Lexikon Buch - Bibliothek - Neue Medien [2nd updated and enlarged edition] 9783110921212, 9783598117589

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German Pages 472 [480] Year 2007

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Lexikon Buch - Bibliothek - Neue Medien [2nd updated and enlarged edition]
 9783110921212, 9783598117589

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Dietmar Strauch Margarete Rehm

Lexikon Buch · Bibliothek Neue Medien Zweite, aktualisierte und erweiterte Ausgabe

Κ · G · Saur

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Gedruckt auf säurefreiem Papier © 2007 by K. G. Saur Verlag, München Ein Imprint der Walter de Gruyter GmbH & Co. KG Printed in Germany by Strauss GmbH, Mörlenbach Alle Rechte vorbehalten. All Rights Strictly Reserved. Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlags ist unzulässig Satz: Heiko Hanschke, Progris Berlin ISBN 978-3-598-11757-2 [Broschur] ISBN 978-3-598-11758-9 [Hardcover]

Vorwort

Das Schlagwort von der „Informationsgesellschaft" kennzeichnet sicher am treffendsten die Situation im frühen 21. Jahrhundert, die wir heute erleben und gestalten. Die Gesellschaft als Ganzes und das Leben jedes Einzelnen von uns wird immer stärker durch die Nutzung von Medien aller Art geprägt. Neue Medien, die Digitalisierung, Multimedia-Produkte und die Online-Kommunikation im Internet sind neben das Buch und die sonstigen gedruckten Medien getreten und aus unserer Arbeitswelt, der Freizeit, dem politischen Sektor oder der Bildung nicht mehr wegzudenken. Als dieses Lexikon 1991 zum ersten Mal erschien, waren die Entwicklungslinien technischer und organisatorischer Art noch weitgehend offen. Es war damals durchaus unklar, in welche Richtung der technische Wandel fuhren würde. Auf der einen Seite standen übertrieben optimistische Erwartungen, was die Zukunft der elektronischen Produkte betraf. Auf der anderen Seite wurden eher pessimistische Befürchtungen formuliert, mit denen das Verschwinden des gedrucktes Buches für die nahe Zukunft und damit ein dramatischer Kulturverfall beschworen wurde. Auch die Rolle der Bibliotheken schien Anfang der 1990er Jahre unklar. Sie galten als leicht verstaubt, hatten gegenüber der neu entstehenden elektronischen Welt gewisse Berührungsängste und nicht das Image, besonders experimentierfreudig und zukunftsorientiert zu sein. Das hat sich gründlich geändert. Inzwischen hat sich die Situation weitgehend beruhigt, wenn natürlich nach wie vor kontroverse, mitunter hitzige Diskussionen um die Zukunft des gedruckten - oder elektronisch angebotenen - Wortes geführt werden. Die Bibliotheken sind heute durchaus auf der Höhe der Entwicklung, mitunter sogar führend, was Bereiche wie die Langzeitarchivierung, die Dokumentation elektronischer Ressourcen oder die Digitalisierungsprojekte angeht. Die hier nun vorliegende zweite, aktualisierte und erweiterte Ausgabe des Lexikons trägt den Entwicklungen der letzten 15 Jahre Rechnung und versucht auch einen Überblick zu geben, wie und wo sich technische und organisatorische Auswirkungen auf die Welt des Buches und der Bibliotheken ergeben haben. Aber nicht nur wegen der zwischenzeitlich eingetretenen Veränderungen der Informations- und Kommunikationstechnik, sondern auch wegen der in Europa und speziell in Deutschland eingetretenen politischen Veränderungen im Zuge der Auflösung des Ostblocks ist eine neue Ausgabe notwendig und sinnvoll. Seit der Vereinigung Deutschlands kam es zu einem dynamischen Wandel der gesamten Medienlandschaft, wobei die Bibliotheken besonders intensiv involviert waren. Die seitdem eingetretenen Veränderungen betreffen nicht nur organisatorische Fragen und Zuordnungen, sondern die gesamte Struktur des Bibliothekswesens. All die Fragen beispielsweise, die mit der Ausbildung von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren oder mit den einst heftig umkämpften Laufbahnproblemen zu tun hatten, stellen sich heute gegenüber der Sicht des Jahres 1991 gründlich verändert dar. Das vorliegende Lexikon hat mit rund 4200 Einstiegspunkten einen deutlich erweiterten quantitativen Umfang. Das resultiert insbesondere daraus, dass der Themenbereich „Neue Medien" ausgeweitet wurde, um dem im Bibliotheks- oder Dokumentationsbereich tätigen Praktiker und den dort Studierenden zusätzliche Informationen zu geben. Einführende Informationen werden beispielsweise für die Bereiche Informationswissenschaft, Informatik oder Publizistik vermittelt, während der Praxisbereich „Internet" möglichst umfassend abgehandelt wird.

Die Stichwörter der ersten Ausgabe wurden weitgehend beibehalten und deren Inhalt dem aktuellen Stand angepasst. Die wertvollen historischen Daten, die insbesondere zu den Bereichen Buchgeschichte, Bibliothekskunde sowie Entwicklung der Medien und der Kommunikation vorlagen, sind übernommen worden und machen das Lexikon sowohl in der historischen Dimension als auch in der Aktualität zu einem vielseitig verwendbaren Nachschlagewerk, das in weiten Bereichen auch als Lehrbuch geeignet ist, so wie es Margarete Rehm im Vorwort zur ersten Ausgabe als ihr Ziel dargelegt hat. Die vielfaltigen Quellen des bibliothekskundlichen Schrifttums konnten oft durch direkte, unmittelbare Informationen von Institutionen, Verbänden, Vereinen oder Bibliotheken aus dem Internet ergänzt werden. Auf ein eigenständiges Quellenverzeichnis wurde daher verzichtet. Besonderer Dank für die Unterstützung bei der Arbeit an der zweiten Ausgabe des „Lexikons Buch Bibliothek - Neue Medien" durch Beratung, kritische Hinweise, fachliche Auskünfte und technische Hilfestellungen gilt Beata Berta, Annette Klos, Heiko Hanschke und Paul Kunkel.

Berlin, Februar 2007 Dietmar Strauch

Vorwort zur ersten Ausgabe 1991 Das vorliegende Lexikon stellt den Versuch dar, einen Überblick über den das Buch betreffenden Wissensstoff zu geben und das Wichtigste über Aufgaben und Arbeitsweise der Bibliotheken zu vermitteln. Für diese Einführung in die Buch- und Bibliothekskunde, die sich nicht an den Experten, sondern an den auszubildenden Bibliothekar und Dokumentär sowie an den nicht buchkundlich und nicht bibliothekarisch vorgebildeten Bücherfreund wenden möchte, ist die lexikalische Ordnung gewählt worden. Durch sie soll ein vielseitiger Einstieg in die systematisch verquickten Sach- und Personenangaben (Stichwörter) ermöglicht werden. Dabei sind einige Begriffe mehrfach, aber unter verschiedenen Aspekten beschrieben worden, um die durch das Alphabet zerrissenen Sachzusammenhänge wieder herzustellen. Personen wurden soweit aufgenommen, als sie in den Sachworterklärungen vorkommen. Für manche Stichwörter schien es geboten, sie ausführlich abzuhandeln, wodurch das Nachschlagewerk einen lehrbuchartigen Charakter erhalten hat. Auf die Darstellung von Geschichte und Gegenwart sowie aktuelle Entwicklung wurde Wert gelegt. Der Verweisungspfeil fordert auf, das dahinterstehende Wort nachzuschlagen, um weitere Auskunft zu finden; durch siehe-auch Verweisungen wurden sachverwandte Begriffe miteinander verknüpft. Gemäß der in Lexika heute allgemein üblichen Form folgen die Stichwörter einander nach dem Abc. Umlaute (ä, ö, ü) werden wie einfache Vokale eingeordnet. Das zugrundegelegte buch- und bibliothekskundliche Schrifttum ist mannigfach, von dem deshalb nur die verwendeten einfuhrenden Werke im Literaturverzeichnis aufgenommen wurden.

A

@

AT-Zeichen

AACR (Abk. für „Anglo-American Cataloguing Rules") ist das Regelwerk der American Library Association fur die Formalerschließung von Dokumenten, das vor allen in den USA, Kanada und den britischen Staaten Verwendung findet. Diese Katalogisierungsregeln sind das international am weitesten verbreitete bibliothekarische Regelwerk zur -> Formalerschließung. Die erste Ausgabe (AACR1) stammt von 1967, die zweite (AACR2) von 1978; die jüngste Revision erfolgte 2002. Für 2007 ist die Ausgabe AACR3 angekündigt. Die AACR2 sind ein äußerst komplexes und eher konservatives Regelwerk. Eine Besonderheit im Vergleich zu den RAK ist die Integration der Sondermaterialien in das Hauptwerk, wohingegen die Ordnungsregeln kein Bestandteil des eigentlichen Regelwerks sind. Charakteristisch bei der Ansetzungsform ist die Verwendung englischsprachiger Formen, wo nach RAK originalsprachlich anzusetzen ist. Hierarchische Titelaufnahmen (ζ. B. für mehrbändige Werke) sind nach AACR2 möglich, werden in der Praxis jedoch kaum angewandt. Seit Jahren wird darüber diskutiert, im Zuge einer internationalen Vereinheitlichung in Deutschland von RAK auf die AACR umzusteigen. 2004 hat der Standardisierungsausschuss der -> Deutschen Nationalbibliothek die aktive Mitarbeit an der Entwicklung der AACR3 beschlossen. a. a. O., Abk. für „am angeführten Ort" -> Bibliographisches Zitat Abakus. Der Abakus (griech.: Brett) war ein seit der Antike bis zum Aufkommen des Rechnens mit indisch-arabischen Ziffern (15./16. Jh.) für die vier Grundrechnungsarten benutztes Rechenbrett, auf dem mit Hilfe frei beweglicher Steine (meist Holzoder Glasperlen) Rechenaufgaben durchgeführt wurden. Mit einem Abakus sind die Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division durchfuhrbar, aber auch das Ziehen von Quadratund Kubikwurzeln. Die ersten Verwender eines Abakus waren nach heutigem Kenntnisstand die Chinesen, etwa 500 vor Christus. Etwa 1600 nach Chri-

stus übernahmen die Japaner vermutlich zunächst das Prinzip des chinesischen Abakus suan pan mit 2 + 5 Perlen pro Stab und magerten es dann auf die heutige redundanzfreie Form des japanischen Abakus soroban mit 1 + 4 Perlen pro Stab ab. Bei archäologischen Ausgrabungen wurde ein Abakus der Azteken entdeckt, aus der Zeit 900-1000 nach Christus, bei dem die Rechenperlen aus aufgefädelten Maiskörnern bestanden, die auf einem Holzrahmen befestigt waren. Abbildungsverzeichnis. Ein Abbildungsverzeichnis führt die in einem Buch vorkommenden Abbildungen, meist nummeriert mit einem Seitenhinweis, auf. Es findet sich im Buch entweder nach dem Inhaltsverzeichnis, u.U. zusammen mit einem Tafelverzeichnis oder in einem Anhang, und enthält Quellenhinweise für die Abbildungen. Abbreviation, Abbreviatur

Abkürzung

ABC-Buch (Abecedarium, Namen-, Tafelbüchlein) ist bis zur Mitte des 19. Jh. das zur Erlernung des Lesens und Schreibens bestimmte Buch für das erste Lesealter (mit meistens alphabetischer Anordnung des Stoffes). Seit etwa 1850 ist der Begriff-«· Fibel allgemein gebräuchlich. ABC-Bücher gab es schon vor der Erfindung der Buchdruckerkunst in Form von Tafeln aus festem Material. Abdruckrecht. Das Abdruckrecht erlaubt das Zitieren und Entlehnen aus fremden, urheberrechtlich noch geschützten Werken unter genauer -»• Quellenangabe nach den Urheberrechtsbestimmungen, (siehe auch -• Ablassblatt Ablassblatt. Ablassblätter bzw. Ablassbilder waren eine Form der -> Einblattdrucke (-• Holzschnitt oder -> Kupferstich) mit christlichen Darstellungen und beigefügten Gebeten, die im 15. Jh. erstmals vom -> Briefmaler angefertigt wurden. Den Käufern versprach die Kirche einen Nachlass zeitlicher Sündenstrafen oder einen vollkommenen Ablass. Abonnement (von franz. „s'abonner ä quelque chose" = eine wiederkehrende Leistung bestellen) ist die Bezeichnung für das durch Vorauszahlung eines meist ermäßigten Preises erworbene Anrecht auf Bezug von Leistungen in einem bestimmten Zeitraum, z.B. von Periodika wie Zeitungen und Zeitschriften, bei Büchern insbesondere von solchen, die in Teilen oder Lieferungen (-• Fortsetzungswerk) erscheinen. Hier besteht vielfach die Möglichkeit zur -> Subskription. Der Inhaber eines Abonnements ist der Abonnent. Analog zum Zeitschriftenabonnement werden seit circa 1990 verschlüsselte Programme eines werbefreien Abbonnementfernsehens (Pay-TV) verbreitet, die gegen einen monatlichen Betrag empfangen werden können. Abonnent -> Abonnement Abriss ist die Bezeichnung für eine Buchgattung, die eine knappe Übersicht über ein Wissensgebiet gibt, auch für ein kurzgefasstes -> Lehrbuch oder -> Kompendium, (siehe auch -> Grundriss)

ADA Absatz. Im grafischen Gewerbe ist ein Absatz ein mit einer neuen Zeile beginnender Abschnitt zur Textgliederung. Ein Absatz ist ein aus mehreren Sätzen bestehender Abschnitt eines fortlaufenden Textes mit einem eigenen Sinnzusammenhang. Oft wird die erste Zeile des neuen Absatzes etwas eingerückt (-• Einzug). In alten Büchern ist der neue Absatz vielfach durch das Alineazeichen (-• Alinea) gekennzeichnet. In Textverarbeitungsprogrammen und Texteditoren wird die Eingabetaste verwendet, um einen Absatzwechsel zu veranlassen, mitunter zusätzlich mit einer Leerzeile. Absatzhonorar

Honorar

Abschnitt. Ein Abschnitt ist allgemein ein Teilstück, in Texten ein Teil eines Kapitels. Absignieren bedeutet: prüfen, ob das aus dem Bibliotheksbestand bestellte und geholte Buch mit der -> Bestellung übereinstimmt. Bei dieser Kontrolle werden ggf. die Angaben auf dem ->• Bestellschein vervollständigt, und es wird entschieden, ob das Buch ausgeliehen oder nur im Lesesaal benutzt werden darf, (siehe auch Signierdienst) Abstands-Operatoren Abstract

Kontext-Operatoren

Kurzreferat

Abstraktionsrelation -• Hierarchische Relation Abzug bedeutet in der Reproduktionstechnik ein vom -> Satz oder -> Druckstock hergestellter Druck für Korrekturzwecke (-> Korrekturabzug). Accipiesholzschnitt. Ein Accipiesholzschnitt ist ein Holzschnitt, der veranschaulicht, wie ein Lehrer seinen Schülern Unterricht erteilt. Außerdem zeigt er ein Band mit der Aufschrift „Accipies tanti doctoris dogmata sancti" (Vernimm die Glaubenslehren des heiligen Doktors [d.i. Thomas von Aquin]). Die Accipiesholzschnitte traten vornehmlich in Lehr- und Schulbüchern des ausgehenden 15. Jh. als Titelholzschnitte (-> Frontispiz) auf. Eine erste solche Darstellung findet sich bei dem Drucker Heinrich -> Quentell in Köln 1490. Ackerknecht, Erwin (1880-1960). Er war Literaturhistoriker und Bibliothekar sowie von 1907-1945 Direktor der Stadtbibliothek in Stettin, danach bis 1954 Direktor des Schiller-Nationalmuseums, Marbach a.N. Ackerknecht hat sich um das Volksbüchereiwesen und das Volkshochschulwesen verdient

gemacht. Er ist außerdem Schöpfer einer deutschen Büchereihandschrift (-• Katalog). Sein Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach. ä condition -»Bedingtverkehr Acta (lat., PI. von actum) steht für: Handlungen, Taten, Berichte, Protokolle, Akten. Acta diurna (lat.: Tagesberichte) war eine von Caesar gegründete amtliche römische „Tageszeitung", die von etwa 60 v. Chr. bis mindestens 235 n. Chr. (wahrscheinlich nicht immer täglich) erschien, und zwar als handschriftlich vervielfältigter Maueranschlag mit Nachrichten über das Kaiserhaus, den Senat, die Stadt Rom. Acta Eruditorum (lat.: Berichte, Taten der Gelehrten) hieß die erste ->· Gelehrtenzeitschrift Deutschlands. Sie wurde 1682 in Leipzig von dem Gelehrten Otto -> Mencke (gest. 1707) nach dem Beispiel des -> Journal des Savants (seit 1665) begründet und herausgegeben. Das Journal brachte in lateinischer Sprache Auszüge aus neuen Schriften, Rezensionen, kleinere Aufsätze und Notizen. Der Schwerpunkt ihrer Artikel lag auf den Naturwissenschaften und der Mathematik. Nach seinem Tod führte sein Sohn, der Historiker Johann Burckhardt Mencke (16741732) das Unternehmen weiter. Danach setzte es dessen Sohn Friedrich Otto Mencke unter dem Titel Nova Acta Eruditorum fort. Die Zeitschrift ist zwei Jahre nach dem Tod Menckes (1782) mit dem 117. Band eingegangen. Als deutschsprachiges Pendant erschien von 1712 bis 1739 die „Deutsche Acta Eruditorum", die insbesondere bei den historischen Schriften und damals aktuellen Kontroversen einen Schwerpunkt entwickelte. ADA. 1979 wurde die -»• Programmiersprache ADA des US-Verteidigungsministeriums zu Ehren von Augusta Ada Byron benannt, der ersten „Programmiererin". Augusta Ada Byron wurde am 10. Dezember 1815 als Tochter von Anne Isabelle Milbanke und des Dichters Lord Byron geboren. 1841 hörte sie von der „Analytical Engine" von Charles -•> Babbage; sie sagte unter anderem voraus, dass eine solche Maschine in der Lage sei, komplexe Musik zu komponieren, Grafiken zu erstellen und sowohl in der Wissenschaft als auch in Praxis Anwendung finden würde. Sie regte Babbage unter anderem dazu an, einen Plan zu entwickeln, wie die Maschine Bernoulli-Zahlen errechnen könne. Dieser Plan gilt als das erste Computer-Programm. 3

Adaptierbares System Adaptierbares System System

Benutzeradaptierbares

Adaptives System ->· Benutzeradaptives System Addenda (lat.: das Hinzuzufügende, Sg.: Addendum) steht für: Zusätze, Nachträge, Beilagen, Ergänzungen. Addison, Joseph (1672-1719). Englischer Schriftsteller und Staatsmann. Zusammen mit Richard Steele gründete Addison 1709 die literarisch-moralische Wochenschrift „The Tatler", welche als eine der ersten wöchentlichen Zeitschriften gilt. Als 1711 diese ihr Erscheinen einstellte, gründeten die beiden noch im selben Jahr „The Spectator". Die erste Ausgabe erschien am 1. März 1711 und die letzte am 6. Dezember. Als Autoren sind unter anderem die Schriftsteller Alexander Pope und Jonathan Swift zu nennen. Die dritte Zeitungsgründung war 1713 „The -»• Guardian" (nicht zu verwechseln mit der 1821 gegründeten und noch heute bestehenden britischen Tageszeitung „The Guardian"). Adelung, Johann Christoph (1732-1806). Polyhistor, Sprachforscher, Lexikograph, Bibliothekar, Germanist. Adelung, der 1761-1763 Bibliothekar in Gotha und seit 1787 Oberbibliothekar an der Hofbibliothek Dresden war, gab die erste deutsche Kinderzeitschrift (Leipziger Wochenblatt für Kinder) heraus. Adelung veröffentlichte auch das „Grammatisch-Kritische Wörterbuch der hochdeutschen Mundart" und damit das erste große Wörterbuch der deutschen Sprache. Dieses Wörterbuch richtete sich nach der phonetischen -» Rechtschreibung. Es hat maßgeblich zu deren Standardisierung beigetragen. Die darin aufgeführte Einteilung in Wortarten blieb bis heute unverändert. Später lässt er dem großen Werk ein „Kleines Wörterbuch für die Aussprache, Orthographie, Biegung und Ableitung" folgen. Adespota (griech., eigentlich: „Herrenlose") sind Werke unbekannter Verfasser. Adligat (lat.: adligatum = beigebunden) ist die Bezeichnung für ein ursprünglich selbständiges Werk, das mit einem anderen zusammengebunden ist, so dass ein Sammelband entstanden ist. Adnex

Annex

Adobe war Ende des 20. Jahrhunderts zweitgrößter PC-Sofhvareproduzent und maßgeblicher Hersteller 4

von Grafik-Programmen, die in den jeweiligen Sparten oft als eine Art von Standard angesehen werden, z.B. in der Bildverarbeitung (Adobe PhotoShop), in der Videoverarbeitung (Adobe Premiere) sowie im Desktop Publishing (Adobe PageMaker) und im Dokumentenaustausch (Adobe Acrobat mit PDF). ADONIS. Anfang der 1980er Jahre erregte unter den Projekten, die sich mit dem Elektronischen Publizieren beschäftigten, ein Projekt der Europäischen Gemeinschaft namens ADONIS (Abk. für engl.: Article Delivery Over Network Information Systems) die Aufmerksamkeit der Bibliotheken. Im Juni 1982 verkündeten die Verlage Academic Press, Blackwell Scientific Publishers, Elsevier Science Publishers, Pergamon Press, Springer-Verlag und John Wiley die Absicht, ihre Zeitschriften auf optische Speicherplatten (-+ Bildplatte) aufzunehmen, von denen dann Kopien einzelner Artikel oder Seiten auf Einzelwunsch nur noch über Artikel- oder Dokumentlieferzentren (engl.: document delivery centres) bezogen werden sollten, und zwar über die British Library Lending Division (BLLD), Boston Spa (UK), und/oder eine deutsche ADONIS-Zentrale. Da einzelne Verlage bald wieder aus dem Projekt ausstiegen, die Kosten für die Realisierung schon eines document delivery centre nicht aufzubringen waren und die Technik der für die Speicherung der Zeitschriftentexte vorgesehenen Bildplatten noch nicht ausgereift war, stand ADONIS schon 1983 vor großen Schwierigkeiten, erlebte wiederholt Abwandlungen und Startverschiebungen, bis das Projekt ganz zum Erliegen kam. Der richtige Zeitpunkt für die Realisierung der interessanten Idee von ADONIS war noch zu früh. Adressbuch. Ein Adressbuch ist ein alphabetisches Verzeichnis der Einwohner mit Anschriften, ggf. mit Berufsangabe, eines örtlich begrenzten Gebietes oder der Angehörigen eines bestimmten Personenkreises (z.B. Berufs- und Gewerbezweiges), von Firmen, Behörden, Vereinen usw. mit den dazugehörigen Adressen. Firmen und wirtschaftliche Unternehmen aller Art sind zudem im -+ Branchenverzeichnis aufgeführt. Die ältesten Adressbücher sind Verzeichnisse der Standespersonen (Adeligen), der Behörden und der Inhaber von akademischen Würden. Das erste Adressbuch erschien schon 1595 in London; dann folgte ein solches 1691 in Paris. Dort veröffentlichte der Apotheker Nicolas de -> Blegny (16421722) das erste allgemeine Adressbuch; es nannte

Akademieschriften sich „Le livre commode contenant les adresses de la ville de Paris...". Das erste deutsche Adressbuch erschien 1701 in Leipzig unter dem Titel „Das ietzlebende Leipzig". Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel. Das Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel erscheint einmal jährlich im Sommer als dreibändige Buchausgabe und zweimal jährlich (Frühjahr und Herbst) als CD-ROM. Herausgeber ist die MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels. Mit über 30 000 Anschriften von Verlagen, Buchhandlungen, Musikalienhandlungen und Verlagsvertretern im gesamten deutschsprachigen Bereich beinhaltet es außerdem Verkehrsnummer und ISBN sowie Verbandszugehörigkeiten. Ad usum Delphini

In usum Delphini

ADV, Abk. für: Automatische (Automatisierte) Datenverarbeitung Advances (engl.: Fortschritte) ist im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch ein häufiger Titelbestandteil von Fortschrittsberichten. Adversaria (lat.: Gegenüberstehendes) war die römische Bezeichnung für Kladde, Konzeptbuch, seit dem Humanismus für Sammlungen philologischer Notizen. Heute steht Adversaria, Adversarien (Sg.: Adversarium) für Aufzeichnungen, Notizen. Agenda. Die Agenda (lat.: agenda = was zu behandeln ist) ist ein Merkbuch oder Notizbuch, auch ein Terminkalender. Agende. Die Bezeichnung Agende (lat.: agenda = was zu behandeln ist) ist besonders in der lutherischevangelischen Kirche für das zum praktischen Gebrauch bestimmte Buch der liturgisch festgelegten gottesdienstlichen Handlungen üblich. Vor der Reformation war diese Benennung in der römisch-katholischen Kirche gebräuchlich; in ihr entspricht heute der Agende das Rituale. Das erste evangelische Buch mit dem Titel,Agende" erschien 1540. AI, Abk. für engl.: Artificial Intelligence - Absatzes im Text bzw. für dessen erste Zeile mit oder ohne Einzug. Da beim Satz der -> Frühdrucke die Geschlossenheit des Schriftblockes die oberste Forderung war, wurde durch ein eigenes Zeichen, das sogenannte Alinea-Zeichen, das Einrücken vermieden. Allatios, Leon (1586-1669). Griechischer Gelehrter. Er kam jung nach Rom, trat in die katholische Kirche ein und wurde Scriptor an der Vatikanischen Bibliothek. 1623 brachte er die von Maximilian I. von Bayern dem Papst Gregor XV. geschenkte Bibliotheca Palatina nach Rom. Bis 1661 war er Privatbibliothekar einiger Kardinäle, seitdem Kustos an der Biblioteca Vaticana. Allgemeinbibliographie. Die Allgemeinbibliographien verzeichnen Schriften, die im Unterschied zu ->• Fachbibliographien nicht inhaltliche, sondern äußere Merkmale gemeinsam haben (z.B. die Art des Vertriebs im Buchhandel oder außerhalb des Buchhandels, die Erscheinungsweise [-> Monographie oder -> Periodikum], die Herkunft [Veröffentlichungen Gelehrter Gesellschaften, Universitäten; national oder international]). Zu den Allgemeinbibliographien zählen insbesondere die Nationalbibliographien und Inkunabelbibliographien, die Zeitschriften- und Hochschulschriftenverzeichnisse. Bibliothekskataloge einiger großer Bibliotheken erfüllen die Funktion von internationalen Allgemeinbibliographien, z.B. Großbritannien: British Museum: Catalogue of printed books in the Library of the British Museum, London 1881-1905; 1931-1954; British Museum: General catalogue of printed books. Photolithographic edition to 1955, London 19591966, nebst Supplementen 1956-1975; The -> British Library: General catalogue of printed books to 1975, London, München 1979 ff. und The British Library: General catalogue of printed books 1976 to 1982, London, München 1983 ff. (Reprokumulationen); Frankreich: Bibliotheque Nationale: Catalogue general des livres imprimes de la Bibliotheque Nationale, Paris 1897-1981; Forts.: Bibliotheque Nationale: Catalogue general des livres imprimes 19601969, Paris 1972-1978; USA: Library of Congress: National union catalog. Pre-1956 imprints, London 1968-1981; Forts.: National union catalog, Washington 1956 ff.

Alphabetischer Katalog Allgemeinbibliothek

Universalbibliothek

Allgemeine Systematik für Öffentliche Bibliotheken (ASB, ursprünglich: für Büchereien) ist ein die Literatur in 22 Hauptgruppen einteilendes Sacherschließungssystem (-• Systematischer Katalog), nach dem in vielen Öffentlichen Bibliotheken die Bücher aufgestellt werden. An der ASB in der ersten Fassung von 1956 wurden im Laufe der Zeit teilweise entscheidende Veränderungen und Weiterentwicklungen vorgenommen, so dass der Normcharakter verloren ging. Allonge. Die Allonge (zu franz.: allonger = verlängern) ist in Büchern ein Faltblatt zum Ausklappen, das an ein unbedrucktes Buchblatt angeklebt ist o.ä. All-over-Style (engl.) ist die Bezeichnung für eine von dem englischen Buchbinder Samuel -» Mearne im 17. Jh. entwickelte Einbandschmuckart. Bei ihr wird der -> Buchdeckel über und über (engl.: all over) mit Stempeln versehen. Neben naturalistischen und ornamentalen Mustern benutzte Mearne die für ihn charakteristischen halbmondartigen -• Gutenbergs. Wie diese wurden die Almanache im 15. Jh. meist als Einblattdrucke hergestellt. Der Ausdruck „Almanach" tauchte in Deutschland zuerst 1460 auf. Ab dem 16. Jh. wurden die Almanache mit Zugaben wie Prophezeiungen, Markt-, Messe- und Postdaten u.a. versehen; seit dem 18. Jh. wurden die literarischen Beigaben, besonders beim -» Musenalmanach, Hauptinhalt der Almanache. Eine weitere Form bilden die genealogischen Almanache, die Verzeichnisse des Personalstandes und der genealogischen Abkunft politisch oder gesellschaftlich interessant erscheinender Geschlechter und Familiengruppen, die historischen Almanache, Theater-, Verlagsalma-

nache mit Proben aus Neuerscheinungen u.a. (siehe auch Taschenbuch) Alphabet. Das Alphabet ist, bezeichnet nach den Anfangsbuchstaben des griechischen Alphabets: Alpha, Beta, deutsch: ABC, die Gesamtheit der Schriftzeichen eines Schriftsystems in ihrer herkömmlichen Ordnung. Das Urbild unseres heutigen lateinischen Alphabets geht auf die phönizische Buchstabenschrift aus dem 13. und 12 Jh. v. Chr. zurück, die aus einer Bilderschrift entstanden ist. (siehe auch -+ Schrift) Alphabetische Aufstellung

Buchaufstellung

Alphabetische Katalogisierung schließung

Formaler-

Alphabetischer Katalog. Der Alphabetische Katalog (Abk.: AK) (auch Nominal- oder Formalkatalog genannt) verzeichnet die in einer Bibliothek vorhandenen Bücher nach formalen Gesichtspunkten in alphabetischer Reihenfolge. Die formalen Elemente sind vor allem der Verfassername (u.U. auch die Namen von anderen an der Abfassung des Buches beteiligten Personen), der Sachtitel (d.i. der Titel eines Schriftwerkes ohne den Verfassernamen) und ggf. die am Zustandekommen des Werkes beteiligte Körperschaft. Der Alphabetische Katalog weist in einem Alphabet sowohl Verfasserwerke als auch anonyme Schriften (Anonyma) nach. Dabei ist ein Verfasserwerk ein Werk von ein bis drei Verfassern; Anonyma sind Werke, bei denen die Namensangabe des Verfassers unterbleibt und auch kein Deckname (-• Pseudonym) angegeben wird; zu ihnen zählen auch Werke von mehr als drei Autoren sowie Zeitschriften, Zeitungen und Serien. Verfasserschriften werden im Alphabetischen Katalog unter dem Verfassernamen, anonyme Schriften unter dem Sachtitel, ggf. unter dem Namen einer beteiligten Körperschaft aufgeführt. (Der Alphabetische Katalog müsste streng genommen Alphabetischer Verfasser- und Anonyma-Katalog heißen, da auch der Schlagwortkatalog alphabetisch geordnet ist.) Vorgang und Ergebnis der formalen Beschreibung von Büchern zum Zweck ihrer Einordnung in den Alphabetischen Katalog nennt man -> Titelaufnahme. Die Vorschriften für die alphabetische Katalogisierung sind in Regelwerken zusammengefasst (-• Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken, -> Berliner Anweisungen, Regeln für die alphabetische Katalogisierung [-> RAK] u.a.). (siehe 9

Alphabetischer Realkatalog auch -> Titelkatalog, Formalerschließung) Geschichte: Der Alphabetische Katalog tritt als selbständiges Arbeitsinstrument erst im 19. Jh. hervor. Allerdings wurden schon im 15. Jh., bedingt durch das Anwachsen der Bibliotheksbestände nach der Erfindung des Buchdrucks und ihre intensiver gewordene Benutzung, alphabetische -> Register zu den nach sachlichen Gruppen geordneten -> Inventaren oder Standortverzeichnissen angelegt; mit ihnen ließ es sich schneller als mit den Inventaren feststellen, ob ein bestimmtes Buch in der Bibliothek vorhanden war. Als nach 1500 die ersten Bücher mit eigenen Titelblättern erschienen, waren die Voraussetzungen für eine Verselbständigung dieser alphabetischen Register und damit für die Entstehung des Alphabetischen Kataloges gegeben, da es nunmehr nur noch galt, die Titelmerkmale nach einer festen alphabetischen Reihenfolge zu ordnen. Aber erst unter dem Einfluss der Bibliothekstheorie entstanden im 19. Jh. die alphabetischen Hauptkataloge und die für ihre Bearbeitung notwendigen -»• Kataloginstruktionen. Alphabetischer Realkatalog -> Schlagwortkatalog Alphabetischer Sachkatalog -> Schlagwortkatalog Alphabetisierung

Sortierung

Als Manuskript gedruckt. Der Aufdruck „Als Manuskript gedruckt" auf den vervielfältigten Exemplaren einer Schrift bedeutet, dass diese nur einem beschränkten Personenkreis zugänglich gemacht und die gewerbsmäßige Verbreitung verhindert werden soll (-• Privatdruck). Das im Manuskript verkörperte Werk gilt als nicht veröffentlicht oder erschienen (-> Erscheinen). Altareinbände. Als Altareinbände bezeichnet man die mittelalterlichen -• Prachteinbände für -> liturgische Bücher, die zugleich Schaustücke darstellten. Gold-, Edelstein- und Emailarbeiten sowie Elfenbeinreliefs bilden ihren Hauptschmuck. Vielfach ist der vordere Buchdeckel reicher verziert als der hintere, da diese Bücher auf dem Altar lagen, so dass nur die Vorderseite sichtbar war. Altbuchhändler -» Antiquar Altdorfer, Albrecht (um 1480-1538). Maler. Baumeister, Zeichner, Kupferstecher, Radierer und 10

Zeichner für den Holzschnitt. Er führte zahlreiche Arbeiten für Kaiser ->· Maximilian I. aus. Altenheimbibliothek

Soziale Bibliotheksarbeit

Alternative Literatur. Die alternative Literatur ist eine in den 1960er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland (ähnlich in Österreich und der Schweiz) entstandene „Gegenliteratur", eine Laienliteratur der politischen und ökologischen Gegenkultur, die sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich ihrer Verbreitung (-• Minipressen) nicht die herkömmlichen Wege geht, (siehe auch Untergrundliteratur) Alterungsbeständigkeit (von Papier) -> Papierzerfall Althoff, Friedrich (1839-1908). Vortragender Rat und später Ministerialdirektor im Preußischen Kultusministerium 1852-1906. Althoffhat sich große Verdienste um den Aufschwung der preußischen Bibliotheken erworben. Seine Leistungen lagen auf folgenden Gebieten: Ausbildung des Nachwuchses; Besetzung des ersten bibliothekarischen Lehrstuhls durch Karl -> Dziatzko 1886 in Göttingen; Einführung der bibliothekarischen Fachprüfung 1893; Schaffung des mittleren Dienstes (-> Bibliothekar); Sammlung der amtlichen Druckschriften durch die öffentlichen Bibliotheken, seit 1892 Ablieferungspflicht seitens der ausgehenden Behörden an die Königliche Bibliothek (-* Preußische Staatsbibliothek), auf die entsprechende Verordnungen 19031913 in Baden, Bayern und Württemberg folgten; Schaffung eines einheitlichen Katalogisierungssystems in Preußen durch die 1892 für Berlin begründeten Berliner Titeldrucke, die Bearbeitung des Gesamtkataloges der preußischen Bibliotheken ab 1898 (->· Preußischer Gesamtkatalog), die Preußischen Instruktionen 1899, die Gründung der Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke 1904 (->· Inkunabeln); Einrichtung des Leihverkehrs zwischen der Königlichen Bibliothek und den preußischen Universitätsbibliotheken. Berater AlthofFs waren: Karl Dziatzko, Otto Hartwig, August Wilmanns. ALU, Abk. für engl.: Arithmetic and Logic Unit = Arithmetisch-logische Einheit, ist ein elektronisches -> Rechenwerk, das in -> Prozessoren zum Einsatz kommt und bestimmte Operationen wie Berechnungen und Manipulationen (Vergleichen u.ä.) von Daten durchführt.

Amtliche Druckschriften Aluminiumdruck ist die Bezeichnung für ein Flachdruckverfahren, bei dem anstelle des Lithographiesteins (-• Lithographie) eine Aluminiumplatte benutzt wird. Schon Alois -» Senefelder versuchte, den schweren, teuren und leicht zerbrechlichen Lithographiestein durch ein anderes Material zu ersetzen. Man probierte es zunächst mit Zink (-• Zinkdruck), kam aber wegen verschiedener Unzulänglichkeiten wieder von ihm ab. Die Mainzer „Graphische Kunstanstalt und Verlag Josef Scholz" unternahm Versuche mit Aluminium, die sie sich 1892 als Algraphie (Abk. für Aluminiumgraphie) patentieren ließ. Da das Aluminium ähnliche physikalische Eigenschaften wie der lithographische Stein hat, eignet sich Aluminium gut für den Druck, der in gleicher Weise wie der -> Offsetdruck, jedoch ohne Zwischenschaltung eines Gummituches, erfolgt. Durch Verbesserung des Zinkdrucks nahm man von dem teuren Aluminium bald wieder Abstand. Beide Verfahren hat der Offsetdruck verdrängt. Amazon -> Online-Buchhandel Ambrosiana. Die Ambrosiana (Biblioteca Ambrosiana), benannt nach dem Kirchenlehrer und Bischof von Mailand Ambrosius (um 340-397), wurde 1602 von dem Kardinal Federigo Borromeo (gest. 1631) in Mailand gegründet. Sie war mit ihren zahlreichen griechischen, lateinischen und orientalischen Handschriften, mit angegliederter Kunstsammlung und Druckerei als Forschungsstätte für Gelehrte gedacht, verband jedoch in modern anmutender Weise Gelehrsamkeit und öffentliche Bibliothek. Heute ist sie Universalbibliothek für alle Wissensgebiete. Amerbach, Johann(es) (1440-1513). Frühdrucker der Inkunabelzeit. Er war Korrektor bei Anton -»• Koberger in Nürnberg und begann 1478 in Basel zu drucken. Zwischen 1478 und 1513 fertigte er über 70 Drucke an. Mit Johann Froben und Johannes Petri betrieb er eine gemeinsame Werkstatt, wo er klassische und humanistische Autoren druckte. Er starb über einer großen Ausgabe der Bibel und der Kirchenväter. Antiqua American Library Association (engl., Abk.: ALA) -> Bibliothekarische Zusammenschlüsse American National Standards Institute

ANSI

American Society for Information Science and Technology ASIS

American Standard Code for Information Interchange ASCII America Online -»AOL Amiga. Der Amiga-Computer wurde 1985 während einer großangelegten Präsentation im Lincoln Center in New York (Stargast u.a. Andy Warhol) von der Firma Commodore der Öffentlichkeit vorgestellt. Der sowohl als Desktop- als auch als Towerversion erhältliche - Druckform einätzt. Da die Vorlage bei der Herstellung der neuen Druckform zerstört wird, zieht man heute fotografische Nachdruckverfahren vor. Anathema -> Bücherfluch Andachtsbild -»Andachtsblatt

Amtsdrucksachen -> Amtliche Druckschriften Anagramm

Pseudonym

Analekten (griech.: Aufgelesenes) sind eine Sammlung ausgewählter Gedichte, Aufsätze, Zitate, Sen12

Andachtsblatt. Das Andachtsblatt (Andachtsbild) ist eine Form der -• Einblattdrucke. Es ist eine Kleindarstellung aus der christlichen Heilsgeschichte, u.a. zum Einlegen in das -» Gebetbuch. Andachtsblätter entstanden aus Miniaturen in Nonnenklöstern und

Annalen wurden später von Formschneidern und Briefmalern hergestellt. Nach der Gegenreformation wurden sie zur Massenware für Wallfahrtsorte.

dabei um einen sehr festen, dauerhaften Handeinband. Im Gegensatz dazu steht der Deckenband.

Andachtsbuch -> Erbauungsbuch

Anglo-amerikanische Katalogisierungsregeln AACR

Andreä, Hieronymus. -> Formschneider und Drukker in Nürnberg. Neudörffer, Johann d.Ä. Andruck. Ein Andruck ist ein auf einer Handpresse hergestellter Probedruck (Probeabzug) zur Prüfung des Ausfalls einer Reproduktion (Ton- und Farbwerte) nach Beendigung der Druckformherstellung. Heute wird anstelle des Andrucks meist ein Proof verwendet. Anepigrapha (griech.: ohne Aufschrift) heißen Schriften ohne Titel. Anführungszeichen sind Satzzeichen, mit denen die direkte Rede, ein Zitat oder Namen eines Schriftwerkes gekennzeichnet werden. Ferner werden Anführungszeichen verwendet, um Wörter, Wortgruppen und Teile eines Textes oder Wortes hervorzuheben. Die Verwendung von Anführungszeichen wird im überarbeiteten amtlichen Regelwerk der deutschen -» Rechtschreibung von 2006 geregelt. Angebotene Bücher. Unter dieser Bezeichnung sind nur die von einem -»Antiquar durch Listen oder -> Antiquariatskataloge zum Kauf angebotenen Bücher zu verstehen. Oft enthalten -> Suchlisten neben der Rubrik „Gesuchte Bücher" auch eine solche für, Angebotene Bücher". In ihr bietet der Antiquar seinen Kollegen mit einer festen Preisangabe oder gegen Höchstgebot solche Bücher an, die er auf andere Weise nicht verkaufen kann. Angelica. Die Angelica (Βiblioteca Angelica) wurde 1605 von dem Augustiner Angelo Rocca in Rom gegründet. Sie wurde die erste öffentliche Bibliothek Roms (geöffnet 1614). 1873 wurde sie verstaatlicht; sie besteht noch heute und besitzt rund 200 000 Bände, darunter 1100 Inkunabeln und seltene Handschriften. Angelsächsische Schrift -• Nationalschriften Angesetzter Band. Beim angesetzten Band werden die -> Buchdeckel einzeln am Buchblock befestigt („angesetzt") und der ganze Bucheinband erst am Buchblock fertiggestellt. Es handelt sich

Anhang. Der Anhang eines Buches enthält Anmerkungen, Abbildungsverzeichnisse, Tafelverzeichnisse und -»• Literaturverzeichnisse sowie Quellenangaben (z.B. Akten, Urkunden und Dokumente), Register, -> Beilagen, Anzeigen oder sonstige im Textteil des Buches schlecht unterzubringende Teile. Ein Anhang ist fast nur bei wissenschaftlichen Werken, bei Fach- und Sachbüchern üblich. Anhängezahlen -> Dezimalklassifikation Anilin-Gummidruck - Glossen und -> Marginalien, (siehe auch -» Kritischer Apparat) Annalen (lat.: annales libri = Jahrbücher zu lat.: annus = Jahr) kennzeichnet Aufzeichnungen, in denen Ereignisse nach der Abfolge der Jahre geschildert werden. Die Bezeichnung Annalen wird häufig für -> Jahrbücher, Geschichtswerke und als Titel von Zeitschriften gebraucht. Annalen gab es schon im Altertum bei den Ägyptern, Assyrern, Hethitern, Juden, Chinesen, Griechen und bei den Römern. Die Annalen des Mittelalters, wenig von der literarischen Tradition und dem Vorbild antiker Vorläufer bestimmt, waren zunächst notizhafte Aufzeichnungen fur den Eigengebrauch von Klöstern und Domstiften und wurden meist ohne Titel von Mönchen über Generationen gefuhrt; erst später entwickelten sie 13

Anneke sich zu einer allerdings literarisch anspruchslosen Gattung der Geschichtsschreibung. Nach zwischenzeitlichem Verfall erlangten die Annalen im 11. Jh. nochmals große Bedeutung, um dann, endgültig im 15. Jh., in andere Formen der historischen Darstellung (-• Chronik, Historie) überzugehen (siehe auch - humanistische Minuskel an. Die Antiqua setzt im Gegensatz zur gotischen Schrift

anstelle der Brechungen an den Schäften oben schräge oder gerade Anstriche und unten sogenannte Füßchen (-• Serifen), das sind waagerechte als Basis der Buchstaben dienende Striche; an die Stelle der Brechungen in den Bögen treten wohlgeformte Rundungen, was, zudem unter Verzicht auf schnörkelhafte Ansätze, ein klares Schriftbild verschafft. Die ersten Bücher mit der Antiqua wurden, gefordert durch den Humanismus, in der Offizin von Konrad Sweynheim und Arnold -» Pannartz 1465 in Subiaco bei Rom gedruckt. Noch im 15. Jh. wurde ihre Form in Venedig von Nicolaus Jenson verbessert und von Aldus ->· Manutius zu einer ersten Blüte gebracht. In Deutschland wurde die Antiqua zuerst von Adolf Rusch in Straßburg um 1474 nach venezianischen Vorbildern gebraucht; doch zur eigentlichen Geltung verhalf ihr in Deutschland der Baseler Drucker Johann(es) Amerbach seit 1486. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte hat sich der Charakter der Antiqua, dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst, häufig gewandelt. Man unterscheidet neben der eigentlichen Antiqua noch die Varianten -> Mediaeval, Egyptienne und -> Grotesk, wobei die beiden letzteren, im 19. Jh. aufgekommenen Schriftformen auch unter der Bezeichnung Linear-Antiqua zusammengefasst werden. Die Antiqua wurde gegenüber der Fraktur lange Zeit als fremdartige Schrift empfunden und deshalb nur für fremdsprachige Texte verwendet. So hat man in der zweiten Hälfte des 16. Jh. in deutschen, in Fraktur gesetzten Büchern die Fremdwörter sogar in einer Antiquaschrift gedruckt. Im 19. Jh. unter dem Einfluss von Jacob Grimm, der für die Antiqua eintrat, wurde diese für fast alle wissenschaftlichen Veröffentlichungen gebraucht. Heute erscheinen viele Bücher in der Drucktype der Antiqua. Neben der strengeren Buchschrift der Antiqua besteht die (Antiqua-)Kursive, eine schrägliegende Antiqua, die von Aldus Manutius in den Buchdruck eingeführt wurde. Antiquar. Der Antiquar (zu lat.: antiquus = alt) oder Altbuchhändler ist ein Händler mit gebrauchten, zum Teil wertvollen Büchern, Zeitschriften, Kunstblättern, Handschriften, Noten u.a. (siehe auch -> Antiquariat, -> Antiquariatskatalog) Antiquariat. Das Antiquariat (Antiquariatsbuchhandel) ist ein Zweig des ->• Buchhandels, der historisch alte, neuere gebrauchte, vergriffene oder verlagsneue Restexemplare vertreibt, für welche kein fester Ladenpreis mehr besteht. Man unterscheidet 15

Antiquariatskatalog zwischen dem bibliophilen Antiquariat (es handelt mit schönen und wertvollen Büchern aller Zeiten, z.B. Handschriften, -»Inkunabeln, modernen bibliophilen Ausgaben, -»Autographen), dem wissenschaftlichen Antiquariat (es vertreibt vergriffene wissenschaftliche Bücher und Zeitschriften) und dem Modernen Antiquariat (Rest- oder -» Ramschbuchhandel mit Büchern, die es als Restauflagen vom Verleger zu niedrigen Preisen aufgekauft werden und deren Ladenpreis aufgehoben ist). Das wesentliche Kennzeichen des Antiquariats ist, dass die von ihm vertriebenen Werke keiner Preisbindung unterliegen. Der Preis wird vom Antiquar je nach Marktlage, Seltenheitswert, Erhaltungszustand oder Herkunft (-• Provenienzexemplar) festgesetzt. Das hauptsächliche Vertriebsmittel des Antiquariats ist der Antiquariatskatalog. Mitunter ist das Antiquariat mit Auktionshäusern verbunden (-» Auktion). Lassen sich die Anfange des Antiquariats auch bis in die Antike zurückverfolgen, so gelten als die eigentlichen Vorläufer der Antiquare die mittelalterlichen stationarii, ferner die Drucker und Buchbinder des späten 16. und 17. Jh., die auf den (holländischen) Messen Bücher und Bibliotheken aus Nachlässen anboten. Auf sie gehen auch die Pariser -> Bouquinisten zurück. In Deutschland wurde das Antiquariat besonders durch die Säkularisation der Klöster und die damit verbundene Aufhebung ihrer Bibliotheken begünstigt. Das Antiquariat in seiner heutigen Form hat sich aber erst im 18. Jh., zuerst in Frankreich, dann in England entwickelt, (siehe auch -> Online-Buchhandel) Antiquariatskatalog. Das hauptsächliche Vertriebs· und Werbemittel des Antiquariats ist der Antiquariatskatalog, mit dem es seine meist auf ein bestimmtes Gebiet beschränkten Lagerbestände zu den von ihm festgesetzten Preisen anbietet. Antiquariatskataloge enthalten neben den bibliographischen Angaben bei wertvollen Büchern oft auch Beschreibungen der Entstehungsgeschichte, der -» Ausstattung und des Erhaltungszustandes des Buches sowie Bildmaterial aus den angebotenen Büchern. Sie sind deshalb nicht selten nützliche Hilfsmittel und Sammelobjekte. Die ersten Antiquariatskataloge sind Anfang des 19. Jh. erschienen. Eine besondere Form des Antiquariatskataloges ist der Auktionskatalog (-> Auktion). Verkaufskataloge für antiquarische und gebrauchte Bücher im Internet gewinnen gegenüber den gedruckten Katalogen zunehmend an Bedeutung, da sie einen guten Überblick und Preisver16

gleich ermöglichen. „Aus dem Antiquariat" ist eine Zeitschrift, die sich an Antiquare, Buchwissenschaftler, Bibliothekare, Bücher- und Grafiksammler wendet. Sie wird vom -» Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben und berichtet zu den Themen: Buch- und Buchhandelsgeschichte, Literaturgeschichte, Kulturgeschichte, Grafik und -» Autographen, Bibliographie. Anwendungsschicht. Die Anwendungsschicht (Schicht 7 im -» OSI-Schichtenmodell) stellt den eigentlichen Datenübertragungsanwendungen eine Vielzahl an Funktionalitäten in Form von Application Service Elements (ASE) zur Verfügung, die z.T. auf einer sehr abstrakten Ebene angesiedelt sind. Dazu gehören beispielsweise Funktionen wie Aufund Abbau von Verbindungen, Aufruf von Prozeduren auf entfernten Rechnern (Client-Server), EMail, -»File Transfer. Anwendungssoftware. Oberbegriff für alle Programme, die nicht zum - Buchhändleranzeigen, Prospekte). Geschäftliche Mitteilungen enthielten bereits die im 16. Jh. erschienenen geschriebenen Zeitungen und unperiodische Druckwerke. Im 17. und 18. Jh. erhielt das Anzeigenwesen entscheidende Impulse durch die Adresskontore, aus denen sich die Intelligenzblätter entwickelten. Seit dem 19. Jh. werden Anzeigenerlöse zur wichtigsten Einnahmequelle von Zeitungen und Zeitschriften.

Apple Anzeigenblatt. Ein Anzeigenblatt ist ein meist wöchentlich erscheinendes Presseerzeugnis (mit dem Titel bzw. Titelbestandteil: Anzeiger, Wochenanzeiger, Wochenblatt u.a.), das in einem regional begrenzten Gebiet (Stadt, Stadtviertel) unentgeltlich an die Haushalte verteilt wird. Bei relativ wenigen und im allgemeinen anspruchslosen redaktionellen Beiträgen (Veranstaltungshinweisen, Lokalberichten, Artikeln über Unternehmensgründungen, Jubiläen u.ä.) liegt der Schwerpunkt auf der Werbung des lokalen Einzelhandels und privaten Kleinanzeigen, die besonders preisgünstig aufgenommen werden. Das Anzeigenblatt hat sich in der Bundesrepublik Deutschland seit den 1980er Jahren als zunehmend bedeutsamer Werbeträger entwickelt. Es finanziert sich ausschließlich durch Werbung und wird unbestellt und kostenlos an die Haushalte verteilt. Zu unterscheiden sind die so genannten Offertenblätter, bei denen die Anzeigen (vor allem Kleinanzeigen) unentgeltlich veröffentlicht werden, das Blatt selbst aber verkauft wird, (siehe auch -> Gratispresse) Anzeigenblätter -»• Intelligenzblätter Anzeigenzeitschrift -• Kundenzeitschrift (Anzeigen-, Haus-, Werkzeitschrift) Anzeiger war der Titel oder Titelbestandteil von Zeitschriften und Zeitungen, (siehe auch General-Anzeiger) AOL (Abkürzung für „America Online") ist ein kommerzieller Online-Dienst; 2001 haben AOL und Time Warner das wahrscheinlich größte Medienunternehmen der Welt geschaffen. Die neue AOL Time Warner bringt es auf einen Umsatz von 40 Milliarden Dollar und AOL hatte Unternehmensangaben zufolge Mitte 2001 mehr als 30 Millionen zahlende Online-Kunden. Zu AOL gehören zudem CompuServe und Netscape. Die Fusion macht AOL die umfangreichen Medieninhalte des Time WarnerKonzerns zugänglich und eröffnet andererseits dem Medien-Branchenfiihrer Time Warner die weltweiten AOL-Onlinedienste. Angesichts des sich abzeichnenden Breitband-Siegeszuges mit interaktivem Femsehen sowie mit Hochgeschwindigkeits-Internet-, Video- und Kommunikationsdiensten hatten viele Verbrauchergruppen und Konkurrenten gegen den Zusammenschluss der Branchenführer protestiert.

apart (franz.: ä part = beiseite) ist im Buchhandel die Bezeichnung für die Lieferung einzelner Stücke von Periodika oder von mehrbändigen Werken. Aperiodische Schriften sind -> Fortsetzungswerke, deren einzelne Teile nicht periodisch, sondern in unregelmäßigen Abständen (zwanglos) erscheinen. Gegensatz: -» Periodika Apollonios von Rhodos (295-215 v. Chr.). Griechischer Dichter und Gelehrter. Sein Hauptwerk ist die Niederschrift der Argonauten-Sage, die bereits von Homer erwähnt wurde und vermutlich aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. stammt. Zwischen 270 v. Chr. und 245 v. Chr. leitete er die berühmte ->· Alexandrinische Bibliothek als Nachfolger des - Kritischer Apparat, (2) Auswahl von Büchern für das wissenschaftliche Arbeiten -• Handapparat, (3) Zusammenstellung von Bibliographien Bibliographischer Apparat. Appendix. Ein Appendix (lat.) ist ein Anhang (z.B. Tafel-, Tabellen-, Karten-Anhang), eine Beigabe oder ein Zusatz zu einem Buch. Apple ist ein US-Hersteller von - Le Prince (1734-1781) um 1760 erfunden. Äquivalenzklasse Äquivalenzrelation; -» Terminologische Kontrolle Äquivalenzrelation. Eine Äquivalenzrelation oder Austauschbarkeitsbeziehung ist die Beziehung zwischen gleichwertigen Bezeichnungen (bedeutungsgleich oder bedeutungsähnlich), die ausgetauscht werden können, ohne die Bedeutung des Kontextes zu ändern. Diese gleichwertigen Bezeichnungen werden als Synonyme bzw. Quasi-Synony18

me bezeichnet und bilden eine Äquivalenzklasse. Synonymie erscheint in unterschiedlichen Abstufungen: (a) Vollständige Synonymie tritt in Reinform sehr selten auf, in der Regel handelt es sich dabei um Schreibweisenvarianten (z.B. Photographie Fotografie) oder die Alternierung zwischen Kurzform und Vollform (z.B. UN - UNO - Vereinte Nationen); (b) In den meisten Fällen weisen die Synonyme zumindest unterschiedliche Konnotationen auf, gehören verschiedenen Sprachstilen an oder haben eine unterschiedliche räumliche oder zeitliche Verbreitung (z.B. Pferd - Gaul; Samstag - Sonnabend); (c) Der Bedeutungsunterschied ist so geringfugig, dass er kaum wahrgenommen oder beachtet wird, bzw. eine pars-pro-toto-Übertragung zwischen Ober- und Unterbegriff stattgefunden hat (z.B. Rundfunk - Hörfunk). Man spricht dann von Quasisynonymen, wenn Terme mit nur geringer Bedeutungsdifferenz synonym behandelt werden (z.B. Sprachwissenschaft - Linguistik oder Wohnen - Wohnung). Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken. Der „Deutsche Bibliotheksverband (DBV)" ist in Sektionen für einzelne Bibliothekstypen unterteilt (-» Bibliothekarische Zusammenschlüsse). In Arbeitsgemeinschaften sind Bibliotheken des gleichen Typs (z.B. Hochschulbibliotheken, Behördenbibliotheken) zusammen geschlossen. Die bedeutendste ist die Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken (ASpB), die 1946 als Arbeitsgemeinschaft der technisch-wissenschafitlichen Bibliotheken gegründet wurde. Arbeitsspeicher. Ein Arbeitsspeicher (Zentralspeicher, Hauptspeicher) ist ein zur Zentraleinheit eines -> Computers gehöriger, unmittelbar mit dem -> Rechenwerk und dem Leitwerk zusammenarbeitender Datenspeicher (-• Speicher), der die Aufgabe hat, abzuarbeitende Programme und bestimmte Daten sowie Zwischenergebnisse aufzunehmen und für die gerade ablaufende Verarbeitung zur Verfügung zu halten. Architekturzeitschrift. Die Architekturzeitschrift entwickelte sich aus den ->· Kunstzeitschriften, welche auch zu Fragen zur Ästhetik der Architektur Stellung nahmen, und den Militärzeitschriften, die Bauingenieurprobleme des Festungs-, Straßenbaus u.ä. behandelten. Die erste deutsche Architekturzeitschrift gründete Johann Gottfried Huth 1789 unter dem Titel „Allgemeines Magazin für die bürgerli-

Archivwissenschaft che Baukunst", Weimar 1789-1796. Während diese sich an Laien und Fachleute wendende Zeitschrift und noch andere Blätter nicht bedeutend waren, gelang erst August Leopold -* Crelle mit dem von ihm begründeten und herausgegebenen Journal für die Baukunst, Berlin 1829-1851, der Durchbruch mit einer erfolgreichen Fachzeitschrift. Archiv. Das Archiv ist eine Einrichtung, die die für eine dauerhafte Aufbewahrung in Frage kommenden Schriftstücke, Dokumente, Bilder und Tonträger sammelt, erfasst, aussondert, bewertet und nach der Übernahme erschließt und zugänglich macht. Die Hauptmenge der Archivalien besteht aus Urkunden, Dokumenten und Aufzeichnungen (-»Akte), die der Tätigkeit von Regierungen, Behörden oder Gerichten entstammen und im laufenden Betrieb nicht mehr benötigt werden. Im Unterschied zu gedruckten und publizierten Schriften handelt es sich hier meist um hand- oder maschinegeschriebene Einzelstücke. Die Archive ordnen und erschließen diese Materialien (-• Archivgut-Bewertung) und stellen ihren -» Bestand für die historische und juristische Forschung zur Verfugung (-• Archivgut-Auswertung). Für die Wissenschaft sind die Staats- und Stadtarchive am bedeutendsten, doch haben auch Archive anderer Träger wie Kirchen-, Firmen- oder Familienarchive eine gewisse Bedeutung. Einen Sonderfall stellen -> Pressearchiv sowie Medienarchiv dar mit vor allem praktischer Bedeutung für die tägliche Arbeit von Journalisten. Zu erwähnen sind noch die Krankenaktenarchive in Krankenhäusern. (-> Krankenakte, -> Provenienz). Bei Ausweitung der Sammeltätigkeit auf den Bereich der Nachlässe, insbesondere von Dichtern, Schriftstellern und Gelehrten (Literaturarchiv), gibt es Überschneidungen mit den Erwerbungen der Bibliotheken, zu denen primär literarische Dokumente gehören. Der Ausdruck „Archiv" trat vom 18. Jh. an auch als Titelwort für wissenschaftliche Zeitschriften auf. (siehe auch Bundesarchiv) Archivalien heißen die von einem -» Archiv gesammelten Akten, Amtsbücher, Briefe, Karten, Pläne, Urkunden, Ton- und Bildträger u.a. Archivbibliothek. Große -> Wissenschaftliche Bibliotheken sind neben Gebrauchsbibliotheken gleichzeitig Archivbibliotheken, d.h. sie bewahren ihre Bestände nicht für begrenzte Zeit, sondern dauernd auf.

Archivgut-Auswertung. Nutzung der -» Bestände in einem Archiv. Die Auswertung setzt die -> Archivgut-Bewertung und seine Erschließung voraus. Sie interpretiert die Zusammenhänge, die an Hand der physischen Beschaffenheit der im Geschäftsgang entstandenen Merkmale rekonstruiert werden, als Hinweise und Begründungen für mögliche Aussagen. Die jeweilige Fragestellung leitet die Auswertung von Archivgut für unterschiedliche, nicht vorhersehbare Zwecke. Die Auswertung sucht meist nicht bereits bekannte Informationen, sondern interpretiert das Archivgut neu oder unter geändertem Blickwinkel und schafft damit neues Wissen. Sie ordnet damit die im Archivgut genannten Fakten in ihre Zusammenhänge ein. Archivgut-Bewertung dient der Identifizierung der archivwürdigen Teile des Schriftguts, das von einer Behörde nach der Aussonderung in einem ->· Archiv angeboten wird (-• Akte). Sie wird in der deutschen Tradition in alleiniger archivischer Kompetenz durchgeführt und umfasst vor der eigentlichen Auswahl der zu übernehmenden Unterlagen die Entscheidung auf der Grundlage einer intensiven Analyse des Schriftguts. Die Entscheidung kann entweder in der gemeinsamen Erarbeitung von Bewertungsmodellen mit der Gewährung von Pauschalgenehmigungen für Kassationen, in der Listenbewertung anhand der Aussonderungslisten der Behörde oder in der Einzeldurchsicht vor Ort getroffen werden. Danach folgt die Übergabe. Der Sinn der Bewertung liegt in der Konzentration der Aussagemöglichkeiten durch die Reduzierung von Redundanzen. Archivwissenschaft. Die Archivwissenschaft beschreibt, typologisiert und erläutert die Formen von Aufzeichnungen aus Verwaltungsarbeit und ihre inneren Strukturen und entwickelt Methoden zur Analyse der Entstehungszusammenhänge (siehe auch Akte). Sie liefert damit die Basis für die Zielbestimmung archivischer Arbeitsmethoden und für die Entwicklung angemessener Verfahren. Die Archivwissenschaft hat ihre Methode der distanzierten Analyse aus der Geschichtswissenschaft übernommen und wendet sie auch auf gegenwärtige Formen und ihre zukünftigen Entwicklungspotentiale in elektronischen Umgebungen an. Sie untersucht die Funktionen der verschiedenen Schriftgutformen in den Entscheidungsprozessen der Verwaltung in verschiedenen Zeiten und Staatsformen und hat damit viele Bezüge zur Verwaltungswissenschaft. Sie ist nötig 19

Aretin für die fachliche Strategieentwicklung bei der Archivierung wie bei der Behördenberatung entsprechend dem Auftrag der Archivgesetze. Aretin, Johann Christoph Freiherr von (1773-1824). Bibliothekar, Publizist und Historiker. Er betrieb als Hofbibliothekar die Bereicherung der Münchener Hofbibliothek (-· Erbauungsbuchs, in der das rechte Sterben des Menschen gelehrt wird. Die ältesten Beispiele hierfür sind eine Kupferstichfolge um 1450 und die Holzschnitte eines um 1460 vermutlich in den Niederlanden entstandenen -> Blockbuchs. 20

Article Delivery Over Network Information Systems -• ADONIS Artificial Intelligence

Künstliche Intelligenz

Artikel. Ein Artikel (aus lat.: articulus = [kleines] Gelenk, Glied, Teilchen, Abschnitt) ist ein Beitrag (-• Aufsatz, Leitartikel, Glosse) in einer Zeitung, Zeitschrift, einem -• Sammelband, auch der Text zu einem -> Stichwort im Wörterbuch, im -» Lexikon oder der - Zitierungsregister; ISI Arzneibuch -»• Pharmakopoe ASB -»• Allgemeine Systematik fur Öffentliche Bibliotheken ASCII. Das ASCII-Format (American Standard Code for Information Interchange) ist das häufigste Format für Textdateien und im Internet und auf Computern allgemein gebräuchlich. Die Zuordnung von Bytes zu Zeichen wird durch die standardisierte ASCII-Codierung durch das ANSI festgelegt. Dabei ist die Zuordnung der ersten 128 Zeichen (also 7 Bit) international und umfasst das lateinische Alphabet, die Ziffern 0 bis 9, international übliche Sonderzeichen sowie einige Steuerzeichen wie Zeilenumbruch oder Tabulator. Die restlichen 128 Zeichen, auch als erweiterter ASCII-Zeichensatz (EASCII) bezeichnet, sind landesspezifisch und wurden von der -• ISO genormt. So enthält z.B. die ASCII-Erweiterung Latin-1 (ISO 8859-1) alle schriftspezifischen Zeichen für westeuropäische Sprachen. Zum Teil überschneiden sich auch die ASCII-Erweiterungen. Latin-2 (ISO 8859-2) enthält schriftspezifische Zeichen für die meisten mitteleuropäischen und slawischen Sprachen, die deutschen Umlaute sind z.B. in beiden enthalten. (-> Unicode) ASIS. Seit 1937 ist die ASIS (American Society for Information Science and Technology) die US-amerikanische Gesellschaft für Informationswissen-

audiovisuell schaftler und -Praktiker mit inzwischen rund 4000 Mitgliedern aus den Bereichen Computer Science, Linguistik, Management, Bibliothekswesen oder Ausbildung. ASpB ken

Arbeitsgemeinschaft der Spezialbibliothe-

Assembler nennt man eine maschinenspezifische/ computerabhängige Programmiersprache, die dem direkten Befehlssatz eines Prozessors sehr nahe kommt. Assembler ist die Programmiersprache, die zu der schnellsten Rechenzeit des auszuführenden Programms fuhrt. Sie wird daher für viele Hochleistungsprogramme benutzt. Assoziationsrelation. Eine Assoziationsrelation ist eine zwischen Begriffen bzw. ihren Bezeichnungen als wichtig erscheinende Relation, die weder eindeutig hierarchischer Natur ist, noch als äquivalent angesehen werden kann (Beispiel: DIESELMOTOR und OTTOMOTOR sind verwandt durch gemeinsame Merkmale). Die Beziehungen dieser Relation haben ganz unterschiedlichen Charakter, z.B. instrumental, kausal, temporal, Antonymie, Vorgänger-Nachfolger oder Rohstoff-Erzeugnis. Der eigentliche Sinn dieser Relation besteht darin, zusätzlich zur hierarchischen Struktur Querbeziehungen zu anderen, für die Formulierung des Sachverhaltes möglicherweise geeigneten Deskriptoren anzubieten. Im -· Studium Informationswissenschaft; (4) Postgraduale Ausbildung (Aufbau- und Ergänzungsstudium, Berufsbegleitende Ausbildung), (siehe auch Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste, -> Fachwirt für Medien- und Informationsdienste, -> Aufbaustudium Informationswissenschaft, Bibliothekar, Dokumentär, Medizinischer Dokumentär, -> Medizinischer Dokumentationsassistent) Ausgabe. (1) Der im Buchhandel und in der Literatur verwendete Begriff, Ausgabe" dient als Bezeichnung für die Gesamtheit aller Exemplare einer Druckschrift, die gemeinsame Merkmale haben. Die Ausgabe ist nicht immer von der Auflage klar abgegrenzt, wird verschiedentlich auch gleichbedeutend mit ihr gebraucht. Unterschieden werden Ausgaben nach qualitativen Merkmalen wie Format (Oktav-, Quart-, Folio-Ausgabe), Ausstattung (-• Prachtausgabe, Dünndruckausgabe, in —> Leinen oder - Taschenbuch, broschierte Ausgabe), Werkbearbeitung (-• Originalausgabe, kritische Ausgabe, vollständige, gekürzte Ausgabe), Erscheinungsart (-> Einzelausgabe, Gesamtausgabe), Bestimmung (-»Schulausgabe, Volksausgabe), nach Verlegern, schließlich danach, ob es sich um eine erste Druckfassung (-> Erstausgabe) oder die vom Autor zuletzt für definitiv erklärte Textfassung (-» Ausgabe letzter Hand) handelt (siehe auch Titelausgabe, -»· Urausgabe, -> Vorzugsausgabe, -> Liebhaberausgabe, Ausgabe erster Hand, -» Editio definitiva, Editio expurgata). (2) Im Zeitungs- und Zeitschriftenwesen bedeutet „Ausgabe" die Gesamtzahl, auch das Einzelstück, 23

Ausgabe erster Hand einer Zeitungs- oder Zeitschriftenauflage, die vom Verlag ausgeliefert wird, entweder zu einer bestimmten Tageszeit (Morgen-Ausgabe), für ein bestimmtes Verbreitungsgebiet (Lokal-, Regional-Ausgabe) oder aus einem besonderen Anlass (-• Sonderausgabe, -> Extrablatt). Ausgabe erster Hand. Die Ausgabe erster Hand ist die erste -» Ausgabe eines Werkes, deren Herstellung der Verfasser selbst überwacht und betreut und die er selbst imprimierthat (-• Imprimatur), (siehe auch Erstausgabe, ->• Erstdruck, Inkunabeln, -»Ausgabe letzter Hand) Ausgabeformat (engl.: output format). Rechercheergebnisse können in unterschiedlichen Formaten ausgegeben werden; entweder verwendet der Benutzer ein vordefiniertes Format wie z.B. FULL (alle Felder), MEDIUM (ausgewählte wichtige Felder) oder SHORT (nur Titel und Accession number), oder er stellt sich ein eigenes Ausgabeformat aus den verschiedenen Feldern zusammen. Als Ausgabeformate bezeichnet man auch HTML, PDF und TextFormat. Ausgabe letzter Hand. Die Ausgabe letzter Hand ist die letzte noch vom Verfasser selbst herausgegebene Ausgabe eines Werkes, die seinen Wünschen hinsichtlich der Textgestaltung entspricht (-• Editio definitiva.) Sie weicht oft von der -» Erstausgabe ab. (siehe auch -»• Ausgabe erster Hand) Ausgabenfälschung. Wird z.B. ein Exemplar einer späteren -» Auflage eines Buches durch Auswechseln des Titelblattes als ein Exemplar der ersten Auflage ausgegeben, so spricht man von einer Ausgabenfälschung. Ausgabenfalschungen werden angefertigt, um den Sammel- oder Verkaufswert der gefälschten Exemplare zu steigern, (siehe auch -*• Contrefa^on, -• Literarische Fälschungen, Bücherverfalschung) Ausgewählte Werke ist die Bezeichnung für eine Auswahl einzelner, aber jeweils vollständiger Schriften aus dem Gesamtwerk eines Autors. Manchmal werden auch Ausgaben, in deren einzelnen Arbeiten Streichungen vorgenommen worden sind (-• Editio expurgata), ausgewählte Werke genannt. Der Titel lautet meist „Ausgewählte Werke von..." oder enthält eine Verbindung mit „Lesebuch"; auch kann er unter einem Motto stehen, (siehe auch Gesammelte Werke) 24

Auskunft. Die Benutzung einer Bibliothek wird durch Auskunft, Beratung und Information durch den -* Bibliothekar erleichtert. Die Auskunft ist als selbständige Abteilung der Bibliothek erst im 19./20. Jh. aufgekommen. Sie kann allerdings auch dezentralisiert immer dort stattfinden, wo eine unmittelbare Berührung zwischen Benutzer und Bibliothekar zustande kommt (-• Katalog, -> Lesesaal). Man unterscheidet die die Fragen nach den Einrichtungen der Bibliothek und ihren Benutzungsmöglichkeiten betreffenden technischen Auskünfte und die bibliographischen und fachwissenschaftlichen Auskünfte, wobei für letztere die Einschaltung von Auskunftsmitteln (Katalogen, Bibliographien, Nachschlagewerken) charakteristisch ist. Während früher die wissenschaftlichen Allgemeinbibliotheken durch ihre bibliographische Auskunftserteilung nur den Bestand der eigenen Bibliothek durch seine Erschließung nutzbar machten, dem Benutzer die Literaturauswahl aber nicht abnahmen, beziehen die deutschen Bibliotheken seit den 1970er Jahren, vor allem in den medizinischen, naturwissenschaftlichen und technischen Fächern, zunehmend die Literaturrecherche in ihr normales Arbeitsprogramm mit ein. Dazu bedienen sie sich nicht nur der konventionellen, d.i. gedruckten Auskunftsmittel, sondern auch computerisierter Literaturdienste, bei denen durch Direktzugriff im Dialog von Frage und Antwort recherchiert wird. Durch diese Tätigkeit ist der Terminus Information in den Bereich der bibliothekarischen Auskunft übernommen worden. Auskunftsbüro der Deutschen Bibliotheken. Wesentlich im Dienst des Leihverkehrs stand das 1905 gegründete Auskunftsbüro der Deutschen Bibliotheken (-+ Preußische Staatsbibliothek, Berlin), das zum Nachweis im Leihverkehr vergeblich gesuchter Titel sich auf das entstehende Manuskript (-• Preußischer Gesamtkatalog) sowie auf Ergebnisse eigener Umfragen stützte. Auskunftsinterview terview

Informationsberatungsin-

Auskunftsliteratur. Die Auskunftsliteratur dient der Ermittlung von Literaturangaben oder auch von Sachinformationen (-> Auskunft). Zu ihr zählen Bibliographien, (gedruckte) Bibliothekskataloge, allgemeine und spezielle Nachschlagewerke (-• Enzyklopädie, Lexikon, Wörterbuch u.ä.).

Auswahlbibliographie Ausleihbibliothek. Eine Ausleihbibliothek ist eine Bibliothek, die ihre Bücher außer Haus verleiht (Gegenteil: -> Präsenzbibliothek). Ermöglicht das Ausleihsystem (die Ausleihe) dem Benutzer, die Bücher für die Dauer der ->· Leihfrist zu Hause und zu jeder Zeit zu benutzen, so sind währenddessen die Bücher anderen Lesern nicht zugänglich. Abgesehen von Ausnahmen für privilegierte Personen wird es erst nach 1850 an den deutschen Bibliotheken üblich, Bücher zu verleihen. Die Öffentlichen Bibliotheken verkörpern den Typus der Ausleihbibliothek.

Aussonderung. Zum Bestandsaufbau im weiteren Sinn gehört die Aussonderung von Büchern aus dem Bibliotheksbestand. Vor allem die Öffentliche Bibliothek muss ihren Bestand aktuell halten. Ausgeschieden werden inhaltlich veraltete, nicht mehr aktuelle sowie durch häufige Benutzung „zerlesene" und beschädigte Werke. In der Wissenschaftlichen Bibliothek werden nur inhaltlich veraltete -» Mehrfachexemplare (z.B. Lehrbücher) ausgesondert; sonst wird in ihnen jedes Buch auf unbegrenzte Zeit aufbewahrt (-• Archivbibliothek).

Ausleihe

Ausstattung. Zur Ausstattung oder Aufmachung eines Buches, einer Zeitschrift oder Zeitung gehört alles, was ihre äußere Formgebung betrifft: Format, Papier, -* Satzspiegel, Schriftart, -> Schriftgröße, Bucheinband, Schutzumschlag, -> Schutzkarton u.a.

Ausleihbibliothek

Ausleihe am Ort

Ortsleihe

Ausleihtantieme

Bibliotheksabgabe

Ausleihverbuchung. Damit ausgeliehene Bücher (-> Ausleihbibliothek) überhaupt und fristgemäß zurückgegeben und schnell wieder verfügbar gemacht werden können, geht es bei der Durchführung und Überwachung der Ausleihe um die Beantwortung von drei Fragen: 1. Welche Bücher hat ein bestimmter Benutzer zur Zeit entliehen? 2. Wer hat ein bestimmtes Buch zur Zeit entliehen? 3. Bei welchen Büchern läuft die -> Leihfrist an einem bestimmten Tag ab? Dazu müssen drei Karteien (Benutzerkartei [Leihregister], Kuponkartei [Kuponregister oder Signaturenregister], Fristkartei [Fristregister]) geführt werden, wobei man wegen des großen Arbeitsaufwands meist auf eine von ihnen verzichtet bzw. vereinfachte Ausleihverfahren anwendet. Da in den Ausleihstellen großer Bibliotheken erhebliche Mengen routinemäßiger Arbeiten anfallen (Verbuchung einer Ausleihe, Löschen der Verbuchung, Mahnen, Vormerken), werden diese heute oft automatisiert. Ausschießen nennt man in der grafischen Technik das Anordnen der satzfertigen Seiten in der Druckform, so dass später nach dem Falzen der beidseitig bedruckten Bogen die Seiten im Buch in der richtigen Reihenfolge erscheinen, (siehe auch Formatbuch) Ausschließen nennt man im Schriftsatz das Herstellen gleichlanger Zeilen durch Ändern der Wortzwischenräume. Das geschieht beim -» Handsatz durch (nicht mit Schriftzeichen versehenes) -• Blindmaterial, beim Bleimaschinensatz durch Ausschlusskeile, beim Fotosatz und Satzprogrammen durch automatisierte Steuerung.

Austastlücke. Als Austastlücke bezeichnet man bei der Übertragung eines Fernsehbildes die kurze Zeitspanne zwischen den einzelnen Bildzeilen (horizontale Austastlücke) und zwischen den einzelnen Halbbildern (vertikale Austastlücke), in der die Signale gesendet werden. Bestimmte Formen der Telekommunikation benutzen die Austastlücke zur Übertragung von Zusatzinformationen zum Fernsehbild, z.B. -»Teletext. Austauschbarkeitsbeziehung -»Äquivalenzrelation Auswahlbibliographie. Eine Auswahlbibliographie (auswählende oder eklektische Bibliographie) verzeichnet (im Gegensatz zu den Vollständigkeit anstrebenden Nationalbibliographien) nur eine Auswahl aus dem Gesamtschrifttum unter einem besonderen Gesichtspunkt. Auswahlbibliographien sind u.a. Fachbibliographien, Literaturzeitschriften, Rezensionsorgane, Bibliographien des Zeitschrifteninhalts, Bibliothekskataloge. Im engeren Sinne gehören zu den Auswahlbibliographien die Auswahllisten „Bester Bücher", die in den USA beheimatet und als literarische Ratgeber für weiteste Kreise bestimmt sind, ferner die Literatur-, Studienund Berufsfuhrer, die eine Bücherauswahl für bestimmte Wissenschaftsgebiete, einzelne Studienfacher und Berufe zusammenstellen. Die Mehrzahl der Auswahlbibliographien ist auf das Schrifttum einer Sprache beschränkt. Die Auswahlbibliographie kann als -> abgeschlossene Bibliographie oder laufende Bibliographie erscheinen. 25

Auswählende Bibliographie Auswählende Bibliographie -» Auswahlbibliographie Auswahlkatalog -»Teilkatalog Auswahlliste

Auswahlbibliographie

Auswärtiger Leihverkehr -• Leihverkehr Ausweichmagazin

Magazin

Auszeichnungsschrift. Als Auszeichnungsschrift gilt jede Schrift, die für das Hervorheben einzelner Wörter (z.B. Eigennamen), ganzer Sätze oder Absätze im laufenden Text gegenüber der sonst verwendeten Schrift gewählt wird. Hierzu dienen Kursivschrift, -» Kapitalbuchstaben, halbfette Schrift oder -> fette Schrift, Sperrungen oder Unterstreichungen, manchmal auch -» Zierschriften. Auszeichnungssprache. Eine Auszeichnungssprache hat die Aufgabe, die logischen Bestandteile eines Dokuments zu beschreiben. Sie enthält daher Befehle zum Markieren typischer Elemente eines Dokuments wie Überschriften, Textabsätze, Listen, Tabellen oder Grafikreferenzen. HTML ist eine derartige Auszeichnungssprache, die für Dokumente im WWW verwendet wird, (siehe auch -» SGML, - Internet, speziell bei allen Transaktionen mit finanziellen oder rechtlichen Konsequenzen, müssen Objektund Subjektidentität gesichert sein. Sender und Empfänger müssen für die jeweiligen Partner eindeutig referenzierbar sei. Auszutauschende Objekte (Dokumente jeder Art) müssen in genau dem Zustand ankommen, wie sie abgeschickt worden sind. Zu den Verfahren der Authentifizierung in Transaktionen gehören neben den digitalen Signaturen auch Zeitstempel und biometrische Verfahren (-• Biometrie), aber natürlich auch klassische Absicherungsverfahren wie Passwörter. Die Authentifikation stellt sicher, dass eine Nachricht auch wirklich von dem Absender stammt, der vorgibt, der Absender zu sein, also die Echtheit der Nachricht. Erst der sichere Beweis, dass eine Person auch wirklich die ist, die sie vorgibt zu sein, führt beispielsweise beim -> E-Commerce zu befriedigenden Geschäftsabschlüssen. Um dies sicherzustellen, werden Verschlüsselungsverfahren als auch Fingerabdrucks verfahren mit Unterschriftsfunktion

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verwendet. Die Wichtigkeit der Authentizität für den elektronischen Geschäftsverkehr zeigt sich im Gesetz zur Regelung der Rahmenbedingungen für Informations- und Kommunikationsdienste (Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz, IuKDG), das in Art. 3 das Gesetz zur digitalen Signatur (Signaturgesetz, SigG) enthält, (siehe auch Digitale Signatur) Autobibliographie. Eine Autobibliographie ist ein Verzeichnis, das der Verfasser von seinen eigenen Veröffentlichungen zusammengestellt hat. Autobibliothek -> Fahrbibliothek Autobiographie

Biographie

Autobücherei -• Fahrbibliothek Autographen (griech.: Selbstgeschriebenes) sind von prominenten Persönlichkeiten eigenhändig geschriebene oder handschriftlich ergänzte Schriftstükke. Sie wurden zuerst Ende des 16. Jh. in Frankreich, dann in England und seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. in Deutschland gesammelt und gehandelt. Sie sind heute wichtige Handelsobjekte im Antiquariatsbuchhandel. Die erste Autographenauktion fand 1821 bei Sotheby in London statt. In Deutschland hielt der Musikverlag Breitkopf & Härtel in Leipzig im Jahr 1836 die erste Auktion mit Musikautographen ab. Automat

Computer

Automatische Datenverarbeitung arbeitung

Datenver-

Automatische Indexierung. Unter automatischer -> Indexierung werden Verfahren verstanden, die vollautomatisch Dokumente analysieren und abgeleitet aus dieser Analyse entweder ausgewählte Terme aus dem Dokument extrahieren und - unter bestimmten Verfahrensvoraussetzungen in einer bearbeiteten Form - als Indexterme abspeichern (Extraktionsverfahren) oder -> Deskriptoren einer kontrollierten Indexierungssprache dem Dokument als Inhaltsrepräsentanten zuweisen (Additionsverfahren). Unterschieden werden die Verfahren: Volltext-Invertierung, statistische, regelbasierte (algorithmische), wörterbuchbasierte und begriffsorientierte Verfahren. Automatische Übersetzung -> Maschinelle Übersetzung

AV-Medien Automobilzeitschrift. Automobilzeitschriften wenden sich an Freunde des Automobilsports. Das erste Blatt dieser Art war die Monatsschrift „La Locomotion Automobile", die erstmals am 1. Dezember 1894 in Paris erschien (1894 fand das erste Automobilrennen von Paris nach Rouen statt); sie stellte 1908 ihr Erscheinen ein. Autopsie (griech.) ist eine Arbeitsweise der Erstellung einer -» Bibliographie, wonach die bibliographischen Angaben nicht nach sekundären Quellen, sondern nur anhand der Originalwerke selbst erarbeitet werden. Autor -> Verfasser; -• Urheber Autorenbild. Als Autorenbild bezeichnet man ein Bild des Verfassers, das seinem Werk vorangestellt wird. Es war ein wichtiger Bestandteil schon der antiken Buchmalerei und ist zuerst im Dioskurides-Codex, einem um 512 entstandenen Arzneibuch des griechischen Arztes -> Dioskurides (1. Jh. v. Chr.) überliefert. Der Autor wird gern zusammen mit einer Gottheit oder einer ihn inspirierenden Muse abgebildet. Dieser Bildtypus hat im Mittelalter seine Fortsetzung in dem schreibenden Evangelisten gefunden und ist zum Teil zum Dedikationsbild (-> Dedikation) umgewandelt worden. Im 17. Jh. und in der ersten Hälfte des 18. Jh. trat das Autorenbild nochmals besonders in den Vordergrund (-> Frontispiz). Autorenexemplare sind die Exemplare eines gedruckten Werkes, die der Autor als Freistücke laut -> Verlagsrecht vom Verleger beanspruchen kann oder die ihm der Verlag zu dem niedrigsten Preis, zu dem er das Werk im Buchhandel abgibt, liefert. Bei Sammelwerken werden an die einzelnen Autoren oder Bearbeiter in der Regel -> Sonderdrucke als Autorenexemplare abgegeben. Autorenhonorar -> Honorar Autorenkorrektur wird die Korrektur genannt, die der Verfasser von seinem für den Druck bestimmten Buch (Artikel) liest (-• Korrekturlesen), bei der er auch Änderungen des Textes vornehmen kann. Die Kosten solcher Änderungen hat üblicherweise der Autor zu tragen, wenn sie 10 Prozent der Satzkosten übersteigen. Zur Autorenkorrektur (-> Fahnenkorrektur, -» Bogenkorrektur) ist der Verfasser verpflichtet, ohne hierfür vergütet zu werden.

Autorenrabatt -• Hörerrabatt Autorenregister -> Verfasserregister Autorenverlag. Ein Autorenverlag ist ein Verlag, an dessen Programmgestaltung die in ihm publizierenden Autoren maßgeblich beteiligt sind und die ihn zugleich gesellschaftlich und wirtschaftlich mittragen. Autorisierte Ausgabe. Als autorisierte Ausgabe (lat.: autorisieren = ermächtigen, genehmigen) gilt die Ausgabe eines Buches, für deren textliche Fassung der Autor bzw. der Rechteinhaber sein Einverständnis gegeben hat. Autotypie (griech.: Selbstdruck, auch Rasterätzung oder Netzätzung genannt) ist ein um 1880 von Georg -> Meisenbach entwickeltes fotomechanisches Reproduktionsverfahren zur Herstellung von > Klischees nach Halbtonvorlagen für den Hochdruck und Buchdruck. Die Zerlegung des Bildes in Linien und Punkte erfolgt durch ein Kreuzlinienraster, so dass dieselben auf Metall übertragen und hochgeätzt werden können für den Druck auf der Buchdruckpresse. Das Verfahren eignet sich besonders zur Reproduktion von Architekturen und figürlichen Darstellungen jeder Art, da es Halbtöne wiederzugeben vermag. Durch die Verdrängung des Hochdrucks durch den -> Offsetdruck werden Autotypien nur noch selten gebraucht. Nach dem gleichen Verfahren werden auch Mehrfarben-Autotypien hergestellt. Avatare sind Kunstfiguren vor allem in der elektronischen Unterhaltungsbranche, die die Möglichkeit bieten, anonymisierte Rollen über Stellvertreterfiguren einzunehmen. Aviso (Avisa, Avisen [ital.] = Anzeige[n]) war die im 17. und 18. Jh. in Deutschland gebräuchliche Bezeichnung für Nachricht und wurde sowohl als Titel von Zeitungen als auch für die gesamte Gattung der damaligen Nachrichtenpublikationen verwendet. Eine der ältesten bisher bekannten Wochenzeitungen in Deutschland, die 1609 in Wolfenbüttel erstmalig erschien, trug den Titel „Aviso, Relation oder Zeitung", (siehe auch -> Relation) AV-Medien -»Audiovisuelle Medien

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Β

Β2Β. Mit Β2Β (Abkürzung für „Business-to-Business") im engeren Sinne ist der elektronische Handel zwischen Unternehmen gemeint. Die Vernetzung mit Zulieferern, Kunden und Transporteuren bietet den Unternehmen erhebliche Kostenvorteile. Preise für Waren und Dienste können weltweit abgeglichen werden. Lagerbestände werden erst gefüllt, wenn sie tatsächlich benötigt werden. Gleichzeitig werden Herstellungs- und Vertriebsprozesse beschleunigt und Beschaffungs-, Lager-, Personal- und Informationskosten gesenkt. B2B und E-Commerce revolutionieren zunehmend die wirtschaftlichen Abläufe. Im Idealfall wird der Marktzugang zu Angeboten und Ausschreibungen für alle Firmen gleich (-• Elektronische Einkaufsplattform). Voraussetzung dafür sind allerdings Programmstandards, die alle Computer beim Datenaustausch verstehen, sowie sichere Übertragungswege. Für die Vertragsfähigkeit von Dokumenten spielt dabei die -> Digitale Signatur eine große Rolle. Die Vertraulichkeit der Geschäftsbeziehungen muss auch im -> Internet garantiert werden. B2C. Mit B2C (Abkürzung für „Business to Customer" oder „Business to Consumer") wird im -> ECommerce eine Geschäftsbeziehung mit einem Endkunden bzw. Konsumenten/Verbraucher beschrieben. Babbage, Charles (1792-1871). Englischer Mathematiker, Konstrukteur von Rechenmaschinen. In der Computergeschichte gilt er als erster Computerpionier, als ein Wissenschaftler und Erfinder, der seiner Zeit um 100 Jahre voraus war. Dieser Ruf gründet sich vorwiegend auf die Erfindung der „Analytical Engine", einer mechanischen automatischen Rechenmaschine, die mit Rechenwerk, Speicher, Eingabe und Ausgabe ausgestattet war und deren Rechenabläufe mit Lochkarten gesteuert werden sollten. Berühmter noch ist seine Erfindung der „Difference Engine". Die Beschäftigung mit der aufwändigen und fehlerträchtigen Berechnung von mathematischen Tafelwerken brachte ihn 1821 auf die Idee, dies mit Hilfe einer Maschine durch wiederholtes Aufaddieren von Differenzen automatisch durchführen zu las28

sen. Beide Maschinen wurden von Babbage nie fertig gestellt. Seine Ideen zur Entwicklung großer Rechenautomaten, welche die Basis unserer heutigen Computer bilden, konnten aus technischen Gründen Mitte des 19. Jahrhunderts noch nicht verwirklicht werden. Bachelorstudium schaft

Studium Informationswissen-

Backlist nennt man die erschienenen und lieferbaren Titel eines Verlags im Unterschied zu den Neuerscheinungen (-> Frontlist). Neben produktionsund absatzorientierten Erwägungen berücksichtigen Verlage programmatische Gesichtspunkte. Dazu gehören die Pflege bestimmter Autoren, Themen und Literaturgattungen. Erfolgstitel werden heute häufig nicht mehr als Hardcover- sondern nur noch als Taschenbuch-Lizenzausgaben angeboten und über Jahre lieferbar gehalten. Badier, Florimond war als französischer Buchbinder um 1640-1660 tätig und entwickelte den -> Pointille-Stil weiter. Baedeker. Buchhändlerfamilie. Sie geht zurück auf Dietrich Baedeker (1680-1716), der Buchdrucker in Bremen, später in Bielefeld war. Die Nachkommen waren ebenfalls Buchdrucker und -händler. 1827 eröffnete Karl Baedeker (1801 -1859) in Koblenz eine Verlagsbuchhandlung. Fünf Jahre später erwarb er den Verlag von Friedrich Rohling, der 1828 u.a. das Buch „Rheinreise von Mainz bis Cöln, Handbuch für Schnellreisende" des Professors und Historikers J.A. Klein herausgegeben hatte. Für die zweite Auflage überarbeitete und erweiterte Karl Baedeker die „Rheinreise", so dass man mit deren Erscheinen im Jahr 1835 vom ersten Baedeker-Reiseführer sprechen kann. 1872 wurde der Verlag nach Leipzig, 1956 nach Freiburg/Br. verlegt. 1984 wurde er vom Verlag -> Langenscheidt übernommen, 1997 von der Mair-Gruppe. 1951 wurde in Stuttgart die selbständige Tochterfirma Baedekers Autoführer-Verlag gegründet. BAG -> Buchhändler-Abrechnungsgesellschaft mbH

Banner Bagford, John (1650-1716). Ehemals Schuhmacher, später Altertumsforscher. Bagford war ein -> Biblioklast. Er schnitt aus Büchern der von ihm aufgesuchten Bibliotheken die Titelblätter heraus und stellte aus ihnen einen „Atlas typographicus" von rund 100 Foliobänden her, die heute im Besitz des -* Britischen Museums sind. Bagford beabsichtigte, mit Hilfe seiner Titelblattsammlung eine Buchdruckgeschichte zu schreiben. Bahnhofsbuchhandel. Der Zweig des -> Buchhandels, der sich dem Vertrieb von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen auf den Bahnhöfen widmet, heißt Bahnhofsbuchhandel. Er kam zuerst in England und Amerika auf. Die älteste deutsche Bahnhofsbuchhandlung wurde 1854 in Heidelberg gegründet. Der Bahnhofsbuchhandel gründete 1905 in Leipzig den „Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler". Noch heute erscheint deren Verbandszeitschrift „Der neue Vertrieb". Der Verband repräsentiert mit 80 Firmenmitgliedern den überwiegenden Teil der deutschen Bahnhofsbuchhändler und hat seinen Sitz in Düsseldorf. Die Mitglieder des Verbandes setzten 2001 in rund 400 Verkaufsstellen in deutschen Bahnhöfen 360 Mio. EUR um. 75 % des Umsatzes erzielen die Bahnhofsbuchhändler mit Presseerzeugnissen, rund 25 % mit Büchern, Taschenbüchern, Landkarten u. ä. Baibus de Janua

Catholicon

Baidung, Hans, genannt Grien (1484/85-1545). Maler, Zeichner, Kupferstecher, Entwerfer für den - Zwischenbuchhandels. Durch ein umfassendes Lager ermöglicht es Sortimentsbuchhandlungen den Bezug von Publikationen verschiedener Verleger zu Originalpreisen aus einer Hand. Hier können die Buchhandlungen ihren kurzfristigen Bedarf an Büchern, aber auch z.B. Kalendern, CD-ROMs, DVDs, Non-Books und Spielen decken. Ziel der Barsortimente ist es, 90 bis 95 Prozent der lieferbaren Titel vorrätig zu halten. Die Spanne zwischen dem besonders günstigen Grossorabatt, den der Verleger dem Barsortiment gewährt, und dem üblichen Sortimenterrabatt, den der Sortimentsbuchhändler vom Barsortiment erhält, ist der Gewinn des Barsortiments. Das erste Barsortiment wurde 1852 von Louis -> Zander in Leipzig gegründet. Der Name geht auf die ursprüngliche Gepflogenheit dieses Zwischenbuchhandels zurück, nur gegen Barzahlung zu liefern. Der sogenannte Barsortiments-Lagerkatalog (Barsortimentskatalog) (z.B. Koch, Neff & Oetinger & Co., Koehler & Volckmar) gibt über die 30

auf dem Lager des Barsortiments befindlichen Bücher Auskunft. Basedow, Johann Bernhard (1724-1790). Pädagoge, Schriftsteller und Philanthrop. Er war einer der fuhrenden Köpfe der Philanthropen, einer reformpädagogischen Bewegung während der Zeit der Aufklärung. Unter den Ansätzen von Nützlichkeit und Brauchbarkeit des Individuums für die Gesellschaft wollten sie eine neue Erziehung begründen, die auch gesellschaftliche Veränderungen bewirken sollte. Eine entscheidende Grundlage seiner Didaktik war das 1774 vorgelegte „Elementarwerk". Dieses behandelt in neun Büchern Grundfragen der Erziehung, die Logik, die Religion und Sittenlehre, die Beschäftigungen und Stände der Menschen, Geschichte und Naturkunde. Der berühmteste Illustrator der Zeit, Daniel Chodowiecki, fertigte die Kupfertafeln dafür an. Mit seinem „Elementarwerk" war Basedow gleichzeitig der Schöpfer des modernen -> Sachbuchs, indem Text, Bild und Sachinformationen verbunden wurden. BASIC (engl. Abk. für „Beginners All purpose Symbolic Instruction Code") ist eine leicht erlernbare -> Programmiersprache, die im Hobby- und Mikrocomputerbereich verwendet wird; aufgrund mangelhafter Strukturierungsmöglichkeiten wird BASIC für kommerzielle Anwendungen kaum eingesetzt. Neuere Versionen realisieren aber das Klassenkonzept der objektorientierten Programmierung. Basisregister. Das Basisregister ist ein Wörterbuch, das alle Worteinträge der verschiedenen Datenfelder einer -> Datenbank (ζ. B. Titel, Abstract, Deskriptoren) umfasst und so eine registerübergreifende Suche möglich macht. Baskerville, John (1706-1775). Englischer Schriftgießer, Buchdrucker, Typograph und Emailliertechniker. Er betrieb ab 1738 ein Lackierunternehmen, das auf Japanlack spezialisiert war. Er revolutionierte die Emailliertechnik und machte ein Vermögen mit der Herstellung von diversen Haushaltsgegenständen. Daneben schuf er viel bewunderte Schrifttypen und bemühte sich um repräsentative klassische Druckwerke. Ob er an der Erfindung des Velinpapiers beteiligt war, wird angezweifelt. Seine Prunkedition von John Miltons „Paradise Lost" sicherte ihm 1758 die Ernennung zum Direktor der -> Cambridge University Press, für die er seine Meisterwer-

Bayerische Staatsbibliothek ke, das „Book of Common Prayer" 1160/62 und 1763 die Bibel, druckte. Bastarda (von franz.: bätard = Bastard). Aus der als Geschäfts- und Urkundenschrift verwendeten gotischen Kursive (-> Gotische Schrift) erwuchs seit dem 14. Jh. in den Kanzleien (insbesondere bei den Urkunden) durch kalligraphische Stilisierungen eine neuartige Schrift, die als -> Buchschrift gebraucht wurde und mit Bastarda bezeichnet wird, weil sie Elemente der -> Kursive (Gebrauchsschrift) mit denen der Buchschrift verbindet. Sie wird auch gotische Buchkursive genannt. Häufig fand sie in Prachthandschriften Verwendung. In Deutschland gewann die Bastarda schon im 15. Jh. in der Schwabacher Schrift und zu Beginn des 16. Jh. in der -• Fraktur besondere Bedeutung. Bastardschrift (von franz.: bätard = Bastard) ist eine zwischen zwei Stilarten stehende Schrift. Beispiele hierfür sind die -• Bastarda, die auch als gotische Buchkursive bezeichnet wird, und die Gotico-Antiqua. Seit etwa 1900 wurden im Streit zwischen ->· Antiqua und Fraktur diese Bastardschriften geschaffen. Bauchbinde. Unter einer Bauchbinde versteht man einen um ein Buch gelegten meist grellfarbigen Papierstreifen, der das untere Drittel oder Viertel des Schutzumschlags überdeckt. Die Beschriftung soll für das Buch vornehmlich im Schaufenster des Buchhändlers werben. Vor allem Neuerscheinungen werden mit einer Bauchbinde versehen. Anstelle der oft nicht als passend empfundenen Bezeichnung Bauchbinde spricht man auch von Buchbinde und Buchschleife. Baud (Bd) ist ein nach dem französischen Ingenieur Emile Budot benanntes Maß für die Schrittgeschwindigkeit eines zeitdiskreten Signals (1 Baud = 1 Schritt/Sekunde). „Schritt" bedeutet hier eine Zustandsänderung des Signals bei zwei möglichen Zuständen, zum Beispiel eine Änderung der Stromstärke von 0 auf 10 Milliampere oder umgekehrt. Bei Fernschreibern war lange Zeit eine Schrittgeschwindigkeit von 50 Baud üblich. Ein altes Modem, bei dem die Übertragungsrate (wie viele Bits je Sekunde übertragen werden können) der Schrittgeschwindigkeit entsprach, schaffte schon 2400 Baud. Bauersche Schriftgießerei, Frankfurt/M. Sie geht zurück auf den Schlosser Johann Christian Bauer,

der 1837 in Frankfurt/M. eine Schriftschneiderei und -gießerei gründete. Später ging sie in andere Hände über, vergrößerte sich durch Einrichtung von Filialen und stellte sich ab etwa 1900 ganz in den Dienst der modernen Schriftentwicklung. Führende Schriftkünstler der Zeit sind für sie tätig gewesen: Emil Rudolf Weiß, Friedrich Wilhelm Kleukens, Heinrich Jost, Paul Renner u.a. Mehrere verwandte Betriebe gingen in der Folgezeit in der Bauerschen Schriftgießerei auf. Bayerische Staatsbibliothek, München. Die Bayerische Staatsbibliothek führt ihren Namen seit 1919. Gegründet wurde sie 1558 von Herzog Albrecht V. als -> Hofbibliothek der Wittelsbacher. Den Grundstock bildeten die orientalistische Privatbibliothek des Humanisten Johann Albrecht Widmannstetter (1506-1557) und die Bibliothek des gelehrten Handschriftensammlers Johann Jakob Fugger (1571 erworben). Auch Albrechts nächste Nachfolger sorgten bis ins 17. Jh. hinein noch weiter gut für die Bibliothek, so besonders Herzog (ab 1623 Kurfürst) Maximilian I. (1597-1651). Die Bibliothek nannte sich demgemäß nun Kurfürstliche [Hof-] Bibliothek. Dem Ansehen einer Landesbibliothek diente, dass Kurfürst Ferdinand Maria (1654-1679) 1663 anordnete, dass von jedem in Bayern oder von einem bayerischen Autor gedruckten Buch ein Exemplar an die Hofbibliothek abgeliefert werden sollte (Pflichtexemplargesetz). Den wertvollsten Zuwachs erhielt die Bibliothek nach 1800 durch die Handschriften und Bücher von rund 150 säkularisierten Klosterbibliotheken und einen Teil der 1756 begründeten Mannheimer Hofbibliothek mit Beständen elsässischer Klöster. Diese Bereicherung betrieb der Münchener Hofbibliothekar Johann Christoph von Aretin mit höchstem Eifer. Durch die von ihm geleitete Beschlagnahme der Bibliotheksbestände aus den 1803 aufgehobenen Klöstern hat er die Hofbibliothek zur größten und bedeutendsten Landesbibliothek in der ersten Hälfte des 19. Jh. im deutschen Sprachraum gemacht. Um die Verzeichnung der Handschriften bemühten sich Bernhard Josef -> Docen (18041828 im Dienste der Münchener Hofbibliothek) und sein Nachfolger Johann Andreas Schmeller. Die Ordnung der Bücher vollzog der erfahrene Praktiker Martin ->· Schrettinger. Ihren äußeren Abschluss fand die Neuorganisation der Bibliothek in dem im Auftrag von König Ludwig I. von Friedrich von Gärtner 1832-1843 errichteten Neubau. Fortschritt31

Bayle lieh an ihm ist, dass der zuvor übliche große Bibliothekssaal in eine Reihe kleinerer Säle aufgelöst ist, in denen sich aber, noch ganz in der Weise des 18. Jh., nur hohe, durch Galerien untergliederte Wandgestelle befinden; neu ist das Vorhandensein von Benutzungs- und Verwaltungsräumen. Das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Gärtner-Gebäude wurde wieder aufgebaut und erweitert. Nahm die Hofbibliothek in München Ende des 19. Jh. zeitweilig den Charakter einer stillen Gelehrtenbibliothek an und trat an Bedeutung hinter der Königlichen Bibliothek in Berlin zurück, so entwickelte sie sich ab Anfang des 20. Jh. allmählich zum Mittelpunkt der bayerischen Bibliotheken. Heute ist sie zentrale Landesbibliothek des Freistaates Bayern, staatliche Fachbehörde für alle Angelegenheiten des bayerischen Bibliothekswesens und eine der größten wissenschaftlichen Bibliotheken im deutschen Sprachraum. Sie besitzt fast neun Millionen Bände, verfugt über einen hervorragenden Altbestand mit Kostbarkeiten aus der Frühzeit des Buchdrucks, zahlreiche Sonderbestände (Karten, Nachlässe, Autographen, Exlibris, Porträts, Bildarchiv, Malerbücher) und eine der bedeutendsten Handschriftensammlungen der Welt. Gesammelt werden Publikationen aller Länder und Fachrichtungen, ausgenommen Technik und angewandte Agrarwissenschaften. Besondere Schwerpunkte sind Altertumswissenschaften, Geschichte, Musik, Ost-, Ostmittelund Südosteuropa sowie Orient und Ostasien. Mit circa 40 000 laufenden Zeitschriften und Zeitungen sowie 6000 lizensierten elektronischen Zeitschriften ist die Bayerische Staatsbibliothek nach der British Library die zweitgrößte Zeitschriftenbibliothek Europas. Es sind insbesondere die Zeitschriften aus den Bereichen Biowissenschaften, Pharmazie und Medizin, die über die -»• Dokumentlieferung und die Fernleihe sehr stark benutzt werden. Im Rahmen der lokalen Literaturversorgung steht die Nutzung der Informationsdienste, der Lesesäle und der Ortsausleihe im Vordergrund. Als zentrale Landesbibliothek ist die Bayerische Staatsbibliothek verantwortlich für die Pflege, Dokumentation und Archivierung des kulturellen Erbes und für die Sicherung des Wissenschaftsstandorts Bayern auf dem Wege landesweiter Literaturversorgung. Als staatliche Fachbehörde ist sie darüber hinaus zuständig für alle Angelegenheiten des bayerischen Bibliothekswesens und verantwortlich für dessen Funktions- und Leistungsfähigkeit. Da es in Deutschland bis vor 32

kurzem keine -> Nationalbibliothek nach englischem oder französischem Vorbild gab, wurden deren Aufgaben und Funktionen von drei Bibliotheken wahrgenommen, unter ihnen die Bayerische Staatsbibliothek. Bayle, Pierre (1647-1706). Französischer Philosoph. Ab 1693 erarbeitete Bayle sein „Dictionnaire historique et critique" (2 Bände 1695, 4 Bände 1702). Dieses sollte ursprünglich eine verbesserte Version des „Grand Dictionnaire historique" (1674) sein, eines Namens- und Personenlexikons des Jesuiten Louis Moreri, entwickelte sich aber zu einen Nachschlagewerk neuen Typs. Bayle beschränkt sich nicht auf eine Wiedergabe des zeitgenössischen Wissens, sondern versucht darüber hinaus eine kritische Sichtung dieses Wissens. Hierzu führte er Neuerungen ein: Kurze Artikel mit Beschränkung auf die Fakten, ergänzt um ausführliche, teils mehrere Spalten lange Fußnoten, in denen er Quellen und Autoritäten zitiert. Bayle demonstriert so, dass Geschichtsschreibung nicht im bloßen Sammeln und Darstellen der Fakten besteht, sondern deren kritische Interpretation die Kernaufgabe historischer Forschung bildet. Bayles Lexikon erlebte bis 1760 mehr als 10 Auflagen und wurde ein Brevier der Aufklärung. Eine deutsche Übersetzung unter Leitung von Johann Christoph Gottsched erschien 1741-44 als „Peter Baylens historisches und kritisches Wörterbuch" in Leipzig. BBA, Abk. für: Bundesverein der Bibliotheksassistenten/innen und anderer Mitarbeiter/innen an Bibliotheken e.V. (BBA). Die Binnendifferenzierung in der bibliothekarischen Berufsorganisation erreichte ihren Höhepunkt und Abschluss, als im Jahre 1987 die Assistenten, also die Bibliotheksmitarbeiter ohne Studium, wohl aber mit Berufsausbildung, ihren eigenen Verein gründeten. Dieser wiederum zeichnete sich dadurch aus, dass er - als einziger - „spartenübergreifend" war, also Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Öffentlicher und Wissenschaftlicher Bibliotheken aufnahm. Dieser Verein ist inzwischen mit dem -> VBB fusioniert, (siehe auch Bibliothekarische Zusammenschlüsse) BBS -• Verband der Bibliotheken und der Bibliothekarinnen/Bibliothekare der Schweiz Bd. - Band BDB, Abk. für: Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände (BDB). Die BDB ist inzwischen

Befragung in der -> BID aufgegangen. -> Bibliothekarische Zusammenschlüsse Bde., Abk. für: Bände

Band).

Beat ist eine Zeiteinheit, die als neuer Taktgeber im _> WWW verwendet werden soll. Der Uhrenhersteller Swatch hat damit eine neue Weltzeit eingeführt, die den Tag nicht mehr in 24 Stunden, sondern in 1000 Takte unterteilt, die sogenannten „Swatch-Beats". Ein Beat dauert also eine Minute und 26,4 Sekunden. Die Swatch-Beat-Zählung beginnt um Mitternacht mitteleuropäischer Winterzeit mit @000. Als Basis für die neue Zeit gilt ein Längengrad durch das Schweizer Städtchen Biel, der Heimat von Swatch. Zwölf Uhr Mittags MEWZ entspricht beispielsweise @500 Beats. Dieser Vorschlag hat sich bisher kaum durchsetzen können. Beauclair, Gotthard de (1907-1992). Buchgestalter, Schriftsteller. Er wirkte vor allem für den Insel Verlag (bis 1962) und gab dann im eigenen Verlag bibliophile Bücher heraus. Beck, Leonhard (um 1475-1542). Maler und Zeichner für den -• Holzschnitt. Er war 1512-1518 Mitarbeiter an den im Auftrag Kaiser -> Maximilians I. veröffentlichten Holzschnittbüchern (z.B. Weißkunig). Bedingtgut -> Konditionsgut Bedingtverkehr. Um dem -> Sortimentsbuchhandel das Risiko einer allzu umfangreichen Lagerhaltung zu ersparen, liefert der Verlag insbesondere wissenschaftliche und fachliche Neuerscheinungen „bedingt" oder „in Kommission" oder „ä condition" (franz. = auf Bedingung, unter Vorbehalt) (-> Konditionsgut), d.h. der Sortimenter kann die gelieferten Bücher bis zu einem vom Verleger festgesetzten Abrechnungstermin wieder zurückgeben (-• Remittenden) oder sie über diesen Zeitpunkt bis zum nächsten Abrechnungstermin weiter bei sich lagern (-> Disponenden), sofern er sie nicht in der Zwischenzeit verkauft hat. Man bezeichnet diese Art des -> Buchhandels (den Kauf unter der Bedingung des aufzuschiebenden Weiterverkaufs) als Bedingtverkehr oder als Konditionsbuchhandel. Der Bedingtverkehr ist gegen Ende des 18. Jh. aufgekommen. Befehlszähler - Dokumentationssprache muss aufgezeigt werden, wenn ein Begriff im Thesaurus eingegrenzt oder erweitert wurde. Zum Teil geschieht dies indirekt, indem alle zur Äquivalenzklasse gehörenden Bezeichnungen und alle mit diesem Begriff in Beziehungen gesetzten Begriffe angezeigt werden. Reicht dies nicht aus, muss die Bedeutungsveränderung in einem Erläuterungsfeld für den Begriffssatz erklärt werden. Beham, Hans Sebald (1500-1550). Kupferstecher, Radierer, Zeichner für Holzschnitte. Er war Schüler von Albrecht -> Dürer und seit 1531 in Frankfurt/M. u.a. für Christian ->• Egenolff tätig. 34

Behmer, Marcus (1879-1958). Zeichner und Radierer. Er schuf Radierungen für Exlibris, Entwürfe für Druckschriften und Einbände und war Buchgestalter. Behördenbibliothek. Der Bestand einer Behördenbibliothek ist vielfach nur auf den Bedarf der Behörde ausgerichtet, der sie angehört, und geht dabei über den Charakter einer -• Handbibliothek der betreffenden Dienststelle nicht hinaus. Solche Behördenbibliotheken sind meistens eingeschränkt öffentlich. Daneben gibt es aber auch Bibliotheken von Zentralbehörden mit überörtlicher Bedeutung (z.B. Bibliothek des Deutschen Bundestags). Behrens, Peter (1868-1940). Maler, Architekt, Designer und Typograph. Behrens hat bahnbrechend für ein modernes Kunsthandwerk gewirkt. Er war ursprünglich Maler, wurde dann als Architekt vor dem ersten Weltkrieg zum Begründer der modernen sachlichen Industriearchitektur und des modernen Industriedesigns. Er ist insbesondere bekannt als Mitbegründer des Deutschen Werkbundes und durch seine umfassende gestalterische Tätigkeit für die AEG Erfinder des Corporate Design wurde er, indem er bei der AEG vom Briefbogen über die Produkte bis hin zu deren Fabrikbauten alles in einem einheitlichen Sinne gestaltete. Behrens war auch für die Schriftgießerei der Gebrüder -> Klingspor als Schriftgestalter tätig. Hier entwarf er 1901 die „Offenbacher Fraktur" und die „Behrens-Schrift". Beiheft. ->• Nachträge zu größeren Werken oder gesondert erscheinende Register werden oft in zumeist selbständig paginierten Heften, den sogenannten Beiheften, herausgegeben. Beiträge, die wegen ihres größeren Umfangs in einer Zeitschrift nicht aufgenommen werden können (z.B. eine Habilitationsschrift), werden auch häufig als Beiheft der betreffenden Zeitschrift außerhalb des Abonnements veröffentlicht. Beilage. Büchern werden zuweilen Bildtafeln, Tabellen, Landkarten, Pläne, Stammtafeln, statistische Übersichten u.ä. beigelegt oder beigeheftet. In beiden Fällen spricht man von Beilagen. Oft sind Büchern vom Verleger Prospekte beigelegt, die auf andere Bücher seines Verlags aus dem gleichen Gebiet hinweisen. Auch hier handelt es sich um Beilagen. Bei Zeitschriften werden mitunter lose beigefügte Prospekte oder besondere Bestandteile der Zeitschrift mit eigener Paginierung als Beilagen bezeichnet.

Benutzung Belegexemplar. Ein Belegexemplar (Belegstück) ist ein Exemplar von einem Druckwerk, das dem Verfasser und bestimmten Bibliotheken (Landesbibliothek, Nationalbibliothek) als Nachweis dafür zugestellt wird, dass das Werk erschienen ist. Belegleser. Ein Belegleser ist ein Eingabegerät, welches Belege (Formulare, Zahlungsanweisungen u.ä.) mit genormten (maschinenlesbaren) Schriftzeichen direkt in eine elektronische Datenverarbeitungsanlage einlesen kann. Dazu zählen auch die Scanner, welche die gebräuchlichen Schreibmaschinenund Druckschriften automatisch lesen, digitalisieren und speichern können. Belletristik (zu franz.: belles lettres = schöne Wissenschaften) bezeichnet die schöngeistige (fiktionale) -> Literatur im Gegensatz zur -> Sachliteratur. Der Begriff Belletristik schließt seiner Herkunft entsprechend auch die theoretischen Lehren der schöngeistigen Literatur, Poetik und Rhetorik ein. Benennung

Bezeichnung

Beneventanische Schrift -> Monte-CassinoSchrift Benutzeradaptierbares System. Ein Benutzeradaptierbares System ist ein Anwendungssystem, das - anders als ein -> Benutzeradaptives System - „manuell" an die Bedürfnisse des jeweiligen Benutzers angepasst werden kann. Benutzeradaptives System. Ein Benutzeradaptives System ist ein Anwendungssystem, das sich anders als ein -> Benutzeradaptierbares System weitgehend automatisch an bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen des derzeitigen Benutzers anpasst. Als Grundlage dieser Anpassung dient ein Modell des gegenwärtigen Benutzers (-> Benutzermodell). Benutzerausweis. Der von einer Bibliothek oder sonstigen Informationseinrichtung ausgestellte Benutzerausweis legitimiert zu ihrer -> Benutzung. Benutzerforschung -> Benutzungsforschung; Informationsanalyse



Benutzerfreundlichkeit -> Gebrauchstauglichkeit Benutzerkartei -> Ausleihverbuchung Benutzerkatalog

Dienstkatalog

Benutzermodell. Unter einem Benutzermodell (auch Benutzerprofil) versteht man die Sammlung von expliziten Informationen und/oder Annahmen über einen Benutzer, die als Grundlage zur Anpassung an den gegenwärtigen Benutzer verwendet wird (siehe Benutzeradaptives System). Das Benutzermodell wird üblicherweise persistent gespeichert (d.h. es existiert über mehrere Benutzersitzungen hinweg) und wird laufend erweitert und verfeinert. Benutzerschnittstelle. Unter Benutzerschnittstelle versteht man den Punkt der Interaktion oder Kommunikation zwischen dem Computer und dem Benutzer. Gewöhnlich sind damit der Bildschirm sowie die Informationen und Grafiken, die auf ihm dargestellt werden, gemeint. Der größte Engpass, neben den Grenzen der menschlichen Aufnahmefähigkeit, stellt der Bildschirm dar. Er erlaubt den Blick auf das digitale Universum nur durch ein sehr kleines Fenster. Während die Leistungsfähigkeit von Prozessoren, das Speichervolumen von Festplatten und die Geschwindigkeit von Netzwerken um Zehnerpotenzen verbessert wurden, wuchs die Bildschirmauflösung einer Normalkonfiguration im vergangenen Jahrzehnt gerade von 640 χ 480 auf 1280 χ 1024 -> Pixel. Der Frage der Gestaltung der Benutzeroberfläche muss deshalb eine zentrale Bedeutung zugemessen werden, (siehe auch Grafische Benutzerschnittstelle, Kommando-Benutzerschnittstelle, -> Mentale Benutzerschnittstelle, -> Sprach-Benutzerschnittstelle, Mensch-ComputerInteraktion) Benutzerschulung. Unter Benutzerschulung versteht man die systematische und intensive Unterweisung in die Benutzung einer Bibliothek, in erster Linie der Vermittlung von Kenntnissen über die Suchmöglichkeiten in -> Katalogen und Bibliographien. Benutzung. Die Benutzung der Bücher ist beim Präsenzsystem (-• Präsenzbibliothek) nur in der Bibliothek selbst möglich, während beim Ausleihsystem (-> Ausleihbibliothek) die Bücher den Lesern nach Hause mitgegeben, d.h. ausgeliehen werden. Präsenz- bzw. Ausleihbibliotheken in ganz reiner Form gibt es selten. Die meisten Bibliotheken haben sowohl Präsenz- als auch Ausleihbestände. Zum typischen Präsenzbestand gehören ältere und wertvolle Werke (-• Handschriften, -> Inkunabeln) und Nachschlageliteratur (Enzyklopädien, Lexika, Wör35

Benutzung, Beschränkungen terbücher), Hefte des laufenden Zeitschriftenjahrgangs u.a. Typische Ausleihbestände sind länger zu studierende Werke (Lehrbücher, Sachbücher, schöne Literatur u.a.). Der -> Leihverkehr ermöglicht es, dem Interessenten auch die in der von ihm benutzten Bibliothek nicht vorhandenen Bücher zugänglich zu machen. Die Bedeutung der Benutzung ist erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. erkannt worden. Bis dahin waren die Benutzungsmöglichkeiten in deutschen Bibliotheken (Universitätsbibliotheken, aber auch Kloster-, Hof- und Stadtbibliotheken) sehr schlecht oder kaum gegeben. Eine Ausnahme bildete die erste in vollem Sinne moderne Universitätsbibliothek Göttingen, nach deren Bibliotheksgesetzen von 1761 „die Bibliothec so nützlich gemacht werden soll, als möglich". Benutzung, Beschränkungen. Von der Ausleihe können bestimmte Teile der Bibliotheksbestände ausgeschlossen werden, und zwar unersetzliche, unentbehrliche und sekretierte Bücher. Auch Bücher in unhandlichem Format (Zeitungen), ggf. auch audiovisuelle Medien und Neue Medien können für die häusliche Nutzung meist nicht freigegeben werden. Benutzungsforschung. Grundlagen der Benutzungsforschung über die Benutzung von Bibliotheken sind statistische Erhebungen. Außer mit statistischen Methoden wird sie auch mit denen der empirischen Sozialforschung betrieben. So werden mit Fragebogen und Interview die Bedürfnisse der Bibliotheksbenutzer, ihre Reaktionen auf die Einrichtungen und Verfahren der -> Bibliothek, ihre Motive für diese oder jene Art der -• Benutzung erkundet, um daraus eventuell Änderungen der Erwerbungspolitik, der Kataloge, der Benutzungseinrichtungen usw. zu ziehen. Die Ergebnisse der Benutzungsforschung werden nutzbar gemacht mit Hilfe des Bibliotheksindex (BIX), (siehe auch -» Informationsanalyse) Benutzungsführer. Viele Bibliotheken geben Merkblätter oder umfassende Benutzungsfuhrer heraus, die Auskunft über ihre Benutzungseinrichtungen und Benutzungsmöglichkeiten in eingängiger Sprache geben. Ausfuhrlichere Angaben enthält die Benutzungsordnung, (siehe auch -> Benutzung, Einfuhrung) Benutzungsordnung. Die Bedingungen, unter denen die Bestände einer Bibliothek benutzt 36

werden können, bilden den Inhalt der Benutzungsordnung, die vom Unterhaltsträger der Bibliothek erlassen wird. In ihr wird geregelt, wer zur Benutzung berechtigt ist (-• Benutzung, Zulassung), in welchen Formen sich die Benutzung abspielt und welche Rechte und Pflichten ein Benutzer hat. Bei der Zulassung zur Benutzung verpflichtet sich der Leser, die Benutzungsordnung einzuhalten. Die bis ins 14. Jh. zurückreichenden Benutzungsordnungen enthielten im wesentlichen Verbote und waren eher Instruktionen für den -» Bibliothekar bezüglich der Bibliotheksverwaltung. Erst Anfang des 19. Jh. entstanden Benutzungsordnungen im heutigen Sinne. Die erste gedruckte deutsche Ausleihordnung stammt aus dem Jahre 1758 von der Königlichen Bibliothek in Berlin und hat den Titel: „Gesetze, nach welchen sich sowohl die Bibliothecarii als diejenige zu achten haben, welche die Concession erhalten, aus der Königlichen Bibliothec Bücher zu ihrem Gebrauch mit nach Hause zu nehmen." Benutzung, Zulassung. Die Zulassung zur Benutzung einer ->· Bibliothek ist abhängig von dem Zweck und den Aufgaben der Bibliothek sowie der lokalen oder regionalen Zuständigkeit. Die Öffentlichen Bibliotheken kennen keine Beschränkung hinsichtlich des Zwecks der Benutzung. Sie stehen sämtlichen Einwohnern der Stadt oder Gemeinde offen und lassen meist auch alle Interessenten zur Benutzung zu, die ihren Wohnsitz nicht am Ort haben. Bei Universitäts- und Hochschulbibliotheken, bei denen der Bedarf von Lehre, Studium und Forschung im Vordergrund steht, werden, zumal sie oft zugleich die Funktion von Stadt- und Landesbibliotheken übernehmen, neben den Hochschulangehörigen (Professoren, Studenten) auch alle anderen Personen zugelassen, die Literatur zu wissenschaftlichen Zwecken, beruflicher Arbeit oder Fortbildung benötigen. Für die -> Landesbibliotheken gilt im allgemeinen das Prinzip der regionalen Zuständigkeit neben dem Interesse des Benutzers an wissenschaftlicher Arbeit. Bei Personen, deren Zuverlässigkeit und Zahlungsfähigkeit (-• Gebühren) nicht ohne weiteres erkennbar sind, können Sicherheitsleistungen in Form der Hinterlegung einer Kaution oder Stellung eines Bürgen verlangt werden. Studenten sind hiervon an ihrer Universitäts- oder Hochschulbibliothek befreit, da sie nur nach Entlastung durch ihre zuständige Bibliothek exmatrikuliert werden. Viele -• Spezialbibliotheken dienen lediglich den

Bertelsmann Lesering Angehörigen der Institution (Forschungsinstitut, Firma, Behörde usw.), der sie angeschlossen sind, so dass hier eine Zulassung anderer Personen nur auf Ausnahmefalle beschränkt ist. Beratung

Auskunft

Bereichsbibliothek schulbibliothek

Universitäts- und Hoch-

Bericht. Ein Bericht (im Sinne eines Untersuchungsberichts mit Dokumentenbeigabe) ist eine möglichst wertfreie Beschreibung eines Sachverhaltes für einen Auftraggeber oder Interessentenkreis. Berichte können unterschieden werden nach dem Zeitpunkt oder Berichtszeitraum, auf den sie sich beziehen (z.B. Vorbericht, Tages-, Wochen-, Monats-, Jahresbericht), und nach dem Inhalt (z.B. Forschungsbericht, Erfahrungsbericht, -»Übersichtsbericht) (siehe auch Report). In der Publizistik ist der Bericht (auch Report genannt) die sachliche und folgerichtige Wiedergabe eines Vorgangs, einer Handlung, eines Ereignisses u.ä. in Wort, Bild oder Film aufgrund eigener oder fremder Zeugnisse. Berichterstatter. In der Publizistik nennt man den Verfasser eines -» Berichts oder einer ->• Reportage einen Berichterstatter oder Reporter, je nach Medium Presse-, Bild-, Film-, Rundfunk- oder Fernseh-Berichterstatter (-Reporter), (siehe auch --> Korrespondent) Berliner Anweisungen heißen die in der Öffentlichen Bibliothek verwendeten auf den ->· Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken beruhenden, stark vereinfachten Katalogregeln, die 1938 bis 1942 als „Anweisung für den alphabetischen Katalog der Volksbüchereien", kurz: Berliner Anweisungen entstanden. Heute arbeiten die Öffentlichen Bibliotheken zunehmend nach den „Regeln für die alphabetische Katalogisierung (-• RAK)". Berliner Titeldrucke -»Titeldrucke Berner Übereinkunft. Die Berner Übereinkunft zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst ist ein Vertrag, der 1886 in Bern verabschiedet wurde und erstmals die Anerkennung des Urheberrechts zwischen Staaten regelte. Maßgeblich an ihrer Entstehung war Victor Hugo beteiligt. Seit 1908 gilt die Revidierte Berner Übereinkunft (RBÜ); die aktuelle Fassung datiert vom 14. Juli 2004.

Die Übereinkunft hat zum Ziel, dass jeder Vertragsstaat den Schutz an Werken von Bürgern anderer Vertragspartner genauso anerkennt wie den Schutz von Werken der eigenen Bürger. Es wird eine minimale Schutzdauer von mindestens 50 Jahren über den Tod des Urhebers hinaus garantiert. Die Vertragsstaaten können diese Zeitspanne verlängern (so z.B. die EU auf 70 Jahre). Die USA weigerten sich ursprünglich, der Berner Übereinkunft beizutreten, folgen ihr aber seit 1998 weitgehend. Seit 1967 wird die Berner Übereinkunft von der Weltorganisation für geistiges Eigentum (World Intellectual Property Organisation, WIPO) verwaltet. Die Welthandelsorganisation WTO hat das Abkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums (Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights, TRIPS) für ihre Mitgliedsstaaten obligatorisch eingeführt. Die „Berner Union" als Verband der beigetretenen Staaten (2002:112 Staaten) ist in Genf angesiedelt, (siehe auch -• Welturheberrechtsabkommen) Berner Union -> Berner Übereinkunft Bertelsmann (AG seit 1971), Gütersloh. Weltgrößter Medienkonzern. Er wurde 1835 als gleichnamiger Verlag mit Buchdruckerei von Carl Bertelsmann (1791 -1850) in Gütersloh gegründet mit den Schwerpunkten Theologie, Philologie, Pädagogik, in der zweiten Hälfte des 19. Jh. erweitert um Fachbücher und unterhaltende Literatur. 1950 wurde der ->· Bertelsmann Lesering angeschlossen, 1952 eine Lexikonredaktion eingerichtet, 1956 wurden ein verlagseigenes kartographisches Institut und der Bertelsmann Schallplattenring, nachfolgend mit eigener Schallplattenherstellung, gegründet; hinzu kam 1961 ein Institut für Buchmarktforschung in Hamburg; mehrere Einzelverlage, Großdruckereien und eine Papierfabrik wurden zur Bertelsmanngruppe zusammengeschlossen. Zu den Aktivitäten im Bereich von Musik, Film und Fernsehen trat 1985 der Unternehmensbereich „Elektronische Medien". Heute gehören zu dem Konzern die RTL Group (Fernsehen), Random House als der größten Buchverlagsgruppe der Welt, Gruner + Jahr (Zeitschriftenhaus), BMG (Dach von Sony BMG Music Entertainment und BMG Music Publishing), Arvato (Mediendienstleistungen) sowie Direct Group (Betreiber von Buchund Musikclubs). Bertelsmann Lesering, Gütersloh. 1950 als -> Buchgemeinschaft des Bertelsmann Verlages (-> 37

Berthold Bertelsmann AG) gegründet, umfasst der Bertelsmann Lesering heute zahlreiche in- und ausländische Buch- und Schallplattengemeinschaften und firmiert in Deutschland unter dem Namen: „Der Club Bertelsmann".

pe verzeichnet sind (siehe auch Auswahlbibliographie). Berufsbibliographien erscheinen oft als Literaturführer.

Berthold, Hermann (1831-1904). Typograph, Galvaniseur und Unternehmer. Nach seiner Ausbildung zum Werkzeugmacher beschäftigte sich der Berliner intensiv mit der Galvanographie, einem 1840 vom Münchener Naturwissenschafter, Mineralogen und zu jener Zeit sehr bekannten bayrisch-pfalzischen Mundartdichter Franz von Kobell (1803-1882) entwickelten neuen Verfahren zur Herstellung von Kupferdruckplatten. 1858 gründete Berthold das „Institut für Galvano-Technologie", das ab 1864 als „H. Berthold Schriftgießerei und Messinglinienfabrik" eine Anwendung der Galvanik und der Galvanoplastik für den Buchdruck erreichte. Er wurde damit zu einem der Wegbereiter für Galvanotypie und Elektrotypie. Berthold befasste sich ferner mit der Vereinheitlichung des typographischen Punktsystems, das er 1879 im Auftrag aller deutschen Schriftgießereien auf das metrische System abstimmte. Er gilt seither als der Begründer des Normalsystems der -»• Typographie. Um 1900 galt das Haus Berthold als die renommierteste und später größte Schriftgießerei der Welt. Schriftgießerei, -> Typographisches System

Berufsverband Dokumentation, Information und Kommunikation -> VDD

Bertuch, Friedrich Justin (1747-1822). Schriftsteller, Verleger, Buchhändler. Er gründete 1786 das erste bedeutende deutsche Modeblatt -• „Journal des Luxus und der Moden", das die erste illustrierte Zeitschrift in Europa war. Ferner unterstützte er die erste Goethe-Ausgabe bei -> Göschen finanziell und verlegte die „Allgemeine Literatur-Zeitung" seit 1785 mit beträchtlichem Erfolg. Zwischen 1790 und 1830 erschien das „Bilderbuch für Kinder" in zwölf Bänden, ein Unterrichtswerk, das in monatlichen Ausgaben erschien und mit 1185 Tafeln und 6000 Stichen illustriert war. (siehe auch -»· Modezeitschrift, ->• Bilderbuch) Berufsausbildung -» Ausbildung Berufsbegleitende Fortbildung um Informationswissenschaft

Aufbaustudi-

Berufsbibliographie. Eine Berufsbibliographie (Berufsführer) ist eine - Berufsbibliographie

Berufsverband Information Bibliothek (BIB). Der Verband ist durch die Fusion des Vereins der Bibliothekare an Öffentlichen Bibliotheken (-> VBB) und dem Bundesverein der Bibliotheksassistent/innen und anderer Mitarbeiter/innen an Bibliotheken (-> BBA) beim Kongress von BDB und -> DGI im Jahr 2000 in Leipzig gegründet worden. Zur Zeit gehören ihm rund 7000 Mitglieder an. Der Berufsverband Information Bibliothek e.V. gibt eine Fachzeitschrift heraus und ist Mit-Träger von Bibliothek und Information Deutschland (-> BID) - Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheks- und Informationsverbände e.V. Berufszeitschrift -» Standes-, Berufs-, Verbandszeitschrift Beschädigtes Buch. Im Buchhandel gelten Bücher als beschädigt, wenn sie nach der Herstellung und vor der Versendung durch den Verleger schadhaft geworden sind. Für beschädigte Bücher besteht für den Verleger nach der -> Buchhändlerischen Verkehrsordnung die gleiche Rücknahme- und Umtauschpflicht wie für fehlerhafte Bücher. Beschläge -* Bucheinband Beschneiden. Der -• Buchbinder beschneidet den Buchblock an drei Seiten, an denen nicht geheftet wird, bei der Klebeheftung (-> Heften) und der -• Titel usw.) (siehe auch -»• Einheitsaufnahme), in -> Antiquariatskatalogen u.a. die Angaben über den Erhaltungszustand eines Buches. Beschreibungslogiken (oder terminologische Logiken) sind eine Familie von Wissensrepräsentationssprachen, die in der KI (-> Künstliche Intelligenz) in den letzten Jahren intensiv untersucht wurden. Sie beheben das Defizit semantischer Netze (-»· Semantisches Netz), bei denen lediglich ihre Syntax und nicht ihre -»· Semantik explizit festgelegt war. Beschreibungslogiken sind Ontologiesprachen, die die Formulierung komplexer Begriffsdefinitionen durch die Beschreibung ihrer Eigenschaften, ihrer Beziehungen untereinander sowie zusätzlicher Axiome erlauben. Jeder Begriff ist in eine Begriffshierarchie eingeordnet, und es sind verschiedene Arten von Schlussfolgerungen auf Begriffsdefinitionen und Begriffsinstanzen möglich, wie die Identifikation aller Ober- und Unterbegriffe eines vorgegebenen Begriffs, die Prüfling auf Konsistenz einer Begriffsdefinition oder das Auffinden aller Begriffe, zu der eine Instanz gehört. Ein Beispiel, das speziell für den Einsatz im Internet zugeschnitten ist, ist OWL. Besitzvermerk

Bibliotheksstempel

Besprechungsexemplar. Besprechungsexemplare (Besprechungsstücke) sind neu erschienene Bücher und andere Druckerzeugnisse, die der Verleger oder Verfasser mit der Bitte um Ankündigung oder kritische Würdigung (-> Buchbesprechung, -> Rezension) an die Redaktionen von Presse, Zeitschriften oder Rundfunk und Fernsehen oder direkt an einen möglichen Rezensenten schickt. Den Besprechungsstükken wird vom Verlag vielfach ein so genannter -» Waschzettel beigelegt, der dem Rezensenten einen Anhaltspunkt für seine Besprechung an die Hand geben soll. 39

Bestand Bestand. Man bezeichnet mit Bestand die Sammlung von Medien in einer -> Bibliothek. Der Bestand ist wichtigstes Kriterium für viele Bibliotheken, die sich aus Zahl und Art des Bestandes definieren. Wenn nicht nur ein vorhandener Bestand weiter gepflegt werden soll (unter den Gesichtspunkten: Kontinuität, Vollständigkeit und Ausgewogenheit), geht der Bestandsaufbau von einer Informationsbedarfsanalyse der zu betreuenden Zielgruppe (Zielgruppenanalyse) aus und führt nach einer Marktsichtung zu einer Profilbildung meist im Kontext kooperativer -> Erwerbung in Zusammenarbeit mit anderen Informationseinrichtungen. Eine Sammlung bzw. ein Bestand kann mit unterschiedlichen Schemata für Metadaten beschrieben werden. Im -> Archiv umfasst der Bestand eine zusammengehörende Gruppe von Archivgut aus derselben Ursprungsstelle (siehe auch -» Provenienz) und ist damit ein zentrales Strukturierungselement des Archivgutes. Die Gesamtstruktur der Bestände bildet die hierarchisch gegliederte Tektonik eines Archivs. (-• Beständeübersicht) Beständeübersicht. Eine Beständeübersicht in einem Archiv enthält eine gegliederte Liste von Kurzbeschreibungen der einzelnen Bestände, strukturiert entsprechend der ->• Tektonik des Bestandes. Die Kurzbeschreibungen enthalten Erläuterungen der Behördengeschichte und der im Bestand vorhandenen Betreffe sowie die Laufzeiten des Bestandes. Die Beständeübersicht führt zu den Findbüchern mit dem Überblick über je einen Bestand. Bestandsaufbau -> Erwerbung Bestandserhaltung. Die Bestandserhaltung ist der Arbeitsbereich im Archiv, der sich mit der Prävention und aktiven Maßnahmen für die Erhaltung der Aussagekraft der Bestände befasst. Dabei werden Konzepte und Strategien für den Einsatz verschiedener Verfahren von der Originalerhaltung bis zur Substitution durch alterungsbeständige Aufzeichnungsformen benötigt. Erhaltungstechniken sind: Prävention, Konservierung, Restaurierung und Substitution. Bei der Bestandserhaltung digitaler Ressourcen spricht man von ->• Langzeitarchivierung. Bestandserschließung -> Katalogisierung Bestandsrelation

Hierarchische Relation

Bestandssicherung. Die Öffentliche Bibliothek hat die Pflicht, ihren Zugang nicht nur zu inventari40

sieren (-» Inventarisierung), sondern ihn auch als ihren Besitz zu kennzeichnen und damit gegen Entwendung zu schützen. Die Art der Sicherung des -• Bestands der Bibliotheken hat im Laufe der Jahrhunderte gewechselt. Die älteste Form ist die handschriftliche Eintragung des Namens des Besitzers in das Buch. Eine schon in vorchristlicher Zeit geübte Sitte war es, durch einen sogenannten -» Bücherfluch Bücher vor Beschädigungen und Diebstahl zu bewahren. Seit dem 15. Jh. finden sich zur Kennzeichnung des Besitzes das -» Exlibris und das ---« Supralibros (siehe auch Provenienzexemplar). Heute erfolgt der Eigentumsnachweis durch den -> Bibliotheksstempel. Eine zusätzliche Sicherung stellen alle Bearbeitungsvermerke dar, wie die im Buch eingetragene Zugangsnummer, die Signatur, das Signaturenschild und der Einband. Es gibt auch in manchen Bibliotheken eigens gegen Buchdiebstahl eingerichtete Sicherungssysteme. Sie beruhen darauf, dass metallene Sicherheitsstreifen in die Bücher angebracht werden. Beim Passieren eines Kontrollbereichs werden versehentlich oder bewusst nicht zur Ausleihverbuchung vorgelegte Bücher durch ein Licht- und/oder Tonsignal angezeigt. Bei der Ausleihverbuchung wird der Streifen entmagnetisiert, so dass das Buch ungehindert die Kontrolle passieren, aber auch während der Leihfrist in die Bibliothek hinein- und herausgebracht werden kann. Neueste Methode der Sicherung ist die RFIDTechnologie. Bestandsvermittlung

Benutzung

Bestellschein (Benutzung). Die Bestellung von Literatur in -> Bibliotheken erfolgt mittels eines vorgedruckten Bestellscheins (Leihschein), auf dem der Benutzer die erforderlichen Angaben über das gewünschte Buch und zu seiner Person (Namen, Adresse, ggf. Benutzernummer u.a.) vermerkt. Der „klassische" Bestellschein enthält drei durch Perforierung voneinander getrennte Abschnitte: den Stammabschnitt mit den Angaben über das gewünschte Buch und den Besteller, den seitlichen Abschnitt, den Kupon, und den über oder neben dem Stammabschnitt angebrachten Löschabschnitt. Bei der (nicht automatisierten) Ausleihe eines Buches werden Stamm- und Löschabschnitt in eine Benutzerkartei geordnet, der Kupon in das nach -> Signaturen geordnete Kuponregister eingelegt. Bei der Rückgabe des Buches wird der Stammabschnitt dem Benutzer ausgehändigt, anhand des zuvor von ihm abgetrenn-

Betriebliches Informationssystem ten Löschabschnittes der Kupon aus dem Kuponregister gezogen („gelöscht"). Viele Bibliotheken begnügen sich mit einem zweiteiligen Bestellschein (Stammabschnitt und Kupon), wobei entweder die Kupons anhand der Bücher aus dem Kuponregister gezogen oder, unter Verzicht auf ein Kuponregister, am Standort des Buches als Vertreter eingestellt werden (siehe auch Ausleihverbuchung). Der Bestellschein (Bestellformular) wurde in Deutschland erst im 19. Jh. eingeführt; bis dahin erfolgte die Buchbestellung mündlich. Bestellung (Erwerbung). Die (nicht automatisierte) Bestellung der Bücher durch Bibliotheken erfolgt auf Bestellformularen in mindestens zweifacher Ausfertigung (Formularsatz): Eine Ausfertigung wird an den Buchhändler geschickt, die zweite Ausfertigung in die alphabetisch nach dem Verfassernamen geordnete Bestellkartei eingestellt, die den Nachweis der von der Bibliothek bestellten, aber noch nicht eingelaufenen Bücher ermöglicht. Bei Formularen mit drei Zetteln wird die dritte Ausfertigung in eine Buchhändler- oder Lieferantenkartei, chronologisch nach dem Bestelldatum, eingelegt, wodurch Reklamationen von säumigen Buchhändlern möglich sind. Heute ist der elektronische Bestellverkehr die Regel. Bei der Bestellung bei Buchhändlern kann auf eine umfangreiche Titelbeschreibung verzichtet werden; die ISBN oder ->• ISSN ist ausreichend. Bestellzettel

Bücherzettel

Bestiarium. Das Bestiarium (lat.: bestia= [wildes] Tier) ist eine mittelalterliche Form der Tierdichtung, die in moralisierender Absicht Merkmale und Verhaltensweisen von Tieren zu Inhalten der christlichen Heilslehre in Beziehung bringt (z.B. Löwe als Symbol Christi). Der gegen Ende des 2. Jh. in Alexandrien oder Syrien entstandene „Physiologus" (griech.: der Naturkundige), eine Zusammenstellung christlicher Natursymbolik, war insbesondere im Mittelalter verbreitet und galt als kirchlich anerkanntes Lehrbuch der Zoologie. Bestseller. Ein Bestseller (zu engl.: best = am besten; to sell = verkaufen) ist ein Buch, das mit hoher Auflage in kurzer Zeit verkauft wird, meist auf dem Sektor der -»• Belletristik, -> Unterhaltungsliteratur und -• Sachbücher. Die Grenzen zum Longseiler sind fließend. Bestseller hat es schon zu allen Zeiten gegeben. Die Bezeichnung ist aber relativ jung: Sie

gewann ihre eigentliche Bedeutung erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Vordringen moderner Werbepraktiken im Buch- und Verlagswesen und mit der Entwicklung verlässlicher Umfragemethoden. Bestsellerlisten erschienen zuerst in Amerika im vorigen Jahrhundert, nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland. Hier werden die Verkäufe über die Kassensysteme ausgewählter Buchhändler, die als repräsentativ für den Gesamthandel gelten, ermittelt. Hatte bis Anfang der 1990er Jahre die vom Branchenmagazin „Buchreport" im Auftrag des „Spiegel" erhobene Bestsellerliste eine Art Leitcharakter, sind diese Listen heute inflationär geworden. Bestsellerlisten veröffentlichen auch Branchenmagazine und zahlreiche Zeitungen. Die ausführlichste Liste erscheint immer noch im Buchreport, gegliedert nach den Bereichen Hardcover Belletristik, Hardcover Sachbuch, Taschenbuch Belletristik und Taschenbuch Sachbuch. Das erste gedruckte Buch, das die Bezeichnung Bestseller verdient, war das Erbauungsbuch „De imitatione Christi" (lat.: Über die Nachfolge Christi) von dem Mystiker Thomas von Kempen (1379/80-1471), das 1470 in Augsburg zuerst gedruckt wurde. In viele Sprachen übersetzt und im Ganzen mit rund 5000 Auflagen wurde es das nach der Bibel meistverbreitete Buch der Weltliteratur. Beta-Version ist eine lauffahige, aber noch nicht endgültige Version eines Rechnerprogramms. Solche Programmfassungen werden von Fachhändlern und ausgesuchten Testpersonen getestet, um letzte Fehlerquellen zu finden. Betriebliches Anwendungssystem. Betriebliche Anwendungssysteme sind speziell auf einzelne Aufgaben oder Aufgabenbereiche eines betrieblichen Informationssystems zugeschnitten und decken den automatisierten Teil der InformationsverarbeitungsAufgaben und der Abbildung der Informationsbeziehungen zwischen diesen Aufgaben und zwischen maschinellen und personellen Aufgabenträgern ab. Betriebliches Informationssystem. Betriebliche Informationssysteme beschreiben zusammenfassend Aufbau und Funktionsweise von Informationssystemen in Wirtschaft und Verwaltung und damit den Gegenstandsbereich der -> Wirtschaftsinformatik. Ein betriebliches Informationssystem verarbeitet die Objektart Information. Es besteht aus dem Lenkungssystem zur Planung, Steuerung und Kontrolle der 41

Betriebsbibliothek betrieblichen Leistungserstellung, sowie aus denjenigen Teilbereichen des Leistungssystems, die mit der Erstellung informationeller Dienstleistung vertraut sind. Betriebsbibliothek (Betriebsbücherei) -»• Werkbibliothek Betriebssystem. Das Betriebssystem ist zuständig für den grundsätzlichen Betrieb der Rechenanlage und bildet zusammen mit den Eigenschaften der Rechenanlage die Grundlage für die -> Anwendungssoftware. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören unter anderem das Initialisieren des Rechners nach Einschalten der Betriebsspannung, Zuordnung von Betriebsmitteln (-• Prozessor, -»Speicher etc.), Betrieb und Überwachung von wichtigen Ein- und Ausgabegeräten wie Tastatur, Maus und Ausgabemedien, Verwaltung und ZugrifFskontrolle auf Dateien und (Dienst-)Programme. Zudem ist es zuständig für die Ausführung und Überwachung von Programmen und bildet somit die -> Schnittstelle bzw. das Bindeglied zwischen der Computerhardware und Anwendungssoftware. Die frühere relativ komplexe Bedienung eines Betriebssystems über einzelne Befehle auf Kommandozeilenebene machte eine längere Einarbeitung in das jeweilige System erforderlich und sorgte so bei vielen Computer-Neulingen für eine gewisse Abneigung gegenüber dem Umgang mit den Rechnern. Erst mit der Entwicklung grafischer Benutzeroberflächen, kombiniert mit der Maus als Eingabegerät, wurden Betriebssysteme einfach bedienbar, so dass auch Benutzer ohne viel Hintergrundwissen den Zugang zu den Funktionen des Rechners praktisch spielerisch erlernen konnten. Betriebssysteme unterscheiden sich durch den Platz, den sie im Haupt- und/oder Virtualspeicher belegen, durch die Betriebssystemresidenz, durch Bedienungskomfort und Leistung sowie durch Einsatzmöglichkeiten auf Rechnertypen. Im PC-Bereich sind die Betriebsysteme der Windows-Familie des US-Unternehmens -» Microsoft am weitesten verbreitet. Im Workstation-Bereich dominieren Unix-Systeme, welche ihren Ursprang in den 1960er Jahren haben und von der Technologie her sogar den NT-Betriebssystemen von Microsoft weit voraus waren. Unix wurde im wissenschaftlich-universitären Umfeld entwickelt und lange Zeit auch nur dort eingesetzt. Verschiedene Firmen, darunter AT&T, IBM, DEC, Siemens, Sun Microsystems, HP (Hewlett & Packard) und sogar Microsoft benutzten einen gemein42

samen Kern (Kernel) von Unix und programmierten um diesen ihre eigenen konkurrierenden Versionen, sogenannte „Derivate". Selbst Standardisierungsprojekte wie POSIX (Portable Operating System Interface for Unix), welche eine einheitliche Schnittstelle für Unix definierten, sowie ein Konsortium namens Open Software Foundation (OSF) mit dem Ziel einer einheitlichen Version namens OSF/1 konnten letztendlich keine Einheit im UnixUmfeld erzielen. Nahezu alle Hersteller von Workstations bieten auch gleich ihr eigenes Unix-Derivat an (z.B. SINIX/Siemens, Solaris/Sun Microsystems, HP-UX/HP). Microsoft, welches einst die Entwicklung des eigenen Unix-Derivates Xenix zu Gunsten von MS DOS einstellte, spielt im Workstation-Bereich erst mit, seitdem dort auch leistungsstarke PCs eingesetzt werden. Als Betriebssystem wird allerdings Windows eingesetzt. Mit dem Beginn der Entwicklung von Linux durch den damals 21-jährigen Linus Torvalds Anfang der 1990er Jahre zog Unix nicht nur in den PC-Bereich ein, es formierte sich mit Hilfe des aufkommenden Internets auch ein bis dahin nicht bekanntes Phänomen einer freien weltweit-gemeinschaftlichen Softwareentwicklung. Unter dem Begriff General Public License (GPL) bzw. OpenSource wurde ein kostenloser Zugang zum Quellcode des Linux Betriebssystems eingerichtet. Beutelbuch. Von der Mitte des 14. Jh. bis zur Mitte des 16. Jh. war es Sitte, Bücher mit beutelartig verlängertem Einband aus Leder oder Seide zum Tragen in der Hand oder zur Befestigung am Gürtel, vornehmlich für Kreise der Kirche, herzustellen. Da die Beutelbücher (Buchbeutel, Gürtelbücher) für eine Aufstellung in Bibliotheken ungeeignet waren, war diese Buchform kurzlebig, (siehe auch Hülleneinband) Bewick, Thomas (1753-1828). Grafiker und Holzschneider. Er verbesserte gegen Ende des 18. Jh. den Holzschnitt. Er verarbeitete das besonders harte Holz des Buchsbaums, das nicht wie bisher üblich im Langschnitt, sondern als so genanntes Hirnholz quer zur Faser geschnitten und damit besonders druckbelastbar war. Als Werkzeug diente der Stichel, mit dem das Holz graviert wurde (-> Holzstich). Der vom -> Kupferstich nahezu verdrängte Holzschnitt wurde mit der Entwicklung des Holzstichs zu einem wirtschaftlichen interessanten Reproduktionsverfahren, das im 19. Jh. am häufigsten verwendet wurde.

Bibliographie Bezeichnung. Eine Bezeichnung ist die Repräsentation eines Begriffs, die als Zeichen interpretiert werden kann. Dabei wird die Benennung als Wort einer natürlichen Sprache für einen Begriff unterschieden von einem Namen, der eine Bezeichnung für eine individuelle Einheit darstellt (auch: Eigenname). Eine Nummer wiederum ist die dem Namen entsprechende Bezeichnung einer künstlichen Sprache innerhalb eines definierten Bezeichnungssystems (Nummernsystem, Nummerierungssystem). Beziehung -»Relation Bezugsstoffe -• Überzugsstoffe BIB -* Berufsverband Information Bibliothek Bibel. In der Spätantike und im Mittelalter wurden vorwiegend einzelne biblische Bücher abgeschrieben, mit Miniaturen geschmückt und in kostbare Einbände gebunden. Neben den mit Buchmalerei ausgestatteten Prachthandschriften (-> Evangeliare, -> Evangelistare, Perikopenbücher, Psalterien, ->· Stundenbücher) entstanden für ein breiteres Publikum gegen Ende des 13. Jh. die -> Historienbibel und die ->· Biblia pauperum. Große Verbreitung fanden auch Holzschnittfolgen zur Bibel, die -> Bilderbibel. Als Blockbücher mit Holzschnitten erschienen nur Bibelauszüge. Zu den Hauptwerken des Bibeldrucks gehören Gutenbergs 42-zeilige lateinische Bibel (B 42), fertiggestellt 1456, der zweite große Bibeldruck (B 36), sozusagen ein Nachdruck der Β 42, datiert 1457/58, dessen Herkunft umstritten ist, ferner die erste in deutscher Sprache von Johann -> Mentelin in Straßburg 1466 gedruckte Bibel und der erste mit Holzschnittillustrationen versehene wichtige Bibeldruck, die „Kölner Bibel", die um 1478 im Auftrag von Heinrich Quentell in zwei Ausgaben verschiedener niederdeutscher Dialekte erschien. Bibeldruckpapier ist ein besonders feines, holzfreies -> Dünndruckpapier mit niedrigem Gewicht (25-40g/m2), das für umfangreiche und wertbeständige Werke (Klassiker, Bibeln) verwendet wird. Biblia pauperum. Eine „Bibel der Armen" (lat.: Biblia pauperum) war eine bildliche Gegenüberstellung von Szenen aus dem Neuen und dem Alten Testament. Sie war eine Art Konkordanz, die Stellen aus dem Alten und aus dem Neuen Testament miteinander in Verbindung brachte. Eine „Bibel der

Armen" bestand aus rund vierzig solcher Szenen. Sie wurden ab dem letzten Viertel des 13.Jh. als Blockbuch im Holzdruckverfahren hergestellt, jede Seite einzeln einseitig bedruckt, dann jeweils zwei Seiten zusammengeklebt und das ganze als Buch gebunden. Als erster Drucker der Biblia Pauperum gilt Ansgar von Bremen. Die Bezeichnung Armenbibel für diese Art der Darstellung kommt jedoch erstmals in einem Bibliothekskatalog in Wolfenbüttel vor. Die Bedeutung dieses Namens ist umstritten: Sie soll sich sowohl auf die geistig Armen, denen das Bild die Schrift ersetzen sollte, wie auf die armen Geistlichen beziehen, die sich die teuren Bibelhandschriften nicht leisten konnten. Mit der Verbreitung von gedruckten -» Bibeln im 16. Jahrhundert verloren sie an Bedeutung und gerieten fast in Vergessenheit. Bibliobiographie ->· Biobibliographie Bibliochrome (griech.) heißen Bücher mit verschiedenfarbigem Papier. Sie waren im 19. Jh. beliebt; heute dienen sie nur dem Zweck, verschiedene Sachgruppen in Büchern kenntlich zu machen (Fahrpläne, Kataloge u.ä.). BIBLIODATA ist die größte Literaturdatenbank in Deutschland, wird wöchentlich aktualisiert und von zwei Hosts angeboten: STN International (Daten ab 1945) und - GENIOS (Daten ab 1986). BIBLIODATA ist die Online-Version der Deutschen Nationalbibliographie. Die Datenbank enthält das gesamte in Deutschland erschienene Schrifttum (Verlagspublikationen, Graue Literatur, Dissertationen, Karten), Veröffentlichungen aus der Schweiz und Österreich sowie deutschsprachige Publikationen aus weiteren Ländern. Gespeichert sind die bibliographischen Daten zu Büchern und Zeitschriften, jedoch keine Zeitschriftenaufsätze. Besonders interessant ist die Datenbank für thematische Recherchen nach Dissertationen. Bibliograph. Ein Bibliograph ist jemand, der eine -> Bibliographie zusammenstellt. Bibliographie. Das Wort Bibliographie (von griech.: biblion = Buch, graphein = schreiben) trat schon im 5. vorchristlichen Jh. auf und bedeutete das Abschreiben, mitunter auch das Schreiben von Büchern. In diesem Sinne wurde es bis ins 18. Jh. gebraucht und wandelte dann seine Bedeutung zu Wissen vom Buch oder Bücherkunde. Heute bezeich43

Bibliographie net im deutschen Sprachgebiet Bibliographie nur noch ein Verzeichnis literarischer Erzeugnisse, unabhängig von deren Vorhandensein in einer Bibliothek, d.h. Bibliographien sind im Gegensatz zum Bibliothekskatalog nicht an den -> Bestand einer bestimmten Bibliothek gebunden. Die Bezeichnung Bibliographie stellt jedoch bis zum heutigen Tage nicht die einzige Benennung für diese Publikationsform dar: Jahrhundertelang herrschte der Name Bibliotheca vor; daneben werden häufig gebraucht: Lexicon, Thesaurus, Dictionnaire, Repertorium, Index und Katalog. Bibliographien sind unentbehrlich für den -+ Buchhändler zur Literaturbeschaffung, für den Bibliothekar in der Erwerbung, -> Katalogisierung, -• Fortschrittsberichte, -»· Übersichtsberichte. Unter den Allgemeinbiblio44

graphien nehmen die Nationalbibliographien den wichtigsten Platz ein. Sie beschränken sich auf das Schrifttum eines Landes oder Sprachraums, nehmen aber die Literatur aller Sachbereiche möglichst vollständig auf und berücksichtigen auch das Schrifttum, das in der Landessprache verfasst, aber im Ausland erschienen ist, sowie Literatur, die sich inhaltlich mit dem betreffenden Land befasst. Fast alle Länder der Erde haben eigene Systeme von Nationalbibliographien, die das in Frage kommende Schrifttum (oft aufgrund gesetzmäßig geregelter Ablieferungspflicht) schnell und weitgehend vollständig erschließen. Gewöhnlich werden die in großen Ländern wöchentlich erscheinenden Verzeichnisse zu Jahres- oder Mehrjahresverzeichnissen kumuliert und dabei auch systematisch erschlossen. Beispiele für Nationalbibliographien: Deutschland: - Auswahlbibliographien und verzeichnen bibliographisch selbständige und unselbständige Veröffentlichungen (z.B. Zeitschriftenaufsätze). Die meisten Bibliographien enthalten eine bloße Aufreihung von Titeln (Titelbibliographien), wobei die

Bibliographie Anordnung verschieden sein kann: alphabetisch nach Verfassern und Sachtiteln, sachlich in systematischer Ordnung oder nach Stichwörtern oder Schlagwörtern, chronologisch oder topographisch. Eine gemischte Anordnung findet sich in den nach den -» Kreuzkatalogen angelegten Bibliographien. Im allgemeinen werden Verfasser, Titel, Erscheinungsort, Verleger, Erscheinungsjahr, Umfang und Format eines Buches, dazu in National- und Buchhandelsbibliographien sein Preis, bei Zeitschriftenaufsätzen und Beiträgen aus Sammelwerken auch die Zeitschrift oder das Werk und Anfangs- und Endstelle des Artikels angegeben. Die Bibliographien werden durch inhaltskennzeichnende -> Register oder Indices ergänzt. In ihnen setzt die Literatursuche mit Hilfe von gedruckten Literaturverzeichnissen ein. Man unterscheidet: Verfasserregister, Titelregister, Sachregister; die Suchbegriffe der letzteren sind -> Schlagwörter und -> Stichwörter. -» Schlagwortregister enthalten neben den fur ein Sachgebiet vereinbarten Schlagwörtern (-• Deskriptoren) Synonyme (anderslautende Wörter mit derselben Bedeutung) als Querverweisungen, z.B. Blutfarbstoff siehe: Hämoglobin, und -> Homonyme (gleiche Wörter für verschiedene Begriffe), die durch erklärende Zusätze unterschieden werden, z.B. Kiefer (Anatomie), Kiefer (Botanik). J e nachdem, ob die aus den einzelnen Dokumenten gewonnenen Schlagwörter für sich stehen oder in Gruppen zusammengefasst werden, spricht man von engen oder weiten Schlagwörtern. Z.B. sind bei Vergabe enger Schlagwörter Veröffentlichungen über Lungenkrebs, Magenkrebs u.a. unter der betreffenden Krebsart eingeordnet; unter Krebs ist nur die allgemeine Literatur zu finden. Seitdem zur Herstellung von bibliographischen Werken elektronische Verfahren eingesetzt werden, haben in Bibliographien die Stichwortregister gegenüber den Schlagwortregistern an Bedeutung gewonnen: Unter Umgehung von vereinbarten Stoppwörtern (das sind unwesentliche Wörter, wie Artikel, Präpositionen, Konjunktionen) werden alle übrigen Wörter der Titel für das Register als sogenannte Schlüsselwörter (engl.: keywords) berücksichtigt. Da die Schlüsselwörter auch Adjektive oder andere, isoliert wenig aussagekräftige Wörter sein können, werden sie im textlichen Zusammenhang mit den übrigen Wörtern des Textes wiedergegeben. Dabei werden die in alphabetischer Folge aufgelisteten keywords durch Wortzwischenräume oder durch andersartigen Untergrund hervorgehoben, in

der Zeile zwischen vorangehendem und nachfolgendem Kontext angeordnet, wodurch die Orientierung visuell erleichtert und das Auffinden eines bestimmten Stichwortes (keyword) erst ermöglicht wird. Das Ergebnis dieser Registerherstellung, welche den Vorteil hat, dass mit ihr alle nur möglichen Suchbegriffe berücksichtigt werden können, heißt KWICRegister. Werden die Titelteile im KWIC-Index so permutiert, dass jedes Stichwort einmal an den Anfang der alphabetischen Auflistung tritt, so spricht man von einem -»• KWOC-Register. Dem Tatbestand, dass die Schlagwort- und Stichwortregister nicht immer erkennen lassen, ob die unter einem Suchbegriff verzeichnete Literatur das Thema einer komplexen Fragestellung genau trifft oder nur am Rande berührt, trägt das Schlagwortkombinationsregister in Form des C R O S S (Abk. fur engl.: Computer-Rearrangement-Of-Subject-Specialities)-Index Rechnung. Das CROSS-Register ermöglicht Literatursuchen zu miteinander verknüpften Begriffen, indem unter jedem Schlagwort alle diejenigen Schriften registriert sind, auf welche das jeweilige Schlagwort zutrifft. Durch die zunehmend steigende Literaturproduktion lässt sich die bibliographische Erschließung mit konventionellen Mitteln nicht mehr zufriedenstellend durchführen. Erst elektronische Verfahren ermöglichen eine beschleunigte Herstellung der Bibliographien, die besonders für Nationalbibliographien und naturwissenschaftliche Fachbibliographien gefragt ist. Die Ausgabe der maschinell hergestellten Bibliographien ist auf Papier, auf Mikrofilm, Mikrofiche oder auf Datenträgern wie CD-ROM möglich. Die erste mit Hilfe der E D V erstellte Nationalbibliographie wurde seit 1966 von der Deutschen Bibliothek in Frankfurt/M. herausgegeben.

Geschichte: Bibliographien gibt es schon vereinzelt im Altertum, stehen aber hinsichtlich Zahl und Bedeutung den Bestandsverzeichnissen der Bibliotheken (-> Katalogen) nach. Im Mittelalter entwickelten sich nach antiken Vorbildern die Biobibliographien. Seit der Erfindung des Buchdrucks und durch den damit zahlenmäßigen Anstieg der Buchproduktion (im 15. Jh. wurden in den deutschsprachigen Gebieten etwa 7000 bis 8000 Werke gedruckt und verlegt) entstand ein stärkeres Bedürfnis nach Bibliographien. Die Werbung für das Buch erfolgte durch die -»• Buchhändleranzeigen, die sozusagen die ersten Verlags- und Sortimentskataloge waren.

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Bibliographieren Aus ihnen entwickelten sich im 16. Jh. die -» Messkataloge. Die erste bedeutende und gelehrten Zwekken dienende Bibliographie war die „Bibliotheca universalis", Tiguri 1545-1555, des schweizerischen Polyhistors und Naturforschers Conrad Gesner (1516-1565), ein Verzeichnis von ca. 12 000 in lateinischer, griechischer und hebräischer Sprache abgefassten Werken. In dieser Zeit erschienen auch die ersten nationalen Bibliographien sowie die frühesten medizinischen, juristischen und theologischen Fachbibliographien. Das 17. Jh. mit seiner Neigung zum Sammeln von Wissen und den Gründungen gelehrter Gesellschaften begünstigte die Entwicklung der Bibliographie. Das 18. Jh. brachte wegen seiner weltbürgerlichen Tendenzen, vor allem in Deutschland, internationale Verzeichnisse hervor, z.B. das , Allgemeine Gelehrten-Lexikon", mit Fortsetzungen und Ergänzungen, Leipzig 1750-1897, des Lexikographen, Professors und später auch Universitätsbibliothekars Christian Gottlieb -> Jöcher (1694-1758). Das Zeitalter des Rationalismus spiegelte sich in großen enzyklopädischen Nachschlagewerken wider, so in der berühmten „Encyclopedie ou dictionnaire raisonne des sciences, des arts et des metiers", Paris 1751-1780, herausgegeben von -> Diderot und ->• Alembert, in dem von dem Verleger Johann Heinrich -> Zedier geschaffenen „Großen vollständigen Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste", Halle und Leipzig 1732-1754, sowie in der angesehenen -» „Encyclopaedia Britannica", Edinburgh 1768-1771. Ebenfalls im 18. Jh. kommen die bibliophilen Verzeichnisse, vor allem durch die Sammelneigungen der Barockfursten zur Blüte und nehmen ferner die Literaturzeitschriften an Zahl und Bedeutung zu, die außer Aufsätzen Inhaltsangaben und Besprechungen von Neuerscheinungen enthalten und die Keimzellen der späteren Rezensionszeitschriften sind. Durch die an die Stelle der rationalistischen, übernationalen Geisteshaltung des 18. Jh. tretende historisierende, nationale des 19. Jh. entstanden nunmehr die das gesamte Schrifttum eines Landes verzeichnenden Nationalbibliographien, deren Ansätze im 16. und 17. Jh. ohne nachhaltige Wirkung geblieben waren. Zudem kamen Bestrebungen auf, auch früher erschienene Literatur möglichst lückenlos zu erfassen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. gewannen die Fachbibliographien, vor allem durch die Fortschritte der Naturwissenschaften und der Technik, zunehmend an Bedeutung, zu denen zahlreiche Referateblätter erschienen. Schließlich 46

erkannte man die Notwendigkeit einer internationalen bibliographischen Zusammenarbeit. Neben verschiedenen Unternehmungen dieser Art ist das von den belgischen Rechtsanwälten Paul -> Otlet und Henri -> La Fontaine 1895 in Brüssel gegründete Institut international de bibliographie zu nennen, dem zur internationalen Regelung der bibliographischen Berichterstattung in allen Ländern Niederlassungen angegliedert werden sollten. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. wurde erkannt, dass die Verzeichnung allein des gedruckten Schrifttums in Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft, Verwaltung usw. dem Informationssuchenden nicht mehr gerecht wird, sondern auch Dokumente aller Art wie Filme, Schallplatten, Archivalien, Bildmaterial, graphische Darstellungen und v.a.m. erfasst werden müssten. Diese Bemühungen wurden um 1908 von den Gründern des oben genannten Instituts unter dem Namen Dokumentation zusammengefasst. Das Internationale Institut fur Bibliographie dehnte demgemäß seine Arbeit auf die Dokumentation aus und wurde 1931 in -* Institut International de Documentation umbenannt. 1937 wurde es in die Federation Internationale de Documentation (-> FID) mit Sitz in Den Haag umgewandelt, die sich in ihrer Arbeit auf die nationalen Dokumentationsvereinigungen stützt. Bibliographieren nennt man das Nachschlagen in Bibliographien, um die genauen Daten eines Buches, eines Aufsatzes u.ä. (-> Bibliographische Angaben, Bibliographisches Zitat) festzustellen. Bibliographische Angaben. Durch die bibliographischen Angaben wird ein Buch genau gekennzeichnet. Zu ihnen gehören: -> Verfasser oder -> Herausgeber, Titel, eventuell -> Untertitel, -> Nebentitel, Auflage, -> Erscheinungsort, -> Erscheinungsjahr, -»Verlag, Seiten-, Abbildungs-Anzahl, Format, Einbandbezeichnung, ggf. Band- oder Nummernzählung in der Reihe, Preis. Bibliographische Beschreibung. Die bibliographische Beschreibung bildet einen zentralen Teil der Formalerschließung. Sie charakterisiert das zu erschließende Dokument nach formalen Merkmalen wie z.B. Verfasser, Sachtitel oder -> Erscheinungsjahr. Beschreibungsregeln legen je nach Dokumenttyp die zu erfassenden Merkmale (Auswertungselemente), ihre Reihenfolge und die Art ihrer Wiedergabe fest. Einen wichtigen Standard dafür bildet die -> ISBD. Zu definieren ist auch, welche

Bibliographisches Zitat Teile der Vorlage (d.h. des als Grundlage der Beschreibung dienenden Dokuments) als Quelle für die einzelnen Auswertungselemente heranzuziehen sind. In einer Zettelkartei bildet die bibliographische Beschreibung den Hauptteil (Korpus) der Katalogkarte. Bei Erfassung in einer ->· Referenzdatenbank werden die einzelnen Auswertungselemente nummerierten Datenfeldern (Kategorien) zugeordnet, (siehe auch -> Einheitsaufnahme) Bibliographische Datenbank -> Literaturdatenbank; -> Referenzdatenbank Bibliographischer Apparat. Die Gesamtheit der -» Bibliographien, die in einer Bibliothek vorhanden sind, nennt man ihren bibliographischen Apparat. Er wird meist gesondert aufgestellt, und zwar so, dass nicht nur die -> Bibliothekare, sondern auch die Bibliotheksbenutzer zu ihm Zugang haben, (siehe auch -> Handbibliothek) Bibliographisches Institut. Das Bibliographische Institut wurde 1826 von Joseph -> Meyer (17961856) als Verlagsbuchhandlung in Gotha gegründet, später nach Hildburghausen und schließlich 1874 nach Leipzig verlegt. Durch die Herausgabe preiswerter Klassikerausgaben und durch neue Werbeund Vertriebsmethoden gewann Meyer neue Käufer- und Leserschichten für das Buch. Neben dem 52-bändigen „Großen Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände" (1840-1855) erschienen weitere Reihenwerke wie „Meyers Universum", „Meyers Reiseführer", „Meyers Atlanten" und „Brehms Tierleben". Das 1880 von Konrad Duden herausgegebene „Orthographische Wörterbuch" bildete die Grundlage für eine einheitliche deutsche Rechtschreibung. 1915 wurde das Bibliographische Institut in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und nach der Enteignung 1946 als Volkseigener Betrieb fortgeführt. 1953 gelang es den Aktionären, den Sitz des Unternehmens in die Bundesrepublik, und zwar nach Mannheim, zu verlegen. Nach der Wiedervereinigung nahmen beide Verlage ihre Tätigkeit auch in Leipzig wieder auf. 1984 fusionierten die beiden traditionsreichsten und erfolgreichsten deutschen Lexikonverlage: F.A. -> Brockhaus und Bibliographisches Institut AG Gemeinsamer Unternehmenssitz des Verlags Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG ist seit 1985 Mannheim. Seit 1988 ist die Firma -> Langenscheidt KG Mehrheitsaktionär des Verlags. Bekannt wurden beide Verlage vor allem durch die Herausgabe von - Bestellung von Literatur in einer -» Bibliothek), in ein bibliographisches Zitat folgende Angaben aufzunehmen. Monographien: (1) (Familien-) Name des Autors (bei mehreren Verfassern möglichst alle Autoren), Name einer an der Arbeit beteiligten Institution; (2) Initialen seiner Vornamen (Die Vornamen können auch ausgeschrieben werden. Titel, akademische Grade, Berufsbezeichnungen sowie die Zugehörigkeit zu wissenschaftlichen Institutionen entfallen.); (3) Vollständiger Titel der Monographie, ggf. mit Untertitel; (4) Auflage, wenn vorhanden; (5) Verlagsort, Verlag und Erscheinungsjahr; (6) Serie, sofern vorhanden. Bei Dissertationen und —• Habilitationsschriften sind nach dem Titel der Arbeit die Hochschule, an der die Schrift angefertigt wurde, und die Bezeichnung Phil. Diss., Med. Diss. u.ä. und das Erscheinungsjahr hinzuzufügen. 47

Biblioklast Beispiele: (a) Cihak, G (Hrsg.), Langer, Η. (Hrsg.), Ziegler, Η. (Hrsg.): Biologie. Ein Lehrbuch für Studenten der Biologie. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1999. (b) Hacker, Rupert. Bibliothekarisches Grundwissen. 4. Aufl. München, Saur 1983. (Uni-Taschenbücher 148). (c) Hoecht, W. Zur Syntropie von Leber- und Koronarerkrankungen. München, Frank 1999. München, Med. Diss. 1999. Beiträge aus Monographien und Sammelwerken: (1) Name des Autors; (2) Initialen seiner Vornamen; (3) Vollständiger Titel des Beitrages; (4) Nach „In:" Name(n) und Vorname(n) (Initialen) des (der) Verfasser(s) der Monographie bzw. Name(n), Vorname(n) (Initialen) des (der) Herausgeber(s) mit angefügtem „Hrsg.", ,,Ed(s)." des Sammelwerks; (5) Titel der Monographie bzw. des Sammelwerks; (6) Bandzahl, wenn vorhanden; (7) ggf. Auflage; 8. Anfangs- und Endseite des Beitrags; (9) Verlagsort, Verlag und Erscheinungsjahr; (10) Serie, falls vorhanden. Beispiele: (a) Boschke, F.L.: Lebenszeichen aus dem Kosmos. In: Boschke, F.L.: Erde von anderen Sternen. S. 273-291. Frankfurt/M.: Fischer Bücherei 1970. (Fischer Bücherei. Bücher des Wissens: 6011.). b) Schumacher, S. Die Mundhöhle. In: Möllendorff, W. von (Hrsg.), Bagmann, W. (Hrsg.). Handbuch der mikroskopischen Anatomie des Menschen. Bd. 5,1. S. 1-60. Berlin: Springer 1927. Zeitschriftenaufsätze: (1) Name des Autors (bei mehreren Verfassern möglichst alle Autoren); (2) Initialen seiner Vornamen; (3) Vollständiger Titel der Arbeit; (4) Titel der Zeitschrift (ausgeschrieben oder abgekürzt, zu entnehmen aus Abkürzungsverzeichnissen); (5) Band- oder Jahrgangszahl (Die Angabe der Heftnummer ist nur notwendig, wenn der Zeitschriftenband nicht durchgezählt ist, d.h. wenn die Hefte in ihrer Seitenzählung jeweils mit 1 beginnen.). Stammt der Aufsatz aus einem Beiheft, Supplement, Sonderheft o.ä. einer Zeitschrift, ist die Angabe Beih., Suppl., Sonderh. o.ä. erforderlich; (6) Erscheinungsjahr des Bandes (muss nur bei Zeitschriften mit identischem Titel angeführt werden.); (7) Erste und letzte Seite der Arbeit. Beispiel: Gwaltney, J.M. Virology of the middle ear. Ann Otol Rhinol 80: 365-70, 2001. Bei Artikeln aus Zeitungen wird entsprechend wie bei Zeitschriftenaufsätzen verfahren. Zusätzlich muss 48

noch das Datum und, falls vorhanden, die laufende Nummer der Ausgabe im Jahr angegeben werden. Allgemeine Bemerkungen zum Zitieren: Beim Zitieren einer Arbeit mit mehreren Verfassern können im Text alle Namen genannt werden, z.B. (Bauer und Müller 1970), bei mehr als zwei Autoren sind jedoch gekürzte Zitierformen üblich, wie (Bauer und Mitarb., Bauer et al.). Im Literaturverzeichnis sollten die Namen der Mitautoren ausgeschrieben werden. Eine verbreitete Methode des Zitierens besteht auch darin, dass das Literaturverzeichnis durchnummeriert und dann nur die Nummer der betreffenden Arbeit in Klammern zitiert wird. „Unsitten" beim Zitieren sind: a) Das Verweisen mit „a.a.O." (am angegebenen Ort) oder „I.e." (loco citato): Eine Literaturstelle wird irgendwo innerhalb der Arbeit vollständig angegeben, später wird auf sie durch z.B. „a.a.O. S. 7" oder „I.e. 51 ff." Bezug genommen, wobei es dem Leser überlassen wird, das vollständige Zitat zu suchen, b) Der Gebrauch von Abkürzungen in Literaturverzeichnissen, wie „derselbe", „ders.", „ebenda", „ebda", „ibidem", „ibid", „ibd." „ib.",„dito",„do.",„dto":„derselbe",„ders." steht anstelle eines Verfassernamens, wenn mehrere Schriften dieses Autors nacheinander aufgeführt sind, „ebenda", „ibidem", „dito" und die entsprechenden Abkürzungen ersetzen den Titel einer Zeitschrift oder eines Sammelwerkes, wenn mehrere Aufsätze aus der Zeitschrift bzw. aus dem Sammelwerk hintereinander verzeichnet sind. (In Bibliotheken sind Literaturbestellungen wie ibid 27, 505, 1974 keine Seltenheit, die schwer, mitunter überhaupt nicht zu verifizieren sind.) Heute sind die meisten Verlage dazu übergegangen, die von ihnen gewünschten Zitierungsweisen ihren Autoren vorzuschreiben. Biblioklast. Ein Biblioklast (zu griech.: brechen, zerbrechen) ist jemand, der aus Sammelleidenschaft fremde Bücher zerstört, um ihnen Sammelobjekte, wie Bildtafeln oder bestimmte Seiten, zu entnehmen. Als Biblioklasten sind in die Geschichte eingegangen: John Bagford (1650-1716) und Matthias Flacius (1520-1575). (siehe auch -» Bücherschänder) Bibliolatrie (griech.: Bibelverehrung) ist eine übertriebene Verehrung heiliger Bücher, besonders der Bibel, im übertragenen Sinne auch eine Buchstabenhörigkeit.

Bibliophilie Bibliomane (griech.: übertrieben leidenschaftlicher Büchersammler) Bibliomanie Bibliomanie (griech.: Bücherwahn) ist eine krankhafte Übertreibung der Bücherliebhaberei (-• Bibliophilie). Der Bibliomane missachtet u.U. Gesetze der Vernunft und Moral, um in den Besitz der von ihm begehrten Bücher zu kommen, die er auch oft ungelesen anhäuft. Unzweifelhafte Bibliomanen waren Büchernarren wie Antoine Marie Henri Boulard (1754-1825), der täglich einen Meter Bücher gekauft haben soll und bis zu seinem Tode seine drei (anders überliefert: sechs) Häuser in Paris mit 300 000 Bänden vollgepfropft hatte, Bücherdiebe wie der italienische Graf und Mathematiker Guglielmo -> Libri Carrucci della Sommaia (1803-1869), dessen großes Ansehen als Wissenschaftler durch seine Handschriftendiebstähle aus französischen Bibliotheken überschattet war, Mörder wie der Pfarrer Johann Georg Tinius aus Sachsen (1764-1846), der mit seinen Verbrechen seine Buchliebhaberei finanzieren wollte, und der ehemalige Mönch Don Vincente in Barcelona (gest. 1836), dessen Leidenschaft für bibliophile Raritäten ihn sogar zum mehrfachen Mörder werden ließ. Weitere als exemplarisch geltende Bibliomanen: Antonio Magliabechi, Richard -»Heber, Charles de Rohan, Fürst von - Büchersammlung) Bibliomantie (griech.) ist das Wahrsagen auf der Grundlage beliebig aufgeschlagener Textstellen in Büchern. Vielfach wird dazu die Bibel benutzt, (siehe auch -> Däumeln) Bibliometrie ist ein Teilgebiet der -• Szientometrie und befasst sich mit der Anwendung von quantitativen Methoden auf Sachverhalte des Bibliothekswesens (Publikationen, Autoren, Institutionen). Sie beschäftigt sich dabei mit der Messbarkeit von wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Publikationen in Bibliotheken. Die Bibliometrie oder statistische Bibliographie versucht mit Hilfe mathematischer und statistischer Verfahren, empirische Gesetzmäßigkeiten zu finden, die für die Herstellung und Nutzung von Büchern, Zeitschriften und anderen literarischen Medien eine praktische Bedeutung haben könnten. Bibliophage. Der Bibliophage (griech.) „verschlingt" die Bücher. Eine adäquate deutsche Bezeichnung für ihn ist der Bücherwurm.

