anderer Vereinigungen hier am Orte wären ohne die Teilnahme des weiblichen Elements wohl etwas freudlos verlaufen. Sonst aber fand das gelegentlich geäußerte Verlangen selbst hoch­ gebildeter Damen, auch an den gewöhnlichen Monats­ versammlungen mit ihren wissenschaftlichen Vorträgen teil­ nehmen zu dürfen, früher wenig Gegenliebe beim Ausschuß und bei der Vorstandschaft. Nicht, daß man es den Damen verwehrt hätte, zu kommen, davon war nie die Rede, ja man hörte wohl die Meinung, die Frauen, wenn sie öfters kämen, könnten wohl gar ihre Männer nach sich ziehen. Indes, zu einer förmlichen Einladung kam es nie, und die Damen fühlten

65 eben selber, daß man sie nicht eigentlich gern sah, und so blieben sie daher lieber freiwillig fort. Und heute? Heute dürfte es wohl auch unter den noch so sehr am Alten hän­ genden Mitgliedern des Vereins nicht einen geben, der sich durch die Anwesenheit von Damen in den Monatssitzungen ernstlich geniert fühlte. Trotzdem, um noch ein Uebriges zu sagen, seien die Damen — solche von Beruf wie Ehe­ frauen und Töchter — zu allen Veranstaltungen des Vereins hiermit ausdrücklich eingeladen. Insbesondere werden wir uns freuen, wenn sie zu den Ausflügen recht zahlreich erscheinen und dadurch zur Hebung der geselligen Beziehun­ gen unter den Mitgliedern beitragen wollten. Noch eine andere für den Verein wichtige Neuerung verdanken wir dem ersten Vorstand, Dr. Mummenhoff, in der Zeit nach dem Kriege. Während bis dahin die „Klei­ nen Abende“ (s. oben S. 15) fast ausschließlich der ge­ selligen Unterhaltung gedient hatten, wobei naturgemäß Fragen aus der Geschichte der Stadt das beliebteste Thema gewesen waren, ohne daß doch darüber von einem der An­ wesenden anders als nur ausnahmsweise regelrecht vor­ getragen worden wäre, wurde es seit dem Jahre 1921 üblich, daß einer, manchmal auch zwei oder mehr der erschienenen Teilnehmer wertvolle historische Mitteilungen machten, die sich nicht selten zu förmlichen Vorträgen gestalteten. Doch geschah dies in mehr zwangloser Weise, wozu schon die Sitte, die ehemals auch in den größeren Sitzungen herrschte, diese Abende bei Bier und Tabak abzuhalten, einlud. Es konnten Zwischenfragen gestellt werden und meist ergab sich ganz von selbst die Gelegenheit zu einer anregenden Aussprache. Seit dem Jahre 1922 wird über diese Abende auch Buch geführt, d. h. es werden die behandelten Themen mit Nennung des Vortragenden in den Jahresberichten des Vereins angegeben. Unsere Mitglieder könnten daraus ersehen, daß man sich hier nicht so ängstlich an das rein örtliche Interesse gebunden fühlte. Die Referate über all­ gemein interessierende Bücher oder Gegenstände waren nicht ganz selten, wenn auch natürlich die Nürnberger Be­ treffe, diese aber von außerordentlich mannigfaltigem Inhalt, 5

66 überwogen. Was diese Kleinen Abende für die Vortragenden wie für die Zuhörer so angenehm macht, ist der Umstand, daß man auch etwas nicht völlig Durchgearbeitetes bieten kann und daß die Zuhörer ihre Einwürfe oder Ergänzungen nicht vor einer größeren Korona, vor der sie sich vielleicht scheuen würden, sondern nur in einem kleinen Kreise, der sie nicht befangen macht, vorzubringen brauchen. Der Kreis der Mitglieder, der sich zu diesen Kleinen Abenden, die, wie schon oben erwähnt, an den zweiten Don­ nerstagen im Monat, manchmal auch während des Sommers, stattzufinden pflegen, versammelte, war meist ein sehr klei­ ner, es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, daß jedes Mitglied nicht nur die Berechtigung hat, dazu zu erscheinen, sondern daß es auch freundlichst dazu eingela­ den ist. Wenn nun auch das Vereinsleben, nicht unwesentlich befruchtet durch die erwähnten angenehm empfundenen Neuerungen, in den ersten Jahren nach dem Krieg ein wiederum recht reges war, so standen wir doch alle unter dem niederdrückenden und jedem Patrioten das Herz be­ klemmenden allgemeinen Leid, in das sich das geschlagene und obendrein durch die inneren Unruhen zerrissene Deutsch­ land zu fügen hatte. Der Verein, der sich die Politik nach der Gepflogenheit aller wissenschaftlichen Vereine natür­ lich gänzlich fernhalten muß, hat doch auch einmal zu dem unsagbaren Weh, das über uns gekommen, durch den Mund seines ersten Vorsitzenden Stellung genommen. Am 20. Ok­ tober 1921 verlas Archivdirektor a. D. Dr. Mummenhoff unter tiefer Ergriffenheit der Versammelten einen Protest gegen den Raub des halben Oberschlesiens und dessen Aus­ lieferung an eine nur durch die Stärke unserer westlichen Feinde sich aufrecht erhaltende Macht, die ihre kulturellen Errungenschaften im wesentlichen nur dem Deutschtum, das sie zu vernichten suche, zu verdanken habe. Der Protest ist abgedruckt im Jahresbericht über das 44. Vereinsjahr 1921, S. 27 ff. und ist auch in der Nürnberger Tagespresse im Druck erschienen. Unangenehm war die nach dem unglücklichen Kriege

6; infolge Kohlen- und Lichtmangels notwendig gewordene Polizeistundenherabsetzung — gelegentlich sogar bis auf 9 Uhr abends! Dergleichen Kleinigkeiten sind bald ver­ gessen und wurden auch damals mit Humor ertragen. Ein ernstlicheres, für den Verein jedoch nur vorübergehendes Leid — leider aber wohl kaum für viele seiner Mitglieder — schuf die entsetzliche Geldverschlechterung, die in den näch­ sten Jahren nach dem Kriege eintrat. Darunter mußten naturgemäß am meisten die Vereinspublikationen leiden. Es wurde in unserem Bericht wiederholt schon davon gespro­ chen. Erschien schon das 1919 herausgekommene 23. Heft mit stark verminderter Bogenzahl — es zählt nur 143 Sei­ ten — so war die Herausgabe des 24. Heftes — es sollte eine 260 Seiten starke Arbeit des jetzigen Hochschulprofessors bei Weihenstephan, Dr. Carl L. Sachs, über das Metzger­ gewerbe und die Fleischversorgung der Reichsstadt Nürn­ berg bringen — lange Zeit direkt in Frage gestellt. Aus eigenen Mitteln, wie dies früher der Fall war, konnte der Verein damals an eine solche Aufgabe überhaupt nicht denken. Glücklicherweise fanden sich verschiedene öffent­ liche und private Spender, allen voran der Stadtrat Nürnberg, dann die Korporationen des Metzgergewerbes, eine Reihe von industriellen Werken und Firmen und sonst noch eine große Anzahl von Privaten, die die damals un­ geheuer gestiegenen Kosten für die Drucklegung dieses Hef­ tes durch namhafte Zuwendungen auf sich nahmen. Es wäre dies aber nicht möglich gewesen, wenn sich nicht der erste Vorstand, Dr. Mummenhoff, der wahrlich nicht mühe­ losen und gelegentlich auch unangenehmen Aufgabe unter­ zogen hätte, persönlich diejenigen leistungsfähigen Firmen und Personen wegen einer Beisteuer anzugehen, bei denen er ein Interesse für die Sache des Vereins voraussetzen konnte. Daß infolge des gänzlichen Versagens aller deutschen Geldmittel der Jahresbericht über 1922 nur mit 4 Seiten statt, wie sonst, etwa 4 Bogen stark erscheinen konnte, wurde schon oben bemerkt. Im Jahre 1921 hatte der Verein wieder zu einer beson­ deren Ehrung Veranlassung, da sein langjähriges Ausschuß5*

68 mitglied, Se. Exzellenz Herr Regierungspräsident a. D. Dr. phil. h. c. Ludwig Freiherr v. Welser, der sich auch durch wiederholte Vorträge um den Verein sehr ver­ dient gemacht hat, am 6. Mai sein 80. Lebensjahr vollendete. An diesem Tage begaben sich der i. Vorsitzende, Dr. M u mm e n h o f f, und an Stelle des verhinderten 2. Vorstands und des 1. Schriftführers die beiden Ausschußmitglieder Profes­ sor Dr. F. T. S c h u 1 z und Dr. Heerwagen in die Stadt­ wohnung des Jubilars und überreichten ihm eine mit feiner kalligraphischer Kunst von Herrn Heinrich Scheuer­ mann ausgeführte künstlerische Adresse, worin dem Ge feierten der Dank des Vereins zugleich mit den aufrichtigsten Glückwünschen ausgesprochen war. Ihr Wortlaut ist im Jahresbericht über das 44. Vereinsjahr 1921, S. 5 niedergelegt. Der Jubilar zeigte sich durch diese Ehrung sehr erfreut und versicherte, daß er dieselbe als die eines Vereins, der, wie es überall hieße, einer der besten historischen Vereine sei, ganz besonders zu schätzen wisse. Auch der 80. Geburtstag eines der Gründer des Vereins und früheren langjährigen Ausschußmitgliedes, Regierungs­ rats a. D. und ehern, k. Kämmerers Christoph Frei­ herrn v. Tücher am 2. Mai 1921 verdient in der Chronik des Vereins eine besondere Hervorhebung, ebenso wie auch erwähnt werden muß, daß dem gleichfalls langjährigen frühe­ ren Ausschußmitglied, dem 1. Direktor des Germanischen Museums, Geheimen Rat Dr. phil. et ing. h. c. Gustav v. B e z o 1 d, bei seinem Wegzug von Nürnberg nach Nieder­ legung seines Amtes als Museumsdirektor in einem beson­ deren Schreiben des 1. Vorsitzenden von neuem (s. oben S. 58) der Dank des Vereins ausgedrückt wurde. Von Bedeutung wurde das Jahr 1926 für die Geschichte des Vereins durch einen Wechsel in der Vorstand­ schaft. Herr Archivdirektor a. D. Dr. phil. h. c. Ernst Mummenhoff, der seit dem Tode des unvergeßlichen langjährigen ersten Vorstands, des Justizrats Dr. phil. h. c. Georg Freiherrn v. Kreß am 1. März 1911, zuerst kurze Zeit in dessen Vertretung, dann — seit der am 27. April 1911 durch den Vereinsausschuß erfolgten Neuwahl — als

69 erster Vorstand 15 Jahre lang die Geschicke des Vereins mit Umsicht, Tatkraft und Hingabe geleitet hatte, sah sich durch sein hohes Alter und aus Gesundheitsrücksichten bewogen, sein Amt als erster Vorstand niederzulegen. Es war den Mitgliedern des Ausschusses, die schon länger von der Ab­ sicht ihres Vorsitzenden unterrichtet waren, nicht möglich, denselben zu längerem Bleiben zu bewegen. Der Rücktritt erfolgte in der Versammlung vom 15. April 1926. Am Schluß derselben verlas Dr. Mummenhoff folgende Erklärung: ,,Ich habe mich auf dringenden Rat meines Arztes ent­ schließen müssen, von der Leitung des Vereins zurückzutre­ ten. Sie können überzeugt sein, daß es mir nicht leicht geworden ist, diesen Entschluß zu fassen. Seit der Gründung im Jahre 1878 gehöre ich dem Vereine an, zu dessen Grün­ dern ich gehöre und zu dessen eifrigsten Mitgliedern — ich kann das ohne mich zu rühmen von mir sagen — ich von Anfang mich zählen darf, dessen Geschicke ich im Auf und Ab, in Freud und Leid geteilt und dessen Geschäfte ich nun seit mehr denn fünfzehn Jahren geführt habe. Ich darf sagen, daß ich stets mit ganzem Herzen am Verein gehangen habe und daß ein gutes Stück meiner Lebensarbeit dem Ver­ ein für Geschichte der Stadt Nürnberg galt, für den ich, soweit es meine Zeit und meine Kräfte gestatteten, gelebt und gestrebt habe. Um so schwerer wird es mir, von dem Verein als sein 1. Vorsitzender Abschied zu nehmen. Aber ich tue es in dem Bewußtsein, daß es an der Zeit ist, den Vorsitz bei meiner geschwächten Gesundheit und bei dem sich mehr und mehr bemerkbar machenden hohen Alter niederzulegen und einer jüngeren leistungsfähigeren Kraft zu übergeben. Allen, die mich während einer Reihe von Jahren im Verein in so wirksamer und freundlicher Weise unterstützt haben und deren Vertrauen und, ich darf wohl sagen, deren Freundschaft ich in so hohem Maße zu genießen stets die große Freude hatte, spreche ich bei dieser Gelegen­ heit meinen verbindlichen und herzlichen Dank aus. Ich habe vom Verein viel empfangen, manche Anregung hat er mir gegeben und, des bin ich überzeugt, so manche Arbeit hätte ich nicht unternommen und durchgeführt, wenn der Verein

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nicht gewesen. Möge er sich in Zukunft weiter kräftig ent­ wickeln und durch seine Arbeiten und Veröffentlichungen stets unter den ersten und besten historischen Vereinen Deutschlands zu finden sein. Ich lege die Geschäfte in die Hand des 2. Vorsitzenden, Herrn Museumsdirektor Dr. Hampe“. Direktor Dr. Hampe gab darauf namens des Vereins seinem größten Bedauern Ausdruck, daß sich Herr Archiv­ direktor Dr. Mummenhoff nun doch zu diesem lange befürch­ teten Schritte entschlossen habe. Leider wäre es ein aus­ sichtsloses Bemühen, denselben in seinem Entschlüsse wan­ kend machen zu wollen. Herr Dr. Mummenhoff sei so lange mit den Traditionen des Vereins verbunden gewesen, er habe für denselben soviel getan und gewirkt, daß nur schwer wieder ein gleich guter Vorstand möglich sein werde. Er hege die Hoffnung, daß der vom Vorsitz Scheidende dem Verein auch weiterhin ein treuer Berater sein werde. Jeden­ falls bäte er Herrn Dr. Mummenhoff, ihm den aufrichtigsten und herzlichsten Dank des Vereins zum Ausdruck bringen zu dürfen. In der sich darauf anschließenden Ausschußsitzung — satzungsgemäß wählt nicht die Hauptversammlung, sondern der Ausschuß für sich den ersten Vorstand und die andern Chargen — wurde der bisherige erste Schriftführer, Archiv­ direktor Dr. Emil R e i c k e, der Leiter des städtischen Archivs, einstimmig zum ersten Vorstand gewählt. Derselbe nahm die Wahl dankend an. In der ersten nach der Sommer­ pause stattfindenden Monatsversammlung vom 21. Oktober nahm er die Gelegenheit war, seinen Dank auch öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Er erklärte, daß es ihm nicht leicht geworden wäre, diese Wahl anzunehmen. Diese seine Bedenken bestünden auch heute noch zu Recht. Handelte es sich doch für ihn darum, das Erbe zweier Männer anzutreten, die sich durch Umsicht, Tatkraft und Hingabe um den Ver­ ein die größten Verdienste erworben hätten. Der neue Vor­ sitzende hoffe die Geschäfte des Vereins um so leichter füh­ ren zu können, je mehr er auf die Unterstützung und die tätige Mitarbeit der Mitglieder rechnen dürfe. Er sprach insbesondere die Bitte, zugleich aber auch die Hoffnung aus,

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daß alle sachlichen und persönlichen Differenzen möglichst in Frieden ausgemacht werden möchten. Was nun unseren damals zurückgetretenen Vorstand, Herrn Dr. Mummenhoff, anbetrifft, so hat dieser, ein Mit­ begründer des Vereins, 15 Jahre lang an dessen Spitze gestan­ den. Die weitaus größere Zahl dieser Jahre fiel in die schwere Kriegszeit und in die wirtschaftlich vielleicht noch schwerere Zeit nach dem Kriege. Es bedurfte, wie wir dies hier noch einmal hervorheben wollen, einer großen Energie und großer Bemühungen, mancher unbequemen Fahrt und auch so man­ chen vergebenen Ganges, um allein die Mittel aufzubringen, auch nur die nötigsten Veröffentlichungen des Vereins auf dem Laufenden zu erhalten. Um das innere Vereinsleben hat sich Dr. Mummenhoff namentlich dadurch verdient ge­ macht, daß er für die Sommerszeit die Führungen und für die Kleinen Abende die Uebung eingeführt hat, kleinere Vor­ träge mit sich anschließender zwangloser Aussprache zu ver­ anstalten. Jahr für Jahr, oft in einem Jahre mehrmals und wiederholt für andere eintretend, hat er selber in den größeren Monatsversammlungen, wie in den kleineren Sitzungen Vor­ träge gehalten, die wichtige und interessante politische, kul­ turhistorische, topographische, usw. Stoffe zum Inhalt hatten und bei aller quellenmäßig gründlich fundierten Unterlage doch die Hörer durch anschaulichen, lebendigen Vortrag zu fesseln wußten. Die Burg, der Markt, das Rathaus versam­ melten wiederholt eine große Schar von Teilnehmern* zu seiner von einer lauten, weit vernehmbaren Stimme vortreff­ lich unterstützten sachkundigen Führung. Die „Mitteilun­ gen“ sind voll von größeren und kleineren Darbietungen aus seiner Feder. Außerdem besorgte Dr. Mummenhoff schon seit vielen Jahren die Redaktion dieses wissenschaftlichen Organs des Vereins, eine schwierige und verantwortungs­ volle Aufgabe, sowohl was die Sammlung und Prüfung der einzelnen Beiträge als auch namentlich, was die Korrekturen anbetrifft. Daß auch die Zusammenstellung des Vortrags­ programms sowie die sonstigen Unternehmungen des Vereins eine oft recht zeitraubende Korrespondenz erforderten, ist selbstverständlich.

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Um nun seinem Dank an den bisherigen Vorsitzenden auch äußerlich einen sichtbaren Ausdruck zu geben, beschloß der Ausschuß, eine Porträtmedaille Dr. Mummenhoffs herstellen zu lassen, die seine Züge, in Erz gegossen, auch für eine ferne Nachwelt aufzuheben bestimmt ist. Die Medaille, von einem Durchmesser von n cm, stellt den Gelehrten im Profil, nach rechts blickend, dar. Die Modellierung ist eine vorzügliche, der charakteristische Kopf des Gefeierten gut getroffen. Die Umschrift lautet ,, Archiv direktor Dr. h. c. Ernst Mummenhoff“. Auf der Rückseite sieht man, mit Bändern und Eichenlaub verziert, einen auf­ geschlagenen Kodex mit daranhängendem Siegel, an den Seiten zwei Wappen, den alten einköpfigen Reichsadler, wie er an der Ostseite des Rathauses zu sehen ist, und den halben Adler mit dem sogenannten Schwabenfeld, das alte reichs­ städtische Wappen der Stadt Nürnberg. Darüber steht ,,Patriae et litteris“ (dem Vaterland und der Wissenschaft), darunter in römischen Ziffern die Jahreszahl 1926. Der Künstler ist der hiesige bewährte Bildhauer Wilhelm Theo Krauß, der Guß wurde in der Kunstgießerei von Mayr & Oberndorfer in München hergestellt. Außer für Herrn Dr. Mummenhoff selbst und seine Familie wurden Exemplare hergestellt zum Aufheben beim Geschichtsverein, im Städtischen Archiv, in der Stadtbibliothek und im Ger­ manischen Museum, doch steht es selbstverständlich Freun­ den des Gefeierten und des Vereins sowie allen Liebhabern der Medailleurkunst jederzeit frei, sich ein eigenes Exemplar herstellen zu lassen. Die Kosten dafür sind keine un­ erschwinglichen. Noch eine weitere besondere Ehrung glaubte der Verein seinem langjährigen hochverdienten ersten Vorstand widmen zu müssen. In der Hauptversammlung vom 20. Januar 1927 wurde, auf Antrag des Vorsitzenden namens des Vereins­ ausschusses, einstimmig der Beschluß gefaßt, Herrn Archiv­ direktor Dr. Mummenhoff zum Ehrenvorsitzen­ de n zu ernennen. Der erste Vorstand Dr. Reicke brachte dem erst etwas später in der Versammlung Erschienenen diese Ehrung zur Kenntnis. Er gedachte der Verdienste

73 Herrn Dr. Mummenhoffs im einzelnen, die den Verein zu diesem Ausdruck seiner Dankbarkeit bewogen hätten. Er wünschte dem Gefeierten alles Gute für ihn selbst und seine Familie und einen langen gesegneten Lebensabend, wobei er zugleich die Hoffnung aussprach, daß der Verein sich auch ferner seines Rates und noch so manchen Vortrags, manches schriftlichen Beitrags aus seiner Feder zu erfreuen haben werde. Herr Archivdirektor Dr. Mummenhoff dankte mit bewegten Worten. Er versicherte, daß ihm seine Arbeit für den Verein immer eine Herzenssache gewesen wäre und daß er sich, soweit es in seinen Kräften stehe, auch fernerhin dessen Wohl werde angelegen sein lassen. Er schloß mit den Worten: „Vivat, crescat, floreat der Verein für Ge­ schichte der Stadt Nürnberg“ *). Die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden wurde Herrn Dr. Mummenhoff durch eine von Herrn Heinrich Scheuermann sehr schön geschriebene, mit gemalten Initialen versehene Urkunde auch noch schriftlich bekundet. Seine Stelle als Ausschußmitglied ließ Dr. Mummenhoff sich bewegen beizubehalten. Wünschen wir ihm auch an dieser Stelle körperliche Gesundheit und die alte Rüstigkeit des Geistes, die ihm solange beschieden war, auf daß er noch viele Jahre sich und den verehrten Seinigen, der Wissenschaft und dem Verein erhalten bleibe. Wertvolle Aufsätze aus seiner Feder in der Tagespresse haben jedenfalls bewiesen, daß er auch nach seinem Rücktritt vom Vorsitz seine verdienstvolle Tätigkeit als Gelehrter nicht aufgegeben hat. Die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden war in der Ge­ schichte des Vereins etwas Neues, war auch in den Satzungen des Vereins ursprünglich nicht vorgesehen. Wohl aber erfolgte — allerdins nur in den ersten fünfundzwanzig Jahren des Bestehens des Vereins — dreimal die Wahl zu Ehren­ mitgliedern. Diese Auszeichnung ward zweien um die nürnbergische Geschichte in besonders hohem Maße verdien­ ten Gelehrten zuteil, dem früheren langjährigen Stadtarchivar Dr. Georg Wolfgang Karl Lochner (1879) und *) Vgl. Jahresbericht über das 49. Vereinsjahr 1926, S. 3—7.

74 dem Erlanger Universitätsprofessor Dr. Karl v. Hegel (1891), außerdem einem Manne, der sich durch die Ausgestal­ tung des Germanischen Museums, dann auch durch seine kunst- und kulturgeschichtlichen Arbeiten, seine Bauten, sowie als Mitgründer unseres Vereins gerade hier in Nürn­ berg ein besonders lebendiges Andenken gesichert hat, dem früheren 1. Direktor des Germanischen Museums, Dr. August v. Essenwein (gleichfalls 1891). Daß dieser hochverdienten Männer auch bei ihrem Hinscheiden — sie starben alle noch vor dem fünfundzwanzigjährigen Jubiläum des Vereins — in Beileidsbezeugungen und Nekrologen seitens des Vereins besonders ehrenvoll gedacht wurde, ist selbstverständlich *). Auch noch viele andere eifrige und dienstbereite För­ derer und Anhänger hat der Verein im Laufe der fünfzig Jahre seines Bestehens durch den Tod verloren. Wir wieder­ holen hier die Liste der Toten, die Freiherr v. Kreß auf S. 53 seines Rückblicks gegeben hat. Es starben in den ersten 25 Jahren die Herren: K. k. Major a. D. Georg Freiherr v. Imhoff (f 1881), Direktor der Kunstgewerbeschule Adolf Gnauth (f 1884), 2. Direktor des Germanischen Museums Dr. Karl Frommann (f 1887), 1. Bürgermeister der Stadt Nürnberg Otto Freiherr v. Stromer (f 1891), k. Advokat und Rechtsanwalt Bernhard Hartmann (f 1892), das Ehren­ mitglied des Vereins 1. Direktor des Ger­ manischen Museums Geheimrat August v. Essenwein (f 1892), Universitätsprofessor a. D. Dr. Adolf Freiherr v. Scheurl (f 1893), Hofbuchhändler Sieg­ mund Soldan (f 1894), Landgerichtsrat Dr. Adolf Cnopf (t 1896), Kustos am Bayerischen Gewerbemuseum Dr. Otto v. Schorn (f 1899), Kreisarchivar Dr. Alfred Bauch (f 1902), k. b. Major a. D. Wilhelm Freiherr v. Imhoff (f 1903). Es waren dies sämtlich Ausschußmitglieder und nur solche wur­ den damals in die Liste aufgenommen. Wenn wir aber auch der durch Vorträge, Aufsätze in den „Mitteilungen“ oder sonstwie um den Verein verdienten Männer gedenken woll*) Näheres über diese Ehrungen s. im 16. Heft der Mitteilun­ gen, S. 49—53.

