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German Pages 373 [376] Year 1991
Series Maior
LEXICOGRAPHICA Series Maior Supplementary Volumes to the International Annual for Lexicography Suppléments à la Revue Internationale de Lexicographie Supplementbände zum Internationalen Jahrbuch für Lexikographie
Edited by Sture Allén, Pierre Corbin, Reinhard R. K. Hartmann, Franz Josef Hausmann, Hans-Peder Kromann, Oskar Reichmann, Ladislav Zgusta 38
Published in cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA) and the European Association for Lexicography (EURALEX)
Klaus-Dieter Ludwig
Markierungen im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch des Deutschen Ein Beitrag zur Metalexikographie
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1991
Ί
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Ludwig, Klaus-Dieter : Markierungen im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch des Deutschen : ein Beitrag zur Metalexikographie / Klaus-Dieter Ludwig. - Tübingen : Niemeyer, 1991 (Lexicographica : Series maior ; 38) NE: Lexicographica / Series maior ISBN 3-484-30938-5
ISSN 0175-9264
© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1991 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt
ν Inhalt Seite Vorbemerkung 0.
Einleitung
1.
Nicht-denotative Informationen lexikalischer Einheiten 1.1. Forschungsstand 1.1.1. Zum Konzept der "weiten" Bedeutungsauffassung 1.1.2. Immer wieder die Konnotationen 1.2. Unsere Position zum Status des Nicht-Denotativen 1.2.1. Ausgangsposition 1.2.2. Zum begrifflich-wertenden Bedeutungsanteil 1.2.3. Nicht-denotative Informationen lexikalischer Einheiten - kein Bestandteil der Bedeutung 1.2.3.1. Zum Emotionalen 1.2.3.2. Zum "Stilistischen" 1.3. Fazit 2.
2.1. 2.2. 2.2.1. 2.2.1.1. 2.2.1.2. 2.2.2. 2.2.3. 2.2.4. 2.3. 2.3.1. 2.3.1.1. 2.3.1.2. 2.3.2. 2.3.3. 2.3.4. 2.4. 2.4.1. 2.4.1.1. 2.4.1.2. 2.4.2. 2.4.3. 2.4.4. 2.5.
Nicht-denotative Informationen lexikalischer Einheiten in allgemeinen einsprachigen synchronischen Wörterbüchern des Deutschen - ein historischer Exkurs Einleitende Bemerkungen Nicht-denotative Informationen in ADELUNGS Wörterbuch Angaben zum Stil Zuordnung zu "Classen" (Stilebenen) Kennzeichnung spezifischer Gebrauchsweisen von Lexemen Angaben zu temporär begrenztem Gebrauch Angaben zu regional begrenztem Gebrauch Angaben zu fach- und gruppenbegrenztem Gebrauch Nicht-denotative Informationen in CAMPEs Wörterbuch Angaben zum Stil Zuordnung zu Stilebenen Kennzeichnung spezifischer Gebrauchsweisen von Lexemen Angaben zu temporär begrenztem Gebrauch Angaben zu regional begrenztem Gebrauch Angaben zu fach- und gruppenbegrenztem Gebrauch Nicht-denotative Informationen in SANDERS' Wörterbuch Angaben zum Stil Zuordnung zu Stilebenen Kennzeichnung spezifischer Gebrauchsweisen von Lexemen Angaben zu temporär begrenztem Gebrauch Angaben zu regional begrenztem Gebrauch Angaben zu fach- und gruppenbegrenztem Gebrauch Fazit
VII 1 5 5 5 14 25 25 28 34 34 41 46
50 50 55 57 57 80 83 88 96 103 106 106 120 123 134 146 150 154 154 164 169 171 175 182
VI Seite 3. 3.1. 3.2. 3.2.1. 3.2.2. 3.2.3. 3.2.4. 3.2.5. 3.2.6. 3.2.7. 3.3. 4.
Stilistische Bewertungen in allgemeinen einsprachigen Bedeutungswörterbüchern der deutschen Gegenwartssprache Stilschichten und Stilfärbungen als stilistische Bewertungskategorien Zu einigen aktuellen Problemen der Praxis stilistischer Markierungen in Bedeutungswörterbüchern Zu den Begriffen Stilschicht und Stilfärbung Definition von Stilschicht und Stilfärbung Methode der Zuordnung von Lexemen zu Stilschichten und Kriterien der Abgrenzung der Stilschichten Uneinheitliche Klassifizierung und Beschreibung von Stilschichten und Stilfärbungen in verschiedenen Wörterbüchern Besondere Probleme der Stilfärbungen zugeordneten Markierungen Objektsprache als Metasprache zur stilistischen Bewertung Stilschicht vs. Existenzform Fazit der bisherigen Diskussion
192 193 205 205 207 208 209 212 217 219 220
Vorschlag zur Klassifizierung nicht-denotativer Informationen lexikalischer Einheiten nach einem "kommunikativen Prädispositionsmodell" Überlegungen zur Verbesserung der bisherigen Markierungspraxis Ausgangsposition für ein "kommunikatives Prädispositionsmodell" Zum "kommunikativen Prädispositionsmodell" selbst Inhaltliche Charakterisierung der Ebenen des "kommunikativen Prädispositionsmodells" Zusätzliche Markierungen Fazit
237 244 267
Markierung nicht-denotativer Informationen lexikalischer Einheiten des lexikalischen Feldes NAHRUNG ZUFÜHREN
274
6.
Summary
339
7.
Résumé
343
8. 8.1. 8.2.
Literatur Wörterbücher Sekundärliteratur
347 347 350
4.1. 4.2. 4.3. 4.4. 4.5. 4.6. 5.
222 222 225 227
VII Vorbemerkung
Die vorliegende Arbeit entstand aus den Erfahrungen einer langjährigen Mitarbeit am "Wörterbuch der deutschen
Gegenwartsspra-
che" und im Rahmen von Untersuchungen einer Forschungsgruppe
des
Zentralinstituts für Sprachwissenschaft der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR über die Mikro- und Mediostrukturen der lexikalischen Einheiten und deren makrostrukturelle
Relatio-
nen . Anliegen der Arbeit war es, aus der Sicht der praktischen Lexikographie Probleme zu erörtern, die die auf
Informationen
über Gebrauchsbedingungen gerichteten Markierungen
lexikalischer
Einheiten im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch des Deutschen betreffen, und im Zusammenhang damit die nach wie vor umstrittene Frage des Verhältnisses von Denotativem und Konnotativem zu diskutieren. Abschnitte der Arbeit, die Statusfragen
"konnotati-
ver Potentiale" bzw. "nicht-denotativer Informationen" von Lexemen und stilistische Bewertungskategorien in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern der deutschen Gegenwartssprache sind in die unter der Leitung von Erhard Agricola
behandeln,
erarbeiteten
und als Manuskript vervielfältigten "Studien zu einem KOMPLEXWÖRTERBUCH der lexikalischen Mikro-, Medio- und Makrostrukturen ("Komplexikon")"(Berlin 1987) eingegangen. Die hier vorgelegte Fassung ist zum Teil überarbeitet. Die Diskussion über Markierungen als lexikographische Datentypen spielt auch in dem Werk "Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie" (1. Teilband, Berlin/New York 1989) eine Rolle, es erschien nach Abschluß der Arbeit und konnte nicht mehr einbezogen werden. Bei der Ausführung der Arbeit haben mir die Gespräche mit Kollegen des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft sehr genützt. Wertvolle Hinweise und nützliche Kritik verdanke ich vor allem Herrn Prof. Dr. sc. Dieter Viehweger und Herrn Dr. habil. Erhard Agricola. Für wichtige Anregungen zum historischen Teil der Arbeit danke ich besonders Herrn Prof. Dr. sc. Hartmut Schmidt und Herrn Dr. Wilhelm Braun. Für die nicht immer ganz einfache tech-
Vili nische H e r s t e l l u n g
des M a n u s k r i p t s g e b ü h r t Frau I n g r i d
und Frau Dagmar W i l d b e s o n d e r e r Dank. Zu danken ist den H e r a u s g e b e r n
der Reihe " L e x i c o g r a p h i c a .
b e s o n d e r e Herrn Prof. Dr. H a n s - P e d e r K r o m a n n dem Max Niemeyer Verlag für das Angebot der
Spielberg
weiterhin
Series M a i o r " , (Kopenhagen), Publikation.
Klaus-Dieter
Ludwig
insund
1 O.
Einleitung
Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind die von lexikalischen Einheiten übermittelten und in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern zu erfassenden Informationen, die über die
phonologisch-phoneti-
schen, morphologisch-syntaktischen und unmittelbar
semantischen
Informationen hinausgehen. Gemeint sind damit zusätzliche
Informa-
tionen recht heterogenen Charakters, die im weitesten Sinne typische Kommunikationsbedingungen der betreffenden
Wortschatzeinheit
repräsentieren und in lexikologischen Arbeiten weitgehend zu dem relativ diffusen Feld der Konnotationen gezählt worden sind. In der deutschsprachigen Lexikographie erscheinen Informationen über Gebrauchspräferenzen und -restriktionen als spezifische
Wörter-
bucheinträge insbesondere als Angaben zum Stil oder Angaben zu temporär, regional, fach- und gruppenbegrenztem Gebrauch lexikalischer
Einheiten.
Aus der Erkenntnis, daG sich der Bereich der Angaben über stilistische Anwendungsbedingungen zu den in allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern verzeichneten lexikalischen Einheiten sowohl in theoretischer Hinsicht als auch in der praktischen
Lexikographie
als besonders strittig erwiesen hat, ergeben sich vor allem zwei Fragen, die in der Diskussion nach wie vor eine Rolle spielen und zu deren Klärung die Arbeit einen Beitrag leisten möchte: (1) Ist den genannten Zusatzinformationen Charakter
semantischer
zuzusprechen?
(2) Wie sind diese Informationen in einem einheitlichen System von lexikographischen Datentypen zu erfassen? Mit der Erörterung dieser Fragen setzt sich die Arbeit vorwiegend lexikologisch-lexikographische
Ziele, wobei die lexikogra-
phische Praxis im Vordergrund steht. Die Untersuchungen sind in hohem Grade durch Erfahrungen in der praktischen Lexikographie bestimmt und werden vom Standpunkt eines theoretisch orientierten Lexikographen diskutiert, sie ordnen sich ein in die um eine Qualifizierung einsprachiger synchronischer des Deutschen geführte
Bedeutungswörterbücher
Metalexikographiediskussion.
2
Im einzelnen wird das nachstehende Konzept
verfolgt:
Im ersten Kapitel wird die Frage erörtert, ob und inwieweit Konnotationen zur Bedeutung gehören, und damit die strittige Frage der Grenzziehung zwischen Denotativem und Konnotativem, d. h. des Gegensatzes zwischen der sogenannten engen und weiten
Bedeutungsauf-
fassung. Im Zusammenhang mit der Skizzierung der Forschungssituation erfolgt vor allem eine kritische Auswertung von Arbeiten der DDR-Sprachwissenschaft zu dieser Problematik. Unter neuerer Diskussionen wird damit die Reihe eigener
Einbeziehung
Oiskussionsbei-
träge (ζ. B. 1973, 1976, 1982) fortgesetzt und die dort vertretene Position zum Status der "konnotativen Potentiale" bzw. denotativen Informationen" lexikalischer Einheiten
"nicht-
präzisiert.
Bevor ein eigener Vorschlag zur Klassifizierung und Kodifizierung nicht-denotativer
Informationen in einem einsprachigen
syn-
chronischen Wörterbuch zur Diskussion gestellt wird, wird die Praxis der Kodifikation dieser Informationen in zehn allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern des Deutschen
analysiert.
In einem wissenschaftsgeschichtlichen Rückblick wird zunächst im zweiten Kapitel in einer historisch-vergleichenden Analyse anhand einer umfangreichen Dokumentation die Methode der Kodifizierung nicht-denotativer
Informationen lexikalischer Einheiten in
den Wörterbüchern von ADELUNG, CAMPE und SANDERS vorgeführt, um die Herausbildung lexikographischer Methoden auf einem speziellen Gebiet zu zeigen - ein in der metalexikographischen häufig vernachlässigter
Diskussion
Aspekt.
Das dritte Kapitel ist einer kritischen Analyse der Praxis stilistischer Markierungen von lexikalischen Einheiten durch die Zuordnung zu "Stilschichten"/"Stilebenen" einerseits und/oder "Stilfärbungen"/"Gebrauchsangaben"
andererseits in sieben allgemei-
nen einsprachigen Wörterbüchern der deutschen
Gegenwartssprache
gewidmet, da solche Bewertungen einen beträchtlichen Teil der in den Wörterbüchern angebotenen nicht-denotativen Informationen ausmachen und die ihnen zugrunde liegenden Kategorien wohl den kompliziertesten Bereich innerhalb des Nicht-Denotativen darstellen. Die Gründe, die zur Kritik am Stilschichtenmodell geführt haben, werden zusammengefaßt.
3 Aus der analytisch-typologischen Untersuchung der gegenwärtigen Praxis stilistischer Markierungen in Bedeutungswörterbüchern und der Sichtung von. Überlegungen zur Verbesserung der bisherigen Markierungspraxis wird im vierten Kapitel ein eigener Vorschlag zur Klassifizierung und künftigen lexikographischen dieser Zusatzinformationen nach einem Modell der
Kodifizierung
"kommunikativen
Prädisposition" lexikalischer Einheiten mit den drei Hauptebenen "neutral", "über neutral" und "unter neutral"
entwickelt.
Das vorgeschlagene System der Bewertung wird im fünften Kapitel exemplarisch auf das umfangreiche Wortfeld NAHRUNG ZUFÜHREN angewandt und an der komplett durchgeführten Markierung von dessen rund 240 lexikalischen Einheiten demonstriert. In der Arbeit konnte manches lediglich bilanziert,
problemati-
siert und nur andeutungsweise ausgeführt werden und bedarf vertiefter Untersuchungen. Das betrifft neben den Bemühungen um ein lexikographisch praktikables Bedeutungskonzept zum Beispiel die Frage der Beziehungen zwischen den Ebenen des vorgeschlagenen Modells der "kommunikativen Prädisposition" und bestimmten Textsorten oder das Problem der aktuellen Ausprägung ver Informationen im Textzusammenhang.
nicht-denotati-
5
1. Nicht-denotative Informationen lexikalischer 1.1.
Einheiten
Forschungsstand
1.1.1. Zum Konzept der "weiten"
Bedeutungsauffassung
Vertreter einer weiten Auffassung der lexikalischen
Bedeutung
stehen in der Tradition ERDMANNs, der in seinem im Jahre 1900 erstmals erschienenen Buch (1966, S. 107) "am Worte dreierlei" unterschieden
hatte:
"1. den begrifflichen Inhalt von größerer oder geringerer Bestimmtheit
| . . . | ,
2. den Nebensinn, 3. den Gefühlswert (oder Stimmungshalt)"
(ebenda).
Daß die ERDMANNsche Dreiteilung der Wortbedeutung später in mehr oder weniger modifizierter Form von einer Anzahl von Linguisten vertreten wurde, hat u.a. GECKELER nachgewiesen.
(1971, S. 70-78)
(Vgl. zu ERDMANN und zur ERDMANN-Rezeption
auch
DIECKMANN 1981, S. 79-100). In der DDR-Linguistik hat sich vor allem W. SCHMIDT auf ERDMANN berufen. W. SCHMIDT hat 1963 in einer für die damalige
Bedeu-
tungsforschung durchaus richtungweisenden Abhandlung die Wortbedeutung definiert "als die inhaltliche Widerspiegelung eines Gegenstandes, einer Erscheinung oder einer Beziehung der objektiven Realität im Bewußtsein der Angehörigen einer
Sprachgemeinschaft,
die traditionell mit einem Lautkomplex zu der strukturellen
Ein-
heit des Wortes verbunden ist" (S. 16). Er hat gleichzeitig
dar-
auf hingewiesen, daß "in den Wortbedeutungen
notwendigerweise
neben der begrifflichen Verallgemeinerung auch Empfindungen, Wahrnehmungen und Vorstellungen ihren Niederschlag" finden und daß außerdem "in das Wort auch emotionale Reaktionen der Sprecher auf die Wirklichkeit" eingehen, "ihre Gefühle und Wünsche, Absichten und Strebungen
| . . . | . Aber außer der emotionalen
[Kompo-
nente] kann die Wortbedeutung neben ihrem Begriffsgehalt noch die verschiedenartigsten Schattierungen der stilistischen und ästhetischen Färbung des Wortes enthalten" (ebenda, S. 18/19). W. SCHMIDT hat von den "Komponenten" der lexikalischen
Bedeutung
eines Wortes gesprochen und in Anlehnung an ERDMANN 1. Vorstellungs- und Begriffsgehalt, 2. Nebensinn und 3. Gefühlswert oder
6
Stimmungsgehalt
(1959, S. 46) als die drei Komponenten der Wort-
bedeutung angenommen, wobei Nebensinn und Gefühlswert auch als "nichtbegriffliche Elemente" (1963, S. 19) oder als Bedeutungskomponenten"
"konnotative
(1972a, S. 50) bezeichnet werden. Als kon-
notative Bedeutungskomponenten werden eine wertende, eine emotionale und eine voluntative Komponente unterschieden (z.B. 1969, S. 575; 1972a, S. 50; 1972b, S. 18). Eng an W. SCHMIDT sind die Auffassungen zur Wortsemantik
insbesondere in SCHIPPAN
aber auch bei HARNISCH (1972), LANGNER (1972) und
(1972),
WELKE
(1980)
orientiert. Ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede sollen in Tab. l./l sinnfällig gemacht werden:
(1959)
W. SCHMIDT
(etwa 1969 und später)
1. Vorstellungs- und
1. begriffliche Kom-
Begriffsgehalt
ponente
2. Nebensinn
nichtbegriffliche
3. Gefühlswert oder L Stimmungsgehalt
Elemente/konnotative 3. wertende Komp. Komponenten differenziert in
Kern
Komp.
2. Wertungskomponente 3. Gefühlskomponente
HARNISCH (1972)
WELKE (1980)
1. begriffliche
Komponente
Vorstellungskomponente
1. begriffliche
Komponente
2. Vorstellungskomponente 3. emotionale
3. Wertungskomponente 5. voluntative
5. voluntative
1. Begriffskomponente
1 konnotative
3. Gefühlswertl Elemente
4. .emotionale
M
Komp.
LANGNER (1972)
1. begrifflicher
2.
' 4. emotionale >
SCHIPPAN (1972)
2. Nebensinn
2. Vorstellungskomp.
Komponente Komponente
Tabelle l./l
Komponente
7
Man hat immer wieder "mit allem Nachdruck betont
| . . . | , daß
die verschiedenartigen nichtbegrifflichen Elemente der Wortbedeutung an ihren begrifflichen Kern gebunden sind, von ihm abhängen und ohne ihn nicht realisiert werden können. Denn die Wortbedeutung ist ihrem Wesen nach als begriffliche Abstraktion
geprägt"
(W. SCHMIDT 1963, S. 19; vgl. auch SCHIPPAN 1972, S. 75; WELKE 1980, S. 92). Das Grundanliegen der "weiten" Bedeutungskonzeption
besteht
darin, "den Bedeutungsbegriff möglichst offen zu halten für die Vielzahl der mit dem Gebrauch von Sprache verbundenen Funktionssetzungen" (WELKE 1976, S. 707). Eine solche Auffassung jedoch eher zur Verwirrung als zur Klärung der
trägt
Bedeutungsproble-
matik bei. Diese Forderung scheint nicht nur allein deshalb ungerechtfertigt, weil dadurch der Bedeutungsbegriff
immer undurch-
schaubarer und unübersichtlicher wird, sondern auch aus prinzipiellen Überlegungen. Daß es u.E. bisher weder überzeugend gelungen ist, den begrifflichen Kern von den
nichtbegrifflichen
Elementen abzugrenzen noch die unterschiedlichen
nichtbegriffli-
chen Komponenten eindeutig nachzuweisen, haben wir in vorgängigen Publikationen zu zeigen versucht (vgl. LUDWIG 1976, S. 24-30 und 1982, S. 172-175). Deshalb sollen die Schwierigkeiten des Nachweises, der Abgrenzung und der differenzierten Beschreibung von begrifflicher, wertender und emotionaler Komponente durch semantische Analysen in diesem Zusammenhang nur an folgenden
Beispie-
len demonstriert werden. So verweisen z.B. W. SCHMIDT/HARNISCH (1972, S. 92) darauf, daß bei dem Wort Einbruch die negative tungskomponente aus dem Begriffsgehalt
('gewaltsames
zum Zwecke des Diebstahls') und (sie!) der emotionalen 'Besorgnis, Angst' resultiere. Die eigentliche
Wer-
Eindringen Komponente
Wertungskomponente
wird nicht genannt. Zu fragen wäre: Ist die negative
Wertungs-
komponente an den gesamten Begriffsgehalt des Lexems gebunden, oder wird die Wertung durch einzelne Bedeutungselemente
(Seme)
kodifiziert? Die Annahme, daß sich die Wertungskomponente aus dem Begriffsgehalt . u n d
der emotionalen Komponente ergebe,
steht im Widerspruch zu der von W. SCHMIDT an anderer Stelle dargelegten Auffassung, nach der "die Gefühlskomponente der Wortbedeutung als generell abhängig von der Wertungskomponente"
(1972b,
8
S. 19) betrachtet wird, daß also Emotionen Wertungen
zugrunde
liegen. LORENZ/WOTJAK
(1977) sehen ebenfalls unter Berufung
beispiels-
weise auf W. SCHMIDT, SCHIPPAN und HARNISCH Wertungs-, emotionale und voluntative Komponente als Konstituenten der Bedeutung an: "U.E. zu Recht ist
lexikalischen
darauf verwiesen worden,
daß in die Bedeutungen neben einer sogenannten - wertungsneutralen - referentiell-denotativen, begrifflichen
Vorstellungskompo-
nente auch emotionale, voluntative und Wertungskomponenten
ein-
gehen" (S. 125), "insofern diese über individuell rekurrent als Bestandteile der kommunikativen Invariante fungieren" (S. 126). Gleichzeitig heben LORENZ/WOTJAK hervor, daß die "die der Vorstellungskomponente
Abbildelemente,
angehören und den unmittelbaren
Sachverhaltsbezug gewährleisten, als Bestandteile des Bedeutungskerns von grundlegender Bedeutung für die Kommunikation und als solche auch den wenigsten individuellen Variationen
ausgesetzt
sind" (ebenda, S. 125). Wie komplex diese Erscheinungen sind, bei denen auch noch stilistische Faktoren eine Rolle spielen, versuchen die Autoren am Beispiel der Verben stehlen und klauen zu verdeutlichen. Danach haben die Bedeutungen beider
Lexeme
neben ihrem begrifflichen Kern "Besitzwechsel" noch Angaben wie "gegen den Willen des Bestohlenen" bzw. "ohne dessen Wissen", "unrechtmäßige Aneignung durch den Dieb" usw., wobei "gegen den Willen des Bestohlenen" als voluntative Komponente
apostrophiert
wird (ebenda, S, 126). Deutlich werde in diesen Angaben "aber auch die Wertung, Einstellung als pejorativ, negativ Entrüstung, Erbitterung
(unmoralisch,
...), d.h. die Stellungnahme des Sprechers
zum denotierten Sachverhalt", die "aufs engste gekoppelt" sei mit der emotionalen Komponente, die sich hier wohl weitgehend mit der Wertung decke (ebenda, S. 126/127). Bei Betrachtung des Unterschieds zwischen stehlen und klauen gewinne die emotionale Komponente insofern an Selbständigkeit, als klauen eine stärkere emotionale "Ladung" aufweise, die durch die Zugehörigkeit
dieser
lexikalischen Einheit zu einem soziolinguistischen Subsystem hervorgerufen werde (ebenda, S. 127). U.E. gehören Angaben wie "gegen den Willen des Bestohlenen", "unrechtmäßige Aneignung durch den Dieb" ebenso zu den begriff-
9
lichen semantischen Merkmalen der Bedeutung wie
"Besitzwechsel".
Sie kennzeichnen doch gerade den als stehlen bzw. klauen bezeichneten Sachverhalt. Daß bestimmte Bedeutungsmerkmale eine Wertung implizieren können, ist unbestritten.
(Eine besondere Wertungs-
komponente wird übrigens für beide Verben auch nicht
angeführt).
Einstellungen wie "Entrüstung", "Erbitterung" sind Reaktionsweisen auf den Tatbestand und u. E. keine besondere emotionale
Komponen-
te der Bedeutung, wie auch die Zugehörigkeit von klauen "zu einem soziolinguistischen Subsystem" nicht als emotionale
Komponente
der lexikalischen Bedeutung anzusehen ist (vgl. ausführlicher zu dieser Problematik Kap. 1.2.3.). Was den Unterschied von stehlen und klauen angeht, so decken sich die Bedeutungen beider Verben nahezu, was auch aus den Bedeutungserläuterungen hervorgeht, die zu beiden Lexemen in Wörterbüchern der deutschen
Gegenwartsspra-
che (s. Kap. 3) gegeben werden: stehlen : WDG: 'etw. jmdm. heimlich und widerrechtlich wegnehmen,
ent-
wenden ' HDG:
'fremdes Eigentum heimlich und widerrechtlich an sich bringen '
DUDEN-GWB/DUDEN-UW:
'fremdes Eigentum, etw., was einem nicht
gehört, heimlich, unbemerkt an sich nehmen, in seinen Besitz bringen' klauen : WDG: s a l o p p
'etw. stehlen'
HDG: s a l o p p
'etw. stehlen'
DUDEN-GWB/DUDEN-UW:
(salopp)
'[kleinere Dinge]
stehlen'
Im Vergleich zu stehlen unterliegt klauen insbesondere
deshalb
Gebrauchsrestriktionen, da dieses Lexem nach dem Stilschichtenmodell (vgl. Kap. 3.1.) mit der Markierung "salopp" zu kennzeichnen ist. Außerdem referiert klauen mitunter wohl auf ein "kleineres Delikt" als stehlen, was z.B. in den Bedeutungserläuterungen des DUDEN-GWB und DUDEN-UW zum Ausdruck kommt.
Stehlen
ist die allgemeine und offizielle Bezeichnung für den genannten Sachverhalt.
10 LORENZ/WOTJAK haben zwar auf den komplexen Charakter der Bedeutung und die Beachtung der Wechselwirkung zwischen den angeführten Komponenten hingewiesen (1977, S. 127), jedoch diese Komponenten in ihren weiteren Darlegungen nicht nachgewiesen. Die Frage, inwieweit die genannten Bedeutungskomponenten mit den Semen korrespondieren, wird in der Arbeit u.E. nur in bezug auf den Wertungsaspekt insofern weiter problematisiert, als die Autoren annehmen, daß die "Core-Bestandteile" der Bedeutung "als systemhafte Elemente nicht nur denotative Komponenten sondern auch
umfassen,
6 0 ' , also Seme, die als konnotative Merkmale die
Einstellung/Wertung usw. der erkennenden Subjekte zu einem Sachverhalt signalisieren" (ebenda, S. 213). Diese Seme werden als "Seme der Stellungnahme" innerhalb des Semtyps "Seme der Gegenstandscharakterisierung"
(ebenda, S. 392/393) angeführt.
Da es Schwierigkeiten bereitet, eine emotionale, eine voluntative und eine Wertungskomponente am sprachlichen Material nachzuweisen, erhebt sich nach WELKE (1980) die Frage, "ob es nicht Unterscheidungen nach der außersprachlichen Funktion sind, die hier getroffen werden", und er möchte deshalb "nur von einer allgemeinen emotionalen Komponente sprechen" (S. 94). Die die emotionale Komponente bildenden "emotionalen Merkmale" sind danach Bedeutungsmerkmale,
"die eine emotionale Stellungnahme zu
den mittels begrifflicher Merkmale abgebildeten Dingen und Erscheinungen nicht abbilden, sondern unmittelbar
ausdrücken"
(ebenda, S. 99; vgl. auch S. 94). Als Beispiele für "Wörter mit emotionaler Komponente (am einfachsten beschreibbar als Wörter mit positiver bzw. negativer Bewertungskomponente)" Prachtkerl-Lump, verscheiden-abkratzen, Wagen-Karre,
werden Freiheits-
kämpfer-Rebell angeführt (ebenda, S. 94). Abgesehen von dieser widersprüchlichen Aussage - eine besondere
Wertungskomponente
wurde doch gerade nicht angenommen, sondern in die emotionale Komponente einbezogen -, bleibt die emotionale Komponente nannt; die als "emotionale Merkmale" postulierten
unge-
Bedeutungs-
merkmale werden nicht angeführt. Es wird lediglich bemerkt, daG die emotionale Komponente "gesellschaftlich determiniert" und "sehr instabil" sei (ebenda). Es ist weiterhin zu fragen, wie "von der emotionalen Komponente als Bestandteil der Bedeutung
11 J. . .[ die gefühlsmäßigen und willensmäßigen Einstellungen
selbst
zu unterscheiden" (ebenda) sind, was der Autor behauptet. Im übrigen möchte WELKE anstelle der "stilistischen Bedeutung" von "stilistischen Merkmalen" sprechen, die als Merkmale der Bedeutung (!) "die Anwendungszuordnungen und
Anwendungsvorschriften
betreffen, denen Wörter unterworfen sind" (ebenda, S. 96; vgl. auch S. 96-99). SPIEWOK (1980), der ebenfalls für eine weite
Bedeutungskon-
zeption plädiert, geht bei seiner Sem-Typologie davon aus, "daß die Kategorie des Sems theoretisch-methodologisch
verschieden-
artig einfunktioniert wird" (S. 1). Entsprechend dem unterschiedlichen Ansatz werden u.a. neben Prädikatssemen - Argumentsemen (prädikatenlogisch-valenztheoretischer
Ansatz),
Kóntextsemen
(texttheoretischer Ansatz), Genussemen - Differentiasemen archischer Ansatz), lexikalischen und grammatischen (sprachebenenspezifischer
Ansatz) auch sogenannte
(hier-
Semen
stilistische
Seme unterschieden. "Stilistische Seme" betreffen nach SPIEWOK den axiologischen Ansatz (ebenda, S. 3-9) und werden in "situativ wertende" und "denotativ wertende" Seme differenziert da, S. 7). Andernorts nennt SPIEWOK (1983) semantische die Besonderheiten der Subjekt-Objekt-Beziehung
(eben-
Merkmale,
betreffen, "be-
zeichnende und bewertende Seme" (S. 50). Indem er sich auch hier den Konzepten für eine Aufteilung lexikalischer Bedeutungen in denotative und nicht-denotative Bedeutungsarten im wesentlichen anschließt, schlägt er jedoch eine andere Gliederung vor
(ebenda,
S. 53/54). SPIEWOK unterscheidet zunächst zwischen denotativer Bedeutung und situativer Bedeutung (= situative Präferenzen oder Restriktionen), wobei die denotative Bedeutung aufgeteilt wird in eine designative oder denotatsbezeichnende und eine appraisive oder denotatswertende Bedeutung und letztere wiederum differenziert wird in eine sachbedingt appraisive und eine
einstellungs-
bedingt (emotionale) appraisive Bedeutung. Darüber hinaus könnten soziale, ideologische,
areale
und historische Markierungen als
semantische Merkmale für beide Bereiche belangvoll werden. SPIEWOKs Sem-Typologie und Bedeutungsauffassung verwirrend.
ist unklar und
12
Daß es im Zusammenhang mit der Differenzierung der Bedeutung zu recht subjektiven Unterscheidungen kommt, zeigt auch die Aufteilung der Bedeutung, wie sie SEROWY (1981 und 19B2) vorschlägt (s. Abb. l./l). Er unterscheidet in der Wortbedeutung eine rationale, emotionale, voluntative, sinnliche und wertende
Kompo-
nente. Das Semem des ideologiegebundenen Lexems Pervomaj (s. Abb. l./l) enthalte z.B. alle fünf Bedeutungskomponenten
(1981, S. 287):
Pervomaj rationale Komponente
wertende Komponente
emotionale Komponente
voluntative Komponente
sinnliche Komponente (VorstellungskomjDonente )
'politisch'
'gut '
'positiv'
'pro'
'politischer maischmuck'
'intention zur willensbekundung '
'freudige menschen
'feiertag der 'kommuni'optimiswerktätigen' stischmus' ι parteilich' 'friedenskampf'
'progrèssiv
'leistungsschau'
'nützlich'
'Patriotismus ' I 'Solidarität '
sonne 'blauer himmel'
'parade' 'demonstration '
Abbildung l./l (Die mit '...' gekennzeichneten Angaben werden als Seme postuliert). Daß es nach wie vor Plädoyers für das "weite"
Bedeutungskonzept
gibt und damit gleichzeitig ein Feldzug gegen die "enge" Bedeutungsauffassung
(s. Kap. 1.2.) geführt wird, zeigen jüngere
Beispiele. So halten HARNISCH/MICHEL BRÄUER
(1986, S. 11-15) in Anlehnung an
(1983, S. 92) zur Unterscheidung der verschiedenen
Aspek-
13
te der Semantik eine Differenzierung zwischen a)
"Denotatsseman-
tik", b) "Wertungs-" oder "Einstellungssemantik", c) "Kommunikationssemantik" (situative/konnotative Bedeutung) für eine tragfähige Arbeitsgrundlage und gehen danach von einer
dreiteiligen
Gliederung der Wortbedeutung aus: einer Denotatsbedeutung Einstellungsbedeutung -
Kommunikations-(Situations-)bedeutung
(s. HARNISCH/MICHEL 1986, S. 15). Für die "Beschreibung der Bedeutungsstruktur von Lexemen und Wortgruppen sowie für den Aufbau, die Konstituierung von Satz- und Textbedeutungen aus sprachlichen Zeichen" werden "Objektseme", "Einstellungsseme" und "Situationsseme" unterschieden (ebenda). BRÄUER (1983, S. 92) postuliert darüber hinaus eine "Kontextsemantik", wobei er "diejenigen Elemente der Kontextsemantik, die eine paradigmatische
Einordnung
in die Hierarchie semantischer Klassen und Felder vornehmen, Konstituierungsseme, und diejenigen, die für die syntagmatische Verbindbarkeit verantwortlich sind, Vertextungsseme" nennt. Nach BRÄUER (ebenda, S. 93) sind "weitere Aufgliederungen und Spezifizierungen
I . . . I zweifellos notwendig und durchführbar."
davon, daß nicht erläutert wird, was unter "semantischen
Abgesehen Klassen"
zu verstehen ist, bleibt der Autor die Antwort auf die Frage schuldig, wie diese "weitere Aufgliederung und Spezifizierung" der lexikalischen Semantik auszusehen hätte. In empirischen
Untersu-
chungen sind beispielsweise weder "Situationsseme" - BRÄUER (1983, S. 92) nennt sie "Kommunikationsseme" - noch
"Konsti-
tuierungsseme" und "Vertextungsseme" nachgewiesen worden. Das gilt ebenso für die Merkmale, die nach SPIEWOKs
(1986)
erneut vertretener und für "plausibel" (S. 15) gehaltener "weiten" Bedeutungsauffassung als "semantische Merkmale" (!) einer "situativen" und "einstellungsbedingt-appraisiven"
Bedeu-
tung in Erscheinung treten. Zur Illustration sei das Schema SPIEWOKs wiedergegeben, nach dem die "Bedeutung Mittel
sprachlicher
I ... I in folgende Klasse-Element-Relationen
wird (ebenda):
strukturiert"
14
Bedeutung (lexikalische/grammatische) Ί denotative semantische Merkmale
situative semantische Merkmale
designative semantische Merkmale
appraisive semantische Merkmale
einstellungsbedingtappraisive semantische Merkmale Abbildung 1./2 Die angeführten Beispiele zeigen, daß es offenbar
äußerst
schwierig und auch problematisch ist, die angenommenen ten und ihre Merkmale zu bestimmen und gegeneinander und sich deshalb die Charakterisierungen der
Komponen-
abzugrenzen
nichtbegrifflichen
Komponente weitgehend im Allgemeinen bewegen. Abgesehen davon, daß die Vertreter der weiten Bedeutungskonzeption auf die Schwierigkeiten des Nachweises einer voluntativen Komponente
selbst
hingewiesen haben (vgl. HARNISCH 1972, S. 480), ist insbesondere der theoretische Status emotionaler Merkmale als semantische Merkmale wohl noch weitgehend ungeklärt (s. hierzu unsere Auffassung in Kap. 1.2.3.1.).
1.1.2. Immer wieder die Konnotationen Man hat die nicht zur begrifflich-denotativen
Bedeutungskomponen-
te gehörenden Wertungs-, emotionalen und voluntativen zu den Konnotationen bzw. konnotativen
Komponenten
Bedeutungskonstituenten
gezählt. Dabei sind Status der Konnotationen und ihr Verhältnis zur denotativen Bedeutung nach wie vor Diskussionsgegenstand der Linguistik. So führt WOTJAK (1971) unter den besonders Aufgaben, die von der "modernen makrolinguistischen
relevanten
semantischen
15
Strukturforschung"
(S. 250) noch zu lösen sind, auch die folgen-
de an: "Versuch einer Klärung des Verhältnisses von Semantik und Pragmatik unter Einbeziehung einer detaillierten Analyse des umfassenden Begriffsinhalts von
'Pragmatik'
- u.a. auch mit dem
Ziel der Einordnung emotionaler und stilistischer
Faktoren"
(S. 251). LERCHNER (1983) weist darauf hin, daß "das empirische
Dilemma"
kaum wesentlich dadurch gebessert werde , daß man "nichtbegrifflich-emotive Komponenten" terminologisch "als /Konnotationen/ fixieren kann: Die Vielfalt der dieser Bezeichnung
zugeordneten
Begriffe, die Fülle der unterschiedlichen theoretischen punkte und methodologischen Interessen
Stand-
| . . . | kennzeichnen die
derzeitige Forschungslage als außerordentlich
unübersichtlich,
ja, wenn man so will, als chaotisch" (S. 61). LERCHNER appliziert zur Beschreibbarkeit von Konnotationen ausschließlich eine textwissenschaftliche
Sichtweise und spricht in diesem
Zusammenhang
von der "konnotativen Textpotenz" (ebenda, S. 64; ausführlicher zu diesem Terminus s. LERCHNER 1984). DIECKMANN hatte vor rund zehn Jahren (1979; im folgenden zit. nach DIECKMANN 1981) den Diskussionsstand in der linguistischen Literatur zum Problem der Konnotationen ebenfalls als "schlicht chaotisch" (S. 100) bzw. "besonders hoffnungslos" (S. 101) charakterisiert. Den Grund für diesen "mißlichen Zustand" sieht er in folgendem:
"Konnotation
wurde als handliche Bezeichnung für alle die Phänomene
verwendet,
die in irgendeiner Weise mit der Bedeutung etwas zu tun haben, jedoch nach Auffassung des jeweiligen Sprachwissenschaftlers
bzw.
der jeweiligen sprachwissenschaftlichen Schule nicht oder nur am Rande zum Gegenstandsbereich der lexikalischen Semantik oder gar der Linguistik gehören
. Die Verwirrung wird verstärkt da-
durch, daß das Wort auch innerhalb einer
sprachwissenschaftlichen
Schule, ja oft bei ein und demselben Sprachwissenschaftler schiedenes und Verschiedenartiges bezeichnet"
Ver-
(S. 111). Auf diese
Weise ist nach DIECKMANN eine "linguistische Rumpelkammer" entstanden, "in der man alles das zusammenwirft, was man nicht verwenden kann, aber auch nicht geradezu der Müllabfuhr
überantworten
will" (S. 112). SORNIG (1981) bemerkt, daß die "obstinate
Insistenz,
mit der das Thema der Konnotation(en) in der semantischen Diskussion immer wieder auftaucht, und immer wieder beiseite geschoben
16
wird", einerseits zeigt, "daß es doch kein marginales
Phänomen
sein dürfte, und daß andererseits die befugte und zünftige Wissenschaft damit noch nicht zu Rande gekommen zu sein scheint. Abgesehen davon, daß der Terminus berüchtigt zweideutig
ist,
weicht man einer Erörterung entweder tunlichst überhaupt
aus,
oder räumt den sog. Konnotationen
Neben-
den Status einer
bedeutung ein" (S. 71). STRAUSS/ZIFONUN (1985) liefern zum Gebrauch von Konnotation die "Skizze einer Begriffsverwirrung"
(S. 186-19o).
Um aus der "Rumpelkammer" bzw. dem Terminologiegerangel um den Terminus Konnotation herauszukommen, scheint es zunächst angebracht, die Vielfalt der diesem Terminus zugeordneten nungen zu registrieren, zu systematisieren und unter
Erschei-
wortseman-
tischem Aspekt für die Beschreibung der Mikrostruktur des Semems bzw. der Mediostruktur des Lexems und für bestimmte
Differenzie-
rungen in der Makrostruktur des Wortschatzes (z.B. Synonymenfelder, s. Kap. 5.) nutzbar zu machen. Für die Beschreibung
von
Lexemen in einem Wörterbuch sind auch diese Informationen, die über die semantischen und grammatischen Eigenschaften einer in einem Wörterbuch als Lemma kodifizierten lexikalischen
Einheit
hinausgehen, von Bedeutung. Im engen Zusammenhang damit stehen Fragen des Status von Konnotationen bzw. des
Nicht-Denotativen:
Was versteht man unter Konnotationen (Nicht-Denotativem)?
Gehört
das Nicht-Denotative zur Bedeutung oder nicht? Damit ist von vornherein gesagt, daß es keineswegs darum geht, die schwer kategor isierbaren Phänomene der Konnotationen aus der Betrachtung ausschließen oder ihnen eine Randstellung zuweisen zu wollen. In Wörterbüchern sind auch diese Phänomene als Einträge zu Lexemen zu verzeichnen. Wenn man das Phänomen der
Konnotationen
nicht ignoriert, bereitet seine Abgrenzung allerdings
Schwierig-
keiten (vgl. SORNIG 1981, S. 73). In der Fachliteratur ist man im wesentlichen über
folgende
allgemeine Feststellung nicht hinausgekommen: Einerseits
gibt
es denotative bzw. referentielle Seme, die bezüglich eines Objekts "wesens- oder erscheinungsimmanente
Eigenschaften wider-,
spiegeln", die also dem betreffenden Objekt immanent und in diesem Sinne "substantiell" sind (WOTJAK 1971, S. 246). Davon sind andererseits zu unterscheiden die "signifikativen Merkmale" im
17
engeren Sinne als "nichtgegenstandsimmanente"
Seme, "wobei es
sich hier u.a. um emotionale Wertungen etc. handeln kann" (ebenda). Da es hier nicht möglich ist, die unterschiedlichen
Bestimmun-
gen für "all das, was bei einem Wort mit einer ganz bestimmten referentiellen Bedeutung in der Regel mitgedacht wird" und gewöhnlich "Konnotation" (NEUBERT 1978, S. 20) genannt wird, exhaustiv darzulegen und zu analysieren, und um nicht zu wiederholen, was bereits an anderer Stelle über verschiedene
Konnotations-
auffassungen dargestellt worden ist, verweisen wir auf die zusammenfassenden und grundlegenden Abhandlungen zum Gegenstand z.B. bei ROSSIPAL (1973), BOCHMANN (1974), BYKOVA (1975, S. 24-36), PROBLEME DER SEMANTISCHEN ANALYSE
[im folgenden:
PROBLEME]
(1977, S. 100-102), RÖSSLER (1979), DIECKMANN (1981, S. 100-134), SORNIG (1981, S. 71-109), LERCHNER (1984, S. 40-43), STRAUSS/ ZIFONUN (1985, S. 185-220). Gaß als "konnotative Elemente" der Wortbedeutung sehr verschiedenartige sprachliche Phänomene erfaßt werden,, soll nur anhand der folgenden Auffassungen
illustriert
werden. Betrachten wir zunächst den Tatbestand in drei
linguistischen
Wörterbüchern. Das KLEINE WÖRTERBUCH LINGUISTISCHER TERMINI von HELBIG gibt für das Adjektiv konnotatiν folgende
(1969)
Bedeutungserklärung.·
"sich nicht nur auf den reinen Gegenstand in der Wirklichkeit beziehend, sondern zusätzliche - semantische,
stilistische,
emotionale, expressive, wertende - Bedeutungselemente
enthaltend,
die mit der Grundbedeutung verknüpft sind; Ggs. denotativ" (S. 11). HELBIG bestimmt als denotativ "sich beziehend auf den Gegenstand oder die Erscheinung der außersprachlichen
Wirklich-
keit (den Referenten), unabhängig von speziellen und zusätzlichen Bedeutungsnuancen; Ggs. konnotativ" (S. 6). Das von CONRAD (1985) herausgegebene LEXIKON
SPRACHWISSEN-
SCHAFTLICHER TERMINI verzeichnet drei Gebrauchsweisen von Konnotation : als philosophisch-logischer
Terminus: 1. "Bildung von Bewußt-
seinsinhalten in Form von Abbildern der Wirklichkeit
(Vorstel-
lungen, Begriffe, d.h. Objektsklassen) im Gegensatz zur Denota-
IB tion als Bezeichnung eines bestimmten Objekts der
Wirklichkeit"
(S. 127). Zu dieser Bedeutungserläuterung wird auf den Artikel Bedeutung verwiesen, in dem die verschiedenen Arten von Bedeutung vorgestellt werden, u.a.: signifikative
(auch konnotative oder
intensionale) Bedeutung und denotative (auch referentielle oder extensionale Bedeutung) - Referenzbedeutung. Die signifikative Bedeutung "umfaßt die Bewußtseinsinhalte als Abbilder der Wirklichkeit (Vorstellungen, Begriffe)", während unter
denotativer
Bedeutung einer sprachlichen Einheit "das tatsächlich gemeinte Objekt der Wirklichkeit selbst bzw. ein konkreter, in der Wirklichkeit gegebener Sachverhalt zu verstehen ist" (ebenda, S. 40); als linguistischer Terminus: 2. "vielfach auch für zusätzliche Bedeutung, Nebenbedeutung, Bedeutungsnuance,
Bedeutungsfärbung
(semantisch, emotional, stilistisch), d.h. in einem der Assoziation nahestehenden Sinne verwendet"
(ebenda, S. 127) -
3. "im weitesten Sinne auch Gebrauchseigenschaften
sprachlicher
Mittel, die sowohl sozial als auch territorial, funktional, expressiv usw. determiniert sein können, d.h. beliebige
Angaben
oder Markierungen, die die Anwendungssphäre eines sprachlichen Mittels betreffen" (ebenda). ROZENTAL' und TELENKOVA (1976) bestimmen in ihrem WÖRTERBUCH LINGUISTISCHER TERMINI
Konnotationen
als "zusätzliche semantische oder stilistische Merkmale, die an die Grundbedeutung des Wortes angelagert sind und die zum Ausdruck emotional-expressiver
Färbungen dienen, indem sie der Äuße-
rung einen Ton der Feierlichkeit, Ungezwungenheit,
Vertraulich-
keit usw. verleihen" (S. 151). Auch in anderen linguistischen Arbeiten werden mit dem Ausdruck Konnotation sehr verschiedenartige Erscheinungen bezeichnet. WAHRIG (1973, S. 77-80) faßt unter dem Begriff
emotionale,
stilistische, soziale, lokale und zeitliche Merkmale
zusammen,
die mit einem Lexem verbunden sein können. Nach NEUBERT (1978, S. 1-23) lasse sich die lexikalische Bedeutung neben der referentiellen oder denotativen
Bedeutung
in ein "komplexes Netz von Bedeutungsarten" aufschlüsseln, zu denen grammatische, kollokationelle, übertragene,
konnotative,
19
stilistische und expressive Bedeutung gehören (S. 21). Dabei verdiene die Konnotation "als komplexer Gegenpol zur Denotation" eine gesonderte Betrachtung innerhalb aller
Bedeutungsarten,
und sie wird aufgefaßt "als Oberbegriff für stilistische und expressive Bedeutung" und auf "typische
Begleitvorstellungen
(Assoziationen, Wertungen)" bezogen, die in der Regel von der ganzen Sprachgemeinschaft oder einzelnen Gruppen geteilt werden oder geteilt werden können (ebenda, S. 19/20). NEUBERT weist darauf hin, daß man Konnotation vereinfacht als Nebensinn bezeichnen könne (ebenda, S. 20; ders. auch 1981, S. 15). Zu Recht hat NEUBERT (1981) gleichzeitig hervorgehoben, daß 'Konnotation' oder 'konnotativ' bzw.. 'Nebensinn' eine einheitliche nente vortäuscht, "obwohl in Wirklichkeit ganz
BedeutungskompoUnterschiedliches
wie Expressivität, Ideologierelevanz, regionale Herkunft, funktionalstilistische Gebundenheit, Stilebenenspezifik,
Bewertung,
Medieneigentümlichkeit u.a. dahinter verborgen ist" (S. 15). Er fordert, daß neben der Darstellung der kognitiv
begründeten
Seme auch versucht werden muß, konnotative Bedeutungen zu kategorisieren und als "Pragmeme" oder "pragmatische Indizes" der Bedeutung lexikalischer Einheiten zu erfassen (ebenda, S. 15/ 16). Die konnotative Bedeutung bzw. Konnotation, die die denotative Bedeutung "überlagert" oder ihr in der Regel nur "beigeordnet" ist, wird von NEUBERT (1982) weiter differenziert in stilistische und expressive Konnotation (S. 17-25). Innerhalb der stilistischen Konnotationen unterscheidet NEUBERT vier Typen stilistisch
gehobener
Konnotationen - (1) förmlich,
(2) literarisch oder poetisch, (3) archaisch, (4) fremder Herkunft - und drei Gruppen stilistisch
gesenkter
nen - (1) umgangssprachlich, (2) Slang, (3) vulgär.
KonnotatioInnerhalb
der expressiven Konnotationen, "in denen sich emotionale Zustände oder gefühlsmäßige Einstellungen der Sprecher/Schreiber
nieder-
schlagen" (ebenda, S. 23), werden unterschieden: (1) abwertend, (2) unschicklich oder verboten, (3) verhüllend oder geboten, (4) scherzhaft, (5) aufwertend. "Expressive Konnotationen können zu stilistischen hinzutreten"
(ebenda).
20
Auch RICKEN (1983) charakterisiert als Konnotationen zusätzliche Bedeutungselemente eines Lexems wie
Nebenvorstellungen,
Nebenbedeutung, Assoziationen (S. 62; s. auch S. 166-170). Er bezeichnet die zusätzlichen "Bedeutungskomponenten, deren Spezifik eng mit dem jeweils als Bezeichnungsmotiv dienenden Merkmal zusammenhängt", als "Konnotativseme" (ebenda, S. 209). BYKOVA (1978) versteht unter der Konnotation "die sekundäre Komponente der Wortbedeutung
, die auf den ständigen, von
den denotativen Bedeutungskomponenten hervorgerufenen tionen beruht und zur Vermittlung zusätzlicher
Assozia-
Informationen
über die Kommunikationsbedingungen und
Kommunikationsteilnehmer
dient und die je nach dem intendierten
Kommunikationseffekt
modifiziert werden kann" (S. 316; vgl. auch BYKOVA 1975, S. 31). Sie unterscheidet vier Arten der Konnotationen (vgl. 1978, S. 318/319; 1975, S. 32-36): 1. bewertende Konnotation: bringt die positive bzw. negative Meinung des Sprechenden in bezug auf den durch das Wort bezeichneten Gegenstand zum Ausdruck; 2. emotionale Konnotation: durch sie werden Emotionen
(Freude,
Kummer, Vergnügen, Angst, Zorn, Verwunderung usw.) oder Gefühlsäußerungen
(Liebe, Haß, Achtung usw.) ausgedrückt;
3. expressive Konnotation: kommt durch die
Gegenüberstellung
zweier Denotate aufgrund eines gemeinsamen Merkmals zustande ; 4. funktional-stilistische
Konnotation: besitzt ein Wort, wenn
es für einen bestimmten funktionalen Stil oder eine bestimmte Gebrauchssphäre typisch ist. Für die Beschreibung der Sememe von polysemen
Substantiv-
lexemen, die zum Bereich der Bezeichnungen von Lebewesen dienen, verwendet die. Autorin denotative und konnotative Seme. Dabei werden als denotative Seme solche Seme angesehen,
"die
mit den primären, begrifflichen Komponenten der Wortbedeutung und dadurch mit den wesentlichen Merkmalen des widerspiegelten Denotats oder der ganzen Denotatenklasse verbunden sind" (BYKOVA 1975, S. 86). Konnotative Seme kennzeichnen "alle sekundären Komponenten der Wortbedeutung
dagegen
nichtbegriff-
licher Art" (ebenda). Entsprechend der Einteilung in vier Arten
21
von Konnotationen werden wertende, emotionale, expressive und funktional-stilistische
Seme unterschieden, die in folgender
Weise weiter differenziert werden: wertende Seme:
Seme mit positiver Wertung (Melioration) und Seme mit negativer Wertung (Pejoration) ;
emotionale Seme:
/vertraulich/, /scherzhaft/,
expressives Sem:
/bildhaft/;
funktional-stilistische
/spöttisch/;
Seme: /normalsprachlich/,
/gehoben/,
/dichterisch/, /umgangssprachlich/, umgangssprachlich/, So wird beispielsweise Semems^
/salopp-
/vulgär/.
(ebenda, S. 99) die Distinktion des
'junger Mann' und des S e m e n ^
'Freund (Anrede)' des
polysemen Lexems Bursche durch konnotative Seme wiedergegeben, nämlich: das binäre emotionale Sem /scherzhaft/vertraulich/
und
das funktional-stilistische Sem /salopp-umgangssprachlich/.
Die
wertenden Seme sind situationsbedingt, z.B.: Du bist mir ja ein sauberer, netter Bursche ; Ich werde mir den Burschen schon mal kaufen ('zur Rede stellen'). Das Seinem^ 'kräftiges Tier' unterscheidet sich von dem Semem^ zunächst hinsichtlich seines begrifflichen Gehaltes, weil sich der denotative Unterschied bereits in dem kategorialen Merkmal, d.h. in der
Zugehörigkeit
zum Bereich der Tierbezeichnungen offenbart. Zum anderen üben die konnotativen Seme, nämlich das expressive Sem /bildhaft/ und das funktional-stilistische Sem /umgangssprachlich/ eine differenzierende Funktion aus, z.B.: Dieser Hase ist aber ein stämmiger Bursche ; Da hatte er einen besonders schönen
Burschen
('Fisch') an der Angel. "Da die
'konnotativen Elemente' Informationen
übermitteln,
und zwar gebunden an denotative Elemente", spricht ihnen auch FLEISCHER (1978, S. 544)
semantischen
Charakter zu. Er
schlägt vor, zwischen lexikonspezifischer und kommunikationsspezifischer Konnotation zu differenzieren (s. ebenda, S. 546). Lexikonspezifische Konnotationen sind "entweder durch Abbildelemente bestimmt, die eine gesellschaftliche emotionale Bewertung des widergespiegelten Objekts evozieren, ohne daß eine bestimmte Formativstruktur erforderlich ist" (z.B. Mord, Terror,
22
brutal). oder sie "können andererseits an bestimmte Typen von Formativstrukturen gebunden sein" (z.B. Getanze, Dichterling, Bombenerfolg). In diesen Fällen "ist die Konnotation im Sprachsystem fixiert,
'vorgegeben'" (ebenda). Lexikonspezifische
Kon-
notationen betreffen nach FLEISCHER z.B. auch die Zugehörigkeit der Lexeme zu bestimmten Stilschichten, ihre Kennzeichnung 'Fachwort' oder
'Terminus' oder als 'veraltet' bzw.
Von kommunikationsspezifischer
Konnotation ließe sich dagegen
dann sprechen, wenn Konnotationen "von der
außersprachlichen
Position des Zeichenbenutzers" abhängen und "kontextueller züge" bedürfen
als
'veraltend'.
Be-
(ebenda).
LADISSOW (19Θ3) bestimmt ein konnotatives Sem als "eine die denotative Bedeutung begleitende Mitinformation über die emotionale Einstellung des Sprechers zum widergespiegelten
Objekt
oder über die Einordnung eines Wortes in das System sozialer Gebrauchsregeln"
(S. 26) und unterscheidet entsprechend zwei
Arten der Konnotation: Konnotation emotional-affektiver die mit den im Wörterbuch verzeichneten Stilfärbungen
Wertung,
korrespon-
diert, und Konnotation sozialer Zuordnung sprachlicher
Zeichen,
die sich auf Stilschichten bezieht (vgl. ebenda, S. 27-29). Während SCHIPPAN (1972, S. 76;
2
1975, S. 83/84) Konnotation
noch als zusätzliche emotionale Komponente der Wortbedeutung betrachtete, hat sie zwar später (1979a und 1980) die
"Abgren-
zung der denotativen Bedeutung von Konnotationen damit begründet, daß Konnotationen nicht durch das Bezeichnungsobjekt
determiniert
sind, daß sie zwar auch auf sprachliche Formative bezogene elemente sind, aber nicht das Denotat, das Bezeichnete
Abbild-
abbilden,
sondern kommunikative Faktoren" (SCHIPPAN 1983, S. 262; s. auch S. 266). Aber dennoch plädiert sie nach wie vor dafür, Konnotationen als sprachliche Bedeutungen aufzufassen und denotative Bedeutungen und konnotative Bedeutungen "zusammen der
Bedeutungs-
seite des bilateralen sprachlichen Zeichens zuzuordnen"
(ebenda,
S. 269). Konnotationen
"als Merkmale, die das jeweilige Lexem in sei-
nen Gebrauchsbedingungen kennzeichnen", könnten "nach den Faktoren, die eine kommunikative Handlung bestimmen", ziert werden in "sozial-fachliche", "situativ-emotionale",
"soziale",
klassifi-
"historische",
"kommunikativ-funktionale" und
"staat-
23 lich-politische" Konnotationen
(ebenda, S. 273/274). Die so
klassifizierten Konnotationen stellen "soziostilistische ordnungen" dar und signalisieren nach Meinung SCHIPPANs
Ein"letzt-
lich die kommunikativen Bedingungen für die Geltung eines Semems" (ebenda, S. 274). In SCHIPPAN (1984, S. 157-160) wiederum betrifft die "Konnotierung" : - die emotionalen Bedingungen des Wortgebrauchs, z.B.: /scherzhaft/, /ironisch/, /zärtlich/,
/abwertend/;
- die kommunikative Ebene des Wortgebrauchs, z.B.: /ungezwungen/, /salopp/, /förmlich; offiziell/; - die Funktionsbereiche des Wortgebrauchs, z.B.: /administrativ/,
/fachsprachlich/;
- die soziale Geltung des Wortgebrauchs, z.B.: Jugendlicher/, /Familie/, /Jägersprache/,
/Freizeitgruppen
/Kartenspiel/;
- die regionale Bindung des Wortgebrauchs; - die zeitliche Gebundenheit des
Wortgebrauchs;
- die Modalitäten der kommunikativen Handlungen und der Wortgebrauch, z.B.: /appelativ/; - die politisch-weltanschauliche
Bindung des Wortgebrauchs
(Ideologiegebundenheit; Zugehörigkeit zum Sprachgebrauch einer gesellschaftlichen Einrichtung, einer Partei oder Organisation). Das zuletzt angeführte Beispiel zeigt deutlich die Problematik, deren Behandlung bereits bei ein und demselben Autor differiert. Nach KAEMPFERT (1984) kann
der "Komplex des
Konnotativen,
des 'mitschwingenden Assoziationsgehalts' der Wörter" pauschal "als eine semantische Komponente eines Lexems neben seinen Inhalt" gestellt und ihr Verhältnis so verstanden werden, daß "beide zusammen seine
'Bedeutung' ausmachen".
(S. 81). Er räumt
ein, daß dieser Komplex Verschiedenartiges umfaßt und unterscheidet fünf Gruppen von Konnotationen : denotatbedingte,
lautbeding-
te, wortbildungsbedingte, repertoirebedingte und kontextbedingte Konnotationen (S. 81-104), die in der Einleitung dieses Kapitels (S. Bl) "Assoziationen" (!) genannt werden.
24
FILIΡ EC (1985) behandelt Konnotation als "pragmatische
Kom-
ponente der Bedeutung" (S. 69-71) und unterscheidet auf der semantischen Ebene zwischen kognitiven, denotativen und nicht-denotativen
("nocionální")
("nenocionální") Mitteln. "Diese realisie-
ren sich als "pragmatische Züge der Bedeutung", "sogenannte Konnotationen", wozu Expressivität, Einstellung, emotional bewertende, appellartige
("apelové"), Kontakt bildende ("kontaktni " ),
ästhetische, intensivierende, assoziative, evokative, bildhafte und ideologische Merkmale gezählt werden (S. 69). Konnotationen werden als "Ergänzung" der signifikativen Bedeutung
verstanden,
bzw. "die pragmatische Ebene im engeren Sinne" wird "als ergänzende Subebene der semantischen Ebene" begriffen (ebenda). Einschränkend weist FILIPEC
darauf hin: "Diese Subebene ist gegen-
über der semantischen Ebene weniger beständig, was sich auch in den qualitativen Unterschieden der pragmatischen Seme, der Konnotationen von denotativen Semen zeigt. Konnotationen sind semantisch nicht in dem Sinne relevant wie die denotativen Seme, deren Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein keine Änderung der Bedeutungen polysemer Lexeme darstellt, so wie das bei den denotativen Semen der Fall ist. Konnotationen haben also den Status von sekundären Bedeutungsmerkmalen, Schattierungen"
(S. 69/70) und
werden in diesem Zusammenhang "konnotative Seme" (S. 70/71) genannt. Wenn FILIPEC schließlich darauf hinweist, daß lexikalische Einheiten mit pragmatischen Merkmalen "ein geeignetes Mittel der stilistischen Nuancierung und stilistischen
Differen-
zierung" sind und pagmatische Merkmale mit "funktionalen, stilschichtenspezifischen und temporalen Merkmalen kombiniert" werden (S. 71), ist wohl daraus zu schließen, daß die zuletzt genannten Merkmale nicht als Bedeutungsanteile anzusehen sind. SPIEWOK (1986, S. 24) versteht unter Konnotationen
"die
Summe von (sach-/einstellungsbedingt) appraisiven und situativen Markierungen" und faßt "diese Markierungen als Bestandteile der Bedeutung auf (wertende/situative
Seme)."
Die in diesem Kapitel angeführten Arbeiten zeigen, daß mit Hilfe des Terminus Konnotation "Mitinformationen"
verschieden-
ster Art erfaßt werden. Man hat diese Zusatzinformationen heterogenen Charakters unter die bereits erwähnten Termini
recht
25 "Pragmeme" (NEUBERT 1981, S. 15/16), "konnotative
Bedeutung"
(NEUBERT 1982, S. 17; SCHIPPAN 1983, S. 269 und 1984, S.155-162), "Konnotativseme"
(RICKEN 1983, S. 209) subsumiert oder auch als
"soziostilistische Seme" (GROSSE 1971, S. 376),
"Relationsseman-
tik" (ALLGEMEINE SPRACHWISSENSCHAFT 1975, S. 69), Potenz" (PROBLEME 1977, S. 101), "kommunikative
"konnotative
Bedeutung"
(SCHIPPAN 1980, S. 58), "Wissen II" (WIEGAND 1981, S. 166) u.ä. bezeichnet. Es lassen sich im allgemeinen drei Typen der Auffassung von Konnotationen
feststellen:
(a) Konnotation als assoziative Sphäre der Bedeutung, (b) Konnotation als stilistische
Kategorie,
(c) Konnotation als zusammenfassender Terminus von (a) und (b).
1.2. Unsere Position zum Status des 1.2.1.
Nicht-Denotativen
Ausgangsposition
Während die Vertreter einer weiten Bedeutungsauffassung
- wie
dargestellt - "konnotative Elemente" insgesamt als Bestandteile der Bedeutung
(des Semems) ansehen und als semantische
Merkmale
(Seme) der lexikalischen Bedeutung postulieren, negieren Vertreter einer engeren Bedeutungskonzeption den Status dieser zusätzlichen Informationen als semantische Merkmale. Da wir die Argumente für den zuletzt genannten Standpunkt, den auch wir beziehen, an anderer Stelle ausführlicher dargelegt haben (vgl. z.B. LUDWIG 1973, S. 25-50 und 1976, S. 9-40), werden sie hier nur thesenhaft zusammengefaßt, wobei versucht wird, die vertretene Position unter Bezugnahme auf neuere zu präzisieren und klarer
Diskussionen
herauszuarbeiten.
Wenngleich der Erkenntnisstand darüber, was eigentlich unter der Bedeutung einer lexikalischen Einheit zu verstehen ist, auch gegenwärtig noch unbefriedigend bleibt, und diese Frage im Zusammenhang mit der Kritik an der semantischen Komponenten- oder Merkmalanalyse in den letzten Jahren zunehmend an Aktualität gewonnen hat, kann man u.E. - zumindest für die praktische Lexikographie - von folgendem Bedeutungskonzept ausgehen, das auch
26
den STUDIEN ZU EINEM KOMPLEXWÖRTERBUCH Lexikalische Bedeutungen
(semantische
(1987) zugrunde liegt. Mikrostrukturen/Sememe)
werden als durchschnittliche Abbilder im Sinne WOTJAKs verstanden und konstituieren sich aus semantischen Merkmalen
(Semen),
d.h. aus verallgemeinerten, interindividuell verbindlichen Abbildelementen von Gegenständen oder Erscheinungen der Wirklichkeit. Dabei ist zu berücksichtigen, daß "als Sachverhalte, als Denotate, als 0 [Objekte] und Urbilder, neben außerhalb und unabhängig von unserem Bewußtsein existierenden len Erscheinungen, Beziehungen
objektiv-materiel-
etc. auch solche
Sachverhalte
fungieren können, die linguistisch-kommunikativ-sozialer sind ° i i n g
Natur
) ^sozial (Gesellschaftliches Sein und Bewußtsein),
ja die nur in und dank unserem Bewußtsein selbst existieren °psych
bspw. Emotionen, Produkte unserer Abstraktions- und
Denkfähigkeit, egal, ob sie jemals existieren werden)."
(WOTJAK
1983, S. 580). Mit einer solchen vielfältig-differenzierenden stimmung der primär, aber nicht ausschließlich Urbilder gibt WOTJAK eine "akzeptable
Be-
extralinguistischen
Interpretationsgrundlage
für die Beschreibung der semantisch-funktionellen Seite aller sprachlichen Zeichen", d.h. über die der Autosemantika und Abstrakta) hinaus auch über die der Synsemantika
(Konkreta
(z.B. Kon-
junktionen, Präpositionen, Partikeln) (ebenda). LANG (1982) weist den Konjunktionen eine
"operative
Bedeutung" zu (S. 80).
