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German Pages 227 [448] Year 1778
LYRISCHE
BLUHMENLESE.
VI. VII. V i l i . IX. BUCH. LEIPZIG, bey Weidmann« Erben Und Rcich.
1778.
Vorbericht T r i e f e vier letzten Bücher der lyrifclien Bluhmenleie enthalten, in einer mein* oder weniger veränderten Geftalt, einen Theii der Lieder, welche im Jahr 1766 unter dem Titel Lieder der Deutfchen erfchienen find. Einen großen Theil derielben hat man hier gänzlich verworfen und mit neuen Liedern erfetzt.
Die-
íes ift nicht darum gefchehen, weil die verworfenen fchlecht waren, a Ä
ibndern weil
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Vorbericht.
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weil einige dartincei in einer auserleienen Sammlung e p i g r a m mati i c h e r
Ge-
dichte einen noch beilern Platz verdienten, als in $ner' Sammlung I v r i f c h e r Gedichtej und weil andere, die zumTheil von meinen bellen Freunden herrühren, nicht von einer Co vorzüglichen Schönheit waren, dafe fie iich unter a u s e r l e i e n e n Liedern befonders ausgezeichnet hätten, ob fie gleich unter Li cd ein der Deut« f c h e n ihren Platz behaupten konnten.
Wils die JEnderungen felbil betrifft, welche theils die Verfaller theils der Herausgeber mit dielen Liedern vorgenommen haben, Co Und fie von der Art, daß dem
Vorbericht.' ,
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dem Liede fein Eigeuthiiiniiches dadurch nicht genommen ift.
Und follte man
einmahl eine Stelle weggeilrichen oder geandeit haben, die nach dem Gefchmncke irgend eines Liebhabers gewefen feyn möchte, io iil der Verluft leicht zu erfctzen.
Es verhält lieh mit veränderten
Werken der Dichter anders, als mit veränderten Werken der Mahler.
Wer in
einem alten Gemähide vieles auslüicht, und etwas neues, hinzuthut, der vertilgt gew iiier mafsen das vorige Gemähide und fetzt ein anderes an delTen Stelle.
Die alten Leie-
arten unfrer gefammelten Lieder hinge, gen werden durch diefe Bluhmenlefe nicht imgejringflenvertilgt; man findet ilenoch a i
immer
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Vorbericht.
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immer in den Werken ihrer erften Verfiificr, oder in den gröiTern Sammlungen, ans welchen ile genommen find, und behält hiebey eine eben fo freye Wahl, als bey den griechifchen Fabeln des ZEfopus, die man oft auf dreyerley Weife erzählt findet,
Ich habe mich aber überhaupt in Acht genommen iolche Lieder zu wählen, deren Eigenthümliches man mehr für eine Ausichweifung des Dichters, als für eine wahre Schönheit zu halten Uriäch hat. Was aber einen geringen Sprachfehler, der uns oft von unterer Provinz anklebt, oder eine zu harte Wortfügung, oder einen Ue. bei*
Vorbericlit.
VII
belkiang, oder einen unbeßimmten, weniger natürlichen, weniger angemelTenen Ausdruck, oder eine gezwungene Verbindung unter den Gedanken,
oder einen
kleinen Wideripruch mit einem der vorhergehenden Gedanken, oder einen zu leeren Vers, oder einen folchen betrifft, den allein der Reim hervorgebracht hat; fo weiis man wohl, daß diefes das Eigenihiimliche- eines guten Dichters gar nicht ausmacht, iondera bloß der Eilfertigkeit zuzufchreiben iß.
Für einen großen Theil der Lefer ift die Feile in der That ein unnützes Werkzeug.
Mancher lieft ein Gedicht mit Ver« a 4
gnugen,
Vur
Vorbericht.
gniigcn, ohne darauf zu merken, oh der Dichter feine Gedanken allezeit innig ver* bunden,
oder zuweilen bloß durch Re-
densarten an einander gekettet hat; ob ihm Ausdrucke entfallen find, die der gefchilderten Leidenfchaft nicht zukommen, die dem Stande, dem Alter, dem Gefchleclit der redenden Perfon zu wenig angemeflen, oder auch für die Gattung des Gedichts bald zu hoch, bald zu niedrig find; ob er einiger vortrefflichen Verfe wegen
fich
eben fo viele matte oder unnütze erlaubt hat; ob er die Gedanken, die er im Sinne hatte, w i r k l i c h ausgedrückt h a t , oder ob fie nur aus dem Zufammenhange zu errathen und zu berichtigen find; ob et etwas
Vorbericht.
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etwas felbfl erfunden, das heißt mehrentljcil.s, ob er etwas durch eine neue Einkleidung, einen neuen Zuiatz, iich zu eigen gemacht, oder ob er es blois wiederIiohlt und wörtlich nachgefchrieben hat.
Ein Lefer, der alles diefes nicht unteriueht, kann übrigens ein fehr vernünftiger Mann feyn, er kann fo gar die Regeln des Schönen in einer andern Kunil, die heilen Wahrheiten in einer andern WilTenfchaft vollkommeninne haben: \reil er iich aber nicht lange genug oder vielleicht gar nicht mit den Regeln der Poeiie bekannt gemacht hat, und ein Gedieht nur darum in die Hand nimmt, iich auf einige Zeit von a 5
anderer
x «weu-
Vorbericht, "
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anderer Arbeit zu crhohlen, io ift er zufrieden, wenn fein Ohr nur durch den Sylbenfall der Verfe vergniigt, feine Einbildungskraft durch einige wohlgetroffene Bilder ergetzt, feine WiiTensbegierde durch einzelne gelehrte Anlpielungen befriedigt, nnd fein Verftand durch gewiife nicht'alltägliche Wahrheiten aufs neue genährt -worden ift.
In die ihn ermüdende
Prüfung der G r a d e des Schönen, in die Unterfuchung des fchicklicliern oder un« fchicklichern Gebrauchs alter, neuer, fremder, verblühmter Wörter und Redensarten fich einzulaiTen, hat er weder Zeit noch Neigung.
Iii einfolchesGedicht einLied,
das fich zugleich beifer, als ein anderes, nach
Vorbericht.
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'
nach
demjenigen Ebenmafse
'
bequemt*
welches zu der immer wiederkehrenden Melodie erfodert w i r d , fo wählt es ein Komponiil, der feinen Vortheil in Acht nimmt, weit lieber, als ein anderes, welches ein guter Dichter oder Richter der Dichtkunfl vorgezogen hätte.
Der Kom-
poniil pflegt ein Lied voil gewöhnlicher und mit den gewöhnlichften Worten ausgedrückter Gedanken, worin aber die betleutendflen Worte an gleichen Stellen flehen, worin bequeme fymmetrifche Ein« fchnitte und gute Vokale
vorkommen,
als eine leere Leinwand anzufeilen, worauf er die vorzügliche Gefchicklichkeit hat, die allerfchmeichelluftefien und rührend-
xtr
Vorbericht;
rendften Gemählde zu tragen.
Auch die
meiften Säuger und Spieler feiner Stücke unterfuchen weder den Grundriß, noch die poetiichen Farben eines iolchen Liedes.
Wenn der reizende Ausdruck des
Mufikers ihr Ohr vergnügt und angenehme Empfindungen in ihnen erregt, io find fie mit dem Poeten ganz wohl zufrieden.
Bey einem lynicfien Gedichte, -welches oft nichts als einen artigen Einfall enthält, muls allerdings die feinfte Feile gebraucht werden: ohne einen iorgfliltigen Ausputz würde es allzuviel von feinem Werthe verlieren; allein die genaueile
Vorbericlit.
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L'
fte'Ausfeilung aller kleinen Theile macht den ganzen Werth eines folchen Gedichtes nicht aus.
So wie es Gebäude giebf,
woran die einzelnen Theile vollkommen ausgearbeitet find, und wo doch das Ganze unfchicklich zuiammengefetzt iil, fo eiebt es auch Lieder, deren einzelne Verfe aus den ausge fuchteilen Redensarten beliehen, deren Sprache das glückliche und ieltene Mittel zwliehen dem hohen und oft übertriebenen, und zwiiehen dein leichten und oft zu gemeinen Ausdruck hält, worinn alle Zeilen Ebenmais und Wohlklang haben, worinn kein harter Zufammenftois der Mitlauter, keine gähnende Oeffnung zufammentreffender Selbfllauter
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—
Vorberic-ht. -
lauter das Ohr beleidigt, w o fo gar faß jeder Vers einen artigen Gedanken enthält,- und w o doch das Ganze aus mehr als Einer Urfache fehlerhaft ift.
A n fol-
che Lieder darf man fleh mit keiner Feile wagen, ile miiilen völlig umgeichmelzt werden 5 ausgefeilt find ile bis zumUebermafir.
W e r hier Lücken zwifchen den
Gedanken ausfüllen, üppige Zieritthen wegnehmen, einen Wideripruch heben, einen angemeiTenen Ausdruck anbringen wollte, der würde doch ichwerlich einen fchiinern Vers, eine zierlichere Redensart hülfe tzen können.
Welches kein Wunder
ift, weil der Poet blois nach dem an lieh felbft fchönen Gedanken oder zierlichen Aus-
Vorbericht. Am^
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Ausdrucke getrachtet hatte, ohne fleh darum zu bekümmern, ob diefes alles am rechten Orte flehe. Es giebt gewiile harte aber iUvke Verfe, voll wahrer, großer, mannichfaltiger Gedanken, voll natürlich ausgedrückter Empfindungen, welche, wenn das Ganze dabey nicht aus den Augen gefetzt ift, über den Tadel der Kunftrichter erhaben und einem denkenden Kopfe weit angenehmer find, als folche Gedichte, welche, fo ausgearbeitet ile auch find, uns immer mit einerlev verzuckerten und ambrirten Sachen vergnügen wollen.
Ja, wenn jene kraft-
vollen Gedichte auch kein, vollkommenes Ganzes ausmachten, fo würden wir
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V o r b e r i c i i t.
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iie doch folchen Gedichten vorziehen, die zwar eine regelmäßige Anlage haben, •worin aber nicht genug für den Geiit und das Herz enthalten ift.
In diefer Sammlung hat man fo wohl auf das Ganze als auf die einzelnen Theile gefehen, und ungeachtet die meiilen diefer Lieder von der leichteilen Gattung
find,
welche nicht f e h r ge-
n ä h r t feyn darf, fo hat nian doch kein Lied aufgenommen, welches leer an Gedanken wäre.
Weil nichts angenehmer ift, als die Mannich faltigkeit, fo hat man von allen Arten
Vorbericht.
XVII
Arten der Lieder einige zufammengelefen, ohne gleichwohl alles Gute unferer Poeten erfchöpft zu haben.
Manche vor-
treffliche lyrifche Poefien gehörten nicht in unfere Sammlung, weil iie nicht von gemeinnützigem Inhalt, auch zum Singen nicht im geringfien beflimmt waren. Andere, womit wir unfere Sammlung gern bereichert hätten,
bedurften, um
wahre Meifterftficke zu werden, eines vollkommenem
noch
Plans, welchen
aber hineinzulegen fo fchwer zu feyn fchien, dais diefe Arbeit weit mehr gekoilet haben würde, als die Erfindung und Ausarbeitung ganz neuer Stücke: eine Urfache, die vielleicht ihre Verfaüer b
fchon
Vorbericht.
XVIII
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fchon längft bewogen hatte, die Hand von ihnen abzuziehen.
Doch haben wir
ein Paar Stücke gewählt, deren unvergleichliche F a r b e n g e b u n g (mit den Malilern zu reden) die minder vollkommene Z u f a m m e n f e t z u n g vergütete. von
reichlich
Auch haben -wir noch einig*?
folchen Liederchen
beybehalten,
welche die Gränze zwifchen dem epigrammatifchen und lyiifchen Gedicht ausmachen, eine Mittelgattung, wovon in den Franzöfifchen Liederfammlungea ein groiser Vorrath anzutreffen ift.
Eben fo haben wir auch einige Stücke gewählt, wovon wir nicht wünfch* ten,
Vorbericht.
