Martin Luthers Dekalogpredigten in der Übersetzung von Sebastian Münster 9783412214616, 9783412206215


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Martin Luthers Dekalogpredigten in der Übersetzung von Sebastian Münster
 9783412214616, 9783412206215

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Martin Luthers Dekalogpredigten in der Übersetzung von Sebastian Münster

Archiv zur Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers Texte und Untersuchungen

Herausgegeben von Ulrich Köpf und Bernd Moeller

Band 10

Martin Luthers Dekalogpredigten in der Übersetzung von Sebastian Münster

Herausgegeben von Michael Basse

2011 Böhlau Verlag Köln Weimar Wien

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Michael Basse ist Professor für Evangelische Theologie mit dem Schwerpunkt Kirchen- und Theologiegeschichte an der TU Dortmund.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2011 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-20621-5

Inhalt

Vorwort .....................................................................................................................

VII

Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen ................................................................ VIII Einleitung .................................................................................................................

IX

Edition ......................................................................................................................

1

Vorrede ................................................................................................................

3

Register ...............................................................................................................

5

1. Gebot ...............................................................................................................

13

2. Gebot ...............................................................................................................

55

3. Gebot ...............................................................................................................

63

4. Gebot ...............................................................................................................

78

5. Gebot ................................................................................................................

96

6. Gebot ............................................................................................................... 128 7. Gebot ............................................................................................................... 151 8. Gebot ............................................................................................................... 160 9. und 10. Gebot .................................................................................................. 172 Predigt über die sieben Todsünden ..................................................................... 174 Bibelstellenregister .................................................................................................. 183 Personenregister ....................................................................................................... 187 Sachregister .............................................................................................................. 189

Vorwort

Die Idee und das Konzept, die deutsche Übersetzung von Luthers Dekalogpredigten in einer kritischen Edition zu veröffentlichen, um damit die Rezeption einer der frühesten Schriften des Wittenberger Reformators in den Blick zu nehmen, entwickelte der Bonner Kirchenhistoriker Jörg Haustein (1957–2004). Nach seinem viel zu frühen Tod wurden mir die ersten Transkriptionen von Sebastian Münsters Übersetzung zur Verfügung gestellt, um die Arbeit an der Edition fortzusetzen und zum Abschluss zu bringen. Bei der Durchführung des Editionsprojektes haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zunächst am Lehrstuhl für Reformationsgeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn und dann am Lehrstuhl für Kirchen- und Theologiegeschichte im Institut für Evangelische Theologie der Technischen Universität Dortmund mitgewirkt, denen an dieser Stelle herzlich zu danken ist: Gesche Ricklefs, Dr. Meike Rieckmann und Helen Siegburg in Bonn sowie Christin Baumann, Jan-Philipp Bultmann, Dr. Susanne Drees, Hartwin Gardonyi, Anna Reich, Nora Schulte und Lina Stockheim in Dortmund. Der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, deren Exemplar der deutschen Übersetzung von Luthers Dekalogpredigten für die Transkription zugrunde gelegt wurde, danke ich für die Genehmigung, einige Seiten auf Bildtafeln zu reproduzieren. Dem Herausgeber des ‚Archivs zur Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers‘, Herrn Professor Dr. Ulrich Köpf, bin ich für die Aufnahme der Edition in diese Reihe und die fachliche Beratung verbunden. Für die sorgfältige Betreuung der Edition im Böhlau Verlag danke ich insbesondere Frau Julia Beenken, Frau Sandra Hartmann und Herrn Johannes van Ooyen. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft gilt mein Dank für die Gewährung des Druckkostenzuschusses. Dortmund, im September 2011

Michael Basse

Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen

1) Siglen A, B, C, D

Textvarianten von Sebastian Münsters Übersetzung

BS 1518

Martin Luther: Ad Leonem X. Ponti¿cem Maximum resolutiones disputationum de virtute indulgentiarum ..., Basel: Johann Froben, 1518 (VD16 L 3407 / Ex. BSB München 4 Polem. 1898).

BS 1520

M. Lutherii theologi synceri lucubrationum pars una, Basel: Adam Petri, 1520 (VD16 L 3411 / Ex. Lutherhalle Wittenberg Kn E 2).

DP

Decem praecepta Wittenbergensi praedicata populo, 1518 (= WA 1, 398–521).

2) Abkürzungen Benz. Luth.

Josef Benzing, Lutherbibliographie. Verzeichnis der gedruckten Schriften Martin Luthers bis zu dessen Tod, Baden-Baden 1966.

Grimm

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, 16 Bde., Leipzig 1854–1960.

Löscher

Valentin Ernst Löscher, Vollständige Reformations-Acta und Documenta, oder umst ndliche Vorstellung des Evangelischen Reformations-Wercks, T. 1, Leipzig 1720 (Ex. ULB Bonn Gf 257).

VD 16

Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts, hg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in München, 25 Bde., Stuttgart 1983–2000.

Frühneuhochdeutsches Wörterbuch

Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Robert R. Anderson/Ulrich Goebel/Anja Lobenstein-Reichmann/Oskar Reichmann, Berlin/New York 1989ff.

Alle anderen Abkürzungen richten sich nach Siegfried M. Schwertner (Hg.), Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, Berlin/New York 2 1992.

Einleitung

1. Luthers Dekalogpredigten und ihre Überlieferung Vom 29. Juni 1516 bis zum 24. Februar 1517 hat Martin Luther in der Wittenberger Stadtkirche über die Zehn Gebote gepredigt.1 Die beiden Bearbeitungen in deutscher und lateinischer Sprache, die er Anfang September 1517 Johann Lang schickte, damit dieser sie als Predigtvorlage verwenden konnte,2 sind ebenso wenig erhalten wie die vollständige lateinische Handschrift Luthers, die sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch im Besitz von Valentin Ernst Löscher befand.3 Die Exordien zu Luthers Predigten hat Löscher in seinen ‚Reformations-Acta‘ abgedruckt,4 so dass sich zumindest die Daten der Predigten rekonstruieren lassen. Abweichende Lesarten der Handschrift Luthers können aus der Edition Löschers hingegen nur teilweise erschlossen werden, da er selbst darauf hinweist „vieles aus dem Msto [Manuscripto, M. B.] hat wegbleiben m(ssen“5. Im Juli 1518 erschien die erste lateinische Druckausgabe bei Johannes Grünenberg in Wittenberg.6 Mit 52 Blättern in Quart handelt es sich um das erste größere Werk Luthers. Im gleichen Jahr erschienen zwei Nachdrucke bei Valentin Schumann in Leipzig,7 der ebenso wie Melchior Lotther in Leipzig 1519 noch jeweils einen Druck folgen ließ.8 In der ersten Sammlung von Luther-Schriften, die im Oktober 1518 bei Johannes Froben in Basel erschien, sind die ‚Decem praecepta‘ ebenfalls enthalten.9 Von hier aus gingen sie dann auch in die Sammlung ein, die im Juli 1520 bei Adam Petri in Basel publiziert wurde.10 Mit ihrer Veröffentlichung konnte Luthers Dekalogauslegung nun auch einem größeren Adressatenkreis als Predigtvorlage dienen, zugleich entwickelte er hier Grundzüge einer theologischen Ethik, wie er sie dann 1520 im ,Sermon von den guten Werken‘ ebenfalls in Form einer Auslegung der Zehn Gebote, nun aber mit neuen Akzenten dargelegt hat.11 Die Publikation der ‚Decem praecepta‘ stand 1518 im zeitlichen Zusammenhang mit den theologischen und kirchenpolitischen Auseinandersetzungen um Luthers Ablassthesen.12 Auch wenn die Druckfassung der ,Decem praecepta‘ in ihrer literarischen Eigenheit 1 2 3

4 5 6 7 8 9 10 11 12

Vgl. Martin Brecht, Martin Luther. Bd. 1: Sein Weg zur Reformation 1483–1521, Stuttgart 31990, 151. WA.B 1, 103f (Nr. 45). WA 1, 19. – Einen Eindruck von der ursprünglichen Gestalt der Dekalogpredigten vermittelt der Vergleich mit einem Brief Luthers an Spalatin vom 31. Dezember 1516, in dem sich auffällige Parallelen zum Thema der Heiligenverehrung zeigen (WA.B 1, 81–83 [Nr. 31]). Löscher, Bd. I, 277–299.729–795; WA 1, 60,17–141,38. Löscher, Bd. I, 728. Decem praecepta wittenbergensi predicta populo. Per P. Martinum Luther Augustinianum, Wittenberg 1518 (VD 16 L 4321; Benz. Luth. 27 [Nr. 192]). VD 16 L 4319/4320; Benz. Luth. 27 [Nr. 193/194]. VD 16 L 4323/4324; Benz. Luth. 27f [Nr. 195/196]. BS 1518, 303–488. BS 1520, 158–251. WA 6, 202–276. Vgl. M. Brecht, aaO. 198ff.

X

Einleitung

nicht mehr einen unmittelbaren Eindruck von Luthers Predigten vermittelt, gibt doch ihr Inhalt Aufschluss über die theologischen Intentionen des Wittenberger Reformators sowie den politischen und gesellschaftlichen Kontext.

2. Die deutsche Übersetzung von Sebastian Münster Die erste deutsche Übersetzung von Luthers Dekalogpredigten wurde 1520 bei Adam Petri in Basel gedruckt. Ihr Verfasser war Sebastian Münster (1488–1552)13, der zu dieser Zeit in Petris Of¿zin als Korrektor beschäftigt war, als dort die Sammlung der lateinischen Schriften Martin Luthers erstellt wurde, die im Juli 1520 erschien.14 Münster, der Sohn des Spitalmeisters des Heilig-Geist-Spitals in Ingelheim, war 1505 in den Franziskanerorden eingetreten und hatte zunächst an der Ordenshochschule in Heidelberg und anschließend in Löwen und Freiburg i.Br. studiert.15 Seine Studien im Hebräischen vertiefte er dann ab 1509 im Kloster St. Katharina im elsässischen Rouffach, dem der namhafte Hebraist Konrad Pellikan (1478–1556) vorstand, der Münster in der Folgezeit prägen sollte. Ihm folgte Münster auch 1511 nach Pforzheim, wo er seine Sprachstudien auf das Aramäische und Äthiopische ausweitete. Seine theologischen Studien konzentrierten sich auf die Kirchenväter, während er der scholastischen Aristotelesrezeption kritisch gegenüber eingestellt war und sich damit auf einer Linie mit Luther befand.16 1512 wurde Münster zum Priester geweiht. Zwei Jahre später war er zusammen mit Konrad Pellikan Schüler des gelehrten Rabbiners Elias Levita (1469–1549) zu Neustadt an der Aisch. Von 1514 bis 1518 wirkte Münster als Lektor für Philosophie und Theologie am Generalstudium des Franziskanerordens in Tübingen. Zugleich widmete er sich unter dem EinÀuss von Johannes StöfÀer (1452–1531) astronomisch-mathematischen und geographischen Studien. In dieser Zeit lernte Münster auch den damals bedeutendsten Hebraisten Johannes Reuchlin sowie Philipp Melanchthon kennen. 1518 übernahm er ein Lektorat in Basel und arbeitete zusammen mit Pellikan, der 1519 zum Guardian des Basler Franziskanerklosters ernannt wurde, als Korrektor in der Of¿zin Adam Petris. Dieser hatte die Drucklegung lutherischer Schriften übernommen, als Johannes Froben diese Arbeit auf Betreiben des Erasmus einstellte.17 Von 1521 bis 1529 war Münster dann in Heidelberg tätig, zunächst an der Hochschule seines Ordens, bevor er 1524 auf eine Professur für Hebraistik an der dortigen Universität berufen wurde. 1529 übernahm er den Lehrstuhl für hebräische Sprache an der Universität Basel. Nun konnte er es auch 13

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15 16 17

Sein Name wird im Druck nicht erwähnt, jedoch stammt die Vorrede von „B. S. M.“ (s. u. S. 3,1) und deutet vom historischen Kontext her alles darauf hin, dass hier an „Bruder Sebastian Münster“ zu denken ist. Zu Münsters Biographie vgl. Viktor Hantzsch, Sebastian Münster. Leben, Werk, wissenschaftliche Bedeutung (Abhandlungen der Königl. Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Philol.-Hist. Klasse 41, 18,3), Leipzig 1898 (ND Nieuwkoop 1965); Karl Heinz Burmeister, Sebastian Münster. Versuch eines biographischen Gesamtbildes (Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft 91), Basel/Stuttgart 21967; Werner Raupp, Art. Münster, Sebastian, in: BBKL 6, 1993, 316–326. Vgl. K. H. Burmeister, aaO. 16ff. Vgl. aaO. 23f. Vgl. aaO. 30.

Einleitung

XI

wagen, aus dem Orden auszutreten und sich zum evangelischen Glauben zu bekennen, denn in Basel war die Reformation gerade of¿ziell eingeführt worden.18 Ab 1541 hatte Münster dann auch eine Professur für Altes Testament inne19. Mit bedeutenden Humanisten seiner Zeit – wie Pellikan, Beatus Rhenanus (1485–1547) u. a. – war Münster eng befreundet und auch mit führenden Reformatoren wie Martin Bucer, Heinrich Bullinger, Guillaume Farel und Johannes Calvin stand er in Kontakt.20 1520, d. h. im gleichen Jahr, als seine Übersetzung von Luthers Dekalogpredigten erschien, veröffentlichte Münster noch eine Übersetzung der lateinischen Fabelsammlung „Speculum sapientiae“.21 Ebenfalls 1520 verfasste er eine lateinische Übersetzung der hebräischen Grammatik des jüdischen Exegeten Moses Kimchi (gest. 1190) unter dem Titel „Liber viarum linguae sacrae“ sowie einen eigenständigen Abriss der hebräischen Grammatik, die „Epitome Hebraicae Grammaticae“22. 1523 folgte ein „Dictionarium hebraicum“23, 1527 ein „Dictionarium chaldaicum“24 sowie 1530 das „Dictionarium trilingue“25, ein lateinisch-griechisch-hebräisches Wörterbuch. 1534/35 veröffentlichte er die erste christliche Bibelausgabe in Hebräisch mit lateinischer Übersetzung, die allerdings von Luther in einigen Punkten kritisiert wurde.26 Münster war einer der bedeutendsten Hebraisten seiner Zeit, unter den Zuhörern seiner Vorlesungen weilte kurze Zeit auch Johannes Calvin.27 Seinem Interesse für die hebräische Sprache korrelierte eine grundsätzliche „Aufgeschlossenheit gegenüber dem Judentum“28, die sich auch im persönlichen Umgang mit Juden sowie dem Besuch von Synagogen niederschlug. Im weiteren Zusammenhang mit seiner Übersetzung von Luthers Dekalogpredigten verdient besondere Beachtung, dass Münster 1527 den Dekalogkommentar des 18 19 20 21 22 23

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26

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Vgl. aaO. 56.61. Vgl. aaO. 97ff. Vgl. Briefe Sebastian Münsters, Lateinisch und Deutsch, hg. v. Karl Heinz Burmeister, Frankfurt a. M. 1964, 15–17 (Beatus Rhenanus), 24f (Bucer), 37f (Bullinger), 44ff (Pellikan), 51 (Farel), 142 (Calvin). Vgl. Romy Günthart, Sebastian Münster Spiegel der wysheit, 2 Bde., München 1996, hier: Bd. 1, 9. Epitome hebraicae grammaticae Fratris Sebastiani munsteri minoritae, Basel: Johannes Froben, 1520 (VD16 M 6668 / Ex. BSB München L.as. 256) Dictionarium hebraicum, nunc primum aeditum & typis excusum, Adiectis Chaldaicis uocabulis non parum multis. Autore F. Sebastiano Mvnstero Minorita. Basel: Johannes Froben, 1523 (VD 16 M 6658 / Ex. BSB München L.as. 251). Arukh: Dictionarivm Chaldaicum, non ta[m] Chaldaicos interpretes q[uam] Rabbinoru[m] intelligenda co[m]mentaria necessarium: per Sebastianum Munsterum ex baal Aruch & Chal. biblijs atq[ue] Hebraeoru[m] peruschim congestu[m]. Basel: Johannes Froben, 1527 (VD 16 M 6657 / Ex. HAB Wolfenbüttel H: P 253f.4° Helmst. [2]). Šillnjš lešǀnǀt, Dictionarium trilingue, in quo scilicet latinis vocabulis in ordinem alphabeticum digestis respondent Graeca & Hebraica: Hebraicis adiecta sunt magistralia & Chaldaica, opera & labore Sebastiani Munsteri congestum. Basel: Heinrich Petri 1530 (VD 16 M 6664 / Ex. HAB Wolfenbüttel H: P 390.2° Helmst.). Miqdadž ... Hebraica Biblia latina planeque nova Sebast. Mvnsteri tralatione, post omneis omnium hactenus ubiuis gentium aeditiones euulgata, & quoad ¿eri potuit, hebraicae ueritati conformata: adiectis insuper ex Rabinorum commentarijs annotationibus haud poenitendis, pulchre & uoces ambiguas, & obscuriora quae[que] elucidantibus. 2 Bde., Basel: Johann Bebel, 1534/35 (VD 16 B 2881 / Ex. HAB Wolfenbüttel H: A 24a.2° Helmst. [1]); vgl. Stephen G. Burnett, Reassessing the “Basel-WittenbergConÀict”. Dimensions of the Reformation-Era Discussion of Hebrew Scholarship, in: Allison P. Coudert/ Jeffrey S. Shoulson (Hg.), Hebraica Veritas? Christian Hebraists and the Study of Judaism in Early Modern Europe, Philadelphia 2004, 181–201, hier: 190ff.. Vgl. Willem van’t Spijker, Calvin. Biographie und Theologie (KiG 3, J2), Göttingen 2001, 123. K. H. Burmeister, aaO. 72.

XII

Einleitung

bedeutenden sephardischen Exegeten Abraham ben Meir ibn Esra (1092/93–1167) bearbeitete und im Vorwort seinen Neffen Joseph, dem diese Schrift gewidmet war, ermahnte, er solle die zehn Gebote in seiner Jugend „tota corde“29 aufnehmen. Was die Judenmission anbetrifft, die nach den Beschlüssen der Konzilien von Vienne 1311 und Basel 1434 die vordringliche Aufgabe der Hebraisten sein sollte, so hat Münster sich dem in verschiedenen Schriften gewidmet,30 jedoch weniger um einer Missionierung willen, als vielmehr aus apologetischen Gründen, insofern er das Christentum gegenüber dem Judentum und sich selbst gegenüber dem Vorwurf der Häresie verteidigen wollte.31 Münsters Bedeutung als Hebraist wurde noch übertroffen von seiner Wirkung als Kosmograph: Nachdem er sich seit seiner Studienzeit mit Mathematik, Astronomie und Geographie beschäftigt sowie Forschungsreisen unternommen hatte,32 veröffentlichte er 1544 die „Cosmographia“33, eine illustrierte Beschreibung der Welt, die sein Lebenswerk werden sollte. Dessen erste Ausgabe wurde in der Of¿zin Heinrich Petris gedruckt, der inzwischen sein Stiefsohn war, nachdem Münster 1530 Anna Selber, die Witwe Adam Petris, geheiratet hatte.34 In der Folgezeit beschäftigte er sich dann vor allem mit zahlreichen NeuauÀagen und Übersetzungen dieses Werkes. 1551 veröffentlichte er noch die „Rudimenta mathematica“, in denen er Lehrsätze der elementaren Geographie aufstellte und deren Anwendbarkeit für astronomische Instrumente erörterte.35 Münster starb am 26. Mai 1552 an den Folgen der Pest. Der Humanist Erasmus Oswald von Schreckenfuchs (1511–1579), mit dem Münster befreundet war, hielt eine hebräische Gedächtnisrede. Auf seinem Grabmal im Basler Münster wurde Münster als der „deutsche Strabo“ bezeichnet.36 Mit den Gedanken der Wittenberger Reformation kam Münster während seiner Tätigkeit als Lektor und Korrektor in Basel in Berührung. In seiner Vorrede zu der deutschen Übersetzung der Dekalogpredigten heißt es, die Leser, die „hungerig vnd begirig sind nach dem gotswort“, könnten in diesem Buch „¿nden ein rechten Christenlichen vnd Ewangelischen lerer“37. Das war noch nicht in einem konfessionellen, anti-römischen Sinn gemeint, vielmehr war es die für Münster – wie für Erasmus, Pellikan u. a. auch – so charakteristische Verbindung von christlichem Glauben und Humanismus, weshalb in seinen Augen Luthers Dekalogpredigten „so heilsam vnn nutz sind dem gemeinen man“, 29

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36 37

Decalogus Praeceptorum Divinorum cum eleganti commentariolo Rabbi Aben Ezra: & Latina uersione Sebastiani Munsteri: unde iuuentus non tam in Hebraismo quàm pietate pro¿cere poterit, Basel 1527 (Ex. BSB München L.as. 124); vgl. K. H. Burmeister, aaO. 78. Hawwikûah: Christiani hominis cum Judaeo colloquium, Basel 1529; Fides christianorum et judaeorum, in: Tôrat ham-mƗšîa. Evangelium secundum Matthaeum in lingua hebraica, cum uersione latina at[que] succinctis annotationibus Sebastiani Munsteri. ... Ad inuictissimum Angliae Regem epistola Sebast. Munsteri, Basel 1537, praef. (VD 16 B 4898 / Ex. Lutherhalle Wittenberg ss 1927). Vgl. K. H. Burmeister, aaO. 81f. Vgl. aaO. 122ff. Cosmographia. Beschreibung aller Lender d)rch Sebastianum Munsterum, Basel: Heinrich Petri, 1544 (VD 16 M 6689 / Ex. BSB München Hbks/E 3). Vgl. K. H. Burmeister, aaO. 62. Rvdimenta Mathematica: Haec in duos digeruntur libros, quorum prior Geometriae Tradit Principia seu prima elementa, unà cum rerum & uariarum ¿guraru[m] dimensionibus; Posterior uerò omnigenum Horologiorum docet delineationes / autore Sebastiano Munstero. Basel 1551 (VD 16 M 6675 / Ex. BSB München 2 Phys.sp. 6 a). Vgl. K. H. Burmeister, aaO. 193. S. u. S. 3,5.15.

Einleitung

XIII

damit dieser erkenne, „wie er den weg gan sol (das dann die .x. gebott sind) der z) dem ewigen leben fürt“38. Wenn Münster in seiner Vorrede neben der Grundunterscheidung zwischen einer Auslegung der Gebote nach dem ‚Buchstaben‘ und nach dem ‚Geist‘ noch besonders hervorhebt, dass hier gezeigt werde, „wie ein yetlich gebott etlich grad vnd staffel hat“39, so war das durchaus noch anschlussfähig für jenen ‚Gradualismus‘40, der in soteriologischer und ethischer Hinsicht für die mittelalterliche Theologie ebenso fundamental war wie für einen christlichen Humanismus. Dass Luther genau diesen Gradualismus in der weiteren Präzisierung seiner reformatorischen Theologie überwunden hat, zeigt, dass seine Dekalogpredigten als ein Frühwerk anzusehen sind, in dem richtungsweisende Ansätze reformatorischen Denkens noch mit Elementen spätmittelalterlicher Theologie und Frömmigkeit verbunden waren. Die Rezeption dieser Schrift in der Übersetzung Sebastian Münsters wirft zugleich ein Licht auf die spezi¿schen Rahmenbedingungen wie auch Intentionen der Verbreitung reformatorischer Ideen im oberdeutschen und schweizerischen Raum.41 Dass Münster für seine Übersetzung die lateinische Druckfassung der Decem praecepta zugrunde legte, zeigt der Vergleich mit Valentin Ernst Löschers Anmerkungen zu den Abweichungen des Manuskripts von der Druckfassung. Münsters Übersetzung folgt hier stets der Druckfassung der Decem praecepta42. Der Vergleich der verschiedenen Druckausgaben der Decem praecepta mit Münsters Übersetzung lässt erkennen, dass Münster der lateinische Text vorlag, der in den Basler Sammlungen von 1518 und 1520 abgedruckt wurde, er aber auch jene Druckfassung gekannt haben muss, die in WA 1 zugrunde gelegt wurde.43 In sprachgeschichtlicher Hinsicht ist Sebastian Münsters Übersetzung dadurch interessant, dass sie Rückschlüsse ermöglicht, sowohl was die Rezeption der Schriften Luthers in unterschiedlichen Sprachräumen anbetrifft als auch im Blick auf die Prägekraft der Sprache Luthers auf die Entwicklung der deutschen Schriftsprache. So zeigt die Übersetzung Münsters nicht nur Besonderheiten in der Schreibweise, sondern auch in der Wortverwendung. Aufschlussreich für die sprachgeschichtliche Analyse von Münsters Über-

38 39 40

41

42 43

Ebd. Ebd. Vgl. Berndt Hamm, Einheit und Vielfalt der Reformation – oder: was die Reformation zur Reformation machte, in: Ders./Bernd Moeller/Dorothea Wendebourg, Reformationstheorien. Ein kirchenhistorischer Disput über Einheit und Vielfalt der Reformation, Göttingen 1995 , 57–127, hier: 77. Im Jahr 1520 erschienen neben der deutschen Übersetzung Sebastian Münsters auch noch eine niederländische (Vanden tien gheboden. Ons liefs heeren. ..., Antwerpen: Claes de Grave, 18.9.1520 [Benz. Luth. 202; Wouter Nijhoff/M. E. Kronenberg, Nederlandsche Bibliographie van 1500 tot 1540, Bd. III/2, ‚s-Gravenhage 1958, 40f [Nr. 4365]; Ex.: Antwerpen SB]) und eine tschechische Übersetzung der Decem praecepta (Kazanij welebneho a nabožne ho otcze Martina Luthera Na desatero pĜikazani božij, kterež lidu obecz nemu z gewnie we Miestie Witenbercze kaazal gest, Prag : Pavel Severin z Kapí Hory, 9.11.1520 [Benz. Luth. 204; ýíslo knihopisu K05110; Ex.: Budapest Széch. Bibl.; ULB Halle; Olmütz SK; Vester’s Klosterbibl.]), und wohl im folgenden Jahr eine weitere niederländische Übersetzung (Vanden eersten gebode Die thien gebodeu gods gheprediet Ende bescreunen ..., Leiden: Jan Seversz., um 1521 [Benz. Luth. 203; Nijhoff/Kronenberg, aaO. Bd. II, ‚s-Gravenhage 1940, 591 [Nr. 3463]; Ex.: Amsterdam Ev. Luth. Sem.]). Die Forschung wird zu klären haben, ob es sich dabei um Übersetzungen der lateinischen Fassung oder aber der Übersetzung Münsters handelt. Vgl. – pars pro toto – WA 1, 431,6 (Anm.). Vgl. Bl. XXIr/S. 42 Anm. 161/162.

XIV

Einleitung

setzung ist der Vergleich mit deutschen Schriften Luthers aus dem Jahr 1520, vor allem dem ‚Sermon von den guten Werken‘, sowie von Münsters Übersetzungen neutestamentlicher Stellen mit Luthers Septembertestament von 1521. Wird das Glossar, das der 1523 bei Adam Petri gedruckten Ausgabe von Luthers Septembertestament beigefügt ist44, mit Münsters Übersetzung abgeglichen, so wird deutlich, dass letztere für Leser im alemannischen Sprachraum verfasst wurde: Spricht Luther von „Àehen“, so Münster von „bitten“, statt „gelinde“ verwendet er „gütig“ oder „milt“, statt „bruefen“ [prüfen] heißt es bei ihm „mercken“ oder „erkennen“, und statt „ähnlich“ „desgleichen“. An einigen Stellen hat Münster seine humanistische Bildung unter Beweis gestellt, so z. B. wenn er die griechische und lateinische Vokabel für den Begriff „Welt“ anführt45. Seine Kenntnis des Hebräischen hat Münster vor allem dort zur Geltung gebracht, wo er in Abweichung vom Text der Dekalogauslegung Luthers, der noch die Vulgata zugrunde legte, auf den hebräischen Urtext rekurrierte46. Auffällig ist aber auch, dass Münster einige Bezüge zu Autoren der klassischen Antike, die in der lateinischen Fassung namentlich genannt werden, nur allgemein wiedergibt.47 Im Unterschied zum Wittenberger Reformator, der bei den Lesern der Decem praecepta eine gemeinsame Wertschätzung der antiken Tradition voraussetzen konnte,48 war Münster wohl im Blick auf den Adressatenkreis seiner deutschen Übersetzung weniger daran interessiert, die Namen dieser Autoren zu präsentieren, als vielmehr ihre Weisheiten pädagogisch-moralisch nutzbar zu machen.

3. Inhalt Die historische und theologische Bedeutung von Luthers Dekalogpredigten und deren Übersetzung durch Sebastian Münster besteht darin, dass diese Auslegung der Zehn Gebote wegweisende Ansätze der reformatorischen Grundgedanken Luthers erkennen lässt und zugleich vielfältige Bezüge zum sozial- und kulturgeschichtlichen Kontext dieser Zeit aufweist.49 Dabei tilgt Münster Luthers zeitgenössische Konkretionen, die sich auf die unmittelbare Situation Wittenbergs beziehen und für die Leser in anderen Gegenden wenig aussagekräftig waren.50 Insgesamt werden die Zehn Gebote als ein „Spiegel“51 44

45 46 47 48 49

50 51

Martin Luther, Das neuw Testament recht grüntlich teutscht. Die außlendigen wörter auf vnser teutsch angezeygt, Basel 1523 (VD 16 B 4325 / Ex. UB LMU München 0001/2 Luth. 43); vgl. Werner Besch, Deutscher Bibelwortschatz in der frühen Neuzeit. Auswahl – Abwahl – Veralten, Frankfurt a. M. u. a. 2008, 153. Bl. LIIv/S. 88,30. Bl. XIXv/S. 40,15. Vgl. Bl. LIXv/S. 99 Anm. 29; Bl. LXXXVIIv/S. 143 Anm. 123; Bl. LXXXVIIIv/S. 145 Anm. 137; Bl. LXXXIXr/S. 146 Anm. 157; Bl. XCIIIv/S. 154 Anm. 27; Bl. CIv/S. 167 Anm. 74. Vgl. Herbert Blöchle, Luthers Stellung zum Heidentum im Spannungsfeld von Tradition, Humanismus und Reformation (EHS XXIII/531), Frankfurt a. M. u. a. 1995, 73ff Vgl. zum Folgenden Michael Basse, Luthers frühe Dekalogpredigten in ihrer historischen und theologischen Bedeutung, in: Luther 78 (2007), 6–17; zu Luthers Dekalogauslegung generell vgl. Albrecht Peters, Kommentar zu Luthers Katechismen. Bd. 1: Die Zehn Gebote, hg. v. Gottfried Seebaß, Göttingen 1990. WA 1, 442,24; vgl. Bl. XLv/S. 71,1. Bl. XXXVIv/S. 65,15.

Einleitung

XV

verstanden und knüpft Luther damit an die spätmittelalterlichen Praezeptorien an, die ihrerseits von Johannes Gersons Auffassung des Dekalogs als ‚Spiegel‘ christlicher Existenz geprägt waren.52 Mit der gleichen theologischen Intention, jedoch einem anderen Sprachbild werden die Gebote auch als ein „liecht / dar durch erkent würt / was der mensch / die welt vnd das Àeisch ist“53 bezeichnet. Die Gesamtstruktur dieser frühen Dekalogauslegung orientiert sich an Augustins systematischer Entfaltung der Zehn Gebote nach dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe.54 Dementsprechend teilt auch Luther die Gebote der beiden Tafeln so ein, dass die ersten drei Gebote die Gottesliebe und die übrigen sieben Gebote die Nächstenliebe in den Blick nehmen. Die Auslegung des ersten Gebotes steht nicht nur quantitativ im Vordergrund, da sie fast ein Drittel des gesamten Textes umfasst, sondern ihr kommt auch eine zentrale theologische Bedeutung zu, insofern nach Luthers Auffassung das erste Gebot alle anderen Gebote beinhaltet.55 Im Anschluss an Augustin unterlegt Luther seinen Ausführungen zu den ersten drei Geboten eine triadische Struktur in der anthropologisch entfalteten Relation von Herz, Mund und Werk.56 Den heilsgeschichtlichen Kontext des Dekalogs (Ex 20,2; Dtn 5,6) hat Luther getilgt und dessen Geltung stattdessen naturrechtlich, d. h. anthropologisch begründet, insofern er jedem menschlichen Herzen eingeschrieben sei57. In ihrer seelsorgerlichen Ausrichtung entsprachen Luthers Predigten durchaus noch den Grundintentionen der spätmittelalterlichen Frömmigkeitstheologie, die sich ausdrücklich als eine ‚simplex theologia‘ für die große Masse der einfachen Christen verstand.58 Aber die theologische Tiefenstruktur dieser Dekalogauslegung lässt doch einen Neuansatz erkennen. Ganz im Sinne des sprachanalytischen Ansatzes seiner Erfurter Lehrer fragt Luther zu Beginn seiner Auslegung des ersten Gebotes zuerst danach, wie dieses Gebot formuliert ist, nämlich im Indikativ und nicht im Imperativ59. Indem Luther darüber reÀektiert, was denn mit diesem Indikativ angezeigt wird, gelangt er im Anschluss an den Römerbrief, womit er sich in seiner Vorlesung bis zum Ende des Sommersemesters 1516, d. h. im unmittelbaren zeitlichen Kontext der Dekalogpredigten, befasst hat, zu

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Vgl. Johannes Gerson, Le miroir de l’âme, in: ders., Œuvres complètes, ed. Palémon Glorieux, Bd. VII/1, Paris u. a. 1966, 193–206, hier 203–206; ders., Opusculum tripratitum de praeceptis decalogi, de confessione, et de arte moriendi, übers. mit einer Vorrede von Johann Geiler von Kaysersberg unter dem Titel „Der dreieckecht Spiegel“ mit mehreren anderen Schriften: Das irrig Schaf usw., Straßburg o. J. [1510], abgedr. bei Johannes Geffcken, Bilderkatechismus des 15. Jahrhunderts und die katechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther. Bd. I: Die Zehn Gebote, Leipzig 1855, Beil. III, 29–47; Robert James Bast, Honor your fathers. Catechism and the emergence of a patriarchal ideology in Germany 1400–1600 (SMRT 63), Leiden u. a. 1997, 1–52. Bl. LXXVIIIr/S. 129,13f. Vgl. Augustin, Sermo 9,14 (CChr.SL 41,135,519f). Bl. XXXVIv/S. 65,20. Vgl. Augustin, Enchiridion 17,64 (CChr.SL 46,83,8f.). Bl. XCIVr/S. 154,23. Vgl. Berndt Hamm, Frömmigkeitstheologie am Anfang des 16. Jahrhunderts. Studien zu Johannes Paltz und seinem Umkreis (BHTh 65), Tübingen 1982, 163ff. WA 1, 398,6–9. – Im Lateinischen kann durch die Verwendung des Futurs zum Ausdruck gebracht werden, dass die Erfüllung eines Gebotes nicht, wie beim Imperativ, direkt gefordert, sondern „in der Form sicherer Erwartung ausgesprochen wird“ (Raphael Kühner/Carl Stegmann, Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache, Teil II, Bd. I, Darmstadt 1982, 144).

XVI

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dem Ergebnis, dass es die Sünde des Menschen ist, die hier in den Blick kommt.60 Damit stellt er das heraus, was in der weiteren systematischen Entfaltung seiner reformatorischen Theologie der ‚erste Gebrauch‘ des Gesetzes ist, ohne dass Luther zu diesem frühen Zeitpunkt schon zwischen einem zweifachen Gebrauch des Gesetzes unterschieden hat. Auch die theologische Grundunterscheidung zwischen ‚Gesetz und Evangelium‘, die er später als die wichtigste Kompetenz des Theologen bezeichnet,61 kommt in den Dekalogpredigten noch nicht explizit vor. Ist nun aber die Verehrung fremder Götter – wie auch immer sie sich in ihrer äußeren Form oder der inneren Einstellung manifestiert – als Anbetung der Kreatur zu verstehen, der jeder Mensch verfallen ist, so steht für den Wittenberger Reformator fest, dass hiervon nicht menschliches Bemühen, sondern allein die Gnade Gottes befreien kann. Luther expliziert diese Gnade Gottes als den Glauben an Christus im Hören auf das Wort Gottes.62 Damit greift er genau jenen Grundgedanken auf, den er in der Römerbriefexegese entwickelt hat, nämlich die Externität der Gnade Gottes in der Akzentuierung des äußeren, d. h. gepredigten Wortes, und dessen kritische Funktion gegenüber dem mittelalterlichen Prinzip der Werkgerechtigkeit.63 Und wenn es in diesem Zusammenhang heißt, dass im Vertrauen auf Christus alles Vertrauen auf eigene Fähigkeiten überwunden wird,64 so schließt auch diese Redeweise von der „¿ducia“ unmittelbar an die Auslegung des Römerbriefs an.65 In einer Zeit, die von apokalyptischen Erwartungen und Befürchtungen geprägt war, hatte die theologische Rede von einer Zuversicht, die in Christus begründet und von daher auch auf ihn bezogen ist, etwas zutiefst Tröstendes. Zugleich wird der Mensch befreit von dem Zwang, an seinem Heil selbst mitwirken zu müssen. Indem Luther das Unvermögen des freien Willens herausstellt,66 wird eine fundamentale Prämisse der scholastischen Theologie destruiert und mit dem rechtfertigungstheologischen Neuansatz der Soteriologie auch die Ethik grundlegend anders konzipiert. Für Luthers Verständnis guter Werke ist entscheidend, dass sie „vß dem Glauben“67 kommen. In diesem Zusammenhang knüpft er auch an Augustins Unterscheidung zwischen „uti“ und „frui“68 an und macht daran deutlich, dass das Handeln des durch und durch sündhaften Menschen pervertiert ist, insofern Gott ‚gebraucht‘ wird und der Mensch sich statt dessen selbst ‚genießt‘.69 Im Mittelpunkt von Luthers Auslegung des ersten Gebotes steht die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Erscheinungsformen des Aberglaubens und der Heiligenverehrung.70 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70

Bl. Ir/S. 13,6–10. WA 7, 502, 34f (Postille zu Mt 11,2f, 1521). Bl. IIr/S. 14,18–28. Vgl. Karl-Heinz zur Mühlen, Nos extra nos. Luthers Theologie zwischen Mystik und Scholastik (BHTh 46), Tübingen 1972, 93ff. Bl. IIr/S. 14,28–30. Vgl. WA 56, 297,1–298,20 (zu Röm 5,1). Bl. LXXXr/S. 132.15–21. Bl. XXVIIv/S. 51,22. Vgl. Augustin, De doctrina christiana 1,22,20 (CChr.SL 32, 16f). Bl. XXIVv/S. 47,21. Vgl. Jörg Haustein, Martin Luthers Stellung zum Zauber- und Hexenwesen (MKHS 2), Stuttgart u. a. 1989, 37ff; Ders., Luthers frühe Kritik an der Heiligenverehrung und ihre Bedeutung für das ökumenische Gespräch, in: ThLZ 124 (1999), 1187–1204; Uwe Rieske-Braun, Glaube und Aberglaube. Luthers Auslegung des Ersten Gebotes 1516/18, in: LuJ 69 (2002), 21–46.

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XVII

Im Zusammenhang mit Luthers kritischen – teilweise ironischen – Ausführungen zu den Auswüchsen und theologischen Irrwegen der spätmittelalterlichen Heiligenverehrung wird auch dem relativ neuen Phänomen der Verehrung der Anna Aufmerksamkeit geschenkt.71 Für das Frauenbild des Wittenberger Reformators aufschlussreich ist seine Auffassung, Frauen seien anfälliger für Versuchungen durch den Teufel, dessen Werkzeug sie deshalb auch leichter werden könnten.72 Die Frömmigkeits- und Kulturgeschichte wird durch Luthers Darlegungen zum damaligen Umgang mit Sterben und Tod beleuchtet, nicht zuletzt angesichts der Veränderungen in der Kriegstechnik. Der Furcht vor dem jähen Tod und dem Bemühen, sich auf das Sterben angemessen vorzubereiten, korrespondiert nicht nur die kulturgeschichtlich interessante Erscheinungsform der Ars moriendi, sondern auch die besondere Verehrung des Christophorus, mit der sich Luther ausführlich beschäftigt.73 Die Verknüpfung von Frömmigkeits- und Sozialgeschichte lässt sich insbesondere am Stiftungswesen und an den Bruderschaften aufzeigen, die im Spätmittelalter eine große Bedeutung nicht zuletzt für das Selbstverständnis und die Frömmigkeitspraxis der Laien hatten74, deren theologische und gesellschaftliche Problematik Luther aber scharf kritisierte und es demgegenüber in der Konsequenz seines Glaubensverständnisses für sinnvoller erachtete, dass sich die Menschen um die Unterstützung der Armen kümmerten.75 Zusammen mit neuen Heiligenfesten, wie Mariae Empfängnis, waren es vor allem die Wallfahrten, die Luther einer Kritik unterzog, weil seiner Ansicht nach die Menschen dadurch vom Teufel verführt wurden und in sozialer Hinsicht festzustellen sei, dass besonders Frauen und das Gesinde ihre PÀichten vernachlässigten.76 Auch die traditionellen Wallfahrten nach Rom, Santiago de Compostela, Jerusalem und Trier waren in seinen Augen nicht heilsrelevant und die immensen Kosten für diese Pilgerreisen wie auch für die Ablässe sollten besser für Arme daheim aufgewendet werden.77 Wenn Luther nun angesichts des ausufernden Wallfahrtswesens seiner Zeit78 empfahl, den ‚Betroffenen‘ mit einem Eichenkreuz den Rücken zu streichen, um mit diesem „Finger Gottes“ den bösen Geist auszutreiben79, so spiegelt sich darin der fortwirkende Glaube des Reformators an okkulte Kräfte. Luthers Kritik an Spekulationen zum Tetragramm, die seiner Ansicht nach der „fürwitzigkeit“ (curiositas), nicht aber dem Seelenheil dienen80,

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Bl. XVIr/S. 35,13–18; vgl. Angelika DörÀer-Dierken, Die Verehrung der hl. Anna im Spätmittelalter (FKDG 50), Göttingen 1992. Bl. Vv/S. 19,27–31. Bl. XVv/S. 33,1–34,14. Vgl. M. Basse, Von den Reformkonzilien bis zum Vorabend der Reformation (KGE II/2), Leipzig 2008, 48ff. Bl. XXIv/S. 42,31; Bl. LVIIr/S. 95,13–27. Bl. XXIIv–XXIVr/S. 45,6–46,30. Bl. XXIVr/S. 46,18–24. Vgl. Wallfahrt und Alltag in Mittelalter und früher Neuzeit (SÖAW.PH 592), Wien 1992; Wolfgang Schmid, Reliquien, Wallfahrt und Wirtschaft in rheinischen Städten am Vorabend der Reformation: Beispiele aus Trier, Köln, Aachen und Düren, in: M. Mayr (Hg.), Von goldenen Gebeinen. Wirtschaft und Reliquie im Mittelalter (Geschichte & Ökonomie 9), Innsbruck u. a. 2001, 148–185; Ludwig Schmugge, Die Pilger, in: Peter Moraw (Hg.), Unterwegssein im Spätmittelalter (ZHF.B 1), Berlin 1985, 17–47. Bl. XXIIIv/S. 45,35–46,2. Bl. XXXr/S. 56,11–18.

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nimmt einerseits Bezug auf kabbalistische Interpretationen des Gottesnamens, wie sie Giovanni Pico della Mirandola (1463–1494) und Johannes Reuchlin dargelegt haben,81 und verweist zum anderen auf den prinzipiellen Vorbehalt des Wittenberger Reformators einer unnützen Neugier gegenüber, die gerade das Kennzeichen frühneuzeitlicher Wissenschaft war82. Diese grundsätzlichen Bedenken teilte Luther mit dem Humanisten Erasmus von Rotterdam wie auch dem Genfer Reformator Johannes Calvin.83 Die zentrale Bedeutung der Predigt hat Luther in seiner Auslegung des dritten Gebotes dadurch zur Geltung gebracht, dass er zum einen in theologischer Perspektive das Hören der Predigt dem Beiwohnen der Messe vorordnete und zum anderen unter Berufung auf das Kirchenrecht für die Verbundenheit mit der Heimatgemeinde plädierte.84 Damit sprach er sich gegen eine freie Wahl des Gottesdienstbesuches aus, wie sie gerade in den Städten mit ihrer Vielzahl von Kirchen und der Konkurrenz der Prediger möglich und üblich war, die Luther aber als eine Beliebigkeit kritisierte, die der Kirche und damit auch den Gläubigen mehr schade als nütze.85 Wie sehr Luther zu diesem Zeitpunkt noch an der Autorität der Amtskirche festhielt, lässt sich nicht zuletzt daran ablesen, dass er in diesem Zusammenhang hervorhob, die Kirche könne nicht irren. Um so schärfer formulierte er aber auch seine Kritik an den Predigern, die ihrem Amt nicht gerecht wurden, so dass das Volk ihnen nicht Gehorsam leistete.86 Im Rahmen seiner Auslegung des siebten Gebotes hat Luther die Priester und Kleriker, die ihre PÀichten verletzten, aufgefordert, Buße zu tun und den Ertrag der Pfründen denen, die sie um ihre seelsorgerlichen PÀichten betrogen haben, zurück zu erstatten.87 Auch wenn damit noch keine prinzipielle Kritik am Pfründenwesen verbunden war, hat der Wittenberger Reformator doch sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er viele kirchliche Amts- und Würdenträger nicht für geeignet hielt. Die Aufwertung des Alltags wie überhaupt weltlicher Lebenszusammenhänge, die zu den bedeutenden kulturgeschichtlichen Wirkungen der Reformation zu zählen ist, lässt sich in den Dekalogpredigten zunächst an Luthers Ausführungen zu Sonn- und Feiertag 81

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Vgl. Hermann Greive, Die christliche Kabbala des Giovanni Pico della Mirandola, in: AfK 57, 1975, S. 141–161; Chaim Wirszubski, Pico della Mirandola’s Encounter with Jewish Mysticism, Cambridge, Mass./London 1989; Johannes Reuchlin, De verbo miri¿co, Basel 1494, III (ND Stuttgart/Bad Cannstatt 1964, 102); Charles Zika, Reuchlin und die okkulte Tradition der Renaissance (Pforzheimer Reuchlinschriften 6), Sigmaringen 1998. Vgl. Lorraine Daston, Die Lust an der Neugier in der frühneuzeitlichen Wissenschaft, in: K. Krüger (Hg.), Curiositas. Welterfahrung und ästhetische Neugierde in Mittelalter und früher Neuzeit (Göttinger Gespräche zur Geschichtswissenschaft 15), Göttingen 2002, 147–175. Vgl. Erasmus von Rotterdam, Vorrede zu den Paraphrases in Novum Testamentum (1522), in: ders., Opera omnia, ed. Joannes Clericus, Lugduni Batavorum 1706 (ND Hildesheim 1962), Tom. VII, **3r; Johannes Calvin, Sermons sur la Genèse Chapitres 1,1–11,4 et 11,5–20,7, éd. M. Engammare (Supplementa Calviniana Vol XI/1u.2), Neukirchen-Vluyn 2000, 1,32f. 45,25–27. 983,33–984,2.1001,8–10; Heiko A. Oberman, Contra vanam curiositatem. Ein Kapitel der Theologie zwischen Seelenwinkel und Weltall (ThSt[B] 113), Zürich 1974; Eginhard P. Meijering, Calvin wider die Neugierde. Ein Beitrag zum Vergleich zwischen reformatorischem und patristischem Denken (Bibliothek Humanistica & Reformatorica 29), Nieuwkoop 1980; André Godin, Erasme: „pia/impia curiositas“, in: La curiosité à la Renaissance, actes édités par J. Céard, Paris 1986, 25–36. Bl. XLIv–XLIIIr/S. 72,10–75,6. Bl. XLIv/S. 72,12–73,6. Bl. XLIIv–XLIIIr/S. 74,25–75,6. Bl. XCVIv/S. 158,9–20.

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XIX

ablesen. Während sich ihre rein äußerliche Beachtung für jeden Christen erledigt haben müsste, weil er so „got frmig“ geworden ist, „das im alle tag heilig vnn hochzytlich sind“88, sei doch um der Unvollkommenen willen an der kirchlichen Tradition besonderer Tage festzuhalten. Ausführlich geht der Wittenberger Reformator auf das Thema der Sonntagsarbeit ein und nimmt damit zu einem Thema Stellung, das im sozialen und kulturellen Leben eine große Rolle gespielt hat.89 Seine Kritik an einer qualitativen Unterscheidung zwischen religiösen und profanen Lebenszusammenhängen hat Luther auch in seiner Auslegung des siebten Gebotes vorgetragen, insofern er es für Unrecht erklärte, den Diebstahl geweihter Dinge härter zu bestrafen als den weltlicher Dinge, obwohl doch beide gleichviel wert seien.90 Seine Wertschätzung der alltäglichen Lebenswelt hat Luther zugleich veranlasst, gesellschaftliche Missstände seiner Zeit anzuprangern, die durch frühkapitalistische Tendenzen verursacht oder zumindest verstärkt wurden. So beklagte er sich nicht nur über schlechte Arbeit von Handwerkern,91 sondern warf ihnen ebenso wie den KauÀeuten und selbst den Bauern Betrug vor und betrachtete das als Konsequenz des „Wuchers“, der „yetzunt“ ein allgemeines „Übel“ geworden sei92. Besonderes Gewicht hatte für Luther die Kindererziehung, der er in seiner Auslegung des vierten Gebotes viel Aufmerksamkeit schenkte und die er als Gottesdienst bzw. als ein von Gott übertragenes Amt betrachtete.93 Das Verhältnis von Mann und Frau in der Ehe sollte von gegenseitiger Rücksichtnahme bestimmt sein, auch wenn Luther an seiner prinzipiellen Auffassung von der Überordnung des Mannes über die Frau festhielt.94 Ein Dorn im Auge war ihm luxuriöse Kleidung, an der er nicht nur die Verschwendungssucht kritisierte, sondern die er auch als eine Gefährdung der Schamhaftigkeit ansah, wie sie seinem idealen Bild der Frau entsprach.95 Zur Familie gehörte für Luther auch das Hausgesinde, dessen körperliches und geistliches Wohlergehen ihm am Herzen lag, weshalb er auch der Frage, wie es sich bei Drangsalierungen durch „überlistige Herren“ verhalten sollte, besondere Aufmerksamkeit schenkte96. Hier spricht der Seelsorger Luther, der um die Nöte der Menschen weiß und die Gebote nun so zur Sprache bringt, dass sie Trost geben können. Darüber hinaus hat Luther ihren schützenden Charakter insbesondere in seiner Auslegung des fünften bis zehnten Gebotes herausgestellt und darin eine Ordnung Gottes gesehen, die vom Größeren zum Geringeren voranschreitet.97 Indem Luther in einer spiegelbildlichen Analogie zur ersten Tafel und in Anknüpfung an die traditionelle Gegenüberstellung von Tugenden und Lastern analysiert, auf welche Weise der Mensch gegen die Gebote verstößt und wie er sie in rechter Weise zur Geltung bringt98, wird die Tugendlehre mit einer PÀichtenlehre kombiniert. Mit Bezug auf die 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98

Bl. XXXVv/S. 64,2f. Bl. XXXIXr–XLv/S. 68,29–71,17. Bl. XCIIIr/S. 153,13–15. Bl. LVIr/S. 94,13f. Bl. XCIVr/S. 154,17; Bl. CIr/S. 166,11f. Bl. XLVIv–XLIXr/S. 79,34–84,4; Bl. LXXXVIv/S. 141,23–142,12. Bl. Lv–LIv/S. 85,21–87,3; Bl. LIVr–LIVv/S. 90,26–92,2. Bl. XLIXv–Lr/S. 84,24–85,10; Bl. LIv–LIIIr/S. 87,13–89,24. Bl. LVr–LVIr/S. 92,18–94,12. Bl. LVIIv/S. 96,6f. Vgl. Peters, aaO. 92.

XX

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Antithesen der Bergpredigt und in Anknüpfung an die mittelalterliche Tradition99 interpretiert Luther die Gebote der zweiten Tafel einerseits von außen nach innen, d. h. von der leiblichen Existenz des Menschen zu seiner inneren Einstellung, und vom Negativen zum Positiven, d. h. vom Verbot schädigenden Handelns hin zur aktiven Nächstenliebe.100 Die ‚Goldene Regel‘ ist für Luther ein Grundprinzip der Ethik.101 Demgegenüber wird die scholastische Unterscheidung zwischen ‚evangelischen‘ Räten und Geboten verworfen,102 denn deren Zwei-Stufen-Ethik widersprach dem Schriftprinzip wie auch dem reformatorischen Verständnis von Kirche als Gemeinschaft der Heiligen. Luthers Kritik an der spätmittelalterlichen Theologie konzentrierte sich auf die Schriftauslegung. Hier warf er seinen Gegnern, namentlich den scholastischen Theologen vor, dass sie die Schrift willkürlich, d. h. unsachgemäß und nur den eigenen Interessen gemäß, auslegten. Die Lehre vom vierfachen Schriftsinn, die ein Fundament spätmittelalterlicher Exegese bildete, erklärte er für unbegründet.103 Wenn sich seine theologischen Gegner auf Aristoteles beriefen, so hat Luther diese Aristotelesrezeption kritisiert, zugleich aber betont, dass der Stagirite hier gar nicht richtig verstanden werde.104 Somit war nicht die Bedeutung der aristotelischen Philosophie grundsätzlich bestritten, vielmehr hat Luther ihre theologische Vereinnahmung abgelehnt und insbesondere die Verfremdung der Theologie durch Kategorien der Logik kritisiert. Deren „schwetzig kunst“ verderbe sogar das Schweigen in den Klöstern.105 Dem gegenüber gestellt wird eine Theologie, die sich in sachlich angemessener und auch deutlich vernehmbarer Weise einer Sprache bedient, die aus dem Herzen kommt.106 In diesem Sinne hat Luther nicht zuletzt im Blick auf die Kindererziehung die heilsame Wirkung von Sprache herausgestellt und umgekehrt ihren Missbrauch deutlich gemacht, indem er in seiner Auslegung des fünften Gebotes ausführlich auf den Rufmord einging.107 Was seine politische Ethik anbetrifft, so hat Luther vor allem in seiner Auslegung des vierten Gebotes betont, dass der weltlichen und geistlichen Obrigkeit bedingungsloser Gehorsam zu leisten sei, auch wenn sie die Bauern und Bürger unterdrückte.108 Die Kritik des Wittenberger Reformators an Rechthaberei wie auch Unverstand und Hinterlist der Juristen im Rahmen seiner Auslegung des achten Gebotes109 wirft nicht nur ein 99 Vgl. Petrus Lombardus, III Sent. dist.37 c.3 (ed. Quaracchi 1916, Bd. 2, 718); Thomas von Aquin, In duo praecepta caritatis et in decem legis praecepta expositio, in: ders., Opuscula Theologica, Bd. 2, hg. v. F. Raymundi/M. Spiazzi, Turin/Rom 1954, 245–271, hier 260; Bonaventura, Collationes de decem praeceptis VI,4 (Opera omnia, Bd. 5, Quaracchi 1891, 526); Gabriel Biel, III Sent. dist.37 qu.un. art.1 not.5 (ed. W. Werbeck/U. Hofmann, Tübingen 1979, 634–636, K 28–70). 100 Bl. LXIIIv–LXIVr/S. 105,21–106,18. 101 Bl. LXXIVv/S. 123,25–27; Bl. Cr/S. 166,15f; vgl. Antti Raunio, Summe des christlichen Lebens. Die „Goldene Regel“ als Gesetz in der Theologie Martin Luthers von 1510–1527 (VIEG.R 160), Mainz 2001, 259ff. 102 Bl. XCIXv/S. 163,27–164,4; Bl. CIIv/S. 169,2–4. 103 Bl. XCIXr/S. 162,17–20. 104 Bl. Cr/S. 164,11f. 105 Bl. LXXv/S. 117,11–13. 106 Vgl. Albrecht Beutel, Sprache, in: ders. (Hg.), Luther Handbuch, Tübingen 2005, 249–256, hier: 253ff; Birgit Stolt, Martin Luthers Rhetorik des Herzens (UTB 2141), Tübingen 2000. 107 Bl. LXVIIIr–LXXVIIr/S. 113,1–127,16. 108 Bl. LVIv/S. 94,18–27. 109 Bl. XCIXr-v/S. 162,23–163,11; Bl. CIIr-v/S. 168,9–25.

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Schlaglicht auf Streitigkeiten des Alltags, sondern auch auf grundlegende Umstrukturierungen, die aus den Bestrebungen der frühmodernen Territorialstaaten resultierten, politische Macht zu zentralisieren.110 Demgegenüber betonte Luther, dass es Aufgabe weltlichen Rechts sei, das friedliche Miteinander der Menschen und ihre „einhellikeit“ zu gewährleisten111. Bezog sich dieses politische Ideal grundsätzlich auf alle Menschen und war es nicht beschränkt auf ein ‚Corpus christianum‘, so hat Luther doch die Juden in seiner Dekalogauslegung durchgängig negativ dargestellt und sind sie für ihn geradezu ein Synonym für alle Verkehrtheit menschlicher Existenz.112 Aus diesem theologischen Antijudaismus, der tief in der mittelalterlichen Tradition verwurzelt war,113 resultierte zwar – noch – nicht der Appell zur sozialen Ausgrenzung und politischen Verfolgung der Juden, aber ihre Integration in die christliche Gesellschaft war von diesen Denkvoraussetzungen her unmöglich. Im Unterschied zur politischen und kirchlichen Propaganda seiner Zeit bediente sich Luther hingegen nicht der üblichen Polemik gegenüber den Türken, sondern wandte die Kreuzzugstimmung sozusagen nach innen, indem er die Menschen aufforderte, doch erst einmal bei sich selbst anzufangen, anstatt einen Rachefeldzug nach außen führen zu wollen.114 Das ist um so bemerkenswerter, als diese Haltung zum Türkenkrieg und zum Kreuzzug dann ein Anklagepunkt der päpstlichen Bulle war, mit der Luther der Bann angedroht wurde.115

4. Textvarianten und Bestände Die deutsche Übersetzung der Decem praecepta ist in verschiedenen Textvarianten überliefert. 1520 erschienen zwei Ausgaben (in dieser Edition A und B)116 bei Adam Petri in Basel. Variante A erfuhr noch im Juni des gleichen Jahres einen Nachdruck (C) durch den Augsburger Drucker Silvanus Ottmar117. Diese Fassung weicht von A größtenteils 110 Vgl. Peter Moraw, Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter 1250–1490 (Propyläen Geschichte Deutschlands 3), Berlin 1985, 355ff. 111 Bl. XCIXv/S. 207; vgl. Takashi Kibe, Frieden und Erziehung in Martin Luthers Drei-Stände-Lehre. Ein Beitrag zur Klärung des Zusammenhangs zwischen Integration und Sozialisation im politischen Denken des frühneuzeitlichen Deutschlands (Europäisches Forum 12), Frankfurt a. M. 1996, 139ff; Volker Stümke, Das Friedensverständnis Martin Luthers. Grundlagen und Anwendungsbereiche seiner politischen Ethik (Theologie und Frieden 34), Stuttgart 2007. 112 Bl. II v /S. 15,8–10; Bl. XXXVIII v /S. 68,8f; XXXIX v –XL r /S. 70,5–11; Bl. XLIX r /S. 83,17f; Bl. LVIIv/S. 95,3f; Bl. LXIIr/S. 103,22–24; Bl. XCIIr/S. 151,16–19. 113 Vgl. Hans-Martin Kirn, Luther und die Juden, in: A. Beutel (Hg.), Luther Handbuch, aaO. 217–224, hier: 217; Robert Bon¿l, Aliens Within: The Jews and Antijudaism, in: Thomas A. Brady Jr. (Hg.), Handbook of European History 1400–1600. Late Middle Ages, Renaissance and Reformation, Bd. 1, Leiden u. a. 1994, 263–302. 114 Bl. XXXIr/S. 57,21–27. 115 Vgl. Carl Mirbt/Kurt Aland (Hg.), Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus, Bd. 1, Tübingen 61967, 504–513, hier: 507. 116 Auf Grund der textkritischen Analyse beider Textvarianten wird die Fassung, die dieser Edition zugrunde liegt, mit ‚A‘ bezeichnet, während sie in der WA mit dem Sigel ‚b‘ gekennzeichnet ist (WA 1, 396f). 117 Am Ende dieses Druckes heißt es: „Augsburg: Silvan Otmar, 23. Brachmonat 1520“, d. h. dieser Druck wurde am 23. Juni 1520 veröffentlicht. – Zu Otmar vgl. Karl Schottenloher, Silvan Otmar in Augsburg, der Drucker des Schwäbischen Bundes 1519–1535, in: Gutenberg-Jahrbuch 15 (1940), 281–296; Karl Steiff, Otmar, in: ADB 24, Leipzig 1887 [ND Berlin 1970], 548–551, hier: 550.

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nur durch andere Schreibweisen und – ganz selten – durch die Verwendung anderer Begriffe ab, was den GepÀogenheiten des Sprachraums geschuldet ist, in dem diese Fassung verbreitet wurde. Textvariante B wurde drei Jahre später noch einmal in Basel abgedruckt (D), wahrscheinlich in der Werkstatt des Valentin Schaffner (Curio). Die Herausgeber der Decem praecepta in der Weimarer Ausgabe haben es offen gelassen, welche der beiden Varianten A und B als die ältere angesehen werden muss118. Der textkritische Vergleich zeigt aber, dass A als die ursprüngliche Fassung gelten muss, denn zum einen hat B zumeist jene Druckfehler berichtigt, die am Ende von A verzeichnet sind119, und zum anderen gehen die Zusätze, die B gegenüber A enthält, zum größten Teil auch über den lateinischen Text der Decem praecepta hinaus. Das ist so zu erklären, dass Münster zunächst eine relativ textnahe Übersetzung erstellt hat und dann für die zweite AuÀage an einigen Stellen noch Erläuterungen ergänzt hat, die den genaueren Sinn der Aussagen zu ergründen versuchen.120

Exemplare: A Basel : Adam Petri, 1520; [6], CXI[=109], [1] Bl.: Titelholzschnitt und Holzschnitte im Buchinneren, Druckermarke; 4 VD16 L 4329; Benz. Luth. 198; enthält: Eine schöne Predigt von den VII Todsünden (VD16 L 6730) Bestand: Arnstadt, Bibliothek der ev.-luth. Kirchgemeinde Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek Basel, Universitätsbibliothek Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz

118 WA 1, 397. 119 Vgl. Bl. CXIIr/S. 182 mit Bl. IVv/S. 18,18; Bl. Vv/S. 20,8; Bl. XVIIv/S. 37,10; Bl. XXIv/S. 42,30; Bl. XXIIIr/S. 45,15; Bl. XXVr/S. 47,25; Bl. XXVIIIr/S. 52,19; Bl. LXVv/S. 109,20; Bl. LXVIIr/S. 112,3.7; Bl. LXXXVr/S. 139,31; Bl. LXXXIXv/S. 146,25; Bl. Cv/S. 165,11; Bl. CIIIr/S. 169,28; Bl. CVr/S. 172,17; C korrigiert nur Bl. IVv/S. 18,18; Bl. V v/S. 20,8; Bl. XXI v/S. 42,30; Bl. LXXXIX v/S. 146,25; Bl. CIIIr/S. 169,28. 120 So wird bespielsweise gleich zu Beginn Luthers Aussage, das Gebot Gottes mehre die Sünde, ergänzt durch „dann es gibt z) erkennen vil sünd die man nit für sünd hat gehalten / vnd gibt doch kein hilff wider di sünd / sunder gibt dem menschen z)erkennen syn elend vnd kranckheit / deßhalben er geursacht werd z) Àiehen z) der barmhertzigkeit gottes / die jn allein mag erledigen von vergangnen vnd behüten von z)künfftigen sünden (Bl. Ir/S. 13,12). Oder es wird die allgemeine Aussage „Alle gebott werden erfült / wenn do das verzyhen wirt / das nit geschicht“ in Variante B umformuliert zu „Alle gebott werden erfült wenn do vns das die barmhertzigkeit gots verzyht das wir z) wenig th)n oder nit th)n das wir th)n sollten“ (Bl. XXVIIIv/S. 53,15f; vgl. WA 1, 429,21).

Einleitung

XXIII

Bern, Universitätsbibliothek Coburg, Landesbibliothek Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Freiburg/Breisgau, Universitätsbibliothek Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Karlsruhe, Badische Landesbibliothek Konstanz, Heinrich-Suso-Gymnasium Kopenhagen, Det Kongelige Bibliotek – Nationalbibliotek og Universitetsbibliotek Leipzig, Universitätsbibliothek London, British Library München, Bibliothek der Ludwig-Maximilian-Universität Oxford, Bodleian Library Schweinfurt, Bibliothek Otto Schäfer Stuttgart, Evangelischer Oberkirchenrat Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek Wien, Österreichische Nationalbibliothek Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Zürich, Zentralbibliothek Zwickau, Ratsschulbibliothek

B Basel: Adam Petri, 1520; [6], CX Bl.: Titelholzschnitt und Holzschnitte im Buchinneren; 4 VD16 L 4327; Benz. Luth. 197; enthält: Eine schöne Predigt von den VII Todsünden (VD16 L 6728) Bestand: Arnstadt, Bibliothek der ev.-luth. Kirchgemeinde Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Coburg, Landesbibliothek Dresden, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Gotha, Forschungsbibliothek Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek London, British Library Stockholm, Kungl. biblioteket – Sveriges nationalbibliotek

XXIV

Einleitung

Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek Wittenberg, Lutherhalle Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Worms, Lutherbibliothek

C Augsburg : Silvan Otmar, 1520; [109] Bl.: Rotschwarzdruck, Titeleinfassung, Holzschnitte im Buchinneren; 4 VD16 L 4326; Benz. Luth. 199; enthält: Eine schöne Predigt von den sieben Todsünden (VD16 L 6727) Bestand: Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Gotha, Forschungsbibliothek Innsbruck, Universitäts- und Landesbibliothek London, British Library München, Bayerische Staatsbibliothek Münster, Universitäts- und Landesbibliothek Oxford, Bodleian Library Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek Wien, Österreichische Nationalbibliothek Wien, Universitätsbibliothek Wittenberg, Lutherhalle Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek, München, 2008 (Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek mit der Signatur: Res./4 Hom. 1105)

D Basel : Valentin Curio, 1523; [6], CX Bl.: Titeleinfassung, Holzschnitte im Buchinneren; 4 VD16 L 4330; Benz. Luth. 200; enthält: Eine schöne Predigt von den VII Todsünden (VD16 L 6732)

Einleitung

XXV

Bestand: Basel, Universitätsbibliothek Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Bern, Universitätsbibliothek Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Gotha, Forschungsbibliothek Halle, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Innsbruck, Universitäts- und Landesbibliothek London, British Library München, Bayerische Staatsbibliothek Oxford, Bodleian Library Rostock, Universitätsbibliothek Stuttgart, Evangelischer Oberkirchenrat Wien, Österreichische Nationalbibliothek Wittenberg, Lutherhalle Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek, München, 2008 (Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek mit der Signatur: 4 Hom. 1104)

5. Abbildungen Die einzelnen Gebote werden in den Textvarianten A, B und D zu Beginn eines jeden Abschnittes auf einer kleinen, ca. 4 cm breiten und 6 cm hohen Abbildung visuell zusammengefasst.121 Diese Abbildungen entsprechen in ihrer Ikonogra¿e ganz dem Stil, der für die Druckgra¿k dieser Zeit typisch war.122 Sie spiegeln das Bemühen um eine Veranschaulichung des Glaubens, das sich bereits im späten Mittelalter in vielfältigen Illustrationen und Katechismustafeln ablesen lässt.123

6. Editionsgrundsätze Der Text wurde buchstabengetreu transkribiert, d. h. vokalisches „v“ (wie „vnser“) und konsonantisches „u“ (wie „Dauid“) wurden beibehalten. Abkürzungen wurden aufgelöst. Das geschwäntze „z“ wurde ebenso in Normalschrift übertragen wie das lange (Schaft-) 121 S. Bildtafel 122 Vgl. Veronika Thum, Die Zehn gebote für die ungelehrten Leut’. Der Dekalog in der Graphik des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, München/Berlin 2006. 123 Vgl. M. Basse, Von den Reformkonzilien bis zum Vorabend der Reformation, aaO. 170ff; Dieter Harmening, Art. Bildkatechese, in. LexMA 2, München 1983, 153; Hartmut Boockmann, Über Schrifttafeln in spätmittelalterlichen deutschen Kirchen, in: DA 40 (1984), 210–224; ders., Belehrung durch Bilder?, in: ZfKG 57 (1994), 1–22; Ruth Slenczka, Lehrhafte Bildtafeln in spätmittelalterlichen Kirchen (Pictura et poesis 10), Köln/Weimar 1998.

XXVI

Einleitung

„s“. Hinter einer Virgel wurde grundsätzlich ein Leerzeichen eingefügt. Absätze, die mit einem Absatzzeichen versehen sind,124 wurden als neue Absätze generiert. Das unterschiedliche Größenformat und die zum Teil künstlerische Gestaltung von Anfangsbuchstaben einzelner Abschnitte wurden mit Fettdruck und größerem Zeichenformat gekennzeichnet. Die Randbemerkungen, die sich in den lateinischen Ausgaben erstmals in der Baseler Sammlung 1518 und dann im identischen Nachdruck auch in der Baseler Sammlung 1520 ¿nden, zeichnen sich in der Druckfassung von Münsters Übersetzung durch ihre inhaltliche Eigenständigkeit aus. Eine Besonderheit ist die Hervorhebung bestimmter Textpassagen durch das Symbol einer Hand mit ausgestrecktem Zeige¿nger. Diese Lesehinweise ¿nden sich allerdings nur in den Varianten A, B und D, während sie in C komplett fehlen. Der erste Anmerkungsapparat – mit lateinischen Buschstaben – beinhaltet die gedruckten Randbemerkungen und die besonderen Lesehinweise in Form einer Hand mit ausgestrecktem Zeige¿nger. Der zweite Apparat – mit griechischen Buchstaben – verzeichnet die verschiedenen Lesarten, d. h. alle Abweichungen inhaltlicher und sprachlicher Art, während unterschiedliche Schreibweisen nicht aufgenommen werden konnten, weil sie zu zahlreich sind. Sie betreffen oft nur einzelne Buchstaben – z. B. „vnn“ statt „vnd“ oder „im“ statt „jm“ –, ohne jedoch so regelmäßig aufzutreten, dass sich darin ein System erkennen ließe, das sprachgeschichtlich von Bedeutung sein könnte. Im dritten Apparat – mit Ziffern – ¿nden sich Bibelstellen- und Zitatnachweise sowie Sacherklärungen und Hinweise auf inhaltliche Abweichungen bzw. Ergänzungen gegenüber der lateinischen Fassung der Decem praecepta.

124 Vgl. Bildtafel Abb. 11.

Der Zehen gebot ein

Į

nützliche erklerung Durch Ȗden hochgelertenȕ Ȗ D. Martinum Luther Augustiner ordensį beschriben vnd gepredigt / İgeistlichen vnd weltlichen dienende.İ Item ein schneȗ predig von den .vij. todsünden Ș/ auch durch jn beschribenȘ

[Abb.]1

Į ȕ Ȗ-Ȗ į İ-İ ȗ Ș-Ș

C add. Schne D om. C om. C z) Wittenberg D om. C om. C om.

1

Die Abbildung zeigt im rechten oberen Drittel eine Himmelsszene, in der Moses die Gebotstafeln von Gott übergeben werden, während im anderen Teil des Bildes der Tanz um das goldene Kalb dargestellt wird (vgl. Bildtafel Abb. 1).

5

Vorred B. S. M. ES kummen teglich herfür durch den truck vil b(cher / latinisch vnd tütsch / deren vil fast heilsam vnn nutz sind dem gemeinen man wie man dann menschen ¿ndt / die also hungerig vnd begirig synd nach dem gots wort / das sy auch all überige zyt / so sy mgen habenĮ in heilsamen b(chern seliglichen anlegen / trost vnd vnderwysung daruß z) schpffen. Denen z) lieb ist getütscht diß b)ch / durch den frummen geistlichen / vnd hochgelerten man D. Martinum Luther beschriben / der also geistlich / christlich vnd Ewangelisch die .x. gebot erklertȕ / das man des glychen nit ¿nt / wiewol vil lerer darüber geschriben hant. Do ¿nt geistlich vnd weltlich / g)t vnd bß / betr(bt vnd angefocht / iung vnd alt / obrer vnd vnderthan / kurtz yederman / wie er den weg gan sol (das dann die .x. gebot sind) der z) dem ewigen leben fürt Do ¿nt man / wie ein yetlich gebot nach dem b)chstaben vnd nach dem geist gehalten wirt. Darz) / wie ein yetlich gebot etlich grad vnd staffel hat etc. Was ist es not hie vil darvon z) schriben? Durchliß du das b)ch / so wirstu ¿nden ein rechten christenlichen vnd ewangelischen lerer. Vnd laß dich nit hindern / das es nit mit verblümpten vnn hochtrechtigen worten vertütscht ist / dann es mer den einfaltigen weder den hfÀichen z) lieb transferiert ist / vnd also transferiert / dz etwan die subtilikeiten / die der obgemelt D. darin hat lassen laffenȖ / dem latin gelassen sind. Gott sey mit dir.2

Į ȕ Ȗ

B add. nach iren notwendigen geschefft B add. vnd vßlegt B lauffen

5

10

15

Register In dem ersten gebot ¿nstu die nachgende matery.

DIe gebot werden dem menschen mer verbotlich dann gebotlich fürgehalten. S)ch am blat Es ist innerlich vnd üsserlich abgttery Vil christen sind inwendig abgtterisch In Christum allein sol man z)uersicht haben Vil abergleubiger byspil do mit vil iunger menschen mißhandeln Was seltzamer aberglauben die wyber han Verwirfft die haltung der sternseher / die do sprechen / der himel neyg vns z) sünden Von den alten hexen vnd zauberin Bewerung das die vnhulden mgen vngewitter machen / vnd die menschen schedigen Die hexen werden nit verwandelt in katzen oder andere creatur am blat Wie der bß geist kinder gebirt Wie die schwartzkünster vff menteln faren / gsicht sehen etc. Dem tüfel wirt vil verhengt in hexen wercken Man sol die heiligen nit eren vmb zytlichen nutz Wie vnd warumb man yetzunt eret sant Antonium / Sebastianum / sant Velten etc. Grosser mißbruch geschicht mit sant Christoffels bild Warumb man sant Lorentz / Florian / Wendeling / vnd sant Annam eret Man legt sant Catherinen vnbillichs z)  Wie man die heiligen recht eren sol In was wyß man mag die heiligen anr(ffen in lybs nten oder vmb zytlich g)t Kranckheit vnd tr(bseligkeit sol man vil mer lyden / weder sy durch der heiligen fürbitt abwenden Wie man sich den heiligen befelhen sol Wie man gott in den heiligen / vnd die heiligen in gott loben sol Die hantwercks lüt hant besonder heiligen Man eret yetzunt der heiligen fest schnder weder die heyden ir abgtter Vß hoffart zanckt man vmb die heiligen Gytikeit vnn der tüfel machen vil geleuff z)n heiligen Wybern vnn dienstbotten sol man nit gestatten walf rten Vil kirben solt man abth)n Man sol in den heiligen mer s)chen die ere gots weder eygen nutz. Man sol ein z)À)cht z) den heiligen han Alle menschen sind sündhafftig / vnd ist Christus der erlser yederman not Kunst vnd tugent on gnad / sind nit g)t

5

i. j ij ij iij. vnd .iiij. iiij. vnd .v

10

vj viij. vnd .ix 15

x xi xi xij xij xiij xiiij xiiij xv. vnd .xvi xvi xvij

20

25

xviij 30

xviij xix xix. vnd .xx xxi xxi xxij xxij xxiij xxiiij xxiiij xxv xxvi xxvi

35

40

6

Edition

Wir sollen alle vnsere g)te werck nit vns sonder got z)schriben. Įam batĮ3 Verdienst kumpt vß styffer hoffnung Wie wir werden gesprochen volbrenger der gebot gots

xxvij xxviij xxviij

5

Im andern gebot ¿nstu die nachgande matery.

10

15

Alle gebott Àiessen vß dem ersten / vnn welcher das erst helt der helt auch die andern Man mag den namen gots etwan nutzlich in mund nemmen Man helt schnd vnd mißbrucht den namen gottes Es ist ein g)ter schw)r vnd ein bser By den creaturen sol man nit schwern Gar ein groß sünd ist es / ein falchenȕ eyd th)n Ein christen mensch sol gar nit schweren / dann in zweyen fellen. S)ch am blat

xxix xxx xxx. xxxj. xxxij xxxij xxxiiij.

Im .III. Gebot wirt be-

20

griffen die nachfolgende matery.

25

Der feyer von üsserlicher arbeit / bedüt das man vermyden sol sündliche werck Die lieb begryfft in ir alle gebott Die .x. gebot sind ein spiegel / darin sich der mensch erkennen mag

xxxv xxxvj xxxvj. vnd .xxxvij

Sündliche werck th)n / brechen z)m ersten den fyertag. 30

35

s)ch am blat Fyertag wirt z)m andern mal brochen durch hantarbeit / doch sind etlich entschuldigung Am fyertag sol man meß und predig hren / betten / vnd sich mit got vers(nen Ob man im kloster mg die pfarmeß hren Schuldig ist man predig z) hoeren Man sol mit hertzen betten / nit wie die orgel onverstandt p¿fft Rew vnd leyd sol vß der lieb entspringen

Į-Į A sic! B/C om. ȕ B falschen

xxxviij. xl. xlj xlj xlij xliij. lxiij

Register

7

In dem .IIII. gebot wirt die nachgeschriben matery erklert. Mere im geist weder nach dem b)chstaben sol man eren vatter vnd muotter Was den kindern vrsach geben sol / ir eltern groß z) achten S)ch am blat Die eltern sollen sich gebürlich halten gegen den kinden Die eltern synd den kindern schuldig vnderwysung vnd straff. Es ist vil daran gelegen / vnd ein verdienstlich werck kinder wol zihen S)ch am blat Vil verderben ire kinder Wenn vnd wie sich die wyber zieren sollen Die wyber sollen den mannen vnderthenig syn Es ist ein grosser mißbruch der wyber gezierd Durch was das wyb geursacht sol werden iren eeman in eren z) halten. Wie sich die menner gegen iren wybern halten sollen Die eelüt sollen sich z) zyten entzihen eelicher werck Der man sol dem wyb übersehen Wie sich die knecht vnd das hußgesind halten sol gegen iren hußherren Was die dienstbotten trsten sol wenn sy überlistig herren haben Die herren sollen nit tyrannen syn gegen iren knechten Der oberkeit sol man nit nachreden Man sol das zytlich g)t mehr den armen mitteilen / weder überÀüssige kirchen buwen oder pfründen stifften

xlv 5

xlvj xlvj xlvij xlviij. xlix l. l lij liij liij liiij liiij lv lv lvi lvi

10

15

20

lvij 25

In dem .v. gebot geschicht meldung von der nachverzeichnete matery Hübsch ordnung wirt gehalten in den .x. gebotten Disem gebott geschicht nit gn)g wenn man mit der hand alleinȖ nit todschlegt Was do ist verstant des ewangeliums nach dem b)chstaben vnd nach dem geist Christus setzt in disem gebot .iiij. grad Was do sind zeichen des zorns Zürnen mit dem hertzen Niemant erfült diß gebot on die gnad Warumb Christus dem rat das vrteil fürsetzt Die .iiij. grad des zorns hant ein verdamnuß Diß gebot ist gar tieff Ȗ

B om.

lvij

30

lviij lviij lix lix lx lx lx lxj lxi

35

40

8

5

10

15

20

25

30

35

40

Edition

In was gestalt diß gebot sol verbracht werden Sant Augustinus setzt .vj. grad in diesem gebot Der zorn m)ß grüntlich in vns vßgerüt werden Die gebott tryben vns die gnad z) s)chen Der mensch m)ß gantz reyn werden / hie oder im tod oder im fegfüer Die verruchten sünder kummen dick z) grosser volkummenheit dann die gott lang dient haben. Warumb vns got vnmügliche gebot geben hat Vnuolkummenheit würt etlichen für ein sünd geachtet / etlichen nit Man ist schuldig dz gesatz gottes in der lieb z) halten Man sol nitzürnen über den verletzer Alle gebott gebieten etwas z) th)n / vnd nit allein etwas z) vermyden Erklerung wie die verbietenden gebot / auch etwas gebieten Christus vnd die aposteln legen die .x. gebot nach dem geist vß Das gebot / Du solt nit todschlagen / erfordert ein milt vnn s(ß hertz Der zorn wirt gar hübsch verglycht vngelestem kalck / vnd einem heimlichen schwert Ein oren trager ist ein trifacher todschleger Die bß begirlicheit ist ein kot der selen Artzeney wider den zorn Ein zornig mensch mag kein verdienstlich werck th)n Es sol nit yederman ein lermeister wllen syn Wir verschulden vns alle Ein klein ruder regirt ein groß schiff / aber die klein zung mag niemant regiren Die zung ist vnser grster fynd Warumb die zung im mund vermuert ist Vnsere sinn schwimmen in der welt wie ein schiff Vil geschwetz tryben ist ein gewiß zeychen eins üppigen mensches Die zung ist das best vnd bßt Àeisch Ein schwetzigen menschen haßt yederman Vnser leben wirt eim vmblauffenden rat verglycht Die zung ist ein vnger(wigs übel Wer den nehsten Àucht der Àucht auch got sinen schpffer Man sol nit schmoch wort geben vmb schmochwort Es ist vnderscheid zwischen Àuchen / nachreden / vnd z) oren tragen Wie die dry grad dises gebots erfült werden Ob man etwan sich vnwürß mg erzeigen gegen den übertrettern Es kumpt den menschen hert an / hinweg z) legen die zeichen des grollens Es ist ein vnderscheid zwischen zorn vnd haß į

C lxiiij

lxij lxij lxij lxiij lxiij lxiij xiiijį lxiiij lxv lxv lxv lxvj. lxvij lxvij lxvij. lxviij lxix lxix lxix lxix lxx lxx lxx lxxi lxxi lxxi lxxi lxxij. lxxij lxxij lxxij lxxiij lxxiij lxxiiij lxxiiij lxxv. lxxv

9

Register

Wie man ein g)t rtig natur im menschen spüren mag Wenn man sich ruch erzeigen sol Mit was wyß man den nehsten straffen sol Vnwürß zeichen sol man hinlegen Wo die gtlich lieb ist / darff man nit viler gebott Nit mit dem hertzen zürnen ist der fürnemst grad dises gebots.

lxxv lxxv lxxv lxxvi lxxvi lxxvi

5

Das .VI. gebot verfaßt in im die nachbestimpte matery. Diß gebot hat .iiij. grad / mit namen / vnküsch syn mit wercken / worten / zeichen / begirden Vnküsch werck geschehen in mancherley gestalt Die gebott gottes sind vns ein liecht Mit dem werck sünden auch / die darz) kuppeln / helffen / raten / oder die das werck nit verhindern Vnser lyb ist zwyfaltiglich verwundt Begirlicheit vnd zorn sind tdlich gifft. Got verhengt lyblich anfechtunge über vns dz wir vrsach haben z) jm z)lauffen Niemant mag on die hilff gots küsch syn Der fry wil ist z) schwach wider die anfechtungen Wie groß die anfechtung ist / noch wirt die küscheit nit verlorn / der mensch verwillig sich dann darz) Die ware küscheit stat in anfechtungen Lyplicher anfechtungen halb / sol sich der mensch nit entzihen von dem heiligen sacrament Got verbirgt in vns syn gnad vnd gaben Diß gebot wirt in dieser zit nimmer im geist erfült. Es ist geferlich so man vnküscheit in gewonheit brengt Ein ¿gur wie man der vnküscheit widerstant t)n sol Iunckfrowen schwechen ist im nüwen gesatz schwerer sünd dann in dem alten Frawen oder iunckfrowen entfüren wirt mit dem schwert gestrafft Eebruch solt hertigliche gestrafft werden Ein man gibt sich in dienstbarkeit / so er ein wyb nimmt Bl)tschand vnd geystlich personen verfellen / sind grosse sünd. Wenn nechtlich beÀeckung sünd oder nit sünd ist Der ander grad stat in schamperen worten Die christen halten sich vnchristlich in den vnreinen worten Wem die menschen glych sind / die vnküsche wort pÀegen z) reden. Die von vnküschen dingen reden syn glych den schwinen

10

lxxvij xxvij lxxviij

15

lxxviij lxxix lxxix 20

lxxix. lxxix lxxx 

lxxx lxxx lxxxj lxxxj lxxxij lxxxij lxxxij lxxxij lxxxiij lxxxiij lxxxiij lxxxiij lxxxiiij lxxxiiij lxxxv lxxxv lxxxv

25

30

35

40

10

5

10

15

Edition

Es ist ein schwer sünd / so man vnküsche wort redt vor den iungen menschen s)ch am blat Allen Àyß solt man ankeren / die iugent wol z) zihen Wee denen die vrsach geben den vnschuldigen z) vnküschen gedencken oder wercken Was narrecht vnd lychtfertig wort sind G)t schwenck triben mag etwan geschehen. Was vnküsche zeichen sind Der küsch mensch m)ß beh)tsam im gesicht syn Ein vnschamhafftig gesicht ist ein bß zeichen Das gesicht erweckt groß anfechtung Vnser gesicht ist vns selbs schedlich Gern hren vnküsche wort / ist ein bß zeichen Gern schwetzen mit wybern / oder herwiderumm ist ein vnküsch zeichen Hant bieten / grieffen / küssen / sich vnmessiglich zieren / sind vnküsche zeychen Der .iiij. grad ist bß begirlicheit on die niemand ist in dieser zyt. Diß gebot verbüt nit allein vnreinikeit / es gebüt auch die aller hhste reynikeit

lxxxvj. lxxxvi lxxxvij lxxxvij lxxxvij lxxxviij lxxxviij lxxxviij lxxxix lxxxix xc xc xc xcj. xci

20

In dem .VII. Gebott wirt beschriben die nachgesetzt matery. 25

30

35

40

Diß gebot wirt verstanden nach dem b)chstaben vnn nach dem geist Es ist fünfferley diebstal Den dieben solt das leben nit genummen werden Die richter sind z) streng in straffung des diebstals Die christen sind w)chers halb bser weder die iuden Ein mercklich regel wie man sich halten sol in kauffs hendeln / das kein betrug geschehe Groß betrug ist in der welt Kein glaub noch trew ist in der welt Arm)t stat nit allein in mangel der g(ter Es mag einer in sinem eygen g)t ein dieb werden Diß gebott verbüt nit allein den diebstal / es gebütt auch eigen g)t mitteilen Es sind vil geistlich dieb. Ob spiler schuldig syent dz gewunnen g)t wider z) keren Ob priester die nit betten schuldig syent den ingenummen nutz wider z) kern Es sol yederman syn brot verdienen mit arbeit Welchen personen erlaubt ist i rlich gült z)haben

xcij xcij xciij xciij xciij xciiij xciiij. xciiij xciiij xcv xcv xcv xcvj xcvi xcvj xcvij

Register

11

In dem .VIII. Gebot wirt erzelt die nachbeschriben matery. Die zung sündt gar nahe wider alle gebot Die falschen lerer sünden wider diß gebot Wie die ketzer oder verkerer der heiligen geschrifft sich entschuldigen Hoffart macht vil z) ketzer Wider diß gebot sünden auch die do minder leren dann sy solten Wie man die heilig schrifft sol handeln vnd leren Die iuristen th)n wider diß gebot. Menschlich gesatz werden frides halb gemacht. Die christen solten nit miteinander hadern vnn rechten Etlich stützenirerİ betrigen die lüt Warumm vnd was man yetzunt predigt Es ist ein schimpfÀich / dienstlich / vnd schedlich lügin Liegen vnd betriegen ist wider die natur. Einander heissen liegen ist ein groß schmoch Schmeichler von denen vil vnr)w kumpt sünden wider diß gebot Wie die iuristen mit rechts hendeln vnd mit dem recht vmbgan. Ein christ solt nit mit dem andern rechten Christus nimpt sich der an die hie vndertruckt vnd verfolgt werden. Mit rechten verlürt man gemeinlich mer dann man gewint Vnrecht sol niemant recht heissen Der mensch sol syn nehsten versprechen vnd entschuldigen wie er jm wolt geschehen

xcvij xcvij xcviij xcviij xcviij xcviij xcix xcix xcix c. c c cj cj cj. cij cij ciij ciij ciij ciiij

5

10

15

20

25

Das .IX. vnd .x. Gebot begrifft in im dise nachgeschriben matery. 30

In diesen gebotten wirt verbotten die wurtzel aller bsen begirden Die bß begirlicheit m)ß mit füer vß vnserm lyb gebrent werden Diese zwey gebot werden von niemant vff ertrich erfült Die iuden legen diese zwey lesten gebot nerrisch vß

cv. cv cv cv. 35

Ein predig wie die .x. gebot werden gezogen vff die .vij. todsünd. Man macht mancherley vnderscheid zwischen den sünden der nieren z) nutz ist İ

B stacionierer, C stotzenirer

40

cvj

12

5

10

Edition

Warumb die todsünd werden vff die syben zal gezogen Es ist ein innerlich vnd üsserlich hoffart Ein hoffertiger hat zweyerley eigenschaft an im Wie man von der hoffart bychten sol Die gytikeit ist ein wurtzel aller laster Gytikeit hangt den alten an biß in tod Niemant ist on gytikeit vff erden Füllery erneret die vnküscheit Alle vrsach z) der vnküscheit sind verbotten. Das ein vol mensch die spyß wider gibt ist nit sünd. Es ist zweyerley tragheit End des Registers.

cvij cvij cvij cviij cviij cviij cix cix cix cx cx

HübscheĮ erklerung der zehen

[Bl. Ir]

gebot ȕdurch D. Martinum Luterȕ.

Das erst gebott. e Du solt nit frembde gotter anbetten. 5

B

[Abb.] y dem so got der herr sprichet / Du würst nit han fremmde gtter / vnd spricht nit / Du solt han ein got / oder solt mich allein ein gott anbetten2 / ist z) mercken / das die gebott gotts mer geben syn / anz)zeygen die vergangen vnd gegenwertigen sünd / weder dz sy verbieten die z)künfftigen sünd. Dann wie sant Paulus sprichta Durch das gesatz hat man nüt / dann erkantnuß der sündȖ.3 Item er spricht auch. Gott hat all menschen begriffen vnder die sünd / vff das er sich erbarmm įüber alleį.4 Darumb so das gebot gottes kummen ist / hat es funden die sünder / vnd meret die sündİ 5. Aber die gesatz der menschen werden gemacht z) fürkummen z)künfftige sünd. Darumb redt der milt geist [Bl. Iv] gottes in sinen gebotten mer vnß anz)zeigen vnser sünd / dann z) verbieten z)künfftige sünd.6 Als wlt er sprechen in den gebotten.b O du dürfftiger mensch / nym war ich zeig dir din boßheit. Du soltest also geschickt syn / das du keyn gtter hettest / den namen dyns gots nit üppiglich in mund nemest / Den heiligen tag fyrest / Nit tdtest7 etc. N)n aber bistu gantz vmbkert vnd verkertȗ. Gott verb(t auch mer dann das er geb(t / mit dem das er spricht / Du solt nit anbetten etc. Du solt nit in mund nemen etc.8 Wann das verbot ist krefftiger weder ein gebott. Das magstu dar vß mercken das die Samaritani vorzyten haben ein gott geeret / doch dar neben auch ire gtter. Des glychen yetzundt iuden vnd heyden / ketzer / bß menschen / ia by nach die gantz welt eret ein gotc 9 / aber domit sünden sy / das sy darneben auch 1

a b c

Paulus was gott z) vns in den gebotten redt. (C om.) Alle menschen bettent yetz gott an

Į ȕ-ȕ Ȗ į-į İ

C Schne vnd nutzliche B durch D. Martinum Luther; C Doctor Martini Luthers Augustiner z) Wittenberg B add. / vnn nit hilff wider die sünd. – A entspricht DP (398,14). B / oder sin barmhertzigkeit gegen allen menschen erzeig – A entspricht DP (398,15). B add. / dann es gibt z) erkennen vil sünd die man nit für sünd hat gehalten / vnd gibt doch kein hilff wider di sünd / sunder gibt dem menschen z)erkennen syn elend vnd kranckheit / deßhalben er geursacht werd z) Àiehen z) der barmhertzigkeit gottes / die jn allein mag erledigen von vergangnen vnd behüten von z)künfftigen sünden – A entspricht weitgehend DP (s. Anm. 5). B add. / deß halb dir not ist / das du z) mir allein ein z)Àucht habest – A entspricht DP (398,21).