Bibliophile -> Bibliophilie Bibliophile Bücher. Als bibliophile Bücher oder bibliophile Ausgaben gelten vor allem die Liebhaberausgaben und Luxusausgaben, ferner alle mit besonderer Sorgfalt hergestellten Werke, (siehe auch Bibliophilie) Bibliophile Gesellschaften Bibliophiles Antiquariat

Bibliophilie Antiquariat

Bibliophile Zeitschrift. Die bibliophilen Gesellschaften (-• Bibliophilie) bringen zum Teil eigene Zeitschriften für ihre Mitglieder heraus. Beispiele für bibliophile Zeitschriften im deutschsprachigen Raum: Zeitschrift für Bücherfreunde (1897-1936), aus der 1899 (gegründet von Fedor von - Gesellschaft der Bibliophilen hervorgegangen ist; Imprimatur. Jahrbuch für Bücherfreunde. Jg. 1 12 (1930-1955), N.F. Jg. 1 ff. (1956/57 ff.), zunächst von der Gesellschaft der Bücherfreunde in Hamburg herausgegeben, seit 1945 von der Gesellschaft der Bibliophilen (mit Sitz in München) verlegt; Philobiblon. Zeitschrift für Bücherliebhaber (hrsg. von H. Reichner und F. A. Hünich). Jg. 1 -12 (1928-1940), 2002 eingestellt; Librarium. Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft. 1958ff.; Marginalien. 1957 ff., Zeitschrift der 1956 in der DDR als Organisation der Buch- und Grafiksammler gegründeten -»• Pirckheimer-Gesellschaft, heute im Verlag Harrassowitz. Bibliophilie (griech.: Bücherliebhaberei) charakterisiert im allgemeinen das Sammeln von Büchern. Der Bibliophile (Bücherfreund) sammelt Bücher hauptsächlich nach ästhetischen Gesichtspunkten, im Hinblick auf formale Eigenschaften und die äußere Beschaffenheit des Buches (Ausstattung, Illustration, Einband, Seltenheit, Alter, Papier, Druck); er bevorzugt ->• Luxusausgaben, Originalausgaben und -» Erstausgaben. Sie werden im Antiquariatsbuchhandel und bei einer Auktion erworben. Die Bibliophilie reicht bis ins Altertum zurück. Namhafte Bibliophile waren z.B. Richard de Bury (12871345), Bischof von Durham und Verfasser des „Philobiblon", eines Handbuches der Bibliophilie (Erstdruck: Köln 1473), der italienische Humanist -> Petrarca (1304-1374), Gelehrte wie Johannes ->• Reuchlin (1455-1522) und Willibald -> Pirckheimer (1470-1530), aber auch Bürger wie Hartmann -> Schedel (1440-1514) sowie Fürsten und Kaiser des 49

Bibliophobe 14. und 15. Jh. Im 18. Jh. erlebte die französische Bibliophilie eine Blütezeit. Ende des 19. Jh. erhielt die Bibliophilie in England neue Impulse. In Deutschland erneuerte sie sich ab 1907 mit der Einrichtung von privaten Druckpressen (-> Privatpresse). Durch die 1965 in Frankfurt/M. gegründete Stiftung Buchkunst werden aufgrund des jährlich von ihr veranstalteten Wettbewerbs „Die schönsten deutschen Bücher" die Verlage angeregt, schön gestaltete Bücher ohne Rücksicht auf kommerziellen Erfolg herzustellen. Der Bibliophilie forderlich sind die bibliophilen Gesellschaften. Sie wollen die Bücherliebhaber vereinigen und die Freude am schönen, alten und wertvollen Buch wecken. Die ältesten bibliophilen Gesellschaften sind in England der -»Roxburghe Club (gegr. 1812), in Frankreich die Societe des bibliophiles fran^ais (gegr. 1820), in den USA der -• Grolier Club (gegr. 1884), in Deutschland die Gesellschaft der Bibliophilen (gegr. 1899). Eine der bedeutendsten deutschen bibliophilen Vereinigungen ist die 1911 gegründete, 1945 neugegründete -» Maximilian-Gesellschaft, benannt nach Kaiser -» Maximilian I. (1459-1519), dessen Druckereiunternehmen zur Herstellung von Buchkunstwerken erlesenster Art führten. Ein Hauptwerk ist der -»„Theuerdank", ein allegorisches Gedicht über die Brautfahrt von Maximilian I. (Theuerdank) zu Maria von Burgund. Es erschien 1517, von Johann ->· Schönsperger d.Ä. in Nürnberg zum Teil auf Pergament gedruckt. Der Theuerdank weist eine eigens entworfene Schrifttype auf und ist reich mit Holzschnitten illustriert. Er ist eins der bedeutendsten bibliophilen deutschen Bücher. Die bibliophilen Gesellschaften gehörten auch zu den Förderern der Ende des 19. Jh. einsetzenden Buchkunstbewegung (-> Buchkunst). (siehe auch -»• Bibliophile Zeitschrift) Bibliophobe. Ein Bibliophobe ist ein Bücherfeind (Adjektiv: bibliophob = bücherfeindlich). Bibliosophie steht veraltet für Büchersammeln. -> Bibliophilie Bibliotaph. Ein Bibliotaph ist ein - Pultsystem). Biblioteca Marciana -> Marciana, Venedig; Marciana, Florenz Biblioteca Medicea Laurenziana -> Laurenziana Biblioteca Nazionale Centrale, Florenz. Die Biblioteca Nazionale Centrale ist 1861 in Florenz u.a. aus der -> Magliabechiana entstanden. Seit 1870 besitzt sie das Pflichtexemplarrecht für alle italienischen Druckschriften und übt seit 1885 die Funktion einer Nationalbibliothek aus. Sie ist Herausgeber der seit 1886 erscheinenden Nationalbibliographie „Bollettino delle pubblicazioni italiane", die 1958 durch die „Bibliografia nazionale italiana" abgelöst wurde. Biblioteca Nazionale Marciana --> Marciana, Venedig Biblioteca Vaticana, Rom. Die Biblioteca Vaticana (Biblioteca apostolica Vaticana, Vaticana, Vatikanische Bibliothek, Päpstliche Bibliothek) ist eine der bedeutendsten Bibliotheken der Welt, deren Ursprünge bis ins 6. Jh. reichen. Als ihr eigentlicher Gründer gilt der bibliophile Papst Nikolaus V. (14471455), doch die Umsetzung seines Bausvorhabens wurde durch seinen Tod verhindert. Erst Sixtus IV. (1471-1484), unter dem die Bibliothek durch Käufe und Schenkungen erweitert wurde, machte sie 1475 der Öffentlichkeit zugänglich. Bibliothekar war Bartolomeo -> Sacchi (genannt Piatina). Das heutige Gebäude wurde unter Sixtus V. (1585-1590) von Domenico -» Fontana um 1587 erbaut. In diesem Bibliotheksbau tritt nach dem Vorbild des Escorial

Bibliothek die -> Saalbibliothek erstmalig in Italien ihren Siegeszug an, und zwar mit den Abweichungen: geschlossene Bücherschränke, Errichtung von sechs starken Mittelpfeilern, verdeckte Büchergestelle. Im 17. Jh. machte die Vaticana bedeutende Erwerbungen: die Biblioteca - Bibliotheca regia) (1690). Um die Erschließung der vatikanischen -» Handschriften machte sich Angelo -> Mai verdient. Die Vatikanische Bibliothek wurde unter Papst Leo XIII. (1878-1903) modernisiert und zur bedeutendsten Handschriftenbibliothek der Welt entwickelt. 1888 erhielt die Bibliothek geeignete Räume für Handschriftenbenutzer. Der Präfekt Franz -» Ehrle schuf eine umfassende Bibliothek von Nachschlagewerken, gliederte der Vaticana eine Werkstatt für Handschriftenrestaurierung an und begründete 1900 die „Studi e testi", eine Serie, die der wissenschaftlichen Auswertung der vatikanischen Handschriften dienen sollte. Bedeutende Erwerbungen der Vaticana im 19./ 20. Jh. waren die Bibliothek der römischen Adelsfamilie Borghese (1891), die 1638 von dem Kardinal Francesco Barberini in Rom begründete Barberinische Familienbibliothek (1902), die Sammlung der Adelsfamilie Chigi aus Sienna (1923). Unter Pius XI. (1922-1939) (ehemals Präfekt der -«· Ambrosiana und Vaticana) wurde 1928 mit der Neukatalogisierung der Druckschriftenbestände mit Hilfe von amerikanischen Bibliothekaren begonnen. Starke Beachtung im Ausland fanden die 1931 veröffentlichten Instruktionen für die alphabetische Katalogisierung (Norme per il catalogo degli stampati), denen auch Regeln über den -» Schlagwortkatalog beigegeben waren. Bibliotheca Bodleiana -> Bodleiana Bibliotheca Palatina -> Palatina Bibliothek (griech.: ursprünglich Büchergestell). Eine Bibliothek oder Bücherei ist (1) jede planmäßig angelegte Büchersammlung, (2) das Gebäude, in dem sie untergebracht ist. Bibliotheken sind Einrichtungen, die „Literatur" sammeln, aufbewahren und zur Benutzung verfügbar machen. Sie sammeln vor allem veröffentlichte, meist gedruckte Texte (wie Bücher und Zeitschriften) wissenschaftlichen, belehrenden oder unterhaltenden Inhalts, daneben sind aber auch andere Medien wie Mikrofilme, Pla-

kate, Dias, Tonkassetten, CDs, CD-ROMs, DVDs, Filme, elektronische Medien u.a. von Bedeutung. Die Bibliothek hat sich damit von der Büchersammlung zu einer Mediensammlung erweitert. Das Bibliothekswesen in Deutschland gliedert sich in zwei Bereiche: die -» Öffentliche Bibliothek und die Wissenschaftliche Bibliothek. Die öffentlichen Bibliotheken wie z.B. die Stadt- und Gemeindebibliotheken wenden sich an die gesamte Bevölkerung, an Erwachsene, Jugendliche und Kinder und dienen der Information in den Bereichen Aus-, Fort- und Weiterbildung, Unterhaltung und Freizeitgestaltung. Die wissenschaftlichen Bibliotheken wie die Universitäts-, Staats- oder Spezialbibliotheken bieten ihre Dienstleistungen für wissenschaftliche und berufliche Zwecke an; sie dienen vorwiegend der Forschung, der Lehre, dem Studium oder dem Bedarf von Firmen, Behörden und Organisationen. Die Bibliothek als spezielle Informationseinrichtung unterscheidet sich von -> Archiv und -> Dokumentation a) durch die Betonung von Ort bzw. der Institution als Einrichtung, b) durch die Art der gesammelten Information (publizierte Medien) und c) durch die Art ihrer Erschließung und Bereitstellung (synoptisch). Viele -»• Dokumentationsstellen sind in dieser Hinsicht Bibliotheken. Darüber hinaus lassen sich drei grundsätzliche Funktionen von Bibliotheken in sozialen Systemen ausmachen: die Bibliothek als Speicher für das kulturelle oder wissenschaftliche Gedächtnis, als kultisch-herrschaftlicher bzw. hegemonialer Ort sowie als Werkstatt und Instrument zur Beförderung menschlicher Erkenntnis. Dabei treffen die Eigenschaften „wissenschaftlich" und „öffentlich" für beide Bibliothekstypen zu: Auch die Wissenschaftlichen Bibliotheken sind „öffentlich", sofern sie von öffentlichen Unterhaltsträgern (Bund, Land, Stadt) finanziert werden und ihre Bestände der Öffentlichkeit (wenn auch mit einigen Einschränkungen) zur Verfugung stellen; andererseits haben Öffentliche Bibliotheken unter ihren Bücherbeständen auch wissenschaftliches Schrifttum. In den Großstädten hat sich der Typ der Einheitsbibliothek herausgebildet, bei der eine wissenschaftliche Abteilung und eine volkstümliche Bücherei zusammengeführt sind. Die Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken sind beide heute ->• Gebrauchsbibliotheken, d.h. ihre Buchbestände dienen in erster Linie der gegenwärtigen Benutzung. Öffentlich (zugänglich) sind auch einige gro-

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Bibliothek & Information Deutschland ße ->• Privatbibliotheken und die kommerziell betriebenen Leihbibliotheken. Bibliotheken lassen sich von den ihnen ähnlichen Einrichtungen (Archiv, Museum, Dokumentation) manchmal nicht scharf abgrenzen. Große und historisch bedeutende Bibliotheken. In der Antike: Alexandrinische Bibliothek, Alexandria; ->· Pergamenische Bibliothek, Pergamon. In Deutschland: - BibliotecaNazionale Centrale, Florenz; Laurenziana, Florenz; - Ambrosiana, Mailand; -» Biblioteca Vaticana, Rom; -> Alessandrina, Rom; -> Angelica, Rom; -> Marciana, Venedig. In Österreich: -• Library of Congress, Washington, D.C. Bibliothek & Information Deutschland -> BID Bibliothek (Geschichte) ->· Bibliotheksgeschichte Bibliothek (Wort). Das Wort Bibliothek (griech. von biblion = Buch, theke = Behälter, lat.: bibliotheca) bezeichnet ursprünglich nur Behältnisse (Lade, Fach, Regal, Schrank), in denen Papyrusblätter, Rollen, Bücher aufbewahrt werden. Im weiteren Sinne wird es schon in der Antike für die Räumlichkeiten oder das Gebäude gebraucht, die zur Aufbewahrung von solchen Bücherbehältnissen dienen, schließlich für die Sammlung der Bücher selbst. Im späten Altertum und Mittelalter finden wir das Wort bibliotheca für die Sammlung heiliger Schriften und die Bibel (bibliotheca sacra), ferner als Titelwort solcher Werke, in denen profane Schriftsteller das für ihre Zeit Wissenswerte aus der älteren Literatur 52

zusammengestellt hatten. Der Schrank, in dem die Bücher aufbewahrt wurden, wurde -> Armarium genannt. Vom lateinischen liber = Buch abgeleitet findet sich in Deutschland bis in die Reformationszeit das Wort Librerey oder Librarey für die Bibliotheken. Noch heute bezeichnet man in den angelsächsischen Ländern die Bibliothek als library. In den romanischen Ländern wird nur noch das lateinische bibliotheca in den entsprechenden sprachlichen Formen verwandt (bibliotheque, biblioteca u.ä.); unter librairie versteht man im Französischen heute die Buchhandlung, nachdem das Wort bis ins 16. Jh. auch Bibliotheken bezeichnete. In der Neuzeit nahm der Buchhandel das Wort Bibliothek für periodisch erscheinende Veröffentlichungen (Zeitschriften, Serien) für sich in Anspruch (bis 1790 enthielten rund 130 Zeitschriften das Wort Bibliothek in ihren Titeln), in älterer Zeit auch für Bibliographien (z.B. Bibliotheca universalis [1545-1549] des Conrad Gesner). In Verlegerserien lebt heute diese Tradition fort (z.B. Bibliothek Suhrkamp); daneben findet sich für Serien im modernen Sprachgebrauch auch das Wort Bücherei (z.B. Insel-Bücherei). Keimzellen der heutigen Öffentlichen Bibliotheken waren die im 19. Jh. in vielen Städten aufgrund privater Initiative oder durch Stiftungen entstandenen Büchersammlungen, die Bücher- oder Lesehallen (-+ Bücherhallenbewegung) genannt wurden. Im deutschen Sprachgebrauch ist neben dem Wort Bibliothek auch die schon erwähnte Bezeichnung Bücherei üblich. Sind zwar beide Ausdrücke an sich gleichbedeutend, so wird mit dem Begriff Bücherei die Vorstellung von einer mehr kleinen Büchersammlung, mit Bibliothek die von großen Buchbeständen von zumeist fachlichem oder wissenschaftlichem Inhalt verbunden. Zudem hat sich nach langem Schwanken das Wort Bücherei fast ausschließlich für die der allgemeinen Information dienenden Bibliotheken durchgesetzt (Volksbücherei, Öffentliche Bücherei, Einheitsbücherei), die aber heute vornehmlich als Öffentliche Bibliotheken bezeichnet werden. Sammlungen von überwiegend wissenschaftlichen Büchern heißen fast immer Bibliotheken. Die Bezeichnung Bibliothek ist heute der umfassendere Begriff, der alle Arten von Büchersammlungen, also auch die Büchereien, einschließt. Bibliothek 2007. Mit dem gemeinsamen Projekt „Bibliothek 2007" wollen die Bibliothek & Information Deutschland (-• BID) und die Bertelsmann

Bibliothekar Stiftung eine öffentliche, fachliche und politische Diskussion über die zukünftige Konzeption und Optimierung des deutschen Bibliothekswesens initiieren. Unter anderem werden folgende Ziele angestrebt: Förderung von Synergien und Optimierungschancen; Aufhebung der Trennung zwischen Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken, da diese nicht mehr zeitgemäß ist. Der Übergang zur elektronischen Publikation bietet einerseits die Chance einer wesentlichen Verbesserung und Beschleunigung der Information. Andererseits steht dadurch die Rolle aller Beteiligten im Informationsprozess auf dem Prüfstand. Weitere Themen sind: Entwicklung neuer Dienstleistungen der Bibliotheken; Entwicklung neuer Formen der Finanzierung und der Lizenzmodelle; systematische Fortbildung der Führungskräfte; Auswertung internationaler Best Practice. (siehe auch Bibliotheksplanung) Bibliothekar. Die Aufgaben von Bibliothekaren und Bibliothekarinnen betreffen die Verwaltung und das Management von Bibliotheken sowie die fachliche Erschließung der Bibliotheksbestände. Die Mitarbeiter des so genannten einfachen Dienstes haben keine bibliothekarische Fachausbildung; sie sind in den Magazinen (Hol- und Einstelldienst), zur Aufsicht, in der Post- und Packstelle u.a. eingesetzt. Bei der fachlichen Ausbildung wird zwischen Bibliothekaren an Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken unterschieden, wobei eine Einteilung in drei Ebenen vorgenommen wird: (1) Der frühere Bibliotheksassistent oder Assistent an Bibliotheken heißt heute „Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste" (FAMI); er ist Mitarbeiter im mittleren Bibliotheksdienst und erhält eine zwei- bis dreijährige praktische und theoretische Ausbildung, die ihn zur Mitarbeit in allen Abteilungen (-• Erwerbung, -»• Katalogisierung, Benutzung) befähigt. (2) Die Mitarbeiter des gehobenen Bibliotheksdienstes, mit Abitur oder Fachhochschulreife als Vorbildung, durchlaufen eine dreijährige Fachhochschulausbildung und erwerben den Titel Dipl.-Bibliothekar/in (FH); manchmal wird in einigen Ausbildungsstätten die Ausbildung zum Diplombibliothekar mit der zum Diplomdokumentar zusammengefasst. Die Diplom-Bibliothekare sind für anspruchsvollere Arbeiten in allen bibliothekarischen Bereichen, auch für die Leitung von Dienststellen und kleineren Bibliotheken einsetzbar. (3) Ein Wissenschaftlicher Bibliothekar im so genannten „Hö-

heren Dienst" besitzt einen Hochschulabschluss mit einer bibliothekarischen Zusatzausbildung (in Form eines zweijährigen Vorbereitungsdienstes als Bibliotheksreferendar an einer Ausbildungsbibliothek sowie an einer Bibliotheksschule). Die Aufgaben des höheren Dienstes betreffen zum Teil Verwaltung und organisatorische Aufgaben (Leitung der Bibliothek und ihrer Abteilungen), teils sind sie wissenschaftlicher Natur (Fachreferate für den Bestandsaufbau, Sacherschließung und fachliche Auskunft, Informationsvermittlung). Neben Mitarbeitern ohne bibliothekarische Ausbildung (dem einfachen Dienst entsprechend) gibt es in einigen Bundesländern die für bestimmte Aufgaben angelernten Büchereigehilfen. Dem gehobenen Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken entsprechen die Diplom-Bibliothekare an Öffentlichen Bibliotheken, für die eine dreijährige Fachhochschulausbildung erforderlich ist. Sie können in allen bibliothekarischen Bereichen tätig sein, auch als Büchereileiter und Lektoren. Eine eigene Ausbildung für den höheren Dienst an Öffentlichen Bibliotheken gibt es nur in einigen Bundesländern. Sonst besteht für Akademiker mit Universitätsabschluss die Möglichkeit für eine verkürzte diplombibliothekarische Ausbildung; sie, wie aber auch Diplom-Bibliothekare ohne Universitätsstudium, können leitende Stellen im Öffentlichen Bibliothekswesen (Bibliotheksdirektoren, Abteilungsleiter, Fachreferenten) übernehmen (siehe auch Dokumentär). Bibliotheken im Online-Zeitalter stellen den Bibliothekaren neue Aufgaben. Dazu zählen: Integration elektronischer Medien in den Bestandsaufbau, Aufbau lokaler Volltextspeicher, Aufbau lokaler Netze, externe Bereitstellung von Bibliotheksinformationen, Aufbau von Dokumentlieferdiensten, Erweiterung der lokalen Sacherschließung, Sicherstellung des Zugangs zu internationalen Netzen. Geschichte: Bis in die zweite Hälfte des 19. Jh. lag die Verwaltung von Bibliotheken in den Händen von Männern, die aus ihrer Tätigkeit entweder einen Beruf machten oder sie nur nebenberuflich, oft lediglich für eine befristete Zeit, ausübten. Die ersten Anfänge eines bibliothekarischen Berufsgefühls reichen in das 17. Jh. zurück, in dem sich bei Privatund Fürstenbibliotheken hauptamtliche Leiter fanden, deren Bibliothekariat aber nicht selten noch mit einem Nebenamt, wie dem des Historiographen, Prinzenerziehers u.a., verbunden war. Die berühmtesten Bibliothekare dieser Zeit sind Gabriel Nau-

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Bibliothekarischer Beruf de und Gottfried Wilhelm Leibniz. Naude, der 1627 seinen „Advis pour dresser une bibliotheque", ein für die Bibliotheksverwaltung bahnbrechendes Lehrbuch, veröffentlichte, schuf und leitete im Auftrag von Kardinal Mazarin in Paris die noch heute bestehende Bibliotheque Mazarine. Leibniz war seit 1676 Bibliothekar an der Bibliothek des Herzogs Johann Friedrich von Braunschweig in Herrenhausen, später in Hannover und seit 1690 außerdem nebenamtlich Bibliothekar an der Herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel. Bedeutsamer als seine praktischen Leistungen waren seine in Briefen, Denkschriften u.ä. niedergelegten ganz modern anmutenden theoretischen Gedanken, die an Naude anknüpften (Bibliotheken sind „Schatzkammern des menschlichen Geistes", deren Bestände durch Kataloge, liberale Ausleihe, lange Öffnungszeiten zugänglich zu machen sind; Forderung nach einem festen jährlichen Etat u.a.). Brachte das 18. Jh. zwar eine Reihe tüchtiger Bibliothekare hervor, so wurde das Bibliotheksamt doch oft als Sinekure an Schriftsteller, Dichter, Gelehrte vergeben, ohne von ihnen eine Gegenleistung zu erwarten. Bekannt ist der Ausspruch von Gotthold Ephraim -»• Lessing, der von 1770-1781 als Bibliothekar in Wolfenbüttel tätig war, dass er die Bibliothek zu nutzen gedenke, sich aber nicht von ihr nutzen lassen wolle. Im 19. Jh. nahm die Bedeutung des bibliothekarischen Berufes langsam zu. Neben Auch-Bibliothekaren wie Jacob Grimm und August Heinrich Hoffmann von Fallersleben traten jetzt Bibliothekare auf, die sich um die Organisation der Bibliotheken, um Handschriften (Johann Andreas -» Schmeller, Karl -» Halm), -» Inkunabeln (Ludwig Hain), -> Bibliographien (Friedrich Adolf Ebert, Julius Petzholdt) intensiv bemühten. Trotzdem wurden die Universitätsbibliotheken bis rund 1870 nur nebenamtlich von Professoren, den Professores bibliothecarii, geleitet, wenn auch einige unter ihnen einen ausgezeichneten Ruf hatten, wie z.B. der Staatsrechtslehrer Robert von -> Mohl in Tübingen oder der Bonner Philologe Friedrich Ritschi. Hatten zwar bedeutende Bibliothekare (Friedrich Adolf Ebert, Martin -> Schrettinger), aber auch Professoren auf die Notwendigkeit einer besonderen Vorbildung für den bibliothekarischen Beruf hingewiesen, so wird die hauptamtliche Leitung der Bibliotheken durch geschultes Bibliothekspersonal erst die Regel mit der Einrichtung von Ausbildung und Prüfling der Berufsanwärter. So gibt es in Frankreich seit 1879 Fachprüfun54

gen, in England seit 1885; in den Vereinigten Staaten hielt Melvil -> Dewey seit 1887 Lehrkurse ab und begründete 1889 in Albany eine erste Bibliotheksschule. In Deutschland ging Preußen voran mit einem Erlass vom 15.12.1893 als Grundlage für die Ausbildung zum wissenschaftlichen (höheren) Bibliotheksdienst; Bayern und Sachsen folgten. Im 20. Jh. wurde in Preußen der nicht akademisch gebildete sogenannte mittlere Bibliotheksdienst an Wissenschaftlichen Bibliotheken sowie der Dienst an Volksbibliotheken mit Erlass vom 10.8.1909 eingeführt, der die Grundlage für den gehobenen Dienst wurde und den Einzug der Frauen in die Bibliotheken begünstigte. Verlieh nach ihm die bestandene Prüfung die Berechtigung zum Dienst an beiden Bibliotheksarten, so wurde zufolge einer preußischen Bibliotheksordnung vom 24.10.1930 die Trennung zwischen dem gehobenen Dienst an Wissenschaftlichen Bibliotheken und an Volksbüchereien endgültig vollzogen. Seit den fünfziger Jahren führte in der Bundesrepublik Deutschland der Kulturfoderalismus der Länder zu immer neuen Ausbildungs- und Prüfungsordnungen auf Landesebene für die heute üblichen oben beschriebenen verschiedenen Bibliotheksdienste in Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken. Bibliothekarischer Beruf -»Bibliothekar Bibliothekarisches Vereins- und Kongresswesen -> Bibliothekarische Zusammenschlüsse; -> Bibliothekskongress Bibliothekarische Zusammenarbeit. Das Bibliothekswesen in Deutschland, verstanden als Zusammenwirken der Bibliotheken, wird nicht von einer Stelle zentral gelenkt, sondern ist weitgehend durch Dezentralisierung bestimmt. Der Grund hierfür liegt in der geschichtlichen Entwicklung und der föderalistischen Struktur unseres Staates. Andererseits kann heute keine Bibliothek mehr ganz auf sich gestellt ihre Aufgaben erfüllen. Eine enge Zusammenarbeit der Bibliotheken wurde durch staatliche Instanzen nur in geringem Maße gefördert. Dafür haben die bibliothekarischen Vereine und Verbände (-» Bibliothekarische Zusammenschlüsse) größere Aktivitäten entwickelt. Auf das wissenschaftliche Bibliothekswesen hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. (DFG) wesentlich eingewirkt (Sondersammelgebietsprogramm, Erwerbung, abgestimmte, -> Zentrale Fachbibliotheken u.a.). Zentrale Dienstlei-

Bibliothekarische Zusammenschlüsse stungen übernehmen die Deutsche Nationalbibliothek, die Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz und die Bayerische Staatsbibliothek, München, ferner die für diesen Zweck eingerichtete Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken (-• ekz.bibliotheksservice GmbH) und das (ehemalige) Deutsche Bibliotheksinstitut DBI in Berlin. An Plänen für das Zusammenwirken der Bibliotheken hat es auch nicht gefehlt (->· Bibliotheksplanung). Einzelne Felder der Zusammenarbeit sind u.a. Schaffung von Kataloginstruktionen (Regeln für die alphabetische Katalogisierung (-> RAK), Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK), Gemeinsame Körperschaftsdatei (GKD), Erstellung elektronischer Zeitschriftenverzeichnisse (u.a. -> Zeitschriftendatenbank ZDB), -» Verbundkatalogisierung, Leihverkehr. Ebenso wenig, wie sich Wissenschaft und Forschung nur als nationale Veranstaltungen verstehen können, können die ihnen zugeordneten Bibliotheken auf eine Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinaus verzichten. So spielt z.B. der internationale Leihverkehr für Wissenschaft und Forschung schon immer eine bedeutende Rolle. In den letzten Jahren haben die Bibliotheken in den europäischen Ländern ihre Kooperation ausgebaut. Bereits 1971 hat sich der Europarat mit der Ligue des Bibliotheques Europeennes de Recherche (LIBER) ein fachkundiges Beratungsorgan gewählt, in dem heute 250 der wichtigsten Forschungsbibliotheken, vor allem Universitäts- und Nationalbibliotheken sowie Spezialbibliotheken aus allen seinen Mitgliedsländern zusammenwirken. 1982 hat das Europaparlament eine Resolution zur Schaffung einer Europäischen Bibliothek gefasst. Wurde die ursprüngliche Konzeption einer Bibliotheksneugründung im Sinne einer baulichen Zusammenfassung der Nationalbibliotheken zwar bald als unrealisierbar aufgegeben, so hat die Resolution sehr konkret zu einem seit Mitte 1988 vorliegenden großen „Aktionsplan für die Bibliotheken in Europa" geführt, bei dessen Ausführung bis 1994 erhebliche Mittel in folgende Bereiche flössen: (1) Erfassung aller europäischen Nationalbibliographien und anderer wichtiger Kataloge auf Datenträger als wesentliche Voraussetzung einer Vernetzung der Bibliothekssysteme und des internationalen Zugangs zu den von ihnen bereitgestellten Daten; (2) Internationale Vernetzung einschließlich der für sie notwendigen Standardisierung der Kommunikations-Software. Solche Standards sind erforderlich, damit z.B. ein elektro-

nisch gespeicherter Katalog von allen Bibliotheken trotz unterschiedlicher Hardware gelesen werden kann; (3) Schaffung innovativer Bibliotheksdienste unter Einsatz neuer Technologien; (4) Entwicklung und Herstellung marktfähiger Produkte und Dienstleistungen für den spezifischen Bedarf der Bibliotheken, z.B. Verbesserung des Leihverkehrs mittels Telekommunikation bei Bestellung und elektronischer Dokumentenlieferung angesichts der Diskrepanz zwischen relativ schneller Ermittlung des Standortes und allzu langsamer Lieferung des bestellten Dokumentes; (5) Austausch von Kenntnissen und Erfahrungen zwischen den Bibliotheken und den jeweils national zuständigen Verwaltungen. Für die Mitarbeit zur Realisierung des Aktionsplanes hat sich für die Bundesrepublik mit ihren unterschiedlichen Zuständigkeiten auf kommunaler, Länder- und Bundesebene eine Arbeitsgruppe fur europäische Bibliotheksangelegenheiten gebildet, bestehend aus Vertretern der Kultusministerkonferenz, der Länder, des Bundesministeriums des Innern, des Bundesministeriums fur Forschung und Technologie, des Bundesministeriums für Wirtschaft, des Auswärtigen Amtes, der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie aus den durch sie benannten Experten des deutschen Bibliothekswesens. Bei dem folgenden EU-Programm von 1994-1998 wurden die Benutzerbedürfnisse, die Wirtschaftlichkeit sowie der Aspekt der Nachnutzung in den Vordergrund gestellt. Projekte mit deutscher Beteiligung waren z.B. der elektronische Datenaustausch zwischen Bibliotheken und Buchhandel sowie elektronischer Dokumentenaustausch. Bibliothekarische Zusammenschlüsse. Im Bibliothekswesen existieren eine Vielzahl von Organisationen und Institutionen. Der Dachverband heißt „Bibliothek & Information Deutschland (-• BID) Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheks- und Informationsverbände e.V." und entstand 2004 durch den Zusammenschluss der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände (- IFLA) mit Sitz in Den Haag. Dieser Verband hat die Aufgabe, die internationale bibliothekarische Zusammenarbeit zu fordern. Ein Beispiel dieser Bemühungen war die 1936 von der IFLA verabschiedete Ordnung für den internationalen Leihverkehr. Die IFLA ist zwar die umfassendste, aber nicht die einzige Organisation, an der deutsche Bibliotheken beteiligt sind. Zum Beispiel arbeiten wissenschaftliche Bibliotheken mit verwandten westeuropäischen Bibliotheken in der Ligue des Bibliotheques Europeennes de Recherche (LIBER) (gegr. 1971) zusammen. Die wichtigsten ausländischen Personalverbände sind die -> American Library Association (ALA, gegr. 1876, der älteste und mit 64 000 Mitgliedern weltweit größte Bi56

bliotheksverband), die englische Library Association (of the United Kingdom) (LA bzw. LAUK) (gegr. 1877), der -• Verband der Bibliotheken und der Bibliothekarinnen/Bibliothekare der Schweiz und der Österreichische Verein für Bibliothekswesen (gegr. 1896). Die bibliothekarischen Verbände veranstalten regelmäßig Tagungen (z.B. Deutscher Bibliothekartag bzw. Deutscher Bibliothekskongress), (siehe auch Bibliothekskongress, -> Bibliothekszeitschrift) Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel Zentrale Fachbibliotheken Bibliothek des Jahres. Die Auszeichnung zur „Bibliothek des Jahres" des -> Deutschen Bibliotheksverbandes und der ZEIT-Stiftung ist der einzige nationale Bibliothekspreis. Sie wird seit dem Jahr 2000 verliehen und ist mit 30 000 Euro dotiert. Beispielsweise erhielt im Jahr 2006 die Universitätsbibliothek der TU Cottbus im Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) diesen Preis. Die Bibliothek in Cottbus wurde ausgezeichnet, weil sie ein zukunftsweisendes, integriertes Konzept zur Informationsversorgung realisiert: mit dem architektonisch außergewöhnlichen, neuen Bibliotheksgebäude sind Bibliothek, Multimediazentrum, Rechenzentrum und Verwaltungsdatenverarbeitung unter einer gemeinsamen Leitung zu einer Einrichtung zusammengefasst. Bibliotheksabgabe, Bibliotheksgroschen, Bibliotheks- oder Ausleihtantieme ist die von der öffentlichen Hand an die Verwertungsgesellschaften (VG) der Urheber und Verleger zu leistende Vergütung für das Verleihen urheberrechtlich geschützter Werke. Schuldner sind die Träger der Bibliotheken (Bund, Länder, Gemeinden) und sonstige Körperschaften des öffentlichen Rechts, die jährlich an der Geldwertentwicklung angepasste Pauschbeträge an die Verwertungsgesellschaften zahlen. Die Bibliotheksabgabe ist in der Bundesrepublik Deutschland urheberrechtlich begründet und seit 1972 eingeführt. Seit 1980 sind von der Abgeltung der Vergütungsansprüche auch kirchliche Bibliotheken und Werkbibliotheken betroffen. Bibliotheksassistent -> Bibliothekar Bibliotheksbau

Bibliotheksgebäude

Bibliotheksbenutzung -> Benutzung

Bibliotheksgebäude Bibliothekseinband. Für die Bücher in Öffentlichen Bibliotheken sind besonders strapazierfähige Einbände notwendig. Deshalb sollten u.a. je nach Rückenhöhe entsprechend viele Bünde (meist 35) verwendet werden; bei allen Einbandarten mit Ausnahme der Steifbroschur ist die Verstärkung des ->· Vorsatzes mit einem Schirtingstreifen (Schirting = leichter Baumwollstoff), ferner der hohle Rücken mit Rückenverstärkung empfohlen. Öffentliche Büchereien beziehen ihre Bücher mit Bibliothekseinbänden vielfach von der Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken (-• ekz.bibliotheksservice GmbH). Bibliotheksformat format

Internationales Bibliotheks-

Bibliotheksforschung -> Bibliothekswissenschaft Bibliotheksführer enthalten die wichtigsten Angaben über eine Bibliothek, ihre Abteilungen, Bestände, -> Kataloge und Dienstleistungen. Bibliotheksgebäude. Bibliotheken lassen sich über 5000 Jahre zurückverfolgen. Allerdings ist, wenn in schriftlichen Zeugnissen die Rede von Bibliotheken ist, nicht immer das Bibliotheksgebäude oder der Raum gemeint, da „Bibliothek" sowohl eine Ansammlung von Schrifttum als auch den Aufbewahrungsort solcher Ansammlungen bedeutet. Bibliotheken beginnen nachweislich bei den babylonisch-assyrischen Tontafeln, fortgesetzt über die Papyrusrollen bis hin zu den römischen Pergamentcodices. Mit der Ausbreitung des Verfahrens der Papierherstellung in Europa und der Erfindung des Buchdrucks durch -> Gutenberg erhielt das Buch die uns bekannte Gestalt, die heute durch Mikroformen und elektronische Speicher (-> Neue Medien) ergänzt werden. Die Antike und ihre Bibliotheken: Aus dem Altertum haben wir sichere Kenntnis von einer babylonischen Tontafelbibliothek von Nippur aus dem 3. Jahrtausend v. Chr., von einer assyrischen Tontafelbibliothek aus Ninive aus dem 7. Jh. v. Chr. und schließlich von einer griechischen Bibliothek in Alexandria aus dem 3. Jh. v. Chr., die bereits einen Bestand von 700 000 Papyrusrollen hatte. Die antiken Bibliotheken befanden sich häufig in Verbindung mit einem Heiligtum und hatten meist einen Säulengang. Waren die griechischen Bibliotheken reine Gelehrtenbibliotheken, so wurden die römi-

schen Bibliotheken vom Kaiser dem Volk geschenkt und sollten architektonisch die Größe des Stifters ausdrücken. Es bahnte sich deshalb hier schon eine Entwicklung zum Bibliothekssaal an. Ein Charakteristikum der römischen Bibliothek war die Aufstellung von Regalen in Nischen, was im späten Mittelalter wieder aufgegriffen wurde. Das Mittelalter und die Pultbibliotheken: Da das Schrifttum des frühen Christentums von noch sehr bescheidenem Umfang und die neue Buchform des -> Codex raumsparend war, genügte im allgemeinen zur Aufbewahrung ein Schrank (-• Armarium). Die Bücherzahl vermehrte sich im Mittelalter aber bald, als die Mönche in den Klöstern die neuen Erkenntnisse in Theologie und Philosophie in (Hand-) Schriften niederlegten und zudem in Schreibstuben überliefertes Wissen von den Rollen auf die Codices übertragen wurde. Der Bücherzuwachs zwang dazu, mehrere Schränke und auch Kisten nebeneinander an die Wände des Kreuzgangs zu stellen, dessen Fensternischen den Mönchen als Leseplätze dienten. So wurde der Kreuzgang zu einem Bibliotheksund Lesesaal und griff damit das Vorbild der antiken Wandelhalle wieder auf. Mit der Gründung der ersten Universitäten im 13. Jh. wurden die Klosterbibliotheken vor die Aufgaben der Vermehrung, Bereitstellung und nun auch Sicherung des Buchbestandes gestellt. In Klöstern und Kirchen wurden Räume für Bibliothekszwecke umfunktioniert oder angebaut. Die Bibliotheksräume wurden kapellenartig gestaltet und nach dem Vorbild von Kirchenbänken mit meist quer in den Raum - mit Seitenlicht senkrecht zu einer oder gar (oft in England) zwei Längsseiten - stehenden Lesepulten ausgestattet, bestehend aus einer Sitzbank, einer Schrägablage zum Auflegen des Buches und einem Bord zur Ablage der nicht benutzten Bände. Die Pultbänke waren ein Charakteristikum der mittelalterlichen Bibliothek (Pultbibliothek). Zur Sicherung und Aufrechterhaltung der Ordnung waren die Bücher angekettet (Kettenbibliothek), was bis ins 18. Jh. hinein praktiziert wurde. Erhaltene Beispiele sind die Bibliothek in der Walpurgiskirche in Zutphen (Holland), die Malatestiana in Cesena (Italien) und die von -> Michelangelo erbaute -» Laurenziana in Florenz. Vielfach erfolgte eine Trennung der Buchbestände in eine (angekettete) Präsenz- und eine Ausleihabteilung. Das -> Pultsystem eroberte im 15. Jh. die Klosterbibliotheken und die anderen Biblio-

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Bibliotheksgebäude theksgattungen (Kollegien-, Universitätsbibliotheken). Durch ständige Vermehrung des Bücherbestandes wurden bald mehrere Regalreihen auf die Pulte gesetzt oder Doppelpulte gebaut und die Sitze von den Pulten getrennt (Vorstufe der heutigen Bücherregale). Durch Aufstellung der Sitzbänke vor die Fenster entstanden kleine Studiernischen, die man in England „stalls" nannte (Beispiele: Merton College in Oxford, Kathedralbibliothek in Hereford u.a.). Das Stall-System ähnelte schon stark den in den modernen Magazinen von Büchern umgebenen und abgeschirmten Leseplätzen (carrels). Diese Entwicklung verläuft aber nicht geradlinig, sondern dazwischen schiebt sich noch die ->· Saalbibliothek ein. Die Saalbibliotheken der Renaissance und des Barock: Das Entstehen der Saalbibliotheken erklärt sich nicht nur aus der Notwendigkeit, fur die wachsenden Büchermengen Aufstellungsmöglichkeiten zu schaffen, sondern vor allem aus dem Repräsentationsbedürfnis der regierenden prunkliebenden Fürsten, verbunden mit dem weiten Raumgefühl des Barock. Es entstanden große und hohe Säle, an deren Wänden, teilweise unter Einbau von Galerien, die Bücher in Regalen oder Schränken aufgestellt wurden (Wandsystem), während die Mitte des Saals reichlich Raum zum Präsentieren von Atlanten, Globen, Schaukästen und dgl. und zum Aufstellen eines großen Arbeitstisches für mehrere Leser bot. Die Bibliotheksräume bildeten nicht nur architektonisch vom Boden bis zur Decke, sondern auch bibliothekarisch eine Einheit, in der alle Funktionen (Aufbewahren der Bücher, Verwalten und Lesen) vereint waren. Die Wandlung zur Saalbibliothek zeigten schon die Laurenziana in Florenz und die Bibliothek des Trinity College in Cambridge. Als erste eigentliche Saalbibliothek gilt die 1567 gebaute Bibliothek des Escorial bei Madrid, die Vorbild für die -» Biblioteca Vaticana in Rom wurde; ein grandioses Beispiel ist die Wiener Hofbibliothek, die heutige -* Österreichische Nationalbibliothek. Die meisten Bibliotheken dieser Zeit waren keine selbständigen Gebäude (Ausnahme: Wiener Hofbibliothek, die 1706 erbaute -» Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel), sondern in andere Gebäude integriert (z.B. Ottobeuren, Wiblingen, Schussenried). Die dreigegliederte Gebrauchsbibliothek im 19. Jh.: Im 19. Jh. wurde durch die Steigerung der Buchproduktion der Bücherzuwachs in den Bibliotheken ein Massenproblem. Ca. 100 Jahre lang sah man die 58

Lösung in der Trennung der Bibliotheksfunktionen und damit der Gliederung des Bibliotheksgebäudes in Räume für das Aufbewahren der Bücher ( - • Magazine), solche für das Lesen, die Ausleihe und die Benutzerkataloge (Benutzerräume) und weitere für das Bearbeiten (Erwerbung, Erschließung u.a.) (Verwaltungsräume). Das Charakteristische war die Trennung der Benutzerräume von den Bücherräumen ( - • Magazinsystem). Trotzdem stand zu Beginn dieser Entwicklung der -» Lesesaal, überkommen von den Schaulesesälen der Barockbibliotheken, noch im Mittelpunkt: Die Kuppellesesäle wurden Ausdruck der Repräsentanz des neuen Bauherrn: des Staates (Beispiele: ->· Britisches Museum, London, -» Bibliotheque Nationale, Paris, -> Library of Congress, Washington, D.C., Königliche Bibliothek, Berlin). Außer dem im 19. Jh. einsetzenden Wandel in der Anlage der Bibliotheken (Magazinsystem) wurden neue Baumaterialien wie Eisen, Beton, Glas verwendet. Es entsteht die nicht auf Schmuck, sondern Zweckmäßigkeit ausgerichtete Gebrauchsbibliothek (Beispiele: -» Bibliotheque Sainte-Genevieve, Bibliotheque Nationale, Paris). Das Magazin, Kern der Bibliothek, besteht im Innern aus einer in mehrere (im allgemeinen 2,25 m hohe) Geschosse eingeteilten (feuersicheren) Stahlkonstruktion mit durchlaufenden senkrechten Stützen. In die Zahnleisten dieser Stützen werden die stählernen Stellböden für die Bücher eingehängt und bilden quer zu den Längswänden stehende Doppelregale mit möglichst schmalen Zwischengängen (ca. 1,30 m). Auch werden Magazine in Stahlbeton mit festen Zwischendecken und festen Stahlregalen ausgeführt. Die Fassungskraft des Magazins lässt sich durch Compactus-Anlagen (aufSchienen laufende -+ Bücherregale ohne Zwischengänge) erhöhen. Zu Beginn der modernen Entwicklung tritt das Magazin nach außen noch nicht in Erscheinung, wird aber später gleichberechtigt neben den anderen Funktionsbereichen zum charakteristischen Teil des Bibliotheksgebäudes (z.B. Turmmagazin). Durch Aufzüge, Förderbänder, Rutschen, Sprechanlagen und Rohrpost wird der Verkehr zwischen Magazin und Benutzungsräumen erleichtert. Die moderne Bibliothek: Die jüngste bauliche Entwicklung ist durch eine Abkehr von der klassischen Dreiteilung charakterisiert: Die Grenze zwischen Lesern und Büchermagazinen wird durchlässig. Den Lesesälen werden zwecks größtmöglichen Angebotes frei zugänglicher Bücher Teile des Magazinbe-

Bibliotheksgeschichte standes als Freihandzone zugeordnet. Für ältere und weniger benutzte Literatur bleibt das Büchermagazin aber nach wie vor ein geschlossener Baukörper. Diese von Amerika ausgehenden Gedanken erhielten in Deutschland seit den 1960er Jahren ihren sichtbaren Ausdruck. Zudem wird das Gebäude nach dem Raster- bzw. Modularsystem, einer Summe von gleich großen Raumeinheiten konstruiert; in den zunächst innenwandlosen Geschossflächen sind nur die tragenden Stützen feststehende Bauelemente; durch leichte Zwischenwände werden die Geschossflächen beliebig und veränderlich unterteilt. Durch diese Bauweise sollen Räume und Raumgruppen flexibel verwendet werden können. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Bibliothek vom Einheitssaal zu einer hochtechnisierten Einrichtung mit zahlreichen Raumfolgen und Stockwerken entwickelt. Der immer stärkere Einzug der Informationstechnik in die Bibliotheken wurde früher oft unterschätzt. Heute sind Arbeitsplätze ohne PC nicht mehr denkbar, auch die traditionellen Leseplätze entwickeln sich immer mehr zu Multimediaplätzen. Hauptproblem in baulicher Hinsicht ist die Gestaltung der technischen Komponenten, insbesondere der Kabelnetze. (siehe auch Bibliotheksgeschichte) Bibliotheksgebühren -»Gebühren Bibliotheksgeschichte. Obwohl das alte Kulturland Ägypten für das Buchwesen durch die Hieroglyphenschrift, die Fabrikation des -> Papyrus als -> Beschreibstoff und die Ausbildung der Buchrolle eine große Bedeutung hat, sind in ihm keine eigentlichen -> Bibliotheken, sondern nur Archive und kleine Sammlungen kultischer Schriften in den Tempeln nachweisbar. Die älteste bekannt gewordene Bibliothek ist die Tontafelsammlung des assyrischen Königs Assurbanipal (668-etwa 627 v. Chr.) in Ninive. Diese bedeutende Sammlung assyrisch-babylonischer Literaturdenkmäler befindet sich heute zum größten Teil im -> Britischen Museum, London. Die beiden von Ptolemaios I. Soter (um 367-283 v. Chr.) und Ptolemaios II. Philadelphos (308-246 v. Chr.) gegründeten Bibliotheken in Alexandria, die große in dem Museion, der alexandrinischen Gelehrtenschule, mit etwa 700 000 Buchrollen, die 47 v. Chr. im Krieg mit Caesar verbrannte, und die kleinere Bibliothek im Serapistempel mit über 40 000 Buchrollen, welche 391 n. Chr. bei Umwandlung des Tempels in ein christliches Gotteshaus zugrunde ging, waren ftir die Ausbreitung des griechischen Geistes

und die Entwicklung der antiken Wissenschaft entscheidend. Auch für Pergamon und Ephesus sind hellenistische Bibliotheken bezeugt. Die ältesten römischen Bibliotheken waren private Büchersammlungen der siegreichen Feldherren und der vornehmen Römer. Die erste öffentliche Bibliothek in Rom gründete 39 v. Chr. der römische Staatsmann Gaius Asinius Pollio (76 v. Chr.-5 n. Chr.). Die antiken Bibliotheken standen oft mit einem Tempel oder einer Forschungs- oder Ausbildungsstätte in räumlicher Verbindung. Die bibliothekarische Tradition des Altertums wurde von der 356 n. Chr. gegründeten kaiserlichen Bibliothek in Konstantinopel bis 1453 (Eroberung von Byzanz durch die Türken) fortgeführt. Die bedeutendste frühchristliche Kirchenbibliothek war die der Päpste in Rom im Lateranpalast. Im Mittelalter bildeten sich als zwei neue Bibliotheksgattungen die Klosterbibliotheken und die Kollegienbibliotheken heraus, wobei bis zum späten Mittelalter die Klosterbibliothek vorherrschend blieb. Die erste abendländische Klosterbibliothek gründete Flavius Magnus Aurelius Cassiodor(us) (um 487-583), Staatsmann des Ostgotenkönigs Theoderichs des Großen, 540 in Vivarium (Unteritalien). Im Zuge der irisch-angelsächsischen Mission entstanden bedeutende Klosterbibliotheken, so 613 in St. Gallen, 614 in Bobbio (Oberitalien), 660 in Corbis (Nordfrankreich), 744 in Fulda. Die mittelalterlichen Klosterbibliotheken hatten nur einen bescheidenen Umfang: ein Kloster besaß lediglich einige hundert, höchstens tausend Bände (-> Handschriften) - die Vermehrung geschah in erster Linie durch Abschriften, die in Schränken aufbewahrt oder auf Pulten ausgelegt waren (Pultbibliotheken). Die spätmittelalterlichen Kollegienbibliotheken (Kollegien = Häuser, in denen Professoren und Studenten wohnten, z.B. seit 1257 am College de Sorbonne in Paris und am Collegium Carolinum der 1348 gegründeten Universität Prag) waren Vorstufen der späteren Universitätsbibliotheken. Sie waren im Unterschied zu den Klosterbibliotheken durch den Wissenschaftsbetrieb bedingt, weshalb die Bücher auf Pulten liegend, später (aus Raumnot) stehend angekettet untergebracht waren. Eine zentrale Universitätsbibliothek entstand früh an der 1386 gegründeten Universität Heidelberg. Die antike Idee von der Bibliothek als öffentlicher, universalwissenschaftlicher Studienbibliothek wurde in der Renaissance neu belebt. Im 14. Jh. entstanden in Italien die humanistischen

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Bibliotheksgeschichte Bibliotheken, zunächst ->• Privatbibliotheken berühmter Büchersammler, wie z.B. von Francesco - • Petrarca (1304-1374) und Giovanni Boccaccio (1313-1375), aus denen sich unter fürstlicher Protektion die öffentlichen Bibliotheken entwickelten: 1441 die Marciana Florenz und als deren Nachfolgerin 1571 die Laurenziana. Die bedeutendste unter den Renaissancebibliotheken wurde die päpstliche Bibliothek (-> Biblioteca Vaticana) in Rom. In Deutschland wurden ab dem 16. Jh. die landesfurstlichen Bibliotheken die fuhrenden öffentlichen Bibliotheken: die Kurfürstlich Pfalzische Bibliothek in Heidelberg, auch -»· Palatina genannt, durch den Kurfürst Ottheinrich (gest. 1559), der die Hausbibliothek der Kurfürsten mit den älteren Sammlungen der Universität vereinigte, die Herzogliche Bibliothek in München (errichtet 1558, die heutige - • Bayerische Staatsbibliothek) und die Hofbibliothek in Wien (gegr. 1526). Die bedeutendste Bibliothek des 17. Jh. war die neue Wolfenbütteler Bibliothek, die sogenannte Augusta, gegründet 1604 als Privatbibliothek des gelehrten Herzogs August des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel (gest. 1666). Aus den großen -»• Hofbibliotheken des 17. und 18. Jh. entwickelten sich im 19. Jh. die National-, Staatsund Landesbibliotheken. Die frühesten Gründungen von Stadtbibliotheken fallen noch in das ausgehende Mittelalter, wo es vereinzelt kleine Ratsbibliotheken (so in Nürnberg und Regensburg) gab. Die wichtigsten Rats- und Stadtbibliotheken nahmen ihren Ausgang in der Reformationszeit (Hamburg 1529, Straßburg 1531, Augsburg 1532, Lübeck 1616 u.a.). Drei ausländische Bibliotheken des 17. Jh. waren epochemachend: die -> Ambrosiana in Mailand (seit 1602), die Angelica in Rom (seit 1614) und die -> Bodleiana in Oxford (seit 1602), die erste öffentliche Bibliothek in England. An die Stelle der Pultbibliothek trat die -» Saalbibliothek, an deren Wänden, zum Teil unter Einbau von Galerien, die Bücher aufgestellt wurden. Ihr Entstehen erklärt sich nicht nur aus der Notwendigkeit, für die wachsenden Büchermengen Aufstellungsmöglichkeiten zu schaffen, sondern vor allem aus dem Repräsentationsbedürfnis der prunkliebenden absoluten Herrscher. Bei den Universitäten setzte sich die Idee einer zentralen Universitätsbibliothek nur langsam durch. Richtungsweisend für die wissenschaftlichen Bibliotheken des 19. Jh. war die 1735/36 gegründe-

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te -> Universitätsbibliothek Göttingen, welche als erste neuzeitlich organisierte wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek anzusprechen ist. Durch die Französische Revolution und die Säkularisation gingen die geistlichen Bibliotheken in staatlichen Besitz über. Im Laufe des 19. Jh. wandelten sich Charakter und Funktion der Bibliotheken, bedingt durch die Industrialisierung der Buchproduktion, die Anforderungen der modernen Industriegesellschaft und die Verwissenschaftlichung des gesamten Lebens. Das führte zu einer starken Zunahme der Bibliotheken, ihrer generellen öffentlichen Zugänglichkeit und fortschreitenden Spezialisierung. Als neue Bibliotheksgattungen traten die Volksbüchereien (heute: ->• Öffentliche Bibliotheken) für Allgemeinbildung und Unterhaltung und die Fachbibliotheken auf. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jh. gewannen die -> Nationalbibliotheken an Wirksamkeit, so in Frankreich die -> Bibliotheque Nationale oder in England die Bibliothek des Britischen Museums. Die Gründung des Deutschen Reiches 1871 hatte nicht zur Einrichtung einer eigentlichen Nationalbibliothek geführt. Deshalb versuchte Preußen das Fehlen einer Reichsbibliothek dadurch zu kompensieren, dass es die Königliche Bibliothek in Berlin ausbaute und ihr die Wahrnehmung zentraler Aufgaben übertrug. Überhaupt wurden die um die Jahrhundertwende in Preußen durchgeführten Reformen (um die sich der Ministerialdirektor im Preußischen Kultusministerium Friedrich - Deutsche Bibliothekskonferenz (Vorgänger der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V. -> BID) die Initiative und erarbeitete einen Strukturplan, den „Bibliotheksplan 73", mit dem erstmals ein umfassendes Bibliotheksnetz für die Bundesrepublik Deutschland entworfen werden sollte. Die aktuelle Grundlage bibliothekarischer Zusammenarbeit bildet heute das von der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V. (BID) präsentierte Positionspapier „Bibliotheken 93". Darin wird gefordert, dass übergreifende Aufgaben von zentralen Einrichtungen oder im Verbund, also durch Zusammenarbeit, gelöst werden sollen. Bei der Kooperation setzt auch das Projekt ->· „Bibliothek 2007" an, das sich die Frage stellt, wie die Bibliotheken in Deutschland gemeinsam zu einer optimalen Infrastruktur für Bildung und Kultur beitragen können. Der Bibliotheksplan 1973 hat die traditionelle Einteilung in Öffentliche Bibliotheken und Wissenschaftliche Bibliotheken aufgegeben und stattdessen zwischen „allgemeinem" und „institutsbezogenem" Bibliothekswesen unterschieden. Die allgemeinen Bibliotheken sind nach lokalen, regionalen und überregionalen Funktionen in vier Stufen gegliedert: (1) Gemeinde-, Stadt- oder Stadtteilbüchereien; (2) Zentralbibliotheken von städtischen oder ländlichen Bibliothekssystemen; (3) Landesbibliotheken [Regionalbibliotheken], u.U. auch Universitätsbibliotheken; (4) von überregionaler Bedeutung die Deutsche Bibliothek in Frankfurt/M., die Staatsbibliotheken in Berlin und München und die überregionalen Schwerpunktbibliotheken. Von den im engen Verbund zueinander stehenden Bibliotheken der ersten bis vierten Stufe sollen die der höheren Ebene zur Ergänzung der Leistungen der unteren Stufe eintreten. Die institutsbezogenen Bibliotheken dienen in erster Linie der Literaturversorgung derjenigen Institution, der sie angehören (Bibliotheken in den Schulen, Hochschulen und die an behördliche, wissenschaftliche, industrielle, kirchliche und sonstige Einrichtungen gebundenen Spezialbibliotheken). In wichtigen Punkten wird der Bibliotheksplan ergänzt durch das Förderprogramm Überregionale Literaturversorgung der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit der Bereitstellung eines umfassenden Angebots hochspezialisierter Literaturbestände und digitaler Informationsquellen für die wissenschaft-

Bibliotheksschule liehe Forschung in Deutschland. Ziel ist die Abdekkung des Spitzenbedarfs der wissenschaftlichen Informationsversorgung, der über die Versorgungsaufgaben der einzelnen Hochschulbibliotheken hinausreicht. Das System wird getragen von einer Reihe wissenschaftlicher Universalbibliotheken, die DFGSondersammelgebiete betreuen, sowie ausgewählten Spezialbibliotheken. Für die angewandten Fächer bilden die drei Zentralen Fachbibliotheken für Angewandte Naturwissenschaften und Technik, Wirtschaft und Medizin eine dritte Säule des Systems. Die Literatur- und Informationsbestände stehen allen Wissenschaftlern in Deutschland uneingeschränkt zur Verfügung. Internetbasierte Dienstleistungen zur bibliographischen Recherche, Fernleihbestellung, Dokumentlieferung und den direkten online-Zugang zu den Beständen - soweit sie digital vorliegen - bauen die teilnehmenden Bibliotheken im Rahmen von Virtuellen Fachbibliotheken auf. Bibliothekspreis

Bibliothek des Jahres

Bibliotheksrabatt. In Deutschland gilt das Prinzip des festen vom Verleger bestimmten Ladenpreises. Die meisten Verleger gestatten jedoch den Sortimentern, auf ihre Verlagsprodukte (ausgenommen Zeitschriften und Loseblattausgaben) einen Rabatt von 5 Prozent Wissenschaftlichen Bibliotheken zu gewähren, die jedem wissenschaftlich Arbeitenden zugänglich sind. Die Bedingung, dass sie einen bestimmten jährlichen Mindestvermehrungsetat aufweisen müssen, gilt seit 2002 nicht mehr. Öffentliche Bibliotheken erhalten einen Rabatt von 10 Prozent des Ladenpreises. Getragen werden diese Rabatte von den Sortimentern. Bibliotheksräume

Bibliotheksgebäude

Bibliotheksrecht. Die meisten Bibliotheken, ->· Archive und Dokumentationseinrichtungen der öffentlichen Hand werden in der Rechtsform der nachgeordneten Einrichtung, d.h. einer unselbständigen Anstalt des öffentlichen Rechts gefuhrt. Sie besitzen keine eigene Rechtsperson und können demnach nicht selber Rechtsgeschäfte vornehmen. Ihr Handeln ist stets Handeln im Auftrag der Körperschaft (Kommunen, Stadt, Land, Bund, Hochschulen und Universitäten), der rechtsfähigen Anstalt oder Stiftung, der sie angehören. Eine Vielzahl von Bibliotheken wurde in den letzten Jahren in eigene Rechtsformen überführt. Besonders im öffentlichen Biblio-

thekswesen der Kommunen wurde die Rechtsform des Eigenbetriebes favorisiert. In der Bundesrepublik Deutschland ist für die Bibliotheken und die Informations- und Dokumentationsstellen von den Grundrechten des Grundgesetzes der das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf freie Information ansprechende Artikel 5 von hauptsächlicher Bedeutung: Abs. 1: Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die ->• Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt. Abs. 2: Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und dem Recht der persönlichen Ehre. Abs. 3: Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung. Demgemäß müssen Bibliotheken und Informations- und Dokumentationsstellen alle verfugbaren Materialien, auch Manuskripte, in Datenbanken gespeicherte Daten (mit Ausnahme von internen Verwaltungsdaten, Behördenakten und dgl.), unter Berücksichtigung von Abs. 2 (siehe auch Schundliteratur), also unter den heute veränderten technischen Bedingungen gedruckte und ungedruckte Informationen zugänglich machen. Das Zensurverbot berührt die Bibliotheken nur mittelbar; es enthält ein Verbot für den Staat, die Entstehung staats- und jugendgefährdender Schriften zu unterbinden. Rechtsfragen im Bibliothekswesen können ferner auftreten bei der -» Benutzung, wobei je nach Organisation der Bibliothek das Privatrecht oder das öffentliche Recht zur Anwendung kommt (-• Benutzungsordnung), in der -> Erwerbung von Büchern, die verschiedene Rechtsgründe haben kann: Pflichtexemplare = öffentliches Recht, Kauf, Tausch, Schenkungen = Privatrecht. Schließlich sind von Bedeutung das Urheberrecht (siehe auch -> Fotokopien) und für die Bediensteten der Bibliotheken das Personalrecht. Bibliotheksschule. In einzelnen Bundesländern (Bayern, Hessen, Thüringen u.a.) bieten die Bibliotheksschulen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für das Fachpersonal der verschiedenen bibliothekarischen Dienste an (-• Bibliothekar, Biblio63

Bibliothekssigel theksreferendar, Wissenschaftlicher Bibliothekar), während in anderen Bundesländern diese Funktion vor allem von Fachhochschulen wahrgenommen wird. Bibliothekssigel

Sigel

Bibliotheksstatistik. Jede -> Öffentliche Bibliothek muss ein Interesse daran haben, feststellen zu können, wie sich ihr Betrieb entwickelt und in welchem Ausmaß sie ihre Aufgaben erfüllt, um ggf. notwendige Änderungen ihrer Erwerbungspolitik, Kataloge, Benutzungseinrichtungen u.a. vorzunehmen. Zu diesem Zweck werden in den Bibliotheken Statistiken gefuhrt. In Deutschland war es das Verdienst des Vereins Deutscher Bibliothekare e.V. (-• VDB), 1901 die Grundsätze für eine einheitliche deutsche Bibliotheksstatistik aufgestellt zu haben, zu der Paul Schwenke in seinem Adressbuch der deutschen Bibliotheken (1893) den Grundstein legte; auch Georg -• Leyh hat immer wieder auf den Wert der Bibliotheksstatistik hingewiesen. Erscheinen die wichtigsten Betriebszahlen der bundesdeutschen wissenschaftlichen Bibliotheken jährlich in der „Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS)", so führen die Öffentlichen Bibliotheken vereinfachtere Statistiken. Statistische Erhebungen im Benutzungsbereich lassen sich zur -»• Benutzungsforschung ausbauen. Die Deutsche Bibliotheksstatistik (DBS) ist die einzige alle Bibliothekssparten umfassende und auf einheitlichen Definitionen basierende nationale Statistik. Die DBS ermöglicht die Darstellung des deutschen Bibliothekswesens in seiner Gesamtheit und findet daher auch für internationale Zwecke Verwendung, ihr Inhalt ist nach der Norm EN ISO 2789 für internationale Bibliotheksstatistiken festgelegt. Bibliotheksstempel. Die Bibliotheken haben ihre Bestände durch einen Eigentumsvermerk zu kennzeichnen und sie damit vor Entwendung zu schützen. Die älteste Form der Sicherung des Besitzes ist die handschriftliche Eintragung des Namens des Besitzers, teils auf der Innenseite des Einbanddekkels, teils auf dem Titelblatt, auch auf dem Vorderschnitt der Bände. Seit dem 15. Jh. wurden zur Kennzeichnung des Besitzes das -» Exlibris und das Supralibros verwendet (siehe auch Provenienzexemplar). Heute wird im Buch der Bibliotheksstempel (Besitzstempel) angebracht, und zwar aus ästhetischen Gründen auf der Rückseite des Titelblattes 64

und vielfach außerdem, meist in kleinerer Form, auf dem unteren Rand einer bestimmten, immer gleichbleibenden Seite im Innern des Buches, manchmal noch am Ende der letzten Textseite. Wird ein Buch aus dem Bestand einer Bibliothek ausgeschieden, so ist dieser Bibliotheksstempel durch einen Ausgabeoder Ungültigkeitsstempel mit dem Datum der Ausscheidung zu entwerten, (siehe auch ->· Bestandssicherung) Bibliothekssystem. (1) Die -• Öffentlichen Bibliotheken in Deutschland bilden meistens Bibliothekssysteme mit einer Zentralbibliothek (Zentralbücherei, Hauptbücherei) und mehreren Zweigbibliotheken (Zweigbüchereien, Stadtteilbüchereien). Dabei übernimmt die Zentralbibliothek die Erwerbung, Inventarisierung und -> Katalogisierung der Bücher sowie die sonstige Buchbearbeitung, während die Zweigbibliotheken nur für die mit der Benutzung der Bücher zusammenhängenden Arbeiten zuständig sind. Ebenso wie großstädtische Bibliothekssysteme gibt es ländliche oder regionale Bibliothekssysteme, deren Vorteil ebenfalls darin liegt, dass Buchbeschaffung, Inventarisierung, Katalogisierung und sonstige Buchbearbeitung zentral (z.B. in einer Kreisbibliothek) vorgenommen werden und die ausleihfertigen Bücher in die Gemeindebibliotheken gelangen. (2) Mit den Universitätsneugründungen der 1960er Jahre wurde in der Bundesrepublik Deutschland das Bibliothekswesen der Universität als Einheit organisiert (-• Universitäts- und Hochschulbibliothek). Sie besteht aus einer Zentralbibliothek bzw. einer Bibliothekszentrale und mehreren fachlichen Teilbibliotheken oder Bereichsbibliotheken (Fachbereichsbibliotheken). Während in diesem unter der Leitung eines Bibliotheksdirektors stehenden integrierten, einheitlichen oder einschichtigen universitären Bibliothekssystem die Buchauswahl durch die Wissenschaftler und die Bibliothekare der Teilbibliotheken, auch durch die Zentralbibliothek erfolgt, werden Buchbeschaffung, Inventarisierung, Katalogisierung und die sonstige Buchbearbeitung von der Zentralbibliothek bzw. der Bibliothekszentrale durchgeführt. Aufstellung und Benutzung der Bücher geschehen nahezu vollständig in den Bereichsbibliotheken, sofern (für die genannten zentralen bibliothekarischen Arbeiten) nur eine Bibliothekszentrale als Informations-, Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum vorhanden ist; der Buchbestand ist

Bibliothekszeitschrift dann überwiegend ausleihbar. Gibt es eine Zentralbibliothek (mit eigenem Lesesaal, Informationsbestand, -• Lehrbuchsammlung, -> Magazin u.a.), so können ihre -· Bibliothekarische Zusammenschlüsse Bibliotheksverwaltungslehre ist die Lehre von der Einrichtung (Gebäude, Bibliothekspersonal und Organisation, Bibliotheksorganisation [-gliederung]) einer Bibliothek, (siehe auch -> Bibliothekswissenschaft) Bibliothekswissenschaft. Das Wort Bibliothekswissenschaft ist erstmalig von dem Bibliothekar Martin Schrettinger in seinem „Versuch eines vollständigen Lehrbuches der Bibliothek-Wissenschaft" (1808-1829) gebraucht worden, ohne dass er sich der Anfechtbarkeit dieser Bezeichnung bewusst gewesen wäre, unter der er auch nur die zur Einrichtung und Verwaltung (Organisation) einer -»• Bibliothek erforderlichen praktischen und theoretischen Kenntnisse (d.i. -> Bibliotheksverwaltungslehre) subsumiert wissen wollte. Doch wird der Terminus Bibliothekswissenschaft im 19. Jh. zunächst auch von anderen mit aller Selbstverständlichkeit verwendet, z.B. in den beiden erstmals 1840 erscheinenden Bibliothekszeitschriften „Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur" und „Anzeiger für Literatur der Bibliothekswissenschaft". Doch wenige Jahrzehnte später setzt die Kritik an der Verwendung des Wortes Wissenschaft ein, und so nennt sich das 1884 begründete Fachorgan der deutschen Bibliothekare auch nur „Zentralblatt für Bibliothekswesen" und der 1886 in Göttingen eingerichtete erste bibliothekarische Lehrstuhl Professur für „Bibliothekshilfswissenschaften". Die Schrettingersche Bezeichnung kam dann im 20. Jh., wenn auch nicht ohne Widerspruch, wieder zu Ehren, z.B. in dem von dem Bibliothekar Fritz Milkau begründeten „Handbuch

der Bibliothekswissenschaft", 1931-1942. Werden in ihm Buchkunde, -»Bibliographie, Bibliotheksgeschichte und Bibliotheksverwaltungslehre zusammengestellt, d.h. alle Kenntnisse, die ein wissenschaftlicher Bibliothekar an einer wissenschaftlichen Bibliothek haben muss, so entspricht das dem Faktum, dass die seit Beginn des 19. Jh. betriebene bibliothekswissenschaftliche Forschung sich in der zweiten Hälfte des 19. Jh. auf alle in das Buchwesen fallenden Forschungszweige (Schrift, Typenkunde, Buchillustration, Einband) ausgedehnt hat und im 20. Jh. Bibliotheksverwaltung (insbesondere -> Katalogisierung und Bibliographie) sowie Bibliotheksgeschichte Hauptgebiete der Bibliothekswissenschaft wurden. In neuerer Zeit sind auch betriebswirtschaftliche und soziale, pädagogische Aspekte (-• Benutzungsforschung) des Bibliothekswesens Gegenstand der Bibliothekswissenschaft geworden, die zudem Fragen der Leseforschung und Informationsvermittlung behandelt. Während die Bibliothekswissenschaft als „Library and Information Science" beispielsweise in den USA anerkannte Universitätsdisziplin ist, konnte sie sich in Deutschland nie richtig etablieren. Neben der Ausbildung und Weiterbildung an Fachhochschulen, bei denen der Schwerpunkt mehr auf der Praxis liegt, existiert das Fach nur am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität Berlin. Bayern bietet mit seinem Ausbildungsgang an der Bayerischen Staatsbibliothek einen eigenständigen Ausbildungsweg an. (siehe auch Buchwissenschaft) Bibliothekszeitschrift. Die erste deutsche bibliothekarische Fachzeitschrift dürfte das von dem Leipziger Stadtbibliothekar Emil Wilhelm Robert Naumann herausgegebene „Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur" (1840-1870) sein, das in bibliographischer Hinsicht durch Julius -> Petzholdts „Anzeiger für Literatur der Bibliothekswissenschaft" (1840-1886) (mit leicht wechselnden Titeln) ergänzt wurde. Es folgten 1884 das „Zentralblatt für Bibliothekswesen" und im Ausland 1876 das „Library Journal" (USA), 1891 die „Revue des bibliotheques" (Frankreich), 1899 „The Library Association Record" (England). Die wichtigsten Zeitschriften, herausgegeben von bibliothekarischen Institutionen in Deutschland: Der „Bibliotheksdienst" ist eine bibliothekarische Fachzeitschrift und das Organ der Vereinigung Bi65

Bibliothekszentrale bliothek & Information Deutschland (-• BID). Er wird seit 1967 herausgegeben und erscheint monatlich. Für Bibliothekare im deutschsprachigen Raum wichtig ist der Bibliotheksdienst nicht zuletzt wegen seines umfangreichen Stellenanzeigenteils und den kurzen Meldungen. Die „Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie (ZfBB)" ist eine bibliothekarische Fachzeitschrift und das Organ des wissenschaftlichen Bibliothekswesens. Sie enthält Mitteilungen des Vereins Deutscher Bibliothekare und des Vereins der Diplombibliothekare an Wissenschaftlichen Bibliotheken. Sie wird vom Verlag Vittorio Klostermarm herausgegeben. Der erste Jahrgang erschien 1954 - als traditionsreiche Vorgängerzeitschrift ist das „Zentralblatt für Bibliothekswesen" zu nennen (ursprünglich: „Centralblatt"). Zu den Inhalten zählen unter anderem die Rezensionen digitaler Medien, die im Volltext online verfügbar sind, Berichte zum Bibliotheksrecht und Personalia. „Buch und Bibliothek (BuB)" (früher: Bücherei und Bildung). Fachzeitschrift des BIB. Berufsverband Information Bibliothek e. V. „ABI Technik" ist eine deutschsprachige bibliothekarische Fachzeitschrift mit dem Schwerpunkt Automation, Bau und Technik im BID-Bereich. Sie wurde 1981 gegründet und wird im Verlag Neuer Merkur herausgegeben. Die Beiträge der Fachzeitschrift bestehen aus wissenschaftlichen Aufsätzen, Mitteilungen und Rezensionen und stammen von Fachleuten auf dem Gebiet der Bibliothekswissenschaft und der Archivkunde. Sie behandelt beispielsweise Fragen der Bestandserhaltung, den Bibliotheksbau und den Einsatz von modernen Informationssystemen. Die bibliothekarische Fachzeitschrift „Bibliotheksforum Bayern" wurde 1973 gegründet. Sie wird seit 1999 von der Bayerischen Staatsbibliothek herausgegeben und erscheint im Verlag K. G Saur. „Medizin - Bibliothek - Information" ist eine bibliothekarische Fachzeitschrift und das Organ der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen. Die Zeitschrift ist die einzige medizinbibliothekarische Zeitschrift im deutschsprachigen Raum. Bibliothekszentrale

Bibliothekssystem

Bibliotheque Mazarine 66

Mazarine

Bibliotheque Nationale, Paris. Die Bibliotheque Nationale in Paris ist die französische Nationalbibliothek. Ihr eigentliches Geburtsjahr ist das Jahr 1518, in dem sie als Bibliotheque Royale (Bibliotheque du Roi) dadurch entstand, dass König Franz I. (1515-1547) auf seinem Schloss Fontainebleau Handschriften und Bücher zu sammeln begann; 1534 ließ er die Hausbibliothek der französischen Könige ebenfalls nach Fontainebleau überfuhren und machte den Philologen Budaeus zum Leiter des Ganzen, der bereits ab 1522 die Bibliotheque du Roi organisiert hatte. 1537 wurde der Zwang zur Ablieferung von Pflichtstücken an die Königliche Bibliothek eingeführt, wodurch das betreffende Werk den Schutz der Zensurbehörde erhielt. Dies ist das erste Beispiel eines bibliothekarischen -> Pflichtexemplars. Unter Karl IX. (1560-1574) siedelte die Königliche Bibliothek nach Paris über. In der Barockzeit wurde sie durch die Pflichtexemplare für Druckschriften einerseits und durch große Schenkungen und Ankäufe von Handschriften andererseits zu einer der reichsten Bibliotheken Europas. 1622 erhielt die Bibliothek durch den Bibliothekar Nicolas Rigault den ersten (handschriftlichen) Katalog. 1735 wurde die Bibliotheque Royale, dem Beispiel der-> Mazarine folgend, öffentlich. 1792 wurde sie in Bibliotheque Nationale umbenannt. Mit ihrer Pflichtexemplarstelle (depot legal) lieferte die Nationalbibliothek Paris die Grundlage der seit 1811 erscheinenden französischen -> Nationalbibliographie (Bibliographie de la France) (an deren Herausgabe sich ab 1972 auch der französische Buchhandelsverband beteiligt: Bibliographie de la France - Biblio [1972 ff.]). In langwierigen, zunächst von Henri -> Labrouste geleiteten Umbauten erhielt die Bibliothek 1868 einen großen (nach dem Vorbild des Britischen Museums), mit einer Kuppel versehenen -» Lesesaal. Das Hauptverdienst um die Modernisierung des Betriebes verdankt die Bibliotheque Nationale ihrem Generaldirektor Leopold Victor -> Delisle. Eine besondere Leistung lag in der Zusammenführung der zahlreichen Kataloge der Bibliothek zu einem einzigen alphabetischen Katalog (1874-1893) und Schaffung einer Katalogisierungsvorschrift. 1897 begann der Druck dieses Katalogs (Catalogue general des livres imprimes de la Bibliotheque Nationale, Paris 1897-1981; Fortsetzung: Bibliotheque Nationale. Catalogue general des livres imprimes 1960-1969, Paris 1972-1978), einer annähernd vollständigen

Bilderbogen retrospektiven Nationalbibliographie. Unter Delisle erfolgte auch die Einführung des Titeldrucks für die Neuerwerbungen seit 1874. 1995 zog die Bibliothek aus ihrem Bau im Herzen von Paris mit seinen neun gewaltigen Kuppeln in einen Neubau, der durch seine Ausmaße beeindruckt: 11 Millionen Bücher, 400 Kilometer Bücherregale, täglich bis zu 10 000 Besucher, 2000 Lese- und Arbeitsplätze. Bibliotheque Royale -» Bibliotheque Nationale Bibliotheque Sainte-Genevieve, Paris. Die Bibliotheque Sainte-Genevieve wurde 1624 in Paris in Erneuerung einer mittelalterlichen Sammlung gegründet. Erst 1759 wurde sie öffentlich. Beachtung findet ihr im wesentlichen nach dem Saalsystem (->· Saalbibliothek) 1843-1850 von Henri Labrouste errichteter Neubau (Beispiel der frühen Eisenbaukunst). Als Vorbote des Magazinsystems befinden sich im Erdgeschoss Bücherräume mit Quergestellen (allerdings noch mit einem sehr weiten Achsenabstand von 4,5 m), deren oberste Bücherreihen wegen der großen Geschosshöhe nur mit Leitern zu erreichen sind. Die bei Bibliotheken gefürchtete Feuergefahr führte zur Verwendung des neuen Baustoffes Eisen. Die Fassade in Formen der italienischen Renaissance trägt in den Brüstungsfeldern der Fenster des -> Lesesaales die Namen von 810 berühmten Dichtern, Denkern und Forschern. Der 1780 m2 große rechteckige Lesesaal im Obergeschoss wird durch 16 eiserne Säulen geteilt. Auf diesen ruhen gusseiserne Bögen, welche die Decke des Saales, zwei parallele Tonnengewölbe, unabhängig vom Mauerwerk tragen. Die Wände sind bis auf die Höhe von 5 m mit Büchern bestellt. Die Beleuchtung des Lesesaales erfolgt durch hohes Seitenlicht, ursprünglich war im Lesesaal eine Gasbeleuchtung installiert. Die Sainte-Genevieve entwickelte sich im 20. Jh. zu einer stark benutzten Gebrauchsbibliothek; 1934 wurde sie der Universität unterstellt. Die Bibliothek umfasst heute ungefähr 2 Millionen Dokumente aus allen Wissensgebieten.

BID, Abk. für „Bibliothek & Information Deutschland (BID) - Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheks- und Informationsverbände e.V.". Sie ist Nachfolgerin der Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V. (-> BDB) und vertritt als Dachverband die Institutionen- und Personenverbände des Bibliothekswesens, der Verbände des Informationswesens und zentraler Einrichtungen die Gesamtinteressen des Bibliotheks- und Informationswesens. Sitz der BID ist Berlin. Mitglieder sind: DBV (Deutscher Bibliotheksverband), BIB (Berufsverband Information Bibliothek), VDB (Verein Deutscher Bibliothekare), ekz (->• ekz.bibliotheksservice GmbH), Bertelsmann Stiftung, Goethe-Institut, Inter Nationes e.V. Bierbaum, Otto Julius (1865-1910). Dichter. Er war Redakteur und später Herausgeber der Zeitschriften „Die freie Bühne", „Pan" und „Die Insel" (-> Insel Verlag). Sein literarisches Schaffen war äußerst vielfaltig. Als Lyriker benutzte er neben den Formen des Minnesangs auch die der Anakreontik sowie des Volkslieds. Bilderausleihdienst -> Artothek

Bibliphobie ist eine krankhafte Abneigung gegen Bücher, eine Bücherfeindlichkeit.

Bilderbibel. Eine Bilderbibel ist eine mit Abbildungen geschmückte Bibelhandschrift oder ein Bibeldruck. Der Bibeltext ist zum Teil verkürzt, wohingegen die bildlichen Darstellungen dominieren, um die Heilslehre in verständlicher Form zugänglich zu machen. Ein frühes und eines der bedeutendsten Beispiele spätantiker -> Buchmalerei ist eine in Quedlinburg gefundene, um 380-390 entstandene Handschrift mit Illustrationen zu alttestamentlichen Büchern (Quedlinburger Itala-Fragmente). Besonders verbreitet waren Bilderhandschriften wie die Biblia pauperum und die - Comenius (1592-1670), Nürnberg 1654, reich illustrierte Sachbücher, wie von Johann Bernhard -> Basedow (1724-1790), Friedrich Justin -> Bertuch 68

(1747-1822) u.a. Seit etwa 1830 trat in Deutschland das mit illustrierten Darstellungen von Volksliedern, Kinderreimen, Gedichten, Märchen u.ä. versehene poetische Bilderbuch hervor, dessen Illustratoren Wilhelm von Kaulbach, Eugen -> Neureuther, Franz von Pocci, Ludwig Adrian -> Richter, Moritz von Schwind u.a. waren. Zur gleichen Zeit und bis Ende des 19. Jh. kam das bürgerliche Bilderbuch auf, das im Sinne der Genrekunst des 19. Jh. die auf Harmonie ausgerichtete lebensnahe Alltäglichkeit der Kinder in den Mittelpunkt stellte, vertreten durch Hermann Kaulbach, Paul -• Konewka, Otto Speckter u.a. Einen bis heute wirksamen, wenn auch teils umstrittenen Welterfolg errang der 1845 erschienene „Struwwelpeter" des Frankfurter Arztes Heinrich -> Hoffmann; erfolgreich waren auch die Bildergeschichten „Max und Moritz" (1865) von Wilhelm Busch. Um die Jahrhundertwende wurde das deutsche Bilderbuch vom Jugendstil und der Kunsterziehungsbewegung beeinflusst. Der Bilderbuchmarkt der Gegenwart bietet die Massenware der „Warenhausbilderbücher" und die künstlerisch wertvollen Bücher. Bilderhandschrift. Eine Bilderhandschrift ist eine mit Miniaturen ausgestattete - Groschenhefte Bildlegende. Eine Bildlegende, kurz: Legende (lat.: das zu Lesende), erläutert Bilder, Zeichnungen, Karten u.a. (siehe auch -» Spruchband)

Bildschirmtext Bildnisverzeichnis. In einem Bildnisverzeichnis sind künstlerische, auch fotografische Wiedergaben bestimmter Menschen, vornehmlich ihre Porträts aufgeführt. Das Bildnisverzeichnis zählt zu den biographischen Nachschlagewerken (-+ Biographie), insofern es außer dem Standort der Bilder zumeist auch Lebensdaten, mitunter einen knappen Lebenslauf und genealogische Angaben über Vorfahren und Nachkommen bringt. Verschiedentlich enthält es auch Reproduktionen der aufgeführten Bilder. Bildplatte. Als Bildplatte bezeichnet man eine Reihe von Speichermedien, bei denen Bild und zumeist auch Ton aufgezeichnet sind und die nur noch von historischer Bedeutung sind. Die erste Bildplatte (Videoplatte) wurde 1970 in Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland gemeinsam mit einem passenden Abspielgerät (Bildplattenspieler) vorgestellt; es konnten nur schwarzweiße Bilder wiedergegeben werden. Diese so genannte TED-Bildplatte (Abkürzung von „TElevision Disk"), die aus einer dünnen, flexiblen Kunststoffscheibe bestand und auf jeder Seite Platz für etwa 10 Minuten Bild und Ton bot, wurde mit einer Diamantnadel mechanisch bei 1500 Umdrehungen pro Minute abgetastet. 1980 wurde eine verbesserte Weiterentwicklung mit einem optischen System der Laserstrahlabtastung eingeführt; auf einer Bildplatte mit 30 cm Durchmesser konnten auf jeder Seite bis zu 54 000 Standbilder oder 34 Minuten Laufbilder gespeichert werden. Diese Laserdisk ist die bekannteste Bildplatte, heute aber ohne Bedeutung, allenfalls als Vorgänger der Compact Disk bzw. späteren -> CD-ROM. Heute noch gebräuchliche Bildplatten sind die auf der CDROM basierenden Formate Video-CD (VCD), SVCD u.ä., die - ROM) mit allen notwendigen Befehlen und Daten, welche der -• Prozessor direkt nach Einschalten der Betriebsspannung benötigt, um den Computer in Betriebsbereitschaft zu versetzen. Bit (Abk. für engl.: Binary Digit) ist die kleinste Einheit, um innerhalb eines Rechners Informationen darstellen zu können. Es kann nur zwei Zustände annehmen, die technisch gesehen z.B. als Strom/ kein Strom bzw. über Magnetpole realisiert und divers interpretiert werden können, z.B. wahr/falsch, ja/nein oder einfach nur als 1 und 0. Alle komplexeren Informationen erfordern mehrere zusammengehörende Bits, sogenannte Bitfolgen. Hat man zwei Bit zur Verfügung, so kann man damit z.B. die vier Himmelsrichtungen codieren: 00 für Norden, 01 für Süden, 10 für Osten und 11 für Westen. In der -> Informatik betrachtet man eine Zusammenfassung von acht Bit als eine Einheit mit der Bezeichnung Byte. Es dient als die eigentliche Maßeinheit in -»• Computern, da die Arbeit mit einzelnen Bit zu inef71

Bitmap fizient wäre. Dass ein Byte genau acht Bit besitzt, hat keine Notwendigkeit aus der Systematik heraus. Es bestand eine Zeit lang aus sechs, dann sieben Bit, später benötigte man vor allem bei Zeichendarstellungen in Texten noch mehr verschiedene Werte und so manifestierte es sich auf acht Bit. Das Byte ist zugleich auch die kleinste adressierbare Einheit innerhalb eines Rechners, auf einzelne Bit kann direkt gar nicht zugegriffen werden. Nahezu alle Angaben in der Informationsverarbeitung, vor allem im Speicherbereich, beruhen heutzutage auf Vielfachen von Bytes. Schöpfer des Begriffs „Bit" bzw. „Binary Digit" im Jahr 1946 war der Mathematiker John Tukey von der Princeton University, einem der bedeutendsten Statistiker des 20. Jahrhunderts. Tukey hatte eine besondere Begabung zur Prägung von Begriffen: er schuf auch den Begriff-» „Software".

Blake, William (1757-1827). Dichter, Maler und Kupferstecher. Er ging in der Technik und im Darstellungsstil neue Wege. Blake wollte im Buch zwischen Inhalt, Schrift und Bild eine künstlerische Einheit schaffen. So druckte er Text und Illustration von einer Kupferplatte, die durch ein Ätzverfahren so behandelt war, dass die druckenden Teile erhaben stehen blieben; außerdem wurden die Abdrucke farbig getönt.

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Blattkatalog. Aus der Erkenntnis der Mängel des Bandkatalogs und der Vorteile des Zettelkatalogs entstand der Blattkatalog, bei dem die einzelnen Blätter durch Schraubverschlüsse oder Klammerung am Rande zusammengehalten werden und wieder leicht zu lösen sind. Das eigentliche Problem des Bandkataloges - die rasche Überfüllung der einzelnen Seiten (Blätter) - ist damit jedoch nicht gelöst. Der Blattkatalog konnte sich etwas besser als der -> Albumkatalog durchsetzen, (siehe auch -> Kapselkatalog)

BMP

Bitübertragungsschicht. Die Bitübertragungsschicht (oder auch physikalische Schicht) ist die Schicht 1 im OSI-Schichtenmodell und stellt die mechanischen, elektrischen, funktionalen und prozeduralen Eigenschaften zur Verfugung, um physikalische Verbindungen zwischen Datenendeinrichtungen und Datenübertragungseinrichtungen und/ oder Datenvermittlungsstellen aufzubauen, aufrechtzuerhalten und abzubauen. Die Bitübertragungsschicht ist also für die eigentliche Bitübertragung von Daten zuständig. Abhängig vom benutzen Medium wird das einzelne Bit in Form eines elektrischen oder optischen Signals versendet. BIX

Bibliotheksindex

Blaeu, Willem Janszon (1571-1638). Niederländischer Kartograph, Kupferstecher, Astronom, Verleger und Drucker. Unter dem Einfluss des dänischen Astronomen Tycho Brahe u.a. begründete er 1596 in Amsterdam eine kartographische Firma. Blaeu gab zunächst Erd- und Himmelsgloben, seit 1604 Seeund Landkarten, seit 1631 Atlanten heraus. 1634 begann er mit der Herausgabe einer Kartensammlung, des „Atlas novus", den seine Söhne, vor allem Johan Blaeu (1596-1673) auf 11 Bände erweitert hatten („Atlas maior"). Die Karten waren mit Wappen, Figuren und Ornamenten umgeben und koloriert, so dass das einzigartig ausgestattete Prachtwerk auch wappenkundlich und kostümgeschichtlich von Bedeutung ist. Das Blaeusche Unternehmen vererbte sich bis ins 18. Jahrhundert. 72

Blatt. Ein Blatt ist im Buchwesen ein beschnittenes Stück Papier und im Buch die kleinste Einheit mit zwei Seiten (siehe auch Bogen). Zeitschriften und Zeitungen werden auch oft Blätter genannt. Häufig tritt zudem die Bezeichnung in ihren Titeln auf: Abendblatt, Börsenblatt u.a. Sie geht zurück auf die - Hochdruck, bei der ursprünglich einzelne Lettern (gegossen aus einer Blei-Zinn-AntimonLegierung) zu einem -» Druckstock zusammengesetzt wurden. Nach dem Abdruck kann der Druckstock wieder in seine Einzelteile zerlegt, und die Lettern können neu verwendet werden. Der Zeilenguss wird nach der Nutzung wieder eingeschmolzen und neu gegossen. Die Grundlage für diese Technik wurde um 1440 von Johannes Gutenberg geschaffen, der den Druck mit beweglichen Lettern erfand. Ein schneller Schriftsetzer schaffte im -• Computersatz abgelöst. Blinddruck oder Blindpressung nennt man die Verzierung von Bucheinbänden ohne Farbe oder Gold mit Hilfe von Metallstempeln, die das Schriftbild, Muster oder ein sonstiges Motiv vertieft tragen, so dass es auf dem Einband erhaben erscheint (siehe auch - Soziale Bibliotheksarbeit Blindendruck. Die für Blinde entwickelte Blindenschrift, die durch Abtasten von erhabenen Lettern gelesen werden kann und deren heutiges System auf den Franzosen Louis Braille (1809-1852) zurückgeht, fand auch im Buchdruck ihren Eingang. Doch schon vor der Erfindung der Blindenschrift durch Braille um 1825 wurde das erste Buch in erhabenen Lettern bereits 1786 in Paris hergestellt. Es handelte sich um das Buch „Essai sur l'education des aveugles" von Valentin Haüy (1745-1822), dem Gründer der ersten Blindenschule, das von den Schülern des Pariser Instituts für blinde Jugendliche unter Aufsicht des königlichen Druckers Clousier gedruckt wurde. Die Deutsche Blinden-Bibliothek in Marburg stellt Bücher in Blindenschrift, auf Hörkassette und CDs zur Ausleihe zur Verfügung. Ihr Archiv, als wissenschaftliche Präsenzbibliothek des Blindenwesens, umfasst ca. 50 000 Bücher und Zeitschriften in Normalschrift sowie eine Sammlung internationaler Kinder· und Jugendbücher. Die Blindenschrift-Bücherei, nach „Emil Krückmann", einem der Gründer der Deutschen Blindenstudienanstalt benannt, wurde bereits 1916 ins Leben gerufen. Es folgte 1954 die Gründung der Deutschen Blinden-Hörbücherei als erste Hörbücherei in Deutschland. Die Deutsche Blinden-Bibliothek verfügt über ca. 10 000 Bücher in Blindenschrift und knapp 10 000 Titel auf Hörkassetten bzw. CD. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Fach-, Sach- und wissenschaftlichen Büchern.

Blindkartei. Eine Blindkartei ist eine Kartei, deren Kopfteil, im Unterschied zur -»• Sichtkartei, nicht lesbar ist. Blindmaterial ist der Sammelname für die nichtdruckenden Teile im Schriftsatz, (siehe auch Ausschließen) Blindpressung ->· Blinddruck Blockbücher oder Holzschnittbücher heißen die im Mittelalter in Buchform gefassten Bilddrucke mit begleitendem Text, die im Holztafeldruckverfahren hergestellt wurden. Bei den älteren, chiroxylographischen Ausgaben ist der Text handschriftlich hinzugefügt; bei den jüngeren, xylographischen Blockbüchern sind Bild und Text in Holz geschnitten. Die im Reiberdruckverfahren hergestellten Blockbücher hatten einseitig bedruckte Blätter, die so stark durchgedruckt waren, dass sie nicht mehr auf der Rückseite bedruckt werden konnten; sie wurden mit den leeren Seiten zusammengeklebt (anopistographische Holzschnittbücher). Die Blockbücher aus der Zeit um die Erfindung Gutenbergs wurden in der Buchdruckerpresse doppelseitig bedruckt (opistographische Blockbücher). Die Holzschnittbücher entstanden hauptsächlich in Deutschland und Holland um 1430 bis 1450 und später. Es sind 33 Blockbücher in über 100 verschiedenen Ausgaben bekannt; sie sind große Seltenheiten. Die Blockbücher dienten meist der Erbauung und Belehrung. Mit Beginn des 16. Jh. wurden sie durch Holzschnittbücher mit typographisch hergestelltem Text verdrängt. Blockheftung. Bei der Blockheftung (oder Seitlichheftung) wird der ganze Buchblock möglichst nahe am Rücken mit zwei oder mehreren Drahtklammern quer durchstoßen. Im Unterschied zu der bei Büchern hauptsächlich angewandten Rückstichheftung lassen sich die Druckwerke, vor allem solche größeren Umfangs, bei Blockheftung schwer aufschlagen. Die Blockheftung kommt im allgemeinen nur bei billigen Broschüren und Kartonagen zur Anwendung. Blocksatz bedeutet, einen Text so zu setzen, dass die Zeilen die gleiche Breite aufweisen. Die Ränder sind sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite gerade ausgerichtet. Die letzte Zeile eines Blocksatz-Textes ist meist am linken Absatzrand orientiert. Die erste Zeile eines Absatzes ist meist leicht eingerückt (siehe -»• Alinea). Um die Lesbar73

Blockschrift keit des Textes zu verbessern, sollen keine zu großen Lücken zwischen den Wörtern bestehen. Daher ist es sinnvoll, die Zeichenanzahl pro Zeile nicht unter etwa 40 Zeichen zu bestimmen. Zur Vermeidung großer Wortzwischenräume („Löcher im Text") bedient man sich der automatischen Silbentrennung in den meisten Textverarbeitungsprogrammen. Typische Anwendungsgebiete des Blocksatzes sind die Texte in Zeitungen und Büchern. Im Webdesign ist Blocksatz eher ungebräuchlich, da keine automatische Silbentrennung möglich ist und daher leicht lange Lücken im Text entstehen können. Blockschrift. Als Blockschrift bezeichnet man jede blockförmig erscheinende — lateinische Schrift und damit auch jede — Grotesk. Blog. Ein Blog oder Weblog (engl.: aus Web und Log) ist eine Seite im — Internet, die in bestimmten Abständen neue Einträge enthält. Die Blogs werden auch Online-Tagebücher genannt, weil viele Internetnutzer dort Einträge über ihr eigenes Leben machen. Schätzungsweise existierten im Jahre 2005 rund 20 Millionen dieser speziellen Form der persönlichen Darstellung, die in erster Linie der Unterhaltung oder der Selbstdarstellung dienen. Am 17. Oktober 2006 initiierte die — British Library den angeblich bislang „Größten Blog der Weltgeschichte". Alle Briten waren an diesem Tag aufgerufen, in einem Blog aufzuschreiben, wie sie ihren Tag verbracht haben. Das gigantische Projekt „Ein Tag in der Geschichte" soll späteren Generationen den Alltag unserer Zeit zeigen. Die Erlebnisberichte werden in einer Art „Zeitkapsel" verwahrt, damit sie die Zeiten überdauern und später einmal ausgewertet werden können. Blue books — Farbbücher Blütenlese — Anthologie BMP (Bitmap, Pixelgrafik) ist ein unkomprimiertes und damit speicherintensives Bildformat. Pixelgrafiken werden vor allem für Bilder und Fotos verwendet. Sie lassen sich im Gegensatz zu Vektorgrafiken nicht ohne Qualitätsverluste vergrößern. Bitmap-Dateien besitzen die Endung.bmp. Das häufigste Dateiformat für Bitmap-Bilder ist TIFF. ( - JPEG, -GIF) B O A I — Budapest Open Access Initiative 74

Bodleiana, Oxford. Die Bodleian Library (Bodley's Library, kürzer „Bodleiana", intern nur „the Bod" genannt) wurde von dem humanistisch gebildeten Thomas — Bodley durch Geld-, Handschriften- und Bücherstiftungen 1598 als Universitätsbibliothek Oxford neu begründet. Sie wurde 1602 in den wiederhergestellten Räumen des damals zerstörten Bibliotheksgebäudes nach dem — Pultsystem eingerichtet. Diese neu gegründete, an griechischen und orientalischen — Handschriften besonders reiche Bibliothek wurde nach ihm Bodleiana (Bibliotheca Bodleiana, Bodleian Library) genannt. Sie ist die erste öffentliche Bibliothek Englands. Ihr Katalog von 1605 war der erste gedruckte Bibliothekskatalog in England. 1610 vereinbarte Bodley mit der Stationers' Company in London, dass von jedem registrierten Buch ein Exemplar an die Bibliothek abgegeben werden sollte. Die Sammlung wuchs so schnell, dass die erste Erweiterung des Bibliotheksgebäudes 1610-1612 erforderlich wurde, eine weitere 1634-1637. Die Bodleian Library ist heute die Hauptbibliothek der Universität Oxford. Sie ist eine von insgesamt 30 Bibliotheken der Universität. Sie zählt zu den fünf Pflichtexemplarbibliotheken in Großbritannien, bei der jedes im Land gedruckte Werk hinterlegt werden muss. Die Bibliothek umfasst zur Zeit rund 9 Millionen Einheiten auf 176 Regalkilometern, davon mehr als 6 Millionen Bände. Damit ist sie die zweitgrößte Bibliothek des Landes. 2500 Leser finden in ihr gleichzeitig einen Leseplatz. Bodley, Sir Thomas (1545-1613). Englischer Diplomat und Gelehrter. Er begründete 1598 durch Bücher- und Geldstiftungen die Universitätsbibliothek Oxford (— Bodleiana) neu, die nach ihm Bibliotheca Bodleiana genannt wurde. Bodoni, Giambattista (1740-1813). Italienischer Buchdrucker, Stempelschneider, Typograph und Verleger. Er war Erneuerer der — Typographie und Schöpfer einer nach ihm benannten Antiquaschrift. Bodoni vertrat eine fast schon zum Ästhetizismus übersteigerte — Buchkunst vor dem Beginn des Maschinenzeitalters. Bodoni leitete seit 1768 die herzogliche Druckerei zu Parma sowie eine Privatdruckerei. Seine Druckwerke (unter anderem ein „Vaterunser in 155 Sprachen") zeichnen sich durch hervorragenden Druck und sorgfaltigen Satz aus. Seine zahlreichen voneinander abweichenden Schriftschnitte werden heute unter dem Sammelna-

Borgis men „Bodoni", oder „Bodoni-Antiqua" vertrieben, (siehe auch -> Hofdruckerei)

den oder als Paperback an den Besteller bzw. die bestellende Buchhandlung ausgeliefert.

Bogen. In der Buchherstellung ist Bogen vielfach die Kurzbezeichnung für Druckbogen. Eigentlich gilt als Bogen nur ein -> Blatt, das einmal gefalzt ist. In der Papierverarbeitung bezeichnet man Blätter, die ungefalzt DIN A 3 und größer sind, und Formate in gefalztem Zustand als Bogen. Z.B. besteht ein gefalzter Bogen DIN A 3 aus zwei Blättern DIN A 4.

Boolesche Algebra. Die Boolesche Algebra des englischen Mathematikers von George Boole (18151864) findet in der Mikroelektronik Anwendung zum Darstellen logischer Zusammenhänge. In der Datenverarbeitung sowie beim -> Retrieval werden Boolesche Operatoren verwendet, um logische Beziehungen zwischen den verschiedenen Elementen einer Suchanfrage festzulegen. Folgende logische Verknüpfungen sind gebräuchlich: AND (logischer UND-Operator. Durch die Verknüpfung zweier Suchbegriffe mit dem logischen AND werden diejenigen Dokumente selektiert, die beide Begriffe enthalten = Schnittmenge), OR (ODER-Operator. Bei der Verwendung von OR muss mindestens einer der Suchbegriffe im Dokument enthalten sein = Vereinigungsmenge), NOT (NICHT-Operator, der logische Operator NOT selektiert die Dokumente, in denen der erste, nicht aber der zweite Begriff genannt ist = Restmenge). Weitere Operatoren sind NOR (NICHT ODER - negierter ODER-Operator), NAND (NICHT UND - negierter UND-Operator), NOR, NE (Not Equal, ungleich: Vergleichsoperator). Boolesches Retrieval und Fuzzy-Retrieval arbeiten mit Boolescher Algebra.

Bogenhonorar - Digitaldrucks gedruckt und gebun-

Borgis (aus franz.: bourgeois = bürgerlich) bezeichnet den -> Schriftgrad von 9 Punkt Kegelstärke (= etwa 3,5 mm). Der Name rührt daher, dass angeblich in diesem Schriftgrad in Frankreich die Bücher für die Bürger im Gegensatz zu den Luxusausgaben für die Adeligen gedruckt wurden. Der Schriftgrad Borgis wird für den Bücherdruck am häufigsten verwendet.

Bonnard, Pierre (1867-1947). Französischer Maler. Mit seinen Illustrationen hat er die moderne Buchgrafik nachhaltig beeinflusst.

75

Borromäusverein

Borromäusverein, ursprünglich Verein vom hl. Karl Borromäus. Er ist eine 1844 gegründete katholische Institution mit Sitz in Bonn „zur Verbreitung guter Bücher" und benannt nach dem italienischen Theologen Karl Borromäus (eigentlich: Carlo Borromeo, geb. Arona, 1538-1584, 1610 heilig gesprochen). Der unter dem Protektorat des Erzbischofs von Köln stehende Borromäusverein betreut und beliefert die Pfarrbibliotheken (Öffentliche katholische Bibliotheken) zentral mit Büchern; angeschlossen sind die katholischen Büchereien aller Diözesen der Bundesrepublik mit Ausnahme derjenigen Bayerns (für sie besteht der Sankt Michaelsbund). Der Borromäusverein unterhielt bis 2003 eine staatlich anerkannte Fachhochschule für das Öffentliche Bibliothekswesen (gegr. 1921 als Bibliotheksschule), eine Fernleihbibliothek, eine Blinden- und Tonbandbücherei sowie eine Buchberatungsstelle. Die Mitglieder des gemeinnützigen Borromäusvereins sind 15 deutsche (Erz-) Bistümer. Dienstleistungen sind u.a. Medienempfehlungen, Veranstaltungen, Ausund Weiterbildung. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. Das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel ist das Fach-, Nachrichten- und Anzeigenblatt des deutschen Buchhandels sowie das Organ des ->· Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Es ist die älteste Zeitschrift der Buchbranche überhaupt und wurde 1834 vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler in Leipzig gegründet. Nach 1945 erschienen zwei unabhängige Ausgaben in Leipzig (wöchentlich) bzw. in Frankfurt/M. (zweimal wöchentlich). Seit 2001 erscheint das Blatt einmal wöchentlich in Frankfurt/M. mit dem Zusatz „Frankfurt am Main und Leipzig"; daneben existiert eine elektronische Ausgabe. Neben Nachrichten, Mitteilungen über Neuerscheinungen, Preisänderungen, Gesuchen und Angeboten seltener Bücher sowie redaktionellen Beiträgen wird eine aktuelle Liste der - • Bestseller veröffentlicht. Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Eine Besonderheit im deutschen Buchhandel ist die Organisation der Branche über alle Handelsstufen hinweg - also Verlage, -» Zwischenbuchhandel, Bucheinzelhandel umfassend - in einem einheitlichen Wirtschaftsverband, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Der Börsenverein vertritt die Interessen der Buchbranche nach außen und trachtet nach innen, die durchaus unterschiedlichen 76

Interessen von Verlagen, Zwischenbuchhandel und Bucheinzelhandel sowie von großen und kleinen Unternehmen auszugleichen. Im Jahre 1825 schlossen sich die selbständigen deutschen Buchhändler erstmals verbandsmäßig in Leipzig zum „Börsenverein der Deutschen Buchhändler" zusammen, benannt nach der 1792 gegründeten Buchhändlerbörse, in der während der Messen die Buchhändler aus den verschiedenen deutschen Ländern mit ihren unterschiedlichen Währungen ihre Abrechnungen abwickelten. Der Börsenverein trat für die Erleichterung des Abrechnungswesens auf den - • Buchmessen, die Abschaffung der Zensur und die Regelung des Urheberrechtes unter Mitarbeit an den Vorbereitungen der Berner Übereinkunft ein; er bemühte sich um die Einführung des festen -» Ladenpreises, der in der Buchhändlerischen Verkaufs- und Verkehrsordnung kodifiziert wurde, und war an der Einrichtung der Deutschen Bücherei (1912) wesentlich beteiligt. Das Vereinsorgan war das -> Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (1834 ff.). Nach 1945 schlossen sich die Buchhändler der westlichen Besatzungszonen zu von Leipzig unabhängigen Landesverbänden zusammen, seit 1948 mit der Dachorganisation „Börsenverein Deutscher Verleger- und Buchhändler-Verbände e.V." mit Sitz in Frankfurt/ M., die 1955 von dem Einzelmitgliedsverband „Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V." abgelöst wurde. 1991 fusionierten die Vereine, seit 2003 ist der Börsenverein ein Verband mit etwa 6500 Mitgliedern. Zu seinen Aufgaben gehören heute die Interessenvertretung in Fragen der Kulturpolitik, der Literaturfreiheit, des Urheber-, Verlags-, Wettbewerbs-, Steuerrechts, die Berufsbildung, die Rationalisierung des Geschäftsverkehrs u.a. Er betreibt ferner die „MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels", die Buchmesse, die Buchhändler-Abrechnungs-Gesellschaft BAG, Buchhandelsschulen. Schließlich ist der Börsenverein an der Herausgabe deutscher bibliographischer Werke beteiligt. Von internationaler Bedeutung ist der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (ab 1969: Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels), ein 1950 von deutschen Verlagen gestifteter, 1951 vom Börsenverein übernommener Preis, mit welchem jährlich Persönlichkeiten, gleich welcher Nation und Rasse, (seit 1972 auch Organisationen) ausgezeichnet werden, die durch ihr Werk oder menschliches Verhalten einen Beitrag zum Frieden geleistet haben. Seit 1994 kommt der anlässlich

Boulard der Leipziger Buchmesse vom Freistaat Sachsen, der Stadt Leipzig und dem Börsenverein verliehene „Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung" hinzu. Zahlreiche Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise wie die „Arbeitsgemeinschaft Publikumsverlage", die „Arbeitsgemeinschaft Zeitschriftenverlage (AGZV)", die Arbeitskreise für Elektronisches Publizieren (AK.EP), Kalenderverlage, Bildund Kunstbuchverlage, Buchgemeinschaften, kleinerer Sortimente und kleinerer Verlage sowie die Arbeitsgruppe Taschenbuchverlage unterstützen die Aktivitäten von der juristischen Beratung bis zur Entwicklung von PR- und Marketing-Strategien. Die deutschen Verleger, Buchhändler und Zwischenbuchhändler verfügen ferner über mehrere Wirtschaftsbetriebe unter dem Dach des Börsenvereins. Dazu gehören die „MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels", die BAG -> Buchhändler-Abrechnungsgesellschaft, die Ausstellungs- und Messe GmbH und die Schulen des Deutschen Buchhandels. Bostonpresse

Setz- und Druckmaschinen

Botenwesen. Das Botenwesen ist eine Form der organisierten Nachrichtenübermittlung (-• Nachricht) durch laufende, reitende und fahrende Boten, wie sie schon in der Antike, ausgeprägter im Mittelalter bis in die Neuzeit bestand. Die in dem Dienst geistlicher und weltlicher Herren oder von Korporationen (Klöstern, Universitäten), Gesellschaften oder Privatleuten stehenden Boten unterschieden sich von den kaiserlichen oder königlichen Gesandten (legati) durch ihren niedrigeren Stand und dadurch, dass sie ohne Begleitung waren und keine oder nur geringe Vollmachten hatten. Im Mittelalter bildeten als erste die geistlichen Orden ein eigenes Botenwesen aus. Zum Beispiel teilten die Klosterboten die auf Pergamentrollen (rotulae, deshalb Rotelboten) verzeichneten Namen der verstorbenen Ordensangehörigen den einzelnen Klöstern mit. Ebenso hatten die Bischöfe sowie Fürsten und Herzöge eigene Boten. Karl dem Großen diente zur Verwaltung seines Reiches ein gutes Botennetz. Übernahmen die Kaufleute noch zuerst selbst den Nachrichtenaustausch, so unterhielten sie mit der Ausweitung ihrer Handelsbeziehungen (z.B. die Fugger in Augsburg) Botenverbindungen zu allen Plätzen des damaligen Weltverkehrs. Mit dem Aufblühen des Handels entwickelte sich seit dem 13./14. Jh. ein Botenwesen der Städte (z.B. Hanse) und bildeten sich

städtische Botenanstalten mit Läuferboten aus, deren Tätigkeit seit dem 15. Jh. zunehmend durch Botenordnungen geregelt wurde. Oft gekleidet in den Farben ihrer Städte führten sie als Erkennungszeichen den Botenspieß und die Botenbüchse mit; letztere, die ursprünglich zur Aufbewahrung von Briefen und Botschaften diente, wandelte sich später zu einem Wappenschild, das als Abzeichen getragen wurde. Die Aufgabe der städtischen Botenanstalten, die über eine große Reichweite in ganz Europa verfugten, übernahm im 17. Jh. zunehmend die Taxissche Post mit ihren besseren Verkehrseinrichtungen. Im Deutschen Reich wurde den privaten Botenanstalten die Beförderung von Briefen durch Boten durch ein Gesetz von 1899 untersagt. Im 16. Jh. entstand neben der Taxisschen Postorganisation und den Botensystemen der Beruf Korrespondent oder Nachrichtenagent im Dienst eines Fürsten oder Handelsherrn. Die Erfindung der -»• Telegrafie, der Nachrichtenübermittlung auf drahtgebundenen oder drahtlosen Übertragungswegen, führte um die Mitte des 19. Jh. zur Gründung von Nachrichtenunternehmen (-• Nachrichtenagentur) in Europa und in den Vereinigten Staaten. Frankreich: Agence France-Presse (AFP), gegründet 1832 in Paris von Ch.-L. Havas (1783-1858) als Bureau Havas, seit 1835: Agence Havas, seit 1944: AFP; Vereinigte Staaten: The Associated Press (AP), gegründet 1848 in New York durch New Yorker Verleger; Deutschland: Wolffs Telegraphisches Bureau (W.T.B.), gegründet 1849 in Berlin von dem Verleger Bernhard Wolff (18111879) als Telegraphisches Correspondenz Bureau (B. Wolff), 1934 in dem 1933 gegründeten „Deutschen Nachrichtenbüro (DNB)" aufgegangen; England: Reuters Ltd., gegründet 1851 in London (durch Verlegung der 1849 in Aachen von Paul Julius Reuter, 1816-1899, eröffneten Nachrichtenagentur) als Mr. Reuter's Office, seit 1865: Reuter's Telegram Company, seit 1916: Reuters Ltd. und seit 1944 ein Gemeinschaftsunternehmen der englischen Presse. Boucher, Francois (1703-1770). Maler. Er hat, wenn auch in erster Linie Maler, mit Kupferstichillustrationen zu einer Moliere-Ausgabe (1734) und mit einigen Beiträgen zu Cervantes-, Boccaccio- und OvidAusgaben vorbildlich gewirkt. Er vervollkommnete eine Technik zur Herstellung von Faksimiles aus farbigen Kreidegemälden. Boulard, Antoine Marie Henri (1754-1825). Notar, Bürgermeister von Paris, Gelehrter und Sprach77

Boulevardpresse kennen Boulard bietet das meist genannte Beispiel für eine Entartung des Büchersammelns zu einer Anhäufungsmanie (-• Bibliomanie). Er hinterließ über 300 000 Bände, von denen die wertlosen Bücher als Altpapier verkauft, die anderen durch die Boulardauktionen der Jahre 1828-1833 wieder zerstreut wurden. Boulevardpresse. Unter Boulevardpresse (Straßenverkaufspresse, Kaufpresse) versteht man die im freien Verkauf, im Gegensatz zur Abonnementspresse, auf der Straße und am Kiosk angebotenen -»Tageszeitungen. Diese Absatzmethode erfordert eine publikumsnahe Stoffauswahl und -darbietung: den Boulevardstil, sowie einen niedrigen Preis (-• Groschenblatt, engl.: penny press, penny paper). Die Boulevardpresse hat ihren Ursprung in Amerika. Das erste Groschenblatt erschien in New York am 3. September 1833 unter dem Titel „The Sun". Die erste billige englische Tageszeitung wurde aus dem 1855 gegründeten „Daily Telegraph and Morning Post" ausgebaut. Erstes französisches Boulevardblatt war das 1865 von Mo'ise -> Millaud ins Leben gerufene „Le Petit Journal". In Deutschland sind die Straßenverkaufsblätter erst seit der Jahrhundertwende bekannt. Die in der Bundesrepublik Deutschland heute täglich erscheinende auflagenstärkste Straßenverkaufszeitung ist „Bild", gegründet 1952 im Axel Springer Verlag, Hamburg, die mit ihren Auflage von knapp 4 Millionen täglich etwa 11 Millionen Leser erreicht. Zu ihr werden weitere Wochenzeitschriften herausgegeben wie „Bild am Sonntag" (gegr. 1956), „Bild der Frau" (gegr. 1983), „Auto-Bild" (gegr. 1986). Insgesamt ist der Markt der Straßenverkaufszeitungen in Deutschland leicht rückläufig, was darauf zurückgeführt wird, dass Unterhaltungsbedürfnisse zunehmend im Fernsehen abgedeckt werden. Bouquiniste (von franz.: bouquin = altes Buch) ist die Bezeichnung für den Antiquar, besonders den Straßenbuchhändler (Buchtrödler) an den Seineufern in Paris. Bozerin, Gebrüder, französische Buchbinder. Sie vertraten den Empirestil im Bucheinband. BPjM -»• Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien Brahm, Otto (1856-1912). Literaturhistoriker. Er war 1890/91 zusammen mit Samuel -• Fischer Herausgeber der „Freien Bühne", aus der später die 78

Kulturzeitschrift „Die ging-

Neue Rundschau" hervor-

Branchenverzeichnis. Ein Branchenverzeichnis oder Branchenadressbuch ist ein Nachschlagewerk, in dem Unternehmen nach Branchen (franz. = Geschäfts·, Wirtschaftszweige), z.B. in Fernsprechbüchern, geordnet sind, (siehe auch Adressbuch) Brandis, Lukas, Drucker in Lübeck seit 1473. Er stammte aus Delitzsch und druckte vorübergehend in Merseburg. Seine 1475 erschienenen Hauptwerke - ein Druck vom „Jüdischen Krieg" des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus (1. Jh.) und eine Weltchronik von einem unbekannten Verfasser - zeichnen sich typographisch und durch ihren Buchund Bildschmuck aus. 1480 arbeitete Brandis in Magdeburg als Schriftgießer, druckte jedoch bald darauf wieder in Lübeck. Braun, Caspar (1807-1877). Holzschneider. Er gründete in München 1839 eine Holzschneideanstalt und 1843 mit Friedrich -> Schneider den Verlag Braun & Schneider. Braun & Schneider. Verlag, gegründet 1843 in München von Caspar -> Braun mit Friedrich -> Schneider. Sie waren Verleger von Wilhelm -»Busch, der „Fliegenden Blätter" (1844-1928) und der „Münchener Bilderbogen" (1849-1898) (-> Bilderbogen). Brautbücher sind kostbar gebundene und mit einem verzierten -> Goldschnitt versehene deutsche -> Gebetbücher des 17. Jahrhunderts. Breitkopf, Johann Gottlieb Immanuel (1719-1794). Drucker und Verleger in Leipzig. Er erfand den -> Musiknotendruck mit beweglichen Typen und entwarf Schriften wie die Breitkopf-Fraktur. Johann Gottlob Immanuel Breitkopf war der Sohn des Verlegers Bernhard Christoph Breitkopf, dem Gründer des Verlagshauses -> Breitkopf & Härtel. Breitkopf & Härtel. 1719 in Leipzig gegründeter Musikverlag (seit 1947 in Wiesbaden). Er ist der älteste Musikverlag der Welt. Ursprünglich konzentrierte sich die Verlagstätigkeit ganz auf den Buchdruck. Einige Jahre später erwarb -• Breitkopf den Gasthof „Zum Goldenen Bären" nahe der Thomasund der Nicolaikirche. Das Wappentier ist bis heute das Markenzeichen des Verlags geblieben. 1795 Übernahme des Verlags durch Gottfried Härtel (seither: Breitkopf & Härtel), in der Folge enger verle-

Brief gerischer Kontakt mit Beethoven, Mendelssohn, Schumann, Liszt, Wagner und Brahms. Mit der Allgemeinen Musikalischen Zeitung (1797-1848) erschien die erste anspruchsvolle -• Musikzeitschrift in Deutschland bei Breitkopf & Härtel. Zum Verlag gehört heute auch der Deutsche Verlag für Musik; im Jahre 2000 übernahm er den Verlag Musica Rara aus Monteux, Frankreich. Bremer Presse. Deutsche Privatpresse. Sie wurde 1911 in Bremen von dem Bremer Bibliophilen Ludwig -> Wolde und dem Buch- und Schriftkünstler Willy -> Wiegand gegründet. 1919 wurde sie nach Bad Tölz, 1921 nach München verlegt, wo sie 1934 erlosch. Die von der Bremer Presse hergestellten Bücher gehören zu den vollkommensten Druckwerken des 20. Jahrhunderts. Die Schriftkünstlerin Anna -> Simons arbeitete für die Bremer Presse. Brevier. Das Brevier (Breviarium) (lat.: brevis = kurz; kurze Übersicht, Auszug) ist ein liturgisches Buch der katholischen Kirche, das die Gebete und Gesänge für die einzelnen Tageszeiten oder Stundengebete enthält. Als Breviere werden auch Auszüge aus Werken berühmter Persönlichkeiten, z.B. Stellensammlungen aus den Werken eines Dichters bezeichnet. Brief. Der Brief (zu lat.: brevis [libellus] = kurzes [Schriftstück]) ist eine schriftliche, meist verschlossen übersandte Mitteilung an einen abwesenden Adressaten. Geschichte: Das Schreiben von Briefen ist bei den Kulturvölkern fast so alt wie die -> Schrift. Aus dem alten Orient (Ägypten, Babylonien) sind viele, zumeist auf -> Papyrus, auch auf Gefäß- und Kalksteinscherben (- Botenwesen). Außer dem privaten gab es auch den als Mittel politischer Auseinandersetzung verwendeten für die Allgemeinheit bestimmten öffentlichen Brief. Caesar und Cicero ließen ihre Briefe in Abschriften verbreiten. Kunstbriefe in Versform schrieben u.a. Horaz, Ovid (-> Epistel). Schließlich diente die Briefform der Abwicklung der Ge-

schäfte des täglichen Lebens (Rechnungen, Kaufverträge, Rechtsgutachten u.ä.). Im europäischen Mittelalter war der Brief (lat.: breve, litterae, epistola, Charta) bis ins 12./13. Jh. fast immer undatiert und durchweg lateinisch abgefasst; er war meist ein amtliches Aktenstück (so noch heute: verbriefen = [urkundlich] sicherstellen) oder diente zum Meinungsaustausch christlicher Schriftsteller, gebildeter Mönche u.a. über Glaubenslehren und wissenschaftliche Gegenstände. Auf diese Weise entstanden ganze Briefsammlungen. In der Blütezeit der klösterlichen Gelehrsamkeit wurde das Briefeschreiben zur Kunst erhoben. Private Mitteilungen in Briefen wurden nur langsam entwickelt, wenn auch persönliche Momente schon im frühen Mittelalter in der gelehrten, geistlichen und fürstlichen Korrespondenz auftauchten. Ab dem 11. Jh. normierten -+ Briefsteller die Formulierung der Briefe, die, einschließlich Niederschrift, zunächst Berufsschreiber, später angelernte schreibkundige Laien übernahmen. Im Spätmittelalter wurden die persönlichen Einzelbriefe bei den Gebildeten häufiger und ließen die Briefsammlungen verschwinden. Im Zeitalter des Humanismus wurde der familiäre Brief zum Träger des wissenschaftlichen Gedankenaustausches. So richteten Petrarca, Erasmus von Rotterdam u.a. ihre Briefe an einen bestimmten Freund, wandten sich aber mit ihnen eigentlich allgemeiner an die Anhänger des humanistischen Bildungsideals. Wurden vom 16. bis 18. Jh. die Briefe der Gelehrten und Diplomaten noch in Latein abgefasst, wurde daneben der Gebrauch der Nationalsprache häufiger. Im 18. Jh. wurde der literarische Brief als Mittel zur Darstellung politischer, moralischer und ästhetischer Sachverhalte besonders beliebt (so bei Pascal, Montesquieux, Lessing, Herder, Schiller). Gern wurde der Brief auch zur Satire und in der Politik verwendet, z.B. in den Epistolae obscurorum virorum (lat.: Briefe von Dunkelmännern), einer Sammlung fingierter, die mittelalterliche Wissenschaft verspottender Briefe, u.a. von den Humanisten Johann Crotus Rubianus und Ulrich von Hutten, und in den unter dem Decknamen Junius 1769-1772 in der Londoner Zeitschrift „Public Advertiser" erschienenen Juniusbriefen, welche die führenden Männer der britischen Regierung angriffen. Der Verschluss der Briefe erfolgte seit den ältesten Zeiten durch Versiegelung. Die Briefumschläge (Kuverts) wurden Anfang des 19. Jh. in England erfunden, (siehe auch ->• Fuggerzeitungen) 79

Briefdrucker Briefdrucker nannte man die -> Briefmaler, die nach Erfindung des Buchdrucks als Drucker tätig waren. Sie stellten Einblattdrucke, -> Flugschriften, Ablassbriefe, Kalender, Spielkarten und dgl. her. Bald nahmen sie auch das farbige Ausmalen (Illuminieren) und das Holzschneiden (-»Formschneider) auf. Die ursprüngliche Berufsbezeichnung „Briefmaler" blieb bestehen. Briefmaler. Im Mittelalter malten die Briefmaler die Einblattdrucke und Flugschriften aus, die mit Hilfe der Holztafeln der Formschneider hergestellt wurden, (siehe auch Briefdrucker) Briefmarkenzeitschrift. Briefmarkenzeitschriften wenden sich an Sammler von Briefmarken. Wie die ersten aufklebbaren Briefmarken in Großbritannien (1840) ausgegeben wurden, so hatte auch hier die erste Briefmarkenzeitschrift ihren Ursprung. Sie erschien unter dem Titel „The Monthly Advertiser" (später: Stamp Collectors' Monthly Advertiser bzw. Stamp Collectors' Review and Monthly Advertiser) in Liverpool vom 15. Dezember 1862 bis Juni 1864. Briefsteller war ursprünglich die Berufsbezeichnung für jemanden, der für andere Briefe abfasste, dann die Bezeichnung für Bücher, die praktische Anleitungen für das Schreiben von Briefen zu den verschiedensten Anlässen und Briefmuster enthalten. Solche Leitfäden lassen sich schon im 2. Jh. v. Chr. nachweisen. Auch der römische -»• Brief hatte bereits seine festgelegten Formen, die in den Grammatiker- und Rhetorenschulen geübt wurden. Die Blütezeit fiel in das Zeitalter des Barock, in dem man auf stilistische Eleganz und gesellschaftliche Regeln größten Wert legte. Von nachhaltigem Einfluss auf den natürlichen Briefstil waren Christian Fürchtegott -* Gellerts „Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmack in Briefen" (1751). Später kennt man Briefsteller fast nur noch für bestimmte Berufsgruppen, so z.B. für behördliche und kaufmännische Briefe. Heute gibt es Briefsteller innerhalb der Ratgeberliteratur. Briefzeitungen -> Fuggerzeitungen Britisches Museum (engl.: British Museum), London. Bibliothek und Museum. Das Britische Museum, das von Anfang an aus einer Bibliothek und einem Museum bestand, wurde 1753 in London gegründet, die Bibliothek durch Zusammenschluss der Handschriftensammlung von Robert Bruce Cot80

ton, der Bibliothek des Robert -> Harley (rund 7600 Handschriften), rund 40 000 Bänden der Bibliothek des Arztes und Naturforschers Sir Hans Sloane (gest. 1753) und der Privatbibliothek des Königlichen Hauses (Royal Library). Das Britische Museum gilt als ältestes Museum der Welt mit einer der weltweit größten und bedeutsamsten Sammlungen aus allen Kontinenten und den verschiedensten Epochen. Das Museum beherbergt etwa 6 Millionen Objekte, die die gesamte Kulturgeschichte der Menschheit von ihrem Anfang bis zum heutigen Tag dokumentieren. Berühmt ist es unter anderem für seine Sammlung ägyptischer Mumien, den Stein von Rosetta und die Elgin Marbles. Die Bibliothek wurde seit 1838 von Antonio -• Lesesaal, einer der größten Kuppelbauten der Erde (Rundbau mit 42 m Durchmesser, Kuppel von 32 m Höhe). Der Katalog der Lesesaalhandbibliothek erschien 1859 als der erste gedruckte Lesesaalkatalog der Welt. Bedeutsam in der neueren Geschichte des Britischen Museums war der von dem Bibliothekar Richard Garnett veranlasste Katalogdruck (Catalogue of printed books in the Library of the British Museum) (1881-1905). 1950 trat das Britische Museum in den Dienst einer gemeinsamen englischen Aufgabe, insofern u.a. die bei ihm eingehenden -> Pflichtexemplare der seit 1950 erscheinenden ersten offiziellen britischen Nationalbibliographie (The British National Bibliography) zugrunde liegen. 1973 gingen die Bibliotheksabteilungen des Britischen Museums in der neu gegründeten -> British Library auf. Die Bibliothek des Museums umfasst derzeit etwa 350 000 Bände und ist ein Teil der British Library. Ein etwa 25 000 Bände umfassender Bestand an Nachschlagewerken zu allen Wissensgebieten ist im Lesesaal aufgestellt. Das Museumsgebäude, das 1848 fertiggestellt wurde, hat einen quadratischen Grundriss. Die Planung des Innenhofes des Museums, der den Lesesaal der ehemaligen British Library umgibt, erfolgte durch den Architekten Sir Norman Foster. Das Dach des Innenhofes ist eine Stahl-Glas-Konstruktion, die aus 1656 Paaren Glasplatten besteht und wurde im Jahre 2000 fertiggestellt. Der Innenhof ist mit 7100 Quadratmetern Hoffläche der größte überdachte öf-

Brougham fentliche Platz in Europa, (siehe auch bibliographie)

Allgemein-

British Library, London. Die British Library ist die ->· Nationalbibliothek Großbritanniens und eine der größten Bibliotheken der Welt. Vorläufer war die 1753 gegründete Bibliothek des Britischen Museums in London. Ihr 1857 eröffneter Kuppellesesaal war einer der berühmtesten Bibliotheksbauten der Welt. Bekannte Benutzer der Bibliothek waren Karl Marx, Lenin, Charles Dickens, George Bernard Shaw und Virginia Woolf. In ihrem Bestand finden sich zwei Originale der Magna Carta, das einzige erhaltene Manuskript des Beowulf, zwei Exemplare der Gutenberg-Bibel (eine 42-zeilige von 1454/55 und eine der später gedruckten 36-zeiligen), ein Exemplar von Shakespeares First Folio sowie der Codex Sinaiticus. Seit 1911 erhielt die Bibliothek ->· Pflichtexemplare aller in Großbritannien veröffentlichten Werke. 1973 wurde die Bibliothek per Gesetz mit anderen Bibliotheken von nationaler Bedeutung zur British Library zusammengefasst. Sie ist auch für die Erstellung der Nationalbibliographie zuständig. Die Bibliothek hat heute drei Standorte: (1) British Library in London (St. Pancras). An diesem Standort stehen in einem 1998 fertiggestellten Neubau etwa 18 Millionen Bände zur Nutzung vor Ort zur Verfügung. (2) Newspaper Library in London (Colindale) mit über 50 000 laufend bezogenen Zeitungen und Zeitschriften. (3) British Library in Boston Spa, Yorkshire, als zentrale Bibliothek fur Ausleihe und Dokumentlieferung. British Museum

Britisches Museum

Broadcast Videotex -» Teletext Brockhaus, Friedrich Arnold (1772-1823). Verleger. Er war Gründer des Verlagshauses „F. A. Brockhaus" und Herausgeber des noch zu seinen Lebzeiten in mehrfachen Auflagen und zahlreichen Neudrucken erschienenen Conversations-Lexicons, der späteren Brockhaus Enzyklopädie. Neben seiner enzyklopädischen Tätigkeit trat er vor allem als Verleger politisch-zeitkritischer aber auch literaturkritischer Journale hervor und geriet dabei mehrmals in Konflikt mit der Zensur. Sein verlegerischer Schwerpunkt lag auf Werken zur Zeitgeschichte, Politik und Geschichte sowie auf biographischen Porträts. Er verlegte 1818 das Hauptwerk des zu jener Zeit noch nahezu unbekannten Philosophen Ar-

thur Schopenhauer und ab 1821 die damals heftig umstrittenen Memoiren des venezianischen Abenteurers Casanova. -> Bibliographisches Institut Brockhaus, F.A. Brockhaus -• Broschieren Broschur. Unter einer Broschur (auch Weichbroschur) versteht man einen gehefteten oder geklebten -» Buchblock aus gefalzten - Broschur gleichzusetzen. Brotschrift (engl.: „Bread-and-Butter-Type") ist ein typographischer Begriff aus der Zeit des Handsatzes für die -> Grundschrift. Der Name bezieht sich darauf, dass Schriftsetzer im Akkord entlohnt wurden und der zu erwartende Lohn sich an der Anzahl der gesetzten Zeilen orientierte. Deshalb waren die Setzer daran interessiert, schnell und viel zu setzen. Im Gegensatz zur Brotschrift stehen die -> Auszeichnungsschriften oder Akzidenzschriften (-• Akzidenzen). Als Brotschriften wurden auch die Schriftgrößen von 5 Punkt bis 10 Punkt bezeichnet, da sie der Schriftsetzer am häufigsten einsetzte und sein täglich Brot damit verdiente. Brougham, Henry, Baron Brougham and Vaux (1778-1868). Britischer Politiker und Schriftsteller. Er forderte die Volksbildung und gründete zu diesem Zweck 1825 die „Society for the Diffusion of Useful Knowledge", durch deren Förderung das Penny Magazine erschien. 81

Browser Browser. Als Browser (abgeleitet von engl.: to browse = durchblättern, schmökern, sich umsehen) werden Programme bezeichnet, welche Daten aus dem _>WWW (vom HTTP-Server) abrufen und dann am heimischen Computer (Client) verarbeiten und anzeigen können (siehe auch -» Client-Server-Architektur). Mit Hilfe der Querverweise im -• Hypertext werden die Dokumente im World Wide Web miteinander verknüpft. Neben Text beherrschen moderne Browser - z.T. mit Hilfe sogenannter Plugins, Add Ons oder Viewer - auch die Anzeige von Grafiken, Videoclips und weiteren Datenformaten. Oftmals unterstützen Browser auch FTP und Gopher, können -» E-Mail versenden und für Videokonferenzen und als Newsreader eingesetzt werden. Der erste für das WWW entwickelte grafische Browser hieß Mosaic. Er war der Vorläufer der heute verbreitetsten Programme für MS Windows, Microsoft Internet-Explorer und Netscape Navigator. Browsing ist ein Ausdruck der Hypertextmethodologie und bezeichnet das für -> Hypertext typische Navigationsverhalten in umfänglichen Hypertextsystemen, vergleichbar dem Herumstöbern in systematisch geordneten Buchbeständen einer Bibliothek (umgangssprachlich und auf das WWW bezogen, spricht man auch von „Surfen"), (siehe auch -» Browser) Brudi, Walter (1907-1987). Maler und Buchgrafiker. Von 1932 bis 1935 unterrichtete er in Berlin, danach war er bis 1945 Lehrer an der Meisterschule fur Deutschlands Buchdrucker in München. Von 1949 bis 1973 war er Professor für Buchgrafik und Typographie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und von 1959 bis 1960 deren Rektor. Brudi schuf zunächst Werbegrafiken und kalligraphische Arbeiten, befasste sich später aber mit grafischer Gestaltung von Büchern (Satz, Einband, Illustrationen). Von ihm entworfene Druckschriften sind ORBIS, Brudi Mediäval und Pan. Brunet, Jacques Charles (1780-1867). Französischer Bibliograph. Er verfasste das „Manuel du librairie et de l'amateur de livres" (Paris 1810), ein alphabetisches Verzeichnis von seltenen und geschätzten Büchern aus allen Fachgebieten und Zeiten mit bibliographischen Notizen. (Pendant: - 82

Kupferstichen geschmückten Werken hervortrat. 1624 wurde das Geschäft von Matthäus -• Merian d.Ä. übernommen und dann von seinen Nachkommen bis 1727 fortgeführt. Btx, BTX - Bildschirmtext Buch. Ein Buch ist eine in einem Umschlag oder Einband durch Heftung zusammengefasste Anzahl von leeren, beschriebenen oder bedruckten Papierblättern. Bei leichter Heftung und einfachem Papieroder Kartonumschlag spricht man von Broschur, ->• Broschüre bzw. Kartonage. Ein gebundenes Buch besteht seiner äußeren Form nach aus dem Bucheinband (Einband) und dem Buchblock. Vorgänger unseres heutigen Buches sind die Buchrolle, das -• Diptychon, allgemein Polyptychon. Vom Schreibmaterial herzuleiten sind die lateinische Bezeichnung „liber" von Baumbast und die griechische „biblos" von der Papyrusstaude. „Buch" wird auch als Teilbezeichnung eines Ganzen gebraucht, z.B. erstes Buch, zweites Buch usw. Ein wichtiger Einschnitt in die Geschichte des Buches war die Erfindung des -> Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern durch Gutenberg. Von da ab blieb die Herstellung des Buches lange unverändert, bis zu Beginn des 19. Jh. maschinelle Methoden des Setzens und Druckens (-• Setz- und Druckmaschinen), der Reproduktion und des Buchbindens eingeführt wurden; eine neue Revolutionierung der -»• Buchproduktion erfolgte in der zweiten Hälfte des 20. Jh. durch den -> Fotosatz und in jüngster Zeit durch die Form des Publizierens auf elektronischer Grundlage (-> Elektronisches Publizieren). Im Gegensatz zu der revolutionären Einfuhrung des Buchdruckes blieb die Technik des Buchbindens über längere Zeit im wesentlichen unverändert (Bucheinband, -> Buchbinderei; zur künstlerischen Gestaltung des Buches -> Buchkunst). Das Buch ist im Kulturleben eine der bedeutendsten Erscheinungen, da eine kontinuierliche kulturelle Entwicklung ohne Schrift und Buch kaum denkbar ist. Seine Macht zeigt sich in Unterdrückungsmaßnahmen, wie in -> Bücherverboten und -» Bücherverbrennungen. Wenn auch in jüngster Zeit neben das Buch Neue Medien getreten sind, so bleiben diese doch in vieler Hinsicht an das Buch (als Quelle) gebunden, das Texte und Informationen über Jahrhunderte aufbewahrt und bereitstellt. Buch als Kunstwerk -> Künstlerbuch

Buchbinder Bucharchiv Buchattrappe

Deutsches Bucharchiv Buchseltsamkeiten

Buchaufstellung. Bücher werden in Bibliotheken im allgemeinen aufrecht stehend in Regalen aufbewahrt. Diese waren ursprünglich aus Holz, später, vor allem seit dem Entstehen der -> Magazine, aus Stahlblech; in den -> Freihandbibliotheken sind oft beide Materialien kombiniert (Stahlpfosten, Holzfachböden). Der Achsenabstand zwischen den Regalen (d.i. der Abstand zwischen den Mittelachsen zweier parallel zueinander stehender Regale) beträgt 1,20 bis 1,80 m (Magazin: 1,20 bis 1,30 m; Freihandbereich: 1,40 bis 1,60 m; Lesesaal mit viel Nachschlagewerken: 1,80 m). Auf einem Fachboden von einem Meter Länge können im Durchschnitt im Magazin 30 Bände, im Freihandbereich 25 und im Lesesaal 20 Bände untergebracht werden. Man unterscheidet folgende Aufstellungsarten von Büchern in Bibliotheken: Nach der Größe oder dem Format des Buches, bemessen nach der Buchhöhe (-• Buchformat): Oktavformat (8°) bis 25 cm Buchhöhe, Quartformat (4°) bis 35 cm Buchhöhe, Folioformat (2°) bis 45 cm Buchhöhe, Groß-Folio (gr. 2°) über 45 cm Buchhöhe, Querformat (quer 8° usw.), wenn die Breite größer als die Höhe des Buches ist; Mechanische Aufstellung: im engeren Sinne ist sie die Aufstellung der Bücher nach der laufenden Nummer (lat.: numerus currens von currere = laufen) ihres Zugangs in der Bibliothek, ohne Rücksicht auf ihren Inhalt. Vorteile: Bestmögliche Raumausnutzung, Vermeiden des Umstellens der Bücher bei Neuzugang; Nachteil: Orientierung am Standort ohne Katalog nicht möglich. Sonderformen der mechanischen Aufstellung sind die alphabetische Aufstellung nach Autor oder Titel; verlangt viel Raum und fortgesetztes Umstellen, nur üblich in kleinen Bibliotheken und für bestimmte Literaturgruppen (z.B. Belletristik). Chronologische Aufstellung nach Erscheinungsjahren ist wenig sinnvoll, findet sich bei systematischen Aufstellungen innerhalb einer Systemgruppe als weiteres Ordnungselement; Systematische Aufstellung: die Bücher werden nach einem System der Wissenschaften (Fachgebiete) geordnet, das sich in eine Anzahl von Hauptgruppen gliedert, die ihrerseits wieder in Untergruppen eingeteilt sind usw. Vorteile: Man kann sich am Re-

gal ohne Umweg über den Katalog orientieren, und ähnliche Themen stehen zusammen. Nachteile: raumaufwendig, Rücken bei Neueinstellungen, nur sinnvoll bei Freihandaufstellung; Gruppenaufstellung: sie kombiniert die systematische Aufstellung mit der mechanischen, indem sie die Bücher nach einer bestimmten Zahl von Fächergruppen und innerhalb dieser nach der laufenden Nummer (eventuell auch alphabetisch) ordnet. Vorteile: Arbeit des Rückens ist vermindert, Orientierung am Regal ist mehr oder weniger noch möglich. Buchauktion

Auktion

Buchauswahl -» Erwerbung Buchbeschläge (Beschläge) Buchbesitzzeichen

Bucheinband

Exlibris

Buchbesprechung oder -> Rezension ist die kritische Besprechung eines Buches, meist einer Neuerscheinung, in einer Zeitung, Zeitschrift, im Rundfunk und Fernsehen anhand eines vom Verlag überlassenen Besprechungsexemplars. Der Verfasser der Buchbesprechung ist der Rezensent. Oft wird anstelle einer eigenen Buchbesprechung nur der -» Waschzettel abgedruckt. Der Absatz eines Buches kann durch eine Buchbesprechung, nicht zuletzt durch den Namen des Rezensenten oder der die Besprechung veröffentlichenden Zeitschrift o.ä. erheblich gefördert werden. Buchbesprechungen wurden mit der Steigerung der Buchproduktion ab dem 17. Jh. notwendig, um vor allem dem Gelehrten einen Überblick über die Neuerscheinungen zu verschaffen. Die erste wissenschaftliche Zeitschrift, das „Journal des Savants", Paris 1665 ff., veröffentlichte vornehmlich Buchbesprechungen. Während es bis zum 19. Jh. Rezensionsorgane (-• Referatedienst) für fast alle Wissensgebiete gab, erscheinen heute außerdem in Zeitschriften hauptsächlich fachgebundene Buchbesprechungen; Zeitungen veröffentlichen Buchbesprechungen insbesondere zur -> Belletristik. In Literaturzeitschriften (Literaturzeitungen) werden ausschließlich Buchbesprechungen abgedruckt. Buchbeutel

Beutelbuch

Buchbinde -> Bauchbinde Buchbinder. Wenn man auch schon im Altertum von dem ->• „Bucheinband" als den die • Buchrollen schützenden Kapseln und Hüllen sprechen konn83

Buchbinderei te, so war das Bücherbinden im heutigen Sinne aber erst mit dem Aufkommen des Codex notwendig geworden. Buchbinder gab es also schon vor der Erfindung des Buchdrucks durch -> Gutenberg. Der erste namentlich bekannte Buchbinder ist der irische Mönch Dagaeus, 6. Jh. n. Chr. Im Mittelalter wurden die Bücher zunächst in den Klöstern zum eigenen Bedarf gebunden, dann arbeiteten weltliche Kleriker und Hofbediente als Buchbinder. Da die ersten Drucker im 15. Jh. ihr ganzes Geld in den Satz und Druck ihrer Werke investieren mussten, war der Verkauf von Büchern in rohen Bogen üblich; nur finanzkräftige Drucker ließen den Teil der Auflage binden, mit dessen Absatz sie rechnen konnten. Aber auch damit sich der Käufer die Bücher nach seinem eigenen Geschmack einbinden lassen konnte, wurden ungebundene Bücher verkauft, oft von Wanderdruckern, die, in der Hoffnung auf immer bessere Arbeitsmöglichkeiten, öfters ihren Standort wechselten. Das Buchbindergewerbe entwickelte sich im 16. Jh.; zwischen 1533 und 1580 gab es die ersten Zünfte. Buchbinder ist heute ein Ausbildungsberuf, in der Bundesrepublik Deutschland mit dreijähriger Ausbildungszeit. Heute ist der klassische Buchbinder vor allem im Bereich der Restaurierung und Erhaltung von Büchern in Museen, Bibliotheken, Universitäten etc. oder als Mustermacher in der industriellen Buchbinderei beschäftigt. Mit dem Aufkommen der Industriebuchbinderei übernahmen mehr und mehr Maschinen und Automaten die Buchherstellung, der Handbuchbinder hat sich zum Industriebuchbinder gewandelt. Buchbinderei umfasst (1) die abschließenden Arbeitsgänge bei der -> Buchherstellung nach Fertigstellung der Druckarbeiten (-+ Bucheinband); (2) Buchbinderei heißt der handwerkliche oder industrielle Betrieb, in dem das Buch seine endgültige Form bekommt. Man unterscheidet dabei drei Phasen: Buchblockherstellung, Deckenherstellung, Vereinigen (-• Einhängen von -»· Buchblock und Decke). Im handwerklichen Betrieb (Kleinbetrieb) sind die wichtigsten Geräte Heftlade, mit deren Hilfe der Buchblock geheftet wird, Papierschneidemaschine und Presse. Im industriellen Betrieb (Großbuchbinderei) werden hohe Auflagen auf halb- oder vollautomatischen Maschinen (zum Schneiden, Falzen, Pressen, Kleben, Zusammentragen, Heften, Rücken84

runden, Abpressen, Lederschärfen, Buchdeckenfertigen, Prägen, Einhängen, Schnittfärben u.a.) teils auf kompletten Buch- oder Broschürenfertigungsstraßen (-• Buchfertigungsstraße) gebunden. Buchbinderleder -• Leder Buchbinderlehrbuch. Das Buchmuseum Plantin-Moretus in Antwerpen besitzt das wohl älteste bisher bekannt gewordene Manuskript eines Buchbinderlehrbuches: Anselme Faust: Cunst der boeckbinders handwerck. Artifice des relieurs de livres. Manscript. Antwerpen, Anvers 1612. Es ist in Flämisch und Französisch abgefasst. Buchblock ist der Innenteil eines Buchs, also die Gesamtheit der Papierblätter ohne die Vorsatzblätter. Während bei gehefteten Büchern der Buchblock Lagen oder Bogen umfasst, besteht er bei der heute häufigen Klebebindung aus Einzelblättern, die am Rücken durch Klebstoff zusammengehalten werden. Der Buchblock ist entweder paginiert oder foliiert, d.h. entweder sind die Seiten des Buches gezählt (-• paginieren, Paginierung), oder die Blätter sind nummeriert (-» foliieren, Foliierung). Der Buchblock gliedert sich inhaltlich in verschiedene Teile, die im Einzelfall nicht alle vorkommen müssen: Titelseiten (->· Titelei): -> Titel (->· Vortitel, -> Haupttitel), Widmung, Vorwort, -> Geleitwort, -> Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis (beide oft auch am Schluss des Buches); Textteil: -» Einleitung, Hauptteil, -> Nachwort, Bilder, Abbildungen (im Text oder als ->· Anhang); Anhang: -> Anmerkungen, Literaturverzeichnis, Quellenangaben, -> Register, -> Beilagen, -> Anzeigen. Buchdecke. Die Buchdecke (oder kurz: Decke) eines Buches besteht aus den beiden Buchdeckeln und dem -> Buchrücken, die durch einen -> Überzugsstoff miteinander verbunden sind (-> Bucheinband). (siehe auch -> Einbanddecke) Buchdeckel. Als Buchdeckel (oder kurz: Deckel) bezeichnet man beim Buch die beiden Tafeln, die den Buchblock vorne (Vorderdeckel) und hinten (Hinterdeckel) umfassen und mit einem -• Überzugsstoff bezogen sind. Beim Maschineneinband sind die Buchdeckel Bestandteile der -> Buchdecke. Buch der Bücher ist die (Ehren-) Bezeichnung für die -> Bibel.

Bucheinband Buchdruck. Klassischer Buchdruck ist der -> Hochdruck, der in der Hauptsache durch Johannes -> Gutenberg in der Mitte des 15. Jahrhunderts erfunden und etabliert wurde. Heute werden Bücher meistens im Offsetdruckverfahren gedruckt, Zeitschriften und Kataloge im Tiefdruck. Das neueste Verfahren ist der Digitaldruck. Während beim -»• Offsetdruck noch Druckplatten (Druckvorlagen) produziert werden, benötigt man bei Digitaldruckverfahren keine Druckvorlagen mehr (-> Books on Demand). Vorformen des Buchdrucks waren der - Bücherverfalschung Bücherfass Bücherfeind

in albis Bibliophobe

Bücherfluch. Ein Bücherfluch oder Anathema (griech.: Verfluchung, Bann) ist eine Inschrift auf der Innenseite des Buchdeckels, mit welcher der eventuelle Dieb des Buches von vornherein verflucht wird; darüber hinaus werden ihm alle möglichen Strafen angedroht. Diese schon aus vorchristlicher Zeit bekannte Sitte, durch Bücherflüche Bücher vor Beschädigungen und Verlust zu bewahren, war insbesondere im Mittelalter bei den wertvollen, mühsam hergestellten Handschriften üblich. Der Bücherfluch wendete sich später auch gegen den Nachdruck und läuft in die Gesetzesbestimmungen des Urheberrechts ein. (siehe auch -> Bücherprivilegien) Bücherfraß Bücherfreund

Buchschädlinge Bibliophilie

Bücherhallenbewegung. Gemäß dem anglo-amerikanischen Vorbild der -> Public libraries entstanden kurz vor und nach 1900 in einigen deutschen Großstädten, teils als kommunale Einrichtungen, teils als private Stiftungen, sogenannte Bücherhallen. Indem sie frei zugänglich sein, zugleich aber die Literaturbedürfnisse breiterer Schichten befriedigen 88

Soziale Bibliotheksarbeit

Bücherlesemaschine ->· Lesemaschine Bücherliebhaberei

Bibliophilie

Bücherprivilegien (Privilegien). In der Frühzeit des Buchdrucks wurde Druckern durch ein Privileg (lat.: Vorrecht, Sonderrecht) zugesichert, dass sich am gleichen Ort in einem bestimmten Zeitraum kein zweiter Drucker niederlassen durfte (Gewerbe-Privileg). Ferner wurden Privilegien für einzelne Bücher erteilt. Bis Anfang des 19. Jh. hatte in Deutschland der Verfasser eines Werkes keinen urheberrechtlichen Schutz. Durch ein Privileg wurde der -+ Nachdruck innerhalb des Gebietes, für das es ausgesprochen war, verboten. Die Gültigkeitsdauer schwankte zwischen einem Jahr und zehn Jahren und konnte verlängert werden. Für das Privileg musste in der Regel ein sogenanntes Pflichtexemplar bei der erteilenden Institution abgeliefert werden. Das erste bekannte Bücherprivileg erhielt 1469 der Drucker -> Johann von Speyer in Venedig. Das älteste Reichsprivileg ist wahrscheinlich von 1501, das Conrad Celtis (Celtes) für die von ihm in Nürnberg herausgegebenen Werke der Roswitha von Gandersheim zugesprochen wurde. Neben Kaiser und Papst erteilten bald auch einzelne Landesherren und die Freien Reichsstädte Bücherprivilegien. Als das älteste Privileg eines Territorialherrn gilt ein Privileg des Bischofs Heinrich von Bamberg für ein Missale der Bamberger Kirche aus dem Jahre 1490. Das erste preußische Druckprivileg erhielt der Buchdrukker Hans -> Lufft 1549 in Königsberg.

Büchersammlung Bücherregal. Das heutige Bücherregal in -• Bibliotheken entwickelte sich aus den zur Bücheraufbewahrung dienenden mittelalterlichen Pulten (-• Pultsystem). Die Entwicklung erfolgte aber nicht geradlinig, da zuvor in den barocken -» Saalbibliotheken die Bücher noch in hohen Wandschränken oder auf bis zur Decke reichenden, mitunter durch Galerien gegliederten hölzernen Büchergestellen aufbewahrt wurden, die mit kunstvollen Verzierungen in Holzbildhauerei und farbiger Dekoration versehen waren. Allmählich ging man aber wegen der immer größer werdenden Menge der Bücher in Abkehr von der barocken Pracht zu schlichten hölzernen Regalen über, wie sie sich z.B. in der als Muster einer wissenschaftlichen -> Gebrauchsbibliothek gepriesenen -»Universitätsbibliothek Göttingen im 18. Jh. finden. Solche Bücherregale hatten volle Seitenwände und auf Zahnleisten oder Stiften aufliegende hölzerne, etwa 3 cm starke Legeböden. Ermöglichte ein von Antonio -• Panizzi in den Magazinen des Britischen Museums erstmals verwendeter Stellstift (Panizzistift), die Regalfacher zu verstellen und damit bei der Unterbringung von Büchern beweglich zu sein, so brachte aber erst das von dem Kunstschlosser Robert Lipman in Straßburg erfundene und zuerst beim Neubau der Universitätsbibliothek Straßburg (1889) angewendete Lipmanregal den Durchbruch. Bei Lipmans Konstruktion waren die Regalpfosten aus Stahlprofilen und einer Zahnleiste zusammengesetzt; die Seitenwangen der zunächst noch hölzernen Bücherböden rasteten mit vorstehenden Nasen in die Zähne der Zahnleisten ein und hielten so die Böden in der gewünschten Höhe fest. Selbst ein vollbelasteter Bücherboden konnte mühelos nach oben und unten verstellt werden. Die Vorteile lagen wegen der nun leichteren und feineren Verstellbarkeit im Raumgewinn, ferner in der Aufhellung der früher recht düsteren Bücherräume durch eine wesentlich größere Lichtdurchlässigkeit der Gestelle. So gab man bei den nächsten deutschen Bibliotheksbauten (Universitätsbibliothek Gießen 1904, Preußische Staatsbibliothek, Berlin 1906, Universitätsbibliothek Tübingen 1910) dem Lipmangestell den Vorzug und stellte auch die Legeböden aus Eisenblech her. Nachdem im Neubau der Universitätsbibliothek Marburg (1897) das Lipmanregal als reine, auch die Zwischendecken des Bücherraums tragende Stahlkonstruktion Eingang fand, hat sich dieses System in der ganzen Welt durchgesetzt.

Büchersammelverkehr. Die Sendungen zwischen Verlagen und Buchhandlungen werden meist im Büchersammelverkehr transportiert. Betreiber sind die Bücherwagendienste der -> Barsortimente. Damit können zusammen mit Barsortimentslieferungen auch direkte Lieferungen der Verlage an die Buchhandlungen transportiert werden. Das führt zu einer besseren Auslastung der Kapazitäten und dazu, dass ein Buchhändler die Mehrzahl aller Sendungen aus einer Hand bekommt. Büchersammler -> Bibliophilie; -> Bibliomanie; Büchersammlung Büchersammlung bezeichnet das gezielte Ansammeln von Büchern sowie den zusammen getragenen Bücherbesitz. Motiv für das Büchersammeln ist in der Regel die Bücherliebhaberei oder -> Bibliophilie, als deren Entartungserscheinung die krankhaft überspitzte Bücherliebe oder die ->· Bibliomanie gilt. Der Bibliophile oder Bücherliebhaber beschränkt seine Sammeltätigkeit meist auf ein bestimmtes Gebiet: Handschriften, -» Inkunabeln, schöne Bucheinbände einer bestimmten Epoche, illustrierte Drucke, ->· Erstausgaben, Ausgabenreihen u.a., also im allgemeinen Bücher von Seltenheitswert, deren Inhalt ihn aber ebenfalls anzieht. Für den ->· Bibliomanen, den übertrieben leidenschaftlichen Büchersammler, ist der Besitz und nicht der Inhalt der Bücher das Entscheidende, wobei die Grenze zwischen Bibliophilie und Bibliomanie oft fließend ist. Geschichte: Büchersammler gab es nachweislich schon in der Antike. Im 5. vorchristlichen Jh. tauchten die ersten - Bücherdieben, ja zu Mördern werden ließ. Heute findet der Büchersammler im -> Antiquariat und auf -> Auktionen nur noch selten wertvolle Buchkostbarkeiten der frühen -> Buchkunst, da diese sich meistens im Besitz von Bibliotheken befinden. Der Bücherfreund verlegt sich deshalb auf das Sammeln von Erstausgaben, Ausgabenreihen, Büchern bestimmter Themen u.a. Im Lesepublikum unserer Zeit bilden Büchersammler eine Minderheit. Bücherschädlinge -> Buchpflege; -> Buchschädlinge Bücherschänder. Ein Bücherschänder ist jemand, der Bücher zerstört, indem er ihnen Seiten, Bilder, Tafeln o.ä. entnimmt. Geschieht dies aus Sammelleidenschaft, so heißt der Bücherschänder Biblioklast. Manche Autoren, die nicht die Geduld hatten, längere Passagen aus Büchern abzuschreiben, zogen es vor, die betreffenden Seiten aus ihnen herauszuschneiden. Solche Bücherfrevler, allerdings unter Verwendung ihrer eigenen Bücher, waren u.a. der französische Dichter Alphonse de Lamartine (1790-1869) und der Zeitungskönig Emile de -> Girardin (1806-1881). Bibliotheken haben Gelegenheit, Erfahrungen mit solchen Bücherbarbaren zu machen, wobei durch das Aufkommen der Kopiergeräte die Unsitte des Herausreißens von Bücherseiten eingedämmt wurde. Zu den Bücherschändern 90

im weiteren Sinne zählen auch diejenigen, welche Bücher nicht pfleglich behandeln. Dieser Menschentyp kann auf eine vielhundertjährige Tradition zurückblicken. So äußerte sich Richard de Bury in seinem in der ersten Hälfte des 14. Jh. geschriebenen -> „Philobiblon", dem ältesten mittelalterlichen Dokument der -> Bibliophilie, wie folgt: „Es gibt Scholaren, welche die Bücher derartig beschmutzen, dass man den Wunsch hegt, sie mögen sich lieber einen Schusterlatz vorbinden, statt Manuskripte vor sich auszubreiten. Gefallt ihnen eine Stelle des Buches besonders gut, machen sie dort mit ihren schmutzigen Nägeln ein Zeichen. Anstelle eines Lesezeichens stecken sie Strohhalme zwischen die Seiten. Sie genieren sich nicht, auf dem aufgeschlagenen Buch Obst oder Käse zu essen und ohne die geringste Vorsicht über dem offenen Buch zu zechen... Es gibt unter ihnen auch Diebe, welche die Ränder der Pergamentblätter abschneiden, um auf ihnen Briefe zu schreiben, oder die zu diesem Zwecke die leere erste Seite des Buches benützen." Dieses Bild des Bücherschänders bedarf nach sechshundert Jahren kaum einer Korrektur. Zu den Bücherschändern gehörten schließlich auch die Krämer, Schneider und Schuhmacher, denen ahnungslose Erben alte Bücher verkauften: Der Krämer verwendete die Buchseiten zum Kleben von Tüten, der Schneider schnitt aus den Pergamentblättern Schnittmuster, dem Schuhmacher diente das Einbandleder der Bücher zum Anfertigen von Schuhsohlen. Auf diese Weise sollen in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts zwei bis drei Millionen Bücher vernichtet worden sein. Büchersendung. Eine Büchersendung ist eine im Bereich der Deutschen Post AG gebührenbegünstigte Sendung, mit der Bücher, Broschüren, Notenblätter, Landkarten und Bücherzettel bis zu einem Gewicht von 1000 g verschickt werden können. Bücherverbot. Ein Bücherverbot ist eine Maßnahme, die den Druck und die Verbreitung eines ungewünschten Manuskriptes und den Vertrieb eines ebensolchen gedruckten Textes verhindert, meist mittels der ->• Bücherzensur. Im katholischen Kirchenrecht bestand das bis 1966 geltende allgemeine Verbot, gegen Glaubens- oder Sittenlehre gerichtete Schriften zu veröffentlichen und zu verbreiten. Dazu gab es früher noch die Möglichkeit zusätzlicher Einzelverbote (-» Index librorum prohibitorum). Im Dritten Reich bestand eine „Liste der schädlichen

Bücherzensur und unerwünschten Literatur". Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien ist für die Indizierung und damit das faktische Verbot jugendgefährdender Medien zuständig.

Bücherverzeichnis steht gleichbedeutend für die heute gebräuchliche Bezeichnung -«• Bibliographie, (siehe auch -> Katalog und speziell Deutsches Bücherverzeichnis)

Bücherverbrennung ist die weltanschaulich, moralisch, religiös oder politisch motivierte öffentliche Verbrennung verfemter Bücher. Oft ist sie symbolischer Ausdruck von Bücherverboten (-«• Bücherzensur). Bücherverbrennungen gab es schon im alten China (213 v. Chr.) und in der Antike. Im Mittelalter und im Zeitalter der Glaubensspaltung veranlassten die Inquisitionsbehörden Bücherverbrennungen, bei denen zum Teil auch Autoren mit ihren Büchern verbrannt wurden. Herausragende Beispiele der Neuzeit waren die Verbrennung reaktionärer Literatur durch Studenten beim Wartburgfest am 18. Oktober 1817 und die am 10. Mai 1933 in deutschen Universitätsstädten vollzogene Verbrennung von Büchern solcher Autoren, die den Nationalsozialisten missfielen.

Bücherwagen - Bücherprivilegien auf die früher nach den Zensurbestimmungen abzuführenden Exemplare zurückzuführen, (siehe auch Bücherverbrennung) Bücherzettel sind im deutschen Buchhandel vordruckgemäß ausgefüllte Postkarten oder Zettel im Format DIN A 6, mit denen Bücher, Broschüren, Zeitungen, Zeitschriften, Notenblätter, Landkarten u.ä. (bei Buchhandlungen, Verlagen, Verlagsvertretern u.a.) bestellt oder abbestellt werden. Für sie gilt eine Portovergünstigung, (siehe auch ->· Büchersendung) Buchfälschung -> Bücherverfälschung Buchfertigungsstraße (Buchstraße) heißen in der -»Buchbinderei die zur fließbandartigen Herstellung der Bücher hintereinandergeschalteten Maschinen und Arbeitsplätze. Buchformat oder Format (lat.) ist die Maßeinheit, nach der die Größe eines Buches angegeben wird. Neben der Angabe von Breite χ Höhe (in cm) gibt es, besonders im Papier- und Buchgewerbe, Formatbezeichnungen, die sich vom Vorgang des Falzens der -> Druckbogen herleiten. Die Zahl der beim Falzen entstehenden Blätter führte zu den Formatbezeichnungen: lx gefalzt = 2 Blatt (2°, Folio), 2x gefalzt = 4 Blatt (4°, Quart), 3x gefalzt = 8 Blatt (8°, Oktav), 4x gefalzt = 12 Blatt (12°, Duodez), 4x gefalzt = 16 Blatt (16°, Sedez). Die Formatbezeichnung kann auch auf die Höhe eines Buches bezogen werden (querformatige Bücher erhalten den Zusatz „Quer"-, z.B. Quer-Oktav). Es werden verwendet: -> Sedez: bis 15 cm Höhe, KleinOktav: bis 18,5 cm Höhe, -> Oktav: bis 22,5 cm (oder 25 cm) Höhe, Groß-Oktav: bis 25 cm Höhe, Lexikon-Oktav: bis 30 cm Höhe, Quart: bis 35 cm Höhe, Groß-Quart: bis 40 cm Höhe, -> Folio: bis 45 92

cm Höhe, Groß-Folio: über 45 cm Höhe. Nach den Richtlinien der Deutschen Nationalbibliothek werden die Buchformate von Werken unter 10 cm und über 45 cm Höhe in Zentimetern gemessen. Buchformen. Ursprünglich wurde im Bereich der Keilschriftkulturen die Tontafel gebraucht, die sich im Laufe der Jahrtausende von fast quadratischer zu rechteckiger Form bildete. Die Zusammengehörigkeit der einzelnen Tafeln zu einem „Buch" wurde dadurch gewährleistet, dass jede Tafel unter dem Text einen Vermerk mit der Anfangszeile der folgenden Tafel und die Nummer innerhalb der Serie trug. Solche „Bücher" sind uns in der Tontafelsammlung des Königs Assurbanipal (668-etwa 627 v. Chr.), der bedeutendsten Sammlung babylonisch-assyrischer Literaturdenkmäler (heute zum großen Teil im -• Britischen Museum, London), erhalten. Die Buchform des Orients und der Antike war die Rolle. Dabei war möglicherweise die Lederrolle noch vor der Papyrusrolle in Gebrauch. Die Buchrolle aus Papyrus (volumen [lat.]) wurde zuerst in Ägypten verwendet; sie ist auf bildlichen Darstellungen bereits aus dem 4.-3. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Von Ägypten aus verbreitete sich die Papyrusrolle über die ganze antike Welt. Die Buchrolle wurde (schon bei den Ägyptern) in Kolumnen beschrieben, deren Zeilen parallel zur Längsseite der Rolle verliefen. Oft wurde die Rolle um einen Stab, den umbilicus (lat.: Nabel), gewickelt aufbewahrt. Der Leser rollte die Buchrolle von rechts nach links auf. Im zusammengerollten Zustand hing oben aus dem Buch ein Streifen (titulus [lat.]), auf dem Verfassername und Titel oder auch der Textanfang standen. Die Buchrollen wurden stehend in Gefäßen oder liegend in Regalen aufbewahrt. Häufig wurden sie durch Pergamenthüllen geschützt. Die Buchrolle hat in der Pergamentrolle (rotulus [lat.]) bis über das Mittelalter hinaus fortgelebt. Neben der Rolle entwickelte sich schon in der Antike der Codex, der aus einzelnen -> Bogen besteht, die gefaltet, zu einer -> Lage ineinander gelegt und zusammengeheftet sind. Er ist die bis heute gültige Buchform geblieben. Sein Ursprung ist die seit alters her zu Schreibzwecken benutzte Holztafel (Codex von lat.: caudex = Holzklotz), die zur Wachstafel weitergebildet wurde. Die paarweise zum -> Diptychon, zu dritt zum Triptychon und in einer größeren Anzahl zum Polyptychon zusammengehaltenen Wachstafeln waren das unmittelbare Vorbild für den Codex. Zwar setzte sich mit

Buchhandel dem Aufkommen der Codexform das -• Pergament als Beschreibstoff gegenüber dem Papyrus durch, doch gab es, wie der Codex zunächst neben der Rolle bestand, auch den Papyruscodex neben dem Codex aus Pergament. Der handgeschriebene Codex des Mittelalters wurde im Gegensatz zum gedruckten Buch der Neuzeit Handschrift genannt. Sie war vornehmlich in Holzdeckeln gebunden, bis sich dieser Einband, dem Stil der Zeit angepasst, wandelte. Bis ins hohe Mittelalter wurde auf Pergament geschrieben; erst seit dem 13. Jh. gab es auch Papierhandschriften. Ein wesentlicher Unterschied der mittelalterlichen Handschrift gegenüber dem modernen gedruckten Buch liegt im Fehlen des Titelblattes. (siehe auch ->• Bucheinband, -> Buchseltsamkeiten) Buchforschung

Buchwissenschaft

Buchführer ist die Bezeichnung für Buchhändler, die im 15./16. Jh. ohne festen Standplatz von Ort zu Ort, vornehmlich zu Handelsmessen zogen und die anzupreisenden Bücher mit sich führten. Buchfutteral. Ein Buchfutteral (lat.: Buchbehälter) dient dem Buch als Schutz vor Beschädigungen, (siehe auch ->• Beutelbuch, -> Schuber, -> Schutzkarton) B u c h g e m e i n s c h a f t . Eine Buchgemeinschaft (Buchklub) ist eine buchhändlerische Vertriebsform für Bücher, Schallplatten, CDs, DVDs auf der Grundlage einer festen Abnahmeverpflichtung. Die Buchgemeinschaften verpflichten ihre Mitglieder entweder zur Abnahme einer bestimmten Anzahl von Büchern oder zur Zahlung eines Beitrags innerhalb einer festgelegten Zeit. Dies sichert den Buchgemeinschaften einen kalkulierbaren Umsatz und ermöglicht ihnen die Lieferung der Bücher zu einem unter dem Ladenpreis liegenden Betrag. Meist handelt es sich bei den Werken um Lizenzausgaben oder urheberrechtlich freie Werke. Die rechtliche Grundlage für Ausgaben von Buchgemeinschaften werden durch das so genannte -> Potsdamer Protokoll geregelt. Die ersten Anfänge der Buchgemeinschaften sind in der ersten Hälfte des 19. Jh. nachweisbar. Die Geschichte der Buchgemeinschaften beginnt in Deutschland mit der Gründung des „Vereins der Bücherfreunde" 1891. Die Gründer setzten sich zum Ziel, vor allem sozial schlechter gestellten Bevölkerungsschichten den Erwerb von Büchern zu ermög-

lichen und sie den -> Leihbibliotheken zu entziehen. Die erste Buchgemeinschaft mit internationalem Bücherprogramm war die 1924 gegründete „Deutsche Buchgemeinschaft (DBG)". Das erste von ihr herausgegebene Buch war Goethes „Faust". Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der 1950 gegründete Bertelsmann Lesering (heute: Der Club Bertelsmann) zu dem größten Unternehmen dieser Art in Deutschland. Nahmen die Buchgemeinschaften vor allem in den wirtschaftlichen Notzeiten nach den beiden Weltkriegen jeweils einen besonderen Aufschwung, so ist ihre Bedeutung in letzter Zeit insbesondere durch die Verbreitung des relativ kostengünstigen Taschenbuchs zurückgegangen. Immerhin erzielten die Buchgemeinschaften im Jahre 2001 noch 3,6% des gesamten buchhändlerischen Umsatzes in Deutschland. Buchhandel. Der Buchhandel ist ein Wirtschaftszweig, der sich mit der Herstellung und Verbreitung von Büchern und anderen Medien befasst. Er nimmt eine Zwischenstellung zwischen Wirtschaft und Kultur ein, da das Buch einerseits Gegenstand des wirtschaftlichen Verkehrs (Ware), andererseits ein Bestandteil des kulturellen Lebens ist. Gegenstand des Buchhandels sind Bücher, Zeitschriften, zum Teil Zeitungen, Musikalien, reproduzierte Kunstwerke, Landkarten, Atlanten, Globen, Lehrmittel, Kassetten, Schallplatten und außer den audiovisuellen Medien auch die auf elektronischem Wege hergestellten Produkte, die so genannten Neuen Medien (siehe auch Verlagserzeugnisse). Die Herstellung ist Aufgabe des herstellenden Buchhandels (-> Verlagsbuchhandel) oder ggf. anderer Medienfirmen, während der verbreitende Buchhandel sich dem Einzelvertrieb mit in einigen Ländern festem -> Ladenpreis außer beim Antiquariatsbuchhandel widmet. Als Vermittler zwischen dem Verlagsbuchhandel und dem Einzelbuchhandel ist der Zwischenbuchhandel tätig. Eine Sonderstellung innerhalb des Buchhandels nehmen die -· Leihbibliothek). Spitzenorganisation des Buchhandels in Deutschland ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V., Frankfurt/M.; regional ist der Buchhandel in Landesverbänden organisiert. Fachorgan ist das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. Geschichte: Einen Buchhandel gab es bereits im alten Griechenland mit Athen, in der Zeit des Helle93

Buchhandelsfachwirt nismus mit Alexandria als Zentrum. Er wurde von den Römern mit Rom als Zentrum übernommen. Während bei ihnen die „librarii" für die Herstellung der Handschriften sorgten, wurden diese von den „bibliopolae" vertrieben. Im Mittelalter kam es durch die Gründung der Universitäten zur Ausbildung eines geregelteren Buchhandels, an dem die stationarii beteiligt waren. Im späten Mittelalter gab es vereinzelt in Verbindung mit Schreibstuben selbständige Buchhandlungen. Seit der Erfindung des Buchdrucks durch -» Gutenberg, durch die das Buch zur Massenware wurde und durch welche die Absatzmöglichkeiten anfangs schwer abgeschätzt werden konnten, wurde der Vertrieb der Bücher ebenso wichtig wie ihre Herstellung. Hierfür suchten -» Buchführer, die ersten Bücherreisenden, Märkte, Messen, Klöster und wohlhabende Personen auf. Hauptumschlagplatz der Buchproduktion wurden die Buchmessen in Frankfurt/M. und Leipzig. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. etablierten sich in den Messestädten Kommissionsbuchhändler. Durch die auf den Messen bis ins 18. Jh. geübte unzulängliche Verrechnungsform des Verstechens kam es zur Gründung buchhändlerischer Organisationen, so des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler (1825) und einer Bestellanstalt für den Buchhändler (1842). Am Beginn der mit Gutenbergs Erfindung einsetzenden Entwicklung des Buchhandels stand der DruckerVerleger-Händler: Er besorgte sich Druckvorlagen, druckte sie und trieb mit den gedruckten Bogen Handel, d.h. alle drei Arbeitsbereiche lagen in einer Hand. Erst später kam es zu einer Spezialisierung, wobei Drucker-Verleger und Verleger-Händler die häufigsten Formen waren, die beide heute noch als Druckund Verlagsanstalten bzw. Verlagsbuchhandlungen existieren. Nachdem also Drucker und Verleger lange in Personalunion gearbeitet hatten, kam es erst seit Ende des 18. Jh. zur Trennung von Verlag und Buchhandlung in Deutschland. Die erste deutsche Buchhandlung im modernen Sinne (d.i. ohne eine dazugehörige Druckerei oder einen Verlag; -• Sortimentsbuchhandlung) gründete der Buchhändler und Verleger Friedrich Christoph -»Perthes (1772-1843) 1786 in Hamburg. Die heutige (Sortiments-) Buchhandlung hat sich gegenüber früher gewandelt: Während einst die Bücher größtenteils hinter dem Ladentisch in Regalen standen, spielt heute (wie in Bibliotheken) der freie Zugang eine wichtige Rolle. Auch die Gestaltung der Schaufenster soll dazu dienen, dem Kunden die 94

„Schwellenangst" zu nehmen. In der modernen Buchhandlung werden die Möglichkeiten der Information und Kommunikation betont. Buchhandelsfachwirt - Handelsbibliographie Buchhandelswirt. Das Studium zum DiplomBuchhandelswirt/-in (FH) wird von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig angeboten und bietet eine betriebswirtschaftlich ausgerichtete Ausbildung im -» Buchhandel und in der Verlagswirtschaft, (siehe auch Fachwirt des Buchhandels (IHK)) Buchhändler. Ein Buchhändler ist ein Inhaber eines buchhändlerischen Betriebs oder Angestellter mit spezieller Berufsausbildung. In Deutschland ist der Buchhändler ein Ausbildungsberuf mit zwei- bis dreijähriger Ausbildungsdauer. Die außerbetriebliche Ausbildung erfolgt in Buchhandels-Fachklassen oder in mehrwöchigem Blockunterricht in der Deutschen Buchhändlerschule in Frankfurt/M. Mit ihr ist auch die Fachschule des Deutschen Buchhandels und das Deutsche Buchhändler-Seminar für die Ausbildung von Führungskräften verbunden. 1981 trat neben die Berufsausbildung zum Buchhändler die zum Verlagskaufmann (Bezeichnung seit 2006: Medienkaufrnann/-kaufirau Digital und Print). Buchhändler (auch: Sortimenter) sind nun Einzelhandelskaufleute, die sich auf den Verkauf von Büchern spezialisiert haben. Buchhändler-Abrechnungsgesellschaft mbH (BAG). Zur Rationalisierung des Abrechnungs- und Zahlungsverkehrs zwischen Verlegern und Sortimenten! hat der deutsche Buchhandel 1923 in Leipzig die Buchhändler-Abrechnungsgesellschaft eingerichtet, die 1953 in Frankfurt/M. für den bundesdeutschen Buchhandel neu gegründet wurde. Der Zahlungsverkehr über die BAG, der nur zwischen Mitgliedern des Vereins für buchhändlerischen Abrechnungsverkehr e.V. erfolgen kann, vollzieht sich so, dass die Verleger den Rechnungsbeträgen entsprechend Lastzettel für die einzelnen Sortimenter an die BAG senden, die sie an die belasteten Sortimenter weitergibt und dem Verleger den falligen Betrag von dem bei ihr eingerichteten Konto des Sortimenters überweist. Rücksendungen der Sortimenter an die Verleger werden entsprechend umgekehrt behandelt.

Buchhändlerschule Die Kosten des Einzugsverfahrens trägt der Verlag. Der Nutzen besteht darin, dass die Buchhandlungen auf diesem Wege mit einer einzigen Überweisung oft Hunderte von Rechnungen bezahlen können. Der Verlag muss nicht jede Rechnung einzeln einziehen, sondern er bekommt Tausende von Rechnungen mit einer Überweisung beglichen und kann diese ebenfalls mit einer Sammelbuchung als bezahlt verbuchen. Verlage zahlen eine Umsatzprovision und eine Postengebühr. Außer einer Aufnahmegebühr für den Verein für buchhändlerischen Abrechnungsverkehr, dem juristischen Dach der BAG, und einem geringenjährlichen Mitgliedsbeitrag entstehen dem Buchhändler keine laufenden Kosten. 2001 nutzten dieses Abrechnungsverfahren 901 Verleger sowie 3793 Sortimenter. (siehe auch -> Informationsverbund Buchhandel) Buchhändleranzeigen (Bücheranzeigen). -> Buchhändler benutzten schon im 15. Jh. -> Anzeigen, deren Aushang oder Verteilung auf Kaufgelegenheiten von Büchern aufmerksam machen sollte. Die älteste bekannte Bücheranzeige ist um 1447 von der Schreiberwerkstatt des Diebold -» Lauber in Hagenau (Eisass) verbreitet worden. Die erste gedruckte Buchhändleranzeige ist um 1466 bei Heinrich Eggestein in Straßburg erschienen, (siehe auch Prospekte) Buchhändlerische Verkaufsordnung. Die Buchhändlerische Verkaufsordnung war eine vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig für seine Mitglieder als verbindlich erklärte Zusammenstellung von Regeln für den Verkehr zwischen Sortiment und Publikum. Verstöße konnten durch Ausschluss aus dem Börsenverein geahndet werden. Die erste Buchhändlerische Verkaufsordnung erschien 1906; ihre Anfange gehen auf das Jahr 1843 zurück. In Deutschland können heute anstelle der früheren allgemeinen Bindung des -»• Ladenpreises individuelle Vereinbarungen zwischen Verleger und verbreitendem Buchhandel getroffen werden. Buchhändlerische Verkehrsordnung. Die Verkehrsordnung im Buchhandel wurde vom ->• Börsenverein des Deutschen Buchhandels erarbeitet und trat am 31. August 1989 in Kraft. Als erste Verkehrsordnung für den Gesamtbuchhandel formuliert sie Bedingungen, welche die drei buchhändlerischen Sparten Verlage, -> Sortimentsbuchhandel und -> Zwischenbuchhandel beim Geschäftsverkehr untereinander zu Grunde legen sollen. Die zuvor gelten-

de Verkehrsordnung, in der lediglich die im „Verein für Verkehrsordnung im Buchhandel e.V." zusammengeschlossenen Verlage ihre Geschäftsbedingungen gegenüber ihren Händlerkunden gemeinsam festgelegt hatten, trat damit außer Kraft. Rechtlich ist die Verkehrsordnung eine an die Mitglieder des Börsenvereins gerichtete unverbindliche Konditionenempfehlung. Bei Rechtsstreitigkeiten zwischen Angehörigen der drei Fachsparten des Buchhandels wird die Verkehrsordnung herangezogen. Buchhändlerische Wiederverkäufer. Zu den buchhändlerischen Wiederverkäufern zählen Geschäftsbetriebe, die Bücher nur als Nebenartikel vertreiben (z.B. Warenhausbuchhandel), und Händler, die von Beruf nicht Buchhändler sind, sich aber mit dem Wiederverkauf von Büchern beschäftigen. Supermärkte und Kaffeegeschäfte haben das Buch als Zusatzartikel entdeckt. Von ihnen werden oft Kochbücher, Tierbücher, ärztliche Ratgeber u.ä. angeboten. Die Bücher sind relativ billig, da die Firmen sie in hoher Auflage herstellen lassen, die Filialen, in denen die Bücher schnell verkauft werden, keine nennenswerten Lagerkosten haben und die sonst im Verlag, Zwischenbuchhandel und beim Buchhändler auflaufenden Spesen entfallen. Der Buchhandel verfolgt diese Entwicklung mit Sorge. Buchhändlerkartei

Bestellung

Buchhändlermesse - Ladenpreis dem verbreitenden Buchhandel einen Rabatt (ital.: Abschlag), d.h. einen Preisnachlass, aus dem der Wiederverkäufer seine Unkosten deckt und seinen Gewinn zieht. Der unterschiedlich hohe Buchhändlerrabatt ist abhängig von der Art der Bücher (Schulbücher, wissenschaftliche, schöngeistige Bücher), die bezogene Menge des gleichen Titels (siehe auch Partie), die Geschäftsbeziehungen zwischen Verleger und Wiederverkäufer, die Art des Wiederverkäufers (Zwischenbuchhändler, Reisebuchhändler, Sortimentsbuchhändler u.a.); für Buchausstellungen erhält der Sortimenter einen erhöhten Rabatt, (siehe auch Sonderpreise) Buchhändlerschule. Zu den Schulen des Buchhandels in Deutschland gehören die Deutsche Buchhändlerschule (seit 1963 in Frankfurt/M.) als zentrale Aus- und Fortbildungsstätte (allerdings wird der 95

Buchhändler-Vereinigung größte Teil des buchhändlerischen Nachwuchses in regionalen Fachklassen an Berufsschulen ausgebildet), mit ihr verbunden die Fachschule des Deutschen Buchhandels für berufliche Fortbildung und das Deutsche Buchhändler-Seminar zur Förderung des beruflichen Aufstiegs (seit 1968). 1946 führte der Rheinisch-Westfälische Verleger- und Buchhändlerverband erstmals buchhändlerische Fachkurse in den Räumen der Universität Köln durch. 1952 übernahm der Börsenverein die Schule, die inzwischen nach Rodenkirchen bei Köln umgezogen war, und gab ihr den Namen „Deutsche Buchhändlerschule". 1963 wurde der Lehrbetrieb in Frankfurt/M. aufgenommen. 1974 eröffnete man die weltweit erste Lehrbuchhandlung auf dem Campus und nahm 1976 den Seminarbetrieb auf. 1991 wurde die Buchhändlerschule als „Schule besonderer pädagogischer Prägung" anerkannt. Buchhändler-Vereinigung MVB Marketingund Verlagsservice des Buchhandels Buchhändlerzeitung. Die erste deutsche Buchhändlerzeitung wurde von 1778 bis 1785 von der Heroldschen Buchhandlung in Hamburg herausgegeben, um den Informationsbedarf von Buchhändlern und Lesern durch Nachrichten und Leseproben zu befriedigen. Buchhandlung -» Buchhandel Buchherstellung. Die Buchherstellung beginnt im Verlag in der Setzerei, in der der Schriftsatz gesetzt wird. Zur Feststellung von Satzfehlern wird anhand eines Korrekturabzugs Korrektur gelesen (Hauskorrektur); die Korrekturfahne wird ggf. auch dem Autor zur Prüfung zugeleitet (-• Autorenkorrektur). Darauf folgt der Umbruch, wobei der -> Satz auf Druckseiten aufgeteilt und Abbildungen und Bildunterschriften, sofern vorhanden, eingefügt werden. Vom Seitenumbruch werden nochmals Korrekturabzüge angefertigt. Nach der Korrektur werden die Seiten als druckreif erklärt (-• Imprimatur) und gelangen zum Druck. An den Druck schließt sich die Buchbinderei an. (siehe auch Verlagsbuchhandel) Buchhülle. Der Augsburger Drucker Erhard Ratdolt (1447-1528) war der erste, der typographisch gestaltete, vorn und hinten mit Bordüren geschmückte Buchhüllen als Vorläufer unserer heutigen -> Schutzumschläge druckte. 96

Buchhülse. Eine Buchhülse ist eine schlauchförmige Papierhülse, die am Rücken der -> Buchdecke und am Rücken des Buchblocks angeklebt wird, um damit die Stabilität des Bucheinbandes zu erhöhen. Buchillumination -> Buchmalerei Buchillustration. Unter Buchillustration versteht man die Ausstattung gedruckter Bücher mit Bildern auf der Textseite oder auf besonderen Blättern bzw. Seiten, wobei die Bilder den Text erläutern sollen. Das älteste zur Illustration von Druckwerken verwendete grafische Verfahren ist der -• Holzschnitt. Nach der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg galt zunächst die -> Buchmalerei noch als Vorbild für die Buchillustration. Dabei wurde der Holzschnitt oft koloriert bevorzugt. Illustriert wurden insbesondere volkssprachliche Werke (-• Erbauungsbücher, Fabelsammlungen, -» Volksbücher, Reisebeschreibungen, - • Chroniken u.a.). Der Holzschnitt beherrschte von rund 1460 bis etwa 1530 das illustrierte Buch ganz. Bedeutende Künstler wie Albrecht -• Altdorfer, Hans -»Baidung, Hans Burgkmair d.Ä., Lukas -» Cranach d.Ä., Albrecht Dürer, Hans Holbein d. J. u.a. fertigten die Holzschnitte an. Besonders häufig wurde die Bibel illustriert. Bedeutung erlangten auch die Illustrationen für medizinische, botanische und sonstige wissenschaftliche Werke. Dem Geschmack der Spätrenaissance und des Barock kamen die Ausdrucksmöglichkeiten des -» Kupferstichs mehr entgegen als die des Holzschnitts, so dass seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. der Kupferstich für mehr als zwei Jahrhunderte als Technik für den Buchschmuck verwendet wurde. Im 17. Jh. spielten die Familien de Bry und Merian mit ihren Kupferstichwerken eine große Rolle. Bis weit ins 18. Jh. war die französische Buchillustration (Francois -> Boucher, Hubert Francis -• Gravelot, Charles Eisen, Charles Nicolas -» Cochin d.J., Jean-Michel -> Moreau le Jeune u.a.) vorbildlich. In Deutschland erreichten die Illustrationen von Daniel Nikolaus Chodowiecki große Popularität. Neue Techniken erprobten englische Buchillustratoren wie William -> Blake und Thomas -» Bewick (-> Holzstich). Eine entscheidende Wendung in der Buchillustration leiteten im 19. Jh. u.a. die Erfindung der Lithographie durch Alois -> Senefelder sowie die Anwendung fotomechanischer Reproduktionsverfahren ein. Erwähnenswerte Buch-

Buchkunst Illustratoren des 19. Jh. waren Ludwig Adrian -> Richter, Moritz von -» Schwind, Adolph von Menzel in Deutschland sowie Eugene Delacroix, Grandville, Paul Gavarni, Honore -> Daumier und Gustave -» Dore in Frankreich. Auch im 20. Jh. widmeten sich namhafte Künstler der Buchillustration: Lovis -> Corinth, Max -> Slevogt, Ernst Barlach, Alfred Kubin, Josef ->· Hegenbarth, Oskar Kokoschka, HAP Grieshaber u.a. in Deutschland, in Frankreich (vornehmlich für Luxusausgaben) Henri de Toulouse-Lautrec, Pierre Bonnard, Aristide Maillol, Henri Matisse u.a. (siehe auch -» Totenbuch, ->· Buchkunst, -> Buchillustrator) Buchillustrator. Der erste namentlich bekannte Buchillustrator war der holländische Künstler Erhard -> Reuwich (Reuwig) aus Utrecht, der den Mainzer Domdechanten Bernhard Breydenbach auf einer Pilgerreise nach Jerusalem in den Jahren 1483/84 begleitete und dabei Skizzen für seine späteren Illustrationen anfertigte. 1486 erschien in Mainz die von Reuwich mit Holzschnitten illustrierte „Pilgerfahrt in das Heilige Land" von Bernhard Breydenbach. (siehe auch -> Buchillustration) Buchkarte. (1) An vielen Öffentlichen Bibliotheken erfolgt die -> Ausleihverbuchung eines Buches mittels einer Buchkarte, die sich in einer am hinteren oder vorderen Innendeckel befestigten Tasche befindet; die Buchkarte enthält die notwendigen bibliographischen Angaben (Autor, Buchtitel, Signatur), oft auch eine kurze Charakterisierung des Buches. Bei der Ausleihe eines Buches werden Benutzernummer und Rückgabedatum auf sie eingetragen, die Karte selbst wird in eine nach Rückgabedaten (innerhalb dieser nach -> Signaturen) geordnete Kartei eingelegt. (2) Von Verlagen wird oft, vor allem für wissenschaftliche Bücher, je eine Buchkarte im DIN Α 6-Format hergestellt, welche die bibliographischen Angaben und eine kurze Inhaltsbeschreibung des betreffenden Buches enthält. Sie hat also die Funktion eines Buchprospekts, (siehe auch -> Buchlaufkarte) Buchkatalog. Durch Buchdruck hergestellte Bandkataloge (-• Katalog) heißen Buchkataloge. Die berühmtesten gedruckten Kataloge einzelner Bibliotheken sind die Kataloge der Bibliothek des -> Britischen Museums in London (heute: British Li-

brary), der -> Bibliotheque Nationale in Paris und der Library of Congress in Washington. Buchklima. Vor allem die von einer Bibliothek auf Dauer aufzubewahrenden Bücher dürfen keinen ungünstigen klimatischen Bedingungen ausgesetzt werden. Wichtig sind dabei besonders Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Zu empfehlen sind in geschlossenen -• Magazinen Temperaturen zwischen 15 und 18° C und eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent, (siehe auch -• Buchpflege) Buchklub -> Buchgemeinschaft Buchkonservierung

Buchrestaurierung

Buchkunst. Unter Buchkunst versteht man die künstlerische Gestaltung bei der -> Buchherstellung. Sie umfasst die Typographie, die Bebilderung (-> Buchillustration bzw. vor Erfindung des Buchdrucks die -> Buchmalerei), die Papierwahl und den Bucheinband. Im frühen Mittelalter lag die Buchherstellung in den Händen der Mönche, die in den Klöstern zum Teil prachtvolle Pergamenthandschriften anfertigten und sie mit Initialen und Miniaturen (Buchmalerei) schmückten. Besonders künstlerisch ausgestattet wurden die für Könige und Kaiser bestimmten liturgischen -> Handschriften. Bei den ersten gedruckten Büchern (-• Inkunabeln) wurden Schriftbild und Satzanordnung noch völlig den Handschriften nachgebildet; der Buchschmuck (Initialen, Randleisten, Miniaturen) wurde mit der Hand nach dem Druck eingefügt. Erst allmählich gelang es technisch, die Typographie mit dem Bilddruckverfahren, dem -» Metallschnitt und insbesondere dem -»• Holzschnitt, zu verbinden. Der -> Mainzer Psalter von 1457 brachte zum erstenmal in Metall geschnittene, zweifarbig gedruckte Initialen und ein gedrucktes Buchdruckerzeichen (-> Druckermarke). Günther Zainer in Augsburg führte als erster im Holzschnittverfahren hergestellte und gedruckte Initialen sowie Randleisten ein. Bis etwa 1530 beherrschte der Holzschnitt das illustrierte Buch ganz. Verbreitet waren überwiegend das volkssprachige und das kostbare lateinische Buch, kaum aber das gelehrte Buch. Bedeutende Künstler waren an der Buchgestaltung beteiligt: Albrecht Dürer arbeitete für die Druckwerke, die Kaiser Maximilian I. in Augsburg von Johann Schönsperger d. Ä. herstellen ließ. In Italien wurden die vom Humanismus beeinflussten Antiqua- und Kursivschriften geschaffen. Als eins der schönsten Renaissancebücher gilt 97

Buchkunstbewegung die von Aldus Manutius in Venedig 1499 gedruckte „Hypnerotomachia Poliphili", ein antikisierender allegorisch-mystischer Liebesroman des italienischen Dominikanermönchs Francesco Colonna (1433/34-1527). Wichtige Impulse für die Buchgestaltung gingen von Frankreich aus. Geofroy Tory gehörte zu den bedeutendsten Buchkünstlern der Renaissance, der auch der Antiquaschrift zur weiten Verbreitung verhalf; Nicolas -» Eve schuf den - • Fanfarenstil. Im niederländisch-belgischen Raum traten Christoph Plantin und seine Nachfolger vor allem mit wissenschaftlichen Werken hervor und benutzten u.a. von Claude ->• Garamond geschnittene Antiquaschriften. Im Zeitalter des Barock brachten in den Niederlanden die Elzeviers hervorragende Duodezausgaben klassischer Texte auf den Markt. Das illustrierte Buch dieser Zeit wurde nun mit Kupferstichen versehen, welche im 17. Jh. die Holzschnitte fast verdrängten. Der Kupferstich wurde insbesondere für Titelblätter (-> Kupfertitel), Karten, Atlanten (berühmt wurde der „Atlas maior" der kartographischen Firma - Le Gascon gefertigten Bucheinbände auf. Im 18. Jh. ist der von Frankreich ausgehende Rokokostil charakteristisch. Namhafte Künstler schufen die Buchillustrationen mit auch rein dekorativen Elementen (-• Vignetten, Fleurons, -> Cul-de-lampe) (Francois -> Boucher, Hubert Fran901s -> Gravelot, Charles Eisen, Jean-Michel -> Moreau le Jeune in Frankreich, Salomon -> Geßner, Johann Wilhelm Meil und Daniel Nikolaus Chodowiecki in Deutschland, William Hogarth und William - Senefelder erfunden, zu welcher der Holzstich und der -> Stahlstich hinzukamen. Diese Techniken eigneten sich auch für größere Auflagen und wurden von Künstlern genutzt wie Ludwig Adrian Richter, Moritz von Schwind, Alfred -> Rethel, Adolph von -> Menzel u.a. in Deutschland, Eugene -> Delacroix, Honore -> Daumier, Gustave -> Dore u.a. in Frankreich. Die maschinell-industriellen Herstellungsverfahren beim Buchdruck und Einband, die Verwendung von holzhaltigem Papier und die Einführung der fotomechanischen Reproduktion führten im Laufe des 19. Jh. zu einem Verfall der Buchkunst, bis man Ende des 19. Jh. wieder auf sie aufmerksam 98

machte, in Deutschland zuerst Otto -> Hupp und in England besonders William Morris, Walter -> Crane, Thomas James -> Cobden-Sanderson. Neue Maßstäbe für die Buchgestaltung setzten die englischen -> Privatpressen. Mit dem Aufkommen des Jugendstils erhielt die Buchkunst wichtige Impulse durch Künstler wie Peter -» Behrens, Otto Eckmann, Marcus -> Behmer, Joseph Sattler. Buchgestalter wie Fritz Helmut -> Ehmcke, Friedrich Wilhelm -• Kleukens, Rudolf -> Koch, Melchior > Lechter, Emil Preetorius, Paul Renner, F.H. Ernst -> Schneidler, Walter Tiemann, Emil Rudolf -» Weiß entwarfen neue Schriften (-> Fraktur und Antiqua) und schufen Illustrationen. Kunstbuchbinder wie Ignaz -> Wiemeler, Otto -• Dorfher u.a., Schriftgießereien (-• Klingspor, Offenbach/M. und Bauer, Frankfurt/M.) sowie Verleger (Eugen Diederichs, Georg -> Müller, Samuel -> Fischer, Hans von -> Weber, Anton Kippenberg, Carl Ernst -> Poeschel u.a.) wirkten im Sinne der Ende des 19. Jh. einsetzenden Erneuerungsbewegung im Buchgewerbe, der „Buchkunstbewegung", welche den Begriff Buchkunst eigentlich erst geprägt und entwickelt hat. Ein Rückschritt gegenüber diesen Bemühungen, das Buch hinsichtlich Typographie, Schmuck, Illustration und technischer Herstellung in eine künstlerische Einheit zu bringen, wurde durch die Einführung modernster Techniken im 20. Jh. verursacht. Doch wird die Buchkunst heute weiter gefördert durch Ausstellungen und Sammlungen (-• Buchmuseum), die -> Stiftung Buchkunst, bibliophile Gesellschaften (-> Bibliophilie), ebenso durch Schriftkünstler, Typographen und Illustratoren. Buchkunstbewegung -> Buchkunst Buchkuriosa -»Buchseltsamkeiten Buchkursive -> Bastarda Buchlaufkarte. Viele Verlage legen ihren Büchern eine Buchlaufkarte (DIN A 7) mit den wichtigsten bibliographischen Angaben über das Buch bei. Mit ihr lässt sich die Lagerkontrolle im -> Sortimentsbuchhandel rationalisieren, insofern sie als Formular für die Faktur, für Nachbestellungen u.a. dienen kann. Sie wird in das Exemplar eingelegt, das im Regal der Buchhandlung steht. Beim Verkauf wird sie an der Kasse entnommen und zur Ergänzung aus dem Ersatzlager bzw. zum Nachbezug benutzt. Die Buchlaufkarten unterscheiden sich von Verlag zu

Buchmesse Verlag, enthalten jedoch üblicher Weise die bibliographischen Angaben (Verlag, Reihentitel und -nummer, ISBN, Autor und Kurztitel), Bestellnummer des Barsortiments, Verkehrsnummer des Verlags sowie Angaben über Mindestlagerbestand, Anzahl der ergänzten Exemplare, Bestelldatum und Lieferant. Heute wird die Buchlaufkarte weitgehend durch elektronische Warenwirtschaftssysteme ersetzt, (siehe auch -> Buchkarte) Büchlein. Ein Büchlein ist ein kleines Buch, häufig aber auch das Titelwort kürzerer, meist erbaulicher Schriften (-> Erbauungsbuch), z.B. Sterbebüchlein. Buchmalerei. Unter Buchmalerei (Buchillumination, Miniaturmalerei) versteht man den Bildschmuck einer -» Handschrift. Vorläufer der Buchmalerei finden sich bereits seit etwa der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. auf ägyptischen Papyri (-• Totenbuch). Die eigentliche Entfaltung und Blüte erlebte die Buchmalerei jedoch zwischen der Spätantike (bedeutendstes erhaltenes Beispiel sind die sogenannten Quedlinburger Itala-Fragmente, in Quedlinburg gefundene Blätter aus einem Pergamentcodex von Bildern zu alttestamentlichen Büchern, um 400 n. Chr.) und dem 16. Jh. auf Pergamenthandschriften. Neben kleineren und größeren Textbildern (-• Miniatur) mit Deckfarben oder Gold kennt die Buchmalerei insbesondere ornamentale Formen wie die Ausstattung des Anfangsbuchstabens (-> Initiale) und der Überschriften sowie die Verzierung des Blattrandes (Randleisten) und des Zeilenausgangs. Vor allem wurden kirchliche Texte zum liturgischen Gebrauch (-> Bibel, -» Psalter, Stundenbücher, Andachtsbücher) durch Buchmaler illustriert. Die Denkmäler der mittelalterlichen Buchmalerei wurden zunächst in den Klöstern, vom 13. Jh. an zunehmend von weltlichen Klerikern und später von gewerbsmäßigen Künstlern ausgeführt. Die bedeutendsten Schulen der deutschen Buchmalerei befanden sich zur karolingischen Zeit in Aachen, Reims, Metz, Tours, zur Zeit der sächsischen Kaiser auf der Reichenau, in Köln, Trier-Echternach, Salzburg, Regensburg, Hildesheim, Fulda. Ein berühmtes Beispiel der Buchmalerei aus der ersten Hälfte des 14. Jh. ist die „Große Heidelberger Liederhandschrift" oder Manessische Handschrift. Mit dem Aufkommen der Buchdruckerkunst im 15. Jh. verschwindet die Buchmalerei und ist Mitte des 16. Jh. beendet.

Buchmarktforschung. Die Buchmarktforschung ist eine wirtschafte- und sozialwissenschaftliche Forschung über den Absatz von Büchern. Ihre Anfänge reichen bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zurück. Sie wurde besonders nach dem Zweiten Weltkrieg ausgebaut. So wurde ein „Institut für Buchmarktforschung" in Hamburg (heute Gütersloh) vom Bertelsmann Verlag eingerichtet. Auch Institutionen des Auslands beschäftigen sich mit der Buchmarktforschung, die zunehmend in das Interesse von Wissenschaftlern, Verlegern, Autoren, Buchhändlern u.a. gerückt ist. Während die Buchmarktforschung eine rein wissenschaftliche Disziplin ist, die mit Forschungs- und Erhebungsmethoden versucht, die Merkmale, Bedingungen und Erscheinungen des jeweiligen Buchmarktes zu erfassen und zu analysieren, so untersucht die Marktforschung, wie der Buchabsatz gesteigert werden kann. Heute wird die Buchmarktforschung vom -> Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. in einer Abteilung „Marketing, Marktforschung und Statistik" betrieben. Buchmesse. Buchmessen (Buchhändlermessen) sind die seit dem 16. Jh. in Frankfurt/M. (-• Messkataloge seit 1564) und Leipzig nachweisbaren regelmäßigen Buchhandelsmärkte im Rahmen der allgemeinen Handelsmessen. Dominierte zunächst die Frankfurter Buchmesse, so führten Zensurstreitigkeiten zwischen dem protestantischen Rat der Stadt Frankfurt und der kaiserlich-katholischen Bücherkommission dazu, dass der deutsche Buchhandel seit dem Ende des 17. Jh. seinen Schwerpunkt allmählich nach Leipzig verlegte. (Seit 1764 blieben die Leipziger Buchhändler der Frankfurter Messe fern.) Von etwa 1700 an bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges behauptete Leipzig mit der Ostermesse seine führende Position. Nach 1945 fand in Leipzig die Buchmesse innerhalb der Leipziger Messe statt. In Westdeutschland wurde nach dem Zweiten Weltkrieg die Frankfurter Buchmesse neu belebt, die erstmals 1949 auf Initiative des Hessischen Verleger- und Buchhändler-Verbandes veranstaltet wurde und seit 1950 vom -> Börsenverein des Deutschen Buchhandels betreut wird. Sie findet alljährlich im Herbst in Frankfurt mit internationaler Beteiligung statt und hat zugleich als Verkaufsmesse deutschsprachiger und ausländischer Literatur und als repräsentative, zugleich größte internationale Bücherschau Bedeutung. Auf ihr treffen sich Verleger, Buchhändler, Autoren und Bibliothekare. Während der Frankfur-

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Buchmuseum ter Buchmesse wird der Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verliehen. Die Buchmesse in Leipzig findet jeweils im Frühjahr statt. Buchmuseum. Das wohl älteste Buchmuseum in Deutschland ist das 1884 vom Deutschen Buchgewerbeverein begründete Deutsche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig, das heute die Deutsche Nationalbibliothek als Abteilung pflegt. Weitere nennenswerte Buchmuseen: Das 1900 zur Erinnerung an Johannes ->• Gutenberg in Mainz gegründete Gutenberg-Museum, 1962 zum „Weltmuseum der Druckkunst" erweitert, pflegt alle Gebiete der Druckkunst in Vergangenheit und Gegenwart sowie die Geschichte von Schrift, Papier, Buch, Einband, Illustration und Technik. Auf die -> Buchkunst und -> Schriftkunst des 20. Jh. im internationalen Rahmen, besonders auf -> Pressendrucke und Malerbücher, konzentriert sich das 1953 in Offenbach/M. in Erinnerung an den Wiederentdecker der künstlerischen Druckschrift Karl - Klingspor (1868-1950) gegründete Klingspor-Museum. Das Deutsche Bucharchiv in München, hervorgegangen aus der Sammlung Ludwig Delp, widmet sich besonders den Rechtsfragen der Buchgeschichte. Ausland: Das seit 1900 bestehende Gutenberg-Museum in Bern hat eine ähnliche Zielsetzung des gleichnamigen Museums in Mainz, jedoch vor allem im Hinblick auf die schweizerische Druckgeschichte. Das auf dem Grundstock der Sammlung der Druckerfamilie Plantin-Moretus in Antwerpen aufgebaute Buchmuseum ist seit 1876 im Besitz der Stadt. Das 1960 in 's-Gravenhage eingerichtete Museum van het boek verfugt über eine Sammlung Buchkunst von etwa 1890 bis zur Gegenwart, mit Druckpressen, Buchbinderwerkzeugen u.a. Ein von der Bibliothek des Nationalmuseums in Prag 1957 gegründetes Buch- und Schriftmuseum ist universal gehalten, jedoch mit Betonung der nationalen Buchund Schriftkunst. Das 1974 in Kiew gegründete Buchmuseum berücksichtigt die slawische Literatur, besonders die der Ukraine, von den Anfangen bis zur Gegenwart. Ein in Tel Aviv bestehendes Museum widmet sich der Geschichte der Schrift, (siehe auch Zeitungsmuseum, Buchwissenschaft) Buchpflege. Unter Buchpflege versteht man die zu treffenden Maßnahmen, um Bücher vor Schaden und vorzeitigem Verfall zu bewahren. Hierzu gehören in 100

öffentlichen Bibliotheken das Binden von Neuerwerbungen in den Bibliothekseinband, das Schützen der Bücher in Magazinen und Bücherräumen vor Feuchtigkeit, übermäßiger Hitze und Kälte (-• Buchklima), direkter Sonneneinstrahlung und Bücherschädlingen (Insekten, Holzwürmern u.ä.), das Vermeiden der Staubentwicklung. Ferner dürfen Bücher nicht zu eng und schief, allzu verschiedene Formate nicht nebeneinander gestellt werden u.a. Kleinere Schäden am -> Buchblock (eingerissene und herausgerissene Blätter) und Einband lassen sich durch den -* Buchbinder reparieren, größere Schäden (Papierschäden, Flecken usw.) vor allem, wenn es sich um seltene, wertvolle Werke handelt, nur vom Buchrestaurator (-> Buchrestaurierung) beheben. Buchpreisbindung. Die meisten der Verlagserzeugnisse in Deutschland, aber auch in den meisten anderen europäischen Ländern (außer Großbritannien, Irland, Estland, Finnland, Luxemburg, Polen und Schweden) unterliegen der Preisbindung. In Deutschland ist die Preisbindung im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) geregelt. Das Preisbindungsgesetz vom 1. Oktober 2002 verpflichtet alle Verlage, für ihre Bücher verbindliche Ladenpreise festzusetzen und bekannt zu geben. Der Buchhandel ist zur Einhaltung dieser festen Ladenpreise verpflichtet. Gebunden sind lediglich die Abgabepreise an den Endkunden (Preisbindung der letzten Hand), nicht die der Verlage an den Handel. Unter die Preisbindung fallen insbesondere Bücher, Zeitschriften und Zeitungen, aber auch Musiknoten, Atlanten, Landkarten sowie (unter bestimmten Voraussetzungen) auch elektronische Verlagserzeugnisse. Kalender und Hörbücher sind nicht preisgebunden. Preisaufhebungen sind nur statthaft, wenn der Titel älter als 18 Monate ist. Allerdings können Verlage Sonderpreise (z.B. Mengen- oder Subskriptionspreise) festlegen. Die Entscheidung des Gesetzgebers, im Buchhandel die Preisbindung zuzulassen, beruhte auf der Erkenntnis, dass Bücher ein Kulturgut sind, das im Interesse der Allgemeinheit keinem freien Preiswettbewerb ausgesetzt werden darf. Die individuelle Durchführung der Preisbindung beruht auf schriftlichen Verträgen zwischen dem preisbindenden Verlag einerseits und dem gebundenen Händler andererseits, die handschriftlich unterzeichnet werden müssen. Das Buchpreisbindungsgesetz von 2002 schreibt im Wesentlichen die bisherige über hundertjährige Praxis der Buchpreisbindung in

Buchschädlinge Deutschland gesetzlich fest. Die Buchpreisbindung hat auch das Ziel, den kleinen und mittelständischen Buchhandel zu schützen, da er als besonders geeignet erscheint, ein breites Buchangebot flächendekkend zu gewährleisten. Buchproduktion. Nach -* Gutenberg wurden im 15. Jh. in den deutschsprachigen Gebieten etwa 7000-8000 Werke gedruckt und verlegt, im 16. Jh. wahrscheinlich bereits über 100 000 Titel. Bis zum 19. Jh. sind genauere Zahlen kaum zu ermitteln; die älteren Statistiken beruhen auf den Messkatalogen. Im 19. Jh. nahm die Buchproduktion, bedingt durch Bevölkerungswachstum, Reduzierung des Analphabetismus, technischen Fortschritt und Wissensentwicklung, explosionsartig zu: 1913 erreichte sie mit 34 871 Titeln in Deutschland einen Höhepunkt. Seit dem Zweiten Weltkrieg zeigt die Entwicklung nach einem Rückgang auf ca. 2500 Titel 1945/46 einen starken, bis heute anhaltenden Wiederanstieg. Derzeit kommen jährlich auf der Welt über eine halbe Million Neuerscheinungen und Neuauflagen auf den Markt. Davon entfallen auf Deutschland jährlich rund 80 000 Titel mit einer Gesamtauflage von 700 Millionen Stück (davon allerdings besteht die Hälfte aus Adressbüchern und ähnlichen untypischen Erzeugnissen). Buchprospekte -»Prospekte (Buchprospekte) Buchrekorde

Buchseltsamkeiten

Buchrestaurierung. Die Buchrestaurierung gehört im weiteren Sinne zur -»Buchpflege. Im Unterschied zur Reparatur mit den Verfahren des -• Buchbinders, die nur die Wiederbenutzbarkeit des beschädigten Buches erreichen will, ist die Aufgabe der Buchrestaurierung die Wiederherstellung des Originalzustandes schadhafter, besonders alter und kostbarer Bücher (Handschriften, Papyri, Archivalien) und die Sicherung ihres jeweiligen Erhaltungszustandes (konservieren). Die Methoden für eine „Massenrestaurierung" des heute gefährdeten Gebrauchsbuches sind erst in der Entwicklung. Spezialwerkstätten für Buchrestaurierung gibt es an einigen Bibliotheken mit reichem Altbestand, z.B. Bayerische Staatsbibliothek München und Universitätsbibliothek Tübingen, (siehe auch -> Buchschädlinge) Buchrolle. Die Buchform des Altertums war die Rolle (lat.: volumen oder rotulus) aus -> Papyrus oder -> Pergament. Papyrus- und Pergamentblätter

wurden zu langen Bahnen aneinandergeklebt und diese im allgemeinen nur einseitig mit von rechts nach links einander folgenden Spalten beschrieben. Die Zeilen verliefen parallel zur Längsseite der Rolle. Die unbenutzte Rolle war mit dem Ende nach innen gerollt; ebenso innen befand sich zum Schutz die beschriebene Seite. Besonders wertvolle Rollen wurden durch Pergamenthüllen geschützt. Zur Erleichterung des Lesens und Zurückrollens waren gelegentlich Stäbe an den Rollenenden befestigt. Die Rollen wurden in Tongefaßen oder in Regalen aufbewahrt. Zu ihrer Identifizierung war die Buchrolle mit einem kleinen heraushängenden Zettel versehen (lat.: index, titulus), auf dem der Verfasser, Titel oder Textanfang standen. Die Buchrolle wurde erst im 4./ 5. Jh. n. Chr. durch den Codex abgelöst, nachdem beide eine Zeitlang nebeneinander bestanden hatten. Buchrücken. Der Buchrücken, kurz Rücken genannt, ist derjenige Teil des Buches, an dem der -» Buchblock bzw. die Bogen zusammengeheftet sind. Zudem verbindet er als Teil des Bucheinbandes die beiden -> Buchdeckel, (siehe auch —> Runder Rücken, -> Gerader Rücken, -> Flacher Rükken, -> Hohler Rücken, Fester Rücken, -> Rükkenverzierung, Rückentitel) Buchschädlinge. Alle Stoffe tierischer oder pflanzlicher Herkunft, die als Unterlage der Schrift dienen, sind in ihrer Struktur oder an ihrer Oberfläche stark anfällig, je nachdem, ob es sich um chemische, physische oder biologische Substanzen handelt: Tinte verblasst und verschwindet, -> Pergament und • Leder werden schrumpelig und rissig. Organische Stoffe werden von Insekten und Nagern gefressen („Bücherfraß"). Feuchtigkeit, Säuren oder Licht greifen pflanzliche Fibern an. Hat man bis vor wenigen Jahren der Buchrestaurierung und vor allem der Buchkonservierung noch keine große Bedeutung beigemessen, so wenden sich heute in zunehmendem Maße Forschungsinstitute dem Schutz von Dokumenten und Büchern zu. Denn nicht allein Handschriften und jahrhundertealte Bände bereiten den Bibliothekaren eine große Sorge; auch viele Bücher, die nicht einmal 100 Jahre alt sind, sind vom Papierzerfall bedroht. Der Grund hierfür liegt darin, dass bis Ende des 18. Jh. Lumpen und Knochenleim die wesentlichen Rohstoffe zur Herstellung des Papiers waren, das bei richtiger Lagerung schier unverwüstlich ist, dass aber das industrielle Zeitalter mit der Entwicklung der Chemie eine zwar 101

Buchschleife enorme Steigerung des holzhaltigen, jedoch wenig beständigen Papiers zur Folge hatte. Von Schaden war vor allem, dass zur -> Leimung des Papiers als Ersatz des Knochenleims verseifte Baumharze und Alaun verwendet wurden. Sachverständige schätzen, dass nur 3 Prozent der Bücher unserer Zeit älter als 50 Jahre werden. Wenn auch in der Zukunft mit Sicherheit elektronische Medien alles Wissenswerte speichern werden, könnte es doch sein, dass Erstausgaben des 19. und 20. Jh. ebenso gefragt sein werden wie heute die Handschriften und Inkunabeln des Mittelalters, (siehe auch Buchpflege) Buchschleife - Bucheinband) Buchschnitt oder kurz „Schnitt" nennt man die drei Seiten des - Bogen nicht zusammengeheftet und im allgemeinen beschnitten sind. Nach der Heftung wird das Buch an den offenen Außenkanten beschnitten, um die Blätter in gleichmäßige Blockform mit glatten Kanten zu bringen (-> Glatter Schnitt). Von der modernen ->• Bibliophilie wird der sogenannte -» Raue Schnitt bevorzugt, bei dem die Papierbogen ihren ursprünglichen Büttenrand haben oder nachträglich durch Raspeln aufgerauht werden, um den Eindruck von -» Büttenpapier zu erwecken. Der Schnitt wird oft verziert (-> Buchschnittverzierung), gefärbt oder vergoldet (-• Marmorschnitt, Farbschnitt, Goldschnitt), bei neueren Büchern allenfalls der -> Oberschnitt. Die Färbung des Buchschnitts hat den Vorteil, dass durch sie die Staubeinwirkung und das -• Vergilben vermindert werden. Im 15. und 16. Jh. wurde auf dem Buchschnitt vielfach der Buchtitel angebracht, (siehe auch -+ Vorderschnitt) Buchschnittverzierung. Daman früher die Bücher häufig liegend, und zwar mit dem Vorderschnitt nach vorn, aufbewahrte, bot sich das Schmücken und Verzieren des Schnittes geradezu an. Neben ornamentalem Schmuck wurde er mit Figuren, z.B. dem Wappen des Buchbesitzers, verziert. Buchschriften nennt man alle in Büchern vorkommenden Schriftarten. Seit der Erfindung des Buchdrucks versteht man unter Buchschriften nur noch die durch grafische und andere Verfahren in Büchern

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wiedergegebenen Schriften, während man vorher auch noch die in den (buchförmigen) Handschriften zur Anwendung gekommenen Schreibschriften zu ihnen gezählt hat. In der historischen Entwicklung geht die Steinschrift oder -> Monumentalschrift sowie die Schreib- oder Geschäftsschrift der Buchschrift voraus. Doch wurde die Buchschrift von beiden Arten immer wieder mehr oder weniger stark beeinflusst. Buchseite

Seite

Buchseltsamkeiten. Viele uns heute seltsam anmutende Bücher, möge es sich um inhaltlich merkwürdige oder äußerlich absonderliche Werke handeln, sind nicht immer als Buchkuriositäten gedacht gewesen: Manche sind aus dem Zeitgeist zu erklären oder aus Zweckmäßigkeitsgründen und anderen Motiven entstanden. Exemplarische Beispiele aus der Vielzahl der Buchseltsamkeiten und Buchkuriosa: Ausgefallene Buchwidmungen (siehe auch -> Dedikation): Buchdedikationen sind nicht immer ein Ruhmesblatt für die Autoren gewesen. Nicht nur, dass sie durch Lobhudelei sich finanzielle Unterstützung für ihr schriftstellerisches Werk erhofften, glaubten sie auch, ihren Büchern einen besonderen Wert zu verleihen, wenn sie sie Stellen, von denen keine materielle Hilfe zu erwarten war, wie Jesus, der Mutter Gottes oder der Heiligen Dreifaltigkeit, zueigneten. So dedizierte z.B. der italienische Geschichtsschreiber und Humanist Paolo Giovio (latin. Paulus Jovius, 1483-1552) sein Historienbuch (Historiarum sui temporis libri XLV, Florenz 15501552) nicht nur der ungarischen Königin, sondern fugte noch eine an Jesus Christus gerichtete Widmung hinzu. Daneben gab es auch beleidigende Dedikationen. Der französische Schriftsteller Jean Donneau de Vise (1638-1710) widmete sein Buch „Nouvelles galantes, comiques et tragiques", Paris 1669, seinen ehemaligen Geliebten, deren Schlechtigkeit er anprangerte, ohne jedoch ihre Namen zu nennen. Kuriose Lexika: (1) ABC der Unvollkommenheit und der Bosheit der Frauen: 1630 erschien in Rouen ein in der Folgezeit mehrfach aufgelegtes Buch unter dem Titel „Alphabet de 1'imperfection et malice des femmes". Sein Autor, der Franzose Jacques Oliver, hatte in der Literatur Vergleiche gesammelt, denen zufolge der Frau gemeinsame Züge mit vernunftlosen Wesen (wie Schlange, Skorpion, Drachen, Blut-

Buchseltsamkeiten egel, Schwein u.a.) eigen sind. Den gefundenen Zitaten hatte der frauenfeindliche Verfasser seine eigenen Ansichten folgen lassen, indem er sich für jeden Buchstaben des lateinischen Alphabets eine weibliche Untugend ausgedacht hatte. Er schmähte mit der Widmung seines Werkes gleich das ganze weibliche Geschlecht, indem er seine Zueignung mit dem Satz eröffnete: „Weib Verworfenstes Geschöpf der Welt" (2) Betrugslexikon: 1721 erschien in Coburg ein „Betrugslexicon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Ständen nebst denen darwider guten Theils dienenden Mitteln angeführt werden". Der Autor Georg Paul Hönn listete in diesem Lexikon aufgrund der Erfahrungen seiner 33-jährigen richterlichen Praxis in alphabetischer Reihenfolge die von den verschiedenen Ständen angewandten Betrugspraktiken auf. In diesem Alphabet finden sich Könige oder Landesherren, Bauern, Handwerker, nicht zuletzt auch Bücherschreiber, Buchbinder und Buchhändler. Das zu seiner Zeit sehr gefragte Buch erschien in mehreren Auflagen und Ausgaben; heute zählt es zu den literarischen Kuriositäten. (3) Zensorenlexikon: 1795 gab der Österreicher Franz Karl Hägelin, der 40 Jahre lang Bücherzensor und 35 Jahre lang Theaterzensor war, ein Zensorenlexikon heraus, in dem er die von jedem Zensor zu befolgenden Richtlinien aufzählte. Es trug den Titel „Eine Art Katechismus für alle Zensoren der Gegenwart und Zukunft", worin er mit Scharfsinn die tausend Rücksichten, Vorsichten und Nachsichten darlegt, von denen ein Zensor nach dem Herzen Gottes auszugehen hat, um den oft so versteckten Fußangeln der Frivolität und des politischen und religiösen Nihilismus eines Dichters zu entgehen. Dieses von der Beschränktheit des damaligen Zensorentums zeugende Lexikon gilt heute als literarisches Kuriosum. (4) Lexikon der Guillotinierten: Ein solches erschien in Paris 1797 von einem Louis Marie Prudhomme unter dem Titel „Dictionnaire des individus envoyes ä la mort judicairement, revolutionnairement et contrerevolutionnairement pendant la revolution...", in welchem die während der Französischen Revolution Guillotinierten, ihr Stand und die Gründe für ihre Hinrichtung genannt sind. (5) Lexikon der Wetterhähne: 1815 ließ ein Alexis Blaise Emery anonym in Paris im Selbstverlag ein „Dictionnaire des girouettes ou nos contemporains peints par eux meines" erscheinen. In diesem Lexikon waren alle diejenigen im öffentlichen Leben stehenden Männer alphabetisch aufgelistet, deren Verhalten an den sich

mit dem Wind drehenden Wetterhahn erinnerte. Genannt waren der Staatsmann Joseph Fouche (17591820), der Dichter und Staatsmann Louis de Fontanes (1757-1821), der Staatsmann Charles Maurice de Talleyrand (1754-1838) u.a. Da dieses Wetterhahn-Lexikon begreiflicherweise einen großen Wirbel verursachte, gab der französische Gelehrte Adrian Jean Beuchot ein Gegenlexikon namens „Dictionnaire des immobiles", Paris 1815, also ein Lexikon der Charakterfesten, heraus. In ihm waren der Staatsmann Marie Joseph Motier de Lafayette (17571834) und andere aufgenommen. Dass es nicht sehr viele waren, dürfte daraus entnommen werden, dass das Lexikon der Wetterhähne 501 Seiten umfasste, das Lexikon der Charakterfesten nur 38 Seiten stark war. Eine nicht alltägliche Universalbiographie: Der Italiener Ortensio Landi stellte in seinem Werk „Sette libri de cataloghi", Venedig 1552, eine Vielzahl ausgefallener biographischer Fakten zusammen. Aufgezählt sind u.a. die durch ihre Schönheit und die durch ihre Hässlichkeit berühmtesten Frauen und Männer, die durch die Liebe ins Unglück geratenen Menschen, Geizhälse und Verschwender, Edelmütige und Grausame, Mörder und Selbstmörder, Opfer von Unglücksfällen aller Länder und Zeiten bis zu den in der Weltgeschichte berühmt gewordenen Hunden. Diese Universalbiographie hatte ihr Verfasser als eine Art von Stoffsammlung für Schriftsteller und Dichter gedacht - so gesehen könnte sie sogar nützlich sein. Bücher auf nicht gewohnten Beschreibstoffen bzw. Druckträgern: (1) Steinbuch: Ein solches befindet sich in (der 1857 von König Mindon gegründeten Stadt) Mandalay, Birma. Es besteht aus 729 Marmorsteinen innerhalb der sogenannten KuthodawPagode, in welche der in der indischen Literatursprache „Pali" abgefasste Kanon der Schriften des Buddhismus (das T[r]ipitaka) eingeritzt ist. Ein 730. Marmorstein beschreibt die Entstehungsgeschichte dieses „Buches". Ein weiteres Steinbuch entstand dadurch, dass der französische Schriftsteller Nicolas Edme Restif de la Bretonne (1734-1806) von 1779 bis 1785 regelmäßig seine Tageserlebnisse in Steinplatten am Pariser Seineufer einritzte. Witterungseinflüsse bewirkten, dass seit Mitte des vorigen Jahrhunderts keine Spuren mehr von diesem Granittagebuch zu erkennen sind. (2) Nickelbuch: Der amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison

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Buchseltsamkeiten (1847-1931) erhoffte sich als Buch der Zukunft das Nickelbuch. Bei ihm sollten anstelle des Druckpapiers, das er für einen gefahrlichen Infektionsträger hielt, ganz dünn, etwa auf ein Zweitausendstel eines Millimeters gewalzte und bedruckbare Nickelblättchen als Buchseiten treten. Auf diese Weise würde ein Buch von z.B. 2 cm Stärke 40 000 Seiten umfassen. Edisons Vorschlag ist nicht realisiert worden. Es gab auch Drucke auf Asbest, Kork u.a., die aber meist nur zur Empfehlung eines bestimmten Druckstoffs dienten und weniger Buchkuriositäten darstellen wollten. (3) Farbbuch: Bücher auf farbigem Papier hat es schon früh gegeben. Zum Beispiel hat der italienische Buchdrucker und Verleger Aldus Manutius (um 1450-1515), der eigentliche Schöpfer der ->· Liebhaberausgabe, fur besondere Kunden Abzüge von Büchern auf bläulichem Papier herstellen lassen. Im 18. Jh. sind in Frankreich eine Zeitlang die „livres en couleurs" verbreitet gewesen. Bekannt ist das „Le livre ä la mode" von Louis Antoine de Caraccioli, das „imprime en vert" oder als „Livre vert" 1759 in Paris erschien; ein Jahr später war das Modenbuch zinnoberrot, und dann wechselten die Farben. Der österreichische Schriftsteller Ignaz Franz Castelli (1781-1862) ließ die Überschriften seiner 68 „Erzählungen von allen Farben", Wien 1839-1840, auf ihnen vorangestellten besonderen Blättern drucken, deren jeweilige Farbe die Stimmung der betreffenden Erzählung andeuten sollte. Bücher mit Farbennamen sind nicht auf Druckpapier und Druckfarbe, sondern auf die Einbandfarbe bezogen, z.B. die englischen Blue books (-> Farbbücher). Nicht immer muss ein seltener Druckstoff oder eine seltene Druckfarbe Kennzeichen für eine Buchseltsamkeit sein. Zum Beispiel hat sich der Druck mit weißer Schrift auf schwarzem Grund aus den alten chinesischen Druckverfahren entwickelt. Außergewöhnliche Verfahren der Buchherstellung: Sie brauchen nicht unbedingt Kennzeichen einer Buchabsonderlichkeit zu sein. Anwendungen von nicht zur Buchherstellung dienenden Techniken bei der Anfertigung von Büchern sollten vielmehr den hohen Stand der betreffenden Technik verdeutlichen. Diese Absicht wurde z.B. mit gewebten Büchern verfolgt. So war eine Meisterleistung das mit Bildern und Text aus schwarzer und weißer Seide von R. P. I. Hervier gewebte „Livre de prieres, tisse (sur soie) d'apres les enluminures des manuscripts du XlVe au XVIe siecle", Lyon 1886. Auch die Chalkographen, die ganz in Kupfer gestochenen Bücher, 104

die besonders im 18. Jh. verbreitet waren, stellen die Kunstfertigkeit des Kupferstechers unter Beweis und gehören zu den schönsten Büchern dieser Zeit. Bücher, die weder gedruckt noch geschrieben wurden, zählen sicher zu den Buchseltsamkeiten. Bei diesen Büchern wurden die Buchstaben und Bilder aus Papier- und Pergamentblättern ausgeschnitten oder ausgestanzt und die Blätter mit einem farbigen Papier unterklebt, wodurch die ausgesparten Teile sichtbar und lesbar wurden. Diese Mode der Ausschneidekunst kam im 17. Jh. in Holland auf und wurde im 18. Jh. in Frankreich gepflegt. Wegen der Schwierigkeit ihrer Ausführung sind nur wenige dieser ungedruckten und ungeschriebenen Bücher entstanden. Drucke an ungewöhnlichen Orten: „Eisdrucke": Als im Winter 1683 in London die Themse zugefroren war, wurde auf dem Fluss ein Volksfest veranstaltet und dabei auf dem Eis eine Druckerei aufgestellt, die dem Publikum kleine Drucke zum Kauf anbot. Inhaltlich bedeutender als diese Eisdrucke war das Buch des britischen Südpolarforschers Sir Ernest Henry Shackleton „Aurora australis", das zur Unterhaltung der Mitglieder der Südpolexpedition während der Wintermonate am Pol gedruckt wurde (Published at the winter quarters of the British Antarctic expedition, 1907, during the winter months of April, May, June, July 1908). Das Buch hatte eine Auflage von nur 90 Exemplaren. Sein Einband wurde aus Brettern von Lebensmittelkisten hergestellt. Besondere Buchformen: Das abendländische Buch hat die im Mittelalter ausgebildete Codexform im Laufe der Zeit weiterentwickelt und eine eng umgrenzte vereinheitlichte Buchform hervorgebracht, bei der sich nur noch eine Wandlung von den bislang üblichen großen (-> Folianten) zu den kleinen Buchformaten (Oktavbänden) vollzog. Demgemäß empfand man Änderungen als eigenartig, absonderlich oder kurios, aber nicht immer mit Recht, weil mit ihnen ein bewusster Zweckgedanke verbunden gewesen sein konnte. Zweckmäßigkeitsgründen haben die -• Kettenbücher ihre Entstehung verdankt, denn die Ketten, mit denen die Bücher an Büchergestelle oder Pulten befestigt wurden, sind nichts anderes als frühe Spuren einer öffentlich werdenden Benutzung. Buchschließen oder -spangen des 16. und 17. Jh. sollten insbesondere bei dicken Bänden das Aufstehen des -> Buchblocks verhindern. Sie zeigten, dass eine Verbesserung des Einbandverfah-

Buchseltsamkeiten rens vonnöten war. Ebenso aus praktischen Gründen wurden die Buchkästen zur Aufnahme von losen Blättern und ungebundenem Schrifttum hergestellt, die in ihrem Aussehen den gebundenen Büchern angepasst wurden, wenn sie auch mitunter zu Buchbinderscherzen Veranlassung gaben. Buchkästen dienten zudem zum Schutz wertvoller Bücher, welche man in sie einschloss. Gebetbücher täglichen Gebrauchs, meistens kostbar ausgeführt, bewahrte man in Lederfutteralen auf, die man, an der Kleidung befestigt, beim Kirchgang, auf Reisen u.a. bei sich trug. Das Beutelbuch verdankt dieser Sitte seine Entstehung. Insbesondere für Panoramadarstellungen ausgenutzt wurde das Leporellobuch mit seinen aneinandergeklebten Blättern. Es hat nur einen Vorder- und Hinterdeckel ohne einen Buchrücken, weil der „endlose" (in der Regel nur einseitig bedruckte) Buchstreifen bloß in einer -> Einbanddecke hängt. Ausgehend von den Büchern, die für europäische Schreibgewohnheiten in manchen orientalischen Sprachen,hinten" anfangen, entstand der Kehrband, in dem zwei Schriften (Schrift und Gegenschrift), gegeneinander auf den Kopf gestellt, zusammengebunden wurden. Diese Doppel- oder Zwillingsbände führten dann im 16. und 17. Jh. als Buchbinderscherze zu den Mehrfachbänden, einer erkünstelten Vereinigung verschiedener selbständiger Bücher durch einen Einband. Zum Teil bis ins 14. Jh. zurück lassen sich, ebenfalls als Buchbinderspielereien, von der Codexform abweichende Buchformen verfolgen, wie das runde Buch (bei dem der Buchblock und die Einbanddeckel mit Ausnahme eines kurzen zum Heften benötigten Segmentes rund beschnitten sind), das dreieckige, achteckige, rhombenförmige, herz-, lilienförmige Buch u.a.; der Phantasie sind hier bis auf den heutigen Tag keine Grenzen gesetzt. Als eine Aberration des Geschmackes sind die besonders zur Zeit der Französischen Revolution in Menschenhaut gebundenen Bücher anzusehen, die es wirklich gegeben hat. Als Buchseltsamkeiten gelten auch die sogenannten -> Maskenbücher, bei denen in eine Buchform Gegenstände anderer Art eingekleidet wurden und die Bücher, die sich als ganz andere Dinge entpuppten. Viel zitiert wird ein um 1450 für den kunstsinnigen Philipp III., den Guten von Burgund, hergestelltes Gebetbuch, dessen oberer Einbanddeckel als Flügelaltar ausgebildet ist. Scherze trieb man mit den -• Büchersammlungen ohne Bücher. Der französische Humanist Francois

Rabelais (um 1494-1553) dachte sich eine „Bibliotheque de l'Abbaye de Saint-Victor" (Bibliothek der Abtei von Saint-Victor) aus und verhöhnte mit den Buchtiteln dieser imaginären Büchersammlung bekannte Autoren. Der Übersetzer Rabelais', Johann Fischart (1546-1590), setzte diesen Ulk fort mit einem erdachten „Catalogus catalogorum perpetuo durabilis" (Unverwüstlicher Katalog der Kataloge). Noch einen Schritt weiter ging Anne Robert Turgot, französischer Staatsmann und Finanzminister Ludwigs XVI. (1727-1781), der in seinem Arbeitszimmer ein Regal mit Bücherattrappen aufstellte und die Buchrücken mit lustigen Titeln versah. Allerdings hat man schon vor der Erfindung der sogenannten bibliotheques fictives gewußt, dass Bücherattrappen zu allerlei Scherzen dienen können. Dass die Spielerei mit nicht existierenden Büchern verhängnisvoll werden kann, beweist der Fall, dass ein Marquis A. de Chalabre vergeblich versuchte, einer Bibel habhaft zu werden, die es gar nicht gab, die vielmehr sein Zeitgenosse, der französische Schriftsteller Charles Nodier (1780-1844), aus Spaß erfunden hatte. Der Marquis, der auf diesen Ulk mit dem ganzen Ernst eines leidenschaftlichen Buchliebhabers einging, nahm sich schließlich aus Verzweiflung das Leben. Zeitungsnarreteien: Mit ihnen gingen die Zeitungsverlage auf Leserfang aus, wobei allerdings die Berichte über die närrischen Zeitungen, vornehmlich aus dem 19. Jahrhundert, nicht immer als zutreffend verbürgt sind. So soll eine französische Zeitung des Titels „Regal Quotidien" als Druckträger Teigblätter benutzt haben, die man einschließlich Druckerschwärze verzehren konnte. Der französische „Mouchoir" (1915-1919) wurde naheliegenderweise einmal als Vorzugsausgabe in Seide und zugleich als Taschentuch herausgegeben. Nach Erhöhung der englischen Papiersteuer (1831) wurde das „Political Diary" auf Baumwollstoff gedruckt. Da es auch als Taschentuch benutzt werden konnte, fand es angeblich in den Herbst- und Wintermonaten guten Absatz. Das französische Blatt „La Najade" (1852 ff.) wurde auf Kautschuk gedruckt und soll vor allem vor öffentlichen Badeanstalten verkauft worden sein. Sein Herausgeber war der französische Schriftsteller Jules Valles (1832-1885), der auch die Zeitung „Le cri du peuple" (1848-1871) leitete, welche mit Blut geschrieben war. Eine spanische Zeitung des Titels „Luminaria" soll mit einer Leuchtdruckfarbe gedruckt worden sein, so dass man sie auch im Dun-

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Buchsicherungsanlagen kein lesen konnte. Gold- und Silberdruck für Jubiläumsnummern von Zeitungen und Zeitschriften sind im übrigen nicht ungewöhnlich. Buchrekorde: Zwerg- und Riesenbücher oder die „kleinsten" Bücher bzw. „größten" Bücher zählen insofern zu den Buchabsonderlichkeiten, als sie durch manche Künstelei und Spielerei hervorgebracht wurden. Andererseits konnte sich in ihnen das Kunsthandwerk zur Virtuosität steigern, denn den Maßen des jeweils kleinsten und größten Buches sind nach unten und nach oben keine Grenzen gesetzt. Was die Kleinbücher angeht, so haben sie, bevor sie als kalligraphische und typographische Kunstleistungen Gegenstand der Bewunderung und des Sammeins wurden, durchaus praktischen Zwecken gedient. Zu Zeiten, da es darauf ankam, auf Reisen das Gewicht seines Gepäcks zu beschränken, konnte man bei möglichst kleinem Buchformat die notwendigsten Werke ohne große Belastung mitnehmen; und die „bibliotheque portative du voyageur" hat sich bis heute in der Vorliebe des Reisenden für Taschenbücher erhalten. Eine Verwendung fand das Zwergbuch auch in der vornehmen Gesellschaft des 18. Jh., welche das Zierliche und Kleinodhafte schätzte. Da war solch ein Bijou von Büchlein das geeignete Geschenk für die Dame. Das Kleinbuch erlebte nach einigen uncharakteristischen Vorläufern seinen ersten Höhepunkt in der Zeit des Barock mit seiner Vorliebe für das außergewöhnlich Kleine wie für das außergewöhnlich Große. Die kleinen Bücher bildeten den Gegensatz zu den großen Atlanten und vielbändigen Foliantenreihen, und beide spiegelten eine Zeit wider, die auch wissenschaftlich den Begriff des Unendlich-Kleinen und des Unendlich-Großen geschaffen hat. Das kleinste Buch, das bisher auf den Markt kam, misst 1 mm χ 1 mm. Es enthält eine Kindergeschichte (Old King Cole) und wurde von der schottischen Gleniffer Press 1985 in einer Auflage von 85 Exemplaren hergestellt. Die bislang kleinste Zeitung „Diario di Roma" erschien im Format 6,5 cm χ 12,5 cm am 28. Februar 1829 mit dem Privileg des Papstes im Kirchenstaat. Als zur Zeit größtes Buch gilt ein Superbuch, das 2,74 m χ 3,07 m misst und 252,6 kg wiegt. Es umfasst 300 Seiten und erschien 1976 in Denver (Colorado, USA). Es steht jetzt in einem New Yorker Museum. Zum Umblättern der Seiten ist ein Elektromotor erforderlich. Das angeblich „größte Buch aller Zeiten", das im Buchhandel erhältlich ist, hat die Größe von 2,13 Meter mal 1,52 Metern, und wird vom Massachu-

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setts Institute of Technology (MIT) veröffentlicht, um für eine Non-Profit Organisation mit dem Namen „Friendly Planet" Geld zu sammeln. Der Titel lautet „Growing up in Bhutan", enthalten sind Fotografien des asiatischen Landes und seiner Bewohner. Allerdings kostet es 10 000 US-Dollar. Die größte Zeitung, die auch im Zeitungsmuseum Aachen archiviert ist, ist die achtseitige Nummer der „Constellation" vom 4. Juli 1859. Sie erschien im Format 90 χ 120 cm aus Anlass des Jahrestages der amerikanischen Unabhängigkeit. Die Auflage des Blattes betrag 24 000 Exemplare. Auf jeder Seite sind 13 Spalten Text untergebracht. Buch mit vermutlich längstem Vorwort: Diese Charakterisierung trifft möglicherweise auf Johann Nikolaus Weis(s)lingers antilutherisches Werk „Friß, Vogel, oder stirb", Straßburg 1726, zu. Von 618 Seiten Inhalt umfasst das Vorwort 470 Seiten. Umfangreichstes Wörterbuch: Mit 33 Bänden und 34 519 Seiten ist das von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm begründete „Deutsche Wörterbuch", Leipzig 1854-1971, wohl das umfangreichste Wörterbuch unserer Zeit. Dickste Zeitung: Die dickste bisher erschienene Zeitung der Welt ist die über 3 kg schwere Ausgabe der „New York Times" vom 10. Oktober 1971, deren Anzeigenteil 972 Seiten umfasst. Schnelligkeitsrekord in der (konventionellen) Buchherstellung: Aus Anlass der (William) Caxton Celebration am 30. Juni 1877 wurde die ganze Bibel (The Holy Bible) in 100 Exemplaren von der -»• Oxford University Press in 12 Stunden gedruckt und gebunden. Sie trägt den eingedruckten Vermerk: Wholly printed and bound in twelve hours, on this 30th day of June, 1877, for the Caxton Celebration. Only 100 copies were printed. Buch mit längster Produktionszeit: 1838 hatten die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit den ersten Arbeiten für ihr „Deutsches Wörterbuch" begonnen, an dem viele Sprachforscher arbeiteten, bis es 1971, also nach mehr als 130 Jahren, vollendet werden konnte. Buchsicherungsanlagen -> Bestandssicherung Buchspangen

Buchschließen

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Buchtext. Der Buchtext oder Textteil des Buches beginnt oft mit einer Einleitung. Ihr folgt der Hauptteil, der in -> Kapitel aufgeteilt sein kann, die ihrerseits, vor allem in Fachbüchern und wissenschaftlichen Büchern, in Abschnitte und Unterabschnitte gegliedert sind. Die Kapitelüberschrift erscheint zuweilen als Überschrift über allen Seiten des betreffenden Kapitels (-» Kolumnentitel). Fußnoten sind vorwiegend in wissenschaftlichen Werken angebracht. Am Ende des Textes kann ein Nachwort stehen. Buchtitel. Der Buchtitel (die gebräuchlichste Bezeichnung ist Titel) kennzeichnet den Namen eines Buches, durch den es sich von anderen Büchern unterscheiden soll. Das Recht der Namengebung liegt beim Verfasser; der Verleger darf keine selbständige Änderung vornehmen. Stellt der Buchtitel eine nicht alltägliche Bezeichnung dar, so genießt er - Schutzumschlag Buch und Buchhandel in Zahlen Buchverfälschung Buchverkaufsstelle

Statistik

Bücherverfalschung Sortimentsbuchhandel

Buchvertreter. In vielen Bibliotheken werden für alle Bücher, die nicht unter ihrer -> Signatur am Standort stehen, sogenannte Buchvertreter (Vertreter) eingestellt. Man unterscheidet Dauervertreter für Bücher, die lange Zeit an einer anderen Stelle der Bibliothek aufgestellt sind (z.B. in einer -• Handbibliothek), und vorübergehende Vertreter für entliehene Bücher. Als Buchvertreter dienen in der Regel besonders zugeschnittene Pappen, auf die jeweils die nötigen Angaben eingetragen werden, oder Vertreter mit angebrachten Taschen, in die für entliehene Bücher ein Abschnitt des Leihscheins gesteckt wird, der die Signatur, das Bestelldatum, den Namen des Entleihers u.a. enthält. Buchwissenschaft (auch Bücherkunde) ist eine Querschnittswissenschaft aus verschiedenen Disziplinen. Sie erfasst das Buch in seinen kulturellen, wirtschaftlichen und technischen Eigenschaften. Neben Betriebswirtschaft integriert die Buchwissenschaft in wechselndem Umfang auch kommunikations-, kulturwissenschaftliche und philologische Forschungsinhalte.

