Lexikon der altnordischen Literatur
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Simek/Pálsson Lexikon der altnordischen Literatur

Krüner

KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 490

RUDOLF SIMEK/HERMANN PÁLSSON

LEXIKON DER ALTNORDISCHEN LITERATUR

ALFRED KRÖNER VERLAG STUTTGART

Simek, Rudolf/Pálsson, Hermann Lexikon der altnordischen Literatur Stuttgart: Kröner 1987 (Kröners Taschenausgabe; Bd. 490) ISBN 3-520-49001-3

© 1987 by Alfred Kröner Verlag Stuttgart Printed in Germany ■ Alle Rechte Vorbehalten Druck: Friedrich Pustet, Regensburg, Graph. Großbetrieb

EINLEITUNG

Das Lexikon der altnordischen Literatur hat sich das Ziel gesetzt, in handlicher Form dem Fachwissenschaftler als Kurzinformation eine Gedächtnisstütze zu bieten, dem Studenten der Skandinavistik und Germanistik den Einstieg in die altnordische Literatur zu erleichtern und dem interessierten Laien allgemein und faktenreich das Wesentliche aus diesem Bereich zu präsentieren. Altnordische Literatur Altnordische, genauer altwestnordische Literatur umfaßt die Lite­ ratur Norwegens und Islands vom 9. bis zum 15. Jh., die aber erst ab dem 12. Jh. schriftlich fixiert wurde. In ihrer Reichhaltigkeit und Vielfalt zählt sie zu den bedeutendsten Literaturen des Mittelalters. Sie reicht im religiösen Bereich von heidnisch-mythologischer Götterdichtung des 9. und 10. Jh. bis zu den vorreformatorischen Übersetzungen von niederdeutschen Heiligenlegenden. Die weltli­ che Literatur spannt einen weiten Bogen von der skaldischen Verherrlichung norwegischer Fürsten bis zu den Erzählungen von der Entdeckung Amerikas in den Vinland-Sagas, von den Ge­ schichten sich über Jahrhunderte hinziehender Blutfehden zwi­ schen isländischen Familien, Bearbeitungen germanischer Helden­ sagen in den Fornaldarsögur und Heldenliedern, Übersetzungen der römischen Historiker ebenso wie etwa des höfischen Parzivairomans, bis zu den phantasievollen, von Liebe und Gewalt durch­ zogenen Trivialromanen des Spätmittelaltcrs. Aufgrund besonderer sozialer und kultureller Gegebenheiten ent­ stand in Norwegen, vornehmlich aber in Island eine in der europäi­ schen Geschichte einmalige Blüte volkssprachlicher Literatur, die keineswegs nur, wie man es früher sah, heroisch-blutrünstige Re­ likte der noch heidnisch-germanischen Völkerwanderungs- und Wikingerzcit bewahrt, sondern auch eine Zeit intensiver kulturel­ ler Kontakte mit dem übrigen Europa vom 11. Jahrhundert bis fast zur Reformation spiegelt. Auswahl der Stichwörter

Vollständigkeit bei der Auswahl der Stichwörter wurde bei den Werken und Autoren angestrebt. Bei den Werken wurden verein­ zelt kürzere Geschichten ausgespart, die im Grunde nur Ausschnitte aus umfangreicheren Werken darstellen und meist ohne eigenen

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EINLEITUNG

Titel überliefert sind. Die Personenartikel wurden durch Autoren lateinischer Sprache bereichert, deren Werke als Vorlagen dienten. Sachbegriffe werden in wertender Auswahl präsentiert; nur unwe­ sentlich voneinander abweichende metrische Formen der Skalden­ dichtung sind weitgehend durch Überblicksartikel erschlossen. Motive, die für die altnordische Literatur typisch sind, erhielten eigene Artikel. Das Problem der zeitlichen Abgrenzung altnordischer Literatur zur Neuzeit kann kaum befriedigend gelöst werden, da die übliche Einschränkung auf die Literatur des 9.-15. Jh.s die Überlieferungs­ geschichte zu sehr vernachlässigt; hier wurde der Weg gewählt, verschiedene nachmittelalterliche Werke aufzunehmen, wenn diese entweder noch deutlich in der mittelalterlichen Tradition stehen, oder wenn es (wie bei den originalen Riddarasögur) wünschens­ wert erschien, dem Benützer die Problematik darzulegen. Auflau der Artikel

Nach dem jeweiligen Stichwort und gegebenenfalls Geschlechtsbe­ zeichnung und deutscher Übersetzung findet sich in der Regel eine Kurzinformation, etwa bezüglich der Gattung eines Werkes. Der Hauptteil des Artikels ist dem Inhalt eines Werkes, der Biographie eines Autors oder Definition eines Sachbegriffs gewidmet. For­ schungsprobleme finden sich meist am Ende des Artikels. Die Literaturangaben zu jedem Artikel enthalten, soweit ange­ bracht, zuerst die Handschriften (HSS), dann die Ausgaben (ED) und Übersetzungen (ÜB), weiters Sekundärliteratur (LIT) und schließlich die etwaige künstlerische Rezeption und das Nachleben (N). Dabei konnten an Handschritten meist nur eine Auswahl wichtiger oder alter Manuskripte geboten werden. Bei den Editionen wurde nicht auf Vollständigkeit, sondern auf Zugänglichkeit und Qualität Wert gelegt, und es wurde versucht, brauchbare deutsche Über­ setzungen möglichst vollständig zu erfassen. Wo solche nicht vor­ liegen oder weniger zugänglich sind, wurden auch gute englische (oder anderssprachige) Übersetzungen angeführt. Bei der Sekun­ därliteratur wurde nur bei weniger geläufigen Stichworten Voll­ ständigkeit angestrebt. Die Angaben zur Rezeption sind auf deutschsprachige Benutzer abgestimmt.

Dank

Der Dank gilt diesmal ganz besonders Herrn Arno Klemm vom Alfred Kröner Verlag, der dauernde interessierte Anteilnahme und Hilfe bei der Arbeit an diesem Buch geleistet hat. Weiters gilt unser Dank Professor Hans Bekker-Nielsen von der Universität Odense,

EINLEITUNG

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der seine Aufzeichnungen zum Plan eines ähnlichen Werkes selbst­ los zur Verfügung gestellt hat, Doz. Hubert Seelow, der der die noch ungedruckte Fassung seiner Habilitationsschrift zur Verfü­ gung stellte, Prof. Gschwantler von der Universität Wien, der Fragen immer offen gegenüberstand, und nicht zuletzt unseren Frauen. An alle Leser sei die Bitte gerichtet, den Verlag auf Fehler, Lücken oder sonstige Möglichkeiten der Verbesserung des Lexikons hinzu­ weisen.

Wien/Edinburgh, Mai 1987

Rudolf Simek/ Hermann Pálsson

HINWEISE ZUR ORTHOGRAPHIE UND ALPHABETISCHEN ANORDNUNG

Die isländ. Orthographie und die Anordnung im Alphabet sind geringfügig deutschen Gewohnheiten angepaßt: altnord. p ist (außer in Zitaten) wie im Neuisländischen als ö geschrieben, þ und P sind im Alphabet wie th und Th gereiht, æ ist wie ae, œ und ø sind wie oe gereiht. Der Akzent 'auf Vokalen bezeichnet deren Länge und nicht die Betonung. Die Worttrennung bei isländischen Namen und Wörtern ist der neuisländischen Praxis angeglichen.

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AB ABäG ALG altnord. AM ANF ANOH APhSc ARG ASB ATB BHL

BiblArn BM BONIS

CCI CCNMÆ, 4to

CCNMÆ, 8vo DG DicMA Diss dt. EA A EA B E.A.Kock, NN

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f.

Altnordische Bibliothek Amsterdamer Beiträge zu älteren Germanistik s. Jan de Vries altnordisch Handschrift der Arnamagnæanischen Samm­ lung Arkiv for Nordisk Filologi Annaler for nordisk Oldkyndighed og Historie Acta Philologica Scandinavica s. Jan de Vries Altnordische Sagabibliothek Altnordische Textbibliothek Bibliotheca Hagiographica Latina, Brüssel 1898-1901 Bibliotheca Arnamagnæana Handschrift des British Museum, London Bibliography of Old Norse-Icelandic Studies, Odense 1963 ff. Codex Codicorum Islandorum Corpus Codicorum Norvegicorum Medii Ævi, Series in Quarto Corpus Codicorum Norvegicorum Medii Ævi, Series in Octavo Handschrift der Sammlung De la Gardie, Uni­ versitätsbibliothek Uppsala Dictionary of the Middle Ages, New York 1981 ff. Dissertation deutsch Editiones Arnamagnæanes, Reihe A Editiones Arnamagnæanes, Reihe B E. A. Kock, Notiationes Norrcenae, Lund 1923-41. E. A. Kock, Den norsk-isländska skaldediktningen 1-2, Lund 1946-49. Edition, Editionen Etudes Germaniques Early Icelandic Manuscripts in Facsimile, Copenhagen 1958 ff. weiblich, femininum

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Faks. FAS’ FAS2

FAS3 FAS4 FFC F. Jónsson, Skj. FMS Frag., Fs FV GAG gest. GkS GQ GR GRM HB HS, HSS ÍB

ÍBR ÍF J. de Vries, ALG

J. de Vries, ARG JB Jh. JEGPh JSHS KallHS Kap KGHS

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Faksimile, Faksimiles C. C. Rafn, Fornaldar sögur Nordrlanda 1-3, Kaupmannahöfn 1829-30. Valdimar Asmundarson, Fornaldarsögur Nordr­ landa, 1-3, Reykjavik 1886-91. Guðni Jónsson, Bjarni Vilhjálmsson, Fornaldar­ sögur Norðurlanda 1-3, Reykjavik 1943-44. Guðni Jónsson, Fornaldar sögur Nordurlanda 1-4, Reykjavik 1950. Folklore Fellows Communications F. Jónsson, Den Norsk-Islandske Skjaldedigtningen, Al - B2, København 1912-15. Fornmanna sögur 1-12, Kaupmannahöfn 1825-37. frag. Fragment, fragmentarisch Festschrift, Festskrift Fornvännen Göppinger Arbeiten zur Germanistik gestorben Handschrift der Gammel kongelige Samling in der Königl. Bibliothek Kopenhagen German Quarterly Germanic Review Germanisch-Romanische Monatsschrift Handbuch Handschrift, Handschriften Handschrift der Sammlung des íslenzka Bókmenntafélags in Kopenhagen Handschrift der Sammlung des Islenzka Bókmenntafélags in Reykjavik. islenzk Fornrit J. de Vries, Altnord. Literaturgeschichte, 1-2, 21964-67. J. de Vries, Altgerman. Religionsgeschichte, 1-2, '1970. Jahrbuch Jahrhundert Journal for Enghsh and Germanic Philology in der Sammlung Jón Sigurðssons in der isländ. Nationalbibliothek in der Kalls Samling in der Königlichen Bi­ bliothek Kopenhagen Kapitel in Konrad Gislasons Sammlung im Arnamagnæanischen Istitut der Universität Kopen­ hagen

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m. Ma., ma. MI, 4to MLN MLQ MLR MLS MPh MoM MS, MSS n. N nddt. N.F. (N)HT(Norsk) NIT NkS NN NRA NS NTS PBB

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Kindlers Literatur Lexikon 1—7, 1965—1972. Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder 122, København 1956—1975 Kröners Taschenausgabe Handschrift der isländ. Nationalbibliothek, Reykjavik Lexikon des Mittelalters 1 ff., 1980ff. Sekundärliteratur Loth, Late Medieval Icelandic Romances 1-5, Copenhagen 1962—65 (= EA 20-24) Widding, H. Bekker-Nielsen, L. K. Shook, The Lives of the Saints in Old Norse Prose. A Handlist, (Medieval Studies 25) 1963 männlich, maskulinum Mittelalter, mittelalterlich Manuscripta Islandica, Series in Quarto Modern Language Notes Modern Language Quarterly Modern Language Review Modern Language Studies Modern Philology Maal og Minne Manuskript, Manuskripte sächlich, neutrum Nachleben, Rezeption niederdeutsch Neue Folge, Nýr flokkur Historisk Tidskrift Nelson Icelandic Texts Handschrift der Ny kongelige Samling der königl. Bibliothek Kopenhagen -> E.A. Kock, NN Handschrift des Norsk Riksarkiv, Oslo Neue Serie, New Series, Nuova seria Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, begr. v. H. Paul u. W. Braune Patrologia Latina regiert Stofnun Arna Magnússonar á Islandi. Rit. Reclams Universal-Bibliothek Handschrift in Stockholms königlicher Biblio­ thek Sitzungsberichte der bayer. Akademie der Wissenschaften, München, Phil.-hist. Kl. Scandinavian Studies

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SSFS

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XI

Samlinger utgifna af Svenska Fornskrift-Sällskapet Safn til Sögu Islands Samfund til udgivelse af gammel nordisk Lit­ teratur. Handschrift in Thotts Samling der König­ lichen Bibliothek Kopenhagen Tijdschrift vorr Nederlandse Taal en Letter­ kunde Übersetzung Uppsala Universitets Årsskrift Wiener Arbeiten zur germanischen Altertums­ kunde und Philologie Zeitschrift für deutsches Altertum Zeitschrift für deutsche Philologie Zeitschrift zwischen

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Abenteuersagas nennt man eine Untergruppe der Fornaldarsögur, die man auch mit den Märchensagas gleichgesetzt hat; treffender ist es, die Bezeich­ nung A. nur auf die zw. den eigentl. Märchensagas und den Wikingersagas einzuordnenden Werke anzuwenden, wobei na­ türlich die Grenzen solcher Be­ griffe überhaupt unscharf sind; als A. in diesem Sinn wären die Gautreks saga, die Hrólfs saga Gautrekssonar, die GönguHrólfs saga, die Hálfdanar saga Eysteinssonar, die Sturlaugs saga starfsama, die Hálfs saga ok Hälfsrekka und ähnliche Werke zu bezeichnen. LIT: K. Schier, Sagaliteratur, 1970; H.P. Naumann, Die Abenteuersaga, (skandinavistik 8) 1978.

Absalóns þáttr erkibiskups (»Geschichte von Erzbischof Absalon«) ist eine erbauliche Erzählung über Absalón, den Erzbischof von Lund (11781201) in der Rolle eines skrupel­ losen und habgierigen Kirchen­ fürsten; sie beruht auf ausländ. Vorbildern. HS: AM 624, 4to; AM 578 k, 4to. ED: FMS 11. Kph. 1828. ED, ÜB & LIT: H. Gering, íslendzk Æventýri 1-2, 1882-83.

Acta Sancti Olavi Regis et Martyris, ein kurzer lat. hagiographischer Text über den Hl. Olaf (gest. 1030); er stammt vom Erzbischof Eysteinn Erlendson aus der Zeit um 1170. Wunderberichte aus diesem Text wurden in späteren Sagas über den Heiligen verwendet; eine altnord. Übersetzung fin­ det sich im norweg. Homilien­ buch.

Adonias saga HSS: AM 670 h, 4to. ED: G. Storm, Monumenta Historica Norvegiœ, Kria. 1880; F. Metcalf, Passio et Miracula Beati Olavi, Oxford 1881.

Acta Sanctorum in Selja. Eine in Norwegen um 1170 entstandene lat. Erzählung über die irische Prinzessin Sunnifa, die mit ihren Gefährten auf der norweg. Insel Selja den Märty­ rertod erlitt. Eine altnord. Fas­ sung des Textes findet sich in Oddr Snorrasons Olafs saga Tryggvasonar und späteren Sagas über Olaf; -> Albani þáttr. HSS: AM 670 k, 4to. ED: Breviarium Nidrosiense, Paris 1519; G. Storm, Monumenta Historica Norvegiœ, Kria. 1880. LIT: L. Gjerløw, Seljumannamessa, (KLNM 15) 1970.

Aðalhending f. (Vollreim) Hending.

Aðalrádsdrápa (»Preislied auf König Æthelred«) -» Gunnlaugr Ormstunga. Aðalsteinsdrápa ist ein Preis­ gedicht des Skalden -» Egill Skallagrimsson auf den engl. König Æthelstan (gest. 939), an dessen Hof er um 926 längere Zeit verbracht haben soll; aller­ dings ist die A. bis auf nicht einmal eineinhalb Strophen im Dróttkvætt verloren. HSS, ED und ÜB: -* Egils saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 144, 2007, 2413; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Ox­ ford 1976.

Adam von Bremen —> Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum.

Adonias saga (oder auch Ado­ nius saga) ist eine originale Rid-

Adonias saga darasaga, die im 14. oder späte­ stens frühen 15. Jh. entstanden ist und möglicherweise oriental. Ursprungs ist. In einer kurzen Einleitung zeigt der Autor an Hand zweier Fabeln die Schlechtigkeit der Welt, die auch in der Handlung dieser Saga offenbar wird. König Marsilius von Syria ist mit der weisen indischen Königstochter Semerana verheiratet; in ihren astrolog. Studien erfährt sie das Datum, an dem das Königspaar den zukünftigen Herrscher Sy­ rias zeugen wird. Der ehrgei­ zige und böse Fürst Constancius hört jedoch davon, und läßt den König zu seiner eigenen Toch­ ter Remedia bringen, während er selbst mit der Königin schläft. Semerana gebiert den schönen Knaben Constantinus, Remedia heimlich den Adonias. Der Fürst tötet den König und macht sich selbst zum Herr­ scher. Nun schickt Remedia Adonias zum span. König Lodovikus und heiratet später selbst diesen König. In einer überaus breit erzählten Schlacht versucht Constancius den Spa­ nier zu unterwerfen, aber der inzw. erwachsene Adonias kommt seinem Stiefvater zu Hilfe und vertreibt den verräte­ rischen Fürsten. Lodovikus zieht nun gegen Syrien und kämpft eine Reihe von Schlach­ ten; nach einem Waffenstill­ stand erschlägt Adonias im Zweikampf den stärksten Mann in Constancius’ Heer, worauf eine weitere Schlacht ausbricht; Lodovicus zieht neuerdings ge­ gen Syria, und in der nun fol­

2 genden langen Schlacht kommt es zum direkten Kampf zw. Adonias und Constantinus. Adonias siegt und ist damit endlich Herr Syrias, Constanti­ nus wird zum Fürsten erhoben, Constancius zum Tode verur­ teilt. Adonias heiratet Albaria, Tochter des röm. Kaisers Teodosius, und herrscht über Syria, wo ihm Constantinus treu erge­ ben bleibt. Möglicherweise hat der Autor den Beginn der Saga der Trójumanna saga nachempfunden, die Saga selbst ist nicht sehr mo­ tivreich, sondern wird nur durch die überbreiten Schlach­ tenschilderungen stark ge­ schwellt. HSS: AM 593 a, 4to; AM 567 I u. VI. 4to (7 Perg.-Bl.); AM 570 a, 4to (frag.); AM 579, 4to; SKB perg. 7, fol; (alle Perg., 15. Jh.); ca. 35 Papier-HSS. ED: A. Loth, LMIR3, Cph. 1963 (= EA B 22). ÜB: - (Nacherzählungen: (dt.:) J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.:) G. Fellows Jensen, in: A. Loth, LMIR 3, 1963). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; O. Widding, Om Rœvestreger, (Opuscula 1) Kbh. 1960 (= BiblAm 20) [mit Ed. des 1. Kap.]; A. Loth, To blade af Adonias saga, (Opuscula 3), Kbh. (= BiblAm 29); J. Glauser, Island. Mär­ chensagas, 1983; M. E. Kalinlce, P. M. Mitchell, Bibliograph^ of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca, London 1985 (= Islandica 44); S. Tomasson, The jrœðisaga of Adonias, (Structure and Meaning in Old Norse Lit.) Odense 1986.

Älteste Saga über den Hl. Olaf -> Olafs saga hins helga (1). Ættartal Nóregs konunga (»Stammbaum der norweg. Könige «) ist eine älterere, in der

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Fassung A zu findende Bezeich­ nung der -> Fagrskinna. Ævi Guðmundar biskups (»Leben des Bischofs Guömundr «) heißt ein kurzer, son­ derbar listenartiger Lebenslauf, der die Aufenhaltsorte Guömunds in jedem Winter von seiner Geburt 1161 bis zu seinem Tod 1237 anfiihrt. Der Text scheint zw. 1250 und 1283 für oder von Sturla Pórðarson ver­ faßt worden zu sein. HS: Der Text ist nur in AM 555 c, 4to (17. Jh.) erhalten. ED & LIT: Stefán Karlsson: Guðmundar sögur biskups 1, Kbh. 1983 (= EA B 6).

Ævi Snorra goða (»Leben des Goden Snorri«) heißt eine kurze Lebensbeschreibung von Snorri goði, dem Helden der -+ Eyrbyggja saga, der auch in et­ lichen anderen Sagas erwähnt wird. Der Text könnte von -+ Ari Porgilsson am Anfang des 12. Jh. verfaßt worden sein. HS: Melabók (AM 445 b, 4to; 15. Jh.; das Ende des Texts fehlt). ED: E. Ol. Sveinsson: Eyrbyggja saga, Rv. 1935 (= ÍF 4).

Ævikviða f. (»Lied über das Leben«, »Sterbelied«), ein Ge­ dicht, in welchem ein Held rückblickend sein Leben auf­ rollt und dabei üblicherweise seine wichtigsten Taten auf­ zählt; die erhaltenen Beispiele solcher Sterbelieder (-» Hallmundarkviöa in der Grettis saga, -» Starkads Sterbelied, -> Orvar-Odds Sterbelied, —> Krákumál, -> Dánaróðr Hjálmars, -> Dánaróðr Asbjarnar prúða) stammen jedoch durch­ wegs nicht von den Helden

Af Celestino ...

selbst, sondern sind erst Jh.e später entstanden und der elegi­ sche Rückblick ist dabei nur Kunstmittel.

Ævikviða Grettis Asmundarsonar (» Sterbelied des Grettir Asmundarson«) wird eine nur in einigen HSS der Grettis saga eingestreute Reihe von 7 Strophen im Kviðuháttr über das Leben dieses Sagahelden ge­ nannt, die aber wohl kaum älter als die Saga selbst sind. HSS: AM 152, fol; AM 551a, 4to; AM 556a, 4to. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Um vísurnar Í Grettis sögu. (ANF 17) 1901; E. A. Kock, NN 775-777.

Ævikviða Örvar-Odds Orvar-Odds Sterbelied.

-♦

Af Celestino ok Bonifacio páfum ist eine Erzählung über den Hl. Peter von Morrone (1209-1296) - der als Cölestin V. vom 25. Juli 1294—13. De­ zember 1294 Papst war und als einziger Papst freiwillig ab­ dankte, als die Spannung zwi­ schen der Kurie und dem Hl. Eremiten zu groß wurde - und über seinen Nachfolger Benedetto Gaetani (als Papst Bonifacius VIII). Der erste Abschnitt dieses eigentl. nur aus drei Anekdoten über das Pontifikat des energischen Bonifacius VIII bestehenden Textes erzählt die schon unter Zeitgenossen be­ kannte Geschichte von dem Be­ trug, mit dem der ehrgeizige Bonifacius seinen Vorgänger zur Abdankung bewegt haben soll; die genaue Vorlage der is-

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Af Lanfranco länd. Fassung ist jedoch unbe­ kannt. HSS: AM 657 a-b, 4to (frag., 14. Jh.); AM 624, 4to (15. Jh.) ED, ÜB, LIT: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-3. LIT: LOSONP 1963.

Af Lanfranco ist eine fragmentar. Heiligensaga über den Hl. Lanfrancus von Canterbury (28. Mai), die nur im ersten Ab­ schnitt der Vita Lanjranci aus dem Speculum historiale des Vin­ cenz von Beauvais folgt und in der Folge andere Stellen des Speculum historiale übersetzt und kompiliert. HSS: AM 657 a-b, 4to (14.Jh.). ED, ÜB, LIT: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-3. LIT: LOSONP 1963.

Af Marcellino páfa ist eine kurze Heiligensaga über den Hl. Marcellinus, den 304 als Märtyrer gestorbenen Papst (26. April), die aus dem Latein, übertragen ist; eine etwas aus­ führlichere Fassung dieser Er­ zählung findet sich als Einschub in der Jóns saga postola (D) in der HS AM 649 a-b, 4to . HS: AM 657 a-b, 4to (14. Jh.) ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877. ED, ÜB, LIT: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-3. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LO­ SONP 1963.

Af Marinu munk ist eine Hei­ ligensaga über die Hl. Marina (12. Feber oder 17. Juli), die der Legende nach als Mönch Mari­ nus bis zu ihrem Tod unerkannt in einem Kloster lebte; die kurze Saga folgt der am Anfang und Ende erweiterten latein. Vorlage im Speculum ecclesiae des Honorius Augustodunensis.

HSS: AM 657 a-b, 4to (14. Jh.). ED, ÜB, LIT: H. Gering. Islendzk Æventyri 1-2, 1882-3. LIT: K. Vrátný, Zu »Islendzk Æven­ tyri «, (ANF 38) 1922; LOSONP 1963.

Af Upplendinga konungutn (»Von den Königen von Uppland «) ist ein kurzes Stück aus der Hauksbök, in welchem eine Genealogie gegeben wird, die von Oláfr trételgja bis zu Oläfr Geirstaðaálfr reicht. HSS: Hauksbök F.D: FAS3 2; — Hauksbök.

Agathu saga meyjar, eine kurze Heiligensaga über die Hl. Agatha von Catania (5. Feber), eine Märtyrerin des 3. Jh.s; die Saga ist in fünf verschiedenen Fassungen erhalten; sie ist eine Übertragung einer latein. Vor­ lage (BHL 133). HSS: (A:) SKB perg. 2 fol; AM 429, 12mo; (B:) AM 233a, fol; (C:) AM 238 fol. frag. II; (D:) NRA, frag. 70; (E:) AM 672, 4to. ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: LOSONP 1963.

Agnesar saga meyjar, eine kurze Heiligensaga über die Hl. Agnes, eine frühchristl. Märty­ rerin (21. Jänner); die drei ver­ schiedenen erhaltenen Fassun­ gen der Saga beruhen alle auf einer latein. Vorlage (BHL 156). HSS: (A:) SKB perg. 2 fol; AM 429, 12mo; AM 238 fol. frag. I (13. Jh.); AM 235 fol; AM 238 fol. frag. II; (B:) AM 233 a, fol; (C:) AM 238 fol. frag. ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: LOSONP 1963.

5 Agnesardiktur ist ein spätma. Gedicht über die Hl, Agnes, -> Agnesar saga. HSS: BM Add 4892; BM Add. 11.179; JS 260, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 1, Kbh. 1936.

Agrip af Danakonunga sögu (»Abriß der dän. Königsge­ schichte«) ist eine kurze Fas­ sung der Geschichte der dän. Könige von der sagenhaften Vorzeit bis zu Valdimar Valdimarsson den Alten (gest. 1241) und seinen Söhnen. Der erste Abschnitt vermittelt genealog. Wissen über die dän. und norweg. Königshäuser, deren Linie vom sagenhaften jvar inn víðfaðmi bis zur Königin Ingibjörg von Norwegen (gest. 1287), der Frau von —» Magnus lagabætir, verfolgt wird. Man hat deswe­ gen auch vorgeschlagen, daß das Werk von —► Sturla Þórðarson ftir Königin Ingibjörg ver­ faßt worden sein könnte. HS: A. ist nur einer einzigen, von -> Ami Magnusson nach einer im Jahre 1728 verbrannten Vorlage angefertigten Papier-HS (Kph. Univ.-bibl., Don.var.l, fol., Barth.D. (III).) erhalten. ED: Bjarni Guðnason, Danakonunga sögur, Rv. 1982 (= ÍF 35).

Agrip af Nóregs konunga sögum (» Abriß der Geschichte der norweg. Könige«) ist die älteste erhaltene Geschichte Norwegens in altnord. Sprache und bietet einen kurzgefaßten Überblick über die norweg. Könige vom 9. bis zur zweiten Hälfte des 12. Jh.s. Der Text wurde anscheinend Ende des 12. Jh.s im norweg. Trøndelag verfaßt. Der Autor verwendete neben anderen Quellen wohl

Ala flekks saga auch Theodricus Monachus’ Historia. Á. diente sowohl Snorris Heimskringla als auch dem Ver­ fasser der Fagrskinna als Quelle. HS: AM 325 II, 4to. ED: V. Dahlerup, Á.a.N.k.s., Kbh. 1880 (= SUGNL 2); F. Jónsson, Á.a.N.k.sqgum, 1929 (= ASB 18); B. Einarsson, Á.a.N.s., Rv. 1984 (= IF 29). ED & ÜB (nynorsk:) G. Indrebrø, Á.a.N.k.s., Oslo 1936. LIT: G. Indrebrø, Aagrip, (Edda 17) 1922; F. Jónsson, Ágrip, (ANOH 3.R.) 1928; B. Aðalbjarnarson, Om de norske kongers sa­ gaer, Oslo 1937; T. Tobiassen, Å.a.N.k.SQgum, (KLNM 1) 1956; A. Steinnes, Om kjeldene til eit arbeid av Anders Foss om kongsætti i Noreg og sumt om dei eldste Noregssogene, (MoM) 1965; R. Volz, A.a.N.k.sQgum, (Lex.d.MA. 1) 1980.

Ajax saga frækna (keisarasonar) ist eine originale Riddarasaga, die in Island frühestens im 15. Jh. entstanden sein dürfte. Ajax der Tapfere, dritter und ungeliebtester Sohn eines Kö­ nigs, wird auf die Suche nach dem Wasser des Lebens ge­ schickt; er gerät in den Besitz eines Wunschsteines, mit Hilfe dessen er zaubern kann. Auf diese Art verzaubert er die Tochter des byzantin. Kaisers, der ihn dafiir hängen lassen will, aber dabei dreimal jemand anderen hängt. Als Ajax schließ­ lich die Prinzessin heiraten darf, wünscht er auch die solcherart ums Leben gekommenen Män­ ner des Kaisers wieder herbei. HSS: Lbs 996,4to; BM Add 4884; BM Add 24978; ca. 15 weitere junge HSS. ED: H. Erlendsson, Einar Þórðarson, Fjórar Riddarasögur, Rv. 1852. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Ala flekks saga ist eine den Fornaldarsögur nahestehende Märchensaga, die um 1400 ent-

*Ala saga frækna standen sein dürfte. Áli wird nach seiner Geburt ausgesetzt, von Sklaven aufgezogen und schließlich von seinen Eltern zurückgenommen. Er hat, wie seinem Vater vor der Geburt prophezeit wurde, ein schweres Leben und gerät von Kindheit an in dauernden Konflikt mit Trollen, die sein Leben durch immer neue Verwünschungen (álög) erschweren. Auch als er sich von der ihm durch einen derartigen Fluch bestimmten Trollfrau Nótt (»Nacht«) lösen kann und die kriegerische Prin­ zessin Thornbjörg heiratet, wird er durch einen weiteren Fluch in der Hochzeitsnacht zum Werwolf; erst seine Zieh­ mutter kann ihn davon be­ freien, und mit Hilfe der freundl. Trollin Hlaðgerðr, der Tochter der Nótt, kann er schließlich alle Abenteuer be­ stehen. Die intensive Verwen­ dung des älög-Motivs und die Werwolf-Episode machen diese Saga zu einer der bekannteren dieses Genres, die darauf basieren­ den Rimur des 17. Jh. sind je­ doch unediert. HSS: AM 589 e, 4to (15. Jh.); AM 571, 4to (16. Jh.); über 30 Papier-HSS. ED: O. L. Jiriczek, Zur mittelisländ. Volkskunde, (ZfdPh 26) 1894 [Kap. 1-7]; Ake Lagerholm, Drei Lygisögur, 1927 (= ASB 17); (Faks.:) A. Loth, Fomaldarsagas and Late Medieval Romances, Cph. 1977 ( = EIM 11). ÜB: - (Nacherzählung in J. Glauser, Is­ land. Märchensagas, 1983). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; P. Buchholz, Vorzeit­ kunde, 1980; P. A. Jorgensen, Á.J.S., (DicMA 1) 1982; J. Glauser, Island. Mär­ chensagas 1983.

*Ala saga frækna ist eine nicht erhaltene Fornaldarsaga, die

6 man aus der Geschichte des Olo (oder Oli) vegetus in Saxo Grammaticus’ Gesta Danorum (Buch VII-VIII) erschließen kann. LIT: K. Schier, Sagaliteratur, 1970.

Albani þáttr ok Sunnifu -+ Seljumanna þáttr. Albanus saga Vigvallissonar ist eine junge, sicher nicht vor dem 15. Jh. entstandene origi­ nale Riddarasaga, deren Hand­ lung vorwiegend in Russland spielt und die, in eine Rahmen­ handlung eingebaut, eine Gruppe von Helden in der Ge­ fangenschaft ihre verschiedenen Abenteuer erzählen läßt. HSS: SKB pap. 67, fol; AM 588 C, 4to (17. Jh.). LIT: H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Alexanders saga (»Die Saga von Alexander«) ist die altisl. Prosaübersetzung des im 12. Jh. von Galterus de Castellione (auch Gautier de Chätillon, Walther von Chatillon) in Hexametern abgefaßten latein. Epos, das in 10 Büchern die Ge­ schichte Alexanders des Großen erzählt. Die altnord. Überset­ zung stammt von —» Brandr Jónsson, welcher Abt des Au­ gustinerklosters in Pykkvabaer in Ver (1247-1262) und Bischof von Hólar (1263 bis zu seinem Tod 1264) war. Es wurde ver­ mutet, daß Brandr die Überset­ zung um 1260 auf Veranlassung König Magnús Hákonarsons von Norwegen (gest. 1280) hergestellt hat, aber da sich die

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Alkuin

Alexandreis im 13. Jh. als Schulbuch großer Beliebtheit erfreute, ließe sich auch vermu­ ten, daß Brandr das Werk für Unterrichtszwecke an seiner Schule in Pykkvabær verwen­ det hat; in diesem Falle hätte die Übersetzung in erster Linie den Schülern als Hilfe gedient, wenn sie auch später durch den norweg. König akzeptiert wurde. Die A.s. hat ihre Spuren in der frühen altisländischen Literatur hinterlassen, so z.B. in der —> Hrafnkels saga und der —♦ Njäls saga, die Schlachtenszenen da­ gegen und ähnliche Beschrei­ bungen wurden im 14. Jh. häu­ fig von den Autoren der -+ ori­ ginalen Riddarasögur ausge­ schrieben. HSS: AM 519 a, 4to (Ende 13. Jh.); AM 226, fol. (Ende 14. Jh., gekürzte Fas­ sung). ED: C. R. Unger, A. s.: Norsk bearbeidelse fra trettende aarhundrede af Philip Gautiers latinske digt Alexandreis, Chria. 1848; F. Jónsson, A.s. Islandsk oversettelse ved BrandrJónsson, Kbh. 1925; Jón Helgason, A.s. The Arnatnagnaean manuscript 519a 4to, Cph. 1966 (= MI 7). LIT: O. Widding, Paðßnnur hver sem um er hugað, (Skirnir 134) 1960; L. Lönnroth, Hetjurnar lita bleika akra: Athuganir á Njáls sögu og Alexanders sögu, (Skímir 144) 1970; E. O. Sveinsson, Alexandreis et la Saga d’Alexander, (Rencontres et courants littéraires franco-scandinaves) Paris 1972; P. Hallberg, Nagrá språkdrag i Ale­ xanders Saga — med en utblick på Stjórn, (Sjötíu ritgerðir) Rv. 1977.

Alexandreis saga.

-+

Alexanders

Alexis saga, (auch Fabella Ale­ xis confessoris), eine Heiligen­ saga über den Hl. Alexius (17. Juli), ist eine Übertragung einer latein. Vorlage (BHL 288), de­

ren Wurzeln bis zu altoriental. Romanen zurückreichen. HSS: AM 623, 4to. ED: K. Gislason, 44 Prøver, Kbh. 1860; C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; F. Jónsson, AM 623, 4fl. Helgensagaer, Kbhl927. LIT: P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 (= SBM 1937, 7); LOSONP 1963.

*Álfgeirs Þáttr (»Geschichte von Alfgeir«) ist ein nicht er­ haltener Text, der in der -» Hólmverja saga erwähnt wird. Alfrædi -> Enzyklopädische Literatur.

Alhent -» Hending. Alhnept -> Hálfhnept.

Alkuin, ca. 730-804, aus Nor­ thumbria, einer der bedeutend­ sten Gelehrten seiner Zeit, um 778 Leiter der Domschule in York, ab 782 Leiter der Hof­ schule Karls des Großen in Aachen. Sein moraltheolog. Werk De virtutibus et vitiis (»Über Tugenden und Laster «) wurde schon im 12. Jh. in Nor­ wegen übersetzt und findet sich im sogen, norweg. Homilien­ buch (AM 619, 4to, ca. 1200) sowie fragmentar. in drei isländ. HSS aus dem 15. Jh., die auf eine verlorene alte HS zu­ rückgehen, welche dieselbe Über­ setzung wie AM 619 enthielt. Textabschnitte aus dieser Schrift A.s finden sich auch im norweg. Landslov und in dem ab 1281 in Island gültigen Ge­ setzbuch Jónsbók. HSS: AM 619, 4to; AM 56, 8vo; AM 685 d, 4to; AM 688 a, 4to. ED: -* Homilíubók 1; O. Widding, A.: De virtutibus et vitiis, Kbh. 1960 (= EA A 4).

Alliteration LIT: O. Widding, Alcuin and the Icelandic lawbooks, (Saga-Book 14) 1953-57.

Alliteration -> Stabreim. Allra flagða þula (»Verzeich­ nis aller Trollweiber«) ist ein Gedicht mit den Namen von 90 Trollfrauen und Riesinnen in der -» Vilhjálms saga sjóðs, das an die Pulur der Snorra-Edda erinnert, dort jedoch kein Ge­ genstück hat. HSS: AM 577, 4to; AM 343 a. 4to. ED: O. L. Jiriczek, Zur mittelisländ. Volkskunde, (ZfdPh 26) 1893; J. Árnason, O. Davíðsson, Pulur og þjoðkvœði, Kaupmannahöfn 1903 (= Islcnzkar gåt­ ur, skemtanir, vikivakar og þulur 4); -* Vilhjálms saga sjóðs. LIT: E. Ol. Sveinsson, Fagrar heyrði eg radåirnar, Rv. 1942, Reprint 1974; J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983.

Allra kappa kvæði (»Gedicht von allen Kämpen«) ist ein vor oder um 1500 (?) verfaßtes Merkgedicht über die Helden aus den verschiedensten literar. Gattungen von den Fornaldarsögur bis zu den Artusromanen; in den 13 Strophen werden ca. 80 Sagahelden angeführt. HSS: SKB perg. 22, 4to. (Ende 15. Jh.) ED: G. Cederschiöld, A.k.k., (ANF 1) 1883.

Allra Postola Minnavisur ist ein in einem ungewöhnl. Vers­ maß gehaltenes Preislied auf die Apostel und stammt wohl aus dem 15. Jh. HSS: AM 721, 4to. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949 LIT:Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; E. A. Kock, NN 1758-1761.

álög (»Zauber, Fluch«) ist ei­ nes der wichtigsten handlungs­

8 motivierenden Motive der jün­ geren Fornaldarsögur und ori­ ginalen Riddarasögur und be­ steht aus einem kraftvollen fluch­ artigen Wunsch, dem das Opfer nicht entgehen konnte oder der ihm oft nur von einer ganz be­ stimmten Person wieder abge­ nommen werden konnte. Der Fluch einer Hexe konnte einen Menschen mit einem Tabu be­ legen, ihn auf eine gefährliche Reise schicken, ihn in einen Werwolf oder anderes Tier ver­ wandeln oder ihn gegen seinen Willen ein Verbrechen begehen lassen. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Alphabet. Obwohl uns weder norweg. noch isländ. HSS vor dem Ende des 11. Jh.s erhalten sind, muß sich schon in diesem Jh. eine Schrift in diesen Län­ dern herausgebildet haben. Wie die erhaltenen Zeugnisse des 12. Jh. zeigen, verwendete man ein latein. A. nach engl. Vorbild, wobei auch der Buchstabe þ aus dem Engi. übernommen wurde, der in den ältesten HSS die selbe Form wie in den engl. Quellen von der Mitte des 11. Jh.s. aufweist. Der Buchstabe ð wurde erst vom Verfasser des 2. grammat. Traktats für den Dentalfrikativ in nachvokal. Stellung (statt þ) eingeführt, aber ebenfalls dem engl. A. ent­ lehnt; der typisch isländ. Ge­ brauch des Äkzentstrichs für Lang vokale (') tritt (neben der Doppelschreibung) ab dem 13. Jh. auf. LIT: M. Hægstad, Nordische (altnordi­ sche) Schrift, (Hoops 3) 1916-17; H.

Amalíu saga keisaradóttur

9 Spehr, Der Ursprung der isländ. Schrift und ihre Weiterbildung bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, 1929; G. Lind­ blad, Det ist. accenttecknet, Lund 1952; Stefan Karlsson, Skrift. Island, (KLNM 15) 1970.

Álptfirðinga saga byggja saga.

—► Eyr-

altnordisch, genauer altwest­ nordisch, ist die Bezeichnung für die Sprache Norwegens, Is­ lands und der nordatlant. Inseln (Färöer, Shetland, Orkney) im Zeitraum zw. dem 10. Jh., als sich die Sprache dieser Gebiete von der des restl. Skandinavien (ostnordisch) zu unterscheiden begann, bis zum 15. Jh.; zur zeitlichen Abgrenzung altnor­ discher Literatur vgl. die Einlei­ tung.

Alvíssmál (»Das Lied vom Allwissenden «) heißt ein wohl erst aus dem 12. Jh. stammendes mytholog. —► Eddalied. In einer mythologisierenden Rahmen­ handlung, in der der weise Zwerg Alviss vom Gott Thor überlistet wird, ist poetisches Namensmaterial, wie es sich auch in den Thulur der SnorraEdda findet, eingebettet: Thor stellt in 13 Strophen Fragen nach den Bezeichnungen für Erde, Himmel, Mond, Sonne, Wolken, Wind, Flaute, Feuer, Meer, Wald, Nacht, Getreide und Bier, und der Zwerg gibt in 13 entsprechenden Ant­ wortstrophen die Namen dafür in den Sprachen der Äsen, Wanen, Menschen, Zwerge, Riesen und Alben an; vom Schein der Sonne überascht, wird am Ende der Zwerg zu Stein. Die Dia­

logform ist ebenso wie die pseudo-mytholog. Rahmen­ handlung auch von anderen Ed­ daliedern (Skírnismál, Vafþrúðnismál) bekannt, die der Dich­ ter wohl kannte. Die A. sind höchstwahrscheinl. ein Produkt des im 12. Jh. wiedererwachen­ den Interesses für skald. Dich­ tung und german. Religion in Island, stellen mit ihren Syno­ nymreihen also wohl ebenso wie Snorris Edda einen Beitrag zur Dichtungslehre der Skalden dar, haben aber kaum etwas mit der heidn. Religion oder relig. Sprachschichten zu tun. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda, Bd.2, 1922 (= Thule 2). LIT:J. de Vries, Om Eddaens Visdomsdigtning, (ANF 50) 1934; H. Klingenberg, A., das Lied vom überweisen Zwerg, (GRM NF 17) 1967; L. Moberg, The Languages of A., (Saga-Book 18) 1973; J. Fleck, A„ (DicMA 1) 1982.

Atnalíu saga keisaradóttur oder Amalfu saga drottingar ist eine der wenigen originalen Riddarasögur mit einem weibl. Titelhelden und gehört frühe­ stens dem 16. oder 17. Jh. an; die Prinzessin Amalfu wird von einem Drachen nach Spanien entfuhrt und kann sich mit Hilfe eines gutmütigen Riesen selbst befreien; der Prinz, der sie findet und den sie schließlich heiratet (obwohl sie schon vor­ her mit dem franz. König Michias verheiratet war), spielt da­ bei nur eine recht passive Rolle. HSS: ÍB 395, 8vo; ÍB 849, 8vo; BM Add. 4870 (18. Jh.). LIT: M. Schlauch, Romanee in Iceland, London 1934.

Ambáles saga

Ambáles saga ist eine Ende des 17. Jh.s entstandene isländ. Fas­ sung des Hamlet-Stoffes, wie er vor allem in Saxo Grammati­ cus’ Gesta Danorum zu finden ist (auf denen Shakespeares Ham­ let beruht). Diese junge isländ. Version ist aber trotz weitge­ hender Übereinstimmungen nicht direkt von Saxo abhängig (der Name Amlóði kommt bei Saxo nicht vor), sondern beruht auf den in der 2. Hälfte des 17. Jh.s entstandenen Ambáles rimur; die Saga wird also kaum älter als 1693 sein, als Arni Magmisson seine erste HS der Saga bekam. Der Verfasser der Rimur wieder nennt ein dt.es Buch als seine Quelle, vermutl. Gheysmers 1485 gedruckte nddt.e Kurzfassung von Saxos Gesta Danorum, allerdings weist A.s. auch Züge der 1707 nach isländ. Traditionen aufgezeich­ neten Brjáms saga auf. Daß der Stoff im ma. Island bekannt war, beweist eine von Snorri zitierte Strophe eines Skalden Snæbjörn, der in einer Kenning das Meer Mühle Amlóðis nennt; vermutlich ist also die A.s. eine Verschmelzung mit einer einheim. isländ. Tradi­ tion, die allerdings sonst erst im 18. Jh. schriftl. faßbar ist, und der auf Saxo beruhenden Ri­ murfassung des Stoffes. HSS: AM 521 a - e, 4to (17. Jh.); GkS 1719 a-b, 4to; BM Add. 11.158 (18. Jh.) ED: Sagan af Ambales, Rv. 1886, 2o. J. [1915]... ED & ÜB (engl.:) I. Gollancz, Hamlet in Iceland. Being the Icelandic romantic A.s., London 1898. LIT: H. L. D. Ward, Catalogue of Roman­ ces in the Department of MSS in the British Museum 1, London 1883; O. L.Jiriczek,

10 Die Amlethsage auf Island, (Beitr. zur Volkskunde. Fs. für K. Weinhold) 1896 (= Germanist. Abh. 12); A. Olrik, Amledsagnet på Island, (ANF 15) 1899; P. Herrmann, Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dän. Geschichte des Saxo Grammaticus, 1901-22; K. Malone, Literary History of Hamlet, 1923 ( = Ang­ list. Forsch. 59); H. Pálsson, Ambáles rt'mur eftir Pál Bjarnason, Rv. 1952 (= Rit Rímnafélagsins 5); W. F. Hansen, Saxo Grammaticus & the Life of Hamlet, Lin­ coln, Nebr., London 1983.

Ambrosius saga byskups, eine Heiligensaga über den Hl. Ambrosius (7. Dezember), de­ ren urspr. Fassung eine Über­ tragung einer latein. Vorlage (BHL 377) ist, von der zwei andere, erweiterte Fassungen vorliegen. HSS:(A:) AM 655 XXVIII, 4to frag.; (B:) SKB perg. 2, fol; AM 238 fol. frag. X; (C:) SKB perg. 3, fol. ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks, von B:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4); (Faks. von C:) A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 2, Kbh. 1970 (= EA A 16). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Litera­ tur, Oxford 1953; LOSONP 1963.

Ambrosius saga ok Rosamundu ist eine möglicherweise erst im 17. Jh. verfaßte romant. Saga, welche das alte Motiv vom Pfund Fleisch als Pfand variert (vgl. Shakespeares Merchant of Venice)\ Ambrosius, ein engl. Kaufmannssohn, reist im Auftrag seines Vaters nach In­ dien, wo er die schöne Rosamunda kaufen will, wozu ihm aber die volle Summe fehlt, die er von einem Juden leiht, dem er als Pfand drei Mark (isländ. Gewichtseinheit) seines Flei­ sches verspricht. Als er von sei­ nem Vater enterbt wird, gerät

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er in verschiedene Abenteuer und kann nach den drei Jahren seine Schuld nicht bezahlen; der Streit wird vor der inzw. als Mann verkleideten Rosamunda als Richter ausgetragen, die den Juden dazu verurteilt, genau 3 Mark Fleisches abzuschneiden, andernfalls er hängen solle, worauf dieser (wie bei Shake­ speare) verzichtet. Trotz der fremden Motive dürfte es sich bei dieser Saga um keine Über­ setzung, sondern um ein einhei­ misches Werk handeln. HSS: Rask 32; BM Add 24.969 (18. Jh.); AM 576 b, 4to (Kurzfassung ca. 1700). LIT: H. L. D. Ward, Catalogue of Roman­ ces in the Department of MSS in the British Museum 1, London 1883.

Amicus saga ok Amilius, die norweg. Übersetzung der im Ma. sehr beliebten Geschichte der idealen Freundschaft zw. zwei Rittern, ist nur als Frag­ ment erhalten. Die Überset­ zung entstand im 13. Jh. und beruht auf einem latein. Origi­ nal, das der Fassung in Vincenz von Beauvais Speculum Histori­ ale sehr nahe steht oder da­ mit identisch ist. Die auf dieser Saga basierenden Rimur sind nachma. HS: SKB perg. 6, 4to (ca. 1400). ED: J. W. Liffmann, G. Stephens, Herr Ivan Lejon-Riddaren ..., Stockholm 1849 (= SSFS II/2-4); E. Kolbing, Bruchstück einer Amicus et Amilius saga, (Germania 19) 1974; (Faks.:) D. Slay, Romances. Perg. 4:o nr 6 in The Royal Library, Stock­ holm, Cph. 1972 (= EIM 10); (Rimur: E. Kolbing, Amis and Amiloun ... nebst einer Beilage: Amicus ok Amilius Ri­ mur, 1884). LIT: E. Kolbing, Zur Überlieferung der sage von Amicus und Amelius, (PBB 4) 1887; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; LOSONP 1963; S. Hen­ ning, Amicus och Amelus, (KLNM 1)

Andra saga jarls 1956; K. Hume, Structure and Perspective, (JEGPh 69) 1970.

Amlóða saga (Harðvendilssonar) ist eine im späten 17. Jh. entstandene Bearbeitung der Geschichte des Amblethus in Saxos Gesta Danorum und nicht mit der Ambáles saga identisch. HSS: AM 521 d. 4to; Lbs 1569, 4to. LIT: I. Gollancz, Hamlet in Iceland. Being the Icelandic romantic A.s., London 1898; R. Power, Saxo in Iceland, (Gripla 6) Reykjavik 1984 (= Rit 28).

Amoratis saga konungs i Phrygia (oder Amúratis) ist eine wohl sehr junge, schlecht überlieferte Riddarasaga, in der der Titelheld ein riesenhafter heidn. König ist, der um eine Prinzessin wirbt. HSS: Lbs 988, 8vo; ÍB 210, 4to. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Andra rimur, auch als Ondrur bezeichnet, eine Versbearbeitung einer verlorenen Fornaldarsaga, die vermutlich von der *Hrömundar saga Gripssonar, der Hrólfs saga Gautrekssonar und anderen Werken beeinflußt ist. Die A. r. stammen wohl aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s. und wurden Sigurður blindur zugeschrieben. HSS: AM 604 b, 4to; AM 603, 4to; AM 609 b, 4to; SKB perg. 23, 4to. ED: (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelan­ dic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: E. Kolbing, Beitr. zur vergl. Gesch. der romant. Poesie u. Prosa des Ma., 1876; L. R. Andrews, Studies in the FornaldarsQgur Norðrlanda, (MPh 9) 1911/12; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Andra saga jarls ist eine recht junge Riddarasaga, die auf den

Andreas saga postola -» Andra rimur beruht und vermutl. erst im 17. (oder 18. Jh.) verfaßt wurde; sie handelt vom Trollfiirsten Andri und seinem Töter, dem eigentl. Hel­ den Högni, der in der Jugend ein kolbitr ist, aber sich auf die Suche nach der entführten Fríðr macht und ein erfolgreicher Bekämpfer von Riesen und Trol­ len wird; die Saga enthält u.a. eine interessante Parallele zum Trollkampf unter dem Wasser­ fall (vgl. Beowulf, Grettis saga, Samsons saga fagra) HSS: Lbs 678, 4to; Lbs 1767, 4to; Lbs 381, fol; (alle 19. Jh.). ED: Saga af Andra jarli, Helga hinum prúða og Högna Hjarandasyni, Rv. 1895. LIT: H. Hermannsson, Bibliography of the Mythical-heroic Sagas, Ithaca, New York 1912, Reprint 1966 (= Islandica 5); M. Schlauch, Romanee in Iceland, London 1934.

Andreas saga postola, eine Apostelsaga über den Hl. Apo­ stel Andreas, von der fünf ab­ weichende Fassungen erhalten sind, von denen nur A und B eine Übertragung der latein. Vorlage (BHL 430 und 428) sind, während die anderen Ver­ sionen diese Übertragung bear­ beiten und kürzen; Version E (erst um 1500) ist vielleicht eine Übersetzung aus dem Nddt.en. HSS: (A:) AM 645, 4to (ca. 1200); AM 652, 4to; AM 656 I, 4to; u.v.a.; (B:) AM 646, 4to; (C:) Skardsbók; (D:) AM 625, 4to; (E:) 667, 4to frag. V. ED: C. R. Unger, Postola søgur, Chria. 1874; L. Larsson, Isländska handskriften Nr. 645 4° ..., Lund 1885; (Faks. von A:) A. Holtsmark, A Book of Miracles ..., Cph. 1938 (= CCI 12); (Faks. von C:) Jónas Kristjánsson u.a., Skarðsbók. AM 350fol.tRv. 1981 (= MIMÆ 1). ED + ÜB (engl.:) L. Harty, A.s.p., Diss. Dunedin 1970.

12 LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Litera­ tur, Oxford 1953; LOSONP 1963; L. Harty, An Edition of a Fourteenth-Century Version of A.s.p. and Its Sources, (Medie­ val Studies 39) 1977.

Andréasdiktur ist der Titel von drei ma. Gedichten über den Hl. Apostel Andreas, die alle auf der —> Andreas saga beruhen. HS: AM 713, 4tu. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, Kbh. 1938. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Andréasdrápa ist ein Dróttkvættgedicht über den Apostel Andreas aus dem 14. Jh., von dem nur ein Teil erhal­ ten ist. HS: AM 194, 8vo. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. oy 16. århundrede, Kbh. 1888.

*Andvaka (» Schlaflosigkeit«) ist der Titel eines verlorenen Gedichts von Snorri Sturluson auf eine Norwegerin. LIT: Bjarni Einarsson, A., (Afmælisrit Jóns Helgasonar) Rv. 1969.

Annalen. Wann genau in Is­ land mit der Aufzeichnung von A. begonnen wurde, ist unsi­ cher, da keine der erhaltenen A. vor dem Ende 13. Jh. verfaßt sind, obwohl die Anfänge wohl ins 12. Jh. zurückreichen. Die isländ. A. beruhen auf ausländ. Vorbildern und verzeichnen ausländ, ebenso wie einheimi­ sche Ereignisse. Das Verhältnis von A. zu ande­ ren Formen der Geschichts­

13 Schreibung (Königssagas, Bi­ schofssagas, Sturlunga saga) ist wechselseitig: einerseits bezo­ gen die A. Informationen aus den Sagas, andererseits verlie­ ßen sich manche der Saga­ schreiber auf die in den A. vor­ liegenden Chronologien. Alle erhaltenen A. gehen auf dieselben »*Urannalen« zu­ rück, aber alle haben spezielle Charakteristika; im folgenden Überblick werden die durch­ wegs modernen Titel der ein­ zelnen A. verwendet. 1) Annales Reseniani (nach Peder Resen, Besitzer des MS um 1700) decken in der erhalte­ nen Form den Zeitraum von 228-1295 ab, allerdings ist der Anfang verloren, der mögli­ cherweise mit dem Jahr 1 n. Chr. Geb. begann. Arni Magnússon vermerkte, daß der letzte Teil (ab 1283) der jetzt verlorenen Original-HS von ei­ ner anderen Hand eingetragen war, was andere Anzeichen be­ stätigen dürfte, daß dieser ursprüngl. Teil der A. von oder für Sturla Þórðarson (1214—84) verfaßt worden war. (AM 424, 4to) 2) Annales vetustissimi (»die sehr alten A.«) behandeln den Zeitraum vom Jahre 1 bis 1314, aber durch eine Lacuna fehlen die Jahre 1000-1269; diese A. endeten ursprüngl. mit 1302, der Rest ist später hinzugefugt. (AM 415, 4to) 3) Høyersannåll (nach dem norweg. Abschreiber der HS, Henrik Høyer) reichen von 547 bis 1310; der Hauptteil (bis 1302) ist mit den beiden oben

Annalen genannten (ebenfalls in Westis­ land entstandenen) A. eng ver­ wandt, hat aber für die restl. Jahre ganz eigenständiges Ma­ terial. (AM 22, fol) 4) Annales regii (»Königsan­ nalen «) gehen von 46 v. Chr. Geb. bis 1341, und sind am Ende unvollständig. Der erste Teil, eine Weltgeschichte von Caesar bis 453, beruht auf Josephus, der Historia scholastica und Hieronymus. Weitere Quellen sind die Kristni saga, verschie­ dene Königssagas und die Werke von Sæmundr fróði und Ari fróði. Der Autor, der bis zum 10. Jh. Latein verwendete, dürfte ein persönl. Bekannter von Sturla Pórðarson gewesen sein; einige Eintragungen wei­ sen auch große Ähnlichkeit mit den Annales Reseniani auf. (GkS 2087, 4to) 5) Skálholtsannáll behandeln in der erhaltenen Form die Jahre 410 bis 1356, allerdings fehlt der Anfang, und der Text weist von 1013-1180 und von 1264—1273 lücken auf. Diese A. wurden für den Bischofssitz in Skálholt verfaßt und weisen zum Teil große Ähnlichkeit mit den anderen genannten A. auf, enthalten aber auch eigenes Ma­ terial mit Verweisen auf die Laxdcela saga, die Eyrbyggja saga und andere Sagas. (AM 420 A, 4to) 6) Annálabrot frá Skálholti ist ein Fragment über die Jahre 1328 bis 1372 und enthält inter­ essante Fakten über den Bischof und seinen Sitz in Skálholt; es bestehen Ähnlichkeiten mit den Lögmannsannáll. (AM 423, 4to)

Ans rímur bogsveigis 7) Lögmannsannáll, eine wichtige Quelle für die isländ. Geschichte, reichen in der jetzi­ gen Form von 70 bis 1430, der Anfang fehlt jedoch. Der Groß­ teil wurde von Einar Hafliðason verfaßt, dessen HS der Text bis 1361 trägt, während die näch­ sten 30 Jahre wahrscheinlich unter seiner Aufsicht eingetra­ gen wurden. (AM 420 b, 4to) 8) Gottskálksannáll, vom Jahre 1 bis 1578, wurden von Gottskálk Jónsson (Pfarrer von Glaumbær von 1550-90/1) ver­ faßt, der letzte Abschnitt von seinem Sohn Jón. Bis 1394 ver­ wendete er alte A., deren erster Abschnitt wie bei den Annales regii latein. abgefaßt war; in die Jahren 1273-1276 baute er um­ fangreiche Auszüge aus Sturla Pórðarsons Magnúss saga lagabætis ein; ansonsten stehen die G. den Skálholtsannáll nahe. (SKB pap. 5, 8vo; AM 412, 4to; AM 429 a, 4to) 9) Flateyjarannáll, in der Flateyjarbók enthalten, behandeln die Jahre 1 bis 1394 und wurden zum Großteil vom Priester Magnús Pórhallsson um 1390 verfaßt; dabei verwendete er ältere, mit den Annales regii ver­ wandte A., wobei er die latein. Eintragungen übersetzte und auch die Lögmannsannäll be­ nützte. 10) Oddaverjaannáll sind eine Kompilation des 16. Jh.s, in welcher mehrere Quellen ver­ arbeitet wurden, darunter alte A., die bis zum Jahre 1313 reichten. (AM 417, 4to) ED: G. Storm, Islandske Annaler indtil 1578, Chria. 1888.

14 LIT: N. Beckman, Annalstudier, (Studier i nord, filol. 3) 1912; ders., Quellen und Quellenwert der isländ. A., (Xenia Lideniana) Stockholm 1912; S. Axelson, Sve­ rige i utländsk annalistik 900 - 1400 tned särskild hänsyn till de islandske annalerna (Stockholm 1955); Baröi Gudmundsson, Uppruni Islendinga, Rv. 1959; Ólafía Einarsdóttir, Studier i kronologiske metode i tidlig islandsk historiskrivning, Lund 1964; dies., Sverige i islandsk annalistik 11901270, (Scandia 31) 1965; H. Palsson, Eftir þjóðveldið, Rv. 1965; ders., Tólfta öldin, Rv. 1970; Porleifur Hauksson, Arna saga biskups, Rv. 1972; Jónas Kristjansson, Annalar og Islendingasöqur, (Gripla 4) Rv. 1980.

Ans rimur bogsveigis, eine Versbearbeitung der Ans saga bogsveigis, die auf einer um­ fangreicheren verlorenen Fas­ sung der Saga beruht. Die A. r. b. stammen vermutl. aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s. und wurden Sigurður blindur zu­ geschrieben. HSS: Kollsbók; AM 604 a, 4to; AM 603, 4to. ED: O. Halldórsson, Ans rimur bogsveigis, Rv. 1973 (= Rit 4); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to..., Cph. 1938 (= CCI 11); S. F. D. Hughes, Á.r.b., Diss. Seattle 1972. LIT: E. Kolbing, Beitr. zur vergl. Gesch. der romant. Poesie u. Prosa des Ma., 1876; Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Åns saga bogsveigis (»Saga von An dem Bogenbieger «) ist eine aus dem 15. Jh. stammende Fornaldarsaga über einen Nor­ weger aus Hrafnista, der sich mit König Ingjaldr anlegt und dafür geächtet wird, sich aber schließlich rächen kann und sei­ nen Lebensabend in Frieden verbringt. Die Saga zeigt nur wenige Züge der typischen Fornaldarsögur und könnte auf

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Grund ihrer realist. Handlung eher den Isländersagas zuge­ zählt werden, wenn dies nicht Schauplatz und zeitl. Einord­ nung verbieten würden. Eine ältere Version des Stoffes ist schon in Saxo Grammaticus’ Gesta Danorum VI, 4 (über Ano sagittarius) erhalten; die Be­ liebtheit der jungen, auch etli­ che Spott- und Liebeslieder ent­ haltenden Saga zeigt nicht nur die große Zahl der erhaltenen HSS, sondern auch die danach entstandenen Ans rimur bogsveigis. HSS: AM 343 a, 4to; AM 340, 4to. ED: FAS1 2; FAS2 2; FAS1 1. ED + ÜB (lat. & schwed.): E. J. Björner, Nordiska Kämpadater, Stockholm 1/37. ÜB (eng!.:) S. F. D. Hughes, /4h5 rtmur bogsveigis, Diss. Seattle 1972. LIT: E. Kolbing, Beitr. z. vergl. Gesch. d. romant. Poesie u. Prosa des Ma., 1876; H. Reuschel, Untersuchungen über Stoff u. Stil der Fornaldarsögur, 1933; J. de Lange, The relation and development of English and leelandic outlaw traditions Haarlem 1935; S. F. D. Hughes, The Literary Antecedents of A.s.b., (Medieval Scandinavia 9) 1976; R. Rightcr-Gould, A.s.b.: a legendary analog of Egils saga, (Medieval Scandinavia 11) 1978/79 [1982]; ders., A.s.b., (DicMA 1) 1982.

Anshelmus þáttr erkibiskups -> Vilhjálms þáttr bastarðs [2].

Antonius saga, eine Heiligen­ saga über den Hl. Antonius den Einsiedler (17. Jänner), die in zwei Fassungen überliefert ist; eine ist eine Übertragung einer latein. Vorlage (BHL 609), die andere eine Übersetzung aus dem Nddt.en; Athanasius. HSS: (A:J AM 234 fol; (B:) SKB pcrg. 3, fol. ED: (A:) C. R. Unger, Heilagra manna segur 1, Chria. 1877; (Faks, von B:) A.

Argenis saga Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenle­ gender 2, Kbh. 1970 (= EA A 16). LIT: P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2,1937 (= SBM 1937, 7); O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Influence on Late leelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Apollonius saga ist eine am Ende des 17. Jh.s angefertigte isländ. Übertragung des dän. Volksbuchs Kong Apollonius af Tyre (Erstdruck vor 1591), das aber keine direkte Übersetzung des dt.en Volksbuchs Apollonius von Tyrus (Erstdruck 1471, in 35 Drucken vor 1600 weit ver­ breitet) war. Die isländ. Fassung ist in vier verschiedenen Prosa­ fassungen und einer Rimurver­ sion erhalten, von denen Ver­ sion C breite Einschübe auf­ weist. HSS: (A:) BM Add. 4857; (B:) Lbs 715, 4to (ca. 1670); Rask 31; Lbs 2319, 4to; BM Add. 4864; (C:) JS 411, 8vo (176574); (D:) ÍBR 39, 8vo. LIT: H. L. D. Ward, Catalogue of Roman­ ces in the Department of MSS in the British Museum), London 1883; H. Seelow, Die isländ. Übersetzungen der dt. Volksbü­ cher, Rv. 1987.

Apollonius saga ok Irons ist ein Teil der -> Piðreks saga. Apostelsagas, die dt.e Über­ setzung der seit Ungers Aus­ gabe von 1874 üblichen isländ. Gattungsbezeichnung Postola sögur für jene Heiligenleben, die sich mit den Aposteln beschäfti­ gen; -> hagiographische Litera­ tur. Argenis saga ist die im 17. Jh. angefertigte Übertragung des auf Latein abgefaßten allegor. Humanistenromans Argenis des

Ari Porgilsson inn fróði

Engländers John Barclay (Erst­ druck 1621); die isländ. Fassung ist stark gekürzt, aber immer noch sehr umfangreich. HSS: Edinburgh, Advocates Lib. MS 21.2.13 (1694); NkS 1720 b, 4to; Thott 1771, 4to; BM Add. 11.164 (18. Jh.).

Ari Þorgilsson inn fróði war Islands erster Historiker, der in der Landessprache schrieb. Er wurde 1068 auf Helgafell in Westisland geboren, wo sich etwa 60 Jahre vorher seine Ur­ großmutter Guðrún Osvífsdóttir (die Heldin der Laxdœla saga) niedergelassen hatte. Sein Vater dürfte jung gestorben sein, sodaß Ari als Kind von seinem Großvater Gellir (gest. 1073, dem Sohn Guðrúns) und später von seinem Onkel Porkell erzogen wurde. Mit sieben Jahren kam Ari nach Haukadalr zu Hallr Pórarinsson, wo er die nächsten 14 Jahre seine klerikale Bildung von Teitr Isleifsson (Sohn des ersten isländ. Bischofs Isleifr) erhielt. Uber Aris spä­ tere Jahre wissen wir nur, daß er in Staör, unweit von Helgafell, zum Priester geweiht wurde und 1148 im Alter von 80 Jah­ ren starb. Aris Bedeutung für die isländ. Geschichtsschreibung kann kaum überschätzt werden, da er großen Einfluß auf spätere Au­ toren hatte; Snorri Sturluson (gest. 1241) ist seiner kritischen Methode verpflichtet, und so­ wohl Oddr Snorrason (Ende 12. Jh.) als auch Gunnlaugr Leifsson (gest. 1218/19) berufen sich auf seine Autorität. Aris -> Islendingabók ist das älteste Beispiel erzählender Prosa in

16 ganz Skandinavien und er ist damit in mehr als einer Bezie­ hung der Vater der Sagaschrei­ bung. Laut —> Haukr Erlendsson (gest. 1331) war Ari auch der Mitverfasser (mit Kolskeggr inn fróði) der Landnámabók, welche jedoch nur in viel späteren und stark veränderten Fassungen vörliegt. Möglicher­ weise führte die Einführung des Zehents im Jahre 1096 zu einem gesteigerten Interesse an der Be­ siedlung Islands, sodaß die *UrLandnáma am Beginn des 12. Jh. verfaßt worden wäre. Die Islendingabók ist etwas später, bald nach 1120, entstanden und in einer von Ari später überar­ beiteten Form erhalten. Ari gilt auch als Verfasser von drei klei­ neren Texten: einer Genealogie seiner Familie, die mit der Islendingabók überliefert ist, aber kein Bestandteil des Büchleins ist, weiters die sogen. —♦ Ævi Snorra goöa, und eine Liste ade­ liger Priester, die 1143 verfaßt wurde (vgl. Dipl. Isl. 1, S. 180-194). LIT: K. Maurer, Über A.Th. und sein Isländerbuch, (Germania 15) 1870; ders., Über Ari Froöi und seine Schriften, (Germania 36) 1891; B. M. Olsen, Om Forholdet ntellem de to Bearbeidelser af Ares Islœndingebog, (ANOH) 1885; E. Ó. Sveinsson, Við uppspretturnar, Rv. 1956; G. Turville-Petre, Örigins of Icelartdic Literature, Oxford 1975;

Arinbjarnarkvida ist ein Lob­ lied des Skalden —► Egill Skallagrimsson auf seinen Freund Arinbjörn. Die 25 Strophen im Kviðuháttr sind nur sehr fragmentar. erhalten; das Lied zeigt einen für Egill charakterist. per­ soni. Zug, der sich auch vom

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Versmaß abgesehen von den üblichen Skaldengedichten ab­ hebt. Laut innerer Chronologie der Saga müßte das Gedicht um 962 entstanden sein. HSS: Egils saga (Möðruvallabók); 3. gramm. Traktat. ED: —> Egils saga; F. Jónsson, Skj. B l. 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. ÜB: —» Egils saga. LIT: F. Jónsson, Litt.hist 1, 21920; E. A. Kock, NN 1038 - 1041, 1783, 1786, 2416; J. de Vries, ALG 1, 21964.

Ármanns saga ok Dalmanns (auch Armanns saga hin yngri) ist eine erst Ende des 18. Jh. von Halldór Jakobsson (gest. 1810) über den Stoff der Armanns saga ok Porsteins gála verfaßte Saga. ED: Armannssaga, Hrappsey 1782; Hall­ dór Jakobsson, Armannssaga, Akureyri 1858; Guðni Jónsson, Islendinga sögur 12, Rv. 1947.

Ármanns saga ok Porsteins gála ist eine nach Vorlage der 1637 entstandenen Armannsrimur von Jón Gudmundsson lærði (1574-1659) Ende des 17. Jh.s von Jón Porláksson ver­ faßte Saga im Stil der jüngeren Fornaldarsögur; der Rimur­ dichter benutzte vor allem mündl. Traditionen. HSS: AM 551 da, 4to (17. Jh.); BM Add. 4859; AM 934, 4to. ED: Guðni Jónsson, Islendinga sögur 12, Rv. 1947; Jón Helgason, Armanns rtmur. Ármanns þáttur, Kbh. 1948 (= íslenzk rit síðari alda 1). LIT: H. D. L. Ward, Catalogue of Roman­ ces in the Department of MSS in the British Museum 2, London 1883.

Arna saga biskups, eine Bi­ schofssaga, behandelt das Leben von Arni Porláksson, Bischof von Skálholt von 1269—1298, und ist eine unserer bedeutend­

Arngrímr Brandsson

sten Quellen für die Geschichte Islands in der zweiten Hälfte des 13. Jh.s. Nach einem kürzeren Abschnitt über Arnis Leben vor der Bischofsweihe beschäftigt sich der Hauptteil der Saga mit zwei Themen: 1. Arnis Kampf mit den isländ. Großbauern um den Besitz der Eigenkirchen, 2. das Verhältnis zw. den norweg. Königen und Island. Der ano­ nyme Autor - wahrscheinlich Arnis Neffe und Nachfolger Arni Helgason, Bischof von Skálholt von 1304—1320 - ver­ wendete eine Reihe schriftl. Quellen, vor allem Briefe und Dokumente aus dem Diözesan­ archiv in Skálholt; daneben fan­ den Annalen Verwendung, die den Annales regii nahestanden. In ihrer überlieferten Form en­ det die Saga abrupt mit dem Winter 1290/91 und scheint un­ vollständig zu sein. HSS: AM 122 b, fol (Reykjafjarðabók; nur 3 BL); AM 220 VI, fol (2 BL); AM 114, fol; AM 204, fol; BM Add 11.127. ED: Biskupa sögur 1, Kph. 1856; Porleifur Hauksson, A.s.b., Rv. 1972 (= Rit 2); (Faks.:) Stefan Karlsson, Sagas of Icelandic Bishops, Cph. 1967 (= EIM 7). ÜB: W. Baetke, Islands Besiedlung und ält. Geschichte, 1928 (= Thule 23) [stark gekürzt]. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Ma­ gnús Már Lárusson, A.s.b., (KLNM 1) 1956; H. Pálsson, Eftir þjóðveldið, Rv. 1970; H. Bekker-Nielsen, A.s.b., (DicMA 1) 1982.

Arngrimr Brandsson, ein ge­ lehrter Kleriker des 14. Jh.s und der Verfasser der -» Guömundar saga biskups und der -> Guðmundardrápa I, die er beide um 1345 verfaßte. Seine frühe­ ste Erwähnung findet sich 13279, als er als Vertreter des Bi­ schofs von Skálholt in Norwe­

Arngrímur Jónsson Iærði gen einen schwierigen Fall ver­ handelte. Später war er Priester in Oddi in Rangárvellir, danach dürfte er in das Kloster Pykkvibær eingetreten sein, wo er 1343 schwer bestraft wurde, da er gemeinsam mit Eysteinn Asgrimsson den Abt verprügelt hatte. Im Jahre 1351 wurde er Abt im Benediktinerkloster Pingeyrar und 1357 Officialis der Diözese Hólar, wurde aber bald darauf beider Ämter ent­ hoben; 1358 setzten ihn die Vi­ sitatores des Erzbischofs (von denen einer sein Freund Ey­ steinn Asgrimsson war) wieder ein; er starb 1361. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Gunnar Finnbogason, Var bróðir Eysteinn i Þykkvaba höfundur Lilju?, (A góðu dægn. Afmæliskveðja til Sigurðar Nordais) Rv. 1951.

Arngrímur Jónsson lærði (»der Gelehrte«), auch Arngrimus Jonas, 1568-1648, der be­ deutendste isländ. Humanist, wurde in Hólar erzogen und studierte 1585—1589 an der Universität Kopenhagen. Von 1589-1595 war er Rektor in Hólar, von 1598 - 1648 Pfarrer in Melur in Miðfjörður. Seine latein. Schriften legten die Grundlagen des ausländ. Island­ bildes für viele Generationen, etliche seiner Schriften waren polemisch und wandten sich gegen falsche oder abwertende Urteile über Island in geograph. Schriften: Brevis commentarius (1593), Anatome Blefkeniana (1612f), Epistola pro patria defensoria (1618), Specimen Islandtæ historicum (1643); andere seiner Schriften waren vorwiegend

18 histor.: Rerum Danicarum frag­ menta (1596), Supplementum hi­ storia; Norvegica (1597), Appen­ dix historica Norvegica de baroni­ bus Orcadensium (1596), Crymogea sivi rerum Islandicarum libri III (1609), Gronlandia. Er kannte zahlreiche alte isländ. HSS, von denen heute etliche verloren sind; seine Überset­ zung der Jómsvíkinga saga (Hi­ storia Jomsburgensium seu Juliniensium) beruht auf einer nicht erhaltenen Fassung, seine Zu­ sammenfassung der Skjöldunga saga ist ebenfalls unersetzbar, und die Magnüss saga lagabætis kannte er in ihrer vollen Gestalt und zitierte daraus. Daneben sind noch latein. persönl. Schriften A.J.s erhalten, wäh­ rend die meisten seiner isländ. Werke relig. Inhalts sind und Übersetzungen aus dem Latein, und Dt. umfassen. ED & LIT: Jakob Benediktsson, Arngrimi Jona Opera Latine Conscripta 1—4, Kbh. 1950-57 (= BiblArn 9-12).

Árni Jónsson, Abt des Bene­ diktinerklosters Pverá ab 1370, ist der Verfasser der —> Guðmundardrápa [4]; 1379 unter­ nahm er eine Auslandsreise, sonst ist wenig über ihn be­ kannt. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924.

Árni Laurentiusson, der Sohn des Bischofs Laurentius (—► Laurentius saga) wurde 1302 geboren und trat 1317 zusam­ men mit seinem Vater in das Benediktinerkloster Pingeyrar ein. Er begleitete seinen Vater auf der Reise nach Norwegen, als dieser zum Bischof geweiht

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wurde, und unterrichtete so­ wohl in Hölar wie in Pingey­ rar; 1326 wurde er zum Priester geweiht. A.L. wird als Gelehr­ ter und als tüchtiger Dichter (versificator) bezeichnet. Wir kennen von seinen Werken nur die Dunstanus saga, in der er nach eigenen Angaben alles Er­ reichbare über den Hl. Dunsta­ nus gesammelt hatte; die Saga ist jedoch von nur geringem histor. und literar. Wert. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; L. Harty, The Icelandic Life i>f St Dunsten, (Saga-Book 15) 1957-61; E. F. Halvor­ sen, Dunstanus saga, (KLNM 3) 1958.

Árni Magnusson, der große HSS-Sammler, wurde 1663 auf Kvennabrekka in Westisland geboren, erst privat und dann drei Jahre in der Domschule von Skálholt erzogen, bevor er 1683 zum Studium an die Uni­ versität Kopenhagen ging, wo er 1685 das Theologiestudium abschloß. Danach blieb er je­ doch an der Universität und be­ trieb den Rest seines Lebens vorwiegend histor. Studien, die nur durch wiederholte Aufent­ halte in Island und in Deutsch­ land (2 1/2 Jahre) unterbrochen wurden. Ab 1701 war er Pro­ fessor für Philosophie und dän. Altertumskunde an, der Uni­ versität Kopenhagen. Im Jahre 1702 erhielt er ge­ meinsam mit dem Isländer Páll Vidalin den Auftrag des dän. Königs, ein isländ. Landregister anzufertigen, welches nach 10 Jahren vollständig vorlag (aber erst 1913-43 gedruckt wurde; die Neuauflage wurde 1980 be­ gonnen). A. M. nutzte seine

Árni Magnusson Reisen in Island, um dabei alle MSS und Fragmente zu sam­ meln, deren er habhaft werden konnte; daneben beschäftigte er zwei vollbeschäftigte Schreiber - und zahlreiche andere - mit dem Abschreiben alter HSS, und auch er selbst kopierte eif­ rig alte MSS. Bis heute sind etwa 6000 dieser Kopien ma. Dokumente erhalten, die im -> Diplomatarium Islandicum veröffentlicht wurden, bedeuten­ der sind jedoch die vielen HSS der Edda und der Sagas, die Arni gesammelt hatte; ein beträchtl. Teil von Å. M.s Origi­ nalen und Kopien wurde je­ doch im großen Brand von Ko­ penhagen 1728 vernichtet. Auch seine eigenen Aufzeich­ nungen wurden dabei zerstört, und obwohl er vieles aus seinem ausgezeichneten Gedächtnis nachschrieb, verkraftete er den Verlust nicht völlig und starb, sozusagen an gebrochenem Herzen, am 7. Jänner 1730. Er hinterließ seine gesamte Samm­ lung der Universität Kopen­ hagen, die später dafür ein eige­ nes Arnamagnæanisches Institut cinrichtete, das bis heute der Aufbewahrung, dem Studium und Herausgabe der HSS dient; als nach der isländ. Unabhän­ gigkeit (1944) ma. HSS an Is­ land zurückerstattet wurden, gründete man auch an der Uni­ versität Reykjavik ein HSSInstitut, das zu Ehren Å. M.s Stofnun Árni Magnússonar á Islandi genannt wird. LIT: H, Bekker-Nielsen, O. Widding, Arne M. The MS Collectorf Odense 1972; Jón Helgason, Athuganir Arna Magnússo-

Arnórr Þórðarson jarlaskáld

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nar um fornsögur, (Gripla 4) Rv. 1980 ( = Rit 19).

den Stillen (gest. 1093) und den Dänenkönig Knut den Großen zugeschrieben, die beide nicht erhalten sind, falls sie überhaupt existiert haben; das selbe gilt für eine in der Laxdcela saga (Kap. 78) erwähnte Erfidrápa auf Gellir Porkelsson (gest. 1073). Das umfangreiche Werk A. ist mit ein Grund für den großen Be­ kanntheitsgrad As. in der Saga­ literatur.

Arnórr Þórðarson jarlaskáld (»der Jarl-Skalde«), isländ. Skalde des 11. Jhs., Sohn des Skalden Þórðr Kolbeinsson. Die Jugend von A. wird in der Bjarnar saga Hitdœlakappa und in der Grettis saga erwähnt, beide Hinweise sind aber wohl unhistor. A. unternahm Reisen nach Norwegen, England und auf die Orkaden, wo er den Jarlen Rögnvald und Thorfinn diente, was ihm seinen Bei­ namen einbrachte (Orkneyinga saga). Später ging A. nach Nor­ wegen, wo sich am Hofe von Magnus Olafson und Haraldr Harðráði die Szene abspielte (vor 1047), die im —> Amors þáttr jarlaskálds beschrieben ist. Über As. spätere Jahre wissen wir wenig, allerdings hat er noch nach der Schlacht von Stamford Bridge (25. Sept. 1066) seine Erfidrápa auf den dort gefallenen Harald verfaßt (laut Hemings þáttr Aslakssonar ist A. allerdings mit Harald in der Schlacht gefal­ len). Außer der Magnússdrápa (im Versmaß Hrynhent, daher teils auch als Hrynhenda be­ zeichnet) werden A. noch eine weitere Magnússdrápa, eine Thorfinnsdrápa, die Reste einer Rögnvaldsdrápa, die schon ge­ nannte Erfidrápa auf König Ha­ rald sowie eine völlig verlorene Gellisdrápa zugeschrieben; der Arnórs þáttr nennt weiters noch eine (verlorene) Blágagladrápa auf König Harald, im Skáldatal werden ihm zusätzl. noch Gedichte auf König Olaf

LIT: L. M. Hollander, The Skalds, New York 1947; G. Turville-Petre, Haraldr the Hard-Ruler and his Poets, London 1966; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982; D. Edwards, Christian and Pagan References in Eleventh-Century Korse Poetry: The Case of Arnórr Jarlaskåld, (Saga Book 21) 1982/3.

Arnórs þáttr jarlaskálds (»Die Erzählung vom JarlSkalden Arnórr«), 13. Jh., eine kurze Anekdote über eine Epi­ sode aus dem Leben -» Arnörr Pórðarsons, als er seine erste Magnúsdrápa (von der hier 4 Strophen überliefert sind) und ein verlorenes Gedicht (hier als Blágagladrápa bezeichnet) auf König Harald Harðráði vor­ trägt. HS: Flateyjarbók. ED: Guðni Jónsson, Islendinga sögur 12, Rv. 1953. ÜB: (dt.:) F. Niedner, Norweg. Königs­ geschichten 1, 1928 (= Thule 17); (engl.:) L. M. Hollander, The Skalds, New York 1947.

Amórs þáttr kerlingarnefs -» Svaða þáttr ok Arnórs kerlinganefs. Áróns saga Hjörleifssonar (»Saga von Aron Hjörleifsson«), zu den -> Samtiöarsögur zu zählen, ist die Saga vom heldenhaften Aron, einem

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*Asmundar saga Flagðagæfu

Freund des Bischofs Guðmundr Arason, der Kämpfe, Achtung durch die Feinde des Bischofs und die verschiedensten ande­ ren Abenteuer erlebt; schließ­ lich flieht er nach Norwegen und wird ein Gefolgsmann von König Hákon Hákonarson und unternimmt eine Pilgerfahrt ins Hl. Land. Arons Leben wurde von zwei Skalden in Gedichten gefeiert: von Olafr Pórðarson in einer Drapa im Versmaß Dróttkvætt (—> Arónsdrápa), und von Pormóðr Olafsson (14. Jh.) in zwei Dräpur, eine im Dróttkvætt, die andere im Hrynhent. Fragmente dieser Gedichte finden sich in der Saga eingestreut, deren Autor außer­ dem noch die Häkonar saga Hákonarsonar benutzte. Da die Saga in der Zeit zw. 1200-1255 spielt, wird in Editionen meist der um einiges älteren Sturlunga saga beigegeben, obwohl sie weder in der Króksfjarðarbók noch der Reykjafjarðarbók enthalten ist und wohl erst nach 1280 entstanden ist.

es sind jedoch nur zwei Stro­ phen der Dråpa erhalten.

HSS: Das älteste Pergamentfragm. (AM 551 D ß, 4to) stammt von ca. 140(), sonst ist die Saga nur in Papier-HSS des 17. Jhs. erhalten (AM 212, fol; AM 426, fol). ED: G. Vigfusson, Sturlunga saga 2, Ox­ ford 1878. ÜB: J. Porter, A.s., London 1975. Lit: B. M. Olsen, Um afstöðu Islendinga sögu og Arons sögu, (SSÍ 3) 1897; R. Hel­ ler, Aron Hjörleifssohn und Gísli Surssohn, (ANF 81) 1966; R. J. Glendinning, Arons saga and Islendinga saga: A Problem in Parallel Transmission, (SS 41) 1969; J. Porter, Some Aspects of Arons saga Hjörleifssonar, (Saga-Book 18) 1970-71.

Arónsdrápa hieß ein Gedicht des Skalden -> Olafr Pórðarson hvítaskáld auf den isländ. Jeru­ salempilger Aron Hjörleifsson;

HSS: -+ Guðmundar saga; —* Sturlunga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949.

ars metrica -> Háttatal, -> Háttalykill, -» Snorra Edda. ars poetica -> Snorra-Edda. ars rhetorica -> Grammati­ sche Traktate. Artusstofie in der altnord. Li­ teratur Riddarasögur, über­ setzte. Ásbjarnar þáttr Selsbana ist ein Abschnitt über den Norwe­ ger Asbjörn Selsbani in der Olafs saga helga (Kap. 117-123) der Heimskringla.

Asmundar saga Atlasonar ist eine erst aus dem 19. Jh. stam­ mende Erzählung über einen jungen Isländer, den König Olafr Tryggvason auf eine gefährl. Reise schickt und der nach etlichen Totschlägen wieder nach Island zurückkehrt. HS: Lbs 2307, 4to. ED: Guöni Jónsson, Islendinga sögur 4, Rv. 1946.

Ásmundar saga berserkjabana —> Egils saga einhenda ok Asmundar berserkjabana. ‘Ásmundar saga Flagðagæfu ist eine verlorene Saga, die zwar in der mittelalterl. Literatur nir­ gends unter diesem Titel zitiert wird, deren Existenz aber aus einer auf Rimur basierenden is­ länd. Volkserzählung (Inntak úr

*Asmundar saga Grankelssonar

söguþætti af Asmundi flagðagœfu in Jón Árnason, Islenzkar þjoðsögur og ævintýri Bd. 1, Rv. 1961) und der norweg. Ballade Asmund Frœgdegjœva erschlossen werden kann; sie war wohl zu den märchenhaften jungen Fornaldarsögur zu zählen. LIT: K. Liestøl, Norske troUvisor og norrøne sogor, Kria. 1915; J. Jesch, A.s.F., (Arv 38) 1982; R. Vower, Journeys to the north in the Icelandic Fornaldarsögur, (Arv 40) 1984.

*Asmundar saga Grankelssonar ist eine verlorene Saga über einen norweg. Häuptling aus der ersten Hälfte des 11. Jh.s; Textpassagen daraus finden sich noch in Hulda und Hrokkinskinna. LIT: J. Louis-Jensen, Kongesagastudier, Kbh. 1977 (= BiblArn 32).

Ásmundar saga kappabana (»Saga von Asmund dem Kämpentöter«) ist eine kurze Fornaldarsaga, die wohl erst im späten 13. oder 14. Jh. entstanden ist, deren Stoff aber wesentlieh weiter zurückreicht, da schon Saxo in seinen Gesta Danorum (VII, 242ff) eine eng verwandte Version der Geschichte erzählt. Das am Ende der Saga über ein verfluchtes Schwert und den Kampf zwischen zwei Halbbrüdern (Asmundr und Hildibrand) stehende -> Hildibrands Sterbelied weist aber deutl. Übereinstimmungen mit dem vom Beginn des 9. Jh.s erhaltenen althochdt. Hildebrandslied auf, sodaß man in der A.s.k. trotz der inhaltl. Umdeutung die altnord. Ausformung der Hildebrandssage zu sehen hat.

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SKB 7 perg., 4to (ca. 1400); AM •HSS: 586, 4to (frag., 15. jh.). jED: FAS1 2; FAS2 2; F. Detter, Zwei [Fornaldarsögur, 1891; FAS3 2. ED I 4- ÜB (lat. & schwed.): J. F. Pering’skiöld, Saugu Asmundar, er Balladur er Kappabani, Stockholm 1722. yLIT: H. de Boor, Die nord. u. die dt.e i Hildebrandssage, (ZfdPh 49 u. 50) 1923 1u. 1924; E. F. Halvorsen, On the Sources of the Á.S.K., (Studia Norvegica 2) 1951; J M. Ciklamini, The Combat Between Two . Half-Brothers, (Neophilologus 50) 1966; j K. Schier, A.s.k., (KLL 1) 1965; J. M. , Pizarro, A.s.k., (DicMA 1) 1982. 1

Ásmundar saga ok Tryggva, J eine wohl erst im 17./18. ent­ ( standene Saga, die ein Gemisch 5 aus Elementen der jüngeren '• Fornaldarsögur und der origi­ I nalen Riddarasögur darstellt. 1 Asmund ist der Ziehsohn des ‘ 1heidn. Königs Helgi von Halojgaland, verfuhrt dessen Tochter und muß fliehen; sein Ziehbru­ ' der, Helgis Sohn Tryggvi, reist •ihm nach Sizilien nach und inach verschiedenen Abenteuern ( treten beide zum Christentum über. f HS:JS 160, fol; BM Add. 4884.

t Ásmundar saga Sebbafóstra j eine im 17./18. Jh. verfaßte ist ]Prosabearbeitung von Rima 9 (der Geðraunir und beschreibt ( Abenteuer eines engl. Prin­ die ; zen, der von König Sebbi von Antonius saga ins Altnord, übersetzt.

Atla saga Ötryggssonar ist eine offenbar erst um 1800 ent-

Atlakviða

standene Saga über einen Nor­ weger der Sagazeit, der nach einer Jugend als kolbitr seinen Vater rächt und nach Island aus­ wandert. HSS: JS 629. 4to; ÍB 837,. 8vo. ED; Þorleiír Jónsson, A.S.O., Seyðisfjörður 1886; Guðni Jónsson, Islendinga sögur 4, Rv. 1946.

Atlakviða (»Das Atli-Lied«), Heldenlied der -» Liederedda. Die 43 Strophen im Versmaß Málaháttr umfassende A. ge­ hört stofflich zu den ältesten Ed­ daliedern, wie Hlöðskviða und Hamöismäl besingt es den völkerwanderungszeitl. Zug der Burgunder an den Hof des Hunnenkönigs Atli, welcher auch in der Völsungasaga und im dt. Nibelungenlied behan­ delt werden; selbst bildl. Dar­ stellungen zeugen in Skandina­ vien von der Beliebtheit der Sage. Inhaltlich weicht die Be­ handlung des Stoffes von der etwa im Nibelungenlied etwas ab (Gudrun rächt hier ihre Brü­ der an Atli), die Darstellung dürfte aber den histor. Ereignis­ sen näher stehen als die der an­ deren genannten Werke. Die Streitfrage, auf welchem Weg das ursprüngl. möglicherweise gotische Lied nach Skandina­ vien gelangte, ist noch immer nicht endgültig entschieden, je­ denfalls dürfte es dort wohl schon im 9. Jh. in seine uns er­ haltene Form gebracht worden sein; der im -» Codex Regius zu findende Zusatz »in grænlenzku« (»das grönländ. Atli-Lied «) dürfte auf ein Miß­ verständnis zurückgehen, im Gegensatz zu den —» Atlamál ist

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es sicher nicht in Grönland ent­ standen. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda, Bd. 1 (1922) (= Thule 1). LIT: J. Becker, Die Atli-Lieder der Edda, (PBB 33) 1907; F. Genzmer, Der Dichter der A., (ANF 42) 1926; U. Dronke, The Lay of Attila, (Saga-Book 16) 1962; K. Schier, A., (KLL 1) 1965; C. L. Gottzmann, Das alte Atlilied, 1974; T. M. Andersson, A., (DicMA 1) 1982. N: R. Broby-Johansen, Atlekvadet (Nachdichtung, 1953).

Atlamál in grœnlendsku (»Das grönländische Lied von Atli«), Heldenlied der —» Lie­ deredda. Die A. behandeln den selben Stoff wie die alte —> Atlakviða, also den Zug der Burgunden zum Hunnenkönig At­ tila, aber der Autor der erst im 12. oder 13. Jh. entstandenen A. benützt das ältere Gedicht nur als Vorlage für den Stoff, den er dann unter Einschaltung vieler neuer Motive in 105 Strophen im Versmaß Málaháttr episch breit gestaltet. Trotz der Be­ zeichnung »in grænlendksu « ist es keineswegs ganz sicher, daß das Lied in Grönland ent­ standen ist. Die aus beschränk­ ten bäuerl. Verhältnissen gestal­ tete Sicht der Ereignisse ist da­ für noch kein Beweis. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda, Bd. 1, 1922 ( = Thule 1). LIT: D. O. Zetterholm, A., Stockholm 1934; J. de Vries, ALG, 21967; R. G. Finch, Atlakviða, A. und VQlsunga saga: A Study in Combination and Integration, (Speculum Norrœnum) Odense 1981; T. M. Andersson, A., (DicMA 1) 1982; ders., Did the Poet of A. Know Atlaqviða? (Edda. A Collection) |Winnipeg] 1983.

Atli litli (» A. der kleine «) war ein isländ. Skalde im 11. Jh., der

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im Skáldatal als Dichter des norweg. Königs Ólafr kyrri ge­ nannt wird; erhalten ist von ihm nur eine Halbstrophe in der Snorra Edda, die eine Zuord­ nung zu einer bestimmten Per­ son nicht gestattet. HSS: -* Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 896; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Atlöguflokkr ist ein von Ingjaldr Geirmundarson verfaßtes Dróttkvætt-Gedicht über den Seekampf am Húnaflói am 25. Juni 1244. Der Dichter nahm selbst am Kampf teil und dich­ tete im darauffolgenden Winter den Flokkr, von dem nur 6 Strophen erhalten sind. HSS: -» Sturlunga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Köck, Skai. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 1337-9, 1351, 2092.

Áttmælt -> Sextánmælt. Auðunar þáttr vestfirzka (»Geschichte von Audun aus den Westfjorden«) ist in Stil, Aufbau und Darstellung einer der literar. gelungensten der þættir (-> þáttr) und veran­ schaulicht exempelhaft, daß man sich auf der Suche nach persönl. Glück ein würdiges Ziel setzen und es unbeirrbar verfolgen soll.- Auðun ist ein armer isländ. Knecht, der eine Chance zum Reisen nützt und so zuerst nach Norwegen, dann nach Grönland kommt, wo er einen Eisbären kauft, den er dem dän. König Sveinn (1047-74) schenken will; auf dem Weg über Norwegen ver­

Auðunar þáttr vestfirzka sucht zwar König Harald haröráði, ihm den Bären abzuneh­ men, aber Auöun hält an seiner Absicht fest und bringt den Bä­ ren nach Dänemark; der König nimmt Auöun gnädig auf, und versorgt ihn mit Mitteln für sein zweites Ziel, der Pilgerreise nach Rom; als Auöun arm und krank von dort zurückkehrt, bietet ihm der König eine hohe Stellung an, aber Auöun möchte zurück nach Island, um seine alte Mutter zu versorgen; der König beschenkt ihn reich­ lich, und auf dem Weg nach Island gelingt es Auöun in Nor­ wegen auch, sich mit König Harald zu versöhnen, »und man hielt ihn für einen äußerst glückhaften Mann«. Das Motiv des Eisbären als königl. Geschenk könnte auf Tat­ sachen beruhen, denn die —» Hungrvaka berichtet, daß Bi­ schof isleif um oder nach 1054 Kaiser Heinrich III. einen aus Grönland stammenden Eisbä­ ren mitbrachte, als er zu seiner Weihe (am 26. Mai 1056) nach Süden reiste. Andererseits gibt es zu diesem Motiv eine ganze Reihe von literar. Parallelen, deren älteste das mittelhochdt. Gedicht » Das Schretel und der Wasserbär« (Heinrich von Freiberg zugeschrieben, ca. 1290-1295) ist, wo von einem Bären als Geschenk des norweg. an den dän. König erzählt wird. Ähnliche Erzählungen finden sich in ganz Europa, und waren besonders in Norwegen geläu­ figDer A.þ.v., der wohl zu Beginn des 13. Jhs. entstanden ist, weist

Augustiner aber auch mit einheim. isländ. Werken Gemeinsamkeiten auf, so etwa mit der Gjafa-RefrEpisode der Gautreks saga, dem Porsteins þáttr austfirðings und dem Mána þáttr skálds. HSS: Flateyjarbók (in einer etwas läng. Fassung); Morkinskinna. ED: FMS 6, Kph. 1831; P. A. Munch, C. R. Unger, Oldnorsk Lcesebog ..., Chria. 1847; Þorleifr Jónsson, Fjöruttu Islendingaþxttir, Rv. 1904 ( = fslendinga sögur 40); E. V. Gordon, An Introduction to Old Norse, Oxford 1927, 21957, repr. 1978; Guðni Jónsson, Islendinga þœttir, Rv. 1935; ders., Vestfirðinga sqgur, Rv. 1943 (= IF 6); T. Ulset, Utvalgte þœttir fra Morkinskinna, Oslo 1978 (= Nordisk Filologi). UB:(dt.:) E. D. Schoenfeld, An nord. Königshöfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17); (engl.:) H. Palsson, Hrafnkel’s saga and other stories, Harmondsworth 1971. LIT: R. Th. Christiansen, Kjcetten paa Dovre, Kria. 1922; J. Bolte, Das Schretel und der Wasserbär, (Zs. d. Ver. f. Volks­ kunde 33/34) 1924; G. Neckel, Schretel und Wasserbär, (Mitt. d. Islandfreunde 11) 1933; K. Liestøl, Kjetta på Dovre, (MoM) 1933; Stefan Einarsson, Ævintýraatvik t Auðunar þœtti vestfirzka, (Skírnir 113) 1939; A. R. Taylor, Auðunn and the Bear, (Saga-Book 13) 1947-48; S. Wikander, Från indisk djurfabel till isländsk saga, (Vetenskaps-societeten i Lund. Arsbok) 1964.

Augustiner (altnord. kanokaregla » Kanoniker-Orden «) waren Kanoniker, die ab Be­ ginn des 12. Jh. der kurz vorher wiederentdeckten, in einem Brief niedergelegten Ordensre­ gel des Hl. Augustinus folgten, und ab Mitte des 12. Jh. zuneh­ mend auch in Skandinavien tä­ tig wurden. Die A. gründeten, nach Häusern in Norwegen, ihr erstes Kloster in Island 1168 in Pykkvabær im äußersten Sü­ den Islands, dessen Äbte —>

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Brandr Jónsson (1247 - 1262) und Runólfr Sigmundarson (gest. 1306) literar. tätig waren; auch Gamli kanoki, der Verfas­ ser der Harmsól, war Kanoni­ ker hier; 1172 folgte das Haus auf Flatey in Breiöafjöröur im Westen, welches allerdings 1184 nach Helgafell verlegt wurde, um 1200 wurde ein Kloster in Saurbær in Eyjafjöröur im Norden, nicht allzuweit vom Benediktinerkloster in Pverá, gegründet und schließ­ lich 1225 oder 1226 das Kloster auf Viöey nahe dem heutigen Reykjavik; dieses wurde das kulturell bedeutendste der au­ gustin. Häuser in Island; Viöey war anfangs sehr klein und hatte daher keinen Abt, sondern nur einen Prior, von denen der zweite der Historiker -> Styrmir Kárason (gest. 1245) war. Im Jahr 1296 wurde nahe Saurbær im Norden ein weiteres A.haus in Mööruvellir in Hörgárdalr eingerichtet, wo ebenfalls lite­ rar. Interessen gefordert wur­ den, und schließlich entstand noch 1493 Skriöa in Fljótsdalr. Obwohl die A. in Island erst über 30 Jahre nach den Bene­ diktinern mit Klostergründun­ gen begannen, standen sic die­ sen ab Ende des 12. Jh. an Zahl nicht nach. LIT: —♦ Benediktiner.

Augustinus saga, eine Heili­ gensaga über den Hl. Augusti­ nus von Hippo, den großen Kirchenlehrer (28. August), ist eine vom isländ. Augustiner Runólfr Sigmundarson (gest. 1306), Abt von Pykkvabær,

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verfaßte Kompilation einer latein. Vorlage (BHL 787) mit verschiedenen anderen Texten. Der von den Augustinern als angebl. Gründer ihres Ordens verehrte Heilige wird auch in der Beschreibung Afrikas in der HS AM 764, 4to erwähnt. Eine erst im Spätma. aus dem Nddt. übersetzte Version einer A.s. (B) ist ebenfalls aus ver­ schiedenen Vorlagen kompi­ liert (SKB 3, fol). HSS: AM 221, fol (frag., ca. 1300); AM 234, fol; SKB perg. 2, fol; AM 235, fol (14. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4); (B:j A. Loth, Reykjahólabók. Is­ landske helgenlegender 2, Kbh. 1970 ( = EA A 16). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2,1937 (= SBM 1937, 7); O. Widding, H. BekkerNielsen, Low German Influence on Late Icelandie Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Austfirðinga sögur (»Sagas über die Bewohner des isländ. Ost Viertels«) ist der moderne Sammelbegriff, den Herausge­ ber (und Übersetzer) für eine Gruppe von Sagas verwenden, die im Osten Islands spielen: Porsteins saga hvíta, Vápnfiröinga saga, Porsteins þáttr stangarhöggs, Olkofra þáttr, Hrafnkels saga Freysgoöa, Drop­ laugarsonar saga, Brandkrossa þáttr, Gunnars þáttr Piðrandabana, Fljótsdæla saga, Porsteins saga Síðu-Halissonar, Porsteins þáttr Síðu-Hallssonar, Draumr Porsteins Siöu-Hallssonar, Egils þáttr Síðu-Hallssonar, Porsteins þáttr Austfirðings, Porsteins þáttr sögufróða, Gull-Asu-

Bærings rímur Pórðar þáttr, Gunnars saga Keidugnúpsfífls. Durch die Ver­ wandtschaft der Bewohner die­ ser Gegend weisen die einzelnen Sagas dieser Gruppe zum Teil inhaltl. Gemeinsamkeiten auf. ED: Guðni Jónsson, A.s., Rv. 1947 ( = Islendinga sögur 10); Jón Jóhannesson, A. segur, Rv. 1950 (= ÍF 11). ÜB: G. Neckel, Sieben Geschichten von den Ostland-Familien, 1913, 21965 ( = Thule 12).

Austrfararvisur (»Strophen über eine Reise nach Osten«) heißt eine Strophenfolge des is­ länd. Skalden -» Sigvatr Poröarson, die er über eine Reise verfaßte, die er um 1019 im Auftrag des Hl. Olaf nach Schweden unternahm. Die 21 erhaltenen Strophen bilden eine Reihe von einzelnen Reiseerleb­ nissen und Eindrücken, oft nur über die Unbequemlichkeiten der Reise, die in relativ ein­ facher, aber lebhafter Sprache abgefaßt sind. HSS, ED. ÜB: -> Heimskringla; -> Olafs saga hins helga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: H. Gering, Beitr. zur kritik und erklärung skald, dichtungen, (ZfdPh 44) 1912; E. A. Kock, NN 468f, 624-629, 1112, 1861, 1909, 2474; J. de Vries, ALG 1, 21964; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976.

Bærings rimur, eine Versbearbeitung der Bærings saga, vermutl. aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s. HSS: AM 604 c, 4to; SKB perg. 22, 4to; JS 55, 4to. ED: (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Bærings saga

Bærings saga ist eine schon um oder bald nach 1300 enstandene originale Riddarasaga, da ihre älteste HS aus der ersten Hälfte des 14. Jh. stammt. Ihre Beliebt­ heit bezeugen ca. 50 Abschrif­ ten, auch wenn man sie in der Neuzeit als »eine ermüdende Aneinanderkettung von Kämp­ fen und Liebesverhältnissen« (de Vries) abtut. Der sächs. Prinz Bæringr wächst im Exil auf, und unter­ nimmt von England und Flan­ dern aus Vorstöße gegen den Usurpator Heinrekr, was aller­ dings vorerst mißlingt. Erst nach langen Kämpfen, in denen er unter anderem Byzanz von einem afrikan. Besetzer befreit, erhält er die Unterstützung des röm. Kaisers Lucius — wobei ihn seine Frömmigkeit immer nur im letzten Moment vor den Nachstellungen der schönen Kaiserstochter Lucinia rettet und kann nach allerlei Abenteu­ ern Heinrekr vertreiben; nach der Heirat mit einer griech. Prinzessin wird er Kaiser von Rom, Saxland überläßt er seiner Mutter. Wegen der Herkunft des Hel­ den und der auffällig relig. Ele­ mente dieser Saga hat man frü­ her in dieser Saga eine Überset­ zung einer dt. oder norweg. Vorlage sehen wollen, wozu es allerdings wenig Grund gibt. Abgesehen von der eklatanten Frömmigkeit des Helden (ein jedoch auch in der Mirmans saga zu findender Zug), paßt diese frühe Riddarasaga in ihrer Struktur und ihrem Motivge­ halt durchaus zu den zahlrei­

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chen späteren Beispielen dieses Genres. HSS: AM 580, 4to; AM 567 II, 4to (frag.) (14. Jh.); AM 180 b. fol; AM 574, 4to (frag.) (15. Jh.); über 50 Papier-HSS. ED & UB: G. Cederschiöld, H. Gering, Fornsögur Suðrlanda, Lund 1884. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; J. de Vries, ALG 2, 21967; E. F. Halvorsen, B.s., (KLNM 21) 1977; J. Glauser, Island. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Balderlieder könnte es mög­ licherweise mehrere gegeben haben, auch wenn das einzige erhaltene Lied über diesen Gott die —» Baldrs draumar sind. Snorri erzählt jedoch in seiner Edda den Baldermythus recht ausführlich, und man hat daher überlegt, ob und in welcher Form ihm dafür ein (oder meh­ rere) Lied(er) (»Balders Tod«, »Hermods Helfahrt«) über Balders Tod vorgelegen hätten. Solche Überlegungen gehören jedoch in den Bereich der rei­ nen Spekulation. LIT: G. Neckel, Die Überlieferungen vom Gotte Balder, 1920; F. R. Schröder, Germanentum und Hellenismus, 1922; J. de Vries, Der Mythos von Balders Tod, (ANF 70) 1955; K. Schier, B., (KLL 1) 1967; R. Simek, Lex. der german. Mythol., 1984 (= KTA 368).

Baldrs draumar (»Balders Träume«, in jüngeren HSS auch als Vegtamskviða bezeich­ net) ist ein mytholog. Eddalied, findet sich aber nicht im Codex Regius der —> Liederedda. Die 14 Strophen im eddischen Ljóöaháttr berichten über Bal­ ders böse Träume, welche die Götter als Vorzeichen kom­ menden Übels beunruhigen.

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Odin reitet daher in die Unter­ welt, wo er eine tote Seherin erweckt und ihr unter dem Decknamen Vegtamr (daher der jüngere Titel » Sprüche des Vegtamr «) Fragen über die Zu­ kunft stellt. Sie offenbart ihm in ihren Antworten Balders Schicksal, durch seine letzte un­ lösbare Frage gibt sich Odin schließl. zu erkennen. Wörtl. Übereinstimmungen bestehen sowohl mit der Völuspá als auch mit der Þrymskviða, fur eine Datierung sagt dies jedoch wenig aus. HSS: AM 748, 4to (Frag., ca. 1300). ED: G. Neckel, H. Kuhn, F.dda, 51983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda, 21963 (= Thule 2). LIT: F Niedner, Balders Tod, (ZfdA 40) 1897; A. Ohlmarks, Totenerweckungen in Eddaliedern, (ANF 52) 1936; H. Schneider, Uber die ältesten Götterlieder der Nordgerntanen, (PBB 69) 1947; F. R. Schröder, Die eddischen • Balders Träume«. (GRM N. F. 14) 1964; K. Schier, B. d., (KLL 1) 1965; J. de Vries, ALG 2, 21967; J. Fleck, Drei Vorschläge zu B. d„ (ANF 84) 1969. N: Thomas Gray, The Descent of Odin, 1768; J. N. C. M. Denis, Odins Heia­ fahrt, 1772; J. G. Herder, Das Grab der Prophetin, 1778/79.

Bálkarlag n. ist eine von Snorri im Háttatal (Str. 97) er­ wähnte Variante des Versmaßes Fornyröislag, bei der jede ge­ rade Zeile einen Hauptstab auf der ersten Silbe trägt. Balladen -» Dansar. Bandadrápa (etwa: »Lied auf die heidn. Götter«) ist das ein­ zig erhaltene Gedicht des isländ. Skalden -» Eyjólfr dáðaskáid, der es um 1010 als Preislied auf den Ladejarl Eiríkr Häkonarson verfaßt hat. Er beschreibt darin

Bandamanna saga vor allem die Schlachten des Jarls; es sind 8 Strophen der B. erhalten, ihre ursprüngl. Rei­ henfolge dürfte in den Königs­ sagas aber nicht erhalten sein; formal zeichnet sich die B. durch komplizierte Kenningar und durch die eigentüml. Re­ frainform des Klofastef (-> Stef) aus. In der Wortwahl dürften Einflüsse von Einarr skálaglamm und Tindr Hallkelsson merkbar sein. HSS: -+ Heimskringla (nur hier alle Strophen); Fagrskinna; -* Olafs saga Tryggvasonar; -+ Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: H. Gering, Beitr. zur kritik und erklärung skald, dichtungen, (ZfdPh 44) 1912; E. A. Kock, NN 482, 550-553; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Bandamanna saga (»Saga von den Verbündeten «) ist eine der kürzesten und besten Isländer­ sagas, die ihren Titel nach acht geldgierigen Goden hat, die sich verbünden, um ihren Reichtum mit fragwürdigen Mitteln noch zu mehren. Oddr Ofeigsson, der Held der Saga, hat einen formalen Fehler in ei­ nem Prozess gegen einen Mör­ der begangen, und seinem Va­ ter Ofeigr gelingt es nur durch Bestechung, diesen Irrtum zu beheben, um den Mörder ver­ urteilen zu lassen. Daraufhin verbünden sich die acht Häupt­ linge und klagen Oddr der Be­ stechung an, um ihn ächten zu lassen und sich an seinem Besitz zu bereichern. Ofeigr besticht jedoch zwei der Goden und die anderen erhalten im Prozeß nur eine lächerliche Summe zuge-

Barbáradiktur

sprochen und werden zum all­ gemeinen Gespött. Die iron. und humorvolle Saga scheint eher von europ. fabliaux beein­ flußt zu sein als von mythol. Eddadichtung wie der Lokasenna (so Lindow); sie ist in zwei Versionen erhalten, die von einem gemeinsamen, aber verlorenen Original stammen, welches wohl um die Mitte des 13. Jh.s verfaßt wurde. Oddr Ofeigsson ist auch der Held des Odds þáttr Ofeigssonar und kommt im Hemings þáttr vor. HSS: GkS 2845, 4to; AM 132, fol. ED: H. Friðriksson, B.s., Kbh. 1850 ( = Nordiske Oldskrifter 10); A. Heusler, Zwei Isländergeschichten,' 1897, 21913; G. Jónsson, Grettis saga Asmundarsonar. B.s.. Odds þattr Ófeigssonar, Rv. 1936 ( = ÍF 7) [beide Fassungen); W. Baetke, B.s. und Qlkofra þáttr, 1960 (= ATB N.F. 4); H. Magerøy, B.s., Kbh. 1956-76 ( = SUGNL 67); ders., B.s., London 1981. ÜB (dt.:) W. H. Vogt, F. Fischer, Fünf Geschichten aus dem westl. Nordland, 1914, 21964 (= Thule 10); (engl.:) H. Pálsson, The Confederates and Hen-Thorir. Two Icelandic Sagas, Edinburgh 1975 ( = The New Saga Library). z LIT: B. M. Olsen, Um Islendinga sögur, Rv. 1929-39 ( = SSÍ 6); H. Magerøy, B.s., (KLNM 1) 1956; ders., Studiar i B.s., Kbh. 1957 (= BiblArn 18); ders., Dei to gjerdene (versjonane) av B.s., (ANF 81) 1966; ders., The literary background of the account of Ospaks revenge in the B.s., (Proceedings of the First Int. Saga Confe­ rence 1971) London 1973; K. Schier, B.s., (KLL 1) 1965; J. Lindow, A Mythic Model in B.s. and Its Significance, (Michi­ gan Germanic Studies 3) 1977; S. Tom­ asson, B.s. og áheyrendur á 14. og 15. öld, (Skírnir 151) 1977; T. M. Andersson, B.s., (DicMA 2) 1983; H. Pálsson, Minnisgreinar um Vatnsdxlu og B.s., (Húnavaka 25) 1985.

Barbáradiktur ist ein ma. Ge­ dicht über die Hl. Barbara (-> Barbare saga), das in zwei Fas­ sungen erhalten ist.

30 HSS: BM Add 4892; BM Add 11.179; JS 260, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvæði 2, Kbh. 1938.

Barbare saga, eine kurze Heili­ gensaga über die Hl. Barbara (gest. 306 ), eine der drei Not­ helferinnen (4. Dez.), ist die Übertragung einer latein. Vor­ lage (BHL Suppl. 913a). HSS: SKB perg. 2, fol (14. Jh.); AM 429, 12mo (ca. 15(X)); AM 672, 4to (Zusam­ menfassung, 15. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna sogur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: LOSONP 1963.

Barbírs kvæði ist ein im 16. Jh. verfaßtes Gedicht, das auf dem weitverbreiteten »Schwank von der viermal getöteten Lei­ che « beruht und möglicher­ weise ein engl. Vorbild hatte. HS: BM Add. 11.242. ED & LIT: Jón Helgason, Gamall kveðskapur, Kbh. 1979 (= Islenzk Rit síðari alda 7).

Bárðar saga Snæfellsáss (»Saga von Bárðr, dem guten Geist des Berges Snæfell«) ist zwar rein formal eine Isländer­ saga, da die Handlung vorwie­ gend in Island spielt, der Held ist aber eigentl. kein Mensch, sondern ein Landvættr, eine Art Albe oder guter Geist, und die Saga weist auch sonst viele übernatürl. Elemente auf. Bárðr ist der Sohn des Riesenkönigs Dumbr aus dem Eismeer und Ziehsohn des ebenfalls riesischen Königs Dofri vom Dofrafjall, dessen Tochter er heiratet. Bárðr wandert nach Island aus und läßt sich auf Snæfellsness nieder, von wo aus seine Toch-

31 ter Helga auf einer Eisscholle nach Grönland driftet; dort trifft sie Miðfjarðar-Skeggi, der mit ihr schläft und sie nach Island zurückbringt. Da er schon verheiratet ist, geht sie zu ihrem Vater zurück und durch­ zieht unstet die Insel, wobei sie in Höhlen schläft. Bárðr verläßt später seinen Hof und wohnt am Gletscher Snæfellsjökull, von wo er denen zu Hilfe kommt, die von Riesen oder Trollen bedrängt werden. Der zweite Teil der Saga wird auch als Gests saga Bárðarsonar bezeichnet, da es darin vorwie­ gend um den Sohn Gestr geht, den Bárðr mit der Tochter Miðfjarðar-Skeggis hatte. Die wohl um 1350 entstandene Saga weist gemeinsame Motive mit einer anderen recht phantast. Isländersaga (Gull-Póris saga) und jüngeren Fornaldarsögur auf und basierte vermutl. auf Erzählungen aus dem Volksglauben über einen Alben vom Snæfell, welche mit Ge­ nealogien (aus der Landnämabók) und Motiven aus Fornaldarsögur und der Heimskringla zu einer Saga verarbeitet wur­ den. HSS: AM 564 a, 4to (ein Fragni. der Vatnshyrna); AM 551 a, 4to (nur 1 Bl.); AM 158, fol; AM 489. 4to; BM Add 4868, fol.. ED: Björn Marcússon, Nockrer MargFroder Sögu-þœtter Islendinga, Hólar 1756; Guðbrandr Vigfússon, B.s.S., Viglundar saga .... Kbh. 1860 ( = Nordiske Oldsknfter 27). Valdimar Ásmundarson, B.s.S., Rv. 1902 (= Islendingasögur 37). ED & ÜB (engl.:) Jón Skaptason, P. Pulsiano, B.S., New York, London 1984. LIT: L. Götzen, Ueber die B.s.S., Diss. Berlin 1903; F. Jónsson, Litt.hisl. 3, 21924; Ólafur Lárusson, Byggð og saga.

Barlaams saga ok Josephats Rv. 1944; H. Kubn, Barör Snæfellsáss, (Science in Iceland) 1968.

Barlaams saga ok Josaphats ist eine im 13. Jh. in Norwegen entstandene Übertragung einer der beliebtesten europä. Legen­ dendichtungen des Ma., die in die meisten V olkssprachen übersetzt wurde. Der zugrun­ deliegende latein. Text stammt von 1048 und ist selbst die Übersetzung einer griech. Fas­ sung aus der Spätantike, die vielleicht auf buddhist. Quellen zurückgeht. Die Geschichte er­ zählt vom indischen Königs­ sohn Josaphat, der durch den Mönch Barlaam zum Christen­ tum bekehrt wird. In der Guömundar saga Ara­ sonar wird die B.s.o.J. dem norweg. König Håkon (gest. 1204) zugeschrieben, was nicht stim­ men kann, da der Übersetzer das lat. Original mit Stellen aus der altnord. Bibelübertragung Stjorn (erst im 13. Jh. entstan­ den) und aus der Antonius saga erweiterte. Neben der norweg. existiert noch eine isländ. Fas­ sung, die im 16. Jh. nach nddt.er Vorlage von -♦ Björn Porleifsson verfaßt wurde. HSS (norweg. Fassung:) SKB perg. 6, fol (13. Jh.); AM 232, fol; AM 230, fol (beide 14. Jh.); AM 231, fol frag. I (ca. 1400), frag. II, III, V, VI, VII, IX (14. Jh.), frag. IV, VIII, X (15. Jh.); alle diese HSS sind unvollst.; der Großteil des Textes erst in SKB 49, fol (1672); (isländ. Fassung:) SKB perg. 3, fol. ED: R. Keyser, C. R. Unger, B.s.o.J., Chria. 1851; M. Rindal, B.o.J.s., Oslo 1981 (= Norrøne Tekster 4); (Faks.:) M. Rindal, B.o.J.s., Oslo 1980 ( = CCNMÆ, 4to, 6); (die junge isländ. Fas­ sung ist unediert). LIT: G. Storm, Om Tidsforholdet mellem Kongespeilet og Stjórn samt B.o.Josafats s..

Bartholomeus saga postola (ANF 3) 1886; H. G. Leach, Angei/in Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; H. Magerøy, B.o.J.s., (KLNM 1) 1956; LOSONP 1963; O. Widding, Et norsk fragment af B.s., (MoM) 1963; ders., Om fragmenter af B.s.o.J. Holm 12 fol. V og NoRA 64, (MoM) 1972; O. E. Haugen, Om tidsforholdet mellom Stjorn og B.o.J.s., (MoM) 1983.

Bartholomeus saga postola, eine Saga über den Hl. Apostel Bartholomäus, die zu den Post­ ola sögur gehört, ist eine bear­ beitete Übertragung einer latein. Vorlage (BHL 1002 u. 1004), die in drei verseh. Ver­ sionen erhalten ist. HSS: (A:) Skarðsbók; AM 645, 4to; AM 652, 4to (13. Jh.); (B:) AM 655, 4to frag. XII-XIII (13. Jh.); (C:) AM 237 b, fol. ED: C. R. Unger, Postola sögur, Chria. 1874; L. Larsson, Isländska handskriften Nr. 645 4° ..., Lund 1885; Ólafur Halldórsson, Sögur úr Skarðsbók, Rv. 1967; (Faks.:) A. Holtsmark, A Book of Miracles ..., Cph. 1938 (= CCI 12); D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 (= EIM 2). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Litera­ tur, Oxford 1953; LOSONP 1963.

Bartholomeuskvæði heißt ein spätma. Gedicht über den Hl. Apostel Bartholomäus. HS: AM 721, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvceði 2, Kbh. 1938.

Basilius saga, eine kurze, in zwei fragm. Fassungen erhal­ tene Heiligensaga über den Hl. Basilius von Caesarea (2. Jän­ ner), den Kirchenlehrer des 4. Jh.s und Metropoliten von Kappadozien, ist eine Übertra­ gung einer latein. Vorlage (BHL 1022); Basilius der Große, der einer der ersten Gründer mönchischer Gemein­

32 schaften war und dessen Vor­ schriften dafür (Ascetica) eine Grundlage für die Benedikti­ nerregel bildeten, war durch die Klarheit seiner Schriften über das mönchische Leben, gegen die Arianer und durch die von ihm geschaffene und bis ins 10. Jh. verwendete Liturgie auch noch im Hoch- und Spätma. beliebt. HSS: (A:) AM 655, 4to frag. VI (13. Jh.); AM 238, fol frag. II (14. Jh.). ED: G. Morgenstern, Arnamagnæanische Fragmente, ..., ein Supplement zu den Heilagra manna sögur, 1893. LIT: G. Morgenstern, Notizen, (ANF 11) 1895; LOSONP 1963.

Beda Venerabilis (673-735), angelsächs. Kleriker und Ge­ lehrter, dessen Schrifttum ne­ ben der Theologie noch die meisten Bereiche der Artes libe­ rales umfassten (Rhetorik, Grammatik, Musik, Astrono­ mie, Komputistik, Historiogra­ phie), wurde erst 1899 formell unter die Kirchenlehrer aufge­ nommen, genoß aber schon seit dem frühen 9. Jh. eine heiligen­ mäßige Verehrung. Von all den zahlreichen Wer­ ken Bedas wurden unseres Wis­ sens nur eine ihm zugeschrie­ bene Predigt (die erste Homilie zum Allerheiligentag im Stock­ holmer und Norweg. Homi­ lienbuch (-> Homilfubok) und ein komputist. Abschnitt der Hauksbók (Jólaskrá Beda prests oder Prognostica temporum) voll­ ständig ins Altnord, übersetzt. Seine Schriften waren jedoch allgemein bekannt und fanden so in die altnord. Literatur Ein­ gang; Stellen aus Aris Isländer­ buch dürften von Bedas Prolog

33 zu seiner Vita S. Cuthberti be­ einflußt sein, der Verfasser der Veraldar saga kannte vermutl. Bedas Chronist. Werk De sex atatibus mundi und die völkerkundl. Aufzählungen der Noachiden-Nachkommen und die Zahl der Sprachen nach dem Turmbau von Babel in der Hauksbók und AM 194, 8vo stimmen mit den von Beda im selben Werk gemachten Anga­ ben überein. In isländ. astro­ nom. Texten fand zudem noch seine Schrift De natura rerum Verwendung. Eine der beliebten Legenden über Beda ist mit anderen Heili­ genlegenden in der SammelHSS 764, 4to erhalten. ED: (Legende Af Beda presti:) T. Möbius, Analecta Norrœna, 1877; G. TurvillePetre, Legendi of England in Icelandit Manuscripts, (The Anglo-Saxons: Studier B. Dickins) London 1959; ED& ÜB: G. Vigfússon, G. W. Dasent, kelandic Sagas 1-2, London 1887-8. LIT: Björn Sigfússon, Um Islendingabók, Rv. 1944; G. Turville-Petre, Origins of Icelandir Literatur?, Oxford 1953, 1975; J. de Vries, ALG 1-2, 21964-7.

Belgskakadrápa (»Taschen­ schüttler-Gedicht«) heißt ein bis auf zweieinhalb Strophen im Dróttkvætt verlorenes Preisgedicht des Skalden —> Pórðr Kolbeinsson auf den La­ dejarl Eirikr Häkonarson; von Þórðs -> Eiríksdrápa ist mehr erhalten, aber es ist nicht ganz sicher, ob nicht einige Strophen dieses Lieds eigentl. zur B. ge­ hören. Der Titel » B. « - sicher­ lich viel jünger als das Gedicht — bezieht sich wohl wie der von Einars Vellekla auf die Absicht des Skalden, dafür Lohn zu be­ kommen.

Benediktiner HSS: Fagrskinna; -» Heimskringla; -> Jómsvíkinga saga; -* Olafs saga hins helga, -* Olafs saga Tryggvasonar; -* Snorra Edda; -» Knýtlinga saga; -» 3. gramm. Traktat. ED: F. Jónsson, Skj. B 1 , 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946; LIT: E. A. Kock, NN 576, 958, 1105, 1113, 1827, 2465; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Benedictus saga, eine Heili­ gensaga über den Hl. Benedic­ tus, ist eine Übertragung einer latein. Vorlage (BHL 1102); bei der Bedeutung der Benedikti­ ner in Island ist es überraschend, daß die B.s. nur in einer einzi­ gen HS erhalten ist. HS: SKB perg. 2, fol (14. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints, Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 (= EIM 4). LIT: F. Jónsson. Litt.hist. 2, 21923; P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 ( = SBM 1937, 7); G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literatur?, Oxford 1953; LOSONP 1963.

Benediktiner, der Mönchsor­ den, welcher der Regel des Hl. Benedikt von Nursia folgte, war spätestens ab der cluniazensischen Reform des 11. Jh. auf lange Zeit der religiös und kul­ turell bedeutendste Orden Eu­ ropas. Die ersten Klöster in Norwegen enstandenen kurz nach Beginn des 12. Jh.s (Niðarholm, Selja, Munkalif). Das er­ ste sicher belegbare isländ. Klo­ ster wurde 1133 in Thingeyrar im Norden gegründet und blieb weiterhin in intensivem, wenn auch nicht immer freundl. Kontakt mit dem Bi­ schofssitz in Hólar und wurde zum wichtigsten intellektuellen Zentrum Nordislands; bedeut-

Bergbúa þáttr ende Gelehrte dieses Klosters waren die Abte —> Karl Jönsson (gest. 1213), -» Bergr Sokkason (gest. 1345) und -► Arngrimr Brandsson (gest. 1361), sowie die Mönche —♦ Oddr Snorrason und —> Gunnlaugr Leifsson (gest. 1218 oder 1219). 1155 ent­ stand das Kloster Pverá (auch Munka-Pvera genannt) in Eyjafjörður, ebenfalls im Norden, dessen erster Abt Nikulás (gest. 1159) war, der Verfasser eines Itinerars ins Hl. Land (-> Leiöarvisir); um 1166 (1168?) wurde schließlich Hitardalr im Westen gegründet, welches aber eher unbedeutend blieb und bald wieder aufgelöst wurde. 1186 wurde ein Nonnenkloster in Kirkjubær und 1296 ein weite­ res in Reynistaður in Skagafjöröur im Norden gegründet. LIT: C. C. A. Lange, De norske Klostres Historie i Middelalderen, Chria. 21856; K. Maurer, Die Bekehrung des norweg. Stammes zum Christenthume 1 -2,18556; Janus Jónssqn, Um klaustrin á Islandi, (Tímarit hins Islenzka Bókmenntafélags 8) 1887; Jón Jóhannesson, Islendinga saga 1, Rv. 1956; E. Walter, Die latein. Spra­ che und Literatur auf Island und in Nor­ wegen bis zum Beginn des 13. Jh.s, (Nordeuropa. Studien 4) 1971.

Bergbúa þáttr ist eine im 13. Jh. entstandene Geschichte über einen Westisländer, der sich auf dem Weg zur Kirche verirrt und in einer Höhle übernachten muß; während der Nacht hört er jemanden 12 Strophen spre­ chen, welche eine Prophezei­ ung im Stil der Völuspá und der Merlínuspá enthalten. Die erste Strophe enthält zwei Zeilen, welche identisch mit dem Re­ frain des Hallmundarflokkr in der Grettis saga sind.

34 HSS: AM 564 a, 4to (Vatnshyrna, ca. 1400); AM 426, fol. ED: Guöbrandr Vigfússon, Bárðar saga Snœjellsáss, ..., Kbh. 1860 (= Nordiske Oldskrifter 27); Guðnijónsson, Islendinga sögur 4, Rv. 1946.

Bergr Sokkason war 1316-17 Mönch im Benediktinerkloster Pingcyrar, 1322 wurde er Prior des Klosters Pverá, 1325 Abt. 1334 legte er dieses Amt nieder, nahm es 1345 wieder auf, starb aber noch im selben Jahr; sonst wissen wir recht wenig über ihn, wenn ihn auch die Lauren­ tius saga als tüchtigen Gelehrten bezeichnet und erwähnt, daß er zahlr. Heiligensagas auf isländ. verfaßt habe. Als Autor einer bestimmten Saga wird er je­ doch nur in zweien, der Mi­ chaels saga und der Nikulaus saga erkibiskups, erwähnt, auch wenn jüngst P. Hallberg auf Grund sprachl. Vergleiche B.S. als den Verfasser anderer Heili­ genleben sehen will. LIT: F. Jönsson, Liu.hist. 3, 21924; P. Hallberg, Jáns saga helga, (Afmælisrit Jöns Helgasonar) Rv. 1969; ders., Om Magnúss saga helga, (Einarsbók) Rv. 1970.

Bergsbók, isländ. Sammel-HS aus der Zeit um 1400, enthält die Olafs saga hclga und die Olafs saga Tryggvasonar und einige geistl. Gedichte; der Name der HS stammt daher, daß die Olafs saga in den ersten Zeilen der HS Bergr Sokkason zugeschrieben wird. HS: SKB perg. 1, fol. ED (Faks.:) G. Lindblad, ß., Cph. 1963 (= EIM 5). LIT: A. Steines, Eit gammalt utdrag or Bergsbok, Oslo 1965 [über die HS XXXI, 1711 in der niedersächs. Landesbibi, in Hannover].

*Bersa saga könnte eine Quelle der Kormáks saga gewe-

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sen sein, ihre Existenz ist aber mehr als ungewiß.

Bersi Skáldtorfuson, ein isländ. Skalde, der um 1020 einen Flokkr auf den Hl. Olaf ver­ faßte, von dem nur drei Stro­ phen erhalten sind. HSS, ED, ÜB: -> Heimskringla; -» Flateyjarbók; Bergsbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 620, 684-686, 2007 F.

Bersi Véleifsson —> Hólmgöngu-Bersi. Bersöglisvisur (»offenherzige Strophen«) heißt ein Gedicht des isländ. Skalden -» Sigvatr Pórðarson, in welchem er den norweg. König Magnús, den Sohn des Hl. Olaf, in offener Sprache auf die wachsende Un­ zufriedenheit der Bevölkerung mit Magnús Härte und Miß­ trauen aufmerksam macht und ihn zu einsichtigerem Verhalten ermahnt. Die 18 Strophen zeigen eine geschickte Verknüpfung von Preislied und Mahnrede. HSS, ED, ÜB: -> Heimskringla; —» Magnúss saga góda; Fagrskinna; Flateyjarbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldiea, Kbh. 21929 (Nach­ druck 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 1113f, 1864Í, 1982; J. de Vries, ALG 1, 21964.

Bertrams saga (greifa) ist eine im 17. Jh. entstandene Island. Übersetzung des dän. Volks­ buchs En Doctors Datter, einer Übersetzung des dt. Volks­ buchs Giletta, das seinerseits eine Teilübersetzung aus Boc­ caccios Dekamerone ist; die is­ länd. Version ist in vier ver­

Bevers saga schiedenen Fassungen und ei­ nem Rimurzyklus erhalten. HSS: (A:) AM 578 d, 4to; (B:) BM Add. 4857; (C:) BM Add. 11.158; (D:) Lbs 644, 4to. LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Berudrápa ist ein Schildge­ dicht des Skalden —► Egill Skallagrimsson, von dem nur die An­ fangsstrophe erhalten ist und über dessen Entstehung die Egils saga Skallagrimssonar Kap. 79 berichtet; der Titel be­ zieht sich auf die Überbringung des Schilds. HSS, ED und ÜB: -> Egils saga Skalla­ grimssonar. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912. LIT: E. A. Kock, NN 236, 1043.

Bevers saga (oder Bevis saga), eine Ende des 13. Jh.s in Nor­ wegen oder Island angefertigte Übertragung des anglonormann. Vcrsepos Boeve de Haumtone. Der Übersetzer hat das Original gekürzt, aber nicht zum Nachteil des Werkes, das immer noch recht umfang­ reich, aber gut erzählt ist. Be­ ver, ein engl. Prinz, wird von seinem Stiefvater ausgesetzt, aber aufgezogen und schließl. als Sklave verkauft; er gelangt in Ägypten zu hohen Ehren, wo sich auch die Königstocher Josvena in ihn verhebt; ihretwe­ gen muß er sieben Jahre in ei­ nem Kerker schmachten. Jos­ vena wurde inzw. zwar verhei­ ratet, hat sich aber mittels eines Keuschheitsgürtels die Jung­ fräulichkeit bewahrt, und Be­ ver kann sie befreien, und sie können mit Hilfe eines schreckl., aber ihnen ergebenen

Bibelübersetzung und Bibeldichtung

Riesen die Heimat erreichen, wo Josvena und der Riese ge­ tauft werden; nach verseh. Abenteuern kann der Held seine inzw. wieder entführte, aber auch diesmal standhafte Geliebte heiraten, womit aber seine Kämpfe noch keineswegs zu Ende sind. Schließl. jedoch sterben beide eines natürl. To­ des. Die spannende, an ständig neuen Wendungen reiche Saga enthält zwar nur relativ wenige phantast. Elemente, nimmt aber sonst bereits einen Gutteil des Motivinventars der origina­ len Riddarasögur vorweg, zu deren Vorbildern die B.s. si­ chert gehört hat. HSS: AM 567, 4to II u. VII (insges. 3 Blätter aus 2 verseh. HSS des 14. Jh.s); SKB perg. 6, 4to und SKB perg. 7, fol (beide nicht ganz vollst., ca. 14()0 und 15. Jh.); über 10 Papier-HSS. ED: G. Cederschiöld, Fornsögur SuðrIanda, Lund 1884; Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 1, Rv. 1949; J. W. LifTmann, G. Stephens, Herr Ivan Lejon-Riddaren .... Stockholm 1849 (= SSFS 2) [Aus­ zug]; (Faks.:) D. Slay, Romances. Perg. 4:o nr 6 ..., Cph. 1972 ( = EIM 10). ÜB: H. Gering, (in G. Cederschiölds Ausgabe, etwas kürzend). LIT: E. Kolbing, Studien zur Bevis saga, (PBB 19) 1894; H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; E. F. Halvorsen, B.s., (KLNM 21) 1977; P. Skårup, Er B.s. og Olif & Landres oversat fra engelsk, (Gripla 4) 1980; C. Sanders, B.s., (DicMA 2) 1982; J. Glauser, Isländ. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Rom­ ances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Bibelübersetzung und Bi­ beldichtung. Eine echte Bibel­ übersetzung im modernen Sinn ist in altwestnord. Sprache nicht erhalten und dürfte auch nicht existiert haben. Einer Überset­

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zung am nächsten steht die um­ fangreiche, kurz nach 1300 in Norwegen entstandene Kom­ pilation -> Stjórn, eine Über­ setzung der ersten Bücher des Alten Testaments, die bis zum 2. Buch Moses mit Übersetzun­ gen zahlreicher patrist, und ma. Kommentare stark geschwellt wurde und auch in der Folge als reine Übertragung über das 2. Buch der Könige nicht hinaus­ gelangte. Die kanon. Schriften der Bibel sind jedoch in der ma. Rezep­ tion nicht von apokryphen Schriften und Legenden zu trennen, und dementsprechend ist auch im ma. Island die Bibel­ dichtung nicht aus dem Ge­ samtbereich der -» hagiograph. Literatur herauszulösen, wenn auch etwa die altnord. Apostelviten (—> Postola sögur) oder die Gedichte über Christus und das Hl. Kreuz (-» Kristskvæði, -» Krosskvæði, —» Krossvísur) sich stärker an die bibl. Schrif­ ten anlehnten als andere, mehr legendär, gefärbte Texte. In den Homilienbüchern (-» Homiliubók) ist die Vermischung ka­ non. und legendär. Schrifttums ebenso anzutreffen wie in zahl­ reichen relig. Skaldengedichten (z.B. Lilja), aber alle diese Texte sind eher als relig. Literatur im weiteren Sinn denn als Bibel­ dichtung oder Bibelbearbeitun­ gen zu bezeichnen. Wie ver­ breitet Bibelkenntnis jedoch war, zeigen die vielen in allen literar. Gattungen zu findenden Bibelzitate. LIT: J. Belsheim, Af Bibeln paa norskislandsk (norröna) i Middelalderen, Kria.

37 1884; F. Paasche, Hedenskap og kristen­ dom, Oslo 1948; J. Gallen, Bibel, (KLNM 1) 1956; ders., Bibelkommentarer, (ibid.); H. Johansson, J. Gallen, D. A. Seip, Bibelöversättning, (ibid.); I. J. Kirby, Biblical Quotation in Old Icelandic-Norwegian Religious Literature 1-2, Rv. 1976-80 (= Rit 10-11); ders.. Bible Translation in Old Norse, Genéve 1986.

Bibliotheksinventare sind im ma. Island ab dem frühen 14. Jh. erhalten und können trotz der nicht immer verständl. Ti­ telzitate Aufschluß über den Bücherbestand im Ma. geben, wenn auch der Großteil der er­ faßten Bücher in den Kirchenund Klosterbibliotheken liturg. Art war; die ältesten B. stam­ men aus Vellir (1318), Hólar (1374 und 1396), Viöey (1397), Helgafell (1397) und Möðruvellir (1461). ED: Diplomatarium Islandicum, 2-4, Kph. 1888-1895. LIT: E. Olmer, Boksamlinger pa Island 1179-1490, Göteborg 1902; O. A. John­ sen, Norske geistliges og kirkelige institutioners bogsamlinger i den senere middelalder, (Sprogelige og historiske afhandlinger viede S. Bugge minde) Kria. 1908; Guöbrandur Jónsson, Islenzk bókasöfn fyrir siðabyltinguna, (Landsbókasafn Islands. Árbók 1945-47. Afmæliskveíya til Hall­ dors Hermannssonar) 1948; Tryggvi J. Oleson, Book Collections of Mediaeval Icelandic Churches, (Speculum 32) 1957; ders., Book Collections of Icelandic Chur­ ches in the Fifteenth Century, (Nordisk Tidskrift för Bok- och Bibliotheksväsen 47) 1960; Magnús Már Lárusson, Biblio­ tek: Island, (KLNM 1) 1960; Eirikur Pormóðsson, Bókaeign Möðruvallaklausturs 1461, (Mímir 12) 1968; Stefán Karlsson, Islandsk Bogeksport til Norge i Middelal­ deren, (MoM) 1979.

Bildgedicht. Eine Anzahl von Skaldengcdichten beschreiben bildl. Darstellungen mytholog. oder heroischer Stoffe; dazu zählen einige der ältesten Skal­ dengedichte, so Bragis Ragnars-

Biskupa sögur

drápa, Pjóðólfs Haustlöng und Egils Berudrápa, die Szenen auf bemalten Schilden beschreiben und demnach genauer als —> Schildgedichte zu bezeichnen sind. Zu den B.en ist aber auch Ulfs Húsdrápa zu stellen, wel­ che die geschnitzten Szenen an der Wand in einem isländ. Bau­ ernhof beschreibt, und Teile an­ derer Gedichte (Strophen von Illugi Bryndælaskáld und Pórfinnr munnr), bei denen wir aber nicht wissen, um welche Art von bildl. Vorlage es sich handelte. LIT: H. Lie, Billedbeskrivende (KLNM 1) 1956.

dikt,

Binnenreim oder Innenreim -> Hending. Bisclaret ist die in den -» Strengleikar zu findende altnord. Prosaübersetzung eines altfranz. lais, das eine Werwolf­ erzählung zum Inhalt hat; der norweg. Übersetzer fugt hinzu, daß auch er in seiner Kindheit von Werwölfen gehört habe.

Biskupa sögur (»BischofsSagas«) ist die seit der Ausgabe von 1858-78 gebräuchl. Be­ zeichnung für solche Texte aus dem Bereich der -» hagiograph. Literatur, die sich mit den Leben einiger isländ. Bi­ schöfe vom 12. bis zum 14. Jh. beschäftigen; -> Jons saga helga, Þorláks saga, Guðmundar saga, Hungrvaka, Páls saga, Arna saga, Laurentius saga. ED: [Guðbrandur Vigfússon, Jón Sigurössonj, B.s. 1-2, Kph. 1858-78; Jón Helgason, Byskupa sqgur 1-2, Kbh. 1938-78 ( = EA A 13, 1-2); Guðni Jónsson, Byskupa sögur 1-3, Rv. 1948, 21953; (Faks.:) Jón

Bjarka rimur Helgason, Byskupa sqgur, Cph. 1950 ( = CCI 19); Stefán Karlsson, Sagas of Icelandic Bishops, Cph. 1967 (- EIM 7). ÜB: W. Baetke, Islands Besiedlung und älteste Geschichte, 1928, 21967 (= Thule 23) [kurze Auszüge aus Hungrvaka, Porláks saga, Páls saga, Guðmundar saga, Ama saga, Laurentius saga].

Bjarka rimur, eine Versbearbeitung des Abschnitts von Böðvarr bjarki und Hjalti in der Hrólfs saga kraka, wobei die Bearbeitung aber von der uns erhaltenen Form der Saga ab­ weicht, Hinweise auf andere Stellen aus der Saga enthält, und am Anfang möglicher­ weise auch die *Skjöldunga saga verwendet. Die nur fragmentar. erhaltenen B. r. stam­ men vermutl. aus der ersten Hälfte des 15. Jh.s. HSS: AM 146, 8vo; SKB perg. 22, 4to. ED: F. Jónsson, Hrólfs saga kraka og B.r., Kbh. 1904. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island t det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Bjarkamál (» Bjarki-Lied «). B. in fornu (»die alten B.«) ist der Name eines Gedichts, wel­ ches - laut Olafs saga helga und Fóstbrœöra saga - der Skalde Þormóðr Kolbrúnarskáld vor der Schlacht bei Stiklastaðir 1030 zum Ansporn vor versam­ meltem Heer vortrug. Die be­ eindruckten Kämpfer nannten das Gedicht »Húskarla-hvöt« (»Anspornung des Gefolges«), ein Titel, der gut zu den ersten beiden Stophen paßt, die in der Olafs saga zitiert werden und die eine kraftvolle Aufforde­ rung zu Gefolgschaftstreue und heroischen Kampfestaten dar­

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stellen. Weitere drei Strophen der B., die vorwiegend aus hero­ ischen Kenningar für Gold be­ stehen, zitiert Snorri in seiner Edda, und zwei weitere Frag­ mente, von denen eines sich auf den Tod von Hrólfr kraki be­ zieht, finden sich in der sogen. Laufás-Edda. Diese Trümmer sind für eine Rekonstruktion des ganzen Gedichts völlig un­ zureichend; allerdings wird auch in der Hrólfs saga kraka, die ihren Bericht über den Tod Hrólfs aus der B. schöpft, be­ schrieben, wie der Krieger Hjalti den König und sein Ge­ folge in der Nacht eines über­ raschenden Angriffs weckt. Noch wichtiger für die Kennt­ nis des Inhalts ist die latein. Übersetzung des Liedes durch —► Saxo Grammaticus, die zwar wortreich und blumig ist, aber dennoch deutlich erkennen läßt, daß es sich um dasselbe Gedicht handelt, das I’ormóðr vortrug und der Autor der Hrólfs saga verwendete. Das Datum der Entstehung der B. ist unsicher, es könnte schon ir­ gendwann im 10. Jh. liegen, al­ lerdings sind die Angaben der Olafs saga kaum histor., sodaß keiner der Belege vor das 12. Jh. fällt. HSS: s.o. ED: T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; A. Heusler, W. Ranisch, Eddica Minora, 1903; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders.. Carmina Scaldica Kbh. 21924 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: A. Olrik, Dansk Heltedigtning, Kbh. 1903; K. Schier, B., (KLL 1) 1967; H. Kuhn, Uns ist Fahrwind gegeben widerden Tod, (ZfdA 106) 1977; E. Marold, B„ (Hoops 3) 21977; H. Lie, B„ (KLNM

39 21) 1977; K. v. See, Hastings, Stiklastaðir und Langemarck, (GRM 57) 1976; ders., Htiskarla hvqt. Nochmals zum Alter der Bjarkamál, (Speculum Norroenum) Odense 1981.

Bjarkeyjarréttr hinn eldri, norweg. Gesetze fiir Märkte und Städte, Handel und See­ fahrt. Die ältesten erhaltenen Fragmente stammen aus der Zeit um 1100. HSS: AM 60, 4to; AM 316, fol. ED: Norges gamle love indtil 1387 1, Chria. 1946.

Bjarnar saga Hítdœlakappa (»Saga von Björn dem Hitdada-Kämpfer «), Isländersaga; die B.s.H. hat dieselben we­ send. Handlungselemente wie die Gunnlaugs saga ormstungu: Björn ist ein junger isländ. Skalde, der ins Ausland geht und seine Braut zurückläßt, die drei Jahre aufihn warten soll. In Norwegen lernt er einen ande­ ren Skalden, Pórðr, kennen, der vor ihm nach Island zurück­ kehrt und berichtet, daß Björn tot sei, und dann selbst das Mädchen heiratet. Inzw. macht sich der nichtsahnende Björn bei Kämpfen in Rußland (wo er fiir den Sieg in einem Zwei­ kampf den Beinamen Hitdoelakappi bekommt) und in Frank­ reich einen Namen. Nach seiner Rückkehr nach Island wohnt Björn sogar eine Zeitlang bei Pórðr und seiner Frau, aber die Feindschaft zw. beiden bricht wieder aus und schließl. wird Björn von Pórðr getötet. Die Saga dürfte um 1220 ver­ faßt worden sein, und wird in der Grettis saga (Kap. 58) zi­ tiert; der Anfang der Saga ist

Bjarni Kolbeinsson

verloren und Kap. 14 endet in einer Lacuna. HSS: 2 Pergamentfragm. aus dem 14. Jh. (AM 162 F, fol); sonst nur Papier-HSS aus dem 17. Jh. (AM 551 d a, 4to, AM 157 b, fol). ED: Sigurður Nordal, Guðni Jónsson, Borg/irdm.ga sßgwr Rv. 1938 (= IF 3). ÜB: F. Niedner, Vier Skaldengesch., 1914, 21964 (= Thule 9). LIT: W. H. Vogt, Die Bjarnar saga hitdœlakappa, (ANF 37) 1921; H. Nau­ mann, Morungen, Björn und Gunnlaug, (PBB 62) 1950; Bjarni Einarson, Skáldasögur, Rv. 1961; J. L. Simon, Same Aspects of the Verses in Bjarnar saga, (Parergon 22) 1978; T. M. Andersson, B.s.h., (DicMA 2) 1983.

Bjarni Hallbjarnarson Gullbrárskáld (»B.H. der GoldBrauen-Skalde«) war ein is­ länd. Skalde im 11. Jh., der auf den norweg. Häuptling Kálfr Arnason - einen der Feinde des Hl. Olaf — ein Gedicht namens Kalfsflokkr verfaßte, von dem 8 Strophen erhalten sind und das um oder kurz nach 1050 ent­ standen sein muß; er geht unter anderem auf die Schlacht von Stiklastaör (1030) ein, bei der angebl. Kálfr dem Hl. Olaf den Todesstoß versetzt haben soll. HSS, ED, ÜB: -* Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 1909, 2039; J. de Vries, ALG 1, 21964.

Bjarni Kolbeinsson, Sohn des Häuptlings Kolbeinn hrüga und Enkel des Orkadenjarls Páll Porfinsson, war ab ca. 1190 Bi­ schof der Orkney-Inseln und starb 1222; es war hauptsächl. B.s Verdienst, daß der Jarl Rögnvald Kali (gest. 1158) 1192 heiliggesprochen wurde. Bjarni war auch ein begabter Dichter und der Verfasser der —> Jómsvíkingadrápa.

Björn Arngeirsson Hítdœlakappi LIT: A. Holtsmark, Bjarni biskop og hans forfatterskap, (Edda 37) 1937; R. Frank, B.K., (DicMA 2) 1983.

Björn Arngeirsson Hítdœlakappi ist der Held der —» Bjarnar saga Hitdcelakappa. In der Saga werden B. eine ganze Reihe von Strophen zugeschrie­ ben. Die meisten sind lose Stro­ phen über den Streit mit seinem Widersacher Pórðr, drei Stro­ phen gehören zu einem Gedicht namens Grámagaflím (» Steinbeißer-Spottlied«), in dem er Þórðr vorwirft, dieser stamme zum Teil von diesem häßlichen Fisch ab. Ob alle diese Strophen wirklich von B.A.H. stammen, ist ungewiß, es läßt sich nicht einmal mit Sicherheit feststel­ len, ob alle älter als die Saga sind, obwohl einige von ihnen als Quelle des Sagaautors ge­ dient haben dürften. HSS, ED, ÜB: -» Bjarnar Saga Hítdœlakappa. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: H. Gering, Beitr. zur kritik und erklärung skald, dichtungen, (ZfdPh 44) 1912; E. A. Kock, NN 741-766; Bjami Einarsson, Skáldasögur, Rv. 1961; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976.

Björn Ásbrandsson Breiðvíkingakappi, ein Häuptling aus Breiðavík auf Snæfellsness im äußersten Westen Islands, ist eine der Hauptfiguren der —► Eyrbyggja saga. In dieser Saga sind auch ein halbes Dutzend Skaldenstrophen B.s überlie­ fert, die am ehesten als Liebes­ gedichte zu bezeichnen sind; ob diese Strophen allerdings wirkl. von ihm stammen und im spä­ ten 10. Jh. entstanden sind, ist keineswegs sicher.

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HSS, ED, ÜB: -> Eyrbyggja saga.

Björn krepphendi (»Björn mit den verkrüppelten Hän­ den «) ein isländ. Skalde am Beginn des 12. Jh.s, von des­ sen Magnússdrápa auf König Magnús berfcetr neun Strophen im Dróttkvætt erhalten sind. HSS: Morkin&kinna; Fríssbók; -* Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 915, 1068, 1148-49, 2046; B. Fidjcstøl, Del norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

*Blágagladrápa (» RabenDrápa«) ist der Name eines verlorenen Gedichts auf König Harald harðráði, das im —» Arnórs þáttr jarlaskálds diesem Skalden zugeschrieben wird. Blakkr skáld isländ. Skalde des 12. Jh.s, von dem nur drei­ einhalb Dróttkvættstrophen er­ halten sind, darunter geringe Reste einer Breiðskeggsdrápa; B.s. wird im Skáldatal unter den Skalden des norweg. Kö­ nigs Sverrir (gest. 1202) ge­ nannt. HSS: Flateyjarbók; -* Sverris saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946.

Blasius saga, eine Heiligensaga über den Hl. Blasius, einen Märtyrer des 3. Jh.s (3. Feber), der zu den 14 Nothelfern ge­ zählt wird, beruht auf einer latein. Vorlage (BHL 1377). HSS: AM 623, 4to (13. Jh.); SKB perg. 2, fol (14. Jh.); AM 655 frag. VI u. IX, 4to (12. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna segur 1, Chria. 1877; F. Jónsson, AM 623, 4°.Helgensagaer, Kbh. 1927 (= SUGNL 52); (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints.

41 Perg.fol nr. 2..Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 923; LOSONP 1963.

Blavus ritnur og Viktors, eine Versbearbeitung der -» Viktors saga ok Biavus aus der ersten Hälfte des 15. Jh.s. HSS: AM 604 c, 4to; AM 616 b. 4to (frag)ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Blóð-Egils þáttr ist eine Epi­ sode aus der Knýtlinga saga und handelt von Egill Ragnarsson, der auf Grund seines Reichtums bei König Knút beschuldigt wird, eine Schiffsmannschaft erschlagen und beraubt zu ha­ ben und den der König dafür töten läßt. Die Erzählung weist deutl. Parallelen zu der Ge­ schichte von Þórólfr Skallagrimssonar in der Egils saga auf. HSS, ED & ÜB: -» Knýtlinga saga; -» Flateyjarbók. LIT: Bjarni Einarsson, On the »BlóðEgill« episode in Knýtlinga saga, (Sagnaskemmtun. Studies H. Pålsson) 1986.

Blómstrvalla saga ist eine wohl im 14., möglicherweise auch erst im 15. Jh. entstandene originale Riddarasaga, die deutl. Anleihen von der Piöreks saga genommen hat. Sie ist nur in Papier-HSS ab dem 17. Jh. erhalten. - Aki und Etgardr sind Söhne des Fürsten von Fricilia, und als Etgarör eines Tages durch einen Flugdrachen ent­ führt wird, macht sich Aki auf die Suche nach ihm. Nach lang­ wierigen Abenteuern treffen sie

Böðvarr bald aufeinander, als sie unbekann­ terweise auf der Ebene Blómstrvellir im Turnier ge­ geneinander antreten. In dieser höfischen Umgebung erkennen sie einander wieder und beste­ hen gemeinsam noch einige Abenteuer, bevor es eine Mas­ senhochzeit der meisten han­ delnden Personen gibt. HSS: AM 522, 4to; AM 523, 4co; SKB 50 pap., fol; SKB 5 pap., 4to; ca. 30 weitere Papier-HSS. ED: F. H. v. d. Hagen, Altnord. Sagen und Lieder, [1814]; T. Möbius, B.s., 1855; Pálmi Pálsson, B.s., Rv. 1882; F. Hugus, B.s., Diss. Chicago 1972. [Aus­ züge:] F. H. v. d. Hagen, Sammlung für altdt.e Literatur und Kunst 1,1,1812; W. Grimm, Die dt.e Heldensage, 1829, 21867, 31889. LIT: G. Lange, Die Blomsturvallasaga und ihr Verhältniß zur Vilkinasaga, 1832; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; F. Hugus, B.s. and Þiðriks saga af Bern, (SS 46) 1974; ders., Some Notes on the Sources of B.s., (Opuscula 5) Kbh. 1975 (= BiblArn 31); M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & Lon­ don 1985 (= Islandica 44).

♦Böðmóðs saga gerpis ok Grímólfs (» Saga vom tapferen Böðtnóðr und G.«) hieß eine nicht erhaltene Isländersaga, die in der Landnámabók (S 161) und in einer damit fast ident. Stelle der Grettis saga (Kap. 12, hier als Böðmóds saga ok Grimólfs ok Gerpis bezeichnet) er­ wähnt wird. LIT: Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941.

Böðvarr balti (»Böðvarr Bär«), ein isländ. Skalde, der im Skáldatal unter den Skalden des Königs Sigurd Haraldsson genannt wird und von dem auch zwei ganze und zwei halbe

Böðvars þáttr bjarka Strophen einer Sigurðardrápa erhalten sind, die etwa Mitte des 12. Jh.s entstanden sein dürfte. HSS: Morkinskinna; -+ Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806,971 f, 1370; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

42 Olsen, Det Arnamagnœanske haandskrift 81 a fol 1-3, Kria. 1910-1926; längere Fassung: FMS 11, Kph. 1835. LIT: K. Helle, Omkring B.s., Bergen 1959; N. Bjørgo, Hákonar saga og Bqglunga sqgur, (MoM) 1968; H. Jensen, Fragmenter af et kongesage handskrift fra det 13. aarhundrede, (Opuscula 6) Kbh. 1979 (= BiblArn 33).

Bœjarbók, Name zweier HSS der Olafs saga hins helga hin mesta: AM 73 b, fol (nur 4 Bl., ca. 1400; Abschrift: AM 73 a, fol, ca. 1700, benannt nach dem Hof Bær in Rauöasandur), und AM 75 a, fol, ca. 1300, nach dem Hof Bær in Borgarfjörður.

Böðvars þáttr bjarka ist ein Abschnitt der —> Hrólfs saga kraka. Böglunga sögur (»Sagas von den Baglar«) sind ein Cyklus von Sagas, die den Kampf zw. den Birkibeinar und den Baglar nach dem Tod von König Sverrir 1202 um die Herrschaft in Norwegen erzählen; sie enthal­ ten eine Hákonar saga Sverrissonar, eine Guttorms saga Siguröarsonar und eine Inga saga Baröarsonar. Die B.s. bilden eine Kontinuität und überbrükken damit die Lücke zw. der Sverris saga und der Hákonar saga Hákonarsonar. Die Sagas sind in zwei Versionen erhalten, einer ursprünglicheren kürze­ ren, die wahrscheinl. von einem Isländer kurz nach 1208 verfaßt wurde und mit dem Friedens­ schluß der beiden Parteien im Jahr 1208 endet (die nachfol­ genden Kapitel sind spätere Zu­ sätze), und einer längeren jün­ geren, möglicherweise aus der Zeit zw. 1220-1230, die bis zum Tod von König Ingi 1217 reicht.

HSS: Flateyjarbók; Fagrskinna; —► Heimskringla; -* Olafs saga hins helga; -» Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 1142, 1249, 1793, 1834, 2035f; E. O. G. TurvillePetre, Haraldr the Hard-ruler and his Poets, London 1968; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

HSS: Kürzere Fassung: Eirspennill (AM 47, 4to) und Skálholtsbók yngsta (AM 81, fol); längere Fassung: AM 325 VIII 4b-c, 4to (Perg.frag.) u. dän. Überset­ zung von Peder Claussöns Friis. ED: Kürzere Fassung: F. Jónsson, Eir­ spennill, Kria. 1913; A. Kjær, L. Holm-

Bolla þáttr Bollasonar (»Ge­ schichte von Bolli Bollason«) war nie eine unabhängige Er­ zählung, sondern wurde, wohl um 1300, als Fortsetzung zur —>

Bölverkr Arnórsson war ein isländ. Skalde des 11. Jh.s und Bruder des viel bekannteren Skalden -> Þjóðólfr Arnórsson. Von B.A., der wie sein Bruder als Hofdichter beim norweg. König Haraldr harðráði tätig war, sind nur achteinhalb Dróttkvættstrophen erhalten, die offenbar alle zu einem Ge­ dicht auf Harald gehören, wel­ ches wohl nach 1048 entstanden ist, da neben den Kriegstaten in Afrika und Sizilien auch Ha­ ralds Zug nach Dänemark in diesem Jahr erwähnt wird.

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Laxdæla saga verfaßt und findet sich als Teil derselben in den HSS (Kap. 79-88). ED: E. Ol. Sveinsson, Laxdoela saga, Rv. 1934 (= ÍF 5).

BorgfirÖinga sögur (»Sagas über die Bewohner des Borgafjord-Distrikts«) ist ein neuzeitl. Sammelbegriff, mit dem Herausgeber Sagas zusammen­ fassen, die in diesem Bezirk im Westen Islands (nördl. von Reykjavik) handeln: HœnsaPóris saga, Gunnlaugs saga ormstungu, Bjarnar saga hítdœlakappa, Heiðarvíga saga, Gísls þáttr Illugasonar, SigurÖar þáttr borgfirzka, Einars þáttr Skúlasonar, Hellismanna saga, Helga saga Hallvarðssonar und die Egils saga Skallagn'mssonar; keine der Ausgaben enthält je­ doch alle diese Sagas. ED: Sigurður Nordal, Guðni Jónsson, Borgfrðinga SQgur, Rv. 1938 (= ÍF 3); Guðni Jónsson, B.s., Rv. 1946 (= íslendinga sogur 2).

Bósa rimur, eine Versbearbeitung einer verlorenen Version der Bósa saga ok Herrauðs, die wohl um 1500 in Westisland entstand. HSS: SKB perg. 23, 4to; AM 146 a, 8vo. ED: O. L. Jiriczek, Die B.r., 1894, Nachdr. 1977 (= Germanist. Abh. 10); Ólafur Halldórsson, B. r., Rv. 1974 ( = Rit 5). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Bosa saga (ok Herrauds) ist eine abenteuerl. Fornaldarsaga, die in zwei teils recht abweich­ enden Fassungen erhalten ist, deren ältere wohl aus dem 14.

Bósa saga (ok Herrauds) Jh. stammt. Der Held der Saga, der Bauernsohn Bósi, wird von König Hringr von Ostergötland geächtet, aber er und sein Blutsbruder, Hrings Sohn Herrauör, werden durch Bósis Ziehmutter Buslas Runenzau­ bersprüche (Buslubœn) gerettet und auf eine abenteuerl. Fahrt nach Bjarmaland gesandt. Dort befreien sie die Prinzessin Hleiör, Tochter König Gudmunds von Glæsisvellir, wobei Bósi von der Hilfe verschiede­ ner Bauernmädchen profitiert, mit denen er eine Reihe ko­ misch-frivoler Abenteuer er­ lebt. Bevor Herrauðr Hleiör heiraten kann, wird Hringr er­ schlagen und Hleiör entfuhrt, worauf die Blutsbrüder erneut ausziehen und nicht nur Hleiör befreien, sondern noch die Prinzessin Edda von Bjarma­ land für Bósi gewinnen; auch in einem phantast. Gefecht mit dem Heer von Glæsisvellir kön­ nen sie siegen, sodaß den stereo­ typen Hochzeiten am Ende der unterhaltsamen Saga nichts ent­ gegensteht. Die Saga hat eine Reihe literar. Topoi - so die Figur König Gudmunds von Glæsisvellir - und stereotype Motive - Brautwerbung, magi­ sche Schlacht - mit anderen jüngeren Fornaldarsögur ge­ meinsam, ist aber straff durch­ komponiert und humorvoll aufbereitet und daher wesent­ lich ansprechender als viele ver­ wandte Sagas. HSS: AM 577, 4to; AM 510, 4to; AM 586, 4to. ED: FAS1 3; FAS2 3; O. L. Jirizcek, Die B.-s. in zwei Fassungen nebst Proben aus den Bósa-Rímur, 1893; FAS3 2.

Bragaræður ED + ÜB (lat.:) O. Verelius, Herrauds och Bosa saga ..Upsala 1666. ÜB: (dt.:) L. Ettmüller, Altnord. Sagen­ schatz, 1870, Reprint 1970; (engl.:) H. Pálsson, P. Edwards, Seven Viking Rom­ ances, Harmondsworth 1986. LIT: O. L. Jirizcek, Zur Geschichte der B.S., 1893; E. F. Halvorsen, B.s., (KLNM 2) 1957; C. W. Thompson, The Runes in B.S.O.H., (SS 50) 1978; ders., B.s.o.H., (DicMA 2) 1983; R. Power, Journeys to the north in the Icelandic Fornaldarsögur, (Arv 40) 1984.

Bragaræður (»Bragis Gesprä­ che «) heißt der Prolog zum Abschnitt -» Skáldskaparmál in der Snorra-Edda, weil darin der Meergott Ægir sich mit dem Dichtergott Bragi über einige alte Mythen unterhält.

Bragða-Mágus saga —> Ma­ gus saga jarls.

Bragða-ölvis saga (»Saga vom schlauen Olvir«) ist eine erst im späten 16. Jh. auf Grund der -> Olvis rimur sterka ver­ faßte Saga über den Norweger Olvir, der vom dän. König be­ auftragt wird, den russ. Wikin­ ger Haki zu töten; nach man­ cherlei Abenteuern, bei denen Olvir sein wunderbares Schwert und ein Zaubergürtel zugute kommen, kann er diesen Auftrag erfüllen. HSS: AM 601 b, 4to (17. Jh.); AM 395, fol; BM Add. 4859; BM Add. 4875 (18. Jh.).

Bragi, Gott der Dichtkunst; ausdrückl. wird er als solcher jedoch nur von Snorri (Gylfaginning 25, Skáldskaparmál 1) und in der Lokasenna (8-14) ge­ nannt; es ist als sicher anzuneh­ men, daß es sich dabei um eine stufenweise Vergöttlichung des

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Skalden —> Bragi enn gamli in der Literatur handelt, den schon die Dichter der Hákonarmál und der Eiríksmál Ende des 10. Jh.s die Helden in Walhall be­ grüßen ließen, damit aber sicher nur einen besonders verdienten Toten nennen wollten. Von da war es dann nicht mehr weit bis zu den Mythographen des Hochma. wie Snorri, die in B. nicht nur den bedeutendsten al­ ler Dichter, sondern auf Grund der Überinterpretation dieser Quellen einen Gott sahen. LIT: E. Mogk, B. als Gott und Dichter, (PBB 12) 1887; H. b. d. Wieden, B., (ZfdPh 80) 1961; R. Simek, Lex. der german. Mythologie, 1984 (= K.TA 368).

Bragi enn gamli Boddason ist der erste Skalde, dessen Werk überliefert ist. B. wirkte im 9. Jh. in Norwegen, viel­ leicht auch in Schweden, eine genauere Datierung ist schwie­ rig, da er laut Genealogien der Landnámabók und der Egils saga zwar zw. 835 und 900 ge­ lebt hätte, andererseits aber der im —► Skáldatal genannte Kö­ nig Björn at Haugi in Schwe­ den, an dessen Hof B. gewirkt habe, mit dem König Bern von Birka identifiziert wird, den der Hl. Anskar um 830 besuchte; demnach müßte also B. schon eine Generation älter sein. Neben wenigen Lausavisur sind uns von B. nur 20 Strophen und Halbstrophen seines Schildge­ dichts —> Ragnarsdrápa erhal­ ten. Sein Ruhm war aber schon Ende des 10. Jh.s so groß, daß er als eine Art Dichterfürst oder Halbgott in den Walhallstro­

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phen der Eireksmál 3 (entstan­ den 954) und der Hákonarmál 14 (961) erwähnt wurde, und jüngere Eddalieder (Lokasenna, Grímnismál) ebenso wie Snorri (Gylfaginning 25) zählen ihn bereits zu den Asengöttern. LIT: Jón Jóhannesson, BjQrn at Haugi, (Saga-Book 17) 1966/69; F. Jónsson, Brage skald, (APhSc 5) 1930/31; R. Frank, Bragi Boddason the Old, (DicMA 2) 1983.

Brandanus saga, eine kurze Heiligensaga über den irischen Hl. Brandan, beruht auf dem Mittelteil der latein. Navigatio Sancti Brendani. HS: NRA frag. 68 (14. Jh.) ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877. ED des Originals; BHL 1436; C. Selmer, Navigatio Sancti Brendani Abbatis, Paris 1959. LIT: LOSONP 1963.

Brandkrossa þáttr (»Ge­ schichte vom [Ochsen] Brandkrossi«); dieser kurze Islendingaþáttr hat seinen Namen von einem besonders wertvollen Ochsen (der seinen Namen nach den braunen Flecken und dem weißen Kreuz auf der Stirn hat), der einem Isländer wegge­ zaubert wird. Der niederge­ schlagene Eigentümer Grimr reist nach Norwegen, wo er den Mann triftt, der für das Verschwinden des Ochsen ver­ antwortlich ist, und heiratet schließlich dessen Tochter. Der B.þ. wurde, wohl in der 2. Hälfte des 13. Jhs., als Fortset­ zung zur Droplaugarsonar saga verfaßt und zerfällt in zwei Teile: Kap. 1, das auf der Landnámabók beruht, erzählt von den Vorfahren Helgi Asbjarnarsons, der Rest beschäftigt sich

Brandr Jónsson

mit den Vorfahren mütterli­ cherseits der Droplaugarsöhne. HSS: SKB pap. 35, fol; AM 426. fol; AM 164 k, fol; (17. Jh.). ED: Jakob Jakobsen, Austfirðinga sQgur, Kbh. 1902-3 ( = SUGNL 29);JónJóhannesson, Austßrdinga sqgur, Rv. 1950 (IF 11). .. ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 2, Oxford 1905.

Brandr Jónssoti stammte aus der vornehmen isländ. Familie der Freysgyðlingar (»Ge­ schlecht von Pórðr Freysgoði«), die im 13. Jh. manch­ mal auch als Svinfellingar (»Geschlecht aus Svinafell«) bezeichnet wurden. Uber B. Js. Jugend wissen wir wenig; die isländ. Annalen vermerken zum Jahr 1232 nur, daß er nach Island zurückkam, was er im Ausland tat, ist unbekannt. Ab 1238 wird er einigemale in der Sturlunga saga erwähnt, übli­ cherweise in einer Rolle als Frie­ densstifter. Von 1247 bis 1262 war er Abt des Augustinerstiftes in Pykkvibær i Ver, 1250 bis 1254 Officialis der Diözese Skálholt und von 1263 bis zu seinem Tod am 26. Mai 1264 war er Bischof in Hólar. In der Arna saga biskups wird B.J. als gelehrter Verfasser ge­ lobt, aber ma. HSS schreiben ihm nur zwei Werke zu, und zwar die —> Alexanders saga und die -> Gyðinga saga. Nach­ dem Brandr in Verbindung mit der Gyöinga saga als Priester bezeichnet wird, darf man wohl annehmen, daß er das Werk verfaßte, bevor er 1247 Abt wurde; auch in der Sturlunga saga wird er vor 1247 als Prie-

Brands þáttr örva ster bezeichnet. Die Entstehung der Alexanders saga wird oft mit Brands Aufenthalt in Nor­ wegen von 1262-63 in Verbin­ dung gebracht, aber möglicher­ weise ist sie schon um einiges älter; schließlich war ihre Vor­ lage, die Alexandreis, ein im 13. Jh. verwendetes Schulbuch, und daß Brandr während seiner Zeit als Abt als Lehrer tätig war, kann schon aus drei Emp­ fehlungen für ehemalige Schü­ ler aus seiner Zeit in Pykkvibær geschlossen werden. Wegen diverser stilist. Gemein­ samkeiten mit der Alexanders saga hat man in B.J. auch den Autor der anonym überliefer­ ten Hrafnkels saga sehen wol­ len, aber die Beweiskraft dieser Argumente ist nicht ausrei­ chend. LIT: Tryggvi Þórhallsson, Brandur Jónsson, biskup á Hólum, (Skirnir 107) 1923; H. Pálsson, Hrafnkels saga og FreysgyðUngar, Rv. 1962.

Brands þáttr örva weist nur drei handelnde Personen auf, Brandr den Freigiebigen, Kö­ nig Haraldr harðráði (gest. 1066) und den Skalden Pjóðólfr, der eine ganz passive Rolle spielt. Pjóðólfr preist Brands Freigiebigkeit, worauf König Harald diese erfolgreich erprobt. Ein interessanter Zug der Erählung ist die Tatsache, daß Brandr nie ein Wort spricht. Seine Gesten reichen aus, seine Gedanken zu veran­ schaulichen. HS: Morkinskinna; Hulda; Hrokkinskinna. ED: FMS 6, Kph. 1831; P. A. Munch, C. R. Unger, Oldnorsk Læsebog ..., Chria. 1847; Porleifr Jónsson, Fjöruttu Islendinga-

46 þcettir, Rv. 1904 (= Islendinga sögur 40); Guðni Jónsson, Islendinga þcettir, Rv. 1935; E. Ol. Sveinsson, Eyrbyggja saga, Rv. 1935 (= ÍF 4); T. Ulset, Utvalgte þcettir fra Morkinskinna, Oslo 1978 ( = Nordisk Filologi). ÜB: (dt.:) E. D. Schoenfeld, An nord. Königshöfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17); (engl.:) H. G. Leach, A Pageant of Old Scandinavia, Princeton 1946; A. Boucher, A Tale of Icelanders, Rv. 1980.

Brandsdråpa ist eine Erfidrápa im Dróttkvætt von Skáld-Hallr auf den isländ. Goden Brandr Kolbeinsson, von der nur sechs Strophen erhalten sind, die sich alle mit dem Kampf von Haugsnes am 19. April 1246 be­ schäftigen, in dem Brandr fiel. HSS: -* Sturlunga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skald. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 1343 A - D.

Brandsflokkr ist ein Erin­ nerungsgedicht im Dróttkvætt auf Brandr Kolbeinsson, ver­ faßt von Ingjaldr Geirmundarson; nur 6 Strophen sind erhal­ ten. -» Brandsdråpa. HSS: -» Sturlunga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skald. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 1340-42, 1353 C; 2278.

*Brávallaschlachtlied ist ein verlorenes Heldenlied, dessen Existenz sich aus recht ausfiihri. Schilderungen der sagenhaften Völkerschlacht zw. Schweden und Dänen in der frühen Wi­ kingerzeit, die sich alle um die Gestalt des Dänenkönigs Ha­ rald Blauzahn konzentrieren, erschließen läßt: dem -> Sögubrot und der -> Skjöldunga saga, besonders aber Saxo Grammaticus’ Gesta Danorum

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*Brjáns saga

(Buch VIII), der der Schlach­ tenschilderung noch eine Liste von über 160 Namen von Kämpfern voranstellt; Saxo legt das Lied dem Helden Starkaðr in den Mund, ob das Lied selbst so konzipiert war, ist un­ gewiß. LIT: A. Olrik, Bråvallakvadets kœmperække, (ANF 10) 1894; P. Herr­ mann, Erläut. zu den ersten neun Bü­ chern der Dän. Gesch. des Saxo Gram­ maticus 2, 1922; D. A. Seip, Bråvallakvadet hos Saxo, (NTS 3) 1929; Bjarni Guðnason, Um Brávallaþulu, (Skirnir 133) 1958; J. de Vries, ALG 1-2, 2196467.

Breiðskeggsdrápa bart-Gedicht«) -» skald.

(»Breit­ Blakkr

Brennu-Njáls saga -> Njáls saga.

Breta sögur (»Sagas von den Briten«) heißt die altnord. Übersetzung von Geoffrey von Monmouths Historia regum Brit­ anniae, die Zusätze aus anderen Quellen enthält. Die B.s dürf­ ten etwa am Beginn des 13. Jhs. entstanden sein, der vollstän­ dige Text ist erst in der —► Hauksbók erhalten; allerdings kürzt —> Haukr Erlendsson hier wie bei anderen Texten be­ trächtlich. Eine andere, leider unvollständige Version ist in der HS AM 573, 4to (14. Jh.) überliefert, die sich von der Fas­ sung der Hauksbók wesentlich unterscheidet und auch Zusätze aus den Artussagen enthält. Beide Versionen überliefern die B.s. als Fortsetzung der —► Trójumanna saga und benützen Material aus Vergils Aneis, um die Verbindung mit Troja her­

zustellen. In den Prosatext der B.s. ist die -> Merlínúspá, Gunnlaugr Leifssons Versfassung des 7. Kap. von Geoffreys Historia, eingebaut. Im letzten Kapitel der B.s. verwendet der Übersetzer Material aus Anna­ len und anderen Quellen, um den Text über die Vorlage hin­ aus fortzusetzen. HSS: s.o. ED: F. Jónsson, Hauksbók, København 1892-96; Jón Sigurðsson, Trójumanna saga og Breta sögur, efter Haulesbók, (ANOH) 1848 u. 1849. ' LIT: A. G. van Hamel, The Old Norse Version of the Historia regum Britanniae and the text of Geoffrey of Monmouth, (Études Celt. 1) 1936; J. S. Eysteinsson, The Rela­ tionship of Merlínuspá and Geoffrey of Monmouth's Historia. (Saga-Book 14) 1953-57; E. F. Halvorsen, B.s., (KLNM 2) 1957; J. E. Knirk, Brela sqgur, (DicMA 2) 1983.

Bre ve chronicon Norvegiae —> Historia Norvegiae.

*Brjåns saga ist eine verlorene Saga über den Irenkönig Brian Boru (gest. 1014). Der Höhe­ punkt der Saga muß die Schlacht von Clontarf in Irland am Karfreitag, den 23. April 1014 gewesen sein, in der Brian fiel und die in den isländ. Quel­ len daher als Brjáns-bardagi (Brians Schlacht) bezeichnet wird (Njals saga, Ljósvetninga saga, Porsteins saga Síðu-Hallssonar, Orkneyinga saga, Heims­ kringla, und in den Annalen); etliche Isländer haben angebl. an dieser Schlacht teilge­ nommen. Möglicherweise war das -» Darraðarljóð Teil dieser Saga, die vielleicht schon spät im 12. Jh. verfaßt wurde, und die wahrscheinl. von den Autoren

Brodd-Helga saga der Njáls saga, der Orkneyinga saga und der Porsteins saga Síðu-Hallssonar verwendet wurde. LIT: S. Bugge, Norsk Sagaskrivning og Sagafortatlling i Irland, Kria. 1908; E. 01. Sveinsson, Um Njálu, Rv. 1933; ders., Brennu-Njáls saga, Rv. 1954; A. J. Goedheer, Irish and Norse Traditions about the Battle of Clontarf, Haarlem 1938.

Brodd-Helga saga ist ein an­ derer Name für die -> VapnfirÖinga saga. Brönu rimur, eine Versbearbeitung der —► Hálfdanar saga Brönufóstra, vermutl. aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s. HSS: AM 604 c, 4to; AM 606 f, 4to; AM 146 a, 8vo; SKB perg. 23, 4to. ED: (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS NO. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Brot af Sigurðarkviðu (» Fragment eines Sigurdlieds «) ist die übliche Bezeichnung des 19 Strophen umfassenden Bruchstücks eines Sigurdliedes, welches man seit Heusler auch -> Sigurðarkviða in forna nennt. Der Inhalt der verlore­ nen ersten Hälfte des Liedes läßt sich annähernd aus der Völsungasaga erschließen. Der fehlen­ de Teil behandelte sicherlich Si­ gurds Werbung um Brynhild in Gunnars Namen und reichte etwa bis zum Streit der Köni­ ginnen; die bewahrten Stro­ phen bringen dann die Ent­ scheidung zur Ermordung Si­ gurds und den Bericht Högnis über die begangene Tat. Dieses Lied im Versmaß Fornyrðislag war sicherl. das kürzeste

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aller bekannten Sigurdlieder, aber auch wenn es das älteste war, dürfte es doch kaum vor dem 11./12. Jh. entstanden sein, da sowohl die Form als auch etliche der Motive auf diese Zeit weisen; die früher ange­ nommene Datierung auf das 9./ 10. Jh. ist jedenfalls ganz un­ wahrscheinlich. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn. Edda, 41962. ÜB: F. Genzmer, Edda I, 21963. LIT: A. Heusler, Die Lieder der Lücke im Codex Regius der Edda, (Germanist. Abh. H. Paul dargebr.) 1902; H. Schnei­ der, Verlorene Sigurddichtung, (ANF 45) 1929; K. v. See, Die Werbung um Brünhild, (ZfdA 88) 1957/58; J. de Vries, ALG 1, 21964; H. Beck, B.a.S., (KLL 1) 1965; T. Andersson, The Lays in the La­ cuna of Codex Regius (Speculum Norroenum. Studies G. Turville-Petre) Odense 1981; H. M. Heinrichs, Über das Alter und die deutsche Vorlage des Bruch­ stücks vom sogen, alten Sigurdlied (B.a. Sigurðarqviöo)’, (Amsterdamer Beitr. z. ält. Germ. 20) 1983; P. Foote, Skand. Dichtung der Wikingerzeit, (Neues Handb. der Lit.wiss. 6) 1985.