ȗ 1 2

3 4 5 6 7 8 9

Die Abbildung stellt zwei Gläubige, die den Gekreuzigten anbeten, zwei anderen Personen gegenüber, die einen auf einer Säule stehenden Abgott verehren (vgl. Bildtafel Abb. 2). DP „Primum quaeritur, cur non praecipit af¿rmative, sic ,Habeto proprium vel unum deum‘, vel ,adora me unicum deum‘? Secundo, Cur non imperative magis quam indicative dicit ,Non habeto deos alienos‘?“ (398,6–9) Röm 3,20. Röm 11,32. DP formulieren im Anschluss an Röm 5,20 „Ideo praeceptum dei veniens invenit peccatores et auget, ut amplius abundet peccatum“ und verweisen dann auch auf „Ro: v.“ (398,15f). Münster erläutert ab „mer“ die kürzere Formulierung der DP, der Geist „magis loquitur indicative“ (398,17f). DP ergänzen „Non concupisceres“ (398,20). Münster erläutert hier die kürzere Formulierung der DP „Ideo denique et negative praecipit“ (398,21). DP ergänzen „quem omnes cognoverunt, ut Ro: i. Apostolus dicit“ (399,3).

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erent ir abgtter. Der gestalt nach sind wenig menschen in der welt / dienit ein yetlich gebott gottes folbringen z)m minsten in dem oder hienemȘ grad / dann es ist keyn mensch der nit etwan den namen gots nit üppiglich nimpt / oder der nit etwan sich enthalt vom todtschlag / eebruch / stelen etc. vnd dannocht darmit folbring das widerspyl. Darumb10 wann gott het gesprochen / Du solt myn namen eren / so hett der dorichtș mensch gedacht / es wer gn)g wann er z) zytten den namen gottes eret / vnd wer nüt dran gelegen / wann er jn hetȚ üppiglich in mundt genummen. Also ist es auch mit den andern gebotten. Vß dem folgt11 das alle Adams kinder triben angtteryț vnd übertretten das erst gebot. Doch merck das do sind zweyerley geschlecht der abgttery.d Etlich von vssen / die andern von innen. Die von vssen / als die do holtz / stein / thier oder stern anbetten / von denen vil geschriben stat im alten gesatz12 vnn in der heyden b(cher / vnd dise abgttery wurtzelt vß der innerlichen abgttery. Abgttery von innen ist / so [Bl. IIr] der mensch straff halb oder nutzung halb von vssen der creatur nit ere erbüte / aber von inen hat er noch ein liebe vnd z)uersicht in die creatur. Was ist es wenn du schon die kny nit biegest den rychtumm oder eren / vnd opfferst inen doch das best das in dir ist / dyn hertz vnd gem(t? Sich / das ist got anbetten im lyb vnd Àeisch / vnd die creatur von innen anbetten im geist. Dise abgttery herschet in einem yetlichen menschen / biß er gesunt gemacht wirt durch die gnad im glauben Jesu Christi. Also stat geschriben im .lxxx. psal. Hr myn folck / vnd ich wil dich bez(gen. Israhel ist es das du mich hrest / so wirt kein nüwer gott in dir syn / vnd würst auch nit anbetten ein frembden got.13 Das ist sovil gesagt / Mit dinen krefften vnd (bungen magstu nymmer darz) kummen / das du nit anbettest ein frembden gott / vnd wenn du schon nit erest ein üsserlich bild / so setzestu mir doch für die creatur im hertzen. Ist es aber sach das du mich hrest / so wirst du kein frembden got anbetten / das ist / der glaubȜ z) mynem wort / wirt dich fryledig machen von den frembden gttern / vnd ein waren diener gottes machen. Wann der glaub wirt dich abwenden von begird vnd z)uersicht der creaturen / vnd wirt dich ziehen z) dem schpffer. Vnd das gat also z).14 Der glaub Christi nimpt hin all z)uersicht eigner wyßheit / gerechtikeit vnd tugentf / vnd lerenȝ dich wenn er nit wer für dich gestorben vnd dich behielt / so mchtest weder duȞ noch alle creatur dir helffen. Vß disemȟ entspringt d e f

Zweyerley abgttery. Innerlich abgttery. Was der glaub im menschen wirckt.

Ș ș Ț ț Ȝ ȝ Ȟ ȟ

B ihenem C thoret B add. etwan darneben – A entspricht DP (399,6f). B abgoettery B add. vnd das vertruwen – A entspricht DP (399,26). B leret – B entspricht DP (399,30). B add. Selb – A entspricht DP (399,31). B add. wol im hertzen betrachtet – A entspricht DP (399,34).

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Die folgenden Ausführungen bis zum Ende des Absatzes sind eine Ergänzung gegenüber DP. In DP steht der folgende Absatz unter der Überschrift „Corollarium“ (399,10). Hes 20,32; Ex 32,8; Jer 8,2. Ps 81,9f. DP untergliedern den Text mit der Frage „Quomodo ¿et istud?“ (399,28)

1. Gebot

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verschmehung aller ding. Dann so du hrest das der herr für dich gelitten hat vnd glaubest es / yetz gat in dir vff ein z)uersicht z) im vnn s(sse lieb / vnd felt hinweg all begird der creaturen / als die in inen vnnütz vnd bresthafftig15 sint. Darz) entspringt in dir / das du christum allein groß achtest / als ein vast notwendig ding / der dir allein gn)g syn mag / vnn sunst in allen dingen verzwyfÀest / vff das du inen allein [Bl. IIv] habest / in welchem du alle ding hoffest / vnd darumb inenȠ auch über alle ding lieb hast. So n)n Jesus ist ein einiger warer gott / vnd du hast inenʌ / so hast du kein frembden got. Die iuden forchten / wann sy Christum ein menschen anbetteten / sy nemen an ein frembden gott / so sy doch bsers th)nd / wann sy betten an die abgtter ires hertzens die sy inen von gott machen. Sichstu wie recht gott spricht durch den propheten. Ist es sach das du mich hrest.16 Als wlt er sprechen / Es ist vnmüglich das du nit ein fremmbden got anbettest / so du mich nit hrest / wann du wirst nit gedem(tiget / darz) wirt von dir nit genummen die z)uersicht der creatur. Vnd die wil du nit bist gedem(tigt / so bettst du mich auch nit an / sonder dich vnd das dyn. Vß disem erschynt das nyemant das erst gebot erfüllt / dann der do glaubt / liebhat / vnn hofft in Christum / vnd entblßt ist von begirden zitlicher ding / dz dann vnmüglich ist on die gnad gottes.g Du ¿ndst vil menschen so sy gefragt werden / ob sy ein frembden got hant vnn den anbetten. Antwurten sy / Neyn überal nit. Das du diese begriffest in einer offene lügen / so nimwar / ob sy den zitlichen dingen abgestorben sind vnn in Christo also versichert / das sy weder von rychtumm sich erheben / noch von arm)t erschlagen werden / sich vß ere erbietung nit überheben / noch vß schmach z) vngedult bewegen lassen. Sich nit erfreüwen von dem leben / noch erschrecken vom sterben / sich vom wollust nit erfreüwen / noch von liden bekümmern / Ja vff beydem teyl also vnbeweglich syn wie es sunst gang / so ist inen gn)g das sy christum Jesum hant / ia die arm)t / schmach / lyden / den tod lieb haben / vnd ire begeren / vnd herwider an rychtumm / eren / lüsten / vnd am leben verdruß hant der begirden halb / so sy z) Christum irem got hant. Wie17 Paulus sprach Ich beger vffgelßt werden / das ich by Christo sey.18 Vnd [Bl. IIIr] welcher ein solch begird in im noch nit be¿ndt / der sol erkennen / das er noch nit ist ein luter warer diener gottes / sonder steckt noch vil abgttery in im / wann er laßt sich noch betr(ben / er hat noch lieb / er begert noch nit wie er solt / noch die ding die er solt begeren vnd lieben. Sprichstu / Diese ding gehren z) den volkummenh / nit allen ist not ein semlichȡ volkummemheit. Antwurt. Wir wissen selbs wol / das das z)stat den vollkummen meng h

wie du mercken solt ob du ein frembden got habest. Die christen sollen volkummen sin

Ƞ ʌ ȡ

B jn C in C soliche

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Die Ergänzung „vnd bresthaftig“ fehlt in DP. – „Bresthaftig“ bedeutet „gebrechlich, krank, schwach“ (Grimm, Bd. 2, 373f). Hes 3,7; 14,3. DP verweisen vor dem Pauluszitat auch noch auf Ps 42,2 und Hld 5,8 (400,20f). Phil 1,23.

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schen / mit namen den christen nit den iuden. Nit sag ich das alle die verdampt synt / die so volkummen nit syn / sonder das diser zweck oder diß zill ist vns gesteckt / vnd wirt niemant darvon entschuldiget / der das nit erreycht / dann allein der / der mit süfftzen erkent vnd vergicht sich noch also vnuolkummen / vnd darz) Àißt er sich teglich das er ein solcher werd / vnd wo er z) wenig th)t / begert er das im solchs verzygen werd / spricht / ȢVergib vns vnser schult.19 Vnd spricht mit dem propheten. Gott erschaff in mich ein reyn hertz.20 Welche also forchtsam syn veriehen vnd klagen sich / vnd begeren verzihung / denen schribt gott nit z) die vermyschte abgttery / vnd dz durch Christum in den sy glauben. Aber die do sind on forcht vnd nit sorg han z) z)nemen / ligen in aller sicherheit / denen wirt z)geachtet dise abgtteryi / wann sy sind warlich abgtter diener. Vnd werden nit entschuldigt des halb / das es nit not sey das yederman volkummen sey / glych als wer diß gebot allein den steinen oder hltzern / vnd nit den menschen vorgeschriben.21 DAs yederman ein klaren verstant hab22 / wer oder wie man wider diß gebot sündet / wil ich etliche byspil erzelen23 / by welchen andre der glychen lychtlich mgen verstanden werden. Z)m ersten sind etlich menschen also grob vnd vnuerstendig / das der bß geist sy vmmbtribt glich als were im nit ernstı / sonder mit synen narren schimpf [Bl. IIIv] fet. Vnder welchen sind die loßwyssager / wars ger / verzauberer / segenzauberer / vnd abergleübigen.j Vnd vnder disen ist noch mangerley vnderscheit / aber ich wil sy in ein kurtzen begriff ziehen / vnd nach vnderscheid des alters sy erzelen24. Z)m erstenk kumpt vns entgegen die iugent / die von ir selbs schnell vnd geneigt ist z) der verf(rung des ¿nds. Vnder den sind etlich z) dem ersten die mit bestimpten worten vnd zeichen beschweren25 / messer / pÀyl / b(chsen / vnd ander ysen wafenl / das sy von inen an keym ort verletzt mgen werden. Als ich dann selbs ein iüngling gesehen hab / der ein schwert vff die bloß brust setzt / vnd gegen im also krefftiglich das druckt / das das hefft sich herumb bog biß z)m spitzen / vnd geschahe im dannocht nüt. Z)m andern ¿nt man etlich / die knnen solch gesegent waffen wider entledigen von dem segen mit einem cirkel vnn mit etlichen zeichen in den sant gemacht / vnd also nimpt einer dem andern die krafft syns messers / vnd erwürgen beyd einanderIJ.

i j k l

Welche geistlich abgttery triben. Sortilegi. Diuini Male¿ci Incantatores Superstitiosi. Das erst alter. Schwert vnn waffen beschwerer.

Ȣ ı IJ

B add. Herr – A entspricht DP (400,31). B add. gegen inen – A entspricht DP (401,5). B add. / vß billicher verhengnuß gottes – A entspricht DP (401,18).

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Mt 6,12. Ps 51,12; vgl. Hes 36,26; Jer 31,33. DP ergänzen noch im Anschluss an Mt 5,18 „et ita implendum plene atque perfecte, ut nec unum iota aut unus apex sit praeteriturus“ (400,37f). DP „Pro clariore notitia, ita ut in¿rmiores possint capere“ (401,1). DP ergänzen in Klammern „nisi velim in¿nitum numerare“ (401,3). DP „ut eorum comparatione possint reliqua facilius intelligi“ (401,3f). DP „consecrare, id est execrare“ (401,11f).

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1. Gebot

17

Z)m dritten sind andern die schriben etlich b)chstaben vnd ander zeichen vff ein glaß / legen es z) dem füer / zwingen darmit die dchter z) irer lieb.m Herwiderumb ettliche wyber so sy wllen ber(ffen von ferrenherȣ die sy lieb han26 / so setzen sy ein haffen z) dem füer. Die andren werffen ein esels kopff mitten in das füer / darmit sy herz) bringen wen sy wllen / nemlich ire gespilen vnd die inen die kunst ableren wllen / vnn die also ber(fft werden / mgen nit r)w han / biß sy erlangen das füer / darmit der esels kopff gebraten ist. Z) dem vierden han etlich brieff / darin vil heiliger wort vnd zeichen stan / sprechen / das der bapst Leo sy geschickt hab keiser Karolo in den krieg / das doch nit allein ein üppikeit / sonder auch ein l(gen ist / so die Cronicken anzeigen / das die zwen nit z) einer zytt sind gewesen.n Vff dise brieff [Bl. IVr] halten sy also vil / das sy meinen / der sy by im trag der mg nit getdt noch verletzt werden / auch kein schmach lyden Ja wann er schon hat ein bse sach / so erlangt er doch darin den syegij. Z) dem fünfften sind etlich die nemmen war der monat darin es g)t wyber nemmen ist.o EtlicheȤ das inen kein kind werd / etlich das sy vil kinder überkumment. Vnd mit dem schriben sy nit got z) beschpffung des mensches / sunder den monatenȥ 27. Z)m sechsten sind etlich die nemmen heimlich von dem gewychten osterstock / bruchen es ich weyß nit in wievil aberglauben vnd zaubery. Z) dem sybend nemmen etlich gewycht wasser vnd haben etlich gebet / darmit verhoffen sy ein ey z) ¿nden imemessenȦ huffen / vnd so sy dasselbig by inen tragen / mgen sy nit gesehen werden. Z)m achten s)chen etlich mit solcher wiß ein dieb.p Sy schriben die namen deren die sy im argwon han vff zetdell / vnd werffen die zeddel in das gewycht wasser / welches zedel dann z) grunt fellt / der ist der dieb. Z)m nünden sind etlich / so sy hant genummen ein hußfraw / vnd wlten gern wissen welches das ander überlebtq so nemmen sy dorlich acht / welchs z)m ersten die erst nacht entschlaff / das werd auch z)m ersten sterben. Item will die fraw wissen / ob sy des mans meister werd syn / so th)t sy eins wann sy z) dem ersten in syn huß gat / grifft an die ber thür schwell mit etlichen worten / so erfart sy ob sy oder er meister werd syn. By disen stücken magstu andere der glychen vernemmen vnd vrteilen / vnd wiewol sy mereĮ nerrisch dann bß sind / vnd ein tüfels spyl gesehen werden / so mag doch hinden nach vß dem schimpff ein bser ernst werden / wann vß den kleinen dingen lernen solche m n o p q

was die Àeischlich liebhaber th)n. Leonis krefftige brieff. Wann es g)t wiber nemmen ist Den dieb vszspehen Ob der man oder fraw z)m ersten sterbe.

ȣ ij Ȥ ȥ Ȧ Į

B verremher B add. / vß krafft solicher gewychter brieff – A entspricht DP (401,30). B add. han acht der monat – A entspricht DP (401,31). B add. / oder des tüfelschen gespenst – A entspricht DP (401,32f). B omessen; C amaiß B add. sptlich vnd – A entspricht DP.

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DP „suos Adonides per multa miliaria vocare possunt“ (401,21f). DP ergänzen „infoelici insipientia, et tamen sunt libri hiis nugis referti“ (401,33).

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menschen ein [Bl. IVv] verdruwen z) han in die creatur / vnn kumpt entlich darz) das sy gott auch nit glauben in grossen dingen. Doch entschuldigen sy sich / sprechend / Es sind heilige zeychen vndȕ wort / glych als werent sy nit mere schuldiger / das sy mißbruchen heilige ding vnd zeychen / vnd die wort gottes / z) einer tüfelschen sachen. Das ander menschen alter.28 DAs ander alter ist das manlich alter / deren die yetz der ee verbunden sind / vnd nemlich der wyber die gar lichtlich verfürt werden z)m tüfels werck vß vnordenlicher begird die sy haben z) den kindern / vnd z) dem zytlichen g)t. Z) dem ersten / vnderstand sy sich die kinder gesunt z) machen mit abergleubiger wißr / wie man dann etlich schentlich tüfels wyber ¿nt / die do gesunt machen die verzauberten kinder von einer vnbekanten kranckheit / die sy die elbe29 heissens. Den kindern schriben etlich einfaltig dorff pfaffen briefÀin an hals z) hencken / wie sy dann von solchen hexen vnderwisen werden / vnd das nit mit gemeyner dinten oder gemeynem bapir / noch auch z) einem yetlichen tag / vnn ich meyn auch nit mit einer yetlichen feder vnd an gemeiner stat / wann diß schwartz kunst hat vil heimlichkeit vff ir / vnn es geschicht was sy vnderstan z) machen / wann sy glaubenȖ Etlich vertriben mit solchem gespanstį ein ander krankheit / die sie nemen das hertzgespenstİ 30. Dise sucht erkennen sy daruß / wann die maß von einem elnbogen z) dem andern nit glych als groß ist als die leng von den knyen des kinds biß z)m hals. Deßglichen so eim das haupt wee th)tt / weiß ich nit wie sy es vertriben / sy legen den gürtel dar vmm / vnd bruchen mancherley gemürmelȗ. Also th)n sy auch z) vertriben den schmertzen der andern glider. Ich wlt gern das die kinder verstendig werent vnd künten reden / das sy iren [Bl. Vr] m(ttern mchten solch groß narheit verwissen.31 Ja sprechen sy / welchs wlt sich nit erbarmmen über syn eigen kind Antwurt.u Man sol sich erbarmmen / aber nit das du dardurch dem tüfel z) willen werdest. Entwar s)ch natürlich artzny / oder r)ff got an mit einem einfeltigen luteren glauben. Wiltu das kind / das got hat erschaffen dar bieten dem bsen ¿nd / das er es behalt vnd gesunt mach?

r s t u

Wie sy kinder gesunt machen. Albugo morbus Wie sy hauptwee vertriben Kranckheit mit got vertryben.

ȕ Ȗ į İ ȗ

B add. heilige – A entspricht DP (402,5). B add. solichem gespenst – A entspricht DP (402,21). B/C gespenst; vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182). B hertzgespanst; C hertzgesperr – Vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182). B add. darz) – A entspricht DP (402,25).

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Diese Zwischenüberschrift ist eine Ergänzung gegenüber DP. Münster übernimmt hier die deutsche Bezeichnung „Elbe“, die Luther auch in den DP verwendet (402,17; vgl. WA 2, 505,28–33), und erläutert das am Rand mit dem medizinischen Fachterminus „albugo morbus“, einem weißen Fleck der Augenhornhaut (vgl. Ulrich Stoll, Das ,Lorscher Arzneibuch‘. Ein medizinisches Kompendium des 8. Jahrhunderts [Codex Bambergensis medicinalis 1]. Text, Übersetzung und Fachglossar [Sudhoffs Archiv. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte. Beiheft 28], Stuttgart 1992, 467). DP ergänzen „id est pectoris distensionem“ (402,22). DP ergänzen „Non enim est dubium, quin resisterent et sapientiores se matribus probarent.“ (402,27f)

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1. Gebot

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Gott laßt offt solch ding geschehen in den kindern durch die hexen / vnd das z) vers)chung der vnglaubhafftigen / das sy den bsen geist s)chen die got verlassen hant. Vnd ist auch kein zwyfel daran / soll lyden der kindern ist offt nit natürlich / sonder kumpt doher / das die bse geist beschworen durch die zaubrer / pynigen solcher kinder eltern / vß verhengnuß des heimlichen vnd gerechten vrteil gottes / der domit wil beweren den glauben deren oder diser / oder sy beyd domit pinigen vnd straffen. Z)m anderen blasen etlich v tter den kindern in halsv 32 / dar mit vß z)triben auch ein besonder kranckheit / bruchen darz) ein segen / den sprechen sy syben mal. Z) dem dritten mgen etlich ir ¿ch mit solcher gauckeiwiß zeychnenw / das inen weder wlff sterbet / wasser / noch füer mgen schaden / Ja meynen sy das sy ein gantz stat oder huß in der gestalt mgen von dem füer beh(ten. Wee dem armen wolff / er mag sich wol beklagen / das im syn teyl das im got verlyhen hat / also durch des bsen ¿nds botten entzogen wirt. Het im Job auch also geton / dem der bß geist namm alles syn ¿ch / so het er es behalten / aber er wer nit von got gelobet.33 Z) dem .iiij. verzeichen sy mit irer tüfelschen andacht die frücht in ckern vnd g rtenx / kummen z) der narheit / das sy von dem tüfel dar über h)t begeren / so sy doch von got regen vnd der frücht vfferwachßung entpfangen han / erzeigen sich darmit glich als wlten sy wider got kriegen / das er nit hinweg nemm das [Bl. Vv] er geben hat. Z) dem .v. knnen etlich das füer / wasser vnd schlangen beschwereny / das sy dem ¿ch in keiner wiß schaden mgen. Ja ich sprech das sy es darumb th)nt / das ir g(ter got nit vnderworffen sind. Z) dem .vj. sind etlich / so sy in kranckheit hant den heiligen gelübt thon / so halten sy es für sünd solten sy witer sich artzny gebruchen / darmit sy got vers)chen mit iren nerrischen gelübden. Vnn so ein fraw empfangen hat das heilig l / so darff sy ein gantz iar kein ander kleid / dann schwartz tragen / darz) sol sy das iar nit tantzen / noch by irem man schlaffen. Sichstu wie gewillig hat der tüfel in sinen wercken das wybisch geschlecht / durch sy offenbart er sin gesatz / durch sy sehet er die aberglauben / vnd kurtz alles das gott befolhen hat den mennern (als die heilige ding / die priesterschafft vnn gottes wort) das be¿lcht der bß ¿nd den wybernz / die sind syn priester / lert sy mangerley aberglauben / segen vnd ander schentliche ding. Z) dem .vij. mchten her zogen werden diea / die do acht hant vff wort / zeichen vnd gesang der menschen vnd fgel / nemlich der rappen / vnd daruß wellen z)kunfftige ding erkennen / wie die heiden vor zyten gethon hant.

v w x y z a

In halß blosen Das ¿ch zeychnen. Ecker vnn gerten segnen wasser / füer / schlangen beschweren. Bß wyber sind des t(fels priester Augures.

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DP „patres insufÀant parvulis in palatum vel guttur nescio quo morbo laborantibus“ (403,3f). Vgl. Hiob 2,3.

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Z) dem .viij. sind etlich die nemmen war etlicher tag / die man heißt egiptesch tagb 34 / an welchen es g)t überlant z) gan ist / z) buwen / geschefft z) triben / nüw kleyder an z) legen. Solche menschen glaubten recht / wann sy glaubten / das das füer im winter trstlicher ist dann im sommer. Das eim baß bekumpt im winter ein g)ter beltz dann im summer. Vnd das geschickter ist im summer das hew abz)mehen / vnd frucht inz)bringen / dann im winter. Vnd das g)t alweg am morgen ist vß z)gan wann einer gesunt ist vnd etwas z)schaffen hat. Herwiderumb bß / wann einer kranck ist. Ich m)ß recht widerumb mit disen worten verspotten den bsen geist / der die menschen alsoȘ spt[Bl. VIr] liche ding z) narren macht.35 Den obgenanten mag ich z) schlagenș die / die do vns leren die adern schlagenc / kinder z) entwenen / seligliche baden / fruchtbarliche seyhen nach inÀuß der planeten vnd sternen / mer dann nach geschicklichheit der feuchtikeit vnd werme / oder nach not erforschung vnser crper / so doch die erfarnesten artzet sprechen / das allein not sol angesehen werden in solchen dingen z)th)n. Vß dem aber das sy also wenig tag z) lassen / daran man seihen sol / mcht eim ein argwon z) fallen / das sy die menschen mit hunger ertdten wllen. Aber got sey gelobt / das ir dant von wenig menschen wirt angenummen. Z) dem .ix. kumpt die Astrology36 / das ist die kunst / die von der sternen z)künfftigen wirckung leret / vnd nemlich / wie vnd was vß dem menschen sol werden / der do vnder dem oder dem vffgande zeichen geborn wirt.d 37 Eins wondert mich / das sy noch kein stern funden hant / der do anzeig in der gburt / welcher ein sünder oder gerechter mensch werden sol / nemlich so sy halten / das die vffgande zeychen gar vil in die menschen wircken vnd vil mer gelegen ist an dem das einer frumm / oder bß / warhafftig oder lügenhafftig werd / dann das er werd ein bader / senger / wechßler / ¿scher / redner / oder ein liebhaber / welchem plunder allen sy z) geben für betütende zeychen. Warumb ist nit auch ein zeichen do / das do verkünd im menschen z)künfftige gerechtikeit vnn warheit? Oder ist es do / warumb würckt es nit etwan? Alle menschen werden sündig / lügenhafftig / vnd vnwitzig geborn / vnd keyn stern ist beschaffen von dem das kumm / vnd wirt auch nit gewendt / es sey dann das ein mensch in siner entpfengnuß oder m)terlyb38 mit besonder gnad werd von got heym ges)cht. Kumpt es von des hymels inÀuß / das der mensch wirt ein bader / spiler oder liebhaber / warumb ist der hymel dann der gerechtigkeit also vfsetzig vnd vnsorgsam / das er sy nit auch in- [Bl. VIv] Àeußt? Oder ist der b c d

Dies egyptiaci. Wider die laßtafeln. Horoscopus

Ș ș

B add. durch; C add. mit – Vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182). C z)rechnen – DP „iunguntur“ (403,33).

34

Unglückstage, die in mittelalterlichen Kalendern vermerkt waren (vgl. Hermann Grotefend, Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Bd. 1: Glossar und Tafeln, Hannover 1891 [ND Aalen 1970], 36f), deren Beachtung jedoch durch das kanonische Recht untersagt wurde (vgl. Decretum Gratiani C.26 q.7 c.16 [ed. E. Friedberg, Bd. 1, Leipzig 1879, 1045f]). DP „Quid enim aliud meretur illusor iste diabolus quam ut rursum et nos eum rideamus?“ (403,32f) DP „illa Astrologia seu Mathematica, quae valde cupit esse scientia, sed non potest stulticiam ingenitam exuere“ (404,1f). DP „Consiliarii scilicet divini secreti nec angelis noti.“ (404,4) Ergänzung gegenüber DP von „das ein mensch“ bis „m)terlyb“.

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1. Gebot

21

schpffer also vntrüw / dz er über das g)t kein zeichen verordnet hat / sonder allein über das bß? angesehen das kein mensch gerecht wirt geborn / vnd darz) wie die stromüserȚ sagen / hat syn natur ein bsen inÀuß so wirt er verharren in dem bsen. Ich achtet solche sternseher vnder die subtil narren / wann sy nit vnuerstendiger werent dann die grobenț ¿ltzen39. Merck aber wie hübsch sy die obgenanten inred versprechen. Die hymlischen inÀüß (sprechen sy) zwingen den menschen nit z) den sünden / sonder allein neygenȜ darz).e Glych als wer das nit eben so l sterlich z) halten / das gott het gemacht ein creatur die vns mg neigen z) der sünd / so er vil mer die creaturen gemacht hat das sy den menschen sollen ziehen z) der gerechtikeit / vnn mit wircken z) dem g)ten / nit z) dem bsen. Das ist doch wol versprochen / der mensch sündet nit vß gezwungner not / sonder vß neiglicheit. Dann wer wlt sprechen / das der ȝsündet wann erȝ kein verwilligung darz) gebe? Die bse neiglicheit z) den sünden steckt in vns / kumpt nit von dem hymel oder von vssenher. Nach dem Christus sagt. Von dem hertzen gant vß bse gedancken.40 Vnd nit was do gat in menschen beÀeckt den menschen. Also spricht der heilig apostel Jacobus. Ein yetlicher wirt angefochten von eigner begirlicheit die zücht vnd reytzt jn / welche begird kumpt von dem vrsprung der sünd / nit vß tribung oder inÀuß der stern.41 Wann alles was got gemacht hat ist g)t42 / darumb kan nüt den menschen neigen vß siner natur dann z) dem g)ten. Dann ein yetlich ding wirckt wie es in der natur geschickt ist. Das sy aber dem menschen dienen z) dem bsen / das ist nit vonȞ irer natur / sonder beschicht inen darmit ein schmach / wie sant Paulus sagt / das alle creatur synd der üppikeit vnderworffen mit vnwillen.43 Wann die bsen menschen machen die geschpfft natur z) einer üppikeit mit dem / dz sy wllenȟ [Bl. VIIr] die creatur hab von gottes schpffung empfangen / das sy neygen mg z) sünden. Hie frag ich dise doren / warumb die creatur nit auch Adam vnd Evam ee die schlang z) inen kam / neygte z) sünden? Des glichen / warumb habent sy nit auch Christum vnd syn liebe m)ter z) den sünden gezogen? Ver von dannen mit diser gots lesterung. Es ist die stym vnsers vatters Adam / der legt syn neyglicheit dem wyb z) / das ist / der creatur. Das wyb (sprach er) das du mir geben hast / hat mich verfürt.44 Solche menschen th tten mir grossen widerstant / wann sy mir ioch ein heiligen knten darth)nf / der solcher ding sichȠ gpÀegt het / oder sy mit geschrifft bestetigt het.f N)n ist keiner der die ding bestee f

Kein creatur neygt den menschen z) dem bsen. kein christlich lerer bestetigt der sternseher dorheit.

Ț ț Ȝ ȝ-ȝ Ȟ ȟ Ƞ

B sternseher B großen – DP „die Groben“, d. h. „die Ungebildeten“ (404,18). B add. ihn – A entspricht DP (404,20). B sünd thet der B add. wegen B add. oder meynen – A entspricht DP (404,32). C om.

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D.h. „grobe Narren“, die als Hutmacher mit Filz arbeiteten (vgl. Sebastian Brant, Das Narrenschiff, Kap. 72, ed. H.-J. Mähl, Stuttgart 1998, 263). Mt 15,19.11; Mk 7,21.15. Jak 1,14f. Gen 1,31. Röm 8,20. Gen 3,12.

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tiget hat / sonder hant es alle verworffen / nemlich der heilig Augustinus45 vnd Gregorius46. Doch zyhen dise künstler den heiligen Abraam her für. Der hat (sprechen sy) in Egipten lant die menschen gelert sternekünst / Des gibt zügnuß Josephus47. Ist wol bewert / glych als het Josephus der iud nie der warheit geschont / der so begirig ist gewesen sin folck z) r(men. Onzwyfel Abraam hat die egiptischen gelertg gottes dienst / vnd die ware wißheit / wie dann auch von dem heiligen Joseph geschriben stat in .ciiij. psal. Er ist verkaufft worden in Egipten / das er des selbige lants fürsten vnd alten vnderwiß / vnd sy lerte wyßheit.48 Darumb ist nit z) glauben / das die heilige menner haben vil Àyß angelegt / z) lernen die kunst des hymels lauffs / vnd vil mynner die kunst der sternen wyssagungʌ / darmit sich die müssig iugent bekümmert. Das aber Josephus solchs von dem heyligen Abraam schribt / ist er üppiger ere halb darz) bewegt / wann als er merckte / das die griechen sich überh)ben der kunst Astronomia / hat er auch etwas erdacht mit dem heiligen Abraham / daruß man mercken solt / das syn iudisch folck den griechen nit vnder / sonder oblege in derȡ kunst. SolcherȢ [Bl. VIIv] stuck die do dienen z) üppiger ere / hat er sich auch in allen andern dingen geÀissen. Das ich wyter den ob gemelten stern propheten entgegenkumm49 / wundert mich ein ding so die hymel hant solch krafft über den menschenh / als sy sagen / wie kumpt es / das die bsen geist / nit auch ein mal werden verendret durch solch inÀuß / nemlich so sy dooben im lufft wonen / vnd den hymmeln neher synd dann wir. Man kann nit sagen / das der sternen inÀuß oder liecht nit z) inen kumm als wol als z) vns / vnd dannocht blyben sy noch vn verendert vnn verstopfft in irer verkerten boßheit / vnn mag kein zeichen sy verwandeln / so doch vnser selen / wie dieı sprechen / in eim augenblick durch die inÀüß verendert werden. Z) dem lesten / Mgen die stern ye durch iren inÀuß vns neygen z) sünden50 / was wllen sy dann sprechen z) dem heiligen Moysen / der do Deutro. am .iiij. spricht.i L)g das du nit vffhebest din augen in hymel / vnd schawest an die sonnden mon vnd alle gestirn des hymels / die got din herr beschaffen hat z) dienstbarkeit aller flcker etc.51 Sind sy gemacht z) der dienstbarkeit / wie mgent sy dann herschen über den menschen? Hie entrinnen die Astrologi gar subtil sprechen mit irem meister Ptolomeo / das

g h i

Abraham hat die in Egipten gelert. Die t(fel entpfahen nit inÀ(ß der himmel. Die stern dienen den menschen

ʌ ȡ Ȣ ı

B z)künfftige wirckung – DP „Astrologie“ (405,9). B solcher – B entspricht DP (405,12). B Derglychen B sy

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Augustinus, Contra Faustum 2,5 (CSEL 25/1, 258–260). Gregor (I.), Homiliae in Evangelia 1,10,4f (FC 28/1, 170–173). Josephus, Antiquitates Iudaicae 1,8,2 (ed. H. St. J. Thackeray, London/Cambridge Mass. 1961 [LCL], Bd. IV, 82,166–168). Ps 105,17.22. Ergänzung gegenüber DP von „das ich“ bis „entgegenkumm“. Ergänzung gegenüber DP von „Mgen“ bis „sünden“, dort heißt es „Quid ad Mosen dicemus“ (405,20). Dtn 4,19.

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1. Gebot

23

ein wyser man herschet über das gestirn / wann er mag fürkummen vnd verhindernIJ iren inÀuß. So hr ich wol / die stern han kein herschafft über die wysen / sonder allein über die vnwysen. Wie spricht dann Moses / das gestirn ist gemacht allen flckern z) dienstbarkeit? allen spricht er. N)n müssen entwar all vlcker wyß syn / vnd also alle herschen über das gestirn / oder etlich sint allein wyß vnd vernünfftig / vnd dann folgt daruß / das die stern nit allen vlckern beschaffen synd z) dienstbarkeit. Oder Moyses ist warhafftig (wie er ist) vnn du bist lügenhafftig. Item laß es also syn / das der wyß hersche über dz gestirn / noch het Moyses nit war gesagt / [Bl. VIIIr] wann in dem fall dienten die stern nit den wysen / sonder hinderten sy vil mer / wann hetten sy nit die wyßheit / so mchten sy nit entrinnen irem bsen inÀüß. Darz) weren sy nit z) einer dienstbarkeit gemacht den wisen / sonder z) einem strit / den sy mit inen han m(sten / vnd den vnuerstendigen weren sy z) einer grymmigen herschung / Wer das sagt der strieff Moysen als ein lügenhafftigen / vnd gott als ein vnmilten herren. Aber ich laß es fallen.52 Hieremie am .x. stat geschriben. Ir sollen nit reden53 nach der heyden wiß / vnd von den zeichen der hymmel sollen ir üch nit frchten.54 Allein got der herr sol in allen dingen gefrcht werden. All andre ding sind verordnet / das sy den vsserwelten sollen z) dem g)ten dienstbarkeit bewisenȣ.55 Das dritt alter. DAs drit alter schriben wir z) den alten wybern / vnd denen die glyche ding mit inen wircken / mit namen die do gelübdnus machen mit den tüfeln. Z) dem ersten knnen sy verzaubern vnd verblenden das gesicht / schwechen die lybj / schiessen die schenckel / vnd sunst schedliche mit bildnuß verzaubern / ia auch tdten schnelligliche / oder mit langwiriger kranckheit / wie ich vil gesehen hab mit solchen sch den beladen. Z) dem andern mgen sy donner vnn andre vngestümikeit verschaffenk / die frücht verderben / vnd das ¿ch tdten. Item sy stelen den andern butterij / keß vnd milch / melcken es vß einer thürschwellen / oder byeln56 / oder hantzweheln57. Z) dem .iij. gehren hie her / die do künst s)chen durch verbotten wyß58.l Item die do heimlich ding erforschen durch ein cristal / ¿ngernagel / oder gewycht helffen beyn hefft59 / wiewol sy das nit z) wegen brengen mgenm / sy stellen dann vnschuldig kinder j k l m

Die hexen schedigen des menschen lyb. Hagel machen milch melcken. Ars notoria. Schwartzkünster.

IJ ȣ ij

B hindern B dienstbarkeit bewysen z) dem g)ten B add. oder ancken [= Butter, vgl. Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, Bd. 1, 1251f].

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DP „Sed haec alii latius tractarunt. Sat sit indicasse vanitatem hanc prohibitam.“ (405,36f) Nach der Vulgata müsste es „discere“ statt „dicere“ heißen; vgl. WA.DB 2,64 (Gothaer Handschrift, 1530). Jer 10,2. Röm 8,28. Beile (Grimm, Bd. 1, 1816). Handtücher (Grimm, Bd. 4/2, 431). Nach Löscher, 593, ist hier von der ,ars notoria‘ die Rede. Spange (Grimm, Bd. 4/2, 767).

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vnd iunckfrowen in ein cirkel / das dz bß werck ein g)ten schyn hab. Doch sagt man das diß ge- [Bl. VIIIv] sicht selten wol geratt. Z) disem geschlecht gehren auch die / die do mit einer verzauberten r)ten heimlich sch tz s)chenn Des glychen60 man vnd fraw / die man wars ger nemptȤ / z) welchen man von wyten landen laufft / ein bescheid z) han von den dingen die verloren sind / wer sy genummen hat / oder z) erkunden wer den oder disen schaden gethon hat. Ist wol ein wunder das vnsere bischff solche ding offentlich geschehen lassen on straff. Z) dem .iiij. glauben vil / sy ryten vff einem beseno 61 / oder vff eim bock / oder sunst vff einem esels kopff / z) einem ort / do dann z)samen kummen alle / die in der heymliche zunfft synd / miteinander brassenȥ als sy bedunckt / das doch verbotten ist / nit allein z) th)n sonder auch z) glauben / das etwas daran sey. Wie man auch nit glauben sol / das die alten wyber verwandelt werden in katzen oder hund / vnd by nacht vmmherlauffen. Z) dem fünfften / sagen etlich es rytt i rlich vmbherp / z) besichtigen ire vnderthonen / ein fraw mit dem namen Herodias / etlich heissen sy fraw hulde / etlich frauw venus62 / die selbig laßt iren wirtin kolen oder sunst ander stückwerck von irem wagen / das wirt darnach z) golt vnd silber.63 Z) dem .vj. sind etlich / die hant etlich heymlich gemeyner bser geist64 / die inen etwan by tag erschinen.q Dise heissen etlich wichteln. Etlich nennen sy helckeppelin. Vnd sy glauben das in dem huß kleyn glück sey / wo solche tüfels gespenst nit erfunden wirt / vnd sy forchten auch mere solch bse geist z) erzürnen / dann got vnd die gantz welt. Z) dem .vij. Etlich wyber65 das sy den bsen geist mgen ¿ndenr / so gan sy hindersich mit dem rucken vmb die kirche / vnn so inen der tüfel bekumpt / so ergeben sy sich im z) einer büntnuß. Den mgen z) geschriben werden / die für ein bß glück das achten / so am morgen inen ein priester begegnet / vnd das inen kein (bels des halb an dem selbigen tag ge- [Bl. IXr] schehe / so zeichen sy sich mit dem crütz66. Z)m .viij. sind etlich / die sich dem bsen ¿nd vnder vnn vfÀegen / wie ich bald sagen wird. n o p q r

Virga diuinatoria Wie die vnhulden ryten Fraw hulde. Lares familiares wie die wyber den bsen geist s)chen.

Ȥ ȥ

B/C nent B add. vnd schlemmen – A entspricht DP (406,21f).

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DP „Maxime“ 406,16 DP „scobem“ (406,20); BS 1518, 314, „scopas“ – Münster übersetzt hier so, wie es nach Löscher, 593, auch in Luthers Manuskript stand. DP ergänzen „per annum circum vehi ac velut lustralem februum peragere“ (406,26f). DP ergänzen „ut etiam in latina lingua sit proverbium de carbonibus et auro, hinc forte natum“ (406,28f); vgl. Phaedrus, Liber Fabularum V 6 (Lateinisch-Deutsch hg. v. Friedrich Fr. Rückert und Otto Schönberger, Stuttgart 41987, 114f). DP ergänzen „velut lares familiares olim habebantur“ (406,30f). „wyber“ ergänzt gegenüber DP. DP ergänzen „quae [sc. mala] primo occursu sacerdotis sibi portendunt, magistro diabolo, futura“ (407,3f).

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1. Gebot

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Z)m .ix. sind etlich / die auch den sacramenten ein schmoch th)n mit ir tüfelsche boßheiten. Sy nemmen ysenkrut / keß vnd andre dings / binden es an die kinder die man tauffen wil. Das ysenkrut ist gar gemeyn z) solchen abergleubigen sachen. So sy es graben bruchen sy darz) etlich geistlich gespenst / darnach lassen sy es wyhen / vnd r)ffen darüber an gar freuelich den namen gots / und der lieben heiligen / wie sy villicht von eim bsen iuden gelernt hant. Ich wil hie nit sagen / wie etlich wyber mit heimlichem ding das von inen kumpt ein oß machen / das offt ein mensch dar von sterben m)ß von vnsinniger lieb / dem sy es ingeben hant. Etliche geben den wust den schwynen z) essen / das sy feyst dar von werden. Ich mcht hie auch sagen / wann die wyber rüdig oder mager kinder hant / so helffen sy inen mit diser wyß.t Sy hencken ein kessel mit wasser über das füer / setzen das kind darin / vnd lassen das wasser hübschlich erwarmen / vnd diewyl m)ß ein wyb by dem füer stan / vnd ein andre m)ß dry mal vmm das huß lauffen / vnd allmal durch das fenster fragen / was kochstu / so antwurt die by dem füer / ich koch alt Àeisch das es nüw werd. Item so sy die kinder hant entwent von dem seygen / so glauben sy / solten sy es wider seügen / so würd in künfftiger zyt ein mensch daruß der sich viler gots lesterung / À)chung vnd andre bse wort gebruchen würd. Ich mcht vil sagen / was apostützlerry die wyber bruchen / wann ein fraw in kindsbanden not lydtu / Do lesen sy mit grosser andacht die legend sant Margreten / ia setzen sy für dem lyden Christi. Etlich hencken der kindbetterin das niderkleit ires mans an den hals / vnd ander vil narheit tryben sy. Wyter sind etlich nerrin / so sy etwan im [Bl. IXv] schympff gehrt hant / hastu etwas verloren / vnd wilt es wider ¿nden / so gib ein alm)sen / mit namen ein warmm semmel / vnd leg gesegnet saltz daruff / so ¿nst du es von stund an. Der mit disen worten geschimpfft hat / der meynt man solt es also verstan / du solt vff das verlorn ding saltz legen so wirstu es ¿nden. Aber die wyber verstan es / man sol saltz vff dz alm)sen legen / wie sy dann drlich th)nt vß des ¿nds rat / der also vß dem gewychten saltz vnd alm)sen ein gespttv macht. Es sind auch andre wyber / die nemmen die st / die man vff sant Marxtag in der procession hat in die weg gespreyt / ziehen sy über die cker / die mit bonen vnn erbeßen ges het sind / darnach sind sy sicher das weder h(ner noch ander fgel den früchten schaden mgen th)n. Ich glaub es hab krafft / das das gefgel nüt darvon essen mag / ia verstand / diewil sy ob dem acker stan vnd die st darüber ziehen / nit lenger. Wer mcht doch erzelen alle lychtfertige / spttliche / lecherliche / üppige vnd abergleubige sachenw / domit das wybisch geschlecht vmbgat / vnd so lychtlicht z) verf(ren ist? Es ist inenȦ angeborn von der ersten Eva her / die sich auch ließ verf(ren von der schlangen. Vß disen obgemelten dingen / magstu ermessen die andren die inen glych sind. s t u v w

Verbena Werck wyber dorheit. O wie grosse nerrin. Hand Wyber lassen sich bald verfüren.

Ȧ

B add. solich nerrisch hantierung; C sy – A entspricht DP (407,35f).

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ANgesehen das etlich sind / die do nit glauben das die obgemelte ding etwan geschehen

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mgen / vnd widerumb etlich sint / die inen z)vil glaubens gebent bedunckt mich es sey noch etwas dar von z) sagen. ZV dem ersten / glauben etlich das die hexen vnd vnhulden nit mgen vngewitter machen / sch digen die crper / das ¿ch / kinder vnn andre g(ter. Vrsach Wann sy glauben nit / das sy solichen gewalt habent in die creatur gots / darz) werden solche ding nit verhengt von got / Įals sy meynenĮ den bsen geisten. Vnd wiewol sy glau- [Bl. Xr] ben / solche ding kummen all von got / han sy dannocht kein z)Àucht z) got / so inen deren ding eins widerfert. Darumb sollen sy wissen / das die bsen geist wol solchs vermgen / so es inen got nachlaßt.x Das n)n gn)gsamliche bwert mag werden vß der heiligen schrifft. Z)m ersten / stat geschriben Job am ersten cap. das das füer von dem himel abher gefallen ist / vnd knecht vnd vich im feld verderbt.67 Des glychen ¿el z) ein grosser sturmwint / vnd warff das huß z) boden / das alle Jobs kinder darunder tod bliben.68 Darnach schl)g der bß ¿nd den heiligen Job in synem lyb mit schwerem geschwer.69 Vnd entlichen fochtet er jn an von innen an der selen / das er jn in verzwyfÀung brechte.70 Das alles th t der tüfel / do es im gott het erlaubt / wie der text an dem ort mit vßtruckten worten anzeygt.71 Vnd das got die ding auch gethon habȕ / wißt die geschrifft an dem ort auch vß / das das füer gots sey gefallen von dem himel. Also sprach auch Job. Der herr hat mir das alles geben / der herr hat es wider genummen.72 Herwiderumm sprach gott an dem ort z) dem ¿nd. Sich / ich hab dir in dyn hend geben alles was er hat / vßgenummen / Du solt nit hand anlegen an syn leben.73 Mag n)nȖ der tüfel vß verhengnuß gottes füer vnd blitz von dem hymel werffen / vnd so vil übels an richten / warumb solt er nit auch yetzunt solchs vermgen / besonder so er des ein büntniß ingangen ist mit den sinen? Z) dem andern bezügt die schrifft am .lxxvij. psal. Das die grossen plagen kamen über dz Egiptisch folck durch die bsen engel.74 N)n waren die selbige plagen vil grsser weder die / die yetz geschehen durch die hexen. Z)m .iij. wievil zeigt vns an dz ewangelium / die von dem bsen fynd besessen waren? Item wievil selen verw(stet der tüfel teglich mit yrsel vnn sünden?y Ist es nit mere / verderben ein vntttlich sel / dann ein sterblich glid? Kan der tüfel das groß / als selen ver-

x y

Die bsen ¿nt mgen schaden z) fügen / wenn es got verhengt Der t(fel verderbt [D verfürt] vil selen

Į-Į B (als sy meynen) ȕ B add. oder nit on jn geschehen syn / – A entspricht DP (408,13). Ȗ B Vermocht n)n do z)mal 67 68 69 70 71 72 73 74

Hiob 1,16. Hiob 1,18f. Hiob 2,7. Hiob 7,11ff.;19,2ff. Hiob 1,12;2,6. Hiob 1,21;2,10. Hiob 2,6. Vgl. Ps 78,43–51.

1. Gebot

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derben / er [Bl. Xv] kan auch das do minder ist / als do ist / den lufft betr(ben oder am lyb schaden th)n.75 Z)m .iiij. Wer hat die heiligen m rtler verfolgt vnn gett / dann der bß ¿nd? Darz) nam er den herren / tr)g jn von der w(sten vff ein berg / vnd von dannen vff den vmbgang des tempels.76 Item wie die geschrifft sagt / Er strytet mit Michael vnd synen engeln.77 Z) dem .v. bewert das lyden Christi dise ding all / wann hat der sun gots erlitten so groß ding von dem bsen ¿nd vnn sinen glidern / so ist kein wunder / das er mag zerbrechen vnsere scheüeren vnd schlagen vnsere glidern / so es im got verhengt. Z) dem .vj. nymwar / wie got vilen bsen menschen verhengt gewalt z) mißbruchen die g(ter / rychtumm / gewalt vnd herschung / andern menschen z) schaden / vnd inen selb z) merung der sünd. Nit anders verhengt er auch den bsen geisten mißbruchung der creatur wider vns das wir dar durch gestrafft werden / oder vnderwisen. Es ist wol war / das on die verhengnuß gottes nit ein laub felt von dem baum vff das ertrich78 / vnd darumb f(gt vns der bß geist durch sich oder syne hexen ettwas bß z) / so ist es doch von gott also geordnet. Was g)t ist / das th)t gott durch sich selbs / das bß aber folbrengt er durch die bsenz Darumb sprach Job79 nit / der herr hat es geben vnd der tüfel hat es genummen / sonder Der herr der es hat geben der hat es genummen.80 ZV dem andernį sind etlich / die geben z)vil glaubens den hexen in irem handela / wann sy glauben das sy verendert werden in katzen vnd andre gestalt / vnd farn by nacht z) wirtschafften. Darvon schribt auch das geistlich recht .xxvj. q.v.c. nec mirum.81 Das sind luter gespenst des tüfels / vnd ist nüt an der sach / wie sy wenen. Sy faren nit.82 Des erzelt Johannes Keisersperg ein solchs exempel. Esb het ein prediger gepredigt / das der vnhulden wesen vnn [Bl. XIr] handel / so sy wenen das sy by nacht faren / in der warheit nüt were / das het ein alts bß wyb vermerckt / vnd das sy den prediger lügenhafftig m chte / berieff sy inen am obent salbet sich vnd setzt sich in ein becker trog / vnd ließ den prediger z)sehen. Vnd do sy dar von faren wolt / do entschlieff sy von stunden an / vnd im schlaff bewegt sy sich vil mit geberden des lybs / biß sy hinden nach von der banck aber ¿el vnn das haubt verwunt. Vnd als sy wider z) ir selbs kam ward sy überzügt vß der wunden vnd von dem fall / das ir sach ein luter gespenst wer / wiewol sy sich noch ber(mmt sy het wonderliche ding gesehen.83

z a b

Gott th)t das g)t durch sich selb / aber das bß durch die boesen. Anicularum metamorphosis. Hand

į

C ersten – A/B entsprechen DP (409,3).

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In den DP sind die letzten beiden Fragen in einer zusammengefasst (408,23f). Vgl. Mt 4,1–11; Lk 4,1–13. Offb 12,7ff. Mt 10,29. DP ergänzen in Klammern „ut. B. Augustinus ait“ (409,1) unter Bezugnahme auf Augustin, Enarrationes in Psalmos 103,4,7 (CChr.SL 40, 1526f,26–29). Hiob 1,21; 2,10. Decretum Gratiani C.26 q.5 c.14 (ed. Friedberg, Bd. 1, Leipzig 1879, 1032–1036). „Sy faren nit.“ – Ergänzung gegenüber DP. Johannes Geiler von Kaysersberg, Die Emeis. Dis ist das b)ch von der Omeissen, Straßburg 1516 (VD16 G 714 / Ex. BSB München Rar. 2241), fol. 36vb–37ra.

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Desglichen lesen wir auch in dem altv tter b)ch von einer iunckfrawen / die von yederman ward angesehen für ein k)w / vßgenummen den heiligen Macharium / der das gespenst wol erkant.84 Solcher gespenst geschehen z) vnser zytten gar vil / wie man dann vil hin vnd her dar von sagt.c Der bß geist mag sich wol verwandeln von einer person in ein ander / vnd gar obentürigİ betriegen vnser sinn85 / wie man auch lißt in der legend sant Andree / Das er erschin in gestalt einer hübsche frawen vnd bracht z) spot ein heiligen man.86 Also was auch ein rytter / der kam spat in ein herberg / vnn beducht jn wie er wer g)ter ding mit iungen dchtern / vnd seß vnder lüstigen spysen / aber am morgen do er sich vmmsahe / do lag er im tieffen kot / vnd stund sin roß gebunden an eim baum vnd het noch nüt gessen. Item ein anders das du magst mercken / das nüt an den sachen ist.d Wir lesen von dem heiligen bischoff sant Germano87 / do er vff ein zyt z) einer herberg inkerte / vnd yederman schlaffen wolt gan / do bereyteten die hußlüt den disch. Vnd als sy der heilig bischoff fragt / wem sy erst z) essen wlten geben. Antwurten sy / wie das ire nachburen in der nacht kummen würden. Der heilig man nam der sachen acht / vnd als sy kamen do [Bl. XIv] beschw)r er sy / vnd weckt vff den hußvatter vnd das ander gesind / fragt sy ob sy die gest kanten. Antwurten sy / ia. Do schickt er bald hin z) den hüsern von denen die gest kummen waren / ob sy doheym weren / do fand man sy all schlaffen in iren betten. Do ward kl rlich vermerckt / das die bsen geist kummen waren in gestalt der nachburen / vnd als inen gebot der heilig Germanus / do verschwunden sy all. Du ¿ndst vil abergleubige menschen / die sich mit disen worten nit lassen benügen / sy glauben ye / das die wyber verstelt werden in katzen / beweren es mit disem vrkunt. Es legt sich vff ein zyt ein kecker gesel in ein ler vnd vngehüer huß / do kamen by nacht z) im vil katzen darin / er l)get was er z) schaffen het / nam ein g)ten bengel / schl)ge ire vil wunte / vnd am nachgend morgen / so vil katzen er geschlagen het / so vil alter wyber sind verwunt funden worden. Z) disem geschicht sag ich / dz es entwar ein erdicht ding ist / oder ist etwas daran / so hant die bsen geist die wyber also geschlagen / mit dem man glaubt / sy weren in katzen gestalt vff der fart gewesen. Es mag wol geschehen das die hexen im schlaff wenen sy lauffen vmb / oder werden verwunt / so sy doch warlich im bett blyben ligen. Darz) mag sy der bß ¿nd warlich im bett verwunden / vnd bedunckt sy doch / sy haben die wunden vff irer reyß geholt / vnn also sol es auch verc d

Prestigie. Ein seltzam geschicht.

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B abentürig; C abenteürig

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Vitae patrum 8,19 (PL 73, 1110B–1111A). In DP folgt der Hinweis auf zwei Legenden, die sich um Sankt Martin und eine „Monia“ ranken (409,19– 24). Vgl. Jacobus de Voragine, Longobardica historia que a plerisq[ue] Aurea legenda sanctoru[m] appellatur siue Passionale sanctorum, c.II, Hagenau 1510 (VD 16 J 144 / Ex. BSB München 2 P.lat. 1644), fol. a5ra–vb (ed. G. P. Maggioni [Millenio Medievale 6 Test 3], Florenz 21998, 33,162–36,222; dt. übers. v. Richard Benz, Gütersloh 131999, 18–20). Germanus von Auxerre (um 378–448) – DP verweisen auf den Catalogus sanctorum VI,9, vgl. Petrus de Natalibus, Catalogus sanctorum [et] gestorum eorum ex diuersis voluminibus collectus 6,161, Straßburg 1513 (VD 16 P 1881 / Ex. BSB München 2 P.lat. 1081), fol. 135rb-va.

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1. Gebot

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standen werden / so sy sprechen / sy syent vff einem besen / ofengabel / oder kunckel geritten. Es hat sy also bedunckt durch des tüfels betrügnuß ZV dem .iij. schriben trefÀich lerer von den tüfeln / das sy sich den menschen mgen vnder oder ob legen in vnküschen wercken.f Also in gestalt einer frauwen mag er entpfahen eins manß samen / vnd darnach sich verendern in eins mans gestalt vnd mit einer frawen ein kint machen wiewol er des selbigen kinds vatter nit ist / sonder der / von [Bl. XIIr] dem er den samen entpfangen hat. Also lesen wir in der altv tter b)ch / das er erschyn in gestalt einer frawen / vnn het schier ein einsideln z) dem fall bracht.88 Es ist auch ein sag / der bß fynd hab sich an einem ort verwandelt in eins kinds gestalt / vnd säge so hefftig / das fünff wyber jn nit gn)g erseygen mochten. ZV dem .iiij. zwyfel ich an den / die do sprechen Sy faren vff mentelen oder faßboden.g Es mag syn / das sy ein kleine wyte faren Ob sy aber auch wyt faren / vnd das in einer kurtzen zit wie man sagt / das weiß ich nit. Das weiß ich wol / das der ¿nd mag dem menschen ein betrügniß in syn kopff werffen / das er meynt er far dohin z) sinem b)len vnd handel mit im / so er doch still ligt / vnn allein ein gespenst im hirn hat. Glychs vrteil fell ich über die / die von ferren her reychen spyß vnd tranck / vnd hindert nit / das sy hernaher die vorgesehen stett warlich erkennen / als hetten sy die mer gesehen / dann der bß geist mag dem menschen in das hirn drucken ein bildnuß / dardurch er weiß / wie ein stat gestalt ist / die er vor nie gesehen hat. Also halt ich das auch für ein gespenst / so der ¿nd etwan diener herz) bringt in menschen gestalt. Des hab ich daruß ein vrkunt / das man nit darff solche knecht ansprechen / anders sy verschwinden ȗvon stunden anȗ wie der rauch. Z) dem lesten ist es gewiß / das die ding die in dem cristal / helffenbein / oder nagel erschynen / betrügnuß syn des bsen ¿nds / wann er macht solch bildnuß / so es im verhengt würt / sunst nit / vnd wie das bewert ist / so vermag er das nit alwegen / noch auch vor yederman. Vß disen angezeigten gespensten / magstu lychtliche die andern vrteilen. Sy mgen nit all ire vile halb hie erzelt werden / darz) nymmt der plunder teglich z) / vrsach / die prelaten der kirchen l)gen nit z) Die obgenanten ding all sind dem bsen fynd nit [Bl. XIIv] hert angelegen / hat ir nit als groß acht. Aber grssern Àyß vnn kl)gheit kert er do an / do grsser geferlicheit isth / mit namen das er dem gem(t vnd verstentnuß ein irsal vnd blirres insenck / als dann geschicht den gelerten in der geschrifft vnd den frummen menschen in iren wercken / vnn deren betrügnuß Àißt er sich mer dann der lyplichen. Darumb auch der heilig Paulus im disen titel z) schribt / das er jn heyßt ein zerstrer der gem(t / vnd das er Evam betro-

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het er dapferliche in sy geschlagen. Incubi et Succubi. Vff mentelen faren. Der selen z) schaden ist der ¿nd geÀissen.

ȗ-ȗ C om. – C entspricht DP. 88

DP „ut recitat S. Ioannes primus Eremitarum apud Hieronymum“ (410,10f); vgl. Das Veterbûch, hg. v. Carl Francke, Paderborn 1880, S. 154–156 (V. 4191–4338).

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gen hat mit siner bßlistikeit.89 Item das er sich verwandelt in ein engel des liechts.90 In solcher gestalt schribt auch von im der heilig Ambrosius in einer predig / Nent jn vnd sinen anhangk vnsichtbare betrieger / die ire strick in all weg legen / die mer z) frchten sind dann hundert tusent91 td. Er heißt sy auch an dem ort / klein vnd groß vnd kriechende thier / der keyn zal ist. Des halb vnmüglich ist das der mensch sicher mg syn in synen wercken / sinnen vnd verstentnuß / er sey dann stets im selber argwenig / vnn frcht sich in allen dingen vnn wercken / wie dann der heilig Job thet. Aber leider wir sint yetzundt also sicher / groß vnd klein / gelerten vnd vngelerten / glych als wer der tüffel gestorben / das wir on end kriegen vnd haddern / vnd recht wllen haben in vnserm fürnemen / das wir vns darvon nit triben lassen. Ist kein wunder / got verhengt es vnser boßheit halb92 / das wir in solch irsal fallen. Mit dem sey gn)g gesagt von denen / die mit offenbarlichen vnd groben betrügnissen werden hinderkummen vnd verf(rtȘ. Von denen die in g)ter gestalt werden betrogen. FOlgt hernach wyter z) sagen von einem andern geschlecht / die diß gebott übertretten / vnd sind die die in g)ter gestalt betrogen werden. Deren synd zweyerley. Etliche übertretten an dem heiltumm / vnd ere erbietung der heiligen. Die andern erheben sich wider gott / irer wyßheit vnd gerechtigkeit halb. [Bl. XIIIr]

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yetzundt eret. ersten halb / werdent die lieben heiligen in zwen weg von vns geeret vnd anger)ffen. Z) dem ersten allein vmb zytlich vnd lypliche g(ter.i Vnd welche die heiligen also eren / die irren wann sy eren sich selbs in den heiligen / mit dem das sy iren nutz s)chen vnd nit gottes ere / vnd machen by inen die heiligen schier z) abgtter. Doch verwirfft der heilig Augustinus solche menschen nit gar / Er spricht sy syen dannocht besser dann die / die do s)chen zytlich g(ter durch gelübd vnn bündnuß / die sy mit dem tüfel machen.93 Dann es ist besser zytlich g)t von got begeren dann von dem bsen geist. Doch werden sy dar durch nit gelobt / ia sy sind nit recht christen. Es ist ein schlecht lob94 / ia ein groß schand / wann einer allein g)t gesprochen wirt / so man jn verglichtș den aller boßhaftigsten. Wiewol got (der auch den iungen rappen ir narung gibt) erhrt sy vnd verlihet inen was sy begerenj / als das by bracht mag werden vß der geschrifft. Z) dem ersten verlihe got dem lant Syria heil vnd friden vmb Naamans willen / wiewol er die abgtter eret.95

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Man sol die heligen nit eren vmm zytlich g)t. got erhrt offt die / die vmm zytlich g)t betten.

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B add. von dem tüfel – A entspricht DP (410,22). B helt gegen

89 90 91 92 93 94 95

2. Kor 11,3. 2. Kor 11,14. DP „innumerabilibus“ (410,36). DP „Sic meruit iniquitas nostra“ (411,5). Augustinus, Enarrationes in Psalmos 35,7 (CChr.SL 38, 326f,1–34). Quintilian, Institutio oratoria 1,5,71 (ed. L. Radermacher, Leipzig 1959, 39,8–13). 2. Kön 5,1–27.

1. Gebot

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Z) dem andern Do die Samaritanen ¿ngen an got z) eren mit iren abgttern (das doch got nymmer gefallen mag) do sind sy erlediget96 worden von den lewen / die inen schaden theten.97 Z) dem .iij. gab got dem Achab vnd andern vilen künigen in Israhel / die do abgttery triben vnd bß waren / manchfeltige überwintnüß vnd andere g)tth t bewiß er inen / vmb etliche werck die ein üsserlichen g)ten schyn hetten.98 Z)m .iiij. schribt sant Augustinus li.j.ciui.ca.viij. Das den Rmern verlihen ist das groß keisertumm durch etliche ire große tugent / wiewol sy sunst got nit gefallen mochten / [Bl. XIIIv] sy verdienten es allein vor den menschen.99 Z)m .v. übersahe got den iuden offt / wann sy die sünd vermitten allein durch forcht der pyn. Wiewol sy warent allwegen ein bß irrisch folck / an denen gott kein gefallen het.100 Z) dem .vj.k wendt gott auch z) vnsern zyten dick ab pestilentz / krieg / vnd hunger allein durch besserung die mit forcht wirt angefangen / oder durch ein gezwungen b)ßwirckung / die doch gott nit gefelt / wann sy nit ein halb b)ß ist / das magst du daruß nemmen / So bald die straff vffhrt / von stunden an laufft man wider z) den fordrigen boßheiten / etwann z) bsern. Alle dise / glych wie sy got eren / vnd recht leben vmm zytlichs g)ts willen / also entpfahent sy auch hie iren lon. In glycher maß th)nd wir auch mit den heiligen gottes / wir eren sy vnd r(ffen sy anl / diewyl vns der schenckel oder dz haupt wee th)t / oder diewyl wir kein gelt mer im sekkel haben. Vnd wiewol dise ding vns vnnütz sind / vnd vor gott dorlich geachtet werden / dann sy Țweder im / noch sinen heiligen gefallenȚ / so dienen sy doch z) der ere gottes / der vß allen dingen ettwas g)ts nemmen kan. Ja er hat vß siner natur / das er den doren / gotslesteren vnn sin ¿nden g)ts th)t / er gibt regen den danckbaren vnd vndanckbaren101 / vns domit z) leren / das er oder sine heiligen vmb solch schlechte ding nit geeret sollen werden / angesehen das er semlichț ding verlyhet überÀüssigliche den bsen menschen / die jn weder bitten noch eren. Wie und warumb man etlich heiligen yetzundt eret. DAs du ein klarern verstant habest diser ding / so wil ich etlich heiligen für mich nemmen / vnd wie vnchristlich sy geeret werden anzeygen. Z) dem ersten / eret man sant Antoniumm für das schedlich füer / den man sunst nit ansehe / wann er in der sachen nit [Bl. XIVr] behülfÀich were. Ja etlich eren jn mer dann billich ist / das dasȜ sy glauben / er vermg vß sinen krefften oder vß gabe im verlihen /

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Zwungen b)ß gefelt got nit. wir r(ffen die heiligen an diewyl vns not angat. Sant Antonius

Ț-Ț ț Ȝ

B gefallen weder jm noch sinen heiligen C söllich B/C om.

96 97 98 99 100 101

DP „liberati“ (411,24). 2. Kön 17,24–41. 1. Kön 16,28ff. Augustin, De civitate dei 1,8 (CChr.SL 47, 7f,1–47). Ri 2,11–19. Mt 5,45.

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solch hilff z) bewisen / vnd das er nit ein fürbitter sey vnd von got das erlang. Vnd darz) s)cht man also dise gnad allein by dem heyligen / Glych als vermcht gott sunst durch kein andern heiligen das verlyhen.n Aber niemant laufft dem heiligen man z) / von im z) begeren die innerlich freüd vnd tugent / so er an im hat gehabt / von welchen dann sin legend sagt / von dem füer sagt sy gar nüt. Z) dem andern102 eret man sant Sebastianumo / wann er allein mag abtriben die pestilentz / doch hat er kurtzlich zwen gesellen z) im genummen / sant Martinum vnd Rochium. Deren lieben dry heiligen menner heiligkeit vnd glauben begert niemant nach z)folgen / nummenȝ das sy vns beh(ten von dem gifftigen lufft. Vnd als mich bedunckt / so schriben wir vilen heiligen z) / das sy beschirmer wider die ding oder kranckheit sindp / deren namen mit iren namen z) samen stimmenȞ. Als sant Tonij vff welsch103 / ist sovil gesprochen als heilig füer / vnn diewyl Anthonius dem welsch wort glychformig ist / hat man jn über das heylig füer ein fürbitter gesetzt. Also ist es mit peste (das ist vff welsch pestilentz) vnnd Bastian / glych als were er allein wider dise sucht vermglich / so do doch syn legend nüt daruon sagt.104 Man r(fft yetz auch Àyssiglich an sant Rochium / glich als kn er von vns wenden den rach vnd zorn gottes105. Z) dem .iij. setzt man für sant Valentinq dem fallende siechtagen / vnd das darumb als michȟ bedunckt / das syn nam vnd das tütsch wort vallen glych luten.106 Also auch hant die aberglaubigen wyber sant Vincentz verordnet / das er die verloren ding wider sol helffen vindenr / wann Vincentz vnd vinden luten einander auch glych. Vnd es ist keyn wunder / das gott dise ding verhenget / vnd [Bl. XIVv] auch syne g)tth t darz) verlihets / vnd die kirch bestetiget es / nemlich das von dem heiligen Antonio / dann wie ich gesagt hab vor mals / got acht für wenig dise ding z) geben / so er sy auch syn ¿nden verlichet. Darz) laßt er dise menschen die also dorecht sind oder klein im glauben / sich erfreüwen mit disen erlangten g(tern / angesehen das sy nit grssern wyrdig oder entpfenglich sind. n o p q r s

Die heiligen vermgen n(t von inen selb. Sant Sebastian vnn Rochius Wie die heiligen herren sind (ber die kranckheiten. Sant Velten. Sant Vincentz hilfft vinden. Gott verlihet die ding.

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C nur B add. / oder ein glychen lut han – A entspricht DP (412 Anm. 18). B add. aber – A entspricht DP (412 Anm. 18).

102 Die Übersetzung folgt in diesem Abschnitt der lateinischen Druckfassung von 1518, die auch in die Basler Sammlungen von 1518 (Bl. 323) und 1520 (Bl. 168) übernommen wurde, während Luther im Druckfehlerverzeichnis des ersten lateinischen Druckes darauf hingewiesen hat, dass er diese Stelle am liebsten gestrichen bzw. erheblich modi¿ziert sehen wollte (vgl. WA 1, 412, 18 Anm.). 103 DP „Italica“ (412,18 Anm.). 104 DP ergänzen „Unde et in Italia hii duo prae caeteris non secus honorantur ac si inter gentes videres numina laeva placari.“ (412,18 Anm.) 105 DP „Iam sanctus Rochius nomen habet, quod alemanice vindictam sonat et iram, quasi ipse ideo utilis sit vindictam dei avertere, quia Rochius vel vere vocatur vel ¿ngitur.“ (412,18 Anm.) 106 DP „Morbi caduci praefectus: quem cum nihil legimus egisse cum hoc morbo, prope iurarem ex allusione germanica eum in huius auxilii sortem venisse“ (412,20–22).

1. Gebot

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Z) dem .iiij. helt man yetzundt sant Christophorum also erlicht / das im kein apostel glich syn mag / wiewol syn legend gantz argwnig ist vnd wenig daruff z)halten.107 Noch wie vast man jn eret / so eret man jn dannocht nit / das er den menschen verzyhung der sünd / glauben / vnd gnad gottes erwerb / sonder wie man an die wend z) synem bild schribt / welcher jn am morgen ansicht / der lachet z) obent / vnd mag im weder der bß ¿nd noch der gehe tod108 schaden th)n. N)n l)g hie dise groß bubery.u Z) dem ersten / das man dem gemolten bild solch krafft gibt / das doch nüt vermag / ia die heiligen mgen vns nüt erwerben on vnsern glauben Z) dem andern wlt ich gern wissen / wie es doch bewert were / das das bild sant Christopori solichs vermag. Also gat es z) / so die bischoff vnn priester109 schlaffen / oder des gytz acht hant / so kumpt ein gantzer blonder der abergl uben in die kirch / dann nyemant verhindert es. Ƞ Z) demȠ wlt ich gern wissen warumb einerz) obet lachet / der das bild an dem morgen gesehen hat. Was geschee wanneiner es by nacht anschauwet? Oder hat erʌ syn krafft also dem morgen gesicht angebunden / das der inen vergebens ansehe / der z) spat k me / oder am morgen syn vergessen het? Z)m .iiij. warumb lachet nit der alweg der sinem glauben nach folgt / oder warumb erfrewt sich nit mit jm / der mit im gelitten hat? Neyn sy folgen im nit nach / die doch dise ding suchen vnd begeren.110 Z) dem .v. warumb lachen [Bl. XVr] dienit auch / die das crütz christi anschauwen / von welchem doch die heilig schrifft sagt? Oder ist dz bild Christophori besser dann das crütz Christi / das doch allein ist ein Christophorus / das ist gesprochen / ein christ trager. Z) dem .vj. ist das das aller bßt / das die menschen lieb haben / eren / anschawen vnd mer vertruwen in die heiligen dann in Christum.v Do mit zeigen sy an / das sy got nit loben in sinen heiligen / sonder sich selbs / darz) s)chen sy nit die ere gottes / sonder iren eigen nutz / vnd das dannocht offenliche vnd vnuerschemmt. Es wer vil besser man folgt den heiligen nach in einem g)ten leben / vnd würd selig durch ein gehelingen tod / weder das man inen nit nachfolgt vnd mit einem natürliche tod verdampt wirt. Ich halt das die ryterȡ vnn edelen disen heiligen z)m ersten haben erfunden wider den gehen111 todw / der im krieg gar geferlich ist / nemlich so die b)chsen erfunden sind. Doch sollen dise gedencken das vil auch sterben des steende tods / vnd nit allein des gehende tods. t u v w

Merck wie man mit sant Christofel vmmgatt Was man sant Christofel bilt z)schribt. Mere vertr)en in die heiligen dann in Christum. Sant Christofel der r(ter patron.

Ƞ-Ƞ C Zumm driten – C entspricht DP (413,21). ʌ B om. – A entspricht DP (413,22). ȡ C Ritter 107 DP „ut nullus Apostolorum sit cum eo conferendus, etiam si in media Biblia eius gesta scribantur“ (413,7f). 108 DP „mors subitanea“ (413,13). 109 DP „sacerdocium ecclesiae“ (413,19). 110 DP ergänzen „Absit etiam, ut illa quaerant aut ita quaerant qui imitari volunt.“ (413,27) 111 „Jähen“ – In DP folgt die Erläuterung „teutonice ,geende todt‘“ (414,1f).

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Z) dem .vij. werden die menschen vß dem dienst der heiligen gantz sicherx / leben on die forcht gottes / so sy doch mere dardurch gereytzt solten werden z) der forcht gots vnd z) der b)ßfertikeit. Darz) solt inen der heiligen dienst in schlagen die gedechtnuß des tods / vnd anzeigen das z)künfftig leben. Aber es ist darz) yetzunt kummen das man die heilsamm ding Àücht / vnd allein gegenwertige trstlich ding s)cht.112 Es wer schier not dz Christus syn wort im ewangelio widerr(fft (so er spricht / Wachent wann ir wissent nit den tag noch die stund)113 dann wir haben yetzundt Christophorum erfunden / der wacht für vns so wir schlaffen. Ja durch jn werden wir versichert ein gantzen tag ich wil geschwygen einer stund. Wann Christophorus z) sinen zyten auch ein solchen g)ten heiligen vnd beschirmer hett gehabt114 / das er ein gantzen tag sicher gewesen wer wenn [Bl. XVv] er syn bildȢ het angesehen das jn got nit het geschlagen / wie wer er z) der marter kummen? Darz) sichstu kumpt yetzunt vnser heiliger dienst115 / das wir dardurch gott syns gewalts berauben / in dem / dz er die nit mag tdten mit wasser / füer oder andere creatur / die Christophorum hant an den tag angesehen. Der fünfft heilig den man yetzunt eret ist sant Lorentz.y Dem fastet man das er das huß von dem füer beh(t. Darz) laßt man vff syn fest nit ein füncklin füers in das huß kummen / sonder in einem andern huß kocht man mit dem füer. Vnd also frchten sy vnd eren das füer mer dann sant Lorentz. Oder han villicht das daruff / diewil er im füer gebraten ist / so haßt er es / vnd darumb so er es sicht an sinem fest / mcht er gedencken der marter / die im darvon geschehen ist / vnd also sich rechnen an denen die es by inen behalten an sinem tag. Wann das ware wer so solt kein christen mensch ymmer ein füer anzünden. Meynstu das er ein herr über das füer worden sey darumb / das er es hat überwunden? Sag mir eins / Hat er nit auch den bsen geist / die sünd / die welt vnd das Àeisch überwunden?z Vnd warumb eret man jn allein für das füer? Warumb erest du jn nit auch / das er dich beh(t vor heilosigkeit / zorn / hoffart / vnd grim / die er im keiser Decio vnn sinen dienern überwunden hat / vnd yetz in dir auch überwinden mag mit synem fürbitten? Sprichstu. Man ¿ndt by den andern heiligen dise ding auch / Aber sant Lorentz nimpt besonder des füers acht. Doch hat man im auch ein gesellen z) geben Florianuma / des namen vnd leben nyemant bekant ist / anderst dann das man jn gemalt ¿nt / wie er das wasser vßgüßt in das brennende huß / mit dem hant dise menschen gn)g / s)chen nit wyter. Ich fürgang die andern heiligen / wiewol sant Vitb sin teil auch hat in dem elenden tantzen und springen. Des glichen sant Erasmusc ist der gytigenı [Bl. XVIr] vatter / so ferr

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Wie man den heiligen dienet warumb sant Lorentz wirt geeret S.Lorentz hat nit allein das füer überwunden. S.Florian ist auch wider dz füer. Sant Vyt. S.Erasmus

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B add. am morgen – A entspricht DP (414,12). C geitzigen

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DP „At illi solum, ut fugiant haec et teneant illa.“ (414,8) Mt 25,13. DP „Christophorus alium invenisset Christophorum“ (414,12). DP „siquidem eo usque tandem haec iam non in¿rmitas sed impietas procedit“ (414,14).

1. Gebot

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das er geeret wird mit bestimpten gebett vnn liechtern / dann so gibt er rychtumb mit huffen / er hat sunst nüt z) schaffen. Sant ludwigd barf(ser ordens116 / hat ein mal in sinem leben bß bier g)t gemacht / ietzundt so er gestorben vnd selig ist / so m)ß er vnser bierbrüwer syn / vnn kein anders. Sant Wendeling ist ein g)ter hirte / er ist nützer wider die wlff / dann alle hund. Do er noch lebte / do h(tet er allein syn vich / yetzunt so er gestorben ist / so m)ß er yedermans hirt sin. Also gan wir mit den heiligen vmb das wir vns nit schemen vnder die heiligen vß z)teylen die geschefft der zytlichen g(tern / glych als werent sy vnsere knecht. Ich mcht sprechen / das mit dem plunder der abergleubiger mißbruch schier widerumb von vns christen wird angericht das br)derm)ßIJ der manchfeltigen gtterf / die vor zyten die Rmer im tempel Pantheon ereten. Vnd hant darz) kein ander ansehes darin / dann das wir nummen hie g)t leben habentȣ. Mich beduncket es sey nit on not / das ich auch etliche heiligeij wyber hie her bring / vnder welchen ist sant Annag die nüweste vnd elteste. Vnd wiewol ir legend argwenig vnd nit gewiß ist / so gefelt sy vns dannocht. Darumb / das sy kurtzlich angenummen ist vnd noch nüw ist. Was alt ist vnd gewisse kuntschafft hat / ab dem hat man ein vrdrutz. Das macht auch das vns sant Anna lieber ist / sy kumpt nit lere / sonder beschert vns rychtummh / wir sehen sy sunst nit an / wann sy vns arm)t z) brecht. Z)m andern setzen wir sy schier über die m)tter gottes. Also müssen die alte fest den nüwen wychen / dann was do nüw ist / das began wir herlich / nit mit einer rechten andacht / sonder hengen nach dem vnberichten gemeynen folck. Z)m .iij. ist offenbar das man sy hat angefangen also z) eren vmm die rychtumm / vnn darz) hat vrsach geben die argwenig117 legend [Bl. XVIv] von ir beschriben / do man lißt von einem verarmteȤ spyler / dem wider von dem hymel ȥsolt geholffen synȥ z) der rychtumb. Vnd das allein hat vsserzwickt das schalckhafftig gytig aug. Alle andre fest / ia auch der heiligen apostolen / müssen dem fest der heiligen m)ter sant Anna wichen / vnd man helt nit also vil vff ir fest / wann sy hant gelert arm)t / aberi dise selige m)tter gibt rychtumm. Wann doch dise menschen eins theten / wlten sy rychtumm von sant Anna begeren / das sy darneben auch s)chten die ding / die dem geist z) gehren / wie die christlich kirch etwan in den collecten th)t Ja meynen sy es sind sunst vil heiligen / von denen man begert geistlich g(ter / von diser müssen wir zytlich ding begeren

d e f g h i

S.Ludwig ist [C om.] für das bier. Sant Wendeling m)ß vnser hirt syn. Lerna superstitionum. Sant Anna. S.Anna wirt geeret vmb rychtumm. Hand

IJ ȣ ij Ȥ ȥ-ȥ

B ploddermuoß – DP „Cahos“ (415,5). B add. vnd g)ts gn)g – A entspricht DP (415,6). C om. – A/B entsprechen DP (415,6). C verdorbnen – A/B entsprechen DP (415,7). B geholffen ward – B entspricht DP (415,17).

116 Ludwig von Toulouse (1274–1297). 117 DP „Apocrypha illa et vehementer suspecta legenda“ (415,15f).

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Die ander ist sant Barbara / von dereȦ legend andre vil legenden gedichtet sind / nemlich sant Katherinj / Dorothe vnd Margret. Welche sant Barbaram andechtiglich eren / die s)chen das dar mit / das sy nit sterben on das sacrament. Es ist nit gar z) verwerffen. Die andern begeren / das sy nit in geferlicheit kummen in irer geburt Dann man lißt / das die heilige marterin dise ding vnd andre mer begert von got hab in irem abscheit / das der mensch dise ding erlangt / so er ir gedechtnuß würd by im tragen. Z) dem ersten / ist dise legend vnbekant vnd argwenig / nemlich so man schribt / sy sey vnderricht worden von Origene / vnd Eusebius schribt doch gar nüt von ir. Des glychen ist niemant / er hab dann kein witz118 / der do nit helt das sant Katherine legend mit vil freuelen worten vermischt ist.k Das wundert mich nach mynem beduncken / ob die heilige m rterin vmm Christus willen bereyt z) sterben / haben gehan solche eregytikeit119 / das sy begerten geeret z) werden von den menschen / oder ob sy gewißt hant / das dar z) kummen würd / das man sy also eren wurd. Darz) nym des auch acht (wie die argwenige legenden sagen) in irem tod [Bl. XVIIr] hant sy nit gebetten für ire diener / das sy gerecht vnn selig wurden / sonder das sy erlangten rychtumb / gesuntheit / vnd sicherheit / welche ding alle sy durch den tod hant verschmecht / glich als hetten sy andern menschen mißgnt die ewige g(tter z) welchen sy in irem tod gingen. Doher kumpt es / das man sant Barbaren vnd andere glicher heiligin lyden Àyssiglicher bedenckt / dann das lyden Christi / Das doch aller andere heiligen lyden krefftig macht. Wir Àyssenl vns glich / in den dingen blint z) sin / so wir doch griffen mchten / das yetzunt in der christenliche kirchen die heiligen mer geeret werden / deren legend mere von fabeln vnn zytlichem nutz sagen.120 Zuo dem .iij. Sind sant Juliana vnd Otiliam augen rtzin. Es eret sy sunst niemant dann die augen wee hant121. Es ist etwan villicht einmal ein wunderwerck durch sy geschehen122 / das wllen wir yetzunt haben für ein stiff recht / das mich schier bedunckt syn ein vers)chung gottes. Sant Appoloniamn eret man auch on vnderlaß wider zen wee / vnn sunst nieren für. Niemant faßt z) hertzen ire langwirige iunckfrowschafft vnd inbrünstigen glauben. Sant Scolasticao hat z) gebietten (wie man von ir helt) über das donnern. Kurtz der glauben regnirt in den wybern / das sy halten ein yetlicher heilig sey mechtig vnn geweltig über die ding / domit er etwan vmbgangen ist. So haben wir yetzunt auch priester / die solch aberglauben nit abtriben / nemlich wann sy ein nutz darvon schmecken z) überkummen. j k l m n o

Sant Barbara vnn Katherina werden vngschicklich geeret. Man legt sant Katherinen vnbillichs z). Hand Sant Otilia Sant Appollonia. Sant Scolastica.

Ȧ

B welcher

118 Horaz, Sermones 2,2,89 (Opera, ed. D. R. Shackleton Bailey, München/Leipzig 42002 [BiTeu], 214). 119 DP „tantam arrogantiam vel habuerint vel simulaverint“ (415,35). 120 DP ergänzen „Feramus ergo nos quoque illorum in¿rmitatem, donec erudiantur et formentur in meliorem sensum.“ (416,5f) 121 DP ergänzen „nec plane propter aliud quam oculos“ (416,8). 122 DP „volentes ex semel facto miraculo ius naturale et infallibilem consequentiam facere“ (416,8f).

1. Gebot

37

Vnd wie ich gesagt hab / got verhengt die ding / vnd verlihet was man von im in der gestalt begert / nit das es etwas groß sey / sonder vß siner g(te reytzt er / do mit die vnuolkummen z) besserung / vnd belont die vnwirdigen / die vß farlessigem gem(t nit wissen z) begeren die besseren vnd ewige g(ter / die dem waren gott z)stan mit z)teylen / vnd dem ein wolgefallen ge- [Bl. XVIIv] schicht / so man solch g(ter von im begert. Die menschen die got vnd sine heiligen recht erenp / die s)chen z) dem ersten die glori gottes in den heiligen / vnd darz) wie sy inen nach folgen123 / darumb begeren sy nit solch lyplich ding / ia gott entzücht inen offt die üsserliche ding / dz inen allein die geistliche ding anm(tig syent. Vnd wiltu erkennen124 die waren gottes diener von den geschrifftenq Į / so l)g welchen üsserlich ding werden entzogen / vnd welchen die rychtumm werden gemeret. Dann wie gott verlihet der üsserliche gerechtikeit üsserlich g(ter vnd entzücht die innerliche g(ter / also gibt er der innerliche waren gerechtigkeit geystlich g(ter vnd nimpt hinweg die zitliche. Das magstu125 in allen heiligen br(fen / die gott hat entladen der zytlichen g(ter / z) dem minsten in der begird126 / die nit daruff verhafft ist gewesen. Die aber allein got dienen vmb zytlich ding / die verdienen allein vff dem ertrich / vnd nüt im hymel. Vnd th)nd daran recht / das sy nit solch ding von dem boesen ¿nd begeren. Also ist auch z) besorgen / das got vil priester vnd geistliche hie belone / die er ryliche spyset / die ir leben lang sunst nüt th)n / dann die tagzyt mit einem kalten vnd vnwilligen hertzen verbrengen / vnd meynen dannocht sy haben darmit got gn)g gethon / darumb ist z)besorgen / gott th) inen auch gnuog / so er sy hie mestet wie die hußfgel. MOechten mir hie etlich widerstreben / ich sy z) freuel / das ich verbiet / man sol die heiligen in lyplichen nten nit anr(ffen / so doch die kirch in den collecten bitt z) erledigt werden / durch der heiligen fürbit von ferlicheit lybs vnd sele127. Z) dem andern sprechen etlich / sy haben ein g)t meynung darin / sy s)chen zytliche g(ter von den heiligen / das sy dardurch dester bequemlicher die geistlich g(ter erlangen / das sy lang leben in gesuntheit vnn besser werden128. Z) dem dritten (wie Joannes Gerson auch [Bl. XVIIIr] helt129) meynen etlich / es syen solch gaben im hymel vnder die heiligen vßgeteilt / z) glycherwiß wie sy vff erden han gehebt mancherley gaben des geists / von den der heilig Paulus schribt .j. Cho.xij.130 Antwurt.

p q

Wie man got vnn syne heiligen recht eret. wie man die rechten diener gots erkent

Į

B gestifften – DP „falschen“ (416,26); vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182).

123 124 125 126 127

DP ergänzen „sicut facit ecclesia in suis collectis“ (416,23f). DP „cognoscuntur et discernuntur“ (416,25f). DP „patet“ (416,30). DP „non in effectu, tamen in affectu“ (416,30). DP ergänzen „ut ibi ,et ab adversitate liberemur in corpore et a pravis cogitationibus mundemur in mente‘“ (416,39–417,2). 128 DP ergänzen „ut poenitere et boni ¿eri possint“ (417,4f). 129 Johannes Gerson, De oratione et eius valore 1, III, 249 (Œuvres complètes, ed. Palémon Glorieux, Bd. 2, Paris 1960, 170f). 130 1. Kor 12,1–11.

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Z)m ersten / wirff ich inen das für / Am allerersten s)chen das rych gottes vnd sine gerechtigkeit / vnd dise ding werden üch alle dar geworffen.131 Vnd wyter spricht Christus. Die heyden s)chen dise zytliche g(ter.132 Sihe / heißt sy Christus heyden / die solch g(ter s)chen / so meyn ich es sey mir erlaubt sy schwach christen z) nennen / oder farlessige menschen. Z)m andern / verbiet ich nit die heiligen anz)r)ffen vmm zytlich g(ter / das verwirff ich aber / das man allein zitlich g)t s)cht / vnd nit achtet irer tugent vnd g)ten exempeln. Zeyg mir ein heiligen im himel / den man also fast ere133 vmb dem(tikeit / oder andre tugent / als man eret sant Veltin für den fallende siechtag. Z)m dritten beken ich das die kirch in der letany bitt für blitz vnd donner vnd ander vngewitter vnn lypliche nottürfftikeitr / aber sy helt rechte ordnung / wann z) dem ersten begert sy barmhertzigkeit vnd verzyhung der sünd. Ja auch sant Paulus wil / das wir bitten sollen vmb fryden vnd ruow in vnserm leben.134 Th) du im auch also / so würstu leben / vnd wirst nüt von mir hren das dir widerig sin mcht. Z)m .iiij. beken ich / das den schwachen im glauben zimpt z) bitten vmb gesuntheit vnn lenger leben / das sy besser werden. Aber merck hie zwey ding. Welcher meynstuȕ be¿nt in im ein solch rein hertz / dz er solche lyplich ding beger mit einer einfaltigen meinung? Die erfarnuß zeicht an / das das grsser teil der menschen went für ein erdichtȖ besserung lengers lebens.135 Dann gemeinlich werden die bser / die sich mit iren vngestümme bitt von der straff gottes erlediget habens / vnd gott gibt darmit gezügnuß vnser dorheit / das wir so dorecht sind / das wir nit erkennen / soį [Bl. XVIIIv] vns got strafft / so macht er vns gesunt / vnd so er abzücht syn hand von vns nach vnser begird / so laßt er vns kranck lygen. Z) dem andern / wiltu din leben bessern / so magstu das nit nutzlicher th)n / dann das du in der straff (die do ist die recht besserung vnd artzny des lebens) verharrest biß in tod. Wann dise besserung des lebens felet nit / angesehen das sy nit vß dir sonder von gott ein vrsprung hat / der vil geschicklicher mit dir handeln kan / dann du begeren magst. Ich mag nit gn)g erzelen wie das so ein wyrdigs leben ist / so einer etwas z) lyden hat.t 136 Wir sind doren wann wir vermessen vnser leben z) bessern in vnser gesuntheit / vnd nit erkennen das in der kranckheit vnser leben schon hat angefangen besser z) werden / vnd lyden übels wyt übertrifft g)ts wircken. Darumb solt man die christen menschen vnderrichten / das sy die kranckheit nit mit vnwillen tr(gen / sonder auch begerten das der tod bald k m.u Dann wie der heilig Cyprianus spricht / Es ist nüt nutzr s t u

Die kirch begert zytliche g(ter. Ein seligs ding hie von got gestrafft werden Lyden tr(bseligkeit / ist ein wirdigs leben. Die christen sollen des tods begeren.

