Lyrisches Album aus dem Lahngau [Reprint 2019 ed.] 9783111572321, 9783111200477


137 72 11MB

German Pages 272 Year 1858

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Inhalt
Berichtigungen
Carl Allmenröder
Heinrich Sixt von Armin
Wilhelm Birnbaum
Carl Otto von Fransecky
1. Liebeleben
2. Vermischtes
Conrad Hofmann von Nauborn
Wilhelm Keim
Wilhelm Keßler
Carl Ernst Kohlhauer
1. Aus Wald und Flur
2. Vermischte Blätter
3. Blätter der Geschichte
4. Alls dem Englischen
Volkslied
Thomas Campbell
Charles Wolf
Robert Southey
Lord Byron
Thomas Moore
Robert Burns
Walter Scott
Thomas Hood
James Montgomery
Henry Wadsworth Longfellow
Felicia Hernans
Adolph Menk
Guido von Meyer
Christian Müller von Wittgenstein
Ernst Scharmann
Otto Schlapp
Erwin Wester
Paul Wigand
I. Lieder
II. Elegieen und Distichen
Bunter Liederkranz von den Genannten
Recommend Papers

Lyrisches Album aus dem Lahngau [Reprint 2019 ed.]
 9783111572321, 9783111200477

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Lyrisches Album »utä dem

Lahngau.

Lyrisches Album auS dem

Lahngali. Herausgegeben von

Dr. Paul tvigand.

c.

Gießen, 3. H t tk t r ’ ftljt Buchhandlung. 1858.

Inhalt. (sarl Allmenröder. ’EöfllMct’cn .......... Verschlossenes freu ........ Lieg ........... 3m Teinc ..........

Leite

1 4 4 5

Heinrich Tixt von Armin. Ein Segel .......... 7 3n trüber Stunbe ........ 8 Piel belle Ibränen weinet ........ 8 Einst und Jetzt ........ S Web des Ritters.................................................................................................. 10 Vilis der Felbwachi ......... 12 Beim red des Aiüferlidwi KeldmarichallS, Grasen Rabetzki 14

Wilhelm Birnbaum. Reignng .......... DiteUrnbiibn .......... Der AuSgewanbene .........

16 17 18

Carl Otto von Fransecky. Siebe! eben.

3m Garten .......... Vtfangenbeit .......... Dn gleichst ber Rese ......... 3m Bivonak .......... Per Liebe rechte Zeit ........ Du bist der süße LieberschaU ....... Die Lieb' ist wie ein schüchtern Rcb ...... Schweige! Ans Wiederfeb'n Am Grabe meines Kindes ........

20 21 22 22 23 24 25

3 8

1.

27

VI

Der Mutter Spiegel . 3m Anschanen ... Ich möchte wohl teil ganzen Tag ...

2.

Seite 29 29 30

Vermischtes.

Abcndklänge ....... 3ii Schmerzen ...... Fischerlicd ....... Schrecken ....... Nur zwei Herzen ...... Soldatenlied........................................................................ Hcffen-Art ....... Manfred und Carl von Anjou .... Feldmarschall Spork ...... Das Dinee zu Gotha .....

31 31 32 33 34 31 36 37 39 43

Conrad Hofmann von Nauborn. Ein Sommcrtag ...... Der Mutter Wort Verzage nicht! ...... Poesie ....... Frühlingstag ....... Die beiden Quellen Bleib' bei uns, Herr ...... Die deutsche Linde ...... Was zwitscherst Du, lieb' Vogelein .... Glücklich im Traume ...... Vertrauen .......

46 47 48 48 50 50 51 52 55 56 58

Wilhelm Keim. Einst und Jetzt ...... Thautropsen und Herz ..... Heimweh ....... Vergebliches Schauen ..... Friedvoll seh' Natur ich gern .... Der Tanncnbaum ......

60 60 60 61 62 63

Wilhelm Keßler. Der Pilger

.......

66

Carl Ernst Kohlhauer. 1.

Aus Wald und Flur.

Sprich, Du unsichtbarer Ctcm ....... Im Walde .......... An die Vögel ..........

69 70 70

Vll

Seite Acibftl'ilt ... .... 71 Wie die Lerche möd)t' ich singen ....... 71 Abendfriedcn ......... 72 Auf der Alpe...................................................................................................... 73 Wann ist der Baum am schönsten? ...... 74 3m Walde liegt begraben . ... 74 Mader Morgen ... . . . . 75 Wir geb n auf lichten Fluren ....... 75 Im Frühling und Herbst ........ 76

2.

Vermischte Blätter.

3m Herbste .......... (Sui Haus mit tausend Zimmern ....... Entsagen .......... Die beiden Bücher ... ...... An blauem Schleier gebt die Ferne ...... Der sterbende Schreiner ........ Des Knaben erstes : „Ich" ........ Still, still, mein Herz! ........ Wer kennt nicht jene bangen Stunden? ...... Ermulhigung .......... Schlumm re saust ... ..... Die Wunderblume ......... Nach Jahren .......... In das Rittersaal-Buch zu Solms-Braunfels ..... Der letzte Graf zu SoUns-Braunscls ......

3.

77 78 78 7S 80 80 81 82 83 83 84 85 87 88 88

Blätter der Geschichte.

Alexander vor dem gordischen Knoten ...... 91 Easar am Rubikon ... . . . .92 Deutschland unter Kaiser Ludwig dem Kind ..... 93 Nach der Schlacht bei Lcutben ....... 95 Napoleon vor Moskau ........ 97 Der Hessen-General von Gilsa in der Schlacht bei Ercfcld . .99

4. Alls dem Englischen. Volkslied. Robin.Adair ..........

101

Thomas Campbell. Englands Scehelden

........

102

Charles Wolf. Hätt' je ich sterblich Dich gedacht ....... Sir John Moore s Leichenbegängniß ... . .

104 105

VIII

$ciit

Robert Southey. Tic Schlacht bei Blenheim

.107

.

Lord Byron. Beweint, die einst geweint . . . 110 Frohlockend springt noch die Gazell'! 110 David.......................................................................................................................................... 111 In vollem Zugendschmuck erbleicht ....... 112 Zn Nacht mein Geist! . . . 113 Saul.......................................................................................................................................... 111 Wenn Nacht umfängt de- Leibe- Staub . . 115 Auf dem Drachcnfels . . . 117 Strophen an Auguste . . . 118

Thomas Moore. Der Hcimatb Bild ......... Die letzte Sommcrrose ........ Zn stiller Nackt .........

120 121 122

Robert Burns. Der Nord umschnaubt O wär' mein Lieb! .

........ . . .

123 124

Walter Scott. Zung-Lochinoar

........

125

Thomas Hood. Zch liebe Dich!

.

.

.

127

James Montgomery. Das Loos Aller...............................................................................

128

Henry Wadsworth Longfellow. Leben-psalm

..........

130

Felicia Hernans. England- Todte

........

132

Adolph Menk. Die alte Weise ........ Zn der Wiese .......... Streng und milde ......... Frühlingslied ......... Erlosch'ne Sterne ......... Morgen- im Walde .........

135 135 136 137 138 138

Guido von Meyer. Einkehr Durch!

.......... ..........

140 141

Christian Müller von Wittgenstein. Hochland s Maid

.........

142

Warum blühet auf Deinen Wangen ...... SS kommt die Zeit! . . . Schloßruine Dhaun, an der Nahe....... Der Sprung vom Vodcnstein ....... Lahn und Rhein .........

143 144 146 148 150

Ernst Scharmann. Morgculicd

..........

156

Otto Schlapp. Was ist ein Weib? . . . . SS flicht ein Schift' von Strand zu Strand

. .

157 158

. .

Erwin Wester. Im Frühling .......... 160 Das vergessene Lied ......... 162 Gedenkblatt..............................................................................................................................163 Der Westerwald ......... 164 Das Mädchen und der Kanarienvogel

I.

Lieder.

.

.167

Paul Wigand.

Was ist ei« Vieh? ......... 172 Weihe .......... 173 Frühling-ahnung ......... 174 Der Berg ......... 175 Im Dorfe .......... 176 Die Welt..............................................................................................................................176 Swig Vieher .......... 177 Das Jägerhaus ......... 178 Mädchens Wünsche ......... 178 Die Eine nur ......... 179 Schnelles Vergessen ......... 180 Vieh und (JMiirf ......... 180 Abendlich .......... 181 DaS Vieh vom Herbst ....... 183 Die Ferne .......... 183 Herz steh' fest! . . . . . . 184 Nur Einmal noch! . . . . . . 185 Herbstklage .......... 186 Der Schiffbrüchige ......... 187 Hagelschlag .......... 188 Rasch flutn Werk!

.........

188

X Seite Sonst und Jehl ... 189 Zuruf ... 190 Am Weihnacht-abend ........ 190 Das Leben ....... 191 Wehmuth ....... 192 Rückblick.............................................................................................................................193 Der Alte ......... 194 Sehnsucht ......... 194 Seufzer ........ 195 Es ist nicht zu ertragen ....... 196 Letzte Blume, letztes Lied 197 Das bemooste Haupt ...... 198 Da- alte Lied ........ 199

II. Elegieen und Distichen. An die Kamönen 199 Ruhe ........ 200 Frühlingszauber, warum fliehstDu? 201 Trost.................................................................................................................... 202 Abschied.................................................................................................................... 202 Lcbensglück .......... 203 Wiuters Nahen ......... 203 Wintertrost .......... 204 Neujahr .......... 205 Verfassung .......... 206 „Regieren" ...... 207 Preußen............................................................................................. .207 Geschichte ........ 208 Das deutsche Vaterland ........ 208 Menschheit.................................................................................................................... 208 Ordnung .......... 209 Germanische Grabhügel ...... 209 Kampf ... .... 209 Goethe s Kunst ........ 210 — Firmo constantique anim -j-

Am Weihnachtsabend. O, Bilderbuch, o Zauberbuch,

Aus süßen Kinderzeiten; Wie trägst Du mich, in raschem Flug,

Zn fernen Herrlichkeiten! Du zeigst mir wieder jene Welt,

Noch heute zauberisch erhellt.

191 O WeihuachtSbaum, o Zanberbaum,

Mit Deinen süßen Gaben,

Ich seh' Dich noch im schönsten Traum Mir Her; und Sinne laben;

Die Lichter leuchten mir noch fern, Wie tief ain Himmel Stern bei Stern.