Einen „Förderpreis Buchwissenschaft" vergibt seit 2005 die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig zusammen mit dem Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Die Buchwissenschaft und Buchforschung befassen sich ferner mit der Herstellung, Verbreitung und Aufnahme der Bücher und anderer Druckwerke oder Medien durch das Publikum sowie das Autor-VerlegerVerhältnis und die Erschließung der Buchproduktion durch Kataloge und -+ Bibliographien. Von einer Buchwissenschaft im eigentlichen Sinne ist erst mit dem Aufkommen der Inkunabelkunde im 17. Jh. zu sprechen. Im 18. und 19. Jh. arbeiteten erstmals Bibliothekare und Schriftsteller auf buchwissenschaftlichem Gebiet (Gottfried Ephraim -• Lessing in Wolfenbüttel, Johann Jakob Wilhelm Heinse in Aschaffenburg). Auch die Literaturwissenschaft berücksichtigte oft buchwissenschaftliche Gesichtspunkte, so die Wirkung einzelner Bücher oder literarischer Gattungen auf das Publikum. Im 19. Jh. wurde die genaue wissenschaftliche Buchbeschreibung als notwendig erkannt (so von dem französischen Bibliographen Jacques Charles Brunet, dem deutschen Bibliothekar Friedrich Adolf ->· Ebert und dem deutschen Literaturhistoriker und Bibliographen Johann Georg Theodor -> Graesse), die dann im 20. Jh. durch angelsächsische Wissenschaftler verfeinert wurde (u.a. durch den Literaturhistoriker Walter Wilson Greg und den Bibliographen und Literaturhistoriker Alfred William -» Pollard). Die Verlagsgeschichte wurde zuerst von Buchhändlern behandelt, gefordert besonders von der seit 1876 tätigen Historischen Kommission des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler (heute von der Zeitschrift „Buchhandelsgeschichte", herausgegeben vom Börsenverein für den Deutschen Buchhandel). Die Druckgeschichte wurde vor allem im Zusammenhang mit der Gutenbergforschung betrieben. Buchwissenschaftlich wird auch an einigen großen Bibliotheken geforscht. Die Buchwissenschaft ist eine wissenschaftliche Disziplin, die an einigen deutschen Hochschulen (Erlangen-Nürnberg, Mainz, Leipzig, München u.a.) gelehrt wird. Buchzeichen -> Lesezeichen; -> Exlibris Budaeus (eigentlich franz.: Bude, Guillaume, 14681540). Französischer Humanist, Diplomat, Philologe, Hellenist. Er war Bibliothekar am Hof von Franz I. in Fontainebleau (-• Bibliotheque Nationale, Paris) und stand in engem Austausch mit Erasmus von 107

Budapest Open Access Initiative Rotterdam und Thomas Morus. Auf Anregung von Bude gründete der König das College de France. Auf Bude geht das erste alt-griechische Wörterbuch in Europa zurück. Budapest Open Access Initiative. Mit der Budapest Open Access Initiative (BOAI) aus dem Jahr 2001 liegt eine Forderung von Wissenschaftlern und Vertretern wissenschaftlicher Institutionen nach einem weltweiten freien Zugang (-> Open Access) zu elektronischen Archiven und wissenschaftlicher Zeitschriftenliteratur in allen akademischen Feldern vor. Open access im Sinne der BOAI heißt, dass Zeitschriftenliteratur „... kostenfrei und öffentlich im -> Internet zugänglich sein sollte, so dass Interessierte die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst aufjede denkbare legale Weise benutzen können, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren jenseits von denen, die mit dem Internet-Zugang selbst verbunden sind". Das Open Society Institute (OSI), Initiator der BOAI, unterstützt diese Entwicklung im Rahmen des „Information Program" durch die Bereitstellung finanzieller Hilfen für solche Projekte, die den freien Zugang zu wissenschaftlicher Zeitschriftenliteratur realisieren. Hierzu zählt auch die Entwicklung geeigneter Geschäfts- und Finanzierungsmodelle für Fachzeitschriften. Von zahlreichen Initiativen und Unternehmungen wird bereits ein Geschäftsmodell angewendet, das der Forderung der BOAI nach einem freien Zugang zur wissenschaftlichen Information entspricht. (- Bibliothekarische Zusammenschlüsse Buntbücher

Farbbücher

Buntpapier (Dekorpapier) ist die Bezeichnung für alle Papiere, die ihre Farbigkeit durch einen Farbaufstrich oder durch Bedrucken und andere Oberflächenbehandlungen erhalten, im Gegensatz zu den farbigen Papieren, die bereits während der Papierherstellung gefärbt werden. Buntpapiere wurden schon im Mittelalter, besonders in Italien, verwendet. Bei Büchern sind sie häufig als Vorsatz, -• Umschlag oder Überzugspapiere zu finden. Die maschinelle Buntpapierfabrikation begann um 1835 in Aschaffenburg. Burgkmair, Hans d. Ä. (1472-1531). Maler, Zeichner und Holzschnittentwerfer. Er gilt neben Hans -• Holbein d. Ä. als wichtigster Augsburger Künstler zwischen Spätgotik und Renaissance. Er fertigte ab 1509 Holzschnittwerke für Kaiser Maximilian I. an (unter anderem Genealogie, -> Weißkunig, - Oxford University Press) und Cambridge. Sie bestehen bis heute und haben im englischen wissenschaftlichen Buchdruck eine große Rolle gespielt. Die Universität Cambridge entstand der Legende nach im Jahr 1209 durch einen Auszug von Dozenten und Studenten aus Oxford. Sie ist eine der angesehensten Universitäten in der Welt und hat mehr Nobelpreisträger als irgendeine andere Universität hervorgebracht. Die Cambridge University Press wurde 1521 in Cambridge gegründet (heute in London). Im 18. Jh. wurde sie unter dem Einfluss von John Baskerville bedeutend ausgebaut. Capitalis

Kapitalis (Kapitalschrift)

Capitalis quadrata - Colon-Klassifikation CD -> Compact Disk CD-I. Eine Weiterentwicklung der -• Compact Disk (CD) war die CD-I (Abk. für engl.: Compact Disk Interactive), die 1990 auf den Markt kam. Auf dieser Platte kann man wahlweise Musik, Sprache, Bilder oder Text speichern. Als Abspielgerät dient ein CD-Player, der an einen PC angeschlossen und noch mit einer Hi-Fi-Anlage verbunden ist. Die für interaktive Lernprogramme gedachte CD-I sollte auf dem Sektor der Aus- und Fortbildung Anwendung finden und im privaten Bereich als Reiseführer, für Sprachkurse u.ä. benutzt werden, konnte sich aber nicht durchsetzen. CD-R -> Compact Disk CD-ROM. Die -> Compact Disk (CD) ist in der Form der sogenannten CD-ROM (Abk. für engl.: Compact-Disk Read-Only-Memory) ein optisches Speichermedium. Wie ihr Name (-> ROM) besagt, ist sie eine einmal beschreibbare und alsdann nur (auf einem Bildschirm) lesbare Kompaktplatte. Sie bewahrt die einmal auf sie gebrachten Informationen (Text, Bild u.a.) in unveränderter und unveränderbarer Form, um sie stets identisch wiederzugeben. Zudem kann sie in Auflagen vervielfältigt hergestellt werden. Zur Grundausstattung einer CDROM-Station gehören ein kommunikationsfähiger PC sowie ein CD-ROM-Lesegerät (CD-Player). Die bestechenden Eigenschaften der CD-ROM sind ihre hohe Speicherkapazität (über 700 MByte, das entspricht mehr als 250 000 DIN Α 4-Schreibmaschinenseiten), ihre einfache Handhabbarkeit, die direkte und rasche Zugriffsmöglichkeit auf die ge-

speicherten Informationen und niedrige Kosten zu ihrer Reproduktion. Die CD-ROM ist ein geeignetes Medium für große, recherchier-intensive Informationsbestände. So werden CD-ROM-Produkte und Serviceleistungen für Volltextspeicherung, Katalogdatenspeicherung, als Massenspeicher für Bibliographien eingesetzt; auch werden bibliographische Online-Datenbanken auf CD-ROM angeboten. Die Palette der Informationsinhalte ist also bei der CDROM sehr breit. Beispiele für CD-ROM-Produkte: (1) -> Verzeichnis lieferbarer Bücher (V1B). Seit der Ausgabe 1988/ 89 ist das VLB auf CD-ROM (und online) verfugbar. Im Vergleich zu den gedruckten Bänden der Autoren/Titel/Stichwort- und der Schlagwortausgabe sowie den Ergänzungsbänden bietet die CDROM-Edition neue Dimensionen des Recherchierens und der Nutzung der gespeicherten Informationen, und zwar: Aktualisierung der Datenmengen durch periodische Lieferung einer jeweils neuen CD, schnelles Auffinden des einzelnen Titels aus den fast 500 000 im V1B verzeichneten Titeln von etwa 7000 Verlagen, Abfragemöglichkeit nach allen denkbaren Gesichtspunkten wie Autor, Titel, Verlag, Stichwort, Schlagwort, Serie, Preis u.a., Verifizieren auch von bibliographisch unvollständigen Titeln. Zudem eröffnen sich dem CD-Anwender neue Perspektiven dadurch, dass sich die gespeicherten Informationen auch weiter verarbeiten, z.B. ausdrucken, abspeichern oder in einem definierten Bestellplatz ablegen lassen. (2) -» Deutsche Nationalbibliographie. CDROM-Edition. (3) Wer liefert was? Hersteller- und Dienstleistungsnachweis in fünf Sprachen. Dieses Adressbuch umfasst über 50 000 Anbieter mit Anschriften und über 180 000 Produkte, die von diesen Firmen geliefert werden. Die Informationen lassen sich über Stichwörter abrufen. (4) Washington Press Text. Diese gespeicherte Datenbank enthält alle Pressedokumente, die vom Weißen Haus, dem Außenministerium und von anderen offiziellen Stellen in den USA veröffentlicht wurden. Sie umfasst den Zeitraum ab 1981. Enthalten sind u.a. Reden, Pressekonferenzen, Proklamationen, Bekanntmachungen, Erlasse. (5) Die Bibel nach der Übersetzung von Martin Luther (Lutherbibel). Alle Stellen dieser Bibel können über Stichwörter oder Textangaben in kürzester Zeit abgerufen werden. (6) Fast alle gängigen -> Literaturdatenbanken und —> Referatedienste sind auf CD-ROM erhältlich. Inzwischen geht die Bedeutung der CD-ROM für die Informations-

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CD-RW Versorgung zurück, da nahezu alle Informationsmittel auch über WWW angeboten werden, (siehe auch DVD)

ten, Pamphleten u.ä. Ihre Blütezeit lag in Großbritannien im 18. Jh., in den USA im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts.

CD-RW -»• Compact Disk

Charivari. Französische satirische Zeitschrift. Sie erschien 1832-1893 in Paris (danach mehrfach Neugründungen). Ihr Gründer und Herausgeber war Charles Philipon. Unter ihren Zeichnern traten besonders hervor: Honore -> Daumier, Paul Gavarni und Grandville.

Cellophanieren - · Laminieren Celtis (Celtes), Conrad (1459-1508). Humanist und Dichter. Er war nicht nur als Poet bedeutend, sondern auch als Geograph und Editor. Celtis entdeckte eine Straßenkarte des Römischen Reiches wieder, die später „Tabula Peutingeriana" genannt wurde, und gab als erster 1501 die lateinischen Werke von Roswitha von Gandersheim heraus. Außerdem trat er als Herausgeber von Werken des Seneca und Tacitus hervor. In der „Germania illustrata" sollten alle wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit zur Geschichte Deutschlands vermittelt werden. Bücherprivilegien CEN/CENELEC. CEN (Comite Europeen de Normalisation) bzw. CENELEC (Comite Europeen de Normalisation Electrotechnique) sind Vereinigungen der europäischen Mitglieder von ISO und IEC und die offizielle europäische Normungsorganisation zur Normung unter anderem auf Gebiet der Informationstechnologie. CEPT. Die CEPT (Conference Europeenne des Administrations des Postes et des Telecommunications) ist die Vereinigung der europäischen Post- und Fernmeldeanstalten. 1959 wurde die CEPT durch 19 Staaten gegründet; inzwischen hat sie 26 Mitgliedsländer. Die Aktivitäten der CEPT beziehen sich vor allem auf die Koordination der Standardisierung in Europa. 1988 gründete CEPT das ETSI (European Telecommunications Standards Institute) für Zwekke der Normung. Chalkographen (griech.) nennt man Bücher, die vollständig (also auch der Text) in Kupfer gestochen sind (-• Kupferstich). Sie waren besonders im 18. Jh. beliebt. Chamois (franz.: Gemse) ist ein besonders weiches Gemsenleder, das zum Ausfüttern der Schuber verwendet wird. Chapbooks (engl.) hießen die in Großbritannien und in den USA von fliegenden Händlern (chapmen) vertriebenen - Trakta112

Chat boards, chat rooms sind elektronische Räume für den „Schwatz" mit mehreren Benutzern, die zur gleichen Zeit anwesend sind. Chats sind ein beliebtes Kommunikationsmedium und dienen vor allem dem Zeitvertreib mit Anderen, dem Austausch von Ideen und der Kontaktanbahnung. Die Eingabe erfolgt zeilenweise über eine Eingabefeld. Die Identifizierung der Gesprächspartner erfolgt über einen meist fiktiven Namen (nickname). Neben textbasierten Chats gibt es inzwischen auch Voice-, Videooder Grafik-Chats. Chavin de Malan, Francis Emile (1814-1856). Französischer Abt. Für seine Studien über den Mauriner Jean -> Mabillon (1632-1707) war Chavin de Malan ein eifriger Benutzer der ->• Bibliotheque Nationale, der -»Bibliotheque Sainte-Genevieve und anderer Büchersammlungen in Paris, zu denen er, ausgestattet mit Empfehlungsschreiben der hohen Geistlichkeit, freien Zugang hatte. Nach seinem Tode entlarvte man ihn als Bücherdieb. Er hatte die in den Pariser Bibliotheken gestohlenen Bücher teils in seine Privatbücherei aufgenommen, teils verkauft und schließlich an weniger reiche Sammler und Bibliophile verschenkt. Damit die entwendeten Bücher nicht als bibliothekseigene Werke erkannt würden, hatte der Abbe verschiedene Methoden entwickelt: vom Herausreißen gestempelter Titelblätter bis zum Überkleben aller für ihn verräterischen Angaben durch ein mit dem Monogramm E.C. geschmücktes Exlibris. Chemical Abstracts. Die Chemical Abstracts (CA) sind seit 1907 als chemischer -> Referatedienst tätig und nehmen seit dem Wegfall deutscher Konkurrenzprodukte in der Nachkriegszeit seit den 1960er Jahren die führende Position ein. Obwohl weiterhin eine gedruckte Version vertrieben wird, nutzen fast alle Chemiker direkt als Endnutzer oder bei schwierigen Fragen mit Hilfe institutions- und firmeninterner Recherchespezialisten oder externer Information

Chodowiecki Broker eine der verschiedenen Online-Varianten. Die wesentlichen Vorteile der elektronischen Version sind neben ihrer Tagesaktualität die enorme Geschwindigkeit, die Verfügbarkeit von jedem Internetanschluss aus und vor allem die Möglichkeit nach Substrukturen, also Molekülfragmenten unabhängig von jeder Nomenklatur, zu suchen. Die Chemical Abstracts werten 9000 Zeitschriften aus und veröffentlichen derzeit über 700 000 -»Kurzreferate pro Jahr. Chemie-Information. Die Chemie-Information weist eine Reihe von Besonderheiten auf, die aus dem sehr aktiven Publikationsverhalten der beteiligten Wissenschaftler, aus dem hohen Anteil an praxisbezogenem Wissen und der weltweit einheitlichen Strukturformel-Taxonomie resultieren. Das Publikationsverhalten der Chemiker ist gekennzeichnet durch zahlreiche kurze und prägnante Artikel, die oft nur einen bestimmten Teilbereich einer Entwicklung beschreiben. Im Patentbereich kommen noch die anwendungstechnischen Aspekte hinzu (-• Patentinformation). Die Suche im Bereich der ChemieInformation findet in der Regel in einem der folgenden Bereiche statt: Sachverhalte, Verbindungen, Reaktionen, Eigenschaften. Vor der Recherche in kostenpflichtigen Datenbanken steht in der Regel ein Blick in Fachlexika wie etwa Ullman's Encyclopaedia of Industrial Chemistry oder Römpp's ChemieLexikon. Zusätzlich bieten sich die einschlägigen Chemie-Informationen im Internet an. (-»Chemical Abstracts) Chemische Zeitschrift. Die wohl älteste chemische Zeitschrift war „Observationes chymico-physico-medicae curiosae mensibus singulis continuandae...", Frankfurt, Leipzig, Halle, Magdeburg 16971698, herausgegeben von dem Arzt und Chemiker Georg Ernst Stahl (1660-1734). Abgesehen von diesem Blatt und einigen anderen kurzfristigen Versuchen bilden die von dem Chemiker Lorenz Florenz Friedrich von -> Crell (1744-1816) herausgegebenen Zeitschriften (Chemisches Journal, Lemgo 1778-1781; Die neuesten Entdeckungen in der Chemie, Leipzig 1781 -1786; Chemische Annalen, Helmstedt, Leipzig 1784-1803 u.a.) den Anfang der deutschen chemischen Fachzeitschrift. Als erstes chemisches Fachblatt, das sich von der alchimistischen Vergangenheit gelöst hat, gelten die „Annales de chimie", Paris 1789-1913. Mitarbeiter war u.a. der französische Chemiker Antoine Laurent -> Lavoisier (1743-1794).

Chiffrierung ist die Methode, um einen lesbaren Text (-• Klartext) in einen nicht mehr lesbaren Text (Geheimtext oder Chiffretext) mit Hilfe einer geheimen Zeichenkette (Schlüssel) und eines kryptographischen Algorithmus umzuwandeln. Die Dechiffrierung ist die Methode, um einen Geheimtext mit Hilfe entsprechenden Schlüssels und eines kryptographischen Algorithmus in den Klartext zurück zu wandeln. Chinapapier

Japanpapier

Chip. Ein Chip (engl.: Stückchen, Schnipsel, Splitter) ist ein funktioneller Bestandteil einer integrierten Schaltung, der sämtliche Komponenten (Transistoren, Widerstände, Kondensatoren mit den dazugehörenden Leitungen) auf einem Siliziumplättchen von einer Fläche zwischen 0,2 und 100 mm 2 und einer Dicke von ungefähr 1/10 mm und weniger zusammenfasst. Die Chips haben eine Schlüsselfunktion in der Mikroelektronik. Ohne sie wäre die rasante Entwicklung in der Computertechnik und von anderen elektronisch gesteuerten Geräten (PC, Taschenrechnern, Haushaltsmaschinen u.a.) nicht möglich gewesen. Die seit 1986 produzierten 1-Megabit-Chips (auf denen sich also 1 Million Bits unterbringen lassen) können z.B. den Informationsgehalt einer großen Tageszeitung speichern. 1989 erfolgten die Markteinführung und Serienproduktion des 4-Megabit-Chips. Auf diesem Chip mit über 4 Millionen Speicherzellen und von der Größe 6,6 χ 13,1 mm kann der Inhalt z.B. eines 200-seitigen Taschenbuches erfasst werden. Heute übertreffen sich die Ankündigungen neuer Chips beinahe täglich; folgerichtig ist nur noch von „Super-Chips" die Rede. Chodowiecki, Daniel Nikolaus (1726-1801). Maler, Radierer und Buchillustrator. Er illustrierte mit Vorliebe das Milieu der bürgerlichen Gesellschaft. Hauptsächlich schuf er kleinformatige Kupferstichillustrationen für Kalender und Almanache, aber auch für zahlreiche literarische Werke, so zu Goethes „Werther" und zu Lavaters „Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und der Menschenliebe". Seine -> Kupferstiche machten ihn in der ganzen Welt berühmt. Sein enormes Werk von fast 2300 -> Radierungen konnte Chodowiecki nur mit einer Werkstatt bewältigen; für ihn arbeiteten einige der besten Kupferstecher, Radierer und Miniaturmaler des Landes. 113

Choralbuch Choralbuch. Ein Choralbuch ist eine für den Organisten bestimmte Sammlung von zumeist vierstimmig gesetzten Chorälen zur Begleitung des Gemeindegesangs im lutherisch-evangelischen Gottesdienst. Bis ins 18. Jh. war das -> Gesangbuch mit dem Choralbuch vereinigt. In der römisch-katholischen Kirche entspricht dem Choralbuch das -> Graduale. Chrestomathie. Eine Chrestomathie (griech.: Erlernen von Nützlichem) ist eine Auswahl von belehrenden oder sprachlich mustergültigen Stücken aus schriftstellerischen (insbesondere Prosa-) Werken; sie gilt meistens Lehrzwecken, (siehe auch -• Anthologie) Chromolithographie (griech.) ist ein mehrfarbiger Steindruck (-» Lithographie), bei dem für jede Farbe ein eigener lithographischer Stein hergestellt werden muss. Die Chromolithographie erlebte ihre höchste technische Blüte um 1900 als Massen-Reproduktionsverfahren für Bilder in Zeitschriften und Büchern, für Plakate und Wandbilder (meist religiöse Motive als „Heimschmuck des kleinen Mannes"), für Postkarten und Sammelbilder (Liebig-Sammelbilder). Die Farbkraft - hochwertige Bilder wurden mit acht bis sechzehn Farben von mehreren Steinen gedruckt - wird von keinem anderen Duckverfahren erreicht. Als Reproduktionsmittel wurde die Chromolithographie in den 191 Oer Jahren durch das billigere Raster-Druckverfahren verdrängt. Der Farbdruck von Steinen wird heute nicht mehr verwendet und gilt als eine ausgestorbene historische Drucktechnik. Wenn auch häufig als Kitsch betrachtet, sind die bunten „Chromos" heute als kulturgeschichtliche und drucktechnische Kostbarkeiten zum begehrten Sammelobjekt geworden. Chromopapier ist ein einseitig -» gestrichenes Papier, (siehe auch Kunstdruckpapier) Chronik. Die Chronik (griech.: Zeitbuch) ist eine besonders im Mittelalterund im 16./17. Jh. verbreitete Form der Geschichtsschreibung. Im Unterschied zu den -»Annalen mit ihrer Notierung der Ereignisse in Jahresfolge fassen die Chroniken größere Zeitabschnitte zusammen und versuchen, Zusammenhänge zwischen den Begebenheiten herzustellen. So gehen sie oft von den Anfängen (der Welt, eines Klosters, einer Stadt u.a.) aus und ordnen die Geschehnisse in den Rahmen der Heilsgeschichte ein. Die

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Fülle der überlieferten Chroniken lässt sich ordnen nach der Sprache (Latein und Volkssprache), nach der Form (Prosa- oder Reimchroniken), nach dem Inhalt (Welt-, Städte-, Kaiser-, Landes-, KlosterChronik u.ä.). Die Grenzen zwischen den verschiedenen Formen der mittelalterlichen Geschichtsschreibung (Annalen, Historie, Chronik) sind fließend, und die Begriffe wurden über das Mittelalter hinaus auch synonym verwendet. Cicero heißt eine Variante der -> Antiqua mit dem Schriftgrad von 12 Punkt Kegelstärke (= etwa 4,5 mm). Dieser Schriftschnitt galt als besonders lesefreundlich und wurde deshalb bis ins 20. Jahrhundert als Buchdruckschrift verwendet. Die deutschen Typographen Conrad Sweynheym und Arnold Pannartz druckten in ihrer Offizin in 1467 die erste Ausgabe der „Epistulae familiares" von Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.). 1468 und 1469 fertigten die deutschen Typographen Johann und Wendelin von Speyer in Venedig davon Nachdrucke und schufen weitere Cicero-Frühdrucke, alle in diesem neuen Schriftschnitt, der seitdem „Cicero" genannt wird. CIP (engl. Abkürzung für Cataloguing in Publishing) bezeichnet die Katalogaufnahme eines in Vorbereitung zur Veröffentlichung befindlichen Titels nach dem amerikanischen Vorbild der Library of Congress, Washington. Die ClP-Zentrale war bis 2003 in der Deutschen Bibliothek in Frankfurt/M. Die -> Titelaufnahme erfolgte nach internationalem Standard in 65 Sachgruppen im Neuerscheinungen-Sofortdienst (CIP). Die -> Deutsche Nationalbibliothek entwickelte einen -• Neuerscheinungsdienst, der außerhalb der Reihen der -»• Deutschen Nationalbibliographie erscheint und löste ab Januar 2003 den CIP-Dienst der Deutschen Bibliothek ab, der seit 1974 als Reihe Ν (CIP) der Deutschen Nationalbibliographie herausgegeben worden war. CISC

Prozessor

Cisiojanus. Der Cisiojanus (lat.) ist die Bezeichnung für kalendarische Merkverse, die für jeden Monat die kirchlichen Festtage und die Kalenderheiligen aufzählen. Aus den Anfangssilben eines Heiligen- oder Festnamens wird mit dazwischengeschobenen Worten ein Hexameter gebildet. So bedeutet „cisio" (= Beschneidung) vor „Janus" (Januarius), dass das Fest Christi Beschneidung auf den 1. Januar fallt. Der Cisiojanus wurde zwischen dem

Codex 13. und 16. Jh. in Deutschland, Polen, Böhmen und Skandinavien gebraucht, (siehe auch -»Almanach) Civilite bezeichnet eine 1557 von dem Schriftschneider Robert Granjon geschaffene -> Druckschrift, die einer französischen -* Schreibschrift nachgebildet ist. Trotz ihrer schweren Lesbarkeit wurde sie zum Druck von Schulbüchern gebraucht. 1558 übernahm sie Christoph -• Plantin und verhalf ihr in den Niederlanden zur Verbreitung. Die Schrift erhielt ihren Namen von der mit ihr gedruckten Schrift „La civilite puerile" (1559) des Erasmus von Rotterdam. CLEF (Cross Language Evaluation Forum) ist eine europäische Evaluierungsinitiative, deren Schwerpunkt der Vergleich von cross-lingualen RetrievalSystemen ist. Zur Bewertung und Erprobung der Retrievalsysteme wird eine mehrsprachige -> Testkollektion von Dokumenten zur Verfügung gestellt. (-> Effektivitätsmessung, TREC) Client-Server-Architektur. Die Client-ServerArchitektur ist das Modell einer Netzwerkstruktur oder einer Datenbank, bei dem eine hierarchische Aufgabenverteilung vorliegt. Der Server ist Anbieter von Ressourcen, Dienstleistungen und Daten, die Arbeitsstationen (Clients) nutzen sie. Diese Architektur beruht auf einem arbeitsteiligen Vorgang: Nach dem Eingeben einer Adresse oder Anklicken eines Links wird die Information vom Client zum Server geschickt. Dieser erhält die Abfrage, bearbeitet sie und sendet dann die gewünschte Information zurück (siehe auch Browser). Ein Großteil der im Internet verwendeten Software basiert auf dieser Struktur, der Benutzer arbeitet mit einem Client und die Informationsanbieter mit einem entsprechenden Server. Diese Vorgehensweise unterscheidet sich insofern von den früher gängigen Host-Anbindungen, als nur ein Teil der Rechenarbeit am Client ausgeführt werden konnte. Cloaking. Unter Cloaking (engl.: verhüllend) versteht man das Ausliefern unterschiedlicher Inhalte im WWW unter derselben URL in Abhängigkeit von vorgegebenen Kriterien. Dabei wird insbesondere zwischen verschiedenen Typen von Besuchern differenziert, d.h. je nach Art des Besuchers werden unterschiedliche, speziell für diesen Besucher optimierte, Webseiten zurückgegeben. Cloaking verfolgt meist den Zweck, bei einer -> Suchmaschi-

ne hohe Positionen in den Trefferlisten zu erreichen und wird angewendet, um zwischen Suchmaschinen und menschlichen Besuchern zu differenzieren. Dazu werden den Suchmaschinen beim Spidern (siehe -> Roboterbasiertes Verfahren) Seiten ausgeliefert, die auf die jeweiligen Rankingmechanismen (-• Ranking) optimiert sind, während menschlichen Besuchern unter derselben URL andere, i.d.R. optisch attraktiv aufbereitete, Seiten präsentiert werden. CMS

Inhaltsverwaltung

CMYK. Das CMYK-Farbmodell ist ein substraktives Modell, das die Grundlage für den Vierfarbendruck bildet. Die Abkürzung CMYK steht fur Cyan (ein grünliches Blau), Magenta (ein zum Violett tendierendes Rot), Yellow (ein mittleres Gelb) und Key (Schwarz). Der Wertebereich jeder einzelnen Farbe geht von 0 bis 100 Prozent, wobei 0 Prozent einer unbedruckten und 100 Prozent einer Volltonfläche entspricht. Durch Mischen der drei Grundfarben entsteht der Farbraum. Farbdruck mit CMYK-Farben wird auch als Druck nach der Euroskala oder Euroscale bezeichnet. In der Norm ISO 12647-2 wird die Farbwirkung dieser Druckfarben auf unterschiedlichen Druckpapieren beschrieben. Cobden-Sanderson, Thomas James (1840-1922). Britischer Buchdrucker, Buchbinder und Advokat. Er gründete 1900 mit Emery Walker die -> Doves Press, die meisterhafte Drucke herstellte und Einfluss auf die deutschen Privatpressen hatte. Zudem wurde Cobden-Sanderson durch seine Bucheinbände berühmt. Er nahm in der Einbandkunst eine ebenso bedeutende Stellung ein wie William Morris in der Buchdruckerkunst. Cochin, Charles Nicolas d.J. (1715-1790). Zeichner und Kupferstecher. Die antike Kunst zum Vorbild nehmend illustrierte er, gegen das Schmuckbedürfnis seiner Zeit, in diesem Sinne Werke des Boccaccio, Tasso, Ariost, Homer u.a. Code (lat.-franz.) bedeutet (1) in der französischen Rechtssprache soviel wie Gesetzeswerk, Gesetzbuch. (2) Code als Verschlüsselungs-, Umsetzungsvorschrift, Chiffrierschlüssel -> Codierung. Codex (lat.: caudex = Holzklotz, PL: codices). Im 2. bis 4. Jh. entwickelte sich neben der Buchrolle die Codexform des Buches. Der Codex besteht aus einzelnen Bogen, die gefaltet, zu einer -> Lage inei-

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Codex argenteus nander gelegt und zusammengeheftet sind. Er ist in bezug auf seine Form der unmittelbare Vorgänger unseres heutigen Buches, in dem man blättern kann und der der Rolle gegenüber den Vorteil besserer Handlichkeit und Nachschlagemöglichkeit hat. Ursprung des Codex ist die von alters her zu Schreibzwecken benutzte Holztafel, die zur Wachstafel weiter gebildet wurde. Solche Wachstafeln konnten paarweise zum -> Diptychon, zu dritt zum Triptychon oder in einer größeren Anzahl zum Polyptychon verbunden werden, indem man sie durch Löcher, die an einer Seite jeder Tafel angebracht waren, mit Lederriemen, Draht oder Schnur verknüpfte. Bei den Römern war der Codex das Polyptychon, im Abendland das beschriebene Pergament, wenn es gefaltet statt gerollt wurde (selten bestand der Codex aus Papyrus, denn mit dem Aufkommen der Codexform setzte sich das Pergament als Beschreibstoff gegenüber dem Papyrus durch); schließlich war der Codex in Form von Lagen gefalteter Pergament- (später Papier-) blätter, die von zwei Holzdeckeln umschlossen wurden, das typische Buch des 6. bis 15. Jh. Die Codexgrößen reichten vom Kleinstformat bis zu solchen von 40 cm Höhe. Das Vorbild der Buchrolle schien bei der Anordnung von mehreren Kolumnen auf der Seite nachzuwirken, jedoch beschränkte man sich im allgemeinen auf zwei Kolumnen, schließlich auf nur noch eine. Die Seiten wurden gezählt. Aus dem von der Rolle übernommenen Schlusstitel wurde unter Angabe der Schreiber-, Korrektor- und Herausgebernamen die Schlussschrift (subscriptio -> Subskription), während der - Wulfila Codex aureus Codex Manesse Codex rescriptus 116

Codex Manessische Handschrift Palimpsest

Codicillus (lat.) ist die Bezeichnung für einen kleinen - Notizbuch, einen -> Brief. Codierung ist die Darstellung oder -> Verschlüsselung einer Nachricht in anderer Form. Jede Nachricht lässt sich prinzipiell durch beliebige gleichwertige Zeichenmengen ausdrücken (z.B. Sprache durch Schrift, Schrift durch Telegrafiezeichen). Der als Umsetzungsvorschrift verwendete -> Code ist im allgemeinen eindeutig umkehrbar, ermöglicht also auch eine Decodierung (Rückumsetzung). Bei nachrichtentechnischer Codierung erfolgt meist die Umsetzung einzelner Zeichen aus einem umfangreichen Zeichenvorrat in mehrere Zeichen aus einem geringeren Zeichenvorrat. Der Binärcode mit dem Zeichenvorrat 2 ist für die Digitaltechnik und die elektronische -• Datenverarbeitung von großer Bedeutung. Colines, Simon de (um 1475-1546). Pariser Buchdrucker. Er führte die Offizin Etienne (= Stephanus) nach dem Tod von Henri Etienne 1520 weiter, bis sie 1526 Robert Etienne übernahm. Colines pflegte das kleinformatige Buch und druckte in humanistischer Kursivschrift. Geofroy Tory war für ihn tätig. Colon-Klassiflkation. Die Colon-Klassifikation (CC) ist eine teilfacettierte Universalklassifikation, bei der der Doppelpunkt (englisch: colon) und andere Interpunktionszeichen wichtige Bestandteile der Notation bilden. Sie verfügt lediglich über eine knappe, an wenigen Stellen entwickelte Hierarchie, danach werden die Einzelbegriffe in ihren jeweiligen Facetten aufgeführt. Die Entwicklung der CC geht auf den Inder Shiyali Ramamrita Ranganathan (1892-1972) zurück. Im Jahre 1972 wurde die siebente der ständig verbesserten und erweiterten Ausgaben vorgelegt. Die Facetten lassen sich fünf Fundamentalkategorien zuordnen, nämlich P: Personality, M: Materiel, Ε: Energy, S: Space und T: Time (P-M-E-S-T). Eine Klassenbeschreibung wird in dieser Reihenfolge gebildet, z.B. in folgendem (fiktivem) Beispiel: L (P-Facette für Medizin), 45 (M-Facette für Tuberkulose), 3 (Ε-Facette für Diagnostik), 53 (S-Facette für Frankreich) undN03 (T-Facette für 2003). L,45:3:53.N03 bedeutet dann „Diagnostik der Lungentuberkulose in Frankreich 2003". Die CC wird wegen ihrer ausgeprägten Bezüge auf die nationale indische Thematik international nicht und selbst in Indien in nur

Compact Disk geringem Umfang benutzt. Ihr Einfluss aber auf die Entwicklung von Klassifikationssystemen ist unübersehbar, wurde doch mit ihr der Typ der Facettenklassifikation begründet und damit ein entscheidender Schritt in Richtung auf verbesserte Möglichkeiten zur -• Postkoordination und zum mehrdimensionalen Erschließen und Beschreiben selbst neuer und komplexer Sachverhalte getan. Erwähnenswert sind bei der CC auch die ihr eigene Phasen- und Facettenanalyse, ihre Erweiterungsfähigkeit und ihr gut ausgebautes Regelwerk. COM, Abk. für engl.: Computer Output on Microfilm, ->• Mikrofichekatalog. Comenius, Johan Arnos, Jan Arnos Komensky (1592-1670). Tschechischer Theologe und Pädagoge. Mit seinen Schriften hat Comenius seinen Ruhm als Pädagoge begründet. Die berühmtesten darunter sind die „Janua Linguarum Reserata" (Die geöffnete Sprachenpforte), die den bis dahin unbekannten Versuch einer Verbindung von Sach- und Sprachunterricht darstellt und in 12 europäische und auch mehrere asiatische Sprachen übersetzt wurde; „Orbis sensualium pictus" (Die sichtbare Welt in Bildern) mit Holzschnitten aus allen Lebensbereichen (Nürnberg 1654), das lange das verbreitetste Schulbuch in Deutschland war; die illustrierte Janua, der,»Ahnherr aller Kinderbilderbücher". Erwähnt sei auch „Informatorium der Mutterschule oder Über die fürsorgliche Erziehung der Jugend in den sechs ersten Lebensjahren". Sein methodisches Hauptwerk ist die „Didactica magna" (Große Unterrichtslehre), die erste große umfassende und systematische Lösung der unterrichtlichen Methodik seit der humanistischen Zeit. Der „Methodus Linguarum Novissima" (Die neueste Sprachenmethode) fasst die Grundsätze seines Sprachunterrichts systematisch zusammen. Comic books - CD-ROM) 117

Compact Disk Interactive Compact Disk Interactive

CD-I

Compact Disk Read-Only-Memory - CD-ROM Compact Disk Rewritable -> Compact Disk Compactus-Anlage - AOL übernommen. Computer. Ein Computer (engl, zu to compute = (be) rechnen, aus lat.: computare) ist eine technische, vor allem elektronisch arbeitende Einrichtung zur rechnerischen oder organisatorischen Verarbeitung großer Mengen von Informationen bei Aufgaben aus Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Verwaltung. Da ein Computer, auch Rechner, Rechenanlage genannt, nicht nur rechnen, sondern auch Aufgaben ausführen kann, die scheinbar nichts mit dem Rechnen zu tun haben (z.B. Heraussuchen einzelner Wörter aus Texten, so z.B. im Buch- und Bibliothekswesen bei automatischer Erstellung von Abstracts und -> Bibliographien, oder Ordnen von Buchtiteln nach Verfassern), wird er allgemeiner auch als Datenverarbeitungsanlage bezeichnet. Weitere Einsatzbereiche sind heute in allen Bereichen des täglichen Lebens vorzufinden: Verarbeitung und Ausgabe von Informationen, Berechnung der Statik von Bauwerken bis hin zur Steuerung von Waschmaschinen und Autos. Auch komplexe Vorgänge können mit Hilfe von Computern simuliert werden (z.B. Klimaforschung, medizinische Forschung, militärische Aufgaben). Computer sind heute nach dem Prinzip der -»• VonNeumann-Architektur aufgebaut und bestehen aus fünf Komponenten: Recheneinheit (-• ALU = Arithmetic Logical Unit), Steuereinheit, Buseinheit, -> Speicher und Eingabe- und Ausgabeeinheit(en). ALU und Steuereinheit sind zumeist in der CPU (Central Processing Unit, zentraler Prozessor) verschmolzen. 118

Da der Computer nur nach vorgegebenen Anweisungen arbeiten kann, müssen die zu lösenden Aufgaben in ein -> Programm (Summe von Befehlen) umgesetzt werden, dessen einzelne logische Schritte mit einer Programmiersprache codiert werden, die der Rechner versteht. Solche Programme werden zusammenfassend als ->· Software, die elektronischen und mechanischen Teile des Computers als Hardware bezeichnet. Zur Lösung einer bestimmten Aufgabe durch den Computer sind vier Arbeitsvorgänge zu unterscheiden: (1) Eingabe der Daten, (2) Verarbeitung der Daten im Hinblick auf das zu erzielende Ergebnis, (3) Speicherung der Daten zum Zweck weiterer Verarbeitung, (4) Ausgabe des Ergebnisses. Dementsprechend sind die Elemente eines Computers: (1) Eingabegeräte, (2) Zentraleinheit, (3) Speicher (interne und externe Speicher), (4) Ausgabegeräte. Die Eingabe von Programmen und Daten in den Computer geschieht über Eingabegeräte (z.B. Tastatur, Belegleser). In der Zentraleinheit CPU, in der -> Arbeitsspeicher, Steuer- oder -> Leitwerk und ->• Rechenwerk miteinander verbundene Teile sind, werden die eigentlichen Verarbeitungsprozesse ausgeführt. Der Arbeitsspeicher enthält alle Informationen, die der Computer für seine Arbeit braucht: auszuführendes Programm, zu verarbeitende Daten, Zwischen- und Endergebnisse. Dabei steuert das Leitwerk den Arbeitsablauf, d.h. den Datenfluss zwischen Arbeitsspeicher, Rechenwerk sowie Ein- und Ausgabegeräten. Im Rechenwerk (ALU) laufen arithmetische und logische Operationen ab. Computer besitzen mehrere Speicher verschiedener Wirkungsweise. In den externen Speichern können außerhalb der Zentraleinheit Daten zwecks weiterer Verarbeitung gespeichert werden. Die durch die Verarbeitung der Daten gewonnenen Ergebnisse werden durch die Ausgabegeräte ausgegeben; z.B. werden sie in direkter Verbindung zwischen Mensch und Computer auf Sichtgeräten (Bildschirmgeräten) sichtbar gemacht (Dialogverkehr; Online-Verfahren), oder sie werden nach Zwischenspeicherung z.B. durch einen Drucker auf Papier ausgedruckt. Die Computer werden oft in Groß-Computer, Mikrocomputer, Minicomputer oder Bürocomputer (Arbeitsplatzcomputer), Personal Computer (PC) und Home- oder Heim-Computer eingeteilt. Als Grenzen dienen dabei die Leistungsmerkmale des jeweiligen Computers, die jedoch fließend sind. Geschichte: Die erste Wurzel der Computerentwicklung ist der Automat (griech.: Selbstbeweger), eine

Computerlinguistik mechanische Einrichtung, die einen Vorgang selbst auslöst. Ein berühmtes Beispiel eines frühen „Automaten" waren die sich selbsttätig öffnenden Tempeltüren, die der griechische Mechaniker und Mathematiker Heron von Alexandria (1. Jh. n. Chr.) aufgrund der von ihm aufgestellten Hebelgesetze und des ebenfalls von ihm erfundenen Prinzips des „Heronsballs" gebaut hat. Im Mittelalter wurden viele Automaten auf mechanischer Basis entwickelt und gebaut, vorwiegend Spielautomaten, mechanische Puppen, Spieluhren, Glockenspiele u.a. Der erste Automat von wirtschaftlicher Bedeutung war der von dem französischen Seidenweber Joseph-Marie Jacquard (1752-1834) im Jahre 1805 entwickelte automatische Webstuhl, gesteuert durch dem Webmuster entsprechend gelochte Pappkarten (Anwendung der Handlochkarte). Die zweite Wurzel der Computerentwicklung ist die Rechenmaschine, eine mechanische oder elektrische Einrichtung für Zahlenrechnungen, wobei die Eingangswerte eingetastet, die Ergebnisse abgelesen oder gedruckt werden. Eine Mechanisierung von Rechenvorgängen war erst möglich geworden, als sich im 13. Jh. das indischarabische Zahlensystem mit der Null und ihrer Stellenwertigkeit allgemein durchsetzte. Die erste mit Räderwerk arbeitende Additions- und Subtraktionsmaschine wurde 1641 von dem 18-jährigen Blaise ->• Pascal (1623-1662) konstruiert. Die erste Rechenmaschine für alle vier Grundrechnungsarten stammt von Gottfried Wilhelm -> Leibniz (1646-1716). Er erfand den verschiebbaren Zählschlitten und die Staffelwalze zur Zehnerübertragung. Ein weiteres Verdienst war seine Erkenntnis, dass sich das duale Zahlensystem zur mechanischen Rechnung sehr gut eignen würde, womit er eine spätere Entwicklung vorwegnahm. Nach 1773 konstruierte der Landpfarrer Philipp Matthäus Hahn (1739-1790) nach dem von Leibniz entwickelten Prinzip eine Rechenmaschine mit einer für alle Ziffern gemeinsamen Staffelwalze. In Paris begann Chr. X. Thomas 1820 mit der serienmäßigen Fabrikation von Rechenmaschinen und verkaufte in 60 Jahren 1500 Stück. Der Erste, der die Prinzipien von Automat und Rechenmaschine zusammenführte, war der englische Mathematiker Charles - Babbage (1792-1871). Er entwarf um 1840 eine mechanische Rechenmaschine mit Steuerung durch Lochkarten bzw. Lochkartenbänder, die in ihrem Konzept die drei wichtigsten Funktionsteile eines Computers enthielt: Speicher, Rechenwerk und Steuerung. Ein weiterer wichtiger

Grundpfeiler der heutigen Computer ist die Lochkartentechnik, die erstmalig bei einer amerikanischen Volkszählung 1890 von Hermann -• Hollerith (18601929) eingesetzt wurde. Von nun an vollzog sich die Geschichte der Computerentwicklung in verschiedenen sogenannten Computergenerationen, für deren Einteilung man die Technik der eingesetzten Bauelemente zugrundelegte. Die ersten Computer (elektromechanische Rechenanlagen) benutzten Relais: Konrad -» Zuse 1941; Howard Hathaway Aiken 1944. John von -»Neumann formulierte 1944 seine Grundidee über die Programmspeicherung in Computern. Die erste Computergeneration (1946) gründete auf der Elektronenröhrentechnik: Die Amerikaner J. Presper Eckert und John Mauchly bauten den ersten Röhrenrechner ENI AC. Die Computer der ersten Computergeneration arbeiteten 200mal schneller als die elektromechanischen Rechenanlagen. Mit der Transistoren- und Diodentechnik wurde 1955 die zweite Computergeneration eingeleitet. Diese konnten in einer Sekunde bis zu 15 000 Additionen ausführen. Die dritte Computergeneration (seit 1962) wurde durch die Monolith-Schaltglieder bestimmt. In der vierten Computergeneration (seit 1978) werden hochintegrierte Schaltkreise (Chips) eingesetzt. Heute werden Halbleiter-Bauteile verwendet, die mehrere Millionen Informationseinheiten in einem sehr kleinen - Fotosatz oder Lichtsatz (- Nachschussauflage) Copyright (engl.: Vervielfaltigungsrecht) ist die angloamerikanische Bezeichnung für das Recht an geistigen Werken. Es unterscheidet sich in einigen Punkten vom deutschen -> Urheberrecht. Während das deutsche Urheberrecht den Urheber als Schöp-

Cotta'sche Buchhandlung fer und seine ideelle Beziehung zum Werk in den Mittelpunkt stellt, betont das Copyright den ökonomischen Aspekt. Das Copyright musste in den USA bis vor einigen Jahren explizit angemeldet werden und erlosch 75 Jahre nach der Eintragung in das zentrale Copyright-Verzeichnis. Inzwischen gilt für neue Werke auch in den USA ein Schutz bis 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Eine Anmeldung des Copyrights bei der -> Library of Congress ist nicht unbedingt nötig, wird aber empfohlen. Der CopyrightVermerk mit dem Symbol © stammt ebenfalls aus dem angloamerikanischen Recht. Mit ihm will der Nutzer eines urheberrechtlichen Werks auf das Bestehen von Urheberrechten hinweisen. Hintergrund ist die alte Rechtslage des US-amerikanischen Copyright, nach der Rechte an einem Werk erlöschen konnten, wenn es nicht mit einem Copyright-Vermerk versehen war. Nach dem Beitritt der USA zum internationalen Berner Übereinkommen zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst im Jahr 1989 ist der Copyright-Vermerk heute nicht mehr notwendig, kann aber nach eigenem Ermessen gesetzt werden. Vorher war es für ausländische, also auch deutsche Autoren bzw. Verleger notwendig, sich durch die Erfüllung gewisser Formalitäten bei jedem ihrer Werke vor dem -> Nachdruck in den USA zu schützen. Corinth, Lovis (1858-1925). Maler und Grafiker. Er zählt zu den Meistern der impressionistischen Illustrationskunst, der er sich seit ca. 1911 zuwandte. Corrigenda (lat., Sg.: Corrigendum = das zu Verbessernde) steht für Druckfehlerberichtigung, Druckfehlerverzeichnis. Coster-Legende. Nach Angabe des Hadrianus Junius (Adrian de Jongk), in dessen „Batavia", einer Geschichte der Niederlande, soll ein Laurens Janszoon Coster (Harlem um 1405-1484), Küster in Harlem, vor Gutenberg den -» Buchdruck mit der beweglichen, gegossenen Einzelletter erfunden haben. Junius als Urheber dieser Legende berichtete, dass Coster Buchstaben in Birkenrinde geschnitten habe und sie auf Papier druckte. Dadurch sei er auf den Gedanken gekommen, einzelne Buchstaben aus Holz zu schnitzen, mit denen er unter Verwendung der ebenfalls von ihm erfundenen Druckerschwärze 1430 das Vaterunser, das Ave Maria und weitere religiöse Schriften gedruckt habe. Später habe er Lettern aus Blei verwendet. Einer seiner Gesellen na-

mens Johann habe das Druckerwerkzeug gestohlen, sei damit nach Amsterdam, nach Köln und schließlich nach Mainz gegangen, wo er 1442 mit den entwendeten Typen gedruckt habe. Die Coster-Legende wurde im 20. Jh. durch Gottfried -> Zediere Buch „Von Coster zu Gutenberg" (1921) neu belebt, fand aber nicht allgemeine Anerkennung, zumal die niederländischen Frühdrucke nach historischer Kenntnis erst 1471 einsetzten. Cotta. (1) Johann Georg (1631 -1692). Buchhändler. Er gründete 1659 in Tübingen die -» Cotta'sche Buchhandlung. (2) Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf (1764-1832). Er übernahm 1787 von seinem Urgroßvater Johann Georg Cotta die Cotta'sche Buchhandlung, eine im 18./19. Jh. als Verlag deutscher Klassiker bekannt gewordene Firma. Cotta stand mit der gesamten geistigen Welt seiner Zeit im Briefwechsel. Cottage-Style (engl.: cottage = Häuschen) ist die Bezeichnung für eine von dem Buchbinder Samuel -> Mearne im 17. Jh. entwickelte Einbandschmuckart: An das rechteckige, aus punktierten naturalistischen oder ornamentalen Mustern bestehende Mittelfeld des Einbandschmuckes sind oben und unten dachförmige Motive angesetzt, so dass die Dekorationen einem Landhausgiebel ähneln. Der Schmuck ist vergoldet, das Einbandmaterial durchweg -> Maroquin. Cotta'sche Buchhandlung. Sie entstand 1659, als Johann Georg -> Cotta (1631 -1692) den Verlag von dem akademischen Buchhändler Philipp Brunn in Tübingen erwarb. Die Blütezeit begann ab 1787, als das Geschäft von seinem Urenkel Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf (1764-1832) übernommen wurde, der als Verleger der deutschen Klassiker (Goethe, Schiller, Wieland, Herder, Jean Paul, Hebel, Uhland, Platen, Schwab, Schelling, Fichte, die Brüder Humboldt, Pestalozzi u.a.) bekannt geworden ist. 1810 wurde die Firma nach Stuttgart verlegt. 1838 wurde die Verlagsbuchhandlung von Göschen in Leipzig erworben und eine Bibelanstalt in Stuttgart und München errichtet. Durch das Erlöschen der Privilegien auf die Werke der Klassiker 1867 verlor der Verlag an Bedeutung. 1889 kaufte Adolf Kröner den Verlag und führte ihn mit seinem Bruder Paul unter der Firmenbezeichnung J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachf. weiter. 1956 wur121

Cotton de er an eine Gruppe Stuttgarter Verleger und Buchhändler verkauft und in eine GmbH umgewandelt. 1977 wurde die GmbH vom Verlag Ernst Klett übernommen. Der wissenschaftlich-belletristische Verlag von Ernst Klett wurde umbenannt in Verlagsgemeinschaft Ernst Klett-J.G Cotta'sche Buchhandlung Nachf. GmbH, abgekürzt Klett-Cotta.

Crelle, August Leopold (1780-1855). Straßenbauingenieur und Mathematiker. Er wurde bekannt durch sein 1826 gegründetes und noch heute bestehendes „Journal für die reine und angewandte Mathematik", das als erste deutsche rein - British Library.

CROSS (Abk. für engl.: Computer-RearrangementOf-Subject-Specialities)-Index (bzw. -Register) Bibliographie

CPU

CSCW -> Rechnergestützte Gruppenarbeit

Zentrale Recheneinheit

Cranach, Lukas d.Ä. (1472-1553). Maler, Zeichner, Holzschnittentwerfer und Kupferstecher. Er war einer der bedeutendsten Maler der deutschen Renaissance. Er lebte in Wittenberg in der Zeit von 1505 bis 1550 und wurde von Kurfürst Friedrich dem Weisen zum Hofmaler berufen, (siehe auch Döring, Lufft) Cranach-Presse. Privatpresse des Grafen Harry -» Kessler in Weimar. Ihr erster Druck erschien 1915, ihr letzter 1934. Auf dieser Presse wurden mit eigens angefertigten -»Druckschriften (so von Edward Johnston) mustergültige -» Handpressendrucke hergestellt, illustriert von Aristide Maillol, Eric Gil u.a. Crane, Walter (1845-1915). Maler und Kunstgewerbler. Er betätigte sich zunächst als Kinderbuchillustrator und wandte sich dann als Mitstreiter von William - Alembert Herausgeber eines Meisterwerkes der Lexikographie, der Encyclopedic ou dictionnaire raisonne des sciences, des arts et des metiers (35 Bde., Paris 1751-1780). Besonders die Tafelbände liefern wertvolle kulturgeschichtliche Quellen. 1750 verfasste er einen in ganz Europa verschickten Prospekt, in dem er Interessenten zur Subskription der Encyclopedie aufrief. 1751 erschienen die beiden ersten Bände der Encyclopedie und hatten einen enormen buchhändlerischen Erfolg, wenn auch die Jesuiten und die Sorbonne unchristliche Tendenzen witterten und ein zeitweiliges Verbot erwirkten. Da aber Madame de Pompadour (die Geliebte von Ludwig XV.), einige Minister, viele einflussreiche Freimaurer und auch der Chefzensor Malesherbes auf der Seite der Encyclopedisten standen, konnten trotz des Verbots die weiteren Bände erscheinen. Didot. Französische Drucker- und Buchhändlerfamilie. Begründer war Franfois Didot (1689-1757 oder 1759), seit 1713 Buchhändler, seit 1754 auch Drucker in Paris. Er hatte zwei Söhne, Francois Ambroise Didot (1730-1804) und Pierre Francois Didot (1732-1793). Der ältere schuf eine nach ihm benannte Antiquaschrift, verbesserte das von Pierre Simon -»• Fournier aufgestellte typographische System und das (möglicherweise zuerst von John -» Baskerville benutzte) ->· Velinpapier. Er war ein ausgezeichneter Drucker und Schriftschneider. Der jüngere, ebenfalls Drucker, begründete in Essonnes eine Papierfabrik, in der 1799 das endlose -* Rollenpa-

Digital Divide pier durch Louis Robert erfunden wurde. Die Söhne von Francois Ambroise Didot, Pierre Didot (1761-1853) und Firmin Didot (1764-1836), steigerten noch die Bedeutung dieser Druckerfamilie. Firmin Didot gab der von seinem Vater geschaffenen Antiqua die endgültige, heute als Didot-Antiqua bekannte Gestalt und verbesserte das bisher praktizierte Stereotypieverfahren.

baren Beurteilung entziehen, eventuell nur mit großem zeitlichen und inhaltlichen Aufwand bewertet werden können oder deren Wert und Nutzen überhaupt nicht genau bestimmt werden kann). Dienstleistungsnorm. Eine Dienstleistungsnorm ist eine Norm, die Anforderungen festlegt, die durch eine Dienstleistung erfüllt werden müssen, um die Gebrauchstauglichkeit sicherzustellen.

Didot-System -»Typographisches System Diederichs, Eugen (1867-1930). Verlagsbuchhändler. Er gründete 1896 in Florenz einen Verlag, den er 1897 nach Leipzig, 1904 nach Jena verlegte und bis zu seinem Tode leitete. Der Verlag stellte sich mit Schwerpunkt auf kulturphilosophische und kulturpädagogische Bücher in den Dienst der modernen Buchkunst, indem er als erster die jungen Künstler der neuen Richtung zur Ausstattung seiner Bücher beschäftigte (Emil Rudolf Weiß, Fritz Helmuth -> Ehmcke). (siehe auch -> Tempel-Verlag) Dienstkatalog. Manche Bibliotheken unterscheiden Dienst- (Verwaltungs-) Kataloge einerseits und Publikums-, Leser- oder Benutzerkataloge andererseits. Dienstkataloge sind nur den Bibliothekaren zugänglich, während die Publikumskataloge den Benutzern uneingeschränkt zur Verfugung stehen. Als Dienstkataloge kommen am häufigsten -> Alphabetischer Katalog und -> Standortkatalog vor. Dienstleistung kann im Gegensatz zum Sachgut definiert werden. Sie wird durch die Kriterien Immaterialität, das Zusammenfallen von Leistungserstellung und -Verwertung (Uno-Actu-Prinzip), die Integration des externen Faktors, Intangibilität, Vergänglichkeit und Standortgebundenheit geprägt. Die Dienstleistungsqualität beschreibt die Bewertung von Dienstleistungen. Dabei können die Leistungsfähigkeit und das Potenzial des Dienstleistungserbringers, der Leistungserstellungsprozess und das Dienstleistungsergebnis beurteilt werden. Dabei wird unterscheiden zwischen Sachqualität (die durch den Kunden schon vor Inanspruchnahme und vor dem Kauf der Leistung beurteilt werden kann, bspw. durch Inaugenscheinnahme der Produkte), Erfahrungsqualität (die auf den Erfahrungen mit einem Produkt oder einer Dienstleistung basiert, und die erst während des Konsumptionsprozesses oder nach dem Kauf beurteilt werden kann) und Vertrauensqualität (alle jene Leistungen, die sich einer genauen, unmittel-

Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung. Sie wurde 1766 in Göttingen von Johann Christian Dieterich (1722-1800) gegründet. Dieterich verlegte den Göttinger Musenalmanach, Werke u.a. des Göttinger Hains, von Gottfried August Bürger, Borries Freiherr von Münchhausen, Georg Christoph Lichtenberg, Carl Friedrich Gauß, August Ludwig von Schlözer und den Brüdern Grimm. Die Verlagsbuchhandlung hat heute ihren Sitz in Mainz und ist Trägerin eines der ältesten Verlagsnamens Deutschlands. Digest (lat.-engl., von lat.: digesta = eingeteilte [Schriften]) ist die besonders in angelsächsischen Ländern übliche Bezeichnung für eine meist periodisch erscheinende Zusammenstellung von Zeitschriftenartikeln oder Buchauszügen, die einen Überblick über ein bestimmtes Fachgebiet geben oder über allgemein Wissenswertes informieren will. Digitaldarstellung (zu digital [von lat.: digitus = Finger] = den Finger betreffend, allgemein: stufenförmig, in diskrete Einzelschritte aufgelöst) ist in der Informationsverarbeitung die Darstellung veränderlicher Größen durch Zeichen(gruppen), die der darzustellenden Größe durch einen -> Code zugeordnet sind. Gegensatz: Analogdarstellung Digital Divide bezeichnet die so genannte „digitale Bildungskluft". Dieser Begriff beruht auf der so genannten Wissensklufthypothese, die im Jahr 1970 an der Minnesota University entwickelt wurde: „Wenn der Informationsfluss von den Massenmedien in ein Sozialsystem wächst, tendieren die Bevölkerungssegmente mit höherem sozioökonomischen Status und/oder höherer formaler Bildung zu einer rascheren Aneignung dieser Information als die status· und bildungs-niedrigeren Segmente, so dass die Wissenskluft zwischen diesen Segmenten tendenziell zu- statt abnimmt." Dadurch wird die Wissenskluft zwischen diesen beiden Gruppen tendenziell größer. Diese Wissenskluft verstärkt sich durch die zunehmende Verbreitung der Neuen Medien (wie 139

Digitaldruck Computer, Internet, E-Mail, Chat usw.). Im Vordergrund der internationalen Debatte steht vor allem die Frage des materiellen Zugangs zu Online-Medien. Studien weisen darauf hin, dass Kriterien wie der Bildungsstand bzw. das Bildungsniveau der Herkunftsfamilie, das Geschlecht, das Alter sowie regionale Aspekte gravierende Bedeutung für die Entwicklung von Nutzungskompetenzen haben. Digitaldruck. Der Digitaldruck ist ein Verfahren, das ohne die sonst notwendige analoge Druckvorbereitung wie -» Satz, Film- oder Druckplattenherstellung auskommt. Die in digitaler Form vorhandenen Text- oder Bildinformationen werden direkt vom PC aus an das Drucksystem gesandt. Die Vorteile liegen nicht nur in der Zeitersparnis, sondern vor allem darin, dass unmittelbare Änderungen von Druckexemplar zu Druckexemplar möglich sind. Dieser Druck nach Bedarf (-• Printing on demand) ermöglicht kleine und kleinste Auflagen. Während für größere Auflagen ab 5000 Stück meist im -> Offsetdruck weiter gearbeitet wird, können kleinere Auflagen voll digitalisiert gedruckt werden. Hierfür wird nicht mehr der Offsetdruck angewandt, sondern mit Tonerdruckmaschinen gearbeitet, die nach dem Prinzip von Farbkopierern arbeiten. Digitale Bibliothek. Eine Informationseinrichtung, die vorwiegend Informationsträger in digitaler (d.h. elektronischer) Form sammelt und zur Verfugung stellt. Zu unterscheiden ist zwischen solchen, die lediglich anderorts vorhandene digitale Medien spiegeln (mirror) und solchen, die selber Material in digitaler Form produzieren (ggf. analoge Medien digitalisieren) und auf eigenen Servern anbieten (host). Wenige Informationseinrichtungen gehen noch einen Schritt weiter und verpflichten sich, gesammelte digitale Medien zu archivieren und auch in weiterer Zukunft durch -• Emulation oder Migration verfügbar zu machen (siehe auch Langzeitarchivierung). Informationseinrichtungen sammeln im Normalfall analoge und digitale Medien gleichzeitig und werden diesbezüglich als „hybride Bibliothek" bezeichnet, (siehe auch Virtuelle Bibliothek) Digitale Kommunikation te Kommunikation

Computervermittel-

Digitaler Rundfunk ist mit digitalen Verfahren verbreiteter Hörfunk und -» Fernsehen. Digitales Fernsehen wird seit 1996 über Satellit und Kabel als „Digital Video Broadcasting (DVB)" ausgestrahlt. 140

Terrestrisches digitales Fernsehen (DVB-T) wird seit 2003 nach und nach in Deutschland eingeführt; in der Region Berlin wurde diese Technik weltweit erstmalig erprobt. Geplant ist, bis zum Jahre 2010 das Fernsehen und bis 2015 den Hörfunk komplett auf digitale Ausstrahlung umzustellen. Digitale Signatur. Verfahren, um mittels kryptographischer Methoden die Authentifizierung des Absenders einer Nachricht sicherzustellen. Die digitale Signatur sichert Objekt- und Personenidentität. Das Gesetz zur Regelung der Rahmenbedingungen für Informations- und Kommunikationsdienste (Informations· und Kommunikationsdienste-Gesetz, IuKDG) vom 22. Juli 1997, enthält in Art. 3 das Gesetz zur digitalen Signatur (Signaturgesetz, SigG). Dieses hat zum Zweck, „Rahmenbedingungen für digitale Signaturen zu schaffen, unter denen diese als sicher gelten und Fälschungen digitaler Signaturen oder Verfälschungen von signierten Daten zuverlässig festgestellt werden können". Als digitale Signatur bezeichnet man einen kurzen Datenblock (Hash-Wert), der mit dem privaten Schlüssel des Absenders verschlüsselt ist und so die Authentizität der Nachricht bezeugt. Die Überprüfung der digitalen Signatur erfolgt mit dem öffentlichen Schlüssel des Absenders. Die digitale Signatur basiert auf dem asymmetrischen Public-Key-Verschlüsselungsverfahren. Jeder Benutzer benötigt ein individuelles Schlüsselpaar, das aus einem privaten (geheimen) Schlüssel und einem öffentlichen Schlüssel besteht. Beide Schlüssel können auf einer „Smart Card" gespeichert sein. Der Benutzer erzeugt mit seiner Smart Card mittels des privaten Schlüssels zu jeder Nachricht als Siegel einen falschungssicheren Unterschriftenzusatz, der als digitale Signatur bezeichnet wird. Diese Signatur wird für jede Nachricht individuell mittels Verschlüsselungsverfahren berechnet. Sie erlaubt es, die Unversehrtheit (-• Integrität) des Dokuments zu überprüfen und den signierenden Teilnehmer (Authentizität) nachzuweisen. Die Signatur kann nur von dem Besitzer des privaten Schlüssels erzeugt werden. Im Gegensatz zum privaten Schlüssel ist der öffentliche Schlüssel zur Überprüfung von Signaturen allen Benutzern zugänglich. Der öffentliche Schlüssel kann entweder in einem Zertifikatsverzeichnis, ähnlich dem Telefonbuch, eingesehen werden oder mit der Nachricht übermittelt werden, (siehe auch Zertifizierungsinstanz)

Diptychon Digitalisierungs-Modell. Das DigitalisierungsModell konzentriert sich nicht wie das Kanalreduktionsmodell und das Filter-Modell darauf, dass die Computervermittelte Kommunikation eine Schreiben-und-Lesen-Kommunikation ist, sondern stellt das technische Datenformat in den Mittelpunkt. Denn erst das digitale Datenformat erlaubt es in umfassender Weise, Informationen kostengünstig und bequem in großer Geschwindigkeit über weite Strecken an vielfaltige Teilnehmerkreise zu verbreiten, Dokumente automatisch zu archivieren, zu modifizieren und zu verknüpfen, Dienste parallel und kombiniert zu nutzen. Diese digitale Verarbeitung geht mit einer Reihe von genuin neuen Kommunikationseffekten einher, die oftmals in ihren sozialen Folgen ambivalent sind: Schnellere Erreichbarkeit kann soziale Netzwerke verdichten, andererseits aber auch zu Überlastung und Stress führen. Automatische Verarbeitung vergrößert einerseits unsere Kontrolle über das Kommunikationsgeschehen, erhöht gleichzeitig aber auch das Risiko einer Fremdkontrolle und Überwachung. Diktionär. Als Diktionär (franz.) bezeichnet man ein ->• Wörterbuch, in dem nicht nur die Übersetzungen in einer Fremdsprache angegeben sind, sondern auch Worterklärungen verzeichnet sein können, (siehe auch Dictionarium) DIN. Das DIN, gegründet 1917 als „Normalienausschuß für den allgemeinen Maschinenbau", 1926 umbenannt in „Deutscher Normenausschuß (DNA)" (seit 1975: DIN Deutsches Institut für Normung e. V.), ist die nationale Normenorganisation für Deutschland. Das DIN ist Mitglied in ISO und -> CEN/CENELEC, den internationalen bzw. europäischen Normungsorganisationen. Als deutsche Normungsorganisation bildet das DIN die deutsche Plattform, die den interessierten Kreisen aus Wirtschaft, Verwaltung, Technik und Wissenschaft die Mitarbeit auf allen Ebenen der technischen ->• Normung ermöglicht. Das DIN orientiert seine Arbeit an den folgenden zehn Grundgedanken: Freiwilligkeit, Öffentlichkeit, Beteiligung aller interessierten Kreise, Konsens, Einheitlichkeit und Widerspruchsfreiheit, Sachbezogenheit, Ausrichtung am Stand der Technik, Ausrichtung an den wirtschaftlichen Gegebenheiten, Ausrichtung am allgemeinen Nutzen, Internationalität. Diese Grundgedanken werden von den Normungsgremien für alle Normungsvorhaben auf ihrem jeweiligen Fachgebiet angewendet.

Das DIN versteht sich als ein neutrales Forum, dessen inhaltliche Arbeitsergebnisse ausschließlich von den Festlegungen seiner ausgewogen zusammengesetzten Expertengremien abhängen. In der Normungsarbeit stellt das DIN selbst keine Partei dar, die inhaltliche Auffassungen zur Sache gegen andere beteiligte Kreise durchsetzt. DIN-Formate -> Papier;

Buchformat

Dioskurides, Pedanios D. Griechischer Arzt des 1. Jh. v. Chr. aus Anazarbos in Kilikien. Unter der Bezeichnung Dioskurides-Codex (oder DioskuridesHandschrift) ist ein auf Pergament geschriebenes Pflanzenbuch bekannt, das neben anderen Texten auch die Heilmittellehre „De materia medica" von Dioskurides enthält. Diese Prachthandschrift wurde um 512 auf Anregung der byzantinischen Prinzessin Juliana Anicia in Konstantinopel in Auftrag gegeben und ist mit naturwissenschaftlichen Illustrationen, Autorenporträts und dem Widmungsbild der Prinzessin ausgestattet, (siehe auch Autorenbild) Diplomarbeit. Eine Diplomarbeit ist die schriftliche Abschlussarbeit eines Diplomstudiengangs (meist ingenieur-, wirtschafts- oder naturwissenschaftlicher Studiengang) an einer Universität, Kunsthochschule oder Fachhochschule. Die Diplomarbeit ist der schriftliche Leistungsbestandteil einer Diplomprüfung und führt zusammen mit mündlichen Prüfungen zur Erlangung des Diplomgrades. Das Äquivalent im geisteswissenschaftlichen Bereich ist die Magisterarbeit, neuerdings auch die Qualifikation zum „Master". Diplombibliothekar ->• Bibliothekar Diplom-Buchhandelswirt - Informationswirt Diplom- und Masterstudium (FH) Information swirtsch aft Dokumentär Diptychon. Das Diptychon (griech.: doppelt gefaltet), das Vorbild des späteren Codex, waren in der römischen Antike zwei rechteckige Schreibtafeln aus Holz, Edelmetall oder Elfenbein, die an einer Kante durch Scharniere oder Ringe miteinander verbunden waren, so dass sie aufgeklappt werden konnten. Die mit Wachs überzogenen Innenseiten dienten als 141

Direct Information Access Network for Europe Schreibfläche. Die Diptycha wurden gebraucht beim Konsulatsantritt oder bei Übernahme sonstiger Ämter sowie im sakralen und häuslichen Bereich. Seit dem 4. Jh. n. Chr. wurden sie häufig mit kostbaren Elfenbeinschnitzereien versehen. Drei zusammengehörige Tafeln wurden Triptychon, mehrere Polyptychon genannt. Direct Information Access Network for Europe DIANE Direktbestellung

Leihverkehr

Direktversand -> Leihverkehr Direktzugriffsspeicher. Ein Direktzugriffsspeicher (Randomspeicher) ist ein Datenspeicher (-» Speicher) mit der Möglichkeit der direkten, wahlfreien Ansteuerung seiner Speicherplätze. Disintermediation steht für einen Entwicklungsprozess im Online-Informationsmarkt, bei dem die Nachfrage nach professioneller, expertengebundener -» Informationsvermittlung zunehmend an Bedeutung verliert, weil Informationsrecherchen aufgrund verbesserter und vereinfachter Zugriffsmöglichkeiten auf in der Regel über das - Informationsbedarf ohne vermittelnde Beratungsleistungen meistens nicht erschöpfend abgedeckt werden kann. Diskette. Eine Diskette (zu engl.: disk = Scheibe, Platte) oder Floppy disk (engl.: biegsame Scheibe) ist eine in einer festen Schutzhülle befindliche, schallplattenähnliche, aber flexible Kunststoffscheibe, die auf beiden Seiten mit einer magnetisierbaren Schicht überzogen ist. Disketten dienen in kleineren elektronischen Datenverarbeitungsanlagen (vor allem beim PC), in der Datenerfassung und Textverarbeitung als externe -> Speicher (-> Direktzugriffsspeicher) für Daten und Programme. Mittlerweile sind Disketten hinsichtlich ihrer Speicherkapazität und Geschwindigkeit überholt. Neuere PCs haben keine eingebauten Diskettenlaufwerke mehr. Seit 2002/2003 hat sich zunehmend der — USB-Stick als Datenträger durchgesetzt. 142

Diskothek. Eine Diskothek (engl.-griech.) (Phonothek) ist eine Sammlung von Tonträgern, auch ein entsprechendes Archiv. Mit dem gleichen Wort (Abkürzung: Disko/Disco) wurden seit den 1970er Jahren auch Tanzveranstaltungen bezeichnet, bei denen Musik von Tonträgern gespielt wurde. Dispensatorium

Pharmakopoe

Disponenden (lat.) sind Bücher, die der Sortimentsbuchhändler innerhalb des -> Bedingtverkehrs erhält, zum Abrechnungstermin aber noch nicht verkauft hat und sie nun mit Erlaubnis des Verlegers bis zum nächsten Abrechnungstermin behält. Disputation (von lat.: disputare = auseinandersetzen, erörtern) war früher die Bezeichnung für das wissenschaftliche Streitgespräch zwischen Gelehrten (z.B. die Disputation zwischen Martin Lutherund Johann Eck, 1519 in Leipzig) oder die Verteidigung der Thesen einer Dissertation. Dissertant (lat.) ist der Verfasser einer tion.

Disserta-

Dissertation. Eine Dissertation (lat.: Erörterung; auch Doktorarbeit) ist eine schriftliche wissenschaftliche Arbeit, die für die Zulassung zum Promotionsverfahren (Erlangung des Doktorgrades) an wissenschaftlichen Hochschulen gefordert wird. Man nennt eine Dissertation auch Inauguraldissertation (lat.), da sie die Inauguration, d.h. die Einsetzung in eine akademische Würde (Doktorgrad), ermöglicht. Die Dissertationen müssen heute in Deutschland (mit wenigen Ausnahmen) gedruckt oder auch elektronisch in einer je nach Promotionsordnung der betreffenden Hochschule bestimmten Anzahl abgeliefert werden, um mit ihnen einen Austausch zwischen Bibliotheken und sonstigen Institutionen bewerkstelligen zu können. Die Deutsche Nationalbibliothek gibt Bibliographien der -> Hochschulschriften heraus. dito (ital.: detto = das Gesagte) (Abk.: do., dto.) steht für „ebenso" (-» Bibliographisches Zitat). DK -> Dezimalklassifikation DNA - DIN DNB -• Deutsche Nationalbibliographie DNS -»• Domain-Name do. -> dito

Dokumentation Docen, Bernhard Josef (1782-1828). Germanist und Bibliothekar. Er stand 1804-1828 im Dienste der Münchener Hofbibliothek (-• Bayerische Staatsbibliothek). Document Delivery

Dokumentlieferung

Document Manager. Die größte Gruppe der Druckbetriebe in der Druckindustrie gehört dem Typ des Document Managers an. Er verfügt in der digitalen Vorstufe neben Prepress-Systemen zusätzlich über eine Reproduktion mit Text- und Bildbearbeitung. Das wichtigste Merkmal eines Document Managers ist das Datenmanagement. Es beinhaltet den Datentransfer, die Datenpflege sowie einen umfassenden Datenservice für den Kunden. Bei diesem Druckereityp handelt es sich um die üblichen kleineren und mittelständischen Betriebe. Dokument. Ein Dokument (zu lat.: docere = lehren) ist jeder Gegenstand, der zur Belehrung und Beweisführung dienen kann, eine Urkunde, ein (amtliches) Schriftstück, Beweismittel, Beleg. Ein Dokument ist die materielle Einheit eines Trägers dokumentarischer Daten. Dabei unterscheidet man das Primärdokument (oft auch als Quelle oder Originalquelle bezeichnet) vom Sekundärdokument, das Ergebnis eines Dokumentationsprozesses ist (z.B. eine -> Referenzdatenbank, eine Bibliographie oder ein - Formalerschließung ein. (siehe auch -»• Dokumentarische Bezugseinheit) Dokumentalist bzw. Dokumentalistin ist die ältere Berufsbezeichnung für Dokumentär bzw. Doku-

mentarin; bis 1972 galt diese Bezeichnung auch in der DDR. Dokumentär bzw. Dokumentarin war die frühe Berufskennzeichnung für den Bereich der IuD innerhalb der Informationsarbeit. Das Studium zum Diplom-Dokumentar (FH) ist vergleichbar zu dem vom Diplom-Informationswirt und wird an den Fachhochschulen Hamburg (Fachrichtung Mediendokumentation) und Potsdam angeboten. Auf der gleichen Ebene der Ausbildung existieren ferner die Studiengänge zum Diplom-Informatiker (FH) in Kothen sowie das Diplom- und Masterstudium (FH) Informationswirtschaft an der Fachhochschule Stuttgart (->· Medizinischer Dokumentär). Für wissenschaftliche Dokumentare finden in Potsdam berufsbegleitende weiterbildende Lehrgänge statt (-> Aufbaustudium Informationswissenschaft). Dokumentare werden in Fachinformationsstellen, Bibliotheken, insbesondere Spezialbibliotheken, Redaktionen, Verlagen, wissenschaftlichen Instituten, Firmen u.ä. beschäftigt. Dokumentarbericht - Otlet, der bereits 1907 diese Tätigkeit beschrieb: „Man versteht heute unter Dokumentation die Bearbeitung der Gesamtheit aller schriftlich fixierten und graphischen Quellen unseres Wissens, soweit dieses durch Dokumente aller Art und vor allem durch gedruckte Texte gebil143

Dokumentation det wird. Sie ist die Ergänzung der anderen Forschungsmethoden: der Beobachtung, des Experiments, der Deduktion." Später wurde Dokumentation nach der offiziellen Formulierung der internationalen Dachorganisation „International Federation of Information and Documentation" (-• FID) so definiert: „Documentation c'est reunir, classer et distribuer des documents de tout genre dans tout les domaines de l'activite humaine" (um 1930). Und um 1960: „Documentation is the collection and storage, classification and selection, dissemination and utilisation of all types of information." In der Folgezeit wurde dieser Begriff erweitert auf die Methoden (Dokumentationsverfahren), den Tätigkeitsbereich (Dokumentationswesen) oder das Ergebnis des Dokumentierens. Da „Dokumentation" aber zunehmend in weiteren Bedeutungszusammenhängen (z.B. im Journalismus) verwendet und damit zunehmend unscharf wurde, verständigte man sich etwa in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts allgemein darüber, für den gesamten Tätigkeitsbereich den Terminus „Information und Dokumentation", kurz IuD zu verwenden. Die später auch als -> Fachinformation bezeichnete Tätigkeit befasst sich mit dem systematischen Sammeln, Ordnen, (formalen und inhaltlichen) Erschließen und Speichern von Dokumenten aller Art, um sie zum Zweck einer gezielten Information schnell und treffsicher auffinden zu können. Die Dokumentation soll unnötige kostspielige Doppelarbeit in Forschung und Entwicklung verhindern. Wurde zunächst nur die gedruckte Literatur in Form von Büchern, Zeitschriften, Forschungs-, Firmen-, Kongressberichten, Patenten u.a. formal sowie inhaltlich erschlossen (indexiert) und damit nutzbar gemacht (-» Literaturdokumentation), so wurden später verstärkt nicht-literarische Fakten und durch Zahlen ausdrückbare Forschungsergebnisse (numerische Daten) aus dem Bereich der Sozialwissenschaften, Rechtsprechung, öffentlichen Verwaltung, der Naturwissenschaften, Technik (Datendokumentation), Medizin u.ä. dokumentiert. Produkte sind dabei: (1) Fachbibliographien oder Spezialbibliographien mit inhaltserschließenden Registern (-• Index), (2) Referateblätter, (3) ->· Handbücher, -> Enzyklopädien, Lexika und sonstige Nachschlagewerke, (4) -• Deskriptoren, Texten, Referaten u.a., (5) elektronische Speicher (-» Datenbank). In letzteren können 144

große Mengen von Daten (Texte, Namen von Verfassern, Titel, Referate, Register, numerische Werte u.ä.) gespeichert und gemäß den Benutzerwünschen für laufende Informationen (-• SDI) oder durch einzelne Suchen im direkten Verkehr mit dem Speicher (Online- oder -»Dialogbetrieb) mit Datensichtgeräten abgefragt werden. Für die Eingabe (-• Input) und Ausgabe (-• Output) der Daten sind festgelegte Vokabulare (-> Thesaurus), Maschinenprogramme, Datenfernübertragungstechniken (-» Datenübertragung) u.a. erforderlich. Geschichte: Die Anregung zur planmäßigen internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Dokumentation ging von dem seit 1895 in Brüssel bestehenden „Institut international de bibliographie" aus, dessen Gründer Otlet und La Fontaine um 1908 den Begriff Dokumentation im heutigen Sinne prägten. Das aus dem Brüsseler Institut 1931 hervorgegangene „Institut international de documentation" ging 1937 in die „Federation Internationale de Documentation" (FID) über. Die systematische Dokumentationsarbeit begann in Deutschland in den zwanziger Jahren. 1927 nahm der Deutsche Normenausschuß (DNA) die erste deutsche Gesamtausgabe der -»Dezimaiklassifikation in Angriff. Bezug zum Bibliothekswesen: Trotz offenkundiger Verwandtschaft gibt es Unterschiede zwischen Bibliothekswesen und Dokumentation, die im wesentlichen die Universalbibliotheken betreffen: Universalbibliotheken sammeln Schrifttum aus allen Wissensgebieten; Dokumentation, in diesem Vergleichsfall als Literaturdokumentation zu verstehen, wird dagegen meist als Fachdokumentation, d.h. für eine Wissenschaft oder ein Spezialgebiet betrieben. Die Dokumentation ist im Gegensatz zum Bibliothekswesen nicht vornehmlich am einzelnen Dokument als physischer Einheit interessiert, sondern an allen Informationsträgern (z.B. auch am einzelnen Zeitschriftenaufsatz). Die Dokumentation erschließt die Literatur tiefer, als das in den Bibliotheken üblich ist; außerdem werden in den Bibliotheken nur die in ihnen vorhandenen Werke (in den Katalogen) erschlossen (Bestandserschließung), in der Literaturdokumentation möglichst alle zu einem Fachgebiet neuerschienenen Dokumente, ohne Rücksicht darauf, wo das einzelne Dokument sich befindet. Das IuD-Wesen legt im Unterschied zum Bibliothekswesen größten Wert auf Aktualität. Das Informationsund Dokumentationswesen ist stärker benutzerori-

Dokumentationseinheit entiert, insofern die meisten Bibliotheken den Lesern das Aufsuchen des in den Katalogen verzeichneten Schrifttums selbst überlassen, im IuD-Bereich vielfach eine aktive Information erfolgt, indem die Interessenten gezielt und fortlaufend über neue Publikationen ihres Fachgebietes unterrichtet werden. Aufgrund der historisch gewachsenen Informationsstruktur mit Verlagen, Buchhandel und Bibliotheken einerseits, Archiven und Dokumentationsstellen in Behörden, Unternehmen, Forschungseinrichtungen andererseits, kann heute angesichts der ständigen Zunahme des Wissens und der Veröffentlichungen eine ausreichende Versorgung mit neuen Informationen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht immer garantiert werden. Deshalb gab es Versuche der Bundesregierung unter Federführung des Bundesministeriums fur Forschung und Technologie (BMFT), 1974 mit einem Programm („Programm der Bundesregierung zur Förderung der Information und Dokumentation [-• IuD-Programm] 19741979") ein einheitliches Systems der fachlichen Information und Dokumentation in der Bundesrepublik zu etablieren. Zu diesem Zweck wurden seit Ende der 1970er Jahre für die meisten Bereiche der Naturwissenschaften und der angewandten Wissenschaften auf der Grundlage bestehender Dokumentationsaktivitäten sogenannte Fachinformationssysteme (FIS) gebildet, die durch Koordinierung der das Fach betreffenden IuD-Einrichtungen einen gezielten und schnellen Zugriff zu den fachlichen Informationen ermöglichen sollten. Kern eines jeden FIS war das Fachinformationszentrum (FIZ). So wurden folgende FlZe aufgebaut: Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln; Zentralstelle für Agrardokumentation und -information, Bonn; FIZ Chemie, Berlin; FIZ Karlsruhe (Energie, Physik, Mathematik); FIZ Werkstoffe, Berlin; GEOFIZ, Hannover; Informationszentrum Raum und Bau, Stuttgart; JURIS, Saarbrücken; Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn; FIZ Technik, Frankfurt/M. Zur Forschung, Entwicklung und Förderung auf dem Gebiet des Informations· und Dokumentationswesens wurden weitere Infrastruktureinrichtungen geschaffen. Dokumentarische Sacherschließung: Der Schwerpunkt der dokumentarischen Arbeit liegt in der Inhaltserschließung. Die älteste Form der dokumentarischen Sacherschließung ist die Dokumentationskartei, auf deren Grundlage Auswahlverzeichnisse und spezielle Literaturzusammenstellungen angefer-

tigt werden. Eine weitere Form dokumentarischer Literaturerschließung sind die regelmäßig erscheinenden Informations- und Dokumentationsdienste, die aktuelles Schrifttum eines Fach- oder Spezialgebietes titelmäßig, u.U. mit näheren Charakterisierungen erfassen, zu denen auch die Fachbibliographien gehören, ferner die - Gutenberg)

Doppelausgaben heißen Ausgaben von Büchern, die gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten oder (wegen Zoll- und Devisenschwierigkeiten) in verschiedenen Ländern gedruckt werden. Doppelausgaben erscheinen hauptsächlich in England und in den USA. (siehe auch Zwillingsdrucke) Doppeltitel. Als Doppeltitel wird manchmal die Transkription eines -> Buchtitels in eine andere Sprache bezeichnet. Nach den Regeln für die alphabetische -» Katalogisierung heißt der Doppeltitel dann -> Paralleltitel, (siehe auch -> Nebentitel) Dore, Gustave (1832-1883). Französischer Zeichner und Maler. Er hat in seiner Frühzeit Karikaturen gezeichnet, sich dann aber ganz der -> Buchillustration gewidmet. Bekannt wurde er ab 1854 mit seinen -> Holzstichen, in der Folge illustrierte er rund 90 Werke der Weltliteratur. Dores Bibel-Illustrationen gehören immer noch zu den bekanntesten überhaupt, er gilt als einer der größten Meister dieses Genres. Die 230 Bibelgrafiken von Dore wurden unter anderem von den berühmten Grafikern Pisan, Pannemaker und Laplante gestochen, (siehe auch Bilderbibel) Dorfner, Otto (1885-1931). Deutscher Kunstbuchbinder. Er trug zur Erneuerung der modernen deutschen Einbandkunst bei. (siehe auch Buchkunst) Döring, Christian, Drucker in Wittenberg. Seine Presse, die er mit dem Maler Lukas Cranach d.Ä. (1472-1553) einrichtete, war seit 1523 in Betrieb. Sie widmete sich dem Druck von Bibeln und Reformationsschriften. Sie wurden von Cranach illustriert, der mit Luther und Melanchthon befreundet war. Dosenfleisch -> Spam Doublure. Als Doublure (franz.: Unterfutter) bezeichnet man, insbesondere bei bibliophilen Büchern, die verzierte Innenseite des Buchdeckels, da dadurch der Deckelschmuck verdoppelt wird (franz.: doubler = verdoppeln). Der französische Buchbinder Le Gascon (tätig etwa von 1620-1650) soll im 17. Jh. Doubluren hergestellt haben, wie sie dann im 18. Jh. üblich wurden, so z.B. bei dem englischen Buchbinder Roger Payne (1739-1797). Doves Press. Privatpresse. Sie wurde 1900 von Thomas James Cobden-Sanderson und Emery Walker in Hammersmith bei London gegründet. Im Gegensatz zu den reich geschmückten Drucken der 147

I) RA

-• Keimscott Press bevorzugte die Doves Press das rein typographisch gestaltete Buch. Hauptwerke dieser Presse waren eine fünfbändige englische Bibel (1903-1905) und eine Ausgabe von Goethes „Faust" in deutscher Sprache (1906-1910). Nachdem 1916 die Doves Press ihre Tätigkeit eingestellt hatte, versenkte Cobden-Sanderson seine Drucktypen in der Themse, damit nie wieder mit ihnen gedruckt werden könne.

Druckerei. In der Druckerei werden Druckerzeugnisse auf Druckmaschinen (-• Setz- und Druckmaschinen) in einem oder mehreren -> Druckverfahren hergestellt. Nach dem früher häufigsten Druckverfahren wird meist von der Buchdruckerei gesprochen. Bis ins 16. Jh. bildeten Drucker und Verleger eine Personalunion; heute ist sie seltener, (siehe auch -> Druckindustrie, Buchdruck) Druckerlaubnis - Druckform, Bedruckstoff (Papier, Karton, Gewebe u.a.). Die wichtigsten Druckverfahren sind Hochdruck, -> Tiefdruck, Flachdruck und Durchdruck bzw. Siebdruck. 148

Druckermarke. In alten Büchern und vor allem in Frühdrucken sind ornamentalische Wappen, figürliche Darstellungen und Zeichen der Drucker zu finden, die als Druckermarken, Druckerzeichen, Buchdruckerzeichen bezeichnet werden. Sie haben sich aus den im späten Mittelalter das Eigentum an Haus und Hof kennzeichnenden Hausmarken entwickelt und sind die Vorläufer der -»Verlagssignets. Die Druckermarke wurde nicht nur als Herkunftsbezeichnung, sondern auch als Buchschmuck verwendet. Sie steht meist unter der Schlussschrift. Die spätere Verlagsmarke findet sich aber auf dem Titelblatt, während das Firmenzeichen des Druckers (Signet) am Schluss verbleibt. Das älteste Druckerzeichen ist das Allianzwappen von Johann -» Fust und Peter -» Schöffer, das zum erstenmal vereinzelt im Mainzer Psalter von 1457 auftaucht und das dann die 48-zeilige lateinische -> Bibel von 1462 weithin bekannt machte. Aus dem 15. Jh. sind über 600 Drukkermarken überliefert. Druckersprache. In der ersten Zeit des -• Buchdrucks wurde häufig von den mit der Artistenfakultät der Universitäten verbundenen Druckern eine Fachsprache der Drucker, Setzer und Schriftgießer geschaffen. So erklärt es sich, dass sie sich zahlreicher Wörter lateinischen Ursprungs bedient (z.B. ->· Antiqua, -> Fraktur, -> Kursive, Faksimilie, Matrize, ->• Imprimatur); französische Lehnwörter (z.B. Bordüre, -> Vignette) gehen auf den Einfluss der Pariser -» Schriftgießereien zurück. Druckerzeichen -»Druckermarke Druckfehlerverzeichnis. Sinnstörende Fehler (lat.: errata = Irrtümer, Fehler), die in einem Buch nach seiner Fertigstellung oder während des Drucks bemerkt worden sind, werden, im allgemeinen nur bei wissenschaftlichen Büchern, in ein Verzeichnis auf dem zuletzt gedruckten Bogen (häufig dem Titel-

Druckschrift bogen) aufgenommen oder auf einem dem Buch beigefugten Zettel aufgeführt. Druckform. Als Druckform bezeichnet man den Druckbildspeicher (Druckträger), von dem die Druckfarbe direkt oder indirekt auf den Bedruckstoff übertragen wird. Im -» Hochdruck (-> Buchdruck, Flexodruck, ->• Rotationsdruck) ist es die flache Satz- oder Bilderform, eine zusammengesetzte oder ganze Rundform, eine flexible Druckplatte im Offsetdruck, im -» Tiefdruck der Formzylinder und im Siebdruck die Schablone. Die Druckformen werden von Hand, elektromechanisch oder fotomechanisch hergestellt. Druckindustrie. Druckereien lassen sich in die Unternehmenstypen Print Factory, -» Document Manager und -> Media Provider einordnen, wobei die folgenden Arbeitsschritte anfallen: Konzeption, Datenhandling (Datenmanagement und die LayoutUmsetzung), Reproduktion (Text- und Bildbearbeitung, Composing, Grafikerstellung und das Erstellen von Printdaten), Prepress (in Datenform gelieferte Vorlagen werden in diesem Prozess zu Druckformen verarbeitet), Druck, Weiterverarbeitung (Falzen, Schneiden, -» Heften usw.), Veredelung (ζ. B. Laminieren, Prägen, Stanzen oder Lackieren), Distribution (Lagerung sowie Logistik, Adressierung, Verpackung, Versand usw.). Bei den Unternehmen der Druckindustrie vollziehen sich weitreichende Veränderungen. Die hohe Automatisierung macht immer kleinere Auflagen wirtschaftlich. Es gilt, immer bessere und differenzierte Produkte zu minimalen Kosten zu ermöglichen, wobei sich bei allen -» Druckverfahren Optimierungsmöglichkeiten bieten: Im Bogenoffset bietet die Vernetzung hohe Rationalisierungspotenziale. Die direkte Einbindung der Bogenoffsetmaschinen in den digitalen Vorstufenworkflow bzw. die Verknüpfung mit Management-Informations-Systemen wird durch internationale Schnittstellenstandards wie CIP3/CIP4 und JDF gefördert. Dies trifft im wesentlichen auch auf den Rollenoffset zu. Besondere Möglichkeiten ergeben sich im Coldset. Durch Selected Commercials können an Zeitungsrotationen weitere Deckungsbeiträge erwirtschaftet werden. Der - Frühdrucken haben die in Personalunion arbeitenden Drucker und Verleger das Herstellungsjahr (Druckjahr) ihrer Bücher stets angegeben. Der Begriff des -> Erscheinens hatte seinerzeit noch nicht die heutige Bedeutung. Druckkostenzuschussverlag

Pseudoverlag

Drucklegung ist dasselbe wie Druckbeginn. Druckmaschinen -• Setz- und Druckmaschinen Druckort. Der Druckort ist der Ort, an dem ein Buch gedruckt worden ist. Seine Angabe ist ein Bestandteil des -• Druckvermerks. Bei den Frühdrucken ist der Druckort mit dem Erscheinungs- oder - • Verlagsort identisch, da seinerzeit Drucker und Verleger eine Personalunion bildeten. Druckplatte -»Druckform Druckprivilegien

Bücherprivilegien

Druckschrift. (1) Druckschrift war früher jedes im Druckverfahren vervielfältigte Schriftstück. Durch das Aufkommen neuer Vervielfaltigungs- und Kommunikationstechniken wird der Begriff heute weiter gefasst. Urheber- und presserechtlich werden in Deutschland unter Druckschriften (für die die Bezeichnung Druckwerke verwendet wird) alle mittels der Buchdruckerpresse oder sonstiger Vervielfältigungsverfahren hergestellten und zur Verbreitung bestimmten Schriften, auch Bild- und besprochene Tonträger verstanden, (siehe auch Verlagserzeugnisse) (2) Als Druckschrift gilt jede gedruckte Schrift, im Unterschied zur geschriebenen Schrift (-• Schreibschrift). Nach ihrem Verwendungszweck unterteilt man die Druckschriften in -> Brotschriften oder -> Werkschriften für Bücher-, Zeitschriften- und Zeitungsdruck (siehe auch Textschrift) und Akzidenzschriften (-• Akzidenzen) (Titel- und Zierschriften) für Einzeldrucke, Anzeigen u.ä. (Entwicklung der Druckschriften siehe Schrift)

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Druckstock Druckstock bezeichnet die Verbindung aus Hochdruckplatte und Unterlage, die die Druckplatte schrifthoch macht; Druckstöcke nennt man auch schrifthoch angefertigte Schnitte, Gravüren u.a. Drucktype. Die Drucktype (oder Type, -» Letter) ist die zur Herstellung eines Schriftsatzes dienende Hochdruckform, deren oberer Teil (Kopf) ein erhabenes (spiegelbildliches) Schriftbild trägt. Druckverfahren. Unter Druckverfahren versteht man die Methoden des Druckens, also die Art und Weise, wie ein Abdruck auf einem Blatt oder Bogen Papier zustandekommt. Neben den vier großen (maschinellen) Druckverfahren (-• Hochdruck, Flachdruck, ->· Tiefdruck, Durchdruck bzw. ->· Siebdruck), die alle ein- und mehrfarbig auf den zum jeweiligen Verfahren gehörenden Maschinen ausgeführt werden können, gibt es noch handwerklich künstlerische Verfahren der Druckgrafik. Beim neueren -» Digitaldruck wird nicht mehr mit -»• Druckformen gearbeitet; dazu gehören beispielsweise Ink-Jet-Verfahren und elektrostatische Methoden. Druckvermerk. Seit Beginn des Buchdrucks wurden die Drucker in den von ihnen hergestellten Werken namentlich genannt. In den -• Frühdrucken ist der Drucker im Kolophon aufgeführt (siehe auch -> Druckermarke). Seit der Berufstrennung von Drucker und Verleger erscheint auch der Name des Verlegers und tritt im Laufe des 16. Jh. immer mehr in den Vordergrund. Heute befindet sich der Druckvermerk auf der Rückseite des Titelblatts oder am Schluss des Buches; auf der Vorderseite des Titelblattes ist nur noch der Verleger genannt, (siehe auch Impressum) Druckwerk. Als Druckwerk bezeichnete man ursprünglich eine Drucksache jeglicher Art und jeden Umfangs. Durch das Aufkommen neuer Vervielfaltigungs- und Kommunikationstechniken wird heute nach den Pressegesetzen der Länder die Bezeichnung Druckwerk weiter gefasst, nämlich für alle mittels der Buchdruckerpresse oder sonstiger Vervielfältigungsverfahren hergestellten und zur Verbreitung bestimmten Schriften, für bildliche Darstellungen, besprochene Tonträger, (siehe auch -> Druckschrift) DTD. Die Dokumenttyp-Definition (DTD) ist die Definition der erlaubten Elemente und Attribute für eine Klasse von Dokumenten in -> SGML oder 150

XML. Einen Dokumententyp in XML zu beschreiben heißt im wesentlichen, aufzuzählen, welche elementaren oder zusammengesetzten Elemente er enthält (z.B. Titel, Autor, Vorname, Nachname, Bestellnummer, Preis) und in welcher Reihenfolge und Verschachtelungen diese Elemente vorkommen können. Elemente werden im Dokument durch sogenannte Tags als Klammerstrukturen kenntlich gemacht. Wird die DTD geändert, so wird in allen SGML- oder XML-Dokumenten, die mit dieser DTD arbeiten, diese Änderung nachvollzogen. Die DTD kann im Dokument selbst enthalten sein oder extern gespeichert werden. Zur Unterstützung der DTDErstellung werden am Markt verschiedene SoftwareProgramme angeboten. Sehr verbreitet ist z.B. das Programm NEAR & FAR von Microstar Software Ltd. dto. -> dito DTP

Desktop Publishing

Dublette. Eine Dublette (franz.) ist ein in einer Bibliothek doppelt vorhandenes Buch, das durch Geschenk oder Ankauf einer ganzen -+ Büchersammlung oder versehentlich erworben worden ist. Dubletten werden von Wissenschaftlichen Bibliotheken oft für Tauschzwecke (-» Erwerbung) verwendet. Dublin Core Metadaten. Das 1995 in Dublin/Ohio entwickelte „Dublin Core Metadata Element Set" (Dublin Core, DC) ist der am weitesten verbreitete Standard für Metadaten. Unter Metadaten im engeren Sinn versteht man eine bibliographische Beschreibung für Online-Ressourcen, die von den Anbietern im Dokument selbst (typischerweise im Kopf) angebracht wird. Dahinter steht die Überlegung, dass die große Mehrzahl der Web-Dokumente nicht von Expertinnen und Experten beschrieben werden können, sondern dass die Metadaten durch die Autorinnen und Autoren zur Verfügung gestellt werden müssen. DC definiert eine Menge von einfachen Elementen, deren Namen intuitiv verständlich sind oder durch kurze Definitionen erläutert werden, mittlerweile sind es 15 Datenelemente, die für die Beschreibung von Online-Ressourcen für wichtig gehalten werden. Es enthält sowohl formale (ζ. B. Title und Author/Creator) als auch inhaltliche Elemente (ζ. B. Subject and Keywords), außerdem ζ. B. ein Element „Rights" (Copyright-Angaben, Benutzungsbedingungen). DC ist außerhalb der bibliothekarischen Welt entstanden und trifft keinerlei Regelungen für

Dürer die inhaltliche Füllung der Datenfelder, ist also weder ein Regelwerk wie -> RAK und AACR, noch ein Datenformat wie MAB und MARC. Dennoch wird die DC-Struktur inzwischen auch im IuDBereich verstärkt für Internet-Projekte genutzt.

Duplikat. Ein Duplikat (zu lat.: duplicare = verdoppeln) ist eine Zweitausfertigung, Abschrift, Kopie, ein Durchschlag eines Schriftstücks.

Duden, Konrad (1829-1911) war Gymnasiallehrer und setzte sich sein Leben lang für die Vereinheitlichung der deutschen -» Rechtschreibung ein. „Duden" ist ein Warenzeichen für Nachschlagewerke des Bibliographischen Instituts, Mannheim. Der „Duden" geht zurück auf das „Vollständige orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache" (1880) von Konrad Duden, das von der 9. Auflage (1915) an unter dem Titel Duden-Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter erscheint. Die in ihm aufgeführten Regeln und Schreibweisen sind für die deutsche Rechtschreibung in der Bundesrepublik Deutschland laut Beschluss der Kultusminister vom 18./19.11.1955 verbindlich. Inzwischen ist diese Bestimmung etwas abgemildert worden: Sowohl der Duden als auch das Wörterbuch „Wahrig" gelten als verbindliche Nachschlagewerke. Die Aktualisierung des Duden erfolgt in bestimmten Zeitabständen durch Neuauflagen. Der „Duden" in seiner 24. Auflage von 2006 beinhaltet 130 000 Stichwörter.

Durchscheinen. Wenn der Druck von einer Papierseite auf die andere durchscheint, so ist dies auf einen zu geringen Gehalt des Papiers an Füllstoffen und auf ein schmieriges Mahlen des Papierstoffes zurückzuführen. Das Durchscheinen des Druckes ist nicht mit dem -> Durchschlagen der Druckfarbe und mit der - Schrift. Du Maurier, George Louis Palmella Busson (18341896). Englischer Schriftsteller und Zeichner. Er zeichnete Karikaturen für den - Papier von der Durchsicht, wenn man ein Blatt gegen das Licht hält: bei rösch gemahlenen Papieren ist die Durchsicht klar und gleichmäßig, bei schmierig gemahlenen Papieren wolkig und ungleichmäßig. Auch eventuell eingeprägte -»• Wasserzeichen sind bei der Durchsicht festzustellen, (siehe auch -> Durchscheinen) Dürer, Albrecht (1471 -1528). Maler, Grafiker. Wie die gesamte Holzschnittkunst, so stand auch die -» Buchillustration im 16. Jh. unter dem Einfluss Dürers. Er selbst fertigte Holzschnittillustrationen an und arbeitete für die von Kaiser -> Maximilian I. veranlassten Holzschnitt- und Druckwerke (so an dem „Gebetbuch" [1513] und der „Ehrenpforte" [1515]). Dürer hat für die Entwicklung des -> Holzschnitts und Kupferstiches Hervorragendes geleistet und den Holzschnitt von der Buchillustration 151

DVB, DVB-T zu einem eigenständigen Kunstwerk weiter entwikkelt. Auch den Kupferstich perfektionierte Dürer, (siehe auch -> Bilderbibel) DVB, DVB-T - Digitaler Rundfunk DVD. Die DVD (Digital Versatile Disk - versatile = vielseitig; DVD war früher eine Abkürzung für Digital Video Disk) will als universeller Multimediastandard Compact-Disks, Videokassetten, CDROMs und PC-Wechselplatten ablösen. Äußerlich kaum von der etablierten CD zu unterscheiden, beeindrucken die inneren Werte. Man unterscheidet einoder zweiseitige Scheiben mit einer oder zwei Schichten (Kapazität bis zu 18 GB, das entspricht einer MPEG-Video-Spielzeit von ca. 482 Minuten). Diese Angaben gelten ffir DVD-ROMs bzw. DVDVideo - also DVDs, die nur gelesen werden können. Weitere Eigenschaften der DVD-Technologie

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sind: Bis zu neun parallele Videospuren, bis zu acht digitale Tonspuren mit jeweils acht Kanälen und einer Auswahl von maximal acht verschiedenen Sprachen. D VEB -» Deutscher Verband Evangelischer Büchereien Dziatzko, Karl (1842-1903). Bibliothekar. Er war Schüler von Friedrich Ritsehl, wurde 1872 Vorstand der Universitätsbibliothek Breslau und 1886 Oberbibliothekar an der Universitätsbibliothek Göttingen, wo er auch 1886 die erste bibliothekarische Professur (Lehrstuhl für Bibliothekshilfswissenschaften) erhielt. Dziatzko war Frühdruckforscher, zudem als Berater von Friedrich -• Althoff maßgeblich an der Reform des preußischen Bibliothekswesens beteiligt, (siehe auch -> Kataloginstruktionen)

Ε

ΕΑΝ

Strichcode

EASCII - ASCII Ebert, Friedrich Adolf (1791-1834). Bibliothekar. Er war seit 1814 an der Königlichen Bibliothek in Dresden, 1823-1825 in Wolfenbüttel, dann wieder in Dresden tätig. Ebert war Vorkämpfer für die Selbständigkeit des bibliothekarischen Berufs sowie bedeutend als Praktiker und Fachschriftsteller. E-Business. Unter E-Business versteht man die Unterstützung der verschiedenen unternehmensinternen oder unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsprozesse durch die Nutzung von Informationstechnologie. In Abgrenzung zum E-Commerce, der eher den markt- und handelsbezogenen Blickwinkel, also den Absatz- und Beschaifungsmarkt berücksichtigt, beschäftigt sich E-Business mit der kompletten Wertschöpfiingskette im Unternehmen und deren informationstechnischer Unterstützung. EBusiness umfasst somit E-Commerce und ist als ECommerce im weiteren Sinne zu verstehen. Echte Bünde -»• Bünde Eckert, J. Presper. Er arbeitete u.a. mit John Mauchly seit 1941 an dem Bau eines Röhrenrechners. Das Ergebnis war der 1946 einsatzbereite und erste mit Elektronenröhren arbeitende „Electronic Numerical Integrator and Calculator (ENIAC)". Die EckertMauchly Computer Corporation erhielt bald darauf vom National Bureau of Standards den Auftrag, den ersten kommerziell produzierten -> Computer, den Universal Automatic Computer (UNI VAC), zu bauen. Nachdem 1950 die Eckert-Mauchly Computer Corporation in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, wurde sie von der Remington Rand Corporation gekauft. Im Dezember 1950 wurde UNIVAC I fertig gestellt. Eckmann, Otto (1865-1902). Maler, Innenarchitekt und Kunstgewerbler. Die von ihm 1899 für Karl -»• Klingspor geschaffene und nach ihm benannte -> Druckschrift (Eckmannschrift) wurde zur meist gebrauchten Schrift des Jugendstils, zu dessen Hauptvertretern er gehörte. Eckmann gehört zu den Haupt-

vertretern der „floralen" Richtung des Jugendstils. Er erstellte Titel und Ornamente für die Zeitschriften „Pan" und „Jugend" sowie das Signet des S. Fischer Verlags. Eckmann gestaltete auch -» Schutzumschläge. ECLA

Europäische Klassifikation

E - C o m m e r c e ist der Handel mit Gütern oder Dienstleistungen, die im Internet angeboten werden, und bei dem der Wertetransfer (Austausch von Ware und Geld) während der Transaktion stattfindet. Für den Begriff E-Commerce gibt es noch keine einheitliche Definition. Er wird je nach der Perspektive des Betrachters unterschiedlich gefasst. Das Spektrum der Definitionen reicht von engeren bis sehr weitgefassten wie z.B.: „Jede Form elektronischer Geschäftsbeziehung, bei der die Beteiligten Informationen auf elektronischem Weg und nicht physisch austauschen oder in direktem physischen Kontakt miteinander stehen." Unter E-Commerce versteht man im allgemeinen den Handel wirtschaftlicher Güter auf elektronischen Märkten, bei dem mindestens die Informationsphase und die Vereinbarungsphase durchgeführt werden. Um seine volle Wirkung zu entfalten, sollte E-Commerce jedoch auch die Abwicklungs- und After-Sales-Phase mit einschließen. In einem so vollständig mediatisierten Markt werden die Interaktionen zwischen den Marktpartnern in allen Phasen der marktlichen Transaktion bis zur vollständigen Durchführung in einem durchgehenden, integrierten elektronischen System abgewickelt. (-> Elektronischer Markt, -> B2B und B2C, -> I-Commerce, -> M-Commerce) Ecraseleder (franz.) ist ein grobnarbiges Ziegenleder mit glatter und glänzender Oberfläche. Das Hervortreten der Narbung kann durch Färben verstärkt werden. Häufig ist Ecraseleder -> Maroquin. ed. ist die Abkürzung für lat.: editit = herausgegeben, ediert (in Bibliographien). Ed. ist die Abkürzung für: -> Edition, im englischamerikanischen Sprachgebrauch auch fur editor = Herausgeber, Redakteur (PL: Eds.). 153

EDBI EDBI - Deutsches Bibliotheksinstitut edd. ist die Abkürzung für lat.: ediderunt = herausgegeben, ediert. In Bibliographien werden damit mehrere Herausgeber bezeichnet. EDI. Bei Electronic Data Interchange (EDI) handelt es sich um ein standardisiertes Datenformat (hauptsächlich EDIFACT - Electronic Data Interchange For Administration, Commerce and Transport) fur den Austausch von Businessinformationen über Computer-Netzwerke. Per EDI wird ein Großteil des Business-to-Business-Datenflusses durchgeführt (- Edition) Editio castigata -> Editio expurgata Editio castrata

Editio expurgata

Editio deflnitiva. Die Editio definitiva (lat.) ist eine endgültige Ausgabe, meist die Ausgabe letzter Hand. Sie kann aber auch den letzten Wünschen des Verfassers nicht entsprechen, also mit der Ausgabe letzter Hand nicht identisch sein. 154

Editio expurgata. Eine Editio expurgata (lat.), auch Editio castigata, Editio castrata, Editio purificata (kastrierte oder purgierte Ausgabe) ist die Ausgabe eines Werkes, die von moralisch, religiös oder politisch anstößigen Textstellen gereinigt („expurgiert") ist. Eine derartige aus pädagogischen Gründen bearbeitete Ausgabe gilt als in usum Delphini. Editio in usum scholarum

Schulausgabe

Edition (lat.: Herausgabe) ist die Tätigkeit von Verlagen bei der Herausgabe von Büchern, Zeitschriften, Musik- und anderen Kunstwerken. Im wissenschaftlichen Sinne ist eine Edition der Versuch, den Urtext bzw. den vom ursprünglichen Autor beabsichtigten Text durch den kritischen Vergleich von Drukken und Handschriften sowie gegebenenfalls von Materialien, die der Autor hinterlassen hat, wiederherzustellen (Textkritik, deshalb auch -»• Kritische Ausgabe). In der Geschichtswissenschaft werden bei einer Edition Quellen erschlossen und zugänglich gemacht. Man unterscheidet dabei Urkunden-, Akten- oder Briefeditionen. Edition de luxe -» Luxusausgabe Edition en regard (franz.: en regard = gegenüberstehend) nennt man ein Buch, das auf der einen Seite den Text in der Originalsprache, auf der gegenüberliegenden Seite seine Übersetzung enthält. Editionstechnik ist die Technik der Herstellung einer kritischen Ausgabe eines Textes, bereinigt von Zusätzen oder Verfälschungen. Erasmus von Rotterdam gab 1516 die erste kritische Ausgabe des Neuen Testaments in griechischer Sprache heraus. Die von Altphilologen entwickelte Editionstechnik wurde im 19. Jh. auch auf die Werke der Klassiker übertragen. Eine neue Qualität erreichte die Klopstock-Ausgabe von 1974ff., die alle Stadien vom Manuskript an mit allen späteren Korrekturen und Ergänzungen berücksichtigte. Aus diesen Arbeiten hat sich als eigene Wissenschaftsdisziplin die „Editorik" entwickelt, (siehe auch Edition) Editio postuma - Herausgeber (seltener der -• Verleger) von Büchern, Zeitschriften, Musikalien u.ä. (2) Eine einfache Software zum Bearbeiten von

Einbanddecke Text wird ebenfalls als Editor bezeichnet; im Gegensatz zu ausgefeilten Textverarbeitungsprogrammen verfügt sie nur über Grundfunktionen, nicht aber Möglichkeiten der Formatierung und des Layouts. Editorik -> Editionstechnik EDV -> Datenverarbeitung Effektivitätsmessung. Ein effektives RetrievalSystem verfugt über die Fähigkeit, relevante Dokumente wiederaufzufinden und gleichzeitig nicht-relevante zurückzuhalten. Beim Ranking der gängigen -• Suchmaschinen spielt die Positionierung der Ergebnisobjekte zusätzlich eine wichtige Rolle. Es geht darum, die relevantesten Dokumente in den vordersten Rängen der Ergebnislisten zu präsentieren. Dahinter steht die Annahme, dass ein derartiges System den Benutzer am besten zufrieden stellen wird. Die Bewertung der Effektivität erfolgt durch Bewertung der -> Relevanz, der Genauigkeit, der -> Vollständigkeit und der -> Signifikanz sowie mit Hilfe des -• Retrievaltest. (siehe auch CLEF, -> TREC) Egenolff, Christian (1502-1555). Buchdrucker. 1530 siedelte er mit seiner 1528 in Straßburg gegründeten Druckerei nach Frankfurt/M. über und wurde hier der erste Schriftgießer, Drucker und Verleger von Bedeutung. Seine -> Schriftgießerei bestand unter den Erben bis 1810 fort (-• EgenolffLuthersche Schriftgießerei). Für die Illustrationen seiner zahlreichen Veröffentlichungen volkstümlicher Art konnte Egenolff den Nürnberger Meister Hans Sebald -> Beham gewinnen. Egenolff-Luthersche Schriftgießerei. Indem die beiden Betriebszweige Schriftguss und Druck der Offizin Christian -> Egenolff in Frankfurt/M. durch Erbteilung 1577 in verschiedene Hände gerieten, entstand die Egenolffsche Gießerei, aus der sich eine der bedeutendsten Firmen des 17. und 18. Jh. entwickelte. 1629 übernahm die Schriftgießerfamilie Luther die Egenolffsche Schriftgießerei, die seitdem deren Namen führte. 1731 ging die Gießerei aus dem Besitz der Familie Luther in andere Hände über und erlosch 1810. (siehe auch Luther, Erasmus) Egenolffsche Schriftgießerei -> Egenolff-Luthersche Schriftgießerei Eggestein, Heinrich, Frühdrucker in Straßburg. Sein letzter Druck entstand um 1483. Buchhändleranzeigen

Egoutteur (franz.) ist eine mit einem Siebgewebe überzogene Vorpresswalze in der Papiermaschine, die durch Druck auf die nasse Papierbahn zur Entwässerung und damit Verbesserung der Papierstruktur beiträgt. Der Egoutteur dient auch zur Herstellung von geripptem -> Papier, wenn an der Walze Rippen angebracht sind, die in der Papierbahn Verdünnungen hervorrufen. Auf die gleiche Weise wird das Wasserzeichen hergestellt, wozu der Egoutteur das gewünschte Muster trägt. Ist der Egoutteur glatt, so entsteht das ungerippte Velinpapier. Ε-Government (elektronische Verwaltung) bezeichnet den Bereich des -» E-Commerce, bei dem als Transaktionspartner eine öffentliche Verwaltung beteiligt ist. Egyptienne ist die Bezeichnung für eine Schriftart, die zur Schriftgattung der -> Antiqua gehört (rundbogig mit betonten Serifen, auch als „serifenbetonte -»• Linear-Antiqua" bezeichnet). EgyptienneSchriften entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England und wurden vor allem als Anzeigen- und Werbeschriften aus der klassizistischen Antiqua entwickelt. Der Name wurde um 1825 geprägt und ist vermutlich ein Resultat der zu dieser Zeit grassierenden „Ägyptomania", die einerseits durch Napoleons erfolgreichem Ägyptenfeldzug, andererseits durch die spektakuläre Entzifferung der Hieroglyphen ausgelöst wurde. Nach der Entdeckung des Grabes des Pharaos Tutanchamun im Jahre 1922 in Luxor entstanden unzählige neue Egyptienne-Schriften in Europa und den USA. Egyptienne-Schriften wurden in der Zeit des Bleisatzes insbesondere als Zeitungs- und Schreibmaschinenschriften eingesetzt. Da reine Egyptienne-Schriften oft sehr geschmäcklerisch wirken, werden sie gerne als Auszeichnungsschriften benutzt. Ehmcke, Fritz Helmut (1878-1965). Buch- und Schriftkünstler. Er gründete 1900 mit Friedrich Wilhelm Kleukens und Georg Belwe die ->· Steglitzer Werkstatt, 1913 die Rupprecht-Presse in München, die nur seine Druckschriften verwendete. Ehrle, Franz (1845-1934). Kardinal (1922). Er war 1895-1914 Präfekt der Biblioteca Vaticana. Eigenname -> Bezeichnung Einband -> Bucheinband Einbanddecke. Bei Lieferungs- und Fortsetzungswerken liefert der Verlag mit dem letzten Teil auch 155

Einband der Zeit eine Einbanddecke, in die der Bezieher die einzelnen Lieferungen binden lassen kann. Die Einbanddecke besteht meist aus Ganzleinen und ist entsprechend beschriftet, (siehe auch Originaldecke, -> Buchdecke) Einband der Zeit. Als ein Einband der Zeit gilt nach den Handelsbräuchen der deutschen -» Antiquare ein Bucheinband, der nicht mehr als höchstens zehn Jahre nach dem Druck des dazugehörigen Buches hergestellt ist. Ein „Einband im Stil der Zeit" kann später angefertigt sein, muss aber dem zur Zeit der Herstellung des Buches vorherrschenden Stil entsprechen. Einbändiges und mehrbändiges Werk. Ein Druckwerk kann aus nur einem -> Band oder aus mehreren Bänden bestehen. Dabei können die Bände gleichzeitig oder in zeitlichen Abständen nacheinander erscheinen. Im letzteren Fall spricht man von einem -> Fortsetzungswerk. Einbandstelle. Haben viele Bibliotheken auch eine Hausbuchbinderei, so ist diese aber meistens nicht groß genug, um alle anfallenden Binde- und Buchpflegearbeiten zu erledigen. Oft beschränkt sich ihre Tätigkeit auf eilige Fälle und Reparaturen. So arbeiten in der Regel für die Bibliotheken gewerbliche -> Buchbindereien, die ihre Aufträge, im Falle größerer Bibliotheken, von einer eigenen Dienststelle, der Einbandstelle, erhalten. Im Einzelnen ist die Einbandstelle verantwortlich für den sachgerechten Einband des Bibliotheksbestandes, für die Art und Qualität der zu verwendenden Einbandmaterialien und die technische Gestaltung des Einbände, für die Veranlassung notwendiger Reparaturen, Restaurierungen und andere Buchpflegearbeiten. Sie vergibt die Bindeaufträge ggf. an die Hausbuchbinderei und an die Vertragsbuchbindereien, sorgt für die ordnungsgemäße Übergabe der zu bindenden und zu reparierenden Bücher an die Buchbinder und nimmt die Rücklieferungen entgegen; sie überprüft deren Vollständigkeit und die fachgerechte Ausführung der Einbandarbeiten gemäß dem schriftlich erteilten Auftrag und überwacht die Einhaltung der Termine. Einblattdrucke sind einseitig bedruckte, inhaltlich in sich abgeschlossene Blätter. Die frühesten Einblattdrucke gegen Ende des 14. Jh. sind als Reiberdrucke hergestellt worden und verdrängten das bis dahin serienmäßig gemalte Heiligenbild. Später, vor allem im 15. und 16. Jh., wurden sie im Buch156

druckverfahren angefertigt. Zu den Einblattdrucken gehören Ablassblätter, amtliche Bekanntmachungen, Kalenderblätter (-> Kalender), ->· Bilderbogen, Falsche Gulden-Blätter, Flugblätter, Flugschriften, Messrelationen, Neue Zeitungen u.a. Bedeutende Künstler (Albrecht Altdorfer, Hans Baidung, Lukas Cranach d.Ä., Albrecht -• Dürer u.a.) und Schriftsteller (Hans Sachs, Sebastian Brant u.a.) arbeiteten für Einblattdrucke. Die Einblattdrucke sind die ersten Vorläufer der heutigen Tageszeitungen. Heute können Plakate und alle aus einem Blatt bestehenden Drucksachen als Einblattdrucke bezeichnet werden. Einfacher Bibliotheksdienst

Bibliothekar

Eingabe bedeutet (1) ein schriftliches Gesuch (an eine Behörde), (2) das Eingeben, Übertragen von Daten und Programmen in eine Datenverarbeitungsanlage (engl.: - Bünde Einhängen. Als Einhängen bezeichnet man das Verbinden des fertigen (gehefteten und beschnittenen) -»• Buchblocks mit der gesondert hergestellten Buchdecke. Dazu werden die am Buchblock überstehenden Seiten des Gazestreifens und die äußeren Hälften der beiden Vorsatzblätter an die Innenseite der Buchdeckel geklebt. Mitunter wird auch eine -> Buchhülse eingeklebt. Einheitliches Bibliothekssystem -> Universitätsund Hochschulbibliothek Einheitsaufnahme. Die Teile einer Titelaufnahme werden in einer bestimmten Reihenfolge angegeben. Man unterscheidet dabei zwischen dem Kopf und der bibliographischen Beschreibung. Der Kopf der Titelaufnahme enthält die für die Einordnung in den -> Katalog maßgeblichen Angaben. Er kann auf einer eigenen Zeile stehen oder durch Unterstreichung, Fettdruck o.ä. hervorgehoben werden. Die bibliographische Beschreibung dient der Identifizierung des zu katalogisierenden Werkes. Kopf und

Einzug bibliographische Beschreibung werden als Einheitsaufnahme bezeichnet. Einheitsbibliothek -> Einheitsbücherei Einheitsbücherei. In den westdeutschen Großstädten hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg nach dem anglo-amerikanischen Beispiel der Public library die Einheitsbücherei herausgebildet, bei der die wissenschaftliche Abteilung und die volkstümliche ->• Bücherei in einem Gebäude und unter einer Leitung zusammengefasst sind. Die Einheitsbücherei stellt einen fließenden Übergang zwischen -> Wissenschaftlicher Bibliothek und Öffentlicher Bibliothek dar. Einheitsklassifikation. Inden 1970er Jahren wurde von einer Gruppe von Bibliothekaren das Projekt einer Einheitsklassifikation, d.h. einer einheitlichen Systematik für die -> Sachkataloge der Bibliotheken in der Bundesrepublik aller Art und Größe, betrieben, das aber inzwischen aufgegeben worden ist. Einheitszettel. Zur Rationalisierung der Katalogarbeit ist (im Gegensatz zu deutschen Traditionen) der sogenannte Einheitszettel im angelsächsischen Bereich (engl.: unit card) eingeführt, d.i. eine einheitliche Titelkarte, die für alle Kataloge und auch für Haupt- und Nebeneintragungen (->· Verweisungen) nur mit unterschiedlichen Köpfen Verwendung findet. Einhorn-Presse. Privatpresse. Sie wurde 1909 von Melchior -»Lechter gegründet. Einkaufszentrale für Öffentliche Bibliotheken GmbH (EKZ) - ekz.bibliotheksservice GmbH Einleitung. Der Textteil eines, besonders fachlichen und wissenschaftlichen, Buches beginnt oft mit einer Einleitung, in der der Verfasser das Thema des Buches, seine Voraussetzungen, Vorgeschichte, den Aufbau u.ä. zum besseren Verständnis erläutert, (siehe auch -> Geleitwort, Vorwort) Einmalblock-Verfahren -• Verschlüsselung Einschichtiges (einheitliches) Bibliothekssystem -· Katalog oder in einer -> Bibliographie suchbar sein soll. Eintragungen können - jeweils in der -» Ansetzungsform - unter Namen von Personen (ζ. B. einem Verfasser), Namen von Körperschaften (ζ. B. einem -• Urheber) sowie -> Sachtiteln (ζ. B. bei einem anonymen Werk) angelegt werden. Bibliothekarische Regelwerke wie RAK und ->- AACR bestimmen im Einzelfall, welche Elemente die Haupteintragung sowie eventuelle Nebeneintragungen erhalten. In einer Zettelkartei wird für letztere die Haupt-Katalogkarte vervielfältigt und mit einer neuen Ordnungszeile (Kopf) versehen. Unter den Bedingungen einer Datenbank ist das Konzept der Eintragungen nur noch bedingt sinnvoll, weil einerseits auch Auswertungselemente suchbar sind, die keine Eintragung erhalten (ζ. B. ISBN-Nummer), und es andererseits bei der Anzeige keinen Unterschied zwischen Haupt- und Nebeneintragung mehr gibt. Man spricht daher besser von Sucheinstiegen (access points). Einzelausgabe. Eine Einzelausgabe ist die Ausgabe eines einzelnen Werkes eines Autors, im Gegensatz zur -»Gesamtausgabe, in der die Einzelausgaben zusammengefasst sind. Einzelbuchstaben-Setzmaschine Setzmaschine

Typenguss-

Einzelstempel aus Metall dienen zur Verzierung von ->• Bucheinbänden. Die ältesten erhaltenen mit Einzelstempeln verzierten Einbände stammen aus dem 8. Jh. Der Einzelstempel trägt nur ein Muster im Gegensatz zu den im 15. Jh. aufkommenden Roll(en)- und -> Plattenstempeln. Bei manchen Einbänden wurde die Einbandfläche mit dem Streicheisen in Felder aufgeteilt, in welche die Einzelstempel geprägt wurden. Die in der Regel im Blinddruck angewandten -» Stempel wurden leicht erhitzt und in das angefeuchtete -»• Leder von Hand gedrückt. Einzelwerk. Ein Einzelwerk ist eine in sich abgeschlossene, in einem oder mehreren Teilen erscheinende Veröffentlichung. Einzug bezeichnet in der Typographie das Einrücken von Anfangsbuchstaben oder ganzen Satzteilen zu Beginn der ersten Zeile eines Absatzes zur Hervorhebung vom übrigen Satz. Vor allem 157

Eisen im Buchsatz werden Einzüge gern verwendet, um Texte zu strukturieren. Die Größe des Einzugs richtet sich nach Schriftgröße und Satzbreite. Beim hängenden Einzug wird die erste Zeile eines Absatzes auf volle Breite gesetzt, während alle weiteren Zeilen eingerückt werden. Eisen, Charles (1720-1778). Zeichner. Er trat als Illustrations- und Vignettenkünstler hervor. Unter seinen zahlreichen Werken ragen die La FontaineIllustrationen (1762) und die Kupfer zu den Werken Dorats hervor. E-Journal -> Fachzeitschrift Eklektische Bibliographie - Berufsverband Information Bibliothek und dem Deutschen Bibliotheksverband gibt die ekz Besprechungsdienste heraus (Lektoratskooperation) und informiert und unterstützt dadurch die Bibliotheken bei der Auswahl von Büchern, CD-ROM, AV-Medien, etc. Die ekz stellt zudem zentral erfasste Katalogdaten bereit. In Österreich und Frankreich existieren Niederlassungen. In der Schweiz hält die ekz Beteiligungen an der 2001 gegründeten SBD.bibliotheksservice ag. Die ekz ist Mitglied bei Bibliothek & Information Deutschland ( ^ BID) und der ^ IFLA. Ε-Learning bezeichnet das Erkenntnisgebiet bzw. das Wissenschaftsgebiet, welches sich mit der umfassenden Analyse von Wirkzusammenhängen beim Einsatz von einem E-Learning-Anwendungssystem aus informationstechnologischer, lerntheoretischer und organisatorischer Sicht sowie mit der Entwicklung und Implementierung von Gestaltungskonzepten für ein -> E-Learning-System befasst. ELearning im Sinne eines Prozesses bezeichnet die 158

Nutzung vernetzter computergestützter Informationssysteme zur systematischen Organisation und Unterstützung von Lernen, in denen Lerner das Ziel verfolgen, ihr Wissen und ihre Kompetenzen zu aktualisieren und/oder zu erweitern. Ε-Learning bezieht sich auf den Einsatz von ausschließlich elektronischen Lern-Medien. Damit sind alle computer-basierten Medien gemeint. Deshalb wird Ε-Learning oft auch als CBT bezeichnet (Computer-Based Training). Insofern deckt sich der Begriff Ε-Learning sowohl mit dem Begriff des Online-Lernens, schließt aber auch die sogenannten elektronischen Offline-Medien mit ein. Darunter sind insbesondere Lernprogramme auf CD-ROM gemeint, aber auch beispielsweise PowerPoint-Präsentationen o. ä. zu verstehen. Ε-Learning ist im Kontext von Präsenz-/Distanz- und Online-Lernen zu sehen, (siehe auch Computerunterstütztes kooperatives Lernen) E-Learning-Anwendungssystem. E-LearningAnwendungssysteme umfassen alle Hardware-, Software- und Kommunikationselemente, Datenressourcen, Menschen und Prozessregeln, die im Rahmen der DV-technisehen Unterstützung von - Lernen durch ->• ELearning eingesetzt werden. Es umfasst nicht nur das -» E-Learning-Anwendungssystem, sondern auch Management- und Unterstützungssysteme, Organisations- und Prozesskonzepte, Menschen und Rollen. E-Learning-Systeme sind mit anderen Funktionen, Geschäftsprozessen und IKT-Systemen der Lerndienstleistungen erbringenden Organisation verbunden, z.B. mit Personalmanagement-Systemen und Zahlungssystemen. Electronic Library

Elektronische Bibliothek

Electronic Mail -> E-Mail Electronic Publishing ren

Elektronisches Publizie-

Elefantenrüssel -> Fraktur Elektrofotografie -> Xerographie

Elektronischer Marktplatz Elektronische Bibliothek. Seitdem die Informationstechnik in die Bibliotheken Einzug gehalten hat und vor allem auch Neue Medien dort an Bedeutung gewinnen, pflegt man die vornehmlich wissenschaftliche Bibliothek der Zukunft als elektronische Bibliothek (engl.: electronic library) zu charakterisieren. Nach wie vor hat sie Informationen zu sammeln, zu ordnen (erschließen) und zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen ihrer Dienstleistungsaufgaben hat die elektronische Bibliothek die in ihr verfugbaren Informationen zu erfassen, gleichgültig, ob sie auf Papier, optischen und magnetischen Speicherplatten oder durch Online-Zugriff zugänglich sind, darüber hinaus eine Übersicht über den gesamten Informationsmarkt zu geben, unabhängig davon, wo die Informationen erzeugt werden und zu erhalten sind (Bibliothek, IuD-Stelle, Rechenzentrum, Host u.ä.). Schließlich hat sie ihren Benutzern optimale Zugangsbedingungen zu allen Informationen anzubieten, wobei ihr benutzerorientiertes Angebot von Kosten-Nutzen-Analysen geleitet sein muss, (siehe auch -> Digitale Bibliothek, -> Virtuelle Bibliothek) Elektronische Datenverarbeitung arbeitung

Datenver-

Elektronische Einkaufsplattform. Elektronische Einkaufsplattformen unterstützen den Einkauf bei der Beschaffung von Produkten mit dem primären Ziel der Kostensenkung, ebenso wie Electronic-Procurement-Systeme (EPS). EPS verbinden aber jedoch nur einen Nachfrager mit vielen Anbietern. Bei elektronischen Einkaufsplattformen haben sich jedoch einige Unternehmen als Nachfrager zusammengeschlossen und treten gemeinsam und als Organisator der Plattform mit den Anbietern in Kontakt. Unter anderem werden elektronische Ausschreibungen und Auktionen (derjenige bekommt den Zuschlag, der das gewünschte Produkt am preiswertesten anbietet) durch das System durchgeführt. Bei fortgeschrittenen Systemen ist die EDV aller beteiligten Anbieter angeschlossen, so dass direkt bei Auktionsende der Lieferant, der den Zuschlag erhielt, automatisch mit der Produktion beginnen kann. Auch können etwaige Änderungen direkt über das System abgewickelt werden. (-> Elektronischer Markt, -> ECommerce, M-Commerce) Elektronische Medien Elektronische Post

Neue Medien E-Mail

Elektronische Preprints

E-Prints

Elektronischer Benutzerkatalog talog

Online-Ka-

Elektronischer Markt. Ein elektronischer Markt entsteht durch die Mediatisierung der Markttransaktionen, also die elektronische Abbildung der Kommunikationsbeziehungen. Eine Form der Mediatisierung von marktlichen Transaktionen besteht in der Unterstützung einzelner Phasen der Transaktion durch Informations- und Kommunikationstechnik. Elektronische Märkte sind somit Informations- und Kommunikationssysteme zur Unterstützung aller oder einzelner Phasen und Funktionen der marktmäßig organisierten Leistungskoordination. Elektronische Märkte im engeren Sinne sind mit Hilfe der -> Telematik realisierte Marktplätze, d. h. Mechanismen des marktmäßigen Tausches von Gütern und Leistungen, die alle Phasen der Transaktion unterstützen (-> Elektronischer Marktplatz). In einem so vollständig mediatisierten Markt werden die Interaktionen zwischen den Marktpartnern in allen Phasen der marktlichen Transaktion bis zur vollständigen Durchführung in einem durchgehenden, integrierten elektronischen System abgewickelt. Angebot und Nachfrage treffen sich in elektronischen Informations- und Kommunikationssystemen. In diesem System wird auch die Preisbildung - der Koordinationsmechanismus des Marktes - elektronisch unterstützt. Ziel eines derart umfassend elektronisch realisierten Marktes ist die Annäherung an den vollkommenen Markt. Ein vollständig elektronisch realisierter Markt ist jedoch ein theoretischer Grenzfall, der praktisch nicht erreichbar ist. Aktuelle Systeme unterstützen meist nur einzelne Funktionen und Phasen der marktlichen Koordination. Werden nicht alle Phasen der Transaktion unterstützt, spricht man von elektronischen Märkten im weiteren Sinne, (siehe auch -» E-Commerce) Elektronischer Marktplatz. Elektronische Marktplätze stellen die Organisationsformen -> elektronischer Märkte dar. Ein elektronischer Marktplatz bringt viele Nachfrager auf einer neutralen Website, die von einem Organisator betrieben wird, mit vielen Anbietern zusammen. Er erfüllt die klassischen ökonomischen Funktionen eines Markts, ohne dass die Teilnehmer physisch vertreten sind. Der Marktplatz bzw. Organisator übernimmt die Mittlerfunktion, er stellt eine einheitliche Bedienoberfläche (z. B. Suchsystem für ein Produkt über alle Anbieter 159

Elektronisches Fachportal hinweg) zur Verfügung, integriert Bestell- und Bezahlungssysteme, organisiert die Auslieferung der Waren und übernimmt den After-Sales-Service, ergänzend können Mehrwertdienste wie Bonitätsprüfung, Treuhänderfunktion, Zollabwicklung u.v.m. angeboten werden. Er unterstützt somit alle Phasen der Transaktion. Elektronisches Fachportal. Elektronische Fachportale werden entweder von einem Großhändler oder von einem Zusammenschluss von Fachhändlern betrieben. Elektronische Fachportale bieten den Facheinzelhändlern nicht nur die Möglichkeit sich elektronisch zu präsentieren, sondern auch ein breites Spektrum an Dienstleistungen. Sie unterstützen ihre Geschäftskunden bei deren eigenen Geschäftstransaktionen wie z.B. beim Marketing, Vertrieb und Service. Fachportale decken den gesamten Bedarf ihrer Kunden ab. Dadurch wird der Facheinzelhandel in die Lage versetzt, die gleichen Dienstleistungen und Produkte wie ein Großhändler anzubieten. Die Kundenbeziehung bleibt beim Fachhändler vor Ort, aber die Internet-Shop-Lösung wird zentral vom Großhändler zur Verfügung gestellt und zwar so, dass der Fachhändler weiterhin individuell auftreten kann. (-• Elektronischer Markt, -> E-Commerce, MCommerce) Elektronisches Publizieren. Das Speziflkum des Elektronischen Publizierens besteht darin, dass es sich um Publikationen handelt, die einerseits die Kriterien des Publizierens erfüllen, deren Nutzung jedoch andererseits an spezifische informationstechnische Mittel geknüpft ist. Das Besondere des Elektronischen Publizierens liegt so gesehen zunächst nur darin, dass zur Nutzung der elektronischen Publikationen technische Hilfsmittel - Software, Hardware, Anschluss an die Netzinfrastruktur - benötigt werden. Elektronisches Publizieren umfasst also öffentliche und zeitpunktunabhängige Formen indirekter Kommunikation über anerkannte Kanäle von derzeit überwiegend textlichen und grafischen Informationen in digitaler Form, wobei computerspezifische und multimediale Möglichkeiten zunehmend zum Einsatz kommen. Man kann zwei Distributionsformen für elektronische Publikationen unterscheiden: Offline- und Online-Medien, d.h. auf der einen Seite Disketten, CD-ROM, DVD und andere portable Speichermedien und auf der anderen Seite alle Distributionsformen, die über Telekommunikationsnetze abgewickelt werden. 160

Grundlegendes Problem bei elektronischen Produkten ist die Kopierfahigkeit, da sich deren Inhalte zu sehr niedrigen Kosten und ohne Qualitätseinbuße vervielfältigen lassen. Obwohl auch elektronische Publikationen an das -»Urheberrecht gebunden und damit geschützt sind, lässt sich Missbrauch nur schwer verhindern. In Deutschland wurde 2003 das „Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft" verabschiedet, das unerlaubtes Kopieren unterbinden soll. Die Versuche, mit bestimmten Vorkehrungen des technischen Kopierschutzes (-> Verschlüsselung, digitale -> Wasserzeichen, Registrierungen usw.) Abhilfe zu schaffen, sind bisher nicht befriedigend. Elektronische Verwaltung

E-Government

Elektronische Zeitschriftenbibliothek. Die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) ist ein kooperativer Service von Bibliotheken mit dem Ziel, einen einfachen und komfortablen Zugang zu elektronisch erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschriften zu bieten. Aufgenommen werden alle -> Zeitschriften, die Artikel im Volltext anbieten (zum Teil mit frei zugänglichen Volltexten). Der Dienst wurde von der Universitätsbibliothek Regensburg in Kooperation mit der Bibliothek der Technischen Universität München entwickelt. Inzwischen wird die Elektronische Zeitschriftenbibliothek als Nutzerservice im Routinebetrieb in 368 Bibliotheken bzw. Forschungseinrichtungen angeboten. Die Titel werden kooperativ gesammelt und die Daten gemeinsam in einer zentralen Datenbank gepflegt. Für jede teilnehmende Einrichtung wird ein auf ihre lokalen Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot an elektronischen Zeitschriften erzeugt. Jede beteiligte Institution kann ihre lizenzierten Zeitschriften eigenständig verwalten und eigene Benutzerhinweise integrieren. Abonnierte Volltextzeitschriften können zusammen mit frei zugänglichen E-Journals in einer einheitlichen Oberfläche angeboten werden. Die Datenbank umfasst im Jahre 2006 insgesamt 27 659 Titel, davon 3283 reine Online-Zeitschriften. 12 098 Fachzeitschriften sind im Volltext frei zugänglich. Eliza-Syndrom. Die auf die Erfahrung Weizenbaums mit seinem frühen Künstliche-IntelligenzSystem Eliza zurückgehende Beobachtung, dass Menschen dazu neigen, oft gegen besseres Wissen Computern Intelligenz (-» Künstliche Intelligenz) zuzugestehen und sie zum Beispiel in einem psych-

Empirische Methoden iatrischen Gespräch als Gesprächspartner zu akzeptieren. Elternzeitschrift. Ein Typ der -• Familienzeitschrift ist die Elternzeitschrift. Sie ist vornehmlich für junge Eltern bestimmt und behandelt individuelle und soziale Probleme der Familie und Erziehung. Elzevier. Niederländische Drucker- und Verlegerfamilie, die in ihrer Blütezeit im 17. Jh. führend im westeuropäischen Buchgewerbe war. Stammvater des Hauses war Ludwig Elzevier (um 1540-1617). Er ließ sich 1580 in Leiden als Buchbinder nieder und nahm 1592 seine Verlagstätigkeit auf. Die Firma bestand unter seinen Nachkommen bis 1712 in Leiden und von 1638 bis 1681 in Amsterdam. Der bedeutendste Vertreter der Familie war Ludwig Elzevier (1604-1670), der Enkel des Stammvaters und Gründer des Amsterdamer Hauses. Der Verlag Elzevier veröffentlichte etwa 2200 Werke aus allen Wissenschaften, darunter die weitbegehrten kleinen wissenschaftlichen Bücher im Duodezformat und die sogenannten Republiken, eine Sammlung geschichtlich-geographischer Darstellungen verschiedener Staaten. Die Elzeviererzeugnisse haben Sammlerwert (-• Elzevieromanie, siehe auch Auktion, - Alembert (35 Bde. mit Ergänzungs- und Registerbänden, 1751-1780), -> Encyclopaedia Britannica (3 Bde., 1768-1771), Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste von Johann Samuel Ersch und Johann Gottfried -» Gruber (167 Bde., 1818-1890). Die heutige Enzyklopädie (wie das heutige Lexikon) muss wegen des schnellen Informationswachstums (besonders auf naturwissenschaftlich-technischem Gebiet) äußerst knapp dargestellt, dabei möglichst aktuell gehalten werden. Die Lösung des Problems der Bewältigung großer Informationsmengen und der Aufbereitung aktueller Daten und Fakten befindet sich noch in einem Entwicklungsstadium, denn konventionell gedruckte Enzyklopädien existieren nach wie vor neben elektronischen Angeboten. Die Bedeutung von Wörterbüchern und Enzyklopädien für die Informationserschließung und -Vermittlung erschließt sich aufgrund dreier gemeinsamer Charak-

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epd teristika: (1) Die strukturierte Anordnung der Einträge nach einem vorgegebenen Ordnungsprinzip, die vor allem darauf abzielt, den Gebrauch als Nachschlagewerk zu erleichtern. (2) Hieraus ergibt sich die atomistische Betrachtungsweise der Inhalte, die jeden Eintrag einzeln betrachtet. Auf diese Weise machen Wörterbücher und Enzyklopädien Informationen punktuell zugänglich und sind in der Regel nicht zur linearen Lektüre vorgesehen. (3) Wörterbücher und Enzyklopädien zeichnen sich durch ihre primär praktisch-informative Zielsetzung aus, das heißt die Orientierung an konkreten Informationsbedürfnissen des Nutzers. In ihrer Konzeption orientieren sie sich vorrangig daran, Zweifel des Nutzers in Hinblick auf den Gebrauch einzelner Worte oder Begriffe aufzulösen. epd - Vervielfältigung. Ein in einer Zeitung oder Zeitschrift veröffentlichter Roman gilt demnach nicht als erschienen (siehe auch Verbreitung). Im -» Buchhandel gilt als Zeitpunkt des Erscheinens der Tag der Auslieferung des Werks seitens des Verlegers (im Zweifelsfall der Tag, an dem bei der -• Deutschen Nationalbibliothek ein Belegexemplar des Werkes eingegangen ist). Erscheinungsjahr. Das Erscheinungsjahr eines Buches steht als Bestandteil des Erscheinungsvermerks (in der Regel) auf dem Titelblatt und ist Teil der bibliographischen Angabe. Es ist für die Schutzfrist von Bedeutung (siehe auch Erscheinen). Bei Büchern, die am Ende eines Jahres erscheinen, wird oft das nächste Jahr als Erscheinungsjahr angegeben, um sie weniger schnell veralten zu lassen. Wird, was nicht selten der Fall ist, das Erscheinungsjahr nicht genannt, so gibt der Copyright-Vermerk einen Anhalt. In älteren Büchern ist mitunter das Druckjahr genannt. Beide Angaben brauchen sich nicht mit dem Erscheinungsjahr zu decken. Deshalb ist in Katalogen mitunter der Vermerk „o.J." (ohne Jahresangabe) zu finden. Erscheinungsort. Der Erscheinungsort eines Buches ist in der Regel der Verlagsort, bei den Frühdrucken der Druckort. Erscheinungstermin. Der Erscheinungstermin eines Werkes ist der Zeitpunkt, zu dem es beim Verlag erstmals (mit Ausnahme der Vorausexemplare) ausgegeben wird bzw. zur Ausgabe bereitsteht, (siehe auch -» Erscheinen, Erscheinungsjahr) Erscheinungsvermerk. Den Erscheinungsvermerk eines Buches bilden die auf seinem Titelblatt stehenden Angaben von Verlag, Verlagsort und -» Erscheinungsjahr. (siehe auch -• Verlagsvermerk) Erstauflage ist die erste -> Auflage einer Publikation. Erstausgabe. Unter einer Erstausgabe versteht man die erste im Buchhandel erschienene Veröffentlichung eines gedruckten Werkes. Sie ist nicht stets zugleich eine vom Verfasser besorgte -> Original165

Erstdruck ausgabe, sondern kann auch eine gegen den Willen des Autors veröffentlichte Ausgabe sein. Erstausgaben, besonders der Klassiker, sind beliebte Sammelobjekte der Bibliophilen. Erstdruck. Der Erstdruck ist der erste Abzug von einer Druckform, also meist ein Probeabzug. Er ist nicht identisch mit der -> Erstausgabe, die alle Stücke der ersten ->· Auflage eines Druckwerkes umfasst. Mitunter bezeichnet man auch die erste Veröffentlichung in einer Zeitschrift als Erstdruck, im Gegensatz zur Erstausgabe. Erwachsenenbibliothek. Die Erwachsenenbibliothek (-bücherei) ist eine Form des Öffentlichen Bibliothekswesens im Gegensatz zur Kinder- und Jugendbibliothek (-bücherei). Erwerbung. Von der Erwerbung (Bestandsaufbau) ist die Leistungsfähigkeit einer -» Bibliothek größtenteils abhängig. Typus und Größe der Bibliothek bedingen eine unterschiedliche Bestandsvermehrung. Sichtung, Begutachtung und Auswahl des Buch- und Zeitschriftenangebotes oder anderer Medien anhand von Verlagsprospekten, Inseraten, Rezensionen, Ansichtsvorlagen der Buchhändler, Bibliotheksbenutzerwünschen u.a. erfolgen in den Wissenschaftlichen Bibliotheken durch Bibliothekare bzw. Diplombibliothekare. Die in eine Bibliothek gelangenden Schriften können durch Kauf, Tausch, Schenkung und -> Pflichtablieferung erworben werden. Gekauft werden Neuerscheinungen (Novitäten) und Antiquaria (antiquarische Bücher), inländische Neuerscheinungen meist über ortsansässige Sortimentsbuchhandlungen, ausländische über einheimische Importbuchhandlungen, ausländische Sortimenter oder Versandbuchhandlungen, ausländische Zeitschriften häufig über internationale Zeitschriftenagenturen. Für -> Öffentliche Bibliotheken ist der Bezug über den ->· ekz.bibliotheksservice GmbH günstig. Beim Neukauf kommen als Beschaffungswege die -> Bestellung zur Ansicht (-» Ansichtsexemplar), die feste Bestellung und die Bestellung zur Fortsetzung (im Falle von Lieferungswerken, Zeitschriften u.a.) in Frage. Antiquarische Werke werden von ~> Antiquariaten und auf Auktionen angeboten. Von nicht mehr auf dem Antiquariatsmarkt erhältlichem Schrifttum werden häufig -> Nachdrucke (-> Reprints) hergestellt. Durch den Tausch können Bibliotheken Literatur ohne Aufwendung von Barmitteln erhalten und Schrifttum erwer166

ben, das nicht oder nicht mehr durch den Buchhandel zu beschaffen ist. Voraussetzung für den Tausch ist die Gegenseitigkeit: Die gebende Bibliothek will auch eine wertmäßig entsprechende Gegengabe haben. Als Tauschgaben kommen in Frage: Veröffentlichungen der Bibliotheken (Jahresberichte, Kataloge, Neuerwerbungslisten, wissenschaftliche Publikationen u.a.), Dubletten (Doppelstücke), Hochschulschriften (Dissertationen, Vorlesungsverzeichnisse, Forschungsberichte u.ä.). Bücher als Geschenke können unerwünscht und gewünscht in die Bibliotheken von deren Freunden und Förderern, von Verlagen, Vereinen u.a. gelangen. Die gesetzlich vorgeschriebene Abgabe von Druckwerken (-> Pflichtexemplar) betrifft meist nur National-, Staatsund Landesbibliotheken. Alle Schriften, die eine Bibliothek, gleichgültig auf welchem Weg, erhält, durchlaufen die Erwerbungsabteilungen, die, je nach der Größe der Bibliothek, in mehrere Dienststellen gegliedert sein können. Durch den Trend zur multimedialen Bibliothek erscheinen viele wissenschaftliche Zeitschriften parallel als gedruckte und als online-Ausgaben. Die online-Ausgabe muss entweder zusätzlich zur Druckversion erworben werden oder aber in Kombination. Die Kosten für die Online-Version sind entweder im Abonnementspreis enthalten oder mit einem Aufpreis (ca. 10 bis 30 Prozent) für die Druckausgabe zu bezahlen. Erwerbung, abgestimmte. Eine absolute Vollständigkeit beim Bestandsaufbau einer Bibliothek ist heute nicht mehr möglich. Ziel der abgestimmten oder kooperativen Erwerbung ist es, die für die wissenschaftliche Forschung erforderliche Literatur wenigstens in einem Exemplar im Inland zur Verfugung zu haben. Auf einer solchen abgestimmten Erwerbung beruht das seit 1949 von der -> Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell geförderte „System der überregionalen Literaturversorgung". Zu diesem Zweck ist die Gesamtheit der Wissenschaften in über 120 überregionale bibliothekarische Schwerpunkte aufgeteilt, von denen je eines oder mehrere von 40 Bibliotheken gepflegt werden. Voraussetzung für die Förderung durch die DFG ist die Bereitschaft der beteiligten überregionalen Schwerpunktbibliotheken, die Literatur im auswärtigen Leihverkehr allen Interessenten zur Verfügung zu stellen. Diese Bibliotheken werden nach und nach zu so genannten „Virtuellen Fachbibliotheken" aus-

Etienne gebaut mit dem Ziel, schließlich eine „Virtuelle Digitale Forschungsbibliothek" zu erreichen. Die beteiligten Bibliotheken lassen sich in drei Gruppen zusammenfassen: (1) Staats- und Hochschulbibliotheken, die neben ihren regionalen bzw. universitären Aufgaben meist mehrere Sammelschwerpunkte als „Sondersammelgebiete" betreuen, (2) die drei Zentralen Fachbibliotheken (die Technische Informationsbibliothek TIB in Hannover, die Zentralbibliothek der Medizin ZBM in Köln sowie als Zentralbibliothek der Wirtschaftswissenschaften die Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel), die sich ausschließlich der überregionalen Literaturversorgung widmen, (3) einige -• Spezialbibliotheken fur Spezialfächer, die durch die überregionalen Schwerpunktbibliotheken nicht ausreichend abgedeckt sind (z.B. Bibliothek des Zentralamtes des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach/M. mit Sammelschwerpunkt: Meteorologie, die Bibliothek für Zeitgeschichte in Stuttgart, die Bibliothek des Deutschen Hydrographischen Instituts in Hamburg für Seekarten). Die Erwerbung der neuerscheinenden ausländischen Literatur dieser Sammelschwerpunkte wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum überwiegenden Teil finanziert („Sondersammelgebietsprogramm"). Der restliche Teil des ausländischen Schrifttums muss aus eigenen Mitteln erworben werden. Die Sammeltätigkeit der überregionalen Schwerpunktbibliotheken erstreckt sich auch auf die -» graue Literatur. Zudem bemühen sich die Schwerpunktbibliotheken um eine intensive Erschließungs- und Informationstätigkeit hinsichtlich ihrer Erwerbungen. Geschichte: Eine Abstimmung in der Erwerbung zwischen mehreren Bibliotheken gab es in Deutschland schon gegen Ende des 19. Jh. Das bekannteste Beispiel ist Frankfurt/M., wo neben der allgemeinen Sammelaufgabe der Stadtbibliothek die Senckenbergische Bibliothek Naturwissenschaften und Medizin, die Kunstgewerbebibliothek Kunst und Technik und die Rothschildsche Bibliothek neuere Sprachen und Musik besonders pflegten. Die Idee der Sondersammelgebiete in der Anschaffungspolitik verfocht der Tübinger Staatsrechtslehrer Robert von ->• Mohl, indem er 1869 eine Abgrenzung der Sammelaufgaben zwischen deutschen Universitätsbibliotheken forderte. Sein Gedanke wurde bei der Reform des preußischen Bibliothekswesens zuerst 1910 von Paul Schwenke und Adolf von Harnack mit Unterstützung von Friedrich -> Althoff

in die Praxis umgesetzt. Dabei war die Zuweisung der Sondersammelgebiete abhängig von der geographischen Lage (Breslau: Slawistik, Bonn: romanischer Kulturkreis, Kiel: nordischer Kulturkreis, Münster: niederländische Literatur) und den von den Bibliotheken bisher gepflegten Fachgebieten (Göttingen: Anglistik und Naturwissenschaften, Königsberg: Philosophie und nordslawischer Kulturkreis, Berlin: Universitätsschriften). Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Gedanke der Sondersammelgebiete mit Hilfe der 1920 mit Sitz in Berlin gegründeten Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, der Vorgängerin der heutigen Deutschen Forschungsgemeinschaft, konsequent auf alle deutschen Universitätsbibliotheken ausgedehnt. Die Zuteilung der Sondersammelgebiete erfolgte nach in etwa den gleichen früher in Preußen angewandten Grundsätzen. Auch das Ausland kennt den Begriff der abgestimmten Erwerbung; zum Beispiel gab es in Amerika seit 1896 Absprachen zwischen einzelnen Städten oder mehreren Bibliotheken einer Stadt. Charakteristisch ist auch, dass die -> Library of Congress in Washington das Sammeln einiger Spezialliteratur (Medizin, Landwirtschaft u.a.) anderen Fachbibliotheken überlassen hat. Eselsohr ist die Bezeichnung für eine umgebogene Blattecke im Buch. Der Ausdruck ist in der ersten Hälfte des 17. Jh. entstanden. et al. (Abk. für lat.: et alii = und andere) wird verwendet, wenn in einem Literaturzitat (-• Bibliographisches Zitat) nur der Erstautor von mehreren Koautoren genannt wird. Die Mitverfasser werden durch „et al." angedeutet. Etat (franz.) bezeichnet allgemein den (Staats-) Haushalt(splan), die Geldmittel. » Haushaltsmittel der Bibliothek Etienne (lat.: Stephanus). Französische Humanisten· und Buchdruckerfamilie in Paris und Genf. Sie druckte während acht Generationen von 1502 bis 1664. Die bedeutendsten Vertreter sind: (1) Henri I. (1460-1520). Er begründete mit humanistischen Druckwerken den Ruf der Firma. Nach seinem Tod übernahm vorübergehend Simon de Colines die Offizin. (2) Henri II. (1528-1598), Sohn von (3). Er führte die Offizin seines Vaters in Genf. (3) Robert (1503-1559), Sohn von (1). Er leitete seit 1526 die Firma seines Vaters. 1539 wurde er von Franz I. zum königlichen Drucker für Hebräisch und Lateinisch, 167

ETSI später auch für Griechisch ernannt. Robert Etienne druckte u.a. die Werke Calvins und arbeitete zusammen mit Claude -»Garamond. (4) Robert II. (15301571), Sohn von (3), Bruder von (2). Er führte die Pariser Offizin als Königliche Druckerei Karls IX. fort. ETSI - CEPT Euronet (Abk. fur: Europäisches Datennetz) ist ein von den nationalen Fernmeldeverwaltungen der Europäischen Gemeinschaft und der Schweiz seit 1980 betriebenes Datenverbundnetz (Datenfernübertragungsnetz mit Datenpaketvermittlung und Netzknoten in Frankfurt/M., London, Paris, Rom, Zürich). Sie sind miteinander über 48-kbit/s-Leitungen mittels Datenpaketvermittlung verbunden. Bei Euronet handelt es sich um einen Zusammenschluss von nationalen Netzen, ausschließlich zur Nutzung des europäischen Informationsdienstes DIANE. Europäische Klassifikation. Die Europäische Klassifikation (ECLA) ist eine Erweiterung der -• Internationalen Patentklassifikation (IPC). Mit ca. 130 000 -> Notationen verfugt die ECLA über ca. 60 000 Notationen mehr als die IPC und ist damit genauer. Sie wird laufend überarbeitet und rückwirkend angewendet. Im Europäischen Patentamt (EPA) wird nach der ECLA klassifiziert. Bei der ECLA kann sich an das IPC-Symbol noch eine ECLA-Untergruppe in Form eines Buchstabens (sowie gegebenenfalls eines weiteren Buchstabens) oder einer Zahl anschließen.

bungen von Sammlungen, die sonst nicht möglich sind. European Telecommunications Standards Institute CEPT Evangeliar. Das Evangeliar (Evangeliarium) (griech.-lat.) ist ein Buch mit dem vollständigen Text der vier Evangelien. Sicher bestimmbare Evangeliare kennt man erst seit dem 6. Jh. Im Mittelalter wurde das Evangeliar ähnlich wie das -» Evangelistar vielfach mit kostbarer -• Buchmalerei ausgestattet. Evangelischer Pressedienst -• Kirchenpresse Evangelistar. Das Evangelistar (Evangelistarium) (griech.) ist ein liturgisches Buch, das die Evangelienabschnitte enthält, wie sie in der Messe vorzulesen und zu behandeln sind. In der Neuzeit sind sie meist mit anderen Lesungen im Lektionar vereinigt. Das - Fanfarenstil zurück. Excudit (lat.: hat [es] gedruckt) (Abk.: exc., excud) war in alten Büchern der Vermerk hinter dem Namen des Druckers (Verlegers oder Händlers) auf -» Kupferstichen.

Europäische Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation CEPT

Exemplar (lat.: Stück) steht häufig für ein einzelnes ->· Buch.

European Library. The European Library (TEL) ist ein -> Portal im -> Internet, das den Zugang zu den -» Beständen (Bücher, Zeitschriften u. ä., sowohl in digitaler als auch in nicht-digitaler Form) der 43 Nationalbibliotheken in Europa ermöglicht. Es bietet eine kostenlose Suche in den Sammlungen und Katalogen der Bibliotheken, sowie Zugang zu digitalen Materialien (zum Teil kostenpflichtig). TEL steht allen Interessenten weltweit zur Verfugung. Besonderheiten des Projekts sind: Es vereinigt verteilte Sammlungen unter einer Oberfläche und ermöglicht Recherchen über alle Kataloge und Sammlungen; es präsentiert die Ergebnisse in einer integrierten Trefferliste und bietet Zugang zu digitalen Dokumenten; es ermöglicht Recherchen in Beschrei-

Exlibris. Ein Exlibris (lat.: aus den Büchern oder aus der Bücherei von...) ist ein Blatt Papier, das als Besitzerzeichen auf die Innenseite des vorderen Buchdeckels geklebt wird. Es enthält Wappen, Namen oder Monogramm des Besitzers und ist außerdem meist noch mit allegorischen bzw. symbolischen Zeichnungen oder mit Sinnsprüchen bedruckt. Zweck des Exlibris ist, das Buch als Bestandteil einer Sammlung zu bezeichnen und vor Entwendung zu schützen. Eines der ältesten deutschen Exlibris ist das für den Humanisten Willibald -»• Pirckheimer (1470-1530) um 1511 in Nürnberg hergestellte, das seinem Freund Albrecht - • Dürer zugeschrieben wird. Die Glanzzeit der Exlibris-Kunst war im 16. Jh. Exlibris sind heute begehrte Sammelobjekte.

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EZB Große Exlibris-Sammlungen besitzen das -» Britische Museum, London, die -> Österreichische Nationalbibliothek, Wien, und die ehemalige -> Preußische Staatsbibliothek, Berlin, (siehe auch -»• Supralibros, Schenkerexlibris; Bestandssicherung) Expertensystem. Ein Expertensystem ist ein wissensbasiertes System, das bereichsspezifisches Wissen eines Experten enthält und einem Anwender unter einer speziellen, erklärenden Form zur Verfugung stellt. Expertensysteme enthalten Problemstellungen und Lösungsalgorithmen nicht explizit in Form eines Programms, sondern beschreiben ein Problem deklarativ, wobei die systeminterne Problemlösungskomponente (Inferenzmaschine) selbständig Lösungen sucht und dem Benutzer anbietet. Dies wird dadurch möglich, dass Wissen von Experten in einer Wissensbasis abgespeichert wird. Die Akquisition von Wissen erfolgt mit Hilfe einer Wissenserwerbskomponente, wobei die Hauptproblematik in der adäquaten Formalisierung des Wissens in die systemeigene Darstellung liegt. -> Wissen wird dabei dargestellt als Fakten- bzw. Regelwissen. Regeln haben oft die Form „Wenn-Dann" und bilden die Grundlage für Ableitungen und Schlussfolgerungen. Expert Review. Einschätzung der Gebrauchstauglichkeit einer - Kolophon, Incipit) Explorer -• Internet-Explorer Externer Speicher

Externspeicher

Externspeicher. Ein Externspeicher (externer Speicher) ist ein außerhalb der Zentraleinheit eines Computers angeordneter Datenspeicher (Speicher). Extrablatt. Das Extrablatt (-• Sonderausgabe) ist eine einmalige Ausgabe einer -+ Zeitung oder -> Zeitschrift außer der Reihe der üblichen Erscheinungsweise bei besonderen aktuellen Ereignissen. Das Extrablatt erlebte vor allem im 19. Jh. und im ersten Drittel des 20. Jh. seine Blütezeit; heute hat es nur noch eine geringe Bedeutung. Extrahierende Zeitschrift

Referatedienst

Extraktionsprinzip ->• Stichwort Extranet ist ein firmeneigenes Netz, das auf denselben Technologien wie das Internet basiert, jedoch auf eine bestimmte Benutzergruppe beschränkt ist. Extranets dienen der Zusammenarbeit zwischen ansonsten selbständigen juristischen Personen wie Unternehmen oder Verwaltungen. Exzerpt (lat.) ist ein Auszug aus einer Textvorlage unter Berücksichtigung der für den jeweiligen Zweck wichtigsten Gesichtspunkte, (siehe auch Regesten) Eyzinger EZB

Aitzing

Elektronische Zeitschriftenbibliothek

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F

f., Abk. für: folgende (z.B. Seite eines Buches). Facettenklassifikation. Eine Facettenklassifikation (auch analytisch-synthetische Klassifikation genannt) geht von den in einer Systematik zusammengestellten, gleichrangigen Merkmalsbegriffen eines Wissensgebietes aus (z.B. Objekte, Eigenschaften, Personen, Zeit), denen entsprechende Einzelbegriffe (auch Foci oder Isolate genannt) zugeordnet werden. Derart entstandene Begriffsgruppen werden als Kategorien oder Facetten bezeichnet. Die notwendige Untergliederung erfolgt durch weitere (Unter-)Facetten. Klassifikationen dieser Art sind in der Regel ahierarchisch und mehrdimensional. Mit ihnen können durch -»• Postkoordination, d.h. erst bei der Erschließung von Wissensquellen, auch sehr komplexe Sachverhalte, deren Bestandteile analytisch ermittelt wurden, durch Synthese von Begriffen aus verschiedenen Facetten (meist mit Hilfe einer sogenannten „Facetten- oder Kategorienformel") wiedergegeben werden. Damit sind diese Klassifikationen synthetisch, polydimensional und kombinatorisch und unterstützen Polyhierarchie. Ein Beispiel hierfür ist die -»Colon-Klassifikation. Beispiele aus der Medizin sind TNM-System und -> Systemised Nomenclature of Medicine (SNOMED). Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste. Der Beruf des Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FAMI) existiert in den Fachrichtungen Archiv, -> Bibliothek, Information und Dokumentation sowie Bildagentur. Es handelt sich um einen dualen Ausbildungsgang mit praktischer Ausbildung in einem Lehrbetrieb und theoretischer Ausbildung in einer Berufsschule. Die Ausbildung dauert zwei bis drei Jahre, je nach den individuellen Voraussetzungen. Seit dem Sommer 2000 gibt es bei der Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FAMI) auch die Fachrichtung ->· Medizinische Dokumentation. Die professionelle Beschaffung, Aufbereitung und Vermittlung von Informationen und Medien aller Art mit Hilfe moderner Informations- und Kommunikationstechniken sind ihre Hauptaufgaben. Die Ausbildung findet an den Lernorten Bibliothek und 170

Berufsschule statt und erfolgt zu einem Drittel der Ausbildungszeit in einer der Fachrichtungen. Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste sind im öffentlichen Dienst und in der Privatwirtschaft tätig, z.B. bei Medien- und Pressearchiven, Rundfunk und Fernsehen, Stadt- und Staatsarchiven, Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken, Firmenbibliotheken, Informationsvermittlern, Informations- und Dokumentationsstellen, Fachinformationszentren, Datenbankanbietern, Bildagenturen, Bildstellen, Museen, Krankenhäusern, pharmazeutischen Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Zu den Hauptaufgaben gehören Beschaffen, Erschließen, Vermitteln und Bereitstellen von Medien, Informationen und Daten sowie die Beratung und Betreuung von Kunden und Benutzern. Fachbereichsbibliothek - Spezialbibliothek; Fachbibliotheken

Zentrale

Fachbuch. Das Fachbuch ist ein -> Sachbuch oder wissenschaftliches Buch mit belehrendem oder praxisorientiertem Inhalt. Dieser beschränkt sich auf ein bestimmtes, meist im Titel genanntes (Fach-) Gebiet. Das Fachbuch dient der fachlichen (Berufs-) Ausbildung, Fortbildung und Unterrichtung in der beruflichen Praxis. Fachgruppe 7. Die „Fachgruppe 7 (Medienarchivare und -dokumentäre)" im Verein Deutscher Archivare (FG 7/VDA) ist eine Vereinigung der Mitarbeitern/innen von Presse, Rundfunk und verwandten Bereichen.

Fachwirt für Medien- und Informationsdienste Fachhochschulstudium mationswirt

Dokumentär; -> Infor-

Fachinformation. Unter der Anfang der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland eingeführten Bezeichnung Fachinformation versteht man alles veröffentlichte Wissen, das zur Erfüllung fachlicher Aufgaben erfasst, erschlossen, gespeichert und aufgabengemäß bereitgestellt wird bzw. die Tätigkeit des Erfassens, Erschließens, Speicherns und Bereitstellens. Es handelt sich um den Teil der -> Information, der in professionellen, bevorzugt wissenschaftlich-technischen, medizinischen und wirtschaftlichen Bereichen produziert und vor allem benötigt wird, zum andern auch das professionelle Gebiet, das dabei beteiligt ist; traditionell die Bereiche Archiv, ->· Bibliothek (vor allem -> Spezialbibliothek) und Dokumentation, neuer die -> Informationswissenschaft und ->• Informatik/Wirtschaftsinformatik, soweit letztere Methoden zur Erstellung und Verbreitung von Informationsprodukten entwikkeln und dem Fachinformationsgebiet zur Verfugung stellen. Fachinformation wird außer in gedruckten Diensten (-• Fachbibliographien, Referatediensten, Handbüchern, Fachlexika, -+ Enzyklopädien u.ä.) vor allem in elektronischer Form (-• Datenbank) bereitgestellt. Heute ist eine erfolgreiche und wirtschaftliche Lösung großer Aufgaben der Fachinformation nur in einem internationalen Verbund möglich, z.B. die Produktion umfangreicher Datenbasen oder die Kopplung von Host-Computern, wie sie etwa bei der Hostvernetzung von STN (Scientific and Technical Information Network) International mit den Kooperationspartnern - Buchhandelswirt) Fachwirt für Medien- und Informationsdienste. Im August 2004 haben der DIHK und ver.di die 171

Fachzeitschrift Fachöffentlichkeit mit einer Presseerklärung über die Initiative in Kenntnis gesetzt, einen Fortbildungsabschluss „Fachwirt für Medien- und Informationsdienste" (FWMI) auf Grundlage von § 46 Abs. 1 Berufsbildungsgesetz zu schaffen. Der Fortbildungsabschluss richtet sich an Absolventen des Ausbildungsberufs -» Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste, an Absolventen verwandter, ggf. älterer Ausbildungsberufe und an die zahlreichen Seiteneinsteiger in diesen Tätigkeitsbereichen. Der Fortbildungsabschluss soll eine berufliche Perspektive bieten und will Alternative zu einem Studium nach der Ausbildung sein. Die Initiatoren orientieren sich ausdrücklich nicht an den spezifischen Strukturen des öffentlichen Dienstes wie zum Beispiel dem Laufbahnrecht. Gleichwohl streben sie an, dass auch der öffentliche Dienst diesen Abschluss annimmt, qualifiziert und prüft. Zu dieser neuen Qualifizierung gibt es unterschiedliche Positionen der Verbände. Fachzeitschrift. (Wissenschaftliche) Fachzeitschriften berichten über wissenschaftliche Forschung in Theorie und Praxis großer, auch mehrerer Fachgebiete (allgemeine Fachzeitschriften) oder bestimmter Einzeldisziplinen und Spezialgebiete (spezielle Fachzeitschriften) für ein begrenztes Fachpublikum. Der heute übliche Titel, wie Zeitschrift für..., Bulletin of..., Journal of..., Review of... u.ä. kennzeichnet das betreffende Gebiet, das im einzelnen abgehandelt wird. Gegenwärtig bilden die Fachzeitschriften trotz jeweils relativ geringer Auflage die umfangreichste und mannigfaltigste Gruppe der Zeitschriftenpresse. Hinsichtlich ihres Inhaltes und ihrer Aufmachung lassen sich die Fachzeitschriften noch weiter differenzieren: Es gibt einmal diejenigen Fachblätter, die ausschließlich der aktuellen Information dienen und deshalb schnell veralten. Die in ihnen aufgenommene fachspezifische Werbung ermöglicht oft ihr Erscheinen zu einem relativ geringen Preis, der auch dem Einzelbezieher (Privatperson) den laufenden Bezug erlaubt. Andere Fachzeitschriften enthalten dagegen überwiegend Beiträge von grundlegender Bedeutung, die langfristig ihren Wert behalten. Es sind die immer wieder zitierten Zeitschriften. Anzeigen und Werbung finden sich in ihnen nicht. Ohne die Finanzierungsquelle der Werbung sind diese Zeitschriften bei geringer Abonnentenzahl teuer. Sie sind die typischen „Bibliothekszeitschriften", d.h. sie werden vorrangig, manchmal auch nur 172

von den Bibliotheken gehalten. Das Fachblatt enthält in erster Linie: Originalarbeiten (das sind bis zu einem gewissen Grade abgeschlossene Arbeiten, welche die Zeitschrift als erste und im allgemeinen zum Alleinabdruck erwirbt) mit Zusammenfassungen (engl.: Summaries) oder vorangestellten den Inhalt abrisshaft skizzierenden Autorenreferaten (engl.: abstract, franz.: resume), oft in verschiedenen Sprachen; Mitteilungen über kommende Arbeiten; -» Kurzreferate (Berichte) und -» Rezensionen (kritische Besprechungen) über die wichtigsten Arbeiten eines Gebietes mit Literaturzusammenstellungen; Literaturbesprechungen (Rezensionen) von Neuerscheinungen; Personalnachrichten; Ankündigungen von Berichten, Tagungen, Kongressen. In Verbindung mit der Fachzeitschrift erscheinen vielfach regelmäßig oder zwanglos Ergänzungs-, Beihefte oder -> Supplemente zur Aufnahme von umfangreicheren Forschungsarbeiten (z.B. Habilitationsschriften), die aus Platzgründen in der Zeitschrift selbst nicht abgedruckt werden können. Die Entwicklung der wissenschaftlichen Fachzeitschriften setzte im 17. und 18. Jh. neben den Gelehrtenzeitschriften ein. Sie enthielten schon diejenigen Elemente, die auch noch heute die wissenschaftliche Zeitschrift konstituieren: die Originalarbeiten und die Rezensionen (-+ Referatedienst), nur dass die beiden Redaktionskonzepte nicht immer differenziert auftraten. Die ersten wissenschaftlichen, oft kurzlebigen Zeitschriften waren vorwiegend Blätter allgemeinen Inhalts und hatten größtenteils einen mehr oder weniger unspezifischen Leserkreis. Die Organe wollten auch, bestimmt durch den polyhistorischen Wissenschaftsbetrieb und den Zeitgeist der Aufklärung, möglichst umfassend und allen Bereichen dienstbar sein. Um die Mitte des 18. Jh. wichen diese allgemeinen Journale immer mehr den begrenzteren Fachblättern, die seit der Mitte des 19. Jh. wegen der zunehmenden Spezialisierung der Wissenschaften bald den größten Raum einnahmen. Die ersten nachweisbaren Fachzeitschriften dienten der medizinischen Wissenschaft. Eine der ältesten medizinischen Zeitschriften sind: „Monatliche neu eröffnete Anmerckungen über alle Theile der Artzney-Kunst", Hamburg 1679 (1680). Fachzeitschriften erscheinen vielfach parallel als Druck- und elektronische Version. Die ->· Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) in Regensburg verzeichnet ca. 12 600 wissenschaftliche E-Journals.

Falz 75 Prozent der im Science Citation Index (SCI) enthaltenen Zeitschriftentitel, 63 Prozent deijenigen im Social Science Citation Index (SSCI) und 34 Prozent der im Arts & Humanities Citation Index (AHCI) sind online verfugbar. Fachzentralkatalog. Ein Fachzentralkatalog (zentraler Fachkatalog) verzeichnet den Bestand mehrerer Bibliotheken für ein bestimmtes Fachgebiet oder für bestimmte Publikationsformen (z.B. Zentralkatalog der Orientalia bei der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin, Standortkatalog der deutschen Presse in der Universitätsbibliothek Bremen, Gesamtverzeichnisse von Zeitschriften und Serien). Fadenheftung. Bei der Fadenheftung erfolgt das Verbinden der einzelnen Lagen oder Bogen in sich und untereinander zum Buchblock mittels Faden, im Gegensatz zur -> Drahtheftung. In der Handbuchbinderei kommt nur die Fadenheftung vor. Es handelt sich um die haltbarste Form für die Heftung eines Buchblocks, (siehe auch Heften) Fahne

Fahnenkorrektur

Fahnenkorrektur oder Korrekturfahne ist ein Korrekturabzug von einem Schriftsatz, der aus einzelnen Papierblättern (Fahnen) besteht, der noch nicht „umbrochen", d.h. zu Spalten oder Seiten (wie im späteren Buch) abgeteilt und geordnet wurde. Auf der Fahnenkorrektur lassen sich Streichungen und Einfügungen größeren Umfangs anbringen im Gegensatz zur -> Bogenkorrektur. Fahrbibliothek. Eine Fahrbibliothek, Fahrbücherei (Autobibliothek, Autobücherei, Bücherwagen) ist eine bewegliche Bücherei zur Bücherversorgung dünn besiedelter großstädtischer Außenbezirke und ländlicher Gegenden. In Deutschland ist die Fahrbücherei mit ca. 130 Einrichtungen weniger verbreitet als in den Vereinigten Staaten und den nordischen Ländern. Faksimile. Ein Faksimile (lat.: fac simile = Mach es ähnlich) ist eine mit einem Original (Zeichnung, Druckgrafik, Schrift u.a.) in Größe und Ausführung genau übereinstimmende Nachbildung oder Reproduktion, häufig eines historisch wertvollen Dokumentes. Früher wurde sie erreicht mit grafischen Drucktechniken (-> Holzschnitt, Kupferstich, Lithographie); heute wendet man meist fotografische

Verfahren und moderne Scanverfahren an (siehe auch Reprographische Formen). Wenn ein Original zu wertvoll ist, um ausgestellt zu werden, oder verloren ist, bietet ein Faksimile die Möglichkeit, ein historisch bedeutendes Dokument der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Begriffe „Fax" und „Telefax" leiten sich von dem Wort Faksimile ab. Faksimileholzschnitt -> Holzstich Faktendatenbank. Im Unterschied zur - Bünde Falsche Gulden-Blätter nennt man die in der Frühdruckzeit erschienenen Flugblätter (--> Einblattdrucke) mit Warnungen vor umlaufenden falschen Gulden. Meist beginnt der Text mit „Hyr sind zu merken die zeychen der falschen gulden". Der Beschreibung des Falschgeldes ist eine Abbildung in Holzschnitten beigefügt. Auf keinem der Blätter ist der Drucker genannt. Bekannt sind als erste Münzwarnungen Falsche Gulden-Blätter von 1482, die alle fast gleichzeitig entstanden sind. Fälschung -• Literarische Fälschungen; verfälschung

Bücher-

Falz (zu falten) ist das Gefaltete, der Knick, in der -> Buchbinderei (1) eine Verdickung am Rücken des -» Buchblocks, verursacht durch das Falzen der Bogenteile und das zum -> Heften verwendete Material (Faden, Draht, Klebstoff), (2) eine Gelenkli-

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FAMI nie (Scharnier) an der -> Einbanddecke zum Aufschlagen der -> Deckenbände und Steifbroschuren. FAMI -• Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste Familienzeitschrift. Die Familienzeitschriften sind ein historischer Typ der wöchentlichen Unterhaltungszeitschriften. Sie entstanden aus den -• moralischen Wochenschriften des 18. Jh. Ihre Blütezeit war im 19. Jh. Vorbild für die volksbildenden, billigen, illustrierten Familienzeitschriften war das von dem englischen Verleger und Publizisten Charles ->· Knight (1791-1873) redigierte und durch die (1825 gegründete) Society for the Diffusion of Useful Knowledge geforderte -> Penny Magazine, London 1832-1845. Es fand Nachahmungen in England, Frankreich, wo der französische Publizist Emile de -> Girardin (1806-1881) mehrere Unterhaltungszeitschriften dieser Art gründete, und in Deutschland durch das Pfennig-Magazin der Gesellschaft für Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, herausgegeben von dem Verleger Johann Jakob -» Weber (1803-1889), Leipzig 1833-1855. Dieses Blatt wollte den Leser auf einfache und gefällige Weise mit Ergebnissen der neuesten Forschung und mit Fortschritten auf verschiedenen Gebieten der Wissenschaft und Technik vertraut machen. Weitere deutsche Beispiele waren: -• Unterhaltungen am häuslichen Herd, herausgegeben von dem Schriftsteller Karl - Gutzkow (1811 -1878), Leipzig (Brockhaus) 1852-1864; Die - Illustrierte) sowie der -> Frauenzeitschrift und der -» Modezeitschrift führten die unterhaltenden Monatszeitschriften mit Bildungsanspruch die Tradition der Familienzeitschrift weiter (z.B. Westermanns Monatshefte, Braunschweig 1856-1987). Als ihre jüngeren Nachfolger können die -> Wochenendzeitschriften, die illustrierten Magazine und die Elternzeitschriften gelten. Famosschriften (lat.: famosus = berühmt, ruhmvoll, aber auch berüchtigt, ehrenrührig) ist eine alte Bezeichnung für Schmäh-, Streit-, Kampf-, -> Spottschriften u.ä., die meist als Flugschriften erschienen. Ihre Blütezeit war die Zeit des Humanismus 174

und der Reformation im 16. Jh. (siehe auch - Pasquill) Fanfarenstil. Der Fanfarenstil (Stil ä la fanfare) ist eine von etwa 1560 bis 1625 gebräuchliche Einbandschmuckart französischer -• Bucheinbände. Die Muster waren vorwiegend Spiralformen aus Palmenund Lorbeerzweigen sowie Ranken mit blumenkelchartigen Ansätzen. Die Prägungen wurden mit -> Einzelstempeln ganz dicht über die gesamte Buchdeckelfläche verstreut und dann handvergoldet. Das Mittelfeld zeigt meistens ein Supralibros. Dass der Fanfarenstil auf Nicolas - Ratdolt (1447-1528), der in Venedig und Augsburg druckte, griff den Farbdruck wieder auf, indem er sich meh-

Fernschreiben rerer (drei bis vier) eingefarbter Holzplatten bediente, die im Bild die Farbflächen nebeneinander setzten (Farbholzschnitt). Farbholzschnitt -> Farbdruck Farbige Papiere - Farbstich Farbschnitt. Ein Farbschnitt ist ein farbiger -> Buchschnitt. Er wurde im Mittelalter eingeführt; im 14./15. Jh. bemalte man den Schnitt mit zarten Farben (gelb, grün), nach dem 16. Jh. war er überwiegend rot gefärbt. Zu dieser Zeit wurde das Buch noch liegend mit dem Vorderschnitt nach vorne aufbewahrt, weshalb man auch den Titel des Buches auf den Schnitt schrieb. Bei den heutigen Büchern wird meist nur der -> Oberschnitt gefärbt. Farbstich. Der Farbstich ist ein mehrfarbiger Kupferstich. Faszikel (lat.) bedeutet Heft, Aktenbündel, auch -»Band eines in Fortsetzung erscheinenden Werkes, Teil eines -» Lieferungswerks. In Archiven werden zusammengeheftete oder -gebundene - Programmzeitschrift Fernsprechbuch

Telefonbuch

Fernsprechdienst

Telefondienst

Fernsprechen -»Telefonieren Fernsprecher

Telefon

Fester Ladenpreis

Ladenpreis

Fester Rücken. Ein fester Rücken ist ein ->· Buchrücken, der fest mit dem Rücken des ->• Buchblocks 176

verbunden ist (Gegensatz: Hohler Rücken). Da der feste Rücken beim Aufschlagen des Buches die Wölbung nach innen mitmachen muss, leidet hierunter seine Festigkeit, ggf. auch seine Verzierung. Seit Erfindung des hohlen Rückens ist deshalb der feste Rücken nahezu außer Gebrauch. Bei Einbänden auf echte Bünde konnte er nicht verdrängt werden. Festschrift. Eine Festschrift ist ein Sammelwerk, das zur Würdigung einer Person, einer Institution oder eines Ereignisses erscheint. Sie beschreibt meist die Entwicklung des oder der Gefeierten und enthält Beiträge aus dessen (deren) Wirkungskreis. Festspeicher -»Festwertspeicher Festwertspeicher. Ein Festwertspeicher (Festspeicher) ist ein Datenspeicher (-+ Speicher), dessen bei der Fertigung eingegebener Inhalt nur ausgelesen, sonst aber nicht verändert werden kann. Neben den früher verwendeten mechanischen Festwertspeichern (-• Handlochkarte, Maschinenlochkarte, -» Lochstreifen) gibt es die magnetischen Festspeicher (-> Magnetbänder, Magnetplatten, Magnettrommeln, Magnetspeicher) und die elektronischen oder Halbleiter-Festwertspeicher, die in integrierten Schaltungen realisiert werden (z.B. jeder -» ROM). Fette Schrift. Die fette Schrift ist eine ->· Auszeichnungsschrift, die in der Stufenfolge • magere Schrift, -» halbfette Schrift, fette Schrift - an oberster Stelle steht. Feuilleton. Das Feuilleton (zu franz.: feuillet = Blatt, Druckbogen [einer Zeitung]) heißt der kulturelle Teil einer Zeitung. Er enthält Nachrichten und Berichte aus dem Kultur- und Geistesleben, Kritiken (Theater, Film, Hörfunk, Fernsehen, Ausstellungen u.a.), Buchbesprechungen, literarische, essayistische und unterhaltende Beiträge, Auszüge aus literarischen Werken, Gedichte, oft auch einen Fortsetzungsroman. Begriff und Form des Feuilletons gehen auf französische -• Literaturzeitschriften zurück, die seit etwa 1740 -• Buchbesprechungen in einem besonderen Teil zur besseren Unterscheidung von den poetischen Beiträgen zusammenfassten. In Deutschland bildeten die „Gelehrten Artikel" in den Zeitungen des 18. Jh. eine Vorstufe zum Feuilleton, so in der Berliner „Vossischen Zeitung" (einer aus einer titellosen - Buchkunst), vor allem, seit Emil Rudolf-> Weiß für ihn tätig war. (siehe auch -> Tempel-Verlag) Fischer Verlag. Der S. Fischer Verlag (heute in Frankfurt/M.) wurde 1886 von Samuel -> Fischer in Berlin gegründet und ist einer der fuhrenden deutschen Verlage für literarische Publikationen. Der Verlag machte sich zunächst einen Namen als führendes Verlagshaus des Naturalismus mit den Autoren Gerhart Hauptmann und Thomas Mann. Die kulturpolitische Zeitschrift „Die -» Neue Rundschau" (gegr. 1890) hat großen Einfluss auf das deutsche Geistesleben ausgeübt. Im Jahre 1908 begann der Verlag die Reihe „Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane" mit anspruchsvollen Romane, wobei monatlich ein Titel herausgegeben wurde mit einer Startauflage von 15 000 Exemplaren. Die Jahresreihen waren so zusammengestellt, dass immer einige erfolgsversprechende Titel das wirtschaftliche Risiko der übrigen Bände ausglichen. Der Erfolg dieser Strategie war beeindruckend. Zur Zeit des Nationalsozialismus mussten die Eigentümer um 178

Gottfried Bermann-Fischer ins Exil gehen und gründeten Ableger ihres Verlages, so in Wien, Stockholm, New York und Amsterdam. Der in Berlin verbleibende Verlagsteil wurde zu dieser Zeit von Peter -> Suhrkamp geleitet. Nach 1945 entzweiten sich Suhrkamp und Fischer, was zur Aufteilung des S. Fischer Verlags führte. Bermann-Fischer erhielt den Verlag zurück, Peter Suhrkamp schied aus dem Fischer Verlag aus und gründete den Suhrkamp Verlag. Dabei entschieden sich 33 der 48 Autoren - unter ihnen Bertolt Brecht und Hermann Hesse - für einen Wechsel zu Suhrkamp. Heute gehört der S. Fischer Verlag zu der Verlagsgruppe Holtzbrinck. Schwerpunkt des Verlages war und ist heute noch die Belletristik. Seit 1951 werden in der Tochtergesellschaft Fischer Taschenbuch Verlag GmbH (vormals Fischer Bücherei) bedeutende Autoren in Taschenbüchern herausgegeben. Fischer von Erlach. (1) Johann Bernhard (16561723, geadelt 1696). Österreichischer Baumeister. Vater von (2). Er hat 1722 den Bau der Wiener Hofbibliothek begonnen, der von seinem Sohn vollendet wurde. (2) Joseph Emanuel (1693-1742), österreichischer Baumeister. Sohn von (1). Fisheye Views. Fisheye Views sind eine Klasse von Visualisierungsverfahren für Graphstrukturen für Hypertext, die je nach Abstand zu einem Ausgangspunkt den einzelnen informationellen Einheiten unterschiedlichen Raum in der Darstellung zuordnen. Fisheye Views sind paradigmatisch für Verfahren, die, von einer vorgegebenen Position im Hyperdokument ausgehend, -> Knoten im Hypertext bis zu einem gewissen Abstand berücksichtigen. Dabei wird die Detaillierung der Darstellung mit zunehmendem Abstand verringert. Visualisiert werden können die ausgewählten Hypertextfragmente dann als Graphen. FIZ ->· IuD-Programm FIZ Technik e.V. (Fachinformationszenrum Technik) ist ein gemeinnütziger technisch-wissenschaftlicher Verein mit dem Ziel der Informationsversorgung durch das Angebot von bibliographischen Datenbanken zu den Fachbereichen Maschinen- und Anlagenbau, Werkstoffe, Elektrotechnik und Elektronik, Textil, Industrielle Informationstechnik, Medizinische Technik, Energie, Betriebsführung und Betriebsorganisation, Bergbau, die in elektronischer Form den Kunden aus der Industrie, der Lehre und Forschung sowie aus dem Dienstleistungsbereich an-

Flexodruck geboten werden. Für die Erstellung dieser Datenbanken werden jährlich ca. 110 000 Dokumente aus Fachzeitschriften, Tagungsbänden, Forschungsberichten und Dissertationen ausgewertet und gespeichert. Flach, Martin. Frühdrucker in Basel. Er gab mit Holzschnitten illustrierte deutsche Drucke heraus, u.a. mehrere Ausgaben der bedeutendsten deutschen Prosadichtung des Spätmittelalters („Der Ackermann aus Böhmen" von Johannes von Tepl bzw. Johannes von Saaz, gest. Prag 1414). (siehe auch Losbücher) Flachdruck. Der Flachdruck ist ein Druckverfahren, bei dem die druckenden und die nichtdrukkenden Teile nicht wie beim Hochdruck und -»• Tiefdruck verschieden hoch sind, sondern in einer Ebene liegen. Der Flachdruck beruht auf der gegenseitigen Abstoßung von Wasser und Fett, (siehe auch - Offsetdruck) Flacher Rücken. Ein -> Buchrücken mit glatter Fläche ohne Hervorhebungen, etwa durch erhabene Bünde, heißt ein flacher Rücken. Verlegereinbände oder Maschineneinbände haben fast alle flache Buchrücken. Flachsichtkartei. Eine Flachsichtkartei (nach dem verbreitetsten Modell „Kardex" genannt) ist eine Kartei, bei der die Karteiblätter schuppenformig übereinanderliegend angeordnet sind. Sie gehört zu der Kategorie der Sichtkarteien. Flachsichtkarteien werden zur Registrierung von Zeitschriften und sonstigen periodischen Schriften verwendet. Flacius, Matthias (1520-1575). Lutherischer Theologe. Er war Schüler Martin Luthers in Wittenberg, wo er 1544 Professor für Hebräisch wurde. 1561 verlor er wegen seiner Streitbarkeit seine 1557 in Jena übernommene Professur und lebte seitdem unstet in Regensburg, Antwerpen, Straßburg und Frankfurt/M. Flacius war ein bekannter -> Bücherdieb und Bücherschänder, der für seine ausgedehnte publizistische Tätigkeit, sofern er nicht die begehrten Bücher in den von ihm bereisten Klöstern in die weiten Ärmel seines Habits verschwinden lassen konnte, die besten Blätter (Kupferstiche u.ä.) aus den Bänden herausschnitt, so dass das „Flacianische Messer" im Zusammenhang mit Bücherschändern sprichwörtlich wurde.

Flaischlen, Cäsar (1864-1920). Schriftsteller. Er redigierte die Zeitschrift Pan. Flattermarke ist ein im Falz eines -> Druckbogens aufgedrucktes Zeichen, dessen Lage sich von -> Bogen zu Bogen verschiebt, so dass sich vor dem Binden eines Buches die Vollständigkeit und die richtige Reihenfolge der Bogen mit einem Blick prüfen lassen. Die Flattermarke übernimmt also eine Teilaufgabe der Signatur. Flattersatz bezeichnet im -> Buchdruck eine Satzanordnung mit Zeilen unterschiedlicher Länge, die in der Regel links auf die Satzkante ausgerichtet sind und nach rechts auslaufen. (siehe auch Ausschließen) F l e i s c h m a n n , Johann Michael (1701-1768). Schriftschöpfer, Stempelschneider und Schriftgießer. Er hatte in Nürnberg das Schriftschneiden gelernt und in der Lutherschen Gießerei in Frankfurt/M. gearbeitet, bis er 1732 in Den Haag eine Schriftgießerei gründete. Ab 1733 arbeitete er für die Wetsteinsche Schriftgießerei in Amsterdam, die 1743 mit einem bedeutenden Bestand alter Typen von dem Haus -» Enschede in Haarlem erworben und mit ihr ihr Schriftgießer Fleischmann übernommen wurde. Fleischmann schnitt zahlreiche Druckschriften, u.a. eine Antiqua, die sogar von Pierre Simon Fournier kopiert wurde. Fleuron. Als Fleuron oder Fleuronnee (franz.) wird in alten Büchern ein Blumenzierrat auf Titelblättern und über Kapitelüberschriften bezeichnet; er ist seit Anfang des 16. Jh. zu finden. Auch die auf den -> Buchdecken, vom 17. bis 19. Jh. ebenfalls auf den Buchrücken (-> Rückenverzierung) angebrachten ornamentalen Blütenstempel werden Fleurons genannt. Flexibler Einband. Ein flexibler (lat.) Einband ist ein biegsamer Pappeinband, der vor allem bei Dünndruck- und Taschenbuchausgaben vorkommt. Flexodruck. Der Flexodruck, früher Anilin-Gummidruck, Gummidruck genannt, ist ein Hochdruckverfahren mit Gummi- oder elastischen KunststoffDruckplatten. Gedruckt wird vor allem mit Rollenrotationsmaschinen auf Papier- und Folienbahnen. Die dünnflüssige Farbe wird über eine Rasterwalze auf die erhabenen Elemente der -> Druckform und von dort direkt auf den Bedruckstoff übertragen. 179

Fliegende Blätter

Seine hauptsächliche Anwendung findet der Flexodruck im Verpackungsbereich. Mit diesem Verfahren werden vor allem Folien, Wellpappen und Verbundfolien zum Beispiel für Süßwarenverpackungen, Tragetaschen, Tapeten oder Getränkeverpackungen bedruckt. Fliegende Blätter. Illustrierte humoristische Zeitschrift, München 1844-1944. Bekannte Zeichner karikierten in diesem Blatt die zeittypischen Verhaltensweisen des deutschen Bürgertums. Die Herausgeber zogen hervorragende Künstler wie Wilhelm -> Busch, Gustav Adolf Closs, Hans Kaufmann, Adolf -> Oberländer, Franz Graf von -> Pocci, Carl -> Spitzweg und bekannte Schriftsteller zur Mitwirkung heran. Auf die künstlerische Reproduktion der Zeichnungen, die lange Zeit ausschließlich durch Holzschnitte erfolgte, wurde das Hauptgewicht gelegt. Fliegendes Blatt -> Vorsatz Fliegenköpfe heißen im -> Buchdruck die Abdrukke umgekehrt in den -> Satz gestellter Lettern als Ersatz für noch nicht vorhandene Schriftzeichen oder für im Manuskript unleserliche Buchstaben. Die Bezeichnung rührt von der Ähnlichkeit des Abdrucks mit einem Fliegenkopf her. Floppy Disk

Diskette

Florilegium (Blütenlese) ist die lateinische Bezeichnung für -> Anthologie. Flugblatt. Das Flugblatt ist eine Form der - • Einblattdrucke. Es ist eine aus einem ein- oder zweiseitig bedruckten Blatt bestehende Publikation, die in schlagwortartiger Kürze, oft auch illustriert, aus aktuellem Anlass hergestellt und (in der Regel kostenlos) verteilt wird, meist mit politischer Propaganda, aber auch mit kommerziellen u.a. Hinweisen, Aufrufen usw. Die ersten, seit 1488 datierbaren Flugblätter enthielten Sensationsmeldungen, später häufig auch Wallfahrtsgebete, Kalender, zeitgeschichtliche Volkslieder, Bänkellieder und waren früher mit -> Holzschnitten geschmückt, um auch den des Lesens wenig oder gänzlich Unkundigen anzulocken. Das Flugblatt ist die älteste Erscheinungsform der Zeitung. Seine Bezeichnung ist seit dem 18. Jh. als Übersetzung (von Christian Friedrich Daniel Schubart [1739-1791]) des französischen „feuille volante" gebräuchlich. Besondere Bedeutung als

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Mittel des politischen Widerstandes erlangten die Flugblätter im Dritten Reich durch die Geschwister Sophie und Hans Scholl und die Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Vom Sommer 1942 bis zu ihrer Verhaftung durch das deutsche Nazi-Regime im Frühjahr 1943 schrieben und verbreiteten sie sechs Flugblätter, in denen sie zum Widerstand gegen den nationalsozialistischen Terror aufriefen. In der Kriegspropaganda des 20. Jahrhunderts bildeten Flugblätter in Gestalt von Flugblattbomben ab 1914 einen wichtigen Teil der psychologischen Kriegsführung, (siehe auch -> Flugschrift) Flugschrift. Flugschriften sind aktuelle literarische Erzeugnisse verschiedenen Inhalts, umfassen etwa 3-40 Seiten meist kleineren Formats, sind ungebunden (geheftet) und mit Ausnahme des Titelblatts ohne Illustrationen. Sie werden unter Umgehung von Verlag, Buchhandlung und Zensur wie das -> Flugblatt im allgemeinen kostenlos verteilt. Zeiten politischer, militärischer, sozialer oder wirtschaftlicher Auseinandersetzungen begünstigen ihre Produktion und ihren Absatz (Reformation und Bauernkrieg, Dreißigjähriger Krieg, Siebenjähriger Krieg, Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg, Französische Revolution, Befreiungskriege, Revolution von 1848, studentische Aktivitäten in den 1960er Jahren, Bürgerinitiativen). Verfasser von Flugschriften sind Einzelpersonen oder Gruppen, denen die herkömmlichen publizistischen Organe nicht zur Verfügung stehen (Minderheitengruppen, Emigranten u.ä.). Flugschriften werden in verschiedenen literarischen Formen (Artikel, Aufruf, Brief, Dialog, Gedicht, Manifest) verfasst. Die Flugschriften erschienen bald nach Erfindung des Buchdrucks Ende des 15. Jh. Als erste gedruckte politische Flugschrift gilt der „Türkenkalender" (Eyn manung der Christenheit widder die durken) von 1454, der zum Kampf gegen die Türken aufrief. (Durch Rekonstruktion der Drucktype wird der Türkenkalender -> Gutenberg zugeschrieben.) Während die Flugschriften Ende des 15., Anfang des 16. Jh. vorwiegend noch über wundersame Ereignisse, Heiligenfeste, Rezepturen, auch Polizei- und Brauverordnungen u.a. berichteten, gewannen sie seit der Reformationszeit eine spezifisch politische Bedeutung (z.B. bei Martin Luther, Ulrich von Hutten, Johannes Cochläus, Hieronymus Emser, Thomas Murner, Heinrich von Kettenbach). Im Dreißigjährigen Krieg erreichte die Flugblatt- und Flugschriftenproduktion einen neuen Höhepunkt,

Formelsammlung wobei eine fortschreitende Literarisierung (Lieder, Reimsatiren, emblematische Aufmachung) festzustellen ist. Die Flugschriften verbreiteten zum Teil auch nur die neuesten Nachrichten, was später durch die periodisch erscheinenden Wochenschriften, Tageszeitungen und Almanache erfolgte. Flugschriften und Flugblätter wurden erneut stark in der Französischen Revolution, in den Befreiungskriegen, der Revolution von 1848 und den Studentenbewegungen der 1960er Jahre produziert. In der Gegenwart werden Flugschriften von Bürgerinitiativen, Minderheitengruppen der Friedensbewegung u.ä. verfasst, (siehe auch Famosschriften, -> Libell, Pamphlet, -• Pasquill) Flyer (engl.: -»· Flugblatt) ist eine Bezeichnung für ein Werbezwecken dienendes Blatt. Folge. Die einzelnen Teile von einer Schriftenreihe werden vielfach als Folge bezeichnet, dagegen bei größerem Umfang als Bände. Foliant (lat.) heißt ein Buch im Folioformat (-• Folio), auch allgemein ein sehr großes Buch. Folianten gab es besonders im späten Mittelalter und vom 16. bis 18. Jh. In der modernen Buchindustrie werden sie wegen des unhandlichen Formats nur selten hergestellt. Foliieren, Foliierung bedeutet: je zwei gegenüberliegende Seiten eines Buches mit der gleichen Seitenzahl versehen (z.B. in Geschäftsbüchern). Die Foliierung oder Blattzählung war schon zur Zeit der Handschriften bekannt, wurde aber nicht konsequent angebracht. Der Kölner Drucker Arnold -> Therhoernen wendete als erster 1470 gedruckte Blattzahlen an. Ende des 15. Jh. wurde die Blattzählung von der Seitenzählung (siehe ->· Paginieren, Paginierung) abgelöst. Folio (verselbständigt aus lat.: in folio = in einem Blatt), in Zeichen: 2°, ist ein Buchformat in der Größe eines halben Druckbogens. Bücher im Folioformat heißen Folianten. Fontana, Domenica (1543-1607). Baumeister. Er verwirklichte im Dienste von Papst Sixtus V. (15851590) dessen städtebauliche Planungen in Rom und erbaute um 1587 den prächtigen Neubau der Biblioteca Vaticana. Formale Analyse - Holztafeldrucke und -> Blockbücher Zeichnungen und Texte sowie später die zur Wiedergabe durch den - Andreä, der in Nürnberg für Dürer arbeitete, Jost de -> Negker (um 1485-um 1544), der seit 1508 für viele große Künstler seiner Zeit geschnitten hat, Hans -* Lützelburger (gest. 1526), der in Augsburg und seit 1522 für -• Holbein d.J. tätig war. Forschungsbericht

Report

Forschungsfront. Forschungsfronten ergeben sich aus Clusteranalysen, bei denen bestimmte Arbeiten oberhalb eines Schwellenwertes gemeinsam zitiert werden. Dabei hat sich gezeigt, dass solche Cluster häufig zu sogenannten hot spots, also zur Zeit heiß umkämpften Themen in der Wissenschaft, fuhren, (siehe auch Zitatenanalyse und ->· Kozitationsanalyse) Fortdruck. (1) Der Fortdruck ist der Druck einer Auflage (-» Auflagendruck). Oft wird von Druckereien erst der Druck vom 2. Tausend an als Fortdruck bezeichnet, da der Druck von 1000 Exemplaren sozusagen als Grundauflage angesehen wird. (2) Der Verfasser eines Beitrages aus einem -»• Sammelwerk erhält (als -> Autorenexemplare) Fortdrucke, d.h. der normalen Auflage entnommene Exemplare, sofern keine -» Sonderdrucke seiner Arbeit hergestellt werden. Fortlaufendes Sammelwerk - • Sammelwerk Fortschrittsbericht. Der Fortschrittsbericht gibt einen zusammenfassenden, zum Teil auch kritischen Überblick über die Forschungsergebnisse, die zu einem spezifischen Thema oder Sachgebiet innerhalb eines bestimmten Zeitraums veröffentlicht wurden. Er erscheint immer, wenn die dargebotenen Forschungsergebnisse noch fachliche Aktualität besitzen, in Fachzeitschriften oder als selbständige (monographische) Schrift mehrmals jährlich, jährlich oder in Abständen von einigen Jahren. Fortschrittsberichte führen Titel wie Jahrbuch, Jahrbücher, Yearbook, Annalen, Annals, Annual Review(s), 182

Berichte, Ergebnisse, Fortschritte, Advances in..., Progress in... u.ä. Vorläufer des Fortschrittsberichtes ist das -»• Jahrbuch. Fortsetzungskartei. Bei Fortsetzungswerken, > Schriftenreihen und Periodika erfolgt in Bibliotheken die Verbuchung der einzelnen Bände, Hefte oder Nummern in einer Fortsetzungskartei, die den Nachweis ermöglicht, welche Bände, Hefte oder Nummern eingelaufen sind, (siehe auch ->· Flachsichtkartei) Fortsetzungsroman. Der Fortsetzungsroman ist ein Prosatext (Roman, Novelle, Erzählung), der regelmäßig, abschnittweise in Zeitungen und Zeitschriften abgedruckt wird; oft ist er für diese Publikationsform eigens verfasst, wird dann aber anschließend meistens in anderen Medien (Buch, Film, Fernsehen) verwertet. Auch kann er als vollständiger oder auszugsweiser -> Vorabdruck eines späteren Buches oder als Nachdruck eines erfolgreichen Werkes erscheinen, das bereits als Buch, Film, Fernsehsendung bekannt ist. Der Fortsetzungsroman, als Mittel der Lesergewinnung, kam in Europa in den zwanziger Jahren des 19. Jh. mit der Lokalzeitung und der illustrierten Publikumszeitschrift auf. Doch waren in Deutschland schon Ende des 18. Jh. in literarischen Zeitschriften bedeutsame Romane in Fortsetzungen erschienen. Als erster Fortsetzungsroman in einer deutschen Tageszeitung erschien die deutsche Übersetzung „Der ewige Jude" des französischen Romans „Le juif errant" von Eugene Sue (1804-1857) 1844 in der Tageszeitung „Leipziger Allgemeine Zeitung", wenige Tage nach dem Beginn seines Abdrucks in französischer Sprache (als Erstveröffentlichung) in dem „Constitutionnel", Paris 1844/1845. Fortsetzungswerk. Ein Fortsetzungswerk ist eine Publikation, deren Bände, Teile oder Lieferungen in zeitlichen Abständen nacheinander (in Fortsetzungen) erscheinen und die den Bezieher in der Regel zur Abnahme des gesamten Werkes verpflichtet. Für ein Fortsetzungswerk schreibt der Verleger im allgemeinen eine -> Subskription aus. Von den -> Periodika unterscheiden sich die Fortsetzungswerke durch ihren von vornherein feststehenden Umfang und ihre inhaltliche Abgeschlossenheit (abgeschlossene Veröffentlichung, begrenztes Sammelwerk). Zu den Fortsetzungswerken gehört auch das -> Lieferungswerk.

