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German Pages 333 [336] Year 1996
Linguistische Arbeiten
348
Herausgegeben von Hans Altmann, Peter Blumenthal, Herbert E. Brekle, Gerhard Heibig, Hans Jürgen Herrnger, Heinz Vater und Richard Wiese
Lucien Tesniere — Syntaxe structurale et operations mentales Akten des deutsch-französischen Kolloquiums anläßlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstages Strasbourg 1993
Herausgegeben von Gertrud Greciano und Helmut Schumacher
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1996
Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufhahme L u d e n Tesniire - syntaxe structural et operations mentales: Akten des deutsch-französischen Kolloquiums anläßlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstages, Straßbourg 1993 / hrsg. von Gertrud Griciano und Helmut Schumacher.- Tübingen : Niemeyer, 1996 (Linguistische Arbeiten; 348) NE: Gröciano, Gertrud [Hrsg.]; GT ISBN 3-484-30348-4
ISSN 0344-6727
© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co.KG, Tübingen 1996 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Einband: Hugo Nadele, Nehren
Inhalt
Einleitung Preface
XI XVII
I. Fourquet, Jean
(Paris)
Ce que je dois a Lucien Tesniere Tesniere, Marie-Helene
1
(Paris)
Le fonds Lucien Tesniere a la Bibliotheque nationale de France Müller, Charles
(Strasbourg)
Lucien Tesniere et la Faculte des Lettres de Strasbourg (1924 - 1937) Madray-Lesigne,
7
Frangoise / Richard-Zappella,
Jeannine
(Roven)
Interet heuristique de la correspondance Tesniere - Pichon Pogacnik, Vladimir
15
27
(Ljubljana)
Signes precurseurs annon?ant la syntaxe structurale
33
II. Heibig, Gerhard
(Leipzig)
Zur Rezeption und Weiterentwicklung des Tesniereschen Valenzkonzepts
41
Engel, Ulrich (Bonn) Tesniere mißverstanden Heringer, Hans Jürgen
53 (Augsburg)
Empirie und Intuition bei Tesniere
63
Askedal, John Ole (Oslo) Valenz- und Dependenzdiagramme bei Charles S. Peirce und Lucien Tesniere
75
vi
III. Lemarechal, Alain
(Strasbourg)
Connexion, Dependance et Translation: „boite noire" et Theorie tesnierienne de la Relation Syntaxique
91
Wotjak, Gerd (Leipzig) Actants und circonstants - Tesnieres Pionierleistungen in semantischer Sicht: Zu Funktoren, Argumenten und Modifikatoren Gansei, Christina
(Greifswald)
Valenz als Resultat mentaler Operationen Feuillet, Jack
117
(Paris)
Les types de fonctions Kirtchuk,
101
Pablo
129
(Lyon)
Deixis et actance: du cognitif au syntaxique en linguistique generale
137
IV. Greciano, Gertrud
(Strasbourg)
'Le Conglomerat verbal' et 'la Cathedrale de Strasbourg' Daviet-Taylor,
Frangoise
La syntaxe du temps chez Jean-Marie Zemb Vater, Heinz
151
(Angers) chez
Lucien
Tesniere
et
ses
prolongements 161
(Köln)
VP-Struktur und Verbvalenz im Deutschen
169
Serbat, Guy (Paris) Preverbation et emergence d'un Datif postverbal en Latin Stein, Achim
183
(Stuttgart)
Zur Valenz komplexer Prädikate am Beispiel deutscher und französischer Verb-Substantiv-Verbindungen
191
vii V.
Heger, Klaus (Heidelberg) Zum Problem der Gegenüberstellung von „actants" und „circonstants"
203
Koch, Peter (Berlin) La metataxe actancielle. De Tesniere a Busse/Dubost Storrer, Angelika
211
(Mannheim)
Wie notwendig sind obligatorische Valenzstellen? Faktoren der Weglaßbarkeit von Valenzstellen im Text
225
Braufie, Ursula (Mannheim) Uneingeleitete Ergänzungssätze kommunikativer Verben
239
Weber, Heinz J. (Trier) Translation, Rekursivität und Valenz bei Lucien Tesniere
249
VI. Blumenthal, Peter
(Stuttgart)
Polysemie im italienischen Valenzlexikon Schumacher, Helmut
263
(Mannheim)
Satzbaupläne und Belegungsregeln im Valenzwörterbuch deutscher Verben Kubczak, Jacqueline / Costantino, Sylvie (Mannheim /
281
Aix-en-Provence)
Un dictionnaire syntaxique allemand-fra^ais / fra^ais-allemand des noms predicatifs - description d'un projet
295
Lucien Tesniere
* 13.5.1893
f 6.12.1954
Einleitung Das Straßburger Kolloquium Strukturale Syntax und mentale Prozesse steht in einer Kontinuität von Zeit und Raum. Mit dem Termin 22. bis 25. September 1993 lag es zeitlich zwischen den Veranstaltungen von Rouen (November 1992) und Ljubljana (November 1993), die alle der 100. Wiederkehr des Geburtstags von LUCIEN T E S N I E R E gewidmet waren. Tagungsort war das Palais Universitaire in Straßburg, eben der Ort, an dem der Jubilar das Institut für Slawische Sprachen von 1924 bis 1937 leitete. Erstmalig führte diese Veranstaltung fast ausschließlich deutsche und französische Germanisten und Romanisten zusammen, die direkt oder indirekt in der Nachfolge von Tesniere stehen. Hinzu kamen einige Vertreter der Allgemeinen Sprachwissenschaft und der Altphilologie. Das Kolloquium konnte somit zur Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit beitragen. Die Vielzahl von Sprachen, mit denen sich Tesniere beschäftigt hat, wurde bei diesem internationalen Treffen gegenwärtig, da sich die Überlegungen über das Sprachenpaar Deutsch - Französisch hinaus auch auf das Latein, das Russische, das Slowenische und auf afrikanische Sprachen bezogen. Die vorliegenden Akten wurden mit technischer und finanzieller Unterstützung des Instituts für deutsche Sprache, Mannheim (IDS) publiziert, das gemeinsam mit der Universite des Sciences Humaines de Strasbourg (USHS) das Kolloquium organisierte. Der Band vereinigt 27 Originalbeiträge über Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Sprachwissenschaftlers L. Tesniere, die Zeugnis geben von der erstaunlichen Wandlung, die den ausgewiesenen Germanisten zum Verteidiger der slawischen Sprachen - insbesondere der kleineren - werden ließ, der sich dann der vergleichenden Grammatik und der Allgemeinen Linguistik zuwandte. Die Akten vermitteln Eindrücke von einem Lebenswerk, das bisher noch weitgehend nur in Form von Manuskripten vorliegt, die in über 60 Kartons thematisch geordnet ruhen. Zweifellos machen die persönlichen Zeugnisse die Einmaligkeit dieses Werks aus. Die Beiträge dokumentieren auch die ungebrochene Aktualität der Gedanken Tesnieres und lassen erkennen, daß dieses Gedankengut noch nicht in seiner ganzen Spannweite zum Tragen gekommen ist. Vor allem wurde evident, daß sich das Werk nicht länger auf die Konzepte der Valenz und Dependenz reduzieren läßt. Mit zunehmender Tendenz sind in den letzten Jahren weitere Aspekte wie die Translation und die Metataxe wieder aufgegriffen und analysiert worden. Diese Entwicklung findet im vorliegenden Band auch einen Niederschlag. Ein wesentlicher Grund für das Fortleben der Tesniereschen Ideen liegt zweifellos in ihrer leichten Verbindbarkeit mit anderen theoretischen Ansätzen. In diesem Zusammenhang erinnerten die Teilnehmer am Kolloquium an Dionysios Thrax, an arabische Grammatiker des 3. Jahrhunderts nach der Hedschra und darüber hinaus an Condillac, Bühler und Wittgenstein. In jüngster Zeit werden Versuche unternommen, Valenzbeschreibungen mit
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G. Griciano / H. Schumacher
kognitiven Konzepten in Verbindung zu bringen; in einigen Beiträgen werden Ansätze dieser Art verfolgt. Entscheidend für die Breitenwirkung Tesnieres ist der anwendungsorientierte Charakter der Valenztheorie u n d ihre relativ leichte Didaktisierbarkeit. Es ist daher kein Zufall, daß heute diese Theorie bei den für den Fremdsprachenunterricht bestimmten Grammatiken, u n d zwar nicht nur für Deutsch als Fremdsprache, eine wichtige Rolle spielt. In diesem S p e k t r u m kommt der Valenzlexikographie eine zentrale Funktion zu, da Valenzwörterbücher eine explizite Beschreibung von Satz und Phrasenstrukturen geben. Auch dieser Anwendungsbereich wurde ausschnittsweise beim Kolloquium diskutiert. Die Abfolge der Beiträge in diesem Band orientiert sich an einer lockeren thematischen Gliederung in sechs Schwerpunkten: Der erste Teil vereinigt die Aufsätze, die sich in erster Linie mit Tesnieres Persönlichkeit und seinem wissenschaftlichen Nachlaß befassen. Tesnieres jüngerer Kollege J . Fourquet, die Enkelin M.H. Tesniere und Ch. Muller, damals junger Student, sind sicherlich bewegende Zeugen der Straßburger Zeit aber auch wissenschaftliche Bürgen. Ch. Muller ruft die vormaligen Professoren in Erinnerung und ihre Zusammenkünfte an den damaligen Orten. Seine Zusammenstellung über die Ausgaben des Bulletins der Faculte des Lettres de Strasbourg von 1922 bis 1938 bieten ein wertvolles neues Dokument. M.H. Tesniere stellt den von ihr selbst als Bibliothekarin an der Bibliotheque Nationale begründeten Fonds Tesniere vor und diskutiert dessen Gliederungskriterien. Tesnieres visionäres Talent scheint auch J . Fourquet sehr geprägt zu haben, der das S t e m m a mit Hilfe eines Schlüsselbundes erklärt, mit den „Matrjoschkas" (den ineinandergeschachtelten russischen P u p p e n ) demonstriert, und der, u m Tesnieres Vorgehen zu erklären, auf Pasteur und Mandelbrot verweist sowie auf die Atomspaltung. Der Beitrag von F . Madray-Lesigne/J. Richard-Zappella wie auch der von G. Greciano bestätigen den hohen theoretischen Anspruch von Tesnieres Briefwechsel. In der brieflich geführten wissenschaftlichen Debatte mit sowohl E. Pichon als auch F. Mosse hat es nur die dauerhafte tiefe Freundschaft zugelassen, die heftigen Divergenzen zu ertragen, die beim Ringen u m eine Erneuerung der Terminologie und bei der Gegenüberstellung von G r a m m a t i k und Logik entstanden. Auf Tesnieres Zeit in Ljubljana (1921 - 1924) und seine Beschäftigung mit d e m Slowenischen bezieht sich der Aufsatz von V. Pogacnik. Er zeigt mit der Einbeziehung der Distribution in die Morphologie seine bereits strukturalistische Methode bei der Ubersetzung von slowenischen Texten ins Französische auf. Die Arbeiten des zweiten Teils der Akten beziehen sich primär auf L. Tesnieres Theorie generell und ihre Wirkungsgeschichte. G. Heibig gibt einen Uberblick über die Rezeption einer zentralen K o m p o n e n t e von Tesnieres Werk, nämlich der Valenztheorie, und über deren Weiterentwicklung bis in die Gegenwart. Eher skeptisch ist der Tenor von U. Engels Beitrag, der die Tesniere-Rezeption zu einem erheblichen Teil für ein Konglomerat von Mißverständnissen hält. Er zeigt auf, daß trotz der unbestreitbaren Erfolge der De-
Einleitung
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pendenzgrammatik viele falsche Behauptungen aufgestellt und tradiert wurden, die auf ungenügender Lektüre von Tesnieres Werk und einer Verkennung von dessen Leitgedanken beruhen. Auf das Verhältnis von Empirie und Intuition bei der Entwicklung seiner Konzeption geht H.J. Heringer ein. Er nennt Tesnieres Verfahren „demonstrative Empirie", bei der die Beispiele weniger zum Entdecken der Regeln als zu ihrer Demonstration dienen. Gewonnen werden die Regeln durch Introspektion, die auf Intuition beruht - ein Verfahren, das Heringer für zweifelhaft hält. Die schon von Fourquet und in Heringers Beitrag angesprochene wichtige Funktion der Visualisierung durch die zahlreichen Stemm as bei Tesniere steht im Mittelpunkt des Aufsatzes von J.O. Askedal. Er vergleicht die graphischen Darstellungen und den Gebrauch der Metaphern aus der Chemie bei Tesniere mit denen bei Ch.S. Peirce und beendet seinen Beitrag mit Überlegungen über den biogenetischen und kulturbedingten Ursprung der graphischen Repräsentation und die kognitive Kraft des Bildes im allgemeinen. Kategorien, Funktionen und Relationen bilden den dritten Schwerpunkt des vorliegenden Sammelbandes. A. Lemarechal mahnt in Bezug auf die Konnexion zur Vorsicht gegenüber einer ausschließlich funktionalen Interpretation statt einer kategoriellen Lesart. Besonders ist jedoch bei der Translation der Kategorienwechsel wichtiger als der Wechsel der grammatischen Funktionen. Ausgehend von Tesnieres grundlegender Unterscheidung von actants und circonstants spannt G. Wotjak einen weiten Bogen zu seinem semantikzentrierten Beschreibungsmodell für Verben. Er entwickelt den Zusammenhang von Funktoren des Bedeutungskerns, der Basisproposition, und den dominierten Argumenten, welche das Potential für die Aktantifizierung bilden. Von diesen sind die Modifikatoren abgegrenzt, die das Potential für die Zirkumstanten bilden und deren genauere Differenzierung Wotjak für notwendig hält, weil nur ein Teil von ihnen als Proposition über der Basisproposition dargestellt werden kann, während andere als sachverhaltsinduzierte Modalisierungen zu betrachten sind. Der Versuch einer Trennung von Sprach- und Sachwissen ist auch für Ch. Gansei zentral, die zwischen Geschehenstypen, die konzeptuelle Strukturen darstellen, und Satzmodellen, die sprachliches Wissen repräsentieren, unterscheidet und deren Beziehungen untersucht. J. Feuillet nimmt die Herausforderung an, die in einer Bestimmung des schillernden Begriffs der Funktion liegt, weil in ihm Semantik und Morphologie verschmolzen sind. Er schlägt eine eigene strukturale und relationale Typologie der Funktion vor. P. Kirtchuk beschäftigt sich mit Überlegungen zu den Kategorien, die er am Beispiel der Pronomina überprüft, die deiktische Konglomerate darstellen. Gestützt auf eine umfangreiche Bibliographie und auf zahlreiche unterschiedliche Sprachen macht er sich Gedanken über die epistemologische Beziehung von Darstellung und Kategorisierung. Der vierte Teil dieses Bandes faßt die Vorträge zusammmen, in denen es in erster Linie um die Struktur des Verbkomplexes geht. Im Beitrag von G. Greciano entdeckt man Tesniere als einen Baumeister, der zu einer Rekonstruktion des verbalen Konglomerats gelangt, indem er dessen Bestandteile nach arithmetrischen Regeln ordnet, die für das Französi-
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G. Griciano / H. Schumacher
sehe und für das Deutsche verschieden sind. An die Behandlung der Tempusformen bei L. Tesniere knüpft F. Daviet-Taylor an und vergleicht sie mit deren Darstellung bei J.M. Zemb. H. Vater beschreibt die Struktur der Verbalphrase im Deutschen nach dem X-bar-Schema der Government and Binding Theorie, wobei die Füllung der nicht-verbalen Stellen der Verbalphrase durch das Verb und dessen Valenz geregelt ist. Im Anschluß an V. Agel unterscheidet er dabei syntaktische Aktanten, nämlich die Verbergänzungen, von morphologischen Aktanten, die in manchen Sprachen z.B. durch Affixe am Verb realisiert werden. Einen für den Sprachvergleich ebenso interessanten Fall diskutiert G. Serbat am Beispiel von lateinischen Präfixverben, bei denen das Präfix mit einer Dativergänzung korrespondiert, die bei dem entsprechenden Simplexverb nicht vorkommen kann. Im Lichte der Tesniereschen Theorie gelingt es dem Autor, Klarheit in diese komplexe semantische Verhältnisse zu bringen, indem er Distanz und Position der Elemente als Erklärungsprinzip heranzieht. Eine besondere Form von verbalen Komplexen bilden Verbindungen aus Verb und Substantiv(gruppe), in denen dem Substantiv die sonst dem Verb vorbehaltene semantische Rolle weitgehend zukommt, während durch das Verb nur grammatische Funktionen wie Aktionsart und Tempus gesteuert werden. Diese als Funktionsverbgefüge bzw. als Stützverbkonstruktionen bekannten komplexen Prädikate untersucht A. Stein für das Deutsche und das Französische. Der Autor schlägt vor, beide Konstituenten des Komplexes als Valenzträger zu betrachten, deren Argumente unter bestimmten Bedingungen unifiziert werden. Damit stellt er gleichzeitig die Sonderbehandlung des Funktionsverbs gegenüber dem homonymen Vollverb in Frage. Im fünften Schwerpunkt sind einige Aufsätze vereint, in denen die Frage nach der Unterscheidung von actant und circonstant oder spezielle Probleme der Struktur der verbalen Umgebung thematisiert sind. Einbezogen sind dabei Beiträge zur Metataxe und zur Translation. K. Heger wendet sich gegen die strikt binäre Opposition von actant und circonstant und schlägt eine Graduierung vor, die aus seinen Aktantenmodellen abgeleitet werden kann. Für das Deutsche kommt er dabei auf mindestens sieben Grade der Bedingtheit eines Aktanten durch das Semem des übergeordneten Elements. Mit der bisher relativ wenig diskutierten Darstellung der Metataxe bei Tesniere beschäftigt sich der Beitrag von P. Koch. Der Verfasser legt eine Weiterentwicklung dieses Tesniereschen Begriffs, der für den Sprachvergleich zentral ist, vor, indem er aktantielle Metataxen auf drei Ebenen differenziert: der syntaktischen, der propositionellen und der informationellen Struktur. Er gibt Beispiele für die verschiedenen Formen der Umkehrungen der Aktantenstruktur bei der Übersetzung vom Französischen ins Deutsche und zeigt das Zusammenwirken der drei Ebenen auf. Das Problem der Unterscheidung von obligatorischen und fakultativen Ergänzungen greift A. Storrer auf, indem sie Faktoren für die Realisierungsnotwendigkeit und Weglaßbarkeit in textuellen Zusammenhängen diskutiert. Sie kritisiert die dichotomische Klassifika-
Einleitung
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tion der Ergänzungen in den Valenzlexika und schlägt auf dem Hintergrund ihres Modells der Situationsvalenz eine genauere Differenzierung der Weglaßbarkeit vor, indem sie die kommunikativ-pragmatischen Faktoren skizziert, die in einer bestimmten Außerungssituation den Sprecher dazu motivieren, bestimmte konzeptuelle Rollen herauszufiltern und zu verbalisieren, um kommunikative Angemessenheit zu erreichen. Obwohl in Tesnieres Hauptwerk die Relation der Translation einen sehr breiten Raum einnimmt, hat sie in der linguistischen Literatur einen wesentlich geringeren Niederschlag gefunden als die Konnexion. Mit der Translation befassen sich in diesem Band besonders die Beiträge von U. Brauße und H.J. Weber. Bei U. Brauße werden die Relationen zwischen regierendem Verb und subordiniertem Satz untersucht, die Tesniere als Translation zweiten Grades betrachtet. Am Beispiel der kommunikativen Verben, bei denen Ergänzungssätze recht häufig vorkommen, untersucht die Autorin, unter welchen Bedingungen welche Nebensatzformen im Deutschen und Französischen möglich sind. H.J. Weber sieht die Relevanz von Tesnieres Translationstheorie in erster Linie in ihren syntaktischen Aspekten und weniger in der Transformation der Wortarten. Er schlägt vor, die deverbalen Translationen ersten und zweiten Grades zusammenzufassen und eine Umgruppierung vorzunehmen, durch die sich eine Einschränkung der möglichen Kombinationen der Relationen sowie eine bessere Darstellung bestimmter struktureller Mehrdeutigkeiten ergibt. Der sechste und letzte Teil der Akten bezieht sich auf die Beiträge zur Valenzlexikographie. Valenzwörterbücher sind wichtige Hilfsmittel für den Fremdsprachenlehrer, die ihm in Korrektursituationen Auskunft geben können und Material für die Erstellung von Übungen anbieten. Ihre genauen Strukturbeschreibungen sind auch hilfreich für den Lehrbuchautor. Besonders zweisprachige Valenzwörterbücher liefern dem Ubersetzer Vorschläge für die Übertragung größerer syntaktischer Einheiten. Den Hintergrund von P. Blumenthals Ausführungen bildet ein Valenzlexikon italienischer Verben mit deutscher Übersetzung, das sich auf ein fachsprachliches Textkorpus stützt und vorwiegend für Ubersetzer bestimmt sein wird. Bei der Ausarbeitung dieses Wörterbuchs hat sich gezeigt, daß viele Verben erheblich mehr Konstruktionsmöglichkeiten und Bedeutungsvarianten aufweisen als die Standardwörterbücher verzeichnen. Der Autor beschränkt sich in diesem Beitrag auf die Diskussion von verschiedenen Arten der Polysemie, die er bei Verben nicht nur durch das Zusammenspiel von syntaktischen und semantischen Faktoren der valenzgebundenen Umgebung mit dem Valenzträger motiviert sieht, sondern auch auf der kognitiven Ebene im Wissen des Hörers über Vor- und Nachgeschichte der thematisierten Situation. Der Aufsatz von H. Schumacher geht auf die Satzbauplanstrukturen und die syntaktischen und semantischen Belegungsregeln für die verbspezifische Umgebung ein. Den Hintergrund bildet hier ein entstehendes Valenzwörterbuch deutscher Verben, das primär dem DaFUnterricht auf der Grundstufe dienen soll. Im Beitrag von J. Kubczak/S. Costantino wird ein Modell für ein deutsch-französisches und französisch-deutsches Wörterbuch der prädikativen Nomina vorgestellt. Am Beispiel des Artikels Bericht wird gezeigt, welche
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G. Griciano / H. Schumacher
Möglichkeiten der Verbindung mit Stützverben, der Attribuierung und der Wortbildung bei diesem Nomen gegeben sind und welche Konsequenzen sich daraus für die Übersetzung der Ausdrücke ergeben. Es ist gelungen, für den vorliegenden Sammelband überarbeitete Fassungen fast aller Vorträge zu gewinnen, die auf dem Straßburger Tesniere-Kolloquium gehalten wurden. Zu bedauern ist das terminbegründete Fehlen der Beiträge „In den natürlichen Sprachen ist alles System" (J. David), sowie „DM Verhältnis von Syntax und Semantik bei Teniere: eine kritische Untersuchung aus heutiger Sicht" (P. Valentin). Hinzugekommen ist der Beitrag von H. Vater, der wegen Verhinderung des Autors nicht vorgetragen werden konnte. Die Herausgeber möchten allen Referenten und Diskutanten für ihr Engagement herzlich danken. Die Durchführung des Kolloquiums wäre nicht möglich gewesen ohne die Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Centre National de la Recherche Scientifique, die Universität Straßburg II, das Institut für deutsche Sprache, den Conseil General, den Conseil Regional und die Stadt Straßburg. Zu danken ist auch dem Verlag und den Herausgebern für die Aufnahme des Bandes in die Reihe Linguistische Arbeiten sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Publikationsstelle des IDS, die an der Erstellung der Druckvorlage beteiligt waren. Die drei Kolloquien von Rouen, Strasbourg und Ljubljana ergänzen sich darin, die eigentlich poststrukturale Komplexität des Lebenswerks von Lucien Tesniere zum Vorschein kommen zu lassen. Er hat als Erneuerer einen kritischen und in hohem Maße wissenschaftlichen Blick, der bei der vorherrschenden Grammatikauffassung seiner Zeit schwer zu akzeptieren war. In manchen Bereichen war Tesnieres Grammatik zu innovativ, um sogleich aufgenommen zu werden. Die heutige Breitenwirkung seiner Ideen zeigt jedoch, daß sie eine zweifellos wichtige und geeignete theoretische Basis für die mentale Rekonstruktion sprachlicher Fakten bilden. Strasbourg / Mannheim, im September 1994 Gertrud Greciano
Helmut Schumacher
Preface Le Colloque de Strasbourg Syntaxe structurale et operations mentales s'inscrit dans la continuite du temps et dans la contigulte de l'espace. Colloque anniversaire, Strasbourg, apres Rouen (novembre 1992) et avant Ljubljana (novembre 1993) a celebre, entre le 22 et le 25 septembre 1993, le centenaire de la naissance de L. Tesniere dans ce Palais Universitaire oü le jubilaire dirigea l'Institut des langues slaves de 1924 a 1937. Cette manifestation fut la premiere ä reunir des germanistes et des romanistes majoritairement frangais et allemands, qui s'inscrivent plus ou moins directement dans la filiation de L. Tesniere. S'y ajouterent des representants de linguistique generale et classique. Ainsi, le colloque apporta' sa pierre a la cooperation interdisciplinaire et l'esprit de L. Tesniere, polyglotte, fut formidablement present lors de cette rencontre internationale, oü la reflexion portait sur, outre le couple frangais-allemand, le latin, le russe, le Slovene et des langues africaines. Les presents actes sont genereusement publies grace au soutien logistique de l'Institut für deutsche Sprache de Mannheim (IDS), co-organisateur du Colloque avec l'Universite des Sciences Humaines de Strasbourg (USHS). Le recueil reunit vingt-sept contributions originales sur la vie et l'oeuvre de ce linguiste: informations sur la mutation surprenante de cet agrege d'allemand qui se fait defenseur des langues slaves, notamment mineures, de ce slaviste qui devient specialiste de grammaire comparee et de linguistique generale; informations sur l'oeuvre encore largement manuscrite, regroupee thematiquement dans une soixantaine de cartons. Les temoignages personnels font sans aucun doute l'unicite de cet ouvrage. Les articles montrent aussi 1'incontestable actualite de la pensee tesnierienne et laissent percevoir une puissance encore non-exploree. On a avant tout pris conscience que l'oeuvre ne pourra plus dorenavant etre reduite aux concepts de valence et de dependance. Durant ces dernieres annees, ce sont d'autres aspects, tels la translation et la metataxe, qui ont ete approfondis; evolution qui a laisse ses traces dans le present recueil. Une raison essentielle pour la perenite des idees tesnieriennes reside indiscutablement dans leurs affinites avec d'autres bases theoriques. Les auteurs ici reunis rappellent Denys le Thrace, des grammairiens arabes du 3e siecle de l'Hegire et encore Condillac, Bühler et Wittgenstein. Actuellement, on avance dans la voie des rapports entre descriptions valencielles et concepts cognitifs; plusieurs articles en temoignent. Ce qui explique la percee de L. Tesniere, c'est l'applicabilite de sa theorie de valence a la didactique surtout. On n'est done pas surpris du role important qu'elle joue dans les grammaires de l'enseignement des langues et des langues non seulement etrangeres. A ce propos, une fonction centrale revient a la lexicographie valencielle, puisque les dictionnaires de valence sont en mesure d'offrir une description explicite des structures des syntagmes et des phrases, aspect egalement aborde lors du Colloque.