O Einsamkeit, o Winterzeit,

Die nun mich hält gefangen;

Was mich beglückt, was mich erfreut. Es ist, ein Traum, vergangen; Nur Hoffnung und Erinnerung Blieb in dem alten Herzen jung.

Das Leben. Ach, alle- Glück auf ird'schen Fluren Ist nur ein bunter, flücht'ger Traum; Es schimmert hell, und seine Spuren

Verschwinden, wie der Blase Schaum.

DeS Kindes Wahn, des Jünglings Streben,

Die hohe Freundschaft in der Brust, Der süßen Liebe Zauberleben :

DaS all' verweht, wie Bluthenlust.

192 So auch des Mannes hohe Pläne, Sein Kampf nm dieses Lebens Glück,

Mit einer heißen Schmerzenöthräne Schant er auf seine Bahn znrück.

Da steht er und ist alt geworden, Bedenkt, was er gehofft, geahnt;

Erkennt nun, an des Grabes Pforten,

Daß Alles wie ein Traum ihn mahnt.

Und wie die Bilder all' zerstieben, Klingt aus der Brust ein hohes Wort : Dein Geist ist frisch, ist jung geblieben, Des Lebens Strem reißt ihn nickt fort.

-4-o£>.—*

Wehmrrth. Wehmuth, Du Wort der Thränen, Wort der Schmerzen Des Trostes auch, Du doppelsinnig Wort!

So sanft klingt „Wehe", und zerreißt doch Herzen; Drum fügt es „Muth" hinzu, der Hoffnung Hort.

Mich aber hält das Weh so fest gebunden, Noch hab' ich nicht den Trost, den Muth gefunden.

193

Laßt mir das Weh, laßt mich noch Thränen weinen, Sie lindern auch den Schmerz der kranken Brust; Bald, hoff' ich, wird sich Weh und Muth vereinen,

Und frisch erwachen Hoffnung, Lebenslust.

Ich werde Wehmuth dann im Herzen tragen, Und muthvoll all' mein Weh den Sternen klagen.

Rückblick. Bin den weiten Weg gegangen, Frisch durch Wald und Berg und Thal,

Dust're Wolken sah ich hangen,

Dornen hemmten ohne Zahl. Und nun steh' ich auf der Höhe, Blicke rückwärts in's Gefild,

Und die Ferne, wie die Nähe,

Rundet sich zum LandschastSbild. Also war die Bahn deS Lebens

Auch voll Dornen, Müh' und Qual; Suchte Blumen oft vergebens,

Eingeengt von Berg und Thal. Doch, wenn ich nun rückwärts schaue, Lächelt Alles sanft und mild,

Und die bunte LebenSaue Wird ein sinnig hübsches Bild.

194

Der Alte. Könnt' ich vergessen meines Lebens Schmerzen, Könnt' ich noch Einmal froh sein, wie das Kind,

Den Tag begrüßen froh, mit vollem Herzen, Die Sorgen, singend, schlagen in den Wind!

Könnt' ich den ersten Kuß noch einmal nippen

Von jenen rosenrothen, süßen Lippen!

War'ö denn nicht gestern erst, als ich, umschlungen

Von Lieb' und Freundschaft, heit're Kränze wand? Wie ist das Alter denn so schnell gedrungen

In meines Lebens jugendheit'res Land? —

Die Rosen blühen, ach, nur kurze Tage, — Doch frisch mein Herz! verbannt sei jede Klage!

Sehrrsucht. Quält Dich noch immer tiefes, heißes Sehnen,

Dn altes, ost vom Sturm zerriff'nes Herz?

Will nimmer ruh'n das Hoffen, Wünschen, Wähnen, Der Liebe Qual, der Liebe Lust und Schmerz?

Es ist ja Herbst, die Lieder sind verklungen,

Die einst so jugendfroh die Brust bewegt,

Der rauhe Nord ist in den Hain gedrungen, Hat Blumen, Blüthen, Blätter weggefegt.

195 Es ist ja Abend, sieh' die matten Strahlen,

Im Nebelflor, am fernen BergeSsanm;

Wie sie im Abendroth noch Bilder mahlen :

Sie scheiden auch, es bleibt uns nur der Traum. So suche dann der stillen Hütte Frieden,

Und schlummere sanft, Du armes, altes Herz; Im Traum erwachen Dir wohl neue Blüthen,

Es löst der Traum wohl Deiner Sehnsucht Schmerz.

Seufzer. Nur Einmal noch, o Himmel, laß' mich schauen Mit KindeSaugen in Dein Azurblau,

Noch Einmal laß' des Morgens Perlen thauen, Auf frischer, blumenreicher LebenSau'.

Noch Einmal laß' der Liebe Glück mich finden,

Schick' mir ein Freundeswort durch LenzeSlnft,

Noch Einen Kranz laß' mich aus Blumen winden, Und mich berauschen in der Blüthen Duft. Noch Einmal spende jenes Glück des Lebens,

Mit heißer Sehnsucht in der glüh'nden Brust,

Für hell umglänzteö Ziel deS hohen Strebens,

Den Kämpfermnth, des Siegers reine Lust. Noch Einmal laß' aus gold'nem Becher nippen,

Dem schäumend hohen, mich der Freude Glück; Noch Einen Kuß von süßen Rosenlippen,

Dem ersten gleich, mit holdem Wort und Blick.

13 ♦

196 Und kann das Morgenroth der Jugendtage Nicht wiederkehren aus der Lebensbahn, Gieb, daß ich an der Hoffnung nicht verzage, Seh' ich das Abendroth, wie Purpur, nah'n. Laß' mich den jungen Morgen d'rin erkennen, Den Tag, der einst durch düst're Wolken bricht, Die Zeiten, die nicht Herzen fürder trennen, In gold'ner Freiheit sonnenklarem Licht.

ES ist nicht zu ertragen.

„Fürwahr, eS ist nicht zu ertragen!" Wie oft mußt' ich eö schmerzlich sagen; Und ach, ertragen mußt' ich'S doch. Mit allem Aergern, allem Quälen, Mit allem Prüfen, allem Wählen, Sitz' ich im alten Elend noch.

Ich trage so viel Leid im Herzen, Berlor'nen Glückes grimme Schmerzen, Ich drück' oft trüb die Augen zu. Da klingt's empor aus Herzens Tiefen, Wo schöner Zeiten Träume schliefen : Ein altes Lied giebt wieder Ruh'.

197 Nun fühl' ich Plötzlich mich geborgen,

Wie Nachtgespenster flieh'n die Sorgen,

Ich tauche sie in's Meer hinab. Denn einerlei ist's, glaubt es, Freunde,

Ob wer hier lachte oder weinte, Senkt man ihn einst in'ö stille Grab.

Leyte Blume, letztes Lied. Wenn in des Herbstes dunkeln Tagen Das letzte Blatt vom Baume sinkt,

Die Berge kahl und düster ragen,

Der Matten Grün uns nicht mehr winkt : Wie kann es da das Her; erfreuen, Wenn noch ein Blümchen einsam blüht;

Es will den Frühling uns erneuen

Erinn'rung, die im Herzen glüht.

Wenn in des Alters stillen Tagen Die Locke welkt, das Haar erbleicht,

Das Herz nur träumt von fernen Sagen, Von Iugendglück, das bald entweicht : Wie kann es da den Sinn erheben,

Wenn noch ein Lied der Brust entsteigt, Und wenn die Freunde Beifall geben,

Dem alten Sänger wohlgeneigt.

198

Das bemooste Haupt. Du alter Stamm, bemoostes Haupt,

Träumst noch, wie Jugend träumte, Die Zeit, wo blühend, frisch, umlaubt,

Der Becher hoch Dir schäumte.

Du willst uns noch ein frisches Lied In alten Tagen singen;

Wirst Du das Singen denn nicht müb’ ?

Es wird Dir nicht gelingen!

„Sieh dort den alten Apfelbaum,

Mit der bemoosten Rinde,

Wie er, im weiten Gartenraum,

Sein Laub bewegt im Winde.

„Von Blüthen und von reifer Frucht War er einst ganz bedecket;

Nun wird nur hie und da gesucht Die Blüth', im Laub verstecket.

„Doch ist eS noch der alte Keim,

Der einst so reich getrieben :

So laß' auch mir den Klang und Reim, Der noch der Brust geblieben."

199

Das alte Lied. Ich singe scharr seit langen, langen Jahren Ein altes Lied, und mir doch immer neu; Die Stürme sind durchs Leben oft gefahren,

Doch blieb das alte Lied mir immer treu; Ist mir auf wilder Fluth, auf dunkeln Wogen,

Als Stern uud Licht des Lebens nachgezogen.

Laßt mir das alte Lied, die alte Weise,

Den langgewohnten, treuen HerzenSton; Er war mein Führer auf des Lebens Reise,

An siebzig Jahre sind mit ihm entfloh'n. Und wird man einst mich still zu Grabe bringen,

Soll't ihr zur Ruh' daö alte Lied mir singen.

II. Elcgieen und Distichen. An die Kamonen. Sagt, wie vertreib' ich die Sorgen des Tag'S, des herbstlich umhüllten,

Der mir noch Blitze bewahrt, tief in dem dunkeln Gewölk? Wie ertrag' ich die Stürme des nahenden Winters mit Gleichmuth,

Sitz' ich am warmen Kamin, ach, so verschlagen und arm? Werdet Ihr Trost mir bringen, Kamönen?

Erhabene Klio,

Wirst Du den Griffel mir leih'n, Thatenverkündigerin?

200 Die Du ThucydideS einst, und HerodotoS geweihet,

Segne auch mir ein Werk, das mir den Busen erhebt! Hast Du noch Myrthen und Rosen für mich, o holde Erato,

Deren heiterem Lied horchte daS Kind, wie der Mann? Epheuumkränzte Thalia, auch Du warst heiterem Spiel oft Günstig, im nordischen Grau'n winterlich schauriger Zeit.

Und Melpomene's Kunst hat hoch mich erhoben, hat Thränen Heißer Verehrung mir oft selig in's Auge gelockt.

Auch Dir hab' ich gehuldigt Terpsychore; heitere Stunde»

Schufst auch Du mir, und hoch hat mich Euterpe beglückt, Holder Töne geprießene Meisterin, die mir das Leben Oft harmonisch und klar bildete, mitten im Sturm.