ȕ Ȗ į

C add. der B add. vnn gestift – A entspricht DP (417,27). B wenn

131 132 133 134 135 136

Mt 6,33. Mt 6,32. DP „tantum habeat concursum, cultum et nomen“ (417,17). 1. Tim 2,1f. DP „Quod maior pars simulet potius emendationem vitae, exitus probat.“ (417,27) DP formulieren in Form einer rhetorischen Frage (417,35f).

1. Gebot

39

lichers einem christen menschen dann bald sterben.137 Aber wir hren lieber den heyden Iuuenalen / der do spricht. Man sol bitten das ein gesunts gem(t sey in einem gesunden lyb.138 Nit leret also der heilig Augustinus. Wann wir gesunt sind / so w(tet in vns die sucht der bsen begirlicheit.139 Nit sag ichv das man s)chen sol kranckheit oder lyden / sonder wann sy got vns z)f(gt / so sollen wir sy annemen / als ein g)ten botten gottes. Z) dem .v. sind wir wol durch got versehen / das man etlich heiligen frchtet als rachseligen / vnd das vmb der herten vnd verstopfften hertzen willen. Als dann ist sant Antonius / vnd etlich andern mer / die got mer verordnet hat den boßhafftigen ein forcht in z)schlagen das sy bekert werden / weder das man in lyblichen bresten z) inen lauffen sol140. Haben wir ein g)te z)uersicht z) got / so hat es kein not wir werden kummen z) der geselschafft der lieben [Bl. XIXr] heiligen. Z) dem .vj. weiß ich wol / das etlich halten141 / wie die heiligen hie mancherley gaben des geists haben gehabt / also sind sy ietzunt auch im hymel mit vnderschiedlichen hilffgaben begabt / sy beweren es aber nit gn)gsamlich / anders dann mit diser vrsach / Haben sy gehan hie mancherley krefftiger wirckung / so solten sy es billich auch im hymel haben etc. 142 Das ¿nd ich wol / das die kirch nit spricht. Sant Paule heyl myne wunden / sonder bitt für mich. Darumb ist z)wissen / das alle heiligen all ding vermgen vnn got gibt dir alsovil durch sy / als vil du glaubst z) entpfahen. Darumb befell alle din sachen dem heiligen der dir am aller anm(tigstİ ist / doch für all ding befel im din sünd vnd notturfftikeit der sele.w Also th t sant Cecilia / die rieff an in ir hochzit alle heiligen z) beh(ten ir küscheit. Vnn so sant Augustin in einer epistel schribt / das got etwan durch ein heiligen / oder an einen ort etwas th)t / das er in einem andern nit th)t143 / das verwirff ich nit. Niemant weiß den rat gottes / wie er syn gaben vßteilt / so teilt er sy recht. Es stat darumb dir nit z) / nach dinem fürnemenȗ vnder die heiligen geschefft vßteilen. Er spricht nit / das die marterer vnderschiedlich gaben entpfangen hant in der glory / sonder spricht. Got hat nit wllen das do geschehen in allen gedechtnuß der heiligen / die ding die in disem geschehen etc. Vnd wiewol als vor gesagt ist / gott duldet die vnuolkummen / die allein lyplich ding begeren von den heiligen / vnd th)t inen nach irem willen / so sollen wir doch die christen recht vnderwysen / vnd z) der volkummenheit geleiten / vnd diex ding leren die do heilsam vnd verdienstlich sind / das sy nit vß

v w

Merck eben. Wie man sich den heiligen befelen sol.

İ ȗ

C angnemesten B add. vnd gefallen – A entspricht DP (418,31).

137 138 139 140 141 142

Cyprian, De mortalitate 5 (CChr.SL 3A, 19,69–83). Juvenal, Satvrae 10,356 (ed. J. Willis, Stuttgart/Leipzig 1998 [BiTeu], 150). Augustin, Contra Iulianum 3,14,28 (PL 44, 716). Ergänzung gegenüber DP ab „die got mer verordnet hat“. DP „Scio novam illam opinionem eorum“ (418,13). DP formulieren „nisi arguendo a simili, quod argumentum in iis quae sunt ¿dei est nocentissimum“ und ergänzen dann „Quid enim aliud facit diabolus, quum in angelum lucis sese trans¿gurat , quam quod arguit a simili? aut quot errores in ecclesiam inundaverunt sub nomine Christi et sanctorum eius, sub specie sanctitatis, sub pia (ut dicitur) intentione et zelo Catholicae ¿dei, id est, a simili! immo quot veritates reiiciuntur sub pietate aurium nimis tenera, sub nomine schandali!“ (418,17–21) 143 Augustin, Epistulae 78,3 (CChr.SL 31A, 84,48–86,88).

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irsal fallent / vnd vß den heiligen abgtter machen. Es stat kein verdienst darin / so der lyb geheiltȘ wirt / oder das gelt gemeret / es ist mer ein kranckheit vnn drfftikeit. Wissen aber z) s)chen verdienst do er gefunden wirt / das ist nit [Bl. XIXv] ein kleine fürsichtikeit. Vnd dise obgemelte ding syent gesacht von der lyplich vnd üsserliche ereerbietung / so den lieben heiligen geschicht. Von der innerliche ware ereerbietung / so den heiligen geschehen sol. ZV dem andern werden die heiligen recht vnd innerliche geeret. Vnd diser dienst vnd ere stat z) dem ersten im lob des hertzens / darnach von vssen im mund vnn wercken. Vnn also wirt gott gelobt in den heiligen vnd die heiligen in got. Wie geschriben stat im psalter. Lobent got in sinen heiligen / lobent jn nach siner übertrefÀichen grsse.144 Also schribt Paulus z) den Gal .j. das im die ersten christen also gethon haben. In mir spricht er lobten sy got.145 Also th t der prophet im psal. Herr ich wil dich veriehen in mynem gantzen hertzen in dem rat vnd versamlung der gerechten. Groß synd die werck des herren / geforst nach aller ir begerung ș(ita in Hebreo)ș 146 Es wil der herr / das syn glory werd vßgesprocheny / vnd das sine werck verkünt werden / wie dann vil im psalter da von geschriben stat.147 Wann gott würckt darumb vil vnn grosse ding in den heiligen / das man dar durch geursachet werd jn z) eren vnd loben. Also spricht der psal. In dem herren wirt gelobt myn sele.148 Vnd an einem andern ort. Werden gelobt in sinem heiligen namen.149 Vnd psal .xvj. Wir werden vns erfreuwen in dinem heyl / vnd werden groß gemacht in dem namen vnsers gots.150 Also lert auch Paulus. Welcher geert wil werden / der l)g das er in gott werd geeret.151 Dem nach ist keyn zwyfel / die heiligen begeren nit in inen selbst / sonder in got gelobt vnd geeret werden / vnd gott in inen. Wann du also die heiligen erest / so th)stu ein werck das got vnd den heiligen angenem ist vnd dir fruchtbar / ia vil nutzlicher / dann so du sy ertest vmb diner willen oder diner [Bl. XXr] g(ter halb152. Darumb sollen die vnuerstendingen menschen dise lere vermercken / mit namen. Der eret die heiligen warlichen in gotz / der do anschawet in inen die gnadriche werck gottes / vnd dar durch bewegt wirt mit einer s(sse begird gegen got / das er solche gaben inen x y z

Hand Got sol in den heiligen gelobt werden. Ein lere / wie man die heiligen in got eret vnd lobt.

Ș C gehailigt – A/B entsprechen DP (418,38). ș-ș C om. 144 Ps 150,1f. 145 Gal 1,24. 146 Ps 111,1f. – Mit diesem Hinweis zeigte Münster an, dass er gegenüber Luthers Zitation der Vulgata („exquisita in omnes voluntates eius“ [419,9]) vom hebräischen Urtext her eine andere Übersetzung für sachgemäßer hielt. Luther selbst hat dann in seiner Bibelübersetzung formuliert „Er sucht nach alle yhrem lust“ (WA.DB 1,524). 147 DP verweisen im Folgenden auf Ps 102,22 und 9,2.15. 148 Ps 34,3. 149 Ps 105,3. 150 Ps 20,6. 151 1. Kor 1,31; 2. Kor.10,17. 152 DP ergänzen „immo solum ille est salutaris et alius quilibet noxius“ (419,21).

1. Gebot

41

also miltigliche verlyhen hat. Als wlt ein solcher mensch sprechen. Ich lob dich vnd sag dir danck du milter got / wenn din barmhertzikeit ist ewig. Du hast disen oder disen heiligen fürkummen / vnn hast dir gemacht vß den sündlichen vnd verdorben leymen ein solchs erlichs vnd seligs vaß. Sichstu / also hastu gott gelobt in sinem heiligen. Wyter soltu den heiligen in got also loben. O heiliger man gots / gesegnet bistu in den menschen kyndern / der du von gott wyrdig geachtet bist / mit solchen gnadrychen vnd seligen gaben geziert werden. In der gestalt gesegnet sant Helisabet die selig iunckfrauw / sprechende. Gesegnet bistu in den frawen / Vnd gesegnet bist du die du hast glaubt / es werden in dir verbracht die ding / die dir von dem herren versprochen synd.153 Sich also m)stu vers)chen den s(ssen geschmack der gtlichen gnaden vßgossen in die heiligen / vnd der trpÀin siner g(te warnemen / das du auch werdest in siner liebe entzündt. Wenn was sind die heiligen anderst / dann taw trpÀin oder nacht tropffen in den harlocken vnd in dem haupt des gesponsena / wie er spricht in dem b)ch des lobgesangs.154 Also Michee am .v. nent er die heiligen ein taw / sprechend. Es werden syn die überblybung Jacob in vilen vlckern / glych als ein taw von dem herren.155 Wann alles was sy sind vnd th)nd das ist ein taw vnd hymels gnad / die do vßgüßt mit einem s(ssen geschmack die barmhertzigkeit gottes über die menschen. Also sichstu sol man all ere der heiligen zyhen in got der inen solchen gewalt geben hat. Das th)t die kirch so sy von vnser frawen singt. O dochter gesegnet von dem her- [Bl. XXv] ren / durch dich (nit von dir) han wir entpfangen die frucht des lebens. Des glichen in den festen der heiligen / ordnet die kirch das gebett nit z) den heiligen / sonder z) got mit den namen der heiligen / gibt zügnuß das ir verdienst vß gott kummen sind / darumb befilcht sy ir gebett got dem herren durch solche verdienst. Vnd wann du diß lob opffer z) dem ersten verbracht hast / darnach volf(r din gebett / doch z) dem ersten bitt vmb gnadryche g(ter / darnach vmb zytliche.156 Aber leyder diser geordnet heiligen dienst ist gar verlassen. Man betracht yetzunt nit mer die werck der barmhertzigkeit gots in sinen heiligen / ia man weyß schier ir geschicht vnd namen nit mer / wie iener nent die heilige tryfaltikeit tryfalcken. Man hat nit acht was g)ts got in den heiligen gewirckt hat dar durch er gelobt hat wllen werden / sonder wir lugen das sy vns etwas g)ts bewisen / darvon wir erfreüwet werden.b Wir achten nit das der heilig geist vnd die christenlich kirch vermeynen / das wir in der heiligen hochzyten sollen vnser hertz erheben in got vnn in sine werck / vnn also in vns erschpffen ein z)uersicht z) got vß anschawung der gnaden den heiligen verlyhen. Also spricht der herr Matt .v. Es sollen erschynen üwer g)ten werck alsoȚ / dz dar durch der himelsch vatter gelobt werd157 / nit darumb das dir din schenckel nit wee th) / sonder

a b

Die heiligen sind tawtropfen. Durch die heiligen sol man in got stygen.

Ț

B in solcher gestalt

153 154 155 156

Lk 1,42.45. Hld 5,2. Mi 5,6. DP formulieren hier unpersönlich und ergänzen „Si tamen temporalia petere potest qui sitit spiritualia“ (420,12). 157 Mt 5,16.

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das din neben mensch dar durch erlücht werd158 / vnd nit verzwifel (wie sant Augustinus spricht) wil er anderst selber / das im solche gnad auch wol verlyhen werden mag159. Die lieben heiligen hant hie gelebt vnd g)ts gethon allein vmb des ends willen / das sy schynten z) der glori gottes. Aber der bß ¿nd verschafft yetzunt / das der heiligen leben vnd werck nit werden gepredigt z) dem end. Sy haben ir leben lang ges)cht die ding die gott antreffen / aber wir s)chen in vnserm leben vnd in der heiligen leben nüt dann zitlichen [Bl. XXIr] nutz / achten nit der glory gottes.c Darz) so prediget man fast was vnd wievil sy vermgen vns nütz syn in zytlichen dingen / vnd wie barmhertzig got in jnen ist gewesen / das wirt verschwigen. Do her kumpt es / das man anfaht freueliche zankken / welcher heilig im hymel vor got am hchsten sey / glych als hetten sy etwas gethon vnd nit got.160 Ja z) vnsern zyten ist es darz) kummen leyder mit deren heiligen dienst / das es besser wer / man ließ vnderwegen ir fest / vnd das wir nit ire namen wißten. Vnd das du das merkest / so überlauff vnd besihe die nerrische wyß des gemeynen folcks / wie etliche hantwercks lüt hant besunder fest.d Die schmit hant sant Logium161 / die sch)macher sant Crispum vnd Crispianum / die d)chmacher sant Seuerium / Die maler sant Lucam / die artzet sant Cosmam vnd Damianum. Die iuristen sant Juonem. Die studenten sant Katherin / vnd etwan Aristotelem. Also ein yetlich lant hat sinen heiligen / als die francken sant Kilian etc. N)n l)g aber wie sy ire heiligen erent. Z) dem ersten achten sy nit irer g)ten werck vnn exempel. Darnach die hchst ere die sy inen bewysen / ist das sy am morgen meß hren vnd fyern den gantzen tag allein mit dem kleyd vnd müßgang / vnn mer mit dem schyn dann in der warheit / darz) tryben sy ein wesen mit lychtfertikeit / singen vnd springen162 / das sy mit irem hertzen nymmer sich mer von got entfremden weder an dem tag / sy verlieren die zyt / ia spotten mit irem fyern der heiligen / began die fest glych wie die heyden vor zyten ir abgtter163. Do sitzen sy biß z) dem andern tag / suffen / spilen / vnd kurtz / pÀegen sich aller vnsinnikeit / das sy offt mit gantzer hut nit von einander kummen.164 Sich also eret man yetzunt die heiligen. Die heiden haben ir abgtter nit also schnd vnd vnerlich gehalten / ia dyn schwin wlt nit also von dir geeret syn. Aber der zorn gots hat yetz überhant genummen / [Bl. XXIv] das wir also verblent sind in vnsern sinnen / das alle ding verkert werden. Wer es nit vil messerț / du blibest vff den tag do heym mit einem dem(tigen vnd ger)wigen hertzen essest vnd trunckest messigliche / teylest den armen auch etwas dar vone / Ja c d e

Groß myszbruch geschicht mit den heiligen Hantwercks l(t hant ire heiligen. Also soltu fyeren vnn din heiligen eren.

ț

B/C besser – B/C entsprechen DP (421,13); vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182).

158 159 160 161

Ergänzung gegenüber DP von „sonder“ bis „erlücht werd“. Augustin, Sermones 54,2,3 (CChr.SL 41Aa, 133,77f). DP ergänzen „oculos omnino in carnem mersimus et a deo avertimus.“ (420,32) DP „Eligium“ (420,36) – Münster folgt BS 1518, 335 und BS 1520, 174, wo es „Elogium“ heißt. Nach Löscher, 610, entsprach diese Lesart auch Luthers Manuskript. 162 Diese Übersetzung entspricht DP (421,6), während es in BS 1518, 335 und BS 1520, 175 sowie bei Löscher, 611, statt „motibus“ „moribus“ heißt. 163 DP „ac si Bacchanalia vel Saturnalia agerent“ (421,7). 164 DP ergänzen „Haec enim est gloria festorum dierum hiis perditis temporibus, Ita ut nec Anubis aut ullum portentum gentilium deorum sit foedius dehonestatum, immo nec porcus tuus ita se coli sustineret.“ (421,9–11)

1. Gebot

43

es wer besser du bekümmertest dich mit Ȝallerhant arbeitȜ 165 / dann das du also fyrest. Man dienet den heiligen nit mit vnr)wiger üppikeit / füllery / vnd vnküschheit / sonder mit stille des hertzens166 / vnd mit liebe gegen dem nehsten menschen bewysen. Das weyß ich167 / du achtest das für ein schnd ding / wann einer den Ostertag oder Christtag also beging / warumb erestu dann dinen patron vnn nothelffer mit der wyß / den du dir fürgenummen hast z) eren an dem tag? So er ein gantz iar sicher ist gewesen vor dinem gespt / so schmehestu jn an dem tag daran es minner geschehen solt. Sich wir hassen die türckenf / das sy die biltnuß Christi vnd der heiligen verspyhen / vnd wllen nit erkennen / das gott vns darmit anzeigt / wie sere es im mißfal das wir christen sine heiligen in der warheit w(ster halten. Ist das nit ein hübsche ia tüfelsche andacht / das nyemant schentlicher schmehet gottes heilgen / dann die deren patron vnd nothelffer die heiligen syn solten / vnd das dannocht mer an dem tag / der irem dienst geheiliget ist / dann z) andern ziten. Ers)ch dich ob du von einem verschmehten menschen mchtest solch ere ia gesptt lyden. Hie solten vnser168 bischff z) l)gen / ia es were g)t das man vil fest abthet vndg wenig behielt / in denen man am morgen meß vnd das wort gottes hrte. Dann vnser fyertag sind nüt dann ein gespt der kirchen / an denen got nit geeret sonder vneret wirt wie dann die erfarnuß vns mer dann z)vil leret. Got mag z) vns yetzunt mer sprechen die nachgande wort / dann er vor ziten vrsach het den iuden sy für z)werffen. Ich haß vnd hab verworffen üwer fest.169 Vnd Esa .j. Myn sel haßt üwer [Bl. XXIIr] fyertag vnd üwer hochzytlich t g.170 NOch stant für zwen mißbruch so gehalten werden in der heiligen dienst. Der erst ist üppige hochfart so etlich vndereinander zancken der heiligen halbh / wann do wil der / der heiligȝ sey sins hantwercks gewesen / so wil der / der sey sins ordens gewesen / vnn wil ye ein yetlicher synen heiligen alle andern heiligen fürsetzen / vnd th)nt dz nit darumb / das sy der heiligen ere s)chen / sonder sy wllen ber(mpt syn / das sy solche hilffer vor got hant. Vnd wiewol dise üppigkeit yetzunt sich wyt vßspreyt / so darff ich doch nit darvon sagen als ich gern wlt / wil ich nit für ein freuelen vrteiler gehalten werden. Darz) trifft dise sach auch an die grossen prelaten der kirchen / die do vnlidlicher sind weder der hymel / wann man inen in ir sach redt. Doher hant ein vrsprung vil br)derschafften / vnd als ich meyn so drfft es schier darz) kummen / das sy weder schwester noch br)der behielten. Doch wil ich das den andern befelhen.i Die gestalt ist g)t / man darff die sach nit z)vil r(ren / biß sy ein mal selbs groblich vßbrechen wirt.

f g h i

Vil christen sint bser weder die t(rcken. Hand Man zanckt sich vmb die heiligen. Merck hie ein verdeckt stucklin

Ȝ-Ȝ B aller hant arbeit; C aller hand arbait ȝ C om. 165 166 167 168 169 170

DP „opera servilia“ (421,15). DP „quietudine (unde et sabbatissare dicitur)“ (421,16). DP formulieren im Folgenden in Frageform. DP formulieren im Plural „Ponti¿cibus“ (421,28). Am 5,21. Jes 1,14.

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Ich moecht hie herziehen die / die do wllen die entpfengnuß Marie sey dz erst vnd hchst fest / Vnd die do vff den nüwen festen die gantz predig vß gan vmb mit ablaß / fryheiten / vnd wyrdikeit / so solche fest vff jn sollen han.j Vnsere nachkummende müssen sehen / das wir nit vmm sunst gelebt haben / dann haben wir sunst nüt gethon / so hant wir doch mit den nüwen festen die alten verschlagen / das do wol einer ewigen gedechtnuß wert ist. Ich meyn es solt noch darz) kommen / das man Abraams fest began wirt / dann in synem glauben hat das heil ein vrsprung gehan / vnd ist im z)m ersten Christus verheissen worden / vnd wann im gott das nit versprochen het / so wer Christus nit geborn. Vnd villicht wirt man hinden nach z) Adam vnd Eua kummen / das man iren tag [Bl. XXIIv] auch began wirt. Also sind die tag kummen / in welchen wirk gern lerenȞ vnd hren alle ding / vßgenummen die ding die vff inen tragen die alte stiffe warheit. Wie sant Paulus spricht. Die menschen werden ir oren abwenden von der warheit / vnd werden sich keren z) fabeln / vnd werden inen bestellen meister die inen sagen / was wollust den oren brengen mag.171 Doch wil ich nit verwerffen die g)t begird vnd andacht z) den nüwen festen / aber das mißfelt mir / das man etlich fest also begat vnd erhebt / dardurch die andern in verachtung kummen. Es bedrffen die heiligen nit vnser hoffart vnd vneinikeit / noch auch eren wir sy mit solchem bracht / sonder vil mer eren wir vns selb vnder dem namen der heiligen. Der ander mißbruch ist die gytikeit. Man richt vff daraffter kirchen den vngewychten bilden z) lieb nemlich an dem ort dohin das lycht verfürlich folck ein geleuff machtl / darz) werden die kirchen nit gewycht / vnd wirt nüt do ges)cht über den schyn der andacht dann der gewin vnd gytz. Der herr spricht das in sinem namen der bß ¿nd schickt vß menschen / die sich für Christum vßgeben.172 Mag er das th)n / wievil mer vnder dem namen vnd bild Marie / oder eins andern heiligen mag er irthumm vnd betrügnuß anrichten? Vnd das th)t er also vil Àyssiger / so vil minner wir acht nemmen des rats sant pauli / so er spricht Ir sollen alle ding beweren oder probiren / vnd was g)t ist das behalten.173 Also spricht sant Joannes. Beweren die geist ob sy vß got sind.174 Aber wir lassen vns ben(gen an dem üsserliche g)ten schyn / lauffen dar z) on alle bewerliche ers)chung. Der tüfel macht die geleuff vß disen vrsachen.m Z) dem ersten / das er das folck von den heiligen stetten abziehe / vnd ir begird so sy z) den heiligen ding han schweche vnd vff vsserliche nüwe ding sy richte vnd begerig mach. Got laßt es auch gescheen / angesehen das sy ir m)tter kirch [Bl. XXIIIr] Àygen vnd schüwen.175 j k l m

Ein mißbruch mit den n(wen festen. Hand Der gytz richt vil walfarten an. Der t(fel machet vil gleuff z) den heiligen

Ȟ

C lernen – A/B entsprechen DP (422,20).

171 2. Tim 4,3f. 172 Mt 24,5; Mk 13,6; Lk 21,8. – DP formulieren, ohne es Christus in den Mund zu legen, „Si enim sub nomine Christi diabolus mittit pseudochristos“ (422,30f). 173 1. Thess 5,21. 174 1. Joh 4,1. 175 DP „Hoc enim meruerunt qui fastidiunt Ecclesiam suam domesticam.“ (422,38)

1. Gebot

45

Z)m andern das sy dar durch geursachet werden z) versumen das wort gots vnd ander pfarrecht oder empter. Ich geschwyg des / so sy z) den heiligen ziehenn / das sy vff dem weg zyt verlieren / ir g)t verth)nt / vnd mit vil sünden sich beladen mit irem vnnützen geschwetz vnd vmbschweyf¿gem gesicht / vnd darz) ir huß g)t vnd hußgesin versumen / ia kurtz / vergebeß arbeiten sy vnd th)nt vil übels vff der fart. Das aber solch geleuff von dem tüfel sind / zeygt an on die yetz gemelte vrsachen / der geheling z) lauff des gemeynen folcks. Man sagt das eelich hußfrawen vnd dienstknecht von der arbeit gezogen werdeno / vnd glych gezwungen werden ir werck z) verlassen das von dem heiligen geist nit geschicht / sonder ein betrügnuß ist des ¿nds. Der heilig geist überstürtzt syn sachen nit sonder ist ein geist des rats / vnn widerr(fft auch nit syn gebot / so er das wyb wil han vnderworffen des manns gewalt / das auch die gelübd der frawen nüt sind / es verwillige sich dann der man darz). Er gebüt auch den knechten das sy iren herren trüwlich sollent dienen / vnd in keinem ding sy betriegen / wie mcht er dann sy wider abziehen von einer solcher strenge gehorsamme? Darumb ȟhant syȟ gehrt / nach dem solch kirchen darz) man gelauffen ist / erbuwen sind worden / vnd der gots dienst ordenliche angestelt / das solchs geleuff ein end hat genummen. Ich hr auch sagenp das man yetzunt der kirchen etlich nit wyhet / vff das nit solcher z)lauff zergang vnd die nutzung erlige. O wie sind das christen / die mit solcher vngerechtikeit gewin s)chen. Meynstu das das vß gott sey / das ab dem crütz vnd segen ein schüwen hat? Wer wolt glauben das die christen solten von dem kl)gen tüfel also verf(rt werden? Ich hab ein menschen kent / der richt auch ein solchen spottempel an / vnn das vnder dem namen der iunckfrowen Marie / die im in [Bl. XXIIIv] dem schlaff solcher sachen halb solt erschinen syn (so heilig schetzt sich die hoffart) aber so bald es im verbotten ward von den prelaten der kirchen / ließ der bß ¿nd ab / vnn macht sich an ein ander ort / do syn h)r huß vffz)richten. Warlich das synd die zeychen vnd abgtter hüser / die der herr durch den propheten strafft / in welchen die gleubige selen eebrüchig von Christo werden / der vns verbotten hat / dz wir nit glaubten denen die vns predigen mit warnemung der stett / die do sprechen. Sich hie ist christus oder do ist er. Ir sollen es nit glauben / spricht Christus176 / nement war ich habq es üch vorgesagt. Darumb sol es dir alsȠ argwenig syn als ein verborgen ¿nster geschefft / wann es schon von vssen ein hübschen schyn hat / was in solchen vngewyhten rtern gehandelt wirt. Die christlich kirch hat nit vergebens vff gesetzt das die kirchen vnd andre z)gehrige stett sollent geheiliget werden durch das wort vnn gebett.r Hastu aber ein hußfraw oder knecht / die do sprechen sy werden gezogen im geist z) walfarten / Hr myn rat / nym ein g)t eychen crütz vnd heilige do mit ir oder im mit n o p q r

Vsz walfarten kompt vil (bels Eewybern vnn knechten sol man nit gestatten z) walfarten Hand Hand Merck ein g)t lere.

ȟ-ȟ B han ich – B entspricht DP (423,13); vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182). Ƞ B alles – A entspricht DP (423,27) 176 Mt 24,23; Mk 13,21.

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g)ten streychen den ruckens / so wirstu sehen / das du mit disem ¿nger gotts (das ist mit dem stecken) wirst vßtryben den bsen geist / der dann allwegen die wyber z) sinen sachen pÀegt anz)spannen / an gesehen das sy sich also lychtlichtʌ verf(ren lassen. Z)m .iij. wo der bß geist nit gewalt hat in vngewychten stetten syn betrügery z) volbringen / so richt er sy an auch in gewyhten stetten. Das geschicht dann / so er verschafft das man die m)ter kirch oder pfarkirch verlaßt / vnd den kirchwyhungen vnd heiligen begengnussen z)laufftt / in die w ld oder vff drffer / do man ¿nt wirtßhüser vnn fülhüserȡ / glych als wer Babylon dohin kummen177 / vnd so es obent wirt / so keren sy wider heym mit vollem ablasu / verstand / gefüllt mit win oder bier / mit vnküscheit vnn andren lastern / [Bl. XXIVr] denen sy gedient hant / kummen sy anderst hein / dann es felet selten / das nit etlich erstochen werden / oder schwerlichen verwunt vff der kirben / darvon dann ein sprichwort ist kummen. Man teilt den kirben ablas am obent vß / wann man sich schlegt. Dise i merliche schand meret vns teglich der tüfel / noch meynen wir es sey besser / das solch kirben blybent dann das man sy abth). Got wl vnsern bischoffen verlyhen / das sy solche ablaß vnd kirben widerr(ffenv / vnn nit gestatten dem tüfel / das er also vns schmehe mit vnserm erstochen leben. Es wirt im z)uil verhengt / das er vns mit sovil irsal betrügt. Mcht einer mir hie fürwerffen die bewerten walfarten / die z) sant Peter gen Rom / z) sant Jacob / gen Hierusalem / gen Trier / vnd an andre stett geschehen z) eren das heyltumm der heiligen / vnd den ablas z) erlangen. Ich antwurt. Der dise walfart all vnderwegen ließ / vnd doheim blib der sündet nit. Sy sint nit gebotten sonder werden frywilligliche angenummen. Doch wil ich der ingebrochen vnd überhant genummende gewonheit nit widerstan / welche wllen die gangen hin / so ferr das sy dz lernen / wann sy doheym blibentw / so mchten sy mit dem selben kosten got vil angenemer dienen / ir sele heyl baß verschaffen / wann sy den selben kosten an die armen legten / ia an die / die inen befolhen sint / wyb / kindern vnn hußgesind vnd darz) gedultigliche tr(gen die straff gottes vnd alle widerwertikeit. Wir th)n als hetten wir doheim nit gn)g z) stryten mit dem bsen ¿nd / wir m(ssen hynuß gan mit Dina178 das wir mer vrsach s)chen z) vnser zerstrung. Wievil sind der / die do widerstant th)n dem vnnützen geschwetz vnd den sorgen / mit welchen der ¿nd vnser hertz an¿chtt in vnserm heymut? Darz) ¿cht er vns teglich an mit füllery / spylen / vnd müssigang / lat nüt do hinden / do mit er vns nit vers)cht / vff das der dienst gottes nit luter by vns [Bl. XXIVv] sey vnn vnser heyl nit volkummen.

s t u v w

Crux querna Den kirchwyhung nachlauffen. Follen ablasz reycht man vff der kilben. [B kirben (= Kirchweihfest, vgl. Grimm, Bd. 11, 828f)] Es were g)t das vil kirben [B kirben] weren abgeton Du magst doheim mer g)tes th)n weder mit walfarten.

ʌ ȡ

C om. B volhüser

177 DP ergänzen in Klammern „sic enim hodie agunt dedicationum et patronorum festa“ (423,39–424,1). 178 Gen 34,1ff.

1. Gebot

47

Das hat kurtzlich vnser gytz179 auch erfunden / das man .vij. gulden meßx (darumb also gesprochen / das sy mit einem gulden bezalt werden) mit etlich kertzlin vnnd ander plunderwerck laßt lesen / ich weiß nit für was gewissen z)fal / also laßt vns der schalkhafftig ¿nd auch das opffer nit luter vnd reyn. Ich meyn180 es gehr hieher auch der gytig vnfüllig sack der kein boden hat / ia der sack do man z) dem kirchen buw opfferty / bettelt vnd sammelt ein schatz on end / nimpt darz) z)hilff das heyltumm vnd den ablaß / darnach so man das gelt z)samen bracht hat / so legt man es weder an die armen an / noch an die kirchen / sunder man spent es vß an gegenwertig krieg / oder behelt es für die z)künfftigen. Also hat man auch die negel181 Christi verordnet z) dienen dem gytz / doch vnder einer heiligen gestalt / das man gulden vnn silbern pfennig darmit durchsticht.z Sprichstu man th) es vß andacht / so sprech ich / warumb durchsticht man dann nit mit inen bapyr vnnd ander tafel / warumb ist man dem silber vnd golt so geferd? Aber was vnderstand ich mich vil z) schriben von dem bodenlosen gytigen sack / der do yetz ist in der kirchen / von welchem der prophet verzwyfelt / vnn beschloßa alle ding in eins / sprechend. Sy lauffen alle dem gytz nach / von dem grsten an biß z) dem minsten.182 Entliche sey das Summa summarum. Alle die obgemelten heiligen diener / sünden wider diß erst gebott / dann sy s)chen iren eigen nutz in got vnd in synen heiligen / vnd nit die ere gots / vnd sind inen selbst in dem werck das lest end / das ist / sy ordnen es alles in iren nutz / gebruchen got / niessen sich selbs / verkeren es alles183. Sy hant got lieb mit dem mund (spricht der prophet im psalter) vnd liegen im mit der zungen. Wann ir hertz ist nit gerecht mit im / vnd werdent erfunden vntrüw in sinem testament.184 Also sprach Christus [Bl. XXVr] Joan. am .vj. fürwar sag ich üch / ir s)chen mich / nit darum dz ir zeichen gesehen haben / sonder das ir gesehen185 hant vnd ersettigt sind.186 Vß der vrsach tryb der herr auch den von im / der do sprach. Meister ich wil dir nachfolgen wohin du gast. Antwurter im. Die füchß hant hlen vnn die fgel des hymels nester / aber der sun des mensches hat nüt dohin er neyg sin haupt.187 zeygt darmit an / das der nit vmb des herren willen allein die wort geredt hat / sonder vmb sins gyts willen.

x y z a

vij. gulden meß hat der gytz funden. Z) den kirchen sammeln. Mit den negeln Christi durchsticht man die gulden. Hand

179 DP „Phylargyria“ (424,26). 180 DP formulieren in Frageform (424,30–34). 181 Die Übersetzung folgt hier DP (424,24; vgl. BS 1518, 341; BS 1520, 177), während Löscher, 615, statt „clavos“ „claves“ liest. 182 Jer 6,13; 8,10. 183 Vgl. Augustin, De doctrina christiana 1,20,22 (CChr.SL 32,16f). 184 Ps 78,36f. – DP zitieren darüber hinaus V.34f (425,9f). 185 DP „manducastis“ (425,11). – Während im Druckfehlerverzeichnis von A darauf hingewiesen wird, dass es „gessen“ heißen muss (Bl. CXIIr/S. 182), fehlt ein entsprechendes Verzeichnis in den anderen Druckfassungen und wurde der Text dort auch nicht korrigiert. 186 Joh 6,26. 187 Mt 8,19f.; Lk 9,57f.

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Also stat der spruch Christi styff. Der mir wil nachfolgen / der sol verleugnen / nit das gelt / nit das kleyt / oder gesuntheit / sonder sich selbs / vnd nym syn crütz vnd folg mir nach.188 Item welcher nit absagt allem dem das er besitzt / der mag nit min iunger syn.189 Item welcher nit haßt vatter vnn m)ter / ia auch syn sele / der mag nit myn iunger syn.190 So n)n die obgemelten heiligen diener auch iren lyb s)chen vnd was dem lyb dienen mag / so folgt daruß / das sy nit wyrdig sint christo. Doch sint sy wirdig der taglner belonungb / wie die kinder die Abraham het mit CenturaȢ / aber nit der erbschafft mit Isaac.191 So sy n)n Christus nit wirdig sind / so ist offenbar das sy sinen willen nit verbringen / noch auch sin gebott halten Nit sag ich das darumb / das ich solche all wl verdammen / sonder das sy lernen erkennen ir elend / vnd nit ein hoffnung haben / das sy darumb christen syent / das sy also gott vnd sine heiligen eren / sonder erkennen ir vnvolkummenheit / vnd vermercken was der süfftzen bedüt / den vns Christus hat gelert z) veriehen / vnd darnach geheyssen betten / Verzyhe vns vnser schult. Vnd dyn wil der geschee etc.192 angesehen das wir die nit sind / die wir syn solten. Darumb wann sich es zimpt den rat gottes z) erforschen / so sprich ich / das er die üsserliche g(ter nit gibt hie z) ersettigen / sonder vns die vnuolkummende vnd auch sine kinder mit den kleynen dingen [Bl. XXVv] reytzen grssere ding z) begeren. Mit dem sey gn)g gesagt von diser matery. DAs aber die Bhemischen ketzer pigharden nit gedechten ich het irer seckt hie mit mynem schriben hilff gethonc / die dann vns tütschen vß irer vnuerstendikeit z)legen / wir eren die heiligen vnd machen abgtter vß inen / vnd das z) bestetigen zyhen sy z) samen vil sprüch der geschrifft / in welchen verbotten wirt das man niemant sol anbetten dann got / aber das th)n sy darneben / das sy die iren stercken im haßı 193 wider vns / glych als sy recht daran theten / so geschwygen sy arglistigliche des das Dauid / Salomon / vnd sunst vil andre angebettet synd worden / vnd mit dem verkeren sy die geschrifft vnd schmehen vns / vnsers gots dienst halb. Die selbige ketzerische buern wiewol sy sich des ber(men / wir leugnen das man ein gott sol anbettend / so knnen sy doch das nit leugnen / das man dick künigßhofÀüten ere erbüt / glych als bettet man sy an / das man dester ee z) dem kunig kumm. Also th)nd wir mit den heiligen. Darumb deren groben ¿ltzen halb die solchs nit warnemen / sag ich das man sol ein z)Àucht haben z) der heiligen hilff e / wie im Job geschriben stat. Kere dich z) einem

b c d e

Taglner Die Behemschen pigharden legen vns abgoettery z) Wir eren vnder schydlich gott vnn die heiligen. Z)Àucht z) den heiligen.

Ȣ ı

B Cetura – B entspricht DP (425,23). B halß – A entspricht DP (426,2).

188 189 190 191 192 193

Mt 16,24; Mk 8,34; Lk 9,23. Lk 14,33. Lk 14,26. Gen 25,1–6. Mt 6,12.10. DP „iustissimam invidiam conÀare videantur“ (426,2).

1. Gebot

49

heiligen.194 Also zoch SalomonIJ syn vatter herfür. Herr gedenck Dauids vnd aller siner senfftm(tikeit.195 Des glychen Jacob der patriarch sprach von Ephraim vnn Manasse. Es sol werden anger(fft min namen über die kinder vnd die namen miner v tter Abraam vnd Isaac.196 Von dem anderteyl deren die in g)ter gestalt betrogen werden197 NVn ist wyter z) sagen von der ander gestalt / so diß gebott übertretten wirt. Vnd sint die / die für den waren got eren ein abgot irer wyßheit vnd gerechtikeit. Das sint die hoffertige kinder / deren künig ist Behe- [Bl. XXVIr] mot der tüfel. Job am .xlj.198 Die do vertruwen in iren fryen willenf / vnd so sy kranck vnd bß sind / dorffen sy nach irer meynung keyns artzet.199 Denen ist Christus allein vergebes gestorben / wann sy wllen / das sy mgen on jn recht leben Also sind vorzyten die pelagiani vnd andre ketzer verdorben. Der ¿nt man noch vil / ia die do bsers halten.200 Wann die Pelagiani hant das got z)gebeng / das er durch die lere des gesatzs (on andre gnad) vnderricht den fryen willen. Aber die nüwen sprechen / es sey der vernunfft ein recht vrteyl indruckt / das den menschen z) dem g)ten wende / vnd also sy die vnderwysung der geschrifft201 nit von nten / sonder sy sey z) einer nutzlicher fordernuß / doch halten sy es nit mit den Pelagianis in dem / das sy z) lassen / man mg nit verdienstlich leben on die hilff christi / vnd also folgt vß ir meynung / Christus sey nit gestorben für die sünd / sonder ist gestorben das die sine verdienstlich werck mchten volbringen. Es sey auch nit not gewesen syn tod / das do würden vff gelßt die pin der hellen / sonder allein das man den hymmel mcht verdienen. Wir wllen setzen / es wachs ein iung kind vff on würcklich todt sünd (wiewol es hert gscheen mag / sy meynen aber es sey müglich) dem ist Christus nit not das er es erlß von dem gewalt des tüfels / sonder ist im allein not / das er im in hymmel helff / dann wenn es also sterb / so kem es weder in hymmel noch in die hell. Vß dem202 dunckt mich wllen sy sprechen (das doch ketzery ist)h es werd niemant geborn ein kind des zorns vnd des bsen ¿nds / sy verstanden dann durch ein solchs kind des zorns / ein kind das nüt verdienen mg. Vnn so der priester für dem tauff vßblßt den tüfel von dem menschen / das der heilig geist do stat hab / was verstan sy dardurch? verstan sy dz do

f g h

Die inen selbs g)ts z)schriben verf(ren sich. Merck was Pelagiani gehalten haben. Vil ketzery folgt vsz der obgemelte meinung.

IJ

B add. in sinem gebett – A entspricht DP (426,11).

194 Hiob 5,1. 195 Ps 132,1; 2. Chr 6,42. 196 Gen 48,16. – DP ergänzen „Sed de iis suo tempore, si deus volet. Hic ¿ducia quoque indulgentiarum taxanda fuisset, nisi iam plus satis illa multis modis a me taxata esset.“ (426,14–16) – Letzeres ist als späterer Zusatz aus der Zeit von Luthers Bearbeitung der ursprünglichen Handschrift anzusehen (s. ebd. Anm.1). 197 Die Zwischenüberschrift ist eine Ergänzung gegenüber DP. 198 Hiob 41,26. 199 Mt 9,12. 200 DP „Porro hodie quoque sunt, qui Pelagiani quidem non sunt, sapiunt tamen idem vel peius quam Pelagiani.“ (426,22–24) 201 DP „legis“ (426,26). 202 DP „Qua theologia“ (426,34).

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wirt vß einem vnuerdienliche vaß ein verdienlich vaß203 / so ist not das sant Paulus syn wort anders lernȣ vestan. [Bl. XXVIv] Darz)ij gibt das sacrament des tauffs gnad nit z) verzyhung der sünd / sonder allein / das der mensch hab ein anfang des verdiensts / so m)ß man über den artickel des glaubens (ich beken ein tauff z) verzyhung der sünd204) ein nüw gloß machen / das es verstanden sol werden / nit von den sünden der verdamnuß / sonder von den sünden die nit verdienlich sind. Vnd also het die erbsünd der welt kein schaden z)bracht / anderst dann beraubung des verdiensts vnn der anschawung gottes.205 Aber ich laß den vnrechten verstant fallen206 / es ist offenbar vß der geschrifft / Das der sun gots darumb mensch ist worden / das er vns erlset von der sünd / vnd nit allein das er vns hilff thet z) verdienen das ewigi leben.207 Dann wie der heilig Augustinus spricht / diewyl wir sind von der verdorben sündliche matery / so mag nyemant gerecht werden / dann allein durch die luter gnad christi / on vnsern verdienst.208 Darumb ist not das der mensch hoffertig werd / vnd etwas von im selbs halt / der noch nit von im selbs / von syner vernunfft / von syner g)ten meynung / vnd von sinen innerlichen vnd üsserlichen wercken verzwyfelt hat / vnd als ein armer drfftiger mensch z) dem thron der gtliche gnad z) gat. Vnd dem nach / alle sitliche tugent vnd schawliche künst / tragen dem menschen z) ein zwyfachs übel.j Z) dem ersten / wann es sind nit ware tugent vnd künst / sonder irsal vnd sünd / dann sy kummen209 vß einem bsen hertzen / das noch nit geheylet ist durch die gnad / vnd ein solch hertz mag sunst nüt s)chen in allen dingen dann sich selbs / darumb machen solche tugent den menschen ler vnd ytel. Z) dem andern / betriegen sy vnn vffblosen den menschen / das er sich nit für bß oder vnwyß achtet daruß dann wyter kumpt / das er by im sycher ist / nit sorg hat die gnad z) s)chen / angesehen das er sich dar für helt er th) nüt bß / wiewol er bekent das er keyn verdienstlich [Bl. XXVIIr] werck folbreng in synen g)ten wercken. Aber daruß entspringt ein grsser übelk / das er yederman verachtet / vrteylt verdampt / nagt / strafft / vnn übelredt denen die im vnglych sind / dann er meynt mit dem glyßner im tempel210 / er sey nit als die andern menschen. Solch menschen buwen ir huß vff den sand / das dann darnider geworffen wirt mit einer erschrokliche geferlicheit vnd ewigem fal. Herwiderumm die ware knecht der gerechtii j k

Hand Sittlich tugent on die gnad sind kein nutz was (bels dar vß kumpt / so sich der mensch grecht schetzt

ȣ ij

C lere B add. ir meinung nach – A entspricht DP (427,2).

203 Röm 9,22. 204 Symbolum Constantinopolitanum (DH 150). 205 DP ergänzen „Et ea privatio visionis (id est, omnium bonorum) non est malum, nisi voce tantum, scilicet privative.“ (427,6f) 206 DP „Sic enim theologisamus hodie.“ (427,8) 207 DP ergänzen „denique vocabulum illud ,peccatum‘ per totam scripturam novam accipiet signi¿cationem, id est, scriptura induet confusionem. Sed mittamus has tenebras aliique tempori reservemus, quia et alias sepissime de hiis diximus et aegimus.“ (427,11–14) 208 Augustin, De gratia Christi et de peccato originali 2,23,34 (CSEL 42, 193,13–194,4; A. Kunzelmann/ A. Zumkeller [Hg.], Aurelius Augustinus, Schriften gegen die Pelagianer, Bd. 2, Würzburg 1964, 442f). 209 DP ergänzen „necessario“ (427,22). 210 DP „cum Pharisaeo“ (427,28).

1. Gebot

51

keitl / die wissen vnd bekennent sich nüt anderst sind dann sünd / vnd das alles irs g)t nit ist in inen / sonder vsserthalb in got vnd in siner barmhertzigkeit / wie geschriben stat211 / der gerecht lebt vß dem glauben.212 Vnd in dem psalmen. Es wirt vor dem angesicht gots nit ein yetlicher lebendiger gerechtfertiget.213 Solch menschen so sy sich erkennen mit übel beladen / so vrteylen sy niemant dann sich selbs / Ȥsy reden nyemant übel / sy verachten nyemant dann sich selbs /Ȥ vnd erfüllen dise beschribung der gerechtigkeit.m Die gerechtikeit ist ein anklagung / die der gerecht mensch anfenglich wider sich selbs th)t.214 Die haben warlich ein got vß welchem / durch welchen / vnd z) welchem sy recht gemacht werden / vnd sy sind on sünd durch die barmhertzikeit gots die inen verzyht / nit durch ire gewürckte gerechtikeit. Sichstu / also wirt gott erklert vnd geeret215 / so wir sinen wercken z) schriben alles das wir sind / ia auch vnsere werck im heim geben / der sy in vns gewürckt hat. wie der herr Christus sprach. Myn lere ist nit myn.216 Also wirt vns nüt verlassen / dann sünd / dorheit / boßheit / verderbnuß / schand / vß welchem wir in keinem ding vns selb gefallen mgen / oder etwas vß vns machen / angesehen dz wir nüt g)ts in vns haben / ia nüt sind / dann wir sind von nüt kummen / aber got blybt alle ding in allen dingen. Mcht einer sich darwider legen vnd sprechen. So es die gestalt hat / so darff man kein g)t werck th)n / wie man auch dem [Bl. XXVIIv] heiligen Paulo in solcher lere fürwarff / wir wllen übels th)n das daruß g)ts kumm.217 Denen antw)rt ich z)m ersten das man nit verbüt g)te werck z) th)n / vilmer leret man es. Aber der sponȥ 218 stat an dem wrtlin g)t.n Dann on den glauben ist es vnmüglich / das man got gefal219 / vnd alles dz do nit ist vß dem glauben / ist sünd.220 Was natürlich vnn sitlich wol geschicht oder ein schyn des g)ten hat / das ist vor got bß / vnd das darumb / dann es ist nit vß gott oder vmm gots willen geschehen / das ist / es wirt nit in got gezogen / sonder der mensch schribt es im z) / vnd hat ein gefallen daran / glych als wer es syn / so es doch nit syn ist. Das tüfelß nicklin vnd eigen gefallens machto 221 / dz vnser werck vor got bß sind / wiewol sy vor den menschen ein hübschen schyn haben. Darumb schryet sant Paulus mit

l m n o

was ein warer dem(tiger von im helt. Beschribung der gerechtikeit Was nit vsz got geschicht ist nit g)t. Additamentun leuiathan.

Ȥ-Ȥ C om. – A/B entsprechen DP (427,35). ȥ B span 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221

DP „quia“ (427,33). Röm 1,17; Hab 2,4. Ps 143,2. Spr 18,17 [Vulg.]; vgl. WA 55/II, 33,1 (zu Ps 1,5); Gregor Magnus, Homiliarum in Ezechiliem 1,7,24 (PL 76, 853). DP „Sic glori¿catur deus et colitur vere“ (427,39). Joh 7,16. Röm 3,8. „Span“ = Kontroverse. Hebr 11,6. Röm 14,23. DP „Illud enim additamentum Leviathan facit“ (428,14f).

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einer fryledigen stimmp über all menschen. Es ist keyner gerecht oder der do g)ts th) / es hat yederman übertretten / vnd sind alle miteinander vnnütz worden.222 Das aber der mensch erken / das syn werck allein von got sindȦ / hat er vß der gnadrichen erlüchtung gottes / die natur leret es jn nit. Vß dem kumpt das ein solcher mensch gdultig vnd senfftm(tig ist / man schelt oder lobe syn wort vnd werck / dann er weiß / dz er nüt verlürt / so solch werck nit sind sonder gottes sind. Aber die natur on die gnad223 / grißgramt so sy wirt geschmechtq / vnd w(tet von freüden so sy wirt gelobt. Vrsach aller der ding ist / das der glaub vnd die hoffnung kein ander fundament haben / dann Jesum christum den starcken felsen / vnn kein creatur. Aber die vernunfft vnd natur gründen sich vff den sand / mit namen / vff ire werck vnd wyßheit. Vß dem kumpt das die menschen die sich in ir g)te werck verlassen / gar lychtlich vnd schwerlich fallenr / ia auch verzwyfeln / wenn sy von iren g)ten wercken abgewichen sind224. Aber der gerecht ist er schon gefallen / so stat er wider vff / vnd wil jn schon syn [Bl. XXVIIIr] gewissen vnr(wig machen / so stüert er sich vff die barmhertzikeit gottes / wie geschriben stat. Der sich regiret / der hofft in den herren / vnd wirt nit bewegt in der barmhertzikeit des hchsten.225 Darumb ist es nit war wie etlich226 sprechen / Hoffnung kumm vß verdiensts / sonder ist widersyns / die verdienst kummen vß der hoffnung. Dann glych wie der glaub fürgat das verdienstlich werck / also m(ssen auch die hoffnung vnd liebe syn vor allem verdienst. Dann die hoffnung kumpt vß der erbermbde gottes / der sichĮ ingüßt. Vnd hat sunst kein andern gegenwurff oder grunt / dann die blosse barmhertzikeit gottes / vnd nit vnsere werck / die vil mer ein gegenwurff sind daruß verzwyÀung entspringt. Christus hat vns gelebt / vnd er ist vnser verdienst / glauben wir anderst in jn. Vnd die in jn glauben / die leben inen yetzunt nit / noch h(fen ire verdienst / sonder sy dienen Christo / vnd verdienen Christo. Dann also lert sant Paulus die Rmer am .xiiij. ca. Leben wir / so leben wir dem herren / sterben wir / so sterben wir dem herren227 / er ist vnser hoffnung vnd wir sind sine hoffnung228 / wie dann ein sun ist des vatters hoffnung / vnd der vatter des suns hoffnung / dem er sch tz gesamlet hat vnd alle ding versehen. Z) glycherwyß als ich gesagt hab von der geistlichen g(ter hoffart / also sol man auch verstan von der lyplichen g(ter hoffartt / als dann sind / rychtumm / schne / ere /

30 p q r s t

Hand Die natur mag n(t lyden. Die in sich vertruwen fallen schwerlich. Hoffnung kumpt nit vß verdienst Niemant sol sich erheben lyplicher g(ter halb.

Ȧ Į

B add. das B sy – B entspricht DP (428,34); vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182).

222 Röm 3,10.12. 223 DP nur „natura“ (428,21). 224 DP „si per diffamiam, irascatur, si per conscientiae et iudicii divini revelationem, desperet inaeternum“ (428,25–27). 225 Ps 21,8. 226 DP verweisen auf die De¿nition der Hoffnung im Sentenzenbuch des Petrus Lombardus, III d.26 c.1 (ed. PP. Collegii S. Bonaventurae, Grottaferrata 1916, 670f [Nr. 181]) und ergänzen „vel est falsa vel est obscure et non intelligibiliter posita“ (428,30f). 227 Röm 14,8. 228 DP „nos (ut ita dixerim) spes seu expectatio eius“ (429,4).

1. Gebot

53

gewalt / gunst / groß geschlecht / lust / vnd der glychen. Dann welcher in die ding ein vertruwen hat / folgt von notwegen daruß / das er sich erhebt vnn syns glychen verachtet / darz) nimpt er das gottes ist vnd eigent es im z) / macht im ein abgott daruß. Wenn er aber erkent / das die ding allein gottes sint so macht er yetzunt an kein vnderscheit zwyschen im vnd dem aller verworffesten menschen / darz) bekent er / das er nüt hat / dann allein Jesum christum / der wer alle syn z)uer- [Bl. XXVIIIv] sicht.u Vnd also sichst du wenn man diß gebot recht hielt / so wer kein hoffertikeit / die do ist ein wurtzel vnd anfang der sünd / sonder es wer frid / lieb / senfftm(tikeit / miltgebikeitȕ gedultikeit / vnd alle tugent / aber wir mgen nit hoffen / dz das in disem leben geschee / darumb bliben wir alweg sünder vnn übertretter dises gebots. Doch hant wir diß opffer dar wider / das wir vnser übertrettung erkennenv / leugnen es nit / noch entschuldigen vns in vnsern sünden mit boßhafftigen worten / sonder wir erkennen vns / vnd ersüfftzen nach hilff der gnaden / vnd nach behender z)kunfft des rychs gots. Vnd mit der dem(tikeit verdienen wir verzyhung der ding / die wir vngn)gsamliche th)n. Wie auch sant Augustinus spricht. Alle gebott werden erfült / wenn doȖ įdas verzyhen wirt / das nit geschichtį.229 Denen wirt aber verzyhen / die sich bekennen230 / dann got gibt den dem(tigen gnad231 Darumb sol man sich h(ten vor der sch dliche gloßw 232 / die do spricht / Got erforder nit diß gebot in disem leben erfült z) werden / dann es kumpt daruß sch dlich sicherheit / vnd werden die ritter gottes maßleidig oder farlessigİ 233 / nemlich so man es nit recht verstat. Es ist war got erfordert nit folbringung dises gebots von denen / die von inen selb solich folbringung erfordern / vnd ist inen leyd vnd bekennen sich des das sy es nit erfüllenx / vnd darumb ylen sy vß der welt z) gan / vnd begeren vffgelßt z)werden / das sy nit lenger wonen by der sünd vnd by der vngehorsamkeit diß gebots / sonder syent by Christo in gerechtikeit vnd volkumlicher gehorsame dises gebots.234 Von solchen sichstu erfordert got nit erfüllung diß gebots. Aber die von inen in solcher gestalt nit erfordern die erfüllung / sonder sind sicher on forcht meynen man werd diß gebot nit also von inen erfordern / warlich von den wirt man es erfordern biß vff das minst rtlin235 Dann so u v w x

Hand Ein seligs opfer wider vnser s(ndlich leben Ein schedlich glosz. Ein nutzlich ding / sich selb dem(tigliche erkennen.

ȕ C miltigkeit Ȗ B/C om. į-į B vns das die barmhertzigkeit gots verzyht das wir z) wenig th)n oder nit th)n das wir th)n solten – A entspricht DP (429,21). İ C hinlessig 229 230 231 232 233

Vgl. Augustin, Retractationes 1,19,3 (CChr.SL 57, 57,43f). Spr 28,13; 1. Joh 1,9. Spr 3,34; 1. Petr 5,5. DP „illa perniciosa et adulatrix glosa, immo tocius humilitatis expultrix et vastatrix“ (429,23f). DP ergänzen „Et est unum de pulvillis et cervicalibus, quae in Ezechiele damnat dominus“ (429,26f) und verweisen dabei auf Hes 13,18. 234 2. Kor 5,8; Phil 1,23. 235 DP formulieren „usque ad novissimum quadrantem“ und ergänzen dann mit Bezug auf Ps. 10,13 „De iis dicit ps. ix. propter quid irritavit impius deum?“ (429,34f)

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einer sich nit erkent verbunden z) einem gebott / wie [Bl. XXIXr] mag er sich ein sünder erkennen? Vnd welcher sich nit ein sünder erkent / wie mag er gott frchten vnd syn vrteyl? Welcher aber sich nit frcht / wie mag er sich dem(tigen? Vnd welcher sich nit dem(tiget / wie mag er gnad erlangen? Vnd welcher nit gnad erlangt / wie mag er gerecht werden? Welcher nit gerechtfertigetȗ wirt / wie mag er selig werden.

ȗ

B recht gemacht

Das .II. gebott. Du solt nit üppiglich in munt nemmen den namen gottes dynes herren.

D

[Abb.]1 Isz vnd alle andre gebott Àiessen vß den erstena / dan wenn man das erst recht hielt / so würd auch diß lychtlich gehalten. Vnd hat es gott darumb vns fürgeschlagen / das vnser dorheit werd angezeigt vnserer blintheit / dann diß gebot wer nit not gewesen wenn Adam wer bliben stan / wir hetten es alles gewißt. Aber yetzuntan / wissen wir nit die ding die vns von vssen not sind z) th)n / ich geschwyg der ding von innen. In dem ersten gebot wirt das hertz vnd der innerlich mensch vnderricht / wie er sich gegen got halten sol / [Bl. XXIXv] Aber in disem wirt der munt vnderricht. Wir sünden mit dryen dingen / mit dem hertzen / mit dem mund / vnd mit werckenb.2 Darumb sind vns dar wider geben dry verbietende gebott. Vnd merck / das in allen .x. gebotten / nit mer dann ein gebot wirt begriffen / das etwas gebüt z) th)n / vnn ist das. Du solt vatter vnd m)tter in eren han. Alle andre gebott gebieten etwas z)vermyden.c Auch das drit / Du solt den heiligen tag fyern / dann der herr legt es also vß / Du solt kein werck an dem fyertag th)n.3 Das zeygt auch an syn namm Sabat / der sovil gesprochen ist als r)we / dann die iuden solten an dem sabat r)wen von den wercken oder arbeit.4 Got gebot nit den iuden ein werck daran z)th)n / anders dann das sy am selbigen tag im gesatzb)ch studierten. Vnd also verbüt got in allen gebotten das bß / vnd kein gebott verheißt ein belonung / sonder sy trewen alle straff / wirt allein das vßgenummen / das vatter vnn m)ter antrifft. Darumbd der do mit dem hertzen nit sündt / der sündt auch nit mit dem mund oder wercken. Vnd herwiderumb welcher mit dem hertzen sündt / der mag weder mit munt noch mit wercken recht th)n.5 Vnd welcher das erst gebot helt / der helt auch das ander vnd das drit.e Man darff nit besorgen / das der mensch der syn z)uersicht in got setzt / got über all ding liebhat / got s)cht / gottes begert / in got hofft / das ein solcher gottes namen üppigliche vnd vnersamliche in mund nemme. Glych als nit z) frchten ist / das ein vnderthan / der syn fürsten liebhat / nit wlt das syn namm allenthalben gelobt vnd ger(mt würd.6 Dem nach / sind z) dem grsser teyl erzelt worden in dem ersten gebot / die wider diß ander gebot th)nd / mit namen zweyerley / grob vnn nerrische geschlecht / die hie auch a b c d e

Alle gebott Àiessen vsz dem ersten. wir s(nden mit hertz / mund / vnd wercken Alle gebot on eins verbieten Hand So das erst gebott wirt gehalten / so werden auch die andern .ij. gehalten.

1

Die Abbildung kontrastiert die Bekehrung des römischen Hauptmannes unter dem Kreuz mit dem Verhalten der Soldaten, die um den Rock Christi würfeln (vgl. Bildtafel Abb. 3). Augustin, Enchiridion 64 (CChr.SL 46, 83,8f). Ex 20,10. Jes 58,13. DP ergänzen „Qui primum praeceptum non servat, nec secundum nec tercium servat“ (430,24). DP „clarum facere et habere“ (430,29), während Löscher, 622, nach dem Manuskript Luthers „haberi ut sanctum“ liest.

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Edition

mchten beschriben werden. Dann in disem gebot wirt nit Àuchen verbotten / es geschehe dann durch den namen gottes. Des glychen wirt hie [Bl. XXXr] nit verbotten lesterung des nehsten mensches / es geschee dann durch den namen gottes / sonder by dem gebott / Du solt nit tod schlagen / würt Àuchen vnd lesterung verbotten. ZV dem ersten ist hie z) mercken / das diß gebot / Du solt nit vnersamlich den namen gottes in munt nemen / auch anzeigt / das man etwan den namen gots mit der warheit in munt nemmen solf / nemlich so das erfordert der selen heyl / wie dann offt in der geschrifft gebotten wirt / man sol den namen des herren anr(ffen / loben / veriehen vnd gesegnen. Also spricht sant Paulus z) den Rmern am .ix. ca. Welcher den namen des herren anr(ffen würt / der wirt selig.7 Wir wllen z)m ersten vns keren8 z) den vnuerstendigen / vnder welchen vns forderlich bekummen die abergleubigen vnd wars ger / vnd auch die do erdichten vß iudischen fabeln groß abergleubige ding von dem hebreischen namen gottes.g Das aber solche den namen gottes vnersamlich in munt nemmen / magstu daruß mercken dann sy nemmen inen nit z) der sele heyl / noch z) der glory gottes / sonder z) irer fürwitzikeit / z) des tüfels büntnuß / vnd das mit zeychen / mit worten / vnd mit geberden / wie vormalß gesagt ist. Dann sy hant des nit acht / das sy der selen heyl darmit fordern / oder das sy got dar mit eren / sonder das irer begird gn)g geschee. Vnd darumb wie sy wider das erst gebot hant got vß irem hertzen geworffen / vnn han inn schnd gemacht so vil in inen ist / also auch wider das ander gebot / beÀecken sy mit irem munt sinen namen / vnd nemmen jn vnersamliche vnd vergebens Das ist ein vergebens vnd üppig ding / das do geschicht on not vnd vrsach. Es ist ein zweyfeltig not oder nutzbarkeit / das man den namen gots in munt nimpt.h Eine vnser heyl / die ander die glory gottes. Ja die glory gottes ist ein einige vrsach / darumm wir den namen gottes sollen in munt nemmen / [Bl. XXXv] dann wir sollen vnser seel heyl nit s)chen durch den namen gottes anderst / dannĮ z) der glori gottes. Dann wirt aber der namm gots genummen / so einer etwas vermeint z) th)n oder z) reden / vnd th)t den namen gottes darz). Wann z) glycher wiß / als der mensch durch den glauben entpfaht im hertzen die gnad gottes z) sinem heyl / also auch entpfahet er im mund durch ersamkeit den namen gots z) sinem vnd andren heyl. Ich mein es sey in dem ersten gebott gn)g gesagt von denen / die den heiligen namen gottes mißbrucheni. Vnd ist ire entschuldigung nüt so sy sprechen / sy bruchen in iren abergleubigen hendeln heilige wort vnd gebett / wann so vil schnder sünden sy. Nymm des ein glychnuß.j Welcher achtet dz nit für ein freuele boßheit / so einer nemm heilig

f g h i j

Der namm gots mag n(tzlich in mund genummen werden. Nomen tetragrammaton. Wenn der namm gottes mag in mund genummen werden. Hand Ein h(bsche glychnusz.

Į

B weder

7 8

DP verweisen korrekt auf Röm 10 [V.13] (431,5). Die Übersetzung folgt hier DP (431,6–8), während Löscher, 623, auf der Grundlage von Luthers Manuskript eine andere Fassung präsentiert (vgl. WA 1, 431 Anm. 6).

2. Gebot

57

kleyder dem dienst gottes z)geordnet / trüg sy z) dem tantz / oder in krieg / oder z) andern lychtfertigen spylen / vnd m cht ein schimpff vnd gespt daruß? Wenn du ein solchen begriffest / du würdest jn on zwyfel straffen. Wie vil mer solt du dann dich oder ein andern straffen / so du oder der den namen gots oder das wort gots / das do heiliger ist dann alle kleider / ia do mit die kleyder geheiliget werden vnd andre ding / nit z) dem tantz oder andre lychtfertige sachen / sonder z) des bsen ¿nds werck mißbruchest / das du villycht dardurch lyplich gesunt werdest / vnd der selen schaden nit achtest. Die sichst also entschuldigen die th)nt glych als so einer hat heilige ding mißbrucht / vnn wenn er darumb gestrafft würt / spricht er. N)n ist es doch eink g)ts heilig ding. Was sol ich dem z) antw)rt geben / anderst dann das ich z) im sprech. Ich weiß selber wol das es heilig vnd g)t ist / ich straff dich doch nit darumb / sonder darumb / das du das heilig ding mißbruchest. Sich solch christen sind wir yetzunt / wir kauffen holtzsch)ch das wir die nüwen sch)ch nit verw(sten / vnd die g)- [Bl. XXXIr] ten kleyder schleiffen wir nit im kott nach / wir verw(sten auch nit die gulden geschirr mit vnreynen wasser / aber den heiligen namen gottes / zyhen wir on alle forcht / z) allen vnwirdigen dingen.l Es ist keiner so verr)cht / der sinen namen oder andre ding gern ließ verw)sten. Wie meynstu würd das eim fürsten gefallen / wenn er sehe das einer sinen fürstlichen titel vnd namen / oder schiltzeichen in kot würff sy z) verw(sten / so er das doch verbotten het / vnd gebotten / man solt syn namen vnd schilt erlich halten? Merck wasm ich yetzunt sagen wil. So wir hren das der türck die kirchen / die altar / vnd andre heilige ding der christenheit verw(stet / werden wir glych bewegt z) zorn / entsetzen vns darab / vnd vmbdencken vns / wie wir solche schmach mit krieg rechen mchten / Darz) klagen wir / das die fürsten nit wider den türcken kriegen / vnd gedencken nit / wenn wir die hend in b(sen stiessen / so hetten wir schon ein türcken ergriffen.n Got der herr laßt yetzunt die christen fürsten gegen einander kriegen / darmit er vns mer straffen wil weder den türcken / Dann wir verw(sten die heilige ding gottes mer dann die türcken. Von den meyneidigen.9 ZV dem andern / kummen vns entgegen die meyneydigen / lügenhafftigen / betrüglichen menschen / vnd alle die do die warheit verlassen / got vnd sinen namen nennen z) bestetigen die vnwarheit / by Gott oder durch got Àuchen / vnrechtlich bannen / mit got schimpffen gotlestern oder schmehen / von welchen auch eins teyls in dem ersten gebot gesagt ist.10 Hie wllen wir yetzunt l)gen / welche mit schweren sünden wider den namen gottes. Do merck dz ein zwyfacher schw)r ist / einer g)t / der ander bß. Von dem g)ten stat geschriben Deut. am .vj. vnd am .x. cap. Du solt got dinen herren frchten / vnd im

k l m n

Hand Wir halten vnerlicher den namen gots weder die (sserliche ding. Hand wir christen syn selbs t(rcken.

9 10

Diese Zwischenüberschrift ist eine Ergänzung gegenüber DP. DP ergänzen „et infra plura dicentur“ (432,19).

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[Bl. XXXIv] allein dienen / vnd durch sinen namen soltu schweren.11 Also schwert offt got selbȕ in den propheten / sprechend. So war als ich der herr leb.12 Vnd im psal. Es hat der herr geschworen vnn wirt jn nit gerüwen.13 Also auch schweret Christus im ewangelio14 / des glychen hant die patriarchen / propheten / aposteln / vnd alle heiligen geschworen.o Vnn das ist ein verdienstlich werckp / dann es geschicht in den dingen / die der selen heil antreffen. Darumb so offt einer etwas th)t oder redt das der selen heyl fordert / wenn er frcht man werd im nit glauben / so sol er schweren. Also schw)r sant paulus den Rmern / das er im dick het fürgenummen z) inen z)kummen15 / vrsach die jn z) dem schw)r trib was ir nutz / vnn dienet inen z) irem heil das z) glauben / darz) schw)r er das sy jn erkenten als ein trüwen hyrten / der syn nutz nit s)cht vnd versichert werent das die ware lieb in im were. Also stat auch geschriben im .lxij. psal. Die werden alle gelobt / die in dem herren schweren.16 Vrsach aber warumb got gefelt das schwerenq / ist dann es wirt durch jn die warheit anger)ffen / vnd man glaubt in jn / darz) wirt vmb sinet willen frid vnd einm(tikeit vnder denen die do schweren / vnd mit dem wirt got der herr in einen solchen schw)r geheiligt vnd geeret / vnn wirt das werck des bsen ¿nds / mit namen zwytrechtikeit vnd krieg zerbrochen. Dann so einer dir nit glaubt oder z)willen wirt dinet halben / so th)t er es doch vmb den namen gottes / den du darz) anr)ffest / vnn also sind wir die ere allein got schuldig. Demnach spricht sant Paulus z) den Heb. Der schw)r ist ein end alles zancks.17 Der ander schw)r ist bß / vnd ist zwyfach. Einer geschicht vß gewonheit / das n)n bß ist / dann mit dem wirt die ersamkeit z) dem namen gottes gengklich gemindert vnd gering geachtet. Dise schw(r geschehen alsor / werlich / fürwar / als war als got im hymel ist / by got vnd allen hei- [Bl. XXXIIr] ligen / by dem lebendigen got / by dem heiligen got / vff min türes crütz / vff myn teures bl)t / by dem crütz gottes. Es ist marter groß / marter schn / es ist by dem lyden gots also. Ein ander gestalt. Der tüfel hol mich / oder brech mir den halß / Got helff mir nimmer mer / als wirȖ got helff / vff min sele / by myner gewissen / by miner trüw vnd ere / by miner priesterschafft.18 Dise schw(r vnd o p q r

Gott vnd syne heiligen haben gar ersamlich geschworen. Verdienstlich schweren. Warumb gott das g)t schweren gefelt wie bse schw(r geschehen

ȕ Ȗ

C om. – A/B entsprechen DP (432,23). B/C mir – B/C entsprechen DP (433,10).

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Dtn 6,13; 10,20. Hes 33,11. Ps 110,4. Mt 26,63f. Röm 1,9ff. Ps 63,12. Hebr 6,16. In DP lautet die Passage: „Sic teutonice: Bey Gott, werlich, vorwahr, alß war als got ym hymel ist, Bey gott und alle heylgen, per deum vivum, per deum sanctum, auff meyn tewres creutz, Auff meyn tewres bluet, Bey dem creutz gottis, Es ist martyr groß, Martyr schon, id est, per passionem Christi ita est. Item sic detestari: der teuffel hol mich, brech myr den halß, gott helff myr nymer mehr, alß myr gott helff, Auff meyn seel, in conscientia mea, bey meyner trew und ehr, bey meyner priesterschafft.“ (433,5–11) – Dieser Abschnitt ist besonders aufschlussreich für den sprachgeschichtlichen Vergleich von Münsters Übersetzung mit Luthers Deutsch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Decem praecepta.

2. Gebot

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der glychen sind leyder vil menschen yetzunt also gemeyn im mund / das schier das ander wort ein schw)r ist. Hie solten die hußv tter vnn m(tters acht haben vff ire kynder / knecht vnd hußgesind / das solch schentlich gewonheit nit ynbrech. Mcht ein vnuerstendiger mensch fragen / ob das auch den namen gottes berürt so einer spricht / werlich / by der warheitt / vnd der glychen. Ich antw)rt / Ja. Dann got ist die warheit / durch welche sant Paulus schw)r z) den Rmern am .ix. mit disen worten. By der warheit vnd myner gewissen.19 Vnn wiewol verbotten ist / das man by der gewissen (die kein namen gots ist) oder ander creatur nit schweren sol / dann es glych sünd ist üppigliche by got schweren / vnd nit by got sonder by der creatur schweren / so zücht doch vnser herr Christus Mat. am .vij. alle schw(r die by der creaturen namen geschehen z) got / so er spricht. Ir sollen nit schweren by dem hymel / dann er ist ein st)l gottes / noch by dem ertrich / dan es ist syn f)ßschemel / noch by Hierusalem / dann sy ist ein stat des grossen künigs / noch by dynem haupt / dann du kanst kein harzopffen wyß oder schwartz machen.20 Vß welchem du mercken magst / welcher do schweret durch die ding die gottes synd oder sunst im z) geeygnet / der schweret auch by got / vß welchem / in welchem / vnd durch welchen alle ding in wesen sind.21 DEr ander schw)r ist ein falscher eydu / do einer mit bedachtem vnn fürgesatztem gem(t wissiglich falsch [Bl. XXXIIv] schweret / vnd das ist gar ein schwere sünd / die selten vngestrafft hingat / auch in disem leben. Zwyfelst du daran / so frag die meyneydigen menschen. Aber aller schwerst ist sy / so sy geschicht offenlich vor dem angesicht der kirchen mit etlicher herlicheit vnn vorgeschribner form / als dann die th)n diev heimlich einander z) der ee nemmen / vnd darnach z) einer straff irer sünd / gewinnen sy ein haß gegen einander / vnd lassen sich mit eim falschen schw)r scheyden / dz doch ein grusamliche sünd ist / vnd ire ein grusamlich pyn nach folgt. Darumb vnder all andern gebotten wirt allein disem angehengt trewung der straff / dann also stat by disem gebot geschriben. Der herr wirt den nit vngestrafft lassen der den namen gots sines herren üppigliche in munt nymmpt22 Wiewol das erst gebot hat auch ein trewung / mit namen das got biß in dz vierd geschlecht wirt heimsuchen die boßheit deren die jn hassen23 / doch wirt dise trewung nit gezelt / Wie auch sant Paulus nit zelt die verheissung die in dem ersten gebot begriffen ist / sonder spricht / das die verheissung im vierden gebot die erste sey.24 ES ist gar ein groß sünd falsch schwerenw / oder meyneydig werden. Das mag man z) dem ersten mercken vß der geschrifft / die dz hefftig verwirfft. Dann got gebüt im

s t u v w

Hand Sprechen by der warheit ist auch geschworen. was ein falscher schw)r ist / vnn wie schwere er ist. Hand Wie ein grosz s(nd ist falsch schweren.

19 20 21 22 23 24

Röm 9,1. Mt 5,33–36. Röm 11,36. Ex 20,7. Ex 20,5. Eph 6,2.

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gesatz / du solt nit falsch schweren.25 Es straffen es auch die propheten / wie dann Isee am .iiij. stat. Es ist kein warheit / kein barmhertzikeit / auch keyn gottes kunst vff erden / sonder À)chen / liegen / todschlagen / stelen vnn eebrechen hant überhant genummen / vnd hat ein bl)t das ander berürt.26 Also styff hatt man die schw(r im alten gesatz gehaltenx 27 / das Zedechias ward schwerlich gestrafft / das er syn eyd dem kunig Babylonis nit hat gehalten.28 Item den Gabaonitern geschahe nüt übels des schw)rß halb / den inen Josue gethon hat / wiewol er von inen betrogen was [Bl. XXXIIIr] worden.29 Item den kindern Beniamin dorfften die andern geschlecht von Israel nit ire kinder z) der ee geben / allein darumb das sy es verschworen hetten / sy liessen ee die heiden irem br(derliche bl)t vermischt werden / weder sy den schw)r übertretten hetten.30 Z)m andern wie schwer falsch schweren sey das wirt vermerckt nit allein vß der geschrifft / sonder auch vß im selbs Dann diewil im schweren got z) eim zügen wirt genummen vnd z) eim mittel / durch welches die zwytrechtigen sich vereinigen / so geschicht got ein schmach / so er ein gezüg genummen wirt z) einer falschen sachen / ia das noch erschrocklicher ist / welcher mit disen worten falsch schweret / so ware als got ist / oder lebt / der leügnet das mit dem hertzen / dann er weiß im hertzen / das das nit ist / darüber er schwert / vnn r)fft got an z) einem falschen zügen / mit dem er got verleügnet mit mund vnd hertzen.y Vnd ist ein sch dliche verleügnuß / deßhalb / er weyß vnd glaubt das gott ist / vnd dannocht verleügnet er jn mit worten / ia auch mit dem hertzen / dann er verleügnete jn nit mit worten / er wlt es dann vorhin th)n / welches wllen vß dem hertzen ein vrsprung hat Vnd diewil die verleügnung wider das hertz geschicht / so ist es ein schwere lügin / die do stracks wider got ist / dann sy wil das got nit sey / vff das die lügen styff stand. Das mag angezeygt werden durch glychnuß.z Ich setz du habest ein fürsten überredt / das er dynet halb (dasį dir glaubt würd) syn geschrifft vnd sigill dir dar gelyhen hab / darnach leügnestu das boßhafftiglichen / solt das dem fürsten nit ein groß schmoch syn? Oder du begerst syn / so du mit einem andern ein vertrag machest / aber wenn er kumpt / so sprichstu im vnder angesicht / er sey kein fürst vnd schm hest jn. N)n l)g wie got ein solcher trefÀicher herr istİ. [Bl. XXXIIIv] WYter das du es baß verstandest / man mag in zwen weg wider diß gebot th)n schwerens halba Z)m ersten mit schweren. Z)m andern mit eyd brechen. Mit schwern / so einer wißlichen vnrecht schweret / vnd mit betrug spricht / er wl etwas x y z a

Die alten haben den eyd gar styff gehalten Got geschicht ein schmoch so man falsch schweret. Ein glychnusz Zwey mal s(ndet man wider disz gebot mit schweren.

į İ

B vff das B add. / vnd den nimpstu also freuelich z) einem falschen zügen / solt es jm nit ein schmach syn? – A entspricht DP (434,29).

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Lev 19,12. Hos 4,1f. DP „Denique adeo sanctum id voluit“ (434,10). 2.Chr 36,13; 2.Kön 24,18–25,7. Jos 9,19. Ri 21.

2. Gebot

61

th)n / das im doch nit im hertzen ist / oder leügnet etwas betrüglich / das er weyß das es war ist. Dise schw(r geschehen vil vnder den kaufÀüten / vor den richtern / vnd in andern hendlen. Vnd dise sünden schwerer weder die abergleubigen / dann sy nemmen den namen gots z) einer lügin / so die abergleubigen das z) einen üppigen ding th)nd. Darumb stat im psal. von einem gerechten man also geschriben. Er hat nit betrüglich geschworn sinem nehsten.31 Mit eyd brechen wirt diß gebott übertrettenb / so einer on betrügnuß etwas geschworn hat / aber darnach wirt er wendig / vnn helt dz nit das er geschworen hat z) th)n32. Wer es aber das er nit mcht bezalen oder halten das er geschworn hat / so würt er darumb nit meyneydig. Sprichstu / wie aber dem / Es sey dann das ich vnrecht schwere / so stat mir schaden / geferlicheit / oder der tod daruff? Als so etwan ein mrder / oder fynd zwingt mich / das ich im m)ß sagen was ich ȗhab Antw)rt?ȗ Nimmer sol der mensch sünden vmb ein ding / wann es schon ewig wer / vil minnder vmb ein zytlich ding Sprichst du. So ich dem mrder in der warheit hab geschworen wievil gelts ich hab / vnd er hat es mir alles genummen / wer gibt mir myn gelt wider? Antw)rt. Gott / vmb welches willen du die warheit gesagt hast. Aber ich kan nit alle sachen hie erzelen / die sich wider diß gebot verlauffen / vnd yetzunt gantz ynbrochen sind vnd nirenfür geacht werden. O wenn wir acht nemen / wie so wenig menschen selig werden / vnn frchteten vns / so würd gar bald von vns wychen die sicherheit / so wir yetzunt haben [Bl. XXXIVr] von unserm heyl. Es spricht der herr Mat. am .v. Ir hant gehrt das den alten gesagt ist / Du solt nit vnrecht schweren / sonder solt dyn schw)r got th)n. Aber ich sag üch / das ir überal nit schweren sollen.c 33 An disem spruch Christi hant vil lerer gearbeit / ob es etwan zimlich sey z) schweren.34 Sprechen etlich / das schweren kumm von boßheit des schwerendes. Die andern sagen / es kumm vß einer pen oder menschlicher bldikeit / das man nit glaubt z) einem schlechten wort. Aber wllen wir ansehen den verstant Christi / so mgen wir erkennen / das wir gar nit schweren sollen. Vnd darumb ist das die meynung Christi / das den iuden verbotten ist falsch z) schwern / vnd ist inen doch nachgelassen z) schweren / aber üch gebiett ich (spricht Christus) in keinerley wyß z) schwern / weder durch den hymel etc. Vß welchem man verstan mag / dz Christus wil / das niemand vß fryhem vnd eygnem willen ymmer schwernn sol / so vil an im ist / vnd redt einer wyter dann dise wort Es ist also / oder also / oder es ist nit also oder also / so sündet er vnd th)t vnrecht. Doch wil er mit dem nit verbotten han / dz ein christglaubiger / so erzwungen wirt von einen gewaltigend / oder vß not sins br)ders nit schweren solt. Dann es mag mich zwinb c d

Mit eyd brechen wirt disz gebott (bertretten. Ein christen mensch sol gar nit schweren Der mensch mag gezwungen werden z) schweren.

ȗ-ȗ B om. „?“– B entspricht DP (435,5). 31 32 33 34

Ps 24,4f. DP ergänzen den Hinweis auf Ps 15,4 (435,1). Mt 5,33f. Vgl. Gabriel Biel, III Sent d 39 q1 (ed. Werbeck/Hofmann, Bd. 3, Tübingen 1979, 661–685, A–X).

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gen ein fynd oder fründ z) einem schw)r / dz ich th) was er wil / so ferr es zimlich ist / wie der herr auch wyter spricht / So einer dir den mantel nemmen wil / soltu im den rock auch lassen. Vnd so einer dich zwingt ein myl mit im z) gan / soltu noch zwo mit im gan.35 Wenn einer also gezwungen schweret / so schwert er nit Dann es geschicht nit mit sinem frihen willen / vil mer dienet er durch dem(tikeit einem andern willen / oder dienet durch liebe eins andern notturfftikeit. Vnn wo die sachen nit vorhanden sind / so kan man on sünd nit schweren / Dann in solchem fall schw(r man mit fryhen willen on not. Nach dem dann Christus mit dem verbott / so er spricht man sol überal nit schweren [Bl. XXXIVv] hat vnderricht den nidernȘ menschen / der nit allein ein falschen schw)r / sonder auch ein yetlichen schw)r vermyden sol. Den iuden wirt verbotten vnrecht schweren / aber den christenene würt das schweren gar verbotten / angesehen / das in dem nüwen ges tz die ere z) dem namen gottes sol grsser vnd volkumner syn weder in dem alten Z) dem andern / diewyl ein christen mensch nit sol lieb han zytlich ding / so sol er auch vmb solche ding nit schweren.f Dann ein christen mensch sol nit s)chen was im zytliche nutz ist / vil minder sol er darumb schweren / ia er sol den namen gots grsser achten dann syn g)t / wiewol den iuden in dem fal etwas nachgelassen was. Doch wo einem andern ein dienst bewisen mcht werden / do sol ein br)der dem andern th)n / on des gem(ts beschwerung / wiewol mit der forcht gottes / was syn notturfft erfordert. Vrsach der verbietung ist / Christus weyß das wir den namen des herren allwegen üppiglichen nemmen / vßgenummen / so wir das th)n in liebe vnd dem(tikeit / die wir den andern bewysen / oder th)n es vmb vnser heyl / das dann ein grunt ist dises verbots. Spricht sant Paulus .j. Corinth.vij. Niemand mag sprechen Der herr Jesus / denn im heiligen geist etc.36 Oder vff ein bessern weg / sol man gar nit schwereng / vnd das deren halb / die in irem schweren ein entschuldigung s)chen / darumb das sy nit schweren by dem namen des herrenß / sonder by dem hymel / ertrich / Hierusalem / dem haupt / der selen / meynen sy / sy verschulden sich nit / wenn sy schon vnrecht schweren / dann sy schweren nit by dem namen gots / die meinung hat Christus verworffen mit dem das er erklert / wie man gar nit schweren sol weder durch den hymel / noch durch Hierusalem etc.

e f g

Hand Zitlicher ding halb sol nieman schweren. Ein ander verstant der wort Christi.

Ș

B innerlichen – B entspricht DP (435,30).

35 36

Mt 5,40f. 1. Kor 12,3.

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[Bl. XXXV ]

Das .III. gebott. Gedenck das du den fyertag heiligest.

D

[Abb.]1 As ist meyn gebott / Spricht christus. Joan. am xv. Das ir einander lieb sollen haben.2 Vnd wie Paulus sagt. Die lieb ist die erfüllung oder begriff des gesatzs.3 So man die lieb hat / ist kein gesatz nota / hat man sy nit / so ist kein gesatz gn)g. Also würt in disem iij. gebott das werck gebotten4 / ia die r)w / das got nit mit wercken erzrnt werd. Dann eygentlich würt am fyertag kein werck gebotten. Vnd also die dry ersten gebott / bereyten den menschen z) got / als ein luterĮ matery / das er r)w hab im hertzen / mund vnd wercken / das ist / das er luter r)w hab im innerlichen / üsserlichen vnd mittelen menschen / welche do sind / der sinlich / vernünfftig / vnd geistlich mensch. HIe soltu zwey ding mercken. Das erst / Der samßtag was gebotten den iuden z) fyeren / wie das sant Paulus anzeigt z) den Collossen. am andern5 Vnd ȕalso alle knechtliche vnd hanttirliche werck / wiewol sy an inen selbs g)t sind / betüten die vnzimlich sündliche werck des alten menschen.ȕ b Wann glych wie etlich thier wa- [Bl. XXXVv] ren der bedütung halb vnrein / wiewol sy an inen selbs g)t warent / rein vnd gesunt / Ȗ wann6 sy von got erschaffen warentȖ / aber sy bedüteten bß vnrein ding / Also ist es mit den lyplichen wercken / die am fyertag verbotten sind (wiewol sy an inen selb g)t sind) dann sy bedüten z)künfftige offenbarung des übels. Also der iuden sabat7 bedüt die geistlich zyt / die Christus die sonn der gerechtikeit erlüchtet hat / welche zyt kein nacht hat / nach dem Esa. lxvj. Es wirt ein monat vß dem andern syn / vnd einį sabat vß dem andern.8 Des glychen strieff Paulus die Galatas / das sy nach üsserlichem iudischen schyn die zytt im iar hielten.9 Darumb hat diß gebot eygentlich / ia alle / vffgehrt der volkummen christen menschen halb. Dann einem gerechten ist kein gesatz fürgeschlagenİ.c 10 a b c

Wo die liebe ist / do ist kein gesatz not. All hantwerck sind am sabat verbotten. Der volkummen mensch darff keins gebots

Į B gereinigt; C lautere – DP „pura“ (436,13). ȕ-ȕ B das sy still solten daran stan von allen hanttirlichen wercken. Vnd wiewol sy solich werk an inen selbs g)t sind / betüten die vnzimlich sündliche werck die man am fyertag beuorab vermyden sol. – A entspricht DP (436,24f). Ȗ-Ȗ C om. – A/B entsprechen DP (436,26f). į C sein – A/B entsprechen DP (436,31). İ C fürgesetzet 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Das Gebot der Heiligung des Feiertages wird mit einem Bild eingeleitet, das die Predigt in den Mittelpunkt des Gottesdienstes stellt (vgl. Bildtafel Abb. 4). Joh 15,12. Röm 13,10. DP „in hoc tercio praecepto non opus praecipitur, immo quies“ (436,16f). Kol 2,16. DP „quia“ (436,26). DP nur „sabbatum“ (436,29). Jes 66,23. Gal 4,9f. 1. Tim 1,9.

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Doch hat die kirch etlich fest behalten der vnuolkummenen halb / denen das wort gots not ist. Aber ein war gerecht mensch ist also got frmig / das im alle tag heilig vnn hochzytlich sind / glych wie got kein vnderscheid hat z) den tagen / stetten oder personen. Nichts dester minder ist den blden vnabgestorbnen menschen not / das sy ge(bt werdent mit bestimpten emptern / tagen / sitten / wachung / fasten / arbeit / gebett / zucht / vnd deren glychen / darmit sy kummen z) des innerlichen mensches z)nemmung. Vnd so der lyp gedempt istȗ vnd in dienstbarkeit bracht / vnn darz) all pynlicheit vnd vnrdenlich begird sind vßgerütet / dann sollen die yetz gemelten (bungen hübschlichen vffhren vnn so vil gemindert werden / sovil dann der innerlich mensch z)nimpt. Vnd wann es darz) k m das der mensch volkummen würd / so solten solich (bungen gar vffhren. Wie sant Paulus spricht. Das gesatz hat vns vnderricht in Christo.11 Dann das gesatz hat nüt z) volkummenheit bracht. Aber Joannes der tauffer ist fürgangen dem herren z) bereyten ein volkummen volck. Wyter / so einer die üsserliche [Bl. XXXVIr] werck hat volbrachtd / vnd meynt er hab etwas groß thon vnd stat vff dem vnn setzt syn z)versicht darin / s)cht sunst nüt / der ist das kalb Ephraim12 / vnderricht lieb z)haben frucht vßtretten / dann er meynt / das mach ein g)ten menschen / wenn einer g)ts würckt / so es doch nummenȘ ein bereytung ist das einer g)t werd / wie der tauff des wassers on andre z)gehrende ding vnuolkummen ist. Von solchen sagt die heilig schrifft vil / das sy glyßner sind / gestifft frummen / die die geschrifft vff ir fürnemmen zyhen / vnd wissen doch nit wo es hengt oder lengt.e 13 Z) glycher wyß als so einer ein hantwerck lernet / so th)t er die ding / die der meister nit th)t (er wl dann sunst)ș vnd darmit schickt er sich z) der meisterschafft / stat er aber still in dem bossel werck / glych als wißt er alle ding / so wirt er hinden nach yederman z) spott. Also hie werden wir nit g)t durch g)te werck / sonder werdenȚ bereyt. Dann nit mit th)n sonder mit lyden sindf wir g)t / Als so wir tragen mit r)w was vns got z)schickt Darumb helt die kirch diß gebot / vnd andre mere bedütliche gebott / das die vnuolkummen ge(bt werdent vnd z) nement / nit das sy dar an blyben stan als werent sy sicher so sy solche gebot hetten erfült. ZV dem andern soltu mercken / das sant Gregorius th)t ein frag / Warumb der herr das einig gebot der lieb herfür zücht / so doch alle geschrifft vol sint der gebott14? Antw)rt.g Darumb / wie gesagt ist / alle gebot erfordern die lieb / vnn mgen on die lieb / das ist / on ein schnellen / bereyten / frlichen / g)twilligen willen / nit erfült werden / wenn d e f g

Ist nit gn)g in (sserlichen werken still stan. Ein g)te glychnusz. Hand Mit was wiß die gebot sollen erf(lt werden

ȗ Ș ș Ț

B add. durch solch (bung – A entspricht DP (437,5f). C nur B pÀegt z) th)n – A entspricht DP (437,18). B add. durch sy – A entspricht DP (437,21).