Brúðkaupsvísur (»Hochzeits­ strophen«) ist em Gedicht des 15. Jh.s (?) im Versmaß Stüfhent mit zahlr. Kenningar über eine Legende der Mariu sögur. HS: AM 721, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, Kbh. 1938. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen pä Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924.

Brynhildarkviða ist eine Be­ zeichnung für die -* Sigurðarkviöa in skamma. Brynhildarljód ist ein in jün­ geren Papier-HSS zu findender Name für den auch als -► Sigrdrífomál bezeichneten Ab­ schnitt der Sigurd-Lieder.

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Brynhildlieder —> Sigurdlicder, —► Helreiö Brynhildar.

Búa saga (Andríðssonar) ist eine heute nicht mehr übliche Bezeichnung der -♦ Kjalnesinga saga, die sich auf den Hel­ den dieser Saga, Búi Andriösson, bezieht. Búadrápa ist ein nur fragmentar. erhaltenes Gedicht, von dem wir 9 ganze und 4 halbe Strophen im Runhent kennen, und das dem sonst unbekannten Skalden Porkell Gislason zu­ geschrieben wird. Es beschreibt die Schlacht von Hjörungavágr, als Jarl Hakon von Nor­ wegen den Jomsvikingern den entscheidenden Schlag ver­ setzte. Alles was uns von diesem histor. objektiven und gleich­ zeitig eindrucksvoll schildern­ den Gedicht erhalten ist, findet sich in -» Olafs saga Tryggvasonar in mesta. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nach­ druck 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946. L1T: E. A. Kock, NN 1421.

Buchprosatheorie ist eine Forschungsrichtung in der Sa­ gaforschung, die sich als Ant­ wort auf die Auffassung der -> Freiprosatheorie entwickelte. Die B. (anfangs auch als »isländ. Schule der Sagafor­ schung« bezeichnet), der die meisten heute tätigen Forscher zuzurechnen sind, ist jedoch nicht als geschlossene For­ schungsrichtung zu betrachten, sondern umfaßt zahlreiche ver­ schiedene Interpretationsan­ sätze, die jedoch alle die Sagas

Callinius saga

nicht in erster Linie als Produkt einer ungebrochenen mündl. Tradition sehen. Die mündl. Ursprünge werden zwar nicht bestritten, es wird jedoch auf die inhaltl. und vor allem die großen formalen Veränderun­ gen hingewiesen, welche die Traditionen in ihrer mündl. Weitergabe durchgemacht hät­ ten, sodaß man von den einzel­ nen Sagas erst dann als eigen­ ständigen Werken sprechen könne, als sie dem Pergament anvertraut wurden - also in Buchform vorlagen, daher der Name dieser Richtung. Erst von diesen konkret vorliegenden Texten könne die literaturwissenschaftl. Arbeit ausgehen, und jede Saga sei als individuel­ les literar. Werk anzusehen (also nicht als Teil einer diffusen mündl. Tradition), das inner­ halb der sprachl., literar. und kulturellen Gegebenheiten sei­ ner Abfassungszeit betrachtet werden müsse. LIT: W. Baetke, Die Isländersaga, 1974 ( = Wege der Forschung 151); E. Mundal, Sagadebatt, Oslo 1977; C. Clover, The Medieval Saga, Ithaca, London 1982; Jónas Kristjánsson, The Roots of the Sagas, (Sagnaskemmtun) 1986.

Buslubœn (»Bitte der Busla«) ist eine Reihe von neun Fluch­ strophen aus der Bösasaga, die wohl kaum älter als die Saga selbst sind, aber vielleicht auf älteren Flüchen beruhen. HSS, ED, ÜB: -> Bósa saga. ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica mi­ nora, 1903; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949.

Callinius saga ist der nur in einer engl. HS zu findende Titel

Cato

einer sonst (nicht ganz richtig) als af kaupmanni ok jjända über­ schriebenen kurzen altnord. Fas­ sung der Theophilus-Legende, die laut Prolog aus dem Latein, übersetzt wurde; die Vorlage der isländ. Version dürfte aber eher französ. Ursprungs gewe­ sen sein. Die Legende handelt von einem französ. Beamten, der einen Bund mit dem Teufel schließt, diesen aber schließl. um seine Seele betrügen kann. Der vorliegende Titel C.s. dürfte auf eine verderbte Form der Berufsbezeichnung ballivus (lat. »Verwalter«, vgl. franz. bailli) des Helden in älteren HSS zurückgehen; Callinius heißt der Held der Geschichte jedoch auch in der im 17. Jh. entstande­ nen Rimurfassung. HSS: AM 657 a, 4to (14. Jh.); BM Add. 4859 (17. Jh.). ED, ÜB, LIT: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-83. ED & LIT: David Erlingsson, Saga um Callinius sýslumann, (Gripla 2) Rv. 1977 (= Rit 16). LIT: Jón Porkelsson, Om digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Cato (eig. Disticha Catonis) -» Hugsvinnsmál.

Ceciliu saga ist eine Heiligen­ saga über die Hl. Cacilia, eine Märtyrerin des 3. Jh.s (22. Nov.); die Saga ist eine erwei­ terte Übertragung einer latein. Vorlage (BHL 1495). HSS: SKB perg. 2, fol; AM 235 fol (14. Jh.); AM 429, 12mo (ca. 1500). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LOSONP 1963; B. Carle, Jomfru-Fortcellingen, Odense 1985.

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Ceciliudiktur ist ein geistl. Gedicht aus dem 15. Jh. über die Hl. Cäcilia. HSS: AM 721, 4to; AM 429, 12mo. ED: Konráð Gislason, Fire og fyrretyve Prøver, Kbh. 1860; Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, Kbh. 1938. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Celestinus —> Af Celestino ok Bonifacio päfum.

Cesarius von Heisterbach, ein Zisterziensermönch aus Köln (ca. 1180-1240); er ver­ faßte zwei Exempelsammlun­ gen, von denen zumindest der Dialogus miraculorum auch in Is­ land bekannt gewesen sein muß, da sich eine der Erzählun­ gen daraus in einer isländ. HS findet, nämlich die kurze Le­ gende Af einni ekkju ok syni hen­ nar (»Von einer Witwe und ih­ rem Sohn«; bei Gering Nr. XXI). HSS: AM 657 b, 4to (14. Jh.). ED, ÜB, LIT: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-3.

Chanson de geste, ab dem 11. Jh. entstandene altfranz. Helden­ epen, die z.T. auch ins Altnord, übersetzt wurden; die Lied­ zyklen um Karl den Großen und Roland wurden gemein­ sam in der —► Karlamagnüs saga verarbeitet. Chetovel heißt die in den —> Strengleikar erhaltene altnord. Prosaübersetzung des altfranz. lais Chaitivel der Marie de France; der Beginn der Über­ setzung, die das Original etwa auf die Hälfte reduziert, ist ver­ loren.

51 Chréstien de Troyes, ca. 1150-1189, einer der ersten und sicherl. der einflußreichste Ver­ fasser von höfischen Epen, des­ sen altfranz. Werke in Frank­ reich und in anderen europ. Volkssprachen bearbeitet wur­ den; die wichtigsten seiner Ro­ mane, Erec et Enide, Yvain, Perceval wurden Mitte des 13. Jh.s in Norwegen in altnord. Prosa übersetzt (-» Riddarasögur), Lancelot war zwar im Norden dem Stoff nach bekannt, wurde aber nicht übersetzt.

Christeforusvisur ist ein spätma. Gedicht über den Hl. Christophorus, das sich eng an den Text der Legenda aurea an­ lehnt. HSS: AM 713, 4to; ,AM 710 b, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvæði 2, Kbh. 1938.

Christoforus saga ist eine Hei­ ligensaga über den Hl. Christo­ phorus, einen Märtyrer des 3. Jh.s, der zu den 14 Nothelfern gezählt wird (24. Juli); die Saga gehört zu den erst im Spätma. durch Björn Porleifsson aus dem Nddt.en übersetzten Wer­ ken. HSS: SKB perg. 3, fol. ED: A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 1, Kbh. 1969 (= EA A 15). LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; 1.0 SO NP 1963.

Clarus saga (auch Klári saga) ist die altnord. Prosaüberset­ zung eines verlorenen latein. Versepos, das laut Prolog von Jón Haldórsson, 1322-1339 Bi­ schof von Skálholt, von Frank­

Clemens saga

reich nach Island gebracht und dort (durch ihn selbst oder auf seinen Auftrag hin) ins Altnord, übersetzt wurde. Die Saga er­ zählt, wie Clarus, der Sohn des »sächs. Kaisers« Tiburcius, durch die französ. Prinzessin Serena schlecht behandelt wird, bis die stolze Seren durch Perus, den Lehrer Clarus bestraft und gedemütigt wird und Clarus sie schließl. heiratet. Obwohl das Original der Übersetzung nicht mehr auffindbar ist, gelten die Angaben der C.s. über ihre Herkunft als verläßlich, da der eigentümliche Stil und die zahl­ reichen latein. Einschübsel ebenfalls darauf weisen. Eine Versbearbeitung der C.s., Rimur af Clares og Serena (Lbs 638, 4to, JS 58, 4to) stammt wohl erst aus dem 18. Jh. HSS: AM 657 a-b, 4to (14. Jh.); SKB perg. 6, 4to (ca. 1400); AM 589 c, 4to; BM Add 4870; ED: G. Cederschiöld, Clarus saga, Lund 1879; ders., Clari saga, 1907 (= ASB 12); BjamÍ Vilhjálmsson, Riddarasögur 5, Rv. 1954. LIT: E. Wahlgren, The Maiden King in Iceland, Diss. Chicago 1938; A. Jakobsen, Studier i Clarus saga, (Bergens Univ. År­ bok) 1963; ders., Klari saga, (KLNM 8) 1963; M. E. Kalinke, Klári saga, (DicMA 7) 1986.

Clemens saga, eine Heiligen­ saga über den Hl. Papst Cle­ mens I (23. Nov.), ist eine Übertragung einer latein. Vor­ lage (BHL 6644) und hat ihrer­ seits eine Fassung der Petrs saga postola beeinflußt. HSS: AM 645, 4to (13. Jh.); AM 655, 4to frag. XXVIII a (13. Jh.); (2 Versionen). ED: C. R. Unger, Postola sögur, Chria. 1874; L. Larsson, Isländska handskriften No 645 4° ..Lund 1885; A. Holtsmark, A Book of Miracles ..., Cph. 1938 ( = CCI 12).

Codex Frisianus

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LIT: G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953; LOSONP 1963.

Crucis legendae —> Kreuzes­ holzlegende.

Codex Frisianus -» Fríssbók. Codex Regius der Liederedda (Gl. kgl. sml. 2365, 4to; isländ.: Konungsbók eddukvæða) wird die Haupt-HS der Lieder-Edda genannt. Sie wurde in den 70er Jahren des 13. Jh.s von einem Schreiber nach einer schriftl. Vorlage niedergeschrieben und enthält die meisten uns bekann­ ten altnord. Götter- und Hel­ denlieder; nach ungewißem Schicksal kam sie 1643 in den Besitz des Bischofs Brynjólfur Sveinsson von Skálholt, der sie wie andere Isländer seiner Zeit für das Werk Sasmundr inn fróðis hielt - daher auch der Name Sæmundar Edda für diese Sammlung; über Pormóðr Torfason gelangte die HS 1662 in den Besitz des dän. Kö­ nigs Frederik III., wodurch sie in die königl. Bibliothek in Ko­ penhagen gelangte (daher der Name). 1971 wurde der C.R. als erste einer Reihe von altis— länd. HSS an Island zurücker­ stattet. Im 16. oder 17. Jh. ging eine Lage des Codex verloren, und diese Lacuna enthielt ein oder mehrere Lieder des Sigurdstoffkreises (-> Brot af Siguröarkviða).

Cyprianus saga -> Exemplum af Sancte Sipriano.

ED: Codex Regius of the Eider Edda. MS No. 2365 4to in the Royal Collection in the Royal Library in Copenhagen. Cph. 1937 (= CCIMÆ 10); G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. LIT: K. Schier: Edda, Ältere, (Hoops 6) 21986.

Codex Scardensis -> Skarösbók.

Cyrus saga Persakonungs wurde laut HS ÍB 184, 8vo (1780) von Pastor Einar Bjarnarson (geb. 1653) nach einer unbekannten latein. Quelle ver­ faßt, geht aber letztl. auf an­ tike Schriftsteller (Xenophon, Herodot) zurück. Auf der Saga basieren drei verschiedene Rimurzyklen: Von Jón Sigmundsson (1637—1725), Guðmundur Björnsson (ca. 1712-1784) und Daöi Nielsson (1809 - 1856). HSS: ÍB 184, 8vo; ÍBR 74, 4to; Lbs 838, 4to; 23 weitere HSS. LIT: Jakob Jónsson, Kyros { islenskum rimum, Rv. 1973 (= Aukarit Rimnafélagsins 4).

Dæglur ist ein spätma. christl. Gedicht, das seinen Namen von dem darin enthaltenen Mor­ gengebet hat. HSS: AM 713, 4to; AM 720 b, 4to. LIT: Jón Þorkelsson, Otn Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Dæmisaga (latein. exemplum). Altnord. Geschichten exempelhafter Natur sind vorwiegend Übersetzungen aus dem La­ tein., etwa aus Petrus Alfonsis Disciplina clericalis, dem Barlaam und Josaphat und moral. Ge­ schichten aus Gregors Dialogen. Einige solcher Fabeln haben auch Eingang in die heimische Literatur gefunden (etwa zwei Exempel im Prolog der Ado­ nias saga, eines im Hemings þáttr Aslákssonar); auch im Sól-

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arljóð finden sich Exempel ein­ gebaut. Im 15. Jh. wurden ei­ nige Exempel aus dem Engli­ schen übersetzt, die aber letzt­ lich aus den Gesta Romanorum stammen. Daneben könnte man jedoch auch einige der Þættir als Exempel betrachten, so etwa den —> Auðunar þáttr, welcher den Zusammenhang zw. Charakterfestigkeit und Glück illustriert. Dänische Geschichte des Saxo Grammaticus, -> Gesta Danorum.

Dámusta rimur, eine Versbearbeitung der Dámusta saga, die möglicherweise aus dem 15. Jh. stammt. HSS: AM 604 h, 4to. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i del 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F.Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Dámusta saga ist eine im 14. Jh. entstandene originale Riddarasaga und enthält teilw. den selben Stoff wie die jüngere, vielleicht von der D.s. abhän­ gige Jöns saga Upplendingakonungs. Die Vermischung von legendenhaften Elementen mit dem phantasievollen Aufputz der jüngeren Riddarasögur in dieser kurzen Saga, deren zen­ trales Motiv der Kampf auf dem Friedhof zwischen christl. Ritter und Troll um die schein­ tote Prinzessin ist, ergibt einen fast »gotischen« Gesamtein­ druck. König Jón wirbt um die griech. Kaiserstochter Gratiana und be­

Dánaróður Ásbjarna prúda kommt sie auch; auf dem Rück­ weg wird er aber vom from­ men griech. Ritter Dámusta, der die Prinzessin ebenfalls liebt, überfallen und getötet, worauf Gratiana krank wird und stirbt. Dem reuigen Dámusta erscheint die Jungfrau Maria im Traum und schickt ihn zum Friedhof, wo eben der Troll Alheimr die durch Zauberei nur scheintote Prinzessin entfuhren will; Dámusta besiegt das rie­ sige Monster, pflegt Gratiana wieder gesund und wird schließlich selbst Kaiser, bis er und seine Frau ihr Leben als Einsiedler beschließen. HSS: AM 557, 4to (frag., 15. Jh.); SKB 1 pap., fol; AM 588 e, 4to; ca. 15 weitere Papier-HSS. ED: L. F. Tan-Ha verhörst, Pjalar Jóns saga. D.s., Diss. Leiden 1939; (Faks.:) D. Strömbäck, The Arna-Magnœan MS 667 4to ..., Cph. 1940 (= CCIMÆ 13). ÜB: - (Nacherzählung in: J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983). LIT: S. Kolbing, Über isländ. Bearbei­ tungen fremder Stoffe, (Germania 17) 1872; H. L. D. Ward, Catalogue ofRom­ ances in the Department of MSS in the British Museum 1, London 1883; M. Schlauch, The D.s. and French Romance, (Modern Philology 35) 1937; J. Glauser, Isländ. Märchensagas, 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca, London 1985 (= Islandica 44).

Danakonunga saga -> Agrip af Danakonunga sögu. Vgl. auch —> Skjöldunga saga und Knýtlinga saga. Dánaróður Asbjarnar prúða ist ein Sterbelied, von dem im Orms þáttr Stórólfssonar 9 Strophen überliefert sind. HSS: -> Orms þáttr. ED: F.Jónsson, Skj. B 2, 1915.

Dánaróður Hjálmars hugumstóra Dánaróður Hjálmars hugumstóra ->■ Hjálmars Sterbe­ lied. Dansar. Der isländ. Begriff dans m., (Pl. dansar) bezeichnet nicht nur einen Tanz selbst, sondern auch ein Lied, das die Begleitung zu einem Tanz dar­ stellt, also eine Art Ballade. Im ma. Island gab es zwei Arten von D.: eine lyr. Form, die meist nur aus einem einzigen Vierzeiler (oder gar Zweizeiler) bestand, und eine epische Form, die sich immer aus einer Reihe von Strophen zusammensetzte, wobei manche von diesen einen lyrischen Vierzeiler als Refrain verwendeten. Keine dieser ma. Balladenarten war einheim., sondern die lyr. Gattungen erreichten Island wohl von Frankreich über Eng­ land im 12./13. Jh. und dürfte auf Formen höf. Lyrik zurück­ gehen. Die epische Art (manch­ mal auch als Sagnadans »Sa­ genballade « oder Fornkvæði »Gedicht mit alten Stoffen« bezeichnet) kam erst im 14. Jh. aus Norwegen. Noch im 16. Jh. und später wurden viele Balla­ den dieser Art aus dem Dän. entlehnt. Die Form der D.-strophen be­ stand entweder aus drei- oder vierhebigen endreimenden Zweizeilern (a a) und einem dreizeiligen Refrain (r) dessen erste Zeile in den Zweizeiler eingefiigt wurde: a r a r r, oder aus Vierzeilern, in den die zweite mit der vierten Zeile reimte und die durch einen kur­

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zen Refrain abgeschlossen wur­ den: a b c b r. Nur wenige D. wurden vor dem 17. Jh. aufgezeichnet, vor­ her wurden sie fast auschließl. mündl. überliefert, was die Da­ tierung einzelner Balladen sehr erschwert; die ersten der erhal­ tenen Balladen wurden in Is­ land wohl im 14. Jh. gedichtet. Der Stoff der D. ist meist ro­ mantisch und ausländ. Herkunft, manchmal norweg. oder dän. Herkunft; einige basieren je­ doch auf ma. Texten, u.a. auf der Olafs saga hins helga und der Tristrams saga. HSS: AM 147, 8vo; AM 153. 8vo; AM 319, 4to; NkS 1141, fol; SKB papp. 57, fol; BM Add 11.177. ED: Jón Samsonarson, Kvcedi og Dansleikir 1-2, Reykjavik 1956; Jón Helgason, Islenzk fornkvxði 1-8, København 196281 (= EA B 10-17). LIT: B. R. Jonsson, Balladdiktning, (KLNM 1) 1956; Vésteinn Ólason, The Icelandic Ballad as a Medieval Genre (The European Medieval Ballad. A Sympo­ sium) Odense 1978; ders., The Traditional Ballads of Iceland, Rv. 1982.

Dares Phrygius —> Trójumanna saga. Darraðarljóð (»Dörruðs Lied«, kaum »Speer-Lied«), im Dt. des Inhalts wegen oft auch als Walkürenlied bezeich­ net, ist ein Lied im eddischen Versmaß Fornyröislag, findet sich aber nur in der Njäls saga. Die Saga verbindet das Gedicht mit der berühmten Schlacht von Clontarf in Irland, wo am Karfreitag 1014 ein irisches und ein skandinav. Heer aufeinan­ dertrafen und der irische König Brian wie auch der Orkadenjarl Sigurd fielen und die Iren

55 schließlich den Sieg davontru­ gen (-♦ Brjáns saga). Das Lied beschreibt, wie 12 Walküren auf einem Webstuhl aus menschl. Gedärmen, Schädeln, Schwertern und Speeren das Schlachtenglück dieses großen Gefechts zwischen christl. Iren und heidn. Skandinaviern we­ ben; wie der begleitende, jün­ gere Text der Njáls saga berich­ tet, werden die Walküren dabei in Schottland von einem Bau­ ern beobachtet, der auch sah, wie anschließend sechs von ih­ nen nach Norden und sechs nach Süden davonreiten. Falls man den unbeweisbaren Anga­ ben der Njáls saga über die Ent­ stehungszeit des Lieds Glauben schenken will, würde die Zu­ ordnung nach Caithness in Nordschottland nicht über­ raschen, und man hat daher ge­ meint, den unbekannten Ver­ fasser des Lieds im Umkreis des gefallen Orkadenjarls suchen zu dürfen. In der Njáls saga wird der Titel des Lieds mit dem Namen des Beobachters der Walküren, ei­ nem gewissen Dörruðr, erklärt, was aber kaum ursprüngl. ist; die Forschung hat aus der im Refrain vorkommenden Ken­ ning für Kampf vefr darraðar »Gewebe Dörruðs« (ähnlich auch bei Egill, Höfuðlausn 5) eine Speerbezeichnung darraðr (vgl. altengl. daroþ »Speer«) ableiten wollen, so daß es sich um ein » Speer-Lied « handle; nicht zuletzt der Singular des Wortes in der genannten und ähnl. Kenningar, also eig. » Ge­ webe des Speers «, machen diese

Descensus ad inferos

Annahme recht unwahrscheinl., so daß man in allen diesen Schlachtenkenningar besser einen Odinsnamen Dörruðr postuliert, der alle Kennin­ gar ausreichend klärt (Falk). HSS, ED, ÜB: -> Njáls saga. ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica Mi­ nora, 1903; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldica, 2København 1929 (Nachdruck 1960); E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: Eirikr Magnusson, D., Coventry 1910; A. Akerblom, D., (Ord och Bild 25) 1916; H. Falk, Odensheite, Christiania 1924; A. J. Godheer, Irish and Norse Traditions about the battle of Clontarf, Haarlem 1938; A. Holtsmark, Darraðar, (MoM) 1939; E. A. Kock, NN 905, 1205,2042f; F. Genzmer, Das Walküren­ lied, (ANF 71) 1956; A. Holtsmark, D. (KLNM 2) 1957; K. v. See, Das Walkü­ renlied, (PBB West 81) 1959; K. Schier, D., (KLL 2) 1966; J. de Vries, ALG 1, 21964; H. Uecker, D„ (Hoops 5) 21983; C. J. Clover, D., (DicMA 4) 1984; R. Poole, D. 2, (MoM) 1985; G. Kreutzer, D. » (Lex. d. MA 3), 1986. N: Thomas Gray, Fatal Sisters, (in: Poems, 1775); J. G. Herder, Die Todes­ göttinnen, (in: Volkslieder, 1778/79); G. Mackay Brown, An Orkney Tapestry, 1969.

Davíðsdiktr ist ein relig. Ge­ dicht von -> Jón Arason; es be­ ginnt mit einer Anrufung Got­ tes, der größte Teil ist aber eine hervorragende Bearbeitung des Psalms 50: Miserere mei Deus. ED: Ein Ny Wiisna Bok, Holar 1612; Sw Gamla Vijsna Bok, Holar 1748; Biskupa sögur 2, Kbh. 1878; F. Jónsson, Jón Arasons religiøse digte, Kbh. 1919. LIT: P. E. Olason, Menn og menntir siðaskiptaaldar á íslandi 1, Rv. 1919.

Decius saga keisara, Sixtus páfa, Laurentius, Concordia ok Hippolytus -> Laurentius saga.

Descensus ad inferos (»Ab­ stieg (Christi) zu den Bewoh-

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Desire

nern der Unterwelt «) -> Niðrstigningar saga. Desire heißt die in den -> Strengleikar überlieferte altnord. Prosaübersetzung des altfranz. Lai des Desire.

Dialogform, die im Ma. übli­ che Form didakt. Literatur, fin­ det sich im Altnord, nicht nur in Übersetzungen latein. Werke ( z.B. Elucidarius), son­ dern wurde auch in die eigen­ ständige lehrhafte Literatur übernommen. Die bekannte­ sten Beispiele dafür sind die —> Snorra Edda, in der Snorri das Wissen über die Dichtkunst in Fragen und Antworten aufbe­ reitet, und der norweg. Königs­ spiegel; D. haben aber auch ein­ zelne didakt. Eddalieder, so die Vafþrúðnismál, was auf eine re­ lativ späte Entstehung dieser Lieder deuten könnte. Ganz anderen Charakter hat die D. in den Streitreden, wie sie uns sowohl in der Prosa als auch in der Dichtung (vgl. Hárbarðsljóð) in der Form des Män­ nervergleichs (-> Mannjafnaðr) oder der ->■ Senna gegenüber­ tritt (vgl. Lokasenna); wenig­ stens diese Form des literar. Dialogs hat sicherl. auch einheim. Wurzeln.

Dialogi Gregorii waren das im Ma. populärste Werk Gre­ gor des Großen (ca. 540-604), das ursprüngl. Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum hieß und eine Sammlung von erbau­ lichen Heiligengeschichten war. Das Werk wurde im 12. Jh. auch ins Isländ. übersetzt,

und ist zwar nur fragmentar. erhalten, hat aber interessante Spuren in den isländ. Sagas hin­ terlassen. -» Homilien, -> Hagiographische Literatur. HSS: AM 677, 4to (beschädigt, ca. 1200); NRA 71,72, 72b, 76 und AM 921 IV, 4to (frag., ca. 1250); NRA 77 (frag., ca. 1300). ED: C. R. Unger, Heilagra manna sögur 1, Chria. 1877; Hreinn Benediktsson, The Life of St. Gregory and his Dialogues. Frag­ ments of an Icelandic Manuscript from the 13th Century, Cph. 1963 (= EA B 4). ED des Originals: J.-P. Migne, Gregorii Magni Opera omnia, Paris 1862 (= PL 75-79); U. Moricca, Gregorii Magni Dia­ logi libri IV, Roma 1924. LIT: Konráð Gíslason, Frumpartar íslenzkrar tungu í jþrnöld, Kph. 1846; E. O. Sveinsson, Á Njálsbúð, Rv. 1943; R. Boyer, The influences of Pope Gregory’s Dialogues on Old Icelandic literature, (Proceedings of the First International Saga Conference) London 1973.

Didaktische Literatur. Von den drei bedeutendsten altnord. Gedichten, die vorwiegend moralpädagog. Intentionen dienen, sind zwei einheim. is­ länd. (—» Hávamál, -» Sigrdrffumál), das dritte (-♦ Hugsvinnsmál) ist eine Übersetzung aus dem Lateinischen. Das wichtigste altnord. didakti­ sche Prosawerk ist der norweg. Königsspiegel (—► Konungs skuggsjá), vorwiegend relig. Inhalte sollten die —♦ Viðræða æðru ok hugrekkis und die Viðræða sálar ok likams vermit­ teln, welche beide Übersetzun­ gen latein. Werke sind.

Dietrich-Stoff saga.

->

Píðreks

Dínus rímur drambláta, eine Versfassung der Dínus saga drambláta, vermutl. aus der er­ sten Hälfte des 15. Jh.s.

57 HSS: AM 604 c, 4to; AM 603, 4to; SKB perg. 23, 4to. ED: F. Jónsson, Rtmnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35). LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Dínus saga drambláta (» Saga vom stolzen Dinus«) ist eine letztl. auf oriental. Motive zu­ rückgehende, aber in Island im 14. Jh. entstandene originale Riddarasaga, die in drei unterschiedl. Redaktionen bewahrt ist, von der die jüngeren gegen­ über den jeweils älteren deutl. kürzen. Noch mehr als andere derartige Werke ist die D.s.d. mit reichem Beiwerk aus Fremdwörtern und gelehrten Anspielungen geschmückt. Dinus, ein ägypt. Königssohn, und Philotemia, eine afrikan. Prinzessin, sind beide außerordentl. hochmütig, verschmähen das andere Geschlecht und ver­ suchen, als sie voneinander hö­ ren, einander durch allerlei phantast. Zaubereien zu demü­ tigen; Dinus und seine Gefolgs­ leute müssen, obwohl durch ei­ nen Zaubertrank voller Liebe für Philotemia und ihre Diene­ rinnen, zweimal schmachvoll aus Blaland abziehen, nicht ohne allerdings vorher gehö­ rige Verwirrung zu stiften. Beim dritten Versuch kommt es jedoch zu einer Massenschän­ dung, allerdings kann auch Di­ nus nur mit knapper Not - und einem geheimnisvollen Helfer, der sich später als indischer Prinz entpuppt - einen Rache­ feldzug abwenden, und

Diplomatarium Islandicum schließl. endet der Konflikt mit einer Massenhochzeit, wobei der als Flugdrache auftretende Zauberer Anachorita als Teufel entlarvt und exorziert wird. HSS: (A:) AM 575 a, 4to (ca. 1400); (B:) AM 184, fol; AM 185, fol (17. Jh.); (C.) Lbs 2319, 8vo (18. Jh.); über 30 weitere Papier-HSS. ED: Jónas Kristjánsson, D.s.d., Rv. 1960 (= Riddarasögur 1). ÜB (engl., gekürzt (B):) H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cam­ bridge, Mass. 1921; (dt., ausfuhrl. In­ haltsangabe (A):) J. Glauser, Island. Mär­ chensagas, 1983. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; R. Tannert, The Style of the D.s.d., (SS 52) 1980; J. Glauser, Isländ. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44); H. Comolle, Lehn- und Fremdwörter der D.s.d., (Nordeuropa. Studien 19) 1985.

Diocletianus saga keisara oder Pontanus saga og Diocle­ tianus —> Marcellinus saga päfa.

Dionysius saga, eine Heiligen­ saga über den Hl. Dionysius von Athen, einen frühchristl. Märtyrer, der während des gan­ zen Mittelalters mit dem Hl. Dionysius von Paris (9. Okt.) verwechselt wurde, und der dementsprechend auch in dieser Saga in Frankreich Wunder wirkt. Die Saga geht über das latein. Vorbild in BHL 2175 hinaus und bringt auch skandi­ nav. Elemente ein. HSS: SKB perg. 2, fol; AM 235,.fol (ca. 1400) ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: LOSONP 1963.

Diplomatarium Islandicum ist eine Sammlung öffentl. und

Diplomatarium Norvegicum

privater Dokumente aus dem Ma., welche Island und die Is­ länder betreffen; darunter be­ finden sich Urkunden, Briefe, Gerichtsdokumente und alle möglichen anderen nichtliterar. Texte. ED: D. I., íslenzkt fornbréfasafn 1-16, Kph„ Rv. 1857 - .

Diplomatarium Norvegi­ cum ist eine Sammlung ma.. Dokumente über Norwegen und Norweger. ED: D. N„ 1-21, Chria. 1847 - .

Disciplina clericalis ist eine latein. Sammlung von 39 mora­ lischen Dialogen, die Anfang des 12. Jh. von Petrus Alfonsi (ca. 1062-1140), einem konver­ tierten span. Juden, verfaßt wurde. Das didaktische Werk ist wie ähnliche ma. Arbeiten (Disticha Catonis, -► Hugsvinnsmál; ->• Speculum regale) in der Form von Ratschlägen eines Vaters für seinen Sohn konzipiert. Die erhaltene isländ. Fassung, die 28 Erzählungen des Originals recht getreu und sprachl. geschickt wiedergibt, stammt wohl erst aus dem 14. Jh., allerdings muß die D.c. in Island schon lange vorher be­ kannt gewesen sein, da die —> Víga-Glúms saga höchstwahrscheinl. von ihr beeinflußt wurde. HS: SKB pap. 66, fol. (17. Jh.) ED, ÜB, LIT: H. Gering, Islendzk Æventýri 1-2, 1882-83. ED des Originals: A. Hilka, W. Söderhjelm, Die D. C. des Petrus Alfonsi, 1911.

Disticha Catonis -» Hugsvinnsmál.

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Dominicus saga, eine Heili­ gensaga über den Hl. Dominik, die erst durch Björn Porleifsson im Spätma. aus dem Ndtdt.en übersetzt wurde. HSS: SKB perg. 3, fol. ED: A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 2, Kbh. 1970(= EA A 16). LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Dorotheu saga ist eine erst spät überlieferte Heiligensaga über das Leben und Martyrium der Hl. Dorothea, die im 4. Jh. als Märtyrerin starb, und beruht auf einer latein. Vorlage (BHL 2324). HS: AM 429, 12mo (ca. 15(X)). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877. LIT: P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 (= SBM 1937, 7); LOSONP 1963.

Dorotheudiktur ist ein ma. Gedicht über die Hl. Dorothea, -> Dorotheu saga. HS: AM 429, 12mo, ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvxði 2, Kbh. 1938.

Doun heißt die in den -> Strengleikar erhaltene altnord. Prosaübersetzung des altfranz. lais Doon; die unsichere Über­ lieferungslage des franz. Ge­ dichts läßt nicht erkennen, ob der Übersetzer wirklich so viel gekürzt hat, wie es auf den er­ sten Blick scheint. Drap Niflunga (»Die Erschlagung der Nibelungen«)'ist ein kurzer Prosatext im Codex Re­ gius der Liederedda, der in knappen Worten die Ge­

59 schichte des Untergangs der Nibelungen von Sigurds und Brynhilds Tod bis zum Ende Gunnars und Högnis berichtet, wie er auch in der Atlamál und der Atlakviöa erzählt wird. Das Prosastück sollte wohl eine er­ klärende Einleitung zur Guðrúnarkviða önnur bilden. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983.

Dråpa f. (wohl: » Lied mit ein­ geschlossenen Refrains«), Hauptform des höfischen skald. Preislieds mit Gliederung in achtzeilige Strophen und voll­ endetste Gedichtform der —> Skaldendichtung im Versmaß Dróttkvætt und seiner Varia­ tionen. Es ist unterteilt in eine Einleitung (Upphaf), einen oder mehrere durch Refrains (-> Stef) markierte Mittelteile (Stefjabálkr) und einen Schluß­ teil (Slœmr). Die D. wurde als Preislied höher bewertet als der kehrverslose -> Flokkr. Schon im 9. Jh. hatte sich die D. for­ mal herausgebildet (vgl. Bragis —» Ragnarsdrápa); im Hochma. wurde die D. dann auf dem Weg über das Gedenklied (—> Erfidrápa) auf heiliggespro­ chene norweg. Könige (—» Olafsdrápa) auch die Form des Preislieds auf Heilige und blieb es bis zur Reformation (vgl. Petrsdrápa). LIT: S. Nordal, Icelandic Notes I. D., (APhSc 6) 1931-2; K.v. See, German. Verskunst, 1967; ders., Skaldendichtung, 1980.

Draughent, Variante des Dróttkvætt, bei dem die Verse jeweils eine zusätzliche, siebte

Draumkvæde

Silbe aufweisen (Snorri, Hättatal, Str. 65; Háttalykill 4). Drauma-Jóns saga ist eine in Island im frühen 14. Jh. entstan­ dene originale Riddarasaga, die letzlich wohl auf eine oriental. Erzählung zurückgeht. Die kurze Saga handelt vom Bau­ ernsohn Jón, der nicht nur die Gabe hat, Träume zu deuten, sondern auch die Träume der Menschen erraten kann, und der deswegen von Jarl Heinrekr von Saxland beneidet wird. Heinrekr will Jón töten lassen, aber mit Hilfe von Heinreks Frau Ingibjörg wird Jón geret­ tet, der böse Jarl verbannt und Jón heiratet Ingibjörg. Zwei auf der Saga beruhende Rimurfassungen stammen erst aus dem 17. und 18. Jh.. HSS: AM 335, 4to (ca. 1400); AM 657 a-b, 4to (14. Jh.); AM 510, 4to; AM 567 III, 4to (15. Jh.); ca. 60 Papier-HSS. ED: H. Gering, D.-J. s„ (ZfdPh 26) 1894; Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 6, Rv. 1954; R. I. Page, D.-J.s., (Nottingham Medieval Studies 1) 1957. ÜB: - (dte. Nacherzählung bei H. Ge­ ring, (ZfdPh 26) 1894). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; dies., The D.-J.s. and Its Sources, (MLR 29) 1934; Daviö Erlingsson, Ætterni D.-J. sögu, (Opuscula 7) Kbh. 1979 (= BiblArn 34); P. A. Jorgensen, D.-J.s., (DicMA 4) 1984; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliograph? of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & Lon­ don 1985 (= Islandica 44).

Draumkvæde ist ein mögli­ cherweise schon im 13./14. Jh., wahrscheinl. aber noch vor der Reformation entstandenes nor­ weg. Visionsgedicht (-> Visi­ onsliteratur), welches aber erst ab 1842 nach verschiedenen mündl. Traditionen im nor-

Drautnr ... weg. Telemark aufgezeichnet wurde. Die damals noch erhal­ tenen ca. 150 z. T. recht kurzen Fassungen, die insgesamt über 50 Strophen bewahren, weisen nicht unbeträchtl. Unterschiede auf und geben das ursprüngl. wohl viel längere Gedicht (bis 120 Strophen ) nur recht un­ vollständig wieder. Im Qedicht soll ein gewisser Olav Asteson im Traum die Jenseitsvision er­ lebt haben. Die ältere For­ schung hatte angebl. Parallelen mit dem Sólarljóð festgestellt, sicher läßt sich ein Einfluß der Kisio Gundelini (auch in der Mariusaga überliefert) nach­ weisen, viele der Motive im D. finden sich aber auch in anderen ma., in Skandinavien bekann­ ten Visionen (Visio Tundali, Vi­ sio Thurkilli, Visio Godeschalcht). ED u. ÜB (engl.): K. Liestøl, D. A Nor­ wegian Visionary Poem from the Middle Ages, Oslo 1946; M. Barnes, Draumkvæde, Oslo etc. 1974. ÜB: D. Lindholm, Das Traumlied vom Olav Åsteson, 1967, 21983. LIT: D. Strömbäck, Om Draumkvcedet och dess källor, (Arv 2) 1946; K. Strau­ berg, Zur Jenseitstopographie, (Arv 13) 1957; G. Gönnet, D. og Divina Comme­ dia, (Edda 53) 1966; M. Tveitane, D. og Divina Commedia ..., (ibid.); H. Uecker, K. Schier, D., (KLL 2) 1967; B. Alver, Draumkvedet, Oslo etc. 1971; M. Barnes, D. - How Old is it?, (Scandinavica 11) 1972; P. Dinzelbacher, Die Jenseits­ brücke im Ma., Diss. Wien 1973; O. Bø, Draumkvedet - Kenntnisse und Vermu­ tungen, (Norveg 17) 1975; D. Ström­ bäck, Resan till den andre världen, (Saga och Sed) 1976; M. P. Barnes, D., (DicMA 4) 1984; G. W. Weber, D., (Lex d. MA 3) 1986.

Draumr Porsteins SíðuHallssonar ist ein kurzer þáttr über den Helden der -» Por­

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steins saga Síðu-Hallssonar; Thorstein träumt an drei auf­ einanderfolgenden Nächten von drei Frauen, die ihn vor seinem Sklaven Gilli, den er hatte kastrieren lassen und der ihm nach dem Leben trachte, warnen. Eine der Frauen spricht eine beeindruckende Strophe im Versmaß Draughent. Als er erwacht, läßt er nach Gilli su­ chen, der aber nirgends zu fin­ den ist; in der vierten Nacht dringt Gilli durch eine Geheim­ tür in seine Schlafkammer ein und tötet ihn. HS: Vatnshyrna. ED: T. Möbius, Analecta norroena, 1859; Jakob Jakobsen, Austfirðinga sqgur, Kbh. 1902-3 (= SUGNL 29); Jón Jóhannesson, Austfirðinga SQgur, Rv. 1950 (= ÍF 11). LIT: M. Scovazzi, I sogni di Þorsteinn ßglio Síðu-Hallr, (Acme 23) 1970.

Droplaugarsona saga (»Saga von den Söhnen der Drop­ laug«) ist eine um 1250 ent­ standene Isländersaga, die in der zweiten Hälfte des 10. Jh.s in Ostisland spielt. Die Titelhelden, die Brüder Helgi und Grimr, erschlagen im Alter von 12, bzw. 13 Jahren den Verleumder ihrer verwit­ weten Mutter Droplaug; Helgi Asbjarnarson, der Gode des Verleumders, kommt mit den Verwandten der Brüder zu ei­ nem Vergleich, den die Brüder jedoch nicht akzeptieren; sie bleiben mit dem Goden ver­ feindet. Gegen den Willen ihres Sohns Helgi verheiratet sich Droplaug wieder, und als Helgi sie nach Jahren wieder besucht, erschlägt ein Sklave mit Helgis Axt ihren zweiten Mann. Ob­

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wohl Helgi den Sklaven sofort tötet, wird er der Anstiftung verdächtigt und geächtet. Helgi Asbjarnarson greift die Brüder an und tötet Helgi, während Grimr schwer verwundet wird; eines Nachts dringt Grimr aber in Helgi Asbjarnarsons Haus ein und tötet ihn, worauf auch er geächtet wird; er stirbt später in Norwegen im Kampf mit ei­ nem Wikinger. Wie in der Fóstbrœðra saga geht es auch in der D.s. um das Thema der tragischen Konse­ quenzen, die aus der mangeln­ den Anpassung an ihre Gesell­ schaft und aus dem unzeitgemä­ ßem Heldentum zweier tapfe­ rer junger Männer entspringt. Die Saga weist auffällige Ge­ meinsamkeiten mit der Gisla saga (der nächtl. Mord) und mit der Laxdæla saga auf. Bei der Abfassung der Fljótsdœla saga war die D.s. eine der Haupt­ quellen. HSS: Mööruvallabók; AM 162 C, fol (frag.). ED: J. Jakobsen, Austßräinga SQgur, Kbh. 1902-03 (= SUGNL 29); Jón Johannesson, Austßrdinga SQgur, Rv. 1950 (= IF 11); (AM 162 c, fol:) K. Kålund, D.-s. i den ved brudstykket AM. 162fol. represen­ terede bearbejdelse, (ANF 3) 1886. ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 2, Oxford 1905. ÜB: E. Wilken, Altnord. Erzählungen 1, 1909; G. Neckel, Sieben Geschichten von den Ostland-Familien, 1913, 21964 (= Thule 12); W. Baetke, Havards Ra­ che. Die Söhne der Droplaug, 1925 ( = Bauern und Helden 3); ders., Nordische Blutrache, [1927] (= Bauern und Hel­ den [Sonderband]) LIT: Björn K. Pórólfsson, D.s., (Fs F. Jónsson) København 1928; A. Heusler, Berührungen zw. den Isländergeschich­ ten, (Dt. Islandforschung 1) 1930; R. Heller, D.s. - Vápnfirðinga saga - Knyt-

Dróttkvætt linga saga, (ANF 78) 1963; K. Schier, D.s., (KLL 2) 1966; A. Taylor, The Fight in Eyvindardalr, (Speculum Norroenum. Studies G. Turville-Petre) Odense 1981; T. M. Andersson, D.s., (DicMA 4) 1984; R. M. Perkins, D.s., (Hoops 6) 21985-87.

Droplaugarsona saga hin meiri ist eine veraltete Bezeich­ nung für die auf der Droplau­ garsona saga beruhende -> Fljótsdœla saga.

Dróttkvætt n. ist das häufigste Versmaß des skald. Preislieds und das komplizierteste altnord. Versmaß; zum Stabreim der epischen Dichtungsformen tritt Silbenzählung und Bin­ nenreim, in Verbindung mit der Kenningtechnik ein äußerst komplexes formales System. Das D. verlangt für jede Halb­ zeile (Kurzvers) sechs Silben, vier Halbzeilen bilden eine Halbstrophe (Helmingr), acht eine Strophe (Visa). Die Halbverse sind mit Stabreimbindun­ gen und zusätzlich Binnenrei­ men miteinander verbunden. Beim Stabreimvers trägt der Anvers auf den Hebungen zwei Stäbe, die sogen. Stuölar (»Stützen«), der Abvers den Hauptstab (Höfuðstafr). Der Binnenreim, bei dem die vor­ letzte Silbe jeder Zeile (Viörhending) auf eine vorherge­ hende betonte Silbe (Frumhending) der selben Zeile reimt, verlangt den Wechsel von Halb­ reim (Skothending) im Anvers und Vollreim (Aöalhending) im Abvers. Die Regeln des D. sind bei den ältesten Skalden (Bragi, Egill) noch nicht so vollständig durchgefuhrt wie in der Zeit

Duggals leizla

um die Jahrtausendwende, aber auch später finden sich immer wieder Lockerungen dieses Sy­ stems. Dazu hat das D. zahlrei­ che Varianten entwickelt, von denen die ma. -► Poetiken ei­ nige Dutzend anfuhren, ohne daß aber alle davon als eigentl. Versmaße betrachtet wurden, sondern als persönl. Variation eines Skalden oder auch nur ei­ nes Gedichts gelten können. Hauptarten sind Hrynhenda, Dunhenda, Runhenda, Tøglag, Haðarlag, daneben gab es aber auch noch zahlreiche gering­ fügigere Varianten des D., etwa Alhent, Fleinsháttr, Tviskelft, Munnvörp. LIT: A. Heusler, Dt.e Versgeschichte, 1925; F. Genzmer, Der skaldische Hof­ ton, an Beispielen erklärt, (WW 5) 19545; J. de Vries, ALG, 21964-67; J. Turvil­ le-Petre, The Metre of Icelandic Court Poetry, (Saga-Book 17) 1966/69; K. v. See, German. Verskunst, 1967; ders., Skal­ dendichtung, 1980; R. Frank, Old Norse Court Poetry. The D. Stanza, Ithaca, Lon­ don 1978 (= Islandica 42); H. Kuhn, Das D. , 1983; R. Frank, D., (DicMA 4) 1984; E. Marold, D„ (Hoops 6) 21985-87.

Duggals leizla ist die altnord. Übersetzung der im 11. Jh. ent­ standenen Visio Tnugdali (oder Tundali), der Traumreise eines irischen Ritters durch Fege­ feuer, Hölle und Himmel. Diese Übertragung ist das be­ deutendste Beispiel altnord. —> Visionsliteratur und wurde spä­ testens am Beginn des 13. Jh.s verfaßt. Die D. 1. ist nicht nur in der —» Michaels saga ausge­ schrieben worden, sondern auch, und hier wohl nicht in ihrer übersetzten Form, in der -»• Eireks saga víðforla ausgie­ big verwendet worden.

62 HSS: AM 681 c, 4to (frag., ca. 1400); AM 681 a-b, 4to; AM 624, 4to. ED: C. R. Unger, Heilagra manna sögur 1, Chria. 1877; P. Cahille, Duggals leiðsla, Rv. 1983 (= Rit 25). ED des Originals: O. Schade, Visio Tnugdali, 1869; A. Wagner, Visio Tnugdali 1882. LIT: H. H. Ronge, Tundalus, (KLNM 19) 1975; D. Strömbäck, Visionsdiktning, (KLNM 20) 1976; P. Cahille, Three Notes on D.I., (Saga-Book 19) 1974-77; N. F. Palmer, Visio Tnugdali, 1982.

Dunhent n., Variante des —► Dróttkvætt, bei dem jede zweite Zeile mit dem letzten Wort der vorhergehenden Zeile beginnt und dazu noch Endreimbindung anstrebt. Sol­ che kunstvollen Strophen sind uns von Egill Skallagrimsson und Einarr skálaglamm erhal­ ten. Dunstanus saga ist eine von Árni Laurentiusson im 14. Jh. verfaßte Heiligensaga über den Hl. Dunstanus von Canterbury (ca. 909-988) nach verschiede­ nen Quellen, darunter Adelard von Ghents Vita Dunstani und Vincenz von Beauvais Speculum historiale. Daneben ist separat noch eine kurze Legende über den Hl. Dunstan, einen Goldschmied und den Teufel unter dem Titel Af hinum helga Dunstano über­ liefert, die möglicherweise nach dem Speculum historiale des Vin­ cenz von Beauvais übertragen wurde. HSS: Saga: AM 180 b, fol (15. Jh.); NkS 267 fol; Legende: AM 657 a-b, 4to (14. Jh.); AM 238, fol frag. XXI (15. Jh.). ED: Saga: C. E. Fell, D.s., Kbh. 1963 ( = EA B 5). ED & ÜB (engl.:) Saga: G. Vigfússon, G. W. Dasent, Icelandic Sagas 1-2, London 1887-8.

63 ED & ÜB (dt.:) Legende: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-3. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; E. F. Halvorsen, D.s., (KLNM 3) 1958; H. Bekker-Nielsen, Duen ude galde, (Opus­ cula 1) Kbh. 1960 (= BiblArn 20); L. Harty, The Icelandic Life of St Dunstan, (Saga-Book 15) 1957/61; LOSONP 1963; P. Hallberg, Some Observations on the Language of D.s., with an Appendix on the Bible Compilation Stjórn, (Saga-Book 18) 1970/73; H. Bekker-Nielsen, D.s., (DicMA 4) 1984.

Ectors saga, auch Ektors saga oder Hectors saga, ist eine vermutl. im 14. Jh. entstandene originale Riddarasaga, die in zahlr. HSS ab dem 15. Jh. über­ liefert ist. Der König Karnotius von Thecisia und seine Frau Gelfrid ha­ ben einen Sohn, der nach dem trojan. Helden Hector benannt ist und schon in der Jugend überaus gelehrt ist; er und sein Gefolge von sechs Prinzen be­ schließen, sich auf ein Jahr zu trennen und einzeln auf Aben­ teuersuche zu gehen. Die Erleb­ nisse der Prinzen werden nun nacheinander berichtet, und alle bis auf einen haben eine Prin­ zessin gerettet, sie geheiratet und sind nach Jahresfrist zu­ rück; nur Aprival wurde von Eneas, Sohn des Königs Troilis von Mesopotanea, gefangenge­ nommen. Eneas Schwester Trobil rettet ihn zwar, er kann aber nicht rechtzeitig zurück­ kehren, und Ector und seine Prinzen ziehen aus, um ihn zu befreien. Eneas wird besiegt und Ector heiratet Trobil. Schließlich werden auch für Aprival und Eneas passende Prinzessin gefunden, und jeder der Prinzen bekommt ein Reich

Edda zugeteilt. Der Autor vergleicht am Ende Ector mit Alexander dem Großen. Man hat in der E.s. Parallelen mit der Alexanders saga, der Karlamagnüs saga, der Trójumanna saga (die ausdrücki. zi­ tiert wird), der Fóstbrœðra saga sowie den Stoffkreisen um Hec­ tor und Iwein gesehen, jeden­ falls hat der Autor verschiedene antike und höfische Stoffe mit­ einander zu der umfangreichen Saga verbunden. HSS: SKB perg. 7, fol; AM 152, fol; AM 579, 4to (frag.); AM 589 d, 4to (alle 15. Jh.) und über 25 weitere HSS. ED: A. Loth, LMIR 1, Cph. 1962 (= EA B 20); (Faks.:) A. Loth, Fornaldarsagas and Late Medieval Romances. AM 586, 4to and AM 589 a-f 4to., Cph. 1977 (= EIM 11). ÜB: - (Nacherzählungen (dt.:) J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.:) A. Loth, LMIR 1, 1962). LIT: R. Meißner, Zur isländ. Hectorssaga, (ZfdA 38) 1894; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; O. Widding, En forbindelse imellem Sverris saga (AM 81a, fol.) og Hectors saga, (Opuscula 1) Kbh. 1960 (= BiblArn 20); A. Loth, En textparallel mellem Fóstbrœðra saga og Hectors saga, ibid.;]. Glauser, Die Erzählstruktur der Märchensagas, (4th Intern. Saga Conference. München) 1979; ders., Isländ. Märchensagas, 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliogra­ ph)/ of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca, London 1985 ( = Islandica 44).

Edda war ursprüngl. nur der Name der -» Snorra-Edda, in der Neuzeit jedoch üblicher­ weise die Bezeichnung der -> Lieder-Edda (früher fälscht, auch Ssemundar-Edda ge­ nannt), da man annahm, Snorris Werk habe auf der LiederEdda (vgl. -> Codex Regius) beruht. Der Name bedeutet eigentl. »Urgroßmutter«, der Sinn als Buchtitel ist nicht ganz klar; möglich wäre eine Herlei-

Eddica minora

tung aus dem Wort óðr » Dichtkunst«, aber auch vom Hofe Oddi, auf dem sowohl Sæmundr als auch Snorri eine Weile wohnte, demnach also »Buch von Oddi«; wahr­ scheinlicher ist die ma. Etymo­ logie, derzufolge E. aus latein. edo »ich verkünde« stamme. LIT: G. Neckel, Aisl. E. »Urgroßmut­ ter«, (ZfdA 49) 1908; W. Krogmann, Die E„ (ANF 52) 1936; S. Gutenbrunner, Der Büchertitel E., (PBB 66) 1942; A. Faulkes, E., (Gripla 2) Rv. 1977 ( = Rit 16).

Eddica minora (»kleinere Ed­ dalieder «) ist die nach der Sam­ melausgabe von 1903 benannte Gruppe von jungen Liedern, die man auf Grund inhaltl. und metr. Ähnlichkeiten zu den Heldenliedern der -» LiederEdda stellt, die aber nicht im -» Codex Regius überliefert sind, sondern sich zum Großteil in Fornaldarsögur finden und erst ab dem 13. Jh. entstanden sind. Neben einer ganzen Reihe von nur sehr fragmentar. Liedresten und Einzelstrophen werden zu den E.m. besonders folgende Lieder gezählt: die -» Hlööskviða (oder Hunnenschlachtlied) und das -» Hervörlied aus der Hervarar saga, die -> Bjarkamál, das -» Innsteinlied, —> Hrókslied und —» Utsteinnlied aus der Hálfs saga, der in der Gautreks saga erhaltene -» Vikarsbálkr, -» Orvar-Odds Ster­ belied und —» Hjalmars Sterbe­ lied aus der Örvar-Odds saga, -> Hildebrands Sterbelied aus der Äsmundar saga kappabana und das —» Darraðarljóð (oder Walkürenlied) aus der Njáls saga.

64 ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica mi­ nora, 1903. LIT: H. Beck, Eddische Dichtung, (Hoops 5) 21985-87.

Egidius saga, eine Heiligen­ saga über den Hl. Ägidius, ei­ nen Einsiedler im Frankreich des 8. Jh.s (1. Sept.), ist eine Übertragung einer latein. Vor­ lage (BHL 93). HSS: AM 238, fol frag. XVI (15. Jh.). LIT: LOSONP 1963.

Egill Skallagrimsson ist wohl der bedeutendste isländ. Skalde. Sein Ruf war schon im Ma. so groß, daß über sein Leben eine der umfangreichsten Isländersa­ gas verfaßt wurde, vermutl. von Snorri Sturluson, die -+ Egils saga Skallagrimssonar, die nicht nur seine dichterischen Leistungen, sondern auch sein bewegtes Wikingerleben de­ tailreich beschreibt. Von Egils Werken kennen wir drei um­ fangreichere Dichtungen, näm­ lich die -♦ Höfuðlausn (» Haupteslösung«), mit der er in York sein Leben vor dem Zorn seines Gegners König Eirik Blutaxt rettete, die nicht vollst, erhal­ tene -» Arinbjarnarkviða als Totenklage um seinen Freund Arinbjörn, und die ebenfalls fragmentar. —► Sonatorrek, die Klage um seine gefallenen Söhne. Daneben sind uns neben 46 Lausavisur - die nur in der Egilssaga überliefert und sicherl. nicht alle authentisch sind — noch geringe Bruchstücke an­ derer E. S. zugeschriebener Ge­ dichte erhalten, so nicht einmal zwei Strophen seiner -» Aöalsteinsdräpa, und je einer Stro-

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Egils saga Skallagritnssonar

phe einer Skjáldardrápa und ei­ ner Berudrápa.

hang deutl. abheben. Die Ver­ wandtschaft mit anderen jünge­ ren Fornaldarsögur (z.B. der Hälfdanar saga Eysteinssonar) ist in Personeninventar und Motivik offensichtlich, die ge­ naue Art der Abhängigkeit ist allerdings nur schwer bestimm­ bar.

LIT: F. Detter, Die Lausavisur der Egilssaga, (Fs R. Heinzel) 1898; F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; S. A. Krijn, Nogle bemerkninger om Egils stil, (Edda 27) 1927; J. de Vries, ALG 1, 21964; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; B. Fidjestøl, Det norrønefyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Egils rimur einhenda, auch Eglur genannt, sind eine Versbearbeitung der Egils saga ein­ henda ok Äsmundar berserkjabana, die wohl aus dem 16. Jh. stammt. HSS: NkS 1135, fol; SKB pap. 1, 4to. LIT: Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Egils saga einhenda ok Asniundar berserkjabana (»Die Saga vom einhändigen Egill und vom Berserkertöter As­ mund «) ist eine recht märchen­ hafte Fornaldarsaga aus dem 14. Jh., die sich im wesend, aus den Lebensgeschichten (ævisögur) von Egill, Asmundr und der Trollfrau Arinnefja zusammen­ setzt, welche in eine Rahmen­ handlung eingebettet sind, die aus einer Entfiihrungs- und Brautwerbegeschichte besteht. Die drei vielleicht aus Volks­ märchen stammenden Lebens­ geschichten, die nicht nur die Geschichte der Helden erzäh­ len, sondern dadurch auch ihre Beinamen erklären, wurden vom Autor geschickt verbun­ den und mit einer ganzen Reihe von phantast. und blutrünsti­ gen Details ausgeschmückt; dazu verwendete der Autor noch eher unpassende stereo­ type Elemente aus den Riddarasögur, die sich im Zusammen­

HSS: AM 343 a, 4£o; AM 577, 4to; AM 589 e, 4to; BM Add 4874, 4to. ED: FAS1 3; FAS2 3; Å. Lagerholm, Drei Lygisögur, 1927 (= ASB 17); FAS3 3. ED + ÜB (lat. & schwed.:) P. Salan, FostebrÖdernas Eigles och Asmunds Saga, Upsala 1693. ÜB: (engl.:) H. Pálsson, P. Edwards, Se­ iten Viking Romances, Harmondsworth 1986. LIT: D. Fry, Polyphemus in Iceland, (The Fourteenth Century. Acta IV) 1977; H.P. Naumann, Das Polyphemabenteuer in der altnord. Sagaliteratur, (Schweiz. Archiv f. Volksk. 75) 1979; ders., Er­ zählstrategien in der Fornaldarsaga: Die Prüfungen des Helden, (Akten d. 5. Ar­ beitstag. der Skandinavisten d. dt. Sprachgeb.) 1983; R. Simek, Zur E.S.E., (Ost. Zs. fr Volksk. 35/LXXXIV) 1981; H. Pálsson, E.s.e., (DicMA 4) 1984.

Egils saga Skallagritnssonar (kurz Egla), eine der bedeu­ tendsten Islendingasögur, hat zwar das Leben des Skalden -» Egill Skallagrimsson als Haupt­ thema, reicht aber zeitl. und räuml. weit darüber hinaus; von der Mitte des 9. bis zum Ende des 10. Jh. wird die Geschichte seiner Familie berichtet. Die Handlung spielt in Island, in ganz Skandinavien, im Balti­ kum und in England. Der Au­ tor war in der norweg. und engl. Gechichte bestens bewan­ dert, und die E.s.S. steht den Königssagas auch näher als jede andere Isländersaga. Die Saga beginnt mit Egils Großvater, dem Berserker

Egils saga Skallagrimssonar

Kveldúlfr (»Abendwolf«) und seinen tüchtigen Söhnen, dem häßlichen Skallagrimr und dem hübschen Pórólfr. Während sich Skallagrimr und sein Vater Haraldr hárfagris totalitären Bestrebungen widersetzen und nach Island auswandern, tritt Þórólfr in die Dienste des Kö­ nigs, wird aber verleumdet und erschlagen. Kveldülfr stirbt auf der Überfahrt nach Island, und Skallagrimr läßt sich in Borg in Westisland nieder, wo der Sarg seines Vaters angetrieben wurde. Er heiratet, und hat wie sein Vater zwei ungleiche Söhne: den tapferen und gut­ aussehenden Pórólfr und den häßlichen, aber vielseitig be­ gabten und starken Egill. Die Saga konzentriert sich nun auf den Charakter und die fiktive Lebensgeschichte des Skalden Egill, die mit zahlr. Strophen vom Kleinkind bis zum Greis belegt wird. Bei seinem ersten, typischen Auftreten wird der dreijährige Egill von seinem Vater nicht zu einem Fest mit­ genommen, da er in betrunke­ nem Zustand zu unbeherrscht sei. Egill kommt dennoch nach und verfaßt in betrunkenem Zustand auch noch Skaldenverse. Egils Charakter ist viel­ schichtig: einerseits ist er ein tapferer, aber auch hemmungs­ loser Kämpfer — schon im Alter von sechs jähren erschlägt er sein erstes Opfer -, ein unbe­ herrschter Trunkenbold, der auch seinem Gastgeber ins Ge­ sicht speit, ein Geizhals, der selbst seinem eigenen Vater die Bußzahlung für seinen Bruder

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vorenthält, andererseits aber ein hervorragender Dichter, der alle Facetten der Skaldenkunst vom formalen Fürstenpreis bis zur Elegie über seinen gefalle­ nen Sohn beherrscht, ein Ver­ teidiger der Familienehre, ein erbitterter Feind der norweg. Könige wie sein Vater und Großvater, und in jeder Bezie­ hung ein leidenschaftl. Mensch. Am Ende seines Lebens wird der alte und blinde Egill ge­ zeigt, wie er am Althing Silber unter die Leute streut, nur um sie darum kämpfen zu hören. Die E.s.S. wurde vermutl. um 1230 verfaßt; wie andere Islän­ dersagas ist sie anonym überlie­ fert, allerdings sprechen einige Gründe für —> Snorri Sturluson als Verfasser, der etliche Jahre seines Lebens auf Borg ver­ brachte; neben sprachl. und sti­ list. Details spricht auch das klare Welt- und Geschichtsbild, daß die E.s.S. mit der Heims­ kringla Snorris gemeinsam hat, hierfür. HSS: Möðruvallabók; Wolfenbüttel 9, 10, 4to; AM 453, 4to; AM 162 A, fol (frag.). ED: F. Jónsson, E.s.S., Kbh. 1886-88, 21910 (= SUGNL 17); ders., E.s.S., 1924, 21924 (= ASB 3); S. Nordal, E.s.S., Rv. 1933 (= ÍF 2). ÜB: F. Khull, Die Geschichte des Skal­ den Egil Skallagrimsson, 1888, 21898; F. Niedner, Die Geschichte vom Skalden Egil, 1911,21923. ’1963 (= Thule 3); K Reichardt, German. Weit vor tausen Jah­ ren, 1936 [Übersetzung von Niedner wie in Thule 3]; K. Schier, Die Saga von Egil, 1978 (= Saga [2]); R. Heller, Islän­ dersagas 1, 1982; (engl.:) H. Pálsson, P. Edwards, Egil’s saga, Harmondsworth 1976. LIT: A. Bley, Eigla-Studien, Ghent 1909; W. H. Vogt, Zur Komposition der E.S., 1909 (= Progr. Gymnasium Gör-

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Eilífr kúlnasveinn

iitz); P. Wieselgren, Forfatterskapet till Eigla, Lund 1927; Ólafur Lárusson, Ætt Egils Halldórssonar og E.s., Rv. 1937 ( = Studia Islandica 2); Jón Helgason, Athuganir um nokkur handrit Egils sögu, (Nordæla. Afmæliskveðja til S. Nordal) Rv. 1956; P. Hallberg, Snorri Sturluson och E.s.S., Rv. 1962 (= Studia Islandica 20); K. Schier, E.s.S., (KLL 2) 1966; Bjarni Einarsson, Litterære forudsætninger for E.s., Rv. 1975; H. Pálsson, E.s.S., (DicMA 4) 1984.

( = Islendinga sögur 40); Guðni Jónsson, Islendinga þœttir, Rv. 1935. ÜB: E. D. Schönfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910.

Egils þáttr illgjarna (Vandilsskaga) (»Geschichte vom Ränkeschmied Egill«) ist eine Erzählung über einen üblen Dä­ nen am Hofe Königs Magnus des Guten; diese Person wird in den ma. Werken jedoch nicht erwähnt, und die ganze Ge­ schichte entstand wohl erst im 18./19. Jh.

Eilífr Goðrúnarson ist ein isländ. Skalde an der Wende vom 10. zum 11. Jh.; außer je einer Halbstrophe eines Gedichts auf Jarl Håkon und eines wohl spä­ teren christl. Gedichts ist nur seine -» Pórsdrápa erhalten, von der Snorri in seiner Edda 21 Strophen und Halbstrophen im Dróttkvætt zitiert. Über sein Leben wissen wir nur das, was uns seine in der Snorra Edda überlieferten Gedichte uns ver­ raten: E. G. muß laut Skáldatal irgendwann zw. 970 und 995 am Hofe des Ladejarls Hakon gewirkt haben — im Rahmen dessen heidn. Restauration wohl auch das Klima für ein Gedicht wie die Pórsdrápa ge­ geben war - , dürfte aber später zum Christentum übergetreten sein.

HS: Lbs 3067, 4to. ED & ÜB (lat.) Birger Thorlacius, Anecdoton Islandicum de Egillo Vendilskagensi ..., Havniæ 1820.

Egils þáttr Síðu-Hallssonar ist ein Islendingaþáttr aus der Olafs saga helga über den Bru­ der des Protagonisten der -> Porsteins saga Síðu-Hallssonar und Großvater des Hl. Jón (Bi­ schof von Hólar 1106—1121). Es wird erzählt, wie König Olaf der Heilige während eines Kriegszugs in Jütland Gefan­ gene macht, die Egill aus Mit­ leid in der Nacht freiläßt; der zornige König vergibt Egill erst, als dieser den gefährl. Auf­ trag erfüllt, einen heidn. Jarl aus Gautaland zu holen. Die Ge­ schichte wurde vermutl. im 13. Jh. verfaßt. HSS: Flateyjarbók, und in der Olafs saga ins helga in mesta. ED: FMS 5, Kph. 1830; Jón Porkelsson, Sex Sögu-Þœttir, Rv. 1855; Porleifurjónsson, Fjörutíu Islendingaþættir, Rv. 1904

Egla ->• Egils saga Skallagrimssonar. Eglur -> Egils rimur einhenda.

Eidsivaþingslög (»Recht des Eidsivathings «) —» Gesetze.

HSS, ED, ÜB: -> Snorra Edda. ED: F.Jónsson, Skj. B 1, 1912. LIT: H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983; R. Frank, E.G, (DicMA 4) 1984.

Eilífr kúlnasveinn, ein isländ. Skalde des 12./13. Jh.s, von dem in der Snorra-Edda und im Dritten grammat. Traktat die Reste von insgesamt fünf Stro­ phen erhalten sind, von denen vier zu einem geistl. Gedicht (Kristsdrápa) gehört haben dürften.

Einar fóstri HSS: s. oben. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 1214-16; W. Lange, Studien zur christl. Dichtung der Nordgerm., 1958.

Einar fóstri, möglicherweise der Dichter der -> Skíðaríma und des Skaufhalabálkr; beide werden ihm in den um 1635 verfaßten Grænlandsannáll des Björn á Skarðsá zugeschrieben, wo E.f. als Dichter von Björn Einarsson Jórsalafari (gest. ca. 1415) erwähnt wird; vielleicht wurde E.f. also im verlorenen Reisubók Björn Einarssons ge­ nannt. Sonst gibt es keine Infor­ mationen über E.f., und die Verfasserschaft der beiden Ge­ dichte wird andernorts Svartur á Hofsstööum, der Skíðaríma in anderen Quellen wieder einem sonst ebenfalls unbekannten Sigurðr fóstri zugeschrieben. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundre de, Kbh. 1888; Jón Jóhannesson, Islendinga saga 2, Rv. 1958; Ólafur Halldórsson, Grönland { miðaldaritum, Rv. 1978.

Einar Gilsson, ein bedeuten­ der isländ. Dichter des 14. Jh.s, der vermutl. als Bauer in Nord­ island lebte und der von 136769 Richter für Nordisland war. Neben seinen Olafs rima Haraldssonar und den Selkolluvisur schrieb er noch zwei Gedichte über Guömundr Arason, wobei er dessen Wunder hervorhebt (-» Guðmundardrápa II und III). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924.

Einar Hafliðason (1307-1393), Priester in Breiöabólstaður in Vestrhóp, stand in enger Bezie­

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hung zum Bischofssitz Hölar, wo er zwei Perioden als Ver­ walter und Officialis diente. Auf seiner Reise 1345/6 be­ suchte er den Papst in Avignon und kam auch nach Paris. Er ist der Verfasser von zwei wichti­ gen zeitgeschichtl. Werken, der Laurentius saga biskups und den Lögmannsannäll. Einarr Helgason skálaglanim ist ein isländ. Skalde, der in der zweiten Hälfte des 10. Jh.s am Hofe des heidn. norweg. Ladejarls Hakon wirkte. Von seinen Gedichten kennen wir außer drei Lausavisur und einem unbest. Fragm. eines Fürstenlieds nur eine einzige Strophe seiner Hákonardrápa und die Drapa —♦ Vellekla, von der etwa 37 Strophen im Vers­ maß Dróttkvætt erhalten sind; beides sind Preislieder auf Jarl Hakon und wohl zw. 975 und 985 entstanden. Episoden aus dem Leben des Skalden finden sich in der Jómsvíkinga saga und in der Egils saga Skallagrimssonar; in der Jómsvíkinga saga wird sein Beiname (» Schalen-Klang«, »WaagschalenKlingler«) damit erklärt, daß ihm Jarl Hakon eine magische Waage geschenkt habe, wäh­ rend er vorher als SkaldmeyjarEinarr (» Schildmädchen-E. «) bekannt gewesen wäre (Kap. 42) - eine sicherl. erst sekundäre Erklärung des Beinamens; Kap. 60 wird sein Ertrinken im Breiöafjord erwähnt; die Egils saga berichtet über seine Freundschaft mit Egill, der eine Dräpa auf einen verzierten

&)

Schild verfaßt habe, den ihm Einarr schenkte (Kap. 78). ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912. ÜB: (nur die selben beiden Lausavisur:) -> Egils saga, -> Jómsvíkinga saga. LIT: L. M. Hollander, The Skalds, Ann Arbor 1968; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; F. Ström, Poetry as an instrument of propaganda. Jarl Hakon and his poets, (Speculum Norroenum. Studies Turville-Petre) Odense 1981; B. Fidjestøl, Det norrønefyrstediktet. Øvre Ervik 1982; R. Frank, E.H.s., (DicMA 4) 1984; G. Kreutzer, E.H.S., (Lex.d.MA. 3) 1986.

Einarr Skúlason, bedeutender isländ. Skalde und Kleriker in der ersten Hälfte des 12. Jh.s, von dem 147 Strophen und Halbstrophen erhalten sind und der damit der produktivste Skalde des 12. Jh.s. war; im Skáldatal wird E.S. als Hof­ skalde der Könige Sigurðr Jórsalafari, Eysteinn Magnus­ son, Haraldr gilli, Magnus blindi, Ingi, Sigurör und Ey­ steinn Haraldsson genannt. Es sind uns Reste einer ganzen Reihe von Preisgedichten auf norweg. Könige erhalten: je zwei Drápas auf Haraldr gilli und Sigurör Jórsalafari, eine Ingadrápa, eine Dråpa und eine Runhenda auf Eysteinn, dazu noch eine als Øxarflokkr be­ zeichnete Strophenfolge auf di­ verse Fürstengeschenke; weiters sind zwei als Elfarvisur (»FlußStrophen«) bezeichnete und zahlreiche andere nicht näher bestimmbare Strophen zu nen­ nen. Neben diesen nur recht fragmentar. als Einschübsel in Königssagas bewahrten Ge­ dichten ist eine Dråpa auf den Hl. Olaf vollständig erhalten, die sich nach der darin verwen­

Einars þáttr Skúlasonar deten christl. Lichtsymbolik -» Geisli (»Lichtstrahl«) nennt, und ein wohl 1153 in Auftrag gegebenes Gedicht für die Haraldssöhne war. Die Preislie­ der E.S.s stehen durchaus in der Tradition der großen Fürsten­ gedichte, aber durch Vermei­ den heidn. Bilderwelt und die bewußte Einbeziehung christl. Gedankenguts ist er der erste bedeutende christl. Skalde, der jedoch ältere Gedichte durchaus verwertet und auch formalen Kunststücken nicht abgeneigt ist. ED: F. Jónsson, Skj. B 1. 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 921-959 u.v.a.; W. Lange, Studien zur christl. Dichtung der Nordgerm., 1958; B. Fidjestøl, Det norrøne Fyrstediktet, Øvre Ervik 1982; G. S. Täte, E.S., (DicMA 4) 1984; H. Schottmann, E. S., (Lex. d. MA. 3) 1986.

Einars þáttr Helgasonar skálaglamms ist eine Reihe ganz kurzer Episoden aus dem Leben des Skalden Einarr Helgason am norweg. Königshof, die sich in der Jómsvíkinga saga in der Morkinskinna finden. HS: Morkinskinna. ED: FMS 11, Kph. 1828. ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ hofen zur Vikingerzeit, 1910.

Einars þáttr Skúlasonar ist eine Anekdote über den Skal­ den Einarr Skúlason, die seine Kunst im Improvisieren zeigt, wobei drei seiner Strophen zi­ tiert werden; die kurze Ge­ schichte ist im 13. Jh. entstan­ den. HS: Morkinskinna. ED: FMS 7, Kph. 1832; Þorleifur Jónsson, Fjörutíu Islendingaþœttir, Rv. 1904 (= Islendinga sögur 40). ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Nied-

Einars þáttr Sokkasonar ner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17).

Einars þáttr Sokkasonar -> Grænlendinga þáttr. Eindriða þáttr ilbreiðs (»Ge­ schichte von Eindriöi Plattfuß «) ist die Geschichte eines jungen Norwegers, der nach einer Reihe von Wettkämpfen zw. ihm und König Olafr Tryggvason zum Christentum übertritt. HS & ED: -* Flateyjarbók (Olafs saga Tryggvasonar hin mesta).

Eindriða þáttr ok Erlings ist die Geschichte eines vorneh­ men jungen Norwegers, der beschuldigt wird, die Tochter des mächtigen Erlingr verfuhrt zu haben. Erlingr zwingt Ein­ driöi, sich einem Gottesurteil zu unterwerfen, sieht aber seinen Fehler ein und läßt die beiden heiraten. HS & ED: -» Flateyjarbók.

Eireks saga víðförla (»Die Saga vom weitgereisten Eirek «) ist eine kurze, im 14. Jh. entstandene Saga, die meist un­ ter den Fornaldarsögur genannt wird, obwohl sie mit dieser Gattung nur den äußeren Rah­ men (wie die Handlungsmoti­ vation durch heitstrenging) ge­ meinsam hat. Inhaiti, ist die Saga jedoch eine Kompilation aus jüngeren Abenteuer- und originalen Riddarasögur, wissenschaftl. Werken und visio­ nären Texten. Der Norweger Eirek gelobt, das Land der Unsterblichkeit, Ódáinsakr (wohl identisch mit dem Paradisus terrestris) zu fin­ den; er reist zuerst nach Kon­

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stantinopel, wo er sich seine Fragen über die Welt im Osten und das Paradies beantworten läßt. Von dort zieht er über den Jordan und durch Indien in den fernen Osten bis zum Paradie­ sesfluß, wo die einzige Brücke von einem Drachen bewacht wird, in dessen Rachen er springt und so ins Paradies ge­ langt, das er durchwandert und wo er einen Traum hat, bevor er wieder in seine Heimat zu­ rückkehrt; dort lebt er noch lOJahre. Der sicherl. klerikale Autor hat im ersten Teil der Saga Hono­ rius Augustodunensis’ Elucidarius und De Imagine Mundi ebenso wie Isidor von Sevillas Etymologiae verwendet und z.T. wörtl. ausgeschrieben, im zwei­ ten Teil auch die Visio Tundali, die als —► Duggals leizla auch sonst ins Isländ. übersetzt wurde. Außer dem Fornaldarsaga-ähnlichen Rahmen besteht die E.s.v. also vor allem aus ei­ nem didakt. Dialog und einer stark visionsartigen Jenseits­ reise. HSS: (insges. über 50 HSS, die HauptHSS der 4 Redaktionen sind:) GkS 1005, fol; AM 657 c, 4to; AM 179, fol; AM 346 I, 4to. ED: FAS1 3; FAS2 3; H. Jensen, E.s.v., Kbh. 1984 (= E.A. B 25). ÜB: (ausfuhrl. engl. Nacherzählungen in Jensens Ausgabe und in S. BaringGould, Curious Myths of the Middle Ages, London 1884). LIT: R. Simek, Die Quellen der E.s.v., (skandinavistik 14) 1984; H. Jensen, E.s.v.: Appendiks 3, (The Sixth Interna­ tional Saga Conference. Workshop Pa­ pers 1) Helsingør 1985.

Eiríkr Oddsson war ein Islän­ der, der um die Mitte des 12. Jh.s einige Zeit in Norwegen

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verbrachte und der Verfasser des jetzt verlorenen —> Hryggjarstykki war. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; Bjarni Guönason, Fyrsta sagan, Rv. 1978 ( = Studia Islandica 37); ders., E. O., (DicMA 4) 1984.

Eiriks saga forvitna Þjalar-Jóns saga. Eiriks saga rauða (auch Porfinns saga karlsefnis) ist eine früh im 13. Jh. entstandene Saga über die Besiedlung Grönlands im 10. Jh. und die Vinlandfahrten im frühen 11. Jh. (-> Vinlandsagas), Ereignisse, die auch in der —► Grænlendinga saga behandelt werden. Eirik der Rote und sein Vater sind Norweger, die nach Island auswandern, wo Eirik wegen eines Totschlags geächtet wird; er macht sich auf die Suche nach neuem Land und entdeckt dabei die bewohnbaren Gebiete Grönlands, wo er sich mit ande­ ren Auswanderern niederläßt. Eiriks Sohn Leif wird vom norweg. König Olaf Tryggvason zum Christentum bekehrt und soll nun die heidn. Grönländer bekehren. Auf der Überfahrt kommt er jedoch vom Kurs ab und wird nach Süden abgetrie­ ben, wo er auf ein Land mit wildem Weizen und Weinre­ ben stößt - Vinland. Auf dem Weg nach Norden nach Grön­ land hilft er einer Gruppe Schiffbrüchiger, was ihm den Beinamen inn heppni »der Glückliche« einbringt; seine Mutter und andere der Koloni­ sten lassen sich zum Christen­ tum bekehren, aber sein Vater

Eiriks saga rauða

mag damit nichts zu tun haben. Leifs Bruder Porsteinn macht sich auf die Suche nach neuem Land, kehrt aber erfolglos zu­ rück; er heiratet Guðríðr, lebt aber nicht mehr lange, und vor seinem Tod prophezeit er ihr noch eine große Zukunft. Guðríðr heiratet dann einen gerade erst nach Grönland gekom­ men Händler namens Porfinnr Karlsefni, der sich mit Leifs Schwester Freydis, deren Mann Porvarðr und dem Jäger Pórhallr auf die Suche nach Vin­ land macht. Nach der Erkun­ dung dieses neuen Lands teilen sich ihre Wege: Þórhallr segelt nach Norden, wird aber vom Sturm nach Irland verschlagen und gerät dort in Sklaverei. Porfinnr karlsefni und die an­ deren erleben in Vinland noch Feindseligkeiten mit den Einge­ borenen, bevor sie nach Grön­ land und von dort nach Island zurückkehren. Die Saga schließt mit einer Liste von Porfinns und Guðríðs bedeut­ ender Nachkommenschaft, un­ ter der sich der Bischof Björn Gilsson von Hölar befindet. HSS: Hauksbók; Skálholtsbók (AM 557, 4to; ca. 1420). ED: G. Storm, E.s.r. ..., Kbh. 1891 ( = SUGNL 21); É. 01. Sveinsson, Matthias Póröarson, Eyrbyggja saga, Rv. 1935 ( — IF 4); S. B. F. Janson, Sagorna om Vinland 1, Lund 1944; H. Hermansson, The Vin­ land Sagas, Ithaca, N.Y. 1944 (= Islan­ dica 30); Ólafur Halldórsson, E.s.r. Texti Skálholtsbókar: AM 557, 4to, Rv. 1985 (= IF. 4 vidauki). ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 2, Oxford 1905. ÜB: (dt.:) A. Kromayer, Die Winlandsagas, 1909; E. v. Mendelssohn, Grönlän­ der- und Färingergeschichten, 1912 ( =

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Eiriks saga víðförla Thule 13); F. Niedner, Grönländer- und Färingergeschichten, 1929 21965 ( = Thule 13); A. Hruby, Wikinger in Ame­ rika, 1928; Th. Steche, Wikinger entdekken Amerika, 1934 (= Bauern und Hel­ den 10); B. Gottschling, E. Ebel, Die Vinland Sagas, 1979; erneut 1982 (= AB 2); (engl.:) H. Pálsson, M. Magnusson, The Vinland Sagas, Harmondsworth 1965. LIT: S. B. F. Jansson, E.s.r., (KLNM 3) 1958; K. Schier, E.s.r., (KLL 2) 1966; E. Wahlgren, Fact and Fancy in the Vinland Sagas, (Old Norse Literature and Mythology) Austin, Texas 1969; R. Perkins, The Furðustrandir of E.s.r., (Medieval Scandinavia 9) 1976; Ólafur Halldórsson, Grönland í miðaldaritum, Rv. 1978; ders., Lost Tales of Guðrtðr Porbjarnardóttir, (Sagnaskemmtun) 1986.

Eiríks saga víðförla -> Eireks saga víðförla. Eiriks þáttr rauða Grænlendinga saga.

->

Eiríksdrápa [1] war laut Hallfreöar saga ein Preislied, das Hallfreðr vandræðaskáld auf den Ladejarl Eirik Hákonarson im Jahr 1000 oder 1001 verfaßt habe, von dem aber nur zwei Zeilen erhalten sind. HSS, ED, ÜB: -» Hallfredar saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946.

Eiríksdrápa [2] heißt auch ein Preislied aufJarl Eirikr, das von Þórðr Kolbeinsson stammt, und von dem noch 14 Dróttkvættstrophen erhalten sind, die vor allem die Schlach­ ten des Jarls aufzählen; ob das Gedicht vor oder nach Eiriks Tod 1024 entstand, ist ungewiß. HSS: Fagrskinna; -» Heimskringla; -* Ólafs saga Tryggvasonar; -► Jömsvikinga saga; -> Knýtlinga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946; LIT: E. A. Kock, NN 579-585,926, 964, 1106, 1718; 2466; J. de Vries, ALG 1,

21964; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; Bjarni Guðnason, Saxo och E., (Fs G. Holm) Lund 1976; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Eiriksdrapa [3] heißt auch die noch 32 Strophen und Halb­ strophen im Hrynhent umfas­ sende Erfidrápa des Skalden —► Markus Skeggjason, die er auf den Dänenkönig Eirikr Sveinsson in góði verfaßt hat, wohl erst nach dessen Tod im Jahr 1103; als formales Vorbild diente ihm Arnórr Pórðarsons Magnúsdrápa, der Inhalt ist vor allem Eiriks Taten im Dienste des Christentums gewidmet (den Pilgerfahrten nach Rom und ins Hl. Land, der Errich­ tung der Erzdiözese Lund etc.), die weltl. Funktionen des Kö­ nigs treten ganz in den Hinter­ grund. HSS: —> Knýtlinga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Cartnina Scaldica, Kbh. 2Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: M. Olsen, Lovsigemanden Markus Skeggesøns arvekvæde over kong Erik Eie­ god, (Edda 15) 1921; E. A. Kock, NN 917, 2047; W. Lange, Studien zur christl. Dichtung der Nordgerm., 1958; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Eiriksflokkr ist das einzige er­ haltene Gedicht des Skalden —> Haldórr ókristni. Eiríksmál ist der Titel eines anonym überlieferten Skalden­ gedichts aus der Zeit nach 954, von dem nur 9 Strophen und Halbstrophen erhalten sind, die zum Großteil im Ljóðaháttr, teils aber auch im Málaháttr ste­ hen. Die E. sind eine Toten­ klage auf König Eirik Blutaxt

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und beschreiben die Aufnahme Eiriks in Walhall, wobei reich­ lich heidn. Mythologie ver­ wendet wird. Eine ganz ähnl. Konzeption liegt in Eyvinds —> Hákonarmál vor, der sich die E. deutl. als Vorbild genommen hat. HSS: Fagrskinna; -► Snorra Edda. ED; T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1,1946; J. Helgason, Skjaldevers, Kbh. 31968 (= Nordisk Filologi A 12). ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 1920 ( = Thule 2). LIT: F.Jónsson, Litt.hist., 21920; K. von See, Zwei eddische Preislieder: E. und Hákonarmál, (Festgabe U. Pretzel) 1963; E. Marold, Das Walhallbild in den E. und Hákonarmál, (Mediaeval Scandina­ via 5) 1972; T. Ulset, Merknader til en del skaldedikt, Oslo 1975; J. Harris, E. and Hákonarmál, (DicMA 4) 1984.

Eirspennill (» mit Kupferspan­ gen «) heißt ein norweg. Codex aus dem frühen 14. Jh., welcher folgende von Isländern oder in Island verfaßten Sagas über norweg. Könige zw. 1035 und 1263 enthält: Magnüss saga góða, Haralds saga harðráða, Olafs saga kyrra, Magnüss saga berfætts, Magnüss sona saga, Magnüss saga og Haralds gilla, Haraldssona saga, Hákonar saga herðibreiös, Magnüss saga Er­ lingssonar, Sverris saga, Böglunga sögur und Häkonar saga Hákonarsonar. HS: AM 47, fol. ED: F. Jónsson, E., Kria. 1916.

Ektors rimur, eine Versbcarbeitung der Ectors saga. Laut einer Quelle des 18. Jh. stammt der erste Teil dieser Rimur von Jón Arason, der Hauptteil von Sigurður blindur.

Elis saga ok Rósamundu HSS: AM 604 h, 4to; AM 610 b, 4to; SKB perg. 22, 4to; Kollsbók. ED: Th. Wisén, Riddara-rimur, Lund 1884 (= SUGNL 4). (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rtmur. MS No. 604 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Elegische Dichtung. Elegi­ sche Passagen finden sich in der altnord. Dichtung vorwiegend in den Witwenklagen der Hel­ dendichtung (vgl. —> Gudrunlieder), während die zahlr. Erin­ nerungsgedichte (-> Erfidräpa) auf norweg. Könige vom 10. bis zum 13. Jh. des elegischen Tons wider Erwarten völlig entbehren; nur wenige Skalden, wie etwa Hallfreör oder Sighvatr, vermögen in solchen Ge­ dichten auch das Gefühl des persönl. Schmerzes in Worte zu kleiden. Das hervorragendste Beispiel e.D. ist Egill Skallagrimssons —> Sonatorrek, in welcher er den Verlust seines ertrunkenen Lieblingssohnes beklagt und dabei seinem Schmerz und der Unmöglich­ keit der Rache am Meeresgott Ægir beredt Ausdruck verleiht.

Elfarvisur -> Einarr Skülason. Elis saga ok Rósamundu ist eine vor Mitte des 13. Jh.s in Norwegen von einem Abt Robert im Auftrag König Hå­ kon Hákonarson angefertigte altnord. Prosaübersetzung des franz. Chanson de geste Elie de St. Gille, welcher aber offenbar ein nicht ganz vollst. Exemplar des Originals zugrundelag. Mit der Flovents saga und der Karlamagnüs saga gehört also die E.s.o.R. zu den übersetzten ->

Ellikvæði

Riddarasögur, die nicht auf Werken der Artusepik, sondern auf altfranz. Heldenepen beru­ hen. Die E.s.o.R. ist in der selben frühen norweg. HS wie die Strengleikar erhalten (DG 4-7), jüngere isländ. HSS enthalten ein etwas abweichendes Ende der Geschichte. Elis ist der Sohn des provencal. Grafen Juliens, der seinen Sohn wegen dessen mangelhaften ritterl. Leistungen tadelt; Elis ver­ läßt den Hof, und trifft bald darauf vier gefangene Ritter, deren heidn. Bewacher er zwar besiegen kann, dabei aber selbst in Gefangenschaft gerät. Die Heiden nehmen Elis mit nach Ungarie, wo er sich befreien kann und mit Hilfe der Königs­ tochter Rósamunda den feindl. König Jubien im Zweikampf besiegt. Rósamunda verspricht sich zum Christentum zu be­ kehren und kehrt mit ihm nach Frankreich zurück, womit die Übersetzung endet; im franz. Original wird Elis der Pate der Prinzessin und kann sie daher nicht heiraten, die isländ. Fort­ setzungen fuhren aber zur Hei­ rat. HSS: Upps. DG 4-7, fol (ca. 1250); AM 580,4to; SKB perg. 6, 4to (14. Jh.); ca. 40 weitere HSS. ED: Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 4, Rv. 1954; (Faks.:) M. Tveitane, E.s., Strengleikar and Other Texts, Oslo 1972 (= CCNMÆ 4to, 4). ED & ÜB (dt.:) E. Kolbing, E.s.o.R., 1881, Neudruck 1971; (franz.:) G. Ray­ naud, Elie de St. Gille chanson des geste. Accomp. de la réd. norvég. trad. par E. Kol­ bing, Paris 1879. LIT: E. Kolbing, Beiträge zur vergl. Ge­ schichte der romant. Poesie und Prosa des Ma., 1876; ders.. Das hss-verhältnis

74 der E.s.o.R., (ZfdA 27) 1883; J. L. Jones, The Phonology of the E.s., Diss. Chicago 1897; H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia. Cambridge, Mass. 1921 [mit engl Zusammenfass.]; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; E. F. Halvorsen, E.s.o.R., (KLNM 3) 1958; K. Schier, E.s.o.R., (KLL 2) 1965; M. E. Kalinke, E.s.o.R., (DicMA 4) 1984; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & London 1985 (— Islandica 44).

Ellikvæði ist ein beeindrukkendes spätma. Gedicht über das Alter und stammt von Jón Hallsson (gest. 1538). HS: Hólmsbók (AM 622, 4to). ED: Ein Ny Wiisna Bók, Hólar 1612; Jón Porkelsson, Kvceðasafn, Rv. 1922-27. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Elucidarius oder Elucidarium ist ein kurzgefaßtes ma. Hand­ buch über die Welt und den christl. Glauben. Die wie an­ dere didakt. Werke in Dialog­ form abgefaßte latein. Enzyklo­ pädie wird Honorius Augustodunensis (ca. 1080-1137) zu­ geschrieben, was nicht gesichert ist. Die isländ. Übersetzung des E. stammt aus dem 12. Jh. und ist, neben anderen Fragm., in einer HS von ca. 1200 und in der Hauksbók überliefert. Den deutlichsten Einfluß des E. auf die altnord. Literatur zeigt die —> Snorra Edda. HSS: AM 674 a, 4to; Hauksbók. ED: C. J. Brandt, Lucidarius, en Folkebog fra Middelalderen, Kjbh. 1849 (= Nor­ diske Oldskrifter 7); Konrad Gislason, Brudstykker af den Islandske Elucidarius, (ANOH) 1858; (Faks.:) Jón Helgason, E., The Arna-Magn&an Manuscript 674 A, 4to, Cph. 1957 (= MI 4). ED & ÜB (engl.:) E. S. Firchow, H. Fix, The Old Icelandic E., (im Druck). ED des Originals: Y. Lefevre, L’Elucidarium et les Lucidaires, Paris 1959;

75 LIT: A. Salvesen, E., (KLNM 3) 1958; dies., Studies in the Vocabulary of the Old Norse Elucidarium, Oslo 1968; B. Brei­ teig, E. og kong Sverre, (MoM) 1966; E. Firchow, K. Grimstad, S. Gilmour, The Old kelandic Elucidarius. A Diplomatie Edition with the Help of the Computer (Bull, of the Ass. for liter, and ling. Com­ puting 6) 1978 und (7) 1979.

Emirentiu saga, önnu ok Manu ist eine erst im 15./16. Jh. ins Island, übersetzte Heili­ gensaga über die Hl. Emmerencia, Anna und Maria; der Text ähnelt dem in Braunschweig 1507 gedruckten dt.en St.Annen-Büchlein des Hans Dorn und ist in zwei verseh. Überset­ zungen erhalten, von denen B schon im 15. Jh. entstand. HSS: (A:) SKB perg. 3, fol; (B:) AM 238, fol. frag. III; AM 82, 8vo. ED;A. Loth, Reykjahólabók. Islandske hel­ genlegender 2, Kbh. 1970 (= EA A 16). LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German lnftuence an Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Emundar þáttr af Skörum (auch Eymundar þáttr), ein Ab­ schnitt über den weisen Richter Emundr in Kap. 94 der Olafs saga helga in der Heimskringla. Endreim —> Runhent. Enzyklopädische Literatur. Obwohl im ma. Island und Norwegen nur der -> Elucida­ rius, aber keine der bedeutende­ ren latein. Enzyklopädien, die bis zum Hochma. entstanden waren (Plinius’ Naturalis Histo­ riae (1. Jh.), Isidor von Sevillas Etymologiae (7. Jh.), Bedas De natura rerum (ca. 700), Hrabanus Maurus’ De rerum naturis (9. Jh.), Honorius’ Imago mundi (ca.

Enzyklopädische Literatur 1100), Alexander Neckhams De naturis rerum (Ende 12. Jh.)) übersetzt wurden, bestand doch eine Tendenz zur Herstellung enzyklopädisch orientierter HSS, in denen jedoch die Übersetzung der latein. Autoritäten mit offen­ bar relevant erachteten einheim. Werken und hagiograph. Texten kompiliert wurden. Als Enzyklo­ pädien im engeren Sinn können diese HSS auf Grund der man­ gelnden Strukturierung des In­ halts nicht bezeichnet werden, eher als Kompendien. Die bekannteste derartige Sammel-HS ist die Anfang des 14. Jh.s geschriebene -» Hauksbók, in welcher Übersetzungen aus­ länd. historiograph. Werke (Trójumanna saga nach Dares Phrygius, Breta sögur nach Geoffrey of Monmouth) neben einheim. Geschichtswerken (Landnámabók, Kristni saga, Eireks saga rauða, aber auch die Völuspá) und Bearbeitungen latein. wiss. Texte (Elucidarius, Heimslýsing, Algorismus, Pro­ gnostica temporum, Náttúrusteinar etc.) standen. Während sich in der Hauksbók nur ganz wenige geistl. Texte finden, sind in der bislang noch unedierten enzyklop. HS AM 764, 4to (14. Jh.) histor. und geograph. Texte (darunter eine kurze Weltgeschichte, zwei verseh. Weitbeschreibungen, ein fragmentar. Auszug aus der Historia Britonnum des Nennius und annalist. Aufzeichnungen) mit relig. Exempeln und Heili­ genlegenden durchsetzt. Vorwiegend naturwissenschaftl. ausgerichtet ist z. B. das kleine

Epilog

Kompendium in der HS AM 194, 8vo (1387), welche kürzere Texte enthält, darunter geograph. (so Abt Nikulas’ Itinerar ins Hl. Land), völkerkundl. (Entstehung der Völker, Wunder­ menschen), naturkundl. (über Gewässer, Steine, Schlangen), historische (über die Weltalter, über Konzilien), komputist. und medizinische. ED & LIT: -► Hauksbók; K. Kälund, Alfrœði islenzk 1-3, Kbh. 1908-18 ( = SUGNL 37. 41. 45).

Epilog. Die meisten Sagas ent­ halten nach dem Tode des Hel­ den noch einige Kapitel, die ei­ nen wesentl. Teil der Saga bil­ den, da sie neben einem Nachruf auf den Helden auch noch auf seine Nachkommen eingehen und damit die Verbindung zu den ma. Rezipienten des Textes herstellen. In den Fornaldarsögur und Riddarasögur kann der E. aber auch Reflexionen über Fragen der Historizität und Glaubwürdigkeit der Sagas, oder über die Unterschiede zwischen der Sagazeit und der Zeit des Autor enthalten; vgl. Göngu-Hrölfs saga, Magus saga jarls, etc. Equitan heißt die in den -» Strengleikar überlieferte altnord. Prosaübersetzung des gleichnamigen altfranz. lais der Marie de France; im Gegensatz zu anderen ma. Übersetzungen ins Altnord. (-» Riddarasögur) erweitert hier der Übersetzer das Original eher, als es zu kür­ zen.

Erasmus saga, eine Heiligen­ saga über den Hl. Erasmus, der

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um 303 den Märtyrertod starb, beruht auf einer der verseh, lat. Fassungen seiner Legende (BHL 2578-82); eine andere Version der E.s. (B) wurde erst im 16. Jh. aus dem Nddt.en übersetzt. HSS: (A:) AM 655, 4to frag. V (13. Jh.); (B:) SKB perg. 3, fol. ED: (A:) C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; G. Morgenstern, Arnamagnæanische Fragmente, ..ein Supplement zu den Heilagra manna sögur, 1893; (B:) A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 2, Kbh. 1970 ( = EA A 16). LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; LOSONP 1963.

Erex saga (»Die Saga von Erec«) heißt die altnord. Prosa­ übersetzung von Chrétien de Troyes Versroman Erec et Enide, die vermutl. wie die an­ deren übersetzten -» Riddara­ sögur Mitte des 13. Jhs. in Nor­ wegen übertragen wurden. Die E.s. ist gegenüber der Vorlage — trotz zweier längerer Einschübe - stark gekürzt und weicht sti­ list. von der Mehrzahl der ande­ ren Riddarasögur ab, sodaß man einen anderen Übersetzer (also nicht Bruder Robert oder seine Schule) vermutet hat. Al­ lerdings ist die E.s. erst in HSS ab dem 16. Jh. erhalten, sodaß sich die Abweichungen auch mit der schlechten Uberlieferungslage erklären ließen. HSS: Lbs 1230, 8vo, 111 (ca. 1500, frag ); AM 181 b, fol. (ca. 1650; SKB pap. 46, fol. (ca. 1690); BM Add. 4859 fol. (1694); nur 7 weitere HSS des 18. und 19. Jh.s. ED: G. Cederschiöld, E.s., Kph. 1880 ( = SUGNL 3); Valdimar Asmundarson, E.s., Rv. 1886; F. W. Blaisdall, Erex saga artuskappa, Cph. 1965 (= EA B 19).

77 ÜB (engl.:) F. W. Blaisdall, M. Kalinke, E.s. and Ivens saga, Lincoln and London 1977. LIT: E. Kolbing, Die nord. E.s. und ihre Quelle, (Germania 16) 1871; S. Gutenbrunner, Über die Quellen der E.s., (Herrings Archiv 190) 1954; E. F. Hal­ vorsen, E.s., (KLNM 4) 1959; K. Schier, E.s., (KLL 2) 1965; M. Kalinke, The Structure of the E.s., (SS 42) 1970; dies., E.s. and Ivens saga: Medieval Approaches to translation, (ANF 92) 1977; F. W. Blaisdell, E.s., (DicMA 4) 1984; O. Gouchet, Die akisländ. Bearbeitung von Chretiens Erec et Enide, (Riddarasögur) Paris 1985; M. E. Kalinke, P. M. Mit­ chell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Erfidrápa f. (»Totenlied«, » Erinnerungsgedicht «) als Gat­ tungsbezeichnung ist die Form des höf. —» Preislieds, das als Nachruf einem verstorb. Für­ sten oder König gewidmet ist, wobei die uns erhaltenen Lieder dieser Art vor allem auf bedeu­ tende christl. Könige gedichtet wurden. Erfidrápa Olafs helga (» Erin­ nerungsgedicht auf den Hl. Olaf«) heißt ein spätes Gedicht des isländ. Skalden —> Sigvatr Pórðarson, das er um 1040, also etwa 10 Jahre nach dem Tod des Königs, auf den Hl. Olaf verfaßt hat. In den 28 Strophen, die möglicherweise aber nicht alle wirkl. zu diesem Lied zu zählen sind, geht er vor allem auf Olafs letzte Jahre, seine letzte Schlacht bei Stiklastaðir und die von ihm gewirkten Wunder ein. HSS, ED, ÜB: -> Heimskringla; -> Olafs saga hins helga; -> Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skat. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 656-668, 819, 1115-1118, 1370, 1853, 1870; J. de Vries,

Erlingsflokkr ALG 1, 21964; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poelry, Oxford 1976.

Erfikvæði Magnúss lagabætis ist ein anonymes Erin­ nerungsgedicht im Versmaß Hrynhent auf den norweg. Kö­ nig Magnus lagabætir (gest. 1280); im Skáldatal wird Sturla I’órðarson als einziger Dichter dieses Königs erwähnt, er könnte also der Verfasser dieses Gedichts sein, von dem nur 3 Strophen erhalten sind. HSS: SKB pap. 76, fol. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 1374.

Erlingsdrápa, ein um 1170 entstandenes Preisgedicht des isländ. Skalden Þorbjöm skakkaskäld auf den norweg. Jarl Erling inn skakki, von dem aber nur drei Strophen in der Heimskringla überliefert sind. HSS: -► Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 964, 992f; M. Olsen, En strofe av Torbjørn Skakkaskalds E., (MoM) 1947.

Erlingsflokkr (»Preisgedicht auf Erling «) heißt ein Gedicht des isländ. Skalden —♦ Sigvatr Þórðarson, das er Ende der 20er Jahre des 11. Jh.s auf den in einer Seeschlacht gegen den Hl. Olaf gefallenen Schwager des Königs, Erlingr Skjalgsson, verfaßt hat. In den acht erhalte­ nen Dróttkvættstrophen preist er den Mut Erlings und be­ schreibt die Schlacht; Sigvatr dürfte schon früher ein Gedicht auf Erling verfaßt haben, aber es ist bis auf eine einzige Stro­ phe verloren.

Ernestus saga ok Greifa Veztelus HSS: -» Heimskringla; -+ Olafs saga hins helga; Flateyjarbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 638-644; J. de Vries, ALG 1, 21964.

Ernestus saga ok Greifa Vez­ telus ist eine nach 1650 vom isländ. Bauern Sveinn Gislason angefertigte Übersetzung des dt. Volksbuchs Herzog Ernst (Erstdruck Augsburg um 1476), mit dessen gekürzten Oktav­ drucken des 17. Jh.s weitge­ hende Übereinstimmung be­ steht (nicht aber mit der dän. Übersetzung des Volksbuchs 1729). HSS: AM 581, 4to (17. Jh.). ED: D. K. Watkins, Saga af Herluga Erne­ sto oc Greifa Veztelo, Diss. Bloomington, Ind. 1970. LIT: H. G. Leach, Angevin Britain und Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; M. Schlauch, Romanse in Iceland, London 1934; D. K. Watkins, An Icelandic »Herzog Emst«, (Scandmavica 11) 1972; H. Seelow, Die isländ. Übersetzungen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Eskia (»die Esche«) heißt die in den -> Strengleikar überlieferte altnord. Prosaübersetzung des altfranz. Lais de Fresne der Ma­ rie de France. ♦Esphælinga saga ist eine nicht erhaltene Isländersaga, die aber im -> Þórarins þáttr ofsa erwähnt wird und offensichtl. Einfluß auf die Víga-Glúms saga und die PórðarbókFassung der Landnámabók hatte. LIT: B. M. Ólsen, Um Islendingasögur, Rv. 1937-39 (= SSÍ 5,3); Jón Jóhannesson, Gerðir Latidnámabókar, Rv. 1941.

Exemplum af Sancte Sipriano þeim gooda manne ist

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eine Heiligenlegende über die Hl. Cyprian und Justina (26. Sept.), deren Quelle unbekannt ist. HSS: AM 629, 4to (1697). LIT: LOSONP 1963.

Eyfirðinga sögur ist eine mo­ derne Sammelbezeichnung, die von Herausgebern für Sagas über die Bewohner des Gebiets um den Eyjafjörör in Nordis­ land verwendet wird; zu diesen Sagas zählen die Viga-Glüms saga, die Svarfdæla saga, die Valla-Ljóts saga, der Ogmundar þáttr dytts, der Porvalds þáttr tasalda, der Porleifs þáttr jarlaskálds, der Sneglu-Halla þáttr und der Porgríms þáttr Hallasonar. ED:Jónas Kristjánsson, E.sqgur, Rv. 1951 (=IF9).

Eyjólfr dáðaskáld (auch: Eyjúlfr) hat seinen Beinamen »Taten-Skalde « wohl bekommen, weil er in der —► Bandadrápa die Taten des Ladejarls Erikr besang, zu dessen Hofskalden er im Skáldatal wie in der Heims­ kringla gerechnet wird; sonst ist nichts über ihn bekannt. Eymundar þáttr Hringssonar ist eine Erzählung über einen jungen norweg. Häupt­ ling, der bei der Rückkehr von einem Wikingerzug erfährt, daß der König seine Güter kon­ fisziert hat. Er wandert aus und tritt in den Dienst des russ. Königs, der ihn schließlich mit dem Königreich Polotsk be­ lohnt. HS & ED: -» Flateyjarbök (Olafs saga helga).

79 ED: FMS 5, Kph. 1830. LIT: O. I. Senkovski, De islandske Sagaer i deres Forhold til den russiske Historie, (ANOH) 1847; R. Cook, Russian History, Icelandie Story, and Byzantine Strategy in E.p.H., (Viator 17) 1986.

Eyrbyggja saga (ca. 1350) ist eine Isländersaga, welche die Besiedlung von Snæfellsnes in Westisland und das Schicksal der Nachkommen der Siedler beschreibt, wobei sie sich diesbezügl. recht eng an histor. Tat­ sachen hält. Am Ende der Saga wird sie als Saga Pórsnesinga, Eyrbyggja ok Alptfirðinga be­ zeichnet, womit drei der vier bedeutendsten Familien dieses Landstrichs genannt sind (die vierte sind die Kjalleklingar). Hauptfigur ist Snorri goði, Fa­ milienoberhaupt der Þórsnesingar. Die E.s. behandelt hauptsächl. die blutigen Familienfeh­ den zw. den vier Familien und auch mit ihren Nachbarn, wo­ bei es um Besitz, Macht, Ehre und Liebe geht. Die Saga ist reich an phantasievoll ausge­ schmückten Erwähnungen von Zauberei und heidn. Riten, wo­ bei Geister und andere übernatürl. Erscheinungen eine beträchtl. Rolle spielen. Der Au­ tor interessierte sich offensichtl. nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Gebräuche dieser vergangenen Epoche. HSS: AM 448, 4to; AM 442, 4to (beides Abschriften der Vatnshyma); Wolfen­ büttel 9, 10, 4to; AM 445 b, 4to. ED: G. Vigfusson, E.s., 1864; H. Gering, E.s., 1897 (= ASB 6); E. 01. Sveinsson, E. s., Rv. 1935 ( = ÍF 4). ÜB: (dt.:) A. Bonus, Isländerbuch 2, 1907 [gekürzt]; F. Niedner, Die Ge­ schichte vom Goden Snorri, 1920, 21964; R. Heller, Isländer sagas 1, 1982; (eng!.:)

Eysteinn Ásgrímsson H. Pálsson, P. Edwards, E.s.., Edinburgh 1973. LIT: B. M. Olsen, Landnáma og Eyrbyggja, (ANOH) 1905; G. N. Garmondsway, E.s., (Saga-Book 12) 1940; L. M. Hollander, The Structure of E.s., (JEGPh 58) 1959; K. Schier, E.s., (KLL 2) 1966; E. Ol. Sveinsson, E.s.s. kilder, (Scripta Islandica 19) 1968; B. McCreesh, Structural Patterns in the E.s. and other sagas of the Conversion, (Medieval Scandinavia 11) 1978/79; Kjartan G. Ottósson, Fróðárundur í Eyrbyggju, Rv. 1983 ( = Studia Islan­ dica 42); P. Schach, E.s., (DicMA 4) 1984; R. Heller, Die Gebeine des Goden Snorri, (ANF 99) 1984; R. McTurk, Approaches to the Structure of E.s., (Sagnaskemmtun) 1986. N: A. Oehlenschläger, Landet fundet og forsvundet, (Schauspiel, Kbh. 1846); R. Riemann, Björn der Wiking, (Drama, 1901); R. L. Stevenson, The Waif Woman, (Erzählung 1914); W. Scott, Abstract of the E.s., (Kurzfassung in M. Mailet, Northem Antiquities, New Ed., London 1847).

Eysteinn Ásgrímsson, der Verfasser der -> Lilja, war Mönch im isländ. Augustiner­ kloster Þykkvibær, wo er und sein Mitbruder -> Arngrimr Brandsson für das Verprügeln ihres Abtes schwer bestraft wurden. Dennoch wurde er sechs Jahre später zum Officialis des Bischofssitzes in Hólar er­ nannt. Im Jahre 1355 reiste er nach Norwegen und trat dort ins Kloster Elgeseter in Trond­ heim ein; 1357 sandte der Erzbi­ schof ihn und einen norweg. Kleriker als Visitatores nach Is­ land, wo ihn der Bischof von Skálholt 1359 excommunizierte, bevor sie sich bald darauf versöhnten. 1360 kehrte E.A. nach Elgeseter zurück und starb dort am 14. März 1361. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Gunnar Finnbogason, Var bróðir Eysteinn i Pykkvabæ höfundur Lilju?, (A góðu daegri. Afmæliskveðja til S. Nordais) Rv. 1951; G. S. Täte, E. Á., (DicMA 4) 1984.

Eysteinn Valdason

Eysteinn Valdason. Snorri zi­ tiert in seinen Skaldskaparmál (Kap. 4) drei Halbstrophen ei­ ner —> Þórsdrápa eines sonst unbekannten isländ. Skalden namens E.V. Eysteinsdrápa. Der isländ. Skalde -♦ Einarr Skúlason hat auf den norweg. König Ey­ steinn Haraldsson (gest. 1157) zwei Lieder gedichtet: die E., von der nur eineinhalb Dróttkvættstrophen bewahrt sind, und eine Runhenda, von welcher die Reste von 10 Stro­ phen erhalten sind. HSS: Morkinskinna; Fagrskinna; -> Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 955, 1187; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet. Øvre Ervik 1982.

Eyvindr Finnsson skåldaspillir ist ein norweg. Skalde des 10. Jh.s, von dem außer 14 in den Königssagas überlieferte Lausavisur vor allem ein großes Preisgedicht auf König Hakon góði Aöalsteinsfostri, die —» Häkonarmál, und ein nur frag­ mentarisch erhaltenes genealog. Gedicht auf das Geschlecht der Ladejarle, die —> Háleygjatal, erhalten sind. Er soll auch noch eine Drapa auf »alle Isländer« verfaßt haben (Heimskringla, Hákonar saga gráfeldar Kap. 16), von der aber nur zwei Stro­ phen zitiert werden, die nicht sicher zu diesem nur einmal er­ wähnten Gedicht gehörten, falls es überhaupt existiert hat. E., der letzte in Norwegen ge­ borene Hofdichter, war selbst mit Haraldr härfagri verwandt,

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aber nach dem Tod König Ha­ kons des Guten stand er in dau­ erndem Streit mit Haraldr gráfeldr, und als Jarl Hakon an die Macht kam, schloß er sich mit Begeisterung der heidn. Frak­ tion der Ladejarle an. Ob er tatsächl. an der Schlacht im Hafrsfjord gegen die Jomswikinger teilgenommen hat (Fagrskinna 98), ist nicht sicher. Den Beinamen »Skaldenverderber « bekam er angebl., weil er in den Hákonarmál ältere Skalden als Vorbilder verwen­ dete und bearbeitete (Fagr­ skinna 38; in Wirklichkeit viel­ leicht wegen des wachsenden Einflusses isländ. Hofskalden). Während Eyvinds Lausavisur in strengem Dróttkvætt gehalten sind, ist die Häleygjatal im Kviðuháttr abgefaßt und imi­ tiert Pjóðólfs Ynglingatal; für die Hákonarmál verwendet er eddische Versmaße (Málaháttr, Fornyrðislag, Ljóðaháttr), alle seine Gedichte zeigen eine gute Kenntnis und großes Interesse in der heidn. Mythologie. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; L. Holm-Olsen, Øvind skáldaspiller, (Edda 53) 1953; J. de Vries, ALG 1, 21964; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; F. Ström, Poetry as an instrument of propaganda. Jarl Håkon and his poets, (Spe­ culum Norroenum. Studies G. TurvillePetre) Odense 1982; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983; P. Foote, Skand. Dichtung der Wikingerzeit, (Neues Handb. der Lit.wiss. 6) 1985.

Fabliaux, altfranz. Reimerzäh­ lungen meist schwankhaften Inhalts, deren Stoff häufig ori­ ental. Ursprungs war; von die­ sen meist frauenfeindl. Kurzge­ schichten wurden nur wenige auch ins Altnord, übersetzt,

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etwa die Möttuls saga, einige bildeten eine der Quellen für einzelne originale Riddarasögur (Þjalar-Jóns saga, Sigurðar saga turnara). Færeyinga saga (»Saga von den Bewohnern der Färöyer «) beschäftigt sich mit der Ge­ schichte der Bewohner dieser Inselgruppe von der Mitte des 10. bis zur Mitte des 11. Jh.s und dürfte in Island am Beginn des 13. Jh.s verfaßt worden sein. Die F.s. ist nicht selbständig überliefert, sondern nur als In­ terpolationen der —> Olafs saga Tryggvasonar und der —> Olafs saga helga in der Flateyjarbók erhalten; der erste Teil der Saga findet sich auch in der -> Olafs saga Tryggvasonar hin mesta, und Snorris Olafs saga helga enthält ebenfalls vier Kapitel der F.s. Die F.s. weist eine beachtl. literar. Qualität auf, wo­ bei besonders die Charakterisie­ rung der zwei Hauptfiguren, des tapferen und edlen Sigmundr Brestisson und des schlauen und skrupellosen Prándr von Gata, erwähnens­ wert ist. HSS: -* Flateyjarbök; —* Heimskringla; -» Olafs saga Tryggvasonar hin mesta. ED: C. C. Rafn, F.s., Kbh. 1832; F. Jönsson, F.s., Kbh. 1927; Ólafur Halldörsson, Es., Ry. 1967. ED & ÜB (dt., dän., får.:) C. C. Rafn, G. C. F. Mohnike, F.s. oder Geschichte der Bewohner der Färöer, Kbh. 1833. ÜB: (dt.:) Thormodus Torfäus [Pormóður Torfason], Geschichte der Thaten der Einwohner von den Inseln Färöe, 1757; E. v. Mendelssohn, Grönländerund Färingergeschichten, 1912 (= Thule 13); F. Niedner, Grönländer- und Färingeigeschiehten, 1929, 21965 (= Thule 13); (engl.:) G. V. C. Young, C. R. Clewer, The Faroese Saga, Belfast 1973; G.

Fáfnismál Johnston, The Faeroe Isländers’ Saga, Ot­ tawa 1975. LIT: W. Golther, Zur F.s., (Germanist. Abhandl. [Fs] K. v. Maurer) 1893; P. G. Foote, On the saga of the Faroe Isländers, London 1965; ders., A Note on Pránd’s kredda, (Afmælisrit Jöns Helgasonar), Rv. 1969; ders., Prándr and the Apostles (Me­ dieval Literature and Civilization. Studies G. N. Garmonsway) London 1969; Ólafur Halldórsson, Nokkur sagnatninni i Færeyinga sögu, (Einarsbök) Rv. 1969; P. C. Conroy, Es., (DicMA 4) 1984.

Fáfnismál (»Lied von Fafnir«), ein Heldenlied der -> Liederedda, das gemeinsam mit den vorausgehenden Reginsmál und den folgenden Sigrdrifomál eine Liedgruppe bildet, die Sigurds Jugend behandelt. Die 44 Strophen im Ljóðaháttr mit Prosarahmen und Prosaein­ schüben umfassenden F. behan­ deln die Erschlagung Fafnirs und Regins durch Sigurd. Nachdem in der Prosaeinlei­ tung die Tötung des Drachens Fafnir berichtet wird, bilden die ersten 22 Strophen des Liedes ein Gespräch zw. Sigurd und dem sterbenden Drachen, in welches auch mytholog. Merk­ verse eingebaut sind. Der zweite Teil des Lieds beginnt mit einem Gespräch zw. Sigurd und Reginn, dann lernt Sigurd durch das Blut des Drachens die Sprache der Vögel, die ihm in weiteren Strophen Warnungen und Prohezeiungen erteilen (Str. 32-44: Igðnaspá); die Tö­ tung Regins wird wieder nur in der Prosa erzählt. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 1, 21963 (= Thule 1). LIT: J. de Vries, ALG 1, 21964; H. Beck, F., (KLL 3) 1967; A. Kragerud, De myto­ logiske spørsmål i Favnesmål, (ANF 96)

Fagri riddarinn 1981; J. E. Cathey, Fifnir, (DicMA 4) 1984.

Fagri riddarinn ist eine im 18./ 19. Jh. entstandene Saga über einen schönen Ritter. HSS: Lbs 221, fol; Lbs 1656, 4to.

Fagrskinna (»das schöne Per­ gament «) ist eine synopt. Ge­ schichte der norweg. Könige von Halfdan dem Schwarzen im 9. Jh. bis 1177, wobei der Autor sowohl Skaldengedichte als auch schriftl. vorliegende Sagas als Quellen verwendete; F. wurde vermutl. von einem Isländer um 1230 in Norwegen verfaßt. Die Fagrskinna liegt der etwas älteren und längeren Fassung A und der nur unvollst, bewahrten Fassung B vor. Der Name stammt von Pormóður Torfason, der eine der beiden ihm vorliegenden PergamentHSS wegen ihrer prächtigen Ausstattung so bezeichnete; beide HSS gingen im Brand von Kph. 1728 verloren und sind nur in Abschriften erhalten. HSS: (A:): AM 52, fol; AM 301, 4to; AM 303,4to; (B:) Oslo UB 371, fol; AM 51, fol; AM 302, 4to. ED: P. A. Munch, C. R. Unger, F., Chria. 1847; F. Jónsson, F., 1-2, Kbh. 1902-3, (= SUGNL 30); Bjarni Einarsson, F., Rv. 1984 (= ÍF 29). LIT: G. Indebrø, F, Kria. 1917; G. W. Weber, F., (KLL 3) 1967; A. Jakobsen, Om forholdet mellom F. og Morkinskinna, (MoM) 1968; ders., Om F.-forfatteren, (ANF 85) 1970; ders., Om håndskriftforholdet ved F.s A-resensjon og behovet for en ny utgave av dette sagakomplekset, (MoM) 1979.

Falekanus saga keisara ist eine erst im frühen 19. Jh. entstan­ dene romant. Saga. HSS: Lbs 2148, 4to; Lbs 2152, 4to.

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Falentins og Ursins saga ist eine umfängl. Riddarasaga, die letztl. auf den franz. Versroman Valentin et Ourson zurückgeht, laut Auskunft der HSS aber im 16. Jh. aus dem Niederländ. ins Isländ. übersetzt wurde. HSS: AM 550, 4to; SKB 29 pap., fol; NkS 1157, fol; BM Add 486.3. LIT: G. E. Klemming, Namnlös och Va­ lentin, Sthm. 1846 (= SSFS 7); W. Seel­ mann, Valentin und Namelos, 1884; A. Dickson, Valentine and Orson, New York 1929; A. H. Krappe, Valentin and Orson, (MLN 47) 1932; W. Wolf, Namnlös och Valentin, Uppsala 1934 (= SSFS 52); M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Falhards saga ist eine erst im 18. Jh. entstandene Saga. HS: Lbs 2233, 8vo.

*Falkenlied Lieder der Lücke des Codex Regius.

Familiensagas -> Islendinga sögur. Faustus saga (in den HSS: His­ toria af Doctor Fausto) ist eine erst im 18. Jh. entstandene is­ länd. Prosaübersetzung des dän. Volksbuchs vom Dr. Faust (Erstdruck 1588), seinerseits ei­ ner Übersetzung des dt.en Volksbuchs (Erstdruck Frank­ furt 1587). Eine andere Teufels­ bundlegende (Theophil-Legende) liegt in der —> Callinius saga vor. HSS: MS Boreal 148; ÍB 258, 8vo. LÍT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Faustus saga ok Erinenu i Serklandi (auch Fastus saga ok Ermenu) ist eine erst im 18. Jh. entstandene Saga nach Vorbild der originalen Riddarasögur.

83 HSS: ÍB 121, 4to; Lbs 354, 4to; u. 8 weitere HSS. ED: Sagan af Fastusi og Ermenu, Gimli, Manitoba 1892. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Ferakuts saga (»Die Saga von Ferakut«) ist eine im 17. Jh. verfaßte isländ. Prosafassung des um 1200 entstandenen franz. Chanson de geste Fierabras, das nicht auf dem Weg über die mittelengl. Fassung Sir Ferumbras (14./15. Jh.), sondern erst durch das dt. Volksbuch Fierrabras (Erstdruck 1533), welches ebenfalls aus dem Franz, übersetzt ist, nach Island gelangte. Neben der isländ. Prosaübersetzung ist auch eine Rimurfassung und eine junge Prosabearbeitung der Riinur er­ halten. HS: SKB 7 pap., 8vo; SKB 37 pap., fol (17.Jh.); AM 576 b, 4to (Excerpt, ca. 1700); junge Fassung: NkS 1148, fol (1765-70). LIT: H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass., 1921; P. L. Hjorth, Ferakuts saga, an Icelandic Fierabras, (Opuscula 1) Cph. 1960 (= Bibi Arn 20); H. Seelow, Die isländ. Über­ setzungen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Ferðavísur (» Reise-Strophen «) ist der erst neuzeitl. Titel eines Gedichts des Skalden -> Hofgarða-Refr.

Fertrams saga ok Piatos (Pia­ tos, Platons) ist eine spät- oder nachma. originale Riddarasaga über Fertram und Plato, die beiden Söhne des » König Artus von Frankreich«, von denen Fertram durch drei schwarze Berserker nach Indien entfuhrt wird und von Plato erst nach vielen Abenteuern befreit wer­

Filpó rímur den kann. Die Saga ist voller Reminiszenzen an gelehrte oder sagenhafte Texte: z. B. besitzt Fertram das Pferd Bussifal, das einst Alexander dem Großen gehörte, und Attilas Schwert. HSS: AM 537, 4to (17. Jh.); Rask 30; Rask 32; Lbs 2405, 8vo; BM Add 4863, fol. (alle 18. Jh.). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Fides, Spes, Caritas zählt zu den Heiligensagas und behan­ delt die bekannte, wenn auch unhistor. Legende von diesen drei heiligen Märtyrerinnen (1. Aug.), den Töchtern der Sapi­ entia. Der altnord. Text beruht auf einer der lat. Fassungen (BHL 2966-2973). HSS: SKB perg. 2, fol; AM 233 a, fol, AM 235, fol (14. Jh.); AM 429,12mo (ca. 1500). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 (= EIM 4). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 ( = SBM 1937, 7); LOSONP 1963.

Filpö rimur oder Filippo rimur, auch Krítarþáttr genannt, eine Versbearbeitung einer ver­ lor. Riddarasaga, die um 1400 entstanden sein dürfte. Der Ti­ telheld ist der Sohn des Königs von Kreta, der in einer Schlacht verwundet und von der Prin­ zessin Lilja von Spanien ge­ sundgepflegt wird. Nachdem er ihren maurischen Werber tötet, wird er vor der Hochzeit durch einen Sturm in ein Land ver­ schlagen, wo sich eine andere Prinzessin in ihn verliebt; er tö­ tet zwar ihren bösen Werber, will sie aber nicht heiraten, bis

Finnboga saga ramma sie ihn durch einen Zaubertrank Lilja vergessen läßt. Lilja aber hat ihn mit einem Zauberhemd versehen, das den Träger in der Hochzeitsnacht scheintot dalie­ gen läßt, worauf seine Frau an gebrochenem Herzen stirbt. Von einem Greifen entfuhrt, gerät Filpó in ein neues Liebes­ abenteuer, aus dem ihn eine Zauberin - eigentl. Liljas Zieh­ mutter, die auch Adlergestalt annimmt, - befreit, sodaß die Handlung mit Hochzeit und Thronfolge enden kann. HSS: AM 604 a, 4to; Kollsbók. ED: T. Wisén, Riddara-ritnur, Lund 1881 (= SUGNL 4). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i del 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Finnboga saga ramma (»Saga vom starken Finnbogi«) ist eine kürzere, wohl erst im 14. Jh. entstandene Islän­ dersaga. Der Held der Saga ist histor. belegt (Landnámabók, Islendingadrápa; erwähnt auch in der Vatnsdæla saga), aber die Beschreibung seinens Lebens entbehrt fast jeglicher histor. Grundlage. Finnbogis Vater, ein isländ. Gode, befiehlt seiner Frau, das Kind auszusetzen, es wird aber gefunden und aufge­ zogen; mit 16 Jahren verläßt Finnbogi Island und beweist seine Stärke, in dem er einen riesigen Bären tötet. Der norweg. Jarl schickt ihn nach Grie­ chenland, um Geld einzutrei­ ben. Der byzantin. Kaiser be­ wundert seine Kraft so sehr, daß er ihm den Beinamen »der Starke « gibt. Nach einer Reihe

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von Abenteuern in Europa kehrt Finnbogi nach Island zu­ rück, wo er in Fehden und Totschläge verwickelt wird. HSS: Möðruvallabók (AM 132, fol); AM 510, 4to; AM 162 C, fol (frag.); BM Add 4862. ED: H. Gering, F.s. hins r., 1879; Johan­ nes Halldórsson, Kjalnesinga saga, Rv. 1959 (= ÍF 14). ÜB: J. Mayrhofer, Zwei Isländ. Sagas, (Jón Svensson, Aus Islands Schätzen 2) 1910 (= Frankf. Zeitgem. Broschüren 29); W. H. Vogt, F. Fischer, Fünf Ge­ schichten aus dem westl. Nordland, 1914, 21964 (= Thule 10). LIT: B. M. Olsen, Um Islendingasögur, Rv. 1937-39; A. G. v. Hamel, Vatnsdæla saga and F.s., (JEGPh 33) 1934; J. H. Poulsen, Um Finnbogarimu fareysku (Skirnir 137) 1963; P. Schach, F.s., (DicMA 5) 1985.

Finns þáttr Sveinssonar —► Sveins þáttr ok Finns. Fiskimanns þáttr (»Erzäh­ lung vom Fischer«) ist eine kurze Episode von der Begeg­ nung zw. König Haraldr haröráði und seinem Hofskalden Þjóðólfr mit einem ihnen bei­ den unbekannten Fischer, die mehrere Strophen umfaßt. HSS & ED: —> Flateyjarbók; —* Morkinskinna. ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928, 21965 (= Thule 17).

Fjögurra kaupmanna saga (»Saga von den vier Kaufleu­ ten«) ist die wohl noch im 17. Jh. angefertigte isländ. Überset­ zung des dän. Volksbuchs Tvende købmænd, seinerseits eine Übertragung des dt.en Volks­ buchs Vier Kaufleute (Erstdruck Lübeck um 1493). Neben der Prosafassung sind drei ver­ schied. Rimurzyklen und die Fassung in dem Gedicht Kaup-

85 mannabragur (frühes 17. Jh.) erhalten. HSS: ÍB 184. 4to; Lbs 672, 4to. LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Fjölsvinnsmál (»Fjölsviðs Sprüche«) ist der Titel eines jungen halbmytholog. Edda­ lieds, das sich aber nicht im Co­ dex Regius der Liederedda fin­ det und eigentl. zur eddischen Wissensdichtung zu zählen ist; gemeinsam mit dem Grógaldr bildet das Lied eine Einheit, die als -> Svipdagsmál bezeichnet wird. Die 50 Strophen im Vers­ maß Ljóðaháttr berichten von der Brautfahrt des Helden Svipdagr um seine Braut Menglöð. Sie wohnt auf einem von einer Waberlohe umgebenen Berg, und ihrem riesischen Bewacher Fjölsviðr (»Vielwisser«) muß Svipdagr Rede und Antwort stehen - daher der Titel des Lieds -, wobei vor allem mytholog. und pseudomytholog. Namen Inhalt dieses Wissens­ wettstreits sind. HSS, ED, ÜB: -> Svipdagsmál.

Fjörutíu riddara saga ist die altnord. Übersetzung der latein. Legende über das Marty­ rium der 40 armenischen Solda­ ten {Quadraginta militum passio, vgl. BHL 7539). HSS: AM 623, 4to; AM 655 XXXIII, 4to (frag.) (13. Jh.). ED: C. R. Ünger, Heilagra manna sögur 2, Chria. 1877. LIT: LOSONP 1963.

Flagellatio Crucis zählt zu den Heiligensagas und ist eine gekürzte Fassung der latein. Fassung der Legende von den

Flateyjarbók

Juden, die ein Bild des Kreuzes mit Christus verhöhnen und durchbohren. Die Jöns saga helga berichtet davon, wie ein Buch mit dieser Legende zu Jöns Lebzeiten nach Island kam. HSS: SKB perg. 2, fol; AM 235 fol (14. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg.fol. nr. 2 .... Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953; LOSONP 1963.

Flateyjarannall -> Annalen.

Flateyjarbók (»Buch von Flatey «) ist der neuzeitl. Name der umfangreichsten isländ. HS des Ma. Die Sammel-HS wurde um 1328-1387 von zwei be­ kannten Schreibern für den rei­ chen nordisländ. Bauern Jón Hákonarson (geb. 1350) ge­ schrieben und besteht aus 225 Folioblättern; später wurde sie noch mit annalist. Notizen bis 1394 versehen. Die F. könnte man am besten als Handbiblio­ thek bezeichnen; sie enthält vorwiegend Prosawerke literar. oder histor. Natur, aber auch vier Gedichte (Einarr Skúlasons Geisli, Einarr Gilssons Olafs rima Haraldssonar, das Hyndluljóð und Noregs konunga tai.) Die F. enthält folgende Sagas: Eiríks saga viöförla, Olafs saga Tryggvasonar, Olafs saga helga, Orkneyinga saga, Færeyinga saga, Jömsvikinga saga, Hallfreðar saga, Grænlendinga saga, Fóstbrœðra saga, Sverris saga, Häkonar saga Hákonarsonar, Saga Magnúss konungs og Haralds konungs, Jatvaröar saga helga.

Fleinn Hjörsson

Die zwei Olafssaga enthalten selbst wieder eine große Anzahl kürzerer Geschichten (Psettir), von denen einige nur in dieser HS erhalten sind: Porleifs þáttr jarlaskálds, Porsteins þáttr uxafóts, Sörla þáttr, Ogmundar þáttr dytts, Norna-Gests þáttr, Helga þáttr Pórissonar, Porvalds þáttr tasalda, Hrómundar þáttr halta, Eindriða þáttr ilbreiös, Orms þáttr Stórólfssonar, Hálfdanar þáttr svarta, Haralds þáttr hárfagra, Hauks þáttr hábrókar, Albani þáttr ok Sunnifu, Kristni þáttr, Rögnvalds þáttr ok Rauðs, Sveins þáttr ok Finns, Porsteins þáttr skelks, Piðranda þáttr ok Pórhalls, Svaða þáttr ok Arnórs kerlingarnefns, Þórhalls þáttr knapps, Gauts þáttr, Halldórs þáttr Snorrasonar, Sigurðar þáttr biskups, Styrbjarnar þáttr Svíakappa, Hróa þáttr, Eymundar þáttr Hringssonar, Tóka þáttr, Eindriða þáttr ok Erlings, Rauðúlfs þáttr, Völsa þáttr, Har­ alds þáttr grenska, Olafs þáttr Geirstaðaálfs, Egils þáttr ok Tófa, Hemings þáttr Aslákssonar, Auðunar þáttr vestfirzka, Sneglu-Halla þáttr, Porsteins þáttr forvitna, Porsteins þáttr tjaldstæðings, Blóð-Egils þáttr, Einars þáttr Sokkasonar, Helga þáttr ok Úlfs, Sigurðar þáttr slefu) sowie einige kleinere histor. Werke: Hversu Nóregr byggðisk, Fundinn Nóregr, Ættartölur und die Flateyjarannáll. HSS: GkS 1005, fol (jetzt in Island). ED: C. R. Unger, G. Vigfússon, F. 1-3, Chria. 1860-8; S. Nordal, Fl-4, Akranes 1944-5; (Faks.:) F.Jónsson, F, Cph. 1930 (= CCI 1).

86 LIT: Jakob Benediktsson, F, (KLNM 4) 1959.

Fleinn Hjörsson, norweg. Skalde des 9. Jh.s, von dessen Werk nichts erhalten ist, der aber im Skáldatal unter den Dichtern eines Schwedenkö­ nigs angeführt wird und von dem auch die Landnámabók (H 295) berichtet. Nach ihm dürfte das Versmaß Fleinsháttr be­ nannt sein (vgl. Snorri, Háttatal 57), eine Variante des Dróttkvætt, bei der beide Bin­ nenreime auf den beiden ersten Hebungen jeder Verszeile lie­ genLIT: E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976.

Fleinsháttr -+ Fleinn Hjörs­ son.

Fljótsdæla saga ist der neuzeitl. Titel einer jungen, viel­ leicht erst im 15. Jh. entstande­ nen Isländersaga, die als Fortset­ zung der —♦ Hrafnkels saga ab­ gefaßt wurde, wobei Material aus der Droplaugarsona saga und dem Gunnars þáttr Piðrandabana als Quelle diente. Die F.s. ist zwar histor. uninteressant, ist aber als leichte Unterhaltung nicht ganz reizlos. HSS: AM 551 c, 4to; AM 451, 4to. ED: K. Kålund, Fljótsdœla hin meiri, Kbh. 1883 (= SUGNL 40); Jón Jóhannesson, Austfirðinga sggur, Rv. 1950 (= ÍF 11). LIT: P. Schach, Fs., (DicMA 5) 1985.

*Fljótshlíðinga saga ist eine nicht erhaltene Isländersaga, die aber Sturla Pórðarson in seiner Fassung der Landnámabók ver­ wendete. LIT: Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941.

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Flóres saga konungs ok sona hans ÜB; F. Niedner, Grönländer- und Färin­ gergeschichten, 1929, 21965 (— Thule 13). .. ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 2, Oxford 1905. LIT: F. Jönsson, Litt.hist. 2, 21923; P. O. Nijhoff, De F.s., Diss. Utrecht, Assen 1937; Björn Sigfússon, Tvær gerðir Flóamanna sögu, (Saga. Tímarit sögufélagsins 2) 1958; R. Perkins, The Dreatns of F.s., (Saga-Book 19) 1975-6; ders., F.s., Gaulverjabær and Haukr Erlendsson, Rv. 1978 (= Studia Islandica 36); ders., F.s., (DicMA 5) 1985.

Flóamanna saga (auch Þorgils saga Örrabeinsfóstra) ist eine Isländersaga, die vermutl. früh im 14. Jh. verfaßt wurde und in zwei Fassungen überlie­ fert ist, einer längeren und wohl ursprünglicheren, die nur un­ vollst. erhalten ist, und einer vollst, bewahrten gekürzten Version. Die Kap. 1—9 behandeln die Vorfahren des Helden Porgils (auf den der parallele Titel hin­ weist), vor allem Atli, der sich im Süden Islands niederläßt; dieser Teil der Saga beruht auf der Landnámabók (Sturlubók). Der Rest der Saga beschäftigt sich ausschließl. mit Porgils, der eine Reise nach Norwegen un­ ternimmt und dabei Christ wird. Bei seiner Rückkehr nach Island und auf einer späteren Reise nach Grönland wird er von seinem früheren Gott Thor gnadenlos verfolgt, bleibt aber trotz aller Anfechtungen sei­ nem neuen Glauben treu. Auch dieser Hauptteil der Saga be­ ruht weitgehend auf älteren Vorbildern, zuerst der Egils saga, dann der Grænlendinga saga und der Eiríks saga rauða. Porgils’ heroische Glaubensfe­ stigkeit deutet auch auf den Einfluß der hagiograph. Litera­ tur, der auch in den zahlreichen Träumen der Saga offenbar wird; Einflüße aus der Bibel und aus Gregors Dialogen sind nachweisbar.

HS; Lbs 1501, 4to.

HSS: AM 516, 4to; AM 445 b, 4to; AM 515, 4to. ED; G. Vigfusson, T. Möbius, FomsÖgur, 1860; Þorleifur Jónsson, F.s., Rv. 1884; R. Perkins, An Edition of F.s. ..., Diss. Oxford 1972.

Flóres saga konungs ok sona hans ist eine Ende des 14. Jh.s entstandene originale Riddarasaga, die aus einer Rahmen-

Flokkr m. (eig. »Schar, Hau­ fen «) ist die einfachere Form des skaldischen -> Preislieds im -» Dróttkvætt. Im Gegensatz zur —> Dräpa ist diese Gedicht­ form nicht durch Refraine ge­ gliedert, sondern bringt eine bloße Aneinanderreihung von Strophen. Der F. genoß als die leichtere Form weniger Anse­ hen als die Dräpa; verdeutlicht wird dies durch die Erzählung vom Skalden Pórarinn loftunga, der auf König Knut den Großen einen F. verfaßt hatte. Dem König war dies zuwenig und er drohte, den Skalden hängen zu lassen, wenn er nicht eine Dräpa auf ihn dichte, wor­ auf dieser das Gedicht, auf die Form einer Dräpa gebracht, als »Haupteslösung« (-♦ Höfuðlausn) vortrug (Heimskringla, Óláfs saga helga 172). Florentius saga fögru ist eine erst im 18./19. Jh. entstandene romant. Erzählung.

Flóres saga ok Blankiflúr handlung und vier darin einge­ betteten Lebensgeschichten be­ steht. König Flores von Traktia entfuhrt die Prinzessin Elina von Kartagíá in Afrika, die ihm in der Folge die drei Söhne Fe­ lix, Fénix und Ajax gebiert, be­ vor ihr Vater in Flores Abwe­ senheit Elina und ihre Söhne zurückholt, aber auf der Rück­ reise verschwindet. Flores hei­ ratet wieder und hat mit seiner Frau Svává eine Tochter Elina, um die der Herzog Sintram mit Unterstützung dreier Helden wirbt, aber abgewiesen und in der Schlacht geschlagen und gefangengenommen wird; in der Nacht vor der Hinrichtung belauscht Flores Sintram und seine drei tapfersten Krieger, und erkennt an ihren Lebensge­ schichten, daß es seine drei Söhne sind, und er begnadigt alle. Sintram bekommt schließ­ lich doch die junge Elíná, die drei Söhne werden Könige in England, Gaskonia und Afrika. Die recht motivreiche Saga zeigt nicht nur deutl. Einfluß wissenschaftl. Literatur, son­ dern auch anderer Sagas, wie der Blómstrvalla saga, der Trójumanna saga und besonders der Piöreks saga, die am Schluß ausdrückl. erwähnt wird. HSS: AM 343 a. 4to; AM 586, 4to; AM 577, 4to; (15. Jh.), und über 40 andere HSS. , ED: A. Lagerholm, Drei Lygisögur, 1927 (= ASB 17); Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 5, Rv. 1954; (Faks.:) A. Loth, Fornaldarsagas and Late Medieval Romances, Cph. 1977 (= EIM 11). LIT: O. L. Jiriczek, Zur mirtelisländ. Volkskunde, (ZfdPh 26) 1894; M. Schlauch, Another Analogie of Beowulf, (MLN 45) 1930; dies., Romance in Leland,

88 London 1934; J. Glauser, Island. Mär­ chensagas, 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca, London 1985 (= Islandica 44).

Flóres saga ok Blankiflúr ist eine in der zweiten Hälfte des 13. Jh.s in Norwegen angefer­ tigte Prosaübersetzung des altfranz. Versromans Floire et Blartcheßor aus dem 12. Jh. und zählt damit zu den übersetzten Riddarasögur, ist aber nicht un­ bedingt wie andere dieser Werke unter Hakon Häkonarson entstanden. Das Verhältnis der Übersetzung zum Original ist schwer zu bestimmen, da nur das norweg. Fragment der Saga einen der ursprüngl. Überset­ zung nahestehenden Text re­ präsentiert, während die isländ. HSS deutl. kürzen und verän­ dern; auch vom anglonormann. Original ist der Großteil verlo­ ren, aber wie andere Riddara­ sögur dürfte auch die F.s.o.B. die Handlung im wesentl. ge­ nau wiedergeben, wobei be­ schreibende und reflektierende Passagen gekürzt wurden. HSS: NRA 65 frag. (14. Jh.); AM 489, 4to; AM 575 a, 4to; (15. Jh.) und über 20 weitere HSS. ED: Brynjolf Snorrason, Saga af Flóres ok Blankiflúr i Grundtexten med Oversettelse, (ANOH) 1850; E. Kolbing, F.s.o.B., 1896 (= ASB 5); Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 4, Rv. 1954; H. Degnbol, F.s.o.B., Diss.Kbh. 1976; (Faks.:) F. W. Blaisdall, The Sagas o/Ywain and Tristan and Other Tales. AM 489 4to, Cph. 1980 ( = EIM 12). LIT: E. F. Halvorsen, F.s.o.B., (KLNM 4) 1959; H. Monecke, F.s.o.B., (KLL 3) 1967; G. R. Barnes, Some Observations on F.s.o.B., (SS 49) 1977; H. Degnbol, A Note on F.s.o.B., (Opuscula 6) Cph. 1979 (= BiblArn 33); M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliograph? of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca, London 1985

89 ( — Islandica 44); H. Degnbol, F.s.o.B., (DicMA 5) 1985; G. Barnes, On the En­ ding ofB.s.o.B., (Saga-Book 22) 1986.

Flóres saga ok Leo, in einer anderen Fassung auch Octavia­ nus saga keisara (ok sona hans Flóres ok Leó), ist eine isländ. Übersetzung aus dem dt. Volksbuch Historie von Octavian (Erstdruck Strassburg 1535), der Übertragung einer franz. Vorlage. Die isländ. Version nach dem dt.en Volksbuch ist in drei verschied. Fassungen erhal­ ten, daneben ist (D) noch eine Übersetzung aus dem dän. Volksbuch (Erstdruck 1597) in drei Fassungen, eine Bearbei­ tung (E) der älteren Überset­ zungen, eine Rimurfassung (von Bjarni Borgfirðingaskáld und Hallgrimr Pétursson, ca. 1650) und eine Prosa version (F) der Rimur bekannt. HSS: (A:) AM 568, 4to (Anf. 17. Jh.); (B:) AM 594 b, 4to; (C:) SKB 5 pap.. 4to; Gks 1002-3, fol; (D:) AM 594 a, 4to; BM Add 4869; NkS 1157, fol; BM Add 11. 158; (E:)JS 270, 8vo (1795-6); (F:) ÍB 362, 8vo (frag.) ED der Rimurfassung: Finnur Sigmundsson, Rímur af Flóres og Leó eftir Bjarna Jónsson Borgfirðingaskáld og Hallgrim Pét­ ursson, Rv. 1956 (= Rit Rímnafélagsins 6)LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

*Flos peregrinationis ist ein nicht erhaltenes, möglicher­ weise auf Latein verfaßtes Rei­ sebuch von —> Gizurr Hallsson. Flóvents saga ist eine wohl schon im 13. Jh. entstandene Riddarasaga, die sich zwar auf eine französ. Vorlage (und ei­ nen » Meister Simon «) beruft, aber mit dem erhaltenen fran­

För Skírnis

zös. chanson de geste Floovent recht wenig zu tun hat, jedoch Übereinstimmungen mit ande­ ren französ. und ital. Verserzählungen aufweist und daher viel­ leicht auf eine verlorene Vor­ lage dieser Gedichte zurück­ geht. Die Saga erzählt die Ge­ schichte von Flövent, dem Nef­ fen des röm. Kaisers Constanti­ nus, der vom Hof fliehen muß und nach Frankreich kommt, wo er in den Kampf zw. den noch heidn. Franken und den Sachsen verwickelt wird, wo­ bei er den Franken hilft, aber von den zwei heidn. Prinzessin­ nen, die ihn lieben, die sächs. Marsibilia vorzieht und heira­ tet. F. bekehrt sie und schließl. auch ganz Frankreich zum Christentum und wird darauf­ hin von seinem Onkel rehabili­ tiert. Die relativ nüchtern erzählte Saga ist in zwei etwas abweich­ enden Rezensionen erhalten; sie wurde im 17. Jh. auch zu einem Rimurzyklus verarbeitet. HSS: (A:) AM 580, 4to (14. Jh.); AM 152, fol; AM 570 a, 4to; (beide 15. Jh.); (B:) SKB perg. 6, 4to (ca. 1400); insgesamt über 20 HSS. ED: G. Cederschiöld, Fornsögur Suðrlanda, Lund 1884; (Faks.:) D. Slay, Rom­ ances. Perg. 4:o nr 6 ..Cph. 1972 ( = EIM 10). LIT: H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; E. F. Halvorsen, F.s., (KLNM 4) 1959; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Rom­ ances, Ithaca, London 1985 (= Islandica 44).

För Skirnis (»die Fahrt Skirnis«) ist der im Codex Regius überlieferte Titel des Eddaliedes -» Skírnismál.

Fornaldarsögur Norðrlanda Fornaldarsögur Norðrlanda (» Sagas aus der Frühgeschichte Skandinaviens«) ist seit der er­ sten Sammelausgabe durch C. C. Rafn 1830 die gängige Be­ zeichnung für eine Gattung der Sagaliteratur, die vor allem unhistor. heroische Wikingerund Abenteuerromane umfas­ sen, aber auch einige Werke, die tatsächl. auf alte Heldenlie­ der zurückgehen. Grund für die Bezeichnung war die Tatsache, daß alle diese Texte in der »Vorzeit« (fornölcT), also der Zeit vor der Besiedlung Islands um etwa 870, zu handeln vor­ geben. Nach ihrem Inhalt und der Erzählweise unterscheidet man bei den F.N. üblicherweise zw. Heldensagas (-> Völsunga saga, Hervarar saga, Hrólfs saga kraka, Sörla þáttr), Wikinger­ sagas (Orvar-Odds saga, Gautreks saga, Hálfs saga, Friðþjófs saga), Abenteuersagas (Bósa saga, Hrólfs saga Gautrekssonar, Göngu-Hrolfs saga) und Märchensagas (Egils saga einhenda, Hálfdanar saga Eysteinssonar, Sturlaugs saga starfsama, Porsteins saga Vikingssonar), wobei aber die Übergänge zw. den einzelnen Gruppen fließend sind und auch noch andere Be­ zeichnungen zu finden sind; so werden etwa die Märchensagas gemeinsam mit den -> origina­ len Riddarasögur als lygisögur (»Lügensagas«) bezeichnet. In einem ma. Text werden diese Werke nach einem häufigen Märchenmotiv auch (abfällig) als stjúpmœðrarsögur (»Stiefmuttergeschichten«) bezeich­ net (Oddr Munks Olafs saga

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Tryggvasonar). Die engl. Ter­ minologie kennt die Bezeich­ nung »mythical-heroic sagas«, was für die ganze Gattung zu eng ist. Das jüngere »legendary fiction « bezieht jedoch auch die originalen Riddarasögur ein, die man früher auch als Fornal­ darsögur suðrlanda bezeichnete, was sich jedoch nie völlig durchsetzte. Der Großteil der F.n. spielt in Skandinavien, niemals in Is­ land, häufig wechselt die Szene auch in die halb myth. Gebiete des Nordostens (Bjarmaland, Risaland etc); zu den wichtig­ sten Stoffen gehören Brautwer­ befahrt, Wikingerzug, Bluts­ brüderschaft, Vaterrache sowie Kämpfe und Schlachten aller Art. Als treibende Elemente der Handlung finden sich vor allem Varianten des Stiefmuttermärchens oder das feierliche Ver­ sprechen eines Helden zu einer bestimmten Großtat (strengheiti) oder Verwünschungen (alög). Der Ausschmückung dienen phantast. und myth. Ele­ mente, die z.T. auf den Einfluß der höf. Literatur und der dar­ aus entsprungenen originalen Riddarasögur zurückgehen: Zwerge, Riesen, Elfen, aber auch Magie, Zauber und Ge­ staltverwandlungen spielen eine große Rolle. In dämonisierter Form als Herrscher einer Un­ terwelt treten alte Götter (Thor, Odin) und andere mythol. Figuren auf (Geirröðr von Geirröðargarðr). Nur ein kleiner Teil der F.N. geht tatsächl. auf alte Heldensagen zurück, in manchen Fällen bewahren uns

91 diese Sagas noch Reste alter Heldenlieder (-► Hlöðskviða, Hildibrands Sterbelied). Die Enstehung der F.n. fällt vorwiegend ins spätere 13. und 14. Jh., noch jüngere Sagas wei­ sen zum Teil ältere, verlorene Vorstufen auf, aber die Stoffe wenigstens mancher Heldenund Wikingersagas gehen sicherl. ins 12. Jh. zurück; man­ che finden sich verstreut auch bei Saxo Grammaticus in seinen latein. Gesta Danorum am Be­ ginn des 13. Jh.s, und es ist kein Zufall, daß der früheste belegte Sagavortrag auf einer Hochzeit im westisländ. Reykjahólar im Jahre 1119 (-» Porgils saga ok Hafliöa; —» Sagnaskemmtun) von einer namentl. nicht ge­ nannten Fornaldarsögur spricht (vermutl. einer älteren Fassung der -> Hrómundar saga Grips­ sonar). Die Beliebtheit der Gat­ tung blieb aber auch im Spätma. ungebrochen, und ge­ rade die F.n. wurden häufig zu Rimurzyklen in Verse umgear­ beitet. HSS: NkS 1824 b, 4to; AM 343 a, 4to; AM 152, fol; GkS 2845, 4to. ED: (Sammelausgaben:) E. J. Björner, Nordiska Kämpa Dater, Stockholm 1737; FAS1 1829-30; FAS2 1885—1889; FAS3 1943-44; FAS4 1950, Nachdr. 1954. ÜB: F. H. v. d. Hagen, Altdt. u. Alt­ nord. Helden-Sagen, Bd. 3, 21880; L. Ettmüller, Altnord. Sagenschatz, 1870 (Nachdruck 1970); P. Herrmann, Islän­ dische Heldenromane, 1923, 21966 ( = Thule 21). Ein Großteil der jüngeren Abenteuer und Märchensagas liegt noch nicht in dt. Übersetzung vor. BIBLIOGRAPHIEN: H. Hermansson, Bibliography of the Mythical-Heroic Sagas, Ithaca/New York 1912 (= Islandica 5); ders., The Sagas of the Kings (konunga sögur) and the Mythical-Heroic Sagas (fornaldar sögur). Two Bibliographical Supple-

Fornyrðadrápa ments, Ithaca/New York 1937 (= Islan­ dica 26). LIT: P. Herrmann, Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dän. Ge­ schichte des Saxo Grammaticus, Bd. 2, 1922; J. de Vries, Die Wikingersaga, (GRM 15) 1927; H. Reuschel, Saga und Wikinglied, (PBB 56) 1932; dies., Un­ tersuchungen über Stoff und Stil der Fornaldarsaga, 1933; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; F. Genzmer, Vorzeitsaga und Heldenlied, (Fs P. Kluckhohn u. H. Schneider) 1948; E. Ó. Sveinsson, F.n., (KLNM 4) 1959; M. C. v. d. Toorn, Über die Ethik in den Fornaldarsagas, (APhSc 26) 1963/64; K. Schier, F.n., (KLL 3) 1967; H. Pálsson, P. Edwards, Legendary Fiction in Medieval Iceland, Rv. 1971 (= Studia Islandica 30); H. Kuhn, Abenteuersagen, (Hoops 1) 21973; P. Buchholz, Fornaldarsaga und mündl. Erzählen zur Wikingerzeit, (Les vikings et leur civilisatiori) Paris 1976; ders., Vorzeitkunde, 1980; sowie fol­ gende Vorträge auf der Fourth Internatio­ nal Saga Conference München 1979: A. Bucher-van Nahl, Originale Riddarasögur und ihre Beziehung zu F.; P. Buch­ holz, Lügengeschichten; P. Hallberg, Some Aspects of the F. as a Corpus; P. A. Jorgensen, Literar. verwandte Stellen in verschiedenen Fornaldarsagas; H. Pálsson, Towards a Definition of F.; H. Seelow, Zur Rolle der Strophen in den F.

Fornkvæði -> Dansar. Fornmanna sögur ist der Name einer alten Ausgabe von Konunga sögur, die trotz recht mangelhafter Editionsprinzi­ pien auf Grund teils noch im­ mer fehlender Neuausgaben bis heute ihren Wert nicht verloren hat; F.s. ist jedoch keine Gat­ tungsbezeichnung geworden. ED: Fornmanna sögur. Eptir götnlum handritum útg. að tilhlutum hins Konungl. Norrcena Fornfræða Félags 1-12, Kph. 1825-37. ÜB: (lat.:) Scripta historica Islandorum de rebus gestis veterum Borealium 1—12, Hafniæ 1825—6; (dän.:) Oldnordiske sagaer 1-12, Kjbh. 1826-1837.

Fornyrðadrápa -+ Málsháttakvæði.

Fornyrðislag

Fornyrðislag n. (»Versmaß für alte Sagen«- der Name stammt aus Snorris Háttatal 96) ist das Versmaß der epischen Eddalieder, der mytholog. wie der heroischen, aber auch schon der ältesten skand. Dichtung wie etwa der Runenstrophe auf dem Runenstein von Rök (ca. 800), und steht der altgerman. Langzeilendichtung von allen altnord. Versmaßen am näch­ sten. Die Strophen des F. weisen acht zweihebige Verszeilen mit recht freier Silbenzahl auf, die den Halbversen der german. Langzeilen entsprechen; die An- und Abverse sind durch -> Stabreim verbunden. LIT: E. Sievers, Altgerman. Metrik, 1893; W.v.d.Ent, Hetf. Biijdr. tot de studie der metriek van het Oudgermaansche alliteratievers, Diss. Haarlem 1924; A. Heusler, Dt.e Versgeschichte 1, 1925; A. Holtsmark, F., (KLNM 4) 1959.

Fortunatus saga ist die isländ. Übersetzung des dän. Volks­ buchs Fortunatus (Erstdruck 1575), das seinerseits auf dem dt.en Volksbuch beruht (Erst­ druck Augsburg 1509). Die An­ fang des 17. Jh.s angefertigte isländ. Fassung ist in drei verseh. Fassungen in insgesamt acht HSS bewahrt, noch im 17. Jh. entstand auch eine Rimurfassung. HSS: (A:) JS 12, fol; (B:) Thott 974, fol; BM Add 24.969; (C:) Lbs 660, 4to. LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Fóstbrœðra saga (»Saga von den Schwurbrüdern«) ist eine interessante Isländersaga, die in einer Reihe stark abweichender HSS erhalten ist, teilweise auch

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als Teil der Olafs saga helga; auf Grund dieser komplexen Über­ lieferungsgeschichte ergeben sich Unterschiede in der Datie­ rung, wobei man früher die Saga an den Beginn, neuerdings eher an das Ende des 13. Jh.s. rückt. Die Handlung der Saga spielt in Westisland, Norwegen und Grönland im frühen 11. Jh. und beschäftigt sich mit zwei Freun­ den, die Blutsbrüderschaft schließen: dem krieger. und harten Porgeirr und dem Dich­ ter und Frauenfreund Pormóðr. Porgeirr rächt schon mit 15 sei­ nen Vater, aber das ist nur der Beginn einer langen Reihe von Totschlägen. Noch in ihrer frü­ hen Jugend besorgen sie sich ein Schilf und plündern die Küsten Westislands, wobei sie auch un­ schuldige Bauern erschlagen, wofür Porgeirr schließl. geäch­ tet wird und das Land verlassen muß; vorher aber möchte er seinen Blutsbruder zum Duell fordern, um herauszufinden, welcher von ihnen der bessere Kämpfer ist; Þormóðr lehnt ab, und sie trennen sich, ohne zu wissen, daß es für immer sein wird. Porgeirr reist nach Nor­ wegen und tritt dort in den Dienst von König Olaf dem Heiligen, mit dem er einige Kriegsfahrten unternimmt. Jahre später wird er auf der Rückreise von einem Grönlän­ der erschlagen. Pormóðr bleibt vorerst in Island und fängt ein Verhältnis mit der Tochter ei­ ner Zauberin an, bis diese dage­ gen Maßnahmen ergreift und er sich einem anderen Mädchen

93 namens Kolbrún zuwendet, auf die er ein Liebesgedicht verfaßt, das ihm den Beinamen Kolbrúnarskáld einbringt. In der Folge wechselt er zw. den bei­ den Mädchen hin und her, bis er vom Tode Torgeirs erfahrt, nach Norwegen reist und eben­ falls in den Dienst König Olafs tritt. Er reist nach Grönland, um seinen Blutsbruder zu rä­ chen, was ihm auch gelingt, und kommt einigemale nur knapp mit dem Leben davon. Nach Norwegen zurückge­ kehrt, nimmt er mit Olaf an der Schlacht von Stiklastad teil, in der sie beide fallen. Die F.s. ist trotz aller Spannung weniger straff durchkonstruiert als andere Isländersagas und ist eher episodisch im Aufbau; eine Quelle des Verfassers waren wohl die zahlr. in der Saga zi­ tierten Strophen Þormóðs, zu denen auch eine Erfidräpa auf seinen Blutsbruder gehört (-> Porgeirsdrápa). HSS: Hauksbók (AM 544, 4to); Möðruvallabók (AM 132, fol); Flateyjarbók; AM 142, fol; AM 566 a, 4to. ED: B. K. Þórólfsson, F.s., Kbh. 1925-7 (= SUGNL 49); B. K. Þórólfsson, Guðni Jónsson, Vestfirðinga sQgur, Rv. 1943 (= ÍF 6); A. Loth, Membrana Regia Deperdita, Hafniæ 1960 (= EA A 5); Hauksbók; -* Flateyjarbók. ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 2, Oxford 1905. ÜB: E. v. Mendelssohn, Grönländerund Färingergeschichten, 1912 (— Thule 13); W. Baetke, Die Schwurbrüder, 1924 (= Bauern und Helden 2); W. Baetke, Nord. Blutrache, 1927 (= Bauern und Helden [Sonderbandj); F. Niedner, Grönländer- und Färingergeschichten, 1929, 21965 (= Thule 13); (en^l.:) L. M. Hollander, The Saga of Kormak and The Sworn Brothers, New York 1949.

Freiprosatheorie LIT: B. M: Ólsen, Um Islendingasögur, Rv. 1937-9; J. M. C. Kroesen, Over de compositie der F.s., Leiden 1962; Bjarni Einarsson, Frá Þormóði, kappa hins helga Olafs konungs, (Islenzk tunga 4) 1963; K. Schier. F.s., (KLL 3) 1967; Jónas Kristjánsson, Fóstbrœðravtg, (Einarsbók) Rv. 1970; ders., Um Fóstbrœðra sögu, Rv. 1972 (= Rit 1); P. Hallberg, Enn um aldur Fóstbrœðra sögu, (Skirnir 150) 1976; Jónas Kristjánsson, Andsvor um aldur Fóstbræðra sögu, (ibid.); K. v. See, Die Überliefe­ rung der F.s., (skandinavistik 6) 1976; R. Heller, F.s. und Laxdæla saga, (ANF 91) 1976; ders., F.s. und Víga-GIúms saga, (APhSc 31) 1976; ders., Zur Namens­ wahl des Verfassers der F.s., (Medieval Scandinavia 9) 1976; ders., Zur Entste­ hung der Grönlandszenen der F.s., (Sjötiu ritgeröir helgaöar Jakobi Benediktssyni 1) Rv. 1977; H. Pálsson, Með fóstbrtrðralagi, (Opuscula 7) Kbh. 1979 ( = BiblArn 34); T. M. Andersson, F.s., (DicMA 5) 1985; Jakob Benediktsson, Some Episodes in the Flateyjarbók Text of s., (Sagnaskemmtun) 1986. F. N: Halldor Laxness, Gerpla, (Roman, 1952).

Frá dauda Sinfjötla lautet die Überschrift eines Prosaab­ schnitts im Codex Regius der Lieder-Edda zw. der Helgakviöa Hundingsbana önnur und der Grípisspá. Der Text erzählt hauptsächl. die Geschichte von Sigurds Vater Sigmundr und Sigurds Halbbruder Sinfjötli nur knapp die erste Hälfte des Texts behandelt die Ermor­ dung Sinfjötlis - und sollte wohl als Einleitung zu Sigurds Jugend dienen, wie sie in den darauffolg. Liedern Grípisspá, Reginsmál und Fáfnismál be­ handelt wird. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983.

Freiprosatheorie ist die For­ schungsrichtung, derzufolge der histor. Wahrheitsgehalt der Isländersagas recht hoch anzu-

Fríðarbón

setzen sei, da sich bald nach den Ereignissen selbst darüber mündl. Erzählungen entwickelt hätten, die in der Erzähltradi­ tion bald jene Gestalt angenom­ men hätten, die dann ohne we­ send. Änderungen über 200 oder 300 Jahre hinweg bis zur Aufzeichnung dieser Sagas be­ wahrt geworden wäre. Nur bei den allerlängsten Sagas sei mit dem bewußten Eingreifen eines Autors oder Kompilators zu rechnen. Diese Theorie, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. in den Werken Andreas Heuslers und Rudolf Meissners ihre extremste Ausformung fand, wurde durch die -» Buch­ prosatheorie abgelöst und wird heute in ihrer radikalen Form kaum mehr vertreten. LIT: -+ Buchprosatheorie.

Friðarbón, ein spätma. Ge­ dicht in 50 Strophen, das vom Thema Frieden und Vergebung handelt. HS: AM 712 e, 4to. ED: Ein Ny Wiisna Bok, Hólar 1612; Sm gamla Vijsna Bok, Hólar 1748.

Friðberts saga ok Kristólínu ist eine auf einem Stiefmuttermärchen beruhende Märchen­ saga, die allerdings erst im 18. Jh. entstanden sein dürfte. HSS: ÍBR 41, 8vo; Lbs 2081, 8vo. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Friðþjófs rímur, eine Versbearbeitung der kürzeren älteren Fassung der Friðþjófs saga frækna, die möglicherweise selbst in der jüngeren Fassung der Saga verwendet wurden. Die F. r. stammen von einem

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gelehrten Verfasser aus der Zeit um oder nach 1400. HS: AM 604 c, 4to. ED: F. Jónsson, Rímnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35); L. Larson, Sagan ock rimorna om Friðþjófr hinn fraikni, Kbh. 1893. LIT: E. Kolbing, Beitr. zur vergl. Gesch. der romant. Poesie und Prosa des Ma., 1876; Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Køben­ havn 1888; H. Sperber, Anmerk, zu eini­ gen isländ, Rimur, (ANF 26) 1910; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924.

Friðþjófs saga frækna ist eine Fornaldarsaga, deren ältere Fas­ sung Ende des 13. oder Anfang des 14. Jh.s entstanden ist, wäh­ rend die jüngere, wesentl. län­ gere Version möglicherweise unter Verwendung der Rimur im 15. Jh. entstand. Die fast durchwegs am norweg. Sognefjord angesiedelte Saga stellt die bitter-süße Liebesge­ schichte zw. der Königstochter Ingibjörg und dem Bauernsohn Friðþjófr dar. Ingibjörgs Brü­ der Helgi und Halfdan versu­ chen die Liaison zu unterbin­ den, indem sie die Schwester während eines Kriegszugs in ei­ nem Balderheiiigtum unter­ bringen, wo sich die Liebenden jedoch weiter treffen. Als Folge eines verlorenen Kriegszugs wird Ingibjörg dem alten Kö­ nig Hringr vermählt, während Friðþjófr in gefährlicher Mission auf die Orkaden ge­ schickt wird. Als er aber den­ noch zurückkehrt, findet er seine Geliebte verheiratet und seinen Hof niedergebrannt. Er klagt die Königssöhne des Ver­ rats an, aber durch seine Schuld gerät der Baldertempel in Brand und Friðþjófr muß flüch-

95 ten. Nach jahrelangen Wikin­ gerzügen kommt er in Verklei­ dung an den Hof König Hrings, wird aber vom Königspaar er­ kannt und tritt in ihre Dienste. Wiederholt zeigt er seine Treue zum alten König, anstatt sich zu rächen. Dieser verspricht ihm deshalb Reich und Frau nach seinem Tode, sodaß Friðþjófr schließ!, spät aber doch mit Ingibjörg vereint ist und sich auch an ihren treulosen Brüdern rä­ chen kann. Diese Liebesgeschichte unter­ scheidet sich auffällig von ande­ ren Fornaldarsögur, und wenn auch einige der vielen darin ent­ haltenen Strophen älter als die Saga selbst sein könnten, deutet der romant. Stoff deutl. auf den Einfluß der Riddarasögur und vielleicht auch anderer höf. und sogar oriental. Literatur. Die Beschreibung des heidn. Bal­ derkults ist anachronistisch und hat keinerlei Bezug zur Realität; umso beliebter war dieses di­ stanzierte und verfälschte Bild der Wikingerzeit im 18. und 19. Jh., wo diese romant. Saga nicht zuletzt durch Tegnérs Bearbei­ tung und die Rezeption in Lite­ ratur und Kunst dem Zeitge­ schmack besonders entgegen­ kam. HSS: AM 510, 4to; AM 568, 4to; SKB pap. 17, 4to; BM Add 4860. ED: FAS1 2; FAS2 2; L. Larsson, Sagan och rimorna om Friðþjófr hinn fr#kni, Kbh. 1893, (= SUGNL 22); ders., Friðþjófs saga ins frœkna, 1901 (= ASB 9); G. Wenz, Die Friðþjófssaga, 1914; FAS3 2. ÜB: (dt.:) Ch. F. Mohnike, Die Saga von Fridthjof dem Starken, 1830; W. Calaminus, Sage von Frithiof dem Starken, nach der alten Volkssage übersetzt, (Ar­ chiv 43) 1863; J. C. Poestion, Fridthjofs

Fríssbók saga, 1879; W. Leo, Die Sage von Fridthjofr dem Verwegenen, 1879; C. Küchler, Nord. Heldensagen, 1892; G. Wenz, Die Geschichte von Frithjof dem Küh­ nen, 1922. LIT: W. Calaminus, Zur Kritik u. Er­ klär. der altnord. Frithjofssage, Diss. Jena 1887; H. Falk, Om F.s., (ANF6) 1890; C. N. Gould, The F.s. an oriental täte, (SS 7) 1923; R. Power, Journeys to the north in the Icelandic Fornaldarsögur, (Arv 40) 1984. N: (Lit.:) E. Tegner, Frithiofs saga, (Versepos, Sthm. 1825, mit Übers, ins Dt.e von A. v. Helvig 1826, G. C. F. Mohnicke 1826, L. Schley 1826, E. Jansen 1841, J. Minding 1842, A. Hartmann [1842J; G. Berger 1843, F.v. Heinemann 184546, G. v. Leinburg 1846, A. E. Wollheim 1852, L. Freitag 1867, H. Viehoff 1870, A. Niendorf 1874, P. Schanz 1879, O. Nordenskiöld [1880]; J. Christensen [1883J, E. Lobedanz [1884], F. Ohnesorge 1892, C. Simrock [1908], K. Es­ march 1912, E. StÖhr 1923); E. Engel­ mann, Die Frithjof-sage (Bearb. der Sage u. Tegnérs Werk, Stgt. 1887; W. Eck­ hart, Fritiof und Ingeborg. Ein Sagaspiel, (Bin. 1933). (bild. Kunst:) F. N. Jensen, Ingeborgs Wehklagen (Gemälde ca. 1830); G. Boehmer, Ingeborgs Wehklagen, (Buchillustr. z. dt. Übers, v. Tegnérs Werk v. J. Minding 21846); F. W. Pfeiffer, Buchill. zu Tegnérs Übers, durch Heine­ mann 1845-46; L. v. Leinberg, Frithjofs Bautastein (Gemälde 1874); K. Ekvall, 12 Zeichnungen zur Frithjofs saga in den Übers. Tegnérs durch J. Christensen (1883) und durch O. Nordenskiöld (1886); E. Roeber, Illustrationen zur Übers. Tegnérs durch F. Mohnicke in der Ausg. v. 1883; A. Malmström, Inge­ borgs Klage (u. a. Szenen), (Buchillustr. zur Ausg. v. Tegnérs Frithjofs saga von 1888).

Fríssbók, auch Codex Frisianus, heißt die Pergament-HS AM 45, fol. nach einem ihrer frühen Besitzer, dem Dänen Otto Friis (gest. 1699). F. ist ein gut erhaltener Codex, der im 14. Jh. für einen unbekannten Norweger geschrieben wurde; er enthält Snorris -» Heims­ kringla (aber ohne Olafs saga

Fróða saga frækna

helga) und die Hákonar saga Hákonarsonar. ED: C. R. Unger, Codex Frisianas, Chria. 1871; (Faks.:) Halldór Hermannsson, Co­ dex Frisianus, Kbh. 1932 (= CCI 4). LIT:Jakob Benediktsson, Hvar var Snorri nejhdur höfundur Heimskringla?, (Skirnir 129) 1955; ders., F., (KLNM 4) 1959.

Fróða saga frækna ist eine im 19. Jh. entstandene Bearbeitung des Abschnitts über Frotho, den Sohn des Haddingus und Fro­ tho Vegetus in Saxo Grammati­ cus Gesta Danorum. HS: Lbs 1493, 4to. LIT: R. Power, Saxo in Iceland, (Gripla 6) Rv. 1984 (= Rit 28).

Fróða saga Friðleifssonar, auch Friðfróðasaga, ist eine im 19. Jh. entstandene Nacher­ zählung des 5. Buchs aus Saxos Gesta Danorum. HS: Lbs 1505, 4to. LIT: R. Power, Saxo in Iceland, (Gripla 6) Rv. 1984 (= Rit 28).

Fróða þáttr ist ein Abschnitt der —» Hrölfs saga kraka.

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setzung, die in drei verschied. Versionen in vier HSS erhalten ist. Sie geht möglicherweise auf zwei unabhäng. Übersetzungen des dän. Volksbuchs Vigoleis med Guldhjulet (Erstdruck 1656) zurück, das seinerseits eine Übersetzung des dt. Volks­ buchs Wigoleis vom Rade (Erst­ druck Augsburg 1493), einer Prosabearbeitung von Wirnt von Grafenbergs Versepos Wigalois (1200/1215) ist. Eine der isländ. Übersetzungen wurde bald nach Erscheinen des dän. Buchs durch Magnús Jónsson (digri) i Vigur (1637-1702) angefertigt, sicher vor 1683, da mit diesem Jahr die älteste HS datiert ist. HSS: SKB 22 pap., 4to; (1683); SKB 47 pap., fol (1691); BM Add. 11.157 (1761); Lbs 2232, 8vo (18. Jh.). LIT: M. E. Kalinke, C.s.o.V., (The Arth. Encyclop.) New York, London 1986; H. Seelow, Die isländ. Übersetzungen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Galafreys saga ist eine erst im 18. Jh. entstandene Erzählung.

Frostaþingslög -> Gesetze.

HS: Lbs 679, 4to.

Frumhending -> Hending.

Galdr m. »Zauberspruch« (PI. galdrar); im Gegensatz zum Althochdt. (Merseburger Zau­ bersprüche) sind im Altnord, keine Zaubersprüche erhalten, wenn auch in Eddaliedern sol­ che angekündigt werden (—> Hávamál, —> Grógaldr) und es sogar ein danach benanntes Versmaß gibt, das —> Galdralag. Vom Absingen von Zau­ berliedern wird in der Eiriks saga rauða (—> Varölokkur) und der Laxdoela saga (seiðlæti) ge­ sprochen, den Details dieser Schilderungen darf man jedoch

Fürstendichtung -> Preislied, -» Dróttkvætt.

Fundinn Nóregr (»Gründung Norwegens«), das Einleitungs­ kapitel der Orkneyinga saga, -> Hversu Nóregr byggðisk.

Gabons saga og Vigoles, (» Saga von Gawein und Wigalois«), auch Saga af Viegoleis með Gullhiólið (»Saga von Vigoleis mit dem goldenen Rad«) ist eine nachma. isländ. Über­

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nicht zuviel Vertrauen schen­ ken. LIT: A. F. Hälsig, Der Zauberspruch, 1910; R. T. Christiansen, Die finn. u. nord. Varianten des 2. Merseburger Spruches, Helsinki 1914 (= FFC 18); M. Olsen, Varðlokkur, (MoM) 1916; I. Lindquist, Galdrar, Göteborg 1923 (= Göte­ borg högskolas årsskrift 29, 1); F. Ohrt, Om Merseburgformlerne søm Galder, (Danske Studier) 1938; R. Grambo, Stu­ diet av nordiske trollformler, (Rig) 1973; O. Bø, Trollformlar, (KLNM 18) 1974, O. Gschwantler, Älteste Gattungen german. Dichtung, (Neues Handbuch der Lit.wiss. 6) 1985.

Galdralag m. (»Versmaß von Zaubergesängen«, vgl. Snorri, Háttatal 101) ist ein dem -> Ljóðaháttr nahestehendes Vers­ maß, das in einigen Zauberstro­ phen der Liederedda (einzelne Strophen in Hávamál, Grimnismál, Skírnismál, Sigrdrífomál) verwendet wird und sich vom Ljóöaháttr nur durch eine (teils wörtl.) Wiederholung der Vollzeile unterscheidet. LIT: A. Heusler, Dt.e Versgeschichte 1, 1925; H. Pipping, Några anteckningar om g., (APhSc 9) 1934-5.

Galtneys saga riddara (»Die Saga vom Ritter Galmey«) ist eine wohl im frühen 17. Jh. ver­ faßte isländ. Prosaübersetzung des dt. Volksbuchs Ritter Galmy (oder Galmien) von Jörg Wickram (Erstdruck 1539). HS: I.bs. 222, fol (zw. 1695-1746); Lbs 1874, 4to; JS 8, fol. LIT. H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Gamanvisur (eig. »Scherz­ strophen«, »Vergnügungsstro­ phen «) wird in der Haralds saga harðráða ein 16-strophiges Ge­ dicht genannt, das König ->

*Gauks saga Trandilssonar Haraldr harðráði auf seinem Zug nach Osten zw. 1035 und 1043 auf seine Braut Ellisif ver­ faßt hat und worin er seine ei­ genen Taten pries. Nur vierein­ halb mit Refrains versehene Strophen sind erhalten. HSS: Fagrskinna, Morkinskinna, -* Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; -+ Heimskringla. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; G. Turville-Petre, Haraldr the Hard-Ruler and his Poets, London 1968.

Gamli gnævaðarskáld (»der herausragende Skalde «) ist ein Skalde, von dem wir außer ei­ nem Strophenrest nur eine Halbstrophe eines Gedichtes auf Thor kennen, die Snorri in sei­ ner Edda zitiert. Die Datierung von G.g. ins 10. Jh. ist reine Spekulation. HSS, ED, ÜB. -+ Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 422; 1893.

Gamli kanöki ist der Dichter der religiösen Gedichte —» Harmsöl und —♦ Jóansdrápa [1]. Über sein Leben wissen wir nur, daß er im 12. Jh. Kanoni­ kus im 1168 gegr. Augustiner­ kloster in Þykkvabær war. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923.

♦Gauks saga Trandilssonar ist eine nicht erhaltene Isländer­ saga, die aber in der Mööruvallabök erwähnt wird und wohl auch dem Autor der Njáls saga (vgl. Kap. 26) bekannt war. Der Isländer Gaukr Trandilsson wird auch in der Landnámabók genannt und hat handgreifliche Spuren auf den Orkney-Inseln hinterlassen, wo er sich im mega­

Gautreks saga (konungs) Ethischen Ganggrab von Maeshowe mit einer Runeninschrift verewigt hat. LIT: Guðni Jónsson, Um Gauk Trandilsson, (Skirnir 105) 1931; J. Helgason, G.s.T., (Heidersskrift til G. Indrebö) Bergen 1939.

Gautreks saga (konungs) (»Die Saga von König Gautrek«), selten auch Gjafa-Refs saga genannt, ist eine im 13Jh. entstandene Fornaldarsaga, die in zwei Fassungen erhalten ist, deren längere die Geschichte Starkaðs enthält. - Die G.s. zer­ fällt in drei lose verbundene, aber meisterhaft erzählte Episo­ den. Die erste handelt von Kö­ nig Gauti aus Götaland, der sich auf der Jagd verirrt und zu einer im Walde lebenden Familie stößt. Gauti schläft mit einer der Töchter, die daraufhin Gautrek, dem Titelhelden der Saga, dessen Person die drei Episoden miteinander verbin­ det, das Leben schenkt. Die Hauptgestalt des zweiten Ab­ schnitts ist der Sagenheld -> Starkaör, dessen Geschichte viel detaillierter in —► Saxo Gram­ maticus’ Gesta Danorum erzählt wird. Von Riesen abstammend, wird Starkaör von Odin (unter dem Namen Hrosshárs-Grani) aufgezogen. Nachdem Starkaör in seiner Jugend ein Tunichtgut vom Kolbitr-Typ ist, entwikkelt er sich ab dem zwölften Jahr zum Krieger, der mit sei­ nem Ziehbruder König Vikarr auf Wikingerfahrten auszieht. Sein Schicksal wird von den Göttern vorherbestimmt: wäh­ rend ihm sein Ziehvater Odin drei Lebensalter, Reichtum und

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die Kunst des Dichtens verleiht, werden diese Gaben vom eifer­ süchtigen Gott Thor durch Flü­ che aufgewogen, sodaß er in jedem seiner drei Leben eine Untat vollbringen, nie Land be­ sitzen und in jeder Schlacht schwere Wunden erleiden soll und sich seine eigenen Gedichte nie merken kann. Starkaös erste Untat ist der Verat an Vikarr, der Odin geopfert wird, wor­ aufhin Starkaör Norwegen ver­ lassen muß; in Schweden dich­ tet er daraufhin ein Gedicht über sein Unglück, -» Vikarsbälkr; vom weiteren Schicksal Starkaös berichtet die G.s. nichts. Der dritte Abschnitt der Saga besteht aus der märchen­ haften Erzählung von GjafaRefr, einem Bauern-Sohn, der sich durch seine Geschenke und die klugen Ratschläge Jarl Neris zum Freund von Königen macht und schließlich die Tochter König Gautreks heira­ tet. Neben Saxo Grammaticus’ Gesta Danorum bildet auch die Skjöldunga saga eine Parallele für die in der G.s zu findenden Stoffe aus der Heldensage. HSS: AM 152, fol; AM 194 c, fol; AM 590 b-c, 4to. ED: FAS1 3; FAS2 3; W. Ranisch (Hg.), Die Gautrekssaga in zwei Fassungen, 1900 (= Palaestra 11); FAS3 3. ED + ÜB (schwed.i) O. Verelius, Gothrici Rolfi Wetrogothia? regum historia ..., Upsala 1664. ÜB: (dt.:) L. Ettmüller, Altnord. Sagen­ schatz, 1870 (Reprint 1970); (engl.) H. Pálsson u. P. Edwards, Seven Viking Romances, London 1985. LIT: L. M. Hollander, The Gautland cycle of sagas, (JEGP 11) 1912; ders., The rela­ tive age of the Gautrekssaga and the Hrólfs saga Gautrekssonar, (ANF 29) 1913; K.