75 ten, so wäre diese Liste noch um einige Namen zu erweitern. Es starben 1882 das erste Ehrenmitglied des Ver­ eins, StadtarchivarDr. G. W. K. L o c h n e r, 1890 Kustos an der Stadtbibliothek Johann Paul Priem, 1898 Kauf­ mann Ludwig Rösel, 1899 der Dialektforscher Georg Lehmann, Landgerichtsassesor a. D., 1901 das Ehren­ mitglied des Vereins, Universitätsprofes­ sor Geheimrat Dr. Karl v. Hegel und k. Pfarrer und Kapitelssenior Max Kraußold. In den letzten fünfundzwanzig Jahren wurden dem Ver­ ein folgende verdiente Mitglieder und Mitarbeiter durch den Tod entrissen: 1905 der 2. Direktor des Germanischen Museums Hans Bösch, Ausschußmitglied und langjähriger 1. Schriftführer des Vereins, und k. b. Generalmajor z. D. Alexander Ritter v. Dotzauer; 1906 Professor an der Kunst­ gewerbeschule Friedrich Wanderer, Ausschußmitglied; 1907 Buchhändler Magistratsrat Hugo Barbeck und Architekt Theodor Eyrich; 1908 Zivilarchitekt Karl Freiherr v. Haller, durch wiederholte Geschenke an den Verein um diesen ver­ dient; 1909 Konsistorialrat Georg Bohrer, zuletzt in Ans­ bach; 1910 Oberstudienrat und Gymnasialrektor Friedrich Mayer, zuletzt Ausschußmitglied, und der Architekt Pro­ fessor an der Kunstgewerbeschule Konradin Walther; 1912 Stadtpfarrer Rudolf Hagen und Medizinalrat Bezirksarzt a.D. Dr. Friedrich Lochner; 1914 Geh. Hofrat Dr. Robert Ritter v. Pöhlmann, Universitätsprofessor in München, früher in Erlangen, einer der Micgründer und ersten Ausschußmitglie­ der des Vereins, und im gleichen Jahre Dr. Hans Stegmann, früher 2. Direktor des Germanischen Museums, zuletzt Direktor des Bayer. Nationalmuseums in München, und Ober­ studienrat Gymnasialrektor a. D. Dr. Wilhelm Vogt; 1915 Dr. August Gebhardt, ao. Universitätsprofessor in Erlangen; 1918 Professor Dr. Paul Ree, Bibliothekar an der Bayeri­ schen Landesgewerbeanstalt, und Joh. Christoph Stahl, Kauf­ mann, zuletzt Privatier, früher im Ausschuß als Schatz­ meister tätig; 1919 Professor Dr. Stefan Donaubauer und Numismatiker Karl F. Gebert; 1920 Apotheker Hermann Peters, zuletzt in Hannover-Kleefeld ansässig; 1921 per-

76 sischer Generalkonsul und Großkaufmann Emil Richter in München (er hatte noch kurz vor seinem Tode dem Verein eine ansehnliche Geldschenkung gemacht); 1922 Land­ gerichtsrat Dr. Eugen Collard, verdientes Ausschußmitglied, und kgl. Kämmerer und Regierungsrat a. D. Christoph Frei­ herr v. Tücher, gleichfalls durch langjährige Zugehörigkeit zum Ausschuß und verschiedene Zuwendungen um den Ver­ ein sehr verdient; 1923 Hochschulprofessor Dr. Siegmund Günther in München und 1924 Reichsarchivrat Dr. Hermann Knapp in München, früher Kreisarchivar hier und Aus­ schußmitglied, Privatier Joh. Luckmeyer in Nürnberg, früher Ausschußmitglied und Schatzmeister des Vereins; 1925 Ober­ studienrat Dr. Ludwig Wolfram, zuletzt in Frankenthal in der Pfalz; 1926 Kaufmann Heinrich Enslin, Ausschuß­ mitglied und längere Zeit Schatzmeister des Vereins, und Hofrat Dr. med. Siegfried Flatau; 1928 endlich Ober­ medizinalrat Bezirksarzt a. D. Dr. Hermann Federschmidt. Manche früher gern und oft in den Versammlungen des Vereins erschienene und wohl gar gern gehörte Mitglieder mußten hier übergangen werden, da sie nach ihrem Wegzug von Nürnberg aus dem Verein austraten und so diesem ganz aus den Augen gekommen sind. Man hörte wohl gelegent­ lich von dem Hinscheiden des einen oder anderen, aber aufs Ungewisse können wir dies nicht vermelden, und längere Nachforschungen anzustellen wäre zu zeitraubend gewesen. So mag es genügen, hier festzustellen, daß aller derer Namen, die einmal dem Verein ihre wissenschaftlichen Dienste gewid­ met haben, sei’s durch Vorträge oder durch Aufsätze in den Mitteilungen oder gar als Ausschußmitglieder, in unsern Jahresberichten bezw. in den Mitteilungen niedergelegt sind und so beim Studium dieser Blätter immer wieder den Nürn­ berger Geschichtsfreunden vor Augen treten werden. Aber auch diejenigen, die nicht in den Annalen des Vereins ver­ ewigt sind oder unter der großen Zahl der in der Mitglieder­ liste aufgeführten Vereinsmitglieder verschwinden, sollen ebenso wie die in unsrer Ehrenliste genannten Toten hier ihren Dank empfangen für das Interesse und die herzliche Anteilnahme, die sie, oft fast ihr ganzes Leben hindurch,

77 mehr aktiv oder rein passiv als Zuhörer und Leser den Auf­ gaben und den Darbietungen des Vereins gewidmet haben. Nach dem Vorgänge des Freiherrn v. Kreß vor 25 Jahren führen wir die Ausschußmitglieder seit dem Jahre 1903 hier namentlich auf, indem wir für die Namen der früheren auf S. 53—55 des damaligen Rückblicks verweisen. Wir be­ obachten dabei die chronologische Reihenfolge. Die Jahre, in welchen die einzelnen Herren dem Ausschuß angehörten, sowie die Aemter, welche sie versahen, fügen wir bei. Die Namen der jetzt noch dem Ausschuß angehörenden Herren sind fett gedruckt. Kreß von Kressenstein, Georg Freiherr, Dr. phil. h. c., Justizrat, 1. Vorstand 1878—1911, t 1911* Mummenhoff, Ernst, Dr. phil. h. c., städtischer Archivrat, seit 1921 Archivdir'ektor a. D., 2. Vorstand 1891—1911, 1. Vorstand 1911—1926, Ehrenvorsitzender seit 20. Januar 1927. Bösch, Hans, 2. Direktor des Germanischen National­ museums, 1. Schriftführer 1891—1905, f I9°SReicke, Emil, Dr. phil., Kustos an der Stadtbibliothek und am Städtischen Archiv, seit 1921 Archivdirektor, zweiter Schriftführer 1892—1905, 1. Schriftführer 1905—1926, 1. Vorstand seit 1926, zugleich Vereinsbibliothekar. Meyer, Max, Kommerzienrat, 1. Direktor der Vereins­ bank in Nürnberg, im Ausschuß als Schatzmeister 1903 bis 1906. v. Bezold, Gustav, Dr. phil. und Dr. ing. h. c., Geheimer Rat, 1. Direktor des Germanischen Nationalmuseums, seit 1921 im Ruhestand in Bernried und Pasing lebend, im Ausschuß 1896—1921. Knapp, Hermann, Dr. jur., Kreisarchivar in Nürnberg, zuletzt Reichsarchivrat in München, im Ausschuß 1902 bis 1904, f 1924. v. Oelhafen, Siegmund, Oberamtsrichter, später Ober­ landesgerichtsrat, jetzt im Ruhestand in Weißenburga. S., 1894—1905. Tücher von Simmelsdorf, Christoph Frei-

78 h e r r, k. Kämmerer und Regierungsrat a. D., 1892 bis 1915, f 1922. Vogt, Wilhelm, Dr. phil., Gymnasialrektor, Ober­ studienrat, zuletzt im Ruhestand, 1900—1914, f I9I4W anderer, Friedrich, Professor an der Kunstgewerbe­ schule in Nürnberg, 1881—1906, f 1906. Hampe, Theodor, Dr. phil., Konservator und Bibliothekar am Germanischen Nationalmuseum, jetzt 2. Direktor desselben, Geh. Regierungsrat, seit 1904 im Ausschuß, 2. Schriftführer 1908—1911, 2. Vorstand seit 1911. Schrotte r, Georg, Dr. phil., Kreisarchivar in Nürn­ berg, jetzt Oberarchivrat in München, im Ausschuß 1904 bis 1909. Geyer, Christian, D. Dr. phil., Hauptprediger bei St. Sebald in Nürnberg, Kirchenrat, 1906—1921. Schulz, Fritz Traugott, Dr. phil., Professor, Konservator, später Hauptkonservator am Germanischen National­ museum, jetzt hauptamtlicher Direktor der städtischen Kunstsammlungen, im Ausschuß seit 1906, 2. Schrift­ führer seit 1911. Brabant, Arthur, Dr. phil., Kreisarchivsekretär, jetzt Archivrat in Dresden, im Ausschuß 1906—1907, zu­ gleich als 2. Schriftführer. C n o p f, Karl, Kommerzienrat und Direktor der Vereins­ bank in Nürnberg, im Ausschuß als Schatzmeister 1906 bis 1919, f r92° Stoer, Friedrich, rechtskundiger Magistratsrat in Nürnberg, jetzt im Ruhestand in Altdorf, 1908—1921. Mayer, Friedrich, Gymnasialrektor, Oberstudienrat, 1909—1910, f 1910. -v. Welser, Ludwig Freiherr, Dr. phil. h. c., Re­ gierungspräsident a. D., Exzellenz, k. Kämmerer, jetzt im Ruhestand in Neunhof bei Lauf lebend, 1910—1924. Fürst, Wilhelm, Dr. phil., Kreisarchivassessor, jetzt Staatsoberarchivar in München, 1911—1913. Heerwagen, Heinrich, Dr. phil., Professor, Konservator, später Hauptkonservator, zugleich Bibliothekar am Ger­ manischen Nationalmuseum, seit 1911.

79

Geiger, Otto, Reichsarchivrat und Vorstand des Kreis­ archivs in Nürnberg, jetzt in München, 1914—1915. Altmann, Alfred, Dr. phil., Kreisarchivar, jetzt Archivdirek­ tor, Vorstand des b. Staatsarchivs in Nürnberg, seit 1915. Dittmann, Julius, Landgerichtsrat, jetzt Oberstaats­ anwalt beim Obersten Landesgericht in München, 1915 bis 1918, dann wieder 1921—1925. C o 11 a r d, Eugen, Dr. jur., Landgerichtsrat, später Ober­ landesgerichtsrat, 1919—1922, f 1922. Enslin, Heinrich, Kaufmann, Schatzmeister 1919 bis 1920, wieder im Ausschuß 1923—1926, j 1926. Scheuermann, Heinrich, Privatier, Schatzmeister 1920—1922. Schultheiß, Oskar, Oberpostrat, Oberregierungsrat, jetzt in München, 1921—1926, Schatzmeister seit 1922. Bock, Friedrich, Dr. phil., Direktor der Stadtbibliothek, seit 1922. Zimmermann, Heinrich, Dr. phil., 1. Direktor des Ger­ manischen Nationalmuseums, Geh. Regierungsrat, seit 1921. Weigel, Martin, Dr. phil., Stadtpfarrer, Pfarrer bei St. Leon­ hard in Nürnberg, jetzt im Ruhestand, seit 1924 im Aus­ schuß, Schatzmeister seit 1926. Heerdegen, Theodor, Dr. jur., Direktor des Gewerbe- und Kaufmannsgerichts, jetzt städtischer Direktor, seit 1926. Schaffer, Reinhold, Dr. phil., Archivar, seit 1927 im Aus­ schuß als 1. Schriftführer. Kaufmann-Weckerling, Friedrich, Dr. med., Arzt, seit 1927. Die Zahl der Mitglieder des Vereins ist nie so groß gewesen, wie man hätte erwarten sollen. Andere historische Vereine zählen Tausende von Mitgliedern, in einer Stadt von der Größe Nürnbergs ist auch in den besten Jahren vor dem Kriege die Mitgliederzahl kaum über die 400 hinausgegan­ gen. Während des Krieges sank die Zahl immer mehr herab, bis sie 1919 auf ihrem tiefsten Stand mit 346 Mit­ gliedern anlangte. Bedeutend höhere Ziffern ergaben die Jahre nach dem Kriege, da damals bei vielen bekanntlich das Geld sehr locker saß. So zählten wir im Jalire 1923, dem

8o schlimmsten der Inflationsjahre, nicht weniger als 531 Mit­ glieder, eine Zahl, die dann rasch wieder zurückging bis auf 440 Mitglieder im Jahre 1927. Im heurigen Jahre 1928 ist sie wieder erfreulicherweise stark gestiegen, bis auf 606 zur Zeit, da wir dies schreiben *). Dieser Erfolg war einer grö­ ßeren Werbetätigkeit zuzuschreiben, nämlich der Versendung von Werbeschreiben mit der Aufforderung zum Beitritt an dafür geeignet erscheinende Nürnberger Persönlichkeiten. Solche Zirkulare waren auch schon in früheren Jahren immer von Zeit zu Zeit hinausgegeben worden, nicht immer hatten sie die darauf verwendete Mühe und Geldausgabe gelohnt. Dabei war der erhobene Mitgliedsbeitrag stets ein sehr geringer. Viele Jahre lang hatte man sich mit der Erhebung von 5 Mark begnügt, erst 1909 wurde derselbe auf 8 Mark erhöht. Daß natürlich die krause Geldwirtschaft der Nach­ kriegsjahre Erhöhungen des Beitrags mit sich bringen mußte, liegt auf der Hand. Aber, sobald sich die Verhältnisse zu klären begannen, gleich am Anfang des Jahres 1924 beschloß die Generalversammlung einen niedrigeren Jahresbeitrag, als er vor der Inflation gewesen war, nämlich 6 Mark. Bei diesem Betrage ist es bis jetzt geblieben. Man wird nicht behaupten können, daß das dafür vom Verein geleistete, alle ein bis zwei Jahre ein starker Band der Mitteilungen, ein Heft Jahresbericht, die Abgabe der sonstigen Vereins­ publikationen um einen bedeutend ermäßigten Preis, gering zu nennen wäre. Und das sind nur die schriftlichen Hervor­ bringungen des Vereins, mit denen sich die auswärtigen Mit­ glieder begnügen müssen. Den hiesigen bietet der Verein in Gestalt der Vorträge und Kleinen Abende, der Führungen und Ausflüge noch obendrein mannigfaltige Belehrung und Unterhaltung. Sollte man da nicht auf eine sehr viel stärkere Beteiligung der einheimischen Bevölkerung Nürnbergs rech­ nen dürfen? Wir möchten daher auch bei dieser Gelegenheit allen unsern Freunden es aufs wärmste ans Herz legen, *) Außerdem zählt der Verein derzeit 14 lebenslängliche Mit­ glieder, das sind solche, die nach § 6 der Satzungen durch die ein­ malige Zahlung eines größeren Betrags von jedem weiteren Beitrag befreit sind. Diese Bestimmung ist übrigens neuerdings aufgehoben worden.

8i überall in ihrem engeren und weiteren Kreise um neue Mit­ glieder zu werben. Trotz der niedrigen Bemessung des Mitgliederbeitrags sind die Finanzen des Vereins immer sehr geordnete gewesen. Noch bis zum Jahre 1919 konnte sich der Verein einen Reservefonds von einigen tausend Mark erhalten. Als dieser dann, nachdem man noch schnell die Kosten für eine größere Zahl von Klischees zum Lorenzer Werk bestritten hatte, in den folgenden Jahren ganz zu nichte geworden war, hat dem Verein allerdings nur der eine, für ihn ganz unschätzbare Umstand über alle seine Sorgen hinweggeholfen, die Unter­ stützung durch den Stadtrat Nürnberg. Angewiesen mit seinen Unternehmungen auf die städtischen Kollegien sind wir ja freilich schon immer gewesen, es ist ja im Vorstehen­ den immer wieder darauf hingewiesen worden, daß alle die schönen Publikationen, das Rathauswerk, das Werk über die Sebalduskirche, die Inventarisation der Bau- und Kunst­ denkmäler, das Bürgerhauswerk, die Flurnamenforschung in der Hauptsache der finanziellen Unterstützung durch die Stadt ihre Entstehung zu verdanken hatten. Es waren aber doch immer wenigstens die laufenden Publikationen, die Bände der „Mitteilungen“ aus den eigenen Einnahmen des Vereins be­ stritten worden. Die ungemeine Steigerung der Druckkosten hat auch dies nahezu unmöglich gemacht, wenigstens hätte dann der Beitrag ganz erheblich erhöht werden müssen, und dies hätte wieder viele zum Austritt bewogen oder doch von dem Eintritt in den Verein abgeschreckt. Die hochherzige Unterstützung durch den Stadtrat Nürnberg, die dem Verein seine wissenschaftliche Tätigkeit überhaupt erst ermöglicht, mit ganz besonderem Dank hier anzuerkennen, ist eine selbstverständ­ liche Pflicht der Vorstandschaft, der auch an dieser Stelle Ausdruck verliehen wer­ den soll. Dabei ziemt es sich, darauf hinzuweisen, daß sich in der Förderung der in der Hauptsache doch rein idealen Aufgaben des Vereins keine einzige der im Rathaus vertretenen politischen Parteien jemals ausgeschlossen hat. 6

82

Wenn wir aber Namen von Persönlichkeiten nennen sollen, so geziemt es sich in erster Linie den des dermaligen Ober­ bürgermeisters der Stadt Nürnberg, Dr. Hermann Lu p p e, hervorzuheben, der, wie er sich auch sonst der geistigen und künstlerischen Interessen der Stadt angenom­ men hat, wie kaum ein anderer Bürgermeister oder Nürn­ berger Ratsherr in den neueren Zeiten vor ihm, so auch für die Aufgaben unsers Vereins immer ein einsichtsvolles Ver­ ständnis gezeigt hat. Nächst ihm müssen wir den Stadtrat Justizrat Dr. Max Süßheim nennen, der seinen Einfluß im Stadtrat immer in dankbarst anzuerkennender Weise für den Verein, dem er auch als Mitglied angehört, eingesetzt hat. Daß wir aber auch von den hier in Betracht kommen­ den Referenten des letzten Jahrzehnts, den Stadträten Konr a d Weiß und J o h. Dürr uns nur alles Guten für den Verein versehen durften, möge im Interesse des Wissens kommender Geschlechter hier nicht verschwiegen werden, obgleich Schreiber dieses wohl weiß, daß es eigentlich nicht üblich ist, große kollegiale Behörden sozusagen auf einen per­ sönlichen Nenner zu bringen. Dankbar anerkennen müssen wir aber auch die finan­ zielle Unterstützung, die die Regierung von Mittel­ franken und der Landrat, jetzt der Kreistag des Kreises Mittelfranken dem Verein so viele Jahre hindurch gewährt haben. Gewiß, neben den hohen Summen, die der Stadtrat, früher die beiden städtischen Kol­ legien, bereitwilligst spendeten, tritt der Beitrag des Kreises für den Verein erheblich zurück, aber das war ja auch nicht anders möglich, wenn man bedenkt, daß die Kreisregierung und der Kreistag ihre Pflege hauptsächlich dem vor nun bald hundert Jahren eigens für die Interessen der Geschichte des Kreises im allgemeinen gegründeten „Historischen Verein von Mittelfranken“ zuzuwenden hatten. Nun sind solche Beiträge in den allerletzten Jahren infolge der argen Finanz­ not überhaupt ausgeblieben, soviel wir wissen, für alle wissen­ schaftlichen Vereine im Kreise. Wir dürfen uns aber wohl der Hoffnung hingeben, daß, sobald die Zeiten wieder etwas bessere werden, auch die Kreisbehörden ihrer alten ehemals

83 als Pflicht empfundenen Gepflogenheit nachkommen werden, das wissenschaftliche Leben im Lande zu stärken und zu befruchten. Daß der Verein auch von privater Seite gelegentlich an­ sehnliche Geschenke an Geld und Büchern erhalten hat, dessen wurde schon wiederholt gelegentlich gedacht. Doch wollen wir nicht unterlassen, unsern Dank auch noch an dieser Stelle auszusprechen, wobei wir bitten, es uns nicht übel zu nehmen, wenn wir aus Mangel an Raum die Geschenk­ geber hier nicht einzeln namhaft machen können. Ein besonderer Dank gebührt schließlich noch einer In­ stitution, deren ungemeine Bedeutung in der heutigen Zeit gar nicht genug gewürdigt werden kann, das ist die Presse. Diese hat, Wenigstens so lange der Schreiber dieser Zeilen dies beobachten kann, immer fördernd und hilfsbereit zu dem Verein gestanden, und zwar in allen ihren Parteischattierun­ gen. Sie hat nicht nur die Berichte über die Vorträge, die ihr durch ihre Länge wohl manchmal Verlegenheit bereitet haben mögen, oft ohne jede Kürzung oder doch im Auszug abgedruckt, sie war auch meist so entgegenkommend, für den redaktionellen Teil der Blätter Hinweise auf kommende Veranstaltungen aufzunehmen. Wir wissen, daß auf diese Weise manch treuer Freund dem Verein gewonnen wurde. Aber auch den kulturellen Nutzen, den die Veröffentlichung unserer Berichte sonst der Nürnberger Bevölkerung ge­ bracht hat, schlagen wir nicht gering an. Viele, die den Weg nicht zu uns gefunden haben, auch wohl nicht finden konnten, haben doch von uns gelesen und sich so manches Wort des Gelesenen zu Herzen genommen. Den Dank dafür zollen wir gern der Presse. Wir sind am Ende. Blicken wir noch einmal zurück auf das Geleistete der verflossenen fünfzig Jahre, so dürfen wir wohl ohne Ueberhebung sagen, es war nicht wenig. Die Publikationen sind wertvoll und werden, so lange man sich überhaupt mit der Geschichte der deutschen Vergangenheit beschäftigt, niemals ihren Wert verlieren. Viele der Männer, die daran gearbeitet, nennt man jetzt und wird auch eine dankbare Nachwelt immer mit Ehren nennen. Freilich, viel 6*

84

ist getan, unendlich viel mehr muß noch getan werden. Vieles in der Nürnberger Vergangenheit bedarf noch gar sehr der Aufhellung, manche Zeiten wurden noch fast gar nicht bearbeitet, weil man sie wohl für minder wichtig an­ gesehen hat. Aber im Laufe der Jahrhunderte wandeln sich Geschmack und Interesse. Uebt die Politik, das eigentliche historische Geschehen keine Anziehung aus, so fesseln doch vielleicht um so mehr die wechselnden Formen der Kultur, in denen sich verschwundene Geschlechter ergingen. Wir wollen allem, was sich einst auf dem Boden Nürnbergs und seiner nächsten Umgebung bewegt hat, unsere Aufmerksam­ keit schenken. Nicht, daß etwa Alles verdiente, ans Licht gezogen zu werden. Vieles mag ruhig im Schoße der Ver­ gangenheit ruhen, eine Auswahl muß getroffen werden Aber wenn wir diese auch noch so kritisch treffen, es wird immer noch ein ungeheures Feld geben, das die Schnitter zur Arbeit ruft. Hier ist von einer Erschöpfung des Bodens noch keine Rede. Und gerade in unserer Zeit, da der Deutsche trauert über die seinem Vaterland entrissene Macht und Größe, mag er sich mit um so größerer Liebe in das Studium der Vergangenheit versenken und in ihr nach würdigen Gegen­ ständen für sein Wahrheitsforschen suchen, das ihm um so leichter über die trübe Gegenwart hinweghelfen mag. Solche beachtenswerte Gegenstände wird er in Menge finden, wenn er sich der Geschichte einer kulturhistorisch und ehedem auch politisch so hochbedeutenden Stadt, wie dies Nürnberg war und einesteils noch heute ist, mit Liebe und Verständnis zuwendet. Kräfte, die sich dieser Aufgabe widmen, zusam­ menzufassen, ist die Bestimmung unsers Vereins. Je mehr er sich dieser Bestimmung mit Eifer und Erfolg hingibt, um so mehr wird er, der nun selber schon Geschichte geworden ist, verdienen, in der Geschichte Nürnbergs mit Ruhm ge­ nannt zu werden.

Ulman Stromeir (1329 — 1407)

und sein Buch. Nachträge zur Hegelschen Ausgabe von

Dr. W. E. Vock (Pasing).

EINLEITUNG.

Am 6. Januar 1929 jährt sich zum 600. Male der Ge­ burtstag des ältesten Nürnberger Geschichtschreibers Ulman Stromeir*). Nachdem sein „Püchel von meitn gesiecht vnd von abentewr“ vor mehr als sechzig Jahren von Karl Hegel herausgegeben worden ist 2) und seither keinen Neubearbei­ ter gefunden hat, lohnt es sich, einzelne Fragen, die mit dem Buche Zusammenhängen, herauszugreifen und wiederum zu behandeln. Wir wählen die von Hegel auf Seite 13 besprochene, nach ihm für ein Autograph Ulman Stromeirs zu haltende Handschrift im Germanischen Museum zu Nürnberg (Hegel Hs. ,,C“). Eine genaue Untersuchung brachte manches Ueberraschende und ließ vor allem die einzelnen Einträge zeitlich genauer festlegen, was in der Ausgabe nicht ge­ schehen ist. Damit verband sich die Frage der Zuverlässig­ keit Ulmans, die an Hand einer Studie über seine Familie und mit Hilfe anderer Veröffentlichungen, die Hegel noch nicht Vorlagen, neu geprüft wurde. Es war bei der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich, sämtliche etwa vorhandenen Quellen zu erschließen. Es wurden daher insbesondere die Ulman Stromeir betreffenden Stellen nicht zu einer Skizze seines Lebens verarbeitet, sondern nur am Ende zusammengestellt. Benutzt wurden sämtliche Urkunden aus dem geordneten Archiv der Freiherrn Stromer von Reichenbach, der direkten *) So schrieb sich Ulman selbst, wenn er seinen Namen voll ausschrieb. Auf Wunsch des Verfassers wird diese Namensform hier beibehalten, obgleich wir mit Hegel lieber den seit Jahrhunder­ ten gebräuchlichen Familiennamen Stromer bevorzugt hätten. Im übrigen ist die alte Schrift nach den jetzt üblichen Gepflogen­ heiten modernisiert worden, einzig bei der Handschrift Ulman Stro­ mers selbst wurden hierin dem Original zu Liebe Zugeständnisse gemacht. A. d. H. 2) Die Chroniken der deutschen Städte. Nürnberg, Erster Band. Leipzig, S. Hirzel 1862.

88 Nachkommen Ulmans, vor 1450 (insgesamt 168 Stück), die Urkunden, die als „Reichsstadt Nürnberg“ im Hauptstaats­ archive München verwahrt werden, und in Auswahl eine Reihe von Urkunden aus verschiedenen anderen PatrizierArchiven, dem Staats- und Stadtarchive sowie aus dem Ger­ manischen Museum in Nürnberg. Dazu kam der Archiv­ körper „Nürnberg Archiv“ im HStsA. München und eine Reihe anderer Urkunden desselben. Bei sämtlichen genann­ ten Archiven wurden alle Urkunden bis 1300 verwertet, dann die bis 1400 in Auswahl, soweit eben die einschlägigen Ver­ zeichnisse ein Ergebnis versprachen. Insgesamt wurden etwa 6000 Urkunden durchgesehen und dabei rund 300 StromeirUrkunden verzeichnet. Schwieriger stand es mit den Literalien, den nicht urkundlichen Schriftstücken. Diese stehen hauptsächlich im Staatsarchiv Nürnberg und sind für das 14. Jahrhundert schon so reichhaltig, daß es gar nicht möglich war, alle während eines kurzen Aufenthaltes dort durchzusehen. Dagegen wur­ den alle Literalien des Stadtarchives Nürnberg und des HStsA. München benutzt, die einschlägig erschienen. Das Germanische Museum stellte Ulmans Handschrift in liebens­ würdiger Weise für längere Zeit zur Verfügung, das Stadt­ archiv Frankfurt a. M. und Rothenburg o. d. T. übersandte die Originale von Ulmans Briefen 3). Es wird vielleicht von Interesse sein, wie sich die gefun­ denen Stromeir-Urkunden auf die einzelnen Halbjahrhunderte verteilen, da davon Rückschlüsse auf die verschiedenen anderen Altnürnberger Geschlechter gemacht werden können. Vollständigkeit zu erreichen war natürlich unmöglich, da jeder Hinweis auf die vielseitigen Beziehungen der Familie 3) Den Vorständen der Staatsarchive München und Nürnberg, des Germanischen Museums, der Stadtarchive Nürnberg, Frank­ furt a. M., Nördlingen und Rothenburg o. d. T., sowie der Freiherr­ lichen Archive Stromer von Reichenbach, Ebner von Eschenbach, Holzschuher von Harrlach, Kreß von Kressenstein, Tücher von Sim­ melsdorf und Volckamer von Kirchensittenbach (dem Vorstand des letzteren auch als Vorstand des Tetzelschen Familienarchivs) bin ich zu herzlichem Danke für ihr Entgegenkommen verpflichtet. Die Oeffnung der genannten Patrizier-Archive verdanke ich der gütigen Vermittlung des Herrn Hon. Prof. Dr. Ernst Freiherrn Stromer von

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Stromeir nach außen hin fehlt und wir darin nur auf Zufalls­ funde angewiesen sind. Solche sind z. B. sämtliche UlmanUrkunden, die sich nicht im Archive der Familie und in den Archivkörpern „Reichsstadt Nürnberg“ und „Nürnberg Archiv“ befinden. Nur teilweise konnten sie auf Grund literarischer Angaben vermutet werden. Es wurden an Stromeir-Urkunden gefunden: 1250 bis 1299: 23 Stück, 1300—1349: 69 Stück und 1350—1399: 221 Stück. Die Urkunden nach 1400 bis zu Ulmans Tode (1407, IV. 3) konnten nur in der Auswahl benutzt werden, die sich in München befindet. Es sind nicht allzuviele, sodaß sie wegen ihrer Unvollständigkeit besser wegbleiben. Würde man die Urkunden nach den einzelnen Mitgliedern der Familie Stromeir ordnen, so müßten wir feststellen, daß Ulman durch­ aus nicht die meisten für sich beanspruchen kann. Im Gegen­ teil, ginge es nur darnach, so würde ihn sein ältester Halb­ bruder Peter oder sein Oheim Ulrich zur goldenen Rose bedeutend überragen. Auch an Hand der Literalien kann nur gesagt werden, daß alle drei eine gleich wichtige Rolle in der Stadtverwaltung und im öffentlichen Leben gespielt haben dürften. Ulman erscheint uns nur so wichtig, weil wir von ihm das Büchlein besitzen und sich die Forscher mit seiner Person allein beschäftigt haben. Wer wirklich der Bedeutendste war, könnte nur an Hand des überreichen Materials durch eine genaue Untersuchung festgestellt wer­ den, die den Rahmen und Raum dieser Arbeit weit über­ schreiten und das ganze politische Leben Nürnbergs im 14. Jahrhundert erfassen müßte.

Reichenbach, der mir auch seine zahlreichen Notizen zur Verfügung stellte und mich mit Rat und Tat unterstützte. Mit persönlichem Rat und mit Auskunft halfen mir auch Herr Staatsoberarchivar Dr. Franz Mühlbauer in München und Herr Oberregierungsrat a. D. Friedrich Freiherr Haller von Hallerstein. Endlich konnte ich eine Anzahl von Notizen des Herrn Bibliothekars Prof. Dr. Heinrich Heer­ wagen im Besitz der Freiherren Stromer von. Reichenbach benutzen. Mit Geldmitteln unterstützten die Arbeit vor allem die letztgenann­ ten Herren, dann auch die Stadt Nürnberg. Schließlich ermöglichte mir einen mehrwöchentlichen Aufenthalt dortselbst nicht zuletzt Herr Geheimer Justizrat Otto Stett (leider jetzt verstorben) durch seine entgegenkommende Gastfreundschaft.

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Die Handschrift.

Sie befindet sich, wie gesagt, im Germanischen Museum in Nürnberg und trägt die Signatur Hs 6146 = Hegel Hs ,,CAus dem Besitz des Johannes Rieter von Kornburg etwa 1596 in den des Ratsschreibers Johannes Müllner über­ gegangen, der zahlreiche Nachträge, nach der sog. 2. Auflage, einfügte, wurde sie durch Freiherrn von Aufseß bei einem Antiquar erworben. Sie ist in 4 °, auf Papier geschrieben und überall klar lesbar. Ulman Stromeir mag sie etwa 1360—1407 in Zeitabständen niedergeschrieben haben. Sie enthält elf Lagen, auf die die Blätter, wie folgt, verteilt sind: i—16 II. Blatt 17—32 I. Blatt III. 50—65 33-491) IV. „ „ V. 66—81 VI. „ 82, 89—99, I32-; ,, VII. 100—107 83—888) VIII. „ IX. 108—115 x. „ 116—123 XI. ,, 124—131

Ueber die Foliierung mag folgende Zusammenstellung unterrichten: Hegel4)

Ulman I4)

I



1

II III

— -

2

l

Ulman II4)

neue Zählung 3 4

*) III ursprünglich = Blatt 33—48. Blatt 42 wurde heraus geschnitten und durch ein Doppelblatt ersetzt: Blatt 42/43. 2) 3) Nach dem Blatt 82, dem ersten der Lage VI, ist die ganze Lage VII von Ulman eingeheftet, darauf folgen die sieben weiteren Blätter der ersten Lagenhälfte VI und vier der zweiten Lagenhälfte. Hinter diese heftete Müllner, der, wir wir dies aus Hegels Beschrei­ bung (S. 13 f.) wissen, die Handschrift besaß, die in der Zusammen­ stellung unberücksichtigt gebliebenen Lagen VIII, IX, X und XI mit je acht Blatt ein. Dann folgten die noch fehlenden vier Blätter der Lage VI; sie sind jedoch herausgeschnitten. Bild der Lage VI: 1

23456789 10 1112 18—16

fehlen

4) Unter „Ulman I“ ist die ursprüngliche Blattzählung zu ver­ stehen, „Ulman 11“ entspricht der von ihm selbst nach Einheften neuer Blätter durch Radieren und Verbessern der alten Blattzahlen

Heget

Ulman I

Ulman II

ff. 38

41

fehlt

39

39

40/A

40 40’

neue Zählung ff. 42

40/B

43 44

78

78

ff. 81 82

79



41 ff.