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Gal 3,24. Hos 10,11. DP formulieren mit Bezug auf 1. Tim 1,7 „Nescientes, ut ait Apostolus, neque de quibus af¿rmant neque quae loquuntur“ (437,17). Gregor (I.), Homiliae in Evangelia 2,27,1 (FC 28/2, 498f).

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3. Gebot

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schon die üsserliche werck geschehen vnd der will vnlüstig darz) ist / noch sind die gebot nit erfült. Vnn also welcher sich in disem eynigen verletzet / der ist aller gebott übertretter.15 Darumb stat geschriben am .j. psal. Selig der man des willen stat z)m gesatz des herren16 (das ist / der do [Bl. XXXVIv] hat die lieb / vnd hat lieb sinen nehsten). Vnd am .cix. psal. Dyn volck ist g)twillig.17 Vnd Paulus. Gott hat lieb ein frlichen gebber.18 Dann es gefallen got nit die gezwungen dienstbarkeit / sonder die fry undț g)twilligen.19 Wie im .liij. psal. Ich wil mit g)twillikeit dir opffern.20 Vnn als sant Augustinus wil / so ist der will die liebe.21 Warumb hat dann got nit ein benügen gehabt mit dem einigen gebot der lieb? Ich antw)rt. Es ist gn)g mit dem einigen gebott / aber es ist not gewesen / das dem menschen würd anzeygt / warin er solt die lieb haben / das er nit sich mit einem vnrechten fürnemmen oder z)uersicht in sich selb verfürt / vnd meynt er hett die lieb so er sy nit hett. Dann wir sind also geschickt / dz wir lychtlich g)ts von vns selbs / vnd übels von dem nehsten halten / so wir doch das widerspyl th)n solten. Darumb ist der begriff der zehen gebott glych als ein spiegelh 22 / in welchem der mensch sich besehen sol / warin / oder wie fast er ab oder z) nimpt. Dann vor allen dingen sol man in den gebotten acht haben / nit das man sy th( / sonder mit was hertzen vnd willen man sy verbreng. Sy sind vns geben z) erkantnuß vnsers willen / vnd darnach das der wil syȜ auch (be / welches alles ist ein bürd den vnwilligen vnd schwerm(tigen. Vnd das du es baß verstandest / solt du wissen / das das erst gebot begrifft in im alle andre gebot. Vnd also welcher das erst helt / der helt sy all / vnn welcher der andern eins nit helt / der helt auch das erst nit / dann sin hertz sicht etwas anderst an weder got. Aber der alt Adam in vns / ist also verkert vnd hoffertig / das er dick wil heiliger vnd wyser gesehen werden dann alle heiligen. Darumm darff er mit einer durstigen stirnen sprechen / er halt das erst gebot / vnd wiß sich nit schuldig / er hab keinn abgot / er hab nüt got glych lieb. Vmb das ist not gewesen / dz er gesant würde z) worten vnd wercken / die im gezügnuß geben von [Bl. XXXVIIr] im selbs / vnd also jn überwunden siner freuelen hoffart vnn lügen halb.i Als wenn er wlt freuelich halten / er hett keyn frembden got / so frag er die zung / h i

Die .x. gebott sint ein spiegel wort vnn werk zeygen an / ob du die gebott haltest.

ț Ȝ

B om. – A entspricht DP (437,33). B sich – B entspricht DP (438,6).

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Jak 2,10. Ps 1,2. Ps 110,3. 2. Kor 9,7. Petrus de Natalibus, Catalogus sanctorum 2,7, Straßburg 1513 (VD 16 P 1881 / Ex. BSB München 2 P.lat. 1081), fol. 14va. Ps 54,8. Augustin, De gratia Christi et de peccato originali 1,21,22 (CSEL 42, 141,28–142,18; A. Kunzelmann /A. Zumkeller [Hg.], Aurelius Augustinus, Schriften gegen die Pelagianer, Bd. 2, Würzburg 1964, 348–351). Vgl. Johannes Gerson, Le miroir de l’âme, in: Œuvres complètes, ed. Palémon Glorieux, Bd. 7, Paris 1966, 193–206; Ders., Opusculum tripartitum de praeceptis decalogi, de confessione, et de arte moriendi, übers. mit einer Vorrede von Johannes Geiler von Kaysersberg unter dem Titel ‚Der dreieckecht Spiegel‘, Straßburg o. J. [1510], abgedr. bei Johannes Geffcken, Bilderkatechismus des 15. Jahrhunderts und die katechetischen Hauptstücke in dieser Zeit bis auf Luther. Bd. I: Die Zehn Gebote, Leipzig 1855 Beil. III, 29–47.

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ob sy schwere / ob sy üppigliche den namen gots in mund nympt. Dann wes das hertz vol ist / des gat der munt über23 / darz) mag einer lichtlich irren im hertzen / ettwas freuelichs von im z) halten. So kan einer auch nit wissen ob er halt das erst gebott / er frag dann die wort vnd werck.j Darumb schweret einer / oder nennet got z) einer lychten sach / der sol wissen / das er lügt vnd betrügt sich / so er sprechen wil / Er hab got lieb / vnd halt das erst gebott / dann er hat nit recht erforscht vnd bewert syn hertz. Wyter / bedunckt jn / er halt das ander gebot / vnd wiß sich nit schuldig darin / so sol er sich fragen von dem dritten / ob er mit bereytem willen heilige den fyertag / ob er begirliche hr das wort gottes / ob er bette / betrachte / leß vnd red von got / vnd ob er sy by den gtlichen emptern24. Th)t er die ding nit / oder th)t sy mit vnwillen / über das spricht er / Er halt das erst vnd ander gebott / so wirt er betrogen / dann syne werck geben imȝ zügnuß. Es mag nit gesyn25 / so einer üppig ist / dz er nit auch üppiglich den namen gots in munt nemm. Dann was mag ein üppiger anders th)n weder üppige ding? Er redt üppikeit / er gedenckt üppikeit / ia auch so er an got gedenckt oder von im redt. Dann das ist ein üppig menschk / der etwas anders t)t weder das got z)hrt / vnd z) dem das got antrifft ist er vnwilliger dann z) sinen dingen. Also sind alle menschen üppig. Bedunckt aber ein menschen / er halt das drit gebot auch / so nemm er das .iiij. für sich26 / vnd l)g wie er entpfahe die stathalter gottes / mit namen syn eltern vnd fürweser / die er vor im sicht. Acht er dise schnd vnd verschmeht sy / die er sicht / wie kan er dann sprechen / das er gott den er nit sicht beuor hab den andern dingen. Vnd z)m vierden [Bl. XXXVIIv] l)g er ob er den nehsten lieb hab nach gottes willenl / der im ersten gebot alwegen verstanden wirt. Spricht er / er hab lieb sinen nehsten / vnd haßt jn dannocht / redt im nach / sticht jn / verletzt / verspott / verÀücht / oder schmeht jnen / yetzunt gibt syn werck gezügnuß über jn. Oder beschirmmt er jn nit so er geschediget wirt / oder redt nit g)ts von im / oder entschuldiget jn nit so er wol mcht / so hat er die ware liebe nit / die solch ding th)n. Darumb besehe sich ein yeglicher wol in disem spiegel. Z) dem .v. kanstu dich auch vß dem nit erkennen / als es dann nit gn)gsamlich gescheen mag / dann es ist mancherley begirlicheit in vns / die wir selb nit all gn)gsamlich erkennen / darumb not ist das wir alle ding durchs)chen in vns / vnd also hastu din nehsten nit verletzt in siner person / so l)g ob du jn in sinem eewyb gesch digt hast / die ein Àeisch mit im ist. Vnd wan du sy begerest / vnschamhafftigliche anschawest / angryffest / z) redest / Oder so das ein anderer th)t / vnd du werest im nit / wie hastu dyn neben mensch lieb als dich selbs? so doch du wltest das er dir in dem fal solch früntschafft bewise.

j k l

Die gebot hangen aneinander Ein (ppiger mensch. Merck ob du den nehsten lieb habest.

ȝ

B wider jn – DP „perhibent de eo“ (438,26).

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Mt 12,34; Lk 6,45; vgl. WA.DB 6, 58.238 (Septembertestament 1522). DP „divinis“ (438,24). DP formulieren dieses als rhetorische Frage (438,26f). DP „Tercio, videatur sibi et hoc servare, crassius signum probet“ (438,31).

3. Gebot

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Z) dem .vj. laß syn das du dich auch in der yetz gemelten sachen nit schuldig wissest / vnd meynest dyn Adam sey noch vffrichtig / wie wir dann offt halten nach vnser blintheit / so wir doch im minsten nit reyn sind. Darumb gedenk wyterm / ob du dich in dines nehsten zytlich g)ter verschuldet habst / Ȟmit betrug dir etwas z)gezogen habst /Ȟ oder im sunst schaden z)gef(get mit [falschem wert]ȟ / in gelt / maß / w)cher / raub / diebstal / ratgeben / vnd der glychen. Z) dem .vij. l)g ob du jn in sinem lümet nit geschedigt habst / syn ere abgeschnitten / stichwort geben / oder sunst mit der zungen dich an im verschuldt. Item ob es dir ein freüd ist / so die andern jn schmehen / vnd du stilstastȠ. Z) dem .viij. l)g / ob du in wercken vnd worten gantz [Bl. XXXVIIIr] vnschuldig syest (das doch selten geschicht.)n Gang in dich erforsch die heimlichkeit dines hertzen / vnd w g sineʌ begird Vnd es sey dann / das du liegen wllest / so würstu dich vol begirlichkeiten ¿nden. Sag nit von dir / ich beger nüt / dann die geschrifft sagt das widerspil mit disen worten / wer mag sich ber(men / das er ein luter rein hertz hab?27 Niemand ist von inen reyn / dann es ist nit gn)g / das du die begirlicheito zemest / du soltest auch nit begirlicheit entp¿nden / wie in den zweyen lesten gebotten anzeygt wirt / welche auch die aller grst synd / vnd werden durch sant Paulum z) den Rmern herfür gezogen / so er spricht Du solt nit begern.28 Darumb welcher die liebe hat / das ist / ein rechten vollen willen z) dem gesatz gottes / der erfült es.p Man darff nit sorgen / das der / der got liebhat / synen namen vneret / oder ein frembden got s)cht / oder brech den fyertag. Des glychen welcher sinen nehsten liebhat / ist nit z) forchten / das er veracht sine eltern / das er todschlag / eebrech / stel / falsch gezügnuß gebe / oder vnordenliche begere / so er vil mer sich vnderstat ȡvß tribungȡ der liebe dem nehsten g)ts z) th)n29 / Wie sant Paulus sagt. Die liebe th)t dem nehsten nüt bß weder mit worten / wercken oder begirden.30 ABer wir wllen n)n keren vff die matery dises dritten gebots. Ich hab gesagt / das vorzyten der sabat bedütlich ist gewesen / wie er auch yetzunt ist / vnd das der vnuolkummen halb. Aber yetzunt sind all t g hochzitlich / darumb an keinem z) sünden ist. Wir lesen im b)ch der zal am .xv. cap. das einer ward versteiniget darum / das er hett holtz am sabat z)samen gelesen31 / was sol dann dem geschehen / der in der zyt der gnaden grosse laster volbringt / vnn das allermeyst an fyert gen. Das ist vns z) einem schrecken

m n o p

Schaden in zytlichem g)t yederman hat in im bsz begirden Hand wo die lieb ist ist haltung der gebott.

Ȟ-Ȟ ȟ Ƞ ʌ ȡ-ȡ

C om. – A/B entsprechen DP (439,13). B falscher war B darz) stillschwygst – DP „omittis“ (439,17). C deine – A/B entsprechen DP (439,19). B vß hitziger tribung; C außtreibung

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Spr 20,9. Röm 13,9. DP „potius quaerat, ut benefaciat proximo“ (439,30). Röm 13,10. Num 15,32–36.

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beschriben / dann es ist nit bß holtz z) samlen aber es bedütt etwas bß / wie dann alle hantierliche werck des fyertags. [Bl. XXXVIIIv] DIe ersten die am fyertag sündenq / sind die / die grob sachen th)nd / als vnküscheit / füllery / spyl / zorn / todschlag / À)chen / rauben vnd betriegen. Von welchen stat geschriben Malach. an dem .ij. Ich wil den kot üwer fest werffen in üwer angesicht.32 Sich / er heißt solcher sündhafftiger menschen fest ein kot / dann sy machenȢ ein wust daran / wie die vnreynen schwyn. Also stat auch Amos am .v. Ich haß vnd hab verworffen üwer fest.33 Vrsach / wann solche menschen setzen alleı herlicheit des fests in gezierd der kleider / lußperlicheIJ spiß vnn müssiggang / wie die iuden th ten. Wenn die dry ding allein sind / so machen sy (on ire bedütnuß) ein iudisch fest / vnd gebent reytzung z) den lastern. Dann was solt ein voller buch / müssige seel mit gegenwurfÀichem gezierd anders schaffen weder das sy den menschen f(ren in vnküscheit vnd bse begird? Wenn essen vnd trincken / müssig gan vnd hoffertig gezierd sind gefyret were / so fyret ein yetlich gemeyn wyb / vnd ein yetlicher türck / ia auch die pferd vnd schwyn. Do ¿ndstu etliche / die fasten ettwan der heiligen obent z) wasser vnd brot / aber denȣ heiligen tag verzeren sy mit füllery vnd vnküscheit. Es ist darz) kummen34 / das man den Sampstag herlicher begat weder den Sontag / dann man entzücht sich am sampstag von Àeysch essen / müssigang vnd üppikeit / das man am sontag nit th)t / Also ist es mit deren heiligen obent / die man heiliglicher begat weder dieij fest.35 36 Die lypliche r)w vnd müssigang am fyertag / bedütt geistliche stillikeitr / dann wie der lyb z) r)wen ist also sol auch die sel r)wen von bsen begirlicheiten vnd bsen gedenkken / vff das sy also vßgelert vnd gereynigt mg entpfahen das wort gots. Darumb sol sich ein yeder christen mensch fragen warumb fyerstu hüt? domit er im ein gedechtnuß inbring vnd sich erinner / das man vff den tag gott sol anhangen [Bl. XXXIXr] vnd jn hren. Die gezierten kleider so man am fyertag tregt / bedüten g)te werck / als do sind / meßhren / betten / alm)sen geben / vnd andre werck der barmhertzikeit.37 Wolleben mit essen vnd trincken am fyertag / bedütt / das man betrachten vnd lesen sol die g)ttat gots / das lyden Christi / das wort gottes / vnd eygne sünd. DIe andern die den fyertag brechen sind die / die do hantarbeit th)nts / die sunst zimlich sind / als die üsserliche notturfftige werck do mit man g)t überkumpt. Vnd die menschen

q r s

Mit s(nden bricht man den fyertag. Grosz heimlichkeit [C hailigkait] tragen vff jn die fyertag. Arbeit bricht den fyertag.

Ȣ ı IJ ȣ ij

B add. mit irn sünden – A entspricht DP (440,5). C jr – A/B entsprechen DP (440,7f). B lustperlich B iren – A entspricht DP (440,17). B ir – A entspricht DP (440,20).

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Mal 2,3. Am 5,21. DP ergänzen „universaliter“ (440,17). DP „et universae vigiliae sunt sancti¿catiores quam ipse dies celebritatis, mera scilicet perversitate“ (440,19–21). Der folgende Abschnitt ist in den DP überschrieben mit „Mysteria“ (440,22). DP ergänzen „ut Christus contra Pharisaeos docuit, de quibus latius infra“ (440,29f).

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3. Gebot

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sünden minder dann die fordrigen Ja so vil minder / das sy etwan in etlichen f len entschuldigt werden. Der erst fal des halb der mensch entschuldigt würt / so er am fyertag arbeit th)t / ist notwendikeit.t Was aber dz für ein not syn sol / ist ein zwyfel.38 Doch mag man sy nit f(glicher ermessen weder nach der regel Christi / der im ewangelio spricht / Das es nit sünd sey / so man ein esel oder rint vß der pfützen zücht / oder drenckt.39 Vß welchem ein solche regel gezogen wirt.u Stat dir ein schaden vorhanden der so groß ist / oder auch minder / als ein esel wert ist / den z)fürkummen magstu ein arbeit th)n / mit dem der schaden gewendt werd. Das soltu doch verstan / wenn der schaden z)felt vß einer vngeferliche not / nit vß vßerwelung dines willens. Das ich darumb red / das die gytigen nit meynen / sy mgen kauffen oder verkauffen am fyertag / vnd wann sy das nit th ten / so ging irem nutz sovil schaden ab als ein esel wert mcht syn. Dann mit dem drfft man kein fyertag setzen / angesehen / das ein yeglicher verlust hat / wenn er vnderwegen latȤ die hendel vß denen im nutz entspringt. Das aber die obgesetzt regel war sey / wirt darmit bewert. Dann ist es den iuden nachgelassen vnd ist inen kein sünd gewesen / vil minder ist es den christen menschen sünd / die do gefryhet sind von iudischen manchfeltige haltungen [Bl. XXXIXv] Vß disem mgen yetzunt andre besonder hendel ermessen werden.v Nim des ein exempel Es kaufft oder verkaufft einer etwas am fyertag / das er an eim andern tag oder andern stund nit mcht kauffen oder verkauffen on grossen schaden / dann es wil der kauffer oder verkauffer villicht nit warten / in dem fal wirt einer entschuldigt der vrsach halb / dann er hat nit ges)cht sinen gewin oder nutz / aber so er im vngefer ist z)gefallen / hat er jn angenummen z) fürkummen syn schaden / wer im doch lieber / das solcher kauff oder verkauff z) einer andern zyt mchte geschehen. In dem val / wie gesagt ist / mag einer sollichen vngeferlich z)gefallen handel bald vßrichten / vnd glych wider z) dem feyer sich richten. Glyche vrsach ist mit andern sch den / wenn sy ioch kleiner synd / doch mit dem geding / das die meß vnd predig nit versummt werden / es wer dann groß not vorhanden / die ein vernünfftiger man entschuldigen mcht. Vnn wie ich gesagt hab / das sol alles verstanden werden von dem schaden der vngefert z)felt / nit von dem / der do entspringt vß stillhaltung dynes gewerbs. Dann ein solcher schad mag alle stund fürhanden stan. Z) dem andern werden entschuldiget die kchw / vnn andre die notturfftig ding bereyten. Vnd man sol sich do nit keren an die iudischen narrery / welche am sabat nit kochen vnd dannocht fressen sy vnd füllen sich / darz) pÀegen sy vnküscheit den gantzen sabat. Deßglychen mag man spiß vnd dranck herz) tragen / vnd wie by vnß der bruch ist / ist t u v w

Not entschuldigt. Ein regel. Wenn kauffen am fyertag enschuldigt wirt Kch werden entschuldiget.

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C laßt

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DP ergänzen „quia mire variat“ (440,37). Lk 14,5.

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keyn sünd das man das vaß mit dem wyn in keller legt / aber das ist sünd / das man jn so lang mit kanthen wider daruß tregt / biß man gantz voll wirt. Deßglychen ist es ein grsser sünd vil vß der k)chen tragen weder dryn tragen / wiewol die iuden das widerspil im bruch haben / vnd inen vil christen nachfolgen. Ist ein groß dorheit an iuden / [Bl. XLr] das sy kein spyß am sabat bereyten.x Warumb lassen sy die kleydung nit auch vnderwegen vnd gan nackend / so doch auch arbeit daruff gat biß man sich angeth)t? Darz) warumb gan vnd stan sy / warumb essen vnd drincken sy / so es doch auch arbeit sind? warumb sitzen vnd schlaffen sy nit den gantzen tag? Wyter Es ist nit ein klein arbeit stan z) der meß vnd z) der predig / das bewere ich mit denen / die es vngern th)n / der eben vil sind / vß welchem ich das haben wil / das man kochen mag am fyertag / vnd nit sich kere an die iudischen dorheit. Es sind auch etlich die meynen so man ein krentzlin oder ander klein ding macht am fyertagy / so werd er gebrochen / das dann war ist / wann man die ding z) dem kauff wlt machen. So aber ein iunckfrow z) irer gezierd ein krentzlin macht / die kleider süfertȥ / die sy wil anlegen / den schleyher z) samen legt / vnd deren glichen th)t / das ist nit wider diß gebot / sy wlt dann so lang vor dem spiegel stan / das sy die gttliche empter40 versumpte. Wlt sich aber eine zieren z) der hoffart oder das sy begert würd / das trifft yetzundt ein ander gebott an / vnd ist ein schwerer sünd / weder so es am wercktag geschehe. Z)m .iij. mag man am fyertag das vich versehen mit f)ter vnd strewungz / darz) mag man sy melcken vnd weyden etc. Z)m .iiij. metzger / wirt / becken / ¿scher / vnd andre hantwercks lüta / deren man bedarff z) lybs narung oder kleydung / sünden nit wann sy am fyertag die ding dar reychen die man bedarff / Es wer dann / das sy den spilern oder drunckenen menschen z) irer sach hilff theten. Z) dem .v. sündt man nit / so man hantreychung th)t an dem fyertag z) gemeynem nutzb / als z) br(cken vnd steg machen / dem gewesser widerstand th)n / dem ¿ndt widerstreben / füer z) leschen / vnd andren offenliche notturfftigkeiten fürsehen. Z)m .vj. werden entschuldigt die [Bl. XLv] rtzt / wegl uffer / botten die notwendigen sachen haben z) verrichten / schmyt die die roß beschlagen / müller / vnd deren glychen / wenn sy not dar z) trybt / doch das die gttlichen empter vmb dise ding nit werden versumpt. Z) dem .vij. werden die auch entschuldiget / die z) den merckten gan / wenn sy das z) andern zyten nit mgen th)n.

x y z a b

Wie die iuden fyren. Krentzlin machen. Das vich versehen wirt / kch / metzger. Gemeynen nutz dienen

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C sybert

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DP „divina“ (442,7).

3. Gebot

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Es ist ein zwyfel hie / ob die41 entschuldiget werden / die am fyertag mit armbr)sten schiessen z) dem zweck oder z) anderem dingc / nemlich so man das wol mcht th)n an eim andern tag / vnn auch kein not42 / oder andre milte vrsach das mag entschuldigen / darz) gat nit wenig zyt daruff / vnd mcht der halb tag nach mittag also wol got ergeben werden als vor mittag. Dem ist glych / das man etwan am fyertag harnesch vnd gewere zeygt vnd besichtigt / so es doch wol am wercktag geschehen mcht. Do solten die ratßherren z) l)gen. Z)m .viij. entschuldigt auch die kleine vnd wenigheitȦ. Du magst alle werck th)n am fyertag / die du am wercktag th)st / so ferr / dz die arbeit klein sey vnd bald geschee. Als so ein sch)macher ein par sch)w schnyt. Ein schnyder ein rock schnydt. Ein kauffman etwas verkaufft / das er nit herfür z) verkauffen gelegt hat Vnd deßglychen ist es mit andern wercken. Item die werden auch entschuldiget / die vß br(derlichem mitlyden den armen vnd dürfftigen z) hilff kummend / oder den gotßhüsern hilff th)nd. Demnach / mag man ein krancken baden / den vnreynen weschen vnd sine kleyder / das bet bereyten / vnd andre dienstbarkeit bewysen / wenn das ist ein heiligs verdienstlich werck / so es den armen vnd krancken wirt vmb gots willen bewisen / Also auch nach alm)sen gan / wie die bettel rden th)n / oder alm)sen geben am fyertag ist nit vnrecht.43 Ja man mag den armen auch frücht / holtz / dranck vnd spyß z)f(ren am fyertag / so fer [Bl. XLIr] das es vmm gots willen geschehe / vnd nit vß begird der widergeltung.44 ZV dem dritten sind etlich die heiligen den fyertag allein von vssen / aber nit im geist / sy th)nd üsserliche g)te werck / aber das hertz ist nit dar by. Vnn wiewol dise der kirchen gn)g th)nd45 / yedoch so th)nd sy wie Cain / sy opffern nit ire personen / sonderĮ ire werck / darmit sy allein vermyden wllen ergernuß / vnd wlt got dz die spiler / suffer / gassentretter / vnd andre gesellen die bsers th)nd / auch also theten.46 Das man den fyertag recht heilige / so sol man daran fünff ding th)ne / Wie das geistlich recht vßwißt / mit namen / meß hren / predig hren / betten / rüw vnd leyd über die sünd haben / vnd etwas opffern wie etlich wllen. Das erst ist meßhren.47 Doch soltu nit hie verstan / wie etlich drliche meynen / das du die meß von dem priester von wort z) wort hrest. Es ist gn)g so du jn sichst meß haben. Es hat auch ein heimlich bedütung vff im / das der priester die meß heimlich nit

c d e

Am fyertag schiessen. werck der barmhertzikeit. F(nff ding sol man am ¿ertag th)n.

Ȧ Į

B add. eins wercks – A entspricht DP (442,30). B add. Allein – A entspricht DP (443,6).

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DP ergänzen „Vuittenbergenses“ (442,24). DP ergänzen „nec pietas“ (442,26). DP „alioquin et elemosynas petere et dare non liceret, cum id fratres mendicantes nunquam ut diebus festis agant“ (442,36–38). DP ergänzen „aut gulae, ut nunc passim habetur mos“ (443,2). DP ergänzen „et minus peccent quam praecedentes“ (443,5). DP „et utinam tamen omnes tales essent, qui peius agunt“ (443,7). Decretum Gratiani, D.1 c.64 de cons. (ed. Friedberg, Bd. 1, Leipzig 1879, 1312).

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mit luter stimm volbrengt.48 Dann Christus der ware oberst priester49 / wiewol er vil wirckt in der kirchen durch die üsserlich zeychen vnd sacrament / vnd im darz) die christglaubigen in etlicher maß hiff th)nd oder mit wercken (z) glycher wyß als dann auch die gelerten oder die clericken dem priester mit gesang vnn gebett by stan) so handelt er doch vil ding vnsichtbarliche gegen got sinem hymelschen vatter50 / die syn folck51 nit sicht oder entp¿ndt. Mcht einer fragen / ob es gn)g sey / so einer fr( meß hat gehrt am fyertag. Antw)rt. Hastu ein notwendige vrsach darz) / so hastu gn)g gethon.f Solchen bescheyd gib ich dir auch / wenn du fragest / ob es gn)g sey / so eyner im kloster meß hrt.52 Ist aber kein not vorhanden / so macht man gemeynlich disen vnderscheyd. Lastu dyn pfarmeß [Bl. XLIv] nit vß verachtung vnderwegen / so magstu in eim kloster darg z) dich dyn andacht trybt meß hren. Doch dunckt mich / das es yetzunt in der elende zit / nit sicher vnd g)t ist das man ein yetlichen menschen (nemlich die einfaltigen vnd vnuerstendigen) laß nachgan siner andacht / wie auch das imh geistliche recht verbotten wirt.53 Dann es sol eim yetlichen sine andacht argwnig syn / nemlich wann er z)vil gefallens daran hatt / vnd ist wider den gemeynen bruch / vnd satzung der v tter.i Der bß ¿nd verwandelt sich in gestalt eins g)ten engels54 / darumb er auch ernstliche z) frchten ist / dann er het bald vnder gestalt der andacht alle ordnung der kirchen vffgelßt. Deut. am .xij.55 wirt verbotten / das nit ein yetlicher th) was jn recht vnn g)t dunckt syn.56 Dann es entspringt sunst daruß / das dem menschen wirt hingenummen die forcht / vnd auch ersamkeit z) siner kirchen vnd z) der gemeyne / darz) nimpt darmit hübschlich überhant sicherheit / das einer im selbs grsser ding nachlaßt. Ja es kummt hindennach z) der iudischen fryheit57 /

f g h i

Im kloster mesz hren. Hand Hand Babst Leo der x. hat doch erklert / man mg die Pfarmesz in klstern hren.

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DP formulieren in dieser Passage viel eingehender: „Hic nimium stulte quidam interpretantur canonem, volentes ideo missam legendam altiore voce, quod non videri sed audiri sit praecepta, quasi non magis praeceptum sit, Canonem missae, qui solus proprie est missa, pressa voce legi, ne audiatur. Caetera autem sunt orationes et paramenta ad canonem missae. Quod si propter euangelium volunt eam altius legendam esse, Cur non cogitant, quod aliud est praeceptum de verbo dei et aliud de missa? Sed cessent ista vana somnia, Cum per omnem ecclesiam nullus nisi sacerdos solus missam audiat totam, Magno scilicet eo sacramento“ (443,11–19); vgl. Gabriel Biel, Canonis Misse expositio I, lect. XV, E (ed. H. A. Oberman/W. J. Courtenay [VIEG.R 31], Wiesbaden 1963, 123f). Hebr 4,14. DP nur „apud deum“ (443,22). DP ergänzen „et ecclesia eius“ (443,23). DP ergänzen „Quia necessitas non habet legem.“ (443,27). Eine solche Declaratio Leos X. lässt sich nicht nachweisen (vgl. WA. 63, 326). – DP ergänzen „Cuius ratio est, quia ideo sunt positi Canones patrum, ut dirigant populum“ (443,33f). Im Druckfehlerverzeichnis hat Luther ergänzt „Ea quae H. prima facie primi folii dicta sunt de Missa non temere in Monasteriis audienda, dicta fuerunt et excusa, antequam declaratio Leonis decimi de permissione missae ubilibet audiendae in monasteriis esset edita, quanquam etiam nunc hac permissione stante tucius est suae devotioni propriae nihil credere.“ (443 Anm. 2) Dieser Hinweis ¿ndet sich auch in BS 1518, 367, fehlt aber in Münsters Übersetzung. DP mit Bezug auf 2. Kor 11,14 „lucis angelum“ (444,2). DP ergänzen „et Iud: xvii“ (444,4). Dt 12,8; Ri 17,6. DP „illa antiqui populi licentia“ (444,8).

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die do opfferten vff bergen vnd in welden / das doch allein im tempel zimlich was. Dann wir sehen / wenn man also wil nachhengen eim yetlichen nach siner andacht / das man nit allein pfarkirchen sonder auch klster in stetten gelegen verlaßt / vnd den felt kirchen vnn dorffkirchen mit gestiffter andacht z) laufft. Vß welchemj wyter kumpt / das man der kirchen dienst vnd ere kert in m rckt hendel / vnd heims)chung der wirtßhüser / vnd darz) wirt man geursacht durch kirben / heiligefyer / oder gelübdleystung. Darumb ist myn meynung / das in dem meßhren an andern stetten keiner sol sinem eigen vrteil58 vnd andacht nachkummen / sonder sol sich richten nach ordnung der kirchen / vnd zyhe sinen sinn in die dienstbarkeit Christi.59 Dann es stat geschriben. Der ist ein dor / der in syn hertz vertruwet.60 Darz) kan die kirch nit irren / es mag [Bl. XLIIr] aber ein yeglicher in siner andacht irren / wie dann auch vil propheten / heiligen / vnd künig geirrt haben / vns z) einer warnung vnd schrecken. Vnn wo du ander glosen über dise satzung der kirchen ¿ndest / so acht ir nit / sy weyß nit was der tüfel vnd der mensch ist / vil minder was got.61 Dann wie gesagt ist / Alles was dir wolgefelt vnd anm(tig ist / das sey dir argwnigk / dann es macht das dyn will erfunden wirt (spricht die geschrifft) in dinem fasten.62 Aber alles das dich von dir selb abzücht / dem folg nach. Wann also stat geschriben Matthei. am .vj. Verwillige dich dinem widersacher63 Vnd Michee am . vij. H(t dich vor dem fründ.64

DAs ander an dem fyertag z) th)nd ist / hren das wort gottes. Das wirt gebotten glych wie die meß / das man es hre in der pfarkirchen / es werd dann vnderwegen gelassen kirbenhalb / so do sind in andern kirchen oder klstern. Das man das gots wort in klstern oder frembden kirchen hrl / das ist ein rat der christlichen kirchen / aber es ist ein gebot gottes / der do wil das man syn wort allenthalb mit aller andacht hren sol. Das predighren ist notiger weder meßhren. Ja meß hren geschicht des gots wort halben / Wie dann Christus sprach / do er das heilig sacrament im lesten nachtmal vffsetzt65. So offt ir diß sacrament werden handeln vnd niessen / so sollend ir es th)n z) myner gedechtnus.66 Als wolt er sprechen. Ir sollend nit meßhalten / ir predigen dann auch das ewangelium. Also spricht sant Paulus. So dick ir diß brot niessen vnd den kelch drinkken / so verkünden ir den tod des herren.67 Darumb sol man auch kein meß haben on ein

j k l

Hand Was dir wol gefelt sol dir argwenig syn In klstern predig hren

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DP ergänzen „suam opinionem“ (444,15). 2. Kor 10,5. Spr 28,26. DP ergänzen „Et mira perversitas glosae, quae vagam concedit devotionis licentiam, quam textus data opera voluit coercere.“ (444,22f) DP verweisen auf Jes 58,2–12 und 1. Kön 22,15. Mt 5,25. Mi 7,5. DP nur „ut ex Christo patet“ (444,34). 1. Kor 11,25; Lk 22,19. 1. Kor 11,26.

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ewangelium68. Vorzyten im anfang der kirchen69 ließ man die verbanten / die b)ßfertige / die vngetaufften christen70 / [Bl. XLIIv] vnd die besessenȕ menschen by der meß biß nach dem ewangelio / vnd man heißt das die meß der vngetaufften christen71. Wlt gott das das noch were72 / das ioch die verbanten hrten das wort gottes / dar durch sy dester ee z) einem rüwen kummen mchten. Es wer z)vil ein grusam ding gebantt werden von dem wort gottes / das doch gebotten ist gepredigt werden allen creaturen.73 Mcht hie einer fragen / ob es gn)g sey / hren lesen dz ewangelium von dem priester in der meß?m Antw)rt Es ist gn)g / wann du es verstast / vnd not trybt dich etwo hinz) gan. Aber wo die not nit ist / wenn du es schon verstast / so bist du noch schuldig das z) hren / so man es herlich vff der kantzel verkündt / Dann mit dem nemm eim yetlicher vrsach z) verlassen die offene predig / vnd k m die predig in verachtung. Stat aber not vorhanden hinweg z)gan / wann du es schon nit verstast / ia auch nit hrest / so bistu entschuldiget. Doch sol man nit allein ermessen die not die vns mg entschuldigen lyplich abz)syn von dem wort gottes / sonder man sol auch darneben bedencken / was not vns tribt z) dem wort gottes / so das den geist antrifft. Dann es sol ye die hymelsch lieb alwegen überwinden die irdisch begirlicheit. Vß disem ist auch offenbar / so das folck also hertn verbunden ist / z) hren das wort gottes / wievil mer sind die priester schuldig das z)sagen / oder das sy ordnen das es gesagt werd? N)n l)g / so es über alle gebott mere gebotten ist / wo das herkummt / das man es yetzunt nit mer achtet / in vil rtern laßt man es gar vnderwegen / in vilen predigt man die ding / die besserȖ geschwigen weren.o An etlich ortern predigt man der menschen gesatz vnd andre lere vß den rechten vnd natürlichen meistern74 genummen. Aber das ewangelium / das ist die gedechtnuß Christi / wirt so selten für gehalten / das man yetzunt ein gruwen darab hat. [Bl. XLIIIr] Man zwingt das folck z) der pfar / vnd sind doch nit gehorsam / Vrsach / die priester sind zwungen das ewangelium verkünden / vnd th)nd das nit. Darumb ist es kein wunder / das das volck vß m)ttwilliger fryheit laufft z) fremmden kirchen / so die priester irer vnwissenheit halb merlin oder fabeln predigen vnd andre vnütz lere. Du priester predigst nit das ewangelium als du solt / vnd meynst dz sey ein groß laster / das das folck laufft z) abergleubigen sachen? So du entz(hst diner kirchen dyn ampt vnn das wort gots / waß folgt anderst daruß / weder das das folck entzüht syn dienstbarkeit vnn syn gehr? Du bist von innen kein nütz / erzeigst doch den geist von vssen / darumb m n o

Das ewangelium in der mesz hren. Hand Wie vnd was man yetzundt predigt.

ȕ Ȗ

C bsen – DP „energumini“, d. h. „die von einem Dämon Besessenen“ (445,2). B bresser

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DP ergänzen „privatam privato, publicam publico“ (444,38–445,1). DP „in primitiva ecclesia“ (445,1). DP „cathecumini“ (445,2). DP ergänzen „ut ex Dionysio patet“ (445,3); vgl. Dionysius, De ecclesiastica hierarchia 3, paraphrasis Pachymerae 2 (PG 3, 459f BC). DP „quod utinam adhuc hodie ¿eret“ (445,3f). Mk 16,15. DP „philosophorum“ (445,21f).

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3. Gebot

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schweyfft das folck vmb von vssen mit lyb vnd geist / vnd sündet so vil minder weder du / so vil es bereyter wer z) hren die wort Christi / wenn du sy die lertest / ia wenn du das ewangelium hettest gelernet. Vnd also bistu ein vrsach / das dyn kirch ledig wirt / Vnd das darumb / du wilt die sch fÀin Christi in stal triben / vnd weydest sy nit / noch gibst inen z) essen / darumb werden sy zerstrewt in die berg / dann sy hant kein hirten sprich der herr.75 DAs dritt darmit man den fyertag sol heiligen / ist betten. Man sol betten mit dem mund / doch vil mer mit dem hertzen.p 76 Dann das gebett ist ein vfferhebung des gem(ts in got / die wort sind die leytern / aber mit der stimm wirt die leyter z)gericht. Die heiligen den fyertag nit recht / die allein mit dem mund betten / ia sy betten nit / sonder sy vßsprechen allein der andern gebett / glych wie ein b)ch anzeygt geschrifft vnd wort des der es gemacht oder geschriben hat / vnd verstat es doch selber nit. Oder wie ein orgel die do p¿fft den chor gesangk / den sy selbs nit verstat77. Also betten yetzunt vil menschen78 Ja auch vnser chorq herren vnd priester singen yetzunt fast wie die orgel p¿fft / [Bl. XLIIIv] machen groß geschrey / vnd ist doch wenig verstants vnd andacht darby. Von dem innerlichen geistlich gebett wil ich im .v. gebot hernach etwas sagen. DAs vierd das man (wie etlich meynen) sol am fyertag th)n / ist opffern.r Es ist aber yetzundt darvon kummen / wiew ol man am anfang der christenheit opffert brot vnd ander spyß in gemeyn / vnn was dem opfer überblib / gab man armen menschen. Aber yetzunt įist das den armen fast entzogen / vndį sind darmit die kirchen / klster / vnd spittal gestifft vnd begabt. DAs fünfft das am fyertag zeth)n ist / dz auch das aller fürnemmst ist / ist das man sich mit got vers(nes / durch ers)chung eygner gewissen / vnd das man rew vnd leydt über die sünd hab. Doch soltu l)gen / das der rew mer vß liebe weder vß haß entspring. Denn aber entsprint rew vnd leyt vß liebe79 / so der mensch hinderdenckt alle g)ttat / die im got syn lebenlang bewisen hat / vnn darnach dart gegen setzt sine vndanckberkeit / laster / vnd mißbruch solcher g)ttat. Als got hat dir geben fünff sinn / hat dich beh(t von sovil geferlicheit / vnn hat dir geben sovil g(ter des lybs / gem(ts / vnd zytlicher ding80 / Welche all er nit geben hat den thiern / den steinen / ia auch vilen menschen die nit verlihen hat. Darnach stygvff z) den geistlichen g)taten / das gott syn einigen sun geschickt hat mensch z)werden / gecrützigt vnd getdt werden / vnd andre vnzelich früntschafft p q r s t

Am fyertag sol man mit hertzen betten Hand Opffern am fyertag. Das f(rnemst am fyertag z) th)n. Hand

į-į B om. – DP „statt der Armen“ (446,10). 75 76 77 78 79 80

Mt 9,36; Sach 10,2. DP formulieren eingehender „de oratione multa sunt dicenda: hic tamen de vocali vult intelligi, quod non est negandum, sed tamen ea debet esse minor et modica ad orationem spiritualem.“ (445,35–37) DP formulieren „ipsum nihil sentiens aut intelligens illum“ und ergänzen dann „quod hodie magnum est mysterium“ (446,3f). Ab „Also“ Ergänzung gegenüber DP. DP ergänzen „ut rudibus exempli gratia dicam“ (446,14). DP nur „rerum“ (446,17).

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dir bewisen hat / darz) verheyssen das ewig leben81. Wann du82 dise ding all Àyssigliche bedenckest / vnd dargegen setzest dine sünd vnd vndanckbarkeit / so felet es nit / es entspringt in dir ein haß vnd vnwillen gegen dir selbs / vnd gat vff ein inbrunstige liebe z) gott vndİ sinem lob. Vnd das ist ein rechter / lebhafftiger / krefftiger vnn bestendiger rewu / so der rew / den der mensch schpfft vß betrach- [Bl. XLIVr] tung der hellen oder schndikeit der sünd / ein nachgültig83 vnd kurtzwerig ding ist / dann er ist nit gegrünt in die lieb / sonder die forcht hat jn allein yntriben dem gem(t. Also lesen wir von einem / der syn lebenlang sündlich lebt vnd doch im die wyl got vil g)ttat bewyß / biß hinden nach er z) eim bistum kam / do schlug er in sich selbs / verwundert sich der g(te gottes / die er im vnwirdigen so lang bewisen hat / sprach. Herr du hast mich überwunden vnd gefangen mit diner grossen g(te / darumb wil ich fürterhin dir gentzliche dienen. Er thet es auch. Es ist auch nit z) verachtenv / das ich gesagt hab / man sol von den lyplichen g(tern anfahen gottes g)ttat z) erkennen. Dann wir lesen in den Historien84 / das z) der zyt des conciliumß z) Costentz do zwen Cardinal ritten dem Concilio z) / sahen sy ein hirten im feld der weynet. Einer ward mit eim mitlydigen gem(t bewegt / sprach. Ich kan nit für ryten / ich überhr denn vor hin den menschen / vnd trste jn. Als er z) im kam / fragt er jn warumb er weynet. Vnd als es im der hirt wolt verschlagen / Zwang jn der Cardinal / das er im syn anligen sagte. Er ¿ng hinden nach an / sprach. Ich sich an diß thier (er meynt ein krot die vor im lag) vnd bedenck / wie mich got hat also ein edel creatur gemacht / vffgericht / zierlich vnd vernünfftig / vnd ich hab im nie gedanckt / das er mich nit auch ein solche vngeschaffen krot gemacht hat / vnd das beweyn ich. Do der Cardinal merckt den grossen rewen an dem menschen / bald schl)g er in sich selbs / vnd gedacht das er vil grsser g)ttat von got entpfangen het / vnn dannocht im darumb vndanckbar wer gewesen / viel von dem mulesel glych als wer er tod. Vnd als jn die knecht hetten in die statt gef(ret schry er alwegen. O heiliger Augustine wie ware ist dyn spruch. Es stand vff die vngelerten vnd nemmen den hymel / vnd wir mit vnser kunst vnn lere w(len [Bl. XLIVv] im Àeisch vnd bl)t.85 Sichstuw / das sind werck der waren heiligung / sich mit gott vers(nen / rew vnd leyd über die sünd han / vnd dise werck werden bedüt oder anzeigt mit allen vsserlichen

u v w

Reu vß forcht ist vnbestendig. Merck dise hystory. Beschlusz dises gebots

İ

B add. z)

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DP „aeterna bona“ (446,20). DP formulieren in der 3. Person Singular (446,20–22). DP „literalis ¿cta“ (446,23). Die Geschichte ist literarisch nicht nachweisbar, sie stammt wohl aus einer Sammlung erbaulicher Historien, die sich ihrerseits an Ulrich von Richenthals Bericht vom Einreiten zweier Kardinäle angeschlossen zu haben scheint (vgl. W. Köhler, Luther und die Kirchengeschichte nach seinen Schriften, zunächst bis 1521, Bd. 1/1, Erlangen 1900 [ND Hildesheim u. a. 1984], 184; Ulrichs von Richental Chronik des Constanzer Conzils 1414 bis 1418, hg.v. Michael R. Buck, Tübingen 1882, 23). Augustin, Confessiones 8,8,19 (CChr.SL 27, 125,4–6).

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3. Gebot

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g)ten wercken die man th)t.86 Also stat geschriben im b)ch der trehern am .iij. cap. So ich mich hinderdenck / so erlygt myn sele in mir.87 On die zwey ding wirt das gem(t vnd hertz nit entzünt / wenn n)n das hertz nit entzünt ist / so geschehen alle andre ding kalt / üppigliche / sch dliche vnd on frucht. Die zwey ding sol man auch vß dem ewangelio vermercken vnd wol betrachten. Dann die zwey ding / mit namen / die g)ttat gottes / vnd vnser übel sind ein leyter z) got / durch welche mir ab stygen z) vns vnd vffstygen z) gott / wie das bedütt ist im b)ch der geschpff am .xxviij. cap.88 Es sint auch zwey opffer / des lobß vnd der bekennung / von welchen im psalter geschriben stat Das opffer des lobs wirt mich eren / vnd spricht wyter / das man darmit in got stygt. Vnd do ist der weg an welchem ich wird zeygen das heyl gottes / das ist / ich wird im offenbaren das ewig heyl.89 Aber von dem andern / mit namen / von der bycht oder bekennung stat geschriben. Ein betr(bter geist ist got ein opffer / vnd du got würst nit verschmahen ein zerknütst vnd dem(tig hertz.90 Vnd die zwey ding m)ß man miteinander got opffern / dann es wirt ein volkummen opffer daruß.

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DP formulieren viel kürzer „Haec sunt opera verae sancti¿cationis, quae signi¿cantur omnibus exterioribus.“ (447,5f) Klgl 3,20. Gen 28,12. Ps 50,23. Ps 51,19.

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Das .IIII. gebott. Du solt eren vatter vnd muºt ter / Vff das du lang lebest vff dem ertrich. 5

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D

[Bl. XLVr] [Abb.]1 Isz gebott haben die iuden durch ir satzung verkert / glych wie sy den andern auch gethon hant. Dann die ere die man den eltern bewysen sol / sprachen sy / stünd allein in worten vnd zeychen2 / verstunden diß gebott allein nach dem üsserliche schyn / so doch das gesatz gottes (wie offt gesagt ist) geistlich ist / vnbeÀeckt / vnd bekert die selen / vnd vnderricht den innerlichen menschen.3 Darumb erfordertĮ es auch vnd verbindt z)m ersten das hertz. Vnd also wllen wir in disem gebot fürfaren nach dem zwyfachen verstant / nach dem verstant des geists vnn auch des b)chstaben. DIe geistlich ere den eltern z) bewysen / ist ein erbietung des hertzens / vnd ein ersamkeit des schnellen bereyten willens.a In diser beschribung werden zwey ding vermerckt. Z) dem ersten ein schnel bereyte gehorsamkeit vnd will z) allen dingen / die die eltern begeren oder wllen4. Z)dem andern / wirt vermerckt wirdige achtung der eltern5. Dann ere des hertzens ist ein grosse christlich erberkeit ia grsser weder die liebe z) dem nehsten / dann die liebe hat allein lieb / vnd ist bereyt dem nehsten z) dienen / aber erberkeit des hertzens achtet jn groß. Darumb wirt auch diß gebot gesetzt glych nach den gebotten die got antreffen / dann [Bl. XLVv] es trifft die an / die do sind stath lter gottes / vnd deßhalben auch glychȕ wie gott soll geeret werden mit forcht vnd ereerbietung / alsoȖ sol auch syn stathalter geeret werden. Also sichstu welcher sine eltern geistlich eret / der bewyset inen z)m ersten ein schnell g)twillig gehorsamkeit. Vnn dardurch kumpt er inen z)hilff / nit allein in notturfftigen dingen / ia auch er Àyßt sich inen gehorsam z) syn nach allem irem wolgefallen. Darumb welcher ein solch hertz synen eltern nit bewyset / der sol wissen / das er diß gebott nit erfült / wiewol vil sind / die disen verstant nit erkennen mgen / sonder allein hangen an den üsserlichen worten. Also spricht der herr / Du solt dine eltern eren / verstand mit einem innerlichen hertzen vnd voller begird.b Wie mcht der vngehorsam syn synen elteren / der inen nit allein das hertz erbotten hat / sonder das hertz mit eren? Darz) wyter6 so erbüt er inen auch ersamkeit / nit von vssen nach dem b)chstaben / sonder von innen im geist / das er sy groß achtet in sinem hertzen. Vnd das ist das fürnemst in disem gebot / des halben auch diß a b

Wie man geistlich vatter vnn m)tter eret. Mit dem hertzen sol man eren die eltern.

Į ȕ Ȗ

B add. er – A entspricht DP (447,25). B om. B add. z) siner maß – A entspricht DP (448,2).

1

Bei der Abbildung zum vierten Gebot wird die Ehrerbietung gegenüber den Eltern dadurch zum Ausdruck gebracht, dass zwei Kinder ihrem Vater und ihrer Mutter die Füße waschen (vgl. Bildtafel Abb. 5). DP formulieren „Quia honorem hunc exponebant solum in verbis et signis“ und setzen dann fort „Quia enim honorare signi¿cat signum reverentiae exhibere“ (447,20–22). Ps 19,8. DP nur „volunt“ (447,29). DP „digna aestimatio et opinio parentum“ (447,29). DP ergänzen „quod maius est“ (448,12).

2 3 4 5 6

4. Gebot

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gebot ein vnderscheyt7 von der lieb hat / dann durch die liebe wirt vns gebotten einem andern z) dienen vnd gehorsam z) syn / Wie sant Paulus schribt z) den Gala. am .v.8 Mcht einer fragen / wo das her kumm / das die kinder ir eltern also groß vnd wirdig achten sollen / nemlich so sy etwan arm / veracht / kranck / oder vngeschaffen9 sind. Dann dise ding sind vilen ein vrsach / das sy ein vnwillen haben oder sich besch men irer eltern / vnn th)t inen wee / das sy nit von rychen / geweltigen oder edelen eltern geborn sind. Dise verblend kinder sollen diser regel acht haben.c Der mensch faht an groß z)achten sine eltern / wann er ein vfsehens z) got vnd sinem gtlichen willen hat. Das gat also z). So ein liebs kind gedenckt. Sich / ist es der gtlichen maiestat nit vnbillich gesehen worden / das er mir ein [Bl. XLVIr] solchen menschen z) eim vatter hat wllen geben / warumb solt es dann mich vnbillich beduncken? Hat es dem hchsten got gefallen / das er mich in im hat wllen beschaffen / warumb solt es dann mir mißfallen / das ich in im gemacht bin? Dann was th)nd die eltern z) des kinds formirung? Sy denkken im nit nach / ob vß dem kind werd ein kneblin oder dchterlin / gesehend oder blind / wyß oder schwartz / lebendig oder tod etc. Darumb so ich ein mißfallen ab myn elternd hab / was th) ich anders / dann das ich schmehe die werckkamer darin mich myn schpffer gemacht hat. Vnd also sol ich nit wenden myn augen vff arm)t / vngestalt vnd nachgültikeit myner eltern / sonder vilmer sol ich in inen ansehen gott den werckmeyster. Also sichstu Àüßt ersamkeit vß got in die eltern / so ich sy für etwas hohß ansihe / nit als Àeisch vnd bl)t / sonder als ein werckhuß der hchsten maiestat.e Wo ¿nstu ein geschmitt werck dz do haß sin werckhuß / darin es gemacht ist. So n)n got wil das die eltern werden geeret / vrsach halb / das sy syn werckhuß sind / so hat diß gebot auch kein andern vnderscheit von den fordrigen / anders dann das in den fordrigen got wirt geeret in im selbs. Aber in disem gebot wirt er geeret als in sinen regenten vnd statheltern / dann vatter vnd m)tter10 sind ein sessel / werckhuß / altar / vnd gnadryche kamer gottes. Vnd also hastu was do ist die recht vnd ware ereerbietung. Die ere die den eltern allein nach dem b)chstaben vnd üsserlichem schyn bewysen wirt / ist so man sy mit einem üsserlichen zeichen eret / allein vß forcht der straff / vnd mit einem vnwilligen hertzen vnn verachtlichen gem(t. Welcher also vß forcht der straff allein syn eltern eret / mit namen / das er nit werd geschendt vor den menschen / oder das er nit hie oder in iener welt11 gestrafft werd / der eret sy also lang diewyl er in forcht ist vnd an die straff gedenckt / vnd veracht sy dar [Bl. XLVIv] neben alwegen im hertzen. Vnd so er der straff vergißt / so verachtet er sy auch von vssen mit wercken / wie man das teglich erf rt. ES ist gesagt wie sich die kinder sollen halten gegen vatter vnnd m)tter / n)n ist auch not / das sich die eltern geschicklich halten gegen den kindernf / vnd wirdig des namens syent / c d e f

Ein regel f(r die kinder. Hand Die eltern sint ein werckhusz gottes. Die eltern sollen sich gschicklichen halten gegen den kindern

7 8 9 10 11

DP ergänzen „ut dixi“ (448,14). Gal 5,13. DP „deformes aut alias minus reputabiles“ (448,17f). DP „honoratur ut in seipso, In isto ut in alio, scilicet regentibus, qui sund sedes ...“ (448,35f). DP „in futuro“ (448,40).

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vffdas nit der kinder ererbietung bewisen werd glych als den abgttern vnd todten bilden. Aber leyder sy sind etwan bser weder die mrder / dann sy zihen vff der kinder crper zartlich / vnd schlagen ire selen z) tod. Wie offt geschicht es12 das ein kindt ein mrder z) einem vatter hat / vnd wer im nützer es wer von eim mrder lyplich ertdt / weder von einem solchen sellosen vatter vfferzogen?g Woher meynstu ist die pestilentz mer gefere den kinden weder den alten / anderst / dann das got in den kindern das erfült / das im b)ch der wyßheit am .iiij. cap. geschriben stat. Der mensch ist hingenummen worden / das nit die boßheit verkert syn verstentnuß / oder das nit betrügery verf(rt syn sel / darumb hat der herr ylents jn gef(rt vß dem mittel der boßheit.13 Vnn etwas hernaher spricht das b)ch wyter. Der gestorben frumm mensch verdampt die lebendigen boßhafftigen menschen etc.14 NVn wllen wir l)gen / was die eltern den kindern schuldig sind.h Sant Paulus z) den Ephe. am .vj als er het die kinder vermant / das sy ir eltern in eren halten solten / vnd diß gebot inen ber(mpt het vnd erklert sprach er. Ir kinder sind gehorsam üwern eltern in den herren.15 Do zeigt er an / das sy nit allein sollen syn eltern dem Àeisch nach / wie dann auch die heyden sind / sonder in dem herren / vnd herwiderumb sollen inen die kinder gehorsam syn in dem herren. Sprach wyter. Ir elternį 16 sollent nit üwer kinder z) dem zorn reytzen17 / das sy nit kleinm(tig wer- [Bl. XLVIIr] dent / sonder sollen sy vfferzihen in der zucht vnd straff des herren.18 Das erst (das do antrifft das gem(t19) das die eltern den kindern th)n sollen nach der lere sant Pauli / ist das sy nit z) zorn sy sollen bewegen vndİ kleinm(tigkeit.i Das ist wider die / die ire kinder mit grimmenȗ vfferzihen / vß welchem kumpt / das das zart gm(t wirt gekert in ein gantze forcht vnd kleinm(tikeit / vnd erw chßt in inen ein haß z) iren eltern / deßhalben sy auch darvon lauffen / vnn th)nd das sy sunst nimmer gethon hetten. Dann was hoffnung mag syn z) dem menschen / der ein haß vnd mißtrew hat z) sinen eltern vnd gantz an inen verzwyfelt? Es wil doch darumb nit sant Paulus / das man die kinder nit sol erzürnen oder schlagen / sonder man sol sy vß liebe straffen / vnd nit mit einem vnsinnigen gem(t / das do nit acht hat wie die kinder gebessert mchten werden. Welcher z) eim kleinen gem(t kummen ist / der wirt vnnütz vnn verzwyfelt z) allen dingen / vnd wirt forchtsam all ding anz)griffen.j Ja das do bser ist / wo ein solch forcht in iungen tagen in den menschen

g h i j

Hand was die eltern den kinden schuldig sind Die kinder sol man nit z) zorn reytzen. Ein klein forchtsam gem(t.

į İ ȗ

B add. ir – A entspricht DP (449,19). B add. z) B add. oder hertikeit – A entspricht DP (449,24).

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DP formulieren indikativisch „Saepius enim ¿t ...“ (449,7). Weish 4,11. Weish 4,16. – DP ergänzen „Sed de iis latius postea.“ (449,13f) Eph 6,1. DP „Statim de parentibus dicit: Patres ...“ (449,19). DP ergänzen „quod Colos: iii. exponit“ (449,20). Eph 6,4; Kol 3,21. DP ergänzen „Nihil enim de corpore eorum predicavit“ (449,22f).

4. Gebot

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gesessen ist / die mag kümmerlich wider vß getriben werden / dann solch menschen hant gelernt / z) einem yetliche wort des vatters oder m)ter erzittern / vnd darumb ir lebenlang forchten sy sich / vnd erschrecken wo ein l ublin vom baum felt. Deßglychen sol man auch nit gestatten den wybern / die der kinder warten / dz sy die kinder forchtsam machen mit butzen oder andre geuckelformen darab sich die kinder entsetzen / frderlich by der nacht / vilmer sol man acht haben / das sy ein g)t forcht überkummen / das sy die ding frchten die z) fürchten sind / vnd nit das man sy allein forchtsam mach / dann es brengt grossen nachteyl dem nachgande alter.20 Wyter lert sant Paulus das man die kinder sol vfferzihen in zucht vnd straff des herrens21 / das ist / Man sol sy leren was do z) leren istk / vnd sol [Bl. XLVIIv] sy straffen wenn sy der lere nit nachkummen. Dann die beyde ding sind inen not / das man sy vnderricht von den dingen / die got antreffen / vnd sy straff wann sy das nit halten wllen. Vnd l)g / das dyn kinder vor allen dingen vorhinȘ werden vnderwisen in geistlichen dingen / vnd das syș got werden ergeben / ee sy sich verwickeln in geschefft diser welt. Aber leider dise ding sind yetzunt alle verkert / vnd das ist kein wunder / dann die eltern sind selbst nit vnderricht. Es mcht auch ein hoffnung syn / das die lermeister in der sch)l etwas g)ts vß den kindern mchten machen / vnd inen mit den b)chstaben auch christlich erberkeit indrucken / aber es ist auch darvon kummen. Alle vlcker nemlich die iuden / vnderwisen ire kinder Àyssiger weder die christen. Darumb stat es auch übel in der christenheitl / dann alle ir krafft vnd macht stat in den nachkummenden / vnd so die in der iugent versümpt werden / so geschicht der christlich kirchen glich als eim garten der nit gebuwen wirt im anfang des summers. Darumb sol man die kinder vnderrichten mit der lerem gottes. Das ist die lere gottes / so du die kinder lerest erkennen den herren Jesum christum / vnd druckst in ire gedechtnuß / wie er für vns gelitten hat / was er gethon hat was erȚ verheissen hat. Also ward gebotten den kindern israel von got / das sy iren kindern vnd nachkummenden sagen solten die wunderbarliche ding / die got mit iren v ttern gethon hat in Egipto.22 So du n)n din kinder in den yetzgemelten dingen vnderwisen hast / vnd sy noch nit lernen got lieb z)haben / im dancksagen / betten / vnd Christum nach folgen / dann so th) darz) die straff des herren / das ist / halt jn für das erschrocklich gericht gottes vnn sinen zorn über die bsen.23 Vnd ich sag dir z) / wenn din kind von iugent vff lernet erkennen die g)ttat k l m

Die kinder sol man leren. Kinder nit vnderwysen ist en groß (bel Hand

Ș ș Ț

B om. – B entspricht DP (450,6). B add. vorhin – B entspricht DP (450,6). B add. vns in z)kunfft – A entspricht DP (450,16).

20 21 22 23

DP ergänzen „Hoc pro declinatione ad sinistram. Nunc ne etiam in alteram partem peccetur, dicit“ (450,1f). Eph 6,4. Dtn 11,19; Ps 78,4. Im Druckfehlerverzeichnis des lateinischen Druckes von 1518 hat Luther darauf hingewiesen „quae de eruditione et disciplina domini in ¿lios dicta sunt, melius acciperentur de eruditione et disciplina, quas secundum deum, non secundum hominem et passiones exercere debent, ut ¿lii magis a deo per parentes erudiri et corripi se sciant“ (450 Anm. 1) – Dieser Hinweis ¿ndet sich auch in BS 1518, 376, fehlt aber in Münsters Übersetzung.

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vnd verheißung gots / vnd darumb jnen liebhat / vnd darneben auch lernet erkennen die [Bl. XLVIIIr] straff vndț zorn gottes / deßhalben es inen anfaht z)forchten so gat es im syn lebtag nach / vnd vergist es nit lychtlich / so es groß wirt. Dann got wil mit den zweyen dingen geeret werdenn / das man jn liebhab als ein vatter / der g)ttat halb die er vns bewisen hat / bewyßt vnn noch bewisen wirt darz) das man jn frcht als ein richter / straff24 halb / die er etwan erzeygt hat vnd erzeygen wirt. Darumb spricht er Bin ich üwer vatter / wo ist myn lieb / bin ich üwer herr / wo ist myn forcht?25 Sichstu dise zwey ding vermeynt sant Paulus so er spricht / man sol die kinder vffzihen in vnder / wisung vnd straff des herren.26 Z) der vnderwisung gehrt / das du inen sagst / wie got alle ding hat beschaffen / vnd das got inen geben hab die sinn / das leben / vnd die sel / darz) noch tegliche sinen geschpfften vil g)ts bewyßt. Item das er hat für vns all gelitten / hat geprediget / hat wunderbarliche ding gethon27 / vnd hat noch grsser ding verheissen. Mit disen dingen soltu sy vermanen / das sy got danckbar syent / vnd jn erkennen vnd liebhant als ein vatter. Z) der straff gehrto / das du inen sagst / wie got vor zyten mit groß plagen geschlagen hat die Egyptischen / die heyden / die Zodomiten / die kinder Israel / ia alle menschen durch denȜ Adam28. Item sag inen / wie got noch teglich vil schlecht mit der Pestilentz / mit dem galgen / mit dem schwert / wasser / füer / thiern / kranckheiten / vnd wie er treuwet noch grosser straff in der hellen29 mit dem tüfel z) lyden. Dise ding wil got vil mere den kindern fürgehalten werden / weder menschen straff / vnd das nit on vrsach / dann vß disen dingen lernen sy alwegen über sich got anz)schawen vnd jn z) frchten / nit die menschen. Dann solt man sy allein gewenen z) der menschen forcht / so kem es darz) / das sy got allein frchteten der menschen halb vnd ¿elen mit dem in kleinm(tikeit. Darumb sol man also die kinder zihen / nit das sy ire eltern [Bl. XLVIIIv] frchten / sonder das sy wissen / das sy got erzürnen / wenn sy ire eltern nit frchten / vnd vß dem fallen sy nit in ein klein gem(t / sonder wenn sy schon irer eltern beraubt werden / noch wychen sy nit von gott / weder durch glückselige ding noch durch widerwertige ding / dann sy haben mit der forcht gottes gelernet frchten ire eltern / vnd nit widerherumbȝ. Ie aber dz so ein angenem opffer got ist / so man die kinder vnderwyßtp / wirt vns angezeigt im b)ch der geschpff / do gott nit wolt verhelen Abraam was er th)n wolt / allein vmb der sachenȞ willen. Ich weyß wol / sprach got / das Abraam sine kinder wirt

W

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n o p

Gott soll man liebhaben vnd frchten. StrafÀere Kinder vnder wysen ist gott ein angenem opffer.

ț Ȝ ȝ Ȟ

B add. den B übertretung vnsers ersten vatters B herwiderumb B vrsachen – B entspricht DP (451,10).

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DP „plagis“ (450,25). Mal 1,6. – DP ergänzen mit Bezugnahme auf Ps 101,1 „Sic ergo discant ¿lii domino cantare misericordiam et iudicium.“ (450,27) Eph 6,4. DP formulieren in umgekehrter Reihenfolge „mirabilia foecit, praedicavit“ (450,31). DP „in Adam“ (450,34). DP „in futuro“ (450,35).

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4. Gebot

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leren das sy got frchten.30 Sichstu wie gott do anzeigt / das die straff die er über Sodomam verhengen wolt / würd nütz syn dem frummen Abraam / do durch vff z) zihen sine kinder in der forcht gots. Deßglychen auch Jonadab ein vatter der Rechabiten / ward gelobt vnd gebenedyet in sinen kindern / darumb das er sy erberlich vnn geistliche het vfferzogen in der forcht gotts.31 Also sind auch Thobias vnd Susanna vfferzogen. Aber herwiderumb was Heli verdient hat / das er sine kinder übelzog / stat geschriben am ersten b)ch der künig am .iij. cap.32 Also schribt auchq sant Gregorius / das der bß fynd einem vatter syn kind das fünf¿ rig was von der schoß hinwegf(rt / dann er het es übel gezogen / ließ es schweren vnd À)chen etc.33 Du bist doch ein dorichter mensch / Sich du magst in dynen eygen kindern verdienen das leben oder den todr / vnn nimpst es nit acht. Es ist nit gn)g / das du in dir selbs vnstr fÀich bist / bist aber lessigȟ in straff vnn vnderwysung der kinder. Man ¿ndt vil menschen / die dienen got mit vil seltzamer (bung / sy fasten / tragen ruhe kleider / vnn andre strenge haltung hant sy an sich genummen / aber sy übersehen glych als weren sy blint disen waren gotsdienst / die [Bl. XLIXr] kinder recht z) zihen / geschicht inen wie den iuden / die verliessen den tempel darin allein sy got solten eren / vnd volbrachten ir opffer vff den bergen.34 Darumb soltu fürderlich l)gen / was got von dir erforder / vnn was ampts er dir befolhen hat / wie sant Paulus spricht. Es sol ein yetlicher l)gen / war z) er ber)ffen sey.35 Glaub mir es ist vil nter dass du achtest vnd sorg habest die kinder wol z) zihen / dann ablaß reychen / gebett th)n / frembd kirchen heims)chen / oder vil gelübd th)n. Also hant ir vatter vnd m)tter / wie ir üch halten sollen gegen üwern kindern / vnd das ir ein wirdig ampt haben vnn ein wirdigen namen / so ferr l)gen eben z) / das ir nit üch mit üwern kindern verderben. Die36 verderben ire kinder / die sy wissiglichen versumen / lassen sy vff wachsen on vnderwysung vnd straff des herren / vnd wenn sy inen schon kein bß exempel vortragen / so synd sy doch inen schaden mit dem / das sy inen z) vil verhengen / vnd hant sy z)vil Àeischlichen lieb / ia sprechen sy Es sind noch kinder / sy verstan nit was sy th)nd. Es ist war. Ein hunt vnd ein roß verstand auch nit was sy th)n / dannocht lert man sy gan / herz) kummen / nachfolgen / etwas th)n / oder etwas vnderwegen lassen / wiewol sy es nit verstan.t Ein holtz oder stein verstat auch nit / das er vngeschickt ist z) eim huß / der werckmeister kann jn aber geschickt machen / wievil q r s t

Hand Die eltern verdienen in den kindern dz leben oder den tod Merck. Hand Man lert ein vnuvern(nfftige thier.

ȟ

B farlessig

30 31 32 33

Gen 18,19. Jer 35,6.14. 1. Sam 3,13. Das Zitat lässt sich auch über den Thesaurus Sancti Gregorii Magni nicht nachweisen. Der Verweis des WA-Registers auf Gregors Moralia (15,51,57) ist nicht zutreffend. Hes 6,13; Hos 4,13. 1. Kor 7,20. DP „Primi scilicet“ (451,30).

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Edition

mer mag ein mensch geschickt werden. Oder verstan anderer lüt kinder / vnd wllen die dynen nit auch verstan? Solch menschen die iren kindern also zertelen / die werden auch ire sünd tragen / deren sy ein vrsach sind. Ist nit das fünf¿ rig kind verstendig gewesen / von dem sant Gregorius schribt / wie ob gesagt ist? DIe andern die ire kinder verderben sind die / die inen vorgan mit vnschamhafftigen vnd lesterlich Àuchworten / vnd darz) mit bsen exempel vnn geberden.u Es [Bl. XLIXv] sin etlich gewesen / ich hab auch etlich kent / vnd wlt got das keine mer werent37 / die sich ernereten mit gewin / den ir dchter oder eewyber mit vnküscheit eroberten. Wer zwyfelt daran / es weren die mrder denen dchtern nützer gesin weder solche eltern? Du ¿ndst andre doricht menschen / den gefelt es übervß wol / wenn ire kinder kriegisch vnn keck z) schlagen werden / glych als wer es inen ein groß lob / das sy niemand frchten. Aber irer narrheit wirt das entliche z) lon / das sy offt in kummer vnd leyd kummen irer kinder halb / die etwan gar schnel vmbkummen / vnd geschicht inen recht. Item38 die kinder nach irer hitzigen iugent / sind geneygt z) begirlicheit vnd zorn / darumb ist not das inen die eltern nit wyter vrsach darz) geben durch ire exempel in worten oder geberden. Dann was solt eines menschen kind / der do gewont ist z) À)chen vnd schamper wort z) reden / anderst lernen dann Àuchen vnd vnschamhafftige wort reden? DIe dritten / die ire kind verderben sind die / die iren kindern vrsach geben die welt lieb z) habenv / vnd sunst kein sorg über sy hant / dann das sy dapffer inher tretten / springen / tantzen / vnd sich zieren knnen / den menschen gefallen / den begirlicheiten nachengen / vnd der welt glychformig werden. Man ¿nt39 z) vnsern zyten wenig / die solch acht haben vff ire kinder / das sy also versehen werden mit den dingen / die got vnd der sele heyl antreffen als sy inen versehen kleyder / lust / rychtumm vnd ere. Es felt mir hie yetzunt z) ein gantzer plunder mißbrüch die in den bern vnd vnderthanen geschehen. Betrachte was seltzamer kleyder in beyden geschlechten / vnd doch frderlicheȠ in den wybern vfferstat. Got behüt vns die menner / das sy nit schleyer vmb sich mutzen / dann die wyber fahen schon an vffblossem haupt manß bareten z) tragen / villycht den mannen z) einem verdrieß / die do hant angefan- [Bl. Lr] gen wybisch gestrickt huben / darin sy das har fassen / tragenʌ 40. Die welt meynt es sey zierlich / warumb? darumb / was do new ist das gefelt vns wol. Aber bedenck du by den wibischen mennern die heimlicheit / die sant Paulus berürt / do er sprach / Es solt des manß haupt nit bedeckt werden.41 Es mag hie ein vnderscheyt gemacht werden mit deren wybern gezierd.w Zieren sy sich mit willen vnd geheyß irer menner / so sind sy entschuldiget / nemlich / so sy es mit vnu v w

Den kindern bß exempel vor tragen. Die kind nach der welt zihen Wenn vnd wie sich die wyber zieren mgen.

Ƞ ʌ

C sonderlich B tragen darin sy das har fassen

37 38 39 40 41

DP „et utinam nusquam adhuc sint!“ (452,6). Die Übersetzung folgt hier DP, nicht dem Manuskript Luthers, auf das Löscher, 649, verweist. DP formulieren in Frageform „Ubi sunt ...“ (452,17). DP ergänzen „ideo mulieres receperunt a viris Birrheta“ (452,24f). 1. Kor 11,7.

4. Gebot

85

willen th)nd / vnd th)nd es allein darumb / das sy iren mennern nit mißfallen. Also th t sant Cecilia / die was von vssen mit eim gulden kleyd angelegt / aber von innen am lyb tr)g sy ein ruches kleyd. Deß glychen lesen wir von sant Anastasia vnd von Hester im alten gesatz. Der heilig Augustinus straffet auch ein fraw / das sy von ir gelegt hett messige frawen kleider / vnd het sich angelegt mit witwenkleyder.42 Wo43 aber wyber wolten solch überÀüssige gezierd haben mit vnwillen irer menner / die hren den spruch sant Petri in siner ersten epistel. Die wyber sollent vnderthenig syn iren menner (im hertzen ersamkeit gegen inen haben) vff das so etlich menner dem wort gots nit wlten glauben / das sy ioch durch der wyber ersamen wandel on das wort behalten werden / vnd mit ersamkeit bedencken üwern heiligen wandel44. Darumb ir wyber / ir sollen von vssenx nit acht han üwer hare z) erzeygen / oder das mit golt schmuken / sollen auch nit zierlich gewand anlegen / sonder vil mer sollen ir acht haben des innerlichen45 mensches des hertzens / das der blyb vnzerstrt / vnd werd ein ger(wiger vnd messiger geist / der do vor dem angesicht gots kstlich geschetzt werd. In der gestalt hant sich vor zyten etliche heiligeȡ wyber / die in got hofften / geziert / waren ersamliche vnderthenig iren mennern. Also was Sara gehorsam irem man Abraham / den sy ein herren hieß. Der Sara dchter sind ir / so [Bl. Lv] ir g)ts th)nd / vnd frchten kein betr(bnuß. Dise wort ir frawen helt üch für46 üwer bischoff / apostel / vatter vnn hirt sant Peter / das ir sy behalten sollen. Doch geschwygt er der menner nit. Es sagt inen auch ir teyl.47 Z)m ersten / ob einer meynt / diß gebot ging die wyber nüt an / der sol wissen / das in disem gebot wirt gebotten aller gewalt vnn oberkeit in eren z) haben.48 N)n ist der man der frawen haupt / herr vnd obrer. Wiewol herwiderumb in disem gebot auch aller gewalt vermant wirt sich z) halten / das er der erbotten ere wirdig sey. Darumb nach der kinder vnderrichtung ist billich das auch etwas gesagt werd / wie sich vatter vnn m)tter gegen einander halten sollen. NVn l)g z) / wie sant Peter49 so lieblich / senfftm(tiglich vnd messiglich die eelüt vnderricht / das er sy zihe z) haltung siner lere / er bocht nit / so trewet er nit inen / dann domit schafft man wenig.50

x

Hand

ȡ

C om. – A/B entsprechen DP (453,7).

42 43

Augustin, Epistulae 262 (CSEL 57, 629,13–630,10). Die Übersetzung lässt hier ebenso wie DP einen neuen Abschnitt beginnen, im Unterschied zum Manuskript Luthers (vgl. Löscher, 649). 1. Petr 3,1–4. – DP ergänzen „spiritualiter et corde subsint, quod est in timore seu reverentia subesse, ut magni¿ce opinentur de eis“ (453,3f). DP „absconditus“ (453,6). DP „Haec vobis lectio recitatur, mulieres, hoc latinum (ut pueris) vobis proponitur: discite et advertite.“ (453,11f) DP „postea et viris quid tradat, audiamus.“ (453,13) DP ergänzen „ut et antea dixi“ (453,16). DP „piissimus Apostolus“ (453,21). DP „ quanta quiete et lenitate docendi procedat piissimus Apostolus. Non est turbulentus, non fulminat, non minatur, sed leniter ac suaviter docet, ita ut vel ipsa dicendi gratia permovere debeat ad servanda ea quae docet, nedum utilitate rerum quas docet ac solum docere intendit.“ (453,20–24)

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Edition

Z) dem ersten wil er / das die wyber vnderthenig syent iren mannen.y Also leret auch sant Paulus z) den Colloss. am .iij. Die wyber sollen vnderthenig syn den mannen / als es not ist in dem herren.51 Vnd z) den Ephes. am .v. spricht er. Die wyber sollen vnderthenig syn iren mannen glych als dem herren / dann der man ist der frawen haupt / wie Christus ein haupt ist der kirchen / vnd ein seligmacher / nit ein verderber.52 Darumb wie die heilig kirch ist vnderworffen christo / also sollen auch die wyber vnderworffen syn in allen dingen iren mennern. Wie sy aber vnderworffen sollen syn zeygt sant Peter wyter an / das ir g)ter wandel / so sy ein forchtsam ersamkeit haben z) iren vngleubigen53 mennern / den mennern ein vrsach ist z) irem heil.54 Vß welchem man nemmen mag / das die vnderthenikeit nüt anders ist / weder das sy ire menner sollen eren / frchten / vnd in allen dingen gehorsam syn. Vnd vff das zücht er das exempel Sare herz) / die iren man Abra- [Bl. LIr] ham vnderthenig was / wann sy hieß jn ein herren / vß welchem man merckt / das sy jn gefrcht hat / geeret / vnn bereyt gewesen im gehorsam syn vnd wychen.55 Hat sant Peter gebotten das die wyber iren vngleubigen mennern vnderthenig solten syn / wievil mer sol das den gleubigen mennern geschehen? Wie dann auch sant Paulus leret. Die hußfraw sol iren man forchten / das ist / in eren haben.56 Dar wider th)n die wyber die do verachten ire mennerz / mit inen haddern vnn zancken / vnd alwegen das lest wort haben wllen / oder etwas th)nd oder vßgeben on wissen vnd willen irer mann etc. Dise all th)nd wider das gebott / das sy nit synd vnderthenig irem obern / wie auch sant Paulus spricht. Das gesatz wyßt vß / das die wyber sollen vnderworffen syn iren mennern.57 Das haben wir im gesatz Moysi an vil rtern / nemlich im b)ch der geschpff am .iij. cap. do gebüt got also vnser ersten m)tter EueȢ 58. Du wirst syn vnder den gewalt des manß / vnd er wirt herschen über dich.59 Do hastu mit vßdruckten worten die meynung gottes. Dann wie sichs nit zimpt / das der sun sich mit haddern leg wider den vatter / der knecht wider den herren / das volck wider sinen fürsten / also zimpt es dem wyb auch nit / das sy wider iren man streb. Merckent das wol ir z nckische wyber / dann es ist etwansa mercklichs / das ir doch selten halten. Also th t die heilige Monica / ein m)tter sant Augustini / die schwyg vnd wich irem man. Vnd so sy sahe / das die andern wyber von iren mannen geschlagen wurden / sprach sy z) inen. Ir sollen ingedenck syn üwer eigenschafft oder art / das ir üch nit erheben wider üwer herren / angesehen das ir üch z) dienerin gemacht hant durch annemung des elichen y z a

Die wyber sollen vnderthenig den mannen syn. Die bsen vngehorsame wyber th)nd wider disz gebot Hand

Ȣ

B add. vnn durch sy allen wybern

51 52 53 54

Kol 3,18. Eph 5,22f. Dieses Adjektiv ergänzt die Übersetzung gegenüber DP. Wenn Löscher, 650, im Folgenden eine Lücke annahm, die er nach dem Manuskript ausfüllte, so folgt die Übersetzung der Druckfassung von DP. 1. Petr 3,6. Eph 5,33. 1. Kor 14,34. DP nur „Hevam“ (454,5). Gen 3,16.

55 56 57 58 59

Abb. 1 Titelbild (Der Zehen gebot ein nützliche erklerung Durch den hochgelerten D. Martinum Luther Augustiner ordens beschriben vnd gepredigt / geistlichen vnd weltlichen dienende, Basel 1520 [VD16 L 4329 / Ex. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Sign. Theol. qt K 498])

Abb. 2 Das erst gebott. Du solt nit frembde gÖtter anbetten.

Abb. 3 Das .ii. gebott. Du solt nit üppiglich in munt nemmen den namen gottes dynes herren.

Abb. 4 Das .iii. gebott. Gedenck das du den fyertag heiligest.

Abb. 5 Das .iiii. gebott. Du solt eren vatter vnd mGtter / Vff das du lang lebest vff dem ertrich.

Abb. 6 Das .v. gebott. Du solt nit todtschlagen.

Abb. 7 Das .vi. gebot. Du solt nit vnküsch syn.

Abb. 8 Das .vii. gebott. Du solt nit stelen.

Abb. 9 Dz .viii. gebot Du solt nit falsche gezügnuß reden wider dyn nehsten.

Abb. 10 Das .ix. vnd .x. gebot. Du solt nit begern dines nechsten huß / noch auch syne hußfrouw / knecht / magt / rynt oder esel / vnd alles was syn ist / soltu nit begern.

Abb. 11 Fol. Iv und IIr.

4. Gebot

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stants.60 Darumb sol ein hußfraw vnderthenig syn / Oderı gang der ee müssig.61 Wil sy nit haben ein herren / so nemm sy kein herren / dann got gebüt inen durch die aposteln vnd syn heilige ge- [Bl. LIv] schrifft / das sy schuldig sind den mennern gehorsam z) syn. Vß disem volgt z) dem ersten.62 Hat ein fraw ein wilden vnd wünderlichen man / so sol sy nit wort vmm wort / glychs vmb glychs geben / oder gewalt mit gewalt verfechtenb / sonder sol das widerspil halten / das sy jn mit senfftm(tigkeit g)tmach. Dann also leret sant Peter / wie vor gesagt ist / dz sich die wyber also halten sollen / das auch die vnglaubig menner durch iren g)ten wandel / z) dem glauben mgen bekert werden.63 By dem glauben verstand auch andre g)t sitten vnd tugenden. Ein übel mag nit mit eim andern über wunden werden / es nimpt vil ee z) vnd sterckt sich / aber mit dem g)ten wirt es überwunden. Also spricht auch sant Paulus. Es ist geheiliget worden ein vnglaubiger man durch ein gleubig wyb.64 Z) dem andern folgt vß der lere sant Petri / das der wyber gezierd nit statt in geÀochtem hübschem hare / golt / oder kleyderc / wiewol das yetzunt von den christen wybern gar nit gehalten wirt / Ja man sicht wunder an dem wybische geschlecht / wie sy sich yetzundt mutzen. Sant Peter ist darwider / als wlt er sprechen. Die üsserlich gezierd gehrt den heydischen wybern z) / die christnen sollen ein andre haben.65 Man ¿nt wol etliche wyber (dann sy sind nit alle nerrin oder üppig) die werden mit vnwillen zwungen sich z) zieren / Als man lißt von der künigin Hester66 vndd von sant Elisabet67. Vnd gemeynliche die es wol vermchten / zieren sich am minsten / oder th)n es mit vnwillen / vnnd die es nit vermgen / th)nd es am meysten / Als edel wyber oder burgerin von einem nachgültigem geschlecht geborn.68 Sich / sant Agatha geborn von edlem geschlecht / ging nit ynher gekleit nach anderer wyber bruch vilmer legt sy an ein dienstkleyd / vnn do sy darumb gestrafft ward / ber(mpt sy sich / das sy wer ein dienerin Christi / vnn darumb auch dienstkleider antrüg. [Bl. LIIr] Ich weyß nit wen ich hie straffen sole / die eemann / oder wyber / oder der stat obern / die solchen mißbruch den wybern verhengen / darmit sy wissiglich sich entblssen

b c d e

Die wyber sollen nit widerbeffen Wyber sollen sich nit zieren Hand Wer do strefÀich ist an der wyber gezierd

ı

B add. sy

60 61 62 63 64

Augustin, Confessiones 9,9,19 (CChr.SL 27, 145,1–25). DP „aut non nubat“ (454,13). In DP ist der Abschnitt überschrieben mit „Corollarium“ (454,16). 1. Petr 3,1. 1. Kor 7,14. – Gegenüber DP ist die Reihenfolge von Bibelzitat und Auslegung umgestellt worden (vgl. 454,20–22). DP ergänzen „Quis autem potest in tanto abusu tacere?“ (454,26f) Est 5,1ff. Vgl. Jacobus de Voragine, Longobardica historia que a plerisq[ue] Aurea legenda sanctoru[m] appellatur siue Passionale sanctorum, c.CLXIII, Hagenau 1510 (VD 16 J 144 / Ex. BSB München 2 P.lat. 1644), fol. C7rb (ed. G. P. Maggioni [Millenio Medievale 6 Test 3], Florenz 21998, 1158,34; dt. übers. v. Richard Benz, Gütersloh 131999, 672); Dietrich von Apolda, Vita S. Elyzabeth 2,5 (ed. M. Rener [Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 67], Marburg 2007, 56–59). DP ergänzen „De istis itaque dicamus.“ (454,33)

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in zytlichen g(tern.69 Warumb strafft der eeman nit syn wybIJ / so er doch ir oberer ist. Dise hoffart istȣ ein vrsach den fürsten das sy dester grsser schetzung vfÀegen.70 Es solt sich ein ersame fraw sch men / das sy so kostlich schleyer / stürtz vnd andre hudlen vmm sich bint / dar von ein ersamer burger zimlichen mcht hußhalten. Vnd was sol ich sagen von rcken vnd schuben / von syden kleider / von purpur / golt vnn silber / das die wyber an sich henkken? Es gat vil ein kleyner schad vff die silberen hafften / ring vnd ketten / dann es blibt weder vff gulden schn(er / gestickt brusttücher / seüm / halßkoller / brysten vnd andre geschnürr / das man von gold vnn syden macht / vnd mit der zyt hingat vnd vnnütz würt. Was sol ich von den meistern sagen / die yetz ires gewinß halb erdichten ein radgezüg / darmit man die schleyer vnd andre lynen gewand preßt vnd glat macht / daruff on der schleyer koster noch grsser kosten gat?71 Der hagel mocht sant Catherinen retter zerschmettern / aber disem üppigen züg mag er nüt angewinnen. Dise ding all sind ein vrkunt das vns mißfelt die innerliche gezierd / darumm s)chen wir die üsserliche. Wann ein ersame fraw acht het / das sy von innen an der sel gezieret were / onzwyfel sy gieng des üsserlichen plunders m(ssig. Es ist wider z) vns kummen der alten Synagogen zyt / darvon Esaias schribt am .iij. cap.f Angesehen spricht diser prophet / das die dchter sion sich erhaben hant / vnd dretten ynher mit vßgestrecktem halß / vnd brangen doher mit vffgeworffen augen / vnn gan ynher mit iren f)ßtritten wie die pfahen. Darumm wirt got entblssen iren schedel / würt inen das har nemmen / darz) an dem tag wirt er sy berauben der sch)ch gezierd / würt [Bl. LIIv] hin nemmen die spiegel / die huben / die halßgller / die armr(ren / die fürspangen / die hafftgeschloß / die oren gezierd / die ring / die schn(er / die schleyer / die wolriechende knpff / die schuben / die vnderhembd / die gürtel / die binden / vnd andre gezierd / vnd wirt syn an stat des s(ssen geschmacks gestanck / für den gürtel ein seyl / für das kruß har ein glatzichter kopff / für das brustt)ch ein h rin kleidt etc.72 Sichst du wievil überÀüssiger wyber gezierd hat der prophet z)samen gelesen daran sy dannocht nit gn)g haben. Wer wolt nit ein schühen haben ein wyb z) nemen? Doher kumpt es das die griechen vnd die latinischen nennen oder heyssen der wyber gezierd die welt / dann sy hant des plunders schier also vil / als die welt geschpfft hat. Darvon schriben vil Theophrastusg ij 73 / Hieronymus74 vnd Plautus75 / sprechen das die wyber begeren gezierd f g

Merck was Esaias sagt von dem gezierd. Hand

IJ ȣ ij

B add. vmm iren mißbruch – A entspricht DP (455,1). B add. yetzunt B add. koßmon vnn mundum / das ist – A entspricht DP (455,33).

69 70

DP ergänzen „Cur enim ille non ponit leges, ut alibi ¿t?“ (454,39). DP „Aut si hoc sustinet volens, Quid miratur exactionem principum? et videte, nisi mutaveritis, non cessabit, sed crescet exactio: de quo vos volo certi¿care, quia ista ¿nita veniet maior alia, quia sic provocastis deum et provocatis.“ (455,1–4) DP „ut xviii, xx Àorenis constent vela, xl vel l constet machina planatoria?“ (455,14). Jes 3,16–24. Theophrastus, Fragmenta 157 (Opera, ed. F. Wimmer, Paris 1866 [ND Frankfurt a.M. 1964], 451). DP ergänzen „contra Iovinianum“ (455,35) mit Bezug auf Hieronymus, Adversus Iovinianum 1,28 (PL 23, 260C–262A). DP ergänzen „in Aulularia“ (455,35) mit Bezug auf Plautus, Aulularia 503 (ed. W. Stockert, Stuttgart 1983, 32).

71 72 73 74 75

4. Gebot

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on end / mgen des nit erfült werden / darumb sol man es inen weren mit allen vermgen. Was th)t ein fraw oder iunckfrow anderst / die sich also zieren wil / dann das sy sich einer gemeynen dirnen glychformig macht / vnd vermeynt z) verwerren die gem(t frembder menner / Oder geben z) verstan / das sy nit gern küscheit halt / wlt gern vilen z) willen werden. Du dorichts wyb76 was s)chestu andern menschen mer z) gefallen dann dinem man? Wer solt nit ein argwon vff dich haben / das vnder dem gezierd nit solt syn ein bß begird z) gefallen? Ein wyb ist überig gn)g gezierd / wann sy so vil geziert isth / das sy irem man gefalt / welchem sy allein gefallen sol dann sy ist im ergeben vnn vnderworffen. Also mag ich auch sagen von den dorechten iunckfrowen / die den gesellen begeren z) gefallen. Weystu nit das ein iunger gesel schüht dich z) nemmen / so er sicht das er dich mit solchem kosten m)ßi zierd fry halten? Wiltu z) diner lieb ein iungen gesellen ziehen so merckȤ disen g)ten rat. Sey schamhafftig [Bl. LIIIr] red wenig / vnn zier dich nit vil / darz) wirff dyn gesicht nit freuelich77 in syn angesicht. Die grst frawen vnd iunckfrowen gezierd ist ein züchtige scham / dann derȥ menner gem(t werden vilmer durch sy z) einer solchen personen gezogen weder durch gezierd. Darz) ist das nit ein besten digeȦ ee / do die gezierd in der ander personen erweckt lypliche lieb / darumb auch felt bald ein vnwillen in dieĮ ee / vrsach / wann die eelich lieb ist nit gegr(ndt in g)t sitten / sonder in die gezierd / vnd so die hin wirt genummen / so zergat auch die lieb. Darumm folg du mynem rat / so wirstu mit dem segen gots vil ee ein man überkummen / weder die lychtfertige vnd vnuerschempte dchter / die den wlf¿n vnd verruchten wybern wol z)geacht mgen werden. Von welchen im psalter geschriben stat. Ir dchter sind geschmückt vnd vmbziert glych wie der tempel78 / das ist / sy übertreffen die andern in der zierd / glych wie der tempel übertrifft in der zierd ander hüser. Vnd also hastu / wie sich das wyb gegen irem man halten sol / das sy jn in ere halt / vnd das mit gehorsamkeit vnd ereerbietung / das sy bereyt sey im hertzen sinem willen z) folgen / vnd darz) auch jn etwas befor halt / oder etwas groß von im halt. Fragestu wyb aber / wie du mgest in eren han ein vngeschaffen oder pynlichen man / ia der nit wirdig ist der liebe oder ere.j Antw)rt ich / wie ich von den eltern gesagt hab / das du in dynem man got solt ansehen / der jn dir geben hat vnd des stathalter er ist / wieder heilig apostel spricht. Der man ist ein bildnuß gottes vnn ein ere gottes. Aber das wyb ist ein ere des mans.79 Darumb sol das dir nit mißfallen / das du sichst got gefallen. Es ist ein groß wirdigkeit am man / das er teylhafftig ist des namens vnd ampt gottes / darumb sol h i j

Wie sich ein wyb zieren sol Hand wie sich das wyb gegen dem vngeschaffen man halten sol.

Ȥ ȥ Ȧ Į

B vermerck B add. ersammen B bestendige B solche – A entspricht DP (456,11f).