Es gilt dabei in Rechnung zu stellen, daß dieses
sprachspezifi-
sche Abbild in einem strikt erkenntnistheoretischen
Sinne als
Sonderform eines Abbildes anzusehen ist, denn das durchschnittliche Abbild, die Bedeutung als linguistische Kategorie,
"ist
nicht primär im Hinblick auf das Urbild (Denotat), sondern vielmehr im Hinblick auf die Abbildenden, die erkennenden und kommunizierenden Subjekte, bestimmt", und die Bedeutung der lexikalischen Einheit stellt nicht nur eine spezifische
Abstraktion
gegenüber den individuellen Abbildern und den wissenschaftlichen Begriffen dar, sondern "beim Semem als Systembedeutung
(Virtuel-
les/Potentielles)" handelt es sich auch um "eine - usualisierte Abstraktion/Klassenbildung
| . . . | von den je spezifischen kon-
textuell-situativen Verwendungsweisen dieser LE" (WOTJAK 1986, S. 74; s. auch WOTJAK 1987b). Um Aussagen über Bedeutungen in
27
einem allgemeinsprachlichen Bedeutungswörterbuch machen zu können, ist der Lexikograph aus methodischen Gründen gezwungen, Wortschatzelemente
(s. hierzu PROBLEME 1977, S. 86-94) aus ihren
ursprünglichen Kommunikations- und
Sachverhaltszusammenhängen
zu lösen und davon zu abstrahieren. Eine solche Isolierung einzelner Elemente ist daher eine abgeleitete Erscheinung,
"eine
Abstraktion höherer Stufe" (HEINEMANN 1984, S. 454). "Es wird nur das als Systembedeutung fixiett, was als Durchschnittsmenge allen Ko- wie Kontextvorkommen der betreffenden LE-Variante gemeinsam ist." (WOTJAK 1987a, S. 146). Mit anderen Worten: Lexikalische Bedeutungen sind mentale Repräsentationen (Wissensrepräsentationen) von mehrheitlich akzeptiertem Denotatswissen; sie werden durch semantische
Merkmale
konstituiert, die stereotypische Eigenschaften von Gegenständen oder Erscheinungen der Wirklichkeit widerspiegeln. Diese in die Bedeutung eingehenden kategorialen Merkmale erfüllen
zugleich
eine definitorische Funktion. Diese Auffassung ist nicht dem Bedeutungskonzept verpflichtet, daß sich die Wortbedeutung in eine endliche Menge von Merkmalen "restfrei" zerlegen lasse und daß diese Merkmale für alle Sprecher gleich sind und diese Merkmale eine gleiche Wichtung haben. Bedeutungen sind wohl grundsätzlich als vage Entitäten zu verstehen
(vgl. VIEHWEGER
S. 41-43). Auf die Kritik an der semantischen
1987,
Merkmalanalyse
und die damit im Zusammenhang erhobene Forderung, die Auffassung von der Komponentialität der Bedeutung zugunsten einer holistischen Bedeutungsauffassung aufzugeben (dagegen WEIGAND 1987), sowie die Frage, inwieweit auch das sog.
Expertenwissen/enzyklo-
pädische Wissen in die das sog. semantische Wissen
(durchschnitt-
liches Abbild, mehrheitlich akzeptiertes Wissen einer menschlichen Gemeinschaft über Gegenstände oder Erscheinungen der Wirklichkeit) erfassende Bedeutung einzubeziehen ist, soll hier nicht weiter eingegangen werden (vgl. hierzu VIEHWEGER 1986 und 1987). Nur eines sei vermerkt: Trotz der unterschiedlichen
Relevanz,
die stereotypische Eigenschaften für die Sprecher einer bestimmten Sprache oder für die Mitglieder einer bestimmten
Gemeinschaft
aufgrund unterschiedlicher Kenntnisse, Erfahrungen usw. haben können, sind wir der Meinung, daß es bestimmte
stereotypische
28 Eigenschaften gibt, die als gleichbleibende invariante Merkmale der Bedeutung in Erscheinung treten. Ansonsten wäre eine Verständigung unter den Sprechern einer Sprache schwer denkbar. In ähnlicher Weise äußert sich WOTJAK (1987b), wenn er darauf hinweist, daß "das prototypische Abbild des Sprechers" z.B. von einem Baum "zwar im Laufe seines Lebens z.T. nicht unbeträchtliche Modifikationen erfahren kann (so wenn er Biologie studiert, als Gärtner, Förster etc. arbeitet), daß aber auch dabei noch gewisse gleichbleibende invariante
60'
QwissenselementeJ als Kern
nachweisbar sein dürften." (S. 699). Da sich auch "bei anderen Kommunikanten mehr oder weniger zahlreiche übereinstimmende 60' als Kern des prototypischen Abbilds annehmen lassen", muß es auch "in Zukunft Anliegen semantischer Analysen sein", einen solchen gemeinsamen Kern nachzuweisen bzw. zu beschreiben (ebenda). Und diese invarianten Merkmale sind auch für die
Bedeutungserklärung
einer lexikalischen Einheit in einem Wörterbuch
konstitutiv,
wobei sich der Lexikograph nach wie vor der Schwierigkeit
gegen-
übersieht, gerade diese invarianten Merkmale herauszufinden.
Ein
tragfähiges alternatives Konzept zur Merkmalanalyse, das vor allem auch für die praktische Lexikographie akzeptabel
scheint,
ist bisher nicht erprobt. "Nicht alle Einwände, die gegen die Komponentenanalyse
vorge-
bracht wurden, sind relevant, vor allem jene nicht, die mit ihrer Kritik an dem Vorgehen merkmalsemantischer
Analysen gleichzeitig
auch in Frage stellen, daß Bedeutungen durch semantische Merkmale konstituiert werden." (VIEHWEGER 1987, S. 37).
1.2.2. Zum begrifflich-wertenden
Bedeutungsanteil
Was die sogenannte Wertungskomponente oder wertende bzw. die wertenden Seme /meliorativ/ und /pejorativ/
Komponente anbetrifft,
die als konnotative Seme angesehen worden sind, so zeichnet sich im Ergebnis der hierüber geführten Diskussionen insofern ein gemeinsamer Standpunkt ab, als die in die Bedeutung senen Wertungselemente nicht mehr als eine
eingeschlos-
zusätzliche
Komponente der Wortbedeutung angesehen werden und nicht als Konnotationen aufzufassen sind, sondern Bestandteile der denotativen Bedeutung eines Lexems sind.
29
Ausgehend von der erkenntnistheoretischen Grundposition, daß sich Wertvorstellungen im Prozeß der sozial-praktischen
Tätig-
keit entwickeln, daß Wertungen (Bewertungen) eine spezifische Seite der Subjekt-Objekt-Relation darstellen, "in der sich die Bedeutung von Objekten, Ereignissen, Prozessen, Qualitäten für das Leben der Menschen ausdrückt" (PHILOSOPHISCHES WÖRTERBUCH
1971,
S. 1152), sind wir der Auffassung, daß die so entstandenen Wertungen (Bewertungen) in lexikalischen Bedeutungen kodifiziert und durch bestimmte semantische Merkmale repräsentiert werden. ERPENBECK hat darauf hingewiesen, daß "sich eine Wertung
nahezu aussichtslos" erweist
Definition
der
(1984, S. 304). "Tat-
sächlich laufen alle Versuche, Wertungen zu definieren, auf die Beschreibung spezifischer, nämlich wertender
Subjekt-0bjekt-Be-
ziehungen hinaus, enthalten also schon das Verständnis dafür, was Werten 'eigentlich' bedeutet" (ebenda). In diesem Sinne ist auch unsere ganz allgemeine Paraphrasierung von Wertung
(Bewertung)
zu betrachten, nämlich Wertung verstanden als die Hervorhebung von Gegenständen, Erscheinungen oder Beziehungen als positiv oder negativ innerhalb eines bestimmten gesamtgesellschaftlichen gruppen- bzw. klassenspezifischen Da bestimmte Bedeutungselemente
oder
Wertsystems. (semantische Merkmale) auch
Wertungen kodifizieren, sind wir der Auffassung, daß die als verallgemeinerte, interindividuell verbindliche
Abbildelemente
von Gegenständen, Sachverhalten oder Relationen
verstandenen
semantischen Merkmale einer Wortbedeutung differenziert können in begriffliche
werden
(begrifflich-neutrale) und begrifflich-
wertende Elemente. Dabei sind die begrifflichen
semantischen
Elemente oder Merkmale auf einzelne Merkmale des widergespiegelten Objekts selbst beziehbar, während die begrifflich-wertenden semantischen Merkmale spezifische Aspekte der Subjekt-Objekt-Beziehung der Widerspiegelung reflektieren. Die so unterschiedenen Merkmale konstituieren als invariante Merkmale die Bedeutung. Wir betrachten also auch die Merkmale der Bedeutung, die soziale Wertungen fixieren, als begriffliche Merkmale der Bedeutung und nicht als eine zusätzliche
Wertungskomponente.
Denn welche Bedeutungselemente der Bedeutungen weise von angenehm
beispiels-
'eine positive Empfindung auslösend', Schuft
'gewissenloser, gemeiner Mensch', Verbrechen 'schwere Verletzung des Strafrechts, schwere strafbare Handlung'
(Bedeu-
30
tungserläuterungen nach HDG) sollte man nach der weiten Bedeutungskonzeption als begriffliche und welche als Wertungskomponente charakterisieren? Auch 'schwere Verletzung',
'positiv',
'gewissenlos',
'gemein',
'strafbare Handlung' sind begriffliche
semantische Merkmale; sie kennzeichnen doch gerade das als angenehm , Schuft oder Verbrechen bezeichnete Denotat. Nur ist zu beachten, daß nicht sämtliche begrifflich semantischen Merkmale auf der gleichen' Ebene liegen, sondern eben
begrifflich-neutral
bzw. begrifflich-wertend sein können; sowohl die begrifflichneutralen als auch die begrifflich-wertenden Merkmale der Bedeutung sind deskriptiv. (Wir verwenden
begrifflich-"neutral"
nur verdeutlichend, um diese begrifflichen semantischen Merkmale von den begrifflich-wertenden abzuheben). Diese unterschiedenen Merkmale bilden eine Einheit und gehen als invariante Merkmale in die Bedeutungsstruktur
lexikalischer Einheiten ein.
Die hier vertretene Konzeption in bezug auf das Verhältnis von Wertung und lexikalischer Bedeutung wird mit ähnlicher Argumentation von einer Reihe Linguisten und auch von philosophischer Seite unterstützt und findet z.B. ihren Ausdruck in der Arbeit PROBLEME DER SEMANTISCHEN ANALYSE (1977, S. 62-65), in dem in der Hochschulreihe DIE RUSSISCHE SPRACHE DER GEGENWART erschienenen Band LEXIKOLOGIE (1978, S. 43/44), in der Arbeit von STRAUSS/ZIFONUN (19B5, S. 207-213) oder in den Arbeiten ERPENBECKS (1984, S. 328-335; 1986, S. 220 und S. 262). So werden in den PROBLEMEN (1977) begriffliche
semantische
Merkmale und wertende semantische Merkmale (S. 62) bzw. begrifflich wertende semantische Merkmale (S. 64 und S. 66) unterschieden. Dalaei widerspiegeln die begrifflichen semantischen "vornehmlich materiell-strukturelle
Merkmale
Eigenschaften der Gegenstän-
de und Erscheinungen der Wirklichkeit oder die Vielfalt der Eigenschaften der Materie" (ebenda, S. 62/63) und die begrifflich wertenden semantischen Merkmale spezifische Aspekte der Subjekt-Objekt-Relation
(vgl. ebenda, S. 64 und S. 67). Dement-
sprechend wird innerhalb der Gruppe der Seme der Gegenstands- . Charakterisierung differenziert in 1. Objektseme, "Seme, die Eigenschaften der Erscheinungen und Relationen zwischen den Erscheinungen der objektiven Realität widerspiegeln, die in der
31 Realität selbst liegen", und 2. Seme der Stellungnahme, die die Einordnung der im Bewußtsein widergespiegelten nung der Realität in gesellschaftlich differenzierte
"Seme, Erschei-
Wertsysteme
reflektieren (d.h. die ein Urteil darstellen über den Wert der Erscheinung für den Urheber des Gedankens bzw. der kommunikativen Äußerung, dessen Handeln von Interessen und Bedürfnissen bestimmt ist, die sich aus seiner Stellung in der Gesellschaft ergeben)" (ebenda, S. 190). Entsprechende Seme finden sich z.B. in den Sememen von Ausbeuter, Schuft, Adonis, schön, angenehm, "Objektseme und Seme der Stellungnahme sind
schlecht.
|... | von prinzipiell
gleicher Gewichtigkeit für die sprachlichen Abbilder der objektiven Realität" (ebenda, S. 195). Ebenso meinen L0RENZ/W0TJAK
(1977, S. 391), daß nichtgegen-
standsimmanente Abbildelemente in das Semem eingehen können, wenn ein Verhältnis des Senders zum Denotat ausgedrückt wird (z.B. als Wertung/Einstellung).
Entsprechend nehmen sie in ihre
Typologie der Seme auch "Seme der Stellungnahme" auf, und zwar a) des Urteils allgemein (z.B. gut, schlecht), b) des ethischen Urteils (z.B. Schuft, Bestie ), c) des ästhetischen Urteils (z.B. schön, häßlich ), d) des rationalen Urteils (z.B. Lüge, wahr), e) der sozialen Wertung (z.B. Prolet,
Hautevolee )
"Seme der Stellungnahme" gehören auch hier neben den
"Objekt-
Semen" zum Semtyp "Seme der Gegenstandscharakterisierung"
(vgl.
ebenda, S. 392/393). SCHIPPAN vertritt in ihren Arbeiten, die nach der zweiten Auflage der EINFÜHRUNG IN DIE SEMASIOLOGIE (1975) erschienen sind, ebenfalls die Auffassung, daß die "keine
Wertungskomponente
'zusätzliche' Komponente, sondern eine in die Bedeutungs-
struktur eingeschlossene Komponente, ein sich mit der verallgemeinernden Widerspiegelung ergebendes
Erkenntnisresultat"
ist (1976, S. 8), daß "Wertungsseme" als "Resultat der widerspiegelnden Beziehung der Gesellschaft oder
gesellschaftlicher
Gruppen zum Bezeichneten" in die denotative Bedeutung eingehen und somit eine "Wertungsbedeutung" nicht von der
denotativen
Bedeutung zu trennen ist (1980, S. 56; vgl. auch SCHIPPAN 1984, S. 146-151). Die Eigenschaft, daß in das an ein Formativ
gebun-
dene verallgemeinerte Abbild gesellschaftliche Wertungen ein-
32
geschlossen sind, hat SCHIPPAN auch als "Wertungspotenz" bezeichnet (vgl. 1976, S. 8; 1979a, S. 104-106; 1979b, S. 681) und als "die gedankliche Einordnung des Bezeichneten als positiv oder negativ in bezug auf bestimmte Bereiche
(ästhetische,
ethische, pragmatische, politisch-ideologische) auf der Grundlage gesellschaftlicher Kriterien" bestimmt; die "Wertungspotenz" ist "beschreibbar durch eine Markierung mit + (positiv) oder - (negativ) in der Semstruktur" (1979b, S. 681). Deshalb hält SCHIPPAN auch die Bezeichnung dieser Wertungspotenz mit "konnotativ" für nicht angemessen (1979a, S. 105). WOLSKI (1980) hat darauf verwiesen, daß eine Trennung von Denotation und Konnotation "in den Wortschatzbereichen
überhaupt
nicht durchzuhalten" ist, "die Wertungen fixieren - und das dürfte der überragende Teil des Wortschatzes sein." (S. 51). KAEMPFERT Wertungen
(1984) interpretiert die "in Lexemen enthaltenen
| . . . | als Inhaltskomponenten
Funktion)",sie
(mit denotatkonstitutiver
können "nicht mehr dem konnotativen Gehalt zuge-
rechnet werden" (S. 81; vgl. auch S. 70/71). Auch STRAUSS/ZIFONUN (1985) betrachten die 'evaluativ positiv' bzw.
Bestimmungen
'evaluativ negativ', die Wertungs-
funktion eines Lexems als Teil seiner Bedeutung (vgl. S. 210): "In der Bedeutung bestimmter Wörter sind auch Bestandteile
ent-
halten, die 'soziale Wertungen fixieren'. Sie konstituieren nicht eine Nebenbedeutung, sondern sind integrierter
Bestand-
teil der Bedeutungsstruktur eines Wortes" (ebenda, S. 213). In diesem Zusammenhang sollen noch einmal einige Beispiele für lexikalische "Wertungskommunikationsmittel",
d.h. Mittel,
Wertungen in der Bedeutung lexikalischer Einheiten zu kodifizieren, angeführt werden (vgl. ERPENBECK 1983, S. 831-833 und 1984, S. 331/332): - bestimmte Sachverhalte qualifizierende Wertungswörter
(z.B.
häOlich , schön , nützlich , gut, böse) ; - Wert"urteile"
(z.B. X ist schön, Y ist nützlich);
- lexikalische Einheiten, deren Bedeutungen Wertungen
impli-
zieren (z.B. Freiheit, Gerechtigkeit, Faschismus, morden); sie beinhalten gewonnene historisch-gesellschaftliche
Erfah-
33 rungen, die in Wertungen fixiert sind. Hierbei sind zu unterscheiden: (a) lexikalische Einheiten, die mit ihren Bedeutungselementen positive oder negative
Wertvorstellungen
fixieren, die nahezu alle Benutzer einer Sprache mit diesen Einheiten verbinden (z.B. Freundschaft, Liebe, Haß, Lüge, morden) ; dies betrifft insbesondere hedonistische, utilitaristische und ethisch-moralische Wertungen - (b) lexikalische Einheiten, die für Angehörige verschiedener Gruppen und Klassen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen sind (z.B. Kommunismus,
Revolution,
när ); dies bezieht sich vorwiegend auf sche
verknüpft
Solidarität,
reaktio-
politisch-ideologi-
Wertungen;
- lexikalische Einheiten, deren Bedeutungen Wertungen implizieren, die an bestimmte Typen von
Wortbildungskonstruktio-
nen gebunden sind; so können z.B. Suffixe wie -erei (Singerei), -elei (Handwerkelei), -ling (Schreiberling), -isch (hündisch) oder Präfixe wie uß- (unmenschlich), Ge- (Gefrage) die lexikalische Einheit bewertend verändern; die in einer Konstituente eines Kompositums fixierte Wertung kann sich auf das ganze Kompositum (z.B. Hetzrede, Radaubruder) übertragen. (Vgl. hierzu LADISSOW
£1983^, der in diesem Zusammenhang von
"konnotativen" Wortbildungskonstruktionen
spricht).
Wenn wir unsere Erörterung auf Wertungen beschränken, die in Sememen lexikalischer Einheiten kodifiziert sind und durch begrifflich-wertende semantische Merkmale repräsentiert werden, so bedeutet dies nicht, durch den Kontext (vgl. z.B. MICHEL 1972) oder durch bestimmte Sprachhandlungstypen minierte Wertungen
deter-
(vgl. z.B. ZILLIG 1982), also Wertungen,
die im Rahmen komplexer Kommunikation entstehen, aus der vielschichtigen Problematik des Zusammenhangs von Sprache und Wertung ausschließen zu wollen.
34 1.2.3. Nicht-denotative Informationen lexikalischer
Einheiten
- kein Bestandteil der Bedeutung Während die "Position einer Einbeziehung Merkmale in die Wortbedeutung
begrifflich-wertender
| . . . | heute in der
Semantikforschung
auf breiter Front vertreten" wird (HARNISCH/MICHEL 1986, S. 11), existieren nach wie vor divergierende Auffassungen über den Status derjenigen Informationen, die lexikalische Einheiten ebenfalls übermitteln können und insbesondere Stilistisches und Emotionales
betreffen.
In Kap. 1.1.2. wurde vor allem demonstriert, wie verschiedenartig der Tatbestand dieser zusätzlichen Informationen terminologisch und klassifikatorisch gefaßt wird. Im folgenden soll unser Standpunkt .hierzu formuliert werden, zunächst zur Frage des Verhältnisses von lexikalischer Bedeutung und
Emotion
, die im
Zusammenhang mit der Wertungsproblematik zu sehen ist.
1.2.3.1. Zum Emotionalen Die Tatsache, daß mit Hilfe der Sprache auch Emotionen ausgedrückt und ausgelöst werden können, hat zu der Annahme auch einer emotionalen Komponente der Bedeutung geführt, ohne daß bisher der linguistische Status emotionaler Merkmale als semantische Merkmale eindeutig geklärt worden ist. Was das Verhältnis von lexikalischer Bedeutung und Emotion angeht, so beziehen wir nach wie vor die Position, daß Emotionen (emotionale Wertungen oder subjektive Gefühlswerte), die durch den Gebrauch lexikalischer Einheiten zum Ausdruck gebracht und beim Hörer ausgelöst werden können, nicht zu den
lexikalischen
Bedeutungsanteilen gehören. Wir gehen von der Annahme aus, daß Emotionen über semantische Repräsentationen - insbesondere begrifflich-wertende Merkmale - ausgedrückt bzw. vermittelt werden und über Perzeptionsprozesse zustande kommen können. Damit ist auch der von der Psychologie und Erkenntnistheorie
hervor-
gehobene enge und ursächliche Zusammenhang zwischen Wertung und Emotion einbezogen, nämlich, daß Wertungen die Grundlage von Emotionen bilden. Emotion oder Gefühl wird im Sinne der Psychologie als subjektive Reaktionsweise des Menschen auf den Inhalt
35 seines Erlebens verstanden.
"Das Gefühl des Menschen ist seine
Beziehung, seine Stellungnahme zur Welt, zu dem, was er erfährt und tut, in Form des-unmittelbaren Erlebens" (RUBINSTEIN 1968, S. 574); Emotionen bringen "den Zustand des Subjekts und seine Einstellung zum Objekt zum Ausdruck", und "sie haben einen positiven oder negativen Charakter" (ebenda; vgl. auch Emotion im WÖRTERBUCH DER PSYCHOLOGIE 1976, S. 131/132). Emotionen können nicht nur durch unmittelbares Einwirken von Gegenständen oder Erscheinungen der Wirklichkeit angesprochen und ausgelöst werden, sondern ebenso durch sprachliche Zeichen, die diese oder Erscheinungen
Gegenstände
repräsentieren.
Die von Vertretern der weiten Bedeutungskonzeption Kap. 1.1.1.) beispielsweise als "Besorgnis, Angst",
(vgl.
"Gefühle
der Besorgnis, der Angst oder des Schreckens" (W. SCHMIDT/ HARNISCH 1972, S. 92), "Abscheu", "Haß", "Schmerz"
(HARNISCH
1972, S. 478) oder "entrüstete Ablehnung, unversöhnliche Verurteilung" (W. SCHMIDT 1977, S. 23) charakterisierte
emotionale
Komponente bezieht sich u. E. eben auf solche subjektive Reaktionsweisen, die beim Gebrauch bestimmter Lexeme ausgedrückt und beim Hörer hervorgerufen werden können, jedoch nicht als Bestandteil der Bedeutung dieser Lexeme aufzufassen sind. Die emotionale Wirkung beruht nicht auf einer besonderen
emotiona-
len Komponente der Bedeutung. In linguistischen Arbeiten ist mehrfach hervorgehoben worden, daß "die assoziativen oder pragmatischen Faktoren einen grundsätzlich anderen Charakter haben als die semantischen Merkmale" (HÄRTUNG 1969, S. 496) und Emotionen nicht unmittelbar ausgedrückt werden können, sondern "in jedem Fall entscheidend durch den begrifflichen Kern der Semantik beeinflußt" (MICHEL 1972, S. 120) sind, d.h. über den begrifflichen Inhalt vermittelt werden (vgl. zu dieser
Auffas-
sung auch NEUMANN 1969, S. 166; PROBLEME 1977, S. 65-67). Ähnlich argumentieren in jüngerer Zeit STRAUSS/ZIFONUN
(19B5), die
sich bei der Beschreibung von "schweren Wörtern" auf eine deskriptive und eine normenspezifisch evaluative
Bedeutungskomponente
beschränken und von einem handlungstheoretischen Ansatz ausgehen, für die Nicht-Zugehörigkeit emotionaler Werte zur Bedeutung (S. 213-220): Wörter wie Krebs, Geldsack, Pfaffe, Bulle, "die in bestimmten Kontexten und Verwendungssituationen mit der
36 perlokutionären Intention gebraucht werden, beim Hörer negative Gefühle der Ablehnung, Bedrohung, Angst, des Hasses usw. hervorrufen, werden in anderen Kontexten
ohne
eben diese perlokutio-
näre Intention gebraucht, z.B. Auch Bullen können nette Menschen sein |. . .| Die besondere Eignung bestimmter Wörter oder bestimmter Illokutionstypen zum Vollzug bestimmter Perlokutionen sei nicht bestritten |. .
sie kann jedoch nicht als Teil der Bedeutung er-
faOt werden" (ebenda, S. 217). Auch nach STRAUSS/ZIFONÜN
"besteht
daher wie auch bei eindeutig normenspezifisch evaluativen Bedeutungskomponenten ein Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher wertung und individueller Gefühlsreaktion. Normenbezogene
Be-
Wertun-
gen werden mit Gefühlen (der Angst, der Bedrohung, der Verachtung, des Hasses, der positiven Identifikation usw.) besetzt" Subjektbezogene Emotionen, individuelle
(ebenda).
Gefühlsreaktionen,
Emotionen als subjektive Reaktionsweisen sind allerdings deutlich von emotional geprägten Merkmalen zu unterscheiden, die in denotative Bedeutungen eingehen und Emotionen bezeichnen
(z.B.
Angst, Güte, Haß , Liebe, Treue, Wut, gerecht, morden). Aus der dargelegten Auffassung hinsichtlich des Verhältnisses von Bedeutung und Emotion ergibt sich eigentlich die logische Konsequenz, daß die Annahme von "konnotativen Semen" als integrale Bestandteile der Bedeutung keine Berechtigung hat. Jedoch bleibt dieser Komplex vorläufig ein offenes "Mindestens solange wir uns hier auf dem Feld der
Problem: Erkundungs-
forschung befinden, halte ich es aus methodischen Gründen für zweckmäßiger, die pragmatische Ebene deutlich von der semantischen zu trennen" (HÄRTUNG 1969, S. 496).
STRAUSS/ZIFONUN
(19Θ5, S. 219) erscheint der theoretische Status
"konventiona-
lisierter expressiver Werte in Form von Mustern subjektiver gefühlsbezogener Wertungen als Bedeutungskomponenten
derzeit zu problematisch, um sie mitzuführen".
Mit der Einschränkung der lexikalischen Bedeutung auf begrifflich-neutrale und begrifflich-wertende semantische Merkmale wird weder die Einheit von Rationalem und Emotionalem noch die emotionale Rolle des Wortes bzw. der Sprache grundsätzlich
igno-
riert. Nur meinen wir, daß emotionale Reaktionen wie Angst, Furcht, Wut, Abscheu, Verachtung oder Haß, die beim Gebrauch
37 lexikalischer Einheiten hervorgerufen werden können, nicht als spezifische semantische Merkmale in der Wortbedeutung kodifiziert sind und daß somit die sogenannten Gefühlswerte,
verstan-
den als "die verschiedenen Nuancen von Billigung und Mißbilligung, Zuneigung und Abneigung, Wert- und Geringschätzung" (W. SCHMIDT 1972a, S. 50), nicht als eine besondere ponente der Bedeutung in Erscheinung
Gefühlskom-
treten.
An dieser Stelle sei ein Wort zu SPIEWOKs Kritik
(1983,
S. 52/53; 1986, S. 13-15) an der in den PROBLEMEN (1977) und in LUDWIG (1982) vertretenen "engen" Bedeutungsauffassung
angefügt:
(a) In diesen von SPIEWOK angeführten Arbeiten ist weder von "nicht-begrifflichen" Bewertungskomponenten noch von "nichtbegrifflichen" situativen Komponenten die Rede - Bezeichnungen, die auf andere Autoren zurückgehen. In den PROBLEMEN und in LUDWIG wird gerade gegen derartige Komponenten Stellung men, und es werden Argumente gegen die Einbeziehung Elemente und stilistischer Merkmale in die
genom-
emotionaler
Bedeutungsstruktur
vorgebracht. (b) Eine Auffassung "Bewertungen (als Grundlage von
'Bewertungs-
komponenten') trügen stets subjektiven Charakter", die SPIEWOK (1986, S. 14) LUDWIG (1982, S. 178) unterstellt, ist in keiner Weise so formuliert worden. Wir haben seinerzeit auf die ungerechtfertigte Verwendung des Markierungsprädikats
"abwertend"
in der praktischen Lexikographie aufmerksam gemacht
(inzwischen
weithin bestätigt) und an einem Beispiel demonstriert, daß ein Sprecher durch den Gebrauch bestimmter Lexeme emotionale Einstellungen zu einem eigentlich wertneutralen Objekt zum Ausdruck bringen kann. Bei der Verfolgung eigener Argumentationsziele sollten Auffassungen anderer, die nicht diesen Argumentationszielen entsprechen, korrekt wiedergegeben
werden.
Wir wollen versuchen, das komplexe Phänomen der
Einstellung
für zukünftige Untersuchungen zusammenfassend zu problematisieren. Gewöhnlich verwendet man den Terminus
'Einstellung' im Zu-
sammenhang mit der Erörterung lexikologischer Fragen, ohne ihn zu definieren. Es wird im Rahmen dieser Untersuchungen nicht festgelegt, was im jeweiligen Kontext unter Einstellung zu ver-
38
s t e h e n ist. Das V e r s t ä n d n i s von Einstellung bzw. lung wird v o r a u s g e s e t z t .
Sprechereinstel-
Dabei können l i n g u i s t i s c h e
ser Art, die sich mit der E i n s t e l l u n g s p r o b l e m a t i k einen Einstellungsbegriff
Arbeiten
belassen,
diewohl
z u g r u n d e l e g e n , wie er siih in der
Psychologie findet: Einstellung
v e r s t a n d e n als "relativ
te, h a b i t u e l l e innere R i c h t u n g s - bzw.
konstan-
Verhaltensdispositionen
des M e n s c h e n , die das H a n d e l n und E r l e b e n b e s t i m m e n und in der allgemeinsten Auslegung Mittler sind" zu
zwischen S t i m u l u s und
Reaktion
( W Ö R T E R B U C H DER P S Y C H O L O G I E 1976, S. 122). Hierbei
ist
unterscheiden:
(1) E i n s t e l l u n g e n k ö n n e n sich in den B e d e u t u n g e n von schen Einheiten
(bzw. in u m f a s s e n d e n
sprachlichen
m a n i f e s t i e r e n und durch "Seme der S t e l l u n g n a h m e " werden
(s. Kap. 1.2.2.).
als Wertung chen
Äußerungen) repräsentiert
In d i e s e n F ä l l e n ist die
in die s e m a n t i s c h e
Repräsentation
h a t t e n hier vom b e g r i f f l i c h - w e r t e n d e n
lexikali-
Einstellung
inkorporiert.
Bedeutungsanteil
(vgl. z.B. Lexeme wie s c h ö n , s c h l e c h t , gut,
angenehm,
A u s b e u t e r , Ha Β ). Einen S o n d e r f a l l bilden neben a n d e r e n l i c h e n M i t t e l n die F u n k t i o n s w ö r t e r ,
die e b e n f a l l s
sprach-
Einstellungen
a u s d r ü c k e n , wobei sich diese E i n s t e l l u n g e n j e d o c h n i c h t
auf
Objekte,
G e g e n s t ä n d e b e z i e h e n , sondern auf die in Sätzen
drückten
Sachverhalte.
(2) Es gibt l e x i k a l i s c h e
Einheiten,
bei d e n e n die
hat und durch die Verwendung
ausge-
Einstellung
u. E. nicht in die Bedeutung des Lexems e i n g e s c h l o s s e n m e i n t sind e m o t i o n a l e E i n s t e l l u n g e n ,
ist.
die ein Sprecher zum
bestimmter
Lexeme zum
b r i n g t und die b e i m Hörer d u r c h die V e r w e n d u n g
Wir
gespro-
Ge-
Objekt
Ausdruck
dieser
Lexeme
h e r v o r g e r u f e n w e r d e n können. Diese e m o t i o n a l e n E i n s t e l l u n g e n s u l t i e r e n aus a u ß e r s p r a c h l i c h e n
re-
E r f a h r u n g e n des S u b j e k t s im Um-
gang mit dem Objekt, und es v e r w e n d e t dann das L e x e m , mit d e s s e n Hilfe seine e m o t i o n a l e
entsprechende
Einstellung
zum
eigent-
lich w e r t n e u t r a l e n Objekt a u s g e d r ü c k t w e r d e n kann. Wird z . B . das Lexem Gaul
'minderwertiges
auf das zwar das k a t e g o r i a l e Wertungssem
Pferd' auf ein Pferd
Merkmal
'minderwertig' zutrifft
bezogen,
'Pferd', jedoch n i c h t (z.B. der Gaul will
z i e h e n ; dieser s t ö r r i s c h e G a u l ! ) , so d r ü c k t der Sprecher eine e m o t i o n a l e
Einstellung
zum Denotat aus. E m o t i o n a l e
das
nicht damit Einstel-
39
lungen können auch durch lexikalische Einheiten übermittelt werden, deren Bedeutung kein wertendes semantisches Merkmal enthält, z.B.: Köter für für
'Hund' (dauernd kläfft dieser Köter!), Pfaffe
'Geistlicher' (auf die Pfaffen schimpfen), Kaff für
'kleine,
abgelegene Ortschaft' (in diesem Kaff werde ich es nicht lange aushalten ), Tippse für
'Stenotypistin'. Da die genannten und
andere Lexeme auch intersubjektiv emotional negativ
verwendet
werden, könnte man versucht sein, diese Einstellungen der Bedeutung zuzuordnen und von "konnotativen Semen" zu sprechen. Wie aber sollten die durch den Gebrauch dieser Lexeme den Sprecherstandpunkt zu den bezeichneten Denotaten vermittelnden gen in semantische Merkmale gefaßt werden? Welche
Einstellun-
Informationen
sollten hierbei als semantische Merkmale angesehen werden? Welche Merkmale gehörten beispielsweise zur Bedeutungserläuterung
von
Tippse? (Ein anschauliches Beispiel für die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, negative Emotionen als bedeutungsintegrierte male zu beschreiben, gibt SCHUMANN
Merk-
[Ï986, S. 56] in bezug auf
das Lexem Pfaffe ). Wenn man den Standpunkt der Psychologie bezieht, nach dem Emotionen einen bestimmten Zustand des Subjekts und dessen Einstellung zu Objekten ausdrücken, und davon ausgeht, daß Emotionen nicht unmittelbar zum Ausdruck gebracht werden können, sondern immer nur über den begrifflichen Inhalt vermittelt
werden,
und Bedeutungen als mentale Repräsentationen von Denotatswissen auffaßt, gehören nach unserem Dafürhalten emotionale
Einstellun-
gen nicht zur Bedeutung von Lexemen; sie haben keinen semantischen Status. (3) Einstellungen, die in der Kommunikation während der Sprachhandlung entstehen und kontextbedingt sind, werden hier - wie erwähnt - ausgeklammert. Neben der Untersuchung dieser Differenziertheit wird ein Schwerpunkt der linguistischen Beschreibung darin bestehen, anzugeben, durch welche sprachlichen Mittel unter welchen Bedingungen der Sprecher bewerten kann bzw. welche
Äußerungsfor-
men unter welchen Umständen konventionell als Bewertung bzw. Einstellung gelten. Das Problem der Wertung bzw. Einstellung
40
umfaßt einen komplexen Bereich. Da es sehr
unterschiedliche
Arten von Wertungen gibt, die sich auch sprachlich in Bedeutungen manifestieren, ist zunächst eine Wertungstypologie zu entwickeln. Ein diskutierenswerter Ansatz hierzu findet sich in ARUTJUNOVA
(1984). Sie geht zunächst davon aus, daß axiologi-
sche Bedeutungen in der Sprache durch zwei Haupttypen
vertreten
sind (S. 12): Der erste Typ wird durch die Adjektive gut und schlecht sowie deren Synonyme mit verschiedenen
stilistischen
und expressiven Nuancen (wunderbar, vortrefflich,
ausgezeichnet,
bemerkenswert ; schlecht, übel, mies usw.) realisiert; diese Adjektive bringen eine holistische Bewertung zum Ausdruck. Zum zweiten Typ, der umfangreicher und vielgestaltiger ist, gehören die Bedeutungen, die einem der Aspekte des Objekts aus einem bestimmten Blickwinkel eine Bewertung zuschreiben. In diesem Zusammenhang spricht ARUTJUNOVA von "Teilbewertungsbedeutungen" ocenocnye znacenija), die sie in folgende Kategorien
(Eastno-
einteilt
(ebenda, S. 13/14): (1.) sensorisch-geschmackliche
oder hedonistische
Bewertungen
(angenehm-unangenehm; schmackhaft - nicht schmackhaft; attraktiv - inattraktiv ; wohlriechend - übelriechend usw.); (2.) psychologische Bewertungen: a) intellektuelle
Bewertungen
(interessant, anziehend, hinreißend, tiefsinnig, klug uninteressant, nicht fesselnd, langweilig, banal, oberflächlich ); b) emotionale Bewertungen (froh - betrübt ; lustig - traurig ; erwünscht - unerwünscht ; angenehm unangenehm); (3.) ästhetische Bewertungen (schön - nicht schön; wunderbar häßlich, unförmig) ; (4.) ethische Bewertungen (moralisch - unmoralisch ; sittlich unsittlich ; gut - böse ; tugendhaft - lasterhaft); (5.) utilitaristische Wertungen (nützlich - schädlich ; günstig ungünstig) ; (6.) normative Bewertungen (richtig - falsch ; korrekt - unkorrekt ; normal - anormal, nicht normal; standardisiert nicht standardisiert; von guter Qualität - von schlechter Qualität ; gesund - krank) ; (7.) teleologische Bewertungen (effektiv - uneffektiv ; angemessen - unangemessen ; gelungen - mißlungen ).
41 Diese Bewertungskategorien bilden wiederum drei Gruppen
(ebenda,
S. 14/15): a) sensorische Bewertungen: sensorisch-geschmackliche psychologische
und
Bewertungen;
b) sublimierte oder absolute Bewertungen: ästhetische und ethische
Bewertungen;
c) rationalistische Bewertungen: utilitaristische, teleologische
normative,
Bewertungen.
Herauszuarbeiten ist in künftigen Untersuchungen der Unterschied zwischen den Informationen, die vor allem emotionale
Einstellun-
gen des Sprechers zum bezeichneten Gegenstand - der wertneutral ist - liefern (z.B. Kaff, Nest für zist', Pfaffe für Feierabendheim für
'Ortschaft', Bulle für
'Geistlicher', Heim für 'Altersheim', Aas für
'Wohnung,
'Poli-
Zuhause',
'Mensch') einerseits,
und dem in Sememen kodifizierten begrifflich-wertenden
Bedeutungs-
anteil (z.B. schön, angenehm, Ausbeutung, Haß ) andererseits.
1.2.3.2. Zum
"Stilistischen"
Was - pauschal gesagt - das "Stilistische" betrifft, so ist damit die "diasystematische Markierung" der Lexeme gemeint, insbesondere Angaben zur diastratischen (den sozialen Status betreffenden), diachronischen (zeitlichen), diatopischen
(regionalen)
und diatechnischen
(fachspezifischen) Charakteristik einer lexi-
kalischen Einheit.
(Zu den Termini s. HAUSMANN 1977, S. 112-132).
Diese Markierungen werden von den Vertretern der weiten Bedeutungskonzeption den Konnotationen zugeordnet und als "konnotative Bedeutung" oder "kommunikative Bedeutung"
bezeichnetj
sie sind danach "auch Bedeutungselemente des Langue-Wortes, der Langue-Bedeutung"
(SCHIPPAN 1984, S. 157).
Auf die Tatsache, daß die von SCHIPPAN u.a.
angeführten
konnotativen bzw. kommunikativen Merkmale mit dem Wortgebrauch korrelieren, haben wir mehrfach aufmerksam gemacht, indem wir im Zusammenhang mit den Erörterungen des Verhältnisses von begrifflichem und nicht-begrifflichem Teil der
Wortbedeutung
die Auffassung vertreten, daß Stilschichten/Stilebenen
und
42 Stilfärbungen, zeitliche, regionale, soziale und andere Markierungen eines Lexems Hinweise für den Gebrauch in einer bestimmten kommunikativen Situation geben. Wenn SCHIPPAN (1979b, S. 683) fordert, daß
"alle
inhaltlichen Merkmale" erfaßt werden müs-
sen, wenn man das Wort als Mittel der Kommunikation und der Erkenntnis so beschreiben will, daß daraus Folgerungen für den Sprachgebrauch zu ziehen sind, und gleichzeitig meint, daß es dabei "zweitrangig" sei, "wie diese Komponenten gefaßt werden - ob von 'stilistischen',
terminologisch
'pragmatischen'
gen; stilistischen, sozialen, regionalen
Bedeutun-
... Markierungen oder
von Konnotationen gesprochen wird", so ist dem nur sehr bedingt zuzustimmen. Daß all die genannten Informationen zu erfassen und beispielsweise in Wörterbüchern zu fixieren sind, steht außer Frage. Aber in bezug auf die Auffassung scheiden sich die Geister, ob es sich um inhaltliche, d.h. semantische Merkmale handele bzw. wie weit oder wie eng man Bedeutung faßt. Entscheidend ist der Status
der Konnotationen, von dessen Klärung auch die Kodi-
fikationsprinzipien des Lexikographen abhängen. Zwischen den Vertretern einer weiten und einer engeren Bedeutungskonzeption besteht offensichtlich insofern eine
einheitli-
che Auffassung, als beide anerkennen, daß die erwähnten zusätzlichen Informationen, die nicht die Denotation eines Lexems betreffen, ein Wissen darüber vermitteln, daß bestimmte Lexeme hinsichtlich ihrer Verwendungsmöglichkeiten durch bestimmte Bedingungen der kommunikativen Situation eingeschränkt sind. Man könnte in bezug auf diese "Mitinformationen" von den kommunikativ-pragmatischen Potentialen der Lexeme sprechen und diese im Wörterbuch durch kommunikativ-pragmatische Markierungen
auswei-
sen (vgl. hierzu Kap. 4.). Der Wörterbuchbenützer wird somit darauf aufmerksam gemacht, daß das Lexem X durch bestimmte Bedingungen der kommunikativen Situation
Verwendungsbeschränkungen
unterliegt. Diese mit den Informationen über die benannte
Erschei-
nung der Realität gleichzeitig übermittelten zusätzlichen
Infor-
mationen reflektieren Einstellungen des Sprechers/Schreibers benannten Kommunikationsgegenstand,
zum
zum
Kommunikationspartner,
zur Kommunikationssituation. Man vergleiche zum Beispiel den Gebrauch der Lexeme stehlen - entwenden - wegnehmen - klauen stibitzen für
'widerrechtlich und heimlich in seinen Besitz
43
bringen'; Hund - Wauwau - Kläffer - Köter für das bekannte Haustier; Auto - Wagen - PKW - Karrete - Kutsche - Kiste für das durch einen Motor angetriebene StraOenfahrzeug ; oder Altersheim Feierabendheim - Altenheim für ein Heim, in dem alte Menschen wohnen und betreut werden. Die entsprechenden Synonyme beziehen sich jeweils auf das gleiche Denotat, wobei Unterschiede
denota-
tiver Art nicht übersehen werden; sie geben aber auch gleichzeitig Auskunft über die soziale Stellung des
Sprechers/Schreibers,
über seine kommunikative Absicht, seine Einstellung zum Kommunikationspartner und -gegenständ, zur Situation. Solche
Zusatzinfor-
mationen, mit denen sprachliche Varianten verbunden sein können, werden auch als Konnotationen im Sinne
kommunikativ-pragmatischer
Verwendungsbedingungen gewertet (vgl. Kap. 1.1.2.). So ist nach BIERWISCH (1978, S. 81) unter der Konnotation eines
Ausdrucks
"seine Einordnung in bestimmte Kommunikationsbedingungen" zu verstehen, "die von den Sprechern regulär vollzogen und erfaßt wird ... die Konnotation, die ein Ausdruck manifestiert, bestimmte gesellschaftlich determinierte
repräsentiert
Kommunikationsbedingun-
gen, unter denen er charakteristischerweise verwendet wird". BOCHMANN (1974) hebt hervor, daß die allgemeine Funktion der Konnotation "kommunikativer
Natur" sei und daß es sich bei der
durch Konnotation übermittelten Information "um
Informationen
über die am Kommunikationsakt beteiligten Faktoren" handele (S. 31). Da sich die so verstandenen konnotativen Qualitäten der Lexeme nicht auf Merkmale des bezeichneten Gegenstandes beziehen, sondern die Einordnung des Lexems in ein "Normensystem der sozialen Verwendungsweisen sprachlicher Mittel"
(PROBLEME
1977, S. 101) reflektieren, betrachten wir diese das kommunikativ-pragmatische Potential betreffenden Informationen nicht als semantische Elemente. Diese Annahme beruht auf der Prämisse, daß wir Bedeutung grundsätzlich "substantiell"
auffassen
(vgl. auch PROBLEME, ebenda). Während sich danach die eine Bedeutung konstituierenden semantischen Merkmale auf Merkmale des Denotats selbst beziehen, bilden die charakterisierten konnotativen Qualitäten - die nicht-denotativen Potenzen eines Lexems - nicht Merkmale des Denotats ab, sondern beziehen sich auf soziale oder auch subjektive Relationen zwischen
Lexem,
44
Sprecher/Schreiber und Denotat. Sie sind - und damit stimmen wir SCHIPPAN (19Θ3) zu - "gesellschaftlich übliche, auf das Formativ bezogene Abbildelemente der Faktoren der sprachlichen Kommunikation, kommunikativer Bedingungen, unter denen ein Lexem verwendet werden darf,r (S. 266), und sie sind verfestigt" (S. 270). Da wir uns der Auffassung
"potentiell
anschließen,
daß Seme von der objektiven Realität determinierte, im Bewußtsein widergespiegelte interindividuell verbindliche
Merkmale
der Wirklichkeit sind, die als (linguistische) Elemente die denotative Bedeutung konstituieren, und wir Bedeutung als ein sich aus begrifflich-neutralen und begrifflich-wertenden
Merkmalen
konstituierendes Abbild betrachten, können Markierungen, die Hinweise für den bevorzugten Gebrauch in einer bestimmten kommunikativen Situation geben, nicht als konstitutive
Bestandteile
der Bedeutung eines Lexems angesehen werden. (Vgl. auch PROBLEME 1977, S. 101 und 126). WIEGAND (1981, S. 165-177) hat ebenfalls darauf
verwiesen,
daß die in Wörterbüchern verwendeten Markierungsprädikate "gehoben", "umgangssprachlich",
"abwertend",
wie
"veraltend",
"norddeutsch", "schülersprachlich" usw. "nicht als Merkmale der Bedeutung (Komponenten, semantische Merkmale,
symptomfunk-
tionale Seme etc.) uminterpretiert werden sollten, sondern als verkürzte Formulierungen von pragmatischen Regeln für die kommunikativ angemessene Verwendung der Ausdrücke" (S. 173). Als Argument, daß pragmatische Markierungen oder sogenannte zum Stil nicht Teil der Bedeutung einer lexikalischen
Angaben
Einheit
sind, führt WIEGAND u.a. an: Diejenigen "Prädikate einer kographischen Bedeutungserläuterung zu einem
lexi-
Substantiv-Lemma,
die referierend und prädizierend verwendet wérden können, [könnenj stets auch auf den Gegenstand (oder die Gegenstandsklasse) bezogen werden
auf den (bzw. die) man mit dem
Lemma in usuellen Texten Bezug nimmt" (S. 169/170). Im HDG findet man z.B. folgende Antlitz Gesöff
I ... I g e h . I salopp
Gesicht
Wörterbucheinträge: | ... |
'Getränk von schlechter schlechtem
Arsch
derb
'Gesäß'
Geschmack 1
Qualität,
45 Kanapee
veraltend
Feudel
norddt.
'Sofa' 'Scheuerlappen'
| . . . |
Danach können z.B. folgende Testsätze formuliert werden: (1) Ein Antlitz ist ein Gesicht (2) Ein Gesöff ist ein Getränk von schlechter
Qualität,
schlechtem Geschmack (3) Ein Arsch ist ein Gesäß (4) Ein Kanapee ist ein Sofa (5) Ein Feudel ist ein Scheuerlappen. "Alle Ausdrücke, die Angaben zum Stil sind, können nicht so verwendet werden, wie die Prädikate in den
Bedeutungserläute-
rungen, d.h. nicht prädizierend (rechts vom IST)" (WIEGAND 1981, S. 170), also nicht: (1') Ein Antlitz ist ein gehobenes Gesicht (2') Ein Gesöff ist ein saloppes Getränk von schlechter Qualität, schlechtem Geschmack (3') Ein Arsch ist ein derbes Gesäß (4 1 ) Ein Kanapee ist ein veraltendes Sofa (5') Ein Feudel ist ein norddeutscher
Scheuerlappen.
Derartige Markierungen treten nicht in Form von semantischen Merkmalen lexikalischer Einheiten in Erscheinung, sondern als Kurzformen interiorisierter Regeln für den angemessenen bzw. bevorzugten Gebrauch eines Lexems/Semems. Die entsprechenden Angaben bzw. pragmatischen Regeln, die selbst nicht bedeutungskonstitutiv sind, beziehen sich in der Regel auf die lexikalisch Einheit als Formativ-Semem-Komplex als Ganzes (vgl. WOTJAK 1986, S. 91), sie sind der lexikalischen Einheit "als bilaterale Einheit von Bedeutung (Inhaltsstruktur) und Ausdrucksstruktur konstitutiv" (WOTJAK 1987a, S. 140), sie haben "als auf das
ganze
Zeichen bezogen zu gelten"
(WIEGAND
1981, S. 173). Der Standpunkt, daß stilistische Kennzeichnungen,
Angaben
zur zeitlichen, regionalen, fach- und gruppenspezifischen Charakteristik
nicht
als Teile der Bedeutung aufzufassen sind,
ist in jüngerer Zeit wiederholt vertreten worden (vgl. ζ. B. STRAUSS/ZIFONUN 1985, S. 190-194; WOTJAK 1986, 1987a, 1987b).
46 So erscheint nach WOTJAK (1987b) "bei Zugrundelegung einer substantiellen Bedeutungskonzeption zwar sches Wissen
auch als Teil des
kommunikativ-pragmatisprachlich-lexikalischen
Wissens, aber nicht als Teil der Bedeutung bzw. der Semantik" (S. 702/703). Er weist neuerdings
"kommunikativ-konnotative
Angaben" nicht der Bedeutung, sondern "der umfassenderen Mitteilungspotenz" zu (ebenda, S. 706; zur Mitteilungspotenz s. WOTJAK 1986, S. '93/94 und 1987a). Auch VIEHWEGER klammert
Infor-
mationen über Gebrauchsbedingungen eines Lexikoneintrages, wozu er Informationen über die Zugehörigkeit eines zu Teillexika
Lexikoneintrages
(Fachsprachen, regionale und soziale Varianten) und
stilistische Kennzeichnungen zählt, aus der semantischen Repräsentation eines Lexikoneintrages SEM aus (1986,S. 45-49; vgl. ders. auch 1987, S. 41-45).In die semantische ein nicht-denotativer
Komponentenanalyse
ist
Bereich nie einbezogen worden.
1.3. Fazit Da nach unserem Verständnis weder die von lexikalischen ten vermittelten Informationen über emotionale
Einhei-
Einstellungen
noch die Informationen über den präferenten bzw. restriktiven kommunikativen Gebrauch semantische Merkmale widerspiegeln, die sich auf stereotypische Eigenschaften eines Denotats selbst beziehen, verwenden wir für diese Zusatzinformationen den globalen und sicherlich unvollkommenen, u.E. aber
unvorbelasteten
Arbeitsterminus "nicht-denotative Informationen" (vgl. LUDWIG 1983). Das heißt nicht, den heterogenen Bereich der
'Konnotationen'
lediglich ex negativo zu benennen oder ihn gar aus Untersuchungen über lexikalisches Wissen ausblenden zu wollen. Oft sind es ja gerade die nicht-denotativen Informationen, die in Lexemfeldern mit synonymischen Relationen eine differenzierende Rolle spielen. Es geht vielmehr darum, daß das komplexe lexikalische Wissen - wie WOTJAK (1987b, S. 703) formuliert - "im Sinne eines Sprachhandlungswissens semantische und sonstige Teilaspekte immer eingebettet in den umfassenderen kommunikativen
Beschreibungshinter-
grund (Äußerungs- bzw. Textproduktion wie -rezeption) zu beschreiben versuchen sollte." Es geht um eine differenziertere lung all dessen, was unterschiedslos der Bedeutung
Beurtei-
zugeordnet
47
worden ist, aber nicht bedeutungskonstitutiv ist. "Für die Zwecke der systematischen Wortschatzbeschreibung chern müssen diese
in modernen Wörterbü-
'Potentiale' dringend so weit erfaßt und ge-
ordnet und ihr Charakter im Unterschied zu den semantischen ^Hervorhebungen von mir, K.-D. L.] Strukturen untersucht werden, daß die Einzellexeme außer mit dem denotativ-referentiellen deutungsanteil auch einheitlich mit solchen
Be-
Zusatzinformationen
ausgestattet werden können, und zwar um ihres eigenen Gebrauchswertes willen, aber auch als Kriterien für die
Subklassifizierung
von paradigmatischen Ordnungen, z.B. die Folge in Synonymenreihen" (AGRICOLA 1983, S. 9). Diesem Anliegen galten unsere vorstehenden Darlegungen und damit dem Versuch, den "chaotischen" Bereich des
Nicht-Denotativen
im allgemeinen, der ganz unterschiedliche Faktenbereiche betrifft und der keine einheitliche Ebene darstellt, zu systematisieren, zu klassifizieren und vom Denotativen abzugrenzen; sie waren darauf gerichtet, dem "chaotischen" Zustand einer
konnotativen
"Rumpelkammer" abzuhelfen, diese Rumpelkammer ein wenig zu entrümpeln und sie in der Weise zu rekonstruieren, daß zwei "Kammern" entstehen, in der eine gewisse Ordnung herrscht. Innerhalb des Bereichs nicht-denotativer
Informationen wer-
den vorläufig die beiden Gruppen unterschieden: (1) Informationen über Gebrauchspräferenzen und -restriktionen (Stilschichten/Stilebenen,
Stilfärbungen,
zeitliche,
regionale, fachspezifische, gruppenspezifische
Markie-
rungen) ; (2) Informationen, die emotionale Einstellungen des Sprechers zum benannten Gegenstand oder Sachverhalt
anzeigen.
Nicht-denotative Informationen sind als Bewußtseinsinhalte (neben der jeweiligen Struktur von Bedeutungen) Kenntnisse
gespeicherte
(Regeln) über spezifische Gebrauchsweisen der be-
treffenden lexikalischen Einheit. Wir haben damit gleichzeitig für ein Bedeutungskonzept plädiert, das nicht offen gehalten werden sollte für die Vielzahl der mit dem Gebrauch von Sprache verbundenen Funktionssetzungen und dem nicht alle nur denkbaren sprachlichen Eigenschaften
zugeordnet
48
werden sollten (vgl. auch VIEHWEGER 1985, S. 463). Und wir haben uns damit auch WIEGANDs Prinzip zu eigen gemacht: "Die Grenze [zwischen Semantik und Pragmatik^
verläuft da, wo sie
gezogen wird, und zwar für einen bestimmten Zweck" (1981, S. 210). Der Zweck ist die lexikographische
Praxis.
In diesem Zusammenhang weiterhin zu klärende Probleme sind insbesondere: der angedeutete Unterschied zwischen Wertung als integrierender Bestandteil der Bedeutung und emotionaler
Ein-
stellung als nicht-denotative Erscheinung, der Status der Verbindung zwischen Denotativem und Nicht-Denotativem.
Im Zusam-
menhang mit den hierzu notwendigen Untersuchungen von Lexemfeldern mit synonymischen Relationen ist zu hinterfragen, ob das Nicht-Denotative an das Lexem gebunden ist (d.h. unabhängig vom Kontext zu ihm gehört) oder kommunikativ bedingt ist. Anders formuliert: Handelt es sich bei den
"Zusatzinformatio-
nen" um Informationen, die lexikonspezifisch sind und auf sprachliche Subsysteme Bezug nehmen, oder um Informationen, die kommunikationsspezifisch
(kontextgebunden) sind und von der extra-
linguistischen Position des Sprechers, seinen emotionalen Einstellungen usw. abhängen? "Die empirische Erforschung dieses Gebiets (mittels Informantenbefragungen) steht beim Wortschatz des Deutschen noch ganz in den Anfängen." (KAEMPFERT 1984, S. 81). Wie unsicher und widersprüchlich Aussagen über die Bestimmung von Bedeutung und über das Verhältnis von Bedeutung und Konnotationen sind, belegen die "Hinweise für den Benutzer" zum HDG (1984), in denen einerseits formuliert wird: "Die Definition erfaßt die kognitiven (begrifflichen) und auch die konnotativen Merkmale (Zusatzmerkmale) und wird gestützt durch ein System von stilistischen Hinweisen und Kommentaren, die im gegebenen Fall den expressiven Charakter der Bedeutung und den Sprecherstandpunkt bei der Verwendung der Lexeme deutlich machen sollen" (XII). Zumindest ergeben sich aus dieser
Formulierung
zwei Fragen: (1) Was ist unter den "konnotativen Merkmalen" neben den "sti-' listischen Hinweisen" zu verstehen, wenn doch letztere im allgemeinen den Konnotationen zugeordnet werden?
49 (2) Was heißt, daß die Definition durch ein System von stilistischen Hinweisen "gestützt" wird? Werden diese Hinweise als Teile der Bedeutung angesehen oder nicht? Andererseits heißt es "Zur Definition der Lexeme": "Lexembedeutungen sind nicht unanalysierbare Einheiten, sondern sie setzen sich aus begrifflichen Merkmalen verschiedener Art zusammen, und die Aufgabe der Lexikographen ist es, diese Merkmalstruktur in der Definition zu erfassen und nachzuzeichnen" (XI f.). Und an anderer Stelle: "Das Stichwort wird I. ..] hinsichtlich seiner stilistischen
Anwendungs-
bedingungen, seiner grammatischen und semantischen Merkmale beschrieben"
(XIV).
50
2. Nicht-denotative Informationen
lexikalischer Einheiten in
allgemeinen einsprachigen synchronischen Wörterbüchern des Deutschen - ein historischer Exkurs 2.1. Einleitende
Bemerkungen
Obwohl die pragmatischen Angaben, insbesondere die sogenannten Angaben zum Stil, in der germanistischen Lexikographie eine lange Tradition haben, sind der historische Aspekt dieses Problems und die Frage möglicher Veränderungen in der Geschichte der Lexikographie bisher noch nicht oder aber nur unzureichend in das Blickfeld linguistischer bzw. metalexikographischer Untersuchungen gerückt worden. Abgesehen von den einschlägigen Bemerkungen z.B. bei HENNE (1972, 1975 a, S. 34-37) und WIEGAND (1981, bes. S. 147156) gibt és unseres Wissens keine systematische
Zusammenschau
dieser Angaben. Wenngleich HENNEs vor über zwanzig Jahren getroffene Aussage, daß "Arbeiten, die unter speziellen
Gesichtspunkten
die Wörterbücher des Deutschen untersuchen,
nicht eben häu-
fig" sind (1968; zit. nach HENNE 1975 a, S. 4), heute gewiß zu relativieren ist - in der Zwischenzeit hat die metalexikographische Diskussion überaus zahlreiche Beiträge zu bestimmten
Gesichts-
punkten der lexikographischen Praxis hervorgebracht -, gilt diese Feststellung
in bezug auf Untersuchungen der Praxis stilistischer
Kennzeichnungen im Wörterbuch nach wie vor. Obwohl sich zwar auch hierzu Lexikographen und Metalexikographen zu Wort gemeldet haben, ist jedoch eine systematische Betrachtung dieses Aspekts in historischer Sicht weitgehend unberücksichtigt geblieben. Deshalb soll in diesem Kapitel in einer
historisch-vergleichenden
Analyse von ausgewählten einschlägigen allgemeinen
einsprachigen
synchronischen Wörterbüchern insbesondere das Problem der stilistischen Markierung von Lexemen eingehender untersucht werden. Damit ist das Untersuchungsfeld auf folgende Schwerpunkte
einge-
schränkt : 1. Die Untersuchung ist einem spezifischen Aspekt der lexikographischen Praxis gewidmet: der lexikographischen kation pragmatischer Informationen lexikalischer wobei wiederum die sogenannte stilistische
Kodifi-
Einheiten,
Kennzeichnung
im Vordergrund stehen soll, aber auch die zeitliche, regio-
51
naie und fach- und gruppenspezifische Charakteristik Lexemen im Wörterbuch berücksichtigt
von
werden.
2. Die Untersuchung der lexikographischen Praxis hinsichtlich der Kodifikation pragmatischer
Informationen heißt Unter-
suchung am Beispiel. Das Beispiel liefern die
Wörterbücher
von ADELUNG und CAMPE, die zwischen 1774 und 1811 entstanden sind, und das Wörterbuch von SANDERS (1860-1865) für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts; das WDG, HDG, DUDENGWB, DUDEN-UW und die WAHRIG-Wörterbücher für das 20. Jahrhundert (s. Kap. 3). 3. Die spezifische Untersuchung impliziert weder eine Analyse der Kodifikationspraxis dieser Wörterbücher und ein Werturteil über diese Wörterbücher in toto, noch kann sie eine Geschichte der Lexikographie insgesamt ersetzen. Ein Standardwerk über die historische Entwicklung der
deutschen
Lexikographie ist nach wie vor ein Desiderat. Einen instruktiven Überblick über die deutsche Lexikographie und Sprachnorm im 17. und 18. Jahrhundert gibt H E N N E ( 1 9 7 5 a , S. 3-37; s. ders. auch 1972, S. 41-65; 1977, S. 13-21 und S. 26-41; 1980, S. 783-785). In Analogie zu HENNEs (1977, S. 14-21; 1980, S. 783-785) Periodisierung der Geschichte der neuhochdeutschen
Lexikogra-
phie insgesamt unterscheidet WIEGAND (1981, S. 147-156) drei Phasen in der Geschichte der lexikographischen Angaben zum Stil: (a) Die erste
"überwiegend
normative
Phase" -
von der Mitte des 17. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts : In dieser Phase geht es um die Kodifizierung der deutschen Standardsprache im Wörterbuch, wobei die Kodifikation des Wortschatzes hauptsächlich unter synchronisch-normativen pekten erfolgt. Die bedeutendsten semasiologischen
As-
Wörter-
bücher dieser Phase sind: KASPAR STIELER: Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz. Nürnberg 1691. (3 Bände);
52
CHRISTOPH ERNST STEINBACH: Vollständiges Deutsches WörterBuch. Breßlau 1734. (2 Bände); JOHANN LEONHARD FRISCH: Teutsch-Lateinisches
Wörter-Buch.
Berlin 1741. (2 Bände); JOHANN CHRISTOPH ADELUNG: Versuch eines vollständigen
gramma-
tisch-kritischen Wörterbuches Der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Leipzig 1774-1786. (5 Bände); JOACHIM HEINRICH CAMPE: Wörterbuch der Deutschen Sprache. Braunschweig 1807-1811. (5 Bände). (b) Die zweite
"unsystematisch
-deskriptive
Phase" - vom Erscheinungsjahr (1854) des ersten Bandes des "Deutschen Wörterbuches" von JACOB und WILHELM GRIMM bis etwa 1960, dem Jahr der Fertigstellung des GRIMMschen Wörterbuches (32 Bände): WIEGAND bezeichnet diese Phase deshalb als
"unsystematisch",
"was nicht negativ verstanden werden soll", da die. Angaben zum Stil im "GRIMM" und in den anderen in der genannten Zeit entstandenen Wörterbüchern nicht - wie in der dritten Phase auf ein Stilschichtenmodell bezogen werden und die Sprache - relativ zur ersten Phase - "nicht festen Einteilungen unterworfen" wird (1981, S. 151). Neben dem GRIMMschen Wörterbuch sind in diesem Zeitraum Wörterbücher entstanden, "die die allzugroße Konzeption der Grimms modifizierten und reduzierten" (HENNE 1980, S. 784) und "die den Wortschatz der deutschen Standardsprache, auch in ihrer historischen Entwicklung, 'handlich' darzustellen versuchten" (ders. 1977, S. 19), z.B.: DANIEL SANDERS: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Leipzig 1860-1865 (3 Bände); FRIEDRICH LUDWIG KARL WEIGAND : Deutsches Wörterbuch. 1857-1871. 5. Aufl. hrsg. von HERMAN HIRT. Gießen
Gießen
1909-1910
(2 Bände); MORITZ HEYNE: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1890-1895
(3 Bände);
HERMANN PAUL: Deutsches Wörterbuch. Halle 1897; TRÜBNERs Deutsches Wörterbuch. Berlin 1939-1957 (8 Bände).
53 Die Wörterbücher von HEYNE und PAUL und TRÜBNERs Deutsches Wörterbuch sind primär historisch (c) Die dritte
orientiert.
"systematisch-deskriptive
Phase" - vom Erscheinungsjahr
(1961) der ersten beiden
Lieferungen des von RUTH KLAPPENBACH und WOLFGANG STEINITZ herausgegebenen sechsbändigen der deutschen Gegenwartssprache"
"Wörterbuches
(beendet 1977) bis in
die Gegenwart: In diesen Wörterbüchern wird ein System von Angaben zum Stil benutzt, um den kodifizierten Wortschatz stilistisch zu bewerten (s. hierzu Kap. 3). In diese Phase gehören neben dem "Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache" z.B. die folgenden Wörterbücher, die das WDG-System für stilistische
Bewertungen
in modifizierter Form übernommen haben: DUDEN. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in sechs Bänden. Hrsg. und bearb. vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter Leitung von GÜNTHER DROSDOWSKI. Mannheim/Wien/Zürich
1976-1981;
DUDEN. Deutsches Universalwörterbuch. Hrsg. und bearb. vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der unter Leitung von GÜNTHER DROSDOWSKI.
Dudenredaktion
Mannheim/Wien/Zürich
1983; Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache.
In zwei Bänden.
Von einem Autorenkollektiv unter der Leitung von GÜNTER
KEMPCKE.
Berlin 1984; Zu nennen sind hier vor allem die
WAHRIG-Wörterbücher:
GERHARD WAHRIG: Das große deutsche Wörterbuch. Hrsg. in Zusammenarbeit mit zahlreichen Wissenschaftlern und anderen Fachleuten. Gütersloh 1966 (in den folgenden Auflagen:
Deutsches
Wörterbuch ) ; dtv - Wörterbuch der deutschen Sprache. Hrsg. von GERHARD WAHRIG in Zusammenarbeit mit zahlreichen
Wissenschaftlern
und anderen Fachleuten. München 1978; BROCKHAUS-WAHRIG: Deutsches Wörterbuch in sechs Bänden. Hrsg. von GERHARD WAHRIG f, HILDEGARD KRÄMER und HARALD ZIMMERMANN. Wiesbaden/Stuttgart
1980-1984.
54 Für die dritte Phase sind z.B. auch die folgenden synchronischen Wörterbücher anzuführen, die ebenfalls ein System von Angaben zum Stil benutzen: Wörter und Wendungen. Wörterbuch zum deutschen
Sprachgebrauch.
Hrsg. von ERHARD AGRICOLA unter Mitwirkung von HERBERT GÖRNER und RUTH KÜFNER. Leipzig 1962; DUDEN. Bedeutungswörterbuch. 24 000 Wörter mit ihren Grundbedeutungen. Bearb. von PAUL GREBE, RUDOLF KÖSTER, WOLFGANG MÜLLER
Mannheim/Wien/Zürich
1970;
DUDEN. Stilwörterbuch der deutschen Sprache. Die Verwendung der Wörter im Satz. 6., völlig neu bearb. und stark erw. Auflage von GÜNTHER DR0SD0WSKI
Mannheim/Wien/Zürich
1970.