45

77

ff. 84 85

86 87 88 89 100 5*)6* * * IOI

102 103 104 105



79 radiert 80 81 verb. in 82 ,, ,, 83 „ „ 84 radiert 85 „ und gestr. 86 gestr. 87 88 „ 89 verb. in 90 G) 9i 92 93

79

ff. 84 85

83

ff. 88 89

86 87 88 89 100

93 94

IOI

95

102 103 104 105

90 9i

92

96

97

98 99

100 7) IOI

102 103

Das Büchlein bestand also aus ursprünglich 6 X = 96 Blatt, dazu kommt neu i Blatt (43) und eine Lage (83 — 88), zusammen 103 Blatt. Außerdem ist zu unbekannter Zeit das Blatt 18, vielleicht unbeschrieben, herausgeschnitten und durch Müllner ersetzt worden. Die Höhe der Blätter ist 21 cm, Breite 14,5 cm. Der Schriftspiegel ist ständig wechselnd, ebenso die neu hergestellten Foliierung. Die „neue Zählung“ ist die heute durchgeführte. Ulman foliiert immer die rechte Seite der auf­ geschlagenen Handschrift, bezieht aber diese Zahl auch auf die linke Hälfte, d. h. die Rückseite des vorhergehenden Blattes. Es entspricht also Ulman fol. 1 den Blättern fol. 4 und 3’ der neuen Zählung, nicht Blatt 4 und 4’, wie man meinen möchte. Hegel folgt in seiner Ausgabe dieser Zählung. 5) Ulman hat infolge seiner Verbesserungen der Blattzahlen diese schließlich falsch gelesen und so die Blätter 90—99 übersprun­ gen. Hegel trägt diesem Fehler Rechnung und läßt die fehlenden Blätter ebenfalls aus. 6) Die Blätter 90—93 der ersten Zählung sind herausgeschnitten. 7) Neue Zählung unter Weglassung der Müllnerschen Lagen.

92

Zeilenzahl. Das Inhaltsverzeichnis und fol. 28, 29' sind zwei­ spaltig beschrieben. Leer sind fol. 1, 3 (18, 18’), 19, 23, 24’, 25, 27’, 28, 29’, 30, 34’, 35, 43, 45, 47, 72\ 73, 88\ 89, 91 (100 ?). Der Einband ist ein einfacher Pergamentumschlag mit zahlreichen, teilweise abgegriffenen Feder- und Schriftspuren, darauf der Titel, wohl von der Hand Ulmans geschrieben, ,,Püchel von mein 8) gesiecht vnd von abentewr“. An Wasserzeichen9) ließen sich die hier in Abbildung (Seite 9 und 10) folgenden feststellen: Die unter Abb. 1—3 gebrachten Wasserzeichen gehören sicher n i c h t zu Ulmans Papiermühle, denn sie stammen aus dem ursprünglichen Bestand des Büchleins vor 1390, dem Gründungsjahre seiner Papiermühle (vgl. Tafel 1 und Regest Nr. 73). Anders verhält es sich mit den folgenden Abbildun­ gen 4 und 5. Diese stammen beide aus der Lage VII, die nachträglich von Ulman eingeheftet und nach 1400 beschrieben wurde. Es können diese beiden Wasserzeichen der Papiermühle Ulmans entstammen. Dafür würde auch sprechen, daß ein ähn­ lich wie Abb. 5 aufgebautes Wasserzeichen in dem Wappen­ buche der Familie Stromer (Hs. 27) aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts 10) vorhanden ist (Abb. 6). Maßgebend scheint uns vor allem die Sternblume zwischen den Hörnern zu sein. Sie fand sich nicht in etwa 40 Wasserzeichen mit dem Stierkopf, die aus den Nürnberger Beständen vor 1390 gesammelt wurden. Auch bei Briquet n) treffen wir die Blume nur in Verbindung mit anderen Beizeichen am Stiel (Briquet 14 544, 14 572/3 u. a.). Obwohl Briquet unter dem Nürnberger Wappen als Wasserzeichen (Band 1, 66 ff.) Ulmans Erzählung von der Gleißmühle wiedergibt, äußert er 8) Vgl. Hegel 298 oben. 9) Die Wasserzeichen stehen senkrecht zur Heftung. Es war daher nicht immer möglich, sie ganz durchzuzeichnen, wenn der Heftfaden nicht gelockert war. 10) Von Hegel erwähnt S. 7. Das Wasserzeichen findet sich in drei Formen vor, die fast nur in der Kopfbreite verschieden sind. n) Ch. M. Briquet, Les filigranes. 2. Auflage, 4 Bände (Leip­ zig 1923).

Abb. i (fol. 1/16)

Abb. 2

12)

(fol. 4/13)

Abb. 3 (fol. 8/9)

18) Abb. 2 entspricht wohl der Abbildung bei Edmund Marabini, Die Papiermühlen im Gebiete der weil, freien Reichsstadt Nürnberg (Nürnberg 1894), S. 17,

Abb. 4 (fol. 85/86

o o

Abb. 5 fol. 84/87

o o

Abb. 6

95 sich nicht im geringsten über das Zeichen selbst, offenbar, weil er keine sicheren Unterlagen dafür hatte. Das Nürn­ berger Wappen als Wasserzeichen ist anscheinend erst von der Mitte des 16. Jahrhunderts an nachweisbar. Briquet, der keine Erklärung für die häufige Verwendung des Wasser­ zeichens eines Stierkopfs (des Sinnbildes- des hl. Lukas, des Schutzpatrons der Papiermacher) in Italien, dann in Frank­ reich und Deutschland bringt, teilt es in acht Klassen ein. Die zweite, Stierkopf nur mit Augen, nennt er rein italienisch. Dieselbe Form kehrt dann in Klasse 7 mit aller­ hand Beizeichen wieder. Aehnlichkeiten mit unseren Zeichen sind zahlreiche vorhanden, Abb. 4, 5 und 6 fanden sich jedoch nirgends. Die primitive Form der Ausführung bei beiden — ausgenommen die Sternblume, die eine gewisse Fertigkeit im Bilden des Wasserzeichens verrät — könnte sehr wohl ebenfalls für die älteste Nürnberger Papiermühle sprechen. Wenn sich die Wasserzeichen bisher nirgends weiter nachweisen ließen, so mag das damit Zusammenhängen, daß noch sehr viele Bestände nicht untersucht und andererseits viele Akten aus der Zeit verloren gegangen sind. Die eigen­ händig geschriebenen Briefe Ulmans wurden ebenfalls heran­ gezogen, ergaben jedoch keinen Gewinn. Der Brief in Rothen­ burg o. d. T.13) und der in Nördlingen 14) haben kein Wasser­ zeichen. Sein unter dem Pseudonym Bruder Bertholt geschrie­ bener, in Frankfurt a. M. aufbewahrter Brief15) zeigt ein fremdes Zeichen: Halbmond mit gestieltem Schrägkreuz an der ausgebuchteten Seite. Ein weiterer Brief in Frankfurt von seinem Sohne Jörg10) ist leider aufgezogen worden, sodaß das Wasserzeichen kaum zu erkennen ist. Immerhin ließ sich soviel feststellen, daß es ein Stierkopf mit Augen — Nüstern waren nicht mehr sichtbar — und einer Stern­ blume zwischen den Hörnern ist. Es würde dies auch für die Vermutung sprechen, daß dies das Wasserzeichen der Gleiß-

13) 14) 15) 16)

Druck: Hegel 191, vgl. Tafel 4. Weizsäcker Reichstagsakten (RTA.) 2,286,37/b. Ebd. 4,134 Nr. 122. Ebd. 5,664 Nr. 2 = Kaiserschreiben I Nr. 226.

96 mühle ist. Sicherheit könnte nur eine ausgedehnte Unter­ suchung der Nürnberger Akten bringen 17). Hegel bespricht nur ganz kurz die Abfassungszeiten der einzelnen Abschnitte 18), nicht so ausführlich, wie es zum Verständnis seiner Ausgabe und zur Verwertung der Ulman­ schen Angaben nötig erscheint. Selbstverständlich ist es manchmal sehr schwer, einen Eintrag zeitlich genau fest­ zulegen, aber für die Entstehungsgeschichte der Handschrift nicht ohne Interesse. Wir versuchen daher, im folgenden die Ergebnisse zusammenzustellen und führen der Einfachheit halber immer den Hegelschen Druck mit an, da wir die Hs. nach der neuen Zählung zitieren und das Umrechnen der ein­ zelnen Blattzahlen sehr zeitraubend ist und auch beim Heran­ ziehen obiger Tabellen nicht vergessen werden darf, daß Hegel wie Ulman die beiden aufgeschlagenen Seiten des Büchleins zusammennimmt, während wir nach der üblichen Weise die rechte Seite mit deren Rückseite zusammenstellen. Da bei Hegel die Zeilentrennung ebenfalls fehlt, mußte an manchen Stellen der Text mitangeführt werden, um Klarheit zu schaffen. Ulman hat sein Büchlein nicht Seite für Seite und Blatt für Blatt geschrieben, sondern die Einträge nach Belieben gemacht, wo er das Buch gerade aufschlug. Kam es dabei wegen einer früheren Niederschrift zu Platzmangel, so über­ sprang er einfach die bereits beschriebenen Blätter und machte einen Verweis. Oder aber, er löste das Blatt heraus und ersetzte es durch ein Doppelblatt: fol. 43/44, oder gar durch eine ganze Lage: fol. 83/88. Die Ergebnisse stützen sich auf Schriftvergleich und die Daten, die der Text bietet. Zeitlich nicht festgelegt wurde das Inhaltsverzeichnis, da es sich hier um zahlreiche kurze Nachträge handelt, zu denen oft das Vergleichsmittel fehlte. Hs. fol.

j’ 2 2’

= Hegel 23,2 —23,23. = 23,24 — 24, 8. = 24,9 — 24,19.

17) Ebd. 2,411 Nr. 243: Der Brief Ulmans an „herrn Claws“ in Straßburg wurde nicht benutzt, weil auf eine Anfrage beim Stadt­ archiv Straßburg keine Antwort erfolgte. 18) Hegel S. 10, 11.

97 Hs

fol.

= 10’ =

11 = 11 — 15’=

Nachträge: a) Hegel 23, 17 do ich mein .. b) 23, 33 — 24,1 gleich­ zeitig mit a). c) 24,2 —24,4. d) 24, 5. 24,6 —24,10. e) 24, 11. f) 24, 12 — 24,13. g) h) 24, 14. 24,15 — 24,19 nach 1398 i) Hegel 60,1 -— 60,11 1360 ? 6o, 12 — 65, 25 1330/93ia) Nachträge: a) Hegel 63, 22 Warbaren vor 1400 63, 25/26 der het dez b) Wolfs tochter vom Lichtenfels ca.1399/00 64,9/10 der starb an­ c) no 1399 am freytag ca.1399 d) 64,11/12 Mein bru1393 nach VIII. 25 der .... 64, 18 starb pestie) ca. 1393 lencie .... jar. 64, 20 vnd ligt .... f) kor. 1399 65, 16/17 di hat zu g) ca. 1398 der e Jacob Prinster h) 65,23 hat zu der e ca. 1398 Chunrat Surstab 65, 24 het zu der e i) Hainreich Armbavr ca. 1398 65,25/26 der ward k) nach 1392 geporn .... Außerdem sind etwa gleichzeitig nachgetragen (1392 ?) die Namen Götz Hawg, Eis, Anna, Gred, Barbara, haist Peter vnd ain sun haist Pawlus. ca. 1392 Hegel 65, 27— 65,32 ca.1390 65,33 — 68, 23 bey Nachträge: a) Hegel 66,8/10 di nam zu ca.1399 der e . . . . nunen vor 1400 66,17 Clara21) b) 66,34 der starb c) 1399 d) 66, 35 der starb 1399 67, 1/2 di nam zu e) der e . . . . Lewpolt 139922)

19) Vgl. Hegel S. 63, 6 und 64,12. 20) Vielleicht sogar erst 1394 geschrieben, wenn man annehmen will, daß Ulman das falsche Datum durch Verwechslung mit dem Jahre der Niederschrift verschuldete. 21) Schrift gleich Hegel S. 63, 22 Warbaren. 22) Nachträge c) 7

98 Hs. fol. 15’ 16 16’

= Hegel 68, 23 im trug — 24 starb ca. 1390—92 — 68, 25 — 68, 31 ca. 1390—92 — 68, 32 — 69, 8 1393 nach X. 7 69,9 — 69, 12 Kristein 1395 nach V. 17 69, 12 —■ 69, 13 di starb 1395 nach V. 17 1396 nach VIII. 28 69, 14 — 69, 16 dyner 17 69, 16 der starb 1396 nach VIII. 30 1400 nach XI. 8 69, 17/19 69, 20 — Tawff 1401 um II. 22 = 69, 23/27 decembris 1398/99 nach XII. 18 17’ 69, 27/28 nach dem vorigen 19’ — 22’ = 1385/88 XII. 3 23) 70,20 — 73, 17 Nachträge: 1400 ? a) 71, 16 bruder 1400 ? 24) b) 71, 20 vnd ij bruder c) 71,30/1 di hersprukerin ca. 1393 .... tochter d) 71,31/2 Her Hainreich ca. 1396 .... di Schecz e) 71,36 di staynlingerin 1390/95 f) vnd die Reinmarin ca. 1390/95 g) 72,2 di schurstabin ca. 1390/95 h) 72,4 Jorg .... swester ca. 1396 i) 72,31 Francz25) ca. 1390/95 p == Hegel 73, 18/19 schreiben 22’ 1400 73, 19 di ... . lassen ca. 1393 73, 21 — 74,5 23’ — 24 Nachtrag: ca. 1398 a) 73,34 zu Nurenberg 25’ — 26’ — Hegel 74, 27 — 75, 22 und 1385/88 25,1 — 26, 2 26, 3 — 26, 16 und 27 ---29 — 99, 1 — 100, 6 1390 ca. 1388 (— 90) 100, 7 — 103, 25 26) 30’ — 34 = ca. 1385/88 26, 17 — 27, 16 27) 35’ — 36 = ca. 1392 28, 14 — 31, 2 36’-38’ = 27,17/21 = 1385 39 Nachträge: a) 27, 21 der zol .... wider. ca. 1390 b) 27,21 vnd dar .... ge­ ca. 1390 liehen c) 27, 22 vnd stet .... ampt ca. 1395 ? = Hegel 28, 1/8 1386 39 = 1367 ? ? 75,24/5 39’ Nachtrag: 90 er Jahre a) 75, 25 daz . . . tet — Hegel 75, 26/29 1394 39’ 1394 75» 30/37 23) 24) 26) 26) fol. 81 : 27)

Peters Todestag, der Hegel S. 70, 22 noch lebt. Nachträge a) und b) gleichzeitig. In Lücke nachgetragen. Vgl. Schrift fol. 80 ff. Ein geringer Schriftwechsel zeigt sich 8i\ Geringer Schriftwechsel Hegel 27,4 nach „mawr“.

99 Hs. fol.

40

=

40’ — 41 —

41

=

41’

=

42



42’

=

— 43’ 44 —49 =

49’ — 50 ==

75, 38 — 76, 4 76, 5 — 8 haller. 76,8 zu — 76, 10 76, n/12 herberg 76, 12 zu sant Johanstag 105, 23 — 106, 18 und 38,18/22 31,20 — 32,6 guidein28) 32, 6/11 83,23 — 84,6 Nachtrag: a) 84,5 starb 1393 Hegel 84, 7/i9 29) Nachträge: a) 84, 7 der starb anno 1362 b) 84,9 anno MIII°LVII c) 84, 15 anno Mllic LXXXVII Hegel 84, 23/30 30a) Nachträge: a) 84, 24 vnd het dez pefferpalgs tochter. b) 84,27: 1395 ist modern in 99 um geändert!! Hegel 85, 13/21 Hegel 85, 21 — 88, 25 pintergazz Nachträge: a) 86, 1/2 Vlreich .... b) 86, 25/6 Herman .... c) 87, 4/5 Hans .... d) 87, 14 Syghart .... e) 87, 20 Niclos .... f) 87, 27 Herdegen .... g) 87, 28 Sygmund .... h) 87, 29 Caspar .... i) 87, 30 Cristan .... k) 87, 32 Albrecht tercio 1) 88, 7 Bartolmes .... m) 88, 22 Cuncz .... n) 88, 25 Albrecht ....30b) Hegel 88,31 — 89, 16 lichtenmess Nachträge: a) 89, 6 Leupolt .... b) 89,8 Cunrat .... c) Herman .... d) 89, 16 Pawly .... e) 89, 18 Vlrich ....

1388/90 1388/90 1390 1388/90 ca. 1400 ? 1385/88 1385/88 (vgl. Taf. 2) 1385/88 1390

1393 1393 nach 1393 nach 1393 30) nach 1396. X. nach 1396. X. nach 1396. X. nach 1396. X. 1390

1399

? nach 1394. I. nach 1401. IX. nach 1395. IX. 28

1395 1397

1401 1401 1403 1401

1395 1395 1393/94 1394 1398 1399 1399

1402 ?

2S) Die Daten sind nachgetragen. 29) In diesem Jahre sind offenbar die Blätter 42/43 eingefügt. 30) Nachträge a) und b) gleichzeitig. aoa) Vgl. Hegel S. 84 n. 2. 3(rb) Nach Hegel S. 88,25 stand „Cuntz peheym weinstecher“, geschrieben nach 1395, aber dann durchgestrichen.

IOO Hs. fol

50’ — 6 7

el 89, 20 — 98,8 1394 Nachträge: ? a) 89, 26 der dez .... b) 90,4 Lewpolt .... 1395 c) 90,5 Antony .... 1398 d) 90, 13 der Jacob .... 1395 e) 90, 16 vnd Jost .... 1399 f) 90, 24 Pawlus .... 1395 g) 91, 1 Perchtolt .... 1398 h) 91, 2 Hans .... 1400 i) 91,9 Antony . . . .31) 1395 k) 91,18 Hainrich . . . .32) 1399 1) 91,22 Smugenhofer 1396 m) 91, 25 Albrech . . . 1396 n) 91, 29 Rüdiger .... 1395 0) 92,4 Weigel dez .... 1395 p) 92,11 anno .... 1399 q) 92, 12 anno .... 1399 r) 92, 13 Steffan .... 1400 s) 92, 23 vnd sein sun . . .33) 1395 nach VJ1400 t) 93,4 der ... . 1400 1400 u) 93,5 der ... . XIIIIC v) 93,14 Sebot .... 1395 w) 93, 18 Rüdiger .... 1398 x) 93, 22 fricz .... 1396 y) 93,24 Haincz .... 1400 z) 94, 1 Pernhart Mentel­ lein .... 1395. ix. aa) 94,1 der alt ... . suchhaws 34) nach 1395. IX. bb) 94, 7 Cuncz .... 1397 cc) 94, 12 Vlreich Pewntinger fisirer .... 1397 dd) 94, 21 dez Haincz .... 1395 ee) 94, 22 Haincz .... 1395/96 ff) 94,28 pernolt .... 1395 gg) 95,8 Steffan 1395 hh) 95,18 vnd sein .... 1398? ii) 95,20 Cuntz .... 1395 kk) 95,22 Herman .... 1395 1400 11) 95, 24 Hans .... mm) 95, 27 fritz 1396 ? nn) 96,1 Herman 1395 00) 96,1 Eberhart . . . .3Ö) 1398?

31) Nach Hegel S. 91, 14 ist gleichzeitig gestrichen: „Katerpek. Cunrat Katerpek am rossmarkt. Peter sein sun.“ 32) Hegel S. 91,20: „anno 94“ ist aus „anno 99" verbessert. **) „Cuntz“ ist von Müllner in Lücke nachgetragen. 3*) Nachtrag aa) wurde nach der Niederschrift vom Nach­ trag z) über diesen niedergeschrieben und erscheint daher im Text jetzt vor diesem. 35) Am unteren Rande des Blattes ist ein Streifen abgeschnit­ ten.

IOI Hs fol.

96,9 Vir............. Kuchenmeister qq) 96, 11 Peter . . . Amberg, rr) 96, 18 maister Pawlus .... 20 sulmeister ss) 96, 31 Albrecht .... tt) 97, 6 Jacob 36) uu) 97, 6 Jacob .... 95. vv) 97,9 Georg .... 1401. ww) 97, 11 Haincz Tücher xx) 97, 14 Haincz, der .... ayden yy) 97, 29 vnd Kunrat .... zz) 98,9 Hans . . . .37) A) 98, 11 Anno 1395 .... B) 98, 12 Anno 1398 .... Hegel 98, 14/16 98,18 98, 19/20 31,3/19 33,18 — 34,5 Nachträge: a) 33, 23 di fraw . . . tochter b) 34, 6 Hernach .... Hegel 34,8 — 20 pflegnus 34, 21 — 35,6 35, 7 — 35, 25 35,26 — 36,12 36,13/17 36,18/23 36, 24 — 37, 22 37,23/24 guter ding 37,25 — 38,11 32, 12 — 33, 17 104, i/5 104, 6 — 105, 2 Nachträge: a) 33, 17 Item mer .... b) 104, 13/14 38) c) 105,21/22 Hegel 105, 3/12 39,11 — 41,22 Nachträge: a) 105,13/20 b) 41, 14/16 Hegel 41,23 — 43,839) 43,9 — 45, 16 pp)

67’

=

68 68’

= =

69 — 69’ = 70 — 71’ =

72 73’ — 74’ —

75 — 77 —

77 — 78 = 78 — 79’ =

1395 1395

1400 ? 1398? 1395 1395

1401 1395/96 ?

1395/96 ? 1395 ? 1398 1398 1398 1398 1399/1400 1401 1385/88 1374

nach 1389 1400 1377

ca. 1377/79 1379

ca. 1380 ? ca. 1400 ca.1382 1395/96 ca. 1388. II. — 1390 nach 1396 nach 1388. XI. — 1390 nach 1388. XI. — 1390 1389/90

36) In Lücke nachgetragen. 37) „Albrecht von Lengenfeld starb anno 94 mensis septembris“ von 1398 ist gestrichen. *®) Mit jüngerer Verbesserung. 39) Unbedeutender Schriftwechsel bei Hegel S. 43,6 do.

102

a) 44, 1 dewsprwn 80 — 81’ = Hegel 45, 17 — 46, 7 46, 14 — 47, 14 46,8 — 46, 13 38, 23 — 39, 10 =82 47, 15 — 48, 7 40) 82’ = 48, 7/14 = 50, 4/17 41) 83 83’ -85’ = 50, 17 — 53, 13 42) Nachträge: a) 52,2 grafen b) 53, 13 vnd LXXX .... 85’ — 87’ = Hegel 53,14 darnach — 55, 943) Nachtrag: a) 54,23 mayster Antonyus = Hegel 55, 30/31 88 48, 15 — 50,3 89’ — 92 = 56, 18 — 57, 12 92 — 93 = 57, 14 — 58, 25 58, 25 — 59, 9 Nachträge: a) 59,io/ii b) 59, 12/15 c) 59, 16/18 94’ — 95 = Hegel 76, 13 — 77, 8 77, 9/23 = 77, 24 —■ 78, 10 95’ Nachtrag: a) 78, 10 dez hat .... 96 = Hegel 78, 11/22 Nachtrag: a) 78, 22 in dez .... 96’ -98 = Hegel 80, 30 — 82, 25 44) Nachträge: a) 81, 16 vnd Vlman .... wirtyn b) 82, 6 auch ein solchen ait c) 82, 18 suntag vor Eygidi = Hegel 82, 26/27 ayt 98’ Nachtrag: a) 82, 27 als in ... . 29 Tyrman

1400

1389/90 nach 1392 ca. 1394 nach 1400 ca. 1400. II. — 1401 1402 1401 ? nach 1401. V. (vgl Tafel 3) p 1401 1397

nach 1400. I. 1400. XI. 1400 nach 1401. II. 1401 vor 1399. VI. 24 nach 1399 VII. 25 1390 1400 1394 I. 1400 1394 p p p 1395

1395

40) Desgl. vor Hegel S. 47, 27 daz gesach. 41) Desgl. nach Hegel S. 50, 7 Reich. 42) Desgl. vor Hegel S. 51, 1 nyderseit. 4S) Hegel S. 52, 4 „herz“ ist aus „kung“ verbessert. Tinten­ wechsel bei 52,25 im Worte „frank — kenfurt“. 44) Darunter gestrichen: „ayn solchen ayt hat mir def haincze.“

io 3 Hs. foJ.

99

99’

Hegel 82, 30/33 82,34/36 =■83, 1/12 Nachtrag: a) 83, 6 vnd man .... = Hegel 83, 13/22

1396 1396 1398 ? 1397

Die meisten Teile des Büchleins stammen also aus der Zeit von rund 1385 bis 1395 mit einem größeren Nachtrage um 1400. Zwischen diese Zeiten gruppieren sich dann die vielen Nachträge, die zeigen, daß Ulman sein Büchlein nie vernachlässigt hat. Außer Ansatz geblieben sind die früheren Teile, weil es hier zu sehr an Vergleichsmaterial fehlt, sodaß die angegebenen Zeiten nicht so sicher sind, wie die seiner Hauptschriftzeit. Die Schrift Ulmans hat sich in dem genannten Zeit­ räume, wie auch die Tafeln 2 bis 4 zeigen, wenig geändert, nur die Größe der Buchstaben schwankt, dazu kommen Kleinigkeiten, die auf die Feder zurückzuführen sind. Infolge­ dessen kann mit unbedingter Sicherheit das ganze Buch einer Hand zugeschrieben werden, ebenso aber auch die verschiedenen Briefe, eben der Hand Ulmans. Manche Ein­ träge in den Nürnberger Literalien aus dem Jahre 1388 stützen noch diese Angabe, die im Laufe der Jahrhunderte nie bezweifelt worden ist.

Berichtigungen zum Hegelschen Druck: Es kann nicht unsere Aufgabe sein, die überaus zahl­ reichen, meist ja auch nicht gerade schwerwiegenden Fehler zu verbessern, die in der Ausgabe Vorkommen. Es handelt sich in der Regel um ungenaue Wiedergabe des Schrift­ befundes und auch um falsche Anwendung oder Nicht­ anwendung der Hegel S. 297 auf gestellten Wiedergabeart. Hier sollen nur sinnstörende Druckfehler und falsche Les­ arten berichtigt werden, die zur Lesung unbedingt nötig sind. Es sei gleich bemerkt, daß wir die Namensform Stromeir nicht immer einwandfrei dargestellt finden. Ulman kürzt vielfach ab, schreibt also Strom (er) mit dem Ab-

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kürzungszeichen für „er“, ja manchmal geht er noch weiter, läßt das m fort und kürzt auch die erste Silbe, indem er das ,,ro“ durch ein hochgestelltes o wiedergibt, die Auflösung also lautet Ulman St(ro) [meir]. Andere zu verbessernde Lesarten sind die folgenden: Hegel „ „ „

„ ,, ,, „ „ ,, ,, ,, „ „ „ „ „ ,, „ „ „ „ „ „

33, 12 lies „etwen“ statt „etwey“. 37? 9 lies „Streufels“ statt ,,Sterenfels“. 37, 12 lies „Cunrat Kipper“ statt „Hipper“. 53>7 nach „herren“ ist Absatz. Der neue Satz beginnt also „und der rat zu Frankenfurt gyngen dar auf und hulten und swur im“. 54, 12 vor dem Absatz steht „not (a)“. 54,21 sicher nicht ,,flaist“ zu lesen, es steht dort „flaift“ wohl für „slaift“. 60, 19 lies „furbach“. 61, 21 lies „Scheffein“. 63,4 lies „1368“. 66, 20 lies „mutter“. 67, 16 lies „hora diey VII“. 72, 4 lies „Jorg und Lorencz und Hensel . . .“ 76,8 lies „150 lb. haller“. 76, 13 Ueberschrift: ,,anno 99“. 78, 17 lies: „und sol im alle jar . . .“ 84, 27 lies: „1395“. 88, 8 A/2 hat „pfentters“, vgl. Glossar. 96, 27 lies „Sewkendorff“. 104, 12 lies statt von Ulman gestrichenem 104, 13 statt „89“ ist wohl „79“ zu lesen? 105,5: „LXXIIII“ von Ulman verbessert in ,,LXXV“. 105,7: „83“ von Ulman verbessert aus „84“. 105,11: „87“ von Ulman verbessert aus „90“. 105, 23 fehlt Ueberschrift „Ruten“.