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G. Greciano / H.
Schumacher
La succession des articles suit un plan legerement thematique selon six sujets fondateurs. La premiere partie reunit des etudes consacrees essentiellement ä la personnalite de L. Tesniere ainsi qu' a son legs scientifique. J . Fourquet, jeune collegue, Μ. H. Tesniere, sa petite-fille et Ch. Müller, jeune etudiant, apportent certes des temoignages emouvants de la periode strasbourgeoise de L. Tesniere, mais representent aussi des gages scientifiques. Ch. Muller rappelle les professeurs d'antan ainsi que leurs reunions dans les lieux de l'epoque. Ses releves dans le Bulletin de la Faculte des Lettres de Strasbourg de 1922 a 1938 offrent un nouveau document precieux. M.H. Tesniere presente le Fonds Tesniere constitue par elle-meme, Conservateur, a la Bibliotheque Nationale et discute les criteres retenus. Le talent visionnaire de L. Tesniere semble avoir beaucoup marque J . Fourquet, qui, entraine par le stemma, trace le trousseau de clefs, dessine les matriochka et, pour expliquer les procedes tesnieriens, renvoie a Pasteur et Mandelbrot et a la fissure de l'atome. F. Madray-Lesigne/J. Richard-Zappella et G. Greciano confirment, pour finir, la nature fondamentalement theorique de la correspondance de L. Tesniere. Dans le debat scientifique epistolaire avec aussi bien E. Pichon que F. Mosse, la sincerite de l'amitie supporte divergences et vivacites pour innover en matiere de terminologie et pour situer la linguistique face a la logique. L'article de V. Pogacnik concerne la periode que L. Tesniere passe a Ljubljana (1921-1924) et son etude du slovene. L'auteur reconnait un regard synthetique sur le fait morphologique et devoile une methode structurale dans les traductions de textes slovenes en frangais. Les travaux de la deuxieme partie des actes thematisent la theorie tesnierienne en general et son impact sur la discipline a travers le temps et l'espace. G. Helbig fait le bilan de la reception de la composante centrale: la theorie de la valence, et de son evolution actuelle. On pergoit du scepticisme chez U. Engel, dans la mesure ou il considere la reception de L. Tesniere dans sa grande partie comme un agglomerat de malentendus. II decouvre les affirmations fausses qui ont persevere sur la base d'une lecture insuffisante de l'ceuvre de L. Tesniere et une meprise de ses idees-cle, et ceci malgre le succes inconteste de la grammaire de dependance. H. J . Heringer examine le rapport entre empirisme et intuition a travers l'evolution de la pensee de L. Tesniere. II qualifie le procede tesnierien „d'empirisme demonstratiF, car les exemples servent moins a la decouverte qu'a la verification des regies, obtenues qu'elles sont par une introspection fondee sur l'intuition; un procede qui n'est pas exempt de danger. La role capital que joue chez L. Tesniere la visualisation, etudiee dejä par J . Fourquet et H.J. Heringer, est au cceur de l'article de J.O. Askedal. II compare l'usage des metaphores que L. Tesniere emprunte ä la chimie et leurs representations graphiques a Celles de Ch. S. Peirce et conclut par des reflexions sur l'origine bio-genetique et culturelle de la representation diagrammatique et sur le pouvoir cognitif de l'imagerie en general. Categories, fonctions et relations representent un autre point d'orgue du present recueil. A. Lemarechal met en garde devant une lecture exclusivement fonctionnelle au depens
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de la lecture categorielle, en centrant sur la connexion. Dans la translation, notamment, le changement de categorie l'emporte sur celui de la fonction grammaticale. Partant de la distinction tesnierienne entre actants et circonstants, G. Wotjak jette le pont vers son propre modele explicatif des verbes, centre sur la semantique. II developpe la relation entre foncteurs du noyau semantique, la proposition nucleaire et les arguments regis qui constituent le pouvoir actanciel. II en distingue les modificateurs qui decident du pouvoir circonstanciel et qui, selon G. Wotjak, reclament une plus grande differenciation puisque, partiellement, ils sont aptes a devenir propositions nucleaires, alors que d'autres sont a considerer comme des modalisations d'etats de faits. L'essai d'une separation entre savoir linguistique et encyclopedique est aussi au centre de la reflexion de Ch. Gansel, qui distingue, tout en analysant leur rapport, entre types d'evenements aux structures conceptuelles et modeles de phrases au savoir linguistique. J. Feuillet releve le defi de la fonction, lorsqu'elle est amalgamee a la semantique et a la morphologie, en proposant sa propre typologie des fonctions, structurale et relationnelle. P. Kirtchuk s'inscrit egalement dans la reflexion categorielle des conglomerate deictiques, qu'il verifie pour le pronom. Une riche bibliographie et des nombreuses langues a l'appui, il s'interroge sur les rapports epistemologiques entre monstration et categorisation. La quatrieme partie du recueil reunit les conferences qui privilegient la structure du complexe verbal. G. Greciano decouvre L. Tesniere batisseur, qui parvient ä la reconstruction des conglomerate, encore, mais verbaux ici, les ordonnant selon des regies arithmetiques differentes en frangais et en allemand. F. Daviet-Taylor compare l'explication des formations temporelles de L. Tesniere avec celle de J.Μ. Zemb. H. Vater decrit la structure du syntagme verbal en allemand selon le schema X-barre propre a la theorie de gouvernement et liage, oü l'occupation des positions non-verbales est reglee par la valence du verbe. Comme V. Agel, il y distingue des actants syntaxiques, des complements du verbe, des actants morphologiques, realises dans plusieurs langues, par p.e., les affixes verbaux. G. Serbat discute un aspect typique de latin, mais interessant tout autant la linguistique comparee, a savoir l'affinite elective entre un cas, le datif, et certains preverbes. A travers la nature synthetique de l'explication tesnierienne, l'auteur parvient a clarifier ce semantisme complexe a l'aide de criteres d'eloignement et de position. Une attention particuliere revient aux complexes formes de verbe et substantif, dans lesquels le substantif joue le role semantique habituellement reserve au verbe, alors que le verbe se restreint a l'expression grammaticale du temps et de l'aspect. A. Stein examine ces constructions autour de verbes supports et verbes foncteurs en allemand et en frangais. L'auteur propose de considerer les deux Constituante du complexe comme des generateurs de valence, dont les arguments peuvent etre unifies dans des conditions particulieres. Ce faisant, il remet en question le traitement a part du verbe foncteur face au verbe plein homonyme.
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G. Griciano / Β.
Schumacher
Le cinquieme groupe reunit les articles consacres a la distinction entre actant et circonstant ainsi qu'au probleme particulier de la structure de la distribution verbale. On leur associe des etudes de la metataxe et de la translation. K. Heger s'oppose ä une stricte opposition entre actant et circonctant en proposant une graduation, empruntee a son modele actantiel. Pour l'allemand, il pose au moins sept degres pour le conditionnement d'un actant par le sememe de l'element regissant. Le travail de P. Koch est consacre a la presentation de la metataxe chez L. Tesniere, relativement peu discutee par ailleurs. L'auteur developpe le concept tesnierien, qui est central pour la comparaison des langues, en distingant des metataxes actantielles sur trois niveaux: la structure syntaxique, propositionnelle et informationnelle. II donne des exemples pour les differentes formes d'un renversement de la structure actantielle par la traduction du frangais en allemand et montre 1'interaction des trois niveaux. A. Storrer se consacre au probleme de la distinction entre actants obligatoires et facultatifs, en situant et discutant les contraintes de realisation et les possibilites d'elimination dans l'interrelation (con)textuelle. Elle est critique face aux classements dichotomiques des actants dans les dictionnaires de valence et propose sur la base de son modele de la valence situationnelle une differenciation plus precise de la facultativite. Elle indique les facteurs communicatifs, voire pragmatiques qui, dans une situation enonciative donnee, motivent le locuteur a selectionner certains roles conceptuels et a les verbaliser, afin d'atteindre une adequation communicative. Meme si la translation occupe une large place dans l'ceuvre de L. Tesniere, eile a trouve un echo plus faible que la connexion dans la litterature linguistique. Dans ce recueil, U. Brauße und H.J. Weber s'interessent a la translation. U. Brauße examine les rapports entre verbe regissant et proposition regie, que L. Tesniere appelle translation du 2eme degre. Verbes de communication a l'appui, ou les propositions objet sont frequentes, l'auteur examine les conditions qui rendent ces propositions dependantes possibles en frangais et en allemand. Pour H.J. Weber l'interet de la theorie tesnierienne de la translation reside plus dans ses aspects syntaxiques que dans la transformation des especes de mots. II suggere de regrouper les translations deverbales du 1er et du 2eme degre ce qui entraine une reduction du potentiel combinatoire des relations ainsi qu'une meilleure representation de certaines polyvalences structurales. La sixieme et derniere partie des actes se rapporte a la lexicographie valencielle. Les dictionnaires de valence sont des outils precieux pour le professeur d'une langue etrangere, ofFrant une aide didactique pour la correction des fautes et la conception des exercices. Les descriptions precises de leurs structures veut guider l'auteur de manuels scolaires. Les dictionnaires de valence bilingues surtout, ofFrent au traducteur des propositions pour la traduction d'unites syntaxiques etendues. P. Blumenthal presente son projet, un dictionnaire de valence de verbes italiens avec equivalents allemands, qui prend appui sur un corpus de langue de specialite et se destine avant tout aux traducteurs. La preparation
Preface
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de ce dictionnaire a montre que bon nombre de verbes possedent infiniment plus de possibilites combinatoires et de variations semantiques que ne l'indiquent les dictionnaires habituels. Dans son article, l'auteur se limite a la discussion des diverses formes de la polysemie verbale, qu'il attribue non seulement a l'interaction des facteurs syntaxiques et semantiques de la distribution valencielle avec l'element regissant, mais encore, sur le plan cognitif, au savoir de l'alocute de ce qui precede et de ce qui suit la situation thematisee. L'article de Η. Schumacher etudie les modeles phrastiques et les regies de generation syntaxique et semantique pour la distribution verbale. II s'appuie sur un dictionnaire de valence de verbes allemands, en preparation, et destine avant tout a l'enseignement de l'allemand, langue etrangere, niveau fondamental. La contribution de J. Kubczak/S. Costantino presente le projet d'un dictionnaire des noms predicatifs, allemand-frangais et frangais-allemand. A travers l'exemple Bericht, elles montrent tout le champ des combinatoires de ce nom avec verbes support et elargissements, ainsi que les compositions et les derivations possibles. Elles se prononcent aussi sur les consequences pour la traduction de ces groupes. Pour ce recueil, il nous a ete possible de reunir une version retravaillee de presque toutes les conferences tenues lors du Colloque Tesniere de Strasbourg. Nous regrettons cependant l'absence - due aux delais impartis-des contributions „En langue naturelle, tout est systeme" (J. David) et „Le rapport entre syntaxe et semantique chez Tesniere: une analyse critique depuis la perspective actuelle (P. Valentin). Nous y avons associe la contribution de Η. Vater, empeche. Les editeurs remercient chaleureusement tous les participants; les conferences et les discussions temoignerent de leur grand engagement. La realisation de ce Colloque n'aurait pas ete possible, sans le soutien de la Deutsche Forschungsgemeinschaft, le Centre National de la Recherche Scientifique, l'Universite de Strasbourg II et l'Institut für deutsche Sprache, le Conseil General, le Conseil Regional et la Ville de Strasbourg. Nous remercions aussi la maison d'edition et la commission responsable pour l'integration du recueil dans la collection Linguistische Arbeiten, ainsi que les collaboratrices et collaborateurs du Service des Publications de l'Institut für deutsche Sprache, a qui nous devons la realisation typographique. Grace a la complementarite des trois colloques anniversaire, Strasbourg a, comme Rouen et Ljubljana, degage la complexity, en realite poststructurale, de L. Tesniere, son regard novateur, critique et hautement scientifique, mais difficile a admettre par l'opinion grammaticale commune. La syntaxe de L. Tesniere est alternative, la memoire optique est associative, l'observation est completee par 1' introspection, les images restent metaphore et les metaphores filent vers la reconstruction mentale du fait langagier, dont la presupposition theorique, ne nous y trompons pas, est capitale.
Strasbourg / Mannheim, septembre 1994 Gertrud Greciano
Helmut Schumacher
Jean Fourquet
Strasbourg 1993
Jean Fourquet
Ce que je dois ä Lucien Tesniere Je suis heureux d'avoir vecu assez longtemps pour vivre ce jour, oü je suis de nouveau a l'Universite de Strasbourg et oü je puis m'associer aux remerciements dus a ceux dont le devouement a permis cet hommage a L. Tesniere, heureux de parier de lui devant un auditoire de connaisseurs de son ceuvre. Mes forces ont ete soutenues par la perspective de participer a ce que je ressents comme une reparation, en presence de Marie-Helene Tesniere. Car c'est dans la serie des Publications de la Faculte des Lettres qu'aurait du paraitre le grand oeuvre de Lucien Tesniere. J'avais obtenu le consentement des douze apotres de la commission des publications, et vivais tranquille quand j'appris qu'ils avaient renonce et laissaient Klincksieck editer le livre. II se peut qu'ils aient recule, faute de moyens, devant les difficultes de preparer le manuscrit pour l'impression; il n'est pas invraisemblable que des avis defavorables les avaient impressionnes. J'en ai connus de tels. Le jour allait venir oü je serais universellement connu pour avoir ecrit la preface des Elements de syntaxe structurale, plus connu que pour mes propres travaux sur le sujet. L'efFet qu'a produit la rencontre de Tesniere sur un jeune homme qui cherchait une methode, un guide, est instructif et on m'excusera d'employer tout bonnement . . . l'autoontif « j e » . Je laisse ä Charles Müller le soin d'evoquer les reunions du samedi et le temoignage des inedits a la B.N. En 1933, j'arrivais ä Strasbourg comme maitre de conferences de philologie allemande. Je trouvai un professeur de russe tout bouillonnant d'idees qu'il allait exposer en 1935 dans le Bulletin de la Faculte des Lettres. Nous fimes connaissance, nous eumes de longs entretiens qui souvent se prolongeaient dans les rues au sortir de l'Universite. Nous etions unis par l'experience de l'inadequation de notions qui avaient encore cours, qui avaient regne, disait-il, d'Aristote a la grammaire de Port-Royal. Pour comprendre quel tournant a ete, dans ma formation de linguiste, la connaissance d'un chercheur qui avait elabore un systeme complet, il faut savoir dans quel etat, encore incertain, etaient mes idees. Etudiant d'allemand a la Sorbonne, j'avais decouvert la grammaire comparee de l'indo-europeen et son application au germanique. C'etait l'epoque de Meillet; a la Sorbonne, Vendryes faisait un cours de gotique - oü il avait cinq auditeurs. En 1927, une suppleance a Strasbourg me donnait l'occasion de traiter pour des etudiants de licence de la construction de la phrase allemande. Ernest Levy avait mis ce sujet au programme du certificat de philologie. II avait songe a esquisser une perspective historique, et depouille pour cela toute une bibliogTaphie. Je compris qu'il avait renonce, lorsqu'il me
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donna la liste avec ces mots: «C'est de la bouillie pour les chats» 1 . II y avait done encore beaucoup a faire, ce pouvait etre un sujet de these. II fallait revenir au donne immediat, les textes, et e'est ce que je faisais depuis quatre ans quand je rencontrai Tesniere. Je fis mon premier stemma. La clef de la grammaire scolaire de l'allemand etait alors l'inversion (gerade / ungerade Stellung) et les neo-grammairiens operaient encore avec cette notion. Depuis 1880, certains specialistes avaient eu l'idee que le rang occupe par le verbe etait significatif (en vieilislandais ou en vieux saxon). Sur le stemma, le sujet n'etait pas privilegie: il se trouvait parmi les membres de phrase alignes au-dessous du „regissant" verbal, et un meme trait de connexion rattachait le sujet au regissant, tout comme les autres membres. Mon idee etait de representer la phrase par un trousseau de clefs, oü l'anneau etait le verbe, auquel etait attachee chaque clef, et Tesniere l'accepta d'enthousiasme. L'image est dans les Elements, et sur la couverture de ma grammaire de l'allemand. C'etait la fin de l'idee que l'acte de fondation d e la phrase est l'union d'un nom et d'un verbe, comme « s u j e t » et «predicat». Elle a la vie dure; je songe a la regle de reecriture S —• NP + VP de la Grammaire Generative et Transformationnelle (1965). Le trait de connexion rappelle qu'il ne suffit pas de poser deux termes: le fait syntaxique ne commence que si l'on pose un tiers, le lien qui les unit (II est encore mieux represente par une griffe que par une ligne). Le paragraphe 1 des Elements montre qu'il ne suffit pas de poser l'existence d'une personne et d'un acte de parole: entre Alfred et parle, il y a le rapport d'agent a action, qui est une information de plus; il y a une «semantique connexionnelle». Pour l'ancienne grammaire, le mot etait une unite insecable, un atome; et comme Protee, il restait le meme s'il changeait de forme. Tesniere decomposait le pronom relatif en un translatif et un anaphorique. L'egyptologue Daumas voyait cette analyse confirmee par l'egyptien ancien, qui avait deux signes distincts pour le relatif. Ce mot est insecable comme segment de la chaine phonique, mais divisible comme deux quantites d'information distinctes. La grammaire traditionnelle etait du niveau de l'expression (Ausdrucksseite); cette analyse de Tesniere est du niveau du contenu de sens: ceci est deja implique dans la distinction entre ordre structural et ordre lineaire. On m e dira: pour vous, le stemma ne represente pas vraiment la structure du nceud verbal ou nominal: un seul membre est directement en connexion avec le „regissant"; le suivant est en connexion avec le complexe deja forme, et ainsi de suite; e'est la structure dite 1
II m ' a u r a i t fallu, pour comprendre ce constat de l'echec des explications diachroniques des maitres de la « D e u t s c h e Philologie», ces notes conservees ä la B.N. dont nous avons eu copie grace ä G. Greciano. Face au « d i a c h r o n i s t e » Fernand Mosse, Tesniere fait une remarquable analyse du jeu des deux formes en opposition worden et geworden, que la morphologie historique est impuissante ä expliquer en allemand moderne. II revenait a G. Greciano de nous presenter ces textes, et d'expliquer la „botte" finale de ce duel: « I I y a a u t a n t de difference entre le materiau brut, residu d'un autre systeme, et le nouveau systeme qui l'utilise, qu'il y a entre la cathedrale de Strasbourg et le gres rouge qui git dans le trias . . . » .
Ce que je dots ä Luden
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Tesniire
. Tesniere devait s'en rendre compte lorsqu'il parlait de langues centripetes et centrifuges (plutot que «synthetiques» et ). Ce sont les termes choisis par lui qui m'ont incite a. rechercher une representation de ce modele de structure par un arbre a grifFes, a comparer l'allemand a des langues centripetes comme le turc. II faut neanmoins reconnaitre que les traits qui vont du regissant aux membres ne signifient que l'appartenance a un tout, la phrase formee a partir d'un „regissant", rien de plus. Last, but not least: le stemma rend plus claire (veranschaulicht) la structure de ce qu'on appelait la phrase complexe: les membres dependant d'un premier regissant ont a leur tour la structure «regissant + membre» (pourvu qu'il y ait au moins un membre), et cela peut continuer „indefiniment", c'est-a-dire sans limite definie. Dans la phrase: Kennii du das Land, WO die Zitronen
blühen?,
un noeud verbal contient un groupe nominal, qui contient un groupe verbal (la relative), qui contient un groupe nominal. Cela a ete pour moi une revelation: le stemma correspondait a des degres successifs d'analyse, a des degres de profondeur (depth). Dans les cours de syntaxe que j'ai faits a Paris, il est arrive que je vienne avec une matriochka, une poupee russe qui contient une poupee, etc. Le linguiste neerlandais Paardekooper a eu la meme idee avec sa nestedoosje (Einschachtelungsbüchse). En f r a ^ a i s , il y aurait la table-gigogne. Mais . . . comparaison n'est pas raison. Plus rigoureux est le modele logico-mathematique etabli par Β. B. Mandelbrot sous le nom de fractale. Definition: «une figure geometrique qui se dessine par la repetition indefinie d'un meme motif simple, conduisant a un reseau labyrinthique surprenant. Chaque partie est l'image du tout, qui est ä l'image des parties». Dans l'esprit de Tesniere qui, avec le relatif, a pratique ce que j'appelle la fission de l'atome, je decompose le regissant en 1) une unite lexicale, qui est responsable de la valence, et 2) les indices categoriels, ainsi le temps pour le nceud verbal, le nombre pour le nceud nominal; chaque regissant domine de deux fa^ons tout ce qui, dans le stemma, est au-dessus de lui; 1) est la base, 2) le couvercle de la matriochka. J'ai choisi cet exemple qui montre la fagon dont, soixante ans apres (1933-1993), je developpe encore ce qui etait en puissance - en dynamei - dans les intuitions de Tesniere. Pendant ce temps, les survivances d'anciennes conceptions s'effritaient sous le coup de nouvelles recherches et de modeles concurrents. Retrospectivement, je comprends ce qui limitait notre horizon, en particulier la conception millenaire des «parties du discours>. L'auto-critique que j'ai faite en 1989 de ma these de 1938 pourrait etre appliquee a des passages des Elements. Mais en 1959, c'est la partie positive qui allait etre reconnue. En Allemagne, la chute du mur de la grammaire traditionnelle avait ete plus nette qu'en France, et l'on a vu se multiplier les grammaires de «dependance> et les dictionnaires de valence. A l'Institut de Mannheim, la balance a penche du cote de la syntaxe «structurale» representee par mes Prolegomena, qui n'auraient pas existe sans Tesniere. Aujourd'hui,
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sans doute, ce sont les „survivances" que voient d'abord certains de mes disciples, comme j'en apergois aussi dans ma these de 1939, et meme dans ma grammaire de Hachette. C'est la loi du progres, mais eile ne doit pas empecher de reconnaitre le merite exceptionnel des pionniers, de ceux qui ont fait les premiers pas, ouvert une voie (Bahnbrecher). Ce n'est pas tout: sur un autre terrain que celui de la syntaxe, celui de la morphologie, Tesniere m'a affranchi d'une «idee re£ue», pour parier comme Flaubert. C'etait un dogme que la richesse morphologique des langues flexionnelles diminuait tandis que montait ce qu'on appellerait aujourd'hui le niveau de developpement. On donnait comme preuve I'anglais, langue germanique ou il n'y avait plus de declinaison, ou l'article ne distinguait plus le feminin du masculin. Cela allait, pensait-on, avec la part que prenait l'Angleterre au commerce international, a l'essor des techniques industrielles. Le nombre duel etait en voie de disparition dans les dialectes slovenes: on s'attendait a ce que l'enquete de Tesniere confirmät un dogme fonde sur la richesse morphologique du sanscrit, assimile a la Ursprache. L'enquete de Tesniere etait une enquete directe. II avait ete sur le terrain, me parlait de details amusants: par exemple, il demandait aux filles en quete de mari leur conception de la vie ä deux. Sa these etait un atlas linguistique, dont il m'a donne un exemplaire. Pour l'allemand, je n'avais que l'enquete de Wenker, les reponses a un questionnaire envoye aux instituteurs. J'ai pense a Tesniere quand j'ai eu la responsabilite d'un atlas de l'alemanique d'Alsace. Le resultat de l'enquete etait que le niveau de developpement et la disparition progressive du duel etaient des variables independantes. Le duel pouvait disparaitre dans telle region rurale, etre conserve dans une zone industrielle. II fallait chercher la cause ailleurs, en partie dans l'etat du systeme phonologique. Demontrer qu'une relation n'existe pas est, a mon avis, plus difficile, done plus meritoire, que de decouvrir qu'elle existe; cela garantit contre une erreur, souvent tenace, a laquelle a mis fin depuis la decouverte du hittite. Tesniere partit a Montpellier, oü il occupa une chaire de linguistique generale, apprit ä des bambins a dessiner des phrases. Pour moi, je subissais les consequences de l'arrivee de Hitler au pouvoir, puis je fus absorbe par une lutte pour introduire la phonologie, la recherche du trait pertinent, dans la dialectologie. J'en etais la lorsque me parvint la nouvelle de la mort de mon ami, et du volumineux manuscrit qu'il laissait en 1954. II fallut lutter contre l'incomprehension: les idees etaient encore trop neuves. J'avais eu un avertissement: on reconnaitra dans ma grammaire scolaire de l'allemand (1952), l'origine tesnierienne de ma critique de l'inversion et de ma demonstration de l'ordre centripete des membres de la phrase allemande. Or, cela avait valu a 1'editeur un deluge de lettres, dont le theme etait un refus radical de ces «heresies». On songeait a retirer le livre de la vente. Apres la sortie des Elements en 1959, le vent tourna: le livre de Tesniere se vendit, je fis une preface pour la deuxieme edition et . . . ma grammaire se vendit. La puissance explicative d'un modele neuf, pour les Americains d'un axiome, dont on deduit des theoremes, qu'on met a l'epreuve des faits, a remplace l'ancienne induction.
Ct 9tie je iois A iecien Tesniire
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Aujourd'hui, cela peut paraitre une banalite depuis qu'un autre modele, celui de l'atome de Rutherford-Bohr, a fait du bruit dans le monde. Tesniere qui, il y a soixante ans, construisait un modele dans l'isolement, le mettait a l'epreuve des faits, n'etait-il pas tres en avance sur son temps?