76 77 78 79

Diese direkte Anrede ergänzt die Übersetzung gegenüber DP (vgl. 456,2). Ergänzung gegenüber DP (456,8f). Ps 144,12. 1. Kor 11,7.

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Edition

jn auch das wyb in eren haben. Wann got ist ein man vnd ein gemahel der gantzen kirchen / vnd einer yetlicher gleubigen selen / vnd der grossen [Bl. LIIIv] heimliche bedütung halb80 / sol das wyb auch in eren han / forchten vnd hrenȕ iren man. Darumb du wyb / wend din gesicht von dem Àeysch / vnd erken gott in dinem man / so wirt es dir auch lychtlich jn z) eren. Vnd herwiderumb sollen die man l)gen / das sy sich geschicklich haltenk / das sy wirdig syent ires namens vnd oberkeit. Vnd also schribt inen sant Peter auch ein letz vor an dem obber(rten ort. Die menner spricht er sollen by iren wybern wonen nach rechter bescheydenheit / vnd sollen inen als dem schw chern gezüg81 etwas ere erbieten / vnd als den miterben des gnadrychen lebens / vff das nitt verhindert werd üwer gebett.82 Z) dem ersten lert er die man / das sy nit schlecht wonen sollend by den wybern / sonder nach kunst vnd bescheidenheitl 83 / das ist / nit nach pinlicheit begirlicheit vnd nach der sinlicheit / das sy wlten iren lüsten gn)g th)n / vnd kein vnderscheyd machen zwyschen einer eefrawen vnd gemeinem wyb / dann also wonen auch die heiden vnd thier84 by einander. Darumb leret sant Peter / wie der man syn hußfraw sol ansehen / nit mit eim begirliche aug / sonder mit dem aug der kunst vnd bescheidenheit85 Zwey ding sol der man erkennen in siner hußfrawen / das erst / das er sy ansehe als ein bld faß vnd gezüg86 / z)m andern / als ein miterbe der gnad / vnd darumb sol er sy in eren haben. Wir wllen das wyter erklern. Es spricht sant Peter / das das wyb ein schwacher züg oder geschirr ist weder der man / darumb sol das auch der man ir bywoner erkennen. Er heyßt sy ein faß oder geschirr / des lybs halb vnd auch der selen halb / wiewol der man auch ein faß ist / aber sterckerȖ. Die wyber sind einß weychen vnn zarten lybs vnd auch gem(ts / darumb sol inen von den sterkern menner ere erbotten werden. Wir werden all faß gesprochen / deßhalben / das die sel im lyb wonet als in eim faß. [Bl. LIVr] N)n die ere / die der man sinem wyb erbieten sol dem lyb nach / ist nüt anderst dann das er sy mit einer reinen lieb sol lieb han / Wie Paulus spricht .j. Thessa.iiij. Es sol ein yetlicher man wissen z) besitzen syn vaß in heilikeit vnd erenm / nit nach bsen begirden / wie die heiden th)nd / die got nit erkennen87 / das ist / man sol sich entzihen von der eefrauwen / vnd nit gn)g th)n der bsen begirlicheit. Dann durch die heilikeit verstat man die küscheit. Darneben hat der heilig Peter auch in siner lere den mennern befolhen ire wyber / dz sy gedult mit inen haben sollen / angesehen das sy ein bld vaß k l m

wie sich der man halten sol gegen dem wyb. Ersamlich sol sich der man halten gegen synem wyb. Eelich l(t sollen sich etwan entzihen.

ȕ Ȗ

C eren – A/B entsprechen DP (456,30). B ein sterckers

80 81 82 83 84 85 86 87

DP „quod sacramentum maximum etiam causa est“ (456,28f). DP „in¿rmiori vasculo“ (456,34). 1. Petr 3,7. DP nur „secundum scientiam“ (456,37). DP in umgekehrter Reihenfolge (457,2). DP nur „cogitationis“ (457,3). DP „in¿rmiori vasculo“ (457,5). 1. Thess 4,4f.

4. Gebot

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sind / vnd doch ein edel sel hant. Sollen inen auch ere bewisen / vnd das darumb / das beider gebett nit verhindert werd / dann wo den bsen begirlichkeiten nachgehengt wirt / do mag man weder betten noch anders g)ts th)n88 / dann das gebett erfordert ein gem(t / das do abgezogen sey von allen bewegungen vnd begirden des Àeischs. Vnd so n)n das wyb ein bld vaß ist / so m)ß man ir auch übersehen so sy vnrecht th)tn / vnd nit allwegen mit hertikeit89 straffen vmb lichte sachen / wie etlich grob menner th)n90. Wann z) glicherwiß als der prophet im psalter redt z) dem herren. Herr wenn du die vngerechtikeit wirst behalten / herrį wer wirt sy ertragen?91 Also ist es vnmüglich / das in eim huß friden blyb zwischen man vnd fraw / wann eins dem andern nüt nachlassen vnd übersehen wil / sonder auch die minsten ding vffahen. Wer ist so volkummen / der nit etwan sich übersicht? darumb m)ß man vil ding überseheno vil ding nit wissen / das der frid mg blyben stan. Darumb sol den man bewegen syn fraw küsch z) halten / das sy ein bld vaß ist des lybs halb / vnn noch ein blder vnn weycher gem(t hat / vnd darz) noch mer / das sy ein miterb ist glycher gnaden / vnd z)m dritten / das der menner heyl nit werd verhindert. Sichstu wie sant Peter so ein krefftige verma- [Bl. LIVv] nung den mennern gibt. Der heilig Paulus. Ephe.v. stimpt auch vff die meinung.p Ir menner spricht er / hant lieb üwer wyber / wie Christus hat lieb gehabt die kirchen. Vnd ein yetlicher sol syn hußfraw liebhan als sich selb. Aber die hußfraw sol frchten iren man92 / das ist / sy sol jn eren vnd befor han. Er hat gar hübsch eim yetlichen das syn gesagt Der man sol liebhan / vnd die fraw sol forchten / aber beyde reyn vnd luter / ein reyn liebe sol von dem man abstygen / vnd ein reyne forcht solt von dem wyb vfstygen. Z) den Col. am .iij. spricht widerumb sant Paulus. Ir menner habent lieb üwer hußfrawen / vnd sind nit bitter vnd grimmig wider sy93 / das ist / wie vor gesagt ist / sy sollend nit z) gnauw İs)chen vrsachİ z) straffen. Wie hat aber Christus lieb gehabt syn kirchen? Onzwyfel geistlichen / dann er fand nüt darin / dz er mocht liebhan / aber vil dings fand er das er haßte / yedoch gab er sich selbs für sy / vnn heiliget sy etc. Also sol der man th)n / Fint er etwas in siner frawen das im nit gefelt / so sol er sich selbs verwandeln vnn sich dargeben / dz ist / er sol verlassen sineȗ begird / das der nit gn)g geschee / z) rechen den gebresten des wybs / sonder er sol allein in siner frawen anschawen die lieblich oder anm(tige ding / vnd sol sy im also selbst reinigen. Das mag n)n nit gescheen / er überwind dann das bß in dem g)ten / vnn

n o p

Der man sol dem wyb (ber sehen. Hand was Paulus die eel(t lert.

į B om. – A entspricht DP (457,33). İ-İ B vrsach s)chen ȗ B rachselige – A entspricht DP (458,14). 88 89 90 91 92 93

DP formulieren in Frageform (457,27f). DP „exacte“ (457,30). DP „sicut aliqui viri nimis tempestuosi facillima causa tradgediam agunt“ (457,31f). Ps 130,3. Eph 5,25.33. Kol 3,19.

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lerne lieb z) haben die vnliebliche ding / oder dz er oder solche vnanm(tige ding in der liebe geendert werden. Dann angesehen das alle ding in etlicher maß in inen glych sindȘ 94 / so mgen sy auch lieb oder gehaßt werden nach dem sich das gem(t verendert.q Nim deß ein exempel.95 Die ere der welt die vnuerwandelt in ir blibt / die wirt von einemș 96 menschen geliebt vndȚ gehaßt nach dem er sich der welt z)kert oder abkert hat. Vnn das ist die best verendrung die gescheen mag / wann nit das ding oder der gegenwurff sonder der will97 ver[Bl. LVr] endert wirt. Vnd ein solch verendrung ist auch bestendig. Vnd also sollen die recht christen menschen alle ding verendern / wiewol es mit der hilff gottes geschehen m)ß.98 Aber die welt menschen s)chen allein verendrung der gegenwurff99. Vnd100 also wenn du sichst ein bresten oder mangel an eim menschen der mißfelt dir / du wltest gern das er hingenummen wer / th) im also / verender dyn gem(t / laß dichs nit hindern / so ist es schon geschehen / der gegenwurff mag etwan nit allwegen verendert werden / es ist etwan nit in des menschen gewalt verendert z) werden ab dem du ein mißfallen hast. Also hastu ein mißfallen ab dines vatters tod oder ander z)felligen sachen / die in inen nit geendert mgen werden / so soltu dich darin wandlen vnd dyn willen dem willen gottes vnderzihen. Von dem hußgesind.101 O gott spricht / Du solt dyn vatter in eren haben / wirt do by dem vatter auch verstanden der hußherț Also hant wir am .iiij. b)ch der Künig cap.v. das die knecht Naaman hiessen iren vaterȜ 102. Doher kumpt auch der nam Gesindvatterr 103. Vnd also sind die knecht vß disem gebot schuldig z) eren ire herren mit der innerlichen vnn geistlichen ere / das sy inen gehorsam syn sollen / vnd sy befor halten vnd groß achten / vnd das vmb gottes willen / des namen vnd ampt in inen erschynt. Dann wie sant Peter spricht .j. Pe.ij. Das ist der will gottes / das die knecht sollen vnderworffen vnd gehorsam syn in aller forcht vnd ersamkeit iren herren. Vnd das nit allein den g)ten vnd messigen / sonder auch den verkerten überlestigen vnd boßhafftigen.104 Vnd wiewol sant Peter do redt von den gantz libßeigen knechten / so berürt doch diß gebot auch die gedingkten

S

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q r

Der mensch sol syn gem(t verendern gegen den geschpfften Paterfamilias

Ș ș Ț ț Ȝ

B sich in glychermaß halten gegen dem gem(t B add. einigen C oder – A/B entsprechen DP (458,21). B add. gegen sinem gesind – A entspricht DP (458,26f). B hiessen iren herren Naaman iren vatter – A entspricht DP (458,27).

94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104

DP „sint indifferentes“ (458,19). DP einfach „ut“ (458,20). DP „eodem“ (458,20). DP „potentia“ (458,22). DP „Christianorum est haec mutatio et dexterae excelsi“ (458,22f) DP „obiectorum“ (458,24). Der folgende Abschnitt ist eine Ergänzung gegenüber DP. DP „Nunc de Familia“ (458,25). 2. Kön 5,13. DP „,pater familias‘“ (458, 28). 1. Petr 2,18.

4. Gebot

93

knecht.105 Darumb die knecht die vntrüwlichen vmbgan mit dem g)t irer herrens / die kan man nit anderst achten dann [Bl. LVv] dieb / vnd sy sind schuldig / das entzogen g)t wider z)kern dann sy sind taglner / darumb sollen sy trüw syn. Es klagt yetzunt schier yederman wider das gesind vnd dienstbotten / darumb sollen sy mit Àiß diß gebott vermercken. Es ist nit gn)g / das sy iren herren eerlich nennen / sy sollend sy auch vß hertzen forchten vnd inen gehorsam syn. Der heilig Peter trstet auch gar hübsch das hußgesindt / das do klagt über ire herren / das syȝ bß vnd überlestig106 sind / spricht. Es ist ein gnad / so einer vmb gotßwillen vnbilliche trurikeit vnd widerwertigkeit lydt. Dann was gnad mag do syn / so einer siner sünd halb geschlagen wirt / vnd das duldet?107 Deßglychen Paulus z) den Col. am .iij. spricht. Ir knecht sollen in allen dingen gehorsam syn den lyplichen herren / sollen inen nit augen dienst bewysen / das ir den menschen gefallen / sonder in einfeltikeit des hertzens sollen ir den herren forchten / vnd was ir th)nd / das sollen ir vß dem hertzen th)n / got z) gefallen / vnd nit den menschen / vnd sollent wissen / das ir werden entpfahen von got widergeltung der erbschafft / dann ir dienen Christo.108 Sichstu wie hübsch zücht der heilig Paulus diß gebot z) eim geistlichen verstant / das die zytliche herren mit hertzen geert sollen werden / vnd so man das th)t / so dient man nit inen / sonder Christo in inen. Wann ich das gesprochen het / so het mir niemant glaubt. Aber wyter gibt der heilig Paulus dem gesind auch ein trostu / spricht. Welcher üch ein schmoch anth)t / der wirt syn lon darumb entpfahen (sich wie er inen gedult fürschlecht) vnd es ist by got kein ansehens vff die personen.109 als wlt er sprechen / Es sol üch nit bekümmern / das sy herren sind vnn ir knecht / dann es gilt got glich es sey herr oder knecht / der do g)ts oder bß th)tȞ 110. Z) den Ephe. an dem .vj. schribt er auch solche wort. Ir knecht sind gehorsam üwern lyplichen herren als Christo / [Bl. LVIr] mit forcht vnd entsetzung in einfaltikeit üwers hertzes / vnn dienen inen nit vnder angesicht den menschen z) gefallen sonder als diener Christi (das ist / ir dienen Christo) sollen mit gem(t volbrengen den willen gottes / inen g)twilliglichen dienen als gott dem herren vnd nit den menschen (dann ir th)nd den willen gottes111) vnd sollen wissen / das ein yeglicher der g)ts wirckt / wirt lon drumb von dem herren entpfahen / er sey knecht oder fryledig.112 Item z) dem Tito am .ij. spricht er auch / das die knecht sollen vndertenig syn iren herren / vnd in allen dingen inen wolgefallen / sollen inen nit widersprechen / noch s t u

Vntr(w knecht Die knecht sollen gedult han mit iren herren Ein trost gibt s. Paulus dem dienst gesind.

ȝ Ȟ

B add. gegen inen – A entspricht DP (459,2). B got wirt yederman sin lon geben

105 106 107 108 109 110 111 112

DP „hic Apostolus de servis proprie loquitur, Non conducticiis“ (458,34f). DP „discoli, id est, dif¿ciles“ (459,2). 1. Petr 2,19f. Kol 3,22–24. Kol 3,25. DP „Idem est apud deum, qui bene vel male operatur, accipiet. (459,15f) DP „in hoc enim non hominum, sed dei voluntatem facitis et deo servitis“ (459,20f). Eph 6,5–8.

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syȟ berauben / sonder sollen inen bewysen g)te trew / das sy zieren in allen dingen die lere vnsers erlsers vnd gottes.113 Herwiderumb sollen die herren l)gen / das sy sich iren vnderthonen nit tyrannen erzeigenv / dann wie gesagt ist / es ist vnmüglich das ein knecht nit etwan versümlich sey / z) wenig oder z)vil th) / darumb m)ß man an eim g)ten knecht vil lassen hingan. Dann sind die knecht schuldig z) bewisen iren herren gehorsam vnn ersamkeit / so sind auch widerumb die herren schuldig iren knechten z) bewysen miltikeit vnd g)twilligkeit. Darumb vermant sy sant Paulus z) den Ephe. am .vj. sprechend. Vnn ir herren sollen üweren knechten th)n / wie ir wllen das sy üch theten / ir sollen inen nachlassen die trewung / dann ir haben auch ein herren im hymel / welcher kein vff sehens hat vff die personen.114 Wer mag eim solchen herren dienen / der do stets hardert vnd vnrüwig ist / von dem man kein g)t wort hat? Disem hußgesind volgen nach die taglner vnn andre arbeiterw / als do sind m)rer / zimmer menner / schriner vnd andre hantwercker / deren vil betrüglich arbeiten / grossen lon nemmen / vnd doch liderlichen arbeiten / vnd dannocht darüber kein conscientz oder gewissen115 hant / glych als weren sy nit rauber vnd dieb frembder g(ter / die sy vnrecht- [Bl. LVIv] liche inen z) zihen / vnd nit gn)g dar für th)nd. Von den geistlichen v ttern.116 Vm lesten gehren auch hieh r die bischoff / fürsten / ratßherren vnd pfarherren / weltlich vnd geistlich117 oberkeit / die man forchten sol / Dann sy tragen das schwert des herren / vnd man sol sich auch hüten / das man inen nit nachrede.x Dann es spricht das gesatz. Du solt nit übelreden dem fürsten des volcks.118 Vnd am andern ort119. Du solt nit nachreden den gttern / das ist / den obern. Aber leyder / man redt yetzunt niemant mer nach / dann der oberkeit. Man forcht got nit mer / des stathalter die obern sint. Aller gewalt ist von gott120 / vnd darumb wiewol die bern schetzen vnd plagen / vnderdrücken die buwern vnd bürger oder auch die priester / noch sol man sy tragen / glych als die hand gottes / die vns strafft vmb vnser sünd willen. Vnd die wylȠ die vnderthonen iren obern in g(tern nit mgen schaden th)n / dann sy sind inen z)geweltig / so vnderstan sy sich doch inen mit worten schaden z) z)f(gen. Darumbʌ gebüt das gesatz / das man inen nit nachred oder Àuch Dann das wer ein verkerter orden121 / das die vndern wlten vrtey-

Z

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v w x

Die herren sollen nit tyrannen syn gegen den knechten Bedingt taglner Der oberkeit sol man nit nachreden.

ȟ Ƞ ʌ

B keins dings – A entspricht DP (459,24). B Aber es ist yetzunt darz) kummen so – A entspricht DP (460,8). B Darwider – A entspricht DP (460,9).

113 114 115 116 117 118 119 120 121

Tit 2,9f. Eph 6,9. DP nur „conscientiam“ (459,37). Die Überschrift ist eine Ergänzung gegenüber DP. DP „utrumque“ (460,2). Ex 22,28. DP „iterum“ (460,4). Röm 13,1–5. DP „repugnat ordini “ (460,11).

4. Gebot

95

len die bern. Doch kumpt ir leben yetzunt in der gestalt an tag / das sy auch yederman vrteilt vnd strafft / wlt gott / vnbillich122. Nd das wir diß gebott beschliessen / so merck das123 die iuden hant diß gebot verkerty / irer gytikeit gn)g z) th)n / Vnd lerten also das volck / daß das kind sprach z) den eltern.124 Die gab so durch mich geschicht / wirt dir nutz syn125 / das ist / wann ich die gabe opffer got für dich / so ist es dir nützer weder so ich sy dir geb. Die dorheit faht yetzunt auch an z) regniren vß gytigkeit der priester / das man etwan mer vnd g)twilliglicher stüert z) den todten steinen vnd holtzern / weder den eltern vnd lebendigen frün[Bl. LVIIr] den126. Darumb127 das wir nit mit den iuden gestrafft werdent als vergesser des gesatzs / so sollen wir z)m ersten eren gottes gebot in der gstalt / das wir es geistlichen volbringen vnd verstanden / das ist / das wir mit den üsserlichen g(tern (die vns gott nit gebotten hat im z) opffern128) dienen vnsern eltern gat sy not an / darnach vnsern fründen129 fürsetzen / vnn z)m dritten die armen vnd dürfftigen domit trstenz / ia auch allen christgleubigen hilff th)n130 / mit lyhen / oder vmb gots willen geben. Aber l)g wie es yetzunt z)gat131 / den yetz gemelten personen würt nüt in iren nten / sonder man legt die g(ter an / an überÀüssigen132 kirchen / bilden / gemeld / vnd an die kirchen geschirr / deren man wol mangeln mcht.133 Kurtz134 was not ist / des achten wir nit / aber wo überÀuß ist / do sparen wir vns nit. Wann es not wer z) der selen heyl vil kirchen buwen / pfründ stifften / vil überÀüssig gemelt in die kirchenȡ machen / vnd der glychen / Wie mchten die armen selig werden / die dise ding nit vermgen? Aber z) vnsern vnseligen zyten / gat man allein vff die ding / glych als weren sy not vnd gehrten allein z)m dienst gottes / so doch die g(ter mer verlyhen werden das man die menschen domit trst / got darff ir nit / vnd erfordert sy im auch nit / noch sind wir also verblent / das wir sy got geben / vnd nit den nottürfftigen menschen.a Es sind menschen die sprechen / wir wissen das got der ding nit bedarff / Aber sy geben dir kein antw)rt / so du z) inen sprichst / Warumb gibst du dann die ding gott der ir nit begert / vnd entzüchst sy wider den willen gottes dynem neben menschen / der ir nottürfftig ist?

V

y z a

Die iuden haben disz gebot verkert. Wie man die (sserliche g(ter sol anlegen Gott darff vnser zytlicher g(ter nit.

ȡ

B lassen

122 123 124 125 126 127 128

DP „sed minus catholice immo orthodoxe“ (460,12). DP nur Zwischenüberschrift „Concludamus“ (460,13). DP einfach „docebant“ (460,15). Mt 15,5. DP „proximis“ (460,18). DP ergänzen „ut dixi saepius“ (460,19). DP „quia deus illorum non eget nec ullum verbum de iis sibi conferendis in primis praeceptis posuit, ut dicit apud Iere: vii.“ (460,22–24). DP „propinquis“ (460,24). DP „postea pauperibus et egenis, Tandem quibuscunque opus fuerit mutuo vel gratis demus, proximis et ¿delibus“ (460,24–26). DP „ut nunc furor regnat“ (460,26). Ergänzung gegenüber DP. DP „Et non sic, ut illis praetermissis (ut nunc furor regnat) templa, imagines, vela, vasa in illis sumptuose comparemus“ (460,26f). DP ergänzen „Haec sint novissima et modica, quia non necessaria“ (460,27f).

129 130 131 132 133 134

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Das .v. gebott. Du solt nit todtschlagen.

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[Bl. LVIIv] [Abb.]1 Ir haben biß her etwz gsagt von den gbotten die got antreffen oder sine stathalter. Aber die nachfolgende sechs gebot treffen an vnsern nehsten menschen: Vnd hab acht wie ordenliche sy gesetzt sind von got.2 Er faht an z)verbieten / mit dem grsten gebott / vnd kumpt ordenliche biß vff das minstĮ.a Dann der grst schad / den ich dem neben menschen th)n mag / ist so ich jn todschlag. Darnach der ander schad / so ich jm syn eelich gemael schwech. Der dritt / so ich im entziehe syn g)t. Vnd so einer sinem nehsten in den drien dingen nit schaden kann th)n / so l)gt er doch das er jn sch dige mit der zungen / darumb ist der vierd schad verletzigung des g)ten lümets. Wyter / ist es das einer in den dingen allen / den nehsten nit sch digen kan / so mag er jn noch im hertzen verletzen / als so er begert sine ding / oder g(ter / vnd disem gebot wirt auch nyd vnn haß z)geschriben. Dise ordnung ist in den ersten iiij gebotten auch. Dann die grßt sünd stat in dem / so einer mit hertzen / mund vnd wercken gott von im wirfft.b Darnach ist ein minner übel / so einer den namen gottes vnersamlich in mund nimpt wiewol er jn noch bekent mit dem hertzen vnd werck. Darnach ist es noch ein lychter übel / so einer got eret mit hertz vnd mund / aber nit mit wercken. Noch minner den vordri- [Bl. LVIIIr] gen sünden ist / so einer got verachtet in sinen statheltern3 / wie wol die selb sünd schwerer ist weder kein / die wider die ander .vj. gebot geschehen / in welchen eygentlich nit got sonder der neben mensch wirt on mittel geschmecht. DIß fünfft gebott vnd auch die andern nachgende haben die gestifft fr)mmen phariseer4 also nach dem b)chstaben fürgebenc / das niemant darwider th) er ertdt dann ein menschen mit siner eygner hand. Vnd wie sy gelert haben / also hant sy auch gelebt / des geben vrkunt die heiligen propheten / nemlich Dauid im .xviij. Psal. der erkent das sy allein die menschen vermanten z) den üsserlichen wercken / vnd kein ansehens vff die hertz hetten / darumb sprach er mit bekümmerten gem(t. Die himel sprechen vß die glori gottes / vnd das ¿rmament verkünt die werck siner hend.5 Als wlt er sprechen / Die leren allein die werck der menschen / vnd nit die werck gottes / vß welchem kumpt das sy zerstren das gesatz gotts / dz do vnbeÀeckt ist / vnn bekert die selen6 / aber dise menschen bekeren allein die hend. Vrsach / dann das gesatz ist geistlichd / Nit soltu verstan a b c d

Wie in den .vj. lesten gebotten der nehst geschediget wirt. wie got schmoch beschicht / so man die .iiij. ersten gebott nit helt. Merck wie der iuden glyßner disz gebott gehalten haben. wie das gesatz geistlich ist.

Į

B niderst

1

Das fünfte Gebot wird durch die Darstellung eines mordenden jungen Mannes vor Augen geführt (vgl. Bildtafel Abb. 6). DP „Et vide mirum et aptum ordinem.“ (461,4f) DP „Tandem quem ore et corde colis, opere non colere, Et novissimum in suis vicariis despicere“ (461,12–14). DP nur „Pharisei“ (461,18). Ps 19,2. Ps 19,8.

2 3 4 5 6

5. Gebot

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das es geistlich sey siner bedüttung halb7 / sonder das es allein mit dem geist erfült wirt / das ist / sol es volbracht werden so erfordert es das hertz vnd ein frym(tigen willen. Aber ein solcher geist ist nit in vns / sonder würt vns geben durch des heiligen geists gnad / welche vns willig macht in dem gesatz gottes. Darumm so du hrest ein gebot / durch welches das oder das gebotten wirt / soltu alwegen darby vermercken vnd gedencken / das die meynung des selbigen gebots ist / das es mit willen erfült werde / das ist / frylediglich on forcht der straff / mit frlichem gem(t. So aber das nit in vns ist / so trybt vns dz gesatz die gnad z) begeren / dardurch wir es erfüllen mgen.8 Item man kann nit sagen das die .x. gebot geistlich werden gesprochen der bedütung [Bl. LVIIIv] halb / dann sy tragen kein bedütung oder heimlichkeiten vff inen.9 Es ist ein grosser vnderscheit zwischen einem geistlichen ding / vnd bedütlichen ding.10 Ein geistlich ding ist nüt anderst dann so etwas ist / oder bedüt ein lebhafftigen willen etwas z) t)n oder z) lassen. Aber dz ist ein bedütlich ding das gemeinlich üsserliche wirckung bedütet / als des spatzen opfferung im alten gesatz bedütt des lybs kestigung11 / wiewol auch noch ein vnderscheyt do z) machen wer / angesehen das solch kestigung geschehen mag on den geist oder on den willen / wie dann auch die ewangelisch gebott offt dem b)chstaben nach gehalten werden vß forcht vnd nit mit willen / dann welcher warlichen nach dem ewangelium lebt / der volbrengt gern vnn mit willen sine gebott / vnd welcher anderst th)t / der lebt nit nach dem ewangelium / sonder nach dem üsserlichen b)chstaben des gesatzs. Vnd wo einer wlt by dem geistlichen verstant des ewangeliums verstan allein die üsserliche werckf / die das ewangelium fürschlegtȕ / der wer nit wyt von der Pelagianer ketzery / dann solche üsserliche werck mgen auch von den boßhafftigen menschen geschehen. Vnd darumb werden das nit ewangelisch werck gesprochen / die den üsserlich schyn an innen hant / sonder die von inen in dem geist gescheen12 / vnd werden auch verborgen werck genent / wiewol sy von vssen schynen / dann der willȖ ist verborgen. Vß der vrsach werden sy auch auch werck gottes gesprochen / dann sy sind werck der gnaden vnd des geists / angesehen das der mensch ein solchen willen von im selb nit hat / noch minder die werck13. Vnd von solchen wercken th)t die geschrifft vil meldung.

e f

Die gebot gottes sollen mit fryhem willen erf(lt werden Das ewangelium nach den (sserliche b)chstaben halten.

ȕ Ȗ

C fürhelt B add. vß dem sy g)twilligliche geschehen – A entspricht DP (462,17).

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11 12 13

DP ergänzen „sicut intelliguntur ¿gurae et mysteria. Aliud enim est mysticum et aliud spirituale. Sed spiritualis dicitur ...“ (461,26–28). DP ergänzen mit dem Verweis auf Ps 1,2 „Sed in lege domini voluntas eius.“ (461,35) DP „Qui autem mysticum et spirituale idem intelligunt, oportet ut decalogum legis non spiritualem intelligant, sed tantum caeremonias legis, cum nullum sit mysticum praeceptum in illo.“ (461,35–462,1) DP „Ac per noc Apostolo resistant Ro. vii. Lex spiritualis est, et loquitur de lege decalogi, ut patet expresse in textu. Quare mysticum et spirituale differunt, sicut superius et inferius. Omne spirituale est mysticum, sed non contra.“ (462,1–4) Lev 1,14ff. – Das „im alten Gesatz“ ist Ergänzung gegenüber DP (462,7). DP „opera Euangelii non nominantur secundum suum exterius, sed secundum suum interius“ (462,15f). DP „ac per hoc nec opera ipsa“ (462,19).

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Vnd dar gegen strafft sy hertigliche die menschen werck / die der rechten wercken allein ein schyn haben / vnd in der warheit nit gerecht sind / dann sy geschehen on ein gnadrychen willeng / darz) so lenden sy alwegen z) dem end eigneß nutzs / [Bl. LIXr] oder schlagen ein aug vff die straff14 / wie auch die iuden th ten vnd lerten. Dann als sy Christum z) Pilatum f(rten / wolten sy jn nit tdten mit eigner hand das sy nit sündeten / sy überantw)rten aber jn z) tdten. Also wolt Saul selb nit tdten Dauid / sonder gab jn den Philistijm in ire hend / glych als wer er vnschuldig / so er jn mit den henden nit ertdtet / wenn schon das hertz wer darz) bereit.15 Vff dz redt Christus Mat.v. Es sey dann das üwer gerechtikeit übertreffh der schrifftgelerten vnd phariseer gerechtikeit / so werden ir nit yngan in das rych der hymel.16 Warumb das? Darumb / sy namen das gesatz an nach dem üsserlichen wort vnd schyn / nit nach meynung des gesatzgebers. Darumb spricht der herr wyter. Ir hant gehrt wie gesagt ist den alten17 / gesagt spricht er / aber nit verstanden / wann sy haben wol vermerckt die wort des gesatzs / sy hant aber den rechten verstant nit gehabt / darumb hant sy auch nach dem b)chstaben gelebt / dann sy sind gewesen alt / Àeischlich / irdisch vnd Adams menschen18. Aber ich sag üch spricht Christus / üch nüwen hymmelschen / christen / vnd geistlichen menschen / die das gesatz geistlich halten sollen / nit nach üsserlichem schyn. Christus erklert diß gebot geistlich durch .iiij. grad.19 WIr wllen l)gen wie Christus das gesatz geistlich erklert / so werden wir auch sehen / wievil geschlecht der menschen wider diß gebot sünden. Die ersten sint die / die den zorn mit wercken vß stossen20 / die nach dem b)chstaben mit wercken todschlageni Von welchen der herr sagt. Welcher do wirt todschlagen der wirt schuldig vnd verfallen syn dem vrteyl.21 Das verstat n)n yederman / doch by dem werck würt auch yederman verstanden / der darz) ratt / vermanung / hilff / oder sunstį vrsach z) dem tod geben hat22. Die andern sind die [Bl. LIXv] die den zorn mit worten vßdrucken.j Von welchen der herr spricht. Ein yetlicher der z) sinem br)der sprechen wirt / Nar der wirt schuldig des hellischen füers.23 By dem wrtlin Narr werden verstanden all Àuchung / schmach / oder sunst lesterliche wort / die do kummen vß einem bedachten gem(t. Dann wiewol solch menschen mit dem werck nit todschlagen / so fellen sy doch semlich wort über iren g h i j

Die werck on ein gnadrychen willen sint kein n(tz. Hand Der erst grad disz gebots. Der ij. grad dises gebots

į

B add. wißliche – A entspricht DP (463,3).

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DP formulieren in umgekehrter Reihenfolge „quia sine voluntate gratuite ¿unt, sed semper habent vel timorem poenae vel amorem commodi pro ¿ne“ (462,21f). 1. Sam 18,17. Mt 5,20. Mt 5,21. DP formulieren in umgekehrter Reihenfolge „Adamitae, terreni“ (462,34). Ergänzung gegenüber DP. DP „irascuntur in effectu“ (462,39). Mt 5,21. – DP „reus erit iudicii aut iudicio in dandi casu“ (463,1). DP ergänzen „aut socii et participes fuerunt“ (463,4). Mt 5,22.

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5. Gebot

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neben menschenk / das er stürb / wenn solch wort ein fürgang hettenİ / Dann wie lebte er wenn jn der tüfel holt / wie du jm wünschest / oder die Pestilentz erwürgt / oder der blitz vnd das wetter erschl(g? Ja du ¿ndst menschen / die Àuchen irem nehsten der selen tod / dasl dich das hellisch füer (sprechen sy) verbrenn. Christus helt vns ein schlecht nachgültig wort24 für / so er spricht. welcher sprechen wirt z) sinem nehsten Narr / der ist verfallenȗ des ewigen füersȘ 25. dar by wir sollend verstan / wie die gestrafft werden / die irem nehsten noch schmelicher vnn herter Àuchen / vnd das vß einem vollen zorn / nemlich so sy einem den tod wünschen mit einen Àuchwort. Die dritten sind diem / die den zorn mit zeychen oder geberden26 geben z) verstan. Von welchen der herr wyter spricht. Welcher z) sinem nehsten sprechen wirt ein ruch vnfrüntlich vnd vnwirß wortn (das kein schmoch vff im tregt)27 der ist verfallen den rat28 / by welchem auch verstanden werden all zeychen vß tdlichem zorn entspringen. Als do einer das angesicht von einem went / jn nit gr(ßt / oder nit antw)rt gibt / mit freüdigen worten syn übels erzelet / vnd mit vnwürsen worten siner glückselikeit gedenckt / vnd der glychen29. Christus sagt vns von einem lychten vnwürsen zeychen / das er rach nemtș / daruß wir solten vrteylen von dem zorn / der in den andern zweyen wysenȚ wirt erzeygt / darz) so drückt er vß gar messigliche vnd mit scham die übel die der mensch von innen im geist th)t / er wil aber das man sy tieff verstand. Darumb welcher si[Bl. LXr] nem nehsten mit stimm oder anderem zychen ein vnwürsikeit erzeygt / wiewol er jn nit todschlegt mit worten oder werken so gibt er doch ein solch zeichen des zorns / vß dem man mercken mag / das er im wünsch den tod oder ander übel.30 Z) dem vierden / zürnen etlich allein mit innerlicher begirdo / on üsserliche zeichen / vnd vß der wurtzel entspringt der obgemelt tryfaltig vßbrüchig sündig zorn. Wan die inner-

k l m n o

Mit worten z) tod schlagen. Hand Der .iij. grad dises gebots Zeychen des zorns. Der .iiij. grad des zorns wider diszs gebot

İ ȗ Ș ș Ț

B add. oder an das werck verstreckt würden – A entspricht DP (463,9). C om. C add. schuldig C nent B add. oder gestalten A entspricht DP (463,21).

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DP „verbum modestius“ (463,12). DP nur „scilicet ,fatue‘“ (463,12). DP nur „signo“ (463,15). DP nur „,Racha‘“ (463,16). Mt 5,22. DP ergänzen „de quo philosophus ii. aethicorum foecit virtutem Nemesim“ (463,19f); vgl. Aristoteles, Nikomachische Ethik 2,7 (1108a35f) (ed. I. Bywater, Oxford 1959 [SCBO], 36). Ab „Christus sagt“ formulieren DP „Nam hoc signum levissimum Christus ponit, ut iudicandum relinqueret de prioribus, immo quia parce et verecunde exprimit spiritus mala hominum, sed profunde vult intelligi. Racha certe, si meo iudicio sentire liceat, etiam usitatum videtur apud omnes linguas: nam et nos, cum indignamur, fragore quodam gutturis proferimus velut caninum arch seu rach. Talem enim fragorem et asperitatem gutturis puto dominum signi¿care voluisse per dictionem istam et hoc esse quod alii interiectionem indignantis exponunt. Non est enim alia interiectio indignantis, et quidem vehementior, rach seu rarch, ut notum est. Talis itaque, licet nec verbo nec opere occidat, tamen id signat, quo cupit eum non esse, ira motus: ideo occidit signo.“ (463,20–29)

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lichp begird des zorns / macht lesterlich den zorn der mit werken oder worten / oder zeichen vßbricht. Vnd wo die innerlich vngeschickt entrüstung nit by den worten oder wercken were / so weren sy kein zorn.31 Von der innerlich zornische bewegung spricht Christus in dem ewangelio. Ein yetlicher der do erzürnet über sinen br)der / der ist verfallen das vrteyl.32 Dann solch menschen / wiewol sy nit todschlagen mit wercken / worten / oder zeychen / so th)nd sy es doch mit dem hertzen. Also spricht sant Joan. in einer epistel. Der do hast sinen br)der / der ist ein todschl ger.33 Warumb? Darumb. Er mißgünt im das leben / vnd günt im den tod / darumb ist er des hertzen halb vor got ein todschl ger sines br)ders Also sichstu das diß gar ein tieff34 gebot ist / vnd mag es niemant erfüllen on die gnad gotsq 35 / angesehen das keyner ist / der nit ein menschen hab dem er vfsetzig sey / wil er sich chterț recht von innen ers)chen / Es wer sunst falsch das vatter vnser / das dann spricht. Verzyhe vns als wir verzyhen vnsern schuldenern. Darumb on die lieb ist es vnmüglich / das diß gebott nit werd übertretten / dann der mensch hat entwar lieb oder haßt sinen nehsten / vnd mag do kein mittel syn / wiewol etliche (neutrales) wllen / es mg36. Welcher n)n will diß gebot erfüllenr / der Àyß sich mit allem ernst / das er all menschen lieb hab mit einer s(ssen begird Ja er sol begeren von got gnad lieb z)haben. Es sol im kein mensch selber schmeycheln oder glauben / er haß niemand [Bl. LXv] Danns es m)ß vß der massen ein senfftm(tiger vnd dem(tiger mensch syn / der sich nit in disem gebot verschuld / angesehen / das die innerlich bewegung vnd der geistlich zorn / der hie verbotten wirt / also tieff steckt / das er von innen in aller macht leben mag / vnd dannocht von vssen weder in worten noch in zeichen gespürt mag werden. Darvon stat geschriben Esa.x. Wee üch / die ir sind eins tieffen hertzen / vnd welcher werck in den ¿nsternussen sind.37 ES ist sunst ein anderer geistlich g)ter zorn den heißt man ein yferung gottst / oder ernsthafftikeit38. Dann het der herr vns nit auch ein g)ten zorn wllen anzeigen / so hett er fryledigliche gesprochen / welcher do würt zürnen / N)n spricht er. Ein yetlicher der

p q r s t

Hand Niemant erf(lt disz gebott on die gnad gots Wie man disz gebot sol erf(llen. Hand Zelus dei.

ț

C anderst – A/B entsprechen DP (463,39).

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DP „et is gradus est causa, qua supra dicti sunt peccata, quo sine, si etiam ¿erent et possent ¿eri, non essent peccata (Ipse enim affectus irae est caput et vita irae verbalis, signi et operis, sine quo non esset ira)“ (463,30–33). Mt 5,22. 1. Joh 3,15. DP „profundissimum“ (463,38). DP nur „gratia“ (463,39). DP „licet nunc nati sint neutrales quidam, dicentes, quod potest nec diligere nec odisse: verum tu ne illis con¿das, suadeo“ (464,2–4). Jes 29,15. DP nur „zelus dei“ (464,12).

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5. Gebot

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do würt zürnen über sinen br)der.39 Het er gesprochen allein die wort / ein yetlicher der do wirt zürnen / so het er im selb widersprochen / dann er leret vnß an einem andern ort / das wir sollen zürnen über vnsu / vnd sollen hassen vnsere sele in diser welt / ir abschlagen alles das sy vnordenliche begert.40 Vnd ein solcher zorn vnd haß gegen im selb / ist gar edel. Vnd also meyn ich / der herr hab vns selbst diß gebott gn)gsamlich erklert / wiewol etlich wundert die ordnung die der herr gehalten hat mit dem zornv / das über ein einfeltigen zorn wirt gefelt das vrteyl / über ein vnwürß wort der rat / vnd über ein schmoch wort das hellisch füer. Es bedunckt einen / der rat solt dem vrteyl fürgan. Item auch by dem vrteyl wirt im gesatz verstanden die ewige straff. Wie macht dann der herr ein vnderscheyt zwischen dem vrteyl / rat vnd ewige straff?41 Nicolaus von Lyra meynt die wort syent versetzt / angesehen das der rat der straff fürgat.42 Der heilig Augustinus am ersten b)ch / de ser. do. spricht. Das der herr hie anzeygt ordnung der schwere der straff / nachdem die ordnung ist in der schuld. Wie aber das geschee vn- [Bl. LXIr] sichbarlich in den selen / das knnen wir nit sagen / Vnd also laßt er es hangen / sagt doch sovil dar z) / das grsser vnn grsser pyn mit vnderschidlichen graden wirt dar mit vß gedruckt.43 Dann so man ein vrteil besitztw / so mag einer noch stat haben sich z)versprechen44. Aber so man rat helt / so handelt man / wie der überwunden sol gestrafft werden. Darnach wirt einer in die straff geben / wie dann got würt die verurteilten z) hellischen pinen verdammen.45 Also sichstu dz Christus mit den dingen / die sich im gerichts handel verlauffen (mit namen / vrteil / rat / straff) wil vns geben z)verstan den vnderscheyd den die laster haben vndereinander nach der schwere.46 Wie aber got47 ein yetlich laster nach siner schwere straffen wirdx / so der heilig Augustinus das nit vßdruckt / ia auch meynt man kn es nit vßdrucken / so wil ich auch nüt darvon sagen. Dann het der herr mit den obgenanten graden wllen vnderschidlich pin anzeigen / also das der / der dem vrteil verfallen wer / ledig wer von dem rat vnn hellischer straff / so folget daruß / das tdlicher haß nachredung oder lesterlich À)chung nit würden gestrafft mit der hellisch pin / sonder allein mit dem rat vnd vrteyl / das doch falsch48 ist. Ja mer / es folgt daruß / das ein todschl ger verdient mer straff denn die helu v w x

Der mensch sol (ber sich selb z(rnen Vrteyl Rat Hell Warumb das vrteil dem rat f(rgat. wie gott die schweren s(nd strafft / ist vns vnwissen.

39 40 41

Mt 5,22. Lk 14,26. DP „Cur dominus hunc ordinem foecerit, ut simplicem iram iudicio, ,Racha‘ concilio, ,fatue‘ geenne deputarit. Nam id facile patet, qnod per ,iudicium‘, quod dicit lex ,Qui autem occiderit, reus erit iudicio‘, intelligantur haec omnia tria in spiritu, sicut ipse dominus legem interpretatur, quod sicut sub ,Non occides‘ comprehensa est universae prohibitio irae, ita sub ,iudicio‘ universa paena irae.“ (464,18–23) Nikolaus von Lyra, Postilla litteralis (zu Mt 5,22), Basel 1507 (Ex. HAB Wolfenbüttel ‹H: C 33.2° Helmst.›), fol. 20vb. Augustin, De sermone domini in monte 1,9,24 (CChr.SL 35, 25,527–538). DP „datur defensioni locus“ (464,29). DP „In Geenna vero est certa et de¿nita damnatio rei.“ (464,30f) DP nur „Per illum itaque processum iuridicum exprimitur gravitas differentium criminum“ (464,31f). DP formulieren unpersönlich. DP „falsissimum“ (464,37).

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lisch pin ist / dann er th t ein schwerer sünd weder der / der sinen nehsten vß zorn ein narren schilt / dardurch er dann nach den worten Christi verfallen ist der hellisch pin. N)n ist doch kein schwerer pin weder die hell. By dem betracht ich / doch nit freuelich das die obgemelten .iiij. grad des zorns haben ein verdamnuß49 vnd hellisch füery (oder wilt du mer grad setzen in den zorn der mit dem werck vßbricht / als dann der todschlag vil schwerer ist / so einer vatter vnd m)tter ertdtet weder ein andern menschen etc.) Es syent der grad wievil ir sind / so gehrt inen doch ein ewige verdammuß z) doch wirt einem die [Bl. LXIv] verdamnuß baß gemessen dann dem andern / wie das by der obgemelten ordnung wirt angezeigt. Dann als wir sehen vnder den menschen / so einer für gericht würt gestelt / so ist er noch ferr von der straff / also welcher allein erzürnt vnd bricht nit vß mit wercken oder worten / der ist etwas wyt von der hellische straff / das ist / er ist ferr von der strengstenȜ pin vnn wirt lychter mit dem hellischen füer gestrafft weder der der mit dem zorn in schmochwort oder todschlag vßbricht.50 Wyter so über einen rat gehalten wirt / der ist neher der straff weder der über den das gericht besessen wirt / vnd ist doch ferrer von der straff weder der / der yetzunt in der straff ist das ist / er wirt herter gepiniget in der hellen weder der erst. Aber welcher verfallen ist das hellisch füer der hat kein vffzug / vnd wirt darby verstanden die strengsteȝ pin so in der hellen ist. Ich wil doch dise ding in der massen geredt haben / das ich nüt für ein feste warheit wil beschlossen haben. DV ¿nst51 etlich heimlich hoffertigen / die halten das von inen / sy syent nit übertretter diß gebots / angesehen / das sy nit todschlagen / nit zürnen / vnd kein haß in inen ¿nden. Es mag war syn / aber sy sollen nit darumb halten / das sy mit dem gerechtfertigt syent / vnn gentzlich diß gebott erfült52 habent.z Wann das gesatz ist gar vnbeÀeckt / gelütert mit dem füer / ia syben mal gereynigt.53 Darumb sol sich keiner berümen / das er nit mit zorn sünde wider sinen br)der / er entp¿nd dann vorhin sich also senfftm(tig vnd gestilt / das er auch nit wlt bewegt werden mit vngedult wider ein menschen der im alles syn g)t / ia auch das leben nemm / oder genummen hett. Sichstu / wie tieff54 ist diß wort. Es ist ein schlecht55 ding das du nit erzürnest über die gedultigen / vnd über die / die dir nüt th)nda / die heiden / ia die vnuernünfftigen thier th)nt das. N)n l)g wie herlich du dich gelobt y z a

Die .iiij. grad des zorns hant ein verdamnusz was disz gebot erfordert Vil menschen synd gedultig diewyl man inen n(t th)t.

Ȝ ȝ

C strengen C streng – A/B entsprechen DP (465,14).

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DP „aeterna damnatio“ (465,2). DP „Nam sicut remotior est a poena et tardius ad eam venit, qui iudicio tantum sistitur in temporalibus, ita tardius, id est, minus intense, ac levius punitur in inferno, qui solum iratus fuit. Nam quod in tempore est tarditas aut celeritas, hoc in aeternis est intensio aut remissio. Immo tarditas et celeritas in corporalibus proveniunt ex intensione et remissione spiritualium, ut patet in fervidis et ignavis animalibus, quae multa brevi et modica longo tempore per¿ciunt. Segnis enim anima modica agit, ubi intenta facit plurima.“ (465,3–10) DP „Sed sunt“ (465,16). DP „evacuasse ac implesse“ (465,19). Ps 12,7. DP „grande et profundum“ (465,23f). „Schlecht“ im Sinne von ‚schlicht‘ bzw. ‚leicht‘.

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hast diner gerechtikeit halb / das du nit er- [Bl. LXIIr] zürnest über die gedultigen / oder die dir nüt th)nd / du bist schon kummen z) der schlangen vnd lewen senfftm(tikeit. So dir aber das gelt / huß / vatter / m)tter / br(der / schwester / kinder / ecker / lybßglider / ia das leben genummen wirt / do l)g z) ob du so geschickt bist / das du nit allein mit zorn nit bewegt wirst / sonder du erfreüwest dich des vnfals halb / vnd lobest got / vnd th)st g)ts denenȞ die dich also geschedigt hant. Kanstu dz th)n / so danck got / dann du hast sine gnad. Merckestu aber / dz du es nit vermagst / so soltu wissen / das noch der zorn in dir syn wurtzeln hat / vnn steckt noch in dir ein geistlicher will des todschlags / den dz gesatz verbütet56. Darumb ist hie not die gnad gots57 / die wirstu gezwungen z) s)chen / so du durch das gesatz erkennest dyn vnuermüglicheit. Mcht einer sprechen.58 M)ß der mensch dann also reyn syn / das er auch nit wlte zürnen in allem übel im angethon? Ich antw)rt / Ja / dann es gat nüt in himel59 das noch beÀeckt ist.b 60 Diewyl in vns der will blybt / dz wir schnel sind in zorn z) fallen so man vns etwas th)t / so sind wir noch beÀeckt von innen. Es m)ß das hertz in vns also reyn sinc / wie gesagt ist / dz es nit allein nit zürn / sonder auch wolsprech denen die vns verÀ)chen / vnd g)ts th) den verfolgern / darz) got danck sag in widerwertikeiten / Ja mer widerwertikeit beger / vnn allein die sünd haß nit die straff / wie dann geschriben stat. Das liecht vnn die ¿nsternuß sollen wolsprechen dem herren.61 Vnd an einem andern ort. Ich will den herren loben z) aller zit / vnn syn lob sol allwegen syn in mynem mund.62 Also sind die iudischen glyßner63 nit gewesen / darumb stat von inen geschriben im psal. Du wirst verderben den ¿nd / vnd den der sich entschuldiget.64 Jetzunt sichstud wie das gesatz geistlich ist / vnd welcher diß gebott anderst verstat / der hengt an dem b)chstaben glich wie iuden / vnd sin gerechtikeit übertrifft nit die gerechtikeit der phariseer. [Bl. LXIIv] Von den graden dises gebots.65 DEr heilig Augustinus li.j. de ser.do. setzt .vj. grad in disem gebott.66 Der erst / so einer ein andern sch diget / der im nüt gethon hatt / vnd das ist die hhste vngerechtikeit. Der ander so einer ein andern schwerer schediget weder er von jm gesch digt ist / welches dann nit wyt von dem gesatz Moysi ist.67 b c d

Niemand kumpt in himel er sey dann gantz rein von zorn. Merck wie reyn vnser hertz syn m)sz. Hand

Ȟ

C dienen – A/B entsprechen DP (465,30).

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DP ergänzen „et expugnat“ (465,33). DP nur „gratia“ (465,33). DP „Dicis itaque mihi“ (465,35). DP „in regnum caelorum“ (465,37). Offb 21,27. Dan 3,72 (Vulg.). Ps 34,2. DP „Iudaeorum sancti“ (466,3). Ps 8,3. Diese Überschrift ist eine Ergänzung gegenüber DP. Augustin, De sermone domini in monte 1,9,24 (CChr.SL 35, 25,527–538). Ex 21,12ff.

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Der dritt / so einer ein andern schedigt sovil er von im geschedigt ist. Vnd so ferr ist das gesatz Moysi kummen / das do spricht. Ein zan vmb den andern / vnd ein aug vmb das ander.68 Vnd diser grad laßt etwas nach / wann nach allem rechten ist der der den schaden thon hat mer straff wirdig / weder er schaden dem vnschuldigen gethon hat.e Der vierd / so einer den andern nit also vil schedigt als er von im geschediget ist. Der fünfft / so einer von einem wirt geschedigt / vnd jn gar nit wider schediget. Ein solcher n ht sich dem gebott des herren / ist aber noch nit recht darz) kummen. Der vj. so einer geschedigt ist vnd ist bereyt noch mer schaden z) lyden / das heißt der herr / den andern backen darbieten / so einer an den einen gschlagen wirt.69 Sichstu wie grüntlich wil der herr das vßgerütt werd der zornf / das es auch nit gn)g ist / nit bewegt werden mit zorn / sonder der mensch sol begern verletzt z) werden / wil er reyn syn. Yetzundt meyn ich verstast du diß wortlin im psalmen. Herr dyn gebot ist fast wyt vnd breyt.70 Wo aber einer von einem andern nit wirt verletzt / dem ist not das er sich selb verletz / vnd erzürn über sich mit vil rew vnd leyd.g Darumb ist nüt bessers / dann das wir diser regel acht nemmen / wllen wir all ding in ein rechte form brengenh / das wir vns selbs hassen wie wir vnsern nehsten hassen / z) glicherwiß wie vns auch widerumb gebotten ist / das wir vnsern nehsten lieb sollen haben als vns selbst. Deßhalben ist not / das vnsere zor- [Bl. LXIIIr] nige krafft71 die do widerstrebt dem crütz Christi / vnd ist ein todschl gerin / nit allein werd verwunt / sonder gentzlich in vns werd erwürgti / wie sy dann vnderstat vns z) erwürgen vnd das wirt in disem gebot anzeigt / nit das das gebot sy erwürg / sonder die gnad gotts th)t es.72 So sy aber erwürgt ist / denn wirt der mensch milt / gedultig / senfftm(tig gegen allen menschen / ia auch wirt erȟ bereyt lieb z)haben vnd g)ts z) th)n sinem fynd / vnd sich erfreüwen in trübselikeiten / welchs alls sunst verhindert wirt durch die vngedultig vnn bitter zornische krafft / Das doch leyder wenig acht nemmen / dann vil verdruen z) vil in ir g)te werck / wissen nit wie so fast geistlich vnd rein ist das gesatz gottes / vnd darumm auch ein solch luter hertz erforder.

e f g h i

Der verletzer sol mer gestrafft werden dann er verletzt hat Im grunt m)sz der zorn vszger(tet werden Der mensch m)sz ein lyden haben Ein christlich lere. Die zornige krafft in vns m)sz getdt werden.

ȟ

B er wirt

68 69 70 71

Ex 21,24; Dtn 19,21. Mt 5,39. – Ab „so“ Ergänzung gegenüber DP. Ps 119,96. Luther verwendet in den DP den Terminus ‚vis irascibilis‘ (466,24), einen klassischen Begriff der scholastischen Anthropologie, der das Strebevermögen des Menschen bezeichnet (vgl. Thomas von Aquin, Summa theologiae I q81 a2 [Opera omnia 5, Rom 1889, 289]; Gabriel Biel, Collectorium circa quattuor libros sententiarum II d.26 q.1 a.3 [ed. W. Werbeck/U. Hofmann, Tübingen 1979, 472–475, K-M]). Ab „vnn ist ein“ formulieren DP „Ideo quoniam ipsa est homicida et occidit, oportet ipsam quoque non vulnerari sed prorsus occidi et morti¿cari et legem talionis in illam exerceri. Qui enim occidit, occidetur. Occiditur autem ista lege, id est, signi¿catur occidenda, gratia autem sola occidit eam in effectu.“ (466,25–28)

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5. Gebot

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Darumb welcher das crützȠ liebhat / vnd freüd hat in dem crütz des herren / ein solcher schlegt nit tod / er erzürnt auch nit. Dann das ist der war geistlich vnderscheyt zwischen dem g)ten vnd bsen zornj / das der bß zorn allein vfferweckt wirt durch das übel der pin. Aber der g)t zorn scheuht allein das übel der sünd vnd darumb macht er / das der mensch an im selb ein mißfallen hat / vnd haßt sich selb vmb der sünd willen / aber alle ander menschen hat er lieb / vnd haßt keinen / wenn er im schon schaden hat gethon. Sprichstu / wenn es die gestalthet / so würd niemant oder fastwenig selig. Ich antw)rt. Darumb hab ich gesagt das das gesatz ser geistlich istk / vnd deßhalb sol man sich vnderstan / das es geistlich erfült werd Ist auch kein wunder / das wenig menschen behalten werden / doch sol niemant verzwifeln / dann was vns vnmüglich ist / das vermag got Luce am .xix.73 Darumm hab ich vorhin gesagt / so man das gesatz recht vnd geistlich verstat / so erschreckt es den menschen / vnd trybt jn / das er ein z)À)cht hat mit dem(tigkeit z) der gnad gottes / an jm selb verzwifelt / vnd sine augen vffhebtʌ in himel / sprechend mit [Bl. LXIIIv] dem propheten im psalter. Herr / z) dir hab ich vffgehaben mine augen / der du wonest im himel.74 Hie mag niemant enttrinnen / es m)ß der mensch kummen z) solcherȡ reynikeit75 / Ȣwie gesagt istȢ / vnd das entwar hie in disem leben / oder im tod / oder im fegfüer.l Darumb erheb dich nit / das du nit sünd t)st / dann ich sag dir / wen du entp¿ndst dich bewegt werden z) zorn / zytlicher ding halb / das du noch nit gerecht bist im geist mit Christo / sonder allein bistu gerecht im Àeisch nach iudischer76 art. Wie ich von disem gebott gesagt hab / also in glycher maß soltu auch verstan von allen gebotten. Dann ein yetlich gebot ist geistlich / vnbeÀeckt / trew / bewert / sybenfeltigliche gelütert77 / wiewol man selten sy also erklertı 78. Mcht einer mir hie also widersprechen. Du redst von den volkummen / n)n werden nit alle vnuolkummende verdampt. Antw)rt. Es ist war / Dann diß gebot (wie auch die andern) hat gradm / dann der herr Christus zeigt .iiij. grad an. Vnd sant Augustinus zeigt .vj. an / wie gesagt ist79. j k l m

Vnderscheyd zwischen dem g)ten vnn bsen zorn. Das gesatz erfordert den geist. Der mensch m)sz reyn werden hie oder im tod oder im fegf(er. Grad dises gebots.

Ƞ ʌ ȡ Ȣ-Ȣ ı

C om. – A/B entsprechen DP (466,34). C auffhelt – A/B entsprechen DP (467,5). B add. yetz gemelter – A entspricht DP (467,7f). B om. – B entspricht DP (467,7f). B add. dem gemeynen man – A entspricht DP (467,14).

73 74

Lk 18,27. – DP verweisen auch korrekt auf Lk 18 und zitieren Vers 27. Ps 123,1. – DP ergänzen ein Zitat von Ps 121,1 „Et iterum: Levavi oculos meos in montes, unde veniet auxilium mihi.“ (467,6f) DP formulieren „huc enim oportet hominem venire“ und ergänzen „ut sit ita mundus“ (467,7f). DP „Mosaicis“ (467,11). Ps 12,7; 19,8f. DP ergänzen „ut ps. xi. de eiusmodi conqueritur. Unde quod in greco dicitur ,Omnis qui irascitur fratri suo sine causa‘, merito per B. Hieronymum iubetur eradi: tollitur enim, ut ipse ait, omnis occasio irae in isto praecepto, Et illud additum est, quia in veris libris non habetur.“ (467,14–18) – Vgl. Hieronymus, Commentarius in evangelium Matthaei 5,22 (CChr.SL 77, 28,536–539). S. o. S. 102 Anm. 43.

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Z)m ersten / dz du nit todschlagst mit wercken / darz) l)gest / das du keinen vmbrengest mit worten / darnach mit zeychen / vnd z)m lesten mit hertzen. Also wiltu yetzunt etwas verdienen / so m)stu dir w(nschen widerwertikeit vnd m)st sy mit freüden tragen. Ich weyß wol das man nit einßwegs mag volkummen syn / man m)ß aber algemach darz) streben80 / das man doch entlich volkummen werd81 / vnd nit still stan in eim grad / wie dann etlich th)nd / die do ein benügen haben an irer (bung / stan still / vnd sünden schwerlicher deßhalben das sy nit z)nemmen / weder die andern / die nit anfahen / vrsach / sy erheben sich von der angefangnen gerechtikeitIJ. Doher kumpt es offt / das die verr)chten sünder vnd vnuerschempt wyber82 / so sy z) rewen kummen / nemmen sy also schnel z) im volkummen leben / das sy darin glych bald den hhsten grad erreychen / bereyt [Bl. LXIVr] sind alles was sy hant z) verlassen / vnd mit freüden lyden tragen / so doch andre menschen vil iar sich gearbeit haben nach disem volkummen stand / vnd dannocht noch nit z) dem andern grad sind kummen.n Sprichstu. Es ist nit wunder83 das die grossen sünder in solchen rewen kummen / angesehen das sy ein grosse bürd der sünd vff inen haben. Antw)rt. Sichstu du glyßner84 / was hr ich von dir? Du bist nit ein grosser sünder / du bist nit wie die andern menschen / du hast dine weg g)t erfunden. O wie steckt so ein tieffe vnd wyte blintheit in dir / dann diner hoffertikeit halben bistu bser weder die obgemelten sünder / die sich mit dem(tikeit erkennen für sünder85. Vnd also sol man jm allwegen nachdencken / das nit allein der zorn / sonder auch die wurtzel des zorns werd vßgerütt / vnd der gantz Adam werd ertdt / ia der baum mit frücht vnd wurtzel werde vßgeraufft. Dann des manß zorn (spricht die geschrifft86) wirckt nit gottes gerechtikeit.87 Darumb sol man nit allein die gebot lernen / das man daruß bychten künno / dann die angeborn neyglicheit z) den sünden gehrt nit z) der bycht (man sol allein die volbracht werckȣ 88 bychten) wirt acuhij nit hinweg genummen solch neiglichkeit durch die bycht oder durch den tauff Aber durch die gebot lernt man erkennen die sünd / was z) th)n ist / vnd was man von got begeren sol. Dann wie Paulus spricht89 / durch das gesatz hat man erkantnuß der sünd.90 Darz) so erfordert das gebot gottes mer von vns weder wir vermgen. Sprichstu91. So hr ich wol got gebeüt vnmügliche ding / das doch ein gotßlesterung ist / dann es folget daruß / das gott verdampt den n o

Nieman sol die andern vrteilen wie man von disem gebott bychten sol.

IJ ȣ ij

B add. / vnn halten sich selb für gerecht – A entspricht DP (467,29). B add. / wort vnd verwilligung – A entspricht DP (468,1). B/C auch

80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91

DP „sed gradatim ascendendum“ (467,25f). DP ergänzen „et tendere semper ad profectum“ (467,26). DP „meretrices“ (467,30). DP „Quod si dixeris ,non mirum ...‘“ (467,33). DP „Pharisee“ (467,34). Ab „die“ Ergänzung gegenüber DP. Ergänzung gegenüber DP. Jak 1,20. DP nur „opera“ (468,1). Ab „wie“ Ergänzung gegenüber DP. Röm 3,20. DP „sed hic clamant“ (468,4).

5. Gebot

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menschen vnrechtlich. Ich antw)rt / Nein. Got geb(t darumb / das er sich erbarme / vnd wir vns dem(tigen gnad z) s)chen. Dann welch er die gebot lernet allein darumb / das er künn bychten / der vermißt sich z) th)n das er gelernt hat / vnd felt ye lenger ye [Bl. LXIVv] mer / th)t nüt anders / weder dz er syn gewissen groß macht92 N)n merck93 / das der mensch nit volkummen ist als er syn solt / das ist sünd / doch etlichen wirt die sünd z)geachtetp / etlichen nit. Denen würt sy z)geschriben die do still stan / nit fürgan94 / dann solche hassen nit ire sünd / mit namen / die bß neiglicheit so in inen ist / vnd mit dem machen sy mit den fynden ein büntniß95. Denen aber wirt die sund nit z)geachtet / die sy vßtriben mit emßigem Àyß / vnd sich t glich (ben z) z)nemen in ynbrünstikeit.96 Vnd wiewol die sünd in inen ist / so ist sy doch nit im willen / sonder im Àeisch wider den willen.97 Wie auch sant Paulus spricht.q Ich weyß das in mir kein g)ts wonet / das ist in minem Àeisch.98 Es ist eben mit den t gliche z) nemenden menschen als mit den kindern israelȤ / vnder welchen wonten die vngleubigen Jebusei / aber sy regnirten nit.99 Also wonet in den z)nemmende menschen die sündlich neyglicheit / aber sy regnirt nit in inen. Nach dem sant Paulus schribt z) den Rmern am .vij. Die haben kein verdamnuß / die do sind in christo Jesu vnd gan nit dem Àeisch nach.100 Warum? Darumm spricht s. Paulus / die Christo z)gehren die hant ir Àeisch mit den begirlicheiten gecrützigt.101 Dann die gant emßigliche wider das Àeisch / nit nach dem Àeisch / das ist / sy bestryten vnd tryben vß die bse neyglicheit / des die andern kein acht han vnd sich lassen benügen mit g)ten wercken / als wer es domit vßgericht102. Was meynstu bedüt das lyden vnd sterben Christi anderstr / weder den tod vnsers Adams oder alten synlichen mensches / den wir von Adam ererbt haben103. Vnd wiewol wir jn nit glych knnen erwürgen / so kumpt es doch entlich darz) / wenn wir jn mit halßschl g / backenschl g / geyßeln vnd drnen pinigen / vnd mit n geln durchstechen / das er das haupt hengt vnnd verscheydt. Das haupt ist die bß neyglichkeit vnd innerlich wurtzel des zorns vnd der begir- [Bl. LXVr] licheit / die man nit kan erwürgen / es sey dann das mit langweriger widerwertikeit inen der halß werd gebrochen / dann erligen sy selbst.104 p q r

welchen vnfolkummenheit z) einer s(nd geachtet wirt. Glychnusz. was das lyden christi bed(tt

Ȥ

B irsael 92 93 94 95 96

97 98 99 100 101 102 103 104

DP „auget et magni¿cat“ (468,8). DP statt dessen die Überschrift „Corrolarium“ (468,9). Das „nit fürgan“ ist eine Ergänzung gegenüber DP. DP „ac per hoc diligunt et foedus cum gentibus Cananeis ineunt“ (468,14f). Ab „und“ Ergänzung gegenüber DP, wo es statt dessen heißt „propter hunc enim fervorem et profectum non imputatur eis, licet sit in eis“ (468,16). DP ergänzen „Ideo non est in eis, quod est in eis.“ (468,18) Röm 7,18. Jos 15,63. Röm 8,1. Gal 5,24. Ab „als wer es“ Ergänzung gegenüber DP. DP nur „mortem veteris hominis ac totius Adam“ (468,26). DP ergänzen „Idem signi¿catum est, quod olim ¿lii Israel omnes mortui sunt in deserto praeter Iosue et Caleph, et non nisi alia generatio intravit terram promissionis, quae secundam circumcisionem in spiritu ¿gurabat, ut non tantum a temporalibus, sed et a spiritualibus bonis abstineretur.“ (468,30–34)

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Du solt dich hie hüten vor etlichen105 die do sprechen / es sey des gesatzs gebers meynung nit gewesen / das man die gebot m)ß halten in der lieb. Es wolt dann einer durch sy kummen z) dem ewigen leben / so m)ßt er sy in der liebe halten.s 106 Vnd also sprechen sy107 / wann einer nit ein würckliche todschlag verbrengt / so haltet er diß gebot. Christus erklert vil anderst diß gebot / das es auch übertreten wirt mit dem innerlichen zorn / der ia auch von vssen weder mit worten noch mit zeichen gespürt wirt. Ist n)n das war / als es ist / wie kan dann diß gebot erfült werden on die lieb oder gnad / du wllest dann sprechen / das der mensch mg vß eygen krefften on die gnad gottes den boßhafftigen angeborn zorn keren in senfftm(tikeit / das n)n nit ist. Z) dem andern h(t dich vor denen die do sprechent / das diß gebot / Du solt nit todschlagen / werd verstanden von der zyt so einer in g)ter r)w ist / vnd von niemant beleidigt wirt / wann wlt einer dann zürnen so sündet er / glich als thet einer kein sünd / so er zürnt über den der jn verletzt het.108 Solich menschen wissen nit / das alle gebot werden verstanden oder gezogen z) der zyt der anfechtung vnd bewerung / vnn das denn der mensch sol erkennen den geist der gebott / vnn darneben syn Àeischlicheit / vnd so er sich dann emp¿nt mit gewalt gezogen werden z) sünden / vnd ¿ndt nüt g)ts in sinem Àeisch / das er ers(fftze nach gnad die im helff. Dan es mag der mensch hie den zorn vnn vngedültikeit on die gnad nit vndertrucken oder gantz vßtilcken109. Die t gliche erfarung lert vns das.110

s t

Diß gbot m)ß mit der lieb erf(lt werden. Man sol auch nit z(rnen so man verletzt wirt.

105 DP „Nunc videamus Theologos nostros, quid de praecaeptis istis sentiant.“ (468,35) 106 Mt 19,17. 107 Von hier bis zum Ende des Absatzes folgt Münsters eigene Zusammenfassung der sehr viel umfangreicheren und komplexeren Ausführungen in DP. Dort heißt es „Alioquin, inquiunt, sequeretur, quod peccaret qui non occideret et hanc obmissionem sine charitate praestaret. Ecce haec dicunt ii, qui nobiliores in theologis. Quid autem dicunt, nisi quod Iudaei etiam sapiunt et dicunt? scilicet literam et traditionem facientes ex spiritualissimo mandato dei. ,Non occides‘ enim intelligunt, ,id est, non facias opus homicidii‘, quod utique cum facile contingat observari, statim irruunt et dicunt praecaeptum esse servatum, nisi forte non in charitate, sed hoc non est peccatum nec transgressio huius praecaepti. Quid faceremus istis pharisaicis interpretibus, si non ipse dominus hoc praecaeptum exposuisset? prompti enim essent negare, quod in illo ira cordis etiam prohibita sit, nisi quando non irritatus ex malicia irasceretur homo, quod tamen nescio an huc pertinere sentiant. Si ergo scirent, quod ista malignitas irae radicalis radicitus hic prohibetur, utique non negarent praecaeptum in charitate ¿eri iussum esse, nisi dixerint aliquem suis viribus posse iracundiam in mititatem mutare sine gratia.“ (468,38–469,13) 108 Auch dieser erste Satz ist eine knappe Wiedergabe eines ausführlicheren Abschnitts der DP, wo es heißt „Secundo illud quoque vel somniant vel somniare cogunt, quod ,non occides &c.‘ referatur ad tempus quietis, in quo si quis irasceretur peccaret, quod ille ni mirum vult, qui glossavit, ,sine causa‘, q. d. ,si fuerit non pulsatus iniuria &c.‘, quasi non peccet, si laesus indignetur laedenti“ (469,14–17). 109 Ab „oder“ Ergänzung gegenüber DP. 110 DP ergänzen einen größeren Abschnitt: „Alioquin non doceretur homo hic aliam iram ponere quam diabolicam, quae est, non irritatum irasci ac nocere, quae nullis ferme bestiis inest aut quam paucissimis. Similiter somniant de actu diligendi deum super omnia, scilicet in tempore quietis, et non cogitant, quam impossibile sit in tentatione et passione. Hoc totum illi pulchre abscondunt, quando disputant solum de operibus praecaeptorum secundum faciem syllabarum: tunc enim inveniunt iudaicae illius caecitatis monstra, scilicet quod gratia non est necessaria nec intenta in praeceptis, nisi condicionaliter, et hoc non propter defectum hominum, sed propter intentionem praecipientis, ut gratia ¿at odiosa cunctis, dum potius velut nova exactio imponitur supra legem et impossibiliorem faciat salutem quam lex ipsa. Et non sit potius adiutorium et consolatio iis, qui legem debent implere. Sic sic cogunt imaginari theologi, monstra ignorantiae et prodigia tenebrarum.“ (469,23–35)

5. Gebot

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Vnd also sichstu / sollen die gebot erfült werden / so m)ß es in der gnad vnd lieb gots geschehen Dann es ist syne meynung / vnd erfordert das auch vnseru dürfftigkeit. Dannȥ wiewol einer der do nit ist in der gnad [Bl. LXVv] gots / diß gebott nit übertridt nach dem b)chstaben so er lyplich nit z) todschl gt / so übertrit er es doch von innen mit dem hertzen im geist / do er on die gnad nit mag syn on zorn vnd neyglichkeit des grimmensv / das merckt man so vns anfechtung vnd widerwertikeit z) felt / von stundenan wüscht der verborgen bß zorn herfür / der begert rach / deßhalben wir verfallen diß gebot geistlich / wiewol nit von vssen am werck.111 Z) dem dritten leren etliche / es syen etlich gebot die do allein gebieten etwas z) th)n / vnd etliche verbieten allein etwas nit z) th)n. Vnd das ist widerumb nit war / du wllest dann allein stan vff dem üsserliche b)chstaben. Dann in disem gebot / Du solt nit todschlagen / wirt nit allein gebotten den nehsten nit z) schedigen / vil mer wirt auch do gebotten / das wir gegen vnserm neben menschen sollen syn milt / senfftm(tig / gedultig / ger)wig vnd frydsam. Dann so etwas verbotten wirt in der geschrifftw / das ist allwegen krefftiger / weder so etwas gebotten wirt z) th)n. Nim des ein exempel. Es stat geschriben112 im .cix. psal. Der herr hat geschworen / vnd wirt jn nit gerewen113 / do (by dem nit gerewen) wirt verstanden / das es im ewiglich gefallen wirt.114 Also legt vß sant Paulus z) den Rmern am .vij. dz lest gebot / Du wirst nit begern / vff den sinn / das do nit alleinȦ verbotten wirt bse begirlicheit / sonder vil mer werden g)te begird verbottenĮ / als begirlicheit der küscheit vnn liebe / vnd das meldet er in disen worten. Das g)t das ich will (verstand / das do ist wider myn neyglicheit) das th) ich nit115. Als wlt er sprechen / ich solt g)ts begeren vnd dz auch an die werck legen.116 Sichstu das diß gebot nit allein verbüt / sonder esȕ gebüt auch etwas z) t)n.x Also ist es mit dem gebot des todschlags.117 Also ist es mit disem gebot Du solt nit die eebrechen /

u v w x

Hand Diß gbot mag im geist on die gnad nit erf(let werden. Hie merck gar eben. Alle gebot gebieten etwas z) th)n.

ȥ Ȧ Į ȕ

B Vnd – A entspricht DP (469,36). C om. C geboten – Vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182). B er

111 Ab „von stunden an“ heißt es in DP „hoc enim latens malum irae facit, ut non possit non occidere, ergo reus est praecaepti spiritualis, licet sit non reus eiusdem praecaepti literalis: patet ergo quod de lege loquuntur ad literam.“ (469,40–470,3) 112 DP zitieren zunächst Lk 10,42 (470,9f). 113 Ps 110,4. 114 DP zitieren anschließend Ps 1,1 (470,12f). 115 Röm 7,19. 116 DP „Nam et Apostolus Rom: vii. exponit illud ,Non concupisces‘ af¿rmative, dicens: quod volo bonum, id est, contrarium concupiscentiae, scilicet castitatem et amorem, non facio: facere enim positive signi¿cat.“ (470,14–16) 117 DP „Igitur hoc praecaeptum est quidem negativum secundum literam, sed af¿rmativissimnm secundum spiritum, quia dominus requirit, ut sint mites et paci¿ci. Illi autem relinquunt internam foeditatem, quam Synagogae improperat dominus, dicens: Sordes in pedibus eius, Tren. i. [V. 9] et Deutro: xxxii. [V. 5] Peccaverunt ei, et non ¿lii eius, in sordibus.“ (470,16–20)

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das do von vssen nach dem b)chstaben verbüt allein vnküscheit / aber von innen gebüt es dz man [Bl. LXVIr] sol syn küsch / messig / vnd nüchtern / vnd das mit einem willligen schnellen vnd g)ten hertzen / das wir dann von vns selb nit vermgen / dann die Àeischlichkeit ist z) groß in vns / darumb ist widerumm not das die gnad gots do sey / on welche diß gebot auch nit erfült mag werden. Also ist es mit disem gebot / Du solt nit steleny / es verb(tt etwas nach dem b)chstaben / aber im geist geb(t es auch etwas / mit namen das du solt syn arm im geist / benügig mit dem das du hast vnd messig etc. Also sol auch das erst gebot / Du solt nit fremmde gtter habenz / nit allein verstanden werden nach dem b)chstaben oder fürgebung der wort / sonder vil mer wirt do vermerckt / das du im geist solt lieb haben vnd eren über alle ding dyn einigen got vnd herren. Er spricht über alle ding / dann wann du etwas mit im lieb hettest / so hettestu nit einen got. In der maß soltu auch das ander gebot verstan / das dann nach dem b)chstaben vnd üsserlichen worten also spricht / Du solt den namen gott dines herren nit vnnutzlich oder on grosse vrsach in mund nemmen.a Aber nach dem geist spricht es / Heilig vnd erschrocklich ist syn namm.118 Vnd an einem andern ort. Welcher den namen des herren wirt anr(ffen / der wirt selig.119 Do sichstu dz diß gebott will das man den namen gottes sol in mund nemen / aber mit grosser ersamkeit vnd mit forchtsammer anr(ffung. Das .iij. gebot / Du solt den fyertag heiligen / nach dem b)chstaben verbüt es keinerley üsserliche werck z) th)n / aber darneben gebüt es im geist z) th)n grosse werck gottes / mit leren / hren vnd betrachten das wort gots. Vnd also gebüt es üsserliche r)w / vnd innerliche gottes werck. Vnd wenn du die .iij. ersten gebot also geistlich vßlegest vnn von den innerlichen werckenb / so ¿ndestu im ersten lieb / im andern den glauben / vnd im .iij. die hoffnung. Dann kein frembden got han / was ist es anderst / weder got liebhan [Bl. LXVIv] über alle ding. Also den namen gots nit üppiglich in munt nemmen / tregt vff jm geistliche / das man sol glauben in sinen namen / vnd jn mit aller z)versicht anr)ffen vnn eren. Dann es spricht sant Paulus.120 Wie mgen die got anr(ffen / die in jn nit glauben.121 Vnd wyter. Ein yetlicher der den namen gottes wirt anr(ffen / wirt selig.122 Wyter / heiligen den fyer oder die r)we / ist nüt anderst / dann das einer sich got dargibt / das er allein in im handel vnd wirckc / vnd darz) ist hoffnung vnd senffte duldung123 not / dann do kumpt der mensch in die ¿nsternuß des lydens / do er nüt wirckt / sonder das lyden f(rt jn für. Vnd darumb so offt du etwas lydest / so r)westu vnd wirckest nit / aber

y z a b c

Du solt nit stelen. Nit frembde gter haben. Nit vneren den namen gottes Lieb / Glauben Hoffnung in den dry ersten gebotten. In vnserm lyden wirckt got in vns

118 119 120 121 122 123

Ps 111,9. Joel 3,5. Ab „Dann“ Ergänzung gegenüber DP. Röm 10,14. Röm 10,13. DP nur „patientia“ (471,5).

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got wirckt in dir / doch weistu nit was / dann du lydest vnd bist die blosse matery / die das lyden in sich entpf ht. Deßhalben spricht got Merckent mit Àyß vnd sehent / wenn ich bin got.124 Vnd hie regnirt allein hoffnung in der lieb durch den glauben. Darumb spricht recht sant Augustinus / Das der dienst gots stat im glauben / hoffnung / vnd in der liebe / das n)n synd die .iij. gtliche tugent / die do begriffen werden vnder dem b)chstaben der .iij. ersten gebotten.125 Noch ist ein gebot das verbüt nit / sonder gebüt etwas z)t)n / mit namen / das man vatter vnn m)ter eren sol.d Vnd wie das auch geistlich sol verstanden werden / ist vormals ber(rt. Vnd wiewol die wort an inen selb werden gesehen fürhalten vsserlich ereerbietung / so erfordern sy doch von innen ein erbere forcht vnd g)twillig gehorsam z) haben gegen den eltern126 / das n)n on die gnad gots nit geschehen mag / des nemmen wir ein vrkunt vß bewerung der anfechtung / so die vns z) felt / wie hert vns ankumpt das gebot geistlich z) halten. Das127 gebott Du solt nit falsch zeugnuß gebene / dem üsserlichen b)chstaben nach / verbüt es etwas / aber im geist gebüt es etwas z) th)n / mit namen / das du nit allein nit [Bl. LXVIIr] falsch gezeugnuß gebest wider dinen nehsten / sonder auch jn drstest vß hertzen / jn entschuldigest vnd beschirmest / vnn im th)st alles das du dir wltest geschehen in ferlicheit diner eren vnd gewissenȖ. Die zwey lesten gebot sint offenbar / das man nit allein sol nit begeren des nehsten schaden sonder auch sol man im gnnen mit hertzen alles g)t128. Vß dem allen ist kunt / das die .x. gebot / die ein verstant nach dem b)chstaben fürgeben / recht werden im geist vß gelegt von Christo vnd den apostelnf / die dann leren / glauben / hoffnung / liebe / gehorsam / ersamkeit / dem(tikeit / senfftm(tikeit / friden / gedult / messikeit / küscheit / arm)t / g(te / miltikeit / ernsthafftige frlicheit / vnd br(derliche g)twillikeit etc. Das sind geistliche lere / die in den gebotten werden vermeynt. VNd das wir wider kummen vff vnsere erste meynung / soltu wissen / das der geist in disem gebot fahet an den menschen z) vnderrichten in senfftm(tikeit vnd s(ssikeit / das sich der mensch gotį glych mach gegen sinem neben menschen / wie er wil das got gegen im sey Dann die g(teİ bryset vnd ber(mpt129 got gar übertrefÀiche / vnd darumm das der mensch milt / g(tig / s(ß / senfftm(tig / mitlidig vnd günstig sey sinem neben menschen (dar durch er dann got glychȗ wirt) gebüt im got / Du solt nit todschlagen / du

d e f

Vatter vnd m)tter geistlich eren. Nit falsch gez(gnuß geben im geist. Christus legt vß die .x. gebot geistlich.

Ȗ į İ ȗ

B selen seligkeit – A entspricht DP (471,21). B dem gttlichen willen – A entspricht DP (471,32). B add. dem nehsten bewysen – A entspricht DP (471,33). B gott glychformig

124 125 126 127 128 129

Ps 46,11. Augustin, Enchiridion 3f (CChr.SL 46, 49,21–50,47). Ab „gegen“ Ergänzung gegenüber DP. DP „illud octavum“, BS 1518, 404 „illud quartum“. DP ergänzen „et nolle ullum malum“ (471,23). DP nur „commendat“ (471,33).

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solt nit ruheȘ / vnwürß / hert / bitter vnd vngünstig oder zornig syn gegen dinem nehsten130. Aber das geschicht allein durch die gnad des geists gottes131 / die der mensch in disem gebot wirt verheissenș 132 z) s)chen vnd sy z)begeren.133 Vß dem folgt134 das die vergebeß inen liebkosen vnn schmeicheln135 / die mit der hand nit z) todschlagen / vnd nit achten z) s)chen hertzliche g(tikeit gegen dem nehsteng / dann sy zeygen an allein ein schyn dises gebots vnd halten den toden b)chstaben / darmit sy bedenckenȚ den innerlichen behemot136 [Bl. LXVIIv] vnd w(tenden zorn. Nim des ein glychnuß.h 137 Der kalck schinet kaltț vnd on hitz syn / aber g(ßt man wasser daruff von stunden an dempfft er von grosser hitz / aber mit l wirt er wider geleßt vnd gestillt. Also ist es mit dem menschen / so der entzünt ist in dem ofen siner m)tter / do er bse begirlicheit hat ererbt / hat er allwegen in im stecken ein wurtzel des zorns / vnd die schlecht von stundenan herfür / so bald ein anfechtung z) handen stat / vnd mag nit gelescht werden dann durch das l gtlicher gnaden Ein ander glychnuß Laß syn das ein mrder oder tod schleger keinen schlag / aber er tregt die waffen by im / meinst du das ein fürst daranȜ ein gefallen hab vnd nit vil mer ein argwon / wann er fug hab dz er die waffen z)m todschlag mißbruch? Also ist es mit dem menschen / wann er schon nit yetzunt zürnt / so tregt er doch by im verborgen das schwert des zornsi 138 / vnd mag licht vrsach han / er zückt von ledder / bricht vß mit zorn. Darumm hat gott kein gefallen daran / er werff dann das schwert gar von im. Vnd ist nit gn)g das es in der scheiden steckt / dann man m)ß besorgen / das es werd vßzuckt so vrsach z)fallen wird. Mit dem schwert ist der sun gots ertdt worden. Vnd darumm wann du schon nit darmit todschlegst / so achtet doch got dich für ein todschleger / wann du by dir tregst das waffen domit syn sun erschlagen ist worden. Welcher wlt für eynen fürsten ein schwert tragen on sorg / domit des fürsten sun wer erschlagen? Darumm sichstu m)ß man den zorn also wyt vertriben von dem hertzen / das syn vßbruch nit mer müglich werd. Also / wenn ein hunt yetzunt nit bißtj / er ist darumm nit desterminder bissig / ia etwan dester bser / so er mit hinderlisten den menschen anfelt. O wie wenig sind menschen / die acht haben vff des hertzens arglistigen zorn? g h i j

Disz gebot erfordert ein fruntlich hertz. H(bsche glychnusz. Der zorn ist ein heimlich schwert. Ein andre glychnusz.

Ș ș Ț ț Ȝ

B ruch B geheissen; vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182). B bedecken – B entspricht DP (472,4); vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182). B kalck – A entspricht DP (472,6). C darab

130 131 132 133 134 135 136 137 138

Ab „gegen“ Ergänzung gegenüber DP. DP „ef¿cit spiritus gratiae“ (471,36). DP „cogitur“ (471,37). DP ergänzen das Zitat Mt 5,5 (471,37f). DP statt dessen die Überschrift „Corollarium“ (472,1). DP nur „blandiuntur“ (472,2). Vgl. Hiob 40,15. Ergänzung gegenüber DP. DP ergänzen „etsi in vagina reconditum“ (472,13).

5. Gebot

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Vnd also die anfahenden menschen / haben den ersten grad diß gebots / [Bl. LXVIIIr] die mit wercken nit z) tod schlagen / es sey mit hand anlegen / mit verwilligung / mit rat oder hilff / wie dann die dritt zung th)t vnd die orn bloser / doher dann kummen todschleg zorn / zwytrechtikeit / hadder / vnd vfsetzikeit139 / wie .s. Paulus leret am .v. z) den Gal.140 Diser grad ist schlecht vnn klein ȝwiewol wann man jn recht ansichtȝ so ist er groß / vnn wenig sind darin vnstreÀich / dann es sind wenig menschen / die also ir zungen zemen / das sy nit zwytrechtigkeit seyenȞ / darmit dann dem todschlag wirt ein anfenglich vrsach geben. Von dem grossen vnd steten übel ist fryledig gewesen die m)tter .s. Augustini vß sonderlicher gnad gottesk / wie er von ir schribt.141 Von disem übel sol sich keiner lichtlich gefryet halten / er sey dann gantz fridsam / vnd ein fruchtbarer mitler / der allein solch wort redt / die do versünen vnd einm(tig machen die zornigen vnd zwitrechtigen / ia der do mit sinen worten kan die einhelligen in einhellikeitȟ behalten / das dann geschicht / so er das übel verschwygt / vnd redt g)ts ye von eim gegen dem andern. Als man auch ein exempel lißt von eim fürsichtigen knechtl / der do geschickt ward von synem herren / z) einem andern / im vß dem huß sines herren z) gebieten. Vnd als er z) im kam / sprach er wie syn herr jn het th)nȠ gr(ssen. Vnd do er wider z) sinem herren kam / sagt er im wie iener wolt vß dem huß ziehen / vnd gieng also vff vnn ab / das der g)t knecht vnd iunger zwischen den zweyen friden macht / vnd all ire wort z) dem besten wendt. Ich laß es fallen. Vnd also wirt wol angezeigt in der geschrifft142 das ein oren blaser der har vff har tregt / vnn ein nachreder ist ein tryfacher todschl germ / dann er schlecht dry mit einem streych / z)m ersten sich selb / z)m andern den / vor dem er nachredt / z)m dritten / dem er nachredt. Der mund spricht die geschrifft143 der do lügt / der schlegt syn sel z) tod.144 Aber do knnen sy sich gar hübsch entschuldigen. Ja sprechen sy / [Bl. LXVIIIv] wir reden ware ding. Es ist nit gn)g das es war ist dz du redstn / man m)ß auch warlichen reden vnd mit rechten vmm stenden / nach dem die geschrifft spricht145 / Das do recht ist / das soltu auch mit rechter wyß volf(ren. Vnd also würt vß dem das do war ist / ein l(gin / so es nit wirt geredt wo / wie / wenn / wem / vnd wievil man darvon sagen sol. Darumb spricht

k l m n

Monica sant Augustinus m)tter. Ein exempel Orentrager nachreder. Man sol nit reden alles das ware ist.

ȝ-ȝ Ȟ ȟ Ƞ

B anz)sehen / aber wann man jn recht ermißt – A entspricht DP (472,29). B machen, C säen – A/C entsprechen DP (472,30). C ainigkait C lassen

139 140 141 142 143 144 145

In den DP steht der Todschlag am Ende der Aufzählung (472,27f). Gal 5,20. DP verweisen auf Buch IX [9,21] der Confessiones (CChr.SL 27, 146,36–50). Das „in der geschrifft“ ist eine Ergänzung gegenüber DP. Das „spricht die geschrifft“ ist eine Ergänzung gegenüber DP. Weish 1,11. Ab „nach dem“ Ergänzung gegenüber DP.

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sant Bernhard / das der nachreder hat den bsen ¿nd vff der zungen / vnd der eim nachreder z)loset / der hat den tüfel in oren sitzen.146 Z) dem andern würt in dem nachreden erschlagen der vfÀoser / dann er gibt mit sinem z) hren dem nachreder vrsach z) dem zorn vnd tod / darumm th)t er auch gliche sünd. Z)m .iij. verlaufft sich ein todschlag deßhalben dem nachgeredt wirt / dann so im fürkumpt die nachred von im geschehen / so felt er auch in zorn vnd geistlich tod147 / vnnd felt er nit / so ist es nit des nachreders schult / sonder gottes gabe / dann der nachreder hat so vil gethon als er hat vermcht. Was übel vß der zungen entspringen.148 DIe andern übel so des nachreders halb geschehen wil ich kurtzlich überlauffen / vnd für mich nemmen etlich sprüch / so der heilig apostel Jacobus in siner epistel verfaßt von dem übel der zungen / das man sehe / wie wytleuf¿g sey der erst grad dises gebots / vnn so wenig menschen dem gn)g th)nt. Am ersten cap. spricht sant Jacobus. Min allerliebste br(der / es sol iederman schnel syn z) hren / aber langsam z) reden / vnd langsam z) dem zorn. Dann des mans zorn wirckt nit die gerechtikeit gots.149 Mit disem worten ermant er vns z) senfftm(tigkeit / Darumb spricht er wyter. Ir sollen von üch werffen alle vnreynikeit vnd den überÀuß der boßheit / vnd sollent entpfahen mit einem senffte gem(t das ingepÀantzt wort etc.150 Als wlt er sprechen / ir sollen üch nit ergeben z) volbringen die vnreyni- [Bl. LXIXr] keit vnn boßheit / dann so ir schon dem wust widerstant th)nd vnd von üch werffen sovil üch müglich ist / so blibt dannocht mer an üch hangen dann g)t ist151. Wievil mer vnreynikeit haben erst die / die ir nit widerstreben / sonder hengen ir nach / wie geschriben stat im psal. Er ist gestanden in allen bsen wegen / dann er hat die boßheit nit gehaßt.152 By der vnreynikeit verstat sant Jacob153 die bse begirlicheito / die do ist ein wust der selen / vnd vrsprung das die menschen gegen einander erzürnen. Dann warumm erzürnestu über ein menschen anderst dann das er verhindert dine begirlicheit?154 Darumb lert vns sant Jacob / das wir die von vns werffen sollen als den gantzen haubt wust. Aber by der boßheit verstat er den zorn / der dann auch ein überÀüssikeit des geists ist.p Glich wie der lyb ein schnden überÀüssigen wust hat also hat die sel den überÀussigen kot der boßheit vnn zorns / darumb sol man jn hinweg werffen vnd nit erneren. Das dann geschicht so einer schnel ist z) z)hren / vnn langsam z) reden. Die zornigen halten das widerspil / sy sind schnel z) reden / verdrüssig vnd langsam z) hren / ia auch mgen sy o p

Vnreynikeit oder begirlicheit Zorn ist ein wust der selen

146 Vgl. Bernhard von Clairvaux, Sermones super Cantica Canticorum 24,3–4 (Sämtliche Werke, Bd. 5, ed. G. B. Winkler, Innsbruck 1994, 354–361). 147 DP „iram, id est, mortem“ (473,10). 148 Die Zwischenüberschrift ist eine Ergänzung gegenüber DP. 149 Jak 1,19f. 150 Jak 1,21. 151 DP ergänzen „,Omnem‘ et ,abundanciam‘ addit ad signi¿candum, quod qui contra pugnant non sine immundicia et malicia tamen sunt“ (473,22–24). 152 Ps 36,5. 153 DP nur „vocat“ (473,27). 154 DP formulieren indikativisch (473,28–30).