Aelteste Geschichte der Familie Stromei r. Zunächst der Name. In der Zeit vor Ulman wird er ohne Ausnahme Stromeir, Stromeier in den verschiedenen Schreibweisen bis zur Form Stromager gebraucht. Um die

los Mitte des 14. Jahrhunderts wird dann manchmal die Endung durch das Abkürzungszeichen für (er), einen Haken, wieder­ gegeben. In den Akten von 1388, in denen der Name sehr häufig vorkommt, sind die Schreiber noch weiter gegangen: sie schreiben einfach „St“ mit hochgestelltem „o“, also St (ro) aufzulösen. Da Ulman in den meisten Fällen die vollere Endung anwendet, wurde diese hier als Regel angewandt. Erst seit 1400 ist die Form Stromer die vorherrschende. Ulman Stromeir hat sich in seinem Buche zuerst mit seiner Familie befaßt und als erstes im Jahre 1360 die älteste Geschichte niedergeschrieben, „alz ich ez gehört vnd ervaren hab“. Die Stelle lautet folgendermaßen1): „Ich Vlman Stromeir hab ervaren, daz meins anherren (Großvaters) anher 2) hiess her Gerhard von Reichenbach, ein Ritter; vnd di vesten zu dem Kamerstayn 3) waz sein, vnd vnser wapen mit den dreyn Lilgen 4) bürden vnsern vordem verliehen von kunk Cunrat (IV.). vnd waz daz reich Lehen het an dem Reichenbach 5), die selben lehen schullen vnser frewnt, der eltz furbach 6) eywikleich verleichen, vnd auch vil hewser zu swobach.“ Ulman beruft sich ausdrücklich darauf, daß er diese Nachrichten überliefert bekommen hat, ohne jedoch seine Quelle zu nennen, insbesondere ohne schriftliche Belege zu erwähnen. Es ist heutzutage nicht mehr möglich, die ein­ zelnen Angaben auf ihre Stichhaltigkeit hin zu überprüfen *) Hegel S. 60 Kap. 26 — Handschrift fol. 3’. 2) „anher“ — Großvater. Ulman beginnt also seine Familien­ geschichte mit seinem Ururgroßvater = 5 Generationen. 3) Kammerstein, AG. Schwabach. 4) Siehe darüber den Abschnitt Wappen und Siegel. 5) Der Reichenbach mündet bei Unterreichenbach, AG. Schwa­ bach, in die Schwabach. 6) Furbach im Original (statt „furbas“ bei Hegel). Der Name scheint ein Geschlecht kaiserlicher Dienstmannen anzudeuten (Vor­ bach?), das wohl früh ausgestorben ist oder den Namen gewechselt hat. Schon in dem Stromerischen Wappenbuch (Archiv der Frei­ herren Stromer, Handschrift 27) von rund 1420 ist statt „furbach“ „furbas“ zu lesen, ebenso in allen anderen Handschriften und Drucken bis zu Hegel, ohne daß diese Veränderung begründet wurde, „frewnt“ ist Verwandtschaft allgemein und muß nicht unbedingt einen „Reichenbacher“ betreffen.



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und die Familienüberlieferung kritisch zu beleuchten. Keine Urkunde scheint soweit zurückzuführen, wie wir es wün­ schen möchten. Als mündliche Quelle kam natürlich in erster Reihe sein Vater Heinrich in Betracht, der aber rund 13 Jahre vor Beginn der Niederschrift gestorben ist (30. März 1347) 7). ln die entstehende Lücke sind aber sicher dessen jüngerer Bruder Ulrich am Zotenberg und die Vettern von der gol­ denen Rose eingesprungen, obwohl sie, eben weil sie bedeu­ tend jünger waren, nicht so fest mit der Vergangenheit verwachsen waren, wie der Vater. So ist wenigstens eine lebende Brücke bis zum Ende des 13. Jahrhunderts anzuneh­ men, nämlich bis zu der Jugendzeit der Ueberlieferer. Aber die Erinnerung derselben ,an ihre Eltern, noch mehr an ihren Großvater, muß recht schwach gewesen sein, sodaß der „Tradition“ freier Spielraum blieb. Wann die Eltern von Ulmans Berichterstattern gestorben sind, ob in deren Kindheit oder Jugendzeit, das festzustellen, fehlen uns die Mittel. Die verschiedentlich überlieferten Zusammenstellungen, genannt „der Stromer gedächtnisse“ 8) bei Nürnberger Kirchen beruhen oft auf nachträglich errich­ teten Epitaphien. Und ob die Totenschilde, die zum Teil noch heute erhalten, zum Teil aus der alten Literatur fest­ zustellen sind, immer Originale sind, möchten wir dahin­ gestellt sein lassen. Viele erscheinen uns jünger, als ihre Angaben behaupten. Auch stimmen die Texte mit Ulmans Bericht überein, sodaß man nicht weiß, wer von dem andern abgeschrieben hat. Ebenso gut können spätere Geschlechter aus familiengeschichtlichem Interesse, das in den Patrizier­ kreisen Nürnbergs immer sehr groß war, die Schilde auf Grund von Ulmans oder anderer Angaben haben errichten lassen, wie umgekehrt vielleicht manche der Todesdaten Ulmans auf ihnen beruhen. Das ist insbesondere sicher an­ zunehmen bei Angaben, die über Ulmans Zeit zurückgehen. Jedenfalls ist die Ueberlieferung um 1300 herum unsicher, versagt sogar ganz, denn wir können die Genealogie Ulmans 7) Hege! S. 62,19. 8) Vgl. z. B. StsA. Nürnberg Hs. 190, 314, 315, 316.

IO 7 in dieser ältesten Zeit nur schwach oder garnicht mit urkund­ lichen Belegen unterstützen. Insbesondere scheint die Familienüberlieferung, die eine Verbindung mit dem Ge­ schlecht der Reichenbacher schafft, bis jetzt nach unseren Kenntnissen auf sehr schwachen Füßen zu stehen. Zum mindesten fällt es gleich auf, daß Ulman nie Verwandte aus diesem Geschlecht erwähnt, sondern es aussterben läßt. Nach­ dem aber Vertreter dieses Geschlechtes oft mit Nürnberg in Berührung kamen, hätte es für ihn nahe liegen müssen, dazu Stellung zu nehmen. Ebenso fällt es auf, daß kein Stromeir vor Ulman auf den Doppelnamen ,,Stromeir von Reichen­ bach“ Anspruch erhob oder sich in Urkunden so nannte. Selbst Ulman führt ihn nie, es sind auch keinerlei Besitzungen seines Geschlechtes vor 1361 in der Reichenbacher Gegend nach­ zuweisen. Erst auf Grund des Buches wird dann der Doppel­ name im Laufe des 15. Jahrhunderts von der Familie benutzt und in der schriftlichen Ueberlieferung eingeführt. Wir wissen ja nicht einmal, welches Reichenbach Ulman meint. Allein in Mittelfranken finden sich drei (Amtsgericht Feuchtwangen, Schillingsfürst und Wassertrüdingen), dazu kommen noch Ober- und Unterreichenbach (AG. Schwabach) und Oberreichenbach (AG. Cadolzburg). Aus den Beziehun­ gen zu Schwabach und Kammerstein glaubt man auf eines der beiden Reichenbach im AG. Schwabach schließen zu dürfen. Daneben kommt — allerdings seltener angenommen — Reichenbach im AG. Wassertrüdingen in Betracht. Eine Familie von Reichenbach ist schon frühe im 13. Jahrhundert in Eichstätter Bistumsurkunden nachweis­ bar. Leider findet sich kein besonderer Leitname, insbeson­ dere nicht der — soweit die untersuchten Urkunden ein Urteil gestatten — in dem einschlägigen Gebiet seltene Vor­ name Gerhart. Außerdem blühte die Familie noch im 14. Jahrhundert, was den Angaben Ulmans widerspricht. Schließlich kommt noch hinzu, daß dieses Geschlecht in seinen Siegeln ein ganz anderes Wappenbild zeigt: eine Strale (Pfeileisen, Pfeilspitze) 9). Allerdings gibt Ulman 9) Das Wappen ist abgebildet bei Siebmacher, Abgestorbener Bayerischer Adel, I. 53 (Seite und Tafel). Nach ihm stammt das

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nicht ausdrücklich an, daß ein Reichenbacher die drei Lilien verliehen bekommen habe, aber der ganze Zusammenhang gestattet kaum einen anderen Schluß (vgl. den Text oben). Es sind also Zusammenhänge mit diesem Geschlecht von Reichenbach zunächst abzulehnen. Ein anderes nachzuweisen, gelang noch nicht, es wird sich aber vielleicht noch finden, wenn die alten fränkischen Urkunden vollständig erfaßt werden. Wahrscheinlicher sind die Beziehungen zu Kammerstein. Die Burg war, soweit wir ihre Geschichte zurückverfolgen können, Reichslehen, und wurde namengebend für ein Ritter­ geschlecht, das sich erstmals 1237 mit Ramungus de Camer­ steine 10) nachweisen läßt. Der Vorname ist so auffallend, daß wir Zusammenhänge mit einem öfters genannten Ramun­ gus de Schwabach annehmen müssen, sei es, daß die beiden personengleich, sei es, daß sie Vater und Sohn sind. Ersterer findet sich 1213 als Salmann X1) und zweimal 1219 als Zeuge für Kloster Waldsassen bezw. Herzog Ludwig von BayGeschlecht aus Reichenbach, AG. Wassertrüdingen, ebendaher nach Andreas Würfel, der in seinen Vermischten Nachrichten usw. (Nbg. 1766) I, Stück 3 ein Siegel bringt. Ebendort S. 174 Nachrichten über das Geschlecht. Ob jedoch die Wormser auch zu dieser Familie gehören, erscheint uns bei der Häufigkeit des Ortsnamens Reichen­ bach sehr zweifelhaft. Wenn Würfel Gottfried Stiebers Hist, und topogr. Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach (Schwabach 1761) S. 644 als Quelle nennt, so ist dies insofern irre­ führend, als Stieber weder hier, noch S. 642 (Artikel Reichenbach, AG. Schwabach) mit einem Worte auf die Familie Stromer von Reichenbach Bezug nimmt. Auch Will in seinen Münzbelustigun­ gen I, 51 nimmt Reichenbach, AG. Wassertrüdingen, als Ursprungs­ ort der Familie an, ohne einen Beweis dafür zu erbringen. 10) Mon. Zoll. II, 12 Nr. 29 vom August 1237. Ueber das Geschlecht der Kammersteiner vgl. (Karl) Primbs in den Jahres­ berichten des Historischen Vereins für Mittelfranken 40 (1875/81). Er unterscheidet drei Ramunge im Zeiträume von 1213 bis 1313. Das Geschlecht scheint erst im 14. Jahrhundert ausgestorben zu sein. Das Wappen findet sich bei Siebmacher, Abgestorbener Bayerischer Adel I, 46 (Seite und Tafel). Interessant ist, daß sowohl 1274 XII. 24 (Mon. Zoll. II, 81 Nr. 138 nach Oetter Geschichte der Burg­ grafen 3,100) als auch 1276 VIII. 24 (Mon. Zoll. II, 87 Nr. 155 nach Oetter 3, 285, vgl. auch Anm. 33)) in der Zeugenreihe Ramungus unter dem Adel, Conrat Stromeir unter den Bürgern erscheint, wenn nicht in der ersten Urkunde das „milites“ auch auf ihn zu beziehen ist. Leider fehlt das Original der Urkunde, sodaß die Ueberlieferung nicht nachgeprüft werden kann. n) Mon. Boica 30 a, 17 Nr. 606 und Regesta Boica 2,57 von 1213 VII. 31 für Heilsbronn.

log ern 12). Da sich damals ritterliche Geschlechter oft nach einer neuerworbenen oder verliehenen Burg umnannten, nimmt der Namenswechsel ,,de Schwabach“ in ,,de Camersteine“ nicht wunder. Und auch das Wappen, das bei den Reichenbachern zum Beweis herangezogen werden konnte, kommt hier nicht in Betracht. Seine Bestandteile (Burg und halber Adler) weisen darauf hin, daß es erst nach der Be­ lehnung mit der Burg angenommen wurde. Wenn nicht alles trügt, scheint auch der Name ,,de Schwabach“ nicht der eigentliche, sondern ein Uebername der Familie gewesen zu sein. Denn wir finden ihn in Nürnberg in Verbindung mit dem Namen Stromeir: ,,Stromeir de Schwabach“. Und so würde sich das Hereinspielen der Burg Kammerstein in die Familienüberlieferung zwanglos erklären. Ulman erzählt dann weiter13): ,,pey den zeiten von Cristus gepürt M II c V Jar, lebt meins anhern anher, Her Gerhart von Reichenbach, der het II sun. der ain hiezz gerhart. der zoch mit kunk Cunrat ein merfart vnd starb enseit mers 14). der ander sun hiss Cunrat. der nam in der stat zu Nurenberg zu der E Hern Cunrat Waltstromer, waz ein ritter, dez selb swester nam er zu der E. vnd do er bey seim swoger hi wonhaftig waz, do verlos er sein namen reichenbach, daz man in nach seim swoger hiezz den Stro­ meir, alz vns der namen her an kumen ist. pey der selben frawen het er 15 kint. di fraw die starb, und nam ein ander frawen, di waz ain Toklerin, bey der het er 3 kint. di fraw die starb auch, und nam di dritten frawen, di waz ayner wittib tochter, die hiess di Helbagnin; bey der selben frawen het er auch 15 kint. der waz ayns mein anher Cunrat Stro12) Mon. Boica 31 a, 498 Nr. 262 von 1219 XI. 18 und Mon. Boica 30 a, 88 Nr. 645 von 1219 XI. 26. 13) Hegel S. 60,12. 14) Diese Ueberlieferung findet sich auch bei der Familie Wald­ stromer, vgl. Urkunde 1230 X. 3 in Hist. Norimb. diplomatica (Vf. L. C. v. Wölckern), Nr. 44 (hier zu 1223) und bei der Familie Behaim (vgl. Biedermann Taf. 1). Da mir die ältesten Niederschrif­ ten nicht im Original Vorlagen, läßt sich über das Alter der Ueber­ lieferung bei diesen Familien nichts sagen. Die Echtheit der Wald­ stromer-Urkunde ist umstritten, da sie nur in deutscher Sprache auf uns gekommen ist; vgl. schon Hist. Norimb. dipl., weiteres bei Böhmer-Ficker, Reg. Imp. V Nr. 1834.

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meir, item Hainreich Stromeir am weinmarkt, item Ott Stromeir, item Haynolt Stromeir, item Herman Stromeir, den man nant Helvogel, item Seitz Stromer, item Albrecht Stromer, item Wolfram Stromer, der da sass am hewmarkt. daz ander waren tochter, der het ainnew den alten Nutzei. Conrat Stromeir mein anher het zu der E dez Cunrat Eslers swester, den man nant den guten richter; do pey het er ii kint: primo mein vater Haynreich Stromeir, Cunrat Stro­ meir vor den predigern, Ott Stromer, Wernher Stromer, ein tochter het den Schatz, ein tochter het den Stayner“. Ueber die hier von Ulman berichteten Eheschließungen, unter welchen die erste zwischen Conrad und der Wald­ stromerin wegen der behaupteten Namensänderung von Reichenbach in Stromeir besonders wichtig erscheint, ließ sich, wie überhaupt über die Ehefrauen der Stromeir im 13. Jahrhundert (und über die Berufe der Stromeir in dieser Zeit), leider nichts urkundliches finden. Unwahrscheinlich ist für damals eine derartige Namensänderung an sich keines­ wegs, aber es fällt auf, daß nirgends ein Vorname der Kin­ der oder Nachkommen aus der ersten Ehe Conrad von Reichenbachs = Stromeir erwähnt wird, woraus man wohl schließen muß, daß all diese Kinder in frühem Alter starben. Ganz merkwürdig ist, daß der Name Stromeir auf die Kinder der dritten Frau, von welcher Ulman wie alle übrigen Stro­ meir abstammen, übergegangen sein soll. Es soll also Conrad (von Reichenbach) nach Nürnberg gekommen sein, jedenfalls von Kammerstein oder Schwabach her. Und in der Tat finden sich urkundliche Hinweise, zwar nicht für den Namen Reichenbach, wohl aber Schwabach, wo ja die Familie Häuser besaß. Unsere Kenntnisse ver­ danken wir in erster Reihe dem Kloster Heilsbronn, das uns die Urkunden teils im Original, teils in einem Kopialbuch aus der Mitte des 14. Jahrhunderts überliefert hat. 1254 finden wir einen Zeugen Cunrad de Swabach zu­ sammen mit anderen Nürnbergern erwähnt15), die dann fast 15) 1254 I. 2 Nürnberg: Der Schultheiß Heinricus und die Bür­ ger der Stadt Nürnberg bestätigen die Schenkung eines Hofes „sita in cornu plateae, quae est ex oposito domus domni Heinrici de lapide“

alle, wohl am gleichen Tage, eine zweite Urkunde beglau­ bigen 16). Die Vermutung einer Verwandtschaft mit Ramungus de Swabach _ liegt, wie gesagt, sehr nahe. Vielleicht "Handelt es sich um einen Sohn, der nach Nürnberg zog, wäh­ rend sein Vater oder Bruder auf Kammerstein saß. Den richtigen Namen des Schwabachers nennt uns die zweite Urkunde, die ihn mit z. T. gleichen Zeugen Cunradus Stromeir de Swabach nennt16). Dieselbe Bezeichnung findet sich in einer weiteren Urkunde von 1257 17). Offenbar war ursprünglich die Herkunftsbezeichnung die bekanntere, sollte wohl auch eine Verwechslung mit den (Wald)stromeiern durch Frau Diemudis, Witwe Rüdegers, genannt Ocger, und ihren Sohn Arnoldus an das Gotteshaus in Halsprunnen als Seelgerät. Zeugen: Heinricus scultetus, Heinricus Pürlzin, Cunrat Ratzhart, Walther Maler, Cunrat de Swabach, Henricus Togler, Wernher Atzman. Acta sunt haec a. inc. dom. M0CC°LIIII° in octava sancti Stephani. Lat. Abschrift aus der Mitte des 14. Jahrhunderts HStsA. München Kloster Heilsbronn Litt. 1 fol. 223’. 16) 1254 I. Nürnberg: Der Schultheiß Heinricus und die Bürger der Stadt Nürnberg bestätigen, daß Frau Diemudis sei., Witwe des Berhtholdus de Betzzendorf, „dimidietatem [h]orti et areae eidem [h]orto adtinentis et dimidietatem sex aliarum arearum, quae omnes sitae sunt apud nos in platea dicta Erhergazze“, dem Gotteshause Sanctae Mariae in Halsprunnen als Seelgerät für sich und ihren Mann mit Zustimmung ihrer Kinder geschenkt hat. Zeugen: Heinricus scultetus, Cunradus Hengnagulus, Sibot Phintzink, Berhtolt Turbreche, Cunradus Ratzhart, Hermannus, sein Schwiegersohn, Cun­ radus Stromeir de Swabach. Zeugen aus Schwabach: Berhtolt Zadel, Bruder Cunradus de Ebera[ch], Heinricus Niger [Schwarz], Cunradus de Walprehtsdorf, Selicmannus, Heinricus Füllengast. Datum a. d. 1254 mense Januarii. Lat. Abschrift aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, HStsA. München Kl. Heilsbronn Litt. 1 fol. 223’. 17) 1257 IX. 22. Hanricus Ritter de Tanne, imperialis aulae ministerialis, gibt der Kirche Sancti Egidii in Nurmberck mit Zu­ stimmung seiner Söhne Hermannus und Albertus und seiner Toch­ ter Adelhaid zwei Talente jährlich aus seinem Meierhofe (curia villicalis) in Altentanne zu einem Seelgeräte für sich, seinen Vater Hermannus und seine Ehefrau Irmgard. Zeugen: Herr Henricus von Berg (de monteL Egbertus de Putendorf, Leupold de Schonenberc, HanrichT de Heidelbach, Conradus de Stamelbach, Conrad de Kutorf, Peringerus de Zenne, Berchtoldus de Tanne, Wolframus Razen, Fridericus Razen, Cunradus de Churenburch scultetus (gemeint ist offenbar butigularius) Nurenbergensis, Hartung, die Ritter; Hanricus de Phalurnenvelt, Herman Neghorn, genannt de Prunspach, Hanricus de Prunspach, Conradus Wolfhardus, Conradus Stromaier de Schwabach, Conradus de (!) Steiner, Sefrit Zadel, Leupolt Densach, Gotfrid Mumeler, Schoper, Bürger von Nürnberg. Mit­ siegler: der Schultheiß von Nürnberg. Datum a. d. 1257 X. kalendas Octobris. Druck: Waldau, Vermischte Beiträge I, 415 ff. (Nürnberg 1780) nach dem lat. Original (?).

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verhindern. Erst als sich für diese — erstmals 1270 18) — allmählich der Familienname Waldstromeir durchsetzte (wir finden im ganzen 14. Jahrhundert noch beide Namensformen nebeneinander), wurde das ,,de Swabach“ weggelassenlö). Eine dunkle Erinnerung an die Herkunft aus dieser Gegend wäre die Erklärung der Namensform ,,de Reichenbach“, die Ulman als erster für seine Familie in Anspruch nimmt, und die, wie gesagt, erst im 15. Jahrhundert allgemeiner üblich wird. Conrad Stromeir de Swabach ist der erste auf urkund­ lichem Boden stehende Vorfahre Ulmans. Freilich, eine zusammenhängende Stammreihe haben wir damit vorerst noch nicht, die ist nur auf Grund von Ulmans Angaben auf­ zubauen. Hätten wir diese nicht, so wäre uns nicht einmal das verwandtschaftliche Verhältnis zu seinem (Ulmans) Vater bekannt, denn in Urkunden wird er nie dessen Sohn genannt 20). Daß die verschiedenen Stromeir um 1300 zusam­ mengehören, erfahren wir nur aus deren Siegeln mit den drei Lilien, soweit uns welche erhalten sind. Schwierigkeiten, Conrad Stromeir weiter zu verfolgen, ergeben sich daraus, daß auch ein Conrad (Wald)stromeir in 18) Vgl. Mon. Zoll. II, 70. 19) Es ist nicht zu leugnen, daß für diesen Doppelnamen auch eine andere Erklärung möglich ist, die uns aber weniger wahrschein­ lich dünkt. Im 14. Jahrhundert nennt sich in Nürnberg manchmal der Ehemann auch mit dem Namen der Frau (wohl wenn diese aus einem bekannteren Geschlecht stammt?) oder mit dem Doppel­ namen „X genannt Y“. Für das 13. Jahrhundert fehlen uns die Beweise, und Ulmans Angabe, die Familie habe Stromeir von Reichenbach geheißen, kann nicht herangezogen werden, da sie urkundlich nicht zu belegen ist. Ebenso geht es uns mit „Herman Stromeir, den man nant Helvogel“ (Hegel S. 61,9). Sollte diese Namensgebung damals schon üblich gewesen sein, so wäre sie ein Hinweis auf eine Ehe, also die Conrat Stromeirs mit einer Wald­ stromerin, von der Ulman als Ursache für den Namenswechsel berichtet (Hegel 60,15 ff.). Eigentlich müßte der Name dann um­ gekehrt lauten: Cunradus de Schwabach dictus Stromeir. *°) Im allgemeinen lag nur dann ein Bedürfnis vor, den Vater mitzunennen, wenn es galt, zwei gleichnamige Familienglieder zu unterscheiden, z. B. Ulrich, Conrads Sohn, später „am Zotenberg“, und Ulrich, Wolframs Sohn, später „zur Rose“. Wenn wir daher auch sonst, wenn es keine Verwechslungen geben kann, die Sohn­ schaft bezeichnet finden, so müssen wir dies zu den Seltenheiten rechnen.

dieser Zeit lebt, der Schultheiß war 20 a), und daraus, daß der Name Conrad in dieser, mit der Schwabacher wohl nicht verwandten Familie sehr beliebt war. Es geht keineswegs an, einfach die Familien der Waldstromeir und Stromeir als identisch zu behandeln, wie es kürzlich von Fräulein Dr. Julie Meyer 20h) geschehen ist, indem sie in ihrer Liste I über das Vorpatriziat die Stromer schon 1220 und 1235 erwähnt. Denn nicht nur ist diese Identität durch nichts erwiesen, son­ dern es steht fest, daß die Waldstromeir vor dem 18. Jahr­ hundert nicht zu dem Nürnberger Patriziat gehörten und in 20a) 1265 XI. 16 Conradus de Solzburg ministerialis verkauft vilulam suam apud Grangiam Ketelndorf sitam, dictam Nuwehovelin dem Abte Rudolf und dem Konvent von Hailsbrunnen um 220 Pfund Haller und bestätigt den Verkauf in Nürnberg vor dem Stadt­ schultheiß und den Schöffen. Zeugen: Abt Rudolf, Conrad der Prior, dictus de Landeshute, Nicholaus Cell(ularius), Volradus Mag (ister) Conversorum, presbiteri et monachi in Hailsbrunnen, Conradus Stromeir Scultetus in Nuremberg, Siboto Pfincinc, Mer­ kelinus Pfincinc, Vortelinus, Crafto, Burlezin, Hermannus Shuzzeluleis, Heinricus Rose, Razhardus, Conradus Stromeier, UlricusCrumpsite, Kelberherre, Heinricus Steiner, Hermannus Steiner, cives Nurembergenses, Volkoldus et Fridericus de Linde milites. etc. Datum in Nurenberg a. d. 1265 indictione VIII. XVI. kl. Decembris. Orig. Perg. 2 Siegelfragmente des Conrad de Solzburg und Conrads sculteti de Nuremberg. HStsA. München, Nürnberg Archiv (Kl. Heilsbronn) fase. 195. zob) Dr# Julie Meyer: Die Entstehung des Patriziats in Nürn­ berg. Mitt. d. V. f. G. d. Stdt. Nbg., Bd. 27, 1928. Zu der in der interessanten Arbeit hauptsächlich behandelten Frage, ob das Nürn­ berger Patriziat wesentlich aus angesehenen Kaufleuten oder aus einstigen Ministerialen hervorgegangen sei, könnte man hoffen, bezüglich der Stromeir in der folgenden Urkunde einen Beitrag zu finden. Aber erstlich ist gerade hier nicht sicher, ob es sich nicht um einen Waldstromeir handelt, weil diese damals Lehensmänner des Burggrafen waren, während dies von den Stromeirn nicht bekannt ist, und zweitens erscheint fraglich, ob die Bezeichnung „milites“ sich auf alle darnach aufgezählte Personen bezieht: 1278 (XII.) Burggraf Fridericus senior de Nuremberch kauft vom nobilis vir herrn Herdegenus, genannt de Grindelach, „medietatem villae, quae dicitur Viechsdorf“ um 200 Pf. Pfennig Nürnberger Münze. „Fideiussores jurati et subscripti, videlicet milites et cives in Nuremberch, Hermannus genannt Groß [magnus], genannt von Stein [de lapide], Fridericus Holtzschucher, Sifridus genannt Ebener, Chunradus genannt Stromair, Marquardus genannt Pfinzinc, Cunradus genannt Vorchlin. etc.“ Unter den im Folgenden aufgezählten zahlreichen Zeugen wird wiederum zwischen „Chun­ radus genannt Vorchtlin“ und „Sifridus genannt Ebner“, Chunradus genannt Stromer erwähnt. Actum et datum apud Wienne a. d. 1278. Druck in Monum. Zoll. 2, 108 Nr. 204 nach Würfel: Historische etc. Nachrichten zur Nbg. Stadt- und Adels-Gesch. I, 15 ff. 8



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der in Frage stehenden Zeit als Reichsbeamte nicht einmal Bürger von Nürnberg waren. Für die Stromeir dagegen ist urkundlich bezeugt, daß sie mindestens von 1265 20 a) an Nürnberger Bürger waren und durch eine Urkunde von 1291 20 c) daß Conrad II. Schöffe und damit doch wohl auch Mitglied des Rates war. Es ist also eine Möglichkeit gegeben, in einzelnen Fällen die Zugehörigkeit festzulegen. Die Waldstromeir waren in dieser Zeit nicht Bürger in Nürn­ berg. Wo also ein Conrad Stromeir unter diesen aufgezählt ist, handelt es sich um den Vorfahren Ulmans. So läßt sich denn das erste Auftreten bis ins Jahr 1250 (rund) zurück­ verschieben 21). Die verschiedenen mit den Urkunden von 1254 gemeinsamen Zeugen bestätigen diesen Schluß22). Anders verhält es sich mit der späteren Zeit. Es fehlen uns Angaben darüber, wie die Söhne Conrads geheißen haben, von denen uns nur Ulman die Namen einzelner nennt. Ebenso wissen wir nichts über Conrads Tod. Wir dürfen nur annehmen, daß dieser vermutlich vor der Mündigkeit seines Sohnes gleichen Namens erfolgte, da in den Urkunden *°c) 1291 IV. 2—7: Chunrat Eseler, Schultheiß, die Ratgeben und Schöffen der Stadt Nürnberg und die Bürger stellten fest, daß die Stadt an zwei Stellen durch die Pegenz Schaden leide, nämlich an des Friderichs Garten des Holschuhers und bei der Rosen wisen. Sie sandten daher den Schultheißen, hern Chunrat den Eseler, und die Bürger des Rates und Schöffen: Her Sifrit der Ebener, her Chunrat Meurin, her Friderich von Rot, her Herdegen der Holschuher und her Chunrat der Stromeier als Unterhändler zum Er­ werb des Gartens und tauschten diesen ein gegen ein Stück Wall und Graben. Zeugen: Der Schultheiß, die andern fünf des Rates, her Leopolt der Holtschuher und her Chunrat der Ysenmann. Daz geschach 1291 in der nahsten wochen nach mittervasten. HStsA. München, Reichsstadt Nürnberg fase. 395. Abschrift in der Urkunde von 1321 I. 31. 21) (ca. 1250 Nürnberg.) Der Schultheiß Heituolcus und die Bürgerschaft von Nuremberg bestätigen den Verzicht des Fridricus genannt Houeman zu Amelratdorf auf alle seine Erbrechte an dem dortigen Hofe zugunsten des Gotteshauses zu Halsprunnen mit Zu­ stimmung seiner Frau Hedwig, ausgesprochen in Gegenwart des Kellers Waltherus und Conradus, „hospitum rectoris“. Zeugen: der genannte Schultheiß Heituolcus, Conradus Pignotus, Eberhardus der Schultheiß (scultetus), BerhtolflÜs" Schutlocua, Heinrich Pürtzin, Walther Maler, Heinrich Rose, Conrat Ratzhart, Ulricus von Swinnenbach, Conrat Stromeier, Conrat Schotte, Ortliep, Sohn des Fremdelin, Heinricus Straus, Berhtolt Forhtelin und Aluocus. Lat. Orig. m. leicht, besch. S. HStsA. München, Nürnberg Archiv (Kl. Heilsbronn) fase. 192. 22) Vgl. Anm. 15) und 16).