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ten, dals unfre Poeten fie uns in folchcr Menge liefern mochten, als die W e i fchen, die Franzoien und einige unferer altern deutfchen Dichter gethan haben: ich
meine
diejenigen,
deren
größte
Schönheit oft in der Anordnung und Wiederhohlung der Reime, der Worte, der Zeilen befleht: dergleichen ift das Triolett, das Sonnett, das Ringelgedicht (Rondeau) und diejenige Eaiade,
die
blofs in zwey Reimen verfallt und mit einer Zueignungsftrophe befchloiTen wird. Die Lieder, deren Strophen fich allezeit mit einerley Verfe fchlieisen, und die zum Singen fehr bequem
find,
haben
•wir in gröiTerer Anzahl aufgenommen. b z
Audi
xx
Vorbericiit.
^»serT—— Auch felilt es unferer Sammlung nicht an einem und dem andern Liebesliede im Gefchmack unfrer alten Minneimger, und an charakteriftifchen Liedern, die im Nahmen einer Nonne, eines Wilden, und anderer Perfonen gedichtet find. Der Lieder nicht zu gedenken, die man arkadiichen Schiifcrn und Schäferinnen in den Mund legt.
Schäfer/Kicke haben
iich bereits das Vorrecht erworben, eine befondere Dichtungsart auszumachen, weil ile der poetifchen Verfchünerung am allerfiihigilen find, und uns einen Stand abfchildern, welcher den Menfchen der natiirlichfte und angenehmite iil, einen Stand, worin Gleichheit, Ruhe, Zufrie-
Vorbericht.
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Zufriedenheit, unverdorbene Sitten und eine zwanglofe Liebe Iierrfchen.
Zu
den
können 'wir
cliarakteriflifchen auch
Liedern
diejenigen rechnen,
die feit einiger Zeit mit Fleils für den allergrößten Haufen C*
und
mehrentheiJs
im Nahmen deiTelben gemacht worden find.
Von
diefen konnten
wir
nicht
viele in eine Bluhmenlefe aufnehmen, die wir eigentlich nicht für den allergrofsten Haufen unternommen Unfre
meiilen
Bewohner
hatten.
der Städte
und D ö r f e r , fo gute Menfchen fie in anderer Betrachtung find, lieben in der That
kein
einziges Werk b 3
der
Kunil von
VorbericfrK
XXII
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1
von ganzem Herzen,
wenn
Qg«» es nicht
von einer ge willen Mittelm'äfsigkeit iil, man möchte lagen, wenn es nicht fo befchafFen ift,
dafs ile es felbft zur
Noth eben fo gut hätten machen kön« nen.
Was die bildenden Künftler für
das fchlechteile unter kcn
halten,
ift
den Kunftwer-
diefen
das
liebfte.
Sollte ein Dichter, der Muße und Geichicklichkeit befitzt,
eine
auserlelene
Anzahl von Menfchen von Zeitalter zu '¿eitalter mit wahren Meiilerfiücken zu vergnügen, follte ilch diefer wohl aus freyer Wahl damit abgeben, nach dem ichlechten
Gefchmacke der
meiften
zu arbeiten? Das zahlreiche Volk, welches
Vorbericht.
AWÜ phes
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gebohren
ift,
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die
Früchte der
wohlthätigen Erde zu genieisen, findet zu allen Zeiten unter fich felbit -witzige Köpfe, die es mit Reimlein auf das feine Liebchen und auch mit Mordge.' fchichten und Geipenfterhiilöfchen verforgen,
ohne dafs Dichter von feinerm
Gefchmack es nöthig hätten, ihre Ar« beiten ihm zu Gefallen herabzufetzen.,, Auch gelingt es ihnen ielten damit} es entwifehen ihnen fail immer poetifche Redensarten,
die diefen
unpoetifchen
Köpfen viel zu hoch find, Diejenigen unter dem Volke,
die Zeit und Ver.
mögen genug haben,
werden gewiis
fleifs. anwenden, ihren Geift zu erhe-
b 4
ben
xxiv
Vorbericht. 1
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.
.
ben und zu verbcilern, wenn ile an den fchönen Kiinften Antheil nehmen wollen, diu ichönen Kiinfte aber mitilen (Ich nicht freywiliig erniedrigen und verfchlechten.
Mancher Dichter kömmt
dadurch in den Verdacht, als ob er nicht mehr im Stande fey, etwas vollkommenes zu liefern, und daher vorgebe, er habe mit gutem Vorbedacht für das gemeine Volk arbeiten wollen. Wer indeiien von verdrießlichen Amts« geichäfFten ilch zu erhohlen derglei* chen Werke verfertigen will, die ihn nicht in groise Unkoilen fetzen, der wird in dem Beyfäll der Menge, und zwar der Menge von allen Ständen, auf
Vorbericht. «•W®^." -
xxv
. .
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auf einige Zeit feine Belohnung finden. Ein wirklicher Mcifter in diefer Art der Geiaiige begnüge ilch mit diefer guten Aufnahme, ohne der Welt und feinen ZunftgenolTen bereifen zu wollen, mülTe.
dais man eigentlich fo fchreiben Männer
von Gefchmack und
Einficht, die einige von diefen Arbeiten, der Neuigkeit wegen, fcherzhafte Nachbildungen
und der
als Den-
kungsart des gemeinen Volks, mit Vergnügen aufgenommen haben, würden ilch durch die ipitzfiindigften Beweife nicht hintergehen lailen; und die Lehrlinge der Muien, die alles Befondere, und zwar das fehlerhafte, weil es am b 5
leich«
xxvi
Vorbericht. 1
«Hta?'•'• "i
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Ieichteften zu erreichen ift, am erften nachzuahmen pflegen, würden nur noch
mehr
gereizt
werden,
unfer
Deutfchland, das feinem goldenen Alter fchon nahe zu feyn fchien, mit niedrigen Werken des Witzes zu überfchwemmen.
Ausländer, die unfre ge-
funde Vernunft und Gelehrfamkeit fchätzen, unfre reiche und flarke Sprache erlernen, mit unfern beriihmteften alten. und neuen Schriftßellem bekannt find, fragen oft, warum die Deutfchen ihre
Sprache
nocli^ härter
machten,
warum ihre Dichter die Poefie durch fo viele Redensarten des gemeinen Volks aiier Provinzen und aller Zeitalter zu ernie-
Vorbericht.
erniedrigen fuchten.
xxvn
Wollen wir un«
fern guten Ruf bey ihnen verlieren? wollen
wir
wieder in
die Kindheit
unfrei" Dichtkunft zurückkehren ?
Leicht muís man allerdings fchreiben, wenn man Lieder verfertigen will, die den fröhlichen Gefang unter uns allgemein halt
machen folien.
Auch ent-
uniré Bluhmenleie einige, die felbil
dem gemeinen Mann gefallen können, ungeachtet fie nicht in feiner niedrigen und fehlerhaften Sprache verfaßt find.
Einige Wendungen der Volkslpraclie nachzuahmen > etwas von der Sprache
xxviir
Vorbe rieht.
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ehe anderer Provinzen in die Iiochdeutfche Biicherlprache herüber zu nehmen, gute Wörter aus der liingft veralteten Sprache wieder hervor zu ziehen, ift eines von den v i e l e n
Hiilfsmittein,
die ein guter Dichter gebraucht, feiner Sprache dadurch einen befondern Anitrich
zu geben.
Virgil bedient ilch
in feinen Werken einiger Griicismen, er gebraucht ein altlateiniiches Wort, oder eine Perfonenendung dieies Wortes aus den Zeiten des Lukrez und Ennius, doch ilopft er fein Gedicht nicht voll damit; er weiis mehr als Eine Art, die Dichteriprache von der Profe zu entfernen.
Man wird auch in un. frer
Vorbericht. 4ML
"
xxix '
fier Bluhmenlefe irgend ein Lied finden, worin bald ein Wort
aus der
Sprache des Volks unfrer oder einer andern Provinz, bald ein Wort aus der Sprache des vorigen Jahrhunderts gebraucht iil; ein Lied, worin einmahl der Artikel vor einem Nennworte weggelaiTen,
ein
andermalil das
Prono-
men eines Zeitworts unterdrückt worden i ß : wählt,
allein wir haben keines wo
die
neue
und
ge-
übliche
Sprache Hell unter dem Roil der alten verileckt;
Was die VerfalTer dieier Lieder betrifft, io will ich nur überhaupt anzeigen,
xxx
Vorbericlit. ' '
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...gagfrH»
zeigen, dafs faß der fechfte Theil der ganzen Sammlung von unferm vortrefflichen U n g e n a n n t e n , dem Verfalier des Lieies Daphnens und Apolls Gefchichte herrührt; dafs Weiße, Hagedorn, Leifing, Gleim, Uz, Kleiil, Ebeit, Adolph und Elias Schlegel, Ivretfchmann, Bürger, Gotter, Blum, Schiebeler, Gifuke, Zachariii die VerlaiTer der meiilen übrigen, und daß -einige einzelne Stücke von den beliebteilen Dichtern und Weltteilen unfers Vaterlandes entworfen find.
Alle VerfafTer, de-
ren in dielen neun Büchern mehr als neunzig find, kennen wir felber nicht; einige wollen nicht genannt feyn, oder diefes
Vovbe rieht.
xxxt
diefes und jenes Lied nicht gemacht haben 5 und noch andere wurden, wenn wir ile genannt hätten, vielleicht bey einigen ein kleines Vorurtheii wider unfre Bluhmenlefe erweckt haben, weil man die eigenen Werke derfelben hin und wieder nicht alkuwohl aufgenommen hat.
IndeiTen find
die Lieder,
die wir von ihnen gewählt haben, io beichaffen, dais ixe oft mit den beiten unfrer Sammlung um den Vorzug flreiten: fo dafs man hoffen darf, diefc Dichter werden ihre meiilen jugendlichen Arbeiten bald felbft miisbilligen, und uns folche Meiiteriliicke liefern, als fie, nach einigen vortrefflichen Proben
XXXII
Vorbericlit. "
•
••
1
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Proben zu ui theiien, bey größerer M u ß e zu machen im Stande find.
Cefchrieben, Berlin, den 24. September r 1778.
Karl Wilhelm Ramler.
Sechites
SECHSTES
A
BUCH.
I.
Der Dichter an die Freude. J ^ r e u d e , Göttinn meiner Jugend, Höre mich! Lafs die Lieder, die hier ichallen, i^och der Nachwelt Wohlgefallen: Was hier tüner, tönt durch dich. A 2
Mufen*
4
Sechstes Buch. Mufenfreundinn ! Schweiler Amors ! Glück der Welt! — Denn was kann, beglückt zu leben, Uns des Glückes Göttinn geben, Was man nicht durch dich erhält ? Stumme Hüter todter Schätze Sind nur reich; Dem, der keinen Schatz bewachet, Sinnreich fcherzt, und fingt, und lachet, Iii kein karger König gleich. — Gicb dem Dichter, deinem Freunde, Neue Glut! Neuen Liebreiz gieb den Schönen, Heitre Weisheit Deutichlands Sühnen, Und den Greifen junges Blut! Aber
Sechstes Buch.
5
Aber fliehe der Bacchanten Unvernunft! Flieh' auf ewig die Gelichter Aller finftern Splitterrichterf Und die ganze Heuchlerzunft!
A i
II. Der
6 ¿fä&sssss
Sechstes Buch. —= •
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II.
Der Tod. E s eilt im wilden Kriege, Der mit dem Tode droht, Ein ftolzer Held 7n.im Siege ; Und findet feinen Tod. Bin Kaufmann traut den Winden, Und fucher Indifch Gold: Er eilt, den Tod zu finden, Den er doch nicht gewollt. Was foll ich in den Schlachten, Und was auf falfchc-r i l u t ? Mein Leben zu verachten, Gcbricht mir Stolz und Muth. Des Lebens zu geniefsen, Iii der Nanir Gebot. Bey Bechern und bey Kiiilcn Erwart* ich meinen Tod.
III. All
Sechstes Buch.