5. Gebot

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nit schwygen noch z)hren / dann welcher schnell z) dem zorn ist / der ist auch schnell z) klappern / vnd herwiderumm Darumb ist ein g)te artzeny / den zorn z) brechenq / das der mensch im selb gewalt anth( / vnd gewene sich / z)m ersten langsam reden so er erzürnt ist. Darnach / das noch volkummer ist / sey er langsam z) dem zorn / vnd setz im für im hertzen nit bewegt werden z) dem zorn / darz) sol er sich selb woellen probiren vnd vers)chen / ob er mg schwygen / so er verletzt wirt vnd vrsach z)m zorn hat155. Aber du ¿nst etlich die entschuldigen sich / ia sprechen sy / sy zürnen vnd reden vmm gottes willen vnd vmm die gerechtikeit / das der ein abbruch geschicht.156 Wider die redt .s. Jacob.157 Des mans zorn wirckt nit die gerechtikeit gots158 / ia es ist vnmüglich / das einer imr [Bl. LXIXv] zorn th) ein werck das got gefellig sey / angesehen das got ist ein got des fridens vnd senfftm(tikeit / dem kein betrübnuß gefelt. Das ist gar ein mercklicher spruch / vnd wol z) hertzen z) fassen159 / den vil nit wissen / die do erzürnen wider deren andern vngerechtikeit / vnd in iren eygen vngerechtikeiten liebkosen sy inen selber / ia ber(men sich etwan darvon. Also schribt sant Jacob wyter / sprechend. Wirt einer vnder üch geachtet geistlich160 / vnn helt doch syn zung nit im zaum / sonder verfürt syn hertz / des geistlichkeit ist kein nutz.161 Das ist ein groß wort. Wievil geschwetziger menschen ¿nst du / ia wievil zorniger rucher vnd surer menschen (von denen er hie eigentliche redt) die doch wllen geistlich vnd heilig gesehen werden? Vnd also ist es glicher züks / dann des geschwetziges geistlichkeit üppig istʌ / vnd des mans zorn wirckt nit die gerechtikeit gotts / dan der zorn macht durch die zung alle gerechtikeit vnd geistlichkeit üppig / das ist / die geistlicheit hat allein von vssen ein schyn / aber von innen ist das hertz lere / darumb verf(rt er nit die andern sonder syn eigen hertz / angesehen das er sich geistlich achtet / vnd doch in der warheit nit ist. Am .iij. cap. beschribt auch der obgemelt apostel die geferlichkeit vnd übel der zungen sprechend. Mine br(der / ir sollen nit all wllen meister werden / dann ir sollen wissen / das wir deßhalben ein schwerers vrteyl entphahen werden.162 Er wil nit das yederman lere vnn schnell sey z) reden vnd verdrossen163 z) hrent / sonder es sol ein yeglicher mer begern ein lere iunger z) syn / vnd einer andern meisterschafft sich vnderwerffen. Dann wo vil leren wllen vnd niemant z) hren / entspringt schedliche zwytracht daruß / vnd ist einer wider den andern / vnd werden alle ding mit zwytrechtigem haddern erfült / wie dann die ketzer in der heiligen kirchen haben gethon. Nit ist es bß dz vil meister q r s t

Artzeny wider den zorn Hand [B om.] Ein geschwetziger vnd zorniger sin glich Es sol nit yederman lernen.

ʌ

B ist üppig

155 156 157 158 159 160 161 162 163

Ab „und vrsach“ Ergänzung gegenüber DP. Ab „das der“ Ergänzung gegenüber DP. DP „dicit“ (474,2). Jak 1,20. Ab „und wol“ Ergänzung gegenüber DP. DP „religiosus“ (474,7). Jak 1,26. Jak 3,1. DP „tardi“ (474,18).

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werden / aber das vil begern der meisterschafft / [Bl. LXXr] vnd wil einer dohinuß / der ander dort hinuß / vnd keyner dem andern gehrig syn / die entpfahen ein schweres vrteil. Das widerr t der heilig apostel / angesehen das ein schweres vrteil solche entpfahen. Wir verschulden vns sunst mer dann z)vil164 / darumm ist nit not das wir grsser vrsach z) sünden s)chen / deßhalben wir eins grssers vrteil wirdig werden. Wir verschulden vns alle165 / vnd das nit allein mit worten / sonder auch sunst in allen dingen / mit den augen / oren henden / ia mit allen sinnen vnd gedencken. An den verschuldungen sollen wir ein benügen haben / sollen vns nit in grssere werffen. Darnach vermant er / das keiner hoffertiglich sich vermessen sol ein andern z) leren / glych als verschuldet er sich in keinem ding.u Als wolt er mit offenbaren worten sprechen. Warumm straffen ir einander mit hertikeit vnd vnderstat ein yetlicher des andern meister z) syn? wissen ir nit das wir all / kein vßgenummen / vns verschulden in vil dingen nit allein in einem? Vnd ob schon einer sich nit verschuldet in kleinen dingen vnd in wercken / so ist er darumb noch nit volkummen. Welcher aber in worten sich nit verschuldet / der ist ein volkummen man166 vnd dar vor nit167. Aber deren ist keiner vnder üch / dann wir verschulden vns alle in vil dingen / vnd das am aller meisten mit worten. Darumm sollen ir üch nit wider einander vfferhebenȡ / sonder vil mer einander tragen vnd mit aller senfftm(tigkeit vermanen. Wyter spricht er.168 Welcher syn zung kan zemen der kan auchȢ sinem gantzen lyb ein zaum anlegen169 / das ist / welcher mit der zungen nit sündet / der mag on zwifel syn gantzen lyb vnd alle glider zemen vnd vor sünden behüten. DArnach gibt er dry glychnuß. Die erst. Nemenwar spricht er / wir legen den pferden zaum in die müler das sy vns geforenv / vnd wir f(ren vmher iren gantzen lyb.170 Die ander. Nemenwar spricht er / wiewol etlich [Bl. LXXv] schiff groß sind / vnd werden von den starcken winden bewegt / noch werden sy gef(rt vnd regirt mit einem kleinen ruder nach wolgefallen des schiffmansw 171 Also ist die zung ein klein glid / die erhebt vnn wirfft vff grosse ding172 / als wlt er sprechen / wir künnen zemen vnd regiren die pferd / schiff vnd thier. Vnd so die zung ein klein glid ist / so solt sy auch für alle ding vnderdruckt vnd im zaum gehalten werden. Aber dz widerspil geschichtx / Sy wirfft vnn bewegt grosse ding / die sunst wol regirt werden. Sy bewegt vnd wirfft hin vnd her alle u v w x

Wir verschulden vns all. Die pferd lassen sich regiren Ein ruder regirt das schiff Die zung laßt sich nit regiren

ȡ Ȣ

B vfferhehen; C auferheben; D vfferheben C om. – A/B entsprechen DP (475,1).

164 DP „Et hoc dissuadet tali periculo, quia etiam absque illo maiori iudicio, quod tales accipient, iam satis offendimus“ (474,23–25). 165 Jak 3,2. 166 Jak 3,2. 167 DP „q. d. ,hic se perfectum iactet et non antequam etiam in verbo non offendit‘, q. d. ...“ (474,35f). 168 DP „Hic, inquam, perfectus vir. Potest etiam freno circumdare totum corpus, id est ...“ (474,39–475,1). 169 Jak 3,2. 170 Jak 3,3. 171 Jak 3,4. 172 Jak 3,5.

5. Gebot

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ding / glych als der wint die schiff. Vnd wiewol sy dem ruder glych ist in der kleine / so ist sy doch im widerig in der wirckung / dann das ruder regieret vnd f(rt ein groß schiff / aber die zung vnordnetı alle ding / darumb ist sy glych eim vngestimmen wind.173 Die drit glychnuß. Nementwar ein klein füer zündt an vnd verbrent ein grossen walt.174 Also ist die zung ein füer / ia sy ist ein welt voller vngerechtikeit.175 Als wlt er sprechen / Sy brengt sovil vngerechtikeit / das sy ein welt mag geachtet werden / dann sy ist ein füer vnd zündt an vil ding. Mit disen176 worten lert vnd vermant vnsIJ der heilig apostel / Das vnser grßt ¿nd ist vnser eigen zungy / von deren wir vns nit minder hüten sollen weder von vnserm grsten ¿nd. Dann wiewol sy klein ist in irem wesen / so ist sy doch überuß groß in irer krafft vnn schadhafftigȣ. Es ist nüt das die gewissen ee verletzt weder die zung177. Darumb auch ist in den klstern das schwygen vffgesetzt / wiewol der bßgeist do hinnin bracht hatt die schwetzig kunst die Logick. Vnser geliebter herr Christus178 dz erz das schnel reden in vns dempt / drewet er vns / das wir von eim yetlichen vnnützen wort rechenschafft geben müssen179 / das n)n ein schwerer spruch vnn vrteil ist / aber not / wider das schlüpfferig übel vnd gifftige gifftij 180. Das haben auch die heidnischen meister181 erkent / das dem [Bl. LXXIr] menschen zwey oren vnd ein zung geben sind / darz) sind die oren nit allein geffnet / sonder sy sind auch in die wyten gekrümpt vnnd gebogen / bald182 z) hren / vnd einßwegs die red in sich schpffen / vnd kein wort hinlassen faren. Aber die zung ist nit allein beschlossen vnd verborgen / sonder sy ist auch mit einer beynen muern (mit den zenen) vmbgebena / darnach ist ein Àeischen bolwerck (die lefftzen) ir vor gesetzt ich geschwyg das sy also ferr von der lungen vnd von dem hertzen / on die sy nüt schaffen mag183 / gesetzt ist / vnnd dannocht noch schneller ist weder die oren oder andre sinn / die keiner sonderliche hilff bedrffen wie die zung.

y z a

Die zung ist vnser grster fynd Hand Die zung ist vermuert im mund

ı IJ ȣ ij

C verendert C om. – A/B entsprechen DP (475,19). B mag sere schadhafftig syn – A entspricht DP (475,21f). B add. der zungen

173 DP „Similis est in quantitate clavo navium, et in effectu tamen contraria, similis potius ventis et turbinibus.“ (475,13f) 174 Jak 3,5. – DP ergänzen „idest, ¿t ut parvulus ignis magnam materiam succendat, totam scilicet sylvam.“ (475,15f) 175 Jak 3,6. – DP „universitas iniquitatis, Grece ,Mundus iniusticiae‘“ (475,17). 176 DP ergänzen „et sequentibus“ (475,19). 177 DP „Nihil enim facilius laedit conscientiam quam lingua.“ (475,22f) 178 DP nur „dominus“ (475,26). 179 Mt 12,36. 180 DP „praesentissimum venenum“ (475,28). 181 DP „philosophi“ (475,29). 182 DP „facilius“ (475,31). 183 DP „tot requirat instrumenta“ (475,35).

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Merck / Vnser .v. sinn schwimmen glych wie die schiff in den lyplichen dingenb / vnd f(ren z) der gedechtnuß vnzelige ding vnd gegenwurff184 / mit sehen / horen / griffen / riechen vnd schmecken. Noch künnen die sinn nit als vil yntragen als die zung wider vßtregt. Dann sy blapt offt vsser nach beduncken / nach argwon / nach meynungen / vnd redt freuelich treym oder andere erdichte ding / die nie gewesen sind oder werden syn185. Deßhalben was die ander Egiptisch plag / z) sendung der frsch / welche bedüten das vnnütz klappern vnd schwetzen der zung186. Die erst plag domit die Egiptischen geschlagen warent was bl)t187 / vnd das bedüt so der mensch wirt Àeisch vnn bl)t / so wirt er gantz ein zung vnd redt sunst nüt weder üppig vnd vnnütze ding / vnd sovil er üppiger ist / sovil wil er mer reden. Wiltu mit eim gewissen zeichen ein üppigen menschen erkennen / so l)g ob er vil geschwetzig sey.c Vnd herwiderumm erkennestuȤ ein dapffern rechtgeschaffen menschen by dem zeychen / so einer ist weniger wort / vnd in wercken spart er sich nit. Dann solich ernsthafftigen menschen verdr(st z) reden / sy werden dann vß gehorsam oder not gezwungen. Wie auch geschriben stat im .lij. psalmen. Ich bin erstummet vnd hab geschwi- [Bl. LXXIv] gen auch von den g)ten dingen.188 Dann wie sy ein verdruß an irem leben haben / also haben sy auchȥ an der rede. Herwiderumb stat geschriben / das vil geschwetz on sünd nit mag geschehen.189 Vnd wyter. Wo wort sind / do ist gemeynlich drfftige arm)t.190 Item Job am .iiij. Meynstu das der werd gerechtfertigt der vil redt?191 Vnd im psal. Ein geschwetziger menschȦ laßt sich vff der erden nit wysen vnd regiren.192 Vnd frderlicheĮ ist das ein groß übel / wenn solch geschwetz kumpt vß einem zorn. Man lißt / do Esopus ein mal ward geheissen kauffen das best Àeisch / do kaufft er zungen.d 193 Deß glychen thet er do man jn hieß kauffen das schndst Àeisch Man lißt194 von etlichen die inen selb den tod han angethon / z) fürkummen schand vnd schmoch / so sy forchten inen widerfaren von bsen zungen.

b c d

Vnsere sinn schiffen in der welt. Vsz reden wirt der mensch erkent. Die zung ist dz best vnd bszt Àeisch

Ȥ ȥ Ȧ Į

B magstu erkennen B add. ein verdruß – A entspricht DP (476,10f). C om – A/B entsprechen DP (476,13). C sonderlich

184 185 186 187 188 189 190 191 192 193

DP nur „res“ (475,38). DP „quae nec sunt, fuerunt, nec erunt“ (476,2). DP „linguacitatem signi¿cant sterilem“ (476,4). Vgl. Ex 7,14–25. Ps 39,3. – DP verweisen korrekt auf Ps 38 (Vulgata). Spr 10,19. Spr 14,29. Hiob 11,2. – DP verweisen korrekt auf Hiob 11. Ps 140,12. Esopi appologi sive mythologi: cum quibusdam carminum et fabularum additionibus Sebstiani Brant, Basel 1501 (Ex. UB Mannheim L 382 D 013), Bl. b iij. 194 DP „et poetae dicunt Lycambem versibus iambicis Archilochii adactum ad laqueum“ (476,16f); vgl. Horaz, Epistulae 1,19,23–25 (Opera, ed. D. R. Shakleton Bailey, München/Leipzig 42002 [BiTeu], 289).

5. Gebot

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Zwyfelstu noch daran / das die zunge ein groß übel sey / so frag ein man / der ein bß gifftig vnd hadrig wyb hat / der kan dir sagen was ein bß zungȕ vermag195. Wyter / was do in den vnuernünfftigen thier196 syn die zen / klowen / schnebel / hrner / stachel / gifft vnn andere gewere / ia was do sind die waffen der bsen menschen das ist die zung der selenf / wie im psal. geschriben stat. Die menschen kinder bruchen ir gebiß für waffen vnd geschütz.197 Vnd am andern ort. Ir sollen nit erheben in die hh üwer horn.198 Item die zung wirt genent ein bogen vnd schwert. Darumm spricht wol sant Jacob199 / das sy ist ein welt der vngerechtikeit / vnn ein klein füer dz ein gantzen walt anzündt.200 Er spricht wyter. Also ist die zung gesetzt in vnsere glider / das sy beÀeckt den gantzen lyb.201 Als wlt er sprechen Ist das nit ein wunderbarlich ding / das das sol beÀecken den gantzen lyb / das nit vsserthalb des lybs sonder in dem lyb ist / vnd gesetzt ist vnder andere eigen glider? Es ist einem wunder glych / das ein glid sol schaden nit allein eim glid / sonder dem gantzen lyb / so doch die glider gegen einander [Bl. LXXIIr] besondere sorg haben solten. Das einig glid vnder allen andern glidern beÀeckt den gantzen lyb / das ist / macht den menschen also sündig / das er gehessig wirt got vnn den menschen. Wie wir sehen / das ein klapriger mensch ist also verworffen vnn verlümdtg/ wann er sunst schon hübsch wer am gantzen lyb / geschickt vnd rych / noch hat man ein schewenȖ ab im202. Dann welcher ist gern vmb die schwetzige vnd kl pprigen menschen / der nit ein schewen hat ab inen / vnn sprech ye wie weschig ist der203? Wyter spricht sant Jacob. Die zung entzünt das radt vnser geburt / vnd wirt entzünt von dem hellischen füer.204 By der geburt gibt der apostel z) verstan vnser leben / wie er auch am ersten capitel siner epistel spricht. Er ist glych eim man der do schawet das angesicht siner geburt im spiegel.205 Vnd wyter206. Got hat vns frywilligliche geboren mit dem wort der warheit / das wir etwas wern in sinen creaturen.207 Vnd also ist das rad vnser geburt vnser gantz wesen / vnd was wir in der beschpffung entpfangen han / vnd alles das / entzündt die zung208. Dann sy ist glych eim füer vnd einer welt der boßheit / vnd darumb e f g

Hand Die bsz zung wirt vil dingen verglichet. Ein schwetziger mensch wirt von yederman gehaszt.

ȕ Ȗ

B add. th)t vnn B schüwen

195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207

Ab „der kan“ Ergänzung gegenüber DP. DP nur „bestiis“ (476,20). Ps 57,5. Ps 75,6. DP nur „Recte“ (476,25). Jak 3,5. Jak 3,6. DP „nihil tamen in eo non velut foedum fugitur ab hominibus“ (476,35). Ab „ye“ Originalzitat aus DP „Ey wie weschig ißt der!“ (476,37). Jak 3,6. Jak 1,23. DP „iterum“ (477,1). Jak 1,18. – DP ergänzen „Igitur nativitas generatio seu creatio ac creatura, in quam nati, producti, creati sumus“ (477,3f). 208 DP „Ergo rota nativitatis dicitur tota essentia et quicquid creati sumus, sicut totum corpus. Et hanc rotam nativitatis totumque circulum nostrae essentiae seu eius quod sumus, hoc ipsa inÀammat.“ (477,4–6)

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entzünt sy nit allein ein teyl in vns sonder alles das wir sind vnd leben. Vnd villicht heißt er auchį vnser geburt ein rath / nit allein vnsers gantzen wesens halb / sonder auch des gantzen lebens vnd wirckung halb in diser zyt. Dann vnser leben ist glych ein vmblauffenden rhat. Er setzt auch darz) / das sy entzünt wirt von der hellischen Àam / das man nit gedecht das es wer von einer g)ten Àammen. Die hellisch Àam ist haß vnd zorn / dar mit entzündt vnd bewegt wirt alles das in vns ist / als wir sehen in den erzürnten menschen / wie sy grimmen vnd zitternİ von vssen vnd von innen. Die .iiij. glychnuß. DIe natur aller thier / gefögel / vnd andere kriechende thier wirt gezempt / vnd sind gezempt von natur.209 [Bl. LXXIIv] Aber die zung mag niemant zemen.i 210 N)n l)g mit was worten vnd sprüchen der heilig apostel die zung schuldiget / das er sy verglycht dem füer vnd der hellen / vnd setzt sy vnder die wilden thier. Welcher solt sich nit frchten vor im selbst / so er ein schedlicher vnd grimmiger thier by im tregt / weder die gantz welt in ir hat? Wer wlte nit hassen syn zung? Wer wolt nit ein schewen haben z) reden / so er hrt das syn zung mit solchen grusamen namen wirt geschmeht? Der heilig Jacob spricht wyter. Die zung ist ein vnger)wigs übelj / vol tdlichs giffts.211 Es wer ein klein sach wan sy allein vnr(wig wer212 / N)n spricht er / sy ist ein vnger(wigs übel / das ist / sy ist alwegen schadhafftig / r)wet nymmer von schaden z) z)f(gen. Darz) ist sy vol tdlichs giffts / sy vergifft nit allein / schlegt auch z) tod213. Dz sichstu in den orenk blaser / die har vff har tragen214 / wie tieff hynyn ir gifft dringt / dz die / die sy wider einander vergifft haben / etwan kümmerlich ir leben lang mgen vers(nt werden / do der haß biß in das marck sich gesetzt hat. Ja offt sterben sy / ee sy sich vers(nen wllen. Darumm spricht recht215 der heilig Jacobus / das die zung vol tdlich giffts ist / vnd nit mit schlechtem gifft. Wyter spricht er.216 Mit der zungen gebenedyen wir got vnd den vatter / vnd vermaledyen die menschen / die z) dem bild vnn glychnuß gottes erschaffen sind.217 Als wlt er sprechen / dise zwey ding mügen nit miteinander geschehen anderst dann in gestiffter wyß / darumb dz sich keiner betrieg / so er got gebenedyt vnd syn nehsten vermaledyt / der sol wissen dz er got nit gebenedyt / welches werk der mensch ist.l Wenn so einer schilt vnd strafft ein gemelts oder bild / der schilt auch sinen werckmeister. Also stat geschriben h i j k l

Vnser leben ist glych eim rat. Die zung ist ein wild thier Die zung ist ein vnger)wigs (bel. Hand Welcher dem nehsten Àucht der Àucht got:

į İ

C om. – A/B entsprechen DP (477,8). B w(ten

209 210 211 212 213 214

Jak 3,7. Jak 3,8. Jak 3,8. DP ergänzen „quod per se malum est“ (477,22). DP „hoc est praesenti veneno, non lento aut tardo“ (477,24). DP „quam profunde penetret susurronum venenum, quod illis, quos intoxicarint adversus invicem, vix tota vita remedium provideri potest“ (477,25f). 215 DP „Emphaticos itaque et Epitaticos“ (477,28). 216 Ergänzung gegenüber DP. 217 Jak 3,9.

5. Gebot

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Hieremie am .xv. cap. von denen die den wercken des herrens übel reden Sy Àuchen mir all spricht got.218 Darumm ist auch verbotten gewesen im gesatz. Du solt dyn gt[Bl. LXXIIIr] tern vnd obern nit nachreden / vnd solt nit Àuchen dem fürsten dines volcks.219 Es spricht auch der heilig apostel Paulus / das die Àuchredende menschen nit besitzen werden das rych gottes.220 Wann die menschen des acht hetten / so sy irem neben menschen Àuchen das sy gott Àuchen / desȗ werck vnd geschff sy verÀuchen / onzwyfel sy werent nit also schnel z) Àuchen. Also stat geschriben Prouerbi. am .xiiij. ca. Der do schmecht ein armen menschen / der schendt sinen schpffer.221 Dann was th)t der anderst der sinem nehsten Àucht / weder das er spricht / vah das du nit anderst gemacht bistm so er doch sich mer über jn erbarmen solt / vnn Șim gebett sprechenȘ. O herr mach jn anderst / wie man dann ein werckmeister vermanet / das er das vngestalt werck anderst mach. Darumb spricht der wyß man222 wyter an dem obgemelten ort. Der eret sinen schpffer / der sich erbarmet über den armen. Der heilig Petrus verbüt / das man kein Àuchwort vmm das andern / vnd kein übel vmb ein ander übel geben sol.223 Deßglichen spricht Christus vnser herr. Ir sollen bitten für die / die üch schmehen vnd verfolgen.224 Vnd Paulus z) den Rmern am .xij. cap. Gebenedyen die / die üch vermaledyen / vnd ir sollen wolsprechen / nit Àuchen.225 Was wirt n)n denen geschehen die do Àuchen denenș / die inen nit geÀucht hant? Darumb stat im .xxxiij. psal. Verbiet dyn zung von dem übel / vnd dine lefftze / das sy nit betrügnuß reden. Wych ab von dem bsen vnd th) das g)t. S)ch den friden vnd verfolg jn z) überkummen.226 Du solt wychen spricht er von dem bsen / das du keinem bß z)f(gest / ia auch nit bß vmb bß widergeltest. Deßglychen soltu g)ts th)n / nit allein g)tsȚ vmb g)ts / sonder auch soltu das entpfangen übel widergelten mit g)tem / anderst du s)chst nit den friden / wenn du bß vmb bß geben wilt. Vnd also ist diß der ander grad dises gebots / der von dem herren verbot- [Bl. LXXIIIv] ten wirt / das keiner sol verÀuchen / schmehen / vnd nachreden sinem nehsten. Vnd wie in dem ersten grad (in dem todschlagen) vilmer sich verschulden weder do meynen / also auch hie in disem gebott / darin dry groß laster der zungen verbotten werdeno / mit namen / Àuchen / nachreden / vnd mit falscher zungen zwitracht machen. Vnd also werm n o

Hand Man sol nit Àuchen mit Àuchen verfechten. Dry laster der zungen werden hie verbotten.

ȗ Ș-Ș ș Ț

B das – A entspricht DP (478,2). B für jn bitten – A entspricht DP (478,5). B den menschen – A entspricht DP (478,12). C om.

218 Jer 15,10. – Die Ergänzung „spricht Gott“ ¿ndet sich weder bei Jeremia noch in DP, wo zudem noch Jes 8,21 zitiert wird (477,36f). 219 Ex 22,28. 220 1. Kor 6,10. 221 Spr 14,31. 222 DP „xiiii. Prover:“ (478,7). 223 1. Petr 3,9. 224 Mt 5,44. 225 Röm 12,14. 226 Ps 34,14f.

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dent alle übel so durch die zung geschehen verbotten durch das ander227 / fünfft / sechst vnd sybent gebot. Durch das ander228 gebot werden verbotten gotßlesterung / falsch schwür / vnn andre verletzung so wider got geschehen mag. Aber im .v. gebot werden verbotten wort / die den nehsten mgen verletzen. Im .vj. werden verbotten schnd vnschamhafftige wort. Vnd im .vij. gebot werden verbotten falsch betrüglich wort / so einer syn neben menschen mcht in hendeln oder gericht hinderkummen.229 Vnd ist diser vnderscheid zwischen Àuchen nachreden vnd oren tragen.p Der in gegenwertikeit ist dem wirt geÀucht230 / vnd werden by dem Àuchen begriffen alle schmoch vnd lesterwort / auch schantliche z) namen231. Aber nachreden geschicht so einer z) einem redt von dem abwesenden. Vnd das folgt nach dem Àuchen / Dann so einer lesterlich ding hat in im erschpfft wider ein menschen der im z)gegen ist von vssen / oder von innen in der gedechtnuß / vnn gat hin sagt das einem andern / yetzunt wirt vß dem Àuch nachred. Vnn also ist keiner ein nachreder / er ist vorhin ein Àucher vnd schmeher / vnd das z)m minsten by im selbst. Dz wirt vns hüschț vßtruckt durch den obgemelten verß. VerbietȜ dyn zung von dem übel (verstand das du nit Àuchest mit der stimm von vssen / oder gemürmel im hertzen232) vnn verbiet dyn lefftzen das sy nit betrügnuß reden233 (das ist / hüt dich von nachreden) Dann es ist ein betrüglichkeit / so einer hinderwert lingenȝ redt / vnd schediget einen der nit dar von weiß. Aber nit herwiderum ist ein yetlicher Àucher ein nach- [Bl. LXXIVr] reder / nemlich eins mensches / wiewol er got nachredt so er den menschen verÀucht. Ist es aber dz der nachreder das bß vnder zweyen von eim z)m andern tregt oder tregt einen andern z) oren glych als were er des selbigen fründ / vnd des andern fynd / yetzunt ist diser ein zweyzüngiger orenblaser / vnd ein seyher der zwytrechtikeit / vnd ist bser weder der Àucher vnd nachreder / darumb wirt er auch gesetzt z) den todschl gern. Vnd also beschliessen wir das keiner den ersten grad dises gebots erfült dann derq / der nit allein nit todtschlecht / nit verletzt / vnd nit zwytracht macht234 / sonder er m)ß auch also milt vnd senfftm(tig syn das er mit den wercken der barmhertzikeit vnd g)twilligkeit erquick / trste vnd sterck sinen nehsten. Darz) m)ß er also fridsam syn / das er mit sinen miltsammen vnd s(ssen worten sich Àyß z) vers(nen die zwytrechtigen / vnd sovil er kan her zwischen kummen / das kein vneinikeit sich erheb Vnd dise werden hren / Selig sind die miltsammen / selig die barmhertzigen / selig die fridsamen / dann sy wer-

p q

Vnderscheyd zwischen Àuchen nachreden vnd oren tragen. Wie der erst [B ander] grad erf(lt wirt.

ț Ȝ ȝ

C hübsch C Verbirg – A/B entsprechen DP (478,35). B lügen

227 228 229 230 231 232 233 234

DP „per iii.“ (478,22). DP „iii.“ (478,23). DP ergänzen „Hic autem alia.“ (478,26f) DP „quod Maledictio est in ipsum praesentem vel tanquam in praesentem et in faciem“ (478,28f). DP „omnia contumeliae, blasphemiae, criminationis, vituperii, agnominationis vitia“ (478,30f). DP „sive voce sive tacito murmure“ (478,36). Ps 34,14. DP ergänzen „quia et omittendo potest committere“ (479,7).

5. Gebot

123

den besitzen das ertrich / sy werden erlangen barmhertzikeit / sy werden genent kinder gottes.235 Sichstu das die .iij. seligkeit begriffen syndȞ in disem gebot. In glycher maß erfült keiner den andern grad dises gebotsr / dann der / der nit allein nit Àucht / nit nachredt oder schent / sonder der do in allen dingen wolredt sinen verfolgern / entschuldigt die verklagten / bittet für yederman / vnd widerstrebt den nachreder so vast er kan. Sichstu / das ist der geystlich verstant dises gebots.236 Der .iij. grad des zorns ists / so einer sinen br)der z)spricht237 mit anschnawen / oder ein ruche stimm vnd grimmen gegen im erzeigt. Dar by begriffen werden all zeichen des zorns (vßgenummen Àuchwort vnd nachred) als spotwort / das mul vffwerffen / die stirn rontzeln / die naß rümpffen / das angesicht erbleychen / fürgan vnd nit z)reden / das [Bl. LXXIVv] angesicht abkern / oder vnwürßlich ansehen. Alles das syn zeichen eines erzürnten vnd nydischen menschen. Du magst darz)setzen das schryen vnd zanklapffen etc. Hie sprechen etlich / es sey not das man den grollen nach laß / aber nit die zeichen des grollens.t 238 Es ist nit gantz war / so ist es auch nit gar neyn239 / Aber das were rechter geredt / Das es etwas nutz ist bewysen zeichen des grollens / nit dz es grollisch zeichen sind / aber sy sind inen glych von vssen. Oder man mcht noch f(glicher sprechen / das man etwan sol vnderwegen lassen die zeychen der liebe / vnd erzeygen zeichen des zorns / vnd das vmb diser frucht willen / dz das g)t nit werd vnderwegen gelassen / wenn einer sich nit ernsthafftig erzeigt.240 Vnd es ist vil besser / das einer solch zeichen an sich nemm / weder das er alte grollisch zeichen nit wlt lassen / vnd wlt die selbige auch in g)ter meynung sinem nehsten bewisen / dann sy weren argwnig / das sy vß einem zorn kemen / vnd würdȟ der nehst nit darmit gebessert vnd gezogen z) warem friden vnd einhellikeit / so er glaubt das diser nit ein miltsam hertz gegen im hett241. Darumb sol man solcheu lerer schicken z) disem natürlichen gebott / Das du dir nit wilt geschehen / das th) eim andern auch nit. Vnd wie du dir wilt geschehen / also th) eim andern auch. Vnd ein heyd spricht. Wiltu lieb gehabt werden / so hab lieb.242 Es ist kein zwyfel / es begert yederman / dz der / der über vns etwan erzürnt ist gewesen / hinleg die zeichen des zorns vnd vilmer bewyß zeichen der liebev / dar durch wir versir s t u v

Wie der .ij. grad erf(lt wirt. Racha Der .iij. grad des zorns. Man sol sich etwan ruch erzeigen / doch on grollen. Hand yederman begert zeychen der liebe [B om. der liebe].

Ȟ ȟ

B werden C wirt

235 236 237 238

Mt 5,5.7.9f. DP ergänzen „Nunc similiter de tercio gradu.“ (479,17) DP ergänzen unter Bezugnahme auf Mt 5,22 „,Racha‘ seu ,archa‘“ (479,18). Vgl. Gabriel Biel, Collectorium circa quattuor libros sententiarum III d.30 q.1 I (ed. W. Werbeck/U. Hofmann, Bd. 3, Tübingen 1979, 532–534, A10-C25). DP „Quae sententia, etsi sit in aliquibus vera, non tamen universaliter“ (479,26f). DP „Nam si signa rancoris licet non deponere, ergo propter aliquem fructum: Quare ergo non potius exhibenda? ne scilicet sola licentia quaeratur omittendi bonum.“ (479,31–33) DP ergänzen „et offenditur rursus ad similia“ (479,38f). Seneca, Epistulae ad Lucilium 9,6 (ed. O. Hense, Leipzig 1898 [BiTeu], 19,12f).

239 240 241 242

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chert werden des nachgelassen zorns. Ja man begert grsser zeichen der liebe / dann were er nit erzürnt. Also hat gott dem menschlichen geschlecht nach der sünd mer g)ts geton weder vor der sünd / Dann er hat synem eygen Sun nit geschont etc.243 Vnd wenn er die zeichen het vnderwegen gelassen wer het glaubt / das er versünet wer worden? Darumm sollen [Bl. LXXVr] die kinder gottes nachfolgen got irem vatterȠ. Vß disen worten werden wir vnderwisenw 244 / wie hert es die menschen anx kumpt die bse zeichen hinz)legen / vnd g)te zeichen bewisen. Do krümmen vnd winden sich etlich / ee man sy darz) brengen mag / das sy ia in angenummer wyß z)m minsten früntlich zeichen bewysen / denen über die sy erzürnt sind / Dann warliche vnd vß dem hertzen mgen sy es nit th)n on hilff der gnad gottes. Ja sprechen sy / ich mag dir nit früntlich syn oder g)ts günnen. Vnd also gedencken die vnseligen menschen nit / das sy nit wlten das inen von gott also geschehe oder von den menschen. Vnd darumb sicht man in dem wunderʌ 245 / was die z)künfftig hell wird syn / vnd was dise gegenwertig welt sey / die do ein rych des tüfels ist / darin so groß übel erfunden wirt vnder den menschen / welches sy also verstopfft wider die natur vnd wider das natürlich recht vrteyl. DArby auch z)wissen ist / das zorn vnd haß kein andern vnderscheit hant weder nüwer vnn alter winy Dann haß ist ein veralteter vnn lang gelegner zorn. Wie sant Augustin spricht in siner regel / L)gent das der zorn nit wachß in ein haß / vnd werd vß eim kleine helmlin ein balcken.246 Darumb der zorn der bald hingat vnd nit in ein haß wurzelt / der mag kum ein zorn gesprochen werden / dann er wirt bald vergessen. Aber so er veraltet wirt / so ist er ȡein zegßȡ 247 übel vnd ein geistlich übel / das auch ein sprichwort darvon kummen ist. Nüt wirt langsammer behalten weder schmoch / vnd ee vergessen weder g)tthat / das n)n kumpt vß der lesterlich zerstrung der natur / so das widerspil geschehen solt. Man spürt mit dem ob ein g)te rtigz natur im menschen sey / so einer bald vergißt schmoch im bewysen / vnd lang ingedenck ist der g)tthat. Ja ein solcher sicht nit gern / das im vil g)ts geschehe / angesehen das er [Bl. LXXVv] z) grosser dancksagung verpÀicht wirt vnd z) widergeltung die im vnmüglich ist. Aber widersinß ist es mit einer verkerten natur / diewil allwegen schmoch behalten?Ȣ vnd die allwegen herfür brengen vnd vnder augen werffen / wann sy schon vor langen ziten geschehen ist. DAs du aber erkennest / wenn man mag zeychen des zorns vnd hertikeit erzeigena / so wil ich dir des etlich exempel setzen. Wenn einer also m)twilligliche bß ist / das er nit w x y z a

Merck Hand Vnderscheyd zwischen zorn vnd hasz. Hand Wenn man sich ruch erzeigen sol.

Ƞ ʌ ȡ-ȡ Ȣ

B herren – A entspricht DP (480,9). B tüfelschen werck C ainz chß B om. „?“

243 244 245 246 247

Röm 8,32. DP ergänzen „quam sit dif¿cile mandatum dei servare. nam experientia patet ...“ (480,10f). DP „monstro“ (480,16). Augustin, Regula ad servos dei 10 (PL 32, 1383). DP „tenacissimum“ (480,23).

5. Gebot

125

abstan will von dem bsen / wann man jn schon248 zwey oder dry mal vermant hat / denn ist es not249 das man zeichen des zorns gegen im bewyß. Also spricht Paulus .j. Corin.v. Ist es das einer vnder üch wirt genent ein br)der / vnd ist vnküsch / gytig / abgtterisch / À(chig / füllen gewon oder der raubery ergeben250 / vnd .ij. Thessa.iij. Ist einer nit gehorsam vnserem wort / ein solchen menschen sollen ir vermercken / vnd kein gemeynschafft mit im haben / das er dardurch werd geschendt vnd in sich schlagı 251. Doch sollent ir jn nit schetzen als ein fyndt / sonder straffen jn als ein br)der. Sichstu / das man ein solchen straffen sol nit als ein fynd / sonder als ein br)der.252 Das ist ein heiliger vnd g)ter zorn / der fast in der geschrifft gelobt wirt. DArumb sol man hie disen vnderscheyd machen. Z) dem ersten sol einer vermant werdenb / wie Christus spricht / Hat din br)der wider dich gesündt / so straff jn zwischen dir vnd im.253 Vnd also sol man den nehsten nit glych schenden oder verwerffen / sonder vorhin vermanen. Ja wenn er syben mal sybentzigmal verzyhung begert / sol man es im nit abschlagen.254 Z) dem andern / so l)g ob du erzürnest über dinen nehsten / deßhalben / das er dich verletzt hat / oder das er gesündt hat. Hastu got mer lieb dann dich / so soltu mer zürnen das er got verletzt hat weder dich / darnach soltu dich glych als wol über jn erbarmen das er [Bl. LXXVIr] sich von innen verletzt hat allesIJ das er dich von vssen geletzt hat. Vnd wenn du also deren ding acht hast / magstu lichtlich wissen / wie vnd mit was hertzen du im abschlagen solt die zeichen der lieb / oder nit abschlagen. Doch l)g dz dichc dyn hertz nit verf(r / das du wllest sprechen / Ich zürn vmm gots willen vnd nit minethalben / vnd villicht liegest. Darumb bewer dich vor hin vnd l)g / ob du also vast bewegt vnd entrüst wirdest / so einer ein andern verletzt als hett er dich verletzt. Vnd wenn du in eins andern verletzung nit bewegt würdestȣ / ist es ein zeychen das du dich selb s)chest vnn rechnest vnd nit dyn nehsten artznyest. Vnd also sag ich / das man gentzlich die zeichen eins grollen hin sol legend 255 Wer aber ein sach für handen / das man solch zeychen m)st bewysen / so sol man dar über auch vß dem hertzen erzürnen Aber die zeichen eins waren grollens / sol man gar vermyden. Wann sy aber kein grollen anzeigen / vnd not ist z) besserung des nehsten solchen ernst z) erzeygen / so sol man auch darz) th)n ein volkummen zorn / vff das der nehst erkenn / das du vß hertzen gegen im also ernsthafftig bist / vnd das er wiß warumb du b c d

Vermanen sol man den nehsten Hand Vnw(rsz zeychen sol man hinlegen.

ı IJ ȣ

C gang C als – C entspricht DP (481,6f). B add. so – A entspricht DP (481,11).

248 249 250 251 252 253 254 255

DP ergänzen „semel et“ (480,32). DP „non solum licet sed oportet“ (480,33). 1. Kor 5,11. DP nur „confundatur“ (480,37). 2. Thess 3,14f. Mt 18,15. Mt 18,21f. DP „Frustra est disputatio, an signa rancoris sint ponenda, quia prorsus sunt ponenda.“ (481,13f)

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das th)st. Vnd gang nit gegen im mudern oder mit gestiffter wyß / das er nit wiß was dir brest / oder anligt.256 Es sind vil vnd groß gebote / die durch die lieb / wo sy ist / alle mchten erkent vnd verbracht werden. Aber wo die lieb nit ist / kan man nit gn)g gebott vnd lere geben257. Die lieb leret vnd zeigt an / wie der mensch wil lieb gehabt syn / wie man jn dulden sol / vnd wie man im g)ts th)n sol vnd mit im vmbgan sol / vnd das man nüt gegen im handel in glyßnery oder gestiffter wyß / dise ding begeret im der mensch / darumm leret jn die lieb / das er sich in solcher maß auch halt gegen sinem neben menschen. Es sol ein fründ nit betrüglichen mit synem nehsten vmbgan / Wie sant Hiero. spricht / Ware früntschafft schlüßt vß all an- [Bl. LXXVIv] genummen wyß.258 Darumb hastu ein grollen im hertzen / so zeig jn von vssen. Ist kein grollen do / so erzeig dich widerumb in der gestalt / vnd das mit senfften oder vnwürsen zeichen. Vnd also259 sichstu / das diser drit grad diß gebots nit gehalten wirt / es Àyß sich dann einer / nit allein vnderwegen z)lassen die zeichen des grollens / sonder auch m)ß er bewysen mit einem s(ssen hertzen andere lieblich zeichen.f Dann gott vnderwiset vns mit disem gebot z) gentzlicher senfftm(tikeit / vnd vermeynt in vns vß z) rüten die wurtzel260 der zornigen krafft / vff das nüt in vns blyb weder ein s(ß milt hertz / dz n)n allein die gnad wirckt / nit die natur261 DEr .iiij. grad dises gebots ist / nit zürnen mit dem hertzen.g Ja diß ist der erst grad / vnn ein wurtzel der andern grad. Vnn disen grad rürt frderlichen das gesatz / so es spricht. Du solt nit todschlagen / dann es ers)chtij ein rein hertz / vnd nit allein das üsserlich werck262 / wie die iudische glyßnery hielt263. Darumm werden auch gar nahe alle seligkeit die Matth. am .v. stan264 / in disem gebot begriffen / ia sy erkleren es. Dann dise seligkeit (selig sind die miltsamen / selig sind die barmhertzigen / selig sind die fridsamen / selig sind die gedultigen / selig sind die / die eins reinen hertzen sind) werden offenb rlichen in disemȤ gebot265 begriffen. Wyter / wil er vermeynen mit dem (selig sind die armen / selig sind die do hungert nach der gerechtikeit / selig sind die do weynen) die / die sich erkennen vngn)gsam z) erfüllen diß gebot / vnd darumb weynen sy vnd hungert sy266 / wer wlt daran zwyfeln / das solche nit die werent / die do begeren z) erfüllen diß vnd andere gebot? Vnd darumb sind in disem grad alle bse gedencken mit irer wurtzel der e f g

Ein mercklicher spruch. Disz gebot leret senffm(tikeit. Nit im hertzen z(rnen.

ij Ȥ

B erfordert von dem menschen – A entspricht DP (481,37). C einem

256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266

DP ergänzen „Mala est talis doctrina et penitus contra charitatem: docet enim simulationem.“ (481,20) DP „nihil est, quod satis doceri potest“ (481,22). Hieronymus, Epistula 81,1 (CSEL 55, 106,12f). DP statt dessen die Überschrift „Corrollarium“ (481,28). DP „universam irascibilis virtutis radicem“ (481,31f). DP ergänzen „Sequitur gradus quartus.“ (481,34) DP „non tantummodo manum“ (481,37). DP verweisen hier auf Ps 24,4. Mt 5,3ff. DP „hic“ (482,1). DP „lugere et cupere ac esurire“ (482,3).

5. Gebot

127

zornige krafft / die do schnell z) dem roch ist / als dann ist / zorn / haß / bß argwon / bitterkeit / grollen etc. Vnd wirt diser grad nit so wyt vßteilt als der nehst grad nach im / mit namen der wurck- [Bl. LXXVIIr] lich todschlag / der in vilerley gestalt vnd vnderscheyd geschehen mag. Als du schlechst ȥz) todȥ ein menschen / din br)der / dyn hußfraw / dyn vatter / oder ein gewychte person. Vnd mit dem hastu / das in disem gebot sind .iiij. grad vnd in eim yetlichen grad setz ich noch ein grad / vnd darumb ist nyemantȦ in disem leben / der sich nit verschuld in einem diser grad. Selig / der do ist in der obersten hhe / vnd vnselig der do ist dunden in der tieffnuß. Die senfftm(tigkeit ist der hymmel / vnd der zorn die hell. Aber das mittel dar zwischen / das von beydem teil etwas hat / ist dise welt.267 Darumm so vil du mer senfftm(tig bist / so vil bistu dem hymel neher. Also ist es nit gn)g in disem .iiij. grad dz wirh nit erzürnen über vnsern br)der / wir m(ssen auch senfftm(tige begird vnd ein s(ß hertz gegen im haben / vns fründlich im erzeygen / vnd so wir das nit vermgen / sollen wir ein z)À)cht haben z) der gnaden Christi / das er von sinem überÀuß erfüll vnseren mangel / biß wir auch volkummen gemacht werden.

h

Hand

ȥ-ȥ C om. – A/B entsprechen DP (482,8). Ȧ B niemant 267 DP ergänzen „Ergo illuc ascenderunt tribus, tribus domini: hic descenderunt in lacum et infernum viventes“ (482,15f).

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Das .VI. gebot. Du solt nit vnküsch syn. 5

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O

Ein kurtz wort / aber eyn wyter bgriff / darumb darff es wol [Bl. LXXVIIr] [Abb.]1 einer vßlegung. Christus lert vns Matt. [Bl. LXXVIIv] ama .v. sprechend. Ir hant gehrt / das den alten gesagt ist Du solt nit die ee brechen / aber ich sag üch / das ein yetlicher der ein wybsch bild anschawet z) einer vnordenlicher begird / der hat yetzunt vnküscheit mit ir begangen in sinem hertzen.2 Kurtzlich vß vrsach des fürgande gebots mgen wir hie auch setzen .iiij. vnderschiedlicher gradb / mit namen vnküsch syn in der begird / zeychen / wort / vnd werck. Der grad der im hertzen vnd begirden stat / der wirt vns von dem herren anzeygtĮ / wie yetz gesagt ist.3 Der herr hat diß gebot sunderlich vßgeleit / wenn die alten iuden4 verstunden es allein nach dem die blossen worten luten5 / das man nit vnküsch solt syn / vnd also lerten sy ander lüt / vnd machten irrig diß gebot wie auch die andern gebot. Sprachen / das keiner ein eebrecher were / er kemm dann z) dem werck / achteten nit der vnküschen begirden / zeichen vnd wort. Darumb redt wider iren freuelen verstand der heilig Hieremias / sprechend6. Ein yetlicher hat z) sines nehsten hußfrawen gewintzeltȕ 7 / vnd sind worden glych wie die fry gelassen pferd.8 Aber vns nüwen wirt anderst z) geredt / das auch all begirlicheit nit stat in vns sol haben. Es spricht auch sant Augustinus / das by disem gebot / das sonderliche von dem eebruch redt / wirt verstanden alle Àeischlich vnd vnordenlich begird.9 DEr erst grad dises gebots ist / das üsserlich werck / das ein vrsprung hat von der innerlichen begirlichkeit.10 Vnd so n)n alle Àeischlich begirlicheit verbotten wirt / so wirt auch alles Àeischlich werck verbotten / das do kumpt vß der begirden. Darumb setzt man auch vnderscheid in dem vnküschen werck.c Das erst / ist schlechte vnküscheit / so ein lediger mit einer ledigen vnrecht th)t. Dar von wllen etliche abscheiden die sünd / die mit gemeynen frawen geschehenȖ 11. a b c

Hand iiij. grad dises gebots. Mancherley vnk(sch werk

Į ȕ Ȗ

B add. Matth. am .v. – A entspricht DP (482,32). B geliebet B add. vnd das für den andern grad setzen – A entspricht DP (483,14).

1 2 3

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Die Abbildung zeigt einen Mann und eine Frau nebeneinander im Bett liegen, ohne dass unmittelbar ersichtlich wird, ob es sich dabei um Ehebruch handelt (vgl. Bildtafel Abb. 7). Mt 5,27f. Ab „Kurtzlich“ formulieren DP „Breviter ipse quoque loquitur, quia relinquit ex praecedenti praecaepto eandem graduum ¿eri distinctionem, ponens eum tantummodo, qui est in corde. Quare et nos hic eosdem quattuor ponemus, scilicet in affectu, signo, verbo, opere“ (482,29–32). DP „antiqui, id est Iudaei“ (482,32f). DP „vim et rigorem verbi“ (482,33). DP „Et in hac sententia sua ita steterunt, ut contra eos Ieremias diceret“ (483,1f). DP „hinniebat“ (483,2). Jer 5,8. Augustin, De sermone domini in monte 1,12,36 (CChr.SL 35, 39,836–838). DP ergänzen „ut ibidem probat B. Augustinus“ (483,9). DP ergänzen „quod illa sit unius consuetudo mulieris, hoc autem in multis vagus ardor“ (483,13f).

6. Gebot

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Der .iij. grad / ist iunckfrowen [Bl. LXXVIIIr] schwechen. Der .iiij. So ein sun oder dochter geraubt wirt oder hingef(rt / dz über die vnküscheit auch ein grossen diebstal vff im tregt. Der .v. ist Eebruch / der ist etwan eynfach / etwan zwyfach / nach dem sy beyd / oder ir eyns der ee verbunden ist. Der .vj. ist bl)tschand / so gefründ mit einander sunden. Der .vij. ist Sacrilegium / das ist / so ein geistlicher / priester / n)n / vnd andere die got reinikeit gelobt haben / in vnküscheit fallent. Z) dem viij. setzen etlich darz) die übertrettung / so in der ee geschicht. Dise grad haben mancherley vnderscheid / vnd übertrifft einer den andern / nach dem die vmbstend verendert werden / wie dann auch in dem fordrigen gebot / mancherley todschl g nach vnderschiedlichen vmbstenden begriffen werden. Vnd wiewol ein yetlich gots gebot / ist glych wie ein liechtd / dar durch erkent würt / was der mensch / die welt vnd das Àeisch ist / vnd wie ferr wir von gott sind / so wirt doch das sunderlich in disem gebot angezeigt. Dann es spricht der heilig Paulus / das durch das gesatz haben wir erkantnuß der sünd12 / demnach so ist das gesatz ein liecht dardurch wir erkennen vnentlich drfftikeit des menschlichen geschlechts. Welcher ist also ein steynichter mensch / so er hrt die gebot gottes / vnd von innen erlücht wirt / vnd erkent das so ein vnentliche zal der menschen gan vsserhalb der gebot gottes / der sich von süfftzen vnd trehern enthalten mg? Wenn sunst kein ander vrsach were / das wir vnse nymmer erfreüten sonder allwegen weynten / so wer dise gn)g wenn wir der menschen leben hielten13 gegen den gebotten gottes. Dann do sehen wir / wie das menschlich geschlecht also gar ein elend vnd verderbt natur14 ist / das man also wenig ¿nt / die do leben vnd th)n nach den gebotten gots / vnd forderlichį nach disem gebot.f Ist es nit ein iamer / das so vil grad in dem werck sind / domit man th)t wider diß ge[Bl. LXXVIIIv] bot / vnd sovil menschen sind / die on forcht teglich fallen vnn verderben / vnd noch lachen wir darz). Darum dises gebots sollen wir als einer lucern acht haben / so sehen wir vnentliche fell der menschen. Ja wir werden sehen / das dise welt ist ein grusame kotlach fast nahe der hellen / vnn wenig gerechtikeit vnd warheit in ir. Wie auch die geschrifft sagt / das alle menschen üppig vnd lügenhafftig sind / darumm ist warlich die hell in der welt.15 DIe erst übertrettung diß gebotsg / ist ledige vnküscheit16 / vnd sünden darmit nit allein die es th)nd / sonder auch die / die darz) helffen vnn raten / lachen vnd kuppeln / oder

d e f g

Die gebot gottes sind ein liecht. Hand Vil vers(ndigen sich in disem gebott. Helffen / raten / kuppeln z) vnküscheit.

į

C sonderlich

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Röm 3,20. DP „ante oculos compararemus“ (483,38). DP „ massa“ (483,39). Ps 39,12; 116,11. DP „Prima itaque miseria hominum est simplex fornicatio.“ (484,8)

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sunst nit das verhindern so sy wol mchten17 / vnd andere vrsach darz) geben18. Die helffen darz) oder hanthaben solch sünd / die solche personen beherbergen / oder sind es fürsten vnd andere obern / die das verhengen vnn nit weren19. Die sind nit entschuldigt das sy nit vnküsch sind / dann es spricht z) inen der prophet im psal. Hast du ein dieb gesehen / so bistu mit im gelauffen / vnd hast din teyl gesetzt mit den eebrechern. Dise ding hastu geton / vnn ich hab geschwigen. Darz) hastu vnrechtliche geschetzt das ich dir glych syn würd. Ich wil dich straffen vnd wil stanh wider dyn angesicht.20 Diser iamer vnd vnreynikeit regnirt yetzunt leyder als ein gemeyn pestilentz / vnd İwerden glych von glychenİ z) der sachen vnderwisen / verf(rt vnd verderbt iunglinge vnd iunckfrowen. Z) dem andern21 sind etliche mitler vnd kupler z) diser bsen thati 22 / vnd die th)nd ein werck / das eygentlich dem bsen fynd z)stat. Dann was der tüfel durch sich nit vermag / das verschafft er durch solche kupplerin. Z) dem .iij. widerstan oder verhindern die nitj ȗ / die do nit warnen oder straffen iren nehsten / den sy sehen irren23 / nach dem gebott Christi / vnd die kein mitlyden haben z) iren selen / vnd bitten nit für sy als [Bl. LXXIXr] christen menschen z) stat. Darz) machen sy ein schwatz vnn gelechter daruß / so ir nehster sich an der selen verderbt hat.24 Z)m .iiij. geben die vrsach darz) / die mit lychtfertigen vnd vnschamhafftigen geberdenk / zeichen vnd worten / oder mit vngeschicktem gezierd / iren nechsten vrsachen z) bsen begyrden / nemlich25 so sy das th)nt mit bser meynung Dann soliche vngemeßige zyrd / ist alwegen ein überzwerch vrsach26 z) bsen begirden / wie dann fürderlich am tantz vff der gassen oder über tisch geschicht. Aber wee denen die mit iren vnzüchtigen worten verwunden die hertzen der vnschuldigen / wie dann yetzunt ein verÀüchter bruch ist in den wyrtßhüsern / do allerley wilder kauff leut z)samen kommen. Man darff nit27 die lüß in beltz werffen / sy wachsen selber darin mer dann man gern hat.

h i j k

Hand Kupler. Nit verhindern. Mit geberden vrsach geben.

İ-İ B wirt ye eins von dem andern – A entspricht DP (484,16). ȗ B add. diß laster – A entspricht DP (484,21). 17 18 19 20 21 22

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Ab „oder“ Ergänzung gegenüber DP. DP „ac maxime qui occasionem dant“ (484,10). DP „non prohibent, sed permittunt“ (484,12). Ps 50,18.21. Die Aufzählung jeweils zu Beginn der folgenden Abschnitte ist eine Ergänzung gegenüber DP. DP ergänzen „de quo vide pulchram hystoriam dis. v. c. lxxx. speculi exemplorum“ (484,18f); vgl. Speculum exemplorum [omnibus christicolis salubriter inspiciendum ut exemplis discant disciplinam] 5,80, Köln 1485 (Ex. HAB Wolfenbüttel M: Li 4° 11). Ab „iren nehsten“ Ergänzung gegenüber DP. DP ergänzen „cum, ut dixi, iste sit ut magnae miseriae status inspiciendus“ (484,24). DP „maxime si ...“ (484,26). DP ergänzen „licet per accidens“ (484,27). DP ergänzen „ut aiunt“ (484,30).

6. Gebot

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Vnser Àeisch ist in der ersten sünd gar schwerlich verletzt mit zweien wunden.l Die erst ist verletzung / die ander begirlicheit oder feigkeit28 Welche zwo wunden vns werden offenbart durch die gebot / aber durch die gnad werden sy geheylet. Vnnd ist die begyrlichkeit so vil ein schedlicher wundt / so vil minder ir schmertzen wyrdt entpfunden. Dann sy ist dem menschen nit schmertzlich / sonder lüstig / darumb wird sy von den doren nit geschetzt ein übel / so sy doch warlich zwyfach schedlicher ist / weder die ander / als auch die geschrifft sagt. Des menschen krafft vnd stercke ist in synen lenden vnd in synem buch.29 Vor der sünd was nüt das den menschen verletzen mocht / oder z) vnordelichem lust zihen / aber yetzund ist es vmbkert. Darumb so ein christen mensch sich entp¿ndt bewegt werden z) zorn oder z) begirlicheitm / sol er dz nüt anders achten weder ein tdlich gifft vnn schedlich geschwer / vnd darumb sol er süfftzen z) dem herren / das er inen gesundt mach. Dann es ist die luter warheyt das solich [Bl. LXXIXv] Àeischlicher kützel wie wol er lüstig ist vnd s(ß / ist ein füriger biß der alten schlangen / der do brengen ist der gewißne ein grusamlich schand30 vnd bittere bitterkeit. Es sol aber der mensch dar durch bewegt werden z) s)chen die gnad wie Șein ¿gur geschriben statȘ in dem b)ch der zal / Do die kinder Israel31 gebissen wurden von den fürigen schlangen schaweten sy an die yrdenș schlangen / vnd wurden gesunt32 Also welcher im Àeisch angefochten wirt / der sol ansehen Christum den gecrützigeten. Ettlich vrsachen warumb gott anfechtungen dem menschen z)schickt.33 Das ist ein vrsach / darumb got den menschen (der auch vß syner natur geneigt ist z) dem bsen) z) schickt ein anfechter vnd füerblosern 34. Wann angesehen das der mensch liderlich vnd versümlich ist z)s)chen syn heyl by gott / tribt inen gott mit anfechtungen / das erzwungen wirt z) s)chen die barmhertzigkeit vnnd gnad gottes. Die ander vrsach / das der mensch nit vilicht sich erhebe in den entpfangen gaben. Also thet got dem heiligen Paulo / Hieronymo / vnd andern heiligen / die anfechtungen han gehabt biß in tod.35 Es sind ettlich die werden hert angewendt mit diser anfechtungen36 / etlich milter / ettlich gar wenig. Aber doch mag niemant on die genad gots reinigkeit behalten / wie geschriben statt im b)ch der weißheit am .viij. Ich hab erkent dz ichȚ sonst nit mag keüsch blyl m n

Zwifaltig ist verwund vnser lib. Begyrlicheyt vnd zorn seint ein tdlich gift Got tribt vns durch anfechtungen z) im.

Ș-Ș B wir des ein ¿gur geschriben han – A entspricht DP (485,5). ș B ren; C yrdischen Ț B sich – A entspricht DP (485,17). 28 29 30 31 32 33 34 35

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Das „oder feigkeit“ ist Ergänzung gegenüber DP. Hiob 40,11. DP „confusionem“ (485,4). DP nur „morsi ab ignitis serpentibus“ (485,5f). Num 21,9. Diese Zwischenüberschrift ist eine Ergänzung gegenüber DP. DP „impulsorem diabolum“ (485,9). DP ergänzen „Vide in speculo exemplorum: Litera ,Tentatio‘“ (485,13f); vgl. Speculum exemplorum [omnibus christicolis salubriter inspiciendum ut exemplis discant disciplinam], Köln 1485 (Ex. HAB Wolfenbüttel M: Li 4° 11). DP „hoc malo“ (485,15).

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beno / got verlihe es dann mir / vnd das z) erkennen ist ein wißheit etc.37 Sichstu wie man wider dise sucht artzny s)chen m)ß durch das gebet / vnd das das ein grosse wyßheit ist / erkennen diß übel / vnd artzny dar wider. Also spricht der heilig m rtler Chrysantus. Der irrt der do meint das er vß eigen krefften küsch sin mg. Darumb [Bl. LXXXr] spricht sant Augustin38. Welcher entp¿nt den Àeischlichen lust streben wider sin rechten willen / durch gewonheit der sünd (welche so sy nit gezempt / den menschen mit gewalt zücht in die gefengnuß) der sol so vast er vermag gedencken / wie er so ein grosse innerliche stille vnd friden durch die sünd verloren hatt / vnd sol schryen mit sant Paulo. Ich vnseliger mensch / wer wirt mich erledigen von dem tod dises lybs?39 Die gnad gottes th)d das / durch Jesum Christum vnsern herren. Dann so einer sich also vnselig beklagt / so erlangt er mit synem weinen hilff des trsters. Vnd es ist nit ein kleiner z)gang z) der seligkeit / erkennenp syn vnseligkeit.40 Biß her hat geredt s. Augustin / vnn ist ein güldner spruch. Er sagt nit das der mensch sol lachen vnn frolocken in anfechtungen / sonder weinen / dann er entp¿nd in im tdlich gifft. Wo sind yetzund die / die so vil halten vff den fryhen willen?q Warumb entschlagen sy sich nit der bsen anfechtungen nach irem willen? Ja warumm knnen sy das nit wllen? warumb konten S. Hieronymus vnd sant Paulus nit entrinnen dem stachel des Àeysch? Hetten sy es gewlt / so wer es geschehen / aber sy vermochten das nit gn)g wllen / darumb hetten sy ein willen wider iren willen. Es ist ein glyche sach mit dem zorn / Warumb stillen die nit also bald iren zorn / mgen sy dz vß krafft des fryhen willens th)n / als sy sagen? Aber sy vermgen das nit wllen / angesehen das ir will anderst wo hyn gezogen vnd gefangen ist. Zum dritten ist das ein trstlich wort / das die do weinen hie / die werden getrst.r 41 Dann die allerwysest barmhertzikeit gottes geleitet vnsț also wunderbarliche / das sy mit gyfft vßtribt gifft / vnn macht vns von der vnküscheit ein pÀaster der reynikeit. Dann er last vns dar- [Bl. LXXXv] umb vnküsche anfechtungen z)fallen / das der mensch (so er das entp¿nt) ersüfftze / weine / vnd gnad s)che / vnd so vil grssern anm)t z) der reinigkeit überkomme / so vil er mer bekummert ist / das er nit also küsch ist als er gern woelte darin dann die rechte küscheit stat. Vnn darumb ist solichen trost not42 / die do enp¿nden in inen solichen stacheln / dz sy nit vß kleinm(tikeit verzwifeln / glych als wer der nit küsch der do entp¿nt in im solche vnluter gelüste vnd gedencken. Es stat an dem ein grosse geferlicheits / des halben vil menschen z)m fal kummen / die do meinen / die o p q r s

Nimant mag von im selbs keusch syn. Hand Der frywil ist nitt gn)gsam wider anfechtungen. Got verhengt anfechtungen vff dz wir weinen. Dis sol wol z) hertzen gefast werden.

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B add. in disem elend – A entspricht DP (485,40).

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Weish 8,21. DP ergänzen „li: i. de ser: do: in mon:“ (485,22). Röm 7,24. Augustinus, De sermone domini in monte 1,12,36 (CChr.SL 35, 39,843–852). ʊ Ab „Vnd es ist“ Ergänzung gegenüber DP. Mt 5,4. DP „Atque ex hinc, licet haec omnia ad quartum gradum infra pertineant, tamen ne excidant, occasione data accipimus, quod consolandi sunt“ (486,4–6).

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6. Gebot

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keüscheyt sey gebrochen / wenn solich vnordenliche gedencken inen infallen. Du ¿nst iung menschen die noch nit erfarn haben Àeischlich gedancken / aber so sy fahen vffz)stan in inen / so meynen sy / es sey schon geschehen / es sol ein küscher mensch kein slich gedancken han / vnd z) hand sprechen sy / warumb vffzihen wir das werck / es ist doch geschehen / dann die küscheit ist im hertzen verlorn. Mein nit also du armer mensch / die reynikeit ist noch nit durch soliche gedencken verloren. Ja du bist nie küscher gewesen denn vff das mal / ist es anderst dir leid das du sollich z)fel hast. Dann die ware küscheit (wie auch andere tugent) ist also verborgen / das sy nit erkent mag werden von dem der sy hat / sonder allein von got. Gott verbirgt das leben der heiligen also tieff in sy / das sy es selber nit erkennen mgen / wie gschriben stat im ersten psal. Der herr erkent den weg der gerechten.43 Darumb z) glicherwyß als die war recht ere des gerechten ist in schmoch / die ware wyßheit in der dorheit / die ware r)w in der tr(bseligkeit / die ware freüd in dem weinen / die ware fryheit in der gefengknuß / die ware rychtum in der arm)t / Also ist die ware libs reynigkeit in der angefochten vnküscheitt / vnd so vil schnder die vnküscheit ist [Bl. LXXXIr] domit du wirst angefochten / also vil hüpscher ist die küscheit. Aber leider dwil disse wißheit den menschen ist vnbekant / ist vil schadens daruß entsprungen. Dz ist ein war zeichen der lebhafftige küscheit / wenn der mensch in im gegenwertiglich entp¿nt ein mißfallen / nit dz dz ein gantzer mißfall sey / es were sonst kein Àeischlich w(ten do / sonder das der mißfal gemischt ist / yetzund wil er / yetzund wil er nit / yetzunt stygt er vff / yetzunt ab / also das er in den gedencken vmbher laufft wie ein radt im kot / aber doch blibt styff der fürsatz der reinigkeit. Dann wer kein ware rechte küscheyt do / so beharret er nit / darz) widerstünd er nit / sonder fry ledigliche henget er nach den gedencken / vnd het darin kein vnwillen. Aber yetzund so er wil vnd ein lust in gedenkken hat / vnd entp¿nt doch darneben ein vnwillen / so werden im syn gedencken s(ß vnd bitter / vnd deß halben auch verdrüssig / dann er vff kein syte frylediglich schlagen mag. Der geistlich mensch / das ist die begyrd der küscheit / blibt beherrig / wie wol der üsserlich mensch grosse vnr)w vnd wellen44 vfftribt in gliddern vnd im hertzen. Darumb ghat es z) im stryt der küscheitu / glych als wenn ein schiff im mere von den wellen geworffen wirt / darin Christus schlafft Des halb m)ß man sorg han / das Christus werd vff geweckt / vff das er gebiete dem mere (dem Àeisch) vnd dem wint / das ist dem bsen fynd / der dann offt den priestern soliche vnreinigkeit insenckt / das er sy abziehe von dem altar. Darumb sol man inen verachten / nit allein in blossen gegenwürffen der schnden gedencken / sonder auch so er den willen darz) z)zihen vnderstot / vnd vff erweckt andere bse bewegungen. Ja in solichen anfechtungen sol man dester vester ein z)À)cht z) den heiligen sacramenten habenv / gnad vnd hilff z) erlangen. Aber ich erkenn vil yetzund [Bl. LXXXIv] die z)m sacrament nit ghen wllen / sy syent dann

t u v

Die ware ke(scheit ist in anfechtungen. Glychnus Anfechtungen sollen vns nit von sacramenten zyhen.

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Ps 1,6. DP „miras excitet procellas“ (486,33).

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gantz ger(wig / von sllichen neglichkeiten / ia auch von den w(sten gegenwürffen. Darz) ich sag / das sy z) vil drliche nachhengen des tüfels betrüglichkeit vnd boßheit. Vnd also brucht die barmhertzigkeit vnd g(te gottes vnser übel in der gestalt / das er dar durch mer fürdert vnsern nutz / vff das alle ding den vßerwelten dienen z)m g)ten45 / auch die sünd / Vnd das alles darumb / das er die genad vnd das leben das in vns ist verberg / vff das wir nit versümlich würden wann wir das g)t in vns erkenten / sonder so wir das nit wissen / das wir ersüfftzen46 nach den g(tern die wir noch nit haben. Vnd wie von der küscheit gesagt ist / also ist es auch mit andern tugenden / die vns dann frderlich geben werden / so wir wenen sy werden vns abgeschlagen / vnd so wir meinen sy syent wyt von vns / so sint sy in vns / vnd mag denn der mensch nit anderst glauben / er meinet ye er hab nüt g)ts in im vnd sey verdorben. Vß welchem denn entspringt süfftzen / haß gegen im selbs / begyrd der tugenden vnd gnaden. Vnd in der gestalt gybt got den dem(tigen syn gnadw 47 / die er darnach widerumm verbyrgt oder hynweg nimpt / das er grssere verlyhe. Vnn also verbyrgt gott alweg ein widerwertig ding vnder eim anderen widerwertigen ding / darumb ist diß dise wyßheit die do gezogen wirt von den heimlicheiten. Vnd dise obgemelt küscheit ist guldin gegen der / die on bß gedencken ist Z) glycherwyß als senfftm(tigkeit vnd gedültigkeit nüt ist on widerwertigkeit.48 Dann die thier vnn die heyden haben solche senfftm(tikeit auchȜ. Also die reinigkeit / die do ist on anfechtungen vnd bse gedencken in stilligkeit der natur / haben auch die b(bischen menschen49 / dann sy syn küsch wan sy dem Àeisch gn)g haben gethon. Aber die stille r)w wirt [Bl. LXXXIIr] behalten dem z)künfftigen leben. Vnd ob der mensch schon hie soliche r)w der küscheit in im hatt / so ist die hoffart z) frchten / vnd herwider / hat er die küscheit die in anfechtungen stat / so ist der fal z)besorgen50 / vnd also ist vff beyden syten geferlicheit / doch die hoffart ist mer z)frchten.51 Diß gebot wirt nit geystlichen erfült dwil begyrlichkeitx in vns ist / vnd darumb mag niemant sich vermessen von der küscheit vnnd erfüllung disses gebots / die wil er noch begyrlichkeit in im befyndt52 / sonder er sol sich anklagen vnnd veriehen53 syne sünd. Aber doch in dem wirt das gesatz erfülty / so der geyst hasset dise begirlicheit / vnn ist

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Got verbyrgt syn gaben in vns Hand Ein trstlich wort.

Ȝ

B add. diewyl man inen nüt thüt – A entspricht DP (487,16f).

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Röm 8,28. DP „suspiremus et gemamus“ (487,7). 1. Petr 5,5. DP formulieren in Frageform (487,15f). DP „meretricum est et lenonum pessimorum“ (487,18f). DP „Quare castitas est periculosa ad superbiam, dum patet (id est, est quieta), sed est etiam periculosa ad luxuriam, dum latet (id est, est tentata)“ (487,20–22). DP ergänzen „Igitur utrumque ¿t.“ (487,23) Ab „die wil er“ Ergänzung gegenüber DP. „Veriehen“ = bekennen (vgl. Johannes Melber/Iodocus Eichmann, Vocabularius Predicantium, Straßburg 1505 [VD16 M 4440 / Ex. BSB München 4 L.lat. 337], s. v. con¿teri).

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6. Gebot

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vnbeÀeckt von ir54 / vnd macht sich glychfrmig dem gesatz in allen dingen / bewert es vnnd hatt es lieb / so er haßt syn elendt.55 DIe ander vnküscheit ist die / die in ein gewonheyt bracht wirt / als die b)ben vnd b(bin th)nd56. Vnd das ist ein groß übel / dann man kan ein gewonheit kümmerlich abstellen. Es spricht die geschrifft. Selig ist der / der ergryfft syne kleyne kynder (die ersten gedancken57) vnd schlegt sy wider den felsen.58 Welcher n)n dise kynder laßt vffwachsen vnd alt werden / wie mag er sy denn zerschlagen / das er nit vil mer von inen werd geletzt? Es solten die eltern dise gttliche lere59 iren kynder yngiessen / das sy nit alleint mit gewalt würden z) der reynikeit gezogen sonder auch mit g)tem willen. Es ist vergebens der stryt der küscheit / man halt dann dise regel des heiligen geysts mit namenz / das Christus ist der der felsen / vnsere kleine kynder die wir wider disen felsen schlagen sollen / synd die bse beweglichkeiten vnnd begyrden.60 Wie sol man aber sy wider den felsen schlagen? Es ghat eben z) / als so eyner mitt der hant an eynem stein zerribt ein kleyn w(rmlyn: [Bl. LXXXIIv] Also auch / so du Christum anr(rest mit deinem willen vnd gedancken / als bald wirt zerriben der bß gedanck. Vers)ch es nummen / so wirstu sehen / wie lüstig es sy die begird also zerknitschen / dann so bald din hertz anr(rt christum der gelitten hat / als bald ghat hin alles übel. Des haben wir ein ¿gur im b)ch der zal.a Do die kynder Israel61 verwundt wurden von den fürigen schlangen / wurden sy wider erledigt / do sy anschaweten die eren schlang die am crütz hing.62 Die feürig schlang ist der gedacht Àeischlich lust / der in das gem(t schlichet. Aber Àüg Àüg die gifftige schlang / sy entzündt vnd macht gar schedliche brennen das Àeisch. Also stat geschriben im b)ch der geschpff am .iij. capi. Sy wird zerknitschen din haupt63 / das ist / ein gleubige sel zernitsch den anfang vnd erste bewegunge / das nit etwas grssers vnd gifftigers daruß werde. O wenn wir knten z) der zyt vnsers bsen lusts gedencken an die gestalt einer kriechenden gyfftigen schlangen / vnd knten darby betrachten die heimliche bedütung / wir würden lichtlich mit vnsern gedancken Àihen z) Christum. DIe .iij. gestalt der vnküscheit / ist iunckfrowen schwechen.b Dise sünd ward vorzyten in dem alten gesatz senffter gestrafft weder schlechte vnküscheit / dann der schwecher

z a b

Des heiligen geists regel. Ein ¿gur. Junckfrowen schwechen.

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DP nur „suam miseriam odit“ (487,28). DP ergänzen „Alii vero luxuriosi non abscondunt suam castitatem, sed extinguunt potius. Nihil est ergo quod glorientur sese non nosse castitatem suam. non huc pertinent.“ (487,29–31) DP „est Meretricium“ (487,32). Die Formulierung in der Klammer ist eine Ergänzung gegenüber DP. Ps 137,9. DP „diese vornehmste Lehre des heiligen Geistes“ (487,36f). Ab „mit namen“ formulieren DP „scilicet petra est Christus, parvuli nostri sunt mali motus, mala desyderia, quae cum quis senserit, quid faciet? quomodo vincet? audi: non aliter nisi eos ad petram allidendo.“ (488,1–4) Das „kinder israel“ ist eine Ergänzung gegenüber DP. Num 21,9. Gen 3,15.

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m)st sy begaben oder z) der ee nemen.64 Aber yetzundt ist es ein groß übel / wenn im alten gesatz was die iunckfrowschafft ein schmoch vnd vnere / aber yetzunt ist sy ein grosse ere vnd gezierd / nemlich deren / die noch kein fürsatz haben gehabt z) der ee z)griffen. Wenn so einer ein willen hat eelich z) werden / so hat er die selbige zyt die wil er den willen hat / die gezierd nit / er mag sy aber widerüberkummen / wend er den willen wider z) der iunkfrowschafft. Man schribt vil65 darvon / das keiner iunkfrowen mag ge- [Bl. LXXXIIIr] liche widergeltung geschehen / so einer sy verfelt hat / doch verstand es recht. Hat sy sich verwilligt z) dem werckt / so ist der gesell nit also hert ir verbunden / ist sy aber vnwillig darz) gesin / so hat ir solich gezierd nit mgen genummen werden wider iren willenȝ. DAs .iiij. geschlecht der vnküscheyt ist raubung der wybßbild.c Disse sünd wirt nach dem rechten gestrafft mit enthauptung / vnd trifft an iunckfrowen / dchter / dienstm gt / vnd allermeist hußfrowen.66 Es mag solicher roub etwan geschehen mit verwilligung der doechter / als so sy angef(rt wirt mit schmeichlery / etwann mit irem vnwillen / das das aller bßt ist / vnd es schlegt auch selten glück darz) / wie man des vil exempel lißt. Es schribt Guarinus von Veron von einer iunckfrouwen mit namen Alda ein kleglichen fal.67 Dann sy verließ ire eltern vnd folgt nach irem rauber / vnnd als sy von im68 geschwecht was vnd abgeworffen / vnn dorfft vor scham nit z) iren eltern wider keren / begert sy von im mit dem schwert ertdt werden. Er thet es vnd ertdt sy. Disse sünd dwil sy in ir begrifft ein grossen diebstal / ist sy gar treÀich swer. DAs .v. geschlecht der vnküscheit ist eebruch / dem gar groß straff vffgesetzt istd / aber man achtet ir wenig mer. Das laster ist ein vrsach viler fragen der besitzung halb / ob die eebrecherin sll irem eeman sagen / das das oder das kind nit eelich seyȞ. Man schribt vil regel darüber69 / den nit alwegen z) vertruwen ist70 / angesehen das der menner gem(t vnglich sind / vnd darz) das sy anders hüt anderst über ein iar gedencken / vnd also mgen sy diß iar durch die ¿nger sehen vnd nachlassen den eebruch irer wyber / das sy ein ander mal nit g)t liessen syn71.

c d

Raptus. Junckfrowen entf(ren. Vff ebruch ist vil straff gesetzet

ȝ Ȟ

B add. ob den lyb schon gezwang geschehen ist – A entspricht DP (488,26). B add. vnd also der erbschafft nit entpfenglich – A entspricht DP (489,1).

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Liber Extra 5,16,1 (ed. A. Friedberg, Bd. 2, Graz 1959, 805f). DP ergänzen „et magni¿ca“ (488,23f). Corpus iuris civilis Cod. I. 9,13 (ed. P. Krüger, Berlin 1959, 378). Guarino von Verona, Alda, Basel 1517 (VD 16 G 3855 / Ex. BSB München Res /4 A.lat.a. 28#Beibd.1). DP ergänzen „in sylva“ (488,33). DP „Vide Angelum in Summa tradentem regulas“ (489,1f); vgl. Carleti de Clavasio, Summa angelica de casibus conscientiae, Straßburg 1489 (Ex. ULB Bonn Inc. 4’54), fol. 8ra-b (s.v. adulterium), 139rb–141ra (s.v. ¿lius). – Es handelt sich hierbei um „das Seelsorgekompendium des ausgehenden 15. Jahrhunderts“ (G. Ebeling, Luthers Seelsorge. Theologie in der Vielfalt der Lebenssituationen, Tübingen 1999, 475), das Luther dann 1520 zusammen mit der Bannandrohungsbulle und dem kanonischen Recht verbrannt hat. DP „Sed quis audebit credere regulis aut casum in terminis dare potest?“ (489,2f) Ab „das sy“ Ergänzung gegenüber DP.

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6. Gebot

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Vnd ist auch kein wunder72 das ein man erbittert wirdȟ / so er syn lyb [Bl. LXXXIIIv] geben hat vmb des wibs lyb / vnd sy laßt iren lyb ein anderen bruchen / vmb den er syn lyb geben hat / Darumb er do sytzt in synem hantwerck / ia darumb er alles th)d vnd lydet / vnd sich ein knecht gemacht hate / vnd z) vilen dingen verbunden do er sich dem wyb verbunden hat / vnn es kumpt ein andrer der verw(st im die ding alle miteinander / wer solt das billich lyden? Es ist vorzyten ein schwer gesatz73 gewesen über die wyber / wenn die menner ein argwon vff sy hetten74 / vnd so das yetzunt hyngenummen ist / solten die wyber dester früntlicher iren mennern anhangen.75 DAs .vj. geschlecht der vnküscheitf / ist bl)tschand dann es geschicht do dem gebl(t vnn der früntschafft ein grosse vnere76. Im alten gesatz verbot got das ander glyd des gebl(ts vnd auch sypschafft77 / dann sy hetten noch nit die gnad / die do heylet die bß begyrlichkeit / sonder es regniret das verwerrig gesatz / das die begyrden meret. In der Christlichen kyrchen hat man etwan verbotten das .vij. glyd / aber z) vnsern zyten ist allein das .iiij. ver / botten / vnd die darunder synt.78 DAs .vij. geschlecht der vnküscheyt ist Sacrilegium / das ist / so die reynigkeit wirt geschwecht die gott vffgeopffert ist.g Als so priester / münch / n)nnen / vnnd ander geystliche / die gott gelobt haben die keüscheit widerumb die gott entzihen / vnd das ist gar ein schwere sünd / frderlichen in den geistlichen / die sich fry williglich gott ergeben haben.79 DAs .viij. geschlecht ist übertrettung in der eeh / Dann wie sant Ambro. spricht80 / der wirt ein eebrecher / der z) vil vnordenliche lieb hat syn hußfrow.81 Darumb spricht S. Paulus .j. Thessa.iiij. Das ist der will gotts üwer heiligwerdung / das ir üch entzihen von vnküscheit [Bl. LXXXIVr] darnach / das ein yetlicher wiß z)besitzen syn vaß oder huß frouw in heiligkeit vnd eren / vnn nit nach gelüsten / wie die heiden th)n / die got nit

e f g h

Ein eeman hat sich einer dienstbarkeit vnderworffen. Incestus Priester M(nch N)nnen Eel(t mgen schwerlich s(nden.

ȟ

B add. wider sin eebrüchig wyb – A entspricht DP (489,6).

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DP „At certe amaritudine dignum est“ (489,6). DP „legem Zelotypiae“ (489,10f). Ab „wenn die menner“ Ergänzung gegenüber DP. Num 5,12ff. DP „Cui eo maior debetur honor, quo propinquior“ (489,14f). Lev 18,6–18; Decretum Gratiani C.35 q.2 c.1 (ed. Friedberg, Bd. 1, Graz 1959, 1264). In DP lautet der Abschnitt: „Nam et in lege dominus certos gradus prohibuit, Et quondam vii gradus erant prohibiti. Nam in lege fere secundus tantum gradus prohibetur consanguinitatis et af¿nitatis, quia nondum erat gratia sanans concupiscentiam, sed regnabat lex irritans et augens eam.“ (489,15–18) In DP lautet der Abschnitt „Septima Sacrilegium est, ubi iam non tantum castitas polluitur, sed etiam quae deo soli fuit oblata tollitur et sanctum prophanatur. verum hoc ex institutione ecclesiae magis quam ex deo est in sacerdotibus: sed in religiosis gravissimum est, quia sponte sese consecraverunt domino et sese subtrahunt rursum.“ (489, 19–24) DP „ut B. Ambrosius allegatur li: ii. contra Iul: B. Aug.“ (489,24f); vgl. Augustinus, Contra Iulianum 2,20 (PL 44, 687). Ambrosius, De Abraham 1,4,25 (CSEL 32/1, 519,17–20); vgl. Sextus Pythagoreus, Enchiridion n. 231 (ed. H. Chadwick, Cambridge 1959, 38f); Decretum Gratiani C.32 q.4 c.5 (ed. Friedberg, Bd. 1, Graz 1959, 1128f).

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erkennen.82 Deß glichen spricht s. Peter / das die menner sllen mit erberkeit wonen by iren wibern83 / wie obgesagt ist. Man kan den eelüten nit wol ein anderi regel geben / dann das es gar lesterlich ist / wenn sy wllen nach allen bewegungen des Àeisch gn)g th)n irem lust vnd begyrlicheit.84 ES synd sunst noch dry andern gestalt der vnküsch heyt.j Die erste ist mollicies / so ein mensch wachende by im selbst beÀeckt wirt. Die ander ist Sodomia / so ein mansybyld ein mansbyld / ein wybsbyld ein wybsbyld myßbrucht / oder auch so der man mit der frawen oder herwiderumb anderst handelt / weder die natur fürgibt das dann so schentlich schnde ding synd / das man es nitt nennen darff. Die drit ist fycheßheitȠ / mit den thyren mißhandeln etc.85 Das ander gehrt in die bicht. Es synd auch nochʌ 86 das nechtlich beÀeckung / die von inen selbs nit sünd synd / wie wol das alt gesatz deut. am .xxiij. sagtk / so ein mensch wirt verunreinigt by nacht im schlaff / so sol er gan vß den gezelten / vnd sol nit widerkeren er hab sich dann vmb den abent geweschen mit wasser / vnnd darnach wenn die sonn vndergangen ist / sol er widerkommen in die gezelt.87 Das sollen wir also geystliche verstan.l Es olȡ ein solicher beÀecter mensch sich entzyhen von den heyligen sacramenten biß die sonn (das ist die vnordenliche entzündung so die beÀeckung brachȢ hat) vndergat / vnd dann so er geweschen ist mit einer dem(tigen bycht / so sol er z) den sacramenten gan. Dann es hat solich beÀeckung offt ein sündlich vrsach / daruß sy kompt / als do ist füllery / müssigang wandel oder gedechtnuß der wyber by den mannen [Bl. LXXXIVv] oder herwiderumb. Es falt solich elend auch etwan by tag den wachenden z) / aber mit irem vnwillen / vnn dz vß lichter vrsach / daran sy doch nit schuldig sind / vnnd von denen stat etwas geschriben im b)ch Leuitici am .xv. cap.88 Vnd das sey gesagt von dem ersten grad der vnküscheit / der im werck stat. DEr ander grad stat in w(sten schamperen worten Wider das redt sant Paulus ephesi.v. Es sol die vnküscheit vnd alle vnreinigkeit / oder auch gytikeyt vnder üch nit genemptı werden / als das die heyligen menschen zympt / noch auch schndigkeit / narrechte red / oder lichtfertigkeyt / die nit z) nutz dienen89 / sonder dancksagung sol von üch erhrt

i j k l

Hand Man kan von groben sachen nit subtyl reden Figur. Erklerung.

Ƞ ʌ ȡ Ȣ ı

B ¿scheßheit B über B sol B bracht B genent

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1. Thess 4,3–5. 1. Petr 3,7. DP ergänzen „hoc est enim in passione desiderii esse“ (489,33). Lev 18,23. DP „ultra“ (489,39). Dtn 23,10f. Lev 15,2.16. DP „quae ad rem non pertinent“ (490,15f).

6. Gebot

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werden.90 Er setzt dry laster der zungen / antreffende die begyrlich krafft / mit namen die w(ste schndigkeit die do ist die vnschamhafftikeit / darmitt man zwyfaltiglich sündet. Z)m ersten so man von den w(sten dingen ein gelechter macht vnd glych ein ergetzlicheit.m Als do einer sagt von den glidern oder von den w(sten wercken / vnn ein anderer brengt ynher ein vnuerschempt w(ste history / das man anfechtIJ z) lachen vnd ein ergetzlicheit hat / nemlich so man der pfaffen vnd münch sünd erzelet. Das dann yetzunt leyder vast überhand genummen hat in den herbergen vnn wyrtßhüser / das sich ein geistlich oder schamhafftig mensch schemen m)ß überland z)gan N)n l)gent / synd das christen menschen / als sy genempt wllen syn / so solten sy also die scham liebhan / das sy nitt lytten soliche wort vnder inen genempt werden / mchten sy anderst. Z)m andern mchten sy das nit verhynderen so solten sy leydig darumb syn. Vnd z)m dritten hrten sy slich lychtfertige history antreffende die priester / geystlichen / fürsten vnn andere oberkeyt (wie man dan diser personen laster [Bl. LXXXVr] mit grsserem lust herfür zücht) so solten sy nit mynder darumb leydig syn dann von irem eygen val / dann das erfordert die rechte lieb / ia so vil der stant hher ist / sovil sol man mer ersüfftzen vnd got für sy bitten.91 N)n lug wie ferr synd die verr)chten vnd vnwitzigen menschen von den christenlichen sytten. Z)m ersten so th)nd sy nit das / das yetz gesagt ist / das sy doch on zweiffel Christo schuldig synd. Ja z)m anderen / ergetzen sy einander in schentlichen dingen.n Z)m dritten so reytzen sy sich mit disen fürigen pfylen z) vnreiner begyrlichkeit. Z)m vierden beÀecken sy mitt der schantlichen nachred das leben vnd den lümbden anderer menschen brengen herfür bß ful sachen / die syȣ solten verdecken92. Z)m .v. verspotten sy ir eygen elend vnd fal vnnd auch ihres nechsten / vnd erfreuwen sich in eygner vnn frembder verdamnuß. N)n gedencken / der herr sagt das man von eim yetlichen vnnützen wort das man redt regenschafftij geben m)ß am iüngsten tag93 / wo werden dise vnuerschemte94 bliben / oder wie wllen sy bestan. We we / wie hat sich diß gyfftig red95 also wyt vßbreytet. Dise synd glych den vnsinnigen / ia es ist keyner also vnsynnig / der do in synem elend lach vnd freud hab.o Ist es nit ein elend über all elend? Es th)d dir96 we ein geschwer oder ein aug / du ersüffttzet klegliche / lachest nit darz) / ia sehest du einen lachen / es verdrß dich übel / du begerest allein mitlyden vnd hilff. Aber es w(tet vnordenliche din Àeisch / ia es ist fast leydig din gewissen / darnach felt dir in dinȤ oder m n o

Mit schamperen worten gelechter machen. Ein (bel wechset vß dem andern Die vnk(schen lachen in irem vngl(ck.

IJ ȣ ij Ȥ

B anfoht B add. vß christlicher lieb B rechenschafft B add. gem(t dine – B entspricht DP (491,16); vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182).

90 91 92 93 94 95 96

Eph 5,3f. DP ergänzen: „Hoc enim esset christianum“ (490,36f). DP „mortuos sepelire debuerant“ (491,6). Mt 12,36. – DP formulieren „in die iudicii“ (491,9). Ergänzung gegenüber DP. DP „ista pestis“ (491,10). DP formulieren im Folgenden in der dritten Person (491,12–18).

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dins nechsten sele / vnn du begerst nit mitlyden vnd rad / ia so einer dir wil mitlyden oder raten / so verspottestu inen vnd hassest inen. O gott wenn th)nd wir vff vnsere augen / das wir doch erkennen was die welt ist? Ist das nit ein verkertß ding97? Ist nit Àeischlicher lust ein wund vnn geschwer über alle wunden?98 wie [Bl. LXXXVv] auch Hieremie am .x. geschriben stat. We mir über mine zerknitschung / dann fast bß ist myn wund.p 99 Vnd esaie100 am ersten. Es synd wunden / blazeychen vnd geschwulst / die synd nit verbunden noch geartznyet / oder auch mit l gesalbet. Witer spricht er. Von der versen des f)ß biß z)m schedel der haupts ist nit gesuntheyt in im.101 Dise wunden ȥvnd streichȥ synd nit von den menschen in geschlagen / sonder von dem bsen fynt. N)n l)g / man beweint die wund von eim menschen gemacht / aber so der bß geyst einen verwund so lacht man darz) / vnnd helt es für ein s(ß ding / das doch ein bittere wund ist.102 Vnd wie wol man ire bitterkeyt nit als bald entp¿nt / so wirt man sy doch hynden nach in der gewissne mercklich entp¿nden Darumb stat geschriben im b)ch der sprüch am .v. cap. Schlag din gesicht nit vff betrügnuß des wibs (verstand by dem wyb das Àeisch103) dann die lefftzen eins bsen wybs synt glich als triffende honigs waben / vnd ir hals ist glatter weder das l. Aber ir letsten sachen synd bitterer weder werm)t / vnd scherpffer wederq ein zweischnydig schwert.104 Darumb sollen wir das wissen / das mit solichen worten schympffen lachen vnn ergetzlicheit s)chen / ist nüt anders weder von eignem tod vnn vnglück freüdȦ han / das doch niemant th)d / er sey dann vnsinnig105. Z) dem andern synd sliche menschen glich dem besessen menschenr / von dem106 Luce am .viij. geschri / ben stat / der do on kleyder was / wont in keinem huß sonder in den grebern / vnn wenn man inen band mit ketten / so zerriß er sy / vnd wart getryben von dem fyndt in die w(ste / vnn was tag vnd nacht in den hülen vnd bergen / schrey vnd verderbt sich selber mit steynen107 Also entblssen vnd entdecken die menschen die schampere wort pÀegen z) reden / ir eygen schand mit den w(sten worten.108 Darz)

p q r

Vnk(sche begyrd ein schedlich wund. Hand Ein andere gelychnus.