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Geirmundar saga karlssonar

Schier, G. s., (KLL 3) 1967; J. Milroy, The Story of the Ætternisstapi in G.s., (Saga-Book 17) 1968; L. M. Hollander, Starkaðr: An Essay in Interpretation, (Sa­ ga-Book 19) 1975/6; R. Boyer, To make agood Fornaldarsaga: a recipe, (Fourth Int. Saga-Conference. Papers) München 1979; H. Pálsson, G.s.konungs (DicMA 5) 1985.

15. og 16. drhundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Geiralds saga ok Elinu ist eine erst im 18. Jh. entstandene kurze Saga. HSS: ÍB 362, 8vo; Lbs 2405, 8vo.

Gauts þáttr ist eine Episode aus der großen Olafs saga Tryggvasonar, in der ein norweg. Pilger nach Rom und weiter nach Osten reist; in einem entlegenen Kloster trifft er König Ólaf Tryggvason, der viele Jahre vor­ her in der Schlacht gefallen war. HSS & ED: —♦ Flateyjarbók; —» Ólafs saga Tryggvasonar hin mesta.

Geðraunir -» Hrings rimur ok Tryggva. Geiplu þáttr (von geipla »Prahlerei«), ist eine Bezeich­ nung für den Abschnitt 7 der -> Karlamagnús saga über die Reise Karls des Großen ins Hl. Land und seinen Aufenthalt in Konstantinopel. Um 1400 ent­ stand davon eine Rimurfassung, die -> Geiplur.

Geiplur sind eine Rimurversion des Geiplu þáttr, des Abschnitt 7 der Karlamagnús saga. Die G. wurden um 1400 von einem gelehrten Autor ver­ faßt. HSS: Kollsbók; AM 145, 8vo; AM 603, 4to. ED: E. Koschwitz, Sechs Bearbeitungen des altfranz. Gedichts von Karls des Gro­ ßen Reise nach Jerusalem und Constantinopel, 1879; F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL35); (Faks.:) Óla­ fur Halldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 ( = IM 4to 5). LIT: E. Kolbing, Zur ält. romant. Litt, im Norden 1, (Germania 20) 1875; Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det

Geirarðs rimur, ein um 1400 entstandener Versroman nach verschiedenen Vorbildern, dar­ unter der Geirarðs þáttr in der längeren Version der Mágus saga, bei dem die Handlung aber vom Autor völlig umgear­ beitet wurde. Die romant. Ge­ schichte erzählt von Elingborg, Tochter des Kaisers Karl, um die Jarl Geirarð freit, aber von ihrem Ziehvater Jarl Hávarð schmähl. abgewiesen wird. Als der Sarazenenkönig Priamus je­ doch mit einem Heer Elingborg zu erringen sucht, ruft man Geirarö zu Hilfe, der vorerst ab­ lehnt, dann aber mit zwei Ge­ fährten das ganze heidn. Heer erledigt, worauf das stereotype Happy End folgt. HSS: Kollsbók; AM 145, 8vo. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35); (Faks.:) Ólafur Halldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 (= IM 4to 5). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Geirarðs þáttr frækna ist ein Abschnitt in der längeren Fas­ sung der —► Mágus saga jarls. HSS: Lbs 988, 8vo; ÍB 517, 8vo; — Magus saga.

Geirmundar saga karlssonar ist eine erst im 19. Jh. entstan­ dene Erzählung. HS: Lbs 1507, 4to.

Geirmundar saga ok Gosiló Geirmundar saga ok Gosiló ist eine erst im 19. Jh. verfaßte Erzählung. HSS: Lbs 1445, 8vo; Lbs 2251, 8vo; JS 586, 4to; JS 628, 4to.

Geirmundar þáttr heljarskinns (»Geschichte von Geirmundr Höllenhaut«) ist der erste Abschnitt der —> Sturlunga saga und wurde höchstwahrscheinl. vom Kompilator dieses Werks verfaßt. Der Titel­ held war einer der ursprüngl. Besiedler Islands und wohnte in der Nähe von Skarð, wo die Sturlunga saga vermutl. abge­ faßt wurde. Der G.þ.h. basiert auf mündl. Überlieferungen und schriftl. Quellen, zu denen unter anderem die Landnämabók (Styrmisbók), die Hálfs saga ok Hálfsrekka und die nicht erhaltene *Hróks saga svarta gehörten.

100 HSS: Fiateyjarbók; Bergsbók. ED: G. Cederschiöld, G. eða Óláfsdrápa ens helga, (Lund Univ. Årsskrift 10) 1873; T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. ED & UB (engl.:) M. Chase, Einar Skúlason’s »Geisli«: A critical edition, Diss. To­ ronto 1981. ÜB: W. Lange, Christl. Skaldendichtung, 1958. LIT: E. A. Kock, NN 924-953, 1115, 1161, 1187, 1421, 1709, 1794, 2054f; W. Lange, Studien zur christl. Dichtung der Nordgerm., 1958; G. S. Täte, The cross as ladder: G. 15-16 and Liknarbraut 34, (Me­ dieval Scandinavia 11) 1978/79; ders., Einarr Skúlason, (DicMA 4) 1984.

Geitarlauf nennt sich die in den —> Strengleikar überlieferte altnord. Prosaübersetzung des altfranz. lais Chievrefoil, das eine Episode aus dem Tristanstoff­ kreis behandelt.

LIT: Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941.

♦Gellisdrápa ist ein verlor. Ge­ dicht des Skalden —» Arhórr Pórðarson, welches nur in der Laxdœla saga Kap. 78 erwähnt wird.

Geisli (»Lichtstrahl«) heißt nach der christl. Lichtsymbolik der Eingangstrophen eine Dråpa des Skalden —> Einarr Skülason, zugleich sein einziges in annähernder Vollständigkeit erhaltenes Gedicht. Die 71 Dróttkvættstrophen des Liedes preisen den - schon 120 Jahre vor Abfassung der um 1153 entstandenen Dräpa gefallenen — Hl. Ólaf, wobei vor allem seine Wundertätigkeit behan­ delt wird, kaum aber seine irdi­ schen Taten. Das Gedicht ent­ stand als Auftragsgedicht der Söhne Harald gillis in Trond­ heim und ist die erste größere christl. Skaldendichtung.

Genealogien in altnord. Spra­ che sind in zwei große Gruppen zu unterteilen: einerseits G., welche die Abstammung eines Königshauses bis zu den myth. Ursprüngen zurückverfolgen, wo ein Ahnherr des Geschlechts als Sohn von Göttern auf­ scheint. Zu diesen G. gehören die -» Ynglingatal und die —> Häleygjatal, sowie die -> Langfeðgatal Skjöldunga, Ari fróðis ættartala und die der Sturlun­ gen. Die zweite Gruppe der G. besteht aus den Ahnenreihen von Isländern bis zurück zu den ursprüngl. Besiedlern Islands im 9./10. Jh.; die Landnámabók enthält eine Reihe solchen G.

101

und nennt andere, inzw. verlo­ rene: Olfyssingakyn, Breiðfirðinga kynslóð. Ein interessantes Beispiel ist die Ahnenreihe der ersten isländ. Bischöfe (Byskupa aettir). Die norweg. Arnmæðlingatal (im B-Text der Fagrskinna) beschäftigt sich mit einer bedeutenden norweg. Familie des 11.-13. Jh.s. LIT: A. Heusler, Die gelehrte Urgesch. im altisländ. Schrifttum, 1908; Guöni Jónsson, Genealogier, (KLNM 5) 1960; Bjarni Guðnason, Danakonunga sqgur, Rv. 1982 (= ÍF 35).

Geoffrey of Monmouth (Galfredus Monmutensis), ca. 1100-1154, walisischer Kleri­ ker, der die vorwiegend sagen­ hafte Historia regum Britanniae verfaßte, welche im 13. Jh. als -» Breta sögur in altnord. Prosa übersetzt wurde; das 7. Kapitel, die Weissagungen Merlins, wurden von Gunnlaugr Leifsson als —» Merlínúspá in gebun­ dener Sprache übersetzt.

Geographische Literatur. Obwohl es im Ma. eine wissenschaftl. Geographie im moder­ nen Sinn nicht gab, war gerade in Island das Interesse für Geo­ graphie deutlicher als anderswo und schlägt sich nicht nur in der Sagaliteratur, sondern auch im wissenschaftl. Schrifttum nie­ der. Sind schon die realistisch­ distanzierten Beschreibungen Dänemarks in der Knýtlinga saga (Kap. 32) und der GönguHrólfs saga (Kap. 37) sowie Englands in der Egils saga (Kap. 50f) und Grönlands und Vin­ lands in den Vinlandsagas auf­ fällig, so gibt es daneben noch eine ganze Reihe von geograph.

Georgius saga

Traktaten, welche in der Hauksbók als -> Heimslýsing (» Weltbeschreibung «) be­ zeichnet werden, in welchen die Länder der Erde, die Völker der bekannten Welt nach Noah, die Wundervölker, in kürzeren Abschnitten auch das Paradies und die wichtigsten Gewässer angeführt werden. Solche Traktate finden sich auch in Verbindung mit dem noch aus der Mitte des 12. Jh.s stammen­ den ausführl. Itinerar des Abts Nikulás und dürften selbst schon früh nach Vorbild latein. Enzyklopädien (Isidor, Hono­ rius, Beda) kompiliert worden sein. Daneben sind noch einige geo­ graph. Texte bekannt, die je­ doch nicht erhalten sind, so das Reisubök des Björn Einarsson Jörsalafari (um 1400) und Gizurr Hallssons Flos Peregrinatio­ nis (beide Beschreibungen der jeweiligen Pilgerfahrten), und eine als Gripla bezeichnete Sammlung, die vielleicht mit den erwähnten geograph.enzyklopäd. Texten identisch gewesen sein könnte. ED: Hauksbók; M. E. C. Werlauff, Sym­ bolae ad Geographiam MediiÆvi, Hauniae 1821; K. Kålund, Alfrceði íslenzk 1, Kbh. 1908 (= SUGNL 37). LIT: N. M. Petersen, Haandbog i den gammel-nordiske Geografi 1 [mehr nicht erschienen] Kjbh. 1834; P. Riant, Expéditions et pelerinages des Scandinaves en Terre Sainte, Paris 1865; Jakob Benediktsson, Geografisk litteratur. Vestnordisk, (KLNM 5) 1960; Ólafur Halldórsson, Granland t miðaldaritum, Rv. 1978; R. Simek, Elusive Elysia, (Sagnaskemmtun) 1986.

Georgius saga, eine Heiligen­ saga über den Hl. Georg, den Drachentöter und Märtyrer,

Gesetze

die erst im Spätma. aus dem Nddt.en übersetzt wurde. HSS: SKB perg. 3, fol. ED: A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 1, Kbh. 1969 (= EA A 15) LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Gesetze wurden in Norwegen schon um 1100 aufgezeichnet, die erhaltenen HSS stammen aber erst aus viel späterer Zeit. Das Land war in vier Gerichts­ bezirke mit eigenen G.n unter­ gliedert. Die Gulaþingslög sind in einer einzigen vollständigen HS (Codex Rantzovianus in der Univ.-bibl. Kph.) und einigen Fragm. (z. B. AM 315, fol) er­ halten; die Frostaþingslög sind in Abschriften des 1728 ver­ brannten Codex Resenianus be­ wahrt. Von den Eidsivaþingslög und den Borgarþingslög haben jedoch außer einem Fragment nur die Abschnitte mit dem Kirchenrecht überlebt. Um 1274 führte König Magnus lagabætir (»Gesetzesverbesse­ rer«, reg. 1263 - 1280) ein neues, für das ganze Land gülti­ ges Gesetzeswerk ein, die sogen. Neuen Gesetze König Magnus. Die ersten G. in Island waren die Úlfljótslög, und nach der Gründung des Althings (ca. 930) war es Aufgabe des Geset­ zessprechers, während seiner dreijährigen Amtszeit auf je­ dem Althing je ein Drittel die­ ser G. vorzutragen. Die Auf­ zeichnung der weltl. G. begann im Winter 1117-8, das Kirchen­ recht wurde einige Jahre später niedergeschrieben. Alle aus Is­

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lands Freistaatzeit (d.h. vor 1271) erhaltenen G. bezeichnet man üblicherweise mit dem Überbegriff Grágás (»Grau­ gans «), sie sind in zwei Codices bewahrt: dem Codex Regius der Grágás (GkS 1157, fol; ca. 1260) und der Staðarhólsbók (ca. 1280); das Kirchenrecht ist separat davon auch in etl. HSS erhalten. 1271 erließ König Ma­ gnús lagabætir für Island ein neues Gesetz, die sogen. Járnsíða (» Eisenseite «), welches im we­ send. auf den norweg. Frostaþingslög und Gulaþingslög be­ ruhte, und das in der Staðarhólsbók erhalten ist. Járnsíða war jedoch ein Mißerfolg, und 1280 sandte Magnus den isländ. Richter Jón Einarsson mit ei­ nem neuen Codex nach Island, welcher im darauffolgenden Jahr angenommen wurde und nach dem lögmaðr Jónsbók ge­ nannt wurde; die Jónsbók ist in zahlr. HSS erhalten, die Aus­ gabe von 1904 führt bereits 148 MSS an. ED: R. Keyser, P. A. Munch, Norges gamle love indtil 1387 1 - 5, Chria. 1846-1895; Vilhjálmur Finsen, Grágás ..., Kjbh. 1852-1870, Reprint Odense 1974 (= Nordiske Oldskrifter 11. 17. 21. 22. 32) [Codex Regius]; Viihjálmur Fin­ sen, Grágás ..., Kjbh. 1879, Reprint Odense 1974 [ Staðarhólsbók]; Vílhjálmur Finsen, Grágás ..., Kbh. 1883, Re­ print Odense 1974 [AM 351 etc.]; Þorgeir Sveinbjarnarson, Hákonarhók, Kjbh. 1847 [= Járnsiða]; Ólafur Halldórsson, Jónsbók, Kbh. 1904; (Faks.:) C. Westergård-Nielsen, Skálholtsbók eldri. Jónsbók etc. AM 351 fol., Cph. 1971 (= EIM 9). ÜB: R. Meißner, Norweg. Recht. Das Rechtsbuch des Gulathings, 1935 ( = Germanenrechte 6); ders., Norweg. Recht. Das Rechtsbuch des Frostothings, 1939 (= Germanenrechte 4); ders., Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgar­

103 things und des Eidsivathings, 1942 ( = Germanenrechte. N.F. 1); ders., Land­ recht des Königs Magnus Hakonarson, 1941 (= Germanen rechte. N.F. 2); ders., Stadtrecht des Königs Magnus Hakonar­ son für Bergen, 1950 (= Germanen­ rechte. N.F. 3); ders., Das norweg. Gefolgschaftsrecht (Hirðskrá), 1938 ( = Germanenrechte 5); A. Heusler, Island. Recht. Die Graugans, 1937; (= Germa­ nenrechte 9); (eng).:) A. Dennis, u.a., Laws of Early Iceland. Grágás I, Winnipeg 1980. L1T: Halldór Hermannsson, The Ancient Laws of Norway and lceland, Ithaca, N.Y. 1911, Reprint 1966 ( = Islandica 4); K. v. Amira, Zur Textgeschichte der Frostuþingsbók, (Germania 32) 1887; K. Mau­ rer, Die Entstehungsgeschichte der älte­ ren Frostuþingslög, (= SBM 12, 3) 1875; Ólafur Lárusson, Grágás, (Tidskrift for Rettvitenskap) 1953; Trygve Knud­ sen, Frostatingsloven, (KLNM 4) 1959; ders., Gulatingslov, (KLNM 5) 1960; H. Fix, Grágás Konungsbók (GkS 1157 fol.) und Finsens Edition, (ANF 93) 1978; ders., Grágás. Graphemische Untersu­ chungen zur HS GKS 1157 Fol, 1979; H. Beck, Verbwörterbuch zur altisländ. Grágás (Konungsbók) 1-2, 1983; H. Fix, Wortschatz der Jónsbók, 1984.

Gesta Danorum (»Geschichte der Dänen«) ist ein umfangrei­ ches, kurz nach 1200 entstande­ nes latein. Geschichtswerk in 16 Büchern des dän. Klerikers -♦ Saxo Grammaticus, das von der myth. Vorzeit bis 1202 reicht. Saxo, der sich stilist, an klass. Vorbilder anlehnt, verwendet in den ersten neun Büchern (auf welche sich die meisten Ausga­ ben beschränken), welche die sagenhafte Frühgeschichte Dä­ nemarks bis zum Beginn der Regierung von Harald Blau­ zahn (936) behandeln, skandi­ nav. Quellen und bietet somit einen reichen Schatz altnord. Sagen, die sonst nicht erhalten sind. Durch Saxos wortreiche und meist recht freie Bearbei­

Gesta Danorum

tung ist zwar die Form dieser Werke verlorengegangen, aber für viele Gestalten der ger­ man. Heldensage (Ragnar Loöbrók, Hadding, Starkaðr, Guðmundr) bietet Saxo dennoch die Hauptquelle, und da er alte Heldenlieder teils in latein. Ver­ sen wiedergibt, können auch Überlegungen über Inhalt und Umfang solcher Lieder ange­ stellt werden. Zu Saxos isländ. Quellen gehörten neben mündl. erzählten Geschichten und Gedichte auch schriftl. Werke wie das Langfeðgatal Skjöldunga, Ssemunds verlor. Werk über die norweg. Kö­ nige, sowie Hryggjarstykki, Skjöldunga saga, Jömsvfkinga saga, Oddr Snorrasons Olafs saga Tryggvasonar und Markús Skeggjasons Eríksdrápa. Am wirksamsten war Saxos Be­ handlung des Hamlet-Stoffes, der sonst in Skandinavien nur in sehr späten Überlieferungen er­ halten ist (-» Ambales saga), aber auch in anderen Fällen bie­ ten die G.D. den ältesten Beleg für Stoffe der —► Fornaldarsögur. Von Saxo abhängig dürfte der Verfasser der Knýtlinga saga gewesen sein, Saxos Bedeutung in Island war aber vom 16. bis zum 19. Jh. am größten, als die Isländer teils direkt, teils über dän. Übersetzungen Saxos Werk als Grundlage für eigene Geschichten verwendeten; diese zerfallen in Übersetzungen oder Nacherzählungen von Teilen der G. D., sowie Bear­ beitungen und Kompilationen von Stoffen aus Saxos Buch

Gesta Hammaburgensis ...

(vgl. Gorms saga gamla, Haddingja saga, Haka saga). - Die G. D. wurden erst im 19. Jh. durch Gísli Konráðsson (1787-1877) vollständig ins Isländ. übersetzt. ED: C; Knabe, P. Herrmann, Saxonis Gesta Danorum 1-2, Hauniae 1831—57; A. Holder, Saxo Grammaticus, Gesta Da­ norum, 1886. LIT & ÜB (dt:) P. Herrmann, Erläute­ rungen zu den ersten neun Büchern der dän. Geschichte des Saxo Grammaticus 1-2, 1901-22; (engl.:) H. E. Davidson, P. Fisher, Saxo Grammaticus, The History of the Danes, Cambridge 1980. LIT: I. Skovgaard-Petersen, Saxo, (KLNM 15) 1970; C. Weibull, Knytlingasagan och Saxo, (Scandia 42) 1976; K. Friis-Jensen, Saxo Grammaticus. A medie­ val author between Norse and Latin Culture, Cph. 1981; diess., Saxo Grammaticus as Latin Poet, Roma 1987; I. SkovgaardPetersen, Da Tidernes Herre var nær, Kbh. 1987.

Gesta Hammaburgensis Ec­ clesiae Pontificum (»Ge­ schichte der Hamburgischen Bischöfe«) ist das Hauptwerk des Kirchenhistorikers Adam von Bremen (gest. um 1081), weiches sich auch ausfuhrl. mit skandinav. Geschichte und Geographie beschäftigt und da­ mit eine der wichtigsten zeitgenöss. Quellen darstellt. Das latein. Werk wurde im Ma. nie zur Gänze in eine der Volks­ sprachen übersetzt, kurze Ab­ schnitte daraus finden sich je­ doch in der isländ. Flateyjarbók (» Or Hamborgar historiu «, aus einer älteren HS) und in der —> Knýtlinga saga. Hinweise auf Adams Werk bieten außerdem noch die —> Yngvars saga víðförla und die latein. -> Historia Norvegiae, es war also im ma. Skandinavien gut bekannt.

104 ED u. (JE. Adam von Bremen, Bischofs­ geschichte der Hamburger Kirche, 51978 ( = Ausgew. Quellen zur Dten. Gesch. des Ma. 11). LIT: B. Schmeidler, Hamburg-Bremen und Nordosteuropa vom 9. bis 11. Jh, 1918; D. Hofmann, Die Yngvars saga víðfprla und Oddr munkr inn fróði, (Speculum Norrœnum) Odense 1981; J. Martinez-Pizarro, Adam of Bremen, (DicMA 1) 1982.

Gesta Romanorum (»Ge­ schichten von Römern«), eine latein. Sammlung von Kurzge­ schichten, von denen einige im 15. Jh. ins Isländ. übersetzt wur­ den, wobei der Übersetzer eine engl. Fassung als Vorlage be­ nützte - wie auch andere Über­ tragungen des 15. Jh.s ihren Weg über England nahmen, so etwa von Robert Mannyngs Handlyng Synne, einer engl. Fas­ sung des Manuel de Peches. HSS: AM 624, 4to; JS 43, 4to. ED: H. Gering, Islendzk Æventyri 1, 1882; P. Jorgensen, Ten Icelandic Exempla and their Middle English Source (= Opus­ cula 4) Kbh. 1970 (= BiblAm 30); Einar G. Pétursson, Miðaldaæventýri þýdd úr ensku, Rv. 1976. ÜB: H. Gering, Islendzk Æventyri 2, 1883. LIT: P. Jorgensen, The Icelandic translations from Middle English, (Studies Einar Haugen) The Hague 1972.

Gests saga Bárðarsonar ist eine Bezeichnung für die zweite Hälfte der -> Bárðar saga Snæfellsáss. Gests saga og Gnatus ist eine wohl erst im 19. Jh. entstandene Erzählung. HSS: Lbs 1494, 4to; Lbs 1506, 4to; Lbs 1767, 4to.

Gibbons saga (ok Gregu) ist eine noch im 14. Jh. entstandene originale Riddarasaga, die

105 deuti. Beeinflussung durch die Clarus saga und Parallelen mit der Viktors saga ok Biavus und der Partaiopa saga aufweist. Der zweite Teil der Saga, die eine beträchtl. Zahl phantast. Motive aufweist (Tarnmäntel, Steine, mit denen man das Aus­ sehen verändern oder in die Entfernung blicken kann, flie­ gende Tücher und Zauber­ handschuhe, die selber die Harfe spielen) steht eher den Märchensagas nahe. Der franz. Königssohn Gibbon wird bei der Verfolgung einer Hirschkuh von der griech. Prinzessin Greka mit Hilfe verseh, magischer Gegenstände entfuhrt, da sie ihn zum Mann haben will. Sie werden jedoch getrennt, und Gibbon muß zu­ erst die krieger. indische Prin­ zessin Florentia überwinden und verschiedene Schlachten bestehen, bevor er Greka wie­ dergewinnen kann. Damit sind seine Probleme jedoch noch nicht zu Ende, denn er hat mit Florentia den riesenhaften Eskopart gezeugt, der nun aus­ zieht, seine Mutter an seinem Vater zu rächen; durch einen Trick Grekas überleben jedoch beide das Duell und werden schließl. miteinander versöhnt. HSS: AM 335. 4to (ca. 1400); AM 567 frag. XVI, 4to (14. Jh.); AM 529, 4to (16. Jh., erst hier vollst.); insgesamt 20 HSS. ED: R. I. Page, G.s., Cph. 1960 (= EA B 2). ÜB: - (Nacherzählung in J. Glauser, Is­ land. Märchensagas, 1983). LIT: H. G. Leach, Is G.s. a Reßection oj Partonopeus? (Medieval Studies ... G. Schoepperle Loomis) Paris, New York, 1927; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; E. Wahlgren, The Maiden

Gisla saga Súrssonar King in Iceland, Diss. Chicago 1938; J. de Vries, ALG 2, 21967; J. Glauser, Isländ. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Gimstein (»Edelstein«), eine auch als Krossdrápa bezeichnete Dråpa auf das Hl. Kreuz im Versmaß Hrynhent, verfaßt von Hallur Ogmundarson. HSS: AM 622, 4to; AM 714, 4to. ED: Jón Porkelsson, Kvaðasafn, Rv. 1922-27; Jón Helgason, íslenzk miðaldakvæði 1, Kbh. 1936. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundredc, Kbh. 1888.

Gisl Illugason, ein isländ. Skalde am Beginn des 12. Jh.s., von dem außer einer Lausavisa 20 Strophen eines Preisgedichts auf König Magnús berfoettr (gest. 1103) erhalten sind, als dessen Skalde er im Skáldatal genannt wird. Über die Entste­ hung des Gedichts berichtet der —► Gísls þáttr Illugasonar, des­ sen Hauptperson aber eher der später heiliggesprochene Prie­ ster Jón Ogmundarson als der Skalde Gisl ist. HSS: Morkinskinna; Fríssbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 1132, 1790.

Gisla saga Súrssonar (»Saga von Gisli Súrsson «) ist eine ursprüngl. wohl Mitte des 13. Jh.s entstandene Isländersaga, die in zwei, von diesem verlorenen Original abhängigen, aber et­ was unterschiedl. Versionen er­ halten ist, von denen die längere unvollständig überliefert ist. Die G.s. zählt zu den tragisches­ ten Werken der isländ. Litera-

Gisla saga Súrssonar

tur; sie erzählt die Geschichte der Geschwister Gísli, Porkell und Porchs, die mit ihren Eltern nach Island auswandern müssen und dort heiraten. Als die Brü­ der Gísli und f’orkell mit Pördis Mann Porgrimr und Gislis Schwager Vésteinn den Bund der Blutsbrüderschaft schließen wollen, kommt es zu einem Af­ front, der schließl. die ganze Fa­ milie in einen Konflikt stürzt, der unaufhaltsam einem tragi­ schen Ende und dem Tod der meisten Mitglieder fuhrt. Aus den Fragmenten eines fluchbe­ ladenen Schwerts wird ein Speer geschmiedet, mit dem zuerst Porgrimr Vésteinn tötet, dann Gísli Rache an Porgrimr nimmt. Beide Mörder bleiben vorerst unbekannt, aber als Pördis zufällig erfährt, daß Gísli ihren ersten Mann erschlagen hat, läßt ihr zweiter Gemahl Börkr Gísli ächten und er lebt dann mit Unterstützung seiner treuen Frau Auðr lange Jahre in der Acht, bis ihn Börks Ver­ wandter Eyjölfr aufspürt. Nach heldenhaftem Kampf fällt er der Übermacht zum Opfer. Inzw. haben Vésteins Söhne ih­ ren Vater an Porkell gerächt, und Pördis versucht Eyjölfr zu töten. Schließl. läßt sie sich von Börkr scheiden, und Auðr stirbt auf einer Pilgerfahrt nach Rom. Man hat die G.s. auf Grund ihrer Tragik, die in einem anscheinend unentrinnbaren Schicksal besteht, und ihres klass. Dreiecksverhältnisses (Por­ kell - Asgerðr - Vésteinn) in die Nähe der Heldensage gestellt (Sigurðr-Brynhild-Stoff und

106

Nibelungenuntergang), aber es finden sich in der Saga auch deutliche christl. Züge, nicht zuletzt in Gislis vielen Stro­ phen, die wohl alle unecht sind und erst aus der Abfassungszeit der Sagas stammen. HSS: AM 556 a, 4to; AM 445 c, 4to; AM 149, fol; NkS 1181, fol. ED: F. Jónsson, G.s.S., 1903 (= ASB 10); ders., G.s.S., Kbh. 1929; Björn K. Pórólfsson, Vestfrðinga sqgur, Rv. 1943 (= ÍF 6); J. Helgason, Håndskriftet AM 445c, I, 4to, Kbh. 1956 (= SUGNL 66); A. Loth, G.s.S., Oslo etc. 1956 (= Nor­ disk Filologi All); dies., Membrana Re­ gia Deperdita, Kbh. 1960 (- EA A 5). ÜB: (dt.:) F. Khull, Gisli der Geächtete, [1893]; A. Bonus, Geschichte vom Skal­ den Gisli und seinem Weibe Aud, [1930] (= Dt. Jugendbücherei 362); F. Ranke, Die Geschichte von Gisli dem Geächte­ ten, 1907; A. Heusler, F. Ranke, Fünf Geschichten von Achtern und Blutrache, 1922 (= Thule 8); [abgedruckt in:] Die schönsten Geschichten aus Thule, 1974, 21979 (= dtv 2061); L. Meyn, Gisli der Geächtete, 1925; A. Bonus, Isländer­ buch, 1921, 51934; F. B. Seewald, Die Saga von Gisli Sursson, 1976 (= RuB 9836); (engl.:) G. Johnston, The Saga of Gisli, London, Toronto 1963. LIT: M. Olsen, G.s. og heltediktningen, (Fs. F. Jónsson), Kbh. 1928; S. A. Krijn, Om G.s.S., (ANF 51) 1935; R. Prinz, Die Schöpfung der G.s., 1935; G. TurvillePetre, Gisli Sursson and his Poetry, (MLR 39) 1944; (erneut in: Nine Norse Studies, London 1972); I. L. Gordon, The Origins of Gisla Saga, (Saga-Book 13) 1946-53; A. Holtsmark, Studies in the Gisla Saga, Oslo 1951 (= Studia Norvegica 6); R. Heller, G.s.S. und Laxdoela saga, (Fs W. Baetke) 1966; ders., Aron Hjörleifssohn und Gisli Surssohn, (ANF 81) 1966; C. Borggreve, G.s.S., (KLL 3) 1967; T. M. Andersson, Some Ambiguities in G.s., (BONIS) 1968; H. Pálsson, Sögur bornar saman: G.s. og Droplaugarsonar saga, (Skirnir 151) 1977; H. Röhn, Der Einlei­ tungsteil der G.s.S., (ANF 94) 1979; Guöni Kolbeinsson, Jónas Kristjánsson, Gerðir Gislasögu, (Gripla 3) Rv. 1979; G. Zimmermann, Isländersaga und Helden­ sage, Diss. Wien 1981; R. Kroesen, The reforged weapon in the G.s.S., (Neophilologus 66) 1982; A. Jakobsen, Noen merk-

107 nader til G.s.S., (Gripla 5) 1982; ders., Nytt lys øver G.s.S., (Gripla 5) 1982; ders., Har Snorri Sturlusøn »revidert« s.S.?, (ANF 100) 1985; T. M. Anders­ G. son, G.s.S., (DicMA 5) 1985; K. S. Campbell, Structure in the Gisla: undinna þættir, (Neophilologus 70) 1986. N: B. H. Barmby, Gísli Sursson: A drama (Übertragung, Westminster 1900); L. Weber, Gisli, der Waldgänger aus Is­ lands Sagazeit, (freie Übertragung, 1927).

Gísli Súrsson, Skalde und Held der -> Gisla saga Súrssonar, wanderte laut seiner Saga um die Mitte des 10. Jh.s nach Island aus, wo er sich im Westen niederließ; nach einem Mord wurde er geächtet und lebte 13 Jahre in der Acht, bis er von seiner Verfolgern erschla­ gen wurde. In der Saga werden ihm 35 (in anderen HSS 36) Strophen, meist im Dróttkvætt, zugeschrieben, aber es ist sehr umstritten, ob er sie überhaupt und welche er davon verfaßt hat. Christi. Ideen, Gemein­ samkeiten mit Eddaliedern (bes. Guðrúnarkviða önnur und Sigurðarkviða in scamma) sowie formale Unstimmigkeiten ha­ ben dazu geführt, daß man ent­ weder Gislis Traumstrophen (B. M. Ölsen, S. A. Krijn) oder alle ihm zugeschriebenen Stro­ phen dem 12. (P. G. Foote) oder dem Sagaautor im 13. Jh. (G. Turville-Petre im Anschluß an G. Vigfüsson) zurechnen muß; wenigstens ist die For­ schung sich heute einig, daß alle Strophen so charakteristisch sind, daß man sie als das Werk eines einzelnen Autors — ob nun Gislis selbst, eines unbekannten Isländers des 11. oder 12. Jh.s

Gísls þáttr Illugasonar oder des Verfassers der Gisla saga - betrachten muß. HSS, ED, ÜB: -> Gisla saga Súrssonar. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912. LIT: Guðmundur Porláksson, Udsigt over den norsk-islandske Skjalde, Kbh. 1882 ( = SUGNL 8); S. A. Krijn, Om Gíslasaga Súrssonar, (ANF 51) 1935; B. M. Ólsen, Um íslendinga sögur, Rv. 1937-39; P. G. Foote, An Essay on the Saga øf Gísli (G. Johnston, The Saga øf Gísli, London 1963; E. O. G. Turville-Petre, G. S. and his Poetry, (In: Nine Norse Studies, Lon­ don 1972); ders., Scaldie Poetry, Oxford 1976.

Gisls þáttr Illugasonar ist die Geschichte des Isländers Gísl, der in Norwegen Rache am Mörder seines Vaters nimmt. Der Mörder ist aber ein Ge­ folgsmann von König Magnus Barfuß (gest. 1103), und der König läßt Gisl fangen und will ihn töten lassen, aber die 300 Isländer in Trondheim retten ihn unter Einsatz ihres Lebens vor der Hinrichtung. Darauf­ hin richtet der isländ. Priester (und spätere Bischof und Hei­ lige) Jón Ögmundarson eine eindrucksvolle Rede an den Kö­ nig, und auch Gisl darf sich ver­ teidigen, wobei er dem König ein Gedicht vorträgt und sich ihm unterwirft. Der König ver­ schont ihn daraufhin und setzt ihn an die Stelle des Getöteten. Die Geschichte existiert in zwei Fassungen. Eine ältere latein., kurz nach 1201 von Gunnlaugr Leifsson verfaßte Version ist nur in der isländ. Übersetzung in seiner Jóns saga helga erhal­ ten, eine jüngere isländ. Fassung findet sich in den Codices Hulda und Hrokkinskinna. ED: FMS,7, Kph. 1832; PorleifrJónsson, Fjörutíu Islendingaþœttir, Rv. 1904 ( =

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Gizurar sáttmáli íslendinga sögur 40); Guðni Jónsson, Islendinga þœttir, Rv. 1935; Sigurður Nordal, Guðni Jónsson, Borgfirðinga sqgur, Rv. 1938. ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17). LIT: M. Ciklamini, The Literary Perspec­ tive on Gísli Illugason’s Quest for Blood Revenge, (SS 38) 1966.

Gizurar sáttmáli (»Gizurrs Vergleichsvertrag«), auch als Gamli sáttmáli bezeichnet, ist der Vertrag zw. den Isländern und dem norweg. König Hå­ kon, als sie sich 1262-64 dem norweg. König unterwarfen. HS: AM 45, 8vo. ED: Diplomatarium Islandicum 1, Rv. 1857.

Gizurr Hallsson war ein ge­ bildeter Isländer, der in Skälholt erzogen wurde und dessen Kontakte zum Bischofssitz Zeit seines Lebens bestehen blieben. Er war von 1181 bis 1200 Geset­ zessprecher, und Oberhaupt der einflußreichen Familie der Haukdælir und starb 1206. Seine literar. Interessen sind mehrfach belegt: Gunnlaugr Leifsson legte ihm seine Olafs saga Tryggvasonar zur Korrek­ tur vor, und sowohl die Hungrvaka als die Játvarða saga nen­ nen G.H. ausdrückl. als Quelle fur Informationen. Das von ihm verfaßte Reisebuch *Flos Peregrinationis (erwähnt in der Sturlunga saga) über seine Rei­ sen in Südeuropa ist nicht erhal­ ten. Man sieht in ihm auch den Verfasser der Veraldar saga, der Rómverja saga und des Ersten Grammat. Traktats, ohne daß diese Zuschreibungen völlig beweisbar wären. Erwähnt

wird Gizurr auch im Haukdæla þáttr und der Porláks saga. LIT: M. Olsen, Den forste grammatiske avhandling. Til kommentaren og om forfat­ teren, (ANF 53) 1937.

Gizurr svarti gullbrárskáld (»Gizurr der Schwarze der Goldbrauenskalde «), ein Island. Skalde in der ersten Hälfte des 11. Jh.s, von dem nur eine Lausavisa und ein Helming eines Preisgedichts erhalten sind, und der in verseh. HSS des Skäldatal teils König Olaf Tryggvason, teils dem Hl. Olaf als Hofskalde zugeschrieben wird. HSS: -» Snorra Edda; -» Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 1937 B, 2015.

Gizurr Porvaldsson, isländ. Häuptling und Skalde im 13. Jh., von dem außer zwei Lausavisur nur noch ein Helming ei­ ner Dräpa auf König Hakon Hakonarson (gest. 1263) erhal­ ten ist. HSS: Sturlunga saga; Hákonar saga Hákonarsonar (Fríssbók, Eirspennill, Flateyjarbók). ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949.

Gjafa-Refs saga saga.

-t

Gautreks

Glælognskviða (»MeeresStille-Gedicht «) heißt ein Ge­ dicht des isländ. Skalden -♦ Pórannn loftunga, das dieser um oder nach 1030 auf den Sohn Knuts des Großen, den Dänenkönig Sveinn Alfifuson verfaßt hat. Die zehn erhaltenen Strophen sind im Kviðuháttr abgefaßt und zeigen Sveinn entgegen anderen histor. Quel­

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len als friedl. Herrscher auch Norwegens, der unter dem Schutz des Hl. Olaf, auf den wiederholt angespielt wird, re­ gierte. Als Vorbild für dieses Gedicht, dessen Titel auf die ru­ higen Verhältnisse unter Sveinn (ob nun wegen der Lage Nor­ wegens oder wegen des christl. Einflusses) anspielt, hat dem Skalden offenbar das Ynglingatal gedient. HSS: -* Heimskringla; -* Olafs saga hins helga. ED; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders,. Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr, 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: F.Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 965, 1130, 2017; M. Olsen, Með Iggitm skal land byggja, (MoM) 1946; H. Magerøy, G. av Torarett Lovturtga, Oslo 1948; S. Hellberg, Kring tillkomsten an G„ (ANF 99) 1984.

Glúma —► Víga-Glúms saga.

Glúmr Geirason war ein isländ. Skalde aus der zweiten Hälfte des 10. Jh.s, dem außer einer Lausavisa und seiner —> Gráfeldardrápa, einer Toten­ klage auf Haraldr gráfeldr Eiríksson, nur die geringen Reste (nicht ganz eineinhalb Strophen im Dróttkvætt) eines Preis­ gedichts auf Erik Blutaxt zuge­ schrieben werden, die aber mög­ licherweise nicht von ihm stam­ men, sondern als Teil der —» Eiríksmál zu betrachten sind. Hinweise auf das Leben des Skalden finden sich in der Landnámabók, der Laxdæla saga und der Heimskringla. LIT: F. Jönsson, Litt.hist. 1, 21920.

Glymdrápa (etwa: » das tönen­ de Gedicht«) ist ein vom Skalden f’orbjörn hornklofi auf

Gode

König Haraldr hárfagri am An­ fang des 10. Jh.s verfaßtes Preis­ lied, von dem nur 9 Strophen und Halbstrophen erhalten sind, die meisten davon in Snorris Heimskringla. Die G. beschreibt die wichtigsten Großtaten des Königs mit Aus­ nahme der Schlacht im Hafrs­ fjord, und ist im Gegensatz zu der wohl etwas älteren -> Haraldskvæði desselben Skalden schon in einem strengen Dróttkvætt abgefaßt. HSS: —* Heimskringla; Flateyjarbók (Haraldsþáttr); Fagrskinna; -» Snorra Edda; -* Olafs saga Tryggvasonar. ED: T. Wisén, Carmina norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: A. Holtsmark, Porbjørn hornklofes G., Oslo 1927; E. A. Kock, NN 228-234, 1020-1022; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Gnatus saga Brottskjaldar ist eine erst im 19. Jh. entstandene Erzählung. HSS: Lbs 878. 4to; Lbs 1171, 4to; Lbs 2251, 8vo.

Gnóðar-Asmundar saga. eine Bezeichung flir die -+ Egils saga einhenda.

Gnóðar-Ásmundardrápa ist ein im 12. (?) Jh. entstandenes Spottgedicht, von dem jedoch nur vier Zeilen erhalten sind. HS: AM 743. 4to (Snorra Edda; 17. Jh.). ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1. 1946. LIT: J. de Vries, ALG 2, 21967.

Gode, isländ. goöi m. (PL goöar), Häuptlinge im ma. Is­ land, die in heidn. Zeit auch Priesterfunktion gehabt hatten; ab 930 gab es in Island 36 G.n,

Göngu-Hrólfs rímur

die in der legislativen Ver­ sammlung des Althing saßen, ab 985 waren es 39. Die G.n hatten eine gewisse Schutz­ funktion für ihre þingmenn (»Thingleute«), die ihnen wie­ derum Gefolgschaft schuldeten. Die G.n (ihr Amt hieß goðorð und war vererbbar, konnte aber auch verkauft werden) waren üblicherweise reichere und be­ deutendere Bauern, weshalb wohl in den Isländersagas trotz ihrer geringen Zahl relativ häu­ fig G.n als Protagonisten vor­ kommen. Göngu-Hrólfs rimur sind eine im 16. Jh. entstandene Versbearbeitung der GönguHrólfs saga. HSS: AM 610 e-f, 4to„ ED: J. Wittmar Hartman, The G.-H. S. A Study in Old Norse Philology, New York 1912. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen pa Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh.1888.

Göngu-Hrólfs saga (»Saga von Hrolf, dem Fußgeher «) ist eine umfangreiche Fornaldarsaga, die im frühen 14. Jh. ent­ standen ist und alle Züge der jüngeren Werke dieser Gattung aufweist: eine abenteuerl., teils phantast. Handlung, ständig wechselnde Schauplätze in ganz Europa und einen fast übermenschl. Helden. Hrolf, der zu groß ist, als daß ihn ein Pferd tragen könnte - daher sein Bei­ name — wird mit dem histor. Helden Rollo identifiziert, der die Normandie eroberte und 911 dort der erste normann. Fürst wurde. Allerdings wird keinerlei Rücksicht auf histor.

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Fakten genommen, und die Handlung hat mit der Ge­ schichte Rollos nichts zu tun. Nach einer kurzen Einleitung wird erzählt, wie Hrolf ver­ spricht, für Jarl Thorgnýr von Jütland die Hand der Tochter von König Hreggvid von Russia zu gewinnen. Der Großteil der Saga ist dann Hrolfs aben­ teuerl. Brautwerbefahrt gewid­ met (Kap. 12—27). Als die Prin­ zessin nach einer Reihe von Prüfungen des Helden heimgefuhrt ist, muß sich Hrolf neuer­ dings aufmachen, um ihren Va­ ter zu rächen, was ihm schließl. in einer dreitägigen Schlacht ge­ lingt, deren Beschreibung zu den umfänglichsten und gleichzei­ tig phantasievollsten Schlachten­ berichten der gesamten Sagalite­ ratur gehört (Kap. 30-33). Der letzte Teil der Saga beschreibt Hrolfs Eroberungsfahrt nach England, die mit aus der Knýtlinga saga stammenden geograph. Beschreibungen Englands und Dänemarks versetzt ist. Obwohl die G.-H.s. aus heuti­ ger Sicht sicherl. der Triviallite­ ratur zuzuzählen ist, fuhren die Stofffreude des Autors, die straffe und abwechslungsreiche Handlung und das stereotype, aber geschickt verwendete Per­ soneninventar zu einem durch­ aus unterhaltsamen Werk. HSS: AM 152, fol.; AM 589 f. 4to; GkS 2845, 4to; BM Add 4857. ED: FAS' 3; FAS2 3; FAS’ 3; (Faks.:) J. Helgason, The Saga MS 2845, 4to ..., Cph. 1955 (= MI 2). ÜB: (engl.:) H. Pálsson, P. Edwards, G.H.s., Edinburgh 1980. LIT: J. W. Hartman, The G.-H. S. A Study in Old Norse Philology, New York 1912; F. R. Schröder, Gunthers Braut­

111 Werbung u. die G.-H. S., (Festschrift E. Mögk) 1924; J. Dünninger, Untersu­ chungen zur G.-H.s. I - V, (ANF 47 u. 48) 1931 u. 1932; F. P. Magoun, Whence »Dulcifal« in G.~H. s.?, (Studia Germa­ nica, till. E. A. Kock) Lund 1934; O. Holzapfel, G.-H. S., (KLL 3) 1967; M. Mundt, G.-H.s., (DicMA 5) 1985. N: Hj. Jónsson, Rímur af Göngu-Hrólfi (Rv. 1884); B. S. Gröndal, GaunguHrólfs-rímur (Rv. 1893).

Götterlieder sind eine Gruppe von altnord. Gedichten, die sich mit den heidn. skand. Gotthei­ ten befassen. Dabei sind deut­ lich zwei Arten von G.n zu un­ terscheiden: einerseits die ano­ nymen G. der Liederedda, die in einfachen Versmaßen (Fornyrðislag, Málaháttr, Ljóöaháttr) und relativ klarer Sprache verfaßt sind; ein Teil dieser Lie­ der ist im wesenti. episch (Völuspá, Völuspá hin skamma, Skírnismál, Þrymskviöa, Hymiskviöa, Baldrs draumar, Lokasenna, Hárbarðsljóö), der an­ dere Teil vorwiegend didak­ tisch (Grímnismál, Vafþrúönismál, Hávamál, Alvísmál, Hyndluljóð, Rígsþula), wobei die Mehrheit wenigstens dieser didakt. Lieder lange Zeit nach der Christianisierung Skandina­ viens wohl aus histor. Interesse heraus entstanden ist. Die zweite Art der G. besteht aus Gedichten namentl. bekannter Dichter der heidn. Zeit, die im Dróttkvætt und recht kompli­ zierter Skaldensprache heidn. Götter oder Szenen der heidn. Mythologie behandeln; hierzu zählen Pjóöólfr ór Hvinis Haustlöng und Eilífr Goörúnarsons Þórsdrápa ebenso wie Teile von Bragis —► Schildge­ dicht Ragnarsdrápa und Ulfr

Grænlandsánnall Uggasons Húsdrápa, ebenfalls ein -+ Bildgedicht.

Gorms saga gamla ist eine im 16./17. Jh. entstandene isländ. Fassung der Geschichte des dän. Königs Gorms des Alten und den beiden Jenseitsreisen des Thorkillus, die Saxo Gramma­ ticus zu Ende des 8. Buchs sei­ ner Gesta Danorum erzählt; ne­ ben Saxo wurde Material aus der Þórsdrápa verwendet. HS: BM Add 4867, fol (17. Jh.). LIT: R. Power, Saxo in Iceland, (Gripla 6) Rv. 1984 (= Rit 28).

Goþþormr sindri -> Gut­ tormr sindri.

Gottskálk Jónsson, Pfarrer in Glaumbær am Skagafjörður von 1550-1590/1, Verfasser der zw. 1543-69 geschriebenen Gottskálksannáll (-> Annalen). Au­ ßerdem ist er der Verfasser, bzw. Schreiber einer großen Sammlung (Syrpa) von ver­ mischten Texten: Briefen, Do­ kumenten, Gerichtsprotokol­ len, Rätseln, frivolen und ande­ ren Gedichten, Sprichwörtern etc. HSS: Annalen: SKB perg. 5, 8vo; Syrpa: BM Add 11.242. LIT: Páll E. Ólafsson, Menn og menntir Siðaskiptaaldarinnar á Islandi 4, Rv. 1926; Jón helgason, Gamall kveðskapur, Kbh. 1979 (= íslenzk rit síðari alda 7).

Gottskálksannáll -> Annalen.

Grænlandsánnall, eine Kom­ pilation zur Geschichte Grön­ lands, vermutlich 1623 von Jón Iærði Gudmundsson verfaßt u. nach 1645 von Björn á Skarðsá revidiert. HSS, ED, LIT: Ólafur Halldórsson, Grönland i Miðaldaritum, Rv. 1978.

Grænlendinga saga Grænlendinga saga (»Saga von den Bewohnern Grön­ lands «) ist wie die -> Eiriks saga rauða eine isländ. Saga aus dem frühen 13. Jh., die sich mit den Grönländern und ihren Expedi­ tionen nach Vinland befaßt, wobei aber zw. den beiden Werken deutl. Diskrepanzen bestehen. Der Beginn der G.s. ist verloren. Der erhaltene Text beginnt mit der Reise Bjarni Herjúlfssons, der auf dem Weg nach Grönland unbekanntes Land im Westen entdeckt, es aber nicht erkundet. In Grön­ land verkauft er sein Schilf an Leifr Eiriksson, der die erste Vinlandexpedition unter­ nimmt. Auf der zweiten Fahrt, die Leifs Bruder Porvaldr un­ ternimmt, wird Porvaldr von den Eingeborenen Vinlands er­ schlagen; die dritte Fahrt unter­ nimmt Porfinnr Karlsefni, ein Verwandter von Leifr, und die vierte Fahrt Leifs Schwester Freydis, deren Fahrt durch Freydis’ Skrupellosigkeit in ei­ ner Tragödie endet. Porfinnr kehrt daraufhin nach Island zu­ rück, wo eine vornehme Fami­ lie von ihm abstammt. HS: Flateyjarbók. ED: H. Hermansson, The Vinland Sagas, Ithaca, N. Y. 1944 (= Islandica 30); E. Ol. Sveinsson, M. Þórðarson, Eyrbyggja saga ..., Rv. 1935 ( = ÍF 4); Ólafur Halldórsson, Granland i miðaldaritum, Rv. 1978; (Faks.:) D. Strömbäck, The AM MS 557, 4°..., Cph. 1940 (= CCI 13). ÜB (dt.:) Th. Steche, Wikinger entdekken Amerika, 1934 (= Bauern und Hel­ den 10); B. Gottschling, E. Ebel, Die Vinland Sagas, 1982 ( = ANB 2); (engl.:) H. Pálsson & M. Magnusson, The Vin­ land Sagas, Harmondsworth 1965. LIT: Jón Jóhanneson, The Date of the Composition of the Greenlanders, (Saga-

112 Book 16) 1962; E. Wahlgren, Fast and Fancy in the Vinland Sagas, (Old Norse it. and Mythol.) Austin, Texas & Lon­ I. don 1969; Ólafur Halldórsson, Granland i miåaldaritum, Rv. 1978; ders., Lost Tales of Guðríðr Porbjarnardottir, (Sagnaskemmtun.) 1986; -» Eiriks saga rauða.

Grænlendinga þáttr (»Ge­ schichte von den Bewohnern Grönlands«), auch als Einars þáttr Sokkasonar bezeichnet, ist ein kurzer Bericht über die Gründung des grönländ. Bi­ schofssitzes in Gardar und die Ankunft des ersten Bischofs Arnaldr 1126 sowie die Streitig­ keiten zw. ihm und den Erben eines norweg. Kaufmanns, des­ sen Güter Arnaldr für die Kir­ che einzog. Der G.þ. kann zu den —> Samtidarsögur gerechnet werden, da er im späten 12. Jh. verfaßt wurde und Ereignisse aus den Jahren 1124—1137 schildert, wobei keine schriftl. Quellen verwendet wurden, sondern der Autor vorwiegend Augen­ zeugen für seinen sachl. Bericht heranzog. HS: Flateyjarbók. ED: E. Ol. Sveinsson, M. Þórðarson, Eyrhyggja saga ..Rv. 1935 (= IF 4); Ólafur Halldórsson, Grönland í Miðaldaritum, Rv. 1978. ÜB (engl.:) G. Jones, The North Atlantic Saga, London 1964. LIT: Ólafur Halldórsson, Granland t Miðaldaritum, Rv. 1978.

Gráfeldardrápa ist eine To­ tenklage des isländ. Skalden —> Glümr Geirason über den nor­ weg. König Haraldr gräfeldr Eiriksson (gest. ca. 974), von der noch 14 Strophen und Halbstrophen im Dróttkvætt erhalten sind, die sich durch rei­ chen Kennitigschmuck aus­ zeichnen.

113 LIT: Fagrskinna; —» Heimskringla; —* Lándnámabók; -* Snorra Edda; -> Olafs saga Tryggvasonar. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; H. Koht, Grafeiden i norsk historie, ((N)HT 29) 1930/33; E. A. Kock, NN 254 - 259, 1060-1062, 1814; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982; F. Wulf, »Orðheppinn jgfra spjalli« Zur Strophe 9 der G., (Nordeuropa. Studien 19) 1985.

Grágás —> Gesetze. Grámagaflím (»GraumagenSpottgedicht «) ist ein Spottge­ dicht des Skalden Björn Hitdoelakappi, von dem in seiner Saga (-> Bjarnar saga Hítdœlakappa) drei Strophen erhalten sind; der Name bezieht sich auf einen häßl. Fisch, den die Mut­ ter von Björns Feind Pórðr ge­ gessen haben soll. HSS; ED, ÜB: -> Bjarnar saga Hítdœlakappa. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946.

Grammatische Traktate 1-4. Der Codex Wormianus der Snorra Edda enthält vier isländ. grammat. Abhandlungen, wo­ bei jedoch nicht allein Gram­ matik im heutigen Sinn zu ver­ stehen ist, sondern die ars gram­ matica, die im Ma. auch stilist, und rhetor. Aspekte sowie Fra­ gen der prakt. Anwendung der Sprache umfaßte. Der 1. gramm. Traktat (auch Staffræði) wurde von einem anonymen Verfasser um die Mitte des 12. Jh.s geschrieben und war ein Versuch, eine neue Orthographie für das Isländ. zu schaffen. Da der Autor dabei streng phonemisch vorging, lieferte er dabei eine erstaunl.

Grammatische Traktate

genaue Beschreibung des altnord. Lautsystems, vor allem der Vokale, und diese Abhand­ lung ist damit eine unsere be­ deutendsten Quellen für die altnord. Phonologie -> Gizurr Hallsson. Der 2. gramm. Traktat beschäf­ tigt sich ebenfalls mit Phonolo­ gie und klassifiziert das isländ. Konsonantensystem nach ihrer Silbenstellung, ob prevokal. oder postvokal.; der Autor führte den aus dem Englischen entlehnten Buchstaben ð ein, um den postvokal. Dentalfrikativ wiederzugeben und behielt damit þ für die prevokal. Stel­ lung vor. Der 3. Traktat, auch Málskrúðsfræði, wurde von Ólafr Póröarson hvítaskáld (gest. 1259) ab­ gefaßt und basiert auf den Grammatiken von Priscian und Donat; Olafr behält in seiner Behandlung stilist, und rhetor. Fragen, denen seine nicht ganz vollständig erhaltene Abhand­ lung gewidmet ist, die latein. Terminologie bei, benutzt aber isländ. Verse als Beispiele. Der 4. gramm. Traktat ist eine im 14. Jh. entstandene Fortset­ zung des dritten und beschäftigt sich ebenfalls mit Rhetorik und Stilistik. HSS: (1.-4.): AM 242, fol (Codex Wormianus); (2.:) DG 11, 4to; (3.:) AM 748 1, 4to; AM 757 a, 4to; (alle 14. Jh.). ED: B. M. Olsen, Den tredje og jjœrde grammatikse afhandling i Snorres Edda, Kbh. 1884 (= SUGNL 12); V. Dahlerup, F. Jónsson, Den første og anden gram­ matiske afhandling i Snorres Edda, Kbh. 1886 (= SUGNL 16); F. Jónsson, Óláfr Þórðarson, Málhljóða- og málskrúðsrit. Grammatisk-retorisk afhandling, Kbh. 1927; F. Albano Leoni, Il Primo Trattato

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Grani skáld Grammaticale Islandese, Bologna 1975; F. D. Raschella, The So-called Second Grammatical Treatise, Firenze 1982 (= Filologica Germanica 2). ED & ÜB (lat., 1. - 4.:) Edda Snorra Sturlusonar 1-3, Kbh. 1848-1887. ED & ÜB (dt.:) E. Mogk, Der sogen, zweite grammat. traktat der Snorra Edda, Habilschr. Halle 1889; auch: (ZfdPh 22) 1889. ED & ÜB (engl.:) E. Haugen, First Grammatical Treatise. The Earliest Germanic Phonology, London 21972; Hreinn Benediktsson, The First Grammatical Trea­ tise, Rv. 1972. ÜB (dt., 1.:) A. Holtzmann, Altdt.e Grammatik 1, 1870; G. Neckel, F. Niedner, Die jüngere Edda mit dem sogen, ersten gramm. Traktat, 1925, 21966 ( = Thule 20). LIT: M. Olsen, Den forste gramm. avhand­ ling. Til kommentaren og om forfatteren, (ANF 53) 1937; A. Holtsmark, Gramma­ tisk litteratur om modersmålet, (KLNM 5) 1960; Hreinn Benediktsson, The Earliest Germanic Philology, (Lingua 10) 1961; E. C. Johnston, The »First Grammarian« from Iceland, (Language Quarterly 2) 1964; Hermann Pálsson, Fyrsta málfræðiritgerðin og upphaf tslenzkrar sagnaritunar, (Skimir 139) 1965; H. Beck, Grammat. Traktat, (KLL 3) 1967; M. Barnes, Notes on the First Grammatical Treatise, (ANF 86) 1971; Hreinn Benediktsson, The First Grammatical Treatise, (Studies for E. Haugen) The Hague, Paris 1972; F. A. Leoni, Beiträge zur Deutung der isländ. »Ersten grammat. Abhandlung«, (ANF 92) 1977; K. Braumüller, Der sogen. Zweite Grammat. Traktat, (Akten d. 5. Arbeitstag, der Skandinavisten d. dt. Sprachgeb.) 1983; F. D. Raschella, Die altisländ. grammat. Literatur, (Gött. Gel. Anz. 235) 1983.

Grani skáld war ein isländ. Skalde des 11. Jh.s, der in den Skáldatal als einer der Dichter des norweg. Königs Haraldr harðráði genannt wird; von ei­ nem Gedicht über König Ha­ rald sind nur zwei Strophen und zwei Zeilen erhalten, sodaß eine Aussage über Echtheit und nähere Zuordnung kaum mög­ lich ist.

HSS: Morkinskinna; Fagrskinna; —» Heimskringla; -> Snorra Edda (nur 2 Zeilen). ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 874; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Grautar-Halla þáttr Sneglu-Halla þáttr.

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Grega saga ist eine nur sehr fragmentar. erhaltene Saga über einen gewissen Grega von Bretland, der - in dem erhalte­ nen Bruchstück - auszog, um seinen Bruder zu finden, und dabei einen Löwen von einem Drachen befreit. Diese recht frühe originale Riddarasaga verwendete also offenbar die Ivens saga als eine ihrer Quel­ len. HS: AM 567 XXVI, 4to (14. Jh.).. ED & LIT: A. Loth, Fragment af en ellers ukendt »G.s.«, (Opuscula 1) Cph. 1960 (= BiblArn 20).

Gregor der Große -> Dialogi Gregorii.

Gregorius saga, eine Heiligen­ saga über den Hl. Gregor den Großen, ist eine Übertragung einer latein. Vorlage (BHL 3640 u. 3641) (A). Eine weitere, ab­ weichende Version (Gregorius saga páfa) wurde erst im Spätma. von Björn Porleifsson aus dem Nddt.en bersetzt (B). HSS: (A:) NRA frag. 71 (13. Jh.); AM 921, 4to frag IV,2 (13. Jh.); SKB perg. 2, fol (14. Jh.); (B:) SKB perg. 3, fol. ED: (A:) C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1 2, Chria. 1877; G. Morgenstern, Amamagnæanische Fragmente, ..., ein Supplement zu den Heilagra manna sögur, 1893 [AM 921, 4toJ; P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2..., Cph. 1962 ( = EIM 4); (B:j A. Loth, Reykjahólabók. Is-

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Grettis saga Äsmundarsonar

landske helgenlegender 2, Kbh. 1970 ( = EA A 16). LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Haqiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

mundarsonar, ist in der lsländ. Überlieferung auch als begab­ ter Skalde berühmt. Seine Saga enthält 17 Strophen, die ihm zugeschrieben werden, davon sieben der sogen. Ævikviða. Die Echtheit keiner dieser Strophen ist unumstritten, möglicher­ weise stammt wenigstens ein Teil davon vom Verfasser der Saga.

Gregorius saga biskups ist eine erst spät aus dem Nddt.en übersetzte Heiligensaga über den sagenhaften Gregorius vom Stein, dessen abenteuerl. und völlig unhistor. Geschichte letztl. auf das franz. Gedicht Vie du pape Gregoire zurückgeht; die darauf beruhende mittelhochdt.e Fassung, Hartmanns von Aue Gregorius, war eine der Quellen der nddt.en Version. HSS: SKB perg. 3, fol. ED: A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 2, Kbh. 1970 (= EA A 16). LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Gregorius þáttr Dagssonar ist ein ganz kurzer Pättr in der -> Morkinskinna. Gregors Dialoge —> Dialogi Gregorii.

Grelent heißt die in den -♦ Strengleikar (AM 666 b, 4to) fragmentar. überlieferte altnord. Prosaübersetzung des altfranz. Lai de Graelent. Greppaminni ist eine Versart, die Snorri im -> Háttalykill er­ wähnt (jeder Vers beginnt mit dem gleichen Wort), die sich aber sonst nur in zwei Strophen findet.

Grettir Ásmundarson, der Held der —» Grettis Saga As-

HSS, ED, ÜB: -♦ Grettis saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: J. Jónsson, Um visurnar i Grettis sögu, útg. 1853, (ANF 17) 1901; E. A. Kock, NN 173, 775-779, 1937, 2014.

Grettis saga Äsmundarsonar gehört zu den berühmtesten und gleichzeitig umfangreich­ sten Isländersagas und handelt vom trag. Leben des isländ. Helden Grettir aus dem 10. Jh., dessen Fähigkeiten als Kämpfer und Dichter, als Bezwinger von Trollen, Geistern und Berser­ kern und seinem Ruf als stärk­ ster Mann der isländ. Ge­ schichte nicht verhindern kön­ nen, daß ihn bei den meisten seiner Handlungen das Pech verfolgt und er schließl. nach 20 Jahren der Acht, todkrank und einsam, mit Hilfe von Zauberei auf schändliche Art erschlagen wird. Sein Unglück ist nicht völlig unverdient, denn er hat von seinem Großvater eine un­ beugsame und asoziale Natur geerbt, die ihn immer wieder mit seiner Umgebung in Kon­ flikt bringt. Auf dem Höhe­ punkt seiner Stärke befreit er einen nordisländ. Landstrich vom gefährl. Troll Glámr, die­ ser aber belegt ihn mit dem Fluch, daß seine Taten ihm nie

Grettis saga Ásmundarsonar

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Glück bringen sollen und er die Einsamkeit nicht ertragen kann. Von nun an beginnt Grettirs Abstieg und zunehmende Isola­ tion, und nun wenden sich so­ gar seine guten Taten gegen ihn, so auf einer Reise nach Norwegen, wo er in eisiger Winternacht einen Fjord durchschwimmt, um seinen frierenden Kameraden Feuer zu beschaffen, aber durch Unacht­ samkeit eine Herberge mit Rei­ senden niederbrennt, wofür er in Island geächtet wird. Er hat einen weiteren Trollkampf zu bestehen, der deutl. Ähnlich­ keiten mit dem Grendelaben­ teuer im altengl. Beowulf (und einer verwandten Episode in der Samsons saga) hat; die un­ aufhaltsame Tragik des Gesche­ hens wird noch durch einige Episoden über sportl. oder se­ xuelle Erfolge des Helden ge­ lockert, aber die letzten Jahre seines Lebens verbringt er in fast völliger Abgeschiedenheit auf der winzigen Insel Drangey im Skagaljord, nur begleitet von seinem tapferen kleinen Bruder und einem verräteri­ schen Knecht; als seine Feinde schließt auf die Insel vordrin­ gen können, liegt Grettir bereits im Todeskampf an Wundstarr­ krampfeiner Verletzung, die er sich selbst beigebracht hat, und stirbt nach heldenhaftem To­ deskampf. Der Rest der Saga, der sogenannte Spesar þáttr, handelt von der Rache, die Grettirs norweg. Halbbruder für ihn in Byzanz leistet und dabei auch die Griechin Spes erobert; sie heiraten, und nach

langen Jahren glückl. Ehe be­ schließen sie ihr Leben in Klö­ stern in Italien. Dieser þáttr un­ terscheidet sich im Stil beträchtl. von den beiden anderen Teilen der Saga - der Einlei­ tung über Grettirs Ahnen in Norwegen und ihre Auswan­ derung nach Island und der Hauptteil über Grettirs Leben und dürfte Anleihen aus der Tristrams saga genommen ha­ ben, war aber sicher dennoch schon ursprüngl. Bestandteil der G.S.Á.. Der Autor der wohl erst zwischen 1320-30 verfaßten Saga war gut belesen und hat auch zahlreiche andere Sögur verwendet, um eines der be­ deutendesten hterar. Werke des ma. Island zu gestalten. HSS: AM 551 a, 4to; AM 556 a, 4to; AM 152, fol; DG 10, fol. ED: R. C. Boer, G.S.Á., 1900 (= ASB 8); Guðni Jónsson, G.s.Á., Rv. 1936 ( = IF ?)■ UB: P. Herrmann, Die Geschichte vom starken Grettir, dem Geächteten, 1913 *1963 (= Thule 5); K. Reichardt, Ger­ man. Welt vor tausend Jahren, 1936 (P. Herrmanns Übersetzung]; H. Seelow, Die Saga von Grettir, 1974 (= Saga 2); R. Simek, Die Saga von Grettir Asmundarson, 1981 (= WAGAPh 15); R. Hel­ ler, Isländersagas 2, 1982. LIT: H. Gering, Der Beówulf u. die isländ. G.S., (Anglica 3) 1879; R. C. Boer, Zur Grettissaga, (ZfdPh 30) 1896; ders., Die hss. Überlieferung der Grettissaga, (ZfdPh 31) 1899; W. v. Un werth, Un­ tersuch. über Totenkult und Oðinnverehrung, 1911; D. Stedman, Some Points of Resemblance between Beowulf and the Grettla (or G.s.), (Saga Book 8) 1913/14; H. Dehmer, Die Grendelkämpfe Beowulfs im Lichte mod. Märchenfor­ schung, (GRM 16) 1928; R. W. Cham­ bers, Beowulfs ßght with Grendel, and its Scandinavian parallels, (English Studies 11) 1929; S. Nordal, Sturla Pórðarson og G.s., Reykjavik 1938 (= Studia Islandica 4); O. Nordland, Norrøne og europeiske litterære lån i G.s., (MoM) 1953; Ólafur

117 Halldórsson, Grettis fcersla, (Opuscula 1), København 1960 (= BiblArn 20); M. Ciklamini, Grettir and Ketill hcengr, the Giant-Killers, (Arv 22) 1967; K. Rossenbeck, G.s.Á., (KLL 3) 1967; M. A. Arent, The Heroic Pattern, (Old Norse Literature and Mythology) Austin/Texas 1969; P. Schach, Somc Observations on the influence of Tristrams saga ok Isöndar on Old Icelandic Literature, (ibid.); H. Pálsson, Drög að siðfrceði Grettis sögu, (Tímarit Máls og menningar 30) 1969; R. J. Glendinning, G.s. and European Literature in the Late Middle Ages, (Mosaic 4) 1970; L. Motz, Withdraival and return, (ANF 88) 1973; Oskar Halldórsson, Goðsögnin um Gretti: nokkrar athuganir, (Sjötiu ritgeröir helgaöar Jakobi Benediktssyni), Rv. 1977; H. Pálsson, Sermo datur cunctis: A learned Element in Grettis saga, (ANF 94) 1979; ders., Glámsýni t Grettlu, (Gripla 4) Rv. 1981; ders., Ur hugmyndaheimi Hrajhkels sögu og Grettlu, Rv. 1981 (= Studia Isiandica 39); R. Cook, The Reader in G.s. (Saga Book 21) 1984/85; K. Hume, G.S.Á., (DicMA 5) 1985; G. Zimmer­ mann, Vorbild!. Verhalten, (Sagnaskemmtun) 1986; A. Libermann, Beowulf - Grettir, (Germanic Dialects) Amsterdam/Philadelphia 1986. N: J. Sandel, Saga om Gretter den Starkes Tvekamp (Dramatisierung, Kbh. 1878); S. Baring-Gould, Grettir the Outlaw, (Nacherzählung, London 1890); E. D. Schoenfeld, Gretter der Starke. Einer al­ ten Island. Urkunde nacherzählt, (sehr freie Übertragung, 1896); L. Weber, Grettir, der Wolfsgenoß, (Nacherzäh­ lung 1929); E. Fuhrmann, Der Geäch­ tete, (Roman, 1983).

Grettisfærsla ist ein ma. Ge­ dicht, das nur fragmentar. er­ halten ist; das humorvolle und frivole Gedicht stand in einer HS der Grettis saga, deren prü­ der Besitzer es jedoch so sorg­ fältig ausradierte, daß man nur mit UV-Licht und anderen mo­ dernen Techniken Teile davon lesbar machen konnte. HS: AM 556 a, 4to. ED & LIT: Ólafur Halldórsson, G., (Opuscula 1), Kbh. 1960 (= BiblArn 20).

Grítnnismál Grettisrimur, auch Grettlur, eine um 1400 entstandene Versbearbeitung der Kap. 14—24 der Grettis saga über die Jugend des Helden. HSS: Kollsbók. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35): (Faks.:) Ólafur Halldórsson, Kollsbók. Rv. 1968 (= IM 4to 5). LIT: Jón Porkclsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F.Jónsson, Lill.hist. 3, 21924; Björn K. Fórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Grettla —♦ Grettis saga Asmundarsonar.

(Grimars saga) ist kein eigener Text, sondern es handelt sich um eine Fehllesung für —> Guimars saga. Grimlur -> Grims rimur og Hjalmars.

Grímnismál (»Lied von Grimnir«), äußerl, ein Götter­ lied der -» Lieder-Edda, ist eigentl. der mytholog. Wissens­ dichtung zuzuzählen. Es besteht aus 53 Strophen im Ljóðaháttr, von denen die ersten und die letzten drei einen mytholog. Rahmen bilden, in den der Hauptteil eingebettet ist, der aus merkversartigen Strophen und Thulur-Reihen besteht, die sich mit der heidn. Kosmogonie und Kosmologie beschäftigen. Neben den Aufzählungen der Götter und ihrer Wohungen werden auch nur teilweise my­ tholog. Namenslisten von Pfer­ den und Flüssen gebracht, die wohl eher dem dichter. Syno­ nyminventar als der relig. Wis­ sensvermittlung dienten. In der

Grímr Hólmsteinsson Rahmenhandlung geht es um zwei Brüder, von denen je einer von Odin und von seiner Frau Frigg aufgezogen werden; Odins Ziehsohn Geirröðr aber beseitigt seinen Bruder Agnarr, um den Königstitel seines Va­ ters allein zu erben; auf Friggs Veranlaßung beschließt Odin dann, Geirröör zu prüfen, und wird unter dem Decknamen Grimnir von Geirröör sehr ungastl. empfangen, der ihn acht Tage zw. zwei Feuern schmachten läßt, bis Grimnir/ Odin die Wissenstrophen spricht - daher der Name des Lieds. Schließlich gibt sich Odin zu erkennen und Geirröör stürzt sich in sein Schwert. Die ältere Forschung hat im Prosarahmen und in den sechs damit zusam­ menhängenden Strophen das eigentl. Lied gesehen und die Wissensdichtung als spätere Zutat abgetan, denn die Zieh­ söhne von Odin und Frigg ha­ ben in der Langobardengesch. Parallelen (Origo gentis Lango­ bardorum-, Paulus Diaconus: Hi­ storia Langobardorum 1, 7.8), und der Brudermord um der Kö­ nigswürde willen ist auch sonst in der altnord. Literatur be­ kannt. Dagegen hat man seit v. Hamel und Olsen begonnen, das Lied in seiner erhaltenen Form als Ganzes anzusehen, wobei der Schwerpunkt auf der durchaus gut durchkomponierten Wis­ sensdichtung liegt und der Pro­ sarahmen vielleicht jüngerer Zusatz ist (Ralph); Wissensdich­ tung in (pseudo-)mytholog. Rahmen liegt ja auch in anderen

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Eddaliedern, wie den Alvíssmál und Vafþruðnismál, vor, und kann sowohl in der spätheidn. Zeit (spätes 10. Jh.) als auch zur Zeit der gelehrten Renaissance in Island im 12./13. Jh. leicht entstanden sein; einem rituellen Ursprung des Lieds, wie man ihn aus der Episode mit Odins Folterung hat schließen wollen (v. Hamel, Schröder, de Vries; anders, aber noch dezidierter Fleck) wird man daher sehr kri­ tisch gegenüberstehen müssen, wenn auch einzelne echte My­ thenreste nicht auszuschließen sind. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda, 21963 (= Thule 2). LIT: R. Much, Der Sagenstoff der G., (ZfdA 46) 1902; R. C. Boer, Beitr. zur Eddakritik I. Über G., (ANF 22) 1906; M. Olsen, Fra Eddaforskningen. G. og den höiere tekstkritik, (ANF 49) 1933; A. G. v. Hamel, Oðinn hanging on the tree, (APhSc 7) 1932-33; A. H. Krappe, Odin entre les feux (G.), (APhSc 8) 1933-34; J. de Vries, Om Eddaens Visdomsdigtning, (ANF 50) 1934; F. R. Schröder, G„ (PBB West 80) 1958; G. W. Weber, G„ (KLL 3) 1967; J. Fleck, Konr-Óttarr-Geirroðr, (SS 42) 1970; ders., The »Knowledge-Criterion« in the G.: The Case against » Shamanism «, (ANF 86) 1971; B. Ralph, The Composition ofG., (ANF 87) 1972; J. Fleck, G„ (DicMA 5) 1985.

Grímr Hólmsteinsson war Priester in Kirkjubær in Siöa, Oddi in Rangárvellir, Breiöabölstaö in Fljótshlíð und starb 1298. Er ist der Autor der -> Jöns saga baptista, einer gelehr­ ten Kompilation aus Bibel, Kir­ chenvätern und ma. Enzyklo­ pädisten. In einem Brief an Abt Runölfr Sigmundarson von Þykkvabær äußert G.H. sich recht kritisch über die Ungebil-

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deten, die lieber Sagas als kirchl. Literatur lesen. LIT: F. Jónsson, Litt. hist. 2, 21923.

Grims rimur og Hjalmars, auch Grimlur genannt, eine ein­ fache Verserzählung über die schwed. Prinzessin Ingigerd und Grimr, den Sohn eines Jarl; seine Werbung um die Prin­ zessin wird davon abhängig ge­ macht, daß er Hjálmarr, den Sohn des Königs Hárekr von Bjarmaland erschlägt; dies ge­ lingt Grimr mit Hilfe eines Schwerts, das ihm Ingigerd schenkt. Nachdem die beiden geheiratet haben, versucht Hárekr sich zu rächen, am Ende werden aber alle miteinander versöhnt.- Eine Saga als Vor­ lage dieser Rimur ist nicht er­ halten. HSS: AM 604 c, 4to. ED: E. J. Björner, Nordiska Kämpadater, Sth.m 1737; F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Jón Porkeisson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh, 1934.

Grims saga jarlssonar ist eine erst im 18./19. Jh. entstandene Saga. HS: Lbs 1572, 4to.

Grims saga lodinkinna (»Saga von Grimr Loden­ kinn «) ist eine kurze Fornaldarsaga aus dem 14. Jh., die im wesentl. aus der Suche Grims, des Sohns des Helden der -» Ketils saga hængs, um seine ent­ führte Braut Lopthæna besteht, die von ihrer Stiefmutter in eine

Grims þáttr í Grímstungu

Trollfrau verwandelt und von Grimr erlöst wird. Die Saga schließt mit ausfiihrl. Genealo­ gien über Grims Nachkom­ menschaft, darunter ein Hin­ weis auf Grims Sohn OrvarOddr, dem Helden der nach ihm benannten Saga. HSS: AM 343 a, 4to; AM 471, 4to. ED: FAS' 2; FAS2 2; FAS3 2. ED + ÜB (lat.): O. Rudbeck, Ketilli Htengii et Grimonis Hirsutigenaæ patris et filii Historia, Upsala 1697. LIT: P. A.Jorgensen, The Two-troll Vari­ ant of the Bear’s Son Folktale in Halfdanar saga Brönufóstra and G.s.L, (Arv 31) 1975; J. M. Pizarro, Transformations of the Bear’s Son Tale in the Sagas of the Hrafnistumenn, (Arv 32—33) 1976-77; ders., G.s.L, (DicMA 5) 1985.

Grims saga ok Helga -> Droplaugarsona saga. ♦Grims saga ok Hjalmars ist eine verlor. Saga, auf der die —► Grims rimur og Hjalmars beru­ hen. Grims saga Skeljungsbana ist eine junge, erst im 17./18. Jh. entstandene kurze Spukge­ schichte, die auf der GlämrEpisode der Grettis saga Asmundarsonar zu beruhen scheint. Wie dort, so kann hier der Held Grimr den zum Troll gewordenen Schafhirten Skeljungr erst nach schwerem Kampf besiegen und schließl. dessen Leiche verbrennen. HS: AM 569 b, 4to; NkS 1803, 4to (18. Jh.). , . ED: Jón Amason, Islenzkar Þjoðsögur og Æfentýri 1, 1862. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Grims þáttr i Grimstungu ist eine erst im 19. Jh. verfaßte Ge­

Gripisspá

schichte, die vorwiegend aus Anekdoten der Landnämazeit über die Herkunft verseh. Orts­ namen im nordisländ. Vatnsdalur besteht. HS: Lbs 2328, 4to. ED: Guðni Jónsson, Islendinga sögur 7, Rv. 1947.

Grípisspá (»Weissagung des Gripir«) ist ein Heldenlied der Liederedda, das im Codex Re­ gius ohne Titel, nur mit einer kurzen Prosaeinleitung überlie­ fert ist und dessen Titel erst aus jüngeren Papier-HSS stammt. Das Lied erzählt in 53 Strophen im Versmaß Fornyrðislag in Form eines Dialogs, wie Gripir seinem Neffen, dem jungen Si­ gurd, die Zukunft weissagt, wobei ein vollst. Lebenslauf Si­ gurds gegeben wird, der zwei­ fellos auf den meisten anderen Eddaliedern des Sigurd und Nibelungenstoffkreises beruht. Da das Lied also Reginsmál, Fáfnismál, Sigurðarkviða, Sigrdrifomál und Helgakviða Hundingsbana voraussetzt, gehört es zur jüngsten Schicht eddischer Hel­ dendichtung und ist sicher nicht vor dem 13. Jh. entstanden. Die Völsungasaga (Kap. 16) macht für ihre Prosafassung des Stoffes auch von der G. Gebrauch. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, Edda 1, 21963 ( = Thule 1). LIT: A. Heusler, Altnord. Dichtung und Prosa von Jung Sigurd, (Sitz. her. d. preuß. Ak. d. Wiss.) 1919;J. Bumke, Die Quellen der Brünhildfabel im Nibelun­ genlied, (Euphorion 54) 1960; E. 01. Sveinsson, Islenzkar bókmenntír Í fornöld, Rv. 1962; J. de Vries, ALG 2, 21967; H. Beck, G., (KLL 3) 1967; R. L. Harris, A Study ofC., (SS 43) 1971; T. M. Anders­ son. G., (DicMA 5) 1985.

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*Gripla war der Titel eines nicht erhalten ma. Island. Kom­ pendiums, das Abschnitte über Geographie, Geschichte und Naturgeschichte enthielt und auf Isidor von Sevilla und ande­ ren einschlägigen Sammelwer­ ken beruhte. Auszüge daraus sind in jüngeren Werken erhal­ ten, etwa in Arngrimur Jónssons Gronlandia oder Björn Jónssons Grænlands annálí. LIT: Ólafur Halldórsson, Granland í miðaldaritum, Rv. 1978.

Griplur eine Versbearbeitung einer verlor. Fornaldarsaga, de­ ren Handlung aber in der Porgils saga ok Hafliöa kurz skiz­ ziert wird (—► Sagnaskemmtun). Die erhaltene Hrómundar saga Gripssonar beruht ihrer­ seits auf der um 1400 verfaßten Rimurversion. HSS: Kollsbók; AM 146, 8vo. ED: F. Jónsson, Fernirfornislenskir Rimnaflokkar, Kph. 1896; ders., Rimnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35); (Faks.:) Ólafur Haldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 (= IM 4to 5). LIT: E. Kolbing, Beitr. zur vergl. Gesch. der romant. Poesie und Prosa des Ma,, 1876; Jón Porkelsson, On: Digtningen på Island i det 15. otf 16. ärhundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934,

Griseldis saga ist eine vermutl. im 16. Jh. entstandene isländ. Übertragung des dän. Volks­ buchs Griseldis, seinerseits eine Übersetzung des dt. Volks­ buchs Griseldis (Erstdruck Mainz vor 1470), das auf Pe­ trarcas latein. Übersetzung aus Boccaccios Decamerone be­ ruht. Die isländ. Prosaüberset­ zung in drei Fassungen (A, B, C) wurde später auch noch zu

121 Rimurzyklen umgedichtet und unter dem Titel Grishildar saga góðu (D) in Prosa weiterbear­ beitet. HSS: (A:) BM Add 11.158; BM Add 11.163 (alle 18. Jh.); (B:) Lbs 423, fol; NkS 1148, fol; (C:) Lbs 2317, 4to; (D:) Lbs 1047. 8vo; IB 895, 8vo; 7 weitere HSS. ED (A) & LIT: Halldór Hermannsson, The Story of Griselda in Iceland, Ithaca, N.Y. 1914, Reprint 1966 (= Islandica 7). LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Grishildar saga góðu -> Gri­ seldis saga.

Grógaldr (»Zauberlied der Gróa«) ist em eddisches Lied, das wahrscheinl. erst sehr spät, im 13./14. Jh., entstanden ist. Gemeinsam mit den Fjölsvinnsmál gehört der G. zu einem Lied, das als -> Svipdagsmál bezeichnet wird. Die 16 Stro­ phen im eddischen Versmaß Ljóðaháttr behandeln die Ju­ gend des Helden Svipdagr. Er holt von seiner toten Mutter Ratschläge für die gefahrvolle Brautfahrt um Menglöð ein, und die Mutter verspricht ihm neun Zaubersprüche, die aber nicht mitgeteilt werden. HSS: NkS 1111, fol; SKB pap. 34, fol; SKB pap. 15, 8vo; AM 738, 4to. ED: S. Bugge, Norrœn Fornkvœði, Chria. 1867; G. Neckel, Edda,.21927. ED & ÜB: F. W. Bergmann, Vielgewandts Sprüche und Groa’s Zaubersang, 1874.

Grottasöngr (»Lied von der Mühle Grotti «) ist ein eddisches Lied, das aber nicht im Codex Regius der Liederedda enthal­ ten ist. Das Lied selbst ist wohl recht jung, dessen Stoff oder Teile davon war aber schon im

Grottasöngr

10. Jh. bekannt, wie Kenningar bei Egill Skallagrimsson und Eyvindr skáldaspillir beweisen. In 24 Strophen wird die halb myth., halb sagenhaft­ märchenhafte Geschichte vom Ende des Königs Fróði erzählt, dessen zwei riesischen Mägde auf der Mühle Grotti alles mah­ len, was er sich wünscht; die Mägde beklagen in einer den Großteil des Lieds umfassenden (Str. 8-24) Wechselrede ihr Schicksal, verfallen schließlich in ihren Riesenzorn und zerstö­ ren durch das » Herbeimahlen « eines feindl. Heeres nicht nur die Mühle und das Haus, son­ dern auch Fróðis Königssitz in Lejre und bewirken damit das Ende von Fróðis Frieden. Eine ähnl. Geschichte, aber mit deutl. Abweichungen, erzählt auch Snorri in seiner Edda (Skáldskaparmál 40), wobei er die Motive des Liedes mit der ätiolog. Erklärung vom Ur­ sprung des Salzes im Meer ver­ bindet. Das Motiv der Wunsch­ mühle ist ein gesamteuropäisches Märchenmotiv, welches das Lied mit der Legende von Fróðis Frieden kombiniert und mit den Riesenmägden ausge­ schmückt und geformt hat. HSS: In folgenden HSS der Snorra Edda: AM 2367, 4to; Trektarbók; AM leß fol (frag., nur Str. 1); AM 748, 4to. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ED & ÜB (engl.:) Eiríkr Magnússon, The Song of the Quem Grotte, (Orkney and Shetland Miscellany) London 1907. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 1, 21963 (= Thule 1). LIT: A. W. Johnston, Grotta sqngr and the Orkney and Shetland quern, (Saga-Book 6) 1908-09; E. Schnippel, Der Grottasong und die Handmühle, (ZfdA 61) 1924; A. H. Krappe, The song of Grotte, (MLR 19)

Grýla 1924; A. Holtsmark, Grotta sqngr, (KLNM 5) 1960; J. deVries, ALG 1, 21964; H. Beck, G„ (KLL 3) 1964; A. Ebenbauer, Fróði und sein Friede, (Fest­ gabe f. O. Höfler) 1976.

Grýla (» Schreckgespenst«) heißt der erste Teil der —♦ Sver­ ris saga des Karl Jónsson. Guömundar saga biskups, auch Guömundar saga góða, [Fassungen A, B, C], zu den Biskupa sögur gehörige Lebensgesch. des Bischofs Guðmundr Arason; er wurde am 26.9.1161 geboren und war von 12031237 Bischof von Hólar; wäh­ rend seiner ganzen Amtszeit lag er im Streit mit isländ. Goden, die ihn wiederholt aus seinem Amt zu vertreiben suchten, und starb am 16.3.1237. Die wich­ tigsten Daten seines langen Le­ bens wurden bald danach auf­ gezeichnet, wobei sein heilig­ mäßiges Leben und seine Wun­ der vermerkt wurden (in -♦ Ævi Guðmundar biskups, -> Prestssaga Guömundar góða, Sturla Þórðarsons —» Islendinga saga und weiteren Zeitdoku­ menten). Seine Lebensgesch. bis zur Bischofsweihe behandelt die Prestssaga Guömundar góða. Die älteste erhaltene Ver­ sion der eigentl. G.s.b. wurde kurz vor 1300 kompiliert (Fas­ sung A, sogen. »Älteste Guö­ mundar saga «), wobei die Prests­ saga Guömundar, die Hrafns saga Sveinbjarnarsonar, Sturlas islendinga saga, die Arons saga Hjörleifssonar und Annalen als Quellen verwendet wurden. Daneben existiert noch eine weitere, eng verwandte Fas­ sung (Fassung B, sogen. »Miö-

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saga«), die durch Wunderbe­ richte erweitert ist und wohl vom Beginn des 14. Jh. stammt. Fassung C ist schließt eine in der ersten Hälfte des 14. Jh.s (durch Bergr Sokkason) kom­ pilierte und stilist, geglättete Verschmelzung von Ä und B; C, nur in HSS des 17. Jh.s erhal­ ten, ist noch unediert. HSS: (A, Älteste Saga:) AM 399, 4to; AM 394, 4to; AM 220, fol; (B, Mittlere Saga:) AM 657 c, 4to; (C:) SKB pap. 4, 4to: AM 395, 4to. ED: Biskupa sögur 1-2, Kbh. 1856-78; Stefan Karlsson, Guðmundar sögur biskups 1, Kbh. 1983. ÜB (engl.:) G. Turville-Petre, E. S. OT szewska, The Life of Gudmund the Good, Bishop ofHolar, Coventry 1942 [AM 399, 4to und AM 657 c, 4to[; (dt.:) W. Baetke, Islands Besiedlung und alt. Ge­ schichte. 1927, 21967 [nur Kap. 2, 6-8, 10, 11, 22, 23 der Fassung AJ.

Guömundar saga biskups [Fassung D] ist eine ursprüngl. vermutl. auf Latein von Arngrimr Brandsson um 1345 ver­ faßte Biographie des Bischofs, die zwar verloren ist, aber in einer bald darauf entstandenen isländ. Übersetzung erhalten ist. Sie entstand (wie Fassung C) im Rahmen der (vergeblichen) Bemühungen, Guömundr durch den Papst heiligsprechen zu lassen. Diese G.s.b. ist ein vorwiegend hagiograph. Werk und gibt eine nur knappe Dar­ stellung seines Lebens zugun­ sten seiner Heiligkeit und seiner Wunder. Als Quellen dienten die älteren Guömundar sögur (vor allem Fassung C), Sturlas Islendinga saga, die Hrafns saga Sveinbjarnarsonar und Wun­ dergeschichten aus schriftl. und mündl. Quellen. Die Saga ent­

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hält auch Gedichte von Arngrfmr selbst, von Arni Jónsson und Einar Gilsson. HSS: SKB perg. 5, fol; AM 396, 4to; AM 398, 4to; AM 219-220. fol. ED: Biskupa sögur 2, Kbh. 1878. LIT: Björn Sigfusson, G.s.b. Arasonar, (KLNM 5) 1960; O. Widding, Nogle Problemer omkring sagaerne om Gudmund den Gode, (MoM) 1960; Stefan Karlsson, Um handrit að Guömundar sögu bróður Amgrims, (Opuscula 1) Kbh. 1960 ( = BiblAm 20); LOSONP 1963; Stefan Karlsson, Sagas of Icelandic Bishops. Frag­ ments ofEight Manuscripts, Cph. 1967 ( = EIM 7); R. Boyer, L’évéque Guömundr Arason, témoin de son temps, (EG 22) 1967; H. Bekker-Nielsen, G.s.b., (DicMA 6) 1985.

Guömundar saga dýra, ein Teil der -+ Sturlunga saga, wird auch als Onundarbrennu saga bezeichnet, was sich auf das Hauptereignis der Saga bezieht; die Handlung spielt zum Groß­ teil zw. 1185 und 1200 in Nor­ disland. Der Titelheld war ein Gode, der später ins Benedikti­ nerkloster Pingeyrar eintrat, wo er 1212 starb. Die Saga könnte bald darauf verfaßt worden sein. Sie besteht aus ei­ ner Reihe von Episoden mit zahlreichen, meist eher unwich­ tigen Informationen über Per­ sonen und Ereignisse, und man hat daher vermutet, es könne sich um die Rohfassung einer Saga handeln. ED: -> Sturlunga saga. LIT: Magnús Jónsson, G.s.d., Rv. 1940 (= Studia Islandica 8); Björn Sigfússon, G.s.d., (KLNM 5) 1960.

Guömundar saga rika (»Saga von Guömundr dem Mächti­ gen «) ist eine Bezeichnung für Teil 2-4 der -» Ljósvetninga saga.

Guðmundardråpa

Guðtnundardrápa [1] ist eine 1345 vom Abt Arngrimr Brandsson verfaßte Dråpa von 66 Strophen im Versmaß Hrynhent mit doppeltem Stef; Anlaß für die Entstehung des Preis­ lieds, welches Leben und Wun­ der des Bischofs Guömundr Arason in enger Anlehnung an die Guömundar saga behandelt, war die Überführung der Ge­ beine des 1237 verstorbenen Heiligen im Jahr 1344. HSS: -* Guömundar saga (SKB perg. 5,fol). ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: F.Jónsson, Litt.hist. 3, 21924 ; E. A. Kock, NN 1490-1497, 1509-1512.

Guðmundardrápa [2] ist ein 40 Strophen im Dróttkvætt umfassendes Gedicht auf den Hl. Guömundr von Einarr Gils­ son. HS: AM 396, 4to. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock. Skai. 2, 1949.

Guðmundardrápa [3] ist ein Hrynhentgedicht in 17 Stro­ phen auf den Hl. Guömundr von Einarr Gilsson. HS: SKB perg. 5, fol; AM 396, 4to. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949.

Guðmundardrápa [4] ist eine von Arni Jónsson verfaßte Drapa von 79 Strophen im Versmaß Hrynhent mit dop­ peltem Stef auf den Hl. Guö­ mundr Arason. Das Gedicht dürfte auf einer verlorenen schriftl. Quelle basieren. HSS: AM 398, 4to. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924 ; E. A. Kock. NN 1558-1565. 1827 D, 1969.

Guðmundr Svertingsson Gudtnundr Svertingsson, isländ. Skalde vom Beginn des 13. Jh.s, von dem wir nichts wissen, außer daß er die -> Hrafnsdräpa als Erinnerungsge­ dicht für Hrafn Sveinbjarnarson verfaßt hat. *Guðrúnarbrögð (in fornu) (»Die Taten der Gudrun«) ist ein Lied, das im -» Nornagests þáttr genannt wird; es ist kei­ neswegs völlig sicher, ob die *G. wirkl. existiert hat, aber der Titel legt einen Vergleich mit einem ebenfalls nicht erhalte­ nen sächs. Lied nahe, das Saxo Grammaticus (Gesta Dan. XIII, VI, 7) erwähnt (speciossissimi carmini contextu notissimam Grimildæ erga fratres perfidiam de industria memorare ador­ sus,. ..). LIT: N. Chadwick, Stories and Ballads of the Far Past, Cambridge 1921; J. Harris, G. and the Saxon Lay of Grimhild’s Perfidy, (Medieval Scandinavia 9) 1976.

Guðrúnarhvöt (»Gudruns Aufreizung«, auch als Gudruns Sterbelied bezeichnet), Helden­ lied der -> Liederedda. Die er­ sten 8 der 21 Strophen zeigen Gudrun, wie sie ihre Söhne zur Rache für den Verlust der Tochter an König Jörmunrek aufhetzt, der Rest ist ein eher elegischer Rückblick der Gud­ run auf ihr bewegtes Leben; sie will Sigurd aus dem Totenreich zurückrufen, um mit ihm zu verbrennen. Den Stoff des ersten Teils hat die G. mit der -> Hamðismál gemeinsam, er dürfte zur älte­ sten Schicht german. Helden­ sage gehören und war schon

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Jordanes im 6. Jh. bekannt. Die Verbindung von Gudrunstoff und Nibelungensage ist aller­ dings der nord. Ausformung ei­ gentümlich. Die literar. Gestal­ tung der G. in der uns erhalte­ nen Form dürfte allerdings frü­ hestens im 11. Jh. (Sveinsson), vielleicht gar erst im 13. Jh. (de Vries) erfolgt sein. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn. Edda, s1983; Jón Helgason, Kviður af Gotum og Húnum, Rv. 1967. ÜB: F. Genzmer, Edda I, 21963 ( = Thule 1). LIT; W. Mohr, Entstehunggesch. und Heimat der jüngeren Eddalieder südgerman. Stoffes, (ZfdA 75) 1938; ders., Wortschatz und Motive der jüngeren Eddalieder mit südgerman. Stoff, (ZfdA 76) 1939; H. de Boor, Die nord. Swanhilddichtung, (Festgabe f. K. Helm) 1951; E. Ol. Sveinsson, Islenzkar bókmenntir t fornöld, Rv. 1962; J. de Vries, ALG 2, 21967; H. Beck, G„ (KLL 3) 1967; F. R. Schröder, Die Eingangsszene von G. und Hamðismál, (PBB West 98) 1976; K. v. See, G. und Hamðismál, (PBB West 99) 1977; J. Harris, G., (DicMA 6) 1985.

Guðrúnarkviða in forna -> Guðrúnarkviða önnur. Guðrúnarkviða in fyrsta (»das erste Gudrunlied«, auch als » Gudruns Gattenklage « be­ zeichnet) ist ein Heldenlied der Liederedda und beschreibt in 27 Strophen die Trauer Gudruns um ihren toten Gemahl Sigurd, die von einem kurzen Prosaab­ satz beendet wird, in welchem das weitere Schicksal Gudruns und Brynhilds erwähnt wird. Hauptthema ist die unterschiedl. Bewältigung des Schmerzes durch Gudrun und Brynhild. Der Stoff des Liedes gehört wie der der anderen Gud-

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runlieder und der Sigurddichtungen der ältesten Schicht ger­ man. Heldensage an, die elegi­ sche Ausformung dürfte aber erst in Island und frühestens im II. Jh. erfolgt sein. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, Edda 1, 21963, ( = Thule 1). LIT: R. Zeller, Die Gudrunlieder der Edda, 1939; H. Beck, Guðrúnarkviða IIII, (KLL 3) 1967; J. de Vries, ALG 2, 21967; J. Harris, G. /, (DicMA 6) 1985.

Guðrúnarkviða in þriðia (»das dritte Gudrunlied«, auch als » Gudruns Gottesurteil« be­ zeichnet) ist ein Heldenlied der Liederedda, das in 11 Strophen, in denen direkte Rede und Be­ richt wechseln, von der An­ schuldigung Herkjas erzählt, daß Gudrun Atli mit Pjóðrecr betrogen habe; Gudrun reinigt sich davon durch ein Gottesur­ teil und Herkja wird der Lüge überfuhrt.- Das Lied nennt Per­ sonen, die in der Eddadichtung sonst nicht vorkommen, und wird wohl auf nddt.e Vorlagen zurückgehen; die Entstehungs­ zeit dürfte wie bei den anderen Gudrunliedern mit dem 11., eher noch mit dem 12. Jh. fest­ zusetzen sein. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda. 51983. ÜB: F. Genzmer, Edda 1, 21963 ( = Thule 1). LIT: J. de Vries, ALG 2, 21967; H. Beck, Guörúnarkviða I-III, (KLL 3) 1967; J. Harris, G. III, (DicMA 6) 1985.

Guðrúnarkviða önnur (»das zweite Gudrunlied«, auch als » Gudruns Lebenslauf« bezeich­ net), in der Prosa der Siguröarkviöa als Guðrúnarkviða in forna (»altes Gudrunlied«) ge­

Gudrunlieder

nannt, ist ein Heldenlied der Liederedda, in welchem Gud­ run in einem Monolog in 44 Strophen rückblickend ihr Le­ ben erzählt, in drei große Sze­ nen gegliedert. Die erste reicht bis Sigurds Tod (Str. 12), die zweite bis zur Ankunft bei Atli (Str. 24), die dritte ist ein Dia­ log zw. Gudrun und Atli, der in schweren Träumen sein und ihr Schicksal voraussieht. Stofflich steht das Lied zw. dem Brot af Siguröarkviðu und der Atlakvida, sprachl. und stilist, ist es recht uneinheitlich, was auf aus­ länd. Einflüße oder die Ein­ arbeitung eines älteren Gudrunliedes zurückgehen könnte. Als Entstehungszeit kommen das 11., eher aber das 12. Jh. in Frage. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, Edda 1, 21963 ( = Thule 1). LIT: R. Zeller, Die Gudrunlieder der Edda, 1939; J. de Vries, Das »Zweite Gudrunlied«, (ZfdPh 77) 1958; ders., ALG 2, 21967; H. Beck, Guðrúnarkviða I-III, (KLL 3^ 1967; Amheiður Sigurðardóttir, Guðrunarkviða II pgfomar hannyrðir á Norðurlöndum, (Skírnir 143) 1969; R. J. Glendinning, G. forna: A Reconstruc­ tion and Interpretation, (Edda. A Collec­ tion) Winnipg 1983; J. Harris, G. II, (DicMA 6) 1985.

*Guðrúnarræða ist der Titel eines Gedichts, das im NornaGests þáttr erwähnt wird, wo­ bei es sich möglicherweise um eine Bezeichnung für die Guðrúnarkviða önnur handelt. LIT: J. Harris, Guðrúnarbrögð and the Sa­ xon Lay of Grimhild’s Perfidy, (Medieval Scandinavia 9) 1976.

Gudrunlieder. In der altnord. Literatur wurde der Völsun-

Guiamar gen-/Nibelungenstoff neben der umfangreichen, aber sekun­ dären Völsungasaga immer wieder in einer ganzen Reihe von einzelnen Heldenliedern bearbeitet. Neben Sigurd zog dabei vor allem Gudrun das In­ teresse auf sich, der vier erhal­ tene, aber ursprüngl. wohl noch mehr Lieder gewidmet waren. Keines der G. ist besonders alt, auch die sogenannte -» Guörunarkviöa in forna trägt diese Bezeichnung nur als relatives Kriterium im Vergleich mit den anderen G.n, gehört aber ebenfalls schon einer sehr jun­ gen Schicht eddischer Dichtung an. Guiamar ist die als Teil der —* Strengleikar erhaltene altnord. Prosaübersetzung des altfranz. lais Guigemars; diese Überset­ zung ist in einem jüngeren MS auch separat unter dem Titel Guimars saga überliefert. Guillelmus de Conchis (Wil­ helm von Conches), ca. 10801154, normann. Philosoph, angebl. Verfasser des Moralium dogma philosophorum, -> Viðræða æðru ok hugrekki ok líkams ok sálar. Guimars saga (oder Gvímars saga) ist eine Prosaübersetzung des lais Guigemars, welche auch als Teil der Strengleikar, hier unter dem Titel -> Guiamar, überliefert ist; G.s. dürfte der ursprüngl. Übersetzung aus dem Franzos, näher stehen als die Fassung in den Strengleikar. HS: Lbs 840, 4to (1737). ED & LIT: -► Strengleikar; M. E. Kalinke, Gvimars saga, (Opuscula 7), Cph. 1979 (= BiblArn 34).

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Guitalins þáttr ist der fünfte Abschnitt der —> Karlamagnús saga. Gulaþingslög —> Gesetze. Gull-Ásu-Pórðar þáttr Ásu-Þórðar þáttr.

->

Gullfjöðr ( »Goldfeder«) ist der Name eines von Erzbischof Eysteinn (gest. 1188) geschrie­ benen Codex mit dem norweg. Kirchenrecht, der in der Sverris saga erwähnt wird.

Gullinskinna (» Goldene Haut«) hieß ein Codex mit Konungasögur aus dem 14. Jh., der im Brand von Kph. 1728 bis auf ein Blatt verloren ging; Ab­ schriften der G. liegen aller­ dings in jüngeren Papier-HSS vor (AM 42 fol, und vielleicht AM 80, fol). HS: AM 325 VIII 5c, 4to. ED u. LIT: B. C. Jacobsen, G. /W 325 VIII c 4to, (Gripla 5) Rv. 1982.

Gullskinna ist der Name einer heute verlor. HS, welche u. a. auch die Njáls saga enthielt. Drei jüngere Papier-HSS (AM 134, fol, AM 136, fol u. AM 137, fol) berufen sich auf die G.

Gull-Þóris saga (»Saga von Gold-Thorir «), auch als Porskfiröinga saga bezeichnet, ist eine Isländersaga aus dem 14. Jh., die auf einer verlor. Fassung aus dem 13. Jh. beruht, die Sturla Póröarson in seiner Version der Landnámabók erwähnt. Die Saga, die nur lückenhaft erhal­ ten ist (Kap. 11 und 12 fehlen in allen HSS), behandelt zuerst die Siedler in Þorskafjörður in

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Gunnars þáttr Þiðrandabana

Westisland, neun von deren Söhnen unter der Führung von Pörir Blutsbruderschaft schlie­ ßen und auf Abenteuerfahrt nach Norwegen gehen. Sie bre­ chen einen Grabhügel nach ver­ borgenen Schätzen auf, aber der Bewohner, ein Troll namens Agnarr und eigentl. Pórirs On­ kel, verhindert den Grabraub und hilft ihnen dafür mit magi­ schen Geschenken. Mit diesen erwerben sie durch Pörirs Tap­ ferkeit einen von Drachen be­ wachten Goldschatz in Nord­ norwegen, den er in Kisten nach Island mitnimmt. Dort wird er wegen seiner Habgier in eine ganze Reihe von Fehden verstrickt, die den Hauptteil der Saga einnehmen. Der erste Teil der Saga steht einer der mär­ chenhaftenjungen Fornaldarsögur näher als einer Isländersaga, und auch der zweite Teil be­ steht aus eher schemat. Kämp­ fen ohne psycholog. Motivie­ rungen; die Abenteuer GullPórirs werden in der Hälfdanar saga Eysteinssonar kurz er­ wähnt.

Narren von Keldugnüpr«) ist eine möglicherweise erst im 15. Jh. entstandene Isländersaga, die (wie manche andere Islendingasögur, etwa die Gull-Póris saga) trotz der Handlung in Island Überschneidungen mit dem Genre der Fornaldarsögur auf­ weist. Der Held verhält sich in seiner Jugend nichtsnutzig wie der typische Kolbitr, wird aber zum großen Helden und be­ steht eine Reihe auch sehr phantast. Abenteuer. Die auf dieser Saga beruhenden Rimur stam­ men erst aus dem 16. Jh.

HSS: AM 561, 4to. ED: K. Maurer, Die G.-P. s. oder Porskfiröinga saga, 1858; K. Kålund, G.~P.s. eller Porskfirðinga saga, Kbh. 1898 ( = SUGNL 26). LIT: K. Kaalund, Om lakunerne i G.-P.s., (ANF 1) 1883; B. M. Ólsen, Landnáma og G.-P.s., (ANOH) 1910; P. Schach, G.P.S., (DicMA 6) 1985.

♦Gunnars saga ist eine mögli­ che, aber nicht sehr wahrscheinl. Vorstufe der —► Njáls saga. Gunnars saga Keldugnüpsfifls (»Saga von Gunnar, dem

HSS: AM 496, 4to; AM 156, fol; AM 443, 4to; AM 554 i, 4to; BM Add 4868 (alle erst 17. Jh.). ED: [Páll Sveinsson, Þorvaldur Bjarnarson], Króka-Refs saga. G.s.K. og ölkofra þáttr, Kph. 1866; Johannes Halldórson, Kjalnesinga saga, Rv. 1959 (= ÍF 14) LIT: K. Maurer, (Rez. d. Ausg. von 1866J, (Germania 12) 1867.

Gunnars þáttr Helmings —► Ogmundar þáttr Dytts ok Gunnars Helmings. Gunnars þáttr Piðrandabana (»Geschichte von Gunnar, dem Töter Piörandis«) ist die Ge­ schichte eines norweg. Händ­ lers, der in Island dazu verführt wird, einen unschuldigen Mann zu töten und daraufhin erbar­ mungslos verfolgt wird. Schließlich wendet er sich um Schutz an Guðrún Osvífsdóttir (die Heldin der Laxdœla saga), die gerade ihre vierte Hochzeit feiert und Gunnar gegen den Willen ihres Bräutigams Schutz gewährt und ihm hilft, nach Norwegen zurückzugelangen. Dieselbe Geschichte wird auch in der -> Fljótsdœla saga er­

*Gunnarsslagr

zählt, und der letzte Abschnitt auch in der -+ Laxdæla saga, die sich dabei auf eine Njarðvíkinga saga beruft; dies ist offensichtl. ein anderer Name für den G.þ.Þ., der wohl früh im 13. Jh. entstanden ist. HSS: AM 156, fol (17. Jh), AM 496, 4to (1639). ED: Björn Jónsson, Laxdæla saga og G.þ.P., Akureyri 1867; Jakob Jakobsen, Austjirðinga sqgur, Kbh. 1902-3 ( = SUGNL 29); Þorleifr Jónsson, Fjörutíu Islendingaþættir, Rv. 1904 (= Islendinga sögur 40); Jón Jóhannesson, Austfirðinga sggur, Rv. 1950 (= ÍF 11). ÜB (dt.:) E. Wilken, Altnord. Erzählun­ gen 1, 1909; G. Neckel, Sieben Geschich­ ten von den Ostland-Familien, 1913, 21924, 3 1964 (= Thule 12); (engl.:) T. Veblen, The Laxdæla Saga, New York 1925.

*Gunnarsslagr ist der Titel ei­ nes nicht erhaltenen Gedichts, Lieds oder auch nur einer Melo­ die, die im Norna-Gests þáttr im Zusammenhang mit der ebenfalls nicht überlieferten Guðrúnarbrögð erwähnt wird. Der Name bezieht sich auf Gunnars Harfenspiel in der Schlangengrube, aber ob es sich dabei um ein Lied über diesen Stoff (vielleicht den Oddrúnargrátr: Chadwick) oder um die angebl. von Gunnar gespielte Melodie handelte, ist kaum zu entscheiden.- Das wohl vom Is­ länder Sera Gunnar Pälsson (1714—1781) verfaßte gleichna­ mige Lied, das sich in frühen Eddaausgaben abgedruckt fin­ det, ist nur eine neuzeitl. Inter­ pretation des Stoffes. LIT: H. M. & N. Chadwick, The Grourth ofLiteraturel, Cambridge 1932; J. Harris, Guðrúnarbrögð and the Saxon Lay of Grimhild's Perfidy. (Medieval Scandina­ via 9) 1976.

128 Gunni Jónsson Hólaskáld lebte ca. 1455-1545 und stand in enger Verbindung mit dem Bischofssitz in Hólar. Jón Arason nennt ihn unter den bedeu­ tendsten Dichtern seiner Zeit, allerdings sind nur zwei seiner Gedichte erhalten: -» Sancti Olafs visur und —» Pjófabragr. L1T: Jón Porkelsson, Om Digtningen pd Island i del 15. og 16. ar hundrede. Kbh. 1888; F. Jónsson, Litl.hisl. 3. 21924.

Gunnlaugr Leifsson, ein ge­ lehrter Mönch aus dem Kloster Pingeyrar, gest. 1218 oder 1219. Auf Aufforderung von Guðmundr Arason schrieb G.L. kurz nach 1201 eine latein. Vita über Jón Ögmundarson (Bi­ schof von Hólar 1106-21), die zwar verloren ist, von der zwei Versionen einer isländ. Über­ setzung erhalten sind. G.L. schrieb auch eine latein. Vita des Olafr Tryggvason, die ebenfalls verloren ist; Teile ei­ ner isländ. Übersetzung sind in der Flateyjarbók und anderen HSS der -♦ Olafs saga Tryggvasonar hin mesta bewahrt. Weiters verfaßte G.L. offenbar eine latein. Erzählung, deren is­ länd. Fassung als —> Porvalds þáttr víðfbrla erhalten ist, und möglicherweise noch andere Þættir. Sein einziges uns be­ kanntes auf Isländ. abgefaßtes Werk ist die -> Merlinuspä, eine Versübersetzung im Fornyröislag von Geoffreys von Monmouth Prophetiae Merlini, die ihn aber als begabten Dich­ ter ausweist. LIT; F. Jónsson, Lill.hist. 2, 21923;J. de Vries, ALG 2, 21967; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1975.

129 Gunnlaugr ormstunga (Illugason) ist ein isländ. Skalde, über dessen Leben im lO./ll.Jh. im 13. Jh. eine romant. Saga verfaßt wurde, die wie andere Skaldensagas (Kormáks saga, Hallfreöar saga) vorwiegend ein Liebesroman ist (—» Gunnlaugs saga ormstungu). Im Skäldatal wird Gunnlaugr als Skalde des Ladejarls Eirikr genannt, aber in seiner Saga wird nicht darüber berichtet, daß er auf den Jarl ein Gedicht verfaßt habe. Seine spitze Zunge (daher auch der Beiname » Schlangen­ zunge «) führt bald zum Bruch mit Eirikr; der Skalde ging dar­ aufhin nach England an den Hof König Æthelrcds, auf den er seine Aðalráðsdrápa verfaßte, von der nur eine Halbstrophe erhalten ist, dann nach Irland zu König Sigtrygr silkiskegg in Dublin; von seiner dort (ca. 1002) verfaßten Sigtryggsdräpa sind eineinhalb Strophen und der Refrain erhalten. Von sei­ nen später entstandenen Flokkur auf den Orkadenjarl Sigurör und Jarl Sigurör von Got­ land und einer Dräpa auf den Schwedenkönig Olaf, die die Saga erwähnt, sind nicht einmal Reste überliefert. Sonst sind von G.o. nur 13 Lausavisur be­ wahrt, die sich meist mit seiner Liebe für Helga befassen, deren Authenzität aber nicht völlig sicher ist, da sie im Stil wesentl. simpler als die Fragm. der ande­ ren Lieder sind. HSS, ED, ÜB: -* Gunnlaugs saga Orms­ tungu. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946.

Gunnlaugs saga ormstungu LIT: E. A. Kock, NN 543-546, 1974; J. de Vries, ALG 1, 21964; L. M. Hollan­ der, The Skalds, Ann Arbor 1968; B. Fidjestøl, Del norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Gunnlaugs og Rafns saga -» Gunnlaugs saga ormstungu.

Gunnlaugs saga ormstungu (» Saga von Gunnlaug Schlan­ genzunge «) ist eine Isländer­ saga, welche von der trag. Liebe zwischen dem Skalden -» Gunnlaugr und der schönen Helga (der Enkelin des Skalden Egill Skallagrimsson) handelt. Gunnlaugr und Helga sind ver­ lobt, und als er nach Norwegen reist, verspricht er, innerhalb von drei Jahren zurückzukeh­ ren, um sie zu heiraten. Er ver­ spätet sich jedoch um über ein Jahr, und Helga muß wider ih­ ren Willen seinen Feind Hrafn heiraten. Gunnlaugr kommt erst am Hochzeitstag zurück. In der Folge fuhren die Spannun­ gen zwischen Ehemann und den Liebenden zum Zwei­ kampf zwischen den Männern, in dem beide fallen. Diese kurze, um 1270-80 geschrie­ bene Skaldensaga ist straff durchkomponiert. Das Drei­ ecksverhältnis wird schon vor ihrer Geburt in einem symbol. Traum von Helgas Vater vor­ weggenommen, der das Kind deswegen aussetzen lassen will; die Mutter ist dagegen, und so kann das Schicksal seinen Lauf nehmen. Der Autor kannte die Egils saga (die aber selbst den Stoff um Gunnlaugr in Kap. 79 und 87 erwähnt), die Laxdœia saga, die Eyrbyggja saga, die Hallfreöar saga und wohl auch

Gurun einige Riddarasögur; die Saga enthält zahlr. Strophen der bei­ den Skalden Gunnlaugr und Hrafn, von denen aber keines­ wegs alle echt sind. HSS: SKB perg. 18, 4to (14. Jh.); AM 557, 4to; u.v.a. ED: E. Mogk, G.s.O., 1886 (= Altnord. Texte 1); S. Nordal, Guðni Jónsson, Borgfrðinga sggur, Rv. 1938 (= IF 3); P. G. Foote, R. Quirk, G.o., London 1953, 21974; H. Reuschel, G.s.O., 1957, ( = ATB N.F. 3). ÜB (dt.:) E. Kolbing, Die Geschichte von Gunnlaug Schlangenzunge, 1878; A. Tille, Die Sage von Gunnlaug Schlan­ genzunge, [1890] ( = RUB 2756); C. Küchler, Nord. Heldensagen, 1892; J. Mayrhofer, Zwei isländ. Sagas, 1910 ( = Jón Svensson, Aus Islands alten Schätzen 2); F. Niedner, Vier Skaldengeschichten, 1923, 21963 (= Thule 9); H. de Boor, Die Saga vom Skalden Gunnlaug Schlangenzunge, 1939 (= InselTaschenbuch 456); F. Seewald, Skalden­ sagas, 1981; (engl.:) P.G. Foote, R. Quirk, The Saga of Gunnlaug SerpentTongue, Edinburgh 1957. LIT: E. Mogk, Zur G.s., (PBB 16) 1891; B. M. Ölsen, Om G.s.o., Kbh. 1911; F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; Bjarni Einarson, Skáldsögur, Rv. 1961; J. de Vries, ALG 1, 21964; J. de Vries, Bemerkungen zur G.s., (Fs f. W. Baetke) 1966; F. J. Keutler, G.s.o., (KLL 3) 1967; R. Cook, The Character of Gunnlaug SerpentTongue, (SS 43) 1971; M. Schlauch, Polinices and Gunnlaug Serpent-Tongue, (Es­ says and Studies N.S. 25) 1972; J. Helgason, Paris i Troja, Porstein på Borg och Brodd-Helgi på Hof (Nordiska Studier, Fs till. G. Holm) Lund 1976; G. W. Turner, The Verses in G.s.o., (JEGPh 75) 1977; Th. M. Andersson, G.s.o., (DicMA 6) 1985. N: F. H. K. de la Motte Fouqué, Die Saga von dem Gunnlaugur, genannt Drachenzungen, und Rafn dem Skalden (Romantrilogie, 1826); G. C. T. Francke, Gunnlaug der Skalde, (Gedichte 1839); K. Arentzen, Gunnløg Ormetunge, (Drama, Kph. 1852); A. Edzardi, SchönHelga und Gunnlaug, (Versepos, 1875); K. Bleibtreu, Gunnlaug Schlangen­ zunge, (Prosabearbeitung, 1879); W. Heinzen, Isländisch Blut, (Drama 1903).

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Gurun heißt die in den —> Strengleikar überlieferte altnord. Prosaübersetzung eines (verlorenen) altfranz. lais. (Guta saga) ist kein altwestnord. Werk, sondern eine auf Altschwed. im 13. Jh. verfaßte sagenhafte Geschichte von Got­ land.

Guthorms saga Sigurðarsons ist eine der —> BÖglunga sögur. Guttormr sindri (auch Goþþormr) ist ein norweg. Skalde des 10. Jh.s, von dem nur Bruchstücke seines Preis­ lieds auf König Hákon góöi überliefert sind (—► Hákonardrápa [1]), das wohl in den 50er oder 60er Jahren des 10. Jh.s. entstanden ist; daneben soll er aber auch noch Preisgedichte auf Halfdan svarti und Haraldr hárfagri, bei dem er in großem Ansehen stand (Heimskringla, Haralds saga ins hárfagra, Kap. 36) und als deren Skalde er im Skáldatal erwähnt wird, verfaßt haben, sie sind uns allerdings nicht erhalten. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestol, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Gyðinga saga (»Geschichte der Juden«) behandelt vorwie­ gend die Makkabäergeschichte, am Ende geht sie jedoch auf Pilatus und Judas ein. Die Haupt-HSS aus der 2. Hälfte des 14. Jh. nennt als Autor der Saga den Isländer -» Brandr Jónsson (Autor der -> Alexan­ ders saga, gest. 1264), sodaß die Saga schon vor oder um die

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Mitte des 13. Jh. entstanden sein dürfte. Außer dem 1. Buch der Makkabäer im AT hat Brandr noch Material aus Petrus Comestors Historia Scholastica und aus Flavius Josephus’Jüdischem Krieg als Quelle verwendet, für den Abschnitt über Pilatus diente eine ma. Legende als Vorbild. HS: AM 226, fol (14. Jh.). ED: Guðmundur Porláksson, G.s., Kph. 1881. LIT: G. Storm, De norsk-islandske Bibel­ oversettelser fra 13de og 14de Aarhundrede og Biskop Brandr Jónsson, (ANF 3) 1886; B. Berulfsen, G.s., (KLNM 5) 1960; E. O. Sveinsson, Athugasemdir um Alexanderssögu og Gyðingasögu, (Skirnir 135) 1961; P. Hallberg, Några språkdrag i Alexanders saga och Gyðinga saga - med in utblick på Stjórn, (Sjötíu ritgerðir) Rv. 1977; A. F. Fersch, G.s.: A translation and source study, Tulane Univ. Diss. 1983; H. BekkerNielsen, G.s., (DicMA 6) 1985.

Gyðingsdiktur ist ein spätma. Gedicht über ein Wunder aus den Mariu sögur und ist in neun verschied. Versionen erhalten. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvæði 2, Kbh. 1938. LIT: H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Gydingsvisur ist ein anony­ mes, in acht Strophen frag­ ment. erhaltenes Dróttkvættgedicht aus dem späten 14. Jh., das eine Wundergesch. über einen Juden erzählt. HS: AM 757 a, 4to. ED: H. Rydberg, Die geistl. Drápur, Kpb. 1907; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 1827, 1850; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Gylfaginning (»Täuschung Gylfis«) ist der erste Hauptteil der Snorra Edda; die Rahmen­

Haðarlag

handlung erzählt von einem sa­ genhaften Schwedenkönig Gylfi, der zu drei Göttern ge­ langt und ihnen Fragen über die heidn. Mythologie stellt, wel­ che diese beantworten. Eigent­ licher Inhalt dieses didakt. Dia­ logs ist ein Abriß der heidn. german. Mythologie und Kos­ mologie, der wohl von Snorri als Einführung für Skalden ge­ dacht war, um die in Skaldenkenningar vorkommenden mythol. Konzepte verständlich zu machen. Die Dialogform be­ ruht auf ausländ. Vorbildern wie den Gregoriusdialogen und dem Elucidarius (dessen Darstel­ lung christl. Glaubenslehren Snorri für seine Abhandlung über die heidn. als Vorbild nahm), und ist auch in anderen altnord. Werken verwendet worden (Königsspiegel; Vafþrúðnismál). Snorris G. ist un­ sere wichtigste Quelle für altskand. Mythologie und ist trotz aller mögl. christl. Einflüsse von bemerkenswert kritischer Di­ stanz und frei von christl. Ver­ teufelung der alten Mythen. HSS & ED: -♦ Snorra Edda. LIT: E. Mogk, Untersuchungen über die G., (PBB 6 u. 7) 1879 u. 1880; W. Baetke, Die Götterlehre der Snorra Edda, 1950; A. Wolf, Sehweisen und Darstellungsfragen in der G. (skandinavistik 7) 1977; R. Simek, Lex. der ger­ man. Mythol., 1984 (= KTA 368); J. Lindow, G., (DicMA 6) 1985; H. Klin­ genberg, G.. Tres vidit unum adoravit, (Germanic Dialects) Amsterdam/Philadelphia 1986.

Haðarlag n., Versmaß, das dem Málaháttr nahesteht, dabei aber Binnenreime und Kennin­ gar verwendet (vgl Snorri, Hättatal 79). Es wurde nur selten

♦Haddingja saga Harðgreiparfóstra angewandt, so etwa in Pormóðr Trefilssons Hrafnsmál und Sturla Pórðarsons gleich­ namigem Gedicht. LIT: J. de Vries, ALG, 21964-67; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976.

*Haddingja saga Harðgreiparfóstra ist eine im 19. Jh. entstandene Nacherzählung der Geschichte des Haddingus in Saxo Grammaticus’ Gesta Da­ norum (Buch I), wobei zusätzl. Material aus der Snorra-Edda und der Ynglinga saga verwen­ det wurde. HS: Lbs 1493, 4to. LIT: R. Power, Saxo in Iceland, (Gripla 6), Rv. 1984 (= Rit 28).

Hætisa-Póris saga -> HœnsaÞóris saga.

Hafgeirs saga Flateyings ist eine erst zw. 1774-6 von Porlákur Magnusson Isfiord ge­ schriebene, bzw. gefälschte Is­ ländersaga, der die Hálfdanar saga Brönufóstra als Vorlage diente. HS: Kbh. Univ.-bibl. Add 6, fol. LIT: P. A. Jorgensen, H.s.F.: An Eighteenth-Century Forgery, (JEGPh 76) 1977.

Hafgerðingardrápa (»Sturzseen-Gedicht«) ist ein Gedicht, das angebl. ein christl. Bewoh­ ner der Hebriden auf einer Fahrt nach Grönland dichtete, als das Schiff in schwere Sturz­ seen geriet. Nur eine Halbstro­ phe und der Refrain dieser Dräpa im Versmaß Hrynhend sind erhalten. In der Landnámabók wird die Entstehung in die Zeit um 986 gelegt, wahrscheinl. ist das Gedicht aber erst

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im späten 11. oder frühen 12. Jh. entstanden.- Die hafgerðingar werden im KonungsSkuggsjá als grönländ. Meeres­ wunder beschrieben. HSS, ED, ÜB: Landnámabók (Sturlubók, Hauksbók, Melabók). ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 527, 1093; Jakob Benediktsson, H., (Speculum Norrœnum) Odense 1981.

Hafliðaskrá (»Codex des Hafliði«) war die erste schriftl. Ver­ sion der isländ. Gesetze und hatte ihren Namen von Hafliði Másson von Breiöabólstadr in Vestrhóp (gest. 1130), wo dieses Gesetze im Winter 1117/18 auf­ gezeichnet wurden, wie die Konungsbók der Grágás berichtet.

Hafliði Steinsson, (ASS­ ISI 9), Vater von Einar Hafíiðason, um 1300 Priester in Breiðabólstaðr in Vesturhóp (Nord­ westisland), kommt angebl. als Verfasser der Grettissaga in Frage, was aber kaum beweis­ bar ist. LIT: Guðni Jónsson, Grellis Rv. 1936 (= ÍF7);J. de Vries, ALG 2, 21967.

Hagiographische Literatur ist nicht nur eine der bedeu­ tendsten, sondern auch eine der ältesten Gattungen altnord. Li­ teratur und umfaßt Legenden, Exempel, erbauliche Anekdo­ ten, Wundergeschichten, be­ sonders aber zahlreiche mehr oder weniger legendenhafte Le­ bensgeschichten von Heiligen. Einige Heiligenleben nach Vor­ bild latein. Heiligenviten sind schon in Pergament-HSS des späten 12. Jh.s erhalten. Wenn

133 auch nicht genau feststellbar ist, wie weit die volkssprachige Tradition in der h.L. zeitl. zu­ rückreicht, so muß mit Anfän­ gen im späten 11. Jh. gerechnet werden, da diese Gattung im 12. Jh. schon fest etabliert war. In den folgenden Jh.en entstan­ den in Island und Norwegen eine beträchtl. Zahl von altnord. Heiligenleben - nach Un­ gers Ausgabe von 1877 übli­ cherweise als Heilagra manna sög­ ur bezeichnet, die vorwiegend Übersetzungen oder Nachah­ mungen latein. Werke waren, aber auch zu einer eigenständi­ gen Literatur über einheim. Heilige führte (-» Konungasögur »Königssagas«, etwa Olafs saga hins helga; -> Biskupa sögur »Bischofssagas«, etwa Jöns saga helga). Im 15. Jh. über­ setzte Björn Porleifsson eine größere Anzahl von Heiligenle­ ben aus dem Nddt.en ins Isländ., die auf die Legenda Aurea des Jakobus de Voragine (13. Jh.) zurückgehen (ed. in A. Loth, Reykjahólarbók, 1969-70); Björns Übersetzungen aus dem Dt.en kamen aber zu spät, um noch einen Einfluß auf die isländ. Literatur zu haben, denn durch die Reformation wurde die Heiligenverehrung und da­ mit auch eine ihrer Manifesta­ tionen, die Heiligenlegenden, unterdrückt. Wegen des hohen Alters einiger HSS ist das hagiograph. Textcorpus auch von besonderem sprachgeschichtl. Interesse; da die altnord. Heiligen viten we­ send. älter sind als die ältesten Isländersagas, muß damit ge­

Hagiographische Literatur

rechnet werden, daß die hagio­ graph. Erzähltradition von we­ send. Bedeutung für die Entste­ hung der volkssprachl. weltl. Literatur war, wenn sie nicht diese überhaupt erst ermög­ lichte. Neben der Form war aber auch der Inhalt der gutbe­ kannten relig. Texte von Ein­ fluß auf die profane Sagalitera­ tur (vgl. Flosis Traum in der Njáls saga, der deutlich auf den Dialogen Gregors des Großen beruht). Die auf latein. Texten beruh­ ende altnord. h.L. des 12. und 13. Jh. kann nach der Entste­ hungszeit der ursprüngl. Le­ genden eingeteilt werden in: 1) Sagas nach bibl. oder apo­ kryphen Quellen, etwa die —> Marfu saga (»Leben und Wun­ der der Hl. Jungfrau Maria«, aufgeschwellt durch zahlr. Wundererzählungen) oder die unter der modernen Bezeich­ nung —» Postola sögur zusam­ mengefaßten Lebensgesch. der Apostel, wobei in etlichen Fäl­ len auch zwei Apostel in einem Werk behandelt werden (vgl. Tveggja saga postola Jöns ok Jakobs, etc.); dazu kommen noch Werke über andere bibl. Gestalten, so die Michaels saga, die Pilatus saga, die Marthe saga ok Marie Magdalene oder die Stephanus saga. Nicht mit einer Person, sondern mit der Ge­ schichte des Kreuzes Christi be­ schäftigen sich die -» Crucis le­ gendae, beruhend auf der in ganz Europa verbreiteten Kreu­ zesholzlegende. 2) Sagas über Heilige aus der Zeit der Kirchenväter und die

Hagiographische Literatur Kirchenväter selbst, etwa die Ambrosius saga, Grcgorius saga páfa, Augustinus saga, daneben die frühen Eremiten, so die An­ tonius saga und zwei Sagas nach Werken von Hieronymus: die Malcus saga (Vita Malachi) und die Páls saga eremita (Vita Pauli); dazu kommen Sagas über heilige Jungfrauen, die in dieser Zeit den Märtyrertod starben: Agathu saga meyjar, Agnesar saga, Barbare saga u.a.m.; in diese Zeitspanne fal­ len auch die Leben einer Reihe von heiligen Bischöfen (Niko­ laus saga erkibiskups) und Päp­ sten (Clemens saga, Silvesters saga) sowie einer Reihe anderer Heiliger. 3) Etliche der Heiiigenviten be­ schäftigen sich mit angelsächs. Heiligen: die Dunstanus saga mit dem Hl. Dunstan von Can­ terbury, die Játvarðar saga mit Edward dem Bekenner, und die Thomas saga erkibiskups mit dem Hl. Thomas Becket, oder auch irischen Heiligen: die Brandanus saga mit der sagen­ haften Reise des Hl. Brandan, der Seljumanna þáttr mit der eigenartigen Geschichte der iri­ schen Prinzessin Sunnifa, die angeblich mit ihren Gefährten im Norwegen des 10. Jh.s. den Märtyrertod erlitt, oder die Duggals leizla, einer norweg. Übersetzung der Pisio Tnugdali (oder Tundali). 4) Eine letzte Gruppe behandelt einheim. skandinav. Heilige, so den dän. König Knut die *Knüts saga helga (die in der Knýtlinga saga verwendet wurde), norweg. Heilige die

134 Olafs saga helga und die fragmentar. Hallvarös saga, den Orkadenjarl Magnus die Magnüss saga Eyjajarls, und isländ. hei­ liggesprochene Bischöfe die Jons saga helga und Porláks saga helga (—); AM 238, fol (Fragmente 1300-1400); AM 623, 4to (ca. 1250); AM 624, 4to (15. Jh.); AM 640-643, 4to (14. Jh.); AM 645, 4to (ca. 1200); AM 652, 4to (Ende 13. Jh.); AM 655, 4to (Fragmente, 12. Jh.); AM 656, 4to (13. Jh.); Bergsbók (SKB perg. 1, fol, 14. Jh.); SKB perg. 2, fol (ca. 1400); SKB perg. 3, fol (Anf. 16. Jh.); Thomasskinna (GkS 1008, fol, ca. 1400). ED: C. R. Unger, Heilagra manna sögur 1-2, Chria. 1877; ders., Mariu saga, Chria. 1871; ders., Postola sögur, Chria. 1874; ders., Thomas Saga Erkibiskups, Chria. 1869; E. Magnusson, Thomas saga erkibyskups 1-2, London 1875-83; A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenle­ gender 1-2, Kbh. 1969-70 (= EA A 1516); M. Overgaard, The History of the Cross-Tree down to Christ’s Passion, Cph. 1968 (= EA B 26); C. Fell, Dunstanus saga, Kbh. 1963 ( = EA B 5); Jónsson, AM 623 4to. Helgensagaer, Kbh. 1927; L. Larsson, Isländska handskriften No. 645 4to ...... Lund 1885. (Faks.:) D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 (= E1M 2); P. G. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 in the Royal Library, Stockholm, Cph. 1962 (= EIM 4); G. Lindblad, Bergsbók. Perg. fol. nr. 1 in the Royal Library, Stockholm, Cph. 1963 ( = EIM 5); A. Loth, Thomasskinna. Gl. kgl. 1008 in the Royal Library Copenhayen, Cph. 1964 (= EIM 6). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Literatur und Wissenschaft des Ma., 1937 (= SBM 1937,7); O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Injiuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1964; LOSONP1963; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1975; B. Carle, JomfruFortadlinger, Odense 1984; dies.. Men and warnen in the Saint’s Sagas of Cod. Holm.

135 2, fol, (Structure and Meaning in Old Norse Literature) Odense 1986.

Haka saga og Hagbarðs ist eine im 19. Jh. entstandene Nacherzählung eines romant. Abschnitts aus Saxos Gesta Da­ norum, wobei zusätzl. Material aus der Ynglinga saga verwen­ det wurde. HSS: Lbs 1494. 4to; Lbs 1506, 4to. LIT: R. Power, Saxo in Iccland, (Gripla 6) Rv. 1984 (= Rit 28).

Håkonar saga gamla —> Hákonar saga Hákonarsonar.

Håkonar saga góða, der Teil der -> Heimskringla, der sich mit Hakon dem Guten, norweg. König von 933—961, be­ schäftigt, basiert auf einer ver­ lor. Saga, die auch in der Egils saga genannt wird. Snorri ver­ wendete außerdem Material aus der Fagrskinna, der Hlaöajarla saga, der Orkneyinga saga und besonders Skaldengedichte über Hakon, vor allem Eyvinds Hákonarmál. HSS, ED, ÜB -+ Heimskringla.

Hákonar saga Hákonarsonar (oder Håkonar saga gamla) ist eine recht trockene, aber histor. ausgewogene Lebensgeschichte dieses bedeutenden norweg. Königs (1204-1263) von 1217 bis zu seinem Tod am 16. Dez. 1263 in Kirkwall und wurde von —» Sturla Þórðarson 1264-5 im Auftrag König Magnus lagabætirs (gest. 1280) verfaßt. Die Prosa wird durch etl. ausge­ zeichnete Skaldenstrophen von Sturla und seinem Bruder Olafr hvítaskáld aufgelockert. Sturla verwendete neben schriftl.

Håkonar saga Ivarssonar Quellen (Briefe und Doku­ mente des königl. Archivs) auch mündl. Informationen, die er von Zeitgenossen König Flakons und nicht zuletzt von König Magnus selbst bekam. Sturla war Zeit seines Lebens ein heftiger Verteidiger der isländ. Unabhängigkeit und da­ mit ein Gegner König Hakons, in der Saga vermeidet er jedoch jede Anspielung auf diese Feindschaft. HSS: (island.:) Flateyjarbók; Skáiholtsbók yngri (ca. 1415); SKB 8, fol; (nor­ weg.:) Fríssbók; Eirspennill. ED (außer den ED der genannten HSS): FMS 9-10, Kph. 1835; A. Kjær, L. Holm-Olsen, H.s.H., etter Sth. 8fol, AM 325 VIII, 4° og AM 304, 4°, Oslo 1947; M. Mundt, H.s.H., Oslo 1977 ( = Norrøne Tekster 2). ED & ÜB (engl.:) G. Vigfússon, G. W. Dasent, Icelandic Sagas 2 & 4 ( = Rolls Series 88,2 & 4). ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 2, 1928, 21965 (= Thule 18) [stark gekürzt]. LIT: L. Holm-Olsen, Peder Claussøns handskrift af Hakon Hakonssons saga, (MoM) 1954; L. Sjöstedt, Om Håkonarsagans tillkomstforhållanden, ((N)HT 37) 1954-6; N. Bjørgo, Om skriftlege kjelder for H.S., ((N)HT 46) 1967; ders., Skaldekvade i H.S., (MoM) 1967; ders., Håkon Håkonssons ettermæle, (Syn og Segn 74) 1968; ders., H.s. og Bqglunga sQgur, (MoM) 1968; M. Mundt, H.s.H., (DicMA 6) 1985. N: H. Ibsen, Kongs-emnerne, (Hist. Schauspiel, 1864; dt.: Die Kronpräten­ denten, 1872).

Håkonar saga herðibreiðs be­ handelt die norweg. Geschichte von 1157-62 und ist als der Teil der -» Heimskringla und der -> Fagrskinna (auf der die Fassung der Heimskringla beruht) er­ halten. HSS, ED, ÜB: -* Heimskringla.

Håkonar saga Ivarssonar ist eine isländ. Saga vom Anfang

Hákonar saga jarls Sigurdssonar

des 13. Jh.s über einen norweg. Häuptling im 11. Jh.. Von der eigentl. Saga sind nur 6 Pergamentblätter einer HS des 15. Jh. erhalten (AM 570 a, 4to), die dazw. wesentl. Lücken lassen, und eine nur 4 Seiten umfas­ sende latein. Zusammenfassung in GkS 2434, 4to, die aber auf eine andere HS zurückgehen muß. Dennoch wissen wir über den Inhalt der Saga recht gut Bescheid, da auch die Morkinskinna und die Heimskringla (hier gekürzt) die selben Ereig­ nisse behandeln, allerdings mit anderer Gewichtung und in an­ derem Zusammenhang. Die H.s.l. diente vermutl. als Fort­ setzung der nicht erhaltenen -> *Hlaöajarla saga. Es geht um den Ostnorweger Hakon, der von den Ladejarlen abstammt und König Haraldr harðráði in einer Schlacht hilft. Trotz der Feindschaft zw. den Familien heiratet Hakon Ragn­ hild, die Tochter König Ma­ nus des Guten, und bekommt vom König dazu den Titel eines Jarls. HSS: s. oben. ED: Jón Helgason, Jakob Benediktsson, H.s.I., Kbh. 1952 ( = SUGNL 62). LIT: E. Bull, Håkon Ivarssons Saga, (Edda 27) 1927; Bjarni Aðalbjamarson, Otn de norske kongers sagaer, Oslo 1934; Jakob Benediktsson, H.s.í., (KLNM 6) 1961; M. Mundt, H.s.i., (DicMA 6) 1985.

Hákonar saga jarls Sigurds­ sonar ist nicht selbständig er­ halten und könnte einen Teil der verlorenen -» *Hlaðajarla saga gebildet haben. Die Ge­ schichte dieses mächtigen Lade­ jarls (gest. um 990) wird von Snorri in der Heimskringla in

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der Olafs saga Tryggvasonar erzählt.

Håkonar saga norræna -» Hákonar þáttr Hárekssonar. Hákonar saga Sverrissonar, Guttorms Sigurðarsonar ok Inga Bárðarsonar -» Böglunga sögur.

Hákonar þáttr Hárekssonar, auch Hákonar þáttr (saga) norræna genannt, ist eine erbaul. Erzählung über den Sohn eines reichen norweg. Bauern, der sein Erbe verschleudert, dann aber im Ausland ein neues Leben beginnt, nützl. Fertigkei­ ten und Weisheit erwirbt und als neuer Mensch in die Heimat zurückkehrt, wo seine treue Frau auf ihn gewartet hat. HSS: AM 347, 4to; AM 567 XII, 4to; AM 589 e, 4to. ED: FMS 11, Kph. 1837. ED & ÜB (lat.:) Birger Thorlaksson, De Hakone Vicensi..Hafniae 1823.

Hákonardrápa [1] ist ein vom norweg. Skalden -» Guttormr sindri verfaßtes Preislied im Dróttkvætt auf den König Hå­ kon inn góði Aðalsteinsfostri (gest, um 960), von dem nur 8 Strophen und Halbstrophen er­ halten sind. HSS: -» Heimskringla; -+ Olafs saga Tryggvasonar. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 250 - 252, 1928-1933; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediklet. Øvre Ervik 1982.

Hákonardrápa [2] ist ein Preislied des isländ. Skalden —> Porleifr Raudfeldarson jarla-

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Hákonarmál

skáld auf den Ladejarl Håkon, von dem nur eineinhalb Stro­ phen erhalten sind.

bensgeschichte des Königs. Hier hat er dabei Einars Vellekla zum Vorbild genommen.

HSS: Flateyjarbók; -» Heimskringla; -* Olafs saga Tryggvasonar, ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946.

HSS: -» Hákonar saga Hákonarsonar. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 1364-67; J. de Vries, ALG 2, 21967; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Hákonardrápa [3] ist ein Preislied des Isländers -> Tindr Hallkelsson auf den Ladejarl Hakon; 11 Strophen und Halb­ strophen sind erhalten. HSS: -♦ Heimskringla; —» jómsvíkinga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock. Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock. NN 422 438.

Hákonardrápa [4] ist ein -» Hallfreðr Ottarson vandræðaskáld zugeschriebenes Preislied auf den Ladejarl Hákon, das der Skalde bei seiner Ankunft in Norwegen verfaßt haben soll (Hallfreöar saga); in der Snorra Edda sind davon neun Halb­ strophen im Dróttkvætt erhal­ ten. HSS: -> Snorra Edda. ED, ÜB: -» Snorra Edda. ED. F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 318, 511, 1083, 1834.

Hákonarflokkr, eines der vier Gedichte von -> Sturla Pórðarson auf König Hákon Hákonarson, aber das einzige im Dróttkvætt, ist wohl erst nach dem Tod des Königs 1263 ent­ standen und erwähnt auch das Begräbnis des Königs am 22. März 1264, bei dem Sturla an­ wesend war; wie Sturlas andere Gedichte auf Hakon enthalten auch die vom H. bewahrten 11 Strophen im wesentl. eine Le­

Håkonarkvifta, Gedicht von —> Sturla Pórðarson auf den norweg. König Håkon Hákonarson im Versmaß Kviðuháttr. Wie Sturlas drei andere Ge­ dichte auf Hakon schildern auch die 42 erhaltenen Strophen der H. das Leben des Königs, wobei hier die Betonung auf den friedl. Zeiten unter Hakons Regierung liegt. Neben ande­ ren Parallelen zu älteren Skal­ den hat sich Sturla hier beson­ ders an Egils Arinbjarnarkviða angelehnt. HSS: -» Hákonar saga Hákonarsonar. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: J. de Vries, ALG 2, 21967; B. Fid­ jestøl, Det norrøne fyrstediktet. Øvre Ervik 1982.

Hákonartnál ist der Titel eines vom Skalden -» Eyvindr skáldaspillir auf den norweg. König Hakon góði Aðalsteinsfóstri nach dessen Tod (um 960) ver­ faßten Gedichts. Es ist in einer Mischung aus eddischen Vers­ maßen (Málaháttr, Ljóðaháttr, Fornyrðislag) abgefaßt und lehnt sich deutl. an die etwas ältere, anonym überlieferte -♦ Eiríksmál an. Die 21 Strophen der H. beschreiben vor allem die Aufnahme Hakons in Wal­ hall, wobei der Dichter ausgie­ big Bilder der heidn. Mytholo­ gie verwendet und gegen Ende

Halbreim

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die gute alte heidn. Zeit mit den üblen Zuständen unter den re­ gierenden christl. Eirikssöhnen vergleicht.

sind. Es lehnt sich eng an Hallfreds Olafsdrápa, obwohl dieser Skalde zur feindl. Partei ge­ hörte.

HSS: Fagrskinna; -> Heimskringla; -* Snorra Edda. ED: T. Wisén, Carmina Norrcena, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders.. Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946; J. Helgason, Skjaldevers, Kbh. 31968 ( = Nor­ disk Filologi A 12). ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 1922 (= Thule 2). LIT: F. Jönsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 1053ÍF., 1903, 2423f.; K. von See, Zwei eddische Preislieder: Eiríksmál und H., (Festgabe U. Pretzel) 1963; J. de Vries, ALG 1, 21964; A. Wolf, Zitat und Polemik in den H. Eyvinds, (Germanist. Studien) 1969 ( = Innsbr. Beitr. z. Kulturwiss. 13); E. Marold, Das Walhallbild in den Eiríksmál und den H., (Mediaeval Scandinavia 5) 1972; T. Ulset, Merknader til en del skaldedikt, Oslo 1975; F. Ström, Poetry as an instrument of propaganda. Jarl Hakon and his poets, (Speculum Norroenum. Studies G. Turville-Petre) Odense 1982; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983; J. Harris, Eiríksmál and H., (DicMA 4) 1984; P. Foote, Skand. Dichtung der Wikingerzeit, (Neues Handb. der Lit.wiss. 6) 1985.

HSS: —» Heimskringla; —» Olafs saga Tryggvasonar; Flateyjarbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1. 1946. LIT; E. A. Kock, NN 554-559, 1953 A, 1975f, 2007 H;J. de Vries, ALG 1, 21964.

Halbreim (altnord. hending) -» Hending.

Skot-

Halbstrophe (altnord. Helmingr oder Visuhelmingr). Im Drottkvaett und den wichtig­ sten anderen Versmaßen um­ fasst die H. vier Verszeilen und ist meist die Grenze für Satz­ strukturen, sodaß häufig auch nur H.n zitiert werden konn­ ten, ohne ein syntakt. Gefüge zu zerbrechen. Haldórr ókristni, isländ. Skalde, der ca. 1001 das Preisge­ dicht Eiriksflokkr aufJarl Eirikr Häkonarson verfaßt hat, von dem noch 8 Strophen erhalten

Haldórr skvaldri (»Haldórr Geschrei«), isländ. Skalde des 12. Jh.s, der im Skäldatal unter den Hofskalden der norweg. Könige Sigurðr Jórsalafari und Haraldr gilli, sowie des Dänen­ königs Eirikr eimuni und der Schwedenfursten Sörkvir Kolsson, Jon Sörkvisson, Sóni Ivarsson und Karl Sonason genannt wird. Aber nur über die nor­ weg. Könige sind Gedichtreste bewahrt: zwei seiner Gedichte die Utfarardräpa und die Ütfararkviöa (von der nur eine einzige Strophe im Fornyrðislag erhalten ist) - beschäftigten sich mit Sigurös Pilgerfahrt nach Je­ rusalem, eine Haraldsdräpa (zwei Strophen, drei Halbstro­ phen) hat er auf Haraldr gilli verfaßt. H. s. war wohl ein von Hof zu Hof ziehender Skalde. In den 13 bewahrten Strophen und Halbstrophen der Ütfaradräpa beweist er seine große Geschicklichkeit, indem er zahlr. ausländ. Namen in die Dróttkvættstrophen einbaut. HSS: Morkinskinna; Fagrskinna; -> Heimskringla; -* 3. gramm. Traktat. ED: F. Jönsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 964, 1158, 1806, 2059, 2481 H;J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

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Hálfdanar saga Brönufóstra

Haldórs þáttr Snorrasonar -» Halldórs þáttr Snorrasonar.

saga, die den Stoff des auch bei Saxo Grammaticus, Gesta Da­ norum VII, 244 zu findenden Bruderkampfs behandelt. Bei Saxo heißen die Brüder Haida­ nus und Hildigerus, in der H.s.B. ist Hildigeir Sohn der hordaländ. Königstochter I’niör und des schwed. Wikin­ gers Gunni, der ihren Vater Rögnvald erschlägt. Als Gunni durch einen anderen schwed. Wikinger namens Börkr er­ schlagen wird, nimmt dieser Prúðr zur Frau und hat mit ihr als Sohn Halfdan. In einer Schlacht zw. Russen und Schweden treffen die beiden Brüder aufeinander und Hildi­ geir fällt, befreit aber Hálfdan von aller Schuld. Dieser läßt sich später in Schweden nieder und nennt seinen eigenen Sohn Hildigeir.

Háleygjatal ist ein genealog. Gedicht des norweg. Skalden —» Eyvindr skáldaspillir über die Abstammung der Jarle von Hlaðir (der Háleygir, also der Bewohner Halogalands), von dem nur 16 Strophen und Halbstrophen im Kviðuháttr erhalten sind. Die Ahnenreihe reicht zurück bis zu YngviFreyr und Odin und stellt damit die Ladejarle auf die Stufe der norweg. Königsfamilie. Auch das Gedicht selbst ist ganz deutl. eine Imitation des —> Ynglingatal, obwohl Einflüsse der älteren Eddalieder nicht auszuschließen sind. HSS: —> Heimskringla; —» Snorra Edda. ED: T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 1056, 1783, 1787, 2305; J. de Vries, ALG 1, 21964; F. Strom, Poetry as an instrument of propaganda. Jarl Hakon and his poets, (Speculum Norroenum. Studies G. Turville-Petre) Odense 1982; P. Foote, Skand. Dichtung der Wikin­ gerzeit, (Neues Handb. der Lit.wiss. 6) 1985.

Hålfdanar rimur Eysteinssonar, eine Versbearbeitung der Hålfdanar saga Eysteinssonar von einem sonst unbekann­ ten Dichter namens Arni Jónsson aus der Zeit um 1560. HSS: AM 146 a, 8vo; AM 612 a, 4to; AM 133, 8vo. LIT: Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Hålfdanar saga Barkarsonar (oder Hålfdanar þáttr Barkar­ sonar) ist eine wohl erst spät (im 17. Jh.) entstandene Fornaldar-

HSS: Lbs 479, 8vo; Lbs 1754, 8vo (ca. 1800); 10 weitere, noch jüngere HSS. ED: Porleifr Jónsson, Sagan af Hálfdáni Barkarsyni, Rv. 1889. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; R. Power, Saxo in Iceland, (Gripla 6), Rv. 1984 (= Rit 28).

Hålfdanar saga Brönufóstra (Saga von Hálfdan, dem Schützling der Riesin Brana») ist eine um 1300 entstandene Fornaldarsaga mit stark mär­ chenhaften Zügen. Der verwai­ ste dän. Königssohn Hálfdan flüchtet vor Wikingern aus sei­ nem Reich nach Bjarmaland, und kommt später auf Kriegs­ fahrten auch nach Helluland, wo er eine schott. Prinzessin be­ freit und die Trollfrau Brana kennenlernt; diese steht ihm in der Folge als Geliebte und Hel­ ferin zur Seite. Mit ihrer Hilfe

Hálfdanar saga Eysteinssonar

erlangt er sowohl die Hand ei­ ner engl. Prinzessin als auch sein Königreich zurück. Die Saga endet stereotyp mit einer gan­ zen Reihe von Hochzeiten. Obwohl die Saga recht schema­ konform ist und auch nicht der blinden Motive entbehrt, be­ weist die große Zahl der HSS die Beliebtheit im nachma. Is­ land. HSS: AM 152, fol; AM 571, 4to; AM 589 e, 4to; BM Add 4860, fol. ED: FAS1 3; FAS2 3; FAS3 3. ED + ÜB (lat. & schwed.:) E. J. Björner, Nordiska Kämpadater, Sthm. 1737. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; H. R. Ellis, Fostering by Giants in Old Norse Saga Literature, (Me­ dium Ævum 10) 1941; H. Pálsson, H.s.b., (DicMA 6) 1985.

Hálfdanar saga Eysteins­ sonar ist eine Fornaldarsaga aus dem frühen 14. Jh. und eine der besten aus der Gruppe der mär­ chenhaften Wikingersagas. Der Autor kannte und verwendete histor. Werke wie die Landnámabók ebenso wie die Yng­ linga saga und andere Fornaldarsögur, etwa die Ragnars saga loðbrókar und die Völsunga saga, daneben bestehen noch enge Kontakte zw. der H.s.E. und der Egils saga einhenda. Die Handlung besteht im wesentl. aus einer Brautwer­ begeschichte mit zahlr. kriege­ rischen Abenteuern, die da­ durch kompliziert und verlän­ gert wird, daß die vom Helden umworbene Prinzessin Ingigerðr im entscheidenden Mo­ ment mit ihrer Zofe die Rolle tauscht, sodaß der böse Wikin­ ger Ülfkell die falsche Prin­ zessin heiratet und Hálfdan am

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Ende trotz allem zur richtigen kommt. Trotz der konventio­ nellen Motivik ist die Saga spannend und lesbar aufgebaut. HSS: AM 343 a, 4to; AM 586, 4to; BM Add 4863. ED: FAS’ 3; FAS2 3; F. R. Schröder, H.s.E., 1917 (= ASB 15); FAS3 3. ED + ÜB (lat. & schwed.:) E. J. Björner, Nordiska Kämpadater, Sthm. 1737. ÜB (engl.:) H. Pálsson, P. Edwards, Se­ iten Vikinq Romances, Harmondsworth 1986. LIT: F. R. Schröder, Untersuchungen zur H.s.E., Diss. Kiel 1917 (identisch mit Einl. zu seiner Ausgabe); H. Pálsson, H.s.E., (DicMA 6) 1985.

Hálfdanar saga gamla ist eine jüngere, stark erweiterte Form der Sage in der Snorra-Edda (Skáldskaparmál 62) über den myth. König Hálfdan und seine Söhne, welche die Ahnherren der irdischen Stände und Kö­ nigsgeschlechter sind. HSS: BM Add 11.116, 4to (18. Jh); AM 933, 4to (19. Jh.). LIT: H. L. D. Ward, Catalogue of Roman­ ces in the Department of MSS in the British Museum 2, London 1883.

Hálfdanar saga svarta ist der Abschnitt der -> Heimskringla, welcher am Übergang von der halbmyth. Ynglinga saga zu der im wesentl. histor. Haralds saga hárfagra steht. Snorri verwen­ dete dafür eine verlor. Quelle über Halfdan svarti sowie die Skjöldunga saga und Agrip. HSS, ED, ÜB: -> Heimskringla.

Hálfdanar þáttr svarta ok Haralds hárfagra ist ein kurzer Abschnitt der Flateyjarbók über König Haraldr hárfagri und seinen Vater Hilfdan. Er basiert offenbar auf einer verlor. Saga aus dem frühen 13. Jh., die

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auch Snorri als Quelle für die Hálfdanar saga svarta und die Haralds saga hárfagra seiner Heimskringla verwendete. HSS & ED: -» Flateyjarbók. LIT: Bjarni Aðalbjarnarson, Formali zu Heimskringla 1, Rv. 1941 (= ÍF 26); M. Ciklamini, The Folktale in Heimskringla, (Folklore 80) 1979.

Hálfhnept («Halb-abge­ trennt») ist eine Variante des Dróttkvætt mit freierer Sil­ benzahl (fünf bis sieben Silben sind mögl.), dessen Charakteri­ stikum aber die stumpfe En­ dung der Verszeile mit einer Hebung ist, wobei die übl. un­ betonte Silbe am Ende der Dróttkvættverse «abgeschnit­ ten» (stýfð eða hnept: Snorri, Háttatal 77) ist. Diese letzte He­ bung trägt immer auch die zweite Hending der Verszeile. Man hat beim H. an Einfluß der europ. Dichtung gedacht, aber auch an eine Weiterentwick­ lung aus dem Hrynhent. Noch weiter als das H. geht die von Snorri (Háttatal 78) als Alhnept bezeichnete Versform, die nur vier stumpf endende Silben je Verszeile aufweist. LIT: J. de Vries, ALG 1, 21964; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976.

Hálfs saga ok Hálfsrekka («Saga von Half und seinen Kämpen») ist eine spät im 13. Jh. entstandene und in etwa 40 HSS erhaltenen Fornaldarsaga, die in irgendeiner Form schon Sturla Pórðarson (1214—1284) bekannt war, der eine Episode daraus in seiner Version der Landnámabók wiedergibt. Die nur sehr lose zusammenhän­

Hallar-Steinn

gende Saga spielt in Norwegen und bezieht ihren Stoff vor al­ lem aus der Heldensage, wobei auch ältere Heldenlieder zitiert werden. Das hohe Alter der Handlung zeigt die Tatsache, daß die im 10. Jh. entstandene Ynglingatal die Kenning «Hálfs hani» («Halfs Töter») für «Feuer» verwendet. Die trag. Geschichte erzählt von König Half und seinen Helden, der nach 18 Jahren Wikingerfahrt in sein Königreich zurückkehrt und trotz eines warnenden Traums («Innstein-Lied») von König Asmundr hintergangen und in seiner Halle verbrannt wird. Die einzigen zwei Über­ lebenden des darauffolgenden Gemetzels dichten Lieder auf das Geschehen («ÜtsteinLied», «Hrókslied»); die Saga endet damit, daß Hálfs Enkel nach Island auswandern. HSS: GkS 2845, 4to; sonst nur PapierHSS. ED: FAS1 2; FAS2 2; A. Le Roy An­ drews, H.S.O.H., 1907 (= ASB 14); FAS3 2; H. Seelow, H.s.o.H., Rv. 1981 (= Rit 20); (Faks.:) J. Helgason, The Saga MS 2845, 4to ..., Cph. 1955 (= MI 2)F.D + ÜB (lat. & schwed.:) E. J. Björner, Nordiska Kämpadater, Sthm. 1737. LIT: A. H. Krappe, Le rire du prophete, (Studies in Engi. Philol. ... in Honor of F. Kiaeber) Minneapolis 1929; ders., L’origine irlandaise d’un episode de la Hálfs saga, (Revue celtique 47) 1930; H. Schneider, Hálfs saga und Hrólfs saga, (Fs T. Siebs = Germanist. Abh. 67) 1933; C. Borggreve, H.s.o.H., (KLL 3) 1967; H. Seelow, Páll Ketilssons MS der H.s., (Opuscula 7), Kbh. 1979 (= BiblArn 31); David Erlin^sson. Hjörleifur kvensami og Fergus mac Leite, (Gripla 4) Rv. 1980; H. Pálsson, H.s.o.H., (DicMA 6) 1985.

Hallar-Steinn, ein christl. isländ. Skalde des 12. Jh.s, von

Halldórs þáttr Snorrasonar I

142

dem wir nur wissen, daß er eine umfangreiche Olafsdrápa ver­ faßt hat, die als -> Rekstefja bezeichnet wird; sonst zitiert nur Snorri in seiner Edda einige Halbstrophen dieses Skalden.

gen nachzugeben. Da der Kö­ nig Halldór seinen Sold nicht bezahlen will, dringt Halldór schließl. nachts in die königl. Schlafkammer ein und zwingt den König mit vorgehaltenem Schwert zur Begleichung, was dieser mit einem Goldring vom Finger der Königin tut.

ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946.

Halldórs Jjattr Snorrasonar I ist ein íslendingaþáttr über Halldór Snorrason, der als Gast bei Einar Þambarskelfir einen Verwandten des Gastgebers tö­ tet, der ihn provozierte. Hall­ dór unterwirft sich Einars Ur­ teil, der vor dem Spruch er­ zählt, wie er selbst einmal als Gefangener einem Fremden verkauft wurde, der ihn unter der Bedingung freiließ, daß er selbst später ebenso handle; er glaubte in dem Fremden König Olaf Tryggvason erkannt zu haben, und läßt Halldór frei.Die wohl im 13. Jh. verfaßte Erzählung ist ganz im klerika­ len Stil gehalten und beruht zum Teil auf einer Bibelstelle (Luk 24, 13ff). HSS: AM 62, fol und AM 54, fol (in der Olafs saga Tryggvasonar in mesta); Flateyjarbók. ED: E. Öl. Sveinsson, Laxdæla saga, Rv. 1934 (= ÍF 5); Guðni Jónsson, blendinga þœttir, Rv. 1935. ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928 (= Thule 17).

Halldórs þáttr Snorrasonar n, ein wohl zu Beginn des 13. Jh. verfaßter Islendingaþáttr, erzählt vom Bruch der Freund­ schaft zw. Halldór und dem König Haraldr harðráði, da we­ der der Isländer noch der starr­ köpfige König bereit sind, in ihren gegenseitigen Forderun­

HSS: Morkinskinna, Hulda, Hrokkinskinna. ED: E. Ol. Sveinsson, Laxdæla saga, Rv. 1934 (= ÍF 5); Guðni Jónsson, íslendinga þœttir, Rv. 1935; T. Ulset, Utvalgteþœttir fra Morkinskinna, Oslo 1978 (= Nordisk Filologi). ÜB: (dt:) F. Niedner, Norweg. Königs­ geschichten 1, 1928 (= Thule 17); (engl:) Hermann Pálsson, Hrajhkel’s saga and other stories, Harmondsworth 1971.

Hallfreðar saga (vandræðaskálds), eine der ältesten Islän­ dersagas, ist die unterhaltsame Lebensgeschichte des Skalden —> Hallfreðr Ottarson vandræðaskáld. Sie behandelt in zwei größeren Abschnitten vor al­ lem seine Liebesgeschichte mit Kolfmna vor und nach ihrer Heirat mit Griss und seine Be­ ziehungen zu König Olaf Tryggvason, der ihn - nach ei­ nigen Schwierigkeiten, die zum Beinamen des Skalden fuhren zum Christentum bekehrt. Die im besten klass. Sagastil abge­ faßte Skaldensaga enthält auch zahlreiche Strophen des Skal­ den über die meisten Stationen seines Lebens. Die um 1220 ge­ schriebene Saga ist in mehreren Versionen erhalten, wovon der Text der Möðruvallabók zwar komplett, aber stark gekürzt er­ scheint, während die in der Olafs saga Tryggvasonar in me­ sta in der Flateyjarbók erhaltene

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Fassung zwar ausführlicher, aber nicht vollständig ist. HSS: Möðruvallabók; Flateyjarbók. ED: K. Gislason, Fire ogfyrretyve Prøver, Kbh. 1860; G. Vigfússon^ Th. Möbius, Fornsögur, 1860; E. Ol. Sveinsson, Vatnsdæla saga, Rv. 1939 (= ÍF 8); Bjarni Einarsson, H.s., København 1953 ( = SUGNL 64); ders., H.s., Rv. 1977. ÜB: F. Niedner, Vier Skaldengeschich­ ten, 1914, 21964 (= Thule 9); G u. G. Wenz, Hallfred, ein Skaldenleben, 1926 ( = Bauern und Helden 5); F. Seewald, Skaldensagas, 1981 (= Insel Taschen­ buch 576). LIT: W. v. Eeden, De Overlevering van den H.s., Amsterdam 1919; ders., Een episode uit de. H.s., (TNTL 39) 1920; ders., De groote Olafs saga Tryggvasonar en de H.s., (Neophilologus 6) 1922; ders., Bijdrage tot de overlevering van de H.s., (Neo­ philologus 15) 1931; Bjarni Einarsson, Skáldasögur, Reykjavik 1960; G. Hellwig, Die Struktur der H.s., 1967; F. J. Keutler, H.s.vandræðaskálds, (KLL 3) 1967; H. Pálsson, Dulargervi t Hallfreðar sögu, (Gripla 3) Rv. 1979; Bjarni Einarsson, H.s., (DicMA 6) 1985. N: H. Drachmann, Hallfred Vandraadeskjald, (Drama, Kbh. 1900).

Hallfreðr Ottarson vandræðaskáld, auch Hallfroör O.V., («der schwierige Skalde») war einer der produk­ tivsten isländ. Skalden. Diesem Umstand dürfte es zu verdan­ ken sein, daß über sein Leben im 10./11. Jh. im 13. Jh. eine Saga verfaßt wurde, die -> Hallfreðar saga vandræðaskálds, die aber wohl mehr mit dem gängigen Liebesroman-Schema der Skaldensagas (besonders der Kormäks saga) gemeinsam hat als mit dem tatsächl. Leben Hallfreðs; daher ist auch mit Recht bezweifelt worden, ob alle der 28 in der Saga zitierten Gedichte und Lausavisur von ihm stammen. Von seiner Hákonardrápa, mit der er sich

Halii stirði beim Ladejarl Håkon einge­ führt haben soll, sind nur 9 Halbstrophen erhalten, von ei­ ner Eiríksdrápa auf Jarl Eirfkr Hákonarson, unter dessen Skal­ den er im Skáldatal genannt wird, nur zwei Zeilen. Gesi­ chert ist Hallfreös Verbindung mit Olaf Tryggvason; im Skäldatal wie in der Olafs saga Tryggvasonar wird er als Skalde dieses Königs (reg. 995-1000) genannt, und grö­ ßere Abschnitte einer -> Olafsdripa und einer Erfidrápa auf Olaf (-» Olafsdrápa, Erfidräpa) sind in der Saga erhalten. Unter diesem König wird der Skalde getauft - Olaf selbst muß ihm Pate stehen - und von ihm er­ hält er wegen seiner zahlreichen Wünsche und Bedingungen seinen Beinamen. - In der Bergsbók wird ihm auch noch eine weitere große Olafsdrápa Tryggvasonar zugeschrieben, die aber erst aus dem 12. Jh. stammt. HSS: Hallfreðar saga; -* Olafs saga Tryggvasonar; -> Snorra Edda; -+ Heimskringla; Fagrskinna. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946; —* Hallfreðar saga; 7+ Olafs saga Tryggvasonar. ÜB: -» Hallfreðar saga. LIT: S. A. Krijn, Halfred Vandrxdaskald, (Neophilologus 16) 1931; L. M. Hollan­ der, The Skalds, Ann Arbor 1968; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Hallfrødr vandræðaskáld —> Hallfreðr Ottarson vandræðaskáld.

Halii stirði oder H. striþi («H. der Unbeugsame» oder «H. der Sture») war ein isländ. Skalde des 11. Jh.s, der im Skai-

Hallmundarkviða

datal als Dichter von König Haraldr haröráði genannt wird und von dem in der Heimskringla auch sechs Strophen eines Flokkr zitiert werden über die Versöhnung zw. König Harald und dem Dänenkönig Sveinn Úlfsson. F. Jónsson hat in diesen gekonnten Strophen das Werk von Þjóðólfr Arnórsson sehen wollen, und spracht. Zusam­ menhänge bestehen in der Tat, ohne daß diese völlige Beweis­ kraft hätten. HSS: -» Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 806; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Hallmundarkviða werden in der Grettis saga sechseinhalb Strophen eines Gedichts ge­ nannt, in dem Grettir wieder­ holt erwähnt wird, und das vielleicht erst vom Autor der Saga stammt; den Refrain hat das Lied mit den Zeilen einer Traumstrophe des Bergbúa þáttr gemeinsam. HSS, ED, ÜB: -* Grettis saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915.

Hallr Snorrason, isländ. Skalde des 12. Jh.s, der im Skáldatal als Hofskalde von Magnús Erlingsson genannt wird, von dem aber nur einen Helming in der Snorra Edda und zwei Lausavisur in der Sverris saga be­ wahrt sind; ob etwas davon wirkl. einem Gedicht auf Magnus zuzuordnen ist, bleibt ungewiß. HSS: -* Snorra Edda; -> Sverris saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946.

144 LIT: B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Hallr I’órarinsson, isländ. Skalde des 12. Jh.s, Mitverfasser des —» Háttalykill.

Hallur ögmundarson war ein Priester in Westisland ca. 1470 - 1540, von dem etliche relig. Gedichte stammen: —> Nikulásdrápa, —> Michaelsflokkur, -> Mariuvisur, —► Náð, -» Gimsteinn und —♦ Maríublóm. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Jón Þorkelsson, Om Digtningen pa Island i del 15. og 16. drhundrede, Kbh. 1888.

Hallvarðr Háreksblesi («H. Háreks-Blesse») ist ein sonst unbekannter isländ. Skalde des 11. Jh.s, von dem wir nur Reste einer —> Knútsdrápa erhalten haben.

Hallvards saga ist eine kurze Heiligensaga über den Hl. Hall­ vard, den norweg. Märtyrer des 11. Jh.s (15. Mai), von der nur der Beginn (AM 238) und der Schluß (AM 235) erhalten sind und die eine erweiterte Über­ tragung der lat. Vorlage in BHL 3750 ist. Von der latein. Fassung der Hallvards-Legende ist neben einer Kurzfassung im Breviarium Nidrosiense nur ein latein. Text in einer Utrechter HS bewahrt (gedruckt in G. Storm, Monumenta historica Norvegiae, Kria. 1880). HSS: AM 238, fol frag. VIII (15. Jh.); AM 235, fol (ca. 1400): AM 670 1, 4to. ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LOSONP 1963.

Hamburgische Kirchenge­ schichte —► Gesta Hammabufgensis ecclesiae pontificum.

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Hamðismál in forno («das alte Hamðir-Lied») ist ein Hel­ denlied der Liederedda; die Be­ zeichnung in forno, die es im Codex Regius trägt, ließe an ein anderes jüngeres Lied denken, von dem wir aber nichts wissen. Die H. gehören wie Guörünarhvöt und Guðrúnarkviöa 1 — III zum Gudrunstoffkreis. Die erste Szene beschreibt - wie auch die Guðrúnarhvöt - wie Gudrun ihre Söhne Hamöir und Sörli zur Rache für ihre Schwester an Jörmunrekr an­ stachelt. Diese antworten ihr, daß sie selbst Unglück über ihre Familie gebracht habe. Der größere Teil des 31 Strophen in den Versmaßen Fornyröislag und Málaháttr umfassenden Liedes beschreibt die Ausfahrt der Brüder und ihren Kampf in Atlis Halle, in dem sie beide fallen, obwohl ihre Mutter sie gegen Eisen unverwundbar machte. Der Stoff der H. mit der Sage von Ermanerich ge­ hört zur ältesten Schicht ger­ man. Heldensage, das Lied selbst dürfte neben der Atlakviða zu den ältesten Eddaliedern gehören, schon Bragi inn gamli im 9. Jh. kennt den Stoff. Das Lied dürfte spätestens im 10. Jh. entstanden sein. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983; Jón Helgason, Kviður af Gotum og Húnum, Rv. 1967. ÜB: F. Genzmer, Edda 1, 21963 ( = Thule 1). LIT: S. Bugge, H., (ZfdPh 7) 1876; W. Ranisch, Zur Kritik und Metrik der «Hamþismál», 1888; H. de Boor, Die nord. Svanhilddichtung, (Erbe der Ver­ gangenheit, Festgabe F. K. Helm) 1951; S. Gutenbrunner, Über den Schluß des

Haraldr harðráði Sigurðarson «Hamdirliedes», (ZfdA 83) 1951/52; L. M. Hollander, The Legendary Form ofH., (ANF 77) 1962; E. Ól. Sveinsson, íslenzkar bókmenntir ifornöId, Reykjavik 1962; J. de Vries, ALG 1, 21964; A. Wolf, Gestaltungskerne und Gestaltungsweisen in der altgerman. Heldendichtung 1965; H. Beck, (KLL 3) 1967; K. v. See, Die Sage von Hamdir und Sörli, (Fs G. We­ ber) 1967; F. R. Schroder, Die Eingangs­ szene von «GuðrúnarhvQt» und «H.», (PBB West 108) 1976; K. v. See, GuðrúnarhvQt und H., (PBB West 99) 1977; Th. M. Andersson, H., (DicMA 6) 1985; O. Gschwantler, Älteste Gattungen ger­ man. Dichtung, (Neues Handbuch der Lit.-wiss. 6) 1985.

Handlyng synne —> Gesta Ro­ manorum. Haraldr harðráði Sigurðarson, (»Harald der Harte«), norweg. König von 1047—1066, ist für die altnord. Literaturgesch. nicht nur als Protagonist der -» Haralds saga harðráða und als Mäzen und Freund von Skalden wie -> Pjóöólfr Amórsson oder -> Arnórr Pórðarson interessant, sondern er hat sich auch selbst als Skalde betätigt. Es sind von ihm 19 Strophen oder Strophenfragm. erhalten, wo­ von eine Reihe zu den ursprüngl. 16 Strophen umfassen­ den Gamanvisur gehörte, das H.h.S. auf seine Braut Ellisif dichtete; zwei weitere Stro­ phen, eine im Fornyröislag und eine im Dróttkvætt, dichtete er in der Schlacht von Stamford Bridge 1066, in der er fiel. Ob­ wohl manche von seinen Stro­ phen, besonders die erwähnte im Dróttkvætt, metrisch richtig sind, kann man bei doch kaum von einer »echten Dichterna­ tur« (F. Jónsson) sprechen, son­ dern eher von einem königl. Gelegenheitsdichter.

Haralds rimur Hringsbana ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1. 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 806, 845-847, 1137, 2023-2027; G. Turville-Petre, Haralde the Hard-Ruler and his Poets, London 1968; K. v. See, Skaldendichtung, 1980.

Haralds rimur Hringsbana. eine Versbearbeitung einer ver­ lorenen Fornaldarsaga mit inter­ essantem Inhalt: Der verwit­ wete dän. König Hring schickt seinen Sohn Harald nach Eng­ land, um dort für ihm um die Hand der Prinzessin Signý an­ zuhalten, aber Harald verliebt sich selbst in sie und schläft mit ihr. Ein Fremder namens Svipall berät Harald, wie er sich aus der Affäre ziehen könne, und Harald folgt dem Rat, ein Bauernmädchen, das ebenfalls Signý heißt, statt der Prinzessin zum König zu bringen. Dieser erfährt jedoch später durch ei­ nen anderen Fremden von dem Mädchenwechsel und versucht daraufhin seinen Sohn in seiner Halle zu verbrennen, der jedoch den Flammen entkommen kann, und als der König ihn töten will, läuft er in den Speer seines Sohns. Nach weiteren Komplikationen schließt die Handlung mit einem Happy End. HSS: AM 604 c, 4to; AM 606 d, 4to; AM Access. 22. ED: Ólafur Halldórsson, H. r. H., Rv. 1973 (= Rit 3); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rtmur. MS No 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). ÜB (engl.:) H. G. Leach, Haraldssaga Hringsbana and the Tristan and Svanhild Romances, (SS 2) 1914-16. LIT: E. Kolbing, Beitr. zur vergl. Gesch. der romant. Poesie u. Prosa des Ma., 1876; Jón Þorkelsson, Om Digtningen pa Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh.

146 1888; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Haralds saga gilla —> Magnúss saga blinda ok H.s.g. Haralds saga gråfeldar ist der Abschnitt von Snorris -» Heimskringla, der sich mit Ha­ raldr gråfeldr, norweg. König von 960-975, beschäftigt; Snor­ ris Hauptquelle dafür war die *Hlaðajarla saga, er verwendete aber auch Oddr Snorrasons Olafs saga Trygg vasonar, Agrip und Fagrskinna. HSS, ED, ÜB: -+ Heimskringla.

Haralds saga harðráða, ein Teil von Snorris -» Heims­ kringla, der von der Regie­ rungszeit von König -> Har­ aldr harðráðt zw. seinem Re­ gierungsantritt 1046 (als Harald mit seinem Neffen Magnús dem Guten, der ein Jahr später starb, gemeinsam König wurde) bis zu seinem Tod in der Schlacht von Stamford Bridge in England 1066 han­ delt, sowie von dem vorherge­ henden Aufenthalt Haralds des Harten in Konstantinopel be­ faßt (der sogen. Utferöarsaga). Snorri verwendete als Quellen die Morkinskinna, die Hákonar saga Ivarssonar und Skaldenge­ dichte über Haraldr; —> Magnúss saga góða ok Haralds harðráða. HSS, ED, ÜB: —> Heimskringla. ÜB (engl;) M. Magnusson, H. Pálsson, Kinq Harald’s Sat>a, Harmondsworth 1964.

Haralds saga hárfagra, ein Abschnitt der -♦ Heimskringla, deckt den Zeitraum von Harald

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Schönhaars Regierungszeit (laut den isländ. Annalen 868-928) ab. Snorri verwendete dafür als Quellen die Hálfdanar saga svarta ok Haralds hárfagra, die teilweise in der Flateyjarbók er­ halten ist, sowie die *Hlaöajarla saga, Fagrskinna, Orkneyinga saga und Agrip, daneben noch Skaldengedichte wie Porbjörn hornklofis Hrafnsmal und Glymdrápa. HSS, ED, ÜB: —> Heimskringla. LIT: A. J. Berger, The Sagas of Harald Fairhair, (Scripta Islandica 31) 1980.

Haralds saga hilditannar ist eine sehr junge Saga über eine der Hauptfiguren der Skjöldunga saga. HS: Lbs 1507, 4to.

Haralds saga Hringsbana ist eine verlor. Fornaldarsaga, auf der die —> Haralds rimur Hringsbana beruhen; die in jün­ geren HSS zu findende H.s.H. ist eine spätestens um 1670 ver­ faßte Prosaversion dieser Ri­ mur. HSS: SKB pap. 54, fol (1686); SKB pap. 13, 4to (ca. 1670); Kall 614, 4to; AM 298 I und II, 4to; Rask 31; Lbs 170, fol; Lbs 222, fol; BM Add. 4863. ÜB & LIT: H. G. Leach, G. Schoepperle, H.s.H. and the Tristan and Svanhild Rom­ ances, (SS 2) 1914-16 [Version BJ. LIT: H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; R. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Haralds þáttr grenska ist eine kurze Erzählung über den trag. Tod von Harald, dem Vater des Hl. Olaf, der gemeinsam mit sechs anderen Königen von der schwed. Königin Sigríðr im Bett verbrannt wurde.

Haraldskvæði HSS, ED: -» Flateyjarbók; -t Ólafs saga hins helga hin mesta.

Haraldsdrápa [1]. Der isländ. Skalde Einarr Skülason hat zwei Dråpar auf den norweg. König Haraldr gilli (gest. 1136) ge­ dichtet, von einer sind zwei, von der anderen viereinhalb Strophen erhalten. HSS: Morkinskinna; Fríssbók; Fagr­ skinna; -+ Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. ß 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 922, 1027, 1152, 2049; B. Fidjestøl, Det norrønefyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Haraldsdrapa [2], ein um 1137 entstandenes Gedicht des Skal­ den —► Haldórr skvaldri, von dem 2 Strophen und drei Halbstrophen im Dróttkvætt erhalten sind. HSS: Morkinskinna; Fríssbók; Fagr­ skinna; -t Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 2059; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Haraldskvæði (»Gedicht auf Harald«) ist ein 23 Strophen und Halbstrophen in einem dem Málaháttr ähnelnden Vers­ maß umfassendes skald. Preis­ lied auf Haraldr hárfagri, das Snorri in der Heimskringla mit 14 Strophen zitiert und wohl zu Recht dem Skalden Porbjörn hornklofi zuschreibt, während er für die in der Snorra-Edda angeführten 2 Strophen des Ge­ dichts Pjóðólfr ór Hvfni als Verfasser nennt. Zumindest der erste Teil des Gedichts präsen­ tiert sich als Gespräch zw. einer Walküre und einem Raben, der Haralds Taten in Seeschlachten

Haraldssona saga (besonders der im Hafrsfjord) berichtet. Daher wird das Lied auch Hrafnsmál genannt; beide Bezeichnungen sind aber mo­ dern, in keiner Quelle hat das Gedicht einen Titel. Das Lied ist wohl nicht allzulange nach der Schlacht vom Hafrsfjord ent­ standen, ob es schon ursprüngl. eine Einheit bildete oder ob die gegen Ende eingestreuten Stro­ phen im Ljóðaháttr spätere Zu­ sätze sind, ist nicht geklärt. HSS: Fagrskinna (20 Str.); Flateyjarbók (Páttr Hálfdanar ok Haralds); —► Heims­ kringla (14 Str.); -+ Snorra-Édda (2 Str.). ED: T. Wisén, Carmina Norr cena, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders.. Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skal. 1, 1946; J. Helgason, Skjaldevers, Kbh. 31968 (= Nor­ disk Filologi A 12). ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 1922 (= Thule 2). LIT: F. Sueti, Lieber die auf den König Haraldr hárfagri bezügl. Gedichtfrag­ mente in der norweg. Königschronik Fagrskinna, Diss. Kiel 1884; M. Olsen, Om Harald haarfagres kongsgaarde, (MoM) 1913; ders., Hild Rolvsdatters vise om Gange-Rolv og Harald Harfagre, (MoM) 1942; E. A. Kock, NN 1023f, 1506,1815, 2410; K. v. See, Studien zum H., (ANF 76) 1961; A. Holtsmark, Haraldskvœde, (KLNM 6) 1961; G. W. Weber, H„ (KLL 3) 1967; J. de Vries, ALG 1, 21964; T. Ulset, Merknader til en del skaldedikt, Oslo 1975; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; J. Harris, H., (DicMA 6) 1985.