Du auch hast mich begeistert, Polymnia, Redebegabte, Die mir die Zunge gelöst, feurig bewegend die Brust.

Und wie hab' ich so ost, anbetend, über den Sternen, Schauernder Seele, dein Bild, hehre Urania gesucht!

Seht, ich flehe zu Euch, huldvolle Kamönen; wird Eine Lächeln mir Flehendem noch? gnädig und hold mir noch sein?

Ruhe. Ruhe schenkt dem bewegten Leben, ihr Götter, und Freiheit; Alles Uebrige, gern schass' ich mir, oder entbehr's.

Ruhe ist Himmel, mit lichtem Blau und goldener Sternwelt,

Freiheit segnender Hauch, schaffend in göttlicher Brust.

Aber des Lebens Gewirr, dies Drängen und Schieben und Drücken, Das wie ein Mühlengestampf klappert vom Morgen zur Nacht,

201 DaS an das Rad des Ixion schmiedet, des Sisyphos Stein wälzt: DaS ist Hölle und Tod, EreboS finstere Nacht.

Selige Götter, die ruhig Ihr thront aus hohem OlympoS, Schleudert in A'ides Reich Fesseln der finsteren Nacht.

Schenkt mir ein Tibur, wo, still aufblickend, der Dichter Euch segnet,

Bis ihm des Hermes Stab, mild und befreiend, einst winkt.

Frühlingszauber, warum fliehst Du? Dumps klingt Wellengetös, so Tag wie Nacht, in der Irrfahrt, Rauschende Fluthen und Sturm treiben das segelnde Schiff. Bald ist wolkenumhüllt der Himmel, bald blitzen die Sterne;

Bald hall't Donnergetös über umnachteter Bahn. —

Plötzlich röthet der Morgen den Glanz des tropischen Himmels, Duftender Berge Grün lockt; und unendliche Pracht Cffiiet den Zauber der Welt dem staunenden Schiffer, es winkt fern

Schimmernder Blüthen Glanz, winken ihm Blumen voll Duft, docket ihn Liederklang, und locken ihn Farben und Bilder,

Blicken voll Lieb' und Lust weicht er das sehnende Herz. — Ader es rauschen die Wellen, es dehnen sich schwellend die Segel, Und das befiederte Schiff fliehet die Küsten entlang.

Flüchtig entschwinden die Bilder, — die leuchtenden Berge und Fluren, Und von dem Zauber bleibt nichts, als das Sehnen der Brust. —

Frühling, Du zeigst auch mir die Zaubergärten der Sehnsucht,

Aber das Lebensschiff — fliegt, und ich grüße nur fern.

202

Trost. Feste giebt es nicht mehr für mich; nicht Schmaus, und nicht Ballsaal

Locken; nicht stürmischer Rus froher Genossen erhebt Muthig daS Herz zur Freude; auch Liebe und selige Freundschaft

Winden nicht Kränze mehr, duftend dem lockigen Haupt.

Jugend ist fern, die goldene Zeit; der Frühling des Lebens

Wich dem ruhigen Herbst, Winter, der welkende, naht. Aber daS männliche Herz hält fest, mit Ernst und mit Gleichmuth, Seiner Bestimmung Ziel, messend die wechselnde Bahn;

Hält noch fest den Traum seiner Jugend, das Streben der Sehnsucht, Und die Pläne, die einst brausend den Busen geschwellt.

Also schreit' ich zum Ziel mit ruhigem Ernst, und der Jugend Thatenlustige Zeit nährt noch das alternde Herz;

Wecket zu lichtem Glanz die Bilder romantischer Dichtkunst, Und der Heroen Gestalt schreitet aus fernem Gewölk.

DaS ist der Musen Gunst, ist Glück, und des Ewigen Pfand mir, Daß auch im Alter die Brust Blüthen der Jugend noch treibt.

Abschied. Mild noch lächelt die herbstliche Sonne; in Flur und in Feld glänzt

Manches heitere Bild, aber so still ist'S, so todt.

Trauernd hängen die Blätter am Baum, die Vöglein verstummen, Und zur Erde sich neigt, welkend, die Blume herab. —

Ach, am Rebengeländer, da stand mein trauerndes Mädchen, Lächelte freundlich und mild, aber sie sprach nicht ein Wort. Thränen sah' ich dem Aug' entquellen; sie reichte die Hand mir,

Abschied nahm so Natur, Leben und Liebe von mir.

—Ht+—

203

Lebensglück. Gaben des Glücks, sie strömen vom Himmel,

wie Thau, und wie

Manna;

Wolle nur, und Du bist stets glücklich, zufrieden und reich. Sieh', was forderst Du heut'?

Es schützt Dich die friedliche Hütte,

Blau ist der Himmel und Duft strömet durch Garten und Flur; Emsig ergreifst Du das Werk des TageS, Du schaffest und handelst,

Ahnest im Herzen froh, Früchte, die goldenen, schon. Unter deö Nußbaums herrlichem Dom erquickt Dich die Mahlzeit. Mäßig, vom Hunger gewürzt, schlürfst Du den perlenden Most;

Abends nahet der Freund zum trauten Gespräch in der Dämm'rung, Ueber Dir Sterneugewölb', göttliche Ruh' in der Brust. —

Endlich neigt sich Dein Haupt, und süßer Schlummer umfängt Dich : Sag' war Crösus, o Freund, glücklicher, war eS August? Waren es Helden und Könige je?

Sind's die Herren der Erde? —

Dir nur am Herzen, Natur, quillt uns im Busen das Glück.

—H>€>—

Winters Nahen. Alter nahet, der Winter des Lebens, mit schneeigen Gipfeln, Ncbelumhüllt und kalt, schließt er die Ferne mir zu.

Nicht mehr locket der blumige Pfad in die duftenden Wälder, Nicht mehr locket Gesang, sehnend, daS klopfende Herz. Nicht mehr hängen die schwellenden Beeren am Rebengeländer,

Und der Apfel er fiel schoil vom entblätterten Baum.

204 Ach, es fielen auch mir die Blüthen und Früchte des Lebens,

Nicht mehr locket das Ziel sehnender Wünsche hinaus. Winter nahet, ich sitze nun still in dunkeler Kammer, Sitze am knisternder Heerd, ernst von Gedanken umhüllt.

Siehe, da tritt ein Knabe herein mit rosigen Wangen; Goldene Locken um'S Haupt, hebt er den funkelnden Stab-

Und es öffnet sich mir der Zauber der süßen Erinnerung,

Kindergarten erblüht; Jugend und Frühling und Glück Wachen im Herzen mir auf, Vergangenheit naht sich beflügelt, Zukunft und Gegenwart, sieh', reichen ihr traulich die Hand.

Rosig schimmert der Morgen; im Busen spricht's : ewig ist Alles! Und ich erkenne das Kind, Phantasus ist es genannt.

Wintertrost. Winter ist da, erstarrt ist die Flur, verödet die Waldpracht, Uud der verschlossene Strom schaukelt die Nachen nicht mehr

Lustig im Wellenspiel; nicht murmelt der Bach mehr durch Blumen;

Düster durch graues Gewölk tanzen die Flocken des Schnees,

Decken den Boden in Thal und Gebirg, und tief in dem Erdbctt Schlummern an Mutterbrust Knospen und Blüthen zumahl,

Bis sie der Genien Gruß, der Zauberruf des Erwachens, Wecket im sonnigen Lenz, Himmel der Erde vermählt.

Und ich sitze am stillen Kamin mit trüben Gedanken,

Klage, daß Frühling mir, Sommer und Herbst mir entschwand,

Daß ich nun einsam bin in düsteren Tagen und Nächten; Alles, was Glück mir gewährt, schlummert im dunkelen Grab. —

205 Sieh' da leuchtet mir Plötzlich ein Himmel voll blitzender Sterne Ties in der schaurigen Nacht, die mir das Leben umzieht;

Genien nahen, die Bilder der Jugend, der seligen Kindheit, Steigen wie Träume empor, schlingen sich fest um mein Herz.

Christbaum leuchtet herüber aus frohen und glücklichen Tagen, Freundliche Mährchenwelt öffnet die Hallen, und bald Blühet der Wintergarten, im Zauber süßer Erinn'rung,

Blüht auch ein reicher Traum künftiger Hoffnungen aus. Geht es Dir auch so, nahendes Alter, Du Winter des Lebens, Blühet ein Garten auch Dir, freuet Dich Mährchen und Traum?

Bist Du noch glücklich in süßer Erinn'rung der blühenden Jugend, Stärkt Dich heiler und hehr freudiger Hoffnungen Licht?

Ja, was bliebe dem Leben wohl sonst, wenn daö Alter herannaht, Kühneres Streben erlischt, Sehnen und Wirken hinstirbt; Ach was bliebe ihm wohl, als süße, und heil'ge Erinn'rung, Seliger Hoffnungen Glück, tief in der ruhigen Brust!

Rückwärts duftendes Grün der Blüthengärten der Jugend, Vorwärts das Abendroth Himmelgeöffneten Thor's.

Neujahr. Jahr, was wirst Du mir bringen; was hegst Du im Dunkel für Stürme;

Welche Welter umzieh'n Deine umnachteten Höh'n? Welche Sorgen umgarnen vielleicht, mit Kummer und Wehmuth, Bald das ahnende Herz; bist Du so drohend, o Jahr? — Doch fort werf' ich die Aengste des Lebens; ich rufe mir Muth zu.

Wie der Segler, der kühn Hafen und Heimath verläßt, Jauchzend die Fahrt beginnt, durch brausende Wellen, nicht achtend

Drohender Felsen Gefahr, wüthender Stürme Gewalt. — Ja, Du nahendes Jahr, auch ich will hoffend und muthvoll

Heute beginnen die Fahrt.

Segel auf! ruf' ich hinaus!

Trauen will ich dem Blau des Aethers, und trauen den Sternen, Die an dem Himmelsgewölb', leuchtend, die ewigen, glüh'n;

Trauen des Genius Wink, der mich geleitet bis hiehin, Trauen dem Rus in der Brust, der mich in Stürmen beschützt.