7
in. A n die Laura. D e r fchwühle Tag hat ilch verloren, Die Nacht iit hier : O Laura ! was ticin Mund, gefchworen. Das halte mir. Sich jenes Dach von Rcbenbllttern, W o niemand laufcht, W o du mit mir, vor allen Göttern, Dein Herz vertaufcht. In diefe Laube Iafs uns fchleichen, Die Venus ichützt, Aut" der ( für uns 'zum guten Zeichen! ) Ihr Vogel
fitzt.
D a n n blicke Luna nach uns beiden Von ihrem Thron, Und ieufze bey fo vielen Freuden: Endymion!
A 4
IV.Phyl-
Sechstes Buch,
8
IV.
Phyllis an Damon,u J a , liebfter Dämon ! ich bin ü b e r w u n d e n ; Ich f ü h l ' , ich fühle, was dein H e r z e m p f u n d e n ; M i c h z w i n g t die Dauer deiner Harken Liebe Z u gleicher Liebe, Als ich die Hand jüngft, die dein Auge deckte, Vorwitzig iortrifs: H i m m e l ! was erweckte Dein fch .lies Auge, nafs von Hillen Schmerzen, Jn meinem H e r z e n ! Ich floh u n d weinte, warf aml'aeh mich nieder; Ein heftig Feuer drang durch meine Glieder, A c h ! ewig werden diefe H a m m e n währen» P i a mich verzehren. K o m m , treufter Dämon, den ich mir erwähle! A u f m e i n e n L i p p e n ichwebt m i r f c h o n dieSeele, U m durch die d e i n e n , unter taufend KülTen, I n dich zu
fliefsen. if ' 11
V. Das
Sechstes Bücli,
9
V.
Das PantheonW e i c h e Gottheit foli auch nur Einen Wunfeh gewSihren ? Unentfchloffcn irr' ich hier £wifchen den Altären. Sorgen fchwärmen rund herum Um den Gott der Schatze; Und der Ehre Heiligthum. Jft voll falfcher Netze, In der Schönheit Schoofse lieg? Amor, der mit Küflen Sich an ihren Bufan fehmiegt? Ihn will ich begrüfsen. Bacchus trinjeet am Altar Mit vergnügten Mienen, Und flicht Ephcu durch fein Haar s Diefem will ich dienen. A ?
Ruhm,
IO
Sechstes Buch. 1' ' '
•
Ruhm, und du, geflügelt Gold, Ich entlag' euch beiden. W e n n ihr felbfl: mich fuchen wollt, Will ich cuch nicht meiden.
VI. Die
Sechstes Buch.
ij
VI.
Die Verföhnung. Damis und Phyllis. Dam is. A i s ich mir noch die füfscn KiiiTe raubte, Die Phyllis mir itrzt unerwartet giebt, Da häb' ich fie mehr, als ich felber glaubte, Mehr, als mich felbft, hab' ich lie da geliebt.
Phyllis. Als Damis Herz fiit mich zuerft entbrannte, War unfer Gluck dem Glück derFürften gleich; Als er mich noch fein braunes Mädchen nannte, Galt ihm mein Kufs mehr, als ein Königrcieh.
Damis. Ach! Hymen hat die Flamme längft erflicket; Nur Chloe fetzt mein kaltes Herz in Brand. Seit Chloe mir im Tanz die' Hand gedrücket, Empfind' ich, was ich fonft für dich empfand.
Phyl-
12
Sechstes Buch.
Phylüs. Itzt könnt' ich mich an Thyrils Ljeb* er« getzen, O e r meinen Gram zu lindern, iüngfl: begehrt. Ja, Thyrils will mir Damis. Lieb' erfeezen; Und ach! fein K u ß war einer Sünde werth.
Damis. Wie?
w e n n mich fchon die neue L i e b e reute ?
W i e ? w e n n ich dir, die mich zuvor entzückt, M e i n dankbar H e r z allein auf ewig weihte? V n d Chloe fäh', wie mich dein Bund beglückt ? Phyilis. Ich feh' es o f t aus deinem fatten Blicke, I5afs i n dein Herz ein kleiner Kaltfinp, fchlcicht s D o t h w e n n ich dich an meinen Bufen drücke, So lebt für mich kein Jüngling, der dir gleicht.
VILKIa.
Sechstes Buch. X8U-
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VII. K l a g e n ,
A c h ! an dem Ufer diefer Quelle Hab' ich Damüreii oft gefehn. W i e fänft flofs fre mir da, wie helle! Und ach! wie War Damüt fo fchön! —» W i e ? feufz' ich ? fühl' ich noch fo fehr Der Liebe bitreriüfse Schmerzen ? Schweig, zärtlichftes von allen Herzen! Du liebft ihn ja nicht mehr.
Fand ich fein Auge iänft gefchlo/Ten, W i e oft hab' ich ihn nicht erfchreckt, Und ihn mit Bluhmcn übergoflen, Und dann mit Kliffen aufgeweckt!
—
W i e ? feufz' ich ? fühl' ich noch fo fehr Der Liebe bitterfüfse Schmerzen ? Schweig, 2ärtlichftcs von allen Herzen! Du liebft ihn ja nicht mehr.
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Sechstes Buch.
— Ofr, eh die Lcrchc noch erwachte, Strich ich fchon einfam durch die Au, Und pflückt' ihm, bis fein Blick mir lachte, Schon Vcilchen, frifch bepcrltmitThau. — Wie? feufz' k h ? fühl' ich noch fo fchr Der Liebe bitterfüfse Schmerzen ? Schweig, zürriiehftes von allen Herzen! Du liebft ihn ja nicht mehr.
Dann glänzte mir aus feinen Blicken Der Liebe fufse Trunkenheit ; Und jedes Wörtchen war Entzücken, Und jeder Kufs war Seligkeit. — Wie ? feufz' ich ? fühl' ich noch fo fehr Der Liebe bitterfüfse Schmerzen ? Schweig, zärtlichftcs von allen Herzen ! Du liebft ihn ja nicht mehr.
Einft
Sechstes Buch. ••
15 .
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Einft wolle' ich -zornig von ihm
fliehen;
Er bat mit fchönem Ungeftüm: Schon war ihm, eh er bat, verziehen, Vor Freude ftarb ich £aft mit ihm. — W i e ? feufz' Ich ? fühl' ich noch fo fehr D e r Liebe bitterfüfse Schmerzen? Schweig, zärtlichftes von allen H e r z e n ! D u liebft ihn ja nicht mehr.
N u n fcheint er Chloen nachzugehen, U n d meinen Blick befchämt zu flielin. N u n mag er um Verzeihung flehen : Umfonft ! diefs wird ihm. nie verziehn. — W i e ? feufz' ich ? fühl' ich noch fo fehr D e r Liebe bittcrfülse Schmerzen? J a , zärtlichftes von allen H e r z e n ! D u liebft ihn noch zu fehr.
VIII. An
16
Sechstes Buch.
At&yVIII. Ali den Goldbach. I c h liebe dich, dich kleinen Sduncilcnbach; Ich höre gern dein murmelndes Gcfchwiltze, Ich fehe gern den kraulen Wellen nach, W a n n i c h , ermattet von der Jacht, Mich auf dein weiches Ufer fetze; Ich fchöpfc gern dein Nafs In mein kryftallnes Glas, Den heifsen Gaumen zu erfrifchen» Es löfcht den Dürft auch leicht; allein» Mein lieber Bach, mit meinem Wein Mufs es fich nicht vwmiichen!
IX. Eu-
Sechstes Buch.
17
IX.
Eurydice und Laura, A i s Orphefts die gedämpften Saiten Zu bangen Trauerliedern rührte, Rief Echo mit gebrochner Stimme: Eurydice! Eurydice durchlief die Thäler» In allen Büfchen wiederhohlte Der Welle zärtliches Gewinfel: Eurydice! Noch ichallt In Thraclens Gebirgen, Noch hört der Hirt an Hebrus Ufern, In fternenhellen Frühlingsnächten: Eurydice! N e i n ! fang' ich gleich in Orpheus Laute, Und dir, o meine Laura ! fchlöfle Das unerbittliche Verhängnifs Die Augen zu : B
So
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Sechstes Buch. 1
" ,nsp Dafs ich daran nicht Schuld gewefen. Das macht er gut!
xxvi.
Sechstes Bach.
43
XXVI.
Hochzeitliches Herbßliech 1646. Luftig zu Felde mit Pferden und Wagen! Höhlet die Saaten, die Tellus getragenJ Füllet die Fächer Bis an die Dächer ! Selijnor ärntet, und ärntet mit Luft, Saaten von Küflen auf Lippen und Brufh Luftig zum Garten mit Körben und Säcken! BrcchetunsFrüchte.'nehmtLeiternundSteckenl Schüttelt Maronen, Schneidet Melonen 1 Selimor pflücket, auf mancherley Art, Früchte, für ihn nur gereift und gefpart. Luftig zur Aue mit Büchfen und Scangen! iEnten, und Schnepfen und Lerchen zu fangen. Alles Gefieder Locket hernieder! Sclimorn ift es im Beizen *) geglückt, Dafs er ein lachendes Täubchen berückt. Luftig *) Beizen ift ein Knnftwort der Jäger, und heilst fo viel als mit abgcrichtttceu Vüiicln jagen.
44
Sechstes Buch. Luftig /.um Walde mit Hunden und J ä g e r n !
J a g e t die Hafen aus ruhigen L ä g e r u ! Suchet mit Winden Hirfche zu finden ! Selimor, welchem das J a g e n behagt, H a t f i c h das fchlankefte Rehchen erjagt. Luftig zum Wafler mit Netzen und Rcuien ! K a r p f e n , Forellen und Hechte zu fpeifen. Angelt Lnmpreten! W e i u foll lie tödten. *) Selimor angelt, mit glücklicher Hand, Eine der fchönften Sirenen ans Land. Luftig zum Berge, die Trauben zu fehneiden Preil'et die rothliche Beere mit Freuden! Jauchzet und fpringet! H ü p f e t und
finget!
Selimor koftet heut fiifseren W e i n , Saugt ihn vom Munde der Roiiiis ein. *) Lampreten, — Die erft der kluge Koch in Malvafier mufs tüdten.
Opitz.
XXVII.
Sechstes Buch. •*agfc>
45
= = XXVII.
Hylas wül kein Weib haben. 1650. Schweiget mir vom Frauennehmen f Es ift lauter Ungemach, Geldausgeben, Wiegen, Grämen ; Einmahi Juch > und dreymahl Ach* Ift iie jung, mufs man iie hüten; Iii iic alt, herzt man den T o d ; Ift lie reich, will lie gebieten; -III iie arm, wer fchaffet Brot? Dafs mieh nur kein Spötter frage, Ob ich ein Karthäufer fey, Weil ich mich des Weibs entfchlage. Jiuhlen, Buhlen flehet frey! Heute diefe, jene morgen, Das ift eine Luft für mich; So darf ich für keine forgen, Jede forget felbft für fich.
XXVIII.
46
Sechstes Buch.
XXVIII.
Wiederruf. 1650. w ci' befchimpft das Fraiicnneiimen ? Wer benennt es Ungemach ? Wer fich fclber will befchämcn, Setzt die Frau den Mctzen nach. Ift fie jung, finds Liebesbücke; Iii iie alt, nimmt fíe der T o d ; Ift fíe reich , das ift ein Glücke; lft fíe arm, der Fleifs fchaffc Brot. Da/s mich nur kein Spötter frage, Ob ich fchon veraltert fey, W^il ich mich der Welt «ntfchlage, Und der füfsen Buhlerey. Heute diefe, jene morgen, Das ift eine Laft für mich. Liebe mufs f ü r andre forgen; Eigennutz forgt blofs für fich.
XXIX. Das
Sechstes Buch.
47
XXIX.