Haraldssona saga ist der Ab­ schnitt der Heimskringla, der über die norweg. Geschichte von 1136 (als Ingi und Sigurör, die Söhne von Haraldr gilli, an die Macht kamen) bis 1157, als König Eysteinn Haraldsson fiel, berichtet. Snorri verwendete dabei als Quellen die Fagr­ skinna, Hryggjarstykki, Agrip und die Morkinskinna (die ih­

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rerseits einen Teil der Ereignisse aus jvar Ingimundarsons Ge­ dicht Siguröarbalkr bezog). HSS, ED, ÜB: -♦ Heimskringla.

Hárbarðsljóð (» Lied von Härbarðr«) ist ein schwankartiges Götterlied der Liederedda, in welchem Odin als Fährmann Hárbarðr verkleidet dem müde vom Riesenland heimkehren­ den Thor die Überfuhr verwei­ gert und ihn als kräftigen, aber dummen Bauernlümmel hin­ stellt. Im Wortstreit zw. den beiden prahlt Thor mit seinen Riesenkämpfen und Odin mit seinen Liebesabenteuer mit Rie­ sentöchtern. Der ungewöhnl. Inhalt wird auch in einer für ein Eddalied sehr unüblichen Form widergespiegelt: einzelne Stro­ phen im Ljóðaháttr und Fornyrðislag wechseln mit alleinste­ henden Langzeilen und Prosa­ sätzen, dieser stete formale Wechsel sollte aber wohl be­ wußt die Ironie des Inhalts be­ tonen. Die Situation des Liedes steht in der Tradition des nord. Män­ nervergleichs (mannjafnaðr), und auch der Typus des wider­ strebenden Fährmanns ist nicht selten, eine auffällige Parallele bildet dabei der Streit Hagens mit dem Fährmann an der Do­ nau im Nibelungenlied (1480ff). Der Standort des Dichters ist eindeutig und wird im Satz »dem Odin gehören die Für­ sten, die im Kampf fallen, dem Thor das Geschlecht der Knechte« verbalisiert. Gegen eine Entstehungszeit einige

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Háttalykill inn forni

Jahrzehnte vor der Christiani­ sierung Norwegens spricht we­ der die Herabsetzung Thors noch der ironische Ton, aber da die einzige Parallele unter den eddischen Liedern, die Lokasenna, wohl recht jung ist, wird man eine viel spätere Entste­ hung auch bei der H. nicht völ­ lig ausschließen können.

HS: AM 757 a, 4to. ED: H. Rydberg, Die geistl. Drápur, Kph. 1907; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946; E. L. Black, H., Diss. Oxford 1971. LIT: F. Paasche, Kristendom og kvad, Chria. 1914; E. A. Kock, NN 1180, 1192-4, 1206-14, 1351, 1835, 2007, 2015, 2089, 2110-13; W. Lange, Studien zu christl. Dichtung der Nordgermanen, 1958 (= Palaestra 222); G. S. Täte, Gamli kanóki, (DicMA 5) 1985.

HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. D. Gräter, Nordische Blumen, 1789; F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 21963 ( = Thule 2). LIT: F. Niedner, Das H., (ZfdA 31) 1887; M. Olsen, Edda- og Skaldekvad, Oslo 1960;J. de Vries, ALG 1, 21964; G. W. Weber, Hárbarzljóð, (KLL 3) 1967; C. J. Clover, H. as generic farce, (SS 51) 1979; M. Bax, T. Padmos, Two Types of Verbal Dueling in Old Icelandic: The Interactional Structure of the senna and the mannjafnaðr in H., (SS 55) 1983; C. J. Clover, H„ (DicMA 6) 1985.

Harpestreng, Henrik, dän. Arzt (gest. 1244), Verfasser ei­ nes Arzneibuchs, von dessen altnord. Übersetzung aus dem 14. Jh. nur Fragm. erhalten sind.

Harðar saga Grítnkelssonar ok Geirs -> Hólmverja saga. Harðar saga ok Hólmverja -> Hólmverja saga.

Harmsól (»Sorgensonne«) ist eine relig. Dräpa von 65 Stro­ phen im Versmaß Dróttkvætt und eines der besten Gedichte des späten 12. Jh.s. Der Verfas­ ser ist Gamli kanóki aus dem Augustinerkloster Pykkvabaer. Nach einer Anrufung Gottes mit der Bitte um Inspiration und einem Bekenntnis seiner Sünden behandelt der Dichter die wichtigsten christolog. Themen bis zur Parusie, der Schlußteil enthält eine Bitte um Vergebung der Sünden und Anrufung der Heiligen. Der Ti­ tel H. bezeichnet Christus, da er die reuigen Sünder erfreut.

HS: AM 696 1, 4to (2 Blätter). ED: M. Hægstad, Gamalnorskfragment av Henrik Harpestreng, Chria. 1906. LIT: J. Kousgård Sørensen, Lægebøger, (KLNM 11) 1966.

Háttalykill, bestehend aus 90 Strophen in ebensovielen verseh. Versmaßen, stammt von Loptur Guttormsson riki (gest. 1432) und ist deutl. vom -» Hättalykill in forni und Snorris Háttatal beeinflußt. In­ halt!. ist das komplizierte, aber bemerkenswert geschickte Werk ein Liebesgedicht an seine Geliebte Kristin, die der Dich­ ter aus unbekannten Gründen nicht heiraten konnte. HSS: AM 166 a, 8vo; SKB perg. 23, 4to; u.v.a.m. ED: J. H. Schröder, Hátta-Lyckill Lopte Gutormssonar 1-2, Upsala 1816; Jón Porkelsson, Kvæðasafn, Rv. 1922-27. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; J. Helgason, Nokkur t'slenzk miðaldakvœði, (ANF 40) 1924; F. Jónsson, Litt.hist 3, 1924; dets., Om H., der tilkeges Loptr Gutthormsson, (ANF 48) 1932; A. Holtsmark, H., (KLNM 6) 1961.

Hättalykill inn forni (»der alte Schlüssel zu den Versma­

Håttatal

ßen«), ist eine altisländ. Poetik in Gedichtform, die einen zwei­ fachen Zweck erfüllte. 1., und das deutet auch der latein. Titel (clavis poetica) an, stellt sie eine Liste der metrischen Formen dar, die zur Zeit ihrer Abfas­ sung einem altnord. Skalden zur Verfügung standen. 2. gibt sie in sehr verkürzter Form In­ haltsangaben von Stoffen aus der german. Heldensage, etwa aus der Nibelungensage, der Sage von Ragnarr loðbrók und seinen Söhnen, dem Hjaöningavig, von Hrólfr kraki, den Skjöldungen. Sodann zählt das Gedicht auch noch die norweg. Könige vom 9. bis zum Beginn des 12. Jhs. auf. H. ist nur in zwei beschädigten HSS des 17. Jhs. erhalten, und der letzte Ab­ schnitt des Werks ist verloren. Die Entstehung des Gedichts wird in der —► Orkneyinga saga (Kap. 81) mit dem isländ. Skal­ den Hallr Pórarinsson in Ver­ bindung gebracht, der sich zw. 1140 und 1150 bei Jarl Rögnvaldr Kali auf Orkney aufhielt. Wie A. Holtsmark gezeigt hat, kann der H.i.f. nicht mit der einheim. Dichtungstradition ausreichend erklärt werden, sondern es verweist auf die artes poeticae und rythmicae, wie sie in ma. Schulen gelehrt wurden; weniger wahrscheinl. ist iri­ scher Einfluß. Die Bezeichnung als alter Versschlüssel stammt wohl aus dem 13. Jh. zur Un­ terscheidung von Snorris um 1220 abgefaßter -» Háttatal. -» Langfeðgatal, -» Verslehre. HSS: SKB pap. 64, fol; SKB pap. 65, fol; Uppsala R. 683.

150 ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders.. Carmina Scaldica, Kbh. 21929, Nachdr. 1960; E. A. Kock, Skai. 1, 1946; J. Helgason, A. Holtsmark, Háttalykill enn forni, Kbh. 1941 (= Bibi Arn 1). LIT: E. A. Kock, NN 490f, 983-986, 1157-1165, 2069-2085; Th. Möbius, Háttatal Snorra Sturlusonar 1-2, 187981; A. Heusler, Altgerman. Verslehre 1, 1925; E.O. Sveinsson, Nugae metricae, (Folkloristica. Fs D. Strömbäck) Uppsala 1960.

Háttatal (»Verzeichnis der Versformen «) ist ein um 1222/3 von Snorri Sturluson verfaßtes Gedicht, welches den dritten und letzten Teil seines Skalden­ handbuchs (-> Snorra Edda) bildet und das er selbst mit ei­ nem ausführl. Kommentar ver­ sehen hat. Das Gedicht hatte eine doppelte Funktion: einer­ seits als Aufstellung aller Snorri bekannten altnord. Versformen in 102 Strophen, von denen jede eine andere Versform ex­ emplifiziert, wobei er als Vor­ bild den -> Háttalykill (inn forni) verwendete. Andererseits ist es auch ein Preisgedicht auf Jarl Sküli und König Hakon, die Snorri 1218-20 besucht hatte. Inhaiti, zerfällt das Ge­ dicht in drei Teile, von dem der erste (1-30) König Hakon, der zweite (31-67) Jarl Sküli und der dritte ihnen beiden gewid­ met ist. HSS, ED: —» Snorra Edda. ED: Th. Möbius, Háttatal Snorra Sturlu­ sonar 1-2, 1879-81; F. Jönsson, Carmina norræna, Kbh. 1893; ders., Carmina Scal­ dica, Kbh. 1913; ders., Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949; -> Snorra Edda. LIT: F. Jönsson, Litt.hist. 3, 21924; ders., Snorre Sturlusons H., (ANF 45) 1929; E. A. Kock, NN 1294—1321, 1779, 2171-2189; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982; J. Lindow, H.,. (DicMA 6) 1985; T. Krömmelbein, Snorri als Skalde. Studien zum H., (Ger-

Hauksbók

151 manic Dialects) Amsterdam/Philadelphia 1986.

Háttlausa, Variante des -> Dróttkvætt, bei der der Bin­ nenreim fehlt (vgl. Háttalykill in forni 26).

Haukdæla þáttr, ein Teil der —> Sturlunga saga, erzählt kurz die Geschichte der Haukdælir von der Landnahmezeit bis zum Beginn des 13. Jhs.; der literar. Wert der Erzählung liegt in der Reihe von Dialogen zwischen zwei unverheirateten Schwes­ tern über ihre Wunschmänner. Der Páttr bezieht Informatio­ nen aus der Landnarhabók, Aris Islendingabók, Sturlas íslendinga saga, Genealogien und Fa­ milientraditionen, und könnte um 1300 vom Kompilator der Sturlunga saga verfaßt worden sein. HS, ED u. ÜB: —> Sturlunga saga. LIT: Pétur Sigurðsson, Um Haukdœlaþátt, (Sagastudier. Fs F. Jónsson) Kbh. 1928; Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941.

Haukr Erlendsson, gest. 1334, stammte aus einer bekannten isländ. Familie, sein Vater Erlendr Olafsson der Starke (gest. 1312) war einer der bedeutend­ sten weltl. Politiker am Ende des 13. und Anfang des 14. Jh.s war. Die erste schriftl. Erwäh­ nung Hauks stammt von 1294, als er lögmaðr (Richter) in Is­ land wurde; er war auch lög— maör in Norwegen und wird als solcher 1302 in Oslo erwähnt, zog jedoch bald darauf nach Bergen und fungierte als lögmaðr am Gulaþing in Westnor­ wegen; sein letzter Brief in die­

ser Funktion ist mit 1322 da­ tiert. Die Jahre 1306-08 ver­ brachte Haukr in Island, und in dieser Zeit wurde die -> Hauksbók geschrieben, z. T. von Haukr selbst. Dieses umfangrei­ che MS stellt eine Art Biblio­ thek eines Gelehrten dar und zeigt seine weitreichenden Inter­ essen in Wissenschaft, Ge­ schichte und Literatur. LIT: Jón Helgason, Inlroduction zu Hauksbók, Kbh. 1960 (= MI 5); R. Perkins, Flóamanna saga, Gaulverjabcer and H.E., Rv. 1978 (= Studia Islandica 36); Stefan Karlsson, Aldur Hauksbókar, (Fróöskaparit 13) Tórshavn 1964.

Haukr Valdísarsoti, isländ. Skalde des 12. oder 13. Jh.s, von dem wir nur wissen, daß er der Verfasser der -> Islendingadrápa ist.

Hauks saga hugglaða ok Úlfs konungs illa ist eine erst im 18./19. Jh. entstandene Erzäh­ lung. HS: Lbs 1510, 4to.

Hauks þáttr hábrókar (»Er­ zählung von Haukr Hoch­ hose «) ist eine fiktive Ge­ schichte über einen Norweger, der im Auftrag König Harald Schönhaars zwei gefährl. Reisen nach Novgorod und nach Bjarmaland unternehmen muß. HS & ED: Flateyjarbók. ED: FMS 10, Kph. 1835. ÜB: F. Niedner, Norweg. Kcjnigsgeschichten 1, 1928, 21965 (= Thule 17).

Hauksbók ist eine umfangrei­ che Sammel-HS in Quarto, die 1306-08 für ihren Besitzer Haukr Erlendsson geschrieben wurde, teilweise von ihm selbst. Sie enthält auf ursprüngl. ca.

Haupteslösung 200, heute noch 141 Perga­ mentblättern sehr unterschied­ liche Texte: 1) Historische Werke über die frühe Geschichte Islands: Landnámabók, Kristni saga, Fóstbrœðra saga, Eiríks saga rauða. 2) Geschichten aus Norwegen und Dänemark: Skålda saga, Þáttr af Upplendinga konungum, Ragnars sona þáttr, Hemingsþáttr, Hervarar saga ok Heiðreks. 3) Die Völuspá. 4) Übersetzungen aus dem La­ tein.: Trójumanna saga, Breta sögur, Merlínusspá, Elucidarium. 5) Wissenschafti. Texte über Theologie, Geschichte, Geo­ graphie, Naturgeschichte, Ma­ thematik und Zeitrechnung, teilweise aus isländ., teilweise übersetzt aus latein. HSS. HSS: heute aufgeteilt auf die HSS AM 371, 4to; AM 544, 4to; AM 675, 4to. ED: Finnur Jónnson, EiríkurJónsson, H., Kbh. 1892-96; (Faks.:) Jón Helgason, H., Kbh. 1960 (= MI 5); (Teiled.:) Jón Porkelsson, Nokkur Blöð úr H., Rv. 1865. LIT: M. Kristensen, Nokkur blöð úr H., Kbh. 1925; Jakob Benediktsson, H., (KLNM 6) 1961; Stefan Karlsson, Aldur Hauksbókar, (Fróðskaparit 13) Tórshavn 1964; G. W. Weber, H., (KLL 3) 1967; A. Taylor, H. and Aelfric’s De falsis Diis, (Leeds Studies in English N.S. 3) 1969; J. Helgason, H.s historie i det 17. århundrede (Opuscula 1) Kbh. 1960 (= BiblArn 20).

Haupteslösung ist die übliche dt. Bezeichnung fiir Egils Ge­ dicht -» Höfuðlausn [1]. Haustlöng (»Herbst-Lange «) ist der Titel eines -» Schildge­ dichts des norweg. Skalden Pjóðólfr ór Hvini aus dem 9. Jh.; der Titel könnte sich viel­ leicht darauf beziehen, daß der

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Dichter einen ganzen Herbst für die Abfassung des jetzt noch 20 Dróttkvætt-Strophen um­ fassenden, ursprüngl. aber wohl längeren Gedichts benötigte. Die H. beschreibt im wesentl. zwei mytholog. Szenen, die auf einem Schild dargestellt waren, den der Dichter von einem ge­ wissen Porieifr bekommen hatte: Lokis Abenteuer mit dem Riesen Pjazi, der die Göttin Iöunn geraubt hatte, und Thors Kampf mit dem Riesen Hrungnir. Der Handlungsverlauf bei­ der Mythen wird relativ breit ausgefuhrt, der Dichter füllt die auf dem Schild sicher nur skiz­ zierten Szenen mit eigenem mytholog. Wissen auf. HSS: —* Snorra Edda. ED: T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Ski. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldica, ^København 1929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skal. 1, 1946. ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Corpus poeticum boreale 1, Ox­ ford 1883. LIT: E. A. Kock, NN 136-142,157-161, 223-226, 1015 - 1019; 1809-1813, 2004f, 2503f; A. Hoksmark, Myten om Idun og Tjatse i Tjodolvs H., (ANF 64) 1949; V. Kiil, Tjodolvs H., (ANF 74) 1959; A. Hoksmark, H.( (KLNM 6) 1961; J. de Vries, ALG 1, 21964; K. Schier, H„ (KLL 3) 1967; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; E. Marold, Kenningkunst, 1983.

Hávamál, (»Die Sprüche des Hohen «) heißen eine Folge von Gedichten in der Liederedda, die bis auf kurze mytholog. Ab­ schnitte der eddischen Wissens­ dichtung zuzurechnen sind. Die ersten 79/80 der insges. 164 Strophen sind Regeln und Leh­ ren für den tägl. Gebrauch und wurden von der älteren dt. For­

153 schung auch als »das alte Sitten­ gedicht« bezeichnet. Die Stro­ phen 81-95 geben Lehren, vor allem in Liebesdingen, welche dann in den sogen. Odinsbeispielen an Hand von Odins Abenteuern exemplifiziert wer­ den. Die Strophen 112-137 bringen eine Reihe von Lehren für einen jungen Mann namens Loddfáfnir und werden daher als Loddfáfnismál bezeichnet. Daran schließt sich (138-141) das sogen. Runengedicht Odins (Rúnatals þáttr Oðins), dann nach kurzer Überleitung die so­ gen. Zauberlieder (auch Ljóðatal, Str. 146—164), welche 18 verseh. Zaubersprüche ankün­ digen, diese aber nicht mittei­ len. Die unterschiedl. Stoffe und die ungleiche Zusammensetzung der H. haben zu sehr verseh. Erklärungen der Herkunft des Gedichts geführt. Die ältere Forschung (Überblick bei v.See, Gestalt, 1972) sah in den H. ein eher unzusammenhän­ gendes, in der Anordnung die ursprüngl. Gestalt nicht mehr erkennen lassendes Konglome­ rat von Strophen und Liedern, wobei aber vor allem das an­ geblich hohe Alter und die echt germanische Art des Alten Sittengedichts hervorgehoben wurde; v. See hat aber seit 1972 überzeugend gezeigt, daß die H. in ihrer erhaltenen Form nicht zufällig, sondern von ei­ nem Redaktor geprägt sind, und durch den Nachweis vom Einfluß der latein. Disticha Cato­ nis (—♦ Hugsvinnsmál) auf die Lehren der H. die Ansicht von

Hávarðar saga ísfirðings der unverfälscht german. Art der Sittenlehren widerlegt. Die H. sind also zumindest in der uns erhaltenen Form ein Pro­ dukt des 12. oder frühen 13. Jh., das zwar älteres Material ver­ wendet, aber mit seinen Anlei­ hen bei antiken und christl. Werken dem christl. Hochma. näher steht als dem german. Al­ tertum. HSS: Codex Regius; GkS 2365, 4to. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983; D. A. H. Evans, H., London 1986. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 1922 Thule 2). LIT: A. Heusler, Die zwei altnord. Sit­ tengedichte der H., 1917 (= Sitz.her. d. Berl. Akad.); A. Holtsmark, H, (KLNM 6) 1961; J. de Vries, ALG, 1964-67; H. Beck, H„ (KLL 3) 1967; K. v. See, Sonatorrek und H., (ZfdA 99) 1970; H. Klin­ genberg, H., (Fs S. Gutenbrunner) 1972; K. v. See, Die Gestalt der H., 1972; ders., Disticha Catonis und H., (PBB West 94) 1972; ders., Probleme der altnord. Spruchdichtung, (ZfdA 104) 1975. N: J. G. Herder, Die Zauberkraft der Lieder, (in: Volkslieder, 1778-79).

Hávarðar saga Isfirðings ist eine gut durchkomponierte, aber vorwiegend fiktive Islän­ dersaga über einen Vater, der sich am Mörder seines Sohnes rächt; die Handlung spielt im 10. Jh. im Westen Islands und erinnert an den Stoff der Hrafnkels saga: ein reicher Häuptling (Porbjörn) unterdrückt seine Nachbarn; einer von ihnen, Hávarðr, hat einen Sohn namens Olafr, der als Schafhirte arbeitet und von Porbjörn erschlagen wird. Der alte Hávarðr bricht daraufhin zusammen, wird aber von seiner Frau angestachelt und schafft es mit Hilfe von Freunden und Verwandten,

Hávarðr halti Isfirðingr

sich an Porbjörn und seinen Gesellen zu rächen. Die H.s.í. dürfte um 1330 ge­ schrieben sein, basiert aber auf einer jetzt verlor, älteren Fas­ sung, welche Sturla Pórðarson (gest. 1284) in seiner Version der Landnámabók verwendete und die er als Porbjarnar saga ok Hávarðar hins halta bezeich­ nete. In der Saga sind auch 14 Lausavisur des Helden überliefert, von denen zwei deutl. An­ klänge an Egils Sonatorrek er­ kennen lassen, eine weitere an eine Strophe desjarls Rögnvald; die Strophen sind zum Teil so schlecht überliefert, daß sie wahrscheinl. echt sind und tatsächl. vom Anfang des 11. Jh.s stammen dürften. HSS: AM 160, fol; AM 502, 4to (beide erst 17. Jh.). ED: Björn K. Þórólfsson, H.s.I., Kbh. 1923, (= SUGNL 47); Guðni Jónsson, Vestfirðinga sqgur, Rv. 1943 (— ÍF 6). ÜB: W. Leo, Die Hovard-IsfjordingsSage, 1878; A. Heusler, F. Ranke, Fünf Geschichten von Achtern und Blutrache, 1922, 21964 (= Thule 8); W. Baetke, Havards Rache, 1925 (= Bauern und Helden 3); ders., Nord. Blutrache, [1927J; (engl.:) W. Morris, E. Magnus­ son, The Story of Howard the Halt, Lon­ don 1891 (= The Saga Library 1). LIT: F. Jónsson, Versene i H.s., (Nord. Tidsk. f. Filol., 3.R. 17) 1909; A. Holtsmark, Om visene i H.s., (FsH. Falk) Oslo 1927; B. M. Ólsen, Um íslendingasögur, Rv. 1937-39; A. Holtsmark, Litt om over­ leveringen i Havards saga, (Studier i norrøn diktning), Oslo 1956; M. C. van den Toorn, H.s.I. Die Geschichte einer Rache, (ZfdPh 75) 1956; Björn Sigfússon, H.s.I., (K.LNM 6) 1961; P. Schach, H.s.I., (DicMA 6) 1985.

Hávarðr halti ísfirðingr -» Hávarðar saga Isfirðings. Hectors saga oder Hektors saga —> Ectors saga.

154 Hedins saga ok Hlöðvers (oder Hlöðvis) ist eine jüngere, sicher erst neuzeitl. Riddarasaga, mit deutl. Vermischung von Brautwerbesage, Schwie­ germuttermärchen und Bil­ dungselementen aus der wissenschaftl. Literatur. HSS: Lbs 229, 8vo; u.a.m. (alle 19. Jh.). ED: Jónas Jónsson, Stefán Egilsson, Sagan af Hcðni og Hlöðvi, Rv. 1878. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Heðins saga ok Högna -> Sörla þáttr.

Heiðarvíga saga (»Saga vom Kampf auf dem Hochmoor«), nach dem Helden des ersten Teils auch Viga-Styrs saga ge­ nannt, wird allgemein als die älteste erhaltene Isländcrsaga betrachtet; sie wurde vermutl. um 1200 verfaßt, und zwar wohl in Pingeyrar in der Nähe des Wohnorts der Hauptgestal­ ten der Saga; die Handlung der Saga spielt im ersten Viertel des 11. Jh.s. Die H.s. ist weniger gut durch­ komponiert und stilist, simpler als die meisten anderen Islendingasögur; ihre Handlung zer­ fällt in zwei nur lose miteinan­ der verbundene Abschnitte: der erste handelt von dem gewalt­ tätigen Viga-Styrr, der schließ­ lich einem jungen Rächer zum Opfer fällt, welcher von eini­ gen Goden im Borgarfjord in Sicherheit gebracht wird. VigaStyrs Schwiegersohn, Snorri goði, fuhrt eine Strafexpedition durch und tötet einen dieser Goden; auf diesem Teil der Saga basiert ein Abschnitt der -> Eyrbyggja saga, welche die

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H.s. ausdrückl. als Quelle an­ fuhrt. Der zweite Teil handelt vorwiegend von durch Blutra­ che bewirkten Fehden, die in dem berühmten Kampf am Hochmoor Tvídægra enden. Die ersten 15 Kapitel der H.s. in der Pergament-HS gingen im Brand von Kph. 1728 verloren und sind uns nur aus einer 1730 entstandenen Zusammenfas­ sung bekannt; die restl. 28 Ka­ pitel sind in dieser HS aus der Mitte des 13. Jh.s bewahrt. HSS: SKB perg. 18, 4to; Lbs Fragm. 1 (nur 1 Blatt); Zusammenfassung: AM 450 b, 4to; AM 1024, 4to. ED: K. Kålund, H.s., Kbh. 1904 ( = SUGNL 31); S. Nordal, G. Jónsson, Borgfirðinga sqgur, Rv. 1938 (= ÍF 3). ÜB: A. Heusler, F. Ranke, Fünf Ge­ schichten von Achtern und Blutrache, 1922, 21964 (= Thule 8). LIT: J. Helgason, fílað Landsbákasafns út H.s., (Arbok Landsbókasafns islands 7/8) 1950/51; F. J. Keutler, H.s., (KLL 3) 1967; A. Heinrichs, Beziehungen zw. Edda und Saga, (ZfdA 99) 1970; dies-, »Intertexture« and ils Functions in Early Wriuen Sagas, (SS 48) 1976; J. Harris, The Masterbuilder Tale in Snorri’s Edda and Tuv Sagas, (ANF 91) 1976; Sveinbjörn Rafnsson, Heimildir Hciðartfíga sögu, (Gripla 3) Rv. 1979; T. M. Anders­ son, H.s., (DicMA 6) 1985.

Heiðreks gåtur sind die einzi­ gen echten Rätsel in der altnord. Literatur (abgesehen von drei Rätseln in der Snorra Edda) und finden sich in der Hervarar saga, wo Odin als Gestumblindi verkleidet dem König Heiðrekr Rätselfragen stellt, die dieser alle beantworten kann, bis auf die letzte. Die 37 Rätsel­ strophen stehen in den Vers­ maßen Ljóðaháttr und Fornyrðislag und behandeln hauptsächl. Themen der natürl. Welt, nicht etwa mythologische. Im

Heilagra meyja dråpa

Text der Hauksbök finden sich zusätzlich sieben Rätsel, die in den anderen HSS fehlen. HSS, ED & ÜB -> Hervarar saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: A. Heusler, Die altnord. Rätsel, (Zs d. Ver. f. Volkskunde 11) 1901; K. Liestøl, Die Guten Rathschläge in der Hervararsaga, (Fs E. Mogk) 1924; E. A. Kock, NN 115, 792, 2360-64.

Heiðreks saga (vitra) -» Her­ varar saga ok Heiöreks konungs. Heilagra manna dråpa (»Preisgedicht auf die Heili­ gen «) ist eine in 26 fragm. Hrynhentstrophen erhaltene Drapa, die wohl aus dem 15. Jh. stammt und sich mit in Skandi­ navien gut bekannten Heiligen wie den engl. Heiligen Thomas Decket und Edmund, den Dä­ nen Knut und Benedikt, dem Norweger Hallvard, dem Hl. Blasius u.a.m. beschäftigt. HS: AM 720 a, VI, 4to. ED: B. Kahle, Island, geistl. Dichtungen des ausgehenden Ma., 1898; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: E. A, Kock, NN 1541, 1763-73.

Heilagra manna sögur (»Sa­ gas von Heiligen «) ist die übli­ che Bezeichnung für altnord. Heiligenviten, gleichgültig ob original isländ. oder aus dem Latein, übersetzt; seit Ungers Ausgabe 1877 wird der Begriff normalerweise für Werke der —> hagiographischen Literatur verwendet, die nicht unter ein anderes Genre wie Bischofssa­ gas, Apostelsagas oder Mariu saga fallen. Heilagra meyja (»Preisgedicht auf

dråpa heilige

Heilags anda visur

Frauen «) ist eine um 1400 ent­ standene Drapa in 70 Hrynhentstrophen über zahlr. weibl. Heilige, darunter die Hl. Jung­ frau Maria, die Hl. Agnes, die Hl. Scholastica u.a.m. HSS: AM 721. 4to; AM 713, 4to. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; E. A. Kock, NN 1827 E, 1838-1849; B. Carle, Jomfiu-Fortallingen, Odense 1985.

Heilags anda visur (»Hi. Geist - Strophen «) ist der junge Titel eines vermutl. aus dem 13. Jh. stammenden Gedichts über den Hl. Geist, das teilw. eine freie Übertragung des Pfingsthymnus Veni creator spiritus im Versmaß Dróttkvætt und da­ mit die einzige DróttkvættÜbersetzung ausländ. Dichtung ist; die 18 Strophen sind teils nur unvollst, erhalten. HS: AM 757 a, 4to (frag., ca. 1400). ED: H. Rydberg, Die geistl. Drápur, Kph. 1907; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock,, Skai. 2, 1949. LIT: E. Ol. Sveinsson, H. a. v., (Skirnir 116) 1942; E. A. Kock, NN 1402-1409, 1465, 1748, 2336-2341; Bjarni Einarsson, H. a. v., (KLNM 6) 1961.

Heiligenleben -» Hagiographische Literatur. Heimdallargaldr war ein mytholog. Gedicht, welches Snorri in seiner Edda erwähnt (Gylfaginning 26, Skáldskaparmál 8), von dem aber nur eine einzige, von Snorri zitierte Zeile erhal­ ten ist; wir wissen nur, daß es sich mit Mythen um den Gott Heimdallr befaßte. Heimskringla (»Weltkreis«) ist der neuzeitl. Titel von Snorri Sturlusons monumentalem

156 Werk über die Geschichte der norweg. Könige, der aus den Anfangswörtern Kringla heimsins (» Der Kreis der Welt«) ab­ geleitet wurde, während die ma. Bezeichnung vermutl. Nor­ egs konunga sögur lautete; die H. wurde wohl kurz nach 1230 verfaßt. H. ist einerseits eine Beschrei­ bung der norweg. Geschichte von der myth. Urgeschichte bis 1177, ein oder zwei Jahre vor Snorris Geburt, und stellt diesbezügl. einen großen Fort­ schritt gegenüber Snorris Vor­ lagen, der —> Fagrskinna und —> Agrip, dar, da Snorri eine we­ sentlich klarere Auffassung von histor. Entwicklung hatte als seine Vorgänger. Andererseits ist jede der darin enthaltenen Sagas über die einzelnen Kö­ nige als eigenständiges literar. Werk zu betrachten. Dies gilt besonders für die Olafs saga hins helga, die Snorri ursprüngl. als selbständiges Werk verfaßte, bevor er die H. be­ gann und dann die Olafs saga als Hauptteil eingliederte. Wie andere Sagas in der H. beruhte auch die Olafs saga auf einem älteren Werk, hier Styrmir Kárasons Olafs saga. Andere bekannte und von Snorri ver­ wendete Autoren sind Eirikr Oddsson, Oddr Snorrason und Gunnlaugr Leifsson. Im letzten Abschnitt der H. über die Jahre 1035-1177 benützte er vorwie­ gend die Morkinskinna. Snorris Stärke lag nicht zuletzt in seiner geschickten Verwendung von Skaldengedichten, in denen er außcrordentl. bewandert war.

157 Die H. besteht aus einem Pro­ log und folgenden einzelnen Sagas: Ynglinga saga, Hálfdanar saga svarta, Haralds saga hárfagra, Hákonar saga góða, Haralds saga gráfeldar, Olafs saga Tryggvasonar, Olafs saga helga, Magnúss saga hins góða, Haralds saga Sigurðarsonar, Olafs saga kyrra, Magnúss saga berfætts, Magnússona saga, Magnús saga blinda ok Haralds gilla, Haraldssona saga, Håkonar saga herðibreiðs, Magnús saga Erlingssonar. HSS: AM 35. fol; SKB pap. 8, fol; AM 39, fol; Fríssbók; AM 37, fol. ED: F. Jónsson, H. 1-4, Kbh. 1893-1901 (= SUGNL 23); Bjarni Aðalbjarnarson, Snorri Sturluson, H. 1-3, Rv 1941-1951 (= ÍF 26-28). ÜB: F. Niedner, Snorris Königsbuch 1-3, 1922, "1965 (= Thule 14-16); (engl.:) W. Morris, E. Magnússon, The Stories of the Kings of Norway, 1-2, Lon­ don 1893-4; L. M. Hollander, H History of the Kings of Norway, New York 1964. LIT: S. Nordal, Snorri Sturluson, Rv. 1920; Bjarni Aðalbjarnarson, Om de norske kongesagaer, Oslo 1936; H. Lie, Studier i H.s stil, Oslo 1937; Jakob Benediktsson, Huar var Snorri nefndur hofundur Heimskringluf (Skirnir 129) 1955; G. W. Weber, H„ (KLL 3) 1967; H. Kuhn, Narrative Structures and Historieity in H., (Parergon 15) 1976; L. Lönnroth, Ideology and Structure in H-, (ibid.).

Heimslýsing (» Weltbeschrei­ bung «) wird das in der Hauksbók zu findende geograph.enzyklopäd. Traktat bezeich­ net, in welchem die Länder der Erde, die Völker der bekannten Welt nach Noa, die Wunder­ völker sowie in einigen kürze­ ren Abschnitten das Paradies und die wichtigsten Flüsse u.a.m. beschrieben werden. Die Fassung der Hauksbók ist mit den verschiedensten, auch rein

Heiti

homilet. Texten stark aufgeschwellt; ursprüngl. dürfte die H. wohl nur aus der Beschrei­ bung der Welt und ihrer Län­ der bestanden haben, und von dieser Weltbeschreibung liegen insgesamt vier verschiedene Re­ daktionen in HSS ab dem 13. und 14. Jh. vor, die alle auf eine gemeinsame Vorstufe zurück­ gehen dürften, welche eine Kompilation aus latein. Enzy­ klopädien darstellt (Isidor, Ho­ norius, Beda). HSS: A: Hauksbók; B: AM 764, 4to; C: AM 764, 4to; D: AM 736 I, 4to (13. Jh.); AM 47, fol; AM 194, 8vo. ED: A: Hauksbók; D (& C): M. E. C. Werlauff, Symbolae ad Geographiam Me­ dii Ævi, Hauniae 1821; C. C. Rafn, Anti­ quitates Americanœ, Hafniæ 1837 [mit dän. u, lat. ÜB]; Antiquitates Russes, 2, Copenhague 1852; K. Kålund, Alfrœði íslenzk 1, Kbh. 1908 (= SUGNL 37).

Heimsósótnar (»Welt-Schan­ den«) ist eine wirkungsvolle Satire auf die Schlechtigkeit der Welt, der Titel folgt der isländ. Übersetzung des lat. Begriffs De duodecim abusivis sœculi. Das Gedicht stammt von dem sonst unbekannten Dichter SkáldSveinn und dürfte im späten 15. Jh. entstanden sein. Es ist im selben seltenen Versmaß verfaßt wie Jón Arasons -> Ljómur. HSS. AM 243 f, fol; Hofsbók (AM 713, 4to). ED: Ein Ny Wiisna Bote, Hólar 1612; Su Gamla Vijsna Bok, Hólar 1748; Jón Þorkelsson, Kvœðasafn, Rv. 1922-27.LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; J. Benediktsson, Klagesang. Island. (KLNM 8) 1963.

Heiti n., ein poet. Synonym für ein Hauptwort (z. B. hjörr statt sverð) oder einen Namen

Heldenlieder (z. B. Grimnir statt Óðinn), wofür häufig archaische Wör­ ter, seltener Lehnwörter (als » exotische « Ausschmückung) verwendet werden. In den —► Pulur finden sich Listen solcher H. zu bestimmten Begriffen, die im Gegensatz zur -♦ Ken­ ning nur eingliedrig sind.

Heldenlieder sind die Form german. Heldendichtung in Skandinavien, wo es keine breite Heldenepik wie auf dem Kontinent (Nibelungenlied) oder im angelsächs. Bereich (Beowulf) gab, und diese Lieder sind relativ kurz. Ihr Großteil findet sich im -» Codex Regius der —> Lieder-Edda, einige sind auch als Teil von Fornaldarsögur überliefert (Bjarkamál, Hlöðskviða, Orvar-Odds Ster­ belied; -» Eddica minora). Die nordgerman. H. zerfallen nach ihrem Stoff in zwei Gruppen: I. die » german.« Lieder befas­ sen sich mit kontinentaler Hel­ densage, vor allem dem Stoff­ kreis um die Nibelungen und Siegfried (Sigurdlieder, Gudrunlieder), aber auch mit dem Gotenfiirst Ermanerich (dem Jörmunrekr der Guðrúnarhvöt und Hamðismál); 2., die »nordischen« Lieder, umfaßen die Helgilieder - wo­ bei dieser Stoffkreis mit dem kontinentalgerman. verbunden wird, indem man Helgi zum Halbbruder Sigurds machte -, dann die Bjarkamál, die Starkadlieder, und Sterbelieder wie das Hjalmars und Orvar-Odds. Die Beliebtheit der H. zeigen aber nicht diese allein, sondern

158 auch Anspielungen auf die Hel­ den dieser Dichtungen von der Ragnarsdräpa bis zur Leiöarvisan Bischof Nikulás’; beson­ ders interessant ist diesbezügl. der Háttalykill hinn forni, der eine lange Liste german. Helden aufzählt. LIT: A. Heusler, Geschichtl. und Myth. in der german. Heldensage, 1909; ders., Nibelungensage und Nibelungenlied, 1920; H. M. und N. K. Chadwick, The Growth of Literature 1, Cambridge 1932; H. de Boor, Das Attilabild in Geschichte, Legende und heroischer Dichtung, 1932; J. de Vries, Heldenlied und Heldensage, 1961; T. M. Andersson, The Legend of Brynhild, Ithaca, N.Y. 1980 ( = Islandica 43); P. Hallberg, Elements of myth in the heroic lays of the poetic Edda, (Germanic Dialects) Amsterdam, Philadelphia 1986.

Heldensage. German. H.n werden in der altnord. Literatur nicht nur in den —► Heldenlie­ dern der Liederedda und der Fornaldarsögur (—► Eddica mi­ nora) greifbar, sondern auch in der Sagaprosa, wobei diese Pro­ saausformungen von heroi­ schen Stoffen nicht immer jün­ ger sind als die Heldenlieder. Zwar beruht die große Kompi­ lation des Sigurd- und Völsungen-Stoffkreiscs in der —► Völsunga saga durchwegs auf den Heldenliedern des Codex Re­ gius, aber einzelne H.n. be­ wahrende Fornaldarsögur ent­ standen schon ab dem 12. Jh. (-> Sagnaskemmtun); auch Saxo Grammaticus’ bald nach 1200 enstandenc, vorwiegend aufisländ. Informanten sich be­ rufende dän. Urgeschichte in seinen latein. Gesta Danorum enthält eine Reihe von H.n (über Starkaðr, Hadding, Amlethus = Hamlet), die sich zum

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Teil mit denen der Fornaldarsögur überschneiden. Alte dt. H.n (Dietrich von Bern, Wie­ land) enthält die -> Piöreks saga af Bern, eine in Norwegen mit Hilfe dt. Informanten entstan­ dene Kompilation, während fränk. Heldensagen (—» Chan­ son de geste) in der umfangrei­ chen -> Karlamagnús saga zu­ sammengetragen wurden. LIT: P. Herrmann, Die Heldensagen des Saxo Grammaticus, 1922; H. Schneider, German. Heldensage 1-2, 1928-34; H. Reuschel, Untersuchungen über Stoff und Stil der Fornaldarsögur, Diss. Bühl Baden 1933; J. de Vries, Heldenlied und Heldensage, 1961; H. Uecker, German. Heldensage, 1972; ders., Isländersaga contra Heldensage, (skandinavistik 10) 1980; K. v. See, German. Heldensage, 21981; G. Zimmermann, Isländersaga und Heldensage, Diss. Wien 1981.

Helenu saga ist eine im 17. Jh. angefertigte isländ. Fassung des dän. Volksbuchs (Erstdruck vor 1655), das seinerseits auf ein dt.es Volksbuch und letztlich auf einen ma. franz. Versroman zurückgeht. Es sind vier verseh, isländ. Prosaübersetzungen und drei Rimurzyklen erhalten. HSS: (A:) AM 568, 4to; (B:) BM Add 11.158; (C:) Lbs 1370, 8vo; (D:) Lbs 1637, 4to (frag.); insgesamt 14 HSS. LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Helga saga Hallvarðssonar ist eine erst im 19. Jh. verfaßte Isländersaga über einen jungen Isländer der Sagazeit, der seinen Vater rächt, dann ins Ausland reist und getötet wird, bevor er nach Island zurückkehren kann. HS: Lbs 2307, 4to. ED: Guðni Jónsson, Islendinga sögur 4, Rv. 1946.

Helga þáttr Þórissonar Helga saga ok Grims Droplaugarsona -> Droplaugarsona saga. Helga þáttr ok Úlfs, eine wohl im 14. Jh. verfaßte Kurz­ geschichte, erzählt die Ge­ schichte des jungen Helgi von den Orkaden, dessen Vater in seiner Abwesenheit durch Úlfr inn illi erschlagen wird. Als Ra­ che tötet Helgi einen von Ulfs Verwandten und verfuhrt seine Tochter; der daraus entsprin­ gende Sohn wird später Bischof in Irland. HS: Flateyjarbók. ED & ÜB (eng!.:) G. Vigfusson, G. W. Dasent, Orkneyinqa saga, 1-2, London 1887-1894 (= Icelandic Sagas 1 und 3). ED: Finnbogi Gudmundsson, Orkneyinga saga, Rv. 1965 (= ÍF 34).

Helga þáttr Þórissonar ist eine kurze Fornaldarsaga, die in der Flateyjarbók erhalten ist, aber wohl schon im frühen 14. Jh. entstanden ist. Wie der I’orsteins þáttr bæjarmagns bewegt sich auch diese Erzählung an der Grenze zw. der phantast. Vor­ zeit (in Person des Königs Gud­ mund von Glæsisvellir, einem fabelhaften Reich im Nord­ osten), und der geschichtl.christl. Realität (verkörpert durch König Olaf Tryggvason von Norwegen, gest. im Jahr 1000).- Der norweg. Bauern­ sohn Helgi unternimmt mit sei­ nem Bruder eine Handelsfahrt nach Finnmark. Auf der Rück­ fahrt verirrt er sich bei einem Landgang im Nebel im Wald und trifft auf Ingibjörg, die Tochter König Gudmunds und schläft mit ihr drei Nächte hin­ tereinander, worauf sie ihm Ki-

Helgafell sten voller Gold mitgibt. Zu Weihnachten nach seiner Rück­ kehr wird Helgi von zwei ge­ heimnisvollen Reitern entfuhrt und kehrt erst ein Jahr später mit zwei Gesandten von König Gudmund zu König Olaf zu­ rück. Als der König die Trink­ hörner, die sie als Geschenk mitbringen, weihen läßt, ziehen die Gesandten zornig ab und nehmen Helgi wieder mit. Ein Jahr später taucht Helgi wieder auf, von Ingibjörg geblendet, die mit einem Christen nichts zu tun haben will, und lebt nur noch ein Jahr. HSS: -* Flateyjarbók. ED: FMS 3, Kph. 1827; FAS3 3; -» Flateyjarbók; -» Olafs saga Tryggvasonar. ED + ÜB (lat. & schwed.:) E. J. Björner, Nordiska Kämpa dater, Sthm. 1737. ÜB (engl.:) J. Simpson, The Northmen Talk, London 1965; H. Pálsson, P. Ed­ wards, Gautrek’s Saga and Other Medieval Tales, London 1966; dies., Seven Viking Romances, Harmondsworth 1985. LIT: H. Pálsson, H.Þ.P., (DicMA 6) 1985; R. Power, Le Lai du Lanval and H.þ.P., (Opuscula 8), Kbh. 1985 ( = BiblArn 38).

Helgafell war der Hof in Westisland, wo Snorri goöi (963 - 1031) lebte, bis er 1008 mit Guðrún Ósvífrsdóttir den Hof tauschte; ihr Urenkel, der Historiker Ari fróði (1068— 1148) wurde dort geboren. Im Jahre 1184 wurde das Augusti­ nerkloster von Flatey (gegrün­ det 1172) nach H. verlegt und entwickelte sich bald zu einem intellektuellen Zentrum. Mög­ licherweise wurden sowohl die Eyrbyggja saga als auch die Laxdoela saga - die sich mit der frühen Geschichte von H. be­ schäftigen - in oder im Um­

160 kreis von H. verfaßt. Andere literar. Erzeugnisse, die wohl mit H. in Verbindung stehen, sind die Pórðar saga hreðu, die Melabók der Landnámabók und frühe Annalen. Außerdem konnte nachgewiesen werden, daß einige der erhaltenen isländ. HSS des 14. Jh. in H. oder von Schreibern, die dort erzogen wurden, geschrieben wurden. Das Kloster wurde Mitte des 16. Jh.s aufgelöst. LIT: Ólafur Halldórsson, Helgafellsbœkur fornar, Rv. 1966 (= Studia Islandica 24); Hermann Pálsson, H. Saga höfuðbóls og klausturs, Rv. 1967.

Helgakviða Hjörvarðssonar (»Das Lied von Helgi Hjörvarösson«) ist ein Heldenlied der Liederedda, bestehend aus drei größeren, von ausführl. Prosaüberleitungen verbunde­ nen Abschnitten; der erste Teil im Versmaß Fornyrðislag er­ zählt von König Hjörvard, der als vierte Frau die schönste Frau der Welt, Sigrlinn, heiratet, die ihm den Sohn Helgi gebiert, der aber stumm ist, bis ihm die Walküre Svava die Sprache verleiht (Str. 1-11); Helgi rächt dann seinen Großvater. Die Karriere des Helden wird nun durch den zweiten Abschnitt, die sogen. Hrímgerðarmál (Str. 12 - 30) im Versmaß Ljóðaháttr unterbrochen, ein Scheltge­ spräch zw. Atli und der Riesin Hrímgerðr, das eine Parallele in den Beschimpfungen zw. Sinfjötli und Guömundr in der Helgakviða Hundingsbana I hat. Der dritte Abschnitt (Str. 31-43, wieder im Fornyrðislag) erzählt dann noch von den Lie­

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Helgakviða Hundingsbana önnur

besschwüren zw. Helgi und Svava und seinem Tod im Zweikampf. Das Lied in seiner erhaltenen Form ist sicherl. nicht vor dem 12. Jh. entstan­ den. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, Edda 1, 21963 ( = Thule 1). LIT: J. de Vries, Die Helgilieder, (ANF 72) 1957; ders., ALG 1, 21964; H. Beck, H.H., (KLL 3) 1967; J. Harris, Helgi Poems, (DicMA 6) 1985.

Helgakviða Hundingsbana in fyrri (»Das Lied von Helgi dem Hundingstöter 1«), ein Heldenlied der Liederedda, be­ schreibt in 56 Strophen das Schicksal des Helden Helgi aus dem Völsungengeschlecht von der Geburt bis zum Höhepunkt seiner Karriere, als er seine Geg­ ner geschlagen hat. Das Lied im Versmaß Fornyröislag steht for­ mal wie inhaltl. dem skald. Preislied näher als der übl. eddischen Heldendichtung, von der es sich durch die zahlr. Kennin­ gar und dem eher romant. Ton deutl. abhebt; de Vries meinte, es sei spätestens Ende des 11. Jhs. verfaßt worden, A. Bugge hielt Arnórr jarlaskáld für den Dich­ ter. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer: Edda 1, 21963 ( = Thule 1). LIT: A. Bugge, Arnor Jarlaskald og det ferste kvad om Hlege Hundingsbane, (Edda 1) 1914; E. Wessén, Eddadikterna om Helge Hundingsbane (FV 22) 1927; O. Höfler, Das Opfer im Semnonenhain und die Edda, (Edda, Skalden, Saga. Fs F. Genzmer) 1952; J. de Vries, Die Helgilie­ der, (ANF 72) 1957; ders., ALG 1, 21964; A. Jakobsen, Et problem i H.H.I, (MoM) 1966; H. Beck, H.H. I-II, (KLL 3) 1967; J. Harris, Eddie Poetry as Oral Poetry,

(Edda. A Collection) [Winnipeg] 1983; ders., Helgi Poems, (DicMA 6) 1985.

Helgakviða Hundingsbana önnur (»Das Lied von Helgi dem Hundingstöter II«) ist ein Heldenlied der Liederedda um Helgi, ist aber sehr verschieden von der H.H. I; das zweite Helgilied ist keine durchgängige Komposition, sondern besteht aus 51 Strophen unterschiedl. Herkunft, die durch etliche Prosaabschnitte miteinander verbunden sind. Der Inhalt ist ebenso uneinheitlich, es werden verseh. Szenen aus Helgis Leben und Kämpfen vorgefiihrt, die bis zu seiner Bestattung im Hü­ gel reichen und sogar noch (Str. 40-51) auf die den Tod über­ dauernde Liebe eingehen, die schaurig von der Vereinigung im Grabhügel gekrönt wird. Die Str. 14—18 nennt der Kompilator-Dichter Stücke aus einer Völsungakviöa in forno, das Stück beschäftigt sich jedoch nur mit der Vorgeschichte der Walküre Sigrun. Helgi und Sig­ run finden sich in der Helgakviöa Hjörvarðssonar als Helgi und Svava, in der abschließen­ den Prosa der H.H.II wird nun gesagt, die beiden wären auch als Helgi und Kára wiedergebo­ ren worden und ihre Liebe würde im Károljóð besungen werden; dieses Káralicd ist uns nicht erhalten. Man hat richtig gemeint, daß der Stil des Liedes den Fornaldarsögur nahesteht. Auch die Abfassung in seiner jetzigen Form fällt frühestens ins 12. Jh.; wie alt allerdings einzelne

Helganna saga Stücke des Liedes wirklich sind, ist nicht zu bestimmen. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, Edda 1, 21963 ( — Thule 1). LIT: E. Wessen, Eddadikterna om Helge Hundingsbane II, (FV 22) 1927; O. Höf­ ler, Das Opfer im Semnonenhain und die Edda, (Edda - Skalden - Saga. Fs f. F. Genzmer) 1952; J. de Vries, Die Helgilieder (ANF 72) 1957; ders., ALG 1, 21964; H. Beck, H.H. I-II, (KLL 3) 1967; A. Ebenbauer, Helgisage und Helgikult, Diss. Wien 1970; G. Jones, Witness to a Miracle, (Scand. Review 68) 1980; J. Har­ ris, Eddie Poetry as Oral Poetry, (Edda. A Collection) [Winnipeg] 1983; ders., Helgi Poems, (DicMA 6) 1985.

Helganna saga (»Saga von den beiden Helgis«) -> Droplaugarsona saga.

Helgilieder, -> Helgakviða Hundingsbana in fyrri, -» Helgakviöa Hundingsbana önnur, —> Helgakviöa Hjörvarðssonar. Hellismanna saga ist eine um 1830 von Gísli Konráðsson (1787 - 1877) verfaßte »Islän­ dersaga «, in der er auf Grund von Erwähnungen in der Landnámabók und lokalen Traditio­ nen die Geschichte einer Ver­ brecherbande beschreibt, die in den Bergen im Borgarfjöröur gelebt haben soll. HSS: ÍB 548, 8vo (Autograph); AM 277, 8vo; Lbs 671, 4to; ÍB 250, 4to (19. Jh.). ED: Bjarni Arnason, Saga Hellismanna, ísafjörður 1889; H.s., Winnipeg 1889; Guðni Jónsson, Islendinga sögur 2, Rv. 1946.

Helmingr m., eig. Visuhelmingr, -» Halbstrophe. Helreið Brynhildar (»Brynhilds Helritt«) ist ein Helden­

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lied der Liederedda, das in 14 Strophen im Versmaß Fornyröislag einen Rückblick über Brynhilds Leben bietet, nach­ dem ihre Leiche - so die einlei­ tende Prosa - nach der Sigurds auf dem Scheiterhaufen ver­ brannt wurde. Die Vermi­ schung von Sagenelementen verseh. Herkunft (Erweckung der Walküre Sigrdrifa und Werbung um Brynhildr) und offensichtl. Fehldeutungen wei­ sen das Lied, das u. a. auch die Siguröarkviöa in skamma und die Völuspá benützt hat, als zur jüngsten Schicht eddischer Hel­ dendichtung im 13. Jh. gehörig aus. HSS: Codex Regius (Str. 7 nur hier); Flateyjarbók; Norna-Gests þáttr. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, Edda 1, 21963 ( = Thule 1). LIT: J. de Vries, ALG 2, 21967; H. Beck, H.B., (KLL 3) 1967; T. M. Andersson, The Legend ofBrynhild, Ithaca, N.Y. 1980 (= Islandica 43); ders., H.B., (DicMA 6) 1985.

Hemings rimur, eine Versbearbeitung des Hemings þáttr, die wohl im 16. Jh. entstanden ist. HSS; AM 604 a, 4to; AM 605, 4to. ED: P. M. den Hoed, H. r. Aslákssonar, Haarlem 1928; (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604 , 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Hemings þáttr Áslákssonar ist die spät im 13. Jh. verfaßte abenteuerl. Geschichte eines norweg. Bauernsohns, der ein ausgezeichneter Schwimmer, Schifahrer und Bogenschütze ist und König Haraldr haröráði besiegt, der ihn deshalb - ähn-

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lieh wie sein Schweizer Gegen­ stück Wilhelm Teil - auf einen Apfel (bzw. Nuß) auf dem Kopf seines Bruders schießen läßt; Heming wird in der Folge durch den Hl. Olaf vor den Verfolgungen durch König Haraldr gerettet. Im zweiten Teil der Erzählung, dem sogen. Tósta þáttr, nimmt er an der Schlacht von Stamford Bridge 1066 auf der Seite der Englän­ der teil und schießt angebl. den entscheidenen Pfeil gegen Ha­ rald ab. Ähnlich wird diese nord. Ver­ sion des Wilhelm-Tell-Stoffes bei Saxo (Gesta Danorum X, 329f) erzählt, hier heißt der Held jedoch Toko. HSS: —♦ Hauksbók (nur Tósta þáttr); —► Flateyjarbók; AM 65, fol; AM 326 a, 4to. ED: G. Fellows Jensen, H.þ.á., Kbh. 1962 (= EA B 3). ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928, 21965 (= Thule 17). LIT: O. Klockhoff, Konung Harald och Heming, (Upssalastudier till. S. Bugge) Uppsala 1892; ders.. De nordiska framstälningarna af Tellsagan, (ANF 12) 1896; K. Liestøl, Hemings-tätten, (MoM) 1933; Jakob Benediktsson, H.þ.Á., (KLNM 6) 1961; K. Schier, H.þ.Á., (KLL 3) 1967.

Hending f. (dt. Binnen- oder Innenreim, Mittelreim) be­ zeichnet in der altnord. Vers­ lehre den Gleichklang von Lau­ ten im Inneren der Reimwörter. Dabei wird zw. Aöalhending (Vollreim) und Skothending (Halbreim) unterschieden; in der Aöalhending reimen die Vokale der Reimsilben und ei­ ner oder mehrere darauffol­ gende Konsonanten, in der Skothending nur die Konsonan­ ten. Wie auch beim Stabreim

Herburts rímur reimen bei der H. alle Vokale aufeinander, wobei aber beim Vollreim die Vokallängen kor­ respondieren müssen. Die H.-Bindung ist für die höf. Dróttkvættbindung ab dem 10. Jh. kennzeichnend, ab dem 11. Jh.s wird der H.-gebrauch strik­ ter eingehalten, wobei aber im­ mer auch Strophen ohne H.bindungen zu finden sind. Die zwei Halbzeilen jeder Verszeile waren durch die H. verbunden, wobei der erste der beiden Verse Frumhending (am Versbeginn laut Snorri, Háttatal 1, Oddhending, sonst Hluthending genannt), der zweite Viörhending genannt wurde; im Anvers war idealerweise Voll­ reim notwending, im Abvers nur Halbreim, die H. fällt übli­ cherweise auf eine Hebung. In der Dróttkvættvariante Alhent weisen alle Verse ein Verspaar mit Vollreim auf. LIT: E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983.

Henriks saga hertoga ist eine erst im 18. Jh. entstandene Er­ zählung. HSS: Lbs 678, 4to; Lbs 1567, 4to; ÍB 910, 8vo; Lbs 2307, 4to.

Henriks saga heilráða ist eine im 19. Jh. entstandene Erzählung. HSS: Lbs 1505, 4to; Lbs 1660, 4to; Lbs 1493, 4to; ÍB 430, 4to; Lbs 2114, 4to. ED: Skúli Poroddsen, Sagan af Hinriki heilráða, Bessastaðir 1908.

Henriks saga jarls -» DraumaJóns saga.

Herburts rimur, eine um 1400 entstandene Versbearbeitung

Hercúlíanus saga von Abschnitt 14 der Piðrcks saga, welcher von Herburt und Hildr handelt. HSS: AM 604 a, 4to; Kollsbók. ED: T. Wisén, Riddar a-rtmur, Lund 1881 (= SUGNL 4); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rtmur. MS No. 604, 4to ..Cph. 1938 (= CCI11); Ólafur Halldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 (= IM 4to 5). LIT: E. Kolbing, Zur ält. romant. Litt, im Norden 1, (Germania 20) 1875; Jón Porkelsson, Otn Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rttnur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Hercúlíanus saga (sterka og Septusar hins frækna og þeirra kappa) ist eine erst im 18. Jh. entstandene Erzählung im Stil der Riddarasögur. HSS: AM 930, 4to (ca. 1800); Lbs 661, 4to; JS 340, 4to. LIT: M. Schlauch, Rotnance in Iceland, London 1934.

Herkules saga ist eine im frü­ hen 18. Jh. entstandene Erzäh­ lung. HSS: Rask 94 (1735).

Herlaugs saga jarls gauzka ist eine im 19. Jh. verfaßte Erzäh­ lung im Stil der Fornaldarsögur. HSS: Lbs 1498, 4to; Lbs 2943, 4to.

Hermanns saga illa ist eine erst im 18./19. Jh. entstandene Saga. HSS: Lbs 1498, 4to; Lbs 1767, 4to; Lbs 681, 8vo.

Hermanns saga ok Ingvars ist eine im 18./19. Jh. entstandene Erzählung. HS: Lbs 1499, 4to.

Hermanns saga ok Jacobs —> Hermanns saga ok Ingvars.

164

Hermanns saga ok Jarl­ manns —> Jarlmanns saga ok Hermanns. Hermóðs saga ok Háðvarar ist eine sehr junge Märchensaga, die auf einer Variante des Stiefmuttermärchens beruht. HSS: Lbs 349, 8vo; ÍB 468, 4to; ÍB 203, 8vo; ÍB 790, 8vo (19. Jh.). LIT: M. Schlauch, Rotnance in Iceland, London 1934.

Herpins saga hertoga -> Her­ pins saga ok Leo. Herpins saga ok Leo ist eine isländ. Prosaübersetzung des dt. Herzog Herpin der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken (1437, Erstdruck 1514), die im 17. oder 18. Jh. entstand und nur in einer HS erhalten ist. HS: Lbs 1874, 4t«. LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Herrauðs saga ok Bósa -> Bósa saga. Hervarar saga ok Heiðreks konungs (»Saga von Hervor und König Heiörek«) ist eine umfangreichere, aus dem 13. Jh. stammende Fornaldarsaga, in welche vier wohl wesentl. äl­ tere Lieder eingebettet sind, darunter die zu der allerältesten Schicht von Heldenliedern ge­ hörende —> Hlöðskviða (»Hun­ nenschlachtlied«), dann die —> Hervararkviða (» Hervörlied «), —> Hjalmars Sterbelied und die Rätseldichtung -» Heiðreksgátur. Die Saga handelt vom fluchbe­ ladenen Schwert Tyrfing, das vier Generationen einer Familie

165

dominiert, wobei die Saga in vier entspr. Abschnitte geglie­ dert ist, von denen jeder um eines der Lieder aufgebaut ist. Der erste Teil enthält den Kampf des Agantýr, der das Schwert von seinem Vater Arngrimr ererbt hat, und seiner 11 Brüder gegen Hjálmarr und Örvar-Oddr (den Helden der -> Orvar-Odds saga) auf der Insel Sámsey, wobei außer Odd alle Helden fallen und Tyrfingr mit Agantýr begraben wird, wobei der Prosatext mit den Strophen von Hjalmars Sterbe­ lied (auch als der »Kampf auf Sámsey « bezeichnet) durchsetzt ist. Im zweiten Abschnitt wird erzählt, wie Agantýrs Tochter nach Jahren ihren toten Vater erweckt und die Herausgabe des Schwerts bewirkt (»Hervörlied«, auch »Erweckung Agantyrs«), das sie ihrem Sohn Heiörek schenkt. Im dritten Teil erschlägt Heiörek seinen Bruder Agantýr, verläßt sein Land und heiratet später die Prinzessin von Reiögotaland und hat mit ihr einen Sohn, der wieder Agantýr heißt; Heiörek tötet in der Folge seinen Schwiegervater, seine Frau Helga begeht Selbstmord; in ei­ nem Wissenswettkampf, zu dem er den Bauern Gestumblindi zwingt, unterliegt Heiö­ rek, da Odin die Rolle Gestumblindis eingenommen hat (Heiðreks gátur » Heiðreks Rät­ sel «). Nach dem Tod Heiörcks, der mit der Prinzessin von Húnaland einen Sohn Hlöör hat, kommt es zwischen diesem und Agantýr zum Kampf um

Hervarar saga

das Erbe, den der letzte Ab­ schnitt unter Einbeziehung des Hunnenschlachtlieds erzählt. Die Saga ist in zwei recht ab­ weichenden Fassungen erhal­ ten, die beide schon an der Wende zum 14. Jh. existiert ha­ ben müssen, da die Version der Hauksbók eine Synopse beider hcrzustellen versucht. Der Au­ tor hat alte Heldenlieder mit zahlreichen Sagen- und Mär­ chenelementen verschmolzen, wobei er das Schwert Tyrfingr als Verbindung eingefuhrt ha­ ben dürfte. Daneben bestehen noch deutl. Paralellen zur Or­ var-Odds saga und Saxos Gesta Danorum. HSS: GkS 2845, 4to; Hauksbók; Uppsala Univ.Bibl. R:715. ED: N. M. Petersen, H.s.o.H.k., Kbh. 1847; FAS1 1; FAS2 1;J. Helgason, Heiðreks saga, Kbh. 1924 (= SUGNL 48); FAS3 1; C. Tolkien, The saga of King Heidrek the Wise, London, Edinburgh 1960; (Faks.:) J. Helgason, The Saga MS 2845, 4to .... Cph. 1955 (= MI 2); J. Helgason, Hauksbók, Cph. 1960 (= MI 5)ED + UB (lat.:) O. Verelius, H.s. pd Gammal Götska, Upsala 1672; P. F. Suhrn, H.s. ok Heidrek kongs, København 1785. UB (dt:) L. Freytag, Die Hervarar-Saga, (Archiv 59) 1883; J. C. Poestion, Das Tyrfingschwert, 1883; (engl.:) N. Ker­ shaw, Stories and Ballads of the Far Past, Cambridge 1921; C. Tolkien, The Saga of King Heidrek the Wise, London, Edin­ burgh 1960. LIT: R. Heinzel, Uber die Hervararsaga, 1887; R. C. Boer, Om Hervarar saga, (ANOH) 1911; A. Le Roy Andrews, Studies in Fornaldarsögur Norðrlanda 2, (MPh 11, 18, 21) 1914,1920, 1923; H. de Boor, Die nord. u. dt.e Hildebrandsage 3, (ZfdPh 50) 1924; K. Malone, Widsith and the Hervararsaga, (PMLA 40) 1925; A. Holtsmark, Heroic Poetry and Legendary Sagas, (BONIS) 1965; K. Schier, H.s.o.H.k., (KLL3) 1967; O. Höfler, Hat die Hervarar saga das Hunnenschlacht-

Hervararkviða lied richtig verstanden?, (Fourth Int. Saga Conf. München) 1979; A. Hein­ richs, F. D. Gräter u. die Rezeption der Hervarar saga, (ebenda); M. Mundt, H.s.o.H.k. (DicMA 6) 1985. N: F. D. Gräter, Tyrfing oder das Zwer­ gengeschmeide, (Bragur 1, 2, 7) 1791-1812 (Nacherzählung); W. Calaminus, Das Zauberschwert Tyrfing, (freie Teilübersetzung, Archiv 68, 1882).

Hervararkviða (»Hervörlied«) ist ein in der Hervarar saga überliefertes, nicht vor dem 12./13. Jh. entstandenes Heldenlied, das im Hauptteil den Dialog zwischen Hervor und ihrem toten Vater Angantýr an seinem Grabhügel enthält, wobei häufig Anleihen von der älteren Heldendichtung ge­ nommen werden, vor allem aus dem Hunnenschlachtlied, aber auch aus den Helgiliedern und den Fáfnismál. HSS: -* Hervarar saga. ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica mi­ nora, 1903. ÜB (dt.:) J. G. Herder. Volkslieder 1-2, 1778-9; (engl.:) T. Percy, Five Pieces of Runic Poetry, London 1763. LIT: J. de Vries, ALG 2, 21967.

Hieronymus, ca. 348-420, aus Dalmatien, einer der bedeu­ tendsten Kirchenväter, der ne­ ben zahlr. anderen Schriften und griech.-latein. Übersetzun­ gen vor allem wegen seiner Bi­ belübersetzung Berühmtheit erlangte. -> Homilien; -> Gyöinga saga; -» Malchus saga.

166 LIT: O. Widdíng, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Hildibrands Sterbelied ist der deutsche Titel eines ohne Über­ schrift fragmentar. in der Asmundar saga Kappabana über­ lieferten Heldenlieds im Stil der Eddalieder. Nur sechs z.T. un­ vollständige Strophen des Rückblickslieds sind erhalten, in dem Hildibrand vor allem den Zweikampf mit dem Sohn be­ klagt. Ein Zusammenhang mit dem althochdt. Hildebrandslied besteht nur im Stoff, die Vor­ lage des wohl erst im 13. Jh. entstandenen altnord. Lieds dürfte in einem ma. nddt. Lied zu suchen sein. HSS: Asmundar saga Kappabana. ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica Mi­ nora, 1903; G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 1, 21963 (= Thule 1). LIT: J. de Vries, ALG 2, 21967.

Hinriks saga heilráða -> Henriks saga heilráða. Hinriks saga keisara ok frú Kunegundis, eine erst im Spätma. aus dem Nddt.en über­ setzte Heiligensaga über das 1200 heiliggesprochene dt. Kai­ serpaar des frühen 11. Jh.s, Heinrich II und Kunigunde (15. Juli, 3. März).

Hieronymus saga ist eine erst spät aus dem Nddt.en über­ setzte Heiligensaga über den Hl. Hieronymus, den großen Kir­ chenvater des 4. Jh.s (30. Sept.).

HS: SKB perg. 3, fol. ED: A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 1, Kbh. 1969 (= EA A 15). LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

HS: SKB perg. 3, fol. ED: A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 1, Kbh. 1969 (= EA A 15).

Hirðskrá Magnúss lagabætis (»Gefolgschaftsrecht, Recht am

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Königshof«), auch Hirðlög, sind Gesetze fur den norweg. Königshof und die königl. Be­ amten. Sie stammt aus der Re­ gierungszeit König Magnús’ (1263-1280) , basiert aber auf äl­ teren Hirölög, und weist inter­ essante Übereinstimmungen mit dem Königsspiegel auf. ED: R. Keyser, P. A. Munch, Norges gamle Love indtil 1387 2, Chria. 1848; (Faks.:) Hirdskraa i fotolithografisk Gjen­ givelse efter Tønsbergs Lovbog fra c. 1320, Chria. 1895.

Historia af Doctor Fausto —► Faustus saga. Historia de antiquitate re­ gum Norvagensium (»Ge­ schichte der norweg. Könige der Vergangenheit«) heißt die von Theodricus (= Pórir) mo­ nachus verfaßte latein. Chronik der norweg. Herrscher von Haraldr hárfagri bis zum Tode Sigurðr Jórsalafaris 1130, die dem Erzbischof Eystein von Trond­ heim (gest. 1187) gewidmet war und auf Grund inhaltl. An­ zeichen vor 1180 entstanden sein dürfte. Theodricus schweift in seiner Geschichte immer wieder ab, in seiner Vorliebe für klass. und ma. Zi­ tate zeigt er sich als Gelehrter seiner Zeit. Als Quelle zitiert er einen nicht erhaltenen Catalo­ gum regum Norwagiensium, der von der isländ. Tradition ab­ weicht, verwendet aber auch Isländer und ihre alten Lieder als Quellen. Das Werk wurde sowohl vom Autor der —» Agrip als auch von -» Oddr Snorrason verwendet, der Ver­ fasser der Historia Norvegiae kannte es allerdings nicht.

Historia Norvegiae HS: Die der ersten Ausgabe von 1684 zugrundeliegende Pergament-HS ist inzw. verlorengegangen. ED: G. Storni, Monumenta historica Norvegiae, Kria. 1880. LIT: J. S. Th. Hansen, Theodoricus mo­ nachus and European Literalure, (Symbolae Osloenses 27) 1949; S. Beyschlag, Konungasögur. Unters, zur Königssaga bis Snorri, Kbh. 1950; E. F. Halvorsen, Theodoricus Monachus and the Icelanders, (Arbók hins islenzka fornleifafélags. Fylgirit) 1958; A. Holtsmark, H.d.a.r.N., (KLNM 6) 1961; Bjarni Guðnason, Theodoricus og íslenzkir sagnaritarar, (Sjötíu ritgerðir Jakobi Benedikssyni) 1, Rv. 1977.

Historia Norvegiae (»Ge­ schichte Norwegens«) ist ein um 1220 verfaßtes latein. Ge­ schichtswerk, das nur fragmentar. in einer einzigen HS, die um 1450 auf den Orkneys ge­ schrieben wurde, überliefert ist. Die H.N. zerfällt in zwei Teile: 1. eine Beschreibung Norwe­ gens, Islands, der Orkneys und der Färöer, 2. die eigentl. Ge­ schichte Norwegens. Dieser histor. Teil beginnt mit dem schwed. Königsgeschlecht der Ynglingar und folgt damit der selben Tradition wie die -» Ynglingatal und —> Ari fróði. Man hat vermutet, daß der Au­ tor der H.N. das verlorene Werk des Sæmundr fróði ver­ wendet haben könnte, zu den gesicherten Quellen gehören je­ denfalls Adam von Bremens Hamburg. Kirchengeschichte und eine kurze engl. Chronik; wo der Autor klass. Autoren zitiert, stammen die Zitate aus Florilegien. ED: G. Storm, Monumenta historica Norvegia, Kria. 1880. LIT: A. Steinnes, Ikring Historia Norwegiae, (NHT 34) 1946; A. Holtsmark, H.N., (KLNM 6) 1961.

Historia Regum Britanniae Historia Regum Britanniae, eine vorwiegend pseudohistor. Kompilation des Geoffrey von Monmouth (Galfridus Monumutensis, ca. 1100-1154), der dabei die Werke von Beda, Gil­ das und Nennius mit viel eige­ ner Initative auswertete; die altnord. Fassung trägt den Titel —» Breta sögur. Hjalmars saga hugumstóra ist eine erst im 19. Jh. verfaßte Erzählung über einen Helden der Orvar-Odds saga und der Hervarar saga. HS: Lbs 1507, 4to.

Hjalmars Sterbelied ist der dt. Titel eines ohne eigene Überschrift in zwei Fornaldarsagas überlieferten Heldenlieds (neuisländ.: Dánaróður Hjalm­ ars hugumstóra); es findet sich in zwei Fassungen, einer kürzeren (in 7 Str.) in der Her­ varar saga und einer längeren (in 16 Str.) in der Orvar-Odds saga. Diese Fassungen des wohl erst im 13. Jh. entstandenen Rückblicksgedichts sind die ein­ zigen Reste einer Hjálmarsaga. HSS: -► Hervarar saga, Örvar-Odds saga. ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica Mi­ nora, 1903; F.Jónsson, Skj. B 2,1915; E. A. Kock, Skai. 2,1949; -» Hervarar saga, Orvar-Odds saga. ÜB: (dt.:) F. D. Gräter, Tyrfing oder das Zwergengeschmeide (Bragur 1-2) 179193; F. Genzmer, A. Heusler, Edda 1, 21963 ( = Thule 1) (nur 12 Strophen); (engl:) C. Tolkien, The Saga of King Heidrek the IVise, London etc. 1960; Her­ mann Pálsson, P. Edwards, Seven Viking Romances, Harmondsworth 1985. LIT: J. de Vries, ALG 2, 21967.

Hjálmþérs rimur, eine im frühen 15. Jh. entstandene Vers-

168

bearbeitung der Hjálmþérs saga ok Olvers, die aber auf einer älteren als der erhaltenen Fas­ sung der Saga beruht. HSS: AM 604 c, 4to. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to .... Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: E. Kolbing, Beitr. zur vergl. Gesch. der romant. Poesie und Prosa des Ma., 1876; Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Hjálmþérs saga ok Ölvers ist eine junge, in ihrer erhaltenen Form wohl erst im 15. Jh. ent­ standene Abenteuersaga, die in allen Editionen der Fornaldarsögur enthalten ist, aber auf Grund ihrer Handlung und Schauplätze eigentl. den origi­ nalen Riddarasögur zuzurech­ nen ist, wofür auch der Aufputz mit exot. Ortsnamen spricht. Die Handlung ist eine motivrei­ che Variante des Stiefmuttermärchens, wobei die Stiefmut­ ter den eigentl. Helden der Handlung, den Prinzen Hringr von Arabien, in einen Schwei­ nehirten verwandelt und eine Reihe von unmögl. Aufgaben bewältigen läßt, wobei ihm eine Riesin, die sich am Ende als seine Schwester herausstellt, hilft. HSS: SKB pap. 30, 4to; SKB pap. 63, fol. ED: FAS1 3; FAS2 3; FAS3 3; R. L. Harris, Hjálmþérs saga: A scientific edition. University of Iowa Diss. 1970. ED + ÜB (schwed.:)J. F. Peringskiöld, Hialmters och Olvers saga, Stockholm 1720. LIT: C. N. Gould, The Source of an Inter­ polation in the H.s.o.ö., (MPh 7) 1909; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1943; H. Pälsson, Towards a definition of

169 Fornaldarsögur, (Fourth Int. Saga Conf. München) 1979; ders., H.s.o.Ö., (DicMA 6) 1985.

Hjalti Skeggjason war ein schon vor der offiziellen Chri­ stianisierung Islands im Jahre 1000 konvertierter Isländer, der aber noch am Althing im Som­ mer 999 wegen eines Spottge­ dichts auf die heidn. Göttin Freyja geächtet wurde. Das nur einen Helming umfassende end­ reimende (-> Dunhent) Ge­ dicht ist in der Njáls saga und der Kristni saga überliefert und dürfte ein fester Bestandteil der Tradition über die Bekehrung Islands gewesen und daher aut­ hentisch sein. HSS, ED, ÜB: -> Njáls saga; —» Kristni saga.

Hjástælt (etwa »angehängt«) heißt eine seltenere Variante des Dróttkvætt, die Snorri im Kommentar zu Hättatal 13 nä­ her definiert: die ersten drei Zeilen jeder Halbstrophe und die erste Silbe der vierten be­ handeln ein gemeinsames Thema, während die letzten Silben des Helming ein davon ganz verschiedenes Thema be­ handelt, das alten Sagen ent­ nommen sein soll; dabei kommt dem Binnenreim eine besondere verbindende Funk­ tion zu, daher wohl der Name. Neben der erwähnten HättatalStrophe sind einige Halbstro­ phen von Kormáks -> Siguröardrápa in diesem Versmaß ge­ halten. LIT: E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983.

*Hlaðajarla saga ist eine jetzt verlorene Saga über die Gesch.

Hlöðskviða

des norweg. Geschlechts der Jarle von Lade (Hlaöir) von Jarl Hákon Grjótgarðsson (ca. 900) bis zum Ende des 10. Jh.s. Eine zeitl. Fortsetzung dieser Saga war die —► Hákonar saga Ivarssonar. In der Fagrskinna wird eine Saga af Eiríki Häkonarsyni erwähnt, was sich auf die H.s. beziehen bedürfte. Die H.s. war eine wichtige Quelle für Snorris Heimskringla. Hlöðskviða (»Lied von Hlöör «, auf dt. meist als » Hun­ nenschlachtlied « bezeichnet) ist ein eddisches Heldenlied, wenn es auch nicht im Codex Regius der Liederedda überliefert ist, sondern in der Hervarar saga. Das zur ältesten Schicht der nord. Heldendichtung gehö­ rende Lied handelt von einer acht Tage dauernden Völker­ schlacht zw. Goten und Hun­ nen und deren Vorgeschichte. Der bei den Hunnen aufgezo­ gene Hlöör fordert von seinem Halbbruder Agantýr die Hälfte des got. Erbes, was dieser ver­ weigert und Ersatz in Form von Schätzen anbietet. Es kommt zur Schlacht, in deren Verlauf Hlöör fällt und von seinem Bruder beweint wird (Str. 33-34). Die Zuordnung der hier in der Heldensage aufgear­ beiteten Ereignisse an histor. Vorkommnisse ist nicht gelun­ gen und auch die vielen Ortsna­ men sind wenig hilfreich. Aller­ dings kennt schon das altengl. Stabreimgedicht Widsith (7. Jh.) das Namensmaterial dieser Sage, und die Atlakviöa hat be­ reits Details daraus Übernom­

Hluthending men, sodaß das Lied wohl schon im 9. Jh. entstand; sein Autor hat, wie öfters bei Hel­ densagen, einen histor. polit. Konflikt als Konflikt zw. Ver­ wandten gestaltet. HSS: GkS 2845, 4to (15. Jh); sonst nur Papier-HSS des 17. Jhs., bes. Cod. Ups. 715, 8vo; AM 203, fol. ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica Mi­ nora, 1903; G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983; C. Tolkien, The Saga of King Heidrek the Wise, London etc. 1960 (mit engl. ÜB); Jón Helgason, Kviður af Gotum og Húnum, Rv. 1967. ÜB: F. Genzmer, Edda 1, 21963 ( = Thule 1). LIT: C. Tolkien, The Battle of the Goths and the Huns, (Saga-Book 14) 1953-57; J. de Vries, ALG I-II, 21964-67; H. Beck, Hloðskviða, (KLL 3) 1967; O. Höfler, Hat die Heidrekssaga das Hunnen­ schlachtlied richtig verstanden?, (Fourth Int. Saga Conference. Papers) 1979; M. Mundt, H., (DicMA 6) 1985.

Hluthending -» Hending.

Hnept —> Hálfhnept. Höfudlausn (»Haupteslösung«) [1] ist ein Preisgedicht von —» Egill Skallagrimsson auf König Eirik Blutaxt, um so nach dem Rat seines Freundes Arinbjörn sein Leben zu retten, als er in York in die Gewalt seines Widersachers fiel, und damit dem Vorbild Bragis folgte, der ebenfalls eine H. ver­ faßt haben soll. So wenigstens erzählt die Egils saga die Entste­ hung dieses Gedichts, doch gibt es Gründe, die Historizität die­ ser Darstellung anzuzweifeln. Die H., die auch eine überlieferungsgeschichtl. Sonderstellung einnimmt, da ihre 20 Strophen in den HSS der Egils saga und der Snorra Edda als ganzes und nicht wie die meisten Skalden­

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lieder verstreut überliefert ist, bildet auch in formaler Hinsicht eine Neuerung, da sie nicht wie die meisten Prcislieder im skald. Dröttkvx-tt, sondern im end­ reimenden Runhent in ein­ fachen viersilbigen Verszeilen abgefaßt ist, wobei die Stab­ reimbindungen gelockert wer­ den; Vorbild dieser metrischen Form war wohl kirchl. Hym­ nendichtung. Aber Nachfolger hat Egill mit dieser Neuerung kaum gefunden. Die kunstvolle Form wird in der H. so sehr betont, daß der Inhalt dabei unwesentl. wird: in recht stereo­ typen Bildern werden Eiriks Kampfestaten und seine Frei­ giebigkeit gelobt. HSS, ED und ÜB: -» Egils saga Skallagrimssonar; -* Snorra Edda. ED: T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN. «Of. 1027-1031, 2255; Stefán Einarson, The Origin of Egill Skallagrimsson's runhenda, (Scandinavica et Fenno-Ugrica. Studier till. B. Collinder), Sthm. 1954; H. Lie, SkaldestilStudier, (MoM) 1952; O. Nordland, Hqfuðlausn i Egils saga. Ein tradisjonskritisk studie, Oslo 1956; J. de Vries, ALG 1, 21964; G. W. Weber, H„ (KLL 3) 1967; J. Helgason, Höfuðlausnarhjal, (Einarsbók) Rv. 1969; P. M. Mitchell, H.: Erik's izzat, (Medieval Scandinavia 5) 1972; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Höfuðlausn [2] heißt auch eine Drapa, die der isländ. Skalde —» Ottarr svarti über den Hl. Olaf verfaßt hat. Im -+ Ottars þáttr svarta wird berichtet, daß der Hl. Olaf Ottar wegen eines Lie­ besgedichts auf Olafs Frau, die schwed. Prinzessin Astríðr, ein­ kerkern ließ. Mit dieser H., die vor allem Olafs Kämpfe und

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Schlachten rühmt, habe er den Zorn des Königs besänftigt; von dem um 1023 entstanden Gedicht sind 20 Strophen und Halbstrophen erhalten. HSS, ED, ÜB: -» Heimskringla; -> Olafs saga hins helga; Legendär. Olafssaga; Fagrskinna; —► Orkneyinga saga; -► Knýtlinga saga; —► Snorra Edda; 1. gramm. Traktat. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 721 f, 956, 1827, 2485f; J. de Vries, ALG 1. 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet. Øvre Ervik 1982.

Höfuðlausn [3] heißt eine Dråpa, die der isländ. Skalde Þórarinn loftunga auf den Dä­ nenkönig Knut den Großen verfassen mußte, nachdem er ihm zuerst nur einen Flokkr ge­ widmet hatte. Diese Begeben­ heit aus der Zeit um 1026 er­ zählt Snorri in der Heims­ kringla, er zitiert aber nur den Stef der aus dem Flokkr umge­ arbeiteten Dräpa. Der Rest des Gedichts ist verloren. HSS: -* Heimskringla; -> Olafs saga hins helga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: J. de Vries, ALG 1, 21964; K. v. See, Skaldendichtung, 1980; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Högna saga Hålfdanarsonar -> Sörla þáttr.

Hœnsa-Póris saga ist eine re­ lativ kurze, aber bekannte und literar. bemerkenswerte Islän­ dersaga, die um 1260 entstan­ den sein dürfte. Der Stoff wird schon in Aris Islendingabök, welche der Sagaautor als Quelle verwendete, behandelt, er spielt im 10. Jh. in der Umgebung des

Hofgarða-Refr Gestsson

Borgarfjörðs und am Althing. Das Hauptereignis ist der Mordbrand an einem unschul­ digen Bauern und seiner Fami­ lie, verursacht durch Verleum­ dung und Intrige des ehrgeizi­ gen und skrupellosen Aufstei­ gers Hoensa-Pörir (»HühnerThorir«), der sich der Unter­ stützung einflußreicher Männer versichert hat. Der Konflikt in der Saga wird danach durch den Kampf des einzigen über­ lebenden Sohnes gegen die mächtigen Mörder bestimmt. Da er sich an seine weisen Rat­ geber hält, kann er schließlich Hœnsa-Pórir erschlagen; die anderen Mordbrenner werden geächtet. HSS: AM 501, 4to (u. a. Abschriften der Vatnshyrna); AM 162 G, fol (frag.); AM 165 f, fol. ED: A. Heusler, Zwei Isländergeschich­ ten, 1897, 21913; S. Nordal, Guðni Jónsson, Borgfirðinga SQgur, Rv. 1938. ED & UB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 2, Oxford 1905. ÜB (dt.:) A. Heusler, Die Geschichte vom Hühnerthorir, 1900; A. Wode, Die Sage vom Hühner-Thor, 1902; F. Reuß, Aus Altisland, [1910]; A. Heusler, F. Ranke, Fünf Geschichten von Ächten und Blutrache, 1922 (= Thule 8); (engl.:) H. Pälsson, The Confederates and Hen-Thorir, Edinburgh 1975. LIT: K. Maurer, Ueber die H.-P.s., 1871; B. M. Ólsen, Landnátna og H.-P.s., (ANOH) 1905; Björn Sigfússon, Staða Hœnsa-Póris sögu i réttarþróun, (Saga 3) 1963; A. J. Berger, Old Law, New Law, and H.-P.s., (Scripta Islandica 27) 1976; Jónas Kristjánsson, Landnåma and.H.-P.s., (Opuscula 2,2) Kbh. 1977 (= Bibi Arn 25,2); T. M. Andersson, H.-P.s., (DicMA 6) 1985.

Høyersannåll —> Annalen.

Hofgarða-Refr Gestsson, auch Skäld-Refr genannt, ein

Hólar in Hjaltadal

westisländ. Skalde des 11. Jh.s, Sohn der Skaldin Steinunn Refsdóttir, über den wir sehr wenig wissen, den aber Snorri häufig zitiert, da er ihn als fähi­ gen Skalden schätzte, was durch die Originalität der Kenningar in den erhaltenen Strophen be­ stätigt wird. Von seinen Wer­ ken ist recht wenig bewahrt, es lassen sich aber die Fragm. von mindestens vier Dróttkvættgedichten unterscheiden. Im Skáldatal wird er als Skalde so­ wohl des Hl. Olaf als seines Sohnes Magnus (sowie von Hárekr ór Þjóttu und Einarr Fliege) angeführt, wir wissen aber nicht, welche Gedichte er auf die Könige verfaßt hat; viel­ leicht ein Schildgedicht, von dem nur zwei Halbstrophen be­ wahrt sind. Daneben kennen wir eine ganze und zwei halbe Strophen von einem Gedicht auf seinen Ziehvater, den Skal­ den Gizurr Gullbrárskáld, der mit dem Hl. Olaf in der Schlacht von Stiklarstaðir 1031 fiel; vier Helminge zitiert Snorri von einem Gedicht auf einen gewissen Thorsteinn, und fünf über eine Seereise, die wahrscheinl. in den Ferðavísur vereinigt waren. HSS, ED, ÜB: -♦ Snorra Edda; -♦ Heimskringla (nur die erste Strophe des Gedichts über Gizurr). ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 784f, 844, 1372, 1827, 1837, 1909;J. de Vries, ALG 1, 21964; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983.

Hólar in Hjaltadal, der 1106 gegründete nordisländ. Bi­

172

schofssitz, blieb bis zu der Auf­ lösung der Diözese 1801 der be­ deutendste Ort Nordislands. Die längste Zeit besaß H. eine Domschule. Von der Reforma­ tion Mitte des 16. Jh. an gab es bis Ende des 18. Jh. eine der wenigen isländ. Druckpressen. Von den Bischöfen waren ei­ nige bedeutende Persönlichkei­ ten, über drei von ihnen wur­ den Sagas verfaßt: Jón Ogmundarson (1106-1121), Guðmundr Arason (1203—1237) und Lárentius Kálfsson (1325 - 1331). An­ dere bedeutende Bischöfe wa­ ren der Verfasser -> Brandr Jónsson (1263—1264), der Dich­ ter Jón Arason (1524—1550), zu­ gleich Islands letzter kathol. Bi­ schof, und Guðbrandr Porláksson (1571-1627), der neben zahlr. anderen Büchern 1584 die erste isländ. Bibel drucken ließ. Hólmgöngu-Bersi, angeblich ein Isländer des 10. Jh.s, dem in der -► Kormáks saga 14 Stro­ phen zugeschrieben werden, die jedoch wohl unecht sind. Hólmverja saga (»Saga von den Insel-Verteidigern«) ist eine Isländersaga des 14. Jh.s mit der unhistor. Geschichte des Häuptlingssohns Hörðr Grimkelsson, der ohne Mutter und ohne Liebe seines Vaters auf­ wächst. Mit 15 verläßt er mit seinen beiden üblen Blutsbrüdern Geir und Helgi Island und verbringt 15 Jahre im Ausland. Er erwirbt sich den Ruf eines Helden und heiratet eine Jarlstochter aus Gautaland. Nach seiner Rück­

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kehr nach Island geht es jedoch mit ihm bergab: als sein Bluts­ bruder Helgi einen unschuldi­ gen Burschen erschlägt, tötet Hörör aus Furcht vor Verfol­ gung durch dessen Vater auch diesen, wofür Helgi und Hörör geächtet werden. Sie verlassen aber Island nicht, sondern scha­ ren eine Bande von Verbre­ chern um sich und schlagen ihr Lager auf einer kleinen Insel vor der Küste auf, von wo aus sie Raubzüge unternehmen (daher der Name der Saga). Schließ­ lich haben sie alle Bauern der Umgebung einschließlich HörÖs eigene Verwandte gegen sich. Die Bande wird aus ihrer Inselfestung gelockt und alle werden getötet. Am Ende der Saga findet sich ein Verweis auf Styrmir hinn fróði als Informant über das Le­ ben Hörös; man hat daher verschiedentl. angenommen, daß Styrmir der Verfasser dieser Saga ist und daß es sich dabei um die selbe Saga handelt, die Sturla Pórðarson in seiner Fassung der Landnámabók als Haröar saga Grimkelssonar ok Geirs erwähnt; von dieser Ver­ sion aus dem 13. Jh. ist ein einzi­ ges Blatt erhalten. HSS: AM 564 a, 4to (Fragm.); AM 556 a, 4to. ED: S. Hast, Hardar saga, Kbh. 1960 ( = EA A 6). ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 2, Oxford 1905. ÜB: A. Heusler, F. Ranke, Fünf Ge­ schichten von Achten und Blutrache, 1922 ( — Thule 8). ED: V. Lachmann, Das Alter der Haröar saga, 1932; F. Jónsson, Hardar saga Grim­ kelssonar, (ANF 51) 1935; S. Hast, Pappershandskrifterna till Hardar saga, Kbh.

Homilien 1960 (= BiblAm 23); B. Sigfüsson, Hardar saga Grimkelssonar ok Geirs, (KLNM 6) 1961; G. Turville-Petre, Outlawry, (Sjötiu ritgeröir helgaöar Jakobi Benediktssyni 2) Rv. 1977; P. Schach, Hardar saga Grimkelssonar (ok Geirs), (DicMA 5) 1985.

Holta-I’óris saga ist eine erst im 19. Jh. verfaßte »Isländer­ saga«, die sich mit den Taten des Bruders von Njáll befaßt. ED: Magnus Sigurösson, Sagan af HoltaÞóri, Rv. 1878; Guðni Jónsson, Islendinga sögur 11, Rv. 1947.

Homilien aus dem ma. Nor­ wegen und Island sind in zahlr. HSS erhalten, die wichtigsten Sammlungen sind das Stock­ holmer und das norweg. -> Homilíubók sowie die vermutl. älteste isländ. HS, AM 237, fol (ca. 1150), welche besonders die berühmte Kirchweihpredigt -> Kirkjudagsmál (oder In dedica­ tione templi) enthält; gerade diese Predigt zeigt, daß die altnord. Homilien trotz ihrer teils über das Angelsächs. vermittel­ ten latein. Vorbilder (Beda ve­ nerabilis, Hieronymus, Gregor der Große, Paulus Diaconus, Honorius, Hrabanus Maurus) durchaus eigene Wege gingen. Für eine große Anzahl der altnord. Homilien ist es zudem bis jetzt nicht gelungen, die Quel­ len nachzuweisen. LIT: K. Vrätny, Enthält das Stockhol­ mer Homilienbuch durchwegs Überset­ zungen?, (ANF 32) 1916; ders., Textkrit. Nachlese zum Stockholmer Homilien­ buch, (ANF 33) 1917; G. Turville-Petre, The Old Norse homily on the Assumption and Mariu saga, (Medieval Studies 9) 1949 u. (in: Nine Norse Studies) London 1972; ders., Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953, Reprint 1975; J. TurvillePetre, Sources of the Vernacular Homily in England, Norway and Iceland, (ANF 75)

Homilíubók 1960; T. Knudsen, Homiliebøker, (KLNM 6) 1961; J. de Vries, ALG 2, *1967.

Homilíubók (»Buch mit Pre­ digten «). Es sind zwei solcher altnord. Sammlungen von —» Homilien erhalten, und zwar 1) das sogen, norweg. Homili­ enbuch (Norsk H.), das schon in einer HS um 1200 erhalten ist, und auf verschiedenen nor­ weg. Sammlungen des 12. Jh.s beruht; 11 von über 30 Predig­ ten sind auch im Stockholmer Homilienbuch zu finden. HS: AM 619, 4to. ED: C. R. Unger, Gammel norsk Homiliebog, Chria. 1864; G. T. Flom, Codex AM 619 quarto, Illinois 1929; G. Indebrø, Ga­ mal norsk homiliebok, Oslo 1931, Reprint 1966; (Faks.:) T. Knudsen, Gammelnorsk Homiliebok etter AM 619 qv, Oslo 1952 (= CCNMÆ, 4to 1). LIT: -> Homilien.

2) das sogen. Stockholmer Ho­ milienbuch, das vermutl. noch vor dem norweg. H. in Island entstanden ist (und deswegen auch als Island. Homilienbuch bezeichnet wird) und über 50 Predigten für den kirchl. Jahres­ kreis enthält, die durchwegs äl­ ter sind als die HS selbst und in einigen Fällen sicher auf den Anfang des 12. Jh.s zurück­ gehen. HS: SKB perg. 15, 4to. ED: T. Wisén, Homiliu-Bók, Lund 1872; P. J. McClung, An Edition of the Stock­ holm Homily Book, Diss. Chapel Hill 1974; A. v. Arnkel, The MS Sthm. Perg. 15 4°, Diss. Utrecht 1977; (Faks.:) F. Paa­ sche, Homiliu-Bók, Kbh. 1935 (= CCI 8)LIT: L. Larsson, Studier över den Stockholmska Homilieboken 1-2, Lund 1887-88; T. Wisén, Några Ord om den Stockholmska Homilieboken, Lund 1888; K. Vråtny, Enthält das Stockholmer Homilienbuch durchwegs Übersetzungen?, (ANF 32) 1916; ders., Textkrit. Nachlese zum

174 Stockholmer Homilienbuch, (ANF 33) 1917; G. Neckel, Zum Stockholmer Ho­ milienbuch, (PBB 38) 1913; B. West­ lund, Skrivarproblemet i Isländska Homi­ lieboken, Sthm. 1976.

Hrafn Önundarson, isländ. Skalde vom Beginn des 11. Jh.s, von dem nur drei Strophen er­ halten sind. HSS: —» Gunnlaugs saga ormstungu. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 367, 547-549, 1103, 1853 A.

Hrafn Sveinbjarnarson -+ Hrafns saga Sveinbjarnarsonar. Hrafnistumannasögur, -> Ans saga bogsveigis, —» Ketils saga hængs, —> Grims saga loðinkinna, -> Orvar-Odds saga. Hrafnkels saga Freysgoda (»Saga vom Freyspriester Hrafnkeil«) ist eine kurze, literar. aber wohl die bedeutendste Isländersaga. Sie entstand in der 2. Hälfte des 13. Jh.s und spielt im 10. Jh. im Osten Islands und am Althing. Der Titelheld ist ein tüchtiger, aber arroganter Gode, der we­ gen eines Gelöbnisses den Schafhirten Einarr erschlägt, als dieser das dem Gott Freyr ge­ weihte Pferd Freyfaxi reitet. Der arme Vater des Burschen lehnt ein großzügiges Kompen­ sationsangebot ab und überre­ det seinen gesetzeskundigen, aber sonst unbedeutenden Nef­ fen Sámr zur gerichtl. Verfol­ gung Hrafnkels. Gegen alle Er­ wartung gelingt es Sämr, mit Hilfe von zwei wohlmeinenden Brüdern aus dem Westen den

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Prozeß zu gewinnen, und Hrafnkell verliert zwar Besitz und Godenwürde, aber Sämr schenkt ihm das Leben. Sämr übernimmt nun Hof und Amt, Hrafnkell wird verbannt und beginnt in einem anderen Tal ein neues Leben. Durch harte Arbeit und Glück gelangt er aber bald wieder zu Reichtum und Ansehen, und sechs Jahre nach seiner Verbannung tötet er den völlig unschuldigen Bruder Sams als Vergeltung. Während Sämr noch Vorbereitungen zur Rache trifft, handelt Hrafnkell schon und überfällt nachts Sämr, der sich nun Hrafnkell unterwerfen muß, während Hrafnkell seine alte Stellung wieder einnimmt. Die in der älteren Forschung diskutierte, aber hinfällige Frage nach der Historizität ist in den letzten Jahrzehnten der Frage nach der literar. Absicht des Autors gewichen; während manche Forscher die angebl. Skrupellosigkeit Hrafnkels be­ tonen und daher die Saga als eine Verherrlichung ungezü­ gelter Häuptlingsmacht und Herrenmenschentums betrach­ ten, sehen andere in Hrafnkels veränderter Handlungsweise nach seinem Fall und seiner damit verbundenen Abwen­ dung vom Heidentum ein moral. Exempel. Diese unver­ einbaren Interpretationsansätze sind für die ganze Sagafor­ schung von Bedeutung, sodaß die H.s. eine Vorrangstellung in der wissenschaftl. Diskussion über die Isländersagas ein­ nimmt.

Hrafns saga Sveinbjarnarsonar HSS: AM 162 I. fol (Perg.-frag.); AM 551 c, 4to; AM 156, fol; AM 158, fol. ED: J. Jakobsen, Austßrdinga sqgur, Kbh. 1902-03 (= SUGNL 29); Jón Johannesson, Austßrdinga sqgur, Rv. 1950 ( = IF 11); Jón Helgason, H.s.F., Oslo etc 1950 (= Nordisk Filologi A 2); W. Baetke, H.s.F., 1952 (= ATB 1). ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 2, Oxford 1902. ÜB: (dt.:) H. Lenk, Die Saga von Hrafn­ kell Freysgoði, 1883; E. Wilken, altnord. Erzählungen 1, 1909; E. v. Mendelssohn, Die Saga vom Freysgoden Hrafnkel, [1913] (= Insel-Bücherei 29); G. Neckel, Sieben Geschichten von den OstlandFamilien, 1924, 21964 (= Thule 12); W. Baetke, Das Pferd des Priesters Hrafnkel, 1934 (= Bauern und Helden 9); (engl.:) H, Pálsson, Hrafnkel's Saga and other Icelandic Stones, Harmondsworth 1971. LIT: S. Nordal, Hrafnkatla, Rv. 1940 ( = Studia Islandica); (engl.: Hrafnkels saga Freysgoða, Cardiff 1953); M. Scovazzi, La saga di Hrafnkell e il problema delle saghe islandesi, Arona 1960; P. Halleux, Aspects littéraires de la saga de Hrafnkel, Paris 1963; Björn Sigfússon, H.s., (KLNM 7) 1962; K. Schier, H.s.F., (KLL 3) 1967; Oskar Halldórsson, Uppruni og þema Hrafnkels sögu, Rv. 1976; H. Palsson, H.s. og Freysgyðlingar, Rv. 1962; ders., Siðfræði Hrafnkels sögu, Rv. 1966; ders., ßrt and Ethics in H.s., Cph. 1971; ders., Ur hugmyndaheimi Hrajnkels sögu og Grettlu, Rv. 1981 (= Studia Islandica 39); I. Larsson, H.s.F. En bibliograß, (Scripta Islandica 34) 1983; F. J. Heinemann, H.s.F., (DicMA 6) 1985; R. D. Fulk, The Moral System of H.s.F., (Saga-Book 22) 1986. N: P. O. Sundman, Berättelsen om Såm, Sth. 1977.

Hrafns saga Sveinbjarnar­ sonar, zu den Samtiöarsögur zählend, ist als eigenständiges Werk überliefert, dessen zwei­ ter Teil auch als Teil der —> Sturlunga saga überliefert ist, wo er die Fortsetzung der Prestssaga Guðmundar góða bildet. Die H.s.S. ist die Lebensge­ schichte des Häuptlings, Skal­ den, berühmten Arztes und frommen Christen Hrafn Svein bjarnarson, der in einen

Hrafns þáttr Guðrúnarsonar

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Streit mit einem benachbarten Goden verwickelt wurde, der ihn 1213 töten ließ. Die Saga wurde wahrscheinl. bald nach 1230 verfaßt.

ner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17).

HSS: (selbständig:) AM 557, 4to (15. Jh„ fragm.); AM 154, fol; AM 155, fol; -♦ Sturlunga saga. ED: A. Hasle, H.s.S. B-redaktionen, Kbh. 1967 (= EA B 25); A. Loth, Membrana Regia Deperdita, Kbh. 1960 (= EA A 5). ÜB: (engl.): A. Tjomsland, The Saga of Hrafn Sveinbjarnarson: The Life of an Icelandic Physician of the Thirteenth Century, Ithaca 1951 (= Islandica 35). LIT: A. L. Faye, Rafn Sveinbjornsens liu og virksomhed, (Lemmebog for Læger) Kria. 1878; I. Reichbom-Kjennerud, Lxgeskolen i Salerno og Sagatidens Kirurgi, (Norsk Magasin for Lægevesen) 1935; Björn Sigfusson, H.s.S., (KLNM 7) 1962.

Hrafns þáttr Guðrúnarsonar (Hrútfirðings) ist die vermutl. im 14. Jh. entstandene und in der Magnúss saga góða einge­ baute Geschichte eines jungen Isländers, der seinen Vater rächt, dafür geächtet wird und nach Norwegen geht; als ihn sein Wirt hintergehen will, er­ schlägt er ihn und wird dafür zum Tode verurteilt; Hrafn wendet sich an König Magnus den Guten, der ihn auf eine gefährl. Reise schickt, sich aber auf Intervention von Hrafns Onkel Sighvatr des Skalden mit ihm versöhnt und ihn begnadigt; Hrafn dichtet ein Preislied auf den König und heiratet die Tochter des erschlagenen Nor­ wegers. HSS: Hulda; Hrokkinskinna. ED: FMS 6, Kph. 1831; Porleifur Jönsson, Fjörutíu Islendingaþattir, Rv. 1904 (_= Islendinga sögur 40); Guðni Jónsson, Islendinga þcettir, Rv. 1935; E. 01. Syeinsspn, Vatnsdæla saga, Rv. 1939 (= ÍF 8). ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Nied-

Hrafnsdrápa ist eine Erfidrápa des Isländers Guömundr Svertingsson auf den isländ. Goden und Arzt Hrafn Sveinbjarnarson (—► Hrafns saga), der 1213 getötet wurde. In den 11 erhal­ tenen Strophen und Halbstro­ phen werden nicht nur Hrafns Reisen, sondern auch seine Fä­ higkeiten als Arzt behandelt. HSS: -* Hrafns saga Sveinjarnarsonar; -* Sturlunga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 1292, 2168-71; J. de Vries, ALG 2, 21967.

Hrafnsmál [1] (»Sprüche des Raben) ist das erste bekannte Gedicht im Versmaß —> Haöarlag und stammt vom westisländ. Skalden Þórmóðr Trefilsson, wohl aus dem zweiten oder dritten Jahrzehnt des 11. Jh.s. Es beschreibt die Taten des Goden Snorri - des Helden der Eyrbyggja saga — bis ca. 1010. Die überlieferten fünf Strophen sind auch in der Eyrbyggja saga erhalten; das Versmaß wird von Snorri (Háttatal 79) als Haöarlag bezeichnet, ist aber hier nicht ganz durchgängig ausge­ führt. - Das erst im 13. Jh. ent­ standene gleichnamige Gedicht Sturla Pórðarsons imitiert die H. in Titel, metr. Form und z. T. im Ausdruck. HSS, ED, ÜB: Eyrbyggja saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946; LIT: E. A. Kock, NN 560f.; J. de Vries, ALG 1, 21964; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976.

Hrafnstnál [2] heißt eines der vier Gedichte, die -» Sturla

177 Pórðarson auf den norweg. Kö­ nig Hákon Häkonarson verfaßt hat. Wie beim literar. Vorbild, den H. des Skalden Pórmóör Trefilsson, hat Sturla in seinen H., von der 20 Strophen be­ wahrt sind, das Versmaß Haöarlag verwendet, um die letzte Fahrt des König zu den schott. Inseln 1263 zu schildern; nicht nur Pórmóðr, sondern auch an­ dere ältere Skaldengedichte werden imitiert: Amors Magnúsdrápas, der Hättalykill und Snorris Hättatai. HSS: -* Hákonar saga Hákonarsonar. ED: T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 108f, 1354-63, 2291f; J. de Vries, ALG 2, 21967; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Hrafnsmål [3] ist ein neuzeitl. Titel, der verschiedentlich flir das üblicherweise als -» Haraldskvæði bekannte Skaldenge­ dicht auf Haraldr hárfagri ver­ wendet wird.

Hrings rimur ok Tryggva digt; Hreiöarr wird allerdings durch König Magnus den Gu­ ten beschützt und entpuppt sich schließl. als unerwartet tüchti­ ger Mann. HS: Morkinskinna. ED: FMS6, Kph. 1831; Porleifrjónsson, Fjörutíu Islendingaþættir, Rv. 1904 ( = Islendinga sögur 40); B^örn Sigfússon, Ljósvetninga saga með þattum, Rv. 1940 (= ÍF 10); A. Faulkes, Two Icelandic Sto­ ries, London 1968; T. Ulset, Utvalgte þxttir fra Morkinskinna, Oslo 1978 ( = Nordisk Filologi). ÜB: (dt.:) E. D. Schoenfeld, An nord. Königshöfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17); (engl.:) Hermann Pálsson, Hrafnkel’s saga and other stories, Harmondsworth 1971. LIT: J. Lindow, H.þ.h. and AT 326. An Old Icelandic Novella and an International folktale, (Arv 34) 1978.

Hreiðmars saga ok Farbata ist eine wohl erst im 18./19. Jh. verfaßte romant. Saga, in der die zugrundeliegende Braut­ werbegeschichte durch mehr­ fach wiederholte Stiefmuttergeschichten mit den dazugehö­ rigen Flüchen und exot. Aben­ teuer kompliziert wird.

Hrana saga hrings ist eine sehr junge Saga, die erst in HSS des 19. Jh.s erhalten ist.

HSS: ÍBR 46, 4to; Lbs 1503, 4to. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

HSS: AM 1023, 4to; KG 30; Lbs 137, 4to; Lbs 671, 4to; ca. 15 weitere HSS. ED: Porleifur Jónsson, Sagan af Hrana hring, Kph. 1874.

HrímgerÖarmál heißt ein Ab­ schnitt der -+ Helgakviöa Hjörvarözsonar.

Hreiöars þáttr heimska ist ein vcrmutl. früh im 13. Jh. verfaß­ ter Islendingaþáttr. Er erzählt die amüsanten aber auch lehr­ reichen Abenteuer des dümmli­ chen Isländers Hreiöarr in Nor­ wegen, der mit König Haraldr harðráði in Konflikt gerät, in­ dem er einen Gefolgsmann tö­ tet und den König selbst belei­

Hrings rimur ok Tryggva, auch Geöraunir (»Charakter­ prüfungen «), ein um 1400 ent­ standener Versroman, dessen Stoff" sonst nur stückweise er­ halten ist und der von der Liebe zwischen Brynhildr, Tochter des Königs Hertrygg von Garöariki und ihrem Ziehbruder Hringr handelt. Nach einem

Hrings saga ok Hringvarðar

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Wikingerzug wird Hringr Kö­ nig von Griechenland, und ein inzw. um Brynhildr werbender Wikinger kann von Hertrygg nur mit Hilfe des sächs. Königs Tryggvi abgewehrt werden, der aber dafür selbst die Prin­ zessin bekommt. Später kommt es zum Krieg zwischen Tryggvi und Hringr, der aber beigelegt wird, indem Hringr die Schwester des Königs heiratet. Als Tryggvi durch einen fal­ schen Freund ermordet wird, stirbt auch seine Schwester an gebrochenem Herzen und Hringr kann nun endlich seine alte Liebe Brynhildr heiraten.

das auch aus den Skaldensagas typ. Dreiecksverhältnis zwi­ schen dem Helden Skjöldr, der ihn liebenden schwed. Prin­ zessin Dagmær und dem Wi­ kinger Hermann, der das Mäd­ chen in Abwesenheit des Hel­ den vor einem Berserker rettet und sie dafür heiratet, trotz des Zweikampfs der zwei Liebha­ ber nicht trag, endet; der Kon­ flikt wird nämlich mit dem eher für die Riddarasögur bezeich­ nenden Happy End um jeden Preis durch die Hochzeit des unglückl. Liebhabers mit der Schwester des Ehemanns gelöst.

HSS: Kollsbók; AM 604 d, 4to; AM 605, 4to; SKB perg. 23, 4to; (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11); Ólafur Halldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 (= IM 4to 5). ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F.Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Hrings saga ok Hringvarðar ist eine sehr junge originale Riddarasaga, in der die übl. Braut­ werbegeschichte recht stereo­ typ durch die Befreiung zweier von Riesen entführter Prinzes­ sinnen in Gang gebracht wird; laut HS Lbs 1660 wurde die Saga vom Pastor Jón Hjaltalin (1749-1835) verfaßt. HSS: Lbs 1505, 4to; Lbs 1660, 4to; Lbs 2114, 4to. ED: Skúli Thóroddsen, Sagan af Hringi ok Hringvarði syni Hans, Rv. 1909. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Hrings saga ok Skjaldar ist eine romant. junge Saga, in der

HSS: Lbs 221, fol; Lbs 228, 8vo; NkS 1197, fol. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Hrings saga ok Tryggva ist eine den Fornaldarsögur nahe­ stehende Märchensaga, die schon im 14. Jh. entstanden ist, jedoch nur sehr fragmentar. überliefert ist. Den Inhalt der Saga kennen wir aus den schon um 1400 nach der Saga verfaß­ ten —> Hrings rimur ok Tryggva. Eine im 17. Jh. ver­ faßte 1 Ls.o.T. beruht ihrerseits auf der Rimurfassung HSS: AM 489, 4to; AM 586. 4to (je 1 Blatt. 15. Jh.); AM 572 b und c, 4to (17. Jh., unvollst.). Junge Fassung: Nks 1772 a und b, und über 20 weitere PapierHSS ED: A. Loth, LMIR 5, Cph. 1965 ( = EA B 24); (Faks.:) A Loth, Fornaldarsagas and Late Medieval Romances, Cph. 1977 ( = EIM 11). ÜB: - (Nacherzählung: dt. inj. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; engl. in Loth, LMIR 5, 1965). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, ßibliography of Old Norse-Icelandic Ro-

179 mances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Hróa þáttr heimska ist eine unterhaltsame Geschichte ori­ ental. Ursprungs (aus den Sie­ ben weisen Meistern, über französ. Vermittlung) über einen seefahrenden Kaufmann, der unter Betrüger gerät, sich aber mit Hilfe eines Mädchens aus der Bedrängnis retten kann und sie dann heiratet. HS & ED: -» Flateyjarbók. ED: FMS 5, Kph. 1830. ÜB (engl.:) E. Magnússon, W. Morris, Three Northern Lovc Stories, London 1901 LIT: D. Strömbäck, Uppsala, Iceland, and the Orient (Early English and Norse Studies pres. to Hugh Smith) London 1963.

*Hróars saga Tungugoða ist eine verlor. Isländersaga, die zwar nirgends unter diesem Ti­ tel erwähnt wird, aber aus der Sturlubók der Landnámabók (S 284 und 325) erschlossen wer­ den kann. LIT: Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar,Rv. 1941; J. Jesch, Two Lost Sagas, (Saga-Book 21) 1982-83.

Hrokkinskitina (»Falten­ haut «) heißt wegen des durch Feuchtigkeit stark verschrum­ pelten Pergaments die zu Be­ ginn des 15. Jhs. geschriebene HS Gks 1010 fol., die wie die HS -> Hulda Konungasögur enthält. *Hróks saga svarta ist eine nicht erhaltene Fornaldarsaga, die aber im —> Geirmundar þáttr heljarskinns erwähnt wird. Hrókr svarti wird auch in der Hálfs saga ok Hálfsrekka und in der Hrómundar saga Gripssonar (die von seinem En­ kel handelt) genannt.

Hrólfs saga Gautrekssonar Hrókslied ist ein in der Hálfs saga ok Hálfsrekka überliefertes Heldenlied, das sicher jung ist und möglicherweise vom Ver­ fasser der Saga stammt. Das H. ist ein elegisches Rückblickslied, in dem Hrókr sich an seinen gefallenen König Hälfr und dessen Helden erinnert. HSS & ED: -> Hálfs saga. ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica mi­ nora, 1903.

Hrólfs rimur Gautrekssonar, eine Versbearbeitung der Hrólfs saga Gautrekssonar. Die H. r. G. stammen vermutl. aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s. HSS: AM 146 a, 8vo. LIT: Jón Þorkelsson, Otn Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Hrólfs saga Gautrekssonar ist eine umfangreichere Fornaldar­ saga, die gegen Ende des 13. Jh.s entstanden ist. Die Handlung ist aus ingesamt vier Brautwerbe­ geschichten aufgebaut, begin­ nend mit der Werbung von Hrólfs Vater Gautrek um eine junge Prinzessin, die ihm die Söhne Hrólfr und Ketill ge­ biert; dann folgen die Werbe­ züge von Hrólfr nach Schwe­ den, Ketill nach Russland und Hrólfs Blutsbruder Asmundr nach Irland, in denen Hrólfr je­ weils die Rolle des hilfreichen Helden übernimmt. Die gut durchkomponierte Saga hat deutl. Verbindungen mit der Saga über Hrólfs Vater, der —» Gautreks saga, und endet mit einer Reflexion des Autors über den (fehlenden) Wahrheitsge­ halt der Fornaldarsögur.

Hrólfs saga kraka HSS: AM 152, fol; AM 590 b-c, 4to; SKB perg. 7, 4to; BM Add. 4860. ED: FAS’ 3; FAS2 3; F. Detter, Zwei Fomaldarsögur, 1891; FAS3 3. ED + ÜB (lat. & schwed.:) O. Verelius, Gothrici Rolf Westrogothix regum histo­ ria, Upsala 1664. ÜB: (dt.:) L. Ettmüller, Altnord. Sagen­ schatz, 1870 , Reprint 1970; (engl.:) H. Pálsson. P. Edwards, Hrolf Gautreksson: A Viking Romance, Edinburgh 1972. LIT: L. M. Hollander, The Gautland Cy­ cle of Sagas (JEGP 11) 1912; ders., The Relative Age of the Gautreks saga and the H.S.G., (ANF 25) 1913; H. Pálsson, H.s.G., (DicMA 6) 1985.

Hrólfs saga kraka (ok kappa hans) (»Saga von Hrolf Kraki und seinen Kämpen«) ist eine umfangreiche Fornaldarsaga, die im 14. oder 15. Jh. entstan­ den ist und sich mit der Ge­ schichte der völkerwanderungszeitl. dän. Skjöldungenkönige, besonders aber mit dem letzten, Hrolf kraki (»Stange«) beschäftigt. Allerdings enthält die Saga kaum geschichtl. Fak­ ten, sondern ist eine Kompila­ tion aus Elementen der Helden­ sage mit denen des Volksmär­ chens. Teile der Geschichte von Hrolf kraki kennen wir auch aus nord. Quellen vom Beginn des 13. Jh.s, etwa Snorris Edda und seiner Ynglinga saga sowie aus Saxo Grammaticus’ Gesta Danorum, sodaß eine - vielleicht noch mündl. - Urfassung der Saga um diese Zeit schon exi­ stiert haben dürfte, falls nicht alle diese Elemente in der ver­ lor. *Skjöldunga saga enthalten waren; weitere Parallelen fin­ den sich in den um 1400 ent­ standenen Bjarkarimur und in der bis auf Saxos latein. Über­ setzung verlorenen Bjarkamäl, während der altengl. Beowulf

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zwar die Gestalt Hrolfs kennt, die Ereignisse aber anders schil­ dert. HSS: AM 9, fol; AM 11, fol; AM 285. 4to; BM Add. 4860. ED; FAS' 1; FAS2 1; F. Jónsson, H.s.k. og Bjarkarimur, Kbh. 1904 (= SUGNL 32); FAS3 2; D. Slay, H.s.k., Cph. 1960 ( = EA B 1). ED + ÜB (lat. & schwed.:) E. J. Björner, Nordiska Kämpadater, Sthm. 1737. ÜB: (dt.:) L. Ettmüller, Altnord. Sagen­ schatz, 1870 (Reprint 1970); P. Hermann, Die Geschichte von Hrolf Kraki, Präge Torgdu 1905; ders., Island. Heldenro­ mane, 1923 (= Thule 21); (engl.:) G. Jones, Eirik the Red and Other Icelandic Sagas, Oxford 1961 (Paperback Reprint 1980). LIT: O. L. Olsen, The Relation of H.s.k. and the Bjarkarimur to Beowulf, Üniv. of Chicago Diss. 1916 und (SS 3) 1916; C. W. v. Sydow, Beowulf och Bjarke, (Stu­ dier i Nordisk Filologi 14) 1923; H. Schneider, Hálfs saga und Hrólfs saga, (Fs Th. Siebs) 1933; W. Ranisch, Die Dich­ tung von Rolf Kraki, 1936 (= Nachr. d. Gött. Ges. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 1, 7); J. R. Caidwell, The Origin of the Story of Bqthvar-Bjarki (ANF 55) 1939-40; D. Slay, The MSS of H.s.k., Cph. 1960 ( = BiblAm 24); G. W. Weber, H.s.k., (KLL 3) 1967; G. Jones, Kings, Beasts and Her­ oes, London 1972; J. Harris, H.s.k., (DicMA 6) 1985. N: Pormóðr Torfason (»Torfæus«), Hi­ storia Hrolf Krakii, (freie lat. Übertra­ gung, Kbh. 1715); J. Ewald, Rolf Krage (Drama, Kph. 1770); A. Oehlenschläger, Hrolf Krake, (Versepos, Kopenhagen 1828); ders., Yrsa (Tragödie, Kph. 1814); P. Anderson, Hrolf Kraki’s saga (Nach­ erzählung, New York 1973).

Hrólfs þáttr skuggafifls ist einer der Pættir am Ende der erweiterten Fassung der -» Mágus saga jarls. HSS: AM 592 a, 4to (17. Jh.); Lbs 988, 8vo; JS 625, 4to. HSS, ED, LIT: -+ Mågus saga jarls.

Hrollaugs saga og Ingibjargar ist eine erst im 19. Jh. ent­ standene Erzählung. HS: Lbs 1137, 8vo.

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*Hryggjarstykki

Hrómundar saga Gripssonar ist eine sehr junge, wohl kaum vor 1650 entstandene Prosabe­ arbeitung des Rimurzyklus -> Griplur (auch Hrómundar rfmur), der seinerseits wieder auf einer verlor. Fornaldarsaga *Hrömundar saga beruht, auf deren Existenz auch Hinweise in den Andra rimur, der Grims saga loðinkinna, der GönguHrólfs saga und der Hálfdanar Eysteinssonar deuten. Der In­ halt - eine Wikingersaga mit phantast. Anklängen, die deutl. Parallelen mit der Hervarar saga und der Helgakviöa Hundingsbana II (Károljóð) aufweist - läßt vermuten, daß es sich bei der ursprünglichen *Hrómundar saga um diejenige Saga han­ delte, die laut der im 13. Jh. entstandenen Porgils saga ok Hafliða 1119 bei einer Hochzeit im westisländ. -» Reykjahólar vorgetragen wurde - ob sie nun zu diesem Zeitpunkt bereits schriftl. fixiert war oder nicht.

HSS: Flateyjarbók; stark gekürzt auch in der Landnámabók. ED: FMS 3, Kph. 1827; Porleifur Jónsson, Fjörutíu Islendingaþœttir, Rv. 1904 (= Islendinga sögur 40); E. Ol. Syeinsson, Vatnsdœla saga, Rv. 1939 (= ÍF 8). ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928 (= Thule 17). LIT: B. M. Olsen, Um Islendinga sögur, Rv. 1937-39.

HSS: (um 1700:) AM 345, 4to; AM 193 e, fol; BM Add. 4859 fol. ED: FAS1 2; FAS2 2; FAS3 2. ED + ÜB (lat. & schwed.:) E. J. Björner, Nordiska Kämpadater, Sthm. 1737. ÜB (engl.:) N. Kershaw, Stories and Ballads of the Far Past, Cambridge 1921. LIT: E. Kolbing, Beitr. z. vergl. Gesch. d. romant. Poesie und Prosa des Ma., 1876; A. Le Roy Andrews, Studies in the Fornaldarsögur Norðrlanda 1, (MPh 8) 1911; U. Brown, The Saga of Hrómund Gripsson and Porgilssaga, (Saga-Book 13) 1946-53; P. Foote, Sagnaskemmtan: Reykjahólar 1119, (Saga-Book 14) 1953-57 [und wesentl. erweitert:! (In: Aurvandilstá. Norse Studies) Odense 1984; H. Pálsson, Sagnaskemmtun Islendinga, Rv. 1962; J. Jesch, Hrómundr Gripsson revisited, (skandinavistik 14) 1984; P. Foote, H.s.G., (DicMA 6) 1985. N: Verwendet im 1. Teil von E. Tegnérs Frithjofs Saga (1825).

*Hryggjarstykki (vielleicht » Kalbsfell« ) ist ein verlorenes Werk über die norweg. Ge­ schichte eines ansonsten unbe­ kannten Autors namens Eirikr Oddsson aus dem 12. Jh., wel­ ches aber in der -» Morkinskinna, der -> Fagrskinna und der -> Heimskringla verwendet wurde, wo das Werk auch ge­ nannt wird. Welche Zeitspanne das H. umspannte, ist umstrit­ ten: entweder die Zeit von 1130-1139, oder 1130 bis 1161, oder vielleicht gar nur 1136—1139 und dann ident, mit der Saga af Sigurör Slembi-

Hrómundar þáttr halta (»Geschichte vom lahmen Hrómundr«) ist ein im 13. Jh. verfaßter und in der Olafs saga Tryggvasonar erhaltener Islendingaþáttr. Es geht darin um die brutale Geschichte von 12 norweg. Wikingern, die in Hrútafjörðr an Land gehen und von den Bauern dort Pferde stehlen, wofür sie verurteilt werden. Der Bauer Hrómundr befestigt seinen Hof, aber als die Wikinger angreifen, fallen er und seine Kameraden, wobei er einige markante Strophen spricht. Sein überlebender Sohn reist nach Norwegen und wird ein Gefolgsmann von König Olaf Tryggvason.

Hrynhenda djákn (so Bjarni Guðnason). H. wurde vermutl. um 1150 ver­ faßt und ist damit die erste isländ. Saga. Wenn die unsichere Deutung des Titels stimmt, könnte sie bedeuten, daß H. auf einem Pergament, also zwei Fo­ lioblättern Platz fand, wäre demnach also relativ kurz ge­ wesen. LIT: Bjarni Aðalbjarnarson, Otn de norske kongers sagaer, Oslo 1937; F. Hødnebø, H., (KLNM 7) 1962; A. Holtsmark, Hryggiarstykki, ((N)HT 45) 1966; Bjarni Guðnason, Fyrsta sagan, Rv. 1978 ( = Studia Islandica 37); ders., Ein'kr Oddsson, (DicMA 4) 1984.

Hrynhenda [1] (»Gedicht im Versmaß Hrynhent«) wird in einigen HSS die -> Magnússdrápa des Skalden -> Arnórr Pórðarson jarlaskáld genannt, daneben findet sich auch noch die Bezeichnung Hrynjandin. Hrynhenda [2] heißt auch eines der vier Gedichte von —► Sturla Pórðarson auf den norweg. Kö­ nig Hákon Hákonarson. Das Gedicht, das in den letzten Le­ bensjahren des Königs (gest. 1263) entstanden ist, lehnt sich bewußt an Arnórr jarlaskálds H. an. Die knapp 22 erhaltenen Strophen geben einen Über­ blick über Hakons Leben und betonen vor allem seine polit. Großtaten. HSS: -> Hákonar saga Hákonarsonar. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; ders., Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 1349-52; 2285-87; J. de Vries, ALG 2, 21967; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Hrynhent (»das fließende Versmaß«) heißt die wichtigste

182 Variante des Dróttkvætt; es unterscheidet sich vom Dróttkvætt durch die Zahl von acht (statt 6) Silben pro Verszeile, was zu einem gleich­ mäßigeren Rythmus fuhrt, den man gerne dem Einfluß kirchl. Dichtung zuschreibt. Das erste (erhaltene) Gedicht im H. ist die Hafgeröingardrapa im 10. Jh., später gewinnt dieses Versmaß zusehends an Beliebtheit und ist im 13. Jh. das gängige Versmaß relig. Dichtung; das H. hat die strengen Stab- und Binnen­ reimregeln des Dróttkvætt auch in dieser Zeit noch be­ wahrt. LIT: J. de Vries, ALG 1, 21964; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983.

Hrynjandin ist ein neben Hrynhenda weiterer parallel überlieferter Name für die —> Magnússdrápa des Skalden —► Arnórr Pórðarson jarlaskáld. Huga saga sterka ok Skaplers konungs ist eine isländ. Über­ setzung des Volksbuchs Hug Schapler der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken (1437; Erstdruck Straßburg 1500) und ist im 17. Jh. entstanden. HSS: ÍB 51, fol; AM 530, 4to (17. Jh.); 14 weitere HSS. LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Hugarraun (»Charakterprü­ fung«) ist ein exempclhaftes Gedicht über die unverdienten Leiden einer frommen Kaiserin. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, Kbh. 1937. LIT: H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

183 Hugo von St. Viktor, dt. Scholastiker, ca. 1096-1141, -» Viðræða.

Hugsvinnsmál (»Lied des Weisen «) heißt eine isländ. Be­ arbeitung der latein. Disticha Catonis im Versmaß -> Ljóðaháttr, die eine Sammlung von latein. Lebenslehren aus dem 3./ 4. Jh. sind. Sie wurden fälschl. dem älteren Cato zugeschrie­ ben; als das verbreitetste Schul­ buch im Ma. sollten sie den Schülern durch das Auswendig­ lernen der Distichen sowohl Lateinunterricht wie moral. Unterweisung geben. Das Werk wurde in der Karolinger­ zeit um Prosaabschnitte erwei­ tert und in der Folge in die mei­ sten westeurop. Volkssprachen übersetzt. Der isländ. Übersetzer hat die H. noch um Sprichwörter aus anderen Quellen erweitert, läßt aber andere Regeln wieder aus. Schon im —» Ersten Grammat. Traktat (um 1150) werden die Disticha Catonis zitiert und von einer Prosaübersetzung beglei­ tet, die auffällige Übereinstim­ mungen mit dem Text der H. aufweist. Das Verhältnis der H. zu einem anderen ebenfalls im 12. Jh. in Island entstandenen Lehrgedicht, den -> Hávamál, ist schwer zu bestimmen, es könnte sich um gegenseitige Entlehnungen handeln. Die H. haben auch verseh, andere, teils nur vage Spuren in der frühen altnord. Literatur hinterlassen. HSS: AM 624, 4to; AM 243f, fol; AM 696 XV, 4to; AM 720a IV, 4to; AM 723a, 4to.

Hulda El): H. Gering, H., 1907; F.Jónsson, Skj. B 2, 1912; E. A. Kock, Ska. 2, 1949; Halldór Hermannsson, The Hølar Cato, Ithaca 1958 (= Islandica 39); B. Tuvestrand, H. Handskrifter och kritisk text, Lund 1977; LIT: B. M. Olsen, Sólarljóð, Rv. 1915 ( = SSÍ 5,1); G. Alexander, Studien über die H., (ZfdA 68) 1931; E. A. Kock, NN 110-114, 1915, 2344; K. v. See, Disticha Catonis und Hávamál, (PBB West 94) 1972; ders., Probleme der altnord. Spruchdichtung, (ZfdA 104) 1975; Her­ mann Pálsson, Islendingasögur og H., (Túnarit Mals og menningar 39) 1979; ders., Ahrif Hugsvinnsmála á aðrar fornbóktnenntir, Rv. 1985 (= Studia Islandica 43).

Hulda (»die Versteckte«) und Hrokkinskinna (»Falten­ haut«) sind die neuzeitl. Be­ zeichnungen für zwei ma. is­ länd. Codices, die beide die Sa­ gas der norweg. Könige von 1035 bis 1177 enthalten. Die da­ rin enthaltene (und meist nach der Hulda benannte) Version ist eine leicht interpolierte und modifizierte Verschmelzung der Texte aus der —> Heims­ kringla und aus der —» Morkinskinna. Hulda (AM 66 fol.) wurde ver­ mut!. bald nach der Mitte des 14. Jhs. im Benediktinerkloster Munkaþverá geschrieben, und gehörte anscheinend Jón Hákonarson von Víðidalstunga, der auch die Pracht-HS -> Flateyjarbók in Auftrag gegeben hatte. Hrokkinskinna (Gks 1010 fol.) ist jünger und wurde zum Großteil am Beginn des 15. Jhs. geschrieben. Hulda und Hrokk­ inskinna gehen auf ein ge­ meinsames Original aus der Zeit um 1300 zurück. ED: Hulda (Faks.): J. Louis-Jensen, Hulda. Sagas of the Kings of Norway 1035-1177, Cph. 1968 ( — EIM 8);

*Huldar saga LIT: J. Louis-Jensen, Kongesagastudier. Kompilationen Hulda-Hrokkinskinna, Kbh. 1977 (= BiblArn 32).

*Huldar saga ist eine in der Sturlunga saga erwähnte (Fornaldar-)Saga über die Riesin Hulda, die Sturla Pórðarson 1263 dem norweg. König Ma­ gnús Hákonarson und seiner Frau vorgetragen haben soll, die aber nicht erhalten ist, falls sie überhaupt je existiert hat. Huldar saga innar miklu ist eine erst im 18. Jh. verfaßte Saga, für die offenbar die Er­ wähnung einer verlor. *Huldar saga in der Sturlunga saga als Anlaß diente. HS: BM Add 11.109; Lbs 221, fol; Lbs 354, 4to; Lbs 381, fol; (18. Jh.); über 20 jüngere HSS. ED: Sagan afHuld hinni miklu ogjjölkunnungu trölldrottningu, Akureyri 1911. ÜB: W. Abrahamson, Die große Zaube­ rin Hulda. Ein isländ. Ammenmärchen, (Idunna und Hermode 4) 1816. LIT: K. Maurer, Die Huldarsaga, 1895 (= SBM 20,2).

Hungrvaka (» HungerErweckerin «, um Interesse für die Geschichte der Diözese Skálholt zu erwecken), ist eine Bischofssaga, welche die ersten fünf Bischöfe von Skälholt in der Zeitspanne von 1056 - 1176 behandelt. Sie dürfte kurz nach 1200 verfaßt worden sein, ist aber erst in HSS des 17. Jh.s erhalten; der Autor ist unbe­ kannt, könnte aber mit dem Verfasser der Páls saga und dem der Porláks saga identisch sein. Gizurr Hallsson wird als Infor­ mant für die behandelten Ereig­ nisse genannt. Die H. ist als Ge­ genstück zu Aris Islendingabók

184 und nach dessen Vorlage konzi­ piert; wie die íslendingabók die frühe weltl. Geschichte, so soll die H. die Kirchengeschichte der Diözese behandeln. Jeder der fünf Bischofsbiographien (von Isleifr Gizurarson, gest. 1080, Gizur isleifsson, gest. 1118, Þorlákr Rúnólfsson, gest. 1133, Magnús Einarsson, gest. 1148, und Klæingr Porsteinsson, gest. 1175) werden kurz die wichtigsten Ereignisse in Eu­ ropa beigefügt. Die H. endet mit der Bischofswahl von Porlákr Pórhallsson 1178 und ei­ nem Lob dieses späteren Heili­ gen. Man hat daher vermutet, daß es sich bei der H. um eine Einleitung zur -♦ Þorláks saga handeln könnte, da sie auch in den HSS an dieser Stelle steht. HSS: AM 205, fol; AM 379, 4to. ED: Biskupa sögur, 1, Kph. 1856; B. Kahle, Kristnisaga ..1905 (— ASB 11); Jón Helgason, Byskupa sögur 1, Kbh. 1938. ÜB (engl.:) M. Leith, Stories of the Bis­ hops of Iceland, London 1895; (dt.:) W. Baetke, Islands Besiedlung und älteste Geschichte, 1928, 21967 (= Thule 23) [stark gekürzt]. LIT: Magnús Már Lárusson, H., (KLNM 7) 1962; K. Rossenbeck, H„ (KLL 3) 1967; G. Turville-Petre, Origins oflcelandic Literature, Oxford 1975; H. BekkerNielsen, H. and the Medieval Icelandic Audience, (Studi germanici N.S. 10) 1972; ders., H., (DicMA 6) 1985.

Hunnenschlachtlied ist die übliche dt. Bezeichnung der —> Hlöðskviða.

Húsdrápa (» Hausgedicht«). Die Laxdcela saga (Kap. 29) be­ richtet, daß der Isländer Olafr Pá (Olaf Pfau) in Hjaröarholt eine prächtige Halle erbaute, deren Innenwände mit schönen

Hymiskviða

185

Schnitzereien verziert waren, die Szenen aus der german. Mythologie Wiedergaben. Der Skalde Úlfr Uggason war dort bei einer Hochzeit zu Gast, die angebl. zw. 980 und 985 statt­ fand, und dichtete bei dieser Gelegenheit die H., welche die in Olafs Halle abgebildeten Sze­ nen beschrieb. Nicht alle Stro­ phen sind erhalten, aber die in Snorris Edda (in der das Ge­ dicht als Quelle Verwendung fand) bewahrten 12 Strophen und Halbstrophen erwähnen Thors Fischfang, den Kampf zwischen Loki und Heimdall und bes. Balders Bestattung. HSS: -* Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 420, 1748, 1890, 1952, 2502; K. Schier, Die H. von Úlfr Uggason und die bildl. Überlieferung altnord. Mythen, (Minjar og menntir. Afmælisrit helgað Kristjáni Eldjárn) Rv. 1976.

Húskarla hvöt (»Aufreizung des Gefolges«) ist ein anderer Name für die —» Bjarkamál. Hvamm-Sturla Pórðarson.

->

Sturla

Hversu Nóregr byggdisk (»Wie Norwegen besiedelt wurde«) ist ein kurzer Ab­ schnitt in der Flateyjarbók, in welchem eine sagenhafte Urgesch. Norwegens vom myth. König Fornjótr bis zu den histor. Königen dargelegt wird. Dieser Text oder seine Vorla­ gen sind auch für das einlei­ tende Kapitel der Orkneyinga saga ausgeschrieben worden, welches als Pundinn Nóregr be­

zeichnet wird und mit geringen Abweichungen in den Namen der Genealogie die selbe myth. Vorgeschichte behandelt. Die sprechenden Namen der Ab­ kömmlinge Fornjötrs - fast alle beziehen sich auf Aspekte des Winters (»Reif«, »Schnee«, »Frost« etc.) — deuten auf eine relativ junge Entstehung dieser Ahnenreihe hin. HSS, ED: FAS1 1; FAS2 1; FAS3 2; -> Flateyjarbók.

Hymiskviða (»Lied von Hymir «) ist ein Götterlied der Lie­ deredda, das sich mit einem Abenteuer des Gottes Thor be­ schäftigt. Das Lied beschreibt, wie sich Thor und Týr auf den Weg zum Riesen Hy mir ma­ chen, um einen großen Brau­ kessel zu besorgen. Nach Sze­ nen beim Bauern Egill, wo Thor seine Böcke einstellt, und beim Riesen Hymir folgt dann der Abschnitt mit dem bekann­ ten Mythos von Thors Fisch­ fang (17-24), wo Thor die Midgardschlange angelt, der Riese aber in seiner Angst die Leine kappt. Dann folgen Kraftproben zw. Thor und Hymir, bis Thor schließl. einen Riesenkessel wegschleppt und alle ihn verfolgenden Riesen er­ schlägt (36). Das 39 Strophen im Versmaß Fornyrðislag um­ fassende Lied ist wohl im 12. oder 13. Jh. entstanden, die märchenhaften Elemente passen durchaus in diese Zeit. Die da­ rin vorkommenden Mythen finden sich teils auch bei Snorri (Thors Fischfang außerdem auch in bildl. Darstellungen), nur auf den Mythus von der

Hyndluljóð Kesselholung spielt sonst in der ganzen altnord. Literatur nur eine einzige Zeile im Ersten grammat. Traktat an. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. D. Gräter, Nord. Blumen, 1789; F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 21963 (= Thule 2). LIT: E. Hellquist, Om naturmytiska ele­ ment i H., (ANF 18) 1902; K. Reichardt, H., (PBB 57) 1937; F. R. Schröder, Das Hymirlied, (ANF 70) 1955; G. W. We­ ber, H., (KLL 3) 1967.

Hyndluljóð ( »Lied von Hyndla«) ist ein recht junges eddisches Lied, das wohl erst im 13. Jh entstanden ist. Das Lied hat einen pseudomytholog. Rahmen, der eine sich vorwie­ gend mit histor. und pseudohistor. norweg. Genealogien be­ schäftigende Wissensdichtung (11-44) flankiert. In diesen ge­ nealog. Mittelabschnitt ist aber selbst wieder ein unabhängiges mytholog. Lied eingeschoben (Str. 29—44). In der Rahmen­ handlung sucht Freyja die Riesin Hyndla auf, die nun in Walhall ihre Kenntnis der Vor­ fahren des Óttar heimski preis­ geben soll, worauf diese wi­ derstrebend die Genealogien aufzählt. Nach der darauf eher unorganisch folgenden -> Völuspá in skamma soll Hyndla Ottar den Gedächtnistrunk rei­ chen, sie aber beschimpft Freyja im Stil einer Senna und gibt ihm den Trank erst unter Zau­ berandrohung. - Möglicher­ weise ist diese Wissensdichtung eine Auftragsarbeit für einen Norweger, der dem ansonsten unbekannten Ottar nahestand (de Vries), auf jeden Fall han­

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delt es sich um eine gelehrte Arbeit, deren Dichter sowohl die Hákonarmál wie auch die beiden Eddalieder über Helgi Hundingsbani kannte und ver­ wertete, worauf auch der Ein­ schub der deutl. an der Völuspá orientierten »kurzen Völuspä« deutet. Eine Enstehung vor der gelehrten isländ. Renaissance ab dem späten 12. Jh. ist sehr unwahrscheinl., die Deutung als Kultlied oder Reminiszenz eines solchen (Fleck, Gurevich) ist abzulehnen. HS: Flatcyjarbök. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda. 51983. ÜB: F. D. Gräter, Nord. Blumen, 1789; F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 21963 ( = Thule 2). LIT: H. Gering, Óttar heimski, (ANF 36) 1920; A. Holtsmark, H., (KLNM 7) 1962; J. de Vries, ALG 2, 21967; H. Beck, H., (KLL 3) 1967; J. Fleck, Konr-OttarGeirroðr: A Knowledge Criterion for Succession to the Germanic Sacred Kingship, (SS 42) 1970; A. Y. Gurevich, Edda and Law. Commentary upon H., (ANF 88) 1973; H. Klingenberg, Edda - Samm­ lung und Dichtung, 1974.

Igðnaspá (»Prophezeiung der Meisen «) werden die Strophen 32 - 44 der —♦ Fáfnismál ge­ nannt; Sigurðr versteht nach dem Verzehr des Drachenher­ zens die Sprache der Vögel und daher auch die Vorhersage der Meisen in diesen LjóðaháttrStrophen. Illuga rímur eldhúsgoða (»Ballade von Illugi dem Küchen-Goden «), eine Verserzählung aus dem 16. Jh. über ein männl. Aschenbrödel, das zum Schluß ein großer Held wird; der Stoff ist sonst unbekannt. HSS: AM 612 d-c, 4to. LIT: Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

187 Illuga saga Gríðarfóstra (» Saga von Illugi, dem Schütz­ ling der Riesin Gríðr«) ist eine kurze Fornaldarsaga, die vermutl. im 15. Jh. entstand und zu den Märchensagas zu zählen ist. Die Handlung vermengt eine Brautwerbesage mit anderen Märchenelementen und dem stereotypen Inventar der jünge­ ren Fornaldarsögur: Der Bau­ ernsohn Illugi und sein Bluts­ bruder, der Königssohn Sigurör, werden auf einer Wikin­ gerfahrt in den hohen Norden verschlagen. Auf der Suche nach Feuer kommt der Held in eine Höhle, wo eine Riesin — eigentl. eine verzauberte Köni­ gin namens Signý - und ihre hübsche Tochter hausen. Illugi kann sowohl die geforderten drei wahren Sprüche sagen, als auch die Tapferkeitsprobe vor dem Schwert der Riesin beste­ hen und schläft mit der Toch­ ter. Nach Beseitigung der Trollschwestern und eines bö­ sen Ratgebers des Prinzen keh­ ren sie nach Hause zurück und in einer Doppelhochzeit heira­ tet Illugi die Hildr und Sigurör ihre Mutter Gríðr/Signý. Die norweg. Ballade Kappen IIlugjen dürfte wohl nicht auf der Saga, sondern die Saga auf einer alten Fassung der Ballade beru­ hen (David Erlingsson). HSS: AM 123, 8vo; AM 203, fol; BM Add. 4859. ED: FAS' 3; FAS2 3; FAS1 3. ED 4- ÜB (schwed.:) G. Olofsson, Sagan af Illuga Grydar fostra, Upsala 1695. LIT: H. R. Ellis, Fosiertng by Giants in Old Norse Literature, (Medium Ævum 10) 1941; E. Ol. Sveinsson, Um Ormar hinn unga, kappan Illhuga, bækur og dansa, (Nordæla. Afmæliskveðja til... Sigurður

Ingadrápa Nordal) Rv. 1956; David Erlingsson, Il­ luga saga og Illuga dans, (Gripla 1) 1975; H. Palsson, I.s.G., (DicMA 6) 1985.

Illuga saga Tagldarbana ist eine Saga des 17. Jh.s, die im 10. Jh. spielt und zahlr. phantast. Abenteuer enthält; der Held be­ kommt seinen Namen, als er eine Riesin erschlägt. HSS: Lbs 1602, 4to; Lbs 1511, 4to. ED: Guðni Jónsson, Islendinga sögur 3, Rv. 1946.

Illugi Bryndcelaskáld ist ein isländ. Skalde des 11. Jh.s, der im Skáldatal als Skalde des nor­ weg. Königs Haraldr harðráði genannt wird; es sind allerdings nur 4 Halbstrophen eines Ge­ dichts auf den König erhalten, in denen er ihn mit dem Sagen­ helden Sigurd zu vergleichen scheint. HSS: Flateyjarbók (Morkinskinna); Fagrskinna; -* Heimskringla; -+ Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 2034; G. TurvillePetre, Haraldr the Hard-ruler and bis Poets, London 1968; B. Fidjestøl, Der norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Inga saga Bárðarsonar —► Böglunga sögur. Inga saga (Haraldssonar) ok bræðra hans -> Haraldssona saga.

Ingadrápa [1] ist ein Gedicht des Skalden —► Einarr Skúlason auf den norweg. König Ingi Haraldsson (gest. 1161), von dem noch dreieinhalb Dróttkvættstrophen erhalten sind. HSS: Morkinskinna; Snorra Edda.

Fagrskinna;

->

Ingadrápa ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946.

Ingadråpa [2] heißt auch ein um 1140 entstandenes Preisge­ dicht des isl. Skalden —► Kolli inn prúði auf den norweg. Kö­ nig Ingi Haraldsson (gest. 1161), von dem noch fünf Dróttkvættstrophen erhalten sind. HSS: -+ Heimskringla; Morkinskinna. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 969f; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Ingimundr Einarsson, isländ. Priester (gest. 1169), soll nach Auskunft der Porgils saga ok Hafliða bei der Hochzeit von —> Reykjahólar 1119 eine selbst­ verfaßte Orms saga Barreyjarskálds vorgetragen haben, die jedoch verloren ist. Ingimundr Porgeirsson von Hvassafell, gest. 1189, Ziehvater des Bischofs Gudmundr Arason; daß LP. ein Bücher­ sammler war, zeigt die Guömundar saga, wo beschrieben wird, daß er auf eine Norwe­ genreise eine Kiste voller Bü­ cher mitnehmen wollte; er erlitt jedoch kurz nach der Abreise Schiffbruch, und als die Kiste später am Strand gefunden wurde, mußte er seine Pergament-HSS trocknen. Ingjaldr Geirmundarson, ein Dichter des 13. Jh.s, der in der Sturlunga saga öfters erwähnt wird, wo auch Fragmente sei­ ner Gedichte —> Atlöguflokkr und -> Brandsflokkr erhalten sind.

188 Ingvars saga Ölvissonar, eine erst im 16. Jh. (?) verfaßte Saga, auf der eine von Magnús Hallsson (gest. vor 1650) stammende Rfmur-Fassung beruht. HSS: Lbs 1943, 4to; Lbs 2784, 4to; Lbs 2929, 4to.

Ingvars saga víðforla Yngvars saga viöförla.

->

Innenreim und Binnenreim —> Hending.

Innsteinlied ist ein in der Hálfs saga ok Hálfsrekka überliefertes Heldenlied, in dessen ersten Teil der angebl. Verfasser des Lieds, Innstein, seinen König warnt, der zweite Teil ist wie das in der selben Saga enthaltene Hrökslied dem Rückblick über den Untergang des Königs und sei­ ner Helden gewidmet. Der Dichter, der vielleicht mit dem Verfasser der Saga ident, sein könnte, hat sich dabei an das Vorbild älterer Heldenlieder, bes. Bjarkamál, Krákumál und Hunnenschlachtlied, angelehnt. HSS, ED, ÜB: -> Hálfs saga ok Hálfsrekka. ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica mi­ nora, 1903. LIT: J. de Vries, ALG 2, 21967.

Inventio crucis ist ein hagiograph. Text über die Auffin­ dung des Kreuzesholzes durch die Kaiserin Helena, dessen Ende verloren ist, der aber die direkte latein. Vorlage (BHL 4169) mit zusätzl. Material er­ weitert. Daneben existiert noch ein Fragment einer Kurzfassung der latein. Vorlage (NRA frag. 75, 13. Jh.). HSS: AM 238, fol frag. XI; AM 233 a, fol (14. Jh.).

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Islendinga saga

ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877. LIT: LOSONP 1963; Stefan Karlsson, I.C., cap. 1, og Veraldar saga, (Opuscula 2,2) Kbh. 1977 (= BiblArn 25,2).

*ísfirðinga saga ist eine verlo­ rene, aber in der Landnámabók (S 150, H 121) ausdrückl. er­ wähnte Saga, die im Stoff mit der Hávarðar saga Isfirðings verwandt ist.

Isidor von Sevilla, ca. 570-636, span. Bischof, der ne­ ben theolog. und histor. Schrif­ ten auch die Etymologiae (auch Origines genannt) verfaßte, welche bis weit ins Hochma. das wichtigste enzyklopäd. Handbuch Europas blieben. Auch in Norwegen und Island war I. die bedeutendste Autori­ tät, dessen Werk die meisten wissenschaftl. Kompilationen, egal ob theolog. (Stjórn), hi­ stor. (Veraldar saga) oder geograph. (Heimslýsing) Natur, verwendeten. Isländersagas sögur.

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Islendinga

ísleifs þáttr biskups Gizurarson (»Erzählung von Bischof isleifr «) ist ein kurzer Text über das Leben des ersten isländ. Bi­ schofs (1056—1080): seine Reise nach Norwegen, seine Heirat und seine Wahl zum Bischof am Alþing im Sommer 1054; er wurde vermutl. im 13. Jh. ver­ faßt. HSS: Flateyjarbök; AM 75 e, fol. ED: Biskupa sögur 1, 1856; B. Kahle, Kristnisaga, 1905 (= ASB 11); J. Helgason, Byskupa sögur 1, Kbh. 1938. ÜB: W. Baetke, Islands Besiedlung und älteste Geschichte, 1928, 21967 (= Thule 23).

Islendinga dråpa ist ein un­ vollst. erhaltenes Gedicht im Versmaß Dróttkvætt, das in den bewahrten 26 1/2 Strophen eine Liste von isländ. Helden der Sagazeit mit kurzen Anspie­ lungen auf ihre Taten gibt. Die meisten der Personen kennen wir als Hauptpersonen in den -> Islendinga sögur (etwa Egill Skallagrímsson, Hallfreör, Finnbogi hinn rammi, Ormr Stórólfsson, Porleifr jarlaskáld, Gaukr Trandilsson, Porstem Síðu-Hallsson, Kormákr, die Droplaugarsöhne). Meist stimmt die I. mit den Erzählun­ gen der Sagas überein. Die einzige HS der I. schreibt sie einem gewissen Haukr Valdtsarson zu, über den wir aller­ dings überhaupt nichts wissen. In der Forschung sind die Mei­ nungen über Entstehungszeit der I. und ihr Verhältnis zu den Isländersagas recht geteilt; meist wird das späte 13. Jh. angenom­ men, sodaß die Sagas die Quelle des Gedichts gebildet hätten; Jónas Kristjánsson setzt sich al­ lerdings vehement dafür ein, daß die I. schon im 12. Jh. ent­ standen sei und damit einen wichtigen Beleg für einheim. mündl. Traditionen vor der Entstehung der Sagas darstelle. HS: AM 748 I, 4to. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. L1T: E. A. Kock, NN 1063, 1190-1194, 1370, 1853, 2007, 2109; Jónas Kristjánsson, /. and Oral Tradition, (Gripla 1) Rv. 1975; R. Frank, Haukr Valdisarson, (DicMA 6) 1985.

islendinga saga gehört zu den -» Samtiöar sögur und stammt von Sturla Pórðarson

Islendinga sögur (1214—84), neben Snorri Islands fruchtbarstem Schriftsteller des Ma. Die I.s. ist nur als Teil der —> Sturlunga saga erhalten, de­ ren Autor etl. Kapitel der I.s. wegließ, um Material aus ande­ ren Sagas unterzubringen. Die I.s. beginnt mit dem Jahr 1183, wo die Sturla saga abbricht, aber es ist unsicher, wieweit sie gereicht hat; möglicherweise ließ Sturla seinen Bericht mit dem Kampf von Pveráreyrar (1255) enden, vielleicht reichte er aber auch bis 1262. Sturla beschreibt im großen und gan­ zen die trag. Geschichte Islands im 13. Jh. bis 1262, als die mei­ sten Häuptlinge dem Druck Norwegens nachgaben und sich dem norweg. König unterwar­ fen. Er löst diese Geschichte in die Schicksale einzelner Perso­ nen auf, vor allem natürl. der mächtigsten isländ. Familien seiner Zeit. Sturlas Prolog zur I.s. ist eben­ falls nur in der Umarbeitung des Kompilators der Sturlunga saga erhalten, aber es wird dar­ aus noch immer deutlich, daß er sich sowohl auf schriftl. wie auf mündl. Quellen berief; Sturla hatte zudem auch viele der Er­ eignisse als Augenzeuge miter­ lebt. Eine seiner schriftl. Quel­ len wird anscheinend in der Þórðar saga kakala (Kap. 45) erwähnt, wo von einer langen Schriftrolle die Rede ist, in der Þórðr die Händel zw. den Haukdælir und Sturlungen habe verzeichnen lassen. Laut Prolog waren auch die meisten anderen in der Sturlunga saga verwendeten Sagas älter als die

190 I.s., sodaß Sturla sie sicherl. ge­ kannt hat. Weiters verwendete er noch eine ganze Reihe von skald. Strophen, darunter auch solche von ihm selbst. Ein auffälliger Zug der i.s. ist die häufige Verwendung von Träumen und anderen Vorzei­ chen als Handlungselementen; ein besonders krasses Beispiel dafür ist die Vorgesch. des Kampfes von Örlygsstaöir (21. 8. 1238), bei dem Sturlas Onkel Sighvatr mit vier seiner Söhne fiel, oder die Ermordung von Sturlas Onkel —> Snorri Sturluson am 12. 9. 1241. Die í.s. ent­ hält zahlreiche literar. hervorra­ gende Episoden, die Schwäche Sturlas liegt aber darin, daß die literar. Bearbeitung nicht durchgängig ist und er vielerorten nur histor. Rohmaterial prä­ sentiert. HSS, ED und ÜB: —» Sturlunga saga. LIT: B. M. Olsen, Um Sturlungu, Rv. 1897 ( = SSÍ 3); Pétur Sigurðsson, Um Islendinga söguSturlu Pórðarsonar, Rv. 1933-35 (= SSÍ 6,2); Árni Pälsson, Snorri Sturluson og Islendinga saga, (In: A viö og drei!) Rv. 1947; P. Hallberg, í.s. och Egla, Laxdœla, Eyrbyggja, Njála, Grettla. Ett språktest, (MoM) 1966; R. J. Glendin­ ning, Saints, Sinners, and the Age of the Sturlungs: Two Dreams from the I.s., (SS 38) 1966; ders., Arons saga and I.s.: A Problem in Parallel Transmission, (SS 41) 1969; ders., Träume und Vorbedeutung in der Islendinga saga Sturla Thordarsons, 1974; ders., The Dreams in Sturla Pórðarson’s I.s.and Literary Consciousness in 13th Century Iceland, (Arv 29-30) 197374; M. Ciklamini, Biographical Reßections in i.s., (SS 55) 1983.

Islendinga sögur (»Isländersa­ gas «), häufig auch als Familien­ sagas oder Geschlechtersagas bezeichnet, sind die bekannteste Gattung der Sagaliteratur. Die Bezeichnung I.s. beruht darauf,

191 daß die Helden Isländer sind und sich der Großteil der Hand­ lungen in Island abspielt, wenn sie auch zu anderen Schauplät­ zen, vor allem Norwegen, wechseln können. Die Ls. be­ schäftigen sich mit Personen und Ereignissen zw. 90Ü und 1050 (isländ. sagaöld »Saga­ zeitalter«), Manche von ihnen umspannen mehrere Generatio­ nen (Egils saga, Laxdæla saga, Vatnsdæla saga, Eyrbyggja saga), andere beschränken sich auf einen Abschnitt aus dem Le­ ben der Helden (Hrafnkels saga, Fóstbrœðra saga), die den Sagas meist auch den Namen geben (Grettis saga, Gisla saga), wäh­ rend etl. ihren Titel von den Bewohner eines Landstrichs (Laxdæla saga, Eyrbyggja saga, Vápnfirðinga saga) oder einer Personengruppe (Bandamanna saga, Fóstbrœðra saga) ableiten. Die Helden der I.s. sind übli­ cherweise die Söhne von Frei­ bauern oder Goden, seltener Goden selbst (Hrafnkels saga, Eyrbyggja saga); die soziale Stellung der Helden reicht von Isländern als Hofskalden am norweg. Königshof (Skaldensa­ gas: Kormáks saga, Hallfreöar saga, Gunnlaugs saga, Bjarnar saga) über erfolgreiche Wikin­ ger (Egils saga) bis zu aus der Gesellschaft ausgestoßenen Ge­ ächteten (Grettis saga, Gisla saga, Holm verja saga). Die reiferen Werke dieser Gat­ tung beschäftigen sich nicht nur auf freie literar. Weise mit weit zurückliegenden Ereignissen, sondern vor allem mit den gesellschaftl. und ethischen, z.T.

Islendinga sögur

auch psycholog. Problemen, die diese Geschehnisse für die Zeit der Abfassung der Sagas relevant und vielleicht auch ex­ emplar. erscheinen ließen. Die Blütezeit der I.s. war das 13. Jh., obwohl einige der besten Sagas (etwa Grettis saga) erst in der ersten Hälfte des 14. Jh.s verfaßt wurden. Eine ganze Reihe von i.s. ist verloren gegangen, man­ che davon kennen wir nur durch die Nennung ihres Titels in anderen Werken, einige sind in späteren revidierten Fassun­ gen erhalten und einige in spätma. Rimurfassungen (Reim­ bearbeitungen). ED: große Sammelausgaben der I.s. sind: íslendinga-sögur, 1-2, Kph. 1829-30; is­ lendinga- sögur, udg. af det kgl. Nordiske Oldskrift-Selskab, 1-2, Kjbh. 1843-47; Nordiske Oldskrifter, udg. af det Nordiske Litteratur Samfund, 1-33, Kbh. 1847-1885; Samfund til Udgivelse af gam­ mel nordisk Litteratur, bisher 68 Bände, Kbh. 1880- [krit. Textausgaben]; íslendingasögur, 45 [44] Bde, Rv. 1891-1913 [Neuaufl. einzeln. Bde. bis 1928]; G. Cederschiöld, H. Gering, E. Mogk, Altnor­ dische Saga-Bibliothek, 1-18, Halle 1892-1929 [krit. Ausgaben mit dt. Komm., nicht nur I.s.]; G. Vigfússon, F. Y. Po well, Origines Islandicae, 1-2, Ox­ ford 1905; íslenzk Fornrit, bisher 20 Bde, Rv. 1933 - [beste gängige Ausgaben mit umfangr. isländ. Einleitungen; nicht nur I.s.]; Guðni Jónsson, Islendinga sögur, 113, Rv. 1946-49 (= íslendingasagaútgáfan) [Volksausg. mit neuisländ. Ortho­ graphie]; Grímur M. Helgason, Véstein Olason, Islendinga sögur, 1-9, [Hafnarfjörftur] 1976 (= Islenzkar Fornsögur) [neuisländ. Orthographie]. ÜB: Fast alle I.s. sind in den Bänden der Sammlung Thule übersetzt: 24 Bde, 1912-1930, 21963-65, allerdings in teilw. gekürzten, unverläßlichen oder veralteten Übersetzungen. LIT: R. Heinzel, Beschreibung der is­ länd. Saga, 1881; W. P. Ker, Epic and Romance, London 21908; K. Liestøl, The Origin of the Icelandic Family Sagas, Oslo

íslendinga þáttr sögufróða 1930; E. O. Sveinsson, Dating the Icelan­ dic Sagas, London 1958; ders., Islendingasögur, (KLNM 7) 1962; T. M. Anders­ son, The Problem of Icelandic Saga Origins, New Haven, London 1964; ders., The Icelandic Family Saga, Cambridge, Mass. 1967; J. de Vries, ALG 1-2, 21964-7; P. Hallberg, Die isländ. Saga, 1965; K. Schier, Islendingasögur, (KLL 3) 1967; ders., Sagaliteratur, 1970; W. Baetke, Die Isländer saga, 1974 (= Wege der Forschung 151); E. Mundal, Sagadebatt, Oslo 1977; H. Pálsson, Sagnagerð, Rv. 1982; C. J. Clover, Family Sagas, Icelan­ dic, (DicMA 4) 1984.

íslendinga þáttr sögufróða —> Þorsteins saga sögufróða.

íslendingabók (»Buch von den Isländern«) ist der älteste bekannte erzählende Prosatext in einer skand. Sprache und wurde in der ursprüngl. Form von Ari Porgilsson (1068-1148) um 1125 verfaßt; diese Fassung ist nicht erhalten, wohl aber seine eigene Revision dieses Texts, die Jón Erlendsson im 17. Jh. aus einer jetzt verlor. HS des 12. Jh.s kopierte. Die Unter­ schiede zw. beiden Versionen Aris sind kaum mehr genau feststellbar, allerdings schreibt er selbst, daß er in der erhalte­ nen Fassung áttartala (»Genea­ logien«) und konunga ævi (»Leben von Königen«) weg­ gelassen habe. Die 1. stellt einen knappen Überblick über die Geschichte Islands von der Besiedlung (um 870) bis 1118 dar, wobei der Schwerpunkt auf zwei nationa­ len Einrichtungen, dem All­ thing und der Kirche, liegt. Das Werk ist in 10 Kap. eingeteilt, wovon die ersten fünf die Be­ siedlung, die Annahme ge­ meinsamer Gesetze und die

192 Gründung des Allthings im Jahre 930 behandeln; Kap. 6 be­ schreibt die Entdeckung und Besiedlung Grönlands im Jahr 986. Der wichtigste und längste Abschnitt ist Kap. 7, das der Bekehrung Islands zum Chri­ stentum (999 oder 1000) gewid­ met ist, und Kap. 8 über die erste Hälfte des 11. Jh.s geht u.a. auch auf die ausländ. Missionare in Island ein. Die letzten beiden Kap. beschreiben die isländ. Gesch. unter Bischof Isleifr (1056-80) und seinem Sohn Bi­ schof Gizurr (1082-1118). Ari gibt sorgfältig die Quellen seiner Informationen an: eine war sein Ziehvater Hallr von Haukadalr, der 1089 im Alter von 94 Jahren starb und sich noch an seine Taufe im Alter von drei Jahren 998 erinnern konnte; Hallr hatte im Dienst König Olafs des Heiligen (gest. 1030) gestanden und war weit gereist. Auch von seinem Leh­ rer, dem Priester Teitr, Sohn von Bischof Isleifr und Bruder des Nachfolgers Gizurr, bezog Ari Geschichtswissen, ebenso wie von Thuriör, Tochter von Snorri goði, die 1112 im Alter von 88 Jahren starb. Über Grönlands Besiedlung erfuhr Ari durch seinen Onkel Thorkell Gislason, und der Dichter und Gesetzessprecher Markús Skeggjason (gest. 1107) ver­ sorgte Ari mit Details über die Gesetzessprecher seit 930. Mit hilfe dieser verläßl. Berichte konnte Ari die Frühgeschichte Islands bis ins 12. Jh. aufarbei­ ten, allerdings verwendete er auch schriftl. Quellen: eine Vita

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des engl. Hl. Edmund, Bedas Angelsächs. Kirchengeschichte, Adam von Bremen, ausländ. Annalen, und Sæmundr inn fróðis Werk über die norweg. Könige. HSS: AM 113 b, fol; AM 113 a, fol. ED: Jakob Benediktsson, I. Landnámabók, Rv. 1968 (= ÍF 1). ED & ÜB (dt.:) T. Möbius, Ares Islän­ derbuch, 1869; (engl.:) Halldór Hermannsson, The Book of the Icelanders (1.), Ithaca, N.Y. 1930 (= Islandica 20). ÜB: F. Ch. Dahlmann, Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte, 1822; W. Baetke, Islands Besiedlung und ält. Ge­ schichte, 1928, 21967, (= Thule 23). LIT: K. Maurer, Über Ari Thorgilsson und sein Isländerbuch, (Germania 15) 1870; ders., Über Ari Fro = i und seine Schriften, (Germania 36) 1891; A. Heus­ ler, Are’s I. und Libellus Islandorum, (ANF 23) 1907; E. Hagnell, Arefrode och hans forfatterskap, Lund 1938; Einar Arnórsson, Arifroði, Rv. 1942; Björn Sigfússon, Um Í., Rv. 1944; S. Elehøj, Studier over den ældste norrøne historieskrivning, Kbh. 1964 (= BiblArn 26)z; K. Schier, I, (KLL 3) 1967; E. Mundal, cettartala ogg konungaxvi, (Fs til L. Holm-Olsen) Øvre Ervik 1984.

íslendings þáttr óráðga (»Geschichte vom schlecht be­ ratenen Isländer«) ist der neuzeitl. Titel einer Geschichte aus den Konungasögur (Haralds saga harðráða) über einen Islän­ der, der versucht, einen Nor­ weger wegen Schatzgräberei zu erpressen, was sich für ihn und alle Betroffenen sehr nachteilig auswirkt. HSS: Flateyjarbók; Morkinskinna. ED: Guðni lónsson, Islendinga sögur 9, Rv. 1946-9.

Itinerarien, d.h. Wegbeschrei­ bungen von (Pilger-)Reisenden, sind aus dem ma. Island meh­ rere bekannt, jedoch sind einige davon verloren; so Björn Einars-

tvarr Ingimundarson sons -» *Reisubók und Gizurr Hallssons -> *Flos Peregrina­ tionis, wobei nicht sicher ist, ob es sich bei letzterem um ein Iti­ nerar im engeren Sinn gehan­ delt hat. Erhalten ist jedoch die ausführ­ liche Wegbeschreibung (-♦ Leiðarvísir) des Abts -» Nikulás Bergsson von Pverá Mitte des 12. Jh.s nach Rom und ins Hl. Land, in welcher nicht nur alle Stationen des Wegs und ihre Abstände aufgefuhrt sind, son­ dern die auch als Führer zu den Hl. Stätten dient und vereinzelt Anmerkungen über interes­ sante Orte enthält. ívar Bäröarson war ein Nor­ weger, der im Zeitraum um 1349-68 Verwalter am Bi­ schofshof in Garöar in Grönland war und einen unbekannten Autor mit Informationen für eine kurze Beschreibung Grön­ lands und eine Liste der Bi­ schöfe von Garöar versorgte. Dieses altnord. Werk ist verlo­ ren, nur eine dän. Übersetzung aus dem 16. Jh. ist erhalten. HSS: AM 777 a-d, 4to: AM Add. 120 fol. ED: F. Jónsson, Det gamle Grønlands be­ skrivelse af I.B., Kbh. 1930. ÜB: A. Aschlund, Iver Bere’s Beschrei­ bung von Grönland, Kph. 1833. LIT: Ólafur Halldórsson, Grönland t miðaldaritum, Rv. 1978.

fvarr Ingimundarson, ein isländ. Skalde des 12. Jh.s, der im Skáldatal unter den Hofskalden des norweg. Königs Sigurör slembir (gest. 1139) genannt wird. 46 Strophen und Halb­ strophen eines Siguröarbölkr in der Morkinskinna sind von ihm

Ivars þáttr Ingimundarsonar

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erhalten. Dieses Gedicht auf das Leben und den Martertod von Sigurðr slembir ist im eddischen Versmaß Fornyröislag abgefaßt und endet mit einer auffällig christl. Note.

entstandenen übersetzten —► Riddarasögur. Sie ist keine wörtl. Übersetzung des Origi­ nals, sondern eine interpretie­ rende Wiedergabe, wobei vor allem die starken Kürzungen bei deskriptiven und psychologisierenden Passagen sowie eine gewisse Idealisierung des Hel­ den im Vergleich zur Vorlage erwähnenswert sind. Inhaiti. Änderungen werden aber nicht vorgenommen.

HSS: Morkinskinna. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skat. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 1154; W. Lange, Studien zur christl. Dichtung der Nord­ germanen, 1958; J. de Vries, ALG 1, ?1964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

ívars þáttr Ingimundarsonar ist die im 13. Jh. verfaßte Ge­ schichte des isländ. Skalden Ivar am Hofe des norweg. König Eysteinn (1103-1122); als er er­ fahrt, daß seine Verlobte seinen eigenen Bruder geheiratet hat, ist er völlig deprimiert, aber der König schafft es, ihn durch Ge­ spräche über die Geliebte wie­ der zu besänftigen. HS: Morkinskinna. ED: Guðnijónsson, Islendinga þcettir, Rv. 1935; T. Ulset, Utvalgte þcettir fra Mork­ inskinna, Oslo 1978 (= Nordisk Filologi) • ÜB: (dt.:) E. D. Schoenfeld, An nord. Königshöfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17); (engl.:) H. Palsson, Hrafnkel’s saga and other Icelandic stories, Harmondsworth 1971.

ívens saga, auch ívents saga oder ivents saga Artúskappa (»Die Saga von Iwein «) ist die altnord. Prosaübersetzung des altfranz. Versromans Yvain des Chretien de Troyes (um 1170 verfaßt), welche »König Ha­ kon der Alte aus dem Franzos, ins Norweg. übersetzen ließ«, wie die I.s. am Ende selbst mit­ teilt. Die Saga zählt also zu der Gruppe der Mitte des 13. Jhs.

HS: SKB perg. 6, 4to (nach 14(M>). ED: E. Kolbing, Riddarasögur, 1872; ders., Ivens saga, 1898 (= ASB 7); F. W. Blaisdall, Ivens saqa, Cph. 1979 (= EA B 18), ÜB: (dt.:) R. Simek, Die Saga von Iven, 1982 (= AB 1); (engl.:) F. W. Blaisdall, M. Kalinke, Erex Saga and Ivens Saga, Lincoln, Nebr. 1977. LIT: E. F. Halvorsen, I.s., (KLNM 7) 1962; ders., I.s., (KLL 7) 1972; F. W. Blaisdall, The Value of the Valueless, (SS 39) 1967; ders., Ivens saga: Nantes, (SS 41) 1969; ders., Jón Vigfisson as Copyist, (APhSc 32) 1979; M. Kalinke, Characterization in Erex saga and I.s., (MLS 5) 1975; dies., Erex Saga and I.s.: Medieval Approaches to Translation, (ANF 92) 1977; dies., Alliteration in »í.s.«, (MLR 74) 1979; E. Marold, Von Chresticns Yvain zur Ivenssaga, (Riddarasögur) Paris 1985; F. W. Blaisdall, Z.s., (DicMA 7) 1986.

Jacobs saga postola [I] ist eine in drei Versionen erhaltene Apostelsaga über den Apostel Jakobus den Älteren nach latein. Originalen (BHL 4057 und Speculum Ecclesiae des Honorius Augustodunensis). Unter dem gleichen Titel sind auch zwei verseh. Übersetzungen nddt.er Texte über ihn erhalten (un­ ediert), und die -» Tveggja po­ stola saga Jóns ok Jacobs handelt von ihm und seinem Bruder Johannes gemeinsam.

195 HSS: (A:) AM 645, 4to; AM 652, 4to (13, Jh.); (B:) AM 655, 4to frag. XU-XIII (13. Jh.); (C.) AM 656 1, 4to (14. Jh). (nach nddt. Vorlage:) AM 667, 4to frag. V (ca. 15(X)) und AM 667, 4to frag. XI (15. Jh) ED: C. R. Unger, Postola sögur, Chria. 1874; L. Larsson, Isländska handskriften No 645 4t° ..., Lund 1885; (Faks.:) A. Hoitsmark, A Book of Miracles ..., Cph. 1938 (= CCI 12). LIT: F.Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; P. G. Foote, The Pseudo-Turpin Chronicle in Iceland, London 1959; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953; LOSONP 1963.

Jacobs saga postola [II] ist eine in zwei Versionen in einer Reihe von jungen Abschriften erhaltene Apostelsaga über den Apostel Jakobus den Jüngeren nach einer unbekannten Vor­ lage. HSS: (A:) AM 630. 4to; AM 659 a, 4to (17. Jh.); (B:) Skarösbók. ED: C. R. Unger, Postola sögur, Chria. 1874; Ólafur Halldórsson, Sögur úr Skarðshók, Rv. 1967; (Faks.:) D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 (= EIM 2). LÍT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, ^1923; LO­ SONP 1963.

Jacobsdiktur ist ein spätma. Gedicht über den Hl. Apostel Jakobus. HS; AM 721, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvceði 2, Kbh. 1938.

Jacobus de Voragine, ca. 1228-1298, nordital. Domini­ kaner, ab 1292 Erzbischof von Genua, Verfasser der später als Legenda aurea bezeichneten umfangr. latein. Sammlung von erbaul. Heiligenviten, die in zahlr. Volkssprachen übersetzt wurde; etliche dieser Heiligen­ leben wurden noch im 15. Jh. ins Island, übertragen (—► Hagiograph. Literatur).

Jarlmanns saga ok Hermanns

Janual (auch Januals lióð) heißt die in den -> Strengleikar über­ lieferte altnord. Prosaüberset­ zung des altfranz. Lai de Lanval der Marie de France, das von den Abenteuern des Artusritters Lanval handelt. Jarl, altskand. Fürstentitel (vgl. engi. Earl); in der norweg. Kö­ nigsgeschichte spielen die Jarle von Lade (Hlaöir) eine bedeu­ tende Rolle, deren Saga (*Hlaöajarla saga) jedoch verloren ist; mit Jarla saga ist immer die Ge­ schichte der Orkadenjarle (-> Orkneyinga saga) gemeint. Jarla saga oder Jarla sögur —► Orkneyinga saga.

Jarlmanns rimur, eine aus dem 16. Jh. stammende Versbearbeitung der Jarlmanns saga ok Hermanns. HSS: AM 604 f, 4to; AM 610 c, 4to; Svalbarðsbók. ED: (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelan­ dic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Jarlmanns saga ok Her­ manns ist eine originale Riddarasaga, die in Island im frühen 15. Jh. entstand, aber erst in zwei etwas jüngeren Versionen in HSS des späten 15. und 16. Jh.s erhalten ist. Die Saga be­ richtet von Jarlmann, der sich für seinen Blutsbruder, den franz. Königssohn Hermann, auf die Reise nach Konstantino­ pel begibt, um dort um die Hand der Prinzessin Ríkilát an­ zuhalten. Auf dem Rückweg besiegt er den König Ermanus,

Járnsiða

der ebenfalls um Ríkilát werben will, während Hermann inzw. gegen Romanus kämpft, der um seine Schwester Herborg anhält. Da Hermann verwun­ det wird, verzögert sich die Hochzeit mit Ríkilát, er wird auf Jarlmann eifersüchtig, und dieser verläßt den Hof. Als 12 verkleidete afrikan. Bauleute Ríkilát entfuhren, bittet Her­ mann Jarlmann dann doch um seine Hilfe, und dieser zieht nach Afrika und befreit nach allerlei Abenteuern die Prin­ zessin aus der gläsernen Halle des Königs Rudent. Nach Hause zurückgekehrt, heiratet Hermann endl. Rfkilät und Jarl­ mann seine Schwester Herborg; sie haben Kinder, die ihnen auf den Thron folgen, und alle vier beenden ihr Leben freiwillig im Kloster. Auf der Saga basieren die —> Jarlmanns rimur. HSS: (ält. u. längere Version A:) AM 556 b 4to; AM 510, 4to (15. Jh.); (B:) AM 529,4to (16. Jh); AM 167, fol (Papier, 17. Jh.). Insgesamt ca. 50 HSS. ED: (A:) A. Loch, LMIR 3, 1963 ( = EA B 22) [mit engl. Nacherzählung]; (B:) H. Rydberg, J.s.o.H., Kph. 1917; Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 6, Rv. 1954. LIT: F. Jónsson, LiU.hist. 3, 21924; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; P. Jorgensen, J.s.o.H., (DicMA 7) 1986.

Járnsíða -»• Gesetze. Jartegnabók Porláks helga (»Buch der Wunder des Hl. Thorlakr«) ist eine 1198 aus Anlaß der Überführung seiner Gebeine kompilierte umfang­ reiche Sammlung der Wunder des Hl. Thorlakr; ein Teil des

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Buches wurde am Alþing 1199 von Bischof Páll Jónsson, Thorlaks Neffen und Nachfol­ ger, vorgetragen. Das Werk ist in einer Abschrift von ca. 1225 erhalten. Einige Jahre nach die­ ser Kompilation entstand noch ein zweites Buch mit Thorlaks Wundern. HS: AM 645, 4to. ED: L. Larsson, Isländska Handskriften Nr. 645 4° ..., Lund 1885; G. Vigfusson, Icelandic Sagas 1, London 1887 (= Rolls Series 88,1); J. Helgason, Byskupa sögur 2, Kbh. 1978 (= EA A 13,2); (Faks.:) A. Holtsmark, A Book of Miracles, Cph. 1938 (= CGI 12). ÜB (eng.:) G. W. Dasent, Icelandic Sagas, London 1894 (= Rolls Series 88,3). LIT: G. Turville-Petre, Origins of Icelan­ dic Literature, Oxford 1953.

Jasonar saga bjarta ist eine vermutl. erst im 17. Jh. entstan­ dene Abenteuersaga, auf der drei Rimur-Fassungen basieren: von Jón Porsteinsson (ca. 1680-1739), Guðmundr Bjarnason (1793—1831) undjónjónatansson (1828-1912). HSS: Lbs 1637, 4to; Lbs 1680. 4to.

*Játmundar saga hins helga —> Passio Sancti Edmundi. Játmundar saga ljúfa (»Saga vom freundlichen Edmund«) ist eine vermutl. sehr junge Riddarasaga (19. Jh.), deren. Hand­ lung - eine Variante des Stiefmuttermärchens — durch meh­ rere Verwünschungen (a/ö?) motiviert ist und zahlr. phantast. Elemente verschiedenster Herkunft enthält. Schlauch ver­ merkt eine deutl. Verwandt­ schaft dieser Saga mit der Hreiömars saga ok Farbata (auch Játmunds Schwurbruder heißt Farbati).

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Jökuls þáttr Búasonar

HSS: ÍBR 49, 4to. LIT: M. Schlauch, Rotnance in Iceland, London 1934.

Apostel Johannes; in der LitlaJóns saga sind davon drei Stro­ phen erhalten.

Játvarðar saga helga (»Saga vom Hl. Eduard «) ist die isländ. Saga über den engl. König und Heiligen Eduard den Bekenner (Edward the Confessor, 1003-1066), die im 13. Jh. nach ausländ. Quellen verfaßt wurde. Der zweite Teil der Saga handelt von Harold Godwinson von England, Harald harðráði von Norwegen und Wilhelm den Eroberer und schließt einer Reise nach By­ zanz.- Die J.s.h. erwähnt Gizurr Hallsson (gest. 1206), was dar­ aufhindeuten könnte, daß er an der Abfassung (oder Vermitt­ lung) der Saga beteiligt war.

ED: F. Jönsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: F. Jönsson, Liu. hist. 2, 21923.

HSS: Flateyjarbók; SKB perg. 5, fol; AM 238 XVI, fol (frag.); und 10 PapierHSS. ED: G. Vigfússon, Icelandic Sagas 1, Lon­ don 1887 (= Rolls Series 88,1); (Faks, von SKB 5:) Jón Helgason, fíyskupa sögur, Cph. 1950 (= CGI 19). ÜB: G. W. Dasent, Icelandic Sagas 3, London 1894 (= Rolls Series 88,3). ED & ÜB (dän.:) C. C. Rafn, Jón Sigurðsson, Saga Játvarðar konúngs hins helga, (ANOH) 1852. LIT: H. L. Rogers, An Icelandic Life of St. Edward the Confessor, (Saga-Book 14) 1956-57; LOSONP, 1963; C. E. Fell, A Note on Pálsbók, (Medieval Scandinavia 6) 1973.

Jóansdrápa [1] ist ein Gedicht im Hrynhent von Gamli kanoki über den Apostel Johannes, von dem nur vier Strophen erhalten sind. ED: F. Jönsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949.

Jóansdrápa [2] ist ein vom Abt Nikulás Bergsson verfaßtes Ge­ dicht im Dróttkvætt über den

Jöfraskinna (»Pergament der Könige«) ist der Name einer norweg. HS aus der Zeit zw. 1400 und 1450, die Snorris Heimskringla und andere Konungasögur enthielt;, bis auf vier Blätter aus der Olafs saga ins helga und kleineren Fragm. ist sie im Brand von Kph. 1728 verloren gegangen, vorher an­ gefertigte Abschriften sind uns jedoch erhalten. HS: = SKB perg 9 fol.(frag.) ED: F. Jönsson, De beuarede brudstykker af skindbøgerne Kringla og Jöfraskinna ifototypisk gengivelse, Kbh. 1895 (= SUGNL 24). LIT: Bjarni Aðalbjarnarson, in der Ein­ leitung zu: Snorri Sturluson, Heimskringla II, Rv. 1951 (= ÍF 27).