ȥ-ȥ C om. – A /B entsprechen DP (491,26). Ȧ B om. – A entspricht DP (491,37). 97 DP „perversissima perversitas“ (491,20). 98 DP ergänzen „Nonne est ulcus et plaga super omne ulcus et omnem plagam?“ (491,21) 99 Jer 10,19. – DP ergänzen die Fortsetzung des Verses „Ego autem dixi plane ,haec est in¿rmitas mea et portabo eam‘“. (491,23) 100 DP ergänzen „de populo Israel dicit“ (491,24). 101 Jes 1,6. 102 DP ergänzen „Beatus autem ille, qui ipsum intelligit et advertit esse vulnus amarissimum, sicuti vere est.“ (491,28–30) 103 DP ergänzen „et sensualitatis“ (491,32). 104 Spr 5,3f. – DP ergänzen das Zitat Spr 23,11f „Ingreditur blande, sed in novissimo mordebit ut coluber, et sicut basiliscus venena diffundet.“ (491,34f) 105 DP ergänzen „vel plusquam furiosus“ (491,37f). 106 DP ergänzen „Marci v.“ mit dem Verweis auf Mk 5,2ff. 107 Lk 8,27ff. 108 DP „Spero, quod si intelligerent turpiloqui suum vitium in isto describi, magis timerent.“ (492,3f)

6. Gebot

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blyben sy nitt [Bl. LXXXVIr] in irem huß / sy gan in die todten gr ber / das ist109 / sy zyhen herfür ful vnd w(ste that der obern / der priester vnd münch / die etwan in tdlich werck gefallen synd. Item sy zerryssen sich mit steynen vnn schreyen. Dann das sy bedunckt nütz oder lüstig syn / das schadet inen selbst. Wie auch esaie am dritten capitel geschriben stat. Sy hant ire sünd nit verborgen / sonder hant sy glych als Sodoma vßgeschryen110 Item sy han ein gantzen huffen tüfel / dann sy th)n mer schadens weder vil tüfel vermchten / das man on gerferlicheit by inen nit wonen mag.111 Darz) kan man sy mitt ketten vnd anderer h)t nit beheben / man kan sy nit zemen112 / weder mit verbot / noch mit den euangelischen worten. Sy brechen ye mit der vngezempten zungen herfür / bloß vnd zerryssen / darz) zerrissen sy die andern auch. Vnd das ich wider das w(st laster auch w(st red / ist im nit also das die schwein des s halben w(ste thier synd / dz sy menschen kot fressen? N)n lug z) / die w(sten menschen stossen ire zung vnd zen in iren eygen vnd anderer menschen w)st vnd kot. Meynstu nit das der selen kot w(ster ist weder des lybs? Ich m)ß den süischen menschen süisch reden / das sy es verstanden. Darumb so du sichst eyn schwyn den r(ssel in den kot stossenĮ / so gedenck an ein w(sten schwetzigen menschen. Es spricht sanctus Paulus das wir etwas überÀüssigersȕ eren vnsere vnerliche ding / aber die w(sten menschen entvneren auch ir erliche ding durch die vnerlichen.113 Keyner liß geschehen / das eyner im spttlichen entdeckt die schantlichen theyl des lybs. Was ist aber schemlichers vnn schantlichers in vns vnnd in vnseren nechsten / weder der sünden w)st? [Bl. LXXXVIv] N)n verbüt das gesatz das wir nit sllen entblssen die schand vnd scham vnserer neben menschen.114 ZV dem andern sünd man schwerlich / wenn man soliche schampere wort redt vor den iungen vnschuldigen knaben vnd dchtern.t Ja sliche menschen werden schuldig aller der sünd die do entspringen vß iren vnbeh)tsamen worten. Dann das weich vnd vnerfaren alter wirt gar lichtlich mit solichen reden beÀeckt / vnd dz noch bser ist / es behelt gar lang slliche schnde wort / z) glycherwyß als so ein mackel oder Àecken felt in eyn reyn d)ch / der setzt sich vil vnabtilcklycher darin / weder so er in grob vnd ruch d)ch

s t

Die vnk(schen werden den swynen verglicht. Man sol nitt schamper reden vor den iungen.

Į ȕ

B kossen B überÀüssiglicher

109 DP ergänzen „cum mortuis agens, hoc est, quod vitia et mala aliorum recitat et in illis totus versatur“ (492,7f). 110 Jes 3,9. – DP ergänzen „licet hoc de pharisaica iusticia dictum sit in spiritu, tamen in litera etiam huc pertinet“ (492,13f). 111 DP ergänzen „Et ubi sunt blandissimi, ibi sunt saevissimi, ut nulli sit sine periculo cum eis conversari, ut et supra dixi: Scio autem, quod nullus tam stultus sit et insensatus, quod si talem hominem vidisset ridere potuisset, sed potius fugisset quantum potuisset, Et tamen ridet et ridetur ille, cuius ista ¿gura tantummodo fuit.“ (492,16–20) 112 DP fahren fort „Hic prope consentit cum Apostolo Iacobo: Nullus hominum potest linguam domare. ita nullius prohibitione, nullis verbis Euangelii coercentur illi, quin lingua indomita erumpant atque vagentur ubi solent, nudi, laceri, nudantes lacerantesque caeteros similiter.“ (492,22–25) 113 1. Kor 12,23. 114 Lev 18,6ff.

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gefallen wer115. Darumb sprach der poet Horatius / das ein nüwer haff gar lang schmeckt nach dem ding das man z) dem ersten darin gossen hat.116 Es ist gar ein nutz ding / das iung alter wol zyhenu / beh(tenȖ vnn frdern z) schamhafftikeyt / wie auch das gott ein angenem opffer ist / so man ein ernsthafftige lieb hat z) der selen heyl. Vnd darumb solt man allen Àyß ankeren / das die kynder wol beh(tet würden / das sy nit etwas w(stį lernten sehen oder hrten / dann sy brennen vorhin in irem gebl(t / vndv wenn man n)n das feüer nit mit wasser vßlescht / sonder mit anderem füer schüren wil / was g)ts meinstu solt daruß werden? Aber leyder wie vil verruchter menschen ¿nt man / die des tüfels eygen hantwerck sich gebruchen / vnd verderben die vnschuldige selen mit yren gyfftigen vnn w(sten worten? Der bß geyst wirt geheyssen ein schwecher der gem(t / das er doch nit th)d on hilff vnd dienstbarkeit slicher w(ster zungen die im nachfolgen. Wie mag ein iung kynd oder dochter wider vßrüten ein schnd w(st wort dz sy ein mal gehrt hat? Der sam ist geworffen vnn hat gewurtzelt in das hertz / auch in das vnwillig hertz / [Bl. LXXXVIIr] darnach wechst er in seltzame vnd wunderliche gedenckenw die ein slich iung mensch nit darff bichten / vnn weiß auch nit wie es ir soll abkummen. Aber we dir / der du dem einfeltigen gem(t / das von den sachen nüt gewyßt hat / sllich arbeyt / geferlicheit vnd gyfft yngossen hast. Du hast den lib wol nit geschwecht / aber so vil an dir gewesen ist / soİ hastu geschwecht die sele / die vil edler ist weder der lyb. Du hast ein solichen menschen durch die oren schwanger gemacht mit einer schedlichen / frucht hast inen verw(stet ia syn sele z) tod geschlagen.117 Es ist kein vatter der do mcht lyden das syn kynder lyblichen ertdt würden. Mchtestu n)n diner kynder liplichen todschlag nit tulden / warumb darffestu dann die selen eins andern / ia gottes kynder todschlagen? Der heilig Ludouicus ein künig z) Franckrych118 lernet von syne m)tter / das sy ire kynder lieber wolt sehen lypliche ertdt werden / weder tdlichen sünden.119

u v w

Es ist n(tz die iugent wol zyhen. Hand Hand

Ȗ į İ

B add. von bsem – A entspricht DP (493,6). B vnreyn B om.

115 DP ergänzen „quod et experientia didicerunt Gentiles“ (493,1). 116 Horaz, Epistulae 1,2,69f (Opera, ed. D. R. Shackleton Bailey, München/Leipzig 42002 [Bi Teu], 257). – DP ergänzen „Et Iuvenalis: Maxima debetur puero reverentia, siquid Turpe paras, huius tu ne contempseris annos“ und fahren dann fort „Quid autem faciunt, qui hoc agunt?“ (493,2–5) – Vgl. Juvenal Satvrae 14,47f (ed. J. Willis, Stuttgart/Leipzig 1997 [BiTeu], 185). 117 DP ergänzen „Unde Baptista Mantuanus: Per sensus quasi per rivos Venus acre venenum InÀuit in mentem, quod si male cauta recepit, Vulnus agit sola divum medicabile dextra. Igitur obscoenitas istorum maior est quam illorum, quod iam non sit tantummodo obscoenitas, sed caedes innocentium animarum et de familia Herodis, qui occidit multos pueros in Bethlehem Iudae.“ (493,22–27) – Vgl. Giovan Battista Spagnoli [Baptista Mantuanus], Parthenice 3,248–250, Leipzig 1510 (VD16 S 7356 / Ex. BSB München Res /4 Epist. 139#Beibd.1). 118 Ludwig IX. (1214] 1226–1270). 119 DP ergänzen „Sic enim et mater quoque ad eum dixerat.“ (493,32)

6. Gebot

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Math. am .xviij. cap. treüwet der herr gar erschrockliche slichen kynder verderberen.x Welcher wirt ergern (spricht er) eynen von den kleinen die in mich glauben / dem wer nützer das im ein mülstein an hals gehengt würd vnn versenckt würd in tieffnus des meres.120 N)n l)g was sorg christus hat für die kleinen vnschuldigen kyndern / dz er auch ein nüwe vngehrte straff denen bestimpt / die sy ergern vnd verletzen. On zwiffel er zeigt an do mit / das auch slichen menschen mit einer neüwen vnd besondern straff für die andern verdampten gepynigt werden sollen. Er spricht auch wyter. We der welt von ergernussen. Es ist not das ergernuß kummen / aber we dem menschen durch welchen ergernuß kompt.121 Wyter spricht er. Lugen das ir keinen verachten von den kleynen / dann ich sag üch ire engel im hymmel sehen allwegen das angesicht myns vatters der im hy- [Bl. LXXXVIIv] mel ist.122 Sich / er wil das man z)m minsten der engel halb schone der kynder vnd inen ersamkeit bewiß. Es ist auch nit gn)g das einer keüsch sy der werck halby / wenn er schnder wort nit wil m(ssig gan123. Dann Christus trifft sy vff ir mul mit disen worten. Der mundt redt vß überÀuß des hertzens. Vnd wie der baum ist / also syndt auch syne bletter.z 124 Do her kumpt der groß fal der Christenheit das die kynder verfürt werden. Vnn sol die christlich kirch ye wider vff kommen / so muß es ein anfang han von rechter vnderwysung der kynder. JEtzund wer z) sagen von den narrechten vnd lichtfertigen worten125 / die gar sere über 126 a hand gnummen haben / auch by den die sich für fast fromm vnn geystlich halten . Das synd dorecht wort / so man von vnnützen fabeln redt / daruß man nüt nutzlichs lernet / wie sant Paulus spricht / vnd das heißt der herr vnnutze wort / die man vermiden m)ß / vnd allein nutze vnd notturfftige wort / reden sol. By solichen dorechten worten verstand vnnütze wyber theding / historien von dem pfaffen von dem Calenberg / oder von Dietrich von Bern.127 Item disputirung von den dingen die wyt von vns oder über vns sint / als dann synd die meynungen der heiden / glosen über Aristotelem / geschwetz der logick / vnnd narrechte treüm der sternseher.128

x y z a

We denen die vrsach geben z) vnk(scheit. Ist nitt gn)g das werck nit th)n. Hand Dorecht wort

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Mt 18,6. Mt 18,7. Mt 18,10. DP ergänzen „sicut eorum pater Ovidius quoque mentitur: Crede mihi mores distant a carmine nostro, Vita probata mihi, Musa iocosa mihi“ (494,6–8); vgl. Ovid, Tristia 2,353 (ed. J. B. Hall, Stuttgart/Leipzig 1995 [BiTeu], 73). Mt 12,33f. DP „De stultiloquio vero et scurrilitate ad hunc locum non pertinet“ (494,12). DP ergänzen „quo stultiloqui et scurriles sund“ (494,14). Philipp Frankfurter, Die Geschicht des Pfarrers vom Kalenberg [1490], 833–1168 (ed. V. Dollmayr, Halle 1906, 41–57); Friedrich Heinrich von der Hagen (Hg.), Heldenbuch. Altdeutsche Heldenlieder aus dem Sagenkreis Dietrichs von Bern und der Nibelungen, 2 Bde., Leipzig 1855 (ND Hildesheim 1977). DP ergänzen „Stultiloquium enim vocat, quia non sapientiae, sed stulticiae verba sint.“ (494,21f)

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Darnach lichtfertige wort synd dasb / so eyner von g)ten schwencken redt / das Aristoteles doch eyn tugent meint syn129 / so einer nit w(ste noch dorechte wort redet / sonder frliche vnn kunstriche wort / die etwas nutz brengen. Vnd wenn einer soliche hfÀiche vnd lichte wort oder g)te schwenck redtc / z) ergetzung deren die im geist schwerm(tig sind / so ist es loblich. Aber solich schwenck triben on not / allein z) einer Àeischlichen ergetzlichkeit / vnd vß ey- [Bl. LXXXVIIIr] ner lichtfertigkeit vnd lust z) schwetzen vnd lachen / das stat den christen menschen nit z). Wie auch .s. Augustin spricht / das mit g)ten fründen schwenck tryben / ist nit fast christlich130 / angesehen dz den christen z)gehrt / das ire wort vnd werck sollen vol ernsthafftigkeit vnd dapfferkeit131 syn / Wie im psalm geschriben stat. Ich wil dich loben in eim schweren oder dapfferen volck.132 Vnd solich lichtfertige theding sind so vil schedliger / so vil sy mer geschehen mit heiligen worten / wie dann etlich pÀegen z) th)n / die der heyligen geschrifft wort vnd sprüch zyhen z) lichtfertigen vnd lesterlichen fabeln / die man doch in grosser ersamkeyt vnd forcht solt han. DEr dryt grad der vnküschen / stat in zeychend / wie Christus spricht. Der do wirt ansehen ein wybßbild / sy z)begeren etc.133 Do gibt er z) verstan das das gesicht dz ein zeichen ist der begyrlicheit / ist ein eebruch Sichstu wie rein vnd heilsam ist das gesatz christi z) bekeren die selen?134 By dem zeychen des gesichts werden alle andre zeychen begryffen135 / als do syn / hren / reden / brieffschriben / griffen / vmbfahen / anlachen vnd k(ssen.136 Nit dz darumb so vil eebruch geschehen / als vil zeychen sich do verlauffen / Dann es mag syn / das in eim eebruch die zeychen alle sich verlauffen / dannȗ es wer sunst das werck allwegen tryfaltig / so es on gryffen vnd begyrlichkeit nit geschicht. Das erst zeychen ist das gesichte / vnnd das ist das aller gengest zeychen / dann es verbrengt syn ampt gar bald / vnd gat auch wyt vnd ferr vmb sich schweiffen / vnd verfast vil vnd das klerlichen. Darumb auch wirt so vil geschriben in der heiligen geschrifft von beh)tsamkeit der augen / angesehen das sunst kein sinn also lichtlich vnd mit so vilen gegenwürff verwerrt wirt / vnd darz) ist sunst keyn [Bl. LXXXVIIIv] sinn der also hefftig die sele verwundt als das gesicht / dann so vil kl rlicher es ein ding erkendt / so vil

b c d e

Lichtfertige wort. Schwenck tryben. Vnk(sche zeichen. Zeichen des gesichts.

ȗ

B om.

129 130 131 132 133 134 135

Aristoteles, Nikomachische Ethik 2,7 (1106b36–1107a2) (ed. I. Bywater, Oxford 1959 [SCBO], 32f). Augustin, Confessiones 8,11,26f (CChr.SL 27, 129f,18–50). DP „authoritatem“ (494,32f). Ps 35,18. Mt 5,28. DP „Nonne durissima lex Christi? sed ideo sanissima et immaculata convertens animas.“ (495,1f) DP ergänzen „cum visus sit minimum et subtilissimum. Unde posuerunt aliqui quinque lineas amoris“ (495,3f). 136 DP ergänzen „Atque hic colloquium etiam aliud intelligitur quam id quod est turpiloquium, et tactus similiter , item et oscula. Sed de singulis latius. Sunt autem plura, ut visus, auditus, colloquium, literae, internuncia, tactus, amplexus, risus, oscula“ (495,5–8).

6. Gebot

145

tieffer setzet sich das selbig ding in das hertz137. Das magst du nemen vß der erfarnuß. Es wirt keiner also fast bewegtf / so er hrt reden von dem todt / als so er ein todten sicht. Des glichen wirt keiner also hefftig von hren bewegt z) vnküscheit als von sehen.138 Darumb wie in den iünglingen vnd iunckfrowen ein groß zierd ist die augen vnderschlagen / also ist widerumb das inen gar lesterlich so sy vmbschweif¿ge vnn vnbeh)tsamg augen haben / ia es ist manchen ein vrsach z) dem fal / oder ist ein zeychen das der mensch gefallen ist oder lichtlich z)verfellen.139 DannȘ ein dochter die do war keüsch ist / die würfft ir augen nit in eins mans angesichth / sonder entsetzt sich ab im / wie die züchtig Rebecca thet / als bald sy iren gemahel Isaac ersahe / nam sy iren schleyer vnd want jn vmb ir haupt.140 Item man lißt von eim heiligen man der kam mit sant Antonio gen Rom / vnd die wil er do was schloß er z) syne augen / das er nüt gesahe wederș sant Peters münster.141 Item es spricht der heylig Job von im selbst. Ich han ein geding gemacht mit minen augen / dz ich auch nit gedacht han an iunckfrowen vnd iunge frowen.142 Herwiderumb lesen wir von Jacobs dochter Dinai 143 / als sy kam mit irem vatter in ein frembd land / do ging sy vß der herberg / wolt besehen die wiber desselbigen lands / vnd ward geschwecht.144 Item der heilig Bernhardus do er vff ein mal syn gesicht het gehefft in ein wib / strieff er sich selb hertiglich darnach. Es het auch ein mal der heilig Benedictus in der welt ein wib angesehen / die gab im darnach groß vrsach z) anfechtungen. Ich laß hie vnderwegen145 wie es dem heiligen Dauid ging / do er hett angesehen Betsabee.146 Item es was ein ander altvatter147 der ward vil [Bl. LXXXIXr] angefochtet von eim wib das er etwan angesehen hatt / vnn do er hort das sy gestorben was / gr)b er sy vß / das er mitt dem gestanck mcht syn anfechtungen vertryben.

f g h i

Dz hertz wirt ser bewegt von dem gesicht. Hand Das gesicht vnderschlagen Dina wart geschwecht.

Ș ș

B om. – A entspricht DP (495,31). B vßgenommen

137 DP ergänzen „quanto clarius cognoscit, ita ut sit proverbium: Quod oculus videt, cor non fallit, Et Horatius: Segnius irritant demissa per aurem, Quam quae sunt oculis subiecta ¿delibus, et iterum: Valdius oblectant &c.“ (495,17–19); vgl. Horaz, Ars poetica 180 u. 321f (Opera, ed. D. R. Shackleton Bailey, München/ Leipzig 42002 [Bi Teu], 317.323). 138 DP ergänzen „Exemplum esto Alipius, S. Augustini contubernalis, de quo vi. Confess: scribit, quod cum invitus duceretur ad spectaculum, clausis oculis despiciens, tamen postea apertis ita raptus est, ut multos quoque adduceret postea et ipse.“ (495,22–25) – Vgl. Augustin, Confessiones 6,8,13 (CChr.SL 27, 82f,1–34). 139 Ab „das der Mensch“ formulieren DP „ita ut aliqui signum corruptionis dent oculorum evagationes, et verum est. Eccle: xxvi. Fornicatio mulieris in extollentia oculorum et in palpebris illius agnoscetur &c. vide ibidem. Aut est signum iam corruptae aut facillime corruptibilis mulieris“ (495,27–31). 140 Gen 24,64f. 141 DP ergänzen „Item de Sylvano legitur similiter, quod semper velatis oculis incedebat, neque solem hunc videre voluit.“ (495,36f) 142 Hiob 31,1. 143 DP nur „Dina“ (495,39). 144 Gen 34,1f. 145 DP „Item, Quid contigerit ...“ (496,2). 146 2. Sam 11,2f. 147 DP nur „Alius“ (496,3).

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Darumb sichstu das das gesicht nit allein gegenwertige begyrlichkeit vfferwecktj / ia auch gedechtnuß der ding vor langer zyt gesehen148 macht seltzame anfechtungen. Darumb stat geschriben im b)ch der trehern Hieremi. am .iij. Myn aug hat beraubt myn sel.149 Vnd Hiere. am .ix. Der tod ist ingangen durch vnsere fenster.150 Es spricht auch s. Peter .ij. pe.ij. Sy haben augen die synd vol eebrechery.151 Sichz) wie er den eebruch setzt in die augen152 Item man lißt auch von den kindern gottes im b)ch der geschpfft am vj. das sy durch das gesicht gefallen synd. Dann die kyn der gottes sahen die dchter der menschen das sy hüpsch waren / vnd namen sy z) hußfrouwen die inen ge¿elen.153 Darumb lert der wiß man. Du solt nit anschauwen einer iunckfrouwen angesicht / dz du nit dardurch geschwecht werdest.154 Glyche geferlicheit soltu allwegen verstan / in den iunckfrowen oder dchter so sy anschauwen ein mansbild. Es spricht der heilig Johannes / das alles das / dz in der welt ist / ist begyrlichkeit des Àeisch vnd der augen / vnd hoffartigkeit des lebens.155 By begyrlichkeyt der augen wirt verstanden die fürwitzigkeit dar durch einer sich vnderstat vil z)erfaren vnd erkennen durch die sinn. Man lißt von sant Elßbeth das sy ein mal gestrafft wart von got das sy iren eeman etwan frliche in der kirchen het angesehen.156 Was wirt denn denen geschehenk / die in der kirchen gar by sunst nüt th)n157 / weder das sy vmb sich gaffen vnd angesehen wllen werden / begern vnd begert wllen werden? Es ist der wyber art / das sy wllen begert vnd liebgehabt werden / vnd herwiderumb ist der menner eigenschafft das [Bl. LXXXIXv] dasȚ sy begeren vnd lieb haben / wiewol es vff beiden syten dick vmbkert wirt158. Das ist ein groß dürfftigkeit in vns / das vnser eygen synn vns also schedlich sindl / wie auch Christus sprach. Des menschen fyndt sind syn hußgenossen.159 Vnd im xxxvij. psal. Myne fründ vnd min verwontenț haben sich wider mich gestelt.160 vnd das ist on zwyfel war / die fürwitzige augen th)n nüt anderst / dann das sy fechten wider die sele. Darumb j k l

Gsicht macht z)k(nfftige anfechtung. In der kirchen vm sich gaffen Das vnser sinn sind vns schedlich.

Ț ț

B om. B /C verwanten; vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182).

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DP „sed etiam momoria ¿xus ex praeteritis diu mirandas suscitat tentationes“ (496,6f). Klgl 3,51. Jer 9,21. 2. Petr 2,14. DP ergänzen „Item, Eva primo mota est visu pomi quod esset pulchrum &c.“ (496,10f) Gen 6,2. Sir 9,5. 1. Joh 2,16. Weder in der Legenda aurea noch den Lebensbeschreibungen Elisabeths von Thüringen durch Caesarius von Heisterbach und Dietrich von Apolda ¿ndet sich dieser Hinweis. DP ergänzen „quam illud Ovidii“ (496,21); vgl. Ovid, Ars amatoria 1,99 (ed. A. Ramírez de Verger, München/Leipzig 2003 [BiTeu], 157). DP ergänzen „ut mulier insaniat concupiscendo et amando et vir quaerendo concupisci et amari“ (496,24f). Mt 10,36. Ps 38,12.

157 158 159 160

6. Gebot

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heißt sant Augustin die sinnlichkeit ein schlang / dann sy ist schlüpfferig vnd beweglich von allen gegenwürffen161. Do her kumpt es das Christus im euangelio vns162 gelert hat / das wir vnß selbst hassen sllen vnd verleügnen163 / ia wir sllen hassen vnsere augen / alle sinn vnd glider / dann sy f(ren die sele gefangen in das gesatz der sünd / nemlichen die augen / dann es spricht der wyßman / das nüt schalckhafftigers erschaffen ist weder dz aug.164 Das ist aber noch bser165 / dz das aug nit ersettigt werden mag166 / wie der wyß man spricht167 / die hell vnn die verderbnuß werden nymmer erfült / desglychen sind auch der menschen augen vners ttlich.m 168 Vnd was nutzt es n)n das du die augen z) begyrlicheit reytzest so dem anfang des vßgossen gesichts nachfolgt ein vnentliche begyrd? Ist es nit vil besser du zwingest anfenglichen din gesicht / ee es sich z) wyt in die begyrlicheit vß giß / die du doch nit magst erobern? Darumb spricht sant Augustin in syner regel. Ir sollen nit sprechen das ir schamhafftig gem(t habent / so ir vnschamhafftig augen hant / dann ein vnschafftig aug ist ein bot eins vnschamhafftigen hertzens.169 Des halben sol niemant vermessen / das er darumb kein eebrecher sy / so er das werckt verwydetȜ / aber noch begert mit den augen. Vnd das sey gesagt von den ersten vnd grsten zeichen. [Bl. XCr] Das ander zeychen ist das gehr / das auch anzeigt die innerlich bß begyrlicheit.n Daran dan schuldig sind die do reytzen z) w(sten worten oder lidern170 oder die sollich schampere wort heimlich gern hren / wenn sy schon kein vrsach darz) geben han / han aber ein gefallen daran / vnd keren sich nit ab von solcher schedlicher vnreinigkeyt. Die mgen auch z)m dritten schuldig daran sin / die solche vngeschaffne wort oder lieder nit verbieten171 oder straffen / so sy das wol mchten / die th)n wider br(derliche lieb / das sy nit sorg haben über ires nechsten heyl.

DAs dryt zeichen ist geschwetz mit dem wib oder mit dem man.o Dann die begyrlichkeit ist ein vrsach das sy mit einander schwetzen / einander gr(ssen / oder mit einander handlen auch erbere sachen / aber nit mit erberer meynung. Dann solich geschwetz / gelechter

m n o

Die augen sint vnersettlich. Hren vnk(sche wort. Heimlich geschwetz der wyber.

Ȝ

B vermidet

161 Augustin, De trinitate 12,13,20 (CChr.SL 50, 374,13–15). – DP ergänzen „¿gurata per serpentem in paradyso“ (496,31). 162 DP ergänzen „non gratis“ (496,32). 163 Mt 16,24; Lk 14,26. 164 Sir 31,13. 165 DP „Verum non hoc tantummodo malum est quod per oculum facit concupiscentia, sed etiam …“ (496,36f). 166 Koh 1,8. 167 DP ergänzen das Zitat Koh 1,8 „Non saturatur oculus visu, Et prover: xxvii“ (496,37f). 168 Spr 27,20. 169 Augustin, Regula ad servos dei 6 (PL 32, 1380f). 170 DP ergänzen „et ii sunt peiores“ (497,11). 171 DP formulieren im Folgenden bis zum Ende des Abschnitts „neque coram eis increpant atque abominantur talia, ut terrerent audientes: omissione scilicet ii peccant, quod non sunt solliciti salutis proximi et perditionis eius negligentes atque minus quam debent curiosi.“ (497,14–17)

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vnnd schympff wirt angefangen das sy einander gefallen / vnd gegen eynander reytzen z) vnordenlicher liebe. Vnn daran synd frderlich schuldig die wiber / wenn sy mit lieb gegen eim entzünd werden. Aber die dchter werden nit also hert z) solicher lieb bewegt / doch stat inen gar übel an lychtfertig geschwetz. Es ist nit ein g)t zeichen in einer iunckfrowen wenn sy geschwetzig istp / nemlichen mitt iungen gesellen. Sehen an die iunckfrouw Mariam / do sy schon gegr(ßt ward172 von dem Engel / gab sy im kein widergr)ß / ia vff alle red die ir der engel fürhielt / antw)rtet sy nüt weder dise wort / Wie wirt das geschehen / n)n erkenn ich doch kein man?173 Also mag ich auch sagen von denen dchtern die do wllen gehrt werden in irem gesang von den gesellen / oder gern die gsellen hren singen / dz es ein zeichen ist bser begyrlichkeit gegen [Bl. XCv] einander / dann sy achteten sunst nit sollicher ding wenn sy nit der kützel trib.174 DAs .iiij. zeychen ist gryffen175 / als dann ist hantbietung vnd vmbfahung / das mag n)n von vssen ein g)ten schyn haben / wiewol von innen die bß begyrlichkeit des ein vrsach ist. Das bß füer wirt gar lichtlich entzüntq / das auch (wie sant Hieronymus spricht) die anr(rung des mans oder frauwen glich vfferweckt die begirlicheitr 176 / darumb not ist / das sich der man wyt von der frowen mach / vnd herwiderumb. Man lißt von eim bapst der bod syn hant dar z) küssen / wie dann der bruch ist / vnd als ein wibßbild im die hant küsset / do empfant er glich in im ein bse neglichkeit / vnn das im das nit mer geschehee / ließ er im die hand abschnyden. DAs .v. zeichen ist küssen. Ich wil das lassen faren. Dise erzelten zeychen geschehen nymmer mer vnn inbrünstiger weder in den offenlichen t ntzen.s Es ist nit z) sagen wie vil vnd wie groß sünd do geschehen / vnd was das gesicht vnd das gehr do erschpff / darz) was vnratß das tasten vnd geschwetz breng. Kurtz die welt ist die welt177 vnn ein fyndt gottes. Man darff in der welt nit s)chen etwas g)ts dz got gefall / dann do ist ein sünd über die ander / vnd wirt auch der groß zorn gottes gespürt / noch178 lacht man / man springt / man freüd sich / glich als were kein geferrlichkeit do179. DAs .vj. zeichen / ist die nüw erdacht180 zierung / des man sich yetzunt Àysset mit solichen nüwen funden vnn künsten181 / dz eyner mcht gedencken die welt wer gantz vnsinnigt / dann es tribt solich menschen kein ander vrsach darz) / weder das sy der welt p q r s t

Junckfrouwen sollen nit schwetzen. Das f(wer in vns entzündt sich bald. Hand Am tantz geschicht vil (bel. Die welt ist vnsinnig mit dem gezierd.

172 DP ergänzen „quanto textu“ (497,25). 173 Lk 1,28ff. – DP zitieren nur den ersten Teil von Vers 34 und ergänzen dann „sed neque, ut ait B. Ambrosius, resalutavit salutantem“ (497,26f); vgl. Ambrosius, Expositio Evangelii secundum Lucam 2,8f (CChr.SL 14, 33f,111–129). 174 DP ergänzen „Si non arderent, nihil colloquium aut aspectum curarent, sicut alia non curant, quorum affectu non tenentur. At hunc puellae plurimae tota levitate huc feruntur.“ (497,29–31) 175 DP „Tactus“ (497,32). 176 Hieronymus, Adversus Iovinianum 1,7 (PL 23, 229AB). 177 DP ergänzen „immo immundus“ (498,4). 178 DP „tamen“ (498,6). 179 DP ergänzen „imo bonis et utilibus“ (498,7). 180 DP „peregrinus et novus“ (498,8f). 181 DP ergänzen „studiis“ (498,9).

6. Gebot

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gefallen wllen vnd ir glich frmig syn. Du darffst nit gedencken das nottürfftigkeit [Bl. XCIr] nutz oder erberkeit (die auch etwan ein messige zierung erfordern) solche üppige zirlicheit ers)chen. Man mag nit gn)g samlich erzelen die mencherley vnd seltzame kleider die man yetzunt macht / vnd dz mit grossem kosten / allein das man einander z) dem bsen reytzen wil / vnd man wil es nit mer für übel achten182. Ich meyn man werd hindenach gar nacket gan / dann man gat yetzunt wol halber nacket.183 Was sol man anderst darby verstan / weder das der zorn gotts ist kummen über die welt / vnd über die bsen menschen. Selig ist der / der es verstat. Ich laß hie vnderwegen die w(tende lieb184 / deren die by nacht vmbgan / vnd iren nerrin ho¿renu / mit spilen / singen / luten schlagen / vnd andern dingen / das sy inen wolgefallen185. DEr .iiij. grad dises gebots ist die innerlich begirlicheit / darvon vor mals gn)gsamliche gesagt ist. Diser begirlicheit mangelt nieman in disem lebenv / doch werden wir des halben beseligt / wenn wir solcher neyglicheit keinen willen geben Wie sant Paulus spricht z) den Rmern am .vj. Ir sollen nit darbieten üwer glider z) dienen der sünd / vnd sollen nit ghorsam syn iren begirlicheiten186 Vnd wiewol das gesatz also reyn ist / das es vßschlüßt all vnordenliche begirlicheit / yedoch so duldet die barmhertzikeit gottes / ia ist ir angenem / das vnser innerlicher mensch hab ein widerspennikeit vnd widerwillen / vff das nit alle vngerechtikeit wider vns hersche. Darum müssen wir stets solch bß begirlicheit demmen vnd erwürgen in vns / mit süfftzen / wachen / arbeit / gebett / dem(tigung / vnd z) lest mit dem tod. Vß dem allen magstu spüren / das diß gebott nit allein verbüt187 / Ja auch gebüt es die aller reynigste küscheit188 von innen vnd von vssen.189 Dann wie im .xj. psal. geschriben stat / die red des herren sind reyn vnd glych als dz bewert ertrichȝ sylber / das do bewert ist mit dem füer vnd [Bl. XCv] siben mal gelütert.190 Du magst auch darby mercken / wie man durch das gesatz die sünd erkennt.191 Dann wieȞ sant Paulus spricht.192 Ich hab nit gewißt das die begirlicheit sünd ist / es sprech dann das gesatz / du solt nit begeren193 / darby man merckt das das werck nit allein sünd ist. Darumm ist nit gn)gw / dz du mit

u v w

Hand Niemant ist on die bse begirlicheit. Warin reyne k(scheit stat

ȝ Ȟ

B irdesch B om.

182 183 184 185 186 187 188 189

DP „sed acre malum et fomes libidinis sunt ista“ (498,14). DP ergänzen „sed sine, dabitur nostris sua moribus aetas“ (498,15f). DP „amantium, id est amentium“ (498,18). DP ergänzen „hic etiam ipsi mundo stultas stulticias agunt, ideo transimus illa.“ (498,20) Röm 6,12f. DP ergänzen „nisi in facie tantum verborum et litera“ (498,31). DP „castitatem et continentiam purissimam“ (498,32). DP ergänzen „quis autem sapiat tam stulte, ut castitatem neget esse rem af¿rmativam? sed negative praecipitur, dum prohibetur libido, ut purissima sine omni mixtione libidinis praecepta intelligatur“ (498,33–35). Ps 12,7. Röm 3,20. Das „sant Paulus spricht“ ist Ergänzung gegenüber DP. Röm 7,7.

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dem werck nit vnküsch bist / oder mit worten oder mit gesicht / ia auch ist es nit gn)g / das du mit dem hertzen nit darz) verwilligest / du m)st auch luter syn von allen vnordenliche bewegungen die von innen erspringenȟ. Vnd darumb ist not das man mit süfftzen die gnad gotts anr(fft mit dem heiligen Paulo / der do sprach. Ich vnseliger mensch / wer wirt mich erledigen von dem tod dises crpers?194

ȟ

B entspringen

194 Röm 7,24.

Das .VII. gebott. Du solt nit stelen.

W

[Abb.]1 Ie ob gesagt ist das .v. gebott / mit namen / Du solt nitt todtschlagen / Verbüdt des nehsten verletzigung in siner eygen person / Vnd darnach im .vj. wirt vns gebotten das wir jn nit sollen schedigen in der person die im vermahelt2 ist / vnn das weder mit wercken noch mit hertzen oder begirden3 [Bl. XCIIr] Also das der war geistlich verstant diser zweyer gebot ist / das wir senfftm(tig vnd küsch sollen syn von innen vnd von vssen / on alle bitterkeit des zorns vnn s(ssikeit bser begirda / welche zwey ding man nit mag haben on die lieb des geysts dann sy sint frücht des geysts spricht sant Paulus4 / darumm auch das gantz gesatz gründt sich vff die liebe / welche dann senfft ist / schedigt niemand / sonder sy Àyßt sich yderman nutz z) syn. Sy ist auch küsch vnd heilig / darumm beÀeckt sy niemant. N)n folgt wyter hernach / das wir vnsern nehsten nit schedigen sollen am zytlichen g)t / das man auch im geist nit halten mag on die lieb. Darumm ist z) mercken / das diß gebot in zwen weg verstanden wirt.b Z) dem ersten nach dem üsserlichen b)chstaben5 / das man nit sol verbrengen das werck des diebstals6 / vnd also hant es die iuden gehalten / darumm sy auch sich erhebt hant in irer gerechtikeit / glych als weren sy nit übertretter dises gebots. Vnd darumm do Christus Luce am .xvj. gab ein rechten verstant dises gebots / mit namen. Ir mgen nit got dienen vnd dem zytlichen g)t / vnd machen üch fründ von dem schalckhafftigen g)t. Do horten die phariseier vnd glyßner dise vßlegung / vnd verspotteten den herren. Darumm sprach er z) inen. Ir rechtfertigen üch vor den menschen / aber gott erkent üwer hertzen / dann was die menschen hoch vnd groß achten / das verwirfft got.7 Sichstu wie got erfordert die hertzen in der rechtfertigung siner gebot. Es folgt auch wyter an dem selben ort / wie das gesatz geistlich ist. Das gesatz spricht er vnd die propheten strecken sich biß z) dem taufer Joannen vnn darnach wirt verkündt das rych gottes / vnd man mag gewalt daran legen. Vnd es mag ee geschehen das himel vnd erd vergang / weder das ein b)chstaben spitzlin dem gesatz abgang.8 Z) dem andern wirt diß gebot verstan- [Bl. XCIIv] den nach dem geist / vnd nach meynung gottes der es gebotten hat. Dem nach wirt hie verbotten alle begird des hertzensc / a b c

Das gesatz gr(ndt sich vff die lieb. Diß gebot hat auch zwen verstant. Diß gebot verb(t auch begirden des hertzens.

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Das siebte Gebot wird mit einer Straßenszene veranschaulicht, in der ein Dieb hinterrücks stiehlt (vgl. Bildtafel Abb. 8). DP „in persona sociali eademque carne“ (499,11) DP „et utrumque tam in opere quam corde, tam affectu quam effectu“ (499,11f). DP verweisen auf 1. Kor 13 sowie Gal 5 und ergänzen im Anschluss an Röm 13,10 „Ideo plenitudo legis est dilectio.“ (499,16f) DP „ad literam et secundum sonum vocis“ (499,23). DP „sic solummodo opus ipsum furti hic prohibetur, quia dicit: Non facies furtum, non utique ait ,Non doceas, non ostendas, non cupias‘, sed ,non facies‘.“ (499,23–25) Lk 16,9.13–15. Lk 16,16f. – DP ergänzen „Ecce violentia opus est in dei praeceptis, quia non tantum non cortex verborum, sed nec unus apex praeteribit &c.“ (500,1f)

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also das du diß gebott nit erfüllest / du syest dann arm im geist. Wie geschriben stat. Selig sind die armen des geists.9 Ja die gleubigen Christi / werden im Psalter an vil rtern genent die armen.10 Vnd darumm der geist diß gebots ist die innerliche arm)t / do mit diß gebot erfült wirt / doch nit on die gnad gottes / angesehen das der mensch natürlich von der erbsünd her vol begirden steckt.11 Wo einer diß gebot allein halten wlt nach dem üsserliche werck vnn schyn / der betrügt sich selbs Wie im psalmen geschriben stat. Die warheit ist nit in irem mund12 (dann sy leren allein halten das werck des gebots) vnn ir hertz ist arglistig13 (dann sy werden betrogen / so sy sich gerecht schetzen vß dem volbrachten werck / vnd darneben nit erkennen ir bse begird.) Doher kumpt das sy nit ersüfftzen nach der gnaden / vnd erkennen sich nit für sünder / vilmer stan sy sicher vnn on sorg. Wider die red sant Paulus. Wie lerestu das man nit stelen sol / vnn du stilst14 / verstand mit der begirden15. Wo sich der mensch verwilligt mit begirden z) dem diebstal / nimpt es got an für übertrettung diß gebots wenn schon das werck nit hernach folgt. WIr wllen n)n l)gen wie mancherley werck (die vß der begirlicheit ein vrsprung hant) wider diß gebot geschehen / mgen sy echter erzelet werden / dann die gytikeit spreyt sich gar wyt vß. DAs erst werck nach dem b)chstaben16 ist der diebstal. Diebstal geschicht in fünfferley gestaltd 17 / wie die iuristen sprechen / die gar Àyssigliche dise matery handeln / angesehen das sy ir teglich brot gewinnen mit recht sachenĮ.18 Z) dem ersten / ist schlechter diebstal / do einer etwas entzücht einem andern on sinen willen vnd wissen / [Bl. XCIIIr] vnd das mag n)n geschehen antweders in besonderen dingen / oder in heiligen dingen / oder in hinwegf(rung der menschen / oder raubung des ¿hes / oder so einen gemeynen nutz etwas wirt abtragen.19 Dise .v. grad werden z) vnsern zyten gar hert gestrafft durch die gesatz. Aber vor zyten im alten gesatz was der tod nit druff gesetzt / sonder für ein gestolen schaff m)st einer .iiij. wider geben / Vnd für ein ochsen m)st er .v. widerkeren / het er an derst das schaff

d

Diebstal ist f(nfferley.

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B add. oder hendeln – A entspricht DP (500,32).

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Mt 5,3. DP zitieren Ps 10,2 und Ps 9,10.19. DP ergänzen die Überschrift „Corollarium“ (500,12). DP zitieren zunächst die Vulgata und ergänzen dann „Hebraice sic: ,Quoniam non est in ore eorum rectum‘“ (500,15). Ps 5,10. Röm. 2,21. DP ergänzen „licet non opere“ (500,20) und fahren dann fort „Iuristae autem hoc praeceptum non adeo late exponunt, sed manent in limitibus furti, verum coram deo, quicquid agit voluntas, facere dicitur, etiam si opus non sequatur. Scrutatur enim deus renes et corda ps. vii.“ (500,21–23) DP „secundum sonum textus“ (500,28). DP ergänzen „scilicet furtum simplex, sacrilegium, peculatus, abigeatus, plagiatus“ (500, 29f). DP formulieren „Nam hoc praeceptum secundum literam copiosissime et diligentissime tractant in omnibus speciebus, teste propria eorum sermone, quod iuridica facultas sit de pane lucrando“ (500,30–32) und ergänzen „,tolle meum et tuum, et nullo iure opus fuerit‘“ (500,32–34). DP „Si in re publica, peculatus, Si in ablatione iumentorum et pecorum, abigeatus, Si in ablatione hominum, plagiatus.“ (500,36f)

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7. Gebot

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oder den ochsen verkaufft oder geschlagen. Lebt es aber noch / so m)st er es zweyfach widerkern / vnnd so er das nit vermocht / so verkaufft man den dieb.20 Das gesatz were noch g)t. Es ist z) strenge / ia sprech ich gern es werȕ vnrecht / das man eim menschen sol das leben nemmen vmb das zytlich g)t vnd die sele vmb lybs narung. Ist nit der lyb besser weder das kleyd / vnd ist die sele nit mere weder die spyß?21 Darumm sprach der wyß man Prouer. am .vj. Es ist nit ein treÀich groß sünd / so einer gestolen hat. Dann spricht er wyter / es stilt mancher das er syn hungerige sel erfül / vnd so er ergriffen wirt / so widerkert er es sybenfeltig / vnd gibt daran allen syn hußrat / das er sich erledige. Vnd welcher ein eebrecher ist (spricht er wyter) vmb dürfftikeit des hertzens / der wirt verliern syn sele.22 Aber yetzundt strafft man gar sanfft den eebruchf / das n)n fast vnrecht ist / vnn den diebstal den man vil ee solt nachlassen weder den eebruch / nemlich so er vß lybs notturfft geschicht / strafft man z) ernstliche. Darnach strafft man noch herter (als mit ratbrechen) so einer etwas gewychts gestolen hat / so doch eins gewyhten dings vnd vngewyhten glycher bruch vnd wert ist / wiewol man ein aug daruff schlegt / das dem gewyhten ding ein vnere beschehen ist. Es ist gar vnbescheyden der richter vnd fürweser strengikeitg / die wider nyemand sunst also ergrimmen / als wider die / die ir g(ter23 / besitzungen [Bl. XCIIIv] zinß / golt vnd silber ansich ziehen. Do hant sy wie der Argus mer dann hundert augen24. Aber das also vil selen verderben / vnd die christlich kirch verunreinigt wirt mit eebruch vnküscheit vnd anderen gelüstigen vnreinikeiten / ich geschwyg der vnersetliche hellicher gytikeit der symony vnn anderen betrüglicheit / das strafft niemant / ia man zücht die herfür die solichs th)n. Villicht straffen sy die lychten ding also hert / das die schweren laster nit inen sonder got z) stan mit hertikeit z) straffen. Vnn ich glaub das dz war sey / das got im also ein vil hertern rachȖ behelt in den grossen lastern / so vil sy grsser straff anth)nd den kleinern. Sy handleten vil sicherer wenn sy den kirchen dieben vnd anderen dieben übersehen in der gestalt / wie sy begeren das inen von got werd übersehen.25 DAs ander werck ist / so man einem das syn offenlich mit gewalt nimpt wider sinen willenh / als die rauber th)n. Vnd das ist vil schwerer weder schlechter diebstal26. Du ¿nst yetzunt vil edelen / die achten rauben vnd stelen für ein erlichen titel. Die kaufÀüt wissen vnd erfaren offt mit schmertzen die schwere diser sünd. e f g h

Man solt den dieben nit das leben nemmen. Der eebruch solt herter gestrafft werden. Vnbescheyden sind die bl)trichter. Mit gewalt rauben.

ȕ Ȗ

B ist B add. über sy – A entspricht DP (501,25).

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Ex 21,37; 22,2f. Mt 6,25. Spr 6,30–32. DP „recularum“ (501,17). DP ergänzen „et quidem vigilantissimis vigilantiores“ (501,19). DP ergänzen „At si illis parcerent, iam certe ipsa penuria cogerentur et ipsi melius vivere: non parcunt igitur, ne sibi quoque parcatur apud deum. sed sine illos, caeci sunt. De reliquis tribus furtis remitto ad Civiles iuristas.“ (501,27–30) DP ergänzen „quod non ignorante domino, sed praesente et manifesta vi rapit alienum, tamen magis raptores quam latrones ii vocandi sunt, quod latrocinium involvit homicidium.“ (501,31–34)

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DAs .iij. werck ist w)cher27. Man verglycht ein w)cherer einem w)rmi / der in der nuß

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oder im apffel sitzt / vnn dz best darin zernagt. Also verschlugt ein w)cherer mit seltzamer vnn heimlicher wyß die g(ter einer stat Vnd nemlich gan mit disem laster vmb die iuden / die meinen es zymm inen / ia es werd inen gebotten im gesatz / do der heilig Moyses spricht / Du solt nit dynem br)der vff w)cher lyhen gelt / frücht / vnd andere g(ter / sonder dem vßlendigen magstuį w)chern / aber dynem br)der soltu lyhen on w)cher was im not ist.28 Disen w)cher hat manİ vor zyten verhengt29 der hertikeit der iuden gegen den heidenj ȗ / allein darumb / das sy nit w)cherten mit iren mitiuden30. [Bl. XCIVr] N)n l)g yetzunt ob nit die christen bser sind weder diek iuden / die mit iren br(dern w)chern. Also gemeyn ist diß (bel worden / das eim gerechten man für ein lob z) geschriben wirt im psal. Welcher syn gelt nit geben hat z)m w)cher31 / vnd ob du etlich ¿ndest die sich vom w)cher entzihen so geschicht es mer vß forcht weder vß dem hertzen. Dann die gytikeit hat sich gar tieff in menschen gesetzt. DAs .iiij. werck ist betrug in einem handel. Darvon spricht sant Paulus. Es sol niemant hinderkummen sinen br)der in eim handel / wann got s)cht rach über alle dise ding.32 Dise betrügnuß breyt sich also wyt vß das ich yetzunt in sonderheit nit erzelen kanl / wie die hantwercks lüt vnd kaufÀüt in iren hendeln vnd hantyrung offt z) vil33 oder z) wenig th)nd. Doch sol yederman in gemeyn warnemen der regel der liebe / die der herr Mat. am vj. setzt.m Th)nd den menschen / als ir wlten das üch geschee von inen.34 Es ist not das ein yetlicher in sinem handel fürsichtig sey / vnd mit sinen nehsten also handel / wie er mit im wlt gehandelt werden wenn er an siner stat wer. So er dz th)t ist er sicher. Vnn das heißt das gesatz der natur / ia gesatz der liebe. Dann die liebe streckt sich vß z) den dingen die des nehsten synd / vnd betrachtet vorhin was sy ir wlt geschehen / vff das sy dem nehsten auch also th)n. Darumb sprach der herr wyter. Das ist das gesatz vnd die propheten / das ist / sy werden allein mit der lieb erfült / dann by dem gesatz der natur wirt verstanden die gantz vnd gesund35 natur / die ein ding mit der liebe ist. Welcher

i j k l m

Wem ein w)cherer glych ist. warumb der w)cher den iuden verhengt ist gewesen. Hand Betr(gnuß in kauffshendeln hat (berhant genummen. Ein Regel

į İ ȗ

C solt du B gott – A entspricht DP (502,6). B den iuden gegen den heiden irer hertikeit halb

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DP ergänzen „de quo Cato Censor Romanus: fures privati in nervo et compede vitam agunt, publici vero in auro et purpura. unde usurarius sanguisuga populi dicitur“ (501,38–40); vgl. Gellius, Noctes Atticae 11,18,18 (ed. P. K. Marshall, Oxford 1968 [SCBO], Bd. 2, 357,1–6). Dtn 23,20. DP „permissum fuit“ (502,6). DP ergänzen „quo licentius potuerunt in gentiles“ (502,7). Ps 15,5. 1. Thess 4,6. DP ergänzen „mediis“ (502,15). Mt 7,12. DP ergänzen „et incorruptae“ (502,24).

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7. Gebot

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diser regel in sinen handel nit war nimpt / der betrügt lychtlich sinen nehsten ee er es selber gewar wirt / dann es wirt glaub vnn trew gar bald do nit gehalten / man hab dann sonderlich acht daruff36. Aber wie groß ist yetzunt betrügery in der welt?n Man klagt an allen orten dar wider. Ja auch die vnuerstendigen [Bl. XCIVv] buern sind geschyd worden z) betriegen. Vnd warlich diß einig gebot zeigt gn)gsamlich an / dz die welt nüt anders isto weder einander berauben vnd vmb das syn z)brengen. Vnd das noch mere z) klagen ist / es ist z) dem bruch kummen / so einer den andern betrogen hat / achtet er es nit für vnrecht / sonder für recht. Aber wee der welt. Ich bitt dich / durch lauff alle hantwerck / vnd erzele all ire betrügnuß / die man auch teglich vff ein nüwes erdenckt / das es gar geferlich yetzundt mit den menschen handeln ist. Wo kumpt es her das die verkauffer ein dingk düwrer bieten vnd der kauffer das wolfeyler haben wil weder es wert ist / anderstȘ / das der betrug also gemeyn ist worden / das keiner dem andern z)ș sinen ersten worten glauben wil? N)n was ich gesagt hab von den wercken diß gebots vnd von sinem geistlichen verstant (mit namen / das die arm)t des geists sey ein rechte geistlich meynung / dz do werd erwürgt das vnersettlich thier die gytikeit vnn begirlicheitp 37 Die nach der lere sant Pauli ein wurtzel ist alles übels38 / nemlich z) vnsern zyten / do sy sovil strick legt / vnd die teglich meret) das alles sol nit verstanden werden von der arm)t üsserlicher dingq / sonder von der begird. Dann es mag ein armer betler39 rych syn in siner begird vnd innerlicher gytikeit / vnd darz) mag er für got ein dieb syn / so er eim anderen vergüntȚ 40 syn g)t / vnd begert es im. Sant Paul heißt das laster ein abgttery.41 Deßglichen stat im psal. Sy haben gedienet den abgttern Chanaan42 / dz ist / den pfenningen43. Dann Chanaan ist sovil gesprochen als ein kauffman. Darumb mgen wir wol by sinen abgttern verstan das geschlagen vnd gemüntzt silber vnd golt44 / dem die gytigen dienen als die knecht irem herren. n o p q

Groß betr(gery ist in der welt Hand Die gytigkeit ist vnersetlich Arm)t stat nit in mangel der g(ter etc.

Ș ș Ț

C nichts anders dann C nach C mißgünt

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DP „nisi vi aliqua servetur et industria“ (502,26). DP „auri sacra fames, avaricia, phylargyria et cupiditas“ (503,1f); vgl. Vergil, Aeneis 3,57 (ed. R. D. Williams, Oxford 1962 [SCBO], 26). 1. Tim 6,10. DP formulieren „mendici ac religiosi“ (503,4) in Anspielung auf die Bettelmönche. Im Mittelhochdeutschen wurde das Verb im Sinne von „missgönnen“ verwendet (vgl. Grimm, Bd. 12/I, 477f). Kol 3,5. Ps 78,58; 106,36. DP „denariis“ (503,7). DP fahren fort „Denique quod sint cultores auri et servi eius, etiam ps. lxxv. habet, dicens: Et nihil invenerunt omnes viri divitiarum in manibus suis. Non ait ,divitiae virorum‘, sed ,viri divitiarum‘, ut possessos viros, possidentes divitias intelligas: illi servant, istae servantur, ideo illi servi, istae dominae.“ (503,10–13)

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DAs ich ein beschluß mach (es weyß doch yederman wolț diß laster) sag ich / dz diß

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gebot dann erfült wirtr / [Bl. XCVr] so du dich nit allein entzüchst von dem werck / sonder auch mit dem hertzen nüt frembds begerest / ia du m)st auch darz) eim g)twillig hertz habenȜ 45 so dir dyn g)t genummen wirt. Dann es ist dir nüt nutz / wenn du frembds g)ts nit begerst vnd doch das dyn vngtliche lieb hast. Glych wie in dem v. gebot mag einer gegen im selbs ein todschlager werden / wenn er schon sunst niemant ertdt / oder über niemand erzürnet. Deßglychen mag einer in dem .vj. gebot mit sinem eewyb ein eebrecher werden. Also mag einer in sinem eigen g)t ein dieb oder gytiger werdens / so syn liebe z) vil daruff hafft / wiewol so einer sich selbst erschlegt / ist z) vermessen das er ein andern auch darff erschlagen / oder z)m minsten im das leben vergündt. Vnd welcher syn hußfraw mißbrucht / mag man wol gedencken / das er bereyt sey ein fremmde auch z) beÀecken / nemlich mit der begird. Also auch hie welcher z) vil lieb hat syn eigen g)t / wer wil glauben das er nit auch frembds begere. Darumm sol einer ein glych gem(t haben46 in synen g(tern / das er nit trurig wird / so er drumb kumpt / vnd auch sich nit erfrew / so sy im z) fallen / Wie im psalter geschriben stat. Ir sollent nit hoffen in die vngerechtikeit / vnd sollen nit begern den raub / vnd ob die rychtumm üch z)Àiessen / sollen ir das hertz nit daruff setzen.47 Das vermag vnsere geschwechte natur nit von ir. Darumb m)ß man es von Christo begeren / der vmb vnsert willen arm worden ist. Ja es sol der mensch by dem yetz gemelte grad nit blyben. Er sol vil mer den andern mitteylen syn g)tt / weder das er frembds begere. Dann das erfordert die liebe (die dz gesatz allein erfült) das man sich nit allein wyt abzihe von des nehsten g)t / sonder auch (mag es bequemlich geschehen) m)ß man dem nehsten z)hilff kummen mit eignem g)t / dann onzwyfel es begert ein yetlicher das im also geschehe48 wenn jn not an gieng. Darumm kan man in [Bl. XCVv] disemu gebot (das wider die verworren hendel geben ist) kein besser regel geben / weder so einer z) schaffen vnd handeln hat mit sinem nehsten / das er für augen nem diß wort Christi / das alle gebot geistliche erklert.v Th)nt den andern menschen als ir wlten das üch von inen geschee.49 Also sprach auch Thobias. Th) das eim andern nit / dz du dir nit wilt geschehen.50 Wenn man dise regel wil eben ansehen / so wirt man lichtlich vnderricht / was vnd wie z) handeln ist in allen fellen diß wytl uf¿gen gebots. Dann begerest du dir rychtumm vnd mißgünnest sy dynem nehsten / yetzundt hastu nit die lieb / sonder gytikeit / vnd hast gesündt wider diß gebott. r s t u v

wie vnd wann disz gebot erf(lt wirt In eygnem g)t mag einer ein dieb werden. Zytlich g)t mitteylen Hand Durch dise regel werden alle gebot geistlich erklert

ț Ȝ

C om. B add. vnn nit entricht werden – A entspricht DP (503,16).

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DP „aequissimo animo feras“ (503,16). DP „neuter esse“ (503,25). Ps 62,11. DP fahren fort „scilicet ut sibi tribueretur et nemo sua cuperet sed omnia candide faverent“ (503,34f). Mt 7,12. Tob 4,15.

7. Gebot

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Dann du bist ein dieb für got / so du genummen hast dinem nehsten gunst der g(ter / den du im schuldig bist. Daruß merckestu das vil gehessig sind den dieben51 / vnn sind sy doch grsser diebw / angesehen das on die gnad niemant ein hertz hat das nit beÀeckt sey mit gytigkeit. Aber die ersten dieb henckt der keiser / die andern tdt der schpfer. Vnd darumm verbüt diß gebot nit allein den diebstalx / es gebüt auch52 das der mensch gegen sinen nehsten sol milt syn vnd geneygt z) geben / das er n)n nit vermag er sey dann im geist gantz reyn von dem diebstal. Es ist auch vil krefftiger diß gebott so es verbüt z) stelen / weder so es gebüt z) geben / Dann es mcht einer frygebig syn53 / vnn dannocht darneben han begirlicheit z) frembdem g)t54 / n)n ist aber mit disem gebot / Du soltt nit stelen / alle begirlichkeit auch abgeschlagen55. ES ist ein frag ob die spiler auch dieb syenty / vnd ob sy schuldig sind den gewinn wider z) keren. Es ist offenbar das die spiler (die gewinß halb spilen) sünden mit begirlicheit vnd gytikeit / vnd darumm sind sy auch dieb vor got / vnd begerer frembdes g)ts. Dann es spilt keiner mit dem andernz / das er im syn g)t geben wl / so er es [Bl. XCVIr] im wol geben mcht on spilen. Darz) spilt er nit das er verlieren wl / oder wl s)chen eim frembden sinen nutz als synen eygen nutz / vnd darumb ist spilen alwegen wider die lieb / vnd kumpt vß gytikeit / dann ein solcher s)cht sinen gewinn mit eins andern schaden / oder z)m minsten s)cht er nit sines nehsten nutz als sinen eigen nutz. Aber doch ist ein spiler nit schuldig den gewin wider z)keren / dann er raubt nit vor angesicht der menschen / darz) zücht er im nit z) frembds g)t mit vnwillen des selbigen g)ts herren / der mit verwilligung ingangen ist das spil.a Dann sy beyde mit willen vnd wissen wagen ir gelt / vnd darumm welcher do verlürt / der verlürt willigliche vnd wissigliche. Es ist ein allerb gerechtest gesatz / so einer lieb hat geferlicheit / das er darin verderb. Doch were es ein artliche straff / mcht es gesyn / das sy beyde verlürent. Dann das wer ein billich recht des spileß / angesehen das einer gegen dem andern mit beider geferlicheit / (bt sine gytikeit.56 Oder das wer auch g)t / dz man inen beyden nemm den gewin / vnd legte jn an ein gemeynen nutz / angesehen das sy mit irem spilen th)nd wider das gebot57 der christliche kirchen. Das aber die widerkerung nit not seyc / nym ich daruß / were des ein vrsach so müsts dise syn / das solcher gewin überkummen würd mit sünd vnd wider das gesatz / solt man n)n w x y z a b c

Es sind vil geistlich dieb was disz gebot geb(t. Ob spiler dieb syent Vrsach warum man spilt Ob gewin sol widerkert werden. Hand Vrsach darumb der gewin nit not ist z) widerkeren.

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DP ergänzen „et furta“ (504,6). DP ergänzen „af¿rmativissimum“ (504,9). DP ergänzen „ut in statu incipientium“ (504,12). Das „z) frembdem g)t“ ist Ergänzung gegenüber DP. DP „ideo nondum perfecte legis huius impletor, qui debet esse purissime liberalis.“ (504,13f) DP ergänzen „optima tamen poena foret, si posset ¿eri, ut uterque amitteret: hoc enim esset ius ludi verum, quia uterque cum periculo suo cupiditatem erga proximum exercet“ (504,27–29). DP „Canonem“ (504,30); vgl. Decretum Gratiani D.35 c.1 (ed. Friedberg, Bd. 1, Graz 1959, 131).

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alles widerkeren das man mit sünd überkumpt / so m(sten die offen wyber iren gewin auch wider geben. Ja die kaufÀüt58 / so sy on betrüglicheit etwas verkauffen / aber in iren hendeln sich gebruchen lügin vnd falscher schw(r59 vnn mit gytikeit z) kauffen oder verkauffen bewegt werden / die m(sten allen gewin widerkeren / das doch vnbillich wer / so dem nehsten nit vnrecht geschehen ist in irem handel / sonder gott ist allein ein schmoch geschehen mit irem sündlichen schweren / oder liegen / vnd darumm sind sy schuldig got60 ein widerke- [Bl. XCVIv] rung z) th)n / nit mit dem überkummen g)t / sonder mit rew vnd leyt vnd mit dem willen dem sy in siner boßheit z)willen sind worden. Also mag man auch sagen von den priestern vnd geistlichend / die do vil pfründen besitzen / vnd doch nit betten oder gn)g darfür th)nt / die sind nit schuldig wider z) keren die yngenummen g(ter / sonder sollen b)ß wircken ires mißbruchs halb / dann der bapst hat gewalt die z) verlyhen / aber l)g du z) der du dich darbütst vnn solch / pfründen erlangest. Vor zyten zoch man z) der priesterschafft die frummen menner wider iren willen / darumm het sy das folck lieb / yetzundt felt man selber z) wider des folcks willen / vnd darumm haßt man sy. Es nimpt yetzunt die gytikeit der pfründen gantz überhant.e Aber erlangt man sy on betrug / so ist kein widerkerung z) th)n / wiewol kümmerlich geschehen mag / das einer on betrug sich darbüt / nemlich z) den emptern die vff inen der selen sorg tragen. Dann es wirt der bapst vnd das folck betrogen / wann ein solcher nit der ist / den ein solchs ampt erfordert. Vnd wer wil aber sich für ein solchen geschickt achten? Ich geschwyg das vil vnuerschempt für sich selbs bitten z) einem solchen ampt. Von dem zinß gelt.61 WYter th)t die gytikeit mit dem i rlichen zinß oder gülte der gantzen welt ein grossen schaden / dann man kaufft solche allein darumm / das der gewin gemeret werd / vnn gewiß sey das g)t on arbeit vnd geferlicheit / vnd dz dannocht nit das man got dester frylediger diene oder der nottürfftikeit z)hilff kumm / das dann des bapst meynung gewesen ist der solch gülte nachgelassen hat / vnd nit das man m(ssig darby gang. Dann es ist arbeit vnd sorg allen menschen vffgelegtf / Wie im b)ch der geschpff am .iij. geschriben stat. Du solt essen dyn brot in dem schweyß dins angesichts.62 vnd Job am .v. Der mensch [Bl. XCVIIr] wirt geborn z) der arbeit wie der fogel z) dem Àiegen.63 Vrsachen das einer mit recht mg i rlichen zinß kauffen sind / Z)m ersten alt lüt / kinder vnnd krancken / dann dise hant arbeit gn)g mit irem leben. Z) dem andern / welche mit ander arbeit sind bekümmertg / als die do gott dienen / geistlichen / priester / prelaten. Item die sich bekümmern mit der heiligen geschrifft vnd mit d e f g

Priester die nit betten sind nit schuldig. Die pfr(nden werden ser mit betrug erlangt. yederman sol arbeiten vnn syn brot gewinnen. Was vrsach die ierlich g(lt entschuldigen.

58 59 60 61 62 63

DP ergänzen „et negociatorum“ (504,34). DP ergänzen „seclusa tamen fraude erga proximum et dolo in re quae tractatur“ (504,34f). DP ergänzen „et legi“ (505,1). Die Überschrift ist eine Ergänzung gegenüber DP. Gen 3,19. Hiob 5,7.

7. Gebot

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dem wort gots. Darz) welche einer gemeyn dienen oder andere notturfftikeiten hilff th)nt / als fürsten / ratßherren / fürweser der stett oder drffer. Aber sunst / angesehen das got eim yetlichen geben wirt nach siner arbeit / was werden von im entpfahen die müssiggenger / die do mißbruchen ir gelt z) dem gewin / den gewin z) dem müssigang / den m(ssiggang z) lybßlüsten vnd lybßlust z) den sünden? Darumb stan die nit sicher die allein zinß oder gült kauffen / das sy inen selbs do mit wol warten vnd dienen. Nit das es also bß sey zinß kauffen / aber das ist vnrecht / das man darmit dienet den gyt / vnd s)cht allein darin gewiß vnd versicherte rychtumm.

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Dz .VIII. gebot Du solt nit fal-

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sche gezügnuß reden wider dyn nehsten. [Abb.]1 S ist kunt das die zung vnder allen glydern nach dem [Bl. XCVIIv] hertzen / ist das aller sündigst glid / darumb auch sant Jacob nennt sy ein welt der boßheit2 / dann es sündt sunst keyn glid in so mancherley gestalt / vßgenummen das hertz / das sündt mit allen sünden. Die laster der zungen / die do geschehen mit schweren / geloben / betten / leren / gotßlestern / vnn andre wort die stracks gott für ein gegenwurff han / werden verbotten in dem andern gebot. Ja die zung mag sünden wider das .iij. iiij. .v. vj. vij. vnd .viij. gebot / in allen gebotten wirt die zung gerürt / vßgenummen das erst .ix. vnd .x. gebot / die das gem(t antreffen.a Wider das iij. gebot sündt die zung / so sy nit bettet / dancksagt / oder etwas g)ts3 lißt am fyertag. Wider das iiij. sündt sy / so sy hoffertiglich z)redt den eltern / oder vnersame antw)rt vnn bescheyd gibt oder sy schmeht. Wider das .v. sündt sy mit À)chen / lestern nachreden etc. Wider das .vj. mit w(sten vnschamhafftigen worten. Wider das .vij. so sy redt / oder vermanet z) stelen / oder ein diebstal entschuldigt etc. Wider das .viij. das wir yetzunt vndern henden hant / mit liegen / schmeycheln etc. Dann z) glycherwyß / als verbotten ist / nit schaden z) z)f(gen eigner person / oder verwanten personen / oder des nehsten g(tern / also wirt hie verbotten aller schaden / den einer th)n mcht sinen nehsten in sinem lümet / lob / eren / oder namen. Ider diß gebot sünden4 z)m ersten alle lererb / nemlich der heyligen geschrifft5 / die do iren iüngern6 falsche lere geben. Vnd das mag in zwen weg geschehen / wissigliche oder vnwissen / vnn nach dem sünden sy schwer oder lycht. Z)m ersten sünden am aller schwersten wider diß gebot / die lerer der heiligen geschrifft / wenn sy das wort gotts verkern vnd falsch vßlegen oder f(gen es sunst nit recht z) irem fürnemen. Dann es kumpt daruß / das von eim nit recht geredten spruch / die selen werden erschlagen / oder z)m minsten die vnseligen gewissen gecrü- [Bl. XCVIIIr] tzigt. Von den ersten sind die ketzer vnd eygensinnigen menschen / die das wort gots vßlegen nach irem sinn vnd wie es inen dienetc / so sy das widerspil solten th)n / nemlich was den glauben antrifft vnd der selen heyl. Das achtet gott für ein solch groß sünd / das sunst kein sünd in der geschrifft so offt vnd hert gestrafft wirt durch ¿guren vnd wysagungen. Wie am .iiij. psal. Ir menschen kinder / warumb sind ir also eins herten hertzen / warumm hant ir lieb

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W

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a b c

Die zung s(ndt schier wider alle gebott. Die lerer s(nden wider disz gebot. Dz wort gots verkern ist ein grosz s(nd.

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Die Abbildung zeigt eine Gerichtsverhandlung, bei der ein Zeuge gegenüber einer angeklagten Frau, die den Richter um Erbarmen bittet, einen Eid leistet (vgl. Bildtafel Abb. 9). Jak 3,6. – DP formulieren „iniquitatis“ (505,35). Das „etwas g)ts“ ist Ergänzung gegenüber DP. In den DP als Zwischenüberschrift hervorgehoben (506,14). DP „maxime autem theologi et universi …“ (506,15). DP „discipulis“ (506,16).

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8. Gebot

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die üppikeit vnd s)chen die lügen?7 Vnd am .v. Psal. Du hast gehaßt alle die / die do wircken die vngerechtikeit / vnd du wirst verderben alle die / die do lügen reden.8 Vnd am ersten psal. Selig ist der man / der nit gangen ist in rat der vnmilten / vnd nit gestanden ist im weg der sünder / vnd nit gesessen ist im st)l der versptter.9 Kurtz wo der prophet redt von den betrüglichen menschen / vnd von der betrüglichen zunge / vermerckt er die falschen zungen.10 Vnd wenn solch ketzer sich entschuldigen (wie die Pigharden in bhem th)nd) sy th)n es in g)ter meinungd / so sind sy darum nit entschuldigt / dann irer ernst z) der geschrifft11 kumpt vß hoffart / dz sy sich nit wllen lassen vnderwisen / noch z)hren / sonder wllen selberĮ meister syn. Wie sant Paul z) den Rmern am .x. spricht. Ich geb inen gezügnuß / das sy den gots ernst han / aber nit nach kunst.12 Vnn z) den Gal. am .iiij. Welcher üch betr(ben vnd verwerren wirt / der wirt syn vrteil tragen.13 Solche ketzer han ein g)ten ernst / ȕaber sy han kein forcht / dann sy versichern sich mit solchem ernst /ȕ glich als irten sy nit wenn sy ein g)t meinung han / sprechen. Die sünd geschicht mit fryhem m)twillen / vnn die meinung gibt den namen dem werck. N)n han wir sprechen sy ein g)te meynung / vnn ein rechten gtlichen willen. Vnd mit dem werden sy verstopfft vnn versichert. Denen sol man antw)rten / das sy haben ein verkerten bsen willen / vnn vergiffte meinung / vnd dz deßhalben14 / dz sy also hoffertig sin / dz sy nüt anders [Bl. XCVIIIv] wllen hren weder ir meynung / vnd wllen sunst niemant glauben weder irem geistlichen15 willen.e Vnd so sy die innerlich hoffertikeit nit erkennen / so hencken sy ir an ein erdacht g)te meynung / vnd ein gestifften g)ten willen. Dann ein ware g)te meynung / vnd ein grüntlicher g)ter will stat nimmer sicher vnd on forcht. Er besorgt sich alwegen siner werck mit dem heiligen Job16 / ia auch siner wort vnd gedanken / vnd darumm anhangt er nymmer sinem g)ten willen oder g)ter meynung / sonder er ist mer bereyt den andern wychen weder im selbs z) glauben / wie hübsch ioch syn meynung ist. Vnd die forcht macht dz er sich nüt nüwß vnderstat / das er einikeit vnd friden behelt vnn meret einm(tikeit. DArnach sind die andern / die do nüt falsch leren vnn niemant mit falscher lere todschlagen / aber sy leren vnd vnderwysen schlecht obenhin minner weder sy soltenf / vnd darumm sind sy crütziger der gewissen / vnn pyniger der selen. Als dann die sind / die on abbruch d e f

Die ketzer entschuldigen sich auch. hoffart macht vil ketzer. Minner leren dann man schuldig ist.

Į C om. – A/B entsprechen DP (506,37). ȕ-ȕ C om. – A/B entsprechen DP (507,4). 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

Ps 4,3. Ps 5,6f. – DP ergänzen „ubi de talibus magistris loquitur, ut patet infra, decidant a cogitationibus suis, id est studiis &c.“ (506,29f). Ps 1,1. DP ergänzen „Dico ergo: Nunquid excusantur, cum faciunt id pia intentione et zelo dei?“ (506,34f) DP nur „iste zelus“ (506,37). Röm 10,2. Gal 5,10. – DP verweisen korrekt auf Gal 5 und ergänzen das Zitat Gal 1,8 (507,2f). DP formulieren „non dico eam quam sentiunt et allegant, sed profundiorem illam“ (507,8f). DP „pia“ (507,12). Vgl. Hiob 9,27f.

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des glaubens Christi leren gerechtikeit der werck / aber selten den glauben / vnd dick die werck. Von welchen als mich bedunckt geschriben stat Apoca. am .ix. Das die hewschrekken nit solten tdten die menschen / aber solten sy pynigen .v. monet lang17 / dann sy leren das man durch die werck gn)g th)n sol für die sünd / vnd so man das schon gethon hat / so ist noch kein r)w in den gewissen / dann der glaub Christi gibt die r)w allein. Darumm so die heilig geschrifft mer wil gehandelt werden mit forcht vnd dem(tikeitg / vnd mer wil ergründt werden mit andechtigen gebet / weder mit scharpffer vernunfft / so ist es vnmüglich das die nit schaden th)n inen selbs oder den andern die sy leren / die also mit blosser vernunfft / vnd vnbereyt18 / wie die schwyn fallen in die heilige geschrifft / glych als in19 ein andere menschlich kunst / vnn bekümmernh sich darin on alle ersamkeit20. Doher kummen [Bl. XCIXr] sovil freueler gesellen21 z) vnderwysen / vnn so bald sy bericht synd in der gramatick oder ersten latinischen kunst22 / wllen sy glych lerer der heiligen geschrifft syn / sprechen. H / die bibbel ist ein lycht ding. Vnd frderlichȖ th)nd das die gesellen / die iren buch vnd gem(t erfült haben mit den kleyen der schwyn / das ist / der heidnischen meister23. Vber die klagt sant Hieronymus / das sy nach irem bedunkken zihen die widerfechtende geschrifft24 / vnd ist yetzundt ein sprichwort vfferstanden dz die geschrifft hab ein wechßen nasen. Das kumpt von den vnberichten lerern / die do ligen z) gygen25 vnd spilen in dem b)chstablichem / heimlichem / sitlichem / vnd himeltr chtigem sinn26 / die man nent doctores scholasticos27 / deren vil weder den b)chstaben noch den geist der heiligen schrifft erkennen. Es ging wol hin die ¿erfeltig vßlegung der geschrifft für die anfahend / aber den rechten grunt28 darin wllen setzen / das ist str fÀich / angesehen das nieman den rechten verstant haben mag on reinikeit des hertzens.29 ZV dem andern / th)nd wider diß gebot įnach dem b)chstabenį die Juristen / so sy in iren verworren hendeln30 sunst nüt s)chen weder den syg / vnd dz sy den behalteni / so

g h i

wie die heilig geschrifft wil gehandelt syn. Hand Juristen wllen recht han.

Ȗ C sonderlich į-į C om. – A/B entsprechen DP (508,6). 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29

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Offb 9,5. DP „illotis pedibus“ (507,28). DP „tanquam sit“ (507,28). DP „nullo reverentiae discrimine“ (507,29). DP „promptuli“ (507,30). Das „oder ersten latinischen kunst“ ist Ergänzung gegenüber DP. DP „philosophorum“ (507,33). Hieronymus, Epistulae 53,7 (CSEL 54, 453,1–454,12). DP formulieren „insulsi illi et inepti somniatores“ (507,35). Nikolaus von Lyra, Postilla, prol., Basel 1506 (VD 16 B 2583 / Ex. HAB Wolfenbüttel ‹H: C 33.2° Helmst.›), fol. 4va. DP ergänzen „et hoc propriissimo veroque nomine: Scholastici enim sunt, id est ludicri et lusores, immo et illusores tam sui quam aliorum“ (507,37f). DP „fastigium eruditionis“ (508,1). DP ergänzen „Illam autem quadrigam versant etiam impiissimi. Vide B. Hieronymum in prologo Bibliae de eadem temeritate tractantium scripturas.“ (508,3–5) – Vgl. Hieronymus, In Is. prol. 3–4 (CChr.SL 73, 1,25–2,45). DP „in Labyrintho suo, id est foro contentioso“ (508,7).

8. Gebot

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s)chen sy was sy knnen / vnd zihen herz) was inen nummenİ dienen mag / vnd wider die ander parthy sin mag. Do künnen sy wunderbarlichen einen text zihen vff widerwertige sachen / kurtz es ist vil geferlicheit in ir studium gefallen. Ja sprechen sy / Es sol sich niemant dargeben vnd schuldigen. Was sagt aber der herr? Du solt nit falsch gezügnuß reden wider dyn nehsten / Wie haltestu n)n das / so du etwas für dich züchst wider jnȗ der ein recht sach hat? Aber die Juristen han ein groß fryheit / niemant darff wider sy redenj / oder sy vrteilen / Vrsach / nieman kan mit recht straffen das er nit verstat. N)n ist des rechts verstant vnerschpfÀich / vnd ist nie kein iurist vnd rechtherrȘ erfunden [Bl. XCIXv] der alle ding hab gewißt / vnd darumm sol man sy nymmer vrteilen biß man verstand ire recht. Ja dem nach darff man sy nymmer vrteilen / dann sy werden alwegen sprechen / man verstand nit das darumb man sy strafft. Aber eins ist darneben z) merckenk / das die recht vnd menschlich satzung haben31 ein vfsehens vff friden / liebe / vnd einhellikeit / daruff sich alle recht lenden als vff ir end vnd leben / wiewol man des yetzunt wenig acht hat / vnd darumm welcher die ding in den gesatzen nit vermeint / der mißbrucht șdie rechtș 32. Darumb so einer s)cht durch ein gloß wider den text ein schlüpfÀchlin / das er die sach vffzihe vnd grsser mach / meynstu das er hab das lebendig gesatz? Ja fürwar er s)cht den b)chstaben des tods / vnd arbeit wider den friden. Aber es ist yetzunt darz) kummen / welcher nit die list bruchen kan / der wirt kein iurist geschetztl / mag auch nimmer rych werden. Wann sy also fast den friden s)chten / als den krieg / so drfft man nit sovil b(cher vnd m( vnd arbeitȚ 33. Darumb sich nit an die blosen wort / vnd zihe oder wege sy nit nach dynem gefallen / sonder l)g das sy lenden z) endung des kriegs vnd vndergang der hadderung. Hie sol man gar Àyßigliche acht han des .vj. capitels der ersten episteln / so sant Paulus den Corinthern z) geschriben hatm / do strafft er sy / das sy vmb weltlich vnd zytliche ding gericht besessen / vnd nit vil mer schaden in g(tern lidten.34 Item Christus heyßt auch den mantel dem geben / der den rock nimpt.35Aber do sprichstu / Es sind r tt nit gebot / anderst dann das gebotten wirt das das gem(t darz)

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Nieman darff wider die iuristen reden. Warum menschlich gesatz gemacht sind. Jurist m)ß bruchen list. Die christen sollen nit haddern vmm zitlich g)t

İ ȗ Ș ș-ș Ț

B om.; C nur. B dyn nehsten – A entspricht DP (508,13). C rechter B sy B add. han

31 32 33 34 35

DP ergänzen „licet neglectissimum“ (508,19). DP „quae si quis non intendit, legibus non utitur, sed abutitur“ (508,21). DP „non tot libris laboribusque foret opus“ (508,25f). 1. Kor 6,2f.7. Mt 5,40.

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bereyt syn solț. Die wunderbarliche bereytung36 verstand ich nit / die do nymmer37 z)m werck kumpt / Vnn wirt auch hie nit recht verstanden sant Augustin / der für sich nimpt das exempel Christi / als er vor Annam geschlagen ward an backen / vnn doch den andern nit darbott.38 Hieher mgen villicht [Bl. Cr] auch gehren die elenden menschen / die sich vil m(ent in Aristotelis geschrifft39 / den sy doch nit recht verstanden / sonder mit erdichten glosen ir selen beschweren / vnd das sy halten für natürliche künst / sind offt lutere lügen.n Vnnd sind an dem ort die Poeten vnd andre fabeldichter vil glückseligerȜ angesehen / wie sant Augustinus schricht / das die poeten ir fabeln nit fürwar halten / sonder üppigß lüst halben darmit vmbgan40 / aber die Philosophi meynen ire fabeln syent gantz warhafftig etc. Der heid Aristoteles hat vil zwytrechtikeit vnd widerwertige meynungen bracht vnder die nüwen gtlichen lerer.41 Th)nd n)n wider diß gebot die yetzgenant lerer vnd meister / wo blyben dan die treymer vnd die verloren menscheno / die do predigen falsche wunderzeichen vnd lügenhafftigen legend / vnd zeigen erdicht heiltumm / vnd sagen freuenliche von heimlichen gesichten? Do kumpt einer42 der spricht / er hab geredt vnn gelacht mit Christo vnd siner m)tter.43 Der44 spricht er hab des hewes daruff Christus gelegen ist / das doch diß iar gewachsen45 ist. Ich hab gehrt das ein wyb vß anreytzung des ¿ndsp vnd verhengnuß gottes / hab genummen heimlich har46 / vnd hat es dargereycht eim solchen dorechten heiligen erer / hat jn überredt / es sey über mere herkummen von den harlocken sant Catherinen. Der gauckel man hat es glaubt / vnn hat es für heiltumm den menschen dar gebotten z) küssen. Was n o p

Die Pten (bertreffen etwan die Aristotelischen. Wider die st(tzenirer [C stacinierer; D stationirer] Hand

ț Ȝ

B add. wie es die andere lerer erkleren – A entspricht DP (508,32). B loblicher – A entspricht DP (509,4).

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DP ergänzen „animi“ (508,33). DP ergänzen „procedit et“ (508,34). Joh 18,22f; vgl. Augustin, De sermone domini in monte 1,19,58 (CChr.SL 35, 68f,1482–1486). – DP ergänzen „ac per hoc male defenduntur ipsi“ (508,36). Wenn Luther im Folgenden im urprünglichen Manuskript einen Abschnitt über die Ärtze gestrichen hat (vgl. Löscher, 713), so fehlt dieser auch in Münsters Übersetzung. DP formulieren „per philosophiae Aristotelis falsissimum nomen“ (508,38). Augustinus, Soliloquia 2,11,20 (CSEL 89, 71,11–72,10). Statt des letzten Satzes führen die DP in einem größeren Zusammenhang aus „Nam si meo consilio Aristoteles legeretur, certe vel in medio anno disci posset ab ingenio mediocri, Legeretur autem non sicut hucusque lectus est ea ¿de et religione, qua sacrae literae, immo amplius, sed sicut alia quaecunque levis et extranea materia, tantum ut sciretur, non ut defenderetur. Vere enim sumus seducti per Aristotelem et commenta eius, atque si aliud non esset, hoc unum satis erat argumentum, quod tot sectae et capita sint in ista bestia gentili, simili Hydrae in Lerna: nam ibi sunt Thomistae, Scotistae, Albertistae, Moderni, et factus est quadriceps Aristoteles et regnum in seipsum divisum, et mirum quod non desoletur, sed prope est ut desoletur. Quomodo ergo potest ¿eri, ut veritas sit in tanta opinionum confusione? cum enim sint contrariae, necesse est ut et falsae.“ (509,7–17) DP ergänzen „impudenti fronte“ (509,21). DP ergänzen „puto etiam saltasse“ (509,22). DP „Hic“ (509,22). DP ergänzen „et raptum in horreo“ (509,23). DP „pubem“ (509,25).

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geschahe? Es ¿ng an das schnd hare wunderwerck z) th)n / vnd das ist billich / dz die betrogen werden mit lügen die nit eren die warheit.47 Es geschicht des dings vil hin vnd her / vnd die vngelerten priester predigen solche fabeln / vnd allermeist werden die ding gemeret durch die münch die im land vmbher stationiren.q Darz) vnser hirten vnd selsorger48 hant nit vil mißfallen an solchen merlin vnd ablaß verkündung / vnd der glychen. Es gefalt inen baß weder [Bl. Cv] das ewangelium / dann es brengt nutz / so das folck abwendt syn gehr von der warheit / vnn kert sich z) den fabeln.49 Aber wee vnd aber wee solchen merpredigern. Es drfft die christlich kirch an diser sach einer grosse besserung50 / dz man gar nüt ließ predigen / wie g)t vnd geistlich es were / es wer dann vorhin bewert51. Dann vnder der mitlenȝ gestalt52 sind die setzamen fabeln auch vnder die prediger kummen / das sy gar nahe übertreffen in fabeln vnd lügin die heidischen poeten. Ja ich wlt gern sprechen / das es nit gantz sicher ist / das man die bewerten legend vnd wunderwerck also predigt / das das heilig ewangelium wirt iren halb vnderwegen gelassen. Man sol nit die gantz predig vß mit solchen legenden vmbgan / sonder etwan wo sy mgen dienen / sol man die in das ewangelium zihen. ZV dem andernȞ / wirt hie verbotten alle lügin vnd falsch gezügnuß wider den nehsten. Es ist nach dem heiligen Augustino ein tryfaltige lüginr / ein schimpÀich53 / dienstlich / vnd schedliche.54 Ein schimfÀiche / ist eigentlich nit ein lügin / dann es vermerckt glich iederman das nüt daran ist / vnd wirt niemant do betrogen / vnd welcher solchen schimpff redt / der wil in der gestalt reden / das es yederman verstand für ein lügin55. Doch ist es sünd / dann es ist ein üppige vnd vnachtbarȟ red56 / vnd mag syn das die einfaltigen darmit betrogen werden57. Z)m andern58 ist ein dienstliche oder nutzliche lügin / daruß59 einen nutz oder heil on des andern schaden entspringt. Als so etwan ein fraw were in geferlicheit irer küscheit / vnn

q r

Fabeln predigen brengt mer nutz dann das ewangelium. Es sind tryerley l(gin

ȝ Ȟ ȟ

B milten; vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182). C ersten – A/B entsprechen DP (510,9). B vnnütz

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2. Thess 2,10f. – DP ergänzen „Ecce haec cum sint tam impura et impudentia, ut nec coram pudicis referri possint, tamen ¿unt. Igitur hii loquuntur falsum testimonium non contra homines, sed contra deum et sanctos iam regnantes.“ (509,29–32) DP nur „pastores“ (509,35). 2. Tim 4,3f. DP „reformatione“ (509,39). DP formulieren „authenticum et canonisatum esset“ (510,2). DP „pietatis specie“ (510,2). DP „Iocosum“ (510,10). Augustin, Enarrationes in psalmos 5,7 (CChr.SL 38, 21,1–23,53). DP ergänzen „et nugari“ (510,14). DP „turpiloquium seu scurrilitas et vaniloquium“ (510,14f). DP ergänzen „maxime quando in religionibus ¿t iste iocus, ut cum dicitur ,Si rem perdidisti, da calidam similam pro eleemosyna et salem benedictum desuper pone‘, scilicet super rem perditam, ,et invenies‘, quod rudes intelligunt ,super similam‘ et credunt se inventuros, et similia multa.“ (510,16–19) Ergänzung gegenüber DP. DP ergänzen „et utilitatem suam vel alterius“ (510,20f).

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einer sprech / sy wer nit an dem ort do sy doch ist / oder deßglychen. Solich lügin sagten die iudischen hebammen in Egipten.60 Deßglychen thet auch Michol Dauids hußfrauw.61 Ob aber man solcher lügin sich gebruchen mg / antw)rt .s. Augustinus / Nein.s Man sol die warheit sagen so vast man kan mit andern worten [Bl. CIr] z)m minsten / wie er auch von eim bischoff schrybt62 / den der richter fragt / ob der übelteter z) im geÀogen wer (er was z) im geÀogen) do antw)rt er. Ich wil nit liegen / so wil ich auch kein verreter syn. Doch so man in der gestalt lügt / so ist es kein todsünd / besonder so es vß einer vernünfftigen vrsachen geschicht / oder vß einer gehlingen betrübnuß63. Darnach ist ein schedlich lügin / dardurch ein anderer geschedigt wirt. Vnd ein solicher lügner th)t eim andern das er im nit wlt geschehen. Dar von redt der herr durch den propheten Zachariam. Ein yetlicher sol die warheit reden mit sinem nehsten.64 Diß übel regnirt yetzunt wyt vnd breytt mit allen gewalt / in kauffs hendeln / hanttierungen / vertrag büntnusse / brieffen / sigeln vnn in allem wandel der menschen / wie in Osee geschriben stat. Lügin vnd diebstal hant überhant genummen65 / dann die menschen vergessen ires gytzs halb diser regel. Was du dir wilt geschehen / das th) auch eim andern / vnd was du dir nit wilt geschehen / das th) eim andern auch nit.66 N)n syhe an das wünnerlich67 menschlich hertz / wann sunst alle ander laster den menschen nit beÀecken / so ist doch das einig laster wider die natur des menschens. Dann was begert der mensch mer vß der natur dann wissen die warheit?u Ƞvnd was schühet er mere weder betrogen z) werden?Ƞ Noch th)t der mensch frywilligliche dar wider68. Es hat der mensch mit vil thiern ein glichformikeit im fraß / vnküscheit / zorn / haß / tragkeit vnd gytikeit / aber im laster der lügin lyt er inen ob / wirt glych dem tüfel / der dann ein vatter der lügen ist.69 Es ist darumb dem menschen geben vernunfft vnd die red / das er die warheit reden sol. Vnd doher kumpt es als ich meyn / das vnder allen schmochworten keins ʌverdrüßlicher istʌ / weder so einer heißt einen liegen vnder angesicht. Es m(t ein vil mer das schmochwort / weder schült man jn vnküsch / zornig / druncken oder hoffer- [Bl. CIv] tig. Vnd ich meyn das es die natur darumm also bald entp¿ndt / dann es ist dem menschen ein vnnaturlich laster / vnn ein grosser fynd der menschlichen geselschafft. s t u

Die warheit sol man nymmer verschwygen. Hand Liegen vnn betriegen ist wider die natur

Ƞ-Ƞ C om. – A/B entsprechen DP (511,3). ʌ-ʌ B würser angenummen wirt 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69

Ex 1,17.19. 1. Sam 19,14.– DP ergänzen „ad Saul“ und fahren fort „vide ibidem utramque suo loco historiam“ (510,24). DP ergänzen „li: de mendacio“ (510,26); vgl. Augustin, De mendacio 13,22f (CSEL 41, 440,22–443,14). DP „perturbatione subita“ (510,28f). Sach 8,16. – DP zitieren anschließend noch V. 19 (510,33). Hos 4,2. Mt 7,12; Tob 4,16. – DP ergänzen „excaecati cupiditate propria &c.“ (510,38). DP „monstrum“ (510,39). DP „sicut B. Augustinus, quod anima nihil adeo desideret ut veritatem, et tamen facit contra homo, et libenter“ (511,3f); vgl. Augustinus, De utilitate credendi 7,14 (FC 9, 118–121). Joh 8,44.