Das Töchterchen. s mich heut Mama Hänsrhen küiTen fah. Strafte i!e mich ab ; Doch fie lachte ja Geftern, als Papa Ihr ein Mäulchen gab. W a r u m fagt fie m i r : Mädchen, mach's wie wir, D i e wir alter find. N u n ich folches rhu', Schmählt fie noch dazu. Ach ! ich armes K i n d ! Schwcftern, fagt mir fein, Ift m i r , weil ich klein, N o c h kein Kufs vergönnt? Seht, ich wachfe fchon, S f i t des Nachbarn Sohn Mich fein Schätzchen nenne.
XXX. Das
48
Sechstes Buch. •
1
Hftfr-
XXX.
Das Söhnchen. mich heut Papa Wafler trinken fah, Sprach er: Das ift fein! Aber was er fprichr, Thut er felbcr nicht: Denn er trinkt ja Wein. Schone dein Gefichr, Söhnchen! fieh mir nicht H i n , wo Mädchen find! Doch , als er fo fprach, Sah er felbft darnafh, Und ward doch nicht blind. Cut! ich geh' es ein; Itzt bin ich noch klein, Und zti allem ilill: Werd' ich gruifer feyn, Trink' ich nichts, als Wein, Und ich', was ich will.
XXXI. Ade-
Sechstes Buch.
49
mi> XXXI.
A d e 1 i n e. E s lagen mir die Männer alle, Ich hab' ein allerliebft Geiicht. Doch, wenn ich Siegmarn nur gefalle, Bedarf ich ihres Lobes nicht. Mein Siegmar fagt, die Zier der Jugend S e y , wie die Tulpe, farbenreich; Sie fey geruchlos, ohne Tugend, Und nur durch iie der Role gleich. Mein fänfre« Herz hat ihm gefallen, Mehr, als mein blühendes Geiicht. Um jenes liebt er mich vor allen: Drum acht' ich auf die Schönheit nicht. Auch kann mir kein Geichmeide taugen* Weil Siegmarn kein Gcichmeide rührt Die Unlchuld ift in feinen Augen Der Schmuck, der mich am fchönßen ziert.
D
Ach!
50
Sechstes Buch.
Ach! diefs ift alles, was ich habe, Und alles, was ihm wohigeficl. Diefs bring' ich ihm zur Morgengabe, Und mein Geliebter nennt es viel.
X X X I I . Ge-
Sechstes Buch.
5»
XXXII.
Gebrauch der Jugend. 1625. A . c h ! Schonftc, lafs uns eilen i Wir haben Zeit! Bevor uns das Verweilen Z u ipät gereut. Der Schönheit edie Gaben Fliehn Schritt für Schritt, Und. alles, was wir haben, Das fliehet mit. Der Wangen Zier verbleichet, Das Haar wird greis; Der Augeu Feuer weichet, Die Bruil wird Eis. Das Mündlein von Korallen Wird ungeftalt; Die Hand', als Schnee, verfallen; Und du wirft alt. D 2
Drum
5a
Sechstes Bucli. Drum laCs uns itzt geniefsen Der Jugendfrucht, Eh als wir folgen muffen Der Jahre Flucht. W o du dich (elber Iiebeft, So liebe mich. Komm, gieb mir! Was du giebeft, Verlier' auch ich.
XXXIII.
Sechstes Buch,
53
XXXIII.
Einladung ins Grüne. Kommt, ihr Frauen, auf den Plan, Der, euch zu gefallen, Sich mit Bluhmen angethan; Ringsumher vom Waldaltaa T o n e n Nachtigallen.
Bunte Bluhmen wollen wir I n den Schoofs euch
ftreuen;
Gleich H i r t i n n e n werdet ihr, Uns zur Luft und euch zur Zier, Sie zufammenreihen.
Alles haben wir beftellt, Was behagt den S i n n e n ; K ö n n e n , w a n n es euch gefällt, U n d lieh Paar und Paar geleilt, Einen T a n z beginnen.
D 3
Bis
54
Sechstes Buch.
^imtr--
1
-.^sm*.
Bis es dämmert auf der A u j Sind wir bey einander; Und dann geht, im kühlen Thau, Mit der liebevollen Frau Jeder Freund fclbander.
XXXIV.
Sechstes Buch.
5?
XXXIV. A d e l g u n d e . Ich ichlief, und träumt', es folge mit Mein Falfchcr freundlich nach, Sah klar und hell ihn, glaube fchier, Ich war im Ernfte wach. Er 20g den Ring mir von der Hand, Und ach! zerbrach ihn mir. Ein waflerholles Perlenband Warf er mir hin dafür. Ich thät es um, trad ging hinaus, Zu fchaun mein Myrtenfchofs, Das ich gepflanzt zu Krön' und Straufs, Und Tag für Tag begoß. Da rifs entzwey mein Perlenband, Und eh ich mirs verfah, Rollt alles hin in Staub und Sand; Kein Perlchen war mehr da. D 4
Noch
Sechstes Buch. Noch fucht' ich nach mit grofscm Fleifs, Noch fucht' ich, als mirs Ichicn, Es wandle mein geliebtes Reis Sich fchnell in Rosmarin. Brich, armes Herz! zur Todtenkron Erwuchs mir Rosmarin, Verweint lind meine Perleil fchon, Der Brautring ift dahin.
XXXV. Be-
Sechstes .• 1
Buch.
=
57 '
XXXV.
Belife und Thyriis. 1696. B e l i f e ftarb, u n d fprach i m S c h e i d e n : N u n , T h y r i i s , n u n vcrtafs' ich d i c h ; Ich ftürbe w i l l i g u n d mit F r e u d e n , L i e b t ' Eine dich f o f e h r , als i c h .
A c h ? fprach er, mag dich das b e t r ü b e n ? Belifc t nur dein T o d ift f c h w e r ; K a n n f t du m i c h feibft n i c h t länger l i e b e n , Bedarf ich keiner L i e b e mehr.
d5
xxxvr.
58
Sechstes Bach. XXXVI.
D i e Sittenrichter. H ö r t , hört die ftrengen-Sittenlehren, Die, junge Schönen zu bekehren, Theant vor keinen Zeugen, fpart: „Wifst, Kinder, wi&t! ein Kufs ift fündlich; „Wer fromm ift, der ift unempfindlich, „Wer k ü ß t , ift von des Satans Art." Doch wann ihn eine Wand verftecket, Dann zeigt er, wie man küflen mufs, Und fchreyt, wenn man die Lift entdecket: Ey was ? es war ein Friedenskufs ! Wann wir uns volle Römer bringen, Und fchon mit fchweren Zungen fingen, Kömmt Alidor in vollem Lauf: „Du wirft dein Mörder, blinde Jugend ! „Ach ! opferft du Glück, Kraft und Tugend „Dem Kitzel des Gcfchmackes a u f i " So zankt er; mitten in dem Zanken Sieht er das grofse Glas lieh nahn; Er lächelt, nimmts, und in Gedanken Stöfst er mit feinen Nachbarn an. XXXVIT.
Sechstes Bach.
59
XXXVII. Der blöde Schäfer. H i e r fchlummert fle.
Ich Blöder zage.
Was foll ich. thun ? Wenn ich es wage, So wird iie zornig von mir flithn ; Und kann ich iie nicht fchlafend küffen, Werd' ich diefs Glück wohl ewig milTen. O Liebe! mache mich doch kühn! O Liebe! gieb, dafs Dorimene Im Traume fleh nach KüfTen fchne, Und froh fey, dafs iie zärtlich ift; Wenn ich fic küffe, lafs iie lachcn, Und dann vom Traume fchnell erwachen, Und freundlich fragen, wer Iie küßt.
XXXVIII.
6o
Sechstes Buch.
XXXVIII. D i e
E h r e .
D e r Ehre ftolzer Glanz, den alle Welt beneidet, Iii mir nur lächerlich. Ich acht' es nicht, wenn auch kein Fürit mich um fich leidet; I h r , Freunde, leidet mich. Euch fuch'ich täglich auf, mit euch theil'ich mein Leben, Wir dürfen uns erfreun. Der Himmel, der uns liebt, hat uns nicht Gold gegeben, Er giebt uns aber Wein. Den falfchheitvollen Hof wird llets die Freude meiden, Die nur für uns gehört. Der Wein fogar, der W e i n , der Vater aller Freuden, Wird dort in Gift verkehrt. Au» Einfalt geb' ich nicht, dort angefehn 2U werden, Die goldne Freyheit hin. Der Erden Könige fe'y'n Könige der Erden! Ich bleibe, was ich bin.
XXXIX.
Sechstes Buch. - I• •
=— 1
61 ••
1
•S^Hfr-
XXXIX. D i e
K ü f f e.
D a f s ich bey meiner Luft das rechte Mafs verfehle, Und meine Kulje niemahls zähle, Das ftraft Philet, der fchon zu alt zum KüfTen ift. Die Alten, lehrt er mich, die pflegten auch zu küflen, Allein nicht aufzuhören willen, Allein fo viel, wie du, zu kuflen, Das Laiter war noch nicht bey ihnen eingeriflen. Ich habe felbft fehr fparfam nur gekiifsr. So foll ich d e n n , wenn ich, Neäia, umfange,
dich
Und trunken von der Luft an deinem Hälfe hange, Wenn mein entzückterGeift, der gern iich felbft vergifsr, Auf deinen Lippen ftirbt, mich erft: mit Zwei. fein plagen, Ob auch die Leute fagen, Dafs ich zu viel geküfsc? Neilra
62
Sechste? Buch. Ncärahörts, und Jacht, und klopft mir fanft die Wangen,
Und giebt mir einen ICufs voll jugendlicher Glut, Dergleichen Mars von Venus nicht empfangen, Wenn er in ihrem Arm Von Siegen ausgeruht: „Vor weflen Urtheil denn, fagt fie, fcheut Thyrfis fich ? „Tn diefer Sache wider dich „Ift j a kein Richter, als nur ich.«
XL. Die
Sechstes Buch. —
.
63
1
..n^»
XL.
Die fchwere und die leichte Kunit. R h e i n w e i n fehn in Gläfern blinken, Ohne fic rein auszutrinken. U n d dabey iich glücklich dünken, Das ift fchwerer, als man meint; Finftre Weifen fchnell bekehren, Und die Weisheit, die fie ehren, I n dem Glai'e finden lehren, Das ift leichter, als es icheint. S e h n , dafs andre zärtlich küflen, Und dieis Glück doch fclber miflen. J a , iich noch zu trollen wiflen. Das ift fchwerer , als man m e i n t ; Spröde Mädchen bald bewegen, Ihren Kubach *) wegzulegen, Und der Liebe nur zu pflegen. Das ift leichter, als es fcheint. *) Ein Gebetbuch, von deflen VerfalTer ein jedei Buch , welches Receptc zum Beten für alle Zufälle vorschreibt, ein Kubach genannt wird. fciSSSi
iXLI. Die
64
Sechstes Buch. •'
1
XLI.
Die Mutter und die Tochter, Die Tochter. O
Mutter! brich die armen Rofen nicht;
Sie Herben bald, wenn man iie einmahl bricht. Wie fchön ift es, am Stocke iie zu fchen! Du briehft lie doch ? nein! Mutter, lafs lie flehen.
Die Mutter. Befürchte nicht, dals ich zu graufam fein; Wie lange ivährrs ? fo find iie doch, dahin. Was treibt dich io, für iie bey mir zu fprechen ? Eh lie verblüht), mufs man iie lieber brechen.
Die Tochter. Das glaubt' ich fonftdem iofen Dämon nicht; Der denkt auch fo, der küflet mich, und ipricht: Mein Kind, dein Lenz wird bald verblühen müffen; Eh er verblüht, fo lafs uns ihn verküfien. Ich armes Kind! aus Einfalt floh ich ihn; Wenn er itzt kömmt, fo darf ich doch nicht fliehn?
XLILLe-
Sechstes Buch.
65
XLII. L e t h e .
M
ein Freund» du kannft mir glauben,
Man trinkt den Saft der Trauben Noch in der Unterwelt. Mein Freund, du kannft mir glauben, Man trinkt den Saft der Trauben, Auch wenn uns Charon fchon den Schatten •zu gefeilt. Wenn Pluto über uns regieret, Weifst du, was man an feinem Hofe macht? Man trinkt dort Tag und Nacht. Der Fiufs, von welchem man fo viele Reden führet, Der Lethe, ( glaub' es, Freund! ein alter Dich» ter fprichts,) lft weiter nichts, Als folch ein W e i n , wie hier in diefem Glafe blinket, Wodurch man Sorg' und Gram vertrinket.