Marie-Helene
Tesniere
Le fonds Lucien Tesniere ä la Bibliotheque nationale de France Timeo hominem unius linguae1 Une grande partie des papiers laisses par Lucien Tesniere apres sa mort a ete deposee par ses heritiers, en 1987, au Departement des Manuscrits de la Bibliotheque nationale, pour qu'ils puissent etre „communiques" a tous les chercheurs sans exclusivite. Ce sont aujourd'hui soixante et un cartons et huit fichiers qui constituent le fonds Lucien Tesniere a la Bibliotheque nationale de France. Les principes de la selection, realisee par mes soins, ont ete les suivants. II s'agissait de conserver: - les manuscrits des oeuvres inedites, quels que fussent leur ampleur et leur etat d'achevement (livres, articles, projets, notes ou brouillons), - les manuscrits des oeuvres editees a titre posthume, en particulier les differents etats des Elements de syntaxe structurale, - tout document (correspondance, compte-rendu, article de presse ou autre) susceptible d'eclairer la genese de l'oeuvre, l'avancement des travaux, ou d'illustrer les echanges entre linguistes. Lucien Tesniere est venu a la linguistique generale par l'enseignement des langues etrangeres modernes. On ne saurait trop rappeler l'originalite d'un tel cursus en ce debut du XX e siecle. Agrege d'allemand en 1919, il avait suivi les cours des grands professeurs de Leipzig (Sievers, Mogk, Leskien) et de Vienne (Vondrak, Recetar). Ses maitres Meillet et Vendryes le dirigerent vers les langues slaves. „...Vous n'etes pas ne pour les langues anciennes, mais pour les langues modernes, lui disait Vendryes, en octobre 1913. Parmi les langues modernes, Celles qui ont le plus d'avenir, du moins par rapport a. la France, ce sont les langues slaves, en particulier Celles du Sud. Le gargon qui dans dix ans d'ici se trouvera sur le marche universitaire, sachant le bulgare et le serbe est sür de reussir... Mettant les choses au pire, vous retomberez toujours sur vos pieds, soit dans l'industrie, le commerce ou la diplomatic etc." (carton 58, cahier Direction des etudes). Lucien Tesniere est interprete allemand-slovene de la delegation frar^aise pour la commission internationale du Plebiscite de Carinthie, lorsqu'il est pressenti pour un poste de charge de cours de fran$ais a l'Universite de Ljubljana. II y creera et administrera l'Institut Frangais. Suivant le conseil de Meillet il profite de son sejour en Slovenie pour rediger une these de doctorat sur Les Formes du duel en Slovene, qui obtient le prix Volney de l'Academie fran^aise, en 1926. Cette etude sur le vif de l'evolution et de la disparition d'une categorie indo-europeenne constitue le premier essai d'application de la geographie linguistique au domaine slave. 1
Lucien Tesniere, tUmenU de syntaxe structurale, 2 tm ' ed., Paris, 1959, p. 663.
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Marie-Hiline
Tesniere
Rentre en FVance, Luden Tesniere enseigne, de 1924 a 1937, les langues et litteratures slaves a la Faculte des Lettres de l'Universite de Strasbourg, oü il succede ä Andre Mazon appele au College de France. En plus de son service proprement dit, il donne ä l'Institut d'Etudes Frangaises modernes de la Faculte une heure hebdomadaire d'enseignement du fransais aux Slaves: „L'enseignement aux etrangers est, par l'incessante comparaison qu'il impose entre le frangais et des idiomes de structure differente, une precieuse ecole de linguistique generale." Cherchant a elargir le champ de sa discipline, il postule en 1937 a la chaire de Grammaire comparee de la Faculte des Lettres de l'Universite de Montpellier, oü il succede a Maurice Grammont. Cette chaire est transformee en 1951 en chaire de Linguistique. Lucien Tesniere meurt en 1954. Cadre de Classement La Cadre de classement du fonds Lucien Tesniere suit dans ses grandes lignes l'ordre dans lequel Lucien Tesniere, homme d'ordre et de methode, rangeait ses dossiers. II temoigne de son evolution de l'enseignement des langues vers la linguistique generale, et d'un constant souci pedagogique vers des applications pratiques didactiques. I II III IV V VI VII VIII
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Slovene Allemand Langues slaves Russe Grammaire frangaise Syntaxe structurale Correspondance Divers
I - Slovene (cartons 1-18) A cote des enquetes, notes et compte-rendus du Duel en Slovene, est conserve dans cette section (carton 13) un tres volumineux dossier d'enquete de geographie linguistique, inedit, que Lucien Tesniere destinait a son collegue de Strasbourg, Georges Gougenheim. Lancee en France, en 1923, a la suite de l'etude sur les Formes du duel en Slovene, cette enquete concernait l'expression frangaise: „Nous deux Jean" dans la phrase „Nous deux Jean, nous avons ete nous promenes?" c'est-a-dire „Nous deux Jean et moi nous avons ete nous promener". Ce qui correspond ä l'expression Slovene „Nous deux avec Jean". Lucien Tesniere avait envoye un questionnaire a un instituteur par departement l'interrogeant sur l'emploi de cette expression et de quelques autres semblables. L'enquete datee de 1923 fait l'objet de commentaires et d'un article sur le Duel sylleptique en frangais et en slave, paru en 1952.2 Emouvant temoignage de la perennite d'interet du chercheur. 3
Bulletin
de la Sociiti
de Linguistique
de Paris, t. 47, fasc. 1, ή 134, p. 57-63.
Le fonds Luden
Tesniire a la Bibliothique nationale de France
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Sont egalement conserves dans cette section: - une grammaire Slovene dont Meillet lui avait confie la redaction; - une histoire de la langue Slovene (carton 14); - des chapitres dactylographies sur les Slaves du sud pour un ouvrage historique a paraitre dans la Collection „L'Evolution de l'Humanite'' intitule Aux origints du monde slave (carton 15); - des traductions des poetes slovenes (carton 16); - des conferences; - des comptes-rendus du livre Oton Joupantchitch, Poete Slovene, l'homme et l'oeuvre, Paris, 1931. II - Allemand (cartons 19-23) On trouve essentiellement dans cette section une Petite grammaire allemande, d'environ 300 pages, dont il existe plusieurs redactions. Elle etait achevee en 1953. Elle est suivie d'un Resume de grammaire allemande. „Faite par un linguiste et un grammairien'', la Petite grammaire allemande etudie la structure de l'allemand vue de l'interieur, abstraction faite du fran£ais et de toute traduction. Luden Tesniere y insistait beaucoup sur l'importance de la phonetique dans l'apprentissage des langues. Suit ici un long passage de la preface: „L'etude de l'allemand passe pour difficile, c'est que mal guides la plupart de ceux qui l'abordent s'embrouillent dans le detail de menus faits, se perdent dans le dedale des formes et se noient dans la multitude des regies et des exceptions. La faute en est aux grammaires qui contiennent trop de choses et les choses importantes sont noyees parmi les autres. Seuls arrivent ä s'y reconnaitre les grammairiens de metier, l'etude de l'allemand demeure un epouvantail, et la connaissance de la langue ne se repand pas aussi vite qu'il serait utile. Le debutant n'a pas besoin d'une grammaire complete, il lui faut un livre elementaire qui degage de la gangue des multiples particularites de detail les traits essentiels du systeme, bref qui se borne k fournir sous une forme claire et succinte les grandes lignes de theorie... Ce livre, depuis plus de vingt ans que j'enseigne l'allemand, je l'ai vainement cherche pour le mettre entre les mains de mes eleves. En desespoir de cause, je me suis decide ä l'ecrire. La presente grammaire ne vise nullement ä etre complete. Elle n'a d'autre pretention que d'etre simple - aussi simple qu'il est possible quand on a affaire ä une langue compliquee comme l'allemand - correcte et sure... Bref, j'ai cherche ä y faire oeuvre de pedagogue plus que de scientifique."
Sont egalement conserves dans cette section (carton 23): - un exemplaire dactylographie du diplome d'etudes superieures que Lucien Tesniere obtint sous la direction d'Andler. II concerne le mythologue Wilhelm Mannhardt et est Tedige en allemand; - des notes, echanges de correspondance, des comptes-rendus d'articles concernant le domaine allemand en particulier Les Tricomposes elliptiques et le nom de 1'Alsace (Melanges 1945 des Publications de la Faculte de Strasbourg) et Le ü du dialecte alsacien (Melanges Tonnelat, Etudes Germaniques, 1948, p. 147-156.)
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Marie-Helene
Tesniere
III - Langues slaves (cartons 24-26) La partie la plus importante de cette section etait constituee par un volumineux dossier de correspondance a propos de l'etablissement d'un Atlas Linguistique Slave. Ce dossier sera reclasse dans la correspondance. Le premier congres des philologues slaves, a Prague, en 1929, avait cree une commission presidee par Meillet (et dont Tesniere etait secretaire), dont le but etait de realiser un atlas du monde slave. L'ensemble demarrait a partir des modeles des enquetes de Gillieron, Jud et Jaberg et de l'enquete Slovene. II etait prevu d'entreprendre sur un modele commun les atlas linguistiques de la Pologne, de la Tchecoslovaquie, de l'Autriche, de la Roumanie, de la Yougoslavie, de la Bulgarie, de la Roumanie etc. La commission qui avait des representants dans chacun de ces pays s'est dissoute en 1934, chaque pays tendant vers la realisation d'atlas particuliers etablis sur des modeles finalement differents. On trouve dans le carton 23 un article inedit sur Le Concret dans les langues slaves . IV - Russe (cartons 27-30) Les nombreux cours ou methodes de russe roneotypees a l'usage des etudiants conserves dans cette section temoignent combien chez Lucien Tesniere l'oeuvre du pedagogue est indissociable de celle du grammairien. lis apparaissent en effet comme des complements, des sortes de guides a travers la Petite grammaire russe, publiee en 1934 (24me ed. 1945, 3kme ed. 1964). lis annoncent le Petit vocabulaire russe, qui sera publie en 1957. Sont conserves dans le carton 27: - un Cours de russe roneotype (1927), dedie a Meillet: „Je voudrais, mon bien eher Maitre, vous dedier ce Cours de russe, si ce n'etait en quelque sorte vous offrir votre propre bien. P a r t o u t en effet, dans ces simples pages, vous trouverez la trace de votre enseignement, sinon votre enseignement lui-meme. Si d'aventure, il m'arrive d'abandonner les sentiers sflre que vous avez traces pour tenter la decouverte de quelque nouvelle passe, ce n'est jamais que pour tirer leurs dernieres consequences des principes de pedagogie qui font le charme et la solidite de vos lemons. C'est ce qui m'encourage ä compter sur votre bienveillante indulgence pour ce timide essai ä voler de mes propres ailes. Veuillez agreer cette dedicace comme un hommage de respectueuse reconnaissance pour tout ce que je dois a votre enseignement."
- des elements pour une Methode de russe preparee avec Monsieur Stremmoukhoff. Fondee sur la frequence grammaticale, eile est un guide d'apprentissage a travers la Petite grammaire russe, presentant les faits grammaticaux, non plus dans leur lien logique, mais dans un ordre pedagogique, e'est-a-dire au moment ou leur apprentissage parait le plus opportun pour l'eleve. Cette methode devait comporter une liste frequentielle de 4800 mots de vocabulaire a apprendre en 150 legons. Sont conserves dans le carton 28: - des compte-rendus de mission, en 1926, en Russie; - des notes de philologie et de dialectologie russe; - des notes sur l'accent russe.
Le fonds Luden
Tesniere ά la Biblioiheqve
nationale
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de France
Sont conserves dans le c a r t o n 2 9 : -
un Cours
- 4
de vieux slave roneotype;
tables
pour
l'acquisition
du
vocabulaire
russe
(etymologique,
grammaticale,
frequentielle, alaphabetique). V - G r a m m a i r e frangaise ( c a r t o n s 3 1 - 3 8 ) Les c a r t o n s 3 2 - 3 3 contiennent des passages entierement rediges sur la glottologie, c'esta - d i r e l'etude des sciences du langage. Les cartons 3 4 a 3 8 contiennent une frangaise
pour etrangers
Grammaire
ä laquelle Lucien Tesniere tenait beaucoup. Entierement redigee,
elle c o m p t e plus de 1000 pages manuscrites de g r a n d - f o r m a t . Des excercices d'accompagnement etaient prevus. Les premiers brouillons datent de 1931. Elle etait redigee aux trois-quarts en 1935. Les Elements
de syntaxe
en sont vraisemblablement issus.
D e u x courts passages, l'un serieux l ' a u t r e rieur en feront c o m p r e n d r e l'intention: „A quoi reconnait-on qu'un grammaire est juste ou fausse? A ce que, en l'appliquant tres exactement, elle doit permettre de reconstituer les faits de langue d'une maniere correcte. Parti de l'observation de la langue, la regie grammaticale, si elle a un sens, doit permettre de reconstruire la langue. Or quels sont les meilleurs sujets d'experimentation pour cette reconstitution? Ce sont precisement les etrangers, surtout les debutants, parce que comme ils n'ont pas le sens inne de la langue frangaise, ils seront obliges, bon gre mal gre, d'appliquer les regies, alors que les Frangais, connaissant dejä leur langue, ecoutent en realite leur sens linguistique alors qu'ils croient appliquer une regie..." (carton 33). O u encore: „II est possible pour un Frangais de faire par simple observation une bonne grammaire descriptive et synchronique du patagon, parce que le patagon n'est pas sa langue maternelle et ne descend pas du latin. Bref, parce qu'il le voit du dehors, et sans etre trouble par les elucubrations des grammariens patagons. Inversement pour faire un bonne grammaire frangaise descriptive et synchronique, nul n'est mieux place qu'un patagon ignorant tout de l'ceuvre des grammairiens du frangais et n'ayant en face de lui que la langue ä decrire. Par la presente grammaire, 1'auteur ne revendique qu'un seul merite, celui de s'etre efforce tout au long de son expose ä se comporter en patagon." (carton 33) Suit ici la Table des Matieres de la Grammaire I 4 r e Partie:
Noetique
II* m e Partie:
Phonetique
ch. 1:
L'effectif phonetique
ch. 2
Le systeme phonologique
ch. 3
La structure syllabique
ch. 4
La degradation phonetique
ch. 5
L'equilibre consonnantique
ch. 6
L'adaptation au milieu
ch. 7
L'accent
frangaise
pour
etrangers:
12
Marie-Heline Tesniere III i m e Partie:
Graphie
ch. 1
L'ecriture ideographique
ch. 2
L'ecriture phonetique
ch. 3
La prononciation 300 pages par ordre alphabetique de la prononciation des lettres et des polygraphes franfais
IV »me P a r t i e :
Morphologie
ch. 1:
L'agglutination
ch. 2:
La composition
ch. 3:
La derivation
ch. 4:
La flexion des noms
ch. 5: 5
La conjugaison verbale
ch. 6:
Le complexe verbal
VI - Syntaxe structurale (cartons 39-48) Les cartons 39 a 48 contiennent toutes les recherches concernant la syntaxe depuis les premiers brouillons jusqu'au dernier etat, les cours, les programmes d'enseignement et les experiences pedagogiques. Sont conserves dans le carton 39: - les premiers brouillons des Elements de syntaxe structurale, datant de 1936 et 1938. Sont conserves dans le carton 40: - les brouillons de Comment construire une syntaxe, article paru dans le Bulletin de la Faculte de Strasbourg, mai-juin 1934. - un Cours elementaire de syntaxe structurale, 21 pages grand-format dactylographiees, Montpellier, 1938. - un Cours de syntaxe structurale (Resume-Aide-memoire), 59 pages, roneotypees, a l'usage des centres d'apprentissage du Bas-Languedoc-Roussillon. Sont conserves dans le carton 41 divers programmes d'enseignement concernant la syntaxe: - les programmes de cours de Lucien Tesniere a la Faculte de Montpellier, pour les annees 1937-1938 et 1940-1941. - les elements d'une experience pedagogique menee en 1938 dans les classes primaires de l'Ecole Normale de Jeunes Filles de Montpellier, appellee experience Paravisol, du nom de la directrice de l'Ecole. Le but en etait d'etudier les possibilites pratiques d'une eventuelle application aux classes primaires d'un precede d'analyse grammaticale, en l'occurrence le stemma. D'autres experiences pedagogiques: Tournet, 1941; Fontvielle, 1942. - un projet de programme d'enseignement de la syntaxe de la 104me ä la 5 ime .
Le fonds Luden
Tesntire
ά la Biblioihique
nationale de France
13
Sont conserves, dans les cartons 42 a 49, des brouillons et differentes versions manuscrites et dactylographiees des Elements de syntaxe structurale avec les Tables. VII - Correspondance Les cartons 49 a 53 contiennent la correspondance echangee entre Lucien Tesniere et ses amis linguistes. Cette section est encore en cours de classement. Elle rassemble les lettres adressees et regues par Lucien Tesniere, ce qui en fait tout l'interet. Signalons ici pour memoire les noms des correspondants les plus connus: Baldensperger, Bally, Benveniste, Boyer, Gustave Cohen, Fransois Daumas, Mile Dobelman, Henri Guitton, Haug, Handrig, Joupantchitch, Jud, Juret, Jakobson, Karst, Kent, Jules Legras, Lejeune, Meillet, Martinet, Mazon, Mosse, Charles Pajot, Sever Pop, Pichon, Ramos, Sestäk, Sechehaye, Unbegaun, Vaillant, Vendryes, Vey. On s'arretera particulierement a l'importante correspondance echangee avec Fernand Mosse, ami de longue date, avec lequel Lucien Tesniere aimait a discuter de ses projets, de l'avancement de ses travaux. VIII - Divers (cartons 54-61) Sont conserves dans les cartons 54 a 61 divers documents, parmi lesquels on signalera des etudes sur les statistiques des langues (carton 54), des congres (carton 55), un dossier de methode active pour l'enseignement du latin par la methode des stemmas, prepare avec Mile Bechu, professeur au Cours Montaigne (carton 56), des notes et exercices sur l'emploi des temps en frangais (carton 56), diverses notes de cours, par exemple les notes prises au cours de Meillet au College de France etc. (carton 58), une methode etablie par Lucien Tesniere pour apprendre Γ anglais (carton 59), des conferences (carton 60), divers compte-rendus concernant les articles et de travaux de Lucien Tesniere (carton 60). IX - Fichiers (62-69) On conserve egalement 7 fichiers d'exemples susceptibles d'etre utilises pour les Elements de syntaxe (Connexion, Translation et Jonction), et un fichier de toponymie. L'austerite de cette presentation ne doit pas faire oublier la finesse de l'homme qu'etait Lucien Tesniere, ni son humour, sensible en de nombreuses pages ici conservees. L'apparente diversite des etudes particulieres ne doit ρ ω voiler aux yeux du lecteur la remarquable coherence de l'ceuvre qui se construit.
Charles Müller
Lucien Tesniere et la Faculte des Lettres de Strasbourg (1924-1937) Voici quelques lignes extraites du Bulletin de la Faculte des Lettres (1925); elles sont signees par Lucien Tesniere, qui venait d'etre nomme maitre de conferences dans cette Faculte, et de prendre, en succedant ä Paul Mazon, la direction de l'Institut de langues et litteratures slaves dans cette maison: „L'Institut de langues et litteratures slaves partage avec celui de litterature comparee deux belles salles situees au premier etage, ä Tangle nord-ouest du palais de l'Universite. La lumiere entre ä profusion par quatre grandes fenetres, et la salle reservee aux etudiants poesede une table spacieuse, sur laquelle il est facile de s'installer commodement pour travailler." 1
Dans la grande salle que L.T. decrivait ainsi, il y avait aussi une petite table, pres d'une des fenetres; eile etait reservee a. l'etudiant responsable de la bibliotheque de litterature comparee; j'en disposal, par la faveur de mon maitre H. Tronchon, pendant l'annee oü je preparais l'agregation, il y a 60 ans et quelques mois ... Je beneficiais ainsi d'un calme ideal, rarement trouble, d'une retribution de 200 F par mois, de l'honneur de voir de temps en temps la silhouette barbue du professeur de russe traversant la salle, et de quelques bavardages avec ses deux collaborateurs: le lecteur de russe, Dimitri Stremooukof, et la lectrice de polonais, Haiina de Chelminska. L'Universite frangaise rouverte a Strasbourg en 1919, si elle s'opposait volontiers a certains aspects de la science germanique, avait herite des excellentes installations materielles de l'Universite allemande et, de ce fait, d'une partie de son organisation. C'etait le cas, en particulier, pour ces salles de travail, distinctes des salles de cours, qu'on nommait les „instituts", et qui continuaient les „Seminare" de l'epoque wilhelminienne. Les professeurs y trouvaient des bureaux confortables et des bibliotheques importantes. Nous, les etudiants d'alors, pouvions y organiser notre travail quotidien dans des conditions que nos camarades de „l'interieur" auraient pu nous envier. Je ne voudrais pas m'attarder sur ce sujet, mais la vie de cette maison, dans les annees 30, etait aussi differente que possible de celle des autres universites fran?aises de l'epoque, autant que de celle de l'actuelle universite strasbourgeoise. Lucien Tesniere disposait done, en commun avec H. Tronchon, un collegue aussi courtois que discret, de locaux confortables; il avait deux lecteurs devoues ... et un nombre fort restreint d'etudiants; dans les statistiques publiees de temps en temps sur les effectifs aux examens, les langues slaves n'apparaissent presque jamais. C'est dire que son temps pouvait etre consacre tres largement a la recherche et a la reflexion, dont les „reunions du samedi" et la rubrique bibliographique du Bulletin nous livrent quelques temoignages. 1
L'Institut de langues slaves etait installe dans la salle qui porte aujourd'hui le numero 106; L.Tesniere faisait ses cours dans l'actuelle salle 103; quant aux reunions de Linguistique generale, elles avaient lieu dans l'Institut dirige par A.Juret, aujourd'hui salle 143.
16
Charles Muller
J'ai repris ces Bulletins, un peu poussiereux, mais bien conserves, bien classes et ranges, par les soins de mon collegue Lucien Braun, dans une des caves de cette maison. Frangois Daumiis a deja signale les articles que Tesniere y a signes (Orbis, Tome I). J'ai entrepris d'y relever toutes les traces de son activite pendant ses annees strasbourgeoises (Voir ci-dessous). Les numeros des annees 1924 a 1937 citent frequemment le nom de Lucien Tesniere. II y a publie quelques articles importants, bien connus, et reproduits ailleurs, et surtout le celebre „Comment construire une syntaxe", date du 17 sept. 1933. Mais en outre il prenait une part active aux „reunions du samedi". Ces entretiens, d'abord improvises par quelques collegues, puis devenus institutionnels, se consacraient, pour plusieurs disciplines, a une revue des publications recentes et a quelques discussions. L. Tesniere participait tres regulierement a Celles de Linguistique et Orientalisme, organisees et presidees par Abel Juret; plus episodiquement a Celles d'Histoire des Religions (Prosper Alfaric) ou d'Histoire litteraire. Notons que les comptes rendus de ces reunions sont constitues essentiellement par les communications, resumees par leurs auteurs: ce sont principalement des presentations critiques d'ouvrages recents. II est rare que l'on y retrouve un echo des debats ou des interventions qui pouvaient suivre. La Revue bibliographique accueille souvent les examens critiques qui n'ont pas trouve leur place dans les comptes rendus de reunions. Dans ces reunions, il n'y avait, helas! ni stenotypiste, ni dispositif d'enregistrement; il n'y avait pas de secretaire de seance; pas meme de liste des presents, qui nous serait bien utile. En somme, ce ne sont pas de vrais proces-verbaux, mais de simples resumes des communications. Cette documentation, precieuse quoique lacunaire, revele un Tesniere tres assidu. Sa fonction l'amene, tout naturellement, a signaler ce qui concerne les langues et litteratures slaves; mais son attention est attiree principalement par tout ce qui traite de linguistique generale, de syntaxe surtout. Mais je suis frappe du petit nombre de ceux qui, dans la Faculte d'alors, participent aux reunions consacrees a cette discipline. Un des deux latinistes, Albert Grenier, y est assidu, mais plus comme archeologue que comme linguiste. On n'y cite que rarement un des deux hellenistes, Paul Collomp; parfois un angliciste, Koszul. Des germanistes, seul Jean Fourquet, jeune collegue, apparait vers la fin de cette periode, en 1933. De l'Institut de Frangais, je ne vois ni Schneegans, seiziemiste, ni E. Hoepffner, excellent philologue, mais trop modeste pour se declarer linguiste; Paul Fouche, phoneticien, apparait peu, avant de quitter pour Paris; seul Georges Gougenheim, qui lui succede, prend part a ces reunions. Occasionnellement, les „orientalistes" viennent parier des langues caucasiennes (Karst), du sanscrit (Courtillier), etc. Mais le maitre, toujours present, qui preside et domine, c'est Abel Juret. Tesniere se montre tres ouvert aussi sur d'autres aspects que la syntaxe: il veille sur l'edition et la traduction des textes russes; il plaide avec passion pour la geographie linguistique et ses atlas, pour les enquetes dialectologiques; il s'interesse a la didactique
Luden
Tesniire
et la Faculti des Lettre* de Strasbourg
(1984-1997)
17
des langues vivantes, et meme ä un outil nouveau: la notion de frequence lexicale. Quant a ses comptes rendus, ils frappent par l'energie de leurs jugements, qui formulent avec autant de force l'eloge que le bläme. Ce qui resulte de la documentation des Bulletins, c'est que la linguistique generale telle que la concevait Tesniere, dans la lignee de Saussure, de Brunot, de Meillet, etait representee ici essentiellement par Abel Juret, puis, vers la fin, par les deux nouveaux: J. Fourquet et G. Gougenheim. Quand Tesniere prend la parole, presque toujours Abel Juret intervient pour l'approuver, et souvent l'invite a intervenir. II est evident que leurs relations ont ete suivies et cordiales, et que Tesniere a dü beaucoup frequenter Juret (retenu a son domicile, 1 rue Grandidier, a deux pas de notre Faculte, par ses infirmites); qu'il a lu attentivement la Syntaxe latine2 (mentionnee dans les E.S.S., pp. 35 et 204); cet ouvrage, aujourd'hui tres neglige, a certainement joue un role important dans la reflexion de Tesniere, ce qu'une relecture de Juret pourrait mettre en lumiere. Peu apres le depart de Tesniere pour Montpellier, Strasbourg connut un sort etrange, qui semble unique dans l'histoire: de la declaration de guerre, fin aoüt 1939, a l'armistice de juin 1940, la ville fut videe de sa population, ainsi qu'une partie de ses banlieues; pendant dix mois, dans un silence impressionnant, eile fut confiee a une poignee de militaires, de policiers et de pompiers. La Prefecture se retrouva a Perigueux; la Faculte des Lettres, privee d'une partie de ses professeurs, vecut tant bien que mal a Clermont-Ferrand, jusqu'a des episodes dramatiques dont on va, d'ici peu, celebrer le cinquantieme anniversaire. C'est dire que le milieu universitäre que Lucien Tesniere avait connu ici, dans la maison qui vous accueille aujourd'hui, fut peu apres balaye et disperse par le drame de 1939-45, et que les images que je viens d'arracher a l'oubli appartiennent a la fin d'une epoque.