8. Gebot

167

ZV dem .iij. sündt man wider diß gebot mit schmeichlery / vnder welchem begriffen werden orenblaserv / vnd die do zwo zungen han / vnd die dritt zung / vnn alle laster der zungen.70 Vnd von disem laster ist niemant ledig er sey dann also geschickt / dz er beger ertdt z) werden / vnd in iedermans haß z) fallen. Als so einer nach rechtem vrteil des hertzens / yederman sagt die warheit / wie im xiiij. psal. geschriben stat. Er hat vor sinem angesicht nüt geachtet den boßhafftigen71 / dz ist / er frcht kein menschen / wie bß / geweltig / rych / wyß oder gerecht er sey / dann er nimpt nit an die personen.72 Aber die forchtsame eret er / wie schwach / arm vnn dorecht sy sind. Demnach m)ß man antweders schmeycheln der welt / oder haß von ir lydenw / wie das in Christo vnn allen heiligen angezeigt wirt. Das laster wiewol es allenthalben herschet / yedoch nimpt es allermeist überhant in hfen der fürsten vnd bischffen. Dann do ¿nt man die gesellen / die mit weychen kleidern angeton werden vnd zart oren hant. Es ist kein ort in der welt / do minder schmeychlery syn solt weder in solchen hffen (do sy ietzunt am meisten ist) angesehen das die verf(rung eins fürstens / oder so er von dem g)ten wirt abgezogen / von not wegen schadet allen vnderthonen. Es ist auch nüt schedlichers in eim gantzen rych oder lantschafft als ein schmeichler z) hoff.x Wir drffen nit klagen über krieg vnn waffen / dann eins schmeichlers z)ng ist über alle schwerter. Darumb solt man solche dellerschlecker wyt von hffen vertryben73. Man lißt von dem keiser Alexandro / das er also abholt was den schmeichlern / wenn er einen sahe der sich für im also hfÀich erbrach / so ließ er jn nit vngestrafft oder z)m minsten vnuerspottet74. Man ¿nt in der heiligen schrifft wenig solcher schmeichler oder z)tüttler / an [Bl. CIIr] z) zeigen / dz es gar ein verworfÀich laster ist. Der fürnemst ist Doechy / der den künig Sauli schmeichlet / vnn ein vrsach was das all priester in nobe erschlagen worden / darz) thet er vil z) leit den frummen Dauid.75 Es waren auch andre schmeichler / mit namen Ziphei / die verriedten den Dauid.76 Darnach was einer genent Siba ein knecht Miphiboseth / der betrog auch den künig dauid.77 Aber l)gen z) wie Doech mit Saul den er schmeichelt ein end genummen hat. Sy wurden beyd erschlagen78 / darz) auch syn sun der79 dem vatter mit schmeicheln nachfolgt / ward bald von Dauid ertdt.80 Es gat auch v w x y

Schmeychler Orenblaser. Wer nit schmeichlet wirt gehaszt Schmeychler an hffen brengen vil vngl(cks. Doech ein grosser schmeychler.

70 71 72 73 74

DP ergänzen „alia vide praecepto v.“ (510,14). Ps 15,4. 2. Chr 19,7; Röm 2,11. – DP ergänzen „nec respicit faciem“ (511,19). DP ergänzen „et gravissime puniri“ (511,30). DP ergänzen „vel si maior“ und fahren fort „Et Diogenes interrogatus, quaenam ferarum esset nocentissima, respondit ,inter feras Tyrannus, inter cicures Adulator‘.“ (511,33–35) – Vgl. Diogenes Laertius, Vitae Philosophorum 6,2,51 (ed. M. Marcovich, Bd. 1, Stuttgart/Leipzig 1999 [BiTeu], 406; Griech.-Lat. ed. H. G. Hübner, Leipzig 1828, 35). 1. Sam 21,8; 22,9ff. 1. Sam 23,19. 2. Sam 16,3. 1. Sam 31. DP ergänzen „infoeliciter“ (512,4). 2. Sam 1,13ff.

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der gantz .lj. psal. wider den Doech. In welchem also geschriben stat81 Du hast lieb gehabt die überstürtzlich wort vnn betrüglichzung / darum wirt dich got verderben im end / wirt dich vßrüten vnd verstossen von dinem tabernackel / vnn wirt vertilckenȡ dine wurtzel von dem ertrich der lebendigen.82 N)n l)g wie der prophet mit so hefftigen vffsatz verfolgt den schmeichler / der do lieb hat überstürtzliche wort / mit denen er überstürtzt / vnder sich breng vnn verschlick sinen nehsten by den fürsten / dz er allein hersche vnn angenem sey. Von falsch zügnuß geben.83 ZVm lesten sündt man mit falschen gezügnuß in offenlichem gericht. Vnn dz trifft an die Juristen / notarien schriber / richter / fürsprech / vnn andere personen die im gericht z)handeln hant. Die gan mit den rechten84 vmb als mit einer rosenz / dar von die byen honig samlent vnd die spinn gifft. Ja sprechen sy sich z) entschuldigen. Die recht kummen z) hilff den wackern vnn vmmsichtigen. Jtem / man sol ein z)À)cht haben z) des rechts artzney. Die zwo regel sind inen gar nütza / Dann z)m ersten Ȣzihen sy vff dieȢ gerechtikeit. Z)m andernı sind sy g)t z) zanck vnd haddern machen. Z)m .iij. das die gerichts personen ire seckel füllen. Nit sag ich das die regel an inen selb bß oder falsch syent / sonder das man sy selten recht brucht / Das magstu daruß nemen / [Bl. CIIv] so du acht hast was sy verstanden durch des rechts artzney vnd vmbsichtikeit z) den rechten. Dann wenn sy wol wissen85 das einer ein fule sach hat oder ein zwyfelhafftige / so nemmen sy nit an den rat des geists / behalt das gewiß / laß faren dz vngewiß / sonder sy trachten wie sy vß einer bsen sachen ein g)te machenb / vnd so sy kranck im hertzen sind86 / nemmen sy z) hilff die artzny des rechts. Aber ir wachen vnd vmsichtikeit ist / das sy wachen über die boßheit87. Vnd also vß einem text des rechten / nimpt einer gifft / so er beschirmmt die vngerechtigkeit / der ander nimpt honig / so er ein bystant th)t der gerechtikeit. Was sol ich hie sagen? Ich wlt lieber beweynen der christen elend / die allen iren Àyß keren z) hadderung vnd gericht.c Es wil keiner mer acht han des worts Christi / Wie ir wllen das üch gescheh / also th)nd auch üweren neben menschen.88 Mensch ich bitt dich / ers)ch / bewere vnn frag dich / wenn du hast etwan ein handel mit dynem nehsten / wltestu nit das er dich mitfriden ließ / haddert nüt mit dir / sonder glaubet dir?

z a b c

Merk wie die iuristen mit den rechten vmgan Zwo bß n(tz regel Bse sachen g)t machen. Die christen haddern wider dz ewangelium.

ȡ Ȣ-Ȣ ı

B vßtilcken B machen sy ein vffzug der B Z)m .ij.

81 82 83 84 85 86 87 88

DP zitieren zunächst Ps 52,3 und fahren dann fort „Audiant adulatores ...“ (512,6). Ps 52,6f. Die Zwischenüberschrift ist eine Ergänzung gegenüber DP. DP „iura ipsa sanctissima“ (512,15). DP „teste conscientia“ (512,23). DP „videlicet quod aegrotat“ (512,25). DP ergänzen „ait propheta“ (512,27) unter Bezugnahme auf Jes 29,20f. Mt 7,12.

8. Gebot

169

Wiltu n)n das dir ein ander also th) / warumb th)stu im nit auch also / vnd wychest im? Aber sprichstu / Es ist ein ratt / nit ein gebott. Darz) antw)rt ich. Wie kan es ein rat syn vnn nit vil mer ein gebot / so Christus glych darnach spricht / das ist dz gesatz vnd propheten? Wiltu vß dem gesatz ein rat machen / so haben wir kein gebot.89 Vnd was folgt daruß anderst weder das wir vergessen des gesatz Christi vnd der natur vnn gan in mittel der ¿nsternuß? Darumb ist es yetzunt ser geferlich studiren in dem rechtend / so es mer dienet krieg vnd vnfriden z) machen weder z) dem widerspil90. Du sprichst Wann man also m(st th)n / so kemm es darz) das man vns vndertretten würd / vnd vns aller vnser ding berauben. Darz) sprich ich / das die geschrifft das will / dann sy nent vns darumm w ysen vnd witwen / arme vnn vndertruckte. [Bl. CIIIr] Vnn so wir das euangelium Christi halten (als wir solten)e so m(ssen wir vil übels vmb syn wort lyden / dann wir sollen vns nit rechen / wir sollen nit bß vmb bß geben / vil mer wir sollen bitten für vnser verfolger vnd schm her / vff dz wir kinder werden vnsers vatters der im himel ist / dann er ist g(tig über die danckbaren vnd vndanckbaren.91 Wir solten vns frewen / das wir wirdig weren des namens der w ysen dann christus ist ir beschirmer. Wenn wir aber wllen IJdz vnserIJ fordern vnd darumb kriegen / wie mgen wir w isen syn? Aber dise heilsame gebot wenden sy vns in r df / sprechen / das sy verstanden werden nach bereitung des gem(ts vnd hant nit des acht / das es vil darz) kompt / das die bereitung des gem)ts auch z) dem werck gestreckt werd / dz sy doch nit th)n. Aber sich hie an die geweltige wyßheit gottes92. Er hat gesprochen. Mine wort werden nit zergan ia der minst b)chstab wirt nit verghan von dem gesatz biß alle ding geschehen.93 N)n l)g wie war sine wort synt / wie er gesagt hat also geschicht es.94 Die menschen die do nit wllen nach der ler Christi den rock dem geben / der den mantel nimpt die werden dick gezwungen95 auch das hembt z) geben / dann sy haben nit mit willen geben den rock / vnd also mit irem vnwillen wirt das gesatz Christi erfült / das mit irem willen nit mocht erfült werden. Es geschicht offt vnd vilg / so zwen mit einander rechten vmb ein ding / wenn sy mit eim früntlichen vertrag ein ander wychen so beschicht ein nügenȣ beiden parthyen. wllen sy aber darumb rechten vnd haddern / sy verzeren sy mere darüber / vnn verschlüdern zweymal mer in die recht sprecher / weder sy dem ander theyl nachliessen. Ich geschwyg das etlich über die hauptsum / zweymal mere verzern / vnd dannocht dz recht verlieren.

d e f g

Geferlich ist es in rechten studiren. Hand Vß den gebotten macht man red. Mit rechten gewint man nit vil.

IJ-IJ B vnser g)t ȣ B benügen; C gn(ge – Vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182). 89 90 91 92 93 94 95

DP „nunquid lex est consilium? ergo nullum restat praeceptum? nulla lex?“ (513,1f) DP „cum non serviat ad pacem, ad lites componendas, sed suscitandas prolongandasque“ (513,4f). Mt 5,44f. DP „et sapientissimam potentiam“ (513,18). Lk 21,33; Mt 5,18. Ps 33,9. DP ergänzen „illis“ (513,22).

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Es ist zyt das man sing mit Dauid96. O [Bl. CIIIv] herr du bist gerecht / vnd recht ist dyn vrteyl.97 Gyb hin dem vndanckbaren rechtherren / eim frembden der dich verspottet .xx. gulden für den krieg / der du nit hast dynem br)der wllen wichen frydens halb vmb .x. gulden. Wer ist daran anders z)straffen weder du / der du vß blintheyt hingibst mit sünden das gelt den vnwirdigen / das du wol hettest mit verdienst verlassen dinem widerwertigen98 br)der / den got wirdig geachtet hat z)haben das gelt. Vnnd wenn du schon in dem rechtßhandel das recht gewinst / so geschicht es doch mit sünd / vnd hilfft dich weder dz noch diß in dinem todt99. Das hab ich wllen sagen von den besondern personen100 / dann die gemeinen gerichts personen sllen z)l)gen / das niemant vnrecht gescheh / vnd so sy erfordert werden / sollen sy das vnrecht straffen. Erfordern das recht wirt nachgelassen den vnuolkummenden / aber den Christen wirt es verbotten. Z) dem letsten ist z) mercken wie .s. Peter spricht wann einer vnschuldig ist / vnn ein dieb oder übeltheter im vnrecht th)d / sol er nit sprechen das im recht gescheeh 101 / sunder sol dem übeltheter enbieten das er vnrecht hab gethon / vnd sol im syn gewissen beschwern. Also han gton etlich heiligen m rtler102 / do man sy zig sy hetten heimlichen kinder gessen / do leügneten sy dz biß in tod.103 Also wart .s. Tomas von Cantzelburg104 erschlagen / nit dz er nit wolt hinweg genommen werden dz zytlich g)t / dann er ließ es on allen widerstand hinnemmen / sonder dz er sprach / die kirchen rauber th ten wider die gerechtigkeit. Des glichen auch .s. Stephan stryeff sine verfolger dz sy nit recht theten / vnn bat auch für ir sünd.105 Ja christus gab Malcho ein hert antw)rt / der jn an backen geschlagen het106 / ijwolts im nit nachlassen dz er vnrecht geredt het /ij dz der b)b nit meinte er het im recht gtan.107 Darumb gab er auch Caiphe ein antw)rt / er wer gots s)n [Bl. CIVr] vnn verwarff ir falsche gezügnuß108 / vnn noch ließ er im dz leben nemmen / ia er wolt sterben / vns z) eim vrkund / dz wir sollen109 lassen dz zytlich g)t vnn behalten die gerechtigkeit.

h

Vnrecht sol man nit recht heissen.

ij-ij C om. – A/B entsprechen DP (514,9f). 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105

106 107 108 109

Das „mit Dauid“ ist Ergänzung gegenüber DP. Ps 119,137. DP „adversario“ (513,32). DP „in morte utroque nudus invenieris“ (513,34). DP „privatis“ (513,35). 1. Petr 4,15. DP „sancti Martyres Attalus cum suis accusati“ (514,1); vgl. Eusebius von Caesarea, Historia ecclesistica 5,1 (ed. H. Kraft, Darmstadt 31997, 239–243). DP ergänzen „Sic Zacharias a Ioas rege occisus dixit: videat dominus et iudicet“ (514,2f). DP „Cantuariensis“ (514,4) – gemeint ist Thomas Becket. Apg 7,60. – DP ergänzen „Sic S. Hieronymus scribit de muliere septies percussa, quod mortem et omnia alia non timuit, sed innocentiam secum voluit ferre.“ (514,7–9) – Vgl. Hieronymus, Epistula 1,3–8 (CSEL 54, 2,12–6,4). Ab „der jn“ Ergänzung gegenüber DP. Joh 18,10f; Mk 14,47f; Mt 26,51f. Joh 18,19–24; Mt 26,59–64. DP „ita et nos“ (514,12).

8. Gebot

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DAs ich es n)n in einer summ begriff / wir erfüllen dann diß gboti / wenn wir nit allein kein falsch gezügnuß reden / sonder wllen es auch nit hrn oder verhengen110. Ja du verschuldest dich noch in disem gebot / wenn du dich nit auch Àissest mit grosser sorg z) enschuldigen / versprechen oder z) verdecken die smoch vnn schand dins nechsten111 / oder z)m minsten slich schand gering z) machen / vnn sinen nachreder z) widersprechen. Dan es wolt ein yetlicher dz im also geschee. Welcher dz th)d / der wirt ein sun des heiligen geistsj / der ein trster genent wirt / dann er redt g)ts für vnß / vnn gibt vnserem geist ein g)t gezügnus / wider all gezügnuß des bsen fyntz vnn vnserer gewissen / darz) leret er die vnwissenden got erkennen vnn den willen gots / er vermanet die irrende / er widerstat den betrüglichen112 / vnn besunder113 den ketzern114. Darumb erfordert dis gebot ein warhafftige / gerecht / heilsame / vnn vnschedliche zung / die gentzlich ergeben sey br(derlicher dienstbarkeit vnn dz mit innerlichen gunst des hertzens. Sichstu dz ist die recht br(derlich lieb115. Vnn wie wol es nit not ist / dz du dem priester bichtest die vntrüw die du dinen nechsten116 gthan hast dz du inen nit versprochen hast / do er verklagt ist worden / oder vndertruckt / oder im sonst übel nachgeredt / vnn meinest es gang dich nit an / wenn du es nit gethon hast / so helt doch dich got für schuldig / dins schedlichen swigens vnn müssiger zungen halb / die got dir hat geben / dz du darmit dienen solt dinen nechsten in synen nten. Hastu aber inen versprochen vndk wirst darüber erschlagen des soltu nit achten / dann got wil es also han / dz wir bald vmb syn wort werden geworffen vß der welt / vnn werden ertdt / vnn entpfahen die kron der gerechtikeit. Vnn dz ist der war geistlich verstandt dises gebots.

i j k

Summa dises gebots. Der syn nechsten verspricht der wirt des heiligen geists sun. Hand

110 DP ergänzen „de aliquo dici volumus audire aut permittere (sicut faciunt, qui credunt vel adulatoribus vel consentiunt detractoribus)“ (514,15–17). 111 DP „fratris“ (514,18). 112 Tit 1,9. 113 Ergänzung gegenüber DP. 114 DP ergänzen „ut Apostolus ait“ (514,25) mit Bezug auf Tit 1,9f . 115 DP ergänzen „quae non agit perperam, non emulatur“ (514,27f) unter Bezugnahme auf 1. Kor 13,4. 116 DP „fratrem“ (514,28).

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Das .IX. vnd .x. gebot. Du solt nit begern dines ne-

chsten huß / noch auch syne hußfrouw / knecht / magt / rynt oder esel / vnd alles was syn ist / soltu nit begern. [Abb.]1

DIe .ij. gebot werden begryffen in dem .vj. vnd .vij. dann wie Christus sy vßlegt / 10

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wirt do verbotten alle begyrlicheit der hußfrouwen oder ander dings dines nechsten / als er spricht. Der do ansicht ein frauwen vnd begert ir vnzymliche / der hat die ee mit ir [Bl. CVr] brochen in synem hertzen.2 Darnach hat er die gytigkeyt also verworffen / das er auch geheissen hat den rock dem geben / der den mantel hinweg genummen hat.3 Aber es bedunckt mich das mit disen .ij. gebotten werd verbotten die wurtzel aller bsen gedencken die vnüberwintlich begyrlicheit die in vnser natur stecka / vnd die ersten beweglicheyt. Aber in dem .vj. vnd .vij. gebot wirt verbotten des hertzens verwilligung / zeychen der glyder / des munds / wort vnd das bß werck4. Dann wir m(ssen also reyn werden ee wir in das rich der hymmel kommenb / das auch kein bß beweglichkeyt / noch auch die wurtzel die z)m bsen geneygtĮ mer in vns sey / sunder volkumlich gesuntheit libs vnd sele / das wir von allem laster gereinigt syent / das n)n in disem leben nit geschicht / vnd ist auch nit in vnserem gewalt. Dann wer mag sich ber(men das er ein reyn hertz hab?5 Wer mag vßleschen das fewer der begyrden / das also tieff in vnserglyder gesessen ist / das auch der heilig Paulus wider das gesatz der glider6 geschryn hat?7 Wir zemen vnsere oren / augen / vnd alle synn von innen vnd vssen / das die sünd nit in vns regnier / aber die bß begyrlichkeit mag niemant also zemen vß eigner krafft. Darumb hat der barmherzig got verordnet das vnser lyb z) eschen sol werden im ertrich / vnd das fürderlich z)m iüngsten tag in dem gemeinen füwerc / das also vß gefegt werd vß vnserem lib alle laster vnd vnreinigkeit / die got also widerig ist. Darumb seint diß zwey gebot die von keinem menschen / wie heylig er ist / mgen erfült werden. Die frommen menschen erfüllen die andere gebot / dann sy vndertrucken menlich8 die bsen werck / wort vnd verwilligung / aber hie in disen zweien gebotten erligen sy / angesehen das inen [Bl. CVv] in gewurtzelt ist die bß begyrlicheit des Àeisch / vnn a b c

was hye verbotten wirt. N(t vnreins kompt in himmel Das f(er m)ß vßbrennen des libs begyrlichkeit.

Į

B neigt – Vgl. Druckfehlerverzeichnis (Bl. CXIIr/S. 182).

1

Das erste Bild zeigt einen Mann, der eine Frau umarmt, und das zweite zwei Männer, die sich um Geld in einer Wechselstube streiten (vgl. Bildtafel Abb. 10). Mt 5,28. Mt 5,40. DP formulieren „opus corporis mali“ und ergänzen „hic vero etiam ipsi primi motus una cum fomite, qui est origo illorum“ (515,12–14). Spr 20,9. DP ergänzen „et legem peccati“ (515,19). Röm 7,23f. DP „fortiter“ (515,26).

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9. und 10. Gebot

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der gyt z) anderen dingen. Vnd also sünden sy alld / vnd bedrffen9 der glory gottes.10 Darumb bit yederman. Es werd geheiliget din nam / din will der geschee / Vergyb vns vnser schuld. Yederman verzwiffelt in synen verdiensten von wegen der angebornen vnreinigkeit / vnd setzt syn hoffnung in die barmhertzigkeit gottes.11 Vnd also sichstu12 das dise .ij. lesten gebot etwas anders verbieten weder das .vj. vnd .vij. gebott etc.13 Der heilig Paulus z) den Rmern am .viij. capit. zücht dise zwey gebot in eins / spricht. Ich hab nit gewißt dz die begyrlichkeit sünd wer / dz gesatz sprech dann / Du solt nit begeren.14 Witleuf¿g zeigt er do an / das alle heiligen daran hafften / auch er selbs. Darumb wie gesagt ist / wirt hie verbotten die begyrlichkeit vnd der vrsprung vnd bse neyglichkeit die vns z) sünden vrsachet / vnd also welcher vermeint das er alle ander gebot erfült hab / der ¿nd sich noch hieȕ vnrein vnd das im not ist die reinigkeit Christi für sich vffgeofferet vnd angenommen von dem vatter aller barmhertzigkeit. Ich mag nit hie sagen wie nerrisch die iuden15 die gebot gottes verstan.e Sy sprechen das in dem sechsten vnd sybenden gebot werd allein das vsserlich werck verbotten / aber hie in den zweyen letsten gebotten werd verboten der angriff des wercks / so eyner wil vnderston dz werck anz)griffen. Wie dann auch in dem Keyserlichen rechten16 gestrafft wirt / so einer etwas bß vnderstot / als so einer anfyng ein dochter z) rauben / oder eynem nach dem leben stelt / der wer das schwert verfallen. Vnd also syn by den iuden die gedancken vnd wort fry / wenn sy schon vol betrugs / zorns / vnd bitterkeit / vnd aller vnreynigkeit synd / [Bl. CVIr] dann es spricht Christus / das sy reynigen dasȖ vssen ist / aber von innen syn sy vol gytigkeit vnd boßheit.17 Vnn mit dem wil ich dise zwey gebot / ia alle zehen gebot beschlossen haben.18 Hie enden sich die zehen gebot durch D. Martinum Luther erklert vnd gepredigt.

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Niemant ist on schuld. Merck der iuden narrheit.

ȕ Ȗ

C om. – A/B entsprechen DP (516,8). B add. von – A entspricht DP (516,16).

9 10 11

DP „egent“ (515,29). Röm 3,23. Ps 147,11. – DP ergänzen „ut sic beneplacitum stet dei super timentes eum et sperantes in misericordia eius“ (515,31f). DP „ Hinc etiam dissolvitur concertatio illa Scholasticorum doctorum“ (515,33). DP ergänzen „item an sint diversa praecepta, et frustra laborant, dum haec duo de cordis intelligunt operibus, quae non possunt negare in vi. et vii. esse prohibita, ac sic eadem repetita et frustra posita haec duo, cum sint eadem cum illis, nec possunt dicere, quod illic opus, hic vero cogitatio, seu illic manus, hic cor prohibeantur, quia Christus ipse resistit, qui illa de utroque intelligenda docet“ (515,34–516,2). Röm 7,7. DP ergänzen „vel potius porcorum“ (516,10). DP „apud Iuristas“ (516,13); vgl. Corpus iuris civilis Cod. I. 9,13 (ed. Paul Krüger, Bd. 2, Berlin 1890, 378). Lk 11,39. – DP ergänzen „Ideo Synagoga est illa mulier, quae propter foeditatem suam dato libello repudii dimissa est.“ (516,17f) DP schließen statt dessen „Haec sunt decem verba, ut ait Moses, in quibus prorsus omne mandatum salutare continetur, et licet possint redigi in pauciora, rursum distribui in plura, tamen placuit deo in denario numero illa ponere, qui est numerus universitatis perfectaeque summae, ut sicut omnia olim contingebant in ¿gura, ita et numerus iste denarius praeceptorum ideo assumptus est, ut ¿guraret omnium praeceptorum summam“ (516,19–24).

12 13

14 15 16 17 18

[Bl. CVIr]

Ein hüpsche predig wie die x. gebot gezogen werden vff die .vij. todsünd / durch D. Mar. Luther.

5

MAn macht gar vil vnderscheid zwischen den sünden

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1

/ vnn ich weiß nit ob es nütz sy z) der bicht oder nit / dann die bicht kynder beschweren ire gedechtnuß da mit / darz) brengt es dem bichtvater ein verdruß / Doch wil ich die vnderscheyd hie setzen. [Bl. CVIv] Man sündt z) dema j. mit th)n vnd lassen. ij. mit hertzen / mit worten vnn wercken iij. mit den fünff sinnen. iiij. in den .vj. wercken der barmhertzigkeyt. v. wider die .vij. sacrament. vj. mit den .vij. todsünden. vij. wider die .vij. gaben des heyligen geysts. viij. wider die .viij. seligkeyt. ix. mit den .ix. frembden sünden. x. wider die .x. gebot. xj. wider die .xij. artickel des glaubens xij. wider die .xij. frucht des geysts. xiij. wider die .iij. gttlich vnnd .iiij. angel tugent. xiiij. mit den stummenden sünden. xv. mit den sünden die in hymmel schryen. xvj. wider den heiligen geyst.2 LIeber sag mir / war z) ist doch dise wilde vßtheylung vnd zerstrewung nutz?b Man hat diser ding acht / glich als were es not z) erzelen die namen so manchfaltiger vnderscheydt / vnd Įschafft manĮ doch nüt darmit / weder das man zyt verlürt / sich selbst vnd den bichtvatter bekümmert. Darz) hat man etwan mer sorg sollich vil vnderscheydt z)behalten / weder ein rüwe über die sünd z)überkommen3. Solicher grosser blunder / do mit der mensch sich vnd die anderen verhindert4 / ist von den vngelerten lerern ent-

a

b

Diese Zeile und die folgende Aufzählung sind in zwei Spalten gedruckt, wobei das „Man sünd z) dem“ in der Mitte der linken Spalte steht und mit einer Klammer dann die 16 Punkte der Aufzählung umschlossen werden. Die yetz gmelte theylung ist ein hindernus

Į-Į C man schaffet 1 2 3 4

DP haben statt dessen folgende Überleitung: „Finitis praeceptis decem nunc reducenda sunt ad illa tam multa genera peccatorum, siquidem nullum est peccatum, nisi quod contra praeceptum sit dei.“ (516,25–27) DP ergänzen „Ultra haec sunt quattuor virtutes Cardinales et tres Theologicae, Item peccata muta, peccata clamantia in caelum et tandem peccata in spiritumsanctum.“ (516,32–34) DP ergänzen „item ad alios etiam impediendum“ (517,1f). Ab „domit“ Ergänzung gegenüber DP.

Predigt über die sieben Todsünden

175

sprungen / so doch die bicht kurtz vnd [Bl. CVIIr] mit verstentlichen worten geschehen sol / das sy beyd dasȕ bichtkind vnd der bichtvatter bald gefertiget werden. Vn woe llen wir für vns nemmen die todsünd / die man gemeinlich vff .vij. haupt sünd zücht5 vnd als ich meyn / so nympt man dz von dem heiligen Joanne mit dem guldenen mund6 / der im b)ch der ander ee / Deut. am .vij. sytlichen vßlegt die .vij. vlcker Chananeorum / mit namen das sy bedüten vij. laster / vnder welchen alle sünd begriffen werden.7 Etliche machen .viij. hauptlaster / ettlich .ix. dann dieȖ th)n z) den .vij. vngehorsamkeit vnd üppig ere. Ettlich theylen die. vij. laster als m(tter in dchter / vnd in andere vil geschlecht8 / ich laß es alles als vnnütz fallen. Vnd also eygentliche sind nitt allein .vij. todsündc / die man mit fryhem willen9 vff die zal gesetzt hat / nit vß zwingender vernunfft oder fürgebung der heiligen geschrifft. Es mag die zal grsser oder mynder syn / nach dem sich es etwan begibt in sytlichen verstand der heiligen gschrifft. Der heylig Augustinus begryfft alle sünd in zweyen dingen / mit namen / das ein yetlich sünd antweders ist oder geschicht durch ein bß angezünd liebe oder durch ein forcht die den menschen nit recht dem(tigt.10 DIe erst todsünd ist hoffart / vnd die ist zwifach / üsserlich vnd innerlich.d Die üsserlich stat in liplichen g(tern / die innerlich in geystlichen / vnn darumb ist sy alwegen wider das erst gebot. Das nimpt man daruß dann das erst gebot spricht / Du solt kein frembden got haben / das ist / du solt sunst in kein ding vertruwen / gefallen [Bl. CVIIv] haben / dich erfreuwen vnn erlüstigen / weder allein in got. Aber die hoffart hat ein wolgefallen vnd vertruwen in richtum / stercke hübsche / kleydung / gewalt / ere / vnn adel / darz) von innen / in wißheyt / klückheit / gerechtigkeyt / tugent vnd heyligkeyt. Vnd diese geschpffte g(ter eret die hoffart mit der wyß die allein got z) gehrt. Dann die hoffart tregt zwey ding vff ir.e Das erst / das sy ir selbs wolgefalt. Das ander / das sy die andern verschmecht. Vnd also schlüßt sy in ir von innen üppige ere / vnd so sich die selbe von vssen erzeygt / ist sy noch schedlicher. Darumb ein hoffertiger so er weyß am im etwas g)ts so eret er nit damit gott / oder zücht es nit mit danck wider in got / sonder stat in im selber / hat ein lustigį wolgefallen an im selbst / vnnd verschwint in synen gedencken / dann er hat acht synes neben menschen / der solich g(ter nitt hatt /

N

c d e

Es sind nit allein syben tods(nd. Zweyerley hoffart. Zwey ding th)d ein hoffertiger.

ȕ Ȗ į

C om. C sy B lüstig

5 6 7 8 9 10

Gregor (I.), Moralia in Hiob 31,45,87 (CChr.SL 143B, 1610,15–21); Petrus Lombardus, II Sent. d42 c6 (SpicBon 4, Grottaferrata 1971, 570,13–21). DP „Ioanne Chrysostomo“ (517,6). DP ergänzen „magis ratione numeri septenarii, qui est universitatis symbolum, quam proprietate nominum“ (517,8f). – Diese Auslegung von Deut 7,1 lässt sich bei Johannes Chrysostomos nicht nachweisen. DP ergänzen „tota in partes integrales et subiectivas : in¿nita ex illis deduxerunt et maria peccatorum, interim nihil de praeceptorum vera intelligentia solliciti“ (517,11f). DP „voluntaria“ (517,13). Augustin, Enarrationes in psalmos 38,2; 79,13 (CChr.SL 38, 402,28f; 39, 1117,6f).

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vnd so er sich İim verglichtİ / so verschmecht er inenf / vnn spricht er sey etwas / aber der sey nichts. Vnn do wirt erfült das wort sant Pauli z) den Rm. am .j. Sy sprechen sy syent wyß / vnd synd doch doren worden.11 Ja sprechen sy by inen sy syent gerecht / hübsch / rych etc. vnd sint doch vngerecht / vngeschaffen vnd arm. Wie geschriben stat Apoca. iij. Du sprichst / Ich bin rych vnd wolhebig / vnd weist nit das du arm elend vnd bloß bist.12 Vnd also stat die hoffart in dem / das ein hoffertiger glych oben herab sicht / so er sich ȗ einem nachgültigen menschen verglichtȗ. Herwiderumb ist die recht dem(tigkeit in dem menschen / der glich über sich sicht so er sich Șeinem bessern verglichtȘ. DAs geyl13 kalb die hoffart / hat .iiij. f(ßg / mit namen / Vnwissenheit eygens übel (sy erkent weder sich noch gott.) Erkantnuß eigens g)ts / Vnwissenheit [Bl. CVIIIr] eins anderen menschen g)t / Vnd erkantnuß eins anderen übel. Aber die dem(tigkeit kert das spyl vmb14 / Sy erkennt kein g)ts in ir / sonder vil übels / darz) erkent sy in dem nechsten dz g)t vnn nit das bß. Darumb ist nit not dz du bichtest / du syest geneigt z) hoffart / dann wir synd alwegen hoffertig15 / sonder bicht das / wenn du z) willen bist worden irer begyrlicheyt vnd neyglicheit / mit worten / wercken oder gedencken. Das überig klag got mit einem heimlichen süfftzen vnd heimlicher bicht in dinem k merlinh / das er durch sine gnad in dir dise bse wurtzel oder ir übel vßrüte. Vnd also hastu wie die hoffart im .j. gebot verbotten wirt / dann sy ist ein anfang der sünd. Ja der anfang der sünd ist von gott abwichen / do einer sich selb z) einem abtgotș macht / gefelt im selbst wol / vnd hatt ein erlüstigung mer in im weder in got dem herren / vnd also eret er in im selbs ein frembden gott / das die erst vnnd schwerst sünd ist / wie wol kein mensch ist / die wil er hye lebt / der nit z)m theil dise abgottery in im tribt. Darumb sol er allwegen truhernȚ vnd ersüftzen über syn wolgefallen. DAs .ij.ț hauptlaster ist die gytigkeit vnd bß begyrlichkeit / die ein wurtzel isti / wie sant Paulus spricht aller übel / dann dieȜ wllen rych werden / die fallen in strickt des bsen fynds / vnn in vil vnnutze vnn schedliche begyrd.16 Das laster wirt in drien17 gebotf g h i

Die hoffertigen verschmahen yederman. Die hoffart hat vier f(ß. Ein heimlich bycht. Gytigkeit ein wurtzel aller laster. [B om.]

İ-İ ȗ-ȗ Ș-Ș ș Ț ț Ȝ

B gegen im achtet – A entspricht DP (517,30f). B gegen einem nachgültigen menschen helt oder achtet B gegen einem bessern besicht B abgot B truwren C ander B add. do

11 12 13 14 15 16 17

Röm 1,22. Offb 3,17. DP ergänzen „et crassus“ (517,39). DP „Huis quadrati contrarium habet quattuor pedes humilitatis“ (518,4). DP ergänzen „quia semper sumus superbi omnes“ (518,8f). 1. Tim 6,9. DP „sub duobus praeceptis prohibetur, immo sub tribus“ (518,23).

Predigt über die sieben Todsünden

177

ten verbotten / in dem .vij du solt nit stelen / vnn im lesten / du solt nit begeren dins nechsten g)t / vnn im ersten. Wenn angesehen dz in dem .vij. gebot verbotten wirt frembds g)ts stelung / vnn alle gebot sind also geystlich / dz sy nit allein verbieten dz werck / frucht / bletter vnn st dz ist werck / wort vnn zeichen / sunder auch die wurtzel vnn neiglichkeit18 / daruß dise ding ein vrsprung han / ist offenbar / dz die gytigkeit verbotten wirt [Bl. CVIIIv] vnder dem diebstal / so der dieb vnd gytig mensch ein wurtzel haben z) iren laster / mit namen die begyrlichkeyt Item so nach dem b)chstaben in dem letsten gebot verbotten wirt begyrd des nechsten g)ts / ist witer offenbar / das do auch im geyst verbotten wirt der vrsprung sollicher begirlichkeyt / das n)n die gytigkeit ist. Vnd also gantz eygentliche verbüt das letst gebot / das aller letst vnd anhengist laster die gytigkeytj / die mit den alten gr)net / ia mit den sterbenden menschen noch lebt. Aber der heylig Paulus / der mit syner vernunfft hherstigt / spricht / das ein gytiger ist ein knecht vnnd diener der abgtter19 / vnd also begryfft er diß laster vnder dem ersten gebot. Das th)d auch Baruch am .iij. cap. Die menschen spricht er setzen ir vertruwen in sylber vnd gold.20 Vnd am lxxvij. psalm. Sy haben gedienet den bildern Chanaan.21 Chanaan in der vßlegung heißt ein kauffman.k Vnd also werden by den abgttern Chanaan bedütet müntz / gelthüser / guldin vnd sylbere geschirr vnd andere besitzung. Diser vrsach halb wirt im gesatz verbotten / das man nit machen sol guldene vnd sylbere gtter. Die erst abgttery ist geschehen vnder einem guldin kalb22 / wie auch darnach z) den zyten Hieroboam grosse abgttery geschehen ist mit guldin kelber.23 Darumb hat der heylig Paulus recht by dem golt ein abgot verstanden / so er eyn gytigen menschen heyßt ein diener der abgtter24 / vnd er erklert auch domit25 das erst gebot / das das menschen hertz allein in gott ein vertruwen sol haben. In solichen verstandt spricht er auch das die fressigen vnd vnküschen menschen iren buch für ein got habenl / dem sy dienen.26 Wie wol dem verstand nach werden alle gebot in dem ersten als in irem haubt begriffen. [Bl. CIXr] Dann ein yetlich sünd ist ein verachtung gottes vnd also wider das erst gebot / vnd man mag wider keyn gebott sünden / man sündt auch wider das erst / dann der will gottes der wirt in allen gebotten / so man sy übertritt / verletzt vnd vnserem willen nachgesetzt / vnd also wirt gott nit / sonder ein andrer für inen geeret. Doch zücht der heilig Paulus in sonderheit die gytigkeit herfür wider das erst gebot / dann sy hat iren lust in biltnussen des golds vnn silber / das n)n ein groß glychformikeit hat mit der waren j k l

Gytigkeit das aller entlichest laster. Chanaan bed(t die gytigen Der Àeischlichen menschen got ist der buch

18 19 20 21 22 23 24

DP „succum, id est cupiditatem“ (518,28). Eph 5,5. Bar 3,17. Ps 78,58; vgl. 106,38. Ex 32,4. 1. Kön 12,28. DP ergänzen „et in latino non parvam habent consonantiam ,aurem‘ et ,avarum‘, auri auro, avari avaro, una tantum litera differunt, ut ,aurum‘ ab ,avere‘ dici videatur“ (519,9–11). DP „idolatren avarum vocans eoipso satis“ (519,11). DP zitieren Phil 3,19.

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abgttery.27 Vnn also setz ich den beschluß / das niemant ganz ledig ist von der gytigkeitm / Wie auch Esaias vnd Hieremias sprechen / Yederman von dem grsten an biß z)m minsten folgen nach der gytikeit28 / aber selig ist der / ȝder es so wenig th)tȝ als er kan Dem nach ist not das wir alle klagen vnd ersüfftzen vor got / über dise bse neyglicheit vnd zerstrte natur29 / vnd darz) auch bychten vor dem priester wo wir etwan vns darin mit dem werck oder willen verschult hetten30. Vnd wo einer sprechen wlt / das er ledig von der begirlichheit were / der schrib im z) mit grosser hoffart die hchsten reyne volkummenheit. Darumb selig sind die / die do weynen31 / wenn sy han in inen selbst matery vnd vrsach über sich z) weynen / wie der herr sprach z) den nachfolgenden wybern in sinem liden32 DIe .iij. todsünd ist vnküscheit / dere manchfeltige geschlecht im .vj. gebot / du solt nit vnküsch sin / gn)gsamlich erzelt worden sind33. DIe .iiij. todsünd ist fraß oder füllery / die ein schwester ia ein anreytzerin ist der vnküscheitn / wie ein heid spricht. On spyß vnd dranck erligt die vnküschheit34 Das laster setzt sant Paulus z) den Philip. am .iij. vnder das erst gebot / vnd spricht. Die freßigen menschen haben iren buch für ein got.35 Vnd z) den Rmern am .xvj. Soli- [Bl. CIXv] che menschen dienen nit Christo / sondern irem buch.36 Man mag diß laster setzen eygentliche vnder das .vi. gebot. Dann wo die vnküscheit verbotten wirt / do wirt auch all vrsach und anreytzung z) solcher Àeischlicheit verbotten. N)n ist es offenbar / das der vnküscheit kein grsser vnn krefftiger vrsach geben mag werden weder durch füllery / dann die ist ein innerliche reytzung / aber anschawung / gesprech / gehör vnd griffen syn üsserliche reytzungen z) vnreinigkeit. Die füllery blaßt vff die adern / vnd bewegt den gantzen lyb z) bsen lüsten. Es spricht der heyd Plinius / das grosse vnreine lüst vfferstan nach der füllery.37 Deßglychen spricht sant Hieronymus38 / das nüt also erweckt vnreynigkeit als die vnuerdewt spyß. Vnd darumb ergibt sich willigliche ein fressiger mensch der vnreinikeit. In glycher gestalt werden in dem .vi. gebot auch verbotten / müssigang / fulkeit / schloffrikeit / weych leger / vnd andre ding / die do mgen vfferwecken die vnküscheit.o

m n o

Niemant ist ledig von gytiger begirlicheit F(llery erneret die vnk(scheit. Alle vrsach z) der vnreynikeit sind verbotten

ȝ-ȝ B der ir so wenig nachhengt – B entspricht DP (519,24). 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38

DP ergänzen „caetera autem non ita simulacra et imagines habent“ (519,21). Jes 56,11; Jer 6,13. Ab „über“ Ergänzung gegenüber DP. DP „sed non nisi opus eius internum vel externum con¿teri coram sacerdote“ (519,25f). Mt 5,4. Lk 23,28. DP ergänzen „et nulli dubium, quin illuc pertineat: ideo indicasse id suf¿ciat“ (519,31f). Terentius, Eunuchus 732 (ed. L. Tromaras, Hildesheim 1994, 91). Phil 3,19. Röm 16,18. Plinius (d. Ä.), Naturalis historia 14,22,142 (ed. C. Mayhoff, Leipzig 1909 [BiTeu], 508,10–14). DP ergänzen „ad Eustoch: et alias“ (520,6); vgl. Hieronymus, Epistula 22,7; 54,10 (CSEL 54, 152,15– 154,8; 476,10–477,18).

Predigt über die sieben Todsünden

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Darumb hat sich einer überladen mit spyß vnd tranck / wil er nit überwunden werden mit grossen anfechtungen / so ist not das er sich mit viler arbeit bekümmer. Dann wie sant Hieronymus spricht / Ein buch gefült mit wyn / w(tet und schummt glychȞ z) vnküscheit.39 Dann wie von dem füer der rauch vffgat / vnn wie der ingeschenckt wyn gewint ein schum / vnn wie dz sieden wasser broddelt / also folgt nach die vnküscheit der füllery.40 Vnd also sitmal gott gebotten hat die reynikeit / so hat er auch on zwyfel gebotten die mittel z) der küscheitp / als dann ist / messikeit / wachen / arbeit / gebett / lesen / betrachten / arm)t / dienst bewysung dem nehsten / vnd der glychen41 / domit die reynikeit genert wirt42. Doch ist hie z) mercken das vil inen ein grsser gewissen machen vmb das / so sy die spyß wider geben / weder von der füllery / z) glycherwyß [Bl. CXr] als auch andere sind / die wegen vnnd achten vil mer die nechtliche beÀeckung / weder bse gedencken oder füllery / dar durch sy inen selbst vrsach geben hant z) dem vnÀat. Es ist das widergeben nit bß / dann es ist kein sünd / so es offt geschicht mit vnwillen oder mit schmertzen.q Darumb sollen die follen zapffen sich Àyssen den überÀuß wider von inen z) geben / Wie geschriben stat Eccle. am .xxxj. Wirstu gezwungen vil z) drincken / so stand vff vnd gib es von dir vnd es wirt dich erquicken43 / vff dz du dinen lyb kein kranckheit z) brengest. Diser rhat des wysen mans ist wol anz)nemen44. Dann es wirt do mit die natur entledigt / vnn die feygkeit des Àeisch gedempt45 / vnd mag lychtlich verdewet werden das überig das im menschen blybt. Es ist vil besser du entrinnest der Àeischlichen anfechtunge mit widergebung der spyß / weder das du nach füllery warten müßt vntregliche vnküsche bewegung. Daz) wirt da mit vermitten kranckheit des lybsr / besonder des haupts vnd anderer sinn vnd krefften. Es sol niemant daranzwyfeln / es ist ein grsser sünd mit solcher überÀüssiger spyß den gantzen lyb krencken / weder mit erbrechen / sich darvon erledigen. Dann es ist ein grsser übel im das leben abbrechen oder kürtzen / weder den überÀuß von im geben / ia solch widergeben ist kein sünd / das ist aber sünd / das du dich also gefült hast / das dir das widergeben not ist. Vnd wlt got das all druncken vnd voll menschen by eim gebot m(sten den überÀuß wider von inen geben / ich hoffte sy würden ein gruwen gewinnen ab der füllery / so sy wißten das sy bald wider geben müsten das sy hetten getruncken.46 Das aber die geschrifft

p q r

Mittel z) der küscheit. Ist nit s(nd die spyß widergeben / wann die natur (berladen ist. Z)vil spysz krenckt den lyb.

Ȟ

B als bald

39 40 41 42 43 44 45 46

Hieronymus, Epistula 69,9 (CSEL 54, 696,12f). DP ergänzen „Quis haec prohibere potest nisi summa violentia?“ (520,14) DP „frigus, aestum“ (520,17). Ab „do mit“ Ergänzung gegenüber DP. Sir 31,21. DP ergänzen „et non sine ratione. Quia, inquit, refrigerabit te, id est alleviabit.“ (520,25f) DP „Valet enim illa exoneratio, ut non ita inÀentur venae et surgat pruritus carnis“ (520,26f). DP ergänzen „quanquam et modo cogantur mingere et ventrem solvere, nihil tamen moventur exinde“ (520,36f).

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das widergeben etwan strafft (als der hunt hat sich gekert z) sinem gegeben wust47 / und Isa. die disch sind erfült von irer vnsuberkeit48) das wirt verstanden dar von / so einer ein heilsam wort oder etwas anderst g)ts vsser blapt / das [Bl. CXv] er by im solt behalten haben. Item z)m .iij. ist jm also das einer mag on sünd widergeben getruncken giffts / warum solt dann der sünden der do wider gibt ein überÀüssigen tranck der im als schedlich syn mcht als gifft? Darumm sol man ein gewissen haben von dem überigen inschencken / nit von dem vßgiessen49 so das not ist. Die mancherley gestalt der füllery laß ich vnderwegen / dann sy sind nit allwegen todsünd / wie denn auch die füllery nit allwegen todsünd ist / es hab dann ein mensch das im bruch. DIe .v. todsünd ist zorn / darvon ist gn)g gesagt im fünfften gebott. DIe .vj todsünd ist Haß. Man drfft den haß nit absündern von dem zorn / dann er ist nüt anderst / wie sant Augustinus spricht50 / weder ein veralteter51 zorn. Der zorn ist glych als ein iungs r(tlyn / aber der haß ist ein baum vnd grosser balcke / vnd also wirt er auch begriffen vnder dem .v. gebott.52 DIe vii. todsünd ist tragheit / das ist ein verdruß ab dem g)ten53. Vnd ist zwyfach.t Eine ist in dem54 üsserliche gotßdienst / als in kirchen heims)chen / das wort gotts hren / betten / lesen / betrachten / singen / Vnd in der gestalt ist diß laster verbotten in dem .iij. gebott. Die ander tragheit ist vil innerlicher vnd subtiler / vnd trifft an den gantzen dienst gottes. Vnd ist nüt anderst / weder do einer in syn gerechtikeit ein vertruwen hat hinlessig ist z) z)nemen / still stat im weg gotts55 / die forcht gottes nachlaßt vnd gantz sicher wirt.u Von dem laster (dz die glyßner am meynstenȟ haben) redt die gantz geschrifft. Dann es macht sicher die menschen / die ir hoffnung setzen vff ir gerechtikeit56 / für welcher augen die forcht gottes nit ist / vnd werden hingenummen von irem angesicht die vrteil gottes57. Deren menschen letste ding werden vil r- [Bl. CXIr] ger weder die ersten / dann es sint der bß fynd gezyrd ir huß aber müssig vnd sicher / darumb gat er hynin vnd macht im ein wonung do58 / das doch ein erschrocklich wort ist59 / dann soli-

s t u

Die iii. vrsach das die obgemelte sach nit s(nd ist. Zweyerley tragheit. Sich sicher achten.

ȟ

B meysten

47 48 49

2. Petr 2,22. Jes 28,8. DP ergänzen „cum ibi multis malis serviatur contra praeceptum dei, hic vero multis bonis contra nullum, immo pro praecepto dei“ (521,4f). DP ergänzen „in regula: Ne ira crescat in odium et trabem faciat de festuca“ (521,11f). DP „inveterata“ (521,11). DP ergänzen mit Bezug auf 1. Joh 3,15 „authoritate Ioannis Apostoli: Qui odit fratrem suum, homicida est“ (521,13f). DP ergänzen „pigritia, ĮțȘįȚĮ graece“ (521,15). DP ergänzen „¿gurativo dei et“ (521,16). DP ergänzen „tepescere“ (521,21). DP „facit iusticiarios securos“ (521,22). Ps 10,5. Lk 11,25f. DP ergänzen „quod habitant ibi“ (521,26).

50 51 52 53 54 55 56 57 58 59

Predigt über die sieben Todsünden

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che menschen werden verhertet nach irer angefangen gerechtikeyt / vil mer weder vor / wie wir das erfarn / das sy nit bewegt werden z) allem dem das sy horen / sy meynen das sy nüt berürt / von wegen irer gerechtigkeyt halb60 / vnd synd worden warlich ein geschlecht der natern / vnn sprüwer die bereyt ist dem vnerlschliche füwer61. Darumb wirt diß laster begryffen vnder allen gebotten / angesehen das der mensch in einem yetlichem gebot sol z)nemen. Vnd als michv bedunckt so dorfft man das nit bichten / dann es ist ein geystlicher gebresten / den man allein got sol entblssen / der alleyn do hilff th)n mag.

Enden sich hye die Ƞwunder hübschȠ predig von den .x. gebotten vnd .vij. todsünden / allen Christen menschen / geystlichen vnd weltlichen z) grossem geistlichem nutzʌ dienen de / durch den hochgelerten .D.Martinum Luther / Augustiners orden / beschriben / vnn durch jn gepredigt dem Wittenberger volck. In tütsch z) ersten getruckt in der loblichen stat Basel durch den fürsichtigen Adam Petri / im iar als man zalt nach der geburt Christi M. D. XX.62

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[Bl. CXIv] 25

[Abb.]

w x

[Bl. CXIIr]y z Das ein yetlicher dem dis b)ch fürkompt z)lesen / mg durch vß on hyndernuß fürfaren / synd hernach verzeichnet ettlich rter / an welchen mit dem druck ettlicher wrter halb geirret ist / die mgen n)n gar bald mit der feder nach disem inhalt gebessert werden. v w

x y z

Hand Abgebildet ist das Druckerzeichen Adam Petris, bestehend aus dem Wappen der Stadt Basel mit dem Baselstab und zwei Basilisken, einem geschwungenen Spruchband „In civita[te] Basilea“ und einem zweiten Band mit den Initialen „AP“ sowie dem Namen „Adam Petri“. In den Textvarianten B, C und D fehlt ein Druckerzeichen. Im Original ohne Paginierung. In den Textvarianten B, C und D fehlt das nachfolgende Verzeichnis der Druckfehler.

Ƞ-Ƞ B fast nützliche ʌ B z)nemen 60 61 62

Ab „von wegen“ Ergänzung gegenüber DP. Mt 3,7.12. In der Druckfassung von 1518 fehlt ein solcher Schluss, in BS 1518, 473, und BS 1520, 251, lautet er: „Sermonum de decem praeceptis, quos R. P. Martinus Lutherius ad populum Vuittenbergensem dixit, Finis.“

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182

5

10

Edition

Also liß am blat dieser zala iiij. gespenst / vnd hertzgespanst. v. der die menschen also durch sptliche ding etc. xvij. gestifften / dilck vß / geschrifften. xxj. besser / nit / messer. xxv. das ir gessen hant / vnd ersettigt sint. xxviij. der sy ingüßt. lxv. Vil mer werden g)te begyrd gebotten. lxvij. in disem gebot wirt geheissen / nit / verheissen. Item bedecken / nit / bedencken. lxxxv. Darnach felt dir in dz gem(t din oder dins nechsten sele. lxxxix. Myne fründ vnd min verwanten. c. Dann vnder der milten gestalt sind die seltzamen fabeln etc. ciij. so beschicht ein ben(gen. cv. Die wurtzel die z)m bsen neigt.

a

Diese Zeile und die folgende Aufzählung sind in zwei Spalten gedruckt, wobei das „Also liß am blat dieser zal“ in der Mitte der linken Spalte steht und mit einer Klammer dann die einzelnen Punkte der Aufzählung umschlossen werden.

Bibelstellenregister

Gen 1,31 21 Gen 3,12 21 Gen 3,15 135 Gen 3,16 86 Gen 3,19 158 Gen 6,2 146 Gen 18,19 83 Gen 24,64f 145 Gen 25,1ff 48 Gen 28,12 77 Gen 34,1f 145 Gen 34,1ff 46 Gen 48,16 49 Ex 1,17 166 Ex 1,19 166 Ex 7,14–25 118 Ex 20,2 XV Ex 20,5 59 Ex 20,7 59 Ex 20,10 55 Ex 21,12ff 103 Ex 21,24 104 Ex 21,37 153 Ex 22,2f 153 Ex 22,28 94, 121 Ex 32,4 177 Ex 32,8 14 Lev 1,14ff 97 Lev 15,2 138 Lev 15,16 138 Lev 18,6ff 137, 141 Lev 18,23 138 Lev 19,12 60 Num 5,12ff 137 Num 15,32ff 67 Num 21,9 131, 135 Dtn 4,19 22 Dtn 5,6 XV Dtn 6,13 58 Dtn 10,20 58 Dtn 11,19 81 Dtn 12,8 72 Dtn 19,21 104 Dtn 23,10f 138 Dtn 23,20 154 Jos 9,19 60 Jos 15,63 107 Ri 2,11ff 31

Ri 17,6 72 Ri 21 60 1. Sam 3,13 83 1. Sam 18,17 98 1. Sam 19,14 166 1. Sam 21,8 167 1. Sam 22,9ff 167 1. Sam 23,19 167 1. Sam 31 167 2. Sam 1,13ff 167 2. Sam 11,2f 145 2. Sam 16,3 167 1. Kön 12,28 177 1. Kön 16,28ff 31 1. Kön 22,15 73 2. Kön 5,1ff 30 2. Kön 5,13 92 2. Kön 17,24ff 31 2. Kön 24,7 60 2. Kön 24,18ff 60 2. Chr 6,42 49 2. Chr 36,13 60 2. Chr 19,7 167 Tob 4,15 156 Tob 4,16 166 Est 5,1ff 87 Hi 1,12 26 Hi 1,16 26 Hi 1,18f 26 Hi 1,21 26f Hi 2,3 19 Hi 2,6 26 Hi 2,7 26 Hi 2,10 26, 27 Hi 5,1 49 Hi 5,7 158 Hi 7,11ff 26 Hi 9,27f 161 Hi 11 118 Hi 11,2 118 Hi 19,2ff 26 Hi 31,1 145 Hi 40,11 131 Hi 40,15 112 Hi 41,26 49 Ps 1,1 109, 161 Ps 1,2 65, 97 Ps 1,6 133

Ps 4,3 161 Ps 5,6f 161 Ps 5,10 152 Ps 8,3 103 Ps 9,2 40 Ps 9,15 40 Ps 9,10 152 Ps 9,19 152 Ps 10,2 152 Ps 10,5 180 Ps 12,7 102, 105, 149 Ps 15,4 61, 167 Ps 15,5 154 Ps 19,2 96 Ps 19,8 78, 96 Ps 19,8f 105 Ps 20,6 40 Ps 21,8 52 Ps 24,4 126 Ps 24,4f 61 Ps 33,9 169 Ps 34,2 103 Ps 34,3 40 Ps 34,14 122 Ps 34,14f 121 Ps 35,18 144 Ps 36,5 114 Ps 38 118 Ps 38,12 146 Ps 39,3 118 Ps 39,12 129 Ps 42,2 15 Ps 46,11 111 Ps 50,18 130 Ps 50,21 130 Ps 50,23 77 Ps 51,12 16 Ps 51,19 77 Ps 52,6f 168 Ps 54,8 65 Ps 57,5 119 Ps 62,11 156 Ps 63,12 58 Ps 75,6 119 Ps 78,4 81 Ps 78,34f 47 Ps 78,36f 47 Ps 78,43ff 26

184 Ps 78,58 155, 177 Ps 81,9f 14 Ps 101,1 82 Ps 102,22 40 Ps 105,3 40 Ps 105,17 22 Ps 105,22 22 Ps 106,36 155 Ps 106,38 177 Ps 110,3 65 Ps 110,4 58, 109 Ps 111,1f 40 Ps 111,9 110 Ps 116,11 129 Ps 119,96 104 Ps 119,137 170 Ps 121,1 105 Ps 123,1 105 Ps 130,3 91 Ps 132,1 49 Ps 137,9 135 Ps 140,12 118 Ps 143,2 51 Ps 144,12 89 Ps 147,11 173 Ps 150,1f 40 Spr 3,34 53 Spr 5,3f 140 Spr 6,30–32 153 Spr 10,19 118 Spr 14,29 118 Spr 14,31 121 Spr 18,17 51 Spr 20,9 67, 172 Spr 23,11f 140 Spr 27,20 147 Spr 28,13 53 Spr 28,26 73 Koh 1,8 147 Hld 5,2 41 Hld 5,8 15 Weish 1,11 113 Weish 4,11 80 Weish 4,16 80 Weish 8,21 132 Sir 9,5 146 Sir 31,13 147 Sir 31,21 179 Jes 1,6 140 Jes 1,14 43 Jes 3,9 141 Jes 3,16ff 88 Jes 8,21 121

Bibelstellenregister

Jes 28,8 180 Jes 29,15 100 Jes 29,20f 168 Jes 56,11 178 Jes 58,2ff 73 Jes 58,13 55 Jes 66,23 63 Jer 5,8 128 Jer 6,13 47, 178 Jer 8,2 14 Jer 8,10 47 Jer 9,21 146 Jer 10,2 23 Jer 10,19 140 Jer 15,10 121 Jer 31,33 16 Jer 35,6 83 Jer 35,14 83 Klgl 3,20 77 Klgl 3,51 146 Hes 3,7 15 Hes 6,13 83 Hes 14,3 15 Hes 20,32 14 Hes 33,11 58 Hes 36,26 16 Bar 3,17 177 Dan 3,72 103 Hos 4,1f 60 Hos 4,2 166 Hos 4,13 83 Hos 10,11 64 Joel 3,5 110 Am 5,21 43, 68 Mi 5,6 41 Mi 7,5 73 Hab 2,4 51 Sach 8,16 166 Sach 8,19 166 Sach 10,2 75 Mal 1,6 82 Mal 2,3 68 Mt 3,7 181 Mt 3,12 181 Mt 4,1ff 27 Mt 5,3 152 Mt 5,3ff 126 Mt 5,4 132, 178 Mt 5,5 112, 123 Mt 5,7 123 Mt 5,9f 123 Mt 5,16 41 Mt 5,18 16, 169

Mt 5,20 98 Mt 5,21 98 Mt 5,22 98–101, 123 Mt 5,25 73 Mt 5,27f 128 Mt 5,28 144, 172 Mt 5,33f 61 Mt 5,33ff 59 Mt 5,39 104 Mt 5,40 163, 172 Mt 5,40f 62 Mt 5,44 121 Mt 5,44f 169 Mt 5,45 31 Mt 6,10 48 Mt 6,12 16, 48 Mt 6,25 153 Mt 6,32 38 Mt 6,33 38 Mt 7,12 154, 156, 166, 168 Mt 8,19f 47 Mt 9,12 49 Mt 9,36 75 Mt 10,29 27 Mt 10,36 146 Mt 11,2f XVI Mt 12,33f 143 Mt 12,34 66 Mt 12,36 117, 139 Mt 15,5 95 Mt 15,11 21 Mt 15,19 21 Mt 16,24 48, 147 Mt 18,6 143 Mt 18,7 143 Mt 18,10 143 Mt 18,15 125 Mt 18,21f 125 Mt 19,17 108 Mt 24,5 44 Mt 24,23 45 Mt 25,13 34 Mt 26,51f 170 Mt 26,59–64 170 Mt 26,63f 58 Mk 5,2ff 140 Mk 7,15 21 Mk 7,21 21 Mk 8,34 48 Mk 13,6 44 Mk 13,21 45 Mk 14,47f 170 Mk 16,15 74

185

Bibelstellenregister

Lk 1,28ff 148 Lk 1,42 41 Lk 1,45 41 Lk 4,1ff 27 Lk 6,45 66 Lk 8,27ff 140 Lk 9,23 48 Lk 9,57f 47 Lk 10,42 109 Lk 11,25f 180 Lk 11,39 173 Lk 14,5 69 Lk 14,26 48, 101, 147 Lk 14,33 48 Lk 16,9 151 Lk 16,13–15 151 Lk 16,16f 151 Lk 18,27 105 Lk 21,8 44 Lk 21,33 169 Lk 22,19 73 Lk 23,28 178 Joh 6,26 47 Joh 7,16 51 Joh 8,44 166 Joh 15,12 63 Joh 18,10f 170 Joh 18,19–24 170 Joh 18,22f 164 Apg 7,60 170 Röm 1,9ff 58 Röm 1,17 51 Röm 1,22 176 Röm 2,11 167 Röm 2,21 152 Röm 3,8 51 Röm 3,10 52 Röm 3,12 52 Röm 3,20 13, 106, 129, 149 Röm 3,23 173 Röm 5,1 XVI Röm 5,20 13 Röm 6,12f 149 Röm 7,7 149, 173 Röm 7,18 107 Röm 7,19 109 Röm 7,23f 172 Röm 7,24 132, 150 Röm 8,1 107 Röm 8,20 21 Röm 8,28 23, 134 Röm 8,32 124 Röm 9,1 59

Röm 9,22 50 Röm 10,2 161 Röm 10,13 56, 110 Röm 10,14 110 Röm 11,32 13 Röm 11,36 59 Röm 12,14 121 Röm 13,1ff 94 Röm 13,9 67 Röm 13,10 63, 67, 151 Röm 14,8 52 Röm 14,23 51 Röm 16,18 178 1. Kor 1,31 40 1. Kor 5,11 125 1. Kor 6,2f 163 1. Kor 6,7 163 1. Kor 6,10 121 1. Kor 7,14 87 1. Kor 7,20 83 1. Kor 11,7 84, 89 1. Kor 11,25 73 1. Kor 11,26 73 1. Kor 12,1ff 37 1. Kor 12,3 62 1. Kor 12,23 141 1. Kor 13 151 1. Kor 13,4 171 1. Kor 14,34 86 2. Kor 5,8 53 2. Kor 9,7 65 2. Kor 10,5 73 2. Kor 10,17 40 2. Kor 11,3 30 2. Kor 11,14 30, 72 Gal 1,8 161 Gal 1,24 40 Gal 3,24 64 Gal 4,9f 63 Gal 5 151 Gal 5,10 161 Gal 5,13 79 Gal 5,20 113 Gal 5,24 107 Eph 5,3f 139 Eph 5,5 177 Eph 5,22f 86 Eph 5,25 91 Eph 5,33 86, 91 Eph 6,1 80 Eph 6,2 59 Eph 6,4 80–82 Eph 6,5ff 93

Eph 6,9 94 Phil 1,23 15, 53 Phil 3,19 177, 178 Kol 2,16 63 Kol 3,5 155 Kol 3,18 86 Kol 3,19 91 Kol 3,21 80 Kol 3,22ff 93 Kol 3,25 93 1. Thess 4,3–5 138 1. Thess 4,4f 90 1. Thess 4,6 154 1. Thess 5,21 44 2. Thess 2,10f 165 2. Thess 3,14f 125 1. Tim 1,7 64 1. Tim 1,9 63 1. Tim 2,1f 38 1. Tim 6,9 176 1. Tim 6,10 155 2. Tim 4,3f 44, 165 Tit 1,9 171 Tit 1,9f 171 Tit 2,9f 94 1. Petr 2,18 92 1. Petr 2,19f 93 1. Petr 3,1 87 1. Petr 3,1ff 85 1. Petr 3,6 86 1. Petr 3,7 90, 138 1. Petr 3,9 121 1. Petr 4,15 170 1. Petr 5,5 53, 134 2. Petr 2,14 146 2. Petr 2,22 180 1. Joh 1,9 53 1. Joh 2,16 146 1. Joh 3,15 100, 180 1. Joh 4,1 44 Hebr 4,14 72 Hebr 6,16 58 Hebr 11,6 51 Jak 1,14f 21 Jak 1,18 119 Jak 1,19f 114 Jak 1,20 106, 115 Jak 1,21 114 Jak 1,23 119 Jak 1,26 115 Jak 2,10 65 Jak 3,1 115 Jak 3,2 116

186 Jak 3,3 Jak 3,4 Jak 3,5 Jak 3,6

Bibelstellenregister

116 116 116f, 119 117, 119, 160

Jak 3,7 120 Jak 3,8 120 Jak 3,9 120 Offb 3,17 176

Offb 9,5 162 Offb 12,7ff 27 Offb 21,27 103

Personenregister

Abraham 22, 44, 48f, 82f, 85f Abraham ben Meir ibn Esra XII Achab 31 Adam 14, 21, 44, 55, 65, 67, 82, 98, 106f Agatha 87 Ambrosius von Mailand 30, 137, 148 Anastasia 85 Andreas 28 Anna XVII, 5, 35, 164 Antonius 5, 31f, 39, 145 Appolonia 36 Aristoteles XX, 42, 99, 143f, 164 Augustinus XV, XVI, 8, 22, 27, 30f, 39, 42, 47, 50, 53, 55, 65, 76, 85–87, 101, 103, 105, 111, 113, 124, 128, 132, 137, 144, 147, 164–166, 175, 180 Barbara 36 Bernhard von Clairvaux 114, 145 Bucer, Martin XI Bullinger, Heinrich XI Calvin, Johannes XI, XVIII Cecilia 39, 85 Centura 48 Christophorus XVII, 5, 33f Chrysantus 132 Cosmas 42 Crispianus 42 Crispus 42 Cyprian 38f Damianus 42 David 48f, 96, 98, 145, 166f, 170 Dina 145 Dionysius Areopagita 74 Dorothea 36 Elisabeth 41, 87 Elisabeth von Thüringen 146 Ephraim 49, 64 Erasmus von Rotterdam X, XII, XVIII Erasmus Oswald von Schreckenfuchs XII Esther 85, 87 Eusebius von Caesarea 36, 170 Eva 21, 25, 29, 44, 86, 146

Farel, Guillaume XI Florian 5, 34 Froben, Johannes IX Germanus von Auxerre 28 Gerson, Johannes XV, 37, 65 Giovanni Pico della Mirandola XVIII Grünenberg, Johannes IX Guarinus von Veron 136 Heli 83 Herodias 24 Hieronymus 88, 105, 126, 131f, 148, 162, 170, 178f Hiob 19, 26f, 30, 48f, 118, 145, 158, 161, 175 Horaz 142 Isaak 48f, 145 Jakob 41, 46, 49, 114f, 119f, 145, 160 Jakobus 21, 114, 120 Jeremia 121, 128, 140, 146, 178 Jesaja 88, 178 Jesus Christus XVI, 5, 7f, 11, 14–16, 21, 25, 27, 33f, 36, 38, 43f, 47, 48–53, 55, 58–64, 68f, 72–75, 81, 86f, 91, 93, 98–102, 104f, 107f, 111, 117, 121, 125, 127f, 130–133, 135, 139, 143f, 146f, 151f, 156, 162–164, 167–169, 172f, 178 Johannes 44, 146 Johannes Chrysostomus 175 Johannes der Täufer 64, 151 Johannes Geiler von Kaysersberg 27 Jonadab 83 Joseph 22 Josephus 22 Josua 60 Juliana 36 Juonis 42 Juvenal 39, 142 Kain 71 Kaiphas 170 Kaiser Alexander 167 Kaiser Decius 34 Kaiser Karl V. 17

188

Personenregister

Katharina 5, 36, 42, 88, 164 Kilian 42 König Ludwig IX. von Frankreich 142 Levita, Elias X Logius 42 Löscher, Valentin Ernst IX, XIII Lorenz 5, 34 Lotther, Melchior IX Lucas 42, 105, 151 Ludwig von Toulouse 35 Macharius 28 Margarete 25, 36 Maria XVII, 44f, 148 Martin von Tours 28, 32 Melanchthon, Philipp X Micha 41, 73 Michael 27 Monia 28 Monika 86, 113 Mose 1, 22–23, 86, 103f, 154, 173 Moses Kimchi XI Naaman 30, 92 Nikolaus von Lyra Origenes 36 Otilia 36 Ottmar, Silvanus

101, 162

XXI

Papst Gregor I. 22, 64, 83f, 175 Papst Leo X. 17, 72 Paulus 13, 15, 21, 29, 37–40, 44, 50–52, 56, 58f, 62–65, 67, 73, 79–84, 86f, 90f, 93f, 106f, 109f, 113, 121, 125, 129, 131f, 137f, 141, 143, 149–152, 154f, 161, 163, 172f, 176–178 Pellikan, Konrad X, XII

Petri, Adam IX, XII, XIV, XXI Petri, Heinrich XII Petrus 46, 85–87, 90–93, 121, 138, 145, 170 Pilatus 98 Plautus 88 Ptolemeos 22 Rebecca 145 Reuchlin, Johannes X, XVIII Rhenanus, Beatus XI Rochus 32 Salomo 48f Sara 85f Saul 98, 166, 167 Schaffner, Valentin XXII Scholastica 36 Schumann, Valentin IX Sebastian 5, 32 Selber, Anna XII Severius 42 Spalatin, Georg IX Stephan 170 StöfÀer, Johannes X Susanna 83 Theophrast 88 Thomas Becket 170 Tobias 83, 156 Valentin 32, 38 Veit 34 Velten 5 Vinzenz 32 Wendelin Zedekia

5, 35 60

Sachregister

Abendmahl 73 Aberglaube 16–19, 24f, 28, 32f, 36, 56, 61 Abgötter 13–16, 30f, 35, 40, 42, 45, 48, 49, 53, 80, 125, 155, 176–178 Ablass 44, 46f, 83, 165 Adel 33, 79, 153 Ägypten 22, 26, 81, 117, 166 Almosen 25, 68, 71 Altväterbuch 28, 29 Amt 45 Andacht 43f, 47, 73, 75, 162 Anfechtung 21, 108f, 111f, 131–134, 145f, 179 Arbeit 20, 43, 45, 55, 64, 69–71, 149, 158f, 163, 179 Armut 15, 35, 42, 46f, 71, 75, 79, 95, 111, 118, 121, 126, 133, 152, 155, 167, 176, 179 Arznei 18f, 38, 132, 168 Astrologie 20–23, 143 Barmherzigkeit 38, 40–42, 51f, 60, 68, 107, 121–123, 125f, 131f, 134, 149, 172–174 Bauern 155 Begierde 14f, 18, 21, 37– 40, 44, 56, 64, 66–68, 74, 84, 90f, 99–101, 109, 112, 114, 127f, 130f, 133–135, 137–139, 144, 146–152, 155–157, 172f, 176–178 Beichte 77, 106f, 138, 142, 171, 174–176, 178, 181 Bekenntnis 77 Bescheidenheit 90 Besitz, Güter 18f, 26f, 30f, 35, 37f, 41, 48, 62, 67, 88, 94–96, 105, 151, 153, 156, 158, 170, 175, 177 Betteln 47 Bettelorden 71, 165 Betrug 68, 80, 122, 154f, 158, 161, 165f, 171, 173 Bild, Bildnis 14, 23, 29, 33f, 43f, 80, 95, 177 Bischöfe 24, 29, 33, 43, 46, 76, 85, 94, 158, 166f Blutschande 129, 137 Bosheit 13, 20, 22, 31, 80, 106, 114, 119, 134, 158, 160, 167f, 173 Bruderschaften 43

Buchdruck 18 Buchstabe 13, 97f, 103, 109–112, 151f, 162f, 169, 177 Buße 31, 34, 158 Demut 15, 38, 42, 53f, 62, 77, 100, 105–107, 134, 138, 149, 162, 175f Diebstahl, Raub 60, 67f, 93f, 110, 125, 129f, 136, 151–153, 155–157, 160, 166, 170, 173, 177 Dreifaltigkeit 41 Ehe 18, 59f, 85–91, 129, 136, 138 Ehebruch 45, 60, 67, 109, 128–130, 136f, 144, 146f, 153, 156, 172 Eltern 18f, 66f, 78–85, 89, 95, 111, 135, 160 Engel 72, 143, 148 Erbsünde 50, 152 Evangelium 26, 34, 74f, 77, 97, 141, 147, 165 Exempel 27, 38, 42, 69, 83f, 92, 109, 113, 124, 164 Exkommunikation 74 Fabeln 44, 143f, 164f Fasten 34, 64, 68, 73, 83 Fegefeuer 105 Feiertag 13, 55, 63, 66–71, 73, 75, 110 Fleisch 14, 105, 107f, 110, 117, 128f, 131, 133, 135, 138–140, 144, 146, 172, 178f Fluch 56f, 60, 68, 84, 98f, 101, 103, 121–123, 125 Frauen 17–19, 21, 23–25, 28f, 32, 35f, 41, 45f, 59, 81, 84–91, 119, 136, 138, 140, 146, 148 Freiheit 44, 72, 74, 133, 163 Frieden 38, 53, 58, 91, 109, 111, 113, 115, 121f, 126, 132, 161, 163, 168, 170 Fröhlichkeit 111 Frömmigkeit 20, 143 Fürbitte 32, 34, 37, 38 Furcht 15f, 23, 31, 34, 39, 53–55, 62, 64, 67, 72, 76–86, 90f, 93f, 97, 111, 118, 120, 129, 134, 154, 161f, 167, 175, 180 Fürsten 22, 55, 57, 60, 79, 86, 88, 94, 112, 130, 159, 167f

190

Sachregister

Gebet 17, 35, 41, 45, 48, 64, 66, 68, 75, 81, 83, 91, 121, 132, 149, 158, 160, 162, 179f Gedächtnis 34, 36, 39, 44, 68, 73f, 81, 117, 122, 146, 174 Geduld 46, 52f, 90, 102–104, 109, 111, 126, 134 Gehorsam 53, 78–80, 85–87, 89, 91–93, 111 Geist 13f, 35, 37, 39, 44f, 52, 63, 68, 71, 74f, 77f, 81, 83, 85, 91–93, 95–100, 103–105, 108–111, 114f, 123, 134, 138, 143, 151f, 155–157, 162, 168, 171, 174, 177, 181 Geiz 33–35, 44, 47, 69, 95, 125, 138, 152–159, 166, 172f, 176–178 Geld 31, 40, 47f, 67, 103, 159, 170, 177 Gelübde 19, 23, 45, 83, 129, 137, 160 Gemeiner Nutzen 70, 152, 157 Gerechtigkeit 14, 20f, 37f, 47, 49–54, 63f, 98, 103, 105f, 114f, 126, 129, 133, 151, 154, 162, 167f, 170f, 175f, 180f Gericht Gottes 81 Gerichtswesen 81, 101f, 122, 152, 168, 170 Gesang 19, 75, 180 Geschwätzigkeit 46, 115, 117f, 141, 144, 147f Gesetz 13f, 19, 49, 63f, 67, 74, 78, 94–98, 103–106, 108, 129, 134–137, 141, 144, 147, 149, 151–154, 156f, 163, 169, 172f, 177 Gesinde 45f, 59, 86, 92–94, 113, 136 Gesundheit 18, 20, 36–39, 48, 140, 172 Gewalt 26, 53, 80, 85–87, 135 Gewinn 44f, 69, 88, 157–159 Gewinnspiel 157 Gewissen 52, 58f, 75, 94, 107, 111, 116, 139, 161f, 170f, 179 Glaube 14–16, 18f, 26, 31–33, 36, 38, 44f, 50–52, 56, 58, 60, 110f, 124, 135, 152, 160, 162 Gleichnis 56, 60, 64, 107, 112, 116f, 120 Glosse 50, 53, 163 Gnade 14f, 33, 40f, 49f, 52–54, 56, 67, 90f, 93, 97, 100, 104f, 107–113, 124, 126f, 131–134, 137, 150, 152, 157 Goldene Regel 123, 154, 156, 166, 168 Gottebenbildlichkeit 89, 120, 121 Gottesdienst 22, 45f, 48, 57, 66, 70, 180 Gotteslästerung 25, 31, 106, 122, 160 Grammatik 162 Güte 37, 41, 76, 111f, 134 Handel, Geschäft 20, 61, 69, 71, 153–156, 158, 166 Handwerk 42f, 64, 70f, 94, 137, 154f

Hass 48, 59, 66, 75f, 80, 92, 100–102, 104f, 120, 124, 127, 147, 158, 166f, 180 Heidentum 13, 19, 38, 42, 60, 80, 82, 87, 90, 102, 116, 134, 154, 162 Heilige, Heiligenverehrung 19, 21, 25f, 28, 30–48, 58, 65, 131, 133, 145, 164, 167, 173 Heilige Schrift 21, 26, 33, 49f, 56, 59f, 64, 67, 73, 97, 109, 113, 125, 129, 131, 135, 144, 158, 160–162, 167, 169, 175, 179f Heiligung 76, 91, 137 Heiltum 46f, 164 Herz 14–16, 21, 36–43, 46f, 50, 55f, 60f, 63, 65–67, 71, 75, 77–79, 85, 89, 93, 96–98, 100, 103f, 106, 109–112, 115f, 122–128, 130, 133, 142f, 147, 150–154, 156f, 160, 162, 166f, 171f, 174, 177 Hexen 18f, 24, 26–28 Himmel 20–23, 26, 37–39, 41–43, 49, 59, 61f, 76, 94, 96, 98, 103, 105, 127, 143, 151, 169, 174 Historien 76, 143 Hoffart 43, 49f, 52f, 65, 70, 88, 102, 106, 116, 134, 146, 160f, 166, 175f, 178 Hoffnung 15, 48, 52f, 55, 80, 110f, 173, 180 Hölle, Höllenfeuer 49, 76, 82, 99, 101f, 119f, 124, 127, 129 Homosexualität 138 Hunger 20, 31 Hussiten (s. Pigharden) Jerusalem 46, 59, 62 Judentum 15f, 22, 25, 31, 43, 55f, 61–63, 68–70, 72, 78, 81–83, 95, 98, 103, 105, 126, 128, 151, 154, 173 Juristen 152, 162f, 168 Katechese, s. Unterweisung Ketzerei 13, 49, 97, 115, 160f, 171 Keuschheit 89–91, 109, 111, 132–135, 137, 143, 145, 151, 165, 179 Kinder 17–19, 23, 26, 46, 59, 79–85, 95, 135, 142f, 158, 169 Kirchengeschirr (vasa sacra) 95 Kirchenrecht 27, 72 Kleidung 19f, 42, 48, 57, 68, 70, 83–85, 87–89, 148f, 153, 175 Kleinmut 80, 82, 132 Kloster 72f, 75 Kollekte 35, 37 Körper, Leib 14, 20, 23, 26f, 39f, 48, 64, 68, 75, 80, 90, 97, 114, 116, 119, 133, 137, 141f, 150, 172, 179

Sachregister

Krankheit 15, 18–20, 23, 32, 38–40, 49, 79, 82, 158, 179 Kreuz 24, 33, 45, 48, 58, 75, 104f, 131 Krieg 17, 30f, 33, 47, 57f, 163, 167, 169f Laster 46, 67f, 74, 101, 139, 141, 145, 153, 155f, 160, 166f, 172, 175, 177f, 180f Lehre 81, 85, 160–162, 164, 169 Leiden 15, 19, 25f, 34, 36, 38f, 58, 64, 84, 93, 104, 110f, 158 Liebe 14f, 25, 41, 52f, 58, 62–64, 66f, 74–76, 78f, 81f, 90–92, 100, 104f, 108–111, 123–126, 137, 139, 142, 148f, 151, 154, 156f, 163, 171, 175 Logik 116, 143 Lüge 15, 23, 27, 57, 60f, 65f, 113, 158, 160f, 164–166 Lust 15, 84 Männer 19, 84–91, 138, 146 Magistrat 71, 87, 94, 159 Marienverehrung 44f Märtyrertum 27, 132, 170 Meineid 57, 59, 61 Messe 42f, 47, 68–74 Müßiggang 42, 46, 68, 138, 159, 178 Nachrede 94, 101, 113f, 121, 123, 139, 160, 171 Nächstenliebe 43, 62, 65–67, 71, 78, 104 Nahrung 29, 68–71, 153, 179f Natur 18f, 21, 51f, 74, 120, 123f, 126, 129, 131, 134, 138, 154, 166, 169, 172, 178f Neigung 21, 107, 109, 149, 172f, 176–178 Not 21, 38, 62, 69, 74, 95, 153, 158, 171 Obrigkeit 79, 84f, 130, 141 Opfer 14, 47, 71, 75, 77, 82f, 95, 97, 142 Ordenswesen 43, 137, 139, 141, 165 Papsttum 148, 158 Passion Christi 58, 68, 81f, 107 Pelagianismus 49, 97 Pest 31f, 80, 82, 99, 130 Pfründe 95, 158 Pharisäer 96, 98, 103, 151 Pigharden 48, 161 Predigt 27, 42, 45, 69–71, 73f, 165 Priester 18f, 24, 33, 36f, 49, 58, 71f, 74f, 94f, 129, 133, 137, 139, 141, 158, 165, 171, 178 Prostitution 89, 106, 128, 158 Rache 99, 109, 153, 154 Rad der Geburt 119f

191

Räte 163, 169 Recht 30, 113, 155, 157, 163, 168–170 Rechtfertigung 51, 54, 118, 151 Reichtum 14f, 26, 35–37, 52, 84, 119, 133, 156, 159, 163, 167, 175f Reinheit 91, 103–105, 131–134, 149, 157, 162, 172f, 179 Reue 71, 74–76, 104, 106, 158 Richter 61, 153, 166, 168–170 Ritter 33 Rom 46 Ruhe 55, 63f, 68, 109f, 162 Sabbat 55, 63, 67, 69f Sakrament 24, 36, 50, 72f, 133, 138, 174 Sanftmut 52f, 87, 100, 102–104, 108f, 111, 114–116, 122, 126f, 134, 151 Santiago de Compostella 46 Scham, Schamhaftigkeit 141f, 147 Schamlosigkeit 84, 138–141, 147, 160 Schmach 15, 17, 21, 57, 60, 98f, 102, 118, 124, 133, 136, 160, 166, 169 Schmeichlerei 167f Schmuck 85, 87–89 Scholastik 104, 162 Schöpfung 14, 21, 79 Schriftauslegung 162 Schuld 16, 48, 127 Schule 81 Schwören, Schwur 57–62, 66, 122, 158, 160 Seele 22, 26, 39, 45f, 58, 77f, 80, 82, 88, 90f, 96, 101, 113f, 119, 130, 135, 140–142, 144, 146f, 153, 160f, 164, 172 Seelenheil 46, 55, 58, 84, 95, 142, 160 Seelsorge 165 Segen 16, 19, 41, 45, 89 Sexualität 16, 19 Sicherheit 16, 36, 53, 152, 159, 180 Simonie 153 Sinne, Sinnlichkeit 28, 30, 42, 73, 75, 82, 90, 116f, 144, 146f, 174, 179 Sitten 64, 87, 89, 139 Sodomiten 82 Sorge 16, 46, 152, 158 Spiel 46, 57, 68, 70f Spital 75 Stadt 19 Sterben 15, 17, 33, 39 Stiftungswesen 75, 95 Strafe 19, 27, 31, 38, 46, 55, 57, 59, 79–83, 91, 94f, 97f, 100–104, 125, 130, 143, 153, 157, 160, 163, 170

192

Sachregister

Sünde 13, 16, 19–22, 26f, 31, 33, 38–40, 45f, 49–51, 53f, 59, 61, 67–71, 75f, 84, 94, 98f, 102f, 105–108, 114, 118f, 124f, 128–132, 134–139, 141f, 147–149, 152f, 156–162, 165, 170, 172–177, 179 Tabernakel 168 Tanz 19, 57, 84, 130, 148 Taufe 25, 49f, 64, 106 Teufel 16–19, 23–27, 29f, 33, 37, 42–47, 49, 51, 56–58, 72f, 82f, 99, 114, 124, 133f, 140–142, 164, 166, 171, 176, 180 Tod 15, 26, 33f, 36, 38, 49, 80, 114, 120, 145, 170 Todschlag 60, 67f, 96, 98–105, 108f, 111–114, 122, 126f, 129, 142, 151, 156 Todsünde 166, 174, 175, 180f Torheit 38, 55, 133, 167, 176 Trägheit 166, 180 Trier 46 Trost 34, 93, 95, 111, 122, 132, 171 Trunksucht 70f, 166, 179f Tugend 14, 31f, 38, 50, 53, 87, 111, 133f, 144, 174f Türken 43, 57, 68 Ungeduld 15, 102, 104, 108 Unkeuschheit 43, 46, 68f, 84, 110, 125, 128–130, 132f, 135, 137f, 144f, 150, 153, 166, 178f Untertan 55, 84, 94 Unterweisung 81–83, 85, 143, 161f Unvollkommenheit 48 Vaterunser 100 Verdammnis 50, 102, 107, 139 Verdienst 39–41, 49f, 52, 58, 71, 106, 170, 173 Verheißung 44, 59, 81f Vernunft, Verstand 16, 21, 23, 30f, 50, 52, 76, 80, 83f, 162, 166, 175, 177 Verführung 16, 18, 46 Versuchung 19

Vertrauen 18, 33, 53, 177, 180 VerzweiÀung 15, 26, 52, 80, 105 Vieh 19, 26, 35, 70 Vierfacher Schriftsinn 162 Völlerei 43, 46, 68f, 138, 178–180 Vollkommenheit 15f, 39, 63f, 91, 105–107, 116, 127, 178 Waffen 16, 33, 71, 112, 119, 167 Wahrheit 20, 22, 43f, 56–61, 119, 129, 131, 165, 166f Wahrsager 16, 24, 56 Wallfahrten 44–46, 73f Weisheit 14, 22f, 49, 52, 132–134, 167, 169, 175f Werk, gute Werke 24, 29f, 40, 42, 50–52, 55, 58, 63–68, 71f, 76f, 79, 96–100, 102, 104, 106f, 109f, 113, 115f, 118, 122, 126, 128f, 133, 136, 139, 141, 143, 149–154, 156, 161, 169, 172–174, 176–178 Werkgerechtigkeit 162 Wille, Willensfreiheit 21, 49, 61f, 64–66, 97f, 107, 132, 135–137, 149f, 153, 157f, 161, 166, 169, 175, 177f Wirtshaus 46, 130, 139 Wollust 15 Wort Gottes 45, 57, 64, 66, 68, 73–75, 85, 110, 159f Wucher 67, 154 Zauberei 16–18, 23f Zeichen 16–23, 45, 47, 56, 72, 78f, 99f, 106, 108, 117, 123–126, 128, 144, 147f, 172, 177 Zins 158f Zivilrecht 173 Zorn 34, 57, 80–82, 84, 98–106, 108f, 112, 114f, 118, 123–127, 131f, 149, 166, 173, 180 Zuversicht 14f, 39, 41, 53, 55, 64f, 110 Zwietracht 58, 60, 113, 115, 121f, 163, 164, 168f

Athina Lexutt

Luther (UTB 3021 Profile)

Martin Luther gehört ohne jeden Zweifel zu den Gestalten, die die Geschichte des Abendlandes in so nachhaltiger Weise beeinflusst haben wie nur wenig andere. Er hob Weltbilder aus den Angeln, provozierte und begeisterte, er kämpfte mit Welt und Teufel und führte das Christentum in eine neue Zeit. Luther gab der Reformation ihr eigentliches und wesentliches Profil und ist in seinem theologischen Denken auch heute noch wegweisend für den Protestantismus, der auf seinen Schultern steht. Der vorliegende Band entfaltet anschaulich den Menschen und Denker Luther vor seinem historischen Hintergrund, um zugleich nach der Gegenwartsbedeutung seiner Aussagen zu fragen. Damit bietet er nicht nur einen Überblick über das Leben einer prominenten Gestalt des 16. Jahrhunderts, sondern eröffnet einen Dialog zwischen den Fragen der Gegenwart und den fundamentalen Einsichten Luthers in das Verständnis von Gott, Welt und Mensch. 2008. 143 S. Br. 120 x 185 mm. ISBN 978-3-8252-3021-0

böhlau verlag, ursulaplatz 1, 50668 köln. t : + 49(0)221 913 90-0 [email protected], www.boehlau.de | köln weimar wien

Archiv zur ­Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers Herausgegeben von ­Ulrich Köpf, Bernd Moeller

Die Bände 1, 2, 4, 5, 6 und 7 sind vergriffen.

Bd. 9: Bd. 3: Operationes in Psalmos 1519–1521 Psalm 11 bis 21 (Vulgata) Register

2012. Gb. ISBN 978-3-412-06589-8 In Planung

Bd. 8: Annotierungen zu den Werken des ­Hieronymus Hg. v. Martin Brecht und Christian Peters

erfurter annotationen 1509–1510/11 Hg. v. Jun Matsuura 2009. CCLX, 727 S. 9 farb. Abb. auf 4 Tafeln. Gb. ISBN 978-3-412-20390-0

Bd. 10: Martin Luthers Dekalog­ predigten in der Über­ setzung von Sebastian Münster Hg. v. Michael Basse 2012. XXVI, 192 S. 11 s/w Abb. Gb. ISBN 978-3-412-20621-5

RR241

2000. VIII, 276 S. 4 s/w-Abb. Gb. ISBN 978-3-412-03199-2

böhlau verlag, ursulaplatz 1, 50668 köln. t : + 49(0)221 913 90-0 [email protected], www.boehlau.de | köln weimar wien