115 nie ein Conrad der Aeltere vor einem Jüngeren unter­ schieden ist. Ulman führt nacheinander drei Conrade an: Conrad (L, von Schwabach-Reichenbach), dessen Sohn Conrad (II.)) den Vater Heinrichs und Conrads (III.) vor den Predigern. Suchen wir diese drei Generationen zeitlich festzulegen, so können wir dies allerdings nur mit äußerster Pressung tun. Angenommen, Conrad von Schwabach hat rund 1250 eine Helbagnin geheiratet — vorher ist er ja in Nürnberg nicht nachweisbar. Sein Enkel Heinrich hat nach Ulman 1298 zum zweiten Male geheiratet. Aus der ersten Ehe stammen acht von Ulman genannte Kinder. Also liegt die erste Ehe sicher um 1290, die Geburt Heinrichs wenigstens 1270. Dessen Vater muß also rund 1250 geboren sein, mit anderen Worten, Conrads I. Sohn und Enkel hätten beide schon mit 20 Jahren geheiratet. So bedenklich das Ganze aussieht, eine andere Lösung ist vorerst noch nicht möglich. Conrad I., II. und III. sind in den Urkunden nicht aus­ einander zu halten. Der Name findet sich fortlaufend bis in die fünfziger Jahre des 14. Jahrhunderts. Immerhin haben wir wenigstens einige Anhaltspunkte: 1305 ist nach Müllner einmal Conrad Stromair mit seinem Sohne Conrad ge­ nannt 23). Nach Ulman wären dies Conrad II. und III. 1313 ist Heinrich, Ulmans Vater, Sohn Herrn Conrads genannt24). Die beiden, Conrad III. und Heinrich, sind also Brüder. Einen dritten Bruder, Ulrich (am Zotenberg), lernen 23) Müllners Annalen (zum Jahre 1272; von etlichen nürnberg. bürgerlichen Geschlechten) ohne Quellenangabe. 24) 1313 V. 7. Nürnberg: Der Schultheiß Cunrat Eßler und die Schöffen der Stadt Nüremberg bestätigen Herrn Cunratt dem Stromeir, daß ihm Hainrich Odennberger sei. ein Gut zu Byberbach, soweit es sein Eigen ist, mit Zustimmung seiner Ehefrau Margret, und soweit es Lehen ist, ohne deren Zustimmung, verkauft hat. Zeugen des Verkaufs: Herr Conrat Nüczel, Herr Gottz Schopper, Herr Conratt Langman, Herr Seitz Stromeir, Herr Hainrich Vihe, Herr Woluelm (verb. aus Wolff) Stromeir, Herr Hainrich, Herrn Conrat Stromeirs Sohn, und Herr Herman vom Steine. Zeu­ gen der Gerichtsverhandlung: Herr Ott Gewschmidt, Herr Ulrich Küdorffer, Herr Hainrich Langman und Herr Hainrich Eystetter. Mitsiegler die Stadt. Geben an dem Montag noch sant Walburg tag 1313. „Disses Original waiß Ich, Hans Stromer, woll, wo Es ligt“. Abschrift im Archiv der Freiherren Stromer Hs. 54 vom Jahre 1515. 8*

wir dann 1340 kennen. Die Urkunde, die ihn zwar mit Conrad III. zusammen nennt, aber das brüderliche Verhält­ nis nicht erwähnt, nennt ihn Sohn Conrads selig. Damit haben wir zugleich ein ungefähres Datum für den Tod Conrads II. 25). Dieses Todesdatum können wir noch weiter vorverlegen: 1319. VII. wird bereits sein Erbe erwähnt, das sein Sohn und Schwiegersohn verkaufen 26). Finden sich schon gewaltige Altersunterschiede zwischen den Brüdern Heinrich (f 1347) und Ulrich (lebt noch 1385/87), so wundern wir uns nicht, wenn sich dieses in dem anderen Zweige, genannt ,,zur Rose“, wiederholt. Seitz, der Bruder Conrads II., ist urkundlich später nachweisbar als sein Neffe Heinrich (1306—1320), ebenso Wolfram I. (1313—1345), dessen Tod wir vor 1347 IX. ansetzen müssen. 2Ö) 1340 X. 2 Nürnberg. Der Schultheiß Cunrat Grozze und die Schöffen der Stadt Nuremberg bestätigen Herrn Ulrich Stromeir, Herrn Wolfframs Sohn, auf Grund der Aussage seiner Zeugen, Herrn Ulrich Stromeirs, Herrn Cunratten Stromeirs sei. Sohn, und Herrn Peter Gnätznapffs, daß ihm seine Ehefrau volle Gewalt über ihr Eigentum gab. Zeugen der Gerichtshandlung: Herr Conrat Stromeir, Herr Conrat Pilgram. Geben am Montag nach sant Michelstag 1340. Abschrift Archiv der Freiherren Stromer Hs. 54 von 1515. Das brüderliche Verhältnis bestätigt ausdrücklich die folgende Urkunde: 1350 VIII. 4. Schwester Alheit, Aebtissin des Klosters zu dem Himmeltron zu Grindlach und der Konvent tauschen ihr rechtes Eigen, geschenkt von der Frau Kunigunt, weiland Gräfin zu Orlemund, Dahsteten, Tenelbach und das Haus mit dem See mit der Pfarre zu Grindlach und den Gütern zu dem Rewtlen (Inhaber Ortlieb, Bgr. zu Nbg.), die das Eigentum des Neuen Spitals zum hl. Geist in Nbg. sind. Taidinger: der edle Herr Heinrich vom Perg und der ehrbare Mann Ulrich der Ortzhoffer zu Grindlach. Zustimmung geben ihr „Herr und Weiser“ Abt Heinrich von Lantheim, Frau Kunigund, die Stifterin ihres Klosters, ihr Pfleger, Herr Chunrat der Grozze, Schultheiß zu Nbg., sowie ihr Kaplan, der geistliche Herr Heinrich von Lantheim. Zeugen: Herr Purchart Hörauf von Sekendorf, Herr Arnolt von Zenn, auch von Sekendorf, Herr Lütz von Eyb, Herr Chunrat Waltstromair mit Sohn, Herr Gramlieb Esler, Herr Chunrat Stromair und sein Bruder Ulrich. Mitsiegler: Abt Heinrich von Lantheim, Frau Kunigund. Geben 1350 an sand Oswaldes abent. Inseriert in einer Urkunde des Abtes Alanus zu den Schotten zu Nbg.: daz geschach an sand Pauls tag alz er bekert wart 1357 [I. 25] HStsA. München Reichsstadt Nürn­ berg (Hl. Geist Spital) fase. 237. 28) 1313 XII. 20 kauft der ehrsame Mann Cunrat der Stromeier, Bgr. zu Nbg., von Cunrat schenke*1 Pif^hpnegkp und seinen Söhnen Maier und Cunrat die ehemals dem Kölner zu

Beide sind sicher Brüder 27) 28). Es sind also Heinrich und Wolfram I., Neffe und Onkel, gleichzeitig gestorben. Nur damit erklärt es sich dann, daß die Nachkommen beider zu gleicher Zeit leben, obwohl sie ein Menschenalter auseinander sein müßten. Alle Versuche, diesen Zwiespalt durch Verschieben der Familienglieder zu tilgen, haben keine urkundlichen Grund­ lagen. Die wahrscheinlichste Lösung wäre noch die, daß Wolfram I. und Seitz Vettern Conrads II. wären. Man vetgleiche den Gegensatz bei Ulman (Hegel 83,26) ,,meins anhern Cunrat Stromer den hab ich niht erkant, der waz selb sibent bruder, der ich auch niht erkant hab“ und ebenda 31, wo Ulman Wolfram I., den Bruder Conrads II., unter den Happurg gehörige Wiese bei Hersprugge [HStsA. München Reichs­ stadt Nbg. (Kl. Engelthal III) fase. 176]. Eine Tochter Conrads II. ist nach Hegel 61, 16 mit dem „Stainer“ verheiratet. Wenn daher 1319 VII. 31 Herman von dem Stayn und Chunrat Stromeir, Bgr. zu Nbg., Herrn Fritz dem Phinzing die halbe Wiese bei Hersprucke verkaufen, die sie zusammen von Herrn Chunrats Kindern gewonnen haben, so dürfen wir diesen Besitz gleichsetzen und Chunrats II. Tod vor 1319 VII. 31 annehmen. Damit wäre auch der am Männer­ eisen genannte Baumeister Chonrat Stromair sicher Chonrat III. Hegel S. 85 n. 1 gibt die Inschrift nicht genau wieder. Vgl. Endres Tuchers Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg (1464/75), heraus­ gegeben von Friedrich von Weech (Stuttgart 1862) S. 291 und Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 5,53. 2;) 1347 IX. t7 Nürnberg. Der Schultheiß Cunrat Grozz und die Schöffen der Stadt Nürnberg bestätigen Herrn Herman Peheim 1. auf Grund der Aussage seiner Salmannen Herr Cunrat Stromair, Herr Heinrich Gruntherr und Herr Ulrich Stromair, Herrn Cunrats Sohn, daß das Haus an dem Heumarkte nächst dem Steinhause des Herrn Hans Pfintzing laut Salbrief Eigen des Herrn Wolfram Stromair sei. war, und 2. auf Grund der Aussage des Herrn Gramlib Esler, Ulrich Stromair und des gen. Herrn Cunrat Stromair, daß Herr Wolfram sei. ihnen zu Lebzeiten volle Gewalt über das Haus gegeben habe, den Erwerb desselben. Mitsiegler: die Stadt. Geben 1347 an dem nehsten Montag nach dez heyligen Creutzes tag, als ez erhöhet wart. Orig. Perg. Nürnberg Germ. Museum. S. 1 fehlt. S. 2 fragm. 28) 1318 II. 1 [Nürnberg] Heinrich Wüst, Schneider und Bgr. zu Nbg., vermacht seinem Sohne Jacob sein Gut zu Hekkenhofen (Inhaber der Pessenn), Lehen von dem Heyenberg. Die Brüder Herr Seitz und Herr Wolfram die Stromair sollen ihm eine Hälfte nach zehn Jahren, die andere nach seinem, des Vaters Tode, übergeben. Das Gut wird durch Herrn Seitz zu treuen Händen aufisandt. Zeugen: Herr Cunrat Weyglein, Herr Götz Schopper und err Ulrich Kudorfer. Stadtsiegel. Geben an vnser ffrawen obent ^ liechtmezz 1318. Abschrift Stadtarchiv Nürnberg Litt. Spital ’^r. i/a (Großes Spitalbuch) fol. 198.

118 Personen aufzählt, die er noch gekannt hat und die zu seinen Lebzeiten gestorben sind. Dazu kommt noch, daß 1353 VII. 24 Conrad III. und Ulrich von der Rose ,,Vettern“ genannt werden. Auffällig, aber unerklärlich ist vorerst nur, daß Ulman von einzelnen Kindern Wolframs nichts weiß, vgl. Hegel 62, 6: ,,di andern sein kinder, wi di bestat bürden, dez kan ich niht wol ervaren“ (siehe auch unten). Stellen wir die aus Urkunden bekannten und von Ulman persönlichgekannten Personen zusammen, so ergibt sich folgende Stammtafel (die auf Ulman beruhenden An­ gaben sind in Kursivschrift wiedergegeben):

Conrad I. Stromeir von Schwabach gen. seit ca. 1250 Kinder: I. Conrad II. genannt seit ca. 1290 (?) f vor 1319. VII. 20. co vor 1306. XII. 7 Sofie . . . Kinder: 1. Heinrich, genannt 1290—1328, f 1347. IV. 30, 00 1).............. Gnatznapf f vor i2g8. 00 2) 12g8. . . . . Margret Geusmid f 1330. XL 24. 2. Conrat III. vor den Predigern, gen. 1303 — 1355, f vor 1383. VIII. 23. 00 zwischen 1319. VII. 13 und 1320. I. 26 Elle............. 3. Otto f vor 1385/8f. 4. Werner f vor 1383/87. 5. Alheit f 00 vor 1319. VII. 31 Herman von dem Stein. 6................-j* ... 00................................ Schatz. 7. Vlrich am Zotenberg, gen. 1340—1387. f 1383/^7. I. 28. 00 1. Else...............f..................00 2. Else Smügenhofer f vor 1383. II. 14. 8. Hans f vor 1383/87. 9.................. f vor 1383. II. 14. 00..................Götfrit Scheffein f vor 1383. II. 14. 10................f............... 00................................Purkaymer II. Seitz, genannt 1306—1320.

III. Wolfram f vor 1347. IX. 17, gen. 1313—1353 (zuletzt als selig) 00............. Kinder: 1. Ulrich zur Rosen f vor Jjgo, nach 1385)87, gen. 1340—1380, 00 vor 1340. X. 2 Margret Prantnerin f vor 1370 VII. 31. 2................f nach i3go 00................................ Ellinger. 3................f nach 13g o 00.............. 4................f.............. 00............... Fritz Grabner f i3gö IX. 28. 5. Agnes f nach 13go, Klosterfrau zu St, Clara. 6..................f.................00 vor 1353. IX. 2. Heinrich Öberlin. 7. Wolfram f vor i3go gen. 1353—1375. Nicht eingereiht wurde Elisabeth Stromeyrina 1274, da deren verwandtschaftliche Verhältnisse ungeklärt sind29). Wenden wir uns den weiblichen Mitgliedern der Familie zu, so ist zu den drei Töchtern Wolframs (I.) zu vermerken, daß sie noch zu Ulmans Zeiten lebten 30). Sonst aber wissen wir herzlich wenig von den Frauen. In den Nürnberger Urkunden sind die Familiennamen derselben eine Seltenheit, wenn es sich nicht um einen Erbschaftsfall handelt. Anderer­ seits findet sich im 14. Jahrhundert oft der Brauch, dem Manne den Namen seines Eheweibes anzuhängen, etwa in der Form, wie es heute noch vielfach üblich ist. Um 1300 ist ein ,,Conrad Ungelter genannt Stromair“ erwähnt31). In dem Bürgermeisterbuch 32) wird Ulrich zur Rosen dT ft. n^it, 29) Sie ist nur genannt Reg. Boica 4,768. Das Original fand sich nicht. Ob sie personengleich ist mit der angeblich 1333 ver­ storbenen Elisabeth (Stadtarchiv Nürnberg Hs. 190 S. 382. 17. Jahr­ hundert) bleibe dahingestellt. 30) Hegel S. 72, 13, 14. 31) Müllners Annalen z. J. 1272 (München HStsA. Reichsstadt Nürnberg Litt. 190, Tom. I, 1025), wo Müllner vermutet, Ungelder sei ein Beiname der Familie Holtzschuher. Das würde dann auf die unten genauer besprochene Urkunde ein anderes Licht werfen. Biedermann Tafel 167 und Gatterer Hist. Holzschuh. Tafel S. 104/5 geben nur eine Ehe Friedrich Holzschuhers mit Gutta Stromeir an, deren Vater Conrad (II. ?) gewesen sein soll. 32) Die alten Ratsgänge fehlen. Zusammenstellungen im StsA. Nürnberg Hs. 217 (von ca. 1553), StadtA. Nürnberg Hs. 93 (16. Jahrhundert) und 125 (16. Jahrhundert mit Nachträgen). Die Angaben decken sich nicht immer. Die wichtigsten Hss. dürften die

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dem Beinamen „der Prantner“, „genannt Prantner“,^ auf­ geführt 32a). Vielleicht ist auch so der Tfeiname Ulrichs am Zotenberg „Stromeir Hasto“ zu erklären, obwohl Ulman seine Frauen anders benennt. Schwer ist die Erklärung der Namensform Stromer zur Rosen (ad rosam). Eine Familie Rose ist im 13. und 14. Jahrhundert in Nürnberg nachweis­ bar. Wir wissen aber nichts von Beziehungen zu der Familie Stromeir. Die Form „zur goldenen Rose“ taucht erst seit rund 1361 auf und hängt vielleicht mit dem Erwerb des Hauses zusammen. Ob dieser Hausname nicht auch mit der genannten Familie zusammenhängt, war nicht festzustellen. Interessant ist dann, wie diese Doppelnamen in den späteren Abschriften der Ratsgänge verballhornt werden. Peter Stromeir hatte eine Tochter Bertholt Pfinzings zur Frau und wurde entsprechend Peter Stromeir genannt Pfintzing bezeichnet. Die Vornamen Peter und Bertholt flössen zu­ sammen und so finden wir je nach den familiengeschicht­ lichen Kenntnissen der Abschreiber bald einen Bertholt Stromeir, bald einen Peter Stromeir oder sogar einen Bertholt Pfinzing genannt Stromeir, also eine Umkehrung des ursprünglichen Tatbestandes. Eine Schwester Conrads I. oder II. muß auch die Mutter Friedrich Holtzschuhers gewesen sein. Denn 1276 nennt derselbe Fridrich Conradus genannt Stromair und Wernherus genannt Nüzel seine „cognati“ 33). Da ihre Stellung in beiden letzten sein, deren Verhältnis zu einander noch nicht unter­ sucht zu sein scheint. Die letzte ist offenbar die beste Quelle, während Hs. 93 viele Namen verstümmelt. 82a) Fräulein Dr. Julie Meyer hat in der in Anm. 20b genann­ ten Arbeit S. 36 zwei Linien „Stromer ad rosam“ und „Stromer Pran|£££“ unterschieden. Wie aus Obigem hervorgeht, handelt es sich um ein und dieselbe Person, Ulrich Stromer zur Rosen, genannt der Prantner. Nach Ulman gab es aber in der Tat während des 14. Jahrhunderts mindestens zwei Linien der Stromeir, so daß dies sehr wohl der Grund gewesen sein kann, daß damals meistens zwei Stromeir im Rate saßen (siehe Julie Meyer a. a. O., Liste II). 33) 1276 VIII. 24 Nürnberg. Lehensrevers der Brüder Fridericus und Herdegenus genannt Holzschuher, Bgr. zu Nüremberg, für den Burggrafen Fridericus de Nurmberch, der sie als „castrenses“ in seine Burg zu Krafteshoue einsetzt. Unter den zahlreichen Zeugen am Ende Conradus genannt Stromeir, Wernherus genannt Nüzel, „cognati mei“ [! also nur des Sieglers Fridericus H.]. Actum et

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der Stammtafel unsicher ist, wurde sie nicht eingetragen. Zu ihr kommt noch eine weitere Frau 1306, Sufie, die Frau Conrad Stromairs (II.) 34). Da Ulman vergaß, die drei Frauen Conrads nachzutragen, können wir sie ebenfalls zeit­ lich nicht genauer festlegen 35). Damit sind wir in der Zeit Ulmans angelangt. Man sollte meinen, jetzt stimmt alles. Die Urkunden machen uns jedoch mit manchen Gliedern der Familie Stromeir bekannt, datum in Nurenberch in Castro domini burcgravii VIII. kal. Sept. a. d. 1276. Druck Mon. Zoll. 2,87 Nr. 155 nach: Oetter, Geschichte der Burggrafen III. 285 (Ansbach 1758). Vgl. auch Anm. 10. Der Begriff „cognatus“ soll wohl hier das deutsche „Freundschaft“ ersetzen und nicht nur die mütterliche Verwandtschaft umfassen. Nach Bieder­ mann (vgl. Anm. 31) ist die Frau Friedrichs, Gutta, eine Tochter Conrads II. (vgl. Gatterer Hist. Holzschuh. Nr. 19). Bei Ulman fehlt eine entsprechende Angabe, dagegen gibt er an, Conrad Nützels Frau sei eine geborene Stromeirin. Urkundlich fand sich nur ein Werner Nützel 1272, 1276, 1283 und 1286 mit Frau Cristine 1283, 1290. Es muß also irgend eine Verwandtschaft zwischen Frau Cristine und Friedrich Holzschuher bestehen. Wenn Ulman Conrad Nützel als Schwiegersohn Conrads I. nennt, so finden wir nur einen Hinweis auf diesen in Müllners Annalen z. J. 1272 für 1291, sodann in Urkunden 1313 (Anm. 24) und später. Ob diese personengleich sind, ist nicht sicher. Verwandschaftliche Beziehungen werden nicht erwähnt. Es sei jedoch auf eine Urkunde von 1328 hingewiesen, die Conrat Nützels Frau Gerdraut nennt und in der zwei Stromeir als Zeugen für ihn auftreten: 1328 VII. 15 Nürnberg. Der Schultheiß Conrat Pfintzinch und die Schöffen der Stadt Nürnberg bestätigen Herrn Conrat Nützzel 1. auf Grund der Zeugenaussagen Herrn Heinrichs und Herrn Conrats der Stromeir, daß er von seiner Ehefrau Frau Gerdraut, seiner verstorbenen Tochter Agnes zu deren Lebzeiten mit Zustim­ mung ihres Mannes Herrn Ulrich Chüdorfers, von Herrn Wolfram Vorhtel mit Zustimmung von dessen Ehefrau Frau Annen, von Herrn Peter Meurich mit Zustimmung von dessen Ehefrau Cathrein, und von seinem Sohne Cüntzman, 2. auf Grund der Zeugenaussagen Herrn Fritzzen Pfintzinchs, Herrn Jörgen Vorhtels und der oben genannten Zeugen, daß er von seiner Tochter Frau (ver) Chünigunt mit Zustimmung von deren Ehemann Heitfolk Esler Vollmacht bekommen habe, über sein Eigen frei zu verfügen. Mitsiegler: die Stadt. Geben 1328 an dem freitage nach sant Margreten tag. Orig. Perg. mit Siegelfragm. Nürnberg Germ. Museum. 34) 1306 XII. 7 (Nürnberg) Chunrat Stromair, Bgr. zu Nurenberg, und seine Ehefrau Sufie verkaufen der Priorin und dem Kon­ vent des Katharinenklosters ihr Eigengut zu Happurg. Stadtsiegel. Geben am Mittwochen nach Nicolaus tage 1306. Orig. Perg. m. S* fragm. StadtA. Nürnberg. 35) Hegel S. 62, 23. 24. Der Satz steht am oberen Rande des Blattes. Die weiteren Angaben sollten wohl darunter anschließen. Ulman vergaß sie. Die Worte „drey frauen“ hat Müllner nach­ getragen nach dem Text der anderen Hss.

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die wir bei Ulman nicht feststellen können. Daraus dürfen wir schließen, daß er in seinen Angaben durchaus keine Voll­ ständigkeit erstreben konnte oder wollte. Wolfram Stromeir hatte außer den bei Ulman genann­ ten Kindern36) eine weitere Tochter, die mit Heinrich Oeberlin verheiratet war37). Ebenso finden wir in den Urkunden, daß Ulmans vor 1366 II. 6 verstorbener Bruder Heinrich mit Frau Gerhaus Kolerin, vermutlich einer Schwe­ ster des Schwiegersohnes Ulrichs zur Rose, verheiratet war 38). Diese findet sich später noch recht häufig genannt. Gleichzeitig mit ihr, der Schwägerin Ulmans, taucht ein Hanse Stromeir, des von Rinhofen Eidam, 1374 auf38). Ein Hans findet sich des öfteren in den Urkunden bis zum Jahre 1386. Zeitlich könnte es der jüngste Onkel Ulmans sein39), da er erst 1390 unter den Toten aufgezählt wird40). Diese Vermutung findet eine Stütze darin, daß 1383 Conrat und Hans als Brüder genannt werden und wir diese Angabe auf Conrat III. vor den Predigern beziehen 36) Hegel S. 61, 22 ff. 87) 1353 IX. 2 Nürnberg. Der Schultheiß Cunrat Grozz und die Schöffen der Stadt Nürnberg bestätigen Herrn Hans Langman auf Grund der Zeugenaussagen seines Bruders Otte und des Herrn Eber­ hart Mayer den Erwerb einer Wiese („Streitwies“) oberhalb Lauft, „di rehlehen wer von dem vesten ritter hern Hainrich von Heymberg vnd von hern Markarten dem Rindsmawl genseit der Tunawe gesezzen“ für 135 Pfund Haller von Heinrich Oeberlin. Werschaftsbürgen Wolfram Stromeyr, Schwager des Verkäufers, und Wölflin Oeberlin, dessen Sohn. Laut vorgezeigter Urkunde mit Gerichts­ und Stadtsiegel hat er volles Verfügungsrecht über die von seinem Schwäher Wolfram Stromeyr erhaltene Wiese. Mitsiegler: die Stadt. Geben an dem nehsten Montag nach sant Gylien tag 1353. Orig. Perg. S. fehlen. Archiv der Freiherren Stromer Nr. 32. Eine Erklärung des in dieser Zeit noch verschiedentlich zu belegen­ den Wortes „rehlehen“ (wohl = rechtlehen, A. d. H.) fehlt. Vgl. auch Hegel 98, 18. 38) 1374 V. 25 (Ebrach) Bruder Otte, Abt zu Ebrach, „Graes ordens in Würczpürger Bystume“ bestätigt, daß Frau Gerhause Stromeyrein, „gesessen auf sand Dyligen hof zue Nürenberg“, und Hans Stromeier, des von Rinhofen Eidam, Bgr. zu Nürenberg, ein Leibgeding auf drei Leiber zu 100 fl. Stadtwährung gekauft haben, wie die Urkunden des Abtes Johann und des Konventes des Klosters zu Lancheim, dessen „weiser“ der Aussteller ist, besagen. Gegeben an sand Urbans tag 1374. Orig. Perg. m. besch. S. Archiv der Freiherren Stromer Nr. 220. 39) Hegel S. 61,20. 40) Hegel S. 83, 30.