XLTII. D i e
66
Sechstes Buch. XLIII.
Die Schätze. S c h ä t z e will ich nicht erwerben; D e n n es lachten jüngft die Erben, Als (ich , nach der Thoren Art, Harpax krank und todt gefpart, J ü n g l i n g , ruft Philemon, fpare, Sammle G e l d , doch nicht zur Bahre, Sammle n u r , dich zu erfreun; D e n n für Geld bekümmft du Wein. G u t ! ich will mir Geld erwerben; Doch gewifs nicht für die Erben. J a , k h fanimle, mich -zu freun ; Denn für Geld bekomm' ich Wein.
XLIV.
Sechstes Buch.
67
XLIV.
Schwur eines Liebhabers. I c h fah die junge Sylvia, Die jeder mit Entzücken fah: Und aus der Ehrfucht eitlem. Triebe Vcrfchvvur mein kühner Mund die Liebe.
Doch, da mein kühner Mund noch fchwur, Empfand mein Herz fchon die Natur. D a , Liebe, haft du mich gelehrct, Der Ijebe fchon, der dich verfchwörct.
XLV.
68
Sechstes Buch. XLV. Lyde an Amorn.
S o h n Cythcrens, kleiner Weltbezwinger, Welch ein Schmerz durchtobte deinen Finger Von dem Stich der Honigträgerinn! Fühl' ihn noch, fo ilark, wie SchlnngenbiiTc, Und dann denke, was ich leiden müfle, Da ich wund von deinen Pfeilen bin. *)
Jener Schäfer mit den feuervollen Blauen Augen, die mich tödten wollen. Und mit einem Munde rofenweich, Ach ! der Stolze flieht vor meinen Kiiilen! Ach! der Undankbare flieht, NarciiTen Und dem flatterhaften Zephyr gleich! Ihn, *) Anakreon, Ode 40. Lyriiche liluhmenlcfe IV. ay. **) Narcils floh vor den Umarmungen der Nyra« phe Echo.
Sechstes Bach. 1
.
69 '
'¿Sg^
Ihn, der llets geliebt nie wiedcrliebet, Ihn, dem ewig Eis die Bruft umgiebet, Rächer Amor!
ihn entflamme du,
Ihm gieb einen Theil von meinen Schmcrzen; Und dann eil' er mit zerfchmolznem Herzen lleucfühlend meinen Armen -¿u.
X L VI.
70
Sechstes Buch. —:
11
gaSi&fr
XLVI. D i e Zu
A l t e .
meiner Zeit
Beftand noch Recht und Billigkeit: Da wurden auch aus Kindern Leute, Da wurden auch aus Jungfern Bräute; Doch alles mit Befcheidenheit. Es ward kein Liebling zum Verräther, Und unfre J u n g f e r n freyten fpiiter; Sic reizten nicht der Mütter Neid. O gute Zeit! Zu meiner Zeit Beflifs man iich der Heimlichkeit; Genofs der Jüngling ein Vergnügen, So war er dankbar u n d verfchwiewen ; U n d itzt entdeckt ers ungefcheut. D e r Vorwitz alles Ding zu willen, Der Liebesgcift, die Sucht zum KüiTen Fährt leider! fchon ins Flügelkleid. O fchlimme Z e i t ! Zu
Sechstes Buch.
71
sm Zu meiner Zeit
Ward Pflicht und Ordnung nicht c n w e i h t : Der Mann ward, fo wie iichs gebühret, Von einer lieben Frau regieret, Trotz feiner ftolzen Männlichkeit; Die Fromme hc*rfchte nur gelinder; Uns blieb der Hut, und ihm die Kinder; Das war die Mode weit und breit. O gute Zeit! Zu meiner Zeit War noch in Ehen Einigkeit; Jt7t darf der Mann uns faft gebieten, Uns widerfprcchen, und uns hüten, W o man mit Freunden iich erfreut. Mit dieier Neuerung im Lande, Mit diefem Fluch im Eheilande Hat ein Komet uns lau gib bedr;tut, O fchlimmc Zeit!
E 4
XLVII.
72
Sechstes Buch. XLVII.
Die Töchter der Eva. Aus dem Hebräifchen, G o t t f c h u f der W e i b e r erfte Nichc aus des M a n n e s Scheitel» Dafs fíe n i c h t eitel w ü r d e ; N i c h t aus des M a n n e s A u g e n , Dais fíe n i c h t lüftern w ü r d e ; N i c h t aus des M a n n e s Z u n g e , Dafs fie n i c h t f c h w a t z h a f t w ü r d e ; N i c h t aus des M a n n e s O h r e n , Sie h o r c h t e f o n f t nach allem ; N i c h t aus des M a n n e s Händen» Sie grille fonft nacli a l l e m ; N i c h t aus des M a n n e s Fiifsenj Sie liefe f o n f t n a i h allem. E r f c h u f lie aus der Rippe, Der unbefcholtnen
Rippe:
Doch haben ihre Tochter V o n j e d e s Gliedes F e h l e r Ein kleines T h e i l b e k o m m e n .
XLVIII.
Sechstes Buch.
73
XLVIII.
L y k a n d e r. .Liykandern wird in feinen fchönften Tagen Zur Eh' ein Mädchen angetragen, Jung, munter, fchiin, des Frühlings Ebenbild: Mein Jüngling aber iit zur Ehe noch zu wild. Lykandc-rn wird in feinen Sommertagen Ein mündig Mädchen vorgefchlagen, Minerven gleich an Klugheit und Geftalt: Er aber will üc nicht foklug, und nicht fo alt. Lykandcrn wird in feines Herbftes Tagen Die reichfte Wittwe vorgefchlagen, Von Ceres Wuchs und blondem Angelicht: Er aber wählt, was einft ein andrer wählte, nicht. Lykander kommt zu feinen Wintertagen» Und ungeprüft, unangetragen, Ihm lelbft zur Laft, der jungen Welt zum Hohn, Nimmt er ein dürres W e i b , den Winter in Perfon. E 5
XLIX.
74
Sechstes Buch. .
.
, —Qgtfe
XLIX.
Die Sicherheit in der Flucht. M e i n Thyrfis! dürft' ich dir doch fagen, Warum ich dich fo fchüchtern flieh': Du würdeft nicht voll Wchmuth klagen, Ich wäre hart, und fühlte nie. Ach, Thyrlis ! graufam gegen mich, Flieh' ich, aus Liebe flieh' ich dich! Oft fitz' ich in verfchwiegnen Büfchen, Und feufze: Thyrfis, wärft du da! Es raufcht ein Weftwind in den Büfchen: Ich flieh', und glaube, du biit da. Aus Hais nicht, graufam gegen mich, Flieh' ich, aus Liebe flieh' ich dich! Ja, Thyrlis, willft du nichts begehren, Als diefs mein zärtlich Herz allein, So will ich, fchöner Jüngling, fchwören: Mein •zärtlich Herz bleibt ewig dein. Doch, Himmel! wenn du mehr wirft Hehn, Was werd' ich dir nicht zugeftehn! L. Grab-
Sechstes Buch.
75 -^m*
— Ü - J
L.
Grablied der Junglinge und M ä d c h e n a u f jungen
einen
Helden.
Jüngling. H ier fiel der Jüngling, xinfer Freund, Hier fank der Held dahin! Noch fchlug er ilcrbend feinen Feind, Fiel ficgreich auf ihn hin. Mädchen. Der Madchen ililler Wunfeh war Er, Der jungen Manner Neid; Der Kriegesgott, mit Helm und Speer, Apoll, im I'ricdensklcid. Chor der Jünglinge und Mädchen. Auf! ftattet der ZartlichkeitPflichten ihmab: Umpflanzet mit duftem Zyprefien fein Grab, Erhebt ihn in Liedern, und baut ihm Altäre, Und weint ihm der Liebe geheiligte Zähre.
76
Sechstes Buch.
.HCL,.
1
1
'•
^ » U
Jüngling. Voll Schweifs und Jilut rifs feine Hand Viel' an ihr Lebensziel. Für König und f ü r Vaterland Verblutet' e r , und fiel. Mädchen. Voll Muth trug ihn fein ftolzcs Rofsi Voll vbn des Jünglings Muth. Für uns, f ü r unfre Mütter flofs So f r ü h fein edies Blut. Chor der Jünglinge und Mädchen. Des Jünglings Vcrdienilen und Thaten getreu, Erbailt ihm T r o p h ä e n , u n d fingt ihm dabey; Und n e n n e t ihn unter den Helden den gröfsten, U n d unter den Freunden der Menfchen den bellen. Jüngling. Nicht Wall noch Mauer fchreckt' ihn a b ; K ü h n fchwang er iich hinan. Z u tapfer, f a n d er bald fein Grab Auf feiner Ehrenbahn. Mäd-
Sechstes Buch.
77
Mädchen. Noch todt f c h ö n , wie der Maja Sohn, *} Lag e r , mit Blut benetzt. Ein ew'ger Nachruhm bleibt fein L o h n ; Man fing' ihn fpät, wie j e t z t ! Chor der Jünglinge und Mädchen. Pflückt Rofen und V e i l c h e n , fein Grab 211 beftreun l Umpflanzt es mit M y r t e n ! begiefst es mit Weinl Umhänget die Urne mit blühenden Kränzen! Sein Name wird bey den Unfterblichen glänzen. *) Merkur» der Erfinder der Leyer und der Kampfziele»
L I . Die
73
Sechstes Buch. LT.
o
Die Freundfchaft.
Frcundfchaft! dir zur Ehre
Erfchallcn unfre Chöre, Und Phyllis ftimmt mit ein. Doch, füllte «las Entzücken In Phyllis Ton und Blicken Nicht mehr, als Freundfchaft feyn?
I.II. Die
Sechstes Buch. '
!.
-79 "
Lir.
Die Nonne. Welchen Dank foll ich dir fagen, Nachtigall! dafs du verweilfb, Und die wiederhohltcn Klagen Einer armen Nonne theilft ? Menfchen, die mich fchlau betrogen, Fühlen kein Erbarmen mehr. Augen, die mir Liebe logen, Sind von Mitleidsthränen leer. Guter Mond! auch dich erfüllec Tiefe Schwermuth, fo wie mich; Meinem Antlitz gleich, verhüllec Deines in den Schleyer ilch; Deine bleichen Wangen fcheinen Gleichfalls durch den Gram entilellt, Gleichfalls rollen von den deinen Thränen auf diefs Bluhmcnfeld. Rofen!
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'
Sechstes Bach. •
Rofen ! ihr fchlofst ungefehen Unter meiner Zell' euch auf, Und nun fterbt ihr; Winde wehen Euren letzten Hauch herauf. Unbcklagt, wie ihr, verfärbet Sich mein blühendes Geficht. Liebfte Rofen, warum fterbet Ihr auf meinem Grabe nicht!
LITT.
Sechstes Buch. ==•
gi -QiMs
LIII.
Bä6chus Vorzog. C y t h e r e ! von nun an verlaß' ich dein Reich ; Sich, Bechcr und Flafchen find ftärkere Bande» Du kannil: nur zwey Herfen verknüpfen, o Schande! Und Bacchus vereinigt wohl d-
11
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Es mögen ihn die Enkel prcifen, U n d fügen : Solch ein Mann Ift itzo nicht mehr aufzuweifen. W a s gehen mich die E n k e l a n ?
XIII. Die
Achtes Bach.
209
XIII.
D i e Unfchuld Mutter. J a , liebes K i n d , bisher hab' ich dich noch bewacht: N u n blft du fechzehn J a h r , nun nimm dich felbft in Acht. Flieh aller falfchen Schäfer Lift. Sie fagen dir, wie fchön du bift, Wie fehr ihr Herz von dir entzündet litt Doch darfit du ihnen niemahls traun. Und ichwören lie dir gleich, auf ihren Schwur nicht baun 1 D e n n wenn man ihnen nur den mindften Kufs erlaubt, So ift uns fchon die Unfchuld halb geraubt.