Für die zweite und dritte Phase ist vor allem auch der DUDEN als ein zwar primär auf die Kodifikation orthographischer
Nor-
men ausgerichtetes Wörterbuch zu nennen, das aber zunehmend andere Funktionen wie Bedeutungserläuterungen,
Ausspracheanga-
ben, Herkunftsangaben und insbesondere in der dritten Phase auch stilistische Angaben mit übernimmt. Dadurch werden bei einem weiten Benutzerkreis alle anderen Wörterbuchformen
zurück-
gedrängt, was heute in Äußerungen wie "Der Duden reicht mir" (vgl. KÜHN/PÜSCHEL 19B2) dokumentiert wird. Im folgenden soll die Methode der Kennzeichnung
pragmati-
scher Informationen von lexikalischen Einheiten in drei repräsentativen deutschen Wörterbüchern beschrieben werden, die der genannten ersten bzw. zweiten Phase zuzuordnen sind. werden jeweils die folgenden
Untersucht
Kennzeichnungen:
(1) Angaben zum Stil, (2) Angaben zu temporär begrenztem
Gebrauch,
(3) Angaben zu regional begrenztem
Gebrauch,
(4) Angaben zu fach- und gruppenbegrenztem
Gebrauch.
Dabei kann es nicht darum gehen, die für diese
Untersuchung
ausgewählten Wörterbücher in extenso auszuwerten oder das Gesamtwerk ihrer Verfasser zu erörtern. Die für unseren Zweck vorgeführten Lemmabeispiele sind vorwiegend - jedoch nicht ausschließlich - den Anfangsteilen der untersuchten
Wörterbücher
entnommen, was für legitim gehalten wird, um die
lexikographi-
sche Kodifikationspraxis eines spezifischen Bereichs zu zeigen, die in diesen Wörterbüchern auch zum Ende hin nicht prinzipiell
55 verändert wird. Wenn in diesem Kapitel eine Fülle von Zitaten aus den Einleitungen der untersuchten Wörterbücher und reichlich Beispiele zur Praxis der Markierung nicht-denotativer
Informationen von
Lexemen in diesen Wörterbüchern angeführt werden, so geschieht das einerseits, um die in den jeweiligen Vorwörtern dieser Wörterbücher dargelegten Grundsätze für die Kodifikation dieser Informationen und die im Wörterverzeichnis praktizierte
Kodifi-
kation in Korrelation zueinander zu bringen, und andererseits nicht zuletzt deshalb, um die Kodifikationspraxis an konkreten Materialien möglichst anschaulich zu diskutieren und die Ergebnisse der Untersuchung nicht in allgemeinen Aussagen zu belassen. Wir teilen die Auffassung H. SCHMIDTs, "daß die kritische Prüfung unserer sprachwissenschaftlichen Traditionen nur auf der Grundlage erneuter und intensiver Lektüre der wenigen sierten' Texte
'kanoni-
I .. . I unserer Vorgänger zu vertretbaren
Ergebnis-
sen kommen wird." (1986, Vorbemerkung). Dies gilt auch für die germanistische Lexikographie im allgemeinen und die Praxis der "stilistischen Bewertung" von Lexemen im besonderen, die nicht erst mit dem "Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache" beginnt .
2.2. Nicht-denotative Informationen in ADELUNGS
Wörterbuch
Daß ADELUNG durch sein mehrbändiges Wörterbuch einen bedeutenden Beitrag zur Kodifizierung der deutschen
Standardsprache
geleistet hat, ist weithin anerkannt. Sein Wörterbuch, das in der ersten Auflage unter dem Titel "Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches Der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen"
(1774-1786) und in der "ver-
mehrten und verbesserten" Ausgabe als
"Grammatisch-kritisches
Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger
Verglei-
chung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen" (1793-1801) erschienen ist, gilt als das erste große Wörterbuch
56 der deutschen Sprache und gleichzeitig auch als "das einflußreichste Wörterbuch des 18. Jahrhunderts" (HENNE 1975 b, S. 111). ADELUNG muß durch dieses Werk "als erster moderner
Lexikograph
der deutschen Standardsprache betrachtet werden" (BAHNER
1984a,
S. 19). Auf die Bedeutung dieses Wörterbuches weist auch J. GRIMM (1854) in der Vorrede zum ersten Band des
"Deutschen
Wörterbuchs": "es ist nicht zu verkennen, ein so durchgearbeitetes und beharrlich ausgeführtes werk über die deutsche spräche war noch nicht vorhanden und konnte des günstigen eindrucks nicht verfehlen, seine stärke lag in dem bei aller
enthaltsam-
keit durch grosze Ordnung reich aufgespeicherten, jede vorausgegangne
samlung übertreffenden wortvorrat, dann in ruhiger,
umsichtiger, mit wolgewählten beispielen ausgestatteter, obschon breiter entfaltung der bedeutungen." (Sp. XXIII). Die "grosze Ordnung" des kodifizierten Wortschatzes betrifft auch die stilistische Kennzeichnung der Lexeme in ADELUNGS Wörterbuch. (S. zu ADELUNGS lexikographischer Arbeit M. MÜLLER SICKEL
p.903] ,
[1933, S. 81-95], HENNE [1972 und 1975 b], STROHBACH
[1984, S. 211-240]). Zu ADELUNGS Theorie der hochdeutschen Mundart und zur Genese seiner Ansichten zu der Frage "Was ist Hochdeutsch?" sei auf die Literatur verwiesen. Seine prinzipiellen Auffassungen hierzu hat ADELUNG vor allem in folgenden
Publi-
kationen dargelegt: in der Vorrede zur ersten Auflage seines Wörterbuches (1774), in dem Werk "Umständliches der Deutschen Sprache"
Lehrgebäude
(1782), im "Magazin für die Deutsche
Sprache" (1782-1784) und in dem Werk "Ueber den Deutschen Styl" (1785). Eine historisch-deskriptive Darstellung des durch ADELUNG initiierten Hochdeutschstreits findet sich bei M. MÜLLER (1903, bes. S. 1-17), JELLINEK (1913, S. 360-385), SICKEL (1933, S. 67-80), NERIUS (1967, S. 63-79),
EICHLER/BERGMANN
(1968, S. 39-47). Genannt seien in diesem Zusammenhang vor allem die Arbeiten von HENNE (1968, 1972, bes. 53-56, 1975 b, 1984) und von GESSINGER (1980, S. 139-152), PÜSCHEL STROHBACH (1984, S. 203-211).
(1982),
57
2.2.1. Angaben zum Stil 2.2.1.1. Zuordnung zu "Classen"
(Stilebenen)
ADELUNG bezeichnet das, was in der gegenwärtigen
deutschen
Lexikographie "Stilschicht" oder "Stilebene" genannt wird, als die "Würde der Wörter" (Vorrede zur 1. Auflage, 1774, I, S. XIV; danach, wenn nicht anders vermerkt, auch die folgenden Sein Wörterbuch konzentriert sich
Zitate).
"sprachsoziologisch-stili-
stisch" (HENNE 1975 b, S. 114) auf die Sprache der gebildeten "obern Classen" (ADELUNG 1782, I, S. LX). Seine Absicht, den in sein Wörterbuch aufgenommenen Wortschatz "stilistisch" zu bewerten, formuliert er in der Vorrede zur ersten Auflage: "Eines der vornehmsten Bedürfnisse schien mir die Bemerkung der Würde, nicht bloß der Wörter, sondern auch ganzer Redensarten zu seyn; ein Umstand, dessen Versäumung den Nutzen so vieler andern Wörterbücher gar sehr einschränket."
(I, S. XIV).
Zur Kennzeichnung der "Würde der Wörter" konzipiert er ein System von "fünf Classen": "Ich habe zu dem Ende fünf Classen angenommen; 1. die höhere oder erhabene Schreibart; 2. die edle; 3. die Sprechart des gemeinen Lebens und vertraulichen Umganges; 4. die niedrige, und 5. die ganz pöbelhafte." (Ebenda). Zur Classe 5 fügt er ergänzend hinzu: "Die ganz pöbelhafte [SprechartJ ist tief unter dem Horizonte des Sprachforschers, daher man sie hier nicht suchen darf, außer wenn einige besondere Umstände eine Ausnahme nöthig machten."
(Ebenda).
Auf diese Ausnahme weist ADELUNG auch im Zusammenhang mit den Darlegungen über die Stichwortauswahl, wenn er in der Vorrede schreibt: "Gar zu niedrige und pöbelhafte Wörter darf man hier nicht suchen. Ist in einem oder dem andern Falleeine
Ausnahme
gemacht worden, so wird ein scharfsinniger Leser sogleich selbst sehen, warum sie nöthig gewesen." (Ebenda, S. XIII). In bezug auf die Classe 4 heißt es zusätzlich: "Vielleicht möchten manche auch die niedrige Sprechart wegwünschen; allein da sie auf der Schaubühne und von der komischen Muse so oft nachgeahmet wird, so mußte ich sie wenigstens zum Theile beybehalten. Wenn man daher bey einem als niedrig oder gemein angegebenen
Worte
oder Ausdrucke und dem dabey angeführten Beyspiele, die Namen
58
Geliert, Lessing, oder eines andern angesehenen
Schriftstellers
findet, so beweiset solches weiter nichts, als daß diese Schriftsteller den bezeichneten Ausdruck durch eine Nachahmung
aufge-
nommen haben." (Ebenda, S. XIV). Eine Erläuterung zum "Sonderstatus" der Classe 4 (HENNE 1975 b, S. 115) findet sich auch in der Vorrede zur zweiten Auflage seines Wörterbuches:
"Es
fielen also alle veraltete, alle provinzielle, und alle niedrige, bloß dem Volke eigene Wörter und Ausdrücke der Regel nach von selbst weg. Allein auch hier waren Ausnahmen nothwendig." (1793, I, S. III). Die Ausnahme wird in bezug auf niedrige Wörter folgendermaßen begründet: "Eine große Menge sonst niedriger Wörter ist für die niedrig-komische Schreibart brauchbar, und hatte also ein gegründetes Recht gleichfalls aufgeführet zu werden." (Ebenda, S. IV). H. SCHMIDT (1986) hat im Zusammenhang mit der Darstellung von ADELUNGS funktionalen Kriterien der Sprachentwicklung Sprachkritik
und
(S. 10-32), wofür er als wichtigste Quelle dessen
Werk "Umständliches Lehrgebäude der Deutschen Sprache" heranzieht, darauf hingewiesen, "daß Adelungs
(1782)
Differenzierung
der Sprachverwendung in der Grammatik - selbst im Vergleich mit dem Wörterbuch - erstaunlich variabel ist und ebenfalls zu einem guten Teil durch Anwendung von
Geschmackskriterien
getragen wird" (S. 23). Neben funktional bestimmten arten
(z.B. Sprache der Handwerker, der Jäger,
Gebrauchs-
'Sprache der
engen Vertraulichkeit') und der Berücksichtigung von
'Schreib-
art' und 'Sprechart' "praktiziert Adelung recht konsequent die Unterscheidung sozial und ästhetisch bewerteter (ebenda). Hierbei steht die
Stilschichten"
'gebundene Rede' der Dichtung als
"der höchste Grad der sinnlich schönen Rede"'(ADELUNG 1782, II, S. 26) an oberster Stelle, und die 'niedrige Sprechart' bildet das andere Extrem. Für die zwischen diesen beiden Polen eingeordneten Schichten verwendet ADELUNG sehr viele (z.B.
'Sprache des gemeinen Lebens',
Schreibart',
"Etiketten"
'gewöhnliche Sprech- bzw.
'Sprache des gesellschaftlichen Umganges',
ständige' oder
'anständigere Sprech- und Schreibart',
Sprech- und Schreibart',
'an-
'höhere
'edle Sprech- und Schreibart'), die
"sicherlich nicht immer streng genug unterschieden" und von
59 den Gebrauchsarten "auch in sich nicht immer klar differenziert" sind (H. SCHMIDT 19B6, S. 23). Erwähnt sei auch der EinfluO der traditionellen Rhetorik auf die stilistischen Markierungen in ADELUNGS und später CAMPEs Wörterbuch, der hier nicht weiter verfolgt wird. Die Schwierigkeit, daß das "subjektive Element
bei der
stilistischen Einschätzung eines Wortes nicht auszuschalten
ist"
(WDG, Vorwort, S. 011), hat auch ADELUNG bei der Einordnung in "die Classe, in welche jedes Wort, oder jede Redensart
gehöret",
gesehen: "Da es hierbey ganz allein auf den Geschmack und die eigene Empfindung ankommt, so kann ich freylich nicht hoffen, daß ich in einzelen Fällen eines jeden Beyfall erhalten werde."
(Vor-
rede, 1774, I, S. XIV; zur "Wortwürde" in ADELUNGS Wörterbuch s. auch M. MÜLLER 1903, S. 48-54). In der zweiten Auflage fuhrt ADELUNG zusätzlich zur verbalen Charakteristik der Wörter nach ihrer "Würde" noch Sternchen (*) und Kreuzchen (-{·) ein, die vor dem Lemma oder einer
bestimmten
Verwendungsweise des Lemmas stehen. Erklärt werden diese Zeichen allerdings erst in der Vorrede des ersten Bandes zum "Auszug aus dem grammatisch-kritischen Wörterbuche der Hochdeutschen
Mundart"
(1793, S. VIII): "Die wenigen veralteten, oder nur in besondern Fällen üblichen Wörter sind gleich zu Anfange mit einem *, so wie die niedrigen mit einem -f· bezeichnet worden, um ihren Werth sogleich ohne viele Worte sichtbar zu machen." Es bleibt weiterhin festzuhalten, daß ADELUNGS Wörterbuch auch eine Grundschicht stilklassenindifferenter
Wörter verzeich-
net, die nicht den postulierten "fünf Classen" zugeordnet werden. Sie gehören gewissermaßen einer "neutralen Klasse" an, auf die in der Vorrede seines Wörterbuches allerdings nicht Bezug genommen wird. Anders dagegen CAMPE, der expressis verbis darauf verweist, daß Wörter, die allgemein üblich sind und für jede Schreibart passen, in seinem Wörterbuch nicht gekennzeichnet werden (s. Kap. 2.3.1.1.). Insofern ist CAMPEs Verfahren deutlicher. Wörter, die von ADELUNG nicht einer der fünf Classen
zugeord-
net werden, sind z.B.: Abhandlung, Abhang, arbeitsam, aufmerksam, auswärts, Baum (1.), bewundern , Bürste, Docht, dulden, Ehe, Essig , Fenster , Gurke, Heu.
60
Im folgenden werden einige Wörterbucheinträge aus der ersten Auflage von ADELUNGS Wörterbuch angeführt, die die Praxis der Einteilung des Wortschatzes nach der "Würde" der Wörter und Redensarten zeigen. Den Beispielen ist jeweils die Bedeutungserläuterung zu dem die jeweilige "Classe" bestimmenden Attribut vorangestellt, das als Lemma im Wörterverzeichnis
erscheint.
Die Wörterbucheinträge zu Schreibart und Sprechart, die hier von Interesse sind,
lauten:
Schreibart die Art und Weise zu schreiben. 2. Von der figürlichen Bedeutung des Zeitwortes schreiben, die Art und Weise, seine Gedanken durch geschriebene Worte auszudrücken, zum Unterschiede von der Sprechart, das ist, der Art und Weise seine Gedanken durch gesprochene Worte, mündlich, auszudrücken; obgleich auch diese unter der Schreibart in weiterer Bedeutung oft mit begriffen wird. Mit einem lateinischen Kunstworte der Styl, Stylus. Die historische Schreibart Die niedrige, gesellschaftliche, wissenschaftliche, edle, höhere, erhabene Schreibart. (IV, Sp. 265 f.) Sprechart die Art und Weise, wie man spricht, besonders in Rücksicht auf die Würde der Wörter. Die anständige, die niedrige, die gemeine Sprechart. Zuweilen wird es auch für Mundart gebraucht. (IV, Sp. 607) Die in diesen Wörterbuchartikeln angeführten Beispiele höhere Schreibart, erhabene Schreibart, edle Schreibart werden im Wörterverzeichnis als Kennzeichnungen für die Zuordnung von Wörtern zur Classe 1 bzw. Classe 2 gebraucht und niedrige Sprechart , gemeine Sprechart als Kennzeichnungen von Wörtern zur Classe 3 bzw. Classe 4. Der Hinweis "in Rücksicht auf die Würde der Wörter" findet sich nur im Wörterbucheintrag zu Sprechart. Classe 1: die "höhere oder erhabene
Schreibart"
Die hier in Frage kommenden Wörterbucheinträge zu hoch und erhaben lauten: hoch I . . . I 2. Figürlich (7) Der Würde, dem Werthe nach, andere Dinge seiner Art an Vorzügen, an innerem Werthe, an Feyerlichkeit übertreffend, wo in der edlern Schreibart oft erhaben dafür üblich ist; im Gegensatze des niedrig. Die höhere Schreibart, welche sich in ihren Bildern, Vorstellungen und Ausdrücken, über die gewöhnliche, und im engern Verstände auch über die edle erhebt, S. Schreibart. Hohe, erhabene Worte. Ein hohes Fest, welches mit vorzüglicher Feyerlichkeit gefeyert wird. I ... I (II, Sp. 1215 ff.)
61
erhaben 2. Figürlich (5) In den schönen Künsten, die gewöhnlichen Vorstellungen übersteigend, und daher das Gemüth mit Bewunderung erfüllend. Eine erhabene Schreibart, eine Reihe edler Vorstellungen, so auf eine edle Art ausgedrücket sind. Der Dichter muß nach dem Erhabenen streben. (I, Sp.1750 f.) In seinem Werk "Lieber den Deutschen Styl" (2. Auflage 1787) hebt ADELUNG im Kapitel "Höhere Schreibart" bzw. "Höherer Styl" (II, S. 115-145) hervor, daß das Wesen bzw. - wie er es nennt das "Große" dieser Schreibart alles ist, "was theils die Einbildungskraft mit Würde und Anstand unterhält, theils starke Empfindungen und Gemüthsbewegungen erregt. Es bestehet sowohl in den Gegenständen selbst, als in der Vorstellungsart"
(S. 118/119).
"Angemessenheit und Würde", "Kürze und Präcision",
"Vollständig-
keit", "Wohlklang" und "Lebhaftigkeit" werden als "Allgemeine Eigenschaften der höhern Schreibart" (S. 123-144) angesehen, wobei die Angemessenheit erfordere, "daß man jede Vorstellung auf eine ihr und der jedesmahligen Absicht des Schriftstellers gemäße Art ausdrucke", und daraus "folget nothwendig, daß in dem höhern Style jede Vorstellungsart, jeder Ausdruck der Absicht,
Empfin-
dungen höherer Art zu erwecken, gemäß sey. Ein Sturm ist ein großer Gegenstand; soll er auf eine ihm gemäße Art beschrieben werden, so muß der Schriftsteller nicht gemeine und alltägliche Erscheinungen dazu wählen, wie er Häuser und Bäume umwirft, sondern größere und seltnere. Es ist daher hier vornehmlich der höchste Grad der Würde, so wohl in Ansehung der als auch der Ausdrücke nothwendig
Vorstellungen,
(S. 124).
Im Kapitel "Von dem erhabenen Style" (II, S. 154-180) bemerkt ADELUNG über den "Charakter des erhabenen Styles" (S. 167): "Der erhabene Styl ist
diejenige Art des Ausdruckes, wel-
che das Erhabene an den Gegenständen in der Absicht darstellet, Ehrfurcht und Bewunderung zu erwecken. In Rücksicht auf die Absicht des Schriftstellers gehöret der erhabene Styl zu denjenigen Arten, welche auf die Erregung der Gemüthsbewegungen len;
abzie-
I...I es gehöret folglich der erhabene Styl zu dem höhern,
und nimmt an dessen sämmtlichen Eigenheiten
Theil."
Die Classe "höhere oder erhabene Schreibart" in ADELUNGS Wörterbuch ist etwa mit der Markierung "dichterisch"
vergleichbar,
die beispielsweise im WDG Wörter und Redewendungen erhalten,
62 "die im allgemeinen der poetischen Gestaltung eines Werkes vorbehalten sind" (Vorwort, S. 012). Dieser Classe werden z.B. zugeordnet : Aberglaube | . .. | bedeutet überhaupt einen unächten Glauben |... | Besonders aber 1) in gottesdienstlichen Sachen 2) Die Neigung, natürlichen Sachen übernatürliche Kräfte beyzulegen. In beyden Fällen braucht man es 3) auch in der höhern Schreibart, figürlich für abergläubige Menschen. (I, Sp. 27) AbspröOling in der höhern Schreibart, der von einem andern abgesproßen ist, ein Abkömmling. (I, Sp. 99) Angesicht 1. Eigentlich, der vordere glatte Theil des menschlichen Hauptes, das Gesicht. Anm. Angesicht ist weiter nichts als das einfachere Gesicht Allein, weil Gesicht durch den häufigen Gebrauch etwas Unedles und Gemeines bekommen, so bedienet man sich in der höhern Schreibart, und wenn man von Personen spricht, denen man Ehrerbietung schuldig ist, lieber des verlängerten Angesicht. (I, Sp. 271 f.) In der Anmerkung wird also der Gebrauch des Lexems Angesicht in der "höhern Schreibart" begründet. Antlitz I...I eine Benennung des Angesichtes, welche aber im gemeinen Leben nicht üblich ist, sondern nur in der höhern Schreibart gebraucht wird, besonders von dem Angesichte solcher Personen, denen man Ehrerbiethung schuldig ist. (I, Sp. 354) bodenlos was keinen Boden hat, gröBtentheils nur in der höhern Schreibart. Das bodenlose Meer, dessen Boden unergründlich ist. (I, Sp. 998) durchbeben | . . . | alle Theile eines Körpers in eine bebende Bewegung setzen, in der höhern Schreibart der Neuern. Ein ehrfurchtsvoller Schauer durchbebe deine Seele. (I, Sp. 1448) empor in die Höhe, in der Höhe nur noch in einigen Ableitungen und Zusammensetzungen, imgleichen in der höhern Schreibart mit einigen Zeitwörtern (I, Sp. 1658) entarten ausarten.
in der höhern Schreibart, aus der Art schlagen, (I, Sp. 1673)
entfesseln von den Fesseln befreyen, in der höhern Schreibart. Du hast dich noch nicht genug von den alten Vorurtheilen entfesselt. (I, Sp. 1679) erhaben 2. Figürlich. (3) Vornehm, andern an Macht und Würde überlegen, in der höhern Schreibart. Er ist weit über mich erhaben. (4) Sich durch Tugend und edle Deckungsart von andern seiner Art unterscheidend, in der höhern Schreibart. I...I Eine erhabene Gesinnung (I, Sp. 1750 f.)
63
Fittich I ... I 1. Eigentlich, der Flügel an einem Vogel, im Oberdeutschen und in der höheren Schreibart des Hochdeutschen. (II, Sp. 171) Grotte I . .. I eine jede Höhle in der höhern Schreibart. (II, Sp. 816) Herold I . .. I Figürlich in der höhern Schreibart, ein feyerlicher Bothe, eine Person, welche eine Sache auf eine feyerliche Art bekannt macht (II, Sp. 1125) obsiegen | . . . | für das einfache siegen im Oberdeutschen gebraucht I ... I, aus welcher Mundart es zuweilen die höhere Schreibart der Hochdeutschen entlehnet (III, Sp. 878) Classe 2: die "edle"
Schreibart
Unter dem Stichwort edel findet sich die folgende hier in Frage kommende Bedeut ung, zu der ADELUNG Die edle Schreibart als Verwendungsbeispiel
anführt:
edel I . . . I 6. (4) Was sich von dem Gemeinen und Niedrigen unterscheidet; I...I Die edle Schreibart, die eine genaue Auswahl der Wörter und Gedanken beobachtet, im Gegensatze der gemeinen upd niedrigen. Das Edle in den schönen Künsten, was sich über die gemeinen Bilder und Vorstellungen erhebt. (I, Sp. 1501) Die "edle Schreibart", die auf "eine genaue Auswahl der Wörter und Gedanken" zielt, entspricht etwa der stilistischen
Bewertung
"gehoben" im WDG, "die Wort oder Redewendung als Ausdruck einer gepflegten Sprache" kennzeichnet, "die sich bewußt über Rede und Schrift der Normallage erhebt" (Vorwort, S. 012). Neben der Charakteristik
"in der edlen Schreibart" benutzt
ADELUNG im Wörterverzeichnis sehr häufig die Kennzeichnung "in der edlern Schreibart", wobei auch das Synonym angeführt wird, das einer anderen Classe oder Sprachschicht zugeordnet ist (vgl. auch die Lemmabeispiele unter (4) dieses Kapitels). Auch "in der edlern Sprechart" wird verwendet. Der Classe 2 werden z.B. zugeordnet: entäußern Sich einer Sache entäußern, sich derselben begeben, sich ihrer enthalten. Indessen wird doch dieses Wort in der edlen Schreibart der Hochdeutschen wenig gebraucht. I... I (I, Sp. 1673) Frühling 1. In der edlen Schreibart, diejenige welche auf den Winter folget (II, Sp. 326)
Jahreszeit,
64
gebären 1. Eigentlich, Junge zur Welt bringen, von dem weiblichen Geschlechte aller Thiere in der edlen Schreibart. I... I 2. Figürlich, die Ursache einer damit verknüpften Folge seyn, in der edlen Schreibart. (II, Sp. 438) Backenstreich |...j in der edlern Schreibart, ein Schlag mit der flachen Hand auf den Backen; (I, Sp. 610) entfliegen wegfliegen, davon fliegen, in der edlern Schreibart. Oer Vogel ist mir entflogen. (I, Sp. 1679) erhaben 2. Figürlich. Schreibart. Ein erhabener Hügel
(2) Hoch, in der edlern ..I (I, Sp. 1750 f. )
erwählen in der edlern Schreibart, unter mehrern Dingen oder Personen wählen, im Oberdeutschen zuweilen auswählen, im gem. Leben wählen. (I, Sp. 1802) Obdach | . . . | Figürlich wird es im Oberdeutschen häufig für einen bedeckten Ort, imgleichen für einen bedeckten Aufenthalt, eine Herberge gebraucht, in welcher Bedeutung es auch wohl in der Edlern Schreibart der Hochdeutschen vorkommt (III, Sp. 861) abputzen was von einem Körper hervorraget, wegschaffen. I...I Änm. I...I Übrigens ist abputzen ein Wort, welches in der edlern Schreib- und Sprechart wenig vorkömmt. (I, Sp. 69) Haupt I . . . I 1. Eigentlich der oberste Theil der menschlichen und thierischen Körper, wo dieses Wort für Kopf nur in der edlern und a n s t ä n d i g e m Sprechart gebraucht wird, besonders, wenn man von Personen redet, denen man Achtung und Ehrerbietung schuldig ist. Am häufigsten von Menschen.j... | In der edlen Schreibart auch von Thieren. (II, Sp. 1003 f.) Classe 3: "die Sprechart des gemeinen Lebens und vertraulichen Umganges" Unter dem Lemma gemein führt ADELUNG Das gemeine Leben als Beispiel für die Verwendung von gemein in eigentlicher
Bedeu-
tung an: gemein 2. Den größten Theil unter den Dingen einer Art ausmachend. (1) Eigentlich, wo sich oft der Begriff des Gewöhnlichen mit einschleicht. In der Größe eines gemeinen Apfels. Oft auch etwas von dem Begriffe der Niedrigkeit. Das gemeine Volk, die gemeinen Leute, der gemeine Pöbel, der gemeine Mann, der gemeine Haufe, der zahlreichste und zugleich niedrigste Theil einer bürgerlichen Gesellschaft, der große Haufe. Das gemeine Leben, die am häufigsten vorkommenden Verhältnisse und Umstände des menschlichen Lebens. Die gemeine Sprechart, die Sprechart des großen Haufens. Gemeine, jedermann faßliche und begreifliche, Ausdrücke. (II, Sp. 543)
65 Oie Bedeutungserläuterung
"Den größten Theil unter den Din-
gen einer Art ausmachend" und die Kommentare "wo sich oft der Begriff des Gewöhnlichen mit einschleicht" und "oft auch etwas von dem Begriffe der Niedrigkeit" zu gemein 2. (1) sowie die Bedeutungserläuterung
"die am häufigsten vorkommenden
Verhält-
nisse und Umstände des menschlichen Lebens" für Das gemeine Leben lassen darauf schließen, daß zur Classe der des gemeinen Lebens und vertraulichen Umganges"
"Sprechart
insbesondere
solche Lexeme gehören, die im alltäglichen (mündlichen) Sprachgebrauch vorkommen und allgemein üblich sind. Darauf deuten auch Ausführungen in ADELUNGS Monographie "Ueber den Deutschen Styl" (1787) hin, wenn -er "Das Gewöhnliche" als dasjenige
charakteri-
siert, das "die Seele kalt und leer" läßt, "weil es täglich vorkommt, und daher keinen Eindruck mehr macht" (II, S. 118). Ob "Im gemeinen Leben" immer als Sprachgebrauch "im Alltag einer niedrigen Bevölkerungsschicht" gemeint ist, wie WIEGAND
(1981,
S. 187) interpretiert, bleibt dahingestellt. Die Classe 3 wird als "die Sprechart des gemeinen Lebens und vertraulichen Umganges" bezeichnet, und einer Sprechart des "vertraulichen Umganges" bedienten sich nicht nur niedrige
Bevölkerungsschichten.
Daß sich die gemeine Sprechart vor allem auf den allgemeinen, alltäglichen Sprachgebrauch bezieht, geht auch aus der figürlichen Bedeutung hervor, die ADELUNG für das Lemma gemein anführt und unter der Die gemeine Sprechart als
Verwendungsbeispiel
steht : gemein 2. (2) Figürlich, (a) Was dem größten Theile unter den Dingen einer Art zukommt, bey denselben angetroffen wird. Ein Mensch von gemeiner Größe. Die gemeine Sprechart. Der gemeine Menschenverstand, den alle Menschen besitzen. Eine gemeine Höflichkeit, welche man einem jeden erweiset. Ein gemeines Sprichwort. Es ist eine gemeine Rede, ein allgemeines, öffentliches Gerücht. (I, Sp. 544) Wenn ADELUNG im oben angeführten Wörterbucheintrag zu gemein 2. (1) davon spricht, daß sich in die eigentliche
Bedeutung
dieses Lexems "oft auch etwas von dem Begriffe der Niedrigkeit" mit einschleicht und hierzu als Verwendungsbeispiele u.a. das gemeine Volk, die gemeinen Leute, der gemeine Pöbel, die gemeine Sprechart ('die Sprechart des großen Haufens') anführt, so ist damit "keine Herabsetzung der unteren Volksschichten"
(FLEISCHER
1984, S. 182) gemeint. Das geht auch aus der Zuordnung von Lexe-
66
men zur Classe 3 seines Systems hervor. Es ist allerdings
fest-
zustellen, daß ADELUNG gemein in bezug auf die Bewertung von Lexemen nicht immer in gleicher Weise verwendet, daG er hierbei nicht immer eindeutig zwischen
'allgemein' und 'niedrig' diffe-
renziert. Die Wirksamkeit des Kriteriums
'Sprachgebrauch', das
auch bei ADELUNG als übergeordnetes Kriterium der
Sprachentwick-
lung gilt, "hängt eng mit der Auffassung vom Träger des Sprachgebrauchs, also dem Volksbegriff zusammen; hier hat es Adelung schwer, zu einer widerspruchsfreien Haltung zu gelangen. Die 'Sprache des gemeinen Haufens',
'die gemeine Sprechart') steht
im allgemeinen nicht sehr hoch in seiner Gunst, auch wenn er sie gelegentlich sogar den Schriftstellern seiner Zeit zum Muster hinstellt" (H. SCHMIDT 1986, S. 11). Zur Kennzeichnung der Zugehörigkeit zu Classe 3 verwendet ADELUNG im Wörterverzeichnis anstelle der in der Vorrede genannten Charakteristik
"die Sprechart des gemeinen Lebens und
vertraulichen Umganges" meist die Charakteristik
"im gemeinen
Leben (üblich)". Lemmabeispiele hierfür sind: Aaß I 2) Am häufigsten aber im gemeinen Leben, ein gestorbenes oder von einem andern Thier getödtetes Thier, und dessen Fleisch I ... I (I, Sp. 5) abbestellen so nur im gemeinen Leben üblich ist, eine bestellte Sache wieder absagen; ein Kleid, einen Tagelöhner abbestellen. | . . . | (I, Sp. 10) Abc I ... I eine im gemeinen Leben übliche Benennung des Alphabetes. welche von dessen drey ersten Buchstaben hergenommen ist. I ... I (I, Sp. 14) abdrücken 1) Durch Drücken absondern, besonders in den im gemeinen Leben üblichen sprüchwörtl. R.A. Die Angst will mir das Herz abdrücken. Es würde ihm das Herz abgedrückt haben, wenn er es nicht ausgeplaudert hätte. (I, Sp. 18) Abendsegen im gemeinen Leben so viel als das Abendgebet. Den Abendsegen beten. (I, Sp. 22) abkümmern Sich abkümmern, im gemeinen Leben, sich durch Kummer verzehren. (I, Sp. 53) Bauchgrimmen im gemeinen Leben, Schmerzen in den Gedärmen, das Bauchweh, die Bauchschmerzen, die Kolik; (I, Sp. 668)
67
1. Bock 2. Figürlich (3) Ein in der Liebe ausschweifender Mensch, bekömmt im gemeinen Leben zuweilen auch den Namen eines Bockes, oder eines geilen Bockes, wegen der bekannten Wollust dieses Thieres. (I, Sp. 990) dicklich I .. . I im gemeinen Leben, ein wenig dick. Ein dicklicher Mensch. (I, Sp. 1346) edelmännisch so nur im gemeinen Leben für adelig I CI, Sp. 1502)
üblich.
einsacken in den Sack füllen, in Säcke thun, im gemeinen Leben. Getreide einsacken. (I, Sp. 1593) Erstling |···| das Erste in seiner Art, der Zeit nach. Es ist ein Erstling, im gemeinen Leben. Die Erstlinge meiner Poesie, meine ersten Gedichte. Im gemeinen Leben wird die Erstgeburth von dem Viehe noch jetzt ein Erstling genannt. (I, Sp. 1797) Eselsfurz I . . . I im gemeinen Leben, ein Name der Wegedistel, oder Bergdistel (I, Sp. 1821) fett I . . . I 1. Eigentlich, (1) Wohl genähret, gut gefüttert, gemästet, im gemeinen Leben. Er ist dick und fett. (II, Sp. 121) grunzen | . . . | Es wird im gemeinen Leben eigentlich von dem ähnlichen Laute der Schweine gebraucht (II, Sp. 835) Herzläppchen 2. Im gemeinen Leben, kleine Lätzchen, welche kleinen Kindern bey dem Einwindeln über das Herz gelegt werden. (II, Sp. 1148) Kralle Klauen
eine im gemeinen Leben übliche Benennung der (II, Sp. 1747)
Maulschelle (III, Sp. 414)
im gemeinen Leben, eine Schelle
wamsen welches nur im gemeinen Leben für prügeln üblich ist. |.. . I (V, Sp. 57) Zur Zuordnung von Lexemen zur Classe 3 werden auch verbale Charakteristiken wie "im gemeinen Leben und in der vertraulichen Sprechart", "in der gemeinen Sprechart", "in den gemeinen Sprecharten" verwendet, z.B.: Ewigkeit 1. Eine unbestimmte lange Zeit. (2) Öfter wird im gemeinen Leben und in der vertraulichen Sprechart in Ewigkeit nicht, für nimmermehr, niemals gebraucht. Das thue ich in Ewigkeit nicht. (II, Sp. 1835)
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geigen auf der Geige spielen, im g e m e i n e n Leben und der vertraulichen Sprechart. (II, Sp. 502) g e r n | . . . | Im g e m e i n e n Leben und der v e r t r a u l i c h e n S p r e c h a r t m a c h t man mit diesem Worte allerley artige Z u s a m m e n s e t z u n g e n , eine ü b e r w i e g e n d e N e i g u n g zu etwas a n z u d e u t e n | . . . | Ein T a d e l gern. Trinkgern, Habegern Gerngroß, G e r n w i t z , G e r n k l u g 1. · . I (II, Sp. 589) H e i m a t h | . . . | im g e m e i n e n Leben und der v e r t r a u l i c h e n S p r e c h art, der Ort, das L a n d ¿ wo jemand d a h e i m ist, d.i. sein G e b u r t s ort, sein Vaterland. (II, Sp. 1073) r u n d I ... I 2. F i g ü r l i c h . (1) Fett, f l e i s c h i g , im g e m e i n e n und der v e r t r a u l i c h e n S p r e c h a r t (III, Sp. 1534) Edelfrau eine a d l i g e Frau, in der g e m e i n e n I . . . I (I, Sp. 1501)
Sprechart.
Eselsohr das Ohr eines Esels. Figürlich in den S p r e c h a r t e n w e r d e n a u c h die u m g e s c h l a g e n e n E c k e n der in den B ü c h e r n E s e l s o h r e n genannt. (I, Sp. 1822) Gauner listiger
Der hier niedrig
gemeinen Blätter
in den g e m e i n e n S p r e c h a r t e n , ein S p i t z b u b e , geübter B e t r ü g e r . (II, Sp. 433)
Classe 4: die " n i e d r i g e "
Leben
ein
Sprechart
in Betracht k o m m e n d e W ö r t e r b u c h e i n t r a g
zum
Stichwort
lautet:
niedrig 2. F i g ü r l i c h (3) Der Würde n a c h , g e r i n g e r an Würde, als andere D i n g e seiner Art. (b) B e s o n d e r s . (oc) Im b ü r g e r l i c h e n V e r s t ä n d e , der b ü r g e r l i c h e n W ü r d e , der A c h t u n g , der b ü r g e r l i c h e n G e s e l l s c h a f t nach, g e r i n g e dem S t a n de nach, den äußern V o r z ü g e n nach unter andern b e f i n d l i c h , sow o h l ü b e r h a u p t in V e r g l e i c h u n g mit dem was h ö h e r ist. Eine n i e d r i g e r e Bedienung e r h a l t e n . Nach einer n o c h w e i t e r n F i g u r , d i e s e m Stande an M a n g e l der a n s t ä n d i g e n Würde und des V o r z u g e s ä h n l i c h , g l e i c h , in dessen g e w ö h n l i c h e n D e n k u n g s a r t g e g r ü n d e t , in der h a r t e n Sprechart p ö b e l h a f t ; im G e g e n s a t z e des e r h a b e n e n , z u w e i l e n auch des hoch. Die n i e d r i g e S c h r e i b a r t . Ein n i e d r i g e s Wort, e i n n i e d r i g e r S c h e r z , sich n i e d r i g a u s d r u c k e n , n i e d r i g s c h r e i b e n , die n i e d r i g e S p r e c h a r t ; alles im G e g e n s a t z e des edel, a n s t ä n d i g und e r h a b e n . (III, Sp. 806 f.). Nach d i e s e r B e d e u t u n g s e r l ä u t e r u n g zu a n g e f ü h r t e n B e i s p i e l e n d r u c k e n , die n i e d r i g e die
von n i e d r i g und den h i e r -
(niedriges Wort, sich n i e d r i g
S p r e c h a r t ) g e h ö r e n zur C l a s s e 4 L e x e m e ,
" g e r i n g e r an W ü r d e " sind und im G e g e n s a t z zu den als
" a n s t ä n d i g " und " e r h a b e n " q u a l i f i z i e r t e n L e x e m e n stehen. in seiner
aus-
'Stilistik' ( 1 7 8 7 ) ist das, was A D E L U N G unter
"edel", Auch der
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"Würde des Styles" (I, S. 209-223) oder "Würde des Ausdruckes" (I, S. 211) faßt, vor allem auf das Lexikalische bezogen FLEISCHER 1984, S. 186). ADELUNG erklärt, daß die
(vgl.
"Uebereinstim-
mung des Ausdruckes mit der Denkungs- und Empfindungsart" der "obern Classen" den Ausdruck "edel" macht, "die Abweichung davon aber unedel, und wenn diese Abweichung sehr groß ist, niedrig." (1887, I, S. 211/212). Dabei sieht ADELUNG auch, daß die "Grenzlinie zwischen dem Edlen und Unedlen" (I, S. 214) nicht "genau" angegeben werden kann (I, S. 215). "Das Unedle liegt entweder in einzelen und Verbindungsarten."
Wörtern, oder in ganzen
Vorstellungs-
(I, S. 215/216). Innerhalb der als "un-
edel , niedrig , und oft höchst niedrig" (I, S. 216) angesehenen Wörter unterscheidet ADELUNG zunächst die beiden größeren Gruppen: "Wörter mit unedlen Hauptbegriffen" drücke mit unendlen Nebenbegriffen"
(I, S. 216) und "Aus-
(I, S. 218), die er weiter
differenziert und zu denen er jeweils Beispiele
anführt.
Zur zuerst genannten Gruppe zählt ADELUNG alle
"diejenigen
Ausdrücke, welche einen Gegenstand oder eine Handlung, welche Geschmack und gute Sitten entweder untersagen, oder doch zu verbergen gebiethen, so beleidigend darstellen, als sie sind. I...I Die Ausdrücke solcher Gegenstände werden alsdann niedrig, wenn sie selbige so widrig, als sie sind ausdrucken." (I, S. 216). Hierzu gehören (I, S. 216/217): 1. "alle Onomatopöien unanständiger und ekelhafter
Gegenstände
und Handlungen" (z.B. kotzen, rülpsen, rattern, patschen, latschen , knurren, hutschen) ; 2. "Nahmen widriger Gegenstände, welche an die Onomatopöie gränzen" (z.B. heischer für das edlere heiser, speyen, greinen, flennen); 3. "Wörter, welche einen unanständigen, niedrigen und beleidigenden Begriff so unanständig und beleidigend, als er ist, ausdrucken" (z.B. fressen, saufen, huren, Dreck, geil,
Luder);
4. "Wörter, welche einen harten, unedlen Begriff mit aller Härte darstellen, welche wenigstens in vielen Fällen unedel werden (z.B. grob, dumm, abgeschmackt, Pöbel, Lüge, tig).
niederträch-
70 Zur zweiten Gruppe ordnet ADELUNG (I, S. 218-220): 1. "Ausdrücke, welche ein unedles Bild, einen beleidigenden Nebenbegriff enthalten, besonders wenn das Bild oder der Nebenbegriff ganz aus dem Conventionellen der untern Classen entlehnt ist." (I, S. 218). Diese Gruppe ist die "zahlreichste, indem sie so wohl einzele Wörter" (z.B. sich fortscheren, gaffen, AaO, aufschneiden für Redensarten"
'prahlen', einsacken, foppen), "als auch ganze
(z.B. ins Gras beissen, Haare auf den Zähnen haben,
es hinter den Ohren haben, sich an .jemanden reiben) und "besonders die meisten Kraftwörter unserer neuern Schriftsteller in sich fasset".
(I, S. 218/219).
2. "Wörter, welche in dem Laute andern niedrigen Ausdrücken ähnlich sind." (I, S. 219). "Von dieser Art" ist ADELUNG "nur das Wort schmeissen für werfen bekannt, welches bloß darum unedel ist, weil es eine Aehnlichkeit des Klanges mit einem höchst niedrigen Worte hat." (I, S. 219). 3. "Wörter, welche durch einen häufigen Gebrauch von niedrigen Personen und Gegenständen einen unedlen Nebenbegriff haben." (I, S. 219). Als Beispiele führt er Gesell,
bekommen Leute
("welches eigentlich Leibeigene bezeichnete, und daher nur von niedrigen Personen gebraucht werden kann"), Pfäff, Dirne und Magd an (I, S. 219/220). In diesem Zusammenhang weist ADELUNG darauf hin, daß manche hier zu nennenden Wörter "nur unter gewissen Umständen und von gewissen Personen unedel" sind, "indem der Wohlstand in manchen Fällen eigene Ausdrücke für mehrere Arten des Ranges eingeführet hat", z.B.: Frau, €hefrau für Gattinn oder Ehegattinn, Gemahlin ; Mann, Ehemann für Eheherr, Gatte, Gemahl ; essen für speisen, Tafel halten (I, S. 220). 4. "Provinzielle Wörter und Ausdrücke" (I, S. 220; s. hierzu I, S. 101-106 und Kap. 2.2.3. dieser Arbeit). Als "unedel, niedrig, und oft höchst niedrig" werden auch angesehen: "Wörter von einem fehlerhaften Baue" (I, S. 220/221), nämlich: 1. "Alle verstümmelte und ungebührlich verkürzte Wörter
(z.B.
haussen, drunten, prost, Spital ; Max, Hans, Franz); 2. "Irreguläre Formen" (z.B. schnie, geschnien, stund, fund) ;
71
з. "Ueberhaupt alle Wörter, welche nach dunkelen und veralteten Analogien gebildet sind, wenn man sie durch bessere ersetzen kann" (z.B. heim, daheim für
'zu Hause'; kriegen für
Weibsen, Mannsen; Gerede, Gesage für
'bekommen';
'Gerücht').
"Sprichwörter und sprichwörtliche Lehrsprüche", da sie "gemeiniglich in den untern Classen entstehen, ihrer Denkungs- und Vorstellungsart am angemessensten sind, und oft widrige und unedle Bilder und Anspielungen enthalten", z.B.: Wer eher kommt mahlt eher; eine Krähe hackt der andern die Augen nicht aus (I, S. 221). "Die Sprüchwörter gehören größtentheils in die niedrige und pöbelhafte Sprache", bemerkt ADELUNG in der Vorrede zu seinem Wörterbuch (1774, I, S. XIV). Die Erläuterungen zu den angeführten Gruppen und die ihnen zugeordneten Lexeme zeigen, daß hierbei Phänomene, die man in der gegenwärtigen Lexikographie als Markierung
lexikalischer
Einheiten nach "Stilebenen" oder "Stilfärbungen" begreift, "mit solchen vermischt" werden, "wo die Semantik des Wortes sich auf das Abbild von Gegenständen bezieht, die negativ bewertet werden oder in der Realität zum Milieu der
'untern Classen' gehören
и.ä." (FLEISCHER 1984, S. 1Θ7). Zur Kennzeichnung der Zugehörigkeit von Lexemen zu Classe 4 verwendet ADELUNG im Wörterverzeichnis verschiedene
verbale
Charakteristiken, insbesondere die folgenden: "in der niedrigen Sprechart" bzw. "in den
niedrigen/niedrigsten
Sprecharten", z.B.: dummdreist in der niedrigen Sprechart, auf eine dumme, unbesonnene Art dreist. Ein dummdreister Mensch. (I, Sp. 1435) fett I... ...
I 2. Figürlich. (5) Reich, vornehm, begütert, nur in der niedrigen Sprechart. Er ist ein fetter Gast. (II, Sp. 122)
Haut I. . . I 2. (2) In engerer Bedeutung, die äußere natürliche Bedeckung der thierischen und menschlichen Körper | . . . | . und in der niedrigen Sprechart auch das Fell genannt wird. (II, Sp. 1034) Einschiebsel eingeschoben wird
in den niedrigen Sprecharten, etwas das (I, Sp. 1597)
72
eselhaft in den niedrigen Sprecharten, grob, plump, unwissend, ungeschickt, wie ein Esel. (I, Sp. 1821) ficken nur in den niedrigen Sprecharten üblich ist. 1. Hin und her reiben, im Oberdeutschen. 2. Mit Ruthen züchtigen, im Niedersächsischen und Oberdeutschen. (II, Sp. 143) fressen Sprecharten.
1. (2) (b) Für essen überhaupt, in den niedrigen (II, Sp. 274)
kotzen nur in den niedrigen Sprecharten üblich ist, sich erbrechen, sich übergeben, speyen. (II, Sp. 1738) labbern in den niedrigen Sprecharten, ein langweiliges und albernes Geschwätz machen (III, Sp. 3) Rülps I . . . I ein Magenwind, welcher mit einem lauten unhöflichen Tone aus dem Halse fähret, als eine unmittelbare Nachahmung diçses lauten ungesitteten Tones, daher auch dieses Wort nur in den niedrigen Sprecharten üblich ist Figürlich ist es, doch auch nur in der niedrigen Sprechart, ein grober ungesitteter Mensch. (III, Sp. 1531) Scheißbeere in den niedrigen Sprecharten, ein Nähme sehr vieler Arten Beeren (IV, Sp. 15) 1. Wage von dem Verbo wagen, der Zustand, da man etwas wagt: ein nur noch in den niedrigen Sprecharten übliches Wort. I...I (V, Sp. 16) eseln in den niedrigsten Sprecharten. 1. Schwere Arbeit verrichten 2. Grobe Fehler in einer Sache begehen, die man zu verstehen vorgiebt (I, Sp. 1821) Furz I . . . I in den niedrigsten Sprecharten, eine Benennung der Blähungen in dem Eingeweide, so fern sie mit einem gewissen Geräusche in das Freye gehen. (II, Sp. 367) Scheisse und Thierkoth
in den niedrigsten Sprecharten, sowohl Menschen(IV, Sp. 16)
"in (sehr) niedrigen Redensarten", z.B.: Aaß I ... I 3) Figürlich in niedrigen Redensarten eine hafte Person, vornehmlich weibliches Geschlechtes. (I, Sp. 6)
laster-
abdreschen 2) Figürlich a) für abprügeln, aber nur in sehr niedrigen Redensarten. (I, Sp. 17) abfressen 1) Eigentlich von Thieren, durch Fressen absondern oder verzehren. Wenn dieses Zeitwort in dieser und andern Bedeutungen des Abessens auch von Menschen gebraucht wird, so geschieht solches nur in sehr niedrigen Redensarten. I...I (I, Sp. 35)
73 "ein niedriger Ausdruck", "ist niedrig", "von sehr niedrigem Gebrauche", z.B.: abhobeln Ausdruck
2) Figuri, für gesittet machen, ein niedriger (I, Sp. 47)
Eseley ein niedriger Ausdruck, Unwissenheit, lichkeit, auch in einzelen Fällen, grobe Fehler zeichnen I ... I (I, Sp. 1821)
Ungeschickzu be-
abschwitzen 3) Sich abschwitzen, d.i. durch vieles Schwitzen entkräften, ist niedrig. (I, Sp. 90) abstehen 2) Sich abstehen, d.i. zu viel stehen, das Pferd hat sich in dem Stalle ganz abgestanden, ist niedrig. (I, Sp. 102) anschnautzen | . . . | so von gleicher Bedeutung {wie anschnauben 'mit trotzigen, drohenden Worten anreden'] aber von sehr niedrigem Gebrauche ist. Einen anschnautzen. (I, Sp. 324) Classe 5: die "ganz pöbelhafte" In seiner
Sprechart
'Stilistik' kennzeichnet ADELUNG (1787) pöbelhafte
Ausdrücke als "im höchsten Grade niedrige Ausdrücke" und pöbelhaft selbst als "unedles Wort" (I, S. 214). "Alle absolut unedle Ausdrücke
| . . . | sind zu allen Zeiten Flecken in einer
jeden schönen Schreibart" und werden hier nur deshalb gebraucht, weil sie "durch ihre Niedrigkeit Lachen erwecken können." (I, S. 214). Der Wörterbucheintrag zu pöbelhaft
lautet:
pöbelhaft dem Pöbel, d.i. dem niedrigsten Haufen in einem Staate an Sitten und Denkungsart gleich und ähnlich, mit dem ganzen harten und verächtlichen Nebenbegriffe, welcher diesem Hauptworte anklebt. Ein pöbelhaftes Betragen. Ein pöbelhafter Scherz. (III, Sp. 1108). Hierzu würde als Beispiel auch die pöbelhafte Sprechart gehören, das ADELUNG aber nicht anführt. Bei den die Classen 1 bis 4 charakterisierenden Attributen stehen unter den entsprechenden Lemmata im Wörterverzeichnis auch die hierzu gehörenden Beispiele: die höhere Schreibart/eine erhabene
Schreibart;
die edle Schreibart ; die gemeine Sprechart ; die niedrige
Schreib-
art/Sprechart (s. die angeführten Wörterbucheinträge zu hoch, erhaben, edel, gemein, niedrig und zu Schreibart und Sprechart).
74
Zu Pöbel finden sich folgende
Bedeutungserläuterungen:
Pöbel I . . . I 1. das gemeine Volk, der größte und niedrigste Haufe in einem Staate, der große Haufe. Ehedem war dieses Wort ohne allen verächtlichen Nebenbegriff üblich, so wie man jetzt das Wort Volk braucht | . . . | . Allein heut zu Tage klebt ihm fast in allen Fällen der Begriff der bürgerlichen sowohl als sittlichen Niedrigkeit an, daher man dieses Wort selten anders als mit einem verächtlichen Nebenbegriffe braucht. 2. Figürlich. (1) Personen ohne Tugend und vorzüglicher Denkungsart, Personen, welche in ihrer Art zu denken und zu handeln dem Pöbel in der vorigen Bedeutung gleich sind, da man denn zuweilen wohl von dem Pöbel in allerley Ständen spricht. (III, Sp. 1107). Da die von ADELUNG zur "pöbelhaften" Sprechart gezählten
Lexeme
nur dann in sein Wörterbuch aufgenommen worden sind, "wenn einige besondere Umstände eine Ausnahme nöthig machten", findet man im Wörterverzeichnis tatsächlich nur sehr wenige als "pöbelhaft" charakterisierte Wörter, z.B.: abdrücken Anm. Abdrücken für sterben, er wird bald abdrücken, ist niedrig und pöbelhaft. (I, Sp. 18) ADELUNG verwendet zur Einordnung von Lexemen in Classe 5 auch die Paraphrase "was der Pöbel
nennet", z.B.:
Abdecker eine etwas anständigere Benennung dessen, was der Pöbel einen Schinder nennet. (I, Sp. 16). Schinder selbst wird in dieser Bedeutung nicht als "pöbelhaft" gekennzeichnet. Der Wörterbucheintrag hierzu lautet: Schinder 1. In dessen eigentlichen Bedeutung, wo doch nur der Abdecker im gemeinen Leben und der niedrigen Sprechart unter dem Nahmen des Schinders bekannt ist, der sonst Kafiller, Wasenmeister genannt wird. (IV, Sp. 86) Auch in der zweiten Auflage von ADELUNGS Wörterbuch
finden
sich diese unterschiedlichen Bewertungen zu Schinder. Die Kennzeichnung
"ganz pöbelhafte" Sprechart haben wir
im Wörterverzeichnis nicht gefunden. Zu fragen wäre, weshalb Lexeme wie Arsch, Furz, Scheiße, scheißen u.ä. nicht als "pöbelhaft" charakterisiert werden, sondern hinsichtlich der "Würde des Ausdruckes" der "niedrigen" Sprechart sind.
zugeordnet
75
Im Zusammenhang mit der Zuordnung von Wörtern und Redensarten zu den postulierten "fünf Classen" sind weiterhin de Beobachtungen
folgen-
festzuhalten:
(1) Neben der Kennzeichnung der "Würde der Wörter" nach diesen Classen benutzt ADELUNG im Wörterverzeichnis zur stilistischen Bewertung weitere Etiketten, die sicherlich nicht immer streng differenziert werden, z.B.: (a) "in der höhern und dichterischen Schreibart", "in der höhern, besonders dichterischen Schreibart", "in der dichterischen Schreibart", "in der poetischen Schreibart", z.B.: entglimmen | . . . | anfangen zu glimmen | . . . | Im Hochdeutschen wird es nur in der höhern und dichterischen Schreibart, und am häufigsten in figürlicher Bedeutung gebraucht. (I, Sp. 1682) Lenz I ... I eine nur in der höhern und dichterischen der Hochdeutschen übliche Benennung des Frühlings. Sp. 17Θ)
Schreibart (III,
entblättern der Blätter berauben, in der höhern, besonders dichterischen Schreibart. (I, Sp. 1675) ablocken 2) Figuri. (b) In der dichterischen Schreibart, durch angenehme oder rührende Empfindungen zu etwas bewegen. Das wird ihm Thränen ablocken. (I, Sp. 60) Abendroth | . . . | kömmt | . . . | fast nur allein in der dichterischen Schreibart vor. (I, Sp. 21) entlauben Schreibart.
des Laubes berauben, in der dichterischen | . . . | (I, Sp. 1685)
Abend 1) In figürlicher Bedeutung in der poetischen Schreibart für das Ende des Lebens, oder das Alter. (I, Sp. 19) Dichterglut in der poetischen Schreibart, die Begeisterung. | 7. . | (I, Sp. 1343) (b) "in der anständigen Schreib-/Sprechart", "in der anständigem
Sprechart/Schreib- und Sprechart"
Der entsprechende Wörterbucheintrag zu anständig anständig 1. (3) Eine anständige Bedienung.
lautet:
einer Person und Sache gemäß. ... I (I, Sp. 340)
76
Lemmabeispiele : entbinden 2. Figürlich, von einer unangenehmen, beschwerlichen Sache befreyen | . . . | . Besonders in der anständigen Schreibart, von dem weiblichen Geschlechte, von der Bürde des Leibes befreyet werden, gebären. (I, Sp. 1674) entfallen 1. Eigentlich, in der anständigen Schreibart. Vor Schrecken entfiel ihm der Degen, fiel ihm aus der Hand. I ... I (I, Sp. 1678) Gesäß I . . . I Derjenige Theil des menschlichen Körpers, worauf man sitzet, in der anständigen Sprechart (II, Sp. 597) Kopfschmerzen Schmerzen am Kopfe oder im Kopfe; das Kopfweh, in der a n s t ä n d i g e m Sprechart Hauptschmerzen, Hauptweh. I ... I (II, Sp. 1718) abschicken 1) Von einem Orte wegschicken, absenden. Einen Bothen, einen Brief, Waare abschicken, wofür man in der a n s t ä n d i g e m Schreib- und Sprechart absenden saget. (I, Sp. 79) (c) "in der harten Sprechart" Unter dem Lemma hart findet sich die folgende Bedeutung, die hier von Interesse ist: hart I...I 2. Figürlich (3) In Rücksicht auf die Empfindung, wo es in vielen Fällen einen sehr merklichen Grad einer unangenehmen Empfindung bezeichnet (a) Harte Verse, in der Dichtkunst, im Gegensatze der fließenden. Ein harter Reim. Eine harte Schreibart. (II, Sp. 976 f.) Eine harte Sprechart erscheint nicht als Beispiel. Lemmabeispiele : Schinder 2. In der figürlichen Bedeutung ist Schinder in der harten und verächtlichen Sprechart, ein jeder, der in dem Nießbrauche oder Handel und Wandel die Gränzen der Billigkeit auf eine grobe Art überschreitet. (IV, Sp. 87) 2. Maul I... I 2. Figürlich. (1) Ein Kuß, doch nur in der harten und groben Sprechart. besonders Oberdeutschlandes. Jemanden ein Maul geben. (III, Sp. 411 f.) (d) Zur stilistischen Charakterisierung wird auch der Marker "vulg." verwendet, ohne ihn in der Vorrede einzuführen. Diese Markierung taucht nach unseren Ermittlungen
merkwürdigerweise
nur in der ab^-Reihe auf und auch hier nur bei einigen mit dem Präfix ab- gebildeten Verben und beim Substantiv Abfall. Mit
77
"vylg." ist wohl das lateinische Adverb vulgo
'allgemein, in
der Volkssprache' gemeint und wird vermutlich zur Zuordnung von Lemmata oder bestimmten Verwendungsweisen eines Lemmas zur "Sprechart des gemeinen Lebens" bzw. zur "niedrigen
Sprechart"
benutzt. Darauf lassen die Wörterbucheinträge in der zweiten Auflage und im 'Auszug' von ADELUNGS Wörterbuch schließen. Lexeme, die in der ersten Auflage mit "vulg." gekennzeichnet sind, erhalten in der zweiten Auflage und im 'Auszug' meist die Charakteristik "im gemeinen Leben" und/oder zum Teil ein Ί", wobei dann die Kennzeichnung
"vulg." wegfällt.
Die folgenden Lexeme sind in der ersten Auflage von ADELUNGS Wörterbuch mit "vulg." gekennzeichnet; zum Vergleich führen wir die entsprechenden Einträge aus der zweiten Auflage zeichnet als: 2.) und dem
(gekenn-
'Auszug' (A.) an:
abbaden 2) Vulg. das Baden zu Ende bringen Sp. 9) (2.: ohne Kennz.; Α.: nicht aufgenommen)
(I,
abbalgen 2) Sich abbalgen, Vulg. sich durch Balgen oder Ringen ermüden. (I, Sp. 9) (2.: "fund "im gemeinen Leben"; Α.: in dieser Bedeutung nicht aufgenommen) abbetten vulg. sein Bette von des andern seinem entfernen, nicht mehr bey ihm .schlafen. (I, Sp. 10) (2.: "t"; Α.: nicht aufgenommen) abbiethen Vulg. mehr biethen, als ein anderer, und ihn dadurch vertreiben. (I, Sp. 10) (2.: t; Α.: f) abblasen 4) Vulg. auch, aufhören zu blasen: (I, Sp. 11) (2.: ohne Kennz.; Α.: ohne Kennz.) abdienen Vulg. Eine Schuld, einen Vorschuß abdienen. I ( I , Sp. 16) (2.: "t" und "im gemeinen Leben"; Α.: "im gemeinen Leben") abeifern Vulg. sich durch Eifern oder Zürnen abmatten. (I, Sp. 18) (2.: f; A..: nicht aufgenommen) Abfall I . . . I 2) (2) Vulg. Die Verschlimmerung seines häuslichen Zustandes. In Abfall der Nahrung kommen oder gerathen, für Verfall. I...ι (I, Sp. 30) (2.: "f und "im gemeinen Leben"; Α.: "f und "im gemeinen Leben")
78 abtasten 2) Durch Fasten büßen. Eine Sünde, eine Vergehung abfasten, Vulg. (I, Sp. 32) (2.: "f und "im gemeinen Leben"; Α.: nicht aufgenommen) abfiedeln 1) Vulg. durch Fiedeln, d.i. hin und her reiben, absondern. (I, Sp. 33) (2.: "fund "im gemeinen Leben"; Α.: nicht aufgenommen) abfischen 3) Vulg. so viel als abschöpfen. Das Fett abfischen, d.i. das Beste von einer Sache an sich nehmen. (I, Sp. 34) (2.: und "im gemeinen Leben"; Α.: nicht aufgenommen) abführen 1) (4) Einen abführen. Vulg. ihn mit einer Beschämung abweisen. (I, Sp. 36) (2.: "im gemeinen Leben"; Α.: "im gemeinen Leben") abgehen II. (3) (a) vermindert werden, Abzug leiden. Von dieser Summe muQ noch viel abgehen. Es geht kein Heller ab. Was abgeht geht an Gelde ab, Vulg. |...J (I, Sp. 40) (2.: "t"; Α.: Wendung nicht aufgenommen) abhandeln I. (b) An dem geforderten Kaufpreise durch Bieten und Wiederbieten einen Erlaß erhalten, vulg. abdingen. Wir haben noch zehn Thaler abgehandelt. (I, Sp. 44) (2. : vulg.; A.: vulg. ) abheulen Vulg. sich durch Heulen abmatten, entkräften. CI, Sp. 47) (2.: "f und "im gemeinen Leben"; Α.: nicht aufgenommen) Nur bei abhandeln findet sich in den genannten drei Ausgaben des ADELUNGschen Wörterbuches die Markierung
"vulg.".
(2) Ein Lexem kann in einer bestimmten Bedeutung
verschiedenen
Classen angehören (vgl. auch DÜCKERT 1984, S. 228), z.B.: (a) "in der höhern und edlen Schreibart", z.B.: gebiethen seinen Willen als Herr bekannt machen, befehlen . I . . . I Anm. Ist ja ein Unterschied [zwischen befehlen und gebiethenl vorhanden, so liegt er in der Würde beyder Wörter, indem befehlen im Hochdeutschen mehr im gemeinen Leben, gebiethen aber mehr in der höhern und edlen Schreibart üblich ist. I ... I (II, Sp. 446) (b) "in der edlern und dichterischen Schreibart", z.B.: absproOen | . . . | in der edlern und dichterischen Schreibart so viel als abstammen. (I, Sp. 98) (c) "im gemeinen Leben" und "in der höhern Schreibart", z.B.:
79
edel I ... I 6. Am häufigsten wird dieses Wort nur noch, sowohl im gemeinen Leben, als in der höhern Schreibart in figürlichen Verstände gebraucht, und da bedeutet es, (1) Rechtmäßig, echt I . . . I . (2) Vorzüglich, das Beste in seiner Art (I, Sp. 1500) (d) "im gemeinen Leben" und "niedrig", z.B.: dutzen du nennen, du zu jemanden sagen, im gemeinen Leben und in der niedrigen Sprechart. Jemanden dutzen (I, Sp. 1488) abscheulich 2) Sehr, groß, doch nur im gemeinen Leben und in niedrigen Ausdrücken. (I, Sp. 78) abkanzeln | . . . | so nur in gemeinen und niedrigen üblich ist. Einen abkanzeln (I, Sp. 49)
Ausdrücken
abessen 1) Durch Essen wegschaffen. Die Kirschen von dem Baume abessen. 3) Eine Forderung, die man an einen andern hat, durch Essen vermindern oder tilgen. Ich habe meinen Vorschuß bey ihm abgegessen. In der ersten und dritten Bedeutung ist dieses Zeitwort gemein und niedrig. (I, Sp. 29) (e) "niedrig und pöbelhaft", z.B.: abdrücken Anm. Abdrücken für sterben, er wird bald abdrücken, ist niedrig und pöbelhaft. (I, Sp. 18) (3) Veränderungen hinsichtlich der stilistischen
Bewertung
werden gezeigt, z.B.: abdanken Anm. Abdanken in der thätigen Bedeutung des Entlassens führet wegen des damit verbundenen Begriffes des Dankes eigentlich nichts beleidigendes bey sich. Allein, weil es zu gemein geworden, so hat es dadurch einen verächtlichen Nebenbegriff bekommen Auch in der Bedeutung des Niederlegens seines Amtes ist dieses Zeitwort durch den häufigen Gebrauch etwas unedel geworden. (I, Sp. 15 f.) Abtritt I . . . I 3. Ein Ort, an welchen man sich bey Seite begiebt. I . . . I (2) Im gemeinen Leben, ein abgesonderter Ort zur Erleichterung des Leibes. Abtritt, ist eine Benennung, welche anfänglich auch dem strengsten Wohlstande nicht anstößig scheinen konnte, aber durch den immer gemeiner gewordenen Gebrauch auch schon niedrig zu werden anfängt (I, Sp. 111) (4) Synonyme, die anderen Classen zugeordnet sind als das Lemma oder eine hierzu gehörende Bedeutung, werden zum Vergleich herangezogen, z.B.:
80
einschlafen 2. Figürlich. (b) Eines sanften Todes sterben, wofür doch in der edlen Schreibart entschlafen üblicher ist. I ... I (I, Sp. 1598) entschlafen einschlafen
in der edlern Schreibart für das niedrigere (I, Sp. 1689)
2. Wange 1. Der fleischige Theil an der Seite des Gesichtes unter den Augen, wo dieses Wort vorzüglich in der edlern Schreibart an Statt des im gemeinen Leben üblichen Backe gebraucht wird. I ... I (V, Sp. 63) erstummen stumm werden, im gemeinen Leben verstummen. I. . . I (I, Sp. 1798) Frühling 1. In der edlen Schreibart, diejenige Jahreszeit, welche auf den Winter folget im gemeinen Leben das Frühjahr, bey den Dichtern und in der höhern Schreibart auch der Lenz. (II, Sp. 326) Geiger im gemeinen Leben, ein Musikus, welcher die Geige oder Violine spielet; in der a n s t ä n d i g e m Sprechart der Violinist. I ...I (II, Sp. 502) speisen I. 1. Speise, d.i. Nahrung in fester Gestalt, zu sich nehmen, wo es in der a n s t ä n d i g e m Sprechart für das gemeinere essen gebraucht wird. (IV, Sp. 559) entlehnen |. gere borgen.
in der a n s t ä n d i g e m .. I (I, Sp. 1686)
Sprechart für das niedri-
Anm. I...I So unentbehrlich dieser unansehnliche Arsch I . Theil unseres Leibes auch in den Zänkereyen des vornehmen und geringen Pöbels geworden ist, und so viele Anspielungen auf denselben auch oft aus Scherze gemacht werden: so sind sie doch alle so niedrig, daG man sie hier nicht suchen darf. I... I Anständigere Benennungen sind im Hochdeutschen der After, der Hintere, das Gesäß, und im Scherze der Steiß. (I, Sp. 394)
2.2.1.2. Kennzeichnung spezifischer Gebrauchsweisen von Lexemen Zur stilistischen Charakterisierung des Wortschatzes
verwendet
ADELUNG neben der Zuordnung der Lexeme nach der "Würde der Wörter" zu "fünf Classen" (Stilebenen) auch Markierungen, die mit den "Stilfärbungen" bzw. "Gebrauchsangaben" der gegenwärtigen Lexikographie vergleichbar sind (s. Kap. 3). "Diese
lexikogra-
phische Methode, nämlich sprachliche Ausdrücke relativ zu Bezugssystemen bewertend zu kennzeichnen,
zwei
findet sich in
81 fast allen Wörterbüchern der deutschen Gegenwartssprache.