2
A.C. Juret, Systeme de la Syntaxe latine (Publ. de la Fac. des Lettres de l'Univ. de Strasbourg, Serie bleue, No 34), Soc.d'Ed. Les Belles Lettres, Paris. 1926, 428 p. - 2e ed., 1933, 466 p. - L'ouvrage s'ouvre sur un Hommage ä Ferdinand Brunot. - A.Grenier en a donne un compte rendu detaille dans le Bulletin, 2/V, p. 79-80.
18
Charles Müller
BULLETIN DE LA FACULTE DES LETTRES - ANNEES. I II III IV
1922-23 1923-24 1924-25 1925-26
V VI VII VIII
1926-27 1927-28 1928-29 1929-30
IX X XI XII
1930-31 1931-32 1932-33 1933-34
XIII XIV XV XVI
1934-35 1935-36 1936-37 1937-38
Abrev.: BIBL: „Revue bibliogr." SAM = „reunion du samedi" HR: histoire des religions - LITT.: Litteratures sans mention: Linguistique, (Archeologie) et Orientalisme numero/annee/page
2/IV p.39-42
„L'Institut de langues et litteratures slaves." (Cet article de L.T. fait partie d'une serie: „Les Instituts de la Faculte des Lettres").
2/IV p.78 SAM 28-11-25
L.T. presente ses deux volumes sur le duel en Slovene (these). - Quelques resultats obtenus grace a la methode geographique, appliquee pour la premiere fois dans un domaine slave.
3/IV p.112-117 BIBL
Resume (non signe) des deux volumes de la these de doctorat de L.T. Remarques d'ordre methodologique; plaidoyer pour les travaux de geographie linguistique, qui gagneraient a etendre au domaine slave les methodes de Gillieron. Donnees sur la repartition des langues et dialectes en Yougoslavie.
3/V p.101-2 SAM 4-12-26 HR
L.T. rend corripte de sa mission en Russie et de ses impressions sur la vie religieuse dans ce pays: „...le bolchevismelui-meme, tout radical qu'il soit, n'est peut-etre au fond qu'une nouvelle forme de la religion: en lui on observe trop souvent la rigidite des dogmes, l'intolerance fanatique des points de vue et l'arbitraire de la foi."
3/V p.103-7
Dons de livres a l'Institut de Langues et Litteratures slaves (suite au voyage en URSS).
Hors serie (C.Vac.27) p.39-60
„L'emploi des temps en frangais" (article destine aux etudiants et rangers)
ibid. p.61-65
„Pronoms et indices personnels" (article destine aux etudiants etrangers)
4/VI p.132 SAM 7-1-28
Apres un c.r. de Μ.A. Grenier de travaux des etruscologues italiens, L.T. insiste sur l'originalite des linguistes italiens concernant le Probleme de la parente des langues indo-europeennes.
Luden TesnUre et la Faculte des Letires de Strasbourg (1924-1937) 5 / V I p. 175-6 SAM 4-2-28
19
Presentation de Zaroubine, Le dialecte
verchique
de la
langut
kandjoute.
7 / V I p. 266
Ouvrage de Cinek, La Question
religieuse
en
Tcheco-Slovaquie.
S A M 24-3-28
C o m p t e rendu remis a plus tard. (v.ci-dessous 6 / V I I )
HR 1 / V I I p.14-15 SAM 19-5-28
C o m p t e rendu de l'ouvrage (en allemand) de M.M. Murko sur la Reforme et la Contre-Reforme chez les Slaves du sud, et sur la formation de la langue serbo-croate.
5 / V I I p.200 SAM 2-2-29
L.T. prend part a une discussion sur les theories de Meillet (Les langues
dans l'Europe
nouvelle,
un Appendice: Statistique
ouvrage auquel il a contribue par
des langues de
l'Europe).
- A. Juret: „Ce n'est pas un appendice, c'est un livre de 200 pages, tres precieux non seulement pour le linguiste. Apres une Introduction oü l'auteur critique la valeur des donnees dont on dispose et indique la methode suivie, il donne tous renseignements sur l'etat linguistique actuel des divers pays de l'Europe; il y ajoute une statistique comparative des langues du monde et enfin une carte en couleurs, tres instructive, representant le domaine de chaque langue de l'Europe. Ce livre ne s'analyse pas, mais qu'il nous soit permis d'exprimer ä l'auteur notre reconnaissance pour le grand service qu'il nous a rendu en nous donnant un expose tres clair, d'une documentation riche et precise." 6 / V I I p.257-62
Chronique slave. Compte rendu de Frant. Cinek, La
BIBL
religieuse
en Tcheco-Slovaquie
de 1918
a 1925.
question
(livre confus et
mal construit; auteur depourvu de sens critique). - C.r. de Tolstoi, Comment
I'amour
est mort ... trad. fr. de H.J. Sikorski:
„S'il est equitable de feliciter et l'editeur et le traducteur du choix de l'original russe, on a le regret de ne pouvoir ni feliciter l'editeur du choix du traducteur, ni feliciter le traducteur de la traduction qu'il a perpetree ... II etait bon de montrer, au moins une fois, preuves en mains, au public fran;ais jusqu'ä quel point on ose se moquer de lui... Pour en revenir ä Μ. Sikorski, nous caressons l'espoir, peut-etre temeraire, que cette execution sommaire, indulgente et meritee, l'engagera ä ne reprendre ses travaux de traduction qu'apres avoir fait au prealable une etude approfondie de la langue fran^aise, de la langue russe et de Part de traduire". - C.r. de Dostoievski, Un joueur,
Notes d'hiver sur des
impressions
d'ete, trad. fr. Mongault et Laval: „Si l'on a parfois le penible devoir de stigmatiser les mauvaises traductions, comme nous venons de le faire, il est agreable de pouvoir, en revanche, signaler au grand public les versions frangaises dont le texte est etabli avec soin par des gens connaissant leur metier". 6/VII
p.271 L.T. a fait partie du jury pour la these de doctorat de M.Grabar le 20-6-28
20
Charles Müller
4/VIII p.147-8 SAM 20-4-29 LITT.
C.r. de Vaillant, La langue de Dominko Zlataric (le dernier en date des auteurs ragusains du XVIe siecle): l'ouvrage J e t t e une vive lumiere sur le developpement du ragusain litteraire".
4/VIII p.151-4
L.T. rend compte du premier congres des Philologues slaves (Prague, oct. 1929); regrette que M. Meillet en ait ete absent; projet d'un 2e congres en Pologne.
7/VIII p.259-60 SAM 29-9-30
C.r. de R. Jakobson, Remarques sur devolution phonologique du russe comparee a celle des autres langues slaves. Tome II des Travaux du Cercle linguistique de Prague, „contient Pessentiel de la doctrine du groupe ... - R.J. s'insurge contre la tyrannie de l'histoire, ou plutöt des linguistes-historiens, qui s'obstinent ä ne pas comprendre que succession n'est pas explication, et que chaque fait trouve sa signification dans ceux avec iesquels il forme systeme et non dans la chaine indefinie de ceux qui l'ont precede".
3/IX p.107 BIBL
Vinogradov, Merimee dans ses lettres ά Sobolevski (Moscou); c.r. de L.T.: „Materiaux utiles pour les historiens du romantisme frangais".
3/IX p.108 SAM 31-5-30
Presentation de la Carte ethnographique de la Siberie (Leningrad) - Des reserves; mais ce n'est qu'un ballon d'essai, perfectible. Utile.
4/IX p. 144 BIBL
C.r. de J. Legras, La Litterature en Russie. Quelques reserves „qui n'enlevent rien a la valeur du livre que les slavisants et le grand public liront avec plaisir et profit."
7/IX p.270-1 SAM 21-3-31
C.r. de Mazon, Grammaire tcheque (2e ed.); quelques remarques sur le classement des verbes; un livre „si excellent qu'on le voudrait parfait".
1 /X p.9
M. L. Tesniere a ete fait chevalier de l'Ordre national tchecoslovaque du Lion Blanc.
3/X p.89
Dans les Publications de la Faculte, paru: L. Tesniere, Oton Joupantchitch, poete Slovene. L'homme et l'aeuvre. - Un grand Europeen, mais fidele a sa petite patrie Slovene ... „Occasion de se documenter sur le passe, les espoirs et les aspirations de la nationality Slovene."
Luden
Tesniire et la Faculti des Letires de Strasbourg
21
(1924-1987)
4 / X p.128-130
A l a d e m a n d e d e Μ , J u r e t , L . T . r e n d c o m p t e d u 2e congres
S A M 19-12-31
international d e G e n e v e ( a o ü t 1931); trois g r a n d e s conclusions: „La methode geographique a definitivement acquis droit de cite dans la linguistique ... - la linguistique generale s'echappe de plus en plus de l'etroite prison indo-europeenne ... - la linguistique s'est liberee du cauchemar de la phonetique experimentale". Approbations
et
complements
d'A.Juret.
c o m m e n t e K a r s t e n , Les anciens que
les
donnees
numeriques
Germains
-
L.T.
presente
et
(Trad. Mosse); r e g r e t t e
(anthropologiques)
ne
soient
pas
cartographiees; a p p r o u v e l'emploi d e s c o e f f i c i e n t s sanguins.
1 / X I p.5-6
C.r. d e M a t v e e v a - I s a e v a , article: „Les differentes couches s u p e r p o -
S A M 30-4-32
s e e s du p r o c e s g l o t t o c h r o n i q u e
d a n s le s y s t e m e
d'accentuation
slave"; - „theorie e c h a f a u d e e a priori et sans a u c u n e d e m o n s t r a t i o n " . P r e s e n t a t i o n d e VEssai...
d e D a m o u r e t t e et P i c h o n ;
„Certes les auteurs ont depasse, dans leur radicalisme terminologique, la limite ou on eüt pu les suivre. Mais la faute en est moins ä eux qu'au sujet qu'ils traitent ... Avec celui de M.Brunot, un des seuls ouvrages qui fasse effort pour penetrer le genie de notre langue. II vaut d'etre longuement etudie et medite."
2 / X I p.45-6
L . T . p r e s e n t e F . M o s s e , Tableaux
BIBL
des
langues
phonetiques
pour
I'enseignement
vivantes.
„II est peu de pays civilises oü les notions de phonetique les plus elementaires soient moins repandues que chez nous. Tel qui rougirait de prendre un sonnet pour un quatrain trouve naturel d'ignorer la difference entre une sourde et une sonore ... D'exterieur agreable, de presentation typographique soignee, le livret de F.Μ. est destine ä rendre d'immenses services dans I'enseignement secondaire en degrossissant phonetiquement les eleves. En attendant qu'il y ait trouve la place qu'il merite, et que son action soit perceptible sur les bacheliers qui viennent pousser leurs etudes de langues dans les Facultes, les etudiants de premiere annee auront grand avantage ä s'en assimiler ä fond le contenu ... II sera particulierement apprecie des Alsaciens desireux de se debarrasser de l'accent local en fran^ais ou en allemand; tous y trouveront ensuite le vademecum indispensable du professeur de langues."
Cours d e V a c a n c e s 1932 ( N o s p e c i a l , p . 1-7)
L u c i e n T e s n i e r e „L'organisation des u n i v e r s i t e s frangaises".
1 / X I I p.13-17
C.r. d e Trilles, Les pygmees
S A M 29-3-33
sur G r a m m o n t , Tratte
de
de la Foret phonetique.
equatoriale
-
Remarques
22
Charles Muller
2/XII p.42-3 BIBL
C. r. de H. de Montfort, Les nouveaux Etats de la Baltique: „... livre ... bien au courant, clair, parfaitement ordonne et facile a lire". - Μ. Honnorat, Demonstration de la parente des langues indoeuropeennes et semitiques „... rien a tirer de ce fatras ... C'est proprement un scandale qu'il se trouve de l'argent pour publier luxueusement de pareilles inepties".
4/XII p.120-2 SAM
A la demande de Μ. Juret, Μ. Tesniere fait part a son tour des observations que lui a suggerees le livre de Μ. Bally (Linguistique generale et linguistique frangaise). (II) „s'etonne qu'un esprit qui a reflechi aussi profondement sur le fran;ais persiste ä considerer le conditionnel comme un mode.... En resume, le livre de M.B. sort de l'orniere. II fait penser. Comme tel, il constitue une contribution capitale ä 1'edification de la syntaxe qui se cherche."
6/XII p.195 SAM 3-3-34
Apres un c.r. de C. de Boer, Introduction ά I'etude de la syntaxe frangaise par M.G. Gougenheim, „M. Tesniere s'eleve avec force contre la tendance actuelle, qui est de detourner ces termes (regime direct, indirect) de leur valeur syntaxique ... pour leur preter un sens morphologique ...".
7/XII p.219-229
COMMENT sept. 1933)
7/XII p.247-8 SAM 3-3-34
C.r. de J. Stanislav, Dialectes du pays de Liptov. Discussion sur l'application des idees de Gillieron (independance des isoglosses); „cette discussion de principe, loin de diminuer la valeur du beau livre de St., montre au contraire tout le fruit que l'on peut retirer de son etude". - L.T. signale ensuite divers articles du Journal de Psychologie: une contribution de Vendryes sur „les täches de la linguistique statique"; un court article de V. Broendal revendiquant „l'autonomie de la syntaxe"; mais ... „on attendra, pour porter un jugement motive sur les theories si sympathiques de Μ. Br., qu'il les ait mises en oeuvre dans une grammaire, l'application pratique etant la pierre de touche de toute theorie grammaticale". - Un article de J. Van Ginneken, sur les rapports entre langue et race et l'heredite linguistique ...
CONSTRUIRE
UNE SYNTAXE
(article date: 17
„Mais jamais l'influence de la race sur la langue n'avait ete affirmee avec tant de force... On se demande avec inquietude comment on pourra jamais, avec les methodes de la linguistique actuelle, asseoir une demonstration convaincante de la synthese grandiose imaginee par V.G."
Luden
Tesniere et la Facvlti
des Lettres de Strasbourg
23
(1924-1937)
2/XIII BIBL
p.46-7 C.r. de Beaulieux, Grammaire da la langue bulgare „Nul n'etait mieux qualifie ... La partie la plus neuve de sa grammaire est le verbe ... bonne introduction historique et geographique". T. Lehr-Splawinski, Gramatyka polabska·, „langue des Polabes, ou plus exactement la langue eteinte en 1751 des Drevanes ... (qui) ne nous est guere connue que par des listes de mots".
2/XIII p. SAM 15-12-34
L.T. intervient dans une discussion sur les substrats, lors du c.r. de l'ouvrage d'E. Lerch par G. Gougenheim. II rend compte des nombreux defauts et des rares qualites de l'Atlas de Drexler (v.cidessous).
3/XIII p.83-5 BIBL
C.r. de Drexler, Atlas linguisticus. Ouvrage tres decevant; donnees contestables sur la situation linguistique en France, particulierement en Alsace, ou dans les Flandres, etc.: „conception dialectologique surannee et ignorante de la geographie linguistique". p.85-6 C.r. favorable de J. Legras, L'äme russe. p.86-7 C.r. elogieux de l'edition, par Μ. Mongault, des textes de Merimee sur la litterature russe. p.90: M.L.T., professeur, est nomme officier de l'Instruction publique.
1/XIV p . l l SAM 4-5-35
C.r. du tome III de VEssai ... de Damourette et Pichon, qui acheve le gros oeuvre. M.T. „felicite les auteurs d'avoir degage la notion essentielle de ηceud verbal, qui est l'ensemble constitue par le verbe et tous les elements, pronominaux ou autres, qui lui sont plus ou moins agglutines.il remarque seulement, pour eviter une confusion, qu'il appelle lui-meme cet ensemble le complexe verbal, reservant, avec Jespersen, le terme de
naeud verbal pour
l'ensemble syntaxique constitue
par le verbe (y compris ses agglutines) et tous les elements qui en dependant, c.ä d. les actants (sujet, objet) et les circonstants
(complements de temps, de
lieu, etc.).... une grande Ιεςοη de modestie: il y aurait lieu de soumettre ä une serieuse revision nos methodes, que nous nous complaisons peut-etre trop ä considerer comme definitives et infaillibles".
2/XIV p.56-59
„A propos des temps surcomposes" (26 avril 1935). Etude inspiree par un article de A. Sestak (Brno).
4/XIV, p.141-2 SAM 12-1-36
C.r. des Etudes indo-europeennes de Kurilowicz „Conclusions assez fragiles. La faute n'en est pas a l'auteur, mais au sujet."
24 4/XIV p.148-150 BIBL
Charles Muller
G. Roger et St. Wormald, England Calling. Ce manuel d'anglais a retenu l'attention de L.T. parce qu'il fonde l'apprentissage du vocabulaire sur la notion de frequence: „'a ma connaissance, la seule tentative faite jusqu'ä present dans cette voie... c'est ä ce titre qu'il marque une date et qu'il meritait d'etre signale." (NOTE: on peut supposer que G. Gougenheim, futur maitre d'ceuvre du franfais fondamental, a entendu ou au moins lu cette declaration)
5/XIV BIBL
p.189 C.r. de Tolstoi, Anna Karenine, trad. Η. Mongault. Eloge d'une traduction de qualite exceptionnelle.
7/XIV, p.294 BIBL
C.r. de La prise de Jerusalem de Josephe le Juif, texte vieux-russe, ed. V.Istrin, trad. fr. de P. Pascal. „ ... le groupe de russisants qui a entrepris et mene ä bien cette täche lourde et difficile a droit ä l'entiere reconnaissance des travailleurs et des specialistes".
2/XV p.33-42
Antoine Meillet. „Par un matin frileux de fevrier 1913, Antoine Meillet commen;a son cours ä l'Ecole des Hautes Etudes en annon^ant ä ses auditeurs la mort prematuree de Ferdinand de Saussure. Puis, toujours debout, car il ne s'asseyait jamais ... baissant la tete et fermant les yeux, ... il ajouta d'une voix lente: 'Vous ne pouvez comprendre ce que signifie pour la grammaire comparee la perte d'un tel homme. Plus tard ... vous comprendrez.' Qu'il soit permis aujourd'hui, plus de vingt ans apres, ä l'un de ceux qui l'ecoutaient alors, de rendre un dernier hommage ä la memoire du maitre venere ..., en essay ant ä son tour de faire comprendre aux grammairiens de demain le sens de la forte personnalite de Meillet et la part capitale qui lui revient dans le developpement de la grammaire comparee indo-europeenne et plus generalement de la pensee linguistique contemporaine".
L.T. analyse l'ceuvre et l'influence d'A. Meillet ... Depuis la mort de Brugmann, les linguistes de tout pays s'accordaient ä le considerer comme le premier linguiste d'Europe et du monde. C'est en France que, si l'on met ä part le petit groupe de specialistes, les autorites competentes ont le plus tarde ä reconnaitre les immenses merites de Meillet ... A. Meillet s'est eteint le 22 septembre 1936, ige de pres de 70 ans ... Mais sa pensee, si riche et si feconde, subsiste, plus vivante que jamais, chez ceux ä qui incombe la redoutable täche de continuer son oeuvre. Des hommes comme lui ne meurent jamais tout ä fait".
Texte date de novembre 1936.
Luden Tesniere et la Faculti des Lettres de Strasbourg (1924-19S7)
25
5/XV p.177 sqq SAM 12-12-36
M. Juret, president, souhaite la bienvenue ä M. Benveniste et le remercie d'avoir bien voulu venir de Paris pour prendre part a notre seance. M. Benveniste lui exprime sa gratitude, et se met immediatement en devoir d'exposer le sens dans lequel il a pu exploiter les theses qu'il a etablies dans son livre (Origines de la formation des mots en indo-europeen). La deuxieme partie de la seance est consacree ä des demandes d'eclaircissements et a un echange de vues. Outre M. Juret, prennent la parole MM. Fourquet, Tesniere, Cavaignac et Gougenheim.
6/XV, p.233-4 SAM 30-1-37
Presentation des Atlas ling, des parlers herberes d'A. Basset (fascicule sur les noms d'animaux, cheval et mulet). Apres quelques reserves, „hommage justement merite au travail considerable que represente cette publication".
7/XV p.270
Meme texte que ci-dessus.
7/XV
Le compte rendu de la seance du samedi 13 mars 1937, au cours de laquelle M. Juret etudie le dernier volume d'articles d'A. Meillet, et ou M. Gougenheim rend compte de deux fascicules de l'Histoire de la langue frangaise de F. Brunot, ne mentionne ni presence, ni intervention de L. Tesniere.
16-3-37
Le Doyen informe l'assemblee de la Faculte que M. Tesniere, maitre de conferences de langues slaves, prendra possession de son nouveau poste a Montpellier le ler avril. - M.T. recommande, pour sa succession, la candidature de M.Unbegaun.
1/XVI p.21
M. Unbegaun est nomme en remplacement de Μ. Tesniere.
1/XVI, p.25-6 BIBL
L.T.: compte rendu de: Ε. Handrich et G. Roger, Schalten wir um! Manuel d'allemand qui utilise la notion de frequence pour l'apprentissage du vocabulaire, renongant aux „insipides et interminables listes de mots ... On sera etonne de ce qu'il est possible de dire en allemand avec 1000 mots, quand ils sont bien choisis et qu'on eait s'en servir".
Frangoise Madray-Lesigne / Jeannine
Richard-Zappella
Interet heuristique de la correspondance Tesniere-Pichon Lucien Tesniere a entretenu une abondante correspondance avec les plus grands linguistes de son temps. Pres de deux mille lettres sont aujourd'hui accessibles au fonds Tesniere et constituent une source fort riche d'informations sur l'elaboration et revolution de sa pensee. Dans ce corpus, a la fois vaste et divers, la correspondance avec Edouard Pichon est l'une de celles qui presentent le plus grand interet theorique, dans la mesure oil elle est exclusivement consacree a des problemes epistemologiques ou methodologiques. La relation epistolaire s'instaure a l'occasion de la parution du tome III de l'ESSAI DE GRAMMAIRE DE LA LANGUE FRAN^AISE de Damourette et Pichon, dont Tesniere fait un compte-rendu elogieux au Cercle de Linguistique de Strasbourg, en mai 1935. L'echange se poursuit un an et demi, de janvier 1936 a juin 1937, ponctue par l'envoi reciproque de tires a part et par la preparation d'une communication collective que Pichon se propose de presenter au congres de Psychologie de Paris, juillet 1937. La brusque interruption de cette correspondance est une enigme que les documents dont nous disposons ne nous permet pas de resoudre. La derniere lettre de Tesniere annonce une entrevue imminente entre les deux hommes qui ne se sont encore jamais rencontres: il est fort peu probable qu'elle n'ait eu aucune suite ecrite. Se seraient-ils tout dit? On peut legitimement en douter. Le plaisir partage qu'ils prenaient ä s'ecrire ne s'est certainement pcis tari. Les termes dans lesquels, en mars 1940, Damourette annonce a Tesniere la mort de Pichon excluent une rupture. II semble plutot qu'une partie de la correspondance ait ete perdue, et on ne peut que le regretter devant l'exceptionnelle qualite du debat theorique qu'elle introduisait. Detail amüsant: si pour les'linguistes que nous sommes, Damourette et Pichon constituent une sorte d'entite indissociable, il n'en fut pas de meme pour Tesniere. Son compte-rendu dans le Bulletin de linguistique de Strasbourg lui valut, de la part de chacun des deux auteurs, une lettre de remerciements, mais e'est seulement avec Pichon que s'engage un dialogue theorique intense dans lequel la rigueur n'exclut jamais l'humour. Trois axes heuristiques, etroitement imbriques, s'en degagent, qui n'ont rien perdu de leur actualite: 1. Quel type de terminologie choisir pour elaborer cette science nouvelle qu'est la linguistique? 2. Comment dialoguer entre chercheurs? Faut-il privilegier le consensus ou les specificites de chacun? 3. Quelle methode adopter pour construire une theorie explicative qui rende compte des faits observes? Quelle logique adopter pour ordonner les faits de langue?
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1.
Franfoise
Madray-Lesigne
/ J tannine
Richard-Zappella
Necessite et aleas d'une terminologie nouvelle
Dans ses lettres comme dans son compte-rendu, Tesniere est tres elogieux pour le livre „remarquable" de Damourette et Pichon. Mais il est fort reserve devant le foisonnement d'une terminologie „deconcertante" qui privera cet ouvrage de l'audience qu'il pourrait avoir et particulierement d'un public etudiant. La critique ne porte pas tant sur la novation que sur le caractere deconcertant des neologismes et sur leur surabondance. On reconnait la son souci pedagogique omnipresent. Mais a peine a-t-il formule ce reproche que, dans le brouillon de son intervention, il en rend responsables ceux qui ont „confisque" l'ensemble de la terminologie syntaxique au profit de la morphologie. L'allusion a Meillet est transparente. Dans une situation aussi desastreuse, force est bien, pour les syntacticiens, „depouilles du patrimoine terminologique qui leur a ete habilement subtilise", d'innover, en creant des denominations hasardeuses. Face ä cette difficulte, l'objectif de Tesniere se precise a travers ses lettres. Devant la necessite de reinventer une terminologie syntaxique, il n'adopte ou ne cree que des denominations aussi transparentes et peu nombreuses que possible. II s'enthousiasme, par exemple, pour la distinction „auxiliaire/auxilie", proposee par Damourette et Pichon: il l'introduit dans son enseignement. C'est, a ses yeux, „une trouvaille terminologique tellement juste et simple", qu'on devrait l'enseigner du cours preparatoire ä l'universite. Mais le realisme vient immediatement temperer cet enthousiasme terminologique. La tradition ne se laisse pas si aisement bousculer: c'est a l'aune de vingt ans d'efforts que se mesurera le succes. Bel acte de foi, qui peut nous faire sourire, quelques soixante ans plus tard, encore que la distinction auxiliaire/auxilie, a defaut d'etre enseignee ä l'ecole s'etudie aujourd'hui a l'universite. Dans l'ensemble, les emprunts terminologiques de Tesniere sont rares et toujours soigneusement circonscrits. II refuse categoriquement le glissement terminologique; il emprunte certes, par exemple, a Jespersen le terme de „noeud verbal", mais le distingue soigneusement de l'acception proposee par Damourette et Pichon dans leur grammaire. II cree, pour designer les interjections, le terme de „phrasillon", mais refuse, malgre l'insistance renouvelee de Pichon, de faire entrer ses phrasillons dans la categorie des „factifs", terminologie liee a la dimension enonciative et pulsionnelle, qui gommerait la specificite fonctionnelle „tres a part, des mots-phrases, qui sont des inanalyses." Aussi distingue-t-il, en les opposant, le factif qui est „plus psychologique", et le phrasillon qui est „plus grammatical". A cette occasion, il reconnait son embarras face a l'epineuse question de la terminologie. Comment se situer entre Meillet qui voudrait la bannir de la grammaire et Pichon qui la multiplie comme a plaisir! S'il condamne les hardiesses, ce n'est pas en tant que telles, mais parce qu'il ne les croit pas susceptibles d'etre adoptees par le public qui, au bout du compte, est le seul juge. Les termes se voient ainsi compares a des pieces de theatre, dans une formule admirable tant par son realisme que par sa modestie : „sont bons les termes que le public finit par adopter, mauvais ceux qui ne passent pas."(27-10-1936). C'est ici, encore et toujours, le didacticien qui parle, assignant au chercheur l'objectif combien difficile de passer la rampe, face a un large public. Et pour
Int er et heurisiique
de la correspondence
Tesniere-Pichon
29
exprimer ce souci, il a recours, deja, a la metaphore du spectacle qui nourrira, on le sait, sa reflexion.