Jökuls þáttr Bárðarsonar ist ein kurzer Islendingaþáttr über einen Isländer am Hofe Jarl Ha­ kons, den König Olaf töten läßt. Bevor er stirbt, dichtet er eine Strophe über seine letzte Stunde. HSS: Heimskringla; Flateyjarbók, und anderen HSS der Olafs saga hins helga. ED: Porleifr Jönsson, Fjöruttu IslendingaÞœttir, Rv. 1904 (= Islendinga sögur 40); Guðni Jönsson, Islendinga þœttir, Rv. 1935.

Jökuls þáttr Búasonar ist eine Fortsetzung der —► Kjalnesinga saga, welche die Abenteuer Jökuls in Grönland und Serk­ land (= Nordafrika) nach dem Tod seines Vaters beschreibt. Die Geschichte hat deutl. die —> Hálfdanar saga Brönufóstra

Johannes saga gulltnunns

zum Vorbild und dürfte erst im 15. Jh. verfaßt worden sein. HSS: AM 504, 4to; AM 551 b, 4to; JS 28. fol. (alle 17. Jh.). ED: Johannes Halldórsson, Kjalnesinga saga, Rv. 1959 (= ÍF 14). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924.

Johannes saga gullmunns ist eine erst im Spätma. aus dem Nddt.en übersetzte Heiligen­ saga über den Hl. Johannes Chrysostomos (13. Sept.), den großen Kirchenlehrer des 4. Jh.s. HSS: SKB perg. 3, fol. ED:A. Loth, Reykjahólabók. Islandske hel­ genlegender 2, Kbh. 1970 (= EA A 16) LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Jóhannesardiktur ist ein spätma. Gedicht über den Hl. Apostel Johannes. HS: AM 150, 8vo; AM 717 a, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 1, Kbh. 1936.

Jómsvíkinga dråpa (»Lied von den Jomswikingern«) ist ein dem Bischof Bjarni Kolbeinsson von Orkney (gest. 1222) zugeschriebenes erzählen­ des Gedicht in einer Variante des Versmaßes Dróttkvætt (Munnvörp). Das Lied behan­ delt zwei Episoden, die in der —> Jómsvíkinga saga viel aus­ führlicher erzählt werden: die Gelübde, welche die Jomswikinger bei einem Begräbnis ab­ legen, und die daraus resultie­ rende Heerfahrt nach Norwe­ gen, wo die meisten von ihnen in der Schlacht von Hjörungavägr fallen. Der jüngste der Wi­ kinger geht als Held der Ge­

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schichte hervor: er kann nicht nur sein Gelübde erfüllen, daß er Porkell leira töten und seine Tochter verführen werde, son­ dern heiratet schließlich das Mädchen. Das mit großem Geschick komponierte Gedicht läßt nicht erkennen, ob Bischof Bjarni ne­ ben schriftl. auch mündl. Quel­ len verwendet hat, der persönl. Ton des Gedichts ist aber deutl. vom Liebesklagen der Trouba­ dourdichtung beeinflußt. HS: Codex Regius der Snorra Edda (GkS 2367, 4to; 14. Jh.). ED: C. af Petersens, Jómsvíkinga Saga samt J.D., Lund 1879; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; ders., Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skai. 2, 1949. l.IT: M. Olsen, Orknø-Norn og norrøn diktning pa Orknøene (MoM) 1932; A. Holtsmark, Bjarne Kolbeinsson og hansfor­ fatterskap, (Edda 37) 1937; E. A. Kock, NN 177f„ 1279F, 1853, 2161 f.; A. Holts­ mark, J-, (KLNM 7) 1962; J. de Vries, ALG 2, 21967.

Jómsvíkinga saga heißt so nach den Jomswikingern des 10. Jh.s, einer straff organisier­ ten Räuberbande mit Sitz in der Jomsburg, die vermutl. an der Odermündung lag. Die Saga wird zu den Königssagas ge­ rechnet und berichtet auch über die Beziehungen der Jomswikinger zu den dän. Königen und norweg. Jarlen, allerdings kommt der J.s. nicht annähernd der Geschichtswert anderer Konungasögur zu. Sie ist in dieser Beziehung eher zu den Fornaldarsögur zu stellen. Der Höhe­ punkt der Saga ist ein Begräb­ nisfest, bei dem die betrunke­ nen Wikinger allesamt feierl. geloben, den Ladejarl Hakon

199 von Norwegen anzugreifen, eine Fahrt, die zum Untergang der Jomswikinger fuhrt: in der Entscheidungsschlacht von Hjörungavágr im Jahre 994 er­ leiden sie eine schwere und ver­ lustreiche Niederlage. Die J.s. wurde möglicherweise schon um 1200, spätestens aber vor 1230 verfaßt und ist in vier deutl. unterschiedl. Versionen erhalten, daneben noch in einer latein. Übersetzung des 16. Jh.s, die auf verlorenen HSS beruht. Die Fagrskinna und die Heims­ kringla haben die J.s. wohl in einer älteren oder wenigstens abweichenden Fassung benutzt. In der Einleitung der Saga wurde vermutl. Gunnlaugr Leifssons Olafs saga Tryggvasonar und die Skjöldunga saga verwendet, für die Schlacht von Hjörungavágr sicherlich Skal­ dengedichte, von denen einige Strophen zitiert werden. Die —> Jómsvíkingadrápa des Bischofs Bjarni Kolbeinsson beruht je­ doch erst auf der J.s. HSS: AM 291, 4to; Flateyjarbók; SKB perg. 7, 4to; AM 510, 4to. ED: FMS 11, Kph. 1828 [AM 291, 4to]; G. Cederschiöld, J.s. efter skinnboken No 7, 4to å kgl. Bibi., Lund 1874; C. af Peter­ sen, J.s. efter Cod. AM 510 4:to, Lund 1879; ders., J.s. efter Arn. handskriften No. 291, 4to, Kbh. 1882 ( = .SUGNL 7); N. F. Blake, J.s. The Saga of the Jomsvikings, London 1962 (= NIT 3) [SKB 7, 4to]; Ólafur Halldórsson, J.s., Rv. 1969 [AM 291, 4toJ; Latein. Fassung: A. Gjessing, J.s. i latinsk Oversxttelse af Arngrtmr Jónsson, Kristiansand 1877; Jakob Benediktsson, Arngrimi Jonae opera latine conscripta 1, Hafniae 1950 (= Bibi Arn 9). ÜB (dt.:) F. Khull, Die Geschichte Palnatokis und der Jomsburger, 2 Bde, 1891-92; W. Baetke, Die Geschichte von den Orkaden, Dänemark und der Jomsburg, 1924, 21966 (= Thule 19) [ge­

Jón Hákonarson kürzt J; (engl.:) N, F. Blake, J.s. The Saga of the Jomsvikings, London 1962 ( = NIT 3) ; L. M. Hollander, The Saga of the Jomsvikings, Austin, Texas 1955, 21971. LIT: S. A. Krijn, DeJ.s., Leiden 1914; H. Hempel, Die Formen der J.s.(ANF 39) 1923; P. Foote, Notes on Some Linguistic Features in AM 291, 4to (J.s.), (íslenzk tunga 1) 1959; G. W. Weber, J.s., (KLL 4) 1968; H. Jensen, Om to overscettelser af J.s., (Opuscula 7) Kbh. 1979 (= BiblArn 33); H. Degnbol, J.s., (DicMA 7) 1986.

Jón Arason war der letzte kathol. Bischof in Island vor der Reformation. Er wurde 1484 in Grýta in Eyjafjöröur geboren, 1508 Pfarrer in Helgastaðir, 1510 Pfarrer von Hrafnagil, 1520 Offizial, 1524 zum Bischof von Hólar erwählt und am 7. 11.1550 von den Reformatoren ermordet. Er brachte den Buch­ druck nach Island, der dann al­ lerdings von den Reformatoren auf Jh.e monopolisiert wurde. Einige von ihm erhaltene Lausavisur sind durch ihren Humor und ihre Themen interessant; in einer Strophe fuhrt er die vier bedeutendsten isländ. Dichter um 1520 an, einer Zeit, aus der wir sonst nur spärl. Informatio­ nen besitzen. Bedeutend sind jedoch seine relig. Gedichte -> Píslargrátr, -> Ljómur, —> Davíðsdiktur, -> Niðrstigningarvisur und -> Krossvísur; er gilt als der beste isländ. Dichter seit —* Eysteinn Asgrimsson. LIT: Páll E. Ólason, Menn og mennlir ... 1, Rv. 1919; F. Jónsson, J.A.s. religiøse digle. Kbh. 1918; ders., Litt.hist. 3, 21924; Guðbrandur Jönsson, Herrn JA, Rv. 1950.

Jón Hákonarson (1350 - ca. 1402), ein reicher isländ. Bauer aus Húnavatnssýsla, der die Sammel-HSS Vatnshyrna und

Jón Halldórsson -> Flateyjarbók für sich anferti­ gen ließ; letztere, die umfang­ reichste erhaltene altisländ. HS, enthält vorwiegend Königssa­ gas und wurde in Víðidalstunga geschrieben, kurz bevor J.H. den Hof von seinem Onkel kaufte. Die jetzt verlorene Vatnshyrna enthielt vor allem Islendinga sögur, darunter die Pórðar saga hreöu und die Flóamanna saga, welche Genealo­ gien enthalten, die J.H.s Familie betreffen.

Jón Halldórsson war ein norweg. Dominikaner, der schon als Oblate ins Kloster in Bergen kam, später in Paris und Bolo­ gna studierte, vor 1310 Kanoni­ kus in Bergen war und 1322 zum Bischof der isländ. Diözese Skálholt ernannt wurde, was er bis zu seinem Tod im Jahr 1339 blieb. Kurz nach seinem Tod verfaßte ein unbekannter Autor den —» Jóns þáttr (biskups) Hallddrssonar; die —> Clárus saga nennt ihn als Autor oder wenigstens Vermittler des Stof­ fes. Jón Hallsson, ein südisländ. Bauer (ca. 1470-1538), den -» Jón Arason als bedeutenden Dichter erwähnt; erhalten ist von ihm jedoch nur das —> Ellikvæði. Jón ögtnundarson (1052— 1121), Bischof von Hólar, 1200 heiliggesprochen, -> Jóns saga helga. Jón Pálsson (Maríuskáld) war ein direkter Nachkomme von —> Haukr Erlendsson.

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Wohl vor 1380 geboren, wird er 1405 als Verwalter am Bi­ schofssitz von Hólar erwähnt, wo er später als Priester diente, obwohl er schwere Differenzen mit zwei seiner Bischöfe, Jón Vilhjálmsson (1425-35) und Ólafur Rögnvaldsson (1459—95) hatte. Von 1427-30 und von 1440 bis zu seinem Tod 1471 war er Pfarrer in Grenjaðarstaöir. Er gilt als Verfasser der Visur af sancte Maria virgine, der Mariuvisur und des Carmen de beate virgine Maria, aber nur der —♦ Mariulykill stammt mit völliger Sicherheit von ihm. LIT: Jón I’orkelsson, Om Diktningen pä Island i det 15. og 16. drhundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Liu.hist. 3, 21'124.

Jónatas rimur, eine Versbcarbeitung des Jónatas ævcntyri, der isländ. Übersetzung einer engl. Erzählung, die ihrerseits auf die Gesta Romanorum zurückgeht. DieJ. r. stammen aus dem 16. Jh. HSS: AM 605, 4to; Lbs 'WO, 4to. LIT: Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Jonet heißt die in den -» Strengleikar überlieferte altnord. Prosaübersetzung des altfranz. lais Toner der Marie de France.

Jóns rimur leiksveins, eine Versbearbeitung einer älteren, nicht erhaltenen Fassung der Jóns saga leikara, die um 1400 entstanden sein dürfte. HSS: Lbs 861, 4to. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (— SUGNL35). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

201 Jóns saga baptista ist der Titel von zwei Heiligensagas über Jo­ hannes den Täufer. Die vermutl. ältere, anonyme Fassung (A) hält sich recht eng an die bibl. Texte und benutzt an­ scheinend keine ausländ. Quel­ len; Version B wurde vom is länd. Priester Grímr Hólmsteinsson (gest. 1298) verfaßt und stellt eine gelehrte Kompilation aus Bibeltexten, patrist. Kom­ mentaren (Gregorius, Augusti­ nus, Hieronymus, Ambrosius) und ma. Enzyklopädisten (Beda, Petrus Comestor, Vin­ cenz von Beauvais) dar. HSS: (A:) AM 625, 4to (13. Jh.); AM 238, fol. frag. VIII (15. Jh.); (B:) AM 232 fol; AM 233 a, fol; AM 239, fol; AM 238, fol frag. IX; (14. Jh.); (insges. 8 unter­ scheid!). Redakt. in 12 HSS). ED: C. R. Unger, Postola sögur, Chria. 1874; A. Agerschou, Et fragment afJ.s.b., (Opuscula 1), Kbh. 1960 (= BiblArn 20) [AM 385, 4to IJ. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; L. Gjerlow, Johannes Baptista, (KLNM 7) 1962; LOSONP1963; O.-J. Johannessen, Litt om kildene til J.s.b. II, (Opuscula 2,2) Kbh. 1977 (= BiblArn 25,2).

Jóns saga helga (» Saga des Hl. Jón«) oder Jöns saga biskups hins helga gehört zu den Biskupasögur und ist in drei Versio­ nen enthalten. Jón Ogmundarson war der erste Bischof der Diözese Hólar (1106-1121). Seine Biographie wurde zuerst, kurz nach seiner Heiligspre­ chung 1200, auf Latein von Gunnlaugr Leifsson (gest. 1118 oder 1119) verfaßt. Diese latein. Vita ist nicht erhalten, aber zwei altisländ. Übersetzungen sind bewahrt: Fassung A der J.s.h. aus dem 13. Jh. in der HS AM 221, die dem latein. Orignal am

Jóns saga leikara

nächsten steht, und die mögli­ cherweise von Bergr Sokkason stammende Fassung B aus dem 14. Jh. in der HS SKB 5, und eine aus beiden Versionen kompil. Fassung C in AM 392. Im Gegensatz zu anderen Bi­ schofssagas ist die J.s.h. in erster Linie kein histor. Bericht, son­ dern reine Hagiographie, die die geschichtl. Fakten einer erbaul. Erzählung über das vorbildl. Leben des Heiligen, seine Reisen und häufig recht prakti­ schen Wunder, seine Frömmig­ keit und Talente auf dem Ge­ biet der Pädagogik, der Musik und der Dichtkunst unterord­ net, woraus sich zahlreiche inter­ essante Details über das kultu­ relle Leben im Island des 12. Jh.s ablescn lassen. HSS: AM 221, fol; SKB perg. 5, fol; AM 392, 4to. ED: Ðiskupa sögur 1, 1858; (Faks.:) Jón Helgason, Byskupa sögur, Cph. 1950 ( = CCI 19); Stefan Karlsson, Sagas of Icelandic Bishops, Cph. 1967 (= MI 7). ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 1, Oxford 1905. LIT: G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953; O. Widding, Ave Maria eller Mariúvers i norrøn littera­ tur, (MoM) 1958; Magnús Már Lårusson, J.s.h., (KLNM 7) 1962; P. Hallberg, J.s.h., (Afmælisrit Jóns Helgasonar) Rv. 1969; P. Foote, Aachen, Lund, Hoiar, (In: Aurvandilsta) Odense 1984; H. BekkerNielsen, J.s.h., (DicMA 7) 1986.

Jóns saga konungs og Damusta -> Dåmusta saga.

Jóns saga leikara (oder Jóns saga leiksveins, beides etwa »Saga von Jón dem Spaßma­ cher «) ist eine den Fornaldarsögur nahestehende junge Mär­ chensaga, die aber auf eine äl-

Jóns saga ögmundarsonar tere, um 1400 entstandene Saga zurückgeht, auf der auch die —» Jóns rimur leiksveins beruhen. Jón ist ein franz. Prinz, der an einem Königshof in Flandern erlebt, wie bei der Tafel halbge­ blendete Pagen servieren und ein frisch abgeschlagener Män­ nerkopf aufgetragen wird; spä­ ter schläft er mit der Tochter des Königs, und wird nur des­ wegen nicht entdeckt, weil ein Wolf für Unruhe sorgt; beim Abschied bittet er um diesen Wolf, der sich als Sohn des Kö­ nigs herausstellt, den seine böse Stiefmutter verzaubert hat. Er erklärt Jón die sonderbaren Vorfälle am Königshof, ge­ meinsam verbrennen sie die Stiefmutter, und Jón bekommt die Prinzessin. HSS: AM 174, fol (1644); AM 588 f, 4to (um 1700); 10 weitere HSS. ED: M. Soderback, J.s.l., Diss. Chicago 1949; O. Jiriczek, Zur mittelisländ. Volkskunde, (ZfdPh 26) 1894 [Auszug]. ÜB: - (Nacherzählung (engl.:) H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; M. E. Kalinke, P. M. Mit­ chell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Jóns saga ögmundarsonar —► Jóns saga helga.

Jóns saga ok Jacobs -» Tveggja postola saga Jóns ok Jacobs. Jóns saga postola ist eine in sechs verseh. Rezensionen er­ haltene Heiligensaga über den Apostel Johannes, der wie üb­ lich mit dem Evangelisten Jo­ hannes gleichgesetzt wird. Die

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Saga ist eine Kompilation verseh, latein. Quellen (darun­ ter BHL 4320 u. 4324). Dane­ ben existiert über den Apostel Johannes noch die verwandte —♦ Tveggja postola saga Jóns ok Jacobs. HSS: AM 652, 4to; AM 623, 4to; AM 655, 4to frag. XIV (13. Jh); AM 656 I. 4to; AM 649 a, 4to; AM 238, fol frag. IV (15. Jh.). ED: C. R. Unger, Postola sögnr. Chria. 1874. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LOSONP 1963.

Jóns saga Svipdagssonar ok Eiriks ins forvitna —> Pjalar Jóns saga.

Jóns saga Upplendingakonungs (oder Jóns þáttr U.) ist eine kurze, zw. Fornaldarsögur und Riddarasögur einzuord­ nende Erzählung (15. Jh.?) über zwei Werber um die Gunst der griech. Prinzessin Gratiana; die selbe Geschichte findet sich in erweiterter Form auch als —► Dámusta saga. HSS: AM 569 c, 4to (ca. 17(X>); BM Add 11.108, 4to (18. Jh.); AM 1023, 4to (1825); Lbs 1573, 4to; IBR8. 4to (19. Jh.). ED: Jón Arnason, Islenzkar Pjóðsögur og Æfintýri 1, 1862. ÜB: K. Maurer, Island. Volkssagen der Gegenwart, 1860. LIT: E. Kolbing, Über isländ. Bearbei­ tungen fremder Stoffe, (Germania 17) 1872.

Jóns þáttr biskups Halldors­ sonar berichtet in einigen un­ zusammenhängenden Szenen, wie der Dominikaner —♦ Jón Halldórsson in Norwegen zum Priester geweiht wird, später in Paris und Bologna studiert und 1322 zum Bischof von Skälholt geweiht wird. Er war angebl.

203 ein Liebhaber von exempla und Anekdoten, von denen vier in diesem þáttr erzählt werden, der wohl kurz nach Jöns Tod 1339 verfaßt wurde. HSS: AM 624, 4to; AM 764, 4to. ED: Biskupa sögur 2, 1878. ED & ÜB (dt.:) H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-83.

Jöns þáttr Upplendingakonungs —► Jöns saga Upplendingakonungs. Jönsbök -» Gesetze. Jönsvisur ist ein Gedicht im Dróttkvætt über den Apostel Johannes und stammt von Kolbeinn Tumason; es bestand ursprüngl. aus 47 Strophen, von denen aber nur fünf in der LitiaJönssaga erhalten sind. ED: F. Jónsson, Skj. B 2. 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949.

Jórunn skáldmær (»Jörunn das Skaldenmädchen, die Dich­ terin «) ist eine der ganz weni­ gen altnord. Skaldinnen, von denen wir wissen. Von J.s. - die wohl unverheiratet war, da die weibl. Form zu skáld üblicher­ weise skáldkona ist - sind nur 2 Strophen und 3 Halbstrophen im Dróttkvætt erhalten, die of­ fenbar alle zu einem Gedicht namens Sendibitr (»bissige Bot­ schaft«) gehörten, das am Be­ ginn der Olafs saga hins helga im Konflikt zwischen Haraldr hárfagri und seinem Sohn Half­ dan Partei für Halfdan ergreift. HSS: -* Olafs saga hins helga (der Groß­ teil aber nur im Fragment AM 75 c, fol, um 1300 geschrieben). ED: F.Jónsson, Skj., Bl 1912; -* Olafs saga hins helga. LIT: E. A. Kock, NN 247f„ 1925; G. Kreutzer, J.s., (skandinavistik 2) 1972; S.

Kåra saga Kárasonar B. Straubhaar, Critical Notes on the Old Icelandic » Skáldkonur «, Diss. Stanford 1982.

Jung-Sigurd-Lieder nennt man die Heldenlieder aus dem Siegfried/Nibelungen-Stoff­ kreis, welche sich mit der Ju­ gend Sigurds beschäftigen: Reginsmál, Fáfnismál und Sigrdn'fomál.

Kálfr bróðir Hallsson, der spätma. Dichter der Katrinardrápa, wo er sich Kálfr Hallsson und in der latein. Form vitulus vates und frater nennt; auch in den Völsunga rimur bezeichnet er sich als vitulus vates; mehr als dies ist nicht über ihn bekannt. LIT: Jón Þorkelsson, Otn Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Kalfsflokkr ist ein Gedicht des Skalden -> Bjarni Hallbjarnarson gullbrárskáld. Kálfsvísa ist ein Fragment von 31/2 Strophen im Fornyrðislag, in dem eine Reihe von berühm­ ten Pferden und ihren noch be­ rühmteren Besitzern aufgezählt wird; der Name dürfte darauf hinweisen, daß der Dichter Kálfr hieß. —» Pulur. HSS & ED: -> Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946.

Kampf auf Sámsey ist eine Bezeichnung für -> Hjalmars Sterbelied.

Kára saga Kárasonar ist eine sehr junge originale Riddarasaga, in der der Held Kari nach einer kolfci'fr-Jugend um eine Prinzessin wirbt, die er nach

Karl Jónsson vielen Abenteuern auch be­ kommt; die Saga hat deutl. An­ leihen aus den Fornaldarsögur (Riesen, Zwerge, Runen) und den Übersetzten Riddarasögur (Tristrams saga, Ivens saga) ge­ nommen. HSS:JS 11, 8vo;JS 101, 8vo (18. Jh.); lü jüngere HSS. ED: Sag an af Kára Kárasyni, Rv. 1886. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Karl Jónsson ist der Verfasser der —> Sverris saga. Wir wissen nichts von ihm, bis er 1169 Abt im Kloster Pingeyrar wurde. 1181 legte er dieses Amt nieder und reiste 1185 nach Norwe­ gen, wo er etliche Jahre blieb und in engen Kontakt mit Kö­ nig Sverrir kam, unter dessen Aufsicht er die Sverris saga zu schreiben begann, die er vermutl. nach dem Tod des Königs im Jahr 1202 fertigstellte. Das Datum seiner Rückkehr nach Island ist unbekannt, er dürfte sein Amt als Abt 1188 wieder­ aufgenommen haben, das er bis 1207 innehatte; er starb 1213. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; Lárus H. Blöndal, Um uppruna Sverris sögu, Rv. 1982.

Karlamagnús saga (ok kappa hans) (»Saga von Karl dem Großen (und seinen Krie­ gern) «) ist die altnord. Prosa­ übersetzung des altfranzös. Rolandslieds und anderer Chansons de geste des 11. und 12. Jh.s. aus dem Stoffkreis um Karl den Großen. Die K.s. stammt wie andere Übersetzungen höf. europ. Literatur (—» Riddara­ sögur) aus der Regierungszeit des norweg. Königs Hakon

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Hákonarson (1217—1263) und beruht zum Teil schon auf älte­ ren Übersetzungen; die ge­ samte Kompilation ist in zwei verschiedenen Fassungen erhal­ ten, wovon die ältere norweg. Version A nur in alten Frag­ menten und sehr jungen un­ vollständigen HSS bewahrt ist, die in Island im 14. Jh. bearbei­ tete Fassung B ebenfalls nur lückenhaft in jüngeren HSS. Synoptische Ausgaben beider Fassungen bieten jedoch einen vollständigen Text. Die um­ fangreiche Kompilation ist auf Grund der übertragenen altfranz. Texte voller Überschnei­ dungen und stilist. Unebenhei­ ten, welchen die ursprüngl. Übersetzer und Redaktoren mit Einschüben und Glättungen zu begegnen versuchten. Die K.s. zerfällt in ihrer vollen synopt. Fassung in 10 Teile mit verschiedenen Quellen. Teil 1 (in den MSS ohne Titel) behan­ delt die Jugend und frühen Ta­ ten Karls und beruht wohl auf einer verlorenen franz. Kompi­ lation verschiedener Werke. Teil 2 handelt Katerine saga. Der Dichter nennt sich Kälfr (auf Latein vitulus vates, -» Kálfr bróðir Hallsson), und be­ zeichnet sich als frater. Er ist auch der Verfasser der -» Völsunga rimur.

Stef.

Kenning f. (Pl. Kenningar), poet. Umschreibung von Be­ griffen durch einen meist zwei-, seltener mehrgliedrigen Aus­ druck, der den Begriff einerseits bewußt verschlüsselt, anderer­ seits in der übl. metaphor. K. auch bildl. charakterisiert (z. B. hestr svanfjalla »Pferd der Schwanberge« d.h. der Wel­ len = »Schiff«), Die K. wird besonders im skald. Preislied verwendet, in der Helden- und Götterdichtung wird sie viel sparsamer gebraucht. Funktion der K. ist nicht nur ornamentale Variation der poet. Sprache, sondern auch Betonung wichti­ ger Textstellen mit dichteri­ schen Mitteln und Einbindung der Vergangenheit, dies häufig auch mittels mytholog. Kenn­ ingar, die damit die Dichtung in das heidn. Weltbild stellen, dieses aber zum Verständnis der Gedichte auch voraussetzen ein Grund dafür, warum Snorri in seiner als Dichterhandbuch konzipierten Edda der heidn. Mythologie so breiten Raum einräumt. Eine K. besteht prinzipiell aus zwei Teilen, einem Grundwort (Stofnorö) und einem Bestim­ mungswort (Kenniorö), die

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aber fast beliebig zu erweitern sind; an verschiedenen Typen der K. erwähnt Snorri die einfa­ che K. (Grund- und Bestim­ mungswort in einem Komposi­ tum oder in zwei Wörtern), wenn das Bestimmungswort aus zwei Teilen besteht (die Kenning also dreiteilig wird), nennt er sie Tvikennt, wenn sie noch länger ist, heißt sie Rekit (»getrieben«); er empfiehlt, keine Kenningar aus mehr als sechs Teilen zu verwenden. Auch in der Art der Metapho­ rik unterscheidet Snorri zw. ge­ mischten Metaphern (Nykrat oder Finngálkat), die er verur­ teilt, und reinen, über längere Textpassagen durchgehaltenen Metaphern, die er Nýgerving nennt und als besonders kunst­ voll lobt. Daneben unterschei­ det Snorri die Kenningar auch noch nach anderen Gesichts­ punkten; Sannkenning und Viðkenmng bezeichnen Perso­ nen durch eine epithetische De­ finition, die exakt (also sannr »wahr«) und nicht metapho­ risch ist. Snorris Einteilung ist jedoch weder einheitl. noch vollständig, daher fehlt es in der wissenschaftl. Literatur nicht an modernen Klassifikationen der K. (vgl. die Zusammenstellung bei Marold). LIT: R. Meissner, Die Kenningar der Skalden, 1921; H. v. d. Merwe Scholtz, The K. in Anglo-Saxon and Old Norse Poetry, Utrecht 1927; W. Krause, Die K. als typ. Stilfigur der germ. u. kelt. Dich­ tersprache, 1930; W. Mohr, Kenningstudien, 1933; P. Trost, Zur Wesensbestim­ mung der K., (ZfdA 70) 1933; H. Mar­ quardt, Die altengl. Kenningar. 1938; A. Heusler, Altgerm. Dichtung, 21943; H. Lie, Kenningar, (KLNM 8) 1963; T.

Ketlerusar saga keisaraefnis Gardner, The application of the term K., (Neophilologus 56) 1972; B. Fidjestøl, Kenningsystemet, (MoM) 1974 und 1979; P. Hallberg, Kenningsystemet, (MoM) 1978; E. Marold, Kenningkunst, 1983; R. Frank, K., (DicMA 7) 1986.

Ketils saga hængs (»Saga von Ketill Lachs«) ist eine kurze Fornaldarsaga (14.Jh.), die von den märchenhaften Abenteuern und Trollkämpfen des Norwe­ gers Ketill erzählt, der selbst aus einer Familie von Halb-Trollen stammt. Nach einer Kindheit als nichtsnutziger kolbitr zieht Ketill bei einer Hungersnot aus und erhält seinen Spitznamen, weil er einen Drachen erschlägt, aber sagt, er habe nur einen Lachs getötet. Auf einer weite­ ren Reise nach Finnmarken kann er dort das Zauberschwert Dragvendill erwerben. - Die Saga ist durch Ketill mit ande­ ren Fornaldarsögur verbunden, er ist der Vater des Helden der Grims saga loðinkinna und Großvater von Orvar-Oddr. K.s.h. enthält neben einigen Lausavisur auch Versdialoge vom Senna-Typus, die in eddischen Versmaßen gehalten sind. HSS: AM 343 a, 4to; AM 471,4to; SKB perg. 32, 4to; BM Add. 4874.. ED: FAS1 2; FAS2 2; FAS3 1. ED 4- ÜB (lat.:) O. Rudbeck, Ketilli Hcengii et Grimonis Hirsutigence patris et filii historia, Upsala 1697. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; M. Ciklamini, Grettir and Ketill Ha-ngr, the giant-killers, (Arv) 1966; J. M. Pizarro, Transformation; of the Bear’s Son Tale in the Sagas of the Hrafnistumenn, (Arv 32-33) 1976-77; A.v. Nahl, Origi­ nale Riddarasögur, 1981; J. M. Pizarro, K. s.h., (DicMA 7) 1986.

Ketlerusar saga keisaraefnis ist eine sehr junge originale Riddarasaga.

Kirialax saga HSS: ÍB 969, 8vo; Lbs 2114, 4to (ca. 1800); Lbs 1497, 4to. ED: J. Jónsson, H. Sigurðsson, Ketlerusar saga keisaraefnis, Rv. 1905.

Kirialax saga, (auch Kirjalax s., Kyrialax s.) gehört zu den im 14. Jh. in Island entstandenen -» originalen Riddarasögur, hebt sich aber von den anderen die­ ser nach ausländ. Vorbildern verfaßten Abenteuerromanen durch die intensive Verwen­ dung gelehrter Quellen — sei es durch überarbeitete Passagen, sei es durch direkte Zitierung ab. Der Name des Helden ist eine isländ. Verballhornung des griech. kýrios Aléxios (vermutl. der byzant. Kaiser Ale­ xius I. Comnenus, 1081-1118), die Saga hat aber sonst nur dem Namen nach mit diesem Herr­ scher zu tun, sondern ist eine märchenhafte Geschichte, die mit den Eroberungen von Kiria­ lax Vater Laicus beginnt, ausfiihrl. von Kirialax’ Schlachten und seinen Reisen nach Troja, Jerusalem, Indien, Asien, Afrika und Sizilien sowie seiner Hoch­ zeit mit einer byzant. Prinzessin erzählt, und die mit einem Ab­ schnitt über die Abenteuer sei­ ner Söhne Villifer und Valtarus schließt. Obwohl diese episodenreiche und oft nicht völlig zusammen­ hängende Geschichte einer straffen Handlung und guter Dialoge entbehrt, ist die K.s. wegen der ihrer Quellenvielfalt von beträchtl. Interesse. Der Autor der K.s. verwendet ge­ lehrte und literar. Quellen in unüblichem Ausmaß, dennoch lassen sich überraschenderweise

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alle Zitate und Entlehnungen auf altnord. Werke zurückfuh­ ren; daß der Autor trotz seines Versuchs, seinem Werk einen gelehrten Anstrich zu geben, keine latein. Quellen verwen­ dete, zeigt die Tatsache, daß er trotz Quellenverweise auf Ho­ norius’ Imago mundi, Isidor, die Gesta Romanorum und die Dia­ logi Gregorii alle entsprechenden Zitate aus altnord. Quellen (vor allem Stjórn und Veraldar saga) bezog. Selbst eine Auswahl sei­ ner Quellen zeigt allerdings seine Belesenheit in altnord. ge­ lehrten Texten: die Beschrei­ bung Trojas stammt aus der Al­ exanders saga, die Legende der Hl. Ursula aus den Breta sögur, die Beschreibung des Palasts in Konstantinopel aus der Karlamagnüs saga, der Besuch Jeru­ salems aus dem isländ. Pilger­ führer (AM 194, 8vo), die Fa­ belvölker in Solidans Armee aus der Länderkunde der Hauksbók, die Beschreibung des Labyrinths und des Glücks­ rades beide aus der enzyklopäd. HS AM 736 III, 4to und die Schlachtelephanten aus der Stjórn; daneben dürfte der Au­ tor auch noch Elemente aus den Isländersagas übernommen ha­ ben. HSS: AM 567, 4to; AM 489, 4to; AM 589 a, 4to; AM 532, 4to; ED: Kr. Kaalund, K.s., Kbh. 1917 ( = SUGNL 43). LIT: Kr. Kaalund, Kirjalax sagas kilder, (ANOH) 1917; R. Cook, K.s.: a bookish romance, (Les Sagas de Chevaliers. Ridda­ rasögur) Paris 1985.

Kirkjudagsmál (»Kirchweih­ predigt «, lat. in dedicatione tenipli) ist eine schon vor 1150 ver­

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faßte altnord. Predigt, die nicht nur im Stockholmer und im Norweg. Homilienbuch, son­ dern auch in der alten isländ. HSS AM 237, fol (ca. 1150) bewahrt ist. Der Verfasser fuhrt den bekannten Vergleich eines Kirchengebäudes mit der Kir­ che an und folgt damit älteren Vorbildern wie Honorius Augustodunensis (Gemma Animae) oder Hrabanus Maurus (De Universo), aber es gelingt ihm, den Vergleich nicht mit einer europ. Steinkirche, sondern mit einer nord. Stabkirche aus Holz durchzuftihren. HSS: SKB perg. 15, 4to; AM 619. 4to; AM 237, fol ED: -> Homilíubók. LIT: G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953, Repr. 1975; H. Bekker-Nielsen, The Old Norse Dedication Homily, (Fs f. K. Rcichardt) 1969; Höröür Agústsson, Hús íhómilíu, (Skirnir 148) 1974; H. Bckker-Nielscn, Kirkedagspra'diken, (Sjötíu ritgerðir 1) Rv. 1977; H. Magerøy, In dedicatione ecclesia sermo, (Opuscula 8) Kbh. 1985.

*Kjalleklinga saga ist eine verlorene Isländersaga, von der aber eine kurze Inhaltsangabe in der Landnámabók (S lllf, M 28f, H 85) erhalten ist. LIT: Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941; Jakob Benediktsson, Islendingabók. Landnámabók, Rv. 1986 ( — ÍF 1).

Kjalnesinga saga (»Saga von den Bewohnern des Kjalarnes «), auch Búa saga, ist eine im wesentl. fiktive íslendingasaga vom Beginn des 14. Jh.s, die deutl. Einfluß der Fornaldarsögur aufweist und Entlehnungen aus der Eyrbyggja saga und der Finnboga saga enthält. Der Bauernsohn Búi wird ge­ ächtet, weil er sich weigert, an

Kjartans þáttr Olafssonar heidn. Opfern teilzunehmen; er brennt den Tempel nieder und erschlägt den Sohn des Goden. Mit Hilfe seiner klugen Zieh­ mutter Esja hält er sich zuerst versteckt, wobei er Kämpfe be­ steht und ein Mädchen ent­ fuhrt, bis er auf Rat von Esja nach Norwegen reist; dort schickt ihn König Harald Schönhaar auf die gefährl. Su­ che nach dem Schachbrett des Riesenkönigs Dofri. Mit Hilfe von Dofris Tochter, die er schwängert, kann er mit dem Schachbrett zurückkehren. Ha­ rald läßt ihn dann noch mit ei­ nem riesigen Neger ringen, den Büi besiegen und töten kann, worauf er nach Island zurück­ kehren darf. Dort hat sein Feind Büis Verlobte entfuhrt, aber als er versucht, Büi zu töten, ver­ liert er dabei sein Leben. Büi heiratet, und einige Jahre später kommt sein Sohn mit der Riesin nach Island, den er aber nicht anerkennen will; es kommt zu einem Ringkampf, bei dem Büi durch seinen eige­ nen Sohn fällt. HSS: AM 471, 4to; Abschriften der *Vatnshyrna. ED: Valdimar Asmundarson, K.s., Rv., 1902 (= Islendinga sögur 36); Johannes Halldórsson, K. s., Rv. 1959 (= ÍF 14). ÜB (engl.:) G. Jones, Four Icelandic sagas, Oxford, Princeton 1935. LIT: Björn Sigjússon, K.s., (KLNM 3) 1963; Helgi Gudmundsson, Um Kjalnes­ inga sögu, Rv. 1967 (= Studia Islandica 26); P. Hallberg, Ett par språknotiser till K.s., (MoM) 1968; J. Leirfall, Var Per Gynt islending?, (Syn ok Segn 84) 1978; P. Schach, K.s., (DicMa 7) 1986.

Kjartans þáttr Ólafssonar ist eine abgeänderte Version der trag. Geschichte des Kjartan

Klári saga Ólafsson aus der Laxdæla saga; der K.þ. O. findet sich in der Flateyjarbók und anderen HSS der Olafs saga Tryggvasonar in mesta.

Klári saga —» Clarus saga. Klarilius saga sterka ist eine erst im 18. Jh. entstandene romant. Erzählung. HSS: Lbs 677, 4to.

Klerka rimur, auch Klerkaspil, eine aus der ersten Hälfte des 15. Jh.s stammende Versbearbeitung einer schwankartigen Erzählung über zwei Kleriker in Paris, von denen einer ein begabter Zauberer ist und so die Hand einer Prinzessin gewinnt. HSS: AM 604 h, 4to. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, to . . ., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: E. Kolbing, Beitr. zur Gcsch. der romant. Poesie u. Prosa des Ma., 1876; Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

210 HSS: Lbs 124, 8vo (18. Jh.); 4 jüngere HSS. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

♦Knuts saga rika ist eine ver­ lorene Saga, die Snorri Sturluson in der Magnúss saga góða in seiner Heimskringla als Saga Knuts ins gamla als Quelle er­ wähnt. Die *K.s.r. wurde of­ fenbar am Beginn des 13. Jh.s verfaßt, wobei Skaldengedichte und wohl auch schriftl. engl. Quellen verwendet wurden. Sie diente als gemeinsame Quelle der Heimskringla, der Fagrskinna und der -» Knýtlinga saga. LIT: A. Campbell, Knuts saga, (SagaBook 13) 1946-53; Bjarni Guðnason, For­ mali zu Danakonunga sqgur, Rv. 1982 ( = ÍF 35).

Knuts saga (Steinssonar) heimska ist eine sehr junge Riddarasaga. HSS: ÍB 43Ü, 4to; Lbs 1993, 8vo. ED: Sayan af Knúti Steinssyni heimska, Akureyri 1911.

LIT: R. Heller, Laxdæla saga und Knyt­ tinga saga, (ANF 80) 1965; Bjarni Guðnason, Aldur og uppruni Knuts sögu helga, (Minjar og menntir. Afmælisrit helgað Kristjáni Eldjárn) Rv. 1976.

Knútsdrápa (1] ist ein Gedicht des isländ. Skalden -> Sigvatr Pórðarson, das er auf den Dä­ nenkönig Knut verfaßte, den er auf einer Reise nach England kennengelernt hatte. Obwohl Knut ein Feind von Sigvats Herrn und Freund Olaf war, hat Sigvatr in späteren Jahren vielleicht nach Knuts Tod 1035 - eine Drapa auf ihn verfaßt, von der elf Strophen und Halbstrophen erhalten sind.

Knúts saga kappsama (og Regins ráðuga) ist eine junge Riddarasaga, die eine Reihe byzantin.-oriental. Züge auf­ weist.

HSS: -» Heimskringla; -► Ólafs saga hins helga; —» Legendarische Olafssaga; -> Knýtlinga saga; Fagrskinna. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 647-652, 1421.

Klofastef, Form des —» Stef.

*Knúts saga helga. Ob eine eigenständige, schon um 1200 entstandene *K.s.h. als Quelle der -> Knýtlinga saga jemals existiert hat, ist sehr fraglich.

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Knútsdrápa [2]. Auch der isländ. Skalde -» Ottar svarti hat eine Dråpa auf Knut den Gro­ ßen verfaßt, und zwar schon um oder bald nach 1026. Die noch erhaltenen 11 Strophen und Halbstrophen sind recht einfach gebaut, was möglicher­ weise auf die Rezeption an Knuts Hof in England zurückzufiihren ist. HSS: -* Heimskringla; -> Knýtlinga saga; -» Legendarische Olafssaga; -* Olafs saga hins helga; Fagrskinna; -* Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders.. Carmina Scalåica, 2Kbh. 1929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock. Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 733-739, 620, 1249, 1783, 1992, 2011; J. de Vries, ALG 1, 2I964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Knútsdrápa [3], Diese K. ist das einzige uns bekannte Werk des isländ. Skalden Hallvarðr Háreksblesi, und auch dieses ist nur sehr fragmentar. in einigen Zitaten bei Snorri und in der Knýtlinga saga erhalten. Die acht unvollständig bewahrten Strophen stehen in strengem Dróttkvætt, in den Kenningar findet sich christl. und heidn. Vorstellungswelt dicht neben­ einander. HSS, ED, ÜB: -> Snorra Edda; -> Knýtlinga saga; -r Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock. Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 782, 1126, 2265; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktct. Øvre Ervik 1982.

Knýtlinga saga (»Saga von den Nachkommen Knuts«) ist der etwas irreführende Titel dieser Sammlung von Sagas über die dän. Könige vom 10.

Knýtlinga saga

bis zum Beginn des 13. Jh.s, da auch die drei Vorfahren von Knut dem Großen (gest. 1035) behandelt werden; die anderen ma. Bezeichnungen Ævi Danakonunga (»Leben der dän. Kö­ nige «) oder Sögur Danakonunga (»Saga der dän. Könige«) sind daher präziser und vielleicht auch ursprünglicher. Die K.s. hatte offenbar Snorris Heimskringla zum Vorbild, ist aber literar. wie histor. nicht gleichwertig. Wie die Heims­ kringla zerfällt die K.s in drei Abschnitte: der erste behandelt die Vorfahren des Hl. Knut von Harald Blauzahn (ca. 940-986) über Knut den Großen bis Ha­ rald Sveinsson (reg. 1074—1080), der zweite und Hauptteil (Kap. 28-63) beschäf­ tigt sich ausschließl. mit Knut Sveinsson dem Heiligen (reg. 1080-86), die restl. 43 Kapitel mit Knuts Nachfolgern bis zu Knut Valdimarson (reg. 1182 1202). Neben der Heimskringla dien­ ten dem Autor die Jómsvíkinga saga, Styrmir Kárasons Olafs saga helga sowie verlorene Werke von Sæmundr Sigfússon in fróði und Ari Porgilsson als Quelle. Dazu kommt noch eine verlorene *Knúts saga rika, welche vorwiegend die dän. Herrschaft in England behan­ delte, kaum aber eine früher an­ genommene *Knüts saga helga. Skaldengedichte werden in der K.s. ausgiebig verwendet, so von Ottar svarti, Sighvatr Pórðarson, Þórðr Kolbeinsson, Hallvarðr Háreksblesi, Pórarinn loftunga, Markús Skeggja-

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Königssagas son und Einarr Skúlason. Der Autor nennt aber auch dän. Bü­ cher und hat offenbar Saxo Grammaticus’ Gesta Danorum und dän. Annalen benutzt, möglicherweise auch mündl. Informanten. Die genaue Quel­ lenlage der K.s. ist jedenfalls ein kompliziertes und bislang nicht völlig gelöstes Problem. Die Saga wurde um die Mitte des 13. Jh. verfaßt, und der Au­ tor bleibt ungenannt, obwohl es möglich wäre, daß Snorri Sturlusons Neffe Óláfr Pórðarson der Verfasser ist. Öláfr wird je­ denfalls in der K.s. erwähnt, und Hinweise in der Porgils saga skaröa und in Olafs rhetor. Abhandlung Málskrúðsfræði weisen auf diese Möglichkeit hin. HSS: AM 20 b I, fol (ca. 131X)); AM 20 b II, fol; AM 180 b, fol; AM 18, fol. ED: FMS 11, Kph. 1828; C. afPetersen, E. Olsen, Sogar Danakonunga, Kbh. 1919-25 (= SUGNL 46); Bjarni Gu«nason, Danakonunga sqgur, Rv. 1982 (— ÍF 35). ED & ÜB (lat.:) Æfi Dana-konunga Eda Knytlinga Saga. Historia Cnutidarum regum Daniæ, [København 1741J; F Jónsson, Ex Historia regum Danorum, 1892 ( = Mon. Germ. Hist. Script. 29). ÜB (dt.:) W. Baetke, Die Geschichte von den Orkaden, Dänemark und der Jomsburg, 1924, 21966 (= Thule 19); (engl.:) H. Pálsson, P. Edwards, K.s., Odense 1986. LIT: F. Jónsson, K.s., dens Kilder og histo­ risk Vard, Kbh. 1900; G. Albeck, Knyt­ tinga, Kbh. 1946; P. Hallberg, Ólafur Porðarson hvítaskáld, K.s. och Laxdala saga, Rv. 1963 (= Studia Islandica 22); ders., dass., (ANF 80) 1965; R. Heller, Laxdæla saga und K.s., (ibid.); ders., K.s., (ANF 82) 1967; ders., Über einige An­ zeichen einer lit. Beziehung zw. der K.s. und der Vapnfiröinga saga, (PBB Ost 90) 1968; S. Ellehøj, Studier over den aldste norrøne historieskrivning, Kbh. 1965; ders., Omkring Knýtlingas Kilder, (Middelal­

derstudier til. A. E. Christensen), Kbh. 1966; C. Weibull, Knytlingasagaen och Saxo, (Scandia 42) 1976; Bjarni Guðnason, Saxo och Eirtksdrápa, (Nordiska Stu­ dier. Fs till. G. Holm), Lund 1976; ders., K.s., (DicMA 7) 1986.

Königssagas sögur.

->

Konunga-

Königsspiegel —► Konungsskuggsjá. Kolbeinn Tumason war ein einflußreicher Gode in Nord­ island an der Wende vom 12. zum 13. Jh., der erreichte, daß Guðmundr Arason (-» Guðmundar saga), ein Cousin seiner Frau, zum Bischof von Hólar gewählt wurde. Die beiden selbstbewußten Politiker gerie­ ten jedoch bald in Streit, und K.T. fiel im Jahre 1208 wäh­ rend eines Angriffs auf den Bi­ schofssitz. K.T. war ein begab­ ter Skalde, von dem außer einer Reihe auch rclig. Lausavisur noch die beachtl. Jónsvísur er­ halten sind. —> Sturlunga saga, —► Guömundar saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; E. A. Kock, NN 2165f, 1283 -85; H. Pálsson, Tólfta öldin, Rv. 1970.

kolbitr (»Kohlenbcißer«) ist ein literar. Typus des Helden, einer Art männlichem Aschen­ brödel; er verbringt seine Kind­ heit als Nichtsnutz hinter dem Ofen und entwickelt sich nur langsam, sodaß er für schwach­ sinnig gehalten wird; plötzlich, meist mit Anbruch des Mannes­ alters, wird er dann aber zum großen Helden, üblicherweise vom Typ des schweigsamen

213 Einzelgängers. Helden vom k.Typus sind in allen Genres der Sagaliteratur zu finden, vor al­ lem aber in den Isländersagas (z. B. Grettir) und Fornaldarsagas (z. B. Starkaðr). *Kolbrúnarvísur (»SchwarzBrauen-Strophen «) ist ein ver­ lorenes Liebesgedicht des isländ. Skalden -* Pormóðr Kolbrúnarskáld, das aber in der Fostbrœöra saga (Kap. 11) und in der Landnámabók (S 127 = H 99 = M 40) erwähnt wird und an seine Geliebte Porbjörg kolbrún gerichtet war; mögli­ cherweise gehören einzelne un­ ter den Lausavisur edierte Stro­ phen zu den K. Kolli inn prúði (»Kolli der Prächtige«) ist ein isländ. Skalde des 12. Jh.s., von dem nur fünf Strophen seiner —> lngadräpa auf den norweg. König Ingi Haraldsson erhalten sind, unter dessen Hofskalden er im Skäldatal angeführt wird.

Kollsbók (benannt nach dem ersten Besitzer, Jón kollr Oddsson) ist eine Pergament-HS von kurz vor 1500, welche die meisten älteren Rimur enthält. HS: Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 42. 7. Aug. 4to. ED: (Faks.:) Ólafur Halldórsson, Kollsbók. Codex Guelferbytanus 42. 7. ^Augu­ steus Quarto, Reykjavik 1968 (— Islcnzk Handrit i 4to. 5).

Kolskeggr Asbjarnarson hinn fróði war angebl. einer der beiden Verfasser der ursprüngl. Fassung der -> Landnámabók und schrieb über den Ostteil Islands, wo er am An­

Komputistische Literatur

fang des 12. Jh.s lebte; sonst wissen wir nichts über ihn. LIT: Jakob Benediktsson, Formáli zu Islendingabók. Landnámabók, Rv. 1968 ( = ÍF 1).

Komputistische Literatur, also Werke über Zeitrechnung, wurden in Island spätestens ab der Mitte des 12. Jh. verfaßt, da Informationen über die Länge des Tages, die Mondzyklen, die Daten der Feiertage und beson­ ders die Festsetzung des Ostertermins von großer prakt. Be­ deutung waren. Die wichtig­ sten derartigen Schriften sind die drei unter dem Titel —► Rimbegla zusammengefaßten Texte verschiedenen Alters, welche auf diverse latein. astro­ nom. und kalendar. Schriften zurückgehen (Johannes de Sacrobosco, Beda Venerabilis, Macrobius, Gerlandus und die als Cisio janus bezeichneten la­ tein. Merkverse). Einige HSS der Rimbegla sind außerdem mit erklärenden Illustrationen über die Planetenbewegungen, Mondkonstellationen und Himmelsrichtungen versehen (bes. GkS 1812, 4to). Neben diesen durchaus wissenschaftl. Werken zur Komputistik sind aber auch reine Gebrauchs­ schriften erhalten, so die in AM 732a, VII, 4to erhaltene Talbyrðingr, ein im 12. Jh. entstande­ nes Verzeichnis der Osterter­ mine von 1121-1581, vor allem aber eine Reihe von Kalendern, die bis Ende des 12. Jh.s zurück­ reichen (AM 249 1, fol; GkS 1812, 4to), und Verzeichnisse der Tagesheiligen.

Konráðs rímur keisarasonar LIT: Stefán Bjarnarson, Rymbegla, Hafniæ 1780; L. Larsson, Áldsta delen af Cod. 1812 4to Gml. kgl. samling, Køben­ havn 1883 (= SUGNL 9); G. Bilfinger, Untersuchungen über die Zeitrechnung der alten Germanen 1, 1899; N. Beckman, Rimbegla, (Studier i Nordisk Filo­ logi 4) 1913; N. Beckman, K. Kålund, Alfrœði íslenzk 2, Kbh. 1914-16 ( = SUGNL 41); F. Jónsson, Litt.hist 2, 21923; Porkell Þorkelsson, Komputistiske afltandlinger, (ANOH) 1923; Jón Jóhannesson, Tímatal Gerlands i islenzkum ritum frá þjóðveldisöld, (Skírnir 126) 1952; S. O. Jansson, Computus ecclesiasticus, (KLNM 2) 1957; F. W. Blaisdall, Some Notes on GkS 1812 4°, (Opuscula 1) Kbh. 1960 (= BiblArn 20); E. Zirkle, Gerlandus as the Source for the Icelandic Medieval Computus (Rim I), (Opus­ cula 4) Kbh. 1970 (= BiblArn 30); A. Holtsmark, Stjernekundskab, (KLNM 17) 1972.

Konráðs rimur keisarasonar, eine Versbearbeitung der Kon­ rads saga keisarasonar; mögli­ cherweise um 1500 entstanden. HSS: Kollsbók; AM 604 a, 4to ED: T. Wisén, Riddara-rimur, Lund 1881. (= SUGNL 4); (Faksimile:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to .... Cph. 1938 (= CCI 11); Ólafur Halldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 (= IM. 4to 5). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Konráðs saga keisarasonar, eine originale Riddarasaga, die wohl schon um 1300 entstanden und in über 40 HSS von der Mitte des 14. Jhs an erhalten ist; sie ist damit eine der ältesten Sagas ihrer Gattung. Konráðr ist der Sohn des Kaisers von Saxland, der bei einem Jarl aufgezogen wird. Später kehrt Roöbert, der Sohn desjarls, mit dem Kaisersohn an dessen Hof zurück, wo er prompt dessen

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Schwester Silvia verfuhrt und deswegen verbannt wird. Er verspricht Konráðr, ihn nie mehr zu hintergehen, und beide segeln mit einer Flotte zum Kaiser von Byzanz, wo sich der fremdsprachenkundige Roöbert selbst als Kaisersohn ausgibt und Konráðr verleumdet. Erst nach zahlreichen Abenteuern und nach dem Erlernen des Griechischen kann sich Konráðr am kaiserl. Hof legitimieren und bekommt die Kaiserstoch­ ter Matthildr versprochen, wo­ für er aber noch ins ferne, schlangcnverseuchte Babilon ziehen muß, um einen Edelstein zu besorgen. Mit Hilfe von Matthildrs Ratschlägen kann er alle Löwen und Elephanten am Weg überwinden und kehrt mit dem Stein nach Byzanz zu­ rück, wo er noch in zwei Tur­ nieren beweisen muß, daß er wirkl. der richtige Kaisersohn ist; der böse Roöbert wird end­ lich verbannt. Konráðr reist nun in seine Heimat zurück, um sei­ nen Vater von einem Befrei­ ungsfeldzug abzuhalten, und schließlich kann er in Byzanz mit Matthildr Hochzeit halten. Der Kaiser läßt die ganze Ge­ schichte niederschreiben, und ein Geistlicher findet sie auf der Straße. Die umfang- und motivreiche Saga wirkt zwar ausländ, beein­ flußt, die meisten Motive kom­ men allerdings auch anderswo in der nord. Literatur vor, Beziehungen zur ívens saga, Göngu-Hrólfs saga, Jarlmanns saga ok Hermanns und ÞjalarJóns saga sind vorhanden.

215 HSS: (ält., längere Version A;) SKB perg. 7, 4to (ca. 1350); SKB perg, 7, fol; AM 180 b, fol (15. Jh.); AM 529, 4to; (jüngere gekürzte Version B:) SKB perg. 6, 4to (ca. 1400). ED: (B:) Gunnlaugur Pórðarson, K.s.k., er fór til ormalands, Kbh. 1859; (A:) G. Cederschiöld, Fornsögur Suðrlanda, Lund 1884; Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 3, Rv. 1954, 21962; J. M. Hunt, The Major Text of K.s.k., Diss. London 1972. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; O. J. Zitzeisberger, AM 567, 4to, XVI, F: An Instance of Conßation (ANF 95) 1980; ders., The Filiations of the Manuscripts of K.s.k., (ABäG 16) 1981; A. v. Nahl, Orig. Riddarasögur, 1981; O. J. Zitzeisberger, Six Mss of K.s. Unlisted in Printed Catalogues, (ABäG 18) 1982; J. Glauser, Isländ. Märchensagas, 1983; P. Jorgensen, K.s.k., (DicMA 7) 1986.

Konunga æyi (»Leben der Könige«) -» Islendingabók. Konunga sögur (»Königssa­ gas«) ist der geläufige Überbe­ griff für Werke, die sich mit der Geschichte der norweg. Könige vom 9. bis zum 13. Jh. beschäf­ tigen, aber auch mit den Herr­ schern über Dänemark (Knýtlinga saga), die Orkney-Inseln (Orkneyinga saga) und die Fä­ röer (Færeyinga saga), während die Sagas über vorgeschichtl. Könige (Ynglinga saga, Skjöldunga saga) zw. den K.s. und den Fornaldarsögur einzureihen sind. Einige der K.s. behandeln einzelne Könige, andere eine längere Zeitspanne. Die drei äl­ testen Werke über die Ge­ schichte der norweg. Könige sind nicht erhalten: ein verlore­ nes Werk von Sæmundr Sigfüsson über die Zeit von ca. 850-1050; Ari Porgilssons ko­ nunga ævi in der älteren, verlo­ renen Fassung seiner íslendinga-

Konimga sögur bók; und Eirfkr Oddssons Hryggjarstykki über die zeitgenöss. Geschichte zu Mitte des 12. Jh.s. Der erste histor. nor­ weg. König, über den eine Saga verfaßt wurde, war Halfdan der Schwarze. Die bedeutendsten K.s. entstan­ den zw. 1190-1230, als Theodricus monachus ein latein. Werk über die norweg. Könige bis ins frühe 12. Jh. schrieb, die Isländer Oddr Snorrason (ca. 1190) und Gunnlaugr Leifsson (gest. 1218 oder 19) je eine la­ tein. Saga über König Olafr T ryggvason verfaßten, Kar) Jónsson (gest. 1211) die Sverris saga und Styrmir Kárason (gest. 1245) die Olafs saga hins helga abfaßten. Daneben entstand eine Reihe anonymer Samm­ lungen von K.s.: Morkinskinna, Agrip, Fagrskinna. Den Höhepunkt errreichten die K.s. jedoch mit Snorri Sturlusons -> Heimskringla, der ältere Werke benützte und die ganze Zeit­ spanne von den myth. Anfän­ gen bis 1177 behandelte; im Prolog zu diesem Werke erklärt Snorri seine Behandlung der Quellen, wobei besonders die Verwendung von Preisgedich­ ten isländ. Skalden auf die ver­ schied, Könige interessant ist und auch mündl. Erzählungen verwertet wurden. Nach Snorri schrieb noch sein Neffe Sturla Pórðarson die Hákonar saga und die Magnüss saga lagabætis, und ein anderer Neffe Snorris, Sturlas Bruder Ólafr hvítaskáld (gest. 1259) könnte der Verfasser der Knýtlinga saga sein.

Konungabók LIT: Halldór Hermannsson, Bibliography of the Sagas of the Kings of Norway and Related Sagas and Tales, Ithaca, N.Y. 1910, Reprint 1966 (= Islandica 3); ders., The Sagas of the Kings (k.s.) and the Mythical-Heroic Sagas (fornaldar sögur): Two Bibliographical Supplements, Ithaca, N.Y. 1937, Reprint 1966 (= Islandic 26); Bjarni Aðalbjarnarson, Om de norske kongers sagaer, Oslo 1937; S. Beyschlag, K.s., Kph. 1950 (= BiblArn 8); A, Holtsmark, Kongesaga, (KLNM 9) 1964; E. F. Halvorsen, Konungasögur, (KLL 4) 1968; T. M. Andersson, King’s Sagas (Konun­ gasögur), (C. J. Clover, J. Lindow, Old Norse-Icelandic Literature: A Critical Guide) Ithaca, London 1985 ( — Islandica 45).

Konungabók (nach den darin enth. Königssagas) —► Fríssbók. Konungatal. Sturla berichtet in seiner Hákonar saga Hákonarsonar, daß sich der König auf dem Totenbett u.a. auch ein K. hat vorlesen lassen, ohne daß uns dieses Werk sonst bekannt ist. Möglicherweise handelt es sich dabei um die Fagrskinna.

Konungsbók (der Grágás), eine um 1250 entstandene HS der —> Grágás, die Bischof Brynjólfur Sveinsson 1656 der königl. Bibliothek in Kph. schenkte - daher der Name. HS: GkS 1157, fol.

Konungsbók (Eddukvæði) -+ Codex Regius. Konungsskuggsjá (»Königs­ spiegel «, latein. Speculum regale) ist ein in Norwegen um 1260 verfaßtes Lehrbuch, welches in Form eines Dialoges zw. Vater und Sohn gehalten ist und über die wichtigsten (weltl.) Kennt­ nisse informieren soll. Der erste Teil behandelt dabei vor allem

216 den Kaufmannsstand und seine Aufgaben und dann verschie­ dene gcograph. Begriffe (z. B. Ebbe und Flut, die Klimazonen der Welt, Irland, Island, Grön­ land), der zweite Teil besonders den Königshof, das Benehmen dort, etwas Kriegskunst und Rechtslehre. Obwohl der K. für norwcg. Zustände zugeschnit­ ten ist, beweisen einige isländ. HSS, daß sich das Werk auch dort einer gewissen Beliebtheit erfreute. In Norwegen selbst wurde es bald nach seiner Ent­ stehung vom Kompilator der Stjórn ausgeschrieben. HSS: AM 243 ba fol (norweg., 13. Jh.); AM 243 a, fol (14. Jh.); ca. 60 weitere HSS und HSS-Fragmente. ED: H. Einersen, Kongs-Skugg-sio utlögd a Daunsku og Latinu, Sorøe 1768; R. Keyser, P. A. Munch, C. R. Unger, Speculum Regale. Konungs-Skuggsjá. Konge-Speilet, Chria. 1848; O. Brenner, Speculum re­ gale. Ein altnorweg. Dialog, 1881; F. Jónsson, Konungs skugqsja, Kbh. 1920; L. Holm-Olsen, Konungs skuggsiá, Oslo 1945, 21983; Magnus Már Lárusson, Ko­ nungs skuggsjá. Speculum Regale, Rv. 1955; (Faks.:) G. T. Flom, The Arnamagnean Manuscript 243 Ba,fol..., Urbana, 111. 1915; D. A. Seip, L. Holm-Olsen, Konungs skuggsiá, Oslo 1947. UB: (dt.:) R. Meissner, Der Königsspie­ gel, 1944; (engl.:) L. M. Larson, The King’s Mirror, New York 1917, Reprint 1973. LIT: L. Holm-Olsen, Håndskriftene av Konungs skuggsjá, Kbh. 1952 (= BiblArn 13); A. Holtsmark,Kongespeilet og Biblia Pauperum, (MoM) 1963; B. T. Hallseth, Irland-afsnittet i Konungs skuggsiá, (MoM) 1967; I. Gløersen, Kongespeilet og Las siete Partidas, Oslo etc. 1972; D. Hofmann, Die Königsspiegel-Zitate in der Stiórn, (skandinavistik 3) 1973; S. Bag^e, Forhol­ det mellom Kongespeilet og Stjorn, (ANF 89) 1974; M. Tveitane, The Four Daugh­ ters of God in the Old Norse King’s Mirror, (MoM) 1977; L. Holm-Olsen, The Prologue to The King’s Mirror: Did the author of the work write it?, (Speculum Norrænum. Studies Turville-Petre), Odense 1981.

217

Kormákr Ögmundarson ist ein isländ. Skalde, der etwa von 930 - 970 wirkte; laut Skáldatál hat er neben einem (verlorenen) Gedicht auf Haraldr gráfeldr auch eines auf den Ladejarl Sigurðr verfaßt, und in Snorris Heimskringla wird eine Stro­ phe einer —» Sigurðardrápa zi­ tiert. Weitere sechs offensichtl. dazugehörige Halbstrophen finden sich in der Snorra Edda. Die -> Kormáks saga schreibt ihm über 60 Lausavisur im Dróttkvætt zu, die aber sicherl. nicht alle echt sind, so wie die Saga - eine dem Tristanstoff nachempfundene Liebesge­ schichte - überhaupt keine zuverläßigen Angaben über das Leben des Skalden enthält, und andere Quellen den Skalden nur sehr selten erwähnen. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldica, 2København 1929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt. hist. 1, z1920; ders., K.Ö., (ANOH) 1931; J. de Vries, ALG 1, 21964; E. O. Sveinsson, Kormakr the poet and his verses, (Saga-Book 17) 1966; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet. Øvre Ervik 1982.

Kormåks saga ist eine Islän­ dersaga aus dem frühen 13. Jh. über die unerfüllte Liebe des isländ. Skalden -> Kormákr Ogmundarson zu Steingerðr; wie andere Skaldensagas enthält auch diese romant. Geschichte zahlreiche Liebesgedichte und andere Strophen, die nicht alle echt sind. Steingerös Vater möchte die Beziehung zw. Kormakr und ihr unterbinden, und Kormakr kann sich zwar der auf ihn an­

♦Kræklinga saga gesetzten Mörder entledigen, deren Mutter aber legt einen Fluch auf seine Liebe. Er ver­ lobt sich mit Steingerðr, ver­ säumt jedoch die Hochzeit und das Mädchen muß Holmgöngu-Bersi heiraten. Nach einem Duell und weiteren Kämpfen zw. Kormakr und Bersi läßt sie sich scheiden und heiratet Porvaldr, Kormákr aber verläßt Is­ land und geht auf Wikinger­ fahrten. Bei seiner Rückkehr beginnt seine Beziehung zu Steingerðr aufs Neue, ihr Mann, der dies zu verhindern sucht, wird die Zielscheibe sei­ ner Spottverse und Angriffe. Als der Dichter die Frau zwei­ mal vor Wikingern rettet, läßt Porvaldr sie zwar gehen, sie aber möchte nun nichts mehr von Kormakr wissen, und er fällt in einem Kampf mit einem Riesen in Schottland. HSS: Mööruvallabók; AM 162 F, fol (fragm. 14.). ED: T. Möbius, K.s., 1886; E. Ó. Sveinsson, Vatnsdcela saga, Rv. 1939 {= ÍF 8). ÜB: (dt.:) F. Niedner, Vier Skaldenge­ schichten, 1923 (= Thule 9); F. Seewald, Skaldensagas, 1981 (= Insel Taschen­ buch 576); (engl.:) W. G. Collingwood, Jón Stefánsson, The Life and Death of Cormac the Skald, Ulverston 1902; L. M. Hollander, The Sagas of Kormák and The Stoorn Brothers, London, Princeton 1949. LIT: Bjarni Einarsson, Skáldasögur, Rv. 1961; ders., K.s., (KLNM 9) 1964; ders., The Lovesick Skald, (Medieval Scandina­ via 4) 1971; ders., To Skjaldesagaer, Ber­ gen etc. 1976; F. J. Keutler, K.s., (KLL 4) 1965; R. Frank, K.s., (DicMA 7) 1986.

*Kraeklinga saga ist eine ver­ lorene Isländersaga, die von Sturla Pórðarson in seiner Ver­ sion der Landnámabók ver­ wendet worden war. LIT: Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941.

Kraka saga ok Bjólmars Kraka saga ok Bjólmars ist eine wohl erst im 18. (?) Jh. entstandene Saga. HSS: Lbs 1567, 4to; ÍB 910, 8vo.

Krákumál (»Lied der Kråka«) ist eines der fünf Sterbelieder in der altnord. Literatur und wurde vermutlich erst im 12. Jh. auf den Orkneys verfaßt. Der Inhalt ist auch in der Rag­ nars saga loðbrókar, Ragnars sona saga (die aber stark ab­ weicht) und bei Saxo Gramma­ ticus zu finden; Ragnarr wird von König Ælla von Northumbrien gefangen und in eine Schlangengrube geworfen. In den ersten 21 Strophen be­ schreibt der sterbende Held nun seine Schlachten und Heldenta­ ten, die letzten acht beschäfti­ gen sich mit dem Ideal heldi­ scher Lebensweise im Allge­ meinen und einer Verherrli­ chung des Mannesmutes; da er die Walküren erwartet, die ihn zu Odin nach Valhall bringen, stirbt er mit einem Lächeln auf den Lippen. - Das anonym überlieferte Gedicht (es wird ja Ragnarr in den Mund gelegt) ist formal recht unorthodox, die 29 Strophen sind 10-zeilig (statt wie übl. 8-zeilig) und alle außer der letzten beginnen mit der selben Zeile: Hjöggum vér með hjörvi »ich schlug mit dem Schwert«. Das Lied dürfte im 12. Jh. entstanden sein. HSS: NkS 1824 b. 4to (ca. 1400); Upp­ sala R 702; AM 6, fol. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldica, 2Kbh. 1929 (Nachdr, 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946. ED & ÜB (dt.:) F. Lorentz, Geschichte Alfreds des Großen, übertragen aus Tur­ ners Geschichte der Angelsachsen nebst

218 der Lodbrokar-Quida ..1928; (lat. & engl.:) J. Johnstone, Lodbrokar-quida; or the Death-Song of Lodbroc;.... Cph. 1787; (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Po well, Cor­ pus poeticum boreale 1-2, Oxford 1883. ÜB: (dt.:) F. D. Gräter, Nordische Blu­ men, 1789; (engl.:) T. Percy, Five Pieces of Runic Poetry, London 1763. LIT: E. A. Kock, NN 318, 1274-1278, 2153, 2156, 2274; J. U. Terpstra, Ten Kates Übersetzung von Ragnar Lod­ broks Sterbelied (K.) und ihre literarhistor. Bedeutung, (Neophilologus 44) 1960; A. Heinrichs, Von Ole Worm zu Lambert ten Kate. Frühe Rezeption der »K.«, (Sprache in Gegenwart und Ge­ schichte. Fs fur H. M Heinrichs) 1978. N: L. Th. Kosegarten, Regner Lodbrogs Sterbelied (freie Übertragung, 1784).

Kreuzesholzlegende. Die in ganz Europa verbreitete K., welche vor allem die Ge­ schichte von der Reise von Adams Sohn Seth ins Paradies um ein Blatt des Erlösungsbau­ mes und der Pflanzung des Kreuzesbaumes auf Adams Grab enthält, ist im ma. Island in sechs Fassungen, die einem verbreiteten latein. Text folgen, erhalten. Die älteste (A) findet sich in der Hauksbök, die Fas­ sung B erweitert diese um einen Abschnitt (AM 65 a, 8vo, SKB pap. 4, 8vo etc.), C erweitert B um verschiedene Zusätze (Lbs 841, 8vo etc.), E (AM 727 II, 4to) und F (Lbs 1228, 8vo etc.) sind junge Rezensionen der sel­ ben ma. Übersetzung aus dem Latein., während D (AM 667, 4to frag. V) wahrscheinl. aus einer niederdt. (?) Quelle stammt, die mit einem Text wie A verbunden wurde. Versbearbeitungen der K. fin­ den sich in Island in den —> Krossrimur, im —> Krosskvæði, im Gimstein und im Sethskvæði.

219 HSS: s. oben. ED: (A:) C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; T. Möbius, Ana­ lecta Norrœna, 1877; Hauksbók; (A F:) M. Overgaard, The History of the Cross-Tree down to Christ’s Passion, Cph. 1968 (= EA B 26). LIT: LOSONP 1963.

Kringla war eine Haupt-HS der Heimskringla aus der Zeit um 1250, die im Brand von Kopenhagen 1728 bis auf ein einziges Blatt verloren ging. HS: SKB perg. 9, fol (1 BL); Abschriften: AM 35, 36, 63, fol; AM 38, fol; AM 39, fol. ED: F. Jónsson, De bevarede brudstykker af skindbøgerne K. og Jöfraskinna i fototypisk gengivelse, Kbh. 1895 (= SUGNL 24). LIT: Stefan Karlsson, Kringum Kringln, (Landsbókasafn Islands. Arbók) 1976.

Kristni saga ist eine kurze Kir­ chengeschichte Islands bis 1118. Sie berichtet zuerst recht ausfuhrl. von der Missionstätigkeit des Isländers Thorvald (-> Porvalds þáttr viðförla) und der ausländ. Missionsbischöfe Fre­ derick und Thangbrand, dann vom zunehmenden Druck, den der christl. norweg. König Olaf Tryggvason auf die Isländer ausübte. Nach der Christiani­ sierung Islands im Jahre 1000 werden kurz noch die Biogra­ phien der zwei Bischöfe Isleif und Gizurr von Skálholt skiz­ ziert. Die K.s. ist anonym überliefert, möglicherweise ist aber —» Sturla Pórðarson der Autor, bzw. Kompilator, der das Werk Mitte des 13. Jh.s aus Material aus der Islendingabök, Laxdcelasaga und Gunnlaugr Leifssons verlorener Olafs saga Tryggvasonar zusammengestellt hat und auch in seiner Fas­

Kristskvæði

sung der Landnámabók ver­ wendete. HS: Hauksbók. ED: Biskupa sögur 1,1858; B. Kahle, K.s., ..., 1905 (= ASB 11); -> Hauksbók. ED & ÜB (lat.:) K.s. sive historia religionis christiana .... Hafniæ 1773; (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 1, Oxford 1905. ÜB: W. Baetke, Islands Besiedlung und älteste Geschichte, 1928 (= Thule 23) [gekürzt]. LIT: O. Brenner, Über die K.s., 1878; Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941; C. Albani, Recherche attorno alla K.s., Milano 1968; L. Lönnroth, K.s., (DicMA 7) 1986.

Kristni þáttr ist ein kurzer Be­ richt über die Missionierung Is­ lands und die Bekehrung im Jahre 1000, ursprünglich von Gunnlaugr Leifsson auf Latein verfaßt, aber nur in der isländ. Fassung in der Olafs saga Tryggvasonar hin mesta erhal­ ten; K.þ. wurde in der Kristni saga und in der Njáls saga ver­ wendet. HSS & ED: Flateyjarbók; -» Ólafs saga Tryggvasonar hin mesta. LIT: D. Strömbäck, The Conversion of Iceland, London 1975.

Kristsdrápa -♦ Eilífr kúlnasveinn.

Kristskvæði (»Gedichte über Christus«) wurden in den letz­ ten beiden Jh.en vor der Refor­ mation einige verfaßt. Die Tra­ dition beginnt mit Bruder Ey­ steins —► Lilja, dem die meisten anderen derartigen Gedichte verpflichtet sind; vgl. -» Ljömur, Milska, Niörstigningarvisur, Rösa, daneben gibt es aber noch eine ganze Reihe weniger be­ deutender Gedichte dieser Art. ED: Jón Helgason, fsienzk tniðaldakvceði 1, Kbh. 1936.

Kritar þáttr LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Kritar þáttr -> Filpó rímur.

Króka-Refs rímur, eine vermutl. im 15. Jh. entstandene Versbearbeitung der KrókaRefs saga. HSS: AM 146 a, 8vo. ED: Palmi Pálsson, Króka-Refs saga og K.-R. r., Kbh. 1883 (= SUGNL 10). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Króka-Refs saga ist eine völ­ lig fiktive, erst utn ca. 1350 ent­ standene Isländersaga, die un­ terhaltsam erzählt ist. Es geht um einen kolbitr, der zum Hel­ den wird und seinen Vater rächt und einen anderen Mann we­ gen einer Beleidigung er­ schlägt. Er reist nach Grönland und tötet dort an einem Tag einen Bauern und seine vier Söhne, da er aber ein ausge­ zeichneter Baumeister und Schiffsbauer ist, bringt er es zu hohem Ansehen. Später verläßt er Grönland, läßt sich in Däne­ mark nieder, und stirbt schließl. auf einer Pilgerfahrt nach Rom und wird in einem franz. Klo­ ster begraben. HSS: SKB perg. 8, 4to; AM 471, 4to; AM 552 f, 4to; AM 554 b und h, 4to. ED: Pálmi Pálsson, K.-R.s. og Króka-Refs rimur, Kbh. 1883 (= SUGNL 10); Jo­ hannes Halldórsson, Kjalnesinga saga, Rv. 1959 (= ÍF 14). UB: E. v. Mendelssohn, Grönländerund Färinger-Geschichten, 1912 ( = Thule 13); H. Naumann, Grönländerund Färinger-Geschichten, [Neuaus­ gabe] 1929 (= Thule 13). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924.

220 N: W. Vesper, Das harte Geschlecht, (Ronianbearbeitung, 1931).

Kross dróttins —> Kreuzes­ holzlegende, —> Inventio Cru­ cis, -> Flagellatio Crucis.

Krosskvæði (»Gedichte über das Hl. Kreuz«) waren im 15. und Anfang des 16. Jh.s ein be­ liebtes Thema isländ. Dichter, auch wenn wir von den wenig­ sten Verfassern die Namen ken­ nen. Eines dieser Gedichte be­ handelte das kunstvolle Kreuz in Kaldaðarnes und stammt aus der Zeit um 1500; —> Kreuzes­ holzlegende. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 1, Kbh. 1936. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Krossrimur sind eine Versbe­ arbeitung der -► Kreuzesholz­ legende, die erst im 17. Jh. von Sigurður Jónsson verfaßt wur­ den. HSS: AM 276, 8vo; JS 214, 8vo; und 24 weitere HSS. ED & LIT: M. Overgaard, The History of the Cross-Tree down to Christ's Passion, Cph. 1968 ( = EA B 26).

Krossvisur ist ein geistl. Ge­ dicht von Jón Arason, das sich mit der Kreuzigung, Christi Höllenfahrt und verwandten Themen beschäftigt. HS: 713, 4to. ED: Biskupa sögur 2, Kbh. 1878; F. Jónsson, Jón Arasons religiøse digte, Kbh. 1918; Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði, Kbh. 1936. LIT: P. E. Olason, Menn og menntir siðaskiptaaldar á íslandi 1, Rv. 1919.

Kumlbúa þáttr ist eine Erzäh­ lung aus dem 13. Jh. über einen Isländer aus Rcykjanes namens

221

Kygri-Björn Hjaltason

Þorsteinn, der aus einem Grab­ hügel ein Schwert nimmt. Spä­ ter träumt er, daß der Grabbe­ wohner sein Schwert zurück­ verlangt, aber er antwortet ihm mit zwei Strophen und trennt sich nicht vom Schwert.

ist. Wie das Dróttkvætt ist also auch der K. ein rein silben­ zählendes Versmaß und wurde ebenfalls schon früh verwendet (das Ynglingatal stammt aus dem 9. Jh.), jedoch fehlen die Binnenreime des Dróttkvætt.

HSS: AM 564 a, 4to (Vatnshyrna, ca. 1400) und Abschriften. ED: Guðni Jónsson, Islendinga sögur 4, Rv. 1946.

LIT: E. Wessen, Om kviöa i namn på fornnord. dikter, (Edda 4) 1915; oA. Heus­ ler, Dt.e Verslehre, 1925; W. Åkerlund, Studier över Ynglingatal, Lund 1939; H. Lie, K., (KLNM 9) 1964; K. v. See, Ger­ man. Verskunst, 1967; R. Frank, K., (DicMA 7) 1986.

Kvæði um Sancti Hallvard ist ein ma. Gedicht über den norweg. Heiligen HallvarÖr (gest. 1043), -» Hallvards saga. HS: AM 670 1, 4to.. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, Kbh. 1938; LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Kviölingr m. (»Verslein«), Zweizeiler, die nicht Bruch­ stücke längerer Strophen sind, sondern als Spott- oder Dialogverse verwendet wurden und meist metrisch recht anspruchs­ los sind, wie es ihrer stegreifhaf­ ten Entstehung entspricht. Kviðuháttr m. ist ein Vers­ maß, das vor allem in der ge­ nealog. Dichtung (Pjóöólfs Ynglingatal, Nóregs konunga tal - im letzten Teil ein Preis­ lied), seltener auch im skald. Preislied (Egils Arinbjarnarkviða, Sturlas Hákonarkviða) verwendet wurde und eine Weiterentwicklung des Fornyröislag darstellt. Neben den übl. Stabreimbindungen ist für den K. der Wechsel von stum­ pfen und klingenden zweihebigen Kurzversen charakteri­ stisch, wobei der Anvers jeweils dreisilbig, der Abvers viersilbig

Kygri-Björn Hjaltason war ein einflußreicher Priester in Nordisland an der Wende vom 12. zum 13. Jh. und Kompilator der —» Mariu saga. K.-B.H. wurde 1202, kurz nach Guömundr Arasons Wahl zum Bischof von Hólar, zum Diöze­ sansekretär bestellt und diente lange in dieser Position, obwohl er und Guömundr ausgeprägte Anthipathien füreinander heg­ ten. Erst 1236, als Guömundr 75 Jahre alt war, wurde K.-B.H. zu seinem Nachfolger gewählt, starb aber schon auf der Rück­ reise von Rom im Jahre 1238. Im Appendix zu Abt Arngrims —> Guömundar saga (AM 398, 4to) wird K.-B.H. als Kompila­ tor der Mariu saga genannt, die seine gründl. Bildung in europ. Literatur beweist. Seine Me­ thode der Abfassung dieser um­ fangreichen Sammlung wird mit der histor. Methode von Snorri Sturluson und anderen isländ. Geschichtsschreibern verglichen, allerdings verwen­ dete er als Quellen vorwiegend ausländ. Schriften (TurvillePetre).

kynkvisl LIT: G. Turville-Petre, Originsof Icelandic Literature, Oxford 1953, 31975.

kynkvisl f. (»Stammbaum, Genealogie «) —► Langfeögatal. Lai du Mantel -> Möttuls saga,

Lais der Marie de France -> Strengleikar.

Lais þáttr ist einer der Pættir in der längeren Fassung der -» Magus saga jarls nach deren Vorlage, dem franz, chanson de geste Renaud de Montauban, und findet sich auch in den Rimur af Laus ok Geirarð. HS: AM 183, fol (17. JH.); - Mágus saga jarls.

Landnáma þáttr ist eine kurze Beschreibung der Besiedlung Islands, die auf der Sturlubók der -» Landnámabók beruht und als Teil der Olafs saga Tryggvasonar hin mesta und in der FÍateyjarbók erhalten ist. Landnámabók (»Buch von der Besiedlung Islands «). Die L. ist ein einzigartiges histor. Do­ kument, das äußerst detailliert die Entstehung des isländ. Staa­ tes von den Anfängen bis zur völligen Besiedlung der Insel beschreibt. Nach einer kurzen Einleitung über die frühesten Erwähnungen Islands, die iri­ schen Einsiedler und die Ent­ deckung der Insel durch die Skandinavier, verzeichnet das Buch etwa 400 Siedler, die sich dort in der Zeit von 870-930 niederließen. Dabei folgt es ei­ nem strengen geograph. Auf­ bau, der im Uhrzeigersinn Ge­

222 gend für Gegend die Siedlun­ gen rund um Island samt dem Grundbesitz jedes einzelnen an­ fuhrt; nebenbei werden in anekdotenhafter Form biograph. Informationen über viele der Siedler oder ihrer Nachkommen bis ins 11. Jh. vermittelt. Die L. beweist die genaue Kenntnis ihres Autors von der isländ. Geographie, und die zahlreichen Genealo­ gien sind, soweit sie das 12. und 13. Jh. betreffen, durchaus ver­ läßlich. Die Autoren der —> Islendinga sögur haben aus der L. eine beachtliche Menge vor al­ lem genealog. Material ent­ lehnt, allerdings enthalten die uns erhaltenen Fassungen der L. ebenfalls Informationen, die ih­ rerseits aus den Islendinga sögur stammen. Die L. ist in 5 Versionen erhal­ ten, eine davon nur fragmenta­ risch. Die älteste Fassung ist die der Sturlubók, von Sturla I’oröarson (1214-84) vermutlich in der Zeit zwischen 1275 und 1280 zusammengestellt, die in einer HS des 17. Jhs. erhalten ist. Die Fassung der Hauksbók, stammt von Haukr Erlendsson (gest. 1331) und aus der Zeit zwischen 1306-08, und ist in sei­ nem Autographen erhalten. Die dritte ma. Version in der Melabók dürfte am Beginn des 14. Jhs. kompdiert worden sein, ist aber nur sehr fragmentar. in zwei Pergamentblättern des 15. Jhs. erhalten. Im 17. Jh. war sie allerdings noch in wesentlich besserem Zustand und wurde für die Abfassung der Pórðarbók verwendet, welche von

223 Þórður Jónsson aus Hítardalur (gest. 1670) verfaßt wurde. Nur wenig älter als diese Version ist die Fassung der sogenannten Skarðsárbók, welche vor 1636 von Björn Jónsson von Skarðsá zusammengestellt wurde, der sowohl die Sturlubók als die Hauksbók als Quellen benutzte. - Diese 5 Versionen hatten aber bereits Vorgänger: im Epilog der Hauksbókfassung beruft sich Haukr nämlich auf zwei ältere Fassungen, von denen eine von Ari Porgilsson (1068—1148) und Kolskeggr Asbjarnarson stammte, wohl aus der Zeit um 1100, sowie eine zweite Styrmir Kárason (gest. 1245) um etwa 1220 ver­ faßte. Diese verlorene Styrmisbók stand der Melabök am nächsten, aber da auch diese nur fragmentar. erhalten ist, muß die Pórðarbók dafür als Ver­ mittler dienen. Noch schwieri­ ger ist Aris und Kolskeggs Fas­ sung der L. zu rekonstruieren, da Styrmir offensichtlich diese seine Quelle wesentlich bear­ beitet und erweitert hat. HSS: s.oben. ED: Jakob Benediktsson, Islendingabók, Landnámabók, Rv. 1969 (= ÍF 1). ÜB: (dt.:) W. Baetke, Islands Besiedlung und älteste Geschichte, 1927 ( = Thule 23); (engl.:) Hermann Pálsson, P. Ed­ wards, The Book of Settlements: Landnámabók, Winnipeg 1972. LIT: Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941; Jakob Benediktsson, Landnámabók. Some remarks on its value as a historical source, (Saga-Book 17) 1970; Sveinbjörn Rafnsson, Studier i Landnámabók. Kritiska bidrag till den isländska fristattidens historia, Lund 1974; H. Pálsson, L., (DicMA 7) 1986.

Landrés rímur, eine Versbearbeitung des zweiten Abschnitts

Langfedgatal Skjöldunga der Karlamagnús saga. Die L. r. stammen vermutl. aus der er­ sten Hälfte des 15. Jh.s. HSS: AM 604 b, 4to (frag.); AM 604 c, 4to (frag.); AM 616 b, 4to; AM Access. 22. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to .... Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Landrés þáttr, der zweite Ab­ schnitt der —» Karlamagnús saga.

Lanfrancus von Canterbury —> Af Lanfranco. Langfedgatal norskra konunga (»Ahnenreihe der norweg. Könige«) ist das Ver­ zeichnis der direkten männl. Li­ nie der norweg. Könige von myth.-heroischen Anfängen bis zu den Herrschern des 10. Jh.s und noch später, wie sie als Ba­ sis der Ynglingatal und der Haleygjatal gedient hat. HSS: AM 415, 4to; AM 242, fol (Codex Wormianus); Flateyjarbók; Hauksbók. ED: Diplomatarium Islandicum ,1, Kph. 1857-76; K. Kålund, Alfræði íslenzk 3, Kbh. 1917 (= SUGNL 45). LIT: -* Langfedgatal Skjöldunga.

Langfedgatal Skjöldunga (»Ahnenreihe der Skjöldungen«) ist das Verzeichnis der direkten männl. Linie der Skjöldungen von ihrem eponymen Ahnherrn Skjöldr, dem Sohn Odins, bis zu Gormr dem Alten im frühen 10. Jh.; die Li­ ste wurde vermutl. von Sæmundr Sigfússon (gest. 1133)

Laurentius saga zusammengestellt und diente als Quelle der -> Skjöldunga saga. Erweitere Fassungen der L.S., welche die sagenhafte Ge­ schichte Dänemarks mit einzel­ nen isländ. Familien verbindet, sind aus dem 13. und 14. Jh. erhalten. HS: AM 415, 4to. ED: Scriptores rerum Danicarum I, Hafniæ 1772; K. Kålund, Alfrœði íslenzk 3, Kbh. 1917 (= SUGNL 45). LIT: Bjarni Guðnason, Um Skjöldunga sögu, Rv. 1963; E. F. Halvorsen, Langfeðgatal, (KLNM 10) 1965; Stefán Karlsson, Fróðleiksgreinar frá tólftu öld, (Afmælisrit Jóns Helgasonar), Rv. 1969.

Laurentius saga, eine Heili­ gensaga über den Hl. Lauren­ tius (10. August), den röm. Märtyrer des 4. Jh.s, die auf ver­ schiedenen latein. Vorlagen be­ ruht (Kap. 1-3: BHL 7802, Kap. 4-7: BHL 4754, Kap. 8: BHL 3961). Daneben findet sich eine erst spät aus dem Niederdt.en übersetzte L.s. (B) in der Decius saga keisara, Sixtus páfa, Lauren­ tius, Concordia ok Hippolytus. HSS: SKB perg, 2, fol; AM 235, fol (14. Jh.); (B:) SKB perg. 3, fol. ED: (A:) C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..Cph. 1962 (= EIM 4); (B:) A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 1, Kbh. 1969 (= EA A 15). LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Influence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Laurentius saga (biskups) ist eine Biographie des Isländers Laurentius Kálfsson (12671331), Bischof von Hólar 1324— 31, die um die Mitte des 14. Jh.s, höchstwahrscheinl. vom

224 isländ. Priester Einar Hafliðason (1307-1393), auf Grund mündl. Informationen von Laurentius selbst und schriftl. Dokumente aus dem Diözesanarchiv verfaßt wurde. Die Saga berichtet vom Aufstieg des armen Bauern­ sohns Laurentius zum Bischof und gelehrten Kirchenrechtler, der auch für seine latein. Verse bekannt war, seinem Studium in Nidaros in Norwegen, seinen Streitigkeiten mit der Erzdi­ özese Nidaros und seinen Vor­ gängern in der Diözese Hólar Qörundr, 1267-1313, und Auðunn rauði, 1313—22) und isländ. Bauern über die Frage der Eigenkirchen; der Schluß der Saga fehlt in allen HSS. Die L.s. ist die letzte Saga über einen isländ. Bischof und ist eine wichtige Quelle für die Geschichte Islands zw. 13001330 und vermittelt Einblicke in das Verhältnis zw. Isländern und Norwegern. Laurentius teilte sein Interesse für Kichenrecht mit seinem Biographen Einar, der vermutl. auch die Lögmannsannáll verfaßt hat. Der Sohn des Bischofs, Arni, ist der Verfasser der Dunstanus saga. HSS: AM 406 a-c, 4to; AM 180 b. fol; Lbs 36, fol. ED: Biskupa söqur 1, 1858; Arni Björnsson, L.s.b., Rv. 1969 (= Rit 3). ÜB: (engl.:) O. Eiton, The Life of Lau­ rence Bishop of Hólar in Iceland (L. s.) by Einar Haßidason, London 1890; (dt.:) W. Baetke, Islands Besiedlung und älteste Geschichte, 1928, 21967 (= Thule 23) [nur Kap. 14 und 49|. LIT: Magnus Már Lárusson, L.s., (KLNM 10) 1965; J. H. Jørgensen, Bispesagaer - Laurentius saga, Odense 1978; H. Bekker-Nielsen, L.s., (DicMA 7) 1986.

225 Laurentiusdiktur ist ein spätma. Gedicht über den Hl. Laurentius; —> Laurentius saga. HS: AM 713, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, Kbh. 1938. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Lausavísa f. (Pl. lausavísur; »lose Strophe«), Einzelstrophe, im Gegensatz zum durchkom­ ponierten Gedicht, die von den Skalden als Form der situations­ gebundenen Stegreifdichtung verwendet wurde, und von de­ nen in den Sagas etliche Hun­ dert überliefert sind, die aber nicht immer von den Skalden stammen, denen sie zugeschrie­ ben werden, sondern häufig erst vom Sagaautor zugeordnet oder überhaupt verfaßt wur­ den. LIT: K. v. See, Skaldenstrophe und Saga­ prosa, (Medieval Scandinavia 10) 1977; R. Frank, L., (DicMA 7) 1986.

Laustik ist die in den —► Strengleikar überlieferte altnord. Prosaübersetzung eines gleichnamigen altfranz. lais. Laxdæla saga (» Saga von den Bewohnern des Laxárdal«) ist eine der umfangreichsten und bedeutendsten Isländersagas und handelt von den Geschikken einer Familie über acht Ge­ nerationen vom 9. bis ins 11. Jh.. Der erste Abschnitt handelt von der Flucht des norweg. Hersen Ketill flatnefr vor König Haraldr härfagri nach Schott­ land. Eine Generation später wandert die Hauptperson dieses Teils, seine Tochter Auðr hin

Laxdæla saga djúpúöga mit ihren Enkeln nach Island aus, wo sie zu den mäch­ tigsten Siedlern zählt. Im Zentrum der Haupthand­ lung zu Ende des 10. Jh.s steht die schöne und energische Guðrún Osvífrsdóttir, die zwar viermal verheiratet ist, aber den Mann, den sie am meisten liebt (Kjartan), nicht bekommen kann. Mit Kjartans Blutsbruder und Guðrúns Mann Bolli führt diese Situation zu der klass. Dreieckssituation wie in der Brynhildsaga, und auch Kjartan wird durch Bolli erschlagen, von Kjartans Brüdern an Bolli gerächt, Bolli wiederum von Guðrúns Söhnen gerächt. Die solcherart durch Liebe, Eifer­ sucht, Freundschaft und Blutra­ che motivierte Handlung ent­ hält einen Reichtum an kontra­ stierenden Elementen: Zauberei und übernat. Erscheinungen vor dem Hintergrund der Chri­ stianisierung Islands einerseits, Verrat und Neid gegenüber heldenhafter Tapferkeit und Großzügigkeit andererseits. Die L.s. wurde vermutl. um 1250 verfaßt und beruht z. T. auf histor. Fakten, wie wir sie aus der Landnámabók kennen, die jedoch mit zahlreichen fik­ tionalen Elementen zu einem Kunstwerk verwoben wurden. Es bestehen deutl. strukturelle Zusammenhänge mit dem Brynhild/Sigurðr-Stoff der Helden­ sage, der Weg dieser Entleh­ nung ist jedoch ungeklärt. HSS: Möðruvallabók; AM 162 d, fol (frag., 13. Jh.); ÍB 225, 4to (Abschrift der verlorenen Vatnshyrna). ED: K. Kålund, L.s., Kbh. 1889-91 ( = SUGNL 19); ders., L.s., 1896 (= ASB

Lazarus saga 4) ; E. Ó. Sveinsson, L.s., Rv. 1934 (= ÍF 5) ; (Faks.:) E. O. Sveinsson, Möðruvallabók, Kbh. 1933 (= CCI 5). ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 2, Oxford 1905. ÜB: (dt.:) S. Rüttgers, Die Geschichte von Lachstälern, 1907; R. Meißner, Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswasser tal, 1913, 21963 ( — Thule 6); K. Reichardt, Germanische Welt vor tausend Jahren, 1936 [Meißners Überset­ zung]; R. Heller, Isländersagas 1, 1982. F. Khull, Höskuld Kollsson und Olaf Pfau, 1895 [Auszug]; H. v. Lenk, Kjartan und Gudrun, (Central-Organ f. d. Interessen d. Realschulwesens) 1896 [Auszug, Kap. 28 - 78]; S. Rüttgers, Die Geschichte von den Lachstälern, 1911 [Auszug]; ders., Geschichte von Un der Weisen und ihrer Sippe, 1938 [gekürzt]; (engl.:) M. Magnusson, H. Pálsson, L. s., Harmondsworth 1969. LIT: J. Drever, The Psychology of » L.s.«, (Saga-Book 12) 1940; R. Heller, Studien zum Aufbau und Stil der L.s., (ANF 75) 1960; ders., Literar. Schaffen in der L.s., 1960 (= Saga 3); ders., L.s. und Königs­ sagas, 1961 (= Saga 5); ders., L.s. und Knýtlinga saga, (ANF 80) 1965; ders.. Gisla saga Sürssonar und L.s., (Fs W. Baetke) 1966; ders.. Das Alter der L.s., (ZfdA 97) 1968; ders., L.s. und Landnämabók, (ANF 89) 1974; ders., Die L.s., 1976 (= Abh.d.sächs.Ak.d.Wiss., Phil.hist.Kl. 65,1); ders., Anmerkungen zur Arbeit des Verfassers der L.s., (Sagnaskemmtun) 1986; P. Hallberg, Olafr Þórðarson hvítaskald, Knýtlinga saga och L. s, Rv. 1963 (= Studia Islandica 22); Björn Sigfússon, L.s., (KLNM 10) 1965; M. Sauer, L.s., (KLL 4) 1965; H. Pálsson, Um trsk atriði i Laxdœla sögu, (Timarit Måls og menningar 25) 1964; H. Beck, L.s.: A Structural Approach, (Saga-Book 19) 1977; P. Lonroy, L.s. and Eirtks saga rauða, (ANF 95) 1980; G. Zimmermann, Isländersaga und Heldensage, Diss. Wien 1981; C. J. Clover, L.s., (DicMA 7) 1986; H. Pálsson, Leyndarmál Laxdœlu, Rv. 1986. N: E. D. Schoenfeld, Kjartan und Gu­ drun, 2 Bde, (Roman 1898); P. A. v. Klenau, Kjartan und Gudrun, (Oper in 3 Akten 1918); L. Kath, Urmutter Unn (Teilbearbeitung 1936).

Lazarus saga ist eine erst spät aus dem Niederdt.en übersetzte

226 Heiligensaga über den in Süd­ frankreich als Hl. verehrten La­ zarus (17. Dez.). HSS: SKB perg. 3, fol. ED: A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 1, Kbh. 1969 (= EA A 15). LIT: Ö. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hayiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Legenda de Sancto Magno ist eine kurze latein. Lebensge­ schichte des Hl. Magnus, die an seinem Feiertag (16. April) in der Kirche vorgelesen wurde; —► Magnús saga hinn lengri. HS: AM 671) f, 4to (18. Jh.). ED: Finnbogi Gudmundsson, Orkneyinga saga, Rv. 1965 (= ÍF 34); Gudbrand Vig­ fusson, Icelandic sagas 1, London 1887 ( = Rolls Series 88,1). ÜB (engl.) G. W. Dasent, Icelandic Sagas 3. London 1894 (= Rolls Series 88,3). LIT: J. Mooney, St. Magnus - Earl, of Orkney, Kirkwall 1935.

Legendarische Saga über den Hl. Olaf —» Olafs saga hins helga (2).

Legenden —> Hagiographische Literatur.

Leiðarvísan (»Wegweiser«) ist eine Ðróttkvætt-Drápa aus der Mitte des 12. Jh.s, welche von der Sonntagsheiligung handelt, einem nicht unübl. Thema, von dem auch der Ab­ schnitt Dróttinsdagamál im altisl. Homilicnbuch handelt. Alle 45 Strophen des Gedichts sind er­ halten, das direkt oder auf An­ regung von Runólfr Ketilsson, einem dichterisch begabten Priester in Nordisland (gest. 1186), verfaßt wurde. HS: AM 757. 4to.

227 ED: H. Rydberg, Die geistl. Drápur und Dróttkvættfragmente des Cod. AM 757 4to, 1907; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. ÜB: W. Lange, Christi. Skaldendich­ tung, 1958. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; E. A. Kock, NN 1257-70, 1853 C, 2140-44; V. Skard, Harmsøl, Plácttusdrápa og L., (ANF 68) 1953; Jakob Benediktsson, L., (KLNM 10) 1965; R. Åstås, Om L., (Edda 70) 1970); G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953, ^1975; G. S. Täte, L„ (DicMA 7) 1986.

Leiðarvísir (»Wegweiser«) ist ein auf seinem Itinerar beruhen­ der Pilgerführer des Abts Nikuläs Bergsson (gest. 1159), den er für Pilger nach Rom und ins Hl. Land verfaßte. Nikulás eigene Pilgerreise fand ca. 1149-1154 statt, kurz darauf wurde er Abt des Bendiktinerklosters Þverá in Eyjafjörðr, 1159 starb er. Zw. 1154—1159 wurde der L. abge­ faßt, der relativ genau die Sta­ tionen auf dem Weg ins Hl. Land (in ihrer altnord. Na­ mensform) angibt, wobei auch einige Orte von sagenhistor. In­ teresse angeführt werden, etwa die Gnitaheiðr, wo Sigurd den Drachen erschlug. In den enzyklopäd. Sammel-HSS ist der Text mit anderen geograph. Abhandlungen zu finden, die man in der Folge fálschl. eben­ falls Nikulás zugeschrieben hat. HSS: AM 194, 8vo; AM 736, 4to. ED: K. Kaalund, Alfrceði íslenzk 1, Kbh. 1908 (= SUGNL 37); H. J. Graf, Ein isländ. Itinerar fur Pilger aus dem 12. Jh., 1973 [gekürzt]. LIT: F. P. Magoun, The Rome of Two Northern Pilgrims, (Harvard Theol. Re­ view 33) 1940; ders., Nikulás Bergsson of Munkaþvera and Germanic Heroic Legend, (JEGPh 42) 1943; ders., The PilgrimDiary of Nikulas of Munkathvera: The Road to Rome, (Medieval Studies 6) 1944; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Li-

Liebeslyrik terature, Oxford 1953, J1975;j. Hill, Front Rome to Jerusalem, (Harv. Theol. Rev. 76) 1983.

Leikara lióð heißt die in den -► Strengleikar überlieferte alt­ nord. Prosaübersetzung des altfranz. Lai du Lecheor. Libellus Islandorum -> Islendingabók.

Liðsmannaflokkr ist ein skaldisches Gedicht, von dem sie­ ben Strophen erhalten sind und das üblicherweise an den Be­ ginn des 11. Jh.s gestellt wird. In der Flateyjarbók wird das Lied dem Hl. Olaf zugeschrie­ ben, von dem auch einige der Strophen handeln, in der Knýtlinga saga aber einem der Hof­ männer des Dänenkönigs Knut des Großen — wohl weil die an­ deren Strophen von Knut han­ deln. Ob die Strophen ursprüngl. zu zwei verschiedenen Gedichten gehörten (F. Jónsson) oder ob das Lied schon ursprüngl. von beiden Königen handelte, läßt sich wohl kaum mit Sicherheit entscheiden. HSS: Flateyjarbók; -» Knýtlinga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist., 0 920; E. A. Kock, NN 906f, 1909, 2044; J. de Vries, ALG 1. 21964.

Liebeslyrik. Trotz der wieder­ holten Erwähnung von Liebes­ gedichten (mansöngar) in den Sagas sind nur wenige erhalten; die » vielen Liebeslieder «, die Olvir hnüfa auf Solveig (Egils saga) gedichtet haben soll, sind ebenso verloren wie Pormóðs Kolbrúnarvísur (Fóstbrœðra saga) und Ingólfrs Mansöngs-

Lieder der Lücke dråpa (Vatnsdæla saga, Hallfreðar saga) und andere mehr. Zur L. gehören einige der er­ haltenen Lausavisur, die Hallfreðr, Kormákr und Björn Breiðvíkingakappi zugeschrie­ ben werden, sowie die Halb­ strophe eines ansonsten verlore­ nen anonymen Liebesgedichts namens Morginsól. Die ver­ schiedenen Tonarten, welche in der L. angeschlagen werden konnten, verdeutlichen die Ent­ täuschung, die aus Bjarni Kolbeinssons Jómsvíkingadrápa spricht und die humorvolle Be­ handlung der Liebe in Haraldr harðráðis Gamanvisur. Die schlechte Überlieferungssitua­ tion der L. ist nicht zuletzt mit der gesetzl. Situation im ma. Skandinavien zu erklären, wel­ che das Dichten von Liebeslie­ dern auf eine Frau unter schwere Strafe stellte (vgl. Grå­ gås 1979, S. 393), wohl um die Frauen vor Kompromittierun­ gen zu schützen.

Lieder der Lücke des Codex Regius sind einige nicht erhal­ tene Lieder des Sigurö-Stoffes, die uns zwar durch die ProsaNacherzählung der Völsungasaga dem Inhalt nach bekannt sind, deren Umfang und Form die Forschung aber lange be­ schäftigt haben. Seit Heusler rechnete man damit, daß zw. den erhaltenen Stücken der Sigrdrífumál und dem Brot af Sigurðarkviða drei verlorene Lieder gestanden hätten, näm­ lich das sogen. *Falkenlied, das *Traumlied sowie eine *Sigurðarkviða in meitv, es ist aber

228

ebenso denkbar, daß in der La­ cuna nur ein einziges Lied völ­ lig verloren ging, nämlich die längere Sigurðarkviöa. LIT: A. Heusler, Die Lieder der Lücke im Codex Regius der Edda, (Germanist. Abhandl. H. Paul dargebracht) 1902; F. Scheidweiler, Zu den Eddaliedern der Lücke, (ZfdPh 44) 1912; H. Schneider, Verlorene Sigurddichtung, (ANF 45) 1929; P. Wieselgren, Quellenstudien zur Vplsunga saga, Tartu 1936; K. v. See, Die Werbung um Brünhild, (ZfdA 88) 1957/58; T. M. Andersson, The lays in the lacuna of Codex Regius, (Speculum Norrœnum) Odense 1981.

Lieder-Edda ist die heute übli­ che Bezeichnung der im Codex Regius (GkS 2365, 4to) zu find­ enden Liedersammlung, um dieses ebenfalls (und fälschlich) als —> Edda bezeichnete Werk von der —> Snorra-Edda zu un­ terscheiden. Einige Lieder, die zur L. gezählt werden, finden sich auch außerhalb des -♦ Co­ dex Regius, etwa in der Flateyjarbók, der Snorra-Edda und in AM 748 I, 4to. Die L. zerfällt in zwei große Abschnitte, Heldendichtung und Götterdichtung. Unter diesen Götter- oder mytholog. Liedern sind erzählende und lehrhafte Lieder zu unterschei­ den; zu den narrativen gehören die Völuspá, Skírnismál, Hárbarðsljóö, Hymiskviða, Lokasenna, Prymskviða, Baldrs draumar und Völuspá hin skamma, zu den didaktischen die Hávamál, Vafþrúðnismál, Grímnismál, Alvíssmál, Hyndluljóð und Rígsþula. Weder ausgesprochen mytholog. noch heroisch sind die drei Gedichte Gróttasöngr, Grógaldr und Fjöls vinnsmál.

229 Die übrigen Gedichte sind Heldenlieder: Völundarkviða, Helgakviða Hundingsbana hin fyrsta und önnur, Helgakviöa Hjörvarðssonar, Grípisspá, Reginsmál, Fáfnismál, Sigrdrífumál, Brot af Sigurðarkviða hin meiri, Sigurðarkviða hin skamma, Guðrúnarkviða I, II, und III, Helreið Brynhildar, Oddrúnargrátr, Atlakviða, Atlamál, Guðrúnarhvöt, Hamðismál und Hunnenschlachtlied. Die Herkunft und Entstehungs­ zeit der Lieder der L. ist noch immer heiß umstritten, aber man kann allgemein sagen, daß die ältesten Lieder in der erhal­ tenen Form noch im 9./10. Jh. in Norwegen entstanden sind, während der Rest in Island zw. dem 10. und 12. Jh. verfaßt wurde; nur die Atlamál ent­ stand viell. in Grönland. Dane­ ben hat die Forschung beson­ ders auch der Inhalt der Lücke des Codex Regius beschäftigt, die vom Ende der Sigrdrífumál bis zur Mitte der Siguröarkviöa hin meiri reicht und deren In­ halt aus der Prosafassung der Völsunga saga nur unvoll­ kommen erschlossen werden kann. HSS: s. oben. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda. Die Lieder des Codex Regius nebst verwand­ ten Denkmälern, 51983. ÜB: K. Simrock, Die Edda, 1851; F. Genzmer, Die Edda 1-2, 1912 u. ö. ( = Thule 1-2); K. Simrock, H. Kuhn, Die Edda, 1935-6, Reprint 1947 (= RUB 781-4). LIT: Bibliographien über die umfangrei­ che Literatur sind: H. Hermannsson, Bibtiography of the Eddas, Ithaca, N.Y. 1920, Reprint 1966 (= Islandica 13); J. Harris, Eddie Poetry, (Old Norse-lcelandic Literature) Ithaca, London 1985 ( = Islandica

Líknarbraut 45); K. Schier, Edda, ältere, (Hoops 6) 21985-7.

Lífssaga Jóns baptista -> Grimr Holmsteinssons -» Jöns saga baptista.

Lifssaga Olafs hins helga —► Olafs saga hins helga (3), -» Styrmir Kárason.

Líkafróns saga ok kappa hans ist eine wohl erst im 17./ 18. Jh. entstandene Saga, von der vier Rimur-Fassungen exi­ stieren (von Gunnar Olafsson, 1785; Arni Sigurösson, 1818; Dadi Nielsson, 1831; Sigurður Breiðfjörð 1843). HSS: Lbs 1740, 8vo; ÍB 116, 4to; ÍB 121. 4to.

Liknarbraut (»Gnadenweg«) ist eine vollständig erhaltene Dróttkvætt-Drápa aus dem 13. Jh., ein Kreuzgedicht, welches sich mit dem Leidensweg Chri­ sti beschäftigt und neben den beträchtl. literar. Qualitäten auch die Gelehrsamkeit des Au­ tors zeigt: er hat ältere relig. Literatur wie die Harmsöl und Leiðarvísan zum Vorbild ge­ nommen, kennt die homilet. Literatur und verwendet Texte aus Honorius Augustodunensis und Hymnen texte von Venantius Fortunatus. HSS: AM 757 a, 4to. ED: H. Rydberg, Die geistl. Drápur, Kph. 1907; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1946. ED & ÜB: (engl.:) G. S. Täte, L.: A Scaldic Dråpa on the Cross, Cornell Univ. Diss., Ithaca, N.Y, 1974. LIT: H. Rydberg, Die geistl. Drápur und Dróttkvættfragmente des Cod. AM 757 4to, Kopenhagen 1907; F. Paasche, Kri­ stendom og kvad, Kristiania 1913; E. A. Kock, NN 1197, 1385-1401, 2327-

230

Lilja 2333; A. Holtsmark, L„ (KLNM 10) 1965; G. S. Täte, Good Friday Liturgy and the Structure ofL., (SS 50) 1978; ders., The Cross as Ladder: Geisli 15-16 and L. 34, (Medieval Scandinavia 11) 1978/79; ders., L„ (DicMA 7) 1986.

Lilja (» Lilie«) ist ein geistl. Ge­ dicht von —> Eysteinn Asgrimsson (gest. 1361) und eines der bemerkenswerten literar. Werke des 14. Jh.s. Die gehobene Spra­ che und kunstvolle Form sind dem Inhalt angepaßt, in dem es um das Verhältnis zw. Gott und Mensch geht. L. ist eine Dråpa in 100 Hrynhendstrophen und ist symmetr. aufgebaut: 1. Der Upphaf, Str. 1—25, be­ ginnt mit einer Anrufung Got­ tes und der Hl. Jungfrau Maria und erwähnt die Gründe für die Entstehung des Lieds; dann folgt eine kurze Darstellung von Schöpfung und Sündenfall. Der Abschnitt schließt mit ei­ nem Marienloh. 2. Der Stejjabälkr, Str. 26—75, enthält zwei Refrains: der erste besteht aus den zweiten Hälften der Strophen 26, 32, 38, 44 und 50, der zweite aus denen von Str. 51, 57, 63, 69 und 75. Die­ ser Teil umfaßt das Christusleben von der Verkündigung bis zur Auferstehung, und endet mit der Wiederkunft und dem jüngsten Gericht. 3. Der Slcemr, Str. 76—100, ent­ hält die Besorgnis des Dichters über die menschl. Sünde und Verdorbenheit und schließt mit einer ergreifenden Anrufung Marias. Der Dichter, offensichti. in der höf. Skaldendichtung gut be­ wandert, grenzt seine Dichtung aber davon bewußt ab, indem

er einerseits keinen sterbl. Kö­ nig besingen will, und verwirft poetische Kenningar, da der von ihm gepriesene König eine reinere Sprache verdient. Der Dichter liebte seine Mutterspra­ che und wollte sie nicht durch poetische Umschreibungen un­ klar machen. Das Gedicht hatte einen bcträchtl. Einfluß auf die spätere isländ. Dichtung, sodaß das Versmaß Hrynhent sogar als Liljulag bezeichnet wurde. HSS: AM 713, 4to; AM 622, 4to; Bergsbók (SKB perg. 1 fol); BM Add. 4892. ED: Ein Ny IViisna Bok, Hólar 1612; Eirikr Magnusson, L., London 1870; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; ders., Carmina Scaldica, 2København 1929 (Nachdr. 1960); Guðbrandur Jónsson, L., Rv. 1933; E. A. Kock, Skal. 2, 1949; Gunnar Finnbogason, Eysteinn Asgrimsson, L., Rv. 1974. ÜB: R. Meissner, Die Lilie, [1922]; W. Lange, christl. Skaldendichtung, 1958. LIT: F. Paasche, L., et Kvad til Guds moder, Kria. 21924; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924 H. Cornell, Ett bidrag till L.s gene­ sis, (Edda 21) 1924; E. A. Kock, NN 1513-1531; Gunnar Finnbogason, Varbróðir Eysteinn i þykkvabæ höfundur Liju?, (Á góðu dægri. Afmæliskveðja til S. Nor­ dais), Rv. 1951; W. Lange, Studien zur christl. Dichtung der Nordgerm., 1958; J. Benediktsson, L., (KLNM 10) 1965; B. Dymke, L., (KLL 4) 1968; T. D. Hill, Number and Pattern in L., (JEGPh 69) 1970; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973; G. S. Täte, Eysteinn Asgrimsson, (DicMA 4) 1984.

Litla-Jóns saga ist eine Be­ zeichnung fiir Fassung C der —> Jöns saga postola.

Ljóð, n., »Strophe«; »Lied, Gedicht«.

(pl.:)

Ljóðabók (eig. » Liederbuch «) -+ Strengleikar. Ljóðaháttr, m., (»stroph. Versmaß «, dt. auch » Liedton «)

231

ist das Versmaß der Wissens-, Lehr- und Zauberdichtung der Liederedda, auch in Merkstro­ phen in Liedern anderen Vers­ maßes (Grímnismál, Reginsmäl); nur ganz selten wurde der L. in Preisgedichten ge­ braucht (Eiríksmál, Hákonarmál). Neben den übl. Stabreim­ bindungen wird der L. durch den Wechsel von einer Lang­ zeile und einem Einzelvers (einer sogen. Vollzeile, einer zäsurlosen, meist dreihebigen Zeile, die in sich selber stabt) gekennzeichnet. Zwei solcher meist einen Satz bildende Zwei­ zeiler formen eine Strophe, de­ ren beide Sätze öfters miteinan­ der verknüpft werden. Die Vollzeilen und die häufig stum­ pfen Versenden sind mögli­ cherweise mit einer Herkunft des L. aus stabenden Sprich­ wörtern zu erklären, kaum als eine Weiterentwicklung des Fornyröislag. LIT: A. Heusler, Der L., 1890; E. Sievers, Altgerm. Metrik, 1893; H. Gering, Die rythmik des 1., (ZfdPh 34) 1902; A. Heusler, Dt.e Versgeschichte 1, 1925; G. Alexander, Die Bindungen im L., 1929 (Germanist. Abh. 61); L. M. Hollander, Hat die Vollzeile des 1. zwei oder drei Hebungen, (JEGPh 30) 1931; ders., Notes on the Structure of L., (APhSc 6) 1931-2; H. Lie, L., (KLNM 10) 1965; K. v. See, German. Verskunst, 1967.

Ljóðatal, Abschnitt der -> Hå­ vamål. Ljómur ist ein geistl. Gedicht von —► Jón Arason. Wie die —♦ Lilja, von der es offensichtl. be­ einflußt ist, so ist auch dieses Gedicht in 38 zehnzeiligen Strophen eine umfassende Dar­ stellung christl. Themen von

Ljósvetninga saga

der Schöpfung bis zum jüng­ sten Gericht. L. wurde beson­ ders in den Färöern sehr beliebt, wo es im 17. Jh. belegt ist. HSS: AM 713, 4to; AM 104, 8vo; AM 695 a, 4to. ED: Biskupa sögur 2, Kbh. 1878; F. Jónsson, Jón Arasons religiøse digte, Kbh. 1918; Jón Helgason, Leumunar, (MoM) 1924; Jón Helgason, Islenzk miðaldakvceði 1, Kbh. 1936. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; P. E. Olason, Menn og menntir siðaskiptaaldar á íslandi 1, Rv. 1919; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Ljósvetninga saga (»Saga über die Bewohner von Ljósavatn «) ist eine Isländersaga mit außerordentlich großen Text­ problemen. Die Saga ist nur fragmentar. in zwei verseh. Fas­ sungen (A und C) erhalten, die wohl auf ein gemeinsames Ori­ ginal zurückgehen, das aber auf Grund der schlechten Überlie­ ferung kaum zu rekonstruieren ist. Die L.s. dürfte in ihrer län­ geren Version C im 14. Jh. aus vier älteren Texten des 13. Jh. kompiliert worden sein, und zwar aus: 1) Ljósvetninga saga, welche die Fehde zw. Þorgeirr Ljósvetningagóði und seinen Söhnen be­ handelt, in der letztere siegreich sind. 2) Sörla þáttr, eine kurze romant. Liebesgeschichte zwi­ schen Sörli und Þórdís, der Tochter des mächtigen Goden Guömundr hinn riki, der gegen diese Verbindung ist und erst von seinem Bruder Einarr über­ zeugt werden muß. 3) Ofeigs saga ok Reykhverfinga (oder Ofeigs þáttr), in

Loðbrókarkviða

dem die Streitigkeiten von Guömundr hinn riki mit ver­ schiedenen Personen, ein­ schließlich seines Bruders Ein­ arr, beschrieben werden, und in dem er vom Bauern Ofeigr erniedrigt wird; hierzu gehört auch der Vöðu-Brands þáttr. 4) Mööruvellinga saga, die von Guömundr hinn riki, seinem Sohn Eyjólfr und seinem Bru­ der Einarr handelt. Der in der C-Version am Ende der Saga zu findende Pórarins þáttr ofsa gehörte sicher nicht ursprüngl. zu dieser Saga, son­ dern beruht auf der Fóstbrœöra saga. Obwohl die L.s. einen durchge­ henden Handlungsstrang ver­ missen läßt, gehört sie wegen ihrer literar. Qualitäten zu den bedeutenderen Isländersagas. HSS: AM 561, 4to (frag., ca. 14 Krákumál.

232 Loddfáfnismál (»Sprüche an Loddfáfnir«), ein Abschnitt (Str. 112-137) der —> Hávamál.

Lögmannsannáll -» Annalen. Lögsögumannatal ist ein Ver­ zeichnis der isländ. Gesetzes­ sprecher von ca. 930 bis ins frühe 12. Jh., welches die Quelle fur Aris -> Islendingabók bildete. Die StyrmisbókFassung der Landnámabók ent­ hielt offenbar eine Liste der Ge­ setzessprecher bis 1222, sie fin­ det sich auch im Codex Uppsaliensis der Edda. In der Pórðarbók der Landnámabók wurde dieses Verzeichnis bis 1272 er­ weitert, als das Amt des Geset­ zessprechers dem Anschluß an Norwegen zum Opfer fiel. HSS: AM 106, fol; AM 339, fol; AM 418, 4to; AM 157, 8vo; DG 11.4to (Codex Upsaliensis der Snorra Edda). ED: Diplomatarium Islandicum 1, Rv. 1857-76; Jón Sigurðsson, L. og lögmanna á ísiandi, Kph. 1886 (= SSÍ 2). L1T: Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941.

Lokasenna (»Lokis Schimpf­ rede «) ist ein Götterlied im Co­ dex Regius der -+ Liederedda. Die einleitende Prosa erzählt von einem Gastmahl der Götter beim Riesen Ägir. Als sie Ägirs tüchtige Diener loben, er­ schlägt Loki einen von den Die­ nern und wird dafür vertrieben. Hier setzt nun das eigentl. Lied ein: Loki versucht wieder Zu­ tritt zu erhalten, und wird schließl. wegen des Hinweises auf seine Blutsbrüderschaft mit Odin eingelassen; er begrüßt nun alle außer Bragi, und als Idun ihn dafür zur Rede stellt,

233

bekommt sie Lokis Spott zu spüren. Jeder der Götter, der einem anderen zu Hilfe kommt, wird selbst ein Opfer von Lokis Beschimpfungen. Erst als Thor, von einer seiner Ostlandfahrten zurückgekehrt, ihm mit dem Hammer Mjöllnir droht, kann er ihn vertreiben, nicht ohne selbst noch verspottet zu wer­ den. Die in diesen 65 Dialog­ strophen erhobenen Vorwürfe Lokis gegen die einzelnen Göt­ ter — meist Untreue bei den Göttinnen, Inzest, Feigheit oder Zauberei bei den Göttern - sind uns nur zum ganz geringen Teil auch aus anderen Quellen be­ kannt, und da so große Lücken in der Überlieferung nicht an­ zunehmen sind, wird man Lo­ kis Anschuldigungen als Ver­ leumdungen aufzufassen haben, die auch für das ma. Publikum offensichtl. waren. Das Lied schließt mit einem Prosaabsatz, in dem Lokis Bestrafung ge­ schildert wird, hier offenbar für seine Verleumdungen, in der Mythologie tatsächlich aber wohl eher für seine Rolle im Baldermythus. Die Entstehungszeit der L. ist umstritten; obwohl eine Abfas­ sung in der heidn. Zeit zwar denkbar wäre, und auch das Ar­ gument für eine Entstehung in der heidn.-christl. Übergangs­ zeit (da solchen Zeiten nichts mehr heilig sei: b.d. Wieden) nicht völlig von der Hand zu weisen ist, steht die Art der Sy­ stematisierung (Bragi wird schon zu den Äsen gezählt) der wissenschaftl. Erfassung in der gelehrten isländ. Renaissance

Lokrur

des 12./13. Jh., wie sie auch Snorri vornimmt, näher als le­ bendigem Glaubensgut. Dar­ über hinaus ist es auch wahr­ scheinlich, daß dem Dichter die antiken Göttersymposien bei Menippos, Seneca und Lukan bekannt waren (Schröder), was vor dem 12. Jh. aber kaum möglich war, und daß er andere Götterlieder wie Völuspá und Skírnismál verwendet hat. Ei­ nen terminus ante quem bildet die Snorra Edda, die den Titel und einige Verse zitiert. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ED & ÜB: F. W. Bergmann, Allweises Sprüche, Thryms-Sagelied, HymisSagelied und Lokis Wortstreit, 1878. ÜB: F. D. Gräter, Nordische Blumen, 1789; F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 21963 ( = Thule 2); H. M. Heinrichs, Lokis Streitreden, (Island 6) 1968/9. LIT: A. Edzardi, Zur L., (Germania 23) 1878; M. Hirschfeld, Unters, zur L., 1889; F. Niedner, Bemerkungen zu den Eddaliedern, 3. L„ (ZfdA 36) 1892; A. G. v. Hamel, The Prose-Frame oj L., (Neophilologus 14) 1929; H. de Boor, Die rel. Sprache der Völuspá, (Dte. Islandfor­ schung 1) 1930; J. de Vries, The Problem of Loki, Helsinki 1933; F. R. Schröder, Das Symposium der L., (ANF 76) 1952; H. b. d. Wieden, Einige Bemerkungen zum religionsgeschichtl. Ort der L., (ZfdPh 83) 1964; J. de Vries, ALG 2, *1967; A. Holtsmark, L., (KLNM 10) 1965; G. W. Weber, L„ (KLL 4) 1968; P. N. Andersen, Form and Contents in L: a Re-evaluation, (Edda 81) 1981; R. Simek, Lex. d. german. Mytholog. 1984; C. J. Clover, L., (DicMA 7) 1986. N: C. Hansen, Aegirs Gaestebud, (Ge­ mälde, 1857). A. Oehlenschläger, Aegirs Gjaestebud, (Gedicht in Nordens guder, 1819); A. Strindberg, Lokes smädelser, (Gedicht).

Lokrur, eine wohl um 1400 entstandene humorvolle Ver­ fassung der Geschichte von Thors Fahrt zu Utgardaloki aus

Loptr Pálsson

der Snorra Edda, die ihren Titel von der Hauptfigur Loki hat. HSS: AM 604 g, 4to. ED: F, Jónsson, Rtmnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rtmur. MS No. 604, 4to .... Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island t det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rtmur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Loptr Pálsson (gest. 1261), isländ. Kleriker, Sohn des Bi­ schofs Páll, wurde als möglicher Verfasser der Vápnfirðinga saga betrachtet, was jedoch nicht be­ weisbar ist. LIT: Jón Jóhannesson, Austfirðinga sqgur, Rv. 1950 (= ÍF 11).

Loptur riki Guttormsson (ca. 1375-1432), ein reicher Is­ länder aus guter Familie aus Möðruvellir in Eyjafjördur, ist der Verfasser des -+ Hättalykill. L. r.G., der auf einer Auslands­ reise am Beginn des 15. Jh.s einige Zeit am Hofe Erichs von Pommern verbrachte und von diesem sogar geadelt wurde, war neben der Dichtkunst auch an Medizin und Rechtswissen­ schaft interessiert; außer dem Hättalykill werden ihm auch noch andere Gedichte zuge­ schrieben (Stúlkuvísa, Mansöngr, Mariuvisur), die aber wohl erst aus späterer Zeit stammen. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Lilt.hist. 3, 21924.

Lucanus, Marcus Annaeus, (39-65), aus Spanien stammen­ der latein. Philosoph und Schriftsteller; das einzig erhal­

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tene seiner Werke, das als Phar­ salia (eig. De bello civili) be­ zeichnete Epos über den röm. Bürgerkrieg gehörte im Ma. zur Schullektüre und wurde zu­ sammen mit umfangreichen Kommentaren, Scholiensamm­ lungen und Einleitungen (so­ gen. Accessus) versehen; solch eine eingeleitete Fassung von Lucans Pharsalia diente auch als eine der Hauptquellen der altnord. —► Rómverja saga.

Lucie saga, eine Heiligensaga über die frühchristl. Märtyrerin Lucia von Syracus, eine vor al­ lem in Schweden verehrte Hei­ lige (13. Dez.). Die zwei erhal­ tenen Fassungen beruhen auf derselben lat. Vorlage. HSS: SKB perg. 2, fol; AM 921,4to frag. V (14. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. føl. nr. 2 ..Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: LOSONP 1963; B. Carle, JotnfruFortællinger, Odense 1985.

Lygisögur (»Lügensagas«) ist eine schon ma. (vgl. Porgils saga ok Hafliða), eindeutig ne­ gativ besetzte Bezeichnung der teils auch als Märchensagas be­ zeichneten spätma. isländ. ori­ ginalen -» Riddarasögur und jüngeren -> Fornaldarsögur. Während L. im Ma. offenbar zur Kennzeichnung des man­ gelnden Historizitätsanspruchs dieser Werke diente, spiegelt die auch heute immer wieder vorkommende Verwendung des Begriffs L. die terminolog. Unsicherheit in diesem Bereich der Sagaliteratur. LIT: A. LeRoy Andrews, The Lygisqgur, (SS 2) 1914/15; H. G. Leach, Angevin

235 Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; A. v. Nahl, Originale Ridda­ rasögur, 1981; J. Glauser, Island. Mär­ chensagas, 1983.

Lykla-Péturs saga ok Magelónu fögru ist eine im 17. Jh. angefertigte isländ. Überset­ zung des dän. Volksbuchs (Erst­ druck 1583), das seinerseits auf dem dt. Volksbuch von der schönen Magelone und Peter mit den silbernen Schlüsseln (Erstdruck Augsburg 1535) be­ ruht. Von der isländ. Fassung sind drei Versionen und eine Rimurbearbeitung erhalten. HSS: (A:) BM Add 4859; AM 578 c, 4to (17. Jh.); (B:) Lbs 423, fol; JS 636, 4to; (C:) Lbs 1499, 4to und 2 weitere HSS des 19. Jh.s. ED der Rimur: Finnur Sigmundsson, Króka-Refs rimur og Rimur af Lykia-Petri og Magelonu eftir stra Hallgrim Pétursson, Rv. 1956 ( = Rit Rímnafélagsins 7). LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Mábil(i)ar rimur sterku, eine Versbearbeitung einer ver­ lorenen Riddarasaga, deren Titel­ heidin eine franz. Prinzessin ist. Die M.r.s. werden —► Sigurður blindur zugeschrieben. HSS: Kollsbók; JS 45, 4to; Lbs 287, fol. ED: (nur Faks.:) Ólafur Halldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 (= IM. 4to 5). L1T: Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Måbiliar saga sterku (oder Mabel saga sterku) ist eine erst im 19. Jh. verfaßte Prosaversion der Mábiliar rimur; die ursprüngl. M.s.s., Vorlage der Rimur-Fassung, ist verloren. HSS: Lbs 1502, 8vo; Lbs 2481, 4to.

Märchensagas werden in der jüngeren Forschung häufig die ab 1300 bis ins 19. Jh. in Island

Magnúss saga berfætts

entstandenen Sagas genannt, welche sich vor allem an die übersetzten Riddarasögur an­ lehnten, aber auch Züge der Abenteuer- und Wikingersagas aus dem Korpus der jüngeren Fornaldarsögur aufweisen, ob­ wohl diese Terminologie eher unglücklich ist. Ein besserer Terminus als M. für diese Gruppe ist »originale -> Riddarasögur«, da die (pseudo-) höfische, meist auch in südlichen oder exotischen Ländern spielende Handlung die bemerkenswerteste Kon­ stante dieser Textgruppe ist, während der Begriff M. solchen Sagas Vorbehalten bleiben sollte, deren Handlung tatsäch­ lich märchenhafte Strukturen im volkskundl. Sinn aufweisen (vgl. isländ. stjúpmœðrasögur, aevintýrasögur) — und solche echten Märchen finden sich in der Sagaliteratur vereinzelt so­ wohl unter den Abenteuersagas als auch unter den originalen Riddarasögur. LIT: K. Schier, Sagaliteratur, 1970; A. v. Nahl, Originale Riddarasögur, 1981; J. Glauser, Märchensagas, 1983.

Magelone -» Lykla-Péturs saga og Magelonu fögru. Magnúsdiktur ist ein spätma. Gedicht über den Hl. Magnús, welches auf der —> Magnúss saga hinn lengri basiert. HS: AM 721, 4to; AM 710 k, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk tniðaldakvœði 2, Kbh. 1938. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. 16. århundrede, Kbh. 1888.

Magnúss saga berfætts (»Saga von Magnus Barfuß«)

Magnúss saga blinda

236

ist ein Teil von Snorris Heims­ kringla und beschreibt die Re­ gierungszeit dieses norweg. Königs von 1093-1103. Die wichtigsten Ereignisse dieser Zeit waren zwei Kriegszüge nach Westen, von denen der erste (1098) auf die Hebriden führte und in den Strophen des Skalden Björn krepphendi be­ schrieben ist, welche Snorri zi­ tierte; die zweite Fahrt (1103) endete mit dem Tod des Königs in einem nordirischen Sumpf. Snorri verwendete neben Agrip, Morkinskinna und Fagrskinna auch die Orkneyinga saga.

Magnúss saga Eyjajarls (»Saga vom Orkadenjarl Ma­ gnus «) ist die Saga über den Hl. Magnus, den Orkadenjarl, der am 16. April 1116 von seinem Cousin und Mitregenten Jarl Håkon Pälsson ermordet und bald darauf als Märtyrer verehrt wurde. Neben latem. Gedich­ ten und Viten ist seine Saga in zwei deutl. unterschiedenen Fassungen erhalten, der länge­ ren, aber jüngeren -» Magnüss saga hinn lengri und der älteren -> Magnüss saga hin skemmri; beide haben viele der Wunder­ geschichten mit der -+ Orkneyinga saga gemeinsam.

HSS, ED, ÜB: -> Heimskringla.

LIT: J. Mooney, St. Magnus - Earl of Orkney, Kirkwall 1935; Magnus Már Lárusson, Set. Magnus Orcadensis comes, (Saga) 1962; P. Hallberg, Om Magnúss saga helga (Einarsbók. Afmæliskveðja til Einars Ol. Sveinssonar) Rv. 1969. N: George Mackay Brown, An Orkney Tapestry (Erzählungen, 1969); ders., The Loom of Light (Drama 1972); ders., Ma­ gnus (Roman, 1973); P. M. Davies, The Martyrdom of St. Magnus (Oper 1973).

Magniiss saga blinda ok Haralds gilla ist der Abschnitt von Snorris Heimskringla, der sich mit der Zeit von 1130, als Magnús Sigurðarson und Haraldr gilli Magnusson in Norwegen zur Macht kamen, bis 1136, als Haraldr gilli von Sigurör slembir erschlagen wurde, beschäftigt. Snorri ver­ wendete für diese Zeitspanne hauptsächl. die Morkinskinna und Hryggjarstykki als Quelle; die Ereignisse werden auch in der Fagrskinna vollständig be­ schrieben, in Agrip und Morkin­ skinna nur lückenhaft. HSS, ED, ÜB: -> Heimskringla.

Magnúss saga Erlingssonar ist die letzte Saga in Snorris Heimskringla und behandelt die Zeitspanne von 1161-1177; in der Fagrskinna findet sich ein entsprechender Abschnitt, von dem jedoch der Anfang fehlt. HSS, ED, ÜB: -» Heimskringla.

Magnúss saga góða ist der Ab­ schnitt der Heimskringla, wel­ cher sich mit Regierungszeit des norweg. Königs Magnus des Guten (des Sohns Olafs des Hei­ ligen) 1035-1047 beschäftigt. Snorri verwendete als Quellen die Morkinskinna, die Olafs saga helga (Styrmirs Fassung und die Alteste Olafssaga), be­ sonders aber Sighvatr Pórðarsons Bersöglisvisur. HSS, ED, ÜB:

Heimskringla.

Magnúss saga góða ok Ha­ ralds harðráða ist eine Königs­ saga, welche die Regierungszeit dieser beiden norweg. Herr­ scher von 1035-1066 viel detail-

237 lierter beschreibt als Snorri in seiner Heimskringla. Besonders die Útfararsaga Haralds harðráða ist wesentl. ausführlicher, und der hier zu findende Karls þáttr vesala fehlt im entsprech­ enden Abschnitt der Heims­ kringla völlig. HSS & ED: Morkinskinna; Flateyjarbók.

Magnúss saga Haraldssonar og Olafs kyrra —► Olafs saga kyrra. Magnüss saga helga (»Saga vom Hl. Magnus «) —► Magnúss saga Eyjajarls.

Magnüss saga hin lengri (»Die längere Saga über St. Magnus«) ist die längere, aber jüngere Fassung der —» Ma­ gnüss saga Eyjajarls und wurde wohl im 14. Jh. in Nordisland verfaßt; ihre Quellen sind vor­ wiegend die ältere —> Magnüss saga hinn skammi und eine ver­ lorene latein. Vita des Hl. Ma­ gnus von einem sonst unbe­ kannten Meister Robert. Im Gegensatz zum klaren und trockenen Stil der älteren Saga ist diese jüngere Fassung wort­ reich und voller irrelevanter ge­ lehrter Einschübe; da der Stil den Werken —♦ Bergr Sokkasons nahesteht, hat man in ihm den möglichen Verfasser der Saga sehen wollen. HS: AM 350, 4to (ca. 1700). ED: G. Vigfusson, Icelandic Sagas 1, Lon­ don 1887 (= Rolls Series 88,1); Finnbogi Gudmundsson, Orkney inga saga, Rv. 1965 (= ÍF 34). ÜB: (engl.) G. W. Dasent, Icelandic Sagas 3, London 1894 (= Rolls Series 88,3). LIT: -* Magnüss saga Eyjajarls.

Magnüss saga hin skemmri (»Die kürzere Saga über St.

Magnúss saga lagabætis

Magnus«) ist die kürzere und ältere Fassung der -» Magnüss saga Eyjajarls; sie stammt aus dem 13. Jh. und wurde vermutl. in Nordisland, wo es ei­ nige dem Hl. Magnus geweihte Kirchen gibt, verfaßt. Der Ver­ fasser hält sich bei den Ereignis­ sen bis zum Martyrium des Hl. Magnus eng an die -» Orkneyinga saga, die er oft kürzt, öfters aber auch einfach ausschreibt. Im Gegensatz zu der jüngeren -» Magnüss saga hinn lengri ist der Stil dieser älteren Version knapp und trocken. HS: AM 235, fol (14. Jh.). ED: G. Vigfusson, Icelandic Sagas 1, Lon­ don 1887 (= Rolls Series 88,1); Finnbogi Gudmundsson, Orkneyinga saga, Rv. 1965 (=ÍF34). ÜB: (engl.) G. W. Dasent, Icelandic Sagas 3, London 1894 ( = Rolls Series 88,3); H. Pálsson, P. Edwards, M.s., Oxford 1987. LIT: -+ Magnüss saga Eyjajarls.

Magnüss saga lagabætis (»Saga von Magnus Gesetzes­ verbesserer «) ist die in der zeitl. Abfolge letzte der Königssagas und behandelt die Regierungs­ zeit des 1238 geborenen Magnüs lagabætir (1238-1280). Sie wurde von -> Sturla Þórðarson zum Teil in Norwe­ gen unter direkter Aufsicht des Königs selbst verfaßt und nach dessen Tod in Island abge­ schlossen; Sturla konnte als Quellen königl. Archivalien und Augenzeugen verwenden, viele der Ereignisse hatte er selbst miterlebt. Die M.s.l. ist heute bis auf zwei Pergamentblätter aus der Zeit um 1400 verloren; sie wurde bei der Kompilation der Gottskálksannáll fur die Jahre 126776 und im latein. Supplementum

Magnússdrápa [1]

238

Historiae Norvegicae des -> Arngrímur Jónsson verwendet.

Isles in the Viking World) Edinburgh 1984.

HS: AM 325 X, 4to (2 Blätter, ca. 1400). ED: FMS 10, Kph. 1835; G. Vigfusson, Icelandic Sagas 2, London 1887 (= Rolls Series 88,2). ÜB: (engl.) G, W. Dasent, Icelandic Sagas 4, London 1894 («Rolls Series 88,4). LIT: Olafía Einarsdóttir, Hvarnarjbrfatteded sagaen om Magnus lagabøter?, ((N)HT 46) 1967.

Magnússdrápa [2], Von einer Dråpa auf König Magnús berfættr von -> Porkell hamarskáld sind noch viereinhalb Dróttkvættstrophen erhalten, die sich mit wichtigen Kriegs­ zügen des Königs (auf die He­ briden 1098, nach Schweden 1099, und seiner letzten Schlacht in Ulster 1103) be­ schäftigen.

Magnússdrápa [1] (»Preislied auf Magnus«) heißen zwei Skaldengedichte des Skalden -* Arnórr Pórðarson jarlaskáld über den norweg. König Ma­ gnus den Guten (gest. 1047); von der ersten, berühmteren M. sind 20 Strophen im Versmaß Hrynhent erhalten - daher wird sie in manchen HSS auch als Hrynhenda bezeichnet -, einem damals noch unübl. Metrum nach Vorbild kirchl. Hymnen­ dichtungen. Sie zeichnet sich durch komplizierte Kenningar und dem Hang zu übertriebe­ nen Vergleichen aus. Der An­ fang dieses 1046/47 entstande­ nen Gedichts ist verloren; nach dem Tod des Königs 1047 ver­ faßte Arnörr noch eine weitere M. auf ihn, von der 19 Stro­ phen erhalten sind, nun wieder im traditionelleren Drottkvætt, aber mit ähnlichen stilist. Mit­ teln. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skald. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 810-825, 1134, 2019f.; L. M. Hollander, Arnórr Thordarson jarlaskáld and His Poem »Hrynhent« (SS 17) 1942; J. de Vries, ALG 1, 21964; G. Turville-Petre, Haraldr the Hard-Ruler and his Ports, London 1968; G. W. We­ ber, M., (KLL 4) 1968; B. Fidjestol, Del norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982; ders., Arnór Þórðarson: Skald of the Or­ kney Earls, (The Northern and Western

HSS: -* Magnúss saga berfœtts. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 1150.

Magnússdrápa [3] heißt eine Dråpa, von der neun Dróttkvættstrophen erhalten sind, die der isländ. Skalde -> Björn krepphendi auf König Magnús berfœtr verfaßt hat. Magnússdrápa [4] ist eine Dróttkvætt-Drápa von Sturla Pórðarson auf König Magnús lagabætir (gest. 1280), von der aber nur mehr zwei Strophen erhalten sind, die von der Hochzeit und der Krönung des Königs im Jahre 1261 handeln; kurz darauf dürfte die Dråpa entstanden sein. HSS: Fríssbók; SKB perg. 8, fol; Flateyjarbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 1853 A.

Magnüssflokkr ist ein Preisge­ dicht des isländ. Skalden Pjóðólfr Arnórsson auf den norweg. König Magnus den Guten (gest. 1047); die 25 erhal­ tenen Strophen stehen in dem für Þjóðólfr typ. strengen

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Dróttkvætt und beschreiben das Leben des Königs bis 1044 in oft barocken Übertreibun­ gen, aber in eher stereotypen Bildern. HSS: Flateyjarbók; Morkinskinna; Fagrskinna; -* Heimskringla; -» Olafs saga hins helga; -> Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Ska. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 133, 806, 848-855, 1834, 1853; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrønefyrslediktet, Øvre Ervik 1982.

Magnússona saga (»Saga von den Söhnen Magnus’«) ist ein Teil von Snorris Heimskringla und behandelt die Zeit vom Tod des norweg. Königs Magn­ ús berfættr bis 1130; in die­ sem Jahr fiel der letzte seiner Söhne, Sigurðr Jórsalafari, wäh­ rend Olafr schon 1116 und Ey­ steinn 1122 ums Leben kamen. Die Saga enthält das beste Bei­ spiel für einen Männervergleich (-> Mannjafnaðr) in der ganzen altnord. Literatur, als Sigurðr und Eysteinn sich miteinander messen. Snorri verwendete als Quellen Ágrip und Morkinskinna, für den Zug Sigurds ins Hl. Land auch Halldórr skvaldris Útfarardrápa. HSS, ED. ÜB: -r Heimskringla. N: B. Björnson, Sigurd Jorsalfar, (Drama, Kbh. 1872).

Mágus rimur, auch als Rimur afjátmundi kóngi og Ermengá bezeichnet, eine getreue Ver­ fassung der Bragða-Mágus saga, die aber bei Kap. 10 abbricht und wohl unvollständig ist. Die M. r. stammen vermutl. aus der ersten Hälfte des 15. Jh.s. HSS: AM 610 d, 4to; SKB perg. 22, 4to.

Mágus saga jarls ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i del 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Mågus saga jarls (oder Bragða-Mágus saga) ist eine der ältesten originalen Riddarasagas und geht im wesentl. auf das franz, chanson de geste Renaud de Montauban zurück, wenn sie auch keine Übersetzung ist; die Saga ist in zwei Redaktionen erhalten, einer älteren kürzeren (A, ca. 1300) und einer jüngeren längeren (B, ca. 1350), die älte­ ste der über 60 HSS stammt schon vom Anfang des 14. Jh.s. Die Saga beschreibt die Fehde zw. dem stolzen Kaiser Jätmund^r und den Söhnen des Jarls Ámundi: Vigvarðr, Rögnvaldr, Markvarör und Aöalvarðr, die sich mit Hilfe ihres Schwagers Mágus gegen den Kaiser und seinen Sohn Karl behaupten können. Wie die Frau des Kaisers im ersten Teil der Saga, so nimmt auch Magus verschiedene Gestalten an (so auch die eines zweifarbigen Ne­ gers). Am Ende können die Brüder alle ihre Widersacher überwinden. Die längere Fas­ sung der Saga (B) enthält als Einschübe einige Pættir, darun­ ter welche über den engl. Kö­ nigssohn Lais, über dessen Sohn Vilhjálmr und seine Enkel Hrólfr Skuggafífl und Geirarðr Vilhjálmsson; diese Erzählun­ gen sind durch Genealogien weiter ausgestaltet. HSS: (A:) AM 580, 4to (14. Jh.); AM 567, 4to XVII; AM 533, 4to; AM 534,

Máhlídingavísur 4to (15. Jh.); (B:) AM 152, fol (15. Jh.); ca. 60 HSS. ED: (A:) G. Cederschiöld, Fornsögur Suðrlanda, Lund 1884; (B:) Gunnlaugur Þórðarson, Bragða-Mágus saga, Kph. 1858; Páll Eggert Ólason, Bragða Magus saga jarls, Rv. 1916 (= Riddarasögur 1); Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 2, Rv. 1949; (A & B) J. B. Dodsworth, M.s.j., Diss. Cambridge 1963. ÜB: - (Nacherzählung in: H. Suchier, Die Quellen der M.s., (Germania 20) 1875, und: J. Glauser, Island. Märchensa­ gas, 1983). LIT: F. A. Wulff, Notices sur les sagas de Magus et de Geirard et leurs rapports aux épopées fran^aises, Lund 1874; R. Köhler, Zur M.s., (Germania 21) 1876; G. S. Lane, A Note on the Icelandic MSS of the M.s., (JEGPh 33) 1934; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; E. F. Halvorsen, M.s.j., (KLNM 11) 1966; A. Hamer, M.s. - Riddarasaga or Fornaldar­ soga?, (Fourth Int. Saga Conf. München) 1979; J. Glauser, Isländ. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Rom­ ances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44); M. E. Kalinke, M.s.j., (DicMA 8) 1987.

Máhlíðingavísur (»Strophen über die Máhlíðingar, die Be­ wohner des Hofes Mávahlíð«) heißen in der Landnámabók (H 67) 17 Dróttkvætt-Strophen, die in der Eyrbyggja saga erhal­ ten sind und hier dem Skalden Pórarmn svarti zugeschrieben werden; die Landnámabók selbst zitiert nur eine der Stro­ phen. Das Gedicht erzählt und kommentiert die Händel zw. Þórarinn und dem Goden Snorri; entgegen der älteren Meinung (F. Jónsson), daß es sich ursprüngl. um einzelne Lausavisur handelte, die nur der Titel und der Gang der Hand­ lung vereinigte, dürfte es sich um ein Gedicht (oder Reste ei­ nes Gedichts) handeln, das im 11. oder 12. Jh. — also geraume

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Zeit nach den beschriebenen Ereignissen des 10. Jh.s - über die Streitigkeiten des Goden Snorri verfaßt wurde und das der Verfasser der Eyrbyggja saga verwendete; von diesem stammen möglicherweise auch Str. 9-11 der M., die jedenfalls jünger als der Rest sind. HSS: -* Eyrbyggja saga. ED: -» Eyrbyggja saga; F. Jónsson, Skf. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946; R. Poole. The Origins of the M. (SS 57) 1985. ÜB: -> Eyrbyggja saga. LIT: F.Jónsson, Litt. hist. 1, 21920; E. A. Kock, Máhlíðingamál, (Fs H. Pipping) Helsingfors 1924; E. A. Kock, NN 367-379, 1942ff.; F. Jónsson, Skaldekvads tolkning, M., (ANOH) 1930;J. de Vries, ALG 1, 21964; R. Poole, The Origins of the M., (SS 57) 1985.

Málaháttr (»Spruchton«), ein von Snorri so bezeichnetes Versmaß, welches üblicher­ weise — wohl wegen seiner Ähnlichkeit zurn Fornyrðislag, von dem es nur die höhere Zahl der Silben je Verszeile unter­ scheidet (mindestens 5 statt 4) unter die »eddischen « gezählt wird. Allerdings ist nur ein ein­ ziges Eddalied, näml. die junge Atlamál, mit Sicherheit dazu zu zählen, während einige Skal­ dengedichte darin erhalten sind, so Porbjörn hornklofis Haraldskvæði und Eyvinds Hákonarmál. LIT: B. Sjöros, M., Helsingfors 1906; D. O. Zetterholm, Atlamál, Stockholm, Kbh. 1934; E. O. G. Turville-Petre, Sealdic Poetry, Oxford 1976.

Malchus saga, eine Heiligen­ saga über den eher unbekannten Hl. Malchos (21. Okt.), einen frühchristl. Einsiedler, dessen Vita um 390 von Hieronymus

241 verfaßt wurde, auf die letztlich auch die Saga zurückgeht (vgl. BHL 5190). HSS: AM 764, 4to. ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877. LIT: P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 (= SBM 1937, 7); LOSONP 1963.

Málsháttakvæði (»Sprich­ wörterlied «, der Titel ist jedoch modern), eine im Altnord, ein­ zigartige versifizierte Mischung aus einer Sammlung von Sprichwörtern, lyr. Elementen und Anspielungen auf die Pro­ saliteratur (einschließl. der My­ thologie Heldensage und der Bibel) in 29 Strophen im Vers­ maß Runhent. Das Gedicht dürfte im 12. oder 13. Jh. mög­ licherweise auf den Orkaden entstanden sein, wofür Natur­ schilderungen sprechen. Die Behandlung der Liebesthema­ tik zeigt den Einfluß der Trou­ badours. HS: Codex Regius der Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; ders., Carmina Scaldica, 2København 1929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skat. 2, 1949. LIT: Th. Möbius, M., (ZfdPh, Erg.-bd. 1874); F. Jónsson, Fornyrðadrápa, (ANOH) 1890; ders., Litt.hist. 2, 21923; A. Holtsmark, M., (KLNM 11) 1966; J. de Vries, ALG 2, 21967; H. Pálsson, A Florilegium in Norsefrom Medieval Orkney (A. Fenton, H. Palsson, The Northern and Western Isles in the Viking World) Edin­ burgh 1984; R. Frank, M., (DicMA 8) 1987.

Málskrúðsfræði -» Gramma­ tische Traktate.

Mána þáttr íslendings (auch: Mána þáttr skálds)ist ein in der Sverris saga zu findender Islendingaþáttr; Máni kommt

Mannjafnaðr

auf der Heimreise von Rom nach Island auch zu König Sverrir und unterhält dabei den Hof mit dem Vortrag der Ütfarardrápa des Skalden Haldórr skvaldri, bevor er selbst zwei Strophen über die Hofnarren dichtet. HSS: -* Sverris saga. ED: Guðni Jónsson, Islendinga þattir, Rv. 1935. ÜB: E. D. Schönfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910. LIT: A. Jakobsen, Tåtten om Måne skald, (MoM) 1980.

Mani skald, isländ. Skalde an der Wende vom 12. zum 13. Jh., der im Skäldatal unter den Skalden von König Magnus Erlingsson (gest. 1184) genannt wird, von dem aber nur fünf lose Strophen erhalten sind. HSS: Sverris saga (Flateyjarbók, Eirspennill); Sturlunga saga; -► Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 1166, 1351; A. Jakobsen, Tåtten om Måne skald, (MoM) 1980.

Mannjafnaðr (»Männervergleich«), ein Brauch des skand. Frühmittelalters, bei dem zwei Männer in ihrem Wert und ih­ ren Leistungen miteinander verglichen werden oder sich selbst miteinander vergleichen; in der Literatur des Hochma. wird der M. zum lit. Topos, der die Charakterisierung zweier Protagonisten erlaubt; am be­ kanntesten ist das Beispiel des M. zw. den norweg. Königen Sigurd Jörsalafari und seinem Bruder Eysteinn, das sich in der Morkinskinna und bearbeitet auch in Snorris Heimskringla (Magnússona saga, Kap.21) fin-

242

Mansöngr det; weitere Belege stehen in der Heimskringla (Olafs saga helga Kap. 141), der Bandamanna saga und der Orkneyinga saga. In den Fornaldarsögur fin­ det sich der M. in Form von dichterischen Wettkämpfen, bei dem sich die Helden mit Strophen des Eigenlobs zu überbieten versuchen (ÖrvarOdds saga, Kap. 27, Hálfs saga og Hálfsrekka, Kap. 15), und hier ist auch das Eddalied -»■ Hárbarðsljóð einzureihen, in dem die Götter Thor und Odin in Strophen ihre jeweilige Überlegenheit zu beweisen ver­ suchen. LIT: A. Holtsmark, Mannjevning, (KLNM 11) 1966; J. de Vries, ARG 1, ^1970; M. Bax und T. Padmos, Tivo Types of Verbal Dueling in Old Icelandic, (SS 55) 1983.

Mansöngr » Liebeslied «, Liebeslyrik.

—►

Marcellinus -» Af Marcellino páfa.

Margrétar saga ist eine in drei verschiedenen Fassungen und mindestens 13 HSS überliefer­ ten Heiligensaga über die Hl. Margarete (20. Juli); alle Ver­ sionen sind auf den latein. Text in BHL 5303 und 5308 zurück­ zufuhren. HSS: (A:) AM 235, fol; AM 233 a, fol; (B:) AM 428 a, 12mo; (C:) AM 667, 4to frag. I; AM 431, 12mo (ca. 15(X), alle anderen 14. Jh.). ED: (A:) C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877. LIT: P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 (= SBM 1937, 7); H. Bekker-Nielsen, En god bøn (Opuscula 2,1) Kbh. 1961 ( = BiblArn 25,1); LOSONP1963; B. Carle, Jomfru-Fortœllinger, Odense 1985.

Margrétarvísur ist ein spätma. Gedicht über die Hl. Marga­ rete, -» Margrétar saga. HS: AM 720 a, 4to,Frag. II. ED:Jón Helgason, Islenzk miðaldakvæði 2, Kbh. 1938.

Marie de France -> Streng­ leikar. Marinu saga -> Af Marinu munk.

Mariu saga ist ein umfangrei­ ches, in zwei Fassungen erhalte­ nes Leben der Hl. Jungfrau Ma­ ria, das auf zahlreichen latein. Werken beruht, wie etwa dem Evangelium de nativitate Mariae und dem Evangelium des Pseu­ do-Matthäus und ähnl. apokry­ phen Texten, aber trotz der typ. ma. Kompilationstechnik eine unübl. theolog. und literar. Eigenständikeit aufweist; der Au­ tor verwendete mit großer Sachkenntnis eine beeindrucken­ de Zahl ma. theolog. Kom­ mentare, wobei die genaue Un­ tersuchung der Quellen erst in den Anfängen steckt. In der isländ. Tradition ist der Priester Kygri-Björn (Hjaltason, gest. 1238) der Verfasser einer M.s., es ist aber keineswegs sicher, ob diese mit der uns bekannten M.s. ident, ist. Die ab dem 12. Jh. ständig wachsende Marienverehrung führte dazu, daß die einzelnen HSS mit Sammlun­ gen marianischer Wunderle­ genden erweitert wurden, von denen ca. 200 erhalten sind und die zu den beliebtesten literar. Werken des Spätma. gehört ha­ ben dürften. Die uns erhaltenen Fassungen der M.s. stammen aus HSS des 14. Jh.s.

243 HSS: Marienleben (Fassung 1): SKB pérg. 11, 4to; AM 232, fol; SKB perg. 1, 4to; (Fassung 2:) AM 234, fol; AM 240, fol, frag. II, XI, XIV (um 1300); etwa 15 weitere HSS und HS-Fragm.; Marienwunder: AM 240, fol, frag. II, V, XI, XII (ca. 1300); AM 233 a, fol; SKB perg. 1, 8vo; SKB perg. 11, 4to; über 30 weitere HSS. Transitus Mariae: AM 232, fol. ED: C. R. Unger, M.s., Chria 1871 (2 Fassungen des Marienlebens (S. 1-62 u. 332-401) mit den meisten marianischen Wunderlegenden; Jakob Benediktsson, Nokkur handritabrot, (Skirnir 25) 1951 [Wunder aus Lbs. frag. 4j; Alfred Jakob­ sen, Et bruddstykke av en Maria-legende, (Opuscula 1) Kbh. 1960 (= BiblArn 20) [Wunder aus AM 657 a-b, 4toj; O. Wid­ ding, H. Bekker-Nielsen, An Old Norse Translation of the »Transitus Mariae«, (Medieval Studies 23) 1961 [aus AM 232 fol]. LIT: G. Turville-Petre, The Old-Norse Homily on the Assumption and the M.s., (Medieval Studies 9) 1947; O. Widding, Om de norrøne Marialegender, (Opuscula 2,1) Kbh. 1961 (= BiblArn 25,1); ders., A Preliminary Note on an Anecdote in the M.s., ibid.; O. Widding, H. BekkerNielsen, The Virgin bares her Breast, ibid.; dies., Thefifteen Steps of the Temple. ibid.; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; M. Tveitane, »Bonus«. Et latinsk Maria-dikt i norrøn prosaversjon, (MoM) 1962; LOSONP 1963; O. Widding, Jærtegn og M.s., (Norrøn fortællekunst) Køben­ havn 1965; T. Gad, O. Widding, Marielegender, (KLNM 11) 1966; K. Rossenbeck, M.s., (KLL 4) 1968; O. Widding, Nogle Norske Marielegender, (MoM) 1969; ders., Norrøne Marialegender med Rhinegnene som hjemsted, (Arv 23) 1967 [1969J; B. Carlé, Jomfru-Fortællinger, Odense 1985; W. Heizmann, Zur typolog. Interpretation des Magnificat in M.s., (The Sixth Intern. Saga Confe­ rence. Workshop Papers 1) København 1986; ders., Arngrims Guðmundar saga, M.S.U., Gregors Moralia in lob, (Opus­ cula 8) Kbh. 1985 ( = BiblArn 38).

Mariu saga egipzku ist eine in zwei Versionen erhaltene Heili­ gensaga über die Hl. Maria von Ägypten, eine Einsiedlerin und Büßerin des 5. Jh.; die Saga ist

Maríuflokkr

eine Übertragung der latein. Vorlage in BHL Suppl. 5417 b, die Legende von ihr war jedoch im Mittelalter durch die Fas­ sung der Legenda aurea weit ver­ breitet; neben der M.s.e. findet sich auch in den Marienlegenden ein Abschnitt über sie. HSS: (A.) SKB perg. 2, fol; AM 235, fol; (B:) AM 657 c. 4to (alle 14Jh.); AM 655, 4to frag. XXXIII (13. JH.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LOSONP 1963; B. Carlé, Jomfru-Fortællinger, Odense 1985.

Maríublóm ist ein von Hallur Ogmundarson verfaßtes Lob­ lied auf Christus und basiert auf dem Hymnus O hone Jhesu. HSS: AM 622, 4to; AM 714, 4to. ED: Jón Porkelsson, Kvæðasafn, Rv. 1922-27; Jón Helgason, íslenzk miðaldakvceði 1, Kbh. 1936. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Mariudiktur ist ein vor 1400 entstandenes Gedicht über die Hl. Jungfrau Maria. HS: AM 621, 4to. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Maríudrápa ist ein um 1400 verfaßtes Preislied auf die Hl. Jungfrau Maria. HS: AM 757 a, 4to. ED: H. Rydberg, Die geistl. Drápur, Kph. 1907; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. oq 16. århundrede, Kbh. 1888; E. A. Kock, NN 1633-1663; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Mariuflokkr, ein Mariengedicht aus dem 12. Jh. (?), von

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Maríugrátr

dem nur eineinhalb Strophen erhalten sind. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 1271.

Maríugrátr ist eine um 1400 entstandene Drapa im Versmaß Hrynhent, deutl. von der -> Lilja beeinflußt, deren Haupt­ thema die schmerzensreiche Jungfrau ist. HSS: AM 713, 4to; AM 1032, 4to. ED: B. Kahle, Island, geistl. Dichtungen des ausgeh. Ma., 1898; H. Sperber, Sechs isländ. Gedichte legend Inhalts, Upsala 1911 (= Upps. Univ. Årsskrift 1910, 2); F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: F. Jónsson, Liu.hist. 3, 21924 ; E. A. Kock, NN 1665-1672.

Maríukvæði (»Marienlieder«) gibt es aus dem ma. Island etli­ che, und zahlreiche Beispiele dieser Form des Marienkults sind auf mündl. Weg bis lange nach der Reformation überlie­ fert worden. Von den wenig­ sten dieser Gedichte kennen wir die Autoren, und viele sind ohne Titel erhalten. Vgl. -> Maríublóm, Mariudiktur, Maríudrápa, Vitnisvisur, etc. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvxði 2, Kbh. 1938. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; B. Kahle, Isländ. geistl. Dichtun­ gen des ausgeh. Ma., 1898; F. Jónsson, Litt.hist. 3, *1924; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Maríukvæði ist der Titel eines spätma. Gedichts über die Hl. Jungfrau Maria.

Dichters Jón Pálsson Mariuskáld (gest. 1471), welches in zwei verseh. Fassungen erhalten ist; der Titel besagt, daß das Lied in zahlreichen verschiede­ nen Versmaßen abgefaßt ist und so als -> Háttalykill zu bezeich­ nen ist. HSS: AM 150, 8vo; AM 719 c, 4to; Rask 88 a. ED: Jón Porkelsson, Kvæðasafn, Rv. 1922-27; Jón Helgason, Islenzk miðaidakvœði 2, Kbh. 1938. LIT: Jón Þorkelsson, Otn Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; J. Helgason, Nokkur islenzk miðaldakvceði, (ANF 40) 1924; A. Holtsmark, Háttalykill, (KLNM 6) 1961; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Maríuvísur [I - III] ist der Titel von drei anonymen Gedichten über die Hl. Jungfrau Maria aus der Zeit um 1400, die alle auf Wunderlegenden in den Mariu sögur beruhen. HSS: AM 721, 4to; AM 713, 4to. ED: B. Kahle, Isländ. geistl. Dichtungen des ausgeh. Ma., 1898; H. Sperber, Sechs isländ. Gedichte legendo. Inhalts, Upsala 1911 (= Upps. Univ. Arsskr. 1910, 2)F. Jónsson, Skj. B 2,1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen pa Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; J. Helgason, Nokkur islenzk miðaldakvœði, (ANF 40) 1924; E. A. Kock, NN 1679-1705; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Markólfs saga ok Salómons —> Salomons saga ok Markólfs.

HSS: AM 713, 4to. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Markús saga postola ist eine nur fragm. erhaltene Apostel­ saga über den Evangelisten Markus, die vermutl. aus dem Niederdt.en übersetzt wurde.

Mariulykill (»Marien-Schlüssel«) ist ein Marienloh des

HSS: AM 667, 4to frag. V. LIT: LOSONP 1963.

245

Martin von Troppau

Markus Skeggjason, isländ. Skalde in der zweiten Hälfte des 11. Jh.s, der von 1084 bis zu seinem Tod am 15. Okt. 1107 Gesetzessprecher war und den Ari fróði als Quelle für frühere Gesetzessprecher anführt. Seine Gedichte zeugen von seinem großen Eifer bei der Unterstüt­ zung kirchl. Interessen. Von sei­ ner —> Eiriksdräpa [3] auf den Dänenkönig Eirikr Sveinsson in góði sind 32 Strophen erhalten, im Skäldatal wird er auch als Hofdichter des dän. Königs Knut (des Heiligen) und des Schwedenkönigs Ingi Steinkelsson erwähnt. Einzelne Dróttkvættfragmente in der Snorra Edda und im 3. gramm. Traktat könnten zu Gedichten auf diese Herrscher gehören, aber für eine nähere Identifika­ tion ist zu wenig davon erhal­ ten; die Snorra Edda führt auch noch zwei Bruchstücke einer Kristdrápa an.

Marsilius saga ok Rosamundu ist eine vermutl. im 17. Jh. aus einem dän. Volksbuch übersetzte Saga; auf dieser Saga beruhen die von Jón Þorsteinsson verfaßten Marsilius rimur ok Rósamundu.

HSS: —> Knýtlinga saga; —> Snorra Edda; —* 3. gramm. Traktat. ED: F. Jón5son, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946; ÜB: (nur Kristdrápa) W. Lange, Christi. Skaldendichtung, 1958. LIT: B. M. Olsen, Lovsigemanden Markus Skeggesøns arvekvæde over kong F.rik Eie­ god, (Edda 15) 1921; F. Jónsson, Litt.hist. 2 21923; E. A. Kock, NN 917, 2047; W. Lange, Studien zur christl. Dichtung der Nordgerm., 1958; J. dé Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Marthe saga ok Marie Mag­ dalene ist eine Heiligensaga über die beiden Schwestern im Neuen Testament, die vor al­ lem auf dem Speculum historiale des Vincenz von Beauvais be­ ruht.

Marons saga sterka ist eine junge originale Riddarasaga, die wohl erst im 18. Jh. entstanden ist. HSS: Lbs 893, 8vo (ca. 1800); 8 jüngere HSS. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

HSS: Lbs 990,4to; ÍBR 97,4to; Lbs 2421, 8vo; Lbs 1637, 4to; (18. Jh.); drei jüngere HSS. ED: Saga af Marsilius og Rósamundu, Rv. 1885. LIT: M. Schlauch, The Pound of Flesh Story in the North, (JEGPh 30) 1931.

Marteins saga málara ist eine sicher erst im 19. Jh. verfaßte moderne Erzählung. ED: Guðmundr Hjartarson, Sagan af Marteini Málara, Rv. 1880.

Martha saga, eine kurze Heili­ gensaga über die Hl. Martha, die aus Auszügen aus Kap. 15 und 26 der Marthe saga og Marie Magdalene besteht. HSS: AM 764. 4to. LIT: LOSONP 1963.

HSS: AM 233 a, fol; SKB perg. 2, fol; AM 235, fol; NRA frag. 79 (alle 14. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LO­ SONP 1963; B. Carle, Jomfru-Fortcellinger, Odense 1985.

Martin von Troppau, ein poln. Dominikaner, gest. 1278, dessen 1277 verfaßte große Ge­ schichtskompilation Chronica

Martinus saga byskups summorum pontificum imperator­ umque ac de septem aetatibus mundi im Ma. viel benutzt wurde und offenbar auch in Is­ land bekannt war, da nach Ge­ ring die zwei isländ. Exempel Af Formoso und Af Silvestro páfa auf diesem Werk beruhen. LIT: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-3.

Martinus saga byskups ist eine Heiligensaga über den Hl. Martin von Tours (11. Nov.), den großen Vorläufer westi. Mönchtums, über den schon kurz nach 400 Sulpicius Severus seine Vita S. Martini verfaßte. Die Saga ist in vier Fassungen bewahrt, die alle verschiedene Versionen des Martinslebens aus BHL (5610-5613, 5615, 5616, 5619, 5620-5623) kompi­ lieren. HSS: AM 645, 4to (13.Jh.); AM 235. fol; SKB perg. 2, fol; AM 655, 4to frag. XXXI (14. Jh). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877; L. Larsson, Isländska hand­ skriften No 645 4°Lund 1885; (Faks.:) A. Holtsmark, A Book of Miracles ..., Cph. 1938 (= CCI 12). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LO­ SONP 1963.

Márus saga heimska ist eine den Fornaldarsögur naheste­ hende originale Riddarasaga, die wohl erst im 18. Jh. entstan­ den ist und Spuren der Beeinflußung durch die Ambales saga aufweist. HSS: Lbs 1756, 8vo; Lbs 2203, Svo; ÍB 203, 8vo; Lbs 2114, 4to. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Matheus saga postola ist eine Apostelsaga über den Apostel Matthäus, die in drei Fassungen

246 erhalten ist und auf die latein. Vorlage in BHL 5690 zurück­ geht, welche in Fassung B ge­ kürzt, in Fassung C erweitert wurde. HSS: (A:) AM 655, 4to frag. IX (12. Jh ); (B:) AM 645, 4to; AM 652, 4to (13. Jh.); (C:) AM 655, 4to frag. XII-XI1I (13. Jh.). ED: C. R. Unger, Postola sögur, Christia­ nia 1874; L. Larsson, Isländska handskrif­ ten No 645 4° Lund 1885; (Faks.:) A. Holtsmark, A Book of Miracles ..., Cph. 1938 (= CCI 12). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953; LOSONP 1963.

Mathias saga postola. eine Heiligensaga über den Apostel Matthias, die in zwei verseh. Übersetzungen der latein. Vita des Lambertus Parvus a Legio (cf. BHL 5699 ff) erhalten ist. HSS: AM 630, 4to (17. Jh.); Skarðsbók. ED: C. R. Unger, Postola sögur, Chria. 1874; Ólafur Halldórsson, Sögur úr Skarðsbók, Rv. 1967; (Faks.:) D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 (= EIM 2). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 ( = SBM 1937, 7); LOSONP 1963.

Mauritius saga ist eine Heili­ gensaga über den Hl. Mauritius (22. Sept.), einen der Märtyrer von Agaunum des 3. Jh.s. Sie ist eine Übertragung einer latein. Vorlage (BHL 5746 und 3446). HSS: AM 235, fol; SKB perg. 2, fol (14. Jh.); AM 655, 4to frag. X (13. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna sogur 1, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LO­ SONP 1963.

Maurus saga, eine Heiligen­ saga über den Hl. Maurus (15. Jänner), einen Mönch des 5. Jh.s, ist eine Übertragung einer latein. Vorlage (BHL 5773).

247 HSS: SKB perg. 2, fol. ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria, 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: LOSONP 1963.

Medizinische Literatur im ma. Norwegen und Island, also Arzneibücher, Lapidarien und Rezeptare, basieren vorwiegend auf antiken Vorbildern, wie aus Verweisen auf Hippocrates, Galenus und Dioskurides her­ vorgeht. Das wichtigste aus­ länd. Vorbild ist das Arznei­ buch des Dänen Henrik Harpe­ streng. Dem isländ. Arzt und Helden der —> Hrafns saga Sveinbjarnarsonar werden keine medizin. HSS direkt zu­ geschrieben. HSS: AM 194, 8vo; AM 195, 8vo; AM 696, 4to; AM 434 a, 12mo; Royal Irish Academy 23 D 43. ED: M. Hægstad, Gamalnorsk Fragment av Henrik Harpestreng, Kria. 1906; K. Kålund, Den islandske Latgebog Cod. AM 434 a, 12°, Kbh. 1906; ders., Alfrceði íslenzk 1, Kbh. 1908 (= SUGNL 37); F. Jónsson, Lcegekunsten i den Nordiske Old­ tid, Kbh. 1912; H. Larsen, An Old Icelandic Medical Miscellany, Oslo 1931. LIT:J. Reichborn-Kjennerud, En oversigt over og karakteristikk av de gamle nordiske leekebøker, (Tidsskrift f. d. norske Læge­ forening 44) 1924; J. Kousgård Sørensen, Lægebøger, (KLNM 11) 1966.

Melabók Landnátnu ist eine Version der —► Landnámabók, von der nur 2 Blätter erhalten sind. Der Großteil der M. wurde in die Þórðarbók einge­ arbeitet. M. wurde im frühen 14. Jh. von jemandem oder für jemanden aus der Familie der Melar in Westisland verfaßt, vielleicht Snorri Marküsson von Melur (gest. 1313) oder sein Sohn Þorsteinn böllóttr, Abt von Helgafell (gest. 1353).

Merlinusspá HSS: AM 445 b, 4to. ED, UB: -» Landnámabók.

Melkólfs saga ok Salomons konungs ist eine nur fragmentar. erhaltene isländ. Riddarasaga. Sie handelt von einem Kö­ nig Salomon, der von dem über­ aus klugen 12-jährigen Melkólf erfährt und beschließt, dessen Weisheit zu prüfen; er findet den Ruf Melkólfs bestätigt und nimmt ihn als Ratgeber mit an den Königshof. Der Text bricht mitten in einer Anekdote, wel­ che Melkölfs Weisheit zeigt, ab. Die Saga ist vermutl. um 1400 entstanden, und das erhaltene Fragment stammt aus dieser Zeit. HS: AM 696, 4to, frag. III. ED & ÜB (engl:) J. H. Jackson, M.s.o.S.k., (Studies in Honor of A. M. Sturtevant) Lawrence, Kansas 1952.

Melusine -♦ Rémundar saga ok Melissinu.

Merkverse -> Pulur. Merlínusspá (»Die Weissa­ gung des Merlin«) heißt die altnord. Übersetzung der latein. Prophetiae Merlini (später Buch VII der Historia Regum Britan­ niae) des brit. Historikers Geof­ frey of Monmouth, die um 1200 in Versform durch den is­ länd. Mönch -♦ Gunnlaugr Leifsson (gest. 1218) angefertigt wurde und damit den ältesten Beleg für ein Werk aus dem Artusstoffkreis in Island dar­ stellt. Die 150 Strophen umfas­ sende M. ähnelt in metr. Hin­ sicht der -+ Völuspá, zeigt aber auch Einflüsse der Grípisspá, der

meykóngr

Fáfnismál und anderer isländ. Lieder; der Verfasser ist auch inhaltlich frei mit seinem Stoff umgegangen, den er eher er­ weitert. Der Kompilator der Hauksbdk hat dann diese VersÜbersetzung in die entsprechen­ de Stelle der altnord. Prosa­ übersetzung von Geoffreys ge­ samter Historia regum Britanniae, den -> Breta sögur, eingesetzt, was aber noch nicht für einen gemeinsamen Entstehungsort spricht. HSS: Hauksbók. ED: -* Hauksbók; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; E. A. Kock, NN 90-105,1281 f, 2163 A - G, 2164; G. Turville-Petre, Origins of Iceiandic Literature, Oxford 1953; J. S. Eysteinsson, The Relationsship ofM. and Geoffrey of Monmouth’s Historia, (Saga-Book 14) 1953-57; R. Frank, A4., (DicMA 8) 1987.

meykóngr (»Mädchenkö­ nig«) ist ein literar. Typ von weibl. Helden, die Schönheit und gute Herkunft mit kriege­ rischem Verhalten und oft auch Männerfeindlichkeit verbin­ den. Solche kriegerischen Prin­ zessinnen kommen in der alt­ nord. Literatur vor allem in den originalen Riddarasögur (Partalópa saga, Nitida saga, Viktors saga ok Blávus, Sigurðar saga þögla, Gibbons saga), sonst nur in der Hrólfs saga Gautrekssonar vor. In der Gestaltung werden alte volksmärchenhafte Elemente mit dem Walküren­ bild der heidn. Mythologie (valkyrja, skjaldmær) und viel­ leicht auch solchen gelehrter ausländ. Traditionen (Boadicea) verbunden.

248 LIT: E. Wahlgren, The Maiden King in Iceland, Diss. Chicago 1938.

Michaels saga ist eine von Bergr Sokkason (gest. 1345) verfaßte Heiligensaga über den Erzengel Michael, die er nach verseh, latem. Quellen übertrug und kompilierte. HSS: AM 657 a-c, 4to; SKB perg. 10, 8vo frag. V (alle 14. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 1, Chria. 1877. LIT: P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 (= SBM 1937, 7); LOSONP 1963; M. Tveitane, Hsio Pauli o% den norrøne M.s., (MoM) 1963.

Michaelsflokkur ist ein spätma. Gedicht im Versmaß Stüfhent von -» Hallur Ögmundarson über den Hl. Mi­ chael und basiert auf der Mi­ chaels saga. HSS: AM 622, 4to; AM 710 d, 4to; AM 714. 4to. ED: Jón Þorkelsson, Kvæðasafn, Rv. 1922-27.

Milska (etwa » Honigmilch «) heißt eine Dråpa auf Christus im Versmaß Hrynhent aus dem frühen 15. Jh., die - wohl irr­ tümlich - —> Sigurður biindr zugeschrieben wird. HSS: AM 622, 4to; AM 713. 4to; AM 721, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 1, Kbh. 1936. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen pä Island i del 15. og 16. arhundrede, Kbh. 1888; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Milun heißt die in den —> Strengleikar überlieferte alt­ nord. Prosaübersetzung des gleichnamigen altfranz. lais.

Miracula beati Olavi -» Acta sancti Olavi.

249 Mírmans saga (auch Mírmants saga, Mírmanns saga) ist eine den Fornaldarsögur naheste­ hende originale Riddarsaga, die im 14. Jh. entstanden sein dürfte. Die Christianisierung spielt in ihr eine beträchtl. Rolle. Mirman, Sohn des heidn. Kö­ nigs Hermann von Saxland, wird bei König Hlööver von Frakkland aufgezogen, dessen zweite, junge Frau sich in den jungen Helden verliebt. Der aber versucht, seinen Vater Hermann zu bekehren und er­ sticht diesen schließlich. Seine kluge, aber böse Mutter rächt sich an Mirman, indem sie ihn mit Aussatz ansteckt, von dem er erst von der sizilian. Prinzessin Cecilia geheilt wird. Er heiratet die Prinzessin, aber als er später nach Frakkland reist, verzaubert ihn die Witwe des inzwischen verstorbenen Hlööver und er heiratet sie. Ce­ cilia zieht als Ritter verkleidet mit einem Heer nach Frakk­ land, überwindet ihren Mann im Zweikampf und bestraft die böse Königin; Mirman kehrt nun mit Cecilia nach Sizilien zurück und ist dort noch lange König, bevor beide ihr Leben im Kloster beenden. HSS: SKB perg. 6, 4to (ca. 14(X>); AM 593 a, 4to (15. Jh ); AM 181 g, fol; AM 179, fol; über 30 Papier-HSS. ED: E. Kolbing, Riddarasögur, 1872; Ei­ nar Pórðarson, M.s.riddara, Rv. 1884; Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 3, Rv. 1949; (Faks.:) Ð. Slay, Romances. Perg 4:o nr 6 .... Cph. 1972 ( = EIM 10). ÜB: - (Nacherzählung in J. Glauser, Is­ land. Märchensagas, 1983). LIT: A. Zinzow, Die erst sächsischfränk., dann normann. Mirmannsage,

Möðruvallabók 1891; ders., Zur Mirmannssage, Progr. Gymn. Pyritz 1892; E. Kolbing, Ein Bei­ trag zur Kritik der romant. Sagas, (PMLA 13) 1898; F. Settegast, Die fränk. Elemente der M.s., (Zs. f. rom. Phil. 32) 1908; M. Schlauch, Romana in Iceland, London 1934; E. F. Halvorsen, M.s., (KI,NM 11) 1966; J. Glauser, Island. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44); M. E. Kalinke, M.s., (DicMA 8) 1987.

Móðars rimur wurden im 16. Jh. von einem unbekannten Is­ länder vermutl. auf Grund mündl. Traditionen gedichtet; Die M.r. handeln von einer nordisländ. Bäuerin namens Signý, die im Kindbett stirbt. Ihrer Tochter wird derselbe Name gegeben, und diese wird eine sehr fromme Frau und be­ endet ihr Leben als Nonne in Reynistaöur. Im 18. Jh. entstand eine Prosafassung der Rimur, der Móðars þáttr. HSS: (Rimur:) AM 135, 8vo; (Páttr:) Lbs 355, 4to; Lbs 1440, 4to; Lbs 1972, 4to. ED & LIT: Jón Helgason, Móðars rimur og Móðars þáttur, Kbh. 1950 (= íslenzk rit síöari alda 5).

Möðruvallabók nennt man erst seit den Sagaausgaben des Guðmundur Porláksson (Kbh. 1880) eine Pergament-HS aus der 1. Hälfte des 14. Jhs. mit Isländersagas, die bis auf einige Lücken erhalten ist; der Name geht auf den im Besitzvermerk des Björn Magnússon im 17. Jh. genannten Ortsnamen Mööruvellir zurück. Der Codex ent­ hält folgende Sagas: Njäls saga, Egils saga, Finnboga saga, Bandamanna saga, Kormaks saga, Viga-Glüms saga, Droplaugarsona saga, Olkofra saga, Hall-

Möðruvellinga saga freðar saga, Laxdœla saga, Fóstbrœðra saga. HS: = AM 132, fol. ED: (Faks.:) E. Ol. Sveinsson, M., Kbh. 1933 (= CCI 5). LIT: Jón Helgason, Gauks saga Trandilssonar, (Heidersskrift til G. Indrebø), Bergen 1939.