Geän-
dert haben sich nur die Systeme und die Absichten, mit denen die Bewertungen vorgenommen werden" (WIEGAND 1981, S. 148). ADELUNG verwendet z.B. folgende Prädikate als Hinweise für den spezifischen Gebrauch eines Lexems, die häufig mit der Zuordnung zu einer der fünf Classen kombiniert werden: (a) "im Scherze", "im niedrigen Scherze", "in scherzhaftem Sinne", "in der scherzhaften Sprache", z.B.: abtafein nur im Scherze im gemeinen Leben üblich ist, von der Tafel aufstehen, aufhören zu speisen. (I, Sp. 106) Gaul I ... I Im Hochdeutschen ist es gemeiniglich nur von mittelmäßigen und schlechten Pferden üblich, und braucht man es ja für ein Pferd überhaupt, so geschieht es nur im Scherze. | ... | (II, Sp. 433) Mos I ... I ein nur in den niedrigen Sprecharten im Scherze zuweilen übliches Wort und Geld bedeutet. (III, Sp. 587) abgerben im niedrigen Scherze so viel als abprügeln. CI, Sp. 40) absäbeln Sp. 74)
im niedrigen Scherze für abhauen.
(I,
Abenteuer 2) Ein seltsamer, wunderbarer oder gefährlicher Zufall, doch mehrentheils nur in scherzhaftem und verächtlichen Sinne. Ein Abenteuer wagen (I, Sp. 23) abkriegen 1. (b) Figürl. einen Verweis, eine Strafe bekommen, einen Verlust leiden. noch zuweilen in der vertraulichen, scherzhaften Sprache (I, Sp. 52) (b) "im niedrigen Spotte", z.B.: Arschpauker im niedrigen Spotte, ein Schulmeister, der zu unumschränkt über den Hintern seiner Kinder herrschet |...| (I, Sp. 394) (c) "im verächtlichen Sinne", "im verächtlichen "mit einem verächtlichen
Nebengriffe"
Diese Hinweise sind mit dem heute in der Praxis verwendeten Marker
Verstände",
"abwertend"
lexikographischen
vergleichbar.
82
Lemmabeispiele : abfahren 2) (4) Im verächtlichen Sinne von dem Tode eines Menschen. Auch er ist abgefahren. (I, Sp. 29) abschmieren 2. nur in den figürl. Bedeut. (a) des Abschreibens, im verächtlichen Sinne; etwas abschmieren, d.i. schlecht abschreiben. (I, Sp. 84) Dichterling |···| ein schlechter, niedriger Dichter, im verächtlichen Verstände. (I, Sp. 1343) Kneipschenke im gemeinen Leben, eine kleine, schlechte, geringe Schenke im verächtlichen Verstände (II, Sp. 1662) 2. Matz I . . . I in den niedrigen Sprecharten, ein einfältiger, blödsinniger, weibischer, dummer Mensch, in verächtlichem Verstände I ... I (III, Sp. 407) Schnautze . . | Im verächtlichen Verstände und der niedrigen Sprechart wird es auch zuweilen von dem Munde und der Nase eines Menschen gebraucht. (IV, Sp. 204) Wanst I . .. I der Schmeerbauch an vierfüßigen Thieren, hernach aber auch, doch größten Theils im verächtlichen Verstände, an dem Menschen. Seinen Wanst füllen, unmäßig essen, und im verächtlichen Verstände, sich sättigen. (V, Sp. 67) abweisen 2) In figuri. Bedeut. (a) Einem Bittenden eine abschlägige Antwort ertheilen, mit einem verächtlichen Nebenbegriffe. Einen Bettler abweisen. (I, Sp. 117) (d) "Schimpfwort",
"Scheltwort"
Unter Schimpfworten versteht ADELUNG "Worte, wodurch jemand geschimpfet, an seiner Ehre verletzet wird, ehrenrührige Worte" (s. unter dem Lemma Schimpfwort, IV, Sp. 85) und unter
Schelt-
worten "Worte, welche im Schelten ausgesprochen werden, Worte, wodurch man seinen hohen Grad des Unwillens ausbrechen lasset, wodurch man im Unwillen Unvollkommenheiten oder Böses von jemanden behauptet" (s. unter dem Lemma Scheltwort. IV, Sp. 25). Lemmabeispiele : Bauchpfaff | .. . | ein niedriges Schimpfwort auf einen Geistlichen, der mehr für die Pflege seines Leibes, als für das Wohl der ihm anvertraueten Gemeine sorget. (I, Sp. 668) Canaille 1. Ein niedriges Schimpfwort auf lüderliche lasterhafte Leute von der untersten Classe (I, Sp. 1169) Eselskopf Figürlich, in den niedrigsten Sprecharten, ein Schimpfwort eines ungeschickten dummen Menschen. |...j (I, Sp. 1822)
83 Dummkopf ein niedriges Scheltwort, einen dummen Menschen zu bezeichnen. (I, Sp. 1436) 2. Esel I .. . I 2. Figürlich. (3) Ein niedriges eines groben, ungesitteten, ungeschickten Menschen Sp. 1820)
Scheltwort (I,
Ochs I . . . I 2.) (2) Figürlich ist in den niedrigen Sprecharten das Wort Ochs ein Scheltwort sowohl eines groben und ungeschickten, als auch eines dummen Menschen (III, Sp. 881)
2.2.2. Angaben zu temporär begrenztem Gebrauch "Eigentlich ist dieses Wörterbuch nur solchen
hochdeutschen
Wörtern gewidmet, welche noch jetzt gangbar sind", heißt es in der Vorrede zur ersten Auflage von ADELUNGS Wörterbuch
(I,
S. XIII). Die zeitliche Fixierung der Lemmataauswahl "auf die lebende, d.h. also zeitgenössische
'Mundart'" (HENNE 1975 b,
S. 114 f.) wird jedoch relativiert: "Allein, da verschiedene äl-tere Schriften noch täglich gelesen werden, so habe ich auch die in denselben vorkommenden veralteten oder
provinziellen
Wörter, Bedeutungen und Wortfügungen mit aufgeführet, sollte es auch nur geschehen seyn, um den unkundigen oder ausländischen Leser zu warnen" (Vorrede, I, S. XIII). Hierzu gehören veraltete oder provinzielle Wörter, die sich z.B. in Luthers Bibel oder bei Opitz, Logau,
Fleming
und anderen schlesischen Dich-
tern finden. Wenn also die "veralteten Wörter" oder "die provinziellen zur Aufklärung der hochdeutschen" dienen
(ebenda),
werden sie in das Wörterbuch aufgenommen. (Über "Veraltete Wörter und Formen" s. auch ADELUNG 1787, I, S. 84-100; zu den "Archaismen" bei ADELUNG auch M. MÜLLER 1903, S. 59-74). (a) Zur Kennzeichnung veralteten Wortschatzes verwendet im Wörterverzeichnis vor allem das Markierungsprädikat
ADELUNG "ver-
altet". Hierbei arbeitet er auch mit gewissen Abstufungen wie "völlig veraltet", "ziemlich veraltet" oder "längst veraltet". Gelegentlich wird darauf hingewiesen, daß ein Wort "nach und nach zu veralten scheinet" und somit der Prozeß des Veraltens gekennzeichnet - eine lexikographische Praxis, die uns rund 200 Jahre
84
später z.B. in Form der zeitlichen Kennzeichnungen
"veraltet"
und "veraltend" begegnet. In manchen Fällen wird die für das veraltete Lexem oder die veraltete Bedeutung eingetretene oder üblichere
Bezeichnung
oder Bedeutung angeführt, und umgekehrt erscheint bei einer nunmehr üblicheren Verwendung des Lexems die Bezeichnung, die früher dafür üblich war (vgl. auch DÜCKERT 1984, S. 227). Gegebenenfalls wird in den Wörterbucheinträgen angemerkt, in welchen Schriften, in welchen regionalen Bereichen, von welchen Personengruppen oder in welcher Bedeutung das als "veraltet" gekennzeichnete Lexem "noch" gebraucht wird. M. MÜLLER (1903) hat Lexeme bestimmter Bereiche stellt (S. 64-73), die ADELUNGS "Bannspruch
zusammenge-
'veraltet' trifft"
(S. 64), so z.B. Wörter für Einrichtungen und Sitten des Mittelalters (z.B. Acht, Abenteuer, Absage, Fehde, Hader, Schlacht) oder für Kämpfer und Held (z.B. Degen, Hüne, Knappe ). Wie ADELUNG "die Erinnerung an die Ritterzeit von sich fern hielt, verbannte er auch alles, was mit einer Äusserung
urwüchsiger
sinnlicher Kraft und tiefer Empfindung zusammenhängt" S. 67), und charakterisierte die diesen Bereich
(ebenda,
betreffenden
Wörter als "veraltet" (z.B. Behagen, Drang, hehr). Angaben zur Charakterisierung veralteten oder
veraltenden
Wortschatzes finden sich in den Wörterbucheinträgen weise der Artikel zu folgenden
beispiels-
Lemmata:
kiesen | . . . | welches jetzt außer dem gleichfalls seltenen erkiesen im Hochdeutschen veraltet ist, und ehedem überhaupt durch die Sinne empfinden, von allen Sinnen gebraucht wurde. I . . . I (II, Sp. 1574) Waffenschau | . .. | ein im Hochdeutschen veraltetes Wort für Musterung. (V, Sp. 16) abgelebt, partie, pass, von dem ziemlich veralteten Zeitworte abieben. 1) Vor Alter matt und kraftlos. 2) Figürl. veraltet |... | (I, Sp. 40) abhold noch aus der oberdeutschen Mundart übrig, aber auch schon ziemlich veraltet ist, für ungünstig, ungeeignet. I ... I (I, Sp. 48)
85 beschönen Im Hochdeutschen ist dieses Zeitwort seitdem das folgende beschönigen üblicher geworden. (I, Sp. 810)
veraltet,
Hirn I . . . I ein im Hochdeutschen veraltetes Wort, wofür üblicher ist (II, Sp. 1200)
Gehirn
Abendmahl bedeutete 1) ehedem so viel als ein jedes Abendessen, in welcher nun veralteten Bedeutung auch der Pluralis üblich war. 2) Heutiges Tages bedeutet das Abendmahl, das heilige Abendmahl (I, S. 20 f.) Abenteuer ein ziemlich veraltetes Wort, welches heut zu Tage wenig mehr vorkömmt. Es bedeutet noch, 1) einen ungefähren Zufall, woran das Glück mehr Theil hat, als der Vorbedacht. ... 2) Ein seltsamer, wunderbarer oder gefährlicher Zufall ... (I, Sp. 23) Aberacht bedeutete ehedem 1) eine wiederholte Acht oder Achtserklärung 2) So viel als Oberacht, eine Achtserklärung I...I In beyden Bedeutungen ist das Wort veraltet, und nur noch bey den Schriftstellern der m i t t l e m Zeiten üblich. (I, Sp. 27I 2. Degen ein nunmehr völlig veraltetes Wort, so ehedem einen Kriegsmann, einen rechtschaffenen redlichen Mann, inigleichen einen Diener bedeutete, und nur noch in den Schriften der vorigen Zeiten angetroffen wird. (I, Sp. 1299 f.) aber, ein ehemaliges Nebenwort der Zeit, welches so viel als wiederum bedeutete. Im Hochdeutschen ist es bis auf einige zusammengesetzte Wörter, als abermal, Aberacht, Abersaat u.s.f. völlig veraltet, ob es gleich in Lutheri Bibelübersetzung noch oft vorkömmt, und in Oberschwaben auch noch jetzt üblich ist. Die im gemeinen Leben übliche R.A. ich habe es tausend- und aber tausendmal gesagt | . . . | ist auch noch ein Überbleibsel davon. | . . . | (I, Sp. 24) Aar I . . . I eine sehr alte Benennung aller großen Raubvögel, und besonders des Adlers, welche heut zu Tage noch am meisten in Niedersachsen üblich ist. (I, Sp. 5) abseits, ein im Hochdeutschen veraltetes Nebenwort des Ortes, so noch hin und wieder im Oberdeutschen vorkömmt, für beyseit. I ... I (I, Sp. 92) behagen, ein größtentheils veraltetes Zeitwort, so noch am häufigsten in Oberdeutschland, und bey einigen hochdeutschen Dichtern gebraucht wird (I, Sp. 721) sitzen I ... I II. In mehr thätiger Bedeutung diese Stellung nehmen, für sich setzen; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche aber im Oberdeutschen gangbar ist. (IV, Sp. 493)
86
Abgift I ... I ein veraltetes und nur noch bey den übliches Wort, für Abgabe. (I, Sp. 42)
Rechtslehrern
äugeln so mehrentheils veraltet ist, und nur noch von einigen Gärtnern für oculiren gebraucht wird Ehedem bedeutete dieses Zeitwort auch schmeicheln (I, Sp. 504) abermal noch einmal, wieder einmal, von neuem. Anm. [T. . I es scheinet, als wenn dieses Nebenwort im Hochdeutschen nach und nach veralten würde. Viele sprechen und schreiben abermals (I, Sp. 28) Abkömmling | . . . | einer aus den Nachkommen einer Person oder eines Geschlechtes; ein Hauptwort, welches bey uns nach und nach zu veralten scheinet, so wie die ähnliche Bedeutung des Zeitwortes schon veraltet ist. (I, Sp. 52) (b) Zur Kennzeichnung von Innovationen verwendet ADELUNG insbesondere Kommentare wie "einige Neuere..." oder "einige neuere
Dichter/Schriftsteller...".
Innovationen werden zum Teil kritisch kommentiert, vor allem auch dann, wenn die als "veraltet" gekennzeichneten "einige Neuere" wieder einzuführen versuchen.
Lexeme
(Vgl. zur Charak-
terisierung von "Neubildungen" bei ADELUNG auch M. MÜLLER 1903, S. 80-97). Wörterbucheinträge hierfür sind z.B.: Zu Bevölkerung unter dem Lemma bevölkern die Bevölkerung, d.i. die Besetzung eines Landes oder Ortes mit Einwohnern, oder die Vermehrung derselben. Einige Neuere haben dieses Wort auch von der Zahl der Einwohner eines Ortes oder Landes, oder von ihrem Zustande in Ansehung ihrer Menge einführen wollen; dagegen andere den Ausdruck Volksmenge gewagt. Der erste Ausdruck ist in dieser Bedeutung dem Sprachgebrauche und der Analogie völlig zuwider. Der letzte würde erträglicher seyn; aber ist es denn eben nothwendig, jeden Begriff mit einem einzigen Worte auszudrucken? (I, Sp. 862 f.) bezwecken 2. Von Zweck, finis, haben einige Neuere dieses Wort für abzielen, zum Endzweck haben, aufbringen wollen, aber wenig Dank damit verdient. (I, Sp. 899) Denker in der gezierten Schreibart einiger Neuern, ein Mann, der sich zum Nachdenken gewöhnet (I, Sp. 1314) Empfindniß unter dem Lemma Empfindung 2. Das Vermögen, sich gegenwärtiger Dinge, oder der Dinge als gegenwärtig bewußt zu seyn, die Empfindungskraft, das Empfindungsvermögen Anm. So fern Empfindung das Vermögen zu empfinden bedeutet, haben einige Neuere das Wort Empfindniß vorgeschlagen, aber noch wenig Beyfall damit gefunden. (I, Sp. 1658)
87
Geneigtheit | . . . | ein von dem vorigen jjgeneigt} von den Neuern gebildetes Wort, den Zustand, da man zu etwas geneigt ist, oder einer Person geneigt ist (II, Sp. 555) heitern heiter machen, welches aber nur in den Zusammensetzungen aufheitern, ausheitern und erheitern üblich ist. Einige Neuere haben auch das einfache wieder in Gang zu bringen gesucht. | . . . | (II, Sp. 1089) einsiedlerisch | ... | Einige neuere Dichter haben dieses Wort bis zum Ekel gemißbraucht, ohne zu bedenken, daß die Bey- und Nebenwörter auf isch in der höhern Schreibart nur selten eine erträgliche Figur machen. (I, Sp. 1608) entsprechen 2. im Oberdeutschen für überein kommen, gleich, gemäß seyn, gebraucht. Einige neuere Schriftsteller haben diese Bedeutung auch im Hochdeutschen einzuführen gesucht. Die Übersetzung entspricht dem Originale. (I, Sp. 1693) Fadenfliege | . . . | bey den neuern Schriftstellern des Naturreiches, eine Art Fliegen, deren Fühlhörner den Faden gleichen I ... I (II, Sp. 9) Hundsruthe |...| bey den n e u e m Schriftstellern des Pflanzenreiches, eine Pflanze mit halb getrennten Geschlechtern (II, Sp. .1325) abziehen 3) Für in Gedanken absondern, besonders in der Logik, wo einige neuere Weltweisen abziehen, von derjenigen Verrichtung des Verstandes gebrauchen, da man sich nur die gemeinschaftlichen Merkmale mehrerer Dinge mit Ausschließung der besondern vorstellet. Abziehen ist in diesem Verstände eine buchstäbliche Übersetzung des lateinischen Kunstwortes abstrahiren und abstract. Da es nun zugleich ein figürlicher Ausdruck ist, so habén andere dafür mit besserm Erfolge absondern gebraucht. (I, Sp. 122) Abgeneigtheit der Gegensatz der Geneigtheit, in einer gemilderten Bedeutung. Ein neugemachtes Wort, für welches man besser die Abneigung saget. (I, Sp. 40) Frömmling ein neues, aber glücklich gebildetes Wort, einen Menschen zu bezeichnen, der sich fromm oder gottesfürchtig stellet, einen Heuchler. (II, Sp. 317) dichterisch | . . . | so in den neuern Zeiten für poetisch eingeführet worden. Die dichterische Schreibart (I, Sp. 1343) Afterwelt ein veraltetes Wort für Nachwelt, welches einige neuere, um des bequemen Sylbenmaaßes willen, wieder in Gang zu bringen besucht haben. Wegen der Zweydeutigkeit, die in dem Vorworte After lieget | . . . | sollte man sich dieses Wortes lieber enthalten (I, Sp. 158)
88 Dichterey |... | ein im Hochdeutschen veraltetes Wort | . . .| Einige neuere haben es wieder einzuführen gesucht, obgleich, wie es scheinet, mit schlechtem Glücke. (I, Sp. 1343) erlaucht |...| welches in dem gemeinen Sprachgebrauche längst veraltet ist, ehedem aber für illustris, berühmt, üblich war. I . . . I Besonders wurde es ehedem, sowohl im Oberdeutschen als Niedersächsischen, als ein Ehrentitel fürstlicher Personen, für das heutige durchlauchtig gebraucht. In den neuern Zeiten hat man diesen veralteten Titel wieder hervorgesucht, und ihn den Reichsgrafen beygeleget. (I, Sp. 1767)
2.2.3. Angaben zu regional begrenztem
Gebrauch
ADELUNGS Wörterbuch konzentriert sich
"sprachgeographisch"
(HENNE 1975b,S. 114) auf die "südlichen Chursächsischen
Lande"
(ADELUNG 1782, I, S. LX). "Provinzielle" Wörter werden wie "veraltete" (s. Kap. 2.2.2.) nur dann aufgenommen, wenn sie "zur Aufklärung der hochdeutschen" dienen.
(Über
"Provinzial-
Wörter und Formen" s. auch ADELUNG 1787, I, S. 101-106; zum Problem der "Provinzialismen" bei ADELUNG auch M. MÜLLER 1903, S. 75-80). Die generelle Problematik, welchen Stellenwert und welche Funktionen die Mundarten als regional begrenzte Varietäten mit beschränkter kommunikativer
Funktion in ADELUNGS
Wörterbuch
haben, hat in jüngerer Zeit PÜSCHEL (1982) untersucht, so daß wir hier auf eine kritische Behandlung der ADELUNGschen
These
von der "hochdeutschen Mundart", die er als die deutsche dardsprache seiner Zeit ansieht, verzichten können. auch die in der Einleitung zu Kap. 2.2. angeführte
Stan-
(S. hierzu Literatur).
PÜSCHEL (1982, S. 38) hat u.a. festgestellt, daß ADELUNG die Möglichkeit der Wortschatzbereicherung
aufgreift, sobald "er
erkannt hat, daß das, was er für den Wortschatz der
'hochdeut-
schen Mundart' hält, fragmentarischen Charakter hat und den kommunikativen Anforderungen an die Standardsprache in dieser Form nicht genügen kann" und zu diesem Zweck mundartliche
Lexik
aus dem Niederdeutschen und vor allem dem Oberdeutschen heranzieht. Damit trägt ADELUNG der Tatsache Rechnung, "daß der Wortschatz der deutschen Standardsprache auch seiner Zeit nicht einfach mit dem Wortschatz einer Sprachprovinz" (dem
"Hochdeutsch"
89
chursächsischer Provenienz) identisch ist (PÜSCHEL 1982, S. 39) und "verleiht seinem Wörterbuch, weit über die
Standardsprache
hinausgehend, thesaurushafte Züge" (ebenda, S. 49). BERGMANN/WITTKOWSKI Vergleichs von
(1984, S. 239-244) haben anhand eines
ausgearbeiteten Artikeln zu den Buchstaben L
und M des "Wörterbuches der obersächsischen Mundarten" mit ADELUNGS Wörterbuchartikeln zum L und M nachgewiesen, und wieviel bei Adelung an obersächsischen
"was
'Provincialismen',
also dialektaler Lexik dieses Raumes, eingeflossen
ist"
(S. 239). Bei den Angaben über regionale
Verwendungsbeschränkungen
von Lexemen lassen sich in ADELUNGS Wörterbuch im wesentlichen die folgenden Kennzeichnungsverfahren
feststellen:
(1) Angaben über ein großräumiges geographisch
bestimmbares
Gebiet, in dem ein Lexem oder eine bestimmte Bedeutung
bevor-
zugt gebraucht wird, insbesondere durch die Kennzeichnung "in Niedersachsen" oder "in Oberdeutschland". Die Angabe "in Niedersachsen" findet sich z.B. in den Wörterbuchartikeln zu: Abendkost das Abendessen, besonders in Niedersachsen. I ...I CI, Sp. 20) abhalten 1) Eigentlich etwas in einer Entfernung von einer andern Sache halten. So heißt z.B. besonders in Niedersachsen, die kleinen Kinder abhalten, sie so halten, daß sie ihre Nothdurft verrichten können. (I, Sp. 44) Abendbrod | . . . | eine besonders in Niedersachsen übliche Benennung des Abendessens (I, Sp. 19) abheuern so, wie das einfache Heuern, vornehmlich in Niedersachsen üblich ist, für abmiethen. (I, Sp. 47) Fischlake im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, die Lake, d.i. salzige Brühe von eingesalzenen Fischen (II, Sp. 168) Fitze I . . . I in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens. 1. Das Band 2. Diese zusammen gebundene Fäden selbst I ... I (II, Sp. 172) Fläts I . . . I eine sehr niedrige, besonders in Niedersachsen übliche Benennung eines groben und unreinlichen Menschen I...I (II, Sp. 186)
90 Flaumen ein nur im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens übliches Wort, das rohe, noch nicht ausgelassene Nierenfett der Schweine (II, Sp. 187) foppen I . .. I so nur in den niedrigen Sprecharten, besonders Niedersachsens üblich ist, verieren, schrauben, zum Besten haben. | . . . | (II, Sp. 238) Helle im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, ein verborgener, geheimer Ort. (II, Sp. 1096) Die Angabe "in Oberdeutschland" begegnet z.B. in den Wörterbuchartikeln zu: abdanken 1) b) Bey einer Leiche abdanken, oder schlechthin abdanken, das Leichengefolge mit Danke für die Begleitung entlassen. In Oberdeutschland saget man in dieser Bedeutung, einem abdanken, für, ihm die Abdankungsrede halten ( I , Sp. 15) abgehen II. (3) (b) Mangeln, fehlen Oft schließt abgehen in dieser Bedeutung auch das Gewahrwerden, die lebhafte Empfindung des Verlustes ein, in welcher Bedeutung es in Oberdeutschland sehr üblich ist (I, Sp. 40) abfällig so gewöhnlicher Weise abfällt, z.B. Blätter, Blumen u.s.f. Allein in dieser Bedeutung scheint es nur in Oberdeutschland üblich zu seyn. (I, Sp. 31) abkommen Anm. Zu den im Hochdeutschen entweder gar nicht, oder doch nur sehr wenig üblichen Bedeutungen dieses Zeitwortes, welche aber in Oberdeutschland noch sehr gewöhnlich sind, gehören vornehmlich folgende, (a) Herstammen (b) Mit einem abkommen, d.i. sich mit ihm vergleichen ( I , Sp. 5 1 ) abköpfen Abköpfen für Köpfen oder in Oberdeutschland üblich. (I, Sp. 52)
enthaupten, ist noch
Fetzen in den gemeinen Mundarten, besonders Oberdeutschlandes, ein abgeschnittenes oder abgerissenes Stück eines Ganzen. |...| (II, Sp. 124) Andere große territoriale Bereiche als Verwendungsgebiete sind z.B.: "Obersachsen", z.B.: abnehmen 1) (1) In eigentlicher Bedeutung, (a) mit der bloßen Hand herabnehmen Die Milch abnehmen, d.i. den Rahm von der Milch abschöpfen, ist eine in Obersachsen übliche metonymische R.A. (I, Sp. 65)
91
"Ober- und Niedersachsen", z.B.: Hack, ein nur in den niedrigen Sprecharten Ober- und Niedersachsens, und in der Redensart, Hack und Mack übliches Wort, schlechte Dinge, geringen Pöbel aller Art und unter einander zu bezeichnen (II, Sp. 877) "Ober- und Niederdeutschland",
z.B.:
flennen | . . . | so nur in den gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes üblich ist, und eigentlich das Maul verziehen bedeutet, aber in zwey einander ganz entgegen gesetzten Fällen gebraucht wird. 1. Für weinen 2. Für lächeln (II, Sp. 200) geizen | . . . | welches nur in den gemeinen Mundarten Ober- und Niederdeutschlandes üblich ist, gelt, d.i. unfruchtbar machen I ... I (II, Sp. 538) 4. Matz I ... I in den gemeinen Sprecharten Ober- und Niederdeutschlandes, geronnene und sauer gewordene Milch, so fern man sie nicht zu Käse erhärten lässet (III, Sp. 407) Oheim | . .. | des Vaters oder der Mutter Bruder | . . . | Es ist in den gemeinen Sprecharten Ober- und Nieder-Deutschlandes am üblichsten (III, Sp. 897) "in der Schweiz", z.B.: aberkennen In der Schweitz bedeutet abkennen, durch ein Urtheil abschaffen, aufheben. (I, Sp. 28) Abzug I . .. I 2) (c) In der Schweiz heißet dasjenige schäumige Wesen, welches sich auf der mit Laab geschiedenen Milch setzet, gleichfalls der A b z u g . ( I , Sp. 124) "in Oesterreich",
z.B.:
abbrennen Anm. In Oesterreich heißt Abbrantler, einer der für abgebrannte Kirchen sammlet. (I, Sp. 14) (2) Angaben, die den großräumigen Geltungsbereich eines Lexems durch Hinweise wie "in einigen Gegenden" von X oder "an einigen Orten" von X einschränken, z.B.: Buglieger in einigen niedersächsischen Gegenden, ein kleines Schiff, das zu einem größeren gehöret, und neben dessen Buge lieget. (I, Sp. 1125) Haddig in einigen niedersächsischen Gegenden ein Name des Attiches (II, Sp. 880)
92
Frevelgericht in einigen, besonders oberdeutschen Gegenden, ein Gericht, welches nur Frevel, d.i. geringe Verbrechen richtet | . . . | (II, Sp. 283) Geißbaum | . . . | eine in einigen oberdeutschen Gegenden übliche Benennung des gemeinen Ahornes (II, Sp. 505) Grude die Asche.
in einigen Gegenden, besonders | . . . | (II, Sp. 819)
Niedersachsens,
1. Finne ein nur in einigen Gegenden Ober- und Niederdeutschlandes bekanntes Wort, eine sumpfige morastige Gegend zu bezeichnen (II, Sp. 158) Sahne eine in einigen Gegenden, besonders in Obersachsen sehr übliche Benennung des Milchrahmes, besonders des süßen, frischen, zum Unterschiede von dem sauern, welcher auch in Obersachsen Rahm und Milchrahm heißt. (III, Sp. 1574) Gemeinschreiber an einigen Orten, besonders Oberdeutschlandes, ein Schreiber bey einer Gemeinde (II, Sp. 548) abeschern | . . . | sich durch eine heftige Bewegung in Schweiß und außer Athem bringen; ein Wort, welches nur an einigen Orten in Ober- und Niedersachsen im gemeinen Leben üblich ist. I... I (I, Sp. 29) In diesem Zusammenhang sind auch Wörterbucheinträge
anzuführen,
in denen Beispiele für den regionalen Geltungsbereich "in einigen Gegenden" genannt werden, z.B. zu den Lemmata: Fischererbe in einigen Gegenden, z.B. in der Mark Brandenburg, ein Erbe oder Gut, welches ein Fischer eigenthümlich besitzet. |...| (II, Sp. 166) Hebekorn in einigen Gegenden, z.B. der Mark Brandenburg, dasjenige Korn oder Getreide, welches als ein Pacht, Zins, oder andere Abgabe gegeben wird. (II, Sp. 1037) Rischt I ... I in der Landwirthschaft einiger Gegenden, z.B. in der Lausitz, ein Querholz an dem Vorderwagen (III, Sp. 1449) Firner in einigen oberdeutschen Gegenden, besonders in der Schweitz, große Eisberge (II, Sp. 163) (3) Präzisere Angaben über das Verwendungsgebiet eines Lexems sind Kennzeichnungen wie: "in den Marschländern", z.B.: abdeichen in den Marschländern, vermittelst eines Deiches absondern, einschließen (I, Sp. 16)
93
"in Schleßwig und Hollstein", z.B.: 2. Helm in Schleßwig und Hollstein, eine Art Grases oder vielmehr Rohres, welches den Flugsand stehend macht (II, Sp. 1098) "in den rheinischen Provinzen", z.B.: abgüten vermittelst Ertheilung eines Gutes, besonders eines Heurathsgutes von den Ansprüchen an etwas ausschließen; ein Wort, welches vornehmlich in den rheinischen Provinzen in Erbfolgssachen üblich ist. (I, Sp. 44) "in Franken", z.B.: abküpfein größtentheils nur in Franken üblich ist, wo es so viel als beschneiden bedeutet, und vornehmlich von dem Beschneiden des Weines gebraucht wird. (I, Sp. 53) (4) Angaben "an einigen Orten", "in einigen Städten" oder "in einigen Gegenden", wobei der eigentliche regionale Geltungsbereich des Lexems unbestimmt bleibt, z.B.: abblüthen (I, Sp. 12)
an einigen Orten, der Blüthen berauben.
Feueresse Schornstein.
1. An einigen Orten, eine Feuermauer, ein (II, Sp. 129)
Kramerhaus an einigen Orten, ein öffentliches Haus, in welchem die Krämer ihre Waaren feil haben. (II, Sp. 1749) Wagengeld an einigen Orten, Zoll oder Geleit von Wagen'. (V, Sp. 20) Gemeindsherr in einigen Städten, gewisse obrigkeitliche Personen, welche die Angelegenheiten der gesammten Bürgerschaft besorgen, und die Schlüsse des Rathes dem Volke bekannt machen. (II, Sp. 546) Wachschreiber in einigen Städten ein Schreiber, welcher die Aufsicht über die Bürgerwachen hat. (V, Sp. 7) Gelüch I . . . I ein nur in einigen Gegenden übliches Wort, eine sumpfige und morastige Gegend zu bezeichnen (II, Sp. 537) 2. Leiche 3. (2) Figürlich, das Leichenbegängniß, eine nur in einigen Gegenden übliche Bedeutung. (III, Sp. 149) Wabe I ein nur in einigen Gegenden bekanntes Wort, eine Wachsscheibe aus einem Bienenstocke zu bezeichnen |... | (V, Sp. 3) Waffenhammer eiserne Werkzeuge
2. In einigen Gegenden ein Hammerwerk, wo verfertigt werden (V, Sp. 15)
94
(5) Anführung von Heteronymen In den Wörterbuchartikeln verzeichnet ADELUNG zum Teil ausgiebig Heteronyme (landschaftliche Synonyme), um ansatzweise den Reichtum mundartlicher Lexik zu belegen (vgl. PÜSCHEL 1982, S. 41-43). In der Vorrede zur ersten Auflage seines Wörterbuches heißt es: "Ueberdieß habe ich gesucht, bey jedem hochdeutschen Worte dessen Synonima aus den übrigen Mundarten beyzufügen, wenn sie anders Ausdrücke haben, die von den übrigen verschieden sind." (I, S. XIV). Und so führt ADELUNG
"Provin-
zialismen ... reichlich an und zwar meist nicht in besonderen Artikeln, sondern als Synonyma für hochdeutsche
Wörter".
(M. MÜLLER 1903, S. 76). Hierbei wendet er zwei Verfahren an. Einerseits erscheinen die Heteronyme als vergleichende zusätzlich zur eigentlichen Bedeutungserläuterung;
Angabe
andererseits
stehen sie in den Anmerkungen der Wörterbuchartikel. ADELUNGS "offener Sinn für provinzielle Wörter" (M. MÜLLER 1903, S. 77) zeigt sich beispielsweise in den Wörterbuchartikeln zu den Lemmata: Abcbuch I...I 1) Ein Buch, welches das Abc oder die ersten Gründe des Lesens enthält; Nieders. die Fibel, und in Oberdeutschland das Namenbuch. (I, Sp. 15) aufbiethen 2. Von biethen, verkündigen, bekannt machen, hat das zusammengesetzte aufbiethen folgende Bedeutungen. (1) Ein Paar Verlobte aufbiethen, d.i. ihre bevorstehende Verbindung von der Kanzel öffentlich bekannt machen; im Oberdeutschland verkünden, abrufen, ausrufen, in Niedersachsen abkündigen. (I, Sp. 428) Brummkreisel im gemeinen Leben, ein Kreisel, der aus einer ausgehöhlten Kugel mit einem Zapfen bestehet, und wenn er vermittelst einer Schnur zum Umlaufen gebracht wird, ein brummendes Geräusch verursacht; ein Hohlkreisel, Heulkreisel, Kugelkreisel, im Oberdeutschen ein Damtiegel, Nickel, Nippel, Topf, in Niedersachsen, Brummkiesel, im Osnabrückischen Huddeldopp. in Thüringen Brummturrel, in Schlesien Triebskaule. I ... 1 (I, Sp. 1099) Häusler I . . . I 1. geringe Bauersleute, welche mit keinem Hause angesessen sind, sondern nur bey andern zur Miethe wohnen, und auf dem Lande das sind, was in den Städten die Schutzverwandte sind. Im Nieders. Hüsselt, Hüssent, Hüssel, Hüsling, Einlieger, Instmann, im Oberd. Inmann, Gädemer, Budner, Hausinne, in andern Orten Hausleute, Hausgenossen, Häuslinge. I...I (II, Sp. 1027 f. )
95
Heteronyme in den Anmerkungen finden sich z.B. in den Wörterbuchartikeln zu: äffen I . . . I eines Leichtgläubigkeit misbrauchen, ihn gleichsam zum Affen machen, und figürlich hintergehen. Anm. Dieses Zeitwort ist doch nur am häufigsten in Oberdeutschland oder in der Büchersprache der Hochdeutschen üblich. Die Provinzen sind an gleichbedeutenden Worten sehr reich, davon hier nur ein Paar zum Beyspiel angeführet werden sollen. Denn so drucken das oberdeutsche fatzen, das westphälische öven, gleichsam üben, das niedersächsische brüden, brüen, foppen, fuppen und fokken eben diesen Begriff aus. (I, Sp. 151) Grummet in der Landwirthschaft, dasjenige Gras, welches auf zwey- und dreymähdigen Wiesen nach dem zum ersten Male davon gewonnenen Heue wächset; imgleichen das von diesem Grase gewonnene Heu I .. . I Anm. Im Osnabrückischen lautet dieses Wort Gramme, in andern niedersächsischen Gegenden nur Gram im Brem. Etgroon im Oberdeutschen Ornat, Amendt, Omt, Ämt, Emt I ... I . übrigens wird- das Grummet im Oberdeutschen auch Dihm oder Dohm, und Afterheu, im Niedersachsen auch Nagras, Nachgras, Namatt, Nachmahd genannt. (II, Sp. 820) Höke I . . .. I eine Person, welche geringe Waaren, besonders aber EGwaaren im Kleinen verkauft | . . . | . Anm. In den gemeinen Mundarten wird dieses Wort bald Hocke, Höcke und Höcker, bald Häker, Hacker, bald Hucker und Huker geschrieben und gesprochen. I ... I Übrigens werden die Höken oder Höker im Oberdeutschen auch Fratschler, Pfragner, Pfragler, Grempen, Grempler, im Nieders. Schmeerhäker, Fettspeiser, in Dresden Büdchensmänner u.s.f. genannt. (II, Sp. 1260 f.) ADELUNGS Zusammenstellung von Heteronymerl führt auch zu einem "onomasiologischen Beschreibungsansatz"
(PÜSCHEL 1982, S. 43;
vgl. auch DÜCKERT 1984, S. 225). Dabei kommen die onomasiologischen Züge nicht nur in der Darstellung von Heteronymen in den Anmerkungen der Wörterbuchartikel zum Tragen - aufschlußreiche Beispiele hierfür sind jeweils die Anmerkungen zu arbeiten (I, Sp. 378) und Pferd (III, Sp. 1035 f.) -, sondern auch in den Fällen, in denen Heteronyme in der eigentlichen
Bedeutungs-
erläuterung zu einem Lemma erscheinen, z.B.: Agen in der Landwirthschaft, die kleinen zerbrechlichen Stacheln, die sowohl von den Ähren des Getreides im Dreschen, als auch von dem Flachse im Brechen und Schwingen abesondert werden, und auch wohl in der verkleinernden Form Ageln, und in Niedersachsen Acheln genannt werden. Wenn die Agen von dem Getreide mit den Hülsen des ausgedroschenen Kornes vermischet sind, so bekommen sie auch den Namen der Spreu, und im Nieders. des Kaffes, so wie die Agen von dem Flachse und Hanfe in Nieders.
96
Scheve heißen, ohne Zweifel von Schaven, schaben. Die Spitzen selbst aber an den Getreideähren werden in Oberdeutschland auch Ahnen, Ägn, Aglest, Aun, in der Lausitz Gracheln, in Meißen Hachein, an andern Orten, und bey den neuern Botanicis Grannen, im Hennebergischen Annen, in Niedersachsen Eimen und um Bremen Eien genannt. (I, Sp. 159) Blatter 1. Eine kleine Blase auf der Haut. Ist die Blase größer, so heißt sie gemeiniglich eine Blase. Dergleichen Blattern auf der Haut werden, wenn sie einzeln zum Vorschein kommen, in Oberdeutschland auch Wimmerlein , Saierl oder Saierlein, Mäslein, Blätzlein, im Niedersächsischen aber Gnidel, Quese , Queschen, Quaddel, Quärl, Quiddel, Stippe u.s.f. genannt. (I, Sp. 942) Fleischer ein Handwerksmann, welcher das zur menschlichen Nahrung nöthige zahme Vieh schlachtet und verkauft; in Oberdeutschland der Metzger, Fleischhacker, in Nieders. ein Schlächter, Fleischhauer, Knochenhauer, in Cöln Fleischmenger I . . . I . Ein Fleischer, welcher nur das Vieh anderer Hauswirthe schlachtet, wird in Niedersachsen ein Hausschlächter, Schächter und Küter genannt. Diejenigen Fleischer, welche sich allein mit Kaldaunensieden beschäfftigen, heißen in Wien Flecksieder, und die, so Würste machen, Würstler. Geißler sind in Breslau solche Fleischer, welche nur kleines Vieh schlachten. (II, Sp. 196) In der Anmerkung zum Lemma arbeiten weist ADELUNG selbst darauf hin, daß er mit diesen Angaben dokumentieren will, "wie geschickt die gemeinen Mundarten sind, einen Begriff mit allen seinen Schattirungen und Abänderungen auszudrucken, wo ein Hochdeutscher sich nicht anders als mit Umschweifen helfen kann." (I, Sp. 378)
2.2.4. Angaben zu fach- und gruppenbegrenztem
Gebrauch
Die dem fach- bzw. gruppenspezifischen Gebrauch Lexeme nennt ADELUNG "Kunstwörter". er für Kunstwort die folgende
zuzuordnenden
Im Wörterverzeichnis
gibt
Bedeutungserläuterung:
ein Wort, ein einer Wissenschaft, Kunst oder Beschäftigung eigenes Ding auf eine kurze und den Kunstgenossen Art auszudrucken; Terminus technicus."
verständliche
(II, Sp. 1839). Er ver-
weist auf das Lemma Kunstsprache und fügt hinzu: "Die Kunstwörter mancher alten Hanthierungen und Lebensarten,ζ.Β. der
97 Bergleute, Jäger, Fischer, und zum Theile auch der Schuster, Weber u.s.f. sind sehr schätzbare Überreste der alten Sprache
( e b e n d a ) . D e r Wörterbucheintrag zu Kunstsprache
lautet:
die in einer Kunst übliche Art sich auszudrucken,
der Inbegriff aller zu einer Kunst gehörigen Kunstwörter. So hat jede Wissenschaft, jede Kunst, jedes Handwerk, ja fast jede Beschäftigung ihre eigene Kunstsprache, worin die dahin gehörige Dinge und Veränderungen kurz und dem Kunstgenossen deutlich ausgedruckt werden." (II, Sp. 1838 f.). Zur Auswahl der Kunstwörter schreibt ADELUNG in der Vorrede (I, S. XIII): "Besonders habe ich mir angelegen seyn lassen, die Kunstwörter aus allen Lebensarten, Künsten und Wissenschaften zu sammeln, weil viele derselben selbst eingebohrnen Deutschen unverständlich und fremd sind. Unter die Kunstwörter rechne ich auch die Namen aller besondern Gebräuche,
Rechte,
obrigkeitlichen Aemter u.s.f. wenn sie gleich nur in dieser oder jenen Provinz allein üblich sind, weil sie doch in hochdeutschen Büchern mehrmals vorkommen, und von keinem
Hochdeut-
schen vermieden werden können, wenn er von diesen oder jenen Dingen reden oder schreiben muß." Bei der Zuordnung von Lexemen oder bestimmten
Wortbedeutun-
gen zur fach- oder gruppenspezifischen Lexik lassen sich in ADELUNGS Wörterbuch im wesentlichen die folgenden
Kennzeich-
nungsverfahren feststellen (vgl. auch DÜCKERT 1984, S. 228): (a) Zuweisung zu bestimmten Fachgebieten, meist nach dem Paradigma "in"/"im" + Fachgebiet, z.B.: in der Anatomie (z.B. Winkelnaht) ; in der Astronomie (Herbst-Punct, Herbstschein, Herbstzeichen) ; in der Baukunst (Böschung,
Eselsrücken)/
in der Kriegsbaukunst (abdachen, Abdachung 2), abkämmen 2)); im Bergbaue (abhütten, einpfützen, 1. Ferch, 2. Fimmel 1., Geschlepp 3., Herd 1., Holzkur, Kobereisen) ; in dem Brauwesen (abbrechen 1.(1) a)); in der Chymie (abscheiden 1) a)); im Deichwesen
(abflachen);
in der Feuerwerkerkunst
(abbrennen2. ) ;
im Forstwesen (Dickicht, holzbar , Holzregister,
Holzzettel);
98
in dem Gartenbaue in der Gnomik
(abdachen);
(Abenduhr);
in der Hauswirthschaft im Hüttenbaue
(ansäuern);
(Herd 6., Herdhammer, Herdprobe, Kupferhammer
1.);
im Hüttenwesen (abgehen II. (2)); im Jagdwesen (Abjagungsflügel, Dickicht, Hebegabel); im Kriegeswesen
(Feuerflasche);
in der Landwirthschaft (abbinden 2), abblatten,
abfledern,
abfüttern, abhüten, abköpfen, Agen, Herbstwiese,
Holzgräserey,
2. Mauke); in der Mechanik (Abwäge 2); in der Mineralogie
(Wachsdruse);
im Münzwesen (Boge 1.); in den Rech'ten (Abfahrtsgeld 1), abhören 1), abkündigen 2), besonders in den Rechten (Abfahrt 2), abfinden, abhandeln 2. (a)) ; im Schiffsbaue
(Bauchstück);
in der Schifffahrt (Abfahrtsflagge, in der Seefahrt
Abfahrtsschuß);
(Blickfeuer);
in der Sprachlehre (Abänderung in der Theologie
2));
(erleuchten 2.);
in dem Weinbaue (Boge 2.)). (b) Zuweisung zu bestimmten Arbeitsstätten, nach dem Paradigma "in"/"auf" + Arbeitsstätte,
z.B.:
in den Bergwerken (z.B. Abfall 2) (2), abfangen 2), abflauen 1), Abflaufaß, Abflauherd, abführen 2), abgewähren,
Abhubkiste,
abköhlen, Ablösung, belittern)/ auf den Bergwerken (abdörren 2), Abendschicht); in den Hüttenwerken (Abkühlrinne, Abstich)/ auf den Hüttenwerken
(Abendschicht);
in den Kanzelleyen (absonderlich, erleuchten 2)); in den Küchen (Aal 2), Geschlinge, in den Messinghütten
Herdbrett);
(Almey);
in den Schmelzhütten (Abbrand, abfiedeln 2), Brennhaus)/ auf den Schmelzhütten
(abblicken, abfeuern 2));
in den Schmelz- und Hammerwerken
(abhängen);
99
in dem Salzwerke zu Halle (Holzbinder)/ in einigen
Salzwerken
(Geschlotter); in den Seifenwerken (Abgang 1) (1)); in den Wasserwerken und Wasserkünsten in den Stutereyen
(AbfallsrShre);
(abfüllen).
(c) Zuweisung zu bestimmten Personengruppen, die denselben Beruf oder die gleiche Tätigkeit ausüben, nach dem Paradigma "bey den" + Berufsgruppe, z.B.: bey den Ärzten (z.B. Abführung 2))/ Wundärzten (abbinden 3), Bauchnath, Hebeisen); Astronomen
(Abendstillstand);
Bäckern (ansäuern, Herdstange,
Holzschieber);
Bergleuten (abhütten, Abköromniß, Berggezeug) ; Böttchern Brauern
(abkimmen);
(Wachsplatz);
Drahtziehern Dreschslern
(Abführarbeit, Abfuhreisen, abführen 3); (Bauchhaken);
Färbern (abkochen 2)); Faßbindern (abbinden 4)); Fischern (AaO 1), aaßen 1), äßen) ; Fleischern (Abfall 1) (3), abkehlen); Gärtnern
(Holzast);
Gerbern (aaßen 2), Aaßseite, abaaßen, abbeizen, abfalzen 1), abfärben 1))/ Lohgerbern (abhaaren 2))/ Weißgerbern
(abbamsen);
Glasern (abfügen) ; Handwerkern (Abfahrtsgeld 2), Ehrentruck) ; Huthmachern
(Filztafel);
Jägern (aaßen 1), abäßen, Abbiß 1), abblasen 3), abbrumften, abfangen 3), abkämpfen, abrasen, äßen, Dickmaaß, Fähe, feuchten 2. (2), Feuchtglied, Geschlinge, Herbststand, Wamme 1.); Klämpnern (abfinnen 2)); Köchen (abhäuten ) ; Kürschnern (abfleischen, Wamme 4.); Lederbereitern (abbeizen) ;
100
Lederhändlern (AaOseite ) ; Markscheidern
(Winkelweiser);
Mäurern(abfitzen) ; Metallarbeitern
(abglüen, auf niethen.) ;
Müllern (AaO 1), abmetzen); Pergamentern
(abbamsen);
Pferdeverständigen Sattlern
(abgeben 1) (2));
(abfleischen);
Schauspielern (abdanken 1) b)); Scheidekünstlern Schiffern
(abdampfen);
(Dichtwerg);
Schmieden (abschroten 1) (a)); Schustern (Aaßseite, abformen 2), Hölzermesser) ; Steinmetzeh
(Kammeisen);
Tischlern (abfalzen 2)); Tucharbeitern (Aal 3))/ Tuchmachern (äbicht, äbichten ) ; Vogelstellern (Herd 5., Herdfisch, Herdvogel) ; Webern (abbäumen ) ; Zimmerleuten
(abbinden 4), abfalzen 2), Holzhaken);
Zinngießern (Abdraht,
Bauchzirkel).
Von den angeführten Kennzeichnungsarten begegnet c) besonders häufig. (d) Im Zusammenhang mit ADELUNGS Kennzeichnung fach- oder gruppenspezifischen Wortschatzes ist weiterhin
festzustellen:
(i) Gelegentlich wird der zusätzliche Hinweis "Kunstwort" (s. gegeben, z.B.: abbreiten
| . . . | Ein Kunstwort der Kupferhämmer
|... |
(I, Sp. 13) abformiren
bey den Buchbindern, ein aus dem Lateini
sehen entlehntes Kunstwort abklören ablieben abnärben menter
(I, Sp. 35)
ein Kunstwort der Färber Ein Kunstwort der Jäger
(I, Sp. 50) (I, Sp. 60)
| .. . | ein Kunstwort der Lederarbeiter und Perga-
I ... I ( I, Sp. 65 )
auswirken
1. (a) ein Kunstwort verschiedener
arten | ... | (I, Sp. 598)
Lebens
101 (ii) Neben dem Hinweis auf eine Berufsgruppe im allgemeinen wie "bey den Handwerkern"
(z.B. Abfahrtsgeld 2), Ehren-
trunk), "bey den Metallarbeitern"
(abglüen,
aufniethen)
verwendet ADELUNG auch einschränkende Kennzeichnungen wie "bey verschiedenen Metallarbeitern (abäthmen,
Bogenfeile),
"bey einigen Metallarbeitern (abklatschen) oder in bezug auf andere Berufe "bey verschiedenen Künstlern und Handwerkern" (abformen 1)), "bey einigen Ärzten"
(abfegen),
"bey einigen Eisenarbeitern" (Abfeillicht), ohne weiter zu spezifizieren oder zu charakterisieren, welche
Berufs-
gruppen zu "einigen" oder "verschiedenen" X gehören. (iii) Nach einer allgemeinen Bedeutungserläuterung zu einem Lemma und dem Hinweis, daß diese Bedeutung in verschiedenen Fachgebieten und Berufen gilt (z.B. "in verschiedenen Künsten und Handwerken gebraucht"), werden
Berufsgruppen,
Fachgebiete, Arbeitsstätten und die hierzu gehörenden Bedeutungen spezifiziert. Auch diese Art der Darstellung weist wie die Zusammenstellung von Heteronymen
(vgl.
Kap. 2.2.3.) onomasiologische Züge auf. Ein Beispiel hierfür bietet der Wörterbuchartikel zum Lemma abbrennen 1. (3) Das Brennen einer Sache vollenden, imgleichen, einem Körper durch das Feuer die gehörige Vollkommenheit geben, und auf diese Art wird das Zeitwort in verschiedenen Künsten und Handwerken gebraucht. So bedeutet es z.B. bey den Ziegelstreichern und Kalkbrennern soviel, als dem Ofen mit Reisholze die letzte Hitze geben, welches auch ausbrennen genannt wird. Bey den Töpfern bedeutet es, die getrockneten Gefässe gehörig brennen. In der Schmelzkunst heißt abbrennen, das Blicksilber durch das Feuer von aller Unart reinigen; Bey den Gelbgießern bedeutet abbrennen auf eine sehr uneigentliche Art, die Farbe des Meßinges mit Scheidewasser erhöhen, indem man es damit bestreicht und es alsdann schnell in kaltes Wasser steckt, damit das Meßing von dem Scheidewasser nicht zu sehr angegriffen werde. Auf ähnliche Art bezeichnet es bey den Eisenarbeitern die Härtung des Eisens und Stahles, wenn solches durch Ausglühung und nachmalige Ablöschung geschiehet. Auf den Blechhütten hingegen heißt abbrennen so -viel, als die Eisenbleche in das flüßige Zinn tauchen, um sie dadurch zu verzinnen (I, Sp. 13)
102
(iv) Zu einer bestimmten allgemeinen Bedeutung eines Lemmas werden die entsprechenden berufs- bzw.
fachspezifischen
Synonyme angeführt, z.B.: Abgang |···| 2) Was von einer Sache abgehet, (1) in körperlicher Bedeutung, was bey ihrer Verfertigung, als minder brauchbar abgesondert wird. Bey verschiedenen Arbeitern haben diese Abgänge besondere Namen. Bey den Metallarbeitern heißen sie mehrentheils Krätz, oder Gekrätz, bey den Goldschlägern die Schabine, bey den Fleischern Abfall, im Forstwesen Afterschlag und Abraum, bey den Böttchern Minsel u.s.f . | . . . | (I, Sp. 37 f. ) Zu einer bereits als berufs- bzw. fachspezifisch
ausgewiesenen
Bedeutungserläuterung werden ebenfalls - Synonyme aus anderen Berufszweigen oder Fachgebieten angeführt, z.B.: aaßen 2) bey den Gerbern, die Felle auf der linken oder innern Seite abschaben, abaaßen, welches bey den Kürschnern fleischen heißet. (I, Sp. 6)
103
2.3. Nicht-denotative Informationen in CAMPEs Wörterbuch CAMPE hatte es "für nöthig erachtet", dem ADELUNGschen
Wörterbuch,
das er als Wörterbuch
oder
Sächsischen, Deutschen
"der
Mundart"
Hochdeutschen,
charakterisiert, ein Wörterbuch
Sprache"
entgegenzustellen
"der
(Vorrede, I, S. III).
Dieses Vorhaben hat HENNE (1975c) treffend charakterisiert:
"Der
Name Adelung schwebte wie ein drohender und anspornender Geist über dem Campeschen Wörterbuchunternehmen.
Campe beschwört ihn fortlau-
fend selbst in seinen Vorreden und Abhandlungen, und die freundliche und ablehnende Kritik hat mit Adelungs Wörterbuch eine Elle, an der sie messen kann" (S. 145). Die Fixierung von CAMPEs "Konkurrenzwerk" auf den "feindlichen Bruder wird in jedem theoretisch-technischen und praktischen Detail des Wörterbuchs bis hin zur Kopie deutlich" (HENNE 1972, S. 56/57). Während CAMPE das Wörterbuch "veranstaltet und herausgegeben" hat, sind die Wörterbuchartikel von seinen Mitarbeitern TH. BERND und 3. G. RADLOF ausgearbeitet.
"Aber kaum war die Ausarbeitung des Buchstabens A
vollendet", wurde RADLOF zu CAMPEs "Bedauern veranlaßt die fernere Mitarbeit an diesem Werke aufzugeben lag nunmehr, der Hauptarbeit nach, auf Herrn
|...|. Das Werk
3er nd 's
Schul-
tern allein" (Vorrede, I, S. VI). Allerdings wird BERND auf keinem Titelblatt des fünfbändigen Werkes genannt. CAMPEs Ziel ist es, dem ADELUNGschen Wörterbuch "ein um vieles vollständigeres, um vieles sprachrichtigeres und der jetzigen Ausbildung unserer Sprache um vieles angemesseneres
Wörterbuch"
entgegenzusetzen (ebenda, I, S. VII). Das von CAMPE konzipierte "Wörterbuch der Deutschen Sprache" (1807-1811) sollte der zu kodifizierenden Lexik "nicht bloß aus Deutschen Sprachschatzes
Einer
hinsichtlich Quelle des
(etwa nur aus Einer Mundart z. B. der
Meißnischen oder Obersächsischen)" schöpfen - auch hier ein deutlicher Seitenhieb auf ADELUNG -, sondern "aus die für die a l l g e m e i n e
allen
Quellen,
Deutsche Sprache, H o c h d e u t s c h
ge-
nannt, etwas zu liefern haben" (Vorrede, I, S. VIII). CAMPE geht davon aus, daß die Mundarten aller Landschaften zur Entwicklung der Gemeinsprache beitragen und daß aus dem
"landschaftlichen
Deutsch" die "gebildeteren Menschen und die Schriftsteller aller
104 Gegenden das Beste, Edelste und Sprachrichtigste für die allgemeine Deutsche Umgangs- und Schriftsprache ausgehoben haben und noch immer auszuheben rechtmäßig fortfahren" (ebenda). Mit der Absicht, nur "dieses Beste, Edelste, Sprachrichtigste", nur diesen aus
allen
"Aushub
Mundarten" (ebenda) in seinem Wörterbuch zu kodifi-
zieren, geht CAMPE über ADELUNG hinaus, was auch im Zusammenhang mit dessen pädagogischen Zielen zu sehen ist. CAMPE wollte eine lexikalische "Dokumentation der gehobenen Umgangssprache und der Schriftsprache im allgemeinen, wobei die gebildeteren
Menschen
mehr für die Umgangssprache und die Schriftsteller mehr für die Schriftsprache zu stehen scheinen" (HENNE 1975c, S. 153). Somit entfällt in CAMPEs Wörterbuch eine "sprachgeographische kung", nur eine "sprachsoziologisch-stilistische
Beschrän-
Ausrichtung'" wird
anerkannt (HENNE ebenda, S. 153/154; vgl. ders. auch 1972, S. 57/58). Was ADELUNG als "Würde der Wörter" bezeichnet, nennt CAMPE "die
innern
meinheit"
Grade
ihres
Adels
oder
ihrer
(Vorrede, I, S. XIII). Durch einen gewissen
Ge"Kunst-
griff" ist CAMPE bemüht, "die Würdigung der Wörter nach dem Grade ihrer Sprachrichtigkeit oder Verwerflichkeit, ihres Alters oder ihrer Neuheit, ihrer allgemeinen oder beschränkten Gangbarkeit in einzelnen Landschaften, ihrer größern oder g e r i n g e m Würde oder ihrer Brauchbarkeit für die höhere oder niedrigere, für die ernste oder scherzende Schreibart, nicht durch Worte, sondern durch kleine, den Wörtern vorzusetzende Zeichen anzudeuten" (ebenda, S. V). So verwendet CAMPE zur Charakterisierung
veralte-
ten, regionalen, neugebildeten, niedrigen und dichterischen
Wort-
schatzes - oder in unserem Sprachgebrauch: zur Kennzeichnung
von
Informationen nicht-denotativen Charakters - ein System von 14 "Kürzungszeichen", das in der Vorrede zum ersten Band (S. XX/XXI) eingeführt und ausführlich erläutert wird. Dieser Liste folgt der Zusatz: "Wörter, die allgemein üblich sind, und für jede Schreibart passen, haben gar kein Zeichen" (ebenda, S. XXI). Mit dieser Nullmarkierung sind auch diese kodifizierten
Lexeme
bewertet. Das in der Vorrede zum ersten Band vorgestellte
System
von 14 "Kürzungszeichen" wird im zweiten bis fünften Band auf
105
11 Zeichen reduziert. (Vgl. auch HENNE 1975c, S. 154) Hinsichtlich der systematischen Einführung dieser im Wörterverzeichnis verwendeten Markierungsprädikate kann CAMPE im Vergleich zur gegenwärtigen Lexikographie als Vorbild gelten, in der die benutzten Markierungsprädikate
in den jeweiligen
Wörterbuchein-
leitungen entweder gar nicht oder nur unvollständig
verzeichnet
sind. Mit dieser Markierungspraxis ist CAMPE "der erste graph der deutschen Sprache, der
alle
Lexiko-
Lemmata eines Wörter-
buches systematisch mit einer Bewertung in vornehmlich normativer Absicht versieht." (WIEGAND 1981, S. 148). Hierbei sind nicht alle vor dem Lemma, vor einer bestimmten
Bedeutungserläuterung
oder vor einer bestimmten Verwendungsweise des Stichwortes stehenden Kürzungszeichen "Angaben zum Stil" oder
"stilistischen
Bewertungen". Die Verwendung von Zeichen zur bewertenden Kennzeichnung Lexemen, die im Wörterbuch kodifiziert sind, ist keine CAMPEs, sondern findet sich bereits bei STEINBACH FRISCH (1741)
von
Erfindung
(1734) und
und auch in der zweiten Auflage von ADELUNGS
Wörterbuch. STEINBACH (1734) hat in der lateinischen "Praefatio" zu seinem Wörterbuch ein System von diakritischen Zeichen eingeführt (I, S. 6a). Er unterscheidet: I
vocem non ubique usitatam ("nicht überall Wort");
gebräuchliches
"f"
vocem obsoletam ("veraltetes Wort");
**
vocem ratione derivationis solum annotatam ("nur wegen seiner Ableitungen notiertes Wort");
$
vocem plebejam, quae in scriptis non adhibetur schriftsprachliches Wort");
*
vocem corruptam ("Wort, von dem nur eine Restform übrig ist").
("nicht-
(Die deutschen Übersetzungen stammen von SCHRÖTER 1970, S. 58; ausführlich zu den diakritischen Zeichen bei STEINBACH s. SCHRÖTER, ebenda, S. 58-94; s. auch SCHRÖTER 1975, S. 86-89).
106 Die konsequenteste Ausweitung dieses Prinzips der Kennzeichnung von Lexemen nach einem vorgegebenen System muß CAMPE zugesprochen werden (vgl. HENNE 1975a, S. 34).
2.3.1. Angaben zum Stil 2.3.1.1. Zuordnung zu Stilebenen CAMPE verwendet zur "stilistischen Bewertung" der Lemmata bzw. einer bestimmten Bedeutung, in der das Lemma gebraucht wird, die folgenden "Kürzungszeichen", die in der Vorrede zum ersten Band (S. XXI) eingeführt und am Schluß jedes Bandes auf einer Legende in einer Kurzform erläutert werden: " Δ Wörter, welche nur für die höhere, besonders dichterische Schreibart gehören; ζ. B.
Windsbraut
für Orean,
rosenfingerig". Kurzform : "Δ
bezeichnet Wörter der höhern Schreibart".
" jC Niedrige, aber deswegen noch nicht verwerfliche Wörter, weil sie in der g e r i n g e m (scherzenden, spottenden, launigen) Schreibart, und in der Umgangssprache brauchbar sind; ζ. B. Schnickschnack, von
Göthe
von
Lessing;
beschlabbern,
gebraucht".
Kurzform : " Di Wörter des gemeinen Lebens und der leichten, scherzhaften Schreibart". "
Niedrige Wörter, die ans Pöbelhafte grenzen, und deren man sich daher, sowol
in der Schriftsprache', selbst in der
untern, als auch in der bessern Umgangssprache, enthalten sollte; die aber dennoch in Bühnenstücken, wie im gemeinen Leben, wiewol nur in dem Munde ungebildeter Personen, vorkommen ; ζ. B.
Freßsack,
u.s.w." Kurzform : "
Pöbelhafte Wörter".
Lausekerl,
Rotznase
107
"Wörter, die allgemein üblich sind, und für jede
Schreibart
passen, haben gar kein Zeichen". Aus diesen Angaben läßt sich ableiten, daß CAMPE drei bzw. vier "Stilebenen" (nach dem Sprachgebrauch der heutigen
Lexikographie)
unterscheidet, denen er die in seinem Wörterbuch kodifizierte Lexik
zuordnet:
(1) eine neutrale Ebene, zu
der
Wörter gehören, die "für jede
Schreibart passen" und also keinerlei
Verwendungsrestriktio-
nen unterliegen; (2) eine Ebene oberhalb der neutralen, zu der Wörter der "höheren", besonders Wörter der "dichterischen Schreibart" gehören; (3) eine Ebene unterhalb der neutralen, der "niedrige Wörter" zugeordnet werden, die weiter differenziert werden in "niedrige, aber deswegen noch nicht verwerfliche (in der " g e r i n g e m
Schreibart" und in der
Wörter"
"Umgangssprache"
zu verwenden) und "niedrige Wörter, die ans Pöbelhafte grenzen" (sollten in der "Schriftsprache" und in der "besseren Umgangssprache" vermieden werden). Das "Stilschichtenmodell" CAMPEs läßt interessante
Parallelen
zu Wörterbüchern der deutschen Gegenwartssprache erkennen, in denen beispielsweise Lemmata, die zur "normalsprachlichen"
bzw.
"neutralen" Stilebene gezählt werden, ebenfalls nicht gekennzeichnet sind. Im WOG werden "dichterische Wörter und Redewendungen" der "gehobenen" Stilschicht zugeordnet. "Niedrige Wörter, die ans Pöbelhafte grenzen, und deren man sich daher
enthalten
sollte" (CAMPE) gehören im WDG zur "Schicht vulgärer Wörter und Redewendungen, die als ausgesprochen grob empfunden und deshalb im allgemeinen vermieden werden" (Vorwort, S. 012). CAMPE verweist darauf, daß diese Wörter "aber dennoch in Bühnenstücken" vorkommen. Im WDG heißt es, daß sie in "gewissen Fällen der Literatur zur scharfen Charakterisierung einer Einstellung verwendet" werden (Vorwort, S. 012).
auch in verächtlichen
108
Zu Schreibart, Schriftsprache und Umgangssprache, die in den Erläuterungen der Kürzungszeichen vorkommen,finden sich in CAMPEs Wörterbuch die folgenden
Einträge:
Schreibart 1) Die Art und Weise zu schreiben 2) Die Art und Weise, seine Gedanken schriftlich auszudrucken (der Styl), in Gegensatz der Sprechart. Die erzählende, geschichtliche, briefliche, gesprächliche, rednerische, dichterische, wissenschaftliche etc. Schreibart. Die ungebundene, bandlose, zwanglose Schreibart (Prosa); in Gegensatz der dichterischen. Die edle, höhere, erhabene, die gemeine Schreibart. (IV, S. 271) Schriftsprache diejenige Sprache, deren sich ein Volk in seinen Schriften bedient, und welche reiner und edler ist als die Umgangssprache oder die Sprache des gemeinen Lebens, d. h. deren man sich im Umgange, im gemeinen Leben bedient. (IV, S. 278) Umgangssprache die Sprache des gemeinen Lebens, deren man sich im gesellschaftlichen Umgange bedienet (Conversationssprache). |...| (V, S. 75) Im folgenden werden Lemmabeispiele aus CAMPEs Wörterbuch angeführt, die die Zuordnung zu den postulierten Stilebenen zeigen. (1) Wörter, die für jede Schreibart passen und ohne
"Kürzungs-
zeichen" stehen, ζ. B.: Abbild, Abhandlung , Abhang, anzetteln, arbeitsam,
aufmerksam,
aufsammeln, auseinander, Auswirkung, bäuerisch, Baum, beklagen, bewundern, Busen , Dämmerung, Denkmahl, dulden, düngen , Ehe, eingeben,
Essen.