2.
Fascination et pieges du consensus
On ne sera pas surpris que les problemes de terminologie soient une des principales pierres d'achoppement du dialogue epistolaire entre deux chercheurs qui appartiennent a une mouvance differente. Les discordances auront toutes pour cause la deuxieme critique majeure que Tesniere formule, dans son compte-rendu, a l'egard de l'Gssai de Grammaire. II a, dit-il, „l'inconvenient de trop confondre le syntaxique et le morphologique. Formes et emplois sont examines pele-mele, le point de vue syntaxique ne se degage pas, ni, par suite, la structure generale de la langue" (brouillons). Face a, cette divergence theorique forte, Pichon et Tesniere developpent deux strategies differentes, voire antithetiques: le premier s'efforce d'attirer Tesniere sur ses positions, en minimisant les differences et en lui proposant d'adopter sa terminologie, a charge de reciprocite. II insiste sur les „affinites" qu'il observe entre leurs „esprits", terme qui lui parait suffisamment vague pour etre consensuel et releguer au second plan les differences d'approche. Sa reaction a la lecture de l'article de Tesniere sur „la classification des interjections" est typique: apres de grands eloges sur l'originalite de l'analyse, il propose a son auteur d'adopter la classe des factifs pour rendre compte des phrasillons. „La notion de phrasillon recouvre, ecrit-il, nos factifs strumentaux (oui, non, voici, voilä) et nos factifs nominaux". Devant pareille convergence, la conclusion semble s'imposer: pourquoi Tesniere ne reprendrait-il pas cette terminologie qui complete sa pensee sans la deformer? Toutes les lettres de Pichon reproduisent cette demarche de recherche d'accord a tout prix. II tente de seduire son interlocuteur par une pseudo-complementarite. Cet objectif depasse d'ailleurs largement la personne de Tesniere, puisqu'a l'occasion du Congres de Psychologie (juillet 1937), Pichon tente de promouvoir une communication collective, au nom d'une ecole fra^aise de linguistique qui regrouperait seize personnalites notoires (cf. corpus ci-joint). A l'inverse, Tesniere est toujours soucieux de mentionner, simultanement, le point d'accord et ses limites, Hees a la perspective de chacune des recherches. Pour lui, la classe des phrasillons ne se situe pas dans la meme perspective que la categorie des factifs, soustendue par le concept pichonien d'„emouvement". II l'exprimera dans un premier temps avec prudence: J e ne crois pas qu'ils recouvrent exactement mes phrasillons". II s'agit, tout au plus, „d'une rencontre heureuse," dont on peut se rejouir, a condition de ne pas en exagerer la portee. La difference reside dans l'architecture des deux raisonnements: „si les faits observes sont identiques, l'elaboration de l'edifice diverge, et ne pas le reconnaitre serait une trahison de l'une et l'autre approche". Le choix du verbe „trahir", a Strasbourg, en 1936, exprime assez la violence du refus. Mais Pichon ne se decourage pas pour autant et revient a la charge: „nos points de vue ne paraissent pas s'exclurel'un l'autre", retorque-til, devant cette fin de non recevoir. II fonde son insistance sur des motifs psychogenetiques:
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Frangoise Madray-Lesigne
/ J tannine
Richard-Zappella
les groupes qui composent les phrasillons sont situes au deux bouts de la chaine evolutive. „Interjections, phrasillons impulsifs imitatifs et imperatifs sont ä placer au niveau le plus archaique du langage. Au contraire, les phrasillons logiques (factifs strumentaux) se situent a un niveau tres abstrait et tres evolue." Avec humour, Tesniere, dans sa reponse, dix jours plus tard, campe sur ses positions: „Vous pretez une tres grande attention aux categories, je prefere, par gout, l'etude des fonctions et du mecanisme." L'affinite d'esprit qu'avait cru deceler Pichon ne resiste pas au gout de Tesniere pour l'architecture syntaxique. Pour ce dernier, convivialite d'un dialogue et fermete theorique vont de pair. L' insistance assimilatrice de Pichon le conduit a developper l'hypothese novatrice selon laquelle il n'existe peut-etre pas une syntaxe mais plusieurs niveaux dans la production d'un enonce. Le niveau des fonctions serait plus pres de la morphologie que celui des categories, plus proche de la psychologie. Tesniere voit dans cette distance entre divers niveaux le processus de transformation que la pensee subit pour devenir parole. II s'agit la d'une observation premonitoire, qui jette avec trente ans d'avance, les bases de la theorie de l'enonciation. Cette resistance scientifique a 1'assimilation se manifeste plus fortement encore lorsque Tesniere decouvre, dans le texte collectif prepare par Pichon, le terme d'„ecole". C'est d'ailleurs une reserve qu'il est loin d'etre le seul a emettre, et dont on peut supposer qu'elle compromit, en fin de compte le projet. Le terme d'„ecole" le herisse, et il dessine ä nouveau soigneusement la frontiere qui separe le consensus de la difference. „Sans doute, ecrit-il, les participants cherchent a renouveller les conceptions de la linguistique dans des directions proches, et en partant des memes donnees et des memes critiques. II n'y a rien de plus, il n'y a rien de moins." Au-dela, il est indispensable de souligner l'originalite de chaque recherche et son objectif fondamental. Tesniere definit ainsi le sien: „fonder une syntaxe structurale". Si le terme d'ecole lui pose probleme, c'est que constituer une ecole frangaise de linguistique represente un double risque. Premier risque: „inhiber le dialogue en apparaissant comme une chapelle se pliant a un dogme", ce qui naturellement ne favorise pas les echanges; deuxieme risque, plus fondamental encore, „edulcorer, pour les rendre compatibles, des vues qui, heureusement, ne sont pas toujours conformes entre elles", et gommer ainsi, au non du consensus, les tendances propres a chacun. Ici encore, l'actualite du propos n'echappera a personne...
3.
Observation des faits et logique du vivant
Le souci de preserver, a tout prix, son identite theorique s'accompagne du desir d'echapper ä la sclerose inherente a toute specialisation scientifique. Non seulement il faut observer les faits pour construire une linguistique nouvelle, mais il est indispensable de les apprehender avec un regard neuf, qui evite la deformation professionnelle. „Ce que j'admire en vous, ecrit-il a Pichon, c'est la faculte d'observer les faits tels qu'ils sont et sans idee precongue. J'y vois un grand enrichissement de nos connaissances." II poursuit, un peu plus loin: „La realite sait vous donner de rudes le?ons quand par hasard vous vous trompez. Le jour ou une erreur linguistique serait mortelle,
Inieret heuristique
de la correspondance
Tesniere-Pichon
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notre science serait revolutionnee et connaitrait eine Umwertung der Werte que Nietzsche ne renierait pas". Aussi bien, Tesniere ne s'etonne-t-il ρ ω vraiment que la revolution linguistique ait une origine transdisciplinaire. II songe a l'apport crucial pour la medecine des travaux de Louis Pasteur, qui n'etait pas medecin. „Dans toute discipline intellectuelle, souligne-t-il, la science acquise nuit a la science en formation." La methode de 1' Essai de Grammaire le seduit particulierement dans la mesure oü elle se fonde sur l'analyse d'un nombre considerable de faits de langue attestes, sur l'observation linguistique et sur la statistique. Pour l'interpretation des faits, il adhere a la methode ascendante preconisee par Pichon, sans toutefois adopter cette denomination. Prie de definir en quelques lignes, dans le cadre de la communication collective projetee, la specificite de sa recherche, il resume tres clairement sa demarche: „Une syntaxe scientifique ne saurait etre fondee sur des principes a priori, empruntes a la logique, mais seulement a posteriori, sur des faits de syntaxe reellement et exactement observes dans les langues oü ils se rencontrent." C'est surtout Pichon qui developpera leur conception commune des rapports entre linguistique et logique. Elle consiste, on le sait, a partir des faits pour induire une explication. D'oü une condamnation de la methode de Brunot qui „cherche dans la langue des realisations ou plutot les traductions d'une logique scolaire, posee comme faite." Pichon lui oppose alors „une logique du vivant", a observer dans le langage rejoignant, ce faisant, les observations de Tesniere sur la difficulte qu'ont les Frangais a saisir le concept slave d'imperfectif. Pour un Frangais, seul compte le resultat, le proces abouti. Aussi posera-t-il la structure resultative comme structure de base. Pour un slave, au contraire, la forme normale du verbe est l'imperfectif: „c'est le proces en developpement qui est congu comme le proces pur et simple, alors que le proces abouti est l'exception." Les differences psychologiques et sociologiques observables dans chaque pays contribuent ainsi a la construction d'une logique vivante que les linguistes peuvent retrouver en partant des faits, au lieu de plier les faits a des cadres preconstruits. Ce point fait l'objet des dernieres lignes du corpus cite en annexe. II s'agit, on le voit, d'inverser un processus: au lieu d'emprunter des cadres a la logique classique, pour expliquer la linguistique, on demandera a la linguistique une contribution pour la logique et la psychologie. La linguistique devient, dans cette perspective, une source precieuse d'information. Source d'information qu'il n'est pas question, du moins pour Tesniere, de transformer en modele a imposer a d'autres disciplines. La divergence avec Pichon est sensible sur ce point. Parmi les consequences de cette attitude epistemologique figure, par exemple, le rejet de toutes les tentatives de construction de tableaux exhaustifs classant rationnellement toutes les langues non seulement existantes mais possibles. On n'imaginait pas encore, en 1937, l'enfer des phrases toutes et rien que grammaticales. Pour la methode ascendante, tout fait de langage a une signification psychologique: cette constatation entraine le rejet de la distinction saussurienne entre „le fait de langue, revelateur d'une norme, et le fait de parole, accident fortuit". Toutes les productions langagieres, meme les plus aberrantes, sont a prendre en compte pour eclairer le fonctionnement d'un systeme a
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FranQoise Madray-Lesigne
/ Jtannine
Richard-Zappella
induire d'une observation aussi diverse que possible : accents etrangement modernistes a l'aube du logicisme linguistique triomphant. Dans le structuralisme de Tesniere, les propos inacheves, reformules, a peine esquisses, n'ont pas Statut de scories puisqu'ils peuvent apprendre quelque chose a l'observateur sur les mecanismes du systeme linguistique en oeuvre dans leur production. Retrouvera-t-on, par cette methode, la logique classique? Tesniere et Pichon apportent a cette question une reponse nuancee: „oui et non". Sans doute 1'etude des diverses langues fait-elle apparaitre un parallelisme, souvent tres flou, dans les processus d'acquisition du langage et de structuration des langues. Mais „jamais aucun idiome ne peut etre entierement decrit en termes de logique aristotelicienne." II aura fallu une eclipse d'un demi-siecle pour que des axes heuristiques si prometteurs ressurgissent au coeur de la recherche linguistique contemporaine.
CORPUS DOCUMENT COLLECTIF PREPARATOIRE AU CONGRES DE PSYCHOLOGIE Paris, juillet 1937.1 La methode en linguistique A la suite d'aperfus divers contenus et lä dans les oeuvres de Victor Henri, de Breal, de Gillieron, de Saussure et de Meillet, il s'est constitue de nos jours, en France, dans le champ linguistique, un mouvement methodologique assez homogene et de beaucoup d'interet. Les linguistes soussignes voudraient, en tant que representant ce mouvement, attirer l'attention des psychologues sur les enseignements que la linguistique est capable de fournir ä condition que, d'une part, on ne s'acharne pas ä retrouver dans la langue la representation d'une logique a priori, mais que, de l'autre, on ne doute pas que tout fait de langue n'ait une signification psychique. Examinant alors les faits linguistiques en eux-memes et sans cadre logique precongu, on arrive ä saisir, dans la structure et Γ evolution des parlers, la fagon dont les pensees idiomatiques, au fur et ä mesure de leur cheminement subconscient, constituent et modifient leurs systemes respectifs de references mentales et d'organisation cogitative. La linguistique acquiert ainsi sa methode propre, forgee par elle-meme et pour elle-meme, en raison de ses besoins, et par lä meme, elle s'integre plus etroitement qu'elle ne l'a fait jusqu'ici aux disciplines de la connaissance de l'homme. Signataires: Damourette, Esnault, Mirambel, Pichon, Przyluski, Sauvageot, Tesniere. Autres adhesions de principe: Mario Roques, Marouzeau, Fouche, Gougenheim, Wagner, Yvon, Destaing et Martinet.
1
Ce texte, limite ä 200 mots, est envoye pour approbation ä L. Tesniere par E. Pichon le 14-05-1937. II a ete publie dans les comptes rendus du congres.
Vladimir Pogacnik
Signes precurseurs annongant la syntaxe structurale 1.
Preliminaires
La presente contribution se donne pour tache d'illustrer la periode slovene de Lucien Tesniere, une etape relativement breve qui, cependant, a joue un certain role dans la genese de sa theorie linguistique - teile est du moins notre opinion. Cette illustration s'appuiera sur trois ensembles de l'ceuvre tesnierienne: - contributions sur le slovene et les langues slaves - ebauche d'une methode de slovene - traductions des textes litteraires slovenes en fran$ais.
2.
Contributions sur le slovene et les langues slaves
Occupant le poste de charge de cours a. la Chaire d'etudes romanes a l'Universite de Ljubljana oü il allait rester trois ans (debut 1921 - hiver 1923/24) Tesniere redige un compte rendu de sa mission en Yougoslavie lequel sera date de 1922. II y met en valeur deux buts scientifiques qu'il s'est propose de suivre: - etudier le developpement des langues yougoslaves - se documenter sur l'emploi de l'instrumental dans l'expression de l'attribut pour les differentes langues slaves.1 Le jeune linguiste etudie d'une maniere tres vaste la premiere question. II est curieux que dans son rapport au ministre il ne s'arrete qu'une seule fois au probleme du duel en slovene lequel passera au centre de ses preoccupations ulterieures. II constate dejä que ,,le duel cede sur certains points, en particulier ä Ljubljana et sur la peripheric" 2 - fait que les Formes du duel vont developper. Pour ce qui concerne la deuxieme question, il avance un exemple tire du russe: Ja izvoscik - Je suis cocher (metier). Ja izvoscikom - Je fais office de cocher.
Tesniere mentionne essentiellement deux hypotheses: - celle de Meillet qui fonde l'emploi avec l'instrumental sur l'influence finno-ougrienne - celle de Boyer disant que le tour devait exister a l'etat embryonnaire en indoeuropeen 3 (II constate plus loin que, exception faite de quelques rares exemples 1
Compte rendu sur la mission en Yougoslavie, dactylographie, pp. 1-37; Fonds Lucien Tesniere, BN de Paris, Manuscrits, carton No 16, p. 1.
2
ibid., p. 16.
3
ibid., p. 2.
34
Vladimir
Pogacntk
trouves dans les journaux et dus sans doute a l'influence du serbocroate, le slovene „ignore completement cette tournure ...", et finit par donner l'explication suivante: „L'instrumental (a cote du locatif) est toujours un cas prepositionnel en slovene". 4 ) On retrouvera d'ailleurs ce debat sur l'absence de Pemploi absolu de l'instrumental en slovene dans l'article intitule „Sur le systeme casuel du slovene", que Tesniere publiera en 1925. II y notera encore un exemple de l'instrumental predicatif en russe: Sid'al kucerom (il monta sur la voiture en cocher)
- exemple n'ayant pas la meme structure en slovene: Sedel je n a voz za kocijaza.
Le substantif (circonstant de but) est precede d'une preposition et ressemblerait davantage a la version frangaise (circonstant de maniere). 5 C'est dans ce meme article que, parlant de la coincidence des formes de l'instrumental et de l'accusatif fem. sg. (les deux dans un emploi prepositionnel) avec celle du nominatif, Tesniere va reclamer, non sans une certaine impatience, l'intervention de la syntaxe afin que l'on puisse eclaircir definitivement ce probleme, explique par les phoneticiens comme un phenomene slave de „akanje" (sc. prononciation des ο atones comme un a bref): „II y a eu lieu de faire aux motifs syntaxiques une place a cote des motifs phonetiques" . 6 II insistera simultanement sur l'importance de la structure (interne) de la langue, au moment oü il fera un bilan du systeme des cas en slovene lequel selon lui se serait bien conserve dans son ensemble malgre des faiblissements partiels et sporadiques: „Et s'il importe de les signaler (sc. ces faiblissements), c'est moins a cause de leur importance actuelle que parce qu'ils sont la porte ouverte a des transformations profondes de la structure meme de la langue...". 7 Et plus loin: „Ce qui est certain, c'est que le systeme des cas, dans la mesure ou il est atteint, l'est en lui-meme, en tant que systeme, et non par ricochet, a travers tel ou tel developpement phonetique entrainant une confusion morphologique. En matiere de langue les faits sont souvent plus complexes qu'il ne parait au premier abord. II arrive qu'un fait phonetique semble etre la cause d'un fait syntaxique alors qu'il n'en est que 1'occasion." 8 4
ibid., pp. 3-5.
5
Sur le systeme casuel en slovene. Melanges linguistiques offerts a M. J . Vendryes par ses amis et ses eleves. Paris, Champion, 1925, p. 356.
6
ibid., p. 354.
7
ibid., p. 360.
8
ibid., p. 361.
Stgnes pricurseurs
αηηοηςαηί
la syntaxe
structural
35
Promouvoir la syntaxe a l'epoque n'etait sans doute pas tout a fait simple. Une sensible nostalgie se degage des derniers alineas des „Formes du duel en slovene" lorsque, dans sa conclusion generale, Tesniere constate que l'etude syntaxique reste a faire. 9 Mais ceci n'etait malheureusement pas le cadre que ses maitres lui avaient propose. C'est done parallelement a la these sur le duel slovene qu'interviendra la volonte ferme de Tesniere de mettre a contribution les elements syntaxiques. II entreprendra, dans l'Atlas accompagnant les Formes, un questionnaire adapte aux exigences de la syntaxe; le questionnaire etabli par J. Gillieron pour le domaine fran?ais presente, a cote d'une centaine de courtes phrases, un nombre beaucoup plus eleve de mots isoles. Chaque numero du questionnaire se rapporte done a un nombre minimum de faits de langue. En d'autres termes, le questionnaire de J. Gillieron est essentiellement analytique. Cela ne presente pas d'inconvenients dans l'etude d'une langue de type analytique comme le fran5ais. Tout au plus pourrait-on reprocher a ce procede de ne pas mettre assez en lumiere les faits de syntaxe. Mais pour l'etude de la langue slovene, qui est de type synthetique, l'emploi d'un tel questionnaire eut ete un contresens. Chaque mot slovene est susceptible de se presenter sous toutes les formes de la flexion, et la flexion est d'une grande richesse. Aussi, pour ne prendre qu'un exemple, un meme substantif doit-il etre autant que possible etudie sous les six formes qu'il prend aux six cas de la declinaison, ou tout au moins sous les plus caracteristiques de ces formes. Or comme on ne saurait attendre de la moyenne des informateurs qu'ils fournissent a volonte des formes isolees de nominatif, d'accusatif ou de genitif, l'enquete dialectale en pays slovene n'etait realisable qu'a condition de proceder par petites phrases, ou a la rigueur par elements de phrase formant un tout semantique. De cette fagon, l'informateur, guide par le contexte, fournit tout de suite le cas desire sans qu'il soit besoin de longues explications preliminaires. C'est pourquoi l'auteur s'est attache a etablir un questionnaire de caractere synthetique. 10 En conclusion de ce chapitre ou nous avons essaye de souligner l'importance que Tesniere attribuait aux faits syntaxiques, aux „elements de phrase formant un tout semantique", des sa periode slovene, il convient de mentionner encore un detail en 1951, lorsque Tesniere publiera son article sur „Le Duel sylleptique en fran;ais et en slave", il ne manquera pas de preciser que ce ne fut que le coüt de l'impression qui aurait empeche la publication d'un projet allant dans le sens d'une syntaxe du duel slovene. La fagon dont il le dit laisse supposer a la fois qu'il s'agissait d'un projet deja efFectue (sans doute sous forme de manuscrit?) ou encore d'un projet devant etre realise a un moment plus favorable.11
9
Les Formes du duel en slovene. Paris, Champion, 1925, p. 425.
10
Atlas linguistique pour servir ä l'etude du duel en slovene, Paris, Champion, 1925, pp. 9-10.
11
Le duel sylleptique en fran^ais et en slave. Bulletin de la Societe de Linguistique de Paris, tome 47, fascicule I (no 134), Paris 1951, pp. 57-63.
36
Vladimir Pogainik
3.
Ebauche d'une methode de slovene
Dans un deuxieme temps de reflexion, nous nous proposons d'examiner les deux premieres lemons - les seules d'ailleurs qui nous soient parvenues - d'un manuel de la langue slovene12 afin d'y decouvrir eventuellement une application anticipee et implicite de certains concepts-clefs de la syntaxe structurale. Le projet du manuel n'a malheureusement pas abouti; un projet parallele de Grammaire slovene connut le meme sort. II ne reste de ce dernier qu'une Introduction comprenant des etudes sur l'histoire de la langue slovene, la phonetique, les dialectes, le lexique et les emprunts. 13 Ces etudes eparses, generalement tres precises et bien elaborees, laissent supposer que Tesniere ambitionnait un projet assez exhaustif: mais la Grammaire slovene est restee loin derriere la Grammaire russe1·4 qui seule sera publiee, et non moins loin derriere la forme quasi definitive que revet la Grammaire fran$aise - cursus pour etrangers 15 qui n'attend qu'une prompte publication que les specialistes ne manqueront pas de saluer avec empressement malgre un retard considerable. Le fait que Tesniere ait abandonne les deux projets slovenes s'expliquerait (entre autres) par les problemes d'ordre materiel que Ton devine dans les phrases qu'Antoine Meillet ecrivit ä son jeune collegue le 23 mars 1924 apres avoir declare que le prix de cartes a couleur pour son Atlas etait trop eleve: „Quand votre livre sera imprime, il y aura lieu de penser ä la grammaire slovene. La grammaire serbe est trop longue. La grammaire slovene ne devra pas depasser 200 pages. Tant pis pour les reductions qui en resulteront". 16 Est-ce la une des raisons pour laquelle Tesniere avait pense simultanement a une methode de slovene, laquelle, a son tour, ne fut que commencee? Elle presente une introduction sur la prononciation, comprenant dix-huit paragraphes: une etude assez condensee, tres exacte et complete toute fois. Dans les deux premieres le?ons qui suivent on trouvera a premiere vue tres peu de choses originales. II s'agit d'une presentation qui ressemble enormement aux manuels de l'epoque. On reconnaitra que la progression est cependant tres rapide pour nos criteres actuels. Le lecteur decouvre des le debut les trois genres au nominatif singulier et meme un plurale tantum neutre. Voici le debut de la ίβςοη 1 (Prva lekcija).17 12
Fonds Lucien Tesniere, BN de Paris, Manuscrits, carton No 14.
13
ibid.
14
Petite grammaire russe. Paris, Didier, 1937, 176 pp. A noter egalement un cours polycopie intitule: Resume de grammaire allemande, Strasbourg, 1934.
15
Fonds Lucien Tesniere, BN de Paris, Manuscrits, carton No 38 et ss.
16
ibid., carton No 14.
17
Tous les exemples qui suivent sont cites d'apres les pages dactylographiees du carton No 14, Fonds Lucien Tesniere.
Signes pricuraeurs αηηοηςαηί la syntaxe sirvcturale
37
K a j je to? - Qu'est-ce que c'est? To je svincnik (m.) - C'est un crayon. To je knjiga (f.) - C'est un livre. To je zrcalo (n.) - C'est un miroir. To so vrata (pi. t.) - C'est une porte.
Tesniere complique vite les reponses avec la negation ou se realisent les formes negatives complexes du verbe et re (biti): Ali je to svincnik? - Est-ce un crayon? Da, to je svincnik. - Oui, c'est un crayon. Ne, to ni svincnik, to je stol. - Non, ce n'est pas un crayon, c'est une chaise.
Dans la deuxieme Ιβςοη, il donne de differentes reponses pour un exemple d'interrogation totale en mettant en valeur les differences dans l'ordre des mots qui interviennent selon qu'il s'agit d'une expression neutre ou orientee. Ali je miza bela? - Est-ce que la table est blanche? Da, miza je bela. - Oui, la table est blanche.
L'ordre des mots est le meme qu'en fra^ais: sujet - predicat, c'est-a-dire sujet - verbe copule - attribut. Da, bela je. - Oui, elle est blanche (*blanche elle est).
L'element reponse est mis en relief par l'ordre des mots. Tesniere n'a pas pense a completer ces deux types de reponse positive par deux types abreges: celui qui omet le verbe-copule (Da, bela. - Oui, blanche) ou encore celui qui consiste en un simple mot-phrase anaphorique (Da. - Out.). II a senti au contraire la necessite de donner les reponses essentiellement elliptiques aux questions partielles introduites par l'adjectif interrogatif distinctif Kateri (all. welcher?). Ces reponses sont reduites a la seule forme determinee de l'adjectif: Kateri svincnik je to? - Quel crayon est-ce? Rdeci. - (C'est) le rouge.
II est surprenant d'ailleurs que Tesniere ait „oublie" les questions partielles introduites par kaksen, -na... (comment?) qualificatif (all. was für ein?) pour obtenir la reponse avec l'adjectif a la forme indeterminee: Kaksen je svincnik? - Comment est le crayon? Rdec (je). - (II est) rouge.