Fotosatz Fotochemigraphische (fotomechanische) Reproduktion. Im 19. Jh. wurden den Illustrationsverfahren Hochdruck, Tiefdruck und -> Flachdruck neue technische Möglichkeiten durch die Erfindung der Fotografie und ihre Anwendung auf den Bilddruck eröffnet. Das Wesentliche ist dabei, dass mit lichtempfindlichen Schichten und durch chemische Behandlung -> Druckformen hergestellt werden können. Als fotomechanische -«• Druckverfahren bezeichnet man Verfahren zur Reproduktion von Fotografien. Die erste Methode der Art ist die Heliographie und das photolithographische Verfahren. Andere Methoden basieren auf der Anwendung von chromsaurem Kali und Leim. Ab Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich vor allem der so genannte -> Lichtdruck. Fotodienst (Fotostelle). Zur Erledigung von Fotoarbeiten gibt es in der modernen Bibliothek einen Fotodienst (Fotostelle), der für die Bibliotheksbenutzer Fotos, Dias, Mikrofilme u.ä. von Abbildungen oder Texten aus den Beständen der Bibliothek herstellt. Mit der Fotostelle ist oft eine Druckerei verbunden, die für die Bibliothek Formulare, Merkblätter, Karteikarten u.a. druckt. Bei Hochschulbibliotheken arbeiten Fotostelle und Druckerei häufig für den Bedarf der ganzen Hochschule. Fotokopien. „Fotokopien aus Büchern und Zeitschriften sind für den persönlichen Gebrauch und zur Information in einer Behörde oder Firma erlaubt." Diese Einschränkung des deutschen - Buchhandel und den Bibliotheken führte zu verschiedenen Novellierungen des Urheberrechtsgesetzes von 1965. Nach ihr ist zulässig die Herstellung der Kopie zum privaten Gebrauch, zum eigenen wissenschaftlichen Gebrauch in gebotenem Umfang, die Kopie für das eigene Archiv, die Kopie von Funksendungen zur eigenen Unterrichtung über Tagesfragen und die Kopie zum sonstigen eigenen Gebrauch bei Zeitschriften- und Zeitungsaufsätzen, kleinen Teilen erschienener Werke und allgemein vergriffenen Werken. Schließlich ist die Vervielfältigung zu Schul- und Prüfungszwecken erlaubt. Nicht zulässig ist, ganze Bücher oder Zeitschriften vollständig zu kopieren, weder zu persönlichem noch auch zu eigenem wissenschaftlichen Gebrauch. Zum Kopieren frei sind ganze Bücher und Zeitschriften

nur, wenn die Kopien ins eigene Archiv gehen oder wenn die Bücher seit mindestens zwei Jahren vergriffen sind. Ferner ist unzulässig, Musiknoten über Kopiergeräte zum eigenen Gebrauch zu vervielfältigen, ausgenommen zum Zwecke der Archivierung oder bei mehr als seit zwei Jahren vergriffenen Musikalien. Lediglich das manuelle Abschreiben von Notenwerken ist gestattet. Die Weiterverbreitung der zum eigenen Gebrauch hergestellten Kopien ist unzulässig mit einer den Bedürfnissen der Bibliotheken entgegenkommenden Ausnahme: Vervielfaltigungsstücke von Zeitungen, Kopien vergriffener Werke, also etwa Ersatzexemplare oder in Kopie nachbeschaffte Werke oder Originalexemplare, die beschädigt waren und in kleinen Teilen durch Kopien wieder vervollständigt werden mussten, dürfen verliehen werden. Alle Kopien sind vergütungspflichtig. Die Gebühren werden den Geräteherstellern, -Verkäufern und -betreibern auferlegt. Es gibt einmalige Gerätegebühren und wiederkehrende für Großkopierer, zu denen auch die Bibliotheken gehören. Die Gebühren werden von den Verwertungsgesellschaften erhoben und verteilt. Die öffentliche Wiedergabe geschützter Sprach- und Musikwerke, auch in Bibliotheken, ist vergütungspflichtig und bei der zuständigen Verwertungsgesellschaft anzumelden. Das Abhören von Schallplatten u.ä. in Bibliotheksräumen gilt als keine öffentliche Veranstaltung. (siehe auch Kopierdienst, -> Xerographie) Fotomechanische Reproduktion -» Fotochemigraphische (fotomechanische) Reproduktion Fotosatz. Beim Fotosatz (Lichtsatz, Filmsatz) sind die Schriftzeichen nicht physisch vorhanden wie beim ->• Bleisatz, sondern werden positiv oder negativ fotografisch auf einen lichtempfindlichen Film oder Papier übertragen. Die Texterfassung erfolgt am Bildschirm über eine Tastatur, wo auch Korrekturen erfolgen können und verschiedene Programme z.B. für die Silbentrennung, das Layout oder den Umbruch arbeiten. Der Text wird dann auf einem Datenträger gespeichert, das Resultat auf Film oder direkt auf die Druckplatte belichtet. Im Gegensatz zum Bleisatz sind die Zeichensätze kostengünstiger herzustellen mit entsprechend geringem Platzbedarf für die Lagerung der Schrifttypen. Bedeutung hatte diese Technik seit den 1970er Jahren, die dann durch den Lichtsatz (bei dem die Zeichen auf dem Film mittels Kathodenstrahlröhren übertragen wurden) 183

Fournier verfeinert wurde. Abgelöst wurde der Fotosatz schließlich durch den heute üblichen -»• Computersatz bzw. den -»Digitaldruck. Fournier, Pierre Simon (1712-1768). Schriftschöpfer und Schriftgießer aus Paris. Angeregt durch die ->· Romain du Roi schuf er eine schmal gestellte -> Antiqua, die großen Anklang fand. Sein bedeutendes Schaffen präsentiert sein Werk „Manuel typographique" (1764-1768). Fournier war der Begründer des -> typographischen Systems, (siehe auch -* Zierschrift) Fragebogen. Der Fragebogen ist das zentrale Mittel der -> Befragung. Daher ist die Gestaltung des Fragebogens hinsichtlich der Art und Form der Fragen und der Antwortvorgaben oder -möglichkeiten von großer Bedeutung. Ausgehend von den formulierten Hypothesen sind die Fragen zu formulieren, die von den Befragten beantwortet werden sollen. Die Fragen sind Transformationen der Forschungsfragestellung in die Sprache bzw. den Bezugsrahmen des Befragten. Hinsichtlich der Form der Fragen unterscheidet man zwischen offenen Fragen und geschlossenen Fragen. Die offene Frage überlässt dem Befragten die Formulierung seiner Antwort in eigenen Worten. Die geschlossene Frage gibt dem Befragten feste Antwortmöglichkeiten vor, ζ. Β., j a - nein", „ist wichtig - ist unwichtig". Mitunter werden Antwortvorgaben gemacht, die eine Rangordnung beinhalten, sogenannte Ratingskalen; dies kann verbal oder in grafischer Form (Zeichnung, Flächenvergleich, bezifferte Skala) erfolgen. Fragment. Ein Fragment (lat.: Bruchstück) ist ein unvollendet überliefertes oder geschriebenes Werk. Fraktur (lat.: Bruch) heißt die im zweiten Jahrzehnt des 16. Jh. entstandene Schrift mit „gebrochenen" Formen. Sie entwickelte sich aus Formelementen der Schwabacher Schrift und der gotischen Buchschrift (-» Gotische Schrift) sowie aus den Kanzleischriften des 14. und 15. Jh. Sie wird im Gegensatz zur lateinischen Antiqua auch deutsche Schrift genannt. Sie breitete sich nach ihrer Entstehung in Deutschland, Skandinavien und im östlichen Mitteleuropa aus, wurde jedoch im 18. und 19. Jh. im Ausland durch die Antiqua verdrängt. Besonderes Merkmal der Fraktur ist der als sogenannter Elefantenrüssel bezeichnete Aufschwung verschiedener Großbuchstaben; der Schriftkörper ist schmal im

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Unterschied zu der breitläufigen Schwabacher. Vorstufen der Fraktur ließ Kaiser Maximilian I. durch seinen Hofbuchdrucker Johann -»• Schönsperger d.Ä. als Schriftart für bibliophile -> Prachtausgaben in den Buchdruck einfuhren (z.B. Theuerdank, 1517). In vollendeter Form erschien die Fraktur in Nürnberg, von dem Formschneider Hieronymus -> Andreä nach Vorlagen des Schreibmeisters Johann Neudörffer d.Ä. geschnitten, als Type der theoretischen Werke Dürers. Die Fraktur wurde im 16. und 17. Jh. für fast alle deutschsprachigen Bücher verwendet. Zu ihrer Einbürgerung haben wesentlich der Frankfurter Großunternehmer Sig(is)mund Feyerabend und die von der Lutherschen Schriftgießerei geschaffene Fraktur beigetragen (-• Luther, Erasmus). Im 18. Jh. machte sich durch den sich zum Klassizismus hin entwickelnden Zeitgeschmack eine ablehnende Haltung gegenüber der Fraktur bemerkbar, wodurch die Antiqua für deutschsprachige Drukke an Boden gewann. Zugleich versuchten bedeutende Schriftkünstler (Johann Friedrich -» Unger, Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, Justus Erich Walbaum, Rudolf Koch, Walter -» Tiemann u.a.), die Fraktur durch Neuschnitte wieder zu beleben, jedoch ohne großen Erfolg. So blieb die Zweischriftigkeit von Fraktur und Antiqua in Deutschland, Österreich und der Schweiz bis ins 20. Jh. erhalten, wobei die Fraktur als die vertrautere und volkstümliche, die Antiqua als die moderne, gelehrte und internationale Schrift empfunden wurde. Über die „Schriftfrage" entbrannte sogar ein leidenschaftlich geführter Streit. Nachdem die Antiqua aber die Schrift der Zeitungen und der Schulbücher geworden war, verlor die Fraktur ihre frühere Bedeutung auch in Deutschland fast völlig. In Nord- und Osteuropa war sie zumeist seit dem 19. Jh. schon von der Antiqua verdrängt worden. Franke, Christian Wilhelm. Er verfasste zusammen mit dem Leipziger Privatgelehrten Renatus Gotthelf Löbel (gest. 1799) das „Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten" und zugleich „Frauenzimmer-Lexikon zur Erleichterung der Conversation und Lektüre". Sie kamen aber nur bis zum 5. Band, der 6. abschließende Band war halbfertig, zwei Supplementbände geplant. Arnold Brockhaus kaufte dieses Werk auf, veröffentliche 1811 die 1. Auflage und machte es schließlich zu dem erfolgreichen Konversationslexikon „Brockhaus".

Frauenzeitschrift Frankfurter Buchmesse

Buchmesse

Franklin, Benjamin (1706-1790). Amerikanischer Staatsmann und Schriftsteller. Neben seinen vielen politischen und wissenschaftlichen Aktivitäten betätigte sich Franklin auch als selbständiger Buchdrucker und Verleger. Er engagierte sich Zeit seines Lebens sowohl durch seine Schriften als auch als Mitglied von Kommissionen um Belange des Gemeinwohls. Er kümmerte sich unter anderem um die Straßenreinigung und Beleuchtung, Einfuhrung einer freiwilligen Feuerwehr, die Krankenhäuser und der Organisation des Schulwesens. 1731 gründete er eine -> Subscription library und damit die erste -> Leihbibliothek der Welt. Frankogallische Schrift

Nationalschriften

Franzband oder französischer Band war ursprünglich die Bezeichnung für die vornehmlich im 18. Jh. nach französischer Art in Kalbsleder gebundenen, auf Bünde gehefteten und mit Rückenvergoldung versehenen Bücher. Heute spricht man vom Franzband, wenn die Bünde auf den -> Buchdeckeln außen unter dem Lederbezug festgeklebt werden (bei den anderen Einbandarten werden sie innen an die Deckel geleimt) oder durch die Deckel von außen nach innen durchgezogen sind. Beim Halbfranzband bestehen lediglich der -> Buchrücken und die Ekken aus Leder, während die übrigen Teile der Buchdeckel mit einem anderen Stoff (z.B. Buntpapier) überzogen sind. Der Franzband kann nur von Hand hergestellt werden. In Bibliotheken wird diese Einbandart für besonders schwere Bücher angewendet. Französisches System -> Typographisches System Frauenzeitschrift. Frauenzeitschriften sind Fachoder -> Unterhaltungszeitschriften für den individuellen oder sozialen Lebensbereich der Frau. Die erste Frauenzeitschrift war „The Ladies' Mercury", die von dem Buchhändler John Dunton erstmals am 27. Juni 1693 in London herausgegeben wurde. Mit diesem wöchentlich erscheinenden Blatt schuf Dunton die in der (unterhaltenden) Frauenpresse bekannte Einrichtung der Kummerspalte. Die frühesten deutschen Frauenzeitschriften sind den -• moralischen Wochenschriften zuzurechnen. Eine solche erste deutsche Frauenzeitschrift waren „Die vernünftigen Tadlerinnen", Halle, Leipzig 1725-1726 (2. Aufl. 1738, 3. Aufl. 1748), begründet von dem Gelehrten

und Schriftsteller Johann Christoph Gottsched (1700-1766) und seiner Frau Luise Adelgunde. Zu den wichtigsten Themen dieses Blattes gehörte der Bildungsnotstand der Frau. In der Folgezeit wurde eine größere Anzahl von Blättern für die Frau, mit teils niedrigem Niveau und teils thematisch spezialisiert (z.B. Gesundheitspflege, Haushaltswesen), gegründet. Zu dem letzteren Typus gehört das „Archiv weiblicher Hauptkenntnisse für diejenigen jedes Standes, welche angenehme Freundinnen, liebenswürdige Gattinnen, gute Mütter und wahre Hauswirthinnen seyn und werden wollen", herausgegeben von einer 42-köpfigen Gesellschaft deutscher Frauen, Leipzig 1787-1790. Hinter dem programmatischen Titel verbarg sich nichts anderes als das erste deutsche Hausfrauenblatt. Daneben waren von hohem Niveau und standeskundlich ausgerichtet die von den Schriftstellern Johann Georg Jacobi (17401814) und Johann Jakob Wilhelm -> Heinse (17461803) geleitete, in Düsseldorf bzw. Berlin erschienene Zeitschrift „Iris" (1774-1776), an der auch Goethe mitarbeitete, das von Christoph Martin Wieland (1733-1813) zunächst mitherausgegebene „Journal für deutsche Frauen" (Leipzig 1805-1806, 1807-1808 u.d.T.: Selene) und „Berlinische Blätter für deutsche Frauen" des Dichters Friedrich Heinrich Karl Baron de la Motte Fouque (1777-1843), Berlin 1829-1830. Mit diesen Blättern ging die Zeit der standeserzieherischen Frauenzeitschriften zu Ende. Nach 1848 entwickelte sich die Frauenpresse in zwei Richtungen: es entstand die reine Unterhaltungspresse, meist in Form der ->• Familienzeitschriften, während außerdem andere Blätter gegründet wurden, die sich mit speziellen Problemen der Frauen befassten, z.B. die „Frauen-Zeitung" (Köln 1848), herausgegeben von Mathilde Franziska Anneke (1817-1884), die erste von einer Frau für Frauen bestimmte täglich erscheinende Zeitung, die, an den alltäglichen Problemen anknüpfend, aufklärerisch wirken wollte. Auch die um die Wende des 18./19. Jh. entstandenen -+ Modezeitschriften übernahmen standeskundliche Themen. Mit dem Aufkommen der Frauenbewegung und der Frauen-Bildungsvereine kamen kultur- und parteipolitische Frauenblätter auf, so von Luise Otto-Peters (1819-1895), Lina Morgenstern (1830-1909), Clara Zetkin (1857-1933), Helene Lange (1848-1930) u.a. Daneben entstanden konfessionelle Frauenzeitschriften. Um die Wende vom 19. zum 20. Jh. begannen die Tageszeitungen (z.B. die „Tägliche Rundschau", Berlin [mit Unter-

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Frauenzeitung brechungen] 1881-1933) spezielle Frauenbeilagen oder Frauenseiten einzuführen, die sich vorwiegend hauswirtschaftlichen Themen widmeten. Nach 1933 wurde die Frauenpresse der nationalsozialistischen Propaganda dienstbar gemacht. Seit dem Zweiten Weltkrieg gehören die auflagenstarken Frauenzeitschriften insbesondere zur Gruppe der -> Illustrierten; daneben gibt es die unterschiedlichsten Zeitschriftenarten: von der religiösen Presse über Modezeitschriften bis hin zur Regenbogenpresse mit persönlichen (Ehe, Kinder, Haushalt) und sozialen Themen (Familie, Erziehung). Frauenzeitschriften sind in Deutschland mit rund 40 Titeln und mehr als 12 Millionen verkauften Exemplaren eine der stärksten Gruppen bei den Zeitschriften. Mit der Gründung von „Emma", der „Zeitschrift von Frauen für Frauen", (seit 1977) durch Alice Schwarzer entstand in der Bundesrepublik Deutschland ein neuer Typ der Frauenzeitschrift, der sich in reformerischer Zielsetzung der Emanzipation der Frauen widmet. Frauenzeitung -+ Frauenzeitschrift Freiexemplar

Freistück

Freihandaufstellung ->· Freihandbibliothek; Buchaufstellung Freihandbibliothek, Freihandbestand, Freihandzone (engl.: open access, open shelf system) sind in Bibliotheken in der Regel systematisch geordnete Bücherbestände (-• Buchaufstellung), die frei zugänglich sind, entliehen oder präsent gehalten werden, d.h. die Bibliotheksbenutzer können die gewünschten Bücher selbst an den Regalen auswählen und sie ggf. zur Ausleihe verbuchen lassen. Das Freihandsystem wird, von Amerika ausgehend, in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945 von den Öffentlichen Bibliotheken besonders gepflegt. Bietet die Freihandbibliothek aktuelle Literatur zur Selbstbedienung an, so wird das weniger gebrauchte Schrifttum weiter in -• Magazinen gespeichert, die heute aber oft als Freihandmagazine für den Benutzer zugänglich gemacht werden und deshalb auch mit (einfachen) Leseplätzen ausgestattet sind. Liegt der Vorteil der Freihandaufstellung gegenüber der Magazinaufstellung darin, dass sich der Benutzer am Standort über die Buchbestände orientieren kann, so wird der freie Zugang bei umfangreichen Beständen und wertvollen Büchern problematisch. Die Nachteile der Freihandaufstellung liegen im großen Raumbedarf (die Bücher können nicht zu eng gestellt wer186

den), im erhöhten Verwaltungsaufwand für Aufsicht und -> Buchpflege sowie in der Gefahrdung der Bücher durch Diebstahl und Beschädigung. Freistück. Als Freistücke werden die Exemplare der Auflage eines Buches bezeichnet, die der Verleger unentgeltlich als Belege an den Verfasser (-• Autorenexemplar), als Prüfungsstücke an Aufsichtsbehörden, aus werblichen Gründen an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens (-• Vorausexemplare) gibt, ferner -> Besprechungsexemplare und -> Pflichtexemplare. Hinsichtlich der gesetzlich festgelegten bzw. vertraglich vereinbarten -• Auflage sind die Freistücke -> Zuschussexemplare. Partiefreistücke (-> Partie) zählen nicht zu den Frei- bzw. Zuschussexemplaren. Freitext-Methode -» Stichwort Fremdwörterbuch. Ein Fremdwörterbuch (Fremdwörterlexikon) stellt in alphabetischer Ordnung die gebräuchlichen Fremdwörter, also die aus einer fremden Sprache entlehnten Wörter, aus allen Lebensund Wissensbereichen zusammen, vermittelt grammatische Informationen, gibt die Aussprache an und versucht, die Fremdwörter leicht fasslich zu erklären. Frenzel, Karl (1827-1914). Schriftsteller, Feuilletonredakteur, Kritiker. Er gab 1861-1864 die literarische Wochenzeitschrift -> „Unterhaltungen am häuslichen Herd" heraus. Friburger, Michael. Deutscher Frühdrucker in Paris. ->· Gering, Ulrich Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (1950-1968: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels). Er ist ein 1950 durch Initiative von 15 deutschen Verlegern gestifteter (zunächst mit 10 000 DM, derzeit mit 25 000 Euro dotierter) Literaturpreis, der 1951 in Form einer Stiftung vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels übernommen wurde. Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ist ein bedeutender internationaler Friedenspreis. Die Auszeichnung wird jährlich, anlässlich der Frankfurter -> Buchmesse, in der Paulskirche an Persönlichkeiten verliehen, „die sich durch literarische, wissenschaftliche und künstlerische Tätigkeit zur Verwirklichung des Friedensgedanken in hervorgehobenem Maße verdient gemacht haben" (seit 1972 auch postum und an Organisationen).

Fuggerzeitungen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Fristkartei, Fristregister

Ausleihverbuchung

Froben, Johann (um 1460-1527). Buchdrucker und Verleger. Seit 1490 war er Bürger Basels. Hier brachte er als seinen ersten Druck 1491 eine lateinische Bibel in Taschenformat heraus. Froben hatte den Buchdruck bei Johann Amerbach erlernt, den er später mit ihm und Johann Petri gemeinsam ausübte. Sein bis 1603 bestehender Verlag war für das deutsche Geistesleben der Reformationszeit von großer Bedeutung. Froben druckte sorgfaltig ausgestattete und wissenschaftlich zuverlässige Werke (Bibeln, lateinische Kirchenväter, griechische und hebräische Klassiker). Seit 1514 stand er in Verbindung mit Erasmus von Rotterdam, von dem er zahlreiche Schriften verlegte, u.a. 1516 das Neue Testament in griechischer Sprache mit lateinischem Kommentar. Vorübergehend war er auch für Luther tätig; so gab er die lateinischen Schriften des Reformators 1518/19 heraus. Nach Frobens Tod wurde die Offizin von seinen Söhnen und Enkeln fortgeführt. FROM - ROM Frontispiz (lat.: frontispice = Vordergiebel; Titelbild) bezeichnet jede Buchtitelverzierung. Bei den alten Büchern schmückte der Holzschnitt das Titelblatt. Mit dem Aufkommen des -»Kupferstichs wurden die Kupferstiche in das Titelblatt eingedruckt (-> Titelkupfer); aber immer häufiger erhielt die Illustration eine eigene Seite gegenüber dem Titelblatt, so dass man unter Frontispiz mehr und mehr die dem Titelblatt gegenüberstehende bildliche Darstellung verstand. Im 17. Jh. und in der ersten Hälfte des 18. Jh. wurde vielfach der Verfasser des Buches abgebildet (- Orell Füssli auf. Frühdrucke werden Druckwerke aus der Frühzeit des ->· Buchdruckes genannt. Die zeitliche Begrenzung wird unterschiedlich festgelegt: Teilweise werden unter Frühdrucken Inkunabeln verstanden, also Drucke aus der Zeit von etwa 1445-1500; gelegentlich wird der Begriff auf die Zeit von 1501 -1530, auch von 1501-1550 ausgedehnt; schließlich werden auch alle Druckwerke seit der Erfindung der Buchdruckerkunst von 1445-1530 (bzw. 1445-1550) als Frühdrucke bezeichnet. Frühdrucker werden die Buchdrucker aus der Zeit der Frühdrucke genannt. Aus ihrer Vielzahl siehe als Auswahl im einzelnen: Deutschland. Augsburg: Erhard Ratdolt, Johann -> Schönsperger d.Ä., Günther -> Zainer; Bamberg: Albrecht -> Pfister, Johann -» Sensenschmidt; Köln: Johann -> Koelhoff d.Ä., Johann Koelhoff d.J., Heinrich Quentell, Arnold Therhoernen, Ulrich -> Zell; Leipzig: Konrad Kachelofen, Melchior -> Lotter d.Ä.; Lübeck: Lukas Brandis; Mainz: Johannes Gutenberg, Peter -> Schöffer (Johannes - Knoblochtzer, Johann -> Mentelin, Adolf-» Rusch; Ulm: Johann Zainer; Wittenberg (Reformationsdrucker): Christian Döring, Johann -> Rhau; Würzburg: Georg -> Reyser. England. London: William -> Caxton. Frankreich. Paris: Ulrich -> Gering, Michael ->• Friburger, Martin -> Crantz. Italien. Rom: Ulrich Han; Subiaco (bei Rom): Arnold ->• Pannartz, Konrad Sweynheim; Venedig: -» Johann von Speyer, Nicolaus Jenson, Aldus -> Manutius, Erhard Ratdolt, -> Wendelin von Speyer. Niederlande. Aelst/ Löwen: -• Johann von Paderborn. Schweiz. Basel: Johann -> Amerbach, Martin -• Flach, Johann -> Froben, -• Petri (Buchdruckerfamilie), Michael Wenßler; Zürich: Christoph -» Froschauer. Fuggerzeitungen. Wie der Brief als diplomatisches und geschäftliches Nachrichtenmittel die publizistische Wurzel der heutigen -> Zeitung ist, so trifft dies auch für die Fuggerzeitungen zu. Sie sind eine Sammlung von handschriftlichen, nur in Aus-

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Fundstelle nahmefallen gedruckten Nachrichten („Zeitungen" steht für „Nachrichten") über Ereignisse und Zustände von 1568-1604. Die Fülle der in dieser auf Philipp Eduard Fugger (1546-1618) zurückgehenden Sammlung von ungefähr 35 000 meist eng beschriebenen Briefseiten erklärt sich aus den sehr weit verzweigten Handelsbeziehungen des Hauses Fugger.

Fust, Johannes (gest. 1466). Mainzer Bürger. Er war Geldgeber und Teilhaber -> Gutenbergs, den er 1455 auf Rückzahlung seines Darlehens verklagte. Bald danach gründete er mit Peter -»• Schöffer eine eigene Druckerei, die letzterer nach Fusts Tod weiterführte und die eine der bedeutendsten Offizine der Frühdruckzeit war.

Fundstelle

Futura ist eine Schriftart mit geometrischen oder konstruierten serifenlosen Linear-Antiquas. Sie wurde 1927 von Paul -> Renner entworfen und war stark durch die Bauhaus-Bewegung inspiriert. Im Vergleich zur früheren serifenlosen -> Antiqua sind die Strichstärken sehr gleichmäßig und die Form der Buchstaben ausgesprochen geometrisch, was am deutlichsten in den fast kreisförmigen Rundungen sichtbar wird.

Formalerschließung

Fünfzig Bücher, Die fünfzig schönsten Bücher Stiftung Buchkunst, Frankfurt/M. Fürstenspiegel. Unter dieser Bezeichnung wurden mittelalterliche Schriften abgefasst, in denen das Idealbild eines Fürsten entwickelt und ethische Grundsätze über seine Rechte und Pflichten, über Befugnisse und Grenzen fürstlicher Macht dargelegt wurden, (siehe auch -• Spiegel) Fürstliche Bibliotheken te

Bibliotheksgeschich-

Fußnote. Eine Fußnote ist eine Anmerkung, die am Fuß, d.h. unter dem Text einer Druckseite, zur Erläuterung, als Quellenangabe oder Literaturnachweis in kleinerer Schrift als die Grundschrift angebracht ist. Zur Kennzeichnung der Zusammengehörigkeit werden Textstelle und Fußnote mit den gleichen Zeichen (Sternchen, kleinen Ziffern o.ä.) versehen.

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Fuzzy-Retrieval ist ein Information-Retrieval-Modell, das die gleiche Struktur der Anfragen wie Boolesches Retrieval verwendet, allerdings in Kombination mit -»Gewichtung bei der Indexierung, wobei die Indexierungsgewichte auf das Intervall [0,1] beschränkt sind. Als Retrievalgewichte ergeben sich daher Gewichte aus diesem Intervall, wodurch eine echte Rangordnung (->· Ranking) der Dokumente entsteht. FWMI -> Fachwirt für Medien- und Informationsdienste

G Gale Directory of Online, Portable, and Internet Databases -> Literaturdatenbank Galvano. Das nach dem italienischen Naturforscher Luigi Galvani (1737-1798) benannte Galvano ist eine auf galvanoplastischem Wege (d.i. durch elektrolytische Abscheidung) hergestellte Kopie (Duplikat) einer Druckplatte, wenn von dem Original nicht gedruckt werden soll oder wenn bei hohen Auflagen das Original der Beanspruchung nicht standhält. Ganzband. Beim Ganzband ist der gesamte ->• Bucheinband (-• Buchrücken und -» Buchdeckel) mit ein und demselben Stoff überzogen (z.B. Ganzleinenband, Ganzlederband). Im Gegensatz hierzu steht der - • Halbband. Ganzzeug heißt in der Papierfabrikation der wässerige Stoffbrei im beinahe oder ganz fertig zubereiteten Zustand (gemahlen, geleimt, gefärbt, mit Füllstoffen versetzt) im Gegensatz zum Halbzeug. Garamond, Claude (1480-1561). Französischer Stempelschneider, Schriftgießer und Verleger, der zur Schule Torys gehörte. Er arbeitete für die Buchdrukker Robert Etienne (= Stephanus) und Simon de -»• Colines. Nach Garamond hat der Schriftgrad -* Garmond seinen Namen. Claude Garamond war der bedeutendste Stempelschneider und Schriftgießer des 16. Jahrhunderts. Geboren und aufgewachsen in Paris, war er Schüler von Simon de Colines, später Gehilfe bei dem Gelehrten Geoffroy -• Tory. Seine ersten Antiqua-Schriften dürften um 1530/1531 entstanden sein, als erstmals in vier verschiedenen Pariser Druckereien Schriften eines neuen Typus auftauchten, die Claude Garamond zugeschrieben werden konnten. Es entstanden auch griechische Alphabete so die „Grec du Roi" (1541), eine Auftragsarbeit für König Franz I. von Frankreich. Bis ins 17. Jahrhundert blieben seine Entwürfe der Maßstab für die Stempelschneider in ganz Europa und die Drukkereien von Holland, Deutschland und Italien. Claude Garamond prägte das Schriftbild der ->· Antiqua und Kursiv-Schriften so nachhaltig, dass bis weit ins 17. Jahrhundert hinein immer wieder neue Alphabe-

te vergleichbaren Charakters erschienen. Es fällt heute daher schwer, die Nachbildungen vom Original zu unterscheiden. Garmond oder Korpus, Corpus (nach Claude -> Garamond) bezeichnet den -• Schriftgrad von 10 Punkt Kegelstärke (= etwa 4 mm). Garnett, Richard (1835-1906). Englischer Schriftsteller. Er war Bibliothekar am Britischen Museum. Garnitur

Schriftgarnitur

Gartenlaube, Die Gartenlaube. Illustrierte Wochenzeitschrift. Sie wurde 1853 von Ernst Keil in Leipzig als liberales Unterhaltungsblatt gegründet. Ab 1884 wurde sie vom Kröner Verlag (Stuttgart), ab 1903 vom -> Scherl-Verlag (Berlin) weitergeführt; seit 1938 erschien sie unter dem Titel „Die neue Gartenlaube" und ab April 1943 nur noch monatlich. Die letzte Nummer kam am 30. September 1944 heraus. „Die Gartenlaube" gilt als bestes Beispiel für den Typ der Familienzeitschrift des deutschen Bürgertums. Sie brachte vorwiegend belehrende Beiträge und leichte, sentimentale Unterhaltung, insbesondere die Romane von Eugenie John-Marlitt (1825-1887), später die von Hedwig Courths-Mahler (1867-1950). Die Auflage betrug anfangs 6000 Stück, stieg aber rasch und erreichte 1864 bereits 180 000 Exemplare. Auf dem absoluten Höhepunkt befand sich die Zeitschrift im Jahre 1875 mit einer Auflage von 382 000 Exemplaren. Gärtner, Friedrich von (1792-1847, geadelt 1840). Baumeister. Er erbaute 1832-1843 die Münchener Hofbibliothek. Gästebuch. Das Gästebuch ist ein Buch, in das sich Gäste eintragen, (siehe auch -» Stammbuch, Goldenes Buch) Gaufrieren (franz.: gaufrer = Muster einpressen) heißt: einprägen eines Musters (einer Gaufrage) in ein Papier oder in einen Karton mit Hilfe von Druck und Wärme auf dem Präge- oder Gaufrier—• Kalander. 189

Gautschen Gautschen. (1) In der Papierherstellung ist „Gautschen" die aus der Handschöpferei stammende Bezeichnung für das erste Auspressen der stark wasserhaltigen Papierbahn auf der Langsiebpapiermaschine durch zwei Walzen (Gautschpresse), ferner für das Zusammenpressen von zwei oder mehreren feuchten Papierbahnen zur Herstellung schwerer Papierarten oder von Karton. (2) Gautschen bezeichnet einen alten Buchdruckerbrauch: Der Gehilfe wird „zünftig", nachdem er „gegautscht", d.h. in ein Fass mit Wasser gesetzt ist. Dann erhält er den „Gautschbrief' und muss einen Freitrunk geben. Gavarni, Paul (1804-1866). Grafiker. Er arbeitete für illustrierte Zeitschriften. Besonders seine Lithographien für die satirische Zeitschrift Charivari seit 1837 machten ihn berühmt. Als Buchillustrator war er für die Werke Balzacs tätig. Gazeheftung. Beim -• Maschineneinband oder -» Verlegereinband wird der -> Buchblock auf Gazestreifen geheftet, (siehe auch Heften) Gazette ist eine veraltete Bezeichnung für Zeitungen oder Zeitschriften; heute ist sie nur noch in Zeitschriftentiteln üblich. Die Herkunft des Wortes ist umstritten. Angeblich soll es daher kommen, dass man die geschriebenen Nachrichten über den von der Republik Venedig seit 1536 mit den Osmanen geführten Krieg gegen Bezahlung einer kleinen, gazetta genannten Scheidemünze lesen konnte, wovon später die Bezeichnung Gazette für Zeitung, Zeitschrift abgeleitet worden ist. GBl ->• GENIOS Gebetbuch. Ein Gebetbuch ist ein -> Erbauungsbuch oder Andachtsbuch, das Gebete und Gesänge für häusliche Andachten enthält. Bis weit ins Mittelalter war das bevorzugte Gebetbuch der -» Psalter, eine Sammlung von Liedern, insbesondere der Psalmen des alten Testamentes; im späten Mittelalter kam das beliebte -> Stundenbuch hinzu. Die Gebetbücher waren oft kostbar ausgestattet. Das bekannteste Beispiel dafür ist das Gebetbuch Kaiser Maximilians I. (1459-1515) mit Handzeichnungen von -> Dürer, -> Cranach u.a. (siehe auch -> Brautbücher) Gebrauchsbibliothek. Öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken sind Gebrauchsbibliothe190

ken, d.h. ihre Bestände dienen in erster Linie der gegenwärtigen Benutzung (siehe auch Archivbibliothek). Als erste in vollem Sinne moderne wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek in Deutschland gilt die -» Universitätsbibliothek Göttingen. Gebrauchsbuch. Mitunter werden Bücher, die ständig benutzt werden (-• Nachschlagewerke, Lehr-, - • Schulbücher u.ä.), als Gebrauchsbücher bezeichnet. Gebrauchseinband. Ein dauerhafter, einfacher, wenig verzierter Bucheinband für ein -> Gebrauchsbuch wird als Gebrauchseinband im Gegensatz zum bibliophilen Bucheinband (-• Bibliophile Bücher) bezeichnet. Gebrauchseinbände sind meist -> Maschineneinbände oder handgefertigte -> Bibliothekseinbände (-> Handeinband). Gebrauchsgrafik. Unter Gebrauchsgrafik versteht man eine die dem praktisch-visuellen Zweck dienende Grafik, die sich in -> Schriftkunst, -> Buchkunst (Gestaltung von Buchumschlägen, -> Buchillustrationen, -> Exlibris u.ä.) und Werbegrafik (Plakate, Anzeigen u.ä.) gliedert. Ferner gehören Banknoten, Briefmarken, Signets und Werbegrafik dazu. Im Gegensatz zu ihr steht die künstlerische Originalgrafik. Gebrauchsmuster können in ca. 50 Ländern angemeldet werden, darunter auch in Deutschland. Sie werden als „kleine Patente" bezeichnet. Die zugrunde liegenden Erfindungen müssen technisch neu, auf einem erfinderischen Schritt beruhend und gewerblich anwendbar sein. Der erfinderische Schritt kann geringer sein als die erforderliche Erfindungshöhe bei Patenten. Verfahren sind nicht schutzfähig. Nur eine schriftliche Beschreibung oder eine inländische Vorbenutzung gelten als neuheitsschädlich. Nicht neuheitsschädlich ist eine Beschreibung oder Vorbenutzung seitens des Anmelders innerhalb von sechs Monaten vor der Gebrauchsmusteranmeldung (Neuheitsschonfrist). Der Schutz wird mit der Eintragung in die Gebrauchsmusterrolle wirksam. Das erfolgt innerhalb weniger Wochen nach der Anmeldung, ohne dass eine Prüfung auf Neuheit und Erfindungshöhe erfolgt. Die Schutzdauer beträgt in Deutschland maximal 10 Jahre. Die Vorteile des Gebrauchsmusterschutzes sind die Frühzeitigkeit der Veröffentlichung, die Einfachheit des Verfahrens und die niedrigen Kosten. Gebrauchsmusterschriften sind weitgehend wie -> Patentschriften gestaltet.

Gedächtnis Gebrauchsspuren ist eine Bezeichnung im -> Antiquariat für Buchbeschädigungen aller Art (Flecken, schadhafter Einband, Besitzeintragung u.a.). Gebrauchstauglichkeit. Die Gebrauchstauglichkeit eines Produktes ist das Ausmaß, in dem es von einem bestimmten Benutzer verwendet werden kann, um bestimmte Ziele in einem bestimmten Kontext effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen. Die Gebrauchstauglichkeit ist international genormt in ISO 9241-11: Guidance on Usability. Gebrauchstauglichkeit ist eine hypothetische Eigenschaft, die z.B. Software zugeschrieben wird, wenn sie „benutzerfreundlich", „angenehm zu bedienen", „geeignet zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe" und dergleichen mehr ist. Sie umfasst also weit mehr als nur die Gestaltung der sogenannten Oberfläche, sondern auch den gesamten Arbeitsprozess wie z.B. Navigations- und Dialogabläufe. Messgrößen sind objektivierbare Attribute, die sich auf Effizienz, Effektivität und Zufriedenheit beziehen, ζ. B. benötigte Zeit, Fehlerraten usw. Kriterien zur Evaluation sind Aufgabenangemessenheit, Selbstbeschreibungsfähigkeit, Steuerbarkeit, Erwartungskonformität, Fehlertoleranz, Individualisierbarkeit, Lernförderlichkeit. Die Gebrauchstauglichkeit kann z.B. durch Expert Review bestimmt werden. Die Benutzerfreundlichkeit oder Gebrauchstauglichkeit ist das entscheidende Merkmal für die Akzeptanz eines Produktes durch den Benutzer oder Käufer. Studien zur Benutzerfreundlichkeit sind ein wichtiger Gegenstand der -• Software-Ergonomie. Gebrochene Schrift

Fraktur

Gebühren sind Abgaben, die für die Inanspruchnahme von Dienstleistungen erhoben werden können. Für das Lesen in den Räumen der Bibliothek sowie für das Entleihen am Ort (-• Ortsleihe) werden heute von den meisten Bibliotheken keine Gebühren mehr verlangt. Die Benutzung des auswärtigen -> Leihverkehrs ist zum Teil auch schon gebührenfrei. Dagegen sind Mahn- und Säumnisgebühren bei Überschreiten der -»• Leihfrist im Interesse aller Bibliotheksbenutzer üblich. Sonderleistungen (Anfertigung von Reproduktionen, Informationsvermittlung, Eilbeschaffungen, Wertversicherungen u.a.) sind gebührenpflichtig. Die Gebühren richten sich nach der vom Unterhaltsträger der Bibliothek erlassenen Gebührenordnung. In Deutschland wurden Bibliotheksgebühren 1910 allgemein eingeführt,

wenn sie auch schon früher mehr oder weniger von den Bibliotheken erhoben wurden. Gebunden. Ein Buch mit einem festen Einband (aus Pappe, Halb- oder Ganzleinen, Leder u.a.) heißt gebunden. In der Regel ist ein gebundenes Buch auf Gaze oder -» Bünde geheftet (-· Archiv und Bibliothek in nichtoralen Gesellschaften als Gedächtnis (Magazin oder Speicher) für wertvolle (relevante) Medien. Dazu gehört die Beurkundung („Dokumentation") gesellschaftlich wichtiger Ereignisse wie z.B. der Beleg der Erstveröffentlichung wissenschaftlicher Entdekkungen. Dabei ist allerdings stets zu beachten, dass das Gedächtnis nicht nur die virtuelle Fähigkeit zum Retrieval bzw. die physische Präsenz (Ort) von Informationen erfordert, sondern auch an die Aktivität 191

Gefängnisbibliothek des Erinnerns selbst gekoppelt ist; gespeichert wird nur, was (aus jeweils sozial oder zeitlich unterschiedlicher Perspektive) als erinnernswert empfunden wird: Das Gedächtnis ist kein Abbild der Realität, sondern wird immer wieder konstruiert. Ohne „Retrieval" bleibt der Speicher totes Gedächtnis. Die Öffentliche Bibliothek unterscheidet hier zwischen aktivem und totem Bestand. Gefangnisbibliothek

Soziale Bibliotheksarbeit

Gegebene Wortfolge -> Mechanische Wortfolge Gegenliteratur ->· Alternative Literatur Geheftet. Im Buchhandel werden broschierte Bücher auch als geheftet bezeichnet, (siehe auch Heften) Geheimer Schlüssel

Verschlüsselung

Gehobener Bibliotheksdienst -> Bibliothekar Gelegenheitsdrucke nennt man kleine Drucksachen (Visitenkarten, Geburts-, Vermählungsanzeigen u.ä.), die im Buchdruck unter dem Begriff -· Gelehrtenzeitschriften und der Veröffentlichungen der im 17. Jh. begründeten gelehrten Gesellschaften und Akademien, welche die Wissenschaft erstmals sozusagen koordiniert betrieben. Der Gelehrtenbrief des 17. und 18. Jh. hatte nicht so sehr die Form des persönlichen geistigen Verkehrs, sondern galt als ein Mittel wissenschaftlicher Kommunikation innerhalb der gelehrten Welt. Er war deshalb oft in einem unpersönlichen Stil abgefasst und hatte häufig nicht nur einen, sondern mehrere Adressaten. Gelehrtenkalender. Ein Gelehrtenkalender ist ein ähnlich wie das -»• Gelehrtenlexikon aufgebautes Nachschlagewerk, das allerdings nur lebende Gelehrte verzeichnet. Die Grenzen des Gelehrtenkalenders zum Gelehrtenlexikon und -»Literaturkalender sind fließend. Gelehrtenlexikon. Ein Gelehrtenlexikon ist ein literarisch-biographisches Nachschlagewerk, das alle bedeutenden Gelehrten verschiedener Wissenschaftsgebiete mit Lebensdaten, Wirkungsstätten, Publikationen u.a. verzeichnet. Seine Grenzen zum Gelehrtenkalender und Schriftstellerlexikon sind fließend. 192

Gelehrtenzeitschrift. Die frühesten Zeitschriften waren die Gelehrtenzeitschriften oder wissenschaftlichen Universalorgane. Sie waren als geistige Kommunikationsmittel innerhalb der gelehrten Welt gedacht und sollten die relativ langsam laufende Gelehrtenkorrespondenz (-»· Gelehrtenbriefe) ersetzen. Sie erschienen entweder in der Landessprache oder in Latein. Die erste dieses Typs war das -> „Journal des Sfavans (Savants)", Paris 1665-1792. Das französische Vorbild wurde in England mit der ersten rein naturwissenschaftlichen und heute noch erscheinenden Zeitschrift „Philosophical Transactions" nachgebildet, die erstmals am 6. März 1665 unter Aufsicht der 1662 gegründeten Royal Society in London veröffentlicht wurde. In Italien entstand das „II Giornale de Letterati", Rom 1668-1679. In Deutschland gab es zwei Unternehmen dieser Art: „Miscellanea curiosa medico-physica academiae curiosorum...", Leipzig 1670-1706, herausgegeben von der ältesten naturforschenden Gesellschaft, der 1652 gegründeten späteren Leopoldina (-• Akademieschriften), und „Acta Eruditorum", Leipzig 1682-1782; mit dem zuletzt genannten Gelehrtenjournal begann die eigentliche deutsche wissenschaftliche Publizistik. Geleimtes Papier oder tintenfestes -> Papier ist durch Leimung veredelt. Geleitwort. Ein Geleitwort ist eine am Anfang eines Buches stehende Empfehlung des betreffenden Werkes durch eine namhafte Persönlichkeit. Auch das -»· Vorwort des Verfassers oder Herausgebers wird als Geleitwort bezeichnet. Geliert, Christian Fürchtegott (1715-1769). Schriftsteller, Briefsteller. 1734-38 studierte er an der Universität in Leipzig, musste wegen Geldmangel das Studium unterbrechen und arbeitete als Hofmeister in Dresden. 1740 nahm er das Studium wieder auf und schloss es 1744 mit einer Dissertation über Theorie und Geschichte der Fabel ab. 1751 wurde er zum Professor für Philosophie ernannt; bis zu seinem Tode hielt er Vorlesungen über Poetik und Stilkunde, aber besonders über Moral. Zu seinen Hörern zählte auch Goethe. GEMA -> Verwertungsgesellschaften Gemeindebibliothek, Gemeindebttcherei -» Öffentliche Bibliothek

Georg/Ost Gemeine ist die Bezeichnung für kleine Buchstaben im Gegensatz zu Großbuchstaben oder -> Kapitalbuchstaben (-» Versalien). Gemeinfreies Werk. Bei einem gemeinfreien Werk ist die Schutzfrist von in der Regel 70 Jahren nach dem Tod des Autors abgelaufen, so dass es von jedermann in jedem Verlag herausgegeben werden kann. Deutsche Klassiker genossen bis 1867 einen besonderen Schutz der „Deutschen Bundesversammlung". Die danach gemeinfreien Werke konnten in zahlreichen Ausgaben erscheinen, so beispielsweise Goethes „Faust" als erste Nummer von -> Reclams Universal-Bibliothek. Gemeinsame Körperschaftsdatei

Normdatei

Gemeinschaftsverlag. Man spricht von einem Gemeinschaftsverlag, wenn mehrere Verlage bei der Herausgabe eines meist umfangreichen Werkes zusammenarbeiten. (siehe auch Koproduktion) Genauigkeit. Als komplementäres Maß zur Vollständigkeit (Recall) wird die Genauigkeit (Precision) zur -> Effektivitätsmessung eines Retrievalergebnisses herangezogen. Die Genauigkeit bezieht sich auf die Fähigkeit eines Retrievalsystems, unerwünschte Ballastdokumente auszufiltern. Sie ist definiert als der Quotient aus der Anzahl der selektierten relevanten und der Gesamtanzahl der nachgewiesenen Dokumente. Wie auch beim Recall liegt der Wertebereich wiederum zwischen 0 und 1. Da die Precision fur sich alleine zu einer ebenso unvollständigen Bewertung des Retrievalergebnisses fuhrt, weil sie nur die Filterfunktionalität misst, liegt eine paarweise Verwendung der Maße Recall und Precision nahe, (siehe auch -»Relevanz, -> Vollständigkeit, -ι· Signifikanz) Genealogische Taschenbücher sind Verzeichnisse des Personalstands und der genealogischen Abkunft politisch oder gesellschaftlich interessant erscheinender Geschlechter und Familiengruppen. Die berühmteste Publikation dieser Art ist das „Genealogische Handbuch des Adels (GHdA)", ursprünglich als „Gothaischer Genealogischer Hofkalender" von Justus Perthes herausgegeben und später als „Gothaisches Genealogisches Taschenbuch" bezeichnet. Beschrieben werden tatsächliche und ehemalige fürstliche, gräfliche, freiherrliche und untitulierte Häuser im Gebiet des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Das Handbuch gibt

Aufschluss über die Abstammung vieler dem ehemaligen deutschen Uradel oder Briefadel angehörenden Familien und dient dem Zweck, Familienforschung zu erleichtern. Der C.A. Starke Verlag in Limburg (Lahn) gibt seit 1951 das „Genealogische Handbuch des Adels" (GHdA) als Nachschlagewerk heraus, das bis 2005 auf insgesamt 137 Bände angewachsen war, und setzt damit die Tradition des „Gotha" fort. Eine Ergänzung dazu ist das „Deutsche Geschlechterbuch als Handbuch bürgerlicher Familien, (siehe auch Almanach) General-Anzeiger. Die General-Anzeigerpresse bildete sich in Deutschland neben der Meinungspresse seit Mitte des 19. Jh. aus. Zeitungen ohne parteipolitische oder richtungsbestimmte Bindung, aber mit sorgfaltigem Lokalteil und ausgedehntem Anzeigenteil (-> Anzeiger), versuchten, einen großen Abonnentenkreis zu binden und damit möglichst viele Inserenten zu gewinnen, (siehe auch Massenpresse) Generische Relation -> Hierarchische Relation GENIOS. Seit dem Jahre 2005 fuhren die Verlagsgruppe Handelsblatt und die GBl (Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Informationen) unter der Marke GENIOS einen Host, der mehr als 800 Datenbanken anbietet, darunter 80 Firmendatenbanken, 150 Tages- und Wochenzeitungen, 420 Fachzeitschriften. Insgesamt verfugt das Angebot über mehr als sechs Millionen Nachweise. Neben -> Wirtschaftsinformationen können vielfaltige Dienstleistungen in Anspruch genommen werden (Bonitätsauskünfte, Firmenprofile, Handelsregistereinträge, Bilanzen). Genoux, Claude. Lyoner Schriftsetzer. Er erfand 1829 die Papier-Stereotypie. (-• Stereotypie) Georg, Carl (1855-1904). Bibliograph. Er begründete gemeinsam mit Leopold - Georg/Ost sehr bekannten Schlagwort-Katalog. Georg war auch Verfasser einiger Spezialbibliographien. Georg/Ost ist die übliche Kurzbezeichnung für den Schlagwort-Katalog von Carl Georg (1855-1904) und Leopold ->· Ost (1889-1913), ein Verzeichnis der im deutschen Buchhandel in den Jahren 18831912 veröffentlichten Bücher und Landkarten, die 193

Gerader Rücken in 7 Bänden, Hannover (Bd. 7: Leipzig) 1889-1913, nach Schlagwörtern in Gruppen geordnet sind. Den Anschluss bildet das -> Deutsche Bücherverzeichnis. Gerader Rücken. Ein gerader Rücken ist ein ->· Buchrücken, der im Gegensatz zum runden Rükken nicht gewölbt, sondern eben (gerade) ist. Der gerade Rücken ist weniger haltbar als der runde Rücken. Gering, Ulrich (um 1445-1510). Deutscher Frühdrucker in Paris. 1470 beriefen zwei Professoren der Pariser Universität Gering und zwei weitere deutsche Drucker - Michael Friburger und Martin Crantz - nach Paris und richteten ihnen in der Sorbonne eine Druckerei ein. Die Gesellschafter druckten für ihre gelehrten Auftraggeber wissenschaftliche lateinsprachige Werke. Als 1473 die beiden Professoren Paris verließen, machten sich die Drucker selbständig und druckten nunmehr theologische Bücher. 1478 scheint sich die Gesellschaft aufgelöst zu haben. Geripptes Papier. Bis ins 18. Jh. verwendete man zum Schöpfen des Papierbreies große Siebe, deren senkrecht zueinander gezogene Drähte sich im -> Papier abzeichneten. Die Oberfläche des damit gerippten Papiers war uneben und wirkte sich störend beim Schreiben aus. Diesen Nachteil gibt es nicht beim -> Velinpapier. Das heutige -> Maschinenpapier ist ausschließlich Velinpapier, während geripptes Papier besonders hergestellt wird. Gesammelte Werke (nicht zu verwechseln mit Sammelwerk) ist eine Teilausgabe aus einem Gesamtwerk, eine Sammlung einzelner, aber auch in sich vollständiger Arbeiten eines Autors. Während die ausgewählten Werke das Schaffen des Autors nur in einer bestimmten Richtung oder auf einem besonderen Gebiet zeigen, geben die gesammelten Werke stets einen Querschnitt durch das Gesamtwerk des Verfassers. Ihr Titel lautet in der Regel „Gesammelte Werke von..." und steht selten unter einem Motto. Gesamtaufnahme. Wird für den Gesamttitel einer Schriftenreihe (Serie) eine eigene Titelaufnahme angefertigt, so wird sie als Gesamtaufnahme bezeichnet. In ihr werden die einzelnen Bände der Serie nacheinander aufgeführt. 194

Gesamtausgabe. Eine Gesamtausgabe ist eine Zusammenfassung mehrerer einzelner Werke (-> Einzelausgabe) eines Autors. Da für eine Gesamtausgabe die Vollständigkeit der Werke nicht Bedingung ist, können mehrere inhaltlich verschiedene Gesamtausgaben nebeneinander stehen. Die Gesamtausgabe soll aber ein abgerundetes Bild vom Schaffen des Autors vermitteln. Gesamtkatalog -> Zentralkatalog Gesamtkatalog der deutschen Bibliotheken Preußischer Gesamtkatalog Gesamtkatalog der preußischen Bibliotheken -> Preußischer Gesamtkatalog Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Die Staatsbibliothek zu Berlin erstellt neben der Druckausgabe (seit 1925 im Hiersemann Verlag) eine Datenbank „Gesamtkatalog der Wiegendrucke", die in alphabetischer Form sämtliche Drucke des 15. Jahrhunderts verzeichnet. Man findet in der Datenbank sämtliche im Manuskript des Gesamtkatalogs der Wiegendrucke und in den bereits gedruckten Bänden nachgewiesenen Inkunabelausgaben in unterschiedlicher Erschließungstiefe, (siehe auch Inkunabeln) Gesamttitel. Ein Schriftwerk wird unter einen Gesamttitel gestellt, wenn seine Bände oder Teile je einen eigenen -> Stücktitel haben. Der Gesamttitel kommt besonders bei Sammelwerken und Schriftenreihen vor. Gesamtverzeichnis. Verlage geben meist im Frühjahr und Herbst (manchmal auch öfter) Verzeichnisse heraus, in denen ihre lieferbaren Titel - vor allem die -> Neuerscheinungen - vorgestellt werden. Diese Gesamtverzeichnisse sind neben ihrer Funktion als Informationsmittel und -> Bibliographie vor allem wichtige Werbemittel. Der größte Teil der Gesamtverzeichnisse wird über die Buchhandlungen vertrieben, weitere Exemplare werden direkt an die Kunden und an die Presse versandt sowie auf Buchmessen verteilt. Verlage müssen in Gesamtverzeichnissen und -> Verlagskatalogen die -> Ladenpreise für preisgebundene Verlagserzeugnisse angeben. Da der feste Ladenpreis den „Normalfall" darstellt, brauchen preisgebundene Verlagserzeugnisse nicht als solche gekennzeichnet werden.

Gesellschaftsschriften Gesangbuch ist die Bezeichnung für die Zusammenstellung geistlicher Gesänge zum gottesdienstlichen Gebrauch und für häusliche Andachten. Bis ins 18. Jh. war das Gesangbuch mit dem -» Choralbuch vereinigt. Weltliche Gesangbücher werden im allgemeinen Liederbücher genannt. Den Anfang der protestantischen Gesangbücher machte das von Martin Luther herausgegebene Wittenberger „Achtliederbuch" (mit vier Melodien) aus dem Jahre 1524. Das erste katholische Gesangbuch, das „New Gesangbüchlein", von Michael Vehe erschien mit 52 Liedern „vor und nach der Predigt" 1537 in Leipzig, das erste offizielle Diözesan-Gesangbuch in Bamberg 1576. Geschäftsbücher (Handelsbücher) sind die insbesondere in der Buchhaltung verwendeten kaufmännischen Bücher, in welche verschiedene Geschäftsvorgänge eingetragen werden. In ihnen sind Linien, Spalten, Überschriften u.ä. eingedruckt. Die Bücher sind auf Dauerhaftigkeit hin hergestellt. Durch eine besonders kräftige Buchrückenverstärkung (-» Sprungrücken) lassen sie sich glatt aufschlagen, da ihre Seiten in voller Breite beschrieben werden müssen. Geschäftsgang. Die Arbeitsvorgänge, die bei der -> Erwerbung, -> Katalogisierung und bei sonstigen Buchbearbeitungen (Einbinden u.a.) nötig sind, bezeichnet man in großen Bibliotheken als Geschäftsgang. Es ist Aufgabe der Bibliotheken, den Gang (Lauf) des Buches durch die verschiedenen Buchbearbeitungsstellen möglichst rationell und zweckmäßig zu organisieren. Geschenke, Schenkung -> Erwerbung Geschichtskalender. Ein Geschichtskalender ist eine den Annalen ähnliche, nach zeitlicher Abfolge geordnete Zusammenstellung wichtiger politischer Fakten, Daten und Ereignisse innerhalb eines Jahres. Geschichtskalender entstanden aus praktischem Informationsbedürfnis. Als ältester Geschichtskalender gilt „The Annual register", begründet 1758 von dem britischen Publizisten und Politiker Edmund - Büttenpapier oder -> Handpapier bezeichnet, (siehe auch Papier) Gesellschaft der Bibliophilen. Älteste deutsche Vereinigung von Bücherliebhabern (-• Bibliophilie), gegründet 1899 von Fedor von -» Zobelitz in Weimar, heute Sitz in München. Die Tätigkeit der Gesellschaft konzentriert sich vor allem auf zwei Felder: Tagungen mit Fachvorträgen und Herausgabe des Jahrbuchs „Imprimatur". Gesellschaft für Information und Dokumentation. Die Gesellschaft für Information und Dokumentation (GID) wurde als Großforschungseinrichtung in Frankfurt am Main Ende der 1970er Jahre aus bestehenden Vorläufer-Institutionen gegründet und war die Infrastruktureinrichtung der IuD. Die GID wurde in den 1980er Jahren schrittweise aufgelöst und in einen Dienstleistungsbereich mit dem Namen „Gesellschaft für Elektronische Medien" und einen Forschungsbereich als „Institut fur integrierte Publikations- und Informationssysteme" (IPSI) in die „Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD)" überführt. Gesellschaft für musikalische Aufführungsund mechanische Vervielfältigungsrechte - Code) als Titelbestandteil enthält, z.B. Bürgerliches Gesetzbuch. Gesner (1) Johann Matthias (1691-1761). Klassischer Philologe. Seit 1734 war er Professor an der Universität Göttingen, gehörte zu den Gründern der Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen und leitete 1736-1761 nebenamtlich die Universitätsbibliothek Göttingen. (2) Conrad (1516-1565). Schweizerischer Polyhistor und Naturforscher. Er versuchte mit seiner Bibliographie „Bibliotheca universalis" (3 Bde. und Erg.Bd., Tiguri 1545-1555), zum erstenmal das gesamte wesentliche Schrifttum seit Beginn des Buchdrucks zusammenzustellen, allerdings unter Beschränkung auf Werke in lateinischer, griechischer und hebräischer Sprache, (siehe auch Froschauer, Christoph) Geßner, Salomon (1730-1788). Dichter, Maler und zunächst Buchhändler. 1770 gründete er die Firma Orell, Geßner, Füssli & Co. die noch heute als Orell Füssli Verlag besteht. Als erfolgreicher Verleger stattete Geßner, bekannt als Idyllendichter, viele seiner Verlagsausgaben und seine eigenen Werke künstlerisch aus, wobei sich bei ihm neben ganz rokokohaften Zügen auch schon Anzeichen des Klassizismus bemerkbar machten. Gesperrtes Buch

Sekretiertes Buch

Gestrichenes Papier. Durch Auftragen von Kreide und Bindemitteln auf das -> Streichpapier erhält man das sogenannte gestrichene Papier, d.i. ein Papier mit absolut glatter Oberfläche, das für den 196

einwandfreien Druck von Fotografien, Röntgenaufnahmen, farbigen Abbildungen u.a. benötigt wird. Gestrichenes Papier gibt es mit matter, halbmatter oder glänzender Oberfläche. Diese Papiere wurden erst kurz vor 1900 in nennenswerten Umfang produziert und eingesetzt, als die Fotografie und die Reproduktionstechniken an Bedeutung gewannen. Gesuchte Bücher sind im -> Antiquariat Werke, die öffentlich in eigenen Zeitschriften oder in Fachblättern in Form von Inseraten mit der Bitte um Preisangebote gesucht werden (-> Suchlisten). Die vom Inserenten gesuchten Bücher werden entweder von seinen Kunden gewünscht oder sollen zur Ergänzung seines Lagers bzw. zur Komplettierung unvollständiger Werke dienen, (siehe auch -• Angebotene Bücher) Geviert (allgemein: Viereck, Quadrat) bedeutet in der ->· Druckersprache ein auf den -» Schriftgrad und -> Schriftgröße bezogenes Maß, das als Ausschlussstück verwendet wird (-• Ausschließen). Gewebeband. Bei einem Gewebeband, umgangssprachlich auch Leinenband genannt, ist die -> Einbanddecke (deren innere Teile aus Pappe bestehen) ganz oder teilweise mit Gewebe überzogen (Ganzgewebeband [Ganzleinenband], Halbgewebeband [-»Halbleinenband]). Ganzgewebe- und Halbgewebebände sind die gebräuchlichsten Formen des Bibliothekseinbandes. Gewerkschaftspresse. Sie umfasst die von gewerkschaftlichen Gremien oder Institutionen herausgegebenen Presseorgane, die der Information und Meinungsbildung der Mitglieder und/oder der gewerkschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit dienen. Erste gewerkschaftliche Organe entstanden Mitte des 19. Jh. Heute existieren in Deutschland rund 120 dieser Periodika mit einer Auflage von etwa 10 Millionen. Gewichtung. Aus dem Information -• Retrieval stammende Technik, die Bedeutungsstärke von Suchausdrücken in der Regel durch Zuweisung numerischer Werte zu definieren, damit im Retrieval Suchobjekte mit Treffern zu höher gewichteten Ausdrükken einer entsprechenden Rangfolge (-• Ranking) angezeigt werden. Ghostwriter (engl.: Geisterschreiber) ist jemand, der im Auftrag eines anderen (- Rauer Schnitt

GID -»Gesellschaft für Information und Dokumentation

Global System for Mobile Communication GSM

Gießerei -»Schriftgießerei

Glossar. Ein Glossar (griech.) ist eine geordnete Sammlung schwer verständlicher o.ä. Wörter, die einer Erläuterung bedürfen. Die Worterklärungen sind entweder als Definitionen gegeben oder lassen sich aus angeführten Textstellen entnehmen, (siehe auch -> Glosse)

Gießmaschine (Schriftgießerei). Maschine zum Gießen von Lettern. -> Schriftguss GIF (Graphic Interchange Format). Das GIF-Format gilt als das „Haus"-Format von ->· CompuServe für Grafikdateien und wurde speziell für den Online-Einsatz entwickelt. Es zeichnet sich durch eine hohe Komprimierungsdichte aus (zum Vergleich: Bitmap-Dateien im BMP-Format sind bei gleichem Inhalt durchschnittlich zehn mal bis dreißig mal so umfangreich wie GIF-Dateien). Der aktuelle Standard des GIF-Formats ist das sogenannte „89er-Format" und bietet verschiedene Möglichkeiten an, die das GIF-Format fur den Einsatz im -• WWW besonders interessant machen („interlaced"-Abspeicherung führt zu schichtweisem Aufbau; animierte Grafiken, transparente Farbe). Auf Grund seiner Charakteristik ist das GIF-Format für hochauflösende Grafiken wie Fotos oder fein strukturierte „Wallpaper-Hintergründe" weniger geeignet. Ideal ist das GIF-Format für Buttons, Dots, Bars, Symbole und Cliparts. (siehe auch — JPEG, BMP) Gill, Eric (1882-1940). Englischer Bildhauer und Buchkünstler. Er entwarf elf -» Druckschriften, darunter die Gill-Grotesk, betätigte sich als -» Buchillustrator und arbeitete für die Cranach-Presse. Girardin, Emile de (1806-1881). Französischer Publizist. Er gründete Unterhaltungszeitschriften und gab Almanache, Wörterbücher und Atlanten für den gebildeten Bürger heraus. Bedeutsam wurde seine Tageszeitung „La Presse" (gegr. 1836), die billiger und bunter als alle übrigen Zeitungen dieser Art war, zudem umfangreiche Anzeigenteile und hohe Auflagen hatte. Girardin verkaufte das Blatt 1856 an Mo'fse -> Millaud. Girardin gilt als einer der Begründer der -«· Massenpresse.

GKD

Normdatei

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Glosse. (1) Unter Glosse (griech.: Zunge, Sprache) verstand man bei den Griechen und Römern ein ungewöhnliches, schwer verständliches, veraltetes o.ä. Wort, für das eine besondere Erklärung notwendig war. Im Mittelalter wurde es üblich, unter Glosse auch die Worterklärung zu verstehen; man unterschied zwischen Glossen, die über den Textstellen standen (-• Interlinearglossen), und solchen, die am Rande eingetragen waren (Marginal- oder ->· Randglossen). (2) In der Umgangssprache ist Glosse eine spöttische, kritische Bemerkung, in der Publizistik eine knappe, oft polemische Meinungsäußerung zu einem aktuellen Ereignis („Randbemerkung"), (siehe auch ->• Glossar) GMDS. Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) ist der Berufsverband der Informationsfachkräfte im Bereich Medizin und Gesundheit. Golddruck. Als Golddruck wird mitunter die -> Handvergoldung im Gegensatz zur maschinellen Pressvergoldung bezeichnet. Goldener Schnitt. Der Goldene Schnitt (lat.: Sectio aurea = stetige Teilung) ist die Teilung einer Strekke derart, dass sich die Länge der ganzen Strecke zum größeren Teil verhält wie diese zur restlichem Teilstrecke. Angenähert ergibt sich ein Verhältnis von 3 zu 5 oder 5 zu 8. Dieses Teilungsverhältnis findet sich häufig in der Kunst und Architektur und kann 197

Goldenes Buch auch der Gestaltung eines Buches beim -> Layout oder ->· Buchformat zugrunde gelegt werden. Goldenes Buch. Das goldene Buch ist ein kostbar ausgestattetes Buch einer Stadt, Körperschaft u.ä., in das man hohe Besucher (Gäste) ihre Namen eintragen lässt, (siehe auch - Buchschnitt). Der Goldschnitt kam in der Zeit der Renaissance auf. Görres, Johann Joseph von (1776-1848.). Publizist. Auf Görres, der sich mit Fragen des Volkstums beschäftigte, geht die Bezeichnung Volksbücher zurück. Göschen, Georg Joachim (1752-1828). Verlagsbuchhändler. Er gründete 1785 in Leipzig die GJ. Göschen'sche Verlagsbuchhandlung. Göschen war einer der bedeutendsten Verleger der deutschen Klassik (u.a. Werke von Goethe, Schiller, Wieland, Klopstock). Der Verlag ging 1838 in den Besitz der Cotta'schen Buchhandlung über, verselbständigte sich aber wieder 1868. Er gab in der 1889 gegründeten „Sammlung Göschen" gemeinverständliche Werke aus allen Wissensgebieten heraus. 1919 ging die Göschen'sche Verlagsbuchhandlung mit anderen Verlagen in der Firma Walter de Gruyter auf. Gotico-Antiqua. Die Gotico-Antiqua (auch tat.: scriptura fere humanistica = fast humanistische Schrift [-• humanistische Minuskel] oder -> Petrarcaschrift genannt) war eine im 15. Jh. verbreitete -» Druckschrift, in der sich Formen der gotischen -• Minuskel mit Formen der Antiqua verbanden, d.h. sie nimmt eine Mittelstellung zwischen Gotisch und Antiqua ein (-> Bastardschrift). Die Gotico-Antiqua ist breiter und zeigt rundere Formen als die Minuskel. Sie ist im 14. Jh. in Italien, ebenso wie die ->• Rotunda, entstanden und wurde nach der handschriftlichen Vorlage die erste Werk- oder Brotschrift der -> Frühdrucker. Ihre Geltung im Frühdruck verdankt sie Peter -» Schöffer, der sie erstmals in dem 1459 erschienenen „Rationale divinorum officiorum", einem Handbuch über gottesdienstliche Gebräuche, des französischen Kirchenrechtslehrers Guillelmus Durandus (1237-1296) und auch in seiner 48-zeiligen Bibel von 1462 verwendete. Die Gotico-Antiqua blieb in den ersten zwei Jahrzehnten der Frühdruckzeit die vorherrschende Gebrauchs198

schrift, erhielt jedoch bei vielen Druckern mannigfache Varianten (z.B. bei Ulrich -• Zell), bis sie Mitte der achtziger Jahre des 15. Jh. von der Rotunda abgelöst wurde. Gotische Buchkursive -> Bastarda Gotische Minuskel. Im 12. Jh. werden dem Stilwandel Romanik-Gotik zufolge die runden Formen der -»karolingischen Minuskel durch fortschreitend eckiger werdende und in die Höhe gestreckte Formen, d.h. durch die gotische Minuskel abgelöst, deren einheitlich gestaltete Buchstaben ein ornamental wirkendes Schriftbild ergeben. Die im 13. bis 15. Jh. in Westeuropa verbreitete gotische Minuskel entsprach mit ihren gebrochenen Formen nicht dem romanischen Stilgefühl, so dass in Italien von ihr Varianten entstanden (-• Rotunda, Gotico-Antiqua). Eine prunkvolle Art der gotischen Minuskel wurde für liturgische Bücher verwendet und als -• Missalschrift, mitunter, vor allem ihre späteren Formen (ebenso wie die gotische Minuskel selbst), als Textura bezeichnet. Im späten Mittelalter bildete sich aus der gotischen Minuskel eine flüssiger zu schreibende Gebrauchsschrift, die Bastarda oder gotische Buchkursive. Gotische Schrift ist die Bezeichnung für drei verschiedene Schriftarten: (1) Wulfilaschrift (Ulfilasschrift). Sie ist eine nach dem Vorbild der griechischen -> Unziale unter Einfuhrung weniger Runenzeichen im 4. Jh. von - karolingische Minuskel durch Streckung des Schriftkörpers, Brechung der Schäfte, Verschmelzung benachbarter Buchstaben u.a. sich zur gotischen Minuskel entwickelte. Ihre mannigfachen Ausprägungen sind schwer auf einen Typus festzulegen. Man unterscheidet allgemein die -> Buchschriften von der kursiven

Grammatikalische Wortfolge Urkunden- und Geschäftsschrift. Mischformen aus beiden werden -» Bastarda genannt. Die vollkommenste Ausbildung der gotischen Buchschrift wurde in der kalligraphisch durchgeformten Textura oder Missalschrift erreicht, die seit dem 13. Jh. nördlich der Alpen vorherrschte. Im 14. Jh. bildete sich in Italien ein Duktus der gotischen Minuskel mit runden Formen, die Rotunda, und einer, der zur -> Antiqua neigte, die Gotico-Antiqua. In Deutschland gewann die Bastarda schon im 15. Jh. in der -• Schwabacher Schrift und zu Beginn des 16. Jh. in der Fraktur besondere Bedeutung. In Italien und Westeuropa dagegen verdrängten Antiqua und humanistische Kursive die gotische Schrift fast völlig. Gotter, Friedrich Wilhelm (1746-1797). Dichter. Er gab 1770-1775 mit Heinrich Christian -• Boie den ersten deutschen Musenalmanach (Göttinger Musenalmanach) heraus. Göttingische Gelehrte Anzeigen. Die literarischkritische Zeitschrift erscheint heute im 257. Jahrgang (Verlag -> Vandenhoeck & Ruprecht) und ist damit die älteste wissenschaftliche Zeitschrift des deutschen Sprachgebietes. Sie wurde 1739 als „Göttingensche Zeitungen von gelehrten Sachen" gegründet, 1753 von der Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen unter dem Titel „Göttingensche Anzeigen von gelehrten Sachen" übernommen und erschien ab 1802 mit dem heutigen Titel. 1944 stellte die Zeitschrift ihr Erscheinen ein; 1953 (207. Jg.) wurde sie als universales Besprechungsblatt neu gegründet. Gottsched, Johann Christoph (1700-1766). Gelehrter und Schriftsteller. Er gründete 1725 mit „Die vernünftigen Tadlerinnen" die erste deutsche -> Frauenzeitschrift. Goudy, Frederic William (1865-1947). Amerikanischer Schriftkünstler. Er gründete 1903 „The Village Press" (-• Privatpresse), die allerdings 1939 abbrannte und dabei die meisten von Goudys Arbeiten zerstörte. Darunter waren 75 der 100 Typen Goudys. Goudy lebte später in New York. Frederic Goudy ist bekannt für seine Schriften Oldstyle, Kennedy, Garamond, Deepdene und Forum. Er schuf insgesamt 116 Druckschriften. Graduale. Das Graduale (lat.) ist ein liturgisches Buch der römisch-katholischen Kirche. Ursprüng-

lich als Teil des -> Antiphonars verselbständigte es sich als Buch der Chorgesänge mit Text und Noten in der Messe. Der Name „Graduale" stammt vom Psalmengesang, den der Vorsänger auf den Stufen (lat.: gradus = Stufe) zum Altar vortrug. Das zumeist imposante Format dieser Werke erklärt sich daraus, dass die Chorsänger über eine gewisse Entfernung hinweg Texte und Melodien ablesen mussten. Das Großformat bot bei den alten Gradualen die Möglichkeit zu besonders reichem Buchschmuck. Dem Graduale entspricht in der lutherisch-evangelischen Kirche das -> Choralbuch. Graesse, Johann Georg Theodor (1814-1885). Bibliothekar, Literaturhistoriker, Bibliograph. Er wurde 1843 Bibliothekar König Friedrich Augusts II. in Dresden. Graesse war Verfasser des „Tresor de livres rares et precieux ou Nouveau dictionnaire bibliographique" (Dresden 1859-1869), einer bibliophil und wissenschaftlich orientierten internationalen Allgemeinbibliographie nach dem Vorbild von -> Brunet. Graf, Urs (1485-1527/28). Maler, Zeichner, Grafiker. Er trat auch als Buchillustrator hervor. Von Graf stammt die älteste datierte Radierung aus dem Jahre 1513. Grafische Benutzerschnittstelle. Die Usereingaben erfolgen durch Wahlen in Menüs oder direkte Manipulation von Icons (verschieben, löschen etc.) unter Nutzung von Zeigegeräten (Maus, Touchpad, Joystick etc.). Grammatikalische Wortfolge. Für die Einordnung der Sachtitel von Büchern in den -> Alphabetischen Katalog gibt es zwei Möglichkeiten: die grammatikalische oder die mechanische (gegebene) Wortfolge. Die Ordnung der Sachtitel nach der grammatikalischen Wortfolge liegt den Preußischen Instruktionen zugrunde, nach denen die für die Einordnung eines Sachtitels maßgeblichen -> Ordnungswörter nach grammatikalischen Grundsätzen ausgewählt werden. In der Regel ist das erste grammatikalisch unabhängige Substantiv das erste Ordnungswort; die weiteren Ordnungswörter werden nach der grammatikalischen Abhängigkeit bestimmt, wobei nur die wesentlichen Wörter, vor allem Substantive und Adjektive, berücksichtigt werden, z.B.: 2Deutsche 1 Literaturzeitung für 3Kritik der Sinternationalen 4Wissenschaft. Die meisten wissenschaftlichen

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Grandjean Bibliotheken in Deutschland haben lange Zeit die grammatikalische Ordnung in ihren Alphabetischen Katalogen angewendet. Grandjean, Philippe. Französischer Stempelschneider. Romain du Roi Grandville, eigentlich Jean-Ignace-Isidore Gerard (1803-1847). Karikaturist. Bezeichnend für seine Karikaturen sind Travestien: Menschen mit Tierköpfen, Tiere mit Köpfen bestimmter Personen. Er illustrierte außer satirischen Zeitschriften auch Werke von La Fontaine, Victor Hugo u.a. Granjon, Robert. Buchdruckerund Stempelschneider in Paris und Lyon, Schüler von Claude -» Garamond. Er schuf 1557 eine der französischen Kurrentschrift nachgebildete Druckschrift (-• Schreibdruckschrift, -> Civilite). Graphothek. Eine Graphothek (griech.) ist eine durch Kataloge erschlossene Sammlung grafischer Blätter (Originalgrafik oder Reproduktionen), die oft Teil einer Öffentlichen Bibliothek, eines Museums oder auch einer Wissenschaftlichen Bibliothek ist. (siehe auch -> Artothek) Gratispresse ist die Bezeichnung für periodisch erscheinende Druckwerke, die kostenlos verteilt und deren Herstellungskosten durch Anzeigen gedeckt werden. Abgesehen von seit längerer Zeit bestehenden Zeitschriften (Apotheken-Rundschau) sind in den 1990er Jahren Gratiszeitungen bzw. Verteilzeitungen entstanden, die einen redaktionellen Teil mit gewisser journalistischer Qualität bieten und den etablierten -> Tageszeitungen Konkurrenz machen. Graue Literatur. Für nichtkonventionelle wissenschaftliche Originalliteratur (außerhalb des Buchhandels erscheinende Forschungsberichte, -»• Reports, Kongress- und Tagungsberichte, Preprints, -> Dissertationen) sowie sonstige wissenschaftlich relevante Materialien (-> Kleinschrifttum von Organisationen, Behörden, Verbänden, Vereinen, Firmen, Gesetze, Verfugungen, Jahres- und Sitzungsberichte, Statistiken, Haushaltspläne, Normen, Patente u.a.) hat sich die Bezeichnung „graue Literatur" eingebürgert. Die graue Literatur ist im allgemeinen schwer zu erfassen und zu beschaffen, (siehe auch Quellenwerk) Gravelot, Hubert Francis (1699-1773). Buchillustrator und Maler. Viele seiner Werke zeugen von 200

höchster Meisterschaft, so die Kupferstichillustrationen zu Boccaccios „Decamerone" (1757), zu Rousseaus „Nouvelle Heloise", zu einer Racine- und einer Voltaire-Ausgabe u.a. Gravelot gilt als der erste Meister der Vignette. Grecs du roi (franz.) ist die Bezeichnung für eine griechische -> Druckschrift des Buchdruckers Robert -»Etienne (= Stephanus) in Paris, die Claude ->· Garamond geschnitten hat. Greg, Sir Walter Wilson (1875-1959). Englischer Literaturhistoriker. -> Buchwissenschaft Gren, Friedrich Albert Carl (1760-1798). Chemiker und Apotheker. Er gründete 1790 in Halle mit dem „Journal der Physik" die erste deutsche ->• Physikalische Zeitschrift. Grien -> Baidung Grieshaber, Η AP, eigentlich Helmut Andreas Paul Grieshaber (1909-1981). Maler und Grafiker. Er bevorzugte als Medium den großformatigen, abstrahierenden -> Holzschnitt. Er erneuerte nach dem Zweiten Weltkrieg den Holzschnitt und entwickelte ihn zum eigenständigen, monumentalen Wandbild. Die Monumentalisierung des Holzschnitts demonstrierte er mit der documenta-Wand für die documenta 1964 und in vielen Großbildern für öffentliche Bauten. Er trat ferner mit Farbholzschnitten hervor und illustrierte eigene und fremde Texte. Griffregister

Daumenregister

Grolier, Jean (1479-1565). Er war französischer Gesandter und Generalschatzmeister Franz I. von Frankreich in Italien, stand mit Aldus Manutius in Verbindung und war ein leidenschaftlicher Büchersammler. Er ließ seine Bücher zunächst in Italien, dann in Frankreich binden. Sie zeichnen sich durch äußerst kunst- und maßvolle Anordnung der Schmuckelemente, teils Vergoldetechnik, teils farbige Bemalung, aus. Nach dem Bibliophilen Grolier ist der Grolier Club benannt. Grolier Club. Der Grolier Club New York ist die älteste und größte Vereinigung von Bibliophilen und Grafiksammlern Amerikas. Er wurde 1884 gegründet und nach dem französischen Bibliophilen Jean -> Grolier (1489-1565) benannt, (siehe auch Bibliophilie)

Grundriss Großantiquariat. Das Großantiquariat ist ein Zweig des Buchhandels, der ausschließlich ->• Restauflagen bei den Verlagen aufkauft und sie als Partieartikel mit Hilfe von Katalogen und Prospekten durch Reisende und auf Messen an das -> moderne Antiquariat bzw. den Restbuchhandel, mitunter auch an Sortimentsbuchhandlungen verkauft. Groschenblatt. Ein Groschenblatt ist eine Zeitung zu einem niedrigen Preis, meist aber eine abwertend gebrauchte Bezeichnung für jedes Straßenverkaufsblatt (-• Boulevardpresse). Die Groschenblätter gehören zu den Konsumschriften, ähnlich wie die -»• Groschenhefte. Groschenhefte. Die Groschenhefte (Romanhefte, Bildhefte) haben sich mit der Entwicklung des Rotationsdruckes aus den unterhaltenden Zeitschriften des vorigen Jahrhunderts allmählich abgelöst und sind zu einer eigenen Spezies geworden: Sie sind einfach in der Herstellung, bescheiden im Umfang. Es handelt sich meist um Publikationen mit Heftung im Format DIN A5 oder mit Klebebindung. Die Bezeichnung Groschenhefte und Groschenroman stammt aus einer Zeit, in der sie lediglich einen oder mehrere Groschen kosteten. Heftromane finden sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in hohen Auflagen und meist als wöchentlich erscheinende Druckerzeugnisse auf dem Buch- und Zeitschriftenmarkt in den meisten Ländern Europas und in Nordamerika. In England und Nordamerika wurden sie als „Penny Dreadfuls" oder „Dime Novel" bezeichnet. Groschenromane hatten meist einen Umfang von 24 oder 32 Seiten, später auch von 50 bis 100 Seiten. Die Hefte waren teilweise reich illustriert. Auffällig war ein farbiges Titelbild, das eine dramatische Szene darstellte und mit einer reißerischen Unterzeile versehen war. Geschrieben wurden und werden sie meist von anonymen bzw. Pseudonymen Autorinnen und Autoren nach standardisierten Vorgaben je nach Genre. Es gibt sie in den verschiedensten Themenbereichen, so genannte Frauen-, Arzt-, Schicksals-, Heimat-, Kriminal- oder Wildwestromane. In der Regel handelt es sich dem Inhalt nach um Trivialliteratur mit einfachen sprachlichen Mitteln, was mitunter zur Einordnung des Genres als -»„Schundliteratur" fuhrt. Trotz dieser Ablehnung gelang es einigen Produkten, Kultstatus zu erringen (z.B. Buffalo Bill, Nick Carter, Perry Rhodan oder Jerry Cotton). Autoren, die mit Heftromanen zunächst ihr Geld verdienten sind u.a. Karl May, Hedwig Courths-

Mahler, Horst Bosetzky. (siehe auch -> Groschenblatt) Großdruckausgabe. Eine Großdruckausgabe ist ein in größerem -> Schriftgrad herausgegebenes Werk (meist eines bekannten Autors), um mit ihm besonders alte oder schlecht sehende Leser anzusprechen. Große Heidelberger L i e d e r h a n d s c h r i f t -» Manessische Handschrift Groß-Folio, -Oktav, -Quart

Buchformat

Großrechner Hardware Grosse, Henning (1553-1621). Buchhändler in Leipzig. Messkataloge Grossobuchhandel. Der Grossobuchhandel ist eine Form des Zwischenbuchhandels. Er erleichtert den Einkauf von Büchern vor allem kleineren Sortimentsbuchhandlungen und buchhändlerischen Wiederverkäufern; seine Funktion ist damit die gleiche wie die des Barsortiments, heute aber nur noch von historischer Bedeutung. Größte Bücher -• Buchseltsamkeiten Grotesk ist die Bezeichnung für eine zu Beginn des 19. Jh. in England entstandene Form der Antiqua. Sie weist eine gleichmäßig starke Strichführung auf und ähnelt darin der Egyptienne, unterscheidet sich aber von ihr durch das Fehlen der Füßchen (-+ Serifen); sie gibt also nur das Skelett der Buchstaben wieder (Skelettschrift). Insofern die griechischen und römischen Frühformen der Schrift die gleichen Charakteristika haben, wird die Grotesk auch als Stein-, Monumental-, Blockschrift u.ä. bezeichnet. Der Name „Grotesk" ist nicht unmittelbar verständlich. Groteskschriften werden auch für Auszeichnungszwecke verwendet. Die blockschriftartige Form der Grotesk kam den Bestrebungen nach Vereinfachung der Typographie in den zwanziger Jahren des 19. Jh. entgegen, so dass diese AntiquaSchrift verschiedene Neuschnitte erfuhr. Die bekanntesten sind - Beutelbuch Gutenberg, Johannes. Leben: Johannes Gutenberg wurde zwischen 1394 und 1399 als Sohn des Mainzer Patriziers Friele Gensfleisch zur Laden in Mainz geboren und nach seinem Geburtshaus „Zum Gutenberg" genannt. Zwischen 1434 und 1444 ist er mehrfach in Straßburg erwähnt, wo er technische Fertigkeiten erwarb (u.a. Edelsteinschleifen, Spiegelfabrikation, wobei fraglich ist, ob es sich hier um wirkliche Spiegel und nicht um die Herstellung von Büchern, wie dem „Speculum humanae salvationis" [Spiegel des menschlichen Heils], gehandelt hat). Spätestens seit 1436 beschäftigte er sich mit dem Problem des Buchdruckens. Seit 1448 ist Gutenberg wieder in Mainz urkundlich nachweisbar. Hier nahm er Kapital auf, um seine Druckversuche zu vollenden. Sein Geldgeber und Teilhaber war der Mainzer Bürger Johannes - Schöffer aus Gernsheim (Rhein), einem ehemaligen Bücherschreiber und Handschriftenhändler in Paris sowie ersten Mitarbeiter Gutenbergs, eine eigene Druckerei, die am 14.8.1457, wohl mit dem Material der Offizin Gutenbergs, den „Mainzer Psalter" (Psalterium Moguntinum) veröffentlichte, das erste in drei Farben gedruckte und mit voller Angabe der Firmenbezeichnung Fust und Schöffer erschienene Buch. Hier taucht zum erstenmal vereinzelt das bekannte Signet der beiden Geschäftsteilhaber auf. Nach Fusts Tod 1466 heiratete Schöffer dessen Tochter und führte die Werkstätte alleine weiter; sie war eine der bedeutendsten der Frühdrukkerzeit. Eines seiner Hauptwerke ist die 48-zeilige lateinische Bibel von 1462 (mit dem Druckersignet von Fust und Schöffer). Bis zu seinem Tode 1503 hat Schöffer über 300 Bücher gedruckt. Bildnis: Es gibt kein zeitgenössisches Bildnis von Gutenberg. Das älteste bekannte Gutenbergbildnis ist ein Kupferstich eines unbekannten Künstlers in einem 1584 in Paris erschienenen Buch von Andre Thevet über berühmte Leute (Vrais portraits et vies des hommes illustres). Werk: Gutenberg gilt als Erfinder der Buchdruckerkunst mit beweglichen -> Lettern und des Schriftgusses. Schon vor Gutenberg wurde gedruckt (-» Stempel- und Siegeldruck, -> Zeugdruck, Blockdruck). Das Kernstück von Gutenbergs Erfindung aber ist die Buchstabenvervielfältigung durch die Herstellung von Einzeltypen aus Metall. Dazu wurde für jeden Buchstaben (und jedes Zeichen) ein Stempel (eine - Druckverfahrens (siehe auch -> Coster-Legende). Das früheste bekannte vollständige Werk, das mit beweglichen Lettern aus Metall gedruckt worden ist (von einigen früheren Druckversuchen abgesehen), ist die so genannte 42-zeilige lateinische Bibel (B 42). Für Text und äußere Gestalt war bis in jede Einzelheit die zeitgenössische Prachthandschrift vorbildlich; gedruckt war sie mit einer der Textura nachgeschaffenen Schrift. In diesem „Buch der Bücher" nennt keine Schlussschrift den Meister, noch den Ort oder die Zeit der Entstehung. Nach dem heutigen Stand der Forschung ist die 42-zeilige Bibel um 1454-1456, jedenfalls nicht nach dem 15. August 1456 in Mainz gedruckt worden. Sie wird auch als Gutenbergbibel bezeichnet, da sie Gutenberg als Drucker zugeschrieben wird. Man nimmt an, dass höchstens 35 Pergamentexemplare und 150-165 Papierexemplare gedruckt worden sind. Von ihnen sind heute noch 46 Exemplare (34 auf Papier, davon 17 vollständig) und 12 auf Pergament (davon vier vollständig) erhalten. Jeder Druck der 42-zeiligen Bibel erforderte 340 Foliobogen von je 4 Seiten (einschließlich Verschnitt). Da jeweils nur zwei gute -> Bogen aus einer Kalbshaut geschnitten werden konnten, wurden für die 35 Pergamentdrucke dieser Bibel 6000 Kalbshäute benötigt; die 150 Papierdrucke erforderten 51 000 Bogen der Größe 412 χ 300 mm. Die Seiten wurden in zwei Spalten gesetzt. Jede Spalte umfasste (mit wenigen Ausnahmen) 42 Zeilen. Aus diesem Grunde spricht man von der 42-zeiligen Bibel. Die Gutenbergbibel ist im allgemeinen in zwei -• Folianten gebunden; sie hat einen Umfang von 1282 Folioseiten oder 2564 Spalten. Jede Spalte besteht aus etwa 1310 Buchstaben. Insgesamt wurden über 350 000 Buchstaben benötigt. Gutenberg verwendete eine tiefschwarze Druckfarbe. Die Initialen, Überschriften und Kapitelangaben sind von Hand ausgemalt. An dem Werk sollen zunächst vier, später sechs Setzer gearbeitet haben, und für die gesamte Bibel sollen mindestens 1282 Setzerstunden erforderlich gewesen sein (bei durchschnittlich 12 Stunden am Tag (siehe auch -> Kölner Chronik). Die Zuweisung sonstiger Drucke an Gutenberg als die nachstehend genannten ist umstritten. Seine frü203

Gutenbergbibel hesten Leistungen glaubt man in Kleindrucken zu sehen, als deren ältester das „Fragment vom Weltgericht" (Schilderung des Jüngsten Gerichts aus einem Sibyllenbuch um 1360) von 1445 gilt. Ihm schließen sich Drucke der zu dieser Zeit gebrauchten lateinischen Grammatik des Aelius -> Donatus (um 310-380) in 24 verschiedenen Ausgaben an, ferner ein „Astronomischer Kalender", gedruckt 1457/1458. Nach den Donat- und Kalenderdrucken wird die Urtype Gutenbergs Donat-Kalendertype genannt. Sie ist der besonders in Missalhandschriften der Zeit verwendeten -» gotischen Schrift, auch Textura genannt, nachgebildet. Sie ist auch die Type der Β 42, der Β 36 und des Mainzer Psalters. Zu den weiteren Donat- und Kalenderdrucken zählt man den „Türkenkalender" auf das Jahr 1455 (mahnt in kalendermäßiger Form an die durch die Eroberung Konstantinopels 1453 entstandene Türkengefahr), die „Türkenbulle" des Papstes Calixtus III. von 1455, ein „Provinciale romanum" (Übersicht über die Erzbistümer und Bistümer) von etwa 1456 und um 1458: ein Gebeteinblattdruck, ein Aderlass- und Laxierkalender, ein deutscher -» Cisiojanus und zwei Ablassbriefe von 1454/1455. Zweifelhafte Zuschreibungen sind der Mainzer Psalter, ein für die Stadt Konstanz bestimmtes Missale (Missale speciale Constantiense), ein zweiter großer Bibeldruck, eine auf 36 Zeilen gesetzte Bibel (B 36), 1457/1458 datiert, und das ->• Catholicon. Mainz, dessen Universität den Namen Gutenbergs trägt, ist seit 1900 Sitz des Gutenberg-Museums und seit 1901 der Gutenberg-Gesellschaft, die das -• Gutenberg-Museum unterstützt und in ihren Veröffentlichungen und im Gutenberg-Jahrbuch (seit 1926) die Geschichte des -»• Buchdrucks pflegt. Gutenbergbibel

Gutenberg

Gutenberg-Museum der Stadt Mainz. Das Gutenberg-Museum zu Ehren des Erfinders des Buchdrucks Johannes Gutenberg wurde 1900 in Mainz als ein Buchmuseum der Geschichte der Drucktechnik gegründet. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört (Bestände gerettet), 1962 als „Weltmuseum der Druckkunst" neu eröffnet. In ihm sind nicht nur Druckerzeugnisse, sondern auch Maschinen zu ihrer Herstellung zu sehen. Das Museum wird von der

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Stadt Mainz unterhalten. Angegliedert ist die „Gutenberg-Bibliothek". Gutenberg-Projekte. Unter nahezu identischem Namen existieren zwei Digitalisierungsprojekte, die sogenannte e-books (Elektronische Bücher) im Internet zum kostenlosen Downloading anbieten: (1) Das „Projekt Gutenberg" in Deutschland besteht seit 1994 und stellt klassische Literatur ins Netz, wobei jeder Interessierte Texte scannen und einsenden kann. Zu beachten ist dabei, dass die -» Urheberrechte des betreffenden Autors nicht verletzt werden; er muss vor mehr als 70 Jahren gestorben sein. Parallel zum Online-Angebot vertreibt der Anbieter auch DVDs, die die Texte des Projekts enthalten. Im Herbst 2006 enthielt das Angebot mehr als 90 000 Dateien mit ca. 500 000 Textseiten, 14 000 Gedichte, 1600 Märchen, 1200 Fabeln, 3500 Sagen sowie 1800 vollständige Romane, Erzählungen, Novellen. Pro Monat werden rund 6,3 Millionen Dokumente abgerufen. (2) Ein ähnliches, aber weit umfangreicheres internationales Projekt wird unter dem Namen „Project Gutenberg" von der Suchmaschine Google aus den USA betrieben. Es bietet 19 000 kostenlose e-books in vielen Sprachen an. So können z.B. 500 000 Buchseiten von Johann Wolfgang Goethe gelesen werden, wobei der „Faust" sowohl in der deutschen als auch in der englischen und finnischen Sprache zu erhalten ist. Monatlich werden mehr als 2 Millionen e-books von den Internet-Nutzern herunter geladen (Zahlenangaben von 2006). Bei diesem Projekt müssen ebenfalls die Urheberechte berücksichtigt, doch können bestimmte geschützte Werke in Auszügen gelesen werden. Das Unternehmen sieht sich mit einer Reihe von Klagen von Autoren konfrontiert, die ihre Urheberrechte in Gefahr sehen. Google arbeitet bei diesem Projekt u.a. mit den Universitätsbibliotheken Harvard und Oxford sowie der New York Public Library zusammen. Auf diesem Wege sollen in naher Zukunft mehr als 2,5 Millionen Bücher zugänglich sein. Gutzkow, Karl (1811-1878). Schriftsteller. Er begründete 1852 die -> Familienzeitschrift „Unterhaltungen am häuslichen Herd". G V L -»Verwertungsgesellschaften

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Habilitationsschrift. Eine Habilitationsschrift ist eine wissenschaftliche Arbeit, nach deren Anerkennung durch eine Universität der Verfasser die akademische Lehrbefugnis (lat.: venia legendi) erhält. Es können auch mehrere bereits publizierte Schriften für die Habilitation anerkannt werden. Ein Veröffentlichungszwang besteht im Gegensatz zur -+ Dissertation nicht. Hadernpapier. Die Papierindustrie unterscheidet nach der Stoffzusammensetzung Hadern- oder Lumpenpapier, -» holzfreies Papier und holzhaltiges Papier. Das Hadern- oder Lumpenpapier wird aus Abfallen von Geweben aus Leinen, Hanf oder Baumwolle hergestellt. Hadernpapier ist die feinste und teuerste Papierqualität und wird nur für feine Schreibpapiere, Urkunden verwendet (-• Dokumentenpapier). Hadernpapier vergilbt am langsamsten, zumal, wenn es tierisch geleimt ist (-> Leimung des Papiers), (siehe auch -> Papier) Hadlaub, Habloub, Johannes (um 1302-vor 1340). Schweizerischer Minnesänger. Er war ein Freund von Rüdiger Manesse, dessen reiche Liedersammlung er beschrieb. Haebler, Konrad (1857-1946). Inkunabelforscher. Er wandte in seinem Typenrepertorium der Wiegendrucke (1905-1924) eine wissenschaftliche Methode zur Herkunftsbestimmung von Inkunabeln an. Hahn, Philipp Matthäus (1739-1790). Evangelischer Pfarrer, Erfinder und Mechaniker. Er unterhielt in seinem Pfarrhaus eine feinmechanische Werkstatt, in der er ausgehend von seinem Interesse für die Astronomie Uhren mit astronomischem Bezug entwickelte. Er fertigte u.a. Taschenuhren, Sonnenuhren, Barometer, Blitzableiter und hydrostatische Waagen. Auch die Konstruktion einer Rechenmaschine, die bis zu 14-stellige Ergebnisse errechnen konnte, ist ihm gelungen. Hain, Ludwig (1781-1836). Inkunabelbibliograph. Er legte mit seinem Repertorium bibliographicum (1826-1838) eine wissenschaftliche Druckbeschreibung aller bis dahin bekannten Inkunabeln vor

und war damit ein Pionier der typohistorischen Forschung in Deutschland. Das Mammut-Unternehmen wurde 1895 von W. A. Copinger in London komplettiert. Halbband. Beim Halbband ist (im Gegensatz zum -> Ganzband) der -> Buchrücken (meist auch die Ecken) mit einem anderen Stoff als die Buchdekkel überzogen. Der -» Überzugsstoff der Deckel ist vielfach Papier. Die Bezeichnung des Einbandes richtet sich nach dem Überzugsstoff des Rückens (z.B. Halbleinenband, -> Halblederband). Halbfette Schrift ist eine -»Auszeichnungsschrift, die sich von der -» Textschrift oder mageren Schrift durch eine stärkere Linienführung unterscheidet, jedoch nicht die Stärke der fetten Schrift hat. Halbfranzband -• Franzband Halblederband. Der Halblederband ist ein Halbband, bei dem der Buchrücken und eventuell auch die Ecken der Buchdeckel mit -> Leder überzogen sind. (Abk.: Hldr.) Halbleinenband. Der Halbleinenband ist ein Halbband, bei dem der -> Buchrücken und eventuell auch die Ecken der Buchdeckel mit Leinen oder Mattgewebe überzogen sind. (Abk.: Hin. oder Hlwd. = Halbleinwand) Halbpergamentband. Der Halbpergamentband ist ein Halbband, bei dem der -> Buchrücken und eventuell auch die Ecken der Buchdeckel mit Pergament überzogen sind. (Abk.: Hpgt.) Halbunziale. Die Halbunziale ist eine spätantike Buchschrift, die durch Betonung der Ober- und Unterlängen bereits Züge einer Kleinbuchstabenschrift (Minuskelschrift) hat. Sie trat ab etwa dem 4. Jh. auf und war bis ins 8. Jh. neben der Unziale weit verbreitet; im 9. Jh. wurde sie nur noch als -» Auszeichnungsschrift verwendet, war aber Vorbild für spätere Neuschöpfungen. Halbwertszeit. Der Begriff der Halbwertszeit wird in der Szientometrie verwendet, z.B. bei der -> Zitatenanalyse, (siehe auch Verdopplungsrate) 205

Halbzeug Halbzeug heißt in der Papierfabrikation der reine Hauptrohstoff (Lumpen, -> Holzschliff u.a.), der in den -> Holländer kommt, um in ihm unter Zusatz von Füllstoffen, Leim usw. zum -• Ganzzeug gemahlen zu werden. Halm, Karl Felix Ritter von (1809-1882). Altphilologe und Bibliothekar. Er war 1856-1882 an der Münchener Hofbibliothek tätig. 1858-1881 ließ er zusammen mit Georg Laubmann einen Handschriftenkatalog erscheinen, der auf dem Katalog von Johann Andreas -» Schmeller aufbaute. Han, Ulrich. Deutscher Frühdrucker aus Ingolstadt. Er druckte seit 1467 in Rom, zunächst mit gotischen Lettern (-> Rotunda), dann in ->- Antiqua. Mit den „Meditationes de vita Christi" des spanischen Kardinals Juan de Torquemada (Johannes de Turrecremata) (1388-1468) von 1467 brachte Han das früheste holzschnittgeschmückte Buch Italiens heraus. Seine Presse erlosch 1479. (siehe auch ->· Musiknotendruck) Handapparat. (1) Ein Handapparat ist eine von einem Wissenschaftler zum persönlichen Gebrauch angelegte Sammlung von Spezialliteratur. (2) (Bibliographischer) Handapparat Bibliographischer Apparat, -> Handbibliothek. Handbibliothek. Eine Handbibliothek ist eine in einem Lesesaal einer -> Bibliothek zusammengestellte mehr oder weniger große Anzahl von Büchern, die fur die Benutzer frei zugänglich sind, aber nicht verliehen werden. Zu ihnen gehören in erster Linie allgemeine und spezielle -> Nachschlagewerke, -> Wörterbücher, -> Bibliographien und -> Biographien, Quellenwerke, Hand- und -> Lehrbücher, wichtige -> Fachzeitschriften. Die Allgemein- und die Fachbibliographien werden in vielen Bibliotheken zu einem sogenannten bibliographischen Handapparat (-> Bibliographischer Apparat) in einem gesonderten Raum aufgestellt, zu dem außer den Bibliotheksangehörigen auch die Benutzer Zutritt haben. Handbuch. Das Handbuch ist ein Nachschlagewerk, welches den Stoff eines bestimmten Gegenstandsbereichs systematisch und zusammenhängend auf breiter fachlicher Grundlage darstellt, die eine umfassende Orientierung gewährleistet. Durch Berücksichtigung von Geschichte, Theorien und Hypothesen bringt es den Fortschritt des behandelten 206

Wissensbereiches zur Geltung; die zahlreichen Literaturangaben in ihm verhelfen zum anschließenden SpezialStudium. Das Handbuch kommt durch das Zusammenwirken mehrerer Fachwissenschaftler zustande. Das ursprünglich für das Handbuch geltende Merkmal des handlichen Umfangs trifft heute kaum noch zu: Es zerfallt häufig in zahlreiche Bände und diese in Abteilungen und Teile oder in Abteilungen mit Bänden und Teilen. Das Wort „Handbuch" ist meist Bestandteil von Titeln. Handbuchbinderei heißt der handwerklich geführte (Klein-) Betrieb einer -• Buchbinderei. Handeinband nennt man den von Hand, zum Teil mit einfachen Geräten und Maschinen, hergestellten -» Bucheinband im Gegensatz zum Maschineneinband. Heute werden die Arbeitsvorgänge von Hand nur noch für bibliophile und einzeln anzufertigende Bände, z.B. -• Bibliothekseinbände, ausgeführt. Handelsbibliographie. Eine Handelsbibliographie (Buchhandelsverzeichnis) verzeichnet das im Handel erhältliche Schrifttum. (Buch-) Handelsbibliographien sind meist national begrenzt und werden von Buchhandelsfirmen (z.B. -> Kayser, -> Hinrichs, - Koch, Neff & Oetinger & Co., Koehler & Volckmar), von Buchhandelsorganisationen (-> Verzeichnis lieferbarer Bücher [V1B]) oder vom Staat herausgegeben. Handelsbücher -»Geschäftsbücher Handelszeitschrift -» Wirtschaftszeitschrift; -> Wirtschaftszeitung Handgefertigter Bucheinband Handgeschöpftes Papier

Handeinband

Handpapier

Handgeschriebenes Buch. Auch heute gibt es noch gelegentlich das handgeschriebene Buch, da Bücher nach dem Vorbild der mittelalterlichen Handschriften zu schreiben und zu vervielfältigen, immer wieder die Hersteller reizt. Handgießinstrument -* Gutenberg; -• Maschinenlochkarte) Bereits Ende des Mittelalters wurden Lochkarten als Informationsträger für mechanische Spielwerke benutzt, wobei Stifte, deren Stellung durch die Art der Lochung beeinflusst wurde, den Spielablauf auslösten. Auf dem gleichen Prinzip beruhen die automatischen Klaviere. Joseph-Marie Jacquard erfand den automatischen Webstuhl, der durch ein Band aneinandergenähter Papplochkarten gesteuert wurde. Auch Charles Babbage sah für seine Rechen-

maschine Lochkarten bzw. Lochkartenbänder zur Steuerung vor. Handpapier heißt das Papier, das im Gegensatz zum Maschinenpapier nicht auf der Papiermaschine hergestellt, sondern von Hand aus der Bütte (-• Büttenpapier) geschöpft wird, (siehe auch -» Papier) Handpresse. Die Handpresse ist die zuerst von Gutenberg konstruierte Druckpresse, die im Prinzip bis auf den heutigen Tag fast unverändert geblieben ist. Korrekturabzüge von Druckschriften sowie Probeabzüge von Holzschnitten, Kupferstichen u.ä., ferner sehr kleine Auflagen (-> Privatdruck) werden heute nicht mechanisch auf einer Druckmaschine gedruckt, sondern noch auf der Handpresse abgezogen. Handpressendrucke nennt man die auf einer ->· Handpresse hergestellten, besonders sorgfältig ausgestatteten Bücher und Einzelblätter. Neue Impulse für den Handpressendruck gingen nach der Erfindung der Schnellpresse als Gegenbewegung von den -> Privatpressen aus. Handsatz ist in der Drucktechnik der von Hand hergestellte -» Satz, im Gegensatz zum Maschinensatz. Handschrift. (1) Unter Handschrift wird in der Buchkunde das vor der Erfindung der Buchdruckerkunst handschriftlich angefertigte Buch in Form des -• Codex verstanden. Die ebenfalls handgeschriebenen Papyrusrollen werden dabei nicht einbegriffen. Mit der Entstehung und Geschichte der Handschriften befasst sich die Handschriftenkunde, mit ihrer Entzifferung die ->• Paläographie. Der größte Teil der erhaltenen Handschriften ist auf Pergament geschrieben, nur wenige auf Papyrus und die späteren, vom 14. Jh. an, mehr oder weniger auf Papier. Der Schreiber (Scriptor) schrieb mit Gänsefedern und verschiedenen Tinten und Farben. Besondere Textstellen, wie Überschriften, Anfangszeilen oder -buchstaben, wichtige Wörter und dgl. wurden gern mit roter Farbe geschrieben, unterstrichen oder ausgezeichnet. Dies besorgte der Rubrikator, der meist zugleich der Schreiber war. Ferner wurden die Handschriften mit -» Initialen und Miniaturen ausgestattet. Dieser Buchschmuck wurde von einer besonderen Berufsgruppe, den -> Illuminatoren oder -> Miniatoren ausgeführt. Das Titelblatt des gedruckten Buches fehlt der alten Hand207

Handschriftenkunde schrift. Anfang und Ende des Schriftwerks sind durch das Incipit und das - Biblioteca Vaticana), in den beiden Staatsbibliotheken Berlin und München, in Oxford (-» Bodleiana), London (-> Britisches Museum), Wien (-• Österreichische Nationalbibliothek), Moskau (-• Russische Staatsbibliothek) u.a. Die Handschriftenkunde erforscht die Handschriften besonders des Mittelalters bis 1500. Sie will aus Schrift, textlichen und materiellen Merkmalen Herkunft, Alter, Geschichte feststellen und sorgt für eine Beschreibung und Erschließung in Handschriftenkatalogen. Für die Benutzung der Handschriften sind heute Mikrofilme und Faksimileausgaben, auch elektronische Speicher von Bedeutung; sie ersparen dem Benutzer die Reise zum Aufbewahrungsort und gewährleisten eine Schonung des Originals. (2) Als Handschrift bezeichnet man auch die für den Druck bestimmte Niederschrift (-• Manuskript), schließlich (3) das vom Verfasser handgeschriebene Originalmanuskript (-• Autographen). Handschriftenkunde -»Handschrift Handsetzer -»Schriftsetzer Handsuche. Die -• Literatursuche, die mit Hilfe von gedruckten Literaturauskunftsmitteln (Büchern, Zeitschriften) durchgeführt wird, bezeichnet man als Handsuche im Gegensatz zur („Maschinen-") Suche in Literaturdatenbanken. Handvergoldung nennt man das handwerkliche Verzieren des -> Bucheinbandes mit Gold im Ge208

gensatz zur -> Pressvergoldung. Die Handvergoldung kommt nur bei kleineren Mustern zur Anwendung, bei denen der Druck der Prägestempel mit der Hand ausreichend ist. (siehe auch -> Vergoldung) Handwörterbuch. Das Handwörterbuch ist grundsätzlich dasselbe wie das Wörterbuch; nur zeichnet es sich durch eine kurze Fassung des Inhalts aus, um dadurch eine handliche Form des Buches zu gewährleisten. Es gibt jedoch heute auch mehrbändige Handwörterbücher. Hardcover ist die Bezeichnung für ein fest gebundenes Buch. Der Buchdeckel besteht dabei aus fester Pappe (und eventuell Überzugsmaterialien) und hat oft einen Schutzumschlag. Das Gegenteil zum Hardcover ist das preiswertere Taschenbuch (auch -> Paperback oder Softcover), das Buchdekkel aus dünnem Karton besitzt, (siehe auch -• Bucheinband) Hardcover-Einband (engl.) nennt man einen steifen („harten") Einband, meist mit Pappeinlage, im Gegensatz etwa zu den weichen Kartoneinbänden der Taschenbücher. Hardware (engl.: Metallwaren) ist der Sammelbegrifffür die maschinentechnische Ausrüstung (Bauelemente, Geräte) von - Datenverarbeitung und in der Vergangenheit dominierende klassische Mainframe verliert gegenüber den heutigen Rechnersystemen mit -»• Client-Server-Architektur immer weiter an Bedeutung. Seine einstigen Stärken, die Multitasking-/ Multiuserfahigkeit sowie die große Speicherkapazität, werden inzwischen von modernen -• Betriebssystemen auf PC-Basis und durch die immer größer werdenden Speicherkapazitäten heutiger Festplatten und sonstiger Speicher kompensiert. PCs und Workstations sind heute die dominierenden Computersysteme. Sie unterscheiden sich weniger von ihrer Rechnerarchitektur her, sondern vielmehr von der Leistungsfähigkeit einzelner Komponenten wie Prozessorgeschwindigkeit oder Speichergröße sowie im Bereich der Sicherheitsanforderungen. Ihr Einsatz ist entsprechend aufgeteilt: PCs in Form von größeren Desktop-Rechnern und

Hartwig den kleinen mobilen Notebooks dienen dem Endbenutzer. Die Workstations sind Hochleistungsrechner und werden hauptsächlich im Serverbereich eingesetzt. Hierbei gilt es meist eine bestimmte Funktion (z.B. als Web- oder Datenbankserver) zu erfüllen, die mit hohen Anforderungen an Leistungsfähigkeit und Sicherheit einhergeht. Aber auch in Bereichen, bei denen rechenaufwändige Anwendungen (z.B. Multimediaproduktion) erforderlich sind, kommen Workstations zum Einsatz. Neben der technischen Ausstattung unterscheiden sich PCs und Workstations auch aus Sicht der eingesetzten -»• Software. Betriebssystem und Softwarewerkzeuge (z.B. -» Datenbankmanagementsystem - DBMS) sind auf die jeweiligen Bereiche zugeschnitten. Die Hardwarekomponenten eines Computers können prinzipiell in den eigentlichen Rechner und die peripheren Geräte unterteilt werden (siehe auch -»• Rechnerarchitektur). Zentraler Bestandteil des Rechners ist die Hauptplatine (motherboard), auf der zahlreiche elektronische Bauelemente miteinander über einen Datenbus verbunden sind. Hier ist die Zentrale Recheneinheit (CPU), heutzutage selbst auf einer eigenen Prozessorkarte mit einem schnellen Zwischenspeicher (Cache) untergebracht, mit Speicherbausteinen und anderer Schnittstellenhardware (Festplattencontroller, Grafikkarte, Netzwerkkarte etc.), verbunden. In Hinblick auf den Prozessor unterscheidet man zwischen CISC- und RISC-Prozessoren, in Hinblick auf den Speicher zwischen flüchtigen Speichern (-• RAM - Random Access Memory) und festen Speichern (-»• ROM - Read Only Memory). Zu den Standardgeräten der Peripherie gehören im Eingabebereich Tastatur und Maus (bei Notebooks das Touchpad), und im Ausgabebereich -• Bildschirm, Drucker und Lautsprecher. Die Speichermedien können je nach Verwendung sowohl der Ein- als auch der Ausgabe zugerechnet werden. Hierbei gehören Festplatte, die mit einem schnellem Bus über einen Controller mit der Hauptplatine verbunden, sowie Disketten- und optische Laufwerke (-• CD-ROM, - Preußische Staatsbibliothek). Beraten wurde Harnack von dem Ersten Direktor Paul -> Schwenke, mit dem er den von August -»• Wilmanns eingeschlagenen Kurs fortsetzte, (siehe auch Erwerbung, abgestimmte) Hart. (1) Heinrich (1855-1906). Schriftsteller. (2) Julius (1859-1930). Schriftsteller. Die Brüder Heinrich und Julius Hart begründeten 1879 Kürschners Deutschen Literatur-Kalender und waren Herausgeber mehrerer Zeitschriften, von denen die „Kritischen Waffengänge" von großer Bedeutung für den Naturalismus in Deutschland waren. 1889 war Heinrich Gründungsmitglied der Freien Bühne. Er gehörte auch dem Friedrichshagener Dichterkreis an. Nach einem Zerwürfnis mit dem Kreis gründeten die beiden Brüder 1902 den Dichterkreis „Neue Gemeinschaft". Hartknoch, Johann Friedrich (1740-1789). Buchhändler in Riga und Mitau. Er war Verleger Kants, Herders und Hamanns. Sein Sohn Johann Friedrich Hartknoch (1769-1819) verlegte den Verlag nach Leipzig, wo er bis 1879 bestand. Hartknoch d.J. machte sich um die Entwicklung des deutschen Buchhandels verdient. Hartwig, Otto (1830-1903). Bibliothekar und Geschichtsforscher. Er war 1867-1876 an der Universitätsbibliothek Marburg, 1876-1898 Leiter der Universitätsbibliothek Halle; 1884 gründete er das Zentralblatt für Bibliothekswesen, schuf in Halle einen vorbildlichen Realkatalog und beriet Friedrich - • Althoff bei der Reform des preußischen Bibliothekswesens.

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Häubchen Häubchen. Um bei bibliophilen Büchern das Kapitalband vor Staub zu schützen, wird der Überzug des -> Buchrückens verlängert und schirmförmig über das Kapital gezogen. Dieses Verlängerungsstück, das sogenannte Häubchen, findet sich vor allem bei Leder- und Pergamenteinbänden. Hauptbibliothek, Hauptbücherei system

Bibliotheks-

Haupteintragung. Im - Alphabetischer Katalog und -» Standortkatalog. Hauptplatine ->• Hardware Hauptspeicher -• Speicher Haupttitel. Der Haupttitel ist der auf dem Titelblatt eines Buches stehende -• Titel. Er kann durch Untertitel, -• Vortitel, Nebentitel usw. ergänzt oder modifiziert werden. Der Haupttitel soll den Inhalt eines Buches eindeutig charakterisieren. Titel können -> Titelschutz genießen. Hausbuchbinderei. Die meisten Bibliotheken haben eine eigene Buchbinderei (Hausbuchbinderei), die jedoch in der Regel nicht groß genug ist, um alle anfallenden Bindearbeiten zu erledigen, sich vielmehr auf eilige Fälle und Reparaturen beschränkt. Hausbücher sind Ratgeber für Standardfragen, die sich jedem Menschen einmal stellen können. Gesundheit, Eheleben, Kinderpflege u.ä. sind ihre Themen. Zu den Hausbüchern zählt man auch die Kochbücher, den Hausatlas u.a. Hausfrauenzeitschrift ->• Frauenzeitschrift Haushaltsmittel der Bibliothek. Jede Bibliothek benötigt je nach ihrer Größe und Zweckbestimmung finanzielle Mittel (Haushaltsmittel, franz.-engl.: ein Budget oder franz.: einen Etat). Bis ins 19. Jh. hinein waren die Bibliotheken auf mehr oder weniger zufällige Sonderzuwendungen ihrer Unterhaltsträger und ebenso wenig beständige Einnahmen aus Gebühren, Stiftungen u.ä. angewiesen. (So wurde die 210

Kurfürstliche Bibliothek in Berlin auf sehr sonderbare Weise finanziert, nämlich mit Gebühren für Ehedispense und Heiraten unter Blutsverwandten sowie Geldstrafen für Lehnsfehler.) Und auch noch im ganzen 19. Jh. standen trotz der Erkenntnis von der Notwendigkeit regelmäßig fließender und ausreichender Geldmittel neben den mehr oder weniger zufälligen Sonderbewilligungen meist auch ungenügende feste Haushaltsmittel zur Verfügung. Erst mit der Schaffung des bibliothekarischen Berufs (-> Bibliothekar) änderte sich das, indem jetzt die für die personelle und sachliche Ausstattung der Bibliothek benötigten Mittel von ihrem Leiter errechnet, von dem zuständigen Unterhaltsträger festgesetzt und zu Beginn eines Haushaltsjahres der Bibliothek zur sachgemäßen Bewirtschaftung bereitgestellt wurden. Dieses Verfahren ist bis heute beibehalten worden, wenn es auch im Falle von Bibliotheken mit öffentlichen Körperschaften (Staat, Länder, Gemeinden) als Unterhaltsträger durch Instanzenwege verlängert worden ist. Zu beachten ist von den Bibliotheken das Haushaltsrecht (je nach Trägerschaft Bundes-, Landes- oder Gemeindehaushaltsordnung), die Abgabenordnungen, das Haushaltsgrundsätzegesetz sowie unter Umständen das Umsatzsteuerrecht. Hauswedell & Nolte. Buch- und Versteigerungshaus in Hamburg. Es wurde 1927 von Ernst L. Hauswedell (1901 -1983) gegründet und ist heute ein traditionsreiches, international agierendes Auktionshaus für Gemälde, Zeichnungen, Grafik, Skulpturen des 15.-19. Jahrhunderts, der Klassischen Moderne und Gegenwartskunst sowie für wertvolle Bücher, Handschriften, Autographen und dekorative Grafik. Auktionen finden jährlich im Frühjahr und Herbst statt. Hauszeitschrift Kundenzeitschrift (-• Anzeigen·, Haus-, Werkzeitschrift) Heber, Richard (1773-1833). Wohlhabender, bücherkundiger Engländer, der sich auf das Büchersammeln verlegt hatte. Hebers Bücherliebe entartete zu einer -> Bibliomanie. Seine durchaus wertvollen, nicht ohne Plan zusammengekauften Bücher standen in London, Oxford, Paris, Antwerpen, Brüssel, Gent und noch an einigen anderen Orten des Kontinents, die, dort über Bücheragenten erworben, in angemieteten Häusern gelagert wurden. Durch fehlende Ordnung und Zusammenfassung konnte die auf 150 000 bis 500 000 Bände geschätzte „Biblio-

Herausgeber theca Heberiana" nicht die ihr gebührende Geltung gewinnen. Hebers Büchermassen wurden nach seinem Tode in London von 1834 bis 1837 und in Paris 1836 versteigert. Heft ist die Bezeichnung für einen Teil eines ->• Lieferungswerks, der auch Folge, Band, Lieferung oder Faszikel genannt werden kann. Ein Heft kann ferner eine Druckschrift im Umfang weniger Bogen (z.B. Flugschrift) sein. Heften bedeutet: einzelne Lagen oder Druckbogen in sich und untereinander zum -» Buchblock verbinden. Man unterscheidet -> Fadenheftung, Klebeheftung und -> Drahtheftung. Letztere ist wegen des Durchrostens der Drahtklammern problematisch. Bei der Handheftung wird mit Faden auf Leinwand, bei der Maschinenheftung auf Gaze, bei schweren Bänden auf Gaze und Band geheftet. -* Bibliothekseinbände sind mit Faden auf Bänder zu heften, die quer über den Buchblockrücken gelegt sind, dort mitgeheftet werden und deren Enden auf den Innenseiten der -• Buchdeckel verklebt werden. Die Klebeheftung (Klebebindung), nach ihrem Erfinder Emil Lumbeck (1886-1979) auch Lumbecken genannt, ist eine fadenlose Klebeheftung mit Kunstharzklebstoff. Dazu wird der Buchblock auch am Rücken glatt beschnitten (so dass er aus losen Blättern besteht), nach jeder Seite aufgefächert und mit einem Kunstharzkleber bestrichen, der zwischen die Seiten eindringt und sie miteinander verklebt; auf dem Rükken wird zur Verstärkung ein Gazestreifen geklebt. Ein klebegebundenes Buch ist weniger haltbar als ein fadengeheftetes. Ein weiterer Nachteil der Klebebindung besteht darin, dass sie nicht beliebig wiederholbar ist, da jedes Mal der Buchblockrücken beschnitten werden muss. Das Lumbeckverfahren empfiehlt sich für nicht dauernd aufzubewahrende und weniger benutzte Bücher. Es wird deshalb viel bei Taschenbüchern, Telefonbüchern u.ä. angewendet. Heftlade. Die Heftlade ist ein Holzgestell, mit dessen Hilfe in der -> Handbuchbinderei der -> Buchblock geheftet wird. Heftmaschine. Eine Heftmaschine ist in der Buchbinderei eine Maschine, die gefalzte Papierbogen für Broschüren oder Bücher mit Drahtklammern (-> Drahtheftung) oder Fäden (-• Fadenheftung) zum ->• Buchblock verbindet.

Hegenbarth, Josef (1884-1962). Tierzeichner und Illustrator. Neben Max ->· Slevogt und Alfred Kubin ist er einer der bedeutendsten Illustratoren mit ausgeprägtem Sinn für das Groteske und Phantastische. Seine Vorliebe galt Märchen mit entsprechenden Themen. Heilsspiegel waren spätmittelalterliche -» Erbauungsbücher nach dem Vorbild des anonymen „Speculum humanae salvationis", einer Anfang des 14. Jh. wahrscheinlich von einem Dominikaner geschaffenen illustrierten Heilsgeschichte vom Sündenfall bis zum Jüngsten Gericht in lateinischer Reimprosa, (siehe auch -> Spiegel, ->• Speculum) Heine, Thomas Theodor (1867-1948). Maler und Zeichner. Seit 1895 widmete er sich den Buchillustrationen und dem Buchschmuck. 1896 gründete er mit Albert -» Langen den Simplicissimus, auf den er bis 1933 mit seinen zeitsatirischen Karikaturen bestimmenden Einfluss ausübte. Heinse, Johann Jakob Wilhelm (1746-1803). Dichter. Er wurde 1786 Vorleser, dann Bibliothekar beim Kurfürsten von Mainz, mit dem er 1794 vor den Franzosen nach Aschaffenburg flüchtete. (-> Buchwissenschaft) Heinsius, Wilhelm (1768-1817) Bibliograph. Er begründete und verlegte 1793-1798 das „Allgemeine Bücher-Lexikon", das in der 2. Auflage (18121894) die wichtigste Bibliographie für das gesamte 18. Jh. war. „Heinsius" ist die übliche Kurzbezeichnung für dieses Werk. Es ist die älteste Mehrjahresbibliographie für das deutschsprachige Schrifttum. Heliogravüre (griech.-franz.), Photogravüre ist ein 1878 von Karel Klic (Klietsch) erfundenes Verfahren zur Herstellung von Ätzungen auf Kupferplatten für den Handpressen-Tiefdruck (Kupferdruck). Bei ihm wird ein Diapositiv auf chromiertes Gelantinepigmentpapier kopiert, und diese Kopie wird auf eine mit angeschmolzenem Asphaltstaub bedeckte Kupferplatte übertragen. Die Platte kann durch unterschiedlich starke Bäder von Eisenchlorid leichter oder tiefer geätzt werden, wodurch die Halbtöne entstehen. Die Heliogravüre, der Vorläufer des heutigen - Zeitschrift u.a.) genießt neben dem üblichen Urheberrechtsschutz für die einzelnen Beiträge sein Herausgeber Urheberrechtsschutz, sofern die Auswahl und Anordnung der einzelnen Werke (Beiträge) eine persönliche geistige Schöpfung ist. Der Kompilator von -> Anthologien, -> Chrestomathien und sonstigen Sammlungen wird ebenfalls als Herausgeber bezeichnet. Haben diese Werke hinsichtlich der Auslese und Zusammenstellung ein eigenes Gepräge, so sind sie auch urheberrechtlich geschützt. Das gleiche gilt für kritische Ausgaben, -> Rezensionen, Regesten u.ä. Für Werke, in denen weder ein Verfasser noch ein Herausgeber genannt ist, gilt der -• Verleger als Herausgeber. Herbarius -> Kräuterbuch Hermann, Caspar (1871-1934). Er hat zunächst in den US A 1905 und dann nach seiner Rückkehr 1907 die erste Offsetmaschine (-> Offsetdruck) in Deutschland konstruiert. Hermeneutik. Unter Hermeneutik versteht man die Interpretationskunst, die Lehre vom Sinn- und Bedeutungsverstehen vorzugsweise von (theologischen, juristischen, literarischen) Texten, aber auch von Bildern und Kunstwerken etc. Auf der Grundlage älterer Arbeiten im 19. Jahrhundert durch Schleiermacher und Dilthey ausgebaute allgemeine Theorie und Methode der verstehenden Geisteswissenschaften im Unterschied zu den „erklärenden" Naturwissenschaften; durch Heidegger zur grundlegenden Methode der menschlichen Daseinsanalyse erhoben (existenziale Hermeneutik). Verstehen wird maßgeblich bestimmt durch das so genannte Vorverständnis, d.h. durch bestimmte Interessen, Einstellungen, Vorurteile, die den Interpreten beim Verstehen leiten. Verstehen und Auslegen werden erschwert durch die prinzipiell zwischen Autor, Text und Interpreten bestehende geschichtliche/lebensweltliche Differenz, die nicht vollständig aufgehoben werden kann. Die informationswissenschaftliche Hermeneutik als Bereichshermeneutik befasst sich mit Verstehensprozessen im Zusammenhang von Informationstätigkeiten, z.B. bei der Selektion und Inhaltserschließung von Informationsquellen, bei der Analyse von 212

Vorverständnissen, die der Konstruktion und Anwendung eines Ordnungssystems oder einer ->• Dokumentationssprache zu Grunde liegen, bei Rückgewinnung von Information aus kontextreduzierter Datenspeicherung im -»Retrieval, bei der Relevanzbestimmung von Suchergebnissen etc. Herstellender Buchhandel. Verlage sind die Unternehmen im Bereich des -> Buchhandels, die die Schriften eines Autors vervielfältigen und dem Publikum anbieten. Die Branche der -> Verlage wird als „Herstellender Buchhandel" oder „Verlagsbuchhandel" bezeichnet (Gegensatz: „Verbreitender Buchhandel", der den Weg von der Herstellung bis zum Kunden überbrückt). Das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm weist im Mittelhochdeutschen das Wort „verlegen" nach mit der Bedeutung „was man hinwegsetzt, an einen anderen Ort bringt". Weiter heißt es da: „Heute hat sich Verlag besonders im Buchhandel festgesetzt, wo es das Verlegen, das Hingeben der Kosten für die Herstellung und Vertreibung des Buches, Übernahme des Aufwandes für Herstellung eines Druckwerkes bedeutet." Ein -> Verleger ist demnach ein Unternehmer, der Werke der Literatur, Kunst, Wissenschaft oder Musik vervielfältigt und über den Handel verkauft. Er erwirbt das -* Manuskript eines Autors und sorgt für Druck und Produktion des Werkes, besorgt die Werbung und den -> Vertrieb. Im Börsenverein des Deutschen Buchhandels sind rund 1900 Betriebe organisiert, die ausschließlich oder überwiegend Bücher, Fachzeitschriften oder wissenschaftliche Zeitschriften verlegen. Herstellungskosten eines Buches. Die Herstellungskosten eines Buches setzen sich zusammen aus den Materialkosten (Papier, Einbandmaterialien), den Arbeitskosten für -» Satz, eventuell Anfertigung von Abbildungen (Zeichner, Fotograf, Klischeeherstellung), Buchkünstler (Grafiker), Druck und -• Buchbinderei. Zur Berechnung des -> Ladenpreises müssen auf die Herstellungskosten noch ein Anteil der Allgemeinkosten des Verlages (Löhne, Werbekosten u.a.), das Honorar des Verfassers, der Verlagsgewinn und der durchschnittliche Buchhändlerrabatt geschlagen werden. Herstellungskostenverleger -> Selbstkostenverleger Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel. Die Herzog August Bibliothek, als deren Gründungsda-

HI tum das Jahr 1572 gilt, ist eine an ->• Handschriften, -> Inkunabeln, Musikdrucken u.a. reiche Bibliothek mit angegliederter Forschungsstätte für Buchgeschichte. Ihr ging eine ältere Sammlung voraus, die Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (gest. 1589) angelegt hatte, die aber 1618 in die Universitätsbibliothek Helmstedt übergeführt wurde. Die neue Wolfenbütteler Bibliothek, die heutige Herzog August Bibliothek, begründete 1604 als Privatbibliothek der gelehrte Herzog August der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel (gest. 1666), der sein eigener Bibliothekar war, auf seinem Schloss Hitzakker; später wurde die Herzogliche Bibliothek nach Braunschweig und 1644 nach Wolfenbüttel verlegt. Die herzogliche Bibliothek hatte damals den Ruf, die reichste -> Büchersammlung Europas zu sein, was ihr auch den Beinamen „Achtes Weltwunder" einbrachte. Leiter der Bibliothek waren Gottfried Wilhelm Leibniz von 1691 bis 1716 sowie Gotthold Ephraim Lessing von 1770 bis 1781. Bedeutungsvoll war das nebenamtliche Bibliothekariat von Leibniz: Er erreichte die Bewilligung eines festen Etats, schuf einen alphabetischen Katalog und setzte einen Neubau durch, der 1706-1711 errichtet und 1723 bezogen wurde. Er war ein vielbewunderter ovaler Barocksaal mit Kuppel und Oberlicht, der Vorbild für die Lesesäle des Britischen Museums in London und der Kongressbibliothek in Washington wurde. Standen bislang alle Bibliotheksbauten im Verband mit anderen Institutionen (Universitäten, Kollegien, Kirchen, Klöstern, Schlössern, Bürgerhäusern), so ist er das erste selbständige deutsche ->· Bibliotheksgebäude nach dem Prinzip der -> Saalbibliothek. Er wurde 1881-1886 durch einen Neubau ersetzt. Der andere große Gelehrte, Lessing, verstand es, für seine Arbeit aus den Wolfenbütteler Bücherschätzen Nutzen zu ziehen. Als „Wolfenbütteler Digitale Bibliothek" stellt die Herzog August Bibliothek forschungsrelevante, besonders seltene, herausragende oder häufig genutzte Teile ihres Altbestandes über das Internet zur Verfügung. Alle digitalisierten Titel sind nicht nur hier, sondern, soweit es sich um selbstständige Drukke bzw. Monographien handelt, auch über den PICAOPAC erreichbar. Herzogliche Bibliothek Herzog August Bibliothek; Bayerische Staatsbibliothek Heterogenität. Strukturelle Heterogenität bezieht sich auf die Unterschiede in der Form der Speiche-

rung von Daten oder der internen Strukturierung von Daten. Die Sichtweise, die dabei eingenommen wird, ist die des Benutzers eines Informationssystems. Von Interesse ist ausschließlich die Sicht auf das Datenbankmodell, die Struktur der Datenbank oder auch der darin gespeicherten Daten, die dem Benutzer durch die Benutzungsoberfläche des -»• Informationssystems vermittelt wird. Technische Aspekte wie Datentypen, Feldlängen bleiben dabei außer Acht. Semantische Heterogenität resultiert aus unterschiedlicher ->· Formalerschließung und ->• Inhaltserschließung von Dokumenten. In der Praxis verwenden Informationsanbieter oft an ihre Bedürfnisse angepasste Indexierungsvokabularien, die sich in der Spezifität der Begriffe unterscheiden. Dies führt dazu, dass der Benutzer eine Anfrage nicht in unveränderter Form zur Suche in zwei Informationssystemen nutzen kann, sondern die Suchbegriffe zwischen den Vokabularen transformieren muss. Heymel, Alfred Walter (1878-1914). Schriftsteller und Verleger. Er war Mitbegründer der Zeitschrift „Die Insel" (-• Insel Verlag) und einer der Hauptforderer der modernen deutschen Buchkunst. Heyne, Christian Gottlob (1729-1812). Klassischer Philologe. Er war seit 1763 Professor an der Universität Göttingen und leitete von 1763 bis 1812 nebenamtlich die Universitätsbibliothek Göttingen. HI. Der Hochschulverband Informationswissenschaft (HI) wurde Ende der 1980er Jahre als Verein gegründet mit vorwiegend akademischer Ausrichtung und ist Veranstalter der alle zwei Jahre stattfindenden Tagungsreihe „Internationales Symposium für Informationswissenschaft". Der HI ist eine wissenschaftliche Vereinigung der auf den Gebieten informationswissenschaftlicher Forschung, Lehre und Praxis Tätigen und ist auf den europäischen Bereich bezogen. Durch diesen Hochschulverband wird auch in institutioneller Hinsicht Rechnung getragen, dass die Informatisierung unserer Gesellschaft nicht nur einen technischen Aspekt hat, sondern insgesamt eine gesellschaftliche Herausforderung darstellt. Die Informationswissenschaft berücksichtigt deshalb alle Aspekte des Informationsgeschehens, zum Beispiel kognitive, ökonomische, soziale und politische. Zu den wichtigsten Aufgaben des HI gehören die Stärkung der informationswissenschaftlichen Arbeitsgruppen für Forschung und Lehre an den Hochschu213

hie incipit len. Vor allem im universitären Bereich besteht weiterhin eine starke, auch z.B. vom Wissenschaftsrat monierte Diskrepanz zwischen dem unvollständigen Studienangebot bzw. der (vor allen in personeller Hinsicht) unzureichenden Ausstattung und der erheblichen Nachfrage von Seiten des Berufsmarktes nach wissenschaftlich ausgebildeten Informationsspezialisten. Weitere Aufgaben sind u.a. die Koordination der Ausbildungsgänge bzw. die Vereinheitlichung der Berufsbilder der Informationswissenschaft sowie die Organisation des wissenschaftlichen Austausches seiner Mitglieder. Dazu werden Fachkonferenzen und Workshops organisiert, Publikationen in der eigenen HI-Reihe angeregt und realisiert, neue Formen der elektronischen Information und Kommunikation über den Mail-Service iw-link und das WWW zur Verfugung gestellt sowie Arbeitsgemeinschaften eingerichtet, in denen die Mitglieder aktiv werden können. hic incipit -> Incipit Hierarchie. Eine Hierarchie ordnet Elemente eines Systems so, dass zwischen je zwei Elementen maximal eine Verbindung besteht. Hierarchien werden in der Regel von oben nach unten (z.T. auch von links nach rechts) als sogenannte „Bäume" dargestellt. Elemente können dann „nach unten" mit mehreren anderen Elementen verbunden sein, „nach oben" führt jedoch immer höchstens eine Verbindung (siehe auch - Begriff (Begriffshierarchien), bei Produkten (Teilehierarchien), in einem Bestand (-> Tektonik), Datenmodellen (Hierarchisches Datenmodell), Beschreibungslogiken (-• Terminologische Inferenz) oder etwa in Institutionen (Mitarbeiterhierarchien). Dokumentationssprachen, wie -> Thesaurus oder Klassifikation, sind überwiegend hierarchisch organisiert (siehe auch Hierarchische Relation), ebenso Verzeichnisse, (siehe auch WebKatalog/Verzeichnis) Hierarchische Relation ist die Beziehung zwischen zwei ->• Begriffen, bei der ein Begriff im Begriffsumfang den anderen umfasst. Dabei sind zwei unterschiedliche Formen zu unterscheiden: Die Abstraktionsrelation und die Bestandsrelation. Die 214

Abstraktionsrelation (auch: generische Relation) ist eine hierarchische Relation zwischen zwei Begriffen, von denen der untergeordnete Begriff die gleichen Merkmale wie der übergeordnete Begriff und mindestens ein weiteres aufweist (Beispiel: Die Begriffe LASTKRAFTWAGEN und PERSONENKRAFTWAGEN besitzen die gleichen Merkmale des Oberbegriffs KRAFTWAGEN, sind aber durch den Beforderungszweck spezifiziert). Die Bestandsrelation (auch: partitive Relation) ist eine hierarchische Relation zwischen zwei Begriffen, wobei die dem untergeordneten Begriff zugeordneten Gegenstände Bestandteile der dem übergeordneten Begriff zugeordneten Gegenstände sind (Beispiel: Die Teilbegriffe AUTOMOTOR und AUTOKAROSSERIE stehen zum Verbandsbegriff AUTO in einer partitiven Relation). Im -> Thesaurus werden die unterschiedlichen Relationen durch -* Begriffliche Kontrolle festgelegt und wie folgt gekennzeichnet: OBERBEGRIFF (Abstraktionsrelation; engl.: broader term generic) bzw. UNTERBEGRIFF (Abstraktionsrelation; engl.: narrower term generic), VERBANDSBEGRIFF (Bestandsrelation; engl.: broader term partitive bzw. TEILBEGRIFF (Bestandsrelation; engl.: narrower term partitive). Hierarchisches Datenmodell

Datenmodell

Hinrichs, Johann Conrad (1765-1813). Buchhändler und Verleger. Er war seit 1796 Teilhaber der Firma August Leberecht Reinicke & Johann Conrad Hinrichs, Leipzig, und seit 1801 Inhaber der Hinrichsschen Buchhandlung (später J.C. Hinrichs Verlag KG), Leipzig. Hinrichs ist der Begründer von -> Hinrichs Katalog 1851-1912, Leipzig 1875-1913. Hinrichs Katalog oder kurz „Hinrichs" ist die übliche Kurzbezeichnung für den von Johann Conrad Hinrichs 1797 herausgegebenen Halbjahreskatalog der im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher und den später aus ihm hervorgegangenen mehrjährigen Katalog 1851-1912, Leipzig 1875-1913. Den Anschluss bildet das Deutsche Bücherverzeichnis. Hintertreppenroman war eine um etwa 1880 aufgekommene Bezeichnung fur Romane, die einem einfachen Lesepublikum (Dienstboten) an der Hintertreppe verkauft wurden. Hirzel, Salomon. Buchhändler und Goetheforscher. Er war Buchhändler in Leipzig und schlug den Brü-

Höherer Bibliotheksdienst

dem Grimm vor, „die unfreiwillige musze auszufüllen und ein neues, groszes Wörterbuch der deutschen spräche abzufassen". Das Unternehmen begann 1852 und wurde zur Grundlage für die deutsche Philologie: Das Grimmsche Wörterbuch. Als sie beim Buchstaben F angekommen waren, schrieben sie eine Fußnote folgenden Inhalts: „Mit diesem satze muszte Jacob Grimm für immer die feder aus der hand legen". Salomon Hirzel gründete einen Verlag, der seit 1962 als „S. Hirzel Verlag" seinen Sitz in Stuttgart hat. Historie (griech.-lat., eigentlich: Wissen, Kunde) steht (1) veraltet für darstellende Geschichtsquellen (siehe auch — Annalen, — Chronik). (2) Im Mittelalter wurden Erzählungen, später auch die -> Volksbücher Historien genannt. Historienbibel. Als Historienbibel bezeichnet man eine volkstümliche erzählende Wiedergabe der — Bibel, oft durch apokryphe und profangeschichtliche Bestandteile erweitert und mit — Miniaturen versehen. Die Historienbibel geht auf Übersetzungen und Bearbeitungen der „Historia scholastica" des Petrus Comestor (1100-um 1179) zurück, die für den Schulbetrieb konzipiert war. Als biblisch-erbauliche Lektüre waren die Historienbibeln bis zur Erfindung des Buchdrucks verbreitet. Historisches Archiv — Archiv Hobby-Buch — Ratgeber Hochdruck ist die Bezeichnung für alle — Druckverfahren, bei denen die druckenden Teile gegenüber den nichtdruckenden hoch stehen und die tief gelegenen Teile von Farbe frei bleiben. Der Hochdruck ist die älteste Art des Druckens, die letztlich auf — Gutenberg zurückgeht. Im Gegensatz hierzu stehen -> Tiefdruck und — Flachdruck. In der Praxis wird der Hochdruck oft als -> Buchdruck bezeichnet. Hochschulbibliothek — Universitäts- und Hochschulbibliothek Hochschulschrift. Eine Hochschulschrift ist eine Publikation, die von einem an einer Hochschule Studierenden oder Beschäftigten aufgrund seiner Lernarbeit, Lehr- und Forschungstätigkeit erarbeitet wurde und als selbständige oder unselbständige Veröffentlichung gedruckt oder vervielfältigt und im allgemeinen nicht kommerziell vertrieben wird. Zu den

Hochschulschriften zählen die — Diplomarbeiten, — Dissertationen und — Habilitationsschriften, — Programm-Abhandlungen. Im weiteren Sinne gehören zu den Hochschulschriften neben den rein fachwissenschaftlichen Schriften Veröffentlichungen allgemeiner Natur, wie Personal- und Vorlesungsverzeichnisse, Satzungen, Chroniken u.ä. Hochschulverband Informationswissenschaft -HI Hofbibliothek. Die Hofbibliothek gehörte zu den wichtigsten Organen des fürstlichen Hofes, die sich aber nicht selten als eigene Behörde ablöste (z.B. Münchener Hofbibliothek, Wiener Hofbibliothek). Hofbibliothekar war die (Ehren-) Bezeichnung für einen am Hof regierender Fürstlichkeiten tätigen — Bibliothekar. Hofbibliothek München — Bayerische Staatsbibliothek Hofbibliothek Wien — Österreichische Nationalbibliothek Hofbuchhandlung war ein Titel, der von einem Fürstenhof einer Buchhandlung als Anerkennung für besondere Verdienste verliehen wurde. Hofdruckerei. Der Ausbau der Fürstenmacht konnte zur Vermehrung der Hoforgane führen, zu denen mitunter auch eine eigene Hofdruckerei gehörte. Zum Beispiel leitete Giambattista — Bodoni 46 Jahre lang die von dem Herzog von Parma errichtete Hofdrukkerei, die Stamperia Reale, die dem Herzog und seinem Hofkreis Bücher ihres Geschmacks drucken sollte. Hoffmann, Heinrich (1809-1894). Schriftsteller, Arzt. Er wurde besonders durch seine von ihm selbst illustrierten — Kinderbücher, vor allem den in fast alle europäischen Sprachen übersetzten „Struwwelpeter" (1845) bekannt. Hogarth, William (1697-1764). Malerund Kupferstecher. Er hat in seiner ihm eigenen gesellschaftskritischen Art (er geißelte das Leben der Rokokogesellschaft) als — Buchillustrator Hervorragendes geleistet. Mit seinen Kupferstichserien hatte er großen Erfolg und wurde zum Vorläufer der modernen Karikatur. Höherer Bibliotheksdienst — Bibliothekar

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Hohler Rücken Hohler Rücken. Ein hohler Rücken ist ein Buchrücken, der mit dem Rücken des Buchblocks nicht fest verbunden ist, im Gegensatz zum festen Rükken. Der hohle Rücken ist haltbarer als der feste Rücken (da beim Öffnen des Buches keine Spannung entsteht) und wird heute fast ausschließlich angewandt. Hohlschnitt. Als Hohlschnitt eines Buches bezeichnet man seinen nach innen gerundeten Vorderschnitt. Der Hohlschnitt ist nur bei runden Rükken möglich, da der - Speicherung von Daten, bei der die Daten auf Karten durch ausgestanzte Löcher verschlüsselt wurden. Dabei verbindet die Karte einen Stromkreis an den Stellen, an denen Löcher auftreten. Auf dieser Basis baute er dann eine Maschine, welche die „Datenkarten", auch -»• Maschinenlochkarte genannt, mittels dieser elektrischen Kontakte auslesen und die Löcher zählen konnte. Der Einsatz von Holleriths Maschine bei der Volkszählung im Jahre 1890 in den USA wurde zum bahnbrechenden Erfolg und bedeutete den Einzug von Datenverarbeitungsanlagen in 216

die Büros und Verwaltungen. Hollerith gründete daraufhin die Tabulating Machine Company, aus der später eines der bedeutendsten Computerunternehmen überhaupt wurde, die IBM (International Business Machines Corporation), (siehe auch -> Zuse) Holzfreies Papier. Die Papierindustrie unterscheidet nach der Stoffzusammensetzung -+ Hadernpapier oder Lumpenpapier, holzfreies Papier und holzhaltiges Papier. Holzfreies Papier besteht zum überwiegenden Teil aus „entholztem" Stoff, dem Holzzellstoff (Holzschliffgehalt: höchstens 5%). Wegen der langwierigen Herstellung des Holzzellstoffes ist das holzfreie Papier wesentlich teurer als das holzhaltige Papier, dafür aber auch entschieden haltbarer. Zudem vergilbt es weniger schnell, (siehe auch -> Papier) Holzhaltiges Papier. Die Papierindustrie unterscheidet nach der Stoffzusammensetzung Hadernpapier oder Lumpenpapier, ->· holzfreies Papier und holzhaltiges Papier. Holzhaltiges Papier hat einen Holzschliffgehalt von mindestens 6% (-• Zeitungspapier: ca. 85%). Je größer der Holzschliffgehalt ist, umso schneller vergilbt das Papier und wird brüchig. Für Bücher wird daher Papier mit einem niedrigen Holzschliffgehalt verwendet, (siehe auch Papier) Holzschliff nennt man zu kleinen Fasern zerschliffenes (zerfasertes) Holz, das ein wichtiger Rohstoff für die Papier- und Pappenerzeugung ist. Die Herstellung des Holzschliffs wurde 1844 von Friedrich Gottlob Keller erfunden, (siehe auch ~> Papier) Holzschnitt. Der Holzschnitt ist das älteste zur Illustration von Druckwerken verwendete Verfahren. Er trat jedoch schon vor Gutenberg im Holztafeldruck und im -> Reiberdruck auf. Zur Herstellung eines Holzschnitts wurde die Zeichnung auf einen etwa 2 cm dicken längs seiner Faserstruktur geschnittenen Holzstock (Langholz) übertragen, alsdann vom Formschneider so viel Holz ausgehoben, dass nur noch das druckende Bild erhaben auf dem Stock stehen blieb. Der eingefarbte Holzstock wurde mit der Hand oder einem Lederballen (Reiber), später mit der Druckerpresse abgedruckt. Der Abdruck wurde vom -» Briefmaler, später Briefdrucker genannt, koloriert. Dasselbe Verfahren konnte auch statt in Holz in Metall ausgeführt werden; so entstand der -» Metallschnitt, dessen Drucke sich von Holzschnittdrucken nur schwer unterscheiden. Zeigten die älteren mit Holzschnitten illustrierten Bücher nur

Homepage einfache Umrisszeichnungen, für die eine Bemalung gedacht war, so wurde im späten 15. Jh. versucht, durch abgestufte Binnenzeichnung dem Bild Tiefe und Schattierung zu geben, so dass die Kolorierung unnötig wurde. Dürer brachte diese Entwicklung zum Abschluss, wie überhaupt dem deutschen Buchholzschnitt die Mitwirkung namhafter Künstler (-• Dürer, -• Holbein, --> Cranach, Burgkmair) zugute kam. Um 1500 war der einfarbige Holzschnitt allgemein üblich, sei es als Schwarzdruck oder in der Form des Weißschnittes, der die in den Holzstock eingeschnittenen Linien weiß auf schwarzem Grund erscheinen ließ. Daneben standen die Bemühungen, mit mehreren Farben zu drucken. Sie beginnen bereits in der Gutenbergbibel (B 42) mit einigen Zeilen in Rotdruck und enden zunächst in den zweifarbig gedruckten Initialen des ->· Mainzer Psalters von 1457. Als erster griff den Farbdruck der Drukker Erhard Ratdolt (1447-1528; Venedig/Augsburg) durch den von ihm entwickelten Farbenholzschnitt wieder auf, indem er außer dem Holzstock für den Schwarzdruck weitere Holzplatten für Farben schnitt, die im Bilde die Farbflächen nebeneinander setzten. Er druckte damit nicht nur Initialen und Bordüren in Schwarz und Rot, sondern auch bildhafte Darstellungen. Da beim Holzschnitt die erhabenen Teile drucken, er, wie der Letterndruck, also ein Hochdruckverfahren ist, lag es nahe, zu seiner Verwendung als Illustration von gedruckten Büchern Bild und Text in einem Druckgang wiederzugeben. Der erste Drucker, der so seine Bücher illustrierte, war Albrecht -> Pfister in Bamberg (gest. um 1466). Weitere frühe Drucke mit Holzschnittillustrationen folgten in Augsburg bei Günther Zainer (gest. 1478) und in Ulm bei Johann Zainer (gest. nach 1527). Zu erwähnenswerten in Deutschland gedruckten Holzschnittwerken gehören ferner zwei illustrierte Ausgaben der niederdeutschen Bibel, die um 1478 bei dem Kölner Buchdrucker Heinrich Quentell (gest. 1501) erschienen, deren Holzstökke von dem Nürnberger Drucker Anton ->• Koberger (um 1445-1513) erworben und zum Schmuck der von ihm 1483 gedruckten deutschen Bibel verwendet wurden. Zu den besten illustrierten Drucken der Zeit zählten, ebenfalls aus der Offizin Kobergers, der „Schatzbehalter oder Schrein der wahren Reichtümer des Heils und der ewigen Seligkeit" von 1491 und die Weltchronik des Humanisten und Geschichtsschreibers Hartmann - Pleydenwurff fertigten die Bilder an. Die Freude am Holzschnittbuch in der Frühdruckzeit ist auch außerhalb Deutschlands in den europäischen Ländern festzustellen, die bald selbständige Stileigentümlichkeiten entwickelten. Auf den Originalholzschnitt, der im 17. und 18. Jh. durch den -> Kupferstich verdrängt wurde, griffen in der Folgezeit bis in die Gegenwart immer wieder vereinzelt Künstler zurück. Holzschnittbttcher

Blockbücher

Holzstich. Eine technische Neuerung des Holzschnitts führte der englische Grafiker Thomas -> Bewick (1753-1828) mit dem Holzstich ein. Bei ihm wird die Zeichnung in quer zu den Fasern geschnittenes Holz (Stirn- oder Hirnholz) mit dem Stichel gestochen. Da die Linien aus dem Holz herausgehoben werden, erscheinen sie im Abdruck weiß auf schwarzem Grund. Der Holzstich ermöglicht (ähnlich wie der Kupferstich) feinste Strichlagen und Tonwirkungen. Er wird, solange er die Linien sichtbar werden lässt, Faksimileholzschnitt, wenn er auf eine malerische Wirkung ausgeht, Tonschnitt genannt. Der Tonschnitt wurde im 19. Jh. für die Massenherstellung von Buch- und Zeitschriftenillustrationen verwendet, bis er durch die -> fotochemigraphische (fotomechanische) Reproduktion verdrängt wurde. Holztafeldruck. Vor der Erfindung Gutenbergs wurde von Holztafeln gedruckt. Hierzu wurden Bild und Text von Formschneidern aus einer Holztafel seitenverkehrt so herausgeschnitten, dass die drukkenden Teile erhaben stehen blieben. Nach Einfärben der Tafel und Auflegen eines angefeuchteten Papierblatts wurde dieses mit der Hand oder einem Stoff- bzw. Lederballen (Reiber) kräftig angerieben. So entstand ein Reiberdruck im Unterschied zu den erst seit dem 15. Jh. mit der Presse hergestellten Abzügen. Der Holztafeldruck auf Papier ist bereits im 8. Jh. in China bekannt. In Europa entwickelte er sich erst im 14. Jh. aus dem -• Zeugdruck. Der Holztafeldruck diente zur Herstellung von religiösen Bildern, Spielkarten u.ä. sowie des Blockbuchs. Home Computer -• Computer Homepage ist eine Start- oder Begrüßungsseite zum Angebot einer Person oder Organisation im -> Internet bzw. WWW, von der aus die anderen Seite über Links erreicht werden können. Auf der Home217

Homonym page wird dem Leser ein erster Eindruck von den Inhalten des Informationsangebotes vermittelt und auf die angebotenen Inhalte verwiesen. Homonym. Homonyme sind -• Bezeichnungen mit gleicher Form und unterschiedlicher Bedeutung. Sprachwissenschaftlich ist zu unterscheiden zwischen Homonymen, das sind verschiedene Bezeichnungen, die durch die sprachliche Entwicklung „zufallig" zur gleichen Zeichenfolge geworden sind. In der Regel liegen ihre Bedeutungen weit auseinander. Homonymie kann nur auf lautlichen Ebene vorliegen als Homophonie (Homophone: Lehre - Leere), nur auf der grafischen Ebene als Homographie (Homographe: Tenor - Tenor) oder auf beiden Ebenen (Tau, Reif usw.). Von Homonymen zu unterscheiden sind -• Polyseme, Bezeichnungen, die ausgehend von einer Bedeutung inzwischen unterschiedliche Bedeutungen entwickelt haben. Bei der Entwicklung eines Thesaurus werden die verschiedenen Bedeutungen von Homonymen und Polysemen durch -> Terminologische Kontrolle identifiziert und aufgelöst, sie können z.B. durch Identifikatoren ausgedrückt werden. Homonymkontrolle le

Terminologische Kontrol-

Honorar. Als Honorar (lat.) bezeichnet man die Vergütung eines Urhebers für seine geistige Arbeit. Beim Honorar für Bücher unterscheidet man zwischen Absatz-, Bogen- und Pauschalhonorar. Beim Absatzhonorar ist der Verfasser an dem laufenden Gewinn, aber auch am Risiko des Verlegers beteiligt, weshalb es meist etwas höher als die beiden anderen Honorararten angesetzt wird. Normalerweise beginnt dieses Stückhonorar mit fünf Prozent vom um die darin enthaltene Mehrwertsteuer reduzierten Ladenpreis, wobei Staffeln (z.B. bis 30 000 Exemplare fünf Prozent, bis 60 000 Exemplare sechs Prozent und sieben Prozent danach) üblich sind. Bogen- und Pauschalhonorar sind vom Umsatz abhängig. Beim Bogenhonorar wird die Vergütung des Verfassers nach dem Umfang des Buchs (Anzahl der -> Druckbogen) berechnet. Das Pauschalhonorar wird als einmalige Abfindungssumme an den Verfasser bezahlt; dieses System findet sich vor allem bei Herausgeberverträgen und bei Sammelwerken. Im Zuge der Einführung der Datenverarbeitung sind Voraushonorierungen für Auflagen nicht mehr üblich, vielmehr rechnen Verlage in bestimmten Abständen 218

(jährlich/halbjährlich) über jedes einzelne verkaufte Exemplar ab. Das Übersetzerhonorar, das bei deutschen Erstausgaben und fremdsprachigen Originalausgaben anfallt, wird meist ebenfalls in Form eines Pauschalhonorars gezahlt, wobei der Übersetzer einen Festbetrag pro Nonnseite erhält. Üblich ist auch eine sogenannte Bestsellerbeteiligung bei besonders erfolgreichen Titeln. Die Honorarsätze bewegen sich zwischen 5 und 8% bei Taschenbüchern, um 10% bei Hardcover-Titeln, bis zu 16% für Bestsellerautoren. Im Januar 2005 verständigten sich die Belletristikverlage und der -» Verband deutscher Schriftsteller darauf, dass 10% vom Nettopreis eines jeden verkauften Hardcover-Exemplars künftig als Honorar an den Autor eines Buches fließen sollen. Für Taschenbücher sollen die Autoren 5% erhalten. Honorare für Schriftsteller und Verfasser wissenschaftlicher Werke sind erst im 18./19. Jh. üblich geworden. Zuvor suchten sie, wenn sie nicht selbst vermögend waren, sich einen geistlichen oder weltlichen Gönner, der den Autor für eine gedruckte, zumeist mit Lobhudelei verbundene Widmung (-> Dedikation) mit Geschenken von unterschiedlichem Wert belohnte. Horaria

Stundenbücher

Hörbuch. Ein Hörbuch ist ein von einer oder mehreren Personen gesprochener beziehungsweise gespielter Text in beliebiger Form und beliebigen Genres, der auf einem beliebigen Trägermedium gespeichert ist. Hörbücher werden in der Regel von Hörbuchverlagen oder von Blindenbüchereien herausgegeben. Das Hörbuch als auditives Medium kann in Form einer Lesung, eines Hörspiels oder Features gestaltet sein. Das Hörbuch lässt die alte Tradition des Erzählens wieder aufblühen, die durch die Erfindung der Drucktechnik zurückgedrängt wurde. Bis in die 1970er Jahre sprach man von der „Sprechplatte", ab den 1980er Jahren von der „Hörspielkassette". Mitte der 1990er Jahre kam der englische Ausdruck „Audiobook" auf, der später durch „Hörbuch" ersetzt wurde. Die einzelnen Genres des Hörbuchs lassen sich je nach Betrachtungsweise unterschiedlich aufteilen. Analog zum Hörfunk lassen sich die drei Hauptgenres Lesung, Hörspiel und Feature unterscheiden. Der Buchhandel orientiert sich bei der Aufteilung von Segmenten am gedruckten Werk und unterscheidet: Belletristik (Romane, Erzählungen, Klassiker, Drama, Krimis und Thriller, Märchen

Hülleneinband und Sagen, Fantasy und Science Fiction, Kabarett und Humor), Lyrik, Sachbuch (Wissenschaft, Religion und Philosophie, Politik, Psychologie, Technik, Wirtschaft, Kunst, Geschichte und Zeitgeschichte), Ratgeber (Beruf und Karriere, Gesundheit). Derzeit gebräuchliche Trägermedien (früher auch Tonträger genannt) sind CD und DVD. Im Jahre 2006 waren in Deutschland rund 12 000 Titel lieferbar. Durch die Speicherung in digitalen Formaten sind Hörbücher auch über das Internet erhältlich. Hörbücher im MP3-Format können mit einem portablen MP3-Player abgespielt werden. Hörbücher unterliegen nicht der - Sonderpreise) Hörfunk bezeichnet die öffentliche Verbreitung von Tonprogrammen. Begonnen wurde in Deutschland im Jahre 1923 mit Hörfunksendungen. Heute konkurrieren kommerzielle und öffentlich-rechtliche Anbieter. Obwohl 99 Prozent aller Deutschen ein „Radio" besitzen, wird dieses Medium in der öffentlichen Wahrnehmung im Vergleich zu Fernsehen und elektronischen Medien vernachlässigt. Erwartet werden von den Hörern vor allem Musik, Nachrichten, Wetterbericht und Staumeldungen. Hortus sanitatis ->• Kräuterbuch Host. Ein Host (engl.: [Gast-] Wirt, sozusagen als eine Datenbanken beherbergende Einrichtung, Datenbankanbieter) ist jede größere Datenverarbeitungsanlage in einem Verbundnetz mit mehreren EDV-Anlagen. Hosts sind Datenbankanbieter, die aus den ->· Datenbasen recherchierfähige OnlineDatenbanken (siehe auch ->• Datenbank) erstellen und verwalten. Kommerzielle Hosts sind z.B. DIALOG, Datastar, FIZ Technik oder GBl. Diese Hosts bieten neben den Online-Datenbanken weitere Informationsprodukte wie CD-ROM, Intranet-Lösungen oder Datenbank-Schulungen an.

Hotelbibel. Mitunter werden in Hotelzimmern Bibeln ausgelegt. Die ersten Bibeln in Hotelzimmern wurden im November 1908 von den Gideons, einer religiös ausgerichteten Gemeinschaft von Handlungsreisenden, im „Superior Hotel" in Iron Mountain, Mont., USA, verteilt. Hrsg.

Herausgeber

HTML (Hypertext Markup Language) ist eine -»• Auszeichnungssprache für Hypertext und zwar für Dokumente im -• WWW und eine Untermenge von -> SGML. HTML weist (ursprünglich) keine direkten Attribute wie Schriftart, -färbe oder -große zu, sondern Strukturanweisungen für den Seitenaufbau und die Funktion der Elemente wie Überschrift, Tabellenkopf, hervorgehobener Text oder Bild und vor allem Hyperlinks zur Strukturierung von Hypertext. Wie der Benutzer die Seite sieht, bestimmt er über die Einstellungen in seinem -> Browser. Derzeit wandelt HTML zunehmend von einer Auszeichnungssprache mit logischen Anweisungen (wichtige bzw. große Überschriften oder ζ. B. hervorgehobenen Text) zu einem Instrument mit festlegbaren Formatierungen (definierte Schriftart, Größe, Farbe, Position), wie es bei jeder -> Textverarbeitung und beim Desktop Publishing (DTP) üblich ist. Gestaltungsmöglichkeiten fast wie bei Printmedien sind dabei von Vorteil, von Nachteil ist jedoch, dass HTML zunehmend seine Plattformunabhängigkeit verliert und browserspezifisch bzw. herstellerspezifisch wird, (siehe auch XML) Hubbard, Elbert (1856-1915). Schriftsteller und Künstler. Er gründete 1893 in East Aurora [Ν. Y.] die -> Roycroft Press. Hübner, Johann H. (1668-1731). Er war der Herausgeber des „Realen Staats- und Zeitungslexikons", Leipzig 1704, das der Belehrung über Gegenstände der Konversation, der gebildeten Unterhaltung dienen sollte. In ihm trat erstmalig die Bezeichnung -> Konversationslexikon auf. Hülleneinband. Der Hülleneinband ist ein doppelter Einband, bei dem außer dem normalen Einband noch eine Hülle um das Buch gelegt wird, deren an den Seiten überstehende Lappen einen Beutel zum Tragen bilden oder den Einbandstoff zum Schutz umschließen können. Die Hülleneinbände traten im späten Mittelalter bis ins 16. Jh. auf. Sie ähneln dem Beutelbuch. 219

Hülse Hülse

Buchhülse

Humanistische Kursive ->• Humanistische Minuskel; -> Antiqua Humanistische Minuskel. In Nachahmung der karolingischen Minuskel des 12. Jh., die irrtümlicherweise als Schrift der Antike angesehen wurde, schrieben im 14. und 15. Jh. die Humanisten eine eigene humanistische Schrift oder RenaissanceSchrift (humanistische Minuskel), die gegenüber der gebrochenen -> gotischen Schrift wieder Wert auf Rundungen legte und auch kursiv geschrieben wurde. Sie wurde zunächst als littera antiqua (lat.: alte Schrift) bezeichnet. Die humanistische Minuskel wurde als -+ lateinische Schrift fortgeführt und fand in der Druckschrift ihre Ausprägung als Antiqua und Antiqua-Kursive. Human-Übersetzung. Unter Human-Übersetzung wird die intellektuelle ->• Übersetzung eines Textes mit oder ohne maschinelle lexikalische Hilfen mit oder ohne Textverarbeitung verstanden (-• Maschinelle Übersetzung, Computergestützte Übersetzung). Humoristische Zeitschrift ->· Satirische Zeitschrift Hupp, Otto (1859-1949). Schriftkünstler, Maler, Heraldiker, Gutenbergforscher. Seine Hauptarbeiten liegen auf dem Gebiet der Heraldik. Er schuf mehr als 6000 Wappen und veröffentlichte mehrere Bücher über Heraldik. Die Buchreihe „Wappen und Siegel der deutschen Städte, Flecken und Dörfer" begann er 1895. 2800 seiner Wappenbilder wurden als Sammelkarten der Firma Kaffee HAG in den Jahren 1913-193 8 verwendet. Sein wichtigstes Wappen war das bayrische Staatswappen von 1923, das allerdings nach dem zweiten Weltkrieg durch eine modernisierte Version ersetzt wurde. Seine Arbeiten als Schriftdesigner führten u.a. zu den Schriften „Neudeutsch", Hupp-Gotisch, Hupp-Fraktur oder Hupp-Antiqua. Hurenkind heißt in der Druckersprache eine einen Absatz beschließende Einzelzeile am Anfang einer neuen Seite oder Spalte; sie wird beim Schriftsatz möglichst vermieden. Die korrekte typographische Bezeichnung für diesen Umbruchfehler lautet heute „Witwe". Die Herkunft der Bezeichnung Hurenkind in der -> Typographie ist nicht geklärt. Vermutet wird, dass in den Anfangszeiten des Buchdruk220

kes ein typographisches „Hurenkind" ebenso wie ein Kind mit einer Prostituierten als störender Unfall angesehen wurde. Vielleicht spielte auch der Umstand eine Rolle, dass ein reales Hurenkind häufig allein zurückgelassen wurde, (siehe auch -> Schusterjunge) Hybride Verschlüsselung -»· Verschlüsselung Hyperbasis ist eine -> Datenbasis, welche Inhalt und Struktur des -• Hypertext repräsentiert und recherchierbar macht. Zur Verwaltung von Hyperbases wurde ein spezielles -> Datenbankmanagementsystem entwickelt. Hyperlink - • Verknüpfung; -» Hypertext Hypermedia. Als Hypermedia bezeichnet man -» Hypertext, der Einheiten mit kontinuierlichen Medien (Animationen, Ton, Video) enthält. Hypertext bezeichnet eine nicht-lineare Organisationsform zur Darstellung von Wissen und zur Erarbeitung von Informationen. Hypertext beruht entscheidend auf der Idee der Verknüpfung heterogener, atomisierter Objekte. Im allgemeinen wird unter einem Hypertext eine elektronische textuelle bzw. multimediale Ansammlung verstanden, bei der der Nutzer mit Hilfe von Links nicht zum sequenziellen Lesen gezwungen ist, sondern selektiv und rasch nur die für ihn interessanten Informationen ansteuern kann. Die Hypertextstruktur kann z.B. in -» HTML dargestellt werden. (Informations-)wissenschaftlich präziser, werden in einem Hypertext Informationseinheiten (auch genannt: Knoten) atomisiert (Hypertextifizierung). Mit Verknüpfungen, den sogenannten Hyperlinks, können weiterführende Informationseinheiten verbunden werden, die dem Zugriff auf Informationen durch Matching und -• Hypertext auftretenden Gegenstände. Die simple Grundstruktur von Hypertexten —«• Knoten und Verknüpfung - ist im Prinzip ausreichend, um sehr komplexe diskursive Strukturen abzubilden. Verknüpfungen können Knoten entweder nur in einer Richtung oder bidirektional verbinden, sie können sogar mehrere Knoten gleichzeitig verknüpfen. Manche Hy-

Hypertextmodell pertextsysteme bieten die Möglichkeit, Verknüpfungen nach unterschiedlichen Kriterien zu unterscheiden. Dies kann durch Vergabe sinnvoller Etiketten geschehen oder durch die Zuordnung von eigenen Datentypen mit spezifischen Verhaltensausprägungen und Konsistenzregeln. Grundlagen der Unterscheidungen können sein: der Inhalt der verknüpf-

ten Knoten (Assoziation, Begriffserläuterung etc.); die rhetorische oder argumentative Funktion der verknüpften Knoten (Bestätigung, Widerspruch etc.); das Navigationsverhalten (Austausch von Inhalten, Pop-Up-Window, Fly-Out etc.) und Aktivierungsbedingungen (Mauseklick, Berühren mit dem Cursor, Ereignis aus einer Animationsfolge etc.).

221

I

ib. -> ibid. IBF

Internationale Buchhändlervereinigung

ibid., Abk. für: ibidem (lat.: ebenda) (auch Abk.: ib., ibd.), wird bei bibliographischen Zitaten gebraucht für: in derselben Quelle, in demselben Buch, am angeführten Ort. IBU -> Informationsverbund Buchhandel IBV -> Internationale Buchhändlervereinigung ICANN - TCP/IP ICD -> International Statistical Classification of Diseases and Health Related Problems Ickelsamer, Valentin (um 1500-nach 1537). Grammatiker. Er war Schulmeister in seiner Vaterstadt Rothenburg ob der Tauber. Mit seiner Schrift „Die rechte Weis auffs kürtzist lesen zu lernen" (um 1527) trat Ickelsamer als erster für die Lautiermethode ein, die statt der schwerfälligen Buchstabiermethode nicht von dem Namen der Buchstaben, sondern von deren Lautwert ausgeht (siehe auch -> Fibel). Seine „Teutsche Grammatica" (um 1534) ist die erste deutsche Grammatik. I-Commerce (Internethandel) bezeichnet den Teilbereich des E-Commerce, der sich des -> Internet als technologischer Basis für elektronische Märkte bedient. Im Allgemeinen ist dies heutzutage der Fall, wenn von E-Commerce gesprochen wird, da sich das Internet zum technologischen Standard für elektronische Märkte entwickelt hat. IDEA (International Data Encryption Algorithm) -> Verschlüsselung Idiotikon (griech.) steht veraltet für - Institut für Dokumentationswesen IFLA. Die IFLA (Abk. für engl.: International Federation of Library Associations) ist der internatio222

nale Verband der bibliothekarischen Vereine und Institutionen und wurde 1927 gegründet. Ihr Ziel ist die weltweite Förderung der Entwicklung hochqualitativer Bibliotheks- und Informationsdienste aller Art. Sie ist eine politisch neutrale, nicht staatliche Organisation mit fast 1700 Mitgliedern in mehr als 150 Ländern. Zu den Mitgliedern zählen internationale und nationale Bibliotheksverbände, Bibliotheken und bibliothekarische Einrichtungen im privaten und öffentlichen Bereich. Die IFLA verfolgt ihre Ziele u. a. durch die Publikation einer Zeitschrift, von Richtlinien, Berichten und Monographien zu einer großen Vielfalt von Themen. Die IFLA organisiert weltweit Workshops und Seminare, um die berufliche Praxis zu fordern und das Bewusstsein für die wachsende Bedeutung der Bibliotheken im digitalen Zeitalter zu stärken. All dies geschieht in Zusammenarbeit mit einer Reihe anderer nicht staatlicher Organisationen, Mittelgeber und internationaler Stellen wie der UNESCO und der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO). Die Arbeit der IFLA in Deutschland wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der -> Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Sie fordert neben ihren Kernaufgaben in der Grundlagenforschung auch die Entwicklung des wissenschaftlichen Bibliothekswesens. Ihne, Ernst von (1848-1917). Baumeister, Hofarchitekt. Er baute die Preußische Staatsbibliothek, Berlin (1914). IIB. Das Institut International de Bibliographie (IIB) in Brüssel wurde 1898 von Paul Otlet und Henry -> La Fontaine gegründet. Ziel war es, das Weltrepertoire des gesamten Schrifttums zusammenzustellen. HD. Das Institut International de Documentation (HD) ging aus dem Institut International de Bibliographie (-> IIB) 1931 hervor und führte das „Repertoire Bibliographique Universel" (-• RBU) fort, welches dann in der Mitte der 1930er Jahre eingestellt wurde, nachdem es bereits 40 Millionen Einträge umfasste.

Imprimieren ik. Der Informationsring Kreditwirtschaft (ik) in Frankfurt am Main wurde 1970 gegründet als Forum für Mitarbeiter der Informationsstellen deutschsprachiger Kreditinstitute. Iiiig, Moritz Friedrich (1777-1845). Er führte 1806 die Harzleimung des Papiers ein (-> Leimung des Papiers). Illuminator (lat.) hieß ursprünglich der Buchmaler (-> Buchmalerei) im Mittelalter. Der Unterschied zum -> Miniator wurde allmählich fließend, und ab dem 13. Jh. wurden beide Bezeichnungen gleichbedeutend gebraucht. Illustration ->• Buchillustration Illustrierte. Die Illustrierte (Abk. für: Illustrierte Zeitschrift) ist eine wöchentlich, auch zweiwöchentlich erscheinende Druckschrift mit bebilderten Nachrichten, Berichten und Unterhaltungsbeiträgen (-• Feuilleton, Kurzgeschichte, -> Fortsetzungsroman u.a.). Im allgemeinen Sprachgebrauch zählen auch Frauenzeitschriften, -> Programmzeitschriften (Rundfunkzeitschriften) u.ä. zu den Illustrierten. Ursprünglich war für die Illustrierte, so zwischen 1845 und 1945, die aktuelle und universelle Berichterstattung kennzeichnend. Sie ging mit der Ausbreitung des Fernsehens zurück, während die Unterhaltung zunahm. Die „Illustrirte Zeitung" (auch: „Leipziger Illustrirte Zeitung"), Leipzig 1843-1944, war die erste deutsche aktuelle illustrierte Zeitschrift. Sie wurde von dem Verleger Johann Jakob -+ Weber (1803-1889) gegründet, der auch der Herausgeber des Pfennig-Magazins war. Immerwährender Kalender ist die Bezeichnung für eine Tabelle, der man die Wochentage für jeden einzelnen Tag innerhalb eines sehr großen Zeitraumes entnehmen kann, (siehe auch Kalender) imp.

Imprimatur

Impact Factor. Der Impact Factor wird durch Zitatenanalyse ermittelt. Er ist ein Maß für die Häufigkeit, mit der ein durchschnittlich zitierter Aufsatz in einer Zeitschrift in einem bestimmten Jahr zitiert wird. Es werden dabei alle Zitationen der -> Zitierungsregister des ISI (Science Citation Index, des Social Science Citation Index und des Arts and Humanities Science Citation Index) in einem bestimmten Jahr, die auf eine Zeitschrift entfallen, geteilt durch die Zahl der darin erschienenen Aufsätze in den beiden vorhergehenden Jahren.

impr.

Imprimatur

Impressum (lat.: das Eingedruckte), Druckvermerk ist die bei Druckwerken pressegesetzlich vorgeschriebene Angabe von Verlag, Druckerei, oft auch Buchbinderei, Herkunft des Papiers, Papiersorte, Schrifttype, dem für die typographische Gestaltung, den Einband und Umschlag verantwortlichen Künstler, beim Selbstverlag auch dem Verfasser oder Herausgeber, bei Periodika zusätzlich von dem oder den verantwortlichen Redakteuren. Beim Impressum stehen auch der Copyright-Vermerk und in der Regel auch die -> ISBN bzw. die -> ISSN. Das Impressum findet sich auf der Rückseite des Titelblatts oder am Schluss des Buchs. Die Pflicht zum Abdruck des Impressums ist unterschiedlich strikt. Während bei Büchern eingeschränkte Pflichten bestehen, müssen bei anderen Druckerzeugnissen, insbesondere bei Zeitungen und Zeitschriften, so genannte „Verantwortliche im Sinne des Pressegesetzes" (oft mit v.i.S.d.P. abgekürzt) benannt werden. Für Filme, Hörfunk- und Fernsehsendungen, Videokassetten u.ä. gelten die Vorschriften über das Impressum entsprechend. Die frühere Form des Impressums war das -> Kolophon. (siehe auch Druckvermerk) Imprimatur. Das Imprimatur (lat.: imprimatur = es werde gedruckt) ist (1) die kirchliche Druckerlaubnis, und zwar die nach dem katholischen Kirchenrecht erforderliche Druckerlaubnis seitens des Heiligen Stuhls bzw. der zuständigen Bischofskonferenz für Bibelausgaben und -Übersetzungen, - Auflagendruck erteilt wird. (3) Imprimatur (1930 ff.) ist der Titel einer bibliophilen Zeitschrift, die heute unter dem Titel „IMPRIMATUR - Jahrbuch für Bücherfreunde" von der Gesellschaft der Bibliophilen herausgegeben wird und sich an Sammler, Bücherfreunde und Buchliebhaber wendet. Imprimieren (lat.: imprimere = eindrucken, aufdrucken) bedeutet: das -> Imprimatur erteilen. 223

Imprint

in albis (lat.: in Bogen) ist die Bezeichnung für die Form, in der bis ins 19. Jh. die Bücher auf den Markt kamen, nämlich in rohen, ungefalzten Bogen. Diese ließ man sich nach individuellem Geschmack binden. Die Bogen wurden in Holzfässern transportiert.

greifen auch auf linguistische Methoden zurück, seltener auf wissensbasierte. Die Syntax von Indexierungssprachen ist meist nur schwach ausgeprägt: Bei der gleichordnenden Indexierung fehlt jegliche Syntax; die Index-Termini werden unabhängig von ihrem Niveau und ihren inhaltlichen Zusammenhängen gleichrangig zugeordnet. Dagegen wird bei der strukturierten Indexierung mit ->• Gewichtung der Index-Termini (-• Kopplungsindikator oder -> Rollenindikator) gearbeitet. Indexieren erfüllt den Zweck der inhaltlichen Repräsentation von Dokumenten durch -• Metadaten mit dem Ziel, sie für das Retrieval such- und findbar zu machen. Unterschieden werden Extraktionsverfahren, die Terme aus dem Dokument (evtl. in bearbeiteter Form) übernehmen und Additionsverfahren, die eine Repräsentation des Inhalts von Dokumenten durch sprachliche Elemente einer Indexierungssprache vornehmen.

Inauguraldissertation -> Dissertation

Indexierungsbreite -> Indexierungsmaße

Incipit. Die mittelalterlichen Handschriften und die Frühdrucke haben noch kein Titelblatt. Vielmehr beginnt der Text des Buches gleich auf der ersten Seite, in lateinischen Werken meist mit dem Wort „incipit" (lat.: es beginnt) oder den Worten „hic incipit" (lat.: hier beginnt); bei deutschen Büchern liest man oft: „Hier beginnt"... oder „Hier hebt an"... Das Incipit, wie auch der ganze Einleitungssatz genannt wird, ist vielfach durch besondere Schrift oder Farbe hervorgehoben, (siehe auch -» Explicit)

Indexierungsgenauigkeit

Imprint (engl.: Abdruck, Aufdruck) bedeutet bei einem englischsprachigen Buch ursprünglich die Angabe zu Autor und Herausgeber, also der Druckvermerk bzw. das -> Impressum. Als Imprint-Verlage werden Tochterunternehmen innerhalb größerer Verlagsgruppen bezeichnet, die oft nur noch als Markennamen auf dem Titelblatt auftauchen, aber nicht mehr eigenständig operieren. Im Großkonzern ermöglicht der Imprint- oder Label-Verlag dem Mutterhaus, unterschiedliche Werbeplattformen zur Verfugung zu stellen.

Index (lat.: Anzeiger) ist die Bezeichnung für Register und alphabetische Verzeichnisse jeder Art (Namen-, Titel-, Schlagwortverzeichnisse u.a.) am Ende eines Buches oder als eigener Band, (siehe auch -> Register) Indexierung. Als Indexierung bezeichnet man Verfahren, Methoden und Prinzipien der Inhaltserschließung von Texten (- Stichwort) genannt, wenn sie den Texten direkt entnommen werden, Schlagwörter (-• Schlagwort), wenn sie einer Schlagwortliste entnommen sind, und -• Deskriptor, wenn sie einem geordneten und strukturierten Vokabular (z.B. -» Thesaurus) entstammen. Intellektuellen Verfahren geht eine -»Inhaltsanalyse voraus. Automatische Indexierung benutzt im wesentlichen statistische Textinformation, fortgeschrittenere Verfahren 224

Indexierungsmaße

Indexierungskonsistenz -> Indexierungsmaße Indexierungsmaße. Zur Beurteilung und Evaluierung von Indexierungsmethoden und -verfahren existieren die folgenden Kriterien: Unter Indexierungsspezifität oder Indexierungsgenauigkeit versteht man den Grad, in dem Index-Termini eine Dokumentarischen Bezugseinheit bzw. ihren Inhalt repräsentieren. Die Indexierungstiefe stellt die Kombination von Indexierungsbreite (also der Anzahl der zugeteilten Index-Termini) und deren Spezifität dar; eine hohe Indexierungstiefe liegt dann vor, wenn die vergebenen Index-Termini den fachlichen Inhalt des Dokuments sehr spezifisch abdecken. Bezogen auf die Übereinstimmung verschiedener Indexierungen in Hinblick auf dieselbe -»Dokumentarische Bezugseinheit spricht man von Indexierungskonsistenz, wobei unterschieden wird zwischen der Intra-Indexiererkonsistenz (der Übereinstimmung einer Indexierung von demselben Indexierer zu verschiedenen Zeitpunkten) und der Inter-Indexiererkonsistenz, die das Maß der Übereinstimmung bei verschiedenen Indexierern bedeutet. Indexierungsspezifität -> Indexierungsmaße Indexierungstiefe

Indexierungsmaße

Index librorum prohibitorum. Der Index librorum prohibitorum (lat.), Kurzbezeichnung: Index,

Information ist ein Verzeichnis der von der römisch-katholischen Kirche verbotenen Bücher. Der erste römische Index wurde 1557 gedruckt, aber nicht veröffentlicht. Zweck dieses Verzeichnisses war es, das Lesen von Büchern mit „Irrlehren", Kirchenkritik oder unsittlichem Inhalt zu unterbinden. Die erste publizierte Ausgabe stammt aus dem Jahre 1559, die letzte amtliche Ausgabe von 1948 mit Ergänzungen bis 1961. 1966 gab der Vatikan bekannt, dass er keine weiteren Ausgaben veröffentlichen werde. Mit Wirkung vom 29.3.1967 wurde der Index außer Kraft gesetzt, (siehe auch Approbation, Bücherzensur) Index Medicus

MEDLINE

Indizierung Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien Informatik. Zwischen 1940 und 1950 erkannten einige Pioniere (Konrad -> Zuse, Alan Turing, John von Neumann u.a.), dass die Forschungen im Bereich der Verarbeitung, Speicherung und Übertragung von Informationen nicht nur in eine neue Dimension von Werkzeugen münden, sondern dass sich nun prinzipiell alle Arbeitsprozesse durch Maschinen ausführen lassen. Daraus entwickelte sich die Wissenschaftsdisziplin, die in Europa als Informatik bezeichnet wird; in den USA wird ein Teil der Wissenschaft als „Computer Science" bezeichnet, ein anderer anwendungsorientierter Teil als „Information Systems". Nach dem „Großen Wörterbuch der deutschen Sprache" ist Informatik die „Wissenschaft von den elektronischen Datenverarbeitungsanlagen und den Grundlagen ihrer Anwendung". Arbeitsschwerpunkte sind Theoretische Informatik (Komplexitätstheorie, Formale Sprachen, Semantik, Schaltwerktheorie); Praktische Informatik (Softwaretechnik, Systemarchitektur, Informationssysteme, Programmiersprachen, Wissensbasierte Systeme, Parallelverarbeitung, Verteilte Systeme, Simulation); Technische Informatik (Schaltungen, Höchstintegration, Rechnerarchitektur, Vernetzte Systeme); Angewandte Informatik (Systemanalyse, CAD/CAM, Dialogsysteme, Lehr- und Lernsysteme, Integrierte Systeme); Künstliche Intelligenz (Automatisches Beweisen, Expertensysteme, sprachliche und visuelle Kommunikation, Robotik); Didaktik der Informatik; Wirtschaftsinformatik. Die Gesellschaft für Informatik e.V. (Gl) wurde 1969 in Bonn mit dem Ziel gegründet, die Informatik zu fordern. Die rund 24 000 Mitglieder der Gl kommen aus allen Berei-

chen der Wissenschaft, der Informatikindustrie, der Anwendungen, der Lehre und der Ausbildung. Information (zu lat.: informare = bilden, darstellen; unterrichten) bedeutet die Nachricht (Auskunft, Mitteilung) über Sachverhalte, Ereignisse, Abläufe, die von einem Objekt (Sender) zu einem anderen (Empfänger) gelangt. Information im philosophischen Sinne ist ein in (symbol)sprachlicher Form dargestellter mentaler/begrifflicher Ausdruck mit bestimmter (lebensweltbezogener) inhaltlicher Bedeutung, der mit Trägermedien verbunden zur (raumzeitlichen) Übermittlung seines Bedeutungsgehaltes zwischen verstehensfähigen (menschlichen) Subjekten bestimmt ist. Information hat damit eine triadische Struktur: Sender/Empfänger-Relation (Interpreten), inhaltliche Bedeutung (Weltbezug), sprachliche/mediale-übermittlungsfahige Gestalt. Der Umgang mit Information verändert die Bewusstseinszustände der beteiligten Subjekte wie ihr Verhalten (Weltbezug). Im engeren Sinn ist Information ein referentieller pragmatischer Begriff, der sich auf zugrundeliegendes Wissen bezieht und seine Relevanz erst durch eine aktuelle Entscheidung bzw. einen aktuellen Handlungskontext gewinnt. Information referenziert demnach auf das Wissen, das, um handeln zu können, in einem aktuellen Kontext benötigt wird. Ging es der klassischen -• Informationstheorie (nach Shannon/Weaver) und über lange Zeit auch der technisch, formal bestimmten Informatik um die syntaktische Korrektheit im Umgang mit den Daten, so geht es in der informationswissenschaftlichen Sicht um die semantische Stimmigkeit der Daten und ihre pragmatische Relevanz. Daher ist der informationstheoretische Begriff von Information - und damit quantitative Aussagen zum Informationsgehalt von Wissensobjekten - zwar auch in der - Wissen aufgenommen werden. Wissen selber ist eine interne kognitive Struktur. Information ist ein referentielles Konzept. Informationen referenzieren nicht nur auf repräsentiertes Wissen, sondern entfalten diese Bedeutung nur mit Referenz auf die aktuelle Benutzungssituation. Informationen bedeuten etwas, aber

225

Information Broker - und das macht das pragmatische Grundverständnis aus - sie existieren nicht losgelöst von ihrer Nutzung. Von Information sollte man nur im aktuellen Kontext ihrer Verwendung sprechen, unter Berücksichtigung der verschiedenen Rahmenbedingungen ihrer Benutzung. Dazu gehören die individuelle Befindlichkeit des die Information verwendenden Subjekts (z.B. sein bisheriger Wissensstand oder seine Informationsverarbeitungskapazität, seine Intelligenz) und die situativen Rahmenbedingungen (z.B. die Verfügbarkeit über Zeit und andere Ressourcen wie Geld für die Informationsverarbeitung, Verwendungszweck, organisationeller Hintergrund, allgemeine Informationskultur der aktuellen Umgebung). Verschärft wird die Anforderung an Information nicht nur dadurch, dass sie relevant, also einschlägig für die aktuelle Situation, sondern auch noch in ihrem Wissensgehalt neu für den Aufnehmenden sein muss. Etwas, was man schon weiß, ist keine Information. Dieses pragmatische Verständnis von Information - als aktiv gewordenes Wissen, zuweilen ausgedrückt in der Formel „Information ist Wissen in Aktion" (Kuhlen) - kann auch auf den Begriff der Informationsarbeit übertragen werden. Zwar bedeutet die Arbeit zur Erstellung von Informationsprodukten zwar noch nicht unmittelbar deren Nutzung, aber der Zweck der Erstellung besteht doch darin, dass die Produkte in realen aktuellen Situationen einmal genutzt werden können. Sie sollen ihren Nutzern dadurch einen Nutzen verschaffen, dass die speziell daraus entnommenen Informationen neu und relevant (und hoffentlich auch richtig) sind. Je mehr Informationsarbeit schon pragmatisch konzipiert durchgeführt werden kann, je mehr also die Nutzungskontexte antizipiert werden können, desto wahrscheinlicher und höher ist der spätere informationelle Nutzen. Information im Bibliothekswesen: Ende der 1960er Jahre erlangte der Begriff „Information" mit den verschiedenen von ihm abgeleiteten Komposita (-• Informationsvermittlung, Informationsversorgung u.a.) im Bibliothekswesen besondere Bedeutung. Er konkurriert mit der herkömmlichen Auskunft. Information Broker. Als Information Broker (Synonym: Informationsmakler, Informationsagent, Informationshändler; engl.: broker = Makler, Agent; Händler) werden kommerziell orientierte und privatwirtschaftlich selbstständige Informationsunternehmen bezeichnet, die auf Anfrage gegen Honorar 226

Online-Informationsrechercheleistungen anbieten. Aufgrund der unzureichenden Nachfrage nach Dienstleistungen der Informationsvermittlung, die sich auf die Lieferung von Rechercheergebnissen aus dem Internet, aus Online-Datenbanken und aus CDROMs beschränkt, können Information Broker nur dann wirtschaftlich operieren, wenn sie die Palette ihrer Angebote (-• Informationsdienstleistung) ausweiten, ihr Angebot durch Mehrwertdienste ergänzen und so dem tatsächlichen -»Informationsbedarf beim Kunden anpassen. Informationelle Autonomie ist die Voraussetzung dafür, nicht absolut, aber mit Rücksicht auf aktuelle Situationen wissensautonom zu werden. Informationelle Autonomie bedeutet nicht, alles selber zu wissen, sondern in der Lage sein, sich der (auf den Informationsmärkten vorhandenen) Ressourcen auf gewinnbringende Weise zu vergewissern. Informationelle Entfremdung ist das Gegenteil von Informationeller Autonomie. Informationelle Entfremdung. Unter informationeller Entfremdung versteht man den Verlust, den Wahrheitsgehalt und die Handlungsrelevanz von Informationen bei autonom operierenden Informationsmaschinen (Assistenten, Agenten) nicht mehr selber bestimmen zu können und damit nicht mehr informationell autonom zu sein. -> Informationelle Autonomie ist das Gegenteil von Informationeller Entfremdung. Informationelle Grundversorgung. Der im Begriff der informationellen Grundversorgung angesprochene Auftrag (des Staates) auf Gewährleistung des Informationszugriffs muss über die klassischen Medien hinaus auf publizierte Information jeder medialen Art ausgeweitet werden, insbesondere insofern diese über elektronische Räume angeboten und genutzt werden. Informationelle Grundversorgung bezieht sich also auf die Menge publizierter Information, die von jedermann für seinen persönlichen Gebrauch benötigt wird, um sein privates, professionelles, soziales und politisch-öffentliches Leben informationell abgesichert bestreiten zu können. Diese Information muss öffentlich frei zugänglich sein, insofern nicht gewichtige, ebenfalls schützenswerte Interessen dagegen sprechen. Informationelle Selbstbestimmung ist der Schutz des Einzelnen gegen unbegrenzte Erhebung, Speicherung, Verwendung und Weitergabe seiner Daten

Informationsarbeit

sowie seine Befugnis, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen. ( - • Datenschutz) Information Retrieval

Retrieval

Information-Retrieval-Modell. Information-Retrieval-Modelle spezifizieren, wie zu einer gegebenen Anfrage die Antwortdokumente aus einer Dokumentensammlung bestimmt werden. Dabei macht jedes Modell bestimmte Annahmen über die Struktur von Dokumenten und Anfragen und definiert daraus die sogenannte Retrievalfunktion, die das Retrievalgewicht ( - • Gewichtung) eines Dokuments bezüglich einer Anfrage bestimmt. Die Dokumente werden dann nach fallenden Gewichten sortiert und dem Benutzer präsentiert. Boolesches Retrieval bestimmt eines der Gewichte 0 oder 1. Andere Ansätze arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten, z.B. in Hinblick auf Relevanz ( - • Probabilistisches Retrieval) oder verwendetes Vokabular (-• Sprachmodell), mit gewichteter -»Indexierung (-• Fuzzy-Retrieval) oder mit geometrischen Interpretationen ( - • VektorraumModell). Informationsagent

Information Broker

Informationsagentur. Unternehmen, Institutionen oder Personen, die professionalisierte, bedarfsgerecht zugeschnittene Leistungen (-> Informationsdienstleistung) anbieten und dabei auf ein breites Methodenarsenal der Informationsbeschaffung, Informationsvermittlung, Informationsverarbeitung, Informationsaufbereitung und Informationsberatung zurückgreifen, werden unter dem Begriff Informationsagentur zusammengefasst. Informationsagenturen zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen intensiven Kontakt zu Anfragern bzw. Auftraggebern pflegen, nicht an ein Verständnis von klassischen Informationsinstitutionen gebunden sind, handlungsorientiert arbeiten, um Informationswirkungen zu erzielen, aktiv arbeiten und sich flexibel auf bestehende und absehbare Nutzerbedürfnisse einstellen sowie vielseitig alle zur Verfügung stehenden Ressourcen und Möglichkeiten des Informationszugangs und der Informationsgewinnung nutzen. Informationsagenturen können als Unternehmensberatungen oder Gründer- und Technologiezentren auftreten, sie können als Innovationsberatungsstellen oder Technologie-Transferstellen arbeiten, und sie sind in Industrie- und Handelskammern, Wirtschaftsverbänden und berufsständischen Vertretungen angesiedelt.

Im Begriff Informationsagentur konkretisiert sich damit ein Verständnis von Informationsarbeit, das über die einfachen Informationsvermittlungsprozesse von explizit mit -» Fachinformation betrauten Einrichtungen hinaus auch weitergehende Informationsfunktionen, -leistungen und -Wirkungen von beliebigen in den Wissenstransfer involvierten Institutionen, Unternehmen und Individuen berücksichtigt. Informationsanalyse. Die Informationsanalyse umfasst die Benutzerforschung, die Kommunikationsanalyse, die Informationsbedarfsanalyse, die Analyse der Bedienungsfreundlichkeit im Kontext von Informationsangeboten jeglicher Art. Sie zielt auf die Untersuchung der Interessen und der Bedürfnisse der Benutzer einer Informationsdienstleistung, die Nutzung durch und die Nützlichkeit für die Benutzer. Dabei werden die Benutzer verstärkt im Sinne von Kunden behandelt und die Untersuchungen als Marktforschung betrachtet. Bestandteil der Informationsanalyse sind auch die Untersuchung von Suchverhalten und die Inhaltsanalyse, z.B. Log-File-Analyse. Der Prozess der Informationsanalyse als Form der synthetisierenden Informationsvermittlung zielt darauf ab, durch Selektion, Vergleich, Bewertung, Aufbereitung und Verdichtung von Rechercheergebnissen informationellen Mehrwert zu schaffen, neues Wissen zu generieren und Wissensdefizite zu identifizieren. Informationsanalytiker. Informationsanalytiker/ in ist eine für Zwecke der EU-weiten Harmonisierung der Vergleichbarkeit innerhalb der Informationsberufe analytisch geschaffene Bezeichnung für eine qualifizierte Fachkraft der Informationsarbeit mit Fachausbildung (dritthöchste Qualifikationsstufe; Niveau 2). Ziel der Bemühungen um Vergleichbarkeit in der EU ist die gegenseitige Anerkennung von Fachabschlüssen in der EU, derzeit nach drei Qualifikationsstufen unterteilt, die Niveau genannt werden. Frühere Bezeichnung dieser Qualifikation war Informationsassistent. Informationsarbeit. Informationsarbeit bzw. Informationstätigkeit im professionellen Sinn ist ein spezifischer, eigenständiger und von anderen abgrenzbarer Ausschnitt gesellschaftlicher Arbeitsleistung. Im Zuge der fortschreitenden Arbeitsteilung in modernen Gesellschaften erfüllt Informationsarbeit die immer wichtiger werdende Funktion, Wissen über die Barrieren Zeit und Raum zu Informa227

Informationsassistent

tionen zu transformieren und an die gesellschaftlichen Akteure zu vermitteln. Zum Begriff der professionellen Informationsarbeit gehören u.a. die Bereiche Archiv, Bibliothek, -> Dokumentation, -« Informationsvermittlung, Informationswirtschaft, Informationsmarkt. Informationsassistent. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Wirtschaft, der Verwaltung oder den Medien, die eine zusätzliche Qualifikation im Informationsbereich wünschen, können in einer Weiterbildungsmaßnahme (8 Wochen verteilt auf 3 Monate) bei der -> DGI in Frankfurt am Main das Zertifikat „Informationsassistent" erhalten. ( - • Informationsanalytiker) Informationsaufbereitung. Informationsaufbereitung bzw. Informationsverdichtung ist der Prozess der Zusammenfassung und Verknüpfung von Wissenselementen, die als Ergebnis einer Informationsanalyse aus verschiedensten Informationsquellen extrahiert und zu einem formal, schematisch und sprachlich einheitlichen Resultat verdichtet werden. Informationsbank

Datenbank

Informationsbankensystem. Unter dem Namen „Informationsbankensystem" wurde 1970 vom Bundesministerium des Inneren (BMI) ein Gutachten (Planungsstudie) zum Aufbau eines nationalen Informationssystems mit weitreichenden technischen Projektionen in Auftrag gegeben. Dieses System ist nie - auch nur ansatzweise - realisiert worden. Statt dessen wurde 1974 das -> IuD-Programm der Bundesregierung vorgelegt und vom Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) beschlossen. Informationsbedarf. Der Informationsbedarf bzw. das Informationsbedürfnis wird definiert als Art, Umfang und Qualität aller Informationsressourcen, die zur zielgerichteten Bewältigung einer problematischen Situation (Durchführung einer bestimmten Aufgabe, Treffen einer Entscheidung) zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort benötigt werden. Von dem aufgabenorientierten, objektiven Informationsbedarf ist das subjektbezogene Informationsbedürfnis zu unterscheiden, das sich lediglich auf solche Informationsressourcen bezieht, die ein individueller Nachfrager brauchen kann bzw. will. Danach drückt das Informationsbedürfnis aus, was ein Informationskonsument zu wissen wünscht. 228

Informationsbedarfsanalyse. In diesem speziellen Teil der Benutzerforschung werden das Informationsverhalten und der -»Informationsbedarf von Kunden der Informationseinrichtungen untersucht. Eine probate Methode sind Gruppendiskussionen, um Einstellungen, Präferenzen und Vorbehalte von Benutzern zu bestimmten Problemen der fachlichen Informationsgewinnung, -aufbereitung, und -Verarbeitung qualitativ zu erfassen. Die Gruppendiskussionen dienen der unmittelbaren anschaulichen Information und liefern zudem Hypothesen und Fragestellungen, die später in normierten Interviews bei einem repräsentativen Sample überprüft und quantifiziert werden können. Informationsbedürfnis

Informationsbedarf

Informationsberater ist eine spezielle Berufsrolle im Bereich der Informationsarbeit, die sowohl mit fachinhaltlichen als auch technologischen Fragen der Informationsvermittlung befasst ist. Derzeit sind wenig scharfe Konturen erkennbar. Informationsberatung ist eine zumeist kommerziell angebotene entscheidungs- und planungsbegleitende Hilfeleistung, die sich zur Lösung eines Informationsproblems auf die Vermittlung, Aufbereitung und Anwendung von Informationsressourcen beschränkt. Die Übergänge jeweils zur Unternehmensoder Innovationsberatung sind fließend. Eine Unternehmensberatung ist eine klassische Informationsagentur, die jedoch auch die Umsetzung und Implementierung empfohlener Problemlösungen im Unternehmen beratend begleitet. Im Einzelnen werden im Informationsberatungsprozess Fragen dazu geklärt, welche, wie häufig, wann und in welcher Form Informationsinhalte benötigt werden. Informationsberatungsinterview. Beim Informationsberatungsinterview handelt es ich um eine kommunikative Situation zwischen Informationsdienstleister und Informationsnachfrager, in der im Hinblick auf eine Optimierung der bedarfsorientierten Informationsvermittlung durch geeignete Gesprächstechniken das artikulierte Informationsbedürfnis des Klienten ergründet, die Bedeutungsgehalte der Anfrage interpretiert, informationelle Verwertungsabsichten ermittelt und der objektive Informationsbedarf analysiert und antizipiert werden. Informationsbewertung. Die Informationsbewertung ist ein Element der -> Informationsanalyse, bei

Informationsmanagement der zum einen unter betriebswirtschaftlichen Aspekten der monetäre Wert bestimmter Informationsressourcen ermittelt werden soll, zum anderen die Qualität und der Wirkgehalt einzelner Informationen in Hinblick auf eine konkrete Problemlösung untersucht werden. Informationsdienst

Informationsdienstleistung

Informationsdienstleistung. Unter Informationsdienstleistung fallen alle zur Deckung des Informationsbedarfs Dritter dienenden geistigen und/oder materiellen Prozesse, die von geschulten -» Informationsspezialisten gezielt und im gegenseitigen synchronen Kontakt mit Informationsnachfragern und in deren Auftrag für die Befriedigung aktueller und latenter Informationsbedürfnisse und zur Lösung konkreter Informationsprobleme unter Ausnutzung aller verfugbarer Ressourcen des -» Informationsmarktes angeboten und ausgeführt werden. Von der Informationsdienstleistung ist der Informationsdienst zu unterscheiden, bei dem es sich um ein im Rahmen einer Informationsdienstleistung erstelltes Informationsprodukt handelt, das in der Regel kontinuierlich und mit Bezug auf aktuelle Benutzerbedürfnisse als Dokument veräußert und verbreitet wird. Informationsdistributionsplanung. Die Distributionsplanung besteht darin, zu planen, wie die Information am besten und sinnvollsten zum Endnutzer gelangt. Die Distribution ist die Brücke, über die der Informationsaustausch zwischen der IuDAbteilung und dem Endnutzer erfolgt, also eine wichtige Entscheidungsvariable für das Informationsmarketing. Hierbei sind interne Vertriebwege, Medien und interne Organisationsstrukturen der IuDAbteilung zu berücksichtigen. Informationsempathie bezeichnet die Fähigkeit von Informationsvermittlern, sich bei der -• Informationsberatung in die persönliche Informationswelt und die informationsbezogenen Aufgaben anderer zu versetzen, um deren Informationswünsche, Informationsbedürfnis und Informationsbedarf verstehen, antizipieren und interpretieren zu können. Informationsethik handelt von den Konsequenzen des Umgangs mit -> Wissen und -> Information, oder um die Bedingungen der Möglichkeit eines gerechten, inklusiven und nachhaltigen Umgangs mit Wissen und Information, nicht nur, aber vor allem

in elektronischen, durch den Vorgang der Telemediatisierung bestimmten Räumen. Informationsexperte. Informationsexperte/in ist eine für Zwecke der EU-weiten Harmonisierung der Vergleichbarkeit innerhalb der Informationsberufe analytisch geschaffene Bezeichnung für eine qualifizierte Fachkraft der Informationsarbeit mit Hochschulabschluss (höchste Qualifikationsstufe). Ziel der Bemühungen um Vergleichbarkeit ist die gegenseitige Anerkennung von Fachabschlüssen in der EU, derzeit nach drei Qualifikationsstufen unterteilt. Informationsextraktion. Ziel der Informationsextraktion ist es, in semi- oder unstrukturierten Texten domänenspezifisch relevante Informationen zu identifizieren, diese zu extrahieren und in ein formales Modell zu übertragen. Die identifizierten Informationen werden in Form von Templates spezifiziert, also Bündeln von Attribut/Wert-Paaren. Ein Information Extraction-Tool ist ein Werkzeug, das unstrukturierte Informationen aus Text in strukturierte Datenbankeinträge überführt. Informationshändler

Information Broker

Informationsinfrastruktur. Zu der Informationsinfrastruktur einer Unternehmung zählen die Einrichtungen, Mittel und Maßnahmen zur Produktion, Verbreitung und Nutzung von Information im Unternehmen. Bestandteile der Informationsinfrastruktur sind damit die Komponenten der informationstechnischen Infrastruktur (Rechner, Kommunikationsinfrastruktur), -» Betriebliches Anwendungssystem, personelle Aufgabenträger im betrieblichen -• Informationsmanagement, die von ihnen genutzten Methoden und Werkzeuge, sowie die beachteten Normen und Regeln. Informationskosten sind Kosten, die durch den Abbau der Informationsasymmetrien (zwischen Käufer und Verkäufer) hinsichtlich eines Produktes, wie ζ. B. Produktqualität, entstehen. Informationsmakler -• Information Broker Informationsmanagement. Aus funktionaler Sicht umfasst Informationsmanagement das Leitungshandeln in einer Organisation in Bezug auf die Bereitstellung und Nutzung der „informationsinhaltlichen" (Datenbanken, Dokumentationen etc.) und „informationstechnologischen" (Hardware, Software etc.) 229

Informations-Manager Infrastruktur und der darauf basierenden Informationssysteme. Dadurch soll die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitgestellt werden und ein Beitrag zur Erfüllung der Organisationsziele geleistet werden. Bei einer institutionellen Betrachtungsweise wird Informationsmanagement mit jener Struktureinheit in einer Organisation gleichgesetzt, die obige Tätigkeiten wahrnimmt. Informationsmanagement (IM) wird bewusst auf das Leitungshandeln (Planung, Organisation, Kontrolle) in Bezug auf Information und Informationstechnologie eingeschränkt. Ein IM-Verständnis im Sinne von Wissen und Können im persönlichen Umgang mit Information (mitunter findet man dafür die Bezeichnung „persönliches IM") soll damit ausgeschlossen werden. Vielmehr besteht die Aufgabe des IM darin, das Informationshandeln in einer Organisation zu erleichtern bzw. verbessern. Informationsmanagement als betriebliche Querfunktion ist das an den Unternehmenszielen ausgerichtete Leitungshandeln in der Betriebswirtschaft für die Gestaltung und den Betrieb des automatisierten Teils des betrieblichen Informationssystems (siehe Betriebliches Informationssystem). Dafür werden den personellen Aufgabenträgern des Informationsmanagements die Kompetenz und die Verantwortung für Planung, Steuerung und Kontrolle der automatisierten Aufgabendurchfuhrung übertragen. In der Literatur gibt es zahlreiche Definitionsvorschläge. Von einem einheitlichen Begriffsverständnis kann aber keine Rede sein. Dies liegt zum Teil auch darin begründet, dass die Bezeichnung „Informationsmanagement" von verschiedenen Disziplinen belegt wird, zwischen denen es bisher kaum zu Berührungspunkten gekommen ist. Im Wesentlichen kann zwischen technologie- und informationsorientierten IM-Ansätzen unterschieden werden. Technologieorientierte IM-Ansätze beschäftigen sich mit dem effizienten und effektiven Einsatz von Informationstechnologie. Sie werden primär von der Wirtschaftsinformatik bzw. Management Information Systems (MIS) wahrgenommen. Im Gegensatz dazu befassen sich informationsorientierte IM-Ansätze mit Information per se. Besonderes Augenmerk liegt beim Menschen, sei dies als Nutzer, Vermittler oder Träger von Information. Stärkere Berücksichtigung finden hier externe und unstrukturierte Informationen. Diese Ansätze fallen hauptsächlich in den Wirkungsbereich der -> Informationswissenschaft. 230

Informations-Manager. Der Informations-Manager ist eine sich langsam etablierende Berufsrolle in der -> Informationsarbeit, die mit der Gestaltung, Organisation, Lenkung und der kontinuierlichen Aufrechterhaltung von Informationsflüssen in Wirtschaft und Verwaltung beschäftigt ist. In diese Berufsrolle werden auch Leitungsfunktionen einbezogen. Informationsmarketing. Hierunter wird das -> Marketing innerbetrieblicher IuD-Abteilungen verstanden. Dieses konkretisiert sich in folgenden vier Schritten: Informationsproduktplanung, Informationspreisplanung, Informationsdistributionsplanung und Kommunikationsplanung. Informationsmarkt ist der Markt für kommerziell angebotene Informationen, meist Wirtschaftsoder Geschäftsinformationen. Zu den Anbietern gehören u.a. Medien, Wirtschaftsforschungsinstitute, Marktforschungsunternehmen, Banken, Datenbankproduzenten und -anbieter sowie auch staatliche Einrichtungen. Zielgruppen des Informationsangebotes sind vor allem Unternehmen, aber auch Organisationen und Privatpersonen, die für eine -> Informationsdienstleistung zu zahlen bereit sind. Informationsmedien sind die Einheit von Information und Informationsträger, bei denen die Information allerdings von einem Träger auf einen anderen übertragen werden kann. Informationsökologie -> Wissensökologie Informationspolitik befasst sich u.a. mit folgenden Themenfeldern: - Informationelle Selbstbestimmung); De-Regulierung bei Informationsbeschränkungen (z.B. Erlaubnis vergleichender Werbung); Durchsetzung regionaler und weltweiter Regeln für technische Standards (ζ. B. von Domainbenennungen im Rahmen der ICANN) über Produktinforma-

Informationssuche tionen (z.B. genormte Sicherheitshinweise und Inhaltskennzeichnungen) bis zu -> Informationsrecht und sozio-politischen Rechten (ζ. B. der Gewährleistung eines Grundrechts auf freien Zugang zu Information durch die UNESCO).

mation, die Präsentation der Information, die technische und methodische Unterstützung zur Organisation und Strukturierung der Informationen sowie die sozialen Rahmenbedingungen, die bei der Nutzung der Information von Bedeutung sind.

Informationspreisplanung. Im Rahmen des innerbetrieblichen -> Informationsmarketings wird der Preis für Informationsprodukte festgelegt. Bei innerbetrieblichen IuD-Abteilungen wird der Preis in Form eines internen Verrechnungspreises als Kosten auf Kostenstellen oder Kostenträger umgeschlagen oder auch innerbetrieblich von Projektetats oder auch Informationsbudgets abgebucht. Wie hoch der Verrechnungs- oder Marktpreis im jeweiligen Unternehmen sein sollte, ist sowohl eine Marketingfrage, als auch eine Frage der Kostenrechnung des jeweiligen Unternehmens, in das die IuD-Abteilung eingebunden ist. Die Preise für die Informationsprodukte einer IuD-Abteilung schwanken also zwischen dem, was die Kostenrechnung des Unternehmens vorgibt und dem Marketinggesichtspunkt der Nachfragesteuerung. Der Preis wird also zusammenfassend bestimmt durch Ertragsziele (Kostendeckung, Umsatzsteigerung, Gewinnmaximierung), im öffentlichen Bereich durch vorgeschriebene Gebühren bzw. Gebührenordnung, Nachfragesteuerung (Erhöhung der Nutzerzahl durch niedrige Preise oder Begrenzung der Nachfrage durch hohe Preise oder Schutzgebühren), Imageüberlegungen der IuD-Abteilung, Make-or-Buy-Überlegungen und Benchmarking (Vergleich mit dem, was in der Branche üblich ist und sich als erfolgreich erwiesen hat).