Möðruvellinga saga -+ Ljósvetninga saga. Möttuls saga oder Skikkju saga (»Die Saga vom Mantel«) heißt die Mitte des 13. Jhs. in Norwegen entstandene Über­ setzung des franz, fabliau Le Mantel mautaillé, eines eher fri­ volen Gedichts, das von der Keuschheitsprobe durch einen wunderbaren Mantel am Hofe König Artus’ berichtet, bei der sich alle Hofdamen in irgendei­ ner Weise als untreu erweisen, und nur Karradins bescheidene Freundin die Probe besteht. Die M.s. gehört damit zu der Gruppe der übersetzten -+ Riddarasögur, unterscheidet sich aber von den anderen Werken dieser Gattung dadurch, daß ihm kein Versroman zugrunde liegt und daß der pikante Stoff sicherlich keine vorwiegend höfisch-didaktische Funktion hatte. Daß sich die Geschichte nicht nur auf dem Kontinent, wo Übersetzungen des franz. Originals in etlichen europ. Volkssprachen zu finden sind, sondern auch auf Island großer Beliebtheit erfreute, beweist nicht nur die Zahl der HSS, sondern auch die Tatsache, daß noch im 14. Jh. die -» Samsons saga fagra (welche die Vorge­ schichte des Keuschheitsmantels erzählt) sowie die teils darauf,

250

teils auf der M.s. basierenden jungen —» Skikkju-rimur ent­ standen. HSS: AM 598, 4to 1 a (Frag., ca. 1300); SKB perg. 6, 4to (frag.) und AM 598, 4to I ß (beide ca. 14(X)); voller Text: AM 1.79, fol., AM 181 b, fol. (17. Jh.). ED: G. Cederschiöld, F.-A. Wulff, Versi­ on nordiques du fabliau fratqais » Le mantel mautaillé«, Lund 1877; G. Brynjúlfsson, Saga af Tristram ok Isönd samt Möttuls saga, Kbh. 1878. ÜB: R. Simek, Zwei Rittersagas. Möt­ tuls saga und Samsons saga fagra, 1982 (= Fabulae Mediae vales 2). LIT: E. F. Halvorsen, M.s., (KLNM 12) 1967; M. J. A. Friesen, »Le Cort Mantel« and »M.s.«: a literary comparison, Diss. Urbana-Champaign 1983; M. E. Kalinke, M.s., (DicMA 8) 1987; -> Riddarasögur.

Monologlied nennt die For­ schung solche Heldenlieder, die im Unterschied zu den meisten eddischen Liedern nicht -> Dia­ logform aufweisen, sondern von einer Person die Handlung berichten lassen. Dazu zählen etwa die Guðrúnarkviða önnur, der Víkarsbálkr, das Hrókslied, vor allem aber die reinen Rück­ blicksgedichte (vgl. -> elegi­ sche Dichtung) wie die Guðrúnarkviða in fyrsta, Oddrünargrätr oder Orvar-Odds Sterbe­ lied. LIT: A. Heusler, Der Dialog in der altgerman. erzählenden Dichtung, (ZfdA 46) 1902.

Morginsól (» Morgensonne «) war der Titel eines in der Snorra-Edda überlieferten Liebesge­ dichts aus dem 12. (?) Jh., von dem aber nur eine halbe Stro­ phe erhalten ist. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946.

Morkinskinna (»das verrot­ tete Pergament «) ist der erst seit

251

dem 17. Jh. verwendete Name einer Pergament-HS aus dem 13. Jh., welche Königssagas von Magnus dem Guten (reg. 1035-1047) bis 1177 enthält und auf ein am Anfang des 13. Jh. entstandenes Werk zurückgeht. Der letzte Abschnitt ist verloren und der Codex weist auch sonst einige Lücken auf. Bemerkens­ wert sind die in der M. enthal­ tenen zahlreichen kurzen Ge­ schichten (Þættir) über isländ. Dichter und Abenteurer am norweg. Königshof. Der Autor der M. verwendete vor allem Hryggjarstykki und Agrip so­ wie Skaldengedichte als Quel­ len seiner Sagas. HS: GkS 1009, fol. ED: C. R. Unger, M., Christianier 1867; F. Jónsson, M., Kbh. 1932 (= SUGNL 53); T. Ulset, Utvalgte Pcettir fra M., Oslo 1978 (= Nordisk Filologi) [14 PættirJ; W. H. Vogt, Kleine Erzählun­ gen aus Landnámabók und M., 1935 ( = Altnord. Übungstexte) [8 ÞættirJ; (Faks.:) Jón Helgason, M. MS. No. 1009 fol........Cph 1934 ( = CCI 6). LIT: Bjarni Aðalbjarnarson, Om de norske kongesagaer, Oslo 1936; F. Hødnebø, M., (KLNM 11) 1966; K. Rossenbeck, M., (KLL 4) 1968; A. Jakobsen, Om forholdet mellom Fagrskinna og M., (MoM) 1968.

Mündliche Überlieferung. Die ma. isländ. Literaturge­ schichte läßt sich grob in drei Abschnitte einteilen: erstens das vorliterar. heidn. 10. Jh., zwei­ tens die Übergangsperiode des 11. Jh.s mit der Gründung von Kirchen, Klöstern und Schulen und wachsendem Einfluß aus­ länd. Wissenschaft, und drittens die Zeit der Sagaschreibung von 1100 bis 1400. Der erste, heidn. Abschnitt war noch von mündl. Kultur geprägt, wenn auch die Kenntnis der Runen in

Mündliche Überlieferung Island bekannt war, die aber kaum für iiterar. Zwecke ver­ wendet wurden. Die Dichter lernten ihre eigenen Gedichte und die von anderen auswen­ dig, Rechtsgelehrte hatten ihr gesamtes Wissen im Kopf, und als im 11. Jh. die ersten isländ. Historiker begannen, Material für die Geschichte des Landes zu sammeln, mußten sie sich völlig auf das Gedächtnis von Gewährsleuten verlassen. Über Sæmundr Sigfússon (10561133) wissen wir diesbezügl. wenig, aber Ari Þorgilsson (1068-1148) nennt eine Reihe von Informanten, darunter den Gesetzessprecher und Dichter Markús Skeggjason (gest. 1107) und die Bäuerin Puriör Snorradóttir (1024-1112), deren Vater Snorri goöi (963—1031) schon vor der Christianisierung eine der bedeutendsten Persönlich­ keiten Islands war; daß wir über ihn mehr als über seine Zeitge­ nossen wissen, ist sicherlich auf seine Tochter und Aris Schrif­ ten zurückzufuhren. Auch spä­ tere Historiker wie Gunnlaugr (gest. 1218 oder 1219) nennen namentlich ihre Gewährsleute, zu denen immer wieder Frauen zählen. Obwohl verschiedene Informationen in Prosa und Vers über die Geschichte auch weiterhin mündl. weitergege­ ben wurden, so verließen sich ab dem 13. Jh. Sagaschreiber und andere Autoren doch lieber auf schriftl. Quellen als auf mündl. Informanten, und damit ging auch der Brauch mündl. Er­ zählens zurück und wurde durch das Vorlesen von Sagas ersetzt.

Mündliche Überlieferung

Die Bewahrung und Weiter­ gabe m. Ü. dürfte im ma. Island die Aufgabe bestimmter Be­ rufsgruppen gewesen sein, wo­ bei der Schwerpunkt auf Recht, Dichtung, Geschichte und Komputistik lag; es wäre also falsch anzunehmen, daß das ganze Volk oder ein anonymes Kollektivgedächtnis m. Ü. in vorliterar. Zeit weitergab. Auf dem Gebiet des Rechts hat­ ten vor dem 12. Jh. die Geset­ zessprecher die Gesetze auswen­ dig zu lernen und jeweils ein Drittel davon auf dem Althing im Sommer vorzutragen, wo­ bei die Amtszeit eben drei Jahre betrug. Nachdem aber die Ge­ setze ab dem Winter 1117/18 niedergeschrieben wurden, las man sie aus den HSS vor, und für den Gesetzessprecher war nun die Kunst des Lesens und Schreibens wichtiger als das Ge­ dächtnis. Mündl. Versionen der Gesetze wurden nicht mehr ak­ zeptiert, nur die schriftl. Fas­ sung hatte Geltung. Auch Dichter mußten sich bis zum 12. Jh. auf ihr Gedächtnis verlassen, wobei das Erlernen der Gedichte ihrer Vorgänger gleichzeitig zur Erlernung der Dichtkunst führte. Damit wur­ den auch alte Mythen und Hel­ densagen tradiert, und da viele Isländer an ausländ. Königshö­ fen tätig waren, waren sie auch in deren Traditionen bewan­ dert. Der Vortrag von Fürsten­ preisliedern war eine meist recht formelle Angelegenheit, für die der Dichter auch ent­ sprechend belohnt wurde. Da­ neben galt der Vortrag von Ge-

252 dichten (kvæðaskemmtun) als beliebte Form der Unterhal­ tung. Ab dem 12. Jh. wurden jedoch auch Gedichte zuneh­ mend niedergeschrieben. Ver­ mutlich war der Mitte des 12. Jh. verfaßte —> Hättalykill eher für Leser als für Zuhörer ge­ dacht und sollte ein frühes Dichterhandbuch darstellen. Als Einar Skülasons Gedicht Geisli 1169 im Dom von Trondheim verlesen wurde, ging der mündl. Vortrag von Gedichten wohl schon zurück. Die Eddalieder wurden etwa im späten 12. Jh. erstmals niederge­ schrieben, und Snorri hat von den vielen ihm vorliegenden und von ihm in der SnorraEdda zitierten Gedichten wohl schriftl. Fassungen besessen. Die Bewahrung geschichtl. Er­ eignisse und einzelner Genealo­ gien dürfte weniger als andere Bereiche m. Ü. auf einzelne Personengruppen beschränkt gewesen sein, und das selbe gilt wohl für die erfundenen Aben­ teuergeschichten, welche die mündl. Vorläufer der Fornaldarsögur und einzelner Episo­ den der Isländersagas bildeten. Der Vortrag von Sagas (sagnaskemmtun) war noch beliebter als der von Gedichten. Diese Geschichten und auch Genealo­ gien wurden ab dem 12. Jh. niedergeschrieben, und der Verfasser des Ersten gramm. Traktats nennt um 1150 Genea­ logien als eine der vier schriftl. aufgezeichneten Literaturgat­ tungen (die anderen drei waren Gesetze, Bibelauslegungen und Aris historische Schriften). Ari

253

und andere Historiker zeichne­ ten solche Genealogien auf und schufen damit den Beginn der Historiographie (Islendingabók, Landnámabók), und auf diesem Weg flössen solche In­ formationen auch in die Islän­ dersagas ein. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß Islän­ dersagas oder auch nur kom­ plette Pættir jemals in mündl. Form existiert haben, auch wenn die darin enthaltenen Ein­ zeldaten auf mündl. Weg ins 12. Jh. weitergegeben worden waren. Sicher nur eine kleine Zahl von Isländern der vorliterar. Zeit beschäftigte sich mit Komputistik, welche Grundkenntnisse der Astronomie voraussetzte und die Erstellung von Kalen­ dern (nicht zuletzt zur Feststel­ lung des Ostertermins und an­ derer praktisch wichtiger Ter­ mine) erlaubte. Um 1140 ent­ stand in Island der erste schriftl. Kalender, und von da an dürfte sich Komputistik auf schriftl. Aufzeichnungen konzentriert haben.

Munnvörp oder Munnvarp (»Mund-Wurf«) ist eine bereits recht früh auftretendc Variante des Versmaßes Dróttkvætt, bei der die ungeraden Zeilen reim­ los waren und die geraden Halb­ reim aufwiesen; auch die Stel­ lung der Stäbe ist etwas freier als im eigentl. Dróttkvætt; vgl. Snorri, Háttatal 66. Während das M. im 10. Jh. vor allem einfacheren Stegreifstrophen diente, wurde es im 12. Jh. auch für förmlichere Gedichte ver­

Musik

wendet, etwa die Jómsvíkingadrápa des Orkadenbischofs Bjarni Kolbeinsson. LIT: J. de Vries, ALG 1-2, 21964-67; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Ox­ ford 1976.

Musik. Die Laurentius saga biskups enthält einige Bemerkun­ gen dieses Bischofs, der den ein­ stimmigen Gesang vom Typ des gregorianischen Chorals den mehrstimmigen Formen vorzog; Aufzählungen von ver­ schiedenen Musikinstrumenten finden sich in der Ynglinga saga (Kap. 22), einigen originalen Riddarasögur und bei Saxo. Die Hinweise auf M. im ma. Nor­ wegen und Island sind jedoch eher karg. Die ältesten isländ. HSS mit Notationen sind ein Lektionar (AM 788, 4to) aus dem 12. Jh., Psalmen (AM 241 a, fol; AM 678, 4to) und das Officium einer Olafsmesse (AM 241 b III, fol), beide aus dem 14. Jh., aus dem 15. Jh. eine Nicolaimesse (AM 640, 4to), ein Kyrie aus einer Osterliturgie (AM 266, 4to) sowie ein zweistimmi­ ges Credo (tvisöng; AM 80 b, 8vo) in einer Notationsform, welche in Kontinentaleuropa schon seit dem 13. Jh. unüblich war und daher einen älteren Stand repräsentiert. Diese tvisöngr-Form blieb in isländ. Volksliedern noch lange ge­ bräuchlich und findet sich in Musik-HSS ab dem 17. Jh., während die -» Rimur durch­ wegs einstimmig gehalten wa­ ren. LIT: A. Hammerich, Studien über is­ länd. Musik, (Samm. d. int. Musikgesellschaft 1) 1900; M. S. Seiden, The Music

Mythologische Dichtung of Old Iceland, (The American Scandina­ vian Review 45) 1957; J. Ling, Musik, (KLNM 12) 1967; Robert A. Ottoson, Das musiktheoretische Textfragment im Stockholmer Homilienbuch, (Opuscula 4) Kbh. 1970 ( = BiblArn 30); ders., Tvesang (KLNM 19) 1975; M. Levy, Den starke slatt. Om magisk musik fra sagatiden og dens genklang hos norske spillemand, Højberg 1974; Hallgrímur Helgason, Tónmenntasaga, (Saga Islands 2) Rv. 1975.

Mythologische Dichtung —► Götterlieder. Naboreis heißt die in den -» Strengleikar erhaltene altnord. Prosaübersetzung des altfranz. lais Nabaret.

Náð (»Gnade«) ist ein Gedicht von -+ Hallur Ogmundarson aus der Zeit zw. 1507-1518 über die Hl. Jungfrau Maria und ihre Mutter Anna. HSS: AM 622, 4to; AM 715 e, 4to. ED: Jón Þorkelsson, Kvaðasafn, Rv. 1922-27; Jón Helgason, íslenzk miðaldakvaði 2, Kbh. 1938. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Nætlur heißt ein spätma. geistl. Gedicht, das auch ein Nachtge­ bet enthält - daher der Name. HS: AM 104, 8vo. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen pa Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Natons saga Persakonungs ist eine junge Riddarasaga, die wohl erst im 19. Jh. entstanden ist. HSS: Lbs 996, 4to; Lbs 2114, 4to; Lbs 1500, 4to.

Nesjavisur (»Strophen über [die Schlacht bei] Nesjar«)

254 heißt ein Gedicht des isländ. Skalden —> Sighvatr Pórðarson, über die Schlacht bei Nesjar im Oslofjord (vermutl. am 25. März 1016), die er im Gefolge des siegreichen norweg. Königs Olafr Haraldsson (des Heiligen) miterlebte. Die erhaltenen 14 Strophen und Halbstrophen ge­ ben aber keine eigentl. Be­ schreibung der Schlacht, son­ dern bieten vorwiegend stereo­ type dicht. Formeln. HSS, ED, ÜB: -> Heimskringla; -> Olafs saga hins hclga; -* Legendarische Olafssaga; Fagrskinna; -*■ Snorra Edda; 3. gramm. Traktat. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: H. Gering, Beitr. zur kritik und erklärung skald, dichtungen, (ZfdPh 44) 1912; F. Jónsson, Litt.hist., 1, 21920; E. A. Kock, NN 585, 618-623, 934, 1149, 1859f;J. de Vries, ALG 1, H964.

Nibelungendichtung. Außer dem Nibelungenlied sind die meisten erhaltenen Bearbeitun­ gen der Nibelungensage in alt­ nord. Sprache überliefert, und zwar sowohl in Form von Lie­ dern als auch in Prosa. Da die altnord. Literatur die Form des Versepos nicht kennt, ist uns der Nibelungensstoff in einer ganzen Reihe von Eddaliedern unterschiedl. Alters erhalten, welche sich mit best. Abschnit­ ten von Sigurðs (= Siegfrieds) Leben und dem Untergang der Nibelungen/Niflungen be­ schäftigen. Mit SigurÖ beschäf­ tigen sich die Eddalieder -> Grípisspá, Reginsmál, Fáfnismál, Sigrdrífomál, - die ehe­ mals darauffolgende Sigurðarkviða in meiri ist bis auf das Ende (—> Brot af Sigurðarkviða) ver­ loren -, und die Sigurðarkviða

255 in skamma; zum selben Stoff­ kreis gehören aber auch die Gudrunlieder (Guðrúnarkviða in fyrsta, Guðrúnarkviða önnur, Guðrúnarkviða in þriðja) sowie der Helreid Brynhildar, der Oddrúnargrátr und Atlakviöa und Atlamál. Diese Eddalieder über die Nibelungensage dien­ ten als Vorlage der umfangrei­ chen Prosaversion der —> Völsunga saga, der auch noch die im Codex Regius verlorenen Stücke (-► Lieder der Lücke) vorlagen. Während alle diese Werke der N. die nord. Fassung des Stoffes wiedergeben, findet sich in der in Norwegen nach nddt.en Originalen verfaßten Þiðreks saga auf vier Stellen verstreut und recht knapp gefaßt die dt. Version der Nibelungensage wiedergegeben; diese Stücke werden zusammen als —> Niflunga saga bezeichnet. Neben diesen Beispielen von N. in Skandinavien wird die Ver­ breitung und Beliebtheit der Sage aber auch durch die zahlr. Helden namens Sigurðr in den originalen Riddarasögur und durch einzelne Hinweise in an­ deren Texten belegt, so etwa die Anmerkungen über die geograph. Lage der Gnitaheide, wo Sigurds Drachenkampf stattgefunden habe, u.a.m. in Abt Nikulás Reiseführer —> Leiðarvísir aus dem 12. Jh. Nicodemus-Evangelium -> Niörstigningar saga. Níðdichtung. Der Níð ist eine schon altgerman. Form der Verhöhnung oder Verspottung eines Gegners und konnte ver­

Níðdichtung

schiedene konkrete Formen an­ nehmen, etwa die von ge­ schnitzten Karikaturen (tréníð, níðstöng = skáldstöng), aber auch eine verbale, die in den Gesetzestexten als tunguníð be­ zeichnet wurde. Diese Form des Niö betraf aber im Gegensatz zu anderen Arten von Beleidigun­ gen eine stark formalisierte, fast ritualisierte Form der Verhöh­ nung in Stabreimformeln oder Strophen (Níðvísur). Die N. war als dauerhafteste Form der Schmähung eine gefürchtete Waffe der Skalden und wurde, obwohl sie in den altnord. Ge­ setzen als strafbar angeführt wird, doch auch bewundert, wie schon die zahlr. literar. Beispiele für effektive N. zei­ gen. In der Egils saga Skallagrimssonar (Kap. 56f) sind uns zwei Níðvísur Egils erhalten, die in Verbindung mit einer Níðstöng verwendet wurden. Eine ebenfalls recht beein­ druckende Wirkung zeigt die N. im -» Þorleifs þáttr jarlaskálds, deren Opfer hier Jarl Hákon Sigurðarson ist. Auch hier ist die unmittelbare Wir­ kung der N. in der Erzählung von auffälligen übernatürl. Er­ scheinungen begleitet. Ein wei­ teres Beispiel aus der Sagalitera­ tur ist das Gedicht Grámagaflím in der Bjarnar saga Hitdoelakappa. Dieser heidn. Aspekt tritt in den wiederholt überlie­ ferten Fällen von N. gegen christl. Missionare (z.B. Kristni saga) hervor. Die Belege in der Prosaliteratur deuten darauf, das zumindest im Hochma. der Níð die Unterstellung homo-

256

Niðrstigningar saga sexueller Praktiken involvierte und gerade deswegen als beson­ ders ehrenrührig betrachtet wurde. LIT: E. O. Sveinsson, Bitit heßr níðit rikari menn..(Arv) 1965; B. Almqvist, Norrön Niddiktning 1-2, Sthm. etc. 1965 74; ders., Nid, (KLNM 12) 1967; T. L. Markey, Nordic Niövisur, (Mediaeval Scandinavia 5), 1972; P. M. Sørensen, Norrønt Nid, Odense 1980 (engl. Üb.: The Unmanly Man, Odense 1983).

Niðrstigningar saga ist eine schon im 12. Jh. entstandene Übersetzung des zweiten Teils des apokryphen NicodemusEvangeliums [Descensus ad infe­ ros), welche sich mit dem Ab­ stieg Christi in die Hölle nach seinem Tod am Kreuz beschäf­ tigt, mit Interpolationen aus Hiob 41 und der Offenbarung des Johannes 19. Nur AM 645 enthält den ganzen Text, aber auch AM 623 geht auf ein altes Original zurück, während die beiden jüngeren HSS spätere Rezensionen repräsentieren. HSS: AM 645. 4to; AM 62.3, 4to (13. Jh.); AM 233 a, fol (14. Jh.); AM 238 a, fol frag. V (15. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 2, Chria. 1877; L. Larsson, Isländska hand­ skriften No 645 4°Lund 1885; F. Jónsson, AM 623, 4°. Helgensagaer, Kbh. 1927 (= SUGNL 52); (Faks.:) A. Holtsmark, A Book of Miracles ..., Cph. 1938 (= CCI 12). LIT: F.Jónsson, Litt.hist. 2, 1923; Magnús Már Lárusson, Um Niðurstigningarsögu, (Skírnir 129) 1955; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953; LOSONP 1963; G. C. Aho, A Comparison of Old English and Old Norse Treatments of Christ’s Harrotving of Hell, Diss. Eugene, Oreg. 1966; ders., N.s.: An Old Norse Version of Christ’s Harrowing of Hell, (SS 41) 1969; O. Gschwantler, Christus, Thor und die Midgard­ schlange, (Fs O. Höfler 1) 1968; J. W. Marchand, Leviathan and the Mousetrap in the N.s. (SS 47) 1975; H. Ehrhardt, Des­

census Christi ad inferos [6] Skand. Lite­ ratur, (Lex. des Ma. 3) 1984/86.

Niðrstigningarvísur ist ein geistl. Gedicht von Jón Arason, das zwar an die Hl. Jungfrau Maria gerichtet ist, aber sich hauptsächl. mit der Höllenfahrt Christi beschäftigt; es beruht inhaltl. auf der Niðrstigningar saga und den Nicodemus Gesta salvatoris. HSS: AM 713, 4to; AM 714, 4to. ED: Biskupa sögur 2, Kbh. 1878; F. Jónsson,Jón Arasons religiøse digte, Kbh. 1918; Jón Helgason, Islenzk miðaldakvæði 1, Kbh. 1936. LIT: P. E. Olason, Menn og menntir siðaskiptaaldar á íslandi 1, Rv. 1919.

Níðvísur -> Níðdichtung. Niflunga saga ist der Teil der -> Piðreks saga, der sich mit dem Schicksal der Nibelungen beschäftigt. Die Geschichte von Sigurd und den Niflungen ist jedoch auf vier relativ kurze Stücke aufgeteilt und als Teil von Dietrichs Leben dargestellt. Die N.s. ist wie die Piöreks saga nach Erzählungen aus dem Nddt.cn verfaßt, daneben ist aber möglicherweise auch eine latein. Chronik (aus Soest oder Weddinghausen) verwendet worden. LIT: -* Þiðreks saga; K. Droege, Zur Thidrckssaga, (ZfdA 66) 1929; R. Wis­ niewski, Die Darstellung des Niflungenuntergangs in der Thidrckssaga, 1961 ( = Herrnea N.F. 9); J. de Vries, ALG 2, 21967.

Nikolaus saga ist eine erst spät aus dem Nddt.en übersetzte Heiligensaga über den Hl. Ni­ kolaus von Tolentino (10. Sept.), einen ital. Augustinermönch des 13. Jh.s.

257 HSS: SKB perg. 3, fol. ED: A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 2, Kbh. 1970 (= EA A 16) LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Influente on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Nikulás Bergsson (auch Bergþórsson oder Hallbjarnarson) kehrte 1154 von einer Pilger­ fahrt nach Rom zurück und wurde kurz darauf zum Abt des Klosters Pverä ernannt; er starb 1159. In den Jahren dazwischen verfaßte er seinen Pilgerfuhrcr -+ Leiðarvísir. Abt Nikulás wird als außerordentl. fähiger Mann beschrieben (Litla-Jóns saga 509), und betätigte sich auch als Dichter: von seinem Gedicht auf den Apostel Johan­ nes (Jóansdrápa II) sind aller­ dings nur drei Strophen erhal­ ten, eine weitere von einem un­ bekannten Gedicht (Kristsdrápa?). Nikulás saga (erkibiskups), eine Heiligensaga über den weithin verehrten Hl. Nikolaus (6. Dez.), Erzbischof in Kon­ stantinopel im 4. Jh., ist eine Übertragung der lat. Rita des Johannes von Neapel (BHL 6104ff). Die N.s ist in zwei älte­ ren kurzen Fassungen erhalten, von denen B nur fragm. be­ wahrt ist und von Bergr Sokkason in seiner in der ersten Hälfte des 14. Jh.s verfaßten umfang­ reichen Version (C) verwen­ dete wurde. Bergr Sokkasons N.s. ist in mind. 14 HSS ganz oder teilweise bewahrt, aller­ dings in Ungers Ausgabe nur in unkrit. Auswahl ediert (LO­ SONP).

Nikulásdrápa HSS: (A:) SKB perg. 2, fol (14. Jh.); (B:) AM 655, 4to frag. III (ca. 1200); AM 642 a, 4to frag. II (14. Jh.); (C:) SKB 16 perg., 4to; AM 643, 4to (ca. 1400). ED: (A - C:) C. R. Unger, Heilagra manna søgur 2, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 (= EIM 4); (B:) G. Morgen­ stern, Arnamagnæanische Fragmente, ..ein Supplement zu den Heilagra manna sögur, 1893; (Faks, von C:) S. Jónsdóttir u.a., Helgastaðabók, Rv. 1982 ( = MIMÆ 2). LIT: O. Widding, Kilderne til den norrøne Nicolaus saga, (Opuscula 2,1) Kbh. 1961 (= BiblArn 25,1); ders., AM 655, 4to fragment III. Et brudstykke af Nicolaus saga, ibid.; Jakob Benediktsson, Stjorn og Nikulås saga, (= Gripla 6) Rv. 1984.

Nikulás saga (konungs) leikara (oder Nichulas, Nicolas) ist eine spätestens im 17. Jh. ent­ standene originale Riddarasaga, in der König Nikuläs um die abweisende byzantin. Prin­ zessin Dorma wirbt und sie mit Hilfe seines Freundes Justinus und zahlreicher magischer Ge­ genstände nach vielen Kämp­ fen, besonders mit afrikan. Ber­ serkern, auch bekommt. Die Saga zeichnet sich durch einen besonderen Reichtum an phantast. Gegenständen und Aben­ teuern aus. HSS: AM 568. 4to; AM 585 c, 4to (17. Jh.); Rask 32; NkS 331,8vo; Lbs 644, 4to; Lbs 2405, 8vo; u. ca. 40 jüngere HSS. ED: Sagan af Nikulási konungi leikara, Winnipeg 1889; Sagan af Nikulási konungi leikara, Rv. 1912.

Nikulásdiktur ist ein ma. Ge­ dicht über den Hl. Nikolaus. HSS: SKB perg. 16, 4to. ED:Jón Porkelsson, Småstykker 14, Kbh. 1884-91 (= SUGNL 13).

Nikulásdrápa ist eine Dråpa von 86 Strophen im Versmaß Hrynhent über den Hl. Niko­ laus von Myra; sie stammt von

258

Nikulásvísur Hallur Ögtnundarson aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s. HSS: AM 622, 4to; AM 710 e, 4to. ED: W. H. Carpenter, Nikulásdrápa Halls prests. An Icelandic poemfrom circa A. D. 1400, 1881; Jón Þorkelsson, Kyxðasajh, Rv. 1922-27; Jón Helgason, íslenzk miðaldakvæði 2, Kbh. 1938.

Nikulásvísur [I und II] heißen zwei spätma. Gedichte über den Hl. Nikolaus. HSS: AM 150, 8vo; AM 640, 4to; AM 721, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvxði 2, Kbh. 1938. LIT: Jón Porkelsson, Otn Digtningen pa Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Nitida saga (oder Nitidu saga) ist eine der wenigen originalen Riddarasögur, die nach der Heldin benannt sind, und dürfte schon vor 1400 entstanden sein. Die schöne und kluge, aber stolze franz. Königin Nitida wird vom byzantin. Prinzen Ingi, drei sarazenischen Berser­ kern und dem indischen Prin­ zen Lifornius umworben, kann jedoch allen Entführungsversuchen mit Hilfe ihrer Zauber­ steine entgehen; erst als Lifor­ nius zu ihren Gunsten in eine Schlacht eingreift und schließl. einen Winter verkleidet bei ihr verbringt, kann er sie gewin­ nen, und die Saga endet mit einer dreifachen Hochzeit. HSS: SKB 10, VII, 8vo; AM 529, 4to; AM 567 XVIII, 4to; über 60 PapierHSS. ED:A. Loth, LMIR 5, Cph. 1965 (= EA B 24). ÜB: - (Nacherzählungen: (dt.:) in J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.:) in A. Loth, LMIR 5, 1965). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; E. Wahlgren, The Maiden King in Iceland, Diss. Chicago 1938; A. v.

Nahl, Originale Riddarasögur, 1981; J. Glauser, Island. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliograph? of Old Norse-Icelandic Rotnances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Nizarvisur (»Strophen über die Schlacht beim Nisa, einem Fluß in Halland«) ist ein Ge­ dicht des isländ. Skalden —» Steinn Herdisarson, der an der Schlacht teilgenommen hatte. In den erhaltenen sieben Stro­ phen vergleicht er die ver­ feindeten Könige, Olafr kyrri und seinen dän. Gegner Sveinn Úlfsson, und stellt sie in ihrer Tapferkeit nebeneinander. HSS: Morkinskinna; Fagrskinna; —> Heimskringla; -> Häkonar saga Ivarssonar; -» Knýtlinga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 886f, 1145, 1421; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet. Øvre Ervik 1982.

Njála -> Njáls saga. Njáls saga, auch BrennuNjáls saga oder kurz Njála, ist zweifellos die bedeutendste der Isländersagas. Sie ist nicht nur die längste Saga dieses Genres, sondern auch die komplexeste; die Handlung erstreckt sich zwar nur über eine relativ kurze Periode, aber trotz der ca. 600 genannten Personen wird eine große Gruppe von Hauptperso­ nen geschickt und deutl. abge­ hoben, die alle eine Rolle in ei­ ner komplizierten, straff durch­ konstruierten Handlung spie­ len, in der jede Episode unver­ meidbar und notwendig er­ scheint. Der Autor hatte offen­ bar den ganzen Stoff und seine Ausformung völlig durchor-

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gansiert, als er mit der Nieder­ schrift begann. Die Saga bezieht ihren Titel von der Hauptperson Njäll, ei­ nem friedlichen Bauern, der weise und rechtsgelehrt ist. Seine Frau Bergþóra und seine Söhne, allen voran Skarpheöinn, sind aber härter und ehrgeizig, und Njäls Rolle ist vor allem die des Beraters und Warners. Njäls Gabe der Vorhersehung ist jedoch keines­ wegs unfehlbar und fuhrt schließ!, zum Untergang seiner Familie, als er seinen Söhnen empfiehlt, sich vor ihren Fein­ den in sein festes Haus zurück­ zuziehen, wo die ganze Familie in den Flammen umkommt auf diese eindrucksvolle Szene bezieht sich auch der in den Pergament-HS S zu findende Titel Brennu-Njáls saga. Die komplexe Handlung ist als Triptychon angelegt, wovon das erste Bild von Njäls eng­ stem Freund, dem tapferen Gunnar von Hlíðarendi, ge­ prägt ist. Die Motivation für die eigentl. Handlung wird ge­ legt, als sich ihre beiden Frauen verfeinden, was der Freund­ schaft der Männer keinen Ab­ bruch tut. Gunnar ist wie Njäll friedliebend und Njäll steht ihm mit gutem Rat bei, aber als er diesen mißachtet, fuhrt dies zu schweren Folgen: Gunnar wird in Notwehr zum Mörder und dafür auf drei Jahre geächtet, aber als er trotz Njäls Rat Island nicht verläßt, können ihn seine Feinde in einem günstigen Mo­ ment in seinem Haus angreifen; allein mit seiner Mutter und sei­

Njáls saga

ner schönen, aber falschen Frau fällt er nach heroischem Wider­ stand. Der Hauptteil der Saga wird von den Söhnen Njáls getragen; Skarpheðinn erschlägt Gunnars Onkel Prämn, aber als Teil der darauffolgenden Versöhnung wird dessen kleiner Sohn Höskuldr bei Njäll aufgezogen und wird seinen Söhnen wie ein Bruder. Erst als er die stolze Hildigunnr heiratet, gelingt es dem Intriganten Möðr, ihn und die Mörder seines Vaters zu ent­ zweien; obwohl Höskuldr den­ noch friedl. bleibt, wird er bei den Brüdern verleumdet und diese erschlagen den Wehrlosen eines schönen Sommermorgens beim Bestellen seiner Felder. Dieses schändl. Verbrechen wird durch die ebenso verwerf!. Verbrennung von Njäls Familie gerächt, die Hildigunnrs ehr­ geiziger Onkel Flosi verschul­ det. Der letzte Abschnitt schildert die Trauer über Njäls Tod und die Rache an den Mördern, wo­ bei die Hauptgestalt Njäls Schwiegersohn Käri ist, dessen kleiner Sohn mit seinen Großel­ tern verbrannte. Käri verfolgt nun systemat. die Mordbren­ ner, wobei humorvolle Szenen die Unbeirrbarkeit dieser Ver­ folgung mildern. Die Verfol­ gung zieht sich ins Ausland, ei­ nige der Mordbrenner fallen in der berühmten Schlacht von Clontarf bei Dublin am Kar­ freitag 1014. Als die meisten von ihnen tot sind, machen sich Flosi und Käri getrennt zu einer Pilgerfahrt nach Rom auf, nach

Njarðvik inga saga ihrer Rückkehr versöhnen sie sich und Kári heiratet Flosis Nichte (und Höskuids Witwe) Hildigunnr. Die als Höhepunkt der Ent­ wicklung der Islendingasögur gewertete Saga wurde vermutl. um 1280 verfaßt, die drei älte­ sten HSS stammen schon aus der Zeit um 1300, und auch sonst ist die Überlieferung der N.s. unüblich gut durch Pergament-HSS belegt, deren drei unterscheidbare Gruppen kaum Abweichungen voneinander aufweisen. Die N.s. enthält ne­ ben dem —> Darraðarljóö auch eine Reihe von Skaldenstro­ phen, alle diese Gedichte dürf­ ten aber relativ jung sein. Der Autor der N.s. war offenbar ein sehr gebildeter und belesener Mann, nicht nur in der altnord. Literatur (die Laxdæla saga kannte er sicher), sondern vor allem in der gelehrten latein. Literatur bewandert. Auch an rechtskundl. Fragen - ohne daß die Beschreibung jurid. Proze­ duren des 10./11. Jh.s deswegen histor. korrekt wäre — und moraltheolog. Fragen hat er großes Interesse, sodaß wir sicherl. ei­ nen Kleriker in dem anonymen Autor zu sehen haben; eine denkbare Möglichkeit wäre der Bischof Arni Porláksson (H. Pálsson), die Suche nach dem Verfasser muß aber Spekulation bleiben. HSS: AM 133, fol; AM 468, 4to (ca. 1300); AM 132, fol (Möðruvallabók. 14. Jh.); AM 162 B, fol (10 Fragm., ca. 1300). ED: K. Gíslason, Njála 1-2, Kbh. 187596; F. Jónsson, Brennu-Njäls saga, 1908 ( = ASB 13); E. Ó. Sveinsson, BrennuNjáls saga, Rv. 1954 (= ÍF 12).

260 ÜB: A. Heusler, Die Geschichte vom weisen Njal, 1914, 21963 (= Thule 4); A. Heusler, E. Walter, Die Saga vom wei­ sen Njal, 1978; R. Heller, Isländersagas 2, 1982. LIT: A. C. Kersbergen. Litteraire motieven in de Njála, Rotterdam 1927; E. O. Sveinsson, A Njálsbuð, Rv. 1943 (engl. N.s. A Literary Masterpiece, Lincoln, Neb., 1971); ders., Studies in the manuscript tradition ofN.s., Rv. 1953 (= Studia Islandica 13); I. R. Maxwell, Patterns in N.s., (Saga-Boök 15) 1957-61; Baröi Gudmundsson, Höfundur Njálu, Rv. 1958; Bjarni Guönason., N.s., (K.LNM 12) 1967; D. Fox, N.s. and the Western Literary Tradition, (Comparative I.iterature 15) 1963; K. Rossenbeck, N.s., (KLL 5) 1969; O. Bandle, Strukturprobleme in der N.s., (Fs S. Gutenbrunner) 1972; Heimir Pálsson, Hjónin á Hlíðarenda, (Skírnir 146) 1972; P. Hallberg, Njála miðaldahelgisaga (Andvari N.F. 15) 1973; W. Scheps, Historicity and Oral Narrative in N.s., (SS 46) 1974; L. LÖnnroth, Structural Divisions in the Njála Manuscripts, (ANF 90) 1975; ders., N.s. A critical Introduction, Berkeley etc 1976; P. Foote, New Dimensions in N.s. (Scandinavica 18) 1978; C. L. Gottzmann, Rechtsproble­ matik im Dienste soziokultureller Deu­ tung, 1982; H. Pálsson, Uppruni Njálu og hugmyndir, Rv. 1984. N: J. Claussen, Die N.s., (freie Übers. 1878); B. Döring, Eine altisländ. Brand­ legung, (Teilübers. 1878); H.v.Engel­ hardt-Pabst, Gunnar von Hlidarendi. Is­ land. Epos in 36 Gesängen, 1-2, (1908).

Njarðvíkinga saga —» Gunn­ ars þáttr Piðrandabana. Nóregs konunga tal [1] ist ein Gedicht von 83 Strophen im Kviðuháttr über die norweg. Könige von Halfdan dem Schwarzen im 9. Jh. bis zu Kö­ nig Sverrir (gest. 1202). Es wurde zw. 1184 (dem Todes­ jahr König Magnúss Erlingssons) und 1197 für den in die­ sem Jahr verstorb. Isländer Jón Loptsson von Oddi verfaßt, dessen Mutter eine unehel. Kind des norweg. Königs Ma-

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gnúss berfœtr (gest. 1103) war. Das Gedicht gibt eine auf­ zählende und sehr knappe Ge­ schichte der norweg. Könige, die sich auf wichtige Taten der Könige und ihre Begräbnis­ plätze beschränkt. Der Dichter war sehr an der Chronologie interessiert und gibt an, wie lange jeder König regierte; dabei stützte er sich auf die heute verlorenen Arbeiten von Sæmundr Sigfússon, Jöns Groß­ vater. HS: Flateyjarbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Liu.hist. 2, 21923; E. A. Kock, NN 1225, 2119-22, 2272; G. Tur­ ville-Petre, Origins of Icelandit Literature, Oxford 1953.

Nóregs konunga tal [2] ist eine älterere, alternative Be­ zeichnung der -> Fagrskinna und findet sich in deren Fassung B, während A das Werk Ættartal Nöregs konunga nennt.

Nornagests þáttr (»Ge­ schichte von Nornagest«) ist eine Fornaldarsaga, deren Rah­ menhandlung aber - und das ist flir die Gattung unüblich - in die schon christl. Regierungs­ zeit des norweg. Königs Olaf Tryggvason gestellt wird, und die auch als Episode der Olafs saga Tryggvasonar in der Flateyjarbök überliefert ist. Inner­ halb der Rahmenhandlung, in welcher Nornagestr in Episo­ den sein 300 Jahre langes Leben erzählt, treten bekannte Gestal­ ten der Heldensage, besonders aus der Nibelungen/Völsungen-Sage, auf, eingebettet in eine abenteuerl. Handlung nach

Oddaverja annáll Muster der Wikingersagas. Auch das Rätsel seiner Langle­ bigkeit und die Bedeutung sei­ nes Namens enthüllt der Held (Nornagestr: »Nomen-Gast«): Nomen haben ihm langes Le­ ben bestimmt, aber eine eifersücht. Norne maß die Länge seines Lebens an einer Kerze; mit dem Wiederanzünden die­ ser gelöschten Kerze stirbt Nor­ nagestr auch, nachdem er noch zum Christentum übertrat. Zu den Quellen der Erzählung zählen neben anderen Fornaldarsögur (etwa der Ragnars saga loðbrókar) offensichtl. auch Heldenlieder der Lieder­ edda, besonders der Helreiö Brynhildar und die Reginsmäl sowie Sigurdlieder. HSS: Flateyjarbók; AM 62, fol; GkS 2845, 4to. ED: F. H. v. d. Hagen, Altnord. Sagen u. Lieder, 1814; FAS1 1; E. Wilken, Die prosaische Edda im Ausz. nebst Völsunga saga u. Nornagests thattr, 1877; FAS2 1; FAS3 1; -> Flateyjarbók. ED+ ÜB (lat. & schwed.:) E.J. Björner, Nordiska Kämpadater, Sthm. 1737. ÜB: (dt.:) F. H. v. d. Hagen, Nord. Heldenromane, 1828; ders., Altdt.e u. Altnord. Helden-Sagen, Bd. 3, 21880; P. Hermann, Island. Heldenromane, 1923 (= Thule 21); R. J. Gorsleben, Die Edda, Bd. 2, 41925; (engl.:) N. Kershaw, Stories and Ballads of the Par Past, Cambridge 1921. LIT: L. M. Hollander, Notes on the N. þ., (SS 3) 1916; F. Panzer, Zur Erzählung von Nornagest, (Fs G. Ehrismann) 1925; M. Sauer, N. (KLL 5) 1969.

Norwegisches Homilien­ buch —> Homilíubók. Nýgerving -> Kenning.

Octavianus saga keisara -» Flores saga ok Leo.

Oddaverja annáll -> Annalen.

Oddaverja þáttr

Oddaverja þáttr gibt eine ausfuhrl. Schilderung der Streitig­ keiten zw. Bischof Porlákr Þórhallsson mit Jón Loptsson (gest. 1197) und anderen weltl. Führern; -» Þorláks saga, -> Oddi.

Oddgeirs þáttr danska ist der dritte Teil der —> Karlamagniis saga. Oddhending -» Hending.

Oddi, ein südisländ. Bauern­ hof, war ab dem 11. Jh. eines der wichtigsten kulturellen Zentren des Landes. Islands er­ ster Historiker, Sæmundr Sigfússon (1056-1133), wurde in O. geboren und lebte dort nach seiner Rückkehr aus Frankreich 1076 als Bauer und Priester bis zu seinem Tod. Sein Sohn Eyjólfr gründete in O. eine Schule, die vermutl. auch noch unter Sæmunds Enkel Jón Loptsson (gest. 1197) bestand, welcher der Ziehvater Snorri Sturlusons war. Jóns Mutter war eine unehel. Tochter des norweg. Königs Magnús Bar­ fuß (gest. 1103), daher die Ver­ bindung zwischen O. und dem norweg. Königshaus. Das Ge­ dicht -> Nóregs konunga tal wurde zu Ehren von Jón ver­ faßt, und die darin verwendete Chronologie basiert auf der Sæmunds; Snorri Sturluson wurde in O. aufgezogen, und aus dieser Zeit stammt wohl sein Interesse für die norweg. Königsfamilie. Neben den Werken dieser Hi­ storiker könnten die -» Skjöldunga saga und die -+ Orkney-

262 inga saga von oder für Gelehrte auf diesem Hof verfaßt worden sein, und auch Islands erster Heiliger, Bischof Þorlákr Pórhallsson von Skálholt (11781193), wurde in O. erzogen, seine Schwester war die Frau von Jón Loptsson; der Sohn der beiden, Páll, war Porláks Neffe und Nachfolger als Bischof. Von ihrem Familiensitz O. lei­ tet sich auch der Name der Oddaveijar her, einer der mäch­ tigsten Familien im ma. Island. LIT: Halldórr Hermannsson, Sæmundr Sigfússon and the Oddaverjar, Rv. 1932 ( = Islandica 22); E. OL Sveinsson, Sagnaritun Oddaverja, Rv. 1937 (= Studia Is­ landica 1).

Oddi litli Glúmsson, isländ. Skalde um die Mitte des 12. Jh.s, Hofskalde des Orkadenjarls Rögnvaldr, den er auch auf der Reise ins Hl. Land beglei­ tete. HSS: -* Orkneyinga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 2086Í.

Oddr kíkinaskáld, isländ. Skalde des 11. Jh.s, von dem außer einer Lausavfsa nur zwei Strophen eines Gedichts auf König Magnus den Guten (gest. 1047) erhalten sind; im Skáldatal wird er als Skalde von Magnus erwähnt, aber auch von Haraldr Sigurðarson. HSS: -> Heimskringla; Flateyjarbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1 1946. LIT: E. A. Kock, NN 1827; B. Fidjestol, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Oddr Snorrason, ein Mönch des nordisländ. Benediktiner­ klosters Pingeyrar, über den

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wir außer seiner guten Abstam­ mung wenig wissen; er lebte in der zweiten Hälfte des 12. Jh. und verfaßte eine latein. Vita über König Olafr Tryggvason (gest. 1000), die nicht erhalten ist, von der aber drei unvollst, isländ. Übertragungen existie­ ren. O.S. wird auch im Nach­ wort der —♦ Yngvars saga víðförla erwähnt, und er könnte der Verfasser des Originals oder irgendwelcher Vorstufen dieser Saga gewesen sein. LIT: F. Jónsson, Litt.hisl. 2, 21923; W. Baetke, Die Olafs saga Tryggvasonar des O.S. und die Jómsvíkinga saga, (Formen ma. Literatur. Fs S. Beyschlag) 1970 ( = GAG 25); D. Hofmann, Die Yngvars saga vtðfórla und Oddr munkr inn fróði (Spe­ culum Norrœnum) Odense 1981; ders., Die Vision des O.s., (Fs Ludvig HolmOlsen) Øvre Ervik 1984; ders., Zu O.s.s Yngvars saga víðförla, (skandinavistik 14) 1984.

Oddrúnargrátr (»Oddrúns Klage«) ist ein recht junges Heldenlied im Codex Regius der Liederedda. In den 34 Stro­ phen mit sehr knappem Prosa­ rahmen wird zuerst vom Schicksal der Königstochter Borgný erzählt, der Oddrún mit Zaubersprüchen hilft, ihre Kinder zur Welt zur bringen. Erst im zweiten Abschnitt klagt nun Oddrun, eine Tochter At­ lis, in einem eleg. Rückblick ihr Geschick, ihre Liebe zu Gunnar und seinen Tod in der Schlan­ gengrube, nachdem er mit der Harfe vergebl. Oddrun zu Hilfe gerufen hatte; der ganze Nibe­ lungenuntergang wird als Folge dieser verbotenen Liasion dar­ gestellt. Der Dichter vermengt großzügig Motive und Gestal­ ten der Nibelungensage und

Odinsbeispiele neu Erfundenes zu einem Lied, das mit dem Nibelungenstoff nur mehr wenig zu tun hat; den monolog. Rückblicksliedern wie der Guðrúnarhvöt und Helreið Brynhildar verwandt, ist es wohl erst nach 1200 auf Island entstanden. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 1, 21963 (= Thule 1). LIT: F. Jónsson, Litt.hisl. 1, 21920; W. Mohr, Wortschatz und Motive der jün­ geren Eddalieder mit südgerm. Stoff, (ZfdA 76) 1939; J. de Vries, ALG 2, *1967; H. Beck, O., (KLL 5) 1969.

Odds þáttr Ófeigssonar ist ein Islendingaþáttr aus dem frü­ hen 13. Jh.: Oddr (übrigens der Held der Bandamanna saga), unternimmt eine Reise nach Norwegen, wo seine Gefährten versuchen, ihre Geschäfte mit den Lappen (die sonst in Nor­ wegen königl. Monopol wa­ ren) vor dem König Haraldr harðráði geheimzuhalten; Oddr schützt sie dabei unter eigener Gefahr vor dem Zorn des Kö­ nigs und kehrt schließl. gut nach Island zurück. HSS: Morkinskinna; Flateyjarbók; Hrokkinskinna; AM 66, fol. ED: FMS 6, Kph. 1831; Porleifur Jónsson,, Fjöruttu Islendingaþœttir, Rv. 1904 ( = Islendinga sögur 40); Guðni Jónsson, Islendinga þcettir, Rv. 1935; ders., Grettis saga, Rv. 1936 (= ÍF 7); T. Ulset, Ut­ valgte þœttir fra Morkinskinna, Oslo 1978 (= Nordisk Filologi). ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ hofen zur Vikingerzeit, 1910.

Odinsbeispiele nennt man drei Episoden der -> Hávamál (Str. 12-14, 96-102, 103-110), die sich mit Odins Liebesaben­ teuern befassen. ÜB: F. D. Gräter, Nord. Blumen, 1789.

ögmundar þáttr dytts ögmundar þáttr dytts ok Gunnars helmings ist ein vor der Mitte des 13. Jhs. entstande­ ner íslendingaþáttr, der - wie schon der Titel zeigt - aus zwei nur lose verbundenen Ge­ schichten besteht. Ogmundr ist mütterlicherseits ein Verwand­ ter des Titelhelden der —► VigaGlúms saga. Er reist nach Nor­ wegen, wo er von einem Ge­ folgsmann Jarl Hakons belei­ digt wird, aber sich nicht sofort rächt, um den Sohn VigaGlüms nicht zu gefährden. Da aber Víga-Glúm über die Belei­ digung seiner Familie mehr er­ zürnt ist, will Ogmundr die Schande rächen; in Norwegen trifft er Gunnarr helmingr, mit dem er den Mantel tauscht und darin seinen Beleidiger tötet, bevor er nach Island zurück­ kehrt. Gunnarr wird des Mords verdächtigt und flieht nach Schweden, wo gerade Opfer und Kultumzüge für den Gott Freyr stattfinden. Er versteckt sich auf dem Kultwagen, indem er Freyrs Platz einnimmt, und schwängert die Priesterin - was die Schweden anfangs für ein gutes Zeichen halten; als der Betrug auffliegt, kann Gunnar mit der Priesterin fliehen, die schließl. getauft wird. HSS: Flateyjarbók (Ólafs saga Tryggvasonar in mesta); eine kürzere fragment. Fassung findet sich in der Vatnshyrnafassung der Viga-Glüms saga. ED: FMS 2, Kph. 1826; Þorleifur Jónsson, Fjörutíu Islendingaþættir, Rv. 1904 ( = Islendinga sögur 40); Guðni Jónsson, Is­ lendinga þœttir, Rv. 1935; Jónas Kristjánsson, Eyfirðinga sQgur, Rv. 1956 (= IF 9). ED & ÜB (engl.:) Guðbrandur Vigfússon, F. Y. Powell, Origines Islandicae 2, Oxford 1905.

264 ÜB (dt:) E. D. Schoenfeld, An nord. Königshöfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17); (engl.:) J. McKinnell, Viga-Glüms Saga tvith the Tales of ögmund Bash and Thorvald Chatterbox, Edinburgh 1987. LIT: A. H. Krappe, La lebende de Gunnar Half, (APhSc 3) 1928-29; ders., Aegean culture currents in the Baltic, (SS 16) 1941; H. Reuschel, Der Göttertrug im Gunnarsþáttr helmings, (ZfdA 71) 1934; J. Har­ ris, Qgmundar þáttt dytts ok Gunnars helm­ ings. Unity and Literary Relations, (ANF 90) 1975.

ölkofra þáttr (oder Ölkofra saga) ist eine um 1250 verfaßte literar. excellente Satire gegen die isländ. Häuptlinge und hat damit eine ähnl. Grundhaltung wie die —> Bandamanna saga; der reiche, aber unbeliebte Bauer Ölkofri zündet ver­ sehend. seinen Wald und den von sechs benachbarten Häupt­ lingen an. Sie klagen ihn der Brandstiftung an und wollen so seinen Besitz an sich bringen, aber ein junger Gode aus dem Osten vereitelt ihre Pläne und wird zum eigentl. Helden der Handlung. HS: Möðruvallabók. ED: H. Gering, Olkofra þáttr, 1880; Porleifur Jónsson, Fjörutíu Islendingaþættir, Rv. 1904 {— Islendinga sögur 40); Jón Jóhannesson, Austfirðinga SQgur, Rv. 1950 (r= ÍF WÜB: W. H. Vogt, F. Fischer, Fünf Gesch. aus dem westl. Nordland, 1914 ( = Thule 10); Die schönsten Gesch. aus Thule, 1974; (engl.:) Hermann Pálsson, Hrafnkel’s saga and other stories, Harmondsworth 1971.

ölvis rimur sterka, eine Verserzählung aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s., für die keine Prosa­ vorlage bekannt ist, die aber an Episoden aus den Konungasögur erinnert.

265 HSS: AM 603, 4to (frag.); NkS. 1133, fol. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Öndrur -> Andra rimur.

Önundarbrennu saga (»Saga von der Verbrennung Onunds «) ist ein anderer Name für die -> Guðmundar saga dýra. Örns saga Ötulfaxa ist eine den Fornaldarsögur naheste­ hende kurze Märchensaga, die erst im 17./18. Jh. entstanden sein dürfte. HSS: BM Add 4863, fol (18. Jh.). LIT: H. L. D. Ward, Catalogue of Roman­ ces in the Department of MSS in the British Museum 1, London 1883.

Örvar-Odds saga (»Saga von Pfeile-Oddr «) ist eine umfang­ reichere Fornaldarsaga und wohl die literar. bedeutendste Saga dieses Genres. Die in der zweiten Hälfte des 13. Jh.s ver­ faßte Wikingersaga besteht aus einer Rahmenhandlung - die Prophezeiung über Odds Tod durch ein Pferd und die Erfül­ lung dieser Prophezeiung durch eine im Pferdeschädel ver­ steckte Schlange nach 300 Jah­ ren - und einer Binnenhand­ lung, welche die eigentl. Wi­ kingerfahrten und Abenteuer des Oddr erzählt, und die von Trink- und Spottstrophen durchsetzt ist. Die Saga schließt mit Örvar-Odds Sterbelied, in dem die wichtigsten Stationen seines Lebens enthalten sind. Wie die Saga über seinen Vater (-> Grims saga loöinkinna) und

Örvar-Odds saga

seinen Großvater (-> Ketils saga hængs) gehört dieses Werk zu den Erzählungen über die Leute aus Hrafnista in Norwe­ gen; seinen Beinamen erhält er wegen seiner Wunderpfeile (der Gusisnautar), mit denen er Riesen und Zauberer blendet. Die Saga verbindet viele Mo­ tive der jüngeren Fornaldar­ sögur, wie Riesen- und Troll­ kämpfe, sowie die ständig wech­ selnden Schauplätze (Bjarmaland, Hünaland, Irland, Sizi­ lien, Griechenland, Palästina) mit originellen Elementen zu einer zwar abenteuerl. und phantast., aber durch Odds drei Leben und seinen »Wiederge­ burten « nicht des myst. Ele­ ments entbehrenden fiktiven Heldenbiographie, wobei im Motiv des unbesiegbaren Wi­ dersachers Ögmundr, der alle von Odds Blutsbrüdern und seinen Sohn erschlägt, auch heroische Tragik nicht fehlt. Örvar-Odd wird als »Arvarodd «) auch bei Saxo Gramma­ ticus [Gesta Danorum V, 166) kurz erwähnt. HSS: SKB perg. 7, 4to; AM 344 a, 4to; daneben noch zahlt. HSS mit einer jün­ geren, stark geschwellten Redaktion. ED: E. Ch. Rask, Sýnishorn affornum og nýjum norrœnum ritum i sundrlausri og samfastri rœðu, Sthm. 1819; FAS1 2 (beide Fassungen); R. C. Boer, Die Q.-O.s., Leiden 1888; ders., O.-O.s., 1892 ( = ASB 2); FAS2 2; FAS^ 2. ED + ÜB (lat.:) O. Rudbeck, Sagan af Orfuar Odde syne Grims Lodinkinn, [Up­ sala 1697], ÜB (engl.:) P. Edwards, H. Pálsson, Arrow-Odd: A Medieval Novel, New York/ London 1970. LIT: R. C. Boer, Über die Qrvar-Odds saga, (ANF 8) 1892; ders., Weiteres zur Qrvar-Odds saga, (ibid); ders., Nocheinmal Qrvar-Odds saga und Mágus saga,

Örvar-Odds Sterbelied (ANF 9) 1893; G. Cederschiöld. Har Qrvar-Odds saga lånat från Magus saga? (ANF 9) 1893; ders., Slutanmärkning, (ibid.); A. Taylor, The death of Qrvar Oddr, (MPh 19) 1921/22; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; A. H. Krappe, Parallels and Analogues to the De­ ath of Qrvar Odd, (SS 17) 1942/43; H. Gimmler^ Qrvar-Odds saga, (KLL 5) 1969; J. M. Pizarro, Transformation of the Bear's Son Tale in the Sagas of the Hrafnistumenn, (Arv 32-33) 1976-77; L. Lönnroth, The double scene of Arrow-Odd’s drinking contest, (Medieval Narrative. A Symposium) Odense 1979; R. Power, Journeys to the north in the Icelandic Pornaldarsögur, (Arv 40) 1984. N: A. Ohlenschläger, Örwarodd, das Heldenkind, (Nacherzählung, 1844); B. S. Gröndal, Drapa um Örvar-Odd sett i tólf kvceði, (Rv. 1851, 21906).

Örvar-Odds Sterbelied (auch Ævikviða oder Ævidrápa) ist ein in der Örvar-Odds saga ent­ haltenes umfangreiches Rück­ blickslied, in dem der Held in seiner Sterbestunde seine Groß­ taten aufzählt; das Lied ist mög­ licherweise etwas älter als die Saga und im 12. Jh. entstanden. HSS, ED: -» Örvar-Odds saga. ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica mi­ nora, 1903; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2. 1949. LIT: J. de Vries, ALG 2, 21967.

Øxarflokkr (» Axte-Gedicht«) ist ein Gedicht des Skalden -» Einarr Skúlason, in dem er mehrere ftirstl. Geschenke be­ schreibt und von dem die Reste von 11 Dróttkvættstrophen er­ halten sind. HSS: -* Snorra Edda; 3. gramm. Trak­ tat. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Ofeigs saga ok Reykhverfinga —>■ Ofeigs þáttr.

266 Ófeigs þáttr (oder Ófeigs saga ok Reykhverfinga) war eine ursprüngl. eigenständige Erzäh­ lung, die sich jetzt in der -> Ljósvetninga saga findet. Es geht um einen aggressiven Häuptling, der mit großem Ge­ folge die Gegend durchzieht und die Bauern belästigt, bis sich einer von ihnen erfolgreich zur Wehr setzt. O.þ. ist im 13. Jh. entstanden. HSS: Ljos ventinga saga. ED: Björn Sigfússon, Ljósvetninga saga, Rv. 1940 (= IF 10). ÜB: W. Ranisch, W. H. Vogt, Fünf Gesch. aus dem östl. Nordland, 1921 ( = Thule 11); Die schönsten Gesch. aus Thule, 1974.

ofljöst (eig. »überdeutlich«) nennt Snorri in seiner Edda be­ sonders schwierige und dunkle Kenningar, die vor allem auf dem Prinzip des Wortersatzes beruhen.

Ólafr Leggsson svartaskáld, isländ. Skalde vom Beginn des 13. Jh.s, von dem in der Snorra Edda die Fragm. von insgesamt 8 Strophen bewahrt sind, die zum Teil verseh. Ðrápas auf König Hakon, Jarl Sküli und Christus zuzuordnen sind. HSS: -* Snorra Edda; 3. gramm, Trak­ tat. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949.

Ólafr Þórðarson hvítaskáld, isländ. Skalde und Gelehrter, um 1210-1259, Bruder Sturla Þórðarsons und Snorri Sturlusons Neffe, über dessen Leben wir durch die Sturlunga saga recht gut Bescheid wissen. Er kam 1236 zu seinem Onkel Snorri, mit dem er 1237—38

267 nach Norwegen fuhr und den Winter bei Jarl Skúli ver­ brachte; 1238 reisten sie nach Schweden, verbrachten das darauffolgende Jahr in Norwe­ gen und besuchten 1240 König Valdimar von Dänemark, be­ vor sie vor 1245 wieder nach Island zurückkehrten. O. P. h. war von 1248-50 und dann wie­ der 1252 Gesetzessprecher; er war Subdiakon und leitete die Schule in Stafaholt. O. ist der Verfasser des Málskrúðsfræði, eines Rhetoriklehrbuchs, und hat wahrscheinl. auch die —► Knýtlingasaga geschrieben; da­ neben war er aber auch ein be­ gabter Skalde, von dem neben drei Lausavisur die Reste von vier anderen Gedichten erhal­ ten sind, darunter eine Strophe eines Gedichts auf König Ha­ kon Hákonarson, 12 Strophen eines Gedichts im Hrynhent über den Kampf zw. Håkon und Jarl Skuli, zwei Strophen einer Árónsdrápa (über Arón Hjörleifsson) und zwei Halb­ strophen eines Gedichts auf den Hl. Thomas Becket. Völlig ver­ loren sind dagegen seine Ge­ dichte über den Schwedenkö­ nig Eirikr (1222-50), auf Hakon den Jungen (gest. 1257), Jarl Knútr Hákonarson (gest 1261) und König Valdimar von Dä­ nemark (gest. 1241). HSS: —* Hákonar saga Hákonarsonar; —» Guðmundar saga; -+ Sturlunga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949; LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; E. A. Kock, NN 1344-46, 2279-81.

Olafs rima Haraldssonar, verfaßt von Einar Gilsson um die Mitte des 14. Jh.s, ist angebl.

Olafs rimur Tryggvasonar der älteste erhaltene Beleg für die Gattung Rimur; basierend auf Snorris Olafs saga helga wird vor allem die Schlacht von Stiklastaðr 1030 mit dem Tod des Hl. Olaf und seine Wunder behandelt. HSS: Flateyjarbók. ED: F. Jónsson, Rímnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35); Flateyjarbók. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; H. Sperber, Anmerkungen zu eini­ gen Island. Rimur, (ANF 26) 1910; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Olafs rimur Haraldssonar, eine im 16. Jh. entstandene Versbearbeitung des Rauöülfs þáttr. HSS: SKB perg. 23, 4to. ED: F. Jónsson, Rtmnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35). LIT: Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Olafs rimur Tryggvasonar [1] , eine Versfassung des Eindriðaþáttr aus der Olafs saga Tryggvasonar hin mesta. HSS: AM 605, 4to; SKB pap. 1. 8vo. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35). LIT: F.Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Olafs rimur Tryggvasonar [2] , eine Versbearbeitung des Berichts über die Schlacht von Svoldr aus der Olafs saga Tryggvasonar, die vorwiegend Oddr Snorrasons Fassung folgt. Sie beginnt mit der Prophezei­ ung eines alten Manns, der dem König den Ausgang der Schlacht vorhersagt. HSS: Kollsbók; AM 603, 4to; AM 605, 4to. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35); Ólafur Halldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 (= IM. 4to 5).

Ólafs saga frækna LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Ólafs saga frækna ist eine erst im 18. Jh. entstandene Saga, die auf der Geschichte von Olo ve­ getus und Olawus, Sohn des Ingellus, in Saxos Gesta Da­ norum (Buch VII-VIII) beruht. HSS: Lbs 1430 a, 4to (ca. 1760); Lbs 413, 4to; Lbs 2460, 4to.

Olafs saga hins helga ist die übergreifende Bezeichnung der altnord. Biographien über den Hl. Olaf, König von Norwegen von 1016 bis 1030. Als Olaf Haraldsson 1030 in der Schlacht von Stiklarstaöir gegen ein von der heidn. landesständi­ schen Opposition geführtes Heer fiel, wurde sein Tod bald darauf als Märtyrertod des christl. Herrschers gedeutet, und Wunderberichte begannen zu entstehen. Diese Anfänge der Olafstradition werden schon in den bald nach seinem Tod entstandenen Skaldengedich­ ten des Þórarmn loftunga (Glælognskviða, ca. 1030-35) und Sighvatr Pórðarson (Erfidrápa, ca. 1040) greifbar. In ei­ ner engl. HS von ca. 1050 ist ein St. Olafs-Officium erhalten, also Meßtexte für seinen Feier­ tag, dessen Einhaltung auch Sighvatr in der Erfidräpa ver­ langt. Die kirchl. Olafslegende ist unter anderem durch eine von Theodricus monachus er­ wähnte, jetzt aber verlorene ★Translatio sancti Olavi sowie durch die auf einer verlorenen latein. Legende (um 1150) be­ ruhenden latein. Legenden Pas­ sio et miracula beati Olavi und ->

268 Acta sancti Olavi regis et martyris und ihre kürzere altnorweg. Fassung im norweg. Homilien­ buch (—> Homilíubók) belegt. Die volkssprachige Historio­ graphie über die norweg. Kö­ nige enthielt Abschnitte (wie in Snorris Heimskringla) über den Hl. Olaf im Agrip und in der Fagrskinna, womit sie ihren la­ tein. Vorlagen {Historia Nor­ weger und die Norwegerge­ schichte des Theodoricus mo­ nachus) folgte. Daneben bildete sich aber dann eine eigenstän­ dige volkssprachl. Olafsliteratur heraus, deren Manifestatio­ nen vom 12. bis zum 14. Jh. reichen. 1) Die Älteste Saga über Olaf den Heiligen wurde in Island gegen Ende des 12. Jh.s auf Grund mündl. Erzählungen und latein. Legenden verfaßt; von diesem hagiograph. Text sind nur sechs kurze Fragm. er­ halten. HSS: NRA 52. ED: R. Keyser. C. R. Unger, O.s.k.h., Chria. 1849 [im Anhang); G. Storm, Otte Rrudstykker af den ældste Saga om Olav den Heilige, Chria. 1893 (Mit Faks.; zwei der Bruchstücke gehören nicht zu dieser Alt. Saga: vgl. J. Louis-Jensen, Syvende og ottende brudslykke. Fragmentet AM 325 IV, 4to, (Opuscula 4) Kbh. 1970 (= Bibi Arn 30)).

2) Die Legendarische Saga wurde bald danach, spätestens am Anfang des 13. Jh.s, in Nor­ wegen verfaßt und stellt das äl­ teste erhaltene vollständige Werk über den Hl. Olaf dar; nach einer Einleitung über Olafs Jugend und Wikinger­ fahrten folgt der Hauptteil mit der Erlangung der Herrschaft und seiner Missionstätigkeit;

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Olafs saga hins helga hin mesta

ein dritter Abschnitt beschreibt seine Flucht nach Osten, seinen Tod und beginnende Vereh­ rung, als eine Art Appendix steht schließlich ein Wunderka­ talog. US: DG 8", 4to. ED: R. Keyser, C. R. Unger, O.s.h.h., Chria. 1849; O. A. Johnsen, Ó.s.h.h., Kria. 1922; (Faks.:) A. Holtsmark, Legen­ darisk Olavssaga, Oslo 1956 ( = CCNMÆ, 4to, 2). ED & ÜB (dt.:) A. Heinrichs, D. Janshen, E. Radicke, H. Röhn, O.s.h.h. Die »Legendarische Saga« über Olaf den Heiligen (Hs. Delagard. saml. nr. 8(l), 1982.

(Umstritten ist die Existenz ei­ ner sogen. *Mittleren Saga über Olaf den Heiligen, die das Zwischenglied zw. der Ältesten und der Legendär. Saga zu Styrmirs Lifssaga gebildet ha­ ben soll.) 3) Styrmir Kárasons Lifssaga Olafs hins helga, verfaßt in Island zw. 1220-1230, ist eine wesentl. erweiterte Fassung der ältesten Saga; die Lifssaga ist als eigenständ. Werk nicht erhal­ ten, aber größere Passagen fin­ den sich in der Olafs saga hin mesta. 4) Snorri Sturlusons Olafs saga hins helga, auch Snorris selb­ ständige Olafssaga genannt, wurde um 1230 verfaßt und ba­ sierte auf der Lifssaga von Snor­ ris Freund Styrmir (der mit Snorri in Reykjaholt war, bevor er 1235 Prior im Kloster Viðey wurde), wobei auch Skaldenge­ dichte, Aris verlor. Fassung der Islendingabök, die Orkneyinga saga und die Færeyinga saga als Quellen dienten. Snorris Werk, das mit einer Einleitung über frühere norweg. Könige be­

ginnt, sieht in Olaf weniger den Heiligen als den Wikinger und König und kann daher im Ge­ gensatz zu den älteren hagiograph. Texten als historiograph. Werk bezeichnet wer­ den; abgesehen davon gibt Snorri die bei weitem lebendig­ ste Schilderung der Ereignisse. HSS: SKB perg. 2, 4to; SKB perg. 4, to; AM 68, fol; AM 75 a-e, fol. ED: Saga Olafs konungs hins helga, Hafniæ 1829-30 (= FMS 4-5); P. A. Munch, C. R. Unger, Saga Olafs konungs hins helga. Utförligere Saga om Kong Olaf den Heilige, Chria, 1853; O. A. Johnsen, J. Helgason, Saga Olafs konungs hins helga. Den store Saga om Olav den Heilige, Oslo 1930-41.

5) Snorris Olafs saga hins helga in der Heimskringla ist eine gekürzte Version seiner selbständigen Saga und bildet den Mittelteil der Heims­ kringla. HSS, ED, ÜB: -> Heimskringla. ED: Olafs saga ins helga fra Heimskringla, Oslo etc 1965, 21979 [= Auszug aus F. Jónsson, Heimskringla, Kbh. 1911],

6) Die Olafs saga hins helga hin mesta (»Größte Olafs­ saga«) ist eine erst im 14. Jh. entstandene Kompilation aus Snorris selbständ. Olafs saga, Teilen von Styrmis Lifssaga und anderen Texten zum Leben des Hl. Olaf. HSS, ED: -► Flateyjarbók; Tómasskinna (GkS 1 (X)8, fol); Bergsbók (SKB perg. 1, fol); s. oben 4.

Die ältere Forschung, besonders seit Nordal (1914), hatte die äl­ teren Fassungen der O.s.h.h. fast ausschließl. als Quelle für Snorris Werk aufgefaßt, wobei es vor allem um Zusammen­ hänge zw. den frühen Fassun­ gen und um die Rekonstruktion von Styrmis Werk ging. Heute

Olafs saga kyrra

bemüht man sich mehr um die getrennte literarische Bewer­ tung der einzelnen Werke (A. Heinrichs et al., O.s.h.h., 1982), wobei die O.s.h.h. hin mesta jedoch immer noch entweder ignoriert oder nur als Quelle zur Rekonstruktion älterer Werke betrachtet wird. LIT: S. Nordal, Om Olaf den heiliges saga, Kbh. 1914; O. A. Johnsen, Olavssagaens genesis, (Edda 6) 1916; J. Schreiner, Tra­ disjon og saga om Olav den Heilige, Oslo 1926; ders., Studier til Olav den Heiliges Historie, ((N)HT 27) 1927; D. A. Seip, Den legendariske Olavssaga og Fagrskinna, Oslo 1929; Bjarni Aðalbjarnarson, Om de norske kongers sagaer, Oslo 1937; A. Holtsmark, Sankt Olavs liv og mirakler, (Fs ti) F. Bull) Oslo 1937; S. Beyschlag, Konungasögur, Kph. 1950 (= BiblArn 8); S. Ellehøj, Studier over den ældste norrøne historieskrivning, Kbh. 1965 ( = BiblArn 26); H. Gimmler, Ó.s.h.h. Haraldssonar, (KLL 5) 1965; A. Holtsmark, Óláfs saga helga, (KLNM 12) 1967; R. Heller, Olaf vor der Küste Irlands. (Leg.) O.s.h.h. und Laxdæla saga, (ANF 83) 1968; A. Heinrichs, »Intertexture« and its Functions in Early Written Sagas, (SS 48) 1976; Jónas Kristjansson, The Legendary Saga, (Minjar og Menntir. Afmælisrit helgað Kristjáni Eldjárn), Rv. 1976; S. Beyschlag, Die Reichseinigungen der beiden Olafe nach Fagrskinna und Snorri im Vergleich zu Skaldik und Sverrir, (Germanic Dialects) Amsterdam/Philadelphia 1986.

Olafs saga kyrra ist ein Teil der -» Heimskringla und be­ schreibt einen der friedlichsten Abschnitte der norweg. Ge­ schichte, die Herrschaft Olafs des Stillen von 1066 bis 1093; Snorris Darstellung beruht vor­ wiegend auf dem Agrip und der Morkinskinna. HSS, ED, ÜB: -» Heimskringla.

Ólafs saga Tryggvasonar, die altisländ. Biographie des nor­ weg. Königs Olafr Tryggvason

270 (reg. 995-1000), ist die überge­ ordnete Bezeichnung für einige verschiedene, miteinander ver­ wandte Werke, die eine kom­ plexe Textgeschichte aufwei­ sen. 1) Um 1190 verfaßte der Mönch Oddr Snorrason aus der Benediktinerabtei Pingeyrar in Nordisland eine latein. Vita des Königs Olafr Tryggvason. Diese latein. Version ist nicht erhalten, wohl aber eine um 1200 angefertigte isländ. Über­ tragung (»Oddr Snorrasons O.s.T.«) in einer norweg. (AM 310,4to, Ende 13. Jh.) und einer isländ. HS (SKB perg. 18, 4to, ca. 1300) sowie dem Fragm. DG 4-7, fol (nur 2 Bl., Ende 13. Jh.). Neben mündl. Informanten benützte Oddr die Werke von Sæmundr Sigfússon und Ari Porgilsson. ED: AM 310, 4to: P. Groth, Dct Arnamagneeanske haandskrift 310 qvarto. Saga Olafs konungs Tryggvasonar ..., Kria. 1895; (Faks.:) A. Holtsmark, Olaf Tryggvasons saga. Etter AM 310 qv., Oslo 1974 (= CCNMÆ, 4to, 5). SKB perg. 18, 4to und DG 4-7, fol: P. A. Munch, Saga Olafs konungs Tryggvasonar, Kria. 1853. Alle drei HSS: F. Jónsson, Saga Óláfs Tryggvasonar af Oddr Snorrason munk, Kbh. 1932.

2) Kurz nach 1200 verfaßte Odds Mitbruder Gunnlaugr Leifsson (gest. 1218) eine wei­ tere latein. Vita des Olafr Tryggvason; er folgte Odds Werk, verarbeitete es aber mit weiterem Material zu einem umfangreicheren Werk. Gunnlaugs Text ist ebenfalls nicht er­ halten, Teile daraus sind jedoch in isländ. Übersetzung in der Olafs saga Tryggvasonar hin

271

mesta erhalten, und sie war von Einfluß auf die Kristni saga und die Jómsvíkinga saga. 3) Snorri Sturluson schrieb eine Olafs saga Tryggvasonar als Teil seiner Heimkringla und folgte dabei hauptsächl. der latein. Vita des Oddr Snorrason; daneben verwendete er jedoch das Agrip, die Jómsvíkinga saga und die verlor. *Hlaðajarla saga, wobei er diese Quellen mit gro­ ßer Kunstfertigkeit in seiner krit. histor. Methode verarbeitete. HSS, ED, ÜB: -> Heimskringla.

Olafs þáttr Geirstaðaálfs

Letztlich gehen alle Fassungen auf Odds Vita zurück, dem selbst kaum umfangreiche Quellen vorlagen und dessen histor. Verläßlichkeit auch kaum hoch anzusetzen ist. Der Schwerpunkt der Saga liegt trotz Erzählungen über Olafs Kindheit auf den fünf Regie­ rungsjahren des Königs und sei­ nen gewaltsamen Bekehrungs­ methoden. Dabei dürften zahlr. Episoden - nicht zuletzt wegen der Namensgleichheit der Kö­ nige und ihrer missionar. Be­ strebungen - stark durch die Texte über das Leben Olafs des Heiligen beeinflußt worden sein. Da Olaf Tryggvason nach seinem Tode keine Wunder wirkte, wird dafür von Oddr umsomehr sein Leben mit wun­ derbaren Ereignissen ausge­ schmückt, welche Snorri weit­ gehend unterdrückt, aber in der Großen Olafssaga nach dem Vorbild hagiograph. Literatur umfangreich ausgestaltet sind.

4) Ende des 13. Jh.s enstand schließl. die Olafs saga Tryggvasonar hin mesta, die in zwei verseh. Versionen und zahlreichen HSS (u.a. in der Flateyjarbók) erhalten ist. Als Vorbild diente dem Kompila­ tor (möglicherweise der Abt Bergr Sokkason des nordisländ. Klosters Pverá, so SKB perg. 1, fol) Snorris unabhängige Olafs saga helga und er verwendete als Basis Snorris Olafs saga Tryggvasonar, die er mit Mate­ rial aus der Jómsvíkinga saga, der Orkneyinga saga, der Landnámabók, der Laxdœla saga, der Hallfreöar saga und etlichen Pættir erweiterte; auch aus Gunnlaugs verlorener Vita ent­ nahm er einige Pættir, etwa den Torvalds þáttr viöförla und den Svaða þáttr ok Arnórs kerlingarnefs.

LIT: F. Jónsson, O.s.T. (hin meiri), (ANOH) 1930; E. Gordon, Die Olafs saga Tryggvasonar des Odd Snorrason, 1938; S. Beyschlag, Konungasögur, Kbh. 1950 (= BiblArn 8); W. Baetke, Das Svoldr-Problem, 1958; L. Lönnroth, Studier i Olav Tryggvasons saga, (Samla­ ren 84) 1963; H. Gimmler, O.s.T., (KLL 5) 1965; Ólafur Halldórsson, O.s.T., (KLNM 12) 1967; S. Beyschlag, Die Reichseinigung der beiden Olafe nach Fagrskinna und Snorri im Vergleich zu Skaldik und Sverrir, (Germanic Dialects) Amsterdam/Philadelphia 1986.

HSS & ED: Fassung A: SKB perg. 1, fol; AM 61. fol; AM 53,. fol; AM 54, fol; Ólafur Halldórsson, O.s.T. en mesta 1-2, Kbh. 1958-61, (= EA A 1-2) (nach AM 61, fol). Fassung B: Flateyjarbók; AM 62, fol; G. Vigfússon, C. R. Unger, Flateyjarbók 1, Kria. 1860.

Olafs þáttr Geirstaðaálfs ist die Erzählung über den sagen­ haften norweg. Kleinkönig Olafr Guðroðarson, der in Geirstad begraben wurde, wo ihn die Bevölkerung nach seinem

Ólafsdrápa [1]

Tod verehrte und ihm opferte; Jahre später erscheint Olafr ei­ nem Mann namens Hrani und fordert ihn auf, den Grab­ hügel auzubrechen, und einer schwangeren Frau zu helfen: es ist die Mutter des Hl. Olaf, und die Geschichte kündigt dessen Geburt an. HSS, ED: -* Flateyjarbók; -* Ólafs saga hin helga hin mesta.

Ólafs dråpa [1] ist ein Preisge­ dicht des isländ. Skalden —» Hallfreör vandræðaskáld auf den norweg. König Olaf Tryggvason, auf den er auch eine zweite Olafsdrápa, eine Erfidrápa, gedichtet hat. Der König wollte angebl. die O. vorerst nicht einmal anhören, da ja die skald. Dichtung für den christl. König mit heidn. Konnotationen belastet war, aber schließl. wurde Hallfreör doch einer der Hofdichter Olafs. Er wird auch in den Skáldatal un­ ter den Skalden Olafs genannt, und laut Hallfreöar saga stand der König dem Skalden bei der Taufe Pate. Von der O. sind nur mehr 9 Strophen, die das kriegerische Leben des Königs behandeln, erhalten. Heidn. Mythologie mußte der Dichter in den Kenningar völlig ver­ meiden, was völlig neue Anfor­ derungen an seine Skaldenkunst stellte. HSS: Fríssbók; Fagrskinna; -*■ Olafs saga Tryggvasonar; -♦ Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946; -> Heimskringla. ÜB: Heimskringla. LIT: E. A. Kock, NN 473, 1723; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

272 Ólafsdrápa [2] (Erfidrápa) ist ein Trauergedicht über den Tod des norweg. Königs Olaf Tryggvason (gest. 1000), das ebenfalls von Hallfreör vandræðaskáld stammt und bald nach dem Tod des Königs, etwa fünf Jahre nach seiner ersten O. entstanden ist. Von diesem Lied sind 29 Strophen erhalten, die sich durch ihre klare Sprache und die einfachen Kenningar auszeichnen. HSS: Fagrskinna; -* Olafs saga Trygg­ vasonar; -* Heimskringla; —» Snorra Edda; -» Hallfreöar saga. ED: F. Jdnsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock. Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 2448- 2452; W. Lange, Studien zur christl. Dichtung der Nordgerm., 1958 (= Palaestra 222);J. de Vries, ALG 1. 21964; H. Magerøy, Ó.. (KLNM 12) 1967; B. Dymke, Ó., (KLL 5) 1969; B. Fidjestøl, Del narrane fyrstediktel. Øvre Ervik 1982.

Ólafsdrápa [3] ist ein Preisge­ dicht des isländ. Skalden -> Steinn Herdisarson auf den nor­ weg. König Olafr kyrri (gest. 1093), das wohl bald nach Olafs Inthronisation 1066 entstanden ist (ca. 1070); in den erhaltenen 17 Strophen werden vor allem Olafs Kämpfe mit seinem Geg­ ner Sveinn Úlfsson geschildert und die Milde und Freigiebig­ keit des Königs gelobt. HSS: Morkinskinna; Fagrskinna; Frissbók; -> Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 888-895, 1835, 1909, 1991; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstedik­ tet, Øvre Ervik 1982.

Olafsdrápa hin tvískelfða (»Preislied auf den Hl. Olaf im Versmaß Tviskelft«) des Skal­ den Hallar-Stcin wird wegen

273 der Form ihres Refrains übli­ cherweise als -» Rekstefja be­ zeichnet.

Ólafsdrápa sœnska (» Preislied auf Olaf von Schweden «) ist ein Gedicht des isländ. Skalden —► Ottar svarti, das er um 1018 am Hofe des Schwedenkönigs Olaf verfaßt hat; es sind davon nur sechs Halbstrophen erhal­ ten, die zwar recht farblos wir­ ken, aber in dem seltenen Vers­ maß Hálfnept stehen, das Ottar als erster verwendete; in der er­ sten Strophe wirbt er daher auch um das Verständnis des Königs für diese Neuerung. HS, ED, ÜB: —* Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock. NN 716-720; J. de Vries, ALG 1, 21964.

Ólafsflokkr (hins helga) -» Bersi Skáldtorfuson. Olafsvisur ist der Titel von insges. vier Gedichten über den Hl. Olaf (gest. 1030); eines da­ von (IV) wird Gunni Hólaskáld zugeschrieben. HSS: (I:) AM 714, 4to; (II:) SKB perg. 1, fol (Bergsbók); AM 713, 4to; AM 150, 8vo; (III:) AM 713, 4co; (IV:) AM 720 a frag. I, 4to; AM 721, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvxði 2, Kbh. 1938. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Olgeirs saga danska ist die is­ länd. Übersetzung des dän. Volksbuchs Olger Danskes Krønike (Erstdruck 1534), wel­ ches auf den franz. Prosaroman Ogier le Dannoys und letztl. auf das um 1200 entstandene franz. Versepos Le Chevalerie Ogier de

Orkneyinga saga

Danemarche zurückgeht. Von der isländ. Übersetzung ist nur eine fragment. Fassung erhal­ ten, die vollst. HSS gehen auf eine jüngere Übersetzung zu­ rück. Die Rimurfassung (AM 135, 8vo) aus dem 17. Jh. beruht direkt auf dem dän. Volksbuch und dem Oddgeirs þáttr der Karlamagnüs saga. HSS: (A:) AM 592 a, 4to (frag., 17. Jh.); (B:) Lbs 2461, 4to; Lbs 1495, 4to; Lbs 3160, 4to. LIT: H. L. D. Ward, Catalogue of Roman­ ces in the Department of MSS in the British Museum 1-2, London 1883; H. Seelow, Die isländ. Übersetzungen der dt. Volks­ bücher, Rv. 1987.

Oratio contra clerum Norvegiae -» Rede gegen die Bi­ schöfe.

Orkneyinga saga (»Saga von den Bewohnern der Orkney­ inseln «) wird in ma. HSS auch mit Jarla sögur, Orkneyja jarla sögur oder Saga Orkneyinga jarla bezeichnet, die deutl. ma­ chen, daß es sich dabei eigentl. um eine Geschichte der Orkadenjarle vom 9. bis zum Beginn des 13. Jhs. handelt. In ihrer ursprüngl. Form, die vermutl. schon um 1200 verfaßt wurde, dürfte die Saga allerdings mit dem Tod von Sveinn Asleifarson ca. 1171 geendet haben. Die erhaltene Fassung geht auf eine Revision Mitte des 13. Jhs. zu­ rück, bei der auch die Wunder des Hl. Magnús in die Saga Ein­ gang fanden, die ihrerseits wie­ der die Vorlage für die -> Magnúss saga Eyjajarls abgab. Der Autor der O.s. ist unbekannt, allerdings ist es aus einer Reihe von Gründen wahrscheinlich,

Ormars rimur daß es sich dabei um jemanden aus der Familie der Oddaverjar handelte. Die O.s. beginnt mit einer kur­ zen pscudo-histor. und mytholog. Einleitung, die meist als Fundinn Nóregr bezeichnet wird und der Pseudo-Vorge­ schichte -> Hversu Nóregr byggðisk nahesteht. Der Autor verwendete an schriftl. Quellen außerdem die verlor. *Brjáns saga und das Agrip af Nóregs konunga sögum, daneben häu­ fig Skaldengedichte, besonders die Drápas des Arnórr Jarlaskáld, sowie mündl. Traditio­ nen, und besonders für den letz­ ten Abschnitt der Saga auch Augenzeugenberichte. Der Großteil der O.s. be­ schreibt die Raubzüge der Jarle und ihre internen Streitigkeiten sowie die Beziehungen zu den Monarchen in Norwegen und Schottland; die Saga enthält auch die Beschreibung von Jarl Rögnvalds Pilgerfahrt ins Hl. Land 1151/53 mit zahlreichen Strophen des Jarls und seiner Gefährten; weitere herausra­ gende Gestalten sind der Hl. Magnus (-+ Magnúss saga Eyjajarls) und Sveinn Asleifarson, der »letzte Wikinger«. Die Hauptbedeutung der O.s. liegt in ihrem einzigartigen Quellen­ wert für die Geschichte der Or­ kneys über 350 Jahre hinweg. HSS: Pergamentfragm. der O.s. finden sich schon aus dem 13. Jh.: AM 325 I, 4to; AM 325 III a, 4to; AM 325 III b, 4to; AM 332, 4to ist die Abschrift eines 1728 vernichteten Pergamentcodex, der vor­ her auch ins Dän. übersetzt wurde, eine 1615 hergest. Abschr. dieser Überset­ zung ist ebenfalls erhalten; der Großteil

274 des Texts findet sich auch in der Flateyjarbók, wo er stückweise in die Olafs saga Tryggvasonar und die Olafs saga helga eingebaut wurde; dazu kommen noch jüngere HSS: GkS 1013, fol; AM 762, 4to; Upps.Univ.Bibl.Isl.R. 702, 4to. ED: G. Vigfusson, Icelandic Sagas 1, Lon­ don 1887 (= Rolls Series 88,1); Sigurður Nordal, O.s., Kbh. 1913-16 (= SUGNL 40); Finnbogi Guðmundson, O.s., Rv. 1965 (= ÍF 34). ÜB: (dt.:) W. Baetke, Die Geschichte von den Orkadén, Dänemark und der Jomsburg, 21966; (engl.:) A. B. Taylor, The O.s., Edinburgh 1938; Hermann Pálsson, P. Edwards, O.s. The History of the Earls ofOrkney, Harmondsworth 1982. LIT: Sigurður Nordal, Om O.s., (ANOH) 1913; E. 01. Sveinsson, Sagnaritun Oddaverja, Rv. 1937 (= Studia Islandica 1); A. B. Taylor, O.s. -patronage and authorship, (Proc. of the First Int. Saga Conference) Edinburgh 1972; M. Chesnutt, Haralds saga Maddaðarsonar, (Speculum Norroenum. Studies G. Tur­ ville-Petre) Odense 1981. N: Eric Linklater, The Ultimate Viking (Roman, 1956).

Ormars rimur, eine wohl am Beginn des 16. Jh.s entstandene Versbearbeitung einer verlore­ nen Fornaldarsaga. HSS: AM 604 d, 4to; Kollsbók; AM 146, 8vo; NkS 1135, fol. ED: (nur Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604 , 4to ..., Cph. 1938 (= CC! 11); Ólafur Halldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 (= IM. 4to 5).# LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen pd Island i det 15. og 16. ärhundrede, Kbh. 1888; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Ormars þáttr Framarssonar ist eine den Fornaldarsögur na­ hestehende ganz kurze Mär­ chensaga, die spätestens im 17. Jh. entstanden sein dürfte. HSS: AM 119 b, 8vo; Lbs 2421, 8vo (ca. 1750); JS 160, fol. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Ormr Barreyjarskáld (»der Dichter von der Hebrideninsel

Óttarr svarti

275 Barra «), ein Skalde des 10. Jh.s, von dem aber nur zwei Strophenfragm. in der Snorra Edda erhalten sind, der aber als Held einer verlor. Saga, die Ingimundr Einarsson vorgetragen haben soll, auch in der Porgils saga ok Hafliða erwähnt wird. HSS: -* Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 427, 1895, 2018.

*Orms saga Barreyjarskálds —> Ormr Barreyjarskáld. Ormr Loptsson, der Verfasser der -> Vilmundar rimur viðutan, war der Sohn von Loptr Guttormsson und seiner Konkubine Kristin; O.L. wurde ca. 1403 geboren, die Ri­ mur verfaßte er im Alter von 57 Jahren. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Ormr Steinþórsson, isländ. Skalde des 11. Jh.s, von dem einige Fragm. im Versmaß halfhnept erhalten sind; da auch die in der Flateyjarbók dem König Haraldr hárfagri zu­ geschriebene -> Snjófríðardrápa in diesem unübl. Vers­ maß verfaßt ist, hat man den tatsächl. Dichter der Dråpa in O.S. sehen wollen - eine ver­ lockende, aber nicht beweisbare These. LIT: drápa, 1969; drápa,

Ólafur Halldórsson, Snjófríðar(Afmælisrit Jóns Helgasonar) Rv. R. Poole, O.S. and the Snjófríðar(ANF 97) 1982.

Orms þáttr Stórólfssonar ist ein wohl im späten 13. Jh. ver­ faßter Pättr, in welchem es um

zwei Blutsbrüder geht, von de­ nen einer aus Island, der andere aus Dänemark stammt. Nach­ dem der Däne Asbjörn auf grausame Art umkommt, rächt ihn Ormr und begibt sich dann auf eine Pilgerfahrt nach Rom. Die beeindruckende Erzählung enthält etl. interessante Motive, darunter die Prophezeiung ei­ ner Völva, die Verstümmelung eines Helden, eine halbmenschl. Helferin und ein Sterbelied. HS: Flateyjarbók. ED: FMS 3, Kph. 1827; Þorleifur Jónsson, Fjörutiu Islendinga-Pattir, Rv. 1904 ( = Islendinga sögur 40); Guðni Jónsson, Islendinga þattir, Rv. 1935; A. Faulkes, Two Icelandic Stories, London 1968. ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928 (= Thule 17).

Ormssona saga -+ Svinfellinga saga. Óspaks saga önundarsonar ist eine vermutl. erst im 19. Jh. entstandene Saga. HSS: ÍB 908, 8vo; Lbs 2307, 4to.

Osvalds saga konungs hins helga, eine erst im Spätma. aus dem Nddt.en übertragene Hei­ ligensaga über den Hl. Oswald (5. August), den wegen seiner Bemühungen um die Christia­ nisierung Englands verehrten König (ca. 603—642). HSS: SKB perg. 3, fol. ED: Jón Sigurösson, Saga Osvalds kon­ ungs hins helga, (ANOH) 1854; A. Loth, Reykjahólabok. Islandske helgenlegender 1, Kbh. 1969 (= EA A 15). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Influence on Late Icelan­ dic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Óttarr svarti (»O. der Schwarze, der Schwarzhaa-

Óttars þáttr svarta

rige«) war ein isländ. Skalde am Beginn des 11. Jh.s. Er ver­ brachte einige Zeit am Hofe des Schwedenkönigs Olafr und verfaßte auf ihn ein Preislied, die —> Olafsdrápa soenska, von der nur wenig im seltenen Vers­ maß Hálfhnept bewahrt ist. Später ging er nach Norwegen an den Hof des Hl. Olaf, der ihn allerings wegen eines (nicht er­ haltenen) Liebesgedichts auf seine Frau, die schwed. Prin­ zessin Astríðr, einkerkern ließ, bis er sich durch eine -*■ Höfuölausn wieder die Gunst des Kö­ nigs erwarb (-> Ottars þáttr svarta). Aus noch späterer Zeit (um 1026) ist von ihm auch eine —> Knútsdrápa auf den Dänen­ könig Knut den Großen erhal­ ten; in allen seinen Gedichten zeigt er sich als »typischer Re­ präsentant der herumwandern­ den Hofskalden. Persönl. Ein­ stellung zu der Gestalt des Kö­ nigs darf man also nicht erwar­ ten « (de Vries), daher sind seine Preislieder auch formal korrekt mit reichl. Lob für den besun­ genen Fürsten, aber ohne per­ sönl. Gefühl und eher farblos. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Óttars þáttr svarta ist ein um 1220 verfaßter Páttr; der isländ. Skalde Ottar verfaßt ein Liebes­ gedicht fiir eine schwed. Prin­ zessin, aber als sie den norweg. König Olaf den Heiligen heira­ tet, läßt er den Skalden deswe­ gen einkerkern und droht ihn zu töten. Der Skalde Sighvatr rät Ottar, das Liebesgedicht zu ändern und ein Preislied auf

276 Olaf zu verfassen (Höfuölausn); als Ottar die beiden Gedichte vorträgt, vergibt ihm der Kö­ nig. HS: Flateyjarbók. ED: FMS 5, Kph. 1830. ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910.

Otuels þáttr ist der sechste Ab­ schnitt der -> Karlamagnús saga.

Ovid. Der röm. Dichter Pub­ lius Ovidius Naso (43 v. Chr. 17 n. Chr.) erfreute sich wie im ganzen ma. Europa so auch in Island großer Beliebtheit, nicht zuletzt wegen seiner Ars amato­ ria, die schon am Beginn des 12. Jh.s zum heiml. Lesestoffjunger Mönche zählte (Jöns saga helga); daneben dürften aber auch die Heroides (oder Epistu­ lae) und die Metamorphoses in Island bekannt gewesen sein. LIT: F. Tenney, Classical Scholarship in Medieval Iceland, (American Journal of Philol. 30) 1909; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wissenschaft des Ma. 1-2, 1937 (= SBM 1937,7); U. Dronke, Classical Influence on Early Norse Literature, (R. R. Bolgar, Class. Influences on European Culture) Cambridge 1971.

Páls saga biskups (»Saga von Bischof Páll«) gehört zu den Biskupa sögur und ist eine Bio­ graphie des Bischofs Páll Jönsson von Skálholt, Sohn vonjön Loptsson von Oddi. Páll (geb. 1155) wurde als Nachfolger sei­ nes 1193 gestorbenen Onkels Porlákr 1195 Bischof und starb 1211. Die P.s.b. wurde bald nach seinem Tod vermutl. vom Autor der —► Hungrvaka ver-

277

Pamphilus saga og Galatheu

faßt und beschreibt sehr detail­ liert seine Jugend, Erziehung und Auslandsreisen nach Eng­ land und den Orkneys, seine Wahl zum Bischof und dann die Geschichte der Diözese Skálholt unter seiner Amtsfüh­ rung; der zweite Teil erzählt die tragische Geschichte vom Er­ trinken seiner Frau und Kinder und seine Rolle bei der Heilig­ sprechung Porláks. Die Saga schließt mit einer Liste der wichtigsten Ereignisse seiner Zeit in Island und Europa.

beruht (Acta Apostolorum, Pet­ rus Comestors Historia schola­ stica u.a.m.).

HSS: SKB pap. 4, 4to; AM 204, fol; AM 205, fol. ED: Biskupa sögur 1, Kph. 1858; E. 01. Sveinsson, P.s.b., Rv. 1954; Jón Helgason, Byskupa sögur 2, Kbh. 1978 (= EA A 13,2). ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae 1, Oxford 1905. ÜB: W. Baetke, Islands Besiedlung und ält. Geschichte, 1928, 21967 (= Thule 23) [im Auszug]. LIT: Magnús Már Lárusson, P.s.b. (KLNM 13) 1968.

Páls saga eremita ist eine Hei­ ligensaga über den Hl. Paulus von Theben (15. Jänner), einen Einsiedler des 3. Jh.s; die Saga ist eine Übertragung einer latein. Vorlage (vgl. BHL 6596). HSS: SKB perg. 2, fol (14. Jh ). ED: C. R. Unger, Heilagra manna sagur 2, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 .. ., -Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: F. Jónsson, Litt.hisl. 2, 21923; P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 (SBM 1937,7); LOSONP 1963.

Páls saga postola ist eine Apo­ stelsaga über den Hl. Paulus, die in zwei vollständigen und einer stark gekürzten Fassung erhal­ ten ist und auf latein. Vorlagen

HSS: (A:) AM 645, 4to; AM 655, 4to frag. XVI (13. Jh.); (B:) Skarðsbók; AM 234 fol (14. Jh.); (Kurzfassung von A:) AM 238, fol frag. XV (14. Jh.). ED: (A & B:) C. R. Unger, Postola sögur. Chria. 1874; (A:) L. Larsson, Isländska handskriften No 645 4° ..., Lund 1885; (Faks.:) A. Holtsmark, A Book of Miracles .... Cph. 1938 (= CCI 12); (B:) Ólafur Halldórsson, Sögur úr Skarðsbók, Rv. 1967; (Faks.:) D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 (= EIM 2). LIT: F. Jönsson, Litt.hisl. 2, 21923; LO­ SONP 1963.

Pálsdiktur und Pálsvísur sind die Titel zweier Gedichte über den Apostel Pau­ lus. HSS: AM 150, 8vo; AM 717 a, 4to; AM 720 a frag. VII, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvaði 2, Kbh. 1938.

Pamphilus saga og Galatheu heißt die altnord. Prosaüberset­ zung der ersten 490 Zeilen des latein. schwankhaft-didakt. Liebesgedichts Pamphilus de amore, das vermutl. im späten 12. Jh. in Nordfrankreich ent­ standen ist. Basierend auf Ovids Ideen, wird die Geschichte eines armen Jünglings erzählt, der sich verliebt und nur mit Hilfe einer listenreichen alten Frau das Herz der Geliebten ge­ winnt. Bald nach seiner Entste­ hung erlangte das Gedicht große Popularität und wurde auch im Lateinunterricht ver­ wendet. Wohl um die Mitte des 13. Jhs. wurde es in Norwegen ins Altnord, übersetzt. Die recht geschickte Übersetzung hält sich eng ans Original, die Prosa ist häufig rythmisch und

Parcevals saga

alliterativ; die einzige HS ent­ hält viele Fehler, die aber wohl dem Abschreiber anzulasten sind. Das letzte Drittel des Texts, ca. 200 Zeilen, sind verloren. HS: DG 4-7, fol. ED: E. Kolbing, Bruchstück einer altnord. Bearbeitung von Pamphilus und Galathea, (Germania 23) 1878; L. HolmOlsen, Den gammelnorske oversettelsen av Pamphilus, med en undersøkelse av paleo­ grafi og lydverk, Oslo 1940. ED des Originals: A. Baudoin, Pamphile ou Vart d’etre aimé, Paris 1874; K. Bate, Three Latin Comedies, Toronto 1976. LIT: J. de Morawski, Pamphile et Galatée Paris 1917; M. Schlauch, Romanee in Iceland, London 1934; Hermann Palsson, Pamphilus t norreenni þýðingu, (Gripla 6) Rv. 1986 (— Rit 28).

Parcevals saga heißt die altnord. Prosaübersetzung des von Chrétien de Troyes um 1180 verfaßten franz. Versromans Li Contes del Graal, die damit zu den übersetzten -> Riddarasögur gehört. Die um die Mitte des 13. Jh. in Norwegen ent­ standene Übersetzung kürzt das Original beträchtlich, aber nicht unkritisch. Chrétiens Werk war unvollendet geblie­ ben, aber von den verschiede­ nen in Frankreich nachträglich entstandenen Fortsetzungen lag dem norweg. Übersetzer nichts vor, und er erfand daher am Ende der Parcivalhandlung selbst einen kurzen aber saga­ mäßigen Abschluß: Parcevals Rückkehr zu Blankiflur und Heirat stehen am Ende, woge­ gen die Gaweinhandlung in ei­ nem eigenen, nachfolgenden —> Valvers þáttr zusammengefaßt wird, da sie dem Autor offenbar nicht als organisch zum Text der P.s. gehörig erschien. Als einzige der Riddarasögur weist

278 die P.S. an den Kapitelenden endreimende Verspaare im Text auf. Eigeninitiative zeigt der Übersetzer auch bei der Ausgestaltung der Gralsszene, wo er das Original eher inter­ pretiert als übersetzt und damit der Forschung beträchtl. Rätsel aufgegeben hat. HSS: AM 179, fol (17. Jh.); AM 181 a, fol. (ca. 1650); AM 395, fol; Nks 1794 b, 4to (frag., ca. 1450); SKB perg. 6, 4to (ca. 1400). ED: E. Kolbing, Riddarasögur, 1872; Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 4, Rv. 1954. UB: R. Simek, Die Saga von Parceval und die Geschichte von Valver, 1982. LIT: E. Kolbing, Die nord. Parzivalsaga und ihre Quelle, (Germania 14) 1869; R. S. Loomis, The Grail in the P.s., (GR 39) 1964; P. G. Foote, Ganganda greiði, (Einarsbók) Rv. 1969; H. Kratz, The P.s. and Li Contes del Graal, (SS 49) 1977; R. Simek, Ein Fragment der P.s., (Codices Manuscripti 8) 1982; G. Barnes, P.s.: Riddara Skuggsjá, (ANF 99) 1984; Álfrún Gunnlaugsdóttir, Quelques aspects de P.s., (Riddarasögur) Paris 1985; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & Lon­ don 1985 (= Islandica 44).

Parmes saga Lodinbjarnar ist ein um 1770 entstandener isländ. Roman, den der Pastor von Ballarä, Jón Bjarnason (1721-1785), nach Vorbild älte­ rer Märchensagas und der neuen Romane vom Typ des Robinson Crusoe verfaßte und in dem ein Italiener nach Grön­ land verschlagen wird. HSS: JS 623, 4to (17. Jh.); Lbs 896, 4to; ÍB 121, 4to; weitere 10 Papier-HSS. ED: Saga af Parmes loðinbirni, Rv. 1884; dass., Gimli, Manitoba 1910; dass., Vestmannaeyjar 1943. LIT: Árni Kristjánsson, Sagan af Parmes Loðinbirni, (Skirnis 118) 1944.

Partalopa saga ist eine im 13. Jh. entstandene Prosaüberset­

279 zung einer verlor. Fassung des aus dem 12. Jh. stammenden franz. Versepos Partenopeus de Blois', ob die vorliegende isländ. Fassung auf eine ältere norweg. Übersetzung zurückgeht, ist unbekannt, jedenfalls fallen die HSS in zwei deutl. unterscheid­ bare Gruppen. HSS: (A:) AM 533, 4to; SKB perg. 7, fol (15. JH.); (B:) SKB pap. 46. fol; ca. 30 Papier-HSS. ED: O. Klockhoff, P.s. Jor första gangen utgifven, Upsala 1877; Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 2, Rv. 1949; L. Præstgaard Andersen, P.s., Cph. 1983 (= EA B 28). ÚB: (engl.:) F. W. Blaisdall, (in L. Præstgaard Andersen, P.s., 1983). LIT: E. Kolbing, Ueber die nord, gestaltungen der Partonopeus-sage, Breslau 1873; ders., Uber die verseh. Gestaltun­ gen der Partonopeus-Saga, (Germanist. Studien 2 = Germania 20. Suppl.) 1875; A. T. Bödtker, Parténopoeus de Blois, Chria. 1904; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; H. Newstead, The Traditional Background of Partonopeus de Blois, (PMLA 61) 1946; E. F. Halvorsen, P.s., (KLNM 13) 1968; L. Præstgaard Andersen, Skjoldmoer - en kvindemytos, Viborg 1982; M. E. Kalinke, P. M. Mit­ chell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Passio et miracula Beati Olavi -» Acta Sancti Olavi. Passio sancti Edmundi ist eine latein. Vita über den 1122 heiliggesprochenen engl. König Edmund, welche um 980 von Abbo Floriacensis verfaßt wurde; Ari nennt in seiner —» íslendingabók als Quelle eine Saga über den Hl. Edmund, was sich vermutlich auf die P.s.E. bezieht, wenn auch eine isländ. Fassung davon, also eine verlorene *Jatmundar saga hins helga, nicht ausgeschlossen werden kann.

Petrs saga postola LIT: Hermann Pálsson, Játmundar saga hins helga, (Skírnir 132) 1957; LOSONP 1963; J. de Vries, ALG 1, 21964.

Paulus Diaconus, ca. 720-799, langobard. Benediktinermönch in Monte Cassino, bekannt we­ gen seiner Historia Langobar­ dorum, die auch Theodricus mo­ nachus kannte; daneben war aber im ma. Skandinavien noch eine von ihm verfaßte Predigt­ sammlung von Bedeutung, aus der auch altnord. Homilien schöpften, und die nddt.e Fas­ sung seiner Vita Gregors des Großen wurde im Spätma. ins Isländ. übersetzt.

Perseus saga (sterka Calixsonar) ist eine sehr junge Prosa­ version der Persius rimur des Guðmundur Andrésson (gest. 1654); die Rimur gehören zu den ganz wenigen Fällen, wo ein griech. Mythus bearbeitet wurde und beruhen auf den Metamorphosen des Ovid mit Zusätzen aus dem Dictionarium undecim linguarum des Ambro­ sius Calephinus. HSS: Lbs 771,8vo; ÍB 146, 4to (19. Jh.). LIT: Jakob Benediktsson, Persius rimur eftir Guðmund Andrésson og Bellerofonlis rimur, Rv. 1949 (= Rit Rímnafélagsins 2).

Petrs saga postola ist eine in fünf verschiedenen Rezensionen und über 20 HSS bewahrte Apostelsaga über den Apostel Petrus, die auf verseh, latein. Quellen beruht (BHL 6659, 6570, Acta Apostolorum, die Evangelien, etc.). In der —> Tveggja postola saga Petrs ok Páls wurden Teile aus dieser Saga verwertet.

Pétrsdrápa HSS: (A:) Skarðsbók; AM 239, fol; SKB perg. 19, 4to (14. Jh.); (B:> AM 630, 4to; AM 659 a, 4to (17. Jh.); (C:) AM 655, 4to frag. XII-X1II (13. Jh.); (D. gekürzte Fassung von B:) AM 645, 4to (13. Jh.); AM 235, fol (ca. 1400); (E:) AM 655, 4to frag. XVI (13. Jh.). ED: (A - E:) C. R. Unger, Postola sögur. Chria. 1874; (A:) Ólafur Halldórsson, Sögur úr Skarðsbók, Rv. 1967; (Faks.:) D. Slay, Codex Scardensis, Copenhagen 1960 (= EIM 2); (D:) L. Larsson, Isländska handskriften No 645 4° ..., Lund 1885; (Faks.:) A. Holtsmark, A Book of Miracles ..., Cph. 1938 (= CCI 12). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953; LOSONP 1963.

Pétrsdrápa ist eine um 1400 entstandene Dróttkvættdrápa in 54 Strophen über das Leben des Apostels Petrus und beruht auf der -♦ Pétrs saga postola. HS: AM 621, 4to. ED: B. Kahle, Island, geistl. Dichtungen des ausgeh. Ma., 1898; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; E. A. Kock, NN 1707-1755, 1854f.

Petrus Alfonsi -> Disciplina Clericalis. Petrus Comestor, franz. Kle­ riker (gest. 1179), Verfasser der Historia scholastica, einer im we­ send. aus diversen kanon, und apokryphen Quellen kompi­ lierten Synopse des Alten und Neuen Testaments. Dieses Werk war im ma. Island gut bekannt und wurde u.a. in der Gyöinga saga, der Stephanus saga, der Stjórn und verseh. Homilien verwendet, seine latein. Mariendichtungen finden sich in Prosa in den Marienwundern der Mariu saga. Pétursdiktur ist ein spätma. Gedicht über den Apostel Pet­ rus.

280 HS: AM 721, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, Kbh. 1938. LIT: H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Pétursvísur heißt ein spätma. Gedicht über den Apostel Pet­ rus. HS: AM 713, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, Kbh. 1938.

Philippus Galterus -> Alex­ anders saga. Philippus saga postola. eine Apostelsaga über den Apostel Philippus, die in drei Fassungen erhalten ist; zwei davon beru­ hen auf latein. Vorlagen (BHL 6814, Legenda aurea), die dritte wurde wohl erst spät aus dem Nddt.en übersetzt. HSS: (A:) AM 630. 4to u. a. junge Papier-HSS; (B:) Skarðsbók; (C:) AM 667, 4to frag. V (ca. 15). ED: (A, B:) C. R. Unger, Postola sögur. Chria. 1874; (B:) Ólafur Halldórsson, Sögur úr Skarðsbók, Rv. 1967; (Faks.:) D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 ( = EIM 2). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LO­ SONP 1963.

Physiologus, griech. Naturge­ schichtsbuch aus dem 4. Jh. Die zahlr. latein. Fassungen sind die Grundlage für Übersetzungen in die europ. Volkssprachen. Eine latein. Version unter dem Titel Bestiarum, die dem angeisächs. Überlicferungszweig na­ hesteht, wurde im 12. Jh. auch ins Altnord, übersetzt und stellt den ältesten Versuch einer durchlaufenden Buchillustra­ tion in der isländ. Literatur dar, ist aber nur fragment, erhalten. HSS: AM 673 a. 4to 1-11 (frag., ca. 1200).

Poetiken

281 ED: V. Dahlerup, P. i to islandske bearbei­ delser, (ANOH) 1889; Halldór Hermannsson, The Icelandic P., Ithaca 1938, Reprint 1966 (= Islandica 27).

Pilatusar saga ist kein eigenes Werk, sondern ein Abschnitt über Pilatus in der Gyðinga saga. HS (separat): AM 629, 4to.

Píslargrátr (»Leidens-Klage«) ist eine Dråpa im Hrynhent von -> Jón Arason, deren Titel und Inhalt sich auf die Passion Chri­ sti beziehen und als deren Grundlage dasjohannesevangelium diente; formal ist das Lied stark von der Lilja beeinflußt. HSS: AM 99 a, 8vo; AM 622, 4to; AM 715 d, 4to. ED: Ein Ny Wiisna Bok, Hólar 1612; Sw Gamla Vijsna Bok, Hólar 1748; Biskupa sogar 2, Kbh. 1878; F. Jónsson, Jón Arasons relgiøse digte, Kbh. 1918; Jón Helgason, Islenzk miðaldakvceði 1, Kbh 1936. LIT: P. E. Olason, Menn og menntir siðaskiptaaldar á íslandi 1, Rv. 1919.

Placidus dråpa oder Plácítúsdrápa (»Preisgedicht auf Placi­ dus «) ist eine Version der Placiduslegende (—► Placidus saga) im Versmaß dróttkvætt und könnte schon um 1150, sicher­ lich aber vor 1180 verfaßt wor­ den sein; das Pergamentfragm., in dem sie überliefert ist, stammt schon aus der Zeit um 1200. HS: 673, 4to (frag.). ED: Sveinbjörn Egiisson, Brot a/Placidusdrápu. Videyar Klaustri 1833; F. Jónsson. Sly. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2. 1949. LIT: F. Jónsson, Plácttúsdrápa, (Opuscula philologica) Kbh. 1887; F. Paasche, Kri­ stendom og kvad, Kria. 1914; E. A. Kock, NN 1242-1256. 1797, 1825, 2132-2139, 2369, 2492; G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literaturc, Oxford 1953.

Placidus saga, eine Heiligen­ saga über den Hl. Eustachius

(altnord. Placidus, 20. Sept.), einen seit dem 4. Jh. verehrten, jedoch histor. ungesicherten Märtyrer, dessen Legende mit der über den HL Hubertus ver­ wandt ist und letztlich auf eine alte indische Erzählung zurück­ gehen dürfte; die altnord. Ver­ sion beruht auf einer latein. Vorlage (BHL 2760) und hat ihre Spuren in der Njáls saga hinter lassen. HSS: AM 655, 4to frag. IX u. X (13. u. 12. Jh.); AM 696, 4to frag. II! (ca. 1400); SKB pap. 8, 8vo; SKB pap. 31, 4to (17. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 2, Chria. 1877. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 ( = SBM 1937, 7); G. Turville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953; LOSONP 1963; J. Tucker, St. Eustace in Ice land: On the Origins, Structure and Possible Inßuence of the Placitus saga, (Les Sagas de Chevaliers. Riddarasögur) Paris 1985.

Poetik -> Verslehre. Poetiken. Wir besitzen drei ma. Werke zur Dichtungslehre, wobei an erster Stelle das Dichterhandbuch Snorri Sturlusons, die -» Snorra-Edda zu erwähnen ist, von der besonders die -> Skáldskaparmál, welche die Dichtersprache mit Heiti und Kenningar behandelt, und das -> Háttatal, eine kommen­ tierte Reihe von 101 Beispiel­ strophen zu den verseh. Versund Strophenformen, für die Poetik bedeutsam sind. Noch älter als Snorris um 1225 ver­ faßte Edda ist der -» Háttalykill (»Versmaßschlüssel«) der um 1150 auf den Orkaden von Jarl Rögnvald und dem isländ. Skai-

Polostors saga frækna

den Hallr Pórarinsson gedichtet wurde und ebenfalls die verseh. Versarten exemplifiziert. Auch das sogen. -► Dritte grammat. Traktat, eig. eine Abhandlung über Rhetorik nach ausländ. Vorbildern, gibt für die verseh. Stilfiguren Beispiele aus der isländ. Dichtung und dient da­ durch ebenfalls als Poetik. Polostors saga frækna (auch Poelenstadors saga ok Möndulþvara) ist eine sehr junge Riddarasaga, in der der poln. Prinz Polostor vom heidn. franz. König geschlagen wird, aber durch dessen Tochter ge­ rettet wird und sie zum Chri­ stentum bekehrt. HSS: Lbs 2296, 8vo; 7 weitere HSS des 19. Jh.s. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Polykarpus saga. Ein Ab­ schnitt über den frühchristl. Märtyrer Polykarpus, dessen Leidensgeschichte noch im Jahre seines Todes 156 n. Chr. auf Griech. aufgezeichnet wurde, findet sich in einer Fas­ sung der -> Sebastianus saga.

Pontanus saga ok Diocletia­ nus (oder Sjö meistara saga) ist eine Übersetzung des dän. Volksbuchs De syv vise Mestre, das wiederum auf das dt. Volks­ buch Die Sieben Weisen Mei­ ster (Erstdruck Augsburg 1474) zurückgeht. An isländ. Über­ setzungen sind acht Versionen der vollständigen Übersetzung in insgesamt 15 HSS erhalten, daneben sind vier HSS mit Teilübersetzungen und zwei Rimurzyklen bekannt.

282 HSS: AM 600 d. 4to (17. Jh.); Lbs 1541, 4to. LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Pontus rimur ist eine Rimurfassung des dt. Volksbuchs Pon­ tus und Sidonie (Erstdruck Augsburg 1483), die im 16. u. 17. Jh. von drei verseh. Dich­ tern verfaßt wurde: Der Haupt­ teil von Magnus Jónsson hinn pruði (1531-91) ca. 1564-6, die Fortsetzung von Ólafur Halldórsson (ca. 1570-1605) zw. 1591 und 1605, der Rest von Pétur Einarsson (1597-1666) 1635. HSS: AM 611 g, 4to; AM 613 e-f, h-i, 4to; AM 614 d, 4to. ED: Grímur M. Helgason, Pontus rimur eftir MagnúsJónsson prúða, Pétur Einarsson og sira Olaf Halldórsson, Rv. 1961 (= Rit Rímnafélagsins 10). ÜB; W. H. Schofield, The Story of Horn and Rimenhild, (PMLA 18) 1903. LIT: Jón Porkelsson, Om digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; B. K. Þórólfsson, Rimurfyrir 1600, Kbh. 1934.

Pontus saga konungssonar ist eine junge Prosaversion der Pontus rimur. HSS: Lbs 1509, 4to.

Postola sögur (»Sagas von Aposteln«) sind eine Unter­ gruppe der Heiligenleben (Hei­ lagra manna sögur, —> Hagiograph. Literatur). Solche auf meist apokryphen latein. Texten basierende Sagas sind über alle Apostel verfaßt wor­ den (Andreas saga postola, Bartholomeus saga postola, Ja­ kobs saga postola, Jöns saga po­ stola, Matheus saga postola, Matthias saga postola, Pils saga postola, Petrs saga postola, Phi-

283

Prestssaga Guðmundar góða

lippus saga postola, Thomas saga postola), einige der P.s. be­ schäftigen sich auch mit zwei Aposteln (Tveggja postola saga Jons ok Jakobs, Tveggja postola saga Pétrs ok Päls, Tveggja po­ stola saga Philippus ok Jakobs, Tveggja postola saga Simonis ok Judæ).

tigsten - Liedform der -> Dråpa vor dem -» Flokkr, oder der Versuch zu immer neuen Varia­ tionen des ohnehin sehr kom­ plizierten Versmaßes -» Dróttkvætt durch die Skalden, um dadurch eine Steigerung des Effekts zu erzielen. Die formale Kunstfertigkeit im Rahmen der Konventionen hat im höf. P. immer den Vorrang vor der persönl. Empfindung. Eine be­ sondere Form des P.s ist das Lob eines verstorb. Fürsten, das Er­ innerungsgedicht (Erfidrápa), das über den Weg des Lobs der heiliggesprochenen Könige zum hochma. geistl. Loblied führt.

HSS: Skarðsbók (ca. 1325); AM 645, 4to (ca. 1220); AM 652, 4to (nur 14 BL, 2. Hälfte 13.Jh.; Abschrift in AM 630, 4to). ED: C. R. Unger, P.s., Chria. 1874; L. Larsson, Isländska handskriften No 645 4° ..., Lund 1885; Ólafur Halldórsson, Sögur úr Skarðsbók, Rv. 1967; (Faks.:) A. Holtsmark, A Book of Miracles. Ms. No 645, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 12); D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 (= EIM 2).

Predigten —» Homilien. Preislied. Das Lob von Fürsten und Königen, aber auch Freun­ den ist der Zweck des P.s, das besonders in der Wikingerzeit eine vorrangige Stellung in der Skaldendichtung einnimmt. Der Fürstenpreis war erste Auf­ gabe des Hofskalden, aber nicht Selbstzweck, da durch das P. einerseits die einzige Möglich­ keit zur Bewahrung histor. Er­ eignisse in vorliterar. Zeit gege­ ben war, andererseits diese Art der rühmenden » Berichterstat­ tung« königl. Taten ein unübertreffl. Propagandamittel war. Die höf. Gebundenheit des P. führte zu Konventionen inhaltl. (Betonung des Kriegs­ glücks, der Freigiebigkeit) und formaler Art (Liedformen, Kenningsystem), die vom 9. bis zum 13. Jh. erstaunt wenig Veränderung erfahren haben. Daneben gab es aber eine Hie­ rarchie der Formen, etwa der Bevorzugung der - als P. wich­

LIT: J. de Vries, ALG 1, 21964; K. v. See, Skaldendichtung, 1980; F. Ström, Poetry as an instrument of propaganda, (Speculum Norrœnum) Odense 1981; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Prestssaga Guðmundar góða (»Saga vom Priester Gudmund dem Guten «) ist die eher lang­ atmige Biographie des Bi­ schofs Guömundr Arason von seiner Geburt 1161 bis zu seiner Bischofs weihe 1203, ursprüngl. begann die Saga aber erst mit seiner Priesterweihe. Die Saga stammt wahrscheinl. von Lambkárr Porgilsson, der seit 1200 Schüler und später Diakon bei Guðmund war. Der Kompi­ lator der -+ Sturlunga saga teilte die Lebensgeschichte in vier Abschnitte auf, die er in andere Texte für seine Kompi­ lation einarbeitete. In der Stur­ lunga saga ist die P.G.g. daher nur gekürzt erhalten, aber in der -» Guðmundar saga góða ist sie vollständig überliefert.

Prologe HSS, ED, LIT: -> Sturlunga saga, -♦ Guðmundar saga biskups.

Prologe finden sich wie an­ derswo auch in den Werken ma. skandinav. Autoren, und dienen häufig der direkten An­ rede an Leser oder Zuhörer. Der älteste isländ. Prolog findet sich in Aris Islendingabök und ist sehr kurz, ausführlicher sind Snorris P. zu seiner Edda und Heimskringla, sowie die P. Oddr Snorrasons zur Olafs saga Tryggvasonar und zur Hungrvaka. In rein literar. Werken wie der Göngu-Hrólfs saga und der Piöreks saga dienen P. manchmal der Diskussion über das Verhältnis von Unterhal­ tung und Historizität in den Texten, in den Isländersagas fehlen P. jedoch mit Ausnahme der Flateyjarbókfassung der Fóstbrœðra saga völlig. Einer der bedeutendsten norweg. P. ist der zu den -> Strengleikar, welcher eine krit. Beurteilung der auftretenden literar. und gesellschaftl. Probleme enthält. LIT: E. R. Curtius. Europ. Literatur und latein. Ma., 1948, *1978; T. Janson, Latin Prose Prefaces, Sthm. 1964; Sverrir To­ masson, Formáli, (Jakob Benediktsson, Hugtök og heiti í Bókmenntafræði), Rv. 1983; ders., Formalar íslenskra sagnaritara á miðöldum. Rannsókn bókmenntahefðar, Rv. 1987.

Prosa-Edda nennt man die -» Snorra-Edda zur Unterschei­ dung von der Lieder-Edda (-» Edda).

Prosper Aquitanus, auch Prosper Tiro Aquitanus, röm.christl. Schriftsteller und Theo­ loge, der in der ersten Hälfte des 5.Jhs. in Rom wirkte; neben ei­

284

ner Weltchronik und Schriften über Augustinus verfaßte er auch die ebenfalls auf Augusti­ nus beruhenden Lehrgedichte Liber sententiarum und Liber epigrammatum, die im Ma. als Schulbücher Verwendung fan­ den und im 12. Jh. in Island übersetzt wurden. Teile dieser altnord. Übersetzung sind in ei­ ner HS aus der Zeit um 1200 erhalten. HSS: AM 667, 4to (ca. 12(X>); AM 685 c, 4to (Anf. 14. Jh.). ED: Porvaldur Bjarnarson, Leifar fornra kristinna frœða islenzkra: Codex ArnaMagnaranus 677 4to, Kph. 1878. ED des Originals. Migne. PI. 51. LIT: Hreinn Benediktsson, AM 667, 4” A. Noen bemerkninger, ('MoMi 1967.

Rätsel. In altnord. Sprache ist nur eine einzige bedeutende R.Sammlung erhalten, näml. die Hciöreksgatur (oder Gåtur Gestumblinda) in der Heiðreks saga. Allerdings weisen auch zahlreiche Kenningar der Skal­ dendichtung eine ähnl. Ver­ schlüsselungsstruktur auf wie R. Snorris Erzählung von Thors Reise zu Utgaröaloki (Gylfaginning 44) könnte ebenfalls auf ältere R. zurückgehen. Aus dem Spätma. sind eine Reihe von R. erhalten, die in Gottskálkr Jónssons Syrpa bewahrt sind. Rafns saga —► Hrafns saga Sveinbjarnarsonar.

Ragnars saga loðbrókar (»Saga von Ragnar Pclzhose«) ist eine umfangreiche Fornaldarsaga, deren Helden - Rag­ narr und seine Söhne - im Dä­ nemark des 9. Jh. belegte histor. Personen sind, deren in der

285 Saga erzählte Taten nicht histor. sind (vgl. auch die GönguHrölfs saga). Der Sagaheld Ragnarr tötet einen Drachen und befreit damit die Königs­ tochter Póra, die er heiratet und die ihm zwei Söhne gebiert. Nach ihrem Tod heiratet er die Völsungennachkommin Aslaug, die ihm weitere fünf Söhne schenkt. Um es den Wikinger­ taten seiner Söhne gleichzutun, unternimmt Ragnarr mit nur zwei Schiffen eine Heerfahrt nach England, wird aber von König Ella gefangen und in eine Schlangengrube geworfen, wo er umkommt; seine Söhne kön­ nen ihn nach Jahren rächen. Die R.s.l. ist zwar erst in der 2. Hälfte des 13. Jh. entstanden, die Sage vom Ragnars Tod in der Schlangengrube — abwei­ chend von der histor. Todesart - ist aber schon im Gedicht Krákumál im 12. Jh. belegt, und auch Saxo Grammaticus in seinen Gesta Danorum (IX, 300ff) kennt die Geschichte von Ragnarr loðbrók, allerdings mit deutl. Abweichungen. HSS: NkS 1824 b, 4to. ED: E. J. Björner, Nordiska Kampa dater, Stockholm 1737; F. H. v. d. Hagen, Alt­ nord. Sagen und Lieder, 1814; FAS1 1; FAS2 1; M. Olsen, ^ölsun^a saga ok R.s.l., Kbh. 1906-08 (= SUGNL 36); FAS3 1. ÜB: (dt.:) F. H. v. d. Hagen, Nordische Heldenromane Bd. 5, 1828; ders., Aldt.e u. Altnord. Heldensagen Bd. 3, 21880; P. Herrmann, Island. Heldenromane, 1923 (= Thule 21); (engl.:) M. Schlauch, The Saga of the Volsungs, the Saga of Ragnar Lodbrok together u>ith the Lay of Kraka, New York 31964. LIT: G. Storm, Ragnar Lodhrok ok Lodbrokssönnerne ((N)HT 2.R. 1) 1877; A. Puschnig, Bibliographie der RagnarLodbrock-Saga, Diss. Wien 1904; A. Mawer, Ragnar Lothbrök and His Sons

Ragnarsdrápa (Saga-Book 6) 1909; A. O. Puschnig, Die Ragnar-Lodbrockssage in der dt. Li­ teratur, Laibach 1910; J. de Vries, Die histor. Grundlagen der »R.s.l.«, (ANF 39) 1923; ders., Die ostnord. Überliefe­ rung der Sage von Ragnar Lodbrok, (APhSc 2) 1927; ders., Die Wikingersaga I. Die R.s.l., (GRM 15) 1927; ders., Die westnord. Tradition der Sage von Rag­ nar Lodbrok, (ZfdPh 53) 1928; ders., Die Entwickl. der Sage von den Lodbroks­ söhnen in den hist. Quellen, (ANF 44) 1928; G. Loomis, Saint Edmund and the Lodbrok Legend, (Harvard Studies and Notes 15) 1933; A. H. Smith, The Sons of Ragnar Lothbrok, (Saga-Book 11) 1935; A. H. Krappe, Sur un episode de la »Saga de Ragnar Lodbrók«, (APhSc 15) 1941/42; Jakob Benediktsson, Arngrimi Jonae Opera latine conscripta 4, Hafniæ 1967 ( = BiblArn 12); M. Meier-Mundt, R.s.l., (KLL 5) 1969; dies.. Omkring dragekampen i R.s.l., (Arv 27) 1971; B. Guðnason, Gerðir og ritþróun R. sögu L, (Einarsbók) (Rv.J 1969; R. Boyer, Le theme de Ragnar Lodbrók dans les lettres fran^aises, (Rencon­ tres et courants littérairesfranco-scandinaves) Paris 1972; R. McTurk, The Extant Icelandic Manifestation of the R.s.l., (Gripla 1) Rv. 1975 (= Rit 7); ders., The relation­ ship of R.s.l. to Piðriks saga afBern, (Sjötíu ritgerðir helagaðar Jakobi Benediktssyni Bd. 2) Rv. 1977 (= Rit 12); ders., Sources and Analogues of R.s.l., (Fourth Int. Saga Conference. Papers) München 1979; N: H. Sachs, König Regnerus in Dennemarck würgen die Schlangen im Thurn (Tragödie 1558); Chr. Weise, Regnerus (I)ratna 1684, ungedruckt); L. Th. Kose­ garten, Regner Lodbrogs Sterbelied (freie Übertrag. 1784); F. v. Fouqué, Regner Lodbrog, eine ausländ. Sage (Balladenzyklus 1818); E. Gcibel, König Sigurds Brautfahrt (Epos 1846) und: Wie König Sigurd Hochzeit hielt (Ballade); A. Flir, Regner Lodbrog oder der Unter­ gang des nord. Heidentums (Tragödie 1865); F. W. Weber, Dreizehnlinden (Epos 1878); D. v. Liliencron, König Regnar Lodbrog, d.h. mit den gepichten Hosen, (Ballade 1889); B. V. Münchhau­ sen, Halfdan, Ragnars Sohn (Ballade 1897).

Ragnarsdrápa (»Preisgedicht auf Ragnarr«) heißt das einzige uns erhaltene Gedicht des ersten bekannten Skalden —> Bragi

Ragnarssona þáttr

enn gamli und stammt viel­ leicht aus dem 9. Jh., eher aber vom Ende des 10., als dän. Wi­ kinger erneut Nordengland er­ oberten (Marold). Die R. ist ein -> Schildgedicht, das die mytholog. und heroischen Szenen beschreibt, die auf einem Schild dargestellt waren, den Bragi von einem gewissen Ragnarr bekommen hatte. Laut Skáldatal war dies der dän. König Ragnarr Loðbrók, was aber si­ cher nicht stimmt. Die von die­ sem ursprüngl. wohl etwas län­ geren Gedicht erhaltenen 20 Strophen und Halbstrophen im (noch etwas unregelmäßigen) Dróttkvætt sind in Snorris Edda überliefert und beschreiben je zwei Szenen aus der Mytholo­ gie (Thors Fischzug und den Mythus von Gefjon) und der Heldensage (den Kampf der Guðrúnssöhne Hamöir und Sörli in Ermanerichs Halle und die Ursache für den Hjaðningavig); zwei weitere Strophen­ reste entfallen auf den Schenker und den Überbringer des Schilds. HSS: -> Snorra Edda. ED: T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Detter, Zur R„ (ANF 13) 1897; E. A. Kock, NN 213 - 219, 972, 1003-1007,2202, 2205f; J. de Vries, ALG 1, 21964; V. Kiil, Gevjonmythen og R., (MoM) 1965; H. Lie, R., (KLNM 13) 1968; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; E. Marold, Kenningkunst, 1983; dies., R. und Ragnarssage, (Germanic Dialects) Amsterdam/ Philadelphia 1986.

Ragnarssona þáttr (»Erzäh­ lung von den Söhnen Ragnar loöbröks«) ist eine nur in der

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Hauksbók erhaltene Geschichte über Ragnarr loðbrók und seine Söhne, die am Ende des 13. Jh.s entstanden ist und der literar. Tradition mehr verpflichtet ist als den histor. Tatsachen. Der erste Teil des Páttr mit Ragnars Leben und Tod und der Rache seiner Söhne wirkt wie eine Kurzfassung der -* Ragnars saga loðbrókar, weist aber beträchtl. Abweichungen auf, so­ daß allenfalls eine ältere, nicht erhaltene Fassung als Vorlage gedient haben kann. Weitere Quellen für den ersten Teil sind die Knútsdrapa des Skalden Sigvatr Pöröarson (11. Jh.) und Genalogien aus der Skjöldunga saga. Die vom Autor verwen­ deten Namensformen für Rag­ nars Söhne Ivar und Ubbe, näml. Yngvarr und Hústó, könnten auch noch auf eine mögliche latein. Quelle hinwei­ sen. Im zweiten Abschnitt wird vor allem die Nachkommenschaft des Ragnarssohnes Sigurðrormr-i-auga (»Sigurd Schlange im Aug«) beschrieben, aus des­ sen Ehe mit der Tochter des engl. Königs Ella Ragnhild, die Mutter des norweg. Königs Haraldr hárfagri stammt. Die Quelle dieser Genealogie war wohl die Hálfdanar saga svarta aus der Heimskringla Snorris. Hauptzweck der geschickt auf­ bereiteten Erzählung dürfte demnach auch die Verbindung zw. der Sage über Ragnarr loöbrók und der Geschichte des norweg. Königshauses gewesen sein. HSS: Hauksbók.

287 ED: FAS' 1; FAS2 1; FAS3 1; -» Hauksbök. ED + ÜB (lat.;) J. Langebek, Scriptores rerum Danicarum, Bd. 2, Kbh. 1773. LIT: -* Ragnars saga loðbrókar.

Randvers saga fagra ist eine erst im 19. Jh. entstandene Er­ zählung, die wohl auf den 1794 von Einar Bjarnarson verfaßten Rimur beruht. HS: Lbs 1503, 4to.

Rannveigar leizla —► Visions­ literatur.

Rauðs þáttr ok sona hans (» Erzählung von Rauðr und sei­ nen Söhnen«) -> Rauðúlfs þáttr. Rauðs þáttr ramma (»Erzäh­ lung vom starken Rauðr«) ist eine Geschichte in der Olafs saga Tryggvasonar der Flateyjarbók über einen Norweger, der treu zu seinem heidn. Glau­ ben steht und dafür vom König grausam umgebracht wird. HSS, ED, LIT: -* Flateyjarbók.

Rauðúlfs þáttr (auch Rauös þáttr ok sona hans) ist eine Kurzgeschichte über den norweg. Bauern Rauðúlfr (oder Rauðr), der König Olaf den Heiligen durch seine Weissa­ gungen und Traumdeutungen beeindruckt. Seine Söhne ha­ ben ähni. Fähigkeiten und kön­ nen sich mit ihnen vor dem Kö­ nig vom Vorwurf des Vieh­ diebstahls befreien. Diese Er­ zählung, die sich lose an eine Episode im altfranz. Epos Voyage (oder Peleritiage) de Charlemagneanlehnt, findet sich als Teil der Olafs saga hins helga

Rede gegen die Bischöfe

und entstand wohl unabhängig davon, entweder schon Anfang des 13. Jh.s und dann von Snorri als Quelle für den ent­ sprechenden Abschnitt seiner Olafs saga verwendet (Faulkes), oder aber nicht lange nach Snorris Darstellung um die Mitte des 13. Jh.s (Loescher). HSS: -» Olafs saga hins helga. ED: FMS 5, Kph. 1830; O. A. Johnson, J. Helgason, Den Store Saga om Olav den Heilige 2, Oslo 21941. ÜB (dt.:) F. Niedner, Norweg. Königs­ geschichten 1, 1928 (= Thule 17); (engl.:) J. E. Turville-Petre, The Story of Rauð and his sons, London [1947J ( = Payne Memorial Series 2). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; A. Faulkes, R.þ., Rv. 1966 (= Studia Islandica 25); G. Loescher, R.þ., (ZfdA 110) 1981.

Rechtsliteratur -» Gesetze.

Rede gegen die Bischöfe (latein. Oratio contra clerum Norvergiœ) ist der neuzeitl. Titel, den man an einem anonymen Text in einer HS aus der Zeit um 1320-30 gegeben hat. Er dürfte jedoch ursprüngl. vom norweg. König Sverrir (gest. 1202) kurz vor Ende des 12. Jh.s stammen. Der Autor besaß je­ denfalls eine fundierte klerikale Ausbildung und beachtl. Fähig­ keiten. Er beklagt den Verfall der Sitten und der Religiosität seiner Zeit und kritisiert heftig die norweg. Bischöfe und Kle­ riker. HSS: AM 114 a, 4to. ED: G. Storm, En Tale mod Biskoperne, Chria. 1885; A. Holtsmark, En tale mote biskopene. En sproglig-hist. undersøkelse, Oslo 1931. ÜB: A. Techmann, Eine Rede gegen die Bischöfe, Programm Univ. Basel 1899. LIT: A. Salvesen, En tale mot biskopene og Corpus Iuris Canonici, ((N)HT 37) 1955;

Reir Gestsson E. Gunnes, En tale mot biskopene, (KLNM 18) 1974.

Refr Gestsson -» HofgarðaRefr Gestsson.

Refrain —► Stef.

Reginstnál (» Lied vom Zwerg Reginn «, früher auch als Sigurðarkviða Fáfnisbana önnur be­ zeichnet) gehört zu den Hel­ denliedern der -> Liederedda und bildet gemeinsam mit den Fáfnismál und den Sigrdrífomál eine Liedgruppe innerhalb der Sigurddichtung, die sich mit Si­ gurds Jugend beschäftigt. Die 26 Dialogstrophen im Ljóðaháttr umfassenden R. werden von einem längeren Prosaab­ schnitt eingeleitet und weisen eine Reihe von Prosaeinschüben auf. Der Zwerg Reginn ist Si­ gurds Ziehvater. Als Loki sei­ nen Bruder Otr erschlägt, zwingen er und der dritte Bru­ der Fafnir die Götter, zur Buße den Otterbalg mit Gold zu Hil­ len; das Gold, das Loki be­ schafft, wird der fluchbeladene Schatz des Nibelungenhorts, der schon zw. den Brüdern Unheil stiftet: auf Regins Ge­ heiß erschlägt Sigurd den in Drachengestalt lebenden Fafnir. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, '1983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 1, 21963 (= Thule 1). LIT: J. de Vries, ALG 1, 21964; H. Beck, R-, (KLL 6) 1971.

Reimars saga ok Fals sterka ist eine sehr junge Riddarasaga, die erst im 18. Jh. entstanden sein dürfte. HSS: Lbs 1495, 4to; I.bs 96, 8vo; ÍB 88, 8vo; ÍB 232, 8vo.

288 Reinalds rimur, eine Versbearbeitung einer verlorenen Rid­ darasaga, die von der Kirialax saga und der Flóres saga und Blankiflür beeinflußt gewesen sein dürfte. Die R. r. stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s und werden Sigurður blindur zugeschrieben. HSS: AM 604 b, 4to (frag ); AM 603, 4to; AM 610 c, 4to. ED: (nur Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Ritnur. MS No. 604, 4to .. Cph. 1938 (= CGI 11). LIT: E. Kolbing, Beitr. zur vergl. Gesch. der romant. Poesie u. Prosa des Ma., 1876; H. Herzog, Die beiden Sagenkreise von Flore und Blanscheflur, (Germania 29) 1884; Björn K. Pórólfsson, Rtmur fyrir 1600, Kbh. 1934; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

♦Reinalds saga -> Reinalds ri­ mur.

♦Reisubók Bjarnar Jórsalafara (»Reisebuch von Björn dem Jerusalcmreisenden«) ist ein verlorenes Werk von Björn Einarsson Jórsalafari, in wel­ chem er seine Reisen nach Grönland, Santiago de Compostella und Canterbury, und seine insgesamt drei Reisen ab 1390 nach Rom, deren letzte ihn auch ins Hl. Land führte, be­ schrieb; im 17. Jh. wird das Werk noch von drei verschie­ denen Autoren erwähnt. Eine Zusammenfassung des Ab­ schnitts über Grönland ist aus dieser Zeit erhalten. LIT: Jón Jóhannesson, R.ß.j., (Skirnir 119) 1945 (abgedruckt in: lslendinga saga 2, Rv. 1958); Ólafur Halldórsson, Grönland í miðaldaritum, Rv. 1978.

Rekstef, Form des —► Stef. Rekstefja (»Gedicht mit Rekstef-Refrain«), auch als Olafs-

289

Rémundar saga keisarasonar

drápa hin tvískelfða (weil im Tviskelft, einer Variante des Dróttkvætt, verfaßt) bezeich­ net, ist ein umfangreiches Ge­ dicht auf Olaf Tryggvason, das vom isländ. Skalden HallarSteinn aus dem 12. Jh. stammt, von dem wir sonst fast nichts wissen. Die 35 Strophen um­ fassende Drapa dürfte auf das Vorbild von Einarr Skúlasons Geisli zurückgehen; wie jene das Lob des Hl. Olaf, so soll diese den Ruhm von Olaf Tryggvason singen. Das Lied ist nicht nur in der neuen Art des Stef, in der Dróttkvætt-Variante und in komplizierten Kenningar auf Kunstfertigkeit bedacht, sondern zitiert auch wiederholt ältere Skalden und dürfte zudem schon von der französ. Troubadourlyrik be­ einflußt sein.

obwohl diese kurze Legende so­ wohl in der Legenda aurea als auch im Speculum historiale des Vincenz von Beauvais auf­ taucht, weist die isländ. Fassung Abweichungen auf, die ihre Herkunft unsicher machen.

HSS: Bergsbók {nur hier vollständig); Flateyjarbók. ED: F. Jónsson, Skj. B I, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: M. Kristensen, Tviskelft - Skjálfhenda. (Fs F. Jónsson) Kbh. 1928; E. Ä. Kock, NN 1068, 117fr 1187, 1795, 1853, 2092-2097; J. de Vries, ALG 2, 21967.

Remigius saga ist der Titel ei­ ner Heiligensaga über den Hl. Remigius (franz. Remi, 1. Okt.), den Missionar der Fran­ ken am Ende des 5. Jh.s, die auf einer noch unbekannten latein. Vorlage, letztl. jedoch auf Hincmars von Reims Vita S. Remigii beruht (vgl. BHL 7152ff). Eine in dieser Saga nicht zu findende Anekdote über die Königsweihe des Fran­ kenkönigs Chlodwig durch Re­ migius steht davon unabhängig in AM 657 a-b, 4to (14. Jh.);

HSS: AM 764, 4to (14. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 2, Chria. 1877. ED, ÜB, LIT (der Anekdote:) H. Ge­ ring, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-83. LIT: P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 (= SBM 1937, 7); LOSONP 1963.

Rémundar saga keisarasonar ist eine umfangreiche originale Riddarasaga, die schon um die Mitte des 14. Jh.s entstanden sein dürfte und deswegen auch mehr Aufmerksamkeit erregt hat als vergleichbare jüngere Texte. Der sächs. Kaisersohn Rémundr verliebt sich in ein Mädchen, das er im Traum gesehen hat, und läßt von ihr eine Statue anfertigen, mit der er sich auf die Suche nach der Geliebten macht. Dabei begegnet er dem riesenhaften Eskupart aus Tartáría, der ihn verhöhnt und be­ hauptet, daß er der Geliebte der Gesuchten sei. Im folgenden Duell kann Rémundr den Spöt­ ter zwar überwinden, wird aber selbst verwundet, und kann sich in der Folge nur mit Hilfe eines Fremden, der ihm einen Wagen schmiedet, und verschiedener anderer Helfer und Zauber­ steine bis nach Indien durch­ kämpfen, wo er schwerkrank ankommt und von der Prin­ zessin Elina geheilt wird. Erst nachdem er sie von einem un­ willkommenen sizilian. Freier

Rétnundar saga ok Melissínu

290

gerettet hat und das von den Tartaren überfallene Saxland und Frakkland befreit hat, kann er sich zu seiner eigenen Wer­ bung nach Indien aufmachen, wo er schließl. Elina bekommt und mit ihr nach Hause zurück­ kehrt. Die interessante und motivrei­ che Saga hat enge Parallelen zu der Kirialax saga und deutl. An­ leihen von Clarus saga und Elis saga. Die Bildnis-Episode dürfte der Tristrams saga ent­ lehnt sein, die Fahrt nach Indien weist strukturell märchenhafte Züge auf, wobei aber der Ver­ fasser auch den Lancelot-Stoff verwendet haben dürfte (vgl. Samsons saga fagra). Darüber hinaus hat man auf Parallelen mit der Bevers saga, der Magus saga jarls, der Trójumanna saga, der Karlamagnüs saga und der Þiðreks saga hingewiesen. Trotz dieser literar. Abhängig­ keiten hat der Autor nicht bloß kompiliert, sondern eine durch­ aus eigenständige Erzählung geschaffen, die er häufig mit sei­ nen eigenen Kommentaren un­ terbricht.

sagas 1983; R. Simek, Lancelot in Iceland, (Les Sagas de Chevaliers. Riddarsögur) Paris 1985; M. E. Kalinke, P. M. Mit­ chell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

HSS: AM 567 II und XIX, 4to (frag., 14. Jh.); AM 579, 4to; AM 570 b, 4to; SKB perg. 7, fol (15. Jh.); AM 539, 4to; insges. über 40 HSS. ED: S. G. Broberg, R.s.K., Kbh. 1909-12 (= SUGNL 38); Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 5, Rv. 1954. ÜB: - (Nacherzählung inj. Glauser, Is­ land. Märchensagas, 1983). LIT: M. Schlauch, The R.s.k. as an Analo­ ga of Arthur ofLittle Britain, (SS 19) 1929; dies., Romance in Iceland, London 1934; E. F. Halvorsen, R.s., (KLNM 14) 1969; P. Skårup, Forudsætter R.s. en norrøn Lancelots saga kerrumanns?, (Gripla 4) Rv. 1980 (= Ric 19); J. Glauser, Island. Märchen­

Rémundar saga ok Melissinu ist eine im 16./17. Jh. entstan­ dene Übersetzung des dän. Volksbuchs von der Schönen Melusine, das seinerseits auf das dt. Volksbuch (Erstdruck Augsburg vor 1484) zurückgeht. HSS: Rask 94 (1735); Lbs 2146, 4to (1743); ÍB 296, 4to. LIT: H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921.

Rétthent ist eine Variante des -» Dróttkvætt, bei dem aber die Binnenreime aller Verszeilen Vollreime sind (—> Hen­ ding). Reykdæla saga (ok VigaSkútu), auch unter dem pas­ senderen Titel Vémundar saga ok Víga-Skútu bekannt, ist eine Isländersaga, die im 10. Jh. in Nordisland spielt. Die Saga be­ steht aus zwei nur lose verbun­ denen Abschnitten, von denen der erste sich mit Vémundr von Reykjadalr und seinem edelmü­ tigen Verwandten Askell goði beschäftigt; der zweite Teil handelt von Víga-Skúta von Mývatnssveit und seinen Strei­ tigkeiten mit seinem Schwie­ gervater Viga-Glümr. Die wohl vorwiegend auf Lokaltra­ ditionen beruhende Saga wurde vermutl. Mitte des 13. Jh.s ver­ faßt, die vielen Hinweise auf angebliche mündl. Informanten sind aber an erster Stelle stilist. Topos und erst dann Quellen­ verweis.

291 HSS: AM 561, 4to (unvollst.); AM 507, 4to und andere Papierabschr. von 561. ED: Björn Sigfusson, Ljósvetninga saga, Rv. 1940 ( = ÍF 10). ÜB: W. Ranisch, W. H. Vogt, Fünf Geschichten aus dem östl. Nordland, 1921, 21964 ( = Thule 11). LIT: C. Lotspeich, Zur Viga-Glümsund R.S., Diss. Leipzig 1903; L. Liestøl, R.s. Tradisjon og Forfatter, (Fs til F. Jónsspn) København 1928; B. M. Ólsen, Um IslendingasÖgur, Rv. 1937-9; M. Sauer, R.s., (KLL 6) 1971; D. Hofmann, Reykdaela saga und mündl. Überliefe­ rung, (skandinavistik 2) 1972; A. Hein­ richs, »Intertexture« and its Functions in Early Written Sagas, (SS 48) 1976.

Reykjahólabók ist eine vom Großbauern Björn Porleifsson Anfang des 16. Jh. geschriebene Pergament-HS, welche eine ganze Reihe von Heiligenleben enthält, die er aus dem Nddt.en ins Island, übersetzt hatte ( —* Hagiograph. Literatur). HS: SKB perg. 3, fol. ED: Ä. Loth, R. Islandske helgenlegender 1-2, Kbh. 1969-70 (= EA A 15-16).

Reykjahólar, Hochzeit von. Die —> Þorgils saga ok Hafliða enthält eine ausführl. Schilde­ rung einer Hochzeit, die am 29. Juli 1119 auf Reykjahölar in Westisland gefeiert wurde. Auf diesem Fest soll ein Bauer na­ mens Hrólfr von Skálmarnes die Gäste mit einer Saga über den Wikinger Hröngviör, Kö­ nig Olafr, das Aufbrechen des Grabhügels des Berserkers Präinn und Hrömundr Gripsson unterhalten haben, in der auch mehrere Strophen enthalten waren (-» Hrömundar saga Gripssonar). Diese Stelle ist der ausführlichste Beleg für den mündl. Vortrag von Sagas (-» Sagnaskemmtun) in der älteren Zeit und enthält auch Bemer­

Riddararímur

kungen zur Entstehung und Re­ zeption der Saga: Hrólfr hatte die Saga selbst verfaßt, und als König Sverrir die Geschichte hörte, bemerkte er, daß solche » Lygisögur « die unterhaltsam­ sten Erzählungen seien. Bei der selben Hochzeit habe auch der Priester Ingimundr Einarsson (gest. 1169) den Gästen eine Orms saga Barreyjarskälds mit von ihm selbst verfaßten Stro­ phen vorgetragen. LIT: P. G. Foote, Sagnaskemmtan: Reykjahólar 1119, (Saga-Book 14) 1955—56 (und in; Aurvandilstá) Odense 1984; Her­ mann Pálsson, Sagnaskemmtun Islendinga, Rv. 1962; K. v. See, Das Problem der mündl. Erzählprosa im Altnord., (skan­ dinavistik 11) 1981 (und in; Edda, Saga, Skaldendichtung) 1981.

Reykjaholtstnáldagi (»In­ ventar von Reykjaholt«) ist ein Blatt mit einer Reihe von Auf­ zeichnungen über Rechte, Be­ sitzungen und Legate der Kir­ che von Reykjaholt in Borgarfjörör. Die ältesten Eintragun­ gen stammen von ca. 1185, spä­ tere Notizen aus der Zeit, als Snorri Sturlusons dort lebte (ca. 1206-1241), wovon sich einige direkt auf ihn beziehen. HS: im Island. Nationalarchiv. ED: Diplomatarium Islandicum 1, Kjbh. 1857-76; Reykjaholts-máldagi, Kbh. 1885 (= SUGNL 14); (Faks.:) Hreinn Bcnediktsson, Early Icelandic Script, Rv. 1965.

Ricar hinn gamli (»Richard der Alte«) heißt die in den -> Strengleikar überlieferte altnord. Prosaübersetzung eines altfranz. Iais, das jedoch selbst nicht erhalten ist. Riddararimur, Sammelbe­ zeichnung für Rimurzyklen, die

Riddarasögur, originale

sich mit den selben Stoffen wie die Riddarasögur beschäftigen. ED: T. Wisén, R., Köpenhamn 1881 ( = SUGNL 4).

Riddarasögur, originale. O.R. nennt man zur Unter­ scheidung von den übersetzten -» Riddarasögur solche Werke, die in Island ab dem Ende des 13. Jh.s in stoffl. und formaler Anlehnung an die norweg. Übersetzungen ausländ. Werke (also die Riddarasögur im enge­ ren Sinn) entstanden, ohne daß ihnen dabei aber konkrete aus­ länd. Originale vorlagen. Es handelt sich also bei den o. R. eindeutig um literar. Neu­ schöpfungen, bei denen aller­ dings die meisten Motive aus franz. Ritterromanen, byzant. und orientalischen Erzählungen und Wandermärchen und der ma. latein. Novelleniiteratur entnommen sind. Typisch für die ganze Gruppe sind südländ. klingende Namen, oft exoti­ sche Schauplätze (vor allem Südeuropa, Nordafrika, der nahe Osten und immer wieder Indien), eine Vielzahl an wun­ derbaren oder magischen Ge­ genständen (von Tarnkappen, fliegenden Teppichen und ver­ zauberten Waffen bis zu den immer wieder vorkommenden nattürusteinar - Wunderstei­ nen, die unsichtbar machen, Liebe hervorrufen, oder einen in die Ferne und Zukunft blikken lassen), Verweise auf fremde Länder oder Künste, die aus der ma. enzyklopäd. Tradi­ tion stammen, eine fast immer als Brautwerbegeschichte ab­ laufende Handlung mit stereo­

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typem Happy End durch Hochzeit, und ein großer Reichtum an märchenhaften Motiven, weswegen man die o. R. auch heute noch häufig als Märchensagas bezeichnet. Iler Terminus Märchensaga sollte jedoch für Sagas mit nachweisbar märchenhafter Struktur (und Herkunft aus eigentl. Volksmärchen) Vorbe­ halten bleiben. Andere Gat­ tungstermini wie romant. Sa­ gas, Südlandsfabeln, Fornsögur Suðrlanda (als Gegenstück zu den Fornaidarsögur Norörlanda), Lygisögur (»Lügensa­ gas«, ein ma. Ausdruck), stjúpmœðrasögur (»Stiefmuttermärchen«) oder ævintýrasögur haben nicht die selbe Bandbreite wie o. R. und haben sich nicht durchgesetzt, wäh­ rend das noch allgemeinere engl. romances heute weit ver­ wendet wird. Mit Stefan Einarsson wird die Zahl der von ca. 1400-1800 ent­ standenen o. R. meist mit ca. 265 angegeben, deren Mehrzahl jedoch in nachreformator. Zeit, oft gar erst im 18./19. Jh. ent­ standen ist. Die oft unsichere und häufig späte Entstehungs­ zeit, die schlechte Editionslage (nur ein Bruchteil dieser Werke ist ediert, viele davon nur in isländ. Volksausgaben um 1900), und das durch die ältere Forschung pauschal gefällte Urteil, es handle sich dabei ausschließl. um minderwertige Produkte und die » Lektüre sol­ cher kindischen Phantasien« (de Vries) sei nur dem Bestre­ ben nach Wirklichkeitsflucht

293 zuzuschreiben, machen die o.R. zum am wenigsten erforschten Bereich der Sagaforschung. Dabei hat man übersehen, daß die vielen interessanten Motive, der Zwang zur originellen Ab­ wandlung eines bekannten Handlungsschemas und die auf die Beliebtheit der Gattung in Ma. und Neuzeit hinweisende ausgezeichnete Überlieferungs­ lage (60 erhaltene HSS einer Saga sind hier keine Seltenheit) diese Werke zu einem für die gesaniteurop. Literaturge­ schichte relevanten Forschungs­ gebiet machen. Mit der jüng­ sten Forschung zur Triviallite­ ratur wird man daher die o. R. treffend (und wcrtungsneutral) als Schemaliteratur bezeichnen können. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten hat man sich ver­ mehrt um Edition und Unter­ suchung dieser Werke bemüht, sich dabei aber immer noch auf ein recht kleines Textcorpus von zwei Dutzend Werken be­ schränkt (v. Nahl 22, Glauser 27, Loths Edition mit 15), sodaß die grundlegenden Untersu­ chungen von Schlauch und Leach zu einer größeren Zahl von o.R. immer noch nicht überholt sind. LIT: F.Jónsson. Litt.hisl. 3. 21924; H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; S. Einarsson, A History of Icelandic Literature, Baltimore 1957; J. de Vries, ALG 2, 1967; A. v. Nahl, Originale Riddara­ sögur als Teil altnord. Sagaliteratur, 1981; J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibiiography of Old Morse- Icelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Riddarasögur, übersetzte Riddarasögur, übersetzte. Unter dem Begriff ü. R. oder Riddarasögur im engeren Sinn versteht man nur die im 13. Jh. vorwiegend am norweg. Kö­ nigshof ins Altnord, übersetz­ ten franz, oder anglonormann., seltener latein. Werke, die eine relativ geschlossene Gruppe von etwa 12 Sagas bilden. Auf franz. Vorlagen beruhen vor al­ lem die R., die den Artusstoffkreis behandeln, also -» Ivens saga, —> Erex saga, —> Parcevals saga samt Valvers þáttr, -» Tristrams saga ok Isondar und —> Möttuls saga, daneben dann noch die Übersetzungen von 21 franz, lais, welche als -> Streng­ leikar bezeichnet werden, die -* Elis saga, die -» Flores saga ok Blankiflür, die —> Partalopa saga, die -+ Bevers saga und die -» Flóvents saga. Auf einem la­ tein. Original beruht die —» Glarus saga. Nicht zu den R. im engsten Sinn gehören die meist aus dem Latein, übersetzten histor. und pseudohistor. Werke wie die —♦ Breta sögur, die —» Tröjumanna saga, die -> Alex­ anders saga. sowie die -> Karlarnagnüs saga. Von den ü.R. nennen zwei, die Tristrams saga und die Elis saga, ihren Übersetzer, einen Bruder (bzw. Abt) Robert; daß sich beide Nennungen auf die selbe Person beziehen, ist bisher nicht ernstlich bezweifelt worden; diese zwei und noch drei wei­ tere Werke (Möttuls saga, ívens saga und Strengleikar) nennen aber auch noch den Auftragge­ ber der Arbeiten, und zwar Kö­ nig Hakon; obwohl sich die

Rígabels saga konungs

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Nennung in den Strengleikar auch auf König Håkon Ma­ gnusson beziehen könnte, dürfte es sich auch dabei am wahrscheinlichsten um den in den anderen Sagas genannten König Hákon Hákonarson (1204-1263) handeln, von dem der Impuls zur Übertragung höf. Dichtung ins Altnord, als Teil seiner polit. Bestrebungen zur Eingliederung Norwegens in die höf. Kultur Europas aus­ ging.- Auf Grund zahlr. Über­ einstimmungen rechnet man schon seit dem vorigen Jh. auch die Parcevals saga zu den von Robert oder seiner Schule unter Hakon in Norwegen übersetz­ ten Sagas. Mit Hilfe stilist. Un­ tersuchungen hat man versucht festzustellen, in welchem Ver­ hältnis zu dieser Gruppe die restl. ü.R., also die Erex saga, die Flores saga und die zwei Fassungen der Elis saga, stehen, was aber durch den Umstand erschwert wird, daß die Über­ lieferungslage sehr unterschied­ lich ist, da etwa die Strengleikar und die ältere Fassung der Elis saga noch in norweg. HSS des 13. Jhs. erhalten sind, während die Erex saga erst in HSS des 17. Jhs. überliefert ist. Man muß also durchaus damit rechnen, daß selbst beträchtl. inhaltl. und stilist. Abweichungen zw. den einzelnen ü. R. den isländ. Schreibern des 14. und 15. Jhs. anzulasten sind, da diese ein großes Interesse an dieser Saga­ gattung hatten, wie die zahlrei­ chen in diesen Jh.en am Vorbild der ü. R. entstandenen -» origi­

LIT: (allgem.:) H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; G. Barnes, The riddarasögur and Medieval European Literature, (Medie­ val Scandinavia 8) 1975; P. M. Mitchell, Scandinavian Literature, (R. S. Loomis, Arthurian Literature) Oxford 1979; sowie die beiden Kongreßberichte: Les relations littéraires franco-scandinaves au moyen age, Paris 1975, und: Les Sagas de Chevaliers. Riddarasögur, Paris 1985; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca and London 1985 (s= Islandica 44); (zu Stil und Übersetzer): P. Hallberg, Norröne Riddarasagor: Ndgra Språkdrag, (ANF 86) 1971; ders., Broder Robert, Tristrams saga och Duggals leizla: Anteckningar till norska Oversättninyar, (ANF 88) 1973; F. W. Blaisdall, The So-called Trisfram Group of the Riddarasögur, (SS 46) 1974; P. Hallberg, Is there a » Tristram Group« of the Riddarasögur?, (SS 47) 1975; P. Schach, Some Ohservations on the Translations of Brother Robert, (Les relatio­ nes littéraires) Paris 1975; R. Simek, Oie Anrede in den Riddarasögur, (Linguistica et Phiiologica. Gedenkschrift B. Collinder) 1984; (Voraussetzungen): J. Glauser, Isländ. Märchensagas, 1981; ders., Erzähler Ritter - Zuhörer: Das Beispiel der Ridda­ rasögur, (Les Sagas de Chevaliers. Ridda­ rasögur) Paris 1985; H. Reichert, Soziol. Voraussetzungen für die Rezeption der arturischen Tafelrunde in Skandinavien, (ibid.).

nalen Riddarasögur zeigen.

l’ulur »Merkversreihen«). Die

Rfgabels saga konungs ok Alkanus ist eine wohl erst im 18. Jh. entstandene romant. Saga, auf der ein 1895 von Baldvin Arason verfaßter Rim­ urzyklus beruht. HSS: Lbs 1217, 4to; Lbs 2784. 4to.

Rígsþula (» Merkgedicht von Rig «) ist ein F.ddalied, das sich aber nicht im Codex Rcgius der —> Liederedda findet. Äußerl. wäreR. zu den Göttcrlicdern zu zählen, inhaltl. aber eher zur ätiolog. Wissensdichtung, wie schon der Titel andeutet (—>

295 48 ungleich langen Strophen der R. erzählen von einem Gott Rigr (laut Prosaeinleitung im Codex Wormianus mit Heimdall zu indentifizieren), der auf Erden drei kinderlose Ehepaare besucht und sich bei ihnen jeweils drei Tage aufhält und dabei je einen Sohn zeugt. Der Sohn des ersten Paares, Ai und Edda (»Urgroßvater und Urgroßmutter«) heißt Præll (»Knecht«), der des zweiten Paares Afi und Amma (»Groß­ vater und Großmutter«) Kari (» Mann, Bauer «), der des drit­ ten Paares Faðir und Móðir (» Vater und Mutter«) aber Jarl (»Fürst«); diesem bringt Rigr die Kenntnis der Runen bei und nimmt ihn an Sohnesstatt an. Das Gedicht schmückt diese ständedidakt. Ätiologie mit den Namen der Frauen und Kinder der drei Söhne Rfgs aus, die alle sprechend sind und dem jewei­ ligen Stand entsprechen. Man hat verseh. Motive des Liedes als kelt. angesehen - auch die Herkunft des sonst nicht beleg­ ten german. Namens Rigr dürfte im irischen ri, (»König«, gen., dat., akk. rig) zu suchen sein und stellte es deswegen ins 10. Jh.; seit Heusler nimmt man aber mit besseren Gründen an, daß es sich dabei um eine gelehrte ständedidakt. Dichtung des 13. Jh.s handelt. In der R. einen al­ ten Kultmythos sehen zu wol­ len (Fleck), ist sicherlich ver­ fehlt. HSS: Hs der Snorra Edda: AM 242 fol.; Cod. Upsaliensis 11, 8vo. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 21963 (= Thule 2).

Rímbegla LIT: K. Lehmann, Die R., (Fs Arnsberg) 1904; A. Heusler, Heimat und Alter der eddischen Gedichte, (Archiv 116) 1906; F. Jónsson, R., (ANF 33) 1917; R. Meiss­ ner, Rigr, (PBB 57) 1933; J. I. Young, Does R. betray Irish Inßuence?, (ANF 49) 1933; E. O. Sveinsson, Celtic Elements in Icelandic Tradition, (Béaloideas 15) 1959; K. v. See, R. Str. 47 u. 48, (PBB West 82) 1960; ders., Das Alter der R., (APhSc 24) 1961; S. P. Scher, R. as Poetry, (MLN 78) 1963; J. de Vries, ALG 1, *1964; B. Nerman, R.s dlder, (ANF 84) 1969; A. Holtsmark, Æ., (KLNM 14) 1969; J. Fleck, Konr-Ottar-Geirroðr: A Knowledge Criterion for Succession to the Germanic Sacred Kingship, (SS 42) 1970; H. Gimmler, R., (KLL 6) 1971; T. D. Hill, R.: Some Medieval Christian Analogues, (Spe­ culum 61) 1986. N: A. Edelfeit, Jarl (Gemälde).

Rikards saga ráðuga ist eine erst im 19. Jh. entstandene Saga. HSS: Lbs 2086, 8vo; Lbs 2099, 8vo.

Rimbegla (etwa » verpfuschter Komputus«) ist die bescheidene Bezeichnung, die sich in einigen HSS dreier verschiedener, aber doch verwandter komputist. Abhandlungen findet, die sich mit Länge und Zahl der Mo­ nate, Mondzyklen, Planeten­ läufen, den isländ. Feiertagen, den Osterdaten und den Welt­ altern befassen. Die Texte sind eigenständige Kompilationen latein. Quellen (Beda, Hierony­ mus, Gerlandus, Johannes de Sacrobosco) und entstanden teils noch im 12. Jh. HSS: (Rim I - III:) AM 625, 4to (ca. 1400); AM 624, 4to; GkS 1812, 4to (altester Teil ca. 1200); AM 727, 4to; (nur II:) AM 736 I, 4to; AM 732 b, 4to; (I und II:) AM 461, 12mo. ED: S. Bjarnarson, Rymbegla, Havnkv 1780; L. Larsson. Aldsta Deien af Cod. 1812 4to Gml. kgl. Samling, Kbh. 1883 (= SUGNL 9); N. Beckman, K. Kålund, Alfrœði íslenzk 2, Kbh. 1914 I' ( ■ SUGNL 41). LIT: -+ Komputistische Literati

Rítnur

Rímur sind meist umfangrei­ che Verserzählungen in stab­ reimenden Strophen, die übli­ cherweise vierzeilig (ferskeytt), seltener dreizeilig (þrihent) sind. Die vierzeiiigen Strophen erlauben zahlr. Varianten, die im sogen, háttalyklar rimna ex­ emplifiziert sind. Die Bezeichnung rima (PI. rimur) ist im Island, wie in den anderen german. Sprachen aus dem Altfranz. entlehnt und be­ deutet ein einzelnes Gedicht (vgl. Olafs rima Haraldssonar) oder aber einen Einzelabschnitt eines Rimurzyklus, wie der Plu­ ral rimur in Titeln wie Ans rimur bogsveigis zeigt, welche aus z. B. acht einzelnen Ge­ dichtteilen (rima) bestehen. Je­ der Abschnitt ist normalerweise in ein und demselben Metrum gehalten, jedoch wechselt es häufig von rima zu rima. Alle R. scheinen auf schriftl. Prosavorlagen zu beruhen, ihre Dichter sind eher Verseschmiede als Autoren im engeren Sinn und bearbeiten ihre Vorlage in der Regel inhalt. nur wenig. Die Stoffe der R. sind mannig­ faltig und stammen aus der My­ thologie (Prymlur, Lokrur), aus den Königssagas (Olafs ri­ mur Tryggvasonar) und den Islendingasögur (Grettlur, SkáldHelga rimur), besonders beliebt waren die jüngeren Fornaldarsögur (Griplur, Bósa rimur) und die Riddarasögur und Lygisögur (Filpö rimur, Jarlmanns rimur u.v.a.), wobei einige der Prosaoriginale nicht mehr er­ halten sind (z. B. Griplur, Haralds rimur Hringsbana).

296 Die Sprache ist meist einfach, obwohl sich auch Tendenzen zur Verwendung von Heiti und Kenningar finden, die dann der Skaldendichtung oder Snorris Edda entnommen sind. Trotz des vorrangigen Ziels der Dich­ ter, beliebte Erzählungen in Versform zu bringen, enthalten viele R. auch starke lyrische Ele­ mente. R. beginnen z. T. mit einer auktorialen Anrede an die Leser, häufiger noch ist jeder Abschnitt von einem mansöngr (»Liebeslied«) eingeleitet, in dem der Verfasser seine Liebe zu einer bestimmten Frau oder aber die Liebe allgemein, auch nach literar. Vorbildern (Ovid) behandelt. Dieser mansöngr hat Parallelen in der Dichtung des 13. Jh.s (Málsháttakvæði, Jómsvikingadrápa) und kann auf ausländ. Vorbilder (Minnesän­ ger, Troubadours) zurückgefuhrt werden. Auch die Form der R. geht wohl auf ausländ. Anregungen zurück und ist aus der Verbin­ dung isländ. Verskunst mit fremden Formen, wie den eng verwandten engl. und dän. ma. Balladen herzuleiten. Viele der R. sind anonym über­ liefert, aber manche Autoren verschlüsselten ihren Namen in Runen oder Kryptogrammen, die nur schwer zu lösen sind. Die uns namentl. bekannten Dichter sind zu etwa gleichen Teilen Kleriker und Laien; aus der Zeit zwischen 1400 und 1900 sind etwa 1050 R. er­ halten, davon 270 einzelne R., der Rest R.-Zyklen. Allerdings sind weniger als 80 der be­

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kannten R. vor 1600 ent­ standen. Die R. sind die beständigste literar. Gattung Islands; seit ihrer Entstehung im 14. Jh. ist die Tradition bis heute unge­ brochen, und in der langen Zeitspanne von 1400-1800 sind sie die bedeutendste literar. Form in Island überhaupt. Wichtigste HSS: (Pergament:) AM 604, 4to (auch Staðarhólsbók); Kollsbók (Wolfenbütte] Cod. Guelf. 42. 7. Aug. 4to); AM 603, 4to; SKB 22, 4to; SKB 23, 4to; AM 605, 4to (Selskinna); (Papier:) AM 145, 8vo; AM 145 a, 8vo; SKB 1, 4to; AM 610, 4to; AM Access 22; AM 614,4to; SKB 21,8vo; AM 611, 4to; AM 612, 4to; AM 613, 4to. ED: T. Wisén, Riddara-rimur, Lund 1881 ( = SUGNL 4); F. Jónsson, Fernir fornislenskir ritnnaßokkar, Kbh. 1896; ders., Rt'mnasafn 1—2, Kbh. 1905-22 ( = SUGNL 35); W. A. Craigie, Sýnisbók Islenzkra Rimna: Specimens of the Icelandic Metrical Romances, 3 Bde. London 1952. (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to of the Arna Magncean Collection, Cph. 1938 (= CCI 11); Ólafur Halldórsson, Kollsbók. Codex Guelferbytanus 42. 7. Augusteus Quarto, Rv. 1968 (= IM 4to. 5). LIT: E. Kolbing, Beitr. zur vergl. Gesch. der romant. Poesie und Prosa des Ma., 1876; Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; P. Verrier, Le versfran^ais. Formes primitives, développement — diffusion 1-3, Paris 19312; Björn K. Þórólfsson, Rimurfyrir 1600, Kbh. 1934; ders., Dróttkvxði og rimur, (Skirnir 124) 1950; W. A. Craigie, The romantic poetry of Iceland, Glasgow 1950; Finnur Sigmundsson, Rimnatal 1-2, Rv. 1966; Ólafur Halldórsson, R., (KLNM 14) 1969; Hallfreöur Örn Eiriksson, On Icelandic R. An Orientation, (Arv 31) 1975; Vésteinn Ólason, The Traditional Ballads of Iceland, Rv. 1982.

Rimur af 111, Verra og Verstum (»Rimur vom Schlechten, Schlechteren und Schlechte­ sten «) —> Þjófa rimur.

Roðbert Rimur afJátmundi kóngi og Ermengá -> Mágus rimur.

Robert, Bruder. Ein Bruder Robert nennt sich als Überset­ zer der 1226 (?) in Norwegen übersetzten —► Tristrams saga, in der —► Elis saga ok Rosamundu nennt sich der Übersetzer Abt Robert. Es ist nicht ernst­ haft bezweifelt worden, daß es sich bei beiden um die selbe Person handelt, Wortschatzun­ tersuchungen haben die Nähe der beiden Texte gezeigt und nahegelegt, daß die selbe Person auch die -» Strengleikar über­ setzt haben könnte. Man wird in Bruder Robert daher einen Kleriker in der engsten Um­ gebung des norweg. Königs Hakon Häkonarson um die Mitte des 13. Jh. sehen können, wenn wir auch sonst nichts über ihn wissen. Robert Mannyng, Verfasser von Handlyng synne, —> Gesta Romanorum.

Rochus saga hins helga ist eine erst im Spätma. aus dem Nddt.en übersetzte Heiligen­ saga über den Hl. Rochus (16. Aug.), den Pestheiligen, dessen Verehrung erst im 14./15. Jh. aufkam. HSS: SKB perg. 3, fol. ED: A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 1, Kbh. 1969 ( = EA A 15). LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Roðbert. Meister Robert oder Roðbcrt ist der Verfasser einer

Roðberts saga Húnalandskonungs

Vita S. Magni', -» Magnúss saga hin lengri. Rodberts saga Húnalandskonungs ist eine wohl erst im 19. Jh. entstandene Erzählung. HSS: Lbs 845, 4to.

Roðberts þáttr ist eine Erzäh­ lung über die Abenteuer Ro­ berts von der Normandie auf dem Ersten Kreuzzug, für die sich keine einzelne Quelle hat feststellen lassen; es handelt sich wohl um eine Kompilation aus Chroniken und mündl. tradier­ ten Anekdoten. HSS: AM 586. 4to (15. Jh.); AM 664, 4to. ED, ÜB, LIT: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-3.

Róðudrápa (»Kreuzgedicht«), -> Þórðr Særeksson. Rögnvaldr kali Kolsson, Orkadenjarl, 1158 gefallen, über dessen ereignisreiches Leben die zweite Hälfte der —» Orkneyinga saga ausfuhrl. erzählt. Rögnvaldr war aber auch selbst ein begabter Dichter, von dem 35 Lausavisur erhalten sind, fast alle davon in der Orkneyinga saga. Laut Kap. 81 dieser Saga hat er gemeinsam mit dem isländ. Skalden Hallr Pórarinsson auch den sogen. —► Háttalykill verfaßt, in dessen 41 Strophen die verschiedenen Versmaße exemplifiziert werden. HSS: -+ Orkneyinga saga; Háttalykill: AM 743, 4to; AM 738, 4to. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: J. Helgason, A. Holtsmark, Håttalykill in forni, Kbh. 1941 (= Bibi Arn 1); E. A. Kock, NN 489, 806, 972-982, 1155f, 1351, 1373, 1853, 1909, 1987,

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2060-2068, 2172; J. de Vries, ALG 1, 21964.

Rögnvalds þáttr ok Rauös ist eine Variante des -» Rauðúlfs þáttr. Rögnvaldsdrápa heißt ein Preisgedicht des Skalden -♦ Arnórr Pórðarson jarlaskáld über den 1046 gefallenen Orkadenjarl Rögnvald, von dem aber nur die Fragm. von drei Stro­ phen erhalten sind. HSS, ED, ÜB: -* Orkneyinga saga; -» Olafs saga hins helga. ED: F. Jónsson, Skj. B I, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 809; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktel. Øvre Ervik 1982.

Rögnvaldur blindi ist ein Dichter, der an der Schwelle vom 15. zum 16. Jh. gelebt ha­ ben dürfte und vermutl. mit dem Dichter der Skógar-Krists Rfmur identisch ist; auch die Brönurimur hat man ihm zu­ geschrieben. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen pa Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; Björn K. Pórólfson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Rollants rimur, eine Versbearbeitung des Agulandus þáttr aus der Karlamagnüs saga, wel­ cher das Duell zw. Rollant und Ferakut beschreibt; die R. stam­ men aus dem 16. Jh. HSS: SKBpcrg. 22, 4to; AM 146 a, 8vo. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen pa Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Romantische Sagas, engl. romances, originale -> Riddarsögur.

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Rómanus saga riddara ist eine wohl erst im 19. Jh. entstandene romant. Saga. HS: Lbs 661, 4to.

Rómverja saga (»Saga von den Römern «) ist eine altnord. Kompilation aus Übersetzun­ gen von Werken klass. Auto­ ren, vor allem Sallusts Jugurthinischem Krieg (Bellum Jugurthi­ num) und seiner Verschwörung des Catilina (Catalinae coniuratio) und Lukans Pharsalia, sowie von ma. latein. Einführungen (Accessus) und Kommentaren zu den Pharsalia. R.s. existiert in zwei Fassungen, einer älteren umfangreicheren, die nur frag­ ment. in der HS AM 595 a-b, 4to erhalten ist und vermutl. vom Beginn des 13. Jhs. stammt, und einer etwas jünge­ ren Fassung (in AM 226 und 225 fol.), die zwar vollständig überliefert, aber stark gekürzt und verändert ist; diese Fassung hat dennoch einzelne Lesarten, die der älteren und sonst verläß­ licheren vorzuziehen sind. Die genannten latein. Quellen­ texte fanden wohl als ma. Schulbücher Verwendung, und obwohl eine detaillierte Üntersuchung über den Einfluß der R.s. auf die Sagas noch fehlt, sind Spuren vor allem fbrml. Reden in der frühen Sagalitera­ tur offensichtlich. Die R.s. weist beträchtl. textl. Parallelen mit der —» Veraldar saga auf, und während man frü­ her annahm, daß R.s. von dieser abhängig sei, hat Hofmann ge­ zeigt, daß die R.s. der ältere Text sein muß und demnach

Rudents saga

ebenfalls schon vor 1190 ent­ standen ist. HSS: s.oben. El): ält. Fassung: K. Gislason, 44 Prøver af oldnordisk Sprog og Litteratur, Kbh. 1860; R. Meissner, R.s., 1915 (= Palaestra 88). jüng. Fassung: K. Gislason, 44 Prøver, Kbh. 1860; Jakob Benediktsson, Catilina and Jugurtha by Sallust and Pharsalia by Lucan in Old Norse: R.s. AM 595a-b, 4to, Kph. 1980 (= EIM 13). LIT: R. Meissner, Untersuchungen zur R.s., (Nachr. d. Ak. d. wiss. Göttingen, Phil.hist.KI.) 1903; Jakob Benediktsson, R.s.(sögur), (KI.NM 14) 1969; D. Hof­ mann, Accessus ad Lucanum: Zur Neu­ bestimmung des Verhältnisses zwischen R.s. und Veraldar saga, (Sagnaskemmtun) 1986.

Rósa ist eine bemerkenswerte Stefjadrápa im Versmaß Hrynhent, die Sigurður blindr zu­ geschrieben wird. Mit 133 Stro­ phen ist sie die längste Dråpa aus dem christl. Ma.; wie ihr Vorbild, die Lilja, behandelt auch die R. die bibl. Geschichte von der Schöpfung bis zum Jüngsten Gericht. HSS: AM 622, 4to; AM 713, 4to. ED: Jón Porkclsson, Kvcrðasafn, Rv. 1922-27; Jón Helgason, íslenzk miðaldalevceði 1, Kbh. 1936. LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Rosania saga ist eine junge Märchensaga, welche eine Ver­ sion des Rumpelstilzchenmär­ chens darstellt und wohl kaum vor dem 18. Jh. verfaßt oder übersetzt wurde. HSS: BM Add 11.158, 4to (18. Jh.).