II s'est rachete par un couple d'enonces afSrmatifs et qui met tent en relief le probleme determination - indetermination en slovene: Ta svincnik je i m , a ta je rdec. Ce crayon-ci est noir, mais celui-la est rouge. Tu je £rni svininik in tu je rdeci. Voici le crayon noir et voilä le (crayon) rouge.
Vladimir Pogainik
38
A cote des exemples les plus typiques et les plus frequents au masculin singulier (nominatif anime et inanime, accusatif inanime), Tesniere mentionne egalement les formes tres particulieres de l'adjectif „petit" (majhna - mala) au feminin. Ali je siva knjiga velika ali majhna? Le livre gris est-il grand ou petit? Ali je mala knjiga crna ali siva? Le petit livre est-il noir ou grie?
II est evident que l'auteur des Ιεςοηβ dut avoir une reflexion approfondie sur les fonctions du sujet et de l'attribut dans la phrase Slovene et sur la double distribution des formes determinees et indeterminees de l'adjectif qui s'ensuit. Ceci explique peut-etre entre autres la place privilegiee qu'occupera le noeud verbal par rapport aux autres actants, y compris le sujet.
Traductions des textes litteraires slovenes en frangais18
4.
Pratiquant l'allemand et plusieures langues slaves, Tesniere a fini sans doute par se rendre compte de la realite d'un ordre lineaire et d'un ordre structural, realite a la fois pregnante et transparente dans toute l'activite traduisante. L'ordre lineaire est souvent garde par le traducteur, meme si la projection sur la chaine parlee ne donne pas les memes resultats: le stemma de la langue du depart est transcrit litteralement sans etre restructure. Iz oci mu sije blaznost. - La folie lui brille dans les yeux. 19 sije (verbe)
brille (verbe)
/ I N blaznost mu
. iz oci
/ la folie
I. lui
Ν dans les yeux
(prime
(tiers
(circonstant)
(prime
(tiers
(circonstant)
actant)
actant)
actant)
actant)
Tesniere renonce ä une intervention dans l'ordre lineaire qui entrainerait une metataxe au niveau syntaxique et informationnel a la fois:
18
Nous nous referons, dans ce chapitre, aux exemples qui figurent dans: Pieces choisies de la poesie Slovene traduites par Lucien Tesniere. Ljubljana, Filozofska fakulteta, 1993, IV + 98 pp. II s'agit d'un cahier bilingue, reserve ä l'usage universitäre, edite par nos soins pour le Colloque „Lucien Tesniere, linguiste europeen et Slovene" (Ljubljana, novembre 1993). Cette publication a pris soin de reunir l'ensemble des traductions manuscrites et inedites des poetes slovenes en y ajoutant quelques textes que Tesniere a fait paraitre dans la monographie sur Oton Joupantchich (Paris, Les Belles Lettres, 1931). Les textes manuscrits ont ete trouves dans le Fonds Lucien Tesniere, BN de Paris, carton No 16.
19
ibid., pp. 61-62.
Signes pricuraevrs
αηηοηςαηί Ια syntaxe
39
structurale
See yeux brillent de folie. brillent (verbe) see yeux
de folie
(prime actant)
(circonstant)
II ne sacrifie m e m e ρ ω un tiers actant την/lui,
vide et vague, pour le remplacer par un
determinant possessif du circonstant: La folie brille dans see yeux. brille (verbe) (circonstant)
(prime actant)
Afin de conserver l'ordre informationnel identique par rapport a 1'original, le frangais a souvent recours a la mise en evidence: Iz njega 'zvira, vanjga se spet zlije po vrsti pesem vsacega soneta. C'est de lui que decoule, c'est en lui que se fond successivement le chant de chaque sonnet. 20 Si en slovene la place a l'extreme gauche d'un circonstant, renforce par une intonation phrastique emphatique, est tres marquee, le tour f r a ^ a i s frequemment employe nous semble plus neutre. Les passages de l'actant au circonstant et vice versa sont souvent incontournables. Ko mi na zgodnjem grobu mah porase porase (verbe intransitif) mah
mi
na zgodnjem grobu
(prime actant)
(tiers actant „vide")
(circonstant)
Quand la mousse aura recouvert ma tombe prematuree 21 . aura recouvert (verbe transitif) la mousse (prime actant) 20
ibid., pp. 13-14.
21
ibid.
(second actant)
40
Vladimir Pogainik
Le tiers actant mi de la phrase slovene est remplace par un possessif 'ma' en frangais. Ces passages sont dus pour la plupart des cas a la valence du verbe. Zvesto ljubezen bodo bolj spostvale. Elles auront plus d'egard pour l'amour fidele.22 zvesto ljubezen (second actant) —»pour l'amour fidele (circonstant)
Ici, la limite entre actant et circonstant nous semble etre floue en frangais. Pour ce qui concerne l'interversion sujet - actant eile se joue notamment sur le plan de la diathese: Jim pesmi bolj slovece se glasile (voix reflechie) Iis entendront des chants plus glorieux 23 (voix active) pesmi (prime actant) —»des chants (second actant) jim (tiers actant) —»ils (prime actant) ayant la valeur d'un circonstant: 'pour eux'
Le fait que la structuration de l'enonce change d'une langue a l'autre n'est pas une inconnue dans le domaine de la traduction. Nous suggerons ici l'hypothese que Tesniere a su tirer un grand profit de son activite traduisante, surtout pour ses conceptions de la valence et des stemmas. La place subordonnee qu'occupe dans ces derniers le sujet par rapport au predicat peut s'expliquer notamment grace a l'interchangeabilite au niveau des actants et des circonstants. L'exemple le plus classique de ces transfers est sans aucun doute le passage de l'actif au passif et vice versa, tres frequent dans le cadre des traductions allant du slovene en frangais et du fran^ais en slovene.
22
ibid.
23
ibid.
Gerhard Heibig
Zur Rezeption und Weiterentwicklung des Tesniereschen Valenzkonzepts 1. Die Würdigung des Lebenswerkes eines Linguisten wie Tesniere schließt eine wissenschaftliche Einordnung ein, d.h. Überlegungen darüber, was vor ihm (an „Vorstufen") vorhanden war, was durch ihn selbst originell eingebracht worden ist und was nach ihm von seinem Ideengut weiterentwickelt - und in welcher Weise es weiterentwickelt - worden ist. In unserem Beitrag geht es nicht um das „Vorher", weil heute klar ist, daß Tesniere in einer langen wissenschaftlichen Tradition steht (seine Zentralbegriffe wie Dependenz, Rektion und Valenz gehen weit zurück, auch wenn sie nicht unter diesen Termini erscheinen) (vgl. Baum 1976: 42, 27ff.). Unabhängig davon, welche „Vorläufer" Tesniere im einzelnen gehabt hat und ob er sie gekannt hat (das sind oft strittige Fragen gewesen), sind zentrale Begriffe (vor allem die der Dependenz und der Valenz) durch ihn in der deutschen Linguistik heimisch geworden (haben vor allem über Brinkmann und Erben Eingang in die deutsche Grammatik gefunden). Unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf das, was unter diesem Aspekt von Tesniere eingeführt und wie es nach ihm - auch oder gerade auf Grund von bei ihm selbst noch offenen und ungelöst gebliebenen Fragen weiterentwickelt worden ist und sich aus heutiger Sicht darbietet. 2. Es ist mit Recht vermerkt worden, daß die Rezeption Tesnieres unter unglücklichen Umständen verlief (vgl. Baum 1976: 18ff.). Als er seine tragenden Ideen in den 30er Jahren entwickelte, war er seiner Zeit voraus; als aber sein immer wieder verzögertes Hauptwerk „Elements de syntaxe structurale" 1959 postum erschien, blieb es teilweise hinter dem Stand der damaligen Forschung zurück und entsprach nicht mehr ganz dem Erwartungshorizont der damaligen Sprachwissenschaft. In der Folge standen zumeist nicht mehr die Ideen Tesnieres, sondern die der generativen Grammatik im Zentrum der linguistischen Aufmerksamkeit. In der Tat war Tesnieres Anliegen primär auf die Analyse sprachlicher Äußerungen, auf Analysemethoden, nicht auf die Synthese und folglich auch nicht auf eine Erzeugungsgrammatik ausgerichtet (vgl. Baum 1976: 51f.). Das begründete sich aus dem auch didaktisch motivierten Ziel Tesnieres, eine strukturale Syntax zu schaffen, die auf der Hierarchie der Konnexionen aufgebaut ist und die wechselseitigen Beziehungen zwischen der abstrakten (mehrdimensionalen) strukturellen Ordnung einerseits und der konkreten (eindimensionalen) linearen Ordnung andererseits aufhellt. Erstere war für ihn die „innere Form" (im Sinne Humboldts), letztere die von der Morphologie zu untersuchende „äußere Form". Da die Syntax der Morphologie vorgeordnet ist, plädierte er für eine Autonomie der Syntax gegenüber der Morphologie (vgl. Tesniere 1980: 28ff., 43ff.). Diese strukturale Syntax ist vom Prinzip der Dependenz beherrscht (das ist der erste Grundgedanke). In der Hierarchie der Konnexionen gibt es jeweils ein Regens, von dem
42
Gerhard
Heibig
mehrere Dependentien gleichzeitig abhängig sein können. Auf diese Weise wird der traditionelle RektionsbegrifF erweitert und rigoros verallgemeinert, so daß Baumgärtner (1970: 62) die Dependenzgrammatik Tesnieres auf die Formel gebracht hat „Rektion minus Außenstruktur". Dabei bleiben die äußere Erscheinungsform und die Morphologie, die eigentliche Oberflächenstruktur weitgehend außer Betracht, ebenso aber auch die Semantik, aber dies aus anderen Gründen. Der zweite Grundgedanke des Tesniereschen Konzepts - mit dem er auf die deutsche Linguistik eingewirkt hat - war die Idee vom Verb als der obersten Einheit im Satz, als die Einheit, die an der Spitze der syntaktischen Konnexionen steht (im Gegensatz zur tradionellen Auffassung des Satzes mit einer binären Subjekt-Prädikat-Struktur) (vgl. Tesniere 1980: 94ff.; Baumgärtner 1970: 64ff.). Es handelt sich somit auf der einen Seite um eine Dependenzgrammatik (im Unterschied zu einer Konstituentenstrukturgrammatik), auf der anderen Seite um eine Verbgrammatik (im Unterschied zu einer Subjekt-Prädikat-Grammatik), was unterschieden werden muß, weil Dependenzgrammatiken zwar häufig, aber durchaus nicht notwendig als Verbgrammatiken formuliert sind (vgl. auch Engel 1972: 113fF.). 3. Der Umstand, daß sich Tesnieres strukturale Syntax auf die Dependenzrelationen beschränkt und andere Eigenschaften (der Position und der Linearität an der Oberfläche, aber auch der Semantik) weitgehend ausblendet, hat nicht nur zu der Kritik geführt, sie sei zu eng bzw. nur „eindimensional" (vgl. Admoni 1972: 71ff.), sondern auch die Frage provoziert, ob sie einer Ergänzung bedürfe und welches Verhältnis zwischen ihr und anderen Theorien bestehe. Vor allem Baumgärtner (1970: 52, 66f.) hat schon frühzeitig gezeigt, daß - aus den genannten Gründen - die Prinzipien der Konstituentenstrukturgrammatiken und der Dependenzgrammatiken als komplementär anzusehen sind, daß sie nicht nur miteinander vereinbart werden können, sondern sogar müssen (im Sinne einer Ergänzung und Integration), weil keines dieser Prinzipien allein eine Gesamterklärung der Fakten leisten kann. Allerdings beschränkt sich Baumgärtner auf die damaligen Versionen von Dependenz- und Konstituentenstrukturgrammatik. Engel (1972: 130fF.) hat - ebenso mit Recht - darauf hingewiesen, daß beide Modelle erweiterungsfähig sind und Elemente aus einer Theorie in die andere übernommen werden können. In der Tat bestätigt die jüngere Entwicklung an vielen Punkten solche Konvergenzen (so z.B. im Falle der Subkategorisierungs- und Selektionsregeln, der Liaison von Valenz- und Kasustheorie, der zentraleren Rolle des Verbs in neueren Versionen der generativen Grammatik (vgl. Heibig 1992: 43ff.). Es wäre wissenschaftstheoretisch ungerechtfertigt, wollte eine Theorie sich von der Entwicklung abkoppeln und würde man ihr einen Vorwurf machen, wenn sie sich bei ihrer Weiterentwicklung bestimmter neuer Einsichten aus anderen Theorien bedient (so z.B. Welke 1989: 97ff., 104ff.; vgl. Heibig 1989). Auf der Integrationsfähigkeit beruht gerade ein Vorteil jüngerer modularer Konzepte (vgl. Kertesz 1991). Ob daraus die Schlußfolgerung gezogen werden kann (so Engel 1972: 130), daß - in unserem Falle eine der beiden Theorien (der Konstituenz oder Dependenz) überflüssig würde, erscheint indes eher fraglich.
Zur Rezeption
und Weiterentwicklung
des Tesniereschen
Valenzkonzepts
43
4. Wenn Tesniere (1980:49) seine strukturale Syntax (die sich nicht nur von der Morphologie, sondern auch von der Semantik unterscheidet) gleichzeitig als „funktionale Syntax" begreift (weil es Strukturen nur in dem Maße gäbe, wie es Funktionen gibt, und die Funktionen dem Satz erst „Leben verleihen"), nimmt er eine weitgehende Gleichsetzung von struktureller und funktionaler Analyse vor, die zumindest unscharf ist (vgl. kritisch bereits Baum 1976: 48ff.): Einmal handelt es sich um zwei unterschiedliche Aspekte, die zwar zusammenhängen, aber nicht identisch sind; zum anderen ist der Funktionsbegriff nicht nur, aber auch in der Linguistik mehrdeutig und mehrschichtig (z.B. werden mit Recht syntaktische, semantische und pragmatische Funktionen unterschieden) (vgl. Heibig 1969: 2411F.; Heibig 1973), so daß eine einseitige Anbindung an die Struktur unter heutigem Aspekt manche Zusammenhänge eher verdunkelt. Erst recht ist das Verhältnis von syntaktischer und semantischer Ebene bei Tesniere nicht ganz frei von Inkonsequenzen und Unschärfen. Auf der einen Seite hält Tesniere (1980: 51) die beiden Ebenen theoretisch für völlig unabhängig voneinander (sogar mit einem expliziten Hinweis auf unsinnige Sätze, die strukturell völlig korrekt sein können, wie z.B. „Rückwärtiges Schweigen verstimmt zulässige Schleier" - die unmittelbar an Chomskys (1966: 15f.) „Colorless green ideas sleep furiously" erinnern). Deshalb sieht er die Syntax als autonom an, auch als völlig unabhängig von der Logik und Psychologie. Obwohl Tesniere die völlige Unabhängigkeit der Syntax und der Semantik voneinander postuliert, sind für ihn (1980: 50) auf der anderen Seite beide in der Praxis parallel, weil die Semantik für ihn „Daseinsgrund für die Struktur" und damit auch indirekter Gegenstand der strukturalen Syntax ist. Zwischen der syntaktischen und der semantischen Ebene sieht er zwar nicht Identität, wohl aber Parallelität: Diese Parallelität kommt in den Konnexionen zum Ausdruck, insofern als strukturelle Konnexionen durch semantische überlagert werden und das Strukturale das Semantische bezeichnet. Tesniere (1980: 52ff.) gesteht zwar zu, daß es semantische Konnexionen ohne entsprechende strukturelle Konnexionen gibt (z.B. bei Anaphern), daß strukturelle und semantische Funktionen entgegengesetzt gerichtet sind (die semantische Zuordnung verläuft vom Dependens zum Regens, die syntaktische umgekehrt) und daß es auch Dissoziationen zwischen beiden gibt (z.B. trägt das Auxiliarverb die strukturale, das infinite Verb die semantische Funktion). Diese Beispiele sind eigentlich ein Indiz dafür, daß die Parallelität beider Ebenen zumindest nicht vollständig ist, daß Syntax und Semantik unterschiedlichen Strukturprinzipien unterliegen (was sich anderswo in der Rektifizierung der tradionell-strukturalistischen Isomorphic durch die Unterscheidung von Oberflächen- und Tiefenstruktur reflektiert hat (vgl. Chomsky 1969: 29ff.), unabhängig von allen späteren Differenzierungen dieser Ebenen). Die fehlende konsequente Unterscheidung dieser Ebenen wirkt sich in Tesnieres Hauptwerk bereits bei der Wortklasseneinteilung aus. Tesniere (1980: 62) verwirft zwar die traditionelle Einteilung, weil sie auf uneinheitlichen Prinzipien beruht, entwickelt aber eine eigene Klassifikation, die wiederum unterschiedliche Kriterien erkennen läßt: Auf der einen Seite wird η eich dem „kategorialen Gehalt" (d.h. der Semantik der vollen Wörter) differenziert
44
Gerhard Heibig
(Substantive bezeichnen die Substanz, Adjektive die Attribute bzw. Merkmale von Substanzen, Verben das Geschehen, Adverbien Attribute bzw. Merkmale des Geschehens), auf der anderen Seite werden syntaktisch-funktionale Kriterien benutzt (niemand als Substantiv, im Gebirge als Adverb, von Alfred in das Buch von Alfred als Adjektiv, weil sie die syntaktische Funktion ausüben wie Wörter, die kategorial Substantive, Adverbien oder Adjektive sind) (vgl. Tesniere 1980: 72ff., 77f.). Auf diese Weise werden die Unterschiede zwischen Kategorien und Funktionen eingeebnet (vgl kritisch bereits Baum 1976: 78fF., 84f., 107). In der Tat hat die nicht genügend konsequente Unterscheidung verschiedener Ebenen (von Kategorien und Funktionen, von Struktur und Funktion, von Syntax und Semantik) bei Tesniere einige offene Fragen hinterlassen, an die die weitere Entwicklung angeknüpft hat. Auf einige dieser Fragen soll im folgenden eingegangen werden, wenn auch nur unvollständig und andeutungsweise (soweit es in diesem Rahmen möglich ist). 5. An die Vermischung von Kategorien und Funktionen (bei der Frage der Wortklassen) knüpft sich die Frage nach den Satzgliedern, die herkömmlicherweise mit Termini wie Subjekt, Objekt usw. bezeichnet werden. Bei Tesniere spielen diese Satzgliedtermini auffälligerweise eine recht untergeordnete Rolle: Subjekt ist für ihn (1980: 100) nur ein semantischer Name für den 1. Aktanten, Objekt ein semantischer Name für den zweiten Aktanten. Damit werden die Satzglieder auf der semantischen Ebene lokalisiert, werden sie zu bloßen semantischen Etiketten für syntaktische (über Dependenz und Valenz) bereits ermittelte Sachverhalte. Weil sie auf diese Weise letztlich redundant sind, verwundert es nicht, daß in der Folge Tesnieres die Satzgliedbegriffe kaum noch auftauchen, daß die valenzgebundenen Ergänzungen als E 0 - E„ einfach durchnumeriert werden (vgl. Heringer 1970: 115ff.; Engel 1977: 160ff.) und damit der Eindruck erweckt wird, daß eine dependentielle Verbgrammatik die Ebene der Satzglieder überflüssig mache. Gewiß ist die Frage nach dem Pro und Contra Satzglieder nicht neu (vgl. Heibig 1978a). Was in der Nachfolge Tesnieres indes zur Verdrängung der Satzglieder führt, ist der Umstand, daß Phrasen (als Kategorien) und Satzglieder (als Funktionen) weitgehend gleichgesetzt werden, und dies wieder unter der Voraussetzung, daß die Satzglieder semantische Einheiten sind. Dagegen ist begründete Skepsis angebracht, weil sich Phrasen und Satzglieder nicht direkt aufeinander abbilden lassen: Es gibt z.B. Nominalphrasen, die multifunktional sind, d.h. eine unterschiedliche Satzgliedschaft haben, ebenso Präpositionalphrasen (etwa als Objekte, als Adverbialbestimmungen oder als Prädikativa). Phrasen als Kategorien sind kontextfrei definiert, sind auch außerhalb des Kontextes aufzählbar, Satzglieder als Funktionen können nicht kontextfrei definiert und auch nicht außerhalb des Kontextes aufgezählt werden (etwa in Form einer Aufgabe: Nennen Sie 3 Subjekte!) (vgl. Engel 1977: 96f.; Heidolph u.a. 1981: 112ff., 176ff.; Heibig 1991b: 107ff.). Deshalb hat sich weitgehend die Einsicht durchgesetzt, daß die Satzglieder weder semantischer Art noch von kategorialem Status sind, vielmehr Funktionen von Katego-
Zur Rezeption
und Weiterentwicklung
des Tesniireschen
Valenzkonzepts
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rien und Relationen zwischen ihnen. Deshalb können sie weder einfach semantisch als „Vorstellungsgruppen" oder Abbilder der Realität noch einfach oberflächensyntaktisch als Stellungsglieder aufgefaßt werden (obwohl ihre Permutierbarkeit im deutschen Satz ein relativ gut, wenn auch nicht absolut sicher funktionierendes operationelles Kriterium für ihre Ermittlung ist) (vgl. Heibig 1978b). Es handelt sich dabei um syntaktische Funktionen und Relationen, nicht um semantische, auch nicht um solche, die durch eine morphologische Repräsentation festzulegen wären. Ein Subjekt ist nicht deshalb ein Subjekt, weil es morphologisch als Substantiv im Nominativ erscheint, auch nicht, weil es (semantisch) ein Agens bezeichnet oder (kommunikativ) das Thema im Satz ausdrückt. Die Annahme dieser unterschiedlichen Ebenen bezieht ihre Rechtfertigung aus den indirekten Beziehungen dieser Ebenen, die nicht ohne Vermittlungsglieder aufeinander abgebildet werden können. Das gilt in gleicher Weise für Valenz- und Satzgliedeigenschaften, die sich nicht direkt entsprechen und folglich eher als komplementär angesehen werden sollten. Eine Entscheidung für eine Grammatik mit der Valenz als dominierendem Prinzip muß nicht notwendig zu einem Verzicht auf die Satzgliedebene führen und müßte bei einem solchen Verzicht mit Informationsverlust rechnen. Dieser Umstand begründet auch unsere Zweifel gegenüber einer „Valenzgrammatik" in dem Sinne, daß alle oder die meisten grammatischen Erscheinungen ausschließlich von der Valenz her erklärbar wären (so wichtig die Valenz für die Erklärung grammatischer Eigenschaften auch ist) (vgl. Heibig 1993). 6. Als konstitutiv für Tesnieres Dependenzgrammatik wie für jede Valenztheorie ist die Unterscheidung zwischen valenzgebundenen Gliedern (Aktanten oder Ergänzungen) und valenzunabhängigen Gliedern ([freien] Angaben). So unverzichtbar diese Unterscheidung ist, so strittig ist sie auch (abgesehen von den unterschiedlichen terminologischen Bezeichnungen dafür). Diese Probleme haben ihre Wurzeln ebenfalls in erheblichem Maße in der Unklarheit über die unterschiedlichen Ebenen (vgl. Heibig 1992: 72ff.). Bei Tesniere (1980: 115f.) selbst waren drei unterschiedliche Kriterien im Spiele: a) ein sprachexternes semantisches Kriterium (ausgehend von dem bekannten Vergleich mit dem „kleinen Drama", das ein Geschehen und meist auch Akteure und Umstände hat): Dem Geschehen entspricht das Verb, die Aktanten sind Wesen und Dinge, die am Geschehen teilhaben, die Angaben bezeichnen Umstände der Zeit, des Ortes usw., unter denen sich das Geschehen vollzieht; b) ein morphosyntaktisches Kriterium: Aktanten sind für ihn Substantive (oder ihre Äquivalente), Angaben sind Adverbien (oder ihre Äquivalente). Auf diese Weise werden nur die Nominalphrasen, nicht aber die Präpositionalphrasen in die Valenz einbezogen; c) ein sprachinternes semantisches bzw. funktionales Kriterium der „Notwendigkeit": Nur solche Nominalphrasen werden in die Valenz einbezogen, die notwendig sind, um die Bedeutung des regierenden Verbs und damit des Satzes zu realisieren (während die Angaben grundsätzlich für die Bedeutung „fakultativ" sind).