(2) Wörter der höheren, besonders dichterischen
Schreibart,
z. B. : A
Die Abendfeier
die Feier des Abends.
(I, S. 11)
A abendlich 1) Was zum Abend gehört oder zur Abendzeit geschieht. Die abendliche Zeit, Stille. 2) Gegen Abend gelegen, westlich. (I, S. 12) Der Aberglaube | . . . | 2) Ein solcher unvernünftiger Glaube als eine Person vorgestellt, oder abergläubige Menschen als ein Ganzes betrachtet, bei den Dichtern. (I, S. 15) A abhärmen (I, S. 26)
sich durch Harm entkräften, verzehren.
109
Δ
Der Adlerflug
| .. . | der Flug des Adlers.
| . .. | (I, S. 86)
Δ
Die Afterwelt
|... | die Nachwelt. (I, S. 91)
Δ
Das All
I ... I der ganze Umfang gewisser Dinge. (I, S. 97)
Δ Der Aushauch 1) Die Handlung des Aushauchens 2) Dasjenige, was ausgehaucht wird (I, S. 305) Δ Die Beschwer so viel als Beschwerde, bei den Dichtern noch häufig genug in Gebrauch (I, S. 486) Δ Der Donnergott der donnernde Gott, ein Name des Jupiters I . . . I C I , s. 729) A donnervoll schützes. I ..
voll Donners (I, S. 730)
d. h. voll donnernden Ge-
Δ Das Ehefest ein Fest, mit welchem die Vollziehung einer Ehe gefeiert wird, das Hochzeitsfest. (I, S. 817) Δ Die Enkelzeit die Zeit, in welcher die Enkel, Nachkommen leben werden, die Zukunft. (I, S. 915) Δ Der Fittig (II, S. 90)
der befiederte Flügel eines Vogels.
Δ Das Gefilde |...| ein ebner Theil des Erdbodens von beträchtlicher Größe. I ... I (II, S. 255) Δ
Das Gezelt
| ... | so viel als Zelt.
Δ
Der Lenz
Δ
Das PflugroO
|...| 1) Der Frühling.
| .. . | (II, S. 371)
| . . . | (III, S. 102)
das Pflugpferd.
(III, S. 638)
(3) Niedrige Wörter ( a ) X Niedrige, aber deswegen noch nicht verwerfliche Wörter, z.B.: Die Aalfrau (I, S. 1)
|...| 1 ) X Eine Frau, die Aale verkauft.
|...|
PC abern bei jeder Sache ein Aber (s.d.) vorbringen, d. h. widersprechen, Einwendungen machen. (I, S. 15) Der Abfeaer 2)XDas abfegt. (I, S. 17) X
abfuchtein
Werkzeug, womit man den Staub u.s.w.
derb fuchteln.
(I, S. 19)
X Das Alltagskleid | ... | oder die Alltagskleidung | ... | ein Kleid, eine Kleidung für die Alltage"! |... | (I, S. 105)
110
X O e r Ansteller (I, S. 1851
der eine Person oder Sache
X D e r Ausmarsch (I, S. 3171
anstellt.
| . . . | der Marsch aus einem Orte oder Lande
|.. . |
bewahren | . . . | X Gott bewahre mich! oder Gott bewahre! eine Formel, seinen W i d e r w i l l e n , Abscheu, Schrecken etc. auszudrucken. I...I (I, s. 515) blasen |...| X In die Büchse blasen müssen, Strafe geben müssen I ... ι. X Einem etwas in die Ohren blasen, es ihm heimlich ins Ohr sagen. | . . . | (I, S. 547 ) Xblechen so viel als Geld zahlen, bezahlen. Blechen müssen. I...I (I, S. 556) X Der Brandstein (I, S. 6ÖT) X
so viel als Backstein,
brauseköpfig
leicht aufbrausend.
X dickwanstig (I, S. 714)
Ziegel (I, S. 608)
einen dicken Wanst oder Bauch habend.
X duzen Du nennen, zu jemand Du sagen. Jemand duzen. duzen. |. . . | (I, S. 810) X Das Ehejoch das Joch, das Eheband, die zuweilen Verbindung in der Ehe. (I, S. 818)
Sich
lästige
X ü e r Ehrentag ein feierlicher Tag, an welchem einer besondere Ehre widerfährt, besonders der Hochzeitstag. (I, S. 823) eigen 3) ( 4 ) X Sonderbar, seltsam. Er ist ein eigner Es ist doch eigen, daß ich es nicht auch so machen kann. (I, S. 831) Der Eigensinn rechter Eigensinn.
Person
Mensch.
2 ) X E i n eigensinniger Mensch. Er ist ein (I, S. 833)
X D e r Einback etwas nur einmahl Gebackenes, eine Art werks; in Gegensatz des Zwiebacks. (I, S. 837)
Back-
X erdienen durch Dienen erwerben. Sich ein kleines Vermögen erdienen, sich durch ErsparniO in seinem Dienste erwerben. (I, S. 969) X Das Eulengesicht st e h e n d ë n - Â ï ï g ë n T T T , X D i e Gauklerei (II, S. 235) OC-Das Gefachei (II, S. 252)
ein häßliches Gesicht, mit großen S. 1022)
Vor-
| . . . | das Wesen, die Possen eines Gauklers. |... | ein anhaltendes, wiederholtes Fächeln.
| . . . | | . . . |
Ill X lullen I) 1) Ein Wort, welches die sanften einem Sange ähnlichen Thöne nachahmet, womit Mütter, Kinderwärterinnen etc. Kinder zu besänftigen und in Schlaf zu bringen suchen 2) Ί" In engerer Bedeutung durch Säugen oder Saugenlassen besänftigen. I...I (III, S. 168) (Zu f s. Kap. 2.3.3.) "t" X pladdern, v. ein Wort, welches das Geräusch, welches eine herabfallende Flüssigkeit, ζ. B. Regen, verschüttetes Wasser verursacht, nachahmt und bezeichnet. (III, S. 653) X Der Schnickschnack (IV, S. 242)
wortreiches, albernes
Geschwätz
(b) 3Ê Niedrige Wörter, die ans Pöbelhafte grenzen, ζ. B.: TU abflohen, v. I) trs. die Fische absuchen, von Flöhen reinigen. So auch II) ree. Sich abflöhen, sich von Flöhen reinigen. (I, S. 18) abfressen
1) Eigentlich durch Fressen absondern, und, durch
Fressen leer machen, verwüsten. Auch von Menschen gebraucht man es, wenn man sich hart und stark ausdrucken will.3£ Der Ungenügsame hat alle Kirschen abgefressen. (I, S. 19) abludern abledern
so viel wie abdecken, abledern. 2)3£ Derb abprügeln.
36 anplautzen |.. findenden Lautes.
(I, S. 36)
(I, S. 34)
für anfallen, mit Nachahmung des dabei Statt , ..I (I, S. 165)
3& Der Dreck eine jede häßliche Unreinigkeit, Koth auf der Straße I . . . I (I, S. 743) X dreckig mit Koth besudelt, schmutzig, kothig, unrein. I... I CI, S. 743) 36 Der Rotzlappen rig. (III, S. 880) 3fc Die Scheißrübe
ein Schnupftuch, Taschentuch; sehr nieddie Zaunrübe
(IV, S. 104)
36 Der Schiß | ... | 1) Die Handlung, da man scheißet | . . . |. 2) Der Auswurf aus dem Körper durch den After, der Unflath. (IV, S. 147 f.)
112
(4) Neben der Zuordnung der Lexeme zu Stilebenen mit Hilfe der angeführten Kürzungszeichen arbeitet CAMPE zur Kennzeichnung "größern oder g e r i n g e m
der
Würde" der Wörter auch mit verbalen Cha-
rakteristiken, die entweder anstelle der Kürzungszeichen
stehen
oder zusätzlich zu diesen erscheinen. Diese unterschiedlichen Bewertungsmethoden machen deutlich, daß das von CAMPE in der Vorrede zu seinem Wörterbuch Verfahren, diese Würde innerhalb der semantischen
angekündigte Beschreibung
durch einen "Kunstgriff" anzudeuten, nicht konsequent
durchge-
halten wird. Damit zeigt sich gleichzeitig, daß im Wörterverzeichnis angewandte Bewertungsverfahren in der
Wörterbucheinleitung
nicht vollständig eingeführt werden. Folgendes ist festzustellen: (a) Um Wörter zu kennzeichnen, die über der neutralen
Stilebene
anzusiedeln sind, verwendet CAMPE neben dem Kürzungszeichen
Δ
auch die verbale Charakteristik "in der höhern Schreibart". Der Ausdruck Die höhere Schreibart steht bei CAMPE als ein Beispiel für die folgende Bedeutungserläuterung
zum Lemma hoch :
hoch I ... I 2) Uneigentlich wird hoch sehr häufig zur Bezeichnung derjenigen Eigenschaft der Dinge gebraucht, da sie andere Dinge ihrer Art in irgend einem Stücke übertreffen (6) Sehr häufig bezeichnet hoch eine größere Wichtigkeit, größeren Werth, größere Würde vor andern Dingen seiner Art, wofür in der edlern Schreibart oft erhaben gesetzt werden kann. Die höhere Schreibart, welche sich in ihren Ausdrücken und Bildern über die gewöhnliche und in engerem Sinne auch über die edle erhebt, indem in ihr auch Feierlichkeit herrscht (II, S. 746 f.) In diesem Wörterbucheintrag zeigen sich deutliche Parallelen zur Bedeutungsangabe zum Lemma hoch bei ADELUNG, der diese Stilebene in seinem Wörterbuch "höhere oder erhabene Schreibart" nennt (vgl. Kap.
2.2.1.1.).
Die verbale Charakteristik
"in der höhern Schreibart" ohne voraus-
gehende Kürzungszeichen begegnet ζ. B. bei: bezeichnen 1) Mit einem Zeichen versehen, zeichnen. Die Schafe bezeichnen. Ein Pferd, einen Hut usw. bezeichnen. Auch in der höhern Schreibart, durch ein Zeichen von andern unterscheiden. (I, S. 521) einher eigentlich, von einem Orte her, in einen Ort hinein, in welcher Bedeutung es aber veraltet ist. Man gebraucht es in der höhern Schreibart noch mit mehreren Aussagewörtern, wo es eine Bewegung überhaupt, aber eine feierliche, erhabene bezeichnet I ... I (I, S. 851)
113
ent, eine untrennbare Vorsetzsilbe, welche in Verbindung mit vielen Aussagewörtern und mit einigen wenigen andern Wörtern vorkömmt. Die meisten mit ent zusammengesetzten Aussagewörter werden vorzüglich in der höhern Schreibart gebraucht I ... I (I, S. 915) Kürzungszeichen und die verbale Charakteristik
"in der höhern
Schreibart" finden sich ζ. B. bei: Δ Das Antlitz eine Benennung des Angesichts, welche besonders in der höhern Schreibart üblich ist. (I, S. 190) Δ einherschiffen in der höhern Schreibart für schiffen. Wie die Flotte da prächtig einherschifft (I, S. 852) Δ empor in die Höhe. Dies Wort kömmt noch in einigen Ableitungen und in der höhern Schreibart in Zusammensetzungen mit vielen Aussagewörtern vor, anstatt der mit auf zusammengesetzten Aussagewörter. (I, S. 903) Die Schwinge 2) (2) Die starken Schwungfedern der Vögel besonders der Falken; dann A d e r ganze Flügel selbst, wofür es besonders von großen sich hoch schwingenden Vögeln und in der höhern Schreibart gebraucht wird. (IV, S. 353) Gelegentlich erhalten Lemmata oder eine bestimmte Bedeutung eines Lemmas neben dem Kürzungszeichen A die verbale Kennzeichnung ζ.
bzw.A
( z u A s. Kap. 2.3.2.)
"dichterisch", "bei/von den Dichtern",
B. :
Δ Die Adlerschwinge die Schwinge des Adlers; dann dichterisch, was schnell emporhebt, mit dem Nebenbegriff des Großen und Vorzüglichen. (I, S. 86) A Das Blütenmeer ein dichterisches Wort, eine mit blühenden Bäumen bedeckte Gegend zu bezeichnen. (I, S. 57B) Der Aberglaube 2 ) Δ Ein solcher unvernünftiger Glaube als eine Person vorgestellt, oder abergläubige Menschen als ein Ganzes betrachtet, bei den Dichtern. (I, S. 15) Δ Der Angelstern | ... | wird von den Dichtern für Polstern gebrau c h t T T T T T T T T , S. 144) Um Lexeme der höheren Schreibart zuzuordnen, finden sich im Wörterverzeichnis auch verbale Kennzeichnungen wie "erhabene Schreibart", "in der edlern Schreib- und Sprechart" oder "edleres Wort". Daß
114
mit "erhabener Schreibart" vor allem die dichterische
Verwen-
dungsweise (als Variante der Stilebene "höhere Schreibart") gemeint ist, geht aus dem Wörterbucheintrag zu erhaben im Wörterverzeichnis hervor: erhaben Uneigentlich, wo es immer erhaben lautet und geschrieben wird, andre ähnliche Dinge so weit übertreffend, daß Bewunderung und Ehrfurcht erweckt wird. Erhabene Gesinnungen, erhabene Denkart. Die erhabene Schreibart, welche Erhabenes auf eine Bewunderung und Ehrfurcht einflößende Art darstellet. Ein erhabenes Gedicht. Der Dichter verachtet das Gemeine und strebt nach dem Erhabenen. (I, S. 980) Der Wörterbucheintrag zu edel lautet: edel I .. . I 2) Den höchsten Grad sittlicher Größe in Gesinnungen und Handlungen besitzend, zeigend. Die edle Schreibart, in der eine strenge Auswahl der besten Wörter und Gedanken beobachtet wird; in Gegensatz der gemeinen und niedrigen. (I, S. 814) Wie bei ADELUNG entspricht auch CAMPEs Charakteristik
"edle
Schreibart" etwa der Stilschicht "gehoben" im WDG. Was CAMPE unter den Lemmata erhaben und edel anführt, stammt ebenfalls zum Teil wörtlich von ADELUNG, der allerdings die "edle" Schreibart als eine besondere Classe seines Modells apostrophiert
(vgl. Kap. 2.2.1.1.).
Beispiele für so charakterisierte Lemmata bei CAMPE sind: daher 1) Als Umstandswort. (1) Eine Bewegung von einem bestimmten Orte her zu bezeichnen. In der erhabenen Schreibart wird daher oft mit Aussagewörtern zusammengesetzt, wo es für einher oder das einfache her steht (I, S. 667) Haupt I ... I der oberste und vorzüglichste Theil des menschlichen und thierischen Körpers, in der edlern Schreib- und Sprechart; gemeinhin, der Kopf. (II, S. 564) Angesicht | . . . | das edlere Wort für das durch den gewöhnlichen Gebrauch gemeiner gewordene Gesicht. (I, S. 144)
115
(b) Um "niedrige Wörter" zu kennzeichnen, verwendet CAMPE neben den Kürzungszeichen X
und 36. auch die verbale Charakteristik
"in
der niedrigen Sprechart" bzw. "in niedriger Sprechart", wobei niedrig in dieser Gebrauchsweise im Wörterverzeichnis mit folgender Bedeutungsangabe
steht:
niedrig 3) In Ansehung der Würde, der Wirklichkeit, von geringer oder geringerer Würde Dann, dem geringen Grade der Würde, des Ansehens, der Achtung angemessen, darin gegründet. Ein niedriges Wort. Ein niedriger Ausdruck. Die niedrige Sprechart, Schreibart. Sich niedrig ausdrucken, niedrig sprechen, schreiben. I ... I (III, S. 506) Die verbale Charakteristik "in der niedrigen Sprechart" ohne Kürzungszeichen findet sich ζ. B. bei: Die Hode in der niedrigen Sprechart die Eier, die Klöße I ... I (II, S. 756) (Eier unter ΕΛ nicht markiert) 1. Das Luder Uneigentlich schimpft man in der niedrigsten Sprechart auch einen Menschen, der entweder ganz nichtswürdig und abscheulich ist, oder dem man seine höchste Verachtung bezeigen will, e.in Luder, einen Luderkerl etc.; und noch stärker Schindluder. Seltsam, daß dasselbe Wort, Luder, in der niedrigen Sprechart Obersachsens zu einer Schmeichelbenennung geworden ist |...| (III, S. 159) Die Bauermagd, Bauernmagd | .. . | Uneigentlich in niedriger Sprechart, oder wenn man mit großer Herabwürdigung spricht, eine bäuerische, ungesittete, unhöfliche weibliche Person. (I, S. 391) Kürzungszeichen und die verbale Charakteristik
"in der niedrigen
Sprechart" stehen ζ. B. bei den Lemmata: X
Das Bauervolk (I, S. 392)
in niedriger Sprechart für
Bauersleute.
X Das Eheweib in den niedrigen Sprecharten, eine verheiratete weibliche Person; (I, S. 819) X Die Ermade Uneigentlich und in der niedrigen Sprechart, ein Mensch, der viel und emsig in der Erde gräbt,, wühlt, sie bearbeitet. (I, S. 970) X Oer Freßsack 2) Uneigentlich und in der niedrigen Sprechart, ein gefräßiger Mensch. (II, S. 165) schmeißen | ... | II) |...| X Werfen, ebenfalls in den niedrigen Sprecharten (IV, S. 209)
lié % Das Bauermensch | . .. | in niedriger Sprechart und mit Verachtung, eine Bauermagd; dann eine grobe, unhöfliche und zugleich verächtliche Weibsperson. (I, S. 391) Der Dreck Uneigentlich, in den niedrigen Sprecharten und verächtlich, eine schlechte nichtswerthe Sache (I, S. 743)
(c) Obwohl CAMPE in der Vorrede zum ersten Band seines
Wörterbuches
erklärt, daß alles, "was pöbelhaft ist, folglich von gesitteten Menschen, weder gesprochen, noch geschrieben wird", von der Kodifizierung "ausgeschlossen sein" sollte (S. VIII), finden sich im Wörterverzeichnis neben den mit dem Kürzungszeichen
versehenen
niedrigen Wörtern, "die ans Pöbelhafte grenzen" (I, S. XXI) auch Lemmata, die ausdrücklich als "pöbelhaft" oder "in der Pöbelsprache" charakterisiert Die Bedeutungserläuterung
werden. zu pöbelhaft lautet: "dem Pöbel gemein,
dem Pöbel an Sitten und Denkart gleich, ähnlich" (III,
S.667);
zu Pöbelsprache : "die Sprache des Pöbels, eine pöbelhafte
Spra-
che" (III, S. Ó67). Und die hier in Frage kommende Angabe zu Pöbel ist : " I ... I Jetzt versteht man unter Pöbel nur den größten Theil eines Volkes oder einer Gemeinheit, von Seiten seiner Niedrigkeit, Rohheit und Ungebildetheit, und gebraucht es als einen verächtlichen Ausdruck
(III, S. 666).
Als "pöbelhaft" werden ζ. B. gekennzeichnet: 3É. Der Arsch S. für dieses pöbelhafte Wort die a n s t ä n d i g e m : der Hintere, das Gesäß, der Steiß; (I, S. 208) X Die Scheiße, o. Mz. 36 scheißen, v. intrs. u. trs. pöbelhafte Wörter, welche hier bloß als Hauptwörter für die Begriffe, die sie bezeichnen, nämlich Koth der Menschen und Thiere, und, diesen Koth von sich geben, angeführt werden. Eine Menge davon abgeleiteter und damit zusammengesetzter Wörter, die nur in der pöbelhaften Sprechart vorkommen, können hier keine Aufnahme finden. (IV, S. 103) X Der Scheißfalk | . . . | die pöbelhafte Benennung einer Art Patschfüße in den nördlichsten Gegenden, welche den Falken ähnlich sind I... I (IV, S. 103) 3Ê. Die Scheißbeere | . .. | in der niedrigen und pöbelhaften Sprechart ein Name verschiedener Beeren und der Stauden und Sträuche, welche sie tragen (IV, S. 103)
117
Eigenartigerweise werden Lemmata wie ScheiBkraut,
Scheißrübe,
Schiß nicht ausdrücklich als "pöbelhaft" charakterisiert, sondern nur mit dem Kürzungszeichen "36. versehen. Das Aas | . . . | 3) | ... | in der Pöbelsprache jede Person, besonders weiblichen Geschlechts, der man die höchste Verachtung bezeigen und die man mit einer niedrigen Benennung belegen will. (I, S. 2)
(d) Relativ häufig wird die Kennzeichnung
"im gemeinen Leben" ge-
braucht. Im Wörterverzeichnis führt CAMPE Das gemeine Leben als Beispiel für die Verwendung von gemein an. Der
Wörterbucheintrag
hierzu lautet: gemein 2) Den größten, zahlreichsten Theil unter den Dingen Einer Art ausmachend, oft mit dem Nebenbegriffe des Gewöhnlichen und Niedrigen. Die gemeinen Leute, der gemeine Mann, der gemeine Haufe, der gemeine Pöbel, das gemeine Volk: der zahlreichste Theil der bürgerlichen Gesellschaft. Das gemeine Leben, das gewöhnliche Leben, wie es die meisten Menschen führen, die gewöhnlichsten Umstände und Verhältnisse desselben. Die gemeine Sprechart, die Sprechart des gemeinen oder großen Haufens. Ein gemeiner Ausdruck, ein gewöhnlicher und bekannter. I...I (II, S. 299) Dieser Teil des Wörterbuchartikels zeigt, wie sehr sich CAMPE an die von ADELUNG gegebene Bedeutungserläuterung zum Lemma gemein anlehnt (vgl. Kap. 2.2.1.1.). Auch bei CAMPE läßt sich aus der Bedeutungserläuterung
"Den größten, zahlreichsten Theil unter den
Dingen Einer Art ausmachend" und dem Kommentar "oft mit dem Nebenbegriffe des Gewöhnlichen und Niedrigen" zu gemein 2) und der Bedeutungserläuterung
"das gewöhnliche Leben, wie es die meisten
Menschen führen, die gewöhnlichsten Umstände und Verhältnisse desselben" für Das gemeine Leben ableiten: Lemmata, bestimmte Bedeutungen oder Redensarten, die als "im gemeinen Leben" charakterisiert werden, sind solche, die im alltäglichen
Sprach-
gebrauch vorkommen und allgemein üblich sind. ADELUNG hat sie in seinem Modell vor allem der Classe "Sprechart des gemeinen Lebens und vertraulichen Umganges" zugeordnet (vgl. Kap. 2.2.1.1.).
118
Lemmabeispiele: abfahren II) 2) Abwärts fahren. Uneigentlich sagt man im gemeinen Leben, ich werde kurz mit ihm abfahren, für, ich werde ihn kurz abfertigen. (I, S. 16) Der Baum Uneigentlich, im gemeinen Leben, Alles, was einem Baumstamme ähnlich oder von einem Baume verfertiget ist. Daher der Hebebaum, Heubaum, Leiterbaum, Schlagbaum (I, S. 394) Die Brunst 2) Eine heftige Leidenschaft, vorzüglich der Liebe I ... I Häufig wird es im gemeinen Leben von dem Begattungstriebe der Thiere gebraucht, wofür die Jäger Brunft sagen. (I, S. 633) Die Butter | . .. | Uneigentliche Redensarten des gemeinen Lebens sind. Er bestehet wie Butter an der Sonne, er bestehet schlecht, stehet beschämt da, und weiß nichts vorzubringen. Er läßt sich die Butter nicht vom Brote nehmen, er läßt nicht mit sich machen, was Andere wollen (I, S. 659) duften I . . . I Im gemeinen Leben sagt man auch, die Wände duften, wenn sie schwitzen und mit einer Feuchtigkeit überzogen werden. I ... I (I, S. 761) dumm I... I Im gemeinen Leben benennt man einen dummen Menschen auf mancherlei Art, als: einen dummen Teufel, eine dumme Gans, eine dumme Pute, eine dumme Kuh etc. (I, S. 762) Die Eule | . . . | Im gemeinen Leben nennt man die Eule auch Leichhuhn, weil man ihr Geschrei für eine Todesanzeige hält. (I, S. 1022) fressen Von Menschen gebraucht, bezeichnet es ein unmäßiges oder unanständiges Essen, von welchem man mit Mißbilligung spricht; im gemeinen Leben. (II, S. 165) hart I . . . I 4) Zuweilen, besonders im gemeinen Leben dient hart auch, einen hohen Grad innerer Stärke auszudrucken. Ein harter Streit, ein heftiger. (II, S. 551) Die Charakteristik
"im gemeinen Leben" erscheint aber auch bei
Lemmata, denen das Kürzungszeichen X
vorgesetzt ist und die da-
durch als "niedrige Wörter" bewertet sind, ζ. B.: "X Der Bauernpfeffer im gemeinen Leben, die schlechteste Art Pfeffer von grauer Farbe. (I, S. 392) X Der Dragoner | ... | 1) |.. . | Uneigentlich und im gemeinen Leben nennt man ein Mädchen einen Dragoner, wenn es wild ist, auch wol, wenn.es groß und plump ist. (I, S. 740) X/ Das Efloch im gemeinen Leben, die beiden auf der Decke der Geigen (I, S. 815)
Einschnitte
119
X Der Eheliebste |.., die Eheliebste | für Ehemann, Ehefrau; ... I CI, S. 819)
im gemeinen Leben
t X Die Gurre I. ,.| im gemeinen Leben, eine Stute von geringer, schlechter Art, und überhaupt ein schlechtes Pferd (II, S. 481)
In diesem Zusammenhang ist weiterhin zu vermerken, daß auch die verbalen Charakteristiken
CAMPE
"in gemeiner Sprechart" und
"ein gemeiner Ausdruck" verwendet, wobei - wie aus dem angeführten Wörterbucheintrag zu gemein ersichtlich - die gemeine Sprechart als die "Sprechart des gemeinen oder großen Haufens" und ein gemeiner Ausdruck als "ein gewöhnlicher und bekannter"
Ausdruck
verstanden wird, ζ. B.: abfahren II) 1) Sich auf einem Fuhrwerke oder Fahrzeuge von einem Orte entfernen. In der gemeinen Sprechart auch wol in weiterer Bedeutung für, aufbrechen. (I, S. 16) Der Bauernscherz, Bauerscherz ein grober unhöflicher in gemeiner Sprechart, ein Bauernspaß. (I, S. 392)
Scherz;
Die Wampe 2) Die weiche Seite am untern Theile des Schmerbauches. I Dann, der Schmerbauch oder Unterleib selbst; als ein gemeiner und Verachtung bezeichnender Ausdruck. Sich die Wampe füllen. | . . . | (V, S. 564)
(e) Zur "Würdigung der Wörter" benutzt CAMPE auch die verbale Charakteristik "in anständiger Sprechart", wobei in diesem Zusammenhang die Bedeutungserläuterung
"anstehend, wohl anstehend,
schicklich, angemessen" für anständig 1) (I, S. 183) zutrifft, ζ.
B. :
Der Bauch Besonders bei Thieren, derjenige Theil des Leibes I I, der die meisten Eingeweide, besonders die Gedärme enthält; in anständiger Sprechart, der Unterleib, in gemeiner, der Wanst, die Wampe. | ... | (I, S. 387) Die Ehegattinn | ... | in der anständigen Sprechart und wenn man mit Achtung spricht für Ehefrau. (I, S. 817) speisen, v. I) intrs. Speise zu sich nehmen, in der anständigen Sprechart, gemeinhin essen, welches außerdem noch das allgemeinere Wort ist. (IV, S. 509)
120
(f) Im Zusammenhang mit den angeführten verbalen ken ist folgendes
Charakteristi-
bemerkenswert:
(i) Während CAMPE durch seine Kürzungszeichen die "höhere" und "niedrigere Schreibart" unterscheidet und diese beiden Stilebenen in der Vorrede zu seinem Wörterbuch auch so bezeichnet (vgl. I, S. V und XXI), verwendet er bei verbaler Charakterisierung Lexemen die Kennzeichnung "in der höhern aber "in niedriger
von
Schreibart" ,
S p r e c h a r t " . Hier zeigt sich die Parallele
zu ADELUNGS Schema der "fünf Classen" zur Kennzeichnung der "Würde der Wörter", in dem ebenfalls die "höhere oder erhabene Schreibart"
und die "niedrige
Sprechart"
unterschie-
den werden. Ähnlich wie ADELUNG erklärt CAMPE im Wörterverzeichnis Sprechart : "die Art und Weise zu sprechen, besonders in Hinsicht auf die Würde der gebrauchten Wörter. Die gemeine, niedrige, anständige Sprechart" (IV, S. 546). (ii) Verbale Charakterisierungen erscheinen vor allem bei den innerhalb des Wörterbuchartikels angeführten
Synonymen.
2.3.1.2.Kennzeichnung spezifischer Gebrauchsweisen von Lexemen Wie in ADELUNGS, so findet sich auch in CAMPEs Wörterbuch eine Anzahl von Markierungsprädikaten, die den kodifizierten
Wort-
schatz neben der Zuordnung zu den Stilebenen zusätzlich
bewerten
und die etwa den "Stilfärbungen" bzw. "Gebrauchsangaben" der heutigen Lexikographie entsprechen. Diese Prädikate werden aber auch in CAMPEs Wörterbucheinleitung nicht systematisch eingeführt, sondern nur zum Teil im Zusammenhang mit dem Hinweis auf den "Kunstgriff", Kürzungszeichen zu verwenden, erwähnt. So soll auch die "Brauchbarkeit" der Wörter "für die ernste oder scherzende Schreibart" durch Zeichen angedeutet werden (Vorrede, I, S. V), und mit dem Kürzungszeichen X versehen, die u. a. "in der g e r i n g e m
werden "niedrige" Wörter (scherzenden,
launigen) Schreibart" brauchbar sind (I, S. XXI).
spottenden,
121
Campe gebraucht ζ. Β. folgende hier zu nennende
Markierungs-
prädikate, die meist mit Kürzungszeichen bzw. Stilebenen kombiniert werden: (a) "in Scherz","im gemeinen / niedrigen Scherz",
"scherzhafte
Schreibart" , ζ. Β. : X Das Bratenkleid in Scherz, ein Festkleid, welches an festlichen Tagen [". . . | angezogen wird. (I, S. 605) © X dickgläubig in Scherz, so viel als übergläubig orthodox). C. |V..| (I, S. 713) ( Z u ® s . Kap. 2.3.2.) X Der Gänsewein (II, S . ~ 2 ñ l
(hyper-
in Scherz, eine Benennung des Wassers.
X Ger Dudelsack 2) Zuweilen dient es im gemeinen Scherze, einen Menschen, der gern dudelt zu bezeichnen; dann auch, einen dicken aufgeblasenen Menschen. (I, S. 761) X Der Ehekrüppel im gemeinen Scherz, ein alter gebrechlicher, unfähiger Ehemann; dann überhaupt, ein jeder Ehemann. (I, S. 81B) X Die Freßglocke der Glockenschlag, der die Zeit zu essen ankündiget; in der niedrigen Sprechart oder im gemeinen Scherz. (II, S. 165) abklopfen 2) ihn derb prügeln.
Im niedrigen Scherz, einen abklopfen, (I, S. 29)
•j" derlei | .. . | Ist in guten Schriften nur noch für die scherzhafte Schreibart brauchbar. (I, S. 707) (b) "spöttisch", "im spöttischen Sinne", ζ. B.: ^ Die oder der Beihaspel | . . . | in manchen Gegenden spöttisch und niedrig, ein solches uneheliches Kind, das von einem Ehemanne außer der Ehe erzeugt ist. (I, S. 432) (Zu | s. Kap. 2.3.3.) Die Atzel (I, S. 216)
3) Eine spöttische Benennung der Perücke.
auftakeln Uneigentlich, Ι - X aufputzen, im verächtlichen und spöttischen Sinne. (I, S. 269) (c) "verächtlich", "im verächtlichen Sinne", "in verächtlicher Bedeutung" u . ä . , ζ. Β. : X abfiedeln 1) Auf der Fiedel abspielen, überhaupt verächtlich"j auf der Geige schlecht vortragen. (I, S. 18)
122
abkratzen
| .. . | 2) X
Verächtlich für abgeigen.
| . .. | (I, S. 31)
X Die Alleinseligmacherei verächtlich für das ausschließliche Seligmachen. | . . . | C i , S. 98) X . Die Bauernschinderei die ungerechte Bedrückung der Bauern; stark und verächtlich. (I, S. 392) ·{· X beschmaddern | . .. | beschmuzen, besudeln. Uneiaentlich und verächtlich, schlecht schreiben, voll schreiben. (I, S. 483) abfahren III) 2) Im verächtlichen Sinne für sterben. lich ist er abgefahren. (I, S. 16)
X
End-
X . abgeigen auf der Geige vortragen, doch meist nur in verächtlichem Sinne. (I, S. 21) X Der Aufschneider |. . . | 1) Eine Person |. . . | , die Alles, wovon sie spricht, übertreibt und unwahrscheinlich vergrößert; im verächtlichen Sinne. (I, S. 257) X Die Dichterei 1) Die Handlung des Dichtens, die Verfertigung eines Gedichtes, die Dichtkunst. In dieser Bedeutung wird es nur noch im verächtlichen Sinne gebraucht wie Reimerei, Verselei. 2) Ein Gedicht, ebenfalls im verächtlichen Sinne. (I, S. 711) Der Dichterling ein Dichter, in verächtlicher Bedeutung, der ohne Anlagen zum Dichten dichtet, und schlecht dichtet (Poetaster). I . . . I (I, S. 711) Der Wanst der Schmerbauch an den Thieren. wie auch, aber in verächtlichem Verstände, an dem Menschen. (V, S. 571) X Der Bauerbengel in gemeiner und verächtlicher Sprechart, ein junger Bauer; dann so viel als Bauerlümmel. |.·.| (I, S. 390) (d) "Scheltwort" Unter Scheltworten versteht CAMPE "Worte, Ausdrücke, womit man einen schilt, in welche man bei einem hohen Grade des Unwillens ausbricht" (s. unter dem Lemma Scheltwort, IV, S. 109), ζ. B.:
Der Dummkopf bezeichnen
ein Scheltwort, einen dummen Menschen zu (I, S. 762)
123
2.3.2. Angaben zu temporär begrenztem
Gebrauch
CAMPE verwendet diachronische Markierungen, um veraltetes Wortgut und Neologismen zu kennzeichnen. (1) Veralteter
Wortschatz
In der Vorrede zum ersten Band weist CAMPE darauf hin, daß in seinem Wörterbuch "zweierlei Arten" von veralteten Wörtern unterschieden werden: "1. veraltete, aber von guten Schriftstellern entweder schon erneuerte, oder doch der Erneuerung würdige Wörter; 2. veraltete Wörter, die entweder irgend einer fehlerhaften
Eigenschaft
wegen, oder weil sie schon zu sehr in Vergessenheit gerathen,
folg-
lich unverständlich geworden sind, der Erneuerung nicht mehr fähig zu sein scheinen, dennoch aber, ihrer noch lebenden Kinder, Kindeskinder oder Urenkel wegen, damit von diesen nachgewiesen werden könne, woher sie stammen, in dem Wörterbuche aufbewahrt werden müssen von
(S. XI/XII).
Entsprechend verwendet er zwei Arten
Kürzungszeichen:
(a) "* veraltete Wörter, die aber entweder von guten
Schriftstel-
lern schon wieder erneuert worden sind, oder doch die Erneuerung zu verdienen scheinen, ζ. B.
Hüne
für Riese.
(I, S. XX). Kurzform: "* Alte aber brauchbare und zum Theil auch von Neuern gebrauchte Wörter." Lemmabeispiele : * Der Aar die alte Benennung aller großen Raubvögel, besonders aber des Adlers, die noch bei den Dichtern vorkömmt.
I . . . I ( I , s. 2)
Da das Lexem bereits durch das Zeichen charakterisiert ist, ist eigentlich die zusätzliche verbale Charakterisierung
"alte Benen-
nung" überflüssig. * abdauen
| ... | gehörig dauen, verdauen.
| . . . | (I, S. 9)
* Der Abgesang etwas, das abgesungen wird, ein, wie es scheint, für Collecte in den Kirchen passendes Wort. (I, S. 22) * ablang
länglich. (I, S. 32)
124
* achsen
| . . . | mit Achsen versehen.
* Das Adelthum I ... I CI, S. 84)
|... | (I, S. 77)
der Stand und die Vorrechte der
Adeligen.
* Die Afterrede | .. . | die böse Nachrede hinter eines Andern Rücken. (I, S. 90) * Das Allgericht | . . . | für jüngstes Gericht, wo über Alle gerichtet wird. | ... | (I, S. 103) * Der Behüter
| . .. | der behütet, beschützt.
* Die Darbung
| . . . | der Zustand des Darbens.
* eingewinnen eingewinnen.
| ... | (I, S. 427) (I, S. 681)
Ι···Ι so viel als gewinnen und einnehmen. Eine Stadt (I, S. 848)
* Der Erzgräber
der nach Erz gräbt.
(I, S. 1013)
* Die Geduldschule eine Schule der Geduld, ein Zustand, in welchem man sich in der Geduld üben kann. (II, S. 252) * geisten |., braucht wurde
Wort, welches ehemahls für wehen und blasen ge, . . I (II, S. 279)
(b) "** veraltete Wörter, die der Erneuerung nicht mehr fähig zu sein scheinen, die aber dennoch aus irgend einer Ursache hier nicht fehlen durften; ζ. B. weil es noch in bold
und
bold
Trunkenbold,
Schmückebold
für kühn, muthig, geneigt, Raufbold,
Reim-
(für Elegant) lebt."
(I, S. XX). Kurzform : "** Veraltete Wörter." Lemmabeispiele : abbannen
1) ** Ehedem so viel als abfinden.
(I, S. 4)
abbiegen I) trs. durch Biegen entfernen und absondern. \... I ** Uneigentlich, für ablenken. (I, S. 5) Der Abfall 1) Das Fallen von einer Höhe wo dieses Fallen geschieht, besonders vom Wasser.
2) ** Der Ort, , .. I (I, S. 16)
*» Das Allod | . . . | ein ganz eigenes vererbliches Gut gut), in Gegensatz von Lehngut (I, S. 104) ** auffretzen 1) Für auffressen ziehen. |. . . | (I, S. 229)
(Allodial-
2) Für auffüttern, auf-
125
aufnehmen
II) **
zunehmen, wachsen.
(I, S. 245)
Der Bescheid 1) ** Ein bescheidener, für jemand abgesonderter, bestimmter Theil, eine meist veralterte Bedeutung. An einigen Orten bedeutet Bescheid und Abhandlung noch so viel, als der einer weiblichen Person von einem Leben oder einer Erbschaft gehörige Theil. I ... I 6) ** Ehemals bedeutete es noch Abrede; Vernunft, Überlegung; Bescheidenheit; Befehl. (I, S. 478 f.) ** bold, ein veraltetes Wort, das nur noch in einigen Zusammensetzungen vorkömmt, und welches kühn, mächtig, bedeutete. Damit zusammengesetzte Wörter sind Trunkenbold, Raufbold, Schlagebold und Schmückebold, welche noch mit Saufbold, Jagebold, Minnebold etc. vermehrt werden können und vermehrt worden sind. (I, S. 592) ** Das Burgding im m i t t l e m Zeitalter, das Gericht, welches ein Burgbesitzer in seinem Burgbanne hielt (I, S. 651) danken 3) ** Belohnen, vergelten. In dieser Bedeutung kömmt es noch zuweilen bei den niedern Sprecharten vor. Dank' dir's Gott, Gott vergelte es dir. 4) ** In der Bibel, Gott danken, ihn loben, preisen. (I, S. 677) ** Der Dreimann einer von drei Männern, welche die Herrschaft unter sich getheilt haben (Triumvir). (I, S. 749) ** entblecken, v. trs. entblößen. (I, S. 917) *• Gwelf , altdeutsch für Wolf. (II,S. 487) Das Handmahl 2) ** Ein Handgelöbniß, ein Handschlag, wie auch Eheverlöbniß. 3) ** Das körperliche Zeichen eines Besitzes, von der veralteten Bedeutung des Wortes Hand, in welcher es auch einen Besitz bezeichnete. 4) ** Ein Gericht, dessen Richter und Schoppen mit aufgehobener Hand erst schwören mußten; dann auch diese Eidesleistung selbst. (II, S. 537) 2. ** Der Scheich ** Der Verwesbrief (V, S. 4ÏÏT5
ein Zuchtstier.
(IV, S. 105)
der Gewaltbrief,
Machtbrief.
Eintragungen beispielsweise zu Bescheid 1) oder zu danken 3) zeigen, daß in den Wörterbuchartikeln darauf hingewiesen wird, in welchen Sprecharten oder regionalen Bereichen das als veraltet gekennzeichnete Lexem "noch" üblich ist. (2) Neologismen Was den anderen Pol der zeitlichen Markierung, nämlich die Kennzeichnung der Neologie betrifft, so macht CAMPE in der Vorrede seines Wörterbuches zunächst auf die Problematik der Auswahl von
126
Neologismen aufmerksam: "In Ansehung der seit 30 - 40 Jahren, besonders in den letztverflossenen beiden Jahrzehenden,
entstan-
denen neuen und funkelneuen Wörter, war die Aufgabe: wie wir uns dagegen zu verhalten hätten? schon etwas schwerer zu lösen. Sie alle ohne Auswahl aufzunehmen, würde uns den verdienten Vorwurf einer gar zu großen Willfährigkeit zugezogen haben; sie alle auszuschließen, würde ohne Ungerechtigkeit gegen manche ihrer Urheber und ohne strafbare Beengung der durch jene Wörter merklich ausgedehnten Sprache, auch nicht haben geschehen können. Die Schwierigkeit wuchs durch den mißlichen Umstand, daß ich selbst das Glück oder Unglück gehabt hatte, eine erkleckliche Zahl neuer Wörter zu bilden, die, wenn gleich bei weiten nicht alle, doch zum Theil, von Sprachforschern gebilliget und von guten Schriftstellern in Umlauf gesetzt waren." (I, S. XII). schließlich nach "reifer Ueberlegung
CAMPE setzt
| . . . | folgende
unparteiische
Regeln" fest, nach denen die Auswahl für die Aufnahme der "neue[n] Wörter" getroffen wird (I, S. XII): "1. alle dergleichen Wörter werden aufgenommen, wenn sie in Werken geschätzter Schriftsteller, besonders in solchen vorkommen, welche Dauer versprechen und deren Ruf bis ins Ausland gedrungen ist, sei es, daß jene Schriftsteller selbst gebildet oder nur aufgenommen
dergleichen Wörter
hatten.
2. Selbst fehlerhaft gebildeten neuen Wörtern, die in Schriften vorkommen, wie ζ. B. dem saft
Bürgerschen
solchen Fünftel-
für Quintessenz, darf ein Platz im Wörterbuche nicht ver-
sagt werden,nur
daß ihnen, außer dem Zeichen der Neuheit, auch
das der Mißbilligung beigefügt werden muß." Im Anschluß an diese "Regeln" weist CAMPE nachdrücklich auf den Hauptzweck eines Wörterbuches hin: Es soll "das Lesen und Verstehen guter Schriften, wie den Sprachgenossen, so vornehmlich auch den Ausländern erleichtern." Was in Schriften "Neues oder Ungewöhnliches vorkömmt, darüber muß auch in dem Wörterbuche I...I Auskunft gegeben werden" (I, S. XII). Und er fügt hinzu, daß auch "von Schriftstellern der untern Klassen herrührende neue Wörter" aufgenommen werden müssen, "wenn sie die Prüfung aushalten
| ... | 5 wenn sie aber unrichtig und schlecht
werden, ihrem eigenen Schicksale und dem Schicksale
befunden
derjenigen
127
Werke überlassen bleiben, worin sie vorkommen" (I, S. XIII). Nach den in der Vorrede dargelegten "Regeln" und den eingeführten "Kürzungszeichen" lassen sich in CAMPEs Wörterbuch fünf Gruppen lexikalischer Innovationen unterscheiden, die durch entsprechende Markierungen ausgezeichnet sind: (a) " O
Neugebildete Wörter, welche theils von guten Schrift-
stellern bereits angenommen und gebraucht, theils von achtungswürdigen Sprachforschern geprüft und gebilliget worden sind, mit Ausschluß der Campe'schen neuen Wörter, als welche, zu noch größerer Warnung, ein besonderes Abzeichen erhalten I... Ι" (I, S. XXI). Kurzform: "O
Neugebildete
Wörter."
Lemmabeispiele : O
Der Abbittebrief
I...I
(I,
s.
6)
O Die Abendtafel I-..I (I, S. 13) Q
abenteuervoll
ein Brief in welchem man etwas abbittet. die Abendmahlzeit der Großen, reich an Abenteuern.
(Souper).
(I, S. 14)
O Die Afterwissenschaft ein Gemisch von Sätzen und Lehren, welches eine Wissenschaft sein soll und doch keine ist. (I, S. 91) O Das Barbarthum (I, S. 38ÏÏ1
|...| die Rohheit, Ungeduldetheit.
|...|
..| der Bäume beraubt, von Bäumen entblößt, ohne O baumlos Bäume. I . . , (I, S. 396) O Der Dankjubel schrei ΠΤ7ΓΤΤ,
jubelnder Dank, oder dankendes JubelgeS. 678)
O Das Drachenauge eigentlich, das Auge eines Drachen; . dann, ein häßliches, schreckliches Auge. (I, S. 740) O Das Eingewebe etwas in einen andern Eingewebtes. Uneigentlich, eine eingewebte Erzählung, Handlung etc. (Episode). I...I (I, S. 848) Q entballen, v. trs. was im Ballen gepackt war, aus einander nehmen, aus einander packen. | . .. |, (I, S. 916) O
Der Ergetzer
der Andere ergetzt.
(I, S. 978)
128
O geisterbleich dener oder Todter.
bleich wie ein Geist,wie ein Abgeschie(II, S. 279)
O lückenhaft | .. in Zusammenhange,
Lücken habend, mangelhaft, unvollständig, nicht ... I (III, S. 159)
(b) Neugebildete Wörter, "die von Campe herrühren" "In Betreff" seiner "eigenen Wörter" bemerkt CAMPE u. a. in der Vorrede, daß er, "so sehr und so lange auch" sein "Zartgefühl sich dagegen sträubte, endlich zugeben" muGte, daG auch diejenigen seiner "eigenen Wörter, welche die neueste und strengste Prüfung ausgehalten haben" in das Wörterbuch übergingen. "Um aber Jeden zu warnen, diese Wörter nicht auf Treue und Glauben und ohne eigene Prüfung anzunehmen, sorgte ich dafür, daG ihnen allen, außer dem Zeichen der Neuheit, auch noch ein besonderes
Zeichen
der Warnung vorgesetzt und der Anfangsbuchstabe meines Namens C. nachgesetzt wurde".
(I, S. XIII).
Die von CAMPE "neugebildeten Wörter" erhalten das Kürzungszeichen ©
und werden wie die anderen Neologismen - wenn erforderlich -
zusätzlich mit den Kürzungszeichen versehen, die die Zuordnung zu den oben angeführten Stilebenen In einer Anmerkung zu
anzeigen.
den Kürzungszeichen weist CAMPE darauf hin,
daß die "Zeichen der Neuheit ( O
und ©
) nur vor solchen neuen
Wörtern, die wirklich neugebildet sind, besonders vor denen stehen, die fremde, häufig dafür gebrauchte Wörter ersetzen sollen; daG aber die vielen tausend mit durch,
ein,
ent,
wie auch die meisten mit Bau,
Bauer,
Baum,
ab,
er,
an,
fort,
Acker, Berg,
auf,
aus,
be,
ge,
her,
hin
after,
all,
Amt,
Blut
u.s.w.
u.s.w. Arm,
zusammengesetz-
ten und zu dem Adelungschen Vorrathe hinzugekommenen Wörter diese Zeichen nicht bekommen haben, weil sie schon immer in unserm Sprachschatze dalagen
(I, S. XXI).
Bei den von CAMPE gebildeten Wörtern lassen sich unterscheiden: (i) " ®
Neue Wörter, von zweifelhaftem, noch nicht
ausgemachtem
Werthe. Diese Zeichen erhalten ohne Ausnahme alle diejenigen Campe'sehen Wörter, die man in das Wörterbuch aufnehmen zu müssen glaubte, weil sie schon in gelesenen Schriften vorkommen; z. B.
Lehrgang
consequent" (I, S. XXI).
für Cursus;
folgerecht
für
129
Kurzform : ©
"von
Campe
gebildete
Wörter".
Lemmabeispiele : © Die Abeceordnung |...| die Ordnung, Folge nach dem Abece, (alphabetische Ordnung). C. (I, S. 10) abfachen | . . . | © Begriffe abfachen (classificieren). CI, S. 15) (Der Anfangsbuchstabe C. wurde hier nicht "nachgesetzt".) © Der Ablenkungsangriff ein Angriff, welcher von einer entgegengesetzten Seite geschieht, um den Feind von irgend einem Vorhaben abzulenken (Diversion). C. (I, S. 35) © Die Bedarftasche 1) So viel als Bedarfbeutel I... I c. I ... I (I, S. 404)
(Budget).
© Die Bekenntnißfeier das Abendmahl, die Feier des Bekenntnisses, daß man ein Krist sei, sich zur Kristengesellschaft rechne; einer der Feiergebräuche in der kristlichen Kirche (Communion). C. (I, S. 443) © Der Darreichungsteller ein Teller, etwas auf demselben darzureichen, anzubieten (Präsentirteller). C. (I, S. 683) © Der Denklehrer | . .. | der die Regeln des Denkens kennt und anwendet, der die Denklehre versteht, inne hat, dieselbe vorträgt, abfaßt (Logiker). C. (I, S. 703) ® ecksäulicht die Gestalt einer Ecksäule habend (prismatisch). C. (I, S. 813) © Der Ernennungsbrief ein Brief, eine Urkunde, durch welche oder in welcher einer zu einem Amte etc. ernannt wird (Diplom). I ... I C. I ... I (I, S. 992) ® folgerecht was richtig gefolgert ist, als Folge richtig aus etwas Vorhegehendem hervorgehet, was mit den angenommenen Grundsätzen übereinkömmt (consequent); C. I ... I (II, S. 127) © geheimsinnig einen geheimen Sinn habend, was nur für in das Geheimniß Eingeweihte verständlich ist (mystisch).|... | C. (II, S. 269) ©Das
Prachtthor ein mit Pracht aufgeführtes Auch © die Prachtpforte. C. (III, S. 682)
Thor.
130
(ii) © Δ
Wörter der höheren, besonders dichterischen
art, "wenn sie von seite
f. Façade,
Campe
herrühren; ζ. B.
Prachtthor
f.
Schreib-
Antlitz-
Portal" (I, S. XXI).
Lemmabeispiele : © A allzermalmend was Alles zermalmet, Alles zu Boden wirft und zerdrückt, zerstört. C. (I, S. 107) Das © A Donnergekrach Das Krachen des Donners; dann, ein jedes fürchterliches Gekrach. "So lange ich lebe, erinnere ich mich nicht, ein solches Donnergekrach gehört zu haben." C. (I, S. 728)
Das folgende Lemmabeispiel zeigt den mangelnden Ausgleich zwischen Wörterbucheinleitung und Wörterverzeichnis.
Während
Antlitzseite in der Vorrede als Beispiel für ein Lexem angeführt wird, das die differenzierenden Zeichen © Δ
erhält
(= Neologismus, der von Campe herrührt und zur höheren Schreibart gehört), wird dieses Stichwort im Wörterverzeichnis mit dem Kürzungszeichen © "in der höhern Schreibart"
und der verbalen
Charakteristik
versehen:
© Die Antlitzseite in der höhern Schreibart, die vordere Seite eines Prachtgebäudes. "Die Antlitzseite des alten Louvre." C. Façade. (I, S. 190) (iii)
©DC
Neue Wörter für die unteren Schreibarten, "die von
Campe
herrühren; z. B.
Teufelsanwalt
Stelldichein
für Rendevous.
für Advocatus diaboli" (I, S. XXI).
Lemmabeispiele : Der Abhandler der etwas abhandelt, der über jede auch geringe Sache gern viel spricht, gleichsam eine Abhandlung darüber hält (Dissertateur). C. (I, S. 25) © X Der Allmacher einer der Alles bei einem, oder in einem Hause macht, Alles besorgt; auch Allthuer (das Factotum). |...| C. (I, S. 104) © CL Der Bücklingmacher der überflüssige, unnöthige Bücklinge oder Höflichkeitsbezeigungen macht (Complimentarius). I... I C. (I, S. 644) © X Der Dausmann im gemeinen Leben und in Scherz, ein von Andern angesehener Mann (Matador). C. (I, S. 690)
131 ® X Das E b e n d a s e i n der Z u s t a n d , da e t w a s eben da ist, was ein A n d e r e s ist, da es e i n e m A n d e r n völlig gleich ist, oder auch, da etwas zu allen Zeiten eins und d a s s e l b e ist und bleibt ( I d e n t i t ä t ) . C. (I, S. 811) © X e n t v a t e r l a n d e n , v. trs. des V a t e r l a n d e s berauben, aus dem V a t e r l a n d e v e r t r e i b e n ( e x p a t r i i e r e n ) . C. Das Entvaterlanden. Die E n t v a t e r l a n d u n g . (I, S. 946) © X , Das S t e l l - d i c h - e i n | . . . | eine h e i m l i c h e Z u s a m m e n k u n f t , b e s o n d e r s z w i s c h e n Liebenden, zu w e l c h e r sie sich bestellt haben ( R e n d e z - v o u s ) . C. (IV, S. 630)
(c) Δ Wörter der h ö h e r e n , b e s o n d e r s d i c h t e r i s c h e n "wenn sie z u g l e i c h neu sind; ζ. B. menschaft. Τ i e d g e "
Voß.
G l u t g e l o d e r
(I, S.
Schreibart,
Abstamm
für
Nachkom-
für a u f l o d e r n d e
Glut.
XXI).
Kurzfassung : A
" n e u g e b i l d e t e W ö r t e r " der h ö h e r e n
Schreibart.
Lemmabeispiele : A Der Abstamm seinen U r s p r u n g .
ein Stamm, G e s c h l e c h t , (I, S. 60)
A adlerschnell (I, S. 86) A
Die A f t e r z e i t
A
ahnungsvoll
in R ü c k s i c h t auf
s c h n e l l wie ein Adler, sehr Folgezeit,
Zukunft.
schnell. (I, S. 91)
voll, reich an A h n u n g e n .
(I, S. 94)
A Die B a r b a r e n n a c h t die Nacht d. h. die F i n s t e r n i ß der Barbarei, der U n w i s s e n h e i t und R o h h e i t . (I, S. 380) A Das B a u m t h a l (I, S. 39ΪΓΓ
...
A Das B l u m e n g e w a n d (I, S. 573) A blutbefleckt sich h a b e n d . |T..| A blütenweiß wie Blüten w e i ß . A dichtlaubig (I, S. 712)
ein mit Bäumen b e w a c h s e n e s
Thal.
ein mit B l u m e n g e z i e r t e s
...
Gewand.
mit Blute b e f l e c k t , eine Blutschuld (I, S. 576)
von Blüten weiß, voller (I, S. 578)
Blüten
dicht b e l a u b t , mit Laub dicht
auf auch,
bedeckt.
132
A Der Dufthauch I ... I (I, S. 761) A
Der Ehrenglanz
A Der Eispol Nordpol.
ein duftender Hauch, ein gehauchter Duft. | ... | der Glanz äußerer Ehre.
| . .. | (I, S. 821)
der vom Eismeer umgebene Pol, besonders der (I, S. 895)
A emporeilen I... I CI, S. 904)
in die Höhe eilen, sich schnell erheben.
A Das Gedünst hat, Dunst, Dampf.
was ausgedünstet ist, sich als Dunst erhoben ... I (II, S. 252)
(d) " O X
Neue Wörter für die untern (scherzenden,
launigen) Schreibarten, ζ. B. bengel
für Incroyable.
Lichtenberg
Geldschaffer
spottenden, 's
Zier-
für Financier.
Gutsmuths" (I, S. XXI). Lemmabeispiele : O X Der Abendmahlsgänger heil. Abendmahl geht. (I, S. 12) O X
aberwitzeln
(Communicant), einer der zum
|...| etwas aberwitzig sein
(I, S. 15)
0 X Das Adamskind | . . . | ein Mensch; besonders sofern er ein schwaches sinnliches Wesen ist, das leicht fehlen kann (I, S. 83)
O XPer
andrer 0 X
Affenbruder der Bruder eines Affen, d. Affe. | . . . | (I, S. 87)
Das Alltagsleben
das alltägliche gemeine
h. ein
Leben.
1 ... I (I, S. 105) 0 1
aufschneiderisch
übertrieben, unwahrscheinlich ver-
größert, einer Aufschneiderei ähnlich
(I, S. 257)
O X Der Dutzendarzt ein schlechter Arzt, der seine Kunst handwerksmäßig und nur als Mittel des Gelderwerbs betreibt, und dergleichen man gleichsam dutzendweise bekommen kann. (I, S. 810) Ο χ eilweilen mit Weile eilen, nicht zu sehr eilen, nicht übereilen |.. . | (I, S. 834) O X Der Empfindling (I, S. 902) O X Das Erbarmedich Erbarme Dich anfängt
|... | ein empfindelnder Mensch.
| . . . |
ein Lateinischer Gesang, der sich mit (I, S. 953)
133
O X Die GeheimniGträgerei das Zutragen von Geheimnissen. Ο Ï . herumgabeln I...I (II, S. 665)
das Tragen mit Geheimnissen, (II, S. 269)
mit der Gabel herumfahren,
herumstören.
O X» Der Kleinler | . . . | so viel als Kleinigkeitshäscher oder Kleinigkeitskrämer. (II, S. 95Θ) (e) " ¿
Neue (auch ältere) Wörter, die zwar von bedeutenden
Schriftstellern herrühren, oder doch von ihnen gebraucht worden sind, die aber, irgend einer fehlerhaften
Eigenschaft
wegen, die Aufnahme nicht zu verdienen scheinen, z. B. Fünftelsaft gung
für Quintessenz.
für Catastrophe.
Bürger.
Wieland"
Entknoti-
(I, S. XXI).
Kurzfassung : " Unbezeichnende, unrichtig gebildete Wörter, sowol alte als neue. " Lemmabeispiele : abberufen 2) ¿ Mit einem Ausspruche unzufrieden, sich an eine höhere Behörde wenden. (I, S. 5) ¿
abdrosseln, für erdrosseln, s.d. (I, S. 10)
abfangen 1 ) ^ Durch Fangen entziehen und entfernen. Einem die Tauben abfangen, besser wegfangen. (I, S. 17) 2> Der Alleinfrjede ein Friede der nur theilweise, zwischen Einem und dem Andern, und nicht von allen kriegführenden Parteien geschlossen wird (Separatfrieden). (I, S. 98) & Das Allerweltsweib d. h. Jedem Preis giebt. Das Baugeräth (I, S. 393) ¿
eine Weibsperson, die sich aller Welt, (I, S. 101)
Uneigentlich, ¿
für Baustoff.
Die Besinnlichkeit, o. Mz. für Besonnenheit. |... | (I, S. 490)
5 Die Dankgier, o. Mz. eine heftige Begierde, sich dankbar zu beweisen"! | ... | (I, S. 678) ¿
Die Eigengier
(I, S. 832)
| .".. | so viel als Selbsucht
(Egoismus).
| . . . |
134
Î einheitsvoll wo durchgängig Einheit oder Übereinstimmung herrscht. (I, S. 851) Í entknotigen besser entknoten.
Einigkeit,
des Knotens berauben, den Knoten lösen; |...f (I, S. 931)
¿ Der Großmacher ein Mensch der sich gern groß macht, besser, Großthuer. (II, S. 463)
2.3.3. Angaben zu regional begrenztem Gebrauch Wie CAMPE zwei grundlegende Arten zur Kennzeichnung von veralteten Wärtern unterscheidet, so unterscheidet er ebenso "auch zweierlei Arten von landschaftlichen Wörtern, nämlich 1. solche, welche in die· Schriftsprache entweder schon eingeführt worden sind, oder doch in dieselbe eingeführt zu werden verdienen; 2. solche, welche dieser Ehre aus irgend einer Ursache unwerth zu sein scheinen, von welchen aber dennoch diejenigen in dem Wörterbuche nicht fehlen dürfen, die irgend ein bedeutender Schriftsteller zu gebrauchen gut gefunden hat." (Vorrede, I, S. XII)
Die hierfür in
Frage kommenden Kürzungszeichen sind: (a) " "t" L a n d s c h a f t l i c h e
Wörter, (wozu
wir auch die den
Gewerken eigenthümlichen Kunstwörter rechnen,) welche entweder von guten Schriftstellern, verdienter oder unverdienter Weise, gebraucht worden sind, oder auch, noch ungebraucht, der Einführung in die Schriftsprache werth zu sein scheinen; z. B.
drall,
von
Lessing;
tisch ,
von
Bürger ;
I ... I Wenn der Gebrauch solcher landschaftlicher Wörter nicht mehr selten ist, so bleibt die Bezeichnung weg, und sie treten in die Reihe der gewöhnlichen Wörter, wie z. B. lullen,
düster,
stracks,
lullen,
flugs
S. XXI). Kurzform : " "t" Landschaftliche Wörter, wie auch Kunstwörter."
u.s.w."
ein(ebenda,
135
Unter dem Lemma
Kunstwort findet sich diese
Bedeutungserläute-
rung: "ein Wort, einen Gegenstand oder eigenen Begriff in einer Kunst, einer Wissenschaft, in einem Gewerbe, einer Beschäftigung auf eine auszeichnende, kurze und den Kunstgenossen verständliche Art zu bezeichnen und auszudrucken
(Terminus techni-
cus)". (II, S. 1093). Lemmabeispiele : •f Das Aak
eine Art platter Rheinschiffe.
(I, S. 1)
"t abdonnern, v. I) imp. aufhören zu donnern. Es hat abgedonnert. (I, S. 9) "t Das Amtsbier dasjenige Bier, welches manche Beamte als einen Theil ihrer Besoldung erhalten, oder welches sie ohne Abgabe brauen dürfen. (I, S. 119) •f anbrüchig von Anbruch, d. h. Fäulniß angegriffen, was anfängt zu faulen oder zu verderben. Anbrüchiges Obst. (I, S. 129) 1" Der Außenstand (I, S. 336)
ausstehendes Geld; auch Ausstand. (I, S.
f Das Bescheidessen | .. . | ein bescheidenes Essen, das als Antheil auf einen kömmt. (I, S. 479) t betalpen ungeschickt, plump mit den Händen begreifen |... | (I, S. 502) + Der Bühel •f Der Dorflieger
(Talpen)
so viel als Hügel. (I, S. 645) der Einwohner eines Dorfes. (I, S. 735)
•f eingewöhnen | ... | einer Wohnung oder eines Ortes gewohnt werden. (I, S. 848) •f einschnittig (I, S. 873) •j· entglitschen
was nur einmahl geschnitten wird. so viel als entgleiten.
(I, S. 929)
ΐ Der ErbsaG Ι · · · | der eigenthümliche Besitzer eines Landgutes, eines Schlosses; ein Erbherr. (I, S. 960) Die Gaukelei 2) "I" Unnützes Spielen und Stören an und in einem brennenden Liphte. (II, S. 234) geduldsam (II, S. 252)
Fertigkeit in der Geduld habend.
136
(b) "I Landschaftliche Wörter, die irgend eines Fehlers wegen, in die Schriftsprache aufgenommen zu werden nicht verdienen, obwol
sie von bedeutenden Schriftstellern gebraucht worden
sind; ζ. B.
mampfen
und
Mampf laut ,
von
Adelung,
des Uebelklangs wegen." (I, S. XXI) Kurzform : "4 Verwerfliche, für die Büchersprache untaugliche
landschaft-
liche Wörter." Die Büchersprache wird im Wörterverzeichnis erklärt als "die edlere Sprache, deren man sich in Büchern oder im Schreiben bedient; in Gegensatz der Sprache des gemeinen Lebens."
(I, S. 640)
Lemmabeispiele : I abbauern die Bauerwirthschaft nicht weiter sondern sie Andern überlassen. (I, S. 4)
fortsetzen,
abdreschen 1) ^ Durch Dreschen absondern, bekommen. Aus einem Schock zwei Scheffel abdreschen (I, S. 9) ^ abersinnig eigensinnig, hartnäckig, auf seinen Sinn beharrend^ ( I, S. 15) ^ Der Auszüger oder Auszüqler eine Person, welche beim Verkauf oder bei der Ubergabe des Gutes sich einen Auszug vorbehalten, sich etwas ausbedungen hat. (I, S. 356) ^ Der Bankhader ein Hader oder Lappen, hölzerne Bänke damit zu scheuern. TT, S. 376) ^ beisichtig
so viel als kurzsichtig.
^ bekehrlich
bequem, günstig.
(I, S. 437)
(I, S. 442)
^ Der Ehrabschneider | . .. | der die Ehre Anderer mit Worten antastet" verletzt, der einem Andern die Ehre raubt oder zu rauben sucht. I ... I (I, S. 819) einpumpen, v. trs. in ein Gefäß pumpen. Wasser einpumpen. In den gemeinen Sprecharten ^ einplumpen. (I, S. 864) ::
gaumsen CH,
ängstlich den Mund öffnen, nach Luft schnappen; S. 236)
137
Neben den Kürzungszeichen t
und | werden meist zusätzlich
auch verbale Charakteristiken verwendet, die den regionalen Verwendungsbereich eines Lexems oder einer bestimmten Bedeutung genauer angeben. In der Vorrede (I, S. XXII) werden angeführt: "0.D. Oberdeutsch. N.D. Niederdeutsch. O.S. Obersächsisch." Die Legende am Schluß der jeweiligen Wörterbuchbände
verzeichnet:
"N.D. Niederdeutsch; N.S. Niedersächsisch; 0.0. Oberdeutsch; O.S. Obersächsisch; im N.D., im N.S., im O.D., im O.S., im Niederdeutschen, Niedersächsischen etc.; in N.D., in N.S., in O.D., in O.S. Gegenden, in Niederdeutschen etc. Gegenden." Bei der geographischen Differenzierung des Wortschatzes durch eine verbale Charakteristik sind vor allem die folgenden Kennzeichnungsverfahren
festzustellen:
(1) Angaben über ein großräumiges geographisch bestimmbares Gebiet. Hierfür gebraucht CAMPE die in der Vorrede zum ersten Band und in den jeweiligen Legenden genannten Kennzeichnungen wie "0.D.", "N.D.", "O.S." und "im O.D.", "im N.D.", "im O.S.", aber auch "in O.D.", "in N.D.", "in O.S.", ζ. B.: "N.D."/"im N.D."/"in N.D.": abbieten 2) N.D. soviel als aufbieten, von der Kanzel herab als Brautleute bekannt machen. (I, S. 5) t Die Abele
| . .. | N.D. die Weißpappel. (I, S. 11)
i X ampeln N.D. mit Bewegung des ganzen Leibes, besonders der Arme und Füße, nach etwas hinstreben. (I, S. 118) "t Der Baumgrind N.D. das Moos oder die Schwämmchen auf und an den Bäumen, die über gesundes Wachsthum hindern. (I, S. 395) "I" 2. bezähmen, v. I) trs. N.D. 1) Jemand bezähmen lassen, ihm seinen Willen lassen. 2) Es wobei bezähmen lassen, es bei einer Sache bewenden lassen. (I, S. 521) Der Blak N.D. die Feuerlohe, sofern sie mit Rauch vermischt ist. Der Blak schlug mir entgegen. (I, S. 545) Der Blick
| ... | 5)1" N.D. für Blech. (I, S. 564)
Ί" Die Dobbe N.D. im Wasserbaue. 1) So viel als Schlamm, ein schlammiger Boden. 2) Ein Schlammgraben. (I, S. 724) + drall -f- duffig
N.D. fest, straff;
(I, S. 742)
I N.D. dumpfig. Eine duffige Kammer.