Und es glückt mir vielleicht; ich segle durch ruhige Wellen,

Finde den Hafen des Glück's, den ich so lange gesucht; Finde ein friedliches Thal, ringsum von Bergen umschlossen, Wo mich die Frische dcS Wald's schützt vor der dumpfigen Welt;

Wo ich den Heimathfrieden genieße, den ruhigen Abend,

Und nichts wünsche, als nur, innig und liebend, ein Herz.

Aber gewährst Du, o Jahr, auch nicht den heißesten Wunsch mir, Dennoch begrüß ich Dich froh, ruhig, und hoffend und mild;

Denn Du bringst ja doch Blumen in Fülle, und duftende Blüthen,

Manche liebliche Frucht schmückt Dir die heitere Bahn. Sänger des Hain's begrüßen Dich freudig; Du weckest vielleicht auch

Mir, in gemüthlicher Brust, manches erhebende Lied.

Verfassung. Herrliches Wort, Berfaffnng des Staat's; es klinget so löblich; Aber verkennet nur nicht Sinn und Bedeutung sogleich.

Seht, ich gleiche dem Eichbaum sie, der langsam erwachsen,

Schützend vor Sonne und Sturm, ruhig im Schatten euch birgt.

207 Dorrende Aeste verweh'n; es treiben frisch duftende Zweige;

Alterndes junget sich neu, Neues treibt Blüthen und Frucht Aus dem Marke des Stamm's; und tief aus den Wurzeln quillt

Nahrung

Für den entferntesten Zweig, der sich im Frühling verjüngt. Aber han't Ihr ihn nieder den Baum, pflanzt lustigen Sprößling,

Seht, wie er wurzellos welkt, rauschenden Stürmen zum Spiel.

„Regiererr." Wie Du am besten regierst? — Wie der waltende Vater im Himmel

Erde und Welt regiert, so erzieh' Menschen und Volk. r?aß' den Kräften nur Raum zur angcmess'nen Bewegung,

Ord'ne nur weise die Bahn freier, entfaltender Kraft.

Preußen. Preußen, tröstender Hort dem zerrissenen Sinne der Deutschen, Ehrend der Freiheit Gut, sei es im Glauben, im Thnn;

Halte den Schild empor, wir reichen Dir Alle die Hände, Treue gelobend dem Recht, Treue dem milden Gesetz.

208

Geschichte. Wie Du gelebt, mein Volk, im stillen und friedlichen Walten :

Ach, das schrieb man nicht auf, leise errathen wir's nur.

Aber der Kamps der Großen in Menschen mordenden Schlachten,

Schwarz, wie Gewitter nnd Stnrm : sieh', wie die Tafeln er füllt!

Das deutsche Vaterland. £ Germania, Land des düsteren Himmels, des Winters,

Der so unendlich lang' drücket die Flur nnd das Herz; Sag' warum ich Dich liebe, und an Dir hänge mit Sehnsucht: Ist es die Scholle denn werth, und dies Philistergeschlecht?

—‘tast«—

Menschheit. Bölkergeschichten, Geschichten der Menschheit, sie wirren den Kops mir;

Zeiget den Einzelnen nur, und ich versteh' das Geschlecht. Glühet mir Einem im Busen der himmlische Funke zur Flamme,

Acht' ick das ganze Geschlecht würdig des göttlichen Ziels.

209

Ordnung. Ordnung herrschet am Himmel, regiert die unendlichen Welten,

Ruhig und waltend und still, schafft sie Aeonen entlang. Aber der Mensch, der deS Ewigen Bild in der göttlichen Brust trägt,

Wirbelnd verläßt er die Bahn, braust und zerstöret sein Werk.

Germanische Grabhügel. Tief in dem Wald erhebt ihr euch, Hügel der tapferen Väter, Fest überbaut und hoch, rauschend von Eichen umweht; Und das neue Geschlecht kennt nicht mehr Namen und Thaten;

Sinnend sitzt es, und hebt schweigende Trümmer empor.

—tan—

Kampf. Stürme dnrchtoben so oft den Mai, und knicken die Blüthen; Aber der ruhige Herbst lohnet mit goldener Frucht.

Also bestinnnten die Götter Dir Kampf, und tosende Irrfahrt, Dulder Odysseus, im Lenz jugendlich blühender Kraft. Aber sie kündeten Sieg Dir zugleich und behagliches Alter,

Während vernichtend der Blitz, Hektor, den Jüngling erschlug.

——----- kkZS— --------

210

Goethe'S Kunst. Sag', wie schuf er den rythmischen Klang, den gefälligen Wohllaut, Herrlicher Rede Sinn, sanft in dem fließenden Wort?

Da ist Fülle der Kraft, ist Takt und ruhige Ordnung, Blüthen und Blätter und Frucht, Zauber der Farben und Dust. Ist eS Natur, ist's Kunst, die ihn so herrlich gebildet?

„Sieh' er umschloß die Natur, und sie erwärmte als Kunst."

— Firmo constantque animo — (Clc.) So zu wandeln, zu thun, Zll lernen, zu wirken, zu schaffen,

Lehrt uns der Alte, der selbst römische Sitte gewahrt.

Fest und entschlossen, mein Freund, den Sinn auf daö Rechte gestellt stets,

Laß' uns, in Leben und Kunst, also verfolgen die Bahn.

Entschluß. Nascher Entschluß und That, sie sind dem Donner und Blitz gleich;

Langes Besinnen es gleicht drohendem Negengewölk.

Frühling nnd Jugend bedingen das Eine, Herbst, Alter das And're : Ach, wie empfindest Du, Herz, daß schon das Alter Dir nah't!

211

Der Augenblick. Augenblicke beherrschen das Leben auf wechselnder Laufbahn;

Sterne sind sie deö Glücks, Blüthen im dunkelen Kranz. Augenblicke beseligten Dich; wie leuchtende Blitze

Kamen und schwanden sie bald.

Halte den Augenblick fest!

— Fiti*—

Immer strebe zum Ganzen. Jeglicher Tag sei ein Bild, ein freundliches Lebensgemälde,

Jeden bezeichne ein Werk, jeden die rüstige That. Hebst Du auch Einen Stein nur auf; gefügt und gemeißelt, Passend zum Ganzen geformt, sieh', Dn vollendest den Bau.

Herrlich gleichet des Lebens Vereinzelung dann sich zur Form aus, Und eS erfreut Dich sein Bild, hehr, wie die Hallen des Dom's.

Schaffen. Heute vollbracht' ich daö Werk mühseligen Strebend; schon sinn' ich

Wieder aus Neues mit Ernst.

„Raste doch", ruft cs, „Du Thor!"

Aber ich sehe Natur und Himmel in ewigem Schaffen,

Und sie war Mutter mir; himmlischer Funke der Geist.

212

Die Schwalbe. Schwalbe, wie bau'st Du, singend und fröhlich,

und immer doch

emsig, Früh vom Morgen bis spät, Dir das gesicherte Nest!

Haschest

dann jubelnd, im Flug, die schwärmenden

Mücken, und

spendest Dir, und der fröhlichen Brut, spielend das reichliche Mahl. —

Glücklich wer so, wie heiteres Spiel, die Zwecke deö Lebens, Jubelnd und schwärmend, und doch sorgsam und thätig verfolgt.

--------------- ----------------------

Leben Dein Bild! Stürmischer Tag!

Vergebens suchte ich hinter den Wolken,

Sonne, Dein freundliches Licht, das mir der Nebel umhüllt. Nun ist der Himmel so rein, Dn strahlest am ruhigen Abend;

Doch Du sinkest zugleich schon nnaushaltsam hinab.

——ne*»-—

Der alte Sänger. Sage mir, Freund, wie kommt's, daß Dir immer noch Lieder erblühen, Daß das alternde Her; immer noch jugendlich schlägt? „Sieh' den Hirten dort an, der fröhlich, nach Sturm und nach Regen,

Sorgsam die Asche bewahrt, Funken und Flammen nun weckt."

213

Wechsel. Lieblich erwacht der Morgen im sanften Golde des Frühroth's,

Und cö spielen im Thau Blumen und Blüthen voll Lust. —

Plötzlich umzog sich mit grauem Gewölk die Bläue deö Himmels; Rauschender Donner und Gus; schreckte die Kinder deS Mai'S.

Wechselst Du so die Laune, Natur, Dn gütige Mutter, Wundert es freilich mich nicht, daß auch daö Leben Dir gleicht.

Gunst. Gunst, wie ihm sie dem Herzen so wohl, wie erquickt sie daö Leben, Mild, wie deö Zephyrs Weh'u, süs; wie der rosige Duft.

Jegliche Guust erfreut und belebt, wie vom Freunde der Handdruck, Also deö Meisterö Lob, also der Beifall der Welt. Und nicht minder der günstige Blick deö freundlichen Mädchens, Ja daö Lächeln deö ^tint'S jchineichelt sich schon in dao Herz.



---

Die Kinder. Schwer beklag' ich daö Wetter; doch sitzen die fröhlichen Kinder Unten im Stübchen so tränt, schaffen sich Sommer und Lenz.

Gleiche doch ihnen; sie bilden mit» weben, sie tragen den Frühling,

Himmelstrahlend mit» licht, immer in kindlicher Brust.

214

Vergleichung. Silberne Tropfen des Regens, und goldene Funken der Sonne :

O, wie mischt sie so hold, segnend der wonnige Mai! Perlender Thränen thau, und sanftes Lächeln der Liebe :

O, wie mischt sie so süß, Mädchen, im Auge der Gott!

Ihre Augen. Augen, wie and're geformt, wie tausend and're gebildet, Sagt, welch' himmlisches Licht lieh' Euch den Zauber, die Glut?

Stern der Liebe. Glück, das Himmel und Erde gewähren, es ist nur ein Lichtglanz;

Aber der Stern, der ihn schmückt, strahlt in der Brust, die uns

liebt. —--

Der Genius. Ach, wir streben umsonst, das Glück zu erringe» ; es fällt nur,

Wie ein leuchtender Stern, plötzlich vom Himmel herab.

Stürme verschlagen das Schiff weit weg von der Bahn, die es suchte, Oeffnen ihm plötzlich das Land, das ihm der Himmel bestimmt.

Zufall waltet im Leben, es schlingen die Fäden so wirr sich; Nur der Dichter verwebt Alles zum schönen Gebild'.

Bunter Lie-erkranz von

den Genannten.

Mein Lied ist gleich dem Rahmen. Mein Lied ist gleich dem Rahmen, Du malst daS Bild hinein,

Mein Wort ist gleich dem Namen, Der tiefe Sinn ist Dein.