46
Gerhard Heibig
Tesniere ist sich der Unterschiedlichkeit dieser Kriterien bewußt und diskutiert auch interessante Grenzfälle (d.h. Angaben, die Analogien zu Aktanten haben, und umgekehrt): Im Falle Alfred change de veste - Alfred wechselt den Sakko schreibt er d e m Glied de veste
trotz der notwendigen semantischen Bindung an das Verb Angabe-Status zu, nicht nur auf Grund der Präposition im Französischen, sondern vor allem auch deswegen, weil es kein „Handelnder" ist, der eine Tätigkeit ausübt oder dem sie widerfährt, im Falle plaire a quelqu 'un - jemandem gefallen spricht er sich für einen Aktanten-Status aus (offenbar wiederum aus primär semantischen Gründen und trotz der Präposition im Französischen). Es zeigte sich, daß nicht nur die heterogenen Kriterien zu unterschiedlichen Zuordnungen führten, sondern daß auch mit den einzelnen Kriterien bestimmte Inkonsequenzen verbunden waren: daß es auch (in Adverbialbestimmungen ausgedrückte) Umstände gibt, die für die Realisierung der Bedeutung des Verbs notwendig sind, daß Präpositionalkasus ähnliche Bedeutung und Funktion haben können wie reine Kasus, daß der Begriff „Notwendigkeit" mehrdeutig ist und selbst wieder auf die verschiedenen Ebenen bezogen werden muß (vgl. Heibig 1992: 74ff.). Aus dieser Situation ergab sich - bereits in den 60er Jahren - für die spezifischen Belange der damals im Zentrum der Aufmerksamkeit stehenden syntaktischen Valenz das Desiderat, eine Reihe von syntaktisch-operationellen Tests zu entwickeln, gleichsam als Ermittlungsprozeduren für die Unterscheidung zwischen Aktanten und freien Angaben (die an der Oberfläche selbst nicht direkt ablesbar ist). Auf der anderen Seite wurde - seit den 70er Jahren - zunehmend nach Unterscheidungsinstanzen auf semantischer Ebene (durch Zurückführung auf Prädikat-Argument-Strukturen) und schließlich auch auf kommunikativ-pragmatischer Ebene (durch Einbindung der syntaktischen Valenz über die semantischen Kasus in „Szenen") gesucht. Auf diese Weise ordnet sich die Fragestellung nach der Unterscheidung zwischen Aktanten und Angaben ein in die noch weitergreifende Tendenz der Ausdehnung des Valenzbegriifes von der syntaktischen auf die semantische und schließlich auf die pragmatische Ebene (vgl. 7.). Bei dieser Ausdehnung wurde jedoch die Frage nach der Unterscheidung zwischen Aktanten und Angaben nicht gelöst, sondern nur verlagert (sie wurde im Rahmen der Kasustheorie auf semantischer Ebene reproduziert). Es stellten sich neue Fragen, z.B. danach, ob die Unterscheidung überhaupt dichotomisch oder nur graduell (auf Grund der Bindungsfestigkeit an das Verb) sei, ob es „Mittelelemente" zwischen Aktanten oder Angaben gibt und wie sich die genannten Kriterien der verschiedenen Ebenen zueinander verhalten. Auf der anderen Seite bleibt die Unterscheidung unverzichtbar und ist in der überwiegenden Zahl der Fälle wohl auch intuitiv gesichert. Außer Frage steht sicher auch die Einsicht, daß die Aktanten subklassenspezifisch sind, die freien Angaben dagegen nicht. 7. Am gravierendsten und weitreichendsten ist die Erweiterung der am Anfang im Mittelpunkt stehenden „syntaktischen Valenz" zunächst nach der semantischen Seite („semantische Valenz") und schließlich nach der kommunikativen und kognitiven Seite („pragmatische Valenz"). Diese Erweiterung ist mehrfach nachgezeichnet und (wenn auch
Zur Rezeption und Weiterentwicklung des Tesniirescken
Valenzkonzepts
47
unterschiedlich) bewertet worden (vgl. Heibig 1990; 1991a). Sie begann im Grunde schon, als man - bei den ersten Valenzwörterbüchern (vgl. Helbig/Schenkel 1969) - nicht nur (wie bei Tesniere) nach der Zahl der Aktanten, sondern auch nach ihrer Art fragte, und dies wieder sowohl im Hinblick auf die morphosyntaktische Repräsentation (z.B. durch Substantive in bestimmten Kasus) als auch im Hinblick auf ihre semantische Qualität (z.B. mit Hilfe allgemeiner semantischer Merkmale wie etwa [±Anim]): Sie führte zur Fokussierung der „semantischen Valenz" - mit dem Ziel, das Unbehagen an manchen isolierten syntaktischen Beschreibungen zu überwinden. Allerdings wurde bald deutlich, daß der Teminus „semantische Valenz" auf recht unterschiedliche Sachverhalte bezogen wurde: (a) auf die schon genannte Charakteristik der syntaktischen Aktanten durch semantisch-inhärente Merkmale, (b) auf funktionalsemantische Eigenschaften in Termen semantischer Kasus, (c) auf die diesen Kasus zugrunde liegende Bedeutungsstruktur (in Gestalt einer hierarchischen Struktur von Prädikaten und Argumenten). Am besten elaboriert ist dabei das Konzept (b), das die semantische Valenz mit Hilfe von Inventarien der Kasustheorien zu beschreiben und die Nahtstelle zwischen Syntax und Semantik zu erhellen sucht. Bei dieser Liaison zwischen Valenz- und Kasustheorie ist allerdings zu beachten, daß die Kasustheorie - seit Fillmore - zahlreichen Veränderungen unterworfen ist und unterschiedliche Konzepte der semantischen Kasus (schon vom Status her: ontologische, signifikativ-semantische und syntaktizistische, oberflächenfernere und -nähere) hervorgebracht hat, die nicht ohne weiteres vergleichbar sind und deren Erkenntniswert auch unterschiedlich ist (vgl. dazu Heibig 1992: 19ff., 47fF.). Erst recht verbergen sich hinter dem Stichwort „pragmatische Valenz" recht unterschiedliche Tatbestände, angefangen von der Variabilität der Leerstellenbesetzung in Abhängigkeit von Sprecherintention und Sprechsituation und der textsortenspezifischen Variation bis hin zur Einbindung in unterschiedliche „Szenen" (und unterschiedliche Perspektiven auf sie). Vor allem für die am weitesten reichende letzte Interpretation ist manchmal von einer pragmatischen „Umkehr" der Betrachtungsweise gesprochen worden, die Heringer (1984: 47ff., 37; vgl. auch v. Polenz 1985: 157) so umschreibt: „Wir sind von der syntaktischen zu einer semantischen Zentralität [des Verbs; G.H.] gekommen, die davon ausgeht, daß Verben semantische Zusammenhänge entwerfen und daß der Sprecher dies in Form von semantischen Netzen in seinem Sprachwissen hat." Dabei wird - in der Nachfolge der Verbdependenzgrammatik Tesnieres - die Zentralität des Verbs beibehalten; denn „ein Verb" - so Heringer weiter - „das ist so, wie wenn man im dunklen Raum das Licht anknipst. Mit einem Schlag ist eine Szene da". Die Zentralität des Verbs resultiert aber nicht mehr - wie in der syntaktisch orientierten Valenztheorie - aus der 5aE > 0 >A FT.: la pirioie i'apris guerre 1 (Ο >E). - Translation du substantif guerre en adverbe au moyen de la preposition apres. 2 (E > 0 ) . - Translation non marquee de l'adverbe ainsi obtenu en substantif l'apres guerre. 3 (Ο >A). - Translation du nouveau substantif ainsi obtenu en adjectif au moyen de la preposition d'.
Wohin das führt, hat Tesniere selbst bedacht: Une experience, qui a ete tentee par l'auteur au cours de l'audition d'une causerie, lui a permis de constater que, pour 200 mots que l'orateur employait, il ne faisait pas moins de 47 translations, soit environ une translation tous les 4 mots. (366)
Auch dies erzeugt ihm keine Zweifel, nur Bewunderung: On est emerveille quand on songe ä la r a p i d i t e avec laquelle se succedent les translations et ä la souplesse qu'elles supposent dans l'instrument, qui nous permet de faire fonctionner ce mecanisme subtil ä une telle allure, inconsciemment et sans meme nous en rendre compte. (366)
Das ist natürlich das Standardargument: Diese komplizierten Strukturen managen wir unbewußt, sogar instinktiv. Le stemma a l'avantage de permettre de se rendre compte explicitement des caracteristiques de style contenues implicitement dans un passage donne et que les gens ayant le sentiment correct et delicat des finesses de leur langue maternelle sentent instinctivement. (632)
Aber dann wäre es doch interessant, wie es dem in sich forschenden Linguisten gelingt, sie ans Licht zu bringen. Mir scheint eben nicht so, daß er in sich schaut. Wenigstens ist mir das nie gelungen. Ich halte das eher für einen Mythos oder für einen methodischen Joker, den man aus der Tasche zieht, wenn einem die Argumente ausgehen. Und wenn sie auch seit der Psychologie der Jahrhundertwende en vogue ist: Introspektion scheint mir eine eher unverstandene Sache zu bleiben. Selbst wenn sie einem gelänge, müßte er dann nicht noch andere introspizieren lernen? Ein Wort noch zum Zusammenhang von Empirie und Intuition, dem einander nicht so fremden Pärchen meines Titels, das ja üblicherweise als mesalliance gesehen würde. Empirie ist sehr gut, und Intuition brauchen wir alle. Der Linguist, der eine gute empirische Theorie machen will, ganz besonders. Denn die Theorie fließt bekanntlich nicht aus den Fakten. Ob aber die Intuition der Sprecher über ihr eigenes sprachliches Handeln oder bei ihrem sprachlichen Handeln Basis für eine linguistische Theorie sein könnte, selbst wenn man sie ans Tageslicht bringen und brauchbar beschreiben könnte, daran zu zweifeln ist nicht gerade originell. Selbst in einer Zeit kognitiver Hochkonjunktur. Intuitionen haben und Intuitionen beschreiben bleiben eben zwei Paar Stiefel. Zum Glück für Linguisten? Und ein Know how und ein Know that bleiben zweierlei. Zum Glück für Linguisten!
Empirie und Intuition bei Teaniere
Literatur Meier, Helmut (1978): Deutsche Sprachstatistik. (Nachdruck) Hildesheim. Martinet, Andre (1980): Elements de linguistique generale. Paris. Nouvelle edition, de Saussure, Ferdinand (1974): Fascicule 4. Wiesbaden. Edition critique, ed. R. Engler. - (1984): Cours de linguistique generale. Paris. Ed. T. de Mauro. Tesniere, Lucien (1969): Elements de syntaxe structurale. Paris. Deuxieme edition.
John Ole Askedal
Valenz- und Dependenzdiagramme bei Charles S. Peirce und Lucien Tesniere 1.
Einleitung
Innerhalb der Linguistik gilt Lucien Tesniere als der Initiator moderner syntaktischer Dependenz- und lexikalischer Valenzkonzeptionen. Von gleich grundlegender Bedeutung sind in der modernen Semiotik die Schriften des Amerikaners Charles Sanders Peirce. Jedoch wurde m.W. zwischen diesen beiden überragenden Persönlichkeiten bisher keine Verbindung gesehen oder zu etablieren versucht. 1 Im folgenden soll nachgewiesen werden, daß sich in der Relationslogik von Peirce ein metaphorischer Gebrauch des chemischen Valenz-Begriffs findet, der der auf lexikalisch gesteuerte Konstruktionsbeziehungen bezogenen Valenz-Metapher bei Tesniere verwandt ist. Dabei soll keineswegs suggeriert oder gar behauptet werden, daß die grammatische Valenz-Metapher Tesnieres etwa auf einen bisher nicht erkannten Einfluß von Seiten der Peirceschen Relationslogik zurückzuführen wäre. Meine Fragestellungen sind vielmehr vorrangig grammatisch-typologischer Art. Zuerst sollen die relationslogische Verwertung des aus der Chemie stammenden Valenz-Begriffs und dessen darauf basierende diagrammatische Veranschaulichung bei Peirce in den Hauptzügen präsentiert werden. Darauf folgt ein Vergleich mit der SyntaxTheorie und den Struktur-Diagrammen Tesnieres. In diesem Zusammenhang wird auch auf Valenz- und Dependenzdiagramme in der deutschen Tesniere-Nachfolge eingegangen. Abschließend werden semiotische Aspekte derartiger Diagramme kurz zur Diskussion gestellt. 2
2.
Valenz bei Charles S. Peirce
Peirce macht eine Unterscheidung zwischen zu sättigenden Rhemata („rhemes") als Prädikaten von Propositionen einerseits und darauf zu beziehenden, rhemasättigenden Elementen andererseits. Letzere können bei der logischen Analyse getilgt werden, woraus sich propositionale Strukturen mit „Leerstellen" („blanks" ) ergeben (CP: 4.438), vgl. z.B. (1): (la) God gives some good to every man. (lb) gives some good to every man. (lc) God gives to (Id) gives to (usw.)
1
Nach AbschluS des vorliegenden Beitrags machte mich Frans Plank, Konstanz, freundlicherweise auf den Aufsatz von Picardi (1992) aufmerksam, der leider nicht mehr berücksichtigt werden konnte.
2
Weiterführendes wie auch weniger weit Ausgeführtes zu dieser Thematik findet sich in Askedal (1991).
76
John Öle Askedal
Rhemata mit einem getilgten Element - einer leeren Stelle - werden „nicht-relativ", solche mit zwei oder mehr Leerstellen aber „relativ" genannt (CP: 3.420, 4.438). Daraus ergibt sich eine weitere Einteilung der Rhemata in Monaden, Dyaden, Triaden usw. (CP: 4.438). Das Rhema mit der größtmöglichen Zahl von Leerstellen ist das „Endrhema" („ultimate rheme" ) einer logisch analysierten Proposition. Peirces Beispiele für Propositionsanalysen mit einem Endrhema enthalten praktisch Leerstellen, zu deren Füllung solche Glieder benötigt sind, die einschlägigen valenzgrammatischen Ergänzungskriterien (Obligatheit und/oder formal-morphologische Determination; s. z.B. Varnhorn 1986) genügen. Vgl. z.B. die Fälle in (2): (2a) is moral. (2b) _ loves _ . (2c) gives to (2d) takes from (2e) would betray to (2f) praises to (2g) sells to for Jeder Teil einer Proposition, der durch einen Eigennamen ersetzbar ist, wird als „Subjekt" der Proposition bezeichnet (CP: 4.438); die Gesamtmenge der in einer Proposition enthaltenen Subjekte in diesem Sinne gilt als „Kollektivsubjekt [der Proposition], dessen Beziehungsaussage Prädikat ist" („collective subject, of which the statement of relationship is predicate"; CP: 3.467). Ergänzt werden diese rein logischen Benennungen zum einen durch die pragmatische Charakterisierung der logischen Subjekte als „die Angabe davon, worüber gesprochen wird" („the indication of the things spoken about"; CP: 3.419) bzw. der Prädikate als „Wörter, die einer Behauptungs-, Frage- oder Aufforderungsintention dienen" („words that assert, question or command whatever is intended"; ebda.). Zum anderen werden die logischen Subjekte von Peirce auch grammatisch als „Subjekt", „direktes" und „indirektes Objekt" charakterisiert. Peirce betont die Analogie zwischen den Sättigungsforderungen von Prädikatsausdrücken einerseits und der Valenz chemischer Elemente andererseits; vgl. folgende einschlägige Zitate: „[...] in one respect combinations of concepts exhibit a remarkable analogy with chemical combinations; every concept having a strict valency." (CP: 5.469) „A chemical atom is quite like a relative in having a definite number of loose ends or „unsaturated bonds" , corresponding to the blanks of a relative." (CP: 3.469) „A rhema is somewhat closely analogous to a chemical atom or radicle with unsaturated bonds." (CP: 3.421) „Thus the chemical molecule is a medad, like a complete proposition." (CP: 3.469)
Zur Veranschaulichung dieser begrifflichen Analogie präsentiert Peirce für den Propositionsausdruck „John gives John to John" mit dem dreiwertigen relativen Prädikat „give"
Valenz- und Dependenzdiagramme
bei Charles S. Peirce und Lucien
Tesniere
77
das Moleküldiagramm in (3a), das er mit dem isomorphen Moleküldiagramm für Ammoniak in (3b) vergleicht (CP: 3.469): (3b)
η Η—Ν—Η
An anderer Stelle (CP: 3.636) werden das relative Rhema „- dat in matrimonium - " und ein vollständiger Satz mit diesem Rhema entsprechend diagrammatisch veranschaulicht, vgl. (4): (4a)
Cinna —
dat in matrimonium
— Cossutiam
Caesari dat in matrimonium
(4b)
Dem entspricht weiter bei Peirce die mit Referenzindizes versehene logische Parenthesennotation in (5), die sowohl in prädikatenlogischen Arbeiten anderer Autoren als auch in davon beeinflußten linguistischen Arbeiten (ζ. B. Fillmore 1968) zahlreiche Entsprechungen hat: (5) dyk
(Cinna = i,
Cossutia = j,
Caesar = k)
Das Diagramm in (3a) stellt eine direkte Nachbildung entsprechender Diagramme in der Chemie dar. Dies erhellt vor allem aus der Besetzung aller drei Leerstellen durch ein und dasselbe lexikalische Element „John", die zwar der dreifachen Setzung von „H" in (3b) direkt entspricht, aber in natürlich-sprachlicher Hinsicht extrem atypisch ist: Zum einen sind Verblexeme mit drei Argumenten, die alle das Merkmal [+ menschlich] haben, allem Anschein nach sehr selten, und zum anderen dürfte die etwaige lexikalische Realisierbarkeit eines derartigen Selektionsmusters durch gleichnamige oder gar referenzidentische Lexeme praktisch so gut wie ausgeschlossen sein. Eher normalsprachlich ist indessen in dieser Hinsicht das lateinische Beispiel (4a) mit der gleichen semantisch-kategorialen Leerstellenbesetzung. Hier ist aber dem Prädikat ein Präpositionalglied zugeschlagen, das etwa auch als eigenständiges viertes Argument herausanalysiert werden könnte. Die Darstellung in (4a,b) steht der geläufigen Analyse von (prototypischen) Funktionsverbgefügen (in Erfahrung
bringen,
zur Aufführung
ge-
langen usw.) als syntagmatisch komplexen Verbeinheiten mit irgendwie einheitlicher semantischer Prädikatfunktion nahe (vgl. z.B. Helbig/Buscha 1984: 79 ff.). Der angenommene dreistellige Argumentbestand in (4) steht im Einklang mit Peirces Annahme, daß „indecomposable concepts may be bivalent or trivalent" und „no indecomposable concept has a higher valency" (CP: 5.469). Des weiteren entspricht sie natürlich auch Peirces wohlbekannter metaphysischer Vorliebe für begriffliche Tricho-
78
John Ole Askedal
tomien. Dementsprechend werden ein-, zwei- und dreistellige Prädikate charakterisiert als Ausdrücke für jeweils „firstness, or spontaneity" , „secondness, or dependence", und „thirdness, or mediation" (CP: 3.422; vgl. auch 5.469). Man beachte, daß „dependence" bei Peirce in diesem Zusammenhang kein etwa syntaktischer Strukturbegriff, sondern ein durchaus metaphysischer Begriff von sehr abstrakter allgemeiner Reichweite ist. Andererseits findet man aber unter Peirces Formeln für Rhemata auch die vierstelligen Rhema-Formeln in (2g) und (6), ohne daß dabei von einer weiteren Reduzierbarkeit die Rede wäre (CP: 3.461): (6) Buying by
of
from
in exchange for
Uberhaupt scheinen die verschiedenen Prädikatdiagramme und -notationen bei Peirce in unterschiedlichem Ausmaß an natürlich-sprachlichen Gegebenheiten orientiert zu sein. Davon am weitesten entfernt ist das chemischen Valenzdiagrammen nachgebildete Diagramm in (3a), das gegen sprachliche Selektionsregeln verstößt und auch so aufgebaut ist, daß morphosyntaktische Konstruktionsregelmäßigkeiten (Kasusgebrauch, Wort- und Satzgliedfolge) gar nicht sichtbar werden können. Demgegenüber wird im Diagramm (4a) der lateinische Kasusgebrauch berücksichtigt. In den englischen Beispielen in der Leerstellennotation in (2), die freilich von der chemischen Valenzdiagrammkonzeption nicht hergeleitet werden muß, kommen Selektionsregeln, Normalabfolge valenzbedingter Satzglieder und die jeweiligen relationsanzeigenden Präpositionen angemessen zum Ausdruck.
3.
Dependenz und Valenz bei Lucien Tesniere
Während beim Logiker Peirce die aus der Chemie entlehnte Valenz-Metapher der begrifflichen Erhellung propositionaler Strukturen dient und zu keiner weitergehenden syntaktischen Theoriebildung Anlaß gibt, ist beim Sprachwissenschaftler Tesniere die metaphorische Auswertung des Valenz-Begriffs in eine Gesamttheorie der strukturalen Syntaxbeschreibung eingebettet. Tesnieres strukturale Syntaxtheorie setzt sich aus den in (7) aufgeführten hauptsächlichen Komponenten zusammen: (7) I. lexikalisch-kategoriell: vier grundlegende Lexemklassen (Verb, Nomen, Adjektiv, Adverb) und gewisse zusätzliche Klassen von Auxiliarwörtern (Tesniere 1966: 53ff., 63ff., 80ff.); II. lexikalisch-syntaktisch: Valenz und damit zusammenhängend Diathesenoppositionen (Tesniere 1966: 238ff.); III. relationssyntaktisch: phrasenkonstituierende Dependenz- und Koordinationsbeziehungen (Tesniere 1966: 11ff.,323ff.); IV. koreferentiell: anaphorische Beziehungen innerhalb von Dependenzstrukturen (Tesniere 1966: 85ff.); V. kategoriell-syntagmatisch: Translation (Uberführung) einer lexikalischen Basiskategorie in eine andere (Tesniere 1966: 361ff.).
Valenz- und Dependenzdiagramme
bei Charles S. Peirce und Luden
79
Tesniere
Von zentraler Bedeutung in diesem Gesamtsystem ist insofern der Dependenz- Begriff, als die strukturelle bzw. diagrammatische Erfassung der anderen Aspekte der Theorie - Lexemklassenzugehörigkeit, Valenz, anaphorische Koreferenz, Translation - in Dependenzstrukturen erfolgt. Dabei wird Dependenz als eine unidirektionale Rektionsbeziehung definiert: „1. Les connexions structurales etablissent entre les mots des rapports de dependance. Chaque connexion unit en principe un terme superieur ä un terme inferieur. 2. Le terme superieur re^oit le nom de regissant. Le terme inferieur refoit le nom de subordonne." (Tesniere 1966: 13)
Dem Gebrauch der beiden Termini „superieur" und „inferieur" in den zitierten Definitionen entspricht die vertikale Gerichtetheit in der diagrammatischen Umsetzung der Dependenzdefinition und der darauf basierenden Dependenzbeziehungen in „Strukturstemmata" wie z.B. (8): donn·
(8)
I votre
Jeune
magnlOquc
mon
pauvn
Stemm· 138
Bei Tesniere erfolgt die Repräsentation lexikalischer und kategorieller Abhängigkeiten in jeweils reellen und virtuellen Strukturstemmata (auch wenn ab und zu Kategoriensymbole in grundsätzlich reellen Stemmata erscheinen): (9a)
(9b)
ehante cousine votre
Ο
dtiicicutement
Jeune Stemma rfel Stemma 43
A
Ε A
Stemma virtue! Stemma 44
Aspekte der syntaktischen Konstituentenbildung kommen in Tesnieres Knoten- und Nukleus-Theorie zum Tragen.
80
John Ole Askedal
Im Rahmen dieser allgemeinen Syntaxtheorie - nicht etwa als ihre Grundlage - erfolgt dann ähnlich wie bei Peirce die metaphorische Auswertung des aus der Chemie entlehnten Valenz-Begriffs bei Verben als übergeordnetem Glied in einer Dependenzbeziehung: „On peut ainsi comparer le verbe ä une sorte d'atome crochu susceptible d'exercer son attraction sur un nombre plus ou moins eleve d'actants, selon qu'il comporte un nombre plus ou moins eleve de crochets que presente un verbe et par consequent le nombre d'actants qu'il est susceptible de regir, constitue ce que nous appellerons la valence du. verbe." (Tesniere 1966: 238)
Wie bei Peirce wird in diesem Sinne mit mono-, bi- und trivalenten, aber über Peirce hinausgehend auch mit avalenten Verben gerechnet. Die sich daraus ergebenden Valenzmuster werden in das allgemeinere Dependenzkonzept diagrammatisch eingebettet, vgl.:
(10a)
(10c)
(10b) plult
(10d)
Alfred
Stemmt 90
Bernard
Stemmt 91 donne
(10e)
trappe
Alfred
I
11 pteutj
SUmma 89
lomb·
Alired
Oe livre* 4 Charlef SUmma 77
SUmma 6
Es finden sich m.W. bei Tesniere keine Diagramme, die als auf sprachliche Valenz speziell bezogene Adaptationen der Valenzdiagramme der Chemie auffassen ließen. In den Dependenzdiagrammen Tesnieres werden valenzbedingte Aktanten einerseits und nichtvalenzbedingte Zirkumstanten andererseits in der Regel auch nicht als solche jeweils eigens gekennzeichnet. Die Syntax von Tesniere ist eine Dependenzsyntax, und die syntaktischen Strukturdiagramme von Tesniere sind dementsprechend Dependenzdiagramme. Der behelfsmäßige Gebrauch eines „E" am Kantenende zur Markierung von Zirkumstantenstatus (Tesniere 1966: 125-127) ändert nichts daran: (11)
P«rt
Alfred
demaln
* midi
stemm· 118
Die lexikalisch-syntaktische Valenz gehört zur Dependenzstruktur als grundlegend wichtige, aber keineswegs einzige Lieferantin satzkonstituierender Konstellationen von Regimen und Dependentien.
Valenz- und Dependenzdiagramme
4.
bei Charles S. Peirce und Luden
Tesniere
81
Bemerkungen zu Valenz- und Dependenzdiagrammen in der deutschen Tesniere-Nachfolge
Die diagrammatische Veranschaulichung von Valenz gestaltet sich bei Peirce einerseits und bei Tesniere andererseits geradezu umgekehrt: Bei Peirce wird die diagrammatische Veranschaulichung begrifflicher Valenzbeziehungen der in chemischen Valenzdiagrammen üblichen direkt nachgebildet, während bei Tesniere sprachliche Valenzstrukturen normalerweise ohne eigene Kennzeichnung in Dependenzdiagramme eingetragen werden. Sowohl das diagrammatische Veranschaulichungsverfahren von Peirce als auch das von Tesniere haben in der deutschen Dependenz- und Valenzforschung nach Tesniere moderne Vertreter. Dabei sind im Vergleich mit Peirce und Tesniere in unterschiedlichem Ausmaß Abwandlungen und ergänzende Modifikationen zu verzeichnen. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, daß der Nachweis von Strukturähnlichkeiten zwischen den Strukturdiagrammen von Peirce und/oder Tesniere und denen einzelner späterer Autoren nicht auf direkte Beeinflussung durch Peirce oder Tesniere zurückzuführen sein muß. 3 Da Peirce in der europäischen Valenz- und Dependenzforschung m.W. weitgehend unbekannt geblieben ist, wird im Gegenteil im Fall von Peirce ein derartiger Einfluß generell auszuschließen sein. Den Diagrammen von Peirce am nächsten verwandt sind die von Helbig/Buscha (1972: 554-558), vgl.:
3
Bei Heringer, Heibig, Engel und späteren Autoren der deutschen Dependenz- und Valenzgrammatik liegt unbestreitbar Einflu6 durch Tesniere vor. Dafür scheint es uns eher wahrscheinlich, daß der Begriff „Wertigkeit" beim frühen Erben selbständig entwickelt wurde. Vgl. auch Baum (1976: 33f.).