Informationsrecht. Hierunter versteht man die rechtlichen Rahmenbedingungen und Einzelregelungen, die sich auf den Einsatz der Informationstechnik, die sich daraus ergebenden Folgen in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft sowie generell auf Informations- und Kommunikationsvorgänge beziehen. (-»Informationsvertragsrecht)

Informationsprodukte. Der Ausdruck Informationsprodukte wird synonym mit Informationsgüter gebraucht. Darunter werden sowohl materielle und immaterielle Produkte (z.B. Bücher, Software) als auch (in der Regel immaterielle) Dienstleistungen (z.B. Nachweis von Rechercheleistungen oder informationelle Beratung) verstanden. Mit Informationsprodukten sind auch die überwiegend auf Kommunikation bezogenen Produkte gemeint, z.B. EMail, Konferenzsysteme oder elektronische Diskussions-/Besprechungs-Foren. Informationsqualität bezeichnet das Maß, mit dem Informationen relevant im gegebenen Kontext einem -»Informationsbedarf entsprechen. Rahmenbedingungen für eine hohe Informationsqualität sind der Gehalt der Information, der Zugang zur Infor-

Informationsring Kreditwirtschaft -> ik Informationssoziologie ist der Teilbereich der Soziologie, der sich mit den sozialen Bezügen und Implikationen von Informationsprozessen und -systemen beschäftigt. Die Informationssoziologie gehört zu den Wissenschaftsbereichen, die dadurch entstehen, dass bestehende Wissenschaftsdisziplinen sich mit Komponenten von Informationsprozessen oder -systemen befassen, wobei sie dies nicht nur unter der Fragestellung ihres eigenen Kernbereichs tun, sondern gleichfalls unter der informationswissenschaftlichen Aufgabenstellung. Dies sind die Querschnittsgebiete, die sich innerhalb traditioneller Wissenschaftsdisziplinen bei Berührung mit einer neuen Fragestellung ergeben. Informationsspeicher -> Speicher Informationsspezialist ist eine Sammelbezeichnung (in Anlehnung an den anglo-amerikanischen Begriff „information special ist") für eine Reihe von Berufsrollen und Berufsbezeichnungen in der Informationsarbeit, etwa Dokumentär, Informationsvermittler, Informations-Manager, -> Information Broker etc. Ferner eine für Zwecke der EU-weiten Harmonisierung der Vergleichbarkeit innerhalb der Informationsberufe analytisch geschaffene Bezeichnung für eine qualifizierte Fachkraft der Informationsarbeit mit Hochschul- oder Fachhochschulabschluss (zweithöchste Qualifikationsstufe; Niveau 3). Ziel der Bemühungen um Vergleichbarkeit ist die gegenseitige Anerkennung von Fachabschlüssen in der EU, derzeit nach drei Qualifikationsstufen unterteilt, die Niveau genannt werden. Informationssuche ist der Prozess der Ausarbeitung und Formulierung eines Informationsbedürfnisses als Suchanfrage. Die Suchanfrage wird mit 231

Informationssystem Hilfe verschiedener Instrumente (Bibliothek, Internet, Datenbank) und Medien realisiert. Ferner gehören die Bewertung der Ergebnisse in Hinblick auf Relevanz, -> Vollständigkeit und Vertrauenswürdigkeit und die Reformulierung der Suchanfrage zu diesem Prozess. Informationssystem. Ein Informationssystem ist ein System zur Speicherung, Wiedergewinnung (->· Retrieval), Verknüpfung und Auswertung von Informationen. Informationssystem, betriebliches ches Informationssystem

Betriebli-

Informationstheorie. Der Elektrotechniker und Mathematiker Shannon veröffentlichte 1948 den Artikel „A Mathematical Theory of Communication", der als Ausgangspunkt der mathematisch basierten Informationstheorie angesehen werden kann. Shannon stellte sich die Aufgabe, die Nachrichtenübertragung zu optimieren: Welche minimale Anzahl von Symbolen oder Signalen erlaubt ein Maximum an Übertragung von „Informationen"? Diese „Informationen" werden dazu von einer Quelle über einen sogenannten Transmitter codiert und über einen Kanal als technisches Medium zu einem Zielort transportiert. Am Zielort angelangt, werden sie durch ein Empfangsgerät (Receiver) wieder in eine Ausdrucksform gebracht, die von dem vorgesehenen Empfänger „verstanden" werden kann. Die theoretischen Modelle und daraus abgeleiteten mathematischen Beschreibungen (Formalisierungen) waren bahnbrechend für die Entwicklung der Informationstechnik und beeinflussten zunehmend auch Bereiche außerhalb der Nachrichtentechnik. Das Prozessmodell Sender - Kanal - Empfänger bildet bis heute eine wesentliche Grundlage der Informationstechnik. Informationsträger. Ein Medium, welches zur Speicherung und Weitergabe von Informationen geeignet ist, heißt ein Informationsträger. Zum Beispiel ist die Luft (Schallwellen) ein Informationsträger beim direkten Sprechen von Mensch zu Mensch, ohne allerdings eine Nachricht „aufbewahren" zu können. Dagegen ist einer der ältesten Informationsträger, der Stein, zur direkten Weitergabe einer Nachricht nicht geeignet, kann aber zur zeitlich unbestimmten „Speicherung" einer in ihn gemeißelten Nachricht dienen (-• Speicher). Zwischen diesen beiden Extremen liegt eine große Zahl von Medien, 232

die im Laufe der Zeit als Informationsträger benutzt worden sind. Man kann unterscheiden: mechanische Informationsträger (zu ihnen zählen alle die unter -• Datenträger) Informationsverbund Buchhandel (IBU) der Buchhändler-Abrechnungsgesellschaft mbH. Das vom IBU betriebene elektronische Nachrichtennetz beruht auf dem Prinzip eines Mailboxsystems. Es ermöglicht den schnellen Datenaustausch für Sortimenter, Verlage, Verlagsauslieferungen, Barsortimenter und Vertreter. Alle Verlage sind als Empfanger von Bestellungen und Nachrichten über IBU erreichbar. Die Buchhandlungen, die am IBU teilnehmen, müssen nicht mehr Verlagsanschriften ermitteln, -»Bücherzettel ausfüllen oder die gleiche Kundenadresse eingeben. Der Buchhändler sendet seine Bestellung, Anfrage oder Reklamation über IBU, und er kann selbst Nachrichten, Mitteilungen oder Antworten auf Anfragen von den angeschlossenen Verlagen, Auslieferungen und Vertretern empfangen natürlich rund um die Uhr. Kernstück ist dabei die Weiterleitung der Bestellungen der Buchhandlungen an die Verlage. Der Sortimenter übernimmt den Titel per Knopfdruck in eine Bestelldatei aus dem -> Verzeichnis lieferbarer Bücher (V1B) oder einem Barsortiment-Katalog. Die Bestelldaten können bearbeitet werden für z.B. Reklamationen. Der Bestellvorgang im Einzelnen: Auf der CD-ROM vom Sortimentes oder des V1B wird der gesuchte Titel bibliographiert und per Tastendruck in das „Bestellbuch" übernommen. Dort wird die Bestellung weiter bearbeitet: Menge, Bestellzeichen, Bestellund Lieferweg können individuell festgelegt werden. Soll die Bestellung an ein Barsortiment gehen, wird das entsprechende Kürzel in ein vorgegebenes Feld eingetragen. Auch Bestellungen ohne Angabe der -» ISBN (Lieferant / Artikelnummer) sind durch Eingabe entsprechender Lieferanten-Kürzel möglich. Über die Eingabe der -> Verkehrsnummer oder des Verlagsteils der ISBN können auch „freie Texte", also z.B. Reklamationen, Anfragen oder Bestellungen von Werbemitteln an die Verlage adressiert werden. Pro-

Information und Dokumentation tokolle oder Kundenzettel können jederzeit ausgedruckt werden. Wenn die Lieferanten elektronische Lieferscheine erzeugen, kann die Software des Bestellers sie automatisch übernehmen. Informationsvermittler lung

Informationsvermitt-

Informationsvermittlung umfasst die in der Regel professionelle Tätigkeit der Recherche, Selektion, Beschaffung, Bewertung, Aufbereitung und Weitergabe von Daten, Dokumenten, Materialien und Medien zur Deckung eines Informationsbedürfnisses Dritter. Damit übernimmt Informationsvermittlung eine Brückenfunktion zwischen Informationsangebot und Informationsnachfrage und konkretisiert sich sowohl als Tätigkeit und Methode (von Informationsspezialisten, Rechercheuren, Information Broker), als auch Institution und Programm (-• Informationsagentur, Informationsvermittlungsstelle, Bibliothek, Informationszentrum). Die personalisierte und institutionalisierte Informationsvermittlung bekommt in den letzten Jahren zunehmend Konkurrenz durch intelligent und benutzerfreundlich gestaltete technische Intermediationssysteme, die den Endnutzer in die Lage versetzen, direkt auf netzvermittelte Informationsressourcen zuzugreifen. Informationsvermittlungsstelle. Unter einer Informationsvermittlungsstelle (IVS) ist zunächst ein Betriebsbereich in einem Unternehmen, in einer Organisation, einer Bibliothek oder Dokumentationseinrichtung zu verstehen, in dem geschultes Personal auf Anfrage von Benutzern bzw. Kunden der IVS -> Recherchen durchfuhrt, Auskünfte erteilt und die Dokumentenbeschaffung unterstützt. Doch lassen sich darüber hinaus zwei weitere Typen unterscheiden: Neben der internen IVS, die sich als innerbetriebliche Abteilung in Produktions- und Dienstleistungsunternehmen zur Unterstützung anderer Bereiche wie ζ. B. Beratung, Forschung, Entwicklung, Marketing mit Aufgaben der Marktbeobachtung, Beschaffung produktionsrelevanter Fachinformation oder Recherchen zum Stand der Technik und Methodik befasst, versuchen kommerziell orientierte externe IVS, mit der Informationsvermittlung für externe Auftraggeber Profite zu erwirtschaften. Daneben existieren Mischformen, die sowohl innerbetriebliche Informationsfunktionen erfüllen als auch als Profit-Center ihre Broker-Dienste für externe Dritte anbieten.

Informationsvertragsrecht. Unter Informationsvertragsrecht werden die jeweils einschlägigen rechtlichen Regelungen bezeichnet, die sich auf das Rechtsverhältnis zwischen einem Informationsanbieter und einem Nutzer beziehen. Informationswirt. Das Studium zum Diplom-Informationswirt (FH) ist vergleichbar zu dem vom Diplom-Dokumentar (-> Dokumentär) und wird in verschiedenen Fachrichtungen angeboten, an den Fachhochschulen Darmstadt (mit den Schwerpunkten Bibliothek, Chemieinformation, Medieninformation und Wirtschaftsinformation), Köln und Hannover. Informationswirtschaft ist der Teil der Volkswirtschaft, durch den auf elektronischen Märkten Informations-/Kommunikationsprodukte und -systeme (Online-Datenbank, Mehrwertdienst, Metainformationsdienst (-• Suchmaschine), Elektronischer Marktplatz, Communities, Portale etc.) erstellt und gehandelt werden. In der Wirtschaftswissenschaft wird der Ausdruck Informationswirtschaft auch auf die innerorganisatorische Informationsarbeit unter besonderer Berücksichtigung ihrer Wirtschaftlichkeit bezogen. Informationswissenschaft ist die wissenschaftliche Disziplin, die Information als ganzheitliches Phänomen ins Zentrum der Behandlung rückt. Information wird nicht nur als technisches Problem gesehen, vielmehr sollen alle den Informationserfolg bestimmenden Kontextbedingungen mit berücksichtigt werden (sprachliche, ökonomische, organisatorische, kognitive, ästhetische, soziale, politische etc.). Für die Informationswissenschaft ist der pragmatische Primat (Situiertheit und Handlungsrelevanz von Information) und die daraus abgeleitete Theorie informationeller Mehrwerte grundlegend. (-> Studium Informationswissenschaft) Informationswissenschaftliche Hermeneutik -> Hermeneutik Informationswissenschaftliches Studium ->· Studium Informationswissenschaft Information und Dokumentation (IuD) war bis in die 1980er Jahre die Bezeichnung für ein Berufsund Tätigkeitsfeld, das später - DGI (bis 1997 nfd - Nachrichten für Dokumentation. Zeitschrift für Informationswissenschaft und -praxis) stellt sowohl theoretische Überlegungen des Gesamtbereichs Information und Dokumentation sowie Informationsmanagement dar, gibt aber auch einen kontinuierlichen Überblick über die Realisierungsmöglichkeiten theoretischer Ansätze und beschreibt den praktischen Einsatz unterschiedlicher Technologien im Bereich Archiv, Bibliothek und Dokumentation. Angesprochen sind Informationsfachleute und Entscheidungsträger in allen Bereichen von innerbetrieblichen und öffentlichen Informationsstellen, Bibliotheken, Archiven, Dokumentationszentren und Verlagen. Informator. Informator/in war eine in der DDR gebräuchliche Bezeichnung für IuD-spezifisches Personal mit dreijähriger Fachschulausbildung. Fachinformator/in war in der DDR die Bezeichnung für wissenschaftlich ausgebildete Fachkräfte, die ein zweijähriges postgraduales Studium der IuD absolviert hatten, (siehe auch -»Aufbaustudium Informationswissenschaft) Informetrie beschäftigt sich mit der Messbarkeit von Information in Dokumenten aller Art. Sie ist damit nicht nur auf Bücher, Zeitschriften und andere Publikationen beschränkt, sondern bezieht sich auch auf Dokumente aus Archiven, Dokumentationseinrichtungen und dem Internet. Ihre Methoden sind grundsätzlich statistischer Art. Sie kann als Oberbegriff der -» Bibliometrie, -» Cybermetrics, -> Patentometrie und in gewissem Rahmen auch der -» Szientometrie verstanden werden. Informetrische Einheit. Dokumente als informetrische Einheiten sind als Oberbegriff verschiedener Dokumenttypen wie Akten, Bilder, Briefe, Bücher, CD-ROMs, Ton- und Videoaufzeichnungen oder Zeitschriften handhabbare informetrische Einheiten, die sich auf verschiedenen Informationsträgern befinden können und damit sehr unterschiedlichen Umfang und variable Gestalt zeigen. Ihre Archivierbarkeit kann aufgrund hoher Authentizität beim Kopieren, aber auch durch hohe Haltbarkeit des Informationsmediums gewährleistet sein. Infotainment ist die Bezeichnung für ein Informationsangebot, das eine Mischung aus Information und Unterhaltung („Entertainment") bietet. 234

Inhaltsanalyse. Die Inhaltsanalyse als sozialwissenschaftliche Datenerhebungsmethode befasst sich - im Gegensatz zur -> Befragung - mit Informationsmedien über bereits abgelaufene soziale Prozesse, also mit Dokumenten verschiedenster Provenienz und auf verschiedenen Trägermedien (Ton, Bild, Zeichnung, Kunstwerke, Produkte, Akten, Protokolle, Log-File-Analyse usw.), die über bereits stattgefundene Aktionen oder Aktivitäten Auskunft geben. Die Inhaltsanalyse ist darüber hinaus ein nicht-reaktives Verfahren, d.h. durch sie wird die Erhebungssituation nicht verändert. Sie kann auch wiederholt mit demselben Material durchgeführt werden. Die Inhaltsanalyse kann sich auf ein bereits vorher festgelegtes Auswertungsschema (z.B. ein Kategorienschema oder ein Begriffslexikon) stützen oder das jeweilige Dokument daraufhin untersuchen, inwieweit sich in ihm selbst Indikatoren für die Analyse finden lassen, (siehe auch -• Informationsanalyse) Inhaltsangabe

Annotation

Inhaltserschließung ist die Gesamtheit der Methoden, Verfahren und Hilfsmittel zur inhaltlichen Beschreibung von Dokumenten. Sie geschieht hauptsächlich mit Hilfe einzelner Bezeichnungen und/oder ganzen Sätzen in solchen Strukturen, die einen Zugriff zum Zweck der Be- und Verarbeitung erlauben. Durch inhaltliche Erschließung wird informationeller Mehrwert in Form von Verdichtung, Darstellung und Ordnung der in der DBE (-> Dokumentarische Bezugseinheit) enthaltenen Inhalte erzeugt. Dies erleichtert ihre Wiederauffmdbarkeit, erhöht die Zugriffsgeschwindigkeit und beschleunigt die Relevanzentscheidung. Die inhaltliche Erschließung erfolgt u.a. mit Hilfe von Inhaltsangaben oder dem Kurzreferat, mit dem Register und vor allem den Verfahren der -> Indexierung. Zusammen mit der -> Formalerschließung liefert die Inhaltserschließung Metadaten zur Beschreibung von Dokumenten. Inhaltsverwaltung. Unter Inhaltsverwaltung (oder gebräuchlicher: Content Management) wird die systematische und strukturierte Beschaffung, Erzeugung, Aufbereitung, Verwaltung, Publikation und Wiederverwendung von Inhalten verstanden. Ein Content Management System (CMS) ist eine Software, welche die Aufgaben des Content Management mit programmtechnischen Mitteln lösen hilft. Inhaltsverzeichnis. Das Inhaltsverzeichnis (auch Inhaltsübersicht genannt) eines Buches gibt die Glie-

Inschriften derung und Ordnung des Stoffes nach Kapiteln und Abschnitten an. Es erschließt den Inhalt des Buchs systematisch und ist der Reihenfolge des Textes entsprechend angelegt (im Gegensatz zum Register). Es steht in der Regel nach dem -» Vorwort und vor dem Text am Anfang, gelegentlich auch am Schluss des Buches. Bei wissenschaftlichen Büchern ist es meist Bestandteil des -> Titelbogens. Initiale. Die Initiale (das Initial) (lat.: initium = Anfang) ist ein Anfangsbuchstabe, der durch besondere Größe, Verzierung oder Farbe aus dem übrigen Satzbild hervorgehoben wird. Schon in den spätantiken Handschriften wurden durch allerdings sparsam verwendete Initialen die Anfänge von Textabschnitten gekennzeichnet. Die mittelalterlichen Handschriften wurden reich verziert und koloriert: Die ersten Buchstaben und Hauptanfange wurden in Farben und Gold ausgemalt oder mit Figuren und Bildern versehen. Der Raum wurde vom -> Schreiber freigelassen und dann vom -> Miniator gefüllt. In der Frühzeit des Buchdrucks haben die Setzer die benötigte Fläche ebenfalls frei gelassen, damit die Initialen in einem weiteren Schritt von Buchmalern oder Schreibern gestaltet werden konnten. Auch ->· Gutenberg schloss sich beim Druck seiner 42-zeiligen -> Bibel dieser Gepflogenheit an, indem er dem Maler es überließ, die entsprechenden Lücken zu schließen. Zum ersten Male ersetzten -> Fust und -»· Schöffer in dem Mainzer Psalter von 1457 die Handarbeit auch hier durch den Druck. In ihm wurden die Initialen zweifarbig (rot und blau) mittels geschnittener Metall-Lettern mit dem Text in einem Vorgang gedruckt. Inkunabeln. Als Inkunabeln (lat.: incunabula = Windeln, Wiege) oder Wiegendrucke bezeichnet man die ersten Drucke und Bücher, die seit der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Gutenberg etwa 1445 bis zum Jahre 1500 hergestellt wurden (-• Frühdrucke). Diese Zeit, in der sich das Buch von der -> Handschrift zum Druckwerk entwickelt, die Druckkunst noch „in der Wiege, in den Windeln" liegt, nennt man die Inkunabelzeit. Die Zahl der Wiegendrucke wird auf40 000 (davon etwa 30 000 Bücher und 10 000 Klein- und Einblattdrucke) geschätzt. Die Auflagenhöhe betrug im Durchschnitt 400 bis 500 Exemplare. Die Inkunabeln wurden zunächst, etwa bis 1480, den ihnen zur Vervielfältigung zugrundeliegenden Handschriften hinsichtlich Schriftcharakter und Buchschmuck nachgebildet. Meist

beginnt der Text, wie in der Handschrift, mit den Worten -» „Incipit liber..." und endet mit „Explicit liber...". Anstelle des noch fehlenden -»Titelblatts nennt die Schlussschrift (->· Kolophon) den Titel des Werkes, den Drucker, Datum und Druckort. Die Druckermarke wird nicht nur als Herkunftsbezeichnung, sondern auch als Buchschmuck verwendet. Teile der Druckausstattung (Kapitel- und Seitenüberschriften, Initialen usw.) werden anfangs handschriftlich durch den Rubrikator ergänzt und erst im letzten Viertel des 15. Jh. eingedruckt. Auch Blattzählung und Blattlagenbezeichnung (-• Signaturen) kommen erst in der späten Inkunabelzeit auf. Ferner kommt das Buch im allgemeinen nicht im Einband auf den Markt, vielmehr werden die rohen -»Druckbogen gehandelt und in Fässern transportiert. Der Käufer lässt sich den Einband nach eigenem Geschmack selbst anfertigen, genau so, wie er oft das Buch ausmalen lässt. So bekommt die Inkunabel ein recht individuelles Gepräge, das erst allmählich durch fortschreitende Normierung überwunden wird. Neben mehreren Bemühungen zur Erstellung einer Bibliographie der Inkunabeln (u.a. von Georg Wolfgang Panzer, Ludwig Hain, Konrad -> Haebler) ist die umfassendste der 1904 von der (preußischen) Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke begründete -»• Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW), Leipzig 1925-1940, der jetzt durch die Staatsbibliothek zu Berlin fortgeführt wird. Er will alle bis einschließlich 1500 in Europa mit beweglichen Lettern hergestellten Bücher bei gründlicher Beschreibung und unter Angabe der besitzenden Bibliotheken der ganzen Welt verzeichnen und online zugänglich machen. Innentitel. Als Innentitel bezeichnet man jeden -> Titel, der im Buch nach dem -> Haupttitel oder -> Gesamttitel steht (z.B. -> Kopftitel, -> Stücktitel oder Zwischentitel). Ist ein -> Schmutztitel oder -» Umschlagtitel vorhanden, so kann auch der Haupttitel ein Innentitel sein. INPADOC

Patentdatenbank

Input. Der Input (engl.) ist die Eingabe von Daten und Programmen in eine Rechenanlage. Gegensatz: Output Inschriften (lat.: inscriptiones) sind schriftliche Aufzeichnungen auf Stein, Metall oder anderem dauerhaften Material, so auf Tafeln, an Gebäuden, Denk235

Insel (Zeitschrift) mälern, Grab- und Wegsteinen, Waffen, Geräten und dgl. Die Inschriften sind die einzigen Quellen für die Schriftforschung. Die Lehre von den Inschriften heißt Inschriftenkunde oder Epigraphik (griech.). Sie beschäftigt sich mit der Erforschung von Schriftdenkmälern außerhalb der üblichen Schriftträger (-• Papyrus, Pergament, Bast, Papier), also Texten auf Stein, Ton, Holz, Knochen, Metall. Insel (Zeitschrift)

Insel Verlag

Insel Verlag. 1899 wurde von Otto Julius -» Bierbaum, Alfred Walter -» Heymel und Rudolf Alexander -• Schröder in München die Monatsschrift „Die Insel" herausgegeben, die nach den neuen buchkünstlerischen Gesichtspunkten gestaltet war (-• Buchkunst). Für diese Zeitschrift gründeten ihre Herausgeber 1902 in Leipzig den Insel Verlag, dessen Leitung 1905 Anton Kippenberg übernahm (mit vollem Namen: Insel Verlag Anton Kippenberg). 1945 erfolgte die Verlegung eines Verlagsteils nach Wiesbaden, 1963 die Übernahme des Verlages durch die Gesellschafter des -»Suhrkamp Verlages, Frankfurt/ M. Die Leipziger Firma arbeitete zunächst unter dem Namen „Insel Verlag" weiter; 1991 erfolgte die Vereinigung der beiden Verlage. Verlagsgebiete sind: Literatur, zeitgenössische Literatur, Klassik, Kulturgeschichte, Bibliophilie, illustrierte Kinderbücher, Buchreihen (z.B. Insel-Bücherei, seit 1912). Inserat

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Insertion (engl, von lat.: insertio = Einfügung) bedeutet in der Publizistik (1) das Einfügen von -ISI Institut für Dokumentationswesen. Das Institut für Dokumentationswesen (IDW) bei der MaxPlanck-Gesellschaft (MPG) in Frankfurt am Main wurde 1961 gegründet. Das IDW fungierte bis zur Gründung der -• Gesellschaft für Information und Dokumentation (GID) in den 1970er Jahren als Förderinstitution für informationspraktische und -wissenschaftliche Projekte. Institut für Zeitungsforschung. Das Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund entstand aus einer Zeitungssammlung des Direktors der ehemaligen Dortmunder Stadtbibliothek, Erich Schulz, die 236

er bereits seit 1907 angelegt hatte. Er hatte frühzeitig den Informationswert von Zeitungen über das Erscheinungsdatum hinaus entdeckt, während die Zeitungswissenschaft noch in ihren Kinderschuhen steckte. 1926 setzte er sich mit seiner Idee durch und erreichte die Gründung des Institutes. Die im Pressearchiv gesammelten Zeitungen, die zum größten Teil auf Mikrofilm archiviert werden, sind in der -> Zeitschriftendatenbank ZDB nachgewiesen. In der Fachbibliothek werden 60 000 Monographien zum Thema Massenmedien und Publizistik mit dem Schwerpunkt Pressegeschichte angeboten sowie über 150 aktuelle Fachzeitschriften und 33 000 historische Zeitschriftenbände. Ferner gibt es 6000 politische Plakate, Pressefrühdrucke, Flugblätter aus verschiedenen Epochen, Karikaturen u.a. aus der Märzrevolution 1848 und Nachlässe. Institut International de Bibliographie -»IIB Institut International de Documentation -> IID Institutsbibliothek schulbibliothek

Universitäts- und Hoch-

Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken. An den meisten -> wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland, aber auch im Ausland erfolgte die -> Titelaufnahme lange Zeit nach den 1899 (2. Aufl. 1908) erschienenen Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken, kurz: Preußische Instruktionen (PI) genannt. Ein Charakteristikum der PI ist, dass bei der Ordnung der Sachtitel im -• Alphabetischen Katalog die grammatikalische Wortfolge maßgeblich ist: Erstes -• Ordnungswort ist hierbei das erste grammatikalisch unabhängige Substantiv des Sachtitels (z.B. ist das erste Ordnungswort des Sachtitels „Historischer Atlas von Bayern": „Atlas"). Die Preußischen Instruktionen wurden durch die Regeln für die alphabetische Katalogisierung (-• RAK) abgelöst. Insulare Schrift -+ Nationalschriften Integrierte Schaltung. Seitdem es in der Elektrotechnik gelang, die Bauelemente einer elektronischen Schaltung (Transistoren, Widerstände, Kondensatoren und die zugehörigen Leitungen) mikroskopisch klein auf einem Siliziumplättchen von weniger als 1 cm2 Größe unterzubringen, spricht man von einer integrierten Schaltung.

International Classification of Procedures in Medicine Integriertes Fernschreib- und Datennetz. Ab 1974 baute die Deutsche Bundespost ein integriertes Fernschreib- und Datennetz (IDN, Abk. fur engl.: Integrated Digital Network) auf, um für Text- und Datenkommunikation bessere Leistungen bieten zu können. Das integrierte Text- und Datennetz (IDN), auch als „Integriertes Fernschreib- und Datennetz" bezeichnet, war ein digitales Fernmeldenetz, das mehrere Dienste transportieren sollte: Telex für Telegrafie, Gentex für die Telegramm-Übermittlung, Direktrufnetz für Standleitungen, Datex-L und Datex-P. Das IDN veraltete rasch und wurde vom ISDN abgelöst. Integrität. Die Integrität ist die Sicherstellung, dass eine Nachricht auf ihrem Transportweg nicht verändert wird. Unabhängig davon, ob eine Nachricht geheim bleiben soll oder nicht, haben normalerweise der Absender und der Empfänger ein großes Interesse daran, dass sie unverändert ankommt. Ein Unsicherheitsfaktor ist also die Integrität (Unversehrtheit) der ausgetauschten Daten. Um dies sicher zu stellen, kann der Text mit einer Art elektronischem Fingerabdruck versehen werden. Integritätsregeln sind Vorschriften zur Sicherung der Datenintegrität. Es wird zwischen physischer, semantischer, referentieller und Ablauf-Integrität unterschieden. Die physische Integrität wird vom -• Datenbankmanagementsystem garantiert, die semantische durch die Anwendungslogik. Die referentielle Integrität sichert die konsistente Handhabung von logisch zusammenhängenden Objekte, die Ablauf-Integrität befasst sich mit dynamischen Aspekten (Wert-Änderungen). Intelligenzblätter (zu lat.-engl.: intelligence = Nachricht, Auskunft) waren staatliche Anzeigenblätter mit amtlichen Bekanntmachungen, Nachrichten und Berichten für Handel, Handwerk, Landwirtschaft u.ä., verbunden mit gewerblichen und privaten Anzeigen. Die Intelligenzblätter entwickelten sich aus den ursprünglich wöchentlich herausgegebenen Zusammenstellungen der in den sogenannten (anfangs privaten) Adress-, Intelligenz- oder Anzeigenkontoren aufgegebenen Anzeigen (Angebote und Nachfragen) sowie der Kundschaftsadressen. Die Intelligenzblätter erschienen nach britischen und französischen Vorbildern in Preußen seit 1727 (Wöchentliche Berlinische Frag- und Anzeigungsnachrichten). Insofern die absoluten Fürsten und ihre

Verwaltungen die Intelligenzblätter bald in ihren Dienst stellten, mussten in ihnen oder wenigstens zuerst in ihnen alle Anzeigen veröffentlicht werden (Insertionszwang); die Intelligenzblätter waren damit staatliche Einnahmequellen. Zur Förderung ihrer Verbreitung wurde ihr Zwangsbezug durch bestimmte Personenkreise, z.B. die staatlichen Bediensteten, eingeführt, aber auch zur Absatzsteigerung versucht, sie durch Feuilletonartikel oder belehrende und unterhaltende Beiträge als Beilage attraktiver zu gestalten. Mit der Einfuhrung der Presse- und Gewerbefreiheit 1848 traten an die Stelle der Intelligenzblätter als amtliche Publikationsorgane die amtlichen Druckschriften und Amtsblätter. Das sonstige Anzeigenwesen ging im 19. Jh. in den Tageszeitungen und großen Zeitschriften auf. Interessenprofil. Bei Bestellung eines -> SDI beschreibt der Kunde seine Interessen in Form einer verbalen Suchfrage. Sie wird von der beauftragten IuD-Stelle mittels Deskriptoren und Suchformulierungen in ein sogenanntes Interessenprofil, auch SDI-Profil umgesetzt, aufgrund dessen ohne besondere Aufforderung in regelmäßigen Zeitabständen Recherchen durchgeführt werden. Interimsnachweis. Für alle Erwerbungen einer Bibliothek muss bei der Inventarisierung ein alphabetisch geordneter Interimsnachweis, d.h. ein zeitlich befristeter Nachweis angelegt werden, aus dem hervorgeht, dass das betreffende Buch in der Bibliothek eingegangen ist. Dieser Nachweis ist erforderlich, da es einige Zeit dauert, bis die Neuerwerbung im ->· Alphabetischen Katalog verzeichnet ist. Der Interimsnachweis kann als eigene Zugangskartei, in der Bestellkartei oder im Alphabetischen -> Dienstkatalog geführt werden. Inter-Indexiererkonsistenz

Indexierungsmaße

Interlinearglosse ist die Erklärung eines Wortes (-• Glosse), die in kleiner Schrift über einer Textzeile steht. Intermediary

Informationsvermittlung

International Booksellers Federation nationale Buchhändlervereinigung

Inter-

International Classification of Procedures in Medicine. Die International Classification of Procedures in Medicine (ICPM) ist eine -* Klassifikation, die ebenso wie die -> International Statistical 237

Internationale Bibliographie Classification of Diseases and Health Related Problems von der WHO herausgegeben wird. Sie umfasst etwa 23 000 Klassen, 21 000 Klassen davon belegen die Operationen. Die vom DIMDI herausgegebene deutsche und geringfügig erweiterte Form der ICPM heißt „Operationenschlüssel nach § 301 Sozialgesetzbuch V " und wird als OPS-301 bezeichnet.. Internationale Bibliographie

Bibliographie

Internationale Buchhändlervereinigung (IBV). Die IBV bzw. International Booksellers Federation - IBF) wurde 1955 gegründet und ist der Zusammenschluss der nationalen Sortimenterverbände. Internationale Dezimalklassifikation -» Dezimalklassifikation Internationale Patentklassifikation. Die Internationale Patentklassifikation (IPC bzw. IPK) dient weltweit einheitlich zur - Patentschriften aufgedruckt. Mit ihr können technische Gegenstände sowohl funktionsorientiert als auch anwendungsorientiert eingeordnet werden. Die IPC umfasst in ihrem Begriffsumfang die gesamte Technik und solche Teile der angewandten Naturwissenschaften, die in den meisten Ländern dem Patentschutz zugänglich sind. Sie ist somit ein wesentliches Hilfsmittel für das Einordnen und Auffinden von Patentdokumenten. Sie gehört zu den monohierarchischen, präkoordinierten Klassifikationssystemen. (siehe auch Monohierarchie, Präkoordination) Die IPC, die auf eine internationale Übereinkunft aus dem Jahre 1954 zurückgeht, löste im Laufe der Zeit die nationalen Patentklassifikationen ab, z.B. die seit Arbeitsaufnahme des Kaiserlichen Patentamtes im Jahre 1877 eingeführte deutsche Patentklassifikation. Etwa seit Mitte der 70er Jahre verwenden die meisten Patentämter die IPC, die heute rund 70 000 Unterteilungen aufweist. Die Revisionsarbeit ist straff organisiert, so dass in regelmäßigen Abständen (etwa alle fünf Jahre) neue Fassungen der IPC vorgelegt werden konnten, die sowohl das System verbesserten als auch der technischen Entwicklung Rechnung trugen. Die erste Fassung stammte vom 1. September 1968, die siebente galt vom 1. Januar 2000 an. Die IPC ist in mehrere Spra238

chen (u.a. Deutsch, Japanisch, Chinesisch, Russisch, Spanisch) übersetzt worden, als offizielle Versionen gelten die englische und die französische Fassung. In der Bundesrepublik löste die IPC 1975 die nationale Patentklassifikation (DPK) ab. Nur die USA benutzen weiterhin ihre nationale Patentklassifikation (U.S. Cl.) als Erstklassifikation. Die IPC wird als Zweitklassifikation verwendet, so dass ihre Notationen auf US-Patentschriften teilweise fehlerhaft sind. Eine Weiterentwicklung der IPC stellt die ->· Europäische Klassifikation ECLA dar. Internationaler Leihverkehr

Leihverkehr

Internationales Bibliotheksformat. Die Katalogkarten in -» Zettelkatalogen haben in manchen Bibliotheken Postkartenformat oder ein noch größeres Format, überwiegend jedoch das sogenannte internationale Bibliotheksformat von 7,5 χ 12,5 cm. Dieses Format, das bereits Ende des 19. Jh. aus Amerika nach Deutschland gekommen ist, ist seit 1948 international anerkannt. Entscheidend für die Durchsetzung dieses Formates war der Druck der Titelkarten der -» Library of Congress, Washington, seit 1901 und in Deutschland der 1909 erfolgte Übergang der Berliner Titeldrucke von der Heftform (seit 1892) zur Zettelform. Die wesentlich spätere Festlegung der DIN-Normen für Papierformate ab etwa 1920 (-• Papier) hat das Format der Zettelkataloge nur vorübergehend beeinflussen können. Internationale Standard-Buchnummer -» ISBN Internationale Standardisierte Bibliographische Beschreibung -»ISBD Internationale Standardnummer für fortlaufende Werke - ISSN Internationale Standardnummer für Musikalien ISMN Internationale Standard-Serien-Nummer ISSN Internationale Standard-Werknummer für Musikalien ISWC Internationale Verleger-Union. Die Union (International Publishers Association - IPA) wurde 1896 in Paris gegründet und arbeitet eng mit der WIPO und UNESCO zusammen. Vereinigt sind hier insgesamt 78 Verlegerverbände auf nationalem und regionalem Gebiet.

Internet International Federation of Information and Documentation -> FID International Federation of Library Associations - Internationale Verleger-Union International Serials Data System (ISDS). Zu ihrer internationalen Identifizierung und elektronischen Registrierung erhalten -> Zeitschriften, zeitschriftenartige Schriftenreihen, -> Zeitungen, Serien eine International Standard Serial Number (-> ISSN) und einen key title. Beide gehören im Rahmen des International Serials Data Systems zusammen, dessen Zentrum in Paris eine Datei über alle von den nationalen Zentren vergebenen Internationalen Standard-Serien-Nummern führt. International Standard Book Number

ISBN

International Standard Serial Number

ISSN

International Statistical Classification of Diseases and Health Related Problems. Die International Statistical Classification of Diseases and Health Related Problems (ICD) ist eine -» Klassifikation, die von der WHO herausgegeben wird. Die 10. Revision der ICD (ICD-10) trat 1993 in Kraft und wird weltweit verwendet. Ihr Kernstück umfasst knapp 2500 Klassen (Diagnosen) und wird als dreistellige allgemeine Systematik bezeichnet. Die -> Notation besteht aus einem Buchstaben und einer zweistelligen Zahl. Bei der vierstelligen ausführlichen Systematik, die insgesamt ca. 25 000 Klassen (Diagnosen) umfasst, wird an die Notation der dreistelligen allgemeinen Systematik ein Punkt und eine weitere Ziffer angehängt. Vermutlich gibt es weltweit kein Ordnungssystem, das so stark verbreitet ist und so intensiv genutzt wird wie die ICD. (siehe auch -> International Classification of Procedures in Medicine) Internet. Das Internet verbindet weltweit verteilte und dezentral organisierte Computer und Computernetzwerke auf der Basis einer einheitlichen Pro-

tokoll- (-> TCP/IP) und Adressierungsarchitektur (—> Domain-Name). Es bildet die Grundlage für diverse Dienste, die es ermöglichen, über das Internet zu kommunizieren, Informationen/Daten abzurufen (download) bzw. zu speichern (upload) sowie mit entfernten Rechnern und Anwendungen zu arbeiten. Das Internet ist ein weltweiter Verbund von Computernetzwerken und dient dem Austausch von Daten und Informationen zwischen den angeschlossenen Computern. Seinen Ursprung hat das Internet in den 1960er Jahren, wo es im Rahmen des ARPANet-Projekts (Advanced Research Projects Agency Network) des US-Verteidigungsministeriums entstand. Ziel war es ein Netzwerk aufzustellen, welches dezentral aufgebaut und so organisiert ist, dass Daten dynamisch weitergeleitet werden (Routing) und so das Netzwerk nicht mehr von bestimmten Rechnern abhängig ist. Als Grundlage für die Netzwerkkommunikation dient das paketorientierte Protokoll TCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet Protocol), welches vom Aufbau und seiner Client/Server-Architektur her unabhängig von Plattform und Hersteller der angeschlossenen Rechner ist. Jedem dieser Rechner wird eine eindeutige numerische Netzadresse zugeteilt (IP-Adresse), zu der dann während der Kommunikation die einzelnen Datenpakete dynamisch zugestellt werden. Damit die Netzadressen leichter zu merken und zu verwalten sind, werden zusätzlich logische Adressen, bestehend aus frei wählbaren alphanumerischen Zeichen, vergeben. Die Verwaltung und Umsetzung von logischen Adressen zu den entsprechenden numerischen Adressen übernimmt das DNS (Domain Name System). Eine Reihe von sogenannten Internetdiensten übernimmt die anwendungsorientierte Übertragung von Daten zwischen den Benutzern und/oder Anwendungen (Programmen). Zu den ersten und auch bis heute weitverbreitetsten Diensten gehören E-Mail zum Austausch von Nachrichten, FTP (File Transfer Protocol) zur Übermittlung großer Datenmengen, sowie der Dienst telnet, der das Arbeiten mit entfernten Rechnern ermöglicht. Das Internet populär und der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat aber erst der in der Mitte der neunziger Jahren entstandene Dienst -> WWW (World Wide Web). Auf der Basis einer grafischen Oberfläche und auf Verweisstrukturen (- Beat Interpolation. Als Interpolation (zu lat.: interpolare = zurichten, zustutzen) bezeichnet man die von fremder Hand vorgenommene Einschaltung von Wörtern und Sätzen in Originaltexten, ohne dass diese Veränderung kenntlich gemacht wäre, (siehe auch -• Literarische Fälschungen) Interpreter -> Programmiersprache Intra-Indexiererkonsistenz

Indexierungsmaße

Intranet. Unter Intranet versteht man ein firmeninternes Netz, das auf denselben Technologien basiert wie das -> Internet. Intranets dienen der Zusammenarbeit von Mitarbeitern oder Arbeitsgruppen. In usum Delphini (ad usum Delphini [lat.]) ist die Bezeichnung für die Ausgabe eines literarischen Werks, in der die in moralischer oder politischer Hinsicht anstößigen Stellen eliminiert sind (-• Editio expurgata), allgemein für jede jugendmäßige Bearbeitung eines Schriftwerkes. Die Benennung rührt daher, dass Ludwig XIV. für den Unterricht des Dauphin (lat.: Delphinus = Titel des französischen Thronfolgers) von dem Theologen Jacques Benigne Bossuet (1627-1704) und dem französischen Philosophen und Lehrer des Dauphin Pierre Daniel Huet (1630-1721) eine Ausgabe der antiken Klassiker „ad usum Delphini" (zum Gebrauch durch den Delphin) unter Weglassen der anstößigen Stellen besorgen ließ. Schulausgaben (in usum scholarum) werden in ähnlicher Weise bearbeitet. 240

In usum scholarum

In usum Delphini

Inventar (lat.) steht für Bestand (von Gegenständen) oder Bestandsverzeichnis. Als Inventare bezeichnet man speziell die ältesten bekannten Formen der Bibliothekskataloge: die Verzeichnisse der Bücher einer Bibliothek in der Reihenfolge ihrer (meist sachlichen) Aufstellung (-> Inventarisierung). Inventarisierung. Unter (der amtlich vorgeschriebenen) Inventarisierung versteht man den Eintrag der von einer Bibliothek erworbenen Werke in ein Bestandsverzeichnis (->· Inventar) oder Zugangsverzeichnis bzw. Akzessionsjournal zum Nachweis, welche Werke in einem Rechnungsjahr in eine Bibliothek gekommen sind und welche Haushaltsmittel für sie verwendet wurden. Kernpunkt der Inventarisierung ist die Vergabe der Inventarnummer. Die früher vorgeschriebenen Akzessionsjournale können auch heute durch automatisierte Verwaltungssysteme ersetzt werden. Von Vorteil ist es mitunter, die Arbeitsgänge Inventarisierung und Formalerfassung zusammenzufassen. Inverse Dokumenthäufigkeit. Die inverse Dokumenthäufigkeit besagt, dass die Bedeutsamkeit eines Terms proportional zur Häufigkeit des Terms in einem Dokument vorkommt, aber umgekehrt proportional zur Gesamtanzahl der Dokumente einer Kollektion, in denen dieser Term auftritt. Um bei der -> Indexierung beide Faktoren in ein Verhältnis zu setzen, wird die inverse Dokumenthäufigkeit herangezogen. Dabei wird die Frequenz eines Terms in einem Dokument ermittelt und in Beziehung gesetzt zu der Anzahl der Dokumente, in denen er auftritt, (siehe auch -» Sprachmodell) IPA -»· Internationale Verleger-Union IPC -> Internationale Patentklassifikation IPK

Internationale Patentklassifikation

IR-Modell

Information-Retrieval-Modell

ISA - ISO ISBD. Die Internationale Standardisierte Bibliographische Beschreibung (International Standard Bibliographie Description) geht auf eine Katalogisierungskonferenz in Kopenhagen (1969) zurück und stellt einen internationalen Standard für die -> Bibliographische Beschreibung von Dokumenten dar, der von bibliothekarischen Regelwerken wie -*

ISO AACR und -+ RA Κ übernommen wurde. Die Grundversion der ISBD definiert acht bibliographische Bereiche (z.B. Sachtitel- und Verfasserangabe, Ausgabevermerk), die in einer verbindlichen Reihenfolge aufzuführen und jeweils durch die Deskriptionszeichen „Punkt, Spatium, Gedankenstrich, Spatium" voneinander zu trennen sind. Für Sondermaterialien wie Karten oder Musikalien gibt es eigene ISBDVersionen, so für Monographien ISBD (M), für Serien und Periodika (S), für audiovisuelle Materialien (NBM), für kartographisches Material (CM), für Noten (PM), für antiquarische Bücher und Rara (A) sowie für Aufsätze aus Zeitschriften und Büchern (CP). Der große Vorteil der ISBD besteht darin, dass sie bibliographische Beschreibungen übersichtlich strukturiert präsentiert und unabhängig von ihrer Beschreibungssprache verständlich macht. ISBN (Abk. für: Internationale Standard-BuchNummer, engl.: International Standard Book Number) ist ein international eingeführtes Identifikationsmerkmal für jedes Buch, vornehmlich zur Rationalisierung und Elektronisierung des Bestell- und Rechnungswesens im -» Buchhandel. Das internationale Nummernsystem wurde in der Bundesrepublik Deutschland im Oktober 1969 eingeführt, nach dem britischen (seit 1967) und dem US-amerikanischen (seit 1968) Vorbild. Die ISBN ist ab 1.1.2007 13-stellig und damit mit der ebenfalls 13-stelligen ΕΑΝ identisch. Die Ziffern stehen für die Produktgruppe Buch (978), die sprachliche Herkunft (z.B. 3 für Deutschland, Österreich, Schweiz), die Verlagsnummer, die Titelnummer für das einzelne Buch sowie eine Prüfziffer, z.B.: 978-3-407-80984-1. Die ISBN findet sich nahezu in allen Werbeanzeigen, Bibliographien, Prospekten, im Buch auf der Titelrückseite und außen auf dem Buch am Fuß der hinteren Einband- oder Umschlagseite. Die Funktion einer Gruppen-Agentur im Rahmen der ISBNGruppe 3 (deutschsprachige Länder) erfüllt die - Handlochkarte). Die entscheidende Verbesserung von Jacquards Webstuhl bestand darin, dass er die Walze der bisherigen Webstühle durch das Endlosprinzip der Lochkartensteuerung ersetzte. Dadurch konnten beliebig komplexe Muster gewebt werden. Die Karten wurden mit Nadeln abgetastet: ein Loch bedeutete Fadenhebung, kein Loch Fadensenkung. Jacquard setzte also das Binärsystem ein, was später bei der Entwicklung des Computers eine große Rolle spielte. Sein Webstuhl war die erste „programmierbare" Maschine. Bereits 1812 gab es in Frankreich mehr als 18 000 JacquardWebstühle. Jahrbuch. Ein Jahrbuch ist ein einmal (mitunter mehrmals) jährlich erscheinendes Periodikum, das auf den Berichtszeitraum bezogene Beiträge zu einem spezifischen Gegenstandsbereich und für einen bestimmten Leserkreis enthält. Das Wort „Jahrbuch" ist eine Verdeutschung vom lateinischen „annales" (-> Annalen) und ist vielfach auch Titelbestandteil einer solchen Schrift. Schon früh in der Entwicklung der Zeitschrift machte sich das Bedürfnis geltend, in einer gesonderten Veröffentlichung Ereignisse und Fortschritte eines bestimmten Zeitabschnittes dargestellt zu finden, was zur Gründung der Jahrbücher führte. Sie haben ihren Ursprung im -> Kalender und im -> Almanach. Die Jahrbücher sind die Vorläufer der heutigen Fortschrittsberichte. Jahrgang (Abk.: Jg., PL: Jgg.) ist die Bezeichnung für das, was von einer Zeitschrift oder Zeitung innerhalb eines Jahres erschienen ist. Jakob-Krause-Bund der deutschen Kunstbuchbinder -+ Krause Jansenisten-Einband. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. kamen in Frankreich neben den reichgeschmückten -> Bucheinbänden schmucklose, allenfalls mit einer einfachen Kante, einem Wappen oder kleinen Eckmotiven, aber technisch umso besser gearbeitete Einbände auf. Sie wurden nach der stren-

gen calvinistischen Richtung der Jansenisten benannt. Janus-Presse. Sie ist die erste deutsche Privatpresse, die 1907 in Leipzig von Carl Ernst Poeschel und Walter -> Tiemann gegründet wurde. Die Janus-Presse druckte in einer Schrift, die der -»Antiqua italienischer Frühdrucker nachgebildet war. Sie erlosch 1923. Japanpapier (Chinapapier) ist ein handgeschöpftes -> Papier von seidenartiger Feinheit mit langen verschlungenen Fasern und von großer Festigkeit. Es wird größtenteils aus der Rinde des Papiermaulbeerbaums hergestellt, die ihm eine leicht gelbliche Tönung verleiht. Echtes Japanpapier ist teuer und wird nur für Luxusdrucke und Buchrestaurierungen verwendet. Das in Europa imitierte Japan- oder Chinapapier hat nicht die gleiche Festigkeit. JASON. Die -> Dokumentlieferung über JASON (Journal Articles Sent ON demand) war ein Lieferdienst für Zeitschriftenaufsätze der Hochschulbibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen und der Universitätsbibliothek Trier. Inzwischen sind die Möglichkeiten von JASON in die Fernleihe integriert. Java. Java/Java-Applet ist eine von der Firma SUN entwickelte Programmiersprache für HypermediaDokumente, die dem Entwickler erlaubt, WWWSeiten mit verschiedenen, auch interaktiven Spezialeffekten auszustatten. Zur Ausführung von JavaProgrammen wird eine „Java Virtual Machine" benötigt. Diese ist heute in den verbreiteten Browsern eingebaut. Damit lassen sich Java-Programme auf nahezu jedem Computer, unabhängig von dessen Hardware oder Betriebssystem ausführen. Ursprünglich war Java zur Steuerung von Set-TopBoxen auf Fernsehgeräten gedacht. Jenson, Nicolaus (1420-1480). Französischer Frühdrucker in Venedig. Antiqua, -> Rotunda Jewett, Charles Coffin (1816-1868). Amerikanischer Bibliothekar. Er war ein Hauptförderer der -» Public libraries. Jewett führte als erster 1852 konse243

Jg., Jgg. quent das Prinzip der korporativen Verfasserschaft in der alphabetischen Katalogisierung ein (-> Kataloginstruktionen). Jg., Jgg. - Jahrgang J ö c h e r , Christian Gottlieb (1694-1758). Lexikograph, Professor, Bibliothekar. Er war Verfasser des „Allgemeinen Gelehrten-Lexikons" (4 Bde., Leipzig 1750-1751; Fortsetzungen und Ergänzungen von anderen Lexikographen: 7 Bde., Leipzig 1787-1897), das die Gelehrten von den ältesten Zeiten bis etwa 1750 verzeichnet. Johann von Paderborn. Deutscher Frühdrucker in den Niederlanden. Er hat wahrscheinlich in Venedig gelernt und kurz in Straßburg gearbeitet, bis er 1472 in Aelst zu drucken begann. Später siedelte er in die Stadt Löwen über, für deren Universität er druckte. Johann von Paderborn legte Wert auf eine gute Typographie und wendete eine Rotunda italienischer Herkunft an. Johann von Speyer. Deutscher Drucker in Venedig (gest. 1470.) -> Bücherprivilegien, Wendelin von Speyer Johnson, John Robert. Erfinder der ersten Komplettgießmaschine. -• Schriftguss Johnston, Edward (1872-1944). Britischer Schriftkünstler. Er verhalf der Schreibschrift zur neuen Geltung, indem er Schriften für die -> CranachPresse entwarf, für die -> Doves Press Initialen zeichnete und die Rohrfeder der mittelalterlichen Schreiber wieder einführte. Seine Schülerin Anna ->• Simons wirkte in Deutschland. Jost, Heinrich (1889-1948). Grafiker, Schrift- und Buchkünstler. Er war Schüler von Paul Renner und Emil Praetorius. Ab 1923 leitete er die Bauersche Schriftgießerei, Frankfurt/M. Jost schuf mehrere Druckschriften. Journal (franz.) steht veraltet für (1) ->· Zeitung, (2) bebilderte -> Zeitschrift unterhaltenden oder informierenden Inhalts (z.B. Mode-Journal), (3) Tagebuch für dienstliche oder private Eintragungen. Journal des Luxus und der Moden. Diese in Weimar von 1786-1827 erschienene Monatsschrift war die erste bedeutende deutsche -> Modezeitschrift. Sie wurde von Friedrich Justin -> Bertuch (1747-1822) herausgegeben, der für die kolorierten 244

Modekupfer und die unkolorierten Kupferstichtafeln den Weimarer Maler Georg Melchior -> Kraus (17371866) verpflichtete, der auch als Mitherausgeber dieses Modejournals fungierte. Das Journal ist das Sittenbild einer stürmischen Zeit und gleichzeitig eine der erfolgreichsten journalistischen Unternehmungen der Goethezeit. Über Mode, Theater und Musik, Politik, Einrichtung und Gartenarchitektur sowie Sitten, Klatsch und Gesellschaftsnachrichten wurde berichtet. Mit der inhaltlichen Erschließung des „Journals des Luxus und der Moden" begann die Herzogin Anna Amalia Bibliothek 1996 ein erstes analytisches Projekt im Rahmen ihrer bibliographischen Arbeiten. Die analytische Aufbereitung der 42 Bände des Journals soll einen schnellen Zugriff, exakte Informationen sowie eine Benutzung unabhängig von der Zeitschrift selbst ermöglichen. Die Bibliographie wird mit EDV erstellt und soll in Buchform erscheinen. Die Gesamtzahl der bibliographischen Beschreibungen wird ca. 13 000 betragen. Journal des Savants. Französische universalwissenschaftliche und zugleich erste Zeitschrift ihres Typs. Sie wurde von dem französischen Edelmann Denys de Sallo (1629-1669) am 5. Januar 1665 zum ersten Mal in Paris herausgegeben und erscheint noch heute. Entgegen aller Gepflogenheit der Zeit war dieses Blatt nicht in Latein, sondern in französischer Sprache geschrieben. Absicht des Herausgebers war, mit dieser Zeitschrift alle Neuigkeiten aus der Gelehrtenrepublik mitzuteilen. Wie im Falle vieler erstklassiger Zeitschriften der folgenden Jahrhunderte ließ der Konflikt mit der Kirche nicht lange auf sich warten: Sie stellte dem Herausgeber die Forderung, sein Blatt der Zensur zu unterwerfen, worauf es de Sallo 1665 wieder eingehen ließ. Ein Jahr später wurde es unter Leitung eines Abbe Jean Gallois neu aufgelegt. Journalismus (franz.) bedeutet (1) die publizistische Arbeit bei Presse, -> Hörfunk, -> Fernsehen in Bericht und Kommentar, (2) meist abwertend den spezifischen Stil dieser Arbeit, nämlich die Verwendung umgangssprachlicher Wörter und Begriffe; (3) man rechnet aktuelle Buchveröffentlichungen mitunter auch zum Journalismus. Journalist ist die Berufsbezeichnung für Menschen, die für Medien wie -» Zeitungen, Zeitschriften, Nachrichten-, Pressedienste, Film, Funk oder Fern-

Juniperus-Presse sehen tätig sind. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt; doch bezeichnet man als Journalisten alle einer Medienorganisation mit Redaktion angehören und haupt- oder nebenberuflich in ihr arbeiten. Journalisten genießen bei der Informationssammlung bestimmte Sonderrechte bei der verminderten Auskunftspflicht gegenüber Behörden sowie beim Schutz von Informanten (Zeugnisverweigerungsrecht). Die Journalistenausbildung ist nicht formell festgeschrieben, die Qualifikation wird meist in Form eines Volontariats als betriebliche Ausbildung erworben. JPEG (Joint Picture Expert Group) ist ein Kompressionsverfahren fur Grafikdateien. JPEG beschränkt sich nicht auf das Packen von Bilddaten nach den üblichen Algorithmen, sondern beinhaltet raffinierte Verfahren, die selektiv einzelne Bildinformationen löschen, ohne dabei den optischen Gesamteindruck zu zerstören. JPEG eignet sich daher gut für Bilder mit Farbübergängen, wie sie z.B. in gescannten Fotografien vorkommen. Neben -> GIF ist JPEG am besten geeignet für Darstellungen im Internet bzw. als Mutimedia. Jubiläumsausgabe. Eine Jubiläumsausgabe ist ein aus einem festlichen Anlass (Geburtstag, Todestag u.ä.) herausgegebenes Werk einer bekannten Persönlichkeit. Sie ist meist sorgfaltig und reich ausgestattet. Jugendbibliothek

Kinder- und Jugendbibliothek

Jugendgefährdende Schriften tur

Schundlitera-

Jugendschriften (Bücher und Zeitschriften) sind das Lesegut für Jugendliche etwa vom 12. bis 16. Lebensjahr, das dem Sprachgebrauch und dem Weltverständnis noch nicht erwachsener Menschen entspricht. Sie umfassen Dichtung und Sachbücher; ihr Inhalt ist unterhaltend oder belehrend; vielfach wird beides zugleich angestrebt. Ursprünglich kannte das

Schrifttum keine eigentlichen Jugendbücher; vielmehr gab man der Jugend Werke der nationalen und religiösen Literatur, teils in Auswahl. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jh. traten das Jugendbuch (und Kinderbuch) und entsprechende Zeitschriften nach Anfangen, die bis in das 16. Jh. hineinreichen, stärker hervor. Neben den speziell für Jugendliche geschriebenen Büchern wurden auch andere Bücher für Jugendliche bearbeitet (In usum Delphini). (siehe auch Jugendzeitschrift) Jugendzeitschrift sind Zeitschriften für den individuellen oder sozialen Lebensbereich von Jugendlichen. Die Jugendpresse des 18. und 19. Jh. war fast ausschließlich eine volkserzieherische Kinderpresse (-• Kinderzeitschrift). Die Jugendzeitschriften gegen Ende des 19. Jh. waren erbaulich-konfessionell und unterhaltend; sie brachten gereinigte Dichtung und Trivialliteratur sowie historische und naturkundliche Darstellungen. Die modernen politischen und konfessionellen Jugendblätter entstanden mit der Anfang des 20. Jh. einsetzenden Jugendbewegung. Zu den Jugendzeitschriften gehören die Schülerzeitschriften. Sie sind von Schülern für Schüler von Ausbildungseinrichtungen hergestellt, (siehe auch Jugendschriften) Jungfrau bezeichnet in der Typographie eine fertig gesetzte Seite, die als fehlerfrei gekennzeichnet ist. Die von ->· Korrektoren geprüften Texte werden bei Fehlern mit entsprechenden -* Korrekturzeichen markiert. Bleibt eine überprüfte Seite ohne Fehler, sind also auch keine Korrekturzeichen auf der Seite vorhanden, so bleibt die Seite Jungfräulich". In der Werbung hat sich aus diesem Begriff die Bezeichnung „Jungfrauenwunder" entwickelt, womit ein absolut fehlerfreies Druckwerk bezeichnet wird. Juniperus-Presse. -»Privatpresse. Sie wurde 1921 in Stuttgart von F.H. Ernst Schneidler gegründet. Sie ist 1925 erloschen.

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κ Kachelofen, Konrad (um 1450-1528/1529). Leipziger Frühdrucker. Sein hervorragendster Druck ist ein Missale für Meißen (Missale Misnense) von 1495. Kachelofens Druckerei übernahm sein Schwiegersohn Melchior -»· Lotter d.Ä.

sonstige Lebensweisheiten. Dies durfte in den Volkskalendern bis ins 19. Jh. nicht fehlen. Heute gibt es neben den Tafel- oder Wand- und Abreißkalendern Kalender für die verschiedensten Zwecke und Berufe, z.B. Vormerkkalender, Ärztekalender.

Kalander. Der Kalander (franz.) ist in der Papierherstellung eine Maschine mit abwechselnd angeordneten weichen (aus Papier oder Baumwolle) und harten (aus Hartguss oder Stahl) Walzen, zwischen denen die Papierbahnen geführt werden. Das Verfahren dient zur Verbesserung der Papieroberfläche (Glätte und Glanz).

Kaliko ist ein nach der ostindischen Stadt Calicut benanntes Baumwollgewebe, das, häufig als Leinenersatz, als Überzugsstoff für -> Bucheinbände benutzt wurde. Heute ist dieser Stoff von den Mattgeweben verdrängt.

Kalb(s)leder wird wegen seiner Glätte gerne für Bucheinbände verwendet, doch ist es empfindlich und wenig haltbar. Es wurde besonders in England im 17. bis 19. Jh. für einfachere Einbände viel benutzt. Kalender. Ein Kalender (lat.: calendae = der 1. Tag jedes Monats im römischen Kalender) ist eine Zusammenstellung der aufeinanderfolgenden Tage, Wochen und Monate zum Zwecke der Zeiteinteilung. Der Kalender beruht auf astronomischen Beobachtungen und wurde bereits im alten Ägypten (14. Jh. v. Chr.) entwickelt. Die der christlichen Welt entstammenden Kalender brachten neben Aufzeichnungen über Gestirnsbewegungen Angaben über die christlichen Feste sowie über die Tagesheiligen. Im späten Mittelalter waren die Kalender oft den -» Evangeliaren, den - Einblattdrucke) für gelehrte Kreise in lateinischer Sprache auf, die als Tafel- oder Wandkalender zu benutzen waren. Die Buchkalender waren anfangs meist immerwährende Kalender; erst Mitte des 16. Jh. kam dazu der Kalender für ein Jahr, Tagbüchel oder -»Almanach genannt. Alle älteren Kalender sind reich mit -> Holzschnitten, später mit Kupferstichen verziert. Sie bringen meist auch Wetterregeln, Ratschläge für gesunde Lebenshaltung und 246

Kaiisch, David (1820-1872). Schriftsteller. Er gründete 1848 die politisch-satirische Zeitschrift -> Kladderadatsch. Kalligraph

Kalligraphie

Kalligraphie (griech.) heißt die Schönschrift oder Schönschreibkunst, die sich im Gegensatz zur Kurrentschrift bemüht, die Buchstaben möglichst wohlgefällig zu gestalten (-> Schreibmeister, -> Schreibschriften). Als herausragende moderne Schreibkünstler gelten u.a. Edward Johnston, Anna -» Simons, Rudolf -• Koch. Kalligraphie als Kunst des Schönschreibens von Hand, mit Federkiel, Pinsel oder Tinte hat überall dort eine große Bedeutung, wo das Schreiben heiliger Texte ein sakraler Vorgang ist: Das gilt für den Islam wie auch für die chinesische und japanische Schriftkultur. Auch wenn die Kalligraphie in Europa heute kaum noch Bedeutung hat, ist sie als Kunstform und Hobby noch lebendig. Praktische Anwendung findet sie bei der Gestaltung von Urkunden, Plakaten oder Eintragungen ζ. B. in ein -• Goldenes Buch. Kallimachos (etwa 305-240 v. Chr.). Griechischer Gelehrter. Er war Lehrer des ->· Apollonios von Rhodos und Bibliothekar an der -> Alexandrinischen Bibliothek. Im Auftrag von Ptolemaios II. Philadelphos verfasste er für die Bibliothek im Museion einen Realkatalog (-> Pinakes). Kaltnadelradierung heißt eine - Flachsichtkartei Karlsruher Virtueller Katalog -> Verbundkatalog Karolingische Minuskel. Die Vielfalt der -> Nationalschriften machte eine Vereinheitlichung der Schrift notwendig. Reformbestrebungen gingen von verschiedenen Klöstern im Reiche Karls des Großen (742-814) aus, deren Ergebnis eine neue Schrift, die karolingische -> Minuskel, war. Der Name rührt daher, dass sie unter Karl dem Großen entstanden war, der auch die Bemühungen um eine einheitliche Schriftform gefördert haben soll. Der neue Schrifttypus bildete sich Anfang des 9. Jh. nach dem Vorbild der Halbunziale. Es wurden klar lesbare Buchstaben mit regelmäßigen Formen gebildet und Abkürzungen weitgehendst vermieden. So entstand eine Schrift mit ausgeprägtem Minuskelcharakter, die sich bis etwa zum 12. Jh. in ganz Westeuropa durchgesetzt hatte, mit Ausnahme von Süditalien, wo man bis ins 14. Jh. an der -> Monte-Cassino-Schrift festhielt. Entsprechend dem Baustilwandel RomanikGotik begann im 12. Jh. der Übergang von der karo248

lingischen Minuskel zur gotischen Minuskel. Die karolingische Minuskel ist die Vorform unserer heutigen Antiqua. Kartei. Eine Kartei, veraltet: Kartothek, ist eine alphabetisch, numerisch oder alphanumerisch geordnete Sammlung von Aufzeichnungen auf losen Karten oder Blättern gleichen Formats. Die verwendeten Karten oder Blätter haben gewöhnlich die Größen DIN A 4, DIN A 5, DIN A 6, DIN A 7 oder das Bibliotheksformat (7,5 χ 12,5 cm). Die Kartei oder Steilkartei wird heute vor allem für manuelle Bibliothekskataloge verwendet. Ihr Vorteil besteht darin, dass bei systematischer oder alphabetischer Aufstellung ein unbegrenztes Zusortieren weiterer Karten möglich ist. Nachteil ist allerdings, dass die Karte als Stellvertreter des Dokuments nur unter einem Sachmerkmal bzw. Ordnungsmerkmal abgestellt werden kann; die Mehrfachabstellung ist nur durch Vervielfältigung der Karten möglich, was schnell zu einem unhandlichen Umfang fuhrt. Benutzung, rasche Ergänzung oder Entnahme von Karteikarten werden durch ->• Leitkarten, Vorsprünge, Reiter, Einkerbungen, Randlöcher u.ä. erleichtert. Bei sogenannten Blindkarteien werden die Karten in Kästen aus Holz, Stahl o.ä. stehend (Steilkartei) oder hängend (Hängekartei) aufbewahrt; in - Buchbinderei wird Karton für Buchdecken verwendet; doch spricht man dabei meist von Pappen. Kartonage. Bei der Kartonage (franz.) besteht nicht wie bei der Broschur (Weichbroschur) der ->· Umschlag aus weichem, leichtem Papier, sondern aus -> Karton. Zu den Kartonagen gehören Taschenbücher und Paperbacks.

Kartoniert. Eine Druckschrift heißt kartoniert, wenn sie mit einer Kartonage versehen ist. Kartothek (franz.-griech.) steht veraltet für tei, Zettelkasten.

Kar-

Kaschieren (franz. = verdecken, verbergen) bedeutet in der -> Buchbinderei: -> Pappe mit Buntpapier oder bedrucktem Papier für -> Bucheinbände überkleben (überziehen). Kassette. Eine Kassette (franz. = Kästchen) ist ein flacher Behälter mit aufgespultem Magnetband für Ton- und/oder Bildsignalaufzeichnung. Kassettenrecorder. Ein Kassettenrecorder (zu engl.: to record = aufzeichnen) ist ein Tonbandgerät mit einer einsetzbaren Kassette, die das bespielte oder unbespielte Tonband enthält. Kastrierte Ausgabe -> Editio expurgata Katalekten (griech.) sind Bruchstücke, Fragmente alter Werke. Katalog (griech.) ist die schon im Altertum verwendete Bezeichnung fur Verzeichnis, Aufstellung verschiedener Dinge. Die Verzeichnisse der Bücherbestände einer Bibliothek werden ebenfalls Kataloge (Bibliothekskataloge) genannt. Die Kataloge der meisten Bibliotheken verzeichnen nur bibliographisch selbständige Werke, so nicht Aufsätze in Zeitschriften und Beiträge aus sonstigen Sammelwerken. Nach der Ordnung der Aufzeichnungen unterscheidet man den -> Alphabetischen Katalog, den Schlagwortkatalog, Stichwortkatalog, -• Stoffkreiskatalog, den Systematischen Katalog und den Standortkatalog. Ein Mischkatalog ist der -> Kreuzkatalog. Nach ihrem Umfang im Vergleich zum Gesamtbestand der Bibliothek differenziert man zwischen -»• Hauptkatalog und -» Teilkatalog (Sonder-, Spezial-, Auswahlkataloge). Zentralkataloge (Gesamtkataloge) und -> Verbundkataloge sind gemeinsame Kataloge mehrerer Bibliotheken. Die früher üblichen -> Bandkataloge und die heute noch gebräuchlichen Zettelkataloge werden zunehmend vom elektronischen oder Online-Katalog ersetzt. Die ältesten bekannten Bibliothekskataloge waren Verzeichnisse der Bücher einer Bibliothek in der Reihenfolge ihrer meist sachlichen Aufstellung (-• Inventar oder Standortkatalog). Das zeigen die -> Pinakes, die auf den Tafeln beruhen, auf denen in der Bibliothek des Museions in Alexandria bei den 249

Katalogdruck einzelnen Aufstellungsgruppen die Buchrollen verzeichnet waren. Noch mehr gilt dies von den mittelalterlichen, sogar von vielen späteren Katalogen bis ins 16. Jh. hinein. Sie waren mehr für den Besitzer und Verwalter als für den Benutzer der Bibliothek bestimmt. Erst gegen Ende des Mittelalters wurden zu den der Aufstellung nach Sachgruppen entsprechenden Inventaren alphabetische Register der Autoren und Materien hergestellt, aus denen im 19. Jh. die Alphabetischen Kataloge als Hauptkataloge der Bibliotheken entstanden. Im Zusammenhang mit der Entwicklung der modernen -> Gebrauchsbibliothek (seit etwa 1870) sind die Katalogfragen in ein entscheidendes Stadium getreten. Die Herstellung der Kataloge erfolgte ursprünglich handschriftlich. Wegen der Unterschiedlichkeit der Handschriften und ihrer oft schlechten Lesbarkeit hat in Deutschland nach ausländischem Vorbild Erwin -»Ackerknecht eine einheitliche Büchereihandschrift entwickelt. Die gewünschte Einheitlichkeit und Lesbarkeit der Schrift in den Katalogen gewährleisten der Buchdruck (-» Katalogdruck), die Schreibmaschine und schließlich verschiedene reprographische Verfahren. Katalogdruck. Der erste gedruckte Bibliothekskatalog war der der Universitätsbibliothek Leiden, 1595. Im Laufe des 17. Jh. ließen etwa 30 Bibliotheken ihre Kataloge gedruckt erscheinen, und im 18. Jh. wurde die Zahl der gedruckten Bibliothekskataloge bereits unübersehbar. Schien es noch bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts für jede Bibliothek unerlässlich zu sein, einen gedruckten Katalog zu besitzen, so wurde gegen Ende des 19. Jh. wegen der zunehmenden Bücherproduktion und der damit in immer schnellerer Folge notwendig werdenden Supplemente oder Neuauflagen dieser Standpunkt weitgehendst aufgegeben. Von den großen Katalogdrucken unserer Zeit wurde der des Britischen Museums 1881 begonnen, der der Pariser Bibliotheque Nationale 1897. Eine schon beachtenswerte Sonderstellung nimmt der Katalog der -> Library of Congress in Washington ein, dessen Vervielfältigung ab 1942 auf fotomechanischem Wege erfolgte. Auch der Entschluss des Britischen Museums, seinen Katalog mit dem Erscheinungsjahr 1959 vom Buchdruck auf den Foto-Offsetdruck umzustellen, ist ein Beweis dafür, dass der Buchdruck heute nicht mehr das geeignete Mittel zur Herstellung von Bibliothekskatalogen ist, es sei denn, sie erfolgt mehr wegen der bibliographischen Funktion des betref250

fenden Werkes und weniger um des Katalogwertes willen, der sich u.a. auch durch das Tempo der Verzeichnung der Neuerwerbungen einer Bibliothek bestimmt. Der nächste Schritt war die Übertragung des Karten- oder Bandkataloges durch Mikroverfilmung auf -»• Mikrofiches und alsdann bei Einführung der elektronischen Datenverarbeitung die Ausgabe auf Mikrofiches im COM-Verfahren. So stellte die Library of Congress um 1974 eine mikroverfilmte Ausgabe ihres systematischen -> Standortkataloges (Berichtszeit: bis ca. 1973/74) zur Verfügung und löste ab 1983 die Papierausgabe der Monatsund Vierteljahresausgaben des National Union Catalog durch die zuvor schon wahlweise gelieferte Mikroficheausgabe völlig ab. Heute ist der ->· Online-Katalog fur Bibliotheken und vor allem für Verbundsysteme dominierend. Kataloginstruktionen (-• Alphabetischer Katalog). In Deutschland erfolgte 1850 die erste schriftliche Fixierung örtlicher Regeln für die Titelaufnahme durch die Münchener Hofbibliothek. Von ihr beeinflusst ist die 1874 hektographiert und 1886 gedruckt erschienene Instruktion von Karl -• Dziatzko fiir die Universitätsbibliothek Breslau. 1892 wurden die von einer Kommission geschaffenen Berliner Regeln durch einen preußischen Ministerialerlass für alle preußischen Universitätsbibliotheken als verbindlich erklärt. Im Hinblick auf die Verwirklichung eines Preußischen Gesamtkataloges wurde eine endgültige Katalogisierungsvorschrift für die an ihm beteiligten Bibliotheken notwendig. Aus einer Verschmelzung und teilweise starken Neubearbeitung der Dziatzkoschen Instruktion für die Ordnung der Titel mit der Berliner Instruktion für die Aufnahme der Titel entstanden unter maßgeblicher Beteiligung von Fritz -> Milkau die Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken, die sogenannten Preußischen Instruktionen (PI), in ihrer ersten Fassung vom 10.5.1899 (2. Ausgabe vom 10.8.1908). Unter dem Einfluss der Berliner Titeldrucke und durch das Fortschreiten des Preußischen Gesamtkataloges, vor allem nach seiner Ausweitung zum Deutschen Gesamtkatalog, haben sich die Preußischen Instruktionen mit wenigen Ausnahmen (Universitätsbibliothek Tübingen) in allen deutschen -> Bibliotheken durchgesetzt. Im Ausland folgten die niederländischen, polnischen, russischen und die deutschsprachigen Schweizer Regelwerke weitgehend den Preußischen Instruktio-

Kataloginstruktionen

nen; die österreichischen Bibliotheken stellten wegen ihrer Mitarbeit am Preußischen Gesamtkatalog ihre -> Kataloge sogar einheitlich auf die Preußischen Instruktionen um. Sie alle näherten sich aber, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, mehr oder weniger den anglo-amerikanischen Katalogvorschriften an. Ihr Unterschied zu den Preußischen Instruktionen liegt in der Verwendung des mechanischen statt grammatikalischen Prinzips bei der Auswahl der Ordnungswörter und in der Anerkennung der korporativen Verfasserschaft. In England legte Antonio Panizzi für das -> Britische Museum einen Alphabetischen Katalog unter Zugrundelegung von 91 formulierten Katalogregeln (1841) an. In Amerika wendete Charles Coffin -> Jewett 1852 als erster das Prinzip der korporativen Verfasserschaft konsequent an und begründete Charles Ami Cutter 1876 die Regeln für den Dictionary Catalogue (eine Kombination von Alphabetischem Katalog und -> Schlagwortkatalog). Um die Jahrhundertwende tauchte zum erstenmal der Gedanke einer überstaatlichen Instruktion auf, der 1908 zu den von einer Kommission der American Library Association (ALA) und der Library Association of the United Kingdom (LAUK) erarbeiteten Cataloguing Rules führte. Aber weder die -» Library of Congress in Amerika noch das Britische Museum in England übernahmen diese Regeln, vielmehr entwickelten beide eigene, zum Teil stark abweichende Vorschriften. Die ersten modernen Instruktionen in Frankreich wurden 1889 von Leopold Victor Delisle geschaffen, die beim Druck des Catalogue General der Bibliotheque Nationale, Paris, befolgt wurden. In Italien wurde 1922 eine amtliche Instruktion erlassen. Die -> Biblioteca Vaticana veröffentlichte 1931 unter maßgeblicher Beteiligung amerikanischer Bibliothekare eine eigene Katalogisierungsvorschrift. In Russland folgte man bis 1917 den Preußischen Instruktionen, näherte sich dann aber stark den anglo-amerikanischen Cataloguing Rules an. Eine über die englisch-amerikanische Instruktion von 1908 noch weiter gehende internationale Einigung hat sich wegen der grundlegenden Unterschiede der deutschen und ausländischen Methode der Ordnung der Sachtitel nicht erzielen lassen. Internationale Katalogarbeit: Nach 1945 hat sich das Bedürfnis nach einer Reform der Preußischen Instruktionen verstärkt. In diesem Zusammenhang fand eine alphabetische Katalogisierungskonferenz in Paris (International Conference on Cataloguing Prin-

ciples) vom 9.-18. Oktober 1961 statt. Das Hauptanliegen der Pariser Konferenz war eine internationale Vereinheitlichung der Grundsätze für Katalogregeln. Mit dem Streben nach Vereinheitlichung war das Bemühen verbunden, zu weitreichenden Vereinfachungen zu gelangen. Die wichtigste Schlussfolgerung aus der Pariser Konferenz für die alphabetische Katalogisierung im deutschen Sprachgebiet war die Notwendigkeit, ein neues Regelwerk auszuarbeiten. Aus diesen Ergebnissen ergibt sich zwangsläufig der Abbruch der Preußischen Instruktionen, die den heute zu katalogisierenden Büchern, schon durch Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in der Katalogisierung, nicht mehr voll gerecht werden können, und die Umstellung alphabetischer Kataloge von der grammatikalischen auf die mechanische Ordnung. Gemäß den Pariser Empfehlungen wurden durch Fachkommissionen der Bundesrepublik Deutschland, der DDR, Österreichs, der Schweiz und Luxemburgs die Regeln für die alphabetische Katalogisierung (-• RAK) erarbeitet. Sie brachten mit der Einführung des mechanischen Ordnungsprinzips und der Anerkennung der korporativen Verfasserschaft eine Angleichung an den anglo-amerikanischen Instruktionstypus; zudem sind sie für die Anwendung der elektronischen Datenverarbeitung in der Katalogherstellung geeignet. Der nächste wichtige Markstein in der internationalen Katalogarbeit war eine weitere Konferenz von Experten (IFLA International Meeting of Cataloguing Experts [IMCE]) vom 22.-24.8.1969 in Kopenhagen, die auf eine künftige internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der automatisierten Katalogisierung hinzielte. Auf die Kopenhagener Konferenz sind zurückzuführen: das sogenannte Shared Cataloging Program und das MARC (Abk. für engl.: Machine-Readable-Cataloging)-Project, die mit einer „standard bibliographic description", einer normierten Titelbeschreibung, aufs engste zusammenhängen. In diesem Zusammenhang wurde die ursprünglich für das Bestell- und Abrechnungsverfahren im Buchhandel eingeführte Internationale Standard-Buch-Nummer (-> ISBN) auch für das Bibliothekswesen interessant. Das Shared Cataloging Program ist ein (ursprünglich amerikanisches Zentralkatalogisierungs-) Unternehmen, das die Beseitigung von Doppel- und Vielfacharbeit bei der Erfassung und Erschließung des Schrifttums zum Ziel hat. Es besteht darin, dass Bibliotheken Titelaufhahmen von der von ihnen erworbenen Literatur anfer-

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Katalogisierung tigen, die den Katalogisierungsregeln der Library of Congress, Washington, angepasst und als Zetteldrukke von diesen Bibliotheken beziehbar sind. Weil die nationalen Titelaufnahmegepflogenheiten Verschiedenheiten aufweisen, andererseits das Unternehmen des Shared Cataloging mit einer Vereinheitlichung steht und fällt, sind aus dieser Sicht Normierungsbestrebungen verständlich. Das 1967 als MARC Pilot Project einsetzende Experiment der Library of Congress war darauf gerichtet, Titelaufnahmen auf Magnetbändern in maschinenlesbarer Form herzustellen, die in erster Linie für Katalogzwecke, aber auch für die Information über Literatur verwendbar sein sollten. Die weitere Entwicklung führte zum MARC II Project, das von der Library of Congress und der British National Bibliography (London 1950 ff. [= erste offizielle britische Nationalbibliographie]) gemeinsam betrieben wird. Die Anwendung der elektronischen Datenverarbeitung für Katalogzwecke hat zu weiteren Gemeinschaftsunternehmen geführt, von denen das -• OCLC (Abk. für engl.: Ohio College Library Center) zu nennen ist, ein 1966 gegründetes Online-Katalogisierungssystem, bei dem das Shared Cataloging online bewerkstelligt wird, (siehe auch Verbundkatalogisierung) Katalogisierung. Die Katalogisierung (Bestandserschließung) hat die Aufgabe, die formale titelmäßige und sachlich-inhaltliche Erschließung der Bestände einer oder mehrerer -> Bibliotheken durchzuführen. Ihr Ergebnis sind die Bibliothekskataloge. (siehe auch Katalog, Formalerschließung, -»Sachkatalogisierung, -> Verbundkatalogisierung) Katalogisierungsvorschriften tionen

Kataloginstruk-

Katalogregeln - • Kataloginstruktionen Katalogsystem, (Katalogwerk). Die Gesamtheit der an einer Bibliothek vorhandenen Kataloge nennt man Katalogsystem oder Katalogwerk. Durch diese Bezeichnung kommt zum Ausdruck, dass die einzelnen Bibliothekskataloge sich in der Bestandserschließung ergänzen. Katalog-Verbundsystem -> Verbundkatalog Katalogzettel -• Zettelkatalog Katechismus. (1) Ein Katechismus (griech.) ist ein Buch für den christlichen Glaubensunterricht. Da der 252

Katechismus den Stoff durchweg in Frage und Antwort darbietet, wird unter ihm heute ein kurzgefasstes Religionslehrbuch in Frage- und Antwort-Form verstanden. (2) Ein Katechismus ist ein nicht unbedingt theologisches, sondern auf alle Wissensgebiete angewendetes in Frage- und Antwort-Form abgefasstes Buch. Kategorienkatalog. Zur Unterstützung der -»Formalerschließung von Dokumenten existieren Kategorienkataloge, die eine systemunabhängige Auswertung von Dokumenten ermöglichen. Für den deutschen Bereich wurden vom NABD (Normenausschuss für Bibliothekswesen und Dokumentation im ->• DIN) verschiedene dieser Kataloge publiziert (vgl. DIN 31631-1 bis -7), für den internationalen Bereich gibt es die ISO-Norm 8459-1 bis -3. Auf der Basis dieser genormten Kataloge lassen sich dann für spezielle Zwecke systeminterne, kompatible Kataloge erstellen (siehe auch ->· EDI). Aus den Kategorienkatalogen werden dann wiederum Datenerfassungsschemata erstellt, bei denen jeder Kategorie ein Feldname, die zulässige Feldlänge, die zulässigen Einträge usw. zugeordnet werden, die dann wiederum mit Plausibilitätsprogrammen abgeprüft werden können. In der Praxis werden für die Erfassung Formulare (Auswertebögen) oder heutzutage meist Bildschirmmasken verwendet. Kathedralstil. In der ersten Hälfte des 19. Jh. verzierte man die -> Bucheinbände mit gotischen Architekturmotiven, wobei man zum Teil wieder mit der mittelalterlichen Technik der Blindpressung arbeitete. Da die Motive dem gotischen Kirchenbau entnommen waren, nennt man diese Verzierungsart den Stil „ä la cathedrale" (Kathedralstil). Sein Hauptvertreter war J. -> Thouvenin. Katholische Nachrichtenagentur - Bilderbuch) Kayser, (1) Christian Gottlob (1782-1857). Verleger und Bibliograph. Von ihm wurde das „Vollständige Bücherlexikon, enthaltend alle seit 1750 in Deutschland und in den angrenzenden Ländern gedruckten Bücher", Leipzig 1834-1912, begründet, bearbeitet und zunächst verlegt. (2) „Kayser" ist die übliche Kurzbezeichnung für „Vollständiges Bücherlexikon, enthaltend alle seit 1750 in Deutschland und in den angrenzenden Ländern gedruckten Bücher", Leipzig 1834-1912. Diese über die Jahre 1750-1910 berichtende Bibliographie wurde von Christian Gottlob Kayser begründet, bearbeitet und zunächst verlegt, (siehe auch Deutsches Bücherverzeichnis) Kegel -• Schriftkegel Kehrband. Ausgehend von den Büchern, die für europäische Schreibgewohnheiten in manchen orientalischen Sprachen „hinten" anfangen, entstand der Kehrband, in dem zwei Schriften (Schrift und Gegenschrift), gegeneinander auf den Kopf gestellt, zusammengebunden wurden. Diese Doppelbände führten im 16. und 17. Jh. zu einigen Buchbinderspielereien. Keil, Ernst (1816-1878). Publizist und Buchhändler. Er begründete 1853 „Die Gartenlaube", die er bis zu seinem Tode leitete. Keller, Friedrich Gottlob (1816-1895). Er erfand 1844 das Schleifen von Holz für die Papierherstellung (-• Holzschliff). Keimscott Press. Privatpresse. Sie wurde 1891 von William -> Morris in London-Hammersmith gegründet. (Benannt wurde sie nach seinem Landhaus in Keimscott an der Themse.) Beraten von dem bedeutenden englischen Typographen Emery -> Walker und unter Mitarbeit von Künstlern als Illustratoren (Wal-

ter Crane, Edward Burne-Jones) stellte Morris mit drei von ihm entworfenen Drucktypen und mit reichem, von ihm gezeichnetem Buchschmuck (durchweg Holzschnitte) Bücher von handwerklicher Vollkommenheit her, die auf die Weiterentwicklung der Buchkunst großen Einfluss ausübten, u.a. Geoffrey Chaucers Werke (1896) mit Zeichnungen von Edward Burne-Jones. 1898, zwei Jahre nach dem Tode von Morris, stellte die Presse ihre Arbeit ein. Kerblochkarte -»Handlochkarte Kersten, Paul (1865-1943). Buchbinder. Er hat durch seine praktischen und theoretischen Arbeiten die Kunstbuchbinderei in Deutschland neu belebt. Kessler, Harry Graf (1868-1937). Schriftsteller. Er machte sich um die neue ->· Buchkunst sehr verdient. 1903 gründete Kessler den Deutschen Künstlerbund, der bis dahin weniger anerkannte Künstler wie Edvard Munch, Johannes R. Becher, Detlev von Liliencron und die Maler der „Brücke" unterstützte. 1913 richtete er in Weimar unter dem Namen Cranach-Presse eine eigene Presse ein, in der er u.a. Shakespeares Hamlet in der Übersetzung von Gerhart Hauptmann druckte. Es entstanden weitere Ausgaben klassischer Werke. Ende der zwanziger Jahre nahm Kessler als Publizist Einfluss auf die politischen Diskussionen der Weimarer Republik. Er schrieb eine Biographie des 1922 von Rechtsextremen ermordeten Politikers Walther Rathenau, seit 1932 erschien die von ihm mitherausgegebene antifaschistische Zeitschrift „Das Freie Wort". Kettenbibliothek - Suchdienst. Bei Eingabe bestimmter Suchbegriffe werden entsprechend assoziierte Werbebanner eingeblendet (z.B. beim Suchbegriff „Mietwagen" die Werbung einer Mietwagenfirma). (-> Paid Submission, -> Paid Inclusion, -> Paid Placement) K I -> Künstliche Intelligenz Kinderbuch. Ein Kinderbuch, bestimmt für das Lebensalter von etwa vier bis zwölf Jahren, ist ein Buch mit einer oder mehreren Erzählungen, Fabeln, Sagen, Märchen, Liedern, ein -• Bilderbuch, ein Spiel-, ein Bastelbuch oder ein Sachbuch für Kinder. Es ist meist illustriert und farbig gestaltet. Nach einzelnen Vorläufern entstanden in Deutschland die eigentlichen Kinderbücher erst im letzten Drittel des 18. Jh. im Kreis der Philanthropen Christian Felix Weiße, Christian Gotthilf Salzmann, Johann Heinrich Campe u.a. Das illustrierte Kinderbuch entwikkelte sich Ende des 18. und Anfang des 19. Jh. zum Bilderbuch und wurde seitdem eine wichtige Erscheinung des modernen Buchwesens, (siehe auch Jugendschriften) Kinder- und Jugendbibliothek. Kinder- und Jugendbibliotheken sind innerhalb des Öffentlichen Bibliothekswesens als eine eigene Abteilung für Kinder und Jugendliche neben der Erwachsenenbücherei, aber auch als räumlich und organisatorisch selbständige Bibliotheken eingerichtet. Eine große Rol254

le spielen hier eine altersgerechte Buchauswahl, Beratung, Anleitung zur Benutzung und spezielle Veranstaltungen für die jugendlichen Leser (Vorlesestunden, Malwettbewerbe, Spielstunden u.ä.).

Kioskliteratur. Zur Kioskliteratur gehören Druckmedien, wie Zeitungen, Zeitschriften, -> Illustrierte, Romanhefte, die in einem Kiosk (Verkaufshäuschen oder -stand) oder in einem Tabakladen o.ä. angeboten werden. Kippenberg, Anton (1874-1950). Verlagsbuchhändler. Er leitete seit 1905 den -> Insel Verlag und trat für die neue -> Buchkunst ein, indem er Buchkünstler und die besten Offizinen heranzog. In der Absicht, das Aussehen des Gebrauchsbuches zu heben und auch billige Bücher in künstlerischer Ausstattung erscheinen zu lassen, entstand die „InselBücherei" (seit 1912). Kirchenbibliothek. Auch Kirchen betreiben eigene Bibliotheken, und zwar wissenschaftliche und in der Zielsetzung den Öffentlichen Bibliotheken ähnelnde allgemeinbildende Bibliotheken. Kirchliche wissenschaftliche Bibliotheken sind im Bereich der katholischen Kirche Bibliotheken kirchlicher Hochschulen und Fachhochschulen, Diözesan- und Klosterbibliotheken, bei den evangelischen Kirchen ebenfalls Hochschulbibliotheken, Landeskirchliche und Synodalbibliotheken. Neben den Öffentlichen Bibliotheken der Kommunen gibt es in Deutschland zahlreiche kirchliche Allgemeinbibliotheken: Die Gemeinde- und Pfarrbüchereien der evangelischen und katholischen Kirche sind in kleinen Gemeinden oft die einzigen Bibliotheken am Ort und übernehmen in diesen Fällen auch Aufgaben der Öffentlichen Bibliotheken. Die Anfänge des kirchlichen Bibliothekswesens liegen im 19. Jahrhundert.

Klassieren Kirchenpresse. Die Kirchenpresse umfasst die von der katholischen und evangelischen Kirche und ihren Einrichtungen herausgegebenen Zeitschriften und Zeitungen. Sie ist mit theologischen Fachzeitschriften, Ordens- und Missionszeitschriften, Bistumszeitschriften, Amts-, Nachrichten-, Gemeindeblättern, Sonntags-, Kinder-, Jugend-, Frauenzeitschriften, Publikumszeitschriften u.a. äußerst vielfaltig. Der „Evangelische Pressedienst (epd)" wird von der Evangelischen Kirche getragen und ist eine Nachrichtenagentur, die Texte und Bilder vor allem aus den Bereichen Kirche, Religion, Kultur und Bildung anbietet. Das Pendant dazu ist die „Katholische Nachrichtenagentur (KNA)", die neben ihren Diensten auch Hörfunkbeiträge und Bild-Reportagen produziert. Kladde. Eine Kladde (niederdt., eigentlich = Schmutz) ist ein Heft für eine erste Niederschrift, ein Buch für vorläufige Eintragungen. Kladderadatsch war eine deutschsprachige politisch-satirische, wöchentlich erscheinende Zeitschrift, die von 1848 bis 1944 erschien. Der Name der Zeitschrift ist hergeleitet vom Berliner Ausdruck Kladderadatsch („etwas fallt herunter und bricht mit Krach in Scherben"). Gründer waren der Verlagsbuchhändler Albert Hoffmann und der Schriftsteller David Kaiisch. Die Zeitschrift vertrat eine nationale Gesinnung und unterstützte Bismarcks Politik. Die erste Ausgabe erschien am 7. Mai 1848 mit einer Auflage von 4000 Stück und war sofort ausverkauft. In der Weimarer Republik tendierte das Blatt immer weiter nach rechts und unterstützte schließlich offen den Nationalsozialismus. Klappentext nennt man die in einem Buch abgedruckten Informationen zu Autor, Inhalt und Art des Werkes. Der Name stammt daher, dass bei Büchern mit -> Schutzumschlag die Einschlagklappen bedruckt werden. Bei Büchern ohne Schutzumschlag werden die ersten Innenseiten dafür genutzt oder die Rückseite des Einbandes. Der Klappentext ist ein wichtiger Werbetext für den Kunden. Er erleichtert die Kaufentscheidung besonders bei der Selbstbedienung im Buchladen. Klartext ist ein nichtchiflrierter Text (-• Verschlüsselung). Klasse -> Klassifikation

Klassieren. -> Klassifikationen werden vor allem zum Klassieren verwendet, d.h. zur Zuteilung von -> Notationen zu Objekten. Angewendet auf die Inhaltserschließung hat das Klassieren die Gesamtheit des Inhalts einer Wissensquelle im Blickfeld und ordnet aus dem Vorrat an Notationen des jeweilig verwendeten Klassifikationssystems diejenigen zu, die den Inhalt am besten und vollständigsten wiedergeben. Insofern handelt es sich beim Klassieren um eine spezielle Variante der -» Indexierung, um das sogenannte additive Indexieren. Beim Klassieren kommen folgende wesentliche Eigenarten einer Klassifikation zum Tragen, die sich insgesamt positiv auf die Leistungsfähigkeit von Retrievalsystemen auswirken: (1) Klassifikationsnotationen ermöglichen eine „mechanisierte" Gruppenbildung. Das bedeutet, dass beim ->• Retrieval mittels eines Oberbegriffs im allgemeinen auch alle Wissensquellen gefunden werden, die richtigerweise mit detaillierten Unterbegriffen klassiert worden sind. Es muss daher nicht jede einzelne Notation als Suchmerkmal festgelegt werden, es genügt die Notation des gemeinsamen Oberbegriffs. (2) Klassifikationsnotationen erleichtern die Bedeutungsklärung von Fachausdrücken (= Desambiguierung). In dieser Eigenschaft tragen sie zur Ballastvermeidung beim Retrieval bei. (3) Mit Hilfe von Klassifikationsnotationen wird vermieden, dass scheinbare Verwandtschaftsbeziehungen beim Retrieval wirksam werden können. Die Suche nach dem Metall Silber mit Hilfe des Fragments „Silber" ergibt z.B. auch „Silberne Hochzeit" oder „Silbertanne". Derartige Fehler sind bei der Verwendung von Notationen nicht möglich. (4) Mit Notationen lassen sich rascher Begriffe eindeutig beschreiben, insbesondere dann, wenn es noch an von der Allgemeinheit akzeptierten Wortschöpfungen für die verbale Bezeichnung mangelt oder wenn bestimmte Begriffe nur mit längeren -> Paraphrasen beschrieben werden können (beispielsweise entspricht in der DK die Notation „663.432" der Paraphrase „Waschen und Weichen von Gerste zur Malzbereitung in der Brauerei. Weichwasserbehandlung"). Unterschieden werden muss das Klassieren vom Klassifizieren, dem Zuordnen von Gegenständen zu Klassen auf der Grundlage eines gemeinsamen Merkmals. 255

Klassifikation Klassifikation. Eine Klassifikation ist eine strukturierte Darstellung von Klassen und der zwischen den Klassen bestehenden Begriffsbeziehungen, wobei jede Klasse durch eine (von natürlichen Sprachen unabhängige) Notation repräsentiert wird (vgl. DIN 32705-2). Bei der Verwendung des Begriffs Klassifikation ist zu unterscheiden zwischen dem Prozess der Klassifikationserarbeitung (d.h. der Klassenbildung), dem Klassifikationssystem als Ergebnis des Klassenbildungsprozesses und den Prozessen -»· Klassieren bzw. Klassifizieren, d.h. dem gegenseitigen Zuordnen von Objekten und Klassen des Klassifikationssystems. Verwendet werden Klassifikationen unter anderem als Dokumentationssprache zur inhaltlichen Groberschließung. Beispiele sind die Internationale Dezimalklassifikation und die Internationale Patentklassifikation. Eine Klassifikation ist ein Ordnungsmittel, das einen Gegenstandsbereich in Klassen einteilt, wobei die - insbesondere hierarchische — • Relation zwischen den Klassen ausgewiesen wird. Die Elemente der Klassifikation werden als Klassen bezeichnet. Hinter jeder Klasse verbergen sich Abstraktionsprozesse, d.h. zunächst die Abstraktion vom Objekt bzw. Sachverhalt einer Klasse zum -» Begriff, der die Merkmale bestimmt, die diese Klasse von einer anderen unterscheidet. Dieser Begriff ist dann in einer nächsten Abstraktionsstufe durch eine äquivalente Bezeichnung auszudrücken. Klassifikationen gehören zu den an weitesten verbreiteten Dokumentationssprachen und zeichnen sich durch ihre Systematik aus. Die große Verbreitung, die viele Klassifikationen als Begriffssystematik in der Praxis der Informationsarbeit gefunden haben, beruht vor allem auf drei Eigenschaften: (1) Universalität, d.h. die Orientierung am gesamten Bereich der Wissenschaft (als Universalklassifikation) bzw. an vielen ihrer Teilgebiete (als Fachklassifikation); (2) Kontinuität, d.h. die Verwendbarkeit über einen längeren Zeitraum hinweg; (3) Aktualität, d.h. die Fähigkeit zur Berücksichtigung neuer Erkenntnisse. Die Stärke der Klassifikationen liegt ferner in ihrer Sprachunabhängigkeit, denn die einzelnen Klassen werden meist durch eine Notation ausgedrückt. Diese Notationen werden bei der Inhaltserschließung und der Indexierung als Index-Termini verwendet und sind somit Grundlage für das Speichern und das Retrieval. Typische Klassifikationen sind - im Gegensatz zur Facettenklassifikation - die analytischen 256

Klassifikationen, bei denen die Untergliederung von oben nach unten erfolgt (z.B. Schiff - Frachtschiff Tankschiff). Die in Deutschland gültigen Regeln zur Erarbeitung und Weiterentwicklung von Klassifikationssystemen sind festgelegt in der Norm DIN 32705: Klassifikationssysteme. Erstellung und Weiterentwicklung von Klassifikationssystemen. Berlin, Januar 1987. Zu den weltweit am weitesten verbreiteten Klassifikationen gehören die -> „International Statistical Classification of Diseases and Health Related Problems" und die ->· „International Classification of Procedures in Medicine". Auch die -> „Allgemeine Systematik für Öffentliche Bibliotheken" ist eine Klassifikation. Klassifizieren. Unter Klassifizieren versteht man das Zuordnen von Gegenständen zu Klassen auf der Grundlage eines gemeinsamen Merkmals, (siehe auch Klassieren, -• Klassifikation) Klebebindung Klebeheftung

Heften Heften

Kleinbuch -> Kleinste Bücher Kleinodienbände nennt man die mittelalterlichen -+ Prachteinbände, deren Hauptschmuck Gold, Silber, Edelstein, Emailarbeiten und Elfenbeinreliefs bilden. Solche Einbände hatten vor allem liturgische Bücher, die in der gottesdienstlichen Handlung eine Rolle spielten und damit zugleich Schaustücke darstellten (-• Altareinbände). Kleinoffset Klein-Oktav

Offsetdruck Buchformat

Kleinschrifttum. Zum Kleinschrifttum zählt man dünne -> Broschüren, Sonderdrucke, Prospekte, Informationsblätter, Fotos u.ä. Sie werden in Bibliotheken meistens in Kapseln oder Mappen aufbewahrt. Kleinste Bücher sind mit beweglichen Lettern gedruckt, in Kupferstich oder auf fotomechanischem Wege hergestellt und werden neben den mikroskopischen Büchern gerne gesammelt. Beide Begriffe können sich decken, aber auch Verschiedenes bedeuten. Die kleinsten Bücher gehen von der Kleinheit des Satzspiegels, also des Buches, aus und sind Bücher, die in ihren Maßen unter dem üblichen Format bleiben. Das Wesen der mikroskopischen

Klingspor-Museum Bücher liegt in der Kleinheit der Type, die mit normalem freien Auge nicht mehr leicht oder gar nicht mehr gelesen werden kann. Die Geschichte des Kleinbuches beginnt weit vor der Erfindung der Buchdruckerkunst. Man hat schon im Mittelalter Kleinbücher handschriftlich mit erstaunlich kleinen Buchstaben hergestellt. Die Inkunabelzeit war für kleine Bücher ungünstig, da die Drucktechnik zunächst noch unbeholfen war. Und so beginnt auch erst gegen Ende dieser Zeit das Kleinbuch aufzutreten. Doch sind dies zunächst nur einsame Vorläufer. Die ersten richtigen (gedruckten) kleinsten Bücher finden wir ab Beginn des 16. Jh. Von Zeit zu Zeit ist erörtert worden, welches das (absolut) kleinste Buch der Welt sei. Dies ist ein ziemlich müßiges Unterfangen, da bei Gelegenheit wieder ein noch kleineres als das vermeintlich kleinste auftreten kann; außerdem muss genau unterschieden werden, mit welchen Verfahren es hergestellt ist. (siehe auch Buchseltsamkeiten) Kleinverlage

Minipressen

Klett Verlag. Der 1867 in Stuttgart gegründete Verlag ist einer der größten deutschen Schulbuchverlage in Deutschland. Er bietet Unterrichtsmaterialien und Begleitmaterial für das gesamte Schulwesen an. Die Ernst Klett Verlag GmbH (Stuttgart und Leipzig) und ihre Tochterfirmen unterhält in elf deutschen Großstädten Treffpunkte, die Lehrer, Eltern und Schüler über Lehrwerke, Lernsoftware, Unterrichts- und Lernmaterialien für alle Schularten einschließlich der Erwachsenenbildung informieren und beraten. Pro Jahr werden etwa 800 Neuerscheinungen publiziert; das Verlagsprogramm umfasst derzeit mehr als 15 000 lieferbare Titel. 1977 ging in ihm der Cotta-Verlag (-> Cotta'sche Buchhandlung) auf. Kleukens. (1) Christian Heinrich (1880-1954). Buchdrucker und Schriftkünstler. Bruder von (2). Er wurde 1907 mit seinem Bruder Friedrich Wilhelm an die Ernst-Ludwig-Presse in Darmstadt berufen und leitete sie 1914-1937. Er druckte nur mit eigenen Schriften. (2) Friedrich Wilhelm (1878-1956). Buch- und Schriftkünstler. Bruder von (1). Kleukens gründete 1900 mit Fritz Helmut Ehmcke und Georg Bel we die ->· Steglitzer Werkstatt. Er leitete 1907-1914 die Ernst-Ludwig-Presse in Darmstadt und gründete 1919 in Darmstadt die Ratio-Presse, auf der er vor-

wiegend Bücher mit eigenen Schriften und Illustrationen herstellte. Klic, Karel Vaclav (deutsch Karl Wenzel Klietsch) (1841-1926). Tschechischer Maler und Grafiker. Er beschäftigte sich vor allem mit Problemen des Tiefdrucks und wurde auch als Karikaturist, Verleger und Maler bekannt. Er erfand 1879 die -» Heliogravüre und um 1890 den Rakeltiefdruck, außerdem das Inlaid-Linoleum und die Klicotypie. Klingspor, Karl (1868-1950). Schriftkünstler und Schriftgießer. Klingspor, Gebr. K., - Stundenbücher Lizenzausgabe. Eine Lizenzausgabe (Lizenz [lat.] = Erlaubnis, Befugnis) ist im Buchhandel eine Buchausgabe, die während der Dauer der urheberrechtlichen ->· Schutzfrist bei einem anderen Verleger aufgrund einer besonderen Ermächtigung erscheint. Grundlage hierfür ist ein Lizenzvertrag zwischen Lizenzgeber (-> Originalverleger oder -> Urheber) und Lizenznehmer. Typisches Beispiel ist die Taschenbuchausgabe. Im Gegensatz zur Deutschen Erstausgabe bezeichnet man als deutsche Lizenzausgabe solche Titel, die zuvor in einem deutschsprachigen Verlag als Originalausgabe (meist im Hardcover) erschienen sind. Hierbei handelt es sich ent-

Losbücher weder um einen deutschsprachigen Originaltitel oder die Übersetzung eines fremdsprachigen Originaltitels, dessen deutschsprachige Verwertungsrechte beim lizenzgebenden Verlag liegen. Große Verlage verfügen heute oft über eigene Taschenbuchverlage bzw. -abteilungen und verwerten die Taschenbuchrechte selbst. Der Lizenzvertrag regelt die Zahlung einer Lizenzgebühr, die sich Originalverlag und Autor nach einem vorher vereinbarten Schlüssel teilen.

Neben ganz einfachen Listen (z.B. alphabetische Liste der bei der Suche eingegeben Zeichenketten, einschließlich aller Schreibfehler) können auch ausgefeiltere statistische Verfahren angewendet werden. Es können auch komplexe Modelle der Darstellung von „Sessions" verwendet werden, um den Interaktionsprozess einzelner Nutzer mit dem Informationssystem im Detail zu untersuchen. Die Log-FileAnalyse ist eine Variante der -> Inhaltsanalyse und der -> Informationsanalyse.

Löbel, Renatus Gotthelf. Er verfasste zusammen mit Christian Wilhelm Franke ein unvollendet gebliebenes -> Konversationslexikon (1796-1806), das Friedrich Arnold -> Brockhaus 1808 aufkaufte und zu einem Volksbuch machte.

Logische Operatoren

Lochkarte -» Handlochkarte; -> Maschinenlochkarte Lochstreifen. Dieses Speichermedium von nur noch historischem Interesse war nicht so flexibel wie die -> Maschinenlochkarte, da nicht sortierfähig. Verwendet wurde ein Papierstreifen mit einer Länge von 350 m und einer Breite zwischen 17,5 und 25,4 mm. Beim Schreiben mit einer Schreibmaschine, der technische Einrichtungen zum Lochen angeschlossen waren, konnten Texte beliebiger Länge auf die Lochstreifen übertragen werden. Mit Lochstreifenlesern wurden dann die Codierungen abgetastet und rückübersetzt. Hauptsächlich wurden Lochstreifen als Eingabemedium in EDV-Anlagen eingesetzt, da diese mit der für damalige Verhältnisse hohen Geschwindigkeit von 200 Zeichen pro Sekunde optisch gelesen werden konnten. loco citato (lat.) (Abk.: 1. c.) steht in bibliographischen Zitaten für: an der angeführten Stelle, aus derselben Quelle. Logbuch. Ein Logbuch (zu engl.: log = Gerät zur Messung der Fahrgeschwindigkeit eines Schiffes) ist ein gesetzlich vorgeschriebenes Schiffstagebuch, in das alle für die Reise wichtigen Begebenheiten eingetragen werden müssen. (Für die Luftfahrt gilt ähnliches.) Ältere Logbücher enthalten oft Beiträge zur Geschichte der Seefahrt und sind deshalb begehrte Objekte im Antiquariatsbuchhandel. Log-File-Analyse umfasst die statistische und inhaltliche Auswertung von Protokolldaten der Recherchen der Benutzer eines Informationsangebotes.

Boolesche Algebra

Lokales Netz. Ein lokales Netz (engl.: Local Area Network, LAN) ist ein -» Rechnernetzwerk mit homogener Technologie, das für bitserielle Übertragung verwendet wird und die Verbindung unabhängiger Geräte erlaubt. Es unterliegt vollständig der Zuständigkeit eines Anwenders und ist auf dessen Grundstück beschränkt. Ein lokales Netz kann ein Subnetz sein, das mit anderen (öffentlichen oder privaten) Subnetzen über Gateways ein globales Netz bildet. Lokale Suche ist die Suche innerhalb eines lokal eingegrenzten Informationsraumes im -> Internet. Dabei handelt es sich meist um eine Stichwortsuche innerhalb des Dokumentverzeichnisses eines WebServers bzw. -Auftritts. Die lokale Suche ist jedoch nicht nur auf Web-Dokumente beschränkt, sie kann auch auf eine über einen Web-Server angeschlossene Datenbank oder externe Anwendung erfolgen und ist so für diverse Informationsräume einsetzbar. Z.B. nutzen viele Datenbankanbieter und Produzenten des klassischen Informationsmarktes diese Technik, um ihre Bestände über Web-Schnittstellen anzubieten. (siehe auch -> Suchdienst) Lombardische Schrift

Monte-Cassino-Schrift

Longseller. Ein Longseiler (zu engl.: long = lange; to sell = verkaufen) oder Steadyseller (engl.) ist ein Buch, das sich über einen längeren Zeitraum verkaufen lässt, im Gegensatz zum Bestseller mit großem Absatz in kurzer Zeit. Losbücher. Durch Losbücher (Wahrsagungsbücher) soll man einen gültigen Orakelspruch über die Zukunft, das Glück, Unglück usw. erhalten. Er wird durch Würfel, Spielkarten, Tafeln, Uhrzeiger u.ä. ermittelt. Die Losbücher dienen zur moralischen Ermahnung und geselligen Unterhaltung. Die aus 289

Loseblattausgabe dem 14. und 15. Jh. bekannten Losbücher gehen auf die griechischen und römischen Orakelbücher zurück. Eines der vermutlich ältesten gedruckten Losbücher ist das von Martin Flach in Basel 1485 gedruckte Losbuch. Loseblattausgabe. Die Loseblattausgabe oder Loseblattsammlung besteht aus losen Blättern, die, zur Erhaltung der Aktualität des Inhaltes (z.B. bei juristischen Gesetzessammlungen), eingefügt oder gegen alte ausgetauscht werden. Die Blätter sind entweder gelocht und werden mittels einer Mechanik zusammengehalten, oder sie werden in einer Klemmrückenmappe gesammelt. Die Ordnung des Loseblattwerkes ist stets systematisch, die Paginierung nicht durchgehend, so dass in die einzelnen Sachgruppen jeweils die neuen Blätter eingeordnet werden können. Nach den RAK zählen die Loseblattausgaben zu den fortlaufenden -»• Sammelwerken. Letter, Melchior d.Ä. (vor 1470-1549). Buchdrukker und Verleger. Er ist seit 1495 als Drucker in Leipzig nachweisbar. Um 1490 wurde er der Schwiegersohn von Konrad -> Kachelofen, dessen Druckerei er übernahm. 1519 gründete Lotter eine Filiale in Wittenberg, die sein Sohn Melchior d.J. betrieb. Sie war bis 1524/25 für Luther und Melanchthon tätig und wurde nach einem Zerwürfnis mit Luther um 1529 nach Magdeburg verlegt. Ludothek. Öffentliche Bibliotheken stellen ihren Benutzern vielfach Spiele aller Art zur Verfügung. Die dafür zuständige Abteilung wird als Ludothek (von lat.: ludus = Spiel) bezeichnet. Lufft, Hans (1495-1584). Buchdrucker in Wittenberg. Er druckte seit 1523 in hohen Auflagen die Schriften Luthers und anderer Reformatoren, nachdem sich Luther mit Melchior Lotter d.Ä. entzweit hatte. Namhafte Künstler, wie Lukas -> Cranach d.Ä. (Titelblatt der Lutherbibel) und Virgil Solis schufen den Buchschmuck. Seine Hauptlei-

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stung ist die erste Gesamtausgabe der Lutherbibel; sie erschien 1534 und wurde bis 1550 mehrfach aufgelegt. 1549 wurde Lufft von Herzog Albrecht von Preußen zur Errichtung einer Druckerei vorübergehend nach Königsberg berufen, wo er das erste preußische Druckprivileg erhielt (-> Bücherprivilegien). Die Königsberger Druckerei bestand bis 1553. Luftfeuchtigkeit im Magazin

Buchklima

Lumbecken bezeichnet die fadenlose Klebeheftung von Büchern und Broschüren, bei der einzelne Blätter oder einmal gefaltete Bogenteile durch Kunstharzklebstoff zu -»• Buchblöcken verbunden werden. Das Aufkommen von Kunstharzklebern in den 1950er Jahren war für die Entwicklung der Klebeheftung entscheidend, an der Emil Lumbeck (18861979) beteiligt war, weshalb das Verfahren auch nach ihm benannt ist. (siehe auch Heften) Lumpenpapier ->• Hadernpapier Luther, Erasmus (1642-1683). Schriftgießer. Er hatte um 1664 die Luthersche (ehemals Egenolffsche) Schriftgießerei (-> Egenolff-Luthersche Schriftgießerei) übernommen. Er schuf eine besonders schöne und repräsentative Fraktur (LutherFraktur), die 1678 geschnitten, Anfang des 18. Jh. weiter vervollständigt und Anfang des 20. Jh. von dem Schriftgießer David Stempel zu neuem Leben erweckt wurde. Luther-Fraktur -» Luther Luthersche Schriftgießerei sche Schriftgießerei; -»Luther

Egenolff-Luther-

Lützelburger, Hans (gest. 1526). Formschneider. Er war in Augsburg und seit 1522 für Hans ->· Holbein d.J. in Basel tätig. Luxusausgabe. Die Bezeichnung Luxusausgabe ist meistens gleichbedeutend mit Prachtausgabe, (siehe auch Liebhaberausgabe)

Μ

MAB (Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken). Für den Austausch bibliographischer Datensätze gibt es standardisierte Austauschformate. In Deutschland und Österreich wird dafür meist MAB verwendet. Die erste Version von MAB (MAB1) wurde 1972 entwickelt; seit 1995 liegt MAB2 vor. Anders als -> MARC kennt das MAB-Format keine Aufgliederung von Kategorien in Teilfelder. Typisch fur MAB ist außerdem die hierarchische Verknüpfung von Datensätzen (ζ. B. Haupt- und Untersätze bei mehrbändigen Werken). Die Deutsche Nationalbibliothek bereitet seit 2006 die -• Migration deutscher Bibliotheken von MAB2 nach MARC 21 vor. Damit sollen eine internationale Angleichung und die Online-Kommunikation optimiert werden. Mabillon, Jean (1632-1707). Benediktiner, Historiker. Im April 1685 unternahm er als Gesandter des Königs Ludwig XIV. eine Reise nach Italien mit dem Auftrag, Bücher und Manuskripte für die „Bibliotheque du Roi" (die spätere Bibliotheque Nationale) zu kaufen. Er kehrte am 2. Juli 1686 mit mehr als 3000 Handschriften und seltenen Büchern nach Paris zurück. Er war Schöpfer der wissenschaftlichen Urkundenlehre und Begründer der -* Paläographie. Von ihm stammt der Begriff -> Nationalschriften. Machine Readable Cataloging -» MARC Maffei, Francesco Scipione (1675-1755). Italienischer Gelehrter. Er erkannte die -• römische Schrift als alleinige Grundlage der späteren Entwicklung der lateinischen Schrift (der vorkarolingischen Schriftgruppe). Nationalschriften Magazin. (1) Seit etwa 1900 ist, bedingt durch die wachsende Bücherproduktion, das Magazin (arab.: Vorratshaus) eine gesonderte Raumgruppe innerhalb der Bibliothek, in der Bücher aufbewahrt („magaziniert") werden. Das Magazin ist im Gegensatz zum Lesesaal und zur -> Freihandbibliothek dem Bibliotheksbenutzer im allgemeinen nicht zugänglich. Es enthält meist ältere und die von der häuslichen Benutzung ausgeschlossenen Bücher (-> Benutzung, Sondermagazin) sowie die seltener benutzte Lite-

ratur. Die Magazinierung, d.h. die Aufstellung der Bücher (-• Buchaufstellung) unter stärkster Ausnutzung des Raumes, fand Ausdruck in der Wiedereinführung des Quergestells (statt des in der Saalbibliothek üblichen Wandregals), der Verminderung des Achsenabstandes (d.i. des Abstandes der Mittelachsen zweier parallel zueinander stehender Regale), der Beschränkung der Geschosshöhe (Nutzhöhe vom Fußboden eines Magazingeschosses bis zur Decke), in dem Material und der Art der an den Seitenwänden auf Zahnleisten oder Stiften aufliegenden Regalböden. An die Stelle des ursprünglichen Holzregals trat aus Gründen der Feuersicherheit das Stahlregal, im allgemeinen das von zwei Seiten bedienbare Doppelregal. Auch wurde das Regal als konstruktives Bauelement verwendet, indem die Stützpfosten durch alle Magazingeschosse durchgezogen wurden, wodurch die Zwischenböden weniger stark zu sein brauchten. Vor Verwendung des elektrischen Lichtes verminderte eine enge Regalaufstellung den Einfall des Tageslichtes, was man durch durchbrochene Fußböden und Lichtschlitze vor den Gestellen oder gar Anlage von Lichthöfen abzugleichen versuchte. Mit Aufkommen des elektrischen Lichtes wurde es möglich, das Magazin ganz oder einzelne Geschosse unter die Erde zu verlegen. Heute sind genügende künstliche Beleuchtung und Zentralheizung ebenso selbstverständlich wie Entlüftungs- und Klimaanlagen, welche die für die Bücher nötige Temperatur und Luftfeuchtigkeit automatisch und gleichmäßig regeln. Das Fassungsvermögen eines Magazins lässt sich durch CompactusAnlagen (nach dem Schweizer Erfinder Ingold, 1947) erhöhen, bei denen die auf Schienen laufenden Regale zu Blöcken zusammengefasst werden, in denen die Gänge zwischen den Regalen nahezu ausgeschaltet sind. Die Blöcke lassen sich an jeder gewünschten Stelle im Hand- oder elektrischen Betrieb öffnen. Diese Konstruktion kann wegen der außerordentlichen Bodenbelastung nicht in jedem Gebäude angewendet werden und findet sich deshalb vor allem in Kellergeschossen. Noch kompakter sind Umlaufregale, die in einem vertikalen Kreisverkehr über zwei Stockwerke an einer oder zwei

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Magazinaufstellung Bedienungsstellen vorbeilaufen, wobei die Bücher ausgehoben oder einsortiert werden. Bei heute üblichen automatischen Speicheranlagen stehen die Bücher in codierten Containern. Bei Aufruf eines Codes holt ein Roboter den betreffenden Container mit dem gewünschten Buch automatisch; entsprechend erfolgt die Rückstellung. Da die Fassungskraft eines Magazins oft schneller als erwartet erschöpft ist, wurde bereits zu Anfang des 20. Jh. der Gedanke des Ausweichmagazins, d.i. eines Hilfsmagazins für eine einzelne Bibliothek, erörtert. (So erhielt z.B. die Bibliothek des -» Britischen Museums schon 1905 ein 5 km von London entferntes Ausweichmagazin zur Aufnahme von Zeitungen.) In Amerika löste man das Raumproblem mit der Schaffung regionaler, mehreren Bibliotheken dienender Sammel- oder Speicherbibliotheken (deposit oder storage libraries) zur Unterbringung wenig benutzter Literatur. Der Gedanke des Speichermagazins wird heute in Deutschland wieder verfolgt, (siehe auch Bibliotheksgebäude) (2) Magazin (engl., franz.: magazine = Zeitschrift) ist als Titel oder Titelbestandteil periodischer Druckschriften seit Anfang des 18. Jh. in Großbritannien, gegen Ende des 18. Jh. in Deutschland verbreitet und wurde, bisweilen abwertend, für volkstümliche, illustrierte Unterhaltungszeitschriften mit reichhaltigem Inhalt und von ansehnlichem Umfang verwendet. Heute ist für die unterhaltende Zeitschrift vielfach die Bezeichnung Illustrierte üblich. Seit der Übernahme des Konzepts der aktuellen amerikanischen Wochenzeitschrift „Time" (mit dem Untertitel: The Weekly News Magazine) durch die deutsche Zeitschrift „Der Spiegel" (mit dem Untertitel: Das deutsche Nachrichten-Magazin) wird der Begriff Magazin auch in der Zusammensetzung Nachrichten-Magazin gebraucht. Magazinaufstellung -» Magazinbibliothek; -• Buchaufstellung Magazinbibliothek. Bei der Magazinaufstellung, dem Magazinbestand oder in der Magazinbibliothek werden die Bücher im Gegensatz zur Freihandaufstellung oder -» Freihandbibliothek nicht „offen" aufgestellt, sondern in geschlossenen, für die Benutzer im allgemeinen unzugänglichen Magazinen untergebracht. Die Tendenz geht heute aber dahin, wenigstens Teile der Magazinbestände als Freihandmagazine dem Benutzer zu öffnen. 292

Magazinsystem. Für das sich im Bibliotheksbau seit Mitte des 19. Jh. durchsetzende Magazinsystem sind charakteristisch: (1) Trennung von Benutzungsund Bücherräumen, (2) niedrige Geschosse in den Bücherräumen, (3) quer in den Bücherraum und dicht aneinandergestellte -> Bücherregale anstatt der bisher üblichen Wandgestelle. Dieses Magazinsystem wurde durch den Zwang notwendig, die wachsenden Büchermassen unterzubringen, (siehe auch -» Bibliotheksgebäude). Vorgeschichte des Magazinsystems: Die Theorie des Magazinsystems wurde bereits 1816 von dem Italiener Leopoldo -» Deila Santa in seiner Schrift „Deila costruzione e del regolamento di una pubblica universale biblioteca" ausgebildet. Sie enthält den Entwurf einer zweckbewussten Gliederung des Bibliotheksgebäudes nach Magazin-, Verwaltungs- und Benutzungsräumen. Auch der Gärtner-Bau der 18321842 errichteten Hofbibliothek in München weist schon besondere Bücherräume auf. Schließlich hat die im Wesentlichen zwar noch nach dem Saalsystem von Henri Labrouste 1843-1850 gebaute -> Bibliotheque Sainte-Genevieve in Paris gesonderte Bücherräume. Mit den Erweiterungsbauten des Britischen Museums in London (1854-1856) und der -> Bibliotheque Nationale in Paris (seit 1859) werden das Magazinsystem und zugleich die Ausbildung der drei Raumgruppen -> Magazin, Benutzungs- und Verwaltungsräume charakteristisch für das Bibliotheksgebäude der Neuzeit. Magazinverwaltung. In großen Bibliotheken mit geschlossenen -> Magazinen werden die Bücher von eigenem Magazinpersonal (Magazindienst) verwaltet. Seine Aufgaben bestehen in dem Einstellen der Neuzugänge, dem Heraussuchen der bestellten Bücher und ihrer Weiterleitung an die Ausleihstelle, Lesesäle oder -> Fernleihe, in dem Wiedereinstellen der von der Benutzung zurückgekommenen Bücher sowie in der Aufrechterhaltung der Ordnung im Magazin. Magere Schrift. Der Text eines Buches wird mit einer mageren Schrift (-• Textschrift) gesetzt, die durch halbfette Schrift oder -> fette Schrift ergänzt werden kann. Magisterstudium schaft

Studium Informationswissen-

Magliabechi, Antonio (1633-1714). Italienischer Gelehrter. Seit 1673 war er Bibliothekar von Cosi-

Makrostruktur mo III. de' Medici. Von da an entwickelte sich seine Neigung zur ->• Bibliophilie zu einer Anhäufungsmanie (-• Bibliomanie). Seine ca. 30 000 Bände umfassende Privatbibliothek, die er dem Großherzog von Toskana testamentarisch vermacht hatte, wurde 1747 als -> Magliabechiana eröffnet. Sie bildet den Grundstock der heutigen -> Biblioteca Nazionale Centrale in Florenz. Magliabechiana, Florenz. Bibliothek. Magliabechiana (Biblioteca Magliabechiana) ist die Bezeichnung für eine seit 1747 öffentliche Bibliothek in Florenz, welche 1714 durch testamentarisches Vermächtnis Antonio Magliabechis an den Großherzog von Toskana entstanden war. Sie bildet den Grundstock der heutigen Biblioteca Nazionale Centrale in Florenz. Magnetband. Ein Magnetband ist ein Kunststoffstreifen mit einer magnetisierbaren Schicht, auf den Informationen in Form von magnetischen Aufzeichnungen (unterschiedlich magnetisierte Bereiche) gespeichert werden können. Die ältesten Magnetbänder sind die schon seit 1898 bekannten Magnettonbänder (-> Tonband). Der Hauptunterschied zwischen der Aufzeichnung von Tönen (Analogdaten) und Aufzeichnung von digitalen Informationen besteht darin, dass erstere kontinuierlich, letztere diskret erfolgt: Die diskrete Aufzeichnung geschieht durch Magnetisierung (Bit 1) und durch Nicht-Magnetisierung (Bit 0) des Magnetbandes. Entsprechendes gilt für Magnetplatten, die, meist als ein Satz von mehreren Platten ausgebildet mit Direktzugriff zu jeder Plattenseite, zur Speicherung großer Datenmengen benutzt werden. Magnetplatte -• Magnetband Mahnverfahren. Bibliotheksbenutzer, die entliehene Bücher nicht innerhalb der -> Leihfrist zurückbringen, werden von der Bibliothek schriftlich, ggf. mehrmals gemahnt. Meist ist jede Mahnung gebührenpflichtig. Bei Nichtbeachtung aller Mahnungen leitet die Bibliothek das Verwaltungsverfahren ein, in dessen Verlauf das Buch bzw. sein Gegenwert und die angefallenen Gebühren von der zuständigen staatlichen oder städtischen Vollstreckungsbehörde zwangsweise eingetrieben werden. Mai, Angelo (1782-1854). Italienischer klassischer Philologe und Kardinal. Er war 1813-1838 in der Ambrosiana und Vaticana tätig. Sein Ruhm grün-

det sich darauf, dass er -> Palimpsesten hervorragend entziffern konnte. Er begründete die Palimpsestforschung und konnte zahlreiche Manuskripte von lange verloren geglaubten Werken wiederherstellen. Nach seinem Austritt aus der Societas Jesu wurde er 1819 als Oberaufseher der Vatikanischen Bibliothek nach Rom gerufen. Mailbox-System -» E-Mail Mailing lists. Elektronische Abonnement-/Verteildienste, die in der Regel auf bestimmte Interessenprofile ausgerichtet sind und das Verteilen von Nachrichten, z.B. über E-Mail, an die eingeschriebenen Mitglieder des Dienstes erlauben. Maillol, Aristide (1861 -1944). Maler, Bildhauer und Grafiker. Er betätigte sich auch als Buchillustrator, meist mit Holzschnitten. Zu seinem Werk zählen neben Zeichnungen, Radierungen und -> Lithographien insbesondere Holzschnitte. Er wurde zu einem der bedeutendsten Illustratoren antiker Literatur; besonders bekannt sind seine Bildfolgen zu Vergils „Eclogae et Georgica" sowie Ovids „Ars amandi". Er arbeitete auch für die —> Cranach-Presse. Mainzer Psalter. Der von Peter Schöffer (gemeinsam mit Johannes ->· Fust) 1457 gedruckte Mainzer Psalter ist eines der kostbarsten Druckwerke aller Zeiten. Es ist das erste genau datierte Buch der Geschichte (14. August 1457) und zugleich das erste in drei Farben und mit voller Angabe der Druckfirmen (Fust und Schöffer) erschienene Druckwerk, (siehe auch Kolophon, -> Textura) Majuskel (lat.: majusculus = etwas größer) ist die historische Bezeichnung für den Großbuchstaben. Im Gegensatz zu den -> Minuskeln hat sie keine Ober- und Unterlängen. Die ältesten Schriften waren durchweg Majuskelschriften (Kapitalis [Kapitalschrift], Unziale). (siehe auch Versalien) Makrostruktur. Die Makrostruktur beschreibt die allgemeinen Eigenschaften der Anordnung von -> Lemmata in einem lexikographischen Nachschlagewerk (-• Enzyklopädie, ->· Lexikon). Die Lemmata werden in (mindestens) einer Liste dargestellt, deren Ordnungsform variieren kann. Unterschieden werden: (1) Alphabetische Makrostruktur: Lemmata in Reihenfolge des Zugangsalphabets (Alphabet des lexikographischen Nachschlagewerks; gemäß „normalem" Alphabet unter Berücksichtigung von 293

Makulatur z.B. Umlauten oder Sonderzeichen). (2) Systematische Makrostruktur: Die Lemmata erscheinen in fachlich/inhaltlich motivierter Abfolge. In gedruckten lexikographischen Nachschlagewerken ist in der Regel hierbei lediglich eine Über-/Unterordnung und evtl. eine Gleichordnung z.B. durch eine Ziffernnotation realisierbar. (-> Mikrostruktur) Makulatur. Als Makulatur (lat.: macula = Fleck, Schandfleck) wird alles unbrauchbar gewordene Papier bezeichnet; in der Buchherstellung zählen schadhafte und fehlerhafte Druckbogen zur Makulatur. Makulaturforschung. Die Makulaturforschung ist die Auswertung des in Bucheinbänden früherer Jahrhunderte, vornehmlich der Reformationszeit, hineinverarbeiteten beschriebenen oder bedruckten Papiers (-• Makulatur) für die Handschriftenkunde, Druck- und Literaturgeschichte. Wichtige Literaturdenkmäler, vor allem Einblattdrucke, wurden so überliefert. Makulieren (lat.) bedeutet: zu -> Makulatur machen, einstampfen. Das Makulieren im Buchhandel ist das Vernichten von unverkäuflichen Werken, entweder durch Einstampfung oder durch Verkauf als Altpapier. Der Verleger ist berechtigt, die noch vorrätigen Exemplare eines nachweislich unverkäuflichen Verlagswerkes zu makulieren oder zu verramschen. Vor dem Makulieren informiert der Verleger zweckmäßigerweise den Autor von seiner Absicht, da dieser u.U. an dem Kauf der Vorräte seines Buches interessiert ist. Makulieren in Bibliotheken Tote Literatur. MAN -> Metropolitan Area Network Manesse, Rüdiger (gest. 1304). Patrizier und Ratsherr in Zürich. Er besaß nach einem Lied des Züricher Minnedichters Johannes Hadlaub (gest. vor 1340) in Zürich gemeinsam mit seinem Sohn Johannes (gest. 1297) eine reiche Sammlung von alten Liederbüchern, die wohl den Grundstock der „Großen Heidelberger Liederhandschrift" bildeten, weshalb sie auch Manessische Handschrift genannt wurde. Manessische Handschrift (Codex Manesse). Große Heidelberger -»Liederhandschrift ist die Bezeichnung einer der größten und schönsten mittelhochdeutschen Liedersammlungen, benannt nach dem Züricher Liedersammler Rüdiger -> Manesse (gest. 294

1304) und dessen Sohn Johannes (gest. 1297). Sie enthält die Lieder von 140 Dichtern, geschmückt mit 137 ganzseitigen Bildern (-+ Buchmalerei). Das mittelalterliche Schicksal dieser zwischen 1300 und 1340 entstandenen Handschrift ist unbekannt. Kurz vor 1600 ist sie in der Heidelberger Bibliotheca -» Palatina nachweisbar, von 1657 an in Paris, von wo sie 1888 im Tausch gegen französische Handschriften in die Universitätsbibliothek Heidelberg zurückkehrte. Die Rückgewinnung hatte der Straßburger Buchhändler Karl J. Trübner vermittelt. Mängelexemplare sind im Gegensatz zu Defektexemplaren an sich einwandfreie Bücher, die Schäden wie angestoßene Einbände, Beschmutzung, Transport- oder Lagerschäden aufweisen. Diese Exemplare unterliegen nicht mehr der Preisbindung und können deshalb unterhalb des gebundenen -> Ladenpreises verkauft werden. Sie müssen jedoch eindeutig als solche gekennzeichnet werden (z.B. durch einen Aufdruck,.Preisreduziertes Mängelexemplar"). Mängelexemplare dürfen durch den Verlag nicht vor einer Frist von sechs Monaten nach Erscheinen des jeweiligen Buches verkauft werden. Mansion, Colard. Als Kalligraph druckte er seit 1475 in Brügge und arbeitete zeitweise mit William -> Caxton zusammen. Schon früh (1476) wendete er die Kupferstichillustration an. Manuldruck. Der Manuldruck ist ein fotografisches Nachdruckverfahren, genannt nach dem Erfinder Max Ullmann aus Zwickau (1913) durch Umkehrung der Silben seines Namens. Es geht von einem vorhandenen Druck aus und stellt mittels eines besonderen fotografischen Kopierverfahrens ein Negativ her, das nach entsprechender Bearbeitung zur Anfertigung einer Offsetplatte dient. Da hierbei weder Vergrößerungen noch Verkleinerungen möglich sind, wird heute der -»· Offsetdruck vorgezogen. Manuskript. Ein Manuskript (lat.: Handschrift) bedeutet (1) die Handschrift im Gegensatz zum Druckwerk, auch das handgeschriebene Buch aus der Zeit vor der Erfindung des -· Umbruch daraufhinweisen mussten, dass jetzt keine umfangverändernden Korrekturen mehr möglich seien. Heute liefern die Autoren in der Regel elektronisch gespeicherten Text. Es hat auch früher schon Versuche gegeben, die Texterfassung aus den Setzereien in die Verlage oder zu den Autoren zu verlagern, z.B. indem man die Schreibmaschinen-Reinschriften als Druckvorlagen für den Kleinoffsetdruck benutzte oder indem man mit elektrischen Schreibsetzmaschinen (Composer, engl, zu: to compose = [Schriften] setzen) reproduktionsfahige Vorlagen mit Randausgleich (Composersatz) für den Druck lieferte. Manutius, Aldus (1450-1515). Venezianischer Buchdrucker und Verleger. -» Aldinen, -> Antiqua, -> Kursive, Verlegereinband Mappenwerk. Ein Mappenwerk ist eine Sammlung von Reproduktionen von Bildern u.ä., die aber nicht, wie beim - Literaturdatenbank) unter dem Namen MEDLARS (Abk. für engl.: Medical Literature Analysis and Retrieval System) aufgebaut, das seit Anfang 1964 arbeitsfähig ist. Die Beschreibung und Registrierung der Literatur erfolgen mit Hilfe eines laufend auf den neuesten Stand gebrachten Vokabulars von biomedizinischen Begriffen (Schlagwörtern, den Medical Subject Heading, MeSH). MEDLINE. Aufgrund der Literaturflut in der Medizin ist es nahe liegend, dass die Erschließung der Literatur mit dokumentarischen Methoden zuerst in der Medizin intensiv angegangen wurde. Der Index Medicus ist ein periodisch erscheinendes Verzeichnis der neu erschienenen medizinischen Aufsätze, Bücher, Berichte und sonstiger medizinischer Literatur und erscheint seit 1879. Seit 1964 wird er mit dem Medical Literature Analysis and Retrieval System (-> MEDLARS) hergestellt. Bis 1970 wurden Literaturanfragen deutscher Mediziner gesammelt, auf Magnetband geschrieben, die Bänder zur National Library of Medicine in Bethesda (Nähe Washington D.C.) geflogen, dort bearbeitet und die Ausdrucke als Luftpost zurückgesandt. Seit 1971 kann online zugegriffen werden und seither heißt MEDLARS MEDLINE. Auf Grund des US-Freedom of Information Act ist der Zugriff seit 1997 unter PubMed kostenlos. (-• Medical Subject Headings) Mehrbändiges Werk -> Einbändiges und mehrbändiges Werk Mehrfachexemplare. Von einer Bibliothek kann ein Buch in einem Exemplar oder auch „gestaffelt", d.h. in mehreren Exemplaren (Mehrfachexemplaren oder Mehrstücken) angeschafft werden. Mehrfachexemplare sind typisch in -> Öffentlichen Bibliotheken: In Bibliothekssystemen mit Haupt- und Zweig301

Mehrfarbendruck stellen ergibt sich das zwangsläufig daraus, dass die gängigen Titel an allen Stellen zur Verfugung stehen müssen; davon unabhängig „staffelt" man auch vielverlangte Bücher. In -» Wissenschaftlichen Bibliotheken begnügt man sich im allgemeinen mit einem Stück, abgesehen von Werken, von denen neben einem nicht verleihbaren Exemplar in einer Handbibliothek noch ein zweites bereitgehalten wird, und den Lehrbuchsammlungen in den Hochschulbibliotheken. Mehrfarbendruck

Farbdruck

Mehr nicht erschienen. Mit dem insbesondere in Antiquariatskatalogen und - Schnittstellen sind besonders hilfreich für Menschen mit anatomischen oder motorischen Handicaps. Darüber hinaus werden hierbei grundsätzlich neue Wege der direkten („freihändigen") Mensch-Computer-Interaktion deutlich. Unter Ergonomie-Gesichtspunkten stellt sich die Frage, wie entsprechende mentale Schnittstellen zu gestalten sind, damit sie leicht erlernbar, zuverlässig einsetzbar und ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen nutzbar sind. Mentelin, Johann (1410-1478). Buchdrucker. Er war Schreiber und Notar und gründete um 1458 die erste Buchdruckerei in Straßburg (von den frühen Straßburger Versuchen -»• Gutenbergs abgesehen). ->• Bibel Menzel, Adolph von (1815-1905). Maler und Grafiker. Menzel wurde berühmt durch seine Darstellungen zur preußischen Geschichte, insbesondere der Zeit Friedrichs II. So illustrierte er die „Geschichte Friedrichs des Großen" von Franz Kugler (18391842), die 400 Illustrationen enthält, welche Meisterwerke der Holzstichtechnik sind. Aber auch Dichtungen wie Chamissos „Peter Schlemihl" und Kleists „Der zerbrochene Krug" sind von Menzel mit Bildern ausgestattet worden. Mercator, Gerhard (1512-1594). Geograph und Kartograph. Seine Produktion war nicht sehr umfangreich, dafür umso berühmter: Ein Globen-Paar, fünf Wandkarten und eine unvollendete Kosmographie. Er schuf die erste Europakarte (1562) und den ersten -> Atlas („Atlas sive Cosmographicae Meditationes de Fabrica Mundi et Fabricati Figura", 1595). Das damals große Problem war das der win-

keltreuen Karten, die man für die Navigation benötigte. Nur Globen können eine flächen-, winkel- und längengetreue Abbildung der Erde gleichzeitig bieten. Diese drei Eigenschaften kann eine Karte nicht gleichzeitig erfüllen. Mercators -> Landkarten stellten die Erde erstmalig in einer winkeltreuen Darstellung dar. Diese winkeltreue Kartenprojektion wird seitdem nach ihrem Erfinder „Mercator-Projektion" genannt. Mergenthaler, Ottmar (1854-1899). Uhrmacher. Er wanderte 1872 von Württemberg nach Amerika aus und erfand 1886 die -> Linotype, die erste brauchbare Maschine zum Setzen und Gießen von Schriftzeilen. 1890 wurde die „Mergenthaler Linotye Company" in Brooklyn, New York City gegründet und sie war so erfolgreich, dass bereits zwei Jahre später in den USA die eintausendste Linotype-Setzmaschine im Einsatz war. Auch in Europa wurden Tochterunternehmen gegründet, so 1896 die „Mergenthaler Setzmaschinenfabrik" in Berlin. Merian. (1) Matthäus d.Ä. (1593-1650). Radierer. Er bereiste 1610-1619 Frankreich, Deutschland und die Niederlande, wirkte 1619-1624 in Basel, danach in Frankfurt/M., wo er den Verlag seines Schwiegervaters J.D. de Bry übernahm. Merian entfaltete mit seinen Söhnen und seiner Tochter Anna Maria Sibylla eine fruchtbare, auch künstlerisch und kulturgeschichtlich bedeutende Tätigkeit, die in seinen umfangreichen, mit zahlreichen Kupferstichillustrationen versehenen Werken zum Ausdruck kam, so in dem zeitgeschichtlichen Sammelwerk „Theatrum Europaeum", begonnen von dem Historiker Philipp - Abelin (1600-1634), 21. Bde., Frankfurt/ M. 1633-1738, oder in der „Topographia", einer Städtebeschreibung mit historisch getreuen Ortsansichten, 31 Bde., Frankfurt/M. 1642-1672. Außerdem schuf die Familie Merian zahlreiche Kupferstichillustrationen für Bibeln, Chroniken u.a. Nach dem Tod von Matthäus Merian führten seine Kinder das Geschäft weiter, das bis 1727 bestand. (2) Anna Maria Sibylla (1647-1717), Tochter von (1). Blumen- und Insektenmalerin. Sie tat sich mit Blumen- und Insektenbüchern hervor, die sich vor allem durch naturgetreue Wiedergabe von Pflanzen, Schmetterlingen u.a. auszeichnen. Merkbuch ->• Notizbuch Merowingische Schrift -• Nationalschriften 303

Merrymount Press Merrymount Press. Privatpresse. Sie wurde 1893 in Boston (Mass.) von Daniel Berkeley Updike gegründet. Die Merrymount Press übte auf die Buchdruckkunst in Amerika einen ähnlichen Einfluss aus wie in Europa die ->• Keimscott Press. MeSH -> Medical Subject Headings Messbuch

Missale

Messkataloge waren Verzeichnisse der zu den Frühjahrs- und Herbstmessen (Ostern und Michaelis) herausgebrachten neu erschienenen Bücher und in Vorbereitung befindlichen Werke. Den ersten (privaten) Messkatalog anlässlich der -* Buchmessen in Frankfurt/M. gab 1564 der Augsburger Sortimenter Georg Willer heraus, der jedoch nur die bei ihm erhältlichen Bücher nannte. Ihm folgten andere Buchhändler. Ab 1574 wurde der Messkatalog mehr und mehr auf den ganzen Büchermarkt ausgedehnt. 1598 übernahm der Rat der Stadt Frankfurt/M. die amtliche Herausgabe eines dortigen Messkatalogs („Ratsmeßkatalog"), der bis 1749 erschien. In Leipzig brachte der Sortimenter und Verleger Henning ->· Grosse ab 1595 einen Messkatalog heraus, der verschiedentlich den Verlag wechselte und 1860 sein Erscheinen einstellte. Die Messkataloge sind die ersten, regelmäßig erscheinenden Verzeichnisse von Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt und damit Vorläufer der -• Bibliographien.

die maschinell interpretiert werden kann. Die Interpretierbarkeit der einzelnen Datenelemente und ihrer Inhalte muss durch ausreichend präzise semantische Regeln sichergestellt sein. Gegenwärtig existieren Standards für bibliographische Metadaten wie z.B. die Dublin Core Metadaten. Für administrative, technische, strukturelle Metadaten sowie Metadaten zur Archivierung und zur Rechteverwaltung wird noch an der Normung gearbeitet, (siehe auch Dublin Core Metadaten) Metainformationsdienst - Holzschnitt entsprechendes Illustrationsverfahren, nur, dass die bildlichen Darstellungen nicht in Holz, sondern in Metall (Blei, Kupfer, Messing) eingeschnitten wurden. Der Metallschnitt trat wohl zuerst in französischen Büchern des 15. Jh. auf und hatte seine Blütezeit in der zweiten Hälfte des 15. Jh. Eine Weiterentwicklung des Metallschnitts ist der Schrotschnitt.

Messrelationen waren die erstmals regelmäßig zu den Verkaufsmessen in Frankfurt/M. und Leipzig erschienenen Sammlungen von Berichten (-• Relationen; lat.: relatio = Bericht) über zeitgenössische (selten geschichtliche) Ereignisse aus Europa. Herausgeber der frühesten bekannten Messrelationen war Michael von Eyzinger (-»Aitzing) mit der „Postrema relatio historica" (Köln 1588-1593: zweimal jährlich; 1594-1597: einmal jährlich). Die Messrelationen können als Vorläufer unserer heutigen -> Tageszeitungen gelten.

Metasuchmaschine. Globale Suchmöglichkeit im Internet auf Basis von Stichwörtern. Metasuchmaschinen besitzen keine eigene Index-Datenbank, sondern bedienen sich der Suchschnittstellen anderer Suchdienste bzw. Suchverfahren. Die Leistung von Metasuchmaschinen beschränkt sich auf Verfahren zur Verschmelzung bzw. Sortierung verschiedener Ergebnislisten zu einer Treffermenge sowie auf die Eliminierung von Dubletten, (siehe auch Suchdienst)

Metadaten. Mit Metadaten werden die Daten bezeichnet, die semantische, strukturelle, administrative und technische Daten über andere Daten bereitstellen. Ein Metadatenstandard ist eine Sammlung von Elementen, die als Metadaten dienen können, über deren eindeutige Bezeichnung und Semantik sich eine nationale oder internationale Gruppierung geeinigt haben. Metadaten in elektronisch nachnutzbarer Form liegt eine Struktur (-• Syntax) zugrunde,

Meta-Tag. Das Meta-Tag ist ein spezielles Element in -»HTML, über das Autoren diverse Metadaten in strukturierter Form über die publizierte Web-Seite ablegen können. Neben inhaltlichen Zusatzinformationen wie z.B. Deskriptoren, kurzen Zusammenfassungen, Dokumentart oder Autoreninformationen (Namen, E-Mail-Adressen etc.) können auch technische Angaben wie z.B. Zugriffseinschränkungen (-» Standard for Robot Exclusion) für eine Such-

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Microsoft maschine bzw. Roboter oder zur Steuerung des WebBrowsers (z.B. zum Umleiten der Zugriffe auf eine andere URL) hinterlegt werden. Methoden, empirische

Empirische Methoden

Metropolitan Area Network (MAN) ist eine spezielle Form eines lokalen Computernetzes (-> Lokales Netz, LAN) im städtischen Bereich. Es wird ähnlich den öffentlichen - Bibliographisches Institut. Meyer gab preiswerte Klassikerausgaben heraus und führte das Erscheinen in Lieferungen ein. An den enzyklopädischen Werken seines Verlages (-• Konversationslexikon, 1. Ausgabe: 1840-1855) arbeitete er selbst mit. Das Lexikon erschien in 52 Bänden und zählt zu den wichtigsten Bucherscheinungen dieser Art in der Geschichte der Enzyklopädie des 19. Jahrhunderts. Meyer (Konversationslexikon) -» Meyer; -> Bibliographisches Institut Mezzotinto -> Schabkunst Michaelsbund („Sankt Michaelsbund"). Im Jahre 1614 gründete der Jesuit Emeran Welser in München eine Stiftung, die religiöse Bücher verteilte. Im 19. Jahrhundert war dann der „Katholische Bücherverein für Bayern" tätig, der ähnliche Zielsetzungen verfolgte und die Bevölkerung mit frommer Lektüre versorgte (1912 aufgelöst). Vor dem Ersten Weltkrieg und in den 1920er Jahren wurden zahlreiche Ortsvereine gegründet, die sich für die Verbreitung katholischer Literatur einsetzten und zu diesem Zweck Volksbibliotheken errichteten. Der Sankt Michaelsbund, die Nachfolgeorganisation des katholischen Preßvereins ist daher ältester bayerischer Büchereiverband. Das Reichskulturkammergesetz vom 22.9.1933 stoppte diese Entwicklung und wirkte sich einschneidend auf die Arbeit der katholischen Volksbüchereien aus. Nun wurde von ihnen eine Buchbestandsmeldung an die zuständigen Staatlichen Büchereistellen gefordert; außerdem verloren sie ihren Öffentlichkeitscharakter und durften nur noch an Vereinsmitglieder ausleihen. 1934 musste der Verein unter dem Druck des Regimes alle Zeitungen bis auf die „Münchener Katholische Kirchenzeitung"

aus politischen Gründen abgeben. Im gleichen Jahr erfolgte auch die Umbenennung in den „Sankt Michaelsbund zur Pflege des katholischen Schrifttums in Bayern". 1935 wurde dann den Bibliotheken der Gebrauch des Titels „Volksbücherei" untersagt; statt dessen mussten sie sich „Katholische Pfarrbüchereien" nennen. Seit 1949 tragen die Buchempfehlungen des Sankt Michaelsbundes den Titel „Buchprofile". Dieser Titel lebt in der ab 1974 gemeinsam vom Borromäusverein und vom Sankt Michaelsbund herausgegebenen Rezensionszeitschrift weiter. In den 1970er Jahren wurde die Landesfachstelle des Sankt Michaelsbundes gegründet, die seither das katholische Büchereiwesen in Bayern nach außen vertritt und gemeinsam mit den Diözesanstellen die Mitgliedseinrichtungen bei allen bibliothekarischen Fachfragen berät. Gemeinsam mit dem Borromäusverein in Bonn wurde der Ausbildungsgang zum „Kirchlichen Büchereiassistenten" entwickelt. 1988 erfolgte die Gründung der Münchner Katholischen Radioredaktion (MKR), die im Auftrag der bayerischen Diözesen und der Erzdiözese München und Freising Privatsender mit Beiträgen aus der Kirche beliefert. Michelangelo (1475-1564, eigentlich Michelangelo Buonarotti). Italienischer Bildhauer, Maler, Baumeister, Dichter. Er hat mit der -> Laurenziana in Florenz den künstlerisch bedeutendsten Bibliotheksraum der Renaissance (ohne Unterteilung durch Säulenreihen) geschaffen. Michelozzo, M. di Bartolommeo (1396/97-1472). Italienischer Baumeister und Bildhauer. Vorbildlich wurde der von ihm erbaute Bibliothekssaal des Klosters San Marco in Florenz (vollendet 1446) (-• Marciana, Florenz). Er ist durch zwei Säulenreihen in drei Schiffe aufgeteilt; in den Seitenschiffen befanden sich je 32 quergestellte Lesepulte (-• Pultsystem). Microsoft ist ein Hersteller von -» Software. 1975 wurde im US-Bundesstaat Washington von Bill Gates und Paul Allen das heute größte Herstellerunternehmen von Software gegründet. Im Jahre 1980 begann die Erfolgsgeschichte, als IBM die damals noch sehr kleine Firma beauftragte, das Betriebssystem für den ersten PC von IBM zu schreiben. Bekannt wurde Microsoft zunächst durch das Betriebssystem MS DOS, später auch durch sein weit verbreitetes Windows-System, welches heute in vielen verschie305

Microsoft Disc Operating System denen Versionen auf dem Markt ist. Mit Windows 95 gelang Microsoft der weltweite Durchbruch im Anwendungsbereich. Die Entwicklung von Standard-Software wie Word, Exel und Powerpoint machte Microsoft schließlich zum Weltkonzern mit jährlichen Milliardenumsätzen. (-• Internet-Explorer) Microsoft Disc Operating System -> Betriebssystem Mignon

Kolonel

Migration ist die Übertragung digitaler Ressourcen zwischen unterschiedlichen Hardware- und Software-Konfigurationen oder Hardware- und Softwaregenerationen. Zweck der Migration ist es, die Integrität und die Verfügbarkeit digitaler Ressourcen trotz des stetigen Wandels der technischen Umgebung zu erhalten. Das Kopieren zwischen -» Datenträgern gleicher Generation ist eingeschlossen; es können jedoch auch strukturelle Eingriffe in die Objekte erforderlich sein, um die Kompatibilität zu veränderten technischen Umgebungen herzustellen. Migration ist im Anwendungsbereich der Informationstechnologie ein bereits umfangreich erprobtes Verfahren und wird auch zur Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen eingesetzt. Mikrocomputer. Ein Mikrocomputer ist ein kommunikationsfahiges Rechnersystem (-> Computer). Seine aus -> Rechenwerk und -* Steuerwerk bestehende Zentraleinheit heißt Mikroprozessor. Die Grenzen des Mikrocomputers zum umfangreicher ausgestatteten -• Minicomputer sind fließend. Mikrofiche. Ein Mikrofiche (franz.: fiche = Zettel, Karteiblatt) oder Mikroplanfilm ist ein transparentes Filmblatt, meist im Format DIN A 6 (Postkartengröße), auf dem in Reihen zeilenweise Verkleinerungen (Mikrobilder) von Texten und Bildern nebeneinander gereiht sind. Bei den Mikrofiches erscheint vor Beginn der Mikrobilder der Titel des Textes mit den bibliographischen Angaben in normal lesbarer Schrift. Die Mikrofiches, die sich damit karteimäßig ordnen lassen, können auf Originalformat vergrößert und mit einem -» Lesegerät gelesen werden; auch lassen sich in geeigneten Kopiergeräten RückVergrößerungen der verkleinerten Text- und Bildwiedergaben auf Papier herstellen, (siehe auch Reprographische Formen, -» Mikroformen) 306

Mikrofichekatalog. In Bibliotheken, in denen -> Kataloge zu Beginn der elektronischen Datenverarbeitung gefuhrt werden, setzte sich der Mikrokatalog in Form des Mikrofichekatalogs durch. Er wurde durch das COM (Computer Output on Microfilm)Verfahren hergestellt, wobei die elektronisch gespeicherten Katalogdaten auf -> Mikrofiches ausgegeben werden. Ein COM-Mikrofiche hat das Format DIN A 6, enthält eine mit bloßem Auge lesbare Inhaltsangabe, und es werden auf ihm, je nach Verkleinerung, 2000 bis 6000 Titelaufnahmen untergebracht. Die Mikrofiches werden zur Aufbewahrung in Schuppentafeln gesteckt, die in Drehständer gehängt werden. Außer im COM-Verfahren kann auch ein (konventioneller) Kartenkatalog durch Mikroverfilmung auf Mikrofiches übertragen werden. Mikrofilm. Ein Mikrofilm ist ein Rollfilm, auf dem eine Vorlage (Text, Bilder) in fotografisch stark verkleinerten Aufnahmen erscheint, (siehe auch -• Reprographische Formen) Mikroformen sind Speichermedien, auf denen Mikrobilder (optische Verkleinerungen von Originalen) abgebildet sind, die mit einem Vergrößerungsgerät gelesen werden können. Vor allem zwei Varianten sind von Bedeutung und haben sich auch heute noch als Archivmedien für umfangreiche, historische Sammlungen bewährt: -> Mikrofiches und Mikrofilm. Mikrofiches sind Planfilmkarten, auf denen streifenförmig Folgen von Mikrobildern aufgetragen sind, während Mikrofilme die Bilder auf einem fortlaufenden Rollfilm gespeichert haben. Typische Einsatzbereiche für diese Speichermedien waren (und sind zum Teil noch) große Dokumentsammlungen wie Pressearchive oder Bildarchive, bei denen es nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf die äußere Form ankommt (Layout, Abbildungen usw.). (siehe auch Reprographische Formen) Mikrokarte. Eine Mikrokarte ist ein undurchsichtiges Papierbild, das auf Vorder- und Rückseite fotografisch stark verkleinerte Wiedergaben von Text und Bildern enthält. Mikrokarten lassen sich wie die -» Mikrofiches karteimäßig ordnen, in einem -> Lesegerät originalvergrößert lesen oder in geeigneten Kopiergeräten auf Papier rückvergrößern, (siehe auch -»Reprographische Formen) Mikroplanfilm - Lexikon. In der Regel werden die Artikel in einem lexikographischen Nachschlagewerk zumindest jeweils einer Wortklasse nach demselben zuvor festgelegten Schema mikrostrukturell aufgebaut. Zu unterscheiden sind (1) Formkommentar (Angaben zur schriftlichen und mündlichen Form des Lemmas), (2) Semantischer Kommentar (inhaltliche Angaben). Der Formkommentar steht in der Regel direkt nach dem Lemma. Zu dem Formkommentar zählen vor allem Angaben zur Abkürzung, Aussprache, Formvarianten, Genus, Grammatik, Rechtschreibung, Trennung, Wortart u.a.m. Auf den Formkommentar folgt in der Regel der semantische Kommentar und darin bei mehrsprachigen Wörterbüchern auch die Äquivalente (Übersetzungen) der Lemmata. Je nach Ausrichtung des mehrsprachigen lexikographischen Nachschlagewerks (intendierte Nutzung des lexikographischen Nachschlagewerks zur Übersetzung in eine oder aus einer Fremdsprache) treten hinter dem Äquivalent weitere Formkommentare zu den Äquivalenten auf. Im semantischen Kommentar finden sich darüber hinaus hauptsächlich und abhängig von dem Konzept des lexikographischen Nachschlagewerks Angaben (Reihenfolge frei) zu Antonymen, Synonymen, Bedeutungserklärung, Belegen, Fachgebieten, Wortverbindungen (Kollokationen u.a.) etc. In der Bedeutungsangabe oder prinzipiell an allen anderen Orten des Artikels sind Verweise zu Wörterbuchteilen (andere Artikel, Umtexte wie Einleitung, Grammatik etc.) möglich. Weitere Daten im semantischen Kommentar sind die verschiedenen Arten der Markierungen wie z.B. diatechnische Markierungen (abgekürzte Fachgebietsangaben, die auf eine Liste von Fachgebieten z.B. an anderer Stelle des lexikographischen Nachschlagewerks verweisen). (-> Makrostruktur) Milkau, Fritz (1859-1934). Bibliothekar. Er war Direktor der Greifswalder und der Breslauer Universitätsbibliothek, 1921-1925 Generaldirektorder Preußischen Staatsbibliothek, bearbeitete die Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken und organisierte den Gesamtkatalog der preußischen Bibliotheken (-• Preußischer Gesamtkatalog). Milkau begründete zudem das Handbuch der Bibliothekswissenschaft (1931 -1942).

Millaud, Moi'se (1813-1871). Französischer Verleger. Er besaß 1856-1859 die Mehrheit der Zeitung „La Presse" von Emile de ->· Girardin. 1865 begründete er mit „Le Petit Journal" den Typ der französischen Straßenverkaufspresse. -> Boulevardpresse MIME war ursprünglich für -> E-Mails gedacht und zwar für E-Mails mit Attachments. So genannte Multipart-Mails enthalten die gesamten zu übertragenden Daten in einer Datei. Innerhalb der Datei musste eine Konvention gefunden werden, wie die einzelnen Teile (z.B. Text der Mail und angehängte ZIP-Datei) voneinander zu trennen seien. Dabei wurde auch ein Schema entwickelt, das der interpretierenden Software mitteilt, um welchen Datentyp es sich bei dem jeweils nächsten Teil der Mail handelt. Das Schema erwies sich nicht nur für EMails als nützlich. Fast immer, wenn entfernte Programme (z.B. Web-Browser und Web-Server) wegen einer bevorstehenden Datenübertragung miteinander kommunizieren, geht es auch um die Art der zu übertragenden Daten. Dabei hat sich im gesamten -> Internet das Schema der Mime-Typen durchgesetzt. Miniator. Der Miniator (lat.), im Gegensatz zum -> Illuminator, dem eigentlichen Buchmaler (-> Buchmalerei) im Mittelalter, pflegte die Kapitelüberschriften und Initialen in den -»• Handschriften und Büchern zu malen. Seine Aufgabe entsprach in etwa der des Rubrikators. Allmählich wurde der Unterschied zwischen Miniator und Illuminator fließend, und ab dem 13. Jh. wurden beide Bezeichnungen gleichbedeutend gebraucht, (siehe auch ->· Miniatur) Miniatur. Ursprünglich bezeichnete man als Miniaturen nur die Überschriften, Initialen und Randleisten in -> Handschriften und Büchern des frühen Mittelalters, die mit roter Mennigfarbe ausgemalt wurden (lat.: minium = Mennige, miniatus = rotgefärbt). Im Laufe der Zeit wurde der Begriff Miniatur auf den ganzen handgemalten Schmuck (Figur, Ornamente) eines Buches ausgedehnt. Dieser Buchschmuck wurde von einer besonderen Berufsgruppe, den Illuminatoren oder Miniatoren, ausgeführt. Mit der Erfindung des Buchdruckes wurde die Miniaturmalerei mehr und mehr verdrängt. Etwa vom 16. Jh. an wurde mit „Miniatur" allgemein ein Bild in kleinem Format benannt, gleichgültig, in welchen Farben und für welchen Zweck es gemalt wurde. 307

Miniaturbücher Miniaturbücher

Kleinste Bücher

Miniaturmalerei -> Buchmalerei

Missalschrift. Die Missalschrift, eine prunkvolle Form der gotischen - Textura)

Minicomputer. Ein Minicomputer ist eine elektronische Rechenanlage (-• Computer), die in Struktur und Funktion einem Mikrocomputer ähnlich ist, ohne dass eine genaue Abgrenzung möglich wäre. Es ist üblich, leistungsfähigere Rechenanlagen als Minicomputer, weniger leistungsfähige als Mikrocomputer zu bezeichnen.

Miszellaneen (lat.), Miszellen sind Schriften vermischten Inhaltes (besonders Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften).

Minipressen oder Kleinverlage nennt man die, teils aus Liebhaberei, teils aus weltanschaulichen Gründen, entstandenen kleinen Verlage. Sie bringen so genannte alternative Literatur heraus. Zum Teil dekken sich die Minipressen mit den -» Privatpressen. Die Mainzer Minipressen-Messe (MMPM) bietet alle zwei Jahre in der Gutenberg-Stadt Mainz für vier Tage einen Treffpunkt der Minipressen, Kleinverlage, der Handpressendrucker, Buchkünstler und Autoren. Veranstaltet wird sie von der Stadt Mainz und ausgerichtet vom Mainzer Minipressen-Archiv des Gutenberg-Museums.

Mittel bezeichnet den -• Schriftgrad von 14 Punkt Kegelstärke (= etwa 5 mm). Der Name soll die Mittelstellung dieses Schriftgrades zwischen den Schriftgraden -> Cicero (12 Punkt) und Tertia (16 Punkt) kennzeichnen.

Minuskel (lat.: minusculus = der etwas kleinere) ist die historische Bezeichnung für den Kleinbuchstaben. Die Minuskeln bestehen im Unterschied zu den Majuskeln nicht aus gleich hohen Buchstaben (Zweizeilenschema), sondern eine Reihe ihrer Buchstaben weist Ober- und Unterlängen auf (Vierzeilenschema). Das antike griechisch-römische Schriftwesen kannte beide Typen: So sind z.B. Capitalis und -> Unziale Majuskelschriften, -> Halbunziale und jüngere römische Kursive (-» römische Schrift) Minuskelschriften. Bestimmend für die gesamten neueren abendländischen Schriften wurde die -> karolingische Minuskel, mit der aus halbunzialen und kursiven Elementen eine vereinfachte, klare Buchschrift geschaffen war. Durch Kombination der karolingischen Minuskeln mit den Majuskeln der antiken Capitalis entwickelten dann Humanismus und Renaissance die -»Antiqua, welche die fuhrende europäische -»• Buchschrift der Neuzeit wurde.

Mitteilungsblatt. Ein Mitteilungsblatt ist eine nicht notwendig regelmäßig erscheinende fortlaufende Veröffentlichung, die über aktuelle Ereignisse berichtet und in der Regel für eine begrenzte Öffentlichkeit bestimmt ist. (siehe auch ->· Bulletin)

Mittlerer Bibliotheksdienst

Bibliothekar

Modelbuch. Modelbücher sind Vorlagenwerke für Handarbeiten (Stick-, Web-, Wirkmuster), die ursprünglich von Modeln (Holzstöcken), später von Kupferplatten gedruckt wurden. Das erste Buch dieser Gattung wurde in Augsburg von Johann -> Schönsperger d.J. um 1523 herausgegeben.

Kreuzkatalog

Modem. Da -> Computer nur digitale Signale aussenden können, benötigt man ein Modem, welches diese digitalen Signale in analoge umwandelt. Dadurch können die Daten über herkömmliche Telefonleitungen versendet werden. An der Gegenstelle übersetzt ein Modem die analogen Signale wieder in Computer-verständliche digitale Signale. Das Wort Modem ist aus den Wörtern Modulator und Demodulator gebildet. - Als Akustikkoppler bezeichnete man ein Modem, das über Muffen an den Hörer und das Mikrofon des Telefonapparates gekoppelt wird. Der Akustikkoppler kann dadurch auch in Telefonzellen ohne Eingriff verwendet werden. Akustikkoppler sind überholt und finden heutzutage keine Verwendung mehr.

Missale. Das Missale (von lat.: missa = Messe) (Messbuch) enthält die gesprochenen und gesungenen Teile des römisch-katholischen Gottesdienstes. Das Missale wurde etwa im 12. Jh. Nachfolger des -> Sakramentars und entstand durch Zusammenfassung einzelner liturgischer Bücher.

Modernes Antiquariat. Das Moderne Antiquariat (Rest- oder -» Ramschbuchhandel) vertreibt Bücher, die es als Restauflagen vom Verleger zu niedrigen Preisen aufgekauft hat und deren -> Ladenpreis aufgehoben ist. Dazu zählen auch Mängelexemplare von lieferbaren und preisgebundenen Ti-

Mischkatalog

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Monohierarchie teln, die stark und sichtbar äußerlich beschädigt sind, so dass ein Verkauf zum gebundenen Preis nicht mehr möglich ist, aber auch Titel, die durch ihren ursprünglichen Ladenpreis suggerieren, dass sie preislich sehr günstig sind bzw. dass der Preis reduziert wurde. Viele Verlage planen ihre Titelproduktion bereits bei der Kalkulation so, dass ein gewisser Prozentsatz an Exemplaren über das Moderne Antiquariat verkauft werden kann. Ein gewisses Problem besteht darin, dass Billig-Aktionen von den Verlagen wie auch von den Buchhandlungen die Preiswürdigkeit des übrigen Angebots in den Augen der Kunden herabzusetzen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch das Aufkommen zahlreicher Billig-Bibliotheken seit dem Jahr 2004 (z.B. Süddeutsche Zeitung, BILD u.a.). Der Vertrieb einer Restauflage erfolgt nicht nur an das Publikum, sondern auch an andere Antiquariate und Sortimente (siehe auch Antiquariat, Großantiquariat). Das moderne Antiquariat hat sich in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entwickelt. Modezeitschrift. Modezeitschriften (Modezeitungen) sind illustrierte Frauenzeitschriften mit Berichten und Anzeigen über Bekleidung, Schmuck, Kosmetik u.ä., mit Beiträgen über gesellschaftliche Geschmacksbildung, oft mit Beilagen (Schnittmustern, Handarbeitsanleitungen). Die Modejournale entstanden in der zweiten Hälfte des 18. Jh. als standeserzieherische Zeitschriften für Frauen und lösten die bis dahin als Einzelblätter herausgegebenen Modebilder ab. Die frühen Modezeitschriften zeichneten sich bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jh. durch zum Teil von bekannten Künstlern geschaffene Modekupfer aus. Die ersten Modezeitschriften erschienen in Frankreich. Hier war das erste Blatt „Le Cabinet des Modes", das 1758 in Paris herausgegeben wurde. Das erste Modejournal in deutscher Sprache war „Der neuen Mode- und Galanterie-Zeitung" (oder: unentbehrliches Handbuch für alle diejenigen, welche in der galanten Welt und den Gesellschaften von gutem Geschmack erscheinen wollen), Erfurt 1758-1759. Bedeutung erlangte erst das -> Journal des Luxus und der Moden, Weimar 17861827, dessen Schöpfer Friedrich Justin -> Bertuch (1747-1822) war, ein Zeitgenosse und Freund Goethes sowie einer der markantesten Vertreter des deutschen Verlagswesens. Mit zahlreichen farbigen Kupfern machte diese Modezeitschrift die deutsche Dame mit den jeweils letzten Kreationen aus Paris, später auch aus London und Wien bekannt.

Modist (von lat.: modus = Art und Weise) nannte sich der Schreibmeister, der des modus scribendi, also des Schreibens, kundig war. Modularsystem -> Bibliotheksgebäude Mohl, Robert von (1799-1875). Staatsrechtslehrer. Er leitete 1836-1844 nebenamtlich die Universitätsbibliothek Tübingen. Erwerbung, abgestimmte Moleskin (engl.: Maulwurfsfell) ist ein dichtes, sehr festes Baumwollgewebe, das als Bezugsstoff für -> Bucheinbände, vor allem bei Geschäftsbüchern und viel benutzten Werken verwendet wird. Monatsgespräche ist der Kurztitel für die erste deutsche literarisch-kritische und zugleich erste deutschsprachige Zeitschrift, die unter verschiedenen Titeln von Christian -«· Thomasius in den Jahren 1688 und 1689 herausgegeben wurde. Die „Monatsgespräche" waren die erste Zeitschrift in Deutschland, die literarische Kritik enthielt. Sie erschienen insgesamt 28 Mal in einem Heftumfang von 107 bis 187 Seiten. Die Konkurrenzpublikation zu den Monatsgesprächen war die -» „Acta Eruditorum", die allerdings in lateinischer Sprache erschienen. Der im Geschmack der Zeit weitschweifige volle Titel lautete: „Freymüthige, Lustige und Ernsthaffte Gedancken oder Monatsgespräche über allerhand fürnehmlich aber neue Bücher". Monitor -• Datensichtgerät Monodimensionalität besagt im Zusammenhang mit der Klassifikation und dem Thesaurus, dass jedes Element des Ordnungssystems in einem Unterteilungsschritt nur nach einem Unterteilungsgesichtspunkt unterteilt wird. (-• Monohierarchie) Monographie. Eine Monographie (griech.) ist einerseits jede abgeschlossene (ein- oder mehrbändige) Schrift; andererseits ist die Bezeichnung Monographie auch fur jede selbständige, abgeschlossene Veröffentlichung üblich, in der ein einzelnes, begrenztes Thema behandelt wird. Die Monographie kann von einem Autor oder auch mehreren Verfassern geschrieben sein. Monohierarchie ist ein Begriff, der in Zusammenhang mit der ->• Klassifikation und dem -> Thesaurus gebräuchlich ist. Er besagt, dass jedes Element des Ordnungssystems genau einen Oberbegriff besitzt, also eine echte Hierarchie ohne jede Aus309

Monotype nähme darstellt. Eine „starke" Hierarchie (Monohierarchie) liegt vor, wenn zu jedem Begriff mehrere Unterbegriffe existieren (z.B. Schiff - Frachtschiff - Tankschiff). Es entsteht eine Art Begriffspyramide, bei der jeder Artbegriff umgekehrt nur einen Oberbegriff hat. Eine Recherche ist hier nur nach einem Aspekt möglich (eindimensionale Suche). (-• Monodimensionalität) Monotype (griech.: Einzelbuchstabe) ist der Name für eine Einzelbuchstaben- oder -> Typenguss-Setzmaschine, die der amerikanische Ingenieur Tolbert Lanston konstruierte und der 1897 ein gebrauchsfähiges Modell herausbrachte. Lanstons Einzelbuchstaben-Setzmaschine und kurz darauf Mergenthalers Zeilensatzgerät Linotype revolutionierten den Mengensatz. Nun konnte die Anordnung der BleiTypen in der Druckvorlage maschinell gesteuert werden, die Maschine goss und setzte Zeichen oder Zeilen, die nach dem Drucken eingeschmolzen und wieder verwendet werden konnten, (siehe auch -» Setz- und Druckmaschinen) Monte-Cassino-Schrift (früher auch langobardische oder beneventanische Schrift genannt) war eine in Süditalien gebräuchliche Nationalschrift, die sich im 10. Jh. im Kloster Monte-Cassino ausgebildet hatte. Sie wurde im 13. Jh. durch die -»• GoticoAntiqua und die -> Rotunda verdrängt. Monumentalschrift. Die Bezeichnung Monumentalschrift (scriptura monumentalis) geht auf die von Griechen und Römern für Inschriften auf steinernen Tafeln und Denkmälern (Monumenten) angewendeten Schriften zurück (Kapitalis [Kapitalschrift]), (siehe auch ->· Steinschrift, Blockschrift) Mooresches Gesetz. Das Gesetz des Intel-Gründers Moore besagt, dass sich die Speicherdichte auf Chips (RAM) seit ihrer Erfindung in den fünfziger Jahren etwa alle 18 Monate verdoppelt. Allerdings kann die Leistungsfähigkeit massentauglicher PCs zukünftig nur dann weiter erhöht werden, wenn die dritte Dimension erschlossen wird, denn auf den zweidimensionalen, hauchdünnen Siliziumscheiben ist für die Integration weiterer Schaltkreise kein Platz mehr. Bereits bei der neusten Chip-Generation sind die Leitungen zwischen den Transistoren 0,18 Mikrometer dünn, was einem Fünfhundertstel der Dikke eines menschlichen Haares entspricht. Nach Moore müssten die Leitungen in drei bis vier Jahren nur noch 0,1 Mikrometer messen und wären somit nach 310

heutigem Technologiestand nicht mehr kontrollierbar. Eine Lösung bieten holographische, laserbeschriebene Kristalle, die mindestens ein Terabyte Information aufnehmen können und zudem eine höhere Lebensdauer haben. Moralische Wochenschrift. Die moralischen Wochenschriften sind eine Zeitschriftengattung der Aufklärung. In ihrer Blütezeit von 1720-1770 erschienen sie in mehreren europäischen Ländern. Die Beiträge dieser Schriften handelten von der Verbindung praktischer Vernunft mit religiöser Erbauung und mit sittlichen Tugenden. Charakteristisch für die meist kurzlebigen, aber oft mehrfach nachgedruckten moralischen Wochenschriften waren ihre einfachen Personentitel. Vorbilder dieses Zeitschriftentyps waren drei englische Blätter, die auf den namhaften Dichter und Gelehrten Joseph -» Addison (1672-1719) und den Schriftsteller Richard Steele (1672-1 729) zurückgingen, und zwar „The Tatler" (Der Plauderer) (London 1709-1711), „The Spectator" (Der Zuschauer) (London 1711-1712; 1714), „The Guardian" (Der Wächter) (London 12. März-1. Oktober 1713). Die erste deutsche moralische Wochenschrift ist „Der -> Vernünftler, das ist: Ein deutscher Auszug aus den engländischen Moral-Schriften des Tatler und Spectator" (herausgegeben von Johann -> Mattheson), Hamburg 31. Mai 1713-30. Mai 1714. (Dieses Blatt wurde aus unbekannten Gründen verboten; die letzte Nummer erschien handschriftlich.) Die moralischen Wochenschriften waren die Vorläufer der unterhaltenden und belehrenden -• Familienzeitschriften. Moreau le Jeune, Jean-Michel (1741-1814). Radierer, Buchillustrator. Er ist der Meister der Übergangszeit vom Rokoko zum Klassizismus. Unter zahlreichen Werken schuf er die Kupfer zu einer Moliere-Ausgabe (1773) und zu Beaumarchais' Voltaire-Ausgabe. Moreri, Louis (1643-1680). Katholischer Geistlicher. Er verfasste im Sinne der Aufklärung eine besonders die Geschichte und Biographie berücksichtigende -> Enzyklopädie: „Le grand dictionnaire historique" (10 Bde., Lyon 1674). Lexikon Moretus, (1) Jan (1543-1610). Flämischer Drucker. Er trat 1557 in Christoph ->· Plantins Dienst und wurde nach dessen Tod 1589 sein Nachfolger. (2) Balthasar (1574-1641). Drucker in Antwerpen. Er machte die Firma Plantin-Moretus zu einer der

Musee Plantin-Moretus bedeutendsten Druckereien des 17. Jh. Sie wurde 1876 in ein Museum (Musee Plantin-Moretus) umgewandelt. Morphologie beschäftigt sich mit Regularien der inneren Struktur von Wörtern und der Bildung von Wortklassen. Die Flexionsmorphologie beschäftigt sich mit der Abwandlung von Wörtern, um grammatikalische Kontraste innerhalb von Sätzen auszudrücken. Die Derivationsmorphologie untersucht Prinzipien, die der Konstruktion neuer Wörter zugrunde liegen. Bei der Erstellung eines Thesaurus bietet die Morphologie den theoretischen Rahmen für -> Wortformreduktionen und Kompositazerlegung. Morris, William (1834-1896). Englischer Dichter, Kunsthandwerker, Drucker und Bibliophiler. Er erneuerte als Gegner der Maschinenarbeit das Kunsthandwerk. 1891 gründete er die Keimscott Press und stellte mit von ihm entworfenen Drucktypen und mit reichem von ihm gezeichnetem Buchschmuck Bücher von handwerklicher Vollkommenheit her. (siehe auch Schreibschriften) Motto. Ein Motto (ital.) ist ein Leit- oder Wahlspruch, ein Sprichwort oder ein von einem Schriftsteller oder Dichter stammendes Zitat, das einem Buch oder einem Abschnitt in ihm vorangestellt wird, um den Inhalt oder Sinn der nachstehenden Ausführungen anzudeuten, (siehe auch Lemma) M P 3 ist ein Dateiformat, mit dem sich Musik in hoher Qualität auf kleinste Dateigröße komprimieren lässt. MP3 steht fur MPEG-1 Audio Layer 3 und ist abgeleitet vom MPEG-Standard, der zum Komprimieren von Filmdaten entwickelt wurde. Das MP3-Format macht es möglich, Audio-Dateien nahezu in CD-Qualität mit geringem Speicherbedarf auf einem Computer zu speichern und das sogenannte File-Sharing zu betreiben, d.h. den Austausch von Daten. Man kann MP3s einen Dateinamen zuweisen, der dem Interpreten und dem Song-Titel entspricht, dadurch schneller auffinden und jeden Computer in eine Jukebox umfunktionieren. Dazu lädt man gewünschte Dateien in die Playlist (Abspielliste) eines MP3-Players und lässt diese dann in beliebiger Reihenfolge abspielen. MS DOS -»• Betriebssystem Multimedia bedeutet das Zusammenführen von Text, Bild oder Film und Ton in einem Produkt, und

zwar im engeren Sinne in einer rechnergesteuerten Anwendung mit digitalisierten Daten. Unter Multimedia-Dokumenten versteht man - Bilderbogen Münchener Hofbibliothek ->· Bayerische Staatsbibliothek Münchhausen, Gerlach Adolf Freiherr von (16881770). Hannoverischer Minister. Er gründete 1734 die Universität Göttingen, deren Kurator er seit ihrer KröfTnung 1737 war. Unter seiner energischen Oberaufsicht nahm die Universitätsbibliothek Göttingen in kurzer Zeit die erste Stellung unter den deutschen Bibliotheken ein. Mundaneum ist der Name des Gebäudes in Brüssel, in dem -> Otlet und La Fontaine spezielle Sammlungen, das bibliographische Institut, eine Bibliothek und ein Museum eingerichtet hatten. Der Name verweist auf den Anspruch, alle Aspekte und Formen des Weltwissens unter einem Dach zu versammeln. Mundartwörterbuch. Ein Mundartwörterbuch (-> Idiotikon) ist ein Wörterbuch, das die einer örtlich bedingten Sprachform (Mundart, Dialekt) eigenen Wendungen und Eigenheiten alphabetisch aufführt und erläutert. Musee Plantin-Moretus

Plantin 311

Musenalmanach Musenalmanach. Der Musenalmanach ist eine besondere Form des ->• Almanachs. Er ist eine im allgemeinen jährlich (aber auch unperiodisch) erscheinende Sammlung literarischer, meist bisher unveröffentlichter Beiträge, insbesondere von Gedichten, aber auch von Balladen, Liedern, Fabeln u.ä. Der erste deutsche Musenalmanach war der 1769 von Heinrich Christian Boie und Friedrich Wilhelm -> Gotter gegründete „Göttinger Musenalmanach für das Jahr 1770", der erste Jahrgang des dichterischen Organs des Göttinger Hainbundes. Als Vorbild galt der erste Musenalmanach überhaupt, der 1765 in Paris unter dem Titel „Almanac des Muses" herausgegeben worden war. Die Blütezeit des Musenalmanachs war das letzte Drittel des 18. Jh. und das erste Drittel des 19. Jh. Das bedeutendste Unternehmen war Schillers Musenalmanach, 1796-1800. In der ersten Hälfte des 19. Jh. wurden die Musenalmanache durch die Taschenbücher verdrängt. Museum. Die Museen als Sammlungen von Gegenständen aus Kunst und Wissenschaft waren in ihren Anfangen in den Räumen der Bibliotheken beheimatet. Bereits im Altertum fanden sich in Bibliotheken (z.B. im Museion in Alexandria [-• Alexandrinische Bibliothek, Alexandria]) Statuen, Kunstwerke, Waffen und andere Geräte. Zu den Besonderheiten der barocken -» Saalbibliotheken gehörten die in ihnen untergebrachten Sammlungen von Statuen, Globen, Raritäten und Kuriositäten aller Art. Auch noch heute finden sich Beispiele für die Verbindung von Sammlungen musealen Charakters (-• Britisches Museum, London [bis 1973], Bibliotheque Nationale, Paris, - Reyser (gest. um 1504) in Würzburg 1481. Den Druck von Mensuralnoten erfand der italienische Buchdrucker Ottaviano dei -> Petrucci (1466-1539) in Venedig 1502. Die Möglichkeit, Noten und Notenlinien in einem Druckgang zu drucken (Notensatz), wurde 1754 von Johann Gottlob Immanuel -» Breitkopf in Leipzig entwickelt. Der handwerkliche Notensatz wird seit einigen Jahren vom Computernotensatz verdrängt, der sowohl bei der Druckvorlagenherstellung als auch zur Verbreitung von Musik über elektronische Medien Verwendung findet. Die für die Musiknotation am Computer notwendigen Notensatzprogramme konzentrieren sich insbesondere auf das Layout eines Notentextes. Der Schwerpunkt liegt nicht in der Musikbearbeitung, sondern in der Erstellung des grafisch korrekten und gut lesbaren Notenbildes. Musikzeitschrift. Die Musikzeitschriften, die sich mit der Darstellung und Deutung der Musikschöpfung und -auffuhrung befassen, entstanden im 18. Jh. Die erste deutsche Musikzeitschrift dieser Art ist wohl die von dem Musikschriftsteller und Komponisten Johann Mattheson (1681-1764) begründete und in Hamburg von 1722-1725 erschienene „Critica Musica". Daneben komponierte Johann Mattheson sechs Opern, sakrale Musik, Orchesterwerke und Kammermusik, die in der Hamburger Stadtbibliothek aufbewahrt werden.

MVB Musterband. Ein Musterband ist dasselbe wie ein -+ Probeband. Ferner ist ein Musterband ein Musterexemplar von einem Buch, das der Verlagsvertreter oder der Reisende des Reisebuchhandels dem Kunden vorlegt, wenn ihm kein - Einbandstelle aufbewahrten Musterpappen werden bei folgenden Bänden dem Buchbinder mitgegeben, wodurch sämtliche Bände einer Zeitschrift oder Serie den gleichen Einband erhalten. Bei nur wenige

Bände umfassenden Fortsetzungswerken fungiert meist der zuerst gebundene Band als -> Musterband. MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels. Die Buchhändler-Vereinigung in Frankfurt/M. wurde 1947 als Wirtschaftsbetrieb des -» Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. gegründet. Im Jahr 2002 erfolgte die Umbenennung in „MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels". Von ihr werden eine Vielzahl von Veröffentlichungen und Rationalisierungs- und Marketinghilfen produziert, wovon das bedeutendste das -> Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel ist. Das wichtigste Hilfsmittel im buchhändlerischen Alltag ist das Verzeichnis lieferbarer Bücher V1B. Zu den weiteren Veröffentlichungen der Buchhändler-Vereinigung zählen die Deutsche Nationalbibliographie und das Adressbuch für den deutschsprachigen Buchhandel.

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Ν Nachbarschafts-Operatoren - Pflichtexemplaren bzw. -> Belegexemplaren Voraussetzung für den Schutz. Erst 1871 wurde in Deutschland der unberechtigte Nachdruck unter Strafe gestellt. (2) Verschiedentlich wird auch die unveränderte Neuauflage eines Buches als Nachdruck bezeichnet. (3) Die Wiedergabe von Druckwerken, von denen weder Drucksatz noch -platten vorhanden sind, durch fotomechanische oder andere Vervielfältigungsverfahren ist rechtlich ebenfalls ein Nachdruck (-+ Reprint). (siehe auch -> Reprographische Formen) Nachdruckverfahren. Möglichkeiten, bei Neuauflagen den Satz zu sparen, bieten (neben -> Stehsatz und ->· Stereotypie) sogenannte Übertragungsverfahren, die durchweg Flachdruckverfahren sind: der -> anastatische Druck, der Manuldruck, der -> Ob314

raldruck, die -> Xerographie, der -> Offsetdruck. Die Nachdruckverfahren wurden bedeutend für den Neudruck von Büchern, der durch sie relativ billig hergestellt werden kann. Nachlass vom -> Ladenpreis im Buchhandel siehe -> Sonderpreise, ->• Kundenrabatt, -> Buchhändlerrabatt. Nachlässe

Schriftliche Nachlässe

Nachricht (auch Meldung) bedeutet (1) in der Publizistik die Übermittlung von Informationen durch kurzgefasste, sachliche Wiedergabe eines Vorgangs, Ereignisses u.ä. durch Kommunikationsmittel (Wort, Bild, Film) aufgrund eigener oder fremder Zeugnisse. (2) In der Telekommunikation ist das Modell „Sender - Nachrichtenkanal - Empfanger" speziell ausgebildet. Ein Signal, eine Nachricht, eine Information wird vom Sender codiert, durch den Kanal vom Sender zum Empfänger übertragen und vom Empfänger decodiert. Dasselbe Modell kann anstelle der Informationsübertragung von Ort zu Ort auch für die Informationsspeicherung (Übertragung von einem Zeitpunkt zu einem späteren), nämlich „schreiben (Eingabe) - speichern - lesen (Ausgabe)" verwendet werden. Nachrichtenagentur. Eine Nachrichtenagentur (Nachrichtenbüro, Pressedienst, früher: Korrespondenzbüro) ist ein gewerbliches, publizistisches Unternehmen zur Beschaffung und Vermittlung von aktuellen Nachrichten in Wort, Bild oder Film, die es sammelt, bearbeitet und gegen Entgelt an die Presse, Film-, Rundfunk-, Fernseheinrichtungen, mitunter auch an nichtpublizistische Institutionen (Behörden, Verbände) weitergibt (siehe auch Botenwesen). Die erste deutsche Nachrichtenagentur wurde (nach Freigabe des elektrischen Telegrafen für den privaten Gebrauch) am 27. November 1849 in Berlin von dem Geschäftsführer der Berliner „NationalZeitung" Bernhard Wolff (1811 -1879) als „Telegraphisches Correspondenz-Bureau (B. Wolff)" gegründet (später: „Wolffs Telegraphen-Bureau [WTB]",

Nationalbibliographie 1934 in dem 1933 entstandenen „Deutschen Nachrichtenbüro [DNB]" aufgegangen).

ßeneinheiten, Formeln u.ä., der -> Atlas, die -> Bibliographie.

Nachrichtenbüro -> Nachrichtenagentur

Nachschussauflage oder Verlegernachdruck heißt eine unveränderte Neuauflage, die der Originalverleger ohne Wissen oder Mitwirkung des Verfassers herstellt, um den unrechtmäßigen -• Nachdruck zu unterbinden. Wenn die Exemplare einer Nachschussauflage die Originalauflage genau nachahmt, nennt man sie Contrefa^ons. Nachschussauflagen sind bei den Elzevier-Ausgaben bekannt und kamen in Deutschland Anfang des 19. Jh. vor.

Nachrichten für Dokumentation Information - Wissenschaft und Praxis (Fachzeitschrift) Nachrichten-Magazin. Das Nachrichten-Magazin (engl.: news magazine) ist ein Typ der politischen Wochenschriften. Er ist gekennzeichnet durch Anonymität der Beiträge, Tatsachen- und Detailschilderung in einer sachlichen Sprache, gezielte Nachforschungen und umfassende Dokumentation mit Hilfe eines Presseausschnitt-Archivs, (siehe auch Magazin) Nachrichtentechnik ist der Sammelbegriff für die Aufnahme, Verarbeitung und Vermittlung von Nachrichten (Sprache, Schrift, Daten, Musik, Bildern u.a.) mit Mitteln der Elektrotechnik und der Elektronik. Die Anfänge der Nachrichtentechnik wurzeln u.a. in den früher zur Nachrichtenübermittlung benutzten Feuer- und Rauchzeichen und in dem gut organisierten Botenwesen. Nachrichtenübertragung. Die Übertragung von Nachrichten erfolgt über Nachrichtenkanäle (Kabel, Satellit u.a.) von unterschiedlicher Kapazität. Man unterscheidet sogenannte schmalbandige und breitbandige Kanäle. Schmalbandig sind solche Kanäle, deren Kapazität im KHz- (= 1000 Hertz-) Bereich liegt (Fernsprech-, Hörfunkübertragungen); breitbandige Nachrichtenkanäle haben eine im MHz (= 1 Million Hertz) -Bereich liegende Kapazität (Kabelfernsehen, Bildfernsehen). Nachrichtenwesen -> Telekommunikation Nachschlagewerk. Das Nachschlagewerk ist eine geordnete (und gedruckte) Sammlung von Daten. Es dient nicht (wie die Monographie) der zusammenhängenden Lektüre, sondern der ersten Orientierung in allgemeinen Fragen und über Einzelfakten oder dem gezielten Aufsuchen von Daten. Der in einem Nachschlagewerk enthaltene Stoff kann alphabetisch nach Namen bzw. Sachbegriffen, systematisch, chronologisch, tabellarisch dargestellt werden. Zu den Nachschlagewerken zählen die -»Enzyklopädie, das Lexikon, das -> Konversationslexikon, das Wörterbuch, das -> Glossar, das -> Handbuch, Verzeichnisse wie Orts- und Namenverzeichnisse, -> Biographien, Tabellenwerke über Zahlenwerte, Grö-

Nachtrag. Stark zeitgebundene Bücher können während des Druckes einen Nachtrag erhalten, der dem eigentlichen Text angehängt wird. Bei mehrbändigen wissenschaftlichen, über einen größeren Zeitraum erscheinenden Werken werden oft Nachträge herausgegeben, die als Ergänzungs-, Supplement-Bände oder als Beihefte bezeichnet werden. Auch bei Fortsetzungswerken, vor allem den Loseblattausgaben, spricht man manchmal von Nachträgen. Nachwort. Zuweilen findet sich am Schluss eines Buches ein Nachwort, das ähnliche Aufgaben wie das Vorwort haben kann. Mitunter stammt es auch von einem anderen Verfasser, der den Autor oder das Werk kritisch würdigt. Name

Bezeichnung

Namenbüchlein Namenregister

ABC-Buch Personenregister

Nationalbibliographie. Eine Nationalbibliographie versucht, alle in einem Staat erschienenen Veröffentlichungen oder das in einer Sprache verfasste Schrifttum zu erfassen. Nationalbibliographien sind meist -> laufende Bibliographien. Deutsche Nationalbibliographien, abgeschlossene Bibliographien (chronologisch nach Berichtszeit): Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jh., hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek, München, in Verbindung mit der Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel (Stuttgart 1983 ff.); Wilhelm -• Heinsius: Allgemeines BücherLexikon oder Vollständiges alphabetisches Verzeichnis aller von 1700-1892 erschienenen Bücher (Leipzig 1812-1894); Christian Gottlob -> Kayser: Vollständiges Bücherlexikon, enthaltend alle von 17501910 in Deutschland gedruckten Bücher (Leipzig 315

Nationalbibliothek 1834-1912); -> Hinrichs' Katalog 1851 -1912 (Leipzig 1875-1913); Deutsches Bücherverzeichnis 1911-1950 (Leipzig 1916-1957). Für den Zeitraum von 1700-1965 gibt es im reprographischen Verfahren hergestellte Kumulationen: Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1700-1910 (München 1979 ff.), Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1911-1965 (München 19761981). Laufende Verzeichnisse seit 1945: In Leipzig erschien die Deutsche Nationalbibliographie, bearbeitet und herausgegeben von der Deutschen Bücherei (1946 ff.) und als Zusammenfassung der in den wöchentlichen Heften verzeichneten Buchtitel in einem Fünfjahresverzeichnis: Deutsches Bücherverzeichnis (1958 ff.). In Frankfurt/M. erschien die Deutsche Bibliographie (1947 ff.) mit Kumulierungen: Halbjahres-Verzeichnis (1951 ff.) und Fünfjahres-Verzeichnis (1953 ff.). Über die Neuerscheinungen berichten in zwei Ausgaben das -»• Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Heute gibt die -»• Deutsche Nationalbibliothek die in mehreren Reihen erscheinende -> Deutsche Nationalbibliographie heraus. Ausland, laufende Bibliographien: Schweiz: Bibliographisches Bulletin der Schweiz (Bern 1901 -1942), Forts.: Das Schweizer Buch (Zürich 1943 ff.); Österreich: Österreichische Bibliographie (Wien 1946 ff.); Großbritannien: The British National Bibliography (London 1950 ff.); Frankreich: Bibliographie de la France (Paris 1811-1971), Forts.: Bibliographie de la France - Biblio (Paris 1972 ff.); Italien: Bolletino delle pubblicazioni italiane (Florenz 1886-1957), Forts.: Bibliografia nazionale italiana 1958 ff. (Florenz 1961 ff.); USA: The Cumulative Book Index (CBI) (New York 1898 ff.) und American book publishing (New York 1960 ff.). Nationalbibliothek. Die meisten Kulturstaaten der Welt haben eine Nationalbibliothek, die nicht nur das gesamte Schrifttum des eigenen Landes sammelt (und mitunter auch in nationalen -> Bibliographien verzeichnet), sondern auch die wichtigsten ausländischen Veröffentlichungen erwirbt. Demnach ist eine Nationalbibliothek eine -> Universalbibliothek. Teilweise beruht die lückenlose Sammlung der inländischen Buchproduktion auf der Abgabe eines Pflichtexemplars. In Deutschland gab es lange Zeit keine Nationalbibliothek nach englischem oder französischem Vorbild. Ihre Aufgaben und Funktionen wurden im wesentlichen von drei Bibliotheken 316

wahrgenommen: Die Deutsche Bibliothek war Gesamtarchiv des deutschen Schrifttums und nationalbibliographisches Zentrum seit dem Jahr 1913. Die Staatsbibliothek zu Berlin und die ->• Bayerische Staatsbibliothek waren die traditionellen Zentren für ältere deutsche und für ausländische Literatur. „Die Deutsche Bibliothek" war bis zum Jahre 2006 das nationalbibliographische Zentrum Deutschlands und erfüllte die Funktion einer Nationalbibliothek. Am 29. Juli 2006 wurde Die Deutsche Bibliothek in -«· Deutsche Nationalbibliothek umbenannt. National Library of Medicine (NLM), Bethesda, Md., medizinische Nationalbibliothek der USA. -> MEDLARS Nationalschriften. Als Nationalschriften bezeichnet man die um die Wende des 7./8. Jh. entstandenen Schriftarten, die sich im Verlauf der Völkerwanderung auf dem Gebiet des Römischen Reiches bei den sich ausbreitenden und staatenbildenden Volksstämmen aus der römischen Kursive (-• Römische Schrift) entwickelten. Diese lokalen Schriften sind, wie schon Francesco Scipione -> Maffei im 18. Jh. erkannt hat, keine eigene Schöpfung der betreffenden Völker, sondern nur in Kanzleien und Klöstern gebildete Varianten der römischen Schrift. Deshalb sind die von Jean -> Mabillon geschaffenen völkischen Bezeichnungen sächsisch (angelsächsisch), gotisch (west-gotisch), langobardisch, merowingisch, frankogallisch, wie auch eigentlich die Benennung „Nationalschriften" irreführend. Heute gebraucht man Bezeichnungen wie insular (statt angelsächsisch und irisch), spanisch (statt westgotisch), Monte-Cassino-Schrift (statt langobardisch). Die in Rede stehenden lokalen Schriftarten wurden vom Ende des 8. Jh. bis zum 12. Jh. von der -> karolingischen Minuskel abgelöst. Naturwissenschaftliche Zeitschrift. Die erste rein naturwissenschaftliche und heute noch erscheinende Zeitschrift sind die „Philosophical Transactions", die erstmals am 6. März 1665 unter der Aufsicht der (1662 gegründeten) Royal Society in London veröffentlicht wurden. Naude, Gabriel (1600-1653). Bibliothekar. Er leitete die von Kardinal Mazarin und ihm gegründete Bibliotheque Mazarine in Paris. Sein „Advis pour dresser une bibliotheque" (1627) war bahnbrechend als Lehrbuch der Bibliotheksverwaltung.

Netzwerk-Computer Naumann, Emil Wilhelm Robert (1809-1880). Leipziger Stadtbibliothekar. Er begründete die Bibliothekszeitschrift „Serapeum" (1840-1870). Nebeneintragung. Hin und wieder ist es notwendig und zweckmäßig, im -> Alphabetischen Katalog ein Buch nicht nur an einer Stelle (-> Haupteintragung), sondern an zwei oder mehr Stellen zu verzeichnen. Einen solchen zusätzlichen Nachweis bezeichnet man als Nebeneintragung. Z.B. erhält ein Werk mit zwei Verfassern die Haupteintragung unter dem ersten Autor und eine Nebeneintragung unter dem zweiten Verfasser, (siehe auch Eintragung) Nebenrechte sind ein Bestandteil des -»• Verlagsvertrags. Dazu gehören das Recht der Übersetzung in eine andere Sprache oder Mundart, das Recht zur Vergabe von Lizenzen (Taschenbuch-, Sonder-, Volks-, Schul-, Reprint- oder Buchgemeinschaftsausgaben), das Recht des ->· Vorabdrucks und > Nachdrucks auch in Zeitungen und Zeitschriften, das Recht der Herausgabe von Mikrokopie- oder Multimedia-Ausgaben, das Recht zu sonstiger Vervielfältigung zur wiederholbaren Wiedergabe mittels Bildund Tonträger, sowie das Recht zu deren Vervielfältigung, Verbreitung und Wiedergabe, das Recht zum Vortrag des Werkes durch Dritte, das Recht zur Bearbeitung als Bühnenstück sowie das Recht der Aufführung des so bearbeiteten Werkes, das Recht zur Verfilmung oder Vertonung. Die Nebenrechte müssen einzeln im Vertrag aufgeführt sein, sonst verbleiben sie beim Urheber. Nebentitel sind neben dem Haupttitel eines Buches z.B. Umschlagtitel, -> Rückentitel, -> Schmutztitel, -> Bildertitel. Negker, Jost de (um 1485-um 1544). Formschneider und Verleger von Holzschnittwerken. Er wurde 1508 von Kaiser Maximilian I. nach Augsburg gerufen, um in seinem Künstlerkreis zu arbeiten. Negker war für viele große Künstler seiner Zeit tätigNekrolog. Nekrologe (griech.) nannte man im Mittelalter die Kalender in Klöstern, in denen die Namen derjenigen Personen verzeichnet waren, derer man im Gebet an den betreffenden Tagen zu gedenken hatte. Der Nekrolog hat seine besondere Ausprägung in den -»• Leichenpredigten des 16. bis 18. Jh. gefunden, die vielfach wichtige genealogische sowie sozial- und geistesgeschichtliche Hinwei-

se geben. Die Bezeichnung „Nekrolog" wurde zum erstenmal von Friedrich Schlichtegroll 1790 in seinen „Nachrichten von dem Leben merkwürdiger verstorbener Personen" gebraucht. Heute versteht man unter Nekrolog die Biographie einer verstorbenen Person oder die Zusammenfassung mehrerer solcher Biographien. NESTOR -»· Langzeitarchivierung Netiquette. Unter Netiquette versteht man allgemein akzeptierte Regeln innerhalb des Internets, besonders im Umgang mit E-Mails, dem Chatten oder in Newsgroups. Danach sollen ausufernde Werbung per E-Mail unterbunden, große Datenmengen stets in komprimierter Form übertragen, verbale wie schriftliche Angriffe (sogenannte Flame Wars) innerhalb von E-Mails oder Chatrooms vermieden werden und die Verbreitung verbotener Bilder oder geschützter Daten unterbleiben. Im Internet hat sich darüber hinaus eine Hilfsbereitschaft etabliert, die zu Shareware, Open-Source-Plattformen und Newsgroups geführt hat. Netscape. Der -> Browser bzw. WWW-Navigator von Netscape basiert auf den Ideen von Mosaic. Mosaic war der erste „moderne" WWW-Browser, der Text und Grafik einer HTML-Seite integriert darstellen konnte. Als 28 Browser auf Mosaic-Basis in der Welt waren, stellte Mosaic Communications 1994 den 29. vor: Navigator 1.0. Geleitet wurde Mosaic Communications von Jim Clark, der mit der schließlich zu Netscape umgetauften Firma einen formidablen Börsengang veranstaltete, an dem sich alle nachfolgenden Internet-Hypes orientierten. Mit 10 Millionen Kopien pro Jahr wurde Netscape aus dem Stand weg Marktführer bei den Browsern. Als 1996 der erste Internet-Explorer (2.0) von Microsoft erschien, hatte Netscape einen Anteil von 86 Prozent. Nettopreis. Der Nettopreis ist der Preis, zu dem der Verleger seine Bücher an den Sortimenter verkauft; beim Nettopreis ist also der Buchhändlerrabatt vom Ladenpreis abgezogen. Netzätzung

Autotypie

Netzwerk-Computer (NCs) sind Terminals, die an das WWW angeschlossen sind. Sie besitzen einen lokalen Prozessor, haben aber keine Festplatte und müssen sich deshalb ihre Software aus dem -»• Internet herunterladen. Hierzu wird eine schnelle 317

Netzwerkmodell CPU, ein dynamisches -» RAM, ein Display, ein -> Browser sowie ein verkleinertes -• Betriebssystem benötigt. Für den Betrieb in einem Client-ServerNetzwerk ist ein schneller Zugriff vom jeweiligen NC über das Netz auf einen Server erforderlich. Netzwerksysteme ohne zentrale Zugriffskontrolle, d.h. ohne Serververbindungen, heißen Peer-to-PeerNetze. Netzwerk-Computer als Desktop-NCs, SetTop-Geräte oderNC-Phones können sowohl für das Internet als auch für Corporate Networks eingesetzt werden. Netzwerkmodell

Datenmodell

Neuauflage. Eine Neuauflage ist eine inhaltlich und/ oder ausstattungsmäßig unveränderte oder veränderte Wiederauflage der ersten Veröffentlichung eines Werkes. Neudörffer, Johann d.Ä. (1497-1563.) Schreiblehrer (-• Schreibmeister) in Nürnberg und bedeutendster Kalligraph der deutschen Renaissance. Er entwarf die Vorlagen für die -> Fraktur des Formschneiders und Druckers Hieronymus -> Andreä. Der Zeitgenosse Albrecht Dürers schuf mit Hieronymus Andreä die Neudörfer-Andreä-Fraktur. Mit dieser Druckschrift legte er zugleich die Basis für alle weiteren Frakturschriften als auch für die sich später entwickelnde deutsche -> Schreibschrift. Neudörffer-Andreä-Fraktur ~> Fraktur; -> Feyerabend Neudruck wird vielfach, besonders verlagsrechtlich, mit Neuauflage gleichgesetzt. Dann ist Neudruck, im Unterschied zum unveränderten - Videoband u.a.), so verändern die neuen Medien den Bestand der Bibliotheken in Richtung „immaterieller Güter". Das Angebot der Bibliotheken erweitert sich also dergestalt, dass neben Ausleihe von Literatur und Lieferung von Kopien sowie Bereitstellung audiovisueller Materialien einschließlich ihrer Wiedergabegeräte nun auch die Vermittlung von Information (-• Informationsvermittlung) eine wesentliche Rolle spielt, allerdings im Unterschied zur herkömmlichen Auskunft, nämlich verstanden unter Anwendung der elektronischen Medien. Sowohl die audiovisuellen als auch die neuen Medien, in Abhebung von den Printmedien zusammenfassend als ungedruckte Medien oder non-book-materials bezeichnet, unterscheiden sich von diesen wesentlich in der Speicherung und der Wiedergabe der Information: Die gedruckten Medien enthalten die Information im Klartext (d.h. nicht verschlüsselt: gedrucktes Wort, gedrucktes Bild). Zur Vermittlung der Information bedarf es lediglich der Übergabe des Mediums, z.B. eines Buches. Die Informationserfassung erfolgt mit dem menschlichen Sinnesorgan Auge. Die ungedruckten Medien enthalten die Information in co-

Neuerscheinungsdienst dierter Form, d.h. die Klartextinformation wird vor ihrer Speicherung technisch moduliert. Deshalb genügt zur Informationsvermittlung nicht, wie beim gedruckten Medium, die körperliche Übergabe des Mediums, z.B. eines Ton- oder Videobandes, einer CD; die ungedruckte Information würde dann nur mittelbar zur Verfügung stehen. Vielmehr bedarf es zur Informationserfassung mit den menschlichen Sinnesorganen (Auge, Ohr) eines Hilfsgerätes, welches die codierten Informationen in dem Menschen verständliche Signale „zurückübersetzt". Die Bedienung dieses Wiedergabegerätes ist daher ein unerlässlicher Bestandteil des Vermittlungsvorgangs. Auswirkungen der neuen Medien (einschließlich der AV-Medien) auf die Bibliotheken: Insofern es Aufgabe der Bibliotheken (insbesondere der Wissenschaftlichen Bibliotheken, der zentralen Fach- und Sondersammelgebietsbibliotheken) ist, im Rahmen ihrer Dienstleistungen ihren Benutzern optimale Zugangsbedingungen zu allen Informationsmärkten anzubieten, haben für sie gedruckte und ungedruckte Medien gleichberechtigt nebeneinander zu bestehen. Mit den veränderten Methoden der Informationsspeicherung und -Wiedergewinnung sowie der Informationsbeschaffung und -weitergäbe erweitern sich die Aufgaben der Bibliotheken: War die Vergangenheit der Bibliotheken wesentlich durch die Bewältigung von Quantitäten, die Archivierung und die (einfache) Bereitstellung der Informationsträger zur Benutzung bestimmt, so präsentiert sich jetzt der gesamte Informationsbereich als eine ständig wachsende Vielfalt, und zwar hinsichtlich der Informationsträger (Papier, Mikroformen, AV-Medien, Internet u.a.), der Herstellungs- und Verbreitungsarten (durch Verlage, Buchhandel, Bibliotheken, staatliche Einrichtungen, Verbände, Firmen u.ä.), der Nachweismöglichkeit von Informationen (in Bibliothekskatalogen, Bibliographien, Referatorganen, Literaturdatenbanken, Faktendatenbanken u.a.) und der Technik des Zugangs zur Information (Mikroformenleser, Terminals u.a.). Problemlos dürfte die traditionelle Aufgabe der Bibliotheken bleiben, neben den Printmedien, den Mikroformen und AVMedien nun auch CDs oder DVDs mit ihren Varianten und sonstige auf den Markt kommende neue Informationsträger einschließlich ihrer Reproduktionsgeräte zu beschaffen und zu archivieren. Dabei wird ihre Auswahl, geleitet von Kosten-Nutzen-Überlegungen, auf eine benutzerorientierte Angebotsmög-

lichkeit hinzielen müssen. Und wie für den Bereich der gedruckten Medien die Bibliotheken (vor allem seit den 1960er Jahren durch die Entwicklung der früheren -> Magazinbibliothek zur heutigen Freihandbibliothek und durch Einfuhrung der elektronischen Datenverarbeitung) die Zugriffszeit auf die Informationen zu verkürzen suchen, so muss auch dies das Ziel auf dem Bereich der neuen Medien sein, wenn auch der Zugang zur ungedruckten Information zwangsläufig stärker als der Zugang zur gedruckten Information behindert wird (so durch den unerlässlichen vermittlungstechnischen Bedienungsvorgang, das Heraussuchen, die Ausgabe und Zurücknahme der Medien und ihrer Bedienungseinheiten mit entsprechender Verbuchung u.a.). Neuerscheinung. Als Neuerscheinung (Novität) bezeichnet man im Buchhandel jede erstmalig in den Handel kommende Publikation. Neuerscheinungen müssen nicht zwingend „neue" Bücher sein, die Bezeichnung Neuerscheinung oder Novität besagt lediglich, dass sie von einem Verlag aktuell auf den Markt gebracht werden. Es kann sich bei Neuerscheinungen also um eine Erstausgabe, eine Originalausgabe oder auch um eine -> Neuauflage handeln. Neuerscheinungen sind bereits vor ihrem Erscheinen im -> Verzeichnis lieferbarer Bücher V1B recherchierbar. Neuerscheinungsdienst. Den Neuerscheinungsdienst (ND) bietet die -· Brahm und Samuel Fischer in Berlin gegründeten Wochenschrift des Naturalismus „Freie Bühne" hervorgegangene -> Kulturzeitschrift, die ab 1894 als Monatsschrift unter dem Titel „Neue deutsche Rundschau", ab 1904 unter dem heutigen Titel, 1945-1949 in Stockholm als Vierteljahresschrift herausgegeben wurde und seit 1950 im S. -> Fischer Verlag erscheint. Die Zeitschrift brachte 1945-1950 im wesentlichen deutsche Autoren, die zur Zeit des Nationalsozialismus in den USA im Exil waren, sowie ausländische Schriftsteller. Neue Zeitungen ist ein Titel, später ein Gattungsname unperiodischer Ein- und Mehrblattdrucke des 16. und 17. Jh. Die Neuen Zeitungen enthielten bisweilen gereimte und mit Holzschnitten illustrierte Nachrichten („Zeitungen") oder Berichte über wichtige Ereignisse. Sie wurden auf Märkten und Messen von fliegenden Händlern vorgelesen, vorgesungen und verkauft. Die älteste Neue Zeitung ist die „Newe zeytung vom orient vnd auffgange" (um 1502). Eine besondere Form der Neuen Zeitungen ist der Bänkelsang, der auf Jahrmärkten des 17. bis 19. Jh. geübte Vortrag aktueller Lieder über ungewöhnliche, meist schaurige Begebenheiten (Moritat) unter Verwendung gemalter Bildserien, auf die der auf einer Bank („Bänkel") stehende Bänkelsänger beim Singen weist. Prosabericht und Lied gehören zusammen. Der Text wird bei diesen Vorträgen oft als bebildertes Heftchen verkauft. Indem der Bänkelsang, wie die Neuen Zeitungen, ein aktuelles Ereignis bietet, ist er als Vorform unserer Tageszeitungen anzusehen. Neumann, Johann Baron von (später: John von Neumann, 1903-1957). Amerikanischer Mathematiker österreichisch-ungarischer Herkunft. Er formulierte 1944 seine Grundidee über die Programmspeicherung in Computern, die nach ihm benannte -> Von-Neumann-Architektur.

ronaler Netze auf. Nach Vorläufern in den 1950er Jahren ist sie seit den 1980er Jahren wieder dominant (Neo-Konnektionismus). Neuronale Netzwerke nutzen die Vorteile massiver Parallelverarbeitung und distributiver Speicherung sowie subsymbolischer Datenformate. News (zu engl.: new = neu) in der Bedeutung von Neuigkeit, Nachricht ist ein häufiger Titelbestandteil angelsächsischer Zeitschriften und Zeitungen. nfd -+ Information - Wissenschaft und Praxis (Fachzeitschrift) Nicht-Buch-Materialien

Non-book-materials

Nominalkatalog (zu lat.: nomen, zu einem Namen gehörend) -»Alphabetischer Katalog Non-book-materials. Alle nicht in Buchform vorliegenden Veröffentlichungen (handschriftliche Materialien, Autographen, Karten, Pläne, Bilder, Mikroformen, audiovisuelle Materialien sowie „Neue Medien") nennt man nach angelsächsischem Sprachgebrauch non-book-materials (Nicht-Buch-Materialien). Nonfiction (engl.: fiction = Dichtung, Ausgedachtes) ist die Sammelbezeichnung für dokumentarische Literatur, d.h. Schrifttum mit sachlichem, nicht erdichtetem Inhalt (-> Sachbücher, historische Werke u.ä.). (Gegensatz: ->• Fiction) Non-Impact-Printing

Kopierverfahren

Nonpareille (franz. = unvergleichlich) bezeichnet den -> Schriftgrad von 6 Punkt Kegelstärke (= etwa 2 mm). Der Name soll wohl die Anerkennung für den Schriftgießer ausdrücken, eine solche kleine Schrift herstellen zu können.