(I, S. 761)
138
+ düssig I ... I N.D. schwindelig, ohne klares I . .-I ci, S. 809) i* ehrenthätig (I, S. 823) + enkel
I abgeilen
N.D. gutthätig, N.D. einfach.
freigebig.
(I, S. 915)
|... | N.D. für abbetteln.
I balsteurig
Bewußtsein.
| . .. | (I, S. 21)
N.D. für halsstarrig. (I, S. 371)
I behalben N.D. für ausgenommen. Die liegenden Gründe fallen sämmtlich dem Sohne zu, behalben das Wohnhaus, das der Mutter verbleibt. (I, S. 423) beschießen I) 4) + N.D. Mit Brettern beschießen, belegen, bedielen. | ... | (I, S. 480) ^ Der Driesel in einigen gemeinen Sprecharten, besonders N.D. eine Scheibe, eine Rolle, wie ζ. B. die Rolle in einem Kloben, ein Kriesel, ein Wasserwirbel und uneigentlich der Schwindel. (I, S. 753) I Der Dummerjan ein Dümmling, ein dummer, einfältiger Mensch. I. . .] (I, S. 762) 2. 4 einschütten Vieh einschütten.
1" abampeln entkräften. 2. durchschleifen (I, S. 793)
N.D. pfänden, in den Pfandstall treiben. (I, S. 875)
im N.D. Sich abampeln, sich durch Ampeln (s. d.) (I, S. 3) •I Im N.D. für heimlich
durchbringen.
"t Die Durchstecherei im N.D. ein geheimes Verständniß in einer Unrechten, verbotenen Sache. (I, S. 799) "t" prusten 1) Im N.D. ein Wort, welches das Geräusch beim Niesen nachahmet und ein solches Geräusch hervorbringen und niesen selbst bedeutet (III, S. 701)
^ Das Dreisch im N.D. ein vorher noch nie umgegrabener Grasfleck oder Anger. (I, S. 750)
1" Die Einsage J Der Duwak
in N.D. so viel als Einrede in N.D. das Kannenkraut
|.. . | (I, S. 867) (I, S. 810)
139
"O.D."/"im O.D."/"in O.D.": t abfällig
|..
O.D., was gewöhnlich abfällt.
-f- abverlangen
(I, S. 16)
• . I O.D. von einem Andern verlangen, fodern. | . .. |
(I, S. 68) Der AnbiO 2) i" O.D. Etwas, das man außer der Hauptmahlzeit, gewöhnlich vormittags ißt, ein Frühstück (I, S. 127) "f" anfodern |. . von ihm fodern.
O.D. an jemand eine Foderung . . . I (I, s. 139) O.D. für Bedeutung..
"t Die Bedeutniß Ί" Die Bezieht (I, S. 5221
machen, etwas
| .
. I O.D. die Bezichtigung,
(I, S. 406) Beschuldigung.
1" diensthaft | . . I...I (I, S. 719) I O.D. für dienstpflichtig und dienstfertig. Ί" ebenmäßig
| . .. •I 1) O.D. gleich, ähnlich.
(I, S. 812)
3) "t" O.D. für Nacheiferung. Jemand zum Eifer Der Eifer I.. reizen. 4) -j- O.D. für Eifersucht. (I, S. 830) 1" eingangs I...I O.D. im Eingange, im Anfange, anfangs. CI, S. 847) einsam
4) t O.D. unverheirathet.
^ Die Abbreche I. abbrechen I...I (I, S. 7) abdienen
O.D. statt Lichtputze.
(I, S. 867)
(I, S. 7)
I) 4) O.D. + Das Licht abbrechen, es putzen. 2) | O.D. die Speisen abtragen
(I, S. 9)
I abfenstern O.D. für ausfenstern. Einen abfenstern, ihm einen Verweis geben. (I, S. 17) $ abgeleibt ^ allzugegen
O.D. für gestorben, entseelt. (I, S. 22) O.D. für allgegenwärtig.
(I, S. 107)
Der Befehl 4) + Eine Empfehlung. O.D. Machen sie ihm meinen Befehl, empfehlen sie mich ihm. (I, S. 411) ^ bevoraus + bloßerdings 4 desnahen
O.D. vornehmlich, voraus.
(I, S. 514)
O.D. für bloß und allein. (I, S. 571) O.D. deswegen
(I, S.
708)
140
+ ehevor
O.D. für zuvor. (I, S. 819)
Die Eigenschaft 3 ) + O.D. etwas außer uns Befindliches, das uns eigenthümlich gehöret. So heißen im O.D. noch erbfreie Güter Eigenschaften. (I, S. 833) ^ einfätschen entsagen CI, S. 937)
O.D. so viel als einwindeln.
(I, S. 844)
II) 1) ^ Etwas entsagen, O.D. es verreden.
bedrucken CI, S. 407)
Im 0.0. gebraucht man es für drücken
Der Bodenzins Die Drüse
3) f
Im O.D. für Grundzins.
3) f Im O.D. für Geschwür.
-f- Der Ehrenbothe
im O.D.
(I, S. 587) (I, S. 759)
ein Gesandter
(I, S. 821)
erliegen 1 ) "t" Für das einfache liegen, im O.D. Eine Sache erliegen lassen. (I, S. 989)
aufsperren 3) | Im O.D. aufschütten und Getreide aufsperren. (I, S. 263) \ Die Ausspann, im O.D. der Ausspann I ausstellig
im O.D. für tadeln.
verschließen.
(I, S. 339) (I, S. 343)
erholen 3) + Erwähnen, im O.D. Der oben erholte Käufer, der oben erwähnte. (I, S. 982)
"f" Der Aufstoß eigentlich die Handlung des Aufstoßens kömmt in O.D. noch für Zufall, Krankheit, Begegnung vor. (I, S. 267) Der Bläuling 1) Eine Benennung aller Weißfische in O.D. besonders diejenigen Arten, der Farbe ein wenig ins Blaue fällt I ... I (I, S. 555) blitzen I) schnell und hell glänzen. Im gemeinen Leben sagt man dafür auch leuchten, wetterleuchten, und in O.D. himmlitzen. (I, S. 567) Die Dienstbarkeit Dienstwilligkeit. t
Die Dunggabel
2) t In O.D. für (I, S. 717)
Dienstbeflissenheit,
in O.D. die Mistgabel. (I, S. 763)
141
aufblasen I ) 3 ) In die Höhe b l a s e n . In O.D. sagt man t ein Licht a u f b l a s e n , für a n z ü n d e n an einer Kohle, auf die man b l a s e t . | . .. | (I, S. 2 2 1 ) berühmt Ruhm h a b e n d , r ü h m l i c h b e k a n n t . In O.D. ist d a f ü r auch + v e r r ü h m t g e b r ä u c h l i c h . (I, S. 4 7 5 )
"O.S."/"im O.S."/"in
O.S.":
+ Die Buse im g e m e i n e n Leben O.S. das ganz feine Haar, z. B. der K a t z e n ; b e s o n d e r s die feine Wolle der W e i d e n z ä p f c h e n etc. I ... I (I, S. 6 5 7 ) 3. + Der oder das Döbel O.S. ein Unkraut mit d ü n n e m Halme und einer z w e i z e i l i g e n l a n g e n Ähre, w e l c h e s unter dem Getreide, b e s o n d e r s unter der Gerste und dem Hafer w ä c h s e t . (I, S. 725)
ψ dütein Düten fälteln
O.S. H a n d k r a u s e n d ü t e i n , sie in Gestalt der (I, S. 8 0 9 )
Ί" Der D e n g e l in O.S. die B e n e n n u n g des Randes welcher sich u n t e n am Rocke bei s c h m u t z i g e m Wetter vom a n g e s p r i t z t e n und anges t r i c h e n e n Kothe b i l d e t . (I, S. 7 0 1 ) "l· Der E r b p f e r d n e r in O.S. ein P f e r d n e r , der ein erb- und e i g e n t ü m l i c h e s Gut hat. (I, S. 9 5 9 ) Als weitere Angaben für den g r o ß r ä u m i g e n g e o g r a p h i s c h e n Geltungsb e r e i c h e i n e s Lexems oder einer b e s t i m m t e n B e d e u t u n g finden sich im W ö r t e r v e r z e i c h n i s b e i s p i e l s w e i s e auch K e n n z e i c h n u n g e n wie: "in der S c h w e i z " , ζ. B. bei: - Der A b e r w i l l e ... I CI, S. 1 5 )
in der S c h w e i z für Unwille und W i d e r w i l l e .
^ a u f e n e n I . . • I in der S c h w e i z , in A u f n a h m e b r i n g e n . Ein Gut, eine Stadt a u f e n e n . (I, S. 2 2 6 ) ^ aufhin + ennert
in der S c h w e i z , für h i n a u f . (I, S. 2 3 5 ) | ... | in der S c h w e i z , j e n s e i t s .
|.. . | (I, S. 915)
142
"im Österreichischen", Ζ· Β.: f Die Almer (I, S. 107)
im Österreichischen der Faulbaum.
(2) Angaben, die den großräumigen Geltungsbereich eines Lexems durch Hinweise wie "in einigen Gegenden" von X oder "in manchen Gegenden" von X 'einschränken,
ζ. B.:
+ Der Ehezarter oder Ehezärter | .. . | in einigen N.D. Gegenden, eine Urkunde, welche eine Ehestiftung, einen Ehevertrag enthält. I (I, S. 819)
"f" Das Dreifältigkeitsglöcklein ..I in manchen O.D. Gegenden, ein Name des SumpfVeilchens | ... (I, S. 747) Das Blumengeld | 1) + In manchen, besonders O.D. Gegenden, ein gewisser Zins für die Wald- und Weidenützung. CI, S. 573) Die Ehesteuer in manchen, besonders O.D. Gegenden, das Heirathsgut. (I, S. 819) 1" Der Ehevogt in manchen, besonders O.D. Gegenden, eine Person, welche über die Gerechtsame einer Ehefrau zu wachen hat (Curator). (I, S. 819) Der Baumann Bauer, Ackermann.
(3)Präzisere
in manchen Gegenden, besonders O.D. für (I, S. 394)
Angaben über das Verwendungsgebiet eines Lexems
sind Kennzeichnungen wie: "in den N.D. Marschländern", ζ. B.: beerdigen 2) t In den N.D. Marschländern, mit Erde versehen, Erde bei einer Deicharbeit aufführen. (I, S. 409) "in Ostfriesland", ζ. B.: Das Baumgericht 1) In Ostfriesland, ein Gericht, das man im Freien unter einem Baume hielt. (I, S. 395)
143
"im Herzogthum Schleswig", ζ. B.: "f" Das Bohl im Herzogthum Schleswig, so viel als Hufe, oder das Land eines Bauern (I, S. 5B9) I Der Bonde im Herzogthum Schleswig, ein Bauer, dem Hof und Gut, das er inne hat, erb und eigenthümlich gehört I...I (I, S. 593) "im Hannoverschen", ζ. B.: t Die Drittelmetze |.. auf einen Himten gehen
im Hannoverschen, eine Metze, deren drei I (I, S. 754)
τ Das Drohn im Hannoverschen, eine Fläche, ein Stück Land, drei Viertel Morgen groß. (I, S. 755) "im Meklenburgischen", ζ. B. : Der Block 6) "I" Im Meklenburgischen, ein Stück Acker, welches noch keinen Scheffel Aussaat hält. (I, S. 569) "im Brandenburgischen", ζ. B.: aufleben II) 1) + Im Brandenburgischen, wieder zum Leben bringen. Ich will versuchen, ob ich den Vogel wieder aufleben kann. | ... | (I, S. 241) "in Schlesien", ζ. B. : t äbicht I . .. I in Schlesien und bei den Hutmachern, Tuchmachern etc. umgekehrt, link. Die äbichte Seite des Tuches. (I, S. 27) "in Sachsen", ζ. B.: einheimisch in einem Lande, an einem Orte daheim oder zu Hause | ... | + In Sachsen, einheimische Bettler, solche, die sich zwei Jahre an demselben Orte aufgehalten haben. (I, S. 850 f.) "im Meißnischen", ζ. B.: ^ doberig im Meißnischen für schwül, von der Luft und dem Wetter. CI, S. 725) "in den Elbgegenden", ζ. B. : I Der Baumhötschel in den Elbgegenden, Leute, die dazu gedungen werden, ein Schiff auf der Elbe an Leinen zu ziehen. (I, S. 395)
144 "in der Lausitz", ζ. Β. : Der Amtsaufseher in der Lausitz, ein Adeliger in jedem Amte, der auf das Verhalten des Amtsmannes die Aufsicht hat. I... Ι (I, S. 119) "im Vogtlande", ζ. B. : ^ Das Aufheberle im Vogtlande das Harz, welches beim Abharzen von den Bäumen auf die Erde fällt und zu Ruß gebrannt wird; auch Aufheberling. (I, S. 235) "im Erzgebirge", ζ. Β. : ^ Der Aufheberling (I, S. 235)
im Erzgebirge so viel als Aufheberle.
"im Hennebergischen", ζ. B. : Der Baumeister 3) 4 Im Hennebergischen für Bauermeister, Heimbürger. (I, S. 394) "in Baiern", ζ. B. : Der Austrag 3) | In Baiern, die Wohnung eines Tagelöhners, nämlich ein Häuschen ohne Acker. (I, S. 347 f.) "f" Das Becherlehen (I, S. 4ÖT5
| . . . | in
Baiern eine Art Lehen
| . . . |
"in Baiern und der Oberpfalz", ζ. B.: Der Amtmann | . . . | 4) ~f" In Baiern und der Oberpfalz, ein Gerichtsdiener, Scherge. (I, S. 119)
(4) Angaben "in manchen Gegenden", "an manchen Orten", "an einigen Orten", wobei der eigentliche regionale Geltungsbereich des Lexems unbestimmt bleibt, ζ. B. bei: 1" Der Amtsrichter in manchen Gegenden, eine Person, welche die Rechtspflege in einem Amte versieht |·..| (I, S. 121) ^ aufrudeln in manchen Gegenden für aufrühren. Das PflaumenmuG im Kessel aufrudeln. (I, S. 251) "f~ Der Bergschlag liegender S c h l a g o d e r
in manchen Gegenden, ein an einem Berge Acker. (I, S. 469)
"t" Das Bittessen in manchen Gegenden, ein kleinerer Schmaus vor dem Hochzeittage, welcher den nächsten Verwandten etc. gegeben wird I ... I (I, S. 544)
145
1" Der Brotkümmel | ...| in manchen Gegenden der Name des gemeinen Wiesenkümmels, weil man ihn ins Brot zu backen pflegt. (I, S. 625) "f· Der Donnerbart | .·.. | in manchen Gegenden, eine Benennung der gemeinen oder großen Hauswurz (I, S. 728) f Das Egert oder Eggert in manchen Gegenden, eine unangebauete, mager mit Gebüsch bewachsene Gegend |.·.| (I, S. 816) entwehren 2) ^ In manchen Gegenden, in den Rechten, eine erkaufte Sache auf Ansuchen des wahren Besitzers, dem Käufer durch obrigkeitliche Gewalt wegnehmen. (I, S. 947) "f" Der Erbmann 1) in manchen Gegenden ein Erbeigener, der Besitzer e i g e n t ü m l i c h e r liegender Gründe. 3) In manchen Gegenden sind Erbleute leibeigene Unterthanen. (I, S. 958)
t Das Bohlengeld an manchen Orten, eine Benennung desjenigen Geldes, welches auf Jahrmärkten von den Buden vor den Häusern gegeben wird. (I, S. 589) t Das Brotlehen an manchen Orten, das zu Lehen gegebene Recht, Brot backen und verkaufen zu dürfen. (I, S. 625) I erbggsessen an manchen Orten für ansässig, Grundstücke besitzend. (I, S. 956)
eigentümliche
"h Das Amtshaltkorn an einigen Orten, eine jährliche Abgabe der Zünfte an die Stadtobrigkeit, die sie wieder denen, welche Meister werden wollen, auflegen. (I, S. 120) Der B e c k e r s c h e i d e r , X Beckenscheider |. .. | an einigen Orten ein Beckerknecht, welcher in der Mühle bleibt, und das Geschrotene für die Becker siebet (I, S. 404) Der Bläuling | . .. | 1 ) | . . An einigen Orten wird auch die (I, S. 555) Bleihe Bläuling genannt.
(5) Anführung von Heteronymen In CAMPEs Wörterbuchartikeln finden sich wie bei ADELUNG häufig Heteronyme. Sie werden zusätzlich zu den semantischen
Paraphrasen
angeführt und sind zum größten Teil dem ADELUNGschen Wörterbuch entnommen, ζ. Β. :
146
aufbieten 2) Von bieten d. h. verkündigen, bekannt machen. (1) Ein Paar Verlobte aufbieten, ihre nahe eheliche Verbindung von der Kanzel herab öffentlich bekannt machen. O.D. verkünden, abbieten, abrufen, ausrufen. N..D. abkündigen. (I, S. 221) Die Blatter 1) Eine kleine, niedrige, entzündete Erhöhung oder Blase auf der Haut. | . .. | Im O.D. werden solche Blattern, wenn sie einzeln zum Vorschein kommen Wimmerlein, Saierl oder Saierlein, Möslein, Blätzlein; im N.D. Gnidel, Quese, Queschen, Quaddel, Quiddel, Stippe etc. genannt. (I, S. 550) Der Brummkreisel ein Kreisel, dessen dicker Kopf eine hohle an der Seite mit einem Loche versehene Kugel ist, wodurch beim Drehen desselben ein Luftzug verursacht wird, den man als ein brummenden Laut hört; auch Hohlkreisel, Heulkreisel, Kugelkreisel; O.D. ein Damtiegel, Nickel, Nippel, Topf, Trandel; N.D. Brummkiesel, in Thüringen, Brummturrel, in Schlesien, Triebskaule. (I, S. 631) Das Grummet dasjenige Gras, welches auf zwei- und dreischürigen Wiesen nach dem zum ersten Mahle darauf gehauenen Grase wachset; dann auch das von diesem Grase gewonnene Heu; das Grummetheu, Spätheu; O.D. Oihm, Dohm, Afterheu. (II, S. 467) Der Häusler Landleute, welche kein eignes Haus haben, sondern bei Andern zur Miethe wohnen im O.D. Inleute, Gädemer, Büdner, Hausinnen; im N.D. auch Einlieger, Instleute, und an andern Orten auch Hausleute, Hausgenossen, Häuslinge. I...I (II, S. 579) Der Höke eine Person, welche allerlei geringere Waaren, besonders Lebensmittel oder Eßwaaren in Kleinen verkauft; in den gemeinen Sprecharten O.S. auch Hocke, Höcke oder Höcker; in Dresden Büdchensmänner ; anderwärts Häker, Häcker; auch Huker und Hücker; im O.D. Fratschler, Pfragler, Pfargner, Greisler, Gremper, Grempler; auch Hägler und Hofer; und im N.D. Schmeerhöker, Fettspeiser etc. (II, S. 769)
2.3.4. Angaben zu fach- und gruppenbegrenztem
Gebrauch
Bei der Zuordnung von Lexemen oder bestimmten Wortbedeutungen zur fach- bzw. gruppenspezifischen Lexik lassen sich ähnlich wie bei ADELUNG auch in CAMPEs Wörterbuch vor allem die folgenden Kennzeichnungsverfahren feststellen, wobei die so charakterisierten Lexeme teilweise auch mit dem Kürzungszeichen "t" oder $ (s. Kap. 2.3.3.) versehen werden:
147
(a) Zuweisung zu bestimmten Fachgebieten, meist nach dem Paradigma "in"/"im" + Fachgebiet, ζ. B.: in der Baukunst (ζ. B. Bogendecke, Bogenstück, Böschung 2), Eckstein 3), Eselsrücken )/in der Kriegsbaukunst (abdachen I) 2), Abdachung 2), abkämmen 2)); im Bergbaue (abbauen 4), Abbohrer, 2. Bletz, 4 geziege) ; im Bergwesen (abbauen 5)); im Forstwesen (abfliegen 2) +
, Duftbruch,
Faßbaum);
im Gartenbaue (abdachen I) 2)); in der Geschützkunst (Bogenschuß 2), X in der Heilkunde
Dragoner 2), Ί einludein);
(Abführungsweg);
in der Landwirthschaft ( -f· abfledern, -j- Age, X milchen) ;
auftassen, alt-
in den Rechten (Abfahrtsgeld 1), abhören 2), abnützen I) 1) I beleibzüchtigen); in der Scheidekunst (Aufschnitt 1), Butter) ; im Schiffbau(e) (Blin);
(Bauchstück, Bugstück l))/in der
Schiffbaukunst
in der Schifffahrt ( "f" abbrassen, Abfahrtsschuß, auftakeln, Blickfeuer 1), f Buglieger, -j- Droße, Prüll, f Dwall); in der Sprachlehre (Abänderung
2));
in der Wappenkunst (^ abgeledigt) ; im Wasserbaue ( "f" Dobbe ) ; im Weinbaue ( f
Boge 2), "f Bogen/Bögen I)).
(b) Zuweisung zu bestimmten Arbeitsstätten, nach dem Paradigma "in"/"auf" + Arbeitsstätte, ζ. B.: in den Bergwerken (ζ. B. abdörren 2), "t" Abendschicht, Abfall 2) abfangen 2),-f- abflauen, Φ abgew"ähren, Ablösung 3) -f , *% Aufschneider 2), belittern , -f Berggezeug); in den Hüttenwerken ( j" Abendschicht, Abhubkiste, f Amtsprobe, auf nasen 1 ) -f- ) ; in den Messingwerken ( f- Almei ) ; in den Schmelzhütten (abblicken, Abbrand, abfeuern, QCabfiedeln 3), Abkühltrog, Brandsilber, Brennhaus, Brockenstahl).
148
(c) Zuweisung zu bestimmten Personengruppen, die denselben Beruf oder die gleiche Tätigkeit ausüben, nach dem Paradigma "bei den" + Berufsgruppe, ζ. B. bei den Ärzten (ζ. B. abführen I) 1))/Wundärzten (abbinden 2), Bauchnaht ) ; Bergleuten (abkühlen, 1" Blaumüller); Buchbindern (abformen 3)); Buchdruckern (Gänsefuß 3)); Drahtziehern (Abführeisen, abführen 5), Ader 3)); Drechslern (Baucheisen ) ; Eisenhändlern (Ader 3)); Fischern ( ~f~ aßen/äßen) ; Fleischern ( f aßen/äßen, + Brüllending, Bauchstück 1), Bugstück 3 ) ) ; ' Gerbern ( Ί" abaasen, abfalzen 1), J abpölen)/Weißgerbern (abbeizen 2 Handwerkern (Abfahrtsgeld 2), ausschenken 4) é , X Ehrentrunk); Hutmachern ( f abicht, Bogenleder); Jägern (Abbiß 1), abfangen 3), Afterklaue, "f aßen/äßen, 1. Luder 2)); Klempnern (+ abfinnen 2)); Kupferdruckern (Dünnöl ) ; Kupferstechern (ackern 2), Ätzdruck, Lederarbeitern
Ätzgrund);
abbamsen, abnarben 1)
Mahlern (aufleben 2)); Maurern (ausspitzen, Bogengrüst); Metallarbeitern ( aufnieten); Sammtmachern (Durchkreuzung 2) i"); Sattlern (1. After); Schäfern ( + Dunk oder Tunk); Schiffern (Abfahrsflagge ) ; Schlossern (f abfinnen 1), aufsperren, 3. Dille, Doppelband 2)); Schmieden (abfassen 2) +
, + abfinnen 1));
Schriftgießern (Abbruch 2)); Schustern (abformen 2)); Stellmachern
(Blockholz);
Tischlern (abfalzen 2), 4. +
Beutel);
Töpfern ( "f ausschwämmen); Tuchmachern ( "f" äbicht ) ; Zimmerleuten (abfalzen 2). 4 . f
Beutel, 4 Einsasse).
149
(d) Parallelen zu ADELUNGS Kennzeichnung der fach- oder gruppenspezifischen Lexik finden sich auch in folgender
Hinsicht:
(i) Neben dem Hinweis auf eine Berufsgruppe im allgemeinen wie "bei den Handwerkern" (ζ. B. Abfahrtsgeld 2 ) , X "bei den Metallarbeitern"(aufnieten)
Ehrentrunk)
gebraucht CAMPE auch
einschränkende Kennzeichnungen wie "bei verschiedenen Metallarbeitern" (Bogenfeile), ohne weiter zu spezifizieren oder zu charakterisieren, welche Berufsgruppe zu "verschieden" X gehören. (ii) Nach einer allgemeinen Bedeutungserläuterung zu einem Lemma und dem Hinweis, daß diese
Bedeutung in verschiedenen
Beru-
fen gilt (ζ. B. "bei mehrern Handwerkern"), werden Berufsgruppen, Arbeitsstätten und die hierzu gehörenden
Bedeutun-
gen spezifiziert, ζ. B.: abbrennen II. 3) das Brennen einer Sache vollenden, ihr durch das Feuer die gehörige Beschaffenheit geben, bei mehrern Handwerkern. Bei den Ziegel- und Kalkbrennern bedeutet abbrennen, dem Ofen durch Reisholz die letzte Hitze geben; auch ausbrennen. Bei den Töpfern, die Gefäße gehörig brennen. In den Eisenhütten heißt, das Eisen abbrennen, ihm auf verschiedene Art eine Stahlhärte geben. In Blechhütten versteht man unter abbrennen, die Eisenbleche zum ersten Mahl in das flüssige Zinn tauchen, um sie dadurch zu verzinnen; bei den GelbgieQern hingegen, die Farbe des Messings mit Scheidewasser erhöhen, indem man es damit bestreicht, und dann schnell ins kalte Wasser steckt, damit das Messing von dem Scheidewasser nicht zu sehr angegriffen werde. I . . . I (I, s. 7) (iii) Zu einer bestimmten allgemeinen Bedeutung eines Lemmas werden die entsprechenden berufs- bzw. fachspezifischen
Synonyme
angeführt, ζ. B.: abfleischen überhaupt, vom Fleisch entblößen. Bei den Gerbern, das an der inwendigen Seite der Felle noch befindliche Fleisch abschaben, was auch abaasen und bei den Kürschnern abziehen heißt. (I, S. 18) Der Abgang 2. Dasjenige, was von einer Sache abgeht, abfällt, sich verliert. So heißt das, was von den Arbeitsstoffen mehrerer Handwerker bei der Arbeit und sonst, ζ. B. in Küchen, als minder brauchbar abgesondert wird und abfällt, überhaupt Abgang, und wird nach Verschiedenheit der Arbeiten, verschieden benannt; bei den Metallarbeitern ζ. B. Krätze oder Gekrätz, bei den Fleischern Abfall u.s.w. I...I (I, S. 20)
150
2.4. Nicht-denotative Informationen in SANDERS' Wörterbuch SANDERS 1
"Wörterbuch der Deutschen Sprache. Mit Belegen von
Luther bis auf die Gegenwart" (1860 - 1865) - die Überschrift zum Wörterverzeichnis lautet "Vollständiges Wörterbuch der deutschen Sprache" - "stellt in der Geschichte der deutschen
Lexikographie
nach Adelung und Campe wohl die größte Leistung eines dar." (BETZ 1969, S. VII). Es sollte vor allem den
Einzelnen
Interessen
einer sprachinteressierten Gegenwart dienen und wurde "zur ergiebigsten lexikographischen Quelle für die Sprache des 19. Jhs." (Ebenda, S. XIV). In der "Anleitung zum Gebrauch" seines Wörterbuches (I, S. VII) gibt SANDERS Auskunft über die Auswahl des kodifizierten Wortschatzes: "Aufgenommen sind hochdeutschen somit auch die
alle
Schrift=
allgemein
Wörter und
der
heutigen
Umgangssprache,
üblichen
Fremdwörter
I...I. Ausgeschlossen, oder doch nur, insofern es zur Aufklärung über den heutigen allgemeinen Gebrauch dient, nebenbei erwähnt ist das
Veraltete
und das
Mundartliche
."
Entspre-
chende Formulierungen über den "aufzunehmende^ Wortschatz" stehen im "Programm eines neuen Wörterbuches der deutschen Sprache", das SANDERS 1854 - im Jahr des Erscheinens des ersten GRIMM-Bandes - veröffentlicht hat (s. S. 57). Hochdeutsch "in Bezug auf die Sprache" wird im Wörterverzeichnis erklärt als "im Ggstz. zu den Mundarten, besonders zu den nieder= oder platt=deutschen, die allgemeine Sprache der Gebildeten, die allgemeingültige Schrift= und Büchersprache in Deutschland" (I, S. 288). Was die Aufnahme des veralteten und mundartlichen Wortguts betrifft, steht SANDERS in der Tradition ADELUNGS, der "veraltete" und "provinzielle Wörter" in sein Wörterbuch aufgenommen hat, wenn sie "zur Aufklärung der hochdeutschen" dienen (vgl. Kap.
2.2.2.).
Weder in der "Anleitung zum Gebrauch" noch im Verzeichnis der "Abkürzungen" (I, S. VIII) finden sich Hinweise darauf, daß der in SANDERS 1
Wörterbuch erfaßte Wortschatz auch "stilistisch" ge-
kennzeichnet wird. Das bedeutet jedoch nicht, daß SANDERS gänzlich auf Prädikate verzichtet, die "Angaben zum Stil" sind. Nur nimmt er nicht ausdrücklich Stellung zu "stilistischen
Bewertungen".
.151 Auch in den Wörterbucheinleitungen
anderer Wörterbücher, die
zur zweiten Phase der Geschichte der lexikographischen
Angaben
zum Stil gehören (s. Kap. 2.1.), wird diese Praxis nicht oder kaum reflektiert
(vgl. WIEGAND 1981, S. 152), wie das beispiels-
weise in den der ersten Phase z u z u o r d n e n d e n Wörterbüchern von ADELUNG und CAMPE geschieht. Es finden sich in allen chern, die "mit Blick auf
Wörterbü-
'den GRIMM' entstanden sind, | . .. | Cha-
rakterisierungen zu den Lemmata und Redewendungen, die heute als
Angaben
zum
(WIEGAND 1981, S. 151). Charakterisierungen
Stil
charakterisieren
man
würde
In diesen Wörterbüchern kommen
im Vergleich mit ADELUNG und CAMPE
aller-
dings relativ selten vor, "wohl unter dem Eindruck der Auffassungen"
derartige GRIMMschen
(WIEGAND 1981, ebenda).
Die Vorrede von J. GRIMM zum ersten Band des "Deutschen Wörterbuches"
(1854) enthält einen Abschnitt "Anstöszige
Wörter"
(Sp. XXXII-XXXIV), der nach WIEGAND (1981, S. 150) "so etwas wie eine
'deskriptive Wende' in der Geschichte der
Angaben zum Stil darstellt" und der "stilistischer" Klassifizierung daß "pöbelhafte" Wörter
lexikographischen
mit einer Kritik an ADELUNGS
der Wörter und dessen
"tief unter dem Horizonte des
schers" seien und nicht in ein Wörterbuch gehörten
Auffassung, Sprachfor-
(s. Kap.
2.2.1.1.), beginnt: "Die spräche überhaupt in eine erhabne,
edle,
trauliche, niedrige und pöbelhafte zu u n t e r s c h e i d e n taugt nicht, und ADELUNG hat damit vielen Wörtern falsche gewichte
angehängt,
wie oft verleugnet er den beruf eines S p r a c h f o r s c h e r s mit der wiederholten äuszerung:
'diese Wörter sind so niedrig, dasz sie
kaum angeführt zu werden verdienen' und wie mengt er alle diese arten untereinander."
(Sp. XXXII).
J. GRIMM distanziert sich be-
wußt von ADELUNGS Verfahren und wendet "ein von den
Standesver-
hältnissen des altdeutschen Rechts hergeleitetes Modell frei - unfrei) auf die
stilistische Charakterisierung
Sprache an" (KIRKNESS 1980, S. 22), eine "einfache
(edel der
trilogie",
wie es bei GRIMM heißt: "der freie mann steht in der mitte, aus welcher auf der einen seite der edle sich erhebt, auf der andern der unfreie herab sinkt, nicht anders steigt aus der das volle masz des natürlichen redevermögens darstellenden freien
spräche
einerseits die edle, andrerseits die unfreie, das edle nennen wir auch das höhere, erhabne, feine; das unfreie auch das
152 niedrige (bas langage), platte, gemeine, bäurische, grobe, derbe, die natürliche spräche hat in sich die anlage zu beiden, dem feinen wie dem groben: aus der edlen spräche ist der grobe, aus der groben der edle bestandtheil entfernt; das grobe, derbe wird leicht unrein und schmutzig (sordidum, turpe), das feine geziert und zimpferlich (ornatum, molle), oder auch schlüpfrig
(lubricum)
erscheinen." (Sp. XXXII). GRIMM hält pöbelhaft als Bezeichnung für das Derbe und Grobe für ungeeignet:
"des ausdrucks pöbelhaft
(plebejum) im sinne von bäurisch sollte man sich enthalten, seit das volk (populus) und das volksmäszige als merkmal des freien erkannt worden ist." (Ebenda). Er plädiert - dem Beispiel der griechischen und lateinischen Wörterbücher folgend - für die Aufnahme der derben, groben, volksmäßigen, anstößigen und auch obszönen Wörter. Das gilt auch für Lexeme, die auf den Sexualund Fäkalbereich bezogen werden - Grimm spricht vom "geschäft der zeugung so wie der entleerung" (ebenda) und bemerkt: "da jene Verrichtungen selbst natürlich, ja unerläszlich sind
(naturalia
non sunt turpia), müssen sie nicht nur insgeheim genannt, sondern dürfen unter umständen auch öffentlich ausgesprochen werden.
I...I wie steht die unleugbare, man könnte sagen keusche
derbheit der deutschen literatur des ganzen sechzehnten
jahrhun-
derts ab von der französischen Schlüpfrigkeit, von der zimpferlichen art unserer heutigen feinen weit, die sich
z.b. scheut aus-
drücke wie durchfall oder durchlauf in den mund zu nehmen und dafür das fremde diarrhöe lernt, unter welchem der Grieche genau verstand, was jene deutschen Wörter besagen." (Sp. XXXII f.). Auf die Frage "Soll das Wörterbuch die unzüchtigen Wörter in sich aufnehmen oder sie weglassen?" folgt die klare Antwort: "Das Wörterbuch, will es seines namens werth sein, ist nicht da um Wörter zu verschweigen, sondern
um
drückt kein ungefälliges wörtchen,
sie vorzubringen, es untergeschweige reihen von
benennungen, die seit uralter zeit bestanden haben,
fortbestehen
und dem was in der natur vorhanden ist nothwendig beigelegt werden." (Sp. XXXIII). GRIMM weist darauf hin, daG "durch unerlaubte beschränkung dieses wortvorrats" der "Sprachvergleichung" und der "volleren kenntnis des Zusammenhangs aller deutschen mundarten" wichtige Aufschlüsse entgingen (ebenda). Diese Wörter wurden "aus
den quellen unserer alten spräche geschöpft und von
153
männern gebraucht
| . .. | , die noch mit festeren nerven begabt als
die jetzt redenden vor einem kecken, derben wort nicht zurück bebten, wenn es galt dem was sie sagen wollten stärke zu verleihen." (Sp. XXXIV). Und als
Beispiele hierfür führt er Goethe,
Keisersberg, Luther und vor allem Fischart an, die "nicht hinterm berge" hielten und "wol gefühlt" haben, "dasz ein unzarter ausdruck, da wo er hin gehört nicht erspart sein könne, es gibt kein wort in der spräche, das nicht irgendwo das beste wäre und an seiner rechten stelle.
es wäre oft auch unmöglich spott,
witz, zorn, Verachtung, schelte und fluch anders laut werden zu lassen, als in einem kühnen wort" , und "ein groszes entgienge" der Dichtung, "wenn sie nicht frei nach allen Seiten greifen dürfte." (Ebenda). Und GRIMM macht darauf aufmerksam: "an sich sind alle Wörter rein und unschuldig, sie gewannen erst dadurch Zweideutigkeit, dasz sie der Sprachgebrauch halb von der seite ansieht und verdreht." (Ebenda). Dem entsprechen Auffassungen der heutigen Metalexikographen, wenn sie im Zusammenhang mit der Kritik am Stilschichtenmodell der Gegenwartswörterbücher
fest-
stellen, daß bestimmte Ausdrücke nicht an sich beispielsweise vulgär oder nicht vulgär sind, sondern daß die
"Sprachteilhaber"
derartige Ausdrücke als vulgär oder nicht vulgär (vgl. PÜSCHEL 1984, S. 373; s. Kap. 4.2. dieser
"betrachten" Arbeit).
Am Schluß seiner Ausführungen über anstößige Wörter unterstreicht GRIMM nochmals seine Auffassung, auch diese Wörter in ein Wörterbuch aufzunehmen: "Das Wörterbuch ist kein sittenbuch, sondern ein wissenschaftliches, allen zwecken gerechtes unternehmen. selbst in der bibel gebricht es nicht an Wörtern, die bei der feinen gesellschaft verpönt sind." (Ebenda). Diese
Auffassungen
widerspiegeln sich auch in den Artikeln des GRIMMschen So heißt es ζ. B. unter dem Lemma
bescheißen 3):
Wörterbuches. es wäre
übel gethan, die belege zurückhalten und die derbheit der vorigen Jahrhunderte verbergen zu wollen, auch noch heute hält das volk seine kräftigsten ausdrücke fest und die dichter greifen danach I...I" (I, Sp. 1561). Wie konservativ bzw. prüde ist dagegen über hundert Jahre später das Kodifizierungsprinzip stößige Wörter" im "Wörterbuch der deutschen
in bezug auf "an-
Gegenwartssprache",
in das vulgäre Wörter und Redewendungen "nur in beschränktem Umfang" aufgenommen sind und das obszöne Wörter "nicht berücksichtigt" (Vorwort, S. 012).
154
Im GRIMMschen Wörterbuch ist der derbe Wortschatz bis hin zum obszönen (ζ. B. Fotze, der kalte Bauer) als Teil der Volkssprache Gegenstand lexikographischer Erfassung, wobei zu den entsprechenden Lexemen auch bewertende Kommentare gegeben werden (vgl. KIRKNESS 1980, S. 20-22; WIEGAND 1981, S. 150/151; JÄNTTI 1985; DÜCKERT 1987a, S. 16/17, S. 30 und S. 41). Die Lemmata bzw. bestimmte Verwendungsweisen von Lexemen sind jedoch nicht nach einem vorgegebenen Modell "stilistisch" bewertet. Zurück zu SANDERS'
Bewertungsverfahren.
2.4.1. Angaben zum Stil 2.4.1.1. Zuordnung zu Stilebenen Auch
SANDERS gibt zu Lemmata bzw. bestimmten Bedeutungen eines
Lemmas bewertende Kommentare, die sich als "Angaben zum Stil" interpretieren lassen. Ohne daß die stilistische Markierung
syste-
matisch nach einem Modell erfolgt, spielen hierbei - wie schon bei ADELUNG und CAMPE - die beiden Bezugssysteme "Stilebenen" und "Stilfärbungen" (nach dem Sprachgebrauch der heutigen Lexikographie), relativ zu denen Lexeme bewertet werden,eine
Rolle
(s. Kap. 2.2.1.2. und bes. Kap. 3.). Die folgenden Beispiele belegen diese Praxis, die jedoch - wie erwähnt - in der Einleitung nicht reflektiert wird. In Teilen von SANDERS' Wörterbuchartikeln zu den Lemmata Sprache und Rede finden sich Einträge, die als "Stilebenen" interpretierbar
sind:
Sprache 6) S-en in ihrer Verschiedenheit nach den versch. Völkern und Volksstämmen: a) Unsere S. , die unsres Volks (Mutter=, Landes=S.) Ggstz.: fremde S-en; b) mit näherer Best.: ein einzelner Zweig einer S. (a), wie sie in best. Kreis sich eigth. gestaltet: Die gewöhnliche; prosaische; dichterische; gehobne; edle S. etc.; Die S. des gw. Lebens; des Umgangs; |...T des Volks: des Pöbels; und zahllose Zsstzg. Bergmanns=, Bücher =, | . .. | Diebs=. Seemanns=, Jäger=, Weidmanns=, ,..I S. etc. Umgangs=, Volks=, (II, 2, S. 1147) II. Rede 2) die Art und Weise des Redens in Bezug auf Stilart und Rhythmus: In der gehobnen R. [Sprache] des Dichters I ... I (II, 1, S. 683).
155
Die in diesen Wörterbuchartikeln angeführten Beispiele gehobene Sprache, edle Sprache, dichterische Sprache, gewöhnliche
Sprache
werden im Wörterbüchverzeichnis als Prädikate verwendet, um Lexeme "stilistisch" zu bewerten. Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auch der Wörterbucheintrag zu gewöhnlich, das in den Bedeutungserläuterungen zu gehoben ("gehobene Sprache") und edel ("edle Sprache") eine Rolle spielt: gewöhnlich 1) so wie es in der Regel, gemeinhin zu sein pflegt [TT. b) als Ew.: Irn g-en Leben; 2) (s. 1 und gemein 3; alltäglich 3) mit mehr oder minder tadelndem Nbnsinn: sich nicht über die Mittelmäßigkeit, über das alltäglich Vorkommende erhebend und davon auszeichnend: Hier sprichst du, wie g-e Menschen; (II, 2, S. 1653) Die Wörterbucheinträge zu gemein und alltäglich, auf die unter gewöhnlich 2) verwiesen wird, lauten: II. gemein 2) für eine ganz große Gesammtheit geltend, sie umfassend, all-g. 3) (s. 2) gewöhnlich, häufig, in großer Menge vorhanden oder vorkommend, die große Mehrzahl oder die Regel bildend, alltäglich, ordinär etc., womit sich oft die Bed. der geringen Schätzung oder des geringen Werthes verbindet, im Ggstz. des Seltnen, Außerordentlichen, Höhern, Edlen I...I a) Im g-en Leben (II, 1, S. 274) alltäglich 3) gewöhnlich, gemein etc., - im Ggstz. zum Außergewöhnlichen, Ungemeinen (wie es eben nicht alle Tage vorkommt) I ... I (II, 2, S. 1281). In SANDERS' Wörterbuch lassen sich etwa die folgenden ebenen" bzw. "Stilschichten"
"Stil-
rekonstruieren:
(1) Eine "neutrale." oder "normalsprachliche" Ebene, zu der Lexeme gehören, die im alltäglichen Sprachgebrauch vorkommen und allgemein üblich sind; diese Lexeme erhalten kein bewertendes Prädikat. Lemmabeispiele hierfür sind: Arbeit, Autor, Balkon, Bier, brummen, Dichter, Dickicht,
eckig,
Euter, Faulheit, fröhlich, furchtsam, Gelee, Gleis, grunzen, Gruß, Heimat, Kran u.v.a.
156
(2) Ebene "über" oder "oberhalb" der neutralen - wie die heutigen Lexikographen sagen Um Lexeme dieser Ebene zuzuordnen, verwendet SANDERS diese bewertenden
Prädikate:
(a) "in der gehobnen
Sprache", "in der gehobnen Rede", "im
gehobnen Stil" u. ä. Die hier in Frage kommende Bedeutungserläuterung
zu gehoben
lautet: "über dem Gewöhnlichen seiend, z. B.: In der gehobenen Sprache des Redners und Dichters, im Ggstz. zur Sprache des gewöhnlichen Lebens" (unter dem Lemma heben 1) b); I, S. 716); gehoben also verstanden als "sich
über die Mittelmäßigkeit,
über das alltäglich Vorkommende erhebend und davon auszeichnend", wenn man den Gegensatz zum Wörterbucheintrag
zu gewöhnlich
(s. o.) konstruiert. Entsprechend ist auch die
Bedeutungserläute-
rung zum Beispiel in der höhern Schreibweise, das sich unter dem Lemma hoch findet: I. hoch I . . . I 2) I .. . I übertr. auf Das, was sich über das Gewöhnliche sehr erhebt a) - Im hohen Stil, in der höhern Schreibweise, die sich über die gewöhnliche Rede erhebt. I...I (I, S. 769) Die genannten Prädikate finden sich ζ. B. bei: Jungferschaft 1) das Jungfersein, namentl. die unverletzte Keuschheit eines Frauenzimmers in der gehobnen Sprache "Jungfrau(en)schaft" (s. d.): Die J. unverletzt erhalten, ins Grab nehmen | . .. | (I, S. 846) Das Lexem Jungfrauenschaft, auf das hier verwiesen wird, erscheint allerdings ohne das Prädikat "in der gehobnen Sprache" (s. unter Frauenschaft ; I, S. 487). Weib I . . . I 1) eine Pers. von dem dem männlichen entgegengesetzten Geschlecht, s. Ggstz. Mann, vgl. Frau: a) allgm. ohne Rücksicht auf Verheirathet= oder Nichtverheirathetsein, auf hohen oder niedern Stand etc. So findet sich W., wie in der ältern, nam. noch in der gehobnen Spr.: Siehest [du] unter den Gefangenen ein schönes W. |... | (II, 2, S. 1522) Gefild(e ) als Sammelwort ein sich ausdehnendes Gebreite von Feldern nam. mit dem Nebenbegriff des Anmuthigen, Wohlgefälligen, - in gehobner Rede = Feld (I, S. 443) I. Hain I .. . I ein gehegtes Gehölz, nam. ein den Göttern geweihetes (so oft in der Bibel), dann auch in gehobner Rede = Gehölz etc. I...I (I, S. 659)
157
Knabe 1) ein männliches Kind, eig. - und so gw. in der heutigen Prosa - bis zum Beginn der Jünglingsjähre ; doch ζ. B. oft in der Bibel und in der gehobnen Rede der Dichter auch von Jünglingen und jungen Männern (I, S. 947) Lenz I . .. I in der gehobnen Rede Bez. des Frühlings T U T 1, S. 111) Schwinge 1) die zum Auf= und Fortschwingen dienenden Flügel I ... I und Flug= (oder Schwung = )Federn - eig. und bildl. sehr häufig, namentl. im gehobnen Stil (II, 2, S. 1051) II. schmeiQen 2) mit heftigraschem Wurf (wie schleudernd) werfen, - nicht bloß "in den niedrigen Sprecharten" (Adelung), sondern als kräftig derber Ausdr. auch in der gehobnen statt werfen | . .. | (II, 2, S. 974) (b) "edlerer Ausdruck", "edle Sprache" Edel wird hier als "durch Vortrefflichkeit
über das
und Gewöhnliche erhaben" verstanden (s. Lemma edel ; I, S.
Gemeine 341).
Lemmabeispiele : II. Backe 1) der - innre und äußre - zu beiden Seiten der Nase bis zu den Ohren liegende fleischige Theil des Gesichts, dessen Oberfläche - gewöhnlich nur beim Menschen - und zwar zunächst nur der unter den Augen liegende Theil "Wange" heißt, welcher Ausdruck - wo beide stehn können - der edlere ist, doch ζ. B. nur Kinn-B. | . .. | (I, S. 65) I. Metze 2) geradezu für Hure (s. d.), welchen Ausdruck die edle Sprache meidet und in der Schrift nur andeutend bez., ζ. Β.: I ... I Ich beug mich nicht vor jenen hübschen M-n, die schamlos prunken mit der eignen Schand. (II, 1, S. 303) (c) "dichterisch", "in der edlen Dichtersprache", ζ. B.: Brett I... I 2) f) in Bezug auf die Planken des Schiffs, dichterisch statt Schiff, Nachen Zurücke/prallt das gejagte Β. | .. . | (I, S. 214) II. Ge-fjeder kollektiv, eine Menge zusammengehöriger Federn: Das G. eines Vogels ein frisch G. [dichterisch = neue Schreibfeder]. (I, S. 442) Jüngling |... eine männliche Person zwischen dem Knaben= und Mannesalter: ferner dichterisch von Pflanzen: Wo in den Lüften einsam sich ein Palmen = J. sehnt | . . . | Palmbaum mit männlichen Blüthen (I, S. 846) Haus I ... I Zsstzg. U 7 " S . 709 ff; S. 712)
Wellen=: dichterisch für Schiff.
158
Weib 4) von Pflanzen I...I und dichterisch: Wo in den Lüften einsam|sich ein Palmenjüngling [s. d.J sehnt, weil kein Palmen=W. gemeinsam|sich ihm Wang 1 an Wange lehnt (II, 2, S. 1522) Dirne I ... I 1) urspr. = Dienerin - So nicht bloß noch mundartl. = "Magd in einer Bauernwirthschaft" sondern auch in der edlen Dichtersprache: Denn eine Dirn des Schlosses ist mir hold | . . . | (I, S. 301)
(3) Ebene "unter" oder "unterhalb" der neutralen Für die Zuordnung von Lexemen zu dieser Ebene kommen etwa die folgenden Prädikate in Frage: (a) "in der Volkssprache", "in der gewöhnlichen "in der gewöhnlichen
Volkssprache",
Sprache"
Die mit diesen Kommentaren versehenen Lexeme werden "niedriger" eingeschätzt
(etwas)
als diejenigen Lexeme, die ohne Markie-
rungsprädikat stehen und damit der "neutralen Ebene" angehören. Das läßt sich aus den oben angeführten Wörterbucheinträgen zu Hochdeutsch ("die allgemeine
Sprache der Gebildeten, die all-
gemeingültige Schrift= und Büchersprache") und gewöhnlich
("mit
mehr oder minder tadelndem Nebensinn: sich nicht über die Mittelmäßigkeit, über das alltäglich Vorkommende erhebend")
schließen.
Die Kommentare "in der Volkssprache", "in der gewöhnlichen
Volks-
sprache" sind etwa mit dem in der heutigen Lexikographie
verwende-
ten Markierungsprädikat
(s. Kap.
3.1.).
"umgangssprachlich" vergleichbar
Die Grenze zwischen "neutral" und "in der
bzw. "umgangssprachlich" ist allerdings
Volkssprache"
fließend.
Volkssprache ist im Wörterverzeichnis nicht näher erläutert und wird nur als Beispiel für die "zahllosen Zusammensetzungen" zum Bedeutungspunkt "ein einzelner Zweig einer Sprache, wie sie in bestimmten Kreis sich eigenthümlich gestaltet" des Lemmas Sprache (II, 2, S. 1147) angeführt. Lemmabeispiele
(vgl. auch (3) (d) und (e)) sind:
Haufen 2) eine Menge zusammengehöriger, bei einander befindlicher Ggstd. oder Wesen h) in der Volksspr. einiger Gegenden gilt "ein Η-en" unveränderlich als Ew. = viel, ζ. B.: Die Frau mit ein Η-en kleinen Kindern (I, S. 706)
159
Hure I ... I häufig |.. Welt meist vermieden
in der Volksspr., wird im Ton der feinern ... I (I, S. 807)
Moos I . .. I 3) Volksspr. und nam. bursch.: S. 330)
Geld. (11,1,
II. kriegen bekommen, s. d. 1, wonach Bsp. nur nöthig sind, um das durchaus nicht seltne Vorkommen dieses in der Volksspr. so allgm. üblichen Worts auch in der gew. Schriftspr. zu belegen I ... I (I, S. 1032) bekommen 1) in unerschöpflichen Verbind, wie das entsprechende "kriegen", das - nur mehr der gw. Sprache angehörig in allen hier unter 1) erwähnten Bsp. statt b. stehen kann, wie umgekehrt auch b. überall in den unter kriegen (II.) aufgeführten I .. . I (unter kommen ; I, S. 976) I. Haupt I . .. I 1) eigentl., der Kopf eines Menschen In vielen Fällen können beide Wörter stehen, nur daß eben H. der gehobneren Rede entspricht Dagegen heißt es ζ. B. in den Ausdrücken der gewöhnl. Volkssprache nur: Über Hals und Kopf; Einem den Kopf gehörig waschen, zurecht setzen, warm machen etc. I ... I (I, S. 707) (b) "niedrig", "in niedriger Sprechweise", "niedrige
Bezeich-
nung" Der Wörterbucheintrag zu niedrig, der hier von Interesse ist, lautet: niedrig 2) übrtr: d) insofern in einer geordneten Reihe das über Etwas Stehnde das Bessere, das unter Etwas Stehnde das Schlechtre, Geringre, von geringrem Werth etc. ist e) (s. d) in Bezug auf geistige Höhe sich wenig erhebend, des geistigen Schwungs ermangelnd, oft ganz nahe an f (s. d.) grenzend und unmerklich darein übergehnd: In der n-en Schreibweise würde ein so dichterischer Ausdruck stören; f) (s. d u. e): auf einer tiefen Stufe der Sittlichk. stehnd, im Sittlichen des innern Werths und der Würde ermangelnd, und solchem Sinn entsprechend N-e Gesinnungen, Handlungen; N-e, pöbelhafte Ausdrücke (II, 1, S. 439) Lemmabeispiele: Fresse I... | (niedrig) Maul: Sie behaupten mir in die F. [ins Gesicht] hinein. (I, S. 492) Person
Zsstzg.
Frauens=: Frauenzimmer, vgl. das nied-
riger Weibs=P.: Die F-en waren hübsch.
Weibs=: s. Frauens-P.
I ... I (II, 1, S. 516) I. fressen allgm. von Thieren = essen; von Menschen aber mit tadelndem Nebensinn: thierisch essen, mit Gier, im Übermaß, in einer dem Anstand zuwiderlaufenden Weise etc. oder in niedriger Sprechweise I ... I (I, S. 492)
160
Dreck I... I 1) I ... I niedrige und verächtliche Bez. von etwas Schlechtem, Werthlosem (I, S. 313) (c) "unedlere
Bezeichnung"
Unedel wird als "Ggstz von 'edel'" erklärt, also als Gegensatz von dem, was "durch Vortrefflichkeit über das Gemeine und Gewöhnliche erhaben" ist (s. unter dem Lemma edel ; I, S. 341). In Kombination mit "derb" (s. (d)) findet sich "unedel" zur Bewertung ζ. B. unter II. Maul I...I 1) die breite Öffnung im Kopf zur Aufnahme von Nahrung, zunächst von Thieren dann aber auch von Menschen, st. Mund I .. . I in verächtl. Sinn oder auch nur in derberer unedlerer Bez., ζ. B. in Bezug auf Gier oder Genußsucht beim Essen und Trinken oder nam. auf das Laute - theils Offne, theils Rücksichtslose - in den Äußerungen der Rede (II, 1, S. 261) (d) "derber Ausdruck", "in der derben Volkssprache" Die Bedeutungserläuterungen zu derb lauten: derb(e) 1) sowohl stark, kräftig, kernig, tüchtig, als auch massiv, grob, plump. 2) übertr. in der Bed. wie 1 (s. d.), ζ. B. in Bezug auf geistige Eigenschaften etc., wobei nam. d. = gehörig, tüchtig, Beachtung verdient: Sprich nur ... recht d. und deutsch. Als die Reden der Bauernbursche d. wurden. Ein d-er, deutscher Fluch. (I, S. 283) Derb in bezug auf die Sprache bzw. ein Wort meint wohl vor allem "grob", zu dem sich die folgende Bedeutungserläuterung
findet,
die hier von Interesse ist: grob I .. . I 7) Ggstz. von fein, im Sinn von höflich: roh, ungebildet, von Unbildung zeugend: G-e Worte, Schimpfworte, Reden Die g-en plumpen Worte, die das Unzüchtige geradezu ausdrücken. (I, S. 629) Die unter (d) angeführten Prädikate begegnen ζ. B. bei: Schwanz 2) hüllnder Ausdr.
das männl. Glied, - urspr. ehrbar ver- heute derber Ausdr. (II, 2, S. 1035)
Arsch I. . . I In der derben Volksspr. bez. A. als Grundwort oft nur I ... I eine Person, mit verächtlichem Nebensinn, z. B.: Geiz = A., vgl. Geizhals; Heul=A., Heuler; Quengel=A. etc. (I, S. 45 f.) Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch das Prädikat "in derbem Volkswitz", ζ. B.: I. Metze Zsstzg. Schwanz=: vgl. in derbem Volkswitz, der Lederring am Schwanzriemen eines Pferdegeschirrs, wodurch der Schwanz des Pferdes gesteckt wird (II, 1, S. 303)
161
(e) "hartes Wort" Unter dem Lemma hart findet sich diese
Bedeutungserläuterung:
hart I . .. I 6) H. nach dem Eindruck, den Etwas auf das Schönheitsgefühl, auf das feinere Empfindungsvermögen (ästhetisch) macht, so nämlich, daG dies einen Anstoß darin findet, nicht glatt und leicht darüber hinweg kann (I, S. 696) Lemmabeispiel : Hure I . .. I 1) ein gemeines feiles Weibsstück, die ihren Leib zur Befriedigung der Wollust preisgiebt, Metze. Dies harte Wort, häufig in der Bibel und in der Volksspr., wird im Ton der feinern Welt meist vermieden (I, S. 807)
An diese Darstellung der bewertenden Prädikate im SANDERSschen Wörterbuch lassen sich folgende Beobachtungen
anschließen:
(i) "Anstößige Wörter" werden meist nicht "stilistisch"
gekenn-
zeichnet. SANDERS hat auch Wörter wie Arschloch, ficken, Fotze, Furz, furzen,
kotzen, Pisse, pissen, Scheiß, scheißen, Scheißhaus,
Schiß, Dünnschiß, Seiche, seichen ins Wörterbuch
aufgenommen,
ohne sie mit einem der unter (3) angeführten Prädikate oder einer anderen Kennzeichnung zu versehen, Wörter, die in den Wörterbüchern der deutschen Gegenwartssprache
(wenn sie hier verzeichnet
sind) als "vulgär" oder "derb" charakterisiert werden. Das Prädikat "obscön" (= "zotenhaft"; II, 1, S. 460) findet sich in SANDERS' Wörterbuch z. B. bei folgenden Lemmata: In der Anmerkung zum Lemma zu fiedeln angeführt
Fiedel, in der u. a. die Bedeutungen
werden,
findet sich auch die
Bedeutungser-
läuterung: "Etwas wie den Fiedelbogen hin und her bewegen auch im obscönen Sinn wie ficken
(I, S. 442). Zur Verwen-
dung von ficken in der Bedeutung "sich fleischlich
vermischen"
wird in einer Anmerkung auf "das sinn= und stammverwandte
'vögeln'"
verwiesen (I, S. 441); ein bewertendes Prädikat wird nicht gegeben. Vögeln mit der hier in Frage kommenden Bedeutung
findet
sich unter dem Lemma vogeln: "als Ausdr. für den Akt der Begattung I...I und obscön von Menschen
gw. mit Uml., ζ. Β.: Sich
vögeln lassen |···|" (II, 2, S. 1428). Entsprechend werden mit dem bewertenden Prädikat "obscön" auch versehen:
162
Gevögel 1) ein Komplex von Vögeln 2) das Vögeln (s. d.), so auch: die Vögelei (wegen welches obscönen Sinns die Anwendung von 1 gern gemieden wird). (II, 2, S. 1428) und Vog-elei das Vögeln und mit Uml., in absichtl. Erregung obscönen Nebensinns (s. Gevögel 2) (II, 2, S. 1428). An diesem Beispiel zeigt sich auch die Korrelation zwischen Wörterbuchartikeln
(vgl. z. B. auch die Artikel zu Haupt und Kopf),
die jedoch bei SANDERS nicht
konsequent dargestellt ist. So wird
beispielsweise unter dem Lemma II. Backe 1) darauf hingewiesen, daG Wange im Vergleich mit Backe der "edlere" Ausdruck (I, S. 65) ist; unter Wange findet sich kein derartiges Prädikat und auch kein Verweis auf Backe. Die "stilistische Bewertung" erfolgt also nicht systematisch. (ii) Im Zusammenhang mit "stilistischen Bewertungen" finden sich Hinweise auf semantische Ein
Vereinbarkeiten.
aufschlußreiches Beispiel hierfür bieten die umfangreichen
Wörterbuchartikel zu Haupt und Kopf, aus denen einige Teile relativ ausführlich zitiert werden sollen: I. Haupt I ...I 1) eigentl., der Kopf eines Menschen, als der höchste emporragende Theil des Körpers und deshalb der edlern Sprache eignend, während freilich auch in dieser "Kopf" steht, wo die Formen und Umrisse des Theils besonders bezeichnet werden sollen: Der Maler zeichnet Köpfe; Ein Christus=, ein Madonnen= köpf; I . . . I Mit der Mütze auf dem Kopf; Der Fürst hat eine Krone auf dem H. etc. - In vielen Fällen können beide Wörter stehen, nur daß eben H. der gehobneren Rede entspricht: Das H. oder den Kopf [s. d. 2] heben, emporrichten, senken, neigen, bedecken I.. . I ; die Haare, Locken des H-s oder Kopfs; - Dagegen heißt es z. B. in den Ausdrücken der gewöhnl. Volkssprache nur: Über Hals und Kopf; Einem den Kopf gehörig waschen, zurecht setzen, warm machen etc., und andrerseits in der gehobnen Sprache der Bibel, der Dichter etc.: Feurige Kohlen auf des Feindes H. schütteln, sammeln; - 2) nur zuw. in der gehobnen Rede findet sich H., wie gewöhnl. Kopf (s. d. 2) als Sitz des Geistes, des Denkvermögens, des Verstands, z. B.: Mit sinnendem H. saß der Kaiser da, als dächt' er vergangener Zeiten. - 3) H., wie Kopf (s. d.), in der gehobnen Rede statt Leben, vgl. Enthaupten: Du haftest mir mit deinem H. dafür; - 6) nicht selten steht in der gehobnen Rede H. auch statt "Person", wie in der gewöhnl. Rede Personen nach "Köpfen" gezählt werden Die Sünde etc. komme auf mich, auf meinen Kopf, auf mein H.! - Wenn du die Häupter der Kinder Israel zählest. - 8) in gehobner Rede H. zuweilen auch von dem Kopf größerer Thiere: Die Häupter der Rosse wie die Häupter der Löwen. (I, S. 707 f.)
163 Die entsprechenden Teile des Wörterbuchartikels lauten zu Kopf 1) im Allgm. vralt.: ein tiefes Trinkgefäß - 2) in der heute gewöhnlichsten Bedeutung übertr. zunächst auf die Hirnschale und dann auf den ganzen das Gehirn enthaltenden, auf dem Rumpf befindlichen Körpertheil, vgl. das sinnverwandte "Haupt", das jetzt aber b e s c h r ä n k t e m Gebrauchs ist, nam. nur der g e h o b n e m Sprache eignet und in dieser von Menschen und gröOern Thieren (s. Haupt 8) gilt, aber auch hier nur, insofern nicht auf die Umrisse des Gesichts bes. Rücksicht genommen wird. Wir geben einige Bsp., in denen K. nicht mit Haupt vertauscht werden könnte: Köpfe zeichnen; Ein Apollos=, Christus=, Jupiters=, Madonn e n ^ . etc. Oft steht K. als Sitz des Gehirns und somit des Denkvermögens, Verstands, des Sinns, Geistes, in welcher Anwendung Haupt (s. d. 2) sich nur selten findet - So findet sich K. in einer großen Menge von Anwendungen, von denen wir die gewöhnl. ... aufführen - 3) K. = Pers., ζ. B. bei V e r k e i l u n g e n ... (I, S. 988 f. ) Unter Kopf sind als Beispiele auch solche angeführt, die unter Haupt als "gehoben" gekennzeichnet sind wie den K. neigen, emporrichten ; Du haftest mir mit deinem K. [Leben] dafür. Zum einen gibt SANDERS in den angeführten und weiteren Teilen beider Wörterbuchartikel die unterschiedlichen "stilistischen Bewertungen" für Haupt und Kopf an: Im Vergleich zu Kopf eignet sich Haupt der " g e h o b n e m Sprache" bzw. entspricht Haupt der "gehobneren Rede". Zum anderen macht er im Zusammenhang mit diesen Bewertungen gleichzeitig Angaben über makrostrukturelle tionen, indem er Auskünfte über semantische
Rela-
Vereinbarkeiten
(Kollokationen) sowohl in den Bedeutungserläuterungen als auch in den angeführten Beispielen gibt. Derartige Angaben finden sich auch in bezug auf die Wortbildung. Dem Benutzer wird vermittelt, daß es sich bei
Haupt und Kopf um Synonymausdrücke
handelt, die nicht ohne weiteres substituierbar sind. In "modernen" allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern des Deutschen werden derartige Regularitäten in den lexikographischen
Definitio-
nen kaum erfaßt, sondern müssen aus den Beispielen erschlossen werden. Dieses Manko ist in der metalexikographischen
Diskussion
der letzten Jahre des öfteren beklagt worden (vgl. ζ. B. VIEHWEGER
1982).
164
2.4.1.2. Kennzeichnung spezifischer Gebrauchsweisen von Lexemen Im Wörterverzeichnis verwendet SANDERS auch Prädikate, die etwa den "Stilfärbungen" bzw. "Gebrauchsangaben" der heutigen Lexikographie
entsprechen:
(a) "scherzhaft", "im Scherz", "scherzhafte Bezeichnung", ζ. B.: Affe I . . . I 1) h) Rausch: Wenn er|...|nach Hause wankt und den A-η zum Kater trägt, [scherzh. in Bezug auf den dem Rausch folgenden Katzenjammer] · · I (I» S. 14 f.) Alther-thum 1) die alte Zeit Scherzh.; Ein wohlerhaltener Fünfziger, wie ich, gehört noch nicht ins A. (ins alte Register) | .. . | (I, S. 27) Wärm-er nam. Zsstzg., ζ. B.: Bett=: scherzh. ein Bettgenoß I ... I - Nasén=: scherzh. = Stummelpfeife (II, 2, S. 1486) I. hoch I . .. I 2) I .. . I a) als attrib. Ew. Hohe Personen, s. o.: Adel; scherzh.: Seine hohe Person [Wenigkeit]. Die höhere Wissenschaft, im Ggstz. der niedern, elementaren, ζ. B.: Die höhere Mathematik etc.; scherzh.: Der höhere Blödsinn, der sich über den gewöhnlichen erhebt. (I, S. 768 f.) impertinent ungehörig, ungeziemend, unverschämt, flegelhaft etc.; scherzh.: I. blond, roth (von der Haarfarbe). (I, S. 815 f.) kneifen 5) mundartl. scherzh.: Einen k., Eins trinken. (I, S. 953 f. ) Haus I . . . I Zsstzg. Rath=: öffentliches Gebäude für die Rathssitzungen, Stadt=H. Scherzh.: Aufs R. gehn, auf den Abtritt I...I - Red=: scherzh.: Ein gutes R. [Mundwerk] haben (I, S. 711) Bart
I . . . I Zsstzg.
Milch=|...|: der zuerst hervorsprießende
Β. I . . . I ; im Scherz auch: Einer, der gern Milchspeisen (I, S. 88)
isst.