82
John Ole Askedal
(12a)
(12b)
0
Β
-
Θ
(12c)
(12c)
(12g)
(12j)
Die Diagramme in (12) zerfallen genau besehen in vier Gruppen: 1. Die beiden letzten Diagramme in (12i, j) enthalten ein besonders gekennzeichnetes Kernelement, von dem vier Glieder „ausstrahlen" oder „ausgestrahlt" werden. Man kann sie daher metaphorisch als „Ausstrahlungsdiagramme" bezeichnen. 2. Die Diagramme in (12f, g, h) lassen sich im Prinzip auf die gleiche Weise auffassen, jedoch sind sie anders als bei Peirces Diagramm (3a) nicht nach oben, sondern nach unten gerichtet. 3. Die Diagramme in (12c, d, e) haben keinen „Ausstrahlungs"-Charakter mehr und können - jedenfalls isoliert betrachtet - noch als Abbilder linear realisierter Kernsätze gelesen werden. 4. Dies ist aber bei (12a, b) als Diagrammen für Sätze wie die in (13) nur mit Vorbehalten möglich:
Valenz- und Dependenzdiagramme
bei Charles S. Peirce und Luden
Tesniire
83
(13a) Es blitzt. (13b) Es regnet {Blüten). Die Diagramme in (12f, g, h) sind m.a.W. dominant horizontal. Sieht man die Gesamtmenge der Diagramme in (12) im Zusammenhang miteinander, kann man sie entweder zuerst ausgehend von (12a, b, c, d, e) - im Sinne der Entfaltung einer basalen Linearität zum Ausstrahlungsmodell oder aber umgekehrt - diesmal von (12i, j) ausgehend - als Reduktion einer basalen „Ausstrahlungs"-Konzeption zur Linearität hin ansehen. Man beachte, daß (12f, g, h) auch hätten dominant vertikal gestaltet werden können. Im Vergleich mit der einfachen begrifflichen Adaptation bei Peirce im Valenzdiagramm in (3a) lassen die Diagramme in (12) eine weitergehende Berücksichtigung sprachlicher Daten bzw. linguistischer Gesichtspunkte erkennen: 1. Das Verb als mutmaßlich regierendes „Zentrum" - „Valenzträger" - ist durch doppelte Umrahmung besonders gekennzeichnet. 2. Im Argumentbereich wird zwischen mit durchzogenen Linien markierten obligatorischen und mit gestrichelten Linien markierten fakultativen Ergänzungen zum Verb unterschieden. Im Zusammenhang mit der doppelten Umrahmung des Verbs ergibt sich dadurch eine Hierarchisierung der Komponenten des Satzmodellmoleküls. 3. Auch im Argumentbereich wird hierarchisiert, und zwar durch die Indizierung der Aktanten. Dabei ist das syntaktische Subjekt stets Al, und das Akkusativobjekt A2, außer wenn beim Vorhandensein eines anderen obligatorischen Aktanten das Akkusativobjekt fakultativ ist. Das Akkusativobjekt erhält dann einen höheren Index (A3). Bei Erben (1963: 232-235) finden sich die Diagramme in (14):
(14a)
0
(14c)
. Π Π —
Im Vergleich zu den Diagrammen von Helbig/Buscha (1972) sind hier keine reinen „Ausstrahlungsdiagramme" vertreten. In (14c) sind die vertikalen Kanten im Verhältnis zu (12) bei Helbig/Buscha um 45 ° gebogen, und (14d) erweckt einen entsprechenden Eindruck der gespreizten horizontalen Linearität. (14a, b) sind wie bei Helbig/Buscha rein horizontal-linear gestaltet. Als diagrammatisches Gesamtprinzip wird man hier eben eine Entfaltung von geradliniger zu gespreizter horizontaler Linearität annehmen dürfen.
84
John Ole Askedal
Auch bei Erben ist dem Ergänzungssymbol ein Index beigegeben. Ähnlich wie bei Helbig/Buscha steht El für das syntaktische Subjekt, während anders als bei Helbig/Buscha die Indizierung von E2-E4 sich nach der Oberflächennormalabfolge der betreffenden Glieder richtet. Sowohl die Art der dominant horizontalen Gestaltung der Diagramme als auch die Indizierung entsprechen somit der traditionellen Vorstellung von einer systematischen Sonderstellung des als „Subjekt" bezeichneten Satzgliedes. Bei Erben (1972: 261-265) finden sich wiederum andere Diagramme:
(15a)
(15c)
[e]
Q
/ ν
(15b) [ T |
0 -
(15d) Ε
Ε
Ε
Ein Unterschied gegenüber den Diagrammen in (14) besteht darin, daß hier auf Indizierung verzichtet wird (während sie in den entsprechenden beigegebenen Fomeln beibehalten ist). Als eine Inkonsistenz wird man es auffassen müssen, daß (15a) sowie (15b) rein horizontal-linear sind, während in (15c, d) die gespreizte Linearität von (14c, d) zugunsten einer vertikalen Beziehung von Verb und Ergänzungen aufgegeben worden ist. (15c,d) als Untermenge der Erbenschen Diagramme in (15) führen somit zum zweiten Typ der von uns besprochenen Diagramme - der Dependenzdiagramme - über. Entsprechungen zu den reellen Stemmata Tesnieres ohne grammatische Kategorieninformation finden sich z.B. bei Engel (1977: 37) (16) und Erben (1963: 266) (17). Beim letzteren ist das lexikalische Dependenzdiagramm freilich mit Annahmen zur Hierarchisierung nach „Satzgliedstufe" verbunden, d.h., es wird ein Aspekt der Konstituentenbildung zusätzlich mit berücksichtigt. Vgl.:
(16)
verlangen
eine
klare
Valenz- und Dependenzdiagramme
bei Charles S. Peirce und Luden
Tesniire
(17)
vermachte
, Satzglieder 1. Grades1) 2.
„
3-
„
*·
»
.
i
Der
I
Besitzer
ι
achtzigjährige
fast
ι
Baute»
dieses
Grundstück
Erben
das
»einen
ι
ι
tieganten
I sehr
Der letztere Aspekt kommt bei Erben (1972: 318) noch deutlicher zum Ausdruck: (18)
verbaler Aussagekem
ttrmatbU — (imi. . . )
Als Beispiel für ein Dependenzdiagramm mit nur kategorieller Information sei auf aus Engel (1977: 231) hingewiesen: (19) Ich weiß es nicht, ob er kommt.
86
John Ole Askedal
(20) aus Engel (1977: 153) ist ein Beispiel für kombinierte Repräsentation von sowohl lexikalischer als auch kategorieller Information (Stp = temporaler Subjunktor): (20) Wenn du kommst, mache ich alle Lichter an. V
annuuh
υ üb
Νι/
Stp/
Lidrter Ι
wenn
Ρ
I
Ad,
alle
1
i
V(.(«>/
komm I
i
PV
du Von einem Valenzgesichtspunkt aus fällt an beiden Diagrammen die zusätzliche Markierung von Ergänzungs- bzw. Angabestatus auf, was jeweils durch einen gerichteten Pfeil oder eine mit Haken versehene Kante in Kombination mit einem „Sperrkreuz" notiert wird. Hinzu kommt, daß die Valenzverhältnisse im Satz sich auch aus der Verbindizierung ergeben. (Auf die Valenz zurückzuführendes Korrelat ohne eigenständigen Argumentwert wird dafür in (19) durch eine mit Haken versehene Kante ohne Sperrkreuz angezeigt.) Man kann indessen nicht sagen, daß die syntaktische Konstituentenbildung in (18)-(20) gesondert markiert oder explizit mit notiert oder angegeben wäre. Gerade dies ist aber der grundsätzliche Zweck in der diagrammatischen Notationspraxis von Heringer (1970), nach dem (21) zitiert ist (Heringer 1970: 125):
(21)
(KG5)
NODIJ Kon.'f
"Xtll Nom2 Kt2S Vjj I / l \ / \ I ArJ-AtJM ΛN" Ν" V ' V°
gibt gegeben hat 1 0 gegeben haben soll ein Buch gegeben hat dem Jungen ein Buch gegeben hat
Regel (16) ist jedoch einerseits unvollständig, andererseits zu „großzügig"; unvollständig, weil sie keine ΡP-Ergänzungen zuläßt, von denen wohl bis zu drei in einer V P vorkommen können. Falls m a n instrumentale Adverbiale auch als Verb-Ergänzungen anerkennt - also z.B. mit dem Zug in (17d) - , müßte man sogar ein Maximum von vier PP-Ergänzungen ansetzen.
10
V' müßte schließlich durch V° ersetzt werden. Das ist hier nicht geschehen, um den Unterschied zwischen finiten und infiniten Verbformen deutlich zu machen.
174
Heinz
Vater
(17) a Hans fährt nach Berlin. b Hans fährt von Köln nach Berlin. c Hans fährt von Köln über Hannover nach Berlin. d Hans fährt mit dem Zug von Köln über Hannover nach Berlin. Andererseits ist Regel (16) zu großzügig, weil sie auch die Generierung ungrammatischer VPs wie in (18) zuläßt: Kommen erlaubt kein Objekt, lesen nur eins. Bei legen dürfen Objekt und Ziel-Adverbial nicht weggelassen werden. Nach (16) sind aber alle Konstituenten außer V° fakultativ. Diese Beispiele zeigen, daß die syntaktische Struktur der VP mit der Valenz des verbalen Kopfs der VP in Einklang gebracht werden muß. Das hat Fanselow/ Felix (1987, II: 46) dazu geführt, eine so allgemeine Regel wie (19) anzunehmen, wo die Positionen möglicher Komplemente und Adjunkte durch Punkte angedeutet werden. (18) a *(daß Hans) ein Buch kommt b *(daß Hans) dem Jungen ein Buch gelesen hat. c *(daß Hans) legt. (19) VP
V ...
Beispiele wie (17) und (18) zeigen, daß die Struktur der Verbalphrase nur in sehr allgemeinen Zügen voraussagbar ist und durch Angaben über die Verbvalenz ergänzt werden muß.
3.
Valenz
Die Füllung der nicht-verbalen Positionen in der VP ist weitgehend von der Art des gewählten Verbs abhängig: Lachen und schlafen kommen stets ohne Objekt vor, lesen und schreiben verlangen ein Objekt wie einen Brief/das Buch, klettern und springen ein Richtungsadverbial wie auf den Baum, über den Stein usw. Tesniere (1953) bzw. (1959) 11 spricht davon, daß das Verb Leerstellen vergibt, die mit entsprechenden Ergänzungen besetzt werden. Diesen Vorgang nennt ermit einem der Chemie entlehnten Terminus Valenz. 1 2 Eine Valenzstelle kann auch unbesetzt bleiben; so ist in Paul liest das Objekt ausgespart. Bereits in der mittelalterlichen Scholastik (z.B. in der ars magna et ultima des Raymundus Lullus) wird unter dem Terminus 'connotatio' das Valenzphänomen behandelt, und zwar unter syntaktischem Aspekt (vgl. Bräuer 1974: 268). Später wurde dieser Gedanke von Leibniz (1686), Meiner (1781) und - in unserem Jahrhundert - von Bühler (1934), 11
Tesniere arbeitete seit den dreißiger Jahren an seinem Valenzbuch, das dann posthum 1959 erschien. Vorher erschien jedoch bereits eine knappe Zusammenfassung (Tesniere 1953).
12
Vgl. dazu: „Die Atome jedes Elements sind durch bestimmte Verbindungsfähigkeiten gekennzeichnet. Die Wertigkeit oder Valenz ... bestimmt die Anzahl der anderen Atome, mit denen sich ein Atom verbinden kann. Die Wertigkeit ist die Zahl, die angibt, mit wieviel Atomen eines einwertigen Elements sich ein Atom des betrachteten Elements vereinigt." (Kleine Enzyklopädie Natur 1966:293).
VP-Sirukiur und Verbvalenz im Deutschen
175
Kacnelson (1948), Tesniere (1953) und (1959) aufgegriffen und weiter ausgearbeitet. Bei Kacnelson (1948: 32, dt. Übers, bei Bräuer 1974: 270) liest man bereits: „Ein vollgültiges materielles Wort in jeder Sprache ist ... ein Wort mit konkreten syntaktischen Potenzen, die seine Verwendung nur in einer streng determinierten Weise zulassen, die durch den Entwicklungsstand der grammatischen Beziehungen in einer Sprache vorbestimmt wird. Diese Eigenschaft des Wortes, sich auf bestimmte Weise im Satz zu realisieren und in bestimmte Kombinationen mit anderen Wörtern zu treten, könnte man als seine syntaktische Valenz bezeichnen."
Valenz ist nach Kacnelson (1948) eine Fügungspotenz, die allen Wortarten zukommt. 13 Wie später bei Tesniere (1953) und (1959) findet sich bereits die Anlehnung an den Valenzbegriff der Chemie. Bühler (1934: 173) bemüht hierfür den alternativen Ausdruck 'Wahlverwandtschaft'. „Es bestehen in jeder Sprache Wahlverwandtschaften; das Adverb sucht sein Verbum und ähnlich die anderen. Das läßt sich auch so ausdrücken, daß die Wörter einer bestimmten Wortklasse eine oder mehrere Leerstellen um sich eröffnen, die durch Wörter bestimmter anderer Wortklassen ausgefüllt werden müssen."
Besonderen Einfluß auf die gesamte neuere Valenztheorie hatten die Arbeiten des französischen Linguisten Tesniere. Nach Tesniere (1959: 238) - der zunächst dafür den Terminus 'connexion' benutzt - hat jedes Verb - analog zum Atom - spezifische Verbindungsmöglichkeiten. 'Valenz' läßt sich danach vorläufig definieren als die Zahl der Ergänzungen (Komplemente), die sich mit einem Verb verbinden. 14 Diese Verbindbarkeit ist nach Tesniere (1959: 238f.) als potentiell anzusehen, d.h.: Die vom Verb bereitgestellten Leerstellen für Ergänzungen können, müssen aber nicht in jedem konkreten Fall gefüllt werden. Doch ist innerhalb der Leerstellen zu unterscheiden zwischen solchen, die gefüllt werden müssen (z.B. beim Verb stellen) und solchen, die unbesetzt bleiben können (z.B. beim Verb lesen). Diese Tatsache führte zur Unterscheidung zwischen obligatorischer und fakultativer Valenz bei Helbig/Schenkel (1975 3 ). Obligatorische Ergänzungen sind im Unterschied zu fakultativen (vgl. (20) vs. (21)) grundsätzlich nicht weglaßbar: (20) a Peter hat ein Buch ins Regal gestellt, b *Peter hat ein Buch gestellt. c * Peter hat ins Regal gestellt, d * Peter hat gestellt. (21) a Peter hat ein Buch gelesen, b Peter hat gelesen. 13
Neben Verbvalenz ist Valenz vor allem für (relationale) Substantive und Adjektive angesetzt und beschrieben worden (vgl. Sommerfeldt/Schreiber 1977a und b).
14
Tesniere (1959: 238) nennt eine vom Verb geforderte Ergänzung 'actant'. In der deutschen Valenzforschung hat sich der Terminus 'Ergänzung' durchgesetzt (gegenüber 'Aktant' bzw. 'Mitspieler'. In der Logik und der Government-Binding-Theorie (GB) wird stattdessen der Terminus 'Argument' gebraucht (in der GB auch 'Komplement').
176
Heinz
Vater
Die Valenz eines Verbs bestimmt auch syntaktische Eigenschaften der Ergänzungen. So verlangt treffen eine Akkusativ-NP als zweite Ergänzung, begegnen eine Dativ-NP, warten eine P P : (22) Paul traf seinen Lehrer. (23) Paul begegnete seinem Lehrer. (24) Paul wartete auf seinen Lehrer. Tesniere (1959: 108ff) nimmt an, daß die Ergänzungen semantisch festgelegt sind, der erste als „celui qui fait Taction", der zweite als „celui qui supporte Taction" und der dritte als „celui au benefice ou au detriment duquel se fait Γ action". Daß das in dieser Allgemeinheit nicht stimmt, zeigen Passivsätze, wo der erste Aktant keineswegs der ist, der die Handlung ausführt; das Agens ist im Passiv sogar weglaßbar. Die 'Kasusgrammatik' (Fillmore 1968, 1971 u.a.) geht davon aus, daß mit der Satzgliedfunktion nicht jeweils eine bestimmte Rolle in Bezug auf das im Verb ausgedrückte Ereignis verbunden ist; 15 das ist besonders für das Subjekt gezeigt worden. 16 Im übrigen gibt es im Deutschen unpersönliche Sätze wie (09) und (10), in denen weder Subjekt noch Agens vorkommt (s. 2.). Eher ist anzunehmen, daß jedes Verb spezifische Rollen vergibt, die mit seiner Semantik zusammenhängen (vgl. Vater 1975). In der GB-Theorie spricht man von 'thematischen Rollen' oder 'Theta-Rollen'. Jedes Verb hat ein sogenanntes 'Theta-Raster', das Zahl und Art der zu vergebenden Theta-Rollen bestimmt. Jede Rolle darf nur einmal an eine Verbergänzung vergeben werden, und jede Verbergänzung hat nur eine ThetaRolle. In (25) hat das Subjekt die Rolle 'Agens', in (26) 'Thema' 1 7 , in (27) 'Experiencer', in (28) 'Patiens', in (29) 'Relator' (vgl. Vater 1975). (25) (26) (27) (28) (29)
Anna Anna Anna Anna Anna
erzählte eine Geschichte. schlief ein. sah einen Regenbogen. wurde ins Krankenhaus gebracht. ist kleiner als ihre Mutter.
Neben den vom Verb geforderten Komplementen gibt es sogenannte 'freie Angaben' in der GB 'Adjunkte' genannt - , die frei mit beliebigen Verben verbindbar sind, soweit nicht semantische Restriktionen das verhindern. 18 In (14) ist in der Schule ein Adjunkt. 15
'Ereignis' wird hier im Anschluß an Reichenbach (1947) zusammenfassend für 'Zustand', 'Vorgang' und 'Tätigkeit' verwendet. In der neueren Ereignissemantik (z.B. Davidson 1967 und Ehrich 1992) wird jedoch 'Zustand' ausgeklammert. Tesniere (1959: 102f.) gebraucht 'Prozeß' als zusammenfassenden Terminus für all das, was ein Verb ausdrücken kann, was - m i t Seyfert (1976: 32) - zu kritisieren ist, da 'Prozeß' normalerweise synonym mit 'Vorgang' verwendet wird.
16
Vgl. hierzu z.B. Johansen (1957), Boeder (1971) und Reis (1982).
17
'Thema' ist eine neutrale Rolle (Nicht-Agens, Nicht-Patiens), die i m Nom. und Akk. realisiert werden kann. Fillmore 1971 nennt die Rolle des Subjekts bei Vorgangsverben wie schlafen, sehen, erfahren usw. 'Experiencer'.
18
Zu den Schwierigkeiten der Abgrenzung von Ergänzungen und Angaben vgl. Vater 1978.
VP-Slrukiur
und Verbvalenz im
Deutschen
177
Die Abgrenzung zwischen Komplementen und Adjunkten ist schwierig, da auch Komplemente weglaßbar sind, wie z.B. das Objekt von lesen (vgl. (07)). Wie Welke (1988), Jacobs (1987), Storrer (1992) u.a. zeigten, ist die Valenztheorie und mit ihr die praktische Valenzanalyse in eine Sackgasse geraten: Valenz wurde nach verschiedenen Gesichtspunkten definiert, so daß Valenzbeschreibungen ein und desselben Verbs erheblich variieren (vgl. Storrer 1992). Nach Jacobs (1987) ist das darauf zurückzuführen, daß sieben verschiedene, teilweise miteinander inkompatible Phänomene als 'Valenz' beschrieben worden sind. 19
4.
Valenzpotenz und Valenzrealisierung
Aus den Ausführungen der vorangehenden Abschnitte ergibt sich: - Die syntaktische Füllung der VP muß Rücksicht auf die Valenz des verbalen Kopfs nehmen. - Jedes Verb hat eine spezifische Valenz, die die Zahl und Art seiner Ergänzungen bestimmt. - Probleme gibt es bei der Definition von Valenz und der Abgrenzung zwischen den vom Verb geforderten Ergänzungen und den freien, vom Verb nicht geforderten Adjunkten. Agel 1993 hat aus den vorangehend erörterten Problemen die Konsequenz gezogen, daß zu unterscheiden sei zwischen Valenzpotenz, die einem Verbeintrag im Lexikon inhärent ist, und Valenzrealisierung, die abhängt von der Syntax des Satzes bzw. der Verbalphrase und von kommunikativen Gegebenheiten (sprachlicher Kontext, Absicht des Sprechers, Weltwissen von Sprecher und Hörer). Aufbauend auf Läszlo (1988) nimmt Agel (1993: 40) an, daß man den Valenzbegriff sprachtypologisch und sprachvergleichend nur verwenden kann, wenn man zwischen zwei Ebenen unterscheidet, der Mikro- und der Makroebene: - Die M i k r o e b e n e betrifft 'morphologische Aktanten', z.B. die Personalendung -t in lat. (filius) amat (patrern).20 - Die M a k r o e b e n e betrifft die „syntaktischen Aktanten", mit denen man seit Helbig/Schenkel (1975 3 ) ausschließlich gearbeitet hat, die aber - nicht nur beim Sprachvergleich - nicht ausreicht. 19
„Ein wesentlicher Grund für die inflationäre Vermehrung der Deutungen des Valenzbegriffs war also, daß man die Tatsache, daS in anderen als den klassischen Beispielen verschiedene Interpretationen von Valenz(bindung) zu verschiedenen Ergebnissen führen, den Interpretationen angelastet hat, statt sie als einen Hinweis auf die heterogene Natur der zu analysierenden Phänomene zu werten". (Jacobs 1987: 11).
20
Diese Erkenntnis geht bereits auf Tesniere (1959: 104) zurück; das Verb „a dejä incorpore un prime actant".
178
Heinz
(30)
ung.
dt
eszik (a1» a 2) 0
essen
Vater
(nach Agel 1993:41)
(*ι. Ρ·
0
Sieißtes
Eszi («ι. »2)
Κ
d
Die Mutter ißt es
Az anya eszi
Hier gibt jeweils α die Mikroform, Α die Makroform und 0 die Null-Realisierung an. Wie aus (30) ersichtlich, kommt das Ungarische ohne Subjekt- und Objektpronomen aus. Agel (1993: 43) macht darauf aufmerksam, daß sich auch die Imperativformen ohne weiteres in das Zwei-Ebenen-Schema einbeziehen lassen. Hier ist das Deutsche dem Ungarischen ähnlicher, da das Subjekt im Deutschen ebenfalls im Verb inkorporiert ist:
(31)
ung.
dt
(alt a. 0,
0
Edd!
(alt Οι 0
Aj
Ißesf
Es ist kein Zufall, daß gerade ungarische Linguisten auf die Unterscheidung zwischen diesen beiden Ebenen aufmerksam machen: Verbergänzungen, die im Deutschen durch syntaktische Konstituenten realisiert werden, werden im Ungarischen oft morphologisch, durch Affixe am Verbkörper, realisiert. Die Zwei-Ebenen-Darstellung hat m.E. mehrere Vorteile: - Das Zusammenspiel zwischen Syntax und Morphologie in der Valenzrealisierung kann deutlich gemacht werden: Valenz kann alternativ syntaktisch und morphologisch realisiert werden. (Syntaktische) Proformen und (morphologische) Verb-Affixe erweisen sich als alternative Mittel der Valenzrealisierung. - Valenz im Sprachvergleich kann mithilfe der zwei Ebenen besser analysiert werden: Was in einer Sprache (z.B. Deutsch) durch syntaktische Mittel als valenzabhängige Verb-Konstituenten ('Ergänzungen') kenntlich gemacht wird, wird oft in einer andern Sprache (z.B. Latein und Ungarisch) durch morphologische Mittel (Affixe am Verb) bewerkstelligt.
VP-Siruktur
und Verbvalenz im
Deutschen
179
- Auch innerhalb einer Sprache können die verschiedenen Realisierungsformen besser verdeutlicht werden, wie das Beispiel des deutschen Imperativs zeigt, wo das Subjekt in der Vertrautheitsform (vgl. komml) dem Verb inkorporiert ist, während es in der Höflichkeitsform (kommen Sie!) wie im Indikativ durch eine besondere pronominale Konstituente realisiert wird (er kommt).
5.
Schlußbemerkungen
Zusammenfassend läßt sich feststellen: - Die Struktur der deutschen VP läßt sich systematisch nach dem X-bar-Schema darstellen, wobei die Zuordnung der Adjunkte zur obersten Stufe, V", problemlos ist, während die Zuordnung der Objekte mehrere Möglichkeiten zuläßt; ich habe mich entschieden, die von Fanselow/Felix (1987) vorgesehene Rekursivität von V' für die Generierung der Objekte und Adverbiale nutzbar zu machen (vgl. (16)). - X-bar-Regeln allein können nicht die Vielfalt möglicher VP-Strukturen erzeugen. Hier greifen V-bar-Regeln und Valenz ineinander. - Ich schlage vor, den von Agel (1993) vorgeschlagenen Unterschied zwischen Valenzpotenz und Valenzrealisierung zu berücksichtigen, um die verschiedenen syntaktischen und morphologischen Realisierungen gleicher Valenzpotenz und die Valenzrealisierungs-Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachen in den Griff zu bekommen. - Der Zusammenhang zwischen Verbphrasen-Struktur und Tempora, wurde hier ausgespart. Vgl. dazu Vater (1993) (erscheint demnächst). Literatur Abraham, Werner (Hg.) (1982): Satzglieder im Deutschen. Vorschläge zur syntaktischen, semantischen und pragmatischen Fundierung. Tübingen: Narr ( = Studien zur deutsche Grammatik 15). Agel, Vilmos (1991): Lexikalische Ellipsen. Fragen und Vorschläge. - In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 19.1, 24-48. - (1993): Ist die Dependenzgrammatik wirklich am Ende? - In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 21,20-70. Baumgärtner, Klaus (1970): Konstituenz und Dependenz. - In: Steger, Hugo (Hg.), Vorschläge für eine strukturale Grammatik des Deutschen (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft) (= Wege der Forschung 146) 52-77. Bech, Gunnar (1955) (1983 2 ): Studien zum deutschen Verbum infinitum. Tübingen: Niemeyer ( = Linguistische Arbeiten 139). Bierwisch, Manfred (1963): Grammatik des deutschen Verbs. Berlin: Akademie-Verlag ( = Studia grammatica II). Boeder, Winfried (1971): Neue Forschungen zur Kasustheorie. - In: Biuletyn Fonograficzny 12, 3-27. Bräuer, Rolf (1974): Die Valenztheorie, ihr aktueller Stand und ihre Möglichkeiten. - In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Ges.-Sprachwiss. Reihe XXIII, 314: 267-280. Bühler, Karl (1934) (1982 3 ): Sprachtheorie. Stuttgart: G. Fischer ( = UTB 1159). Chomsky, Noam (1965): Aspects of the Theory of Syntax. Cambridge/ MA: MIT Press. - (1981): Lectures on Government and Binding: The Pisa Lectures. Dordrecht: Foris.
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180
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Guy Serbat
Preverbation et emergence d'un Datif postverbal en Latin La preverbation est relativement peu etudiee en latin, guere plus, semble-t-il, que dans beaucoup d'autres langues. Est-ce en raison de l'extreme simplicite apparente du