Neureuther, Eugen (1806-1882). Maler und Zeichner. Er illustrierte deutsche Dichtungen, (siehe auch -> Bilderbuch)

Norm. Eine Norm ist ein Dokument, das mit Konsens erstellt und von einer anerkannten -> Normungsorganisation angenommen wurde und das für die allgemeine und wiederkehrende Anwendung Regeln, Leitlinien oder Merkmale für Tätigkeiten oder deren Ergebnisse festlegt, wobei ein optimaler Ordnungsgrad in einem gegebenen Zusammenhang angestrebt wird, (siehe auch Normung)

Neuries ->· Ries

Norm (Bogennorm) -> Signatur

Neuroinformatik. Die Neuroinformatik fasst kognitive Prozesse unter dem Gesichtspunkt der neuronalen Informationsverarbeitung im Rahmen neu-

Normalformen. Zur Vermeidung von Anomalien im Datenbestand einer -> Datenbank wurden die Normalformen entwickelt, die während des Model-

320

Notation lierungsprozesses erzielt werden sollen. Von den insgesamt fünf Normalformen sind die ersten drei bedeutsam, die Atomarität der Daten fordern sowie die Vermeidung direkter und transitiver Abhängigkeit von Attributen, die keine Schlüsselattribute der betreffenden Relation sind. Normdatei. Bei der Bildung einer Ansetzungsform wird häufig auf überregionale Normdateien zurückgegriffen. Für die Formalerschließung sind dies in Deutschland und Österreich vor allem die „Gemeinsame Körperschaftsdatei (GKD)" und die -» „Personennamendatei (PND)". Erstere hat einen sehr großen Umfang und hohen Qualitätsstandard erreicht; sie ist in die großen bibliothekarischen -> Verbundkataloge integriert. Die PND ist jünger und unterstützt die Lösung eines der ältesten Probleme der -> Katalogisierung, nämlich die korrekte Schreibweise von „schwierigen" oder gleichlautenden Namen; sie wird meist nur als Informationsdatei genutzt. Auch die Zeitschriftendatenbank (ZDB) kann als eine Art Normdatei für die Titel von Periodika betrachtet werden. Die zentrale Normdatei im angelsächsischen Bereich sind die Library of Congress Authorities, die neben Namen von Personen und Körperschaften auch Nonndatensätze für Einheitstitel und Serien enthalten. Normung. Normen bzw. Standards sind , jedwede in einem Konsensprozess entstandenen Spezifikationen, wobei es hinsichtlich des Konsensrahmens beträchtliche Abstufungen geben kann" (-• DIN). Bei den Normen kommt die Konsensbildung in einem öffentlichen Einspruchsverfahren hinzu. Nach DIN 820 ist Normung „die planmäßige, durch die interessierten Kreise gemeinschaftlich durchgeführte Vereinheitlichung von materiellen und immateriellen Gegenständen zum Nutzen der Allgemeinheit. Sie darf nicht zu einem wirtschaftlichen Sondernutzen Einzelner fuhren. Sie fördert die Rationalisierung und Qualitätssicherung in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Verwaltung. Sie dient der Sicherheit von Menschen und Sachen sowie der Qualitätsverbesserung in allen Lebensbereichen. Sie dient außerdem einer sinnvollen Ordnung und der Information auf dem jeweiligen Normungsgebiet." Die Ziele der Normungsarbeit sind am Grundgedanken der Sachbezogenheit ausgerichtet. DIN EN 45020 legt folgende Ziele der Normung fest: Gebrauchstauglichkeit, Kompatibilität (Verträglichkeit), Austauschbarkeit, Optimierung der Vielfalt (ζ. B.

Festlegung von Größen und Formaten), Sicherheit, Umweltschutz, Schutz von Produkten (ζ. B. gegen klimatische oder andere schädliche Einflüsse während ihrer Benutzung und Lagerung oder beim Transport). Normungsorganisation. Eine Normungsorganisation ist eine normenschaffende Institution, die auf nationaler, regionaler oder internationaler Ebene anerkannt ist und als wesentliche Funktion, dank ihrer Statuten, die Erstellung, Anerkennung oder Annahme von -> Normen hat, welche der Öffentlichkeit zugänglich sind. Ein Normungsgremium ist Teil einer Normungsorganisation, die Normen für ein bestimmtes Fach- und Wissensgebiets erarbeitet. Das DIN z.B. gliedert sich in ca. 80 Normenausschüsse, CEN/CENELEC und - ISO in Technische Komitees. Weitere wichtige Normungsorganisationen sind -• ANSI und -> ITU. Für die Standardisierung von Web-Technologien spielt das -> W3C eine bedeutende Rolle. Notation (lat.: Bezeichnung) ist eine nach bestimmten Regeln gebildete (meist numerische oder alphanumerische) Zeichenfolge, die in einer Klassifikation eine Klasse (Systemstelle) repräsentiert und in der Regel deren Stellung im systematischen Zusammenhang andeutet. Damit ist eine Notation der Ausdruck einer verkürzten Darstellung einer Klasse oder von Relationen zwischen Klassen. Zum üblichen Zeichenvorrat einer Notation gehören Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen sowie Kombinationen dieser Zeichen. Je nach ihrer Verwendung werden Alpha-Notationen (nur Buchstaben), Ziffernnotationen (nur Ziffern) und alphanumerische Notationen (Buchstaben und Ziffern) unterschieden. Für Notationssysteme werden sehr häufig folgende Unterteilungsmöglichkeiten genutzt: (1) Dezimale Unterteilung: Zur Notationsbildung werden die Ziffern 0 bis 9 verwendet, pro Ebene wird eine Stelle beansprucht. Die Hierarchie ist gut überschaubar, nachteilig ist häufig die Beschränkung auf maximal zehn Unterteilungen. Wichtigster Vertreter dieser dezimalen Klassifikationen ist die Internationale Dezimalklassifikation (DK). (2) Nonische Unterteilung: Zur Notationsbildung werden auch hier Ziffern verwendet, wobei in der Regel auf die Null verzichtet wird. Ihr werden in den entsprechenden nonischen Klassifikationen andere Funktionen zugeordnet (z.B. eine Verwendung als Anhängezahl). (3) Polydezimale Unterteilung: Mit ihr werden mehr als zehn 321

Noteil Unterteilungen ermöglicht, z.B. durch die Verwendung von Buchstaben an Stelle von Ziffern (26 Möglichkeiten im deutschen Alphabet) oder durch die Verwendung mehrerer Stellen pro Position und Ebene. Polydezimale Klassifikationen mit zwei Stellen haben bei der Verwendung von Ziffern bereits 100 Möglichkeiten, bei der Verwendung von zwei Buchstaben insgesamt 676 Möglichkeiten zur weiteren Unterteilung. Die Notationen werden bei der -»• Inhaltserschließung als inhaltskennzeichnende Merkmale vergeben und sind somit Grundlage für das Speichern und Wiederaufifinden. Hauptfunktion von Klassifikationen dieser Art ist also das Ordnen der Sachverhalte und Aussagen, die bei der Analyse von Publikationen und anderer Wissensquellen als wesentlich erkannt und mit Hilfe von Notationen repräsentiert worden sind. Die Notation ist oft Bestandteil der -• Signatur, wenn der -> Bestand einer Bibliothek systematisch aufgestellt ist. (siehe auch Systematischer Katalog) Noten

Musiknoten

Notendruck, Notensatz, Notenstich -» Musiknotendruck

322

Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. Notiz (lat.: notitia=Kenntnis) bedeutet (1) Vermerk, Aufzeichnung (zum eigenen Gebrauch), (2) kurze Nachricht, Mitteilung, z.B. Zeitungsnotiz. Notizbuch. Ein Buch zur Aufnahme von Notizen (-• Notiz) heißt ein Notizbuch oder Merkbuch, (siehe auch Agenda) Novität -> Neuerscheinung Numerus currens

Buchaufstellung

Numismatische Bücher (griech.: Numismatik = Münzkunde) sind kultur- und kunstgeschichtliche Darstellungen der Münzkunde. Zur numismatischen Literatur zählen auch die vor Falschmünzerei warnenden Flugblätter (-> Falsche Gulden-Blätter). Nummer

Bezeichnung

Nummerierte Exemplare. Die einzelnen Exemplare einer nur kleinen Buchauflage werden häufig nummeriert, um ihren Seltenheitswert zu betonen. Meist handelt es sich bei ihnen um bibliophile Werke oder Liebhaberausgaben.

ο ΟΑΙ OAIS

Open Archives Initiative Open Archival Information System

Oberländer, Adolf (1845-1923). Maler und Zeichner. Er arbeitete als satirisch-humoristischer Zeichner, besonders für die -> „Fliegenden Blätter". Oberschnitt. Der Oberschnitt (oder Kopfschnitt) ist der ->• Buchschnitt an der oberen Kante des Buchblockes. Vielfach wird er gefärbt (-» Farbschnitt), bei wertvollen Büchern als Goldschnitt angefertigt. Obertitel wird zuweilen synonym für den -»Haupttitel eines Buches verwendet. Objektorientiertes Datenmodell

Datenmodell

Obraldruck. Der Obraldruck ist ein fotografisches -»• Nachdruckverfahren, benannt nach den Anfangsbuchstaben der Druckerei Oskar Brandstetter, Leipzig, die ihn entwickelt hat. Der mit der Kamera arbeitende Obraldruck hat die Möglichkeit, den Schriftsatz zu vergrößern und zu verkleinern. Er wurde durch den Offsetdruck verdrängt. Observer, The Observer. Englisches gemäßigt konservatives Blatt, welches 1791 in London als älteste Sonntagszeitung gegründet wurde. OCLC. 1966 wurde in den USA der heute größte Online-Katalogisierungsverbund (-• Verbundkatalog) der Welt, das Online Computer Library Center (Abk.: OCLC, früher: Ohio College Library Center) gegründet. 1971 nahm OCLC seine Arbeit mit 54 Bibliotheken auf. Dieser Katalogisierungsverbund hat die technischen Dienstleistungen der Bibliotheken revolutioniert, auch mit seinem Motto: „Bibliotheksnutzer müssen nicht mehr in die Bibliothek kommen, sondern die Bibliothek kommt zu ihnen." Ziel war und ist es, ein auf Computer gestütztes Verbundsystem der Bibliotheken aufzubauen, um durch kooperative Nutzung von Bibliotheksdaten die Arbeit effektiver zu gestalten. Mittlerweile ist OCLC überall vertreten, von Europa über Asien bis in den Mittleren Osten. Zur Zeit sind über 53 500 Bibliotheken aller Art aus mehr als 95 Ländern Mitglied

im OCLC-Verbund. In Deutschland sind es zum Beispiel die Universitätsbibliothek Göttingen und die FHB Köln. OCR (Abk. für engl.: Optical Character Recognition = optische Zeichenerkennung) bezeichnet das rechnergestützte Erkennen von Zeichen. Gedruckte oder auch handschriftliche Texte werden gescannt und mit Hilfe der OCR-Software analysiert. Heute können insbesondere gebräuchliche Schriften erkannt und umgesetzt werden (-»Scanner). OCR wird auch bei der automatischen Verarbeitung von Formularen, Banküberweisungen, Schecks usw. mit Hilfe von -»· Beleglesern angewendet. ODA. Die ODA/ODIF (Open Document Architecture/Office Document Interchange Format) wurde als ISO 8613 in Kraft gesetzt. Die Zielsetzung von ODA ist die Unterstützung von Austausch, Verarbeitung und Präsentation von Dokumenten in offenen Systemen. Innerhalb von ODA wird die Kombination von drei Möglichkeiten der Informationsrepräsentation unterschieden. Zum ersten wird der Inhalt, d.h. die einzelnen Text- und Grafikelemente, getrennt von der logischen Struktur gespeichert, die als eine baumartige Darstellung der Überschriftenhierarchie, der Listen und der Fußzeilen dargestellt wird. Als drittes Element eines Dokumentes kann die LayoutStruktur als eine baumartige Beschreibung von Größe und Position der verschiedenen Layoutelemente mitgespeichert werden. (-> Open Archives Initiative) ODIF - ODA Oeuvre-Katalog. Ein Oeuvre-Katalog (franz.: oeuvre = Werk) ist ein Verzeichnis sämtlicher Werke eines Künstlers. Offener Brief. Der offene Brief stellt eine öffentliche Meinungsäußerung in Briefform, als Flugblatt, -> Wandzeitung und in den publizistischen Medien als redaktionelle Zuschrift oder bezahlte Anzeige dar. Mit einem offenen Brief wird versucht, in einer Angelegenheit Solidarität, Hilfe oder Rechtfertigung zu erlangen. 323

Offenlegungsschrift Offenlegungsschrift

Patentschrift

Öffentliche Bibliothek. Die Öffentliche Bibliothek oder die Öffentliche Bücherei, bis 1945 Volksbücherei genannt, will der allgemeinen Information, Bildung und Unterhaltung dienen und ist der am häufigsten vertretene Bibliothekstyp mit etwa 6100 kommunalen sowie weiteren 6000 religiösen oder sonstigen Bibliotheken in Deutschland. Sie stellt ihre Bestände der gesamten Öffentlichkeit ohne Einschränkung (unentgeltlich oder gegen eine geringe Gebühr) zur Verfügung. In Deutschland werden die Öffentlichen Bibliotheken von den Städten, Gemeinden, teilweise auch von den Ländern unterhalten. Manchmal gehören auch Schul-, Musik-, Blinden-, Krankenhaus-, Gefängnisbibliotheken zum System der Öffentlichen Bibliotheken. Randbezirken und ländlichen Siedlungen dienen die -> Fahrbibliotheken. Ursprünglich, im 19. Jh., gegen die -> Wissenschaftlichen Bibliotheken konzipiert (1828 gründete der Schriftsteller Karl Benjamin Preusker eine „Bürgerbibliothek" in Großenhain, Sachsen, 1850 der Historiker Friedrich von Raumer in Berlin vier Volksbibliotheken) wurden die Öffentlichen Bibliotheken zunächst von konfessionellen und sozialistischen Vereinen getragen, bis sie sich nach dem Vorbild der -» Public libraries in den USA und in Großbritannien auf kommunaler Basis entwickelten. Seit 1945 haben sich die Öffentlichen Bibliotheken den Wissenschaftlichen Bibliotheken angenähert. So bildete sich in den Großstädten der Typ der Einheitsbücherei heraus, bei der eine wissenschaftliche Abteilung und eine mehr volkstümliche Bücherei in einem Gebäude und unter einer Leitung zusammengefasst sind. Die Eigenschaften „öffentlich" und „wissenschaftlich" dürfen nicht ausschließlich nur einem Bibliothekstyp, der Öffentlichen Bibliothek oder der Wissenschaftlichen Bibliothek, zugesprochen werden. Pflegen heute, wie gesagt, viele Öffentliche Bibliotheken wissenschaftliches Schrifttum, so sind auch Wissenschaftliche Bibliotheken „öffentlich", sofern sie von öffentlichen Unterhaltsträgern (Bund, Land, Stadt) finanziert werden und ihre Bestände der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen (wenn auch, im Unterschied zu den Öffentlichen Bibliotheken, mit gewissen Einschränkungen), mit anderen Worten: für die Öffentlichen Bibliotheken ist ein alle Gesellschaftsschichten ansprechender Buchbestand mit uneingeschränkt öffentlicher Zugänglichkeit charakteristisch, für die Wissenschaftlichen Bi324

bliotheken die dominierende Pflege der wissenschaftlichen Literatur und deren Benutzung zu wissenschaftlichen Zwecken, (siehe auch Bibliotheksgeschichte) Öffentliche Bücherei ->· Öffentliche Bibliothek Öffentlicher Schlüssel -»Verschlüsselung Öffentlichkeitsarbeit oder PR (Public Relations) bezeichnet eine Tätigkeit, die sich als Teil des Kommunikationsmanagements von Organisationen definiert und gewisse Überschneidungen zum Begriff „Werbung" aufweist. Ein wichtiger Teilbereich der PR ist die Presse- und Medienarbeit. Unter Öffentlichkeitsarbeit einer Bibliothek versteht man alle ihre Tätigkeiten, die darauf gerichtet sind, die Öffentlichkeit über die Arbeit der Bibliothek zu unterrichten und Benutzer für die Bibliothek zu gewinnen, d.h. „Werbung für die Bibliothek" zu betreiben. Einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit bildet die Kontaktarbeit. Zu ihr gehört die Aufnahme und Pflege persönlicher Kontakte, z.B. bei einer Hochschulbibliothek zwischen den Fachreferenten und den Dozenten desselben Faches, bei einer Stadtbibliothek zu Schulen, kulturellen und sozialen Einrichtungen (Kulturinstituten, Vereinen, Altersheimen, Krankenhäusern u.ä.). Mittel der Kontaktarbeit sind im einzelnen: Führungen, Vorträge, Einführung in die Bibliotheksbenutzung, Ausstellungen und Veranstaltungen, regelmäßige Unterrichtung über Neuerwerbungen, aber auch gezielte Information einzelner Benutzer durch Hinweise auf ihrem Interessenprofil entsprechende Veröffentlichungen (-> SDI). Unter die Öffentlichkeitsarbeit im engeren Sinne fallen die Zusammenarbeit mit Presse, Rundfunk und Fernsehen, Ausstellungen aus den Beständen der Bibliothek, u.U. anknüpfend an Veranstaltungen anderer Institute, und Führungen. Offertenblatt -> Anzeigenblatt Office International de Bibliographie. Das Office International de Bibliographie wurde 1895 in Brüssel durch Paul Otlet und Henry -> La Fontaine gegründet. Das Institut gilt als Ursprung der dokumentarischen Bewegung. Es wird 1898 in Institut International de Bibliographie (-> IIB) umbenannt. Offizin. Als eine Offizin (lat.: officina = Werkstätte) bezeichnet man eine Druckerei, auch eine Privatpresse.

Online Offline (engl.) kennzeichnet bei Datenverarbeitungsanlagen, dass die Daten nicht direkt von einer Außenstation in den Computer zur Verarbeitung eingegeben, sondern zunächst auf einem Zwischendatenträger erfasst (zwischengespeichert) und erst dann durch die Rechenanlage verarbeitet werden. Entsprechend handelt es sich bei der Datenausgabe um ein Offline-Verfahren, wenn die Arbeitsergebnisse des Computers zunächst zwischengespeichert und erst von diesen Datenträgern über ein Ausgabegerät (z.B. einen Drucker) ausgegeben werden. Bei elektronischen Publikationen spricht man dann von offline, wenn das Abspielgerät (z.B. CD-ROM-Player) direkt mit dem Arbeitsplatzcomputer verbunden ist, also keinerlei Netzverbindung besteht. Gegensatz: -»Online Öffnungszeiten. Die Regelung der Öffnungszeiten einer -• Bibliothek ist meistens in ihrer ->· Benutzungsordnung festgelegt. Die Öffnungszeiten sollten möglichst ausgedehnt und auf den Benutzerkreis (z.B. in Öffentlichen Bibliotheken auf Berufstätige) abgestimmt sein. In den deutschen Bibliotheken hat sich das Bestreben, die Öffnungszeiten auszudehnen, sehr langsam durchgesetzt. Erst Ende des 19. Jh. war die tägliche Öffnung üblich. Heute wird die ganztägige Öffnung bis 21 oder 22 Uhr, vor allem in den Lesesälen, angestrebt. Im Gegensatz zu vielen amerikanischen Bibliotheken kennen die deutschen Bibliotheken die sonntägliche Öffnung gar nicht und ist in ihnen an Samstagen eine längere Öffnungszeit wegen Personalmangels im allgemeinen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Offsetdruck. Der Offsetdruck ist ein indirektes Flachdruckverfahren, bei dem nicht unmittelbar von der -> Druckform (Metallplatte, Folie) auf das Papier gedruckt, sondern der Druck zunächst auf einen mit einem Gummituch bespannten Zylinder „abgesetzt" (engl.: to set off) und von dort auf das Papier übertragen wird (Indirektdruck). Die Druckvorlage wird auf die Metallfolie auf fotomechanischem Wege gebracht. Die druckenden Teile nehmen die fetthaltige Druckfarbe an, die nichtdruckenden, wenn sie befeuchtet sind, stoßen die Druckerschwärze ab. Das sich gut anschmiegende elastische Gummituch ermöglicht einen konturenscharfen Druck, auch auf rauen Papieroberflächen. In modernen Offsetdruckmaschinen können heute sowohl der -» Schöndruck und ->· Widerdruck (Vorder- und Rückseite) gleichzeitig als auch bis zu sechs Farben gedruckt werden.

Nach dem Prinzip des Offsetdrucks arbeiten meist auch die -• Nachdruckverfahren zur Herstellung der -» Reprints. Der Offsetdruck ist heute das am häufigsten angewandte Druckverfahren, sowohl beim Druck von Büchern (Bogen-Offsetmaschine) als auch beim Zeitungsdruck (Rotations-Offsetmaschine). Der indirekte Druck auf Papier wurde von dem Amerikaner W. Rubel 1904 erfunden. Nach seinem Prinzip wurde in Deutschland von Caspar Hermann (1871-1934) die erste Offsetmaschine 1907 in Leipzig konstruiert. Der Offsetdruck hat den Aluminiumdruck und den -> Zinkdruck verdrängt und den klassischen -> Buchdruck praktisch vollständig abgelöst. Kleinoffset oder kleinformatiger Offsetdruck dient vor allem der Herstellung von einfacheren Druckerzeugnissen in kleineren oder mittleren Auflagen bis etwa 10 000 Exemplare. Die Druckplatten aus Leichtmetall- oder Papierfolien werden im Kopierverfahren oder durch direktes Beschriften hergestellt. Die Geschwindigkeit der Druckmaschinen sind die Stärke dieses Verfahrens, die Schwächen zeigen sich beim Mehrfarbendruck im Vergleich zum Großoffset in geringerer Qualität. Ohio College Library Center -> OCLC o. J. ist die Abkürzung für „ohne Jahr" in bibliographischen Angaben, wenn in dem betreffenden Buch das -> Erscheinungsjahr nicht genannt ist. Oktav (zu lat.: octavus = der achte), in Zeichen: 8°, ist ein -> Buchformat. Bei einem Buch im Oktavformat besteht der - Österreichische Nationalbibliothek One Person Library -> OPL Online (engl.) kennzeichnet bei Datenverarbeitungsanlagen, dass die Daten von einer Außenstation direkt in den -» Computer zur Verarbeitung eingegeben werden. Entsprechend handelt es sich bei der Datenausgabe um ein Online-Verfahren, wenn die Arbeitsergebnisse der Rechenanlage von dieser direkt (z.B. auf einem Bildschirm) ausgegeben werden. Bei elektronischen Publikationen spricht man dann von online, wenn bei der Benutzung eine Netzwerkverbindung vom Arbeitsplatzcomputer zu einem Server besteht. Gegensatz: -> Offline 325

Online-Buchhandel Online-Buchhandel ist eine spezielle Form des Versandbuchhandels von so genannten Buch- bzw. Medienshops im -> Internet. Marktfuhrer ist die Firma Amazon (www.amazon.de). Die MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels hat (allerdings weitgehend erfolglos) versucht, mit „www.buchhandel.de" dagegenzuhalten, ein Modell, bei dem der Kunde das bestellte Buch in der Buchhandlung seiner Wahl abholt und bezahlt. Der zunehmende Erfolg des Online-Buchhandels und die bequeme Möglichkeit, im Internet nach Büchern zu stöbern und sich die Ware nach Hause liefern zu lassen, hat dem stationären Buchhandel Umsatzeinbußen gebracht. Von noch größerem Erfolg ist online das Antiquariatswesen, von dem einige Internet-Portale die Suche nach gebrauchten oder antiquarischen Büchern ermöglichen; vorteilhaft für den Kunden ist es, in einer viel größeren Titel-Auswahl suchen zu können, als das in einem Ladengeschäft jemals möglich wäre. Zahlreiche - auch kleinere Buchhandlungen - haben inzwischen auf ihrer Website eigene Shops eingerichtet. Die Zusammenarbeit mit ->• Barsortimenten macht es damit möglich, dass selbst die kleinste Buchhandlung online ein Riesensortiment zur Verfügung stellen kann. Online Computer Library Center

OCLC

Online-Datenbank -> Datenbank Online-Katalog. Bei Online-Katalogen sind die Katalogdaten in einer Zentrale gespeichert, mit dem Dateneingabegeräte und -ausgabegeräte direkt (online) verbunden sind. Über eine Datenendstation (-> Terminal) können die Katalogdaten in direktem Zugriff abgerufen und auf einem Bildschirm sichtbar gemacht werden. Umgekehrt werden die Katalogdaten von neuen Büchern über ein Eingabegerät unmittelbar in den Computer eingespeichert. Kennzeichnend für den Online-Katalog ist, dass nicht mehr zwischen den Katalogarten (-> Alphabetischer Katalog, -> Schlagwortkatalog, Systematischer Katalog u.a.) unterschieden wird, vielmehr die Titelaufnahmen in zufalliger Reihenfolge gespeichert und über formale und sachliche Suchbegriffe (z.B. Verfassernamen, Sachtitel, Erscheinungsjahr, Erscheinungsort, Verlag, Schlagwörter, Stichwörter u.a.) abgefragt werden können. Die heute gängige Form dieses Katalogs ist der OPAC (Online Public Access Catalogue), also ein Elektronischer Benutzerkatalog. Die Gestaltung des OPAC ist sehr unter326

schiedlich; Qualitätskriterien sind der Grad der Aktualisierung, die Art der Suchbegriffe, die Anzeigeformen, die Kombinationsmöglichkeiten der Suchbegriffe, die Freitextsuche sowie die Möglichkeit zur Umschaltung von einem Laienmodus in einen Expertenmodus. Online-Ordering (engl.: On-line-Bestellung von Dokumenten) -»• Literaturversorgung Online Public Access Catalogue -> Online-Katalog Online-Recherche -> Recherche Online-Retrieval -> Recherche Onomastiken (griech.) ist ein Namenverzeichnis, eine Zusammenstellung in begrifflicher Anordnung der Antike und des Mittelalters. Ontologie. Eine Ontologie ist die formale, explizite Spezifikation einer Konzeptualisierung eines Weltausschnitts, die innerhalb einer Gemeinschaft geteilt wird. Unter Konzeptualisierung versteht man dabei die Bildung eines Modells der realen Welt. Im Gegensatz zum Begriff einer Terminologie verlangt der Begriff einer Ontologie den formalen Charakter der Begriffsdefinitionen und betont den Aspekt, dass die Definitionen von allen Mitgliedern einer Gemeinschaft akzeptiert sind und von ihnen in gleicher Weise verstanden werden. Im Gegensatz zur Terminologie sind die Begriffe in einer Ontologie formal durch ihre Merkmale, durch Beziehungen zu anderen Begriffen sowie durch Axiome näher charakterisiert, während allein die Festlegung einer Menge von Begriffen und ihrer Bezeichner schon eine Terminologie ausmacht, (siehe auch Ontologiesprache) Ontologiesprache. Eine Ontologiesprache ist eine formale Sprache, die die Definition von Begriffen erlaubt, indem ihre Eigenschaften, ihre Beziehungen untereinander sowie zusätzliche Axiome festgelegt werden können. Beschreibungslogiken sind Ontologiesprachen. Beispiele für Ontologiesprachen sind ->• RDF Schema und - EPrints) der naturwissenschaftlichen und technischen Fachgebiete und ihrem Bedarf an beschleunigten Publikations- und Kommunikationsverfahren. Heute bezieht sich der Begriff „Archives" nicht länger nur auf preprints, sondern umfasst alle wissenschaftli-

chen Dokumente, z.B. qualitätsgeprüfte Fachartikel, Qualifikationsarbeiten, Lehr- und Lernmaterialien etc. Während der Begriff -• Open Access auf den freien, d.h. kostenlosen Zugang zur wissenschaftlichen Information abzielt, verbindet sich mit dem Begriff „Open Archives" eine software-technische Lösung, die einen einheitlichen Zugang zu verteilt vorliegenden elektronischen Archiven gewährleisten soll. Diese als Interoperabilität bezeichnete technische Lösung wird durch die Anwendung der Metasprache Extended Markup Language (-> XML), den -»• Dublin Core Metadaten und dem Protokoll für Metadaten Harvesting ermöglicht. International ist der Aufbau elektronischer Archive, sogenannter fachlicher und institutioneller Repositorien an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, zu beobachten. Für Wissenschaftler wird eine Publikationsumgebung bereitgestellt, in der sie ihre Dokumente selbst archivieren können (Self-Archiving). Beispiele für fachliche Repositorien sind der 1991 für das Fachgebiet Physik von Paul Ginsparg entwickelte e-print-Server ArXiv und das nach diesem Vorbild für die Kognitionswissenschaften entwickelte Repositorium CogPrints sowie RePEC, ein Archiv für das Fachgebiet der Wirtschaftswissenschaften. Um ein fachliches Repositorium mit einem erweiterten Spektrum an wissenschaftlichen Dokumenten handelt es sich bei dem Forum Qualitative Sozialforschung (FQS), einem interdisziplinären und mehrsprachigen elektronischen Archiv für qualitative Methodenforschung. Open Document Architecture -> ODA Open shelf system

Freihandbibliothek

Opistographische Drucke -> Blockbücher OPL. Die OPL (One Person Library) ist eine Informationseinrichtung, die von nur einer Fachkraft (auch „Solo-Librarian") organisiert wird. Viele Einrichtungen wie die -> Spezialbibliothek und die - Register aufgenommen wird. Im heutigen OPAC spielt dagegen das Ordnungswort keine große Rolle mehr, Orell Füssli, Zürich. Verlags-, Sortimentsbuchhandlung und grafischer Betrieb, zurückgehend auf die 1519 von Christoph -> Froschauer in Zürich gegründete Buchdruckerei. Von Froschauer ging die Firma 1591 in verschiedene Hände, schließlich 1766 an H.R. Füssli. 1770 schlossen sich ein seit 1735 bestehender Verlag Conrad Orell & Co. und Füssli mit dem Idyllendichter Salomon -»· Geßner zur Firma Orell, Geßner, Füssli & Co. zusammen. Der Verlag firmierte seit 1798 als Orell Füssli & Co.; seit 1925 heißt er Orell Füssli Verlag, seit 1999 Orell Füssli Holding AG Auf drucktechnischem Gebiet war das Unternehmen führend, druckte nicht nur Zeitungen wie die „Neue Zürcher Zeitung", sondern auch Briefmarken, Wertpapiere und Banknoten. Organ bedeutet in der -> Publizistik das Kommunikationsmittel (z.B. -• Zeitung, Zeitschrift) einer Persönlichkeit, einer Gruppe oder Institution. Zum Beispiel ist das Börsenblatt für den deutschen Buchhandel das (Fach-) Organ des deutschen Buchhandels und des -> Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Original (lat.) heißt im Buchwesen eine ->• Urschrift, Urfassung (ein Urbild), von der eine ->· Reproduktion angefertigt werden soll. Mitunter wird auch das -> Manuskript als Original bezeichnet. Originalausgabe. Unter einer Originalausgabe versteht man die vom Verfasser veranlasste und überprüfte -» Ausgabe eines Werkes, die bei einem rechtmäßigen Verleger erschienen ist. Im Gegensatz dazu stehen Nachdrucke und -> Lizenzausgaben. 328

Originaldecke. Man bezeichnet die vom Verleger für Lieferungs- und -> Fortsetzungswerke gelieferte Einbanddecke als Originaldecke, da sie nur für den betreffenden Band gedacht ist. (siehe auch -> Originaleinband, -> Originalumschlag) Originaleinband. Als Originaleinband bezeichnet man den Bucheinband, den das Buch zuerst erhalten hat. Heute ist in der Regel der Verlegereinband der Originaleinband. Bis zum Aufkommen des Verlegereinbandes ließ sich der Bücherkäufer sein Buch nach seinem individuellen Geschmack einbinden. (siehe auch Einband der Zeit, Originaldecke, Originalumschlag) Originalquelle -> Quellenwerk Originalsachtitel. Der Originalsachtitel (Originaltitel) ist ein vom Verfasser festgesetzter -• Buchtitel, im Unterschied zu gelegentlichen Neufassungen bei Übersetzungen, Neubearbeitungen, -> Neuauflagen. Originaltext. Der Originaltext eines Buches ist im engeren Sinne das von Verfasser hergestellte -> Manuskript; im weiteren Sinne spricht man auch vom Originaltext, wenn der Inhalt des Buches mit dem ursprünglichen Manuskript übereinstimmt. Bearbeitete Ausgaben, Schulausgaben enthalten oft nicht den Originaltext. Originaltitel -• Originalsachtitel Originalumschlag. Ein Originalumschlag ist eine leichtere Form des ->· Originaleinbandes, die im Auftrag des Verlegers für eine Broschur oder Kartonage hergestellt wird. Wird ein solches Buch fest gebunden, so wird der Originalumschlag aus bibliophilen Gründen mit in den neuen Bucheinband aufgenommen. Originalverleger. Bei alten Büchern galt der rechtmäßige Verleger eines Buches als Originalverleger, im Gegensatz zu dem Verleger eines unrechtmäßigen -> Nachdrucks. Heute bezeichnet man als Originalverleger denjenigen Verleger, der zuerst das Verlagsrecht an einem Werk erworben hat, im Gegensatz zu dem Verleger, der das (schriftstellerische) Werk nach Ablauf der -» Schutzfrist oder als Lizenzausgabe herausgibt. Ortelius, Abraham (1527-1598). Kosmograph und Kartograph. Atlas

Österreichische Nationalbibliothek Orthographie

Rechtschreibung

Ortsleihe. Die Ortsleihe oder Ausleihe am Ort ist die Entleihung aus eigenen Beständen einer Bibliothek. Der Benutzer erhält ein Buch fur die Dauer der -» Leihfrist, die in der Regel vier Wochen beträgt. Ihre Verlängerung ist u.U. möglich, aber widerruflich, sobald sich ein anderer Benutzer für das Buch vormerken lässt. Benutzer, die entliehene Bücher nicht nach Ablauf der Leihfrist zurückgeben, werden schriftlich gemahnt. Die Mahngebühren richten sich nach der geltenden Gebührenordnung. Ortsregister. Das Ortsregister ist ein Register, das alle in einem Werk vorkommenden Ortsnamen alphabetisch geordnet verzeichnet. Das Ortsregister steht wie jedes Register am Schluss eines Buches. OSI-Schichtenmodell. Von der -> ISO wurde ein Schichtenmodell entwickelt, das die Abläufe bei der Datenkommunikation in funktionelle Teilabläufe gliedert und die Schnittstellen zwischen diesen Teilabläufen standardisiert (siehe auch -»• Schnittstelle). Das Modell dient aufgrund der offengelegten Schnittstellen zur Kommunikation zwischen offenen Systemen. Das OSI-Modell teilt die Netzwerkkommunikation in sieben Schichten auf, wobei jede Schicht eine andere Aufgabe erfüllt. Je höher die Schicht im Modell angesiedelt ist, desto abstrakter sind ihre Funktionen. Die Kommunikation ist dabei in vertikaler Richtung ausgerichtet, d.h. die zu übertragenden Daten werden von Schicht zu Schicht weitergereicht. Auf der Senderseite läuft die Kommunikation von oben nach unten und auf der Empfangerseite von unten nach oben. Die Aufteilung der Aufgaben in Schichten hat den Vorteil, dass die Gesamtkomplexität reduziert wird und die einzelnen Schichten auf verschiedene Einheiten (-• Hardware oder -> Software) und Hersteller aufgeteilt werden können (-• Anwendungsschicht, Bitübertragungsschicht, Darstellungsschicht, Kommunikationssteuerungsschicht, Sicherungsschicht, • Transportschicht, ->• Vermittlungsschicht). Ost, Leopold (1889-1913). Bibliograph. Er begründete mit Carl -> Georg einen unter der Kurzbezeichnung „Georg/Ost" bekannten Schlagwort-Katalog. Österreichische Nationalbibliothek, Wien. Die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB, bis 1920: Hofbibliothek) wurde (zurückgehend auf habsbur-

gische Büchersammlungen) 1526 von dem späteren Kaiser Ferdinand I. gegründet. 1621 erhielt sie das Recht auf Pflichtexemplare. Durch die erworbene Bibliothek der Fugger (1656), die Ambraser Sammlung, die bibliophile Bibliothek des Erzherzogs Ferdinand von Tirol im Schloss Ambras bei Innsbruck (1665), die Sammlung des Prinzen Eugen (1737) u.a. sowie durch die Säkularisationen wurde sie stark vermehrt. Sie ist heute reich an Papyri, Handschriften, Inkunabeln und Sondersammlungen. Für die Bibliothek wurde 1722-1726 ein prachtvoller Saalbau (-• Bibliotheksgebäude) nach den Plänen des älteren (Johann Bernhard) Fischer von Erlach von dem jüngeren (Joseph Emanuel) erbaut und 1727 bezogen; zu diesem Zeitpunkt wurde die Bibliothek auch zur öffentlichen Benutzung freigegeben. Bis 1920 schwankte sie aber immer noch zwischen einem exklusiven Hofinstitut und einer öffentlichen Büchersammlung. 1920 wurde sie zur ->· Nationalbibliothek erklärt. War das deutschsprachige Schrifttum bis 1945 hinreichend vollständig in den deutschen Verzeichnissen erfasst, so wurde nach dem Zweiten Weltkrieg, als Deutschland einer zentralen Schrifttumsverzeichnung verlustig ging, eine österreichische Nationalbibliographie notwendig. Auf der Grundlage des österreichischen Mediengesetzes erhält die ÖNB als einzige Bibliothek des Landes Belege von allen in Österreich erschienenen Publikationen inklusive der Hochschulschriften und elektronischen Medien. Diese Pflichtstücke bilden gleichzeitig die Grundlage zur Herausgabe der Österreichischen Bibliographie. Darüber hinaus sammelt die Bibliothek in systematischer Auswahl im Ausland publizierte österreichspezifische Literatur sowie Literatur zu den Geisteswissenschaften mit besonderer Berücksichtigung der für die Sammlungen relevanten Werke. Seit Beginn des digitalen Zeitalters wird ein stetig wachsender Anteil der Serviceleistungen online abgewickelt. In ihren zehn Sammlungen bewahrt sie als Erbe der Habsburgischen Hofbibliothek einen bedeutenden Anteil an schriftlichem Weltkulturerbe. Von international herausragender Bedeutung sind die Bestände an antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften verschiedenster Kulturkreise sowie an Musikautographen, ebenso wie die ->· Inkunabeln und alten Drucke, historischen Karten, Porträts und anderen Bilddokumente, Plakate, Exlibris und - Dezimalklassifikation erweiterte. Mit dieser Methode wurden viele Millionen Karteikarten und deren Verweise untereinander gekennzeichnet. Durch Gründung des Institut International de Bibliographie (-• IIB) im Jahre 1898 wurde der organisatorische Grundstock für das Weltrepertoire des Schrifttums „Repertoire Bibliographique Universel"

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RBU gelegt. Ab 1906 setzte Otlet bereits die damalig fortgeschrittenste Informationstechnik, nämlich Mikroformen (-> Mikrofilm und ->- Mikrofiche) ein. Zusätzlich zu dem textbasierten Wissensspeicher versuchte Otlet, ein Weltbildarchiv, ein Fotoarchiv und ein Weltmuseum unter dem Namen -» Mundaneum aufzubauen. Gewissermaßen stellt Otlets Konzeption eines nichtlinearen, globalen, multimedialen Speichers die Grundlage von Wissensspeichern dar, wie wir sie heute z.B. im Internet zur Verfügung haben. Output (engl.) ist die Ausgabe von Daten an die Außenwelt. Gegensatz: Input OWL ist die vom W3C standardisierte -»• Ontologiesprache, die speziell für den Einsatz im Internet zugeschnitten ist (siehe auch Semantisches Netz). OWL erweitert die Ausdrucksmächtigkeit von RDF Schema. Sie basiert auf Beschreibungslogiken und ist der Endpunkt der vorangegangenen Folge von Sprachen DAML, OIL und DAML+OIL. Oxford University Press. Die wichtigsten Pressen Englands im 16. Jh. besaßen die Universitäten Oxford und Cambridge (-• Cambridge University Press). Sie bestehen bis heute und haben mit anerkannten Leistungen im englischen wissenschaftlichen Buchdruck eine große Rolle gespielt. Die Oxford University Press mit Verlag und eigener Druckerei wurde 1478 in Oxford gegründet, 1585 unter Aufsicht der Universität gestellt. Heute befindet sie sich in London und hat viele überseeische Zweigniederlassungen.

Ρ Padeloup, Antoine-Michel (1685-1758). Französischer Buchbinder. Er war Hofbuchbinder in Frankreich und Portugal und der Hauptmeister der Padeloups, einer Buchbinderfamilie des 17. und 18. Jh. Seine Einbände zeichnen sich durch prachtvolle mehrfarbige -+ Ledermosaiken aus. Zudem war er Vertreter des Spitzenmusterstils. Paginieren, Paginierung (lat.: pagina = Seite des Buches) bedeutet: die Seiten eines Buches mit Seitenzahlen versehen, (siehe auch -> Foliieren, Foliierung) Paid Inclusion. Unter dem Begriff Paid Inclusion bieten verschiedene Betreiber einer Suchmaschine im Internet gegen Gebühr eine schnellere Bearbeitung der Anmeldung einer Website, garantierte Registrierung im Index und manchmal auch eine häufigere Aktualisierung des Index-Eintrags an. Zudem werden bei Bezahlung gleich mehrere Seiten einer Website aufgenommen. Eine bestimmte Position im -> Ranking der Suchmaschine wird damit nicht zugesichert, (siehe auch Paid Submission, Key Word Sponsoring, -> Paid Placement) Paid Listing

Paid Placement

Paid Placement (auch Paid Listing) ist die Veräußerung von Suchbegriffen im Internet in einer Art Versteigerung. Dabei wird der Meistbietende bei der Suche nach dem gekauften Begriff im Ranking der Treffermenge an die erste Position gesetzt. Die zweite Position erhält derjenige mit dem zweitbesten Angebot usw. Die Gebühr wird in der Regel erst dann fällig, wenn der Link in der Trefferliste tatsächlich angeklickt wird (Pay per Click). Mit diesem Verfahren versprechen sich Suchdienste (z.B. Overture) Vorteile vor allem im Bereich -> B2B. Dabei liegt die Annahme zugrunde, dass Unternehmen, die dafür bezahlen, um in Trefferlisten ganz weit oben zu stehen, meist auch ein seriöses Interesse haben, ihre Produkte zu vermarkten bzw. Kunden- und Geschäftsbeziehungen aufzubauen. (-• Paid Inclusion, -> Paid Submission, -» Key Word Sponsoring)

Paid Submission (oder Pay for Consideration) ist eine Gebühr für die redaktionelle Bearbeitung (Begutachtung, Einordnung etc.) einer Referenz-Anmeldung bei einem Web-Katalog/Verzeichnis im Internet. Die Gebühr garantiert nur die Bearbeitung, ein tatsächlicher Eintrag wird damit nicht erkauft. Die Aufnahme in einen Katalog hängt letztendlich vom Inhalt der Referenz (fragwürdige Inhalte oder Spam werden abgelehnt) und evtl. deren Qualität ab. (-• Paid Inclusion, Key Word Sponsoring, Paid Placement) Paläographie (griech.) ist die Lehre von den Schriftformen (-> Schrift) und Schreibmaterialien des Altertums und des Mittelalters sowie der Entzifferung ihrer Schriftwerke einschließlich der gebrauchten Abkürzungen (siehe auch Jean ->• Mabillon, Francesco Scipione ->• Maffei). Die Paläographie ist ein wesentlicher Bestandteil der Handschriftenkunde (-• Handschrift). Palatina. Die Palatina(nach lat.: Palatinatus = Pfalz) (Bibliotheca Palatina) ist die um 1560 in Heidelberg eingerichtete Bibliothek der Pfalzgrafen; sie umfasste zunächst die Sammlungen des Kurfürsten Ottheinrich (gest. 1559), der schon als Pfalzgraf eine kostbare Bibliothek aus Handschriften und Drucken besaß. Unter den Beständen befanden sich u.a. das „Lorscher Evangeliar" aus der Hofschule Karls des Großen, die „Manessische Handschrift" und das „Falkenbuch" von Kaiser Friedrich II. Nach dem Tode des Augsburgers Ulrich Fugger (1526-1584) gingen 86 weitere zum Teil sehr berühmte Handschriften in den Besitz der Bibliothek über, so die Otfrid-Handschrift und die Bilderhandschrift des Sachsenspiegels. Mit solch bedeutenden Manuskripten besaß die Bibliotheca Palatina den Charakter einer Reichsbibliothek und galt zur Zeit ihrer Blüte nach den Erwerbungen des 16. Jahrhunderts - als die „Mutter aller Bibliotheken". Besonders wegen der umfangreichen Sammlung theologischer (überwiegend protestantischer) Literatur galt sie den Katholiken als der Hort der Ketzerei. Im August 1623 übernahm die Bibliotheca Apostolica Vaticana 184 Kisten mit 3500 Handschriften und 12 000 Druk331

Palimpsest ken, die großteils zur Gewichtsverminderung ihrer Einbände beraubt worden waren. Auf Grund von Vereinbarungen während des Wiener Kongresses konnten 1816 die deutschen Handschriften in die Universitätsbibliothek Heidelberg zurückkehren. Sämtliche Drucke und die fremdsprachigen Manuskripte liegen noch heute in Rom. Die deutschsprachigen mittelalterlichen Handschriften (Codices Palatini Germanici) bilden heute eine verhältnismäßig geschlossene und literaturhistorisch bedeutende Sammlung. Nur wenige hundert Bände, die wohl als Dubletten angesehen wurden, waren in Deutschland verblieben. Dort fanden sie den Weg in verschiedene Bibliotheken. 1998 wurden in der Universitätsund Stadtbibliothek Köln 67 Bände der Bibliotheca Palatina entdeckt. Palimpsest. Der (oder das) Palimpsest (griech.: abgekratzt, geschabt) ist ein Schriftstück, dessen ursprüngliche Beschriftung (bei -»• Papyrus durch Abwischen, bei ->• Pergament durch Radieren mit Bimsstein) beseitigt worden und durch eine neue ersetzt ist (daher lat.: codex rescriptus). Im Mittelalter wurde vor allem das kostspielige Pergament abradiert. Auf diese Weise sind wichtige Texte des Altertums verlorengegangen. Das Lesen der älteren Schrift wurde früher mit chemischen Mitteln versucht, wodurch aber die Handschrift oft beschädigt wurde. Heute wird sie durch die zuerst von dem Fotochemiker Gustav Kögel 1913 angewendete Fluoreszenzfotografie sichtbar gemacht. 1912 wurde im Kloster Beuron auf Veranlassung von Kögel ein Palimpsest-Institut gegründet, (siehe auch Mai, Angelo) Palmblatt. Das Palmblatt ist ein in Vorder- und Hinterindien gebräuchlicher Beschreibstoff. Dazu werden die Blätter beschnitten, geweicht, getrocknet und erhitzt. Als Schreibstoff dient Tinte aus zerriebener Kohle oder ein Metallstift, mit dem die Schrift eingeritzt und durch Überstreichen mit Ruß lesbar gemacht wird. Zum Palmblattschrifttum zählen Briefe, Geschäftspapiere und Bücher. Die älteste Handschrift auf Palmblatt ist aus dem 6. Jh. überliefert. Pamphlet. Ein Pamphlet (franz.) ist eine Streit-, Kampf-, Schmäh- oder Spottschrift, vielfach auch eine politische -> Flugschrift gleichen Inhalts und von geringem Umfang. Die Bezeichnung geht wahrscheinlich auf den Titel „Pamphilus de amore", eine 332

mittelalterliche Dichtung aus dem 12. Jh., zurück. Im Englischen bedeutet Pamphlet jede kleine Schrift (-• Broschüre), ohne Berücksichtigung des Inhalts, (siehe auch -»Famosschriften, Libell, -> Pasquill) Pan. 1894 wurde in Berlin eine Genossenschaft „Pan" gegründet, die 1895 eine gleichnamige exklusive Kunst- und Literaturzeitschrift erscheinen ließ. Die ersten drei der insgesamt 21 Hefte redigierten Otto Julius Bierbaum (Literatur) und Julius Meier-Graefe (Kunst), die späteren Cäsar -> Flaischlen u.a. unter Mitarbeit von namhaften Dichtern, Schriftstellern (insbesondere Richard Dehmel, Arno Holz), Kunstgelehrten und Künstlern. Die Zeitschrift veröffentlichte neue literarische Arbeiten, kunst- und literaturkritische Beiträge und legte Wert auf Buchschmuck (Jugendstil) und ganzseitige Kunstblätter, u.a. Beilage von insgesamt 100 Originalgrafiken (Max Liebermann, Käthe Kollwitz, Henri -> Toulouse-Lautrec u.a.). Mit der Auflösung der Genossenschaft im Jahre 1900 ging auch die Zeitschrift ein. Panizzi, Antonio (1797-1879). Bibliothekar und Literaturhistoriker. Er ging aus politischen Gründen 1821 nach England, wurde 1828 Professor für italienische Literatur in London, 1837 Bibliothekar und 1856 Oberbibliothekar am Britischen Museum, dessen Bibliothek er bis 1866 leitete. Zu Panizzis Verdiensten zählen vor allem die von ihm veranlassten richtungsweisenden Bibliotheksum- und Erweiterungsbauten (-• Lesesaal), die Herstellung eines einheitlich bearbeiteten alphabetischen Kataloges mit Hilfe detaillierter Instruktionen (1841) und der Ausbau des Britischen Museums zu einer englischen Nationalbibliothek. Panizzistift -• Bücherregal Pannartz, Arnold. Deutscher Frühdrucker in Italien. -> Antiqua Panzer, Georg Wolfgang (1729-1805). Bibliograph. Er war Pfarrer in Nürnberg und Aufseher der dortigen Stadtbibliothek. Seine „Annales typographici" (1793-1803) gehören zu den bedeutendsten älteren Inkunabelverzeichnissen. Paper

Kongressbericht

Paperback (engl.) ist die aus den USA stammende und seit etwa 1955 übliche Bezeichnung für ein kartoniertes Buch (-> Kartonage), das mit einem flexi-

Papier blen, bedruckten Kartoneinband versehen ist und verklebt ist (auch Softcover). Taschenbücher zählen zwar ebenfalls zu den kartonierten Büchern, sind aber nicht identisch mit den Paperback-Ausgaben. Vom Format und der Auflagenhöhe her sind sie eher mit gebundenen Büchern vergleichbar. Im englischsprachigen Buchhandel dagegen wird jedes nicht gebundene Buch als Paperback bezeichnet, also auch das Taschenbuch. Die Bezeichnung „pocket book" ist in der englischen Sprache eher ungebräuchlich, (siehe auch Bucheinband) Papier ist ein flächiger, aus Fasern bestehender Werkstoff, der aus einer Aufschwemmung durch Trocknen auf einem Sieb hergestellt wird. Die Grundlagen, auf denen bis zu Beginn des 19. Jh. die Papierherstellung beruhte, wurden im Jahre 105 n. Chr. in China von dem Minister -• Tsai Lun (der lange als Erfinder des Papiers galt) insofern gelegt, als er vorausgegangene mit der Verfilzung von Faserstoffen zusammenhängende Versuche abgeschlossen und zur Verbreitung des Papiers beigetragen hat. Die Papiermacherkunst breitete sich bis etwa 700 n. Chr. in ganz Ostasien aus, wurde im 8. Jh. von den Arabern übernommen (Samarkand = Zentrum der Papierherstellung), ist im 10. Jh. im Vorderen Orient (Damaskus, Kairo) festzustellen, Ende des 11. Jh. in Spanien, um 1250 in Italien. Als -» Beschreibstoff ist Papier in Deutschland erstmalig im Jahre 1302 mit dem sogenannten Fehdebrief des Johann van Buren an die Stadt Aachen nachweisbar. Der Brief ist etwa 21 cm lang, 9,5 cm hoch, 0,02 cm dick und hat eine Stärke von 107 g/m2. Über die Herkunft dieses Papiers lässt sich, da ein Wasserzeichen fehlt, nur vermuten, dass es aus Spanien, Italien oder Frankreich kommt. Die erste deutsche urkundlich bezeugte -> Papiermühle wurde durch den Kaufmann Ulmann Stromer begründet, der in den Jahren 1389/ 1390 eine alte Kornmühle, die „Gleismühl", bei Nürnberg für die Herstellung von Papier umbauen ließ. Sie begegnet uns als Holzschnitt auf einer Darstellung der Stadt Nürnberg in der von dem Humanisten, Geschichtsschreiber und Nürnberger Stadtarzt Hartmann -> Schedel verfassten und von Anton Koberger in Nürnberg 1493 gedruckten „Weltchronik". Durch den steigenden Papierbedarf infolge der Ausbreitung des Buchdrucks wurden in Deutschland und auch in den übrigen europäischen Ländern im 15./16. Jh. zahlreiche Mühlen errichtet. Bis zur maschinellen Papierherstellung (-> Maschi-

nenpapier) Anfang des 19. Jh. wurde Papier von Hand hergestellt (-• Handpapier, handgeschöpftes Papier oder Büttenpapier). 1799 erfand der Franzose Louis Robert die erste Papiermaschine. Ab Mitte des 19. Jh. wurde auch Holzschliff, nach der Erfindung durch Friedrich Gottlob -> Keller 1844, zur Papierherstellung verwendet. Alte Herstellungsweise: Die Rohstoffe für das Papier - Baumrinde, Bastfasern, Hanf und alte Lumpen (Hadern), im Abendland ausschließlich Hadern - wurden zerkleinert und in einem Holzbottich (Bütte) mit Wasser zu einem Faserbrei vermengt. Mit einer Schöpfform, einem Drahtsieb mit Holzrahmen, wurde so viel von der Masse geschöpft, wie für die Bildung eines Blattes oder Bogens nötig war. Durch Schütteln der Form wurde die gleichmäßige Stärke des Blattes gewährleistet. Auf dem Sieb war aus Draht die Figur montiert, die im Papierblatt das Wasserzeichen hinterließ, indem die über der Siebfläche liegende Drahtlinie sich in die Papiermasse eindrückte, so dass im Blatt bei -> Durchsicht die Linie hell (= dünnere Papierstärke) erschien. Nach Ablaufen des Wassers wurde das Blatt aus der Schöpfform herausgenommen und mehreren Bogen durch Pressen zwischen Filzen weiter Feuchtigkeit entzogen (-• Gautschen). Nach Entfernung der Filze wurden die Bogen nochmals gepresst und zum Trocknen über Leinen gehängt. Um ein schreibfähiges Papier zu erhalten, unterzog man es einer Oberflächenleimung; der Leim wurde aus tierischen Abfällen gekocht. Es folgte wiederum das Pressen und Trocknen. Schließlich wurden die Blätter mit einem Glättstein geglättet. Die handgeschöpften Papiere haben einen leicht gewellten unregelmäßigen Rand (Büttenrand), der durch die Berührungsstelle von Papierbrei und Siebrahmen entsteht. Rohstoffe: Als Rohstoff für die Papierherstellung dienten von jeher Lumpen aus Hanf- und Flachsgeweben, seit dem 14. Jh. auch Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle (Hadern). Mit dem wachsenden Papierbedarf entstand das Rohstoffproblem. Die Untersuchung verschiedener Stoffe (Moos, Hopfen, Weinreben, Brennnesseln, Tannenzapfen usw.) als möglicher Rohstoffe führten erst im 19. Jh. zu allgemein brauchbaren und wirtschaftlichen Verfahren wie die Papiergewinnung aus Stroh und die Wiederverwendung von Altpapier. Die entscheidende Erfindung gelang Friedrich Gottlob Keller 1844 mit der Holzschliffbereitung, dem Auflösen von Holz in 333

Papier seine Fasern durch Abschleifen entrindeter Holzstükke unter Zusatz von Wasser. Der so gewonnene Holzschliff, das zu kleinen Fasern zerschliffene Holz, kann allerdings, da er sich schlecht verfilzt, nur mit anderen Rohstoffen, meist Holzzellstoff, für die Papierherstellung verwendet werden. Zellstoff oder Zellulose ist ein Hauptbestandteil aller pflanzlichen Zellen. Der Holzzellstoff wird in langwierigen Kochprozessen des Holzes unter Zusatz verschiedener Chemikalien gewonnen. Moderne Herstellungsweise: Als Rohstoff der Papierherstellung dient heute hauptsächlich Holz; zu einem geringen Anteil werden Hadern verwendet. Das Holz gelangt als Holzschliff und aufbereitet als Holzzellstoff, meist gewonnen aus Holz von Fichten, Tannen, Kiefern, auch aus Buchen und Pappeln, zur Verarbeitung. In der modernen Papierindustrie kann die Zellstoffherstellung von der reinen Papierherstellung getrennt oder mit ihr in einer Fabrikanlage vereinigt werden. Die Rohstoffe kommen bei der Herstellung von Maschinenpapier mit erheblichen Mengen von Wasser als sogenanntes -> Halbzeug in den -» Holländer (so benannt nach einer erstmals in Holland 1670 zum Waschen und Zerkleinern der Papierrohstoffe eingesetzten Maschine). Hier werden sie je nach beabsichtigter Papierqualität unter Zusatz von Leim, Füll- und Farbstoffen zum sogenannten -> Ganzzeug weiter aufbereitet. Dieser Stoffbrei wird über die Unreinheiten entfernenden Knoten- und Sandfanger und mittels eines Rührwerkes und Regulators gleichmäßig auf ein endloses (umlaufendes) Rüttelsieb der Papiermaschine geleitet, wo die Papierbahn entsteht. Mehrere Vorrichtungen dienen zur Entwässerung. Der Egoutteur, eine Siebwalze, drückt die auf ihm befestigten Wasserzeichen in die feuchte Papierbahn. Diese wird für den weiteren Wasserentzug vom Sieb durch die Gautschwalze abgenommen und auf Filzen durch weitere Entwässerungspressen in ein System von dampfgeheizten Trockenzylindern geführt. Vor dem endgültigen Trocknen kann die Oberfläche des Papiers noch bearbeitet werden (z.B. Oberflächenleimung, wodurch Schreibpapier tintenfest wird). Der Längsschneider teilt die Papierbahn auf. Zur Glättung läuft sie durch den Kalander, eine Maschine mit weicheren und härteren gegeneinander rollenden Walzen. Die Papierbahn kann beim Verlassen der Papiermaschine in Rollenform abgewickelt werden ( - • Rollenpapier), oder sie wird im Querschneider zu Bogen zerschnitten. 334

Papiersorten: Die moderne Papierindustrie unterscheidet nach der Art des Rohstoffes und der Herstellung verschiedene Papiersorten: reines Hadernoder Lumpenpapier, das aus Leinen-, Hanf- oder Baumwollfasern hergestellt ist und nur für besondere Zwecke verwendet wird ( - • Dokumentenpapier), holzfreies Papier, das zum überwiegenden Teil aus „entholzten" Stoffen, also aus dem auf chemischem Wege gewonnenen Zellstoff (Zellulose) von Holz, auch von Stroh, Espartogras usw. aufbereitet wird und zur Verbesserung einen Zusatz von Hadern erhält, holzhaltiges Papier, dessen Hauptbestandteil der Holzschliff ist, dem, da dieser für sich allein brüchig ist, Zellulose zugesetzt wird. Hinsichtlich der Oberflächenbeschaffenheit (Glätte) des Papiers unterscheidet man -» maschinenglattes Papier (Papier, wie es ohne Nachbehandlung aus der Maschine kommt), -> satiniertes Papier (eigens geglättetes Papier, für den Druck von Abbildungen geeignetes Papier), gestrichenes Papier (ein durch eine Kreideschicht besonders geglättetes Papier, so fur Kunstdrucke). Die Schreibfestigkeit von Papier wird durch Leimzusatz erreicht. Löschpapier ist völlig ungeleimtes Papier. Die Qualität des Papiers ist auch durch seinen Säuregehalt bestimmt: Ist er zu hoch, so wird das Papier im Laufe der Jahre braun und brüchig, was besonders an altem Zeitungspapier zu beobachten ist. Ältere Druckwerke sind wegen ihres säurehaltigen Papiers vom Zerfall bedroht. Möglicherweise können optische Speicher durch ihr metallisiertes Trägermaterial eine Rolle bei der Erhaltung des Zugangs zu den in den Bibliotheken zerfallenden Altbeständen ( - • Papierzerfall) übernehmen. Laufrichtung des Papiers: Von Bedeutung für die Verarbeitung des Papiers in der Buchherstellung ist die Kenntnis seiner Laufrichtung. Dadurch, dass der nasse, allmählich trocknende und sich zu Papier formende Stoffbrei als endlose Bahn durch die Papiermaschine läuft, ordnen sich die Papierfasern in ihrer Mehrzahl parallel zur Bewegungsrichtung (Laufrichtung) der Papierbahn. Die Papierfasern quellen bei Feuchtigkeitsaufhahme, z.B. aus dem Buchbinderkleister, quer zur Laufrichtung auf. Deshalb muss die Laufrichtung des Papiers im Buch parallel zum Buchrücken liegen, damit die quellenden Papierfasern nach den äußeren Blatträndern hin ausweichen können. Bei falscher Laufrichtung wird das Papier wellig.

Papierzerfall Papierstärke: Die Stärke von Papieren wird als Flächengewicht in g/m2 angegeben, also als das Gewicht, das ein Quadratmeter einer Papiersorte in Gramm wiegt. Die Papierstärkenbezeichnungen sind nicht eindeutig festgelegt. Als Anhaltspunkte können gelten: bis 50 g/m2: Dünndruckpapier, 50-160 g/m 2 : mittelstarkes Papier, 160-200 g/m2: Halbkarton, 200500 g/m2: Karton, über 500 g/m2: Pappe. Die Grenzen zwischen Papier, Karton und Pappe sind fließend. Kopierer- und Druckerpapier hat ein Quadratmetergewicht von ca. 70-80 g; Katalogkarten von Bibliothekskatalogen haben eine Stärke von 160-250 g/m2. Karton und Pappe werden aus gleichem Material wie Papier, aber mit anderen Maschinen hergestellt. Für die Pappenfabrikation wird oft Altpapier verwendet. Papiermaße, Papierformate, Buchformate: Die Maßeinheit für das -> Bogenpapier (d.h. für alle Papiere, die im Unterschied zum Rollenpapier in Blatt- oder Bogenform in den Handel kommen) ist das -> Ries (arab. Lehnwort). Dieses Mengenmaß für Papier war unterschiedlich festgelegt. Heute zählt ein Ries (Neuries) 1000 Bogen oder Blatt. Mit dem Papierformat wird die Größe eines Bogens nach Breite und Höhe entweder in Zentimeter oder nach DIN oder auch nach der Anzahl der Bogenfalzungen angegeben. Zur Vereinheitlichung der Papierformate hat in Deutschland der Deutsche Normenausschuss 1922 die DIN (Deutsche Industrie-Normen)-Formate geschaffen. Von vier festgelegten Reihen A, B, C, D ist die Reihe Α die gebräuchlichste. Ihr Grundformat A 0 (Formatklasse 0) hat die Maße 841 χ 1189 mm und ergibt genau einen Quadratmeter. Bei allen vier Reihen berechnet sich das nächst kleinere Format jeweils durch Halbieren der längeren Seite des vorangehenden, z.B. DIN A 1: 594 χ 841 mm; DIN A 2: 420 χ 594 mm; DIN A 3: 297 χ 420 mm; DIN A 4: 210 χ 297 mm; DIN A 5: 148 χ 210 mm; DIN A 6: 105 χ 148 mm usw. Bei Büchern haben sich die DINFormate nicht durchgesetzt. Im Papier- und Buchgewerbe werden die Formate auch nach der Anzahl der Falzungen (Brüche) und der dadurch entstehenden Blätter des Bogens gekennzeichnet: Format -» Folio (Kurzbezeichnung : 2°) = Bogen lx gefalzt = 2 Blätter, ->· Quart (4°) = Bogen 2x gefalzt = 4 Blätter, -> Oktav (8°) = Bogen 3x gefalzt = 8 Blätter usw. Heute verwendet man für Buchformate zwar noch die Kurzbezeichnungen 2°, 4°, 8° usw., unterscheidet aber nach der Höhe des Buchrückens (-» Buchformat).

Papiermaschine -· Vergilben) und bedürfen dringend konservatorischer Behandlung, damit der Alterungsprozess verlangsamt wird". Von diesen Bänden ist bei 18 Millionen (rund 12% des Gesamtbestandes) das Papier (aufgrund chemischer Reaktionen, d.i. Papierzerfall bei säurehaltigem Papier) so brüchig, dass eine Benutzung bereits nicht mehr möglich ist. Bei 8 Millionen Bänden (5% des Gesamtbestandes) sind die Einbände so stark beschädigt, dass die Bände kaum noch zu benutzen sind. Um zu verhindern, dass „schon in wenigen Jahren ein Viertel der gesamten Bibliotheksbestände zu Staub zerfällt", schlägt das Institut folgende Maßnahmen vor: Speicherung der bedrohten Bücher auf Ersatzmedien; Bücher mit Hilfe massenkonservatorischer Verfahren zu entsäuern (dabei sind die finanziellen Dimensionen dieser Maßnahme derart groß, dass die meisten Bibliotheken die für die Lösung der eigenen Probleme erforderlichen Mittel kaum aufbringen können, sondern staatlicher Unterstützung bedürfen); die dem archivierten Material abträglichen klimatischen Bedingungen (Luftfeuchtigkeit, Temperatur Buchklima), sofern sie nicht aufeinander abgestimmt sind, zu verbessern; an Verlage zu appellieren, nur noch das kaum Mehrkosten verursachende säurefreie Papier zu verwenden. Die Alterungsbeständigkeit von Papier wird nach der Norm DIN ISO 6783 geregelt, (siehe auch Buchschädlinge) 335

Pappband Pappband. Ein Buch, dessen Einband aus festen, mehr oder weniger steifen Pappen besteht und ganz mit einem Überzugspapier (z.B. -> Buntpapier, bedrucktem Papier) bezogen ist, wird als Pappband bezeichnet. Im Unterschied zur Steifbroschur wird für den Pappband eine richtige Einbanddecke angefertigt, in die der Buchblock eingehängt wird. Der Rückenteil des Einbandes ist mit dem Rücken des Buchblocks nicht zusammengeklebt (->· hohler Rücken). Diese Merkmale haben auch die Bände mit Gewebe, Leder- und Pergament, von denen die Pappbände sich nur im Überzugsstoff unterscheiden. Der heute oft zu Unrecht als minderwertig gegenüber dem Leinenband geltende Pappband war nicht zuletzt wegen seiner mannigfachen Schmuckmöglichkeiten im 18. und 19. Jh. sehr beliebt. Pappe ist die Bezeichnung für stärkere Kartonsorten. Pappen werden u.a. fur Bucheinbände verwendet. (siehe auch Papier) Päpstliche Bibliothek

Biblioteca Vaticana

Papyrus ist der Vorläufer des Papiers, genannt nach dem Rohstoff, der in Ägypten wachsenden Papyruspflanze. Zu ihrer Bearbeitung als -» Beschreibstoff wurde das entrindete Stengelmark der Papyrusstaude in dünnste Streifen geschnitten, eine Schicht davon nebeneinandergelegt und eine zweite rechtwinklig darüber. Durch einen stärkehaltigen Zellsaft bildeten sich beim Pressen fest verklebte Doppelschichten, die egalisiert, getrocknet und poliert wurden. Durch Aneinanderfügen mehrerer Blätter entstanden die Papyrusrollen, die Vorläufer unseres heutigen Buches. Sie waren in der Regel bis zu 10 m lang; denn das war gerade das Maß, um noch bequem mit der Hand die Rolle beim Lesen zu halten. Papyrus lässt sich als Beschreibstoff schon um 3000 v. Chr. nachweisen; die Herstellung der Rollen wurde in Ägypten fabrikmäßig betrieben. Nach Griechenland kam die Papyrusrolle wahrscheinlich im 6. Jh. v. Chr. Papyrus wurde teilweise bis ins frühe Mittelalter verwendet und dann vom -> Pergament abgelöst. Die größte Papyrussammlung der Welt befindet sich in der -• Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Paralipomenon. Ein Paralipomenon (griech.: Ausgelassenes) (meist im Plural gebraucht: Paralipomena) ist eine Ergänzung, ein Nachtrag zu einem literarischen Werk. Gemäß der wörtlichen Übersetzung versteht man darunter auch vom Autor im Manu336

skript gestrichene Teile, die nicht veröffentlicht werden sollen. Parallelausgabe. Von einer Parallelausgabe spricht man, wenn es zwei Ausgaben des gleichen Titels gibt, ζ. B. ->• Hardcover und Taschenbuch. Nach dem Preisbindungsgesetz ist die Festsetzung unterschiedlicher Endpreise für einen bestimmten Titel durch einen Verleger oder dessen Lizenznehmer zulässig, wenn dies sachlich gerechtfertigt ist. Der Vertrieb von Parallelausgaben ist zu unterscheiden vom zweigleisigen Vertrieb, bei dem der gleiche Titel zeitgleich zu zwei verschiedenen Preisen vertrieben wird. Paralleldrucke

Doppelausgaben

Parallelstellen sind dem Inhalt oder Wortlaut nach zusammengehörende Textstellen in einem oder mehreren Büchern. Sie werden in Registern und Konkordanzen zusammengestellt, wobei durch Verweisungen von einer Parallelstelle auf die andere hingewiesen wird. Paralleltitel heißt nach den Regeln für die alphabetische Katalogisierung (-> RAK) die Fassung des Haupttitels eines Buches in einer anderen Sprache und/oder Schrift. Paraphrase. Eine Paraphrase (griech.) ist eine erklärende Umschreibung eines Wortes, auch eine verdeutlichende Übertragung eines Textes oder Schriftwerkes in eine dem Verständnis näherliegende Sprachform, schließlich eine freie Übersetzung in eine andere Sprache. Parerga (PI. von Parergon [griech.]) steht veraltet für Anhang, Nachtrag oder gesammelte kleine Schriften. Partie. Unter Partie (franz.: Teil eines [größeren] Ganzen) versteht man im Buchhandel eine Anzahl von Büchern, die der Wiederverkäufer vom Verlag bezieht und zu denen er ein unberechnetes Exemplar, das Partie-Freistück, erhält. Durch den Bezug einer Partie erhöht sich der -> Buchhändlerrabatt. Allgemein üblich ist bei der Abnahme von 10 Exemplaren eines Buches die Zugabe eines Partie-Exemplars. Die übliche Partie ist also 11/10 (bzw. 33/ 30,55/50). Sonderfälle sind die gemischte Partie (bei Bezug von 10 verschiedenen Titeln wird ein Freiexemplar gegeben), die Partie-Ergänzung (bei zweimaligem Nachbestellen innerhalb von 6 Wochen

Patentdatenbank wird Partievergünstigung gewährt), die Reizpartie (besondere Kaufanreize mit erhöhter Anzahl von Freiexemplaren). Im wissenschaftlichen Bereich bei in der Regel teuren Büchern kennt man auch Partien von 7/6 oder 9/8. Partieartikel sind im Buchhandel Bücher, die infolge Unverkäuflichkeit nach Aufhebung des Ladenpreises vom Verleger sehr billig an den Restbuchhandel bzw. an ein ->· Großantiquariat abgegeben werden. Partitive Relation

Hierarchische Relation

Pascal, Blaise (1623-1662). Französischer Religionsphilosoph, Mathematiker und Physiker. 1642 erfand Pascal 1642 eine Rechenmaschine, die „roue Pascale" oder „Pascaline". Sie ermöglichte zunächst nur Additionen, wurde im Lauf der nächsten zehn Jahre aber ständig verbessert, und konnte schließlich auch subtrahieren. Nach Pascal ist u.a. benannt die - Flugschrift. Die Bezeichnung geht auf einen römischen Schuster oder Schneider Pasquino aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. zurück. Nach seinem Tode wurde in der Nähe seiner Werkstatt eine antike, bruchstückhaft erhaltene Skulptur gefunden, im Volksmund „Pasquino" genannt, an die Dichter, Professoren, Studenten u.a. bis zum Ende der weltlichen Herrschaft der Päpste (1870) Schmähschriften (Satiren, Epigramme) zu heften pflegten, (siehe auch -» Famosschriften, -> Libell, -> Pamphlet) Passional. Das Passional, Passionale oder Passionar (lat. von Passion = Leiden) ist ein im Mittelalter beim Chorgebet gebrauchtes liturgisches Buch mit den Legenden der Heiligen und Märtyrer. Ein ebenfalls als Passional bezeichneter Auszug aus dem -> Missale enthält die Leidensgeschichte Christi. Passionar

Passional

Password. Der Zugriff zu Datenbanken bei einem -> Host oder im -« Internet erfordert mitunter die Eingabe eines aus mehreren Buchstaben und Zahlen bestehenden Passwords (engl.: Losung; eingedeutscht: Passwort = Kennwort, [Benutzer-] Code), welches der durch Vertragsabschluss mit dem Datenbankbetreiber zugangsberechtigte Nutzer erhält.

Patent. Ein Patent verleiht dem Inhaber das ausschließliche, aber zeitlich und territorial begrenzte Benutzungsrecht an seiner ->· Erfindung. Der Patentschutz beträgt maximal 20 Jahre, wenn man von der Möglichkeit des ergänzenden Schutzes für Arzneimittel um fünf Jahre absieht. Die Patenterteilung belohnt den Forschungs- und Entwicklungsaufwand beim Entstehen von Erfindungen und ermöglicht dem Inhaber eine Monopolstellung zur Verwertung seiner patentierten Erzeugnisse und Verfahren. Das bedeutet Sicherheit und Wettbewerbsvorsprung. Nach Ablauf der Schutzdauer des Patents kann auch die Allgemeinheit die Erfindung nutzen. Patentanspruch. Patentansprüche definieren den Schutzumfang, der für die Erfindung begehrt wird. Zur Auslegung der Patentansprüche werden die Patentbeschreibung und die Patentzeichnungen herangezogen. Ein Patentanspruch besteht in der Regel aus einem Oberbegriff und einem kennzeichnenden Teil. Im Oberbegriff sind die durch den Stand der Technik bekannten Merkmale der Erfindung enthalten. Der kennzeichnende Teil enthält die Merkmale, fur die in Verbindung mit dem Oberbegriff Schutz begehrt wird. In den unabhängigen Patentansprüchen (Haupt- und Nebenansprüche) sind die wesentlichen Merkmale der Erfindung wiedergegeben. Jeder unabhängige Patentanspruch kann von einem oder mehreren abhängigen Patentansprüchen (Nebenansprüchen) gefolgt sein, die sich auf besondere Ausfuhrungsarten der Erfindung beziehen. Patentdatenbank. Patentdatenbanken sind dokumenten-, Verfahrens- oder familienorientiert. Dokumentenorientierte Datenbanken (mit je einem Nachweis pro ->• Patentschrift; z.B. JAPIO) oder verfahrensorientierte Datenbanken (mit je einem Nachweis mit allen Patentschriften eines Patenterteilungsverfahrens; z.B. PATDPA) basieren auf den Nachweisen der Patentschriften einzelner Länder bzw. Ämter. Sie sind meist in der Landessprache recherchierbar. Größte Bedeutung besitzen familienorientierte Patentdatenbanken (mit je einem Nachweis pro Patentfamilie): World Patent Index (WPI) und ΓΝΡΑDOC. World Patent Index berücksichtigt 40 wesentliche Länder bzw. Ämter. Die Nachweise besitzen ein englischsprachiges Kurzreferat, einen erweiterten Titel und eine ausgewählte Zeichnung. Korrespondierende Patentschriften sind teilweise einbezogen. INPADOC erfasst 71 Länder bzw. Ämter. Die Nachweise besitzen in der Regel keine Zusammen337

Patentinformation fassung und Zeichnung. Die Titel der -> Erfindungen werden meist nicht ins Englische übersetzt. Korrespondierende Patentschriften fehlen. Rechtsstandsdaten sind von 33 Ländern bzw. Ämtern enthalten. Patentinformation. Die Patentinformation erfüllt vorrangig die Aufgabe, unter Anwendung geeigneter Mittel, Methoden und Organisationsformen Informationen aus Patentschriften zu erfassen, auszuwerten, zu speichern, zu recherchieren, bereitzustellen und zu bewerten. Die Schriften zu Gebrauchsmustern werden als Patentschriften besonderer Art einbezogen. Neben den Patentschriften als wichtigste Dokumente des gewerblichen Rechtsschutzes berücksichtigt Patentinformation im weiteren Sinne auch Marken, Geschmacksmuster und andere gewerbliche Schutzrechte. Patentometrie hat die vorrangige Aufgabe, die Flut relevanter Informationen auf Kerninformationen betreffs Stand und Trends in Technologiefeldern, Firmenaktivitäten u.a. einzuschränken. Sie basiert auf der Durchführung und Bewertung informetrischer Recherchen in -»Patentdatenbanken, teilweise verknüpft mit Recherchen in Literaturdatenbanken. Bei informetrischen Recherchen werden die ermittelten Nachweismengen mittels statistischer Methoden analysiert (-• Informetrie). Als Ausgangspunkt für die Anwendung statistischer Methoden dienen vor allem die Statistikbefehle der Retrievalsprachen (z.B. die Messenger-Befehl SELECT und ANALYZE bei STN). Es entstehen z.B. Rangreihen, Zeitreihen oder Patentportfolios. Patentdatenbanken sind aufgrund der Frühzeitigkeit, Vollständigkeit und Detailliertheit ihrer Angaben für informetrische Recherchen besonders geeignet (z.B. World Patent Index - WPI, Derwent Patent Citation Index - DPCI). Als Basis für die Bewertung der Nachweismengen dienen sowohl einfache Indikatoren wie die Publikationshäufigkeit, Patentfamiliengröße und Zitierhäufigkeit als auch komplexe Indikatoren. Patentrecherche. Patentrecherchen sind bewertete Recherchen, die den Weltstand der Technik, die Neuheit technischer Lösungen oder die mögliche Verletzung fremder -> Patente nachweisen sollen. Man unterscheidet deshalb in Weltstands-, Neuheitsund Verletzungsrecherchen, die unterschiedliche Anforderungen an ihre Retrospektivität, ihr Länderspektrum und ihren Zwang zur Vollständigkeit be338

sitzen. Bei Neuheitsrecherchen wird neben der Patentliteratur auch Nichtpatentliteratur einbezogen. Die Recherchen werden als Inhalts- und Formalrecherchen durchgeführt. Die Formalrecherchen umfassen neben bibliographischen Recherchen Rechtsstandsrecherchen. Die Recherchen zum Rechtsstand der Patentanmeldungen und der zugehörigen Patente sind nur in einigen Datenbanken und im amtlichen - Erfindungen enthalten, für die ein Patent angestrebt bzw. erteilt wurde. Patentschriften, die vor der Patenterteilung ohne Prüfung auf Neuheit und Erfindungshöhe entstehen, werden als Offenlegungsschriften oder veröffentlichte Patentanmeldungen bezeichnet. Eine Patentschrift besteht aus Titelblatt (bibliographische Angaben, Zusammenfassung, Zeichnung), Patentbeschreibung, -> Patentansprüchen und Patentzeichnungen. Korrespondierende Patentschriften: Wird bei der Nachanmeldung einer Erfindung im Ausland die Priorität nicht in Anspruch genommen (z.B. infolge der Nichteinhaltung der 12-Monate-Prioritätsfrist), fehlen bei der Veröffentlichung der Patentschrift die Prioritätsangaben, so dass eine rechnergestützte Familienzusammenführung nicht möglich ist. Es entstehen sogenannte korrespondierende Patentschriften als Patentfamilienmitglieder, die nur intellektuell der Familie zugeordnet werden können. Patrize (lat.: pater = Vater [zur Matrize]) ist der Stempel zur Herstellung der Matrize. -> Schriftstempel Paul, Bruno (1874-1968). Architekt. Er war Illustrator beim -> Simplicissimus.

Pergament Pauschalhonorar -» Honorar Pay for Consideration -> Paid Submission Payne, Roger (1739-1797). Englischer Buchbinder. -> Doublure Pay per Click -> Paid Placement PC

Hardware

PDF (engl.: Portable Document Format) ist das weltweit verbreitete Format zum Dokumentaustausch, vor allem von Dokumenten mit komplexem Layout. Mit der Software von -»Adobe (Adobe Acrobat Destiller) lassen sich Dokumente in das PDFFormat umwandeln. Dabei wird das Layout und der Inhalt des Originals, einschließlich Schriften und Grafiken, exakt beibehalten. PDF-Dokumente sind schreibgeschützt und können unabhängig von -> Browser oder -• Betriebssystem mit dem Acrobat Reader von Adobe angezeigt werden. Pellerin (Jean-Charles) ist der Name einer noch heute bestehenden Druckereiwerkstatt in Epinal (Stadt im französischen Departement Vosgues), die besonders durch den postumen Napoleonskult in volkstümlichen Holzschnitten bunter Schlachtendarstellungen bekannt wurde, die seit 1796 erschienen (-• Bilderbogen). Eine Abteilung des städtischen Museums bildet das Musee international de l'imagerie populaire, das 1951/57 für die in Epinal im 18./19.Jh. angefertigten Bilderbogen errichtet wurde. P.E.N.. Der P.E.N. wurde 1921 in England als literarischer Freundeskreis gegründet und breitete sich schnell über die ganze Welt aus. Das P.E.N.-Zentrum Deutschland ist eine der weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen, die im Internationalen P.E.N. vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter „Poets, Essayists, Novelists". Mitglied des P.E.N. kann nur werden, wer von einem der Zentren in den verschiedenen Ländern aufgrund besonderer schriftstellerischer Leistungen hinzugewählt wird und sich durch seine Unterschrift unter die Charta zu den Prinzipien des Clubs bekennt. Penguin Books Ltd., Verlag. Er wurde 1935 in London gegründet und gab zunächst in Lizenz Taschenbücher, später auch Hardcover-Ausgaben heraus.

Penny Magazine. Englische illustrierte Wochenzeitschrift. Sie wurde 1832 in London von Charles Knight gegründet und gefördert durch die „Society for the Diffusion of Useful Knowledge" (gegr. 1825) des Barons Henry -> Brougham and Vaux. 1845 stellte das Blatt sein Erscheinen ein. Vorläufer und Nachahmungen erschienen in England, Frankreich (Journal des connaissances utiles, gegr. 1831 von Emile de Girardin) und in Deutschland (-> Pfennig-Magazin). Pergamenische Bibliothek, Pergamon. Die Pergamenische Bibliothek war neben der -> Alexandrinischen Bibliothek die bedeutendste Bibliothek des Altertums. Sie wurde wohl von Eumenes II., König von Pergamon (gest. 160/159 v. Chr.), in Pergamon gegründet. Pergament ist ein Beschreibstoff aus enthaarten, geglätteten, ungegerbten Tierhäuten (Schaf-, Ziegen-, Kalbfellen), die unter Spannung getrocknet werden. Herstellung und Gebrauch von Pergament zu Schriftrollen sind im Vorderen Orient seit dem ausgehenden 2. Jahrtausend v. Chr. bezeugt. Die Bezeichnung Pergament steht vermutlich mit der Stadt Pergamon in Verbindung, wo im 2. Jh. v. Chr. eine große Bibliothek mit Schreibbetrieb in Blüte stand (-• Pergamenische Bibliothek). Nicht aus der Antike, sondern aus dem Mittelalter haben wir Kenntnis über die Herstellungsart des Pergaments. Danach wurde die ungegerbte Haut zur Entfernung der Haare in Kalkwasser gelagert und dann in einen Rahmen gespannt, und schließlich wurden mit einem Schaber alle Haar- und Fleischreste abgeschabt. Nach einem Trocknungs- und Glättungsprozess wurde die Haut eingekreidet, um eine weiße Farbe zu bekommen. Schon bei den Römern und besonders in den mittelalterlichen Schreibstuben der Klöster wurde das kostbare Schreibmaterial Pergament oft wieder verwendet, indem alte Pergamentmanuskripte abradiert und neu beschrieben wurden. Solche radierten und wieder beschriebenen Pergamentblätter nennt man Palimpseste (griech.: abgekratzt). Auf diese Weise sind wichtige Texte verlorengegangen. Die Lesung der älteren Schrift wurde früher mit chemischen Mitteln versucht, wobei allerdings die Handschrift vielfach beschädigt wurde; heute wird sie mit Hilfe der Fluoreszenzfotografie sichtbar gemacht. Das Pergament war der wichtigste Beschreibstoff des Mittelalters. In Deutschland wurde es erstmals im 12. Jh. hergestellt. Im Spätmittelalter bildete sich für 339

Perikopenbuch die Pergamentherstellung eigens die Berufsgruppe der Pergamenter. Im 15. und 16. Jh. wurde das Pergament durch das billigere -> Papier ersetzt. Das Pergament hielt sich bis in die Neuzeit in bibliophilen Luxusausgaben (Pergamentdrucken); an seine Stelle treten aber heute feine Papiersorten. Auch zum Einbinden der Bücher wurde das Pergament gebraucht, bis es vom Leder verdrängt wurde. Perikopenbuch -> Lektionar Periodika (Periodica, griech.) heißen Publikationen, deren Verbreitung in regelmäßigen Zeitabständen über einen beliebig langen Zeitraum erfolgt bzw. beabsichtigt ist (z.B. Zeitungen, -> Zeitschriften, -> Schriftenreihen, Serien). Dabei ist es unbedeutend, in welchen Abständen die einzelnen Teile erscheinen; sie müssen jedoch als zueinander zugehörig erkennbar sein (z.B. durch Nummerierung). Periodika sind im allgemeinen einzeln (-• apart) und im -> Abonnement zu beziehen. Periodika (und Schriftenreihen) gehören gemäß -• RAK zu den fortlaufenden Sammelwerken. Gegensatz zu Periodika: -> Aperiodische Schriften Periodische Bibliographie - Schriftgrad von 5 Punkt Kegelstärke (= etwa 2 mm). Der Name soll verdeutlichen, dass der Guss der entsprechenden Typen schwierig und kostspielig ist. Persistent Identifier (dauerhafte Identifikatoren) sind eindeutige Identifikatoren für digitale Ressourcen, die (im Gegensatz zum Uniform Resource Locator — • URL) eine ortsunabhängige Identifikation ermöglichen sollen. Verschiedene konkurrierende Konzepte (Digital Object Identifier, Uniform Resource Name, PURL - Persistent URL) werden derzeit erprobt. Allen Konzepten ist gemeinsam, dass der Zugriff vom Persistent Identifier nicht direkt auf die digitale Ressource erfolgt, sondern ein System (resolver) zwischengeschaltet ist, in dem die jeweils aktuellen Speicherorte verwaltet und für den direkten Zugriff verwendet werden. Weiterfuhrende Informationen werden von der ->· Deutschen Nationalbibliothek im Internet zur Verfugung gestellt (persistent-identifier.de). Persistenz. Unter Persistenz versteht man die Dauerhaftigkeit von Daten. Programmiersprachen sichern die Erhaltung von Daten während eines Pro340

grammlaufs (transient) und können Dateien bearbeiten (erzeugen, lesen, schreiben, löschen) (persistent). Umfangreiche und strukturierte Daten müssen in Datenbanken mit speziellen Verwaltungssprachen gespeichert werden, um ihre Persistenz zu sichern. Personalbibliographie. An der Grenze zwischen - Biobibliographie); zumeist kommen beide Arten vereint vor. Personalbibliographien erscheinen häufig in Verbindung mit einer Würdigung der betreffenden Persönlichkeit, z.B. in Festschriften, Zeitschriften als versteckte Bibliographien. Personal Computer -> Hardware Personalisierung ist die Anpassung insbesondere von webbasierten Systemen an individuelle Eigenschaften und Bedürfnisse des gegenwärtigen Benutzers. (-> Benutzeradaptives System, - · Benutzeradaptierbares System) Personallexikon. Das meist auf einen bestimmten Personenkreis beschränkte (-» Gelehrtenlexikon, Schriftstellerlexikon) oder regional abgegrenzte Personallexikon verzeichnet von Personen Lebensdaten, Anschriften, Arbeits- und Wirkungsstätten, Verdienste u.ä. Personennamendatei. Die korrekte Ansetzung von Personennamen ist eines der ältesten Probleme der alphabetischen Katalogisierung. Zur Unterstützung dieser Arbeit wurde die Personennamendatei (PND) entwickelt, in der den Personen auch Daten zu Lebensdaten und sonstigen Merkmalen zugeordnet sind. Hauptschwierigkeit ist die Behandlung gleichnamiger Personen. Die PND unterscheidet Name von Person und ermöglicht somit die Unterscheidung z.B. der berühmten Person Wilhelm Busch von einem anderen Verfasser gleichen Namens, (siehe auch ->• Normdatei) Personenregister. Ein Personenregister ist ein -> Register, das alle in einem Werk vorkommenden Personennamen alphabetisch geordnet verzeichnet. Das Personenregister steht, wie jedes Register, am Schluss eines Buches. Perthes. (1) Friedrich Christoph (1772-1843). Buchhändler und Verleger. Er gründete 1796 mit J.H. Besser in Hamburg eine Buchhandlung, die als er-

Petrarca ste reine Sortimentsbuchhandlung in Deutschland gilt. 1822 schied er aus der Hamburger Firma aus und gründete in Gotha einen Verlag, der unter dem Namen seines Sohnes Friedrich Andreas Perthes gefuhrt wurde. Die Friedrich Andreas Perthes AG wurde 1922 mit der Deutschen Verlagsanstalt, Stuttgart, vereinigt. Friedrich Christoph Perthes (verheiratet mit einer Tochter von Matthias Claudius) stand mit dem Historiker und Politiker Johannes von Müller (1752-1809), dem Publizisten Friedrich Gentz (1764-1832), dem Staats- und Gesellschaftstheoretiker Adam Heinrich Müller (1779-1829), dem Publizisten Johann Joseph -* Görres (17761848), dem politischen Schriftsteller und Dichter Ernst Moritz Arndt (1769-1860), dem Historiker und Staatsmann Barthold Georg Niebuhr (1776-1831), dem Historiker Leopold von Ranke (1795-1886), dem Juristen Friedrich Carl von Savigny (17791861), den Brüdern August Wilhelm Schlegel (17671845) und Friedrich Schlegel (1772-1829) u.a. in engster Verbindung und gewann sie zum Teil zu Autoren seines Verlages. Perthes zählt zu den Gründern des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Wegweisend war seine Schrift „Der deutsche Buchhandel als Bedingung des Daseyns einer deutschen Literatur" (1816). (2) Johann Georg Justus (1749-1816). Verleger. Onkel von (1). Er gründete 1785 in Gotha die Geographische Verlagsanstalt Justus Perthes, die auf dem Gebiet der Geographie und Kartographie, insbesondere mit großen Atlanten der Kartographen und Geographen Adolf Stieler (1775-1836), Emil von Sydow (1812-1873), Hermann Wagner (1840-1929), Hermann Berghaus (1828-1890), Karl Spruner von Merz (1803-1892), Paul Langhans (1867-1952) sowie den Schul- und Wandatlanten von Hermann Haack (1872-1966) Weltruf erlangte. Die Verlagstätigkeit des Hauses Justus Perthes begann im September 1785 mit der Herausgabe des Almanach de Gotha (Gothaischer Genealogischer Hofkalender), bis heute weltweit bekannt unter dem Begriff „Der Gotha". Die letzten Ausgaben erschienen 1944. Einen weiteren Schwerpunkt bildet ab 1855 die von August Petermann begründete Zeitschrift „Dr. A. Petermanns Mittheilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt". Diese Zeitschrift wurde in ihrer Epoche zur bedeutendsten deutschsprachigen Fachzeitschrift zur Geographie. Nach der Teilung Deutschlands und der im Januar 1953 folgenden Enteignung gründeten Dr. Joachim

Justus Perthes und sein Sohn Wolf-Jürgen Justus Perthes im April 1953 die G e o g r a p h i s c h e Verlagsanstalt Justus Perthes Darmstadt. Den in Gotha verbliebenen, nun volkseigenen Verlag VEB Geographisch-Kartographische Anstalt [Justus Perthes] Gotha führte Hermann Haack weiter. Ihm zu Ehren wurde der DDR-Betrieb im Oktober 1955 in VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha umbenannt. Nach dem Fall der Mauer und der Reprivatisierung des Gothaer Verlags 1992 verkaufte Stephan Justus Perthes im April 1992 das Darmstädter und das Gothaer Verlagshaus an den Ernst Klett Schulbuchverlag Stuttgart. Seit 1995 erscheinen unter dem Markennamen Klett-Perthes geographisch-kartographische Verlagsprodukte (Schulbücher, Lehr- und Lernmittel, Atlanten, Handkarten, Wandkarten, Kalender, wissenschaftliche Lehrbücher und fachdidaktische Publikationen). Die renommierte Zeitschrift „Petermanns Geographische Mitteilungen" wurde im 149. Jahrgang in Gotha eingestellt. Pestblätter. Zur Abwendung der Pest im Mittelalter waren Gebete, vorzugsweise zu den entsprechenden Schutzheiligen, und das Pilgern zu einem Wallfahrtsort üblich. Von solchen Wallfahrten brachte man Heiligenbilder (-• Einblattdrucke) in Holzschnitt oder Kupferstich heim und klebte sie an Wände und Türen oder in Truhen und Gebetbücher, (siehe auch Pestbuch) Pestbuch. Infolge der Bedeutung der Pest als Volkskrankheit im Mittelalter waren die Pestbücher eine weit verbreitete Schriftgattung. Ihren Inhalt bildeten Pestregeln, Gebete zu Schutzheiligen, Pestpredigten u.ä. Das erste gedruckte Pestbuch ist vermutlich die 1473 bei Johann -• Zainer in Ulm erschienene „Pestordnung" des Ulmer Stadtarztes Heinrich Steinhöwel (1412-1482/1483). (siehe auch ->• Pestblätter) Petit (franz.: klein) bezeichnet den Schriftgrad von 8 Punkt Kegelstärke (= etwa 3 mm). Dieser Schriftgrad wird oft verwendet. Petrarca, Francesco (1304-1374). Italienischer Dichter, Humanist, Philologe. Petrarca kann als der erste Buchenthusiast der Neuzeit gelten. Er sammelte leidenschaftlich lateinische Handschriften und bestimmte 1362 seine Büchersammlung zur öffentlichen Aufstellung in Venedig (nicht ausgeführt), (siehe auch ->• Bibliophilie) 341

Petrarcaschrift Petrarcaschrift ist eine andere Bezeichnung für die -> Gotico-Antiqua, weil sie der italienische Dichter und Humanist Francesco Petrarca (1304-1374) geschrieben hat. Petri. Buchdruckerfamilie aus Langendorf an der Fränkischen Saale, die mit Johann Petri (1441 -1511), einem Mitarbeiter von Johann -> Froben, Ende des 15. Jh. in Basel tätig wurde. Adam Petri (gest. 1527), ein Neffe Johanns, machte sich 1509 als Drucker selbständig, druckte lutherische Schriften und arbeitete für auswärtige Verleger, u.a. für Anton -> Koberger. Sein Sohn Heinrich (1508-1579) wurde 1556 geadelt. Mit seinen Söhnen Sixtus und Sebastian (gest. 1627) erlosch die Druckerei. Bei Heinrich Petri erschien erstmals 1541 in deutsch und 1550 in lateinisch die „Cosmographey oder Beschreibung aller Länder" (Cosmographia) des Kosmographen Sebastian Münster (1488-1552), ein grundlegendes Werk der modernen Geographie, das in der Folgezeit noch vielfach aufgelegt wurde. Petrucci, Ottaviano dei (1466-1539.). Italienischer Buchdrucker. Er erfand ein Verfahren zum Druck von -> Musiknoten und zur Wiedergabe von Mensuralnoten mit beweglichen Metalltypen. Petzholdt, Julius (1812-1891). Bibliothekar. Er war Bibliothekar der Könige Johann und Albert von Sachsen und 1839-1887 der prinzlichen Sekundogeniturbibliothek in Dresden. Petzholdt begründete den „Anzeiger für Literatur der Bibliothekswissenschaft" (-> Bibliothekszeitschrift). Pfad. Ein Pfad beim Hypertext ist eine zumeist lineare, mitunter verzweigte, vom Autor vorgeschlagene Lesefolge. Aggregate aus Hypertext-Verknüpfungen bieten die Möglichkeit, eine vorgegebene Menge an Knoten mit einer alternativen Verknüpfungsmenge zu versehen und sie situativ in andere Netze einzubetten. Sequenzen von Verknüpfungen können im Sinne von Guided Tours oder Pfaden vorbereitete Wege durch den Hypertext markieren und somit die Orientierung erleichtern. Derartige Pfade können wie konventioneller Text linear angelegt sein, aber auch Verzweigungen enthalten. Die Auswahl aus den Alternativen einer Pfadverzweigung kann dabei aufgrund der Entscheidung des Lesers oder aufgrund von Kontextbedingungen automatisch erfolgen. Pfennig-Magazin. Illustrierte Wochenzeitschrift. Sie wurde 1833 durch die „Gesellschaft für Verbrei342

tung gemeinnütziger Kenntnisse" in der Leipziger Niederlassung des französischen Verlags Martin Bossange Pere gegründet, von Johann Jakob -> Weber geleitet und 1834-1855 im Verlag F.A. Brockhaus weitergeführt. Vorbild war das -> Penny Magazine. Der niedrige Preis von einem Pfennig trug ebenso zum Erfolg der Zeitschrift bei wie die leicht verständlichen Texte und die Illustrationen, in denen der deutsche Holzschnitt ein spätes Comeback feierte. 1833 betrug die Auflage des einmal wöchentlich erscheinenden Pfennig-Magazins 35 000, bald stieg sie auf 100 000 Exemplare an. (siehe auch Familienzeitschrift) Pfinzing, Melchior (1481-1535). Geheimschreiber Maximilians I. und Propst in Nürnberg und Mainz. Er redigierte zusammen mit Marx -> Treitzsaurwein Maximilians I. selbstbiographisches Epos Theuerdank. Pfister, Albrecht (gest. vor 1466). Buchdrucker in Bamberg. Seine Drucke entstanden zwischen 1460 und 1464. Er druckte volkstümliche deutschsprachige Unterhaltungs- und Erbauungsliteratur, so den „Ackermann aus Böhmen" (1460), eine deutschsprachige Dichtung des böhmischen Frühhumanisten Johannes von Tepl (auch Johannes von Saaz genannt) (gest. 1414[?]), die Fabeldichtung „Der Edelstein" (1349) des Schweizer Ulrich Boner (1324-1349 urkundlich in Bern nachgewiesen), datiert 1461, eine -> Biblia pauperum (deutsch und lateinisch), den deutschsprachigen „Belial" (1464), eine 1382 in lateinischer Sprache entstandene, den Kampf zwischen Christus und dem Satan um die Seele des Menschen schildernde Dichtung. Pfister war der erste Drucker, der Text und Bild in einem Arbeitsgang zugleich druckte; er druckte mit der Mainzer Type der 36zeiligen Bibel (-> Gutenberg, -> Bibel). Erst 1481 erhielt Bamberg mit Johann Sensenschmidt den zweiten Frühdrucker. Pflichtablieferung. Unter Pflichtablieferung versteht man die gesetzlich vorgeschriebene Abgabe von Druckwerken und ggf. anderen Medien an eine Bibliothek. Die abzugebenden Stücke heißen Pflichtexemplare. Pflichtexemplar, Pflichtstück, Freiexemplar oder Freistück nennt man das Exemplar einer Druckschrift (auch eines Bild- oder Tonwerkes u.ä.), das der Verleger bzw. der Drucker (Medienhersteller), biswei-

Physikalische Zeitschrift len beide, aufgrund gesetzlicher Vorschriften an bestimmte Institutionen (Bibliotheken, Sammlungen) zumeist unentgeltlich abliefert; ist dies unzumutbar, wird eine Vergütung gewährt. Auf diese Weise wird gesichert, dass im Zusammenspiel der empfangsberechtigten Stellen die gesamten Veröffentlichungen gesammelt und in ihren bibliographischen Verzeichnissen aufgenommen werden. In Deutschland gibt es sowohl auf Landes- wie auf Bundesebene Regelungen für die - Landesbibliothek abzuliefern. Außer den noch gültigen landesgesetzlichen Vorschriften müssen auch an die -> Deutsche Nationalbibliothek die Verlage von ihren Verlagswerken (Büchern, Neuauflagen, Zeitschriften, Tonträgern u.ä., seit 2006 auch von elektronischen Publikationen im Internet) je ein Pflichtexemplar liefern. Bis 1969 war die Ablieferung eine freiwillige Leistung. Fast alle Kulturstaaten haben heute die Abgabe von Pflichtstücken gesetzlich geregelt. Das Pflichtexemplar wurde ursprünglich zur Durchführung der - Nachdruck gefordert. Die erste Bestimmung über Pflichtexemplare wurde in Frankreich von König Franz 1.1537 erlassen. Im Heiligen Römischen Reich wurden Pflichtexemplare 1608 eingeführt; im Deutschen Reich ab 1871 gab es nur landesrechtliche Regelungen. Pharmakopoe. Die Bezeichnung Pharmakopoe (griech.: Vorschrift für die Arzneizubereitung) wurde im Mittelalter neben Antidotarium (Rezeptbuch für Gegenmittel und andere Arzneien) und Dispensatorium für offizielle Arzneibücher gebraucht. Der erste Druck mit dem Titel „Artzneybuch" des Ortolff von Bayerland erschien 1477 bei Anton Koberger in Nürnberg. Die erste eigentliche Pharmakopoe im Druck stellt das „Ricettario Florentino" vom Jahre 1498 dar. Das erste offizielle Arzneibuch in Deutschland wurde 1546 in Nürnberg als Werk des Valerius Cordus mit dem Titel „Dispensatorium pharmacopolarum" gedruckt. Noch heute ist eine Pharmakopoe ein amtliches (offizielles) Vorschriftenbuch über Beschaffenheit und Prüfung, zum Teil auch Bereitung, Aufbewahrung und Dosierung von Arzneimitteln, die dadurch standardisiert werden. Pharmakopoen gibt es in den meisten Kulturstaaten.

Philipen, Charles (1800-1862). Französischer Zeichner und Publizist. Er gründete 1830 die satirische Zeitschrift „La Caricature", 1832 „Charivari". Philobiblon ist (1) der Titel einer bibliophilen Schrift des Richard de Bury, (2) Titel einer Zeitschrift für Bücherliebhaber (1928-1940), (3) Titel einer Vierteljahresschrift für Buch- und Grafiksammler, herausgegeben im Auftrag der MaximilianGesellschaft (1957-2001, dann eingestellt). Phishing (abgewandeltes „Kofferwort" von engl.: fishing = abfischen; in der Bedeutung: „password fishing") ist eine Tricktäuschung im -> Internet. Dabei wird versucht, einen Empfänger durch eine betrügerische ->• E-Mail zu täuschen. Der Urheber einer Phishing-Mail schickt seinem Opfer offiziell wirkende Schreiben mit der Absicht, ihm vertrauliche Informationen wie Benutzernamen oder Passwörter, PIN oder TAN preiszugeben. Der Betrüger kann dann mit den erhaltenen Daten Geldüberweisungen zu Lasten des Opfers ausführen oder OnlineEinkäufe tätigen. Phonothek -> Diskothek Photogravüre -» Heliogravüre Photolithographic ist ein lithographisches Verfahren (-• Lithographie), bei dem nach der Vorlage ein fotografisches Negativ auf Stein kopiert wird. Die Photolithographie hat die -> Chromolithographie abgelöst. Physikalische Schicht -> Bitübertragungsschicht Physikalische Zeitschrift. Die erste deutsche physikalische Fachzeitschrift „Journal der Physik" wurde 1790 in Halle von Friedrich Albert Carl Gren (Chemiker und Apotheker, 1760-1798) gegründet. Mit ihren Nachfolgern „Neues Journal der Physik", 17951798 und „Annalen der Physik", 1791 ff. erscheint sie noch heute. 1905 erschienen im Band 117 der „Annalen der Physik" drei hochbedeutende Abhandlungen von Albert Einstein, in denen er seine Relativitätstheorie begründete. Ihre besondere Bedeutung hat diese Zeitschrift, weil in ihr eine Vielzahl weiterer bahnbrechender wissenschaftlicher Erkenntnisse publiziert wurde, so auch von Max Planck. Die zunächst in deutscher Sprache verlegte Zeitschrift wird heute auf englisch publiziert, seit 1997 im Verlag Wiley. 343

PI PI Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken Pichler, Alois (1833-1874). Katholischer Kirchenhistoriker. Pichler hat, 1868 als Kaiserlicher Bibliothekar nach St. Petersburg berufen, dort eine ca. 4000 Bände umfassende Bibliothek aus Buchhandlungen, Antiquariaten und öffentlichen Bibliotheken zusammengestohlen. 1871 wurde er deswegen zur Deportation nach Sibirien verurteilt, jedoch 1873 durch Vermittlung des Prinzen Leopold von Bayern begnadigt. Pierer, Johann Friedrich (1767-1832). Verlagsbuchhändler. Er war praktischer Arzt und Leibarzt des damaligen Fürsten, von dem er 1799 die (1594 gegründete) Hofdruckerei erwarb. 1801 gründete er eine eigene Verlagsanstalt, die später sein Sohn Heinrich August Pierer (Altenburg 1794-1850) fortführte. Der Verlag ist vor allem durch sein „Enzyklopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe", 26 Bde., 1822-1836, bekannt geworden. (7. Aufl. 1888-1893.) Pinakes wird der von -> Kallimachos (um 250 v. Chr.) zusammengestellte Katalog der -> Alexandrinischen Bibliothek im Museion genannt. Dieser verloren gegangene Katalog bestand aus 120 Büchern, in denen die vermutlich nach Sachgruppen geordneten Handschriftenrollen verzeichnet waren. Da die Pinakes mehr einer nach Autoren geordneten Literaturgeschichte (Autorenverzeichnis mit bibliographischen und biographischen Angaben) als einem Standortkatalog der vorhandenen Buchrollen ähnelten, hat Kallimachos mit ihnen eine Grundlage für die griechische Literaturgeschichte geschaffen. Pirckheimer, Willibald (1470-1530). Humanist. Er hatte, wie eine ganze Reihe von Humanisten, eine gelehrte Privatbibliothek, die allen Gesinnungsgenossen liberal zugänglich war, was durch sein Exlibris mit dem Wahlspruch „Sibi et amicis" gekennzeichnet war. (siehe auch Bibliophilie) Pirckheimer-Gesellschaft. Die Pirckheimer-Gesellschaft vereint Bibliophile, Freunde der Grafik und Exlibrissammler. Gegründet wurde sie 1956 in Berlin. Sie nennt sich nach Willibald ->• Pirckheimer (1470-1530), dem Humanisten und Bibliophilen. Die Gesellschaft will das Sammeln von schönen und wertvollen Büchern, von Grafik und Exlibris fördern und unterstützen, Kenntnisse über Geschichte 344

und Gegenwart des Buches verbreiten, Mitglieder und Öffentlichkeit mit Werken der Buchkunst und Grafik vertraut machen, zur Entwicklung der grafischen Künste beitragen und das Exlibris pflegen. Viermal im Jahr gibt die Pirckheimer-Gesellschaft mit den „Marginalien" eine Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie heraus, (siehe auch -> Bibliophilie) Pixel (Kunstwort fur „Picture Element") ist das kleinste Element eines digitalen Bildes mit definierten Orts- und Farbkoordinaten. Plagiat. Ein Plagiat (zu lat.: plagium = Menschenraub) liegt vor, wenn die geistige Schöpfung von einem anderen als dem Urheber widerrechtlich verwertet wird (-• Nachdruck) oder wenn das geistige Werk (oder Teile davon) von einem anderen als eigene Schöpfung ausgegeben wird (Diebstahl geistigen Eigentums) (-• Quellenangabe, -> Abdruckrecht). (siehe auch -» Literarische Fälschungen) Plantin, Christoph (uml520-1589). Niederländischer Buchdrucker und Verleger. Er vertrat alle Literaturgattungen der Zeit, vorwiegend jedoch wissenschaftliche Werke und stattete seine Bücher mustergültig aus. Im Auftrag des spanischen Königs druckte er eine achtbändige Polyglottenbibel in fünf Sprachen (Antwerpen 1568-1573). Durch Plantin wurde die Kupferstichillustration in den Niederlanden heimisch. Plantin hatte ein Hauptgeschäft in Antwerpen und je ein Zweiggeschäft in Leiden und Paris. Die Hauptoffizin vererbte er seinem Schwiegersohn Jan -> Moretus; sie bestand bis 1876 und wurde dann von der Stadt Antwerpen als -> Buchmuseum (Musee Plantin-Moretus) eingerichtet, (siehe auch Civilite) Plantin-Moretus-Museum, Antwerpen museum

Buch-

Piatina -> Sacchi, Bartolomeo Plattenstempel. Der Plattenstempel aus Metall dient zur Verzierung von -> Bucheinbänden. Er ist eine Zusammenstellung mehrerer Einzelstempel auf einer Platte, wodurch eine größere Fläche in einem Arbeitsgang verziert werden kann. Jedoch ist das Prägen nicht mehr wie mit den Einzelstempeln von Hand möglich, sondern muss mit einer Presse erfolgen. Anfangs wurden die Plattenstempel im -» Blinddruck, später auch im Golddruck geprägt. Der Plattenstempel wurde in Holland, Frankreich,

Polyhierarchie England und in Deutschland am Niederrhein seit etwa 1470 angewendet; im übrigen Deutschland trat er erst in den ersten Jahrzehnten des 16. Jh. an die Stelle der bisher benutzten Werkzeuge: -> Streicheisen und Einzelstempel. Pleydenwurff. (1) Hans. Maler. Wahrscheinlich aus Bamberg stammend ist er seit 1457 in Nürnberg nachweisbar, wo er 1472 starb. (2) Wilhelm. Sohn von (1) (gest. Nürnberg 1494). Er arbeitete zusammen mit Michael Wolgemut, der Hans Pleydenwurffs Witwe geheiratet und die Werkstatt übernommen hatte. Zum Beispiel fertigten beide die Holzschnitte für die Weltchronik von Hartmann Schedel an. PND

Personennamendatei

Pocci, Franz von (1807-1876). Zeichner. Er arbeitete als satirischer Zeichner für die „Fliegenden Blätter" und die „Münchener Bilderbogen" (-• Bilderbogen). (siehe auch -> Bilderbuch) Pocket book -> Taschenbuch Poeschel, Carl Ernst (1874-1944). Buchdrucker und Verleger. Er war ein Wegbereiter der neuen deutschen -• Buchkunst, gründete mit Walter -« Tiemann die Janus-Presse. (siehe auch -» Tempel-Verlag) Poesiealbum. Das Poesiealbum ist ein Buch, in das Freunde, Verwandte u.a. Sprüche und Gedichte schreiben, (siehe auch -> Stammbuch) Pointille-Stil. Der Pointille-Stil ist eine in Frankreich aus dem Fanfarenstil um 1620 hervorgegangene Einbandschmuckart. Dabei werden feine Linien und Ranken, Spiralen, Arabesken in kleine, dicht gesetzte Punkte aufgelöst (franz.: pointille = punktiert) und dadurch äußerst zartwirkende kleinteilige Muster erzielt, die bevorzugt auf rote Maroquinleder gesetzt werden. Die Prägung erfolgt mit - Supralibros in der Mitte, um das die Pointille-Gebilde bukettartig verstreut sind. Bei den Einbänden im Pointille-Stil kam immer mehr die Doublure in Brauch, hauptsächlich durch Le Gascon, der den Pointille-Stil überhaupt erfunden haben soll. Zu den Le Gascons Stil weiterbildenden Meistern gehört Florimond Badier. In den Niederlanden hat in der zweiten Hälfte des 17. Jh. die Amsterdamer Buchbinderfamilie Magnus, die in erster Linie für die Elzeviers gearbeitet und auf deren Büchern

die Punktmusterung angewandt hat, den PointilleStil zur Blüte gebracht. Der Pointille-Stil trat bis Anfang des 18. Jh. in verschiedenen Variationen auf, bis er vom ->· Spitzenmusterstil abgelöst wurde. Politische Zeitschrift. Politische Zeitschriften befassen sich mit dem Staat, seiner Verwaltung, mit dem Parlament, den Parteien, den politischen Ideologien und Institutionen, allgemein mit politischen Fragen der Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft. Sie entstanden zur Zeit der Aufklärung Anfang des 18. Jh. Vorläufer waren die historisch-politischen Sammelund Fortsetzungswerke des 17. Jh. Eine besondere Gattung der politischen Zeitschriften bilden die satirischen Zeitschriften. Pollard, Alfred Wilhelm (1859-1944). Englischer Bibliograph und Literaturhistoriker. Buchwissenschaft Polydimensionalität ist ein Begriff, der in Zusammenhang mit der Klassifikation und dem Thesaurus gebräuchlich ist. Er besagt, dass jedem Element des Ordnungssystems mehrere Unterbegriffe unterschiedlicher Dimension zugeordnet werden können, z.B. generische Unterbegriffe und partitive Teilbegriffe. Z.B. können ausgehend vom Deskriptor BAUM zwei Ketten verzweigen: BAUM > OBSTBAUM > STEINOBSTBAUM und BAUM > BAUMSTAMM > RINDE (siehe auch - Hierarchische Relation). Das Prinzip der Polydimensionalität ist in der -> Facettenklassifikation (z.B. Colon-Klassifikation) stark ausgeprägt. Der Unterschied zur -» Polyhierarchie ist, dass bei der ein Element mehr als einen direkten Oberbegriff haben kann. Gegenteil: Monodimensionalität wie z.B. bei der -» Monohierarchie realisiert. Polyglotte. Eine Polyglotte (griech.: Mehrsprachigkeit) ist eine mehrsprachige Ausgabe von Texten. Die Bezeichnung wurde lange ausschließlich fur Bibelausgaben verwendet, die neben dem hebräischen und griechischen Urtext meist in Parallelspalten noch mehrere (im allgemeinen der Textkritik dienende) Übersetzungen aufweisen. Die älteste Polyglottenbibel, nach ihrem Erscheinungsort Complutum (Alcalä, Spanien) „Complutenser Polyglottenbibel" genannt, entstand sechsbändig von 1514 bis 1517. Polyhierarchie ist ein Begriff, der in Zusammenhang mit der -> Klassifikation und dem Thesaurus gebräuchlich ist. Er besagt, dass jedes Element 345

Polyptychon des Ordnungssystems im allgemeinen nur einen Oberbegriff besitzt, aber in Einzelfallen ein Element auch mehr als einen Oberbegriff haben kann (z.B. kann die Klasse FAHRGASTSCHIFF sowohl den Oberbegriff PERSONENTRANSPORT als auch SCHIFF haben). In diesen Fällen ist eine Recherche unter mehreren Aspekten möglich, die Suche kann mehrdimensional erfolgen. Eine „schwache" Hierarchie (= Polyhierarchie) liegt also dann vor, wenn ein und derselbe Begriff auf Grund der Berücksichtigung mehrerer unterschiedlicher Merkmale jeweils zwei oder mehr Oberbegriffen zugeordnet wird. Polyhierarchien können in den typischen hierarchischen Klassifikationen beispielsweise durch das Einarbeiten von Verweisungen oder durch die Mehrfacheinordnung eines Begriffs dargestellt werden. Die frühere Konzentration auf monohierarchische Strukturen und damit auf eindimensionale -• Recherchen ist durch den verstärkten Einsatz der Informationstechnik bei der Erarbeitung, Pflege und Anwendung von Klassifikationen vielfach in Richtung auf flexiblere Strukturen aufgegeben worden.

Portal. Portale sind Webangebote im -> Internet, die sich als umfassende Informationsquelle zu einem bestimmten Sachgebiet verstehen. Beispiele sind Portale für Gesundheit, Tourismus oder Einkauf. Dabei werden Inhalte, Dienste und Funktionen integriert und personalisiert. Unternehmensportale stellen diese Form der Integrationsleistung den Mitarbeitern innerhalb eines Unternehmens zur Verfügung. Hier ist ein Portal ein wesentliches Element für die Integration von Geschäftsprozessen und betrieblichen Informationssystemen. Unternehmensportale können in umfassendere Geschäftsarchitekturen integriert sein, die Lieferanten- und Kundenprozesse abbilden.

Polyptychon -> Diptychon

Porträtverzeichnis -> Bildnisverzeichnis

Polysem. Polyseme sind Bezeichnungen, die ausgehend von einer Bedeutung, durch Übertragung, Analogie, geschichtliche oder regionale Auseinanderentwicklung zu unterschiedlichen Bedeutungen geführt haben (z.B. Fuchs, Leitung), oder so allgemein sind, dass sie in ganz unterschiedlichen Kontexten verwendet werden (z.B. Verfahren, System). Polysemie entsteht häufig auch durch umgangssprachliches Weglassen eines ursprünglich vorhandenen spezifizierenden Elements (z.B. Schirm für Regenschirm, Bildschirm usw.). Im Unterschied zu Polysemen hat bei Homonymen keine Auffacherung von Bedeutungen stattgefunden, sondern eine Konvergenz von Bezeichnungen, (siehe auch Homonym)

Post, Herbert (1903-1978). Schriftkünstler, Buchgestalter. Er war Schüler von Rudolf Koch. Posts aus der Schreibschrift entwickelten Druckschriften fanden weite Verbreitung, u.a. die Post-Antiqua (1932). 1955 gründete er eine Privatpresse (HerbertPost-Presse).

Pontificale. Ein Pontificale (lat.) (Pontifikale) ist ein liturgisches Buch der römisch-katholischen Kirche, das die Amtshandlungen mit Gebeten, Gesängen, Segnungen u.a. für den bischöflichen Gottesdienst enthält. Populärwissenschaftliches Buch. Das populärwissenschaftliche Buch (zu lat.: populus = Volk) ist ein gemeinverständliches, aber wissenschaftlich stichhaltig geschriebenes Buch (siehe auch -> Sach346

buch). Entsprechendes gilt für die populärwissenschaftliche Zeitschrift. Pornographisches Buch. Das pornographische Buch ist meist künstlerisch wertlos und stellt in Text und/oder Bild sexuelle Vorgänge mit primitiven Mitteln dar. Pornographische Bücher sind ein Grenzbereich zu den Erotica.

Posthume Ausgabe -> Postume Ausgabe Postille. Eine Postille (lat.) war ursprünglich eine volkstümliche Erklärung von Bibeltexten oder auch ganzer biblischer Bücher, so genannt, weil sie nach den zum Vorlesen im Gottesdienst vorgeschriebenen Bibelabschnitten (den Perikopen [-> Lektionar]) (post ilia verba textus = nach diesen Schriftworten) verlesen wurden. Etwa seit dem 14. Jh. sind Postillen Sammlungen von Predigten für die häusliche Erbauung. Postkoordination ist ein Indexierungsprinzip, bei dem Kombinationen von -> Begriffen während der Suche durch Kombination von Index-Termini gebildet werden und nicht - wie bei der -> Präkoordination - schon bei der Indexierung. Dies ist die gängige Methode beim Retrieval in den meisten -> Datenbanken: Der Benutzer beschreibt sein Suchthema mit Hilfe einfacherer Suchtermini. Histori-

Präkombination sches Vorbild für dieses Prinzip ist das von Mortimer Taube 1950 entwickelte UNITERM-Verfahren, bei dem Komposita vermieden und nur Wörter als elementare Basisbegriffe verwendet wurden. Nachteil: Es entsteht eine große Unschärfe beim Retrieval, denn im Nachhinein ist nicht mehr feststellbar, welche der möglichen Kombinationen in einem konkreten Indexat gemeint war (so kann die Kombination aus Geschichte + Wissenschaft eben Geschichtswissenschaft, aber auch Wissenschaftsgeschichte bedeuten). Postume Ausgabe (lat.: postumus = nachgeboren) nennt man eine nach dem Tode des Verfassers herausgegebene Ausgabe eines einzelnen oder seines Gesamtwerkes. Auch kann sie eine nach letzten Entwürfen und Wünschen verbesserte Ausgabe eines noch zu Lebzeiten des Autors erschienenen Werkes sein, (siehe auch ->• Ausgabe letzter Hand) Postzeitungen. Da in der Entstehungszeit der ->· Zeitungen die Postmeister vielfach den besten Zugang zum aktuellen Nachrichtenstoff hatten, waren sie oft Herausgeber von Zeitungen, den sogenannten Postzeitungen. Erstmalig im Jahre 1621 ist in Frankfurt/M. das von dem kaiserlichen Postmeister Johann von den Birghden herausgegebene Blatt „Unvergreiffliche Postzeitungen" („unvergreifflich" meint: ohne anderen vorzugreifen) als Postzeitungen bezeichnet worden, später als Frankfurter OberPostamts-Zeitung; das Blatt ist erst 1866 erloschen. Der Titel Postzeitung wurde bald auch von privaten Zeitungsverlegern benutzt; in der deutschen Presse verschwand er mit der Einstellung der „Augsburger Postzeitung" (1935). Heute noch ist das Wort Post Titelbestandteil deutscher und angelsächsischer Blätter. Die ersten Postzeitungen zeigten selten einen Erscheinungsort oder Hinweis auf den Drucker und haben meistens eine sehr geringe Auflage gehabt. Da sie zudem früher nicht aufbewahrt wurden, ist es durchaus möglich, dass es noch unentdeckte Postzeitungen gibt, so dass die erste Postzeitung nicht zu ermitteln ist. Potsdamer Protokoll. Das Potsdamer Protokoll aus dem Jahre 1994 ist eine in Übereinstimmung mit dem Bundeskartellamt getroffene Branchenvereinbarung. Das Protokoll enthält preisbindungsrechtliche Mindestkriterien für Ausgaben von Buchgemeinschaften. Diese Kriterien konkretisieren die klassischen vier Erfordernisse für preisbindungskonforme Club-

ausgaben, nämlich die Mitgliedsbindung, den Zeitabstand zur Originalausgabe, den Ausstattungsunterschied und schließlich die Preisdifferenz. Die revidierte Fassung des Potsdamer Protokolls von 2004 räumt in der Frage des Zeitabstands mehr Flexibilität ein. PR -> Öffentlichkeitsarbeit Prachtausgabe. Eine Prachtausgabe ist eine besonders exklusiv ausgestattete Ausgabe eines Buches, neben der eventuell aber auch noch eine einfachere Ausgabe erscheint. Beide Ausgaben haben jedoch die gleiche Satzeinrichtung (d.i. Gestaltung des Satzbildes einer gedruckten Buchseite), (siehe auch -> Liebhaberausgabe, -> Luxusausgabe und -> Vorzugsausgabe) Prachteinbände sind reich mit Gold und Edelsteinen geschmückte -» Bucheinbände. Nach literarischen Quellen hat es sie schon im 4. Jh. gegeben, und sie sind bis ins späte Mittelalter entstanden. Oft wurden sie von einzelnen Herrschern gestiftet oder für diese angefertigt. Die Bezeichnung Kleinodienbände ist zumeist für die mittelalterlichen Prachteinbände üblich, (siehe auch -> Altareinbände) Praetorius, Emil (1883-1973). Bühnenbildner und Illustrator. Er illustrierte u.a. Adalbert von Chamissos „Peter Schlemihl" (1907) und Joseph von Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts" (1914). Prägedruck ist ein erhabener oder vertiefter Druck mit oder ohne Farbübertragung (-» Blinddruck) auf Papier oder Karton. Zum Beispiel werden Wappen, Firmensignets und auch Schrift in Papier, Briefbogen u.ä. geprägt. Pragmatik als Teil der Sprachwissenschaft beschäftigt sich damit, unter welchen Bedingungen eine Äußerung in ihrem Kontext akzeptabel ist. Präkombination. Anders als bei der -> Postkoordination werden bei der Präkombination die Termini bereits zum Indexierungszeitpunkt zu komplexen Themenbeschreibungen zusammengesetzt; dieses Verfahren nennt man Präkoordination. Sind solche Themenbeschreibungen bereits im Vokabular verankert (als Komposita oder Nominalgruppen), so spricht man von Präkombination. Präkombination ist das Prinzip, mehrere oder viele Merkmale in ei347

Präkoordination nem Element einer Dokumentationssprache (-> Klassifikation, -> Thesaurus) zusammenzufassen. Die Tiefe einer Klassifikation könnte man als ein Maß für die Präkombination benutzen, denn mit jeder Stufe einer Abstraktionshierarchie kommt mindestens ein weiteres Merkmal hinzu. Präkoordination ist ein Indexierungsprinzip, bei dem Kombinationen von -» Begriffen bereits während der Indexierung gebildet werden und nicht wie bei Postkoordination - erst während der Suche. Typisches Beispiel für Präkoordination ist die Vergabe von -» Notationen einer hierarchischen -> Klassifikation, oder aber die Bildung von Komposita für die Beschreibung komplexer Sachverhalte. Nachteil: Gerade in der deutschen Sprache mit ihrer starken Tendenz zur Kompositabildung führen Termini wie etwa Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän zu sehr umfangreichen -» Dokumentationssprachen. Bei Klassifikationen werden in der Regel viele Begriffe und Begriffskombinationen von vornherein festgelegt, um für alle bei der inhaltlichen Erschließung auftauchenden Sachverhalte über eine möglichst vollständige Begriffssystematik zu verfugen. Dadurch haben Klassifikationen vielfach einen geschlossenen, starren Charakter, der eine Weiterentwicklung und Anpassung an die Entwicklungen auf dem jeweiligen Gebiet erschwert. Durch das bei Klassifikationen vorherrschende Prinzip der Präkoordination sind in ihnen auch die Möglichkeiten syntagmatischer Begriffsbeziehungen (z.B. Funktionsanzeiger, Verknüpfungsanzeiger, Relatoren, Modifikatoren) eher schwach entwickelt. Denn Klassifikationen, bei denen dieser Verknüpfungsapparat (zu vergleichen mit einer primitiven Grammatik) weit ausgebaut worden ist, können leicht unübersichtlich und damit unhandlich werden. Beispiele für präkoordinierte Systeme sind die Facettenklassifikation oder auch komplexe Nominalgruppen zur Darstellung der in Dokumenten behandelten Themen. Praktikum als Titelwort eines Buches gibt (gemäß seiner eigentlichen Bedeutung: Ausbildung in der praktischen Arbeit als Teil eines Studiums; Kurs mit praktischen Übungen) eine Anleitung zur praktischen Ausübung des erlernten Wissensstoffes. Zuweilen stellt das Praktikum eine Ergänzung zu einem Lehrbuch dar. Präliminarien. Die ISBD für Monographien nennt die Titelseiten eines Buches einschließlich ih348

rer Rückseiten und der Vortitelseite Präliminarien (lat.: Vorverhandlungen, Einleitungssätze). Präsentationstitel. Der Präsentationstitel gibt den Anlass zur Veröffentlichung einer Schrift an (z.B. Jubiläum). Er tritt in der Regel als ->· Vortitel auf. Oft ist der Widmungstitel (-> Dedikation) inhaltlich ein Präsentationstitel. Präsenzbibliothek. Eine Präsenzbibliothek (Präsenz, lat.: Anwesenheit) ist eine Bibliothek, die ihre Bücher nicht außer Haus verleiht, sondern nur in den Lesesälen benutzbar macht (z.B. sind wissenschaftliche Spezialbibliotheken meistens Präsenzbibliotheken) (Gegenteil: Ausleihbibliothek). Sind beim Präsenzsystem die Bücher fast immer zugänglich, so ist andererseits die Benutzung an Lesesäle und deren Öffnungszeiten gebunden. Das Präsenzsystem ist im Ausland (Frankreich, England, Amerika) sehr verbreitet, weniger in Deutschland. Preisbindung -+ Ladenpreis Preprint -> Kongressbericht, Kongressschrift Pre-report

Report

Presse. (1) Eine Druckmaschine, vor allem im Hochdruck, wird gebräuchlicherweise Presse genannt. (2) In der -• Publizistik bezeichnet das Wort Presse ursprünglich alle durch die Druckpresse hergestellten Druckschriften (Presse-Erzeugnisse); seit der Mitte des 19. Jh. werden unter dieser Bezeichnung nur noch die periodischen Druckschriften (-• Zeitung, Zeitschrift) subsumiert. Seitdem ist das Wort Presse auch ein gebräuchlicher Titel oder Titelbestandteil von Zeitungen. Pressearchiv. Pressearchive gab es schon im 18. Jahrhundert. In den deutschsprachigen Ländern Europas entstanden die ersten Redaktionsarchive in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als einige bedeutende bürgerliche Zeitungen wie die Frankfurter Zeitung, die Neue Zürcher Zeitung, das Hamburger Fremdenblatt, der Ullstein-Verlag in Berlin und die Kölner Zeitung erkannten, dass sich mit einem eigenen -» Archiv die redaktionellen Leistungen verbessern lassen, dem Leser damit aber auch schneller und gezielter Auskunft über erschienene Beiträge gegeben werden konnte. Denn von Beginn an besaß das Redaktionsarchiv eine doppelte Aufgabe: es befriedigt den Informationsbedarf der eigenen Redaktion(en), ist aber gleichzeitig eine der populärsten Anlaufstel-

Preußische Staatsbibliothek len für Auskunftsuchende. Damit ist das Redaktionsarchiv nicht nur ein Bürgerinformationssystem, sondern zugleich ein Instrument der von den Zeitungen intensiv gepflegten Leser-Blatt-Bindung. Dies gilt noch heute, obwohl die Informationstätigkeit des Pressearchivs gegenüber Dritten durch die elektronischen Medien und das Internet eine neue Dimension und eine andere Qualität gewonnen hat. Dank der Kommerzialisierung der Archivdienstleistungen wurde das Redaktionsarchiv zum ProfitCenter. Es entwickelte sich, in den letzten Jahren verstärkt, zu einem Teilnehmer am Informationsmarkt, auf dem es seine Dienstleistungen anbietet, und übernahm damit neue Aufgaben. Pressearchive werden nicht nur von Presseverlagen unterhalten, sondern auch von vielen anderen Institutionen. Auch viele Unternehmen der Wirtschaft, vor allem Banken und Versicherungen, verfügen über ein Pressearchiv. Auch die großen Chemieunternehmen unterhalten Pressedokumentationsstellen, oft als Bestandteil einer Stabsstelle für Öffentlichkeitsarbeit. Die spezielle Ausprägung von Pressearchiven der Wirtschaft ist stets bestimmt durch die Interessenlage des Auftraggebers, und die Informationsdienstleistungen richten sich nach dem Bedarfsprofil des Unternehmens, in dem die Dokumentationsstelle angesiedelt ist. Pressedienst

Nachrichtenagentur

Pressefreiheit ist die Freiheit der Verbreitung von Meinungen, Nachrichten, Mitteilungen und sonstigem Gedankengut durch Druck, Hörfunk, Film, Fernsehen und andere Kommunikationsmittel. In Deutschland ist die Pressefreiheit verfassungsmäßig garantiert durch Artikel 5 des Grundgesetzes mit der Einschränkung, dass sie ihre Grenze an den allgemeinen Gesetzen, den Jugendschutzgesetzen, dem Recht der persönlichen Ehre findet, schließlich beim Missbrauch zum Kampf der freiheitlich-demokratischen Grundordnung (Artikel 18, Grundgesetz). Im Mittelalter und im absoluten Staat gab es keine Pressefreiheit. Seit der Aufklärung war sie Bestandteil der Forderung nach freiheitlicher Staatsordnung. Nach etlichen Kämpfen und Rückschlägen wurde die Pressefreiheit in Deutschland durch die Weimarer Reichsverfassung von 1919 verbürgt. 1933-1945 war sie durch Zeitungsverbote und Beschlagnahmen publizistischer Unternehmen aufgehoben. Nach dem Zweiten Weltkrieg machten die vier Besatzungsmächte die publizistische Tätigkeit von einer Lizenz

abhängig. Mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes von 1949 wurde die Pressefreiheit wieder hergestellt, (siehe auch -• Bücherzensur) Pressendrucke sind an sich nur die Drucke von Privatpressen, die auf der Handpresse oder in kleiner Auflage hergestellt werden. Zudem bezeichnet man damit allgemein alle bibliophilen, buchkünstlerisch gestalteten Druckerzeugnisse. Pressvergoldung nennt man das maschinelle Verzieren des -> Bucheinbandes mit Gold im Gegensatz zur Handvergoldung. Die Pressvergoldung kommt bei größeren Mustern zur Anwendung, die mit -»• Plattenstempeln (in der Vergoldepresse) geprägt werden, für die der Druck von Hand nicht ausreicht. Die Pressvergoldung ist ein gebräuchliches Schmuckmittel des -• Verlegereinbandes, heute allerdings nicht mehr mit Echtgold, sondern mit goldfarbener Folie, (siehe auch - Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken Preußischer Gesamtkatalog. Der Preußische (ab 1936: Deutsche) Gesamtkatalog, veröffentlicht zwischen 1931 und 1939, sollte die Bestände der deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken vor 1930 umfassen; er ist ein Bruchstück geblieben. Preußische Staatsbibliothek, Berlin. Die -> Staatsbibliothek zu Berlin wurde 1661 von Friedrich Wilhelm von Brandenburg als „Churfürstliche Bibliothek zu Cölln an der Spree" gegründet und 1701 von Friedrich I. von Preußen in „Königliche Bibliothek zu Berlin" umbenannt. Diesen Namen behielt die Bibliothek bis 1918. 1699 erhielt sie das Recht auf Pflichtexemplare. Im 19. Jh. entwikkelte sie sich zur größten deutschen Bibliothek. Ab 1892 wurden die Neuerwerbungen der Bibliothek in den Berliner Titeldrucken angezeigt, ab 1898 wurde an ihr der Gesamtkatalog der preußischen (ab 1936: der deutschen) Bibliotheken (-»• Preußischer Gesamtkatalog), ab 1904 der -> Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW) (-• Inkunabeln) bearbeitet; 1905 wurde das -• Auskunftsbüro der Deutschen Bibliotheken, 1924 die Zentralstelle für den deutschen Leihverkehr eingerichtet. 1909 wurde der von Ernst von -> Ihne entworfene Neubau „Unter den Linden" bezogen, 1914 eingeweiht. Vorbild für die runde Form seines Lesesaals war das -> Briti349

Primärdokument sehe Museum. Nach dem 1. Weltkrieg wurde sie in „Preußische Staatsbibliothek" und 1954 von der DDR in „Deutsche Staatsbibliothek" umbenannt. Von den im Zweiten Weltkrieg ausgelagerten Buchbeständen kam nach 1945 ein erheblicher Teil nach Marburg, wo er in der „Westdeutschen Bibliothek" treuhänderisch verwaltet wurde; 1964 wurde er als Staatsbibliothek der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nach West-Berlin überführt. Als Gegenstück wurde auf westlicher Seite mit den im Westen ausgelagerten Beständen der Preußischen Staatsbibliothek die „Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz" gegründet. Nach der Wiedervereinigung wurden beide Häuser zum 1.1.1992 unter dem Namen „Staatsbibliothek zu Berlin" in Trägerschaft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zusammengefasst. Die Preußische Staatsbibliothek nahm bis zur Gründung der Deutschen Bücherei wesentliche Aufgaben einer ->• Nationalbibliothek wahr. Leitung der Königlichen Bibliothek/Preußischen Staatsbibliothek: 1886-1905 August -> Wilmanns; 1906-1925 Adolf von Harnack/Paul - Schwenke; 1921-1925 Fritz -* Milkau; 1925-1945 Hugo Andreas Krüß. Primärdokument

Dokument

Primärliteratur. Im Informations- und Dokumentationswesen bezeichnet man Originalarbeiten als Primärliteratur, im Gegensatz zu den die Originalarbeiten erschließenden Literaturformen (->· Sekundärliteratur). (siehe auch Quellenwerk) Prime -> Signatur Printed in... -Vermerk. Wenn Bücher und Zeitschriften ungehindert in die USA eingeführt werden sollen, müssen sie nach den Zollbestimmungen der USA den Printed in (Ursprungsland)-Vermerk enthalten, z.B. Printed in the Federal Republic of Germany (Gedruckt in der Bundesrepublik Deutschland). Print Factory. Print Factories umfassen alle Unternehmen der -» Druckindustrie, bei denen Datenhandling und Repro fehlen. Im Normalfall verfügen sie jedoch über Prepress-Systeme, um Druckformen herzustellen. Die Hauptaufgabe einer Print Factory ist das Vervielfältigen fertig angelieferter, druckreifer Vorlagen. Ihre Aufgabe besteht ausschließlich darin, die Informationen auf verschiedene Bedruckstoffe zu übertragen. 350

Printing on demand (engl.) (Aus-) Drucken auf Anforderung, bei Bedarf, (siehe auch - Digitaldruck) Printmedien (engl.: print = drucken, Druck) sind gedruckte Medien (Bücher, Zeitschriften, Zeitungen) im Unterschied zu ungedruckten Medien: -»Audiovisuelle Medien, -> Neue Medien. Privatbibliothek. Bibliotheken im Besitz von Privatpersonen heißen Privatbibliotheken. Sie können auch der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die ersten Privatbibliotheken tauchten im 5. vorchristlichen Jahrhundert auf (-»Büchersammlung). Im ausgehenden Mittelalter fanden sich beim Adel und beim aufstrebenden Bürgertum einzelne Privatbibliotheken, die dann unter dem Einfluss des Humanismus immer häufiger wurden. Von der Renaissance an gab es bedeutende private Büchersammlungen von Bibliophilen, und besonders im 18. Jh. erreichten die Bibliotheken der Professoren zum Teil einen erstaunlichen Umfang. Derartige große Privatbibliotheken gibt es heute nur selten, (siehe auch -> Bibliotheksgeschichte) Privatdruck. Ein Privatdruck ist der auf Kosten einer Privatperson hergestellte Druck einer Schrift, der außerhalb des Buchhandels und in beschränkter Auflage für einen kleinen Leserkreis erscheint. Er ist oft bibliophil ausgestattet. Häufig werden auch nicht im Buchhandel erhältliche Veröffentlichungen von Institutionen, Vereinen, Firmen u.ä. als Privatdrucke bezeichnet. Privatpresse. Eine Privatpresse ist eine von einer Privatperson betriebene DruckofFizin zur Herstellung von -> Handpressendrucken (seltener von Schnellpressendrucken). Privatpressen gab es schon in der Frühdruckerzeit. Bei ihnen handelte es sich meist um Druckereien von Gelehrten, welche die Herstellung ihrer eigenen Werke überwachen wollten. Zum Beispiel errichtete der deutsche Mathematiker und Astronom Regiomontanus (Johannes Müller) (14361476) in Nürnberg eine Druckerei, in der er 14741475 neun, meist eigene Bücher druckte. Der dänische Astronom Tycho Brahe (1546-1601) unterhielt von 1584 bis 1597 eine Privatpresse. Die Privatpressen entwickelten sich vermehrt Ende des 19. Jh. als Gegenströmung zu der maschinellen Herstellung von Büchern. Mit der sorgfältigen Gestaltung und Ausstattung auf Handpressen verfolgen die Privatpressen keine geschäftlichen Interessen, sondern

Produktionsregel künstlerische und bibliophile Ziele. Von großem Einfluss auf die privaten Bestrebungen der Bucherneuerung war die von dem englischen Dichter, Kunsthandwerker, Bibliophilen sowie Reformator der englischen und europäischen Buchkunst William Morris (1834-1896) im Jahre 1891 in der Londoner Vorstadt Hammersmith begründete Keimscott Press. Sie war das Vorbild für die nachfolgende Doves Press, ebenfalls in Hammersmith, die von dem britischen Buchdrucker und Buchbinder Thomas James Cobden-Sanderson (1840-1922) zusammen mit dem Buchdrucker Emery Walker (1851-1933) 1900 eingerichtet wurde. Beide waren zuvor in der Keimscott Press tätig gewesen. In den USA entstanden 1893 die Merrymount Press in Boston (Mass.) und die -»• Roycroft Press in East Aurora (New York), die in den Vereinigten Staaten einen ähnlichen Einfluss auf die Reform der Buchdruckerkunst hatten wie die Keimscott Press. Nach englischem Vorbild kam es in Deutschland erst Anfang des 20. Jh. zur Gründung von Privatpressen, so 1907 der von Carl Ernst -> Poeschel (1874-1944) und Walter -· Wiegand (18841961) die —»Bremer Presse gegründet, die eine überragende Stellung eingenommen hat. Die ursprüngliche Absicht, das maschinell hergestellte Massenbuch wieder zu einer individuell-künstlerisch gestalteten Einheit zu erheben, war das Motiv auch der nachfolgenden Gründungen und ist auch noch der Zweck der heutigen Privatpressen, (siehe auch -> Minipressen) Privilegien

Bücherprivilegien

Probabilistisches Retrieval. Die üblicherweise beim Information -»• Retrieval verwendeten Modelle berechnen unterschiedliche Arten von Ähnlichkeiten zwischen Fragen und Dokumentbeschreibungen. Dabei wird jedoch innerhalb des jeweiligen Modells keine Aussage darüber gemacht, inwieweit die jeweilige Vorschrift zur Berechnung des Retrievalwertes das angestrebte Ziel erfüllt, eine hohe Retrievalqualität zu erreichen (siehe auch -> Informa-

tion-Retrieval-Modell). Im Unterschied dazu kann für probabilistische Modelle gezeigt werden, dass ein Zusammenhang zwischen Modell und Retrievalqualität tatsächlich existiert. Probabilistische Modelle schätzen die Retrievalwahrscheinlichkeit, also die Tatsache, dass ein Dokument als relevant beurteilt wird, und ordnen die Dokumente nach dieser Wahrscheinlichkeit. Diese Vorgehensweise bezeichnet man als probabilistisches -> Ranking. Solch eine Anordnung fuhrt zu optimaler Retrievalqualität: Ein Benutzer sieht sich die Dokumente in der Rangordnung von oben nach unten durch und bricht irgendwann ab. Bricht er nach einer vorgegebenen Anzahl von Dokumenten ab, so sind Recall (-• Vollständigkeit) und Precision (-• Genauigkeit) maximal; will er eine vorgegebene Anzahl relevanter Dokumente (vorgegebener Recall), ist wiederum die Precision maximal. Ein Beispiel für ein probabilistisches Retrieval-Modell ist das Retrieval mit binärer Unabhängigkeit. Probeabzug -> Andruck Probeband. (1) Der Buchbinder legt dem Verleger vor Beginn der Bindearbeit an einem Buch einen Probeband vor, um an ihm den vorgesehenen Einband prüfen und genehmigen zu lassen. (2) Der Verleger lässt zu Werbezwecken oder fur Ausstellungen von noch nicht erschienenen Büchern Probebände anfertigen, um dadurch Vorbestellungen zu erzielen. Derartige Probebände enthalten meist nur die Titelbogen, sonst leere Bogen, so dass der endgültige Umfang der Bücher ersichtlich ist; deshalb werden sie auch Umfangmuster genannt. Probedruck

Andruck

Probierbuch (Prüfbuch). Die zur älteren Bergbauliteratur gehörenden Probierbücher (Prüfbücher) enthalten Erfahrungen über die Prüfung und Scheidung der im Bergbau und Münzwesen gewonnenen Metalle. Das erste gedruckte „Probirbüchlein" erschien ohne Orts- und Jahresangabe um 1518. Proceedings (engl.: Verhandlungen, Berichte [von Körperschaften]) ist im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch ein Titelbestandteil von Kongressschriften. Produktionsregel. Ein Wissensbasiertes System enthält neben den logikbasierten Formalismen die Produktionsregeln. Unter einer Produktionsregel versteht man eine mit einer Vorbedingung versehe351

Profil ne Aktion. Die Aktion gilt als ausfuhrbar, wenn die Vorbedingung erfüllt ist. Die Vorbedingungen werden auf einer Menge bekannter Fakten ausgewertet. Eine durch eine Produktionsregel angestoßene Aktion kann in der Faktenmenge Änderungen vornehmen. Eine Menge von Produktionsregeln, eine zugehörige Faktenmenge und ein Mechanismus, der Produktionsregeln aufAusführbarkeit testet und ihre Aktionsteile bei erfüllter Vorbedingung zur Ausführung bringt, nennt man ein Produktionssystem. Profil -»Interessenprofil Profildienst

SDI

Programm (griech.: Bekanntmachung) bedeutet (1) Spielfolge, Folge von Darbietungen, (2) Blatt oder Heft mit der Darbietungsfolge (Theaterprogramm, Fernsehprogramm), (3) Arbeitsplan, Vorhaben, (4) Darlegung der Ziele und Grundsätze (einer Partei, Regierung), (5) Angebot mehrerer zusammengehöriger oder zusammengestellter Waren, (6) bei automatischen Maschinen: Aufeinanderfolge von Schaltvorgängen, (7) einem Computer eingegebene Anweisung oder Folge von Arbeitsanweisungen zur Lösung einer bestimmten Aufgabe, (siehe auch Programm-Abhandlung, ->· Programmiersprache) Programm-Abhandlung. Programm-Abhandlungen (Programme [griech.], Programmschriften, Schulprogramme, Schulschriften) sind die früher von Schulanstalten im deutschsprachigen Raum herausgegebenen Jahresberichte (mit Übersicht über Kollegium, Schülerzahl, Abiturienten u.ä.), denen wissenschaftliche Abhandlungen der Lehrer beigefügt waren. Vorgänger der heute nur noch wenig bekannten Schulprogramme sind einerseits die Disputationen und die Dissertationen der Universitäten, deren Thesen programmatisch vorher in gedruckter Form bekannt gegeben wurden, und andererseits die Programme der Universitäten, in denen zu Veranstaltungen eingeladen wurde. Die Programmschriften, mit denen die Schulanstalten ihren wissenschaftlichen Rang (zumindest im Unterricht der höheren Klassen) beweisen wollten, kamen im 17. Jh. auf und waren bis ins 20. Jh. mit zum Teil namhaften Autoren verbreitet. Ihre feste Form erhielten sie Anfang des 19. Jh., als aufgrund der Humboldtschen Reformen die Schulanstalten von den deutschen Landesregierungen zur Herausgabe der Schulprogramme verpflichtet wurden, die zudem ihren Austausch unter den Schulen und ihre Ablieferung an 352

wissenschaftliche Bibliotheken regelten. Ähnliches galt für Österreich. Heute gibt es auch Programmschriften von Hochschulen und Akademien. Programmcode

Programmiersprache

Programm der Bundesregierung 1996-2000. Unter dem Titel „Information als Rohstoff für Innovation" (herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie - BMBF), auch als Programm der Bundesregierung 1996-2000 bezeichnet, ist das vorläufig letzte Förderprogramm für die Fachinformation bzw. Information und Dokumentation, (siehe auch -• IuD-Programm, -> Fachinformationsprogramm) Programmiersprache. Eine Programmiersprache ist eine künstliche Kommandosprache zur Kommunikation zwischen Mensch und -• Computer, die genaue Angaben zu einer Kette von internen Verarbeitungsschritten, deren Daten, Struktur und deren Verlauf in Abhängigkeit von internen oder externen Ereignissen enthält. Es wäre sehr umständlich und mühsam, die vielen Formen der Informationsverarbeitung als Binärzahlen zu kodieren. Daher hat sich schnell ein Übersetzungsmechanismus etabliert, der häufig verwendete Zahlen und Zeichen und häufig verwendete grundlegende Operationen in symbolischen Befehlen angibt. Eine weitere technische Einrichtung übersetzt dann diese Angaben in interne Daten, einfachste Datenänderungsbefehle und Kontrollanweisungen, die der Computer dann schließlich ausführt. Wird ein Programmtext als Ganzes übersetzt, spricht man in bezug auf den Übersetzungsmechanismus von einem Compiler (Programm, welches den Maschinen-Code liefert, der direkt vom Prozessor verstanden wird; Objectcode, EXEDatei). Wird ein Programmtext hingegen jeweils Schritt fur Schritt übersetzt und jeweils ein übersetzter Schritt sofort ausgeführt, spricht man von einem Interpreter. Eine logische Abfolge von Befehlen in einer Programmiersprache nennt man allgemein Algorithmus, Programm, Programmcode, Quelltext (-* Software). Die meisten Befehle einer Programmiersprache lassen sich auf fünf Hauptkategorien zurückfuhren: Eingabe, Ausgabe, mathematische Berechnung, Vergleich und Auswahl, Wiederholung. Programmiersprachen werden in verschiedene Generationsklassen eingeteilt: (1) Maschinensprachen: Binäre Prozessorbefehle, absolute (direkte) Speicheradressen; (2) Assemblersprachen: Mnemotechnische

Provenienz (symbolische) Abkürzungen für binäre Prozessorbefehle, Verwendung von Variablen (z.B. anstatt absoluter Speicheradressen). -> Assembler werden heute noch für systemnahe und technische Anwendungen verwendet; (3) Problemorientierte Sprachen (z.B. FORTRAN, COBOL, C++, - JAVA): Eigene Anweisungen unabhängig von Prozessortyp und Rechenanlage. Sie beinhalten diverse Hilfskonstrukte zur Formulierung von Algorithmen wie Schleifen, Auswahl, Unterprogrammaufruf etc. sowie verschiedenartige Programmierparadigmen (imperativ/objektorientiert); (4) Spezielle (datenorientierte) Sprachen (z.B. SQL, NATURAL): Beschreiben nicht mehr den Lösungsvorgang, sondern bestimmen nur noch Ergebniseigenschaften. Sie eignen sich nur für spezielle Bereiche wie z.B. Datenbankabfragen; (5) Wissensorientierte Sprachen (z.B. LISP, -» PROLOG): Anwendung im Bereich der KI (-• Künstliche Intelligenz). Es werden Lösungen mit Hilfe von Logik-basierten Konstrukten (Regeln, Funktionen, Rekursion, Backtracking etc.) aufgestellt. Programmschrift -• Programm-Abhandlung Programmzeitschrift. Programmzeitschriften, Rundfunk-, Fernsehzeitschriften sind wöchentliche, meist in mehreren Regionalausgaben erscheinende Publikumszeitschriften mit Vorankündigungen der Rundfunk- und Fernsehprogramme, Berichten über Schauspieler, Mitwirkende, Einzelsendungen, Kritiken u.ä. Der Leserbindung dient oft ein -» Fortsetzungsroman. Die Vorläufer der Programmzeitschriften waren die technischen Vereinszeitschriften der Funkamateure und Radiobastler. Die erste deutsche Programmzeitschrift war „Der Deutsche Rundfunk", Berlin 1923-1941. Prolegomena. Eine Vorbemerkung, Einleitung, ein Vorwort, eine Einführung in ein Werk bezeichnet man auch als Prolegomena (griech.). Prolog. Ein Prolog (griech.) ist ein Vorwort, eine Vorrede, Einleitung eines literarischen Werkes. Gegensatz: Epilog PROM -> ROM Promotionsstudium senschaft

Studium Informationswis-

Proof (engl.: Probe) bezeichnet in der Drucktechnik die Simulation des zu erwartenden Druckergebnisses. Beim -» Offsetdruck oder -> Tiefdruck bei-

spielsweise ist die spätere Korrektur von Satzfehlern sehr aufwändig. Daher werden vorab auf -• Archivgut-Auswertung. 353

Provenienzexemplar

Provenienzexemplar. Ein Provenienzexemplar (lat.: Herkunft) ist ein Buch, das, nachweisbar durch einen Besitzvermerk (-• Exlibris, -> Supralibros), aus einer berühmten Bibliothek stammt. Prozedurales Gedächtnis -> Gedächtnis Prozessor. Prozessoren sind die hardwaretechnische Entsprechung fur die Zentrale Recheneinheit. Dabei wird zwischen den Bauarten CISC und RISC unterschieden: CISC-Prozessoren (complex instruction set computer) besitzen einen umfangreichen Befehlssatz auf Maschinenebene und gelten immer noch als Standard im PC-Bereich. RJSC-Prozessoren (reduced instruction set computer) hingegen stellen zwar nur einige wenige Befehle zur Verfügung (dies bedeutet mehr Aufwand bei der Erstellung des ->· Betriebssystems und ->· Programmiersprachen), sind dafür aber wesentlich schneller als die der Bauart CISC. Prozesstiefe. Die Prozesstiefe ist ein Stufenmaß für die Fertigungstiefe eines Unternehmens der ->• Druckindustrie. Einstufige Unternehmen konzentrieren sich auf den Druck. Sie verfügen zumindest über eine Prepress-Abteilung für die Druckformherstellung und den Druck. Vollstufige Betriebe verfügen in der Regel über eine Vorstufe mit Repro und Prepress, Druck und Weiterverarbeitung. Die Prozesse, die ein Unternehmen nicht anbietet, können als Prozesspotenziale bezeichnet werden. Da in jeder Drukkerei der Prozess „Druck" vorhanden ist, bieten vorund nachgelagerte Bereiche besonders viele Entwicklungsmöglichkeiten.

Bosetzky alias -ky). Manchmal geben sich Frauen auch männliche Namen mit einem Pseudoandronym (ζ. B. Karen Blixen alias Isak Dinesen) oder umgekehrt. Das Traduktionym wiederum ist die Übersetzung des wirklichen Namens in eine andere Sprache (ζ. B. lateinisch: Georg Bauer alias Georgius Agricola). Im Mittelalter und der frühen Neuzeit war dies gebräuchlich, da besonders in akademischen Kreisen und auch in der Politik Latein zur Verständigung gebraucht wurde. Pseudoverlag. Ein Pseudoverlag oder Druckkostenzuschussverlag ist ein Unternehmen, bei dem der Autor den Druck seines Buches bezahlt. Im englischen wird diese Form treffender Weise als „Vanity Press" (vanity = Eitelkeit) bezeichnet. Selten gelangen derartige Bücher in den Buchhandel. Ptolemäische Bibliothek -> Alexandrinische Bibliothek Public-Key-Verfahren

Verschlüsselung

Public library. In England und in den USA bildete sich seit der Mitte des 19. Jh. der Bibliothekstyp der Public library (engl.: Öffentliche Bibliothek) heraus, der allen Schichten der Bevölkerung dienen wollte, sowohl allgemeinbildende als auch wissenschaftliche Literatur sammelte und in liberaler Weise bereitstellte. Für den Ausbau der deutschen -> Öffentlichen Bibliotheken wird die Public library immer wieder als Vorbild genannt, (siehe auch -> Subscription library) Public Relations -> Öffentlichkeitsarbeit

Prüfbuch -»Probierbuch Publikation Psalter (zu griech.: Psalmen = Saitenspiel, Gesang, Loblied, lat.: Psalterium) ist eine Sammlung von Liedern, insbesondere den Psalmen des alten Testaments. Pseudonym (griech.) ist ein -«· Deckname, besonders von Schriftstellern, Bühnenkünstlern u.a. Werke, die mit einer anderen als der Verfasser-Angabe erscheinen, heißen ebenfalls Pseudonyme. Die Pseudonymen Schriften werden zur sogenannten verkleideten Literatur gezählt. Sonderformen des Pseudonyms sind Anagramme (ζ. B. Paul Celan alias Paul Ancel), Ananyme, bei dem der wirkliche Name rückwärts gelesen wiedergegeben wird (ζ. B. Kurt W. Marek alias C. W. Ceram) sowie Kryptonyme, das nur einzelne Buchstaben enthält (ζ. B. Horst 354

Veröffentlichung

Publikumskatalog -> Dienstkatalog Publikumszeitschrift. Publikumszeitschriften sind leserorientierte ->· Unterhaltungszeitschriften, die in hoher Auflage und meist wöchentlich erscheinen. Sie wollen ein breites Publikum ansprechen und sind deshalb in ihrem Inhalt möglichst allgemein gehalten und anziehend aufgemacht und gestaltet. Zu den Publikumszeitschriften zählen -> Illustrierte, Familienzeitschriften, -> Frauenzeitschriften, - Programmzeitschriften, Wochenendzeitschriften, im weiteren Sinne auch Rätselhefte, -> Comics, Themenreihen. In Deutschland umfasst das Sortiment dieser Gattung rund 1700 Titel.

Putnam Publishing on demand (engl.) ist das Publizieren auf Anforderung, bei Bedarf, (siehe auch -> Books on Demand) Publizieren (lat.: publicare = mitteilen, öffentlich machen) bedeutet: etwas (Werk, Aufsatz u.ä.) veröffentlichen. Publizist ist der Zeitungsschriftsteller, der politische Schriftsteller, der -* Journalist. Publizistik (lat.) bedeutet die Vermittlung von Informationen und Meinungen, besonders mit Hilfe der Medien Presse, Hörfunk, Fernsehen. Die Publizistikwissenschaft ist die Nachfolgerin der Zeitungswissenschaft und etablierte sich unter dieser Bezeichnung in den 1920er Jahren. Inzwischen wurde die Disziplin an vielen Universitäten duch den Begriff „Kommunikationswissenschaft" abgelöst, (siehe auch DGPuK) PubMed - MEDLINE Pultbibliothek de

Pultsystem; -+ Bibliotheksgebäu-

Pultsystem. Im späten Mittelalter wurden in den Kollegien- und Klosterbibliotheken, bedingt durch den Wissenschaftsbetrieb, die Bücher auf ein- oder zweiseitigen Pulten untergebracht (Pultsystem, Pultbibliothek), und zwar angekettet (-• Kettenbuch) liegend auf den Pultdeckeln oder später (aus Raumnot) stehend unterhalb der Pultplatte. Die Pulte standen meist quer im Raum. Die die ganze Bodenfläche (wie in einem modernen Magazin) ausnutzende Anordnung von Quergestellen findet sich zunächst in den Oxforder Colleges, wird u.a. beim Bau der -> Bodleiana (1598) und beim Bibliotheksbau für das Trinity College, Cambridge, (1676-1695) von seinem Architekten Christopher -> Wren übernommen. Die stehende Aufbewahrung der Bücher und die durch den wachsenden Bücherbestand notwendig gewordene Anbringung von Ablagebrettem über und unter den Pulten bildeten den Übergang zu den

heutigen Bücherregalen. Das Pultsystem eroberte im 15. Jh. alle Bibliotheksgattungen; seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. wurde es allmählich von dem Wandsystem abgelöst. Gelegentlich hielt es sich noch bis in die Neuzeit (z.B. -»· Biblioteca Malatestiana in Cesena, -Du Maurier u.a.) war eine der ältesten und erfolgreichsten satirischen Zeitschriften. Der Punch prägte den Begriff „Cartoon" als Bezeichnung für eine komische oder satirische Zeichnung. Seine höchste Auflage hatte das Magazin in den 1940er Jahren mit etwa 175 000 Exemplaren. 1992 wurde die Zeitschrift eingestellt, 1996 wieder belebt, doch im Jahre 2002 kam das endgültige Aus. Punkt -> Typographischer Punkt Punze. Die Punze (ital.: Stoß, Stempel) ist ein Stahlstempel mit erhaben gearbeiteten Bildern, auch Buchstaben (-• Schriftstempel), der in Metallplatten (z.B. beim Schrotschnitt) getrieben wird. Beim -> Handeinband, hauptsächlich beim -> Lederband, dient die Punze vielfach zur Verzierung. Purgierte Ausgabe -» Editio expurgata Püterich von Reichertshausen, Jakob (um 14001469). Bayerischer Ritter aus altem Münchener Stadtadel, herzoglicher Rat am Hofe Albrechts IV. in München. Als ein Liebhaber und eifriger Sammler älterer deutscher Literatur hat er mehrere Bücher gestohlen, wie er in einem von ihm 1462 verfassten „Ehrenbrief' selbst gestand. Putnam, Herbert (1861 -1955). Amerikanischer Bibliothekar. Er übernahm 1899 die Leitung der -> Library of Congress, Washington, D.C.

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Q Quadrata -»Kapitalis (Kapitalschrift) Quadräteln war eine bei den Buchdruckern im Zeitalter des -> Bleisatzes beliebte Art Würfelspiel. Anstatt mit Würfeln wurde mit den im Bleisatz verwendeten -» Gevierten gespielt, also den Bleistükken, die für Leerzeichen verwendet wurden. Gespielt wurde, indem mit drei bis fünf Gevierten geworfen wurde. Jede obenliegende Einkerbung ergab einen Punkt. Wenn ein Geviert aufrecht stehen blieb (ein „König"), war dies ein automatischer Sieg. Qualifikation

Ausbildung

Qualitätsmanagement soll organisationsintern und -extern Qualität systematisch analysieren, planen, organisieren, sichern und kontrollieren. Es geht dabei darum, Effektivität, Effizienz, Nutzen und -> Relevanz einer Dienstleistung einzuschätzen und zu bewerten. Für die Dienstleistungen von Bibliotheken beschreibt DIN ISO 11620 Qualität als „die Gesamtheit von Merkmalen und Eigenschaften eines Produktes oder einer Dienstleistung, die sich auf die Fähigkeit der Bibliothek auswirken, festgestellte oder implizierte Bedürfhisse zu befriedigen". Quart (zu lat.: quartus = der vierte), in Zeichen: 4°, ist ein -> Buchformat. Bei einem Buch im Quartformat besteht der -> Druckbogen aus 4 Blättern mit 8 Seiten. Das Quartformat wird vor allem für Tafelund Kartenwerke sowie für Zeitschriften gebraucht. Quasi-Synonym

Äquivalenzrelation

es sich vor allem um die Werke der Dichtung und der Belletristik. Man nennt Quellenschriften -* Primärliteratur; das gesamte über diese Quellen verfasste Schrifttum bildet die Sekundärliteratur. Man unterscheidet bei Quellenschriften: Originalquellen mit eigenständigem („originalem") Inhalt in der ursprünglichen Veröffentlichungsform (z.B. die - graue Literatur, und von wissenschaftlichem Interesse sind Reports, Normen, Patentschriften, Behördenschrifttum und -> amtliche Druckschriften. In den Bereich der Sekundärliteratur gehören Monographien (-• Sachbücher, Fachbücher, - > Lehrbücher, -» Kommentare, --> Sammelwerke, -> Schriftenreihen, -> Hochschulschriften, Nachschlagewerke). Quelltext -> Programmiersprache

Quellenangabe. Bei Entlehnungen und Zitaten aus einem fremden Werk schreibt das Urheberrecht eine Quellenangabe vor.

Quentell, Heinrich (gest. 1501). Buchdrucker in Köln. Accipiesholzschnitt, Bilderbibel

Quellenedition -> Quellenwerk

Quertitel. Ein Quertitel ist ein -» Buchtitel, der, meist mit Verfasserangabe, auf dem Buchrücken in Querrichtung, also von links nach rechts angebracht ist. Er hat gegenüber dem Längstitel den Vorteil der besseren Lesbarkeit bei stehenden Büchern. Der Quertitel ist bei schmalen Buchrücken nicht anwendbar.

Quellenwerk ist ein wissenschaftliches oder fachliches Buch (-» Fachbuch), das einen Gegenstand zum erstenmal abhandelt und daher oft als Quelle für weitere Arbeiten und Forschungen auf demselben oder einem verwandten Gebiet herangezogen werden kann. In der Geschichtswissenschaft sind dies die Chroniken, -> Annalen, - Regesten, Akten, Verträge, -» Gesetze, -> Memoiren, Briefe u.ä. In der Literaturwissenschaft handelt 356

Queue. Die Queue (franz.: Schwanz) ist der Unterschnitt eines Buches, im Gegensatz zum -> Oberschnitt.

R

Rabatt -» Buchhändlerrabatt; -» Kundenrabatt; -» Sondeφreise Radierung. Eine Radierung (von lat.: rädere = schaben) ist ein grafisches Tiefdruckverfahren. Für den -» Tiefdruck werden einer glatten, ebenen Oberfläche Vertiefungen eingefugt, in denen Farbe haften bleibt, wenn man die gesamte Platte einfärbt und die auf der Oberfläche stehende Farbe wieder abwischt. Durch Aufpressen eines angefeuchteten Papiers wird die Farbe aus den Vertiefungen und Rillen wieder herausgesogen. Im Gegensatz zu den Hochdruckverfahren setzt der Tiefdruck die Benutzung einer Walzendruckpresse voraus. Die Druckplatten bestehen überwiegend aus Kupfer, mitunter auch aus Zink oder Messing. -> Stahlstiche werden entweder durch Ausglühen und spätere Neuhärtung oder durch Ätzung gefertigt, haben jedoch nur eine untergeordnete Bedeutung. Es werden auch andere Materialien wie Kunststoff, Holz oder Stein als Ausgangsmaterial für Tiefdrucke verwendet. Geschichte: Die Technik der Radierung entwickelte sich im 16. Jahrhundert aus dem Kupferstich. Mit der Entstehung der Papiermühlen im 15. Jahrhundert tauchten die ersten „Drucke" auf, welche vor allem Waffenschmiede und Goldschmiede herstellten, indem sie Ruß in die Vertiefungen ihrer Verzierungen rieben und Abdrücke nahmen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kupferradierung als eigenständiges künstlerisches Ausdrucksmittel von Künstlern wie Rembrandt, Goya und Tiepolo verwendet. Radio -» Hörfunk Radio Frequency Identification -+ RFID-Technologie Rahmenstruktur. Die Rahmenstruktur (Wörterbuchtextstruktur, Megastruktur) beschreibt die übergeordneten Elemente eines lexikographischen Nachschlagewerks (-• Enzyklopädie, -> Lexikon) in ihrem Zusammenspiel: Umtexte und Lemmaliste(n). Umtexte enthalten alle die Teile des lexikographischen Nachschlagewerks, die nicht Teil der Lemmaliste(n) sind: Vorwort, Benutzerführung, Einleitung,

fachliche Einführung, Grammatik, Register und Anhänge sowie ausgelagerte längere und im Bezug auf die lemmatisierten Lexeme übergreifende Artikel. In elektronischen lexikographischen Nachschlagewerken wird bei Rahmentexten die aus dem Buch bekannte lineare Abfolge der Elemente auf Grund des Mediums in eine horizontale Informationsarchitektur aufgebrochen. Die Rahmentexte stehen nicht mehr in einer Seitenabfolge. RAK. Die Regeln für die alphabetische Katalogisierung sind in Deutschland und Österreich seit den 1980er Jahren weit verbreitet. Die erste Ausgabe erschien 1976 (DDR) bzw. 1977 (BRD). Die Version für die Wissenschaftlichen Bibliotheken (RAKWB; Gegenstück: RAK-ÖB) erscheint seit 1993 als Loseblattausgabe; darüber hinaus existieren verschiedene Sonderregeln (ζ. B. RAK-Musik für Musikalien oder RAK-NBM für Nichtbuch-Materialien). Die RAK sind wie die -» AACR sehr komplex und noch stark auf Zettelkataloge ausgerichtet. Die Vorarbeiten für ein grundlegend erneuertes Regelwerk (RAK2) wurden im Zug der Diskussion um einen möglichen Umstieg auf AACR2 im Jahr 2001 ausgesetzt. Charakteristisch für die RAK sind u. a. die originalsprachliche Ansetzungsform und eine Vorliebe für rein formale Entscheidungskriterien, z. B. bei der Entscheidung, wann eine Körperschaft die Haupteintragung (-• Eintragung) erhält. Die RAK stehen in der Nachfolge der „Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken - PI", die bereits aus dem Jahre 1899 stammen und 1932 durch die DIN 1505 „Titelangaben von Schrifttum" erweitert wurden. Rakel. Die Rakel ist ein linealartiges Stahlband, das beim -> Tiefdruck (-• Rakeltiefdruck) die überschüssige Druckfarbe vom Druckzylinder abstreift (abrakelt). Rakeltiefdruck. Der Rakeltiefdruck ist ein von Karel ->• Klic (Klietsch) um 1890 erfundenes Druckverfahren mit Kupferzylindern, in denen die drukkenden Elemente vertieft liegen und durch teilweises Eintauchen in Farbbehälter mit Druckfarbe ge357

RAM füllt werden. Vor dem Druck wird die überschüssige Druckfarbe von der Oberfläche der Druckform durch eine -> Rakel entfernt und bleibt nur in den Vertiefungen erhalten, aus denen sie bei Druck auf das Papier übertragen wird. Um die einwandfreie Führung der Rakel zu gewährleisten und um zu vermeiden, dass sie zuviel Farbe mitnimmt, wird die Druckform auf fotomechanischem Wege mit einem Raster versehen, der im Druckbild nicht in Erscheinung tritt.

die „objektiv" relevantesten Dokumente ganz oben in die Ergebnisliste zu platzieren. Neben statistischen Auswertungen innerhalb der Dokumente wie z.B. die Worthäufigkeit werden bei den Rankingalgorithmen auch Hyperlink-Strukturen (Page Rank - TM) wie z.B. die Anzahl eingehender bzw. ausgehender Links (-• Link Popularity) eines Web-Dokuments mit in die Reihenfolgenberechnung einbezogen, (siehe auch Probabilistisches Retrieval)

RAM (Abk. für engl.: Random Access Memory) ist die Bezeichnung für einen Schreib-/Lesespeicher in Form eines Halbleiters (Computerchip), der nur während der Betriebsspannung die gespeicherten Inhalte behält. Die Adressierung erfolgt durch eine eindeutige, feste Zuordnung von Adressen zu einzelnen Speicherzellen. Die Zugriffszeit ist bei allen Speicherzellen in etwa gleich, weshalb der Chip als Speicher mit wahlfreiem Zugriff (Random Access Memory) bezeichnet wird, (siehe auch -> Speicher, -«· Hardware, -«· ROM)

Rara. Als Rara (lat.) werden in Bibliotheken seltene Bücher bezeichnet.

Ramelli, Agostino (1531-1590). Erfinder der Lesemaschine. Ramsch. Der Ramsch (franz.) kennzeichnet eine Ausschuss-, Schleuderware, Plunder, im Buchhandel zum ursprünglichen Ladenpreis unverkäufliche Bücher, (siehe auch -> Partieartikel, Restauflage, -> Verramschen, Ramschbuchhandel) Ramschbuchhandel ist eine andere, jedoch etwas verächtliche Bezeichnung für modernes Antiquariat. (siehe auch -> Ramsch) Randausgleich ist dasselbe wie

Ausschließen.

Randglosse ist gleichbedeutend mit Marginalglosse, darüber hinaus bezeichnet sie eine meist kritische Bemerkung in einem Buch, (siehe auch Marginalien) Ranking. Unter Ranking (Reihung, Sortierung) versteht man das Verfahren einer Suchmaschine, die bezüglich einer Suchanfrage ermittelte Ergebnisliste in eine aus Benutzersicht nach Relevanz sortierte Reihenfolge zu bringen. Suchanfragen enthalten in der Regel nur wenige Suchbegriffe, so dass meist mehrere tausend, manchmal gar mehrere hunderttausend Dokumente mit den gesuchten Begriffen übereinstimmen. Benutzer betrachten hingegen meist nur die ersten ein bis zwei Ergebnisseiten (also 10-20 Referenzen). Aufgabe des Ranking ist es also, 358

Räsonierende (oder kritische) Bibliographie -> Bibliographie Raster. Der Raster (lat.) ist eine in der Drucktechnik verwendete Glasplatte oder Folie mit regelmäßigen Linien, Punkten, Flächen oder unregelmäßigem Korn. Mit Raster lassen sich die Tonwerte von Halbtonvorlagen (d.i. Vorlagen mit Tonstufen zwischen Schwarz und Weiß, die im Buchdruck nicht druckfähig sind, da die Farbwalze alle hochstehenden Teile der Druckform nur gleichmäßig einfärben kann) in druckfähige Elemente zerlegen (-• Autotypie). Rasterätzung -> Autotypie Ratdolt, Erhard (1447-1528). Drucker und Verleger. Er druckte in Venedig bis 1486, dann in Augsburg. Ratdolt machte in Deutschland die venezianische Buchkunst heimisch. Als erster wendete er den Farbholzschnitt (-> Farbdruck) an, und von ihm stammt das älteste erhaltene Schriftmusterblatt von 1486. (siehe auch Buchhülle, -> Rotunda, Verlegereinband) Ratgeber. Der Ratgeber gehört im Unterschied zu dem anspruchsvollen Sachbuch zu dem einfachen, „trivialen" Bereich der -»• Sachliteratur. Erste Ansätze finden sich im 17. Jh. in den Kalendern, die medizinische Ratschläge und sonstige Lebenshilfen vermittelten. Da diese neben -> Bibel und -> Fibel meistverbreiteten Ratgeber in Kalenderform kein Bildungsmittel im modernen Sinn waren, forderten im 18. Jh. die Aufklärer nützliche Lektüre (z.B. astronomische Informationen zur Wetterkunde, wirtschaftliche Vorschläge zum Nutzen von Haus, Hof und Gewerbe, medizinische Ratschläge ohne abergläubische Zusätze), so dass die Kalender-Ratgeber seit dem Ende des 18. Jh. zu einem Mittel der Volksbildung wurden. Diese Funktion hat die RatgeberLiteratur noch heute; nur in der Form hat sie sich

Rechenwerk gewandelt: Kalender spielen kaum noch eine Rolle. Von Fachleuten knapp oder ausführlich dargestellt, oft durch Illustrationen, Skizzen, Tabellen aufgelokkert, umfassen die Ratgeber thematisch alle Tätigkeiten und Situationen des täglichen Lebens (Gesundheit, Pflanzenhaltung in Haus und Garten, Pflanzenbestimmung, Tierhaltung, Sport, Urlaub, allgemeine Lebenshilfe u.a.). Eine spezielle Gruppe bilden die Hobby-Bücher einschließlich der „Do it yourself'-Ratgeber für Hobby-Handwerker und die -> Kochbücher, (siehe auch -> Hausbücher) Ratio-Presse. Privatpresse. Sie wurde 1919 in Darmstadt von Friedrich Wilhelm -> Kleukens gegründet. Ratsbücherei (Ratsbibliothek). Im Mittelalter nannte sich die Bücherei der leitenden Behörde der städtischen Selbstverwaltung Ratsbücherei oder Ratsbibliothek, (siehe auch -> Bibliotheksgeschichte) Raubdruck. Ein Raubdruck ist ein unerlaubter Nachdruck ohne Einwilligung des Urhebers oder Verlegers. Die Raubausgabe ist stets billiger als die -> Originalausgabe, da für sie keine Honorare oder Lizenzen bezahlt werden. Rauer Schnitt. Sind die Bogen eines Buches nur aufgeschnitten, aber die Seitenränder durch keinen Buchschnitt geschmälert, so spricht man vom rauen Schnitt. Gegenteil: Glatter Schnitt RBU. Das Repertoire Bibliographique Universel (RBU) ist der Name des im Institut International de Bibliographie (-» IIB), Brüssel, von Paul -> Otlet und Henry -> La Fontaine erarbeiteten Weltrepertoire des gesamten Schrifttums. RDF ist eine auf der Syntax von -• XML basierende Sprache zur Beschreibung von Entitäten (die in RDF Ressourcen genannt werden). In RDF formulierbare Aussagen ordnen einer Entität eine Eigenschaft (bzw. eine Beziehung) und einen zugehörigen Eigenschaftswert (bzw. eine in Beziehung stehende Entität) zu. RDF unterscheidet nicht zwischen Eigenschaften und Beziehungen. RDF ermöglicht, beliebige Aussagen als -> Metadaten zu einem Dokument vollkommen unabhängig von seiner Textoberfläche und seiner Strukturierung darzustellen. Die Metadaten können in das Dokument eingebettet sein und werden bei seiner Präsentation ignoriert oder

sind getrennt davon, z.B. in einer Datenbank gespeichert, wobei eine Referenz auf das Dokument mit abgelegt sein muss. Mit Hilfe der Ontologiesprache -> RDF Schema wird das für die Formulierung von Aussagen zur Verfügung stehende Vokabular festgelegt, (siehe auch Topic maps) RDF Schema ist die zu RDF gehörige -> Ontologiesprache. Sie erlaubt, Begriffe und Eigenschaften (bzw. Beziehungen) festzulegen, die für die Formulierung von Aussagen in RDF herangezogen werden können. Typischerweise werden mit RDF Schema Begriffe beschrieben und mit RDF Aussagen über Instanzen dieser Begriffe gemacht, (siehe auch OWL) Reader. Ein Reader (engl.: Leser, Lesebuch) enthält eine Auswahl von anderswo veröffentlichten Texten zur Studienhilfe und Einführung in ein Sachgebiet. (siehe auch Quellenwerk) Realenzyklopädie. Eine Realenzyklopädie (lat.griech.) vermittelt in alphabetischer oder systematischer Anordnung, auch mit biographischen Angaben, ausschließlich Sachkenntnisse; meist ist sie auf ein bestimmtes Wissensgebiet beschränkt, (siehe auch -»Enzyklopädie) Realienbücher vermitteln Sachkenntnisse auf einem bestimmten Gebiet und sind insbesondere für das Berufs- und praktische Leben bestimmt. Realindex, Realregister -> Sachregister Realkatalog -> Sachkatalog; -»• Systematischer Katalog Realkonkordanz -»Konkordanz Reallexikon. Ein Reallexikon (lat.-griech.) ist ein -+ Lexikon der Sachbegriffe eines bestimmten Wissensgebietes, oft mit biographischen Hinweisen. Gegensatz: Sprachlexikon Realrepertorium -> Schlagwortkatalog Realwörterbuch ->• Reallexikon Rechenwerk. Das Rechenwerk ist die Funktionseinheit im -> Prozessor, die Verarbeitungsbefehle ausführt. Dabei handelt es sich meist um arithmetische Operationen wie z.B. Ganzzahl- oder Gleitpunktberechnungen, logische Verknüpfungen (UND, ODER, NICHT) oder Adressberechnungen. (-• VonNeumann-Architektur, -»Zentrale Recheneinheit) 359

Recherche Recherche ist eine grundlegende journalistische Arbeitstechnik zum Sammeln von Daten, Fakten, Ereignissen, Themen und Dokumenten. Als Methoden werden vor allem angewandt: Materialstudium, Befragen von Personen und Beobachtung. Recherche im engeren Sinne als Suche mit Hilfe von informationstechnischen Verfahren (z.B. in Datenbanken) siehe Retrieval. Rechercheur (franz.) ist jemand, der recherchiert. Recherchieren

Retrieval

Rechnerarchitektur. Unter dem BegrifFRechnerarchitektur versteht man den „inneren" Aufbau, den sogenannten Systemaufbau, eines Computers. Sie beschreibt die Zusammensetzung und Zusammenarbeit diverser Einzelkomponenten wie z.B. Prozessoren, Speicherbausteine, Bussysteme (interne Datenübertragung) etc. auf einer Ebene, die noch ganz unabhängig von bestimmten Hardwareprodukten und elektronischen Standards ist. Ebenso wird die Schnittstelle vom Rechner zur „Außenwelt" spezifiziert, wobei diese sowohl benutzer- (z.B. Eingabe-/Ausgabegeräte) als auch systemorientiert (z.B. Speicher, Netzwerkverbindung) sein kann. Die grundlegende Architektur von Rechnern unterteilt sich in zwei Bereiche: Die Organisation der Hardware (HSA - Hardware System Architecture), welche Angaben über die -»• Zentrale Recheneinheit (CPU, Central Processing Unit) oder das Speichermanagement enthält, und die sogenannte Befehlssatzstruktur (ISA - Instruction Set Architecture), welche grundlegende Anweisungen spezifiziert, die der entsprechende Rechner ausführen können soll. Diese entsprechen keineswegs den Befehlen höherer -> Programmiersprachen wie z.B. C oder -» Java, sondern sind ganz „primitive" Anweisungen auf Hardwareebene, welche von -> Betriebssystemen und Systemprogrammierern angewandt werden, damit ein Rechner überhaupt durch Anwender oder andere Softwaresysteme genutzt werden kann. Die Trennung dieser zwei Bereiche gibt der Rechnerarchitektur eine sehr wichtige und notwendige Flexibilität: So können z.B. unter dem gleichen Befehlssatz zum Teil grundverschiedene Hardwaresysteme gebaut werden. Nur so ist es möglich, dass ein und dieselbe -> Software, allen voran die komplexen Betriebssysteme, sowohl auf Hardwaresystemen verschiedener Hersteller als auch auf immer wieder neu entwickelten und leistungsstärker werdenden Pro360

zessoren ablaufen können. Da zusätzlich die -> Anwendungssoftware in der Regel betriebssystemabhängig erstellt wird, wäre eine Neuerstellung von Betriebssystemen bei Neuentwicklungen oder gar nur Verbesserungen von Prozessoren schlicht undenkbar. Die am weitesten verbreitete und wohl bekannteste Rechnerarchitektur wurde von John von - Von-Neumann- Architektur). Die sogenannten Nicht-von-Neumann-Rechner basieren auf diversen anderen Überlegungen, wie Rechnerkomponenten zusammengesetzt und zugehörige Befehlssätze effizient ausgeführt werden könnten. Dabei wird nach Art ihrer Befehlsausführung unterschieden, ob zu einem Zeitpunkt ein oder mehrere Befehle (single/multiple instruction, SIMD) abgearbeitet werden und ob Befehle auf den gleichen oder auf unterschiedlichen Daten (single/multiple data) angewendet werden können. SIMD-Rechner fuhren identische Befehle zu einem Zeitpunkt gleich auf mehreren Datenströmen aus. Diese Architektur wurde bei den sogenannten Feld- und Vektorrechnern angewandt, welche mit mehreren Prozessoren bestückt waren und als Höchstleistungsrechner (supercomputer) nur in geringer Stückzahl gebaut wurden. Rechnerdialog -> Dialogbetrieb Rechnergestützte Gruppenarbeit (engl.: Computer Supported Cooperative Work - CSCW) steht für Systeme der Bürokommunikation, bei denen Informationsversorgung und Kommunikation innerhalb von Arbeitsgruppen gefördert wird. Mit der zunehmenden Bedeutung von Teams in Unternehmen steigt auch die Notwendigkeit zur Unterstützung kooperativer Arbeitsabläufe. Zu diesem Zweck werden vor allem Workflow-Management-Systeme eingesetzt, die eine Automatisierung der Vorgangsbearbeitung und damit eine Verkürzung der Arbeitsabläufe ermöglichen. Unterscheiden kann man dabei: zur gleichen Zeit am gleichen Ort (z.B. Protokollierungssysteme), zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten (z.B. Internet Relay Chat oder Videokonferenzsysteme), zu unterschiedlicher Zeit am gleichen oder anderen Ort (z.B. E-Mail oder Bulletin Board Systeme/Newsgroups). In der Informatik befasst sich CSCW mit der Entwicklung von Computersystemen zur Unterstützung dieser Formen der Zusammenarbeit. Gerade bei Formen der Zusammenarbeit an unterschiedlichen Orten spielt das Internet eine große Rolle. Ziel aller Bemühungen im Gebiet CSCW ist es, unter Verwendung aller zur

Redakteur Verfügung stehenden Mittel der Informations- und Kommunikationstechnologie Gruppenprozesse zu untersuchen und dabei die Effektivität und Effizienz der Gruppenarbeit zu erhöhen, (siehe auch Workgroup Computing) Rechnernetzwerk. Das Rechnernetzwerk ist ein Netzwerksystem, welches einzelne Rechner miteinander verbindet. Eine Verbindung bedeutet, dass zwei Rechner (innerhalb von Netzwerken auch als Host bezeichnet) miteinander kommunizieren, d.h. Daten austauschen können. Dies geschieht in erster Linie über feste Leitungen im Sinne von Netzwerk- bzw. Telefonkabel, es kommen aber immer mehr kabellose Funksysteme, sowohl bei kürzeren (WLAN Wireless LAN) als auch bei längeren Distanzen (Satellitenverbindung), zum Einsatz. Die Kommunikation selbst wird über diverse Arten von Protokollen gesteuert. Handelt es sich bei dem Rechnernetzwerk um ein lokales Netzwerk, welches sich meist innerhalb eines Gebäudes befindet und einer lokalen Verwaltung (Administration) unterliegt, so spricht man von einem LAN (-• Lokales Netz). Als ein WAN (Wide Area Network) wird hingegen ein weitreichendes größeres Netzwerk bezeichnet, welches über große Distanzen (national/international) sowohl einzelne Rechner als auch kleinere lokale Rechnernetze (LAN) miteinander verbindet und in der Regel einer dezentralen Verwaltung unterliegt. (-• TCP/IP) Rechtschreibung oder Orthographie (griech.) ist die Regelung der Schreibweise durch Buchstaben und Satzzeichen (Schriftzeichen). Unter dem Einfluss der Schreiber und Drucker wurden in jeder Sprache bestimmte Schreibweisen entwickelt. Die modernen Schriftsprachen streben eine möglichst einheitliche, geregelte Rechtschreibung an. Änderungen der Rechtschreibung setzen eine Instanz voraus, deren Beschlüsse respektiert werden. Anders als ζ. B. in Frankreich (Academie fran^aise) gab und gibt es in Deutschland keine derartige Institution. Bis weit ins 19. Jh. verhinderte die Kleinstaaterei eine verbindliche Rechtschreibung. Der größte Schritt zu einer Vereinheitlichung wurde nicht von Regierungen und nicht von Akademien geleistet, sondern von der Einzelperson Konrad Duden, der mit seinem Wörterbuch eine Synthese unter anderem aus den einzelstaatlichen (insbesondere preußischen, österreichischen und bayerischen) Schulvorschriften vorlegte. In der Rechtschreibreform von

1901 wurde die deutsche Schriftsprache erstmals durch ein Regelwerk festgelegt und für die Behörden und Schulen als verbindlich erklärt. Während der deutschen Teilung unterließ man Änderungen der Rechtschreibung, um die sprachliche Einheit nicht zu gefährden. Die Rechtschreibung nach der Reform von 1996 wird seit dem 1. August 2006 mit zahlreichen zwischenzeitlichen Änderungen verbindlich unterrichtet. Die deutsche Rechtschreibung nach der Reform von 1996 wird in Österreich praktiziert, ebenso in der Schweiz, wo eine spezielle Version gilt. Reclam, Anton Philipp (1807-1896). Verlagsbuchhändler. Er gründete 1828 in Leipzig einen Verlag; 1893 kam eine Druckerei hinzu (seit 1837 Name: Philipp Reclam jun.). Mit seinem Sohn Hans Heinrich Reclam gründete er 1867 „Reclams UniversalBibliothek" (Nr. 1: Goethe, Faust I), die neben Gebrauchsliteratur (z.B. Gesetzessammlungen) eine Auswahl billiger Einzelausgaben der Weltliteratur umfasste. 1947 wurde die Reclam-Verlag GmbH in Stuttgart gegründet, die seit 1958 als Philipp Reclam jun. Verlag GmbH firmiert (seit 1979/80 in Ditzingen bei Stuttgart). Der Leipziger Verlag wurde 1992 reprivatisiert, nachdem er seit 1950 unter Treuhandverwaltung der DDR-Behörden stand. Neben der „Universal-Bibliothek" erscheinen Werke zur Literatur, Kunst, Musik u.a., Anthologien und gebundene Werke zur Literatur, inzwischen auch Hörbucher und Datenbanken. Rectangular-Style (engl.: rectangular = rechteckig) ist die Bezeichnung für eine von dem englischen Buchbinder Samuel Mearne im 17. Jh. entwikkelte Einbandschmuckart. Bei ihr wird das rechtekkige Mittelfeld des Einbandschmuckes von breiten Rahmen mit Einzelblüten- und Blattstempeln sowie Eckenverzierungen umgeben. Recto, rekto (lat.), Abk.: r, ist bei mittelalterlichen, nach Blättern gezählten ->• Handschriften die Kennzeichnung der Vorderseite eines Blattes, und zwar durch hochgestelltes r, z.B. 10 (hoch) r = Vorderseite des 10. Blattes. Gegenteil: Verso Redakteur. Der Redakteur (franz. zu redigieren [lat.]), auch Schriftleiter, ist ein Angestellter, der Beiträge zu Sammelwerken, Zeitungen, Zeitschriften oder für Film, Hörfunk und Fernsehen zu redigieren hat (Gestalter einer Publikation). Mehrere 361

Redaktion Redakteure bilden eine Redaktion. Das Presserecht fordert für periodische Veröffentlichungen die Nennung eines verantwortlichen Redakteurs. Redaktion (franz. zu redigieren [lat.]) ist die Gesamtheit der angestellten Mitarbeiter einer Zeitung, Zeitschrift, auch eines Verlages, einer Hörfunk- oder Fernsehabteilung, welche die jeweiligen Medien beschafft, bearbeitet und kommentiert. Die Gesamtredaktion, in der Regel mit einem Chefredakteur (Schriftleitung) an der Spitze, ist meist in mehrere Ressorts gegliedert. Der Begriff Redaktion bezeichnet auch die Tätigkeit des Redakteurs (das -> Redigieren), schließlich die der Redaktion zur Verfügung stehenden Arbeitsräume. Redaktionssystem. Redaktionssysteme sind Software-Systeme, die ursprünglich für die Redaktionen im Print-Bereich entwickelt wurden. Die Kernfunktion ist Workflow. Die Grenzen zur Inhaltsverwaltung durch Content Management Systeme (CMS) ist fließend. Redigieren (zu lat.: redigere = in Ordnung bringen, anordnen) bedeutet: einen Bericht aus Einzelmeldungen, eine Zeitungs- oder Zeitschriftenausgabe, einen Film, eine Hörfunk- oder Fernsehsendung u.a. aus Einzelbeiträgen zusammenstellen, auch: ein Manuskript zum druck- oder sendefertigen Text überarbeiten. Redundanz. Unter Redundanz (von lateinisch redundantia = Überfülle) versteht man in einer Nachricht überflüssige Zeichen, die keine zusätzliche Information liefern, sondern nur die Grundaussage stützen. Die gesprochene Sprache benutzt zur stärkeren Absicherung ihrer Aussagen mehr Redundanz als z.B. die Formelsprache. Bei Datenbanken werden als redundant mehrfach vorhandene Informationen bezeichnet. Redundanz kann sowohl gewollt als auch ungewollt sein. Bei Datensicherungen ist Redundanz aufgrund der höheren Zuverlässigkeit und Sicherheit erwünscht. Referat (lat.: Bericht, Vortrag; engl.: abstract; franz.: resume) ist eine reine Inhaltsangabe einer Veröffentlichung im Gegensatz zur Rezension, die den Inhalt kritisch beurteilt, (siehe auch Kurzreferat) Referatedienst. Referatedienste oder -blätter (auch Referier-, Rezensionsblatt; weitere übliche Bezeichnungen sind Zentralblatt, Berichte, Ergebnisse, Jahr362

buch, Jahrbücher, Abstracts, Review(s), Revue de... u.a.) sind Informationsmittel, die Dokumente inhaltlich durch das Kurzreferat und weitere Mittel der inhaltlichen Erschließung wie -• Register erschließen. Im Unterschied zu -> Bibliographien weisen sie auch unselbständige Veröffentlichungen (z.B. Aufsätze aus Sammelbänden) nach. Ihre Hauptfunktion besteht darin, einschlägige Primärpublikationen zum Thema des Lesers nachzuweisen, um die Entscheidung zu erleichtern, ob sich die Beschaffung des Originaldokumentes lohnt. Darüber hinaus dienen sie der oft wichtigen Frage, ob ein Sachverhalt bereits von einem anderen Autor behandelt wurde. Die Frage der Priorität ist etwa bei -> Patenten oder chemischen Verbindungen von herausragender Bedeutung - und zwar weltweit und so aktuell wie möglich. Deswegen gehören die Chemical Abstracts für die Chemie oder der World Patent Index (-• Patentdatenbank, WPI) zu den umfangreichsten und aktuellsten Nachweisdiensten (heute natürlich online). Das Referateblatt hat seinen Ursprung in den extrahierenden und kritischen Zeitschriften des 17. und 18. Jh. Als erste authentische Zeitschrift, die sich ausschließlich dem Extrahieren und abrisshaften Berichten widmete, gilt „Aufrichtige und unpartheyische Gedancken über die Journale, Extracte und Monaths-Schrifften...", Leipzig 1714-1717. Je mehr (besonders im 18. und 19. Jh.) einzelne, zum Teil räumlich weit voneinander entfernte Forschungsstätten entstanden, umso größer wurde das Bestreben, über die Arbeit anderer, auch ausländischer Wissenschaftler orientiert zu sein. Aus diesem Anliegen kam die Form des heutigen Referateblattes auf, das ursprünglich in Deutschland entstanden ist. Eine der ersten Referatezeitschriften wurde 1830 von dem Psychologen und Philosophen Gustav Theodor Fechner (1801-1887) in Leipzig unter dem Titel „Pharmazeutisches Centraiblatt" begründet (ab 1850: Chemisch-pharmazeutisches Centraiblatt; 18561969: Chemisches C[Z]entralblatt). Referatekartei. Die Referatekartei hat die gleiche Aufgabe wie ein -> Referatedienst, nur, dass sie nicht in Heft- oder Bandform, sondern in Form von Karteikarten erscheint. Die Referatekarteien sind in der Regel nach sachlichen Gesichtspunkten (systematisch oder nach Schlagwörtern) geordnet. In den letzten Jahren ist die Zahl der Referatekarteien rückläufig, mit bedingt dadurch, dass heute -> Kurzreferate

Register fast nur noch elektronisch in Literaturdatenbanken gespeichert werden. Referenzdatenbank. Referenzdatenbanken (auch Bibliographische Datenbank) verzeichnen Fachliteratur (ζ. B. Monographien, Zeitschriftenaufsätze, Reports, Konferenzbeiträge, Dissertationen) zu einem Wissensgebiet. Dabei werden im Gegensatz zur Faktendatenbank und Volltextdatenbank nur die Sekundärinformationen über die Originaldokumente angegeben: ->· Metadaten wie Autor, Titel, Quelle usw. sowie Angaben aus der Inhaltserschließung (z.B. -• Deskriptor, -• Notation einer Klassifikation, Zusammenfassung des Inhalts mit Hilfe von -> Annotation oder Kurzreferat). Nach der Recherche in einer bibliographischen Datenbank folgt die Beschaffung der Originalveröffentlichungen anhand der Hinweise aus der -• Datenbank. Viele Hosts bieten heute die Möglichkeit des -• Online-Orderings, bei der die ermittelte Literatur direkt bei einer Bibliothek bestellt werden kann. Die Referenzdatenbank tritt beispielsweise auf als Bibliographische Datenbank, Firmen-Datenbank oder Experten-Datenbank. (siehe auch Literaturdatenbank) Referierblatt -• Referatedienst Regal ->• Bücherregal Regeln für den Schlagwortkatalog wortkatalog

Schlag-

Regeln für die alphabetische Katalogisierung -RAK Regenbogenpresse. Als Regenbogenpresse bezeichnet man die buntfarbigen -> Wochenendzeitschriften, die früher im Zeitungsformat herausgegeben wurden, heute im Illustriertenformat erscheinen. Sie sind sehr stark leserorientiert und bevorzugen Themen aus Gesellschaft, Fürsten- und Königshäusern, Film- und Popstars, enthalten Trivialberatungen, Horoskope u.ä. Die in der Regenbogenpresse veröffentlichten Berichte über das Privatleben der persischen Prinzessin Soraya führten 1973 zu einem Bundesverfassungsurteil, mit dem finanzielle Entschädigungen bei schweren Verletzungen des Persönlichkeitsrechtes anerkannt wurden. Seitdem wird diese Publikationsart auch mitunter als Soraya-Presse bezeichnet. Die amerikanische Bezeichnung „Yellow Press" für auf die Spitze getriebenen Sensationsjournalismus geht auf die Comicfigur „The Yellow Kid" zurück (siehe -» Comics).

Regesten (lat.: regestum = eigentlich: Tatsachenbericht, aus lat.: res gestae) sind den Rechtsinhalt von -> Urkunden knapp zusammenfassende Auszüge. (siehe auch - Regionalliteratur verbindet sich oft die Herausgabe einer Regionalbibliographie, d.h. eines Verzeichnisses des landes- (stadt-) geschichtlichen und landeskundlichen Schrifttums. Hierbei arbeiten die Bibliotheken häufig mit Geschichtsvereinen, Historischen Kommissionen u.ä. zusammen, sofern diese nicht selbst die Bibliographie erstellen. Regionalbibliothek. Eine Regionalbibliothek ist nicht nur -> Gebrauchsbibliothek für die Bevölkerung ihres Gebietes, sondern auch Archivbibliothek für die Literatur der Region, d.h. sie hat die Aufgabe, die gesamte literarische Produktion des Gebietes und die Literatur über die Region zu sammeln und aufzubewahren. Zu den Regionalbibliotheken zählen -> Landesbibliotheken, Staatsbibliotheken und wissenschaftliche Stadtbibliotheken. Regionaler Zentralkatalog

Zentralkatalog

Regionalliteratur. Unter Regionalliteratur versteht man zum einen alle Schriften, die in einem Gebiet (Region), fur das eine Bibliothek zuständig ist, erscheinen; ihre vollständige Sammlung wird meistens durch ein Anrecht der betreffenden Bibliothek auf -»· Pflichtexemplare erleichtert. Zum anderen zählen zur Regionalliteratur alle sich auf die Region beziehenden Veröffentlichungen, die außerhalb ihrer Grenzen erscheinen. Register. Ein Register (lat.: registrum = Verzeichnis) ist im Buchwesen ein Verzeichnis von Begriffen, die in einem Werk vorkommen. Ein Register besteht aus geordneten Bezeichnungen, die formale oder inhaltliche Eigenschaften einer bestimmten Menge von Dokumenten, deren Teilen, Gegenständen oder anderen Sachverhalten beschreiben und Hinweise zur Identifizierung des Beschriebenen geben. Die gebräuchlichsten Register sind -> Sachregister, -» Verfasserregister, ->• Ortsregister oder Institutionenregister. Aufgebaut sind Register aus dem Registereingang, der zur Einordnung in das Register dienst (meist die Bezeichnung) und der Registerinformation, die zur Identifizierung dient (also z.B. die Seitenzahl in einem Buchregister). Die für die Auswertung eines wissenschaftlichen oder fach363

Register halten lichen Werkes unentbehrlichen Register stehen am Schluss des Buches oder erscheinen bei mehrbändigen Werken als eigener Band (Registerband, Generalregister). Klassische Aufbereitungsformen sind -> KWAC-Register, - KWIC-Register und - KWOCRegister. Im Kontext von Online-Datenbanken wird die chronologische oder alphabetische Auflistung der Suchwörter mit der Angabe ihrer Worthäufigkeit als Index bezeichnet, geläufige Indexe sind z.B. Autoren·, Deskriptoren-, Sprachen- oder Quellen-Index. Register halten bedeutet in der Drucktechnik das positionsgenaue Aufeinanderpassen der Druckformen für -> Schöndruck und -> Widerdruck auf den einzelnen Seiten eines Buches, vor allem der Seitenzahlen. Reiberdruck. Vor der Erfindung - Blockbücher, -> anopistographische Drucke, -» Einblattdrucke, -> Holztafeldruck) Reich, Philipp Erasmus (1717-1787). Buchhändler und Verleger. Er war seit 1762 Teilhaber der Weidmannschen Verlagsbuchhandlung, gründete 1765 die „Buchhandelsgesellschaft in Deutschland", einen Vorläufer des späteren -» Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Reich war einer der einflussreichsten Buchhändler seiner Zeit, bekämpfte den Büchernachdruck und den Tauschverkehr im Buchhandel. Reichsdrucke heißen die von der früheren Reichsdruckerei in Berlin (entstanden 1879 durch Verschmelzung der Königlich Preußischen Staatsdrukkerei [gegr. 1851 ] mit der Königlich Geheimen Oberhofbuchdruckerei) neben Veröffentlichungen für den Staat (Geld, Wertpapiere, Behördendrucksachen) bibliophil hervorragend hergestellten Werke (so originalgetreue Nachbildungen von Grafikblättern alter Meister). Die Reichsdruckerei, die 1945 ihren Betrieb einstellte, spielte auch in der neuen deutschen -> Buchkunst eine Rolle. 364

Reihe

Schriftenreihe

Reihentitel -• Schriftenreihe Reimchroniken waren mittelalterliche geschichtliche Darstellungen in poetischer Form, ursprünglich lateinisch, später in den Landessprachen abgefasst. Sie hatten die Weltgeschichte oder einen Teil, auch die Geschichte einer Stadt, eines Klosters, einer Schlacht u.ä. zum Inhalt. Die manchmal sehr umfangreichen Reimchroniken, oft mit Sagen- oder Phantasiestoffen durchsetzt, kamen im 12. Jh. auf und verschwanden im 16. Jahrhundert, (siehe auch Chronik) Reimer. (1) Georg Andreas (1776-1842). Buchhändler und Verleger. Er erwarb 1819 die 1749 gegründete „Realschulbuchhandlung" mit Druckerei in Berlin und übernahm 1822 auch die Weidmannsche Verlagsbuchhandlung, die jedoch selbständig weitergeführt wurde. Reimer war befreundet mit Ernst Moritz Arndt, Fichte, Schleiermacher, August Wilhelm Schlegel, den Brüdern Grimm. Er wurde fur die Romantik das, was Johann Friedrich -»Cotta für die Klassik gewesen war. Der Verlag ging 1897 in den Besitz von Walter de -> Gruyter über. (2) Karl (1801-1858). Verleger. - Weidmannsche Verlagsbuchhandlung Reinmann, Johann. Schriftgießer in Augsburg Ende des 15. Jh. Schriftgießerei Reisebibliothek. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) veränderten sich die Reisegewohnheiten: Statt zu Pferd und in der Sänfte reiste man jetzt in der Kutsche. Auf den oft lang währenden Fahrten führte der Bücherfreund seine Lektüre in Form einer Reisebibliothek mit sich, einer mehr oder weniger großen Anzahl von meist in Buchkästen aufbewahrten Büchern. Frankreich war das Ursprungsland für die „Bibliotheque portative du voyageur". Dort war sie vor allem im 18. und 19. Jh. verbreitet. Reisebücher steht gleichbedeutend für Reiseführer, darüber hinaus auch als Sammelbezeichnung für Bücher, die sich als Reiselektüre besonders eignen (Kriminal-, Abenteuerromane u.ä.). Reisebuchhandel. Der Reisebuchhandel ist ein Zweig des Buchhandels, der seine potentiellen Kunden durch reisende Buchvertreter mit > Reisemustern aufsucht. Der Reisebuchhandel ist auf

Relevanzrückkopplung Großprojekte mit Ratenzahlung spezialisiert. Vielfach ist er auch mit dem ->· Versandbuchhandel verbunden. (siehe auch -»• Kolportage) Reiseführer enthalten für den Reisenden durch ein ihm unbekanntes Gebiet Nachweise über die zweckmäßigsten Reise- und Unterkunftsmöglichkeiten und weisen zudem auf Sehenswürdigkeiten hin, zu denen sie kultur- und kunstgeschichtliche Daten bringen. Zum handlichen Gebrauch erscheinen die Reiseführer meist als Taschenbücher. Reiseführer sind bereits aus dem 6. Jh. v. Chr. bekannt. Die fur römische Reiseführer und Reisekarten benutzte Bezeichnung Itinerarien hielt sich bis in das 16. Jh. Den Titel Reisebuch trägt zum erstenmal das 1563 in Augsburg gedruckte deutsche „Raißbüchlein" von Jörg Gail. Die bekanntesten deutschen Reiseführer sind von Baedeker (seit 1829). (siehe auch ->· Reisebücher) Reisemuster. Für den reisenden Buchvertreter des -• Reisebuchhandels werden von den anzubietenden Büchern Reisemuster hergestellt, die in der Regel den Einband, Schutzumschlag und einige Bogen des Buches enthalten. Reiserabatt. Der Reiserabatt ist ein erhöhter Rabatt, den der Sortimenter auf die bei einem Verlagsvertreter aufgegebenen Buchbestellungen erhält. Reklamante. Die Reklamante (franz.: Blatthüter) ist dasselbe wie der Kustos; sie ist dessen Vorläufer, da die Bezeichnung in erster Linie bei Handschriften gebraucht wird. Die Reklamante gibt es seit dem 11 ./12. Jh., ist aber, ebenso wie der Kustos, nicht regelmäßig zu finden; sie kann auch beim Beschneiden des Buchblockes zum Teil oder ganz weggefallen sein. Rekto -• Recto Relation. (1) Relation (lat.: Beziehung) war früher häufig die Bezeichnung für gedruckte Nachrichten (siehe auch -»• Messrelationen, -> Zeitung, -• Aviso). (2) Eine Relation im allgemeinen Sinne ist das Verhältnis zwischen zwei Elementen eines Gegenstandsbereiches (z.B. Gegenstände, Begriff oder Klasse); sie kann eine Inhaltsdefinition durch Angabe der Merkmale (intensional) oder eine Umfangsdefinition durch Festlegung der Menge der Paare, für die die Relation gilt, sein (extensional). Für eine -• Do-

kumentationssprache sind vor allem die -» Äquivalenzrelation, die -> Assoziationsrelation sowie die -• Hierarchische Relation von Bedeutung (siehe auch Begriffliche Kontrolle). In -> Beschreibungslogiken spielt die Festlegung von Relationen zwischen Begriffen eine zentrale Rolle. Im weiteren Sinne ist eine Relation ein mathematisches Konzept, das im relationalen Modell zur Repräsentation von Daten und ihren Beziehungen verwendet wird. Eine Relation ist eine Menge von Tupeln (Attributwert-Mengen), deren Werte jeweils aus vorgegebenen Wertemengen stammen. Formal ist eine Relation eine Teilmenge (tatsächlich vorkommende Wertausprägungen) des Kreuzproduktes der Attribut-Wertemengen (Potenzmenge). Anschaulich ist eine Relation eine Tabelle, die aus Zeilen (Tupeln) mit bestimmten Spalteninhalten (Attributwerten) besteht. Relationales Datenmodell -> Datenmodell Relevanz. Ein Großteil der Bewertungsmaße bei der -> Effektivitätsmessung von Retrievalsystemen basiert auf der Differenzierung der Ergebnisdokumente in relevant und nicht-relevant. Häufig ist es jedoch gerade die Relevanzbestimmung, welche Kritik an der Retrievalmessung hervorruft. Es wird ein Widerspruch zwischen der statistisch-quantitativen Anwendung von Maßen und ihrer relativ unscharfen, nur schwer in quantitativen Kategorien fassbaren Basis der Relevanzbewertung gesehen. Das traditionelle Verständnis des Relevanzbegriffs geht von einer Relation zwischen einer bestimmten Anfrage und den Ergebnisdokumenten aus. Die Forderung nach objektiver Relevanzbestimmung durch einen unabhängigen Juror wurde durch eine intensive Analyse der Relevanzurteile und der Umstände ihrer Abgabe sowie durch die subjektive Relevanz durch verschiedene Benutzerbedürfnisse und Relevanzvorstellungen relativiert. Man begegnet dieser Problematik durch den Einsatz komparativer Evaluierungsverfahren, welche die beteiligten Retrievalsysteme gleich behandeln, so dass die Ergebnisse im Vergleich ihre Gültigkeit bewahren, jedoch nicht als Einzelbewertung pro System valide sind, (siehe auch -> Relevanzrückkopplung sowie -> Genauigkeit, Vollständigkeit und Signifikanz) Relevanzrückkopplung beim Retrieval besteht darin, dass dem Benutzer einige Antwortdokumente zu einer initialen Suchfrage gezeigt werden, die er 365

Remittenden bezüglich ihrer Relevanz beurteilen soll. Aus diesen Urteilen kann dann eine modifizierte Suchfrage berechnet werden, die in der Regel zu besseren Antworten fuhrt.

der Bekanntgabe neuester Forschungsergebnisse dienende eigenständige Literaturgattung verstanden und dann genauer als Research Reports (engl.) bezeichnet.

Remittenden (lat.: die Zurückzusendenden) sind die Teile des Konditionsgutes, die im Buch- und Pressehandel nicht verkauft werden konnten und deshalb vom Sortimenter oder Grossisten zu dem vereinbarten Abrechnungstermin an den Verleger zurückgeschickt (remittiert) werden.

Reportage. Die Reportage (franz.: Berichterstattung) ist der aktuelle Bericht für Presse, Rundfunk, Film oder Fernsehen.