Rudents saga ist eine junge originale Riddarasaga über Ru­ dent, einen Königssohn aus der Wallachei, dem eine Trollfrau einen Fluch auferlegt. HSS: BM Add 4875, 4to (1763).

Rückblickslied

Rückblickslied —> ævikviða.

Rúnakvædi -> Runengedicht, norwegisches. Rúnatal (»Verzeichnis der Runen«) werden die Strophen 6-19 der -» Sigrdrífomál ge­ nannt, in denen verschiedene Arten der Runen (Siegrunen, Bierrunen, etc.) aufgezählt werden. HSS, ED. L1T: -> Sigrdrífomál.

Rúnatals þáttr Odins (» Odins Runengedicht«) nennt man die Strophen 138-141 der -» Håva­ mål, in denen von Odins Selbst­ opfer und der Herkunft der Runen die Rede ist. HSS, ED. LIT: -> Hávamál. ÜB: J. G. Herder, Die Zauberkraft der Lieder, (Volkslieder 2, 1779).

Runengedicht, isländisches, ein Gedicht aus dem 15. Jh., das in 16 Strophen die Namen der 16 Runen des Jüngeren Futhark nennt und in je einer Kenning erklärt. Die Gemeinsamkeiten mit dem -+ norweg. R. weisen auf eine skandinav. Tradition, während die formalen Paralle­ len zum altengl. R. (10. Jh.) und dem knappen R. des St. Galier Abecedarium Normannicum nur gering sind. HSS: AM 413, fol; AM 687 d, 4to; Barth. Ill D. ED & ÜB: (engl.:) B. Dickins, Runic and Heroic Poems of the Old Teutonic Peoples, Cambridge 1915. ED: K. Kålund, Småstykker, Kbh. 188491 (= SUGNL 13). ÜB: (dt.:) L. F. A. Wimmer, Die Runen­ schrift, 1887. LIT: H. Lindroth, Studier över de nordiske dikterna om runornas namn, (ANF 29) 1913; K. Düwel, Runenkunde, 21983.

Runengedicht, norwegisches (Rúnakvæði) ist ein im 13. Jh. in

300 Norwegen entstandenes anony­ mes Gedicht im Versmaß Runhent, welches in 32 Zeilen die Namen von 16 Runen behan­ delt und jeder Rune einen end­ reimenden Zweizeiler widmet, von dem die erste Zeile mit dem Runennamen beginnt und ihn teils erklärt, die zweite Zeile eine banale Tatsache bringt, aber mit der ersten reimt. HS: Original-HSS ist 1728 verbrannt; Abschr. davon: Barth. HI D. ED: K. Kålund, Småstykker, Kbh. 188491 (= SUGNL 13); F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. ED & ÜB (engl.:) B. Dickins, Runic and Heroic Poems of the Old Teutonic Peoples, Cambridge 1915. ÜB: L. F. A. Wimmer, Die Runen­ schrift, 1887. LIT: H. Lindroth, Studier över de nordiske dikterna otn runornas namn, (ANF 29) 1913; K. Düwel, Runenkunde. 21983.

Runhenda. Neben einer -> Eysteinsdräpa hat —> Einarr Skülason auf den norweg. Kö­ nig Eysteinn Haraldsson auch ein Gedicht im Versmaß Runhent gedichtet, von dem Reste von 10 Strophen erhalten sind. HSS: Morkinskinna; -* Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders., Carmina Sealdica, 2København 1929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skal. 1. 1946. LIT: E. A. Kock, NN 954, 1986; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Runhent (Endreim), in der Skaldendichtung wohl eine Weiterentwicklung des Bin­ nenreims (—► Hending), viel­ leicht über das Dunhent, aber sicherl. auch unter Einfluß der kirchl. lat. Endreimdichtung. Das erste Gedicht im Fornyrðislag mit R. ist Egills Höfuðlausn, durchgesetzt hat sich diese Reim­

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form aber nie völlig, wenn auch Gunnlaugs Sigtryggsdrápa und das Málsháttakvæði sowie ver­ einzelte skald. Strophen in die­ ser Form erhalten sind; daß es Einarr Skúlasons Gedicht auf König Eysteinn den Namen ge­ ben konnte, beweist, daß es eine ausgefallene Versform blieb. LIT: J. de Vries. ALG, 21964-67.

Runólfr Sigmundarson, der Verfasser der -» Augustinus saga, wurde im Augustinerkloster Pykkvabær erzogen und folgte dort 1263 Brandr Jönsson als Abt, was er bis zu seinem Tod 1306 blieb. Runzivals þáttr, ein Teil der —> Karlamagnús saga.

Rymbegla —♦ Rimbegla. Sæmundar Edda ist eine fal­ sche Bezeichnung der —» Lieder-Edda, —> Edda. Saemundr Sigfússon hinn fróði (»Saemundr der Weise«), Islands erster Autor, wurde 1056 geboren und stu­ dierte in Frankreich; 1076 kehrte er nach Island zurück, wurde zum Priester geweiht und verbrachte den Rest seines Lebens in Oddi in Rangárvellir, das noch einige Generationen ein geistiges Zentrum blieb. S. war ein Gode, dessen Familie, die Oddaverjar, im 12. und 13. Jh. zu den mächtigsten Islands zählte; S. unterstützte Bischof Gizurr bei der Einführung des Zehents 1096 und die Bischöfe Ketill und Porlákr bei der Ein-

Saga fuhrung christl. Gesetze im Jahre 1123; er starb 1133. S. schrieb ein latein. Werk über die norweg. Könige, das nicht erhalten ist, Hinweise darauf finden sich jedoch in Aris Islendingabök, Oddr Snorrasons Olafs saga, sowie in dem Ge­ dicht -» Nóregs konunga tal, welches um 1190 zu Ehren von S.s Enkel Jón Loptsson verfaßt wurde. Aus diesen Hinweisen hat man geschlossen, daß sein Werk eine knappe Geschichte der norweg. Könige von Half­ dan dem Schwarzen (9. Jh.) bis zum Tode Magnus des Guten 1047 war; auch das Langfeögatal Skjöldunga dürfte ursprüng­ lich von S. verfaßt worden sein. LIT: Halldór Hermannsson, S.S. and the Oddaverjar, Ithaca 1932 (= Islandica 22); E. Ol. Sveinsson, Sagnaritun Oddaverjar, Rv. 1937 (= Studia Islandica 1); G. Tur­ ville-Petre, Origins of Icelandic Literature, Oxford 1953, *1975.

Saga f. (PI. isländ. Sögur, dt. auch Sagas), hat die Grundbe­ deutung » etwas Erzähltes« (vom Verb segja »erzählen«), bezeichnet aber schon seit dem 12. Jh. vor allem eine längere schriftl. Erzählung und kann sich sowohl auf originale literar. oder histor. Werke wie auch auf Übersetzungen beziehen. Heute verwendet man den Be­ griff nur für Werke von minde­ stens 5000 Wörtern, während kürzere Erzählungen als Pættir (Sg. -» Páttr) bezeichnet wer­ den. Die Länge der ma. Sögur schwankt stark, bei den Islän­ dersagas ist die Njáls saga mit 97.000 Wörtern die längste, die Hrafnkels saga mit 10.000 Wör­ tern eine der kürzesten.

Saga Der Beginn der S.-Schreibung fällt schon ins 12. Jh., die Blüte erlebte sie jedoch im 13. Jh., als die meisten Isländersagas und die wichtigsten Konungasögur verfaßt wurden; den Höhe­ punkt der S.-Schreibung setzt man üblicherweise mit der um 1285 entstandenen Njáls saga an, andere bedeutende Isländer­ sagas wie die Grettissaga ent­ standen aber noch im 14. Jh. Zur Unterteilung der Saga als literar. Gattung hält man sich an Herkunft und Stand des Hel­ den sowie an den zeitl. und räuml. Abstand der Handlung vom Verfasser des Werks; mit Hilfe dieser Kategorien kommt man zu folgenden S.-Genres: 1. Islendingasögur (Isländersa­ gas), die eigenständigste und bedeutendste Gruppe ma. Sa­ gas, spielen vor allem in Nor­ wegen und Island in der Zeit zw. 900-1050 (söguöld »Saga­ zeitalter«), der Held ist übli­ cherweise ein isländ. Bauern­ sohn. 2. Samtíðarsögur (Gegenwarts­ sagas) handeln von für den Verfasser mehr oder weniger zeitgenöss. Personen und Ereig­ nissen und spielen vorwiegend in der Zeitspanne zwischen 1117—1264. Diese weltl. und recht sachl. Texte werden unter dem Titel —> Sturlunga saga zu­ sammengefaßt. 3. Biskupasögur (Bischofssaga) sind Biographien isländ. Bi­ schöfe vom 11. bis ins 14. Jh., nur teilweise sachlich-distan­ ziert, meist hagiograph. orien­ tiert und besonders die Heilig­ keit des Helden betonen.

302 4. Konungasögur (Königssagas) sind Sagas über skandinav. Kö­ nige oder Fürsten, deren Hand­ lung in der Zeit zwischen dem 9. und dem 13. Jh. angesiedelt ist und in Skandinavien, auf den Orkneys oder den brit. Inseln spielt. Solche Werke über Kö­ nige des 13. Jh.s wurden zum Teil von Zeitgenossen der Kö­ nige verfaßt. 5. Fornaldarsögur (Vorzeitsa­ gas) sind heroische oder phantast. Abenteuergeschichten, die in Skandinavien (nie in Island) in einer nicht näher definierten frühgeschichtl., jedenfalls aber lange zurückliegenden Zeit handeln. Die Helden sind oft Königssöhne, manchmal aber auch norweg. Bauern. 6. Riddarasögur (Rittersagas) sind entweder norweg. Über­ setzungen (bzw. Übertragun­ gen) ausländ, höf. Epen (dann übersetzte -+ Riddarasögur) oder isländ. Imitationen solcher Werke, die in Zeit und Raum weit ent­ fernt angesetzt waren und ent­ sprechend phantast. Handlungen aufweisen, deren Protagonisten fast auschließl. Prinzen und Prin­ zessinnen sind (sogen, originale —> Riddarasögur). 7. Märchensagas sind den Volksmärchen nahestehende phantasievolle Erzählungen, die sowohl den Fornaldarsögur als auch den originalen Riddarsögur nahestehen können; die isländ. Bezeichnung Lygisögur (»Lügensagas«) ist unscharf und abwertend und kann auch für die phantastischeren Pro­ dukte der beiden vorgenannten Genres verwendet werden.

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8. Heilagra manna sögur (Heili­ gensagas) sind vorwiegend Übersetzungen und Übertra­ gungen latein. Heiligenleben und gehören durchwegs zur —> hagiograph. Literatur, während die entsprechenden Werke über skand. Heilige unter die Konungasögur oder Biskupasögur gereiht werden. 9. Weltl. histor. Übersetzungs­ literatur nach latein. Vorlagen, wozu die Trójumanna saga, die Alexanders saga, die Gyðinga saga, Rómverja saga, Breta sögur und Veraldar saga zählen.

Sagnadansar -> Dansar.

Sagnaskemmtun (»Unterhal­ tung durch Sagas«) kann ge­ trennt werden in den mündl. Vortrag von Sagas durch Er­ zähler in der vorliterar. Zeit ei­ nerseits und den Brauch des Vorlesens von Sagas aus HSS andererseits; das Vorlesen von Sagas auf isländ. Bauernhöfen begann im 12. Jh. und hielt sich bis ins frühe 20. Jh; -> Reykjahólar, Hochzeit von. LIT: A. Heusler, Die Anfänge der isländ. Saga, 1914; P. Foote, Sagnaskemtan: Reykjahólar 1119, (Saga-Book 14) 1955-6 (und in: Aurvandilstá) Odense 1984; Hermann Pälsson, Sagnaskemmtun Islendinga, Rv. 1962; K. v. See, Das Problem der mündl. Erzählprosa im Altnordi­ schen, (skandinavistik 11) 1981 (und in: Edda, Saga, Skaldendichtung) 1981.

Sallust, Gaius Sallustius Cris­ pus (86-34 v. Chr.), röm. Ge­ schichtsschreiber, dessen Werke Bellum Catilinae und Bellum Jughurtinum die Hauptquellen für die altnord. —> Rómverja saga bildeten; daß S. im ma. Skandi­ navien aber auch sonst viel gele­

Sálus saga ok Nikanórs sen wurde, beweisen Zitate bei Saxo, Theodricus und in der Historia Norvegiae. LIT: -> Ovid.

Salomons saga ok Markólfs ist die gut überlieferte isländ. Übersetzung des dän. Volks­ buchs von Salomon und Markolf (Erstdruck 1540), welches auf dem dt. Volksbuch (Erst­ druck Nürnberg 1482) beruht, das wieder auf eine latein. Quelle zurückgeht; die isländ. Fassung ist in 5 Prosaversionen in insges. 24 HSS und zwei Rimurzyklen aus dem 19. Jh. erhalten. HSS: NkS 331, Svo; AM 578 h, 4to (17. Jh)LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt. Volksbücher, Rv. 1987.

Sálus rímur og Nikanórs, eine wohl im frühen 15. Jh. ent­ standene Versbearbeitung der Salus saga ok Nikanórs. HSS: AM 604 h, 4to; AM 603, 4to; Kollsbók; AM 145, 8vo. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 ( = SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early leelandic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 ( = CCI11); Ólafur Halldórsson, Kollshók, Rv. 1968 ( = IM. 4to 5)LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F.Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.’

Sálus saga ok Nikanórs ist eine im 14. Jh. entstandene ori­ ginale Riddarasaga, die in HSS ab dem 15. Jh. erhalten ist. Der edle junge Prinz Salus (oder Saulus) trifft in Rom bei einem Fest des Kaisers Timoteus den Fürsten Nikanór. Die jungen Männer messen sich in verseh.

Samsons saga fagra

Fertigkeiten und schließen Blutsbrüderschaft. Nikanor verspricht Salus seine Schwester Potentiana, aber bevor die bei­ den heiraten, hält auch Fürst Matteus von Phrygia um Po­ tentiana an und es kommt zum Krieg. Matteus kann die Prin­ zessin entfuhren und nimmt sie mit nach Palästina, wo er die Hochzeit vorbereitet. Inzw. hört Salus von den Vorfällen und kommt Nikanór zu Hilfe; sie schleichen sich verkleidet bei der Hochzeit ein und entfuhren Potentiana und hinterlassen in ihrem Bett eine Tonstatue. Schließl. heiraten Potentiana und Salus, Nikanor findet eben­ falls eine Braut, Luneta, und Matteus wird in einer Schlacht vernichtend geschlagen. Die Art der Entführung der Braut durch die Helden hat Pa­ rallelen in anderen jüngeren Sa­ gas (vgl. etwa Egils saga einhenda), neben derartigen Moti­ ven ist an der S.s.o.N. der Wechsel der Erzählperspektive interessant. HSS: AM 343 a, 4to; AM 162 C, fol; AM 570 a, 4to (alle 15. Jh.). ED: H. Erlendsson, Einar Pórðarson, Fjórar Riddarasögur, Rv. 1852; A. Loth, LMIR 2, Cph. 1963 (= EA B 21). ÜB: - (Nacherzählungen: (dt.:) J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.:) J. B. Dodsworth, in: A. Loth, LMIR 2, 1963). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; K. Rossenbeck, Die Stel­ lung der Riddarasygur in der altnord. Prosaliteratur, Diss. Fft. 1970; J. Glauser, Isländ. Märchensagas, 1983.

Samsons saga fagra (»Die Saga vom schönen Samson«), auch Samsons saga fríða, 14Jh., isländ. Riddarasaga. Die S.s.f.

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zerfällt inhaltl. in zwei Teile, deren erster an den höfischen Riddarasögur modelliert ist, während der zweite (der soge­ nannte Sigurðar þáttr) eher mit den phantast. Abenteuersagas verwandt ist. Im ersten Ab­ schnitt verliebt sich Samson, der als Sohn König Artus’ be­ zeichnet wird, in die irische Kö­ nigstochter Valentina, die aber in der Folge vom harfenspielen­ den Frauenräuber Kvintalin entführt wird. Sie wird jedoch von der zauberkundigen Zieh­ mutter Samsons, Olimpia, ge­ rettet. Bei Samsons Suche nach Valentina hat er mit der Mutter Kvintalins einen Trollkampf unter einem Wasserfall zu be­ stehen, wie er auch im Beowulf und in der Grettissaga vor­ kommt. Die Braut wird nun während sie und Samson sich gegenseitig für tot halten nocheinmal entführt, und zwar von einem Zwerg mit einem Karren im Auftrag Kvintalins. Als Samson diesen endlich fängt, wird er dazu verurteilt, den wunderbaren Keuschheits­ mantel zu beschaffen, der aus der -» Möttuls saga bekannt ist. Der zweite Abschnitt handelt vorwiegend von Sigurd, den der König Gudmund von Glæsisvellir mit einer Frau aus dem fabelhaften Volk der Klei­ nen Mädchen (Smämeyjar) ge­ zeugt hat. Sigurd bringt es durch Erschlagung des Riesen­ königs Skrýmir und Heirat sei­ ner Tochter schließl. selbst zum Herrscher des Riesenlandes. Zu seinen Schätzen zählt neben ei­ nem wunderbaren Schiff und

305 einem Stab (die wohl dem Schiff Skíðblaðnir und am Stab Grðarvölír der Snorra-Edda nachgebildet sind) auch der Keuschheitsmantel, den drei Riesinnen gewoben haben. Als Sigurd im Alter von 100Jahren wieder heiraten will, diesmal eine russ. Prinzessin, erschlägt Kvintalin während der Hoch­ zeit den greisen Sigurd und raubt den Mantel. Die Saga endet ste­ reotyp mit zahlr. Hochzeiten. Diese stofflich recht bemerkens­ werte und auch spannend er­ zählte Saga weist Kenntnis nicht nur anderer jüngerer Abenteuersagas auf, denen sie durch die Person Gudmunds von Glæsisvellir verbunden ist, sondern auch der Möttuls saga (hier ausdrücklich als Skikkju saga bezeichnet) und wohl noch anderer der übersetzten Riddarasögur. Die Motive im ersten Teil der S.s.f. bezeugen auch eine Bekanntschaft des Autors mit dem Lancelotstoff, obwohl unseres Wissens im Ma. keine Version der Lancelotromane ins Island, übersetzt wurde. Die Er­ wähnung der Fabelvölker im Norden ist auf gelehrte Län­ derkunden (wie die der Hauksbók) oder deren latein. Quellen zurückzuführen. HS: AM 343 a. 4to; AM 589 b, 4to (beide 15. Jh.). ED: Samson frtði og Kvintalin kvennaþjófur, Rv. 1905; J. Wilson, Samsons saga fagra, Kbh. 1953 (= SUGNL 65). ÜB: R. Simek, Zwei Rittersagas, 1982 (= Fabulae mediaevales 2). LIT: G. Cederschiöld, F.-A. Wulff, Versions nordiques dufabliau fran^ais » Le man­ tel mautaillié«. Lund 1877; R. Simek, Lancelot in Island, (Les Sagas de Cheva­ liers. Riddarasögur) Paris 1985.

Schildgedicht Samtiðarsögur (etwa »Ge­ genwartssagas, zeitgenöss. Sa­ gas«) nennt man die Gruppe von Sagas, welche von isländ. Autoren des 13. Jh. über ihre Gegenwart oder jüngste Ver­ gangenheit verfaßt wurden; die meisten von ihnen (z.B. die -» islendinga saga) wurden noch im Ma. zur umfangreichen -» Sturlunga saga kompiliert, an­ dere (die Arons saga Hjörleifssonar) sind zwar getrennt überliefert, werden aber in den Ausgaben der Sturlunga saga beigegeben.

Sancti Olafs visur, ein belieb­ tes geistl. Gedicht über den Hl. Olaf (gest. 1030), ist wohl in der ersten Hälfte des 16. Jh.s ent­ standen und wird Gunni Jónsson Hólaskáld zugeschrieben. HSS: AM 717 h, 4to; SKB pap. 64, fol. ED: Jón Rorkelsson, Kvaðasafn, Rv. 1922-27. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i del 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

Sarpidons saga sterka ist eine erst im 18. Jh. entstandene Riddarasaga. HSS: Lbs 2943, 4to; Lbs 1502, 4to. ED: Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 6, Rv. 1954.

Saxo Grammaticus, dän. Hi­ storiker (gest. 1216), Verfasser der -» Gesta Danorum. Schildgedicht. S.e waren eine Form des -» Bildgedichts, wo­ bei vom einem Skalden die auf einem bemalten Schild dargest. Szenen in Versen beschrieben wurden. Die bekanntesten Beispiele für S.s sind -» Bragi

Scírnis fbr

Boddasons —► Ragnarsdrápa und -»■ Pjóðólfr ór Hvinis -» Haustlöng, während von zwei S.en Egill Skallagrímsons nur je eine Strophe und von einem des Skalden Hofgarða-Refr nur zwei Strophen enthalten sind. Wie für die anderen Formen des Bildgedichts sind fiir das altnord. S. ausländ. Parallelen zwar bekannt (altgriech., altir. Schilddichtungen), ein direkter Einfluß auf die nord. Form ist aber nicht nachzuweisen. Scirnis töt -> Skírnismál.

Sebastianus saga ist der Titel zweier unabhängiger Heiligen­ sagas über den Hl. Sebastian, (20. Jänner), den frühchristl. Märtyrer; die ältere Version (A) ist eine Übertragung einer latein. Vorlage (BHL 7543), die jüngere Fassung (B) eine Über­ setzung aus dem Nddt.en. HSS: (A:) AM 235, fol (ca. 1400); SKB perg. 3, fol (16. Jh.). ED: (A:) C. R. Unger, Heilagra manna søgur2, Chria. 1877; (B:) A. Loth, Reykjaholabók. Islandske helgen legender 1, Kbh. 1969 (= EA A 15) LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Seljumanna þáttr ist die isländ. Fassung der —> Acta Sanc­ torum in Selja, die in Oddr Snorrasons Fassung der -» Olafs saga Tryggvasonar erhal­ ten ist.

Selkolluvisur heißt ein Flokkr von 21 Strophen im Versmaß Hrynhcnt von Einarr Gilsson über eine Trollfrau (ftagð) na­

306 mens Selkolla (»Seehund­ kopf «), deren Überwindung durch Guðmundr Arason von Abt Arngrimr Brandsson in sei­ ner Guömundar saga beschrie­ ben wird, wo auch das Gedicht zitiert ist. HSS: -» Guömundar saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: E. A. Kock; NN 1550-1557, 2007.

Sendibitr (»bissige Botschaft«) ist der Name eines Gedichts der Skaldin —» Jórunn skáldmær, von dem aber nur 2 Strophen und 3 Halbstrophen im Dróttkvætt erhalten sind.

Senna (»Schimpfgedicht, Spottgedicht«) ist ein Schimpf­ duell, ein Spottgedicht, zw. -> Mannjafnaðr und Niödichtung liegend. Das beste Beispiel ist die —> Lokasenna, in der Loki die Götter der Reihe nach be­ schimpft; andere Werke dieser Gattung sind —> Hárbarðsljóð und die —» Hrímgerðarmál so­ wie das Wortduell zw. Sinfjötli und Guðmundr in der Helgakviða Hundingsbana I. Die Wortgefechte zw. Orvar-Oddr und seinen beiden Gegnern in Kap. 27 der Orvar-Odds saga liegen zw. der Senna und dem Mannjafnaör. LIT: A. Holtsmark, S„ (KLNM 15) 1970; J. Martinez Pizarro, Studies on the Function and Context of the Senna in Early Germanic Narrative, Diss. Harvard 1976; J. Harris, The s.: from Description to Literary Theory, (Michigan Germanic Stu­ dies 5) 1979; M. Bax, T. Padmos, Two Types of Verbal Dueling in Old Icelandic, (SS 55) 1983.

Septem dormientes ist der Titel zweier unabhängiger Hei­

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ligensagas über die Sieben Schläfer (27. Juli), die der Le­ gende nach unter Decius (um 250) eingemauert wurden und erst 200 Jahre später unter Theodosius II. erwachten; die ältere Version (A) ist eine Über­ tragung einer latein. Vorlage (vgl. BHL 2319f und die Le­ genda aurea), die jüngere Fas­ sung (B) ist eine Übersetzung aus dem Nddt.en. HSS: (A:) AM 623, 4to (13. Jh.); (B:) SKB perg. 3, fol (16. Jh.). ED: (A:) C. R. Unger, Heilagra manna søgur2, Chria. 1877; F.Jónsson, AM 623, 4to. Helgensagaer, Kbh. 1927 (= SUGNL 52); (B:) A. Loth, Reykjahólahók. Island­ ske helgenlegender 1, Kbh. 1969 (= EA A 15). LIT: P. Lehmann, Skandinaviens Anteil an der lat. Lit. und Wiss. des Ma. 2, 1937 (= SBM 1937, 7); O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Servasius saga, eine Heiligen­ saga über den Hl. Servatius, die erst im Spätma. aus dem Nddt.en übertragen wurde. HSS: SKB perg. 3, fol. ED: A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenlegender 2, Kbh. 1970 (= EA A 16). LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Inßuence on Late Icelandic Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Sexstefja (»Gedicht mit sechs Refrains « ) ist ein Preislied des isländ. Skalden —♦ Pjóðólfr Arnórsson auf den norweg. König Haraldr harðráði (gest. 1066); cs sind 35 Strophen oder Teile da­ von erhalten, die im strengen Dróttkvætt stehen, aber nicht alle unbedingt wirkl. zu diesem Gedicht gehören; J’jóðólfr be­

Sighvatr Þórðarson schreibt darin das Leben und die Taten Haralds, darunter Ha­ ralds poet. vergrößerte Aben­ teuer im Osten am byzantin. Hof. Trotz der eher schmei­ chelhaften Bezeichnungen für Harald ist der Stil des Gedichts nicht allzu kompliziert; mytholog. Kenningar werden nur sparsam verwendet. HSS: -* Heimskringla; Fagrskinna. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 488, 806. 856-865, 1138, 2029-2032, 2267; E. O. G. TurvillePetre, Haraldr ihr Hard-ruler arid his Ports, London 1968.

Sextánmælt, eine Variante des Dróttkvætt, bei der eine Stro­ phe aus 16 kurzen Sätzen be­ steht; die Form wird in Snorris Háttatal 9 und im Háttalykill 21 besprochen, ist aber wie das Attmælt (jede Strophe besteht dabei aus acht Sätzen: Háttatal 10, Háttalykill 38) eigentlich nicht als eigene Versform zu betrachten, da sicher kein Skalde versucht hat, ein Ge­ dicht nur in dieser Form zu ver­ fassen. Sighvatr Pórðarson, der Sohn des Skalden Pórðr Sigvaldaskäld, war einer der begabte­ sten und produktivsten isländ. Skalden des 11. Jh.s. und Hof­ dichter des Hl. Olaf, dem er während seiner ganzen Regie­ rungszeit in verseh., auch polit. Funktionen zur Seite stand. Aus der Olafs saga hins helga erfah­ ren wir auch am meisten über das Leben des Skalden, darunter eine eigen tiiml., aber sicher rein literar. Erzählung über Sigvats

Sighvats þáttr skálds Kindheit. Mit etwa 18 Jahren ging S.Þ. nach Norwegen zu König Olaf, und seine Skalden­ gedichte beschäftigen sich in der Folge mit Olaf und seinen Taten; die -» Vikingarvisur be­ schreiben Olafs Jugend auf Wi­ kingerzügen, die —♦ Nesjavisur Olafs Sieg in der Entschei­ dungsschlacht von Nesjar im Oslofjord (wahrscheinl. am 25 März 1016); im Jahr 1017 unter­ nimmt S. für den König eine polit. Mission nach Schweden, über die er in den —► Austrfararvisur mit vielen Details be­ richtet, später unternimmt er eine Handelsreise nach Eng­ land, bei der er in den Macht­ kampf zw. Knut und Olaf ver­ strickt wird, wofür er sich in den -» Vestrfararvisur zu recht­ fertigen sucht. Andere Gedichte S. sind nicht oder zu unvollst, erhalten, so eine vermutl. Dräpa auf König Olaf. Auch nach dem Tod des Hl. Olaf 1030 hat S.Þ. noch umfangrei­ che Gedichte verfaßt, so die -» Bersöglisvisur auf Magnús Olafsson, einen -> Erlingsflokkr, einen —> Tryggvaflokkr, eine -> Knútsdrápa und später noch eine -» Erfidräpa über den Hl. Olaf. Dazu sind über 30 Lausavisur dieses Skal­ den bewahrt, sodaß sein Werk 145 Dróttkvætt- und eine Reihe anderer Strophen umfaßt, die alle von seinem Talent in der Bewältigung formaler dichter. Probleme ohne Verlust des Ge­ halts zeugen. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 611—668; J. de Vries, ALG 1, 21964; L, M. Hollander, The Skalds, Ann

308 Arbor 1969; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; S. Hellberg, Kungarna i Sigvats diktning, (Scripta Islandica 32) 1981; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983; J. Skaptason, Material for an edition and translation of the poems of S.P. skáld, Diss. Stony Brook 1983.

Sighvats þáttr skálds ist nicht als selbständiger Text erhalten, sondern besteht eigentl. aus ei­ ner ganzen Reihe von Anekdo­ ten über den Skalden Sighvatr Þórðarson in der Olafs saga helga hin tnesta und der Magnúss saga góða (FMS 4—6), die aber möglicherweise auf eine verlor. *Sighvats saga skalds vom Beginn des 13. Jh.s zurückgehen könnten. Die ge­ druckten Versionen des S.þ.s. sind also nur eine Sammlung von Textstücken aus der Größ­ ten Olafssaga und der Magnúss saga. Die beeindruckendste die­ ser Anekdoten basiert auf den Austrfararvisur und berichtet über die gefährl. Reise des Skal­ den nach Schweden. ED: FMS+-6, Kph. 1829-1831; G.Jónsson, Islrndinga Artlír. Rv. 1935; ders., rfmesinga sögur og Kjalnesinga, Rv. 1947 (= íslendinga sögur 12). ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910; F.Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928, 21966 (= Thule 17).

Sigmundar rimur Brestissonar —> Prændlur. Sigmundar þáttr Brestissonar —> Færeyinga saga. Sigrdrífomál (»SigrdrifaLied«) ist ein Heldenlied der Liederedda, das im Codex Re­ gius eine Einheit mit den Reginsmäl und den Fafnismäl bildet und erst in den jüngeren HSS

309 separat als S. oder auch als Brynhildarlióð überliefert ist. Das Lied (oder der Liedteil) be­ schreibt einen Abschnitt aus Si­ gurds Jugend; aber nur 7 der 37 recht ungleichen Strophen in den Versmaßen Fornyröislag und Ljóðaháttr erzählen die eigentl. Handlung von Sigurds Ritt zum Hindarfjall, wo er in einer feurigen Schildburg die gewappnete Sigrdrifa (Wirkl. ident, mit der Brynhild der kontinentalen Überlieferung?) schlafend findet. Der Großteil des Rests sind didakt. Strophen, die der Sigrdrifa in den Mund gelegt werden. Im Codex Re­ gius bricht das Lied mitten in Str. 29 ab, die Lacuna des Co­ dex Regius ist nur für den Rest der S. durch Papier-HSS wirkl. zu ergänzen, der Mittelteil von Sigurds Leben kann aus der Völsungasaga nur mangelhaft erschlossen werden, -» Sigurdlieder. HSS: Codex Regius (bis Str. 29); mehr nur in jungen Papier-HSS. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, Edda 1, 21963, ( = Thule 1) (aufgeteilt auf: Die Erweckung der Walküre; Das dritte Sittengedicht; Allerlei Runenweisheit). LIT: H. Kuhn, Das Eddastück von Si­ gurds Jugend, (in: Kl. Schriften 2) 1971; J. de Vries, ALG 1, 21964; H. Beck, S., (KLL 6) 1971.

Sigrgarðs saga frækna (» Saga vom tapferen Sigrgarðr«) ist eine den Fornaldarsögur nahe­ stehende Riddarasaga, die im 14. Jh. entstanden sein dürfte und deutl. Märchenmotive auf­ weist. Die Handlung spielt wie bei anderen jüngeren For­ naldarsögur — in Osteuropa,

Sigrgarðs saga frækna und auch die Mehrzahl der Mo­ tive (Lebensei, meyköngr) ge­ hören eher zum Bereich der Fornaldarsögur als der origina­ len Riddarasögur (hierher nur der fliegende Teppich). Der griech. Königssohn Sigrgarðr wirbt um die krieger. Kö­ nigin Ingigerðr aus Taricia, die von ihrer Stiefmutter mit ei­ nem Fluch belegt wurde (ihre Schwestern wurden in ein Schwein und in ein Pferd ver­ wandelt) und alle ihre Freier töten läßt. Sigrgarðr unterliegt ihr dreimal, kehrt aber als Kauf­ mann verkleidet zurück und will sie auf einem fliegenden Teppich entfuhren. Sie aber durchschaut die Verkleidung und erniedrigt ihn aufs neue. Schließl. versucht es Sigrgarðr mit Hilfe von zwei Schwurbrü­ dern in Verkleidung als Wikin­ ger Knútr, den er vorher er­ schlagen hat, und kann den Zauber, der auf der Prinzessin und ihren Schwestern lag, lösen; die Saga endet mit einer drei­ fachen Hochzeit. HSS: AM 556 a, 4to (15. Jh.); AM 123, Svo (ca. 1600); GkS 1002, fol (17. Jh.); ca. 50 Papier-HSS. ED: Sagan af Sigrgarði frækna, Rv. 1884; A. Loth, LMIR 5, Cph. 1965 (= EA B 24); O. Jiriczek, Zur mittelisländ. Volks­ kunde, (ZfdPh 26) 1894 [Auszug]. ÜB: - (Nacherzählung: (dt.) inj. Glauser, Island. Märchensagas, 1983, (engl.) in A. Loth, LMIR 5, 1965). LIT: O. Jiriczek, Zur mittelisländ. Volkskunde, (ZfdPh 26) 1894; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; P. Buchholz, Vorzeitkunde, 1980; A. V. Nahl, Originale Riddarasögur, 1981; J. Glauser, Island. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Sigrgarðs saga ok Valbrands

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Sigrgarðs saga ok Valbrands ist eine originale Riddarasaga, die im 14. Jh. entstanden sein dürfte und möglicherweise auf byzantin.-oriental. Stoffe zu­ rückgeht. Der wunderschöne engl. Kö­ nigssohn Sigrgarðr wirbt um die stolze Prinzessin Florida von Vilius vinaland, und kann ihren Berserker im Kampf, sie selbst aber mit Hilfe einer Harfe, die er von einem Zwerg bekom­ men hat, besiegen. Noch in der Hochzeitsnacht wird Sigrgarör jedoch von seinem Nebenbuh­ ler Valbrandr ermordet, der sich dann zum König aufwirft. Als Florida zwei Knaben ge­ biert, will er diese töten lassen, einer wird jedoch von einer Krähe gerettet, wächst bei dem hilfreichen Zwerg auf und kann sich mit dessen Hilfe an Val­ brandr rächen, der zu Tode ge­ foltert wird; der junge Sigrgarðr heiratet schließl. die ungar. Prinzessin Porfila.

von Dublin«) —> Gunnlaugr ormstungu Illugason.

HSS: SKB perg. 10, 8vo (1 Bl., 15. Jh.); AM 522, 4to; AM 523, 4to; (17. Jh.); 15 Papier-HSS. ED: A. Loth, LMIR 5, Cph. 1965 (= EA B 24). ÜB: - (Nacherzählung (dt.) inj. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.) in A. Loth, LMIR 5, 1965). LIT: H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; E. Wahlgren, Quinatus, Profila, and Sigurðr, (SS 17) 1945; A. v. Nahl, Orig. Riddarasögur, 1981; J. Glauser, Island. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Sigtryggsdrápa (»Preislied auf König Sigtryggr silkiskeggr

Sigurðar rimur Fornasonar, eine aus dem 16. Jh. stammende Verserzählung, die aus Versatz­ stücken verseh. Sagas kompi­ liert ist, darunter die Blömstrvalla saga. HSS: AM 145, Hvo: Lbs «HO, 4to. LIT: Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Sigurðar rimur fóts, eine in der ersten Hälfte des 15. Jh.s entstandene Versbearbeitung der Sigurðar saga fóts. HSS: AM 610 d, 4to; AM 611 a, 4to; AM 615 a, 4to; Kollsbók. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2> Kbh. 1922 (= SUGNL 35); (Faks.:) Ólafur Halldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 (= IM. 4to 5). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen pa Island i det 15. og 16. arhundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Sigurðar rimur þögla, eine Versfassung der Sigurðar saga þögla; die S. r. þ. stammen vermutl. aus dem späten 15. oder frühen 16. Jh. HSS: AM 604 d, 4to; SKB perg. 23, 4to. ED: (nur Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Sigurðar saga Ákasonar (oder S. þáttr Å.) ist eine kurze, im 14. Jh. entstandene Wunder­ geschichte über einen jungen Dänen, den der Hl. Olaf von einem Fluch befreit, mit dem ihn eine Trollfrau belegt hatte. HSS, ED: -* Flateyjarbók (Ólafs saga hins helga 108-109).

Sigurðar saga Fáfnisbana -» Völsunga saga.

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Sigurðar saga fóts (» Saga von Sigurd Fuß «) ist eine im 14. Jh. entstandene und in einer HS des 15. Jh.s und etwa 30 jüngeren HSS erhaltene kurze originale Riddarasaga. König Asmundr von Húnaland möchte die Prin­ zessin Signy von Sjóland heira­ ten. Als sie nicht will, zwingt er sie zur Verlobung, lnzw. hat ihr Vater Knut sie jedoch dem Kö­ nig Sigurðr von Valland ver­ sprochen, der seinen Beinamen wegen seiner Tüchtigkeit im Laufen und Springen erhalten hat. Den Zweikampf zw. den zwei Werbern gewinnt As­ mundr, der aber Signy dennoch aufgibt und mit Sigurðr einen Waffenbund schließt. Asmundr fahrt nun nach Irland, um um Elena, Tochter des Königs Rolf, anzuhalten, wird aber in einer Schlacht geschlagen und gefan­ gengesetzt, bevor ihn Elena be­ freit. Sigurðr eilt nun zu Hilfe und besiegt König Rolf, aber Elena und Asmundr bitten ihn um sein Leben und die beiden können schließl. mit Rolfs Zu­ stimmung heiraten. Auffällig ist an dieser Saga die Nähe zu den Fornaldarsögur, so die Handlung im Baltikum und Irland als auch die Handlungs­ motive, die nur wenig phantast. Aufputz aufweisen; zu den Vorbildern dürften die Hrölfs saga Gautrekssonar und die Asmundar saga kappabana zählen. HSS: SKB perg. 7, fol (15.Jh ). ED: J. H. Jackson, Sigurthar saga fóts ok Ásmundar Húnakongs, (PMLA 46) 1931; Bjarni Vilhjälmsson, Riddarasögur 6, Rv. 1954; A. Loth, LMIR 3, Cph. 1963 ( = EA B 22); S.s.f, (Timinn. Sunnudagsblaö, 26. 5. 1968).

Sigurðar saga Hlöðvissonar ÜB: - (Nacherzählungen: (dt.:) J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.:) A. Loth, LMIR 3, 1963). LIT: K. Liestøl, Det litterære grunnlagetfor S.sf. ok Asmundar Húnakóngs, (Fs til H. Koht) Oslo 1933; J. Glauser, Island. Mär­ chensagas, 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Islandic Romances, Ithaca, London 1985 ( — Islandica 44).

Sigurðar saga Friggafóstra ist eine wohl erst im 19. Jh. entstandene Erzählung. HS: Lbs 2653, 8vo.

Sigurðar saga ganganda Bárðarsonar ist die Geschichte des jungen heidn. Norwegers Sigurör, der sich auf den Weg macht, um herauszufmden, wen die Christen »Sonnen­ könig « nennen; er wird in Byzanz bekehrt und getauft. HSS: BM Add. 11.11)8 (18. Jh.); Lbs 1424, 8vo (frag., ca. 1770); ÍB 116, 4to; ca. 10 weitere Papier-HSS.

Sigurdar saga geisla Bardar­ sonar —► Sigurðar saga gan­ ganda B.

Sigurdar saga Hárekssonar ist eine erst im 18./19. Jh. ent­ standene Erzählung. HS: Lbs 2784, 4to (1832).

♦Sigurdar saga hjartar ist eine nicht mehr erhaltene Saga, die aber in der Hálfdanar saga svarta in der Heimskringla und im Ragnars sona þáttr erwähnt wird und vermut!, einen Teil der Skjöldunga saga bildete. Sigurðar saga Hlöðvissonar ok Snjáfrídar ist eine erst im 19. Jh. entstandene Erzählung. HSS: Lbs 1499, 4to; Lbs 3022, 4ro; Lbs 3121, 4to.

Siguröar saga Hranasonar Siguröar saga Hranasonar -» Pinga saga. Siguröar saga Jórsalfara ok bræðra hans, Eysteins ok Olafs -» Magnússona saga. Siguröar saga ok Porfilu ist der nur im Frag. SKB perg. 10 III, 8vo separat erhaltene Schluß der -» Sigrgarðs saga ok Valbrands. Siguröar saga ok Signýjar ist eine recht junge originale Riddarasaga mit vielen märchen­ haften Elementen; Signý wird vom zauberkundigen König Galldri entfuhrt und von ihrem Verlobten Sigurör und seinem Schwurbruder Tryggvi nach langen Kämpfen gegen die ma­ gischen Künste des Königs be­ freit. HSS: NkS 1802, 4to; ÍB 138, 4to; ÍB 165, 4to (18. Jh.); Lbs 661, 4to; Lbs 1510, 4to; Lbs 2203, 8vo. LIT: A. H. Krappe, Balor with the Evil Eye, New York 1927; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Siguröar saga ok Trygg va Karlssonar Sigurðar saga ok Signýjar.

Siguröar saga slembidjákns ist die ereignisreiche Saga über diesen Kronprätendenten, der vorgab, ein unehel. Sohn von König Magnus berfættr zu sein, aber die Krone Norwegens nicht erlangte. Die Saga ist Teil der Morkinskinna, die die ver­ lorene Hryggjarstykki verwen­ dete, und behandelt vor allem die Jahre zw. 1136 (als Sigurör König Harald gilli erschlug) bis zu seinem Tod 1139.

312 HSS & ED: Morkinskinna. ED: EMS 7, Kph. 1832. LIT: Bjarni Guðnason, Fyrsta sagati, Rv. 1978 ( = Studia Islandica 37). N: B. Björnson, Sigurd Slembe, (Drama, Kbh. 1862).

Siguröar saga snarfara ist eine erst im 19. Jh. verfaßte Erzäh­ lung. HSS: Lbs 1492, 4to; ÍB 210, 4to; ÍB 203, 8vo.

Siguröar saga þögla (»Saga vom schweigsamen Sigurd«) ist eine der ältesten und zugleich bestüberlieferten originalen Riddarasögur, HSS-Fragmente sind schon aus der Zeit um 1350 und 1400 erhalten und wir ken­ nen knapp 60 HSS dieser Saga. Die breit erzählte und motivrei­ che Saga handelt von Sigurör, dem Sohn des Königs Lodivikus und seiner Frau Eufemia, die zur Zeit des König Artus in Saxland regierten. Sigurör ist in seiner Jugend ein kolbitr-Typ, der erst gar nicht, dann wenig spricht. Mit 18 Jahren begibt er sich auf Abenteuerfahrt. Inzw. haben seine Brüder Hálfdan und Vilhjálmr Wikingerzüge unternommen, und Hálfdan ist von der franz. Königin Sedentiana, Tochter von König Flores und Königin Blanchiflur (vgl. Flores saga ok Blankiflür) abge­ wiesen worden. Sigurör rettet einen Löwen vor einem Drachen (vgl. ívens saga; Vilhjálms saga sjóðs) und kämpft mit zwei Trollfrauen, von de­ nen er ein magisches Schach­ spiel und einen magischen Spie­ gel bekommt (vgl. Egils saga einhenda). Später schließt er mit drei anderen Helden Bluts­

313 brüderschaft und beschließt nach einigen Wikingerzügen, sich für die seinem Bruder an­ getane Schmach an Sedentia zu rächen; zuerst unterliegen die Blutsbrüder, aber Sigurðr kann mit Hilfe seines magischen Spiegels sein Aussehen verän­ dern und schläft in verseh. Ge­ stalten mit Sedentia. Nachdem ihnen ein Sohn Flores geboren wird und die Königin für ihre Schandtaten bestraft wird, hei­ raten die beiden. Die edierte Fassung nach den HSS des 15. Jh. ist umfangrei­ cher, die aus dem 14. Jh. stammenden Fragm. deuten aber auf eine ältere, kürzere Version, auf der auch die Sigurðar rímur þögla beruhen dürf­ ten. Neben den erwähnten Werken weist die S.s.þ., welche Elemente der Fomaldarsögur mit denen der Riddarasögur verbindet, noch Parallelen mit der Þiðreks saga, Konráðs saga keisarasonar, Clarus saga und Bevers saga auf, die ältere Ver­ sion dürfte ihrerseits die Gib­ bons saga und die Viktors saga ok Biavus beeinflußt haben. HSS: (kürzere, uned. Fassung:) AM 596, 4to (6 Bl. von 1350, 4 Bl. von ca. 1400); (jüngere Fassung:) AM 152. fol; AM 567 XX, 4to. F.D: Einar Pórðarson, Sagan af Sigurði þögla, Rv. 1883; O. L. Jiriczek, Zur mittelisländ. Volkskunde, (ZfdPh 26) 1894 [Auszug]; Bjarni Vilhjálmsson, Riddara­ sögur 3. Rv. 1949; A. Loch, LMIR 2, Cph. 1963 (= EA B 21). ÜB: - (Nacherzählungen: (dt.:) J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.:) A. Loch, LMIR 2, 1963). LIT: E. Kolbing, Die Sigurður saga þqgla und die Bevis saga, (Zs f. vergl. Literaturgesch. N.F. 10) 1896; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; H.-P.

Sigurðar þáttr biskups Naumann, Das Polyphem-Abenteuer, (Schweiz. Arch. f. Volksk. 75) 1979; J. Glauser, Island. Märchensagas. 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Ieelandic Romances, Ithaca, London 1985 (= Islandica 44).

Sigurðar saga turnara (»Saga vom Turnier-Sigurö«) ist eine originale Riddarasaga, die im 14. Jh. entstanden sein dürfte. Der franz. Königsssohn Sigurðr reist inkognito nach Byzanz und wird beim dortigen König Valdimar durch seine Tüchtig­ keit im Turnier sehr beliebt. Er entdeckt die in einem Turm mit anderen Jungfrauen versteckte Prinzessin und schläft den Win­ ter über jede Nacht bei ihr. Als der böse Ratgeber Prändr dies erfährt, versucht man Sigurðr im Gemach der Prinzessin zu fangen, aber er versteckt sich jeden Tag woanders (diese Szene erinnert stark an den Spesar þáttr in der Grettis saga); schließ!, aber offenbart Sigurðr seinen wahren Stand und kann die Prinzessin heiraten. HSS: SKB perg. 7, fol (15. Jh.); AM 122, 8vo; AM 585 d, 4to (17. Jh.); knapp 30 Papier-HSS. ED: A. Loth, LMIR 5, Cph. 1965 (= EA ö 24); J. A. Spaulding, S.s.t.: a literary edition, Diss. Detroit 1983. ÜB: - (Nacherzählung (dt.) inj. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.) in A. Loth, LMIR 5, 1965). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; A.v. Nahl, Originale Rid­ darasögur, 1981; J. Glauser, Isländ. Mär­ chensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Sigurdar þáttr biskups ist eine kurze Erzählung über den Hofbischof des norweg. Königs Olafr Tryggvason, die ur-

Sigurðar þáttr borgfirzka

sprüngl. von Gunnlaugr Leifsson auf Latein verfaßt wurde, aber nur in isländ. Übersetzung in der Flateyjarbók erhalten ist. HSS & ED: Flateyjarbók.

Sigurðar þáttr borgfirzka (»Geschichte von Sigurd aus dem Borgarfjord«) ist ein Islendingaþáttr, in dem Sigurör einen Mann tötet, der einen Goden angegriffen hatte, und dafür geächtet wird; als er nach Norwegen geht, läßt ihn König Olafr Trygg vason ergreifen und töten. HS: Flateyjarbók. ED: Guðni Jónsson, Islendinga þxttir, Rv. 1947.

Sigurðar þáttr slefu ist die Er­ zählung über den norweg. Kö­ nig Sigurör Hákonsson (Ende 10. Jh.) und den Hersen Tor­ kell, den der König nach Eng­ land schickt und sich inzw. mit Gewalt dessen Frau zur Gelieb­ ten nimmt. Als Porkell zurück­ kehrt, tötet er den König, wird aber selbst sofort erschlagen; seine Witwe wandert nach Is­ land aus, wo sie noch zweimal heiratet. Diese Geschichte wird in etwas abweichender Form in den verseh. Königssagas (in der Fassung der Morkinskinna heißt der Herse Klyppr) und in der Pórðar saga hreöu wieder­ gegeben. HSS & ED: Flateyjarbók, ED: FMS 3, Kph. 1827. ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928 ( = Thule 17).

Sigurðarbálkr ist ein Gedicht des Skalden -> Ivarr Ingimundarson auf den norweg. König Sigurör slembir.

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Sigurdardrápa [1] ist ein um 960 entstandenes Preislied des Skalden -> Kormákr Ogmundarson, dessen Titel mit einer Strophe in der Heimskringla (Hákonar saga góða Kap. 14) angeführt wird. Auch das Skäldatal erwähnt, daß Kormäkr ein Gedicht auf den Ladejarl Sigurör verfaßt habe, und in den Skáldskaparmál der Snorra Edda finden sich weitere sechs Halbstrophen dieses Lieds. Möglicherweise haben aber nicht alle diese Strophen schon ursprüngl. zur S. gehört, son­ dern teilw. zu einem Gedicht auf Jarl Hakon. Alle zeichnen sich durch ein Versmaß aus, das Snorri in den Skáldskaparmál als -> Hjástælt bezeichnet. Die Schlußzeilen der Strophen ent­ halten jeweils Anspielungen auf verseh, heidn. Mythen. HSS, ED, ÜB: -> Heimskringla; -* Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 261-263; C. Wood, Kormak’s stanzes ialled the S., (Neophilologus 43) 1959; J. de Vries, ALG 1, 21964; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Sigurðardrápa [2], ein Preis­ lied auf König Sigurör Haralds­ son von —> Böövarr balti. Siguröardrapa [3 u. 4], Auf König Sigurður Jórsalafari (gest. 1130) hat -» Einarr Skúlason zwei Dräpas verfaßt, von denen allerdings nur 5, bzw. 1 Strophe(n) erhalten sind. HSS: -* Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 921; B. Fidjestøl, Det norrønefyrstediktet. Øvre Ervik 1982.

315 Sigurðardrápa [5]. Nur zwei Halbstrophen einer S. sind vom isl. Skalden Þórvaldr blönduskäld aus dem 12. Jh. erhalten; da der Skalde im Skáldatal un­ ter den Dichtem von König Sigurðr Jórsalafari genannt wird, könnte die Dråpa diesem gegol­ ten haben. HSS: -* Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Sigurðarkviða in forna (»das alte Sigurdlied«) nannte Heus­ ler das üblicherweise als —► Brot af Sigurðarkviðu (»Bruchstück des Sigurdlieds«) bezeichnete Fragm. eines Sigurdliedes, wel­ ches durch die Lacuna des Co­ dex Regius etwa zur Hälfte ver­ loren ist und von dem nur die letzten 19 Strophen erhalten sind, da es vermutl. den Rest des ältesten (und auch kürzesten) der —» Sigurdlieder darstellte. *Sigurðarkviða in meiri (»das längere Sigurdlied«) ist der neuzeitl. Name, den man dem völlig verlor. Sigurdlied der Lücke im Codex Regius ge­ geben hat; die S.i.m. kann nur unvollst, aus der Völsungasaga rekonstruiert werden, dürfte aber den selben Stoff wie die —> Sigurðarkviða in scamma be­ handelt haben, nur noch aus­ führlicher (nach Heusler über 160 Str.) und in anderer metr. und stilist. Form, und war ver­ mutl. vom höf. Epos beeinflußt; in Details der Handlung stand es offensichtl. dem Nibelungen­ lied näher als den anderen eddischen Heldenliedern und ist

Sigurdlieder wohl als eines der jüngsten der Sigurdlieder zu betrachten. LIT: A. Heusler, Die Lieder der Lücke im Codex Regius der Edda, (Germanist. Abh., H. Paul dargebr.) 1902; J. de Vries, ALG 2, 21967; T. Andersson, The Lays in the Lacuna of Codex Regius, (Speculum Norroenum. Studies G. Turville-Petre), Odense 1981; ders., Beyond Epic and Romance: S.i.m., (Sagnaskemmtun) 1986.

Sigurðarkvida in scamma (»das kurze Sigurdlied«, auch als »jüngeres Sigurdlied« be­ zeichnet) ist ein Heldenlied der Liederedda. Das Lied beschreibt in 71 Strophen dieselbe Ge­ schichte wie die verlor. —> *Sigurðarkviða in meiri (—► Sigurdlieder), aber knapper und in anderer Form, und dürfte zwar jünger als die Siguröarkviöa in forna, aber nicht unbe­ dingt, wie Heusler annahm, äl­ ter als die verlor. Meiri sein. Die Handlung beginnt mit dem Zug Sigurds zu Gjúki und fuhrt über Sigurds Tod bis Brynhilds Klage und Tod. Das Schwerge­ wicht liegt auf Brynhild, die ihr in den Mund gelegten Strophen (etwa ihre Klage Str. 51-71) machen einen Großteil des Lie­ des aus. HS: Codex Regius. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, Edda I, 21963 ( = Thule 1). LIT: F. Jónsson, S. en skamma eller det såkaldte tredje Sigurdskvad (ANOH) 1897; ders., Sagnformen i S. en skamma, (ANF 34) 1918; J. de Vries, Het korte Sigurdlied, Amsterdam 1939; ders., ALG 2, 21967; C. Wood, S. en skamma, (SS 35) 1963; H. Beck, S.i.s., (KLL 6) 1971; C. M. Sperberg-McQueen, The Legendary Form of S. in Skamma, (ANF 100) 1985.

Sigurdlieder. Der Sagenstoff von Sigurd - dem Siegfried der dt. Nibelungensage - gehörte

Sigurðr fóstri

zum beliebtesten der nord. Hel­ dendichtung. Allein an eddischen Liedern beschäftigten sich eine ganze Reihe fast ausschließl. mit Sigurd, von seiner Jugend (Reginsmál, Fáfnismál) über die Werbung um Brynhildr (= Sigrdrifa ) für Gunnar (Sigrdrífomál), bis zu seiner Er­ mordung, Gudruns Klagen (Guðrúnarkviða in fyrsta und önnur) und Brynhilds Tod. Ne­ ben der Grípisspá, die als Pro­ phezeiung getarnt Sigurds Le­ benslauf erzählt, gab es noch drei eigentl. Sigurdlieder. Von der Siguröarkviöa in forna ist wegen der Lacuna im Codex Regius nur etwa die zweite Hälfte erhalten, weswegen die­ ses Stück üblicherweise als Brot af Siguröarkviöu bezeichnet wird. Die im Codex Regius vollständig erhaltene Siguröar­ kviöa in scamma umfaßt trotz ihres Namens 71 Strophen, er dient zur Unterscheidung vom längsten, aber auch jüngsten al­ ler Sigurdlieder, der vielleicht über 160 Strophen umfassenden *Siguröarkviöa in meiri, die aber völlig verloren ist und nur aus der Prosaparaphrase der Völsunga saga zu erschließen ist. Die Beliebtheit des Stoffes in den Heldenliedern spiegelt sich aber auch in der Prosaliteratur wieder; neben der Völsungasaga, die das Geschick des Völsungengeschlechts auf Grund der Heldenlieder, aber in Prosa wiedergibt, findet sich der Stoff auch in der umfangreichen Hel­ densagenkompilation der Piörekssaga, und kein Name ei­

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nes Helden erfreute sich in den isländ. Abenteuerromanen des 14. und 15. Jhs. so großer Be­ liebtheit wie der Sigurds, wie die vielen jungen Sagas mit Helden namens Sigurd bewei­ sen. Das Interesse am Sigurdstoff zeigen auch zahlr. bildl. Darstellungen in Skandinavien. LIT: A. Heusler, Pie Lieder der Lücke im Codex Regius der Edda, (Germanist. Abh. H. Paul dargebr.) 1902; J. de Vries, ALG 1-2, 21964-67; T. Andersson, The Lays in the Lacuna of Codex Regius, (Spe­ culum Norroenum. Studies G. TurvillePetre) Odense 1981.

Sigurðr fostri —> Einar fóstri. Sigurður blindur, ein isländ. Dichter (ca. 1470-1545), über den wir sehr wenig wissen, außer das er blind war und in Fagridalur in Mýrdalur gelebt haben soll. Der erste Hinweis auf ihn findet sich um 1520 in einer Strophe Jón Arasons, der ihn den besten Dichter in Ost­ island nennt. S.b. dürfte der Ver­ fasser des relig. Gedichts Rósa, der Andra rimur, der Mábilar rimur sterku und der Reinalds rimur sein. Erst eine Quelle des 18. Jh.s schreibt ihm auch die Ektors rimur, »welche Jón Arason begonnen hatte«, zu. Noch unsicherer ist die Zuschreibung der Olafs rimur Tryggvasonar (2), der Geirarðs rimur und der Ans rimur bogsveigis. LIT: Jón Porkelsson, Om digtningen på Island i del 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt, hist. 3, 21924; Björn K, Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Silbenreim, Binnenreim, -> Hending. Silvesters saga -> Sylvesters saga.

317 Sindulfi ist in der HS AM 657 ä, 4to die kurze Geschichte vom Bauern Sindulf (in BM Add 4859: Snidülfr) und seiner treu­ losen Frau überschrieben, wel­ che auf die latein. Legende des Hl. Gengulphus (oder Gangulphus) zurückgeht. HSS: S.O. ED, ÜB, LIT: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-3.

Siprianus saga —> Exemplum af Sancte Sipriano þeim gooda manne.

Sjö meistara saga -> Pontanus saga ok Diocletianus. Skålda saga ist eine unterhalt­ same Erzählung über König Haraldr hárfagri und seine Hofskalden, die es zum Mißfal­ len des Königs auf eine vor­ nehme Witwe abgesehen ha­ ben; als Strafe schickt er seine Skalden auf eine gefährl. Reise nach Schweden. HSS, ED: Hauksbók. ED: FMS 3, Kph. 1827. ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928, 21965 (= Thule 17). LIT: E. F. Halvorsen. S.s„ (KLNM 15) 1970.

Skáldatal (» Skalden Verzeich­ nis«) ist ein Text, der sich in einer HS der Snorra-Edda (DG 11) und einer der Heimskringla (AM 761, 4to, deren Vorlage, die Kringla, 1728 verbrannte) findet, und eine Aufzählung von Namen von Skalden da­ stellt, die nach ihren Auftragge­ bern, zuerst norweg., dann dän. und schwed. Königen, dann norweg. Jarlen und anderen Herrschern, chronolog. geglie­

Skalden

dert ist und bis um 1300 reicht (in DG 11 nur bis nach 1260). Von vielen der genannten Dichtern kennen wir die Ge­ dichte, die sie für ihre Fürsten verfaßt haben, aber von etli­ chen der erwähnten Skalden ist uns nichts erhalten, außerdem enthält das S. für die Frühzeit auch Namen von sagenhaften Dichtergestalten; andererseits erwähnt das S. auch nicht alle Skalden, von denen Strophen bewahrt sind. ED: Edda Snorra Sturlusonar 3, Hafniæ 1887; H. Jónsson, Edda Snorra Sturlu­ sonar, Rv. 1949. LIT: A. Holtsmark, S., (KLNM 15) 1970.

Skalden, (altnord. Skáld be­ deutete urspr. wohl »Dichter von Spottversen«, vgl. dt. schelten). Als S. im weiteren Sinn werden im ma. Norwegen und Island alle Dichter bezeich­ net, die in gebundener Sprache dichten, gleichgültig, ob es sich dabei um bäuerl. Gelegenheits­ dichtung in Form weniger -» Lausavisur handelt oder um kunstvolle höf. -» Preislieder fahrender Hofdichter, welche man unter der -» Skaldendich­ tung im engeren Sinn verstand. Während wir aus dem 9. und 10. Jh. auch noch norweg. Skal­ den kennen, sind später alle norweg. und dän. Hofskalden Isländer, die wegen ihrer Fähig­ keiten nicht nur an den ausländ. Königshöfen großes Ansehen genossen, sondern auch in Is­ land selbst wegen ihrer Stellung an diesen Königshöfen beliebt waren und recht häufig als Hel­ den von Sagas und Pættir fun-

Skaldendichtung

gieren (Gunnlaugs saga, Kormáks saga, Hallfreðar saga). LIT: M. Olsen, Hvad be tyder oprindelig ordet skald?, (MoM) 1911; M. I. SteblinKamenskij, On the etymology of the word Skald, (Afmælisrit Jóns Helgasonar) Rv. 1969; K. v. See, Skop und Skald, (GRM 14) 1964.

Skaldendichtung wird als Teilbereich gebundener Dich­ tung seit dem 14. Jh. meist von der sogenannten Eddadichtung getrennt, obwohl diese Unter­ scheidung problemat. ist und die Übergänge zw. beiden Ar­ ten fließend sind, wobei die Zwischengruppe der sogen. Eddica minora die Unter­ schiede noch unklarer macht. Als Unterscheidungsmerkmal zw. skald, und eddischer Dich­ tung wird vorwiegend die Autorschaft angeführt, da die S. oft mit der Person eines namentl. bekannten Skalden asso­ ziiert werden, während Edda­ lieder durchwegs anonym überliefert sind - allerdings sind aber auch viele sogen. Skalden­ gedichte ohne Nennung des Verfassers erhalten. Zur formalen Unterscheidung werden auch die Diktion und die Versmaße herangezogen: so etwa der Kenninggebrauch, der im Gegensatz zum fiirstl. Preis­ gedicht in den meisten uns er­ haltenen Eddaliedern stark re­ duziert ist, allerdings bei den vielen skald. Lausavisur eben­ falls kaum eine Rolle spielt. Da­ neben wird die » unnatürliche « Wortfolge als Zeichen skald. Dichtung betrachtet; auch die Verwendung bestimmter Vers­ maße kann zur Unterscheidung nur bedingt herangezogen wer­

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den; während das Fornyröislag der heroisch-myth. Dichtung und der Ljóðaháttr der Wissens­ dichtung als typisch für die Lie­ deredda gilt und das -> Dróttkvætt die wichtigste Form des Fürstenlieds ist, fand das Fornyröislag auch bei be­ kannten Skalden Verwendung, und Versmaße wie der Mälaháttr können überhaupt nicht zu einer Unterscheidung von eddisch und skald, herangezo­ gen werden. Der Stoff dient ebenfalls zur Unterscheidung der S. von der Eddadichtung: während die Eddalieder erzählender oder didakt. Natur sind und entfernte Stoffe, wie alte Götter oder Helden, behandeln, sind diese nur selten in Skaldengedichten zu finden (z. B. Ragnarsdrápa, Haustlöng, Þórsdrápa; christl. Drápur über bibl. Themen). S. behandelt einen viel weiteren Themenkreis: Liebe und Ruhm, Humor und elegischen Rück­ blick, Spott und persönl. Erfah­ rung. Ein wesentl. Unterschied liegt allerdings in der Art der Überlieferung der S. - meist in Sagas eingestreut-, näml. die wenigstens ungefähre Datier­ barkeit der einzelnen Gedichte, während die Entstehungszeit der verschiedenen Eddalieder kaum bestimmbar ist; aller­ dings ist bei der zeitl. Einord­ nung skald. Gedichte Vorsicht geboten, da die Angaben der umgebenden Prosa häufig nach literar. und nicht histor. Ge­ sichtspunkten geprägt sind und viele der überlieferten Strophen nicht von dem angebl. Autor

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stammen. Dennoch gehören Werke der S. zu den ältesten datierbaren Beispielen skandi­ nav. Literatur. LIT: L. M. Hollander, Bibliography of Scaldic Studies, Cph. 1958; J. de Vries, ALG 1-2, 21964-67; A. Holtsmark, Skaldediktning, (KLNM 15) 1970; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; G. Kreutzer, Die Dichtungslehre der Skalden, 1977; R. Frank, Old Norse Court Poetry. The Dróttkvœtt Slanza, Ithaca, N.Y. 1978 Islandica 42); K. v. See, Skaldendichtung, 1980; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Skáld-Hallur ist ein isländ. Skalde des späten 13. Jh., wel­ cher der Dichter der -» Brandsdrápa ist, über den wir sonst aber nichts wissen. Skáld-Helga rimur, eine Versbearbeitung einer verlore­ nen Isländersaga, die erhaltene Skajd-Helga saga beruht ihrer­ seits erst auf den um 1400 ent­ standenen Rimur. Der Titelheld ist ein isländ. Skalde aus der ersten Hälfte des 11. Jh.s, der die Nachbarstochter Porkatla liebt, aber deren jüngere Schwester Pórdís heiraten muß, die er nach zwei Jahren zu ihrem Va­ ter zurückschickt und Island verläßt. Nach Island zuriiekgekehrt, wird er in Familienfeh­ den verstrickt und begeht etl. Totschläge. Später reist er nach Rom, aber auf der Rückreise von Norwegen nach Island wird er von einem Sturm nach Grönland verschlagen, wo er den Rest seines Lebens ver­ bringt. Seine Jugendliebe Porkatla folgt ihm nach Grönland und verbringt einen Winter dort, und obwohl die Frau des Skalden die Liebenden nie allein

Skáldskaparmál

läßt, ist Porkatla nach ihrer Ab­ reise schwanger und stirbt spä­ ter bei der Geburt eines Mäd­ chens. Wie bei anderen Skal­ densagas (Kormaks saga, Hallfreðar saga) liegt auch in dieser trag, und sentimentalen Ge­ schichte die Betonung auf den Liebesabenteuern des Titelhel­ den. HSS: AM 604 f, 4to. ED: F. Jónsson, Rtmnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to .... Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Jón Porkelsson, Otn Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934; Jon Helgason, Vtsur Skáld-Helga, (Minjar og menntir) Rv. 1976.

Skáld-Helga saga ist eine sehr junge Prosafassung der -» Skáld-Helga rimur. ED: Sigfús Eymundson, Helga, Rv. 1897.

af Skáld-

Skáld-Refr -> Hofgarða-Refr Gestsson. Skáldskaparmál (»Lehre von der Dichtersprache«) ist eine Poetik der Skaldendichtung und bildet den zweiten Ab­ schnitt der —► Snorra-Edda. In den S. geht Snorri vor allem auf die Theorie und Praxis der Kenningar ein, die er an zahlr. Beispielen erklärt, wobei ein ganzes Verzeichnis von poet. Synonymen entsteht. Um die vielen mytholog. Kenningar zu erklären, erzählt Snorri jedoch auch anekdoten­ haft, aber lebendig etl. german. Mythen und Stücke aus der Heldensage (von Fróði und Grótti, von Hrólfr kraki, von

Skáld-Sveinn Högni und Heðinn). Neben ei­ ner wichtigen Quelle flir anson­ sten verlor. Skaldenstrophen sind die S. also auch eine be­ deutende Quelle der german. Mythologie.

Skáld-Sveinn, ein isländ. Dichter im frühen 16. Jh.; wir wissen von ihm nur, daß er der Verfasser des Gedichts -> Heimsósómar ist. Skálholtsannáll -» Annalen.

Skälholtsbök. S. ist die Be­ zeichnung für insgesamt drei verschiedene isländ. Perga­ mentcodices aus dem Besitz der Domkirche in Skálholt: Skälholtsbök eldri ist eine HS mit Gesetzen aus dem 14. Jh. (AM 351, fol). Skälholtsbök yngri, ca. 1400, enthält Rechtstexte (AM 354, fol); Skälholtsbök yngsta, ca. 1450, enthält die Sverris saga, Hákonar saga Sverrissonar und Hákonar saga Hákonarsonar (AM 81 a, fol). ED: A. Kjær, L. Holm-Olsen, Det Arnamagnxanske haandskrift 81 a fol. ... 1-3, Kria. 1910-11, Oslo 1926 -47; (Faks.:) L. Holm-Olsen, S., Cph. 1961 (= EIM 3).

Skardsärbök ist eine von Björn Jónsson von Skarðsá (1574 - 1655) kompilierte nachma. Version der -»• Land­ nåm abók.

Skarðsbök (Codex Scardensis, »Buch aus SkarÖ«) ist eine Per­ gament-HS mit den 11 wich­ tigsten Heiligensagas, die im Auftrag des lögmaör Oddr Snorrason (1320-1401/2) um

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1360 fiir die Kirche in Skarð geschrieben wurde; die ursprüngl. 95, jetzt 94 Blätter um­ fassende HS befand sich im 19. u. 20. Jh. in engl. Privatbesitz, seit 1965 ist sie wieder in Island. ED: Ólafur Halldórsson, Sögur úr S., Rv. 1962 [Auszug]; (Faks.:) D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 (= EIM 2).

Skaufhalabälkr ist ein erzähl­ endes Gedicht aus dem 15. Jh. im Versmaß Fornyrðislag und wird -> Svartr á Hofstöðum zugeschrieben. Es bringt eine Art von Tierfabel, eine unter­ haltsame Geschichte über einen alten Fuchs, seine letzten Jagd­ versuche und seinen Tod. Ob­ wohl die Gestaltung echt isländ. ist, beruht der Stoff wohl auf ausländ. Vorbildern aus dem Umkreis des Reynke de vos (Rei­ neke Fuchs). HSS: AM 603, 4to; Rask 87, 8vo. ED & LIT: Jón Porkelsson, Om digtningen pa Island i det 15. og 16. Arhundrede, Kbh, 1888.

Skíða rima zählt zu den be­ merkenswertesten literar. Wer­ ken Islands im Spätma.; die äu­ ßerst humorvolle Parodie auf Heldensagen und Mythenno­ vellen enthält Elemente aus der Snorra Edda, der Mågus saga, der Skjöldunga saga, der Hrólfs saga kraka, dem Norna-Gests þáttr und anderen Fornaldarsögur. Das um 1400 entstandene Werk wurde vermutl. von Sigurður fóstri Pórðarson ver­ faßt, wird aber auch Einar fóstri zugeschrieben. Die Rahmenhandlung der S.r. spielt im Island des 12. Jh.s, wo sich der Herumtreiber Skíði Es­ sen und Unterkunft von Groß­

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bauern erschnorrt. Einer der Bauern aber sperrt ihn und an­ dere Landstreicher ein, erst hier verläßt die Handlung den Bo­ den der Realität: Skiöi träumt, daß der Gott Thor im Auftrag Odins ihn holt, um den Kon­ flikt zw. Heðinn und Högni bei­ zulegen (—► Sörla þáttr sterka). Er reist also nach Asia und Val­ hall, versöhnt die beiden Hel­ den und gewinnt die Hand der schönen Hildi. Als Skiöi jedoch unvorsichtigerweise Gott an­ ruft, zieht er sich den Zorn der Heidengötter zu, die ihn hin­ auswerfen wollen; ihm aber kommen die Helden aus den alten Heldensagen zu Hilfe und eine Schlacht entbrennt, in der Skiöi schließ!, aus Valhall flieht. Als er erwacht, merkt er, daß er im Schlaf einige seiner Genos­ sen mit seinem Stock getötet hat; als Andenken an seine Abenteuer im Jenseits hat er aber einen Zahn aus dem Rachen des Drachen Fáfnir und die vergiftete Butter der Äsen behalten. HSS: nur in sehr jungen Papier-HSS er­ halten; die älteste davon AM 1025, 4to, vom Beginn des 18. Jh.s, ED: K. Maurer, Die S.-r., (SBM) 1869; G. Vigfússon, F. J. Powell, Corpus Poeti­ cum Boreale 2, Oxford 1883; T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Rtmnasafn 1, Kbh. 1905 ( = SUGNL 35); F. Jónsson, Carmina Scaldica, Kbh. 1913; Jón Þorkelsson, Kvceðasafn eftir nafngreinda íslenzka menn fra miðöld, Rv. 1922-27; F. Jónsson, Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); SveinbjÖrn Beinteinsson, Rímnasafnið. Sýnisbók rtmnafrá 14. öld til nútímans, Rv. 1966; T. Homan, S.r., Amsterdam 1975. UB: R. Meissner, Skidis Traumfahrt, (Der Wächter 5) 1922. LIT: F. Jónsson, Um S.r., (ANF 2) 1885; Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island

Skirnismál i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Skikkju rimur (»MantelReime«) eine im frühen 15. Jh. entstandene Versbearbeitung der —> Möttuls saga, die aber die Kenntnis der im 14. Jh. ent­ standenen —► Samsons saga fagra voraussetzt, welche u.a. die Vorgeschichte des wunder­ baren Keuschheitsmantels be­ handelt, und im mansöngr auch die mytholog., Erzählung von Thor und Útgarðaloki er­ wähnt. HSS: Kollsbók (15.Jh); SKB pap. 15, 4to (17.Jh.); AM Access. 22. ED: G. Cederschiöld, F.-A. Wulff, F'ersi'ons nordit^ues du fabliau fran^ais » Le mantel mautaillie», Lund 1876; F. Jónsson, Rim­ nasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35); (Faks.:) Ólafur Halldórsson, Kollsbók, Rv. 1968 ( = IM. 4to 5). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 23, 1924; Björn K. Fórólfsson, Rimur fyrir 1600, K 1934.

Skikkju saga —> Möttuls saga.

Skirnis for —♦ Skírnismál.

Skírnismál (»Lied von Skfrnir«, im Codex Regius als För Scirnis »Skirnirs Fahrt« be­ zeichnet) ist ein mytholog. Lied der Liederedda. Es handelt von der Werbung des Gottes Freyr um die Riesentochter Gerör; Freyr hat sich in Gerör verliebt und schickt seinen Diener Skirnir aus, dem er sein Schwert und Pferd mitgeben muß. Die spröde Gerör lehnt alle Bitten und Geschenke Skirnis ab und gibt erst unter Androhung von Zauberrunen ihre Zustim­ mung, Freyr nach neun Tagen

Skjaldar þáttr Danakonungs

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im Hain Barri zu erwarten; in der letzten der 42 Strophen im Versmaß Ljóðaháttr beklagt Freyr sehnsüchtig die Länge dieser Frist. Eine Kurzfassung dieses Dia­ loggedichts ist in Snorris Edda (Gylf 36) enthalten, die Lokasenna (42) und die Hyndluljóð (30) enthalten Anspielungen auf den Mythus von Freyr und Gerðr. Die Datierung des Liedes schwankt zw. der spätheidn. Zeit und dem 13. Jh., die in der Drohung Skirnirs vorkommendenen Runennamen sprechen jedoch fiir eine sehr späte Ent­ stehung des Liedes.

Skalden Egill Skallagrímsson, von dem nur eine einzige Stro­ phe erhalten ist; darin dankt Egill einem jüngeren Dichter, Einarr Skälaglamm, für das Ge­ schenk eines dekorierten Schilds, auf dem alte Sagen dar­ gestellt waren (Egils saga Skallagrimssonar Kap. 78).

HSS: Codex Regius; AM 748 I, 4to; Str. 42 auch in der Snorra Edda. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. D. Gräter, Nord. Blumen, 1789; F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 21963 (= Thule 2). LIT: F. Niedner, Skirnis För, (ZfdA 30) 1886; M. Olsen, Fra gammelnorsk mythe og kultus, (MoM) 1909; J. Sahlgren, S. (in: Eddica et Scaldica) Lund 1928; U. Dronke, Art and Tradition in s.. (Engl. and Med. Stud., pres, to Tolkien) Ox­ ford 1962; J. de Vries, ALG 2, 21967; A. Hoksmark, S„ (KLNM 15) 1970; L. Lönnroth, S. och den fornisländska äktenskapsnormen, (Opusc. Septentr., Fs O. Widding), Kbh. 1977; L. Motz, Gerðr, (MoM) 1981; S. A. Mitchell, För Scírnis as Mythological Model: frið at kaupa, (ANF 98) 1983; R. Simek, Lex. der ger­ man. Mythologie, 1984 (= KTA 368); J. Randlev, S., (MoM) 1985; P. Bibire, Freyr and Gerðr: the story and its myths, (Sagnaskemmtun) 1986. N: J. Møller, Skirners Reise, (Gedicht, 1806); A. Oehlenschläger, Skirnirs Reise, (Gedicht in Nordens Guder, 1819).

Skjaldar þáttr Danakonungs ist ein Teil der -» Skjöldunga saga. HS: separat: AM 601 d, 4to (18. Jh.).

Skjaldardråpa (»SchildLied «) ist ein Schildgedicht des

HSS, ED, ÜB: -» Egils saga Skallagrimssonar. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976.

Skjálfhent (»Zitterndes Vers­ maß«) ist ein Variante des -> Dróttkvætt, bei der die stabenden Anverse im Inneren der Halbstrophen mit schweren Senkungen beginnen (vgl. Snorri, Hättatal 28 und 35); beim Tviskelft beginnen auch die Halbstrophen selbst mit sol­ chen schweren Senkungen. LIT: M. Kristensen, Tviskelft - Skjálfhenda, (Fs til F. Jónsson) Kbh. 1928; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983.

Skjöldunga saga war eine Ge­ schichte der legendär, dän. Kö­ nige von ihrem eponymen Stammvater Skjöldr, dem Sohn Odins, bis zu Gormr dem Alten (um 900), die im späten 12. oder frühen 13. Jh. verfaßt wurde. Die S.s. ist bis auf zwei Fragm. (als —> Sögubrot af fornkonungum bezeichnet) und eine im 17. Jh. entstandene latein. Zu­ sammenfassung von Arngrimurjónsson (1568-1648) verlo­ ren, allerdings wurden Teile aus ihr in anderen Werken verwen­ det: im Upphaf allra frásagna, Snorris Ynglinga saga, der

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Snorra Edda und im Ragnars sona þáttr. Der Autor verwendete vor al­ lem mündl. Traditionen, aber offenbar auch alte Gedichte wie die Bjarkamál und Rígsþula. Daneben dürfte er noch schriftl. Quellen wie das Langfeðgatal Skjöldunga und Aris *Ævi Danakonunga und angelsächs. Königslisten gekannt haben. Möglicherweise wurde die S.s. nach Vorbild der Brcta sögur von jemandem aus der Familie der Oddaverjar verfaßt. HSS: AM 1 e ß I, fol (Sögubrot); Don. var. 1, fol, Barth. XXV (Die Fragmenta Rerum Danicarum des Arngrímur Jónsson). ED: C. af Petersens, E. Olson, Sqgubrot af fornkonungum Kbh. 1919-25 (= SUGNL 46); Bjarni Guðnason, Danakonunga sqgur, Rv. 1982 (= ÍF 35); (lat. Zusam­ menfassung:) A. Oirik, Skjöldunga saga i Arngrim Jonssons udtog, (ANOH) 1894; Jakob Benediktsson, Arngrimi Jonae Opera Latine Conscripta 1, Hafniae 1950 ( = Bibi Arn 9). LIT: A. Heusler, Zur Skiöldungendich­ tung, (ZfdA 48) 1906; ders.. Die gelehrte Urgesch. im altisl. Schrifttum, 1908; E. Ol. Sveinsson, Sagnarilun Odda verja, Rv. 1937 (= Studia Isíandica 1); N. Lukman, Skjoldunge und Skilfinge, Kbh. 1943; Jakob Benediktsson, Icelandic Traditions of the Scyldings, (Saga-Book 15) 1957-61; Bjarni Guðnason, Um Skjöldungasogu, Rv. 1963; Bjarni Guðnason, Skjqldunqa saga, (KLNM 15) 1970; G. Kreutzer, Skjpldunga saga, (KLL 6) 1971; A. Faulkes, The Genealogies and Regnal Lists in Resen’s Library, (Sjötíu ri'tgerðir helgaðar Jakobi Benediktssyni 1) Rv. 1977.

Skógar-Krists rimur, eine Versbearbeitung einer weitver­ breiteten Erzählung über eine untreue Frau, die ihren Mann blenden will, der sie aber über­ listet und ihren Liebhaber tötet. Die im 16. Jh. entstandenen S.-

♦Snæbjarnar saga galta K.r. werden Rögnvaldr blindi zugeschrieben. HSS: AM 146 a, 8vo; AM 605, 4to. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen pa Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; E. Ol. Sveinsson, Verzeichn, isländ. Märchen varianten, Helsinki 1929 (= FFC 83); Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Skothending (Halbreim) -» Hending. ♦Skrýmiskviða. Eine *S. könnte möglicherweise als Quelle für die Erzählung von Thors Fahrt zu Útgarðaloki im Kap. 44 der Gylfaginning in Snorris Edda gedient haben, wenn sich diese These auch kaum beweisen läßt. Der My­ thos von Skrýmir/Útgarðaloki wird jedenfalls auch in der Lokasenna 60 und 62 und im Hárbarðsljóð 26 erwähnt. LIT: D. Brennecke, Gab es eine S.?, (ANF 96) 1981.

Skútu þáttr ist ein Abschnitt der —> Víga-Glúms saga (Kap. 16). Slysa-Hróa saga þáttr hcimska.

->

Hróa

Slysa-Hrapps saga (»Saga von ungeschickten Hrapp «) ist eine erst im 18. von Pormóður Torfason aus einem latein. Ori­ ginal übersetzter Text. HSS: Lbs 143. 4to; Lbs 672, 4to; ÍB 250, 4to.

*Snæbjarnar saga galta ist eine nicht erhaltene Islendingasaga, von der in der Landnámabók (S 151 f, H 121 f) eine kurze Inhaltsangabe zu finden ist. LIT: Jón Jóhanncsson, Gerðir Landnámabokar, Rv. 1941.

324

Sneglu-Halla þáttr

Sneglu-Halla þáttr (»Geschichte vom schlagfertigen Halli«; auch Grautar-Halla þáttr »Geschichte vom Grützen-Halli«) ist ein literar. an­ sprechender, mit einer Reihe von amüsanten Episoden durchsetzter Islendingaþáttr, der wohl schon früh im 13. Jh. entstanden ist. Ein Großteil der Erzählung besteht aus Wortge­ fechten zw. Sneglu-Halli und dem Skalden Þjóðólfr einerseits und zw. Sneglu-Halli und Kö­ nig Haraldr harðráði anderer­ seits, die aber zum Teil einen ernsten Sinn erfüllen. So prahlt einer von Haralds Gefolgs­ leuten damit, daß er seine Tot­ schläge nie büße, aber SnegluHalli behauptet, der Bruder ei­ nes von ihm getöteten Isländers zu sein und zwingt ihn so zur Bezahlung eines Bußgelds. Als Sneglu-Halli später nach Eng­ land reist, dichtet er ein Preisge­ dicht auf König Harald Godwinson und bekommt dafür seine Belohnung, sagt aber spä­ ter, daß das » Gedicht« ein völ­ lig sinnloser Text war.- Die Er­ zählung ist in zwei abweichen­ den Fassungen bewahrt, von denen die längere eigenständig, die kürzere als Teil der Haralds saga harðráða erhalten ist. HSS: (läng. Version:) Flateyjarbók; AM 593 b, 4to; (kürz. Version:) Morkinskinna; Hulda; Hrokkinskinna. ED: FMS 6, Kph. 1831; Jón Þorkelsson, Sex sögu-Pattir, Rv. 1855; I’orleifr Jónsson, Fjörutíu Islendingaþcettir, Rv. 1904 ( = Islendinga sögur 40); Guðni Jónsson, blendinga þattir, Rv. 1935; Jónas Kristjánsson, Eyfirðinga SQgur, Rv. 1956 (= ÍF 9); T. Ulset, Utvalgte þœttir fra Morkinskinna, Oslo 1978 (= Nordisk Filologi (14J).

ÜB (dt.:) E. D. Schoenfeld, An nord. Königshöfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17); (engl.:) L. M. Hol­ lander, The Skalds, Ann Arbor 1968.

Sneglu-Halli ist ein isländ. Skalde des 11. Jh.s, der im Skáldatal als Hofskalde des norweg. Königs Haraldr harðráði ge­ nannt wird, von dem wir aber nur ein Dutzend fragmentar. Strophen kennen. Die meisten von ihnen sind lose Strophen aus dem -> Sneglu-Halla þáttr, dessen Hauptperson der Skalde ist, nur ein Helming (im 3. gramm. Traktat) könnte aus ei­ nem Gedicht auf König Harald stammen. HSS, ED. ÜB: -> Sneglu-Halla þáttr; 3. gramm. Traktat. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1. 21920; E. A. Kock, NN 892, 2038; L. M. Hollander, The Skalds, Ann Arbor 1968; B. Fidjestøl, Det norrønefyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Sniðúlfþáttr -» Sindulft. Snjófríðardrápa wird in der Flateyjarbók dem norweg. Kö­ nig Haraldr hárfagri als Trauer­ gedicht über den Tod seiner Lappenfrau Snjöfriör zuge­ schrieben, und hier die erste Strophe zitiert. Die Dråpa, die sicherl. nicht von Harald stammt, sondern jünger ist, steht im seltenen Versmaß hälfhnept, weswegen man den Autor im isländ. Skalden —► Ormr Steinþórsson sehen will, von dem einige Strophen in diesem Versmaß, die in der Snorra-Edda zitiert werden, er­ halten sind und die vielleicht sogar zur S. gehören könnten.

325 ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock. Skal. I. 1946. LIT: E. A. Kock, NN 132f, 1806. 2408; Ólafur Halldórsson, S., (Afmælisrit Jons Helgasonar) Rv. 1969; R. Poole, Ormr Steinþórsson and the S., (ANF 97) 1982.

Snjólfr ist ein isländ. Skalde des 14. Jh.s, über den wir nur wis­ sen, daß er der Verfasser eines Runhent-Gedichts war, von dem noch 6 Strophen erhalten sind und das sich mit der Erschlagung von Smiðr Andrésson im Jahre 1362 befaßte. HSS: Flateyjarbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949.

Snorra-Edda nennt man nach dem Verfasser —> Snorri Sturlu­ son sein ursprüngl. nur als —> Edda bezeichnetes Handbuch für Skalden, um es damit von der Lieder-Edda zu unterschei­ den. Das um 1220 abgefaßte, auch als Prosa-Edda oder falsch!, als Jüngere Edda be­ zeichnete Lehrbuch zerfallt ne­ ben einem kurzen Prolog histor. Inhalts in drei Hauptab­ schnitte: die -* Gylfaginning, ein Abriß der heidn. Mytholo­ gie, der durch zahlr. Strophen exemplifiziert wird, die —> Skáldskaparmál, in welcher vor allem der Gebrauch und die Bedeutung der Kenningar be­ sprochen wird, und das —► Háttatal, ein kommentiertes Lehr­ gedicht der Strophenformen und Metren, in welchem in 102 Strophen 100 verseh. Versfor­ men vorgestellt werden. Snorri hat sich bei der Abfas­ sung seines Werks an ältere Vorbilder angelehnt, wobei die Gylfaginning in ihrer Form ei­

Snorri Sturluson

nes didakt. Dialogs deutlich an latein. Handbücher wie den Elucidarius anlehnt, und auch die Skáldskaparmál den Aufbau ma. Schulbücher über Rhetorik und Poetik wiederspiegelt, während das Háttatal sich am -> Hättalykill in forni orien­ tiert. HSS: Codex Worminaus (AM 242, fol; ca. 1350); DG 1 I (ca. 1320); Codex Re­ gius der S.-E. (GkS 2367, 4to; ca. 1325); AM 748 I, 4to. ED; Hilda Snørra Sturlusonar 1-3, Hafhiæ 1848-1887; F. Jónsson, Snorri Sturluson, Hilda, Kbh. 1900; ders., Edda Snørra Slurluscmar, Kbh. 1931. ÚB; G. Neckel, F. Nicdner, Die jüngere Edda, 1925, Nachdr. 1966 (= Thule 20) lohne Prolog]. LIT: Die umfangreiche Literatur zur S.E. ist verzeichnet bei : H. Hermansson, Bibliiißraphy of ihr Eddas, Ithaca, N.Y. 1920, Reprint 1966 (= Islandica 13); ders., Bibliography of ihc Eddas. A Suppletfient, Ithaca, N.Y. 1955 (= Islandica 37); G. W. Weber, F.dda, jüngere, (Hoops 5) 21985-87.

Snorri Sturluson, Islands be­ deutendster Autor des Ma., wurde 1178 oder 1179 geboren, sein Vater war Sturla Pórðarson, Held der -» Sturlu saga und Stammvater des Sturlungcngcschlechts. Mit drei Jahren kam S.S. nach Oddi und wurde dort von Jón Loptsson aufgezo­ gen; Jón war väterlicherseits ein Enkel von Sæmundr Sigfússon inn fróði, mütterlicherseits ein Enkel des norweg. Königs Ma­ gnús berfættr (gest. 1103),. und Snorri genoß bei ihm die best­ mögliche Erziehung seiner Zeit. Im Alter von etwa 20 Jah­ ren heiratete er eine reiche Er­ bin und zog mit ihr 1202 nach Borg, wo er bald seine erste Godenwürde erlangte. Seine

Snorri Sturluson

Ehe war nicht erfolgreich, und er hatte mit einer anderen Frau Kinder. Um 1206 übersiedelte er nach Reykjaholt, wo er den Rest seines Lebens wohnte. Mit zunehmender Macht und Wohlhabenheit verstrickte sich S.S. zusehends in polit. Fehden, die von seinem Neffen Sturla Þórðarson in der Islendinga saga beschrieben wurden; von 1215 bis 1218 und von 1222 bis 1231 diente er als Gesetzesspre­ cher. Zu den inneren Fehden in Island kam der wachsende Konflikt mit den Anschlußbe­ strebungen des norweg. Kö­ nigs; Snorri war ein erbitterter Gegner der Unterwerfung un­ ter die norweg. Herrschaft, und er reiste in dieser Angelegenheit zweimal nach Norwegen; wäh­ rend sein erster Besuch 1218-20 beim erst 14-jährigen König Hakon und dem Regenten Jarl Skúli noch problemlos verlief, wurden ihm bei seiner zweiten Reise 1237-39 seine Sympathien für Skull - den Hakon 1240 erschlagen ließ - und sein Ein­ treten für die isländ. Unabhän­ gigkeit zum Verhängnis; Ha­ kon verweigerte ihm die Abrei­ seerlaubnis, aber Snorri fuhr dennoch nach Island. Als di­ rekte Folge davon wurde S.S. in der Nacht vom 23. Septem­ ber 1241 auf Anstiftung König Hakons in Reykjaholt ermor­ det. S.S. stammt von berühmten is­ länd. Skalden wie Egill Skallagrfmsson, Markús Skeggjason und Einarr Skülason ab und war selbst schon in seiner Ju­ gend für seine dicht. Leistungen

326 bekannt. Laut Skäldatal ver­ faßte er ein Gedicht auf den 1202 verstorb. König Sverrir, wohl eine Erfidrápa, die aber nicht erhalten ist; ebenfalls laut Skäldatal und islendinga saga verfaßte er, wohl um 1212, ein Gedicht auf Jarl Hakon galinn, das er diesem sandte und dafür Geschenke als Gegenleistung bekam; der Jarl bat ihn auch um ein Gedicht auf seine Frau Kristin, und dieses Gedicht, welches er Andvaka nannte, brachte Snorri ihr vermutl. 1219 bei einem Besuch in WestGautaland. Das Skäldatal nennt Snorri auch als Dichter von Ingi Bárðarson (gest. 1217). Alle diese Gedichte sind nicht erhal­ ten, ebensowenig wie ein Flokkr aufjarl Skúli; von einer Dräpa, die S.S. vermutl. bei sei­ nem ersten Besuch in Norwe­ gen auf Skúli dichtete (Skúladräpa), ist nur mehr der Refrain bewahrt. Nur eines von Snorris Gedich­ ten ist vollständig bewahrt, und zwar das -> Hättatal, das 1222-3 entstand, und gemeinsam mit einem ausführl. Kommentar als Teil seiner Edda erhalten ist. Sein bedeutendstes Werk, die sogen. Snorra-Edda, diente so­ wohl als Dichterhandbuch, als auch als Einführung in die heidn. german. Mythologie. Snorri war aber nicht nur ein begabter Dichter, sondern ein eifriger und krit. Historiker. Er schrieb sowohl eine —> Olafs saga helga, als auch eine um­ fangreiche Geschichte der nor­ weg. Könige, die —> Heims­ kringla. Obwohl die HSS dies

327

nicht erwähnen, wird Snorri heute allgemein als Verfasser der -» Egils saga Skallagrimssonar angesehen. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, z1923; S. Nordal, S.S., Rv, 1920; M. Ciklamini, S.S., Boston 1978.

Sögubrot af nokkrum fornkonungum (i Dana ok Svia veldi) (»Sagafragment von ei­ nigen Königen der Vorzeit «) ist ein Fragment der verlor. —» Skjöldunga saga und behandelt die sagenhaften dän. Könige Ivarr víðfaðmi, Haraldr hilditönn und Sigurðr hringr und bricht bei dessen Sohn Ragnarr loðbrók ab. Das zentrale Ereigniss darin ist die berühmte Brävalla-Schlacht, in der Haraldr durch Sigurðr erschlagen wurde und die auch bei Saxo Grammaticus (Gesta Danorum VII, 256 - VIII, 264) behandelt wird. HSS: AM 1 e ß I, fol (ca. 1300). ED: FAS1 1; FAS2 1; C. af Petersens, E. Olsen, Sqgur Danakonunya, Kbh. 1919-25 (= SUGNL 46); FAS3 1; Bjarni Guðnason, Danakonunga SQgur, Rv. 1982 (= IF 35). ED + ÜB (schwed.:)J. F. Peringskiöld, Sogubrot af Nockorum Fornkongum i Dana oc Svia velldi, Sthm. 1719. LIT:J. de Vries, Om Eddaens Visdomsdigtning. 7. Sqgubrot (ANF 50) 1934; Bjarni Guðnason, Um Brávallaþulu, (Skirnir 132) 1958; K. Schier, BrávallaschlachtLied, (KLL 1) 1967; M. Wistrand, Slaget vid Brdvalla - en reßex av den indoeuropeiska mytskatten, (ANF 85) 1970.

Sörla rimur, eine fragmentar. erhaltene Versbearbeitung einer verlor. Fornaldarsaga, deren In­ halt jedoch mit Kap. 3 4 des Sörla þáttr übereinstimmt. In­ teressant sind die »Wikingerge­ setze« Sörlis, die der Dichter

Sörla saga sterka vielleicht aus der Jómsvíkinga saga entlehnt hat. Die S. r. sind wohl um 1350 entstanden. HSS: AM 604 g, 4to. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rtmur. MS No. 604, 4to .... Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: E. Kolbing, Beitr. zur vergl. Gesch. der romant. Poesie und Prosa des Ma., 1876; Jón Porkelsson, Om Digtningen pa Island i det 15. og 16. arhundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Sörla saga sterka (»Die Saga vom starken Sörli«), 15. Jh., eine der jüngsten —> Fornaldarsögur. Der Held der Saga, Sörli, ist ein norweg. Prinz, der in seinem 15. Lebensjahr erstmals auf Wikingerfahrt geht. Er ge­ winnt jede Schlacht und kann seine Flotte vergrößern, aber auf der Heimfahrt nach Nor­ wegen wird er durch einen Sturm in ein exot. Land ver­ schlagen, wo er Kämpfe mit Negern und Riesen erlebt. Eine Riesin, die er verschont, schenkt ihm die Rüstung eines Kaisers Maskabert, » die einst dem gro­ ßen Helden Pantiparus gehörte, der nach Kaiser Agamemnon in Griechenland regierte«. Nach Norwegen zurückgekehrt, ret­ tet er eine Königstochter vor der Heirat mit einem Berserker in einer Schlacht gegen ein phantast. Heer aus Negern, Zauberern, die sich in Drachen verwandeln, und einem auf ei­ nem Elefanten reitenden Polen. Sein nächster Kampf ist eine Seeschlacht gegen den legendä­ ren Ha'lfdan Brönuföstri, den er erschlägt; der Rachezug von Hälfdans Söhnen endet damit,

Sörla þáttr (sterka)

daß Sörli einen erschlägt und mit dem anderen Blutsbruder­ schaft schließt. Die Saga endet mit einer dreifachen Hochzeit zw. den früheren Feinden und ihren jeweiligen Schwestern. Nichts in dieser Saga weist auf alte Traditionen und Stoffe hin, sondern die Handlung ist im Prinzip auf Kap. 3 und 4 des älteren —» Sörla þáttr (oder Heðins saga ok Högna) aufge­ baut. Im Gegensatz zu dieser älteren Geschichte verzichtet aber der Autor der S.s.s. auf jedwede tiefere Motivation der Handlung, sondern zeigt die selbe Vorliebe für die Aneinan­ derreihung von Kämpfen und exotischen Schauplätzen wie viele der -> originalen Riddarasögur. HSS: AM 168, fol; AM 171 a, fol (17.Jh.); BM Add. 4857. ED: FAS' 3; FAS2 3; FAS5 3. ED 4- ÜB (lat. & schwed.:) E. J. BjÖrner, Nordiska Käntpa dater, Sthm. 1737. LIT: A. G. van Hamel, The Saga of Sörli the Strong, (APhSc 10) 1936.

Sörla þáttr (sterka) (auch Heöins saga ok Högna) ist eine in der Flateyjarbók enthaltene kurze Fornaldarsaga über den dän. König Högni, der den Wi­ kinger Sörli erschlägt und sich mit dem Wikinger Heðinn ver­ bündet. Als Heöinn Hildr, Högnis Tochter, entführt, kommt es zum Kampf zw. bei­ den, in dem beide fallen; wegen eines Fluches müssen sie 143 Jahre lang den Kampf jeden Tag wiederholen (als Hjaöningavig »Kampf der Heðinskrieger« bezeichnet), bis sie ein Christ davon erlöst.

328 Das zentrale Thema des S.þ., der Hjaðningavíg, wird auch von Snorri (Gylfaginning 48) und Saxo Grammaticus (Gesta Danorum V, 160) sehr ähnlich erzählt, wobei nur die myth. Gründe für den ewigen Kampf anders gedeutet werden. Nur auf Teilen des Páttr beruhen die Sörla riniur. HSS: Flatcyjarbók. ED: FAS1 1; FAS2 1; FAS3 2; -* Flateyjarbók. ED + ÜB (lat.:) O. Rudbeck, Ketilli Ikengii et Orimonis Hirsutigeme patris et filii historia .... Upsala 1697; I. Gud­ mundsson, Sayan af Hiedinc oy Hoyna, [Upsala 1697].' ÜB (eng!.:) E. Magnússon, W. Morris, Three Northern Love Stories arid Other Ta­ les, London etc. 1875 u. 1901. LIT: M. Olsen, Hjadningekampen oy Hallfreds Arvedraapa over Olav Trygyvason, (Heiderskrift M. Hægstad) Oslo 1925; K. Malone, An Anglo-Latin Version of the Hjaðninyavíg, (Speculum 39) 1964; H. Damico, S.þ. and the Hama Episode, in Beowulf, (SS 55) 1983. N: Hj. Jónsson, Hjaðningarímur, (Rv. 1949).

Sörla þáttr (Brodd-Helgasonar) war ursprüngl. eine eigen­ ständige Erzählung, die wohl im 13. Jh. verfaßt wurde, aber nur als Teil der —» Ljósvetninga saga erhalten ist; es geht um Sörli und Pórdís, die sich ver­ lieben, aber der Vater des Mäd­ chen verweigert die Erlaubnis zur Hochzeit; mit Hilfe eines weisen Alten wird der Vater durch Schmeichelei zur Zu­ stimmung überredet. HS: -> Ljósvetninga saga. ED: Björn Sigfússon, Ljósvetninya saya, Rv. 1940 (== IF 10). LIT: H. Pálsson, Eorkunnarsýti i Sörla þœtti, (Skirnir 153) 1979.

Sörlastikki ist ein Gedicht, von dem im Sörla þáttr eine Strophe zitiert wird, die aber

329

Sonatorrek

wohl nicht älter als der Prosa­ text ist.

german. Götterlehre themati­ sierten.

HSS, ED: -> Sörla þáttr.

HSS: AM 166 b, 8vo; AM 167 b, 8vo; AM 155 a, 8vo (alle 17. Jh.). ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946; B. M. Ólsen, S., Rv. 1915; B. Fidjestøl, S., Bergen 1979. ED & ÜB (lat. u. eng!.:) J. Beresford, The Song of the Sun, London 1805. ÜB: K. Simrock, Die Edda, 31864; A. Baumgartner, Das altnord. Sonnenlied (S.), (Stimmen aus Maria Laach 34) 1888; W. Lange, Christi. Skaldendichtung, 1958. LIT: F. Paasche, Kristendom og kvad, Kria. 1914; H. Falk, S., Kria. 1914; F. Jónsson, S., (Edda 5) 1916; E. A. Kock, NN, 1272, 1779, 2145-2154; W. Lange, Stu­ dien zur christl. Dichtung der Nordger­ manen 1000-1200, 1958 (= Palaestra 222); Njörður P. Njarðvík, S., (KLNM 16) 1971; D. Brennecke, S., (KLL 6) 1971; D. Brennecke, Zur Strophe 78 der S., (ANF 100) 1985.

Sólarljóð (»Sonnenlied«) ist der Titel eines wohl um 1200 entstandenen anonymen relig. Gedichts. Die 82 Strophen im Versmaß Ljóðaháttr präsentie­ ren sich als Belehrungen eines Toten an seinen Sohn; dabei enthält der erste Abschnitt (Str. 1-24) 5 Gleichnisse, der zweite Teil (25-32) 7 gute Ratschläge, der dritte Teil (32-52) läßt den Lebenslauf des Vaters als Exem­ pel für den Sohn folgen; ein vierter Teil (53-74), der stark an die hochma. christl. Visions­ dichtung erinnert, beschreibt in eindrucksvollen Bildern die Qualen der Sünder und Freu­ den der Seligen im Jenseits, und das Gedicht schließt mit einer Allegorie und der Bitte um Er­ lösung. Eine direkte Vorlage für den visionären Abschnitt ist nicht unbedingt anzunchmen, dafür hat sich der Dichter die -» Hávamál formal zum Vorbild genommen, auf deren Verse er in einigen Zeilen anspielt, ebenso wie auf Stellen der Völuspá und anderer mytholog. Eddalieder; neben den Hávamál sind auch die Hugsvinnsmäl von Einfluß auf das Lied gewe­ sen. Die Sonne, auf die sich der in der vorletzten Strophe ge­ nannte Titel S. bezieht, meint sicherl. Christus. Das Gedicht ist wohl aus dem Anliegen her­ aus entstanden, dem Publikum christl. Heilslehre in poetischer Form nahezubringen, so wie die mytholog. Lieder die alte

Somniale Danielis, oder Som­ niale Danielis Prophetae, ist ein im 4. Jh. auf Griech. ver­ faßtes Traumdeutungslehrbuch (Oneirokritikon); latein. Fassun­ gen des S.D. erlangten weite Verbreitung und wurden in etl. westeurop. Volkssprachen übersetzt, auch ins Isländ. Diese altnord. Version ist nur in einer HS aus der Zeit um 1400 erhal­ ten, aber einige der enthaltenen Traumsymbole haben, wie Turville-Petre gezeigt hat, inter­ essante Parallelen in der frühen Sagaliteratur. HS: AM 764, 4to. ED u. ÜB: (engl.): E. O. G. TurvillePetre, An Icelandic Version of the Somniale Danielis, (Nordica et Anglica, Studies in Honor of Stefán Einarsson) The Hague, Paris 1968.

Sonatorrek (»SöhneVerlust«) ist der Titel des Kla­ gelieds von —r Egill Skalla-

Speculum Regale

330

grimsson um seine gefallenen zwei Söhne, deren Todesum­ stände in der Egils saga Skallagrimssonar erzählt werden. Nach der Saga müßte das Ge­ dicht 960 oder 961 verfaßt wor­ den sein, was aber keineswegs sicher ist. Die 25 Strophen im Kviðuháttr, die in ihrer Trauer einen für Egill charakterist. per­ soni. Zug tragen, werden übli­ cherweise als Beleg für Egils heidn. Glauben gewertet, be­ sonders sein zwiespältiges Ver­ hältnis zu Odin - der ihm die Dichtkunst verliehen und den Sohn genommen hat — kommt darin zum Ausdruck. HSS, ED und ÜB: -» Egils saga Skallagrimssonar. ED: T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. 1, 1912; ders., Car­ mina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); J. Helgason, Skjaldevers, Kbh. 31968 ( = Nordisk Filologi A 12); E. O. G. Turville-Petre, The S., (Iceland and the Mediaeval World. Studies Ian Max­ well) Melbourne 1974; ders., Scaldic Poetry, Oxford 1976. LIT: F. Jónsson, Litt. hist. 1, 21920; F. Niedner, Egils S„ (ZfdA 59) 1922; E. A. Kock, NN 1032-1037,1748,1936, 2415; M. C. v. d. Toorn, Egils S. als dicht. Leistung, (ZfdPh 77) 1958; J. de Vries, ALG 1, 21964; K. v. See, S. und Håva­ mål, (ZfdA 99) 1970; D. Brennecke, S., (KLL 6) 1971; B. Ralph, Om tillkomsten av S., (ANF 91) 1976.

Speculum Regale nungsskuggsjá.

->

Ko-

Spekinnar bók ist eine isländ. Übersetzung des dt. Volks­ buchs Buch der Beispiele der alten Weisen (Erstdruck 1483). HSS: Lbs 549, 4to; JS 86, 4to (beide 1777). LIT: H. Seelow, Die isländ. Übersetzun­ gen der dt, Volksbücher, Rv. 1987.

Spesar þáttr ist der letzte Ab­ schnitt der —> Grettis saga Asmundarsonar. Spottstrophen tung.



Niödich-

Sprichwörter sind natürlich besonders in moralisch-didakt. Werken wie den Hávamál, Hugsvinnsmál, Málsháttakvæöi und Sólarljóö zu finden, aber auch andere Gedichte enthalten S. und weise Aussprüche und S. sind auch in der Sagaliteratur häufig. Der größere Teil der S. sind einheim. skandinav., aber eine beträchtl. Zahl sind Über­ setzungen latein. proverbia und sententiae', —» Spruchdichtung. LIT: A. Heusler, Sprichwörter in den eddischen Sittengedichten, (Zs. d. Ver­ eins ftir Volkskunde) 1915-6; F. Jónsson, Oldislandske ordsprog og talemåder, (ANF 30) 1914; H. Gering, Altnord. Sprich­ wörter und sprichwörtl. Redensarten, (ANF 32) 1916; K. Kålund, Småstykker, Kbh. 1884-91 (= SUGNL 13);, Bjarni Vilhjálmsson, Oskar Halldórsson, Islenzkir málshíPttir, Rv. 1966; Hermann Pálsson, Ur hugmyndaheimi Hrafnkels sögu og Grettlu, Rv. 1981 (= Studia Islandica 39).

Spruchdichtung. Die zwei bedeutendsten Sammlungen von Aphorismen und sententiae sind die Hávamál (vorwiegend einheim. Ursprungs) und die Hugsvinnsmäl (eine freie Über­ tragung der latein. Disticha Ca­ tonis)', beide Sammlungen bein­ halten zahlr. Sprichwörter für alle Gegebenheiten des menschl. Lebens, und beide stehen im Versmaß Ljóðaháttr. Dieses Versmaß wurde auch für das Heldenlied Sigrdrífumál und das christl. Sólarljóð verwendet, welche beide ebenfalls Sprich­

331

Wörter enthalten, sonst jedoch ganz unterschiedl. Inhalt haben. Dagegen stehen das norweg. Ru­ nengedicht, welches die Runen­ namen mit Sprichwörtern und Redensarten untermalt, und das auf den Orkneys enstandene Málsháttakvæði, eine ver­ mischte Sammlung von Zita­ ten, Sprichwörtern, Aphoris­ men und Naturbeschreibungen im Versmaß Runhent. Stabreim oder Alliteration, der Gleichklang des Anlauts der Reimwörter, wobei alle Vokale aufeinander staben können, ist das wesentlichste Merkmal aller altgerman. und auch altnord. gebundener Dichtung. Auch die eddischen Versmaße (Ljóðaháttr, Málaháttr, Fornyröislag) weisen durchwegs Stabreimvers auf, in der skald. Dróttkvættdichtung werden aber die Regeln für die Verwen­ dung des S.s strikter. Dabei soll­ ten die ungeraden Zeilen je­ weils zwei Stäbe (altnord. Stud­ iar) auf zwei der Hebungen tra­ gen, denen in den geraden Zei­ len der Hauptstab (Höfuðstafr) entspricht, der auf der ersten Silbe dieser Zeile liegen sollte, die dabei auch volle Betonung aufweisen muß; dies wird aber bei den früheren Skalden noch nicht konsequent beachtet. LIT: A. Heusler, Über german, Versbau, 1894; K. v. See, Germanische Verskunst, 1967; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983.

Staðarhólsbók ist ein Rechts­ codex aus der Zeit zw. 1260 1280, der die Grágás und die Járnsiða enthält. HS: AM 334, fol.

Starkaðs Sterbelied ED: [Vilhjálmur Finsen], Grágás. Efter del Arnamagnceanske Haandslerift Nr. 334, fol., S., Kbh. 1879.

Staffræði Traktate.

->

Grammatische

Stamhent (»Stottervers«) heißt nach Snorri (Hättatal 45) eine Variante des —> Dróttkvætt, in der ein zweisil­ biges Wort über die Zäsur in der Zeilenmitte hinüberragt, das noch dazu beide Binnen­ reime tragen kann. Starkaðar saga Áludrengs ist eine erst im 19. Jh. verfaßte Ge­ schichte über den Großvater von Starkaðr gamli, der in der Gautreks saga und der Hervarar saga kurz erwähnt wird. HSS: Lbs 1504, 4to; über 25 HSS. LIT: R. Power, Saxo in Iceland, (Gripla 6) Rv. 1984.

Starkadar saga gamla ist eine Mitte des 18. Jh.s von Snorri Björnson (1710—1803) verfaßte Kompilation über Starkadr gamli, wobei Material aus Saxos Gesta Danorum sowie der Gautreks saga, der Heims­ kringla und dem Sögubrot af fornkonungum verwendet wurde; die darin enthaltenen Strophen dürften von Gunnar Pálsson (1714 - 1791) stammen. HSS: Lbs 360, 4to; Lbs 1492, 4to. ED: Sagan af Starkaði Stórvirkssyni, Win­ nipeg 1911. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; R. Power, Saxo in Iceland, (Gripla 6) Rv. 1984.

Starkadar saga Stórvirkssonar -> Starkaðar saga gamla. Starkaðs Sterbelied ist ein bei Saxo in latein. Versen zu

Stefjabálkr

332

findendes Rückblickslied des Helden Starkaör, welches wahrscheinl. auf ein verlor, altnord. Heldenlied zurückgeht (Gesta Danorum VIII, 269ff).

nen Isländer, den König Olaf Tryggvason nach Island schickt, um dort das Christen­ tum zu predigen, aber darin völlig versagt.

LIT:J. de Vries, ALG 2. 21967.

HS & El): Flateyjarbók (Ólafs saga Tryggvasonar). ED: l'MS 1-2, Kph. 1825-6; Porleifr Jónsson, Fjörutiu Islendinga-pæltir, Rv. 1904 (= íslendinga sÖgur 40).

Stef, Kehrvers, Refrain in der altnord. gebundenen Dichtung, wobei das letzte Verspaar oder die zweite Halbstrophe von Strophen im gleichen Abstand voneinander den S. trugen. Der Abstand solcher Strophen be­ trug 3 bis 6 Strophen und diente zur Gliederung der Gedichte; Der Teil vor dem ersten Stef hieß Upphaf, die Strophen zw. den S. wurden als Stefjabälkr (auch Stefjamel) bezeichnet, der letzte Abschnitt des Gedichts hieß Sloemr. Die skald. Preislie­ der (-* Dråpa) weisen fast durchwegs einen S. auf, wobei sich auch Sonderformen des S. entwickelten. Dazu gehört der Klofastef (»gespaltener S.«), bei dem die einzelnen Zeilen des Refrains auf eine oder zwei Strophen verteilt wurden, und der Rekstef (»komplizierter S.«), wo der S. auf drei Stro­ phen verteilt ist. Bestimmte (auffällige) Formen oder Anord­ nungen des S. konnten Gedich­ ten auch den Namen geben (vgl. Hallar-Steins Rekstefja und Pjóðólfs Sexstefja). LIT: J. de Vries, ALG, 21964-67; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983.

Stefjabälkr ist der Mittelteil einer Dråpa zw. dem ersten und dem letzten -» Stef. Stefnis þáttr Porgilssonar ist eine kurze Geschichte über ei­

Steinn Herdisarson ist ein isländ. Skalde des 11. Jh.s, der im Skáldatal als Hofdichtcr der norweg. Könige Haraldr haröráði und Olafr kyrn genannt wird. Erhalten sind nur die Re­ ste von Gedichten, die er auf Olafr kyrri und seinen Gegner, den Dänen Sveinn Ulfsson ver­ faßt hat. In der —► Olafsdrápa, von der 17 Strophen bewahrt sind, beschreibt er hauptsächl. die Kämpfe zw. Olaf und Sveinn mit dem anschließenden Friedensschluß, in den -> Nizarvisur vergleicht er die beiden Gegner und stellt sie als gleich tapfer dar; von seinem Ulfsflokkr ist nur eine einzige Stro­ phe erhalten. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 2192O;J. de Vries, ALG 1, 21964; H. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Steins þáttr Skaptasonar ist ein Islendingaþáttr über einen isländ. Skalden, der am Hofe Königs Olafs des Heiligen in Norwegen lebt. Er vermißt dort aber seine Freiheit, läuft davon, erschlägt dabei einen von des Königs Leuten und fin­ det bei einem norweg. Häupt­ ling Unterschlupf. Der König will Steinn bestrafen, aber der Häuptling überredet ihn, Steinn ziehen zu lassen.

333 HSS & ED: Fiateyjarbök (Ólafs saga helga); Heimskringla (Olafs saga helga). ED: Porleifr Jönsson, Fjoruttu Islendingaþcettir, Rv. 1904 (= Islendinga sögur 40). ÚB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910.

Steinunn Refsdóttir skáldkona ist eine der wenigen Skaldinnen, deren Verse wir kennen; auch von dieser Islän­ derin, welche die Mutter SkáldRefs war, kennen wir nur zwei Strophen, die sie im Zusam­ menhang mit der Christianisie­ rung Islands gesprochen haben soll und in denen sie versucht, den Missionar Thangbrandr zum Heidentum zu bekehren (Njáls saga, Kap. 102).

Stjórn 1962 (= EIM 4); (C:) O. Widding, Et Fragment a/S.s., (APhSc 21) 1952; (F:) A. Loth, Reykjahólabók. Islandske helgenle­ gender 1, Kbh. 1969 ( = EA A 15). LIT: F. Jönsson, Litt.hist. 2, 21923; O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senmiddelalderlig legende samling, (MoM) 1960; dies., Low German Influente on Late Icelandic Hayography. (GR 37) 1962; LOSONP 1963. ’

Sterbelied -> ævikviða.

Stikki, Bezeichnung für eine Gedichtform (vgl. Haraldsstikki), wohl aber nur eine dän. Bezeichnung des —> Flokkr. LIT: H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983.

Stephanus saga. Über den Hl. Erzmärtyrer Stephanus existiert eine Reihe von Heiligensagas; der älteste dieser Texte (A) ist schon in einer HS aus der Zeit um 1200 erhalten, vier weitere Fassungen (B - E) sind mit dieser Version verwandt und gehen wohl alle auf dieselbe Übersetzung aus dem Latein, zurück. Fassung F (S. s. protomartyris) ist davon unabhängig und wurde erst im Spätma. aus dem Nddt.en übersetzt.

Stjörnu-Odda draumr (»der Traum des Sterne-Oddi«). Stjörnu-Oddi ist ein histor. be­ legter Isländer des 12. Jh.s, der für seine astronom. Kenntnisse berühmt war (daher auch sein Beiname). Er träumt in dieser Erzählung, daß er als Skalde mit dem Namen Dagfmnr beim gautländ. König und dessen Sohn weilt und auf diesen eine Drápa im Dróttkvætt verfaßt; von dieser werden die 11 Stro­ phen zitiert, an welche sich Oddi nach dem Aufwachen noch erinnern konnte; die Stro­ phen behandeln den Kampf des Prinzen mit einem weibl. Wi­ kinger. Ein weiteres, ebenfalls im Traum gedichtetes Frag­ ment steht im Versmaß Kviðuháttr.

HSS: (A:) SKB 15, 4to; (B:) SKB 2, fol (14. Jh.); AM 661,4to; (C:) AM 655, 4to frag. XIV (13. Jh.); (Dt) AM 655, 4to frag. XXII (13. Jh.); (E, nur drei kleine Fragm.:) NRA frag. 67 e (14. Jh.); (F:) SKB perg.3, fol. ED: (A:) T. Wisén, Homiliu-Bók, Lund 1872; (B:) C. R. Unger, Heilagra manna segur 2, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph.

Stjórn (»Regierung, Herr­ schaft«) ist eine kurz nach 1300

HSS, ED, ÜB: -» Njáls saga; -> Kristin saga; —> Olafs saga Tryggvasonar. LIT: E. A. Kock, NN 1078; Guðrún P. Helgadóttir, Skáldkonur Fyrri Aida 1, Rv. 1961; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976.

HSS: AM 555 h, 4to (1686). ED: Stefan Björnsson, Rtmbegla, Hafniae 1780; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: K. Sidenbladh, Stiörnu-Odda Draumr, Diss. Uppsala 1866; F. Jönsson, Litt.hist. 2, 21923.

Stjúpmœðrasögur

im Auftrag von König Hakon Magnusson (gest. 1319) ent­ standene Bibelkompilation, in der eine Übersetzung der ersten Bücher des Alten Testaments mit ausfuhrl. Kommentar nach patrist, und ma. Quellen verse­ hen wurde, allerdings so breit angelegt war, daß der Bearbei­ ter damit nicht über 2 Moses 18 hinauskam. Bis zum 2. Buch der Könige wird dann eine weitgehend kommentarlose Übersetzung weitergefuhrt, wo­ bei HS A aber im Buch Jo­ sua eher Petrus Comestors Hi­ storia scholastica als der Vulgata folgt, dann wurde das Werk offenbar völlig eingestellt; in A steht die S. vor der Rómverja saga, der Alexanders saga und der Gyðinga saga, sodaß sich der Eindruck einer Weltchro­ nik ergibt, der durch die Art der Einschübe am Anfang der S. noch verstärkt wird. Als Quellen für die Kommen­ tare im ersten Teil werden im­ mer wieder die Historia schola­ stica und Vincenz’ Speculum Hi­ storiale ausdrückl. zitiert, dane­ ben fanden aber offenbar Isidors Etymologiae, Bedas histor. und komputist. Schriften, Hono­ rius’ Imago mundi sowie Augu­ stinus, Gregor der Große und selbst der norweg. Königsspie­ gel Verwendung. HSS: (A:) AM 226, fol (15. Jh.); (B:) AM 227, fol; (C:) AM 228, fol; (beide 14. Jh.). ED: C. R. Unger, 5., Kria, 1862; (Faks.:) D. A. Seip, S. AM 227 Fol., Kbh. 1956 (= CCI 20). LIT: G. Storm, Om Tidsforholdet mellem Kongespeilet og S. samt Barlaams og Josa­ phats saga, (ANF 3) 1886; R. Astås, Noen bemerkninger om norrøne bibelfragmenter, (ANF 85) 1970; K. Rossenbeck, S„ (KLL

334 6) 1971; H. Bekker-Nielsen, Caesarius and S., (Saga ok Språk. |Fs f. L. M. Hollander]) Austin, Texas 1972; D. Hof­ mann, Die Königsspiegel-Zitate in der Stiórn, (skandinavistik 3) 1973; S. Bagge, Forholdet mellom Kongespeilet og S., (ANF 89) 1974; H. Pålsson, Hrafnkels saga ok S., (Sjötíu ritgeröir helgaðar Jakobi Benediktssyni) 1, Rv. 1977 (= Rit 12); P. Hallberg, Några språkdrag i Alexanders saga och Gyðinga saga — med en utblick på S., (ibid.); R. Astås, Kompilatoren bak S. I som teolog, (The Sixth Int. Saga Conf., Workshop Papers I) Kbh. 1985; ders., En kompilator i arbeid. Studier i S. I, Tønsberg 1985.

Stjúpmœðrasögur (»Stiefmuttermärchen«) —> originale Riddarasögur.

Stockholmer Homilienbuch -» Homilíubók. ♦Stolinstefja (»mit gestohle­ nem Stef«) hieß angebl. ein nicht erhaltenes Gedicht des Skalden Auðun illskælda im 9. Jh., weil er darin einen Stef aus einem Gedicht des Ülfr Sebbason entlehnt hätte. Diese Ge­ schichte ist nur in der Skäldasaga der Hauksbök überliefert, Audun wird jedoch auch im Skáldatal als einer der Skalden von Haraldr hárfagri genannt; erhalten sind von ihm nur ein­ einhalb Strophen. LIT: J. de Vries, ALG 1, 21964.

Strandar strengleikr heißt die in den -> Strengleikar überlie­ ferte altnord. Prosaübersetzung eines altfranz. lais; dieses Origi­ nal ist allerdings nicht erhalten. Strengleikar nennt man seit der Edition des vergangenen Jhs. eine Sammlung von ursprüngl. 21 Übersetzungen alt­ franz. lais, die laut Einleitung -

335

wie die übersetzten —► Riddarasögur - unter König Hakon Hakonarson Mitte des 13. Jhs. in altnord. Prosa übersetzt wur­ den. Die Stücke sind nicht alle gleichermaßen originalgetreu, manche (etwa Geitarlaufj sind eklatant gekürzt, und stammen nicht alle vom selben Überset­ zer. Nur zwei der Texte behan­ deln Stoffe aus der Artussage (Januals ljóð = Lanval und Geitarlauf = Che'evrefeuil) aber fast alle sind im anglonormann. Be­ reich, in Südengland, Wales oder der Bretagne angesiedelt. Die franz. Originale nicht aller 21 Stücke sind bekannt und er­ halten, 11 davon sind lais der Marie de France. HSS: DG 4-7; AM 666 b, 4to (frag., I3jh.) ED: R. Keyser, C. R. Unger, Strengleikar eða Ljóðabók, Chria. 1850; R. Cook, M. Tveitane, Strengleikar, Oslo 1979. ÜB: (engl.) R. Cook, M. Tveitane, Strengleikar, Oslo 1979. LIT: R. Meissner, Die Strengleikar, 1902; H. G. Leach, The Lais Bretons in Norway, (Studies in Language and Literatur in Honour of M. Schlauch) Warszawa 1966; P. Skårup, Les Strengleikar et les lais qu'tls traduisent, (Les relation littéraires franco-scandinaves au moyen age) Paris 1975.

Strophenformen altnord. Dichtung. Im Gegensatz zu den Langzeilenepen anderer ger­ man. Dialekte hat sich in der altnord. Dichtung in den mei­ sten Versmaßen eine stroph. Gliederung herausgebildet. Am wenigsten überascht dies bet den höf. und genealog. Skal­ denliedern, da hier die szenische Anordnung so eine Gliederung nahelegt; im Dróttkvætt mit seinen Varianten und im Kviðuhättr ebenso wie im Ljóðaháttr

Strophenformen ist daher die Strophe eine wich­ tige semant. Unterteilung, wo­ bei in beiden Versmaßen die Halbstrophe (Helmingr) im wesentl. syntakt. geschlossen ist, aber im Dróttkvætt nicht selten auch mit dem zweiten Helmingr der Strophe (altnord. Visa) verknüpft wird. Im Dróttkvætt und Kviðuháttr umfassen die Einzelstrophen zwei Halbstrophen von je vier Verszeilen, im Ljóðaháttr bil­ den zwei Paare von je einer Langzeile und Vollzeile eine Strophe. Aber auch im Fornyrðislag der epischen Eddalie­ der, welches der alten german. Langzeilendichtung am nähesten steht, hat sich, vielleicht nach dem Beispiel der Skalden­ dichtung (oder einer schon ursprüngl. stroph. Spruchdich­ tung), eine Strophengliede­ rung durchgesetzt, deren Form der des Dróttkvætt häufig ähn­ lich ist: die Strophen bestehen aus vier Langzeilen, also ebenso acht Kurzversen; allerdings sind in den ältesten Eddaliedern (Atlakviöa, Völundarkviða) die Strophen noch sehr unregelmä­ ßig, in anderen Eddaliedern werden die Unregelmäßigkei­ ten der stroph. Anordnung von den Herausgebern oft »korri­ giert«. Ein Aufbrechen der Strophen in der späten Dich­ tung kann dann als Kunstmit­ tel verwendet werden (Hárbarðsljóð). Daß auch im Alt­ nord. nicht jede gebundene Dichtung stroph. ist, zeigt das Beispiel der alten Gattung der Pulur, die keine Strophenglie­ derung kennt.

Stúfa

Die Strophenform des Dróttkvætt ist auch die gültige Form skald. Geiegenheitsdichtung, deren »lose Strophen « (Lausavisur) allein und nicht im Gedichtverband stehen. LIT: L. M. Hollander, Is the Scaldic Stanza a Unit?, (GR 22) 1947; K. v. See, German. Verskunst, 1967.

Stúfa = Stúfsdrápa, -» Stüfr Þórðarson inn blindi.

Stúfr Þórðarson (kattar) inn blindi (» S.P. der Blinde «) war ein isländ. Skalde im ll.Jh.,der im Skáldatal als Hofskalde des norweg. Königs Haraldr harðráði genannt wird. Nach dem Tod König Haralds 1066 hat er auf ihn eine Dräpa verfaßt, die nach dem Skalden Stúfsdrápa oder Stúfa genannt wurde und in deren erhaltenen acht Stro­ phen und Halbstrophen Ha­ ralds Kämpfe aufgezählt wer­ den; laut -♦ Stúfs þáttr hat er die Dräpa aber schon zu Lebzei­ ten des Königs abgefaßt. HSS: Morkinskinna; Fagrskinna; —► Heimskringla; —> Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 806, 880f; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Stúfs saga (skålds Kattarsonar) -> Stúfs þáttr (blinda). Stúfs þáttr (blinda) ist ein wohl schon früh im 13. Jh. ver­ faßter humorvoller und gut er­ zählter Islendingaþáttr über den blinden isländ. Skalden Stüfr, der nach Norwegen reist und dort König Haraldr harðráði durch den Vortrag von Gedich­ ten unterhält und ihm schließl.

336 selbst ein Preislicd (Stúfsdrápa) dichtet. HSS: Eine unabhängige, aber ursprüng­ lichere Version, ist erst in HSS des 15. Jh. erhalten: AM 533. 4to; AM 557, 4to; AM 589 d, 4to. Eine kürzere Version ist als Teil der Haralds saga harðráða in der Hulda, der Hrokkinskinna. der Flateyjarbók und der Morkinskinna enthalten. ED: FMS 6, Kaupmannahöfn 1831; Th. Möbius, Analecta norrœna, 1859, 21877; K. Gislason, Fire of fyrrelyve Prøver ..., Kjbh. 1860; Porleifr Jónsson, Fförutiu 1slendinga-prltir, Rv. 1904 (- (slendinga sögur 40); B. M. Ólsen, Slüfs saga, (Arbók háskóla Islands 1911-12. Fylgirit) Rv. 1912; Guðni Jónsson, Islendinga peettir. Rv. 1935; E. Öl. Svemsson, Laxdarla saga, Rv. 1934 (= ÍF 5); T. Ul­ set, Ulvalgte þœttir fra Morkinskinna, Oslo 1978 (= Nordisk Filologi). ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Ntedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928. 2 1965 (= Thule 17).

Stúfsdrápa -> Stüfr Pórðarson inn blindi. Sturla Þórðarson, auch Hvamm-Sturla, 1116—1183, war ein gesetzeskundiger is­ länd. Haüptling und Begründer des Sturlungengeschlechts, Hauptfigur der —> Sturlu saga, Vater von -> Snorri Sturluson und Großvater von Olafr I’órðarson hvítaskáld und -> Sturla Pórðarson. Sturla Þórðarson, 29. 7. 1214— 30. 7. 1284, Enkel des vorigen, Neffe von Snorri Sturluson, Autor und Skalde. Quellen für sein Leben sind die von ihm selbst verfaßte -> Islendinga saga und der nach seinem Tod entstandene Sturlu þáttr. S.P. wurde von seiner Groß­ mutter in Hvammr aufgezogen und war schon früh ein Vereh­ rer und Freund seines Onkels

.337

Snorri Sturluson, dessen tragi­ schen Tod er ergreifend be­ schreibt. Wie Snorri war Sturla ein Gegner polit. Gewalt, wurde aber in die zahlr. bluti­ gen Fehden der Sturlungenzeit verstrickt und nach dem Ver­ lust der isländ. Unabhängigkeit 1263 von seinen Feinden nach Norwegen vertrieben. Als Gegner der norweg. Krone hatte er dort den sichern Tod zu erwarten, aber glücklicherweise war König Hakon schon zu sei­ nem Feldzug auf die Orkneys aufgebrochen und starb dort. König Magnús verhielt sich an­ fangs eher kühl gegen S.P., wurde aber bald von seinen Fä­ higkeiten als Geschichtenerzäh­ ler und Skalde eingenommen und befreundete sich mit ihm; er .machte ihn zu seinem Ge­ folgsmann und adelte ihn später sogar. Als Sturla 1271 nach Is­ land zurückkehrte, führte er im Auftrag des Königs einen neuen Gesetzescodex mit sich, der die alten, nun teils hinfälligen Ge­ setze des isländ. Freistaates er­ setzen sollte. Sturla war mögli­ cherweise selbst an der Abfas­ sung dieses Codex beteiligt, der das Amt des Gesetzessprechers (lögsögumaðr) durch das Amt eines Richters (lögmaðr) ab­ löste. Sturla, der schon 1251 kurz Gesctzesprecher gewesen war, nahm dieses Amt als erster von 1272-1282 ein. In den Jah­ ren 1277-1278 unternahm er eine zweite Reise nach Norwegen. Als bei seinem ersten Aufent­ halt König Magnus vom Tode König Hakons erfuhr, beauf­ tragte er Sturla mit der Abfas­

Sturlaþrðarson

sung einer -> Hákonar saga Hákonarsonar, die offenbar 1264-5 geschrieben wurde. Bei seinem zweiten Norwegenbesuch ver­ faßte Sturla die Magnüss saga lagabaetis, die auf Dokumenten und Informationen des Königs selbst beruhte; Sturlas Sohn Þórðr war zu dieser Zeit Hof­ geistlicher bei Magnus und dürfte seinen Vater mit Infor­ mationen versorgt haben, als dieser die Saga vermutlich bald nach dem Tod des Königs 1280 abschloß. S.P. verfaßte daneben die älte­ ste erhaltene Fassung der —> Landnámabók und ist vielleicht der Autor der Kristni saga. Die Grettis saga enthält einen Hin­ weis auf ihn, und es ist daher denkbar, daß Sturla eine Vor­ stufe dieser Saga verfaßt hat. Sein bedeutendster Beitrag zur isländ. Geschichtsschreibung ist jedoch die —> íslendinga saga, ein detaillierter Bericht über Leben und Politik in Island vom Tode seines Großvaters Hvamm- Sturla (1183) bis zum Verlust der isländ. Unabhän­ gigkeit 1262. Sturla war überdies ein begab­ ter Skalde; neben einzelnen Lausavisur, von denen einige von histor. Interesse sind, ver­ faßte er folgende Gedichte, die alle nicht vollständig erhalten sind: Pverárvísur, Porgilsdrápa, Hrynhenda (über Ha­ kon), Hákonarkviða, Hrafnsmál, Hákonarflokkr, Magnüssdrápa und eine Erfidrápa auf Magnus; verloren sind zwei Ge­ dichte auf Jarl Birger von Schweden.

Sturlaugs rimur starfsama LIT: F. Jónsson, Litl.hist. 2, 21923; Gunnar Benediktsson, Sagnameistarinn Sturta, Rv. 1961.

Sturlaugs rimur starfsama, eine in der ersten Hälfte des 15. Jh.s entstandene Versbearbeitung der Sturlaugs saga starf­ sama. HSS: AM 603, 4to; AM 610 J, 4to; AM 145, 8vo; SKB perg. 23. 4to. ED: F. Jónsson, Rímnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litl.hist. 3, 21924; S. A. Krijn, Sturlaugssagaen og Sturlaugsrimur. (ANF 41) 1925; Björn K. Fórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Sturlaugs saga starfsama (»Saga vom fleißigen Sturlaugr«) ist eine um 1300 ent­ standene Fornaldarsaga, die zu den reinen Abenteuersagas zu zählen ist. Da die Göngu-Hrólfs saga Sturlaug als Vater von Hrólfr nennt, dürfte die S.s.s. die ältere der beiden Sagas sein.Der norweg. Häuptlingssohn Sturlaugr wirbt um Äsa, die ihn zurückweist. Als König Haraldr ebenfalls um sie wirbt, fordert ihn ein Berserker zum Kampf heraus, wozu der König aber zu alt ist; Sturlaugr bietet sich als Vertretung an, doch nur unter der Bedingung, daß er Asa bekommt, wozu der König widerwillig zustimmen muß. Der Held besiegt nun sowohl den Berserker als auch dessen Bruder mit Hilfe von Asas zau­ berkundiger Ziehmutter Véfreyja und heiratet das Mäd­ chen. Der König schickt ihn aus Rache auf eine gefährl. Mission nach Bjarmaland, aber der Held kann auch das geforderte Auer­

338 ochsenhorn beschaffen und auf einem weiteren Zug Bjarma­ land und Hundingjaland unter­ werfen. Sturlaugr wird schließl. König von Schweden. Er und sein Blutsbruder Framarr su­ chen weiteren Ruhm, indem Sturlaugr gelobt, die Herkunft des Auerochshorns herauszufin­ den und Framarr verspricht, eine bestimmte russ. Prinzessin zu verfuhren. Nach einigen Abenteuern und Kämpfen ge­ lingen auch diese Vorsätze. Die Einleitung der Saga, welche von der Besiedlung Skandina­ viens durch die Äsen handelt, ist aus Snorris Edda entlehnt, die Beschreibung der Bewohner von Hundingjaland stammt aus der Wissenschaft!. Literatur in der Tradition Isidors und be­ zieht sich auf die Cynocephali. HSS: AM 335, 4to; AM 589 f. 4to. ED: FAS1 3; FAS2 3; FAS1 2. ED + ÜB (schwed.:) G. Olofzson, Sagann af Sturlauge hinum starfsama, Upsala 1694; (engl.:) O. J. Zitzeisberger, The Two Versions of S.s.s. 1969. LIT: A. van Nahl, Originale Riddarasögur, 1981; R. Power, Journeys to the north in the Icelandic Fornaldarsö^ur, (Arv 40) 1984.

Sturlu saga wurde ursprüngl. als eigenständiges Werk verfaßt (und wird in einem Bücherver­ zeichnis aus der Zeit um 1300 in SKB perg. 2, 4to als solches ge­ nannt), ist aber nur als Teil der -> Sturlunga saga erhalten; der Beginn der Saga ist allerdings verloren, da Genealogien an sei­ nen Platz gestellt wurden. Die Saga beschreibt in der Art einer Lokalgeschichte die Händel von Stlirla Þórðarson, des Va­ ters von Snorri Sturluson, mit

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seinen verschiedenen Nachbarn von 1148 bis zu seinem Tod im Jahr 1183; viele der Begeben­ heiten sind recht trivial, aber manche sind nicht ganz humor­ los und eine hat eine Parallele in den —► Skíða rimur. Die wich­ tigsten beschriebenen Ereignisse sind der Heiöarvig im Jahre 1171, aus dem Sturla als Sieger hervorgeht (und nach dem die Saga auch als Heiðarvíga saga bezeichnet wird) und der Streit mit dem Priester Páll - dessen Frau versucht, Sturla zu blen­ den -, als dessen Resultat Jón Loptsson aus der Familie der Oddaverjar Sturlas dreijährigen Sohn Snorri als Ziehson an­ nimmt. HSS, ED u. ÜB: -+ Sturlunga saga. LIT: B. M. Ölsen, Um Sturlungu (SSÍ 3) 1897; W. H. Vogt, Charakteristiken aus der Sturlunga Saga, (ZfdA 54) 1913; P. G. Foote, S.S. and its Background, (SagaBook 13) 1950-51; Jakob Benediktsson, S.s., (KLNM 17) 1972.

Sturlu þáttr (Pórðarsonar) ist eine wichtige Quelle für das Leben und Werk Sturla J’órðarsons nach seiner Verbannung aus Island 1263; der þáttr er­ wähnt, daß Sturla die Hákonar saga Hákonarsonar und die Ma­ gnús saga lagabætis verfaßt habe, sowie seine Skaldenge­ dichte zu Ehren dieser beiden Könige und des schwed. Jarls Birgir. HS: Rcykjafjarðarbók. ED: -> Sturlunga saga. LIT: M. Ciklarnini, Veiled Meaning and Narrative Modes in S.þ., (ANF 99) 1984.

Sturlubök ist die älteste erhal­ tene Fassung der —> Landnámabók und wurde von Sturla

Sturlunga saga

Pórðarson (1214—1284) abge­ faßt. Sturlunga saga ist eine Kom­ pilation aus ursprüngl. eigen­ ständigen Samtíðarsögur über die Geschichte Islands zw. 1117 und 1264. Der Titel stammt von der zu dieser Zeit polit, und literar. bedeutendsten isländ. Familie, den Sturlungar. Der wichtigste Teil der S.s. ist die von einem Mitglied dieser Fa­ milie, Sturla Pórðarson (1214—1284), verfaßte Islendinga saga, während seine Ver­ wandten Hvamm-Sturla (sein Großvater), Þorgils skarði (sein Neffe), und Pórðr kakali die Ti­ telhelden von anderen in der Kompilation eingearbeiteten Sagas sind. Die S.s. ist eine unersetzl. Quelle für die Ge­ schichte des ma. Island, nicht allein wegen der Biographien der mächtigeren Politiker und der Beschreibung der Ereig­ nisse, die 1262/64 zum Verlust der isländ. Unabhängkeit führ­ ten, sondern auch wegen der darin zu findenden sozialgeschichtl. Details. Der Kompilator der S.s. dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach der Rechtsgelehrte Pórðr Narfason von Skard (gest. 1308) sein, auch wenn es dafür nur indirekte Belege gibt. Er war wohl auch der Verfasser des —> Geirmundar þáttr heljarskinns und des -> Haukdæla þáttr, vielleicht auch des —► Sturlu þáttr; den Prolog zu Sturla Þóröarsons Islendingasaga hat er wesentl. umgeschrieben. Der Kompilator hat versucht, die

Sturlunga saga

ihm vorliegenden Werke chronolog. zu ordnen und zu einem neuen Werk zu verschmelzen; dazu waren allerdings häufig gröbere Eingriffe in den ursprüngl. Texten notwendig, und es fehlen meist der Beginn und das Ende dieser Sagas, die er durch überleitende Textpas­ sagen ersetzte; manche der Sa­ gas zerlegte er in einzelne klei­ nere Abschnitte und fügte diese Bruchstücke dann am chronolog. passenden Ort ein; dadurch erreichte er zwar einen passa­ blen histor. Ablauf, zerstörte aber die ursprüngl. Werke weitgehend. S.s. ist dennoch ein keineswegs leicht lesbares Werk; nicht immer ist die zcitl. Abfolge klar, der Stil ist auf Grund der unterschied!. Her­ kunft der verwendeten Werke recht uneinheitlich, und sie ent­ hält Hunderte von Namen, von denen viele für die histor. Er­ eignisse völlig irrelevant sind. Dennoch enthält die S.s. auch zahlreiche literar. bemerkens­ werte Episoden, und die Cha­ rakterisierungen von einigen der Hauptgestalten sind z.T. recht beeindruckend. Die S.s. ist in zwei etwas ab­ weichenden Fassungen erhal­ ten; beide sind nur in defekten Pergament-HSS aus Westisland und davon abhängigen PapierHSS erhalten. Eine Fassung fin­ det sich in der Króksfjarðarbók, sie enthält zusätzl. Material aus der -> Hákonar saga Hákonarsonar, während die andere Ver­ sion in der Reykjafjarðarbók verseh. Einschübe aus der Porgils saga Skarða enthält und

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außerdem auch den Sturlu þáttr, die Jartegna saga Guðmundar biskups und die Arna saga biskups enthielt. Die beiden letzt­ genannten Werke werden heute nicht, wie die anderen Einschübe, als Teil der S.s. be­ trachtet. Beide Fassungen ge­ hen auf den selben, um 1300 kompilierten, aber nicht erhal­ tenen Codex zurück, der insges. folgende Werke enthielt: —> Porgils saga ok Hafliða, —> Sturlu saga, —> Prcstssaga Guðmundar góða, —> Guðtnundar saga dýra, —> Hrafns saga Svcinbjarnarsonar, —> Islendinga saga, -> Pórðar saga kakala und —* Svinfcllinga saga; alle diese Werke waren schon lange vorher von verschiedenen Autoren verfaßt worden, die der Kompilator mit eigenen Texten wie den Geirmunðar Jláttr heljarskinns, Haukdæla þáttr und den diversen Genea­ logien verband. HSS: Króksfjarðarbók (AM 122 a, fol, ca. 1360-77); Reykjafaröarbók (AM 122 b, fol, ca. 1375-14(X)). ED: Guðbrandur Vigfússon, 5.s. 1-2, Oxford 1878; Kr. Kaalund, 5.5. 1-2, Kbh. 1906-11; Jón Jóhannesson, Magnus Finnbogason, Kristján Eldjárn, 5.5. 1-2, Rv. 1946; Faks.: Jakob Benediktsson, Króksjjarðarbók, Kbh. 1958 (= EIM 1); D. Strömbäck, AM 557 4to, Kbh. 1940 (= Cd 13). ÜB: (dt., nur Auszüge:) W. Baetke, Ge­ schichten vom Sturlungengeschlecht, 21967 (= Thule 24); (eng!.:) J. H. McGrew, R. G. Thomas, 5.5. 1-2, New York 1970-74. LIT: B. M. Ólsen, Um Sturlungu, Kbh. 1897; Pétur Sigurösson, Um Islcndinga sögu Sturlu Þórðarsonar, Rv. 1933-35 ( = SSÍ VI,2); E. 01. Sveinsson, Sturlungaöld, Rv. 1940; (engl. Übers.: The Age of the Sturlungs, Ithaca 1953 (= Islandica 36); J. Simpson, I. R. Hare, Some observations on the II dass paper MSS of S.s., Kbh. 1960

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Styrmir Kárason inn fróði

(= Bibi Arn 20); Gunnar Benediktsson, Sagnameistarinn Sturla, Rv. 1961; Ólafur Halldórsson, Úr sögu skinttbóka, (Skírnir 137) 1963; Ólafia Einarsdóttir, Om de to håndskrifter af S.s., (ANF 83) 1968; Stefán Karlsson, Ritun Reykjajjarðarbókar, Kbh. 1970 (= BiblArn 30); W. Butt, S.s., (KLL 6) 1971; Jakob Benediktsson, S.s., (KLNM 17) 1972; P. Hallberg, S.s. - en isländsk tidsspegel, (Scripta Islandica 34) 1983.

und Sturla (1214-1284) waren ebenfalls Gesetzessprecher, Dichter und Verfasser. Ihre Cousins Þórðr Sighvatsson (1210-1256) und Porgils Böðvarsson (1226-1258) sind die Titelhelden der Pórðar saga kakala und der Porgils saga skarða.

Sturlungaöld (»Sturlungen­ zeitalter«) ist nach der bedeu­ tendsten isländ. Familie des 13. Jh.s benannt und umfaßt die Zeitspanne von ca. 1200-1262; die Hauptquellen für diese Epo­ che sind die verschiedenen un­ ter dem Begriff Sturlunga saga zusammengefaßten Werke so­ wie die Guðmundar saga biskups, die Páls saga biskups, die Håkonar saga gamla und Anna­ len.

LIT: -» Sturlunga saga.

LIT: E. Ól. Sveinsson, S., Rv. 1940 (engl. Ü. von Johann S. Hannesson, The Age of the Sturlungs, Ithaca, N.Y. 1953 (= Islan­ dica 36); Jón Jóhannesson, Islendinga saga 1, Rv. 1965 (engl. Ü. v. Haraldur Bessason, A History of the Icelandic Common­ wealth, Winnipeg 1974.

Sturlungar (»Sturlungen«) waren die bedeutendste isländ. Familie des 13. Jh.s. Zu ihr ge­ hörten die Söhne und andere Nachkommen des älteren Sturla Póröarson (HvammSturla, 1116—1183). Seine Söhne Pórðr (ca. 1165—1237), Sighvatr (ca. 1170-1238) und Snorn (ca. 1179-1241) waren alle reiche und mächtige Go­ den. Snorri hielt 12 Jahre lang Islands höchstes Amt, das des Gesetzessprechers, und war der wichtigste isländ. Autor des Ma. Zwei von Pórðs Söhnen, Ólafr hvítaskáld (gest. 1259)

Stuttfeldardrápa, eine vom Skalden —♦ Pörarinn stuttfeldr verfaßte Dråpa auf König Sigurdr Jórsalafari.

Styrbjarnar þáttr Sviakappa ist eine kurze Geschichte über den schwed. Königssohn Styrbjörn, der ein Wikingerführer wird und im Kampf um den schwed. Thron gegen seinen Onkel fällt. HSS & ED: Flateyjarbók (Ólafs saga helga). ED: FMS 5, Kph. 1830.

Styrmir Kárason inn fróði, Verfasser einer Version der Landnámabók und einer verlor. Olafs saga helga. Über sein Leben ist wenig be­ kannt; er war offenbar Geistli­ cher, von 1210-14 und von 1232-35 diente er als Gesetzes­ sprecher, ab dann bis zu seinem Tod am 20.2.1245 war er Prior des Augustinerklosters in Viöey. Mit Snorri Sturluson verband ihn eine enge Freund­ schaft, und er verbrachte einige Jahre bei ihm auf Reykjaholt. Als Verfasser der nach ihm be­ nannten Styrmisbók der Landnámabók nennt ihn Haukr Erlendsson (gest. 1334). Seine -♦ Olafs saga helga ist nicht erhal-

Styrmisbók ten, aber Teile davon sind in den umfangreicheren Fassun­ gen der Olafs saga, etwa in der der Flateyjarbók, bewahrt. Au­ ßerdem stellte S.K. eine Ab­ schrift von Karl Jónssons —> Sverris saga her, die er dabei wahrscheinl. überarbeitete. Die Haröar saga erwähnt S.K. als Autorität über den Titelhelden, es ist also möglich, daß er etwas mit der Abfassung dieser Saga zu tun hatte. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923.

Styrmisbók ist eine von Styrmir Kärason verfaßte, aber nicht erhaltene Fassung der -» Landnámabók. Sulpicus Severus -» Martinus saga byskups. Sunnifu báttr -» Seliumanna þáttr.

Svaða þáttr ok Arnórs keriingarnefs ist eine Erzählung, die ursprüngl. von Gunnlaugr Leifsson auf Latein verfaßt wurde, aber nur in isländ. Übersetzung erhalten ist. Sie handelt von einer Hungersnot in Nordisland, während wel­ cher der grausame Gode Svaöi eine große Gruppe von Armen töten lassen will und sie ihr ei­ genes Massengrab ausheben läßt. Ein Christ rettet sie gerade noch und Svaöi ereilt ein ver­ dientes Ende: er fällt vom Pferd in das Grab und stirbt. Der gut­ mütige Bauer Arnórr hilft den Armen und wird selbst Christ. HSS & ED: Flateyjarbók. ED: FA1S2, Kph. 1826; Þorleifrjónsson, Fjöruttu Islendinga-þœttir, Rv. 1904 ( = Islendinga sögur 40).

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Svarfdœla saga, eine Isländer­ saga, die im 14. Jh. verfaßt wurde und nur unvollständig erhalten ist; eine ältere Fassung dürfte jedoch schon im 13. Jh. existiert haben, da sie Sturla Þórðarson in seiner Fassung der Landnámabók (S 219) erwähnt. Die Saga beginnt mit den Wi­ kingerzügen des Norwegers Þorsteinn, der die Hand einer schwed. Königstochter erringt; als er nach Norwegen zurück­ kehrt, bricht das MS ab, und die Lakuna endet erst bei der Be­ siedlung des isländ. SvarfaÖardalr, wo sich ein gewisser Þor­ steinn (vielleicht der selbe Nor­ weger) niederläßt. Der Haupt­ teil der Saga beschreibt dann die blutigen Fehden zw. den verseh. Bewohnern des Tales und die grausame Rache, die Þorsteins Enkel an den Verwandten des Mörders seines Vaters nimmt. Diese stilist, und inhaltl. unein­ heitliche Saga, deren Inhalt auf Grund der einen großen und mehreren kleinen Lücken nicht mehr völlig rekonstruierbar ist, weist im ersten Teil Einflüsse der Fornaldarsögur auf, der Hauptteil enthält auch etl. Skal­ denstrophen, von denen eine in der Landnámabók zu finden ist. HSS: AM 161, fol; AM 445 c, 4to (frag.). ED: Jónas Kristjánsson, Eyfifðitiga SQgur, Rv. 1956 (= ÍF 9); ders., Svarfdælasaga, Rv. 1966 (= Rit 2). ÜB: W. Ranisch, W. H. Vogt, Fünf Geschichten aus dem östl. Nordland, 1921, 21964 (= Thule 11). LIT: F. Jónsson, Om Svarfdœla saga, (ANOH) 1884; B. M. Ólsen, Um íslendingasögur, Rv. 1937-39; G. TurvillePetre, The author of S. s. and the reviser of. Glúma, (Leeds Studies in English 5) 1956; G. Kreutzer, S.s., (KLL 6) 1971.

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Sverris saga

N:J. C. Zedlitz, Ingevelde Schönwang, (Erzählung in: Altnord. Bilder, 1860); S. Jónsson, Yngvildur fiigurkinn, (R 1951-2).

Svartr á Hofstöðum, ein isländ. Dichter in der 2. Hälfte des 15. Jh.s und Skalde des Ólöf rika von Skarð, gilt als Verfasser des -> Skaufhalabälkr; auch die Skíðaríma werden ihm zu­ geschrieben. LIT: Jón Porkelsson, Otn digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Sveinka þáttr Steinarssonar ist die Geschichte eines ostnorweg. Häuptlings, der sich Kö­ nig Magnus Barfuß nicht unter­ werfen will und ins Ausland geht. Dort trifft er jedoch den König, versöhnt sich mit ihm und kehrt dann wieder nach Norwegen zurück. HSS & ED: Morkinskinna; Hrokkinskinna. ED: FMS 7, Kph. 1832.

Hulda;

Sveins þáttr ok Finns erzählt die Geschichte eines heidn. Norwegers und seiner zwei Söhne, die sich zum Christen­ tum bekehren lassen, ohne da­ bei ihr Gesicht zu verlieren. HSS & ED: Flateyjarbók (Ólafs saga Tryggvasonar in mesta). ED: FMS 2, Kph. 1826.

Sverris saga beschreibt das Le­ ben von Sverrir Sigurðarson, der auf den Färöern aufwuchs und dort zum Priester ausgebil­ det wurde. Als seine Mutter behauptete, daß er ein unehel. Sohn des norweg. Königs Sigurör Haraldsson munnr (gest. 1155) sei, strebte Sverrir den norweg. Königsthron an

und kämpfte ab 1177 um die Macht in Norwegen. Sieben Jahre später überwand er nach zahlr. Schlachten seinen Cousin, den König Magnús Erlingsson, und regierte Norwe­ gen von 1184 bis zu seinem Tod 1202; er fand aber auch in die­ sen Jahren keinen Frieden, da er das Reich gegen die Kirche und adelige Gegner verteidigen mußte. Der erste Teil der S.s. wurde laut Flateyjarbók vom Abt -+ Karl Jónsson (gest. 1212) ver­ faßt. Dieser Abschnitt hieß Grýla, doch es ist nicht bekannt, wie weit dieser Teil reichte. Karl verbrachte die Jahre von 1185-1188 in Norwegen und dürfte die Grýla dort verfaßt haben, wobei ihm sicherl. der König selbst als Informant diente. Der Rest der S.s. wurde vermutl. kurz nach dem Tod des Königs geschrieben, mögli­ cherweise auch von Karl. Die Saga ist ein nüchterner und ausgewogener Bericht über die Kämpfe König Sverrirs, aber abgesehen von einigen bemer­ kenswerten Reden des Königs von relativ geringem literar. In­ teresse. HSS: Eirspennill (AM 47, fol); AM 327, 4to; Flateyjarbók; Skálholtsbók yngsta (AM 81 a, fol). ED: G. Indrebø, S.i. etter Cod. AM 327, 4to, Chria. 1920, Reprint 1981; -* Flateyjarbók; -» Eirspennill; -» Skálholtsbók yngsta. ÚB (engl.:) J. Sephton, S.s. The Saga of King Sverri of Norway, London 1899; (dt., stark gekürzt:) F. Niedner, Nor­ weg. Königsgeschichten 2, 1925 ( = Thule 18). LIT: H. Koht, Norsk historieskrivning un­ der kong Sverre, serskilt Sverre-soga, (Edda 2) 1914; F. Jónsson, S.s., (ANF 36) 1919;

Svínfellinga saga ders., Litt.hist. 2, 21923; L. Holm-Olsen, Til diskusjonen otn Sverres saga tilblivelse, (Opuscula Septentrionalia. Fs. til O. Widding) Kbh. 1951; ders., Studier i Sverres saga, Oslo 1952 (= Afh. av det Norske Vidensk.-Ak., Hist.-Filos. KI. 1952, 3); ders., S.s., (KLNM 17) 1972; J. Schreiner, Omkring Sverres saga, ((N)HT 36) 1952-3; G. M. Gathorne-Hardy, A Royal Impostor: King Sverre of Norway, London etc. 1956; E. N. Brekke, Sverresagaens opphav, Oslo 1958; K. Helle, Konge og gode menn i norsk riksstyring ca. 1150-1319, Bergen 1972; Lárus Blöndal, Um uppruna Sverris sögu, Rv. 1982.

Svinfellinga saga (auch Ormssona saga) wurde gegen Ende des 13. Jh. als eigenständiges Werk verfaßt, ist heute aber nur mehr als Teil der Sturlunga saga erhalten. Die Saga beschreibt die Händel zw. Ogmundr von Kirkjubær und Sæmundr und Guömundr von Svinafell, den Neffen seiner Frau. Um 1248 beginnen die ersten Streitereien zw. Ogmundr und dem ehrgei­ zigen jungen Sæmundr, die in der Folge zu Todfeinden wer­ den; Guömundr ist zuerst auf der Seite seines ehemaligen Ziehvaters Ogmundr, wechselt aber in der Folge zu seinem Bruder über. Abt Brandr Jónsson, Onkel der Brüder und Schwager Ögmunds, versucht die Gruppen zu versöhnen, kann aber die Tragödie nicht mehr abwenden: am Samstag nach Ostern 1252 legt Og­ mundr den Brüdern einen Hin­ terhalt und erschlägt sie beide kaltblütig. HSS, ED, ÜB u. LIT: -> Sturlunga saga.

Svipdagsmál (»Lied von Svipdagr «) ist seit S. Bugge der Name für die beiden zusam­ mengehörigen jungen eddi-

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schen Lieder —» Grógaldr und —> Fjölsvinnsmäl. Die beiden Lieder im Versmaß Ljóðaháttr sind aber nicht im Codex Re­ gius der Liederedda enthalten und sind wohl erst spät im 13. Jh. entstanden. Inhaiti, beschäf­ tigen sich beide mit der Braut­ fahrt des Helden Svipdagr um seine Braut Menglöö; in spätma. dän. und schwed. Bal­ laden vom Ungen Svejdal (»Jung-Sveijdal«) ist dieselbe Handlung als Schwiegermut­ termärchen ausgefuhrt. Trotz Anklänge an Heldensage und Märchen (Schwiegermutter­ motiv, Dornröschenmotiv) handelt es sich bei den S. aber vorwiegend um typisch hochma. Wissensdichtung in pseudomytholog. Rahmen. HSS; NkS 1111, fol; SKB pap., fol. 34; SKB pap., 8vo 15; AM 738, 4to. ED: S. Bugge, Norrœn Fornkvœði, Chria. 1867; G. Neckel, Edda, S 21927. ÜB: F. W. Bergmann, Vielgewandts Sprüche und Groa’s Zaubersang, 1874; F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 21963 (= Thule 2). LIT: S. Bugge, Forbindelsen mellem Grogaldr og Fjölsvinnsmäl, Chria. 1860; H. Falk, Om S., (ANF 9) 1893; J. de Vries, ALG 2, 21967; F. R. Schröder, S., (GRM 47) 1966; H. Beck, S., (KLL 6) 1971; A. Holtsmark, S., (KLNM 17) 1972; L. Motz, The King and the Goddess, (ANF 90) 1975; E. O. Sveinsson, Svipdag’s Long Journey, (Hereditas. Essays S. O’Duilearga) Dublin 1975.

Sylvesters saga. Über den Hl. Silvester I, Papst des 4. Jh.s, dem Kaiser Konstantin der Le­ gende nach das Primat über alle anderen Bischöfe übertrug, sind im Altnord, drei verschiedene Texte erhalten, die sich jedoch alle mit Papst Silvester und Kai­ ser Konstantin beschäftigen.

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Piðranda þáttr ok Þórhalls

Aus der eigentl. ma. Silvesters saga (A), die auf latein. Vorla­ gen beruht (vgl. BHL 7725—7734), stammt eine kurze Anekdote über die Gründung von Konstantinopel (B); die Sylvesters saga ok Constantinus (C) ist erst eine junge Übertra­ gung aus dem Nddt.en.

Kristni þáttr der Laxdæla saga oder die Pættir der Karlamagnüss saga), 2. eine kurze, unab­ hängige Geschichte über Islän­ der (íslendingaþættir).

HSS: (A:) SKB perg. 2, fol (14. Jh.); AM 655, 4to frag. IV - V (13. Jh.); (B:> AM 657 a-b, 4to; (C:) SKB perg. 3, fol (16. Jh.). ED: (A:) C. R. Unger, Heilagra manna søgur 2, Chria. 1877; G. Morgenstern, Arnamagnæanische Fragmente, .... ein Supplement zu den Heilagra manna sögur, 1893; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4); (B:) H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-83 [mit Übers.]; (C:) A. Loth, Reykjahólabok. Islandske helgenle­ gender 1, Kbh. 1969 (= EA A 15). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; O. Widding, H. Bekker-Nielsen, En senniiddelalderlig legendesamling, (MoM) 1960; dies., Low German Influente on Late leelandie Hagiography, (GR 37) 1962; LOSONP 1963.

Þáttr Pormóðar -» Pormóðar þáttr.

Syndavisur ist ein spätma. Ge­ dicht über die Sieben Todsün­ den. HSS: AM 713, 4to, AM 920, 4to.

Syrpa -> Gottskálkr Jónsson.

Tale mot biskopene —> Rede gegen die Bischöfe. Tersivals saga fríða, Blávuss konungs ok Emeraldu grimmu ist eine junge, erst im 19. Jh. entstandene Riddarasaga. HSS: Lbs 1508, 4to,

Páttr m., (eig. »Taustrang, Kardeei «, Pl. Pættir) ist ein literar. Begriff mit zwei verseh. Bedeutungen: 1. ein Abschnitt einer längeren Saga (z. B. der

Páttr af Upplendinga konungum -» Af Upplendinga konungum.

Theodorus saga ist eine Heili­ gensaga über den Hl. Theodo­ rus von Euchaita, einen Märty­ rer vom Beginn des 4. Jh.s, der besonders in der Ostkirche große Verehrung genoß. HS: AM 235, fol. (ca. 1400). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 2, Chria. 1877. LIT: LOSONP 1963.

Theodricus Monachus, Ver­ fasser der -» Historia de anti­ quitate regum Norvagensium. Theophilus-Legende -> Callinius saga.

Piðranda þáttr ok Þórhalls ist ein gegen Ende des 12. Jh.s entstandener Islendingaþáttr, der vermutlich von Gunnlaugr Leifsson stammt und sich in sei­ ner Olafs saga Tryggvasonar findet. Der Wahrsager Pórhallr warnt Siöu-Hallr, daß bei ei­ nem Herbstopfer ein Prophet sterben würde; Síðu-Hallr ver­ sucht ein Unglück abzuwen­ den, indem er einen Stier na­ mens Spámaðr (» der Prophet «) schlachten läßt; aber eines Nachts während des Festes klopft es an der Tür und sein Lieblingssohn Þiðrandi geht

Þiðreks saga vor die Tür, wo von einer Seite neun schwarzgekleidete Frauen auf schwarzen Pferden und von der anderen Seite neun weißge­ kleidete Frauen auf weißen Pferde auf ihn zureiten; die wei­ ßen Frauen versuchen ihn zu schützen, aber er kommt den­ noch ums Leben. Der Vorfall wird als Zeichen für das Kom­ men eines neuen Glaubens ge­ wertet. HSS: Flateyjarbók, und als Teil der Olafs saga Tryggvasonar in Mesta. ED: Ólafur Halldórsson, Olafs saga Tryggvasonar en mesta 1-2, Kbh. 1958-61 (= EA A 1-2). LIT: D. Strömbäck, Tidrande och diserne, Lund 1949; F. Ström, Tidrandes död, (Arv 8) 1952.

Piðreks saga (»Saga von Die­ trich von Bern «) ist eine um die Mitte des 13. Jh. vermutl. in Bergen verfaßte Kompilation von Heldensagen, vorwiegend - wie im Prolog und anderswo vermerkt wird - nach Erzählun­ gen und Liedern von Deut­ schen. Sowohl die Namensfor­ men in der Saga wie die engen Verbindungen zw. Bergen und Norddeutschland durch die Hanse deuten auf die nddt.e Herkunft des Sagenmaterials. Um die Gestalt Dietrichs von Bern werden eine Reihe von anderen Heldensagen angeord­ net, die mit Dietrich durch Ver­ wandtschaft oder Gefolgschaft verknüpft werden. Nach Die­ trichsjugend und Erziehung bei Hildebrand folgt sein Exil bei Attila (der hier in Soest resi­ diert), dann sein Kampf gegen Ermanarich und die Rückkehr nach Rom. Die Saga endet nicht mit Dietrichs Tod, sondern mit

346 seiner Entrückung durch ein schwarzes Roß. Eingebettet in diese Biographie ist die in meh­ rere Einzelabschnitte zerlegte -» Niflunga saga, die Vilkina (oder Vilzina) saga, weiche dem König Rother-Stoff nahesteht, die Petleifs saga über den dän. Helden Petleif und der Ab­ schnitt über Velent (Wieland den Schmied). Die Überlieferungslage der P.s. ist trotz der wenigen HSS recht kompliziert, da die von fünf Schreibern stammende norweg. HS nicht vollständig ist und von den 444 bzw. 438 Ka­ piteln der vollständigeren is­ länd. HSS hier der Prolog und die ersten 35 Kap. fehlen; auch der Schluß ist unvollständig. Eine in zwei HSS vorliegende schwed. Übersetzung aus dem 15. Jh. steht der norweg. HS näher als den isländ. HSS: SKB perg. 4, fol (Ende 13. Jh., norweg.); AM 177, fol; AM 178, fol (17. Jh., isländ.). ED: C. R. Unger, Saga Diðriks konungs af Bern, Chria. 1853; H. Bertelsen, Piðriks saga af Bern, Kbh. 1905-11 (= SUGNL 34); [nur Velent-Abschnitt:] H. Reuschel, Aus der Thidrekssaga. Wieland der Schmied, 1934 (= Altnord. Übungstexte 4); (schwed. Fassung:) G. O. Hyltén-Cavallius, Sagan om Didrik af Bern, Sthm. 1850-54 (= SSFS 10). ÜB: F. H. v. d. Hagen, Wilkina- und Nifiunga-Saga oder Dietrich von Bern und die Nibelungen, 1-2, 1814, 21855, 31872 (= Altdeutsche und Altnordische Helden-Sagen 1—2); F. Erichsen, Die Ge­ schichte Thidreks von Bern, 1924, 21967 (= Thule 22). LIT: O. Klockhoff, Studier öfver P.s. af Bern, Upsala 1880 ( = UUA 1880,2); R. C. Boer, Über die handschriften und redactionen der P.s., (ANF 7) 1891; H. Bertelsen, Om Didrik af Berns Sagas oprin-, delige skikkelse, omarbejdelse og håndskrif­ ter, Diss. Kbh. 1902; H. de Boor, Die

347 HSSfrage der Thidrekssaga, (ZfdA 60) 1923; H. Hempel, Die HSSverhältnisse der Thidrekssaga, (PBB 48) 1924; K. Droege, Zur Thidreksaga, (ZfdS 66) 1929; L. Huchting-Gminder, Nieder­ deutschland in der Thidrekssaga, (Nd.dt. Zs. f. Volkskunde 12) 1934; 1. Eisele, Die schwed. Fassung der Saga von Diet­ rich von Bern und ihr Verhältnis zu der norweg. Membran, Diss. Tübingen 1948; W. Paff, The Geographical and Eth­ nie Names in the Piðriks saga, Den Haag 1959; E. Walter, Zur Entstehung der Thidrikssaga, (Nddt. JB 83) 1960; R. Wisniewski, Die Darstellung des Niflungenunterganges in der Thidrekssaga, 1961 (= Hermea N. F. 9); H. Beck, Thiðreks saga, (KLL 6) 1971; U. Wyss, Struktur der Thidrekssaga, (Acta Ger­ manica 13) 1980; M. Curschmann, The Prologue of P.s., (SS 56) 1984; Th. M. Andersson, An Interpretation of P.s., (Structure and Meaning in Old Norse Literature) Odense 1986; R. Nedoma, Die schriftL u. bildl. Denkmäler der Wielandsage, Diss. Wien 1986.

Pinga saga, ein Abschnitt der Sigurðar saga Jórsalafara, be­ richtet von den Streitigkeiten zw. König Sigurðr Jórsalafari und dem nordnorweg. Häupt­ ling Sigurðr Hranason über die Handelsrechte mit den Lappen. Der Häuptling genießt die Un­ terstützung König Eysteins, des Bruders und Mitregenten des Königs, und der Streit wird auf einer Reihe von Gerichtsver­ sammlungen (Ping, daher der Titel der Geschichte) ausgetra­ gen, bis der Händler zu seinem Recht kommt. Die Erzählung wurde wohl schon um 1200 verfaßt und basiert vermutl. auf mündl. Traditionen. HSS: Morkinskinna; Hulda; Hrokkinskinna. ED: -* Morkinskinna; FMS 7, Kph. 1832; G. Storm, Sigurd RanessÖns Proces, Kria. 1877. LIT: J. Louis-Jensen, Kongesagastudier, Kbh. 1977 (= Bibi Arn 32).

Pjóðólfr Arnórsson

Pinga þáttr ist eine gekürzte Fassung der —> Pinga saga. HSS: Fríssbók; Eirspennill; Jöfraskinna; Gullinskinna. ED: G. Storm, Sigurd RanessÖns Proces, Kria. 1877.

Thiódels saga (riddara) —► Tiodels saga riddara.

Þjalar-Jóns saga ist eine im 14. Jh. entstandene Saga, die zw. den Fornaldarsögur und den originalen Riddarasögur einzu­ ordnen ist. Es bestehen deutl. Zusammenhänge mit der Kon­ rads saga keisarasonar, die ihr in den HSS oft vorangeht. Der Königssohn Eirekr von Valland verliebt sich in das Bild einer Prinzessin und zieht aus, sie zu suchen; dabei begleitet ihn Jón, dessen Vater von Jarl Roðbert erschlagen wurde, der nun Jóns Schwester Marsilia denn das ist die Gesuchte -, ent­ fuhrt; Jón und Eireks können die Prinzessin und ihre Mutter befreien, und die Saga endet mit einer Doppelhochzeit. HSS: SKB perg. 6. 4to (ca. 1400, def.); AM 181 1 -m, fol (17.Jh.); ca. 35 PapierHSS. ED: Gunnlaugur Pórðarson, Sagan af Pjalar-Jóni, Rv. 1857, 219()7; L. F. TanHaverhörst, P.-J.s., Damusta saga 1, Diss. Haarlem 1939. ÜB: - (Nacherzählung inj. Glauser, Is­ land. Märchensagas, 1983). LIT: E. Kolbing, Ein Beitrag zur Kritik der romant. Sagas, (PMLA 13) 1898; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; J. Glauser, Isländ. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Pjódólfr Arnórsson ist ein is­ länd. Skalde des 11. Jh.s, der in Norwegen erst am Hofe von

Þjóðólfr ór Hvini

Magnus dem Guten (gest. 1047), dann von Haraldr harðráði (gest. 1066) tätig war; über sein Leben wissen wir wenig, obwohl von ihm über 90 Stro­ phen erhalten sind. Außer einer ganzen Reihe von Lausavisur lassen sich drei größere Ge­ dichte unterscheiden: auf Ma­ gnus den Guten hat er einen —> Magnúsflokkr verfaßt, von dem 25 Strophen im strengen Dróttkvætt bewahrt sind, auf Harald zwei Gedichte, eines im Versmaß Runhent (nur Fragm. von vier Strophen erhalten), das andere wird als Sexstefja be­ zeichnet. Alle seine Strophen zeichnen sich durch strikte Ein­ haltung des Versmaßes aus, da­ von abgesehen handelt es sich um konventionelle Hofdich­ tung, die mehr dem formalen als dem persönl. Aspekt Rech­ nung trägt. Da nach Haralds Fall bei Stamford Bridge 1066 nichts mehr von ihm berichtet wird, hat man angenommen, daß auch er dort gefallen sei. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; L. M. Hollander, The Skalds, Ann Arbor 1968; E. O. G. Turville-Petre, Haraldr ihr Hard-ruler arid his Poets, London 1968; ders., Scaldic Poetry, Oxford 1976; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983.

Pjóðólfr ór Hvini ist ein norweg. Skalde des 9. Jh.s, von dem uns außer 2 Lausavisur und dem Bruchstück eines wohl un­ echten Gedichts über Haraldr hárfagri sein genealog.-mytholog. Gedicht -» Yngiingatal und das Schildgedicht -> Haustlöng überliefert sind, die sich beide trotz aller Unter­ schiede besonders durch die schon weit entwickelte Ken-

348

ningkunst auszeichnen. Über die Person P.s selbst wissen wir nur, daß er sowohl am Hofe König Haralds hárfagri, dessen Söhne angebl. seine Ziehsöhne waren, und dem König Rögnvalds heiðumhæn, dem die Yngiingatal gewidmet ist, ge­ wirkt hat, und offenbar bei bei­ den in hohem Ansehen stand. LIT: J. de Vries, ALG 1, 21964; L. M. Hollander, The Skalds, Ann Arbor 1968.

Pjófa rimur, eine Versbearbeitung der Geschichte von Illur, Verri ok Verstur, die auf ein ausländ. Fabliaux zurückgeht. HSS: AM 604 d, 4to. ED: (nur Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1882-83; Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Pjófabragr ist ein spätma. Ge­ dicht über fünf Diebe, welches Gunni Jónsson Hólaskáld zu­ geschrieben wird. HS: Lbs 437, 8vo. ED: Jón Porkelsson, Kvœðasafn, Rv. 1922-27.

Pjóstólfs saga hamramma ist eine erst um 1772-77 von Porleifur Arason Adeldahl nach äl­ teren Vorbildern (bes. der Grettis saga) verfaßte, bzw. ge­ fälschte Saga. HSS: Kong. Bibi. Kpb. Add. 376, 4to; JS 225, 4to. ED: Guðni Jónsson, Islendinga sögur 8, Rv. 1946. LIT: P. A. Jorgensen, P.s.h., (Gripla 3) Rv. 1979 (= Rit 18).

Pokuvisur —► Þorleifs þáttr jarlaskálds.

349

Thómas diktur ist ein spätma. Gedicht über den Apostel Tho­ mas, basierend auf der -> Tho­ mas saga, dessen Ende verloren ist. HS: AM 720 a, 4to.. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, K 1938.

Thomas diktur erkibiskups ist ein spätma. Gedicht über den Hl. Thomas Becket. HS: AM 713, 4to. ED: E. Magnússon, Thomas saga erki­ biskups 2, London 1883/= Rolls Series 65,2); Jón Helgason, Islenzk miðaldakvceði 2, Kbh. 1938.

Thomas saga erkibiskups (oder Tornas s.e.) ist die Sam­ melbezeichnung für insgesamt vier ganz oder nur teilweise er­ haltene Sagas über den Hl. Thomas á Becket (gest. 1170), der bald nach seiner Heiligspre­ chung zu einem der beliebtesten Heiligen Skandinaviens und der altnord. Literatur wurde, wo­ bei das Schwergewicht der literar. Behandlung auf seinem Konflikt mit dem engl. König Heinrich II. und seinem Mär­ tyrertod durch Ermordung in der Cathedrale von Canterbury lag. Von den je zwei vollständigen und zwei fragmentar. Sagas ist die älteste (A) vollständig; sie ist eine in der zweiten Hälfte des 13. Jh.s entstandene Überset­ zung des latein. sogen. Quadrilogus, welches Material aus den Thomas viten des John von Sa­ lisbury, Alan von Tewkesbury, Herbert von Bosham und Wil­ liam von Canterbury sowie der Passio des Benedict von Peter­ borough enthält. Diese älteste

Thómas saga erkibiskups T.s.e. war die Quelle einer zweiten, Anfang des 14. Jh.s entstandenen und in der Tómasskinna ebenfalls vollständig er­ haltenen T.s.e. (B), die eine überaus geschickte Kompila­ tion verseh. Quellen darstellt, darunter auch die verlor, latein. Thomasvita des Robert von Cricklade, die in der angelsächs. Tradition sonst nur als Quelle des anglo-normann. Gedichts über den Hl. Thomas á Becket von Beneit bekannt ist. Als Verfasser dieser umfangreichen Version hat man Bergr Sokkason sehen wollen. Ebenfalls auf der verlorenen ló’ta des Robert beruhen die zwei nur fragmen­ tar. erhaltenen Versionen der T.s.e. (C und D). Daneben fin­ det sich noch eine unabhängige Anekdote über den Hl. Thomas á Becket (E). HSS: A: SKB perg. 17, 4to (13.Jh.); AM 662 b, 4to; NRA frag. 66 a - d (14. Jh.); B: GkS 1008, fol (ca. 14(X)); AM 223, fol; AM 224, fol; AM 662 a, 4to frag. I - III (14. Jh.); C: NRA frag. 67 a-d; AM 234, fol (14. Jh.); D: SKB perg. 2, fol (14. Jh.). ED; (D:) C. R. Unger, Heilagra manna søgur 2, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg. fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 (= EIM 4); (E, mit dt. Übers.;) H. Gering, Islendzk Æven tyri 1-2, 1882-82. ED & ÜB (lat.:): C. R. Unger, Thomas saga erkibyskups, Chria. 1869; (engl.:) E. Magnusson, Th.s.e. 1-2, London 187583 (= Rolls Series 65, 1.2). LIT: P. G. Foote, On the Fragmentary Text concerning St Thomas Becket in Stock. Perg. Fol. Nr. 2, (Saga-Book 15) 1957-61; LOSONP 1963; P. Hallberg, Stilsignale­ ment och forfatterskap i norrön sagalitteratur, Göteborg 1968; H. Bekker-Nielsen, T.s.e., (KLNM 18) 1974; Stefan Karlsson, Icelandic Lives of Thomas a Becket: questions of aulhorship, (Proceedings of the First Int. Saga Conference 1971) London 1973; Alfred Jakobsen, T.s.e. I — norsk eller islandsk oversettelse, (Opuscula 2,2) Kbh. 1977 (= Bibi Arn 25,2).

Thomas saga postola Thomas saga postola ist eine Apostelsaga über den Apostel Thomas, die auf einer latein. Vorlage (BHL 8136) beruht. Daneben ist in AM 672, 4to noch ein davon unabhängiger Text erhalten, der eine direkte Übersetzung der Stelle Joh. 20, 24-31 darstellt. HSS: Skarðsbók; AM 652, 4to (13. Jh). ED: C. R. Unger, Postola sögur, Chria. 1874; Ólafur Halldórsson, Sögur úr Skarðsbók, Rv. 1967; (Faks.:) D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 (= EIM 2). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LOSONP 1963.

Þórarinn loftunga (»P. LobZunge «) war ein isländ. Skalde des 11. Jh.s, der im Skáldatal als Skalde der Dänenkönige Knut dem Großen und seinem Sohn Sveinn Alfífuson genannt wird. Für Knut hat er eine -» Höfuölausn gedichtet, von der nur der Stef erhalten ist. Als Knut 1028 nach Norwegen zog, hat er dar­ über die -» Tøgdråpa verfaßt, später auf Sveinn die —► Glælognskviða; in beiden Ge­ dichten verwendet er nicht das Dróttkvætt, sondern einfachere Versmaße, was mit der Situa­ tion am engl.-dän. Hof Zusam­ menhängen könnte (Kuhn, de Vries), ist zwar denkbar, aber im Hinblick auf den von P.l. dennoch reich verwendeten Kenningschmuck nicht sehr wahrscheinlich. LIT: H. Kuhn, Westgermanisches in der an. Verskunst, (PBB 63) 1939; J. de Vries, ALG 1, 21964; K. v. See, Skalden­ dichtung, 1980.

Pórarinn Skeggjason, ein is­ länd. Skalde des 11. Jh.s, der im Skáldatal als einer der Hofskal­ den des norweg. Königs Har-

350 aldr harðráði genannt wird und von dem nur eine Halbstrophe einer Dråpa auf Haraldr erhal­ ten ist. HSS: -» Heimskringla; Fagrskinna; Morkinskinna. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 879; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Pórarinn stuttfeldr, (»P. Kurzmantel«) ein isländ. Skalde, von dem sechseinhalb Strophen seiner —» Stuttfeldardrápa im Versmaß Tøglag er­ halten sind, welche er um 1120 auf die Pilgerfahrt des Königs Sigurðr Jórsalafari verfaßt hatte. Eine Anekdote in den Königs­ sagas bringt auch einige Lausavisur und eine wohl erst sekun­ däre Erklärung seines Beina­ mens. HSS: Heimskringla; Morkinskinna; Fríssbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 965f, 1421; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet. Øvre Ervik 1982.