Hör' ich mein Lied Dich singen,

Leihst Du ihm Licht und Klang, Schwebt wie ans Zauberschwingen

Zum Himmel mein Gesang.

Der Frühling ist gekommen. Der Frühling ist gekommen, DaS Eis hinabgeschwoinmeu

In's weite stille Meer; Die Lerchen und die Finken Die Lust in Zügen trinken,

Die Luft, wie mild und hehr!

218

Heimwärts die Störche ziehen, Die Winterstürme fliehen, Schneeglöckchen ist erwacht. Eö muß den Vorwitz büßen; Wenn duft'ge Veilchen sprießen, Ist schon sein Lenz vollbracht. Und wenn die Rosen blühen, Die würz'gen Nelken glühen, Dann ist der Herbst nicht weit. Es wechselt Eins um's And're, Ich aber schweif' und wand're; Was kümmert mich die Zeit?

Einmal doch. Einmal muß sich doch erweichen, Einmal doch ihr hartes Herz, Einmal sich in Flammen zeigen, Einmal schmilzt ja Stahl und Erz. Einmal muß Sie doch bekennen, Einmal doch : „ich liebe Dich!" Einmal mich „ihr Alles" nennen, Einmal — und für ewiglich.

219

Nächtliches Fest. Ein wundersam Singen, ein seltsames Klingen, Hat heut in der Nacht mich im Schlummer gestört,

Ich war zu verschlafen, empor mich zu raffen, D'rum hab' ich nur einzelne Klänge gehört.

Das Morgenroth lachte, als früh' ich erwachte,

Und lockte hinaus mich zur dämmernden Flur; Ich kam auf die Wiesen, da sah ich von Füßen,

Von winzigen, leichten, im Grase die Spur.

Die Halmen und Blüthen erglänzten und sprühten,

Als wäre mit schimmerndem Perlengeschmeid',

Mir Gold und Demanten, ein Unglück entstanden,

Daß weit sie umher in dem Grase verstreut.

Da hab' ich an's Singen und nächtige Klingen, Das neckisch im Schlummer mich störte, gedacht : Die Elsen und Sylphen mit ihren Gehülfen,

Sie halten im Gras wohl ein Tänzchen gemacht.

Gewiß hat die Sonne die festliche Wonne

Der fröhlichen Kleinen ;n frühe gestört; Sie mußten zu schnelle verlassen die Stelle, Verloren den Schmuck, als sie heimwärts gekehrt.

220

Schneeglöckchen. Alle Blumen schlummern noch,

Schneeglöcklein ist schon erwacht, Hat den Frühlings-Morgengruß

Schon der Sonne dargebracht.

Ach, so früh hat's Kind die Hand Nach der Mutter auögestreckt,

Daß es in der Eile sich

Mit dem Hemdchen kaum bedeckt.

Aus- und Einzug. Es ist mehr Herz ein großes Haus, D'rin wohnten viele Leute,

Sie mietheten Jahr ein, Jahr aus; Nun kündigten sie heute.

Es zog die düst're Selbstsucht fort,

Der Spott und die Malice; Sie klagten laut, daß hier zu Ort Sich nicht mehr wohnen ließe. Die Launen zogen auch von hier,

Es sprach der Neid zum Hasse : Wir finden besseres Quartier

Fürwahr auf Markt und Gasse.

221 Die Eitelkeit, sie blieb' wohl gern, Sie war mir stets gewogen;

Auch sie fand einen lieber'n Herrn; Heut' ist sie weggezogen.

Kurz, alle schieden im Verein, Die meisten voller Rage;

Statt ihrer zog mein Liebchen ein;

Sie wohnet bel-etage.

Sie hat ein prächtiges Logis, Hat lauter Spiegelzimmer,

Wohin sie schaut, erblicket sie

Ihr hold' Gesichtchen immer.

Ich wollt', eö würde was daraus,

Daß sie darauf geriethe,

Mir abzukaufen dieses Hans; Ich wohnt' bei ihr zur Miethe. —

- r

—O>4—

3m Winter. Wenn rings die Vöglein singen

In holder Sommerzeit, Daß alle Lüfte klingen,

Wie wird das Herz uns weit!

222 Doch sind des Sanges Musen Im Wintersturm entfloh'n :

Wie klingt uns nach im Busen

Ein einz'ger Liedenon!

Ich hab' ihn heut' vernommen,

Ein Vöglein sang im Schnee; Die Thränen sind gekommen — Fort, fort war alles Weh.

-4*-*^*—

Mutter und Kind. Die Kleine rief, vom Schlaf erwacht,

Beim frühen Morgenlicht : „Ach, Mutter, pflück' mir einen Strauß";

„„Mein Kind, das geht ja nicht,

Die Blume will noch schlafen.""

„Sag', Mutter, träumt die Blume auch'? „„Ja, ja, mein liebes Kind,

Sie träumet von dem Sonnenschein Und von dem Frühlingswind — „Ach, Mutter, laß' sie träumen."

223

Herbftfrühling. Da trüben an dem Berge glüht Der Traube gold'ner Segen,

Und hier im Thal das Veilchen blüht Dem Morgen frisch entgegen.

Und lau und warm die Weste weh'n

Hin über Thal und Hügel, Die Lerche schwebt in blauen Höh'n, Aus des Gesanges Flügel.

Nun bricht der Sonne Glut hervor,

Don grünem Laub verdunkelt, Wie durch den tiefen Schleierflor

Der Liebsten Auge funkelt.

Ein Purpurglanz und Dust umspinnt Des Tages sel'ge Stunden;

Das Jahr, es hat sein liebstes Kind, Den Frühling, neu gefunden!

Mir geht ein Schreck durch Mark und Bein Wie mag dies Fest sich enden?

Bald greift des Winters Zorn hinein Mit seinen eiS'gen Händen!

224

In der Nacht.

Tiefes Schweigen, dunk'le Nacht! Baum und Blume schlafen, Nicht ein lebend' Auge wacht; Alles ruht im Hafen.

Tiefes Schweigen, dunk'le Nacht, Sanfter, süßer Schlummer! Alles ist zur Ruh' gebracht; — Du auch, Herz voll Kummer?

Bekenntniß.

Dich bekenn' ich, ew'ge Macht, Ueber meinem Haupte, Dich, Du hohe, unsichtbare, Demuthsvoll geglaubte.

Was vermag ein Menschenherz, Was ein Menschenwille? Spendest Du ihm nicht die Kraft, Jene hehre, stille!

225

Ruhig soll ich sein hienieden Ruhig soll ich sein hienieden, Wandeln still, wie dort der Mond,

Auch dem Monde fehlt der Frieden,

Ob er über Wolken thront.

Regt er nicht am Meeresstrande Mächtig alle Wogen auf,

Wenn er einsam auf die Lande Schaut in seinem Sehnsuchtslaus?

Hebt er nicht aus Schwindelstegen Menschenkinder aus dem Traum

Hoch aus Thürme sich entgegen? Oed' ist's, ach im HimmelSranm! —

Ruhig soll ich sein hienieden, Wandeln still, wie dort der Mond, Auch dem Monde fehlt der Frieden, Ob er über Wolken thront.

Des Vaters Wunsch. Wenig Blumen ließ die Welt

Meinen! Dornenpfad erblüh'n,

Tausend Wünsche sah ich mir In des Herbstes Hauch verglüh'».

226 Nun die Sonn' zur Rüste geht Und der Schnee auf'S Haar mir fällt,

Schau' ich, aller Hoffnung fern, In den schönen Traum der Welt.

Einen Wunsch nur hegt mein Herz, Dem wohl noch der Morgen tagt : Daß euch Kinder einst beglückt,

WaS das Leben mir versagt.

Im Mai. Das ist ew'ges Flüstern, Summen, Ein Fliegen, Schweben hin und her,

Ein Dusten, Athmen, Jubeln, Singen, Ein weites volles Blüthenmeer!

Rings aus der Nektarschale trinken

Millionen Wesen hochbeglückt;

O Frühling, gönn' auch mir die Labe :

Dank, Dank, Du hast mein Herz erquickt!

227

Ueber Gräbern. Wie bald ist hin Dein Tag, mein Herz,

O woll' es früh' bedenken, Jn's Grab der tausend Brüder rings Den eiteln Ruhm versenken.

Sie flammten all' in Jugend aus, Sie hofften, rangen, strebten; Wer fragt nach hundert Jahren noch,

Ob sie nur jemals lebten?

Die Freunde, die im Busen noch Ihr Angedenken hegen, Bald wird auch sie man in die Gruft

Mit der Erinn'rung legen.

Doch ewig wirkt in Liebe fort,

Was sie in Liebe schufen :

O Geist der Welt, erhör' mich — hier, An Deines Thrones Stufen.

O komm' und schenk' mir Deinen Trost, Erheb' mir Her; und Seele,

Daß ich mein Leben Dir fortan Zum stillen Bund vermähle.

228

In der Ferne. In der Ferne brennt das Feuer Zarter Liebe doppelt rein,

In der Ferne hüllt die Flamme Weder Ranch noch Wolke ein. In der Ferne nährt die Sehnsucht

Tag und Nacht den Zauberschein; In der Ferne brennt das Feuer

Zarter Liebe doppelt rein.

Irn Walde. Im Walde springen Hirsch und Reh, Im Walde jauchzt der Vögel Sang,

Im Walde athmet Gottes Näh',

Im Wald ertönt kein Trauerklang; Durch Berg und Thal,

Im Waldessaal, Fernab von Stadt und Feld und Flur,

Schweis' ich auf freier Morgenspur. Ihr alten Eichen, seid gegrüßt, Du Buchenhag, mein Tannenforst,

Mein Bach, der wild die Schlucht durchschießt, Ihr Adler, hoch am Felsenhorst;

229 3ii Waldesnacht Das Herz erwacht,

Im frischen grünen Waldesdom

Rauscht ewig jung des Lebens Strom.

Aerndte. Nun kommt der Herbst gegangen,

Nun glüht die Frucht am Baum,

Nu» schlage» sie mit Stange» Rings in den gold'nen Traum; Die Jungen wie die Alten, Sie nennen's : Aerndte halten!