Renner, Paul (1878-1956). Buch- und Schriftkünstler. Er schuf u.a. 1926 seine besonders bekannt gewordene Groteskschrift Futura. Repertoire Bibliographique Universel --> RBU Repertorium (lat.: reperio = finden, entdecken, ermitteln) ist die Bezeichnung für ein Verzeichnis, Nachschlagewerk, auch eine Bibliographie und wird als Titel von Periodika gebraucht, die Kurzreferate oder Rezensionen enthalten. Im Archivwesen bezeichnet man damit ein handschriftliches oder maschinengeschriebenes Verzeichnis der -> Archivalien. Dieses Verzeichnis wird im allgemeinen als „Findbuch" bezeichnet. Findbücher und weitere Findmittel werden heute als Datenbanken erstellt und als Online-Findmittel bereitgestellt. Repetitorium. Ein Repetitorium (franz.: repeter = wiederholen) ist ein besonders für Studenten bestimmtes Wiederholungslehrbuch zur Festigung eines erarbeiteten Wissenschaftsgebietes. Report. Ein Report (lat.-franz.) ist der Bericht einer Person oder Personengruppe über das Ergebnis von Untersuchungen im Rahmen eines meist von staatlichen (auch militärischen) Stellen an staatliche oder private Forschungsinstitute oder Firmen übertragenen Forschungsprojektes (Auftragsforschung). Die Reports oder Forschungsberichte können während einer Forschungs- oder Entwicklungsarbeit als Pre-reports (engl.: Zwischenberichte) erscheinen, in denen auf den erreichten Stand des Projektes und die weitere Vorgehensweise eingegangen wird, oder sie können nach Abschluss der Arbeit herausgegeben werden (Abschlussberichte). Da die Reports lediglich für einen eng begrenzten Kreis von Fachleuten bestimmt sind, sind sie meist nicht im Buchhandel, sondern nur über eine zentrale Verteilungsstelle erhältlich. Daneben werden die Reports auch als eine 366

Reporter -• Berichterstatter Repositorium (PI.: Repositorien) steht veraltet für Büchergestell (Aktenschrank). Reprint. Ein Reprint (engl.: Wiederabdruck, Nachdruck) ist ein durch fotomechanische oder elektrostatische Vervielfältigungsmethoden hergestellter Neudruck eines Druckwerkes, meist vergriffener Bücher und Zeitschriftenbände, (siehe auch -> Reprographische Formen) Reproduktion. Als Reproduktion (lat.: Wiedergabe) bezeichnet man die Wiedergabe von Originalen aller Art im Druck und durch Fotografie, auch auf chemischem Wege unter Zuhilfenahme der Fotografie oder mit Hilfe von -> Scannern und Digitalkameras. Die früher üblichen manuellen Techniken wie Holzschnitt und -» Kupferstich sind heute kaum noch gebräuchlich. Reprographie

Reprographische Formen

Reprographische Formen. Reprographie bezeichnet alle Verfahren der lichttechnischen Reproduktion von Text- und Bildvorlagen, also das Scannen, Kopieren, Plotten und das Ausdrucken. Oft werden auch fotografische Reproduktionen zu den reprographischen Verfahren gezählt. Heute werden zur Herstellung von Büchern und Texten neben den gebräuchlichen -> Setz- und Druckmaschinen vielfach reprographische Methoden angewendet. Zu den reprographisch hergestellten Vervielfältigungen, den reprographischen Formen (kurz: Reproformen), gehören das Faksimile, der -> Reprint und die -» Mikroformen. Als Faksimile (lat.: fac simile = mach [es] ähnlich) bezeichnet man eine möglichst originalgetreue Wiedergabe einer Vorlage (Bild, Handschrift, Buch). Eventuelle Beschmutzungen, Beschädigungen, Gebrauchsspuren des Papiers müssen wiedergegeben werden, was durch besondere fotochemigraphische Verfahren erreicht wird. Faksimileausgaben gibt es vor allem von mittelalterlichen -> Handschriften und älteren Druckwerken. Ein Reprint

Retrieval (engl.: Wiederabdruck, Neudruck) ist eine durch fotomechanische oder elektrostatische Verfahren hergestellte -»Vervielfältigung eines Druckwerkes, zumeist vergriffener Bücher und Zeitschriftenbände. Reprints, auch Neudrucke genannt, werden entweder vom ursprünglichen Verleger des Buches oder häufiger von speziellen Reprint-Verlagen hergestellt. Die durch die Buchverluste im Zweiten Weltkrieg entstandenen Bestandslücken wissenschaftlicher Bibliotheken wurden vielfach mit Reprints geschlossen. Durch fotomechanische Verfahren werden heute auch Originalausgaben von Büchern hergestellt, indem die Vorlage im -»• Offsetdruck vervielfältigt wird. Diese kostensparende Methode wird bei Dissertationen, aber auch anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen angewendet. Als Mikroformen bezeichnet man fotografisch stark verkleinerte Wiedergaben von Texten, Büchern, Zeitschriften in Form von Mikrofilmen, -» Mikrofiches oder Mikrokarten. Mikrofilme sind Rollfilme von 35 mm und 16 mm, wobei für die Verfilmung von Zeitungen und anderen großformatigen Werken der 35-mm-Film bevorzugt wird. Mikrofiches (franz.: fiche = Karteikarte, Zettel) oder Mikroplanfilme sind transparente Filmblätter, meist im Format DIN A 6. Mikrokarten sind undurchsichtige, beidseitig mit Mikrophotos versehene Kartons. Die Mikrokarten haben sich als Publikationsform nicht durchgesetzt. Der Verkleinerungsfaktor ist verschieden. Bei der Verfilmung von Büchern ist das Verhältnis 1:25 gebräuchlich. Bei diesem Verkleinerungsformat enthält ein 35-mmRollfilm (16-mm-Film) von 30 m Länge den Text von rund 1200 (2400) Seiten. Bei einer Verkleinerung von 1:48 lassen sich auf 10 Fiches rund 4000 Seiten im Quartformat unterbringen. Mikroformen erfordern Lesegeräte, mit denen sie sich auf das Originalformat vergrößern und betrachten lassen. Sie haben aber im allgemeinen am Anfang der Mikrofotos eine mit bloßem Auge lesbare Inhaltsangabe. Der Mikrofilm ist beim Lesen etwas mühsam zu handhaben, da er vor- und zurückgespult werden muss. Mit „Reader-printern" kann man auch unmittelbar Papierkopien einzelner verkleinerter Seiten anfertigen. Mikroformen lassen sich wesentlich billiger als normale Druckwerke herstellen. Deshalb werden sie häufig für ältere Werke auf den Markt gebracht. Ferner bieten Mikroformen die Möglichkeit zur Vervielfältigung für einen billigen Versand und eine raumsparende Archivierung (Raumersparnis: 90-98%). Wegen dieser Vorteile werden sie als Teil der ge-

druckten Materialien zusätzlich oder ausschließlich angeboten. Technisch-naturwissenschaftliches Schrifttum, Zeitschriftenjahrgänge und US-Dissertationen sind Domänen der Mikroformen. In den Bibliotheken haben sich die Mikroformen, nicht zuletzt wegen der Zurückhaltung ihrer Benutzer, nur langsam durchgesetzt, zumal sie heute zunehmend durch digitale, elektronische Medien verdrängt werden. Mitunter werden Mikrofiches noch für Kataloge verwendet. Die Mikroformen sind um 1940, zunächst in den USA, aufgekommen. Research Report -+· Report Resource Description Framework

RDF

Restauflage. Als Restauflage wird eine größere Anzahl von Exemplaren eines Buches bezeichnet, die so gut wie unverkäuflich beim Verleger liegt. Sie wird ganz oder zu größeren Teilen zu herabgesetztem Preis als sogenannte Partieartikel an den Restbuchhandel abgestoßen. Voraussetzung hierfür ist die Aufhebung des eventuell gebundenen Ladenpreises (in der Regel nicht früher als 18 Monate nach Erscheinen). Der Verkauf von Restauflagen hat in der zweiten Hälfte des 19. Jh. die Bildung des Modernen Antiquariats ermöglicht, (siehe auch -• Großantiquariat, Ramschbuchhandel, Warenhausbuchhandel) Restaurieren von Büchern

Buchrestaurierung

Restbuchhandel -• Modernes Antiquariat Resümee. Das Resümee (franz.: resume) ist die Zusammenfassung einer Darstellung. Rethel, Alfred (1816-1859). Maler und Zeichner. Rethels ganz für den Holzschnitt geschaffene Kunst verwirklicht bereits schon realistisches Gedankengut in vornehmlich geschichtlichen Darstellungen. Seine Hauptleistung war eine Bilderfolge des Totentanzes von 1848. Retrieval (engl.), Search (engl.) oder Recherche (franz.) ist die Bezeichnung für das gezielte Suchen bzw. Wiederfinden von relevanten Daten und Fakten zu einer speziellen Fragestellung in gedruckten oder elektronischen Informationsmitteln. Im heutigen Sprachgebrauch wird -> Recherche häufig mit dem Online-Retrieval gleichgesetzt. Zuweilen wird auch genauer differenziert zwischen der eigentlichen Suche und dem Wiederauffinden (engl.: retrieval, 367

Retrievaltest Information retrieval) der gespeicherten Information (Information storage [engl.] = Informationsspeicherung). Bei der Online-Recherche werden Suchanfragen mit Hilfe der Retrievalsprache unter Verwendung von Operatoren formuliert und von einem Rechner im Direktzugriff auf eine Datenbank durchgeführt. Retrieval beschäftigt sich mit der Suche nach Informationen und mit der Repräsentation, Speicherung und Organisation von Wissen. Information Retrieval modelliert Informationsprozesse, in denen Benutzer aus einer großen Menge von Wissen die für ihre Problemstellung relevante Teilmenge suchen. Dabei entsteht Information, die im Gegensatz zum gespeicherten Wissen problembezogen und an den Kontext angepasst ist (-• Information-Retrieval-Modell). In der Psychologie bedeutet Retrieval (Abruf) den Zugang zu der zuvor gespeicherten Information im -> Gedächtnis (Erinnerung). Retrievaltest. Retrievaltests dienen der Effektivitätsmessung des -»• Retrievals und verfolgen das generelle Ziel, die reale Situation und die Wirkungsweise von Retrievalsystemen möglichst genau abzubilden. Bei der Durchführungsmethodik und Architektur von derartigen Tests konkurrieren zwei Positionen, die in unterschiedliche Verfahrensweisen münden: das Experiment und die Untersuchung. Während Experimente unter Laborbedingungen einer strengen Kontrolle im Hinblick auf die einflussnehmenden Variablen unterliegen, legen Untersuchungen den Schwerpunkt auf möglichst große Realitätsnähe in allen den Testaufbau betreffenden Faktoren, z.B. „echte" Benutzer, realistische Größenverhältnisse bei der - Angelica wurde die erste öffentliche Bibliothek Roms. Rohbogen. Als Rohbogen werden die bedruckten, aber ungefalzten und unbeschnittenen Druckbogen bezeichnet. Häufig lässt der Verleger nicht sogleich die ganze Auflage eines Buches binden, sondern lagert, um nicht sofort zu viel Kapital zu investieren, einen Teil in Rohbogen, die dann bei Bedarf zu weiteren Exemplaren gebunden werden. Rohexemplar. Die gefalzten und zusammengetragenen, aber weder gehefteten, gebundenen noch beschnittenen Rohbogen eines Buches nennt man ein Rohexemplar. Rohmaterial. Unter Rohmaterial versteht man in der Buchherstellung die vom Buchdrucker dem Buchbinder abgelieferten ungefalzten -• Druckbogen sowie ggf. Beilagen, Tafeln u.ä. Roll(en)stempel. Der Roll- oder Rollenstempel ist ein zur Einbandverzierung dienendes Werkzeug des Buchbinders. Er kam Ende des 15. Jh. aus Arabien und ist eine Fortentwicklung des -» Einzelstempels, insofern die einzelnen Muster mehrfach auf einem metallischen Zylinder angebracht sind. Der Rollen370

stempel erleichterte die Arbeit erheblich, da das Muster durch einfaches Überrollen des angefeuchteten Leders oder Pergaments eingeprägt werden konnte. Die Prägung erfolgte im Blinddruck oder Golddruck. Der Rollstempel wurde meist zusammen mit dem Plattenstempel gebraucht. Rolle -> Buchrolle Rollenindikator. Bei der so genannten strukturierten -»• Indexierung werden Rollenindikatoren als Qualifikatoren eingesetzt, um Funktionen von zwei oder mehreren Index-Termini zu spezifizieren. Rollenpapier erhält man dadurch, dass die Papierbahn beim Verlassen der Papiermaschine in Rollenform aufgewickelt wird. Gegensatz: -• Antiqua stellte die für die Privatpresse des französischen Königs Ludwig XIV. auf dessen Veranlassung um 1693 geschaffene Type „Romain du Roi" dar. Sie wurde nach Entwürfen einer vom König eingesetzten Expertenkommission von Philippe Grandjean geschnitten. Ihr Gebrauch war allein der königlichen Druckerei vorbehalten. Romanhefte -> Groschenhefte

Rowohlt Verlag Römische Schrift. Die Römer haben ihre Schrift etwa im 7. Jh. v. Chr. aus der griechischen entlehnt. Sie enthielt nur Großbuchstaben (Majuskelschrift), die zunächst inschriftlich verwendet wurde und Kapitalschrift (oder in der „klassischen" Form Monumentalschrift) genannt wird. Angepasst an die verschiedenen Beschreibstoffe (Papyrus, Wachstafeln, Pergament) haben sich ab dem 4. Jh. n. Chr. formlosere Gebrauchsschriften wie die Quadrata, die Rustika, die Unziale und die Halbunziale entwickelt. Für den Geschäftsgebrauch war eine flüssiger zu schreibende Kursivform (Kapitalkursive, ältere römische Kursive) entstanden, aus der allmählich eine kleinförmige und vereinfachte Schrift mit Ober- und Unterlängen, eine Minuskelkursive (oder jüngere römische Kursive) hervorging, die oft Ligaturen über mehrere Buchstaben bildete. Sie war Ausgangspunkt der Ende des 7. Jh. durch Stilisierungen entstandenen Nationalschriften. Die Halbunziale wurde in der karolingischen Minuskel neu belebt. Diese Rundformschrift wurde im 12. Jh. durch die gotische Minuskel mit ihren gebrochenen, eckigen Formen abgelöst. In Italien entwickelten sich aus ihr die Rotunda und die GoticoAntiqua. Durch den Humanismus und die Renaissance wurde die -> karolingische Minuskel in der -> humanistischen Minuskel zugrundegelegt, die in den Großbuchstaben wieder die Formen der Kapitalis (Kapitalschrift) verwendete und eine Vorform der heutigen Antiqua ist. Ende des 15. Jh. schrieben die Humanisten eine eigene humanistische Kursive, die als frühe Form der lateinischen Schrift gelten kann. Rösch mahlen. Werden bei der Papierherstellung die Fasern des Papierstoffes quer zu ihrer Laufrichtung zerschnitten, also gekürzt, so sagt man, der Stoffbrei werde rösch gemahlen (rösch [Bergmannssprache] = grob [zerkleinert]) im Gegensatz zum schmierig mahlen. Rösch gemahlene Papiere sind saugfähig, scheinen nicht durch (-> Durchscheinen), und ihre Durchsichtigkeit ist gleichmäßig, da sich ihre Fasern nicht, wie bei der schmierigen Mahlung, verfilzen können. Rosette. Stadt in Ägypten. In ihr wurde 1799 der „Stein von Rosette" gefunden. Der französische Gelehrte Jean Francois Champollion (1790-1832) lieferte aufgrund der dreisprachigen Inschrift (Hieroglyphen, demotisch, griechisch von etwa 196 v. Chr.) dieses Steines den Nachweis, dass die Hiero-

glyphenschrift eine Lautschrift ist. Der Stein von Rosette befindet sich im Britischen Museum, London. Rotationsdruck. Der Rotationsdruck ist ein Druckverfahren, bei dem das zwischen zwei Zylindern laufende -+ Rollenpapier auf beiden Seiten gleichzeitig bedruckt wird (siehe auch -• Setz- und Druckmaschinen). Der Rotationsdruck dient der Massenproduktion (Zeitungen, Zeitschriften); in der Buchherstellung ist er nur bei Taschenbüchern üblich. Rotulus. Der Rotulus (lat.) war bei den Römern die -> Buchrolle aus -• Pergament. Rotunda. Die Rotunda (lat.: die Runde) ist eine Abart der gotischen Minuskel, die sich im 13. und 14. Jh. in Italien ausgebildet hat. Sie weist breitere und abgerundetere Formen als die Minuskelschrift auf und wird deshalb auch „Rundgotisch" genannt. Die Rotunda wurde in Italien zuerst von deutschen Druckern gepflegt. Ulrich ->· Han benutzte sie 1467 in Rom als erster, die venezianischen Drucker Wendelin von Speyer und Nicolaus -»· Jenson verhalfen ihr zum Ansehen einer modernen Gebrauchsschrift, die sich bald von Italien über ganz Europa ausbreitete. Erhard Ratdolt führte sie 1486 in Deutschland ein. Die Rotunda wurde in Deutschland (neben der -»Antiqua) vornehmlich für lateinische Texte verwendet. Im Laufe des 16. Jh. verlor sich ihr Gebrauch in Europa. Sie wurde aber noch von den Schreibmeistern als Schreibschrift geschätzt. Vereinzelt kam es zu Neuschöpfungen der Rotunda. Rowohlt Verlag. Der Verleger Ernst Rowohlt (1887-1960) gründete 1908 in Leipzig einen Verlag, der 1913 von dem Verlagsbuchhändler Kurt -» Wolff (1887-1963) übernommen wurde. 1919 gründete er in Berlin den Ernst Rowohlt Verlag neu. Nach Emigration nach Brasilien und Schließung des Verlages 1943 erfolgte 1945 mit seinem Sohn Heinrich Maria Ledig-Rowohlt in Hamburg, Stuttgart, Berlin und Baden-Baden die zweite Neugründung. Ab 1950 war der alleinige Sitz des Verlages Hamburg, seit 1960 ist es Reinbek (bei Hamburg). 1953 wurde die Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH gegründet. Ernst Rowohlt verlegte vor allem zeitgenössische Belletristik (Kurt Tucholsky, Robert Musil, Ernest Hemingway, Thomas Wolfe, Jean-Paul Sartre, Albert Camus u.a.). Die zweite zentrale Säule des Unternehmens bildet rororo („rowohlts rotations roma371

Roxburghe Club

ne"), der Rowohlt Taschenbuch Verlag. In der Anfangsphase der Bundesrepublik Deutschland galt rororo als Synonym für Taschenbücher schlechthin. Seit 1972 hat sich „rotfuchs" mit seinem Programm anspruchsvoller Kinder- und Jugendbücher einen Namen gemacht. Roxburghe Club. Älteste bibliophile Gesellschaft der Welt, 1812 in London gegründet, benannt nach John Ker, Herzog von Roxburghe (1740-1804). (siehe auch Bibliophilie) Roycroft Press. Privatpresse. Sie wurde 1893 in East Aurora (New York) von Elbert Hubbard gegründet. Hubbard setzte sich in den USA ebenso wie William -» Morris in England für die Reform des zum „Massenartikel" gewordenen Buches ein. Die Handpressendrucke der Roycroft Press übten zusammen mit den Drucken der -> Merrymount Press einen großen Einfluss auf die amerikanische Buchgestaltung aus. R S W K ->• Schlagwortkatalog Rubrik. In mittelalterlichen Handschriften und Frühdrucken wurden die einzelnen Abschnitte des Textes durch senkrechte rote Striche, Zierbuchstaben (-• Initialen) gekennzeichnet. Daher wurde die Bezeichnung Rubrik (lat.: rubrica = rote Farberde, Rötel) für inhaltliche Abgrenzung, Absatz in den heutigen Sprachgebrauch übernommen. Rubrik gilt zudem als Synonym fur Spalte, Fach, (siehe auch -> Rubrikator) Rubrikator hieß im Mittelalter ein Schreiber, der Handschriften und Frühdrucke mit Überschriften und Anfangsbuchstaben versah und bei den Abschnittsanfängen Zierbuchstaben (-• Initialen) mit roter Farbe (lat.: rubrica = rote Farberde, Rötel) von Hand einmalte, (siehe auch Rubrik, Miniator) Rubrum. Das Rubrum (PL: Rubra oder Rubren; lat.: das Rote) steht veraltet für Akten-, Bücheraufschrift; kurze Inhaltsangabe (ursprünglich in roter Schrift). Rücken

Buchrücken

Rttckentitel. Als Rückentitel wird der auf dem -> Buchrücken aufgedruckte oder aufgeprägte Titel des Buches bezeichnet. Aus Platzgründen ist er oft gekürzt. Der Rückentitel ist im allgemeinen quer über den Rücken, also von links nach rechts (-• Querti372

tel), bei schmalen Buchrücken entlang dem Rücken, überwiegend in der Richtung von der unteren Buchkante zur oberen, aber zuweilen von oben nach unten (-> Längstitel) angebracht. Rückenverzierung. Die Verzierung des Buchrückens erfolgte im Mittelalter lediglich vereinzelt, da der Rücken insofern nur wenig in Erscheinung trat, als die Handschriften auf Pulten liegend aufbewahrt, später die Bände mit dem -> Vorderschnitt nach vorne ins Regal gestellt oder gestapelt wurden; nur hin und wieder traten blindgeprägte (-> Blinddruck) Buchrücken auf. Erst im 16. Jh. sind Rükkenverzierungen, vornehmlich in Frankreich, feststellbar. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten Umfang und Art der Rückenverzierung, die im 18. Jh. besonders reich war. Bei den heutigen -> Verlegereinbänden kann von keinem einheitlichen Stil ihrer Rückenverzierung gesprochen werden. Rückstichheftung. Bei derRückstichheftung (auch Rückstich-Drahtheftung) werden die einzelnen -• Druckbogen oder Lagen mit Draht oder Faden durch den Rückenfalz von innen nach außen durchstoßen. Wird für dünne, heftartige Produkte mit bis zu 3 mm Blockstärke eingesetzt. Gegensatz: -> Blockheftung Rumjanzew, Nikolaus (gest. 1826). Russischer Graf, Politiker und Gelehrter. Aus seinen Sammlungen wurde 1828 in Petersburg das Rumjanzew-Museum errichtet (seit 1861 in Moskau). Seine Bibliotheksbestände bilden heute als Grundstock für die -> Russische Staatsbibliothek, Moskau. Rumjanzew-Bibliothek thek

Russische Staatsbiblio-

Runder Rücken. Ein runder Rücken ist ein nach außen gewölbter -> Buchrücken. Er wird häufiger als der -> gerade Rücken angefertigt, da er haltbarer ist. Rundfunkarchiv. Die Vielfalt der zu behandelnden Medien - Film, Ton, Schrift, Bild - kennzeichnet die Dokumentation in den Rundfunkanstalten. Hier verschmelzen die ansonsten getrennten klassischen Berufsbilder der archivarischen, dokumentarischen und bibliothekarischen Tätigkeiten zu einem eigenen Profil und erfordern neuartige Ausbildungsgänge. Die Hauptaufgabe der Rundfunkarchive ist die Bereitstellung von Materialien und Informatio-

Rustika nen fur die Produktion von -• Hörfunk und -> Fernsehen, Nutzer sind also vor allem die programmgestaltenden Journalisten. Ein weiteres Merkmal ist der schnelle Zugriff auf das Material und die rasche Aufbereitung, denn oft liegen zwischen Anfrage und Sendung nur Stunden. Fernsehjournalisten arbeiten vorrangig mit dem Fernseharchiv, Hörfunkjournalisten mit dem Hörfunkarchiv, beide mit -> Pressearchiv und Bibliothek. Weitere Aufgaben sind die Zusammenarbeit mit den Bereichen Lizenzen und Honorare sowie Programmaustausch. Übergeordnetes Kriterium der Dokumentation als auch der Selektion (Kassation) ist die Wiederverwertung im Programm. Außerdem folgen die Rundfunkanstalten dem Auftrag, ihre Produktionen als kulturelles Erbe zu bewahren. Das „Deutsche Rundfunk-Archiv (DRA)" wurde 1952 von den ARD-Anstalten gegründet und hat die Aufgabe, Ton- und Bildträger aller Art zu sammeln und auszuwerten. Rundfunkzeitschrift

Programmzeitschrift

Runen (german.-kelt.: geheimnisvolle Kunde zu raunen) sind die Schriftzeichen der Germanen vor und zum Teil noch neben der lateinischen Schrift. Ihre Herkunft ist problematisch; nachweisbar sind sie seit etwa dem 1. Jh. v. Chr. Rupprecht-Presse. Privatpresse. Sie wurde 1913 in München von Fritz Helmut -> Ehmcke gegründet. 1934 ist sie erloschen.

Rusch, Adolf. Frühdrucker in Straßburg, Schwiegersohn von Johann -> Mentelin. Er war Papierhändler und Verleger und begann um 1470 zu drucken. Antiqua Russische Staatsbibliothek. Die „Rossijskajagosudarstwennaja biblioteka (RGB)" ist die Staatsbibliothek Russlands in Moskau. Laut dem föderativen Gesetz „Über das Bibliothekwesen", das am 23. November 1994 verabschiedet wurde, ist die RGB neben der Russischen Nationalbibliothek in Sankt Petersburg die zweite Nationalbibliothek Russlands. Hinsichtlich des Bestandumfanges ist sie die größte im Lande und in Europa und die zweitgrößte der Welt. Die Gesamtanzahl der Medieneinheiten beträgt mehr als 42 Millionen, davon mehr als ein Viertel aus dem Ausland. Die Russische Staatsbibliothek wurde 1862 als die erste gebührenfreie öffentliche Bibliothek Moskaus (ursprünglich Bibliothek des Rumjanzew-Museums) gegründet. 1925 erhielt sie ihren heutigen Namen. Von 1945 bis 1992 trug sie den Namen Lenin-Bibliothek. Im Unterschied zu den meisten anderen Nationalbibliotheken ist die Bearbeitung einer nationalen Bibliographie nicht ihre Aufgabe. Die offizielle sowjetische ->· Nationalbibliographie ist die „Kniznaja letopis", Petrograd (1920 ff.: Moskva) 1907 ff. Bis 1917 war dieses Verzeichnis ein Instrument der Zensur; seit 1917 wird es von der ab 1920 als Pflichtexemplarstelle fungierenden sowjetischen Bücherkammer herausgegeben. Rustika

Kapitalis (Kapitalschrift)

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s Saalbibliothek. Eine Saalbibliothek ist ein Bücherraum, in welchem die Bücher an den Wänden aufgestellt sind (Wandsystem), teilweise unter Einbau von Galerien, während die Mitte des Saales (abgesehen von Ausstellungsstücken) frei bleibt, (siehe auch Bibliotheksgebäude) Sacchi, Bartolomeo (1421-1481), genannt Piatina (nach seinem Geburtsort Piadena, lat.: Piatina). Italienischer Humanist. Er war päpstlicher Bibliothekar unter Sixtus IV. (siehe auch -> Kochbuch) Sachbuch. Im weiteren Sinne werden alle Bücher mit sachlicher Grundlage, d.h. alle nichtschöngeistigen Bücher, als Sachbücher bezeichnet, also auch wissenschaftliche Bücher, Fachbücher, Enzyklopädien u.a. (-• Sachliteratur). Im engeren Sinne hat sich die Bezeichnung Sachbuch in der Öffentlichkeit durchgesetzt für ein Buch über ein Sachthema (Wissensgebiet, Person, Ereignis), das in allgemeinverständlicher Form für einen größeren Leserkreis geschrieben wurde. Früher sprach man stattdessen vom populärwissenschaftlichen Buch. Sachbücher haben eine lange Tradition: Ihre Geschichte ist so alt wie die Geschichte der Literatur. Aber erst in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat das Sachbuch seinen Siegeszug auf dem Buchmarkt angetreten. Sachkatalog. Der Sachkatalog (auch Realkatalog genannt) erschließt die Bücher einer Bibliothek nach ihrem Inhalt. Es gibt zwei Arten des Sachkataloges: Schlagwortkatalog und Systematischer Katalog, wobei auch letzterer ausschließlich als Sachkatalog bezeichnet wird. Sachkatalogisierung ist die sachlich-inhaltliche Erschließung der Bestände einer oder mehrerer Bibliotheken. Ihr Ergebnis ist der Sachkatalog. Sachliteratur. Als Sachliteratur bezeichnet man im Gegensatz zur -> Belletristik alle sachlich informierenden Werke (-• Nonfiction). Zu ihnen gehören wissenschaftliche Bücher, Fachbücher und -> Sachbücher, aber auch Nachschlagewerke (-> Enzyklopädien, - Register, das alle in einem Werk vorkommenden sachlichen Begriffe (meist in Form von Stichwörtern) alphabetisch geordnet verzeichnet. Das Sachregister steht, wie jedes Register, am Schluss eines Buches. Sachsenspiegel. Der Sachsenspiegel war das bedeutendste Rechtsbuch des deutschen Mittelalters, das von dem sächsischen Ritter Eike von Repgau zwischen 1220 und 1235 in niederdeutscher Sprache verfasst wurde, (siehe auch Spiegel) Sächsische Schrift

Nationalschriften

Sachtitel heißt der -• Titel eines Schriftwerkes ohne den Verfassernamen. Saffian (persisch) ist ein feines -> Ziegenleder mit kleiner, periförmiger Narbung. In den verschiedenen Farben wird es als Einbandstoff für bibliophile Bücher verwendet. Sainte-Genevieve -> Bibliotheque Sainte-Genevieve Sakramentar. Das Sakramentar (Sacramentarium) (lat.) ist ein -> liturgisches Buch der katholischen Kirche mit Gebeten der Messe. Seit etwa dem 12. Jh. entwickelte es sich durch Hinzufügung des -> Epistolars und -> Evangelistars zum heutigen Messbuch, dem Missale. Sammelausgabe. Als Sammelausgabe wird eine Ausgabe bezeichnet, in der mehrere ursprünglich getrennt erschienene Werke eines Verfassers unter einem neuen Titel vereinigt herausgegeben werden. Sie ist nicht mit der -> Titelausgabe zu verwechseln. Sammelband. Ein Sammelband (nicht zu verwechseln mit einem -> Sammelwerk) enthält mehrere selbständig und getrennt erschienene Veröffentlichungen, die lediglich vom Buchbinder zu einem Band zusammengefasst wurden, (siehe auch -> Adligat, Konvolut) Sammelbuch -> Album Sammelhandschrift. Als Sammelhandschrift bezeichnet man die antike und mittelalterliche Über-

Sattler lieferungsform, bei der in einer -> Handschrift Werke verschiedener Urheber (Dichter, Schriftsteller) gesammelt sind. Auftraggeber und Schreiber der Sammelhandschriften sind selten bekannt. Sammeltitel. Ein Gesamttitel wird zuweilen auch ein Sammeltitel genannt. Sammelwerk. Ein Sammelwerk ist eine Publikation mit Beiträgen von zwei oder mehr Verfassern. Die Beiträge sind in sich abgeschlossen, stehen aber thematisch zueinander in Beziehung, so dass das Sammelwerk einen den gesamten Inhalt charakterisierenden Titel hat. Es wird (gemäß - Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (1601 -1700), Niedersächsische Staatsund Universitätsbibliothek Göttingen (17011800), Universitätsbibliothek J.Chr. Senckenberg (1801-1870), -«· Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (1871-1912), Deutsche Na-

tionalbibliothek Leipzig, Frankfurt am Main, Berlin (ab 1913). Auf der Grundlage mehrerer Digitalisierungsprojekte des DFG- Förderprogramms Verteilte Digitale Forschungsbibliothek will die Arbeitsgemeinschaft mit gemeinsamen Projekten und Projektbeteiligungen die Präsenz des gedruckten Kulturgutes im weltweiten Netz sicherstellen und zugleich einen Beitrag zur Schonung der Originale im Sinne der Bestandserhaltung leisten. Sämtliche Werke. Diese nicht eindeutig festgelegte Bezeichnung sollte eigentlich für das gesamte Lebenswerk eines Schriftstellers stehen. Sie wird aber auch vielfach gleichbedeutend mit -> Gesamtausgabe gebraucht, wobei die Vollständigkeit der Werke des Verfassers nicht Voraussetzung ist. Sankt Michaelsbund -»Michaelsbund Sansovino, Jacopo (1486-1570). Italienischer Baumeister. Der von ihm 1536 begonnene Bibliothekssaal der Biblioteca -> Marciana, Venedig, zeigt deutlich die Entwicklung in Richtung auf den reinen Bibliothekssaal des Barock. Neben den quergestellten Pulten (-» Pultsystem) erhielt er später auch Wandgestelle zur Aufnahme der wachsenden Büchermassen. Satiniertes Papier ist im Kalander unter Druck besonders geglättetes Papier. Nichtsatiniertes Papier wird als -> maschinenglattes Papier bezeichnet. Satirische Zeitschrift. Satirische Zeitschriften (humoristische Zeitschriften, Witzblätter) stellen einen Mitte des 19. Jh. aufgekommenen Zeitschriftentyp dar, der in Text- und Bildbeiträgen mit den Mitteln der Satire, Ironie, Komik, des Humors und Witzes aktuelle Ereignisse, auch Persönlichkeiten kritisiert oder der Lächerlichkeit preisgibt. Die älteste ununterbrochen erscheinende satirische Zeitschrift der Welt ist die 1841 in London gegründete Wochenschrift -»• „Punch". Die erste deutsche satirische Zeitschrift war „Fliegende Blätter", München 18441944. Sie verdankt ihren Ruhm nicht zuletzt so bekannten Zeichnern wie Moritz von Schwind, Franz von Pocci, Carl Spitzweg, Wilhelm -» Busch, Adolf Oberländer u.a. (siehe auch -> Kladderadatsch, Simplicissimus und als Beispiele für französische satirische Zeitschriften: La -> Caricature, -> Charivari) Sattler, Joseph (1867-1931). Maler und Zeichner. Er war einer der führenden Buchgestalter um 1900. 375

Satz Für seine Nibelungenausgabe (1898-1903), welche die Reichsdruckerei (-> Reichsdrucke) als Leistungsprobe auf der Pariser Weltausstellung 1900 zeigte, schuf er eine eigene Type und fertigte Illustrationen an, die den Einfluss des Jugendstils zeigen. Satz ist ein Fachausdruck aus der Drucktechnik und eine abgekürzte Gebrauchsform von „Schriftsatz". Der Satz ist der von Hand oder mit Setzmaschinen (-• Setz- und Druckmaschinen) hergestellte Schriftsatz (-• Buchdruck) aus einzelnen Typen (-> Lettern) oder Zeilen. Die historischen Satztechniken des Bleisatzes und Fotosatzes sind heute fast vollständig durch den -»• Computersatz verdrängt. Satzspiegel. Als Satzspiegel gilt die von dem Text einer Buchseite einschließlich -• Kolumnentitel, -> Marginalien, Fußnoten eingenommene Fläche, nicht aber die allein stehenden Seitenzahlen, die sogenannten „toten Kolumnentitel". Bei den Layoutprogrammen werden beim Anlegen der Seiten die Details fixiert: Schriftart, Satzbreite, Spaltenanzahl, Seitenhöhen, Stand Pagina oder/und der Kolumnentitel, Beschnitt und Stand des Satzspiegels auf dem Seitenformat. Satztitel. Ein Satztitel ist ein Buchtitel in Form eines Satzes (z.B. „Ihr Mut war grenzenlos."). Scanner (engl.: Abtaster) ist ein elektronisch arbeitendes Gerät, welches der Herstellung und Korrektur von Schwarzweiß- und Farbreproduktionen dient und analoge Bildinformationen in digitale umwandelt. Man unterscheidet Flachbett- und Trommelscanner. Der Scanner tastet die Vorlage mit einem Lichtstrahl ab und zerlegt die Färb- oder Grauwerte in Rasterpunkte, die der Rechner speichert. Die Punktdichte wird meist in dpi (dots per inch = Punkte pro Zoll) angegeben. Die gescannten Bilder lassen sich für das spätere Drucken am Bildschirm überprüfen und korrigieren, aber auch verändern. Scanner sind für die meisten Druckverfahren geeignet. Darüber hinaus kann ein Scanner Druckschriften automatisch lesen, digitalisieren und speichern. Diese Möglichkeit ist u.a. wichtig für -> Volltextdatenbanken und für die Archivierung großer Mengen von Schriftstücken. Wesentliche Qualitätskriterien für Scanner sind die -> Auflösung, die Farbtiefe und eine Software, die Tonwerte, Kontrast und Farbwerte der Vorlage erkennen und anpassen kann, (siehe auch ->• OCR) 376

Schabkunst. Die Schabkunst (ital.: MezzotintoVerfahren) ist eine Abart des Kupferstiches. Bei ihr wird die Kupferplatte mit einem besonderen Instrument, dem Granierstahl, aufgeraut. Das Bild wird dadurch erzielt, dass mit dem Schabeisen solche Flächen wieder geglättet werden, die mehr oder weniger hell erscheinen sollen; die nicht geschabten Stellen nehmen in den Vertiefungen Farbe auf und drukken dunkel. Die Schabkunsttechnik wurde 1642 von dem deutschen Kupferstecher Ludwig von Siegen (1609-1680) in Holland erfunden, erlebte aber ihre Blütezeit erst in der zweiten Hälfte des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jh.; sie wurde hauptsächlich für Einzelblätter, selten zu -> Buchillustrationen verwendet. Schablonendruck

Siebdruck

Schachzabelbücher (nach lat.: tabula = mittelhochdeutsch: Zabel = Brett, also Schachbrett, Schachspiel) sind allegorische mittelhochdeutsche und niederdeutsche Dichtungen, die (im Anschluss an die Moralschrift „Liber de moribus hominum et officiis nobilium super ludo scaccorum" des lombardischen Dominikaners Jacobus de Cessolis um 1275, die älteste abendländische Quelle des Schachspiels, mittelhochdeutsch bearbeitet 1377 von dem Mönch und Dichter Konrad Ammenhaus) das Schachspiel auf mittelalterliche Verhältnisse und Stände ausdeuteten. Früheste Schachzabelbücher entstanden um 1300. Schallarchiv. Das Schallarchiv (Teilbereich von Rundfunkarchiv, auch Musikarchiv genannt) dient der Archivierung von Tonträgern und wurde zunächst von den Musikredaktionen selbst, später mit der Zunahme der Tonträger (Schallplatten) von eigenständigen Organisationseinheiten durchgeführt. Während früher Verzeichnisse des Handels sowie Lieferkataloge der Musikindustrie wichtige Arbeitsmittel waren, wurden mit der Einführung elektronischer Systeme einheitliche Regelwerke entwickelt. Seit 1975 ist im öffentlich-rechtlichen Hörfunk das „Regelwerk Hörfunk Musik" in Kraft, das Richtlinien für die Erschließung, Formal- und Inhaltsbeschreibung enthält. Der Datenaustausch mit dem Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) erfolgt ebenfalls auf der Basis dieses Werkes. Der Südwestfunk begann in den 1970er Jahren mit dem Datenbanksystem MUSIS (Musik-Informations-System), das inzwischen in MUS AD aufgegangen ist. Andere Rund-

Schlagwortkatalog funkanstalten haben eigene System, z.B. der Westdeutsche Rundfunk „Archimedes Audio", der Hessische Rundfunk „ZUN". Schallplatte. Eine Schallplatte ist eine kreisrunde Scheibe aus Kunststoff mit feinen Rillen als Träger von Schallaufzeichnungen zur Tonwiedergabe auf Plattenspielern, seit 1910 aus Schellack und seit 1949 aus Vinyl (siehe auch Compact Disk). Die Schallplatte gehört zu den -> audiovisuellen Medien. Scharteke. Eine Scharteke (niederdeutsch, abgeleitet von lat.: Charta = Papier, Schrift) ist ein altes, wertloses Buch. Schäufelein, Schäufelin, Hans, eigentlich Hans Scheufelin (1480/1485-1538/1540). Maler und Holzschnittzeichner. Ausgebildet in der Werkstatt Albrecht -> Dürers fertigte er mehrere Holzschnitte, auch im Auftrag von Kaiser Maximilian I. an (z.B. -> Theuerdank, -»Weißkunig). Schedel, Hartmann (1440-1514). Humanist, Geschichtsschreiber, Stadtarzt von Nürnberg. Er verfasste eine lateinische Weltchronik, die sich inhaltlich stark an andere Quellen lehnt, andererseits in den Schilderungen der von ihm bereisten Städte eigene Anschauungen widerspiegelt. Sie wurde 1493 in lateinischer und deutscher Sprache von Anton -> Koberger gedruckt. Mit ihren 1809 von Michael -> Wolgemut und Wilhelm -> Pleydenwurff gefertigten Holzschnitten ist sie die am reichsten illustrierte Inkunabel. Schedel sammelte eine für die Geschichte des Humanismus wichtige Bibliothek, (siehe auch -» Bibliophilie) Schenkerexlibris sind heute im Handel erhältliche Exlibris mit neutraler bildlicher Darstellung (z.B. Werkstatt Gutenbergs, Leser u.ä.). Mit eingetragenem Namen des Schenkers werden sie von Bibliotheken in geschenkte Bücher eingeklebt. In früheren Zeiten nannte man das Exlibris eines Buchbesitzers, der ein mit ihm versehenes Buch einer Bibliothek oder einem Kloster geschenkt hatte, ein Donatorenexlibris (von Donator [lat.], veraltet für Geber, Schenker). Scherl-Verlag, August Scherl GmbH. Presse- und Buchverlag. Er wurde 1883 in Berlin von August Hugo Friedrich Scherl (geb. Düsseldorf 1849, gest. Berlin 1921) gegründet. 1914 wurde er verkauft. Im Verlag erschien seit 1903 „Die Gartenlaube".

Scheufelin -> Schäufelein Schichtenmodell

OSI-Schichtenmodell

Schimmelbogen. Ein Schimmelbogen heißt in der Drucktechnik ein ein- oder zweiseitig versehentlich unbedruckter -> Druckbogen. Schlagwort. Ein Schlagwort ist eine Benennung, die einer dokumentarischen Bezugseinheit bei der Inhaltskennzeichnung zugeordnet wird. Dabei unterscheidet man das gebundene Schlagwort, das einer verbindlichen Liste entstammt, von einem freien Schlagwort. Unter einer Vorzugsbenennung in einem -» Thesaurus versteht man eine Benennung, die aus einer Äquivalenzklasse von Benennungen diejenige ist, deren Verwendung empfohlen oder vorgeschrieben wird (-> Deskriptor). Schlagwortkatalog. Der Schlagwortkatalog (Abk.: SWK) ist eine Form des -» Sachkataloges, in dem die Bücher nach der alphabetischen Ordnung der -> Schlagwörter aufgeführt werden. Dabei ist ein Schlagwort (ursprünglich soviel wie schlagendes, d.h. treffendes Wort) ein möglichst kurzer, den Inhalt einer Schrift wiedergebender Ausdruck. Er kann, braucht aber nicht, dem Titel des Buches entnommen sein (-• Stichwort). Zur vollständigen Inhaltserschließung kann ein Buch unter mehreren Schlagwörtern verzeichnet werden. Da die Schlagwörter im Schlagwortkatalog unter sich alphabetisch geordnet sind, bleibt ihr sachlicher Zusammenhang untereinander unberücksichtigt. Der Schlagwortkatalog dient der punktuellen Literatursuche, ähnlich wie in einem Konversationslexikon. Für den Aufbau und die Führung eines Schlagwortkataloges müssen genaue Regeln aufgestellt werden, damit die Wahl des Schlagwortes stets nach den gleichen Grundsätzen erfolgt. Die „Regeln für den Schlagwortkatalog" (RSWK) sind für die Inhaltserschließung von Bibliotheksbeständen durch die Schlagwortkatalogisierung gedacht. Orientierungspunkte sind die Praxis der -> Deutschen Nationalbibliothek und der Bibliotheksverbünde, die ihre Bestände unter Nutzung der Schlagwortnormdatei (SWD) erschließen. Die Schlagwortkatalogisierung kann durch maschinelle Indexierung ergänzt werden, insbesondere bei speziellen Gattungen von Dokumenten, wie Altbeständen, Zeitschriftenaufsätzen oder elektronischen Publikationen. Die RSWK haben Bezüge zu den „Regeln für die Alphabetische Katalogisierung" (-• RAK), da die Erfassung der Daten nach beiden Re377

Schlagwortregister gelwerken aufeinander abgestimmt ist. Die RSWK berücksichtigen vorrangig die Bedürfnisse von -> Online-Katalogen. Für Listen- oder Zettelkataloge können sie aber analog angewandt werden. Verwendet werden fünf Arten von Schlagwortkategorien: Personenschlagwort, geographisches bzw. ethnographisches Schlagwort mit Sprachbezeichnung, Sachschlagwort, Zeitschlagwort und Formschlagwort. Geschichte: Der Name Schlagwort findet sich erstmalig in dem 1889-1913 erschienenen Schlagwortkatalog von Carl Georg und Leopold Ost (-> Georg/ Ost). Andere Bezeichnungen für Schlagwortkatalog sind Alphabetischer Sachkatalog, Alphabetischer Materienkatalog, Realrepertorium; im Ausland sind Namen wie subject catalogue, catalogue analytique, catalogue alphabetique de matieres u.a. üblich. Die Geschichte des Schlagwortkataloges beginnt mit den schon in den Klosterbibliotheken des 15. Jh. nachweisbaren alphabetischen Realrepertorien. Im 17. Jh. findet sich das Schlagwort häufig in -• Bibliographien. Den ersten umfangreichen Schlagwortkatalog in Deutschland legte Martin Schrettinger 18191851 für die Münchener Hofbibliothek an. In Amerika schuf Charles Ami Cutter 1876 mit seinen Regeln für den Dictionary catalogue eine erste Instruktion für den Schlagwortkatalog. Der Schlagwortkatalog fand Ende des 19. Jh. eine weite Verbreitung in Amerika, vor allem in der Form des Dictionary catalogue, und wirkte sich auch auf die Entwicklung in Deutschland aus, wo man im Schlagwortkatalog die Lösung für die Schwierigkeiten des -> Systematischen Kataloges gefunden zu haben glaubte. Auch im übrigen Ausland (Frankreich, Italien, Spanien u.a.) fand der Schlagwortkatalog Eingang. Schlagwortregister. Das den Systematischen Katalog ergänzende Schlagwortregister ist ein Alphabet sämtlicher auf die einzelnen Sachgruppen verteilten -> Schlagwörter mit entsprechenden Hinweisen. Mit ihm lässt sich die genaue Stelle des Systems finden, an der die gesuchte Literatur verzeichnet ist. Das Schlagwortregister ist auch eine Form des Sachregisters in Bibliographien. Schlitzlochkarte

Handlochkarte

Schlüsselliteratur. Zur Schlüsselliteratur zählen Werke, in denen wirkliche Personen, Orte und Vorkommnisse unter erdichteten Namen und in durch378

sichtiger oder schwer enträtselbarer Verschleierung dargestellt werden. In der deutschen Literatur ist der -> Theuerdank Kaiser Maximilians I. das erste bekannte Beispiel. Schlussstelle. In manchen Bibliotheken wird jedes Buch in einer Schlussstelle darauf überprüft, ob es alle in Betracht kommenden Dienststellen durchlaufen hat (-> Geschäftsgang) und ordnungsgemäß bearbeitet worden ist. Schlussvignette -• Cul-de-lampe Schmähschrift ->• Pamphlet Schmeller, Johann Andreas (1785-1852). Germanist. Er war 1829-1846 als Kustos und Bibliothekar an der Münchener Hofbibliothek tätig. Schmeller gilt als Begründer des modernen Handschriftenkataloges. Verdienstvoll war, dass er die Handschriften innerhalb der Sprachen nach ihrer Herkunft ordnete (Provenienzprinzip). 1829-1852 legte er einen handschriftlichen Katalog an, auf dem der 1858-1881 erschienene Handschriftenkatalog von Karl Felix Halm und Georg -> Laubmann aufbaute. Schmierig mahlen. Werden bei der Papierherstellung die Fasern des Papierstoffes mehr gequetscht als zerschnitten, so sagt man, der Papierstoff werde schmierig gemahlen, da durch das Quetschen ein zäher, schmieriger Brei entsteht. Das aus ihm gefertigte Papier neigt zum -> Durchscheinen. Das Gegenteil von schmierig mahlen ist -> rösch mahlen, Schmöker. Ein Schmöker (von niederdeutsch: smöken = schmauchen, rauchen) ist ein (durchräuchertes) altes, vielfach zerlesenes Buch. Schmutzliteratur -> Schundliteratur Schmutztitel. Der Schmutztitel (auch -> Vortitel genannt) ist in einem Buch das dem eigentlichen Titelblatt (Haupttitelblatt) vorgeschaltete Blatt. Es enthält nur den Titel des Buches, vielfach in abgekürzter Form, gelegentlich auch den Verfassernamen und das Verlagssignet, sonst aber keine Angaben. Der Schmutztitel, der das Haupttitelblatt vor Schmutz und Beschädigung schützen soll, ist in früheren Jahrhunderten aufgekommen, als Drucker und Verleger die noch ungebundenen Exemplare ihrer Bücher (sie wurden aus Kostengründen erst bei Bedarf gebunden) in Rohbogen (d.h. bedruckt, aber ungefalzt

Schreiber und unbeschnitten) verkauften; die Bogen waren durch ein Papierblatt mit kleinem Titelaufdruck geschützt. Schneider, Friedrich. Verleger. Er gründete 1843 mit Caspar - Klingspor-Museum, Offenbach/M. Schnellinformationsdienste. Die auf Papier oder online verbreiteten Schnellinformationsdienste bieten durch Vorabdruck von Zeitschrifteninhaltsverzeichnissen den Vorzug, dass zum großen Teil die Inhalte früher einsehbar sind als die Ausgaben der Zeitschriften selbst. Schnellpresse ist die Bezeichnung für eine mechanisch arbeitende Druckmaschine verschiedener Art für Buch- (Hoch-), Tief- oder Steindruck, insbesondere für die von Friedrich -* König 1812 erfundene Hochdruckmaschine. -• Setz- und Druckmaschinen Schnellschrift Schnitt

Stenografie

Buchschnitt

Schnittstelle. Schnittstellen dienen der Abgrenzung von technischen Funktionen oder von Verwaltungszuständigkeiten bei Geräten, Anlagen oder Leitungsnetzen sowie bei Software. Bei der -> Datenübertragung ist es die Übergabestelle zwischen Datenendeinrichtung und Datenübertragungseinrichtung. Sie umfasst die Gesamtheit der Festlegungen der physikalischen Eigenschaften der Schnittstellenleitungen, der Bedeutung der auf den Schnittstellenleitungen ausgetauschten Signale und der gegenseitigen Abhängigkeiten der ausgetauschten Signale. Die Grundlage bilden die ITU-T-Empfehlungen der V-Serie für die analoge Datenübertragung über Telefonnetze und der X-Serie für die digitale Datenübertragung in Datennetzen (-> ITU). Schnittverzierung -» Buchschnittverzierung Schnorr von Carolsfeld, Julius (1794-1872). Maler. Er schuf u.a. Bibelbilder. Die Illustrationen zur sogenannten Cottaschen Bibel (1850) und das 240 Holzschnitte enthaltende Tafelwerk „Die Bibel in Bildern" (1853-1860) verschafften ihm weithin Ruhm, (siehe auch -> Bilderbibel)

Schöffer, Peter (gest. 1503). Mainzer Frühdrucker und Verleger. Er war Bücherschreiber und Handschriftenhändler in Paris, ehe er der erste Mitarbeiter -> Gutenbergs wurde. Nachdem Gutenberg den von Johannes Fust gegen ihn geführten Prozess verloren hatte, gründete Schöffer mit Fust eine eigene Druckerei in Mainz, aus der 1457 der Mainzer Psalter hervorging. Nach Fusts Tod (1466) heiratete er dessen Tochter und führte die Firma alleine weiter. Eines seiner Hauptwerke war die 48zeilige lateinische -• Bibel von 1462. (siehe auch GoticoAntiqua) Schöndruck. Als Schöndruck gilt das Bedrucken der Vorderseite des -• Druckbogens, (siehe auch ->· Widerdruck) Schöne Literatur

Schöngeistige Literatur

Schöne Wissenschaften

Belletristik

Schöngeistige Literatur. Alle unterhaltende Literatur in Vers und Prosa (Romane, Novellen, Erzählungen, Lyrik, Dramen usw.) wird als schöngeistige Literatur bezeichnet, (siehe auch -»• Belletristik, —• Fiction) Schönsperger, Johann d.Ä. Hofbuchdrucker Kaiser -> Maximilians I. in Augsburg. Theuerdank, -> Fraktur Schönste deutsche Bücher

Stiftung Buchkunst

Schrägschrift heißt eine Kursive der Frakturschrift (im Unterschied zur Antiqua-Kursive). Schreibdruckschrift. Im 16. Jh. ging man über die -> Kursive hinaus und schuf die Schreibdruckschrift, die der -> Schreibschrift nachgebildete Druckschrift. Ein Beispiel hierfür ist die von Robert Granjon geschaffene Civilite. Auch die modernen Schriftkünstler haben zahlreiche Schreibschrifttypen geschaffen. Schreiber. Die Anforderungen, die das Erlernen und Ausüben der Schriftkunst stellten, führten im Laufe der Zeit zur Bildung eines besonderen Standes der Schreiber. Ihre gesellschaftliche Stellung war jedoch verschieden: In den alten mesopotamischen Reichen mit ihrem schwierigen Keilschriftsystem genossen die Schreiber großes Ansehen. Ihre langjährige Ausbildung erfolgte in Schreibschulen. Auch bei den Ägyptern war der Schreiber sehr angesehen. Sein Beruf konnte zu hohen Beamtenstellen fuhren. 379

Schreibgeräte Der Königshof und später auch alle Verwaltungsbehörden unterhielten zur Aufrechterhaltung ihres umfangreichen Schreibbetriebs eigene Schreibschulen. In Griechenland und Rom hatte ebenfalls jede Behörde ihren Schreiberposten. Die Staatsschreiber der Griechen und die Schreiber der römischen höheren Verwaltungen, allesamt Freie, hatten eine Vertrauensstellung; weniger gehobene Stellen waren mit Sklaven besetzt. Außerdem gab es spezielle Schreiber, die als Stenographen, Bücherschreiber und Kalligraphen (Schönschreiber) tätig waren. Bücher wurden wahrscheinlich nicht im Diktierbetrieb, sondern durch kursierende, immer wieder hergestellte Abschriften, später von Lohnschreibern, vervielfältigt. Im Mittelalter wurden Schreib- und Buchkultur zunächst nur in den Klöstern gepflegt. Neben den Mönchen, die in klösterlichen Schreibwerkstätten Bücher abschrieben, waren alsdann auch Weltgeistliche Träger des Schreiberamtes; sie betätigten sich als Kanzleischreiber. Seit dem 12./13. Jh. stieg der Bedarf an Schreibern aller Art durch das Anwachsen der Universitäten, der städtischen Verwaltungen, des lesebeflissenen Bürgertums und durch die Zunahme des Schriftverkehrs im wirtschaftlichen Leben. So wurden an den Universitäten neben den Kanzleischreibern Bücherschreiber beschäftigt; in den Städten betätigte sich neben dem Kanzlisten der Schulmeister als Schreiber; der Stand der Laienschreiber mehrte sich, und schließlich kam es zur Bildung von Schreibwerkstätten. Eine bekannte Werkstatt ist die des Schreibers und Handschriftenhändlers Diebold Lauber aus Hagenau (Eisass) (nachweisbar 1425-1467), aus der etwa 50 illustrierte deutsche und lateinische Handschriften erhalten sind. Im Spätmittelalter kam an den Universitäten und wahrscheinlich auch in den Schreibwerkstätten der Diktierbetrieb auf. In der Renaissance wurde vornehmlich von Sammlern die Handschrift dem gedruckten Buch noch vorgezogen. So schrieben manche Humanisten die Bücher selbst ab oder unterhielten eigene Schreiber, bis der Buchdruck die Bücherschreiber endgültig verdrängte und die Berufsschreiber in Kanzleien und als -> Schreibmeister ein immer noch weites Betätigungsfeld fanden. Die Kunst des Schreibens wurde zunehmend Allgemeingut und die Schrift in der Hand des Einzelnen individualisiert. Schreibgeräte. So wie von Urzeiten her geeignete Oberflächen als -> Beschreibstoffe verwendet wurden, so dienten auch die verschiedenartigsten Mittel 380

als Schreibwerkzeuge. In den Keilschriftkulturen wurden die Schriftzeichen in die Tontafel mit einem aus Bambusrohr hergestellten rechteckigen oder dreieckigen, vom abgeschrägten Griffel eingedrückt. Die Ägypter beschrieben die Papyrusblätter mit vorn schräg zugespitzten Binsen und seit dem 3. Jh. n. Chr. mit einem schräg zugespitzten oder gespaltenen Rohrgriffel (calamus, von griech.: Schilf, Rohr) (der späteren Gänsefeder), der mit Bimsstein immer wieder geschliffen werden konnte. Auch das Lineal gehörte zum Schreibgerät. Zum Schreiben wurden schwarze Tusche (aus Ruß) und rote (aus Mennige mit Gummi, Blutserum, Wasser als Bindemittel), auch eine bräunliche Metalltinte verwendet. Besonders der schwarze Farbstoff hat sich über Jahrtausende erhalten. Die Griechen und Römer schrieben auf Papyrus, -> Pergament oder Tonscherben mit der Rohrfeder. Linien wurden mit einer Bleischeibe gezogen. Zum Beschreiben der Wachstafeln, die in der Schule, für Konzepte und Briefverkehr verwendet wurden, diente der metallene Griffel (stilus, von lat.: Pfahl, Stiel), der an einem Ende zugespitzt, am anderen Ende zum Löschen von Geschriebenem falzbeinartig platt war; seit dem 4. Jh. n. Chr. wurde die Vogelfeder (Gänsefeder) benutzt; auch Metallfedern waren schon im Gebrauch. Die Tinte bestand seit dem 4. Jh. n. Chr. aus Galläpfeln und Eisenvitriol (Eisengallustinte). Zu den mittelalterlichen Schreibgeräten gehörten, ähnlich wie in der Antike, der Griffel für die immer noch verwendete Wachstafel sowie der Calamus. Schreiblinien wurden mit dem Lineal auf Pergament mit nicht abfärbendem Griffel eingedrückt. Für das spätere Papier verwendete man auch Bleikantel und Silberstifte (stumpf angespitzte Silberdrähte als Vorgänger des Bleistifts), die auf geeigneter Unterlage abfärbten. Der Linienabstand wurde mit dem Zirkel vermessen; die Zirkelstriche finden sich zum Teil noch heute in den Handschriften. Zum Schreiben mit Tinte benutzte man die Vogelfeder; aber auch Metallfedern waren im Gebrauch. Die wesentlichen Bestandteile der Tinte waren Galläpfel und Vitriol. Zur Hervorhebung bestimmter Wörter, Überschriften u.ä. wurde rote Tinte, für Prachtcodices auch Gold- und Silbertinte verwendet. Schreibmeister. Seit dem 13. Jh. bildete sich der Stand der sogenannten Schreibmeister heraus. Sie wurden auch Modisten genannt, da sie des modus scribendi kundig waren. Mit dem Beruf des Schreib-

Schreibschriften meistere war oft der des Rechenmeisters verbunden. Die Schreibmeister ließen sich in Städten nieder und betrieben dort im öffentlichen Auftrag oder privat Schreibschulen für Kinder und Erwachsene, die nicht die normalen Schulen besucht hatten, für den praktischen Bedarf aber Grundkenntnisse im Schreiben, Lesen und Rechnen erwerben wollten. Es gab auch Schreibmeister, die gegen Entgelt Schreibunkundigen Schriftsätze aufsetzten, und wandernde Schreibmeister, die in den von ihnen aufgesuchten Orten durch Aushang oder Vorlage von Schriftproben auf ihr Können hinwiesen. Seit 1480 bis in das 18. Jh. gibt es die von den Schreibmeistern herausgegebenen Lehr- und Musterbücher (Schreibmeisterbücher), zuerst in Italien, seit den zwanziger Jahren des 16. Jh. in Deutschland, dann in ganz Europa. Der bedeutendste deutsche Schreibmeister war Johann Neudörffer d.Ä. in Nürnberg (1497-1563). Seine gedruckten Schreibvorlagen („Fundament", 1519, das erste deutsche Schreibbuch, „Anweysung einer gemainen handschrift", 1539, „Gesprechbuchlein zweyer Schüler", 1549) waren für die Entwicklung der deutschen Schreibschrift wichtig. Von Neudörffer stammen auch die Entwürfe für die Fraktur des Formschneiders und Druckers Hieronymus ->· Andreä. Nach Erfindung des Buchdrucks oblag den Schreibmeistern neben den Kanzleien die Pflege und Entwicklung der Schreibformen. Neben kalligraphischen Spielereien gab es auch beachtliche Leistungen, deren Bedeutung aber ständig zurückging. Schreibmeisterbücher

Schreibmeister

Schreibschriften heißen die von Hand geformten Schriften im Gegensatz zu den durch Druck oder sonstige Vervielfältigungsverfahren hergestellten Druckschriften (siehe auch -• Buchschriften). Zur Zeit des Umbruchs von den geschriebenen zu den gedruckten Büchern wurden einige Schriften sowohl als Schreib- wie auch als Druckschrift verwendet (->· gotische Minuskel, - Auszeichnungsschrift für Urkunden u.ä. verwendet. Die Fraktur, die anfangs der entsprechenden Druckschrift nahe kam, glich sich alsdann der Kanzleischrift an, wurde jedoch meist aufrecht stehend, größer und fetter als diese geschrieben und nur für Auszeichnungszwecke (Überschriften) gebraucht. Im 18. Jh. zeigte sie immer mehr Verfallserscheinungen und kam schließlich außer Gebrauch, während sich die Kurrent als Normschrift für Kanzleizwecke durchsetzte. Die -> Handschrift der Humanisten hatte bereits im 15. Jh. eine kursive Schreibweise (-> humanistische Minuskel), aus der sich im Laufe der Zeit die heutige lateinische Schreibschrift entwickelte. Die humanistische Schreibschrift nahm die von Aldus -> Manutius 1501 in den Druck eingeführte Antiqua-Kursive zum Vorbild und wurde mit national bedingten Formunterschieden in den die -+ Antiqua als Druckschrift gebrauchenden Ländern verwendet. Außer in fremdsprachigen Texten kam sie im 19. Jh. neben der deutschen Schreibschrift auf, und es entstand bald ein Streit zwischen den Anhängern der einen und der anderen Schreibweise, der historisch jedoch nicht begründet war, da beide Formen ihren Ursprung in der karolingischen Minuskel haben, wenngleich die deutsche Schreibschrift (wie die gotische Druckschrift und die Fraktur) als nationale deutsche Prägung empfunden wurde. Seit Anfang des 19. Jh. verlor die Schreibschrift an Ausdruckskraft und verfiel nach dem Siegeszug der Schreibmaschine in Kanzleien und Büros seit Ende des Jahrhunderts völlig der Individualisierung. Dieser Entwicklung versuchte William -> Morris (noch bevor er sich der Erneuerung der Buchkunst zuwendete) durch Pflege der Handschrift entgegenzuwirken. Von ihm angeregt trat der britische Arzt Edward -> Johnston als Erneuerer der Schreibschrift auf, dessen Bestrebungen seine Schülerin Anna Simons in Deutschland propagierte. Als weiterer bedeutender Vertreter des modernen Schriftwesens ist unter vielen anderen noch Rudolf Koch zu 381

Schrenz nennen, durch dessen Tätigkeit in reinster Weise die getrennt verlaufene Entwicklung von Druck- und Schreibschrift, wie in alter Zeit, wieder zusammen kommt. Als Grundlage der heutigen Schreibschrift dienen Normalalphabete: in Deutschland in Anlehnung an Vorschläge von Ludwig - Schreibdruckschrift) Schrenz nennt man geringwertiges aus Altpapier und Faserabfällen hergestelltes Packpapier, das u.a. als Rückeneinlage in Bucheinbanddeckeln verwendet wird. Schrettinger, Martin (1772-1851). Bibliothekar. Er war 1802-1844 an der Hofbibliothek in München tätig. Schrettinger war Gegner der systematischen Buchaufstellung und verfocht die Aufstellung der Bücher in größeren Gruppen; er legte einen -> Schlagwortkatalog an. (siehe auch Bibliothekswissenschaft) Schrift. (1) Unter Schrift versteht man verschiedenartige Zeichensysteme (Ideenschrift, Wortschrift, Silbenschrift, Buchstabenschrift) mit unterschiedlichem Formbestand (Bildzeichen, Keilzeichen, Strichzeichen). Voraussetzung der Schrift ist die Sprache. Ihr Sinngehalt und, auf höherer Entwicklungsstufe, ihr Lautbestand werden von der Schrift fixiert. Die Schrift entwickelt sich vom Komplizierten (Keilschrift, Hieroglyphe) zum Einfachen (Buchstabenschrift). Ihre Form ist abhängig vom Beschreibstoff, ->• Schreibgerät und Schreibzweck. Das Schreiben besorgten bis ins späte Mittelalter -> Schreiber (-> Schreibmeister), deren gesellschaftliche Stellung unterschiedlich war. Die Schriftzeichen lassen sich durch verschiedene grafische Techniken (Schreiben, Zeichnen, Meißeln, Ritzen, Malen, Drukken) und Mittel (Finger, Griffel, Feder, Meißel, Pinsel, Type) erzeugen. Alle Zeichenformen der großen Schriftsysteme (Keilschrift, ägyptische Hieroglyphe, chinesische Schrift, Buchstabenschrift) haben ihren Ursprung im Bild. Aus den meist bereits stilisierten und symbolisierten Bildzeichen entwickelten sich abstrahierte Strichzeichen, als deren letzte Vereinfachung die vom Bildursprung gelöste Buchstabenschrift gilt, wie sie im lateinischen Alphabet vorliegt. 382

(Eine weitere Entwicklung ist nur noch in Form der Stenografie möglich.) Geschichte der abendländischen Schriften: Altertum: Das Urbild unseres heutigen Alphabets geht auf die phönizische Buchstabenschrift aus dem 13. und 12. Jh. v. Chr. zurück. Die Griechen übernahmen wahrscheinlich im 11. Jh. v. Chr. die phönizischen Buchstabenzeichen. Das lateinische Alphabet stammt vom griechischen ab; die Entlehnung erfolgte durch die Römer etwa im 7. Jh. v. Chr. (-> Römische Schrift). Die ältesten Zeugnisse lateinischer Schrift sind Inschriften aus der Zeit um 600 v. Chr. Als scriptura monumentalis (-> Monumentalschrift) entwickelte die frühe Kaiserzeit eine Inschriftenform lateinischer Großbuchstaben (-• Majuskel) (capitalis quadrata), die späteren Jahrhunderten als Vorbild für eine klassische Schrift galt und seit der Renaissance die Großbuchstaben der Antiqua bildet. Weitaus gebräuchlicher für antike Buchhandschriften als die capitalis quadrata war eine geschmeidigere Form lateinischer Großbuchstabenschriften: die capitalis rustica. Seit dem 4. Jh. entwickelten sich als weitere -> Buchschriften die Unziale und die -> Halbunziale. Neben solchen Buchschriften dienten gleichzeitig Kursivschriften (ältere ->• Kursive oder Kapitalkursive und jüngere römische Kursive) als Gebrauchs- und Geschäftsschriften (für Briefe, Akten u.a.). Mittelalter: In sämtlichen Provinzen des römischen Weltreichs knüpften die dort gepflegten Nationalschriften an die römische Schriftkultur an, von denen sich aber keine als allgemein abendländische Schrift durchsetzen konnte. Erst mit der um 800 auftretenden -> karolingischen Minuskel wurde eine einheitliche Schrift geschaffen: eine Kleinbuchstabenschrift (Minuskel), in der antike Schriftelemente aufgenommen und manche Bildungen der vorkarolingischen Zeit zurückgedrängt oder eliminiert worden sind. Seit der Renaissance bildet die karolingische Minuskel mit gewissen Wandlungen bis heute den Formenbestand der lateinischen Schreibschrift. Die mittelalterliche Entwicklung durchlief gemäß dem Stilwandel romanisch-gotisch-spätgotisch (-• Gotische Schrift) die entsprechenden Phasen, bis sie im späten Mittelalter zu einem nach Schriftzwecken (Buch-, Urkunden-, Notizschriften) und nach nationalen und regionalen Besonderheiten differenzierten Schriftenbestand führte.

Schriftgießerei Neuzeit: Die Ausbildung gotischer Kursiven zu neuen kalligraphischen Buchschriften (-> Bastarda, -> Fraktur), besonders gefördert durch französische Könige, burgundische Herzöge und deutsche Kaiser, vor allem Maximilian I., sowie die von Italien im 15. Jh. ausgehende Wiederbelebung antiker und karolingischer - Humanistische Minuskel) andererseits ersetzt. Eine Antiqua-Kursive wurde erstmals in den Buchdruck 1501 durch Aldus -> Manutius eingeführt. Nach der Erfindung des -> Buchdrucks fand anstelle des Pergaments das wesentlich billigere -> Papier Verbreitung. Die Druckschriften brauchten nun nicht mehr die raumsparenden Abbreviaturen (-• Abkürzung) der Schreiber des Mittelalters nachzuahmen, sondern sie gingen immer mehr dazu über, die Worte auszuschreiben, wodurch sich die Anzahl der Typen erheblich verringerte. Seit dem 15. Jh. ist es, schon wegen der normierenden Technik des Buchdrucks, zu keinen völligen Neuschöpfungen der abendländischen Schrift mehr gekommen. Schreibschriften: Nach Entstehung der Buchdrukkerkunst begann eine Sonderentwicklung der Schreibschriften (Schreibmeister). In Deutschland wurde sowohl die deutsche Schreibschrift wie auch die lateinische Schreibschrift verwendet, wobei letztere lange vor allem als -»Auszeichnungsschrift diente. 1941 wurde die Deutsche Normalschrift (-» Typographisches System) eingeführt. (2) Schrift wird auch als Sammelwort für alle Arten von Texten, Geschriebenes und Gedrucktes, Buch, Broschüre, Abhandlung, Aufsatz u.ä. verwendet. Schriftband -> Spruchband Schriftenreihe. Unter einer Schriftenreihe (Serie oder Reihe) versteht man eine unbegrenzte Folge von

im allgemeinen in unregelmäßigen Abständen erscheinenden Bänden oder Heften. Die Titel der einzelnen „Stücke", die in der Regel von verschiedenen Verfassern stammen, heißen ->· Stücktitel. Die Teile sind unter einem gemeinsamen Gesamttitel (Serien- oder Reihentitel) vereinigt. Der Serientitel kann neutral oder thematisch gebunden sein, auch mit dem publizierenden Verlag in Verbindung gebracht werden. Die Schriftenreihe nimmt eine Mittelstellung zwischen Monographie und Zeitschrift ein, weil einerseits ihre inhaltlich voneinander abgegrenzten Einzelstücke monographischen Charakters sind, andererseits bei ihr keine Begrenzung in der Erscheinung vorgesehen ist. Schriftenreihen (und Periodika) gehören (gemäß RAK) zu den fortlaufenden Sammelwerken. Schriftfamilie. Von jeder Druckschrift wird eine Anzahl von Schriftgraden angefertigt. Dazu kommen oft noch die Kursive, -> Kapitälchen und Auszeichnungsgarnituren, wie mager, halbfett, fett. Die verschiedenen Grade und Arten ein und derselben Schrift bilden eine Schriftfamilie. Schriftgarnitur (Garnitur) heißt in der Druckindustrie das Satzmaterial für die verschiedenen Schriftgrade einer Schriftfamilie und die zugehörigen Auszeichnungsschriften. Schriftgießerei. Eine Schriftgießerei ist ein Betrieb zur Herstellung des Setzmaterials für den Handsatz aus Bleilegierungen durch Gießen. Gegossen werden Einzelbuchstaben (-• Lettern, -»• Drucktypen) der Druckschriften sowie Blind- und Ziermaterial. Die Gießformen (-• Matrizen) werden ausgehend von Schriftstempeln (-> Patrizen) oder direkt hergestellt (-• Schriftguss). Der Entwicklung vom Handsatz zum Maschinen- und Filmsatz folgend stellen die Schriftgießereien auch die für den Filmsatz gebrauchten Schriftscheiben und -rahmen her. Entwicklung des Gießereigewerbes: Die oft dem Schreiber- oder Goldschmiedehandwerk angehörenden Frühdrucker entwarfen, schnitten und gössen ihre Schriften selbst oder aber beschäftigten des Schriftschnittes und -gusses kundige Gesellen. In der Regel jedoch blieb in der Inkunabelzeit die Schriftgestaltung werkstattgebunden. Doch allmählich kam es zum Austausch von Typenmaterial oder Matrizen, und zwar durch (1) Werkstattwechsel eines Drukkers bzw. Schriftschneiders (z.B. Lukas Brandis 383

Schriftgrad von Lübeck nach Magdeburg), (2) Handel einzelner Druckereien mit Typen (z.B. goss die mit der Offizin des Johann - Rusch, lieferte Johann ->· Frohen Melchior -» Lotter d.Ä. zur Einrichtung seiner Zweigdruckerei in Wittenberg die Typen), (3) durch Nachahmung oder Abwandlung der Schriften anderer Werkstätten, (4) durch Bezug der fertigen Typen von einer selbständigen Gießerei (eine solche betrieb z.B. Johann -» Reinmann in Augsburg Ende des 15. Jh., der sogar Aldus -> Manutius beliefert haben soll). So entstand schließlich aus der ursprünglichen Arbeitsteilung in der Offizin ein mit Schriften handelnder selbständiger Gewerbezweig. Das konnte durch Verselbständigung der in ihr beschäftigten Gießer oder durch Trennung der Betriebszweige Schriftguss und Druck in zwei selbständige Unternehmen geschehen (auf welche Weise z.B. die bedeutende -»• EgenolfF-Lutherische Schriftgießerei entstand). Aber erst das 19. Jh. sollte zur völligen Verselbständigung des Schriftgießereigewerbes und zugleich zur Bildung von Großbetrieben führen. Bedeutende deutsche und alte Unternehmen sind u.a. die H. -» Berthold AG, Berlin, gegründet 1865 von Hermann Berthold, der 1878 mit der Schaffung des Deutschen Normalschriftsystems beauftragt wurde (-> Typographisches System), die D.S. Stempel AG, Frankfurt/M., gegründet 1895 von David Stempel. Schriftgrad. Der Schriftgrad ist die Größe einer Druckschrift (-» Schriftgröße). Er entspricht dem Maß des Schriftkegels. Schriftgrade werden nach alt überlieferten Namen oder Punkten benannt bzw. in Millimetern gemessen: Für die Bezeichnung der Schriftgrade waren schon in frühester Zeit Namen wie Petit, Korpus, Cicero usw. in Gebrauch gekommen, ohne dass sie zunächst auf die gleichen Schriftgrößen bezogen wurden. Die eigenartigen Namen sind nicht ganz geklärt. Man nimmt an, dass die kleinste vorhandene Schrift „Petit", eine für Ciceros Reden gegossene „Cicero", eine für das „Corpus iuris" „Korpus" usw. benannt wurde. Nach dem -> typographischen System hat sich eine Reihe von Schriftgraden entwickelt, wobei in Deutschland seit 1.1.1978 die Schriftgröße in Millimetern gemessen wird. Da die alten Schriftgrade zum Teil innerbetrieblich noch verwendet werden, gibt es Umrechnungstabellen von typographischen Punkten bzw. Schriftgraden in Millimeter (z.B. ->• typographischer Punkt 5 = Schriftgrad Perl = 1,880 mm), (siehe auch 384

-> Diamant, Perl, -> Nonpareille, -> Kolonel, ->· Petit, ->• Borgis, Garmond, -> Cicero, -> Tertia, Text) Schriftgröße. Die Schriftgröße wird im -• Bleisatz in alt überlieferten Namen oder nach dem -»typographischen System in -» Schriftgraden (Punkten) angegeben, in Deutschland seit dem 1.1.1978 in Millimetern gemessen. Beim Fotosatz konnte die Schriftgröße mit Hilfe verstellbarer Optik stufenlos gewählt werden. Beim -+ Computersatz erfolgt die Auswahl programmgesteuert. Schriftguss. Unter Schriftguss versteht man die Herstellung von -> Lettern für den -• Handsatz. Seit Gutenbergs Zeit bis fast zur Mitte des 19. Jh. wurde der Schriftguss mit dem Handgießinstrument ausgeführt. Dabei wird durch Ausguss der mit dem Schriftstempel hergestellten Matrize mit flüssigem -• Schriftmetall die Letter gewonnen, die allerdings, um die richtige Passform zu erhalten, noch bearbeitet werden muss. 1862 wurde von dem Engländer John Robert -»• Johnson die erste Komplettgießmaschine konstruiert, die durch weitere Entwicklung völlig gebrauchsfertige Lettern lieferte, wie auch die weiteren Modelle auf Leistungs- und Qualitätssteigerung abzielten, (siehe auch -> Schriftgießerei) Schriftgutverwaltung bzw. Records Management, verstanden als Kernelement des betrieblichen Informationsmanagements, stellt sicher, dass die aus den Geschäftsprozessen generierten Informationsinhalte in bestimmten reproduzierbaren Aufzeichnungsformen (Papierdokument, elektronisches Dokument) die Nachvollziehbarkeit des Geschäftshandelns garantieren. Schriftgutverwaltung beinhaltet - da „organisch" mit den Prozessen verknüpft - wesentlich mehr als Dokumentenmanagement, da es über das reine Verwalten hinaus, die Bearbeitung und Steuerung von Geschäftsunterlagen in ihrem Lebenszyklus umfasst. Schrifthöhe. Die für den -> Handsatz gebrauchte Letter ist ein vierkantiger, rechtwinkliger Metallkörper, dessen Stirnseite oder Kopf den erhaben ausgeführten Buchstaben im Spiegelbild zeigt. Der Abstand vom Kopf bis zum Fuß heißt Schrifthöhe. Wurde für sie in Frankreich bereits im 18. Jh. ein Einheitsmaß festgelegt, so bestimmte dagegen in Deutschland noch im 19. Jh. jede Gießerei die Schrifthöhe selbst. Aber die Einfuhrung der -> Gießmaschine verlangte eine Normung. 1898 legte man

Schriftproben (besonders unter Einflussnahme von Hermann -»• Berthold, siehe Typographisches System) die sogenannte Deutsche Normalschrifthöhe nach dem französischen Schriftsystem auf 62 2/3 typographische Punkte oder 23,566 mm fest (Pariser Höhe). 1904 wurde dieses Maß als Urmaß geeicht. Schriftkegel. Mit Schriftkegel (kurz: Kegel) bezeichnet man die Höhe der Stirnseite einer -> Letter, während die Grundlinie -• Dickte heißt. Als Maßeinheit hat ursprünglich der typographische Punkt gegolten; seit 1978 wird in Deutschland in Millimetern gemessen. Dem Maß des Kegels entspricht der -> Schriftgrad. Schriftkunst. Einige Kulturen entwickelten, von religiösen oder ästhetischen Bedürfhissen ausgehend, neben den Gebrauchsschriften auch kalligraphische Schriften (-> Kalligraphie), die zum Teil unter dem Begriff der Schriftkunst zu subsumieren sind. Die Schriftkunst Europas fand nach der zeitlos schönen römischen -> Steinschrift in den gemalten Initialen der mittelalterlichen, oft mit Gold und Silber auf purpurgefärbtem Pergament geschriebenen Codices ihren ersten Höhepunkt. Den Initialen der Handschriften folgten in der Frühdruckzeit die in Holz geschnittenen dekorativen Initialen. Eine harmonische Geschlossenheit des Schriftblockes wurde durch Abkürzungen, Ligaturen und das Alineazeichen erreicht. Im 16. Jh. gestalteten bekannte Maler und Zeichner, wie Urs -> Graf, Hans -> Holbein d.J. u.a., den Buchschmuck. Zahlreiche Schriftkünstler schufen immer neue Schriftformen, so Claude -* Garamond eine griechische Druckschrift (-• Grecs du roi), Hieronymus -> Andreä nach Vorlagen von Johann -> Neudörffer d.Ä. eine -> Fraktur, Robert ->• Granjon die Civilite. Das 16. Jh. war auch die Blütezeit der Schreibmeister, wenn es auch gelegentlich durch bloße Spielerei mit den Buchstaben zum Missbrauch der Schrift kam. Auch im 17. und 18. Jh. wurde die Schriftkunst weiter gepflegt. Dabei sah man die Schönheit einer Buchseite in der Vollkommenheit der Type, so dass man auf jede andere Illustration verzichtete. Am Ende der Entwicklung dieser kalligraphischen Kunst stand der durch klassizistische Strenge geprägte Schriftenreichtum von Giambattista -» Bodoni. Im Laufe des 19. Jh. ging die Freude am Spiel mit den Buchstabenformen verloren, bis Ende des Jahr-

hunderts William -» Morris die Buchkultur des 15. Jh. wieder zu neuem Leben erweckte. Er schuf eine Anzahl in Holz geschnittener Initialen und einige Druckschriften. England wurde durch Edward Johnston zum Ursprungsland einer neuen Schreibkultur. In Deutschland lag die Schriftpflege vorwiegend in den Händen der Privatpressen. In der ersten Hälfte des 20. Jh. wurde die Schriftkunst zum Lehrfach der Kunstschulen und Kunstakademien. Rudolf Koch scharte eine Reihe von Schriftkünstlern um sich, wie zum Beispiel Karl -> Klingspor. Neben den Schriften von bekannten Schriftkünstlern vergangener Jahrhunderte, wie von Claude Garamond, William -• Caslon, John Baskerville, Johann Gottlieb Immanuel Breitkopf, Giambattista Bodoni, Johann Friedrich -+ Unger, Justus Erich Walbaum, Franfois Ambroise und Firmin Didot, sind Druckschriften neuerer Schriftkünstler im Gebrauch, so von Fritz Helmut Ehmcke, Jakob Erbar, Rudolf Koch, Jan van -» Krimpen, Akke —> Kumlien, Herbert Post, Imre Reiner, Paul Renner, F.H. Ernst Schneidler, Walter Tiemann, Georg Trump, Jan Tschichold, Hermann Zapf u.v.a.m. Schriftleiter -• Redakteur Schriftleitung -> Redaktion Schriftliche Nachlässe können je nach der Person ihres ehemaligen Eigentümers Verschiedenartiges enthalten: veröffentlichte und unveröffentlichte Manuskripte nebst Entwürfen, an ihn gerichtete Briefe, eventuell auch Abschriften eigener Briefe, Tagebücher, Notizbücher, persönliche Urkunden u.a.m. Eigenständig geschriebene Schriftstücke nennt man -> Autographen. Die Zuständigkeit für die Nachlässe zwischen den Bibliotheken und den Archiven ist strittig. Schriftmetall ist das für den Guss von ->• Lettern sowie das in Setzmaschinen und in der -» Stereotypie verwendete Metall (Bleilegierungen mit Antimon). Schriftproben. Schriftgießereien, Hersteller von Fotosatzmaschinen und Druckereien pflegen ihre zur Verfügung stehenden Schriftarten für ihre Kunden in Broschüren oder Büchern zusammenzustellen; bis ins 18. Jh. geschah dies in Plakatform. Die älteste erhaltene Schriftprobe stammt von Erhard -• Ratdolt. 385

Schrift rolle Schriftrolle Schriftsatz

Buchrolle Satz

Schriftschneider -• Stempelschneider Schriftsetzer. Der Schriftsetzer (auch kurz Setzer oder Typograph genannt) verrichtet die Arbeit des Setzens, entweder von Hand (-• Handsatz; Handsetzer) oder mit der Setzmaschine (-» Setz- und Druckmaschinen; Maschinensetzer). Ein Setzer, der zugleich als Buchdrucker ausgebildet ist, heißt Schweizerdegen. Der traditionelle Beruf des Schriftsetzers ist heute durch Fotosatz, Textverarbeitungsmaschinen und Datenverarbeitungsanlagen fast ausgestorben. Schriftstellerlexikon. Ein Schriftstellerlexikon ist ein literarisch-biographisches -> Personallexikon mit Angaben über Lebensdaten und Werke von Schriftstellern und Dichtern. Schriftstempel (Patrizen) dienen zur Anfertigung der Matrizen, nach denen die Typen für den -> Handsatz (-• Schriftguss) oder mit deren Hilfe der -> Maschinensatz hergestellt wird. Die Patrizen sind kleine Stahlstempel, die das Schriftbild erhaben und spiegelverkehrt tragen. Die frühere handwerkliche Herstellung der Schriftstempel (-• Stempelschneider) durch Gravieren und Feilen wurde durch die maschinelle Fertigung mittels der Stempelschneideoder Matrizenbohrmaschine sowie durch Einsatz der Galvanoplastik abgelöst. Schriftstempel dienen auch dem Buchbinder zur Beschriftung von Bucheinbänden (-• Stempel). Schriftträger -> Beschreibstoffe Schrifttum (Schriftwerke). Der Begriff Schrifttum (Schriftwerke) umfasst alle schriftlichen gedruckten und nichtgedruckten Fixierungen, (siehe auch -» Literatur) Schrifttums-Auskunftsstelle ist die Bezeichnung für Funktionseinheiten bzw. Organisationsformen (Stellen, Abteilungen etc.), in denen Dokumentation betrieben wurde. Die Bezeichnung war überwiegend bis zum 2. Weltkrieg gebräuchlich. Schröder, Rudolf Alexander (1878-1952). Schriftsteller. Er war Mitbegründer der Zeitschrift „Die Insel" (-> Insel Verlag). Schrotschnitt ist eine im 15. und 16. Jh. vorkommende Sonderart des ->• Metallschnitts. Ebenfalls in 386

Metall ausgeführt, wird hierbei weiß in schwarz gearbeitet, indem die Linien des Bildes in das Metall eingeschlagen sind, während die Fläche dazwischen stehen bleibt und druckt, aber meist mit Hilfe von Stempeln (Punzen) in Punkt- oder Kreismanier gemustert (= geschrotet; mittelhochdeutsch: schroten = schlagen) wird. Schuber. Ein Schuber ist ein einseitig offener Schutzkarton zum Einschieben teurer und kostbarer Bücher; manchmal ist er mit einem Deckel versehen, der auch den sonst freien Buchrücken schützt. Die Bezeichnung im engeren Sinne ist nur für bibliophile Bücher richtig, wobei der Schuber selbst bibliophil ausgestattet und damit Bestandteil des Buches ist. (siehe auch Schutzkarton) Schulausgabe. Eine Schulausgabe (lat.: editio in usum scholarum) ist eine preiswerte, meist broschierte Ausgabe eines literarischen Werkes. Sie ist häufig textlich gekürzt und enthält Anmerkungen und Kommentare für die Schüler, (siehe auch In usum Delphini) Schulbibliothek. Schulbibliotheken sind, wie ihr Name sagt, Bestandteil ihrer Schulen und werden in der Regel von Lehrern, also Laien, teilweise, vornehmlich in Schulzentren, von Fachkräften betreut. Eine institutionalisierte Zusammenarbeit von Schule und Öffentlicher Bibliothek wird in Deutschland in einer Reihe von Städten praktiziert. Schulbibliotheken enthalten Sach- und Fachbücher, Lexika, Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur, Zeitungen und Zeitschriften, audiovisuelle Medien, die von Lehrern und Schülern gemeinsam, sowohl im Unterricht wie für selbständige Beschäftigung oder Gruppenarbeit außerhalb des Unterrichtes genutzt werden. Schulbuch. Ein Schulbuch ist ein für den Unterricht in den verschiedenen Fächern an Elementar-, Mittel- und Oberschulen erstelltes Lehr- und Arbeitsbuch, das den in den Lehrplänen festgelegten Unterrichtsstoff darlegt. Die Grenzen zwischen Schulbuch und Lehrbuch sind fließend. Bücher für den Unterricht in staatlichen Schulen müssen vom zuständigen Kultusministerium approbiert haben. In den meisten Ländern der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich erhielten von 1972 bis in die 1990er Jahre alle Schüler Lehrbücher kostenlos zur Verfügung gestellt (Lernmittelfreiheit). Seitdem zieht sich der Staat immer weiter aus dem Schulbuchkauf

Schwabacher Schrift zurück. Im Jahre 2005 wurden nur noch 228 Millionen Euro hierfür ausgegeben (1991 waren es noch 400 Millionen Euro). In einem nicht zu vernachlässigenden Umfang ist vom Lehrer selbst erstelltes bzw. zusammengestelltes Lehrmaterial an seine Stelle getreten. Da Schulbücher besonders geeignet sind, nationale Ideologien zu verbreiten und zu festigen, wird in internationalen Schulbuchkommissionen versucht, allzu widersprüchliche Darstellungen dem wissenschaftlichen Forschungsstand gemäß zu vereinheitlichen. (siehe auch ABC-Buch, -» Fibel, Lesebuch) Schulbuchhandel. Herstellung und Vertrieb von Schulbüchern sind dadurch geprägt, dass ihre Einfuhrung und ihr Gebrauch im Unterricht von der Genehmigung der Schulaufsichtsbehörden abhängig sind. Die Herstellung der ->• Schulbücher ist oft an Schultermine gebunden; der Schulbuchhandel ist ein Saisongeschäft zum Schuljahresanfang. Schülerzeitschrift Schulprogramm Schulschrift

Jugendzeitschrift Programm-Abhandlung

18 Jahren nicht angeboten werden dürfen; diese Beschränkung gilt auch ohne Aufnahme in diese Liste, wenn eine Schrift von vornherein offensichtlich jugendgefährdend ist. Auch die Auslage in Schaufenstern und Werbung sind untersagt, (siehe auch -> Bundesprüfstelle fur jugendgefährdende Medien) Schusterjunge heißt in der -> Druckersprache eine Seite, die als letzte Zeile die Anfangszeile eines neuen Absatzes hat. Sie wird beim Schriftsatz möglichst vermieden, (siehe auch -> Hurenkind) Schutzfrist. Die Schutzfrist ist der Zeitraum, in dem ein Werk der Literatur oder Kunst über den Tod des Urhebers hinaus urheberrechtlich geschützt ist. In Deutschland beträgt die Schutzfrist 70 Jahre, in anderen Mitgliedstaaten der Berner Übereinkunft auch 50 Jahre. Schutzkarton. Ein Schutzkarton ist entweder eine einseitig offene oder auch mit einem Deckel versehene Schutzhülle aus Pappe zum Einschieben von Büchern. Bei bibliophilen Büchern ist er wertvoll ausgestattet und heißt dann Schuber.

Programm-Abhandlung

Schundliteratur. Zur Schundliteratur zählen künstlerisch wertlose Schriften, vorwiegend erzählenden Inhalts (-• Trivialliteratur), die auch als moralisch anstößig gelten (z.B. bei verrohender Wirkung). Sittlich minderwertiges Schrifttum gilt als Schmutzliteratur. Die Übergänge zu Kitsch und Pornographie sind oft fließend. Dabei sind die Kriterien nicht nur subjektiv, sondern auch stark dem Zeitgeschmack unterworfen. Die Schundliteratur hat sich aus den Ritter- und Räuberromanen des 18. Jh. entwickelt und wurde in Fortsetzungsheften zu niedrigen Preisen (-• Groschenheften) vor allem durch Kolportage vertrieben; um 1900 verdrängte die literarisch minderwertige, sensationell illustrierte Detektivgeschichte den „Hintertreppenroman" (so benannt, da er über die Hintertreppe an Dienstboten verkauft wurde). Heute sind manche Romanheftreihen und zum Teil -> Comics zur Schundliteratur zuzurechnen. Grundlage der Bekämpfung anstößiger Schundliteratur ist (wie in den meisten Kulturstaaten) in Deutschland ein Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften, wonach Schriften, die geeignet sind, Jugendliche sittlich zu gefährden, in eine öffentliche Liste aufzunehmen sind und Jugendlichen unter

Schutzumschlag. Der Schutzumschlag ist ein Papierstreifen, mitunter auch ein Klarsichtfolienumschlag, der um das Buch gelegt und an den Vorderkanten der beiden -» Buchdeckel eingeschlagen ist. Außer seiner Funktion, das Buch, insbesondere seinen Einband zu schützen, hat der Schutzumschlag die Aufgabe, für das Buch zu werben und die Käufer anzulocken. Er wird deshalb werbekräftig sowie typographisch und illustrativ wirksam ausgestattet. Seine Vorder- und Rückklappe werden vom Verlag gern mit einem das Buch empfehlenden Text (-> Klappentext) bedruckt. Vom Standpunkt der modernen Buchkunst muss der Schutzumschlag, auch wenn er etwas auffälliger als der Einband sein darf, zu diesem passen. Ist sein künstlerischer Urheber im Buch genannt, so bildet er bibliographisch einen Teil des Buchganzen. Der Schutzumschlag hat sich mit der Entstehung des -> Verlegereinbandes seit der ersten Hälfte des 19. Jh. entwickelt. Schutzverband deutscher Schriftsteller ->• Verband Deutscher Schriftsteller Schwabacher Schrift. Im letzten Viertel des 15. Jh. beginnt (neben -> Antiqua und -> Rotunda) die Schwabacher Schrift (kurz: Schwabacher), eine aus einer gotischen Buchkursive (-»• Gotische Schrift) 387

Schwarte entstandene Druckschrift, ihren Platz zu behaupten. Sie ist deutschen Ursprungs und wird im allgemeinen nur auf deutschem Sprachgebiet und dabei vorzugsweise für deutsche Texte verwendet. Im 16. Jh. wird sie zur Type der Reformationsdrucke. Gegenüber der gotischen Schrift zeigt die Schwabacher rundere Formen, von einem fast derberen Gesamteindruck, trägt aber renaissancehafte Stileigentümlichkeiten. Ansätze oder Vorformen der Schwabacher finden sich Anfang der achtziger Jahre des 15. Jh. bei Frühdruckern in Nürnberg, Ulm, Augsburg und Mainz, z.B. in Anton -> Kobergers deutscher Bibel (1483) und Peter -> Schöffers „Gart der Gesundheit" (1485) (-> Kräuterbuch). Die Schwabacher wurde Mitte des 16. Jh. von der Fraktur verdrängt, von der sie eine Vorform ist, sich aber von ihr durch das Fehlen der zungenhaften Ausläufer bei verschiedenen Fraktur-Großbuchstaben (den sogenannten Elefantenrüsseln) unterscheidet. Der Name Schwabacher ist ungeklärt: Weder ihre Herkunft noch ihre erste Verwendung lassen sich mit der Stadt Schwabach bei Nürnberg in Verbindung bringen. Schwarte. Als Schwarte (mittelhochdeutsch: dikke, harte Haut) wird umgangssprachlich ein altes Buch bezeichnet, insbesondere, wenn es in Schweinsleder gebunden ist. Schwarze Kunst. In Anlehnung an die Zauberkunst hat man früher das Buchdruckerhandwerk die „schwarze Kunst" genannt, im Gegensatz zur „weißen Kunst" des Papiermachers. Auch die -» Schabkunst wird mitunter als Schwarzkunst bezeichnet. Schwarzweißmanier -> Schabkunst Schweinsleder wird wegen seiner Haltbarkeit und Schönheit gerne für Bucheinbände verwendet. Besonders häufig wurde es für die mit -> Blinddruck versehenen deutschen Einbände der Renaissance benutzt. Schweinsleder wird entweder weiß oder naturfarben verarbeitet. Es unterscheidet sich von dem ihm ähnlichen, aber glatten Pergament durch seine deutliche Narbung, die aus feinen, in nadelstichartigen Punkten (Borstenwurzeln) zusammenlaufenden Linien besteht. Schweizerdegen. Ein Schweizerdegen ist ein Buchdrucker, der -» Schriftsetzer und Drucker ist. Die Bezeichnung soll von den zweischneidigen Schwertern der alten Schweizer Söldner herrühren. 388

Schweizerische Landesbibliothek, Bern. Die Schweizerische Landesbibliothek (SLB) ist die -> Nationalbibliothek der Schweiz. Sie hat den Auftrag, alle Publikationen zu sammeln und verfügbar zu machen, die in der Schweiz erscheinen, von Schweizerinnen und Schweizern verfasst werden oder die Schweiz und ihre Bewohner zum Thema haben. Ferner werden Publikationen gesammelt von Organisationen, die ihren Sitz in der Schweiz haben (z.B. UNO, WHO). Die Schweizerische Landesbibliothek ist damit die wichtigste Anlaufstelle für Helvetica (seit 1992 auch fur nicht-gedruckte Medien). Inzwischen verfügt sie über mehr als drei Millionen Dokumente. Die SLB umfasst auch eine Reihe von Spezialsammlungen und -Institutionen, u.a. das Schweizerische Literaturarchiv, die Graphische Sammlung, das Centre Dürrenmatt Neuchätel. Bereits zur Zeit der Helvetischen Republik um 1800 wurde ein Projekt für eine Schweizerische Nationalbibliothek entworfen, konnte aber nicht realisiert werden. 1895 nahm die Schweizerische Landesbibliothek ihre Tätigkeit auf. Der erste Standort war eine Vierzimmerwohnung ohne elektrische Beleuchtung und ohne Telefonanschluss an der Christoffelgasse 7 in Bern. 1899 erfolgte der Umzug in das Gebäude des Bundesarchivs und 1931 in das von 1929 bis 1931 von den Architekten Oeschger, Kaufmann und Hostettler errichtete heutige Gebäude im Berner Kirchenfeldquartier. Seit 1901 wird das Zugangsverzeichnis der Bibliothek gedruckt, das „Bibliographische Bulletin der Schweiz" (ab 1943: „Das Schweizer Buch"), das zugleich die schweizerische -> Nationalbibliographie darstellt. Schwenke, Paul (1853-1921). Bibliothekar, Buchdruck· und Bucheinbandforscher. Schwenke war Bibliothekar in Greifswald, Kiel, Göttingen, 18931899 Direktor der Universitätsbibliothek Königsberg, 1899-1906 Abteilungsdirektor an der Königlichen Bibliothek in Berlin (-> Preußische Staatsbibliothek), 1906-1921 Erster Direktor und Berater von Adolf von ->· Harnack. (siehe auch - Erwerbung, abgestimmte) Schwerpunktbibliotheken, überregionale -> Erwerbung, abgestimmte Schwind, Moritz von (1804-1871). Maler und Zeichner. Er arbeitete u.a. als volkstümlicher Illustrator und Zeichner für die „Fliegenden Blätter" und

Sekretiertes Buch die „Münchener Bilderbogen" (-• Bilderbogen), (siehe auch -»Bilderbuch) SCI

Zitierungsregister;

Science Citation Index ISI

ISI Zitierungsregister; ->·

Science fiction. Als Science fiction (engl.: Wissenschaftsdichtung) bezeichnet man eine phantasievolle, utopische Literatur auf naturwissenschaftlichtechnischer Grundlage. Scope note. Die Scope note ist eine Erläuterungskategorie mit Hinweisen zum spezifischen Gebrauch eines -» Deskriptors in einem -> Thesaurus; hier werden Hinweise zum spezifischen Gebrauch eines Deskriptors festgehalten entsprechend der durch -> Begriffliche Kontrolle festgelegten Abweichungen, Einschränkungen oder Ausweitungen im Vergleich zum Sprachgebrauch in der natürlichen Sprache. Während die Definitionen oder Festlegungen in der Scope note immer nur für den jeweiligen Thesaurus Gültigkeit haben, werden mitunter in einer zusätzlichen Kategorie - der Definitionskategorie - Begriffsdefinitionen angegeben, die für das Fachgebiet allgemeine Verbindlichkeit haben (etwa aus -> Terminologienormen, Lexika, Handbüchern). Script ->• Skript Scriptor -> Schreiber Scriptorium. Ein Scriptorium (lat.) ist eine Schreibstube (Schreibwerkstatt), die im Mittelalter, vor allem seit der Förderung des Schreibwesens durch Karl den Großen, in der Regel der Kirche oder dem Kloster angegliedert war. So ist z.B. in dem erhaltenen Bauplan von St. Gallen (820) das Scriptorium neben der Kirche und unter der Bibliothek eingezeichnet. (siehe auch Schreiber) Scriptum -• Skript Scriptura fere humanistica -> Gotico-Antiqua

vorgegebenen Benutzerprofilen. Diese Dienste werden meist von den Datenbank-Produzenten erstellt, indem regelmäßig themenbezogene Auszüge zusammengestellt und als Druckerzeugnisse oder online an den Kunden weitergegeben werden. Man unterscheidet individuelle Profildienste und Standardprofildienste; letztere werden z.B. von Chemical Abstracts zu mehr als zweihundert Themen oder vom -> FIZ Technik zu rund 150 Sachgebieten angeboten. Die individuellen Profile werden auf die Bedürfnisse einzelner Kunden zugeschnitten; der Kunde erhält beim Aktualisieren der Datenbank jeweils die Neuzugänge, die mit seiner Suchfrage abgeglichen worden sind. Search -> Recherche Searcher (zu engl.: to search = suchen) ist im Jargon die Bezeichnung für den Informationsvermittler, Rechercheur. Sedez (zu lat.: sedecim = sechzehn), in Zeichen: 16°, ist ein -> Buchformat. Bei einem Buch im Sedezformat besteht der -• Druckbogen aus 16 Blättern mit 32 Seiten. Seidenband. Ein Buch, dessen Deckel mit Seide bezogen sind, heißt ein Seidenband. Der Seidenband war um 1800 für Almanache, Taschenbücher, Gesangbücher u.a. beliebt. Heute wird Seide zuweilen nur noch fur bibliophile Einbände verwendet. Seite. Eine Seite (Buchseite) ist eine Teileinheit eines Buches, auf der sich eine ->· Kolumne befindet. Seitenschnitt

Vorderschnitt

Seitentitel -• Kolumnentitel Seitenzahl ist die Nummer einer Buchseite, durch die sie in die richtige Reihenfolge zu den übrigen Seiten des Buches eingeordnet ist. Die Seitenzählung (-• Paginieren, Paginierung) trat Ende des 15. Jh. auf. Ihr Vorläufer war die Blattzählung (-> Foliieren, Foliierung), die seit 1470 feststellbar ist.

Scriptura monumentalis -> Monumentalschrift SDI. Zur laufenden Information nach individuellem -> Interessenprofil dient der SDI-Dienst. Die Abkürzung SDI kommt vom englischen „selective dissemination of information" und bedeutet etwa: gezieltes Verbreiten, Aussenden von Information. SDIDienste dienen der -• Informationsdienstleistung durch Verbreitung von dokumentarischen Daten nach

Seitlichheftung

Blockheftung

Sekretiertes Buch. Ein Buch ist von einer Bibliothek als sekretiert (lat.: abgesondert, verschlossen; geheim) oder als gesperrt anzusehen, wenn es aus sittlichen, moralischen oder politischen Gründen der allgemeinen Benutzung zu entziehen ist. Dabei ist in jedem Einzelfall zu entscheiden, ob es überhaupt 389

Sekundärdokument oder nur zur -• Benutzung im Lesesaal freigegeben werden soll. Die sekretierte Literatur wird aus Gründen der Sicherheit in einem -» Sondermagazin aufbewahrt. Sekundärdokument -> Dokument Sekundärliteratur. Im Informations- und Dokumentationswesen bezeichnet man diejenigen Literaturformen, in denen Originalarbeiten erschlossen werden (wie z.B. -> Fachbibliographien oder -> Referatedienste), als Sekundärliteratur, (siehe auch Primärliteratur) Sekunde -> Signatur Selbständige Bibliographie. Eine selbständige Bibliographie ist eine ausschließlich dem Verzeichnen von Literatur dienende Veröffentlichung. Gegenteil: -• Versteckte Bibliographie Selbstbiographie

Biographie

Selbstkostenverleger. Ein Selbstkostenverleger ist ein -> Verleger, der insbesondere Erstlingswerke von Autoren in seinem Verlag herausgibt, sich aber die Herstellungskosten von den Verfassern bezahlen lässt (daher auch Herstellungskostenverleger), wodurch er sein Risiko verringert. Manche Bücher würden ohne Kostenbeteiligung der Autoren keinen Verleger finden. Der Selbstkostenverleger erscheint auf dem Titelblatt des von ihm verlegten Buches als normaler Verleger. Der Selbstkostenverleger ist von dem Kommissionsverleger (-• Kommissionsverlag) zu unterscheiden. Selbstverlag. Von Selbstverlag spricht man, wenn ein Verfasser sein Werk selbst verlegt, d.h. die Kosten für die Herstellung und die Verbreitung sowie das Absatzrisiko selbst trägt. Übernimmt ein Verlag den Vertrieb eines Buches, u.U. auch seine Herstellung, im Auftrag und auf Kosten eines Dritten, meist des Verfassers (Selbstverlegers), so wird er als Kommissionsverlag bezeichnet. Das Absatzrisiko trägt der Auftraggeber. Der Selbstverlag gewann besonders im 18. Jh. mit dem Bestreben bekannter Autoren (z.B. -> Lessing, Klopstock), sich vom Buchhandel zu lösen, vorübergehend an Bedeutung. Selective dissemination of information -• Web Services hinaus, indem sie nach inhaltlichen Kriterien aufgefunden und zu neuen 390

Services zusammengesetzt werden können, ohne dass ein menschlicher Programmierer involviert ist. Das Auffinden von Semantic Web Services basiert auf -• Metadaten, die beschreiben, was der Service anbietet, wie er funktioniert und wie er implementiert ist. Anhand einer formalen Beschreibung der intendierten Funktionalität lässt sich ein neuer Web Service mittels zielbasiertem Schließen aus schon bestehenden Web Services zusammensetzen, (siehe auch Semantisches Netz) Semantik als Teil der Sprachwissenschaft beschäftigt sich damit, unter welchen Bedingungen eine sprachliche Struktur eine Bedeutung hat. Unter den Bereich der (Sprach-)Semantik fallen die Erstellung und Anwendung eines Thesaurus. Thesauri werden auch wegen der Formalisierbarkeit in Form von Ontologien (-• Ontologiesprache) gestaltet. Die Problematik der semantischen Mehrdeutigkeit (-» Polysem, ->· Homonym), die in natürlichsprachigen Systemen und damit Texten gängig ist, und damit auch die Frage einer automatischen bedeutungsdifferenzierenden semantischen Textanalyse, ist allerdings bis heute nicht befriedigend gelöst. Semantische Heterogenität

Heterogenität

Semantischer Kommentar ->· Mikrostruktur Semantisches Gedächtnis -+ Gedächtnis Semantisches Netz. Die Semantic Web Initiative des W3C hat sich zum Ziel gesetzt, „Beschreibungsstandards und Technologien zu entwickeln, mit denen im Web nicht nur die Suche nach Informationen und Dokumenten verbessert werden kann, sondern auch die automatische Verarbeitung von Daten und Wissen aus unterschiedlichen Quellen unterstützt wird. Dadurch sollen automatisierte Dienste in den unterschiedlichsten Bereichen wie digitale Bibliotheken angeboten werden können." Semantic Web ist eine Erweiterung des bestehenden Internets, in der jedes Dokument (bzw. jede Informationseinheit) um Meta-Informationen angereichert ist, die Angaben zum Inhalt des Dokuments und zu seinem Kontext machen, z.B. für welchen Zweck es von wem und wann erstellt wurde, worüber es handelt, bis hin zur expliziten Darstellung darin enthaltener Aussagen. Solche ergänzenden Angaben zu einem Dokument nennt man Annotation. Die Meta-Informationen liegen als Metadaten in einem Format mit festgelegter ->· Syntax und -» Semantik vor, so dass sie von rechnergestützten Informationssystemen au-

Serifen tomatisch verarbeitet werden können. Gemeinsam mit der Bereitstellung von Ontologien (-> Cytologie), die ebenfalls über das Internet zugreifbar sind, bilden diese Meta-Informationen die Basis für völlig neuartige Informationsdienste. Autonome Software-Agenten, sogenannte -» Semantic Web Services, stellen unter Verwendung der Meta-Informationen unterschiedlichste Dienste bereit, wie die Kombination von Informationen aus verschiedenen Wissensquellen, die Induktion neuen Wissens, die Suche weiterer Agenten, deren Dienste anschließend in Anspruch genommen werden, bis hin zur automatischen Aushandlung der Bedingungen, unter denen ein Agent seine Dienste einem anderen zur Verfügung stellt, (siehe auch Digitale Bibliothek) Seme. Als Seme (oder Semis, franz.: Samenbeet) bezeichnet man eine Dekoration des Bucheinbandes, bei der in die Mitte des Leder- oder Pergamenteinbandes das Wappen des Besitzers (->• Supralibros) platziert und die Fläche rundherum mit gleichmäßiger Reihung eines Motivs (z.B. Blumen) mittels kleiner Einzelstempel überzogen (übersät) wird. Dieser Einbandschmuck ist ebenso wie das Wappen mit Gold überzogen. Der Seme-Einband trat vom 16. bis 18. Jh., besonders bei französischen BibliophilenEinbänden auf. Semesterapparat. Hochschulbibliotheken pflegen auf Wunsch von Lehrbeauftragten die für deren Studienveranstaltungen (Vorlesungen, Seminare, Praktika) relevante Literatur zu einem sogenannten Semesterapparat zusammenzustellen. Er wird in der Regel für die Dauer eines Semesters den Lehrenden und Studenten zur Verfügung gestellt und entweder im Lesesaal oder in einem Studienraum gesondert aufgestellt und für die Ausleihe gesperrt. Semiotik. Die Semiotik als Teil der Sprachwissenschaft behandelt die Eigenschaft von ->• Zeichen bzw. Zeichensystemen. Gegenstand sind die Prozesse der Zeichen-Produktion, der Zeichen-Struktur und des Zeichen-Verstehens. In der Regel wird dem Zeichen eine strukturelle Komponente (-> Morphologie/-» Syntax, allgemein: das mit den Sinnesorganen Wahrnehmbare), eine Bedeutung (das Zeichen „steht" für ein Wissenssegment) und eine pragmatische Komponente (Handlungszweck) zugeordnet. Die Semiotik behandelt alle Arten von Zeichen in der verbalen und vor allem auch der nonverbalen Kommunikation. Beispiele sind die Verkehrszeichen oder die Ikons

in den Statuszeilen der Informations- und Kommunikationssoftware. Alle Arten der Wahrnehmung, vermittelt über alle Sinnesorgane, können zum Objekt der semiotischen Betrachtung werden. Senckenbergische Bibliothek, Frankfurt/M. * Spezialbibliothek Senefeider, Alois (1771 -1834). Erfinder der Lithographie. Senefelder suchte als Jurastudent und Hobby-Schriftsteller eine Möglichkeit, seine eigenen Theaterstücke möglichst preiswert zu vervielfältigen. Da er sich eine eigene Druckpresse und Drucktypen nicht leisten konnte, suchte er nach einer alternativen Drucktechnik. Der Liedtext „Brand von Neuötting" im Jahr 1797 war vermutlich das erste Werk, das mit der neuen Technik des „Drucks von Steinen" hergestellt wurde. Der Grundgedanke der Lithographie ist einfach und revolutionär zugleich; Senefelder machte sich einen natürlichen Vorgang zu Nutze: Wasser und Fett stoßen sich ab. Also präparierte er eine völlig plane Steinplatte, so dass er die gewünschten Schriftzüge und Bildmotive seitenverkehrt mit fetthaltiger Kreide oder Tusche direkt auf den Stein auftragen und anschließend mit Wasser befeuchten und fetthaltige Farbe aufbringen konnte. Die Farbe blieb nicht auf der nassen Oberfläche des Steins haften, sondern nur im Bereich der fetthaltigen Striche seiner Zeichnung. Außerdem entwickelte Senefelder das Verfahren des Anastatischen Drucks. Sensenschmidt, Johann (gest. um 1491). Frühdrukker in Nürnberg und Bamberg. Er hat wahrscheinlich in Mainz den Buchdruck erlernt und begann etwa gleichzeitig mit Anton -»Kobergerum 1470 in Nürnberg zu drucken. Sensenschmidt druckte juristische und theologische Werke, darunter eine deutsche illustrierte Bibel 1476/78. Da die Konkurrenz Kobergers immer spürbarer wurde, siedelte er 1478 nach Bamberg über. Sensorisches Gedächtnis -» Gedächtnis Separata -> Sonderdrucke Serie

Schriftenreihe

Serienpreis Serientitel

Sonderpreise Schriftenreihe

Serifen (PI., arab.) heißen die kleinen Abschlussstriche oder Begrenzungen am Fuß und am Kopf der 391

Serigraphie Antiqua-Buchstaben. Man fuhrt sie auf den Meißelschlag zur Herstellung von Steininschriften zurück. Serigraphie -> Siebdruck Setzen bedeutet im Hochdruck: die Druckform durch Zusammensetzen der Lettern zu Worten und Sätzen herstellen. Dabei unterscheidet man den Handsatz und den -> Maschinensatz. Mittlerweile sind diese Verfahren durch den -> Computersatz abgelöst worden. Setzer

Schriftsetzer

Setzerei ist der Teil der Druckerei, in der der Schriftsatz (-»Satz) im Handsatz oder Maschinensatz vom Setzer gesetzt wird. Für den Fotosatz erfolgt die Texterfassung häufig in Verlagen, Redaktionen o.ä. Setzkasten. Der Setzkasten ist ein im -> Handsatz benutzter Kasten fur Lettern im Bleisatz, wobei ein bestimmter Setzkasten immer nur Typen derselben Schriftart und -> Schriftgröße enthält. Neben Schriftzeichen ist im Kasten auch das nicht drukkende Material (-• Blindmaterial: ->• Quadrate, -> Gevierte und -» Spatien für die Wort- und Zeichenabstände). In Deutschland war die Einteilung der Setzkästen nach DIN 16502 festgelegt, wobei die Antiquakästen 125 Fächer und die Frakturkästen 116 Fächer hatten. Ein guter -> Schriftsetzer konnte etwa 1200 bis 1500 Buchstaben pro Stunde setzen. Durch die Umstellung auf modernere Drucktechnik wurden die meisten Setzkästen ausgemustert und dienen vielen Sammlern zur Aufbewahrung und Zurschaustellung kleiner Gegenstände. Setz- und Druckmaschinen. Bis Anfang des 19. Jh. erfolgte der Druck von Büchern nach dem von -• Gutenberg erfundenen Verfahren. Nach der Herstellung der Typen wurden diese nach einem bestimmten System in den Fächern des -» Setzkastens abgelegt. Von dort nahm sie der Setzer und fügte sie im -> Winkelhaken zu Wörtern und Zeilen zusammen. Der so entstandene Satz wurde alsdann umbrochen, d.h. die Zeilen wurden zu Seiten von gleicher Größe hergestellt (-• Umbruch); schließlich wurde der Satz mit der Druckfarbe eingefärbt. Der Druckvorgang erfolgte dann in der Druckpresse (-• Handpresse). Ihre Hauptbestandteile waren der sogenannte Tiegel, eine Platte aus Holz oder Metall, die mittels eines Gewindes auf den Satz gepresst wurde, und der Wagen, ein flaches Brett, auf dem 392

der Satz montiert war und mittels dessen er unter dem Tiegel gefahren und wieder ausgefahren werden konnte. Dabei wurde der Papierbogen, von einem Klapprahmen gehalten, auf den Satz gebracht. Diese Tiegeldruckpresse ist bis zur Erfindung der -> Schnellpresse im Gebrauch geblieben. In technischer Hinsicht stellt der Frühdruck einen ersten Schritt von der rein handwerklichen Tätigkeit zur Mechanisierung dar: Erfolgten Schriftschnitt und -satz noch von Hand (-• Handsatz), so waren Typenguss und Druck durch das Gießinstrument und die Presse bereits mechanisiert. Seit Anfang des 19. Jh. wird die alte, auf handwerklichen Grundlagen beruhende Buchkultur mit der Erfindung von Setz- und Druckmaschinen und fotomechanischen Reproduktionsverfahren in eine neue Entwicklungsphase geführt. Die modernen Setzmaschinen für den -• Bleisatz (-> Hochdruck) sind die Zeilensetz- und -gießmaschine (-• Zeilenguss-Setzmaschine, -> Linotype) und die Einzelbuchstabensetz- und -gießmaschine (-• TypengussSetzmaschine, -»Monotype). Bei der Linotype wird jeweils eine ganze Zeile gesetzt und gegossen. Durch Bedienung einer Tastatur werden die gewünschten Buchstabengießformen (-• Matrizen) aus einem Magazin gelöst und zu einer Zeile gesetzt, die mit einer Bleilegierung ausgegossen wird. Nachteil des Satzes der Zeilenguss-Setzmaschine ist, dass bei Korrekturen stets die ganze Zeile neu gesetzt und gegossen werden muss. Teilweise konnte auch der Text auf einem Tastgerät (Perforator) in Form von Lochkombinationen auf einen Lochstreifen übertragen werden. Dieser, in die Linotype eingesetzt, steuerte vollautomatisch den Satz und Guss der Bleizeilen. Die Zeilenguss-Setzmaschine fand vorwiegend Verwendung im Zeitungs- und Werksatz (Satz von Büchern). Die erste brauchbare Linotype wurde von Ottmar - Mergenthaler (1854-1899) 1886 erfunden. Bei der Monotype werden nur einzelne Buchstaben gesetzt und gegossen. Der Text wird auf einen Lochstreifen übertragen, dieser dem Gießapparat eingegeben, der den Guss der einzelnen Buchstaben steuert. Bei Druckfehlern braucht nur der falsch gesetzte Buchstabe, nicht die ganze Zeile ausgewechselt zu werden. Die Typenguss-Setzmaschine wurde meist für besondere und schwierige wissenschaftliche Satzarten verwendet. Das erste brauchbare Modell einer Monotype wurde 1897 von dem Amerikaner Tolbert ->· Lanston (1844-1913) herausgebracht.

Sicherungsschicht Sowohl bei der Linotype und Monotype als auch beim Fotosatz konnten später Zeileneinteilung und satztechnischer Aufbau (Verwendung verschiedener Schriftarten, Einzug der Zeile bei Beginn eines Absatzes) durch einen Computer vorgenommen werden (-• Computersatz). Dazu wurde der Text fortlaufend auf Lochstreifen oder Magnetband gespeichert, alsdann in einen Computer (Satzrechner) eingelesen und von diesem die gewünschte Zeilenlänge, unter Beachtung der richtigen Worttrennung und der satztechnischen Besonderheiten, nunmehr aufbereitet, wiederum auf einem Lochstreifen oder Magnetband gespeichert. Seit Anfang des 19. Jh. wurde durch Weiterentwicklung der Setzmaschinen versucht, das Metall und das Gießen überflüssig zu machen. Das wird heute durch den Fotosatz (Lichtsatz oder Filmsatz) ermöglicht. Bei Fotosetzmaschinen wird der Satz fotomechanisch mit Hilfe von Filmnegativen hergestellt. Der Fotosatz lässt weit höhere Setzgeschwindigkeiten als die herkömmlichen Setzmaschinen zu. Die modernen Druckmaschinen sind die Tiegeldruckpresse, die Schnellpresse und die Rotationsmaschine. Die Tiegeldruckpresse ist eine kleine Buchdruckmaschine, bei der die Druckform feststeht und der bewegliche Tiegel (Metallplatte) gegen die durch Farbwalzen eingefarbte ebene Druckform (Satz) gepresst wird und so den Druck auf dem automatisch zugeführten Papier bewirkt. Die Tiegeldruckpresse wurde, zunächst in einfacher handbetriebener Form, 1830 von Isaak Adam in Boston erfunden (daher auch Bostonpresse). Die Tiegeldruckpresse eignet sich nur für Drucksachen kleineren Formates und bei kleinerer Auflage (z.B. Prospekte). Bei der Schnellpresse (Bogen-Druckmaschine) wird der Druck nicht mehr durch den Tiegel, sondern durch einen rotierenden Zylinder ausgeübt, der den zu bedruckenden Papierbogen auf die Druckform presst, die sich unter ihm hin und her bewegt und von einem aus Walzen bestehenden Farbwerk eingefärbt wird. Die erste Schnellpresse baute 1812 Friedrich König (1774-1833). Da die Rückwärtsbewegung der Druckform bei dieser Maschine ohne Druckvorgang verlief (Leerlauf), lieferte König 1814 ein zweites Modell mit zwei Zylindern, das diesen Mangel behob (Doppelzylinderpresse). Die erste Zeitung, die auf dieser Maschine gedruckt wurde, war „The Times" vom 29. November 1814. Weiter-

hin baute König 1816 die Schön- und Widerdruckpresse, die in einem Arbeitsgang Vorder- und Rückseite des Druckbogens bedruckte. Damit war das Prinzip der mit ständig rotierenden Zylindern arbeitenden Schnellpresse erfunden. Durch die Erfindung der Schnellpresse konnte der Druckvorgang erheblich beschleunigt werden. Schnellpressen werden hauptsächlich für den Druck von Büchern verwendet. Bei der Rotationsmaschine wird der Druck nicht nur von einem beständig rotierenden Zylinder ausgeübt, sondern auch die Druckform in Form einer Pappmater (einer das Bild des Bleisatzes negativ tragenden Papptafel) auf einen rotierenden Zylinder montiert, die sich also nicht mehr wie bei der Schnellpresse horizontal hin und her bewegt. Zwischen den beiden gegenläufig sich drehenden Zylindern läuft mit gleicher Geschwindigkeit eine Papierbahn mit, die gleichzeitig auf der Vorder- und Rückseite bedruckt wird. Nach dem Druckvorgang wird die Papierbahn durch die Maschine geschnitten, die Blätter werden gefalzt und zusammengelegt. Die Rotationsmaschine, die erheblich höhere Leistungen als die übrigen Druckpressen erreicht, eignet sich für hohe Auflagen, so für den Druck von Zeitungen, Zeitschriften, Taschenbüchern und Prospekten. Die grundlegenden Entwicklungen der Rotationsmaschine erfolgten in den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jh. Während die Tiegeldruckpressen nur im Hochdruckverfahren arbeiten, gibt es Schnellpressen und Rotationsmaschinen für Hoch-, Tief- und Flachdruck, (siehe auch Offsetdruck, Elektronisches Publizieren) SGML (Standard Generalized Markup Language) ist ein ISO-normierter Standard (ISO 8879:1986) für plattformunabhängige -» Auszeichnungssprachen. Er wird sehr häufig zur Definition branchenspezifischer Austauschformate herangezogen. Die Auszeichnungssprache XML wurde als vereinfachte Untermenge von SGML entwickelt. Shannon

Informationstheorie

Shared cataloging (engl.: arbeitsteilige Katalogisierung) -> Kataloginstruktionen, Verbundkatalogisierung-» Kataloginstruktionen Sicherung des Bestandes einer Bibliothek -> Bestandssicherung Sicherungsschicht. Die Aufgabe der Sicherungsschicht als Schicht 2 im OSI-Schichtenmodell ist das Erkennen und/oder Beheben von Übertragungs393

Sichtkartei fehlem. Dazu wird eine gewisse Redundanz in Form von Kontrollinformationen der zu übertragenden Daten in die Datenpakete eingefugt, mit deren Hilfe Bitfehler bis zu einer gewissen Anzahl korrigiert oder zumindest erkannt werden können. Weitere Aufgaben sind die Flusskontrolle sowie die Medienzugangskontrolle. Die zu übertragenden Daten werden in kleinere Datengruppen eingeteilt und über ein System von Sender-/Empfängerquittungen gesichert übertragen, d.h. es wird geprüft, ob das was abgeschickt wurde, auch beim Empfanger angekommen ist. Protokollbeispiele hierfür sind Ethernet, ISDN (Integrated Services Digital Network) und ADSL (Asynchronous Digital Subscriber Line). Sichtkartei. Eine Sichtkartei ist eine -• Kartei, deren Kopfteil lesbar ist. Gegensatz: Blindkartei Sichtkarteibuch. Ein Sichtkarteibuch ist ein System von auswechselbaren schuppenförmig angeordneten Karteiblättern in Buchform, (siehe auch -» Kartei) Sichtlochkarte -• Handlochkarte Siebdruck, Serigraphie oder Schablonendruck ist ein schon vor Jahrhunderten in China, seit Ende des 19. Jh. auch in Europa und in den USA verbreitetes, neben Hochdruck, Tiefdruck und Flachdruck viertes Druckverfahren (Durchdruck). Als Druckform wird ein über einen Rahmen gespanntes Sieb oder Drahtgewebe mit durchlässigen Maschen benutzt. Alle Stellen, die nicht drucken sollen, werden undurchlässig gemacht, d.h. mit einer aus Papier geschnittenen, mit Fett-Tusche gezeichneten oder fotografisch hergestellten Schablone abgedeckt. Durch die offenen Stellen wird die Druckfarbe mit einer -> Rakel (breites, dünnes Stahlband) hindurchgedrückt und auf den Druckträger gebracht. Der ebenfalls maschinell anwendbare Siebdruck wird als originalgraphisches Verfahren auch für die Buchillustration gebraucht. Siegeldruck -» Stempel- und Siegeldruck Siegen, Ludwig von (um 1609-1680). Kupferstecher. Er verwendete für seine seit 1642 geschaffenen Bildnisse als erster die -> Schabkunst. Sigel. Das Sigel (Bibliothekssigel) (lat.: Abkürzungszeichen) ist eine Zahlenkombination, auch verbunden mit Buchstaben, und eine abkürzende Bezeichnung für eine Bibliothek. Sigel finden Anwendung z.B. im Leihverkehr, in -> Zentralkatalogen. 394

Signatur. (1) Die Signatur (lat.: Bezeichnung, Kennzeichnung) oder Bogensignatur, Bogenziffer dient zur Bezeichnung einer Buchlage. Sie ist ein Buchstabe, eine Ziffer oder ein anderes Zeichen als Hilfe für den Buchbinder beim Zusammenlegen der -> Bogen zu Lagen und dieser wiederum untereinander, wodurch deren richtige Reihenfolge garantiert wird. Meist ist sie auf der ersten und dritten Seite jedes Druckbogens unter dem -• Satzspiegel zu finden, auf der ersten Seite Prime genannt, auf der dritten Sekunde. Um Verwechslungen von Bogen verschiedener Bücher zu vermeiden, befindet sich als sogenannte (Bogen-) Norm hinter oder unter der Prime, meist in Abkürzung, der Name des Verfassers und/oder des Buchtitels, bei mehrbändigen Werken auch die Bandbezeichnung. Obwohl die Norm in sehr kleiner Schrift angebracht wird, stört sie das Satzbild, weshalb man oft bei wertvollen und bibliophilen Werken auf sie verzichtet oder sie am Rückenfalz des Bogens anbringt (siehe auch ->Flattermarke). In alten Büchern wurden Bogen bzw. Lagen durch ein oder mehrere Buchstaben-Alphabete (A-Z und weiter AA-ZZ oder aa-zz) mit jeweils 23 Buchstaben (u und ν galten als ein Buchstabe, j und w wurden nicht verwendet) gekennzeichnet; an ihre Stelle traten Ende des 18. bis Anfang des 19. Jh. fortlaufende Nummern. Die ersten zugleich mit dem Text gedruckten Signaturen erschienen 1472 bei dem Drucker Johann Koelhoff d.Ä., Köln. (2) In Bibliotheken erhält jedes Buch eine Signatur oder Standortnummer, d.i. eine Nummer oder eine Kombination von Buchstaben und Zahlen, auf dem Rücken (Signaturschild) und im Innern des Buches, die den Standort des Buches im Buchbestand (-• Bücherregal) bezeichnet. Signaturenregister

Ausleihverbuchung

Signet -»Verlagssignet Signierdienst. Der Signierdienst wird an wissenschaftlichen Bibliotheken von einer Gruppe von Mitarbeitern bestritten, deren Aufgabe es ist, Leihscheine mit der -> Signatur der gewünschten Schrift zu versehen. Dies ist erforderlich bei den von auswärts eingehenden Bestellungen und in der örtlichen Benutzung bei -> Magazinbibliotheken, sofern kein Signierzwang besteht. Eine weitere Aufgabe des Signierdienstes stellen die bibliographischen Ermittlungen dar (Bibliographierdienst), die vielfach bei

Societe des bibliophiles fran^ais unsignierten örtlichen -»• Bestellungen und bei Anforderungen im -* Leihverkehr unerlässlich sind, (siehe auch -> Absignieren) Signierzwang. In Bibliotheken, deren Kataloge den Gesamtbestand der betreffenden Bibliothek verzeichnen, ist der Benutzer oft verpflichtet, den -»• Bestellschein (Leihschein) zu signieren, d.h. mit der aus dem -• Katalog zu entnehmenden Signatur zu versehen (Signierzwang, Signierpflicht). Der Signierzwang ist die Voraussetzung für die Sofortausleihe. Signifikanz. Bei der -»• Effektivitätsmessung von Retrievalsystemen werden bei der Überprüfung der Signifikanz quantitative Kennwerte (z.B. Mittelwerte, Korrelationskoeffizienten) überprüft, um festzustellen, ob sich diese Kennwerte tatsächlich oder zufällig unterscheiden. Ein echter Unterschied liegt vor, wenn zwei Kennwerte aus zwei oder mehreren Stichproben so stark von einander abweichen, dass die Signifikanztests den Schwellenwert einer Testkennziffer überschreiten. Ansonsten kann der Zufall nicht ausgeschlossen werden, (siehe auch Genauigkeit, -> Vollständigkeit, Relevanz) Simon & Schuster, Inc. Verlag. Er wurde 1924 in New York gegründet und wirkte als Vorkämpfer für billige Sonderausgaben in Form von pocket books (-• Taschenbuch) klassischer und moderner Autoren. Simons, Anna (1871-1951). Schriftkünstlerin. Sie war Schülerin von Edward Johnston in London, dessen Schreibmethode sie in Deutschland einführte. Seit 1918 war sie Mitarbeiterin der Bremer Presse und entwarf für diese Buchtitel und Initialen. Simplicissimus. Die politisch-satirische Wochenschrift Simplicissimus (lat.: „Der Einfältigste") erschien ab 1896 in München unter der Leitung von Albert Langen (1869-1909) und war ein bürgerlich-demokratisches Kampfblatt. Seinen großen Erfolg (1904 erschien sie bereits in 85 000 Exemplaren) verdankte der „Simplicissimus" sowohl seiner geistvoll streitbaren politischen Aktualität als auch der künstlerischen Qualität seiner Zeichnungen und Literaturbeiträge. Thomas Theodor -»· Heine gehörte mit zu den besten Zeichnern: Seine angriffslustige, gefährlich dreinschauende, zähnefletschende und ihre Ketten sprengende rote Bulldogge war das Wappentier und Symbol der Zeitschrift. An ihr arbeite-

ten u.a. Ludwig Thoma, Frank Wedekind sowie als Zeichner (Karikaturisten) Olaf Gulbrannsson, Eduard -> Thöny, Bruno Paul, Ferdinand Freiherr von Reznicek, Karl Arnold, R u d o l f W i l k e . Nach Beginn des Ersten Weltkriegs gab der „Simplicissimus" seine oppositionelle Haltung auf und öffnete sich Nationalismus und Chauvinismus. Er wurde noch bis 1944 herausgegeben, doch den Erfolg der Vorkriegszeit hat er nicht mehr erreichen können. Im Jahre 1997 gab es einen neuerlichen Versuch einer Neuauflage der Zeitschrift, der aber letztlich scheiterte. SINIX -> Betriebssystem Sitzungsberichte -»Akademieschriften Sitzungsschicht schicht

Kommunikationssteuerungs-

Skelettschrift -> Grotesk Skript. Das Skript, Script (Abk. von lat.: Skriptum, Scriptum) ist eine schriftliche Ausarbeitung, Nachschrift einer Hochschulvorlesung, auch die Bezeichnung für ein Drehbuch. s.l.e.a. ist die Abkürzung (für lat.: sine loco et anno = ohne Ort und Jahr) in bibliographischen Angaben, wenn in dem betreffenden Buch weder der -> Erscheinungsort noch das Erscheinungsjahr genannt sind. Slevogt, Max (1868-1932). Maler und Grafiker. Er gehört zu den impressionistischen Meistern der Illustrationskunst. Seine Technik war die -> Lithographie. Märchen- und Abenteuerbücher hat er am liebsten illustriert. Hervorzuheben sind seine Illustrationswerke: Ali Baba und die 40 Räuber (1903), Rübezahl, Lederstrumpf (1909), Randzeichnungen zu Mozarts Zauberflöte (1920), Goethes Faust. II. Teil (1927). Sloane, Hans (gest. 1753). Englischer Arzt und Naturforscher. -> Britisches Museum SNOMED cine

Systemised Nomenclature of Medi-

Social Science Citation Index -* Zitierungsregister Societe des bibliophiles franfais ist die älteste bibliophile Gesellschaft in Frankreich, 1820 (vermutlich in Paris) gegründet, (siehe auch -> Bibliophilie) 395

Sofortausleihe Sofortausleihe. An einigen wissenschaftlichen Bibliotheken mit geschlossenen Magazinbeständen werden für die Ausleihe wie für die Benutzung in der Bibliothek die Vorausbestellung der Bücher und die Sofortausleihe praktiziert. Im ersten Fall werden dem Benutzer die Bücher in der Regel nach einem halben oder ganzen Tag ausgehändigt; im zweiten Fall kann der Benutzer auf die Ausführung der Bestellung warten. Für die Sofortausleihe (aber nicht nur für diese) sind zum Zwecke einer raschen Übermittlung der Bestellungen technische Einrichtungen, wie Telefon, Gegensprechanlage, Fernübertragung mittels Bildschirm, Rohrpost, Transportbänder, Aufzüge u.a. erforderlich. Eine weitere Voraussetzung für die Sofortausleihe ist der Signierzwang. Die europäischen Bibliotheken haben sich, im Unterschied zu den amerikanischen Bibliotheken, erst spät dazu entschließen können, von dem Prinzip der Vorausbestellung abzugehen, da es für die Bibliothek große organisatorische Vorteile mit sich bringt. Softcover

Paperback

gen (Hardware-Ergonomie). Die klassische Software-Ergonomie (international human factors-Forschung) tat dann im Kern nichts anderes, als den Schutzgedanken vom Körper auf den Geist des Menschen, von den anthropometrischen und psychologischen Faktoren auf die menschliche Informationsverarbeitung auszudehnen. Arbeitswissenschaft, Psychologie und Informatik verbinden sich zu einem neuen Wissenschaftsfeld, das den Menschen zum Ausgangspunkt nimmt, nicht die Technik. Negative Auswirkungen wie unnötige geistige Belastungen, hoher Einarbeitungsaufwand, erzwungenes Arbeiten gegen die gewohnten und natürliche Arbeitsweisen, sinnlose Teilarbeiten als Anpassung an programmtechnische Effizienzüberlegungen, geistige Fließbandarbeit und Ähnliches sollen vermieden werden. Benutzerfreundlichkeit und Effizienz der Bedienung werden zu Kernbegriffen der Softwareergonomie (-> Gebrauchstauglichkeit). Nicht der Mensch soll sich an den Computer anpassen, sondern der Computer an die Bedürfnisse, Fähigkeiten und Eigenschaften des Menschen.

Software ist die Bezeichnung für alle immateriellen Teile, d.h. alle Arten von Programmen, einer Rechenanlage (-• Computer). Dabei wird zwischen -> Anwendungssoftware (auch -> Standardsoftware) und -> Betriebssystem unterschieden. Schöpfer des Begriffs „Software" war der Mathematiker John Tukey von der Princeton University, einem der bedeutendsten Statistiker des 20. Jahrhunderts. Tukey hatte eine besondere Begabung zur Prägung von Begriffen: er schuf auch den Begriff „Bit". Gegensatz: -> Hardware

Software-Roboter, Softbots (oder auch kurz Bots) erbringen informationelle Serviceleistungen in elektronischen Räumen und sind damit mobilen Agenten vergleichbar. Bots sollen allerdings immer menschliche bzw. Avatar-Züge vorweisen (-> Avatare), sei es im Aussehen oder sei es in ihrem Verhalten bzw. ihren Leistungen. Bots sind nicht auf Informationsarbeit beschränkt, sondern zeichnen sich auch durch spielerische, emotionale, ästhetisierende, auf Unterhaltung und Kommunikation abzielende Eigenschaften aus.

Software-Ergonomie. Menschen- versus Technikzentrierung ist die eigentliche Leitlinie, die das Aufkommen der Ergonomie als wissenschaftliche Disziplin bestimmte. Die industrielle Revolution hatte mit ihrem ökonomiefördernden Einsatz von Maschinen dazu gefuhrt, dass Menschen nur noch Lücken füllten, die die technologischen Werkzeuge offen ließen. Die Maschinen standen im Vordergrund, der Arbeitnehmer hatte sich anzupassen. Die Folgen traten als gesundheitliche Schädigungen zutage. Deshalb begann man über Gestaltungsrichtlinien für die Bedienung der technischen Werkzeuge und den Ablauf der Arbeitsprozesse nachzudenken und sie zum Schutz der Menschen rechtsverbindlich festzulegen. Mit dem Aufkommen der Computer wurden diese Überlegungen auf die neuen Werkzeuge übertra-

Solis, Virgil (1514-1562). Kupferstecher und Holzschnittzeichner. Zu seinen besten Arbeiten zählen die Bibelillustrationen für den Verleger Sig(is)mund -» Feyerabend.

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Sonderabzüge

Sonderdrucke

Sonderauflage

Sonderausgabe

Sonderausgabe. Mit einer Sonderausgabe will ihr Verleger einen größeren Absatz erzielen: Sie ist durch einfachere Ausstattung, höhere Auflage, jedoch ohne Textkürzung, und niedrigeren Preis im Vergleich zur Originalausgabe gekennzeichnet. (Sonderausgaben vertrieb im 18. Jh. z.B. die Verlagsbuchhandlung Göschen in Leipzig.) Sonderausgaben wurden früher meist als Volksausgaben oder wohlfeile Ausgaben bezeichnet. Es kann auch die -> Vorzugs-

Sortierung ausgabe eines Buches als Sonderausgabe benannt werden. Sonderausgabe einer Zeitung, Zeitschrift - Lesesaal noch spezielle Lese- und Arbeitsräume, und zwar Räume zur Bereitstellung bestimmter Publikationsformen (laufende Zeitschriftenjahrgänge, Handschriften, Karten, audiovisuelle Medien u.ä.), solche für einzelne Fachgebiete und für bestimmte Personenkreise. Das Zeitschriftenlesezimmer, das heute in der Regel auch kleinere Bibliotheken haben, ist eine besondere deutsche Errungenschaft. Als erstes Beispiel findet sich ein Journallesezimmer 1819 in der Königlichen Bibliothek in Berlin, das aber nur zögernd Nachahmung fand. Seit 1840 in der Hofbibliothek, München, und seit 1878 in der -> Universitätsbibliothek Göttingen bürgerte sich der Zeitschriftenleseraum bis 1900 fast überall in Deutschland ein. Sondermagazin. In wissenschaftlichen Bibliotheken bestehen vielfach Sondermagazine (Spezialmagazine), in denen Teile des Bestandes aus Gründen der Sicherheit und der Erhaltung von der Hauptmasse der Bücher getrennt aufbewahrt werden. So gibt es Spezialmagazine für Handschriften, -> Inkunabeln, -> Rara, -> Landkarten, --> sekretierte Bücher, (siehe auch -> Magazin) Sonderpreise. In Abweichung vom -»• Ladenpreis fur Bücher kann der Verleger verschiedene Sonderpreise festsetzen. Die wichtigsten sind: (1) Serienpreis fur den geschlossenen Verkauf einer Reihe zusammengehöriger Werke eines Verlages, (2) Staffelpreise für eine größere Exemplaranzahl eines für den Massenverkauf bestimmten Buches, (3) Mengenpreis für eine größere, aber nicht für den Massenverkauf bestimmte Anzahl eines Werkes, (4) Subskriptions-

preis (-• Subskription), (5) Hörerpreis (-• Hörerrabatt). (6) Für die als Sonderausgaben o.ä. einer Zeitschrift erscheinenden oder von der Schriftleitung einer Zeitschrift herausgegebenen Bücher werden Abonnenten der betreffenden Zeitschrift Sonderpreise gewährt. (7) Preisnachlass für die Öffentliche Bibliothek Bibliotheksrabatt. Sondersammelgebietsprogramm (DFG) werbung, abgestimmte

Er-

Sondertitel heißt nach den Preußischen Instruktionen der Titel für den einzelnen Teil eines Werkes (z.B. bei einem ~> Sammelwerk oder einer -• Schriftenreihe). Trägt der Sondertitel keinen -• Erscheinungsvermerk, so wird er als Zwischentitel bezeichnet. Nach den RAK entspricht der Sondertitel dem -» Stücktitel. Den Stücktiteln ist ein Gesamttitel übergeordnet. Sonntagszeitung. Sonntagszeitungen sind selbständige oder als Sonntagsausgaben einer -> Tageszeitung sonntags erscheinende aktuelle, meist unterhaltende Blätter. Die Sonntagszeitungen entstanden in Großbritannien. Die älteste Sonntagszeitung, „The -> Observer", wurde 1791 in London gegründet. Soraya-Presse -»Regenbogenpresse Sortierung nach dem Alphabet (Alphabetisierung) ist die übliche Ordnungsmethode in Nachschlagewerken und Bibliothekskatalgen. Allerdings hat man sich in den deutschsprachigen Ländern nicht auf ein einheitliches Prinzip einigen können. In Bibliotheken wird ein Umlaut als Buchstabe + Ε behandelt, also sind beispielsweise ü und ue gleichwertig. Bei einer Suche in einem elektronischen Verzeichnis fuhrt die Eingabe von ü oder ue zu dem gleichen Suchergebnis. Dagegen wird nach DIN 5007 in Namensverzeichnissen die so genannte lexikalische Methode benutzt, bei der Umlaute nach den betreffenden Grundbuchstaben geordnet werden, also z.B. ü = u. Es wird in deutschen Telefonbüchern, Lexika und Wörterbüchern meist also abweichend von der Alphabetisierung im Bibliotheksbereich verfahren. Gravierend wirken sich diese Unterscheide dann aus, wenn bei Personennamen verschiedene Schreibweisen auch verschiedene Personen repräsentieren, beispielsweise bei Schäfer und Schaefer. Noch gravierender wirkt sich die nicht einheitliche Behandlung in nichtdeutschen Alphabeten aus. So existieren z.B. für die dänische, spanische oder türkische Sprache jeweils eigene Ordnungsalphabete. 397

Sortiment Sortiment Sortimenter

Sortimentsbuchhandel Sortimentsbuchhandel

Sortimentsbuchhandel. Der Sortimentsbuchhandel (kurz: Sortiment) ist der Zweig des Buchhandels, der mit Hilfe eines Sortimentes (lat.), d.h. vielfältigen Lagers, den Vertrieb der Bücher im Ladengeschäft vornimmt (im Gegensatz zum Reisebuchhandel und -> Versandbuchhandel). Der Sortimentsbuchhandel ist in Deutschland der Hauptvertriebsweg für Bücher. Der im Sortiment tätige Buchhändler (Sortimenter) besorgt darüber hinaus alle nicht vorrätigen Bücher und Zeitschriften zum von dem Verleger festgesetzten Ladenpreis. Er bezieht die Bücher entweder direkt vom Verlag oder über den -> Zwischenbuchhandel (siehe auch Bedingtverkehr). Man unterscheidet zwischen allgemeinen Sortimentsbuchhandlungen und Fachbuchhandlungen. Ein wesentliches Merkmal der allgemeinen Sortimentsbuchhandlungen ist die Sortimentsbreite. Diese haben zwischen etwa 10 000 und 120 000 Titeln vorrätig. In Fachbuchhandlungen dominiert dagegen die Sortimentstiefe, d.h. in bestimmten, insbesondere wissenschaftlichen Bereichen sind nahezu alle lieferbaren Titel vorrätig. Gleiches gilt auch für eine Vielzahl von überwiegend kleineren Buchhandlungen, die sich auf das Angebot bestimmter Themen spezialisiert haben. Oft pflegt das Sortiment einzelne Fachgebiete besonders, z.B. als Fachbuchhandlung für Technik, Medizin, Kunst u.ä. In Verbindung mit dem Sortiment werden häufig Kunsthandel, Landkartenhandel, Musikalienhandel, Antiquariatsbuchhandel, Leihbuchhandel (-• Leihbibliothek) und Lesezirkel betrieben, in Kleinstädten als Nebenzweige Handel mit Papier- und Schreibwaren, Bürobedarf. Vom Sortiment ist die Buchverkaufsstelle zu unterscheiden, die Gegenstände des Buchhandels nur als Zusatzsortiment führt und meist das Besorgungsgeschäft nicht oder nur in beschränktem Ausmaß durchfuhrt (z.B. in Warenhäusern und Kiosken). Frühe Vorläufer des Sortimentsbuchhandels sind die stationarii und später die -» Buchfuhrer. Das Sortiment in seiner heutigen Form hat sich erst Ende des 18. Jh. entwickelt. Die erste deutsche Sortimentsbuchhandlung im modernen Sinne (d.i. ohne eine dazugehörige Druckerei oder einen Verlag) gründete der Buchhändler und Verleger Friedrich Christoph - Perthes (1772-1843) 1796 in Hamburg. 398

Sotheby & Co., London, gegründet 1744, ist ein bedeutendes Versteigerungshaus für historische Kunstobjekte mit Niederlassung u.a. in München. Autographen Soubise, Charles de Rohan, Fürst von (1715-1787). Pair und Marschall von Frankreich (1758). Er wurde 1757 bei Roßbach von Friedrich dem Großen geschlagen und kompensierte von diesem Zeitpunkt an seine Niederlage mit seiner an -» Bibliomanie grenzenden Buchleidenschaft: Er wollte nunmehr als der unbesiegbare französische Büchersammler gelten. Seine nahezu 100 000 Bände umfassende Bibliothek gelangte nach seinem Tode zum Verkauf. Soziale Bibliotheksarbeit. In vielen Städten wurde als Sonderform des Öffentlichen Bibliothekswesens die soziale Bibliotheksarbeit verstärkt. Darunter versteht man die bibliothekarische Versorgung von Menschen in besonderen Lebenslagen und von hilfsbedürftigen sozialen Gruppen. So gibt es Bibliotheken in Altenheimen, Krankenhausbibliotheken für die Patienten in Krankenhäusern, Gefängnisbibliotheken in Strafanstalten, Blindenbibliotheken, die Bücher in Blindenschrift und in Form von Tonträgem (-• Hörbücher) entleihen; für Ausländer werden oft fremdsprachige Bücher bereitgestellt u.a. Für alte, kranke und gehbehinderte Menschen, die keine Bibliothek aufsuchen können, wurde mancherorts ein Bücherhausdienst eingerichtet, der Bücher in die Wohnung bringt („Bibliotheksdienst für hausgebundene Leser"). Spalte. In der Drucktechnik nennt man die Längsteilung einer (Buch-) Seite eine Spalte. Bücher sind meist einspaltig, Lexika oder Wörterbücher zweioder dreispaltig; mehrspaltig sind ferner Telefon- und Adressbücher, Zeitungen u.a. Spaltleder. Die durch Spalten der Tierhäute gewonnenen zwei oder mehr Schichten (Spalten) werden unabhängig voneinander zu sogenanntem Spaltleder verarbeitet. Spaltleder ist minderwertiger als Vollleder, vor allem weniger widerstandsfähig. In der Buchherstellung findet es u.a. Anwendung beim Ledermosaik, für Buchrückenschilder und Verlegereinbände. Spam. Mit dem Begriff Spam bezeichnet man unerwünschte, massenweise verschickte E-Mail-Nachrichten und Newsgroup-Artikel (z.B. nicht ausdrücklich bestellte E-Mail-Werbung). Der Begriff Spam

Speicher (engl, gebildet aus spiced ham, in Deutschland als Dosenfleisch oder Frühstücksfleisch bekannt) wurde aus einem Sketch der britischen Comedy-Gruppe Monty Python übernommen, in dem bei einem Restaurantbesuch zwei Gäste mit einem absurden Menuangebot konfrontiert werden, das überwiegend aus Gerichten mit Spam besteht. Die Gäste scheitern im Sketch letztlich bei ihrem verzweifelten Versuch, etwas ohne Spam zu bestellen - ähnlich wie die Internet-Nutzer daran scheitern, ihre E-MailBriefkästen von unerwünschter Werbung freizuhalten. Im Zusammenhang mit einer -+ Suchmaschine werden Web-Seiten, die mit diversen (Spam-)Techniken (z.B. häufige Wiederholung von „populären" Schlüsselbegriffen, die mit dem Inhalt selbst nichts zu tun haben) versuchen, lediglich die Position im Ranking der Suchmaschinen zu verbessern, ebenfalls als Spam bezeichnet. Hinter solchen Spam-Seiten stehen meist Anbieter von fragwürdigen Inhalten. Spanische Schrift

Nationalschriften

SPARC. Bei der Scholarly Publishing & Academic Resources Coalition (SPARC) handelt es sich um eine Initiative der im amerikanischen Bibliotheksverband „Association of Research Libraries" (ARL) zusammengeschlossenen Bibliotheken und einzelner Wissenschaftler, die als Reaktion auf die sogenannte Zeitschriftenkrise mit dem Ziel gegründet wurde, den Prozess wissenschaftlicher Kommunikation neu zu gestalten und neue Kooperationsformen zwischen Wissenschaftlern, Verlagen, Hochschulen und Bibliotheken zu entwickeln. Um dies auch auf europäischer Ebene realisieren zu können, wurde im Jahr 2002 SPARC Europe gegründet. Die Initiative hat drei Arbeitsschwerpunkte: SPARC „Leading Edge Program": Entwicklung neuer Modelle wissenschaftlicher Publikation, neuer Technologien, neuer Geschäftsmodelle; SPARC „Scientific Communities": Unterstützung von Kooperationen zwischen Bibliotheken, Wissenschaftlern, Fachgesellschaften und akademischen Institutionen, die zur Reformierung des wissenschaftlichen Publikationsprozesses beitragen; SPARC „Alternative Program". Im Rahmen des „Alternative Program" unterstützt SPARC die Produktion solcher Zeitschriften, die in direkter Konkurrenz zu hochpreisigen Fachzeitschriften großer kommerzieller Fachverlage herausgegeben werden. Mit der Publikationsalternative sollen die Wettbewerbsbedingungen auf dem Markt

wissenschaftlicher Information wiederhergestellt werden und die Preissteigerung für die -> Fachzeitschriften dieser Verlage verlangsamt werden. SPARC koordiniert diesen Prozess und unterstützt die kooperierenden Partner durch eine offensive Informationspolitik. Spatium (lat.: Zwischenraum) ist im Buchdruck ein Ausschlusskeil von 1 bis 2 -> typographischen Punkten Dicke zum Ausfüllen von kleinen Zwischenräumen (-> Ausschließen) sowie zum Spationieren (Sperren) einzelner Wörter zur Hervorhebung. Speckter, Otto (1807-1871). Zeichner und Maler. Er ist vor allem durch seine Buchillustrationen hervorgetreten. (siehe auch Bilderbuch) Spectator, The Spectator (engl.: Der Zuschauer) war eine von Joseph -• Addison und Richard Steele vom 1. März 1711 bis 6. Dezember 1712 gemeinsam (und 1714 noch einmal für kurze Zeit von Addison allein) in London herausgegebene Zeitschrift der englischen Aufklärung, die zur erfolgreichsten frühen moralischen Wochenschrift des 18. Jh. wurde. Speculum (lat.: Spiegel) bedeutete im übertragenen Sinne im Mittelalter: Übersicht, Darstellung, Kompilation, z.B. Speculum maius, eine von dem Dominikaner Vinzenz von Beauvais (geb. zwischen 1184 und 1194, gest. Beauvais um 1264) verfasste erste und umfassendste -> Enzyklopädie des Mittelalters, eine Zusammenfassung des scholastischen Wissens und der damals bekannten Natur- und Weltgeschichte, oder das Speculum humanae salvationis (Spiegel des menschlichen Heils), (siehe auch Spiegel) Speicher (aus spätlat.: spiciarium = Getreideboden, Kornhaus) bedeutet (1) Lager, Vorratshaus, (2) in der Informations- und -> Datenverarbeitung: ein Aufbewahrungsort für Daten und Programme innerhalb von Rechenanlagen. Je nach Zugriffshäufigkeit, Schnelligkeit und Kapazität werden diverse Speicherformen unterschieden: Arbeitsspeicher werden in Form von Speicherchips gefertigt (-> RAM, • ROM). Sie dienen dem schnellen sowie häufigen Zugriff durch den -> Prozessor und enthalten die Daten und Programme, die aktuell verarbeitet werden. Externe Speicher wie Festplatte oder optische Speicher (-«· DVD, -> CD-ROM) haben große bis sehr große Kapazitäten, jedoch einen langsameren 399

Speicherbibliothek (Speichermagazin) Zugriff und dienen eher der längerfristigen Aufbewahrung. Die wichtigsten Merkmale der Informationsspeicher sind: (1) Kapazität (Anzahl der verfügbaren Speicherplätze oder Anzahl der gleichzeitig speicherbaren Daten). (2) Codierung (Verschlüsselung der Informationen in anderer Form). (3) (Ein-) Schreiben/ (Aus-) Lesen (Einspeichern von Informationen in den Speicher/Herausholen von Informationen aus dem Speicher). (4) Zugriffsmöglichkeiten entweder als Nur-Lese-Speicher (engl.: Read Only Memory, Abk.: ROM) oder Schreib-Lese-Speicher (engl.: Random Access Memory, Abk.: RAM) (-• Direktzugriffsspeicher). Schreib-Lese-Speicher mit beliebigem Zugriff sind insbesondere Arbeitsspeicher in Rechenanlagen (-• Computer). Um beim Schreiben und Lesen gezielt auf bestimmte Speicherplätze zugreifen zu können, ist jedem Speicherplatz eine feste Adresse (Kennzeichnung des Speicherplatzes) zugeordnet. Bei Speichern ohne Adresse wird sequentiell, d.h. eine Information nach der anderen geschrieben und in der gleichen Reihenfolge wieder gelesen. (5) Zugriffszeit (Zeitspanne zwischen Anlegen der Adresse und Bereitstehen der angesprochenen Informationen oder zwischen Aufruf und beendeter Übertragung von Daten zum oder vom Speicher). Bei den Informationsspeichern unterscheidet man: (1) Magnetische Speicher, die als Bänder, Karten, Papier oder Platten realisiert sein können. Dazu zählen Kernspeicher (magneto-elektronisch), Magnetband, Magnetkarte, Magnetstreifen, Compact Cassette, Magnet bubble memory, Magnet-Trommel, Festplatte (hard disk), Diskette (floppy disk), Wechselplatte. (2) Optische Speicher: Film und Mikrofilm, Laserdisc, CD (mit Audio-CD, CD-ROM, CDR, CD-RW, SVCD, VCD, MVCD, DVD (mit DVDVideo, DVD-Audio, SACD, DVD-ROM, DVDRAM, DVD±R, DVD±RW), Holographische Speicher (in der Erprobung). (3) Magneto-optische Speicher: MiniDisc, MO-Disk. Beispiele für allgemein bekannte Informationsspeicher: Das menschliche -»Gedächtnis. Bei beschriebenen Papierblättern wird als Codierung eine Schrift benutzt; sie sind ROMs (sofern man die Schrift nicht ausradiert). Wird ein Buch von vorne bis hinten durchgehend gelesen oder ein Tonträger vom Anfang bis zum Ende gehört, so sind beide sequentielle Speicher. Sieht man dagegen die Seitenzahlen des Buches als Adressen an, so lassen sich die Seiten 400

direkt aufschlagen, wie auch auf eine Position des Tonträgers ein direkter Zugriff auf einzelne Stellen möglich ist. Die Speicherkapazität eines Buches bestimmt sich aus seiner Seitenzahl, der Anzahl der Zeilen j e Seite und der Anzahl der Zeichen j e Zeile. Die Speicherkapazität eines Tonträgers, die Spieldauer, ergibt sich aus der Größe. Während ein Buch ein ROM ist, kann ein Tonträger (mitunter) gelöscht und neu bespielt werden. Ein Bücherregal ist ein Informationsspeicher mit beliebigem Zugriff zu den einzelnen Büchern (RAM), (siehe auch -> Arbeitsspeicher, Diskette, Externspeicher, Register) Speicherbibliothek (Speichermagazin) gazin

Ma-

Speichermagazin -> Magazin Speicherung. Um Informationen gezielt suchen und finden zu können, müssen sie in irgendeiner Form gewonnen, aufbereitet, geordnet und gespeichert werden. Hierfür werden Speicher, d.h. Datenträger benutzt, die eine befristete oder unbefristete Speicherung erlauben. Dazu zählen die auch heute noch bei manuellen Bibliothekskatalogen weit verbreitete -> Kartei, die -> Handlochkarte, die -> Maschinenlochkarte und ->• Lochstreifen (nur noch von historischem Interesse) sowie die magnetischen, optischen und magneto-optischen Medien. In der Psychologie versteht man unter Speicherung die Aufbewahrung einer enkodierten Information über die Zeit im ->· Gedächtnis. Spemann, Rudo (1905-um 1945). Schreibmeister. Er war Meisterschüler von Fritz Helmut -> Ehmcke, Emil Preetorius und F.H. Ernst -> Schneidler. Spemann schrieb Buchtitel, Schriftblätter und ganze Bücher. Sein künstlerischer Nachlass befindet sich im -»Klingspor-Museum, Offenbach/M. Sperrung

Spatium

Spezialbibliographie - Dokumentation fließend. Berufsbild und Tätigkeitsfeld vom deutschen -> Dokumentär oder -> Informationswirt entspricht am ehesten dem eines „special librarian" im angloamerikanischen Bereich. Sie

Spottschrift sind unmittelbarer in die Unternehmenspolitik der tragenden Organisation eingebunden als die Öffentliche Bibliothek oder eine große -* Wissenschaftliche Bibliothek, mit der Konsequenz, dass sie oftmals mehr als diese den Wert ihrer Informationsarbeit belegen müssen. Ein häufiges Charakteristikum von Spezialbibliotheken ist, dass sie nur von einer einzigen Fachkraft betreut werden und deshalb als „One Person Libraries" (-• OPL) bezeichnet werden können. Die Spezial- oder Fachbibliothek pflegt im Gegensatz zur Allgemein- oder Universalbibliothek nur ein bestimmtes Fachgebiet von größerem oder kleinerem Umfang. Mit der zunehmenden Spezialisierung der Wissenschaften ist die Zahl der Spezialbibliotheken gewachsen. Oft sind die Spezialbibliotheken einzelnen Behörden, Instituten, Forschungsstätten, Industriewerken u.ä. zugeordnet. Von großer Bedeutung sind allerdings die Zentralen Fachbibliotheken, die der überregionalen -> Literaturversorgung dienen und öffentlich zugänglich sind. Insgesamt zählt man in Deutschland rund 1200 wissenschaftliche Spezialbibliotheken sowie etwa 500 Parlaments-, Behörden- und Gerichtsbibliotheken. Spezialbibliotheken wurden schon im 18. Jh. gegründet. Die älteste heute noch bestehende Spezialbibliothek ist die Senckenbergische Bibliothek. Sie wurde 1763 von dem Frankfurter Arzt und Stadtphysikus Johann Christian Senckenberg (1707-1772) in Frankfurt/M. aus eigenen Mitteln als Teil der „Senckenbergischen Stiftung" gegründet. Bis 1907 war sie nur den Mitgliedern der (1817 gegründeten) Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft zugänglich. Im 20. Jh. entwickelte sie sich zu der bedeutendsten naturwissenschaftlichen Spezialbibliothek Deutschlands. Eine weitere Gründung war die 1735 in Hamburg für die Kaufleute der Hansestadt gestiftete „Commerzbibliothek" für Handels- und Staatswissenschaften. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf wenige Reste zerstört, (siehe auch -»• Bibliotheksgeschichte) Spezialkatalog

Teilkatalog

Speziallesesaal

Sonderlesesaal

Spezialmagazin

Sondermagazin

Spiegel (von lat.: speculum) bedeutet (1) im Mittelalter eine ~> Kompilation, z.B. juristischer (-> Sachsenspiegel), lehrhafter (-> Fürstenspiegel) oder theo-

logischer (-» Heilsspiegel) Art (siehe auch culum), (2) in der Buchbinderei den an den deckel festgeklebten Teil des Vorsatzes.

SpeBuch-

Spiralheftung. Bei der in Frankreich aufgekommenen Spiralheftung werden um die zu heftenden Blätter zwei Buchdeckel gelegt, das Ganze wird am „Rücken" in engen Abständen gelocht und eine Draht- oder Plastikspirale eingezogen. Diese Heftmethode hat den Vorteil, dass sich das Buch glatt aufschlagen lässt. Allerdings eignen sich für sie nur Bücher geringen Umfangs. Spitzenmusterstil. Der Spitzenmusterstil oder Dentelle-Stil (franz.: dentelle = Spitze) war eine im 18. Jh. in Frankreich vorherrschende Dekorationsart der Bucheinbände. Das Spitzenmuster wurde hauptsächlich auf roten Maroquin-Einbänden angewandt. Es entstand dadurch, dass mittels ->• Einzelstempeln, aber auch -» Plattenstempeln, seltener mit der Rolle meist längst des Deckelrandes spitzenähnliche, sehr feingliedrig gebildete Kanten geprägt wurden, die mehr oder weniger in das Mittelfeld hineinreichten, dort viel Raum ließen, in dessen Mitte höchstens das Besitzerwappen oder -monogramm (-* Supralibros) angebracht war. Das Muster wurde vergoldet (-• Vergoldung). Zahlreiche Muster des Spitzenmusterstils sind uns überliefert, weil es jetzt üblich wird, dass der Buchbinder seinen Namen am Einband vermerkt. Die wichtigsten Vertreter des Dentelle-Stils waren Antoine-Michel -> Padeloup und Nicolas Denis -» Derome le jeune. Mit dem Aufkommen des Klassizismus Ende des 18. Jh. verschwand der Spitzenmusterstil wieder. Spitzkolumne nennt man eine Seite (-• Kolumne) eines Buches, die nicht voll mit Text ausgefüllt ist, da ein neues Kapitel auf einer neuen Seite beginnt. Die Bezeichnung rührt daher, dass man früher den Text der nicht vollgefüllten Buchseite spitz auslaufen ließ. Spitzweg, Carl (1808-1885). Maler. Er war auch als Zeichner für humoristische Zeitschriften tätig, so für die -• „Fliegenden Blätter". Spottschrift. Eine Spottschrift (auch Stachelschrift genannt) ist ein Druckwerk, mit dem mittels Satire, Witz oder Karikatur Einzelpersonen oder Gesellschaftsgruppen lächerlich und verächtlich gemacht, verhöhnt oder gar aggressiv beleidigt werden sollen. Vielfach erscheinen Spottschriften anonym, un401

Sprach-Benutzerschnittstelle ter Angabe des Verfassers immer dann, wenn sie zur Besserung des Verspotteten beitragen wollen. Die Verspottung weltanschaulicher, politischer oder literarischer Gegner in den Druckschriften spielte seit der Renaissance bis ins 19. Jh. eine große Rolle; dabei war das 19. Jh. eine Hauptzeit der Spottschriften, die man auch als -• Famosschriften bezeichnete.

Sprachwörterbuch. Ein Sprachwörterbuch enthält den (mehr oder weniger vollständigen) Wortschatz zweier oder mehrerer Sprachen. Die Anordnung der Wörter ist alphabetisch nach der Sprache, aus der übersetzt wird, (siehe auch Sprachführer, - Buchschnitt.

Sprachführer. In einem Sprachführer wird ein Wortschatz, im Unterschied zum -»• Sprachwörterbuch, nicht alphabetisch, sondern in systematischer Ordnung dargeboten. Dabei enthalten die vornehmlich für die in fremde Länder Reisenden gedachten Sprachführer neben einzelnen Wörtern auch ganze Sätze und Redensarten aus dem praktischen Lebensbereich. Sprachlexikon. Ein Sprachlexikon ist ein Lexikon, das den darbietenden Stoff ausschließlich in sprachlicher Hinsicht bearbeitet und erläutert, z.B. ein etymologisches Wörterbuch, ein Glossar. Gegensatz: -> Reallexikon, (siehe auch Wörterbuch, -> Sprachwörterbuch, Mundartwörterbuch) Sprachmodell. Mit der Hinwendung zu statistischen Modellen in der Computerlinguistik sind zunehmend auch im Information Retrieval sogenannte Sprachmodelle populär geworden, nicht zuletzt aufgrund ihrer hervorragenden Retrievalqualität. Ein statistisches Sprachmodell als Information-Retrieval-Modell ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung über die Terme des betrachteten Vokabulars. Man nimmt an, dass jedes Dokument durch ein dem jeweiligen Dokument zugrundeliegendes Sprachmodell erzeugt wird, wobei verschiedene Dokumente auch unterschiedliche Sprachmodelle haben. Berechnet wird die Wahrscheinlichkeit, dass eine Anfrage vom gleichen Sprachmodell erzeugt wurde, das auch dem Dokument zugrunde liegt. Das Hauptproblem besteht in der Bestimmung der Wahrscheinlichkeiten des Sprachmodells, für das nur spärliche Daten in Form eines einzelnen Dokuments zur Verfügung stehen. Um das Problem zu entschärfen, verwendet man eine Mischung aus den dokument- und den sammlungsspezifischen Häufigkeitsdaten, (siehe auch -> Inverse Dokumenthäufigkeit) 402

Sprechblase

Spruchband;

Comics

Springer, Axel Cäsar (1912-1985). Zeitungs- und Zeitschriftenverleger. Der Verlegersohn startete seine Karriere 1946 mit der Gründung der Axel Springer GmbH in Hamburg. Im folgenden Jahr gab er das „Hamburger Abendblatt" heraus, bald folgten weitere Objekte wie „Hör zu" und im Jahr 1952 die erste Ausgabe der Boulevardzeitung „Bild", die seitdem täglich erschien und seitdem das Meinungsbild einer Millionenleserschaft prägte. Er baute in Hamburg und Berlin den größten Zeitungs- und Zeitschriftenverlag, die heutige Axel Springer AG des europäischen Kontinents auf. Springer-Verlag GmbH & Co. KG. Der Verlag wurde 1842 von Julius Springer (Berlin 1817-1877) in Berlin gegründet. Die nach dem Ersten Weltkrieg verlegten umfassenden Handbücher auf dem Gebiet der Medizin, Biologie, Naturwissenschaften und die - Verlagssignet. Springrücken

Sprungrücken

Spruchband. Ein Spruchband, auch Schriftband, Sprechblase genannt, ist ein bandartiger Streifen, der in bildlichen Darstellungen des Mittelalters die den sprechenden Figuren zugedachten Worte (-»Legende) aufnimmt, und ist entweder in Form einer -• Buchrolle (Schriftrolle) den Personen in die Hand gegeben oder tritt aus ihrem Munde als Sprechblase hervor. Später verselbständigten sich die Spruchbän-

Staatsbibliothek zu Berlin der zu ornamentalen Gestaltungselementen in der Buchillustration (siehe auch -> Accipiesholzschnitt). Das Spruchband lebt in den Sprechblasen der ->• Comics wieder auf. Sprungrücken. Ein Sprungrücken ist eine besondere Art des hohlen Rückens. In ihm sind mehrere Stücke Schrenz eingelegt, die beim Öffnen des Buches auf den Buchblock einen derartig starken Druck ausüben, dass er nach innen „springt", so dass das Buch vollkommen flach aufgeschlagen werden kann. Beim Schließen des Buches schnellt der Rükken des Buchblockes wieder in seine alte Lage zurück. Der Sprungrücken findet besonders bei Geschäftsbüchern Anwendung. SQL. Die Anfragesprache SQL (Structured Query Language) ist im Vergleich zu den Vorgängerkonzepten leicht erlernbar und sehr mächtig. SQL bot erstmals als eine von bestimmten Anwendungskontexten völlig unabhängige Sprache die Möglichkeit, Suchanfragen ad hoc zu formulieren. Anwender waren nicht gezwungen, alle gewünschten Suchanfragemöglichkeiten während der Datenbank-Entwicklungsphase endgültig festzulegen; statt dessen hatten sie die Chance, das Anwendungssystem im Gebrauch weiter zu entwickeln und auszubauen. SSCI

Zitierungsregister; -> ISI

Staatliche Büchereistelle (auch Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken, Landesbüchereisteilen, Büchereizentrale, Landesfachsteile, staatliche Fachstelle genannt). Es handelt sich hier um nicht-kommerzielle Einrichtungen mit der Aufgabe, Beratungs- und Dienstleistungen fur die Öffentliche Bibliothek zu erbringen. Träger der Fachstellen sind entweder die Bundesländer oder in deren Auftrag kommunale Verbände (zuständig für die kommunalen Stadt- und Gemeindebibliotheken) oder die evangelische bzw. katholische Kirche (zuständig für die kirchlich getragenen Büchereien). Die Aufgabenfelder sind zum Beispiel Beratung in Fragen der Bibliotheksarbeit, Fortbildungskurse, Seminare für Bibliothekspersonal, Veranstaltungen wie Autorenlesungen, Hilfe vor Ort beim Bestandsaufbau. Mit dem „Fachstellenserver" bieten sie femer einen Informationsserver mit Dokumenten zu allen Fragen der Arbeit Öffentlichen Bibliotheken an. Staatliche Leninbibliothek bibliothek

Russische Staats-

Staatsbibliothek, Landesbibliothek, (siehe auch speziell -» Bayerische Staatsbibliothek, Deutsche Staatsbibliothek, - Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz) Staatsbibliothek zu Berlin. Die Bibliothek wurde 1661-1701 als „Churfurstliche Bibliothek zu Cölln an der Spree" gegründet, hieß von 1701 bis 1918 „Königliche Bibliothek zu Berlin" und danach bis 1945 -> „Preußische Staatsbibliothek"; nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurden die Bestände auf Berlin (Ost) (Deutsche Staatsbibliothek) und Berlin (West) „Staatsbibliothek der Stiftung Preußischer Kulturbesitz" aufgeteilt. Seit 1.1.1992 sind beide Institutionen wieder vereint in der „Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz". Die Bibliothek residiert in zwei Häusern: Unter den Linden findet sich die Historische Forschungsbibliothek in dem 1903 erbauten Gebäude, in der Potsdamer Straße (Haus 2) sind Ausleihe und Informationsbibliothek (Literatur ab 1956). Das Gebäude an der Potsdamer Straße ist Teil des Kulturforum Berlin und wurde ab 1967 nach Plänen des Architekten Hans Scharoun errichtet. Die Raumkomposition des Gebäudes mit seiner beeindruckenden Leselandschaft wird sehr gut angenommen und von Lesern stark frequentiert. Als größte Universalbibliothek Deutschlands ist die Staatsbibliothek ein Zentrum der nationalen -> Literaturversorgung. Der Schwerpunkt ihres 10 Millionen Bände umfassenden internationalen Druckschriftenbestandes liegt in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Ihre bedeutenden Sammlungen, darunter herausragende Handschriften, Musikalien, Orientalia, Ostasiatica und Karten sowie ein umfangreicher -> Bestand historischer Drucke prägen ebenso wie ihre vielfältigen internationalen Dienstleistungen das besondere Ansehen der Bibliothek weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Die Staatsbibliothek ist eine allgemein zugängliche Forschungs- und Informationsbibliothek mit universalen historischen und aktuellen Sammlungen und breitgefächerten Dienstleistungen in mehreren Häusern. Im System der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung nimmt die Staatsbibliothek zahlreiche Aufgaben wahr. So betreut sie mehrere Sammelschwerpunkte im Rahmen des von der -»• Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Systems der überregionalen Literaturversorgung. In dem kooperativen Erwerbungsprogramm -> Sammlung Deutscher 403

Stachelschrift Drucke ist sie für den Zeitraum 1871 bis 1912 zuständig. Sie arbeitet an den nationalbibliographischen Verzeichnissen der Deutschen Drucke des 16. und des 17. Jh. mit, der internationale -• Gesamtkatalog der Wiegendrucke wird von ihr erstellt. In ihr wird die überregionale Zentralkartei der Autographen (ZKA) geführt. Ihr obliegt die bibliothekarische Betreuung der bundesweiten -» Zeitschriftendatenbank (ZDB). Stachelschrift -> Spottschrift Stadtbibliothek (Stadtbücherei) -> Öffentliche Bibliothek Staffelpreis -> Sonderpreise Stahl, Georg Ernst (1660-1734). Arzt und Chemiker. -> Chemische Zeitschrift Stahlstich. Der Stahlstich (auch Siderographie genannt) ist ein grafisches Tiefdruckverfahren, das fur Banknoten, Briefmarken und Illustrationen eingesetzt wurde und teilweise heute noch wird. Der Stahlstich wurde in der Nachfolge des Kupferstichs entwickelt. Der Amerikaner Jacob Perkins entwikkelte das Verfahren und setzte es 1820 erstmals zum Druck von Banknoten ein. Die Engländer Charles Warren und Charles Heath benutzten es erstmals auch für künstlerische Illustrationen. In Deutschland wurde die Technik von dem Karlsruher Maler Carl Ludwig Frommel eingeführt. Beim Stahlstich wird die Zeichnung mit dem Grabstichel in eine Stahlplatte graviert oder auch geätzt. Das Verfahren eignet sich auch für sehr feine, kleine Darstellungen, erreicht aber nicht die Qualität des Kupferstichs. Dagegen hat es den Vorteil, größere Auflagen zu ermöglichen. Stammbuch. Ursprünglich war ein Stammbuch ein Verzeichnis von Familienangehörigen (Stammtafel, Geschlechterbuch). Seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. war das Stammbuch ein Erinnerungsbuch, in das Freunde des Besitzers ihre Namen, Wappen und Wahlsprüche, seit dem 18. Jh. auch Widmungen, oft witziger Art, eintrugen. Sehr verbreitet war das Stammbuch bei den Studenten im 18. Jh. Im -• Poesiealbum der Schulkinder und im Gästebuch lebt das Stammbuch fort. Standard for Robot Exclusion ist eine spezielle Datei („robots.txt") auf einem Web-Server im -> Internet bzw. eine Angabe innerhalb eines HTMLDokuments (über -+ Meta-Tag) mit Zugriffsinforma404

tionen für Roboter-Programme (-> Roboterbasiertes Verfahren). In der Datei bzw. über das spezielle Meta-Tag wird festgelegt, welche Dokumente bzw. Teile des Servers durch Roboter automatisch gelesen werden dürfen und welche nicht. Der Standard for Robot Exclusion ist jedoch kein technischer Zugriffsschutz, sondern erfordert eine Einhaltung auf freiwilliger Basis und wird in der Regel von Suchmaschinen-Betreibern (-> Suchmaschine) eingehalten. Standardisierung -> Normung Standardsoftware. Weit verbreitete Anwendungen (-> Anwendungssoftware), die für den Massenmarkt entwickelt werden und sehr hohe Installationszahlen aufweisen wie z.B. Microsoft Office bei Büroanwendungen oder SAP im betriebwirtschaftlichen Bereich. Häufig kann eine Standardsoftware mit Hilfe einer Programmierschnittstelle (kurz API Application Programing Interface) dem individuellen Einsatzzweck angepasst werden (z.B. Makroprogramme, Datenbankzugriff). Standardwerk. Ein Standardwerk (engl.: standard work) ist ein grundlegendes Werk der Fachliteratur. Stand der Technik. Unter Stand der Technik versteht man ein entwickeltes Stadium der technischen Möglichkeiten in Bezug auf Produkte, Prozesse und Dienstleistungen, basierend auf den zu einem bestimmten Zeitpunkt bestehenden gesicherten Erkenntnissen aus Wissenschaft, Technik und Erfahrung. Der Stand der Technik wird in der Normung aufgegriffen. Standes-, Berufs-, Verbandszeitschrift. Die Standes·, Berufs-, Verbandszeitschriften sind publizistische Organe verschiedener sozialer Gruppierungen (wie politischer Parteien, religiöser Gemeinschaften u.a.) mit unterschiedlicher Auflage und Reichweite. Standortkatalog. Der Standortkatalog verzeichnet die Bücher einer Bibliothek in der Reihenfolge, in der sie in den Bücherregalen (an ihrem Standort) aufgestellt sind. Nach ihm erfolgt die -> Revision des Buchbestandes. Standortnummer -»Signatur Stapelbetrieb (engl.: batch mode) ist das sequentielle Abarbeiten von Einzelfunktionen; z.B. kann ein Programm erst dann bearbeitet werden, wenn das

Steindruck vorherige beendet ist. Der Batch-Betrieb ist nicht dialoggeführt, es müssen also vorher schon alle benötigten Daten und Parameter zur Verfugung stehen. Stationarii (lat.: statio = Werkstatt des Buchschreibers) hießen die mittelalterlichen Verleiher von Handschriften an den Universitäten; manchmal stellten sie auch Abschriften her; seltener handelten sie mit Handschriften. Zuweilen verkauften sie auch den Nachlass von Gelehrten und Bücher von Studenten. Statistik ist eine angewandte Disziplin der Mathematik für die Analyse und Interpretation von Daten mit Mitteln der Wahrscheinlichkeitstheorie. Sie beschäftigt sich mit Versuchsplanung/Erhebungsvorbereitung (Erhebungskonzept, Fragebogenentwicklung, Stichprobenziehung), Datengewinnung/Erhebung (von Stichproben), Nutzung von Betriebsdaten, Aufbereitung (Datenprüfungen, Typisierungen/ Merkmalszusammenfassungen), Auswertung (Tabellierung, Modellierung, Hoch- und Fehlerrechnung, Wahrscheinlichkeit, Fehler, Schätzen und Testen) sowie Ergebnispräsentation (Tabellen, Grafiken, Ergebnisinterpretation). Oft wird aber das Retrieval eines ganzen Datenpakets gewünscht, das dann zu einer Statistik oder mehreren Statistiken zusammengefasst wird. Jede Statistik ist nur so gut wie die Dokumentation der ihr zu Grunde liegenden Beobachtungen. Die grundlegende Statistik zum Buch und zum Buchhandel wird unter dem Titel „Buch und Buchhandel in Zahlen" jeweils im Juli als Jahrbuch vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben. Dort finden sich Informationen zu Marktwachstum und Marktstrukturen, zu relevanten Branchenkennzahlen, zur Preisentwicklung, Titelproduktion, Buchnutzung und zahlreichen anderen branchenrelevanten Aspekten. Statistische Datenbank. Statistische Datenbanken enthalten Zeitreihen, die den zeitlichen Verlauf bestimmter Beobachtungsgrößen wiedergeben, oder Querschnittdaten, die sich auf einen aktuellen Zeitpunkt oder einen aktuellen Zeitraum beziehen. Die besondere Bedeutung von Zeitreihendaten liegt in der Erkenntnis bestimmter Entwicklungen sowie der Prognose möglicher Weiterentwicklungen. Inhaltlich dominieren makro- und mikroökonomische Informationen. Die Daten sind in einer Form gespeichert und abfragbar, die für die direkte Weiterverarbeitung

und für die tabellarische und grafische Präsentation der Daten besonders geeignet ist. Die fehlende vorgegebene Strukturierung der Daten in Datensätzen ermöglicht dem Rechercheur die freie Auswahl von Merkmalskombinationen im Rahmen der tatsächlich verfügbaren Daten. Steadyseller -+ Longseiler Steele, Sir (seit 1715) Richard (1672-1729). Englischer Schriftsteller. Er gab mit Beteiligung von Joseph Addison die -> moralische Wochenschrift „The - Tatler" (1709-1711) heraus, gründete 1711 die Zeitschrift „The Spectator", die 1713 von „The Guardian" abgelöst wurde. Steglitzer Werkstatt, Berlin-Steglitz. In diesem von den Schriftkünstlern Fritz Helmut Ehmcke, Friedrich Wilhelm Kleukens und Georg Belwe 1900 in Berlin-Steglitz ins Leben gerufenen Kleinbetrieb wollten seine Gründer mit der -* Handpresse ihre künstlerischen Ideen auf dem Gebiet des Akzidenzdruckes erproben. Diese Steglitzer Werkstatt bestand bis 1905 und war von Einfluss für den Akzidenzdruck. Nur ein einziges Buch ging (1903) aus ihr hervor. Stehsatz. Wurde in den Zeiten des - Satz wurde stehen gelassen. Der Stehsatz war teuer und kam im allgemeinen nur dann in Betracht, wenn mit der -+ Neuauflage in absehbarer Zeit und mit nicht allzu vielen Änderungen zu rechnen war. Heute handelt es sich bei Stehsatz um einen Archivdatenbestand. Steifbroschur. Eine Steifbroschur nennt man eine Broschur, deren • Buchdeckel aus festem, steifem Karton bestehen. Dabei ist der Rücken mit einem Gewebestreifen beklebt; die Deckel sind mit einem Überzugspapier überzogen. Die Steifbroschur hat keine eigentliche Einbanddecke; ihr Rücken ist mit dem Rücken des Buchblockes fest verbunden (-• Fester Rücken). Steilkartei. Eine Steilkartei ist eine Kartei, bei der die Karten senkrecht hintereinander stehen. Sie gehört zur Kategorie der -> Blindkarteien. Steinätzung -• Steingravüre Steindruck -> Lithographie 405

Steingravüre Steingravüre. Die Steingravüre und die Steinätzung sind eine Art Tiefdruckverfahren, da, ähnlich wie beim Kupferstich und bei der Radierung, mit der Nadel bzw. durch Ätzung die Linien in einen Stein eingegraben werden. Diese Verfahren sind insbesondere für Zeichnungen mit feinen Linien der Lithographie vorzuziehen. Steinschrift ist eine andere Bezeichnung für die Grotesk. Sie ist auf die von den Griechen und Römern auf steinernen Tafeln und Denkmälern verwendeten Inschriften zurückzufuhren (daher auch ->• Monumentalschrift). Stellungs-Operatoren -> Kontext-Operatoren Stempel. (1) Der Stempel dient dem Buchbinder zur Verzierung und Beschriftung von Bucheinbänden. Man unterscheidet Einzelstempel, - Plattenstempel. Sie werden für -» Blinddruck und -»· Vergoldung verwendet. (2) Ebenfalls Stempel werden zwecks Herstellung von -• Matrizen für die -> Schriftgießerei (-• Schriftstempel) benutzt. Stempel, David (1869-1927). Schriftgießer. Schriftgießerei, -> Luther, Erasmus Stempelschneider (Schriftschneider) stellen die Schriftstempel her. Die -» Frühdrucker entwarfen, schnitten und gössen ihre Schriften selbst oder beschäftigten des Schriftschnittes und -gusses kundige Gesellen. Noch im 18. Jh. waren Schriftschneider zugleich Drucker (z.B. John Baskerville, Giambattista Bodoni). Jahrhundertelang hatte also die Entwicklung der -» Druckschriften in den Händen der Stempelschneider gelegen und war von deren mehr oder weniger großen Geschicklichkeit und ihrem Geschmack abhängig. Erst Ende des 19. Jh. erfolgte der Schriftentwurf durch Buchkünstler, und das Stempelschneiden wurde mehr und mehr zu einer mechanischen Tätigkeit, wenn es auch immer noch Schriftkünstler gibt, die ihre Schriften selbst schneiden. Stempel- und Siegeldruck. Die mechanische Vervielfältigung von Schriftzeichen ist alt. Als ältestes -> Druckverfahren ist in den frühen mesopotamischen und ägyptischen Kulturen der Stempel- und Siegeldruck bekannt. Rollsiegel aus Stein und Stempel aus gebranntem Ton mit Bild- und Schriftgravierungen dienten zu Beurkundungen, Herkunftsbezeichnungen u.ä. 406

Stenografie (griech.: stenos = eng und graphein = schreiben, ritzen), Schnellschrift oder Kurzschrift ist eine Schrift zum Mitschreiben gesprochener Sprache. Ein in Kurzschrift verfasstes Schriftstück heißt Stenogramm. Jemand, der diese Schrift anwendet, ist ein Stenograf. Stenografiesysteme waren schon bei den antiken Griechen und Römern bekannt und wurden bis ins Mittelalter als Akten- und Kanzleischrift genutzt. Die vor allem als Notizschrift und zum Protokollieren bei Gerichtsverhandlungen verwendete Stenografie gibt es heute kaum mehr, doch werden in den meisten deutschen Landtagen und im Bundestag Debatten von Parlamentsstenografen mitgeschrieben (bis zu 500 Silben pro Minute). Da die Silbenstruktur der Sprachen unterschiedlich ist, wurden sprachspezifische Kurzschriften entwickelt. Von den zahlreichen deutschen Kurzschriften (800 bis 900 Systeme) setzte sich schließlich 1924 die „Deutsche Einheitskurzschrift" (DEK) durch. Heute ist die DEK von 1968 das Standardsystem in Deutschland und Österreich. Daneben existieren auch mehrere Systeme der Blindenstenografie. Mit dem Aufkommen der Computer und Textverarbeitungssysteme verlor die Stenografie zunehmend an Bedeutung. Sterbebüchlein

Ars moriendi

Stereotypie. Wenn man in älterer Zeit für die Neuauflage eines Buches die Setzarbeiten sparen wollte, musste man den Satz stehen lassen (-> Stehsatz), wodurch jedoch das Typenmaterial blockiert wurde. Im 18. Jh. wurde dieses Problem durch die Erfindung der Stereotypie (griech.: stereo = starr, fest) gelöst. Sie stellt ein Verfahren zur mechanischen Abformung von Druckformen (Schriftsatz oder Druckplatte) in Matern dar. Diese besonders vorgerichteten Pappen werden in feuchtem Zustand auf den Satz oder die Druckplatte gelegt, entweder mit einer Bürste aufgeklopft oder mit einer Presse aufgepresst, so dass sich die Druckform darin einprägt. Die so entstandene Matrize kann mehrfach zum Abguss des Satzes verwendet werden. Mit Hilfe der somit hergestellten Stereotypieplatten war es überhaupt erst möglich, die für den -* Rotationsdruck benötigten gebogenen Druckformen zu gewinnen. Die Stereotypie hat eine längere Geschichte: Metallschnittplatten hatte man schon im 15. Jh. durch Sandgussverfahren abgeformt, das man im 16. Jh. für Holzstöcke anwendete. Aber erst im 18. Jh. machte

STN International man Versuche zur Abformung des Schriftsatzes. Das richtige Prinzip erfand dabei der schottische Goldschmied William Ged, der den Satz in Gips abformte. Doch wurde das Verfahren nicht weiter ausgewertet. Erst Firmin Didot machte weitere Versuche, Stereotypiedrucke herzustellen. Den durchschlagenden Erfolg brachte jedoch die Papierstereotypie, die sich 1829 der Lyoner Schriftsetzer Claude -• Genoux in Frankreich patentieren ließ. Steuerwerk. Das Steuerwerk (-• Leitwerk) ist ein Bestandteil der Zentralen Recheneinheit eines Computers, von dem alle Steuerungsfunktionen zentral ausgehen (z.B. die Steuerung der Reihenfolge der Befehle eines Programms). Stich ist die Kurzbezeichnung für den -> Kupferstich und Stahlstich, seltener für den Holzstich. Stichwort. Ein Stichwort ist eine Benennung, die zum Zwecke der Inhaltskennzeichnung nach dem Extraktionsprinzip aus dem Titel, dem Text oder auch dem Kurzreferat zugeordnet wird. Während dies bei der manuellen Auswertung mit einer dokumentbezogenen Relevanzentscheidung gekoppelt ist, werden bei der Freitext-Methode alle im Text vorkommenden Wörter (eventuell gekoppelt mit einer Stoppwort-Liste) in ein Register gestellt und damit als Suchtermini zugänglich gemacht. Stichwortkatalog. Der Stichwortkatalog ist eine dem Schlagwortkatalog verwandte Form des Sachkatalogs. Die inhaltliche Erschließung der Bücher erfolgt durch -»Stichwörter. Dabei ist ein Stichwort ein den Inhalt einer Schrift beschreibendes und aus seinem Titel entnommenes Wort; es muss also im Titel enthalten sein, im Gegensatz hierzu Schlagwort. Wenn der -* Sachtitel den Inhalt eines Werkes ungenau wiedergibt, stößt die Sacherschließung durch Stichwörter auf Schwierigkeiten. Daher ist die Stichwortmethode für die Sacherschließung in Universalbibliotheken weniger geeignet. Stickereieinband. Ein Stickereieinband ist ein mit Samt oder Seide überzogener und mit Stickereien verzierter -> Bucheinband. Gestickte Einbände sind schon aus dem hohen Mittelalter bekannt; ihre Blütezeit hatten sie am englischen Hof vom 16. bis 18. Jh. Der Seidenband trat nochmals bei den -> Musenalmanachen etwa in der zweiten Hälfte des 18. Jh. auf.

Stiftung Buchkunst, Frankfurt/M und Leipzig. Die Stiftung Buchkunst wurde 1965 „zur Förderung des Gebrauchsbuches von Dauerwert in technischer und künstlerischer Hinsicht" in Frankfurt/M. ins Leben gerufen. Sie ist hervorgegangen aus der „Sammlung Buchkunst", die 1960-1965 eine Abteilung für Buchgestaltung der Deutschen Bibliothek in Frankfurt/ M. war. Die Stiftung wird getragen vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Deutschen Nationalbibliothek, der Stadt Frankfurt am Main und der Stadt Leipzig und gefordert vom BKM (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) sowie vom Freundeskreis der Stiftung Buchkunst. Die Stiftung Buchkunst veranstaltet jährlich den Wettbewerb „Die schönsten deutschen Bücher" (früher auch unter dem Namen „Die schönsten fünfzig Bücher"). Er geht zurück auf einen 1929-1932 veranstalteten vergleichbaren Wettbewerb, der von dem Vorstandsmitglied der Stiftung Ernst L. Hauswedell (1901-1983) im Jahre 1951 wieder ins Leben gerufen, zunächst vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels veranstaltet und ab 1966 von der Stiftung Buchkunst übernommen wurde. Die seit 1951 prämiierten Bücher sind in der Stiftung Buchkunst archiviert. Stiftung Lesen. Die Stiftung Lesen wurde 1988 zum Zweck der Leseförderung gegründet. Zweck der Stiftung ist die Förderung von Buch, Zeitschrift und Zeitung in allen Bevölkerungskreisen sowie die Pflege und Erhaltung einer zeitgemäßen Lese- und Sprachkultur, nicht zuletzt in den neuen Medien. Neben der Durchführung von Forschungs- und Modellprojekten für Bund und Länder liegt der Schwerpunkt der Arbeit in breitenwirksamen Projekten, vor allem in den Feldern Kindergarten, Schule, Bibliothek, Buchhandlung sowie in den Medien. Die Stiftung Lesen ist außerdem Gründungsmitglied von EU*READ, dem europäischen Netzwerk für das -»Lesen. Stimmer, Tobias (1539-1584). Maler und Zeichner für Holzschnitt. Am bedeutendsten war er als Zeichner für Holzschnittillustrationen (Bibel von 1576) (siehe auch Bilderbibel). Er arbeitete für den Großverleger Sig(is)mund Feyerabend. STN International. Der Host STN (The Scientific & Technical Information Network) wird vom Fachinformationszentrum Karlsruhe als europäischem Partner im Verbund mit dem amerikanischen 407

Stockflecke Chemical Abstracts Service (CAS), Columbus (Ohio) und der Japan Science and Technology Agency (JST) in Tokio betrieben. STN bietet ein breites Spektrum an Datenbanken sowie viele Werkzeuge zur Suche, Analyse und Aufbereitung der Rechercheergebnisse. Mehr als 220 Datenbanken sind vor allem zu den Bereichen Chemie, Pharmazie, Physik, Biowissenschaften, Mathematik; Medizin, Umwelt, Agrar, Geowissenschaften; Elektronik, Telekommunikation, Werkstoffe; Patente, Zeitschriften und Firmeninformation online erreichbar. Stockflecke. In alten Büchern sind Stockflecke, durch Bakterien hervorgerufen, gelbliche bis dunkelbraune Flecke zu finden. Da sie das Papier zerstören, sollten von ihnen befallene wertvolle Bücher restauriert werden. Stoffkreiskatalog. Der Stoffkreiskatalog (Themenkatalog) erschließt besonders in Öffentlichen Bibliotheken die schöne Literatur (-> Belletristik) nach inhaltlichen Gesichtspunkten (z.B. historische, biographische Romane, Abenteuer-, Künstler-, Ärzteromane). Straßenbuchhandel. Der Straßenbuchhandel ist eine besonders in Paris (-• Bouquiniste) gebräuchliche Form des -> Buchhandels. Verkauft werden durchweg antiquarische Bücher, oft auch Ramsch. Straßenverkaufspresse -> Boulevardpresse Streicheisen. Das Streicheisen ist eines der ältesten Buchbinderwerkzeuge zur Verzierung des Einbandes. Es besteht aus einem mit einem hölzernen Schaft verbundenen metallischen Stempel, der beim Darüberziehen über den Buchdeckel 1 -4 Linien zieht. Das Streicheisen wurde bis ins 16. Jh. benutzt und diente zu Umrahmungen und zur Einteilung der Einbandschmuckfläche in Felder, vor allem, wenn danach Einzelstempel eingeprägt werden sollten. Streichpapier wird für die Verarbeitung zum gestrichenen -> Papier verwendet. Es kann sowohl holzfrei als auch holzhaltig sein und kommt als Rollenpapier in den Handel. Streifband. (1) In der Buchbinderei ist ein Streifband ein am Ende angeleimter Papierstreifen zum Umkleben von Blättern (z.B. einer Lieferung) oder einer bzw. mehrerer Broschüren. (2) Im Postwesen ist ein Streifband ein zum Versand von Drucksachen, Büchersendungen, Zeitungen, Zeitschriften u.ä. zu408

lässiger Ersatz der sonst üblichen Umhüllung (-• Umschlag). Streitschrift. Eine Streitschrift ist eine unperiodische Kleinschrift religiösen, politischen oder kulturellen Inhalts, mit der in öffentliche und aktuelle Auseinandersetzungen in kämpferischer Form (-• Kampfschrift), gerichtet gegen Einzelpersonen, Gesellschaftsgruppen oder Institutionen, eingegriffen wird. Im Gegensatz zu den -> Spottschriften erscheinen die Streitschriften nur selten anonym. Die Grenze zwischen beiden Schriftarten ist nicht fest umrissen, (siehe auch - Libell, -> Pasquill) Streubilder heißen in den Text eines Buches eingefügte, verstreute Abbildungen, (siehe auch -> Textabbildung) Strichcode. 1973 stellte IBM den ersten Barcode (UPC - Universal Product Code) für Kassensysteme vor mit gleichzeitiger Einführung eines entsprechenden elektronischen Kassensystems. Beides zusammen war der Beginn einer neuen Ära für den Alltag von Handel und Verbraucher. Bereits 1997 waren in Deutschland über 50 000 IBM-Kassensysteme installiert, 300 000 in Europa und weltweit etwa 1,5 Millionen. Auf der IBM-Erfindung des USamerikanischen Barcodes UPC basieren heute weltweit alle Standard-Barcodes, darunter auch der in Deutschland gebräuchliche European Articel Number Code (ΕΑΝ) von 1997. Nach dessen Definition erfolgte in raschen Schritten die Auszeichnung des deutschen Artikelsortiments mit dem 13-zeiligen Balkencode, und bei allen fuhrenden Handelsunternehmen hielten Scannerkassen ihren Einzug. Der Handel war damit in der Lage, seine Warenbewegungen artikel- und tagesgenau zu erfassen und ED Vgestützt einen umfassenden Automatisierungsprozess seiner gesamten Warenwirtschaft einzuleiten. Da bei Büchern mit der zehnstelligen -> ISBN bereits eine Codierung vorhanden war, wurde sie in den EANStrichcode integriert. Die entsprechende „BooklandEAN" beginnt immer mit der Ziffernfolge 978, gefolgt von der ISBN-Nummer. Stroh. Als der Anfall von Hadern (Lumpen) den Bedarf für die Papierherstellung (-• Papier) nicht mehr decken konnte, verfiel man (vor dem Holz) auf das Stroh. Nachdem der deutsche Papiermacher Matthias Koops in seiner Mühle in der Nähe von London erstmals Stroh zum Bedruckstoff auf mechanischem Wege um 1800 zerkleinert hatte, gelang

Subscription library es 1854 in Frankreich, den Strohzellstoff (ähnlich wie den Holzzellstoff) chemisch zu gewinnen. Strukturelle Heterogenität ->· Heterogenität Strukturelle Indexierung -• Syntaktische Indexierung Stücktitel. Als Stücktitel gilt nach den RAK der Titel eines Teiles von einem Werk, über dem ein -> Gesamttitel steht. Dabei kann es sich sowohl um ein Sammelwerk als auch um eine Schriftenreihe handeln. Nach den Preußischen Instruktionen wurde der Stücktitel als Sondertitel bezeichnet. Stücktitelaufnahme. Die -» Titelaufnahme eines Teiles von einem Werk, über dem ein Gesamttitel steht, wird Stücktitelauihahme genannt, (siehe auch Stücktitel) Studentenbücherei. An einigen Hochschulbibliotheken ist die Lehrbuchsammlung mit einer Studentenbücherei verbunden. Während die Lehrbuchsammlung dem Studenten den Zugang zu seiner Studienliteratur erleichtern soll, dient die Studentenbücherei der allgemeinen Bildung und Gestaltung der Freizeit. Studentenzeitschrift. Studentenzeitschriften werden von studentischen Vereinigungen oder Selbstverwaltungsgremien herausgegeben. Sie behandeln Fragen der studentischen Selbstverwaltung, der Hochschulpolitik, des Studiums, auch der allgemeinen Politik. In Deutschland gingen die ersten Studentenzeitschriften aus der Burschenschaftsbewegung hervor. Eins der frühen Organe war die „Allgemeine Akademische Zeitschrift für das gesamte Leben auf Hochschulen", München 1829-1830. Studienausgabe

Quellenwerk

Studienführer. Ein Studienführer führt in das Studium einzelner Wissenschaften ein, gibt Auskunft über Gang, Dauer des Studiums u.ä. Oft enthält er eine Übersicht über die wichtigste Studienliteratur (-» Literaturführer). Studium Informationswissenschaft. Informationswissenschaft als Haupt- oder Nebenfach im Magister· und Promotionsstudium wird in verschiedenen Kombinationen und Schwerpunkten angeboten. Im Einzelnen gibt es Informationswissenschaft als Nebenfach im Bachelor- und Magisterstudium sowie Promotionsstudium (Uni Düsseldorf), Bachelor-

studium Informationsmanagement/Informationstechnologie sowie Magisterstudium Internationales Informationsmanagement (Uni Hildesheim), Bachelorund Masterstudium Informationsmanagement (Uni Koblenz-Landau), Magisterstudium Informationsverarbeitung (Uni Köln), Magister- und Promotionsstudium Informationswissenschaft (Uni Regensburg sowie Uni des Saarlandes). Stundenbücher (franz.: Livres d'heures, lat.: Horaria) sind ->· Gebetbücher und Erbauungsbücher für Laien in Anlehnung an den Psalter. Sie sind im 14. Jh. in Frankreich entstanden und bis ins 16. Jh. in handschriftlicher und gedruckter Form sehr beliebt und verbreitet. Der Name kommt von den in den Büchern enthaltenen Gebeten, die für die verschiedenen Stunden bzw. Tageszeiten bestimmt sind. Die handgeschriebenen Exemplare sind meist reich mit Miniaturen, die gedruckten Stundenbücher mit ->· Holzschnitten und —> Kupferstichen ausgestattet. Style Sheets. Vom -> W3C festgelegte Layoutvorlagen für Dokumente in HTML oder -> XML. Beispiele sind - Franklin in Philadelphia gegründete „Library Company"; die älteste englische Subscription library entstand 1758 in Bristol. Mitte des 19. Jh. erfolgte der Schritt von der nur den Mitgliedern offenstehenden Subscription library zur allen Einwohnern frei zugänglichen -• Public library, in der sich der Zweck einer allgemeinen Bildungsbibliothek erfüllte. Subsidien (lat.) ist der Sammelbegriff für eine Vielzahl nützlicher Hilfsmittel, wie Sprach-, Fremd-, Fachwörterbücher, Abkürzungsverzeichnisse, Adressbücher u.ä. Subskription. (1) Subskription (lat.) ist eine seit etwa dem 17. Jh. seitens des Buchhandels geübte Gepflogenheit, auf insbesondere größere, mehrbändige Werke (-• Fortsetzungswerke) bereits vor ihrem Erscheinen Bestellungen aufzunehmen, um den voraussichtlichen Absatz und damit die Höhe der Auflage zu ermitteln. Für seine Vorausbestellung erhält der Subskribent eine Ermäßigung vom späteren Preis. Der Vorbestellpreis (Subskriptionspreis) erlischt spätestens mit dem Erscheinen des letzten Bandes (Teiles) oder der letzten Lieferung. (2) Dem -> Codex wurde öfters eine Subskription (lat.: subscriptio = Schlussschrift) angefugt, die Wünsche und Fürbitten für den Schreiber, den Korrektor, Herausgeber u.ä. und den Leser, mitunter auch die Zeilenzahl des Werkes enthielt. Subskriptionsbibliothek -»• Subscription library Subskriptionspreis -> Subskription Suchdienst. Ein Suchdienst ermöglicht das Auffinden von Informationen im ->• Internet und kann verschiedene Suchverfahren beinhalten. Lokale Suchverfahren ermöglichen dabei die Suche innerhalb eines (Web-)Servers oder angeschlossenen Datenbanken oder Anwendungen (-> Lokale Suche). Ein redaktionell aufgebauter - Metasuchmaschine. Suchdienste werden im Sprachgebrauch häufig mit Suchmaschinen gleichgestellt (-» Paid Submission, Paid Inclusion, -> Paid Placement, -> Key Word Sponsoring). 410

Sucheinstieg

Eintragung

Suchlisten sind Zusammenstellungen von gesuchten Büchern, die entweder einzeln für den Bedarf eines Antiquars oder als Zeitschriften bzw. als Beilagen oder als Inserate in Fachblättern erscheinen. Die Suchlisten enthalten oft eine Rubrik -» Angebotene Bücher. Suchmaschine. Als Suchmaschinen werden diejenigen Webseiten oder Softwareprogramme bezeichnet, die eine große Zahl anderer Webseiten in regelmäßigen Abständen und nach bestimmten Regeln durchsuchen und deren Inhalte (vorwiegend die Texte, aber auch die Bilder u.a.) in Indexen abbilden und ablegen, um sie für inhaltsbezogene Suchen zugänglich zu machen. Suchmaschinen können sehr domänenspezifisch ausgelegt sein oder den Versuch machen, alle Informationen im Internet abzubilden. Durch spezifische Algorithmen bei der Indexerstellung wird die Reihenfolge der Dokumente bei der Ergebnispräsentation (-• Ranking) beeinflusst. Als ->• Metasuchmaschinen werden solche Suchmaschinen bezeichnet, die gleichzeitig mehrere andere Suchmaschinen abfragen und die Ergebnisse dieser Abfragen zu einem Ergebnis zusammenfassen. Suchverhalten ist die tatsächliche Handhabung der Suche im Information - Internet). Es umfasst die Formulierung der Suchbegriffe, die Verwendung logischer oder anderer Operatoren, die Verwendung entsprechender Suchmasken (einfache Suche, erweiterte Suche, Expertenmodus), die Zahl der Iterationen und Reformulierungen bei einer Suchanfrage, die Suchzeit und die für die Einsicht in die Ergebnismenge verwendete Zeit, die Art und die Schreibweise der Suchbegriffe. Suhrkamp, Peter (1891-1959). Verlagsbuchhändler. 1933 trat er als Herausgeber der kulturpolitischen Zeitschrift „Die -> Neue Rundschau" in den S. -> Fischer Verlag ein, den er seit 1936 leitete. 1950 gründete er den -> Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. Suhrkamp Verlag. Der Verlag wurde 1950 von Peter -> Suhrkamp aufAnregung von Hermann Hesse in Frankfurt/M. gegründet. Er ist einer der führendsten belletristischen Verlage (Werke von Hermann Hesse, Rudolf Alexander Schröder, Hermann Kasack, T.S. Eliot, Bernard Shaw, Bertolt Brecht). Im Suhrkamp Verlag, der seit Suhrkamps Tod von

Syntaktische Indexierung Siegfried Unseld (1924-2002) geleitet wurde, erscheint auch wissenschaftliche Literatur (Philosophie, Soziologie, Literaturwissenschaft). Maßstäbe setzte der Verlag auch mit der gestalterischen Qualität seiner Buchreihen. An 1959 erschien die „Bibliothek Suhrkamp" mit einem von Willy Fleckhaus gestalteten Titellayout. Auch die spektralfarbenen Einbände der „edition suhrkamp", die Titelgestaltung der Insel-Bibliothek und die Typographie der Suhrkamp-Buchreihen stammten von Willy Fleckhaus. In der Reihe „suhrkamp taschenbuch Wissenschaft" wurden bisher über 1400 Titel publiziert, (siehe auch Insel Verlag Anton Kippenberg)

den ersten, z.B. C für Consul, ν. Chr. für vor Christus. Gegensatz: -• Kontraktion Sütterlin, Ludwig (1865-1917). Berliner Grafiker. Er lehrte an der „Unterrichtsanstalt des königlichen Kunstgewerbemuseums zu Berlin" künstlerische Schrift. 1911 entwickelte Sütterlin im Auftrag des preußischen Kultusministeriums eine deutsche und eine lateinische Schulausgangschrift. Diese wurden ab 1915 zunächst in Preußen, später auch in anderen deutschen Ländern eingeführt und bis zum zeitweisen Verbot der gebrochenen Schriften durch den Schrifterlass 1941 in den Schulen verwendet. Swatch-Beat -> Beat

Summary. Ein Summary (engl.) ist eine (kurze) Inhaltsangabe, Zusammenfassung, auch ein Auszug. Mitunter wird auch ein -> Kurzreferat so bezeichnet.

Sweynheim, Konrad (gest. 1477). Buchdrucker und Verleger deutscher Abstammung in Rom. Antiqua

Superexlibris -> Supralibros

SWK

Supplement. Ein Supplement (lat.) ist eine Ergänzung, Nachtrag oder Anhang zu einem Schriftwerk. Bei mehrbändigen wissenschaftlichen Werken, deren Erscheinen sich über einen größeren Zeitraum erstreckt, werden die zwischenzeitlich bekannt gewordenen Neuerungen im Supplementband aufgenommen. Supplemente können auch zu fortlaufenden ->• Sammelwerken erscheinen.

SyK -•» Systematischer Katalog

Supralibros. Wie das ->• Exlibris ist das Supralibros (lat.), auch Superexlibris, ein Bucheignerzeichen (in der Regel ein Wappen, Monogramm des Besitzers), das außen, auf den vorderen Buchdekkel eingepresst oder in das Einbandleder geschnitten oder als Metallbeschlag aufmontiert wird u.ä. Es dient neben der Eigentumsbezeichnung auch als Verzierung. Surfen

Browsing

Surfmaschine. In Analogie zur Suchmaschine geprägter Ausdruck. Die Leistung von Surfmaschinen beruht nicht auf dem Matching-Paradigma, d.h. nicht auf dem Nachweis von Zielobjekten, die einer Frageformulierung ähnlich sind, sondern darauf, dass im Ausgang von einer Fundstelle (z.B. einer Web-Seite) weitere (zum Surfen) angeboten werden, zu denen früher schon andere Nutzer gesprungen sind. Suspension (lat.) heißt die Abkürzung eines Wortes durch seine Anfangsbuchstaben, oft nur durch

Schlagwortkatalog

Symmetrische Verschlüsselung ->· Verschlüsselung Synonym -»• Äquivalenzrelation Synonymen-Wörterbuch. Ein Synonymen-Wörterbuch stellt sinnverwandte oder gleichbedeutende Wörter einer Sprache zusammen (z.B. Inkunabeln/ Wiegendrucke; Dialekt/Mundart; Luftschifffahrt/ Flugwesen; Lust/Vergnügen/Freude). Synonymkontrolle

Terminologische Kontrolle

Synopsis. Eine Synopsis (griech.: Zusammenschau) ist ein Überblick über ein Wissensgebiet, auch eine übersichtliche Zusammenstellung verschiedener Veröffentlichungen zu ein und demselben Gegenstand. Syntaktische Indexierung. Syntaktische (oder strukturierte) Indexierung setzt die Index Terms mit Hilfe verschiedener Verfahren in eine Beziehung zueinander (Gegensatz: Gleichordnende Indexierung). Als strukturierte Indexierung der einfachsten Form kann ein Text verstanden werden, der im „Freitext" unter Verwendung von Kontextoperatoren recherchierbar ist: Jedes bedeutungstragende Wort ist ein suchbares -> Stichwort, und so besteht die Indexierung aus einer Folge (Sequenz) von Index Terms. Die Nachbarschaftsbeziehungen der einzelnen Wörter bleiben erhalten und können bei der Suche be411

Syntax rücksichtigt werden. Eine andere Interpretation einer Reihung liegt vor, wenn Index Terms nach Wichtigkeit geordnet sind. Vor allem automatische Indexierungsverfahren ordnen - Kopplungsindikator) wird markiert, welche Index Terms inhaltlich zusammen gehören, wenn in einer -» Dokumentationseinheit verschiedene getrennte Sachverhalte behandelt werden. Das (technische) Zusammenfassen und Abgrenzen verschiedener Teilmengen von Indexierungsergebnissen kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: Durch separate Indexierungsfelder, durch andere Gliederungseinheiten des Retrievalsystems oder aber durch Nummern (Verbindungsdeskriptoren).

Inhalt nach einem System einzelner Wissenschaftsgebiete und unterteilt diese wiederum in eine Vielzahl von Disziplinen und Gruppen usw. Der Systematische Katalog vereinigt also inhaltlich zusammengehörige Literatur und weist sie im Zusammenhang ihres größeren Sachgebietes nach, im Gegensatz zum -• Schlagwortkatalog, der die Wissensgebiete in einzelne Begriffe (-• Schlagwörter) auflöst. Die dem Systematischen Katalog zugrundeliegende Systematik oder Klassifikation muss, insbesondere in den Naturwissenschaften und in der Technik, durch Bildung neuer Sachgruppen und Begriffe oft umgestaltet werden. Hilfsmittel des Systematischen Kataloges sind Systematikübersichten und alphabetische -> Schlagwortregister. Verbreitete Systematiken sind die -* Dezimalklassifikation, insbesondere die Dewey-Dezimalklassifikation (DDC), und die -> Allgemeine Systematik für Öffentliche Bibliotheken. Da der Systematische Katalog bei dem Benutzer die Kenntnis der Systematik voraussetzt, wird in wissenschaftlichen Bibliotheken dem leichter zu handhabenden Schlagwortkatalog der Vorzug gegeben (siehe auch -»· Einheitsklassifikation).