- 6) ein Werkzeug, Etwas Knicker | . . 2) scherzh.: Floh zu knicken ; Läuschen=K., scherzh. Bez. des Daumens, nam. Kinderspr. etc. ... I (I, S. 955) (b) "ironisch" u. ä., ζ. B.: II. e i I . .. I 5) ironisch als Ausruf schärfern oder schwächern Spotts und Hohns: Ei, eine treffliche Summe, der ich werth geachtet bin. I ... I (I, S. 345)
165 edel I ... I durch Vortrefflichkeit | . . . | über das Gemeine und Gewöhnliche erhaben, auch, wie nobel, zuweilen ironisch Nur mit euch und eurer edlen Kompagnie. [iron. = saubre Sippschaft] ; I ... I (I, S. 341) I. ge-horsam, a.: bereit zu gehorchen - Oft ironische Abweisung (vgl.: Ich danke etc.): G-er Diener (s. d.)! sucht euch einen andern Maulaffen. (I, S. 794) Knabe 1) ein männliches Kind oft, grade im gw. Leben, mit einer gewissen Ironie in der Verbind.: Alter K. (I, S. 947) (c) "spöttisch", "spöttische Bezeichnung",
"Spottbezeichnung",
"Spottname", ζ. Β.: Arsch I ... I 1) der fleischige an das Ende des Mastdarms sich anschließende Theil des menschlichen und thierischen Körpers Einen schwarzen A. haben [spöttisch = adlig sein] (I, S. 45 f.) Feger Sprach=F., spöttische Bez. der Puristen, welche die Fremdwörter ausfegen wollen. (I, S. 423) Fresser Zsstzg. Heiligen=F., der die Heiligen gleichsam vor Liebe auffressen möchte, ihren Bildern beim Küssen "die Beine abbeißt", Spottbezeichnung für Frömmler (I, S. 493) Affe I .. . I Zsstzg. TIT'S. 15)
Teig=: Spottname der Bäcker.
(d) "burschikos", ζ. B.: Blase 3) burschikos: eine zusammengehörige Klicke etc. | . . . | (I, S. 149)
Gesellschaft,
Dachs I .. . I 3) burschik.: a) ein Student, der nicht Mitglied einer Verbindung ist. - b) ein liederliches Frauenzimmer, das in der Dämmrung und des Nachts auf Beute ausgeht etc. (I, S. (I, S. 25B) fidel I.. . I eig. treuherzig; burschikos: munter, lustig; ein sogen, f-es Haus. (I, S. 441) flippen I ...I bursch.: Flipp machen oder trinken und dann allgm. : Viel durch einander saufen. (I, S. 466) Kame(e)l |...| 2) burschikos, philisterhafter CI, S. 856)
Kerl
Kies
(I, S. 905)
Kneipe CI, S. 954)
6) burschik.: Geld: K. haben
4) bursch.: die Wohnstube eines Studenten
166
Ochs(-e) I ... I 3) burschik.: Einer, der ochst und büffelt (s. d.) I ... I (II, 1, S. 461) ochsen
1) burschik. (s. Ochs 3)
Schwein
6) bursch.: Glück
(II, 1, S. 461) (II, 2, S. 1043)
(e) "euphemistisch", "euphemistische Bezeichnung",
"verhüllende
Bezeichnung", "verhüllender Ausdruck", z. B.: III. Ding 3) c) die Ra.: Es geht nicht mit rechten D-en zu, als euphem. Bez. für das Spuk= und Zauberwesen 4) D. als allgem. Bez. für jeden einzelnen Ggstd., den man nicht näher bez., dessen Name man nicht angeben kann oder will I . . . I , so: a) euphemistisch (s. 3c): Das D., die (männliche oder weibliche) Scham (I, S. 299) Elément Ε·! I··.
,.I 6) in Flüchen, wohl euphem. st. Sakrament Beim E. ! | . . . | (I, S. 363)
Haufen | . . I 1) ι.. . ι d) I .. . I Einen Η-en, ein Häufchen machen, euphemist von den Exkrementen (I, S. 706) Haus I . . . Zsstzg. I . .. I Freuden = : ein Haus der Freude, der Wonne |. . I Oft euphem. = Hurenhaus (I, S. 710) III. Ort 2) 1) Der gute 0., bei Juden euphem. Bez. des Begräbnisplatzes. - m) als verhüllende Bez. des Abtritts: Einen gewissen 0. besuchen. (II, 1, S. 484) Tritt Zsstzg. |...|: Ab=: 1) das Abtreten, Sich= Entfernen, z. B.: b) Einen A. nehmen, bes., zur Verdaher richtung der Nothdurft (als verhüllender Ausdr.). (II, 2, S. 1380) auch in heute gw. Bed.: der dazu dienende Ort wohnlich Zsstzg.: Ge=: 1) c) als sächl. Hw.: Das ist das G-e, G-ste; auch als verhüllender Ausdruck für Menstruation I... I (II, 2, S. 1653) (f) "verächtlich", "verächtliche Bezeichnung", "in/mit verächtlichem Sinn", "mit verächtlichem Nebensinn", z. B.: Arzt I .. . I der die Heilkunst versteht und ausübt lich = Quacksalber. (I, S. 49) Baderei Fratze (I, S. 486)
1) das Baden, verächtl. 3) häßliches Gesicht; Gesicht
verächt-
(I, S. 68) (verächtl.)
klimpern | . . . | in Bezug auf die meist bloß durch Finger hervorgebrachten Töne musikalischer Instrumente oft verächtl. (vgl. dudeln) | . .. | (I, S. 937)
167 Schwart-e verallgemeint Vieh I... Menschen (II, 2, S
1) d) (verächtl.): altes
Buch in Schweinsleder und Buch etc. (II, 2, S. 1 0 3 8 )
3)
. .. I in Vergleichen oder gradezu verächtlich Er ist dumm wie ein V., wie das liebe V. 1420)
von
Balg I . .. I 2) als v e r ä c h t l . Bez. von Menschen, zumal von feilen Weibsstücken u. von u n a r t i g e n Kindern, doch auch von Männern a ) = Weibsstück, das M e n s c h , Hure etc. b) = Kind ( v e r ä c h t l i c h ) (I, S. 7 1 ) Dichtelei verächtliche Bez. für das Treiben, wie das Erzeugnis eines Dichters oder D i c h t e r l i n g s . (I, S. 290) Griebs I .. . I A b f a l l , namentl. das Kerngehäuse und v e r ä c h t l i c h e Bezeichnung von schlechtem Obst, (I, S. 6 2 6 )
des
Obstes,
Hund I . . . I 1) I . .. I In einer Menge Sprchw., Redensarten und tragungen nam. auf Menschen, in welchen letztern der H. meist als verächtl. Bez. gilt. (I, S. 8 0 2 )
Über-
Köter I ... I 2 ) eine Art starker Hofhunde, danach auch zuw. als (verächtl. ) Bez. eines Hundes überh. (I, S. 1 0 0 3 ) Lump 2 ) I ... I verächtl. Bez. eines zerlumpten Bettlers, dann eines in seinen V e r m ö g e n s v e r h ä l t n i s s e n oder sittlich verkommenen M e n s c h e n ; Jemand ohne s i t t l i c h e n Werth u. Halt (II, 1, S. 1 8 0 ) Schwein 3) v e r ä c h t l . Bez. unsaubrer, G e m e i n e n ) sich gefallender etc. Pers. und Wesen 2, S. 1 0 4 4 )
im Schmutz (und (II,
Weib I . . . I 2 ) I ... I verächtl. Bez. eines Mannes, der Namen nicht verdient, weil er sich wie ein W. benimmt (II, 2, S. 1 5 2 2 )
diesen
Fraß 2 ) das zu Fressende, die Nahrung der Thiere, und in v e r ä c h t l i c h e m Sinn, wo Menschen wie Thiere gelten, oder scherzhaft I...I auch von m e n s c h l i c h e r Speise: Ein a b s c h e u l i c h e r F.; Man setzte uns einen wahren Schweine=F. (Sau=F., H u n d e = F . ) vor I ... I (I, S. 4 8 5 ) K r i t i k a s t e r e i | .. Der kantischen K.
das Treiben der Kritik ... I (I, S. 1 0 3 3 )
Pfäff I . .. I 1) Geistlicher, Priester Reformationszeit - in v e r ä c h t l i c h e n 519)
(in v e r ä c h t l .
Sinn);
gew. aber - seit der Sinn (II, 1, S.
168
dudeln andre Musik als mit Saiteninstrumenten [vgl.: klimpern, fiedeln] machen, singend,pfeifend, flötend, orgelnd etc., oft in verächtlichem Sinn (I, S. 326) Bude I. . . I leichtes Brettergebäude zuw. auch allgem. = Gebäude, Haus etc., meist mit verächtlichem Sinn I...I (I, S. 238)
Ämtling CI, S. 30)
Beamter (m. verächtlichem
Nebensinn)
Dichterei Treiben, Werk eines Dichters, Poesie, Dichtkunst, Dichtung, jetzt meist mit verächtlichem Nebensinn (s. Dichtelei) I . .. I
(I,
s.
291)
I. Futter I .. . I den Thieren dargereichte Nahrungsmittel b).auch Nicht=Thieren bestimmte Nahrung früher allgm. I...I - jetzt scherzh. od. mit verächtl. Nebensinn, selbst von geistiger Nahrung (I, S. 525) (g) "Schimpfwort",
"Scheltwort"
Ein Schimpfwort ist ein Wort, "womit man Einen schimpft", ein Scheltwort ein Wort, "womit man Jemand ausschilt" (s. unter Wort; II, 2, S. 1664). Lemmabeispiele : Aas I ... I 2) I . . . I c) Bez. alles Verächtlichen, gem. Schimpfw. wie Luder, zumeist für Weiber verstärkt in den Zsstzg. Galgen=, Höllen=, Hunde=, Raben=, Sau=, Schweine=, Teufels= I...I A. I...I (I, S. 2) Kopf I... I Zsstzg. I .. der Lästerungen speit. Fresser Schlemmer]
Drachen=: 2) Schimpfwort: Einer, ..I - Eis=: Schimpfw. (I, S. 991)
Zsstzg. Durch= | . . . | (I, S. 493)
[Schimpfw. = Durchbringer,
Luder 4) etwas Abscheu, dann auch Zorn, Unwillen Erregendes: Das ist unter allem L., von etwas sehr Schlechtem etc., so nam. als gemeines Schimpfwort für Pers.: Verfluchtes, verdammtes L.!; Ein L. von einem [ein liederliches] Weibsstück! I ... I (II, 1, S. 174 f. )
Affe I .. . I 1) I ... I c) Geistlose, dumme Person, Narr, Geck TRfrrin), oft als Scheltwort (I, S. 14) Fratz I .. . I 2) Scheltwort, etwa = Geck, Hausnarr, Laffe CI, S. 486)
169 Kürbis I ... I eine gurkenähnliche Pflanze | . . . | und die Frucht derselben auch als Scheltwort = Dummkopf etc.: Du Κ. ! I ... I (I, S. 1059 f.)
2.4.2. Angaben zu temporär begrenztem
Gebrauch
Als Angaben zu zeitlich begrenztem Gebrauch von Lexemen finden sich im Wörterverzeichnis die Prädikate "veraltet" und "veraltend". In der "Anleitung zum Gebrauch" (I, S. VII) weist SANDERS darauf hin, daß "das
Veraltete"
bei erwähnt" ist. Die Kennzeichnung
lediglich
"neben-
"veraltend", die selten vor-
kommt, wird hier nicht genannt. Neologismen werden nicht gekennzeichnet. (a) "veraltet", z. B.: Adel-heit, -keit, f. (veralt.): edles Wesen Ad(e)ling Alfanz
(veralt.) ein Adliger
(I, S. 12) (I, S. 13)
| . . , 1) I . .. I a) betrüglicher Gaukler, Betrüger ..| a) Betrug, Übervortheilung (veralt.)
ΤΤ7ΓΓ- 2)
(veralt.)
(I, S. 20) Antworter 2) jurist, (veralt.): Einer der vor Gericht antwortet, sich zu verantworten hat, der Beklagte. (I, S. 37) I. ar£ I . . . 1) (veralt.) schlecht: Ein fauler Baum bringt a-e Früchte. I . I (I, S. 42) Arz(e)nei
, . I 2) veralt.: Heilkunde
III. Au(e) Eigenrü |T.
, . . I 1) (veralt.) Fluß (I, S. 54)
(I, S. 49)
| .. . | , so noch in geogr.
Bacchant 2) fahrënder Schüler, herumziehender Student, roher junger Mensch (veralt.) (I, S. 64) Bader 2) (veralt.) Besitzer einer öffentlichen Badestube, der zugleich zur Ader lässt, schröpft etc. (I, S. 68) bännig
2) veralt.: verbannt, exiliert.
Brest (veralt.) I. Brunnen
Gebrechen.
(I, S. 81)
(I, S. 213)
9) veralt. = Urin, Harn
buhlen : 1) tr.: als Buhlen haben (veralt.): Weib I ... I (I, S. 239)
(I, S. 230) Er buhlt ein andres
170
christisch
I ... I (veralt.): Christo anhängend.
Dichtling Füllmund
(veralt.): Gedicht. (veralt.) Fundament.
(I, S. 255)
(I, S. 291) (I, S. 517)
hilfsam | .. . | veralt.: 1) heilsam, diensam, nützlich, hilfreich: I ... I Ein recht h. Futter. - 2) Hilfe zulassend, heilbar: Das h-e, das un=h L e Podagra. (I, S. 760) III. Knapp(e) (I, S. 949)
1) eig., doch veralt., allgem. = Knabe
Knecht 1) vralt., mundartl.: Knabe (vgl. Knappe), dann: junger, unverheiratheter Mensch nam. insofern er von einem Höhern abhängig und ihm verpflichtet ist. - 4) Büttel nam. in Zsstzg. wie: Amts=, Gerichts=, Land=, Policei=, Stadt=K., wofür jetzt (s. 9) "Amts= etc. = Diener" üblicher sind, vgl. die ganz vralt.: Acht=, Wart= oder An=K., der vorladende Diener; Frohn = K., Gerichtscliener u. a. m. - 6 ) vralt. statt Diener I .. . I , auch vom höchsten Range - 9) in der heute gewöhnlichsten Bed.: ein männlicher Dienstbote oder ein Arbeiter der niedrigsten Art I...I. Vgl. die - die versch. Beschäftigungen bez. Zsstzg., darunter manche (meist veralt.) Bez. für niedre Beamte (vgl. 4) I ... I (I, S. 951 f.) Die Wörterbucheinträge zum Lemma Knecht dokumentieren nicht nur den "veralteten" Gebrauch eines Lexems, sondern zeigen gleichzeitig, in welcher "gewöhnlichsten Bedeutung"
dieses Lexem "heute"
verwendet wird. (b) "veraltend", ζ. B.: hängen Zsstzg. An=: 2) f) veraltend: Einem Etwas (Gutes) anhängen, aus Parteilichkeit ihm das Unverdiente zuwenden (I, S. 6B9) Knecht im Bade
Zsstzg. Bade=: veraltend, aufwartender | ... | (I, S. 952)
Diener
wohnen Zsstzg. Bei=: 3) b) veraltend: Etwas wohnt Einem bei, ist ihm geistig, ist seinem Gedächtnis, seiner Erinnerung gegenwärtig (II, 2, S. 1649) Buhlschaft 2) (veraltend) Gegenstand der Liebschaft: der, die Liebste: Über seiner B. Bildnis. (I, S. 239) Sprache 6) c) veraltend (vgl. Zunge) = Volk, Volksstamm: Männer aus allerlei S-n der Heiden (II, 2, S. 1147) I. weise I . .. I 1) veraltend erfahren, verständig, geschickt etc., z. B.: Daß er w., verständig, geschickt sei zu allerlei Werk I ... I (II, 2, S. 1539)
171 2.4.3. Angaben zu regional begrenztem Wie "das che"
Veraltete",
Gebrauch
so ist auch "das
Mundartli-
in SANDERS' Wörterbuch nur "nebenbei erwähnt" (I, S. VII).
Mundart wird im Wörterverzeichnis erklärt als "Dialekt, die in einer Gegend herrschende Sprechweise mit ihren keiten, seltner
=
Eigenthümlich-
Sprache" (s. unter II. Art; I, S. 47). Unter
den "Abkürzungen" (I, S. VIII) führt SANDERS neben dem allgemeinen Markierungsprädikat "mundartlich" folgende Angaben an, die im Wörterverzeichnis für regionale Zuweisungen von Lexemen gebraucht werden: bairisch, fränkisch, friesisch, holsteinisch, niederdeutsch, niedersächsisch, oberdeutsch, österreichisch, plattdeutsch, schlesisch, schwäbisch, schweizerisch, Norddeutschland,
westfälisch;
Süddeutschland.
Am häufigsten begegnet der allgemeine regionale Hinweis
"mund-
artlich", z. B.: Ahl I ... I 2) (mundartl.) Elle II. Amme Atzel
(mundartl.): Wamme, Wampe. (I, S. 28) 1) mundartl.: Assel.
baddeln
(I, S. 16)
(I, S. 54)
|...|: mundartl., sich zappelnd bewegen
(I, S. 67)
I. butt, a. (mundartl.): körperlich oder geistig unentwickelt; in sich gedrungen, plump, stumpf, dumm (I, S. 249) Dieme (mundartl.): ein Schober etc., Feim, Miethe etc. (I, S. 293) Etter
I ... I : (mundartl.) Zaun
von Heu, Getreide
(I, S. 379)
ficken (mundartl.) kurz, rasche Bewegungen machen: 1) hin und her reiben, rutschen. - 2) fickeln, mit der Ruthe züchtigen; Ficker, solche Züchtigung. - 3) sich fleischlich vermischen. (I, S. 441) Golsch Knirzel
I . .. I : (mundartl.) Art blaustreifiger Barchent. (I, S. 609} (mundartl.) Überbein
(I, S. 957)
Ludel I ... 1 : (mundartl.): 1) Saughorn Milchflasche oder Lutschbeutel für zu säugende Kinder - 2) (s. 1.) verächtl.: Tabakspfeife. - 3) Pfütze. (II, 1, S. 174) verbächten, tr. (mundartl.): veraasen
(I, S. 64)
172
G e l e g e n t l i c h w i r d " m u n d a r t l i c h " auf b e s t i m m t e Gebiete
einge-
g r e n z t , ζ. Β. : Kram 2) m u n d a r t l . : a) oberd.: Ein M i t b r i n g von der Reise h e i ß t Krohm - b) n i e d e r d . : W o c h e n b e t t . (I, S. 1011) R e g i o n a l e Z u o r d n u n g e n von Lexemen zu e i n e m b e s t i m m t e n
Sprachge-
biet sind ζ. Β. : "niederdeutsch",
ζ. Β.:
II. Band, η. Zsstzg. D e i c h = : als niederd. g e w ö h n l . m.: Γ ) .. . I ein d u r c h einen Deich g e s c h ü t z t e r Strich Lands. 2) I... der V e r b a n d Derer, die den Deich zu u n t e r h a l t e n haben. (I, S. 75) II. Lull I . .. I 1) n i e d e r d . Röhre oder S c h l a u c h , w o d u r c h man Etwas a b l a u f e n läßt; Röhre zum Saugen, ζ. B. für S ä u g linge I ... I (II, 1, S. 1 7 9 ) Schwein 4) ( n i e d r d . ) Art I ... I (II, 2, S. 1044) "plattdeutsch", Buch
ζ.
steifborstiger
Kehrbürsten
B.:
I . .. I Zsstzg.
A b e c e = : F i b e l , p l a t t d . auch: A = Buch
T 7 7 I (I, S. 234)
Grapp I . .. I 2) ( p l a t t d . ) s c h n u r r i g e r , w u n d e r l i c h e r "fTTTT (I, S. 618) "niedersächsisch",
Einfall
ζ. B.:
Amt I .. . I 3) I . . . I oft die Stelle zur H a n d h a b u n g der R e c h t s p f l e g e und V e r w a l t u n g der l a n d e s h e r r l i c h e n E i n k ü n f t e in einer G e g e n d ; die dazu e i n g e s e t z t e B e h ö r d e ; der ihr u n t e r g e b n e B e z i r k ; ihr Sitzungslokal - 4) Analog auch b) nam. n i e d e r s . , von g r ö ß e r n H a n d w e r k s i n n u n g e n und ihrem V e r s a m m l u n g s o r t |...| (I, S. 29) H u n d I . . . I 6) als Maß (nieders.): a) Ein H. Landes = 1/6 Morgen. b) für die zu b e l a d e n d e n T o r f s c h i f f e , etwa 60-70 große Körbe voll. I ... I (I, S. 803) " f r i e s i s c h " , ζ.
B.:
Gräber Zsstzg. Tul= |...|: ( f r i e s i s c h ) : D i e j e n i g e n , w e l c h e es sich zur Aufgabe m a c h e n , den im Schlick v e r b o r g e n e n Torf w ä h r e n d der Ebbe zu gewinnen. (I, S. 614)
-
173
"schlesisch", ζ. Β.: Schwein 8) schles.: das halbe Sch., kurzes Oberhemd, von Landmädchen über dem g r o b e m Hemd getragen. (II, 2, S. 1044) "oberdeutsch", ζ. B.: henken nam.: durch die Strafe des Stranges tödten Oberd. überh. st. hängen (tr.), ζ. B.: Ich henke einem jeden christlichen Soldaten einen Zettel an den Hals. (I, S. 741) himmeln : 1)
a) (oberd.) wetterleuchten
(I, S. 761)
Krattel (oberd.) die besondre Lust, die man an Etwas hat; Wohlgefallen, das man an Etwas findet; Manche, die einen großen K. haben, weil sie eine besondere Uniform tragen. (I, S. 1017) weiben (obrd.) sich ein Weib zugesellen, ζ. Β.: 1) bloß in Bezüg auf Beischlaf, von fleischl. Vermischung: Baden, spielen, schlafen und w. - gw. aber: 2) heirathen (II, 2, S. 1523) "bairisch", ζ. B.: Klauber Hebamme.
Einer, der klaubt | . .. | (I, S. 925)
bair. K-in, scherzh. =
Vogel I...I 9) bair. = Pickel: Da ist mir ein V. aufgefahren. I... I ; Eiter = V. etc. (II, 2, S. 1426) "schwäbisch", ζ. Β.: Vogel wein.
8) Vögele(in), schwäb. = 1/4 Schoppen, nam. Brannt(II, 2, S. 1426)
"schweizerisch", ζ. B. : III. Anke(n) Bächsel
(schwzr.): Butter
(I,
S. 35)
(schwzr.) Hohldeichsel. (I, S. 64)
Keller |...|: 4) nam. schwzr.: natürliche Höhlungen in Bergen, worin sich Krystalle finden (I, S. 893) Klauber
Einer, der klaubt
schwzr.
Geizhals
(I, S. 925) Gänger CI, s. 537)
Zsstzg.
Wild=: (schwzr.) Bergsteiger.
174
Weitere regionale Hinweise sind ζ. B.: "in Norddeutschland", ζ. B.: Abece 1) Alphabet A = Buch etc. |.. . | (I, S. 4) Ade-bar, -bär Kinderbringers.
Abecebuch, Fibel, in Nordd. auch
in Nordd. Name des Storchs, nam. als des (I, S. 12)
II. Band, n. 1) = Bindfaden, eine zum Binden dienende Hanfschnur |... \ (in dieser Bedeutung in Norddeutschland m.) I...I (I, S. 74) "in Süddeutschland", ζ. B.: II. Bühne 2) c) der Dachboden, Vorrathsboden, zumal in Süddeutschland und der Schweiz: Auf der B. beim Futterbereiten. I...I (I, S. 240) "in Holstein", z. B. : II. Band, n. Zsstzg. Hauben= zur Verzierung od. zum Binden der Haube; in Holstein (m.) das Recht der Gutsbesitzerwittwe, nach dem Tod des Manns noch ein Jahr im Besitz zu bleiben. | . . . | (I, S. 75 f.) "in Mecklenburg", ζ. B.: bännig, a.: 1) mundartl.: unbändig. Du thust mir einen "bannig" großen Gefallen. so auch in Mecklenb. etc. I...I (I, S. 81) "in der Lausitz", z. B. : Diel I . .. I : 2) der Fußboden Erdboden unter der Dammerde.
c) in der Lausitz: der feste (I, S. 293)
"in der Schweiz", z. B. : II. Band | . .. | 5) | ... | e) Bauk. schrägliegende, das Schieben In der Schweiz: jedes beverhindernde Verbindungshölzer, (I, S. 75) hauene viereckige Stück Bauholz Gebs(e) |...|: in der Schweiz, ein weites niedriges Milchgefäß I ... ι (I, S. 553 f.)
175
2.4.4. Angaben zu fach- und gruppenbegrenztem
Gebrauch
Im Vorwort zu seinem Wörterbuch macht SANDERS ausdrücklich auf den Fachwortschatz aufmerksam: "Namentlich giebt es eine Menge gewerblicher und geschäftlicher Ausdrücke, die und deren Erklärung man besser als aus Büchern aus dem Leben selbst schöpft, und hier bietet sich für gebildete Kaufleute,
Gewerbtreibende etc.
gewiss Gelegenheit zu Nachträgen, wenn sie das Wörterbuch besonders mit Rücksicht auf das ihnen zunächst liegende Fach fleißig nachschlagend benutzen wollen." (I, S. V). Damit bekundet SANDERS gleichzeitig die Absicht, für die Aufnahme und Bedeutungserläuterung fachspezifischer Lexik nicht nur "Bücher" - also Fachtexte -, sondern auch Gewährsleute selbst zu konsultieren. Diese Empfehlung hatte er bereits in seinem "Programm eines neuen Wörterbuches der deutschen Sprache" (1854, S. 65) gegeben: "so werden wir
| .. . | die Ausdrücke der Rechtsgelehrsamkeit aus juri-
stischen,. der Heilkunde aus medizinischen
überhaupt die
Ausdrücke der verschiedenen Gewerbe und Handwerke, der Maschinen, der Fabriken, des Handels u.s.f., aus Werken, welche sich speziell damit beschäftigen, belegen und erklären, - und wo diese nicht ausreichen, Belehrung in den Werkstätten u.s.w. suchen." Der Fachwortschatz ist in SANDERS 1
Wörterbuch reichlich auf-
genommen, eine Tatsache, die "als eine der besonderen Tugenden des Sandersschen Wörterbuchs gepriesen" worden ist (HUBER 1987, S. 53; s. auch s. 65). Bei der Zuordnung von Lexemen oder bestimmten
Verwendungswei-
sen zum fach- oder gruppenspezifischen Wortschatz steht
SANDERS
in der Tradition ADELUNGS und CAMPEs, jedoch mit dem Unterschied, daß er als Markierungsprädikate zur Kennzeichnung dieses Wortschatzes zumeist Abkürzungen verwendet und diese - in der Regel gesperrt gedruckt - in den entsprechenden Fällen meist vor die Bedeutungserläuterung setzt. Von den im Wörterverzeichnis als Fachgebietszuweisungen bzw. Zuweisungen zu gruppenspezifischem Wortschatz benutzten Abkürzungen werden im Abkürzungsverzeichnis (I, S. VIII) nicht sämtliche Abkürzungen, sondern nur die folgenden aufgelöst:
176
Ackerb. Ackerbau; Anat. Anatomie (Zergliederungskunst); Astronomie
(Sternkunde); Bauk. Baukunst; Bchdr.
Bergb. Bergbau; Bildh. Bildhauerei; Bot. Botanik Chem. Chemie (Scheidekunst); Chir. Chirurgie
Astron.
Buchdruckerei; (Pflanzenkunde);
(Wundarznei);
Oampfm. Dampfmaschine; Fabr. Fabrikwesen; Färb. Färberei; Festgb. Festungsbau, Befestigungskunst; Gärb. Garberei; Gärtn.
Gärtnerei;
Geogr. Geographie (Erdkunde); Glash. Glashütte; Gramm. Grammatik; Hdl. Handel; Jur., jur. juristisch, der Rechtssprache
angehörig;
kaufm. kaufmännisch; Kriegsw. Kriegswesen; Landb. Landbau; Landwrth. Landwirthschäft ; landwrth. landwirthschaftlich;
Math.
Mathematik; Med. Medicin (Arzneikunde ); Miner. Mineralogie; Mus. Musik (Tonkunst); Myth. Mythologie
(Götterlehre);
Naturgeschichte; Opt. Optik; Pharm. Pharmacie; Philos. sophie; Phys. Physik (Naturlehre); Schausp. Schiff, auf Schiffbau oder auf Schiffahrt
Philo-
Schauspielkunst; bezüglich;
Schriftgießerei; Sprachl. Sprachlehre; Steinschn. Sternk. Sternkunde; Techn. Technologie
Natgsch.
Schriftg.
Steinschneiderei;
(Gewerbkunde); Theol.
Theologie (Gottesgelehrtheit); weidm. weidmännisch; Weinb. Weinbau; Weißg. Weißgärberei. Darüber hinaus wird darauf
hingewiesen,
daß "ein k. am Ende mancher Wörter = Kunde gilt, z. B. Heilk., heil k .
Naturk.,
Pflanzenk.,
Wappenk.,
etc. , in andern = Kunst, z. B.
Holzschneidek., Schauspielk.,
Kochk.,
Tanzk.,
Bauk.,
Rechenk.,
Tonk,,
Erdk. , Zahn-
Fechtk.,
Reitk.,
Turnk.,
Zeichenk.
etc. - Ein w. am Ende eines Worts bezeichnet Wort, z. B. Fremdw.,
Grundw.,
Kunstw.,
Tonw.
etc. , wobei oft
ein in einem gewissen Fach oder Bereich gebräuchliches Wort gemeint ist, z. B.
Forstw.,
Hüttenw.,
Münzw.
d.h. ein im Forstwesen, Hüttenwesen, Münzwesen Wort
etc. - Ein
Sprache, Volks spr.
z. B.
spr.
etc.,
gebräuchliches
am Ende von Wörtern bezeichnet
Dichterspr.,
Umgangsspr.,
u.s.w." In einigen Fällen bleibt es dem Benutzer
überlassen, die im Wörterverzeichnis als
Fachgebietszuweisungen
verwendeten Abkürzungen aufzulösen. Neben Abkürzungen finden sich auch nicht-abgekürzte Kennzeichnungen fach- oder schen Wortschatzes. Wie in der gegenwärtigen
gruppenspezifi-
lexikographischen
Praxis, so werden auch in SANDERS' Wörterbuch nicht sämtliche benutzten Fachgebietszuweisungen dem Wörterverzeichnis
vorange-
177
stellt, und der Benutzer erfährt somit nicht, welche schätze für das allgemeine einsprachige
Fachwort-
Bedeutungswörterbuch
ausgewertet worden sind. Die wesentlichen Verfahren zur Kennzeichnung der fach- bzw. gruppenspezifischen Lexik werden im folgenden anhand einiger
Bei-
spiele vorgeführt. Für Abkürzungen, die nicht im AbkürzungsVerzeichnis zu SANDERS' Wörterbuch stehen, werden in eckigen Klammern die entsprechenden Vollformen angegeben. SANDERS verwendet die hier in Frage kommenden Abkürzungen ziemlich hält sich hierbei auch nicht immer an die im nis vorgegebenen
locker und
AbkürzungsVerzeich-
Abkürzungen.
(a) Zuweisung zu bestimmten Fachgebieten, ζ. B.: Ackerb. (ζ. Β. I. Balken 2) a), I. gar 1) a), Gare 6)); Anat. (Atlas 1) c), Auge 13) c), Backe 4) a), I. Balken 2) b), II. Band 5) d), Grat 8)7; Arzneik. (II. Butz 3) d)/Arzn. (Fäule 2) a), Fistel 1), Gangräue, Kqtze 9)); Astron.. (Azimut)/auch: astronomisch
(Frühling);
Bauk. (Agraffe, Anker 4), ankern 2), Ante 2), Apsis 1), Atlas 1) b), I. Gang 6771 Bergb. (Asche 4), II. Backe 4) b), Bahn 1) h), II. Bank 1) d), III. Bär 2), II. Bühne 3), Fäule 2) b), I. Gang 7), Gans 2), Göpel, Hund 4), Katzi~ll), kutten 2)); Bienenz. [Bienenzucht} Rahm-Bude);
(albein, Faulbrut, Gare 3), Höchsel,
Bot. (I. Ähre 1), Apfel 3) b), Balg 1), Flitte, Ochsenauge 3))/ Botan. (I. Ei 2), I. Gaumen, Granne, Gras, Heppe 2), Kappe 5), Klette lTJl Chem. (Ammoniak, äquivalent, Asche 2), Äther 3), Atom, Azot, Ballon , Cement, Cyan, KobaltT! Fechtk. (I. Ballen 2) f), I. Gang 8), kneifen 4)); Festgsb. (III. Bär 3))/Festungsb. (II. Backe 4) c), I. Gang 9), Grat 3)); Forstw. (Faule 2) c), I. Kloben 3), Stempelart); Gramm. (Attribut, Ellipse 1)); Hüttenw. (athmen 2) e), Brust 3) e), II. Butz 3) 1), Feder 8), pattern 1), Grangel, Herdasche, Keffer 2), Kübel 4)); Kochk. (abbacken, bäken 2), banderolieren, blanchieren 2), Filet 2), I. Gang 11), gängeln 4), Ochsenauge 4))/Kochkunst (Knödel 1));
178
Kriegsk. (Brüstung 2), cernieren, echelonnieren, Flocke 4)); Kriegsw. (Brust 3) f), Furier 2)); Landb. (Krume 3)); Landw. (Asche 4), Fäule 2) d), Frosch 8), heißgrätig, Schober)/ Landwirthsch. (II. Bank 2) a), Heiste, Karst 1), Kaue 2), Krümmer 2), Miet(h)e); Mal. [Malerei] (Arabeske, Artikulation, balancieren, Etüde)/Maler. (Chromatik);
Ecce-Homo,
Math. (Abscisse, Achse 3) c), kubieren); Miner.
(Enteckung)/Mineral.
(Achse 3) e));
Mus. ( I. Alt, Applikatur, As 1), Balancement, chromatisch 2), Cis 1), Etüde, I. Gang 13), Kanon 7))/ Musik (I. Bund 4T~i)); Myth. (Cerberus, Ceres, Faun, Fee, Flora)/Mythol. Juno 1), Jupiter 1));
(Atlas 1) a),
Naturgsch. (Arbeiter 2), Gaukler b) )/Naturgesch. (II. Band 5) h), I. Gang 14)); Orgelb. [Orgelbau] (II. Bank 2) g), Brust 3) g), Damm 3), Kelle 2) d)); Pflanzenk.
(Achse 3) f));
Philos. (Atom,
Imperativ);
Phys. (Äther 1), entoptisch); Reitk. (Auge 13) i)); Schiff. (Ammeral, Arche 4), I. back, Bake. Ballast, Bande 1) b), Brise, Bude, Keffer 4), Kränge)7Scïïiffb. [Schiffbau] (Bucht 3), Kimm 2)71 Sprachl. (Adverb, Apposition, Aspirata, Genitiv,
Imperativ);
Sternk. (Alhidade, Apsis 2), Juno 2), Jupiter 2)); Turnk. (Barren 2), grätschen); Wappenk. (I. Balken 2) f), II. Band 5) k), II. Bank 2) h)); Wasserb. [Wasserbau] (Arche 6), Bühne 1), Flügel 2) o)7~j
II. Backe 4) m),
II. Bank 2) b),
Weinb. (Fäule 2) f), Gräsling 1)); Weißgärb. (Gare 4), hornig 1)); Zool.
[Zoologie]
(Ochsenauge 6))/Zoolog. (Klette 2)).
Die Zugehörigkeit von Lexemen zu einem Fachgebiet auch Markierungsprädikate jur.
kennzeichnen
wie
(Arrestant);
Rechtsspr. (Antwort ; äußern 3), Eigenheit 1), Fideikommiss, hörig 3), Hypothek); Turnspr. (II. Hocke 2)).
179
Zu nennen sind in diesem Zusammenhang auch Kennzeichnungen wie Spiel. (Auge 13) m)) und die hierzu gehörenden Ballspiel (Katze 10)); Billardsp. Brettspiel (II. Band 5) f));
Differenzierungen
[Billardspiel]
Kartensp.
(Krücke 2) c));
[Kartenspiel]
1) d), Buch 5) c), kaufen 1) d), Koeur) : Kegelsp.
(bedienen
[Kegelspiel]
(II. Loch 2) g)).
(b) Zuweisung zu einem bestimmten Handwerk oder Gewerbe und dessen Arbeitsstätte (Werkstatt/Ort, wo dieses Handwerk oder Gewerbe betrieben wird), ζ. B.: Bäcker. [Bäckerei] (II. Butz 3) e), garben 1), gassein 2), II. Hitze 1) b), Krücke 7T~ä))/Bäckerei (Brust 3) c)); Böttch. [Böttchereil (Dachsei 2), Hund 5), Kappe 6), I. Kröse, Krücke 2) d))/Böttcner. (Kimm 1), Klampe 2)7; Buchdr. (Antiqua, Auge 13) e), Divis, I. fett 6), Imperativ 2) b), Kanon θ), Karren 3), Klaudatur); Drechsl. 2). e));
[Drechslerei]
(II. Docke 1) c), Flügel 2) e), Krücke -
Färb. (Bad 2) c), Flügel 2) e), Küpe 1), Käse 6)); Fischer. [Fischerei] (Fäustling 4), Flügel 2) e), Klampe 4)); Gärb. (Ascher 2), Butts, II. Butz 3) i), Kips, krispeln)/ Gärber. (I. gar 1) b))/WeißgärbT CGare 4), hornig 1)); Gärtn. (Auge 13) g), I. Gang 10), Kelle 2) a), kopulieren, Kübel 3 ) T T " Gießer. [Gießerei] (I. gar 1) c); II. Gut 6) c), Halsband 2) b), Kappe 12), Kelle 2) b))/Gleßerei (I. fett 4) d)); Glaser.
[Glaserei] (I. Kloben 6));
Kohlenbr.
[Kohlenbrennerei]
Salzsied.
[Salzsiederei]
(bähen 2))/Kohlenbrenn.
(I. gar 1) f));
(II, Backe 2) g), gradieren 1));
Schlosser.
[Schlosserei]
Stellmach,
[stellmacherei]
(Krampe 6), Krücke 2) 1)); (Schwinge 6));
Tischl. [Tischlerei] (Grat 4), I. Kloben 12)); Weber. [Weberei] (I. Gang 18), Kimm 3), Köper, Sahlband a), Str:eichbank).
Zuweisungen ausschließlich zur Arbeitsstätte sind ζ. B.: Glashütte (Arche 5))/Glash. (II. Bank 2) d), Fritte 2), Kiste 4));
180
Öhlmühle (Knecht 12) g)); Papierfabr.
[Papierfabrik]
(Esel 2) d));
Salzw. [Salzwerk] (I. gar 1) h), II. Gut 6) e), Sudhaus) ; Schmelzh.
[Schmelzhütte]
(II. Bühne 3) e)).
(c) Zuweisung zu bestimmten Personengruppen, die denselben Beruf oder die gleiche Tätigkeit ausüben (i) nach dem Pradigma "bei den" + Berufsgruppe, ζ. B.: bei den Böttchern (Frosch 7) b)); Drahtziehern (Ader 5)); Faßbindern (II. Band 5) m)); Gärbern
(kalken);
Jägern (Balg 1) a)); Kesselflickern (Banse 2)); Kupferschmieden (Banse 2)); Kürschnern (Balg 1) a), Bumpf) ; Maurern
(kalken);
Metallarbeitern
(I. Anke, gärben 3), Grat 5));
Sattlern (II. After) ; Tuchmachern (Ludel 4)); Tuchwebern
(Siegelbank);
Webern (Ludel 4)). (ii) durch Angabe der Berufs- bzw.
Handwerkerbezeichnung
(im Plural), wohl als verkürzte Form von (i), ζ. B.: Böttcher (Halsband 2) a), Klonz) ; Glaser (II. Backe 4) d), Bund 4) h)); Klempner (Stirnband 2)); Maurer (Kelle 2) c))/Maur.
(Bad 2) d), Krücke 2) g));
Schlosser (I. Gang 16), I. Kloben 11)); Weber (Auge 13) o)); Zimmerm. (I. Bund 4) n), Frosch 7) h)). Mit den unter
(i) und (ii) genannten Zuweisungen sind meist zu-
gleich sowohl Handwerk bzw. Gewerbe als auch Arbeitsstätte statt) des Handwerkers gemeint. SANDERS handhabt diese
(Werk-
Kennzeich-
nungen relativ großzügig (vgl. ζ. B. "Böttcher", "bei den Böttchern", "Böttcherei"). Das wird ζ. B. auch deutlich bei der Zu-
181 Weisung
Schmied.",
die sich auf den Handwerker, das Schmiedehand-
werk und die Werkstatt des Schmiedes beziehen kann (ζ. B. II. Backe 4) f) und 4) h), hitzig 3), Kappe 18)). (d) Zuweisung zu gruppenspezifischem
Wortschatz
(i) durch x-männisch: bergm. (Abgang 1) a), Bremmer 2), faul 1) d), Fäustling 3), Glanz 3) b), Hauer 1) a)); kaufm. (Abgang 1) d), Artikel 2), brutto, Haus 7), saldieren); seem. (Butzkopf 3), faul 1) f), Feuer 4), Hand 1) 1)); weidm. (Appell 3), augen/äugen 1), II. Ball/Balz, Feder 17), fiepen, I. Gang 19), Gebahn, Gehörn, Graser/Gräser, kegeln 2) c), Kimm 4), Löffel 3), mausen 3) a ) ). (ii) durch x-sprache: Diebsspr. Kinderspr. Knicker ).
(Freier 2)); (I. A-a, bä [Anm.], Betz 2), b£ 1), Fräulein 1),
(e) In bezug auf die Kennzeichnung des fach- oder
gruppenspezifi-
schen Wortschatzes in SANDERS' Wörterbuch ist weiterhin festzustellen : (i) Der Hinweis "Kunstwort" findet sich selten Kunstwort wird im Wörterverzeichnis erklärt als "technischer I...I Ausdruck; ein eigenth. Ausdruck, womit in einem best. Fach (einer Kunst, eines Gewerbes, einer Wissenschaft)
Etwas
feststehend bez. wird" (s. unter Wort ; II, 2, S. 1664), z.B.: aasen 4) gew. äsen, äßen = ätzen der Fischer und Jäger (I, S. 2 f.)
Kunstw.
Augment Zusatz, Vermehrung; (Kunstw. der griech. matik). (I, S. 59) (ii) Nach einer allgemeinen Bedeutungserläuterung
Gram-
zu einem Lemma
und dem Hinweis, daß das Lemma in dieser Bedeutung bei "vielen", "verschiedenen", "mehreren", "manchen"
Handwerkern/
Handwerken bzw. Gewerben gebraucht wird, werden gelegentlich Berufsgruppen und Fachgebiete und die hierzu Bedeutungen weiter spezifiziert, ζ. B.:
gehörenden
182 Abgang 4) etwas Abgehendes: und bei vielen Handw. = Abfall
b) in der Küche (I, S. 533)
Hammer 1) eig., ein Werkzeug vieler Handwerker, nam. der Schmiede, zum Schlagen (I, S. 677) II. Eisen 2) Etwas aus Eisen (oder Stahl) Verfertigtes, z. BT1 |T. . I e) von einer Menge eiserner (stählerner) Werkzeuge und Geräthschaften bei den versch. Gewerben etc.. deren viele durch Zsstzg. (s. d.) näher bestimmt sind (I, S. 358) III. After bei mehrern Hdw. etc. der geringe Abgang, z. B. 1) bei Müllern das schon ein oder mehremal aufgeschüttete Getreide und das Mehl davon . .. L - 2) Landwirthsch. das beim Worfeln zurückbleibende Korn ... , Spreu der Flachsknoten etc.; - 3) Bei Fleischern Gekröse oder Geschlinge; - 4) Bergb. die wenig silberhaltigen Überbleibsel gepochter und gewaschner Erze |···Ι (I» S. 16) Knecht 12) c) bei vielen Handw. und Gewerben ein Gestell zum Tragen so ζ. B.: bei Destillateuren ein Teller, der hoch oder niedrig gestellt werden kann, damit Vorlagen von versch. Höhe drauf ruhen können; ein hohes Brett, das Buchbinder unter die große Presse stellen, wenn sie zum Glätten des Schnittes ein Buch darein spannen; | . . . | (I, S. 952) III. Knappe 3) in manchen Gewerben Bez. des Lehrlings und Gesellen etc., im Ggstz. zum Meister, nam.: Berg=K., eig. die Mittelstufe zwischen Grubenjunge und Häuer bez., dann allgem.: jeder gew. Bergmann - Tuch=K., Tuchmachergesell I ... I (I, S. 949)
2.5. Fazit Mit der vorangehenden Untersuchung haben wir versucht, die lexikographische Praxis im Hinblick auf die Kodifikation
nicht-denota-
tiver Informationen von lexikalischen Einheiten in drei historischen Wörterbüchern zu exemplifizieren. Mit der historischvergleichenden Analyse der Kodifikationspraxis anhand der Wörterbücher von ADELUNG, CAMPE und SANDERS sollte die Bedeutung der Herausbildung lexikographischer Methoden auf einem speziellen Gebiet und deren Anteil an der Ausbildung stabiler
lexikographi-
scher Methoden gezeigt werden. Zusammenfassend läßt sich hierzu feststellen :
183
Während ADELUNG und SANDERS zur Kennzeichnung von
Informationen
über Gebrauchspräferenzen und -restriktionen lexikalischer Einheiten vorwiegend offene (frei formulierte) pragmatische
Kommen-
tare verwenden, benutzt CAMPE neben offenen pragmatischen Kommentaren vor allem geschlossene (systematisch formulierte) pragmatische Kommentare. ADELUNG tendiert zu einer geschlossenen pragmatischen Markierung bei der Kennzeichnung der "Würde der Wörter", wozu er "fünf Classen" etabliert, die Stilebenen entsprechen. CAMPEs Tendenz zu einer geschlossenen pragmatischen Markierung zeigt sich in Form von "Kürzungszeichen", die den Lemmata oder einer bestimmten Bedeutung eines Lemmas vorangesetzt sind. (Zum Problem geschlossener und offener pragmatischer Markierung s. WIEGAND 1981, S. 177-203; vgl. auch Kap. 4.1.). Zu den Markierungskategorien: (1) Angaben zum Stil: In den Wörterbüchern ADELUNGS, CAMPEs und SANDERS' werden wie in der gegenwärtigen lexikographischen Praxis die kodifizierten lexikalischen Einheiten
Stilebenen/Stilschich-
ten und/oder Stilfärbungen/Gebrauchsangaben
zugeordnet (s. Kap.
3.1.). Während ADELUNG und CAMPE in der Wörterbucheinleitung
die
im Wörterverzeichnis angewandte Methode der stilistischen Bewertung erläutern, findet sich in SANDERS' Einleitung zu seinem Wörterbuch hierüber keinerlei Hinweis. Wenngleich CAMPE bei der stilistischen Bewertung durch die Verwendung von Kürzungszeichen systematischer vorgeht als ADELUNG und CAMPEs Markierungspraxis auch insofern deutlicher ist, als er auf die Nullmarkierung
hin-
weist ("Wörter, die allgemein üblich sind, und für jede Schreibart passen, haben gar kein
Zeichen"), hat CAMPE aus dem Beispiel
ADELUNG gelernt. Die stilistischen Bewertungen beider
Lexiko-
graphen korrespondieren im großen und ganzen miteinander. Im Vergleich zu ADELUNG und CAMPE finden sich bei SANDERS relativ selten "Angaben zum Stil". Eine Synopse der in den drei Wörterbüchern gegebenen stilistischen Bewertung von Lemmata bzw. Bedeutungen von Lemmata soll das veranschaulichen
bestimmten (s. Tabelle 2./1
und 2./2; Tabelle 2./2 zeigt die Bewertung von Synonymen).
184
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß ein Pauschalurteil wie das folgende zu relativieren ist: Den "Wortschatz als stilistisch aufgegliedertes Gefüge hatte bisher dem WOG] noch kein Wörterbuch umfassend charakterisiert" PENBACH/MALIGE-KLAPPENBACH
1978, S. 27). Wenn auch darauf
merksam gemacht wird, daß es an "Ansätzen" (ebenda) oder
[vor
(KLAPauf"Ver-
suchen dieser Art | . . . | in den bisherigen Wörterbüchern nicht gefehlt" hat (KLAPPENBACH 1958, S. 146) - ADELUNG und besonders CAMPE werden angeführt -, daß diese Ansätze "aber nie konsequent durchgeführt" wurden (KLAPPENBACH/MALIGE-KLAPPENBACH
1978, S. 27),
so gilt diese Aussage nur sehr bedingt. Daß man sich meist "mit sporadischen, nicht systematisierten Hinweisen" begnügte trifft zwar für die zweite Phase in der Geschichte der
(ebenda),
lexikogra-
phischen Angaben zum Stil zu, aus der für diese Untersuchung das Wörterbuch von SANDERS herangezogen wurde, jedoch nicht für die erste Phase. Gerade in bezug auf "Stilschichten" haben ADELUNG ("fünf Classen") und vor allem CAMPE (Nullmarkierung und Kürzungszeichen für drei Stilschichten) jeweils ein durchaus
differenzier-
tes Schema aufgestellt, nach dem sie Hinweise über stilistische Anwendungsbedingungen der in ihren Wörterbüchern
kodifizierten
Lexeme geben. Die systematische stilistische Bewertung des in einem einsprachigen synchronischen Wörterbuch des Deutschen erfaßten Wortschatzes ist nach CAMPE mit dem WDG wieder
aufgenom-
men worden. Wie sehr auch Markierungsprädikate, die heute Stilfärbungen zugeordnet werden, der Tradition verhaftet sind, veranschaulicht Tabelle 2./3.
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w H 1 1
in der höhern dichterischen Schreibart 3£ pöbelhaftes Wort X in den niedrigen Sprecharten
in der edlen und dichterischen Schreibart
in der höhern und dichterischen Schreibart
in den niedrigsten Sprecharten
(schmeissen) in den niedrigen Sprecharten
Hain
Scheiße
schmeißen ('werfen')
1
Gefilde
ν
in den niedrigsten Sprecharten /—.
Furz
Fenster
im gemeinen Leben
l-l fi
einsacken
ω
(dutzen) im gemeinen Leben und in der niedrigen Sprechart
•rH
duzen
Z3 U
in den niedrigen Sprecharten
CD C
dreckig
u
X pöbelhaftes Wort
ω
niedrig
C
Arsch
η u 1
in der Pöbelsprache
•o
(Aaß) in niedrigen Redensarten
:o 3
Aas (in bezug auf Personen)
αϊ
SANDERS
c
gemeines Schimpfwort
Γ. 1
CAMPE
c
ADELUNG
•rH
Lemmabeispiele
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200
H D G
(1984)
Stilebenen gehoben (geh.)
Erläuterungen nach: Hinweise für den Benutzer
Beispiele
Lexeme, die gewählt, feierlich,
Aar, Angesicht,
erhaben anmuten
Antlitz, empfangen, Fittich, Haupt, Odem, Schwinge
neutral (-)
Stichwörter, die weitgehend ohne
abieben, Adler,
stilistische Einschränkung ver-
Affront, analog,
wendet werden; im Wörterbuch
Atem, sich beflei-
nicht gekennzeichnet
ßigen, beglänzen, bekommen, eruieren, Flügel, Gesicht, Gespräch, Konversation, Kopf, sterben, Unterhaltung
umgangs-
Lexeme, die in einer zwanglosen
sprachlich
Sprache des alltäglichen münd-
Palaver, Schwätz-
(umg.)
lichen oder (nichtöffentlichen)
chen
gewieft, kriegen,
schriftlichen Gebrauchs verwendet werden salopp
derb
Lexeme, die eine legere Haltung
abkratzen, an-
des Sprechers ausdrücken, oft
pfeifen, be-
bildhaft sind und eine starke
kloppt, Dez,
emotionale Aufladung besitzen
Visage
Lexeme, die in hohem Grade dra-
Arsch, beschei-
stisch, verletzend oder unter
ßen, Fresse,
Umständen anstößig
wirken
krepieren, verrecken
Tabelle 3./3
201
WAHRIG-DW
(1966/1975/1980) Erläuterungen nach: Hinweise für die Benutzung
Beispiele
Dichtersprache
in der "Ranghöhe" über der Hochsprache; die Verwendung ihrer Elemente in der Hoch- oder Umgangssprache wirkt oft lächerlich; wird zuweilen absichtlich zur Ironisierung benutzt; viele solcher poetischen Wendungen sind abgegriffen und werden deshalb nicht zum Gebrauch empfohlen
Aar, Angesicht,
Hochsprache/ hochsprachlich
Wörter oder Redewendungen, die im ganzen deutschen Sprachgebiet ohne Einschränkung verwendet werden können; zu ihnen werden keine besonderen Hinweise gegeben
abieben, Adler,
Antlitz, Fittich, Haupt, Odem
Affront, analog, pfeifen, Atem, sich befleißigen, bekommen, empfangen, eruieren, Gespräch, Konversation, Kopf, Palaver, Schwinge, sterben, Unterhaltung
Umgangssprache
Vulgärsprache
alle die sprachlichen Elemente, die in einer aufgelockerten Unterhaltung verwendet werden; meist plastischer und volkstümlicher als die Hochsprache und stärker der Wandlung unterworfen; unbekümmerter gegenüber den Regeln der Grammatik, aber nicht vulgär Wörter und Wendungen, die sich hauptsächlich auf Nahrungsmittelaufnahme und -ausscheidung sowie auf das Geschlechtliche beziehen oder Vergleiche damit eingehen und gleichzeitig einem gewissen Tabu unterliegen
Tabelle 3./4
abkratzen, Dez, gewieft, kriegen. Plausch, Schwätzchen, Visage
Arsch, beseheißen, Fresse, krepieren, verrecken
202
BW
(1980)
Stilebenen
Erklärungen nach: Der Aufbau der Wörterbuchartikel
Beispiele
poetisch < poet.>
Wörter und Wendungen, die in ihrer Verwendung nahezu ausschließlich poetischen und literarischen Werken vorbehalten sind; ihnen ist vor allem eine starke Bildhaftigkeit eigentümlich
Aar, Angesicht,
gehobene Ausdrucksweise < geh. >
Hochsprache/ hochsprachlich (standardoder normalsprachlich)
Wörter und Wendungen, die den Eindruck der bewußten Verwendung eines gepflegten Ausdrucks vermitteln; in alltäglichen (Sprech)situationen ist diese Ausdrucksweise kaum anzutreffen, da sie oft als unangemessen und lächerlich empfunden wird; zuweilen absichtlich ironisierend eingesetzt Begriffe, die allgemeine Verbreitung und Akzeptanz aufweisen, von Dauer sind, dem schriftsprachlichen Standard entsprechen und keine ausgesprochen fachlichen Bezüge erkennen lassen; nicht besonders gekennzeichnet
Antlitz, beglänzen, Fittich, Odem
abieben, sich befleißigen, empfangen, Haupt, Schwinge
Adler, Affront, analog, Atem, bekommen, eruieren, Flügel, Gesicht, Gespräch, Konversation, sterben, Unterhaltung
Umgangssprache
plastischer als die Hochsprache; lebt stärker von der gesprochenen Sprache und ist daher mehr dem Wandel unterworfen; unbekümirerter gegenüber den Regeln der Grammatik; dennoch ist eine allgemeine Verbreitung und Akzeptanz gegeben
bekloppt, beschickern, gewieft, kriegen, Plausch, Schwätzchen
Tabelle 3./5 Die von BW angenommene Stilebene "förmlich" ist aus den in Kap. 3.2.4. genannten Gründen nicht in diese Tabelle aufgenommen worden.
203
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205
3.2. Zu einigen aktuellen Problemen der Praxis stilistischer Markierungen in
Bedeutungswörterbüchern
Der Nutzen der Zuordnung der in Wörterbüchern
kodifizierten
Lexeme zu Stilschichten/Stilebenen und Stilfärbungen für praktische Zwecke ist immer wieder hervorgehoben worden. Diese metasprachlichen lexikographischen Angaben "erleichtern es dem Benutzer, die Lexeme richtig anzuwenden und sie entsprechend der jeweiligen Kommunikationsabsicht und Kommunikationssituation,
ent-
sprechend dem Gegenstand der Kommunikation und dem Adressaten auszuwählen" (HDG, S. XXII). Nicht zuletzt sind diese Angaben beispielsweise für ausländische Wörterbuchbenutzer besonders wichtig. Es ist jedoch ebensooft in den letzten Jahren berechtigte Kritik am Stilschichtenmodell geübt und die Praxis der stilistischen Bewertung von lexikalischen Einheiten mit Hilfe von Stilschichten und Stilfärbungen aus mehreren Gründen als problematisch eingeschätzt worden. Die Gründe, die zu dieser Kritik geführt haben, lassen sich in folgenden Problemkreisen
zusammenfassen:
3.2.1. Zu den Begriffen Stilschicht und Stilfärbung Abgesehen davon, daß der Begriff der Stilschicht eine im Sprachsystem vorgegebene
'Schichtung' bzw. eine so oder so gegebene
Ordnung innerhalb der Lexik suggeriert und von den Aspekten der Kommunikationssituation, von soziolinguistischen und funktionalstilistischen Faktoren abstrahiert (vgl. KEMPCKE 1980, S. 353, und 1982, S. 58/59), wirft die Verwendung von "Stil-" als Kompositionsglied in Stilschicht/Stilebene und Stilfärbung
besondere
Fragen auf. Stil als eine Eigenschaft (Qualität) jedes mündlichen oder schriftlichen Textes ist bekanntlich als Ganzheit zu erfassen: "Stil ist die auf Charakterisitsche Weise
strukturierte
Gesamtheit der in einem Text gegebenen sprachlichen
Erscheinungen,
die- als Ausdrucksvarianten innerhalb einer Reihe
synonymischer
Möglichkeiten von einem Sprecher/Schreiber zur Realisierung einer kommunikativen Funktion in einem bestimmten ausgewählt worden sind." (FLEISCHER/MICHEL
Tätigkeitsbereich 1975, S. 41; vgl. auch
MICHEL 1970). Und das ist mit "Stil-" in Stilschicht und Stilfärbung nicht gemeint; hier wird Stil nicht auf die auf charakteristische Weise strukturierte Gesamtheit von Ausdrucksvarianten,
206 nicht auf
"etwas T e x t i m m a n e n t e s , etwas objektiv
der T e x t e b e n e "
(FLEISCHER/MICHEL
" s t i l i s t i s c h e bezogen:
Sprachliches
1975, S. 43), s o n d e r n auf
C h a r a k t e r i s i e r u n g "
des
Wortschatzes
"Die Wörter und ihre V e r w e n d u n g e n w e r d e n in ihren
s c h i e d e n e n G e b r a u c h s w e i s e n durch
B e w e r t u n g e n
siert und damit einer b e s t i m m t e n S t i l s c h i c h t Vorwort, S. 011). Obwohl
Wertung des E i n z e l l e x e m s dienen, a s s o z i i e r e n
zugeordnet" zur
(WDG,
hervorge-
stilistischen
diese Termini
die dafür jeweils g e g e b e n e n E r k l ä r u n g e n die V o r s t e l l u n g , damit ein Text als " n o r m a l s p r a c h l i c h " , lich" usw. e i n z u s t u f e n . s p r a c h l i c h e
ist im ö f f e n t l i c h e n die
gehobene
erhebt
"gehoben",
"wird bei g e f ü h l s m ä ß i g
und
als
n o r m a l -
neutraler
Haltung
im s c h r i f t l i c h e n und m ü n d l i c h e n G e b r a u c h Leben
(im w e i t e s t e n Sinne) a l l g e m e i n
S c h i c h t als "Ausdruck einer g e p f l e g t e n
"Variante der N o r m a l s p r a c h e ,
die im m ü n d l i c h e n G e b r a u c h
wird als
U m g a n g s s p r a c h e
WAHRIG-DW
ist von " H o c h s p r a c h e " ,
che" und " V u l g ä r s p r a c h e "
Stilfärbungen
die
bezeichnet
Sprache"
erscheint",
Rede. und
z u g e o r d n e t sind, b i l d e n eben nur einen Teil
T e x t e l e m e n t e , die S t i l e l e m e n t e g e n a n n t w e r d e n , u n d erst
jener
deren
Weise s t r u k t u r i e r t e G e s a m t h e i t macht
Stil eines Textes aus. Um die u. E. m ö g l i c h e von S t i l s c h i c h t und Stilfärbung le dieser Termini
auszuschließen,
sollte m a n
von " k o m m u n i k a t i v - p r a g m a t i s c h e n
T e r m i n i aus der W ö r t e r b u c h p r a x i s
Diese H i n w e i s e g e h ö r e n zu den n i c h t - d e n o t a t i v e n
zu
gungen der k o m m u n i k a t i v e n Situation den " G e b r a u c h s q u a l i t ä t e n "
wird,
Informationen
Bedin-
e i n g e s c h r ä n k t sind; d a m i t
(FLEISCHER/MICHEL
1975, S. 45) der
zu
Lexeme
durch b e s t i m m t e
Im ü b r i g e n wird in k e i n e r W ö r t e r b u c h e i n l e i t u n g Wörterbücher
spre-
"verbannen".
einem L e x e m und v e r m i t t e l n Wissen d a r ü b e r , daß b e s t i m m t e ihrer V e r w e n d u n g s m ö g l i c h k e i t e n
anstel-
Markierungen"
chen, wobei wir uns d e s s e n bewußt sind, daß es schwer sein
hinsichtlich
den
Fehlinterpretation
bzw. von " H i n w e i s e n für den s i t u a t i v e n G e b r a u c h " der Lexeme die t r a d i t i o n e l l e n
Im
"Umgangsspra-
E i n h e i t e n , die S t i l s c h i c h t e n / S t i l e b e n e n
auf c h a r a k t e r i s t i s c h e
die
(Vorwort, S. 012).
"Dichtersprache",
und
üblich";
"sich bewußt über Rede und S c h r i f t der N o r m a l l a g e " ;
Lexikalische
wäre
"umgangssprach-
Im WDG h e i ß t es ζ. B.: die
Schicht
verwendet, erscheint
ver-
charakteri-
in den W ö r t e r b u c h e i n l e i t u n g e n
hoben wird, d a ß ' S t i l s c h i c h t e n und S t i l f ä r b u n g e n
auf
die
wer-
markiert.
untersuchten
d a r g e l e g t , welchen S t i l b e g r i f f man e i g e n t l i c h
den
207
"Angaben zum Stil" bzw. der "stilistischen
Charakterisierung"
des deutschen Wortschatzes zugrunde legt. Die unter dem Lemma Stil gegebenen Bedeutungserläuterungen können diesem Anspruch wohl nicht genügen. Überdies wird in den WAHRIG-Wörterbüchern ausdrücklich hervorgehoben, daß man sie wegen der vielen Redewendungen, die diese Wörterbücher enthalten, gleichzeitig als Stilwörterbücher ansehen kann. "Stil wird dabei weit gefaßt", heißt es dazu ganz allgemein im WAHRIG-dtv
(S. 10).
3.2.2. Definition von Stilschicht und Stilfärbung Außer der recht vagen Bestimmung von Stilschicht als "allgemeine emotionale Höhenlage" und Stilfärbung als "spezielle emotionale Nuance", die man in der Fachliteratur findet (vgl. SCHARNHORST 1964, S. 70/71), gibt es u. W. keine allgemein verbindliche Definition der Begriffe Stilschicht/Stilebene und Stilfärbung/ Gebrauchsangabe im allgemeinen und der jeweiligen Stilschicht bzw. Stilfärbung im besonderen. Beide Markierungskategorien
werden
zwar in Wörterbüchern benutzt, ohne sie jedoch in den Wörterbucheinleitungen zu definieren oder zumindest zu paraphrasieren. Eine Ausnahme macht das HDG, das in seinen "Hinweise[n]
für den Benut-
zer" im Abschnitt "Zu den stilistischen Kennzeichnungen und Anwendungsbedingungen" die Stilebene "als eine innerhalb eines Kommunikationsbereichs wegen ihrer Eignung bevorzugte Möglichkeit der Sprachverwendung definiert". Die Stilfärbung wird verstanden "als eine innerhalb eines Kommunikationsbereichs in Verbindung mit der Stilebene wegen ihrer Eignung bevorzugte Möglichkeit spezieller Sprachverwendung. Stilfärbungen drücken spezielle Nuancen aus, mit ihnen werden zusätzliche Gebrauchshinweise
gegeben"
(HDG, S. XXII/XXIII). Obwohl im HDG immerhin Erklärungen für Stilebene und Stilfärbung angeführt werden, bleibt auch dieses Wörterbuch dem Benutzer Informationen über die angewandte Methode zur Ermittlung der unterschiedlichen Stilschichten und deren Abgrenzung schuldig, wenn man einmal von dem Hinweis absieht, daß dieses Wörterbuch "die als dominierend eingeschätzte Stilebene" (HDG, S. XXII) angibt. Damit ist ein weiterer Problemkreis
angesprochen:
208
3.2.3. Methode der Zuordnung von Lexemen zu Stilschichten und Kriterien der Abgrenzung der
Stilschichten
In Vorwörtern bzw. Benutzungshinweisen von Bedeutungswörterbüchern wird explizit hervorgehoben, daß neben der Bedeutungserläuterung und den grammatischen Charakteristika des Stichwortes die Angabe der bevorzugten stilistischen
Anwendungsbedingungen
eines Lexems zum Hauptanliegen einsprachiger alphabetischer
Wör-
terbücher der Gegenwartssprache gehört. Es fehlen in den Wörterbucheinleitungen zumeist Informationen darüber, wie man methodisch vorgeht, um zur Charakterisierung der Wörter und ihrer Verwendungsweisen durch Bewertung und damit zu deren Zuordnung zu bestimmten Stilschichten zu gelangen. Dieser Mangel mag in folgendem begründet sein·. Da die genannten Begriffe
Stilschicht
und Stilfärbung relativ unklar sind, gibt es auch keine durchgängig anwendbaren Kriterien für die Abgrenzung der Stilschichten, so daß die stilistische Kennzeichnung der Lexeme ausschließlich empirisch begründet ist und die Zuordnung des Lexems zu einer Stilschicht in vielen Fällen von der Kompetenz bzw. dem Sprachgefühl der Lexikographen des jeweiligen
Wörterbuchunter-
nehmens abhängt. Im Vorwort des WDG (S. 011) wird auf das Sprachgefühl als Ausgangspunkt für die stilistische
Charakterisierung
des Wortschatzes verwiesen und das "subjektive Element" hervorgehoben, das dieser Aufgabe innewohnt: "Das Sprachgefühl
ist
nicht bei allen Menschen gleich, so daß es zu Schwankungen in der stilistischen Beurteilung des Wortschatzes kommen muß. Durch weitgehenden Gedankenaustausch der Mitarbeiter des Wörterbuches untereinander und engen Kontakt mit den jeweiligen
Spezialisten
scheint aber eine gewisse Gewähr dafür gegeben, daß die stilistische Eingliederung des Wortschatzes so objektiv wie irgend möglich vorgenommen worden ist". Außerdem wird behauptet, daß die zu einem Wortfeld gehörenden Lexeme "in ihrer Stillage miteinander verglichen und die Bewertungen stets aufeinander
abge-
stimmt worden'V sind. Daß das Sprachgefühl bei der Zuordnung zu Stilschichten eine Rolle spielt, wird auch im HDG eingeräumt: Festlegung schließt
"Die
| . . . | nicht aus, daß ein Sprecher situativ be-
dingt eine lexikalische Einheit auf einer anderen als der im Wörterbuch markierten Ebene adäquat verwenden kann" (HDG, S. XXII).