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müssen, dessen Söhne Conrat, Ortolf (Oertlin) und Bar­ tholomäus darin erwähnt sind 41). Die Möglichkeit aber, daß sein Neffe Hans gemeint ist, steht ebenfalls offen. Die vielen Urkunden, die einen Hans nennen, bringen trotzdem nicht genügend sichere Angaben 42). Eine Reihe von anderen Stromeirn können wir nur des­ halb nicht festlegen, weil sie mit ihren Beinamen nur einmal und bei Ulman garnicht genannt werden, wir außerdem ihren Wohnort nicht kennen. Dazu gehören z. B. Chunrat der.lang Stromeir ca. 1380 (das Datum der Urkunde ist zerstört), Chunrat Stromeir zu Heilsbronn 1386 und Chunrat bei St. Egidien 1386/87. Ebenso geht es uns mit den Frauen, insbesondere wenn sie in einem Kloster sind, da Ulman sie meistens nur kurz ohne Vornamen erwähnt 43). 41) Hegel S. 63, 26. Die Stelle ist nicht ganz klar, da die Inter­ punktion fehlt. Da Conrad ca. 1290/98 geboren ist, kann sich die Angabe der Ermordung auch auf Hans beziehen, der dann jung gestorben wäre. Dagegen spricht, daß Ulman der Reihe nach seine Geschwister behandelt und bei allen namentlich bezeichneten — außer Albrecht — das Todesdatum mitteilt. In der Wiederholung der Todesdaten Hegel S. 84, 3 ff. fehlen die Angaben für Conrad d. Ä., Heinrich und Albrecht. 42) 1383 VIII. 22 Nürnberg. Bruder Fridericus genannt Weizzlok, Prior, und der Konvent des Predigerordens in Nürnberg be­ stätigen Conrad, Oertlinus und Bartholomeus, Gebrüdern Stromeyr die Stiftung einer Seelenmesse für die Brüder Conrad und Johannes Stromeyr und ihre eigene Familie. Datum et actum a. d. MCCCLXXXIII mensis augusti XXII die, ... in dicto oppido Nürenberg in conventu fratrum praedictorum ordinis praenominati in refectorio superiori. Zeugen: Heinricus de Windsheim magister in artibus, Notar der Stadt Nürnberg und Kleriker, Karolus genannt Holtzschuher, Bgr. zu Nbg. Notariatssignet des Notars Conradus de Vorcheim. Orig. Perg. m. 2 S’ fragm. Archiv der Freiherren Stromer. 43) Die Stammtafeln von Biedermann (Joh. Gottfr., Geschlechts­ register des Hochadeligen Patriziats zu Nürnberg, Bayreuth 1748) sind in ihren ältesten Teilen nur mit Vorsicht zu verwenden. Eigene Forschungen liegen wohl nur in den seltensten Fällen vor. Meist wird das Material von den beteiligten Familien geliefert worden sein, da das familiengeschichtliche Interesse in diesen Nürnberger Kreisen immer sehr groß war und Stammtafeln vorhanden waren. Bei der Kritiklosigkeit der Zeit ist dabei manches mitgenommen worden, was sich nur aus der „Ueberlieferung“ belegen ließ. Die Angaben der Familie Stromeir stammen weniger aus der ursprüng­ lichen Quelle, nämlich Ulman, als aus den Wappenbüchern, wo die Zusammengehörigkeit der einzelnen Zweige leichter nutzbar zusam­ mengestellt war. Das älteste Wappenbuch von rund 1420 / 25 (Archiv der Freiherren Stromer Hs. 27) bringt z. B. viele Namen,

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Ulmans familiengeschichtliche Angaben sind auch noch nach einer anderen Seite hin zu prüfen. Wir finden in seinem Büchlein eine Reihe von Daten. Bei diesen sind von vorn­ herein zwei Gruppen zu unterscheiden: einmal die gleich­ zeitig mit dem Ereignis erfolgten Nachträge, dann die An­ gaben, die später niedergeschrieben wurden. Die ersten sind unzweifelhaft richtig, denn sie halten die erlangte Kenntnis sofort fest. Kritischer müssen wir uns mit den zweiten beschäftigen. Eine Prüfung ist allerdings nicht immer mög­ lich. Nur wenn Festrechnung und Datierung nach Monats­ tagen nebeneinander stehen, ist eine Berechnung möglich, außerdem dann, wenn die Personen urkundlich nachweisbar sind und so ein Vergleich gestattet ist. Der Einfachheit halber werden die Angaben in der Reihenfolge gebracht, wie sie sich bei Hegel finden, wobei die richtigen oder nicht prüfbaren weggelassen sind. Hegel 62, 19: Heinrich Stromeir ist urkundlich nur bis 1328 nachzuweisen, seine Frau überhaupt nicht. Da­ durch aber, daß Ulmans Bruder Peter seinen Ahnherrn ( = Großvater) Conrat Gnatznapf 1378 u. ö. nennt, wissen wir, daß er mit einer Tochter desselben ver­ heiratet gewesen sein muß. Die Ehe mit einer Geuschmidin ist nicht durch Urkunden gesichert, doch als Ulmans Mutter sicher richtig. Heinrich wohnt 1323 am Salzmarkt44), Kinder sind urkundlich nicht genannt. insbesondere der Frauen, die Ulman nicht kennt. Sie brauchen nicht erfunden zu sein, sondern sind sicher an Hand eigener und befreundeter Kenntnisse niedergeschrieben worden. Soweit wir diese Namen nicht urkundlich belegen können, ist äußerste Vorsicht am Platze. Wie schnell sich die Ueberlieferung irrt, zeigt der schon von Hegel (S. 7) besprochene Fall in derselben Hs., wo Ulman mit seinem Onkel Ulrich vom Zotenberg, dem Gesandten am Kais. Hof, verwechselt wird. Die beiden Namen werden auch in den Ratsgängen ständig verwechselt. 44) 1323 VIII. 11. Die Brüder Hainrich der Wildenstainer von Henfenvelt und Dytrich der Wildenstainer von Wildenvels, sowie des letzteren Ehefrau Adelheit verkaufen mit gesamter Hand Hain­ rich dem Widenman von dem Entenberg und Chunrat von Heidel­ bach ihr Eigengut zu Gerhartesdorf. Sie bleiben Geweren bis zur Mündigkeit von Heinrichs Tochter Angnes. Zeugen: Herr Chunrat der Nutzei, Hainrich der Holtschuher und Hainrich der Stromair

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Hegel 62,25: Ulrich am Zotenberg. Aus seinem Testamente von 1383 II. 14 45) erfahren wir nur, daß seine beiden Frauen Else bereits verstorben sind. Eine von diesen wird noch 1379 XII. 12 46) als lebend erwähnt. Seine Kinder lernen wir aus seinem letzten Willen kennen: Gred, die Klosterfrau zu Sunefelt, die unverheiratete Kathrein, Elsbeth die Mendlin, Anna die Mendlin, Gerhawß die Müflin. Außerdem sind darin noch genannt: seine Schwester, die Scheffenin, als bereits verstorben, dazu sein Enkel Walthasar von seinem Sohne Heinrich, Clara die Pfinzingin, Tochter Conrat des Mendels, mit Geschwistern, und Kinder der ver­ storbenen Müflin. Ulrich wohnt „bey unser frawen“, seltener „am Zotenberge“ 47) 48). Hegel 63, 7: Ulrich zur Rose. Verheiratet vor 1340 X. 2 49) mit Margret der Pranterin (f vor 1370 VII. 31 50)). Schwiegermutter Elspet die Pranterin lebt noch 1374 II. 18 51). Eine Urkunde von 1380 I. 5 52) nennt seine Tochter Anna, Frau des verst. Erkenprecht Koler, seine Tochter Agnes, verheiratet mitBertholtPfintzing, seinen Sohn Ulrich mit Frau Margret. Anna heiratete vor 1361 IX. 28 53) und starb vor 1380 I. 5. Ulrich wird von seinem gleichnamigen Sohne erstmals 1375 an dem Salczmarkt, Bgr. zu Nürmberch. Geben 1323 an dem nehsten donerstag nach sande Lorentzen tage. Orig. Perg. S. 1 fehlt. HStsA. München Reichsstadt Nürnberg (Kl. Engelthal III) fase. 180. 45) Archiv der Freiherren Stromer Nr. 232. Orig. Perg. m. S. 46) Testament der Witwe Kungünt des Herrn Fritz Beheim am Saltzmarkt, Bgrin. zu Nbg., im Germ. Museum Nürnberg. Orig. Perg. S. fehlt. 47) bey unser frawen 1373 I. 28 HStsA. München Reichsstadt Nürnberg Nachtrag fase. 346), 1368 VII. 27 (StadtA. Nürnberg cod. man. Spital Nr. 1 / a [großes Stiftsbuch] fol. 147). 48) Am Zotenberge 1374 IX. 29 (Mon. Zoll. 4,283 Nr. 255). 49) Archiv der Freiherren Stromer Hs. 54 von 1515. 50) Archiv der Freiherren Stromer Nr. 209. Orig. Perg. m. S. 51) HStsA. München Reichsstadt Nürnberg fase. 405. Orig. Perg. m. S. 52) HStsA. München Reichsstadt Nürnberg (Kirchen) fase. 85. Orig. Perg. m. S. 53) Archiv der Freiherren Stromer Nr. 37. Orig. Perg. mit 2 S’ fragm.

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II. 5- als der „Aeltere“ unterschieden54). Da beider Frauen Margret heißen, ist oft eine genaue Angabe, wer gemeint ist, schwer zu machen. Hegel 63, 13: Peter. Genannt von 1347 ab. Seine Frau Margret ist 1375 IX. 14 erwähnt55). Wegen seines Großvaters Conrat Gnatznapf ist oben unter Heinrich schon genaueres gesagt. In der Seelgerätstiftung von 1384 III. 17 56) nennt er seine erste Frau Siglint und seine Söhne Herman und Peter. Von letzterem wird er erstmals 1375 III. 7 57) als „der Aeltere“ unterschieden. Sein Todestag steht nicht genau fest. 1387/88 ist er noch genannt, 1390 III. 12 schon tot58). Ulmans Angabe kann also stimmen59). Hegel 64,4: Heinrich, f vor 1366 II. 6 60), in derselben Urkunde ist auch seine Ehefrau Gerhaus Kolerin erwähnt, die eine Muhme der Christina Spieß von Mailand ist61). Da er kinderlos stirbt, erben die Kinder seines Bruders Peter. Da Heinrich urkund­ lich noch 1350 VIII. 5 genannt wird, stimmt Ulmans Todesjahr 1348 nicht. Der Eintrag stammt aus der Zeit 1390/92 62) ! Hegel 64,6: Andres. Er wohnt 1366 in der Fröschau63). Von seiner Familie wissen wir urkundlich nichts. M) HStsA. München Reichsstadt Nürnberg fase. 2. Orig. Perg. m. S. 65) Mon. Zoll. 4, 336 Nr. 304 Anm. 56) Archiv der Freiherren Stromer. Orig. Perg. m. S. 57) Archiv der Freiherren Stromer Nr. 213. Orig. Perg. m. S’ fragm. 58) Archiv der Freiherren Stromer. Orig. Perg. S. fehlt. e9) Hegel S. 63, 22. 60) Archiv der Freiherren Stromer. Orig. Perg. m. besch. S. 61) Urkunde von 1369 IV. 30 Nürnberg. Archiv der Freiherren Stromer, Abschrift in Hs. 25 fol. 41 und in Hs. 57 fol. 27 (beide von 1514/15), vgl. Hegel S. 67,9. 62) HStsA. München Ritterorden Nr. 3533. Orig. Perg. m. 2 S. 63) Urkunde von 1366 X. 14 Stadtarchiv Nürnberg. Orig. Perg. m. S. M) StadtA. Nürnberg, Großes Stiftsbuch des Spitals (cod. man. 1 / a) fol. 139.

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Letzte Erwähnung 1393 VI. 13 64). Ulmann nennt als Todestag den 25. August desselben Jahres 65). Hegel 64, 13: Franz. Er muß früh gestorben sein, da nach seiner Erwähnung 1362 VI. 23 66) eine Lücke von rund 24 Jahren eintritt, bis sein Sohn gleichen Namens genannt wird 67). Das stimmt mit der An­ gabe Ulmans, der seinen Bruder noch 1362 an der Pest sterben läßt 68). Oefters erwähnt wird Mertein, ohne daß sich ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen den Dreien ohne Ulmans Angaben festlegen läßt. Des letzteren Hochzeit mit Catharina, Michel Behaims Tochter, soll 1391 XII. 6 gewesen sein69). Hegel 65, 1: Ulman. Den Namen seiner Frau erfahren wir erst 1406 VIII. 28 70). Doch nennt sich Hans, des Ulrich Grolant Sohn, 1394 sein Schwager. Genaueres siehe unter den Regesten zu Ulmans Leben. Hegel 65,4: Anna, Ulmans Tochter, ist erst 1406 VIII. 28 als ,,die Vörchtlin“ genannt70). Hegel 65, 12: Georg, sein Sohn. Auch dieser wird erstmals 1406 70) erwähnt, findet sich von da ab dann sehr oft, verschiedentlich auch mit dem Vermerk „Herrn Ulmans Sohn“. Seine Frau Marthe nennt uns erst eine Urkunde von 1422, nach seinem in Koblenz erfolgten Tode 71). Hegel 65, 14: Ulman II. urkundlich ebenfalls erst 140670) 65) Hegel S.64,11. 68) HStsA. München Reichsstadt Nürnberg (Kl. Pillenreuth) fase. 204. Orig. Perg. S. fehlt. 67) Urkunde von 1386 XI. 11 Nürnberg. Archiv der Freiherren Stromer Nr. 223. Orig. Perg. m. S. *) Hegel S. 64,18. 69) StadtA. Nürnberg Cod. man. fol. 89 unter Buchstabe M: „1391 Martin Stromer mit Jungfrau Catharina Michel Behaimes Tochter Hochzeit gehalten an Nicolai tag“ (Hochzeitsbuch von ca. 1660 bis 70, beginnend mit 1300. In Wirklichkeit scheint keine der angegebenen Hochzeiten über 1381 zurückzugehen). 70) Archiv der Freiherren Stromer Nr. 3. Orig. Perg. m. S** fragm. Druck Deutsche Städtechroniken 1, 206. 71) Urkunde von 1422 VII. 30. Archiv der Freiherren Stromer Nr. 142. Orig. Perg. m. S.

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genannt. 1411 ist er schon verstorben72), sodaß wir also dem Zusatz im Büchlein trauen können, der seinen Tod auf 1407 II. 7 festlegt73). Hegel 65, 14: Cristein, Ulmans Tochter, die Fritz Am­ mannin 1411 II. 19 u. ö. 72). Hegel 65,16: Eis. Heiratsvertrag von 1382 II. 1774), die Hans Rieterin 1411 II. 19 u. ö. 72). Hegel 65, 16: Angnes, die Jacob Prünsterin 1411 II. 19 u. ö. 72). Hegel 65, 17: Margret, die Andres Wernitzerin, ebendort. Ihr Heiratsvertrag stammt aus dem Jahre 1402 75). Hegel 65, 20: Herman, Peters Sohn. Seine Frau Elsbeth ist erst 1390 VIII. 20 genannt76). Gerhaus, seine Toch­ ter, wird 1429 XII. 14 77) mit ihrem dritten Manne Peter Tetzel erwähnt, der zweite, Hanns Ellwanger, wird genannt. Im gleichen Jahre wird Margret, die Heintz Armbawrerin genannt. Barbara heiratete vor 1411 VII. 2978) Michel Behaim. Hermanns Sohn Paulus wird ebenfalls erst 1429 genannt77). Hegel 65,27: Peter, Peters Sohn. Seine Frau Kungunt genannt 1393 VII. 28 79), er selbst erstmals erwähnt 1374 III. 12 80). Sein Geschlecht stirbt mit seinem Sohne Ambrosius vor 1429 aus 77). Hegel 65,35: Erhärt, Enkel Conrats, wird nur 1386 XI. 11 genannt 81). 72) Urkunde von 1411 II. 19 Archiv der Freiherren Stromer. Orig. Perg. m. S. 73) Hegel S. 85,8. 74) HStsA. München Reichsstadt Nürnberg (Rieter) fase. 277. Orig. Perg. m. S. 75) Urkunde von 1402 X. 9 im StsA. Nürnberg. Orig. Perg. m. S’ fragm. 7Ö) Archiv der Freiherren Stromer Nr. 226. Orig. Perg. S. fehlt. 77) Urkunde von 1429 XII. 14 Germ. Museum Nürnberg. Orig. Perg. S. fehlt. 78) Ebenda. Orig. Perg. S. fehlt. 70) Archiv der Freiherren Stromer. Orig. Perg. m. S. 80) Mon. Zoll. 4,265 Nr. 236. 81) Archiv der Freiherren Stromer Nr. 223. Orig. Perg. m. S.

129 Hegel 66, n: Hans. S. o. S. 38 die Angaben über Hans, des Rinhofen Eidam. Sicher wird Ulmans Neffe genannt sein 1386 82) im Testamente des Bartholomeus, da er gleichzeitig mit Cuntz erwähnt wird und der jüngere Hans einen Bruder dieses Namens besaß. Hegel 66,11: Kunzmann, Ulmans Vetter: Frau Elzbeth, Schwager Linhart Groz 137883). Genannt wird er bis 1400 84). Hegel 66, 14: Ortolff, Ulmans Vetter: Schwiegermutter Clara Prawnspachin 1381 85), der Vorname seiner Frau bleibt unbekannt, da die entscheidende Ur­ kunde 86) an der Stelle zerstört ist, an der wir den Namen erwarten. Von seinen Kindern kennen wir Hans, dessen Ehevertrag aus dem Jahre 1413 erhal­ ten ist 87), und Georg, der etwa gleichzeitig zum ersten Male genannt wird88). Ortolf selbst findet sich 1379 bis 1395 in den Urkunden (1383 „Oertlin“). Hegel 66, 19: Bartolmes, Ulmans Vetter. Seine Frau heißt. Agnes, sein Schwager Marquart mit der Muter (so!) 137989), womit zugleich dieser Name richtig gestellt wird90). Sein Testament von 1386 91) nennt uns aus seiner Familie seine Schwestern Kathrein, die Hein­ rich Eysenkastnerin, Margret und die Petzin. Sein 82) Urkunde von 138$ XI. 11 s. Anm. 81. 83) Urkunde von 1378 II. 5 HStsA. Reichsstadt Nürnberg (St. Katharina I.) fase. 121. Orig. Perg. m. S’fragm. 84) Urkunde von 1400 VI. 1 Archiv der Freiherren Stromer. Orig. Perg. S. fehlt. 85) Urkunde von 1381 IX. 13 Archiv der Freiherren Stromer Nr. 231. Orig. Perg. S. fehlen. 88) Testament von 1395 IX. 18 Archiv der Freiherren Stromer Nr. 234, beschädigtes Orig. Perg. mit beschädigtem Siegel. 87) Urkunde von 1413 II. 14 inseriert in Urk. von 1424 X. 26. Nürnberg Germ. Museum. Orig. Perg. S. fehlt. 88) Urkunde von 1413 VI. 27 Archiv der Freiherren Stromer. Besch. Orig. Perg. S. fehlt. 89) Urkunde von 1379 II. 7. StadtA. Nürnberg. Orig. Perg. m. S. ö0) Vgl. Hegel S. 66, 20 und S. 97,13. Der Schreibfehler findet sich nur in der Hs. A / 2. w) Urkunde von 1386 XI. 11 Archiv der Freiherren Stromer Nr. 223. Orig. Perg. m. S. 9



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Schwäher ist Cunrat Schürstab. Im Testamente sind seine Töchter Anna und Agnes noch unmündig. Nach­ dem Agnes mit der Muter noch 1379 urkundet92), stimmt das Todesdatum bei Ulmann nicht93). Bartolmes ist 1387 XI. 5 schon tot 94), Ulmans Todes­ tag 1387 IX. 1 kann also stimmen95). Hegel 66,31: Ulrich II. zur Rose. Siehe auch oben zu Hegel 63, 7. Sein Sohn Sigmund taucht erst 1402 in seinem Heiratsvertrage auf96), seine Tochter Margret 1437 mit ihrem zweiten Manne Andres Haller 97). Nach diesen Angaben über die weitere Familie Stromeir wendet sich Ulman nochmals seiner eigenen Familie zu und gibt dabei genauere, leicht nachprüfbare Daten aus dem Leben der einzelnen (niedergeschrieben 1390/92 u. ff.). Auch diese Stellen werden in der Hegelschen Reihenfolge besprochen: Hegel 67, 7: Tochter Anna s. o. zu 65, 4. Hegel 67, 10: Frau Angnes s. o. zu 65, 1. Hegel 67, 12: Tochter Kristein s. o. zu 65, 14. Schon Hegel hat sich mit dem Geburtstag befaßt. Der weiße Sonn­ tag 1372 entspricht dem 15. Februar (nicht dem 14., wie Hegel schreibt, 1372 ist Schaltjahr). Auf den 8. März fiel er erst 1394. Wir können Ulmans Irrtum nur berichtigen, wenn wir annehmen, daß er an das Datum des Jahres dachte, an dem er diese Stelle niederschrieb, also 1394. Allerdings scheint der Schriftbefund noch für 1393 zu sprechen, doch wäre ein Unterschied von einem Jahre immerhin möglich. Hegel 67, 15: Tochter Elz. Datum richtig. Hegel 67, 18: Sohn Görg. Vincula Petri fällt auf den 92) Vgl. Anm. 89. 93) Hegel S. 66, 21. 94) Archiv der Freiherren Stromer Nr. 98. Orig. Perg. m. S’ fragm. 9®) Hegel S. 66, 23. 9Ö) Urkunde von 1402 V. 3 Archiv der Freiherren Stromer Nr. 157. Orig. Perg. m. besch. S. 97) Urkunde von 1437 III. 8 Archiv der Freiherren Stromer Nr. 148. Orig. Perg. m. S.



Hegel Hegel

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i. August. Montag der 19. II. 1375 entspricht dem Montag vor Cathedra Petri. Im übrigen s. o. zu 65, 12. 67,21: Tochter Agnes s. o. 65, 16. Datum richtig. 67, 24: Sohn Ulman s. o. 65, 14. Da der Andreastag dem 30. November entspricht, ist Ulman auch hier ein Irrtum unterlaufen. Nehmen wir an, daß der Monatstag: 4. XII. und der Wochentag: Samstag nach Andreas richtig sind, so ist das Geburtsjahr 1378, nicht 1377. 68,1: Tochter Margret s. o. 65,17. 1382 war der Ulrichstag (4. VII.) ein Freitag. Das angegebene Datum: Ulrich = Samstag stimmt für 1383, nicht 1382. Vgl. jedoch: 68,5: Sohn Jacob s. auch 65,19. Das Datum 1383 X. 23 ist einwandfrei. Da aber die Geburt dieses Sohnes nur dreieinhalb Monate nach der Margrets läge, müssen wir notwendigerweise irgend einen Irr­ tum annehmen, den wir wohl bei Margret zu ver­ muten haben, aber nicht nachweisen können. 68, 8: Tochter Anna s. o. 65, 4 und 67, 7. Von ihrem Manne kennen wir den genauen Todestag ,,1388 am suntag vor vasnaht, was dies 9. febr.“. Die Angabe ist richtig. Wir nähern uns eben mehr und mehr der Zeit der Niederschrift, in der die Erinnerung noch lebendig und genau war. 68, 25: Tochter Else s. o. 65, 16. Die Beurkundung der Heirat erfolgte am Tage darauf und entspricht inhaltlich den Angaben Ulmans. Seine Urkunde ist jedoch verloren gegangen. Die erhaltene stammt aus dem Besitze der Familie Rieter. Nachdem Ostern 1388 auf den 29. III. fiel, stimmt der Hochzeitstag nicht. Der 10. V. — ein Sonntag — liegt sechs Wochen nach Ostern. Erst 1394 fiel der 10. V. auf den Sonntag, der drei Wochen hinter Ostern liegt. Nachdem dieser Abschnitt vermutlich 1394 geschrie­ ben worden ist, könnte dies die falsche Berechnung erklären. Vgl. o. zu 67, 12. 9

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Hegel 68,32: Tochter Kristein s. o. 65,14. Hier derselbe Irrtum wie schon oben bei dem Hochzeitstag der Else. Hegel 69,9: Kristeins Tochter Kristein. Geburtstag stimmt, die Niederschrift ist gleichzeitig erfolgt. Hegel 69, 17: Kristeins Sohn Fritz. Das Datum stimmt, der Eintrag ist gleichzeitig. Hegel 69,23: Tochter Angnes s. o. 65, 16. Der Geburtstag ihres Sohnes Andres ist richtig angegeben. Ebenfalls gleichzeitiger Eintrag. Hegel 70, 1: Angnesen Sohn Peter. Vincula Petri entspricht dem 1. VIII., nicht 1. IX. Die Stelle findet sich nur in der 2. Auflage (s. oben S. 6). Hegel 70,9: Marthas Tochter Barbara. Datum und Tag stimmen. Der Eintrag findet sich nur in der 2. Auf­ lage (s. oben S. 6). Hegel 70, 12: Margrets Hochzeitstag. Sicher 1402, da der Vertrag vorher aufzusetzen war. Das Datum bei Hegel Anm.*) ist in 23. X. umzuändern. Der Ge­ burtstag ihres Sohnes Andres stimmt für 1404. Das ganze steht nur in der 2. Auflage. NB.: Folgender Eintrag der 2. Auflage stimmt nicht. Hegel 78,23: Der 4. XII. 1390 ist Barbara, nicht Bartholomaeus. Schreibfehler? Hegel 85,1: Conrat, Ulmans Neffe. Dessen Todestag „Mitwoch die Mathey anno 1400 sexto“. Matthaeus war am Dienstag. Auf einen Mittwoch fiel er 1407. Der Eintrag findet sich nur in der 2. Auflage, ebenso der Eintrag betreffend den Tod Ulmans II., der rich­ tig ist. Hegel 87,20: Niclos Kolers Todestag stimmt und ist im gleichen Jahre eingetragen. Hegel 87,29: Caspar Schoppers Tod ist richtig gleichzeitig nachgetragen. Hegel 88,27: Albrecht Peheyms Tod, Nachtrag der 2. Auf­ lage, ist richtig. Damit sind wir am Ende der nadizuprüfenden Daten angelangt. Fassen wir das Ergebnis zusammen, so müssen

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wir bei Ulmans familiengeschichtlichen Angaben feststellen, daß sie in der älteren Zeit von der Familienüberlieferung ab­ hängig sind. Wir können sie daher nur mit Vorsicht heran­ ziehen und müssen sie ständig mit den anderen Quellen, ins­ besondere Urkunden, vergleichen. Soweit uns Ulman von seinen Zeitgenossen aus der eigenen Familie berichtet, ist er nicht bestrebt, Vollständigkeit und Vollzähligkeit zu erreichen. Er hat seine Nachrichten nicht nach bestimmten Grundsätzen gesammelt und verwertet, sondern sie nieder­ geschrieben, wie sie ihm gerade in den Sinn kamen, sie teil­ weise später ergänzt oder zum mindesten Ergänzungen geplant. Zu diesem Zweck ließ er auf den einzelnen Seiten Raum frei, z. B. bei seinem Onkel Conrat (Hegel 62, 23) die ganze Seite. Jedenfalls beabsichtigte er an dieser Stelle die Namen der drei Frauen zu bringen. Anderes mag dazwischen gekommen, seine Quelle gestorben sein. So folgt denn in der 2. Auflage nur die magere Ergänzung, die uns in keiner Weise befriedigt. Wenn auch das Wappenbuch der Freiherren Stromer aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts hier ergänzend eingreift, so müssen wir ihm gegenüber doch erst recht vor­ sichtig sein, da es eine jüngere Quelle ist und an anderen Stellen falschen Ueberlieferungen folgt. Die einzelnen Daten, die uns Ulman bringt, zeigen alle Vorteile und Nachteile gleichzeitiger und späterer Nieder­ schrift. Das Gedächtnis täuscht ihn nur zü oft, wenn er ein ver­ gangenes Ereignis noch zeitlich genau festlegen will. Daraus dürfen wir schließen, daß bei jeder Angabe Ulmans die Zeit in Betracht zu ziehen ist, in der er die betreffende Stelle aufzeichnete, und daß wir immer damit rechnen müssen, daß andere Quellen seine Angaben verbessern oder zum mindesten ergänzen. Was aber für die eigene Familie gilt, ist erst recht bei den anderen Geschlechtern zu beächten: Vollständigkeit dürfen wir nicht erwarten, ebenso wenig Genauigkeit, soweit es sich um nachträgliche Aufzeichnungen handelt. Wehn also Hegel das Büchlein eine sehr Wertvolle und glaubwürdige Quelle für die Zeitgeschichte nennt, so ist das nur bedingt zu unterschreiben.

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Noch kritischer sind dann die Ereignisse zu betrachten, die uns Ulman nicht aus seiner Vaterstadt Nürnberg, sondern aus dem Reiche berichtet. Als Hegel seine Einleitung schrieb, fehlte es noch an anderweitigen Quellenveröffentlichungen. Ueber den Städtebund lag z. B. hauptsächlich die Arbeit W. Vischers (Forschungen zur Deutschen Geschichte Band 2) vor, die insbesondere das Stuttgarter ungedruckte und das sonst gedruckt vorliegende Material verwertet. Auch die zweite Abhandlung Vischers (im 3. Bande der Forschungen) befaßt sich in der Hauptsache nur mit dem neuen Stoff, der durch Hegels Veröffentlichungen bekannt geworden war, ohne die Angaben Ulmans kritisch ausreichend zu prüfen. Der Satz „Seine (sei. Ulmans) Berichterstattung ist als eine der zuverlässigsten und glaubwürdigsten Quellen für die Geschichte des Städtebundes zu betrachten“ fand erst in der Ausgabe der Reichstagsakten durch Weizsäcker verschiedent­ lich Berichtigung (Reichstagsakten [ältere Serie] Band 1 ff. München 1867 ff). Zu deren Herausgabe wurden eine ganze Reihe von deutschen Archiven durchgearbeitet, wobei sich nicht nur sehr viel neues Material vorfand, sondern auch die Möglich­ keit gegeben wurde, das bisher bekannte zu ergänzen und zu verbessern. In den Einleitungen zu den einzelnen Abschnitten haben sich die Herausgeber auch mit Ulman auseinander­ gesetzt und festgestellt, daß seine unbedingte Zuverlässigkeit nicht einwandfrei zu behaupten ist. Die Ereignisse in Nürn­ berg sind teilweise richtig berichtet, ebenso einzelne Ereignisse von auswärts, offenbar, soweit Ulman an diesen selbst beteiligt war oder das Material einsehen konnte. Sobald er aber Gehörtes nacherzählt, zeigt es sich, daß er diesen Quellen kritiklos gegenüberstand und daher den Tatsachen, so wie wir sie heute kennen, nicht immer entspricht. Ab­ gesehen von Aufbauschungen („Kurfürstentag“ zu Forchheim) finden sich Vermengungen von mehreren Ereignissen (Heidelberger und Neumarkter Spruch von 1388 IV. 23 bezw. III. 15). Dazu kommt noefh die Nürnberger Versamm­ lung von Februar — März bezw. Mai 1401, die er ebenfalls nicht auseinanderhält. Entweder hat Ulman diese sehr spät

135 niedergeschrieben und dadurch vermengt, oder er war nicht persönlich daran beteiligt und hat die Tatsachen in dem all­ gemeinen Trubel — der König wohnte bei ihm — nicht genau beachtet. Die genealogische Untersuchung sowie die Ausgabe der Reichstagsakten ergeben also, daß allen Angaben Ulmans gegenüber Vorsicht am Platze ist. Nachdem wir es nicht mit einem Tagebuche, sondern mit gelegentlichen Auf Schreibun­ gen aller Art zu tun haben, ist Ulman aus diesen Gedächtnis­ fehlern durchaus kein Vorwurf zu machen. Wir finden der­ artiges in allen Memoiren mehr oder weniger häufig. Die Hauptsache bleibt immer, daß Ulman manche persönliche Beobachtung mit verarbeitet hat, die wir nach Prüfung der anderen Angaben ruhig als wahr übernehmen können und womit wir ein lebendigeres Bild manchen Ereignisses erhalten, als wenn wir nur auf die Quellen angewiesen wären, die uns die Ergebnisse der einzelnen Handlungen trocken berichten. Wappen und Siegel. Es ist schon an anderer Stelle erwähnt worden x), daß wir die Erzählung von der Verleihung des Wappens nicht mehr prüfen können. Siegel der Familie, die diese Frage beantworten würden, gibt es nicht. Das älteste erhaltene stammt erst aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts. Sicher kommt für die Verleihung des Wappens nur Konrad IV. in Betracht, nicht der III., wie sich manchmal in der Literatur findet. Denn Ulman nennt an der auf S. 21 zitierten Stelle einfach ,,kunk Cunrat“ ebenso wie wenige Zeilen weiter (S. 25), wobei an der zweiten Stelle fast zweifellos Konrad IV. (1252) gemeint ist, wie schon Hegel S. 60 Anm. 2 erwähnt. Das älteste Siegel stammt von Seitz Stromeir und ist von 1319 IV. 24*2). Leider ist es so beschädigt, daß sich eine Wiedergabe nicht lohnte. Der Schild mit den drei Lilien D S. o. S. 21 ff. 2) HStsA. München Reichsstadt Nürnberg (Kl. Engelthal III) fase. 179. Dunkelbraunes Wachs 2,3 cm Durchmesser. Wappen aus drei Lilienstäben zusammengesetzt, nicht gestürztes Dreieck mit drei halben Lilien besteckt. Umschrift nicht mehr lesbar.