Tochter. So, Mutter? Ift das wahr? Ey! warumfagtet Ihr Mir diefes nicht fchon Iängft ? Was kann ich n u n dafür, Dafs fie mir halb geraubet ift ? O
Denn
2io
Achtes
Biicli.
—
1
^ i i
D e n n Dämon hat mich, weiche Lift! Beym Spiele mehr, als hundertmahl gekiifst. Schön ifts! o ! war' es doch erlaubt! Doch fagt, wie macht man das, wenn man fle ganz uns raubt ? S a g t , liebe Mutter, fagt! fonft fchweig' ich etwan füll, Wenn Dämon kömmt, und mir fte rauben will.
XIV. Die
Achtes
Buch,
211
xiv.
Die Vergötterung. Dorimene, die Göttinnen, (Traue mir die Wahrheit z u ! ) Waren anfangs Schäferinnen, Oder Mädchen, fo wie du. Die mit himmelblauen Augen, Die die meiftcn Räthfel fand, Konnte zur Minerva taugen, Und erwarb den Gotterftand. Dichterinnen hieisen Mufen, Und entzückten Herz und Ohr ; Schönen, blond, mit vollen Bufen, Bildeten die Ceres vor. Die iich oft zum Tanz umfchlungen» Wurden Grazien genannt. Die nicht Schönen und nicht Jungen Wählten Cch der Parzen Stand. O 9
Eine
312
Achtes Bach. 1
•»HCb.,!!.
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Eine Spröde feltncr Blüilc Ward aus Zucht und Häuslichkeit Hütcrinn der Feuercfle, Und die Vefta jener Zeit. Die durch Reiz und Unglücksfalle Sich den P.aub der Grobheit f.ih, Ward in ihres Ehftands Hölle Kläglich zur Proferpina.
Majeftärifche Gebcrdcn, Hoheit, die Ikh nie vergafs, Liefsen die zur Juno werden, Die fo grofsen Geilt helais; Krone, Zepter, Wolken, Pfauen Mußten ihr zu Dienitc llehn, Zum Excmpel aller Frauen, Die das Regiment verilchn.
Ihr
Achtes Bach.
215
Ihr fo ivohl gepaarten Beide, Schönheit und Empfindfamkeit, Und du Stirn, du Sitz der Freude, Mund, der lächelnd Kliffe beut, Huld und Reiz in allen Mienen, Rofenwangcn, lockig Haar, Stelltet eine Venus ihnen, Stellt mir Dorimenen dar.
J a , geliebte Dorimene, Li der alten Götterwelt, Hätten dir die Heldenföhne Gleichfalls Opfer angeftellt; Gleichfalls würden deinen Wagen Tauben oder Schwäne ?iehn r Dich die Liebesgötter tragen, Und mit dir nach Paphos fliehn.
O ?
XV. Von
214
Achtes
Buch.
->»6ter-r-—!
n.ngHi XV.
Von der Freude. S a g e , fprach ich, holde Freude, Sage doch, was fliehft du fo ? Hat man dich» fo fliehft du wieder; Niemahls wird man deiner froh. Danke, fprach fie, dem Verhangnif? ! All« Götter lieben mich : Wenn ich ohne Flügel wäre, Sie behielten mich für fich.
X V I . Der
Achtes Buch. "
•
" '
215 nQgfr.
XVI.
Der dichtende Knabe. F l i e h nicht deilAmor, O zarte Schweller! Flieh nicht den Amor! Er fängt dich doch. Ich roch im Garten An einer Nelke, In deren Schoofse Der Kleine fafs: Mit ihren Düften, Den fiifscn Düften, Die mich vergnügten» Sog ich ihn ein. Ich armer Knabe! Wer kann mir rathen ? In meinem Haupte Ift er nun Herr. Und
2i6
Achtes
Buch.
Und diefcs Liedchen» Klein, wie er fei6er, Und diefcs Licdchen Ift fchon von ihm.
XVII. Die
Achtes Buch.
«17
xvir. D i e Hüffe. A i s fich aus Eigennutz Mcli/Te Dem muntern Koridon ergab, Nahm ile für einen ihrer KüflTe Ihm anfangs dreyfsig Schäfchen ab» Am andern Tag' erfchien die Stünde, Wo er den Taufch. viel beffer traf r Sein Mund gewann von ihrem Munde Schon dreyisig Küfle für Ein Schaf, Der dritte Ta'g war zu beneiden: Da gab die milde Schäifcrinn Um einen neuen ICufs mit Freuden Ihm alle Schafe wieder hin. Allein am vierten gings betrübter, Indem fie Heerd' und Hund verhiefs Für Einen Kufs, den ihr Geliebter Umfonft an Doris überliefs.
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XVIII.
2(8
Achtes Buch,
xvnr. Der erfte May. Ein Triolett. D e r erfte Tag im Monath May Ift mir der ichünile T i g von allen» Dich iah ich> and geftand dir frey» Den erilen Tag im Monath May, Dafs dir mein Herz ergeben fey. Wenn mein Geftändnifs dir gefallen: III mir der fchönfte Tag von allen Der erfte Tag im Monath May.
XIX. Die
Achtes Bach. «tj^agg... .... •
319 i.ngftfr.
XIX.
Die Faulheit Fieifs und Arbeit lob' ich nicht» FIcifs und Arbeit lob' ein Bauer. Ja, der Bauer felher fpricht, Fieifs und Arbeit werd' ihm fauer. Faul zu feyn fey meine Pflicht j Diefe Pflicht ermüdet nicht. Bruder» lafs das Buch voll Staub, Willft du länger mit ihm wachen ? Morgen bift du felber Staub. Lafs uns faul in allen Sachen, Nur nicht faul zu I ich" und Wein, Nur nicht faul zur Faulheit feyn.
XX. An
220
Achtes
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Buch.
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XX. An die Ipröde Blanka. 1650. W i M du nichts von Liebe hören > Ncnnft den F.hftand Ungemach? Blanka, l'afs dich nicht bethoren! Reue folgt dem Kaltfinn nach. Ach! du kennil noch nicht die Peirj» Alt und Jungfrau noch zu feyn. Lieben und geliebet werden Iii das fefte Band der Welt, III was noch diefs Haus der Erden Aufrecht vor dem Fall erhalt. Wozu tauget Weib und Mann, Wenns nicht lieben will und kann ? Wie die .flipfei an den Zweigen Vor dem Herrn des Gartens iich Um die Herbftzeit niederbeugen, Und fall fpreclien : Kofte mich! Wie im Weinniond reifer Wein Strotzet und geprefst will feyn j Wie
Achtes Buch.
221
11. W i e die volle Rof' im Lenzen Sanft nach deiner Hand /ich fenkt,. Deine Lückchen zu bekränzen Abgepflückt zu werden denkt j W i e die reife Sommerfaat Halb lieh ihrem Schnitter nahts Alfo reifen deine Gaben, U n d , triegt mich dein Auge nicht, Wollen einen Nchmer' habeil, Ob dein Mund gleich vvidcrlpricht. Uberflufs, wie du ihn haft, Heifchet einen lieben Gaft. Komm, mein Obft und meine Traube, R o f und Saat, erfreue mich! K o m m ! nach diefer Früchte Raube Sehnet meine Seele lieh; Diefs Obft labet meinen Sinn, Ob ich fonft gleich obitfeheu bin.
XXI. Die
222
Achtes Buch.
. HISL.
.irtQpft» XXI
Die VögeL I n ciiefem Hain, in dicfcn Gründen Hcrrfcht nichts als Frej'heir, Luft und Ruh. Hier fagen wir einander zu, Im dickften Schatten uns -zu .finden; Hier find' ich dich, mich findeft du. D i e Nachtigall in diefe« Sträuchen Gleicht an der Stimm', o P h y l l i s , dir, In ihrer Scherzluft gleicht lie mir, Und fucht, uns beiden mehr zu gleichen. Die ¿ehern Schatten, ib wie wir. Die Lerche fteiget in die Höhe; Ihr buhlerifcher Luftgeiang Verehrt und. lohet lebenslang D i e freye Liebe, nicht die Ehe, Dia fiete W a h l , und keinen Zwang. Wie
Achtes Buch. ••
»
233 '
W i e fcherzt und hüpfet durch die Felder Die oft gepaarte Wachtelbrut! Die frohen Schläge, die fie thur, Erfchallcn in die nahen Wälder, Und tönen lauter Luft und Muth. Der Sperling thcilt fein kurzes Leben In Zwitfchern und in Lieben ein. Man weifs, er liebet ungemein; Will man fein Singen nicht erheben, So wird er wohl zu tröften feyn. Wie girren dort die Turteltauben! Wer kann ihr Girren nicht verftchn? Und o ! wie kürten fie fo fchön ! — Dir folche KüiP hinfort zu rauben, Das hab' ich ihnen abgefehn.
XXII. Der
324
Achtes Buch.
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•-
1
1
XXII. D e r Augenblick. Jnbrunft, Zärtlichkeit, Yerftand, Schmeichclcyen, Sorten, Thränen, Zwingen nicht die Gunft der Schüncn, Schaffen uns nicht ihre Hand t Nur Ein fchwacher Augenblick Fordert der Verliebten Glück.
XXIII. An
Achtes Buch.
225
XXIII.
An den verlornen Schlaf. W o bift du hin, du Tröfter in Befchiverde, Mein goldner Schlaf, An dem ich fonil die Könige der Erde Weit übertraf? Du hall mich oft an Bächen hingeftrecker, Sanft überrafcht; Vom himmlifchcn Gewölb' allein bedecket, Hab* ich dich fonft, du Flüchtling, bald erhafcht. Hier fäufelte der Efpenbaum gelinde Mich in die Ruh; Dort fpielten mir die Wellen und die Winde Den Schlummer TXL. Mich ftöreten nichtStolz, nichtNahrungsforgen, Noch Amt, noch Pflicht; Ich war im Schlaf vom Abend bis -zumMorgen Todt für die W e l t , nur für Amiren nicht. P
Stets
22Ö
Achtes Buch.
Stets eilte mir in fchmeichelhafteu Träumen Ihr Schatten nach, Im Thale bald, bald unter hohen Bäumen, Und bald am Bach; Oft ftolz geputzt, oft leicht im Schäferkleide, Mit offner Bruft: Im Antlitz fafs die jugendliche Freude, Aus ihrem Blick fprach Zärtlichkeit und Luft. Mein alter Freund, mein Schlaf, erfcheine wieder, Ich bitte dich! D u Sohn der N a c h t , o ! breite dein Gefieder Doch über mich! Verlafs dafür den Wuchrer, ihn zu ftrafen, Und jeden Mann, Der ohne Reu des Landes armen Schafen Die Woll' und Haut zugleich entreifsen kann.
XXIV. An
Achtes Buch.
227
xxiv. An die Nachtigall. Oüfsefte der Nachtigallen i Schweige, denn ich bin allein. Liefseft du dein Lied erfchallen, Scheelfucht käme bald zum Hain, In die grün gewölbten Hallen, W o mir Thränen, füfs und rein, Heimlich in den Bufen fallen, Säh' es, und verrieth' es allen. Dafc mir ThrSnen, füfs und rein, Heimlich in den Bufen fallen, Machte mir dann lange Pein. Glücklicher wein' ich allein, Süfsefte der Nachtigallen!
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XXV. Die
228
Achtes Buch.
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7
XXI . D i e EntfehlüiTe. M ein Vormund fpricht: Er will jfchon lieben ? Das könnt' Er immer noch verfchieben ! — Das kann wohl gefchehn ! J a , ja! noch weicht dem Wein die Liebe; Doch ftets verfchmäht' ich ihre Triebe? Das will ich doch fehn! Die Vettern fagen: Bleib zu Haufe, Und laufe nicht zu jedem Schmaufe. —« Das kann wohl gefchehn ! Doch denken mich die klugen Herren Als einen Hänfling einzufperren ? Das will ich doch f e h n ! Dafs ich, nach meines Doktors Lehre, Im Fieber allen Wein vcrfchworc, Das kann wohl gefchchn! D o c h , wenn das Fieber mich vcrlaiTen, Sollt' ich den Wein noch immer halfen ? Das will ich doch fehn !