209
DaG die stilistischen Bewertungen von Lexikographen mehr oder weniger stark schwanken, hat BRAUN (1981, S. 112-175) anhand einer vergleichenden Analyse der im WDG und DUDEN-GWB kodifizierten Lexeme des Buchstabens Ν gezeigt. Obwohl beide Wörterbücher mit annähernd gleichen stilistischen
Beschreibungskate-
gorien operieren, differiert die Zuordnung des Wortschatzes zu den Stilschichten minimal um 30 %, maximal bis zu 70 \ (s. den Vergleich des D U D E N - G W B mit dem BW bei WIEGAND/KUCERA S. 142/143). Ganz abgesehen davon, daG die Einstufung
auch 1981,
bestimmter
Lexeme innerhalb von Stilschichtenmodellen aufgrund der Wandlung sprachlicher Normen im Laufe der Zeit Verschiebungen unterliegt, sind die Gründe für die uneinheitliche stilistische Markierung in synchronischen Bedeutungswörterbüchern neben dem Fehlen verbindlicher Definitionen von Stilschichten insbesondere auch darin zu sehen, daG stilistische Merkmale "zuerst sender- bzw. empfängerund weniger gegenstandsspezifisch sind" (KÄGE 1982, S. 110).
3.2.4. Uneinheitliche Klassifizierung und Beschreibung von Stilschichten und Stilfärbungen in verschiedenen Wörterbüchern Aus der in den untersuchten Wörterbüchern vorhandenen Zweiteilung der
stilistischen Beschreibungskategorien
Stilebenen (meist vier oder fünf) und
in Stilschichten/
Stilfärbungen/Gebrauchs-
angaben (ihre Zahl ist sehr unterschiedlich) läGt sich keine einheitliche Klassifizierung innerhalb dieser Kategorien und übereinstimmende Beschreibung der einzelnen unterschiedenen
Stil-
schichten und Stilfärbungen ableiten. Die Tab. 3./1-5 weisen dies deutlich aus. So erscheint im WDG "derb" als Stilfärbung, im DUDEN-GWB als Graduierungskategorie der Stilschicht unterhalb des Normalsprachlichen; "umgangssprachlich", "salopp", "derb" und "vulgär" werden im DUDEN-GWB zu einer "Schicht unterhalb der normalsprachlichen Stilschicht" zusammengefaßt. Das WDG dagegen begreift "umgangssprachlich" als "Variante der
Normalsprache"
und "salopp" (hier: "salopp-umgangssprachlich") und "vulgär" als selbständige Stilschichten. Die im WDG als "vulgär" gekennzeichnete unterste Ebene ist im HDG durch "derb" ersetzt. Im DUDEN-GWB
210
wird "bildungspprachlich" als zusätzliche Stilschicht für "gebildete Ausdrucksweise" eingeführt, im BW wird sprachlich" den "Angaben zu Sondersprachen"
"bildungs-
zugeordnet.
WAHRIG-DW und WAHRIG-dtv verwenden die Termini
Stilschicht/Stil-
ebene und Stilfärbung/Gebrauchsangabe nicht. Nach WAHRIG-DW gehören Wörter oder Redewendungen, die "im ganzen deutschen Sprachgebiet ohne Einschränkung verwendet" werden können, zur "Hochsprache"; "Dichtersprache", "Umgangssprache" und "Vulgärsprache" werden der Kategorie "Einschränkungen beim Gebrauch verschiedener
Redeweisen"
zugeordnet. WAHRIG-dtv
be-
merkt über die hier zur Debatte stehenden Kategorien u. a.: "Wörter oder Redewendungen, zu denen keine besonderen Hinweise gegeben sind, betrachten wir als hochsprachlich. Davon abweichende Wörter oder Phrasen werden durch Hinweise auf den Stil, besonders auf die Sprachebene, markiert" (S. 10), und es werden neben der "Hochsprache" die "gehobene Ausdrucksweise", sprache", "Umgangssprache" und "Vulgärsprache"
"Dichter-
unterschieden.
In diesem Zusammenhang ergeben sich zwei Fragen: 1. Ist die Nullmarkierung
"hochsprachlich" kein Hinweis zum
Stil? Lexeme mit Nullmarkierung
im Sinne von Stilschichten sind
doch implizit markiert, so daß derartige Bemerkungen in Wörterbucheinleitungen zu Mißverständnissen führen können. So auch im DUDEN-GWB (I, S. 15): "Zu diesen stilistischen
Bewertungen
[gehoben, bildungssprachlich, umgangssprachlich, salopp usw.] wie zu den normalsprachlichen Wörtern und Verwendungsweisen Gebrauchsangaben I •·· I treten". Auch wenn die
können
"normalsprachlichen
Wörter" nicht mit einem verbalen Prädikat versehen werden, sind sie implizit hinsichtlich der Stilschicht markiert. 2. Was ist hier unter Phrase und Sprachebene zu verstehen? Unter dem Lemma Phrase findet sich im WAHRIG-dtv nicht die Bedeutung ('Redewendung/phraseologische Wendung'), in der es in der Wörterbucheinleitung
verwendet wird, und Sprachebene kommt
als Stichwort weder im WAHRIG-dtv noch in einem anderen tungswörterbuch vor.
Bedeu-
211
Wenngleich die Stilklassifizierung
in den WAHRIG-Wörter-
büchern traditionell ist und ebenfalls eine Zweiteilung der "Angaben zum Stil" aufweist, weicht BW in bezug auf die Zuordnung der einzelnen Kennzeichnungen zu diesen beiden Kategorien von den bisherigen Systemen ab. (Zu den Besonderheiten und den Mängeln dieser Angaben im BW vgl. WIEGAND/KUCERA 1981, S. 13814 4). Es werden zunächst "Zuordnungen zu bestimmten
Stilebenen"
genannt (sämtliche in diesem Zusammenhang angeführten Zitate s. BW, I, S. 12). Neben den herkömmlichen
Markierungsprädikaten
"Hochsprache", "gehoben", "poetisch" und "Umgangssprache" wird auch eine Stilebene "förmlich" postuliert, die sich schwer in der Hierarchie des Stilschichtenmodells unterbringen läßt; sie wird folgendermaßen erklärt: "Die Markierung förmlich < f ö r m l . ^ · stellt eine zusammenfassende Bezeichnung für eine Ausdrucksweise dar, die gelegentlich auch mit 'Amtsdeutsch', sprache' oder
'Kanzlei-
'Papierdeutsch' umschrieben wird. Es handelt sich
um eine geschraubte, unlebendige, formelhafte Sprache, wie sie im Umgang mit Ämtern und Behörden und im Schriftverkehr des Geschäftslebens üblich ist". Viel eher hätte man "förmlich" als eine Art der Angaben zum Stil erwartet, die als "Hinweise auf den Gebrauch und den situativen Kontext" bezeichnet werden. Nach BW gehören hierzu vor allem die Markierungen "abwertend", "ironisch", "scherzhaft" und "verhüllend",
"die etwas über die In-
tention des Sprechers aussagen." Nicht eindeutig den beiden genannten Arten der Angaben zum Stil werden die folgenden zugeordnet, wenn es heißt: "Die Markierungen
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Stilfärbungen/ Gebrauchsangaben
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' von Menschen, wenn
sie durch ihr Verhalten Anlaß werden'. Z. B.
von
einem
dazu geben, negativ beurteilt zu Arbeitskollegen:
(als
Schimpfwort) dieses Rindvieh hat sich beim Chef über uns beschwert.
I ... I "
255 Für andere Schimpfwörter hält er jeweils spezifische
lexiko-
graphische Beschreibungen für erforderlich, die allerdings wie er selbst meint - "nicht ganz einfach zu finden" sind (S. 255, Anm. 134). (b) Markierung für Lexeme, die zur
euphemistischen
Umschreibung eines Gegenstandes oder Sachverhaltes
dienen:
"verhüllend" (Kennzeichnung: verhüll.), ζ. B.: vollschlank
verhüll.
/bes. von Frauen/
sie hat eine vollschlanke Figur, ist v.;
'füllig, rundlich':
verhüll,
Frau, einem Mann schlafen ('Geschlechtsverkehr verhüll,
verhüll. verhüll.
'sterben 1 : er ist früh dahingegan-
er weilt nicht mehr unter uns, unter den
Lebenden ('er ist tot'); betten
haben');
sie ist in anderen Umständen ('ist schwanger');
dahingehen gen ; ^
mit einer
verhüll,
.jmdn. zur letzten Ruhe
('beerdigen').
Zu fragen ist, was ζ. B. in folgenden Verwendungsweisen von Lexemen "verhüllend" sein soll, die das HDG so markiert: jmdn. ins Jenseits befördern ('jmdn. töten'); der Dieb hatte den ganzen Schmuck genommen ('gestohlen'); seine Sinne
('sein
sexuelles Verlangen') erwachten, sie erregte seine Sinne; bei ihr ist ein Kind unterwegs ("sie ist schwanger'). (3) Markierungen, die Hinweise darauf geben, daG durch den Gebrauch lexikalischer Einheiten in bestimmten
Zusammenhängen
insofern die Sprecherintention angedeutet wird, als damit eine gewisse rung
Scherzhaftigkeit
oder
Distanzie-
zum Ausdruck gebracht werden kann:
(a) "scherzhaft" (Kennzeichnung: scherzh.), ζ. B.: Angetraute(r)
scherzh.
'Ehepartner': meine Angetraute,
mein Angetrauter; Laternengarage
scherzh .
'Platz auf der Straße (unter einer Straßenlaterne), auf dem ein Auto immer wieder parkt';
scherzh.
du hast ja eine ganze
Menagerie ('Sammlung verschiedener Tiere')!; scherzh.
Nachtschwärmer
'jmd., der sich gern bis spät in die Nacht hinein
vergnügt' ; Leseratte
umg.
'jmd., der gern und viel liest'; V
scherzh. umg.
fahrbarer Untersatz ( ' Auto ' ) ; Strohwitwe
scherzh. V
umg.
ein
scherzh.
256 sie ist zur Zeit S. ('sie ist allein, weil ihr Mann zur Zeit verreist ist');
scherzh.
sich in die Höhle des Löwen begeben, wagen
('jmdn., den man fürchtet, von dem man nichts Gutes erwartet, beherzt aufsuchen'); "Wer macht den Abwasch?"
scherzh.
"Nun, ich werde mich erbarmen" ('werde mich dessen annehmen, es tun ');
umg.
('geschnarcht');
scherzh. V
umg.
er hat die ganze Nacht gesägt
scherzh.
er ist mit seinem Ver-
ein verheiratet ('verbringt mit seinem Verein die ganze Freizeit' ). (b) "ironisch" (Kennzeichnung: iron.), ζ. Β.: iron,
der Erfolg ('die Folge') war, daß wir zu spät kamen;
iron,
du hast ja saubere ( 'anfechtbare' ) Ansichten ! ;
dein
sauberer Freund ('dein Freund, dieser gemeine Kerl') hat uns das eingebrockt! ;
iron,
das habe ich nur dir zu verdanken
('du bist schuld daran'), daß ich in eine solche Lage geraten bin; ^
umg.
iron,
bedanke dich bei ihm (dafür) ('er ist
daran schuld, dafür verantwortlich, hat dir das eingebrockt'); V
umg.
iron,
das ist ja heiter, kann ja heiter werden·'
('da steht uns noch einiges bevor, das kann noch unangenehm werden ');
umg.
iron.
da bist du aber an den Richtigen
('genau an den Falschen') gekommen !. (c) "spöttisch" (Kennzeichnung: spött.), ζ. B.: Apostel
spött .
'jmdn,
der sich mit (allzu) großem Eifer
für etw., bes. eine Anschauung, Lehre, für Prinzipien, ein A. der Enthaltsamkeit; Hinterwäldler
spött.
einsetzt':
'jmd., der
völlig weltfremd.hinter der allgemeinen Entwicklung
zurückgeblie-
ben ist': er ist (in seinen Ansichten) der reinste H. ; Sonntagsfahrer
spött.
übt ist';
spött.
'Kraftfahrer, der selten fährt und daher ungeSorgen haben die Leute ('die Leute regen
sich über Belangloses auf)!; geruhen
spött.
'sich gnädig zu
etw. herablassen': ob er zu erscheinen geruht?; endlich geruhte er, die Anwesenden zu begrüßen; sinnigerweise
spött.
'in
einer sinnvollen Weise, aber wenig angemessen': s. nannte er sein Faltboot
'Wal'; Pantoffelheld y
umg ,
von seiner Frau beherrscht wird'.
spött.
'Ehemann, der
257 Wir sind uns dessen bewußt, daß diese Markierungen besondere Probleme aufwerfen. WIEGAND (1981, S. 179-183) polemisiert
ins-
besondere gegen die Markierung "scherzhaft", die sich nur zur Charakterisierung von Beispielen eigne, "die zeigen, wie charakteristische Scherze mit einem infragekommenden sprachlichen druck aussehen." (S. 182). Er fordert schließlich: graphen sollten in Zukunft den Unfug unterlassen,
Aus-
"Lexikoisolierte
Sprachzeichen mit (scherzhaft) zu bewerten." (S. 183). Wenn lexikalische Einheiten im Wörterbuch als
"scherzhaft",
"ironisch" oder "spöttisch" gekennzeichnet werden, so ist selbstverständlich nicht gemeint, daß ein isoliertes Wort oder eine isolierte Redewendung scherzhaft, ironisch oder spöttisch ist, sondern mit den so markierten lexikalischen Einheiten soll Wissen darüber vermittelt werden, sie in bestimmten
Kontexten,
Situationen scherzhaft, ironisch oder spöttisch verwenden zu können. Die so gekennzeichneten Lexeme sind nicht wörtlich zu verstehen. Wenngleich die Gebrauchsweisen von Lexemen durch die genannten Markierungen nicht hinreichend beschrieben werden, so kann durch diese Angaben zumindest die Richtung des Gebrauchs angedeutet werden. In einem allgemeinsprachlichen
Bedeutungs-
wörterbuch sind nur solche Lexeme zu erfassen und mit diesen Markierungen zu kennzeichnen, die sich auf diese Rollen spezialisiert haben. Angaben wie "scherzhaft", "ironisch" oder sind verkürzt und nicht
"spöttisch"
präzise genug und müßten eigentlich -
wie WIEGAND (1981) und KÜHN (1984, S. 204-209) zu Recht fordern durch genaue Regelbeschreibungen für die
situationsspezifische
Verwendung des entsprechenden Lexems erweitert werden.
(Vgl.
die vorgeschlagene Beschreibung des Phraseologismus die Hosen anhaben
bei KÜHN 1984,
S. 209.) Aber ein Wörterbuch des
Typs muß von der situationsspezifischen Verwendung
genannten
abstrahie-
ren. Eine Möglichkeit für die Angabe situationsspezifischen
Ge-
brauchs wären ζ. B. Kommentare in Schrägstrichen, wie man sie sporadisch im HDG findet, ζ. B. zu den Lemmata: Kind I . . . I 1.1. 'Mensch in der Zeit vom Säuglingsalter bis zur Geschlechtsreife' : umg. spött. du bist ein kluges K. /wird zu jmdm. gesagt, der alles besser wissen will/
258 Sitte I ... I 1. 'auf Tradition beruhende, in einer bestimmten sozialen Gruppe, Gemeinschaft übliche, oft als verbindlich geltende menschliche Verhaltensform, -regel, Brauch': um 9· s p ö t t . das sind ja ganz neue Sitten! /wird gesagt, wenn man Verhaltensformen vorfindet, die man nicht gewohnt ist/
I · - · I· Vergleicht man übrigens die Markierung der unter (3a) angeführten und anderer Lexeme, die auch im HDG als
"scherzhaft"
gekennzeichnet sind, mit der im DUDEN-UW verzeichneten Markierung zu diesen Lexemen, so stellt man weitgehende
Übereinstimmung
fest. Anders ist die Lage bei den als "ironisch" bzw.
"spöttisch"
markierten Lexemen. Zwischen "ironisch" und "spöttisch" bestehen enge Beziehungen, gibt es fließende Übergänge. Bei einem Vergleich der Markierungen, die HDG und DUDEN-UW zu diesen Lexemen bzw. bestimmten Verwendungen dieser Lexeme geben, zeigt sich: Die oben angeführten Gebrauchsweisen (s. 3b) von Erfolg, verdanken , bedanken, sauber, heiter, der Richtige werden in beiden Wörterbüchern als "ironisch" gekennzeichnet. Bei den im HDG und auch von uns als "spöttisch" markierten Lexemen finden sich im DUDEN-UW die folgenden Angaben: Apostel "bildungsspr.
(iron.)";
Hinterwäldler "spött."; Sonntagsfahrer "abwertend"; der hat Sorgen! "ugs. iron."; Pantoffelheld "ugs. abwertend"; geruhen "geh., veraltend, sonst iron."; sinnigerweise
"meist spött. od. iron.".
Schon dieser oberflächliche Vergleich macht deutlich, daß die Markierung von Lexemen als "spöttisch" oder "ironisch"
Schwierig-
keiten bereitet. (4) Markierungen zur
zeitlichen
Kennzeichnung:
(a) "veraltend": Kennzeichnung für Lexeme,die im allgemeinen Sprachgebrauch zurückgehen und heute meist nur noch von der älteren Generation verwendet werden, z. B.: Absud, Backfisch, Bastard, Droschke ('Taxi'), Gendarm, Kanapee, Kavalkade, Mandel, Morgen ('altes Flächenmaß'), Paletot, Parterre ('untere Sitzreihen im Zuschauerraum eines Theaters, Kinos'), Perron, Perpendikel , Schulmeister
('Lehrer'),
spornstreichs.
(b) "veraltet": Kennzeichnung für Lexeme, die nicht mehr Bestandteil des Wortschatzes der Gegenwartssprache sind, aber (von der älteren Generation) noch verstanden werden. Hierbei handelt es sich häufig um Lexeme, die Gegenstände oder Sachverhalte der
259
Realität bezeichnen, die durch die gesellschaftliche
Entwick-
lung überholt und deshalb veraltet sind (vgl. FILIPEC 1982, S. 187), ζ. B.: Binokel, Reiterei, Nadelgeld ('vom Ehemann oder Vater gewährte Geldsumme für kleinere Ausgaben, über die die Ehefrau oder Tochter frei verfügen konnten'), Ordonnanz, Ottomane , Pedell, Veloziped; Base, Eidam. Einige der veralteten Lexeme werden bewuGt noch in altertümelnder, scherzhafter oder ironischer Ausdrucksweise
verwendet
und dementsprechend im Wörterbuch gekennzeichnet, ζ. B. (aus DUDEN-UW): alldieweil "veraltet, noch scherzh."; Barbier "veraltet, noch scherzh."; fürbaB "veraltet, noch scherzh."; ein Kavalier der alten Schule "veraltet, noch scherzh."; Konterfei "veraltet, noch altertümelnd od. scherzh."; Parapluie "veraltet, noch scherzh."; reisig "veraltet, noch iron."
('kriege-
risch , streitbar ' ). "Es kann durchaus lexikographisch vertretbar sein", in einem al-lgemeinsprachlichen Wörterbuch der Gegenwartssprache
"auch
veraltete lexikalisierte Ausdrücke zu lemmatisieren, um nämlich einer dynamischen Synchronie gerecht zu werden: mindestens vier Generationen sprechen ζ. B. das gegenwärtige Deutsch"
(WIEGAND/
KUCERA 1981, S. 146). Durch die Verwendung der Markierungen
"ver-
altend" und "veraltet" ist das Ausscheiden von Lexemen aus dem Gebrauch der Gegenwartssprache deutlich als Prozeß zu erfassen (Vgl. HERBERG 1976, S. 2). Nebenbei bemerkt,wird in den "Hinweise]nl für den Benutzer" des HDG als zeitliche Kennzeichnung nur "veraltend" genannt (S. XXIII), im Wörterverzeichnis aber auch die Markierung "veraltet" (ζ. B. erkiesen) benutzt. Im Zusammenhang mit den zeitlichen Zuordnungen ist auch auf die Markierung "historisch" (Kennzeichnung: hist.) hinzuweisen eine Angabe für die zeitliche Einordnung von Gegenständen oder Sachverhalten der historischen Vergangenheit. Die Markierung "historisch" gibt an, daß das Denotat, das das Wort bezeichnet, einer vergangenen Geschichtsepoche angehört. In diesem Rahmen werden diese Wörter auch heute noch in Texten gebraucht und verstanden, ζ. B.: Ablaßbrief, Hellebarde,
Herold, Kemenate, Lehen,
Ritter, Turnier ('ritterliches Kampfspiel'). Zwischen
"historisch"
und "veraltet" gibt es Übergänge, und so wären beispielsweise
260
Lexeme wie Neubauer, Neubauernstelle, Neulehrer,
Maschinen-
Traktoren-Station heute als "historisch" zu markieren, da die Lexeme etwas
bezeichnen, das einer vergangenen Epoche angehört.
Während sich die Markierungsprädikate "veraltend" und "veraltet" auf Lexeme und deren Verwendung beziehen und damit also s ρ r a c h bezogen sind, bezieht sich .die Angabe "historisch" auf die Gegenstände oder Sachverhalte, die mit dem so markierten Wort bezeichnet werden; die Markierung "historisch" ist damit sachbezogen
(vgl. auch HERBERG 1976, S. 2, und 1988;
SCHAEDER
1983, S. 260). Im HDG wird Historizität in der Bedeutungserläuterung oder in Kommentaren in Schrägstrichen erfaGt, z. B.: Kemenate
'mit einer
Feuerstätte versehenes Wohngemach für Frauen in einer mittelalterlichen Burg'; Toga 'Gewand für Männer im alten Rom'; Turnier 'ritterliches Kampfspiel im Mittelalter, in dem mit (stumpfen) Waffen zu Pferd nach festen Regeln die Kampftüchtigkeit wurde'; Neubauer
erprobt
'jmd., der auf Grund der demokratischen
Boden-
reform von 1945 Land erhielt und Bauer wurde /Bez. bis zum Übergang aller landwirtschaftlichen schaftliches
Betriebe in der DDR in gesell-
Eigentum/'.
Auch im DUDEN-UW werden anstelle der Angabe "historisch" oft Hinweise wie "mittelalterlich",
"im Mittelalter", "im Rom der Antike"
verwendet, die als "Zusätze" in die Bedeutungserläuterung
ein-
gehen. Es wird in der Wörterbucheinleitung nicht erklärt, in welchen Fällen die Markierung "historisch" steht und in welchen Fällen "diese Angabe
| . . . | durch Zusätze in den
Bedeutungserklä-
rungen" erfolgt (I, S. 16). Unklar bleibt auch der Unterschied zwischen den in DUDEN-GWB und DUDEN-UW verwendeten
Markierungs-
prädikaten "früher" und "historisch", die besagen sollen, "daß die Sache, um die es geht, heute nicht mehr üblich oder aktuell ist" bzw. "daß das, was das Wort bezeichnet, einer
vergangenen
Geschichtsepoche angehört" (jeweils I, S. 16; vgl. auch BERGENHOLTZ/MUGDAN 1986, S. 78). ROSSIPAL (1973) hält das Merkmal "historisch" zweifellos für berechtigt, "aber als fachliche Gebräuchlichkeitsmarkierung"
(S. 24).
261
In diesem Zusammenhang sei auf den Beitrag von SCHAEDER (1983) verwiesen, in dem die in Wörterbüchern verwendeten Markierungsprädikate der zeitlichen Zuordnung und Frequenz wie "veraltend", "veraltet", "historisch", "früher",
"selten"
systematisch untersucht werden. SCHAEDER hat gezeigt, "daG Angaben der zeitlichen Zuordnung und der Frequenz in einem engen Zusammenhang miteinander stehen und daher auch schwierig gegeneinander abzugrenzen sind" (S. 240) und daß es notwendig ist, Status und Funktion, Arten und Systematik sowie Ermittlung und Vergabe dieser pragmatischen Markierungen in Wörterbüchern zu überdenken und die etablierten in den
Markierungsprädikate
Wörterbucheinleitungen zu erläutern (vgl. S. 269).
Was die Auszeichnung lexikalischer Innovationen durch Markierungen in einem einsprachigen synchronischen Wörterbuch
anbetrifft,
so vertreten wir die Auffassung, daß Neologismen in einem Wörterbuch dieses Typs als solche nicht besonders gekennzeichnet zu werden brauchen, da sie, wenn hier kodifiziert, bereits als voll der allgemeinsprachlichen Lexik zugehörig angesehen werden und nicht mehr als Neologismen aufzufassen sind. Ihr usueller Gebrauch macht u. E. ein Markierungsprädikat "neu" entbehrlich. (Zur Problematik diachronischer Markierungen in allgemeinen ein sprachigen Wörterbüchern s. HERBERG
[1988 ], der die Kennzeichnung
von Neologismen in einem allgemeinsprachlichen
Bedeutungswörter-
buch fordert.) (5) Markierungen, die Hinweise auf
regional
begrenzten Ge-
brauch der Lexeme geben: Diatopische Markierungsprädikate weisen darauf hin, daß ein Lexem in einem geographisch bestimmbaren Gebiet vorzugsweise wird. Hierbei werden in einem allgemeinsprachlichen terbuch relativ große territoriale Bereiche als
verwendet
Bedeutungswör-
Verwendungsgebiete
angegeben, da für eine präzise Lokalisierung aufwendige
Spezial-
studien zu Frequenz und Distribution jedes Lexems notwendig wären (vgl. HDG, S. XXIII). Ohne hier auf Einzelheiten der
lexikographi-
schen Behandlung der landschaftsgebundenen Lexik in den allgemeinsprachlichen Wörterbüchern der deutschen
Gegenwartssprache
einzugehen - verwiesen sei auf die ausführliche Darlegung dieser Problematik bei NIEBAUM (19Θ4) -, kommen als diatopische Markie-
262
rungsprädikate ζ. Β. folgende Angaben (nach HDG) in Frage: "norddeutsch" (Kennzeichnung: norddt.), d. h., das so markierte Lexem wird vor allem im "Norden der DDR" und im "Norden der BRD" verwendet, ζ. B.: bannig, Feudel, Ganter, kakeln, pruschen, Stippe ; "berlinisch" (Kennzeichnung: beri.), d. h. Raum Berlin, ζ. B.: sich aussülzen, auwei(a), schnieke, Schrippe ; "ostmitteldeutsch" (Kennzeichnung: ostmdt.), d. h. Raum Lausitz, Sachsen, Thüringen, ζ. B. : Asch, Aschkuchen, Bemme, titschen ; "süddeutsch" (Kennzeichnung: süddt.), d. h. im "Süden der BRD"; "österreichisch" (Kennzeichnung: österr.), d. h. in Österreich, ζ. B.: Teig auswalken ('ausrollen'), küQ die Hand ! ; Rauchfang ('Schornstein'), Rufzeichen
('Ausrufezeichen'), eine Spalte
('Scheibe') Wurst ; "schweizerisch" (Kennzeichnung: Schweiz.), d. h. im deutschsprachigen Teil der Schweiz, z. B.: fehlbar ('einer Übertretung, Verfehlung schuldig 1 ), Tochter
('Mädchen, bes. Hausangestellte,
Serviererin'). Hierbei kommen auch sprachräumliche Mehrfachmarkierungen in Betracht, ζ. Β. : norddt. beri.: Damm, glupschen ; norddt. ostmdt.: ausverschämt, schnuppe, schnippeln ; süddt. österr.: anbandeln, damisch, Dirndl, das Geselchte, heuer, hupfen , Nachtmahl, der Scherben, schlupfen ; süddt. österr. Schweiz.: schauen, sonderlich. Unbefriedigend ist die in den Wörterbüchern verwendete Markierung "landschaftlich" (Kennzeichnung: landsch.). Im WDG erhalten dieses Prädikat "regional beschränkte Wörter
| . . . | bei Ausbrei-
tung über mehrere verschiedene Sprachräume" (Vorwort, S. 015) und im HDG diejenigen lexikalischen Einheiten, bei denen "eine eindeutige Festlegung auf eines der genannten Gebiete
[norddt.,
beri., süddt. usw.] nicht möglich" ist, und Lexeme, die "in zwei oder drei Landschaften vertreten" sind (S. XXIV). Nach diesen Aussagen wären eigentlich sowohl im WDG als auch im HDG regionale Mehrfachmarkierungen nicht zulässig. In beiden Wörterbüchern kommen jedoch regionale Doppel- und auch Dreifachmarkierungen relativ häufig vor (vgl. NIEBAUM 1984, S. 322). Bei gesicherten Zuweisungs-
263
möglichkeiten zu Verwendungsgebieten sollten die entsprechenden Kennzeichnungen stehen. Die Markierung "landschaftlich"
sollte
nur gebraucht werden, wenn die Zuordnungsmöglichkeit des Lexems zu einem bestimmten Verbreitungsgebiet tatsächlich
ungesichert
oder das Verwendungsgebiet schwer abgrenzbar, das Lexem aber nicht allgemeinsprachlich ist. Diese Markierung stellt eine Notlösung dar, worauf im Vorwort des WDG (S. 015) hingewiesen wird. Eine andere Möglichkeit ist auch durch die Markierung des Typs "landsch., bes.
gegeben, ζ. B. (nach HDG): glibberig
landsch., bes. norddt.;
klönen landsch., bes. norddt.;
Pantine
landsch., bes. norddt.; Strippe landsch., bes. beri.; Flecke landsch., bes. ostmdt.; Hucke landsch., bes. ostmdt.; Vorsaal landsch., bes. ostmdt.; Samstag landsch., bes. süddt.; Metzger landsch., bes. süddt.
Schweiz.; Depp landsch., bes. süddt.
österr.; Vesper landsch., bes. süddt. österr. ; Taverne
landsch.,
bes. österr. Schweiz.; auswinden landsch., bes. süddt. österr. Schweiz. (Zur Markierung "landschaftlich" s. insbesondere NIEBAUM 1984, S. 321-324;
vgl. auch WIEGAND/KUCERA 1981, S. 155; BERGEN-
HOLTZ/MUGDAN 1986, S. 79/80.) Es ist notwendig, die im Wörterverzeichnis verwendeten regionalen Zuweisungen - wie im HDG - in der Wörterbucheinleitung Erläuterungen einzuführen,
mit
damit sie nicht erst aus dem Abkür-
zungsverzeichnis erschlossen werden müssen. Allerdings weist hierbei auch das HDG Unzulänglichkeiten auf: So wird die Kennzeichnung "mitteldeutsch" (Nischel, Tresen) gebraucht, unter den "regionalen Zuweisungen" (S. XXIII) jedoch nicht angeführt. Anstelle der in der Einleitung eingeführten und auch im Abkürzungsverzeichnis angegebenen Abkürzung "ostmdt." für "ostmitteldeutsch" findet sich im Wörterverzeichnis auch "ostmitteldt.", z. B. bei den Lemmata Fitz, fitzen,
Flecke, Hucke, titschen.
(6) Auf einer anderen Ebene liegen lexikalischen Einheiten zugeordnete Markierungsprädikate, die den Wörterbuchbenutzer
darauf
hinweisen sollen, ein entsprechend markiertes Lexem nach Möglichkeit nicht zu verwenden. Meist wird für diese Art der Bewertung, bei der es sich um Sprachbeurteilung handelt, der Marker "papier deutsch"
gebraucht:
264
"Die Bewertung
papierdeutsch"
erhalten im WDG "Wörter
und Redewendungen, die ausgesprochen gebläht wirken und als unschön empfunden werden. Sie stammen vielfach aus der früheren Kanzleisprache und werden heute vornehmlich in amtlichen ben oder in der Zeitung verwendet Warnung dienen"
Schrei-
| . . . |. Die Kennzeichnung soll als
(Vorwort, S. 013). Im HDG werden als "papier-
deutsch" Lexeme charakterisiert, "denen eine gewisse
Schwerfällig-
keit und Geblähtheit eigen ist und die fast ausschließlich schriftlich verwendet werden. Die Angabe |...| soll als Hinweis verstanden werden, diese Bildung nach Möglichkeit zu vermeiden" (S. XXIII). In beiden Wörterbüchern wird die Markierung deutsch" den Stilfärbungen zugeordnet. Die geo zum Lemma Papierdeutsch
"papier-
Bedeutungserläuterun-
lauten:
WDG: Papierdeutsch
I · · ·I
Sprachwiss
.
'stilistisch
trockenes,
unlebendiges, steifes Deutsch' HDG: Papierdeutsch schauliches
'stilistisch trockenes, unlebendiges, unan-
Deutsch'.
DUDEN-GWB und DUDEN-UW verwenden "Papierdeutsch" als Gebrauchsangabe, daneben aber auch "Amtsdeutsch" und
"Amtssprache",
ohne diese Kennzeichnungen in der Wörterbucheinleitung ren. Unter den Lemmata findet man die folgenden
einzufüh-
Bedeutungserläu-
terungen : DUDEN-GWB: Papierdeutsch Amtsdeutsch
(abwertend): vgl. Amtsdeutsch (abwertend):
'gespreizte, umständliche, unan-
schauliche Ausdrucksweise, wie sie oft formelhaft von Behörden gebraucht wird' Amtssprache
2. 'trockene Verwaltungssprache,
Amtsdeutsch'
DUDEN-UW: Papierdeutsch papieren
(abwertend): 'papierenes (2) Deutsch' 2. 'trocken, unlebendig, steif (im Stil, Aus-
druck)' Amtsdeutsch s. Eintrag DUDEN-GWB Amtssprache
2. (oft abwertend):
der Behörden; trockenes
Amtsdeutsch'.
'Sprache der Verwaltung,
265 Im WAHRIG-DW wird ebenfalls die Kennzeichnung deutsch >
ohne Einführung in der Wörterbucheinleitung
det. Unter dem Lemma Papierdeutsch wird die rung
'abziehen,
vermindern'; zur Durchführung gelangen < ^ b e s s e r : >
'durchge-
führt werden'). Außerdem heißt es in den "Hinweise^] für die Benutzung" des WAHRIG-DW (1966, Sp. 22): "Schließlich glaubten wir dem Benutzer des Wörterbuches einen Dienst zu erweisen, wenn wir einige häufig vorkommende, aber als falsch oder
unbeholfen be-
trachtete Wörter und Wendungen aufnahmen und sie durch Hinweise wie < f ä l s c h l . >
kennzeichneten oder einen Vorschlag zum Ersatz
durch Besseres machten". Als "stilistische Bemerkung" findet sich die Kennzeichnung "besser" auch in AGRICOLA (1972) nach Verbindungen wie: eine Untersuchung durchführen (besser etwas untersuchen); Meldung machen (besser etwas melden); zu keinem Entschluß
kommen
(besser sich nicht entschließen können): "Es handelt sich dabei nicht um eine absolute Wertung, sondern um eine Empfehlung für den normalsprachlichen Gebrauch. So ist aber z. B. ohne grammatische Satzergänzung aus Gründen der Satzbetonung und des Rhythmus oft die durch ein Dingwort erweiterte Form angebracht; ferner gelten derartige dingwörtliche Wendungen in bestimmten Fachbereichen oder im amtlichen Verkehr als stehende Formel." (S. 35). BW verwendet die Markierung "förmlich" als Bezeichnung für eine Ausdrucksweise mit 'Amtsdeutsch',
"zusammenfassende
| . .. | , die gelegentlich auch
'Kanzleisprache' oder
'Papierdeutsch' um-
schrieben wird. Es handelt sich um eine geschraubte, unlebendige, formelhafte Sprache, wie sie im Umgang mit Ämtern und Behörden und im Schriftverkehr des Geschäftslebens üblich ist." (I, S. 12; vgl. zur Kritik an dieser Markierung 1981, S. 140).
WIEGAND/KUCERA
266
Zu fragen wäre, was eigentlich unter "Geblähtheit" übrigens nicht als Lemma) von Lexemen, "unlebendigem
(erscheint Deutsch",
"steif im Stil" und anderen Attributen, die "papierdeutsch" zugeschrieben werden, zu verstehen ist (vgl. auch WIEGAND 1981, S. 259, Anm. 163). Und: Wer bewertet ein Lexem als "besser" und nach welchem Maßstab? Bei der Zuordnung von Lexemen zu diesen Markierungen spielen subjektive Entscheidungen über "gutes" oder "schlechtes" Deutsch eine Rolle. Auf diese "explizit Praxis"
normative
hat auch WIEGAND (1981, S. 222) hingewiesen und mit
Recht für den Wärterbuchbenutzer eine Darstellung und Begründung der Normen in der Wörterbucheinleitung
gefordert. Da
"solcherart
punktuelle Sprachkritik ohnehin wenig Erfolgschancen" habe, sollte man lieber überlegen, "wie man diese normative Methode durch eine deskriptive ersetzen kann". (Vgl. auch BERGENHOLTZ/MUGDAN S. 81.) Dem Vorschlag WIEGANDs ist zuzustimmen,
1986,
"papierdeutsch"
als Marker in Wörterbüchern nicht zu verwenden und ihn zu ersetzen durch Kommentare wie ζ. B. /bes. in Geschäftsbriefen/, /bes. in Schriftstücken von Behörden/, /bes. in Schreiben der Verwaltung/, /bes. in amtlichen Schreiben/. Das wäre eine praktikable
Methode,
die bei Lexemen und lexikographischen Beispielen wie ärztlicherseits , baldmöglichst, beiliegend, betreffs, in betreff, einliegend , Anschreiben, in Bälde, einen Antrag abschlägig
bescheiden,
die Bewerbung ist unter Beifügung von Zeignisabschriften
einzu-
reichen, ein Schreiben zur Kenntisnahme vorlegen, einen Kauf tätigen angewendet werden könnte. Sie setzt allerdings voraus, daß sich Wörterbuchmacher zunächst einen Überblick darüber verschaffen, welche lexikalisierten und im Wörterbuch zu kodifizierenden Lexeme Ausdrücke sind, die in bestimmten Textsorten der genannten Art vorwiegend verwendet werden. Häufig handelt es sich bei den hier zur Debatte stehenden und als "papierdeutsch"
gekennzeich-
neten lexikalischen Einheiten tatsächlich um eine umständliche Ausdrucksweise des sogenannten Nominalstils (ζ. B. etw. in Abzug bringen für
'abziehen', zur Abrechnung kommen für
'abgerechnet
werden', etw. in Anschlag bringen für 'mit berücksichtigen', etw. kommt, gelangt zur Durchführung für
'wird durchgeführt')
oder um abgenutzte stereotype Wendungen (ζ. B. die im Ergebnis
'als
Folge' des zweiten Weltkrieges entstandenen Grenzen). Zu erwägen wäre, derartige Beispiele als "förmlich", "formell" oder
"formel-
267
haft" zu charakterisieren und dazu die Textsorte anzuführen, in der sie vorwiegend verwendet werden. Schließlich ist zu überlegen, inwieweit diese Lexeme dem Marker "offiziell"
zugeordnet
werden könnten. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß zahlreiche Wendungen des Nominalstils "notwendige
Ausdrucksmittel
unserer gegenwärtigen Sprache" sind, worauf bereits im WDG (Vorwort, S. 014) hingewiesen worden ist. Wie "papierdeutsch" sollte auch die Markierung
"gespreizt"
gestrichen werden. Da der Gebrauch der als "gespreizt" charakterisierten lexikographischen Beispiele (z. B. im HDG: ich bin so frei ! /Höflichkeitsformel, als Antwort auf eine
Aufforderung,
sich das Angebotene zu nehmen/, ein fulminantes
'sehr gutes,
reichhaltiges' Mahl ; andere Beispiele wären: sehr angenehm /Höflichkeitsformel von Personen, die miteirrander bekannt gemacht werden/, meine Gattin) wohl eine gewollte Förmlichkeit besonders im Alltag widerspiegelt, könnten sie statt dessen mit dem Marker "förmlich" gekennzeichnet und der entsprechenden zugeordnet
Textsorte
werden.
4.6. Fazit Die Zuordnung der Lexeme insbesondere zu den Ebenen des kommunikativen Prädispositionsmodells, aber auch die
Kennzeichnung
der Lexeme mit den angeführten (und möglichen anderen) zusätzlichen Markern können nur Markierungen sein, die auf einem gesellschaftlichen Verwendungsdurchschnitt beruhen. Zuordnung und Kennzeichnung sind von subjektiven Einstellungen des Sprechers zu
den Lexemen, seiner Sprachkompetenz, seinem Alter, seiner
Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen oder
beruflichen
Gruppe und anderen Faktoren abhängig. Die Schwierigkeit
besteht
vor allem darin, detaillierte lexikographische Angaben über
die
kodifizierten Lexeme derart zu machen: Wer gebraucht das Lexem wem gegenüber in welcher Situation, und wie sind diese Angaben in pragmatische Regeln zu fassen. Die Berücksichtigung dieser Tatsachen ist für die lexikographische
Praxis keine leichte Aufgabe
und erfordert "in vielen Einzelfällen die Analyse der konkreten Verhältnisse" (PÜSCHEL 1984, S. 374). "Verkompliziert wird die
268
Angelegenheit, daß ζ. Β. ein als vulgär markierter
Ausdruck
in einer anderen Gruppe als ganz normal und in wieder einer anderen Gruppe als schick gelten kann" (ebenda, S. 378, Anm. 9). Es gibt nicht in jedem Fall eine monotypische Zuordnung der Lexeme zu einer kommunikativen Prädispositionsebene. Auf vorhandene Übergänge wurde in diesem Kapitel mehrfach hingewiesen.
Letzten
Endes kommt auch bei der Markierungsproblematik der Lexeme in Wörterbüchern der Grundgedanke des Prinzips von "Zentrum" und "Peripherie" zum Tragen, wie er von der Prager Schule entwickelt worden ist: "The classes (and sub-classes) of elements should not be regarded as 'boxes' with clear-cut boundaries but as formations with a compact core (centre) and with a gradual transition into a diffuse periphery which, again, gradually passes (infiltrates) into the peripheral domain of the next category" (DANES 1966, S. 11). Bei der Markierung von Lexemen nach dem kommunikativen Prädispositonsmodell handelt es sich um indexikalische
Festlegun-
gen, die sozial und situativ determiniert sind. "Die verschiedenen situativen Funktionen können auch psychologisch
differie-
ren und dann unterschiedliche Gemütsverfassungen des
Sprechers
oder Hörers andeuten" (VAN DIJK 1980, S. 98), ζ. B.: Halt bitte deinen Mund! Halt doch endlich mal deinen Halt doch endlich deine
Schnabel!
Fresse/Schnauze!
Die Vagheitsproblematik spielt deshalb bei diesen Markierungen wohl eine noch größere Rolle als bei der
Bedeutungserläu-
terung. Um eine ausgewogene und systematische Bewertung der Einzellexeme nach dem vorgeschlagenen
Prädispositionsmodell
zu erzielen, ist es unabdingbar, das Einzellexem jeweils mit anderen Lexemen des entsprechenden Lexemfeldes in Beziehung zu setzen, d. h., eine solche ausgewogene und systematische
Bewer-
tung kann nur im Feldzusammenhang geschehen, was einen Vergleich kompletter Synonymenfelder voraussetzt. Zu prüfen ist ebenfalls, ob zu dem als "über neutral" bzw. "unter neutral" zu markierenden Lexemen jeweils ein Synonym vorhanden ist, das der "neutralen" Ebene zugeordnet werden kann.
269
Wie unterschiedlich Einstellungen zu
Lexemen und damit
deren Bewertungen sein können, wird deutlich, wenn man zum Beispiel Lexeme betrachtet, die zum lexikalischen Feld NAHRUNG ZUFÜHREN gehören. Die Kennzeichnungen dieser Lexeme in verschiedenen Wörterbüchern bzw. deren Bewertungen nach der Sprachkompetenz von sechs befragten, linguistisch ausgebildeten Mitarbeitern schwanken zum Teil erheblich (s. Kap. 5.). Unsere Überlegungen galten dem Versuch, denjenigen Bereich des Nicht-Denotativen, der sich auf "Stilistisches" in Wörterbüchern der deutschen Gegenwartssprache bezieht, zu ordnen, zu klassifizieren und die verwendeten Marker auf eine begründbare Typologie zurückzuführen. Dabei war das Anliegen, die Typologie möglichst zu begrenzen und mit relativ
wenigen Markern auszu-
kommen, um die "Zuordnungsqualen" der Lexikographen nicht noch zu vergrößern. Die Zuordnung von Lexemen zu den Ebenen des kommunikativen Prädispositionsmodells
und die Kennzeichnung der Lexeme
mit zusätzlichen Markern wird in Tab. 4./6 demonstriert.
270 Zuordnung von Lexemen zu den Ebenen des kommunikativen
Hauptebenen
Subebenen
Beispiele
"über
Antlitz, beargwöhnen, ereilen,
neutral"
gedeihlich, Haupt; Dezennium,
(Δ )
Eloge, eruieren, Odium
Adler, Auge, Fleisch, Gesicht, Gespräch, stehlen, sterben, "neutral"
Tisch, Unterhaltung, Vogel, Wasser, Zement, Zucker
Tabelle
271 P r ä d i s p o s i t i o n s m o d e l l s und zu z u s ä t z l i c h e n
zusätzliche Markierungen (ohne fach-, g r u p p e n s p r a c h liche, d i a t o p i s c h e M a r k i e rungsprädikate)
Markern
Beispiele
veraltend
erflehen, erheischen, ( 'einschenken')
veraltet
Aar, Fittich, Leu,
emotional
Legiûn
verhüllend
zur letzten Ruhe b e t t e n ('beerdig e n ' ) , n i c h t mehr unter den Lebenden w e i l e n ('tot s e i n ' )
spöttisch
erlaucht
veraltend
Absud, B a c k f i s c h , b e m i t t e l t , D r o s c h k e ('Taxi'), K a n a p e e , Perpendikel
veraltet
B i n o k e l , Eidam, O r d o n n a n z , mane, Veloziped
historisch
Ablaßbrief, Hellebarde, Lehen, Ritter
emotional
S c h e u s a l , S c h u f t , todmüde, Unm e n g e , so eine (freche) Person!
Schimpfwort
Dummkopf, Flegel,
verhüllend
h i n ü b e r g e h e n ( ' s t e r b e n ' ) , schlafen ( ' k o i t i e r e n ' ), v o l l s c h l a n k
scherzhaft
B a d e n i x e , B e n j a m i n ('Jüngster'), G e r s t e n s a f t ('Bier'), M e n a g e r i e ('Tiersammlung')
ironisch
der (einzige) Erfolg ('die Folge') w a r , d a ß wir zu spät k a m e n , du h a s t ja s a u b e r e ( ' a n f e c h t b a r e ' ) Ansichten !
spöttisch
geruhen, Hinterwäldler, Sonntagsfahrer
offiziell
Ehegatte, Fernsprecher, Kraftfahrzeughalter , Postwertzeichen
förmlich
etw. in Abzug b r i n g e n , zur Durchführung g e l a n g e n , im Ergebnis ('als F o l g e ' )
U./G
(Teil 1)
schenken
Odem
sein
('hochangesehen')
Otto-
Kemenate,
Lump
272
Hauptebenen
Subebenen
Beispiele
Badezeug, dösen, gewieft, als Kellner gehen, kriegen, Memme, umgangs-
Prügelknabe,
Schwätzchen,
Ziegenpeter
sprachlich (umg. ) "unter neutral"
(V)
(I)
abkratzen
('sterben'),
anpfeifen, bekloppt, Dez, salopp
klauen, Lügenmaul, Pulle, Sause, Visage
Arsch, bescheiQen, bescheuert, (II)
derb
ficken, Fresse, kotzen, Möse, verrecken
Tabelle
273
zusätzliche Markierungen (ohne fach-, gruppensprachliche, diatopische Markierungsprädikate
Beispiele
veraltend
Bagage,
emotional
Bärenhunger, Batzen, Kerl
Schimpfwort
Dussel, Esel, Ziege
scherzhaft
Strohwitwe, Leseratte, Lumpensammler, Nachteule, fahrbarer Untersatz
ironisch
bedanke dich bei ihm (dafür) ('er ist daran schuld, dafür verantwortlich')
spöttisch
du bist ein kluges Kind /wird zu jmdm. gesagt, der alles besser wissen will/
emotional
Krücke, rotzfrech, Sauarbeit, saudumm, Schlitten ('Auto1), Schweinerei
Schimpfwort
Idiot, Knallkopp, Schweinehund
scherzhaft
ins Nest ('Bett') gehen; Fahrgestell ('Beine eines Menschen ' )
Schimpfwort
Arschloch, Dreckstück
4./6 (Teil 2)
Provinzler goldig,
Rindvieh,
274 5. Markierung nicht-denotativer Informationen
lexikalischer
Einheiten des lexikalischen Feldes NAHRUNG ZUFÜHREN Die allgemeine Feststellung AGRICOLAS (1987), daß "bisher noch keine nennenswerte Anzahl von Feldern zusammenhängend
und/oder
nach ein und demselben theoretischen und methodischen
Prinzip
linguistisch aufgearbeitet und dargestellt, geschweige denn für die lexikographische Verwendung im Sinne eines systematischen Thesaurus zubereitet" wurde (S. 395), gilt auch für den spezifischen Bereich einer Differenzierung von Lexemen in Feldern durch nicht-denotative Informationen. Diesem spezifischen Bereich ist dieses Kapitel gewidmet, in dem rund 240 lexikalische
Einheiten
(Wörter und Wendungen) von 60 Subfeldern des lexikalischen Feldes NAHRUNG ZUFÜHREN auf die Angabe ihrer nicht-denotativen Markierungen hin untersucht werden. Für die Untersuchung wurden sieben Wörterbücher der deutschen
Gegen-
wartssprache (s. Kap. 3) herangezogen und sechs linguistisch ausgebildete Mitarbeiter befragt. Die Kennzeichnungen der Lexeme in den Wörterbüchern und die Bewertungen der Lexeme nach der Sprachkompetenz der befragten Mitarbeiter sind in die Tabellen 5./1-60 eingetragen. Die jeweils letzte Spalte der Tabellen enthält einen eigenen Vorschlag zur Markierung nicht-denotativer
Informationen
von Lexemen nach dem "kommunikativen Prädispositionsmodell"
(s.
Kap. 4.3.-4.5.). Die untersuchten Lexeme sind dem Kollektivkapitel "Analysebeispiel
(Wortfeld NAHRUNG ZUFÜHREN)" der "Studien
zu einem KOMPLEXWÖRTERBUCH der lexikalischen Mikro-, Medio- und Makrostrukturen dem der
("Komplexikon") (1987, S. 436-484) entnommen, an
Verfasser dieser Arbeit mitgearbeitet hat.
Der besseren Verständlichkeit willen werden zunächst die Aufgliederung und die Relationen des lexikalischen Feldes NAHRUNG ZUFÜHREN gezeigt, wie sie im erwähnten "Analysebeispiel" (S. 457-463) als Baumgraph von hierarchisierten,
bedeutungsdifferenzierenden
semantischen Merkmalen bzw. Kategorien dargestellt sind. Die numerierten Knoten in der Baumgraphendarstellung entsprechen Merkmalen mit der Funktion der semantischen Differenzierung; ihre Bezeichnungen sind einer vorangestellten Liste zu entnehmen. Die
275
durch unterstrichene Zahlen ausgezeichneten Endknoten des Baumgraphen stellen auch die Positionen der durch die Aufgliederung entstandenen und ihnen untergeordneten Subfelder von konkreten synonymen bzw. quasisynonymen Lexemen dar, wobei die Hierarchiestufen des Baumes einfach von oben nach unten durchgezählt sind.
Liste der bedeutungsdifferenzierenden Merkmale und Kategorien im Baumgraphen (in der Reihenfolge der Numerierung der Knoten) 1 < nahrung zuführen > 2 < allgemein/ auf
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25
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26 < mit
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nehmen> 19 < im mund zergehen
41 < langsam und kräftig 42 < s c h n e l l und
lassen> 20 < m i t den lippen saugend
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aufnehmen>
leicht>
43 < mit vollem mund > 44 < geräuschvoll ">
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49
mühsam>
50 < allgemein
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phasenangabe
51 < feste nahrung >
77 < fortfahren
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53 < ohne
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phasenangabe>
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eine Pampelmuse, Melone a.
('mit dem Löffel essen'); b) 'ganz aufessen 1 : hast du die Suppe ausgegessen? 2. (ugs.) 'zu Ende essen': die Kinder haben noch nicht
ausgegessen.
Wörterbucheintrag im WDG: wegessen
einem anderen etw. w.
'rücksichtslos so viel essen, daG für den anderen nichts übrigbleibt': er hat mir alles weggegessen; umg. Beste vor der Nase weg
|.. . |
4
. Wörterbucheintrag
[sie aßen]] ihr das
im DUDEN-GWB: wegessen
essen, daß für den anderen
. 1.
'so viel
nichts übrigbleibt'. 2. (ugs.)
'aufessen': die Pralinen waren im Nu weggegessen. 5
Wörterbucheintrag im DUDEN-UW: wegessen
1. so viel
essen, daß für den anderen nichts übrigbleibt': jmdm. etw. w. 2. (ugs.) 'aufessen': die Pralinen waren im Nu weggegessen.
311
Vorgeschlagene Markierung
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339 6.
Summary
Subject matter of the present work are those types of information conveyed by lexical units and to be included in general monolingual dictionaries that reach beyond phonological-phonetic,
mor-
phological-syntactic and direct semantic information. This concerns particularly information about preferences and restrictions in the usage of lexemes - covered in dictionaries mainly by socalled stylistic labels, labels of temporally, regionally,
func-
tionally and socially limited usage - but also information
indi-
cating the speakers' emotional attitudes towards the object or state-of-affairs concerned. In lexicological studies this additional information has been largely counted among the relatively diffuse field of connotations. Starting from the insight that particularly the labels of conditions of stylistic usage for the lexical units entered in general monolingual dictionaries have proved highly
controversial
both in theoretic respect and in practical lexicography, two central questions are derived, to answering which this paper is meant to make a contribution: (1) Can the mentioned additional information conveyed by lexical units be assigned a semantic character? (2) How can this information be covered in a uniform system of lexicographic data types? This paper has mainly lexicological and lexicographic aims, with lexicographic practice in the fore of investigation.
Considera-
tions embrace especially the experiences of a lexicographer of many years standing and are discussed from the viewpoint of a theoretically orientated lexicographer. They are meant to be integrated into the discussion of metalexicography aimed at improving synchronic monolingual defining dictionaries of the German language. In Chapter 1, at first the question is discussed whether and in how far connotations are part of lexical meaning, and thus the controversial question of delimiting denotation from connotation, i.e. the opposition of the so-called narrow and broad
340
concept of meaning. Here, a narrow meaning concept is pleaded for, starting from the assumption that meanings of lexical units are representations of the knowledge of denotata accepted by a majority of speakers. They are constituted by semantic features reflecting
the stereotypical properties of objects or phenomena
of the real world. In contrast, neither the information of emotional attitudes nor that of preferred or restricted usage that is, the connotative potentials of a lexeme - reflect
infor-
mation about the denotatum itself. They represent, in the widest sense, typical communicational conditions of the lexicon unit concerned and are not part of meaning, they do not hold semantic status. For this additional information the working term "nondenotative information" ("nicht-denotative Informationen") is used. This does not mean to denote the heterogeneous field of connotations only ex negativo or even to rule it out from
investi-
gations of lexical knowledge. The point is to form a more differentiated judgement of all what has so far been
indiscriminately
assigned to, but does not constitute, meaning. Before putting up for discussion our own proposal for classification and codification of non-denotative information in a synchronic monolingual defining dictionary, the practice of codifying this information in ten general monolingual
dictionaries
of German is analyzed. In a retrospect of linguistic history (Chapter 2), in a historical-comparative analysis of extensive documentation, the method of codifying non-denotative information of lexical units in the dictionaries of ADELUNG, CAMPE and SANDERS is studied to show the development of lexicographic methods in a special - an aspect frequently neglected in metalexicographic
field
discussion.
The following labels are studied: labels (1) of style, (2) of temporally limited usage, (3) of regionally limited usage, (4) of functionally and socially limited usage. In a comparison with dictionaries of modern German it appears that these labels have a long tradition in the monolingual lexicography of German. This applies especially to those evaluation categories of lexical units called today stylistic strata ("Stilschichten") or levels of style
341
("Stilebenen") and stylistic colours ("Stilfärbungen") or labels of usage ("Gebrauchsangaben"), respectively. With respect to stylistic strata, ADELUNG ("five classes") and above all CAMPE (zero marking and use of short forms
["Kürzungszeichen"]) each
developed a quite differentiated scheme. After CAMPE the systematic stylistic evaluation of vocabulary in a dictionary has been taken up again by the WDG (Wörterbuch der deutschen
Gegenwarts-
sprache ). Chapter 3 contains a critical analysis of the practice of the stylistic labelling of lexical units by assignment to stylistic strata/levels of style, on the one hand, and/or to stylistic colours/labels of usage, on the other, in seven general monolingual dictionaries of modern German, since the categories of evaluation are considered the most complicated area in the non-denotative field. For analysis, the following dictionaries are referred to: WDG, Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, DUDEN - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, DUDEN - Universalwörterbuch, WAHRIG - Deutsches Wörterbuch, WAHRIG-dtv,
BROCKHAUS-WAHRIG.
These were screened by comparing the inventories and systems used for stylistic evaluation of lexemes in these dictionaries, and all presented in a synoptic way. the reasons of criticizing the model of stylistic strata and thus the practice of stylistically
eval-
uating lexical units by means of stylistic strata and stylistic colours are presented comprehensively. These include particularly the inexact and non-uniform use of the concepts of stylistic stratum and stylistic colour as well as the subsumption of highly different language phenomena under the evaluation categories of stylistic colour and label of usage, respectively. Starting from the analytical-typological
study of the current
practice of stylistic labels in defining dictionaries, in Chapter 4 our own proposal for classification and future
lexicographic
codification of this additional information is developed, following a model of "communicative predisposition"
("kommunikative
Prädisposition") of'lexical units. By communicative
predisposition
we understand that a lexical unit is predisposed to be used in certain areas of communication. In this "communicative
predispo-
342
sition model" three main levels of "neutral", "above neutral" and "below neutral" are distinguished, with the level of "below neutral" being further differentiated. These levels are well defined and represent a rough but basic grid for classifying lexical units according to their common areas of usage. In lexicographic
practice
the point is, in the first place, to make available to the dictionary user information of whether the lexical unit concerned can be
considered
"neutral" within the framework of communicative
predisposition or whether it deviates from the neutral level in an upward or downward direction, in order to cover
lexicographi-
cally the knowledge present in the speakers' everyday
understan-
ding of usage maxims of lexical units. The model is supplemented by.a relatively small number of well-defined and interrelated additional labels, by means of which specific indications of the usage of lexical units can be given. The classification model proposed is by no means rigid. Also in the labelling of lexical units in the communicative
predispo-
sition model a certain vagueness and subjectiveness can never be ruled out completely. In Chapter 5 the proposed system of evaluations is exemplarily applied to the extensive word field of TAKING FOOD ("NAHRUNG ZUFÜHREN") and demonstrated by way of the complete labelling of its about 240 lexical units. For this investigation seven defining dictionaries of modern German were referred to (see Chapter 3) and six linguistically trained informants interviewed. The results are presented in tabular surveys.
343
7.
Résumé
Le présent travail traite des informations qui, transmises par les unités lexicales, dépassent la dimension phonologique et phonétique, morphologique et syntaxique ainsi que sémantique proprement dite, et qui sont susceptibles d'être marquées dans un dictionnaire monolingue. Il s'agit particulièrement
d'infor-
mations sur l'usage préférentiel ou les restrictions de l'emploi des lexèmes: dans le dictionnaire, cela vaut surtout pour les indications dites stylistiques ou indications précisant la valeur de l'emploi soit dans le temps, soit dans l'espace (emploi régional), soit dans la société (usage professionnel ou limité à un groupe de locuteurs), -mais aussi d'informations qui
renseignent
sur une attitude émotionnelle du locuteur envers un objet ou un état de choses dénommés. Ces informations supplémentaires de caractère fort hétérogène sont rangées dans les études lexicologiques, le plus souvent, sous l'étiquette relativement
imprécise
de connotations. Compte tenu du fait que l'ensemble des indications sur la valeur stylistique des unités lexicales dans les dictionnaires
monolingues
a soulevé tout particulièrement d'incessantes discussions, tant du côté théorique que dans la pratique lexicographique, nous nous posons deux questions fondamentales, à la solution desquelles notre travail se propose de faire une contribution: I o Est-il loisible de caractériser comme sémantiques les informations supplémentaires susdites charriées par les unités lexicales? 2° Comment ces types d'informations se laissent-ils dans un système général d'indications
intégrer
lexicographiques?
Notre travail poursuit en premier lieu des objectifs
lexico-
logiques et lexicographiques, la pratique du lexicographe se trouvant au premier plan de l'intérêt. Notre réflexion profite notamment des expériences que l'auteur a faites pendant un certain nombre d'années comme rédacteur d'articles pour un dictionnaire de langue. Les problèmes sont examinés du point de vue d'un lexicographe à orientation théorique; leur étude s'inscrit donc dans la discussion métalexicographique visant à perfectionner les dictionnaires synchroniques monolingues de l'allemand.
344 Dans le chapitre premier, nous abordons la question des connotations: font-elles partie, oui ou non, de la signification lexicale, et, dans l'affirmative, dans quelle mesure? Cela
implique
une prise de position relative au problème épineux de faire le départ entre ce qui est dénotatif et ce qui est connotatif. Arrivé de la sorte à l'opposition entre ce qu'on appelle la conception large et la conception étroite de la signification, nous favorisons cette dernière en adoptant comme principe que les significations que peuvent avoir les unités lexicales sont autant de représentations d'un certain savoir dénotatif disponible pour une majorité de locuteurs, toute signification étant constituée par des traits sémantiques qui reflètent des propriétés stéréotypées des objets ou .phénomènes de la réalité. Par contre, les informations
trans-
portées par les unités lexicales ayant trait aux attitudes émotionnelles ainsi que celles qui concernent les conditions
d'emploi,
soit emploi préférentiel, soit emploi restreint (le "potentiel connotatif" d'un lexème), ne fournissent pas d'informations sur le phénomène dénoté: ne rendant compte que des conditions
typiques
de communication pour tel lexème, ces informations ne comptent pas parmi les éléments de la signification, elles n'ont pas de statut sémantique. En tant que renseignements
supplémentaires,
nous les appelons "informations non dénotatives"
("nicht-denota-
tive Informationen"), sans pour autant vouloir désigner
simplement
ex negativo le complexe hétérogène des connotations, ni même le supprimer dans les recherches sur le savoir lexical. Il nous importe plutôt d'arriver à une appréciation plus différenciée de tout ce qui, sans distinction, a été supposé appartenir à la signification, mais qui n'est pas constitutif de celle-ci. Avant de présenter notre proposition de classification des informations non dénotatives et de leur codification dans un dictionnaire synchronique monolingue, nous en analysons les méthodes pratiquées dans dix dictionnaires monolingues de l'allemand. Dans ce but, un coup d'oeil historique sur les dictionnaires d'ADELUNG, de CAMPE et de SANDERS, sous forme d'une analyse comparative basée sur une documentation détaillée (chapitre deux), sert à étudier les procédés de codification adoptés par ces auteurs. Cela permet de montrer comment, dans un domaine spécifique, se développe une méthode lexicographique - aspect trop
345 souvent négligé dans la discussion métalexicographique. comprend les indications relatives (1) à la valeur
Le relevé
stylistique,
(2) à l'emploi restreint dans le temps, (3) à l'emploi
régional,
(4) à l'emploi professionnel ou technique et à l'usage limité à une catégorie de locuteurs déterminée. En comparant les résultats avec les indications des dictionnaires de l'allemand contemporain, on voit que ces marques d'usage ont une longue tradition dans la lexicographie monolingue de l'allemand. Cela est surtout vrai en ce qui concerne les catégories servant à classer les unités lexicales par niveaux
(ou couches) stylistiques ("Stilschichten" oder
"Stilebenen") et d'après leurs nuances stylistiques
("Stilfärbun-
gen") ou marques d'usage ("Gebrauchsangaben"). Quant aux niveaux de style, ADELUNG (cinq classes") et notamment CAMPE zéro et emploi de signes abréviatifs
(marquage
["Kürzungszeichen"] ) ont
établi chacun un schéma différencié très notable. Une telle caractérisation stylistique a été pratiquée de manière
systématique,
après CAMPE, par le WDG (Wörterbuch der deutschen
Gegenwartsspra-
che) pour l'ensemble du lexique du dictionnaire. Le chapitre trois est consacré à l'analyse critique de sept dictionnaires monolingues de l'allemand contemporain (WDG, Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, DUDEN - Das große Wörterbuch der deutschen Sprache,
DUDEN-Universalwörterbuch,
WAHRIG-Deutsches Wörterbuch, WAHRIG-dtv, BROCKHAUS-WAHRIG) au point de vue du classemant stylistique des unités lexicales par niveaux et/ou nuances stylistiques/marques d'usage: il s'y agit des catégories appartenant à la sphère la plus compliquée du non dénotatif. Afin de faciliter la comparaison des inventaires et systèmes utilisés dans ces dictionnaires pour caractériser les lexèmes sous le rapport de leur valeur stylistique, nous la présentons sous forme synoptique. Suit l'exposé des raisons sur lesquelles se base la critique du modèle des couches stylistiques et, partant, celle du classement des unités lexicales d'après les couches stylistiques et les nuances stylistiques: en premier lieu, il faut dénoncer l'utilisation imprécise et changeante des termes de couche stylistique ("Stilschicht") et nuance stylistique färbung") ainsi que l'incorporation de phénomènes
("Stil-
linguistiques
très différents dans la catégorie nuance stylistique,
respective-
ment marque d'usage. Cette étude analytique et typologique des méthodes utilisées dans les dictionnaires modernes pour carac-
346
tériser les valeurs stylistiques nous a servi à élaborer notre propre proposition de classification et de codification
lexico-
graphique des informations supplémentaires dites non dénotatives. Cette proposition, exposée dans le chapitre quatre, se base sur un modèle de "prédisposition communicative" ("kommunikative Prädisposition"), terme qui exprime le fait que telle unité lexicale ne fonctionne normalement que dans certains domaines de la communication. Dans ce modèle de prédisposition communicative, nous distinguons ces trois niveaux essentiels: "neutre" - "au-dessus de neutre" - "au-dessous de neutre", ce dernier niveau s'offrant pour une différenciation encore plus poussée. Ces niveaux, définis avec exactitude, sont une espèce de grille simple mais en même temps essentielle, permettant de classer les unités lexicales sur la base de leur emploi fonctionnel normal. Car on sait qu'il importe au lexicographe de pouvoir renseigner l'usager du dictionnaire, tout d'abord pour savoir si un lexème, selon sa prédisposition communicative, est à considérer comme "neutre", ou s'il s'éloigne de ce niveau moyen vers un niveau supérieur ou un niveau inférieur; il s'agit d'enregistrer, de manière
lexicographique,
le savoir spontané dont disposent les locuteurs en ce qui concerne les maximes d'utilisation valables pour une unité lexicale donnée. Notre modèle est complété par un nombre relativement restreint de marques spécifiques, cette fois-ci bien définies et en rapport les unes avec les autres, grâce auxquelles il est possible de décrire plus exactement le fonctionnement des lexèmes. Le modèle de classification n'est nullement rigide. Le recours à la prédisposition communicative n'empêche pas que subsiste toujours un reste d'imprécision et une certaine subjectivité dans la caractérisation des unités lexicales. Dans le chapitre cinq, le système de classement proposé avec marques introduites est appliqué, à titre d'exemple, au champ lexical étendu ALIMENTER
("NAHRUNG ZUFÜHREN"), pour en démontrer
la praticabilité par le traitement systématique d'environ 240 unités lexicales. L'étude utilise les données des mêmes sept dictionnaires de l'allemand contemporain qui ont été analysés au chapitre trois, et six personnes à formation linguistique ont été interrogées. Les résultats sont présentés sous forme de tableaux.
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