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ist jedoch gut erkennbar, trotz der ausgesprungenen Stellen. Ungefähr gleichzeitig lebte Heinrich, der Vater Ulmans, und dessen Siegelstock von 1318 ist merkwürdiger Weise bis vor kurzem erhalten geblieben und befand sich im Besitze der Familie. Erst als infolge der allgemeinen Unsicherheit nach dem Umsturz die kostbarsten Sachen versteckt werden muß­ ten, um vor Diebeshand sicher zu sein, wurde der Stock ver­ legt. Glücklicherweise sind aber Abbildungen und Abdrücke vorhanden. Der unseres Wissens älteste Nachweis findet sich bei Will 1764 3), wo das Siegel abgebildet ist. Einen Abdruck erhielt das Germanische Museum vor 1856 4), einen weiteren das Bayerische Nationalmuseum in München zu unbekannter Zeit. Von diesem wurde wieder ein . Abguß für die Siegel­ sammlung des Hauptstaatsarchives München gemacht. Von einer Wiedergabe wurde abgesehen, da die Echtheit des Siegels umstritten ist und die Abbildung bei Will genügt. Hauptgründe dagegen sind die reiche Ausstattung und die von den erhaltenen anderen Siegeln Nürnberger Familien abweichende auffällige Größe des Siegels. Doch überragt diese nur um ein weniges das Siegel Ulmans, während die Ausstattung erst von Ulrich zur Rose nachgeahmt wurde. In der Inschrift t S’ HEINRICI STROMAIR DE NVERENBERCH fällt die Herkunftsbezeichnung auf, die sich eben­ falls nicht wiederfindet, weder in Stromeirsiegeln noch in solchen anderer Nürnberger Familien. Das Fehlen eines echten Siegelabdruckes läßt sich immer­ hin damit erklären, daß bei Beginn des 14. Jahrhunderts die Rechtshandlungen in Nürnberg ziemlich allgemein vor dem Gericht stattfanden und dessen Siegel oder das der Stadt erhielten. Wir können also Siegel der Nürnberger Geschlech­ ter im allgemeinen nur bei Urkunden erwarten, die auswärts öder außerhalb des Rathauses verfaßt wurden. Hier sind sie aber nur durch eine systematische Durchsicht sämtlicher Bestände zu finden, da uns irgend welche Hinweise auf aus3) Georg Andreas Will, Nürnbergische Münzbelustigungen I. 49 (Altdorf 1764). 4) Vgl. Denkschriften des Germanischen Museums I (1856) Abt. 2 Kunst- und Altertumssammlungen Seite 343 Nr. 2956.

wärtige Beziehungen in den meisten Fällen fehlen. Außer­ dem erschwert der Reichtum der erhaltenen Urkunden des 14. Jahrhunderts sehr das Durchsehen. So fanden sich Siegel Ulmans in keinem der Nürnberger Bestände (Hauptstaats­ archiv und Archiv der Freiherren Stromer), sondern durch reinen Zufall nach fast einjährigem Suchen da, wo sie nie ver­ mutet wurden. Ulmans Siegel (Abb. 1 auf Taf. 5) 5), das uns naturgemäß am meisten interessiert, ist etwas kleiner und bedeutend schlichter als das seines Vaters. Es enthält nur den Schild, nicht auch Helm und Decke. Ebenso einfach ist auch das Siegel seines Oheims Ulrich vom Zotenberg, Conrats Sohn (Abb. 2) 6). Dagegen sticht das Siegel Ulrichs zur Rose durch die Schönheit seiner Ausführung wie durch die hübsche Zeichnung unter allen anderen hervor (Abb.^). Es wurde von dem gleichnamigen Sohne weitergeführt und läßt die Abnützung im Laufe der Zeit deutlich erkennen. Der Künstler ist leider nicht bekannt7). Peter besaß ebenfalls ein Siegel, aber an der einzigen Urkunde, an der es sein sollte, ist es abhanden gekommen 8). Bekannt ist der Streit zwischen den Stromeirn und Nützeln wegen der Wappenführung, der durch einige 5) HStsA. München Gericht Bechthal fase. 1. braunes Wachs 3,2 cm Durchmesser. Wappen wie in Anm. 2 Umschrift f S. VLMANNI. D [CI. ? S] TROMAIRI [.. ]. Dasselbe S. nochmals im gleichen fase., aber beschädigt. Desgleichen Hochstift Bamberg fase. 107V2. Als Verschlußs. mit Papierdecke am Rothenburger Brief vgl. Tafel 4. 6) HStsA. München Reichsstadt Nürnberg Nachtrag fase. 304 Urk. von 1368 III. 28: rotes Wachs 2,8 cm Durchmesser. Wappen wie in Anm. 2. Umschrift t S’ VLRICI DICTI STROMAIR. Ein zweites, beschädigtes HStsA. München Reichsstadt Nürnberg Nach­ trag fase. 360 von 1372 III. 6. 7) HStsA. München Reichsstadt Nürnberg fase. 383 Urkunde vori 1365 XII. 17: 2,6 cm Durchmesser. Wappen wie in Anm. 2. Jedoch mit Helm (Helmzier ein Lilienstab) und Helmdecke in Dreipab, der die Umschrift durchschneidet: S’ VLRICI STROMEIR. Ein weiteres, beschädigt HStsA. München Reichsstadt Nürnberg Nach­ trag fase. 366. Dasselbe von seinem Sohne geführt 1396 XI. 26 HStsA. München Gerichts - Urkunden Greding und Untermässing Nr. 30. 8) 1357 HI* 5 StadtA. Nürnberg Nr. 207. Nicht berücksichtigt ist das eigenartige Siegel des Bartholomäus von 1379 (Abb. bei A. Würfel, Vermischte Nachr. 1. 3 Stück), weil nicht nachweis­ bar.

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Freunde beigelegt wurde. Ulman führt die Urkunde wört­ lich an 9), sie zeigt aber bei ihm ein anderes Datum als die in München verwahrte Urkunde 10), weicht außerdem in Kleinig­ keiten des Textes davon ab. Wahrscheinlich erhielten beide Parteien eine Ausfertigung. Wie aber die Verschiedenheit des Datums zu erklären ist, steht dahin. Für die Annahme des Stromeirwappens durch die Nützel könnte man die Heirat zwischen einem Nützel und einer Stromeirin als Erklärung heranziehen. Der Beweis gelang jedoch nicht, da zu wenig Nützelsiegel erhalten sind. Im 13. Jahrhundert findet sich noch der Adler als Wappen­ bild11), nach der Einigung dann das gemeinsame Wap­ pen 12), doch ist die Ausführung sehr schlecht und hält den Vergleich mit den Stromeirsiegeln nicht aus, was wohl mit der Kostenfrage zu erklären ist. Quellen zu Ulman Stromeirs Leben.

Vor bemerkung. Die Regesten sollen die bisher vorhandenen Lebens­ beschreibungen13J ergänzen. Einige beleuchten die kauf­ männischen Unternehmungen Ulmans von einer neuen Seite, zeigen auch, dass er „Bankier“ war (u. a. Nr. /. 21. 28. 6p) und Beziehungen nach Nord und Süd, West und Ost pflegte (u. a. Nr. 1. 28. 62. 6p. jo. po. p6. 107. 110. m), die bisher zum Teil nur vermutet werden konnten. Das Wort „Kaufherr“ ist nicht so eng zu fassen, wie heute üb­ lich. Ulman war Grosshändler und Stadtrat, Fabrikant und Politiker in einer Person, wie viele Ratsherren der Zeit in den freien Reichsstädten. Auffällig ist, dass nicht nur Ulman Stromeir selbst in seinem ,>Püchel“ sehr wenig über seine Tätigkeit ausser bezüglich der Gründung der 9) Hegel S. 74, 33 ff. datiert 1380 V. 13. 10) HStsA. München Reichsstadt Nürnberg fase. 405 datiert 1380 IV. 28. A1) 1290 IV. 28 HStsA. München Reichsstadt Nürnberg fase. 1. 12) 1396 XI. 26 HStsA. München Gerichtsurkunden Greding und Untermässing Nr. 30. 18) Hegel Einleitung S. 3 ff. — Mummenhoff in der Allg. Deut­ schen Biogr. 36 (1893), 617 ff.

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Papiermühle (in seinem 61. Lebensjahre!) berichtet, sondern dass auch sonstige schriftliche Nachrichten über ihn sehr spät, nämlich erst nach seinem 40. Lebensjahre einsetzen. Bemerkenswert ist schliesslich die Rolle, die er in hohem Alter bei der Einsetzung des ihm befreundeten Pfalzgrafen Ruprecht an Stelle des Königs Wenzel gespielt hat. 1.

1370. VII. 20 [Nürnberg] Burggraf Friderich zu Nüremberg bestätigt den Brüdern Peter, Endres und Ulman den Strameyern, Bürgern zu Nüremberg, den Empfang von 600 fl. ung. und böhm. an der Stadtwage zu Nürnberg, die sie ihm als Gerichtskosten von der Stadt Ueberlingen (Streit mit den Deutschherren um die dortige Kirche) zu zahlen hatten. Geben 1370 am samstage vor sant Jacobs tage.--------Orig. Perg. m. S. Karlsruhe GenLA. Druck: Mon. Zoll. 8, 207 Nr. 306. 2. 1371. III. 12 Nürnberg. Der Schultheiß Heinrich Gewder und die Schöffen der Stadt Nürnberg bestätigen Herrn Ulman Stromeyer auf Grund der Aussage seiner Salmannen Herr Peter Stromeyer, Herr Seitz Holtzschucher und Herr Fridrich Smügenhofer, den Erwerb des Gartens bei der Spitalmauer, der bis an das „Moler tor“ reicht, von Fritz Zenner. Dieser hat laut Zeugenaussage des Herrn Berthold Mümler und Herrn Andres Stromeyr Vollmacht von seiner Ehefrau Anna. Mitsiegler: die Stadt. Geben an sant Gergen tag 1371.------- Orig. Perg. Sieg. 2 fehlt. Archiv der Frh. Stromer. Druck: Hegel 203. 3[1371 Schulden] Item man sol dem Ulman Stromeyer XII lb hlr von der erden, die er fürt zu dem kästen.-------Nürnberg StadtA. Rechnungsbuch des Hl. Geistspitals 1369 ff. Papier, fol. 13’. 4. 1372. XI. 20 [Nürnberg ?] Ritter Marquart Rindtmaul zu Sandersdorff verkauft den Brüdern Hanse und Bernhart

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den Mentlein, Bgrn. zu Nbg., die Lehenschaft an dem Dorfe Swartzenprukk mit der Mühle, vier Tagwerk Wiesmahd und einem Fischwasser. Lehensherr: das Reich. Zeugen: Herr Ulrich Kudorffer, Landschreiber zu Nbg., Herr Ulrich Stro­ meyr mit der Rosen, Herr Lewpolt Schürstab d. Ä., Herr Ulman Stromeyr und Herr Berhtolt Pfintzing, Herrn Berhtolts Sohn. Geben an dem sampztag nach sant Elspeten tag 1372. —■ — Orig. Perg. m. S. München HStsA. Nürn­ berg Archiv (Oberamt Burgthann) fase. 53. Regest: Regesta Boica 9, 287.

5

-

1372. XI. 20 Nürnberg. Der Schultheiß Heinrich Gewder und die Schöffen der Stadt Nbg. bestätigen den Brüdern Hanse und Bernhart den Mentlein auf Grund der Zeugenaussagen des Herrn Ulrich mit der Rosen und des Herrn Ulman, den Stromeirn, des Herrn Lewpolt Schür­ staben d. Ä. und des Herrn Berhtolt Pfintzing am Weinmarkt den Erwerb der Reichslehen Dorf zu der Swartzenprukk mit Mühle, 4 Tagwerken Wiesmahd und dem Fischwasser von dem Ritter Herrn Marquart Rynsmaul zu Sandersdorff. Aufsenduftg des Lehens durch Heinrich den Schopper. Mit­ siegler: die Stadt. Geben an dem Samptztag nach sant Eisbeten tag 1372.------- Orig. Perg. S. 1 beschädigt. Mün­ chen HStsA. Nürnberg Archiv (Oberamt Burgthann) fase. 53.

6. 1373. II. 19. Ritter Rüdiger Erlichshover bestätigt dem Burggrafen Friderich den Empfang des wegen Landek schuldigen Geldes durch den Hofmeister Ritter Friderich von Sekkendorff von Rinhoven in Gegenwart des Schultheißen Heinrich Gewder und der Brüder Peter, Ulman und Endres genannt Stromeyr, Bgr. zu Nürmberg. Geben 1373 am nehsten sampstag vor sant Peters tag, alz er uff den stuel geseezt wart.------- Orig. Perg. m. S. [?]. München HStsA. ............. Druck: Mon. Zoll. 4, 234 Nr. 206. / •

1373. VII; 2 Nürnberg. Der Schultheiß Heinrich Gewder und die Schöffen der Stadt Nbg. bestätigen Herrn Ulman

I4i

Stromeyr als

Vertreter

des Klosters

zu

Sant

Clären

in

Nbg., auf Grund der Zeugenaussagen des Herrn Peter Stromeyr, Herrn Conrad Pfintzing Und Herrn Peter Grozz, daß Frau (ver) Alheit, Witwe Fritzen des Schreibers und Klosterfrau zu Sant Clara, ihr Eigengut zu Sekkendorf dem Kloster geschenkt hat.

Geben an dem samstag nach sant

Peter und Pauls tag 1373.---------Orig. Perg. m. S. München HStsA.

Reichsstadt Nürnberg (Kl. St. Klara II) fase. 146.

Vgl. auch Hegel 76,5 ff.

8. 1373. XI. 3 Nürnberg.

Der Schultheiß Heinrich Gewder

und die Schöffen der Stadt Nüremberg bestätigen dem Ritter Herrn

Hylpolt vom

Fridrichs,

Stein d. J.,

Kammermeister

Herzog

daß er in Gegenwart von Herrn Peter Nützel,

Herrn Jobs Tetzel, Herrn Eberhart Vorhtel, Herrn Nyclas Muffel, Herrn Michel Grüntherren, Herrn Ulman Stromeyr, Herrn Bertholt Pfintzing am Weinmarkt und Herrn Conrat Babenberger dem Johans Slepphengst von Melbingen für die Pfalzgrafen Steppfan und Fridrich 4000 fl. ung. und böhm. ausgezahlt habe.

Geben an dem Pfintztag vor sant Linharts-

tag 1373.---------Orig. Perg. m. S. München HStsA. Gericht Hilpoltstein Urk. Nr. 23.

91373. XI. 8 Nürnberg.

Schuldverschreibung des Burg­

grafen Fridrich von Nüremberg für den Ritter Jorgen den Awer zu Ludburk über 6000 fl. rhein., rückzahlbar in Regens­ burg.

Bürgen: die Ritter und Knechte Graf Friderich von

Kastei, Chunrat von Prugberg, Heinrich Schenk von Geyrn, Hans von Abenberg, der Schultheiß Heinrich Gewder von Nüremberg und die Bgr. ebenda Herman Vorthei, Peter Stromair, Lewpolt Schürstap, Ulman Stromair, Chunrat Grozze, Ulrich Haller und Fricz Pfynczig.

Einlager in Wiz-

zemburg oder Eystet. Datum Nürmberg a. 1373 tercia feria ante Martini.

Druck: Mon. Zoll. 4,250 Nr. 219. 10.

1373. VIII. 14 Nürnberg.

Der

Schultheiß

Heinrich

Gewder und die Schöffen der Stadt Nüremberg bestätigen

142 Conrat Heyden auf Grund der Zeugenaussagen des Herrn Herman Ortlieb und Herrn Cristan Pfintzing den Erwerb folgender Güter von seinem Bruder Ott aus dem Erbe ihres Vaters: die Hälfte einer Wiese zwischen Megelndorf und Erlestegen, Reichslehen; einen Halbteil zu Sigenhofen, ihr Eigen; sieben Häuser „in der gazz bey Ulman dem Stromeyr über gelegen“, anstoßend an die Häuser des Käufers und des Pfintzings, Erblehen vom Bischof zu Babenberg; einen Halb­ teil zum Malmaspach, Lehen vom Burggrafen; einen Halb­ teil zu Swayg, Zinslehen. Von den beiden letzteren sind 20 Sumer Korns an Caspar den Tewfel als Leibgeding zu zahlen. Geben an dem Montag noch sant Lorencientag 1374. ------- Orig. Perg. S. fehlt. Nürnberg Germ. Museum. 11.

1377. IV. 4 Nürnberg. Der Schultheiß‘Heinrich Gewder und die Schöffen der Stadt Nüremberg bestätigen Herrn Conrad Nözzel auf Grund der Zeugenaussagen Herrn Ulman Stromeyrs und Herrn Conrad Pfintzings, daß ihm Fritz Weinschroter und dessen Ehefrau Elsbeth deren Haus „an der fül zunehst an Albrecht dem Hewgel“ mit gesamter Hand ihres Sohnes Conrad des Klügels aufgegeben haben. Letz­ terer vermacht seiner Ehefrau Gewte 90 fl. Widerlegung ihrer Heimsteuer aus dem halben Hause nach seinem kinder­ losen Tode. Geben an sant Ambrosiustage 1377. — — Orig. Perg. S. beschädigt. Nürnberg Germ. Museum. 12. 1379. III. 1 Nürnberg. Der Schultheiß Heinrich Gewder und die Schöffen der Stadt Nbg. bestätigen Herrn Ulman Stromeyr als Vertreter von St. Clara auf Grund der Zeugen­ aussagen des Herrn Fridrich Smügenhofer und Herrn Lew­ polt Schürstab, Herrn Conrads Sohn, den Erwerb eines Gutes zu Wanderbach (Inhaber der Pawman) von Herrn Peter Stromeir und seiner Ehefrau Margret. Geben an dem Eritag vor sant Künguntentag in der vasten 1379. — — Orig. Perg. m. S. München HStsA. Reichsstadt Nbg. . J. (Nbg. 176b), 0. Dr. 2 Bl. 2® m. 2 Vignetten. StB: bei Nor. 282 b. 20 (1767). 27. Neu-Jahr-Wunsch nach Nürnbergischer Mundart auf das Jahr 1768. — A Christliss Herz zunn neua Jaur. Anf.: Heuer soll ih wider wünschn, nauch der Nürnberger Oart > . . o. O., o. J. (Nbg 1767), o Dr. 2 Bl. 2* 2 Vignetten. StB: bei Nor. 282 b. 20 (1768). 28. Nachtwächters Abdanckung an (!) neuen Jahr 1768. Anf.: Die Nacht ist hin, der Toch bricht o . . . Handschrift (Nbg 1767). 1 Bl. 4*. StB: bei Nor. H. 442. 29. Neu-Jahr-Wunsch nach Nürnbergischer Mundart. — A Näua Zäiht zunn Näua Jaurr. (1769?) Anf.: Hintn nauchi gitt mern Brauttn, wörd der knappet WätcrVia-Paittpf

o. O., o. J. (Nbg 1768?)/o. Dr. 2 Bl. 20. 1 Vignette. StB: bei Nor. 282 b. 2*. (1769; die Öatierung ergibt sich aus der Polemik gegen Nr. 25.) 30. a gouter Wunsch afs Neu Jauer 1773. Anf.: Dau semmer oiz, dös is scho freyli wauer ... o. O., o. J. (Nbg 1772), o. Dr. 2 Bl. 20. * Vignette. StB: bei Nor.282b. 2°, und Ämb. 625. 2®, Nr. 168. 31. Scherzhafter N eu-JahT-Wunsch nach gemeiner Nürn­ bergischer Mundart, auf das Jahr 1774. Anf.: Ih soll heuer Widder wünschn nauch der Nürnberger Oart . . o. O., o. J. (Nbg 1773), o. Dr. 2 Bl. 20. 1 Vignette. StB: bei Nor.282b. 20 {1774), und Amb,625. 2®, Nr. 175. 32. (Nachtwächter, Neujahrswunsch für 1775?) Anf.: Hört zu, lasst euch sagn: Die Glockn hat zwa gschlagn . . . o. O., o. J. (Nbg 1774?), o. Dr. 1 Bl. 26 m. Holzschnitt. StB: Amb. 625. 20, Nr. 182. (Text vorwiegend Schriftdeutsch.)

395 33* Der possierliche Wächter, ein Neujahrwunsch (auch Nürn­ berger Mundart) 1775. Anf.: Der Tog bricht on, die Nocht hin » . . o. O., o. J. (Nbg 1774)» °1 2*. ~

StB'. Amb. 625. 2*, Nr. i«3.

34. Der possierliche N eujahrswächter, nach Nürnberger Mundart» auf das Jahr 1776. Anf.: Hört zu, merkt auf, und lasst euch sog’n Von ältern und von Jüngern Tog’n . . . o. O., o. J. (Nbg 1775), O. Dr. i Bi. 2° tft. Holzschnitt. StB: bei Will VIII, 422 b» a° (1776)* 35. Der N achtwächter, ein Neujahr wünsch nach Nürnberger Mundart, auf das Jahr 1776. Anf.: Hört xu! lasst euch sogn, die giockn haut dreya gschlogn. Soll ih denn, sn mooss ih wul heunt a bissla gratalöirn ; . . . o. O., o. J. (Nbg 1775), o. Dr. 2 Bl. 2fl (onset Gedicht nimmt nur die Vorderseite von Bl. 1 ein, anf der Rückseite von Bl. 2: Der Savoiard, ein Neujahrswuftsch; Schriftdeutsch); auf Bl. 1 ein Holzschnitt, auf Bl. 2 eine Radierung. StB: bei Nor. 282 b» aQ (177b) und bei Will VIII, 422 b. 2° (1776) und Amb» 625. a°, Nr. 186. 36. Scherzhafter Neujahr-Wunsch nach Mundart auf das Jahr 1777. Anf.: Weil die manstft MenSchn döch gratalöirn . . . o. O., o. J. {Nbg 1776), o. Dr. 2 Bl. 2* StB: bei Nor.282b. 2* (1777) und bei (i777).

gemeiner Nürnberger züntt Neüiaur heunt m. 1 Vignette. Will VIII, 422 b. 20

37. Der possierliche Neujahrswächter nach Nürnberger Mundart. 1778. Anf.: Ihr Herrn viel Glück ins Neue Jahr, Und gouta G’sundtet immerdar . . . o. O., o. J. (Nbg 1777), ö. Dr. 1 Bl. 2°. StB: Amb. 625. 20, Nr. 206. 38. Scherzhafter Neu-Jahrs-WunsCh nach gemeiner Nürn­ berger Mundart. Auf das Jahr 1779. Anf.: Weil fast alli Menschfi heünt zUm NeuiAufSfCSt gra­ talöirn . . . o. O., o. J. (Nbg 1778), o. Dr. 2 Bl. 20 mit 1 Vignette. StB: bei Nor.282b. 20 (1779) und bei Will VIII, 422. 2° (1779) und Amb. 625. 2°, Nr. 209. 39. Der Brunnenfeger. (Neujahrswünsch um 179Ö.) Anf.: Weil denn als thout cratalö^n, XU denn öhgetretna Jauh’r . . . Handschrift, t Bl. 2°. StB: Nor. H. 560 (3).

394 40. Der possierliche Neujahrswächter. Nach Nürnberger Mundart. 1794. Anf.: Hört zu, ihr Herrn, und lasst euch sogn! o. O., o. J. (Nbg 1793), o. Dr. 1 Bl. 20. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1794) und bei Will VIII, 422 c. 20 (1794) und Amb. 625. 20, Nr. 210. 41. Der Deutsche Michel oder die Wahrheit redende Hof-Narr. Ein Neujahrwunsch auf das 1797 ste Jahr. Prosit das Neue­ jahr ! Anf. (S. 2): Prosts Neujaouhr, ihr meine Herrn, alle Freund und gouten Bröider . . . o. O., o. J,. (Nbg 1796), o. Dr. 4 Bl. 40 mit Titelholzschnitt. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1797) und b^i Will VIII, 422 c. 20 (1797) und Amb. 223. 40 (6). 42. Der den (!) Teutschen Michel seinen Neujahrswunsch beant­ wortende Hochzeitlader. Anf.: Oeiza kumm lh hält a noh, will euch zum Neu Jaouhr wos singa . . . o. O., o. J. (Nbg, um 1797, vgl. Nr. 41), o. Dr. 1 Bl. 20. StB: bei Nor. 282 a. 20 (1797) und bei Will VIII, 422 a. 20 (1797)* 43. Der alte Deutsche im neuen Jahr bey Ende des Seculi, 1799. Ein Neujahwunsch (!) auf die jetzigen Zeiten passend. Nach Nürnberger Mundart. Anf.: Senn mer doch nun abermal wieder übern Grob’n. o. O., o. J. (Nbg 1798), o. Dr. 1 Bl. 20. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1799). 44. Scherzhafter Neujahrwunsch nach Nürnberger Mundart. Anf.: Goutn Morgn, ihr laibn Nachbern, Prosit, Prosit das Neu Jaur . . . o. O., o. J. (Nbg um 1800), o. Dr. 1 Bl. 40. StB: bei Will VIII, 422a. 20 (1800). 45. (Neujahrswunsch, anonym.) Anf.: Wenn alli Leut wünschen, wos wünsch denn nau i ? Handschrift o. O., o. J. (Nbg um 1800). 2 Bl. 4 °. StB: Nor. H. 560 (2). 46. (Neujahrswunsch, anonym.) Anf.: Glabst eppet heuer lauss ih’s sei? ... Handschrift o. O., o. J. (Nbg um 1800). 2 Bl. 8°. StB: Nor. H. 560 (1). (Die Schrift ähnlich der des Gedichtes „Am Andreastag 1799“ in Nor. 355. 40.) II. 3. Neujahrsgespräche. 47. Neujahrs-Gespräch zwischen Hansel und Grötel. Oder: der lustige Fastnachts-Narr, Hanns von der Wurst. Nach Nürnberger Mundart. Anf.: Ich heiss Hanns von der Wurst . . . o. O., o. J. (Nbg um 1750/60), o. Dr. 2 Bl. 8° m. Holzschnitt. StB: bei Nor. 282 a. 20, und bei Will . VIII, 422 a. 20.

395 48. Gespräch am zweyten Neujahrstag, Zwischen Frau Seibalin und Ihrer Jungfer Baas Fensig. Nach gemeiner Nürnbergischer Mundart. Anf. (S. 3): Fr. Seibalin. Grüsst d’ Jungfra Jungfra Boss, wos thouts, wos machts? Beigedruckt S. 14 ff: Männer- und Weiber zank . . . (s. unten Nr. 50—52). o. O. (Nbg), 1769, o. Dr. 16 S. 8°. in Prosa. StB: Nor. 568. 8°, und Nor. H. 932 (6). Abdruck oben S. 356.) 49. Neu-Jahr-Gespräch zwischen Frau Seibalin und ihrer Jungfer Baas Fensig . . . (wie Nr. 48; der Beidruck fehlt hier). o. O. (Nbg), o. J. (1769 oder später), o. Dr. 1 Bl. 20. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1769). 50. Neujahrs-Gespräch zwischen einem Weib und ihrem Mann, als er in vergangener Andreas-Nacht ziemlich spät und ganz berauscht nach Hause kam . . . Nach Nürnberger Mundart. Nebst einem . . . Neujahrswunsch für Alle. Anf.: Das Weib. Bist schou dau, versuffner Ranga? . . . o. O., o. J. (Nbg um 1769, s. Nr. 52), o. Dr. 2' BL 8°. StB: bei Nor. 282 a. 20 (1769). (Der Neujahrwunsch in schriftdeutscher Sprache.) 51. Neu-Jahrs-Gespräch zwischen einem versoffenen Mann und seiner bögen Frau, als er in der Neujahrsnacht . . . mit einem Haarbeutel ziemlich berauscht nach Hause kam. Anf.: Bist schou daou, versuffner Ranga? . . . o. O., o. J. (Nbg um 1769, s. Nr. 52), o. Dr. 1 Bl. 40. StB: bei Nor. 282 a. 20 (1769). (Derselbe Text wie 50, nur etwas korrekter im Dialogwechsel, und ohne das schrift­ deutsche Schlußgedicht.) 52. Männer- und Weiber zank, zwischen einem Mann und Weib, wo von der Erstere ... zu stark getrunken . . . (wie Nr. 51) . . . An: Gespräch am 2. Neujahrstag . . . 1769 (s. oben Nr. 48), S. 14—16. StB: Nor. 568. 8 0 und Nor. H. 932 (6). 53. Scherzhaftes Neujahrs-Gespräch zwischen einem Bur­ ger und Bauern, nach gemeiner Nürnbergischer Mundart. Anf.: Der Burger. Gouten Morgn, löiber Vetter, prosit, prosit, des neu Jaur! ... o. O., o. J. (Nbg, um 1770, vgl. die Vignette), o. Dr. 2 BI. 20 m. 1 Vignette. StB: bei Nor. 282 a. 20 (1770). 54. Neujahrs-Gespräch zwischen einen (!) Burger und Bauern in Nürnberger Mundart. Anf.: Der Burger. Brost’s Neujauhr Vetter Kounz, lasst a Wörtla mit euch rieden ... o. O., o. J. (Nbg, zwischen 1770 und 80?), o. Dr. 1 Bl. 20. StB: bei Will VIII, 422 a. 20 (1770).