Vöglein, bau' Dein Nestchen, bau'. Vöglein, bau' Dein Nestchen, bau',

Der Frühling wacht scheu auf der An; Was Dir zum Nestlein nöthig,

Er ist dazu erbötig.

Vöglein, bau' Dein Nestchen, bau'. Der Frühling wacht schon auf der An;

Er wird Dein Nest behüten,

Du magst nur ruhig brüten.

230 Vöglein, bau' Dein Nestchen, bau',

Der Frühling wacht schon auf der Au; Willst Du die Jungen laben, Du kannst von Allem haben.

Vöglein, bau' Dein Nestchen, bau', Der Frühling wacht schon auf der Au; Er will die Kleinen wiegen,

Er lehrt sie Dir auch fliegen. Vöglein, bau' Dein Nestchen, bau',

Der Frühling wacht schon auf der Au; Nur sing' ihm schöne Lieder, Sonst kehrt er niemals wieder.

Trost. O laß' Dich nicht umdüstern,

Mein Herz, vergang'ue Schuld! Vergiß eiu trüb' Eriuneru, Es blieb Dir ja im Inuern Noch Gottes Gnad' und Huld.

Ob Wolken auch verhüllen

Des Himmels blaue Höh'n : Die Schatten sinken nieder, Die Sonne leuchtet wieder, Und leuchtet doppelt schön.

231 Dir ward es nicht gegeben, Zu wandeln stets im Licht;

Qualvoll hast Du gerungen,

Bis Du zu Gott gedrungen, Und Gott — der zürnt Dir nicht.

Eitler Wunsch. Hätt' ich Augen wie die Deinen, Frische Wangen so wie Du,

Hätt' ich Deine vollen kleinen Rosenlippen auch dazu :

Ei, mit solchen schönen Dingen

Macht' ich wohl daS Herz Dir schwer,

Durst' ich wohl ein Lied Dir singen, Was verlor'ne Ruhe wär'.

Aber nein, aus Deinen Blicken Les ich klar, Dir liegt nichts d'ran,

Daß ich in dergleichen Stücken Mich nicht revanchiren kann.

-

t

t

232

Die Bächlein die fließen. Die Bächlein die fließen Bei Nacht und bei Tag, Die Veilchen die sprießen

Im Busch und im Hag.

Die Bächlein die kommen

Am Ende in's Meer, Die Veilchen, die frommen,

Verblassen jo sehr.

Ich muß an Dich denken Im Feld und im Wald;

Will Gott Dich mir schenken, So thu' er’3 nur bald.

Wenn sonst wir durch die Fluren streiften. Wenn sonst wir durch die Fluren streiften, Die Kleinen in der Wiege fern :

Ob rings um uns die Aehren reisten,

Ob uns entzückt der Blume Siern; Es hat uns immer was gefehlet,

Wir hielten's nicht im Freien ans, So schön wir auch den Tag gewähret.

Es trieb uns bald zurück nach Haus.

233

Wie anders hat sich dies gestaltet,

Mein trauter Mann, seit jener Zeit! Nun bleibt die Hütte wohl verwaltet,

Lüg' sie auch hinter Bergen weit.

Vom Kinderpaare froh umsprungen, Sind wir im Freien wie zu Haus, Und hält die Hütte uns umschlungen,

Als streiften wir in's Feld hinaus.

Die beiden Liebenden. Der Bedächtige.

Weun mir Wer den Zweifel hebt, Der mein Her; zerspaltet,

Ob sie mehr in's Freie strebt,

Mehr im Hause waltet; Gleich geh' ich zu Rath mit mir

Und befrag' die Sterne : Ob ich still mich nahe ihr, Still von ihr entferne.

Der Begeisterte. Sei sie, wie im Morgenwind, Rose, Nelke, Lilie,

Halte sie als frommes Kind

Andacht und Vigilie :

234 Alles ist mir Schall und Klang,

Wie sie mag sich zeigen, Nur die Frage macht mir bang : Wird sie je mein eigen?

- - *t9H* —

Du warst die FrühlingS-Morgensoune. Du warst die Frtthlingsmorgensonne,

Die leuchtend mir, nach dunkler Nacht,

Das Herz, mit ihrer Augen Wonne, Zum neuen Blütenflor entfacht.

Du warst der Labungsborn des Lebens, Der frisch mir Herz und Sinn erquickt,

Als mir die Mittagsglut des Strebens Der Seele grünen Zweig geknickt.

Du warst des Himmels Friedensbogen,

Der hell mir um das Hanpt sich schwang, Als mir das Herz, vom Sturm umzogen, Mit tausend heißen Thränen rang.

Du Jungfrau mit der Glut und Milde, Die still das ew'ge Feuer schürt, Du hast mich stets mit Deinem Bilde

Zu Dir, zu mir zurückgesührt.

235

Ländliches Lied. Mcledic : „Bekränzt mit Laut' "

Gott sprach — da trat in's Dasein unsre Erve,

Geschmückt mit Laub und Kraut; Daß sie nicht wüst', nicht eine Wildniß werde,

Hat sie der Mensch gebaut.

ES mußt' der Pflug den starren Grund durchbrechen, Und lockern seinen SchooS;

Mit Hack' und Karst, mit Spaten, Egg' und Rechen, Bekämpft er Dorn und Moos.

Dor Art und Beil, da ward daS Dickicht lichte,

Es drang die Sonn' hinein; Bald blühten rings des Feldes gold'nc Früchte,

Und Obst und Oel und Wein. Allüberall, wo Menschenhände walten,

Zeigt sich des Segens Spur, Zur Wiesenau muß sich der Moor gestalten, Zur Flachs- und Waizenslur! Wenn Adam jetzt, wie einst in seinen Tagen,

Lustwandelte umher: Was würd' er dann zu seiner Eva sagen?

„Das ist die Erd' nicht mehr!

„Das Paradies, das nnS so bald verschwunden, Und mit ihm unser Glück :

Wir haben's bei den Enkeln neu gefunden : Ihr Fleiß ries cs zurück!"

236 Go tt sprach : da trat in'S Dasein unsre Erde

Geschmückt mit Laub und Kraut;

Daß sie nicht wüst', nicht eine Wildniß werde, Hat sie der Mensch gebaut.

Frage nicht. Frage nicht, warum die Lippe

Nur ein Lächeln noch bewegt, Nicht die Freude dort, wie eh'malS, Ihre Helle Schwinge schlägt.

Ach, mir fiel so manche Blüthe, Eh' sie Früchte trug, vom Baum, Hoffnung über Hoffnung welkte Und verblich mir, wie ein Traum.

WaS mein Muth sich auserbaute,

Oft mit vieler Jahre Kraft,

Hat mir plötzlich schon ein einz'ger Schlag des Schicksals hingerafft.

Könnt' ich noch die Zeit beschwören,

Wo ich jedem neuen Tag,

Mit dem ewigen Bertrauen, Selig an dem Herzen lag!

237 Doch sie ist dahin geschwunden,

Sie versank im MeereöschooS — Und nun spiegelt jede Welle

Mir das ganze Menschenloos.

Und die Welt, vor meinem Blicke

Liegt sie wie entschleiert da;

Stündlich brechen Menschenherzen, Hör' ich schluchzen, fern und nah'.

Frage nicht, warum die Lippe 9hir ein Lächeln noch bewegt,

Nicht die Freude dort, wie eh'malS, Ihre Helle Schwinge schlägt.

Morgenopfer. Die Blumen sind Dir Unterthan,

Weil Du die schönste Rose bist,

Mit Schmuck und Zauber angethan,

Wie keine mehr auf Erden ist.

Drum schließt Dich auch die Nachtigall

In's Morgen- und in's Nachtgebet;

Drum preisen Dich mit süßem Schall

Die andern Vöglein früh und spät.

238 Auch ich sang dieses Liedlein hier,

Weil Dich der Herr so schön gemacht, Und hab's zum Morgenopser Dir,

Dich still verehrend, dargebracht.

Die Brust mir tief beklommen. Die Brust mir tief beklommen,

Den Menschen abgewandt,

Bin ich zum Wald gekommen, Wo ich mich wieder fand.

Dort, an des Teiches Spiegel,

Ruht' ich im Blumenflor,

Da trat am grünen Hügel Ein trautes Reh hervor.

Aus der krvstall'nen Schale, Getaucht in Abendglut,

Schlürft es, zum leichten Mahle,

Den Labungstrank der Flut.

Dann schaut es, voll Behagen,

Weit in das Thal hinein; Der Wald, die Wiesen lagen In Duft und Purpurschein.

239 Das Rauschen in den Zweigen,

DaS Flüstern froh und bang, Der Bachlein munt'rer Neigen

Umweht es, wie Gesang.

Nun ruhten seine Lichter

Auf mir, in sanftem Strahl;

Sie sprachen : nenn' als Dichter Dein eigen Berg und Thal.

Im Walde magst Du finde«, Was Dir die Stadt geraubt,

Die Eichen hier umwinden

Mit frischem Kranz Dein Haupt.

Aus Busch und Felsen springen Dir neue Quellen zu, Die tausend Vöglein singen Der Seele Gram zur Ruh'.

Ach, von des Blickes Treue

Ward ganz mein Herz erhellt; Rings leuchtet mir auf'S Neue

Der Kindheit frohe Welt.

240

DeS Gesellen Abschied. Dn willst mich verlassen, Du hast mir's gedroht; Ich spring' nicht in's Wasser,

Ich schieß' mich nicht todt.

's giebt all'weil noch Mädel, Genug in der Welt,

'S giebt all'weil noch Städtel,

Drin's gut mir gefällt.

Schnür' heut' noch mein Ränzel, Geh' auf und davon; Ich sag's Dir, mein FrLnzel,

Du sprichst mir nicht Hohn.

Ich sag's Dir, ich wand're Die Kreuz und die Quer;

Ich find' noch 'ne Andre;

Mich find'st Du nicht mehr.

— ,.ri»

Schlimmer Traum. Ich träumt', Du wärst gestorben, lägst ans der Todtenbihr, Die Wangen bleich wie Lilien, den Blüthenkranz im Haar. Und bei dem Sarge weinte in banger Schmerzensnacht Der Engel treuer Liebe, er hielt allein die Wacht.

241 Mich quälte bis zum Morgen das grause Traumgesicht,

Da wichen Angst und Sorgen der heiteren Zuversicht.