XXVI. Die
Achtes Buch.
229
XXVI.
Die Verlchwiegenheit der Phyllis. Nein,
n e i n ! man fängt mich nicht f o bald;
Ich fage kfcinem, was ich d e n k e ; Ich kenne fchon der Schäfer Ränke, U n d bin nun icchzchn Sommer alt, U n d höre ineine Schwertern fagen, Man müfle kein Geftändnifs wagen. M e i n Schäfer nennt es Gütigkeit, Dafs ich bey feinen Heerden w e i d e ; Ich nenn' es eine Frühlingsfreude, U n d die ift keine Seltenheit; J a , war' es mehr, als ein Vergnügen, So fag' ichs n i c h t , und bin verfchwiegen. Ich hab' ihm jüngit ein grünes Band U m Hut und Stab und Arm gebunden; W i e fehr er diefe Gunft empfunden, Das weifs i c h , und er hats bekannt; Er aber foll es nicht erfahren, W a r u m ich bat, es z u verwahren. Um
230
Achtes Buch.
• Um etwas, Liebe, biet' ich dich: Lafs ihn nicht (liefen Bufch beichreitcn! Du miiehteft ihn vielleicht begleiten, Und wahrlich ! dann verrieth' ich mich. Doch hait du das dir vorgenommen, So lafs ihn ja nicht heute kommen!
XXVII.
231
Achtes Buch. XXVII.
D a s Eingebinde. Eine Romanze, F r a u Löwinn kam im Zedernwald Mit einem Knäblein wohlgeftalt Ins erfte Wochenbette. Da war im ganzen Reich kein Thier» Das nicht dem Prinzchen oder ihr Was eingebunden hatte. Der EfeJ trat zuerft herbey, Und fang mit bardifchem *) Gefchrey Ein Lied zu beider Lobe; P
4
Gedruckt
*) Einige Poeten diefer Z e i t , die, ftatt des üblichen Schmuckes der Griechifchen lind Rö'mifchen Mythologie, etwas neues wagen wollten, verfuchten es, den T o n deraltdeutfchen Barden nachzuahmen, lind den unbekannten Gottheiten der nordifchen Völker gleichfam einen neuen Glauben zu verfchaffen. Der Spott trifft hier nur das Uebermafs in diefer Art zu dichten, vielleicht auch die kleine Prall-
333
Achtes Buch. 1
•
-^jig^ft.
Gedruckt fogar verehrt' ers ihr. Gut! fprach fie,
diefs iit zart Papier;
Tragts in die Garderobe! Drauf gofs der Tieger wohlgeftmth Drey Löffel reines Menfchenblut Dem. Löwchcn in den Rachen : Nun kanniT: du kalt auf Lcichcn ilehii, Rief e r , und, ohne wegzufehn, Der Unfchuld Thränen lachen. Der Prahlerey d a m i t , nicht den Verfuch felbft. C h a rakteriib feile JLiederwerden allezeit Wohl aufgenommen werden , weil fie etwas neues find; und eben f o , wie man im Namen eines Knaben, eines Bau» ten , eines Möhren , eines Lappländers gelungen h a t , eben fo kann man auch im Namen eines alten Celtcn fingen. Allein ein lyriiiher Dichter weifs aufzuhören, um nicht, wegen der engen G l ä n z e n , die ihm feine DichtungsJrt f e t z e t , in Gefahr zu gerat heil, entweder allzudunkel zu fehreiben, oder iich unaufhörlich zu wiederhohlen, oder, wenn er die W i e d e r h o l u n g e n vermeiden will, feinem angenommenen Charakter ungetreu zu weiden. Am allerwenigften wird er den Ruhm eines Deusilhcn Originaldichters bloi's in der Vettaufchung der Fabeln,
Achtes Buch.
233
Der Fuchs ihich mit dem Schwanz gar fein Ihm Stirn und Bruft, ihn einzuveihn, Und fprach: Erlauchtcr Knabe, Hier bring' ich den Machiavcli, v ) Gebunden In ein Lammesfcll, Zur treuen Opfergabe. Nun liefs der Geifsbock, hoch friilrt, Und als ein Stutzer balfamirt, Alfo lieh meckernd hören; Nimm hin die ICunft, zum Zeitvertreib Der Wittwe Kind , des Armen Weib HochfüriUich zu entehren. P 5
Das
b e l n , die int G r u n d e v o n eineriey T h o i h e i t u n d Weisheit find, oder die vornehmftc Stärke des Ausdrucks in dem ilbermäfsigen Gebrauch veraltet e r Wörter u n d W o r t f ü g u n g e n , oder wohl gar in der Vcritümmelung der Sylben u n d in der H ä r t e des Verfes Jüchen. *) Machiavelt hat eine Regierangskunil gcfchiieticn» welche nebft der Wiederiegtmg, oder dem Ancimachiavcll» ins Deutfche über fetzt worden ift.
2J4
Achtes
Buch.'
D a s xiöthigfte G e f c h e n k , D e r S a l a m a n d e r « * ) kömmt
verfem zuletzt:
H i e r unfre Molchpomade. M i t der das H e r r c h e n brav g e f c h m i e r t , D a m i t , w e n n m a n "zur H o l l ' i h n f ü h r t , D a s Feuer i h m nicht fchade. *) D e r Salamander oder M o l c h , den man auch den Feucil'ilamander n e n n e , ift ein vierfuisiges, langgefchwänzteS, nacktes T h i e r , welches zu den k r i e chenden Amphibie« gerechnet wird. Wenn man d e n Salamander auf glühende Kohlen f e t z t , l ä ß t e r ans feinen Warzen und kleinern Luftlöchern eine milchige Feuchtigkeit fiieisen, womit er iicli den L e i b , als mit einem F i r n i i s , ü b e r z i e h t , u n d wodurch er die Kohlen u m lieh h e r u m auslüfdit.
xxvur.
Achtes Bncli.
235
xxvnr. D e r K a f f e. An Belinden. S o xvie dein ungefioehtnes Haar, Wann es ein Spiel der Welle war, Und glcich dem holden Fxühlingskindc, Gleich der Aurikel hier im Stratiis V o r deinem Bufen: fo, Belinde, Sieht diefer braune Nektar aus. Nimm ihn und fag' Oythcrcn Dank! Sie gab dir diefen Göttertrank, Die fchwarzen Sorgen 'zu beftreiten, Und dir in deine junge Bruft Den unbefcholtncn Trieb '¿u leiten, Dem du nicht lviderftrebcn muist.
XXIX. Das
236
Achtes
Buch.
XXIX.
Das iit Schade. Wer h at ein reizender Gelicht, A l s Jungfer Marjonette? A l l e i n wer hört wohl, dafs lie fpricht, W i e man vermutliet hätte? Sie neigt lieh artig, und fleht da, U n d fagt aufs höchfte : W a s ? und J a ! A c h ! ile ift noch M o n a d e : "Wahrhaftig das ift Schade! Mifs F a n n i , älter als ile Ipricht, Hat Feuer in den Blicken; D o c h Schminke kann uns nur bey Licht, U n d nur von fern berücken: T r o t z aller Stein' an K o p f und Bruft, V e r g e h t dem Kenner Muth und Luft. Sie dient nur zur Parade: Wahrhaftig das ift Schade! Das
237
Achtes Buch. Das Fräulein Mira, frey im Scherz, Und für den H o f geboren, H a t fich mein bürgerliches H e r z Zu lieben auserkohren: Allein ich weifs n i c h t , wie das ift, Dafs iTe den Adelftand vergifst. D i e Lieb' ift wohl nur G n a d e : Wahrhaftig das ift Schadc!
X X X . Der
238
Achtes Buch. • • —
1
1
••
.
.
XXX.
Der Liebesblick. An die Fannia. • •
Uberdrüfsig einer Tugend, Die das Leben traurig macht. Dacht' ich an den Len-z der Jugend, Den ich liebend zugebracht: „ I i i die Fröhlichkeit verfelnvundcn, „ D i e mein Hera fö gern erneut? „Endigen, lieh meine Stunden „ N u n in Gram und Traurigkeit. Schnell erblickt' ich, — ob im Traume, Tannia, das ivciis ich nicht,
—
A m o m unter einem Baume; Lächelnd rief er: Traure nicht! Wille, LyJton, deine Schmerzen Sind fchon ihrem Ende nah: Ich vcriprechc deinem Herzen Einen Blick der Fannia.
X X X I . An
Achtes Buch.
239
XXXI.
An die Weisheit. G l ü c k , auf eiteJn Wahn gegründec Und von Sorgen untcrilür/i-, Schätze, die man mühfam findet, Und mit Angit und Furcht befitzt, Ehre, die nur Thoren blendet, Macht, die die Gefetze bricht, Würde, die die Menfchhcit fchändet, Wiinfcht des Dichters Seele nicht. Holde Weisheit-, ich erwähle, Mir zur Göttinn dich allein. Edel lafs mich an der Seele, Reich an Witz und Gcifte feyn; Frey zu denken mich erkühnen, Thun und reden mit Bedacht j Für kein Gold dem Sklaven dienen, Den Geburt zum. Fürften macht. Lais
240
Achtes Bach. Lafs mich die Natur geuiefsen, Welche keincn Ekel kennt, O f t die Zunft der Weifen grüfsen, Die Lein Kigendiinkel trennt; O f t mit Freunden und Freundinnen Mich durch Wein und. Scherz erfreun, Und den keufchen Charitinnen Singenswerthe Lieder weihn.
XXXII. Der
Achtes Buch.
24 t
XXXII.
Der fchlechte Wein. w ein , den die Bosheit ausgedacht, Des Waffers Ruhm empor zu bringen. Der ohne Freude trunken macht, Worinn wir Gilt und Tod verfchlingen, Den man zur letzten Folter fchenkt, Womit man in der Hölle tränkt, Ich brenne recht, dich zu belingen. — Ein harter Fluch befchwert das Land» W o diefer Weinftock aulgeichoffen ; llin Sohn hat den verfluchten Sand Mit feines Vaters Blut begoßen; U n d , falls mich kein Gedieht berückt, So ift der Winzer lchnell erftickt, Der feine Frucht zuerft genofTen. Ihr dreygezackten Keile, fallt! Entzündet euch, ihr fchnellen Blitze! O ! treffet ltark, und treffet bald, Und treffet diefes Weinbergs Spitze! Und macht, dafs diefer Theil der Welt, Den diefe Pflanze fo verfallt, Nicht ferner Herlinge beiitze. Q
XXXIII.
242
Achtes Buch.
xxxnr. Der Winter. Aus dem Griechifchen.
S e h t , wie Zcvs durch RegengülTc Felder überfchwemmt! Seht, der Lauf der fchneMcn Flüflc Wird durch L'is gehemmt! Seht, die Luft ift ichon den Winden "Völlig unterthan! Fort! den Froft nicht zu empfinden, Zündet Feuer an! Doch man mufs, nach meinem Dünken, I n t auch luftig l'eyn: Gebt lins reichlich Wein zu trinken, Aber guten Wein ; Der, ihr wifst fchon, wen ich meyne, Honigfarbe zeigt, Und nicht, wie die andern Weine, Gleich zu Kopfe fteigt.
XXXIV.
Achtes
Buch.
243
XXXIV.
Hilarions Wahl einer Gattinn. D i e ich mir zur Gattinn wähle, Muís von aufgeweckter Seele, Muís von fchiankem. Wuchfe feyn; Anmuth Ural' aus ihrem Gange; Silbern fey die Stimm' am.Klange; Fuis und Hand fey rund und klein. Allzujung braucht Kinderlehren ; Meine Freundinn will ich ehren, A l s des Haufes Königinn,Milde fey lie, doch auch häuslich,Denke, lefe, fchweige weislich; — Tändle, bis ichs müde bin. Sind die Bogen fchwarz wie Raben, Die das Aug' umzogen haben, Sinds die Locken weniger ; Iñ ihr Mund zum Kais gefchaffen: O ! fo braucht lie nicht mehr Waffen! —Ich bin ihr Gefangener.