Pórarinn svarti Pórólfsson (Máhlíðingr) ist ein Isländer des 10. Jh.s, dem in der Eyrbyggja saga und in der Landnámabók (H 67) das als -♦ Máhlíðingarvísur bezeichnete Gedicht zugeschrieben wird, welches aber wahrscheinl. viel jünger ist. Pórarins þáttr Nefjólfssonar [1] ist eine erbauliche Ge­ schichte über einen Isländer, der im Auftrag König Olafs des Heiligen zwei Aufgaben erledi­ gen soll: erstens den ungewoll­ ten und geblendeten König

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Hrærek nach Grönland oder Is­ land zu bringen, und zweitens die Isländer dazu zu bringen, König Olaf die kleine Insel Grfmsey zu schenken. Den er­ sten Auftrag kann er ausfuhren, aber dann werden die Isländer argwöhnisch und verweigern ihm die Insel. HSS & ED: -* Heimskringla; Flateyjarbók.

Pórarins þáttr Nefjólfssonar [2] ist eine Erzählung über einen nordisländ. Bauern, der für ei­ nen norweg. Freund alle seine Vorräte opfert; dieser ersetzt ihm jedoch seinen Verlust und schenkt ihm die Hälfte seines Schiffs, mit dem die beiden nach Norwegen reisen. Dort stehen sie bei König Olaf in hohen Ehren, bis sie verleumdet werden; durch ein Gottesurteil können sie sich jedoch von allen Vorwürfen reinigen, die Ver­ leumder werden verbannt. HS: GkS.1008, fol (ca. 1400). ED: —* Olafs saga hinn mesta; FMS 5, Kph. 1830; Þorleifr Jónsson, Fjörutíu Islendinga-þættir, Rv. 1904 (= Islendinga sögur 40).

Pórarins þáttr ofsa war ein ursprünglich unabhängiger Islendingaþáttr, der jetzt nur un­ vollständig in Papier-HSS der -+ Ljósvetninga saga erhalten ist. Der Pättr beschreibt die Erschlagung Porgeirrs (eines der Helden der Fóstbræðra saga) durch den Titelhelden, wobei er nicht nur diese Saga, sondern auch die jetzt verlorene *Esphælinga saga verwendete; er kannte offenbar auch die von Pormóðr verfaßte Porgeirsdräpa und die Grettis saga, der

Þorbjörn hornklofi P.þ.o. ist also wohl erst Anfang des 14. Jh. entstanden. HSS: In den von AM 162 C, fol abhängi­ gen Papier-HSS der Ljósvetninga saga. ED: Björn Sigfússon, Ljósvetninga saga, Rv. 1940 (= IF 10).

Pórarins þáttr stuttfeldr ist eine kurze Episode über den norweg. König Sigurðr Jórsalafari und den Skalden Pórarinn stuttfeldr, in dem sein Spitz­ name erklärt wird: als ihn eines Abends der König und seine betrunkenen Gefolgsleute in ei­ nem kurzen Mantel sehen, nen­ nen sie ihn stuttfeldr »Kurz­ mantel «. HSS: Morkinskinna; Hulda; Hrokkinskinna. ED: -> Morkinskinna; FMS1, Kph. 1832; Porleifr Jónsson, Fjörutiu Islendingaþættir, Rv. 1904 (= Islendinga sögur 40).

Porbjamar saga ok Hávarðar hins halta —► Hávarðar saga Isfirðings. Þorbjörn dísarskáld (»der Skalde der Disen «) ist ein isländ. Skalde aus der zweiten Hälfte des 10. Jh.s, von dem außer ei­ nem ganz unbest. Strophenfrag­ ment nur knapp eineinhalb Stro­ phen eines Gedichts auf Thor erhalten sind. Der Beiname deu­ tet aber darauf hin, daß er auch noch andere mytholog. Dich­ tungen verfaßt hat, davon vermutl. eines auf die Disen, weibl. Gottheiten. HSS, ED, ÜB: -> Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 428.

Porbjörn hornklofi (oder nur Hornklofi » Hornklaue «) ist ei­ ner der Skalden König Haralds

Þorbjörn skakkaskáld

hárfagri zu Ende des 9. und An­ fangs des 10. Jh.s; ihm wird außer einer Lausavisa üblicher­ weise das Preislied -» Haraldskvæði (auch Hrafnsmäl genannt) und die -> Glymdrápa zuge­ schrieben. Während die Haraldskvæöi noch in einem vorskald., der Atlakvida nahestehenden Versmaß abgefaßt ist, wird die Glymdrápa bereits den streng­ sten Anforderungen der Dróttkvætt-Dichtung gerecht, zeigt aber dennoch formale Pa­ rallelen zur Heldendichtung des eddischen Typs. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, z1920; J. de Vries, ALG 1, 21964; E. O. G. TurvillePetre, Scaldit Poetry, Oxford 1976.

Þorbjörn skakkaskáld, ein isländ. Skalde des 12. Jh.s, von dem wir nur drei Strophen sei­ ner -> Erlingsdrápa kennen; auch im Skáldatal wird er als einer der Hofskalden des Lade­ jarls Erlingr skakki genannt, und von diesem hat er auch den Beinamen.

*Pórðar saga Gellis ist eine nicht erhaltene Saga, die aber in der Landnámabók (Sturlubók) erwähnt wird. Þórðar saga hreðu. Es sind zwei nachklass. Isländersagas aus der Zeit um 1350 über einen norweg. Siedler in Island na­ mens Pórðr hreða (» Streit«) er­ halten, deren Verhältnis zuein­ ander nur schwer bestimmbar ist. Von einer Version (Brot af P.s.h.) ist nur der Beginn und das Ende in Fragm. der Vatnshyrna bewahrt; der Verfasser

352 dieser Saga benutzte offenbar die Landnámabók, Königssagas und die Laxdæla saga. Die Saga endet mit Genealogien, die bis zu Jón Häkonarson herunter­ fuhren, für den die Vatnshyrna geschrieben wurde. Die andere Version, die voll­ ständig erhalten ist, handelt hauptsächl. von einer langwie­ rigen Familienfehde zw. Pórðr und Miöfjaröar-Skeggi, dessen Sohn Eiðr Pórðr aufzog und dessen Loyalität somit zw. Va­ ter und Ziehvater geteilt ist; diese Version weist Einflüsse der Njäls saga auf. HSS: (fragm. Fassung:) AM 564 a und b, 4to; AM 486, 4to; AM 475, 4to. (vollst. Fassung:) AM 551 d ß, 4to (ca. 1400); AM 471, 4to; AM 586, 4to; SKB perg 8, 4to; AM 152, fol. ED: (vollst. Fassung): Nockrer Marg-Frooder Søgu-Pætter Islendinga, Hoolar 1756; Guðbrandr Vigfússon, Bárðar saga Snafellsáss....... Kjbh. 1860 (— Nordiske Oldskrifter 27); (beide Fassungen:) Jo­ hannes Halldórsson, Kjalnesinga saga, Rv. 1959 (= ÍF 14). ÜB: W. H. Vogt, F. Fischer. Fünf Ge­ schichten aus dem westl. Nordland. 1914, 21964 (= Thule 10); W. Baetke, Thords Pflegesohn, 1927 (= Bauern und Helden 7). LIT: F. Jönsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn M. Olsen, Um Islendinga sogar, Rv. 1937-9.

Pórðar saga kakala war ursprüngl. ein eigenständiges Werk, ist aber nur als Teil der —> Sturlunga saga erhalten; der Beginn der Saga ist verloren, und es ist unsicher, wieviel von ihrem Ende als Zusätze in Stur­ las islendinga saga erhalten ist. Der Verfasser ist unbekannt, aber die Saga muß vor 1271 entstanden sein. Der Autor ver­ wendete mündl. Informationen sowie Gedichte von Ingjaldr

353

Geirmundarson (Atlöguflokkr, Brandsflokkr) und Skáld-Hallr (Brandsdrápa). Die Þ.s.k. ist eine wichtige Quelle für die isländ. Geschichte von 1242 bis 1249, wobei besonders die Schilderung der Seeschlacht Flóabardagi im Jahre 1244 be­ merkenswert ist. HSS, ED, ÜB: -> Sturlunga saga.

Pórðarbók ist eine von Pórðr Jónsson von Hitardal (1609— 1670) kompilierte nachma. Fas­ sung der -> Landnámabók.

♦Pórdísar þáttr ist eine nicht erhaltene Erzählung aus dem 14. Jh., die Informationen über Grönland enthielt, weswegen sie Björn á Skarðsá in seinen Grænlandsannáll erwähnt. LIT: Ólafur Halldórsson, Granland í miðaldaritum, Rv. 1979.

Pórðr Kolbeinsson, der Vater des wesentl. begabteren und be­ rühmteren Skalden Arnörr Pórðarson Jarlaskáld, war ein isländ. Skalde, von dem außer einigen Lausavisur die Reste zweier Fürstengedichte erhalten sind. Von seiner —> Belgskakadräpa auf den norweg. Jarl Ha­ kon ist sehr wenig bewahrt, von der aufjarl Eirikr gedichte­ ten -> Eiríksdrápa 14 Strophen. Während diese Preislieder recht konventionell und kaum be­ merkenswert sind, zeigen seine Lausavisur mehr Eigenständig­ keit. Über das Leben des Skal­ den finden sich in der Bjarnar saga Hítdælakappa einige uner­ freuliche Angaben, die aber nicht unbedingt histor. richtig sind.

Porgeirr Danaskáld LIT: H. Gering, Beiträge zur kritik und erklärung skald, dichtungen, (ZfdPh 44) 1912; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976.

Pórðr Narfason -> Sturlunga saga.

Pórðr Særeksson (oder Sjáreksson), ein isländ. Skalde im 11. Jh., von dem uns neben vier Lausavisur nur eine einzige Strophe seiner Róðudrápa (»Kreuzgedicht«) auf den Hl. Olaf und vier Strophen eines Gedichts auf den als Gefolgs­ mann König Hakons des Guten 961 gefallenen Pörälfr Skolmsson (Pórálfsdrápa) erhalten sind. HSS: -* Heimskringla; Flateyjarbók; Bergsbók; Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1. 1946. LIT: E. A. Kock, NN 807, 1086, 1124, 1131f, 1737; J. de Vries, ALG 1.21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Porfinns saga Karlsefnis -> Eiriks saga rauda.

Porfinnsdrápa, ein Gedicht des Skalden —> Arnörr Pöröarson jarlaskáld, das er auf den Orkadenjarl Porfinnr Siguröarson (gest. 1064) verfaßt hat und von dem 25 Strophen und Halbstrophen erhalten sind. HSS: -» Orkneyinga saga; -» Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 806, 824—836, 964; B. Fid­ jestøl, Det norrønefyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Porgeirr Danaskáld ist ein Skalde, der im Skäldatal als ei­ ner der Hofdichter des Dänen-

Porgeirs saga goða königs Waldemar Knútsson (gest. 1182) erwähnt wird; von seinen Gedichten ist jedoch nichts erhalten.

Porgeirs saga goða, Guðmundar rika ok Porkels háks -> Ljósvetninga saga. Porgeirs saga Hávarssonar ok Pormóðar Kolbrúnarskálds -» Fóstbrœðra saga.

Þorgeirsdrápa ist ein Preisge­ dicht des isländ. Skalden -> Pórmóðr Bersason Kolbrünarskáld auf seinen gefallen Schwurbruder Porgeirr Hävarsson. Die 15 in der Fóstbrœðra saga erhaltenen Strophen be­ richten ausschließl. von den verseh. Totschlägen, die dieser »Held« begangen hatte. Daß die Strophen wohl echt, jeden­ falls aber älter als die Föstbrœðra saga selbst sind, beweist die Tatsache, daß der Sagaautor das Gedicht z. T. mißverstan­ den hat. HSS, ED, ÜB: -> Fóstbrœðra saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: K. H. Gaertner, Zur Fóstbræðra saga. I. Teil. Die Visur, (PBB 32) 1907; F. Jónsson, Sagaernes Lausavísur, (ANOH) 1912; ders., Pormóðr Kolbrúnarskáld, (APhSc 7) 1932/33); B. M. Olsen, Um islendingasögur, Rv. 1937-39 (= SSI 6,3); E. A. Kock, NN 687-700, 1223, 1855, 1984-1989; Jónas Kristjánsson, Um Fóstbraðrasögu, R v. 1972 (= Rit 1).

*Porgils saga Höllusonar ist eine verlor. Isländersaga, die in der Laxdoela saga (Kap. 67) er­ wähnt wird. LIT: J. Jesch, Two Lost Sagas, (SagaBook 21) 1982-83.

Porgils saga Örrabeinsstjúps -» Flóamanna saga.

354 Porgils saga ok Hafliða war ursprüngl. eine eigenständige, früh im 13. Jh. (nach Olsen zw. 1202 und 1238) entstandene Saga, die nur als Teil der -> Sturlunga saga erhalten ist. Sie behandelt die Fehde zw. den beiden Goden Porgils Oddason von Staðarhóll und Hafliði Másson von Breiðabólsstaðr, die von 1117 bis 1121 dauerte. Die Saga ist stilist, uneinheitlich, enthält aber einige ausgezeich­ nete Szenen, z.B. die bekannte Beschreibung der Hochzeit auf Reykhólar 1119, bei der Hrólfr von Skälmarnes die Gäste mit einer selbst verfaßten Fornaldarsaga unterhielt (-» Sagnaskemmtun), oder mit der Be­ schreibung von Porgils Ritt zum Althing im Sommer 1121 und der darauffolgenden Ver­ söhnung. HSS: -> Sturlunga saga. ED: Halldór Hermannsson, The Saga of Thorgils and Hafliði (P.s.o.H), Ithaca 1945 (= Islandica 31); U. Brown, P.s.o.H., Oxford 1952; -» Sturlunga saga. ÜB: -» Sturlunga saga. LIT: M. Olsen, En islandsk fornaldarsaga hevidned ar 1120, (MoM) 1939; P. G. Foote, Sagnaskemmtun: Reykholar 1119, (Saga-Book 14) 1953-57; Hermann Palsson, Sagnaskemmtun Islendinga, Rv. 1962; J. de Vries, ALG 2, 21967; Jakob Benediktsson, P.s.o.H., (KLNM 20) 1976.

Porgils saga skarda, eine fragmentar. erhaltene Samtíðarsaga, ist eine erstaunl. detailreiche Biographie von Porgils Böövarsson (1226—1258), des Nef­ fen von Sturla Pöröarson, über den Sturla zwei Gedichte ver­ faßt hatte. In seinen sechs letz­ ten Lebensjahren war Porgils, der sich durch Willenskraft, Ar-

355 roganz und Mut auszeichnete, einer der energischsten Vertre­ ter der Anliegen König Hakon Hakonarsons in Island. — Die P.s.s. wurde vermutl. von Porgils’ Schwager Pórðr Hitnesingr in der Zeit zw. 1275 und 1280 verfaßt. HSS: nur fragm. in NRA 65, 4to; ge­ kürzt in der Reykjafjarðarbók der Sturlunga saga. ED u. ÜB: —* Sturlunga saga. LIT: J. de Vries, ALG 2, i1967; Jakob Benediktsson, P.s.s., (KLNM 20) 1976.

Porgilsdrápa ist eine von Sturla Póröarson verfaßte Erfidrápa im Dróttkvætt über sei­ nen Verwandten Þórgils skarði (gest. 1258), von der aber nur drei Strophen erhalten sind. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: E. A. Kock, NN 1348, 1835, 2284.

Porgrfms saga konungs (ok kappa hans) ist eine den Fornaldarsögur nahestehende junge originale Riddarasaga, in der es um die Rettung zweier von Rie­ sen entführten Prinzessinnen geht. HSS: Lbs 661, 4to; JS 340, 4to. ED: H. Erlendsson, E. Porðarson, Fjórar Riddarasögur, Rv. 1852; Sagan af Porgrimi kóngi og köppum hans, [EyrarbakkiJ 1911.

Porgrims saga prúða ok Viglundar væna -> Viglundar saga og Ketilríðar.

Porgrims þáttr Hallasonar ist ein vermutl. im 13. Jh. ent­ standener Islendingaþáttr, der von Rache und Vergeltung handelt; der Isländer Porgrimr wird in Norwegen verspottet und gedemütigt, bis er seinen Beleidiger erschlägt, wird aber

Póris rímur háleggs

selbst als nächster getötet, wo­ rauf ihn sein Freund rächt; erst die Ankunft König Magnus des Guten beendet die Kette der Vergeltungen. HSS: Hulda; Hrokkinskinna. ED: Porleifr Jónsson, Fjörutiu Islendingaþffttir, Rv. 1904 ( — Islendinga sögur 40); Guðni Jónsson, Islendinga þættir, Rv. 1935; Jónas Kristjánsson, Eyßrdinga SQgur, Rv. 1956 (= ÍF 11). ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928 (= Thule 17).

Pórgrímsþula ist ein Gedichtfragm. von vier Strophen, in dem die Namen berühmter Pferde und Rinder aufgezählt werden und das in der Snorra Edda zitiert wird; der Name des Verfassers war wahrscheinl. Pórgrímr. HSS & ED: —» Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1912; E. A. Kock, Skai. 2, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 2157f.

Pórhalls þáttr knapps (»Ge­ schichte von Thorhail Knopf«) ist eine Erzählung über einen Aussätzigen in Nordisland, der eines Nachts von einem glänzen­ den Ritter träumt, der ihm verrät, wie er gesund werden könne: er müsse den heidn. Tempel zerstören, bei seinem Hof eine Kirche bauen und sich zum Christentum bekehren. Er tut, wie ihm geheißen, und wird bei seiner Taufe gesund. HSS & ED: Flateyjarbók (Ólafs saga Tryggvasonar hinn mesta). ED: Porleifr Jónsson, Fjörutiu lslendingaþcettir, Rv. 1904 (= Islendinga sögur 40).

Þórhalls þáttr ölkofra -> Ölkofra þáttr.

Póris rímur háleggs, eine im 16. Jh. entstandene Versbear-

Póris saga Víkingssonar beitung einer ansonsten unbe­ kannten Geschichte. HSS: SKB 23, 4to; AM 616 b, 4to. LIT: E. Kolbing, Beitr. zur vergl. Gesch. der romant. Poesie und Prosa irn Ma., 1876; Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; . Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Póris saga Vikingssonar ist eine der Fornaldarsögur nach­ empfundene, erst im 19. Jh. ent­ standene märchenhafte Saga. HSS: Lbs 2082, 8vo.

Póris þáttr hasts (ok Bárðar birtu) ist eine Ende des 17. Jh. von Jón Þorláksson (-> Ärmanns saga og Porsteins gála) verfaßte fiktive Erzählung über einen Vater und seinen Sohn zur Zeit von Islands Christiani­ sierung. HSS: AM 551 d, 4to; Rask 33 (17. Jh.). ED: Porleifur Jónsson, Páttr af Póri hast ok Bárði birtu, Kph. 1874; Guðni Jónsson, Islendinga sögur 8, Rv. 1947.

Porkell Gislason, isländ. Skalde des 12. Jh.s, Verfasser der -» Búadrápa. Porkell hamarskáld (»Þ. Hammer-Skalde«), ein isländ. Skalde des 12. Jh.s, von dem außer zwei Lausavisur noch fünf Strophen einer Dråpa auf den norweg. König Magnus Barfuß (gest. 1103) erhalten sind. HSS: Morkinskinna; Fríssbók; -* Orkneyinga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 1150; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Porkell Skallason, isländ. Skalde des 11. Jh.s, von dem

356 nur zwei Strophen seines Valþjófsflokkr erhalten sind, den er bald nach 1066 auf den Jarl Valþjófr, einen Bruder des engl. Königs Haraldr Guðinason gedichtet hat; eine Strophe behandelt die Schlacht von Ha­ stings, die andere Valþjófs Tod. HSS: Fagrskinna; -» Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 2, 1946. LIT: F. jónsson, Litt.hist. 1, 21920; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet. Øvre Ervik 1982.

Porkels saga aðalfara ist eine im 19. Jh. verfaßte isländ. Bear­ beitung der Reisen des Thorkillus in Buch 8 von Saxos Gesta Danorum und überschneidet sich mit der ebenfalls jungen —> Gorms saga gamla. HS: Lbs 1494, 4to. LIT: R. Power, Saxo in Iceland, (Gripla 6), Rv. 1984 (= Rit 28).

Porláks biskups jartegnabók —> Jartegnabók Porláks helga. Porláks saga biskups hin elzta -> Porlåks saga biskups hins helga.

Porlåks saga biskups hin ýngri -> Porlåks saga biskups hins helga.

Porlåks saga biskups hins helga ist die Biographie des 1133 geborenen Porlákr Pórhallsson, Bischof von Skálholt von 1178 bis zu seinem Tod 1193. Die Geschichte seines Le­ bens ist in drei Fassungen erhal­ ten. Die älteste Version (A, P.s.b.h.h. hinn elzta) wurde nicht lange nach der Heiligspre­ chung Porlåks 1199 am Beginn des 13. Jh.s verfaßt; diese Ver-

357 sion ist eine konventionelle Heiligenbiographie, die sich kurz mit Porläks Jugend und Erziehung (erst in Oddi, dann in Frankreich und England) be­ faßt, dann sein Leben als Prie­ ster in Kirkjubær, als Prior und später Abt im Augustinerklo­ ster Pykkvibær beschreibt und dann ausfiihrl. auf seine Bi­ schofsweihe eingeht; im Ge­ gensatz zu Sagas anderer isländ. Bischöfe tritt hier seine admi­ nistrative Rolle als Bischof ganz in den Hintergrund, während sein relig. Leben und sein Alltag breiteren Raum einnehmen. Sein Tod und Begräbnis wird ausfiihrl. besprochen, wobei so­ gar ein Teil von Gizurr Hallssons Grabrede zitiert wird. Die ursprüngl. Saga endete hier mit Kap. 19, aber später wurden noch neun Kapitel angefugt, welche sich mit seinen Wun­ dern und seiner Überführung beschäftigen. Die zweite Fassung (B, P.s.b.h.h. hinn yngri) dürfte um die Mitte des 13. Jh.s unter Verwendung der Version A und weiterer Quellen entstan­ den sein und enthält als Erwei­ terungen u.a. einen Prolog und den sogen. -> Oddaverja þáttr. Die jüngste Fassung (C) stimmt vorwiegend mit A überein, ent­ hält jedoch auch den Oddaverja þáttr. Von einer am Beginn des 13. Jh.s enstandenen latein. Vita sind nur Fragm. erhalten. Vgl. auch —► Jartegnabók Porláks helga. HSS: A: SKB perg. 5, fol; B: AM 381, 4to; C: AM 219, fol; AM 379, 4to; AM 380, 4to; AM 382, 4to.

Porleifr jarslaskáld ED: Biskupa sögur 1, Kph. 1856; Jón Helgason, Bysleupa sögur 2, Kbh. 1976 ( = EA A 13,2); (Faks.:) Stefan Karlsson, Sa­ gas of Icelandic Bishops, Cph. 1967 ( = EIM 7). ÜB: W. Baetke, Islands Besiedlung und älteste Gesch., 1928, 21967 (= Thule 23) [Kap. 19-21 u. 23-24 aus Fassung Cj. LIT: G. Turville-Petre, Origins of Icelan­ dic Literature, Oxford 1953 21975; Jón Böðvarsson, Munur eldri og yngri gerðar Porlákssögu, (Saga 6) 1968; Jón Helgason, P.s.h., (KLNM 20) 1976.

*Pórlaugar þáttr ist die nicht mehr erhaltene Geschichte von Pórlaug, der Tochter von Víga-Glúmr (—» Víga-Glúms saga), die erst Víga-Skútu, den Helden der Reykdæla saga, dann Arnórr kerlingarnef (-♦ Arnórs þáttr kerlinganefs) hei­ ratete; die Existenz dieses P.þ. läßt sich aus Kap. 16 der VigaGlúms saga und Kap. 23f der Reykdæla saga schließen. LIT: Björn Sigfússon, Ljósvetninga saga, Rv. 1940 (= IF 10).

Porleifr Rauðfeldarson jarlaskáld war ein isländ. Skalde in der zweiten Hälfte des 10. Jh.s, der seinen Beinamen vom dän. König Sven Gabelbart nach seinem Abenteuer mit dem Ladejarl Hakon bekam, so die im -» Porleifs þáttr jarlaskälds gegebene Erklärung. In Wirklichkeit hat P.R.j. viel­ leicht viel länger an Jarl Hakons Hof gewirkt. Dafür sprechen die eineinhalb erhaltenen Stro­ phen einer Dråpa auf Jarl Hå­ kon; sonst sind von seinen Wer­ ken nur der Refrain einer angebl. ursprüngl. 40 Strophen umfassenden Dråpa auf Sven Gabelbart, sechs Lausavisur und eine »magische « Spottstrophe gegen Jarl Hakon erhalten.

Þorleifs þáttr jarlaskálds HSS: Flateyjarbók; -> Olafs saga Tryggvasonar; -» Dritter gramm. Traktat. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928 (= Thule 17). LIT: J. de Vries, ALG, 2 1964-67; B. Almquist, Norrön niddiktning 1. Nid mot jurstar, Sthm. etc. 1965; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Þorleifs þáttr jarlaskálds ist ein Islendingaþáttr über die Streitigkeiten zw. dem Titel­ helden und Jarl Håkon von Norwegen, der sich durch Porleifr beleidigt fühlt und deswe­ gen dessen Gefährten erschla­ gen läßt. Der Skalde entkommt nach Dänemark an den Hof Sveinn Gabelbarts, kehrt aber später in Verkleidung zu Jarl Håkon zurück und trägt dort die Pokuvisur (»Nebel­ weisen «) und ein Spottgedicht auf den Jarl vor, » bei dessen letzten Drittel alle Waffen in der Halle ohne menschl. Zutun lebendig wurden und viele tö­ teten; der Jarl selbst fiel in Ohn­ macht.nach dieser Rache kehrt Porleifr nach Island zu­ rück, aber der Jarl schafft aus dem Herzen eines Toten und einem Holzklotz eine Art von Golem, den er nach Island schickt und den Skalden töten läßt.- Die um 1300 verfaßte Er­ zählung hat Parallelen in der Mágus saga jarls und der Bósa saga, und beruht möglicher­ weise auf einer heute verlor. Version der Svarfdæla saga. HS: Flateyjarbók. ED: Jónas Kristjánsson, Eyfirðinga sqgur, Rv. 1956 (= ÍF 9); N. Österholm, P.þ.j., Stockholm 1987. ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928 (= Thule 17).

358 Porleikr fagri (»Þ. der Hüb­ sche «) war ein isländ. Skalde im 11. Jh., der im Skäldatal als Dichter des Dänenkönigs Sveinn Úlfsson genannt wird, und von dem recht verstreut 13 Strophen und Halbstrophen ei­ nes Flokkr auf Sveinn überlie­ fert sind, die aber nicht unbe­ dingt wirkl. alle zu diesem Ge­ dicht, das sich in seinem Kenningreichtum an die Skalden des vorhergehenden Jh.s an­ lehnt, gehört haben müssen, was vor allem für die nur in der Snorra Edda überlieferten Halbstrophen gilt. HSS: Morkinskinna; Fagrskinna; -* Heimskringla; Knýtlinga saga; -» Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT; E. A. Kock, NN 878, 1232, 1373, 1421,2123; J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet. Øvre Ervik 1982.

Pormóðar þáttr ist ein Islendingaþáttr über einen der beiden Schwurbrüder der — Snorra Edda. ED: T. Wisén, Carmina Norræna, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 443-469, 2249-2255, 2446; K. Reichardt, Die Thórsdrápa des Eilífr Goðrúnarson: Textinterpretation, (PMLA 63) 1948; V. Kiil, Eilífr Goðrúnarsons P., (ANF 71) 1956; H. Lie, P, (KLNM 20) 1976; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983; R. Frank, Eilífr Goðrúnarson, (DicMA 4) 1984; dies., Hand tools and power tools in Eilifr’s P., (Structure and Meaning in Old Norse Literature) Odense 1986.

Þórsdrápa (2) ist ein mytholog. Skaldengedicht des Islän­ ders —> Eysteinn Valdason, von dem Snorri drei Halbstrophen in seiner Edda zitiert und als Quelle verwendet hat; der Rest des Lieds, dessen zentrales Thema Thors Fischfang war, ist verloren. HSS, ED, ÜB: -> Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912. LIT; E. A. Kock, NN 318, 421.

Porskfirðinga saga -» GullPoris saga. Pórsnesinga saga byggja saga.

->

Eyr-

Porsteins draumr SíðuHallssonar -> Draumr Por­ steins Síðu-Hallssonar. Porsteins draumr Porvarðssonar —» Kumlbúa þáttr.

Porsteins rímur á Stokkseyri, eine fragmentar. Versbe-

361

Porsteins saga__

arbeitung aus dem 15. Jh. einer sonst unbekannten Aschenbrö­ delerzählung.

Väpnftröinga saga, zu der die P.s.h. wohl eine Einleitung sein sollte.

HSS: AM 603, 4to. ED u. LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i del 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888.

HSS: Nur junge Papier-HSS: AM 156 fol, AM 158 fol, AM 496, 4to. ED: Jakob Jakobsen, Austfirðinga sqgur, Kbh. 1902-03 (= SUGNL 29); Jón Jóhannesson, Austfirðinga sQgur, Rv. 1950 (= I* WÜB: G. Neckel, Sieben Geschichten von den Ostlandfamilien, 1934 (= Thule 12). LIT: Finnur Jónsson, Litt.hist. 2, Kbh. 21923; J. de Vries. ALG 2, 21967; Jakob Benediktsson, P.s.h.. (KLNM 20) 1976.

Porsteins saga Geirnefjufóstra ist eine vermutl. erst im 18. Jh. verfaßte Saga im Stil der Fornaldarsögur. HSS: BM Add. 11.109; Lbs 2474, 4to (ca. 1720); ca. 15 HSS des 19. Jh.s. ED: Guðni Jónsson, Islendinga sögur 8, Rv. 1947.

Porsteins saga hvita ist eine Isländersaga, die als Grund­ thema ein Dreiecksverhältnis hat, wie wir es auch aus der Laxdoela saga, der Bjarnar saga Hítdœlakappa und der Gunnlaugs saga Ormstungu kennen: Porstein fagri ist mit der Nach­ barstochter Helga verlobt, als er nach Norwegen reist, ver­ spricht sie, auf ihn zu warten. In Norwegen wird er krank, sein Reisegefährte Einar verspottet ihn und erzählt nach seiner Rückkehr in Island, daß Porsteinn kaum gesund werden würde; dann besticht er Leute, damit sie Porsteins Tod berich­ ten, und hält um Helga an, die ihn nach verschiedenen Ein­ wänden auch nimmt. Als Porsteinn gesundet nach Island zu­ rückkehrt, erschlägt er Einar. Porgils, der Sohn des alten und blinden Titelhelden Porstein hviti, versucht Einar zu rächen, kommt aber beim Versuch um, und die zwei Namensvettern versöhnen sich schließlich. Der Autor der im 13. Jh. entstande­ nen Saga stützt sich vor allem auf die Landnámabók und die

♦Porsteins saga Kuggasonar war wohl nie eine eigene Saga, auch wenn man sie als Quelle der Bjarnar saga Hítdœlakappa postuliert hat (Nordal). LIT: S. Nordal, Borgfirðinga sqgur, Rv. 1938 (= ÍF 3); J. Jesch, Two Lost Sagas, (Saga-Book 21) 1982/3.

Porsteins saga Síðu-Hallssonar ist eine Mitte des 13. Jh. entstandene Isländersaga, die nur unvollständig erhalten ist; der Beginn und der Text einer Lücke gegen Ende sind verlo­ ren. Die Saga spielt im 11. Jh.; das erste erhaltene Stück er­ zählt, wie der Gode Porsteinn nach den Orkaden und Irland reist (und später an der Schlacht von Clontarf in Irland teil­ nimmt) und seine Godenwürde inzw. Pórhaddr übergibt, der sie allerdings nach seiner Rück­ kehr nicht mehr zurückgeben will (ähnl. wie Óspakr in der Bandamanna saga). Dazu ge­ zwungen, verbreitet er Ge­ rüchte über Porsteins angebl. Perversion. Obwohl das ent­ sprechende Stück verloren ist, wissen wir aus der islendinga dråpa, daß Porsteinn Pórhaddr dann tötet; vorher berichtet die

Porsteins saga Víkingssonar

362

Saga aber noch eine ganze Reihe von Pórhadds Träumen, die alle seinen schlechten Cha­ rakter illustrieren; das zweite Fragment erhält das Ende und besteht aus Genealogien, die Síðu-Halls Nachkommen bis ins 12. und 13. Jh. aufzählen, einschließlich des Hl. Jón, Bi­ schofs von Hoiar (gest. 1121). Der Autor der P.s.S. hat offensichtl. die verlor. *Brjáns saga verwendet, dagegen dürfte ein Hinweis auf die jüngere Njáls saga eine spätere Interpolation sein; andererseits hat die P.s.S. wohl die Bandamanna saga be­ einflußt. Vgl. -» Draumr Por­ steins Siöu-Hallssonar.

schaft der Väter kommt es zu einer blutigen Fehde zw. den Söhnen, die nur Thorstein und Njörfis Sohn Jökull überleben. Die vorwiegend durch das Mo­ tiv der Rache (wie in den mei­ sten Islendingasögur) und nicht durch ein Brautwerbungsmotiv (wie in den meisten anderen Fornaldarsögur) getriebene Handlung ist durch zahlr. phantast. Märchenmotive (magische Waffen, das Wunderschiff Elliöi, Zauberer, hilfreiche Zwerge, Verwandlungen) und wechselnde Schauplätze in Nord- und Westeuropa ange­ reichert.

HSS: JS 435, 4to; AM 142, fol. ED: T. Möbius, Sagan af Porsteini SíðuHallssyni ..., 1859; ders., Analecta norrœna, 1859; K. Gislason, 44 Prøver, Kjbh, 1860; Jakob Jakobsen, Austßrdinga sQgur, K 1902-03bh. (= SUGNL 29); Jón Jóhannesson, Austßröinga sqgur, Rv. 1950 (= ÍF 11); A. Loth, Membrana Regia De­ perdita, Kbh. 1960 (= EA A 5). ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910; G. Neckel, Sieben Geschichten von den Ostland­ familien, 1934, 21965 (= Thule 12). LIT: H. Magerøy, Studiar i Bandamanna saga, Kbh. 1957 (= BiblAm 18); J. de Vries, ALG 2, 21967; M. Scovazzi, I sogni di Porstein ßglio di Síðu-Hallr, (Acme 23) 1970; Jakob Benediktsson, P.s.S., (KLNM 20) 1976.

Porsteins saga Vikingssonar ist eine um 1300 entstandene Fornaldarsaga, deren Protago­ nist der Vater des Helden der -» Friðþjófs saga frækna ist. Nach einer genealog. Einleitung wer­ den erst die Abenteuer von Thorsteins Vater Vikingr und dessen Blutsbruder Njörfi er­ zählt, von denen jeder neun Söhne hat. Trotz der Freund­

HSS: AM 152 fol; AM 579, 4to; BM Add. 4875. ED: FAS1 2; FAS2 2; FAS 3 2; ED + ÜB (lat.:) [O. Rudbeck), Sagan af Porsteine Wijkings Syne, [Upsala 1697]; (schwcd.:) J. J. Reenhielm, Thorstens Viikings-sons saga på Gammal Göthska ..., Upsala 1680. ÜB: (engl.:) R. B. Anderson, J. Bjarnason, Viking Tales of the North, Chicago 1877, Reprint 1889. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; A. van Nahl, Originale Riddarasögur, 1981.

Porsteins þáttr Austfirðings (»Geschichte von Thorstein aus den Ostfjorden«) ist ein aus dem 13. Jh. stammender Pättr, der von einem Isländer erzählt, der eine Pilgerfahrt nach Rom unternimmt und auf dem Weg in Dänemark einen Fremden vor einer Übermacht von Fein­ den rettet; als er auf der Rück­ fahrt diesen »Styrbjörn « am norweg. Hof besuchen will, gibt es dort niemanden dieses Namens und er wird von den Höflingen verspottet, bis sich herausstellt, daß er König Magn-

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ús selbst das Leben gerettet hat. Vom König reichlich be­ lohnt, kehrt der glückliche Þor­ steinn nach Island zurück. Ähn­ liches Glück hat der Pilger im -> Auðunar þáttr Vestfirðings. HSS: AM 562 i, 4to; AM 496, 4to. ED: Jón Porkelsson, Sex söguþattir, Rv. 1855; Porleifur Jónsson, Fjörutiu blend­ inga Þœttir, Rv. 1935; Guðni Jónsson, Islendinga þœttir, Rv. 1935; Jón Jóhannesson, Austfirðinga sygur, Rv. 1950 (= ÍF H). ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17). LIT: Hermann Pálsson, Early Icelandic imaginative literature, (Medieval Narra­ tive. A Symposium) Odense 1979.

Porsteins þáttr bæjarmagns (»Geschichte von Thorstein Haushoch«) heißt eine kurze im 14. Jh. entstandene Fornaldarsaga über Thorstein, einen Gefolgsmann des norweg. Kö­ nigs Olaf Tryggvason, der so groß war, daß er kaum in Häu­ ser paßte. Der Held erlebt ei­ nige phantast. Abenteuer, die sich im sagenhaften Polarland Glæsisvellir abspielen, wo er mit Hilfe drei magischer Ge­ genstände dem König Gud­ mund hilft, seinen Widersacher Geirröör (bekannt auch aus Snorri und Saxo als Gerruthus) zu bezwingen. Auf dem Rück­ weg kann er den Jarl Agöi von Grundir töten, aber als er später von Gudmund dessen Land be­ kommt, erscheint Agöi als le­ bender Toter, bis ihn Thorstein mit dem Kreuz bannen kann und glückl. nach Norwegen zu König Olaf zurückkehrt. HSS: AM 510, 4to; Rask 32, fol. F.D: FMS 3; FAS3 3.

Porsteins þáttr skelks ÜB (engl.:) J. Simpson, The Northmen Talk, London 1965; H. Pálsson, P. Ed­ wards, Gautrek’s Saga and other medieval tales, London 1968; dies., Seven Viking Romances, Harmondsworth 1985. LIT: J. Simpson, Otherworld Adventures in an Icelandic Saga, (Folklore 77) 1966; M. Ciklamini, Journeys to the Giant-Kingdom, (SS 60) 1968.

Porsteins þáttr forvitna ist ein Islendingaþáttr, in welchem König Harald haröräöi einen Is­ länder für seine Neugier be­ straft, indem er ihm eine (fast) unmögliche Aufgabe stellt, die der Isländer mit der Hilfe des Hl. Olaf und eines Einsiedlers bewältigt. HS: Flateyjarbók. ED: Guðni Jónsson, Islendinga þættir, Rv. 1935. ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17).

Porsteins þáttr Siöu-Hallssonar ist ein Islendingaþáttr, in welchem Þorsteinn (—> Por­ steins saga Siöu-Hallssonar, -» Draumr Porsteins Siöu-Hallssonar) den Zorn König Ma­ gnus’ des Guten erweckt; Einar Pambarskelfir aber setzt sich für Þorsteinn ein und kann den König beruhigen. HS: Flateyjarbók. ED: Finnur Jónsson, Morkinskinna, Kbh. 1932 (= SUGNL 53); T. Ulset, Utvalgte þœttir fra Morkinskinna, Oslo 1978 ( = Nordisk Filologi).

Porsteins þáttr skelks (»Ge­ schichte vom ängstlichen Thqrstein«) ist ein eigenartiger Islendingaþáttr, in dem der Held in Norwegen eines Nachts ei­ nen geradewegs aus der Hölle kommenden Teufel trifft, der ihm die Qualen von Haraldr

Porsteins þáttr sögufróða Hilditönn, Sigurðr Fáfnisbani und Starkaðr beschreibt. HS: Flateyjarbók. ED: FMS 3, Kph. 1827; E. Gardiner, Fornar smásögur ur Noregs konunga sögum, Rv. 1949. LIT: J. Lindow, P.þ.s. and the verisimilitude of supernatural experience in saga literature, (Structure and meaning in Old Norse literature) Odense 1986.

Porsteins þáttr sögufróða ist ein Páttr über einen Isländer, der am Hof König Harald haröráðis wegen der vielen Sa­ gas, die er kennt, sehr beliebt ist. Aber gerade vor Weihnach­ ten wird er recht niedergeschla­ gen, und als der König nach­ fragt, muß er gestehen, daß er nur mehr eine Saga über hat, nämlich die » Ütfararsaga « des Königs selbst (die wohl seine Abenteuer in Byzanz be­ schrieb), die er aber nicht zu erzählen wagt; aber der König besteht darauf, sie doch zu hö­ ren und läßt ihn jeden Tag nur ein kleines Stück erzählen, so­ daß die Saga für die ganzen Fei­ ertage reicht. Die im 13. Jh. verfaßte Geschichte ist in zwei Fassungen erhalten, einer unab­ hängigen, und einer in den Kö­ nigssagas, die seinen Namen aber nicht nennt (und daher oft auch nur als tslendings þáttr sögufróða bezeichnet wird). HSS: unabh. Version: AM 562 g, 4to; AM 496, 4to; in den Königssagas in: Hulda; Morkinskinna; Hrokkinskinna. ED: unabh. Version: Jón Jóhannesson, Austfirðinga sqgur, Rv. 1950; in den Kö­ nigssagas: FMS 6, Kbh. 1831; GuÖbrandur Vigfusson, F. Y. Powell, Icelandic Prose Reader, Oxford 1879; Porleifur Jónsson, Fjörutíu Islendinga þættir, Rv. 1904; Guðni Jónsson, Islendinga þættir, Rv. 1935; T. Ulset, Utvalgte þœttir fra Morkinskinna, Oslo 1978 (= Nordisk Filologi).

364 ÜB: (Version der Königssagas unter dem Titel: »Von dem Sagavortrage eines Is­ länders«:) E. D. Schoenfeld, An nord. Königshöfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (=„Thule 17). LIT & ÜB: H. M. Heinrichs, Die Ge­ schichte vom sagakundigen Isländer, (Literaturwiss. und Geschichtsphilos. Fs für W. Emrich) 1975.

Porsteins þáttr stangarhöggs ist einer der literar. be­ merkenswertesten von den Islendingaþættir; die Handlung spielt im Vápnafjörðr gegen Ende des 10. Jhs.; Porsteinn ist der tüchtige Sohn eines armen Bauern, der von einem Knecht des reichen Goden Bjarni ge­ schlagen wird. Als sein blinder alter Vater ihn verspottet, weil er sich nicht räche, erschlägt er den Knecht schließt.; der ver­ nünftige Gode will wegen der Armut Porsteins nichts gegen ihn unternehmen, aber als zwei seiner Diener ihn deswegen aus­ lachen, schickt er sie aus, Por­ steinn zu töten, der aber er­ schlägt beide; Bjarnis Frau stachelt ihn nun auf, Rache zu nehmen, aber er entschließt sich statt dessen zum Zweikampf mit Porsteinn, der ihn zwar be­ siegen könnte, aber sein Leben schont; Bjarni bietet ihm dann die Freundschaft an und läßt den Hof des alten Vaters von Knechten bewirtschaften. Mit de Vries zu meinen, aus dieser Geschichte wehe »sogar die reine Luft der Heldensage«, scheint ganz verfehlt, man kann darin eher einen klerikalen An­ stoß zur Versöhnlichkeit in der bewegten Sturlungenzeit sehen. HSS: AM 162 C, fol (15. Jh.); AM 156, fol; AM 496, 4to.

365 ED: Jón Jóhannesson, Austfirðinpa sogur, Rv. 1950 (= ÍF 11). ÜB: (dt.:) G. Neckel, Sieben Geschich­ ten von den Ostlandfamilien, 1934 ( = Thule 12); Die schönsten Geschichten aus Thule, 1974; (engl.:) Hermann Pálsson, Hrafnkel’s saga and other stories, Harmondsworth 1970. LIT: J. de Vries. ALG 2. 21967; J. E. van der Westhuizen, The Sagas of Icelanders — possiblities of ethical criticism, (Proc. of the First Int. Saga Conf.) London 1973; Her­ mann Pálsson, Form and meaning in Early Icelandic Fiction (Les vikings et leur civilisation) Paris 1976.

Þorsteins þáttr tjaldstæðings ist ein wohl im 13. Jh. verfaßter Þáttr über einen der ursprüngl. Besiedler Islands, den sein Vater eigentl. als Säugling aussetzen lassen wollte, der sich aber durch eine Skaldenstrophe (!) rettete. König Harald harðráði läßt den Vater von Þorsteinn töten, weil er keine Steuern zahlen wollte. Daraufhin ver­ brennt Þorsteinn einen Ver­ wandten des Königs in seinem Haus und wandert dann nach Island aus, wo er sich als gütiger und hilfsbereiter Mensch er­ weist; seinen Beinamen (»der Zeltaufspanner«) erhält er, als er für eine von einer Seuche befallene Schiffsmannschaft auf seinem Land ein Zelt aufstellen läßt. HSS: Flateyjarbók; eine gekürzte Ver­ sion findet sich in der Landnámabók (Hauksbók 314). ED: Guðni Jónsson, Islendinga þœtlir, Rv. 1935. Finnbogi Gudmundsson, Pättr Por­ steins Asgrimssonar tjaldstœdings, Rv. 1968. ÜB: E. D. Schoenfeld. An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910; F. Niedner, Norweg. Königsgeschichten 1, 1928 (= Thule 17).

Þorsteins þáttr uxaföts ist ein wohl erst im 14. Jh. verfaßter Islendingaþáttr. Nach einer

Þorvaldr Hjaltason Einleitung, die vor allem der Landnámabók folgt und einem Abschnitt über das -» Úlfljótslög enthält (der sich auch in Þórðar saga Hreðu in der Vatnshyrna findet), erzählt er die phantast. Geschichte von einem Norweger, der in Island ein Mädchen schwängert, das Kind aber nicht anerkennt. Der kleine Þorsteinn entwickelt sich aber zu einem großen Helden, der auch mit Geistern und Rie­ sen kämpft und schließl. doch von seinem Vater anerkannt wird. HSS: Flateyjarbók; auch in den HSS der Olafs saga Tryggvasonar in mesta. ED: Guðni Jónsson, Islendinga þœttir, Rv. 1935. ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928 (= Thule 17). LIT: Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941; A. L. Binns, The Story of Þorsteinn Uxafót, (Saga-Book 14) 195355.

Þorvaldr blönduskáld, isländ. Skalde des 12. Jh.s, der im Skáldatal unter den Hofskalden des Norweg. Königs Sigurör Jórsalafari genannt wird, und von dem auch zwei Halbstro­ phen einer -> Sigurðardrápa [5] erhalten sind. Þorvaldr Hjaltason, isländ. Skalde, der an der Schlacht von Fýrisvellir (um 985) teilnahm und darüber angebl. zwei Dróttkvættstrophen verfaßte, falls sie wirkl. echt sind; im Skáldatal wird er als Skalde des Schwedenkönigs Eirfkr Bjamarson inn sigrsæli angeführt. HSS: Flateyjarbók (Styrbjamarþáttr). ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 380,1853 G, 1946, 2609; B. Fidjestøl, Det norrønefyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Porvalds þáttr tasalda Porvalds þáttr tasalda ist em Ende des 13. Jhs. verfaßter Pättr über einen Isländer, der in Nor­ wegen von König Olafr Tryggvason zum Christentum bekehrt wird. Jemand verleum­ det ihn aber beim König, der ihm den gefährl. Auftrag gibt, den alten Heiden Bárðr digri zu holen; Pörvaldr erledigt den Auftrag erfolgreich. HSS: Flateyjarbók; Bergsbók; -* Ólafs saga Tryggvasonar in mesta. ED: FMS 2, Kph. 1826; Þorleifrjónsson, Fjöruttu Islendinga-þxttir, Rv. 1904 ( = Islendinga sögur 40); Guðni Jónsson, 7slendinga þœttir, Rv. 1935; Jónas Kristjánsson, Eyfirðinga sqgur, Rv. 1956 (= IF 9). ÜB (dt.:) F. Niedner, Norweg. Königs­ geschichten 1,1928, 21965 (= Thule 17); (engl.:) J. McKinnell, Viga-Glums Saga with the Tales of ögmund Bash and Thor­ vald Chatterbox, Edinburgh 1987.

Porvalds þáttr víðforla (»Geschichte vom weitgerei­ sten Thorvald «) ist ein íslendingaþáttr, der wahrscheinl. von Gunnlaugr Leifsson (gest. 1218 oder 1219) um 1200 verfaßt wurde. Der von einer heidn. Seherin in Nordisland aufgezo­ gene Pörvaldr wird in Sachsen von Bischof Fridrek zum Chri­ stentum bekehrt. Gemeinsam versuchen sie, die Isländer zu bekehren, aber ohne Erfolg. Nachdem Pörvaldr einen mächtigen Heiden tötet, verlas­ sen sie beide Island, wobei der Bischof nach Sachsen zurück­ kehrt und Porvaldr nach Jeru­ salem und Byzanz reist und sein Leben in einem neugegründe­ ten Kloster in Rußland be­ schließt. HSS: Flateyjarbók; — Ólafs saga Trygg­ vasonar in mesta. ED: Biskupa sögur 1, Kph. 1856; Þorlcifr Jónsson, Fjöruttu Islendinga-þæltir, Rv.

366 1904 (= íslendinga sögur 40); B. Kahle, Kristnisaga, 1905 (= ASB 11); Ólafur Halldórsson, Olafs saga Tryggvasonar en mesta 1-2, Kbh. 1958 (= EA A 1). ED & ÜB (engl.:) G. Vigfusson, F. Y. Powell, Origines Islandicae ..., Oxford 1905. ÜB: (dt.:) F. Khull, Drei Missionsreisen nach Island im zehnten Jahrhundert, 1890; (engl.:) M. Leith, Stories of the Bi­ shops of Iceland, London 1895. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, Kbh. 21923. N: C. Hauch, Saga om Thorvald Vidforle eller den Vidtbereiste 1- 2, (Bearbeitung, Kph. 1849, z1847).

Porvarðar þáttr Krákunefs (»Geschichte von Porvarör Krähennase «) ist wie der AuÖunar þáttr vestfirzka ein Þáttr über einen Isländer aus den Westfjorden, der einem aus­ länd. König ein Geschenk brin­ gen will. Aber Haraldr harðráði nimmt das kostbare Segel, das ihm Porvarör schenken will, nicht an; der gibt es daher dem Schwager des Königs, Eysteinn orri, der ihn dafür furstl. be­ lohnt. Als aber der König sieht, wie schön das Segel ist, reut ihn sein Stolz und Eysteinn gibt ihm das Segel. Die Geschichte ist am Beginn des 13. Jh. ent­ standen. HSS: Flateyjarbók; Morkinskinna. ED: Guðni Jónsson, Islendinga þcettir, Rv. 1935; ders., Vestfirðinga sqgur, Rv. 1943 ( — IF 6); T. Ulset, Utvalgte þœttir fra Morkinskinna, Oslo 1978 (= Nordisk Filologi). ÜB: E. D. Schoenfeld, An nord. Königs­ höfen zur Vikingerzeit, 1910.

Prændlur, (auch Prænlur) ein aus dem 14. Jh. stammender Rimurzyklus, der auf der Færeyinga saga beruht; obwohl die Dichtung auch als Sigmundar rimur Brestissonar bezeichnet wird, bezieht sich der Kurztitel auf den Namen seines Gegen­

367 Spielers, Prándr í Götu. Der Be­ ginn der P. ist verloren. HSS: AM 604 g, 4to. ED: F. Jónsson, Rimnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35); (Faks.:) A. W. Craigie. Early kelandir Rimur. MS No. 604 , 4to .... Cph. 1938 (= CC1 11). LIT: Jón Porkelsson, Om Diglningen på Island i det 15. og 16. ärhundrede, Kbh. 1888; F.Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Þrándar þáttr upplenzka ist die Geschichte eines Norwe­ gers, den König Haraldr harftráði ermorden lassen will und zu diesem Zweck 12 als Mön­ che verkleidete Männer zu ihm schickt, was aber mißglückt. Später hilft ihm König Magnus inn góði bei Verlassen des Lan­ des, und Þrándr segelt nach Grönland. HSS & ED: Morkinskinna. ED: FMS 5, Kph. 1830; Grönlands histo­ riske Mindesmatrker 2, Kjbh. 1842.

Prihent ist eine Variante des Dróttkvætt, bei dem jede Zeile drei Hendingar trägt (—♦ Hen­ ding).

Prymlur, eine Rimurbearbei­ tung der Prymskviöa, die der Dichter mit Details aus der Snorra Edda ausgeschmückt hat; das recht humorvolle Werk stammt wohl aus der Zeit um 1400. HSS: AM 604 g, 4to. ED: T. Möbius, Edda Scemundar hins fióða, 1860; F.Jónsson, Rimnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Ice landic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Jón Þorkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934; J. Helgason, Noter til P., (Opuscula 5) Kbh. 1975 (= BiblArn 31).

Þrymskviða

Prymskviöa (»Lied von Thrymr«, auch Hammarsheimt » Heimholung des Ham­ mers« genannt) ist ein mytholog. Eddalied im Codex Regius der Liederedda, welches den Diebstahl des Thorshammers Mjöllnir und seine Heimholung durch Thor und Loki be­ schreibt. In 32 Strophen schil­ dert das schwankhafte Lied, wie Thor eines Morgens seinen Hammer vermißt und Loki im Federgewand der Freyja ent­ deckt, daß der Riese Thrymr ihn gestohlen hat. Der will ihn nur zurückgeben, wenn er Freyja zur Frau bekommt (Str. 11), was diese entschieden ab­ lehnt. Auf Anraten Lokis ziehen dann Thor als Braut und Loki als Dienerin verkleidet zu Thrymr (Str. 21), wo die vermeintl. Braut den Riesen durch ihre Freß- und Sauflust beunru­ higt; Loki kann ihn aber mit Hinweis auf das sehnsüchtige Fasten der Braut beruhigen. Als Thrymr schließlich den Ham­ mer als Hochzeitsgeschenk her­ ausrückt, erschlägt Thor damit Thrymr und seine ganze Fami­ lie (Str. 31/32). Die Entste­ hungszeit des Liedes ist mangels irgendwelcher Anspielungen darauf bei den Skalden oder bei Snorri sehr spät anzusetzen (12., vielleicht 13. Jh.), als Verfasser ausgerechnet Snorri anzuneh­ men (Hallberg) ist wegen der fehlenden Verweise in der Snorra Edda sehr unwahrscheinlich. HS: Codex Regius. ED: G..Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ED & ÜB: F. W. Bergmann, Allweises Sprüche, Thryms-Sagelied, HymisSagelied und Lokis Wortstreit, 1878.

Þulur ÜB: F. D. Gräter, Nord. Blumen, 1789; F. Genzmer, Edda 2, 21963 ( = Thule 2). LIT: P. Hallberg, Om P, (ANF 69) 1954; H. Magerøy, P (Edda 58) 1958; J. de Vries, ALG 2, *1967; F. R. Schröder, Thors Hammerholung, (PBB West 87) 1965; H. Beck, Thrymskviða, (KLL 6) 1971; H. M. Heinrichs, Satirisch-parodi­ stische Züge in der Þ., (Fs H. Eggers) 1972; R. Simek, Lex. d. german. Mytho­ logie, 1984 (= KTA 368); A. Jakobsen, P. som allusjonsdikt, (Edda 84) 1984. N: (Lit:) N. F. S. Grundtvig, Thrymskvide, (Gedicht in Kvaedlinger I, 1808); A. Oehlenschläger, Hammaren hentes, (Gedicht in Nordens Guder, 1819); H. C. Artmann, Die Heimholung des Ham­ mers, (Gedicht 1977); (Bild. Kunst:) E. Doepler d.J., Thor bei dem Riesen Thrym als Braut verkleidet, (in: E. Doep­ ler, W. Ranisch, Walhall, 1901); U. Bre­ mer, 111. zu Artmanns Die Heimholung des Hammers (1977).

Pulur (Sg. Pula »Wortreihe«) sind Merkversreihen, Listen von poet. Synonymen (-► Heiti) oder mytholog. Namen und Ortsnamen (Flüßen, In­ seln), die ursprüngl. der mündl. Weitergabe von - meist poetolog. — Wissen dienten und die­ ses Wissen durch Stabreim und Gruppenbildung mnemotech­ nisch aufbereiteten. Auch ein­ zelne Lieder der Liederedda enthalten solche Þ. (Alvísmál, Grímnismál, Rigsþula. oder das Zwergenverzeichnis in der Völuspá) oder sind sogar als P. mit Rahmenhandlung konzipiert. Im engeren Sinn versteht man aber unter P. vor allem die in den HSS der Snorra-Edda ent­ haltenen umfangreichen Syno­ nymlisten, die im Rahmen der hochma. wissenschaftl. Renais­ sance in Island gesammelt wur­ den und als Hilfsmittel der Skaldendichtung dienen soll­ ten.

368 LIT: W. H. Vogt, Stilgesch. d. eddischen Wissensdicht. 1, 1927; ders., Die Pula zw. Kultrede u. eddischer Wissensdicht., 1942; J. de Vries, ALG, 21964-67.

Pverárvísur ist ein Dróttkvættgedicht von Sturla Pórðarson, das er über den Kampf von Pverá am 19. Juli 1255 verfaßt hatte, an welchem er selbst teilnahm. Nur eine halbe Strophe des Gedichts ist erhalten. HSS: -*■ Sturlunga saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949.

Tidorel heißt die in den —► Strengleikar erhaltene altnord. Prosaübersetzung des altfranz. Lai de Tydorel, welche aller­ dings nur sehr fragm. überlie­ fert ist. Tierfabel -» Skaufhalabálkr.

Tindr Hallkelsson war ein isländ. Skalde im 10. Jh., den das Skáldatal unter den Skalden des Ladejarl Hakons anfuhrt; es sind von ihm - neben zwei Lausavisur — auch 11 Strophen und Halbstrophen einer —> Häkonardrápa [3]erhalten, die sich in der Heimskringla und der Jómsvíkinga saga finden. HSS: Heimskringla; —* Jómsvíkinga saga; Olafs saga Tryggvasonar. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT:J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Det norrønefyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Tiodels saga (riddara) (oder Piódels saga riddara) ist eine wohl im 15./16. Jh. entstandene Riddarasaga über einen Ritter, der die Gestalt eines Bären an­ nimmt und dem seine Frau die

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Tøglag

Kleider stiehlt; die Erzählung ist eine Bearbeitung des in den Strengleikar übersetzten altfranz. lai -> Bisclaret; vielleicht diente die altnord. Übersetzung als Vorlage.

Tjörvi háðsami, ein Isländer um 900, der laut Landnámabók (H 245) eine Spottstrophe über eine gewisse Astríðr dichtete, was in der Folge zu blutigen Fehden führte.

HSS: AM 123. 8vo (ca. 1600); AM 56«, 4to; AM 578 f-g, 4to (17. Jh.); insgesamt ca. 25 HSS. LIT: E. KöJbing, Über isländ. Bearbei­ tungen fremder Stoffe, (Germania 17) 1872; R. Meissner, Die geschichte vom ritter Tiodel und seiner ungetreuen frau, (ZfdA 47) 1904; H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; M. E. Kalinke, A Werewolf in Bear’s Clothing, (MoM) 1981; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca, London 1985 (= Islandica 44).

HS: Hauksbók. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 344, 2434; E. Ó. Sveinsson, The Verse of Tjqrvi háðsami, (Saga og språk) Austin, Texas 1972.

Tirus saga ok Pilatusar ist ein Teil der -> Gyöinga saga (vgl. Pilatusar saga). Tistrans saga ok Indiönu ist eine sehr junge Riddarasaga, de­ ren Titel sich wohl an das dän. Volksbuch Tistram, einer Fas­ sung des Tristan-Stoffes, an­ lehnt, deren Handlung aber sonst wenig mit diesem Stoff zu tun hat und auf der eine 1831 publizierte Rimurfassung von Sigurður Breiðfjörð (1798— 1846) basiert. HSS: Lbs 2114, 4to (18. Jh.); Lbs 1493, 4to; JS 410, 8vo.

Titos saga ok Gisippos ist eine spätestens im 17. Jh. ver­ faßte isländ. Übersetzung eines Abschnitts aus Boccacios Decamerone. HS: BM Add. 4859 (17. Jh.).

Titus saga ok Silónu ist eine erst im 19. Jh. entstandene Rid­ darasaga. HS: Lbs 1499, 4to.

Tøgdråpa ist der Name eines Preislieds, das der isländ. Skalde -> Pórarinn loftunga auf den Dänenkönig Knut den Großen verfaßt hatte, nachdem dieser 1028 nach Norwegen gezogen war und Olaf vertrieben hatte; mit diesem Kriegszug beschäf­ tigen sich auch die meisten der acht erhaltenen Strophen. Pórarinn verwendet in diesem Gedicht nicht das übl. höf. Dróttkvætt, sondern das einfa­ chere Kviðuháttr, und erstmals eine neue Versform, die von Snorri als Tøglag bezeichnet wird. HSS: -» Heimskringla; -» Olafs saga hins helga; -» Legendarische Olafssaga; Fagrskinna; -» Knýtlinga saga; -* Snorta Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 786-789, 1129, 1792, 2016;J. de Vries, ALG 1, 21964; B. Fidjestøl, Del norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Tøglag oder Tøgdråpulag ist ein Versmaß, das die viersilbi­ gen Zeilen des Fornyröislag mit den Stab- und BinnenreimRegeln des Dróttkvætt verbin­ det; außer einem von Snorri Bragi zugeschriebenen Beispiel ist die schwierige Form nur in Pórarinn loftungas Tøgdråpa,

Tóka þáttr Tókasonar Sigvatr Þórðarsons Knútsdrápa und in wenigen Gedichten des 12. Jh.s zu finden, seine Blüte hatte es wohl um und nach Kö­ nig Knut am engl. Königshof. LIT: K. v. See, German. Verskunst, 1967; E. O. G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976.

Tóka þáttr Tókasonar ist eine ganz kurze Geschichte aus der Flateyjarbók, die am ehesten zu den Fornaldarsögur zu zählen ist; darin kommt der uralte Tóki an den Hof König Olafs und erzählt in zwei Episoden aus seiner Jugend, daß die Hel­ den des norweg. Vorzeitkönigs Hälft (-» Hälfs saga ok Hälfsrekka) viel stärker waren als die des dän. Helden Hrólfr kraki (—► Hrólfs saga kraka), offenbar eine literar. Umsetzung der Ri­ valität zw. Norwegern und Dä­ nen im 13. Jh. HSS: -► Flateyjarbók ED: FAS3 3; -> Flateyjarbók.

Tólf postula kvæði ist ein spätma. Gedicht über die 12 Apostel. HS: AM 713, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvæði 2, Kbh. 1938.

Tómasskinna (oder Thomasskinna) ist eine isländ. SammelHS vom Anfang des 15. Jh.s, welche die Tomas saga erkibyskups und die Olafs saga hins helga enthält. HS: GkS 1008, fol. ED: (Faks.:) A. Loth, Thomasskinna, Cph. 1964 (= EIM 6).

Tósta þáttr -» Hemings þáttr.

♦Translatio Sancti Olavi ist ein verlor, latein. Text über die

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Überführung der Gebeine des Hl. Olaf nach Nidaros 1031, der als Quelle für spätere Werke über den Heiligen diente. ♦Traumlied —► Lieder der Lücke des Codex Regius.

Traumstrophen, also Stro­ phen, die jemand geträumt hat oder während eines Traumes dichtete, sind in etl. Sagas über­ liefert (Gisla saga, Völsunga saga), die bedeutendsten davon finden sich im -> Stjörnu-Odda draumr. Tristrams saga ok fsoddar ist eine in Island im 14. Jh. entstan­ dene Bearbeitung der älteren -> Tristram saga ok Isöndar, die aber Namen und wesentl. Handlungselemente ihrer Vor­ lage verändert. HSS: AM 489, 4to (ca. 1450); NkS 1745, 4to; u. 3 jüngere HSS. ED: jüng. (isl.) Fassung: G. Brynjulfsson, T.s.o.7, (ANOH) 1851; Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 6, Rv. 1954. ÜB (engl.:) J. Hill, The Tristan Legend, Leeds 1977 (= Leeds Medieval Studies n). LIT: J. Kelemina, Geschichte der Tri­ stansage, 1923,; P. Schach, The Saga af Tristram ok Isodd: Summary or Satire, (MLQ 21) 1960; M. E. Kalinke, The Saga af Tristram ok Isodd: A Parody of Arthurian Romance, (Bull. bibl. de la Soc. intern, artunenne 31) 1979; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca, London 1985 (= Islandica 44).

Tristrams saga ok ísöndar (»Die Saga vor Tristan und Isolde«) ist die altnord. Prosa­ übersetzung des Versromans Tristan des Thomas von Bre­ tagne. Da der Prolog zur T.s.o.l. berichtet, daß die Saga im Auftrag König Hakon Ha-

371

konarsons von Norwegen durch Bruder Robert im Jahre 1226 übersetzt worden sei, sieht man in ihr die erste der über­ setzten -» Riddarasögur. Selbst wenn diese Jahreszahl nicht stimmen sollte, nimmt die T.s.o.I. einen besonderen Platz in der Überlieferungsgeschichte des Tristanstoffes ein, da Tho­ mas’ Werk nur fragmentar. er­ halten ist und die altnord. Übersetzung daher einen wich­ tigen Schlüssel zu dessen Re­ konstruktion darstellt, auch wenn der Übersetzer strecken­ weise nicht unwesentl. gekürzt hat. Die T.s.o.I. ist zwar erst in isländ. HSS des 15. Jh. erhalten, aber die Wirkung des Werks in Skandinavien muß dennoch beträchtl. gewesen sein: schon der Spesar þáttr in der nach 1300 entstandenen Grettis saga be­ nützt Motive daraus, ebenso die jüngere Rémundar saga, und noch im 15. Jh. entstanden Bal­ laden über Tristan in Island (Tristrams kvæði), in Däne­ mark (Tristram og Isodd) und auf den Färöern (Tristrams Tättur). Eine vermutl. erst im 14./ 15. Jh. in Island entstandene Re­ daktion der T.s.o.I., die —» Tri­ strams saga ok Isoddar, weicht von der älteren und wesentl. längeren norweg. Fassung stark ab. HSS: AM 543, 4to (17. Jh.); AM 567, 4to XXII (frag., 15. Jh.); ÍB 51 fol; weitere 5 HSS. ED: E. Kolbing, T.s.o.I., 1878, Reprint 1978; G. Brynjulfsson, T.s.o.I., Kbh. 1878; ÜB: (dt.:) E. Kolbing, T.s.o.I., 1878; (engt:) R. S. Loomis, The Romance of Tristram and Ysolt by Thomas of Britain, New York 1923, 31951, Reprint 1967; P.

Trójumanna saga Schach, The Saga of Tristram and IsÖnd, Lincoln and London 1973. LIT: H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921; P. Schach, Some Observations on Tristrams saga, (Saga-Book 15) 1957-59; ders., The Saga of Tristram ok Isodd. Summary or Satire?, (MLQ 21) 1960; ders., The Style and Structure of Tristrams saga, (Scand. Studies. Essays H. G. Leach) Seattle 1965; ders., Some Observations on the Inßuence of Tristrams saga ok Isöndar on Old Icelandic Literature, (Old Norse Lit. and Mythol.) Austin 1969; P. Hallberg, Broder Robert, T.s. och Duggals leizla, (ANF 88) 1973; Sverrir Tomasson, Hvenar var Tristrams sögu snúið?, (Gripla 2) 1977 (= Rit 16); Álfrún Gunnlaugsdóttir, Tristan en el Norte, Rv. 1978 (= Rit 17); M. E. Kalinke, King Arthur, North-by-Northwest, Cph. 1981 (= BiblArn 37); M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old Norse-Icelandic Romances, Ithaca, London 1985 (= Islandica 44).

Trönu þáttr ist eine zu den originalen Riddarsögur zu stel­ lende, wohl erst im 17. Jh. ent­ standene Erzählung. HSS: AM 576 c, 4to (Excerpt, ca. 1700).

Trójumanna saga (»Saga von den Trojanern «) ist eine entwe­ der am Anfang oder Mitte des 13. Jh.s verfaßte Übertragung des im Ma. dem Dares Phrygius zugeschriebenen Werkes De ex­ cidio Troiae. Ob die in drei verseh. Fassungen überlieferte Saga in Norwegen oder Island entstanden ist, ist noch immer ungeklärt, da die urspüngl. Fas­ sung, auf welche die drei Re­ daktionen zurückgehen, verlo­ ren ist. Die wohl ursprüng­ lichste Fassung (Alpha-Version, Dares Phrygius Version) ist am kürzesten, während eine län­ gere, interpolierte Fassung sich in zwei verschiedenen Redak­ tionen in der Hauksbók (etwas knapper) und in einer Reihe alle

Tryggðamál

372

auf eine verlorene Ormsbók zurückgehender HSS (OVersion) findet. Diese längeren Redaktionen weisen Einschübe aus Ovid, Vergil und Theodul auf.

seine Ansprüche auf das König­ tum geltend zu machen, aber noch im selben Jahr in einer Schlacht fiel; von Sigvats Ge­ dicht auf ihn ist nur eine einzige Strophe erhalten.

HSS: (A:) AM 598 II «, 4to; (H:) -» Hauksbók; (O:) AM 573, 4to (14. Jh.); AM 598 II ß, 4to. ED: (H & O:) Jón Sigurðsson, T.s. ok Breta sögur, (ANOH) 1848; T.s. hin forna, Rv. 1913; -* Hauksbók; J. Louis-Jensen, T.s., Cph. 1963 (= EA A 8). (A:) J. Louis-Jensen, T.s. The Dares Phrygius Version, Cph. 1981 (= EA A 9). LIT: W. Greif, Die ma. Bearbeitungen der Trojanersage, Marburg 1886; L. Lönnroth, Det litterära portrattet ..., (APhSc27) 1965; P. Hallberg, Medeltidslatin och sagaprosa, (ANF 81) 1966; J. Louis Jensen, T.s., (KLIMM 18) 1974; Jón Helgason, Paris i Troja, Þorsteinn på Borg och Brodd-Helgi på Hof, (Nordiska Stu­ dier ... Fs. till. G. Holm) Lund 1976.

HSS: -> Olafs saga hins helga; -* Heims­ kringla; -> Olafs saga Tryggvasonar. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 21920; E. A. Kock, NN 645f; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Tryggðamál (etwa »Treu­ schwurformel«), dt. als Urfeh­ debann bezeichnet, ist ein teils rythm. Text, der mit vielen Stabreimbindungen versehen ist. Er findet sich am Schluß des Abschnitts Vígslóði in der Grå­ gås und etwas abweichend in zwei Isländersagas als Friedens­ schwur und enthält eine ausführl. und formelhafte Ver­ dammung des etwaigen Eid­ brüchigen, der nirgends und niemals mehr Friede und Auf­ nahme finden solle. HSS, ED, ÜB: -> Gesetze (für Grágás); 7* Grettis saga; -> Heiöarviga saga. ÜB: [Auszug :] R. Simek, Lex. der ger­ man. Mythologie, 1984 (s.v. Eid). ED: A. Heusler, W. Ranisch, Eddica mi­ nora, 1903.

Tryggvaflokkr (»Preisgedicht auf Tryggvi«) ist ein Gedicht des isländ. Skalden —> Sigvatr Þórðarson auf Tryggvi, der 1033 nach Norwegen kam, um

Túta saga ok Gvilhelmina ist eine sehr junge Riddarasaga, die wohl erst im 18. Jh. entstanden ist. HSS: ÍB 362, 8vo (um 1800); Lbs 1502, 4to.

Tveggia elskanda lióð heißt die in den —► Strengleikar über­ lieferte altnord. Prosaüberset­ zung des altfranz. lais Deus amanz der Marie de France. Tveggia elskanda strengleikr ist der Titel einer altnord. Prosaübersetzung aus dem Alt­ franz., welche zu den —» Strengleikar gehört, jedoch nur sehr fragm. erhalten ist (in AM 666 b, 4to); auch das franz. Ori­ ginal dafür ist unbekannt. Tveggia postola saga Jóns ok Jacobs, eine Heiligensaga über die beiden Apostel Johannes und Jakobus den Älteren, wel­ che eine Kompilation aus älte­ ren altnord. Quellen (-»Jacobs saga postola) und latein. Texten (vgl. BHL 4320; Vincenz von Beauvais Speculum historiale, u.a.m.) darstellt. HSS: Skarðsbók; über 10 weitere HSS. ED: C. R. Unger, Postola sögur, Chria. 1874; Ólafur Halldórsson, Sögur úr

Übersetzungsliteratur

373 Skarðsbók, Rv. 1967; (Faks.:) D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 (= EIM 2). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; P. Foote, The Pseudo-Turpin Chronicle in Iceland, London 1959; ders., A Note on the Source of the Icelandic Translation of the Pseudo-Turpin Chronicle, (Neophilologus 43) 1959; LOSONP 1963.

Tveggia postola saga Petrs ok Páls, eine unvollständig er­ haltene Heiligensaga über die beiden Apostel Petrus und Pau­ lus, welche aus den Sagas über diese beiden Apostel (-» Petrs saga postola, Páls saga postola) kompiliert ist. HSS: AM 656 I, 4to (14.Jh). ED: C. R. Unger, Postola sögur, Chria. 1874. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LO­ SONP 1963.

Tveggia postola saga Simo­ nis ok Jude, eine Heiligensaga über die beiden Apostel Simon und Judas, welche in zwei Fas­ sungen erhalten ist, deren kür­ zere (A) auf dem latein. Text in BHL 7749-7751 beruht, wäh­ rend die längere Version (B) diese Fassung mit Stellen aus der Legenda aurea kompiliert ist. HSS: (A:) Skarðsbók; AM 652, 4to (13. Jh.); (B:) AM 655, 4to frag. XII-XIII (13.

Jh.).

ED: (A & B:) C. R. Unger, Postola sögur, Chria. 1874; (A:) Ólafur Halldórsson, Sögur úr Skarðsbók, Rv. 1967; (Faks.:) D. Slay, Codex Scardensis, Cph. 1960 ( = EIM 2). LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; LO­ SONP 1963.

Tvikennt, Kenning.

dreiteilige



Tviskelft (»Doppelt-Geschüttelte«) ist eine Abart des —► Dróttkvætt, bei der die Anverse der Halbstrophen mit schweren Senkungen beginnen; eines der

seltenen Beispiele für dieses Vers­ maß ist Hallar-Steins Rekstefja, die deswegen auch Oláfsdrápa tviskelfda genannt wird. LIT: M. Kriscensen, T. - Skjálfhenda, (Fs til F. Jónsson) Kbh. 1928; j. de Vries, ALG 2, 21967; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983.

Týrbalds saga konungs ist eine erst im 18. Jh. entstandene romant. Saga. HSS: Lbs 221, fol; Lbs 229, 8vo.

Übersetzungsliteratur. Ein beträchtl. Teil der erhaltenen Literatur in altnord. Sprache besteht nicht aus Originalwer­ ken, sondern aus aus anderen Sprachen übersetzten Texten, wobei jedoch der Begriff » Übersetzung « im Ma. weiter zu sehen ist als heute. Dazu zählt vor allem die große Gruppe der Heiligensagas (-> Hagiographischc Literatur), welche auf latein. Legenden be­ ruhen, sowie histor. (Veraldar saga, Trójumanna saga, Gyöinga saga, Römverja saga, Breta sögur, Alexanders saga) und didakt. Werke (Elucidarius, Gre­ gors Dialoge). Daneben spielen Kompilationen nach verschie­ denen latein. Vorbildern so­ wohl in der geistl. (Stjórn) wie der weltl. (-» Enzyklopädische Literatur) eine Rolle. Etwas an­ dere Funktion hatten die um die Mitte des 13. Jh. vor allem in Norwegen angefertigten Über­ setzungen französ. höf. Epen (übersetzte -> Riddarasögur), die unterhalten und erziehen sollten. Die Ü. zeigt jedenfalls, daß we­ nigstens vom 12. bis zum 14. Jh.

Ulfars saga sterka Norwegen und Island mit den neuesten Entwicklungen kontinentaleurop. Wissenschaft und Literatur mithalten konnten.

Úlfars saga sterka (ok önundar fagra) ist eine spätestens im 17. Jh. verfaßte originale Riddarasaga, die allerdings deutl. Züge der Wikingersagas und auch märchenhafte Elemente aufweist. Sie handelt von dem afrikan. Prinzen Úlfr und sei­ nem Schwurbruder, dem sächs. Königssohn Önundr, die ge­ meinsam etl. Länder erobern, wobei die Handlung durch eine Brautwerbung und die Ver­ wünschungen einer Stiefmutter kompliziert wird.. HSS: AM 523, 4to; AM 585 b, 4to (1688); AM 576 b, 4to (ca. 1700); BM Add 4863 (1733); Kall 614, 4to; NkS 1695, 4to; über 12 jüngere HSS. LIT: Jón Porkelsson, Islenzk Kappakvceði, (ANF 3) 1886; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Úlfhams rimur, auch Vargstökur (beides: »Wolfshaut«) eine um 1400 entstandene Versbearbeitung einer verlor. Fornaldarsaga, deren Thema je­ doch aus anderen Sagas bekannt ist: König Hálfdan wird jeden Winter zum Werwolf; seine Frau Hildr, mit der er die Kin­ der Ulihamr und Dagbjört hat, tötet ihn und will ihren eigenen Sohn heiraten, dem sie nach­ stellt. Sie lockt ihn in eine Halle und verzaubert ihn, sodaß er den Rest seiner Tage in einem Grabhügel verbringen muß, außer es findet sich eine Frau, die freiwillig seinen Platz ein­ nimmt. So eine Frau findet sich, und Hildr wird bestraft.

374 HSS: AM 604 h, 4to; AM 561, 4to. ED: F. jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CGI 11). LIT: Jón Porkelsson, Om Diktningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Úlfhams saga ist eine im 19. Jh. verfaßte Prosabearbeitung der —► Úlfhams rimur. HSS: Lbs 1940, 4to.

Úlfljóts Gesetz. Laut Ari fróði war Úlfljótr Islands erster Ge­ setzgeber: er brachte um 927 aus Norwegen -» Gesetze mit, die auf den Gulaþingslög be­ ruhten und nach ihm als Ülfljötslög bezeichnet wurden.

Úlfr Uggason, ein isländ. Skalde in den letzten Jahrzehn­ ten des 10. Jh.s, ist der Verfasser des Bildgedichts —♦ Húsdrápa, in dem die auf einer Schnitzerei dargestellten mytholog. Szenen beschrieben werden; sonst ist von U.LJ. nur eine einzige Lausavisa erhalten. Der Anlaß zur Abfassung der Húsdrápa wird in der Laxdæla saga (Kap. 29) erzählt, die erhaltenen Strophen sind in der Snorra Edda überlie­ fert; über sein Leben haben wir sonst nur ganz knappe Angaben aus der Landnámabók (S 76 = H 64) und der Njáls saga (Kap. 60 und 102). LIT: L. M. Hollander, The Skalds, Ann Arbor 1968; E. O. G. Turville-Petre, Sealdic Poetry, Oxford 1976.

Ulfs saga ok Önundar -» Úlfars saga sterka. *Ulfs saga Sebbasonar ist eine nicht erhaltene Fornaldarsaga.

Útfararkviða

375 LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; Björn K. Þórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Úlfs saga Uggasonar (ok Arius) ist eine junge, zw. den Fornaldarsögur und den Riddarasögur einzuordnende Saga (die mit dem Skalden Ülfr Uggason nichts zu tun hat); Leachs Datierung mit dem 14. Jh. ist sicher zu früh. HSS: AM 588 r, 4to (17. Jh.); AM 395, fol; Rask 35; Lbs 840, 4to; ca. 15 jüngere HSS. LIT: H. G. Leach, Angevin Britain and Scandinavia, Cambridge, Mass. 1921.

Úlfs þáttr auðga ist eine Ge­ schichte, in der König Harald harðráði die Einladung des rei­ chen Bauern Ulfr annimmt; während des Festes erzählt der König jedoch, daß sein Gastge­ ber der Enkel eines Sklaven ist, der durch die Ermordung von Haralds Großvater reich gewor­ den ist, und konfisziert den ge­ samten Besitz des Bauern. HS & ED: Morkinskinna. ÜB: F. Niedner, Norweg. Königsge­ schichten 1, 1928, 21965 (= Thule 17).

Ulfsflokkr heißt ein bis auf eine Strophe verlor. Gedicht des Skalden —» Steinn Herdisarson. HSS: Fagrskinna; Morkinnskinna; Flateyjarbök; -» Heimskringla. ED: F. Jónsson, Skj. B' 1, 1912; E. A. Kock. Skal. 1, 1946. L1T: E. A. Kock, NN 806, 874.

Upphaf allra frásagna (»Be­ ginn aller Berichte«) ist eine kurze sagenhafte Erzählung über den Beginn der Besied­ lung Skandinaviens, besonders über die Einwanderung der Äsen unter Odin und seine di­

rekten Nachfahren Skjöldr, Friöleifr und Frið-Fróði, und be­ ruht auf der —> Skjöldunga saga. HS: AM 764, 4to. ED: EMS 11, Kph. 1828; Bjarni Guðnason, Danakonunga sqgur, Rv. 1982 (= IF 35). LIT: A. Heusler, Die gelehrte Urgeseh. im altisländ. SchrifFtum, 1908; Bjarni Guönason, Um Skjöldunga sögu, Rv. 1963.

Uppreistar saga (»Schöp­ fungsgeschichte«) ist die altnord. Bezeichnung für das Buch Genesis des AT, zu finden in der Übersetzung von Gre­ gors Diaolgen (C. R. Unger, Heilagra manna sögur 1, 1877); daher ist anzunehmen, daß sich auch Hallfreös verlorenes Ge­ dicht -> Uppreistardrápa mit der Schöpfungsgeschichte be­ schäftigt hat. ♦Uppreistardrápa (»Dråpa über die Schöpfungsge­ schichte «) ist der Titel eines verlor. Gedichts des Skalden Hallfreðr vandræðaskáld, wel­ ches in der Hallfreöar saga er­ wähnt wird; auf Grund der Nähe zur Bezeichnung Uppreistarsaga »Genesis« ist A. Holtsmarks Annahme, es handle sich um ein Gedicht um die Erhe­ bung Lucifers gegen Gott nach apokryphen Quellen, sehr un­ wahrscheinlich. LIT: A. Holtsmark, Uppreistar saga, (MoM) 1958; D. Strömbäck, The Con­ version of Iceland, London 1975; ders., 17.; En förlorad dikt om skapelsen, (Arv 29-30) 1973-4.

Útfarardrápa, Gedicht des Skalden -» Haldórr skvaldri.

Útfararkviða, skvaldri.

—►

Haldórr

Útfararsaga Haralds harðráða Útfararsaga Haralds hard­ råda ist der Abschnitt der -» Haralds saga hardråda und der Magnúss saga góda ok Haralds hardråda, der von Haralds Abenteuer in Byzanz erzählt, wo er ein Befehlshaber der Varägergarde war, bevor er nach Norwegen zurückkehrte und an die Macht kam.

Útsteinlied, besser als Útsteins Kampfstrophen bezeichnet, ist ein in der Hálfs saga ok Hálfsrekka enthaltenes Heldenlied von 13 Strophen, das aber kaum älter als die Saga selbst sein dürfte; es erweckt auch eher den Eindruck einer nur sehr lose zusammenhängenden Gruppe von Einzelstrophen, in denen Ütstein um Hilfe zur Ra­ che für seinem gefallenen Kö­ nig wirbt. HSS, ED, ÜB: -+ Hálfs saga. ED: A. Heusler, W. Ramsch, Eddica mi­ nora, 1903; F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. LIT: H. Beck, Eddische Dichtung, (Hoops 6) 21985-87.

Vafþrúðnismál (» Vafþrúdnis Sprüche «) ist ein im Codex Re­ gius enthaltenes Eddalied der Liederedda, das der mytholog. Wissensdichtung zuzurechnen ist. Die 55 Strophen im Vers­ maß Ljóðaháttr bestehen zum größten Teil aus Dialogstro­ phen, für die in den ersten fünf Strophen eine Einleitung gebo­ ten wird, der die typische pseudomytholog. Rahmenhandlung eddischer Wissensdichtung (Alvíssmál, Grímnismál, Svipdagsmál, Hyndluljóð) ersetzt. Hier fragt Odin seine Frau Frigg um Rat, ob er sich auf einen Wis-

376

senswettstreit mit dem weisen Riesen Vafþrúðnir einlassen soll, schlägt dann aber ihre Warnung in den Wind. Der eigentl. Wissens wettstreit enthält zuerst des Riesen Fragen an Odin über mytholog. Orte und Personen, dann Odins Fragen an den Riesen vor allem nach der Entstehung der Welt und nach den Ragnarök; die letzte Frage ist für den Riesen unlös­ bar, und Odin gibt sich damit dem Besiegten erst jetzt zu er­ kennen. Das Interesse für derartige Wis­ sensdichtungen hatte in den Sy­ stematisierungstendenzen der heidn. Spätzeit Ende des 10. Jh.s und dann in der gelehrten isländ. Renaissance im 12./13. Jh. seine Höhepunkte, und in eine dieser Perioden wird die Ent­ stehungszeit der V. fallen; Snorri hat das Lied jedenfalls in seiner Edda schon als Quelle für die german. Mythologie aus­ giebig benützt. HS: Codex Regius; -» Snorra Edda. ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, s1983. ÜB: F. D. Gräter, Nord. Blumen, 1789; F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 21963 ( = Thule 2). LIT: J. de Vries, ALG 1, 21964; P. H. Salus, More » Eastern Echoes « in the Eddas, (MLN 79) 1964; A. Holtsmark, Den uløselige gåten, (MoM) 1964; H. Beck, V., (KLL 7) 1972; E. Salberger, Heill þú farirf, (Scripta Islandica 25) 1974; A. Holtsmark, V., (KLNM 19) 1975.

Valbjargar saga, eine nur un­ vollständig erhaltene Heiligen­ saga über die Hl. Walburga (25. Feber), die in Bayern wirken­ den engl. Benediktinerin des 8. Jh.s, ist eine Übertragung einer latein. Vorlage (BHL 87668768).

377 HSS: AM 764, 4to (14. Jh.). LIT: LOSONP 1963.

Valdimars saga wird zu den originalen Riddarasögur ge­ zählt. Die wohl erst spät im 14. Jh. entstandene Saga ist aber eigentl. zu den jüngeren mär­ chenhaften Fornaldarsögur zu stellen, mit denen sie abgesehen von den Namen und der Her­ kunft der Helden fast alle Mo­ tive gemein hat. Valdimar und seine Schwester Marmóría sind Kinder des Kaisers Filipus von Saxland. Als ein Flugdrache die Schwester entfuhrt (vgl. Egils saga einhenda), macht sich Valdi­ mar auf die Suche nach ihr, und erfährt durch freundl. Rie­ sen, daß die böse Königin Lupa von Risaland in Drachengestalt die Entführerin ist. Von seinen Helfern erhält er ein Schach­ spiel und einen Spiegel (vgl. Sigurðar saga þögla) und segelt nun mit einem Steinboot (vgl. Bárðar saga Snæfellsáss, OrvarOdds saga) nach Risaland. Ein Harfenspieler lockt Marmóría und eine andere Prinzessin in den Wald (vgl. Samsons saga fagra), wo Valdimar und der Prinz Blabus sich duellieren, aber dann Blutsbrüderschaft schließen. Zwei Riesenheere das von Valdimars freundl. Helfern und das der bösen Stief­ mutter Lupa - treten nun ge­ geneinander zum Kampf an, wobei die gute Seite natürlich siegt. Die Saga endet mit vier Hochzeiten, dann kehrt Valdi­ mar mit seiner Frau nach Sax­ land zurück. HSS: AM 589 c, 4to (3 Bl.); AM 557, 4to (15. Jh.); sonst ca. 15 junge Papier-HSS.

Valla-Ljóts saga ED: H. Erlendsson, Einar Pórðarson, Fjórar Riddarasögur, Rv. 1852; A. Loth, LMIR 1, Cph. 1962 (= EA B 20); O. L. Jiriczek, Zur mittelisländ. Volkskunde, (ZfdPh 26) 1894 [Auszug aus AM 557, 4toJ; (Faks.:) D. Strömbäck, The AmaMagnxan MS 557 4to ..., Cph. 1940 ( = CCI13); A. Loth, Fornaldarsagas and Late Medieval Romances. AM 586 and AM 589 a-J 4to, Cph. 1977 (= EIM 11). ÜB: - (Nacherzählungen: (dt.:) J. Glauser, Isländ. Märchensagas, 1983; (engl.:) A. Loth, LMIR 1, 1962). LIT: A. v. Nahl, Originale Riddarasö­ gur, 1981; J. Glauser, Isländ. Märchensa­ gas, 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliograph? of Old Norse-Icelandic Rom­ ances, Ithaca, London 1985 ( = Islandica 44).

Valentin und Orso -» Falentins saga og Ursons.

Valgarðr á Velli war ein is­ länd. Skalde des 11. Jh.s, der im Skáldatal als einer der Hofskal­ den des norweg. Königs Haraldr harðráði angeführt wird. Es sind von ihm nur 11 regel­ mäßige Strophen und Halb­ strophen von bemerkenswerter Ausdruckskraft erhalten, die wohl alle zu einem Gedicht auf König Harald gehören. HSS: Morkinskinna; Fagrskinna; -► Heimskringla; -* Snorra Edda. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 806, 874-877, 1027, 1143f, 1421; E. O. G. TurvillePetre, Haraldr the Hard-ruler and his Poets, London 1968; B. Fidjestøl, Det norrøne fyrstediktet, Øvre Ervik 1982.

Valla-Ljóts saga ist eine kurze, im 13. Jh. entstandene Isländersaga, die von den Strei­ tigkeiten zw. den Brüdern Hrólfr, Halii und Böðvar Sigurösson einerseits und dem Go­ den Valla-Ljótr andererseits be­ richtet; Halli wiedersetzt sich der Heirat seiner Mutter mit

Valþjófsflokkr

378

einem reichen, aber einfachen Bauern und tötet diesen. Als er nach einiger Zeit wieder ins Tal zurückkehrt, gerät er in Streit mit Valla-Ljótr, der ihn er­ schlägt. Hrölfr bricht den dar­ auffolgenden Ausgleich, in dem er Ljóts Neffen hinterhältig tö­ tet. Obwohl er daflir Buße zahlt, erschlägt Ljótr den un­ schuldigen Böövar; der die Familenfehde als einziger von den Brüdern überlebende Hrölfr schließt am Ende mit VallaLjötr Frieden.

Valvers þáttr (»Die Ge­ schichte von Valver = Gawein «) heißt die in der altnord. Übersetzung von Chrétiens de Troyes Li Contes del Graal von der -> Parcevals saga getrennte und nachgestellte Gaweinhandlung; auch im V.þ. wird das Original zwar beträchtlich, aber nicht ungeschickt ge­ kürzt.

ländersaga, die um die Mitte des 13. Jhs. entstanden ist. Dunkle Vorzeichen begleiten die Ereig­ nisse, und die Gier und der Stolz der Hauptpersonen auf beiden Seiten fuhren unausweichl. zur Tragödie. Brodd-Helgi von Hof und sein Schwager Geitir werden zu er­ bitterten Feinden, wobei Geitir schiießl. Helgi tötet. Jahre spä­ ter erschlägt Helgis Sohn Bjarni Geitir, und die Fehde wird nun im zweiten Teil von Geitirs Söhnen Bjarni und Thorkell weitergetragen und endet mit dem Kampf von Böðvarsdalur (989), wo Thorkell schwer ver­ wundet wird, aber Bjarni ihm einen Arzt sendet. Die Ge­ schichte endet mit der Versöh­ nung der beiden Familien und mit der Auflistung von Thorkels Nachfahren, unter denen sich auch der Hl. Porlákr (gest. 1193; —> Porláks saga helga) und sein Neffe, der Bischof Páll Jönsson (gest. 1211; -> Páls saga biskups) befindet. Die wesentl. Handlungsele­ mente werden auch in der Landnámabók erwähnt, deren Styrmisbök-Fassung der Saga­ autor wohl verwendete, eine weitere schriftl. Quelle war die Droplaugarsonar saga. Ein Mo­ tiv (die Erschlagung Geitirs) hat der Autor der Laxdœla saga verwendet (bei der Tötung Kjartans).

Vápnfirðinga saga (» Saga von den Bewohnern des Vápnafjörðr«; auch Brodd-Helga saga) ist eine schlecht erhaltene, aber spannend geschriebene Is­

HSS: AM 162 C, fol (1 Perg.bl., 15. Jh.); SKB 35, fol und andere Papier-HSS aus dem 17. Jh. ED: Gunnlaugr Pórðarson, Ks., Kbh. 1848 (= Nordiske Oldskrifter 5); Jakob Jakobsen, Austfirðinga sögur, Kbh. 1902/ 03 (= SUGNL 29); Jón Jóhannesson,

HSS: (nur PapierHSS des 17. Jhs.:) AM 496, 4to; AM 161, fol. ED: Jónas Kristjánsson, Eyfirðinga sggur, Rv. 1956 (= ÍF 9). ÜB: W. Ranisch, W. H. Vogt. Fünf Geschichten aus dem östl. Nordland, 1921 (= Thule 11). LIT: M. Ciklamini, The Concept of Honour in V.-L.S-, (JEGPh 65) 1966; Jónas Kristjánsson, K-L.r., (KLNM 19) 1976; A. J. Berger, A Recognilion Svene in V.L.S., (GN 8) 1977.

Valþjófsflokkr Skallason.

->

Porkell

Vatnsdæla saga

379 Austfrðinga sqgur, Rv. 1950 (= ÍF 11); Jón Helgason, Syv sagablade (AM Í62 C fol, bl. 1- 7), (Opuscula 5) Kbh. 1975 ( = BiblArn 31). ÜB: (dt.:) E. Wilken, Altnord. Erzäh­ lungen 1, 1909; G. Neckel, Sieben Ge­ schichten von den Ostlandfamilien, 21964 (= Thule 12); (engl.:) G. Jones, Eirik the Red and other Icelandic Sagas, Oxford 1961. LIT: E. Walter, Studien zur V.s., 1956 (= Saga 1); R. Heller, Droplaugarsonar saga — V.s. — Laxdæla saga, (ANF 78) 1963; ders., Studien zu Aufbau und Stil der V.s., (ANF 78) 1963; ders., Über einige Anzeichen einer literar. Bezie­ hung zw. der Knytlinga saga und der V.s., (PBB Ost 90) 1968; G. Kähler, M. Dreher, V.s., (KLL 7) 1972; Jakob Benediktsson, V.s., (KLNM 19) 1975; J. Hel­ gason, Paris i Troja, Þorsteinn på Borg och Brodd-Helgi på Hof, (Nordiska Studier. Fs till. G. Holm) Lund 1976.

Varðlokkur, varölokur (»See­ lenlocker«) wird in der Eiriks saga rauöa ein Zaubergesang bezeichnet, der Gesang selbst aber nicht mitgeteilt. Ob es sich um einen gängigeren Begriff handelte, ist unbekannt (-► Galdr). LIT: M. Olsen, V., (MoM) 1916.

Vargstökur rimur.

—»

Ulfhams

Varnaræða móti biskupum -> Rede gegen die Bischöfe. Vatnsdæla saga ist eine um­ fangreichere Isländersaga, die die Geschicke der Bewohner des Vatnsdalr von der Zeit Haraldr hárfagris über fünf Generationen bis in das frühe 11. Jh. hinein in die Zeit nach der Christianisierung verfolgt, sodaß der letzte der Familie be­ reits als Christ stirbt. Die Saga beginnt mit einer recht romant. Episode, in der

Porsteinn in Norwegen einen berüchtigten Wegelagerer tötet und dessen Schwester, die Tochter des Jarls Ingimundr von Gautaland, heiratet. Beider Nachkommen sind die durch Porsteins Glück ausgezeichne­ ten Hauptpersonen der Hand­ lung, vor allem Porsteins Sohn Ingimundr, der schließl. nach Island auswandert, wo er sich bald als mächtiger und ge­ rechter Gode etabliert. Nach Ingimunds Tod übernimmt sein Sohn Porsteinn die Go­ denwürde, und nach ihm Ingólfr, der aber nicht mehr so­ viel Glück hat wie sein Vater und Großvater und schon recht jung im Zuge einer Liebesge­ schichte ums Leben kommt; nachdem Ingolfs Söhne noch zu jung für die Godenwürde sind, kommt es zu Streitigkeiten darum, bis Ingimunds Enkel Porgrimr und dann dessen Sohn Porkell Krafla sie errin­ gen können und beweisen, daß sie ebensolches Glück wie ihre Vorfahren haben. V.s wurde von Sturla Pórðarson in seiner Version der Landnámabók verwendet, muß da­ her also vor 1280 entstanden sein, aber auch nach 1260, da der Autor offenbar die Hallfreöar saga, die Orvar-Odds saga und die Laxdæla saga be­ nutzt hat. HSS: Die Vatnsyhma wurde im Brand von Kph. 1728 vernichtet; die Saga ist nur in von ihr abhängigen Papier-HSS aus dem 17. Jh. enthalten, von denen die wichtigsten die direkten Abschriften der Vatnshyrna von Jón Gizurarson (AM 138, fol: 1640) und Ásgeirr Jonsson (AM 559, 4to, nach 1700) sind. Die Pórðarbók

*Vatnshyrna der Landnámabók enthält eine Kurzfas­ sung der V.s. ED: E. C. Werlauff, V.s. ok saga afFinnboga hinum rama, Kjbh. 1812; W. H. Vogt, V.s., 1921 ( = ASB 16); Finnur Jónsson, V.s., Kbh. 1934 (= SUGNL 58); E. 01. Sveinsson, V.s., Rv. 1939 ( = ÍF »)• ÜB: (dt.:) H. Lenk, Vatnsdäla saga, d.i. die Geschichte der Bewohner des Vatnsdal .... [1893] (= RUB 3035/6); W. H. Vogt, F. Fischer, Fünf Geschichten aus dem westl. Nordland, 1914, 21964 ( = Thule 10); P. Herrmann, Glück und Schicksal der Leute vom Vatnsdal, 1926 (= Bauern und Helden 6); (engl.:) Guðbrandur Vigfússon, F. Y. Powell, Origi­ nes Islandicae 2, Oxford 1905; J. Jones, The Vatnsdaler’s Saga, New York 1973. LIT: A. G. van Hamel, » Vatnsdœlasaga « and »Finnboga saga«, QEGPh 33) 1934; D. Strömbäck, Seid, Sthm. 1935; J. de Vries, ALG 2, *1967; R. D. Pross, Vatnsdæla saga, (KLL 7) 1972; Jakob Benediktsson, V.s., (KLNM 19) 1975; Hermann Pálsson, Minnisgreinar um Vatnsdœlu og Bandamanna sögu, (Húnavaka 25) 1985.

*Vatnshyrna (»Buch vom Vatnshorn «) ist der Name einer im Brand von Kph. 1728 zum Großteil vernichteten Perga­ ment-HS von Isländersagas, die anscheinend Ende des 14. Jhs. für Jón Hákonarson von Víðidalstunga. dem ersten Besitzer der Flateyjarbók, hergestellt wurde. Sie enthielt folgende Sa­ gas: Flóamanna saga, Laxdoela saga, Hænsa-Póris saga, Vatnsdæla saga Eyrbyggja saga, Kjalnesinga saga, Króka-Refs saga, Stjörnu-Odda draumr, Víga-Glúms saga, Haröar saga, Baröar saga Snæfellsáss, Þórðar saga hreðu, Bergbúa þáttr, Kumblbúa þáttr, Draumr Por­ steins Síðu-Hallssonar. HSS: = AM 564 a, 4to (7 Bl.). LIT: Jakob Benediktsson, Arngrimi Jonae Opera Latina Conscripta IV, Kbh. 1957; J. McKinnell, The re-construction of Pseudo-

380 Vatnshyrna (Opuscula 4) Kbh. 1970 ( = BiblArn 30); Stefán Karlsson, Um Vatnshyrnu, (ebenda); ders., V., (KLNM 19) 1975.

*Vébjarnar saga ist eine nicht erhaltene Isländersaga, die von Sturla Pórðarson in seiner Fas­ sung der Landnámabók (S 149) erwähnt wird. LIT: Jón Jóhannesson,Gerdó Landnámabókar, Rv. 1941.

Vegtamskviða draumr.

->

Baidrs

Velents saga -» Piðreks saga, —► Wieland.

Vellekla (vell-ekla »Goldman­ gel «) heißt das einzige annä­ hernd vollständig erhaltene Ge­ dicht des isländ. Skalden —► Ein­ arr Helgason skálaglamm, von dem etwa 37 Strophen erhalten sind. Die Reihenfolge und die Authentizität aller Strophen sind allerdings unsicher. Es han­ delt sich um eine typische Drápa im Dróttkvætt, deren eher manierierte Sprache mit reichem Kenningschmuck ver­ sehen ist, darunter auch vielen mytholog. Kenningar. Die Bitte um Belohnung hat wohl mit dem Titel zu tun, der auf Einars angebl. chronischen Geldmangel (Egils Saga, Kap. 78) anspielen dürfte. Wie eine großteils verlor. Hákonardrápa Einars ist auch die V. als Preis­ lied auf den Ladejarl Håkon verfaßt und dürfte zw. 975 und 985 entstanden sein; wie in Ey­ vinds Häleygjatal wird auch hier Hakons Sakralabstam­ mung betont und der Unter­ schied zw. seiner Herrschaft

381

und den schlechten Zeiten unter den Eirikssöhnen herausgestri­ chen. Noch stärker lehnte sich Einarr an Eyvinds Hákonarmál an, wie enge Parallelen im Aus­ druck beweisen. HSS: Fagrskinna; —► Heimskringla; —* Olafs saga Tryggvasonar; -► Snorra Edda; 3. gramm. Traktat. ED: T. Wisén, Carmina Norrcena, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; ders.. Carmina Scaldica, Kbh. 21929 (Nachdr. 1960); E. A. Kock, Skai. 1, 1946. LIT: F.Jónsson, V. Tekstkritiske Bemerk­ ninger, (ANOH) 1891; H. Patzig, Die Abfassung von Einars V., (ZfdA 67) 1930; E. A. Kock, NN 391-410, 1626, 1814, 1825-1827, 1923, 1854, 22412246; J. de Vries, ALG 1, *1964; D. Bren­ necke, V., (KLL 7) 1972; ders., Zur Me­ trik der V., (PBB West 93) 1971; H. Lie, K, (KLNM 19) 1975; E. O. G. TurvillePetre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; F. Ström, Poetry as an instrument of propa­ ganda. Jarl Hakon and his poets, (Speculum Norroenum. Studies Turville-Petre) Odense 1981; H. Kuhn, Das Dróttkvætt, 1983; R. Frank, Einarr Helqason skálaglamm, (DicMA 4) 1984.

Véniundar saga ok VígaSkútu —» Reykdœla saga. Veraldar saga, (»Weltge­ schichte«), ist eine typisch ma. Kompilation, deren Quellen sich indirekt auf die latein. Weltchroniken von Isidor und Beda zurückfuhren lassen, wo­ bei zusätzl. Petrus Comestors Historia Scholastica, Bibelkom­ mentare und wohl auch die —* Rómverja saga ausgeschrieben wurden. Der Autor der in zwei Redak­ tionen überlieferten V.s. ist un­ bekannt, ein möglicher Verfas­ ser wäre -> Gizurr Hallsson (gest. 1206), entstanden muß sie in der erhaltenen Form zw. 1152 und 1190 sein, da Friedrich Barbarossa (»Friðrekr«) als re­

Verlorene Sagas gierender Kaiser genannt wird. Nach Stefan Karlsson könnte sie aber ursprüngl. schon um 1135 kompiliert worden sein. Mindestens von zwei isländ. Annalen, den Lögmannsannäll und den Skálholtsannáll, wurde die V.s. als Quelle benutzt. HSS: (A:) AM 625,4to (ca. 1300); (B:) AM 655 VII, 4to (frag., ca. 1200); AM 626, 4to (15.Jh.). ED: Konráð Gislason, 44 Prøver, Kbh. 1866; Jakob Benediktsson, V.s., Kbh. 1944 ( = SUGNL 61). LIT: Stefan Karlsson, Fróðleiksgreinar frá tólftn öld, (Afmaelisrit Jóns Helgasonar) Rv. 1969; ders., Inventio Crueis, cap. 1, og V.s., (Opuscula 2,2) Kbh. 1977 (= Bibi Arn 25,2); Jakob Benediktsson, V.s., (KLNM 19) 1975; D. Hofmann, Acces­ sus ad Lucanum: Zur Neubestimmung des Verhältnisses zw. Rómveria saga und V.s., (Sagnaskemmtun) 1986.

Vergil. Publius Vergilius Maro (70-19 v. Chr.), röm. Dichter, dessen Werke zum Teil auch im ma. Skandinavien bekannt wa­ ren; so finden sich bei Theodricus monachus Zitate aus V. (die ihm ausdrückl. zugeschriebe­ nen stammen jedoch nicht von V.), und die längere Fassung der Trójumanna saga verwendet Stellen aus seinen Schriften; V.s bedeutendstes Werk, die Aeneis, wird zwar nirgendwo zitiert, war aber sicher bekannt. Im Ma. war jedoch die Vorstellung von V. in der Erzählung vom Zauberer Virgil verbreiteter als vom Dichter (-> Virgilius saga). LIT: Jakob Benediktsson, V. Island og Norge, (KLNM 19) 1975; -♦ Ovid.

Vergilius saga -> Virgilius saga. Verlorene Sagas. Während einige Sagas nur in stark überar-

Vermundar þáttr konungs

beiteter Form (Hávarðar saga) oder fragmentar. erhalten sind (Skjöldunga saga), wissen wir von anderen, die völlig verlo­ rengegangen sind: Gauks saga Trandilssonar, Þorgils saga Höllusonar, Böðmóðs saga gerpis, Esphaelinga saga, Þórðar saga gellis. Für einige v. S. ge­ ben uns die auf ihnen beruhen­ den Rimur-Fassung jedoch we­ nigstens einen Eindruck vom Inhalt dieser Werke: Hrömundar saga Gripssonar, SkáldHelga saga. LIT: Jón Jóhannesson, Gerðir Landnámabókar, Rv. 1941; J. Jesch, Two Lost Sagas, (Saga-Book 21) 1982-3.

Vermundar þáttr konungs (ok Upsa) (oder: ok Úlfar) ist eine den Fornaldarsögur ver­ wandte Geschichte über einen dän. König und seinen Sohn. HSS: AM 409, fol (17. Jh.); Kbh. Univ.bibl. Add. 15, 4to; Lbs 1572, 4to; Lbs 1304, 8vo.

Verslehre. Altnord, gebun­ dene Dichtung läßt sich im we­ send. auf die german. Stab­ reimdichtung in vierhebigen Langzeilen zurückfuhren, deren Halbzeilen durch den Stabreim ähnlich verbunden sind wie die weiter entwickelten eddischen und skald. Verspaare. Die übli­ che, aber nicht ganz glückliche Einteilung altnord. Dichtung in » eddische « und » skaldische « Lieder ist neuzeitl. und findet sich weder in den altnord. Poe­ tiken (dem -> Háttalykill aus der Mitte des 12. Jh.s und Snorris -> Háttatal vom Beginn des 13. Jh.s), noch läßt es sich mit objektiven Einteilungskriterien aufrechterhalten, sondern ori­

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entiert sich nur am jeweiligen, durch Editionen codifizierten Textcorpus (-» Eddalieder, -» Skalden dichtung). In der altnord. Dichtung tritt zur in der altgerman. Dichtung üblichen Bindung durch -> Stabreim vor allem eine stroph. Gliederung mit einer Ausbil­ dung von —► Strophenformen mit oder ohne Refrain (—» Stef) und die Silbenzählung; dazu kommt in den skaldischen Versmaßen noch eine kom­ plexe Binnenreimtechnik (alt­ nord. -» Hending). Die Basiseinheit altnord. Dich­ tung ist die Halbzeile (vísuorð), die zwei (im Fornyrðislag), drei (im Dróttkvætt) oder vier (im Hrynhent) Hebungen aufweist. Diese Halbzeilen treten prinzi­ piell paarweise auf und formen damit eine Langzeile (visufjöröungr). Die alte german. Langzeilentra­ dition setzt im Altnord, das Versmaß -» Fornyrðislag (»Versmaß für alte Sprüche«) fort, welches in den meisten epischen Götter- und Helden­ liedern der Liederedda Ver­ wendung fand und sich durch kurze zweihebige Verszeilen mit regelmäßigem Wechsel von Hebungen und Senkung auszeichnet; längere Verszeilen erlaubt das seltenere epische Versmaß -» Málaháttr, das in erzählenden Eddaliedern und auch in der mytholog. Dich­ tung der Skalden Verwendung fand. Die Lehr- und Wissens­ dichtung in der Liederedda ist im -> Ljóðaháttr, dem » Spruchton « gehalten, dessen

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Wechsel von zwei Halbzeilen und einer nur in sich selbst stabenden »Vollzeile« mögli­ cherweise auf den Einfluß von alliterierenden Sprichwörtern zurückgeht. Im Versmaß —> Kviðuháttr, welches in der genealog. skald. Dichtung (—> Ynglingatal, Häleygjatal, Nóregs konunga tal), seltener im Preislied (Pórarins Glælognskviða, Sturlas Hákonarkviða) auftritt, wechseln stumpfe und klingende zweihebige Kurzverse miteinander; wie in den anderen bisher genannten Vers­ maßen fehlt auch dabei die Bin­ nenreimbindung, die für das Versmaß des höf. Skaldenlieds, das Dróttkvætt, charakteristisch ist. Etwa zwei Drittel aller er­ haltenen gebunden altnord. Dichtung steht in diesem Vers­ maß, das aber in den 500Jahren seiner intensiven Verwendung in Skandinavien eine Entwick­ lung mitmachte und auch zahl­ reiche Sonderformen ausbil­ dete, von denen Snorri in sei­ nem Háttatal einige Dutzend anfiihrt, die aber sicher zum ge­ ringsten Teil als eigenständige Versmaße angesehen wurden; zu den wichtigeren Sonderfor­ men sind das —> Toglag, das —► Haöarlag, das Tviskelft, das Dunhent und das Hrynhent zu zählen. Während üblicherweise Stab­ reimbindung verwendet wird, können Halb- oder Langzeilen auch durch Endreim verbunden werden, was sich trotz der frü­ hen Einführung durch Egill Skállagrímsson nicht durchset­ zen konnte; bei Endreim wird

Vestrfararvísur

das Versmaß als Rúnhent be­ zeichnet, was aber meist nur eine Variante des Dróttkvætt darstellt, wogegen aber Egils Höfuðlausn im Fornyröislag steht. -» Preislieder waren ent­ weder Dräpur (sg. —♦ Dråpa) oder Flokkar (sg. -> Flokkr), wobei der Unterschied im Re­ frain (Stef) besteht, der beim Flokkr fehlt. LIT: E. Sievers, Altgerman. Metrik, 1893; A. Heusler, Dt.e Versgeschichte 1, 1925; J. de Vries, ALG, 21964-67; H. Lie, Norrøne versemål, (KLNM 12) 1967; K. v. See, Germanische Verskunst, 1967; G. Turville-Petre, Scaldic Poetry, Oxford 1976; G. Kreutzer, Die Dichtungslehre der Skalden, 1977.

Vestfirdinga sögur ist ein neuzeitl. Sammelbegriff für Sagas, die im Westen Islands spielen: Gisla saga Súrssonar, Fóstbrœðra saga, Hávarðar saga Isfirðings, Auöunar þáttr vestfirzka, Þorvarðar þáttr krákunefs, Hrómundar þáttr halta, u.a.m. ED: Björn K. Pórólfsson, Guðni Jónsson, V. sQgur, Rv. 1943 (= ÍF 6); Guðni Jónsson, V.S., Rv. 1946 (= Islendinga sÖgur 5).

Vestrfararvísur (»Strophen über eine Fahrt nach Westen«) bilden ein Gedicht des Skalden —» Sigvatr Pórðarson, das er nach seiner Rückkehr von einer Handelsfahrt nach England (um 1025) verfaßte, um sich zu rechtfertigen, da man ihn in Norwegen der Konspiration mit Olafs Feind Knut beschul­ digte. Die noch erhaltenen acht Strophen und Halbstrophen bilden mehr noch als seine Austrfararvisur kein geschlosse­ nes Ganzes, sondern eine lose

Vetrliði Sumarliðason

Reihe von Reiseerlebnissen und Eindrücken. HSS, ED, ÜB: -* Heimskringla; -♦ Olafs saga hins helga; Fagrskinna. ED; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 1, 2192O; E. A. Kock, NN 630-637; J. de Vries, ALG 1, 21964.

Vetrliði Sumarliðason, ein Is­ länder des 10. Jh.s, von dem eine halbe Skaldenstrophe er­ halten ist. Victors saga ok Biavus ist eine originale Riddarasaga vom Ende des 14. Jh.s, die in HSS des 15. Jh.s erhalten ist. Victor, ein franz. Königssohn, und sein Blutsbruder Blävus unternehmen Wikingerfahrten, wobei sie mit Hilfe des Zwergs Dinus die Krieger Randver und Onund überwinden und später mit Hilfe von Zauberei in Zy­ pern die Berserker Fal und Soti besiegen. Zurück in Frankreich beschließt Victor um die Hand der kriegerischen indischen Prinzessin Fulgida anzuhalten, aber erst als ihm Blávus mit seinem fliegenden Teppich zu Hilfe kommt, hat er Erfolg und kann mit Fulgida nach Hause fliegen; inzw. hat Blävus in Ful­ gidas Gestalt den Sarazenenkö­ nig Soldän becirct, hat es aber auf dessen Tochter Rósida abge­ sehen und entfuhrt diese auf dem fliegenden Teppich nach Frankreich, wo beide Paare hei­ raten; auch ihre Söhne werden Blutsbrüder und fallen in einer fiirchterl. Schlacht gegen einen dän. König. Die Saga, die nicht zuletzt we­ gen ihres regen Gebrauchs von

384

Magie und des fliegenden Tep­ pichs nicht der Komik entbehrt, enthält zahlr. europäische Wan­ dermotive und vermischt diese mit einheim. Motiven; der Au­ tor verwendete u.a. Elemente der Clarus saga, der Sigurðar saga þögla, der Hrómundar saga Gripssonar und den Griplur, die V.s.o.B. ist ihrerseits von den Verfassern der Gibbons saga und der Sigrgarðs saga frækna verwendet worden. HSS; SKB 7, fol; AM 471, 4to; AM 593 b, 4to; AM 567, 4to I (frag.); (alle 15. Jh.); etwa 20 jüngere Papier-HSS. EP: A. Loth, LMIR 1, Cph. 1962 (= EA B 20); Jónas Kristjánsson, Viktors saga ok Blävus,Rv. 1964 ( = Riddarasögur 2); O. L. Jiriczek, Zur mittelisländ. Volkskunde, (ZfdPh 26) 1894 | Auszüge aus AM 471, 4toJ. ED & ÜB (engl.:) A. H. Chappel, Saga af Viktor ok Biavus, The Hague, Paris 1972. (Nacherzählungen: (dt.:) J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.:) A. Loth, LMIR 1, 1962). LÍT: E. Ol. Sveinsson, Viktors saga ok Biavus. Sources and Characteristics (in Jo­ nas Kristjänssons Ausgabe) 1964; D. A. H. Evans, Observations on a New Edition of Viktors saga ok Blávus, (ANF 90) 1975; M. Schlauch, A Late Icelandic Saga as Parallel to Old French Literary Parody, (Kwartalnik Neofillogiczny 23) 1976; J. McKinnel, Saga Manuscripts in Iceland in the Later 18th Century, (Saga-Book 20) 1978-81; J. Glauser, Island. Märchensa­ gas, 1983; Margret Friðriksdóttir, Viktors saga ok Blávus samkvarmt hugmyndum V. I. Propps og A.J. Greimasar, Diplomarbeit, Rv. 1983; U. Sprenger, Die Verwen­ dung der direkten Rede in der Viktors saga ok Biavus, (Les Sagas de Chevaliers. Riddarasögur) Paris 1985; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca, London 1985 (= Islandica 44).

Viðræða æðru ok hugrekki ok likams ok sålar (» Dialog zw. Tapferkeit und Furcht und zw. Leib und Seele«) sind die im Altnord, gemeinsam über­

385 lieferten Übersetzungen zweier latein. Dialoge unterschied!. Herkunft; der erste Teil, der Dialog zw. Tapferkeit und Furcht, ist eine Übersetzung von Kap. 26 des Moralium Dogma, welches meist dem Walter de Castillione (—> Alex­ anders saga) zugeschrieben wurde, den der nord. Überset­ zer hier als Meistar Valltir be­ zeichnet; wahrscheinl. stammt das Werk aber eigentl. von Guillelmus de Conchis. Der zweite Abschnitt geht auf das Werk De arrha animae (oder: Soliloqium de arrha animae) des Hugo von St. Viktor (ca. 1096-1141) zurück. Vollständig sind die beiden Dialoge in der Hauksbók vom Beginn des 14. Jh. überliefert, aber schon die um 1270 entstan­ dene HS Upps. DG 4-7 fol. ent­ hält ein kurzes Bruchstück des Dialogs zw. Furcht und Tapfer­ keit, sodaß die Übersetzung möglicherweise schon Mitte des 13. Jhs. in Norwegen ent­ standen sein könnte. HSS: s.o. ED: C. R. Unger, Heilagra manna sögur 1, Chria. 1877; F. Jónsson, Hauksbók, Kbh. 1892-96. ED des Originals: J. Holmber: Moralium Dogma, Uppsala 1929 (hier Guillelmus de Conchis zugeschrieben). LIT: H. Bekker-Nielsen, The Vietorines and their inßuenee on Old Norse Literature, (The Fifth Viking Congress, 1965) Tors­ havn 1968.

Viðrhending -> Hending.

Víga-Barða saga -> Heiðarvíga saga. Víga-Glúmr Eyjólfsson, ein isländ. Häuptling in der zweiten Hälfte des 10. Jh.s, ist der Held

Víga-Glúms saga der -» Víga-Glúms saga, in der uns 11 ihm zugeschriebe Stro­ phen und Halbstrophen im Dróttkvætt erhalten sind. HSS, ED, ÜB: -» Víga-Glúms saga. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946. LIT: E. A. Kock, NN 381, 383, 1824, 1947-1949; E. O. G. Turville-Petre, Sealdie Poetry, Oxford 1976.

Víga-Glúms saga ist eine Mitte des 13. Jh.s entstandene bedeutende Isländersaga, die im 9. Jh. mit Ausnahme zweier Episoden in Norwegen im nordisländ. Eyjafjöröur spielt. Die Einleitungskapitel handeln von Eyjólfr, dem Vater des Ti­ telhelden, der in Norwegen Heldentaten begeht und dann in Island den Hof und das Go­ denamt seines Vaters über­ nimmt. Glúmr selbst ist ein typischer Kolbitr-Held, der erst mit 15 Jahren auf einer Reise zu seinem Großvater in Norwegen seine Heldennatur zeigt, indem er ei­ nen Berserker erschlägt. In Is­ land gelingt es ihm, seine Mut­ ter vor habgierigen Verwand­ ten zu schützen, indem er einen von ihnen erschlägt und den anderen vertreibt. Durch Zwei­ kämpfe und seine Rechtskundigkeit behauptet sich Gliimr und ist 40 Jahre lang der mäch­ tigste Mann im Bezirk. In zahl­ reichen blutigen Fehden behält er die Oberhand, muß aber zu­ sehends zu Tricks und zweideu­ tigen Schwüren Zuflucht neh­ men, und schließlich wird er verurteilt und verbannt; sein Fall wird wiederholt angekün­ digt, wobei der Gott Freyr eine Rolle spielt. Noch Jahre später

Víga-Skútu saga versucht sich Glúmr vergebi. an seinen Gegnern zu rächen, und schließl. tritt er noch vor der Christianisierung Islands zum neuen Glauben über und stirbt bald darauf. Die straff durchkomponierte und mit Strophen des Helden durchsetzte Saga dürfte sich auf Lokaltraditionen gestützt ha­ ben, der Held und einzelne Epi­ sode der Saga sind auch aus an­ deren Sögur (Reykdæla saga, Valla-Ljóts saga) bekannt. HSS: Möðruvallabók (AM 132, fol); Vatnshyrna (frag.); AM 564 a, 4to (frag.); AM 445 c, 4to. ED: E. O. G. Turville-Petre, V.-G.s., Oxford 1940, 21960; Jónas Kristjánsson, Ey/irchnga SQgur, Rv. 1956 ( = ÍF 9). ÜB (dt.:) W. Ranisch, W. H. Vogt, Fünf Geschichten aus dem östl. Nordland 1921, 21964 (= Thule 11); W. Baetke, Glum der Totschläger, 1923 (= Bauern und Helden 1); F. Khull, Viga-Glum, 1888 [gekürzt], (engl.:)J. McKinnell, VigaGlums Saga with the Tales of ögmund Bash and Thorvald Chatterbox, Edinb. 1987. LIT: C. Lotspeich, Zur Víga-Glúmsund Reykdælasaga, Diss. Leipzig 1903; A. Holtsmark, Vitazgjaß, (MoM) 1933; G. Turville-Petre, The Author of Svarfdæla and the Reviser of Glúma, (Leeds Studies) 1936; ders., The Traditions of V.-G.s., (Transactions of the Philol. So­ ciety) 1936; Björn M. Ölsen, Um Islendingasögur, Rv. 1937-9; F. P. Magoun, Glúmr’s Equivocal Oath, (Neuphilol. Mit­ teil.) 1953; E. Wahlgren, Killer-Glum: A Word on Traditional Motif and Saga Portrait, (Folklore Internat. Essays ,.. W. D. Hand) Hatboro 1967; G. Kähler, M. Dreher, V.-G.s., (KLL 7) 1972; H. Pälsson, På leting etter rottene til V.-G.s., (MoM) 1979.

Víga-Skútu saga —► Reykdæla saga. Viga-Styrs saga -> Heiðarviga saga. Vígkæns saga kúahirdis ist eine junge Märchensaga, in der ein Held, ein typ. kolbitr und

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fauler Kuhhirt, mit Hilfe eines Löwen auf einem dreitägigen Turnier schließl. doch die Prin­ zessin zur Frau bekommt. Schlauch hat auf die Parallelen in irischen Volksmärchen hin­ gewiesen. HS: ÍB 774, Bvo (19. Jh.). ED: Sagan af Vtgkœni kúahirði, Rv. 1886; dass. Rv. 1977. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Víglundar saga og Ketilríðar (auch als Porgrims saga prúða ok Viglundar vaena bezeichnet) ist eine in der zweiten Hälfte des 14. Jh.s entstandene nachklass. Isländersaga. Es handelt sich da­ bei um eine romant. Liebesge­ schichte, die ebenso Einflüsse der Riddarasögur wie der Flóvents saga und der Friðþjófs saga aufweist. Die Saga beginnt mit der Flucht des Liebespaares Porgrimr und Olof aus Nor­ wegen nach Island, der Haupt­ teil ist die Geschichte der Liebe zw. ihrem Sohn Viglundr und der Nachbarstochter Ketilriör, welche die Brüder und Mutter des Mädchens zu unterbinden suchen. Als Viglundr in Not­ wehr einen Bruder des Mäd­ chens tötet, wird er verbannt, sie wird inzw. einem alten Mann verheiratet; später stellt sich heraus, daß der Alte ein Onkel Viglunds ist und die Ehe nur dem Namen nach bestan­ den hat, sodaß dem Happy End nichts entgegensteht. Die Handlung ist eine Wiederho­ lung des bekannten Stoffes von den getrennten und am Ende wiedervereinten Liebenden, die durch ihre Überaschende Wen-

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düng nicht an Wahrscheinlich­ keit gewinnt. Die lyrischen Strophen der Saga erinnern an die aus der Kormáks saga. HSS: AM 551 a, 4to; AM 510, 4to; AM 160, fol. ED: Nockrer Marg-Frooder Søgu-Pætter Islendinga, Hoolar 1756; Guðbrandur Vigfússon, Bárðar saga Snœfellsáss, ..Kjbh. 1860 ( — Nordiske Oldskrifter 27); Valdimar Asmundarson, V.s., Rv. 1902 ( = fslendinga sögur 38); Johannes Halldorsson, Kjalnesinga saga, Rv. 1959 (= ÍF 14). ÜB: (dt.:) F. Khull, Viglund und Ketilrid, ein altisländ. Novelle, Progr. 2. Staatsgymn. Graz 1890 (gekürzt); (engl.:) E. Magnússon, W. Morris, Three Northern Love Stories, London 1875, 21901., LIT: Ami Thorlacius, Skýringar yfir ör~ nefiii í Bárðarsögu og Viglundar, Rv. 1860— 86 (= Safn til sögu 2).

Vígslóði ist der Abschnitt der Grágás, der sich mit Mord und Totschlag beschäftigt (-» Ge­ setze). Víkarsbálkr ist ein vielleicht im 12. Jh. entstandenes erzählendes Gedicht im Fornyröislag, das in der -> Gautreks saga überliefert ist und dort dem Vorzeithelden Starkaör zugeschrieben wird, der in dem Gedicht einen Rück­ blick auf das Leben und die Taten seines Blutsbruders Kö­ nig Vikarr gibt, der durch ihn selbst ums Leben kam. HSS, ED, ÜB: -» Gautreks saga. ED: A. Heusler, W. Ränisch, Eddica Mi­ nora, 1903.

Vikinga sögur —> Wikinger­ sagas.

Vikingarvisur ist ein Gedicht des isländ. Skalden -> Sigvatr Þórðarson, in dem er die Wi­ kinger- und Kriegsfahrten be­ schreibt, die der Hl. Olaf in sei­

Vilhjálms saga sjóðs

ner Jugend im Baltikum, in England und Frankreich unter­ nommen hatte. Von dem um 1014/15 entstandenen Gedicht, mit dem sich Sigvatr bei seiner Ankunft in Norwegen beim König einfuhrte, sind 15 Dróttkvættstrophen erhalten, die noch ganz in der Tradition der konventionellen Hofpoesie stehen. HSS, Ed, ÜB: -> Heimskringla; -* Ólafs saga hins helga; Fagrskinna. ED: F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; E. A. Kock, Skal. 1, 1946; LIT: E. A. Kock, NN 611-617, 1856Í, 2468-2470; H. Gering, Beiträge zur kritik und erklärung skald, dichtungen, (ZfdPH 44) 1912; J. de Vries, ALG 1, }1964.

Viktors saga ok Biavus —> Victors saga ok Biavus. Viktors saga Salsinders ist eine erst im 19. Jh. entstandene, den jüngeren Fornaldarsögur und Märchensagas nachem­ pfundene Saga. HS: Lbs 845, 4to.

yilhjálms saga ok Valtara —► Asmundar saga, Vilhjálms ok Valtara. Vilhjálms saga sjóðs ist eine in Island im späten 14. oder frühen 15. Jh. verfaßte umfangreiche originale Riddarasaga, die sich besonders durch ihre fremdarti­ gen Motive auszeichnet. Treibendes Element der Hand­ lung ist ein Goldring und zahlr. Schachpartien, die mit dem Ring als Einsatz gespielt wer­ den. So gewann ihn Vilhjálms Vater, der engl. König Ríkarðr, von einer afrikan. Prinzessin, und als Rfkarör verschwindet

Vilhjálms þáttr bastarðs und sich Vilhjálmr auf die Su­ che macht, kann er im Schach­ spiel eine magische Rüstung und ein wunderbares Pferd ge­ winnen. Das dritte Spiel aber verliert er, und muß nun in drei Jahren die Namen von 90 Trol­ len herausfmden, wenn er nicht sein Leben verlieren will. Er rettet einen Löwen vor einem Drachen (vgl. Ivens saga) und trifft die byzantin. Prinzessin Astronimia. Mit Hilfe ihrer zauberkundigen Mutter in Lybia erwirbt er einen Zauberstein und erfährt den Aufenthaltsort der Trolle bei König Hercules in Africa, der auch seinen Vater und andere Könige gefangen­ hält. Durch die Rezitation der Trollnamen (Allra flagða þula) und Verwünschungen besiegt der Held die Trolle und König Hercules. Inzw. ist Astronimia entfuhrt worden, und Vilh— jálmr und sein Vater eilen zu Hilfe. In einer Schlacht wird sein anhängl. Löwe getötet, ein riesiger Feigling namens Sjóðr ißt aber das Herz und hilft von nun an tapfer dem Helden. Vilhjälmr heiratet schließl. Astronimia und kehrt nach England zurück und tauft sei­ nen Sohn Leo, als Andenken an den Löwen. Er hat aber noch eine Reihe von Schlachten mit Riesen zu bestehen, bevor er in Babylon wieder mit Sjóðr zusammentrifft und sein Leben als König von Babylon beschließt. HSS: AM 343 a. 4to; AM 577, 4to (15. Jh.); AM 548, 4co; AM 599, 4to (16. Jh.); weitere knapp 50 Papier-HSS. ED: Sagan afVilhjálmi sjóð, Rv. 1911; A. Loth, LMIR 1, Cph. 1962 (= EA B 20); O. L. Jiriczek, Zur mittelisländ. Volks­

388 kunde, (ZfdPh 26) 1894 [nur Allra flagöa þula nach AM 577, 4to und AM 343 a, 4toj. ÜB: - (Nacherzählungen: (dt.:) J. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.:) A. Loth, LMIR 1, 1962). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; A. v. Nahl, Originale Riddarasögur, 1981 ;J. Glauser, Island. Mär­ chensagas, 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Rotnances, Ithaca, London 1985 (= Islandica 44).

Vilhjálms þáttr bastarðs [1] (»Geschichte von Wilhelm dem Bastard = Wilhelm der Eroberer«) ist ein Abschnitt im zweiten Teil der —> Játvarðar saga helga. Vilhjálms þáttr bastarðs [2] (auch Anshelmus þáttr erkibiskups) ist eine aus Vincenz von Beauvais Speculum historiale (welches ausdrücklich zitiert wird) übersetzte Erzählung über die Auseinandersetzung zw. Wilhelm dem Eroberer und seinen Söhnen und Erzbi­ schof Anselm von Canterbury. HSS: AM 657 b, 4to (14. Jh); AM 586,4to; AM 238, fol frag. XIV; AM 664, 4to. ED, ÜB, LIT: H. Gering, Islendzk Æventyri 1-2, 1881-2.

Vilhjálms þáttr Geirarðssonar ist ein Abschnitt in der längeren Fassung der -♦ Mágus saga jarls. Vilhjálms þáttr korneis ist der neunte Abschnitt der —♦ Karlamagnüs saga. Vilhjálms þáttr Laissonar ist ein Abschnitt in der längeren Fassung der —► Mágus sagajarls.

Vilkina saga ist ein Teil der -> Piöreks saga.

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Vilkins saga (riddara) ok Jóns -> Jóns saga leikara. Villifers saga frækna (»Saga vom tapferen Villifer«) ist eine junge originale Riddarasaga mit starken märchenhaften Zügen. HSS: Lbs 1510, 4to; Lbs 228, 8vo; ÍB 598, 8vo; Lbs 1940, 4to. ED: Einar Þórðarson, Sagan af Villifer frækna, Rv. 1885. LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Villifers saga ok Grims -> Villifers saga frækna.

Vilmundar rímur viðutan, eine Versbearbeitung der Vil­ mundar saga viöutan, die im wesend, der Fassung von AM 374 a, 4to folgt. Die Rimur wurden um 1530 von einem ansonsten unbekannten Dichter namens Ormur verfaßt und sind an eine Frau namens Soffia gerichtet. HSS: AM 604 e, 4to; AM 145, 8vo. ED: Ólafur Halldórsson, V.r.v., Rv. 1975 (= Rit 6); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic Rimur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Vilmundar saga væna ok Hrómundar blinda ist eine erst im 19. Jh. entstandene Er­ zählung. HSS: Lbs 1137, 8vo; Lbs 1509, 4to.

Vilmundar saga viðutan (»Saga von Vilmund außer­ halb «) ist eine wohl schon im 14. Jh. entstandene originale Riddarasaga, die aber außer dem Aufputz mit ausländ. Na­ men nur wenig mit anderen

Vicencius saga Südlandsfabeln gemeinsam hat, und eher den Märchensagas und Abenteuersagas nahe steht. Der junge Vilmundr wächst bei seinen Eltern in völliger Abge­ schiedenheit auf und kommt als reiner Tor an den Hof des Kö­ nigs von Garðaríki, wo er sich aber in allen Fertigkeiten als sehr geschickt erweist und mit dem Königssohn Hjarrandi Brüderschaft schließt. Wie im Aschenbrödelmärchen findet er durch einen goldenen Schuh die richtige Prinzessin heraus, die wegen ihrer unliebsamen Wer­ ber mit einer Sklavin die Gestalt getauscht hat, und kann sie schließt, heiraten, da ihr schon von Geburt an prophezeit war, daß sie einen Bauernsohn heira­ ten werde. HSS: AM 586, 4to; AM 577, 4to; (15. Jh.); ca. 45 Papier-HSS. ED: Guðmundur Hjartarson, Sagan af Vilmundi Viðutan, Rv. 1878; N. W. Olsson, V.s.v., Diss. Chicago 1949; Bjarni Vilhjálmsson, Riddarasögur 6, Rv. 1954; A. Loth, LMIR 4, Cph. 1964 (= EA B 23); (Faks.:) A Loth, Fornaldarsagas and Late Medieval Romances, Cph. 1977 (= EIM 11). UB: - (Nacherzählung (dt.:) inj. Glauser, Island. Märchensagas, 1983; (engl.:) in A. Loth, LMIR 4, 1964). LIT: M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934; Einar Sigurðsson, V.s.v., Diss. Rv. 1962; A. v. Nahl, Originale Riddarasögur, 1981; J. Glauser, Island. Märchensagas 1983; M. E. Kalinke, P. M. Mitchell, Bibliography of Old NorseIcelandic Romances, Ithaca & London 1985 (= Islandica 44).

Vilzina saga (oder Vilkina saga) ist ein Teil der -♦ Piöreks saga.

Vincencius saga. eine Heili­ gensaga über den Hl. Vinzenz den Diakon (22. Jänner), der

Vincenz von Beauvais

304 in Spanien den Märtyrertod starb; sie ist eine gekürzte Über­ tragung einer latein. Vorlage (BHL 8639). HSS: SKB 2, (bl (14. Jh.); AM 655. 4to frag. IV (13. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 2, Chria. 1877; (Faks.:) P. Foote, Lives of Saints. Perg.fol. nr. 2 ..., Cph. 1962 ( = EIM 4). LIT: LOSONP 1963.

Vincenz von Beauvais (Vin­ cendus Beliovacensis, gest. 1264) gelehrter franz. Domini­ kaner, Erzieher am Hof Lud­ wigs IX., Verfasser der um­ fangreichsten ma. Enzyklopä­ die, des Speculum maius, von welchem besonders das Specu­ lum historiale und das Speculum naturale später als Fundgrube der älteren Autoritäten ver­ wendet wurde. Auch in Skan­ dinavien kannte man wenig­ stens das Speculum historiale, und die Verfasser der Stjórn und der Karlamagnús saga verwendeten es ebenso wie verschiedene Kompilatoren und Übersetzer hagiograph. Texte; daneben stammen einzelne eigenstän­ dige Anekdoten direkt aus dem Speculum historiale, etwa der -+ Vilhjálms þáttr bastarðr [2].

Vínlendinga sögur, »Vinland-Sagas« -» Eiríks saga rauöa, -» Grœnlendinga saga. Virgiles rímur, (oder Virgilius rímur), auch als Glettudiktar bezeichnet, sind die Versbearbeitung eines Stoffes, der mit den Jons rimur leiksveins ver­ wandt ist und in der ma. Litera­ tur von Italien über Frankreich bis England weit verbreitet ist:

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der Zauberer Virgilius möchte die schöne Tochter eines Kö­ nigs, bei dem er eingeladen ist, verfuhren, sie aber überlistet ihn und gibt ihn dem Gelächter preis. Daraufhin nimmt er grausame Rache an ihr. Die Moral davon ist, daß Frauen nicht zu spröde sein sollen. Die vorliegende isländ. Fassung weicht von anderen (vgl. -* Virgilius saga) merklich ab, so etwa verzaubert die Prinzessin den Magier in ein Pferd und reitet auf ihm. HSS: SKB perg. 22. 4to; SKB perg. 23. 4to (16.Jh.). ED: F. Jónsson, Rimnasafn 2, Kbh. 1922 (= SUGNL 35). LIT: K. Bartsch, Der Zauberer Virgil, (Germania 5) 1860; D. Comparetti, Vir­ gil im Ma., 1875; E. Kolbing, Beiträge zur vergl. Gesch. der romant. Poesie und Prosa des Ma.s, 1876; Jón Þorkelsson, Om Digtningen pd Island i det 15. og 16. drhundrede, Kbh. 1888; F. Jónsson, Litt.hist. 3, 21924; Björn K. Pórólfsson, Rimur fyrir 1600, Kbh. 1934.

Virgilius saga ist eine 1667 an­ gefertigte recht getreue Über­ setzung des holl. Volksbuchs vom Zauberer Virgil (Amster­ dam 1552, ein älterer undat. Druck ca. 1520); die -» Virgiles rimur, eine Versbearbeitung des selben Stoffes, weichen stark von dieser Prosafassung ab und dürften auf eine ältere, verlo­ rene isländ. Quelle zurückge­ hen. HSS: AM 6(X) b-c, 4to (1677); BM Add 4859, fol (1694); BM Add 11.141, 4to; Kall 614, 4to (18. Jh ). LIT: H. L. D. Ward, Catalogue of Roman­ ces in the Department of MSS in the British Museum 1, London 1883; M. Schlauch, Romance in Iceland, London 1934.

Visa, »Strophe«, -> Strophen­ formen, —» Lausavisa.

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Visio Pauli —► Visionslitera­ tur.

Visio Tnugdali (oder Visio Tundali) —► Duggals leizla. Visionsliteratur. Wie überall in Europa erfreuten sich auch in Island im Ma. literar. Jenseitsvi­ sionen großer Beliebtheit. Die auch sonst weit verbreitete Ri­ sio Tnugdali (oder Visio Tundali) wurde als -> Duggals leizla ins Altnord, übersetzt und auch vom Autor der —► Eireks saga víðförla ausgiebig ausgeschrie­ ben. Die älteste christl. Vision, die letztlich auf 2 Kor. 12, 2-5 beruhende apokryphe Visio Pauli, wurde schon um 1200 ins Altnord, übersetzt und findet sich in zwei isländ. HSS. Die meisten der Visionen wurden aus dem Latein, übertragenen: von der Visio Dryctelmi, nach Vincenz’ Speculum historiale ins Altnord, übertragen, ist nur noch ein Fragment erhalten (H. Gering, Islendzk Æventyri Nr. 101), die Gundelin-Vision fin­ det sich in HSS der Mariusaga, und sowohl die nach dem Nicodemus-Evangelium übertra­ gene —> Niörstigningar saga als auch die Barlaams saga ok Josa­ phats weisen visionäre Züge auf, aber die Vision der Elisa­ beth von Schönau wurde offen­ bar aus dem Dt.en übersetzt. Daneben finden sich aber auch einheim. Texte, so etwa die Rannveigar leizla, welche in der Guömundar saga Arasonar (Prestssaga) überliefert ist und im 13. jh. von einer Isländerin aus den Ostfjorden erlebt wurde. In gebundener Dich­

Vísur Cecilíu

tung sind die Visionen der Sölarljóð, des Leiöarvisan und des norweg. Draumkvæde, wel­ ches auf das 14. Jh.zurückgehen könnte, aber erst sehr spät auf­ gezeichnet wurde, bewahrt. Nicht als Visionen im engeren Sinn (also einer im Schlaf erleb­ ten Jenseitsreise durch Hölle, Fegefeuer und Himmel) sind die aber sicher von der V. be­ einflußten häufigen Träume in der altnord. Literatur anzuse­ hen; solche Einflüsse sind in der Olafs saga helga, der Njáls saga und der Konrads saga keisarasonar deutl. feststellbar. LIT: O. Widding, H. Bekker-Nielsen, Elisabeth of Schönau's Visions in an Old Icelandic Mansucript, AM 764, 4to, (Opuscula 2,1), Kbh. 1961 (= BiblArn 25,1); M. Tveitane, Visio Pauli og den norrøne Michaels saga, (MoM) 1963; ders., En norrøn versjon av Visio Pauli, Bergen, Olso 1965; T. Gad, Paulusvisionen, (KLNM 13) 1968; ders., Tundalus, (KLNM 19) 1975; D. Strömbäck, Resan till den andre världen, (Saga och Sed) 1976; ders., Visionsdiktning, (KLNM 20) 1976.

Visuhelmingr oder kurz Heimingr, -> Halbstrophe. Vísuorð ist die altnord. Be­ zeichnung für Verszeile, da sie sich zur Strophe verhält wie das Wort zum Satz; das Verspaar wurde Vísufjörðungr (»Vier­ telstrophe «) genannt.

Vísur af Máríu Magdalene [I und II] ist der Titel zweier spätma. Gedichte über Maria Magdalena; -+ Marthe saga ok Marie Magdalene. HS: AM 713, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, Kbh. 1938.

Visur Ceciliu ist ein spätma. Gedicht über die Hl. Cäcilia.

Vita S. Dunstani HS: AM 713, 4to. ED: Jón Helgason, Islenzk miðaldakvœði 2, Kbh. 1938.

Vita S. Dunstani —> Dunsta­ nus saga. Vita S. Magni des Meister Robert (oder Rodbert) aus der ersten Hälfte des 12. Jh.s, —> Magnúss saga hinn lengri.

*Vita S. Olavi ist eine verlor. Stufe der nord. Olafstradition, —» Olafs saga hins helga. Vitae patrum, »Leben der Vä­ ter«), eine umfangreiche altnord. Übersetzung der gleich­ namigen, schon im 6. Jh. ent­ standene, ursprüngl. teils auf Griechisch abgefaßten Legen­ densammlung über Kirchen­ väter, frühchristl. Eremiten und Mönche. Die latein. Fassung war im Ma. weit verbreitet (die Benediktinerregel empfahl die V.p. ausdrücklich als Lektüre) und wurde in verseh. Volks­ sprachen übersetzt; die altnord. Übertragung entstand wohl am Beginn des 13. Jh.s.

392 frau Maria, das um 1400 ent­ standen ist. HSS: AM 713, 4to; AM 721, 4to. ED: B. Kahle, Island, geistl. Dichtungen des ausgeh. Ma., 1898; H. Sperber, Sechs, isländ. Gedichte legend. oInhalts, Upsala 1911 (= Upps. Univ. Årsskrift 1910,2); F. Jónsson, Skj. B 2, 1915; E. A. Kock, Skai. 2, 1949. EIT: Jón Porkelsson, Om Digtningen på Island i det 15. og 16. århundrede, Kbh. 1888; E. A. Kock, NN 1674-77, 1853 A; H. Schottmann, Die isländ. Mariendichtung, 1973.

Vitus saga ist eine Heiligensaga über den Hl. Vitus (oder Veit; 15. Juni), einen legendären frühchristl. Märtyrer; die Saga beruht auf einer BHL 8711 na­ hestehenden latein. Vorlage. HSS: AM 180 b, fol (15. Jh.); SKB pap. 8, 8vo (17. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 2, Chria. 1877. LIT: LOSONP 1963.

Vöðu-Brands þáttr ist ein im 13. Jh. verfaßter^ ursprüngl. ei­ genständiger íslendingaþáttr, der aber nur als Teil der -> Ljósvetninga saga erhalten ist. Der Titelheld ist ein schwieri­ ger und harter junger Mann, der trotz einer gewissen Selbst­ beherrschung Männer, die ihn provozieren, tötet oder ver­ wundet. Die Verwundung, die er jemandem bei einem Ball­ spiel zufugt, führt zu einem Prozess, der zwar nicht friedl. beigelegt wird, aber doch posi­ tive Folgen für die Beteiligten hat.

HSS: AM 764, 4to (nur hier vollständig); AM 234, fol; AM 232, fol (14. Jh.); AM 225, fol; AM 668, 4to (15. Jh.). ED: C. R. Unger, Heilagra manna søgur 2, Chria. 1877. LIT: F. Jónsson, Litt.hist. 2, 21923; H. Bekker-Nielsen, Et brudstykke af kongespejlet, (Opuscula 1), Kbh. 1960 (= Bibl Am 20); LOSONP 1963; M. Tveitane, Den lærde stil, oversetterprosa i den norrøne versjonen av V.P., (Univ, i Bergen. År­ bok) 1967; ders., V.P., (KLNM 20) 1976.

HSS: -> Ljósvetninga saga. ED: Björn Sigfússon, Ljosvetninga saga, Rv. 1940 ( = ÍF 10).

Vitnisvisur ist ein Gedicht über ein Wunder der Hl. Jung­

Völsa þáttr ist eine Erzählung aus der Olafs saga hins helga hin mesta, die unterhaltsam den Be­

393 such des Königs bei einer hin­ terwäldlerischen Familie schil­ dert, die einen Pferdepenis (»Völsi«) verehrt, und auch Reste eines heidn. Ritus bewah­ ren könnte. Wahrscheinl. ist aber die ganze Geschichte erst eine Erfindung des 13./14. Jhs. (Düwel). HS & ED: Flateyjarbók. ED: Guðbrandur Vigfússon, Bárðar saga Snœfellsáss, ..Kjbh. 1860 (= Nordiske Oldskrifter 27). LIT: J. de Vries, Altgerm. Religionsgesch., 31970; K. Düwel, Das Opferfest von Lade und die Geschichte vom Völsi, 1971; G. Turville-Petre, Myth and Reli­ gion of the North, London 1964, Reprint Westport 1975; G. Steinsland, K. Vogt, »Aukin ertu Uolse ok vpp vm tekinn«. En religionshistorisk analyse av Vqlsaþáttr i Flateyjarbók, (ANF 96) 1981; R. Simek, Lex. der german. Mythologie, 1984 ( = KTA 368).

Völsunga rímur, eine Versbearbeitung der ersten acht Kapi­ tel der Völsunga saga, die der Dichter mit einer Einleitung versah, die er zum Großteil aus der Snorra Edda und der Yng­ linga saga entlehnt hat. Die V. r. gehören zu den ältesten Ri­ mur und stammen vermutl. schon aus der Mitte des 14. Jh.s. Der Dichter nennt sich Vitulus vates (d. h. Kálfr skáld) und ist damit mit dem Verfasser der Katrinar dräpa zu identifizie­ ren. HSS: AM 604 g, 4to. ED: T. Möbius, Edda Scemundar hins fróða, 1860; F.Jónsson, Fernirforníslenskir rímnaflokkar, Kbh. 1896; ders., Rt'mnasafn 1, Kbh. 1905 (= SUGNL 35); (Faks.:) W. A. Craigie, Early Icelandic R/tnur. MS No. 604, 4to ..., Cph. 1938 (= CCI 11). LIT: Björn K. Pórólfsson, Rtmur fyrir 1600, Kbh. 1934; S. F. D. Hughes, » V.r.« and » Sjúrðar kvœði«: Romance and Ballad, Ballad and Dance, (Ballads and Ballad Research) Seattle 1978.

Völsunga saga Völsunga saga (»Saga von den Völsungen«) ist eine um­ fangreiche Fornaldarsaga, die zum überwiegenden Teil auf älteren Heldenliedern beruht und wie das mittelhochdt. Ni­ belungenlied eine ausführliche Version der Sigurd- (Sieg­ fried) und Völsungensage gibt. Die V.s. ist auf Grund der Be­ handlung der bekanntesten ger­ man. Heldensagen sicherl. die berühmteste Saga dieses Gen­ res. Sie erzählt die Geschichte des Völsungengeschlechts von Odins Sohn Sigi über Sigurðr Fáfnisbani bis zum Untergang der Gjukungen an König Atlis Hof und die Tötung von Si­ gurds Tochter Svanhild durch Jörmunrek und die Rache der Gudrunssöhne. Die Haupt­ quelle der V.s. sind die erhalte­ nen Heldenlieder der Lieder­ edda, so die Atlamäl und die Atlakviða, die Helgakviða Hundingsbana I, die Reginsmál. Als Vorlage haben aber auch die in der Lücke des Codex Regius verlorene Heldenlieder gedient, und die V.s. bewahrt uns daher Prosabearbeitungen dieser Lie­ der aus der Sigurd-Sage, deren Rekonstruktion aus der Saga die Forschung noch immer be­ schäftigt. Ob dabei eine Siguröar saga als Vorstufe der V.s. existiert hat, ist fraglich. Wei­ ters hat auch die Piðreks saga als Quelle für die Beschreibung Si­ gurds in Kap. 23 gedient, sodaß die V.s. kaum vor der Mitte des 13. Jh. entstanden sein kann. In den HSS steht die V.s. als Vorgeschichte zur Ragnars saga loðbrókar, deren Held

Völsunga saga

Sigurds Tochter Aslaug hei­ ratete. HSS: NkS 1824 b, 4to; AM 6-7, fol. ED: F. H. v. d. Haeen, Altnord. Sagen u. Lieder, 1814; FASM; S. Bugge, NorrÖne Skrifter af sagnhistorisk indhold 2, Chria. 1864-5 (= Det Norske Oldskriftsselskabs samlinger 8); E. Wilken, Die prosai­ sche Edda nebst V.-s. und Nornagests thättr, 2 Teile, 1877-83; FAS2 1; W. Ranisch, Die V., 1891, Reprint 1908; M. Olsen, V.s. ok Ragnars saga loðbrókar, Kbh. 1906-08 (= SUGNL 36); FAS3 1. ED 4- ÜB (lat. & schwed.:) E. J. Björner, Nordiska kämpa dater, Sthm. 1737; (engl.:) R. G. Finch, The Saga of the Völsungs, London 1968. ÜB: (dt.:) F. H. v. d. Hagen, Nord. Heldenromane, Bd. 4, 1815; ders., Altdt.e u. Altnord. Helden-Sagen, Bd. 3, 1880; G. Lange, Untersuchungen über die Geschichte u. das Verhältnis der nord. u. dt.en Heldensage, 1832; A. Raszmann, Die Sage von den Weisun­ gen und Niflungen in der Edda und Wölsunge saga, 1857; A. Edzardi, Die Saga von den Volsungen und Nibelun­ gen, 1881; C. Küchler, Nord. Heldensa­ gen, 1892; P. Herrmann, Island. Helden­ romane, 1923 (= Thule 21); R. J. Gorsle­ ben, Die Edda, Bd. 2, 1925; (engl.:) E. Magnússon, W. Morris, Völsunga saga, London 1870, Reprint 1888; M. Schlauch, The Saga of the Volsungs, the Saga of Ragnar Lodbrok together with the Lay of Kraka, 3New York 1964. LIT: R. C. Boer, Über die quellen von c. 26-29 der V.s., (ZfdPh 35) 1903; ders., Unters, über den Ursprung u. die Entwickl. der Nibelungensage, 1-3, 190609; A. Heusler, Die Lieder der Lücke im Codex Regius der Edda, (Germanist. Abh. H. Paul dargebr.) 1902 (und In: Kl. Schriften 2) 1969; G. Neckel, Zu den Eddaliedern der Lücke, (ZfdPh 39) 1907; H. Schneider, Verlorene Sigurddichtung, (ANF 45) 1929; P. Wieselgren, V.s. und die Liederlücke, (ANF 50) 1934; ders., Quellenstudien zur V.s., Tartu 1936; W. Lehmgrübner, Die Erweckung der Walküre, 1936, Reprint 1973 ( = Hermea 32); F. Panzer, Nibelungische Ketzereien. 4: Das Traumlied in der V.s., (PBB Ost 75) 1953F. R. Schröder, Kriemhilds Falkentraum, (PBB Ost 78) 1956; K. v. See, Die Werbung um Brünhild (ZfdA 88) 1957/58; R. G. Finch, The treatment of poetic sources by the compiler of

394 V.s., (Saga-Book 16) 1966; ders., Brun­ hild and Siegfried, (Saga-Book 17) 196768; E. F. Halvorsen, V.s., (KLNM 20) 1976; Th. M. Andersson, The legend of Brynhild, Ithaca 1980 (= Islandica 43); ders., The lays in the lacuna of Codex Regius, (Speculum Norrœnum) Odense 1981; R. G. Finch, Atlakoiða, Atlamál and V.s.: A Study in Combination and Integra­ tion, (ibid.); J. A. Tally, The Dragon’s Progress, Diss. Denver, Col. 1983; Th. M. Andersson, Beyond Epic and Romance, (Sagnaskemmtun. Studies H. Palsson) 1986. N: Die künstlerischen Bearbeitungen der V.s. sind kaum von denen des dt. Nibe­ lungenlieds zu trennen, und zahlr. Bear­ beiter haben beide Werke gekannt und verwendet; die größere Bekanntheit des Nibelungenlieds führt jedoch dazu, daß die V.s. fast nie unter diesem Namen aufscheint (Ausnahmen sind A. Harmsen. Die Weisungen (Trauerspiel, 1928) u. Th. Manns Wälsungenblut, 1921). Eine genauere Untersuchung zu den Be­ arbeitungen nur der altnord. V.s steht noch aus. (Lit.:) Die Bearbeitungen des Nibelun­ gen/Völsungen-, Sigurd- u. BrynhildStoffes findens sich behandelt in : G. R. RÖpe, Die mod. Nibelungendichtung. Mit bes. Rücksicht auf Geibel, Hebbel und Jordan, 1869; C. Rehorn, Die Nibe­ lungen in der dt.en Poesie, 1876; J. Stammhaber, Nibelungendramen seit 1850,1878; C. Weitbrecht, Die Nibelun­ gen im mod. Drama, 1892 [über Fouqué, Raupach, Geibel, Hebbel, Wilbrandt, Waldmüller und Wagner]; E. Castle, Die Nibelungen in Sage und Dichtung, [Vorlesungsskriptum Wien] 1947; H. Schulz, Der Nibelungenstoff auf dem dt.en Theater, Diss. Köln 1972 [verzeich­ net neben Rüdigerdramen von Oster­ wald, Schenk, Dahn und Baumann und den Attila-Dramen von Zacharias und Gärtner 34 dramat. Bearbeitungen des Nibelungenstoffs: F. de la Motte Fouqué 1810, L. Uhland 1819, F. R. Hermann 1819, J. W. Müller 1822, C. F. Eichhorn 1824, A. Zarnack 1826, A. L. H. v. Lieb­ haber, E. Raupach 1828, A. Kopisch 1830, C. Wurm 1839, R. Reimar 1853, E. Geibel 1857, H. Ibsen 1858 (dt. 1876), F. Hebbel 1861, W. Hosäus 1866, L. Ettmüller 1870, R. Waldmüller 1874, A. Wilbrandt 1877, I. v. Veihel-Miller 1880, F. Arnd-Kürenberg 1874, R. Sigis—' mund 1875, G. Siegert 1887; S. Lublinski

395 1908, P. Ernst 1909-18, K. Bleibtreu 1913, C. A. Bergmann 1914, A. Ott 1921/23, W. Bley 1921, W. Reusler 1932, E. Bacmeister 1940, F. Wichmann 1937, M. Mell 1944, W. H. Schäfer 1948, R. Schneider 1951; dazu 6 Opem (oder Opernfragm.): F. Th. Vischer 1844, L. Otto 1845, Gade 1847, Reyer 1864, H. Dom 1854, E. Reyer 1864, R. Wagner 1876; und 2 Operetten: O. Strauss 1904 und O. Neitzel 1905 (die Operette von J. Piber 1888 ist in der Literatur nirgends genannt)); O. Ehrismann, Das Nibelun­ genlied in Deutschland, 1975; W. Wun­ derlich, Der Schatz des Drachentöters, 1977 [nennt an Dramatisierungen zusätzl. F. Wachter 1821, G. Pfarrius 1844, W. Osterwald 1849, E. Schottky 1872, F. A. Feddersen 1876, U. v. Schack 1877, L. Treptow 1883, K. A. Gjellerup 1884, W. Fischer 1885, H. Melza 1886, W. MeyerFoerster 1891, G. Fuchs 1893, A. Sturm 1904, R. Colerus, 1906-10, O. Müller 1910, F. Löhnert 1910, H. Schnabel 1910, P. Matzdorf 1913, J, Bächtiger 1917, A. Nadel 1918, P. F. Schröder 1918, M. Luserke 1922, W. Burggraf 1923, F. Jan­ sen 1924, K. v. Eisenstein 1926, F. Jansen 1927, F. Stassen 1930, H. Römer 1925, O. E. Groh, 1931, K. W. Reüssier 1933, E. Hüttig 1934, W. Schöttler 1935. Seine Auswahlliste epischer und lyrischer Be­ arbeitungen umfaßt: J. B. Rousseau 1820, H. Hagendorff 1837, A. Grün 1843, G. Görres 1843, H. Scherr 1844, F. Bodenstedt 1852, F. Naumann 1866, M. Nor­ den 1878, G. u. B. Ovm 1880, E. v. Wildenbruch 1882, H. Melza 1886, E. Sommer 1890, O. Behrend 1892, F. Blu­ menreich 1894 A. Bauer meister ,1906, S. Lublinski 1908, W. Scherer 1916, W. Jansen 1916, B. v. Münchhausen 1921, R. Libiger 1922, A. Antz 1926, K. GerlachBernau 1933M. Braun 1933, H. H. v. Grote 1934, W. Bley 1934, J. Weinheber 1936, H. Buhl 1939, W. v. Scholz ca. 1940, H. Lersch 1941, F. Fühmann 1956.); R. Mattausch, V. SchmidtLinsenhoff, Vom Nationalepos zur Weltanschauungsoper - Die Rezeption des Nibelungenliedes 1800 bis 1918, (Trophäe oder Leichenstein) 1978; E. Thurnherr, Die dicht. Neuschöpfungen der Nibelungen im 19. und 20. Jh., (Ni­ belungenlied. Ausstellungskatalog des Vorarlberger Landesmuseums) 1979; F. G. Gentry, Die Rezeption des Nibelun­ genlieds in der Weimarer Republik, (J. F. Poag, G. Scholz-Williams, Das Weiter­

Völundarkviða leben des Ma. in der dt. Lit.) 1983; L. Hellmuth, »Die lustigen Nibelungen« in Österreich. Eine Ergänzung zur Rezeptionsgesch. des Nibelungenlieds, (Öst. in Gesch. u. Lit. 31) 1987. (bild. Kunst:) U. Schulte-Wülwer, Das Nibelungenlied in der dt.en Kunst des 19. u. 29. Jh.s, 1980; R. Messner, Altdt. Literatur in der bildenden Kunst seit 1970, Diss. Wien 1983; J. Kastner, Das Nibelungenlied in den Augen der Künst­ ler vom Ma. bis zur Gegenwart, (Kata­ log der Ausstell, d. Staatl. Bibi. Passau) 1986.

Völsungakviða —> Helgakviða Hundingsbana önnur. Völundarkviða (»Das Lied von Völundr — Wieland dem Schmied«), ein Heldenlied der -+ Liederedda, das von den Schwanenjungfrauen, Völunds Gefangennahme durch König Níðuðr, seiner Lähmung, seiner Rache an den Kindern des Kö­ nigs und seiner Flucht berichtet. Die Schwanenmädchenfabel wird in einer Prosaeinleitung und den ersten vier Strophen erzählt, die Sage von Völund entwickelt sich dann in den ver­ bleibenden 37 Strophen von recht unterschiedl. Länge, zw. denen sich kurze Prosaein­ schübe finden. Das erste Drittel des Liedes umfaßt vorwiegend deskriptive Strophen, im zwei­ ten Teil wird die Handlung vorwiegend durch den Dialog getragen. Die Vorstufe der Schwanen­ mädchensage ist trotz der Paralellen mit der griech. Sage von Amor und Psyche unbekannt, dasselbe gilt für die Sage von Wieland dem Schmied und die antike Daidalos- (Dädalus)Überlieferung, da die Art der möglichen Vermittlung dieser

Völsundarkvida Sagen völlig unbekannt ist; sie wurden wohl auch erst vom Dichter der V. zusammenge­ bracht, allerdings könnten Er­ wähnungen der Wielandsage in der altengl. Literatur und auf bildl. Darstellungen (Runen­ kästchen von Auzon/Franks Casket, angelsächs., ca. 700) auf engl. Vermittlung deuten. An­ dererseits findet sich die Paralelle mit Schwanenmädchenund Wielandsaga auch im mittelhochdt. Versroman Herzog Friedrich, nicht aber in der - ja ebenfalls auf dt. Quellen be­ ruhenden - altnord. Piöreks saga (Vilkina saga). HS: Codex Regius; AM 748, 4to (nur Prosaeinl.). ED: G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 1, 1928 ( = Thule 1). LIT: J. Helgason, Tvær kviður fornar. V. og Atlakviða med skýringum, Rv. 1962; P. B. Taylor, The Structure of Vqlundarkviða, (Neophilologus 47) 1963; J. de Vries, ALG 1, 21964; H. Beck, Vplundarkviða, (KLL 7) 1972; E. F. Halvorsen, Vqlundarkviða, (KLNM 20) 1976; F. R. Schröder, Die Wielandsage, (PBB 99) 1977; E. Bonsack, Dvalinn, 1982; K. Grimstad, The Revenge ofVqlundr, (Edda. A Collection) [Winnipeg] 1983; A. C. Burson, Swan Maidens and Smiths: A Struetural Study oftheV., (SS 55) 1983; P. Foote, Skand. Dichtung der Wikinger­ zeit, (Neues HB. der Lit.wiss. 6) 1985; L. Motz, New Thoughts on Vqlundarkviða, (Saga-Book 22) 1986; R. Nedoma, Die schriftl. u. bildl. Denkmäler der Wie­ landsage, Diss. Wien 1986. N: H. Drachmann, Vølund Smed (Drama 1894).

Völuspá (»die Weissagung der Seherin «), das erste mytholog. Lied im Codex Regius der Lie­ deredda, umspannt in 66 Stro­ phen (62 im Codex Regius, vier weitere in der Hauksbök) in Form einer Vision die ganze

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heidn.-german. Kosmogonie vom Chaos der Urzeit über die Erschaffung der Riesen, Götter und Menschen bis zum Welt­ untergang zu den Ragnarök und dem Beginn einer neuen Welt. Zwei Einleitungsstro­ phen, Str. 28 und einige klei­ nere Anspielungen stellen den eigentl. Inhalt in den Rahmen eines visionären Berichts einer riesischen Seherin an Odin. Dennoch handelt es sich dabei nicht um eine typische Wissens­ dichtung, auch nicht um eine epische Abfolge, sondern um Einzelszenen von stark visueller Einprägsamkeit. Aber nicht nur durch Inhalt und Form, son­ dern auch durch die Art der Vorstellungen sticht dieses be­ rühmteste aller Götterlieder hervor; daß darin nicht ausschließl. heidn.-german. Ge­ dankengut tradiert wird, erkennt die Forschung dieses Jh.s einhel­ lig an, das Ausmaß und die Herkunft der verschiedenen Elemente ist jedoch recht um­ stritten. Sicherlich sind neben german, auch frühma.-chnstl. Ideen eingeflossen, aber selbst der Versuch einer Trennung in einzelne Schichten (Olrik) gibt keine völlige Klarheit über die Quellen der V., in der man auch indo-iranische (Rydberg, Ström) und persisch-manichäische (Reitzenstein, Schröder) Parallelen hat sehen wollen. Man wird aber kaum fehlge­ hen, in diesem auch für die heidn. Spätzeit kaum repräsen­ tativen Lied das persönl. Be­ kenntnis eines Künstlers zu se­ hen, der Elemente verschiede-

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Völuspá in skamma

ner Herkunft in betont künstle­ rischer Form verschmolzen hat (Nordal). Die V. ist sichert um einiges älter als der Codex Regius, und ob sie nun schon zu Beginn des 10. Jh.s Qonsson) oder erst in der ersten Hälfte des 11. Jh.s (Heusler) entstanden ist, ein ter­ minus ante quem ergibt sich durch eine Entlehnung in der Porfinnsdräpa des Arnórr Jarlaskäld um 1065. Nicht nur die Systematisierungstendenzen in der heidn. Mythologie, sondern auch die Endzeitstimmung vor 1000 sprechen am ehesten für eine Einordnung in diese Zeit. Den Titel V. hat uns nur Snorri in seiner Edda überliefert, der das Lied als Quelle seiner Mythographie ausgiebig verwer­ tete.

man. Schöpfungsmythen, (GRM 19) 1931 ;J. de Vries, Die V., (GRM 24) 1936; S. Gutenbrunner, Über Vortragsregeln für die V., (ZfdPh 77) 1958; F. T. Wood, The Transmission of the V., (GR 34) 1959; J. de Vries, ALG 1, 21964; Ólafur M. Ólafsson, V. Konungsbókar, (Landsbókasafn Islands. Árbók 22) 1965; H. A. Grahn, V., Versuch einer Deutung, (Wirk. Wort 17) 1967; A. V.Ström, In­ dogermanisches in der V., (Numen 14) 1967; H. Dölvers, Text, Gliederung und Deutung der V., (ZfdA 98) 1969; W. Butt, Zur Herkunft der V., (PBB 91) 1969; M. Lundgren, V., (KLL 7) 1972; H. Klingenberg, Edda - Sammlung und Dichtung, 1974; H. Magerøy, K, (KLNM 20) 1976; S. Nordal, The Author of V., (Saga-Book 20) 1978-79; P. Schach, Some Thoughts on V., (Edda. A Collection of Essays), [Winnipeg] 1983; R. Boyer, On the Compositio» of V., (ebenda). N: freie Bearbeitungen: A. Oehlenschläger, Volas Spaadom, (Gedicht in Nordens Guder, 1819); H. W. v. Gerstenberg, Ge­ dicht eines Skalden, 5. Gesang, (1766); in P. F. Suhms Erzählung De tre Venner (1775) singen die Fischer bei der Arbeit die V.

HSS: Codex Regius; Hauksbók; —* Snorra Edda (weniger als die Hälfte aller Strophen). ED:J. G. Herder, Voluspa, (in: Volkslie­ der, 1779); G. Neckel, H. Kuhn, Edda, 51983; Sigurður Nordal, K, Rv. 1923 (dt.: 1980). ED & ÜB: F. W. Bergmann, Weggewohnts Lied, der Odins Raben Orakel­ sang und der Seherin Voraussicht, 1875. ÜB: F. Genzmer, A. Heusler, Edda 2, 21963 ( = Thule 2). LIT (in kleiner Auswahl:) K. Müllen­ hoff, Über die V., 1883; V. Rydberg, Undersökningar i Germanist? Mytholoqi 12, Sthm. 1886-89; E. H. Meyer, V., 1889; R. C. Boer, Kritik der V., (ZfdPh 36) 1904; F. Jónsson, K, (Skirnir 81) 1907; R. Meissner, Zum Wortschatz der V., (ZfdPh 43) 1911; E. Brate, K, (ANF 30) 1914; F. Jónsson, Litt.hist. 1. *1920; A. Olrik, Ragnarök, 1922; A. Heusler, Die altgerman. Dichtung, 1923; R. Reitzen­ stein, Weltuntergangsvorstellungen, (Kyrkohist. Årsskrift) 1924; £. Mogk, Zur Gigantomachie der V., Helsinki 1925; H. de Boor, Die rel. Sprache der V. und verwandter Denkmäler, (Dt. Island­ forschung 1) 1930; F. R. Schröder, Ger­

Völuspä in skamma (»die kurze Völuspä«) nennt Snorri ein Lied, das sich als Einschub im -» Hyndluljóð (St. 29—44) findet und deutlich eine Nach­ ahmung der -> Völuspä ist. Da Snorri die V.i.s. mit dem eige­ nen Titel zitiert, nimmt man an, daß sie unabhängig von der Hyndluljóð enstanden sein könnte. Viel älter ist sie deswe­ gen aber nicht, sondern wohl im späten 12. Jh. entstanden. Trotz wörtl. Entlehnungen aus der Völuspä bleibt sie hinter den Original weit zurück, und auch der Versuch einer heidn. Kosmogonie ist nur sehr un­ vollständig gelungen; das Lied handelt vorwiegend von Ver­ wandtschaftsverhältnissen zw. Göttern und Riesen und geht

Vollreim

398

nur ganz kurz auf die Endzeit­ ereignisse zu den Ragnarök ein; alle darin vorkommenden mytholog. Informationen kennen wir auch aus anderen Quellen, auch dadurch erweckt das Lied den Eindruck eines Sammel­ produkts zur Zeit der gelehrten isländ. Renaissance des 12./13. Jh.s. HSS: Flateyjarbók; Str. 33 auch Snorra Edda. ED, ÜB, LIT: -* Hyndluljóð.

Vollreim (altnord. hending) -♦ Hending.

Aöal-

Walkürenlied raðarljóð.

Dar-

-*

Wieland. Der Stoff von Wie­ land dem Schmied (altnord. Völundr) ist wohl auf dem Weg von England über Deutschland in den Norden ge­ langt. In der eddischen Dich­ tung findet sich der Stoff mit der Sage von den Schwanen­ mädchen in der —► Völundarkviða verbunden, während die -+ Piöreks saga in der Vilkina saga diese Verknüpfung nicht kennt; die breit augeführte Sage von W. (hier Velent) ist hier genealog. (Velent ist der Vater Viðgas) mit dem Dietrichstoff verknüpft. LIT: R. Nedoma, Die schriftl. u. bild!. Denkmäler der Wielandsage, Diss. Wien 1986.

Wikingersagas nennt man in der Forschung die Gruppe der Fornaldarsögur, die sich vor­ wiegend mit dem Wikingerle­ ben ihrer Helden beschäftigen und die dazugehörigen Hand­ lungselemente aufweisen: Wi­

kinger- und Kriegszüge in Nord- und Ostsee, See- und an­ dere Schlachten, Erbrechen von Grabhügeln, ererbte Waffen, geraubte Schätze. Obwohl die Grenzen zur Heldensaga einer­ seits, zu Abenteuersagas und Märchensagas andererseits flie­ ßend sind, kann man sie von den Heldensagas dadurch abzu­ grenzen versuchen, daß man in den W. kaum Spuren älterer Heldensagen findet und auch das tragische Element der Handlung eher zurücktritt. Der Übergang zu den Abenteuersa­ gas (die hier im Gegensatz zu Schier als nicht mit den Mär­ chensagas identisch angesehen werden) verschwimmt noch mehr, die W. betonen jedoch weniger das phantast. Element und ihre Geographie ist auch geschlossener und eher auf Skandinavien konzentriert. Als W. kann man Hálfs saga ok Hälfsrekka, die Friðþjófs saga, die Asmundar saga kappabana, die Gautreks saga, die Hrólfs saga Gautrekssonar und wohl auch die Hrafnistumannasögur bezeichnen. LIT; J. de Vries, Die Wikingersaga, (GRM 15) 1927; H. Reuschel, Saga und Wikinglied, (PBB 56) 1932; F. Genzmer, Vorzeitsaga und Heldenlied, (Fs f. P. Kluckhohn u. H. Schneider) 1948; K. Schier, Sagaliteratur, 1970.

Wilkins saga ok Jóns -> Jons saga leikara. William von Malmesbury (ca. 1080-1142), engl. Mönch, Verfasser der Gesta regum Anglorum, die auch Snorri Sturluson kannte und für seine Heimskringla benutzte.

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Ynglinga saga (» Saga über die Ynglinge«) ist der erste Teil von Snorris -» Heimskringla und behandelt die sagenhafte Urgeschichte Skandinaviens und die schwed. Ynglingerkei­ nige. Snorris Hauptquelle war Þjóðólfr ór Hvinis genealog. Gedicht Ynglingatal, daneben verwendete er das -♦ Háleygjatal und —> Af Upplendinga konungum; formal dürfte er dem Vorbild der -» Skjöldunga saga gefolgt sein. HSS, ED, ÜB: -+ Heimskringla.

Ynglingatal (»Gedicht über die Ynglinge«) ist das bemer­ kenswerteste Gedicht des Skal­ den —► Pjóðólfr ór Hvini aus dem 9. Jh.; die 38 überlieferten Strophen im Kviðuháttr sind in der -» Ynglinga saga in Snorris Heimskringla erhalten und be­ handeln die Ahnenreihe des norweg. Königs Rögnvaldr heiöumhaeri (des Cousins von Haraldr härfagri) von den myth. Anfängen über das Ge­ schlecht der schwed. Ynglingen-Dynastie bis ins 9. Jh. her­ auf. Jedem Herrscher aus der Ahnenreihe sind ein bis zwei der ungleich langen Strophen gewidmet, und das Gedicht zer­ fällt daher in zahlreiche merk­ versartige Abschnitte. Will man Snorris Angaben trauen, so ist das Gedicht um 870 ent­ standen, diese frühe Datierung ist jedoch öfters angezweifelt worden; allerdings dürfte schon Eyvinds -> Háleygjatal Ende des 9. Jh.s eine Nachahmung der Y. darstellen.

Yngvars saga víðförla HSS: -> Heimskringla. ED: T. Wisén, Carmina Norrcena, Lund 1886; F. Jónsson, Skj. B 1, 1912; A. Noreen, Y. Text, översättning och kommentar, (Kgl. Vitterh.-, Hist.- och Antikv.Akad.Handlingar 28/2) Sthm. 1925; F. Jónsson, Carmina Scaldica, 2København 1929 (Nachdr. 1960); Bjarni AÖalbjamarson, Snorri Sturluson: Heimskringla 1, Rv. 1941 (= ÍF 26). ÜB: F. Niedner, Snorris Königsbuch, 1922 (= Thule 14). LIT: G. Storm, Y., dets Forfatter og Forfattelsestid, (ANF 15) 1898/9; H. Schück, Studier i Y„ Uppsala 1905-1907; Walter Åkerlund, Studier över Y., Lund 1939; E. A. Kock, NN 75 - 77, 1007-1014, 1779-1783, 1808, 2206; J. de Vries, ALG 1, 21964; H. Magerøy, V., (KLNM 20) 1976; E. Marold, Kenningkunst, 1983.

Yngvars saga víðforla (» Saga vom weitgereisten Yngvarr«) ist eine erst in HSS nach 1400 erhaltene Saga, die histor. Tat­ sachen um Yngvarr mit abenteuerl. Elementen aus den Fornaldarsögur und aus der gelehr­ ten Literatur der Zeit in der Tradition Isidors und der hochma. Enzyklopädisten ver­ mengt (so die Verweise auf Cyclopes, Elephantes oder Ortsna­ men wie Heliopolis und Scythopolis). Aus der histor. Reise des laut der isländ. Annalen 1041 gestorbenen Schweden Yngvarr, der sich aufmachte, um den Oberlauf eines russ. Flußes (laut Göngu-Hrólfs saga die Dvina) zu erkunden, wird in der Saga eine Abenteuerge­ schichte, in der auch Riesen und Drachen nicht fehlen. Auf Yng­ varr und seine berühmte Reise, auf deren Rückweg er an einer Krankheit starb, weisen in Schweden noch etwa 30 erhal­ tene Runensteine hin. Die Saga erwähnt, daß sein Sohn Sveinn eine zweite Reise nach Rußland

Yngvars saga víðförla

unternommen habe, diese ist je­ doch nicht belegt. Die Y.s. hat ein interessantes redaktionelles Nachwort, in dem behauptet wird, daß die Geschichte auf schriftl. Texten von Oddr munkr und seiner Gewährsleute beruhe, und das bislang meist als Fälschung be­ trachtet wurde. Hofmann hat gezeigt, daß der Echtheit dieses Nachworts nichts entgegen­ steht, und hat eine um 1200 von Oddr verfaßte latein. Yngvars saga als Vorlage der erhaltenen postuliert. Möglich wäre je­ doch auch, daß die Saga im 14. Jh. entstanden ist, aber Quellen (einen Brief Odds ) benutzen

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konnte, die auf Oddr zurück­ gingen. HSS: AM 343 a, 4to; GkS 2845, 4to. ED: Ingvars s.v., Rv. 1886; E. Olson, Y.s.v., jämte ett bihang om Ingvars inskrifterna, Kbh. 1912 (= SUGNL 39); FAS3 3. ED + ÜB (schwed.:) N. R. Brocman, Sagan om Ingwar Widtfarne och hans Son Swen Sthm. 1762; (lat.:) Antiquités Russes Bd. 2, Copenhague 1852. LIT: F. Braun, Hvem var Yngvarr enn vtðfyrli?, (FV 5) 1910; O. v. Friesen, Hvem var Yngvarr enn vtðfqrli?, (ibid.); R. Meissner, Das rote Meer, (ZfdA 73) 1936; J. Helgason, Til Y.s. overlevering, (Opuscula 1) Kbh. 1960 (= BiblArn 20); A. Thulin, Ingvarståqet - en ny datering, (ANF 90) 1975; D. Hofmann, Die Y.s.v. und Oddr munkr inn fróði, (Speculum Norrœnum) Odense 1981; ders., Zu Oddr Snorrasons Y.s.v., (skandinavistik 14) 1984.

Prof. Hermann Pálsson studierte Isländisch in Reykja­ vik und Keltisch in Dublin, seit 1950 unterrichtet er an der Uni­ versität Edinburgh. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der mittelalterlichen Geschichte und Literatur Is­ lands. Er hat zahlreiche Publi­ kationen zu diesen Themen verfaßt, darunter über ein Dut­ zend Bücher zu den Isländer­ sagas und ebensoviele Bände mit Sagaübersetzungen ins Englische. Seine Forschungen konzentrieren sich besonders auf die interessante Frage nach den Quellen der anony­ men Sagaverfasser. Rudolf Simek studierte in Wien Germanistik und kath. Theologie und promovierte 1980 mit einer Dissertation aus Skandinavistik. Von 1976 bis 1979 war er Lektor an der Uni­ versität Edinburgh, seit 1980 ist er Bibliothekar am Germa­ nistischen Institut der Univer­ sität Wien, seit 1981 Lektor an diesem Institut. Seine Publika­ tionen umfassen Aufsätze zur altnordischen Literatur und deutsche Übersetzungen von Sagas, besonders Riddarasögur, sowie das Lexikon der germanischen Mythologie (KTA 368). Seine derzeitigen Forschungen befassen sich mit der mittelalterlichen islän­ dischen Sachliteratur.

Die Edda, die Isländersagas und die wikingerzeitlichen Skaldenlieder sind dem deutschsprachigen Leser zwar vertraute Begriffe, wer jedoch Genaueres etwa über die in der Liederedda enthaltenen Hel­ denlieder, die Stoffe der Sagas oder die besonderen Eigenhei­ ten der Skaldendichtung wis­ sen will, findet hier erstmals in einem handlichen Lexikon präzise und weiterführende Antworten auf diese und ähn­ liche Fragen. In 1711 Artikeln mit Literatur­ angaben über Autoren, Werke, Sachbegriffe, Verweisen usw. wird die im 9. bis 15. Jahrhun­ dert entstandene altnordische Literatur erschlossen und überschaubar gemacht, denn in jener Zeit blühte in Norwe­ gen und vor allem Island eine volkssprachliche Dichtung, die in ihrer Fülle im europäi­ schen Mittelalter ihresgleichen sucht. Dieses Lexikon bietet dem Fachwissenschaftler auf ra­ schem Wege Kurzinformatio­ nen, dem Studenten der Skandinavistik, Germanistik und Volkskunde den Einstieg und dem interessierten Laien das Wesentliche der altnordischen Literatur.