396 SS- Neu-Jahrs-Gespräch zwischen einem Burger und Bau­ ern in Nürnbergischer Mundart auf das Jahr 1773. Anf.: Der Bauer. Juheh, Juheh, immer lusti, heunt ohn leiben neua Gaur ... o. O. (Nürnberg, 177-2), o. Dr. 2 Bl. 2* m. 1 Vignette. StB: bei Nor. 282b. 2° (1773). 56. Ein Neu Jahrs Gespräch zwischen zweyen als Conrad und Heinrich nach der Nürnbergischen Mund AtI i774. Anf. (S. 3): Coarnla : Ey wöi glückli bin ih heut, nit scho indn Neua Jauhr . . . o. O., o. J. (Nbg 1773), o. Dr. 16 S. 8®. StB: Nor. 896. 8®. 57. Neu-Jahrs-Gespräch nach Nürnberger Mundart 1775. Anf. (S. 2): Neu-Jaur-Gspräch zwischn Görkla und Stepha. Görkla: Hopsa! Hopsa! ih bin frauh, dass ih bin nit gor derfruhrn . . . o- O., o. J. (Nbg 1774), o. Dr. 2 Bl. 20. StB: bei Will VIII, 422 b. 20 (1775), und Amb.625. 2® (184). 58. Scherzhaftes Neujahr-Gespräch zwischen einem Burger und einem Bauern, in gemeiner Nürnberger Mundart, auf das Jahr 1776. Anf.: Der Bauer. Dös Neuiaur sicht finster aus: Kann Wunsch kröigt mer nimmer zlesn . . . o. O., o. J. (Nbg 1775), o. Dr. 2 Bl. 2°. StB: bei Will VIII, 422b. 2® (1776). 59. Neujahrsgespräch zwischen einem Burger und Bauern, nach gemeiner nürnberger Mundart, auf das Jahr 1778. Anf.: Der Burger. Weils doch anmaul Mudi iss; soll i widder gratalöirn . . . o. O., o. J. (Nbg 1777), o. Dr. 2 Bl. 2°. StB: bei Nor. 282c. 2° (1778) und bei Will VIII, 422b. 2° (1778) und Amb. 625. 2® (193). 60. Neujahrsgespräch, zwischen einem Burger und Nürn­ berger Bauern. 1779. Anf.: Der Burger. Viel Glück, mein Freund! ins neue Jahr, mich freuts, dass ich euch wieder sehe . . . o. O., o. J. (Nbg 1778), o. Dr. 1 Bl. 2®. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1779). 61 Neujahrsgespräch nach Nürnberger Mundart. Zwischen - einer Bäurin, und einer Burgersfrau. 1779. Anf.: Die Bäurin. Gout’n Morg’n, Masten, röcht viel Glück zum neua Jaur! o. O., o. J. (Nbg 1778), o. Dr. 2 Bl. 2° m. Holzschnitt. StB: Amb.625. 2° (208). 62. Neu-Jahrs-Gespräch nach Nürnberger Mund-Art, zwi­ schen einer Bäurinn und Burgers-Frau Anno 1780. Anf.: Die Bäurinn. Schreyt im Neua Jaur, wieder ihren Milch und Kern! . . .

397 o. O., o. }. (Nbg 1779), 0». Dr. 2 Bl. 201 m. Holzschnitt. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1780) und bei Will VIII, 422 b. 2° (1780). Vergi auch unter Nr. 64. ‘ Dasselbe als Handschrift, 12 S. 4a. StB: Ncrr. H. 560 (1780). 63. Ein Neujahrs-Gespräch nach gemeiner Nürnberger Mundart zwischen dem Hutzeldada und der Bäueri-Zwou auf das Jahr 178r. Anf.: Hutzeldada. Noh! — afta Gärtners-Hexf won föihrt denn dih der Geyer . .. . o. O., o. J. (Nbg 1780), o. Dr. 2 Bf. 2*. StB: bei Nor. 282c. 2* (1781) und bei Will' VIII, 422 b. 20 (1781) und Ämh. 625* 2® (270). 64. Neu-Jahrs-Gespräch zwischen einer Bürgersfrau und einer Bäuerin. Nach Nürnberger Mundart. Anf.: Bäuerin. Kafft, ihr Leut, gouten Butter, recht goute Milch und Kern . . . o. O., o. J. (1779 oder 80?}, o. Dr. 1 Bl. 2a. 2 Holzschnitte. (Nur ein verkürzter Auszug aus Nr. 62.) StB: bei Nor. 282 c. 2° (1780). 65. Scherzhaftes N eu jahrs-Gcspräc b zwischen einer Hanbenmacherin und Spitzenwürkerm in gemeiner Nürberger (!) Mundart, auf das Jahr 1782. Anf.: Spitzenwürkerin. Freist s Neruianr Madala, dta siegst a verwörrt scho ans . . . o. O., a. J. (Nbg 1781), ©- Dr. 2 Bl. 20 m. 1 Radierung. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1782) und bei Will VIII, 422 b. 20 (1782). 66. Neuiahrs-Gespräch zwischen zween alten Deutschen, dem sogenannten Stoffel und Hansel. Anf.: Der Stoffel. Heunt soll ih ah gratalöirn . . . o. 0.„ o. J. (Nbg; nach dem schriftdeutschen Scherz „Neue Bücher" auf der Rückseite des Blattes für 1783 bestimmt, also 1782), o. Dr. 2 Bl. 2°. StB-: bei Nor.282c. 2° (*783). 07. Baumann: Prosit das Neue Jahr!. 1783. (Gespräch zwischen einem Savoyarden und einer Nürnbergerm.) Anf.: Savoyard. Kom sie her am Neuen Jahr . . . o. O., o. J. (Nbg 1782), o. Dr. 1 BL 20 m. 1 Radierung. StB: bei Nor. 282 c. 2° (1783) und Amb. 625. 2 ° (302). 68. Neu-Jahrs-Gespzäcfc zwischen Hanss und Görgel nach Nürnberger Mundart. 1786. Anf.: Hanss. Görgel! öiza. s«n mer bald in der Stod, lauss dir nit graua . . . o. o. J. (Nbg 1785), o\ Dr. 2 Bl. 2* m. Holzschnitt. StB: bei Nor. 282 c. 2® (r786) und bei Will VIII, 422 c. 20 (1786).

398 6g. Neujahrs-Gespräch zwischen G’fatter Veit und G’fatter Michel auf das Jahr 1787. Anf.: Veit. Gouten Morgen G’fatter Michel! is halt wieder a Jährla rum . . . o. O., o. J. (Nbg 1786), o. Dr. 20 m. 1 Vignette. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1786). 70. Neujahrs-Gespräch zwischen den (!) Schwalben-Löintel und Stanga-Michel. 1788. Anf.: Michel. Prosts Neu Jauer Vetter Löint’l, ey! ey! lebt mei Löint’l noh . . . o. O., o. J. (Nbg 1787), o. Dr. 2 Bl. 20. StB: bei Nor. 282 c, 20 (1788) und bei Will VIII, 422 c. 20 (1788). 71. Der Döiterla und der Raithi. Ein Neujahrsgespräch nach gemeiner Mundart. 1789. Anf.: Der Raithi. Ann gout’n Morg’n, Döiterla! mi thouts röcht in Herz’n freua . . . o. O., o. J. (Nbg 1788), o. Dr. 2 Bl. 20. StB: bei Nor. 282 c, 20 (1789) und bei Will VIII, 422 c. 20 (1789). 72. Scherzhaftes Gespräch zwischen einem Teutsch-Franzosen und einem, Nürnbergischen ‘Nachtwächter, die Neujahrs-Gra­ tulationen betreffend. 1790. Anf. (S. 3): Franzos. Ab sie mon eher ami die Knad . . . o. O. (Nbg 1789), o. Dr. 4 Bl. 8° m. Radierung auf Tit. StB: Nor. 895. 8°, und German. Museum, Bibliothek Nr. L 2305 zu. 8 °. 73. Neu-Jahrs-Gespräch zweyer Bürger, nach ihrer Nürnbergischen Mundart. 1791. Anf.: Gröiss di löiber gouter Brouder Gott in löiben neua Jauer ... o. O., o. J. (Nbg 1790), o. Dr. 2 Bl. 20. StB: bei Nor. 282 c. 20 ,(1791) und bei Will VIII, 422 c. 20 (1791). 74. Nachtrag zu den Neujahrs-Erzählungen auf 1791 nach Nürn­ berger Mundart. Anf.: No wau kumst denn du scho her, gaist gwiess afm Wünschn rum? . . . o. O., o. J. (Nbg 1790), o. Dr. 2 Bl. 40. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1791) und bei Will VIII, 422 c. 20 (1791) und Nor. H. 932 (16). 75. Die Gfatterleut, oder mir nix dir nix. 1791. Anf. (S. 3): Hans Dampf. Ey goutn Obend Gfatter Paz, i soltet su zu sogn . . . o. O., o. J. (Nbg 1790), o. Dr. 4 Bl. 8° m. Titelkupfer. StB: bei Will VIII, 422 c. 20 (1791) und 2 b. Amb. 223. 40, im German. Museum, Bibliothek Nr. L 2305 zv, 8°, und L 2309 b, 8 °.

399 76. Neujahrsgespräch zwischen einem Wirth in den (!) Sternenhimmel und seinem Musikanten, nach Nürnberger Mundart. Auf das Jahr 1792. -Anf.: Musikant. Prosit, Wirth, zum Neua Jauhr! o. O., o. J. (Nbg 1791), o. Dr. 1 Bl. 20. StB: bei Will VIII, 422c. 20 (1792). 77. Schnurriges Neujahrs-Gespräch zwischen einem benach­ barten Bauern und seinem Sohn Görg Friedei . . . Auf das Jahr 1793. Nach Nürnberger Mundart. Anf. (S. 2): Bauer. No Görg Friedei hauts dir doch in der Stod drin recht wühl g’fall’n? (unterschrieben: der Hutzeldada). o. O., o. J. (Nbg 1792), o. Dr, 2 Bl. 40 m. Titelholzschnitt. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1793) und bei Will VIII, 422 c. 20 (1793)78. Neujahrs-Gespräch zwischen einer Nürnberger Wirthin und Poppenreuter Bäuerin mit dem sogenannten Hutzeltada oder Knackwurstfresser auf das Jahr 1793. Nach Nürnberger Mundart. Anf.: Der Hutzeltada. Gröiss euch Gott, ihr löib’n Weiber, wünsch ich Glück zum Neua Jaouhr! o. O., o. J. (Nbg 1792), o. Dr. 1 Bl. 20 m. 3 Holzschnitten. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1793) und bei Will VIII, 422 c. 20 (i793). 79. Neujahrs-Gespräch zwischen zweyen Nürnberger Jung­ fern über die Laternen. Nebst den (!) Neujahrs-Wunsch eines alten verliebten Wittwers an seine rothköpfigte Köchin . . . (Nbg 1793; ist von Joh. Konr. Gr übel, also eigentlich nicht hieher gehörig. Zur Sache vgl. den Nürn­ berger Laternen-Kalender auf d. J. 1794, StB: Will VIII, 593 e, 8°, und das Epigramm bei Will VIII, 426 b. 40). 1 Bl. 40. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1794) und bei Will VIII, 422 c. 20 (i794)80. (Dasselbe ohne den Neujahrswunsch). 1 Bl. 40. StB (Nummern wie bei 79). 81. Gespräch zweier Nachtwächter am Abend des ersten Jenners 1794Anf.: a. Noh, öitz senn mer endli ferti; iss där Tog doch ah verbey . . . o. O., o. J. (Nbg 1793), o. Dr. 2 Bl. 40. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1794) und bei Will VIII, 422 c. 2° (1794). 82. Neujahrs-Gespräch zwischen einer Köchin, einer Bäurin (!) und einem Franzosen (1797): Anf.: Bäurin. Prosts Neujaouhr Jungfer Köchi! Wos haut denn das Kindla bschöirt? . . . o. O., o. J. (Nbg 1796), o. Dr. 1 Bl. 20 m. Holzschnitt. StB: bei Nor. 282 c. 20 (1797) und bei Will VIII, 422c. 2e (i797).

83. Erstens (!) Neitjsfchr$ge$prücb zwischen Adam und Nickel als ein NeuiahrWVunsch aui unsere jexigen Zeiten passend . . . 1797- (Ein „2.“ Gespräch ist mir nickt bekannt.) Anf.: Adam Prosts Neujauher Vetter Nickel, dös, is ober halt ans g’wösen . .. . o. O., o. J. (Nbg I79&U 9*. DC- 4 Bk 4°StB: bei Nor. 282 c, 20 (1797) und bei Will VIII, 422 c. 2° (179T>84. Neujahr-Gespräch zwischen einer Köchin und Gärt­ nerin Nach Nürnberger Mundart. Ani; Bi.e Gärtnerin. Brosts Neu Jauher Jungfer Köchi wünsch viel Glück zm» Neua Jauh&r . . . n O, q. Js (Nbg; von ailter Hand beigeschrieben: i799)> 0, Dr, t Bk *°s StB: bei Nor. 282 c. 20 (1799). 8$* N e. u '.J e hr - G e s p r ä c h zwischen Vetter Michel und Vetter Gürg, über die Fürth©* Rcyüq (!). Nach Nürnberger Mundart. Anf.: Vetter Michel. Goutea Morgen, Vetter Görg. — Vetter Görg. Brosts Neu Jauer, Vetter Michel . . . 9. Ov, «x J. (Nbg; von alter Hand beigeschrieben: *7995 viel­ leicht 1793?, Ygk unten Nr. 99), a. I>r. 1 Bl. 40'. e zur Nürnberger Ge­ schichte stärken und vertiefen. Auch ist kein Zweifel, daß auch der gründlichere Kenner der nürnbergischen Vergangen­ heit manches in den Büchern finden wird, was ihm bis dahin entgangen war. Vor allem aber unter der nicht wissen-

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schaftlich eingestellten Bevölkerung, zumal unter den Jugend­ lichen, wird der Verfasser für seine Schilderungen, die noch obendrein durch meist nach älteren Stichen (Böner, Delsenbach) gemachte Abbildungen illustriert werden, gewiß Freunde haben und neue finden. Und so können auch diese Bücher dazu beitragen, den Weg zu bereiten für ein ein­ dringenderes und systematischeres Studium der Geschichte überhaupt. Emil Reicke. Festschrift zur 800 - Jahrfeier der ehemaligen Cistercienser-Abtei Ebrach (Heimatblätter des Historischen Vereins Bamberg für die Jahre 1927/28). Bamberg 1927. 103 S. Man wird gerne zu diesem Heft greifen, das wertvolle Aufschlüsse über das deutsche Hauptkloster der Zister­ zienser zu Ebrach gibt. Es seien nur einige Aufsätze er­ wähnt, die mehr allgemeines Interesse beanspruchen, wie ,,Die Cistercienser und ihr Gedanke“ von Winfrid Freiherrn v. Pölnitz, „Auf dem Cistercerweg“ von Paul Glück, „Ebrachs Tochterklöster“ von Gregor Müller, „Das Ebracher Inter­ essengebiet“ von Wilhelm Heß. Dicht vor die Tore Nürn­ bergs führt ein Artikel über „Kloster Ebrachs Beziehungen zu Schwabach“ von Emil Hechtei, bis ein Aufsatz von Eugen Franz über „den Ebracher Hof zu Nürnberg“ mitten in die Mauern der alten Reichsstadt versetzt. Von seinen Anfän­ gen im 13. Jahrhundert bis zur Aufhebung in den Tagen der Säkularisation werden die Schicksale des Hofes in großen Zügen verfolgt. Freilich läßt sich eine lückenlose Geschichte des Hofes schwer geben, da Zeiten friedlicher Entwicklung in den Quellen zumeist wenig Niederschlag finden. So kom­ men auch im vorliegenden Aufsatz naturgemäß mehr das bewegte 16. Jahrundert und das kriegerische 17. Jahrhundert mit seinen Folgen zum Wort. Nicht allen dürfte bekannt sein, daß es neben dem großen Ebracher Hof in der Adler­ straße noch einen kleineren am Frauengäßlein und an der Pfannenschmiedsgasse gab. Eine Ergänzung zu diesem Auf­ satz bringt ein Artikel von Adolf Jäger, der „Ebracher Aebte als Gäste der Reichsstadt Nürnberg“ vorführt. Als ein Man27*

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gel des ganzen Heftes muß es betrachtet werden, daß auf jede Quellenangabe verzichtet ist. Der größere Teil der Leser dürfte wohl wissenschaftlich interessiert sein und empfände es nicht als Störung, wenn wenigstens am Schlüsse der einzelnen Artikel eine Quellenübersicht angefügt wäre. Reinhold Schaffer. Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürn­ berg. Von Heinz Dannenbauer (Arbeiten zur deut­ schen Rechts- und Verfassungsgeschichte, herausgegeben von Joh. Haller usw. VII. Heft). Stuttgart, Kohlhammer, 1928. XVUund 258 S. Mit Freuden greift man nach einem Buch, das sich eine ebenso schwierige wie dankbare Aufgabe zum Vorwurf nahm. Die vorliegende Arbeit aber legt man nach ihrer Durchsicht mit sehr gemischten Gefühlen wieder aus der Hand. Manche dankenswerte Arbeit ist geleistet worden, aber kein Leser dürfte einen klaren Begriff von der Ent­ wicklung der nürnbergischen Landeshoheit gewinnen. In drei Teilen bringt der Verfasser das Resultat seiner Forschungen zur Darstellung: I. Nürnberg und das Reichs­ gut, II. Die Entstehung der Hoheitsrechte der Stadt über Landgebiet, III. Topographie des Nürnberger Landes im 16. Jahrhundert. Von vornherein muß es befremden, im ersten Abschnitt. unter dem Reichsgut die Eigengüter des staufischen Hauses auf dem Nordgau zu finden. Eigengüter sind nun einmal keine Reichsgüter. Wenn der Verfasser S. 3 meint: „zwischen den Gütern des Reiches und den Be­ sitzungen des Kaiserhauses bestand kein Unterschied“, so befindet er sich im Irrtum. Die gleiche Behandlung der beiden durch die Staufer hebt die verschiedenen Besitztitel durchaus nicht auf. Der Verfasser hätte hier auf die Ursache der gleichartigen Behandlung hinweisen müssen, auf die Absicht der Staufer, unter Verwischung der verschiedenen Besitztitel, die Reichsgewalt auf eine neue Grundlage zu stellen. Das staufische Eigengut hätte nicht minder eine Eigenbehandlung erfordert, wie später die Aemter Lichtenau

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und Hiltpoltstein. Bei Zweifelsfällen, ob Reichs- oder Eigen­ gut, hätten die späteren Reichsrevindikationsbestrebungen Anhaltspunkte liefern können. Auf diese Weise wäre wenig­ stens in den ersten Teil kein fremdes Element geraten, oder er hätte anders gegliedert werden müssen,. Trotzdem bliebe die Frage bestehen, weshalb der Verfasser Reichsgütern und staufischen Eigengütem, die zum Nürnberger Territorium keine oder nur sehr lose Beziehungen haben, so weite Be­ trachtung widmet. Was haben die Herrschaften Thumdorf, Floß und Parkstein mit dem Nürnberger Territorium zu tun und welche Beziehungen haben Auerbach, Plech usw. zur Reichsstadt? Hoffentlich nicht allein die, daß sie mit Nürn­ berger Gebieten zusammen im gleichen Salbuch aufgeführt sind. Weshalb wird das Egerland in einer territorialen Ent­ wicklung Nürnbergs behandelt, weshalb Reichsstädte wie Nördlingen, Dinkelsbühl und Donauwörth? Man könnte solche doch höchstens vergleichsweise heranziehen. Anderer­ seits hätte man S. n8f. auf den Grundbesitz von Gründlach und Pillenreuth, die doch in ganz anderem Verhältnis zu Nürnberg standen, näher eingehen dürfen. Die Zusammen­ stellung von Reichsbeamten ist an sich sehr lobenswert, im vorliegenden Falle aber stören sie vielfach den Zusammen­ hang, zumal wenn es sich um solche fremder Gebiete handelt. Man gewinnt den Eindruck, daß der Verfasser seiner ge­ leisteten Arbeit zuliebe überflüssiges Material abzustoßen nicht imstande war. Auch die Geschichte der Reichsbeamten in Nürnberg ist an sich äußerst interessant. Die Entstehung und Er­ weiterung der einzelnen Befugnisse aber ist im vorgespann­ ten Rahmen nur insoweit zu betrachten, als sie von der Stadt zur inneren Vereinheitlichung an sich gezogen und zur Aus­ gestaltung des Territoriums verwertet wurden. Weit wich­ tiger wäre es gewesen, die Entstehung und die Entwicklung des Nürnberger Rates darzulegen als der Macht, um die sich das Territorium kristallisierte, sein Ringen mit den Reichs­ gewalten zu veranschaulichen, bis diese schließlich aus der Stadt und dem Territorium verschwanden. Es wäre stark zu betonen gewesen, wie aus der Erwerbung und Sum-

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mierung der gewonnenen Rechte sich der Grundstock landes­ hoheitlicher Befugnisse ausbildete. Die ganze Schwierigkeit in Beantwortung der Frage zeigt sich im zweiten Teil: Die Entstehung der Hoheits­ rechte der Stadt über Landgebiet. Man darf aus der Ueberschrift durchaus nicht schließen, daß es sich jetzt etwa nur um Hoheitsrechte handelt. Diese sind mit räumlichen Er­ weiterungen in seltsamer Weise vermischt. Es wird gezeigt, daß die Stadt Land- und Hoheitsrechte vom Reich und an­ deren Gewalten erwirbt, daß auch einzelne Bürger Grund­ besitz und Hoheitsrechte an sich bringen, daß die Mark­ grafen alle Erfolge der Stadt bei Ausbildung eines Terri­ toriums in Frage stellen, aber ob und wie Nürnberg ein geschlossenes Territorium ausbildete, bleibt unbeantwortet. Auch über den Zeitpunkt des Abschlusses der Entwicklung ist nichts gesagt. Und wo bleibt die Antwort auf die noch wichtigere Frage nach dem Inhalt der nürnbergischen Landeshoheit? Der Verfasser kommt auf Grund seines ge­ schichtlichen Materials in Widerspruch mit der herrschenden Ansicht, daß die hohe Gerichtsbarkeit die Hauptgrundlage der territorialen Hoheit darstellt. Aber statt seine interessan­ ten Beobachtungen in einem Hauptkapitel in den Mittelpunkt der ganzen Erörterung zu stellen, da sie tatsächlich etwas Neues bringen, fügt er sie in einem bescheidenen Exkurs am Schluß der Arbeit an. Keinen Falls aber wird ihm die Mühe erspart werden können, darzulegen, wie es sich mit der Territorialhoheit vereinbaren läßt, daß die Stadt nicht die Hochgerichtsbarkeit über den Grundbesitz außerhalb der Mauern besaß (S. 168). Freilich dürfte er sich auch dann nicht zu dem Schluß verleiten lassen, daß die allgemein an­ genommenen Verhältnisse für Franken nicht zutreffen (S. 256). Nürnberg ist nicht Franken; die Verhältnisse kön­ nen beispielsweise in Würzburg wieder ganz anders liegen. So bekommt die ganze Darstellung etwas Unklares und Schwankendes. Besonders in diesem Abschnitt zeigt sich auch der Man­ gel einer Scheidung zwischen der räumlichen Ausgestaltung und der Gewinnung und Erweiterung von Rechten. Gewiß

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kann man die Arbeit von verschiedenen Seiten anpacken. Der Klarheit aber wäre es wohl nur dienlich gewesen, wenn der Verfasser vom Rat, seiner Entstehung und Entwicklung als der treibenden Kraft ausgegangen wäre, dann die ganze räumliche Gestaltung des Territoriums behandelt hätte, darauf auf Erwerbung und Erweiterung der Hoheitsrechte eingegangen wäre, um schließlich zu zeigen, wie die Stadt den ganzen Komplex verwaltungsmäßig zu gliedern und durch einen Beamtenkörper zu regieren verstand. Die letzten Punkte gehören notwendigerweise zum Abschluß der ter­ ritorialen Entwicklung. Die Geschichte der Verwaltung im einzelnen hätte dann immerhin noch in einem zweiten Bande gebracht werden können. Auf diese Weise hätte der Verfasser auch den Zusam­ menhang gewonnen mit dem dritten Teil seines Werkes, der Topographie des Nürnberger Landes im 16. Jahrhundert, der jetzt gleichsam in der Luft hängt. Die Darlegung der Entwicklung der einzelnen Bezirke muß hier wohl das Ziel der Arbeit sein. Wahrscheinlich hätte der Verfasser aus der späteren Einteilung wieder Beziehungen aufweisen können zu den früheren territorialen Erwerbungen. Auf Einzelheiten einzugehen, ist an dieser Stelle nicht möglich. Wenn man aber Greding nun schon einmal behan­ delt (S. 17 f.), so möchte man doch gerne wissen, wie aus dem Praedium Greding ein Reichsamt wird und wie es als solches mit der Hirschberger Erbschaft verquickt werden kann. Wenn man aus den Urkunden bloß die Tatsachen aneinanderreiht, so ist das eine rein registrierende Darstel­ lung und von der analistischen Form wenig oder gar nicht verschieden; die eigentliche Arbeit hätte nach diesen Vor­ arbeiten erst einzusetzen. Etwas unklar scheint auch die Vorstellung des Autors von der Entwicklung der Land­ gerichte aus den Dingstattsprengeln der Grafschaft zu sein (S. 32). Die Ergebnisse der österreichsichen Forschung hätten hier mindestens vergleich^veise angeführt werden müssen. Und äußerst interessant wäre es, den Charakter der Vogtei Hersbruck zu erfahren. Ist nach dem S. 37

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Gesagten der Landrichter in Sulzbach zugleich Vogt über das bambergische Hersbruck? Es fehlen dem Werk straffer, zielsicherer Aufbau im ganzen und klare festumrissene Be­ griffe im einzelnen. Es sei dem Verfasser nicht zum Vorwurf gemacht, wenn er nicht die ganze verfügbare Literatur heranzog. Aber er hätte sich manche Arbeit ersparen können, wenn er z. B. den Aufsatz von Kalisch über „Die Grafschaft und das Landgericht Hirschberg (Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgeschichte XXXIV, 1913) benützt hätte, und neben Klebel hätte der noch, (nicht überholte Aufsatz von Josef Moritz „Stammreih4 und Geschichte der Grafen von Sulz­ bach“ (Abh. d. hist. jCla§se ^ .Bäuerischen Akademie d. Wiss. Bd. I, München i833)vgtrte: Dienste getan. War die Arbeit von Erich Freiherr von Guttenberg „Die Territorialbildung am Obermain“ (79. Bericht des hist. Vereins zu Bamberg) dem Verfasser noch nicht Vorgelegen? Zum mindesten hätte dessen Vorarbeit, die „Grundzüge der Territorialbildung am Obermain (Neujahrsblätter der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Würzburg 1925) nicht mit Stillschweigen über­ gangen werden dürfen. Die sprachliche Gestaltung ist besonders im ersten Teil oft recht eckig und unlesbar. Die Gedrängtheit und Spröde des Stoffes mögen dies zum Teil erklären. Aber gerade dieser Abschnitt hätte durch korrekte Satzbildung nur ge­ winnen können. Ueber Korrekturversehen, wie über das zweimalige „Grunduntertane“ statt „Grunduntertanen“ (S. 225) sei auch hier hinweggeschaut. Schwer läßt es sich aber rechtfertigen, die verschiedenen Beamtenlisten in den Text aufzunehmen. Dafür wäre wohl ein Anhang der geeignete Platz gewesen, soweit die Anmerkungen überlastet worden wären. Durch das Weglassen eines wenn auch noch so müh­ sam herzustellenden Registers endlich raubte der Verfasser seiner Arbeit selbst die Hälfte der wissenschaftlichen Benütz­ barkeit; zugleich wird dadurch die Kontrolle auf Vollständig­ keit erschwert. Reinhold Schaffer.

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Die Verleger werden ersucht, von ihren Neuerscheinun­ gen Rezensionsexemplare einsenden zu wollen, da in Zukunft die freiwillige Besprechung von Büchern nur noch in beson­ deren Ausnahmefällen stattfinden wird. Die Schriftleitung.

(Anschrift: Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, Städtisches Archiv, Burgstraße 4.)