Q 3
XXXV.
244
Achtes
Buch.
XXXV.
Die Harmonie in der Ehe, O
wunderbare Harmonie!
Was er w i l l , will auch iie: Er bechert gern, iie auch ; E r lombert gern, iie auck; E r hat den Beutel gern, Und fpielet gern den Herrn, Auch das jft ihr Gebrauch. O wunderbare Harmonie! Was er will, will auch lie.
xxxvi.
Achtes Buch.
045
XXXVI.
Die Verfchweigung. O o bald Damötas Chloen fleht, So fucht er mit beredten Blicken Ihr feine Klagen auszudrücken: Und ihre Wange glüht. Sie fcheinet feine ftilien Klagen Mehr als aur Hälfte 7,11 verftehnj Und er ift jung, und lie ift fchön: Ich will nichts weiter fagen. Vermißt er Chloen auf der Flur, Betrübt wird er von dannen fcheiden; Dann aber hüpft er voller Freuden, Entdeckt er Chloen nur. Er küfst ihr, unter taufend Fragen, Die Hand, und Chloc läfsts gefchehn; Und er ift jung, und fie ift fchön: Ich will nichts weiter fagen. Q 3
Sie
246
Achtes Buch. 1
• '
gSSW»
Sie hat an Bluhmen ihre Lud-: Er füllet tätlich ihr Verlangen; Sie klopfrihn fchmeichelnd auf die Wangen, Und ileckt ile vor die Bruft: Ihr Bufen bläht lieh, ile zu tragen, Und er ftolzirt, fie dort zu fehn; Und er ift jung, und fie ift fchön: Ich will nichts weiter fagen. Kaum hat ile wo ein kühler Bach, Beichützr vonBiifchen, eingeladen, In feinen Wellen ilch zu baden: So ichleicht er heimlich nach. In diefen fchwiilcn Sommertagen Hat er ihr oftmals zugefehn; Und er ift jung, und ile ift fchön: Ich will nichts weiter fagen.
XXXVII.
Achtes Buch.
247
XXXVII.
Akanth und Phryne. Eine Romanze, ir vor iieben Jahren Bot Akanth., aus Unbedacht, Für die Freuden Einer Nacht, Phryncii alle feine W a a r e n : A b e r ihm, — wer hätt's gedacht? —• W a r d ein tiefer Knicks gemacht. Neues W u n d e r ! nach, drey Jahren Hatte Phryne lieh bedacht, U n d verfpxach ihm Eine Nacht Für die Hälfte feiner W a a r e n : A b e r er, — wer hätt's gedacht?
—
T h a t , als Jiätt' er Scherz gemacht. Drauf erfchien fie nach 2wey Jahren I n verführcrifcher Tracht, U n d verhiefs ihm Eine Nacht Für ein Drittheil feiner W a a r e n : A b e r er, — wer hätt's gedacht?
—
Ward darüber aufgebracht. Q
5
Nach
248
Achtes Buch. 1
•
-i-i-as&Mn
Nach den beiden letzten Jahren Kam iie, glühend aJs ein Dacht, Und verhiefs für Eine Nacht Ihm irzt alle ihre Waaren: Aber er, — werhätt's gedacht? —• Hat iie graufam ausgelacht.
XXXVIII.
Achtes Bach. 1 1
1
249 im
XXXVIII.
Empfindungen einer Schäferinn. ibll die Liebe nicht berücken» D i e Sprödigkeit ift meine Pflicht. D i e Hände darf mir Thyriis drücken: D o c h das ift noch die Liebe nichr. Roth werd' ich, wenn ich ihn erblicke, Ich feufze , wenn man von ihm f p r i c h t ; O f t flieh' ich ihn » und feh' xurücke: D o c h das ift noch die Liebe nicht. Im tiefften Bufch, bey meinen Heerden, Im Bufch, den nie der T a g durchbricht, Schlief ich jüngft e i n , geweckt a u Werdens D o c h das ift noch die Liebe nicht. Einft gieng ich i r r e , weil ich wollte, Im Hillen Hain , beym Mondenlicht, Dafs mich mein Schäfer iuehen f o l l t e : D o c h das ift noch die Liebe nicht»
Ich
250 M©^
Achtes Buch. i
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Ich ftehe traurig in Gedanken, W e n n er mic andern Mädchen fpricht; Bald möchc' ich weinen, und bald zanken: Doch das ift noch die Liebe nicht. Heut küfst* er mich : zu meinem Herzen Schlich fich ein heimlich Feuer ein ; Ich weifs nicht welche fanfte Schmerzen: —» A c h ! follte das die Liebe feyn ?
XXXIX.
Achires Buch.
35»
xxxix. Klariffa. V erbergt euch doch, verbergt euchdocli, Ihr kalten Weifen, die ihr noch Euch gegen das fo fanfte Joch Der holden Liebe ftemmt 1 Sonft feyd ihr nicht in Sicherheit i Da Schönheit, Witz und Frömmigkeit, In aller Grazien Geleit, Euch zu beftreiten kommt.
XL. Früh-
252
Achtes Buch.' 1
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3Mt>
XL. Frühlingsluii
Seht den holden Frühling blühnl Soli er ungenoffen fliehn? Fühlt Ihr keine Frühlingstriebe ? Freunde, weg mit Ernit und Leid! In der frohen Bluhmenzeit Henriche Bacchus und die Liebe. »Die ihr heute feherzen könnt, Braucht, was euch der Himmel gönnt, Und wohl morgen fchon entziehet. Lebt ein Mellich, der wifTen mag, Ob für ihn ein Frühlingstag Aus Aurorens Armen fliehet ? Dort find Nymphen, hier ift Wein: Weflen foll ich heute feyn ? Amor und Lyäus winken. —« Theilet euch in meine Bruft, O ihr Götter füfser Luft! Laßt mich küflen, tanzen, trinken! XLI. Er-
Achtes Buch.
253
XLI.
Ermahnung an die Brüder. I n unfern Bechern wohnt das Lachen, Der freyc Geift, das offne Herz, Die ICunft ilch angenehm zu machen, Geiünder Witz und feiner Scherz. Doch wifst, iie wohnen auf dem Grunde: Wer kärglich trinkt, erhalt iie nie. Drum, Brüder, führt das Glas -zum Munde, Und leert es aus, fo hafcht ihr iie!
XLII.Das
354
Achtes
Buch.
XL1I.
D a s Alter. Die elfte Ode Anakreons. E s Tagen, mir die M ä d c h e n : F r e u n d , du b i ß alt g e w o r d e n ; Befieh dich nur im Spiegel, W i e dir das Haar v e r g a n g e n , W i e dir die Stirn f o kahl ilt.
—
O b mir das Haar geblieben, O b mir das Haar vergangen. D a s weifs ich n i c h t ; diefs wcÜ's ich, D a f s f ü f s e r S c h e r z dem A l t e n U m f o v i e l mehr geziemet, J e näher i h m fein End' ift.
XLIILRe.
Achtes Buch. «HCL...
.
255
• •
XUll.
Reden und Schweigen. M a d c h c n , wollt ihr glücklich feyn, Müfst ihr auf der M'.tnner Fragen Sitcfam fehweigen, oder fagen: Nein! Spricht ein Freund mit euch allein, Und will euch 2U kiilTen wagen, Wiist ihr, was ihr da müfst fagen ? Nein! Lockt ein Jüngling euch •zum Hain In den fchönen Frühlingstagen, Wifst ihr, was ihr da müfst fagen? Nein! Kömmt ein Herr, ctich Mummereyn, Bäll' und Tänze vorzufchlagen, Wifst ihr, was ihr da müfst fagen ? Nein! Stellt
256
Achtes
Buch,
-frftgb—Stellt e i n j u n g e r M a n n (ich e i n , H e r z u n d Hand euch anzutragen,
Schweigt, wofern ihr nicht wölk Cagca: Neiu •'
XUV.Hir.
Achtes
Buch.
257
XLIV.
H i r t e n g e fp räch. Philet und Elpin. Philet. S o verändert, Freund Elpin.1 Was foll diefer Rosmarin ? Da dein jugendliches Haar S'onft umkrän2t mit Rofen war. Elpin. Chloens Lieb' ift mir geraubt : Rofen! fprach ich, um mein Haupt Dürft ihr künftig nicht mehr blühn. Darum trag' ich Rosmarin. Philet, Deine Chloe wird fo bald Gegen ihren Liebling kalt ? Chloe, fonft fo fanfe als fchün, Kann den Treuen leiden fehn ? R
Elpin.
358
Achtes
Buch.
^WBU-
,
i • • i '¿^HK
Elpin. Chloe, fonft fo fanft und gut, Schämt lieh nicht dem treuen Blut Fremde Schmeichler
vorzuziehn:
Darum trag' ich Rosmarin»
Philet. Guter Schäfer, trolle dich! Gleiches Schickfal trifft auch mich: Meine Phyllis giebt die Hand Unferm reichen Dorimant.
Elpin. F r e u n d , dein Schickfal kränkt mein Herz; Gern vergäfs' ich meinen S c h m e r z ; Doch umfonft iil mein Bemühn: Darum trag' ich Rosmarin.
Philet
A c h t e s Büch. 1
1
259
' Philet.
Schmerzt die Falfche dich fo fehr? Lebt kein befsres Mädchen mehr? Sieh, der Gram verzehret dich, Und iie lacht und freuet lieh.
Elpiti. W o h l ! ich folge dir, Philet. Diefcs H e r z , das iie verfchmäht, Soll von befsrer Liebe gluhn. W e g mit Gram und Rosmarin!
R 2
XLV.Der
2öo
Achtes Buch. XLV. D e r Bauer.
Jeh Bauer leb' in rechten Freuden! Wie könnt' ich Könige beneiden? Sie lind nicht halb fo froh, als ich: Sie müfien Kriegesheere werben, Ihr Land befchützen, und dann fterben; Und niemals leben iie für lieh. Sie mögen /ich, famt taufend Gärten, Mit Trüffeln und mit Auftern malten, Und Milch und Käl'c fey für mich; Sie mögen Wein, wieWafler, faufen: Sie müiTen zu dem. grofsen Haufen Der Todten doch noch eh'r, als ieh.
XLVI. An
Achtes
Buch.
26 t
X L VI.
A n den Traumgott. H ¡er fchüef i c h , h i e r a u f diefer Stelle; Diefs ift das veilchenvolle Gras, Diefs ift der Baum, diefs ift die Q u e l l e : Hier träumte mir vom jungen Lycidas. Er k a m , u n d o ! mit welchen Blicken! Sie fprachen, was fein Mund nicht fprach. Sein ganzes Herz mir auszudrücken, H u b er z u feufzen a n ; ich feufzte nach. Mit Stammeln klagt' er mir fein Leiden, M i t Stammeln ich ihm meinen Schmerz: D a fchlug er feinen Arm voll Freuden U m meinen Hals, und drückte mich ans H e r z . Frey küfst'er mich, und, welch ein Glücke! Ich ward nicht einmal roth dabey; Ich gab ihm jeden Kufs zurücke, Crft fchwach und fchüchtern,
dann gleich
ftark, gleich frey.
R3
Hier
26a .IXSI^
Achtes I,
Buch.
1
I
Ogrtfr
Hier fchlummr' ich nun von neuem wicdcn: O Traumgott! komm mit ieifcm Schritt, Und zeige mir den Schüfer wieder! Haft du noch mehr der Freuden: bring' He mit!
XLVII.Ro-
Achtes Buch.
*n.
XLVII.
Alles nat feine Zeit. An
Sophron.
Aus dem Giiechifchen. , liebe, trink«, lärme! Kränze dich m i t m i r ! Schwärme mit mit» w e n n i c h fchwärme! Ich bin wieder klug mit