Genüber an dem Fenster sah ich Dich lächelnd steh'n; Mich schrecken nicht Gespenster, die an der Sonne geh'n.

LiebeSangst. Liebchen, geh' mir heut' nicht aus,

Wirst mir sonst gestohlen,

Tausend Blumen blühen d'ranS,

Primeln und Biolen; Blühen Dir in's Herz hinein —

Das kann mir gefährlich sein; Liebcben, geh' mir heut' nickt ans, Wirst mir sonst gestohlen.

Liebchen, geh' mir heut' nicht aus, Wirst mir sonst gestohlen,

Tausend Bögel singen d'rans,

Selbst die schwarzen Dohlen; Singen Dir in's Herz hinein —

Das kann mir gefährlich sein; Liebchen, geh' mir heut' nicht ans, Wirst mir sonst gestohlen.

242 Liebchen, geh' mir hent' nicht aiit, Wirst mir sonst gestohlen; Tausend Lüste wehen d'raus,

Auch von den frivolen;

Wehen Dir iu’d Herz hinein — Das kann mir gefährlich sein; Liebchen, geh' mir heut' nicht ans, Wirst mir sonst gestohlen.

Liebchen, geh' mir heul' nicht ans, Wirst mir sonst gestohlen; Amor schwebt im Freien d'ranS, Sich ein Herz zu holen;

Alles dient ihm, Groß nnd Mletn —

Das kann mir gefährlich sein; Liebchen, geh' mir hent' nicht aus,

Wirst mir sonst gestohlen.

NachtS auf dem Strome. Der Sonnnerabend sank in's Thal,

Born Strom dnrchwallt, dem kühlen Bronnen,

Born Mondenschein nnd Sternenstrahl

Mit gold'nem Hanberneh umsponnen.

Es trinkt das Reh die blaue Flut, 3m Wiesengrnnde zirpt die Grille, Das Feldhuhn lockt herbei die Brut: Wim athmet Alles tiefste Stille.

243

Bom Ufer lös' ich ab den Kahn, Zu Thäte treibt der Kiel behende; Im Erlenschatten geht die Bahn; Das ist die Nacht der Sonnenwende.

Ein blaues Flämmchen glüht im Buick, Geheimnißvoll die Wasser klingen, Am Kahne schwebt's vorbei : hnsch! husch! Und rings nm mich ertönt ein Singen. Jin Strom von tausend Lichtern brennte : Die Nixen ans den Wellen steigen; Im Thale hin- nnd wieder rennt's : Die Elfen schürzen sich zum Reigen. — O sel'ge Lust, vom blauen Strom Die Sommergeister zu belauschen, Hoch über mir der Sternendom Und unter mir der Wellen Ranscken!

Liebst Du mich?

„Liebst Dn mich? bist Dn mir gnt? —" ,,„2Lelcke Sorgen, welche Fragen! Sagt' ich nickt mit frohem Muth Dir es sckon zu tausendmalen!

244 „Zürne nicht, ich weiß es lang; Laß mich fragen immer wieder, Deines Wortes süßer Klang

Ist daS schönste aller Lieder."

An die Sonne. Stern, der Dn vom Himmelssaale Hehr und hell zur Erde blickst,

Uns mit Deinem Zauberstrahle

Segen, Glück und Wonne schickst;

Stern, der Du als Götterbote

Ueber Nacht und Wolken schwebst, Und vom Leben nach dem Tode

Uns der Ahnung Träume webst ;

Laß' mich süße Labung trinken, Hoher Stern, ans Deinem Quell, Laß' den Strahl herniedersinken,

Der mir macht die Seele hell; Und wenn einst mir das beengte,

Sterblich-schwache Auge bricht: Führe Dn in's unbeschränkte

Mich, in's ewig-reine Lickt! —

245

Morgenbild. Im Teiche rudert der Silberfisch,

Mit den Fischlein, in buntem Gewimmel:

Sie baden sich in der Woge frisch; Tief unten der blaue Himmel. Am User hebt sich ein lieblicher Baum, Im Brautschmnck schimmernder Blüthen:

Er neiget die Aeste, im Ahnungstraum, Die künftigen Früchte zu hüte«.

Waldvogel sitzt vor dem Nest im Hain

Und schmettert und lehret die Seinen: Die Sonne schauet von oben hinein,

In die schwebende Welt im Kleinen.

Da lächelt die Nelke im Wiesengrund, Die Blumen erheben die Köpfchen;

Sie perlt auf die Kleinen mit Purpurmund Die demantblitzenden Tröpfchen.

Nun tritt der Müller aus seinem Hau-, Die Mühle hebt an zu rauscheu,

Die Müü'rin luget zunr Fenster heraus; Baum, Blume uud Bogel lauschen.

Ich sinke hier nieder, aut Teich, am Hag, Ich grüße Dein Bildnifi mit Thränen;

Ich küsse Dich, Liebste, znm frühen Tag : Wie lange noch währet mein Sehnen?

246

Limburg an der Lahn. Sei mir gegrüßt, Du schöne An, Lei mir gegrüßt, Du gold'ner Strom,

Und Dn, der tief im Aetherblau Boni Fels zum Hinnnel ragt, o Dom!

Dein Anblick weckt mir süßes Grau'»! Durch meine Seele klingt ein Wort :

„Aus Felsen will ich Kirchen ban'n,

Ans Felsen ruht mein Glanbenshort V* —

Traute Botin meiner Liebe. Trante Botin meiner Liebe, Holde Sehnsucht, kehrst Du wieder?

Kommst Du von dem theuer'n Herzen,

Eilst Du hin zu Ihr mit Schmerzen:

Ach, Du briugst mir neue Lieder! Ach, Du bringst mir neue Lieder! Wehmnth überflort die Seele,

Heiße Thränen stürzen nieder; Traute Botin meiner Liebe,

Holde Sehnsucht, kehrst Du wieder?

r- ;h

247

Nächtliche Stimme Habt Ihr noch nie in stillen Winternächten,

Wenn Ihr vergebens Ruh' mit Schlaf ersehnt. Im Kampfe mit des eignen Busens Mächten, Gedankenvoll an's Fenster Euch gelehnt?

lind weit hinansgeschaut in's Schneegefilde, Das fernhin sich vor Euer« Blicken zog, Ihib nach dem Fichtenwald, der diesem Bilde

Ein dunkler Rahmen, sich im Winde bog?

llnD aufgeblickt zum ew'geu Firmamente, Wo aus dem leichten Rebel hier und da Wie ein verweintes Ang', das Trost ersehnte,

Ein einzeln ängstlich flimmernd Sternlein sah?

Tann trat der Mond wohl vor aus Welkeumassen

Und goß sein bleiches Winterlicht herab, Daß mehr noch schien das Schneeseld zu erblassen Und dunkler ward der Fichtenwald fernab.

Und wie das Mendlicht ans der Silberfläche

So wogt' im Busen Euch der Sehnsucht Meer, Ans Enern Augen quollen Thränenbäche, Und Euer Busen hob sich seufzerschwer.

Richt wußtet >>hr weher sie Euch gekommen, Tie Sehnsucht und die Wehmuth allzumal, Ihr hattet nichts geseh'n und nichts vernommen —

Stttmnt lag das Winterfeld im Montenstrahl.

248

Rings Schweigen, nur die Fichten rauschten finster, (Müßt vom bleichen winterlichen Mond, Einsam im Winde schwankte eine Ginster Und Wolken jagten fern am Horizont.

Tie wahrte ihr Geheimniß.

Sie wahrte ihr Geheimniß Wie Perl' und Edelstein, Es ruhte gar verborgen In ihres Herzens Schrein.

Du siehst den Demant leuchten Im tiefen Bergesschacht, Der Taucher holt die Perle Aus dunkler MeereSnacht. C Mädchen, holdes Mädchen, Du junges Rosenblut, Mit schwarzem Haar und Wimper : Wo blieb der Liebe Hut?

Er sah ihr tief in's Auge, In'S Auge tief hinein : Da rollten, ach! zu Füßen Ihm Perl' und Edelstein.

249

Sah einem Manu im Felde nach. Sah einem Mann im Felde nach,

Der mächtig mit dem Pflug Im Grund des Ackers Bahn sich brach, Und auf der Furchen Wunde jach Die Scholle noch zerschlug.

Ich rief : o Landmann, mich erschreckt Die allzustrenge Hand; Der Grund des Bodens, aufgedeckt,

An Luft und Sonne hingestreckt, Verweht zu Staub und Sand!

Der Mann entgegnet stillbewußt : Vom Himmel traust der Thau;

Daun holt das Feld in Iubellust Die Saat aus tief erlöster Brust — Und blühend steht die Au.

Xicfc Ruhe. Tiefe Ruhe liegt und heil'ger Frieden

Ringsumher im abendlichen Thal, Armes Herz, wann wird auch Dir einmal Solch ein langersehntes Glück beschieden?

250 Bange zitterst Du in stummer Qual,

Denkst Du an Dein tiefes, ernstes Lieden? ttnstät wirst Du hin- und hergetrieben, Suchst vergebens einen Hoffnungsstrahl.

firemD bist Dn der Einzigen geblieben, Liebst — und findest Gegenliebe nicht!

Einsam — ringsum Dunkel — nirgends Licht! -

Armes Herz, das ist ein traurig Lieben!

Armes Herz, wenn Dich der Tod zerbricht,

Sterbe tonlos, lasse sie nicht wissen, Wie es kam; der Friede sei das Kissen, Dräns ihr Haupt ruht; störe Du ihn nicht!

-

-

Ihr frohen Kinderheimen. Ihr frohen Äinderherzen, Wie webt ihr frisch nnd frei, Jn Lust und Spiel und Scherzen,

In eures Lebens Mai!

In einen Zanbergarten

Seht ihr euch hingestellt, Hub Alles auf euch warten; Denn euch gehört die Welt.

251 Was eure Augen schauen Was euer Ohr belauscht :

(Gleich habt ihr, voll Vertrauen, DaS Herz mit ihm getauscht.

Wie Schwesterseelen neigen

Die Blumen sich euch dar,

Ihr schwingt im Ningelreigen Euch um die dust'ge Schaar.

Die trauten Bogleiu fingen, Die holde Nachtigall,

Ben wunderbaren Dingen, Und ihr versteht sie all.

Aus Bach und 2nein und Quelle

Blictt euch die Nixe an; Zn eurer Fensterschwelle Nnst ihr den Mond heran.

Ihr lugl ans Rosenhecken

In Feld nnd Flur hinaus Und füllt sie euch mit Necken

lind gold'nen Märchen ans.

Ihr lebt in jedem Steine, In jedem Busch nnd Strauch,

In jedeni Woltenscheine, In jedem Blütenhanch.

252 Sie rufen euch mit Namen, Ihr nennt sie : Dn und Du, Und aller Weisheit Samen,

Den stecken sie euch zu.

Wer kann euch Rede stehen

Auf jede- Fragewort? Zu hören und zn sehen,

So geht es fort und fort! —

Ihr habt mir neu erschlossen

Des Lebens Frühlingstraum, Ihr Knospen und ihr Sprossen

An diesem alten Baum.

Herbstblick. Dn graue Wolke, warum weinst Dn nicht? Der Frühling starb und schlummert tief im Grabe, C gieße Deiner Thränen milde Gabe

Der kranken Erde aus da- Angesicht. Ihr liebster Sohn entfloh den dunkeln Hainen,

Ihr Schmerz ist namenlos, sie kann nicht weinen — Du düst're Wolke, warum weinst Du nicht?

253 Du düst're Wolke, warum weinst Du nicht? Der Sturm selbst, der deß Todten Herz zerrissen,

Fühlt nun die Schuld im nagenden Gewissen,

Horch, wie er brausend seine Klage spricht. Die arme Erde iu des Grame- Wüthen

Hat von der Brust gerissen alle Blüthen — Du graue Wolke, warum weinst Dn nicht?

Du graue Wolke, warum weinst Dn nicht? Zieh', wie de- weißen Nebels Tranersalten

Die kranke Mutter trostlos um die alten Bon wildem Gram gebleichten Schläfe flicht.

O zieh' so kalt und herzlos nicht von hinnen. Laß Deine Thränen lindernd niederrinnen;

Du düst're Wolke, warum weinst Du nicht?

fr °€>

Innigkeit. Liebste, Deine Innigkeit

Hat mich mit der Welt entzweit. WaS mir einst für Liebe galt,

Schmerzt mich nnn und scheint mir kalt.

Ja, der Ton in manchem Kreis Fällt mir in die Brust, wie Eis.

Fliehen möcht' ich Die und Den: Doch es kann ja nicht gescheh'« ; Liebste, Deine Innigkeit

Löst mir allen Widerstreit. Hier ein Blick und da ein Wort — Und verwandelt ist der Orr:

254 Bon der fremden Woge Strand Trägt's mich fort in's Heimathland;

Wo td) Dich so ganz vermißt,

Staun' ich ost, wie nah Du bist. Wie es and- die Welle bricht, Sie empfing das Himmetslicht:

Allen wohnt ein Etwas mn, Das mich mahnt an Deinen Sinn.

Liebste, Deine Innigkeit Macht die Welt mir groß nnd weit.

Der beste Kellner. Der beste Kellner ist der Durst, Der kreuzfidele Junge,

Der allzeit aus den Strümpfen ist, Der auch deu Aermsten nicht vergißt:

Sobald ihn nur ein Auge grüßt : (SMeid) steht er auf dem Sprunge.

Der beste Kellner ist der Durst, Der Altgesell vom Orden;

Der kennt euch ned; Comment und Brauch,

Spricht Deutsch, Französch und Bäurisch auch, lind läuft nnd rennt durch Fen'r nnd Rand), Tiswt ans von allen Sorten.

255 Der beste Kellner ist der Durft,

Heißt auch : HauS Ohueforgen;

Der läßt deu Wirth, die Wächter schrei'n, -schenkt Bier und Grog und Punsch nnd Wein, Und lacht und scherzt und jubelt dreiu,

Boni Abend btt zum Morgen.

Der beste Kellner ist der Durst,

Der denkt an nichts daneben; Der guckt dem Trinker nicht in'S Glas, Der fragt nickt : hat der Kerl auch waS?

Der bringt am liebsten gleich das Faß : Der Durst, der Durst soll leben!

Der verschleierte Mond. Jii trüben Flor und Zckleier Berhüllt der Mond sein Lickt, Tief aus dem stillen Weiher Grüßt mich sein Angesickt.

Er blickte in ein Zimmer, Wo stumm ein Herz geklagt,

Und hat, mit sanftem Schimmer,

Es nm sein Leid gefragt.

256

Wohl hat er Trost dem Herzen Und Frieden ihm gebracht, Doch geht er selbst in Schmerzen Nun hin die ganze Nacht.

Zuversicht.

Der Schiffer mag dem Meer vertrauen, Schwankt auch im Kahn sein Gut und Blut. Kühn mag er auf die Woge bauen; Sein Nachen dringt durch Strom und Flut.

Milfon mag er aus die Woge bauen, Sein Fahrzeug treibt sein frischer Muth, Hum Ruder greift er ohne Grauen; Sein Nachen dringt durch Strom und Flut. Hum Ruder greift er ohne Grauen, Sein Arm vertraut der Morgenglut: Frisch nach des Hafens grünen Anen! Lein Nachen dringt durch Strom und Flut.

Frisch nach des Hafens grünen Auen, Wo Her; am Herzen innig ruht; Mein Lieb und mich am Strand zu schauen, Mein Nachen dringt durch Strom und Flut.

257

Eh' die Schwalbe ihr Nest. Eh' die Schwalbe ihr Nest Mit dem Hcrbststurm verläßt, Um zu flieh'n nach den sonnigen Gau'n :

O wie oft noch den Blick Kehrt das Vöglein zurück, Zurück nach den traulichen An'n!

Eh' der Freund auf dem Schiff

Mir verschwand, an dem Riff, Um zu flieh'n nach dem gastlichen Land :

O wie oft noch den Blick

Warf der theure zurück, Zurück nach dem heimischen Strand!

Ach, die Schwalbe sie kehrt Mit dem Frühling zum Heerd,

Zu dem Nest an dem Fenster zurück;

Doch dem Freund ist die Welt Und die Heimath vergällt Und hi Trümmern begraben sein Glück.

—H**—*

Warum ich Dich nicht meide? Warum ich Dich nicht meide -

Fragt mich Dein Blick so kalt; Du weißt nicht, waö ich leide, Wie noch Du übst Gewalt.

258 Du nahmst mir alles Hoffen,

Ich trag' es still für mich; WaS mich von Dir getroffen,

Das fesselt mich an Dich.

- —MCI—-

Sie kehrten von der Alpe. Sic kehrten von der Alpe, vom Eis- und Gletschermeer, Die Herren und die Damen, der Führer nebenher.

Ein frischer kräft'ger Bursche, mit braunem Aug' und Bart! Er hat die Karavane so treu und gut bewahrt.

Mit Eins — da eilt der Hirte auf nnbetret'ner Bahn, Am himmelhohen Abhang, zur Felsenwand hinan. Sie seh'n ihm nach, sie zittern bei jedem neuen Schritt :

O Gott, wenn er verfehlte nur einen einz'gen Tritt! Der Hirte aber lächelt, er hat den Strauß gepflückt,

Den Strauß, den er im Moose mit scharfem Aug' erblickt

Nun reicht er jeder Dame ein Alpenröslein hin, Die Damen seh'n zur Erde — die Herren sie erglüh'«.

Er führt sie ruhig weiter den Felsensteig hinab, Die Herren und die Damen vergessen Tod und Grab. Er hat die schönste Knospe sich an den Hut gesteckt :

Wo hat er für sein Röslein die Rose wohl entdeckt?

259

Der Preußen Losung. „Boran!" — „Nur zu!" — „Marsch!" — „Vorwärts!" — „Draus!"

Hurrah! — so gcht's zum Siegeslauf. „Boran! Nur zu!" ist's Losungswort, „Marsch! Vorwärts!" „Draus!" der Preußen Hort.

In Kamps und Schlacht, in Tod und Nacht, Hat Preußen allzeit groß gemacht :

„Voran! Nur zu! Marsch! Vorwärts! Draus!"

Bei Fehrbellin, aus blut'ger Bahn, Da scholl's zuerst : „Boran!

Boran!"

Der Friedrich Wilhelm stürmt herbei — Da brach des Schweden Macht entzwei;

„Voran!" — der Schwed' hätt' nit gedacht, Daß ihm ein Churfürst böt' die Schlacht; Voran! Nur zu! Marsch! Vorwärts! Draus!

Der Fürst von Dessau, bei Turin, Der rief : „Nur zu!

Auf die Batt'rien!" —

Der Fürst von Dessau, voll Valor, „Nur zu!" der schritt den Preußen vor; Der Franzmann ließ so Stück als Schanz —

Das gab der neuen Krone Glanz; Voran! Nur zu! Marsch! Vorwärts! Drauf! Bei Leutheu sprach der König Fritz :

„Der Doppelaar hat festen Sitz;

Marsch! — säß' er auch ans Breslan's Thurm, Wir zwängen ihn zur Flucht, im Sturm; Marsch! Marsch!" — so riß der König groß

Silesia von Habsburg los;

Voran! Nur zu! Marsch! Vorwärts! Draus!

260 Der Blücher an der Katzbach ries : „BorwärtS!

Vorwärts!

Heut geht's dem Korsen schief!

Mit Lanz' und Kolben dran!

Werft in die Katzbach Roß und Mann! Vorwärts! dem alten Blücher nach!

Jetzt geht zu Ende Deutschlands Schmach!" — Voran! Nur zu! Marsch! Vorwärts! Draus!

Prinz Adalbert, vom Preußenschifs :

„Draus! Draus!" der stürmt's Piralenrifs; Drauf! Drauf! deS Prinzen rothes Blut,

Drauf! Drauf! das weiht die Flagge gut;

Hurrah! einst dampft im Morgenschein Die Flotte stolz in's Meer hinein; —

Voran! Nur zu! Marsch! Vorwärts! Draus!

„Voran! Nur zu! Marsch! Vorwärts! Drauf!"

Hurrah! so geht's zum Siegeslaus!

„Voran! Nur zu!" ist's Losungswort, „Marsch! Vorwärts! Draus!" der Preußen Hort.

In Kampf und Schlacht, in Tod und Nacht,

Hat Preußen allzeit groß gemacht: „Voran! Nur zu! Marsch! Vorwärts! Draus!"

Druck von Wilhelm Keller in Gießen.