Syntax als Teil der Sprachwissenschaft beschäftigt sich damit, wie die sprachliche Struktur beschaffen ist. In ->• Dokumentationssprachen wird unter Syntax die Menge der Regeln verstanden, wie die Elemente der Dokumentationssprache miteinander kombiniert werden können.

Geschichte: Die Anfänge des Systematischen Kataloges liegen in den ältesten bekannten Formen der Bibliothekskataloge: in den Inventaren oder Standortkatalogen der Bibliotheksbestände, d.h. in den Verzeichnissen der Bücher einer Bibliothek in der Reihenfolge ihrer sachlichen Aufstellung. Aber erst im 18. Jh. setzte sich, bedingt durch die wachsenden Büchermassen, der der Buchaufstellung entsprechende Systematische Katalog endgültig durch. Seine Entwicklung wurde entscheidend beeinflusst durch den in der -> Universitätsbibliothek Göttingen bereits 1738 begonnenen Realkatalog, wobei seit 1790 zwischen ihm und der Buchaufstellung durch ->• Signaturen ein fester Zusammenhang geschaffen wurde. Der hiermit zum Standortkatalog gewordene Systematische Katalog (standortgebundener Systematischer Katalog) wurde angesichts der sich aus der Verbindung von Aufstellung und Systematischem Katalog ergebenden Schwierigkeiten (Systemänderungen wegen fortschreitender Spezialisierung der Wissenschaft, Umsignieren, Umstellen der Bücher) erst Anfang des 20. Jh. durch den standortfreien Systematischen Katalog ersetzt.

Syntaxanalyse. Bei der automatischen Indexierung dient die Syntaxanalyse der Grundformenreduktion sowie der Identifizierung von Homographen (-» Automatische Indexierung). Ehrgeizigere Ansätze versuchen zudem komplette syntaktische Strukturen zu erschließen. Dabei wird versucht, über die Wortebene hinaus, Einheiten der Sprache zu identifizieren, die aus mehreren Elementen (z.B. Phrasen, Mehrwortgruppen) bestehen. Bei der Analyse werden beispielsweise folgende oberflächensyntaktische Strukturen erkannt, um Nominalgruppen als Indexterme zu gewinnen: Adjektivattribut - Substantiv, Substantiv - Genitivattribut oder Substantiv - Präpositionalattribut. Systematik -»Systematischer Katalog Systematische Aufstellung

Buchaufstellung

Systematischer Katalog. Der Systematische Katalog (Abk.: SyK) (auch Real- oder Wissenschaftskatalog genannt) gliedert die Bücher gemäß ihrem 412

Systemised Nomenclature of Medicine. Das Ordnungssystem SNOMED (Systemised Nomenclature of Medicine) wird vom College of American

Szientometrie Pathologists herausgegeben und ist wie das TNMSystem eine -» Facettenklassifikation. Es hat die 7 Facetten Lokalisation (T = topgraphy), Morphologie (M), Ursache (E = Exposure), Funktion (F), Krankheitsgeschehen (D = Diagnose), Prozedur (P) und Beruf (J = Job). Im Gegensatz zum TNM-System ist SNOMED extrem umfangreich, detailliert und schwierig zu benutzen. Es hat schöne theoretische Eigenschaften, wird aber praktisch nicht benutzt. Systemsoftware

Betriebssystem

Szientometrie. Die Szientometrie befasst sich mit der Anwendung von quantitativen Methoden bei der Untersuchung der Wissenschaft. Sie ist ein Teilgebiet der „Wissenschaftswissenschaft". Eng mit diesem Begriff hängen die beiden Termini Bibliometrie und Informetrie zusammen. Während das Untersuchungsobjekt der Szientometrie die Wissenschaft ist, beschäftigen sich die Bibliometrie mit Phänomenen im Bereich des Bibliothekswesens und die Informetrie mit Sachverhalten des Informationswesens. Dass die Grenzen zwischen diesen Anwen-

dungsgebieten fließend sind, kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass die drei Begriffe oft synonym verwendet werden. Vor allem im angloamerikanischen Raum ist die Bezeichnung „bibliometrics" üblich. Bei einer szientometrischen (bibliometrischen, informetrischen) Analyse versucht man, mittels Indikatoren Aussagen zu gewinnen. Beispielsweise schließt man von der Zitierhäufigkeit auf den wissenschaftlichen Einfluss (Impact) eines Autors oder von der -» Halbwertszeit auf die Vereiterung des Wissens in einer Disziplin. Als Quelle für szientometrische Studien dienen unter anderem Bibliographien, Zitierindizes und verschiedene Verzeichnisse. In der Regel liegen diese Daten elektronisch in Datenbanken vor, meist werden die -> Zitierungsregister des „Institute for Scientific Information" (-• ISI) verwendet. Konkrete Anwendungsgebiete sind: Auswahl und Beurteilung von Buch- und Zeitschriftenbeständen; Ermittlung unterschiedlicher Charakteristika der Literatur (Wachstum, Halbwertszeit, länderweise Vergleiche); Forschungsevaluierung; wissenschaftshistorische und -soziologische Anwendungen.

413

τ Tabelle. Eine Tabelle (lat.: tabella = kleine Tafel) ist eine übersichtliche Zusammenstellung von Zahlen, Stichwörtern, Text und dgl. in Spalten- oder Listenform. Nach Inhalt und Verwendungszweck unterscheidet man Gliederungs-, Vergleichstabellen, Nachschlage-, Übersichts-, Spezialtabellen. Tabellen finden sich häufig in Nachschlagewerken.

mende Zeitungen". 1932 zum Ende der Weimarer Republik existierten in Deutschland 4275 Tageszeitungen, heute sind es rund 350 mit mehr als 1500 Ausgaben (Gesamtauflage 23 Millionen). Tagungsberichte

Akademieschriften

Tantieme -> Honorar

Tafelbüchlein - ABC-Buch Tafelverzeichnis. Ein Tafelverzeichnis fuhrt die in einem Buch beigegebenen Tafeln (ganzseitige Illustrationen, Bildreproduktionen, Tabellen u.ä., meist auf stärkerem Papier oder Kunstdruckpapier) auf und verweist, sofern die Tafeln nicht am Ende des Buches zusammengefasst sind, auf die Seiten, zwischen denen sie im Text verstreut zu finden sind. Das Tafelverzeichnis ist entweder hinter dem Inhaltsverzeichnis oder ggf. mit einem Abbildungsverzeichnis in einem Anhang eingeordnet. Tafelwerk. Ein Tafelwerk ist ein Buch, das zum überwiegenden Teil aus Reproduktionen von Bildern u.ä. besteht, die als einzelne Tafeln gedruckt sind. Der Text spielt meist eine untergeordnete Rolle, (siehe auch -> Mappenwerk) Tagbüchel -> Kalender Tagebuch. (1) Ein Tagebuch dient zum täglichen Aufzeichnen von Ereignissen aus dem eigenen Leben und Schaffen. Mitunter enthalten Tagebücher auch autobiographische Darstellungen (-• Biographie). Sie können wertvolle Geschichtsquellen sein. (2) In der Buchführung dient ein Tagebuch der Aufzeichnung von Geschäftsvorgängen in zeitlicher Reihenfolge. (3) In Schifffahrt und Luftfahrt -> Logbuch. (4) Ein Kriegstagebuch oder militärisches Tagebuch ist ein von den Kommandobehörden geführtes Buch, das Ereignisse, Erfahrungen und dgl. im Krieg verzeichnet. Es kann Grundlage für die Geschichtsschreibung des Krieges sein. Tageszeitung. Eine Tageszeitung ist eine täglich oder zumindest annähernd täglich erscheinende -» Zeitung. Als erste Tageszeitung in Deutschland gilt das ab 1935 in Leipzig erschienene Blatt „Einkom414

Tarnschrift. Tamschriften enthalten meist politische Texte, die in „harmloser Verpackung", wie in Kochbüchern, Ratgebern u.ä., erscheinen; die Verwendung unverdächtiger Verfassernamen und falscher Erscheinungsdaten dient zur weiteren Täuschung und macht es möglich, diese Druckschriften den für sie bestimmten Adressaten zukommen zu lassen. Zum Beispiel sind solche Tarnschriften für die Jahre 19331945 nachgewiesen worden, welche die Kommunistische Partei Deutschlands im politischen Kampf gegen die Nationalsozialisten vervielfältigte und verbreitete. Taschenausgabe. Ein Buch, das dazu bestimmt ist, dass es der Leser bei sich trägt (-• Reiseführer, Wörterbuch, Bestimmungsbuch u.ä.), wird in einem kleinen Format (Taschenformat) hergestellt und heißt deshalb Taschenausgabe, (siehe auch Taschenbuch) Taschenbuch. Das Taschenbuch, hervorgegangen aus den -> Musenalmanachen, war eine in der ersten Hälfte des 19. Jh. weit verbreitete literarische Gattung. Es war ein in Taschenformat periodisch oder unperiodisch erscheinendes Buch mit Beiträgen verschiedener Verfasser. Die Taschenbücher, vereinzelt auch Vademekum genannt, hatten überwiegend den Charakter von Nachschlagewerken, enthielten aber auch Prosa, Reisebeschreibungen, Ratschläge u.ä.; sie sollten der gehobenen Unterhaltung dienen und praktisches Wissen vermitteln, wie eines der frühen Beispiele - „Wiener Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen" (1785-1787) - illustriert. Die Bezeichnungen Taschenbuch und Almanach wechselten im 19. Jh. vielfach, ohne dass eine grundsätzliche Unterscheidung möglich war.

Technische Dokumentation In jüngerer Zeit hat nach englisch-amerikanischem Muster (in England seit 1935 durch den Verleger Penguin, in den USA seit 1939 durch den New Yorker Verlag -» Simon & Schuster, in Deutschland seit 1950 durch den -> Rowohlt Verlag) der Begriff Taschenbuch (engl.: pocket book) eine neue Bedeutung bekommen: Als Taschenbücher gelten heute die durch hohe Auflagen ermöglichten preiswerten Bücher in Taschenformat. Sie werden im Rotationsdruck auf billigem Papier gedruckt, erscheinen in Kartoneinbänden mit einheitlicher Grundausstattung, sind meistens Reihenbücher und oft Lizenzausgaben von bereits anderweitig erschienenen Büchern. Ihr Themenspektrum umfasst heute die ganze Bandbreite vom Trivialroman und Kriminalroman an bis zum Klassiker und zur Gegenwartsliteratur, vom populärwissenschaftlichen Sachbuch und -> Ratgeber bis zum Lexikon. Etwa 15 Prozent aller Neuerscheinungen in Deutschland sind Taschenbücher, zur Hälfte Erstauflagen. Den ersten Taschenbuchladen in Deutschland, der zugleich auch der erste Selbstbedienungsladen im deutschen Buchhandel war, eröffnete am 25. Juli 1957 der Kölner Bahnhofsbuchhändler Gerhard Ludwig. Tatler, The Tatler (engl.: Der Plauderer) war eine von Richard -> Steele gegründete und mit Beteiligung von Joseph -» Addison herausgegebene moralische Wochenschrift, die vom April 1709 bis Januar 1711 dreimal wöchentlich in London erschien. Nachfolgeorgan war The ->• Spectator. Tauchnitz, Christian Bernhard (1816-1895). Verlagsbuchhändler. Er gründete 1837 in Leipzig einen Verlag, der weltbekannt wurde durch seine 18411945 erschienene „Collection of British and American Authors", kurz Tauchnitz Edition genannt, die die anglo-amerikanische Literatur in der Originalsprache bekannt machte. Tausch

Erwerbung; -> Verstechen

TCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet Protocol). Das ->· OSI-Schichtenmodell definiert nur die Funktionalität der -• Datenübertragung und ist völlig unabhängig von konkreten Protokollen und Technologien. Damit jedoch alle Rechner, die über -> Internet verbunden sind, miteinander kommunizieren können, ist eine „gemeinsame Sprache" in den Protokollschichten Transport und Vermittlung unabdingbar. Während der frühen Internetentwicklung einigte man sich diesbezüglich auf das Protokoll

TCP/IP. Die Entwicklung lokaler Netzwerke (LAN) benutzte lange Zeit diverse unterschiedliche -> Protokolle, die zum Teil nicht mit TCP/IP kompatibel waren (nur Unix-Systeme verwenden i.d.R. ausschließlich TCP/IP). Erst seit dem Internetboom Anfang der 90er Jahre wurde auch bei den kleineren Netzwerktechnologien immer mehr auf TCP/IP umgestellt, so dass eine Anbindung an das Internet relativ problemlos zu bewerkstelligen war. Dennoch existieren auch heutzutage noch Sub-Netze im Internet, die nicht über TCP/IP laufen. Diese werden über sogenannte Gateway-Rechner an das Internet angeschlossen, welche für die notwendigen Umwandlungen zur Sicherung der Kompatibilität sorgen. Das Charakteristische an der Protokollfamilie TCP/IP ist die paketorientierte Aufteilung der zu übertragenden Daten und die Adressierung von Rechnern über IP-Nummern. Dabei übernimmt IP zunächst die Zerlegung der Daten in kleinere Pakete, versieht jedes Paket mit der Adresse des Zielrechners und schickt diese ab. Auf Empfangerseite werden die Pakete aufgrund der Paketnummerierung wieder in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt. TCP überprüft dabei über Prüfziffern, ob Daten fehlen oder evtl. fehlerhaft übertragen wurden. Sind solche Fehler aufgetreten, so fordert TCP eine erneute Versendung der entsprechenden Pakete über die IP-Schicht an. Jedem Rechner im Internet wird eine weltweit eindeutige Adresse in Form einer IPNummer zugeordnet. Damit nicht zwei Rechner die gleiche IP-Nummer bekommen, wird die Adressvergabe von zentraler Stelle bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) koordiniert. In der aktuellen Version wird eine IPAdresse durch eine 32-Bit-Zahl dargestellt. Teaching Library ist eine Bibliothek, die ihre Rolle als Ort der Informationsarbeit einer sozialen Organisation besonders ernst nimmt und in dem Sinne interpretiert, dass sie in verstärktem Maße Schulungen nicht nur zur Informationskompetenz vornimmt, sondern auf der Basis ihres Wissensspeichers zentrale aktive Bildungsfunktionen für die sie tragende Organisation (Stadt, Unternehmen, Hochschule) übernimmt (-> Learning Resource Centre). Technische Dokumentation ist die Gesamtheit aller notwendigen und zweckdienlichen Informationen über ein Produkt und seine Verwendung, die in strukturierter Form - sei es auf Papier oder als elektronische Medien - festgehalten sind. Als Produkte 415

Technische Informationsbibliothek sind in diesem Zusammenhang nicht nur Gegenstände zu verstehen, sondern auch Dienstleistungen jeder Art, die eine Beschreibung für den Nutzer oder Kunden bedürfen. Technische Informationsbibliothek, Hannover (TIB) ->• Zentrale Fachbibliotheken Technische Medien -> Audiovisuelle Medien; Neue Medien Technologietransfer ist der planvolle, zeitlich limitierte Prozess der Übertragung einer Technologie, sowohl inter- als auch intrasystemar, zur Reduzierung der Diskrepanz von potentiellem und aktuellem Nutzungsgrad einer Technologie, die beim Technologienehmer mit dem Ziel der organisatorischen und/oder technologischen Veränderungen im Hinblick auf unternehmerische und/oder volkswirtschaftliche Innovation oder Diffusion einhergeht. Teilbibliothek -» Universitäts- und Hochschulbibliothek Teilkatalog. Ein Teilkatalog (Sonder-, Spezial-, Auswahlkatalog) verzeichnet im Gegensatz zum Hauptkatalog nur einen Teil des Bibliotheksbestandes oder eine formal homogene Literaturgruppe (z.B. Katalog der Lesesaal-Handbibliothek, Zeitschriften, Hochschulschriften, Inkunabeln). Tektonik ist die Gliederung der übergreifenden Struktur aller Bestände in einem -»Archiv in Gruppen oder Archivabteilungen, meist nach Provenienz und zeitlichen Zäsuren, (siehe auch -• Bestand) Tektur. Die Tektur (lat.) ist (1) im Buchwesen die Decke, das Deckblatt, (2) ein Aufklebezettel zur Berichtigung eines fehlerhaften oder zu ändernden Textes. TEL -»• European Library Telefax. Ein Telefax (Fax) ist die Übertragung einer oder mehrerer Papierseiten über das Telefonnetz oder per Funkfax-Betrieb. Als Sender beziehungsweise Empfanger dienen dabei meistens analoge Faxgeräte, man kann jedoch auch von einem PC mittels Fax-Server und Modem oder Fax over IP Faxe verschicken und empfangen. Verwendet wird dabei die Norm G2 oder G3. Für -»ISDN existiert mit der Norm G4 ein Standard fiir ein digitales Fax, der mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit (64 kbit/s statt bis 14 400 bit/s) arbeitet, in der Praxis jedoch nur selten verwendet wird. Das Wort Fax ist 416

eine Verkürzung von Telefax, welches wiederum eine Verkürzung ist von Telefaksimile (vergleiche ->· Faksimile), also eine Fernbildabschrift, daher auch die deutsche Bezeichnung Fernkopie. Der Telefaxdienst wurde am 1.1.1979 von der Deutschen Bundespost eingerichtet. Durch den auch in Bibliotheken zur Anwendung kommenden Telefaxdienst ist anstelle des relativ langsamen Kopienversands im Leihverkehr eine schnelle Literaturbestellung und Lieferung von Aufsatzkopien möglich. Geschichte: Bereits der schottische Uhrmacher Alexander Bain erfand 1843 einen Kopiertelegrafen, mit dem Handschriften und Zeichnungen elektrisch übertragen werden konnten. Das System wurde verbessert, indem das zu übertragende Bild auf einer rotierenden Walze aufgespannt und Bildelement für Bildelement durch einen Metallstift schraublinienförmig abgetastet werden konnte. Das System von Rudolf Hell wurde vor allem dadurch bekannt, dass über den Reichsrundfunk Mitte der 1920er Jahre mit seinem System Bilder über den Äther übertragen wurden. Der frühe Bildtelegraf wurde vor allem von der Polizei und Zeitungsredaktionen benutzt. Der entscheidende Schritt des modernen Telekopierens ging von Japan aus, wo wegen der komplizierten japanischen Schrift mit ihren tausenden von Zeichen die -»Fernschreiber keine brauchbare Methode zur Fernübertragung von Schriftstücken geworden waren. Daher war dort der Bedarf nach einer bildlichen Übertragungsmethode noch wesentlich höher als im Westen. Mit dem Vordringen des Computers wird der Telefaxdienst durch die -> E-Mail teilweise verdrängt. Eine weitere Entwicklung stellt die Integration des Faxgeräts in Multifunktionsgeräten dar, bei denen die Funktionen von Scanner, Drucker, Fotokopierer und Fax vereint sind. Telefon. Ein Telefon (Fernsprecher) ist ein Endgerät der Fernsprechtechnik zur Umwandlung akustischer Signale in elektrische (Mikrophon) und umgekehrt (Fernhörer) mit Einrichtungen für Verbindungsaufbau (Wählen) u.a. Telefonbuch. Ein Telefonbuch (Fernsprechbuch) ist ein alphabetisches Verzeichnis der Fernsprechteilnehmer eines örtlich begrenzten Gebietes mit den für das Auffinden ihrer Rufhummer erforderlichen Angaben. Obwohl die Erfindungsgeschichte und Entwicklung des Fernsprechers in Deutschland mit dem Jahre 1877 beginnen, sind frühe amtliche Fernsprechbücher so gut wie gar nicht nachweisbar.

Teletext Telefondienst. Der Telefondienst (Fernsprechdienst) ist eine Form der Telekommunikation von Sprachinformationen zwischen je zwei Teilnehmern. Seine Technik umfasst die Fernsprecher als Endgeräte der Fernsprechtechnik zur Umwandlung akustischer Signale in elektrische (Mikrophon) und umgekehrt (Fernhörer) sowie die Vermittlungs- und Übertragungstechnik. Als Sondernutzung ermöglicht der an sich für die Sprachkommunikation konzipierte Telefondienst auch die Datenübermittlung (-• Datenübertragung). Unter einem Telefonnetz (Fernsprechnetz) versteht man ein Telekommunikationsnetz für die Abwicklung von Telefongesprächen. Die übliche internationale Bezeichnung ist Public Switched Telephone Network (PSTN). Inzwischen ist dieser Ausdruck jedoch veraltet, da über das in Europa vorherrschende ISDN neben der Telefonie auch noch andere Dienste (Fax, Datenfernübertragung) abgewickelt werden und es deshalb kein reines Telefonnetz mehr gibt. Das Telefonnetz stellt festgeschaltete Verbindungen zur Verfügung (Standleitung) als auch vermittelte Verbindungen (Wählverbindungen). Inzwischen gibt es weitere Technologien zum Telefonieren wie -» GSM, UMTS und IP-Telefonie. Telefonieren (Fernsprechen) ist eine Form der - Telefax und -» E-Mail abgelöst. In Deutschland existieren nur noch wenige tausend Anschlüsse an das von der Deutschen Telekom betriebene Telex-Netz. In Firmen, Botschaften, Flughäfen u.ä. werden Fernschreiber noch verwendet beim Nachrichtenaustausch mit kleinen und technisch weniger entwickelten Ländern, da hier Telexverbindungen am zuverlässigsten funktionieren. In Österreich wurde der Telex-Dienst mit Ablauf des Jahres 2006 eingestellt. Tempel-Verlag. 1909 gründeten einige Verleger, als Träger der deutschen Buchkunstbewegung, darunter Eugen Diederichs, Samuel Fischer, Hans von - Buchklima Terminal (engl.). (1) EDV-Terminal -> Datenstation. Ein sogenanntes intelligentes Terminal ist zu418

sätzlich mit einer Verarbeitungseinheit ausgerüstet, die Routinearbeiten bei der Gestaltung der Datenausgabe und zum Teil die Bearbeitung der Eingabedaten unabhängig vom Zentralrechner im Terminal selbst durchführen kann. (2) In der Setzerei ist das beim Fotosatz verwendete Terminal eine mit einem Bildschirm gekoppelte Eingabetastatur. Auf dem Bildschirm kann der gespeicherte Text vor der Belichtung korrigiert werden (Korrekturterminal). Terminologie. Unter einer Terminologie versteht man eine Menge von -> Begriffen und die ihnen zugeordneten -> Bezeichnungen. Ein Begriff ist eine gedankliche Einheit, die durch eine Bezeichnung identifiziert wird. Ein Begriff besitzt eine Extension und eine Intension. Die Extension ist die Menge aller Objekte, die unter den Begriff fallen, während die Intension eine Definition ist, die festlegt, wann ein Objekt als zugehörig zu der Extension des Begriffs anzusehen ist, also eine Instanz des Begriffs ist. Im Gegensatz zur Ontologie sind in einer Terminologie keine weiteren Angaben wie Definitionen und Beziehungen zu anderen Begriffen erforderlich. Terminologie-Datenbank. Bei Terminologie-Banken bzw. elektronischen Lexika handelt es sich um elektronische Vokabulare, die während der -> Übersetzung entweder vom menschlichen Übersetzer individuell angesprochen oder auch bei einer maschinellen Vorlage des Quelltexts automatisch (im Hintergrund) „nachgeschlagen" werden. Es ist heute kaum mehr denkbar, dass ein Übersetzer ohne diese Hilfen arbeitet, (siehe auch -> Maschinelle Übersetzung, Computergestützte Übersetzung) Terminologienorm. Eine Terminologienorm ist eine Norm, die sich mit -»Terminologie, d.h. mit Begriffen und Bezeichnungen beschäftigt, welche üblicherweise mit ihren Definitionen und manchmal mit erläuternden Bemerkungen, Bildern, Beispielen und ähnlichem mehr versehen sind. Terminologische Inferenz. Begriffshierarchien entstehen in - Terminologie). Daneben kann eine -> Relation bzw. eine Hierarchie, die nicht eingeführt wurde, auch aus den

Texterfassung vorliegenden Begriffsdefinitionen folgen und mittels sogenannter terminologischer Inferenzen hergeleitet werden. Das ist der Fall, wenn aufgrund der Begriffsdefinitionen alle Instanzen des einen Begriffs notwendigerweise auch Instanzen des anderen sind, der erstere damit ein Unterbegriff des zweiten ist. Der Oberbegriff muss in einem solchen Fall so detailliert definiert sein, dass er notwendige und hinreichende Bedingungen angibt, die eine zugehörige Instanz erfüllen muss. Notwendige Bedingungen machen Aussagen darüber, welche Eigenschaften und Beziehungen ein Objekt aufweist, falls es eine Instanz des Begriffs ist, z.B. für den Begriff eines Junggesellen, dass jede Instanz die Eigenschaft männlich besitzt. Hinreichende Bedingungen charakterisieren eine Instanz derart, dass bei Vorliegen eines Objekts geschlossen werden kann, ob es eine Instanz des betreffenden Begriffs ist oder nicht. Die Herleitung von Ober-AJnterbegriffsbeziehungen spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau großer Begriffshierarchien, denn sie hilft, diese konsistent und vollständig zu halten. Auch die Auswertung von Suchanfragen basiert auf der Herleitung von Ober-AJnterbegriffsbeziehungen. (-• Hierarchie) Terminologische Kontrolle ist die Anwendung von Regeln, die die Überfuhrung von Termini natürlicher Sprachen in eine natürlich-sprachlich basierte Dokumentationssprache ermöglicht und somit insbesondere Synonym- und Homonymkontrolle erlauben. Bei der Synonymkontrolle werden Synonyme und Quasi-Synonyme zu Äquivalenzklassen einer Dokumentationssprache zusammengeführt. Bei der Homonym- oder Polysemkontrolle handelt es sich um den der Synonymkontrolle entgegengesetzten Vorgang: eine Bezeichnung weist unterschiedliche Bedeutungen auf, die auf mehrere Äquivalenzklassen aufgeteilt werden (siehe -> Homonym und Polysem). Tertia (lat.) bezeichnet den -• Schriftgrad von 16 Punkt Kegelstärke (= etwa 6 mm). Fälschlicherweise geht diese Benennung auf die Annahme zurück, dass es sich hier um die dritte -> Schriftgröße handelt, die in der Frühdruckzeit entstanden ist. Tertiärdokument

Dokument

Testkollektion. Unter einer Testkollektion im Information -> Retrieval wird eine repräsentative Menge an Testdokumenten, an Testaufgaben und entsprechenden Relevanzurteilen verstanden. Die Testkol-

lektion kann für die vergleichende Evaluierung und Effektivitätsmessung, aber auch für die Optimierung der Systeme eingesetzt werden. (-• Retrievaltest) Teubner, B(enedikt). G(otthelf). Zu einem wissenschaftlichen Verlag von Weltgeltung entwickelte sich im 19. Jh. die Firma B.G. Teubner, die 1811 in Leipzig eine Druckerei übernommen und sie 1823 mit einem Verlag verbunden hatte. Dieser wandte sich zunächst der klassischen Philologie zu, und ab 1850 erschien die Sammlung „Bibliotheca Teubneriana" mit griechischen und römischen Autoren als Textausgaben für den Schulunterricht. Mathematik und Naturwissenschaften wurden alsdann in das Programm aufgenommen. Heute ist der B.G Teubner Verlag in Wiesbaden ein Fachverlag für Lehre, Wissenschaft und Praxis mit den Themen Bauwesen, Technik, Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik. Es werden Studien- und Lehrbücher sowie Fachzeitschriften verlegt. Teuerdank

Theuerdank

Text (lat.: Geflecht) bedeutet (1) den Wortlaut eines Schriftwerks (eines Vortrags u.ä.). (2) In der Drucktechnik bezeichnet Text den Schriftgrad von 20 Punkt Kegelstärke (= etwa 7,5 mm). Dieser Schriftgrad entspricht ungefähr der Schriftgröße der 42zeiligen Gutenbergbibel und der 36-zeiligen Bibel. Heute wird er nur noch bei -»Akzidenzen verwendet. Textabbildung. Eine Textabbildung ist eine Abbildung, welche nicht den vollen Satzspiegel einer Buchseite (im Unterschied zum Vollbild) einnimmt. Die auf einer Textseite stehende Textabbildung kann also nicht Bestandteil einer Tafel sein, (siehe auch Streubilder) Textausgabe. Eine Textausgabe ist ein Buch, das nur den Text (z.B. eines Gesetzes), d.h. ohne Erklärungen, Auslegungen u.ä. im Gegensatz zu einer kommentierten Ausgabe (-> Kommentar) enthält. Texterfassung nennt man beim Fotosatz den Vorgang des Setzens. Dabei handelt es sich um eine Niederschrift des Textes in maschinenlesbarer Form (-> Lesemaschine) oder ein Speichern auf Datenträgern mit der Möglichkeit des Ausdrucks eines Protokolls oder -> Korrekturabzuges. Die Texterfassung erfolgt heute nicht nur in Druckereien, 419

Text Retrieval Conference sondern in eigenen -> Setzereien, in Verlagen, Redaktionen oder durch den Autor des Buches. Auf die Texterfassung folgt die Textverarbeitung.

einfachen zudem eine einheitliche Gestaltung der zu veröffentlichenden Dateien, Textbausteine die Einbindung von wiederkehrenden Inhalten.

Text Retrieval Conference

(2) Textverarbeitung nennt man beim Fotosatz das Formieren des gesetzten Textes zu Buchseiten einschließlich des Einfügens von Kapitelüberschriften, Seitenzahlen, Kolumnentiteln.

TREC

Textschrift. Als Textschrift oder -> Brotschrift bezeichnet man die -• Schriftgrade, die zum Druck des glatten Textes im Buch verwendet werden, im Gegensatz zu der ->· Auszeichnungsschrift oder Akzidenzschrift (-> Akzidenzen). Textteil des Buches -> Buchtext Textura (Textur). Die Textura (lat.: Gewebe, Geflecht, Gitter) stellt die gotische Minuskel in ihrer ausgeprägtesten Form dar. Zuweilen wird sie auch mit der Missalschrift gleichgesetzt. Wegen der engen gitterartigen Stellung der Buchstaben und der Betonung der Senkrechten wirkt sie feierlich und eignet sich für biblische und liturgische Texte. So druckte -»• Gutenberg seine 42-zeilige Bibel mit einer der Textur nachgeschaffenen Schrift; eine solche ist auch die Type des Mainzer Psalters. Außerhalb Deutschlands fand die Textura als Druckschrift auch in Paris und Nordfrankreich, bei holländischen Druckern und besonders in England Verwendung. Seit dem 16. Jh. wurde sie in deutschen Drucken selten und nur noch zu Überschriften gebraucht, jedoch von den Schreibmeistern gepflegt. Textverarbeitung. (1) Unter Textverarbeitung versteht man den Einsatz von elektronisch gesteuerten Maschinen (Textautomaten, Computer) zur rationellen Erfassung, Speicherung, Verarbeitung und Ausgabe von Schriftgut. Der Text wird über eine Schreibmaschinen- und Befehlstastatur eingegeben, erscheint dabei meist auf einem Bildschirm und wird gleichzeitig in einen Textspeicher abgelegt. Ein Textverarbeitungsprogramm ist ein Computerprogramm zum Verfassen von Texten und Briefen. Das erstellte Dokument kann abgespeichert und ausgedruckt werden. Der Übergang zu anderen Programmen ist fließend, da sich in vielen Textverarbeitungsprogrammen heute auch Grafiken und Tabellen einbinden lassen. Textverarbeitungsprogramme bieten im Gegensatz zu reinen Texteditoren in der Regel erweiterte Layout- und Formatierungsfunktionen an. Neben der Textüberarbeitung erhöhen Rechtschreibprüfung, Indexerstellung, Such- und Ersetzfunktionen den Nutzen für den Anwender. Formatvorlagen ver420

Thackeray, William Makepeace (1811 -1863). Englischer Erzähler. Er veröffentlichte seit 1837 in Londoner Zeitungen und Zeitschriften humoristisch-satirische Skizzen, so z.B. im -> Punch. The European Library

European Library

Thematische Repräsentation. Unter der thematischen Repräsentation von Dokumentinhalten versteht man die Beschreibung, worüber ein Dokument handelt - im Gegensatz zur formalen Darstellung des Dokumentinhalts selber. Thematische Dokumentbeschreibungen (oder Dokumentindexierungen) erlauben leistungsfähigere Retrievalsysteme als das zur Zeit verbreitete Freitext-Retrieval, das lediglich die in einem Dokument auftretenden Wörter berücksichtigt. Die Erstellung von Dokumentbeschreibungen erfordert jedoch einen zusätzlichen, in der Regel manuell zu leistenden Aufwand, der bei FreitextRetrival nicht anfallt, (siehe auch Inhaltserschließung, Topic maps) Themenkatalog

Stoffkreiskatalog

Therhoernen, Arnold. Kölner Frühdrucker. Er arbeitete mit auffallend selbständigem Typenmaterial und wendete als erster gedruckte Blattzahlen an (-• Foliieren, Foliierung). Thesaurus. (1) Unter Thesaurus (griech.: Schatz) versteht man eine größere wissenschaftliche Sammlung, mit dem Ziel, den Gesamtbestand einer Sprache lexikalisch zu bearbeiten, besonders ein größeres Wörterverzeichnis alter Sprachen (z.B. den von deutschen und ausländischen Akademien bearbeiteten und herausgegebenen „Thesaurus linguae Latinae", München 1894 ff). (2) Der Thesaurus als Dokumentationssprache wird in der DIN 1463 in seinen wesentlichen Merkmalen beschrieben. Dort wird der Thesaurus im informationswissenschaftlichen Sinne so definiert: „Ein Thesaurus im Bereich der Information und

Tinius

Dokumentation ist eine geordnete Zusammenstellung von Begriffen und ihren (vorwiegend natürlichsprachigen) -> Bezeichnungen, die in einem Dokumentationsgebiet zum Indexieren, Speichern und Wiederauffinden (siehe auch -> Retrieval) dient. Er ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet: (a) Begriff und Bezeichnung werden eindeutig aufeinander bezogen (-• Terminologische Kontrolle), indem Synonyme möglichst vollständig erfasst werden, Homonyme und -»· Polyseme besonders gekennzeichnet werden, für jeden Begriff eine Bezeichnung (Vorzugsbenennung, Begriffsnummer oder -> Notation) festgelegt wird, die den Begriff eindeutig vertritt, (b) Beziehungen zwischen Begriffen (repräsentiert durch ihre Bezeichnungen) werden dargestellt." Diese Definition ist zu ergänzen um: Der Thesaurus ist präskriptiv, indem er für seinen Geltungsbereich festlegt, welche begrifflichen Einheiten zur Verfugung gestellt werden und durch welche Bezeichnungen diese repräsentiert werden. Ein Thesaurus ist damit eine natürlich-sprachlich basierte Dokumentationssprache, die die umkehrbar eindeutige Zuordnung von Begriff und Bezeichnung der natürlichen Sprache anstrebt. Theuerdank (Teuerdank, d.i. der Hohes, Kostbares denkt) ist ein allegorisches Versepos mit der Schilderung der Brautfahrt -> Maximilians I. (= Theuerdank) zu Maria von Burgund, das in der Anlage auf den Kaiser zurückgeht. Es wurde von zweien seiner Hofleute, Melchior -> Pfinzing und Marx Treitzsaurwein, bearbeitet und herausgegeben. Die Erstausgabe „Die geverlicheiten und eins teils der geschichten des löblichen streitbaren und hochberümbten helds und Ritters Tewrdanncks", mit Holzschnitten von Hans Schäufelein und von Johann Schönsperger d.Ä. (zum Teil auf Pergament) gedruckt, erschien 1517 in Nürnberg. Der Theuerdank gilt als eins der ersten deutschen bibliophilen Bücher. Thomasius, Christian (1655-1728). Staatswissenschaftler und Philosoph. Er war einer der ersten, der 1687 Vorlesungen in deutscher Sprache an der Universität Halle hielt. Er ist es auch gewesen, der die erste deutschsprachige Zeitschrift und zugleich die erste deutsche literarisch-kritische Zeitschrift unter verschiedenen Titeln (Kurztitel: Monatsgespräche) 1688/89 herausgab. Thöny, Eduard (1866-1950). Zeichner und Maler. Er war seit 1897 Mitarbeiter des Simplicissimus.

Thou, Jacques Auguste de (1553-1617). Französischer Geschichtsschreiber, Politiker und Bibliophile. -> Fanfarenstil Thouvenin, J. Französischer Buchbinder. Er war Vertreter des Kathedralstils, (siehe auch -> Fanfarenstil) Thriller. Ein Thriller (zu amerikan.-engl.: to thrill = erschauern) ist ein ganz auf Spannungseffekte abgestellter, reißerischer Film, Roman (Schauerroman) u.ä., wobei er sich mit dem Kriminalfilm, -roman überschneiden kann. Der Thriller geht zurück auf die zuerst in den USA seit 1860 geschriebenen Kriminalromane, in denen die Westernhelden im Vordergrund standen. Sie erschienen in Heftform und in großen Auflagen. Thumbnail. Kleine digitale Grafiken und Bilder werden in Multimedia-Anwendungen gern als Vorschau oder Thumbnail (engl.: Daumennagel) eingesetzt, um einen Eindruck vom größeren, eigentlichen Bild zu vermitteln. Diese Miniaturen werden vor allem deswegen eingesetzt, weil deren Ladezeit erheblich kürzer ist als das der vollen Bilder; daneben spielt auch die Platzersparnis eine Rolle. Tiefdruck. Der Tiefdruck ist ein Druckverfahren, bei dem die druckenden Teile tiefer als die nichtdruckenden Teile liegen, im Gegensatz hierzu -> Hochdruck und Flachdruck. Das älteste Tiefdruckverfahren ist der Kupferstich. Im Tiefdruck werden heute vor allem hochwertige Produkte mit großformatigen mehrfarbigen Abbildungen wie z.B. Illustrierte hergestellt. Tiegeldruckpresse ->• Setz- und Druckmaschinen Tiemann, Walter (1876-1951). Schrift- und Buchkünstler. Er war einer der Pioniere der neuen Schriftund Buchkunst, war für Buchverlage, besonders den Insel Verlag tätig, gründete mit Carl Ernst Poeschel die Janus-Presse, schuf zahlreiche Verlagssignets und Druckschriften, (siehe auch -> Fraktur) TIFF

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Tinius, Johann Georg (1764-1846). Magister und Pfarrer. Nach seinem Studium an der Universität Wittenberg wurde er 1798 Pfarrer in Heinrichs bei Suhl (Thüringen) und 1809 Seelsorger in der Gemeinde Poserna bei Weißenfels. Tinius wurde durch seine Bücherleidenschaft zu einem Schulfall der Bibliomanenverbrecher. Um die von ihm im großen 421

Tintenfestes Papier Stil betriebenen Bücherkäufe finanzieren zu können, beging er 1812 und 1813 in Leipzig je einen Raubmord (von denen ihm jedoch nur einer nachgewiesen werden konnte) sowie mehrere Raubmordversuche und unterschlug Kirchengelder, was 1813 zu seiner Verhaftung und Anklage führte. Aber erst 1823, bedingt durch die Zweiteilung Sachsens, wurde er wegen seiner Verbrechen, die er nie eingestanden hatte, zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. Bereits 1814 war er öffentlich in der St. Nikolai-Kirche in Leipzig seines Amtes enthoben worden. 1821 wurde seine aus ca. 60 000, mehr wahllos zusammengerafften Bänden bestehende Bibliothek gerichtlich versteigert. Seit 1835 wieder in Freiheit, lebte er bis zu seinem Tode in großem Elend. Die Legende weiß zu berichten, dass Tinius während seiner Haft ein umfangreiches Werk über die Offenbarungen Johannis und ohne Hilfsmittel, nur aufgrund seiner vielfach bezeugten Gelehrsamkeit und seines Erinnerungsvermögens, auch ein hebräisches Lexikon verfasst hat.

Auflage, aber mit einem neuen -> Titelblatt. Zur Titelausgabe ist die Zustimmung des Verfassers notwendig. Titelbibliographie

Bibliographie

Titelbild -• Frontispiz

Titelaufnahme. Unter Titelaufnahme versteht man die formale Beschreibung von Büchern zum Zweck ihrer Einordnung in den -»Alphabetischen Katalog. Titelaufnahme bezeichnet sowohl den Vorgang der Formalerschließung als auch deren Ergebnis. Die Titelaufnahme enthält die Ordnungselemente, unter denen das Buch im Alphabetischen Katalog eingeordnet ist, ferner alle weiteren bibliographischen Angaben, die zur Identifizierung des Buches erforderlich sind (Verfassername, Sachtitel, Auflage, Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr u.a.).

Titelblatt nennt man das Blatt im Buch, auf dem der -> Haupttitel steht (siehe auch -> Buchtitel). Außerdem enthält das Titelblatt neben dem Haupttitel oder -> Sachtitel u.U. einen Zusatz zum Sachtitel (-> Untertitel), Vor- und Zunamen des Verfassers, Herausgebers, Bearbeiters oder Übersetzers, eventuell verbunden mit Personalangaben wie Beruf, Amtsbezeichnung oder akademischen Graden, ferner Auflagebezeichnung, Bandzählung bei mehrbändigen Werken, Beigabenvermerk (Hinweis auf Abbildungen, Tafeln, Tabellen) sowie die den -»• Erscheinungsvermerk bildenden Angaben von Verlag, oft mit Verlagssignet, Verlags- oder Erscheinungsort und Erscheinungsjahr. Manche dieser Angaben können auch auf der Rückseite des Titelblattes stehen. Hier wird z.B. bei Übersetzungen der Originaltitel des Buches angegeben. Auch der Illustrator oder Einbandgestalter kann genannt werden. Am unteren Ende der Titelblattrückseite befindet sich meistens das -> Impressum, bei dem der Copyright-Vermerk und die Internationale Standard-Buch-Nummer, u.U. auch der ->• Printed in ... -Vermerk stehen. Die frühen Drucke haben in Anlehnung an die Handschriften keine Titelblätter. Als Ersatz fur sie dient das -> Incipit am Buchanfang und das ihm entsprechende -> Explicit am Schluss. Erst ab etwa 1470 sind Bücher mit Titelblättern feststellbar; um 1500 hat sich das Titelblatt, wenn auch mit schwankender Fassung, allgemein durchgesetzt. Damals war der -> Holzschnitt zur Verzierung des Titelblattes oder die Titelumrahmung (Titelbordüre) in Holzschnitt sehr verbreitet. In der Barockzeit verdrängte den Titelholzschnitt das -> Titelkupfer, das bis ins 19. Jh. beliebt war. Vielfach wurde das Titelblatt für Empfehlungen des Buches verwendet. Was heute Anzeigen und Besprechungen, die Waschzettel der Verleger, Umschläge usw. für die Verbreitung des Buches leisten, musste seinerzeit das Titelblatt bewerkstelligen. Die Gestaltung des Titelblattes folgte im Laufe der Jahrhunderte allen Wandlungen des Geschmackes.

Titelausgabe (Titelauflage) heißt im Buchhandel die textlich unveränderte Ausgabe des Restes einer

Titelbogen. Bei größeren wissenschaftlichen Werken wird für die -> Titelei häufig ein eigener Titel-

Tintenfestes Papier

Geleimtes Papier

Titel ist die Kurzform von Buchtitel. Auch wird in der Fachsprache der Buchherstellung das —• Titelblatt als Titel bezeichnet. Der Titel ist die Überschrift eines Schriftwerkes, in dem im allgemeinen der Inhalt des betreffenden Werkes auf eine kurze Formel gebracht ist. (siehe auch -• Doppeltitel, Gesamttitel, -> Haupttitel, Innentitel, -» Kolumnentitel, Kopftitel, -> Nebentitel, -> Obertitel, -· Rückentitel, Sachtitel, -> Satztitel, - Sondertitel, -> Stücktitel, Umschlagtitel, ->· Untertitel, -> Vortitel, Zwischentitel) Titelauflage -> Titelausgabe

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Titelregister bogen verwendet, der, während der Textteil eine arabische Seitenzählung aufweist, oft eine Paginierung mit römischen Ziffern enthält (da er in der Regel erst nach der Fertigstellung aller übrigen Druckbogen des Buches gedruckt wird). Kleine und schöngeistige Bücher haben keinen eigenen Titelbogen, vielmehr sind die Bestandteile der Titelei, sofern vorhanden, in dem ersten Textbogen aufgenommen, da sie nur wenige Seiten umfassen. Dieser erste Textbogen gilt dann aber auch als Titelbogen. Titeldrucke oder Titelkarten sind gedruckte Verzeichnisse der Neuerwerbungen großer Bibliotheken in Zettel-, Listen- oder Bandform, mit denen andere Bibliotheken beliefert werden, so dass ihnen die eigene Katalogisierung (wenigstens zum Teil) erspart bleibt (-> Zentrale Katalogisierung). Der Titeldruck wurde in Deutschland 1892 von der Preußischen Staatsbibliothek, Berlin, (zunächst in Heftform, seit 1909 in Zettelform) („Berliner Titeldrucke") eingeführt; 1901 begann die Library of Congress, Washington, mit dem Druck von Titelkarten. Die ->· Deutsche Nationalbibliothek bietet die Daten der -> Deutschen Nationalbibliographie (alle Reihen) und des -> Neuerscheinungsdienstes auf Titelkarten an. Es können einzelne Reihen komplett, selektiv nach Sachgruppen oder nach Auswahlcodes bezogen werden. Außerdem ist es möglich, einzelne Titelkarten anhand der ISBN zu bestellen. Titelei. Die dem Buchtext vorangehenden Teile Vortitel, -> Haupttitel, bei wissenschaftlichen Büchern noch -> Vorwort, • Geleitwort, ->• Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis - werden in der Fachsprache der Buchherstellung als Titelei bezeichnet. Bei größeren, fast ausschließlich wissenschaftlichen Werken wird für die Titelei häufig ein eigener Titelbogen verwendet. Als oft verwendete Reihenfolge hat sich herausgebildet: Auf der ersten Seite, dem sogenannten ->• Schmutztitel, wird das Signet abgebildet, u.U. ergänzt durch Reihenund Verlagsnamen. Manche Verlage nutzen diese Seite für kurze Angaben zu Inhalt und Autor. Die zweite Seite informiert über Inhalt und Autor (-» Klappentext), gibt, z.B. bei Sammelwerken und Gesamtausgaben, redaktionelle Hinweise. Die dritte Seite, das Titelblatt, nennt Autor oder Herausgeber, Titel, Untertitel und Verlag sowie den Verfasser eines Vor- oder Nachworts und den Übersetzer sowie die Sprache, aus der übersetzt wurde. Auf der vierten Seite stehen das -> Impressum und sonstige

bibliographische Angaben und Verlagsinformationen. Folgen ein Inhaltsverzeichnis und/oder ein Blatt mit Widmung nach, zählen auch diese zur Titelei. Titelkarten

Titeldrucke

Titelkatalog. Typisch für Öffentliche Bibliotheken ist der Alphabetische Titelkatalog der schönen Literatur (auch der Kinderliteratur), in dem die Bücher unter dem Sachtitel verzeichnet sind, da dieser dem Leser oft geläufiger als der Verfassername ist. Im -• Alphabetischen Katalog finden sich die Verfasserschriften nur unter dem Verfassernamen. Es gibt allerdings auch Bibliotheken, die ihre Verfasserschriften im Alphabetischen Katalog jeweils unter dem Verfassernamen und dem Sachtitel aufführen: Alphabetischer Verfasser- und Titelkatalog. Diese Benutzerfreundlichkeit geht u.a. auf Kosten des Katalogumfangs. Titelkupfer heißen die in das Titelblatt eines Buches eingedruckten -> Kupferstiche, die in einem besonderen Druckgang in den gesetzten Titel eingefügt werden. Als Titelkupfer bezeichnet man auch ganzseitige dem Titelblatt gegenüberstehende Kupferstiche. (siehe auch -> Frontispiz, -> Kupfertitel) Titelliste. Titellisten oder Current Contents (CC) sind bibliographische Informationsmittel, die zum schnellen Überblick durch Wiedergabe der Inhaltsverzeichnisse von Fachzeitschriften die darin enthaltenen Aufsätze nachweisen. Dabei kann man unterscheiden die Current Contents im engeren Sinne, bei denen die Inhaltsverzeichnisse der Fachzeitschriften in unveränderter Form oder formal vereinheitlicht abgedruckt werden, sowie die Titellisten, die zeitschriftenübergreifend organisiert sind und oft auch durch Autoren- und Sachregister ergänzt sind. Der umfassendste CC-Dienst wird vom -» ISI (Institute of Scientific Information, Philadelphia) seit den 1950er Jahren wöchentlich herausgegeben und wertet mehrere tausend Fachzeitschriften aller möglichen Wissenschaftsdisziplinen aus. Beispiel für eine Titelliste sind die Chemical Titles, die seit 1991 erscheint und weltweit die erste Zeitschrift war, die vollautomatisch von einem Computer erzeugt wurde; sie enthält neben den Titeln auch ein -> KWICRegister sowie ein Autorenregister. Titelregister. Ein Titelregister ist ein Register, das alle in einem Werk, besonders in einer -» Bibliographie, vorkommenden Titel alphabetisch ge423

Titelschutz ordnet verzeichnet. Meistens ist das Verzeichnis alphabetisch nach Verfassern geordnet, so dass es eigentlich ein Verfasserregister ist. Das Titelregister steht, wie jedes Register, am Schluss eines Buches. (siehe auch -» Sachregister) Titelschutz. Ein Titel genießt Titelschutz: nach dem Wettbewerbsrecht, wenn er genügende Unterscheidungskraft hat (z.B. „Der grüne Heinrich"), nach dem Urheberrecht, wenn er eine eigentümliche geistige Schöpfung darstellt (z.B. „Der Struwwelpeter"), oder aufgrund einer Eintragung als Warenzeichen (z.B. „Vossische Zeitung"). Grundsätzlich entsteht das Recht an einem Werktitel mit dem Erscheinen des Werkes. Um schon im Vorfeld, also während Entwicklung und Produktion gegen Nachahmer geschützt zu sein, kann durch eine Titelschutzanzeige der Anspruch auf sogenannten vorgezogenen Werktitelschutz bekannt gemacht werden. Die Wirkung der Anzeige entspricht der, die auch das Erscheinen des Werkes haben würde. Titelschutzanzeigen erscheinen wöchentlich im „Titelschutz Anzeiger" und im -> Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Titelvignette. Eine Titelvignette (-> Vignette) ist ein ornamentales oder allegorisches Zierstück auf dem -• Titelblatt eines Buches, im Unterschied zum -> Fleuron, das auch auf Zwischentiteln (Kapitelüberschriften) angebracht sein kann. Die Blütezeit der Titelvignette war das 18. Jahrhundert. TNM-System. Ein Beispiel für eine überschaubare -> Facettenklassifikation für solide Tumoren ist das von der Union Internationale contre le Cancer herausgegebene TNM-System (Tumor, Nodes, Metastasis). Das TNM-System ist anschaulich, gut überschaubar, hat eine kurze Notation und ist deshalb in der Klinik außerordentlich weit verbreitet. Tonband. Ein Tonband ist ein mit magnetisierbarem Material beschichtetes Kunststoffband zur magnetischen Aufzeichnung von Schallschwingungen (Tonaufnahme) und zu ihrer Wiedergabe in einem Tonbandgerät, (siehe auch Tonbandkassette) Tonbandkassette. Eine Tonbandkassette enthält ein aufgespultes bespieltes (Musik, Sprache) oder unbespieltes ->• Tonband und lässt sich ohne Einfädeln mit einem Handgriff in das Tonbandgerät (-• Kassettenrecorder) einlegen. Toner-Druck

Kopierverfahren

Tonscherben -» Beschreibstoffe 424

Tonschnitt -> Holzstich Tontafel - Buchformen; -»Bibliotheksgeschichte Topic maps. Als ein Ansatz zur Beschreibung von Dokumentinhalten haben sich die Topic Maps herausgebildet. Eine Topic Map besteht aus einer Menge von Begriffen und Begriffsinstanzen, „Themen" genannt, die über verschiedene Beziehungen, sogenannte Assoziationen, miteinander verbunden sind. Die Themen sind über Vorkommensangaben oder „Occurrences" mit den Dokumenten verbunden, deren Inhalt sie charakterisieren. Eine Topic Map enthält somit thematische Beschreibungen mehrerer Dokumente, wobei die Themenbeschreibungen miteinander in Beziehung stehen. Auf diese Weise lässt sich eine themenorientierte Navigation über eine beliebig große Menge an Dokumenten realisieren. Die aufgrund der schieren Größe solcher Netze resultierende Unübersichtlichkeit ist jedoch ein potenziell ungelöstes Problem. Da große Überlappungen zwischen RDF und Topic Maps bestehen, gibt es Bestrebungen, beide Ansätze miteinander zu verbinden. Topographie. Eine Topographie (griech.) ist eine Ortsbeschreibung, meist mit Abbildungen, Karten, auch Hinweisen auf historische Ereignisse. Eine der bekanntesten Topographien ist die „Topographia" des Matthäus ->• Merian und seiner Nachfolger, eine Städtebeschreibung mit über 2000 Karten und topographisch sowie historisch getreuen Ortsansichten, Frankfurt/M. 1642-1672. Tory, Geofroy (1480-1533). Französischer Buchkünstler, Drucker und Illustrator. Er begründete den Stil der französischen Renaissance in Buchschmuck und Illustration, so in den von ihm für den Drucker Simon de Colines geschaffenen Bordüren als Randeinfassungen. Zudem leistete er einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Antiqua in Frankreich. Tote Literatur. Unter toter Literatur versteht man im Bibliothekswesen Schrifttum, das entweder inhaltlich veraltet oder aus sonstigen Gründen nur noch sehr wenig oder gar nicht mehr benutzt wird. Während Öffentliche Bibliotheken diese Literatur ausscheiden können, bewahren Wissenschaftliche Bibliotheken sie auf, manchenorts in Außenmagazinen (-• Magazin).

Traumbücher

Totenbuch. Das Totenbuch ist eine in Ägypten um 2000 v. Chr. aufgekommene Sammlung von Sprüchen und Texten, die sich auf das Leben nach dem Tode und auf die Überwindung jenseitiger Gefahren beziehen; es wurde dem Toten mit ins Grab gegeben. Seit etwa 1600 v. Chr. sind die Texte auf Papyrusrollen geschrieben und oft reich mit Bildern geschmückt. Die Totenbücher können als die ersten illustrierten „Bücher" angesprochen werden. Toulouse-Lautrec, Henri de (1864-1901). Französischer Maler und Grafiker. Er zeichnete für Zeitungen, illustrierte Bücher sowie Buchtitel und war der große Vorläufer und Anreger für die französische Buchillustration. Traktat (lat.: tractatus) ist gleichbedeutend mit Abhandlung, ferner die Bezeichnung für eine religiöse Flugschrift, daher auch abschätzig Traktätchen. Transaktives Gedächtnissystem Transkription

Gedächtnis

Transliteration

Translation Memory (TM) ist ein wichtiges Hilfswerkzeug, das vor allem bei der Übersetzung von Texten/Dokumenten genutzt wird, bei denen sich bei Produktentwicklungen nicht alle Textteile völlig ändern (Beispiel: Wartungs- und Bedienungsanleitungen). Hierbei wird vor Bereitstellung eines Textes oder Satzes bei der intellektuellen oder MT (- Computergestützte Übersetzung) verwendet werden, es kann also den Prozess der Humanübersetzung ebenso wie den der maschinellen Übersetzung flankieren. Transliteration ist die Umschrift nach einer Zeichenkonkordanz von einer nichtlateinischen Sprache in die lateinische Sprache. Als Transkription dagegen wird die von der Aussprache ausgehende

Lautumschrift bezeichnet. Da die Regeln für die Transkription von der jeweiligen Sprache anhängen, gibt es hier keine internationale Einheitlichkeit: Während in der deutschen Sprache der russische Dichter aus dem kyrillischen Alphabet „Tschechow" transkribiert wird, heißt es in englisch „Chekhov". Bei Zeichenschriften wie Chinesisch oder Japanisch ist keine Transliteration möglich, lediglich eine (unvollkommene) Transkription. In Datenbanken versucht man diesen Mangel zu beheben, indem man jeweils zwei Felder anlegt, eins für die nichtlateinische Originalschrift und das andere für die lateinische Umschrift. Transportschicht. Die Transportschicht ist die Schicht 4 im -> OSI-Schichtenmodell; der Transportdienst stellt eine transparente Datenübertragung zwischen Kommunikationssteuerungsinstanzen bereit und befreit sie von allem Wissen über die Art und Weise, wie eine zuverlässige kosteneffektive Datenübertragung erreicht wird. Die Transportschicht optimiert die Benutzung des verfügbaren Netzdienstes, um die von den kommunizierenden Kommunikationssteuerungsinstanzen geforderte Dienstgüte zu minimalen Kosten bereitzustellen. Die Transportschicht verbirgt die Unterschiede in den Dienstgütemerkmalen, die vom Vermittlungsdienst bereitgestellt werden. Die Transportschicht ist die unterste Schicht, die eine vollständige Ende-zuEnde-Kommunikation zur Verfügung stellt, d.h. für alle darüber liegenden Schichten ist das darunter liegende Netzwerk transparent. Die zugehörigen Protokolle wie z.B. TCP (Transmission Control Protocol) oder UDP (User Datagram Protocol) übertragen Daten unabhängig von der Netzwerkart und den verwendeten Diensten/Anwendungen. Die Daten werden auf dynamische Speicherbereiche, sogenannte Ports, weitergeleitet und werden dort von den zugeordneten Diensten übernommen. Trattner, Johann Thomas Edler von (1717-1798). Wiener Drucker, Verleger und Buchhändler. Er ist besonders durch seine für die Entwicklung der österreichischen Literatur wichtigen zahlreichen Nachdrucke des deutschen Schrifttums bekannt geworden. Traumbücher enthalten Versuche zur Erklärung und Deutung von Trauminhalten. Traumbücher fanden sich schon bei den alten orientalischen Kulturvölkern, besonders bei den Ägyptern und Griechen. 425

TREC Kulturgeschichtlich bedeutend ist das Traumbuch „Oneirokritikä" des griechischen Schriftstellers Artemidoros von Ephesus (2. Hälfte des 2. Jh.), das bis in die Neuzeit mehrfach aufgelegt wurde. Mit Traumbüchern suchte man auch Aufschlüsse über die Zukunft zu gewinnen; ferner wurden sie zur Feststellung von Glückszahlen benutzt. TREC (Text Retrieval Conference) ist eine amerikanische Evaluierungsinitiative, die seit 1992 das Ziel verfolgt, die Forschung im Information -> Retrieval durch Bereitstellung einer umfangreichen Testkollektion, standardisierter Bewertungsverfahren und großangelegter Experimente voranzutreiben, (siehe auch Effektivitätsmessung, -> CLEF) Treitzsaurwein, Marx (um 1450-1527). Geheimschreiber Maximilians I. Er redigierte zusammen mit Melchior Pfinzing Maximilians I. selbstbiographisches Epos Theuerdank und besorgte die endgültige Ausführung des Weißkunig, einer Fortsetzung des Theuerdank. Triptychon

Diptychon

Trivialliteratur ist der Bereich der schönen Literatur, der in Motivwahl, Sprache, Handlungsführung als „trivial" („gewöhnlich") und damit als ästhetisch geringwertig angesehen wird, (siehe auch Unterhaltungsliteratur) Trostbüchlein. Das Trostbüchlein war eine besonders im späten Mittelalter und Pietismus verbreitete literarische Gattung (Traktate, Dialoge, Briefe, Gedichte), die im Unterschied zur philosophisch ausgerichteten -> Consolatio im religiös-erbaulichen oder theologischen Sinne im Unglück, besonders bei Todesfallen Trost spenden wollte, (siehe auch Erbauungsbuch, Ars moriendi) Trübner, Karl J. (1846-1907). Verlagsbuchhändler. Er gründete 1872 in Straßburg eine Sortimentsund Verlagsbuchhandlung, die besonders Sprachund Literaturwissenschaft, Geschichte, Philosophie und Schriften über Elsass-Lothringen pflegte. 1906 ging der Verlag in den Besitz von Walter de -• Gruyter über. Durch Vermittlung von Trübner kam die Manessische Handschrift wieder nach Heidelberg. Trump, Georg (1896-1985). Schriftentwerfer, Grafiker, Lehrer. Er studierte u.a. bei F.H. Ernst -> Schneidler und lehrte ab 1929 an der Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker unter der Leitung von 426

Paul -> Renner Schriftgestaltung und Typographie. Viele seiner Schriften sind kalligraphisch geprägt. Zu den bekanntesten zählen hierbei Delphin, Codex, Time Script und Jaguar. Ferner entwarf er auch die serifenbetonten Schriften City und Schadow. Zwischen 1954 und 1962 schuf er die Trump Mediaeval, eine sehr feine Satzschrift. Daneben hinterließ er ein umfangreiches grafisches Werk (Plakate, Buchumschläge, Vignetten, Signets, Druckgrafiken, Briefmarken). Trunkierung -• Maskierung Tsai Lun oder Cai Lun war chinesischer Minister in der Provinz Hunan. Er dokumentierte um 105 n. Chr. die Papierherstellung im östlichen Han-Reich und galt lange Zeit als der Erfinder des -> Papiers. Er beschreibt die Behandlung von Pflanzenfasern und Hadern (Lumpen) sowie die Methode des „Verfilzens" durch Schöpfen mit einer Form. Allerdings stellte sich heraus, dass es schon vor ihm Papier gegeben hat. Tschichold, Jan (1902-1974). Buchkünstler, Grafiker. Er übte mit seinen theoretischen Schriften großen Einfluss auf die Buchkunst aus und schuf auch Druckschriften. Tuschmanier ->· Aquatinta Type. Eine Type (franz., aus griech.-lat.: typus) ist ein aus Blei gegossener Druckbuchstabe (-> Letter). Typenguss-Setzmaschine. Sie setzt und gießt, im Gegensatz zur -> Zeilenguss-Setzmaschine, nur einzelne Buchstaben. Der bekannteste Vertreter dieser Maschinen ist die -> Monotype, (siehe auch Setzund Druckmaschinen) Typograph (griech.) ist die Berufsbezeichnung für den -> Schriftsetzer, abgeleitet von Typographie. Typographie (griech. typos = Eindruck, Muster, Bild) umfasst sämtliche Bereiche der Buchdruckerkunst, vom konkreten Druckschriftentwurf über den Letternguss und die verschiedenen Methoden zur drucktechnischen Schriftvervielfaltigung bis hin zur formalen Gestaltung von Druckwerken. Der Begriff hat allerdings seine ursprüngliche Bedeutung verloren und wird heute nicht mehr mit Buchdruck in Verbindung gebracht, sondern mit dem materiell und digital reproduzierbaren Schriftbild als solchem. Typographie ist gegenwärtig die Kulturwissenschaft und Lehre der historischen und neueren Schriftge-

Typographischer Punkt schichte; die Klassifikation von Druck- und Screenschriften sowie deren kunstgeschichtliche Zuordnung; das Wissen über Betrachtungs- und Lesegewohnheiten; die Lehre von der ästhetischen, künstlerischen und funktionalen Gestaltung von Buchstaben, Satzzeichen und Schriften sowie deren Anwendungen in Druckwerken, in digitalen Medien und im dreidimensionalen Raum; die Lehre, Sprache und Gedanken mittels maschinell bzw. digital reproduzierbarer Schriften sichtbar und den Anforderungen entsprechend optimal lesbar oder verständlich zu machen; die visuelle Gestaltung eines Druckerzeugnisses, einer Multi-Media-Arbeit oder einer dreidimensionalen Oberfläche in der Art, dass Inhalt und Schrift sowie die Anordnung von Text und Bild ein optisch und didaktisch befriedigendes Ganzes ergeben; die Kenntnisse von der handwerklichen, druckund programmtechnischen Implementierung einer Schriftsatzarbeit. Man differenziert zwischen der Makrotypographie (gestalterische Schriftsatzarbeit bis zur Schriftwahl) und der Mikrotypographie (Gestaltung und Anwendung der Schrift selbst). Die Typographie entwickelte sich in der Frührenaissance durch die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern zwischen 1450 und 1457 durch Johannes Gutenberg rasch aus der Schriftkultur der Skriptorien, Kanzleien und Holztafeldruckereien. Gutenberg gilt als der Erfinder der Typographie. Von ihm an konnten Ideen und Wissen maschinell reproduziert werden, was einen radikalen Strukturwandel zur Folge hatte, der alle westeuropäischen Zivilisationen innerhalb kürzester Zeit nachhaltig veränderte. Ab 1470 wurde Venedig das wichtigste Zentrum der Typographie. Um 1800 bewirkte der Schriftstreit um Antiqua und Fraktur besonders im Zusammenhang mit der Entwicklung der klassischen deutschen Nationalliteratur (Goethe, Schiller, Wieland, etc.) eine Aufwertung der typographischen Gestaltungsarbeit. Der Leipziger Typograph und Verleger Georg Joachim Göschen definierte nun Typographie als „ästhetisches Ausdruckssystem". Seine in Antiqua gesetzten Klassiker-Prunkeditionen galten schon unter bibliophilen Zeitgenossen als „typographische Luxuskultur" und waren überaus begehrte Sammelobjekte. Anfang des 20. Jahrhunderts rivalisierten drei unterschiedliche Tendenzen in der Typographie: Die traditionelle Buchtypographie (Fraktur, Antiqua), die kunstgewerbliche Gebrauchs- und Akzidenztypographie, die sich immer noch am Historismus und am Jugendstil ori-

entierte (-> Egyptienne, kunstgewerbliche Hybride) und die „Moderne (Neue Kunst-)Typographie" (->· Grotesk), die durch die Industrie und die Kunst inspiriert wurde. 1907 wurde in München der „Deutsche Werkbund" gegründet, der eine Keimzelle der modernen „Visuellen Gestaltung" war. Ab den 1920er Jahren revolutionierte die moderne Kunst, insbesondere der Futurismus, der Dadaismus und der Konstruktivismus die Typographie. Junge typographische Gestalter distanzierten sich von der Typographie der Verlagshäuser und Druckereien und propagierten und eine „Moderne (Neue) Typographie". Für Künstler wie Läszlo Moholy-Nagy, Marcel Breuer oder Kurt Schwitters symbolisierte die GroteskTypographie die junge Industriegesellschaft und den Fortschritt. Erstmals wurde Visuelle Gestaltung an einer Kunstschule gelehrt, am Bauhaus Dessau. Unter den Nationalsozialisten nahm die deutsche Typographie groteske Züge an. Die Jüdische" Fraktur wurde verboten und die „nichtjüdische" Antiqua zur Normalschrift im deutschen Reich erklärt. 1953 gründeten Max Bill, Inge Aicher-Scholl und Otl Aicher in der Tradition des Bauhauses die „Hochschule fur Gestaltung Ulm" (1953-1968), in der sich die Anfange des heutigen Kommunikationsdesigns entwickelten. Ab 1970 revolutionierte der optomechanische Schriftsatz die Typographie. Er brachte mehr gestalterische Freiheit und löste den materiellen Schriftsatz ab. Später löste der PC den Fotosatz ab. Mit Beginn der 1990er Jahre entstanden neue Schriftenbibliotheken und Schriftenanbieter, die nun digital ihre Schriften distribuieren konnten. Zehntausende von „neuen" alten Schriften überfluteten den Markt, meist Zierschriften, die im Sinne der klassischen Typographie keine innovative Bereicherung des Alphabets darstellten und sich auch nicht mehr klassifizieren ließen. Mit dem Internet schließlich entwickelte sich die Web- und Screen-Typographie. Mit der Popularität des Internets entstanden vermehrt „Screen-Schriften", also Druckschriften, die speziell für das Lesen am Bildschirm adaptiert wurden. Durch den Wandel von der materiellen Schrifttechnologie hin zu virtuellen multimedialen Informationstechnologien erlebt Typographie einen gewaltigen Strukturwandel, der die Schreib-, Lese- und Betrachtungsgewohnheiten in den nächsten Jahren nachhaltig verändern wird. Typographischer Punkt. Der typographische Punkt ist die Grundeinheit, auf der alle Maße des 427

Typographisches System typographischen Systems aufbauen. Der typographische Punkt misst 0,376 mm (d.i. der 2660. Teil eines Meters, oder 1 Meter = 2660 typographische Punkte). Im Desktop Publishing (DTP) wird das PunktSystem heute nahezu ausschließlich verwendet. Dabei wird der typographische DTP-Punkt als der 864. Teil des anglo-sächsischen Kompromissfußes von 1959 (bzw. 1/72 Inch) definiert. Ermisst also 0,0138 inch oder 0,3527 mm, abgekürzt pt. Er ist zur Zeit das einzig verlässliche Maß in den meisten Anwendungsprogrammen. Typographisches System. Die Verselbständigung der Schriftgießerei hatte bald das Bedürfiiis für eine Normung der Typenmaße sowie des typographischen Hilfsmaterials (-» Blindmaterial, Winkelhaken u.a.) mit sich gebracht. Ursprünglich besaß jede Gießerei ihre eigenen Maße. Maßeinheit eines genormten typographischen Systems wurde der -• typographische Punkt, nach dem ->• Schriftgrade und -> Schrifthöhen gemessen werden. Das typographische System ist zurückzuführen auf ein von dem französischen Schriftschöpfer und Schriftgießer Pierre -> Fournier (1712-1768) veröffentlichtes System, das von dem Drucker und Schriftschneider Francis Ambroise Didot (1730-1804) verbessert wurde bzw. von seinem Sohn Firmin Didot (1764-

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1836), da er die Ausarbeitung vorgenommen hat. Das typographische System wird deshalb vielfach als französisches System oder Didot-System bezeichnet. Es wurde fast überall eingeführt mit Ausnahme des englischen Sprachgebietes. Die Maßeinheit eines 1886 entwickelten anglo-amerikanischen Systems ist ein point (= Punkt) mit 0,351 mm. Nach Einführung des Metermaßes aufgrund des Pariser Urmeters 1870 in Deutschland beschloss man, diesem auch das in allen Druckereien benutzte System Didots anzugleichen. Die Schriftgießerei Hermann Berthold, Berlin, wurde 1878 mit der Durchführung des Unternehmens beauftragt mit dem Ergebnis, dass mit 1 Meter = 2660 typographische Punkte das sogenannte Deutsche Normalschriftsystem (auch Typographisches System genannt) für die Schriftgießereien für verbindlich erklärt wurde. Ab 1978 wurde in Deutschland das typographische System durch das metrische System abgelöst. Diese Entwicklung entspricht dem Übergang vom -> Handsatz zum Fotosatz bzw. -> Computersatz, bei dem keine abgestuften Schriftgrade mehr gebraucht werden, sondern stufenlose Schriftgrößen möglich sind. Typometrisches System stem Typoskript -> Manuskript

Typographisches Sy-

υ

Übersetzung. Eine Übersetzung ist eine Übertragung eines literarischen Werkes aus einer Originalsprache oder Mundart in eine andere. Die Übersetzung eines urheberrechtlich geschützten Werkes bedarf der Zustimmung des Verfassers, (siehe auch Maschinelle Übersetzung, -» Human-Übersetzung, -• Computergestützte Übersetzung) Übersetzungssachtitel. Ist ein literarisches Werk aus einer Originalsprache oder Mundart in eine andere übertragen, so heißt der -• Sachtitel der -> Übersetzung Übersetzungssachtitel, (siehe auch ->· Originalsachtitel) Übersichtsbericht. Ein Übersichtsbericht ist ein Bericht über die neueren Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und Entwicklung in einem bestimmten Fachgebiet, (siehe auch ->• Review-Zeitschrift) Übertragungsverfahren -» Nachdruckverfahren Überzugsstoffe oder Bezugsstoffe nennt man die Materialien, die für den Bezug der Bucheinbände verwendet werden (-• Papier, -» Leinen, Leder, -> Pergament und alle Ersatzstoffe). UDK -> Dezimalklassifikation Ulfilasschrift (Wulfilaschrift) - Gotische Schrift Ullstein-Verlag. Der Ullstein-Verlag wurde 1877 von Leopold Ullstein in Berlin gegründet. Im Ullstein-Verlag erschienen u.a. die heute noch bestehende Tageszeitung „Berliner Morgenpost". 1956 erwarb Axel Springer eine 26-prozentige Beteiligung am Verlag, die er 1960 auf 83 Prozent, später auf 100 Prozent ausweitete. Schwerpunkte der Verlagsaktivitäten sind heute Belletristik, Sachliteratur, Kunst und Geisteswissenschaften (u.a. in den Reihen des Propyläen-Verlags). Umbrechen bedeutet in der Drucktechnik: den Schriftsatz zu fertigen Seiten oder Kolumnen formieren. Das Ergebnis heißt der -» Umbruch. Umbruch (zu -> Umbrechen) ist der umbrochene -> Satz. Umbruchkorrektur - Zitat) wird der Umfang eines Buches durch seine Seitenzahl, ggf. zuzüglich der Anzahl von Tafeln ausgedrückt. Bei -> Lieferungswerken wird der Umfang der einzelnen Lieferung oft in Bogen zu je 16 Seiten angegeben. Umfangmuster -»• Probeband UMLS - National Library of Medicine (NLM) begonnen. Das Projekt will die verschiedenen begrifflichen Ordnungssystem semantisch anreichern und miteinander verknüpfen und hilft so, konzeptuelle Links zwischen Benutzeranfragen und relevanten Fachinformationen zu erstellen und heterogene Online-Informationssysteme besser zu erschließen. Unikat. Als ein Unikat (lat.) gilt die einzige Ausfertigung eines Schriftstückes, Kunstwerkes u.ä. Unikum. Ein Unikum (lat.: das Einzige [seiner Art], PL: Unika) ist ein nur in einem Exemplar existierendes Buch. Der Grund hierfür kann bei alten Büchern darin liegen, dass alle übrigen hergestellten Exemplare vernichtet wurden oder verloren gingen bzw. dass nur ein einziger Abzug angefertigt wurde. Union catalog -> Zentralkatalog Unit card -> Einheitszettel Universalbibliothek. Eine Universalbibliothek (oder Allgemeinbibliothek) versucht, das wichtigste Schrifttum aller Wissenschaftsgebiete zu sammeln, obwohl eine Vollständigkeit natürlich nicht zu erreichen ist (Beispiele: -> Landesbibliothek, -> Nationalbibliotheken). In Deutschland sind wegen ihrer umfassenden Bestände Universalbibliotheken von überregionaler Bedeutung: Die -> Deutsche Nationalbibliothek, die -* Bayerische Staatsbibliothek, die -> Staatsbibliothek zu Berlin sowie die zentralen Fachbibliotheken: Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED); Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW); Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover für Technik und deren Grundlagenwissenschaften, insbesondere Chemie, Informatik, Mathematik und Physik. Regionale Universalbibliotheken sind die Landesbibliotheken (teilweise Staatsbibliotheken genannt) und die wissenschaftlichen Stadtbibliotheken (-> Öffentliche Bibliothek), deren Hauptaufgabe die Literaturversorgung einer bestimmten Region (Land, Stadt) ist. Universalklassiflkation -> Klassifikation Universitätsbibliothek Göttingen. Im Zusammenhang mit der 1737 eröffneten Universität Göt-

Universitäts- und Hochschulbibliothek tingen wurde ihre Bibliothek 1735/36 durch den Kurator Gerlach Adolf Freiherr von -» Münchhausen gegründet, unter dessen Oberaufsicht zwei Göttinger Professoren die Leitung der Bibliothek nebenamtlich innehatten: Johann Matthias -> Gesner (1736-1761) und Christian Gottlob - Heyne (17631812). Unter bewusster Auswertung des Leibnizschen Programms nahm die Göttinger Bibliothek in kurzer Zeit die erste Stellung unter den deutschen Bibliotheken ein und stellte die erste moderne wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek dar. Ihre charakteristischen Wesenzüge waren: ausreichender laufender Etat; systematische Literaturanschaffungen; Verbindung mit den Göttingischen Gelehrten Anzeigen, deren Besprechungen aufgrund der Neuzugänge der Bibliothek erfolgten; liberale Benutzungsbestimmungen (tägliche Öffnung); vorbildliches Katalogsystem (systematische -• Buchaufstellung, alphabetischer und systematischer Bandkatalog, seit 1790 Verkopplung von Aufstellung und systematischem Katalog durch -> Signaturen, sogenannter standortgebundener Sachkatalog). Heute ist die Universitätsbibliothek Göttingen mit der Niedersächsischen Staatsbibliothek vereinigt. Universitätsbuchhandlung ist der Titel einer wissenschaftlichen -> Sortimentsbuchhandlung, oft verbunden mit einem Verlag, der ihr von der örtlichen Universität wegen der engen Verbindung zu ihr verliehen worden ist; die Bezeichnung darf also von einer Buchhandlung ohne Erlaubnis einer Universität nicht geführt werden. Während früher mit dem Titel Rechte und Pflichten verbunden waren (Unterstellung der Buchhandlung unter die Gerichtsbarkeit der Universität, Druck und Vertrieb der Veröffentlichungen der Universität durch die Sortimentsbuchhandlung), ist er seit Beginn des 19. Jh. nur noch ein Ehrentitel. Universitäts- und Hochschulbibliothek. Aufgabe einer Universitäts- und Hochschulbibliothek, die zu den Wissenschaftlichen Bibliotheken gehört, ist die Literaturversorgung der Universitäts- und Hochschulangehörigen. Insofern das Schrifttum aller an der Universität oder Hochschule vertretenen Fachgebiete gesammelt wird, gehören Universitätsund Hochschulbibliotheken zu den ->• Universalbibliotheken. Das Bibliothekswesen an den deutschen Hochschulen ist bis heute nicht einheitlich strukturiert; vielmehr sind zum jetzigen Zeitpunkt zwei Formen - das einschichtige und das zweischichtige

-» Bibliothekssystem - zu unterscheiden. Letzteres herrschte bis Mitte der 1960er Jahre allgemein vor. Es war dadurch charakterisiert, dass neben der zentralen Universitätsbibliothek, völlig unabhängig von ihr, aber auch miteinander nicht verbunden, eine mehr oder weniger große Anzahl von Instituts-, Seminar-, Klinikbibliotheken bestand, die im Laufe des 19. Jh. aus Handapparaten für Unterrichtszwecke entstanden waren, sich aber schließlich manchenorts zu beachtlichen Spezialbibliotheken entwickelt hatten. Sie waren grundsätzlich -»Präsenzbibliotheken, während die Universitätsbibliothek ihre Bestände weitgehend auslieh, so dass sich beide bibliothekarischen Einrichtungen im Bereich der Benutzung ergänzten. Da vor allem nach 1945 die Universitätsbibliotheken in ihren Anschaffungen von Büchern und Zeitschriften immer weniger Schritt mit den Institutsbibliotheken halten konnten, wurde bei den neuen, Mitte der sechziger Jahre gegründeten Hochschulen das einschichtige Bibliothekssystem eingeführt, das kein Nebeneinander selbständiger bibliothekarischer Einrichtungen im Hochschulbereich mehr kennt. Bei der Verwirklichung dieses Prinzips haben sich jedoch beträchtliche Unterschiede zwischen den beiden Extremen herausgebildet: nahezu völlige Zentralisierung (d.h. Arbeitsplätze und überwiegend ausleihbarer -> Bestand sind in der Zentralbibliothek konzentriert; die Teilbibliotheken sind Präsenzbibliotheken) und Dezentralisierung (d.h. -> Erwerbung, Inventarisierung, -» Katalogisierung und sonstige Buchbearbeitung erfolgen in einer Zentrale, die aber außer einem nicht ausleihbaren Informationsbestand über keine Bücher verfugt, die vielmehr, teils präsent, teils ausleihbar, in den Teilbibliotheken oder Fachbereichsbibliotheken stehen). Bedingt durch die seit etwa 1970 erlassenen Hochschulgesetze ist seitdem eine engere Zusammenarbeit zwischen der Hochschulbibliothek und den Instituten unverkennbar, besonders durch Abstimmungen der Erwerbungen oder den Aufbau von Gesamtkatalogen. Im Grundsatz ist aber an den traditionellen Universitäten das herkömmliche zweischichtige System weiter in Kraft. Bei den neueren Universitäten (Gründung nach 1970) sowie an den Hochschulen in den östlichen Bundesländern gibt es nur noch eine Bibliothek, die beide Funktionen wahrnimmt. Die neuen Informationstechnologien beeinflussen die Struktur der Bibliotheken insofern, dass der Zugriff auf für Forschung und Lehre relevante Informationen über Netze dezentral (in der Zentralbiblio431

Universitätszeitung thek, im Universitätsrechenzentrum, in einzelnen Universitätsabteilungen u.ä.) erfolgt. Die rund 130 Bibliotheken der Fachhochschulen sind keine Universalbibliotheken, sondern sind auf die bei ihnen jeweils gelehrten Fachgebiete spezialisiert. Universitätszeitung. Universitätszeitungen sind publizistische Organe der Universitäten. Die erste Universitätszeitung erschien unter dem Titel „Students" vom 31. Januar 1750 bis zum Jahre 1751 an der Universität Oxford unter dem Impressum des Verlegers und Buchhändlers John Newbery; Herausgeber war der englische Dichter Christopher Smart (1722-1771).

ter kultureller oder konfessioneller, auch politischer und wirtschaftlicher Gruppen und Einrichtungen. Ein historischer Typ sind die Familienzeitschriften des 19. Jh. Mit der Reduzierung der Arbeitszeit gewannen die Unterhaltungsblätter an Bedeutung. Film, Hörfunk und Fernsehen führten aber alsdann zu einem Titelrückgang der allgemeinen Unterhaltungszeitschriften, dafür zu ihrer Ausprägung für bestimmte Zielgruppen (Frauen, Jugendliche, Kinder) sowie für bestimmte Freizeittätigkeiten (Sport, Reisen, Basteln, Haus und Garten). Untertitel. Als Untertitel bezeichnet man eine kurze erläuternde oder ergänzende Angabe zum eigentlichen Titel (-» Haupttitel) eines Buches.

Unix -· Frenzel (1827-1914). Das Blatt, mit dem die Familienzeitschrift des deutschen Bürgertums begann, erschien im Verlag F.A. ->· Brockhaus, Leipzig. Unterhaltungsliteratur. Die Unterhaltungsliteratur umfasst den Bereich der schönen Literatur, der keine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Lebenswirklichkeit bietet, vielmehr den Leser in erster Linie unterhalten will. Wenn auch der größte Teil der Unterhaltungsliteratur als -• Trivialliteratur gilt, so schließt sie dichterische Qualitäten nicht aus. Mehr und mehr wird heute versucht, auch Wissensstoffe in der Form der Unterhaltungsliteratur darzubieten. Während in der Vorkriegszeit der Wunsch nach Unterhaltungsliteratur bei den Lesern der Volksbücherei gegenüber der „belehrenden Literatur" dominierte, ist heute mit den gewandelten Interessen der Benutzer in der ->· Öffentlichen Bibliothek die ->• Sachliteratur an die erste Stelle getreten. Unterhaltungszeitschrift. Unterhaltungszeitschriften sind in erster Linie -• Publikumszeitschriften, in zweiter Linie die zur belehrenden Unterhaltung herausgegebenen Standes- und Verbandsblät432

Unzerreißbare Bücher. Als unzerreißbare Bücher gelten Bücher, deren Seiten aus verstärktem Papier oder Karton bestehen und die deshalb strapazierfähiger (wenn auch nicht unbedingt unzerreißbar) als die gewöhnlichen Bücher sind. Beispiele sind Bilderbücher, Geschäftsbücher. Unziale (von lat.: uncus = gekrümmt) ist die Bezeichnung für eine griechische und eine römische Buchschrift, die sich entsprechend dem Beschreibstoff und dem -» Schreibgerät (-» Papyrus oder -*• Pergament, Rohr oder Feder) durch ihre gerundeten Formen von der Kapitalschrift unterscheidet. Wie diese ist die Unziale eine Majuskelschrift, bei der jedoch einzelne Buchstaben über die Oberund Unterlinie herausragen. Neben der Unziale bestand die -> Halbunziale, die bereits den Charakter der Minuskelschrift aufwies. Während die griechische Unziale vom 4. Jh. bis zum Ende des Mittelalters festzustellen ist, findet sich die römische Unziale in Handschriften nur des 4. bis 8. Jh. Die Unziale erfuhr oft Neuschöpfungen. Updike, Daniel Berkeley (1860-1941). Amerikanischer Drucker, Buchkünstler und Fachschriftsteller. Er gründete, angeregt durch William - Merrymount Press. Updike hat die Buchdruckkunst in den Vereinigten Staaten stark beeinflusst. Urausgabe. Eine Urausgabe ist die erste Ausgabe, in der ein Schriftwerk veröffentlicht wurde. Sie muss nicht im buchhändlerischen Sinne erschienen sein (-> Erscheinen), (siehe auch -• Originalausgabe, -» Urschrift)

URL Urheber. Das Urheberrechtsgesetz bestimmt als Urheber den Schöpfer eines Werkes. Die RAK bezeichnen Körperschaften, die ein anonymes Schriftwerk herausgegeben haben, als Urheber. Urheberrecht. Das Urheberrecht schützt Werke der Literatur, Wissenschaft und Kunst nach dem Urheberrechtsgesetz (Fassung vom 10. Sept. 2003). Das Urheberrecht ist das persönliche Verfügungsrecht des -» Urhebers eines Werkes der Literatur, Musik, Kunst, Fotografie oder von Datenverarbeitungsprogrammen, auch geistiges Eigentum genannt. Das Urheberrecht ist in Deutschland durch das „Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte" (Urheberrechtsgesetz) geregelt. Das Gesetz schützt den Urheber gegen jede Vervielfältigung und Verbreitung seines Werkes, die nicht von ihm genehmigt ist. Die Zeitdauer des urheberrechtlichen Schutzes (-» Schutzfrist) beträgt in der Bundesrepublik für Werke der Literatur und bildenden Kunst 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers, in den meisten anderen Staaten 50 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Nach diesen Fristen können die Werke von jedermann gedruckt und herausgegeben werden. Bei gewerbsmäßigem Verleihen von urheberrechtlich geschützten Büchern und Schallplatten hat in der Bundesrepublik der Urheber Anspruch auf eine angemessene Vergütung, die seit 1972 auch Öffentliche Bibliotheken an sogenannte Verwertungsgesellschaften zu leisten haben (-+ Bibliotheksabgabe). Auf Vervielfältigungsgeräte wird seit 1.7.1985 eine Abgabe je Gerät erhoben. Die Kopiermöglichkeit fur Bibliothekseinrichtungen ist begrenzt (->· Fotokopien). Verschiedene Reformen des Urheberrechts sind durchgeführt bzw. noch in Arbeit: Die erste Stufe der Novellierung trat am 13. September 2003 in Kraft. Damit setzte die Bundesregierung die EURichtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft um, die eine Neuerung und europäische Harmonisierung gefordert hatte. Eine Kernaussage der Reform besteht darin, dass der Gesetzesgeber die im Vorfeld umstrittene Vervielfältigung urheberrechtlich geschützter Werke für den privaten Gebrauch weiterhin grundsätzlich erlaubt - unter der Voraussetzung, dass die Vorlage keiner illegalen Quelle entstammt und ein bestehender Kopierschutz nicht umgangen werden darf. Die Regelungen zur Vergütung der Urheber für private Vervielfältigung sollen aufgrund der meist gegensätzlichen Auffassungen von Verwertungsgesellschaften und Geräte-

industrie in einer zweiten Reformstufe geklärt werden. Nach langer Diskussion hat das Bundeskabinett am 22. März 2006 nun einen Regierungsentwurf vorgelegt, der in weiten Teilen den Vorstellungen der Hersteller folgt und, wie Kritiker befürchten, zu Lasten der Urheber. Internationale Regelungen enthalten die Berner Übereinkunft von 1886 (mehrfach revidiert) und das Welturheberrechtsabkommen von 1955 (revidiert), nach denen die Werke auch im Ausland geschützt sind. Bei einigen Staaten, die diesen Konventionen nicht angehören, bestehen zweiseitige Schutzabkommen. (siehe auch - Biblioteca Vaticana

VDB, Abk. für: Verein Deutscher Bibliothekare e.V. (VDB) Bibliothekarische Zusammenschlüsse VDD. Der Verein Deutscher Dokumentare e.V. (VDD) wurde 1961 als berufsständischer Verein gegründet, der die berufs- und ausbildungspolitischen Interessen seiner Mitglieder vertritt. 1985 erfolgte die Unbenennung des VDD in „Berufsverband Dokumentation, Information und Kommunikation" (VDD), der dann 1993 aufgelöst wurde. VdDB, Abk. für: Verein der Diplom-Bibliothekare an wissenschaftlichen Bibliotheken e.V. -> Bibliothekarische Zusammenschlüsse Vektorraum-Modell. Beim Vektorraum-Modell handelt es sich um ein Information-RetrievalModell mit einer geometrischen Interpretation, bei der Dokumente und Anfragen als Punkte in einem Vektorraum aufgefasst werden, der durch die Terme der Dokumentensammlung aufgespannt wird. Anfragen besitzen eine lineare Struktur, wobei die Frageterme gewichtet sein können. Die Anfrage wird als Vektor dargestellt, als Retrievalfunktion kommen Vektor-Ähnlichkeitsmaße zur Anwendung, im einfachsten Fall das Skalarprodukt. Experimentelle Untersuchungen haben die hohe Retrievalqualität dieses Modells belegt. Viele Suchmaschinen basieren auf diesem Verfahren. Velhagen & Klasing. Verlag. Er wurde 1835 in Bielefeld gegründet und ist seit 1954 in Berlin, gehört heute zur Verlagsgruppe Comelsen. Er ist ein umfangreicher Schulbuchverlag, verlegt zudem Geschichts-Monographien und Atlanten. 435

Velinpapier Velinpapier. Um die Mitte des 18. Jh. wurde es möglich, mit Schöpfsieben aus feinstem Draht entgegen dem bisher gerippten Papier Papierbogen ohne Rippung herzustellen. Dieses ungerippte, glatte und pergamentähnliche Papier erhielt den Namen Velinpapier (franz.: velin, lat.: vellum = Haut, Pergament). Es soll erstmals von dem englischen Papiermacher James Whatman auf Veranlassung des englischen Druckers John Baskerville angefertigt worden sein, der es 1757 für einen Druck seiner Offizin verwendete. In Deutschland wurde das erste Velinpapier 1783 hergestellt. Das heutige Maschinenpapier ist ausschließlich Velinpapier. Verbalkonkordanz -• Konkordanz Verband der Bibliotheken und der Bibliothekarinnen/Bibliothekare der Schweiz (BBS). 1897 wurde der Verband unter dem Namen „Vereinigung Schweizerischer Bibliothekare (VSB)" gegründet und 1992 umbenannt. Der Verband ist damit die älteste Bibliotheksvereinigung auf dem europäischen Kontinent mit kontinuierlichem Bestand. Der BBS war von Anfang an sowohl ein Branchenwie ein Berufsverband, der sämtliche Bibliothekstypen und das gesamte Personal vertrat. Allerdings dominierten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts die wissenschaftlichen Bibliotheken. Nach Vorläufern zwischen 1915 und 1927 verfugt der Verband seit 1928 über ein Fachblatt, das bis 1985 unter dem Titel „Nachrichten VSB/SVD" erschien und seither ARBIDO heißt. In einem Land mit einem föderalistisch geregelten Bibliothekswesen kam dem Berufsverband immer große Bedeutung zu bei der Realisierung von Vorhaben auf nationaler Ebene (Ausbildung, interbibliothekarischer Leihverkehr u.a.). Bei der Ausarbeitung von schweizerischen Regeln zur Formalkatalogisierung hatte der Verband normierende Wirkung. Verband Deutscher Antiquare. Der Verband Deutscher Antiquare e.V. ist eine Vereinigung von Buch- und Kunstantiquaren, Auktionatoren, Autographen- und Graphikhändlern und hat rund 300 Mitglieder, die über die International League of Antiquarian Booksellers weltweit vertreten sind. Verband Deutscher Schriftsteller (VS). Die Notwendigkeit einer Organisation zur Durchsetzung ihrer berufspolitischen Interessen hatten Schriftstellerinnen und Schriftsteller schon im 19. Jahrhundert durch die Gründung verschiedener Schriftstellerver436

eine dokumentiert. 1909 schlossen sich erstmals Autoren zu einem Verband, dem „Schutzverband deutscher Schriftsteller (SDS)", zusammen. Präsidenten waren u.a. Thomas Mann und Theodor Heuss. Im Jahre 1968 entstand der heutige Verband. 1989 schließlich wurde der Eintritt des Verbandes mit rund 2400 Lyrikern und Theaterstückeschreibern, Romanciers und Übersetzern, Erzählern und Sachbuchautoren, Hörspielautoren, Essayisten und Drehbuchautoren in die IG Medien vollzogen. Bei der Absicherung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Autorinnen und Autoren, bei der Verbesserung der Literatur- und Kulturförderung, bei der Entwicklung von Programmen zur Nachwuchsförderung und zur fachlichen Qualifizierung von Autorinnen und Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzern, und nicht zuletzt in der Vorsorge für Krankheit und Alter ist der Verband heute ein wirkungsvoller Interessenvertreter. Nach der deutschen Einigung stieg die Anzahl der Mitglieder auf rund 4000. Verbandszeitschrift -> Standes-, Berufs-, Verbandszeitschrift Verbindlichkeit soll sicherstellen, dass der Absender einer Nachricht später nicht leugnen kann, dass diese, zum Beispiel eine Bestellung, tatsächlich von ihm stammt. Die Verbindlichkeit stellt somit die Beweisbarkeit des Ursprungs einer Nachricht sicher. Dazu gehört neben der -> Authentifizierung auch die sorgfältige Schlüsselgenerierung, die gewährleistet, dass keine andere Person geheime Schlüssel kennen kann. Hinzu kommen Zertifikate, die eine vertrauenswürdige Stelle ausgestellt hat und die untrennbar mit der Identität des Besitzers verbunden sind. Erst diese Verbindlichkeit sichert einen gelungenen Geschäftsabschluss. Verbraucherzeitschrift. Verbraucherzeitschriften dienen der aktuellen Unterrichtung der Verbraucher über Preise und Qualitäten von Waren und Dienstleistungen. Eine der ältesten Verbraucherzeitschriften sind die 1936 gegründeten „Consumer Reports", herausgegeben von der „Consumer Union of the United States" in Washington. In Deutschland kam dieser Zeitschriftentyp mit dem Blatt „DM - Deutsche Mark" 1961 (Stuttgart, 1966 ff.: Frankfurt/M.) auf. Verbreitender Buchhandel. Der verbreitende Buchhandel nimmt eine vermittelnde Funktion ein zwischen den Produzenten von Büchern, im Wesent-

Verbundkatalogisierung liehen den Verlagen (-» Herstellender Buchhandel), und den Endabnehmern von Büchern, die sich aus Privatkunden wie aus institutionellen Kunden (Bibliotheken, Unternehmen etc.) zusammensetzen. Folgt man der betriebswirtschaftlichen Handelstheorie, übernimmt der Buchhandel die folgenden Funktionen: Transportfunktion; Lagerfunktion; Aggregationsfunktion; Bereitstellung der Infrastruktur und Dienstleistungen der Verkaufsabwicklung; Selektions- und Sortimentsfunktion; Informations-, Beratungs- und Servicefunktion; Preissetzungsfunktion; Zahlungsabwicklungsfunktion. Der Vertrieb von Büchern erfolgt grundsätzlich über zwei Stufen, den Zwischenhandel und den Bucheinzelhandel. Der Zwischenhandel tritt im Wesentlichen in zwei Varianten auf. Einerseits die -+ Barsortimente, das sind Buchgroßhandlungen, die auf eigene Rechnung Bücher bei den Verlagen kaufen und an den Bucheinzelhandel weiter verkaufen. Andererseits sind dies Kommissionäre, die im Auftrag von Verlagen und auf deren Rechnung eine Buchvertriebsleistung erbringen und zwar in Deutschland insbesondere in der Form der -• Verlagsauslieferung, des -> Büchersammelverkehrs und der Buchbestellanstalten. Formen des verbreitenden (oder vertreibenden) Buchhandels sind Sortimentsbuchhandel, Reisebuchhandel, ->· Warenhausbuchhandel, -• Werbender Buch- und Zeitschriftenhandel, Antiquariat, Versteigerungsfirmen (-• Auktionen), Zwischenbuchhandel. Verbreitung. Unter Verbreitung versteht man im buchhändlerischen Sinne den Vertrieb eines Werkes über den Zwischenbuchhandel und das Sortiment sowie eine ihm gemäße Werbung. Durch Abschluss des Verlagsvertrages verpflichtet sich der Verleger, das betreffende Werk zu vervielfältigen und zu verbreiten (-• Verlagsbuchhandel). Verbunden. Man nennt ein Buch verbunden oder verheftet, wenn in ihm ein Druckbogen nicht in der richtigen Reihenfolge eingeheftet ist oder fehlt, (siehe auch -» Fehlerhaftes Buch) Verbundkatalog. Ein Verbundkatalog weist wie der Zentralkatalog die Bestände mehrerer Bibliotheken nach. Das Charakteristische für ihn ist, dass er elektronisch hergestellt wird. Beim Offline-Verbund erfolgt die Datenerfassung an den einzelnen kooperierenden Bibliotheken, die Datenverarbeitung in einem gemeinsamen Rechenzentrum (Verbundrechner). Beim Online-Verbund sind Ein- und Ausgabe-

geräte mit der zentralen EDV-Anlage verbunden. Die Verbundkatalogisierung ermöglicht den kooperierenden Bibliotheken, im gemeinsamen Verbundkatalog bereits vorhandene -> Titelaufnahmen zu übernehmen (Rationalisierungseffekt). Das Ergebnis der Verbundkatalogisierung ist ein zentraler Besitz- und Standortnachweis der beteiligten Bibliotheken in Form eines Online- oder Mikrofichekataloges. Während in den USA bereits ab 1966 der heute größte Online-Katalogisierungsverbund -»• OCLC der Welt aufgebaut wurde, entstanden in Deutschland in den 1970er Jahren zwei regionale Verbundsysteme: In Bayern entwickelte sich aus der Nutzung der auf Magnetband gespeicherten Titelaufnahmen der Universitätsbibliothek Regensburg durch andere neue bayerische Bibliotheken ein Verbund zwischen ihnen. In Nordrhein-Westfalen, wo man 1972 vor der Aufgabe stand, für fünf neugegründete Gesamthochschulen leistungsfähige Bibliotheken zu schaffen, entschloss man sich, die in der Erwerbung und Katalogisierung anfallenden Arbeiten unter Einsatz einer Zentrale, des 1973 in Köln eingerichteten Hochschulbibliothekszentrums (HBZ), im Verbund durchzufuhren. Heute existieren in allen Leihverkehrsregionen Deutschlands regionale Online-Katalogverbundsysteme, die kooperative Katalogisierung mehrerer Bibliotheken betreiben. Ihr Zweck ist neben der Rationalisierung der Katalogarbeit auch eine Beschleunigung des auswärtigen -> Leihverkehrs, da die Datenbank als zentraler Besitznachweis der beteiligten Bibliotheken bei der Suche nach dem Standort eines gewünschten Buches Auskunft geben kann. Von besonderer Bedeutung ist der -»Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK), der ein Meta-Katalog für Bibliotheks- und Buchhandelskataloge ist und Recherchen über alle deutschen Verbundkataloge ermöglicht. Die eingegebenen Suchanfragen werden an mehrere Bibliothekskataloge gleichzeitig weitergereicht und die jeweiligen Trefferlisten angezeigt. Der KVK verfügt selbst über keine eigene Datenbank. Er ist von der Verfügbarkeit der Zielsysteme im - Bibliothekarische Zusammenschlüsse Verein Deutscher Bibliothekare -• Bibliothekarische Zusammenschlüsse Verein Deutscher Dokumentare

VDD

Vereinigung schweizerischer Bibliothekare Verband der Bibliotheken und der Bibliothekarinnen/Bibliothekare der Schweiz Verfasser. Der Verfasser ist der Urheber oder Autor eines Werkes der Literatur, der Wissenschaft, der Kunst. Sein geistiges Eigentum wird durch das -» Urheberrecht geschützt. Die Beziehungen zwischen dem Verfasser eines Buches und dem Verlag, in dem er veröffentlicht, werden im Verlagsvertrag geregelt. Unterschieden wird zwischen Text- und Bildautor. Ein Buch kann von mehreren Autoren verfasst werden (Autorenkollektiv), kann einen (oder mehrere) -» Herausgeber haben, die ebenfalls verlagsrechtlich als Autor anzusehen sind. Übersetzer überlassen einem Verlag die Rechte an der Übersetzung. Verfasserkatalog

Alphabetischer Katalog

Verfasserregister. Ein Verfasserregister (Autorenregister) ist ein -> Register, das alle in einem Werk, besonders in einer -> Bibliographie, vorkommenden ->· Verfasser alphabetisch geordnet verzeichnet. Das Verfasserregister steht, wie jedes Register, am Schluss eines Buches. Verfasserwerk. Als Verfasserwerk bezeichnet man ein Werk, das von einem -• Verfasser oder von zwei bis drei Verfassern geschrieben ist. Auch ein anonym erschienenes Werk (d.h. ohne Verfasserangabe) gilt als Verfasserwerk, sofern der Autor ermittelt werden kann. Vergilben. Das Vergilben des Papiers erfolgt unter dem Einfluss von Licht und Luft. Die verschie438

denen Papiersorten vergilben unterschiedlich rasch: -»· holzhaltiges Papier vergilbt am schnellsten, -» Maschinenpapier mit Harzleimung nach einigen Jahren, da sich das Harz der Leimung mit den zumeist im Wasser vorhandenen Eisenstoffen verbindet und das Papier verfärbt; Papier aus ungebleichtem oder zu stark gebleichtem Zellstoff vergilbt an den Licht und Luft ausgesetzten Stellen, so beim Buch vor allem an den Rändern; am langsamsten vergilbt das Hadernpapier, wenn es tierisch geleimt ist. Vergoldung. Die Vergoldung ist eine Verzierung des Bucheinbandes mit Schriften, Ziermustern, Bildern u.ä. Als Vergoldetechnik kommen die Handvergoldung und die -> Pressvergoldung in Frage. Die Vergoldung wurde vom orientalischen Bucheinband übernommen; ihre früheste Anwendung in Europa erfolgte sehr wahrscheinlich in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts. Vergriffen. Ein Buch ist vergriffen, wenn beim Verlag keine Exemplare von ihm mehr vorrätig sind. Dabei ist es gleichgültig, ob dies durch normalen Verkauf, durch Makulieren, durch - Buchhändlerische Verkehrsordnung Verkleidete Literatur. Zu der verkleideten Literatur zählen alle Werke, in denen etwas verborgen oder falsch angegeben wird, z.B. Namen, Zeit, Ort wahrer Begebenheiten (-> Schlüsselliteratur). Zu dieser Literaturgruppe gehören auch Pseudonyme und anonyme Werke. Grund für ihre Herausgabe sind oft Furcht vor Entdeckung und Bestrafung, so bei politischen Schriften, Berufs- oder Familienrücksichten. Zu der verkleideten Literatur rechnet man auch

Verlagsdruck formal verhüllte Schriften; das sind solche, bei denen das Impressum (Drucker bzw. Verleger, Druckort und -jähr) gefälscht bzw. fingiert ist oder ganz fehlt. Verknüpfung. Eine Verknüpfung ist eine gerichtete oder ungerichtete Verbindung zwischen zwei Knoten eines -> Hypertext. Verlag. Der Verlag, auch Verlagsbuchhandel oder - Buchbinderei wird es fertiggestellt. Danach setzt der Verleger den -• Ladenpreis fest. Nach vertraglicher Vereinbarung besorgt der Verlag die Auslieferung an den Zwischenund -> Sortimentsbuchhandel, betreibt Werbung für das Buch durch Anzeigen, Prospekte, Kataloge und verschickt an Zeitschriften und Zeitungen Rezensionsstücke (-• Besprechungsexemplare). Wenn ein Verfasser für sein Werk keinen Verleger findet, kann er es selbst verlegen (-• Selbstverlag) oder einen anderen Verlag mit dem Vertrieb, mitunter auch mit der Herstellung beauftragen (-»• Kommissionsverlag). Der Verfasser (-» Urheber) eines Werkes

besitzt das geistige Eigentum an seinem Werk sowie das Recht auf seine wirtschaftliche Nutzung (letzteres räumt er meist durch Abschluss eines Vertrages einem Verleger ein) (-• Urheberrecht). Die Anzahl der Verlage ist in der Bundesrepublik Deutschland stark rückläufig mit zunehmender Tendenz zur Bildung von Großbetrieben. Verlagsalmanach Verlagsanteil

Almanach

Verlagsgewinn

Verlagsauslieferung. Viele Verlage liefern nicht selbst aus, sondern beauftragen spezielle Auslieferungsunternehmen damit. Durch die Zusammenlegung der Auslieferung mehrerer Verlage entstehen Vorteile wie gemeinsame Nutzung der Datenverarbeitung oder günstiger Einkauf der Verpackungsmaterialien. In der Regel fakturieren und liefern die Auslieferungen im Auftrag und im Namen des jeweiligen Verlags. Während die elektronisch übermittelten Bestellungen direkt in die EDV übernommen werden, werden die Bestellungen, die telefonisch, per -* Bücherzettel, Fax, Bestellschein und Reiseauftrag eingehen, am Bildschirm erfasst. Zusätzlich wird geprüft, ob bei der jeweiligen Sendung abweichende Rabatte und Zahlungsziele gewährt oder ein anderer Lieferweg gewählt werden müssen. Die Rechnung wird zusammen mit einem „Kommissionierzettel", der auch die Lagerplätze der einzelnen Titel enthält, ausgedruckt, geht dann ins Lager, wo die Sendung zusammengestellt, verpackt und anschließend einem Transportführer (Bücherwagen, Post, privater Paketdienst, Spediteur) übergeben wird. Verlagsband

Verlegereinband

Verlagsbuchhandel ist dasselbe wie Verlag, hebt sich jedoch deutlicher vom - Zeitschrift), die über Barsortiment und Sortiment vertrieben werden (siehe auch -> Veröffentlichung). Wie in den Bibliotheken die audiovisuellen und neuen Medien Einzug gehalten haben, so beeinflusst auch ein Wandel im Verlagsbereich den klassischen Buchhandel: Viele Verlage befassen sich nicht mehr ausschließlich mit herkömmlichen Verlagserzeugnissen in Papierform, sondern produzieren allein oder kombiniert mit Büchern und Zeitschriften Tonträger und Bildträger zu verschiedenen Interessengebieten (Sprachunterricht, Freizeitgestaltung u.a.). In der Belletristik sind die -• Hörbücher verbreitet. Wissenschaftliche Verlage und Fachverlage vertreiben, gekoppelt an die Printprodukte, audiovisuelle und elektronische Medien, Nachschlagewerke, Lexika, juristische Gesetzes- und Entscheidungssammlungen u.a. sowie Volltexte und Software. Während ein Teil der neuen Verlagserzeugnisse über Direktversand oder Computershops vertrieben wird, wird ihre Distribution teilweise vom Barsortiment und Einzelbuchhandel übernommen.

Jubiläumskataloge, sind für Sortiment und Bibliothek wertvolle Nachschlagewerke. Verlagsmarke -> Verlagssignet Verlagsneu. Ein Buch heißt verlagsneu, wenn es noch nicht im Privatbesitz oder im Besitz einer Bibliothek war. Gegensatz: antiquarisch (-> Antiquariat). Verlagsort. Der Verlagsort ist der Sitz des -• Verlages und ist im Buch als Bestandteil des -» Verlagsvermerkes angegeben, (siehe auch -> Erscheinungsort) Verlagsprodukte

Verlagserzeugnisse

Verlagsgewinn. Der Verlagsgewinn oder Verlagsanteil drückt in der Preiskalkulation eines Buches den Geschäftsgewinn des Verlegers aus. Er ist fiktiv, solange die Deckungsauflage nicht verkauft ist. Der Verlagsgewinn enthält auch die -> Risikoprämie.

Verlagsrecht. Das Verlagsrecht ist im weiteren Sinne die Gesamtheit der gesetzlichen Bestimmungen über das Verlagsvertragsverhältnis (-> Verlagsvertrag), im engeren Sinne das vom -»· Urheberrecht abgeleitete ausschließliche Recht des Verlegers zur Vervielfältigung und Verbreitung eines Werkes. Mit dem Verlagsvertrag überträgt der Urheber dem Verlag das ausschließliche Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung (Verlagsrecht) an einem Werk, in der Regel auch die -> Nebenrechte. Grundsätzlich gilt zwar das Prinzip der Vertragsfreiheit, doch hat der Verleger-Ausschuss des -> Börsenvereins des Deutschen Buchhandels mit dem -• Verband deutscher Schriftsteller (VS) Empfehlungen für den Abschluss von Verlagsverträgen vereinbart, die alle wesentlichen Bestimmungen des Verlagsvertrags für die Literaturbereiche Belletristik, Sachbuch sowie Kinder- und Jugendbuch umfassen. Beide Verbände empfehlen ihren Mitgliedern die Anwendung dieses Normvertrags. Mit dem Deutschen Hochschulverband wurde eine Vereinbarung über Vertragsnormen bei wissenschaftlichen Verlagswerken geschlossen. Außerdem wurde mit der Übersetzersparte des VS ein Übersetzer-Normvertrag abgeschlossen. Das Verlagsrecht ist in Deutschland geregelt durch das Gesetz über das Verlagsrecht vom 19.6.1901 (mit diversen Änderungen, letztmalig 2002).

Verlagskatalog. In einem Verlagskatalog verzeichnet ein ->• Verlag seine Produktion entweder vollständig oder zeitlich bzw. thematisch begrenzt. Vorläufer der Verlagskataloge waren die Bücheranzeigen des 15. Jh., die zumeist Einblattdrucke waren. Als Ergänzung zu den Verlagskatalogen erscheinen spezielle Prospekte. Verlagskataloge, besonders

Verlagssignet. Das Verlagssignet (Verlagsmarke, Verlegerzeichen, Signet) ist eine Haus- und Schutzmarke des Verlages, mit der auch weitgehend Werbung betrieben wird. Oft soll das Verlagssignet in Büchern, auf das Titelblatt und sonstige Drucksachen (Prospekte, Kataloge) gesetzt, das Verlagsprogramm symbolhaft zum Ausdruck bringen. Vorläu-

Verlagsgesetz - Verfasser für die Herausgabe eines Werkes geschlossen. Er hat im wesentlichen zum Inhalt: die Verpflichtung des Verfassers, dem Verleger das Werk zur Vervielfältigung und gewerbsmäßigen Verbreitung auf eigene Rechnung zu überlassen, und die Verpflichtung des Verlegers, das Werk zu vervielfältigen und zu verbreiten. Die vertraglichen Vereinbarungen gehen den gesetzlichen Bestimmungen (-> Verlagsrecht) vor. Nach letzteren hat der Verfasser Anspruch auf Honorar, ein bestimmte Anzahl von -> Freistücken und darauf, dass ihm der Verleger vorrätige Exemplare zum niedrigsten Preis überlässt. Verfasser und Verleger können vom Verlagsvertrag zurücktreten, wenn sich eine Partei eine Vertragsverletzung zuschulden kommen lässt: der Verfasser, wenn der Verleger die Neuauflage nicht innerhalb einer angemessenen, vom Verfasser zu setzenden Frist herausgibt, der Verleger, wenn der Verfasser mit der Ablieferung seines Werkes in Verzug gerät oder sein Werk nicht von vertragsmäßiger Beschaffenheit ist. Der Verleger hat das Recht, den -> Ladenpreis für jede Auflage zu bestimmen; er kann ihn auch während einer Auflage ermäßigen, sofern nicht dadurch berechtigte Interessen des Verfassers verletzt werden; zur Erhöhung des Ladenpreises während einer -> Auflage bedarf es der Zustimmung des Verfassers. Normaler Weise überträgt der Verfasser dem Verlag nicht nur das Hauptrecht zur Herstellung eines Buches, sondern auch die so genannten Nebenrechte, insbesondere das Recht, das Buch als Taschenbuch oder Sonderausgabe zu veröffentlichen, es übersetzen oder verfilmen zu lassen

bzw. im Internet oder als Multimedia-Anwendung zu verwerten. Verlagsvertreter. Der (in der Regel auf Provisionsbasis, seltener als Angestellter des Verlages mit festem Gehalt arbeitende) Verlagsvertreter sucht den -• Sortimentsbuchhändler auf und legt ihm Neuerscheinungen (-• Reisemuster) der von ihm vertretenen Verlage vor. Der Sortimenter erhält auf die bei dem Verlagsvertreter aufgegebenen Buchbestellungen einen erhöhten -> Reiserabatt. Verleger. Der „Verleger" war bereits im 14. und 15. Jh. derjenige Unternehmer, der aufgrund seiner Marktkenntnisse und seiner Kreditierfähigkeit Handwerker und Heimarbeiter mit der Herstellung einer Ware beauftragte, ihre Arbeit bevorschusste (das Geld „vorlegte", daher die Bezeichnungen: verlegen, Verleger, Verlag) und für den Verkauf der erzeugten Produkte sorgte. Als Verleger von Büchern ist deshalb die Bezeichnung Verlagsbuchhändler aussagekräftiger. (siehe auch -> Verlag, -> Verlagsrecht) Verlegereinband (Verlagseinband) wird der Einband eines Werkes genannt, der im Auftrag des Verlegers in seiner ganzen oder in einem Teil seiner Auflage angefertigt wird. Er wird meist maschinell hergestellt. Die Anfänge des Verlagseinbandes sind umstritten. Doch sind Beispiele bekannt, wonach u.a. der italienische Buchdrucker und Verleger Aldus Manutius (um 1450-1515), der Nürnberger Drukker, Verleger und Buchhändler Anton - Schriftenreihe. Verlegertitel. Der Verlegertitel ist der Titel einer ->· Verlegersammlung. Verlegerzeichen

Verlagssignet

Vermischte Schriften. Als vermischte Schriften bezeichnet man Bücher verschiedener Themen von einem oder mehreren Verfassern. 441

Vermittlungsschicht Vermittlungsschicht. Die Vermittlungsschicht (Schicht 3 des OSI-Schichtenmodell) stellt die Fähigkeit bereit, Netzverbindungen zwischen offenen Systemen aufzubauen, zu betreiben und abzubauen. Die Vermittlungsschicht bietet den Transportinstanzen Unabhängigkeit von Wegewahl- und Vermittlungsentscheidungen, die mit dem Aufbau und Betrieb einer Netzverbindung verbunden sind. Die Vermittlungsschicht hat also die Aufgabe, Pakete vom Sender-Host über die dazwischenliegenden Router zum Empfängerhost zu leiten. Dabei können insbesondere auch verschiedene Netzwerktypen (LANs, ISDN, ATM) dazwischenliegen. Weitere Funktionen der Netzwerkschicht sind u.a. Verbindungsauf- und Verbindungsabbau, Multiplexing und Überlastkontrolle. Neben der Adressierung und dem Verbindungsaufbau der Rechner findet hier auch das Routing (Weg der Dateneinheiten/Pakete) und eine evtl. Fehlerbehebung statt. Das Internet-Protokoll TCP/IP ist dieser Schicht zuzuordnen. Vernünftler, Der Vernünftler war die erste deutsche -» moralische Wochenschrift, die als „ein Auszug aus den engländischen Moral-Schriften" (-»Tatler und Spectator) in Hamburg von Johann --> Mattheson herausgegeben wurde und vom 31. Mai 1713 bis 30. Mai 1714 erschien. Veröffentlichung. (1) Veröffentlichung (Publikation) ist der Vorgang, durch den ein Werk der Öffentlichkeit durch öffentlichen Vortrag, durch Rede, Auffuhrung, Rundfunk- oder Fernsehsendung, Ausstellung u.ä. bekannt gemacht wird. Man spricht von Erscheinen (ein Werk ist erschienen), wenn das Werk in körperhafter Form durch Vervielfältigung hergestellt und der Öffentlichkeit zum Kauf angeboten wird. (2) Als Veröffentlichung (Publikation) wird ein Werk bezeichnet, das in körperhafter Form der Öffentlichkeit zugänglich ist. Die Formen, in welchen die Veröffentlichung erfolgt, nennt man Publikationsformen. Bei der Einteilung von Druckwerken nach Publikationsformen geht man (neben anderen Möglichkeiten) vielfach von formalen Merkmalen aus und unterscheidet: einbändige und mehrbändige Werke, Einzelwerke und Sammlungen, Sammelwerke, Verfasserwerke, anonyme Werke, Monographien, Fortsetzungswerke, fortlaufende Sammelwerke, Schriftenreihen, Periodika (Zeitungen, Zeitschriften, zeitschriftenartige Reihen), nicht im Buchhandel erschei442

nende Werke (-• amtliche Druckschriften von Behörden, Ämtern, Institutionen, -> Hochschulschriften, Firmenschriften und dgl.), Graue Literatur. Verpackungsdruck. Dieses Segment in der -> Druckindustrie ist eindeutig in den Bereich der „Unersetzlichen" zu rechnen. Aufkleber, Banderolen, Etiketten und Faltschachteln werden niemals durch virtuelle Medien zu ersetzen sein. Verramschen nennt man das Abstoßen eines beim Verlag unverkäuflichen Buches zu einem wesentlich niedrigeren Preis als dem ursprünglichen -> Ladenpreis an das -> Moderne Antiquariat. Durch das Verramschen erlischt der -> Verlagsvertrag, und das Werk gilt als vergriffen. Es darf ohne Abschluss eines neuen Vertrages nicht wieder, auch nicht teilweise (-»Titelausgabe) hergestellt werden. Versalien (lat.) ist in der Fachsprache des Buchdrucks die Bezeichnung für Großbuchstaben (-+ Kapitalbuchstaben). Gegensatz: Gemeine. In der Entwicklungsgeschichte der -> Schrift wurden die Versalien auch Kapitale (Kapitalis, Kapitalschrift) und -> Majuskeln genannt. Versandbuchhandel. Der Versandbuchhandel ist ein Zweig des -> Buchhandels, der durch Anzeigen und Prospekt- sowie Katalogversand wirbt und die Bücher aufgrund schriftlicher Bestellungen von seinem Lager und nach Abruf vom Verlag versendet. Vielfach ist der Versandbuchhandel mit dem -> Reisebuchhandel verbunden. In den letzten Jahren trat der Versandbuchhandel aus seinem Schattendasein mit Hilfe des Internet. In Deutschland erreichte er im Jahre 2005 ein Umsatzplus von 14 Prozent; die Online-Verkäufe betrugen damit immerhin rund 12 Prozent von denen in Buchhandlungen, (siehe auch -> Online-Buchhandel) Verschlüsselung. Die berühmteste Verschlüsselung überhaupt dürfte die von Gaius Julius Caesar sein. Er verschob jeden der 20 Buchstaben des lateinischen Alphabets um drei Stellen nach rechts. Da diese zyklische Vertauschung mathematisch wie eine Addition von drei funktioniert, nennt man das Verfahren auch Caesar-Addition. Die heute älteste bekannte Verschlüsselung stellt jedoch die Skytale von Sparta (5. Jh. v. Chr.) dar. Ein Holzstab wurde mit einem schmalen Band aus Pergament spiralförmig umwikkelt, der dann der Länge nach mit einer Nachricht

Verschlüsselung beschrieben wurde. Den Text auf dem abgewickelten Pergamentstreifen sollten nur die Generäle lesen können, die über Stäbe vom gleichen Durchmesser verfugten. Im 16. Jh. entwickelte Blaise de Vigenere die Caesar-Methode weiter, indem er den Verschiebungsbetrag fortlaufend änderte, es wird somit eine Folge von Zahlen als Schlüssel auf den -• Klartext angewendet. Das Vigenere-Verfahren machen sich die sogenannte Rotormaschinen wie die Enigma zu Eigen. Die Enigma bestand aus einer Kombination von bis zu acht austauschbaren Rotoren, die nach jedem Zeichen jeweils um einen anderen Betrag weitergeschaltet wurden. Zusätzlich besaß sie einen Reflektor, der dafür sorgte, dass jedes Zeichen zweimal in unterschiedlicher Richtung das Gerät durchlief, hinzu kam ein weiterer paarweiser Austausch von Zeichen, der je einmal am Anfang und am Ende der Operation durchgeführt wurde. Zum Schlüssel gehörte hier auch die Angabe, wie die Zeichenersetzung vorzunehmen war. Ist der Schlüssel genauso lang wie der zu chiffrierende Text, handelt es sich um das One-Time-Pad (Einmalblock)-Verfahren. Dies ist auch das einzige Verfahren, dessen Sicherheit bewiesen wurde. Natürlich muss bei diesem Verfahren jedes Mal ein neuer Schlüssel verwendet werden. Die meisten aktuellen Verschlüsselungsverfahren arbeiten mit einem weiteren Trick. In jedem Verschlüsselungsschritt werden nicht Zeichen für Zeichen, sondern ein längerer Klartextblock verarbeitet und durch den Geheimtextblock ersetzt, wobei jedes Klartextzeichen eines Blocks das gesamte Ergebnis beeinflusst. Dadurch werden Regelmäßigkeiten im Klartext über mehrere Zeichen hinweg verteilt (Diffusion). Ein Chiffrierungsschritt muss dabei so beschaffen sein, dass zwei Klartextblöcke, die sich nur in einem Zeichen unterscheiden, zu völlig unterschiedlichen Geheimtextblöcken führen. Diese Verfahren werden Blockverschlüsselungen genannt. Heute werden Methoden mit mindestens 8 Byte, also 64 Bit, verwendet. Symmetrische Verschlüsselung ist gleichsam die Grundform der Verschlüsselung. Sender und Empfänger haben sich dabei auf einen Schlüssel geeinigt (Secret Key) oder der Dechiffrierschlüssel lässt sich aus dem Chiffrierschlüssel berechnen und umgekehrt. Das bekannteste und am weitesten verbreitete symmetrische Verschlüsselungsverfahren ist der Data Encryption Standard (DES). Er wird unter anderem bei der Abwicklung von Bargeldauszahlungen mit

einer eurocheque-Karte verwendet. DES ist auf Standardrechnern in Wochen bis Monaten zu knacken. Anfang 1999 war es möglich, durch die Nutzung der Leerlaufzeit vieler per Internet verbundener Computer, eine durch DES verschlüsselte Nachricht innerhalb von 23 Stunden zu dechiffrieren. Erreicht wurde dies einfach durch das Ausprobieren aller möglichen Schlüssel (Brute-Force-Attack). Spezialrechner brauchen für die gleiche Aufgabe nur einen Bruchteil dieser Zeit. Der IDEA (International Data Encryption Algorithm) ist besonders in Software effizient umzusetzen, da alle Rechenvorgänge in 16Bit-Register durchgeführt werden. Ein weiterer Vorteil von IDEA ist, dass bei einer Schlüssellänge von 128 Bit Brute-Force-Attacken nicht mehr durchfuhrbar sind. Bei der symmetrischen Verschlüsselung besteht immer die Notwendigkeit den zu verwendeten Schlüssel über einen sicheren Kanal auszutauschen. Mitte der 1970er Jahre wurde ein Verfahren entwickelt, das dieses Problem löst, indem zum Chiffrieren ein anderer Schlüssel als zum Dechiffrieren verwendet wird (asymmetrische Verschlüsselung). Wer ein solches Verfahren nutzt, muss zunächst ein Paar zusammengehörender Schlüssel generieren. Einen der beiden Schlüssel hält er geheim (Private Key), den anderen gibt er der Öffentlichkeit bekannt (Public Key). Jeder, der nun eine verschlüsselte Nachricht an diese Person schicken will, besorgt sich deren öffentlichen Schlüssel, verschlüsselt seine Nachricht damit und verschickt den Geheimtext. Dieser so chiffrierte Text kann nur vom Empfanger mit seinem privaten Schlüssel dechiffriert werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass der Empfanger der Nachricht den Schlüssel vorgibt, nicht etwa der Sender. RSA ist das bekannteste PublicKey-Verfahren und ein Quasi-Standard im Internet. Das Prinzip beruht darauf, dass es kein Problem darstellt, zwei große Primzahlen miteinander zu multiplizieren, es aber praktisch unmöglich ist, aus dem Produkt wieder die beiden Faktoren zu ermitteln. Dabei ist zu beachten, dass die beiden Faktoren sich in ihrer Länge deutlich unterscheiden. In praktischen Anwendungen variiert das Produkt zwischen 512 Bits (geringe Sicherheit) und 2048 Bits (sehr hohe Sicherheit). Das Prinzip des ElGamalAlgorithmus beruht auf dem Problem des „diskreten Logarithmus". Eine Variante des ElGamal-Verfahrens ist der 1991 entwickelte Digital Signature Algorithm (DSA), der 1994 vom NIST zum Digital Signature Standard (DSS) erklärt wurde. Die Hybri443

Verso de Verschlüsselung kombiniert asymmetrische und symmetrische Verschlüsselungssysteme. Bei einem Verbindungsaufbau im Internet erzeugt der Sender einen zufalligen Sitzungsschlüssel (Session Key), mit dem er die Nachricht verschlüsselt. Der Session Key wird mit dem öffentlichen Schlüssel des Empfangers verschlüsselt und zusammen mit der verschlüsselten Nachricht verschickt. Der Empfänger kann dann mit seinem privaten Schlüssel den asymmetrisch chiffrierten Schlüssel dechiffrieren und so die symmetrisch chiffrierte Nachricht dechiffrieren. Durch diese Kombination (hybride Verschlüsselung) vereinigt man einen gesicherten, aber langsamen Schlüsseltausch mit einer schnellen, aber weniger sicheren Verschlüsselung, (siehe auch - Zertifizierungsinstanz) Verso (lat.), Abk.: v, ist bei mittelalterlichen, nach Blättern gezählten Handschriften die Kennzeichnung der Rückseite eines Blattes, und zwar durch hochgestelltes v, z.B. 10 v = Rückseite des 10. Blattes. Gegenteil: Recto Verstechen. Der feste Kauf von Büchern wurde schon Anfang des 16. Jh. durch den Tausch von Büchern, bemessen nach ihrer Quantität, verdrängt. Man bezeichnete das besonders auf den -> Buchmessen im 17. Jh. und in der ersten Hälfte des 18. Jh. übliche Tauschen von Büchern zwischen Drukkern und Verlegern (die zumeist in Personalunion zusammenarbeiteten) nach ihrem Umfang: Bogen (Druckbogen) gegen Bogen oder Buch gegen Buch, als Verstechen oder Changieren (von franz.: wechseln). Auf diese Weise wollte man den umständlichen Geldverkehr bei den verschiedenen Währungen vermeiden. Was die Drucker-Verleger durch das Eintauschen erhielten, war ihr „Sortiment", das sie ihren Kunden anbieten konnten. Dieser primitive Tauschhandel, der außerhalb der Messen bis zum Ende des 18. Jh. zu beobachten war, brachte eine Verschlechterung der Druckerzeugnisse mit sich, (siehe auch Buchhandel) Versteckte Bibliographie. Eine versteckte -» Bibliographie ist eine in einer Veröffentlichung enthaltene Bibliographie, d.h. die Veröffentlichung dient nicht ausschließlich dem Verzeichnen von Literatur. Gegenteil: Selbständige Bibliographie Versteigerung -> Auktion Verteilte Datenbank. Eine Verteilte Datenbank ist eine logisch einheitliche Datenbank, die physisch auf 444

mehrere Speicherorte verteilt ist. Das -» Datenbankmanagementsystem hat die Aufgabe, für die Koordination der Zugriffe auf die Datenbank zu sorgen und so schnelles Auffinden von Daten sowie Konsistenzwahrung zu sichern. Die Verteilung kann aus Speicherplatzgründen erfolgen oder die geographische Verteilung der Datenbankbenutzer abbilden. Verteilungsstruktur. Durch die Verteilungsstruktur wird die Anordnung sprachlicher und sachlicher Daten im lexikographischen Nachschlagewerk (-»• Enzyklopädie, -> Lexikon) erfasst. Diese Daten existieren nicht nur in den einzelnen Artikeln, sondern auch in Einleitung, Grammatik oder auch Rahmenartikeln (Sachinformationen in einer größeren Gesamtdarstellung). Wenn die Länge der einzelnen Artikel nicht über ein zugangsfreundliches, lesbares Maß wachsen soll, ist es vor allem in fachlich spezialisierten und inhaltlich klar definierten lexikographischen Nachschlagewerken sinnvoll, gesonderte fachliche Einleitungen oder Artikel zu erstellen. Daten zu einem Thema - repräsentiert durch ein -> Lemma - lassen sich damit an verschiedenen Stellen im lexikographischen Nachschlagewerk finden. Vertrag. Ein Vertrag ist ein Dokument, in dem ein Rechtsgeschäft, das durch Angebot und Annahme zu Stande kommt, schriftlich festgehalten ist. Vertraulichkeit. Das klassische Problem beim Austausch von Daten und Nachrichten ist die Vertraulichkeit (Privatheit bzw. Geheimhaltung). Der Inhalt soll nur autorisierten Personen zugänglich gemacht und vor anderen verborgen werden (siehe auch -» Authentifizierung). In diesem Fall kommt es darauf an, dass der Inhalt einer Nachricht vor Dritten geschützt ist. Dies lässt sich durch die Verfahren der -> Kryptographie realisieren. Vertreibender Buchhandel -> Verbreitender Buchhandel Vertreter

Buchvertreter;

Verlagsvertreter

Vertrieb. Der Vertrieb ist eine Abteilung im Verlag, die fur den Verkauf der Produkte an Händler und Kunden verantwortlich ist. Aufgaben sind u.a. die Abstimmung mit der -»• Verlagsauslieferung, die Betreuung der Kunden, die Annahme von Bestellungen, die Anleitung der ->· Verlagsvertreter, die Kalkulation und vor allem die Suche nach neuen Absatzmöglichkeiten.

Verwertungsgesellschaften Vervielfältigung. Die Vervielfältigung eines Manuskriptes hat den Zweck, dieses einem größeren Personenkreis zur Verfügung zu stellen, gleichgültig, in welchem Verfahren sie hergestellt wird (Druck, Xerographie, Fotokopieren, Abschrift u.a.). Vervielfaltigungsverfahren. Da der Buchdruck erst bei größeren Auflagen rentabel ist, werden zur -> Vervielfältigung von Texten in kleineren Auflagen billigere Methoden angewendet. Vor dem massenweisen Auftreten der preiswerten Kopiergeräte waren die häufigsten Vervielfältigungsverfahren die Schablonenvervielfältigung und der Kleinoffsetdruck. Im Unterschied zu dem meist auf Belichtung beruhenden Kopierverfahren arbeiten diese Vervielfältigungsverfahren mit Druckform und Druckfarbe. Bei der Schablonenvervielfältigung dient als Druckträger eine ->· Matrize (Schablone), die auf der Schreibmaschine ohne Farbband beschriftet werden kann. An den Anschlagstellen wird eine farbundurchlässige Schicht entfernt, so dass diese Stellen von der Farbe, die man mit einer Walze auf die Schablone drückt, bedruckt werden. Von einer Schablone können bis zu 1000 und mehr Abzüge hergestellt werden. Der Kleinoffsetdruck erfolgt wie der Offsetdruck, jedoch auf kleineren Druckmaschinen (Klein- oder Bürooffsetmaschinen), die für Büro und Bibliothek ausreichen. Druckträger sind je nach Auflage Papierfolien (kleinere und nur einmalige Auflage bis zu ca. 500 Stück) oder Metallfolien (bei Auflagen bis zu 30 000), die mit der Schreibmaschine mit einem Fettfarbband oder von Hand mit fetthaltiger Tusche beschriftet werden können. Nach Art des Offsetdrucks nehmen die Stellen der Druckfolie, die drucken sollen, die fetthaltige Druckfarbe an, während die anderen Stellen, mit Wasser oder Spezialflüssigkeit befeuchtet, sie abstoßen. Auch zur Herstellung von Wiedergaben einer Schwarz-WeißVorlage dient der Kleinoffsetdruck, indem das Textoder Zeichnungsoriginal auf fotomechanischem Wege auf eine Metallfolie übertragen und alsdann in dem Kleinoffsetdrucker vervielfältigt wird. Der Kleinoffsetdruck lieferte Abzüge von hoher Druckqualität und kam in Bibliotheken vielfach zur Anwendung, so zur Vervielfältigung von Katalogen, Titellisten, Formularen u.ä. Verwaltungskatalog -> Dienstkatalog Verweisstruktur. Die Verweisstruktur (Mediostruktur) enthält die Elemente, die von lexikogra-

phischen Daten auf andere (lexikographische) Daten verweisen in einer -> Enzyklopädie oder einem -> Lexikon. Verweise können explizit (siehe) oder implizit sein. Bei impliziten Verweisen sucht der Benutzer selbständig und ohne Hinweis an entsprechender Stelle weitere Daten; z.B. die Deklination eines Substantivs in der Grammatik. Im Druckbereich finden sich Verweise zwischen Lemmata, Verweise zu Umtexten und Verweise zu Daten außerhalb des lexikographischen Nachschlagewerks. Bei elektronischen lexikographischen Nachschlagewerken, besonders im Hypertextbereich, ist die Verweisstruktur ein wesentlicher Faktor vor allem des semantischen Kommentars. Mono- und bi- und multidirektionale Verweise (z.B. in -> XML) lassen sich ebenfalls nach diesen Kriterien strukturieren. Die Verteilungsstruktur greift durch Verweise z.B. auf Referenzwerke und Fachliteratur in den Artikeln auch in die Verweisstruktur über. Verweisung. (1) Verweisungen sind Auffindungshilfen für Eintragungen im -• Katalog. Im -•Alphabetischen Katalog können sie auf die Einordnungsstellen von Haupteintragung und - Pseudonym auf den wirklichen Namen [siehe-Verweisungen]), im -> Schlagwortkatalog von dem weiten (übergeordneten) Begriff auf die engeren (untergeordneten) Begriffe (siehe-auchVerweisungen), bei Synonymen von dem weniger häufig gebrauchten Ausdruck auf das angesetzte Schlagwort (siehe-Verweisungen). (2) In Büchern sind Verweisungen Hinweise auf Parallelstellen im gleichen Buch oder in einem anderen Werk, dann mit Aufführung seiner bibliographischen Angaben. Auch die verschiedenen Register können als Verweisungen auf Parallelstellen bezeichnet werden. Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst tungsgesellschaften

Verwer-

Verwertungsgesellschaften (VG) sind Zusammenschlüsse von Urhebern und Verlegern zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (-> Urheberrecht). Sie wurden in den meisten Kulturstaaten zunächst für Komponisten geschaffen. Die Rechte an Sprachwerken nimmt in Deutschland die seit 1958 in München tätige Verwertungsgesellschaft „Wort" (VG Wort) wahr. Sie erhält von der öffentlichen Hand 445

Verwertungsgesellschaft Musikedition die vertraglich vereinbarte Bibliotheksabgabe, die sie (nach Abzug von Verwaltungskosten, Zuweisungen an Sozialfonds) an die Autoren, Übersetzer, Verlage ausschüttet. Verwertungsgesellschaften sind Einrichtungen, die quasi eine Monopolstellung einnehmen und die Rechte der Urheber gegenüber den Rechteverwertern wahrnehmen. In Deutschland unterstehen die Verwertungsgesellschaften der Aufsicht des Deutschen Patent- und Markenamtes sowie dem Bundeskartellamt. Der Vergütungsanspruch des Urhebers gegenüber dem Hersteller und Importeur von Geräten und Bild- und Tonträgern wird von der GEMA und für den Sprachanteil von Hörfunk- und Fernsehsendungen von der VG Wort wahrgenommen. Die Erträge werden an die in ihnen organisierten Autoren verteilt. 1985 wurde auch für die Hersteller und Importeure von Fotokopiergeräten eine Vergütungspflicht in das Gesetz aufgenommenen. Wichtige Verwertungsgesellschaften sind: GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfaltigungsrechte), GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten; VG Wort (Verwertungsgesellschaft Wort), VG BildKunst (Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst); VG Musikedition (Verwertungsgesellschaft Musikedition); VG Media zur Verwertung der Urheber- und Leistungsschutzrechte von Medienunternehmen mbH. Verwertungsgesellschaft Musikedition -» Verwertungsgesellschaften Verwertungsgesellschaft Wort -• Verwertungsgesellschaften Verzeichnis. Ein Verzeichnis ist ein Nachschlagewerk mit Angaben zur Lokalisierung der verzeichneten Personen, Gegenstände oder Sachverhalte. Verzeichnis lieferbarer Bücher. Das Verzeichnis lieferbarer Bücher (V1B) wird seit 1971 durch den -»Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben und hat das Ziel, einen vollständigen Nachweis aller in Deutschland, Österreich und der Schweiz lieferbaren Bücher zu geben. Es umfasst heute fast eine Million Titeleinträge. Das V1B kann als Beispiel für die Koexistenz von gedruckter und elektronischer Publikation herangezogen werden. Seit 1989 gibt es das V1B auf CD-ROM. Es gehörte damit zu den CD-ROM-Pionieren. Das V1B ist seit 1997 auch im Internet zugänglich und zwar in zwei Funktionen: als endnutzerorientiertes und gebühren446

freies Recherche- und Vertriebsinstrument unter dem Namen Buchhandel.de und für die Verlage zur direkten Neuanmeldung von Buchtiteln und der Pflege des Titelbestands, (siehe auch Handelsbibliographie) VG Bild-Kunst

Verwertungsgesellschaften

VG Media zur Verwertung der Urheber- und Leistungsschutzrechte von Medienunternehmen mbH -• Verwertungsgesellschaften VG Musikedition

Verwertungsgesellschaften

VG Wort ->· Verwertungsgesellschaften Video- (lat.: video = ich sehe) wird in zusammengesetzten Wörtern gebraucht wie Videotext, Videoband u.ä. Videoband. Ein Videoband ist ein Kunststoffband mit einer magnetisierbaren Schicht als Speichermedium für Fernsehbilder und zugehörigen Ton. Wie beim Tonband gibt es auch Videobandkassetten, (siehe auch -»Videorecorder) Videorecorder. Ein Videorecorder (zu engl.: to record = aufzeichnen) ist ein Gerät zur Speicherung von Fernsehbildern (Videosignalen) und zugehörigem Ton durch Aufzeichnung der Bildpunkte und Tonsignale auf ein magnetisierbares Videoband. Videotex ist die international gebräuchliche Sammelbezeichnung für Formen der -• Telekommunikation, bei denen die Information auf Fernsehbildschirmen dargestellt wird. Unterschieden wird dabei zwischen broadcast videotex, gleichbedeutend mit Videotext (-• Teletext), und interactive videotex, gleichbedeutend mit dem ehemaligen - Titelvignette und die Schlussvignette (-> Cul-delampe). Vincente, Don Vincente (gest. 1836). Spanischer Mönch. Er floh zur Zeit der Klosterplünderungen 1830 aus dem Kloster Poblet in der spanischen Provinz Tarragona nach Barcelona, wo er ein Antiquariat eröffnete, dessen Grundstock die von ihm zuvor aus der eigenen Klosterbücherei und fremden Klosterbibliotheken gestohlenen Bücher bildeten. Don Vincentes leidenschaftliche Liebe für Buchraritäten ließ ihn zu einem Bibliomanenungeheuer werden. Da er einerseits zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes Bücher verkaufen musste, andererseits sich von wertvollen Büchern nicht trennen wollte, holte er sich die verkauften Unikate von seinen Kunden durch Raubmord in insgesamt zehn Fällen wieder zurück. Don Vincente, ein Schreckbild der Bücherwut, wurde 1836 zum Tode verurteilt und garottiert. Virales Marketing. Virales Marketing bezeichnet Strategien, die es Einzelpersonen erlauben, Marketing-Meldungen per E-Mail rasend schnell im -* WWW zu verbreiten (beste Beispiele hierfür sind der kostenlose E-Mail-Dienst Hotmail.com und das ,,Moorhuhn"-Spiel). Die strategischen Schlüsselfaktoren für den Erfolg des viralen Marketing sind das Verschenken von Produkten oder Dienstleistungen, die Möglichkeit einer einfachen Übertragung, das Ausnutzen der allgemeinen Verhaltensmuster der Kunden, die Verwendung bestehender Netzwerke sowie das Profitieren von fremden Ressourcen.

Virtuelle Bibliothek. Virtuelle (Fach)bibliothek wie der Term bei Global-Info, den DFG-Sonderprogrammen und in der Literatur verwendet wird - bedeutet, dass Wissenschaftler von ihrem Computer aus einen optimalen Zugang zu den weltweit vorhandenen elektronischen und multimedialen Volltext-, Literaturhinweis-, Fakten- und WWW-Informationen haben, einschließlich der dort vorhandenen Lehrmaterialien, SpezialVerzeichnisse zu Experten etc. Virtuelle Fachbibliotheken sind somit hybride Bibliotheken mit einem gemischten Bestand aus elektronischen und gedruckten (und ggf. noch anderen) Daten. Letztere sind über elektronische Dokumentbestell- und -lieferdienste erreichbar. Auf technischer Seite setzt dies im Netz zugängliche verteilte Datenbanken voraus, auf konzeptueller Seite die Integration verschiedener Informationsgehalte und Informationsstrukturen. In frühen Phasen des WWW wurde unter Virtueller Bibliothek ein lose organisiertes System fachlicher Linksammlungen verstanden. Bildet sich daraus eine als „dauerhafte Einrichtung" organisierte Website mit professioneller Informationsarchitektur, werden hier meist auch andere „bibliothekarische" Funktionen angesiedelt, wie die virtuelle Auskunft (ask-a-librarian-service) oder online Tutorials in Informationskompetenz etc. Frühe Formen von virtuellen Bibliotheken (z.B. die Internet Public Library „IPL") benutzten auch in ihrer Webpräsenz die bildliche Metapher der Bibliothek, (siehe auch -> Digitale Bibliothek) Virtuelle Realität. Die Virtuelle Realität bezeichnet das Eintauchen eines Benutzers in eine computergenerierte Parallel welt ohne Verbindung zur Außenwelt. Jaron Lanier erfand den Begriff, den Timothy Leary als neue Form der Halluzination beschrieb. Um eine virtuelle Szene abzubilden, sind Systeme mit einer hohen Leistungsfähigkeit notwendig - sogenannte Computer Graphics. Darüber hinaus müssen VR-Systeme die Interaktion in Echtzeit ermöglichen. Die drei wesentlichen Anwendungsbereiche für VR sind die -» Datenvisualisierung, z.B. das Virtual Prototyping von Flugzeugen, Remote-Anwendungen, z.B. entfernte medizinische Eingriffe eines Arztes sowie Trainingsanwendungen, z.B. das Astronautentraining. Visuell bedeutet: das Sehen betreffend, auf ihm beruhend. Audiovisuelle Medien 447

Vivian Vivian

Dedikation

V1B ->· Verzeichnis lieferbarer Bücher Vokabular. Ein Vokabular (lat.) ist (1) die Gesamtheit der Wörter eine Sprache, (2) ein Wörterverzeichnis, kleines Wörterbuch, (siehe auch ->· Sprachwörterbuch) Vokabularkontrolle ist die Anwendung von Regeln, die über die Zugehörigkeit von Elementen zu dem Vokabular bzw. über die Aufnahme von Elementen in das Vokabular einer -»• Dokumentationssprache entscheiden, (siehe auch Begriffliche Kontrolle) Volksausgabe -> Sonderausgabe Volksbücher ist eine durch Johann Joseph von -> Görres (1776-1848) gebräuchlich gewordene Bezeichnung für unterhaltende und belehrende Prosaschrifiten des ausgehenden Mittelalters. Die meisten Volksbücher gehen auf ältere beliebte Erzählstoffe zurück (Heldensagen und Ritterromane: Melusine, Schöne Magelone, höfische Epen: Herzog Ernst, Tristan, Legenden: Genovefa von Brabant, Tiergeschichten: Reineke Fuchs, Schwanksammlungen: Schildbürger, literarische Stoffe: Eulenspiegel, Dr. Faustus u.a.), die durch inhaltliche Veränderungen und Auflösung der Verse in Prosa dem Geschmack breiter Kreise angepasst wurden. Frühe Drucke der Volksbücher gab u.a. Heinrich Knoblochtzer in Straßburg heraus. Eine erste zeitgenössische Sammlung von Volksbüchern ist das bei dem Frankfurter Verleger Sig(is)mund -»Feyerabend 1587 erschienene „Buch der Liebe", das 13 beliebte Geschichten enthält. Die Volksbücher erschienen meist anonym, mit der Massenherstellung als billige Drucke und waren bis ins 19. Jh. fast ausschließlich bei den unteren Völksschichten weit verbreitet, so dass sie von den gelehrten Epochen (Gottsched, Lessing, Herder, Goethe u.a.) verachtet wurden. Erst die Romantik hat die Volksbücher wieder neu belebt. Johann Joseph von Görres wurde ihr erster Sammler und Herausgeber. Volksbücherei -» Öffentliche Bibliothek Vollbild. Ein Vollbild heißt eine Abbildung, die eine volle Buchseite bzw. den ganzen Satzspiegel einnimmt, z.B. eine Tafel. Gegensatz: -• Textabbildung 448

Vollständigkeit. Für Benutzer stellt es ein wesentliches Qualitätskriterium dar, wie viele relevante Dokumente ein Retrievalsystem auf eine Anfrage nachweist, d.h. wie vollständig das Retrievalergebnis ist. Diese Fähigkeit des Systems, relevante Dokumente zu selektieren, wird durch die Vollständigkeit (Recall) gemessen. Der Recall stellt die Anzahl der gefundenen relevanten Treffer geteilt durch die Anzahl der relevanten Dokumentationseinheiten insgesamt dar. Der Wertebereich des Recall liegt zwischen 0 und 1, wobei 0 das schlechteste Ergebnis und 1 das bestmögliche darstellt. Durch Multiplikation mit 100 lässt sich der Recall als Prozentwert interpretieren. Die Kritik, die am Recall geübt wurde, betrifft im wesentlichen die folgenden Punkte: Der Recall bezieht die Ballastquote nicht mit ein. Bei der -»• Effektivitätsmessung wird deshalb die Vollständigkeit oft mit der Messung der Genauigkeit (Precision) kombiniert. Da es bei umfangreichen Retrievalexperimenten nicht möglich ist, den gesamten Dokumentenbestand bezüglich jeder Anfrage/Aufgabe einer Relevanzbewertung zu unterziehen, muss für die Gesamtmenge im Nenner der Recall-Formel ein Schätzwert angenommen werden. (-• Relevanz, Signifikanz) Volltextdatenbank. Im Unterschied zur -> Referenzdatenbank, die nur Sekundärinformationen über Dokumente verzeichnet, enthalten Volltextdatenbanken den vollständigen Text und z.T. auch Bilder und/ oder Tabellen der Originalveröffentlichung. Pressedatenbanken mit den Artikeln von Tages- und Wochenzeitungen und Zeitschriften sind die wichtigsten Vertreter dieser -» Datenbank. Volumen (lat.; PL: Volumina) war bei den Römern die Bezeichnung für die (Papyrus-) Schriftrolle, später für ein Buch, einen Band oder Teil eines mehrbändigen Werkes. Von-Neumann-Architektur. Die am weitesten verbreitete und wohl bekannteste Rechnerarchitektur wurde von John von ->• Neumann entworfen. Sein schon 1945 zum ersten Mal vorgestelltes Konzept hat sich bis heute bewährt und bildet die Basis nahezu aller auf dem Markt befindlichen Rechnersysteme. Nach diesem Konzept besteht ein Rechner aus verschiedenen Komponenten bzw. Funktionseinheiten: Dem Rechenwerk, welches arithmetische Operationen und Befehle durchführt, dem -• Arbeitsspeicher, welcher Daten und Programmcode beinhal-

Vorwort tet, dem -> Steuerwerk, welches Befehle und Daten zwischen den Komponenten transportiert und die Arbeitsabläufe koordiniert sowie einem Eingabe- und Ausgabewerk, welches die Schnittstelle des Rechners nach außen bildet. Steuer- und Rechenwerk werden dabei unter der Bezeichnung Zentrale Recheneinheit (CPU) zusammengefasst. Nach Neumann muss ein Rechner universal einsetzbar sein, d.h. völlig unabhängig von bestimmten Aufgaben. Programme und Daten befinden sich im Arbeitsspeicher und sind binär codiert. Alle Befehle eines Programms sind durchnummeriert und werden, von einem Befehlszähler gesteuert, einzeln nacheinander (sequenziell) ausgeführt. Spezielle Sprungbefehle innerhalb der Programme ermöglichen es von der Sequenz abzuweichen. Erst die so ausgeführten Programme definieren die bestimmten Aufgabenstellungen und machen den Computer arbeitsfähig. Vorabdruck. Als Vorabdruck gilt die teilweise oder vollständige Veröffentlichung eines schriftstellerischen Werkes in einer Zeitung oder Zeitschrift, bevor es in Buchform erscheint. Durch den Vorabdruck ist das Werk im verlagsrechtlichen Sinne noch nicht erschienen (-• Erscheinen). Vorakzession ist ein mit der -*• Erwerbung durch Kauf verbundener Arbeitsvorgang in einer Bibliothek. Man versteht darunter die Gesamtheit der Prüfungen, ehe über die Anschaffung einer Schrift entschieden werden kann (z.B. ob das betreffende Werk schon in der Bibliothek vorhanden ist, etwa in anderer Ausgabe, Auflage, Sprache, ob es als Geschenk, im Tausch oder als Pflichtexemplar zu erwarten ist u.a.). Vorausbestellung

Sofortausleihe

Vorausexemplare heißen einzelne Exemplare eines Buches, die vor dem -> Erscheinungstermin zur Besprechung (-• Buchbesprechung) an Zeitungen oder Zeitschriften verschickt werden. Mitunter werden Vorausexemplare auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zugeleitet (ggf. als Widmungsexemplare), um von ihnen für die Werbung eine Beurteilung zu erhalten. Vorbestellung

Vormerkung (Vorbestellung)

Vordatierung. Am Ende eines Jahres erscheinende Bücher werden, um ihrem Veralten entgegenzuwirken, oft vordatiert, d.h. mit der neuen Jahresangabe versehen, (siehe auch -> Erscheinungsjahr)

Vorderschnitt oder Seitenschnitt eines Buches heißt der dem Buchrücken gegenüberliegende -> Buchschnitt. Auf dem Vorderschnitt von Büchern des 15. und 16. Jh. sind oft die Buchtitel aufgeschrieben, da zu jener Zeit die Bücher häufig liegend mit dem Vorderschnitt nach vorne aufbewahrt wurden, (siehe auch Buchschnittverzierung) Vormerkung (Vorbestellung). Ein von einer Bibliothek ausgeliehenes Buch (-• Ausleihbibliothek) kann von einem anderen Interessenten zur Ausleihe zum frühest möglichen Zeitpunkt (Ablauf der Leihfrist des verliehenen Buches) vorgemerkt oder vorbestellt werden. Vorrede

Vorwort

Vorsatz. Das Vorsatz (verkürzt aus „Vorsatzpapier") ist ein Doppelblatt im Buch, das mit der einen Hälfte an der inneren Seite des vorderen bzw. hinteren Buchdeckels und mit der anderen Hälfte nur mit einem schmalen Streifen an den ersten -> Bogen geklebt ist. Der an den Buchdeckel festgeklebte Teil des Vorsatzes bildet den Spiegel, das zweite, freie Blatt heißt das fliegende Blatt. Das Vorsatz dient zum Schutz der ersten und letzten Seite des Buchblocks und zu dessen Klebeverbindung mit der -> Einbanddecke. Das Vorsatz bestand ursprünglich aus -» Pergament (-> Makulaturforschung), dann aus Papier, zeitweilig aus Buntpapier, gelegentlich auch aus Stoff oder Leder. Heute ist es ein meist etwas kräftigeres weißes oder leicht getöntes Papier; manchmal ist es auch bedruckt, z.B. mit einer für die Lektüre des betreffenden Buches wichtigen Kartenskizze u.ä. Das Vorsatz bei Büchern ist um 1600 aufgekommen. Vortitel. Als Vortitel wurde nach den Preußischen Instruktionen der in einem Buch dem -> Titelblatt vorausgestellte Titel bezeichnet. Der > Schmutztitel ist ein Vortitel, oft auch ein Widmungstitel. Vorwort. In dem Vorwort, einer kurzen Vorrede in einem Buch, setzt der Verfasser Ziel und Absicht auseinander, die er mit seiner Veröffentlichung verfolgt. Auch sind ggf. Angaben über Mitarbeiter, Dank an Personen, die zum Entstehen des Werkes beigetragen haben, Hinweise auf frühere Auflagen u.a. im Vorwort enthalten. Das Vorwort steht im Buch meist unmittelbar im Anschluss an das -> Titelblatt auf einer besonderen Seite, bei wissenschaftlichen Büchern im sogenannten -> Titelbogen, (siehe auch -»· Einleitung, Geleitwort) 449

Vorzugsausgabe Vorzugsausgabe. Als Vorzugsausgabe gilt jede Ausgabe eines Buches, die sich hinsichtlich der Ausstattung von der gewöhnlichen Ausgabe unterscheidet. Speziell bilden für den Bibliophilen Exemplare einer Liebhaberausgabe, die noch kostbarer als die einfache Liebhaberausgabe ausgestattet sind, eine Vorzugsausgabe. Vorzugsausstattung. Eine Vorzugsausstattung umfasst alle diejenigen Besonderheiten, durch die sich ein Buch hinsichtlich seiner ->· Ausstattung von der gewöhnlichen Ausgabe unterscheidet, (siehe auch -»Vorzugsausgabe)

450

Vorzugspreis -+ Sonderpreise. Vossische Zeitung. Berliner Tageszeitung. Sie ist aus einer titellosen - XML, die Normung von Style Sheets (z.B. -• Cascading Style Sheets, XSL), die Ontologiesprache -> OWL oder die Initiative Semantisches Netz zurück. Wachstafel

Beschreibstoffe

Wahrsagungsbücher -• Losbücher Walbaum, Justus Erich (1768-1837). Schriftkünstler, Typograph, Stempelschneider und Schriftgießer. Erkaufte 1786 eine Schriftgießerei in Goslar, die er 1803 nach Weimar verlegte. Er schuf u.a. die nach ihm benannten Schriften Walbaum und WalbaumFraktur. Die Walbaum ist neben der Bodoni und der Didot eine der bedeutenden klassizistischen Antiqua-Schriften. Sie wird gerne für Zeitungen verwendet. Walker, Emery (1851 -1933). Englischer Buchdrukker und Typograph. Doves Press, Keimscott Press Wälzer ist eine scherzhafte Lehnübersetzung vom lateinischen volumen = Buch, Band und volvere = wälzen und bedeutet ein umfangreiches Buch. Diese Bezeichnung ist erstmals 1768 nachweisbar. WAN

Rechnernetzwerk

Wanderbuchbinder -> Buchbinder Wanderdrucker -> Buchdruck Wandsystem -> Saalbibliothek; -» Bibliotheksgebäude Wandzeitung. Die Wandzeitung ist eine besondere Art der Informationsvermittlung. Sie ist eine an die Wand geschlagene handgeschriebene oder vervielfältigte, oft bebilderte Mitteilung einer Organisation oder eines Einzelnen. Besonders bekannt

wurde die seit 1949 als Mittel zur politischen Diskussion dienende chinesische Wandzeitung. Warenhausbuchhandel. Der Warenhausbuchhandel ist eine besondere Form des Buchhandels. Er vertreibt neben normal preisgebundenen Büchern im Preis niedrig gehaltene Bücher an ein breites Publikum. Oft werden Restauflagen oder eigens fur den Warenhausbuchhandel hergestellte Ausgaben angeboten. Wissenschaftliche Werke werden nur in Ausnahmefallen angeboten; vorherrschendes Produkt ist das Taschenbuch. Der Warenhausbuchhandel ist gegen Ende des 19. Jh. entstanden, als die ersten Warehäuser von Hermann Tietz oder Georg Wertheim in Berlin eröffnet wurden. Er gehört zu den sogenannten buchhändlerischen Wiederverkäufern. Waschzettel. Der Waschzettel ist eine kurze, sachliche Darstellung von Inhalt und Zweck eines Buches, die vom Verleger in Form eines Zettels den -> Besprechungsexemplaren beigelegt wird. Der Waschzettel wird häufig unverändert als -> Klappentext auf dem ->• Schutzumschlag abgedruckt. Die Bezeichnung Waschzettel leitet sich von dem Zettel her, der der Wäsche für die Wäscherei beigegeben wird. Wasserzeichen sind im Papier durchscheinende Zeichen (Buchstaben, Namen, Figuren), die als Kennzeichen für die Herkunft des Papiers, aber auch zur Sicherung gegen Fälschungen (bei Banknoten, Urkunden u.ä.) dienen. Fast alle alten abendländischen Papiere seit dem 13. Jh. zeigen Wasserzeichen. Das älteste Wasserzeichen ist aus dem Jahre 1282 in Bologna nachgewiesen. Mit Hilfe von Wasserzeichen ist es häufig möglich, alte Papiere nach ihrer örtlichen Herkunft und ihrer Entstehungszeit festzulegen sowie alte Druckerzeugnisse ohne Zeitangabe zu datieren. Wasserzeichen geben oft Auskunft über die Papiermühle, die Papiermacher und damit über den Zeitraum der Herstellung des Papiers. Sie stellen ein wichtiges Hilfsmittel bei der Datierung von Dokumenten und Grafiken dar. Historische Sammlungen von Wasserzeichen sind im -> Deutschen Buch- und Schriftmuseum Leipzig und 451

WBG in der Wasserzeichenkartei des Landesarchivs Baden-Württemberg zu besichtigen. Man unterscheidet echte, halbechte und unechte Wasserzeichen. In Analogie zu Wasserzeichen in Papier spricht man auch von „Digitalen Wasserzeichen", um in Medien wie Bildern, Audio- oder Videoprodukten Codierungen anzubringen, die nicht manipulierbar sind und damit einen gewissen Kopierschutz gewährleisten sollen. W B G -• Wissenschaftliche Buchgesellschaft Web Design - Pfennig-Magazin heraus. 1834 gründete er einen Verlag für illustrierte Literatur und ließ am 1.7.1843 die erste deutsche Illustrierte, die „Leipziger Illustrirte Zeitung" erscheinen. (2) Hans von (1872-1924). Verlagsbuchhändler. Er gründete 1906 in München einen Verlag, in dem Rudolf -» Koch und Fritz Helmuth -+ Ehmcke mitwirkten, beschäftigte auch Künstler wie z.B. Alfred Kubin, verlegte die Zeitschriften „Hyperion" (1908-1910), gestaltet von Walter -> Tiemann, und „Zwiebelfisch" (1909 ff.) und ließ für einen kleinen Kreis fester Abnehmer aufs beste und sorgfältigste hergestellte und ausgestattete Drucke erscheinen (Hundertdrucke, Hyperiondrucke, Dreiangeldrucke), (siehe auch -• Tempel-Verlag) Web-Katalog/Verzeichnis. Web-Kataloge bzw. Verzeichnisse enthalten Referenzen (Links) auf Dokumente und Einstiegspunkte im Internet und sind thematisch in hierarchisch angeordnete Rubriken organisiert. Die verlinkten Objekte werden vor der Aufnahme in den Web-Katalog einer redaktionellen Begutachtung unterzogen, so dass nur auserwählte Dokumente bzw. Einstiegspunkte referenziert werden. Immer mehr Betreiber verlangen für die Aufnahme bzw. schon für die reine Begutachtung (-» Paid Submission) vorgeschlagener Objekte eine Gebühr. Die Suche über Web-Kataloge/Verzeichnisse verläuft in der Regel über Navigation durch die verschiedenen Rubriken. Bei größeren Anbietern wie z.B. Yahoo wird auch eine einfache Stichwortsuche, basierend auf den Referenz- und Rubrikbezeichnungen (d.h. keine Suche innerhalb der referenzierten Objekte selbst) angeboten. 452

Weblog

Blog

Web-Roboter. Die Größe des - Tempel-Verlag) Weiße Kunst. Als „weiße Kunst" gilt die Kunst des Papiermachers im Gegensatz zur „schwarzen Kunst" des Druckers. Weißkunig. Als Fortsetzung des Theuerdank war das nach Anweisungen Kaiser -> Maximilians I. entstandene und um 1516 abgeschlossene allegorischautobiographische Prosawerk „Weißkunig" (nach dem weißen Harnisch, den Maximilian im Turnier und in der Schlacht trug) gedacht, dessen endgültige Gestaltung Marx -• Treitzsaurwein übernahm. Die Illustration durch Holzschnitte hatten vor allem Hans Burgkmair d.Ä. und Leonhard -> Beck besorgt. Von dem Werk wurde jedoch nichts gedruckt; erst 1775 wurde es bei Joseph Lorenz -> Kurzböck in Wien in Druck gegeben. Welttag des Buches. Der Welttag des Buches (World Book and Copyright Day) wird seit 1995 jeweils am 23. April auf Initiative der UNESCO zur Förderung des Lesens, der Bücher, für die Kultur des geschriebenen Wortes und auch für die Rechte ihrer Autoren veranstaltet. Der 23. April ist der Todestag von William Shakespeare, Miguel de Cervantes sowie der Geburtstag des isländischen Literaturnobelpreisträgers Halldor Laxness und des Schriftstellers Vladimir Nabokov, gleichzeitig der Namenstag des katalanischen Volksheiligen St. Georg. In Deutschland werden an diesem Tage vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der -> Stiftung Lesen spezielle Aktionen durchgeführt (z.B. Spendenaktionen für die Lese- und Schulforderung

in Afrika). Der Welttag des Buches geht auf eine alte katalanische Tradition zurück, am Namenstag des Volksheiligen Sant Jordi (Sankt Georg) Bücher zu verschenken. Welturheberrechtsabkommen. Die Bemühungen, einen weltweiten Urheberrechtsschutz zu erreichen, fanden ihren Niederschlag in dem am 16.9.1955 in Kraft getretenen Welturheberrechtsabkommen (revidierte Fassung vom 24.7.1971). Die veröffentlichten Werke der Angehörigen eines vertragschließenden Staates sowie die zuerst in dem Gebiet eines solchen Staates veröffentlichten Werke genießen in jedem anderen vertragschließenden Staat den gleichen Schutz, den dieser andere Staat den zuerst in seinem eigenen Gebiet veröffentlichten Werken seiner Staatsangehörigen gewährt. Kein Vertragsland braucht jedoch eine längere Schutzfrist einzuräumen, als dem betreffenden Werk im Ursprungsland zuerkannt wird, (siehe auch Berner Übereinkunft, Urheberrecht) Wendelin von Speyer. Deutscher Drucker in Venedig. In Italien wurde ab 1469 besonders Venedig Zentrum des Buchdrucks. Wendelin von Speyer und sein Bruder Johannes eröffneten dort die erste Drukkerei. Er führte nach dem Tode seines Bruders Johann von Speyer 1470 seine Presse weiter und druckte 1471 die erste -> Bibel in italienischer Sprache. -» Rotunda Wenßler, Michael. Frühdrucker in Basel. Er begann 1472 in Basel zu drucken. Wegen finanzieller Schwierigkeiten floh er 1491 aus der Stadt. Wenßler druckte theologische und juristische Werke von hervorragender Qualität. Werbedruck. Dieses auch häufig mit dem Begriff Akzidenzdruck belegte Segment umfasst zum Beispiel Anzeigenblätter, Beilagen, Broschüren, Kataloge, Direct Mails, und Geschäftsdrucksachen. Diese Produkte lassen sich also überwiegend den „Wachstumsstarken" in der Druckindustrie zuordnen. Der Werbedruck bildet das wachstumsstärkste Segment und bietet damit das größte Potenzial für die Druckmedien, aber auch große Chancen auf neuen Märkten zu bestehen. Werbender Buch- und Zeitschriftenhandel. Der werbende Buch- und Zeitschriftenhandel widmet sich außer dem Einzelverkauf von Büchern und Zeitschriften vornehmlich dem Abonnementgeschäft mit Hilfe von Vertretern. 453

Werk Werk steht vielfach synonym für Buch. Doch bezeichnet man im allgemeinen umfangreichere und mehrbändige Bücher als Werke. Dabei wird die Bezeichnung nur für das gesamte Werk, nicht für die einzelnen Bände gebraucht. Urheberrechtlich wird jede originale wissenschaftliche und künstlerische Schöpfung, auch das noch nicht vervielfältigte Manuskript als Werk benannt. Werk ist eine persönliche geistige Schöpfung im Sinne des § 2 Abs. 2 Urheberrechtsgesetzes und damit wichtigstes Schutzgut des gesamten -> Urheberrechts. Werkbibliothek. Werkbibliotheken sind die von Wirtschaftsunternehmen, besonders von großen Industriebetrieben, unterhaltenen Büchereien, die die Werksangehörigen zum Zwecke ihrer Freizeitgestaltung sowie Aus- und Fortbildung mit unterhaltender und belehrender Literatur bis hin zum Fachbuch versorgen. Sie sind von den Spezialbibliotheken der Wirtschaft zu unterscheiden, die für Forschungs- und Entwicklungszwecke betrieben werden. Werkbücherei -> Werkbibliothek Werkdruck. Unter Werkdruck versteht man den Druck von Büchern, auch Werke genannt, im Gegensatz zum Druck von Zeitungen, -> Zeitschriften und Akzidenzen. Werkschrift ist die Bezeichnung für alle Schriftarten, die in erster Linie für den Druck von Büchern (Werk) verwendet werden, (siehe auch ->· Brotschrift) Werkzeitschrift -> Kundenzeitschrift (Anzeigen-, Haus-, Werkzeitschrift) Werther-Effekt bezeichnet ein Phänomen, das auf Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werther" Bezug nimmt. In dem Roman nimmt sich Werther aus Liebeskummer das Leben, worauf es nach Veröffentlichung des Werkes zu zahlreichen Nachahmungsselbstmorden kam. Mit Hinweis auf diese Erscheinung gibt es gelegentlich Absprachen mit den Medien, über Suizide nur zurückhaltend zu berichten. Westermann, Georg Westermann KG Verlagsbuchhandlung. Sie wurde 1838 von Georg Westermann (1810-1879) in Braunschweig gegründet. Der Verlag betreute u.a. die Werke von Wilhelm Raabe und Theodor Storm. Heute verlegt er Schulbücher, Wörterbücher, Lehrmittel, Atlanten, Karten, Werke der Pädagogik, Geschichte, Zeitschriften, u.a. die Kul454

turzeitschrift „Westermanns Monatshefte" (Titel variierte) (1856-1987). Zum Unternehmen gehören heute Verlage wie Diercke, Schroedel, Diesterweg, Schöningh und Winklers. Der erste Schulatlas erschien 1853, im Jahre 1883 wird der berühmte Diercke-Schulatlas veröffentlicht. Westgotische Schrift

Gotische Schrift

Who's who (engl.: Wer ist wer?) ist ein englisches periodisch erscheinendes biographisches Zeitgenossenlexikon (seit 1848) (-• Biographie.) Es ist Vorbild für eine Reihe ähnlicher Veröffentlichungen geworden, die meist durch ihre Titelfassung die Zugehörigkeit zu dieser Art Lexikon erkennen lassen (Wer ist's? Wer ist wer? Chi' e? Wie is dat? u.ä.). Das Who's who erscheint seit 1899 auch für die Vereinigten Staaten, seit 1906 für Australien, seit dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls für die meisten europäischen Länder, z.B. für Deutschland (seit 1956), Österreich (seit 1953), die Schweiz mit Liechtenstein (seit 1950), für Frankreich (seit 1953), auch für die Sowjetunion (seit 1961). Außerdem gibt es internationale Ausgaben und Fachausgaben, z.B. für die katholische Welt, für Politik, bildende Kunst, Musik. Die Totenlisten mehrerer amerikanischer Who's who-Ausgaben werden zusammengefasst in „Who was who in America" (seit 1943). Widerdruck. Als Widerdruck gilt das Bedrucken der Rückseite des -» Druckbogens, (siehe auch Schöndruck) Widmung -• Dedikation Widmungsexemplar. Widmungsexemplare sind -» Vorausexemplare eines Buches, die der Verleger und/ oder der Verfasser bekannten Persönlichkeiten, nicht selten aus propagandistischen Gründen, schenkt. Dabei wird oft auf den Schmutztitel eine handschriftliche Widmung eingetragen, (siehe auch Dedikation) Widmungstitel Wiederverkäufer käufer

Dedikation Buchhändlerische Wiederver-

Wiegand, Willy (1884-1961). Buch- und Schriftkünstler. Er war Mitbegründer und Leiter der -»Bremer Presse, deren Schriften er entwarf. Wiegendrucke -> Inkunabeln

Wirtschaftszeitschrift Wiemeler, Ignatz (1895-1952). Buchbinder. Er trug zur Erneuerung der modernen deutschen Einbandkunst bei. Die meisten von Wiemeiers Einbänden befinden sich im Klingspor-Museum, Offenbach/ Μ. und im Gewerbemuseum, Basel. Wiener Hofbibliothek -> Österreichische Nationalbibliothek Wikipedia. Bei der online zugänglichen Enzyklopädie Wikipedia handelt es sich um ein offenes Gemeinschaftsprojekt. Jeder kann über das -> Internet nicht nur Artikel lesen, sondern sogar ohne Anmeldung neue Artikel schreiben und vorhandene Artikel bearbeiten. Die Wikipedia basiert auf dem Konzept der sogenannten Wikis, das sind im -> WWW veröffentlichte Webseiten, die von den Benutzern direkt am Bildschirm in einer Editbox verändert werden können. Das 2001 in den USA ins Leben gerufene Projekt existiert mittlerweile in mehr als 220 Sprachen. Im Oktober 2006 überschritt der Umfang des Gesamtprojekts die Grenze von 5 Millionen Artikeln, bei der deutschsprachigen Wikipedia sind es nahezu 500 000 Artikel. Mit der „Wikipedia" ist das Experiment geglückt, dass unterschiedliche Autoren, teilweise renommierte Wissenschaftler, die sich persönlich überhaupt nicht kennen, ohne eine zentrale Redaktion zusammen arbeiten. Die Artikel sind nicht namentlich gekennzeichnet und eine redaktionelle Bearbeitung findet nicht statt. Verantwortlich für den Inhalt der Artikel zeichnet vielmehr die Wikipedia-Community als Ganzes. Das Projekt bezeichnet sich als freie Enzyklopädie, weil alle Inhalte unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation stehen; diese räumt jedermann das Recht ein, die Inhalte unentgeltlich - auch kommerziell zu nutzen, zu verändern und zu verbreiten. Wilke, Rudolf (1873-1908). Zeichner. Er war einer der wichtigsten Mitarbeiter des Simplicissimus. Wilier, Georg (um 1515-1594). Buchhändler in Augsburg. -»Messkataloge Wilmanns, August (1833-1917). Bibliothekar. Er war Schüler von Friedrich Ritsehl und Professor der klassischen Philologie in Freiburg/Br., Innsbruck, Kiel und Königsberg. 1874 wurde er Oberbibliothekar in Königsberg, 1875 in Göttingen. 1886-1905 war er Generaldirektor der Königlichen Bibliothek in Berlin (-• Preußische Staatsbibliothek), deren Entwicklung er energisch forderte. Wilmanns war Berater von Friedrich -»Althoff.

Windows

Betriebssystem

Winkelhaken. Der Winkelhaken ist ein winkelrechtes Werkzeug aus Stahl, Zink, Neusilber oder Aluminium mit verstellbarem Winkelstück (Frosch), das auf die jeweilige Satzbreite eingestellt werden kann. Es ist in verschiedenen Längen verfügbar. Der Handsetzer reiht in dem Winkelhaken die Buchstaben zu Wörtern aneinander und schließt die Zeilen mit ->· Blindmaterial auf genau gleiche Breite aus. Wirtschaftsdatenbank. Über einen Datenbankanbieter (-• Host) oder direkt vom Produzenten in elektronischer Form kommerziell angebotene -» Datenbank mit wirtschaftlichen bzw. unternehmensrelevanten Inhalten. Wirtschaftsdatenbanken können als bibliographische, Volltext-, Fakten- oder statistische Datenbanken strukturiert sein. Die Inhalte entsprechen dem Themenspektrum der -> Wirtschaftsinformation. (siehe auch GENIOS) Wirtschaftsinformatik. Die Wirtschaftsinformatik befasst sich mit der Konzeption, Entwicklung, Einführung, Wartung und Nutzung von Systemen, in denen die computergestützte Informationsverarbeitung im Unternehmen angewendet wird. Die Wirtschaftsinformatik versteht sich als interdisziplinäres Fach zwischen Betriebswirtschaftslehre und ->• Informatik und enthält auch informationstechnische Lehr- und Forschungsgebiete. Wirtschaftsinformation. Unter Wirtschaftsinformation versteht man einerseits Informationen über das Wirtschaftsgeschehen, andererseits auch Informationen für die „Wirtschaft". Für Unternehmen bedeutet Wirtschaftsinformation in erster Linie Geschäftsinformation, Informationen also, die bei der zielorientierten Unternehmensführung, bei der Planung und Steuerung operativer Abläufe und bei der Beurteilung der Märkte und Marktchancen unterstützen. Im Sinne dieser unternehmensrelevanten Information umfasst Wirtschaftsinformation ein weitgefächertes Themenspektrum, das Märkte, Produkte, Unternehmen, Technologien, Managementfragen, Länderdaten und vieles mehr umfasst, (siehe auch Wirtschaftsdatenbank, -> GENIOS) Wirtschaftszeitschrift. Wirtschaftszeitschriften sind Fach-, Berufs-, Verbandszeitschriften für Industrie, Handel, Geldwirtschaft, Gewerbe, Handwerk, Landwirtschaft sowie allgemeinwirtschaftliche Blätter. 455

Wirtschaftszeitung Wirtschaftszeitung. Wirtschaftszeitungen sind börsentäglich erscheinende Blätter zur aktuellen Wirtschaftsberichterstattung und -kommentierung; sie enthalten meist einen politischen und einen kulturellen Teil. Wissen. Unter Wissen versteht man im Bewusstsein verfügbare Kenntnisse über Gegenstände, Sachverhalte, Personen, Ereignisse, Methoden, Regeln etc. einschließlich des zugehörigen lebensweltlichen (historischen) Begründungszusammenhangs - im Unterschied zu bloßen Meinungen, Vermutungen verknüpft mit der Einsicht in ihre Gewissheit, die (objektiv) auf Tatsachenfeststellung, logischen, wissenschaftlichen Kriterien bzw. (subjektiv) auf Intuition oder eigener Anschauung beruht. Wissen ist intersubjektiv (in Raum und Zeit) austauschbar, wenn seine (mentale) begriffliche Form durch ein (adäquates) Symbolsystem einen sinnlich erfahrbaren Ausdruck erhält. Damit kann Wissen auch als eine Information interpretiert werden, die auf Grund von Erfahrung oder durch logische Ableitung begründet ist. Wissen stammt etymologisch von lat. videre = sehen; mhd. wizzen eigtl. = gesehen haben, durch eigene Erfahrung oder zuverlässige Mitteilung Kenntnis von etwas haben, so dass man zuverlässige Aussagen machen kann. Nach F. Bacon bedeutet richtig zu wissen, durch Gründe zu wissen, und auch Descartes versteht unter Wissen eine Erkenntnis der Wahrheit aus ihren ersten Ursachen. Wissen ist vorhersagbare Information auf der Empfangerseite (eintreffende Information). Obwohl das englische Wort knowledge als die korrekte Übersetzung des deutschen Wortes Wissen angesehen werden muss, darf nicht übersehen werden, dass sich im Deutschen auch das Wort Wissenschaft daraus ableitet, womit das englische Science eingeschlossen ist. Wissen wird als Phänomen kognitiver Systeme aufgefasst, das als Gesamtheit der Kenntnisse, Erfahrungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wertvorstellungen verstanden wird. Damit stellt es einerseits den Strukturrahmen für die Aufnahme, Bewertung und Eingliederung neuer Erfahrungen und Informationen, andererseits ist es handlungsleitend für Individuen. Wissen kann darüber hinaus als emergentes Phänomen in kollektiven Systemen (beispielweise Systeme der Organisation) auftreten. In Unternehmen wird Wissen vielfach in Form von Information in Dokumenten und Informationssystemen gespeichert, die damit eine wichtige Unterstützungsfunk456

tion für das -> Wissensmanagement bieten. Auf der organisationalen Ebene fließt Wissen in Routinen, Prozesse oder Normen ein. Wissensbasiertes System. Ein wissensbasiertes System enthält Wissen über ein Anwendungsgebiet, welches notwendig ist, um die intendierte Funktionalität zu realisieren. Das Wissen ist explizit in Symbolstrukturen in einer dedizierten Teilkomponente des Systems - der ->• Wissensbasis - repräsentiert. Das Wissen kann deshalb inspiziert und verändert werden sowie durch Wissen über ein anderes Anwendungsgebiet ausgetauscht werden. Die Untersuchung von Methoden und Techniken zur Erstellung wissensbasierter Systeme erfolgt im Gebiet ->• Künstliche Intelligenz. Wissensbasis. Eine Wissensbasis ist eine Sammlung von Wissen, das in einer geeigneten Darstellung formalisiert wird, um Schlussfolgerungen ziehen zu können (-• Expertensystem, -> Wissensbasiertes System). Typischerweise wird dabei das Wissen in Form von Erzeugungsregeln ausgedrückt und stellt den heuristischen Zugang dar, den ein Experte oder Praktiker im Verlaufe der Problemlösung entwickelt hat. Andere Formalismen für die Wissensdarstellung sind logische Algorithmen, -> Semantische Netze und Frames. Wissenschaftliche Bibliothek. Als Wissenschaftliche Bibliotheken bezeichnet man die Bibliotheken, die ihre Arbeit auf das wissenschaftliche Studium und die Forschung ausrichten. Viele der Wissenschaftlichen Bibliotheken spezialisieren sich auf ein oder mehrere wissenschaftliche Fachgebiete, beispielsweise als Fachbibliothek. Im deutschen Bibliothekswesen wird die Wissenschaftliche Bibliothek von der Öffentlichen Bibliothek unterschieden. Allerdings sind die meisten wissenschaftlichen Bibliotheken auch öffentlich zugänglich sind und dienen der allgemeinen Informationsversorgung. Zu den Wissenschaftlichen Bibliotheken zählen Nationalbibliotheken, -> Staatsbibliotheken, Landesbibliotheken, Regionalbibliotheken -> Universitäts- und Hochschulbibliotheken, -• Zentrale Fachbibliotheken, Forschungsbibliotheken, Parlaments-, Behörden· und Gerichtsbibliotheken, Fach- oder Spezialbibliotheken. Die großen wissenschaftlichen Bibliotheken sind - Öffentliche Bibliothek) Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG). Die Gesellschaft wurde 1949 in Darmstadt von einigen Professoren gegründet und entwickelte sich von einem „Hilfe-zur-Selbsthilfe"-Projekt schnell zu einer beachtlichen Gesellschaft. Inzwischen hat sie mehr als 140 000 Mitglieder weltweit und bietet Bücher, Neue Medien, Musik-CDs oder Kunstobjekte bis hin zu Vorträgen an. Die WBG ist nicht kommerziell ausgerichtet, sondern verwendet ihre Gewinne zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur. Wissenschaftlicher Bibliothekar - Informationsethik verfolgt die Zielsetzung, Bedingungen der Möglichkeit eines inklusiven und gerechten Umgangs mit -> Wissen und Information auszuloten. Dabei spielt der Gedanke der Nachhaltigkeit eine Rolle. Wissensökologie bezieht die für Ökologie allgemein grundlegende Idee der Nachhaltigkeit nicht allein auf die natürlichen Ressourcen, sondern schließt den nachhaltigen Umgang mit den intellektuellen Ressourcen mit ein. Wissensorganisation. Als Wissensorganisation wird eine Kombination aus Verfahren, Techniken und Regeln beschrieben, die das Wissen im Innern einer Körperschaft organisiert. Damit ist die organisatorische Interventionsebene von Wissensmanagement angesprochen. Eine Form, Wissensmanagement zu organisieren und einen ganzheitlichen Rahmen zu geben, ist die Übertragung der Marktmetapher auf die intraorganisationale Ebene. Ein Unternehmen wird so als ein Wissensmarkt betrachtet und beschrieben. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass Wissen eine knappe Ressource ist und nur unter Wettbewerbsbedingungen entwickelt und geteilt werden kann. Ein solches Marktmodell des Wissensmanagements definiert daher marktähnliche Regeln sowohl für den Austausch von Wissen innerhalb der Organisation, als auch entsprechende Rollen für die Mitglieder der Organisation. Dieses 457

Wissensprozess Szenario sieht Mitarbeiter als Anbieter und Nachfrager von Wissen sowie als Intermediäre (Knowledge Broker). Diese Akteure auf dem Wissensmarkt können nacheinander oder auch gleichzeitig verschiedene Rollen einnehmen. Darüber hinaus werden Spielregeln und regulative Rahmenbedingungen für einen Wissensmarkt definiert, die den Austausch von Wissen fördern und regeln. Zu diesen zählen in der Hauptsache ein Preissystem (Anreize) für den Wissenstausch und Bewertungsmöglichkeiten hinsichtlich der Qualität der Angebote.

Wissensstrukturen und Informationsstandards zu verorten. Die Prozesskette eines gelungenen Wissenstransfers stellt sich dabei wie folgt dar: Ausgangspunkt Wissen des „sendenden Akteurs" (interne Wissensrepräsentation), Erzeugung einer Wissenspräsentation (Transformation, Codierung) mit Bezug zum ausgewählten Wissenssegment, medialer Transfer, Empfang der Wissenspräsentation (Retransformation/Decodierung), Veränderung des -> Wissens (der internen Wissensrepräsentation) beim „empfangenden Akteur".

Wissensprozess. Direkt auf die Verarbeitung von -» Wissen bezogene Prozesse werden als Wissensprozesse verstanden. Solche Wissensprozesse sind beispielsweise die Identifikation von Wissen, die Verteilung von Wissen oder die Suche nach Wissen. Diese Prozesse können - wie andere Geschäftsprozesse auch - modelliert und in betrieblichen Informationssystemen abgebildet werden.

Witwe -• Hurenkind

Wissensstruktur. Wissensstrukturen bilden eine standardisierte Metasprache über die Wissensquellen (Dokumente, Datenbanken, Experten usf.) und ihre Beziehungen untereinander. Zugleich bilden Wissensstrukturen eine Mittlerschicht zwischen Geschäftsobjekten und Geschäftsprozessen sowie den Wissensquellen. Die Wissensstrukturen werden durch Knoten (Wissenscluster) und Kanten gebildet. Wissenscluster fassen Wissen zum selben Inhalt zusammen. Die Kanten stellen Beziehungen (z.B. „ist ein", „verwendet für") zwischen den Wissensclustern dar. Wissensstrukturen werden im Rahmen von Informationssystemen in technische Verbindungen (z.B. Hyperlinks) überführt. Instrumente für die Bildung von Wissensstrukturen sind -» Ontotogien oder Topic maps. Wissenstransfer zielt darauf ab, wissenschaftliche, technische oder praktische Erkenntnisse als Handlungswissen zwischen Produktions- und Anwendungsbereich zu transferieren und für weitergehende Problemlösungen nutzbar zu machen. Dabei befassen sich die im Wissenstransfer involvierten Mittlerinstanzen mit den technologischen, betriebswirtschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und gestalterischen Inhalten des Wissensaustausches und übernehmen dabei problembezogene Übersetzungs-, Vermittlungs- und Adaptionsaufgaben. Die auf Wissenstransfer spezialisierte -> Informationsagentur ist insbesondere an den Schnittstellen zwischen diversen Informationsbereichen mit unterschiedlichen 458

Witzblatt -> Satirische Zeitschrift WLAN -> Rechnernetzwerk Wochenendzeitschrift. Wochenendzeitschriften sind illustrierte -> Publikumszeitschriften, die zum Wochenende erscheinen. Zu ihnen zählt die -> Regenbogenpresse. Wochenzeitung. Die Bezeichnung Wochenzeitung wird umgangssprachlich oft für eine politische Wochenzeitschrift im Zeitungsformat gebraucht. Wohlfeile Ausgabe - Holzschnitt. Er übernahm 1473 die Werkstatt von Hans Pleydenwurff, mit dessen Sohn Wilhelm Pleydenwurff er viele Holzstöcke anfertigte (z.B. für die Weltchronik von Hartmann -> Schedel), die für die Entwicklung des jungen Albrecht -» Dürer, der bei ihm ausgebildet wurde, von Bedeutung waren.

Wulfila Workflow-Management umfasst alle Aufgaben, die bei der Modellierung, Spezifikation, Simulation sowie bei der Ausführung und Steuerung der Workflows erfüllt werden müssen. Ein Workflow ist eine automatisiert ablaufende Gesamtheit von Aktivitäten, die sich auf Teile eines Geschäftsprozesses oder andere organisatorische Vorgänge beziehen. Er hat einen definierten Anfang, einen organisierten Ablauf und ein definiertes Ende. Allgemein sind Workflows organisationsweite arbeitsteilige Prozesse, in die eine große Anzahl von Personen bzw. Software-Systemen einbezogen sind. Ein Workflow-Management-System (WfMS) dient der aktiven Steuerung arbeitsteiliger Prozesse. Eine Workflow-Management-Anwendung ist eine implementierte Lösung zur Steuerung von Workflows auf der Basis eines WorkflowManagement-Systems. (siehe auch Rechnergestützte Gruppenarbeit) Workgroup Computing beschreibt die Computerunterstützung der Gruppenarbeit, bei der die enge Kooperation von Gruppenmitgliedern bei der Bearbeitung insbesondere schwach bis mittel strukturierter Aufgaben im Vordergrund steht. Beispiele solcher Arbeitsszenarien sind gemeinsame Gruppensitzungen am selben Ort (Electronic Meeting Rooms, GDSS), verteilte Meetings (Konferenzsysteme) oder die gemeinsame und verteilte Bearbeitung von Dokumenten (Gruppeneditoren). Anwendungen der Systemklasse Workgroup Computing zeichnen sich vor allem durch eine hohe Flexibilität aus. (siehe auch Rechnergestützte Gruppenarbeit, Workflow-Management) Workstation -»• Hardware World Patent Index

Patentdatenbank

World Wide Web Consortium - W3C Wortarchiv. Die Wortdokumentation im Rundfunkarchiv befasst sich im Wesentlichen mit der sendereigenen Hörfunkproduktion. Die -• Inhaltserschließung erfolgt im allgemeinen klassisch mit -» Kurzreferat und Deskriptoren. Da die Besonderheiten der Sendung mit dokumentiert werden müssen (O-Töne, Atmosphäre, Reportageteile usw.), ist die Auswertung sehr arbeits- und zeitintensiv. Das „Regelwerk Hörfunk Wort" bietet Richtlinien und Kriterien für die Feststellung der Dokumentationswürdigkeit, Datenelemente für die Formalerschließung und Anleitungen zur strukturierten Inhaltserschließung.

Wörterbuch. Ein Wörterbuch (auch: Sprachwörterbuch) ist ein Nachschlagewerk, in dem Stichwörter nach bestimmten Kriterien aufgeführt und erklärt werden. In Wörterbüchern werden Phrasen oder Morpheme erklärt. Dazu zählen auch Übersetzungswörterbücher, spezielle Wörterbücher (z.B. ->• Mundartwörterbücher, Fachwörterbücher), etymologische Wörterbücher, Fremdwörterbücher. Die Tätigkeit der Erstellung von Wörterbüchern bezeichnet man als Lexikographie, die darauf bezogene wissenschaftliche Lehre als Metalexikographie oder Wörterbuchforschung. Das erste gedruckte Fremdsprachenwörterbuch war ein Latein-Deutsch-Wörterbuch, das der Dominikaner Johannes Baibus de Janua unter dem Titel -* Catholicon 1286 zusammengestellt hatte; es wurde 1460 in Mainz gedruckt. Inzwischen sind Wörterbucher nicht nur als Druckausgabe gebräuchlich, sondern werden auch auf CD-ROM vertrieben. Elektronische Wörterbücher sind zudem sehr verbreitet im Internet. Wörterbuchkatalog

Kreuzkatalog

Wortformreduktion. Wortformreduktionen dienen der Zusammenführung verschiedener Formen eines Wortes auf die formale Grundform, die lexikalische Grundform oder die Stammform. Sie werden für die Automatische Indexierung eingesetzt und verwenden unterschiedliche Algorithmen. WPI

Patentdatenbank

Wren, Christopher (1632-1723). Englischer Baumeister. Ausgehend von dem mittelalterlichen -> Pultsystem schuf er eine Zwischenform zu den Saalbibliotheken. Sein Bibliotheksbau für das Trinity College in Cambridge (1675-1690) hat neben über 3 m hohen Wandgestellen 28 von den Wänden bis zur Mitte des Bibliothekssaals laufende Doppelregale. Wulfila (griech.: Ulfilas, um 311-383). Bischof der Westgoten. Für seine Bibelübersetzung schuf er eine der gotischen Sprache angepasste Schrift (-• Gotische Schrift). Sie ist in einem im 6. Jh. für den ostgotischen König Theoderich den Großen in Silberund Goldtinte auf Purpurpergament geschriebenen Codex überliefert, der Teile dieser Bibel enthält. Dieser Codex erhielt im 17. Jh. einen silbernen Einband und wurde deshalb als Codex argenteus (lat.: silbernes Buch) berühmt. 459

Wulfilaschrift

Wulfilaschrift (Ulfilasschrift) -> Gotische Schrift W W W ist die Bezeichnung für „weltweites Netz" (auch 3W, W3, Web genannt). Gemeint ist damit der Dienst im -> Internet, der sich durch hohe Benutzerfreundlichkeit sowie multimediale Elemente auszeichnet. Nicht selten wird das „World Wide Web" mit dem Internet gleichgesetzt, aber tatsächlich ist es nur eine Untermenge - also einer von mehreren Diensten. Der Zugriff auf die Informationen erfolgt über Browser. Das World Wide Web nahm 1989 seinen Anfang am CERN (Europäisches Kernforschungszentrum in Genf); wissenschaftliche Texte sollten online erreichbar sein, wobei eine einfache Textformatierung und das Einbinden von Grafiken erwünscht waren. Entscheidend für den Erfolg des WWW dürften die Funktionen des -• Hypertext gewesen sein. Die beiden technischen Säulen des Projektes der CERN bildeten von Beginn an die damals neue Dokumentenbeschreibungssprache -» HTML und das High-Level-Internet-Protokoll (HTTP). Als

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vollständiges Paket hatte die neue Technologie schließlich im Juli 1992 im Internet einen öffentlichen Auftritt. 1996 begannen -> Microsoft und Netscape den Kampf um die Web-Vorherrschaft. Im März 2003 nutzen 95 Prozent der Surfer weltweit den Internet Explorer, nur noch 3 Prozent verwenden Netscape-Software. WYSIWYG (engl. Abk. für „What You See Is What You Get"; dt.: „Was du siehst, ist was du bekommst.") ist die Bezeichnung für ein Prinzip der Darstellung von Inhalten und Texten auf dem Bildschirm genau so, wie es bei der Ausgabe über ein anderes Gerät, z. B. einen Drucker, aussieht. Der Begriff wurde zuerst Anfang der 1980er im Zusammenhang mit Drucksatz-Systemen (-> Desktop Publishing) und Textverarbeitungsprogrammen verwendet. Allerdings ist bei HTML-Editoren die Ausgabe einer HTML-Seite vom verwendeten Browser abhängig und kann daher von Betrachter zu Betrachter variieren.

Χ, Υ Xerographie. Die Xerographie oder auch Elektrofotografie (griech.: trocken schreiben) ist ein fotografisches -> Nachdruckverfahren für kleine Auflagen. Die Vorlage wird fotografisch auf eine elektrostatisch geladene, meist mit Selen beschichtete Metallplatte übertragen, diese mit feinstem Kunstharz-Farbpulver eingestäubt, das sich aufgrund der elektrostatischen Ladung auf dem Bild verteilt und durch Ultrarotbestrahlung auf Papier aufgeschmolzen werden kann. Dieses Verfahren wird in allen gängigen Kopiergeräten und Laserdruckern verwendet. Geschichte: Die Elektrofotografie ist von dem Amerikaner Chester F. Carlson (1906-1968) erfunden worden. Sein Patent wurde am 27. Oktober 1937 angemeldet. Die Haloid Company kaufte das Patent 1947 und brachte 1949 den ersten Kopierer auf den Markt. 1961 wurde die Haloid Company auf den Namen Xerox umbenannt (in Deutschland Rank Xerox). XML (Extensible Markup Language) ist eine Metasprache zur Definition einer -> Auszeichnungssprache, die das W3C als Subset von -» SGML verabschiedet hat. Grundlage der Entwicklung von XML (seit ca. 1990) war SGML, welches deutlich vereinfacht und an die Bedürfnisse der Internet-Entwicklungen angepasst wurde. Dadurch wird die Entwicklung von XML-Werkzeugen und XML-basierten Anwendungen wesentlich unterstützt. XML legt mittels einer DTD bzw. mittels XML Schema fest, wie Dokumente einer bestimmten Klasse strukturiert sind und gleichzeitig, in welchem Format Dokument-Instanzen zu handhaben sind. Dokumente, die auf die Einhaltung allgemeiner syntaktischer Regeln von XML geprüft sind, werden als wohlgeformt bezeichnet. Wichtigstes Prinzip von XML ist die Trennung von Struktur (Markup), Inhalt und Präsentation. Die breite Anwendung von XML hat dazu geführt, dass neben die ursprüngliche „Dokument-Perspektive" des Publikationsbereiches die „Datenbeschreibungs-Perspektive" datenbankbasierter und verteilter Anwendungen getreten ist. XML stellt sich gleichzeitig als allgemeines Paradigma für

den Umgang mit Daten und Information dar, als Protokoll für die Handhabung von Daten und als Familie von Technologien zur Übermittlung, Speicherung, Analyse, Selektion, Transformation und Präsentation von Datensätzen bzw. Dokumenten. Wichtige begleitende Standards der XML-Familie, deren Komplexität die von XML selbst deutlich übersteigen kann, sind Namespaces (Integration verschiedener Dokumenttypen), XLinks (Dokument-Verknüpfungen), XPath (Adressierung von Dokumentteilen), XPointer (Lokalisierung von Internet-Dateien), XQL (Abfragesprache), XSL (Transformation und Präsentation). Wichtige Schnittstellen für die Verarbeitung von XML-coderten Daten sind u.a. das Document Object Model (DOM) oder das Simple API für XML (SAX). Prominente XML-Anwendungen (Dokumentklassen) sind z.B. XHTML (Anpassung von -• HTML an die XML-Konventionen), S VG (Dokumenttyp zur Realisierung zweidimensionaler interaktiver Schnittstellen) oder MathML, das die Defizite überwinden soll, die gängige Textsysteme mit Formeln und Gleichungen haben. XML Schema. Mit Hilfe der Sprache XML Schema lassen sich Klassen von XML-Dokumenten definieren (siehe -» XML). Ihre Struktur wird durch die verwendbaren Markierungen (Tags) sowie deren Reihenfolge und Verschachtelung im Dokument festgelegt. Eine Schemabeschreibung entspricht einem konzeptionellen Datenbankentwurf. Jedes XML-Dokument, das zu einer bestimmten, durch XML Schema definierten Klasse gehört, muss der festgelegten Struktur genügen. Dokumente, die der spezifischen Strukturdefinition einer Dokumentenklasse entsprechen, heißen „valide". Der Übergang von der DTD zum XML Schema bedeutet eine technische Vereinfachung insofern, dass XML Schemata (im Gegensatz zu DTDs) auch XML-Dokumente sind. Darüber hinaus bieten XML Schemata neben größerer Flexibilität die Möglichkeit, den Elementen differenzierte Datentypen zuzuordnen. XSL (Extensible Style Sheet Language) ist der Standard des -> W3C für eine Sprache für die Formulierung von Layoutvorlagen in -> XML. XSL wird pri461

Xylographie mär von der Firma -> Microsoft unterstützt. Inzwischen wurde der Standard in XSLFO und XSLT aufgeteilt: XSLFO (Extensible Style Sheet Language Formatted) wird ähnlich wie XSLT verwendet, wenn ein XML-Dokument z.B. in eine der proprietären Sprachen (wie z.B. -> PDF) konvertiert werden soll. XSLT (Extensible Style Sheet Language Transformation) erlaubt aus einem XML-Quelldokument ein umgewandeltes Zieldokument zu erzeugen, das selbst wieder ein XML-Dokument bzw. ein Doku-

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ment in einer beliebigen Auszeichnungssprache sein kann, aber nicht muss. Xylographie (griech.: Holzschneidekunst) ist ein grafisches Reproduktionsverfahren für den Druck von Bildern, das auf der Verwendung von Patrizen oder -> Matrizen aus Holz basiert. Dazu zählen der ->· Holzstich bzw. Holzschnitt sowie der Blockdruck (ab etwa 1530 für -> Blockbücher). Yellow Press

Regenbogenpresse

ζ

Zainer, (1) Günther (gest. um 1478). Erstdrucker Augsburgs. Er war wohl ein Bruder oder Verwandter von (2). Zainer war zuvor als Straßburger Bürger in der Zunft der Maler und Goldschmiede und hat vermutlich bei Johann Mentelin gelernt. Sein erster Augsburger Druck waren die „Meditationes de vita Christi" des Bonaventura (1468). Um 1475 und 1477 hat er deutsche Bibeln gedruckt. Von besonderer Bedeutung ist er für die Entwicklung des Buchschmucks und der Illustration geworden. Als erster führte er im Holzschnittverfahren hergestellte und gedruckte Initialen und Randleisten ein. Ferner pflegte er vor allem das illustrierte deutschsprachige Buch zur Erbauung und Unterhaltung. Nach zehnjähriger Druckertätigkeit stand Zainer kurz vor seinem Tod vor dem finanziellen Ruin. (2) Johann (gest. um 1523). Erstdrucker Ulms. Er war wohl ein Bruder oder Verwandter von (1), da er wie dieser in Reutlingen geboren ist und auch in Straßburg das Drucken gelernt hat. 1473 erschien in Ulm sein erster datierter Druck, die „Pestordnung" des Stadtarztes Ulrich Steinhöwel (-> Pestbuch), von dem er auch noch andere Werke, außerdem theologische Schriften druckte. Seine Bedeutung lag auf dem Gebiet des Buchschmucks und der Illustration, die er weiter entwickelte. Zainer geriet in Schulden und musste deshalb 1493 Ulm verlassen, kehrte aber 1496 wieder zurück; bis 1523 ist er als Buchführer erwähnt. Zander, Louis. Er gründete 1852 mit 90 Titeln das erste -> Barsortiment in Leipzig, das 1861 von Friedrich Volckmar übernommen und durch verschiedene Firmenzusammenschlüsse im Laufe der Zeit erweitert wurde. Zauberbücher sind Zusammenstellungen magischer Anweisungen, durch die natürliche Vorgänge auf übernatürliche Weise beeinflusst werden sollen (Zauber). Zauberbücher gab es schon in der babylonisch-assyrischen und ägyptischen Kultur, die Einfluss vor allem auf die hellenistischen Zauberpapyri der ersten nachchristlichen Jahrhunderte nahmen. Die Zahl der heute noch belegbaren Zauberbücher ist groß, wobei literarische Traditionen und Abhän-

gigkeiten bis hin zu den Zauberbüchern des 20. Jh. überall festzustellen sind. Zu den Zauberbüchern zählen auch die Bannbüchlein, die Mittel und Sprüche enthalten, mit denen sich angeblich reißende Tiere, Geister und Teufel bannen lassen. ZDB -> Zeitschriftendatenbank Zedier, (1) Johann Heinrich. Leipziger Verleger. Er war Herausgeber des „Großen vollständigen Universal-Lexicons aller Wissenschaften und Künste" (64 Bde. nebst 4 Suppl., Halle und Leipzig 1732-1754). Zedlers Universal-Lexicon ist mit Abstand das größte Lexikon des 18. Jahrhunderts. Auf ca. 68 000 Seiten in 68 Foliobänden, erschienen zwischen 1732 und 1754, sind laut Titelblatt 33 verschiedene Disziplinen und Wissensarten repräsentiert. Zwischen 1999 und 2001 wurde das Lexikon in einem DFG-finanzierten Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek digitalisiert und inhaltlich erschlossen. Seitdem sind die ca. 288 000 Einträge des Zedier einzeln recherchierbar, ebenso wie die ca. 270 000 Verweise. (2) Gottfried (1860-1945). Bibliothekar, Historiker und Inkunabelforscher. Er war 1895-1932 an der Landesbibliothek in Wiesbaden tätig. Zedier sah in Laurens Janzoon Coster (-• Coster-Legende) einen Vorläufer Gutenbergs. Zeichen ist etwas Unterscheidbares, dem eine Bedeutung beigemessen wird. Die Lehre von Zeichen und Zeichensystemen heißt Semiotik. Ein Zeichen ist sieht- oder hörbar, kann auch nichtverbal sein wie etwa eine Geste oder Gebärde, eine Markierung, ein Symbol oder ein sprachliches Element. Zeichen werden immer in einem physischen, sozialen und psychischen Kontext aktualisiert, in einer bestimmten Situation. Zeichen kann man nur verstehen, wenn man das Zeichen im Rahmen einer Gesamtsituation interpretiert. Zeilenguss-Setzmaschine. Sie setzt und gießt jeweils eine ganze Zeile, im Gegensatz zur - Setz- und Druckmaschinen) 463

Zeitschrift Zeitschrift. Die Zeitschrift ist eine in mehr oder weniger regelmäßigen Zeitabständen in Form von Heften oder Bänden veröffentlichte Druckschrift, für die das Ende ihres Erscheinens nicht abzusehen ist. Sofern Zeitschriften regelmäßig erscheinen, heißen sie auch periodische Schriften oder Periodika. Die Zeitschrift hat eine Verfasservielheit, welche u.a. die Abhandlung mehrerer, wenn auch verwandter Themen in Form von Aufsätzen (Artikel) gewährleistet. Die Zeitschrift wendet sich, je nach der Besonderheit des Sachgebietes, an welches sie sich bindet, an einen größeren oder kleineren, aber von vornherein begrenzten Leserkreis. Nach den Regeln für die alphabetische Katalogisierung (-• RAK) zählen die Zeitschriften zu den fortlaufenden Sammelwerken. Man unterscheidet heute nach den publizistischen Zielen Unterhaltungszeitschriften oder ->• Publikumszeitschriften, Fachzeitschriften, -» Standes-, Berufs-, Verbandszeitschriften, Kundenzeitschriften (Anzeigen-, Haus- und Werkzeitschriften). Das Wort Zeitschrift im Sinne der o.g. Definition ist erstmals 1751 belegt. Aber bereits vor 1650 gab es die ersten kontinuierlichen Druckschriften in Form von Reihen und Fortsetzungswerken. Für sie waren die Bezeichnungen Journal (franz.), ->• Ephemerides (griech.), Diarium (lat.) neben Tagebuch, Sammlung(en), Monatsschrift, Magazin geläufig, teils bis ins 19. Jh., teils bis heute. Die Periodizität der Erscheinungsweise setzte ein mit den -> Almanachen und Kalendern sowie den halbjährlichen - > Messrelationen, den zu den Verkaufsmessen in Frankfurt/M. und Leipzig erschienenen Sammlungen von Berichten (-• Relationen) über zeitgenössische Ereignisse in Europa. Ursprünge der Zeitschrift zeigten sich überdies in den durch Buch- und Jahrmarktshändler vertriebenen Nachrichten in Form von -> Einblattdrucken, den -> Zeitungen und in den - Automobilzeitschrift, -> Bibliophile Zeitschrift, -»Bibliothekszeitschrift, -> Briefmarkenzeitschrift, Chemische Zeitschrift, -»• Elternzeitschrift, Familienzeiischrift, -» Frauenzeitschrift, ->• Gewerkschaftspresse, Illustrierte, Jugend464

zeitschrift, Kinderzeitschrift, Kirchenpresse, ->• Kulturzeitschrift, Kunstzeitschrift, -» Landwirtschaftliche Zeitschrift, -> Letter-Zeitschrift, ~> Magazin, Massenpresse, Mathematische Zeitschrift, -• Medizinische Zeitschrift, -» Modezeitschrift, -> Musikzeitschrift, Nachrichten-Magazin, -»Naturwissenschaftliche Zeitschrift, -> Physikalische Zeitschrift, -• Programmzeitschrift, -> Regenbogenpresse, Review-Zeitschrift, Satirische Zeitschrift, -> Schnellinformationsdienste, -> Studentenzeitschrift, Verbraucherzeitschrift, -> Wirtschaftszeitschrift, -»Wochenendzeitschrift). Angesichts der heutigen Flut des periodischen Schrifttums sieht sich die Zeitschriftenbibliographie (-• Bibliographie) vor die Aufgabe gestellt, die Zeitschriften laufend zu erfassen und auszuwerten. Die Zeitschriftenbibliographien lassen sich einteilen in Bibliographien der Zeitschriften- (und ggf. Zeitungs-) Titel (z.B. Ulrich's international periodicals directory [New York 1932 ff.]; Deutsche Bibliographie. Zeitschriften-Verzeichnis [Frankfurt/M. 1945/52 ff.]) und des Zeitschrifteninhalts (z.B. Internationale Bibliographie der Zeitschriftenliteratur. Begr. von Felix Dietrich [Osnabrück 1897-1964], Forts.: Internationale Bibliographie der Zeitschriftenliteratur aus allen Gebieten des Wissens [Osnabrück 1965 ff.]). In Deutschland erscheinen heute über 20 000 Zeitschriftentitel, davon 3600 Fachzeitschriften. Hohe Auflagen erzielen vor allem die Programmzeitschriften, während insgesamt bei sinkender Durchschnittsauflage der Trend zu größerer Titelvielfalt geht. Zeitschriftenartige Reihe. Übergangsformen zwischen -> Zeitschrift und -> Schriftenreihe bezeichnet man als zeitschriftenartige Reihen. Dazu zählen in regelmäßigen Abständen veröffentlichte Serienbände mit Jahrgangszählung (z.B. Jahrbücher, Geschäftsberichte, Adressbücher). Zeitschriftenartikel

Artikel

Zeitschriftenaufbewahrung. Während die gebundenen Zeitschriftenbände wie die Bücher senkrecht in Regalen stehend aufbewahrt werden (-• Buchaufstellung), können die als Einzelhefte erscheinenden -> Zeitschriften, bevor sie nach Abschluss eines Jahrgangs zu einem Band gebunden werden, schlecht mit dem Rücken in Regalen dargeboten werden. Will man auf die normalen Buchregale nicht verzichten, so bietet sich die horizontale Ablage in Stapeln über-

Zeitung und nebeneinandergelegter Zeitschriftenhefte an. Übersichtlicher, wenn auch raumintensiver ist die vertikale Ablage mit schuppenförmiger Anordnung auf Regalen mit geneigten Fachböden, die das ganze Heft oder einen Teil dem Benutzer sichtbar werden lässt. Verbreitet ist die kombinierte Aus- und Ablage, bei der das neueste Heft auf einer Auslageklappe liegt, während dahinter auf einem Fachboden oder in einem Kasten die übrigen Hefte des laufenden Jahrganges abgelegt sind. Wegen des wachsenden Platzbedarfs gebundener Zeitschriftenbände erscheinen Zeitschriften heute auch gleichzeitig in Papier- und elektronischen Ausgaben. Zeitschriftenaufsatz

Aufsatz

Zeitschriftenbibliographie - Zeitschriften, Zeitungen, E-Journals usw., aus allen Ländern, in allen Sprachen und ohne jede zeitliche Einschränkung. Ihr Umfang ist mit über 1,1 Million Zeitschriftentiteln und insgesamt gut 5,8 Millionen Besitznachweisen beeindruckend. Am Aufbau bzw. der Fortschreibung der ZDB sind mittlerweile 4300 Institutionen beteiligt. Davon katalogisieren 150 größere Bibliotheken online in der ZDB. Die Zentralredaktionen Titel (ZRT), Körperschaften (ZRK) und Zeitungen (ZRZ) sind Bestandteil der Abteilung Überregionale Bibliographische Dienste der -> Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz - der Trägerin der ZDB. Für die Systembetreuung zeichnet die - Leihverkehr teilnehmen und ihre Bestände in der ZDB nachweisen, werden 95 Prozent der insgesamt enthaltenen Titel abgedeckt. Mit dem Angebot des ZDB-OPAC im -> Internet kann jedermann unabhängig vom eigenen Standort jederzeit auf die ZDB zuzugreifen und nach Zeitschriften u.ä. zu recherchieren. (siehe auch Elektronische Zeitschriftenbibliothek) Zeitschriftenkartei. Bibliotheken fuhren in der Regel neben einer Fortsetzungskartei für -» Fortsetzungswerke und Serien eine eigene Zeitschriftenkartei, in der die einzelnen Bände, Hefte oder Nummern der einlaufenden -> Zeitschriften verbucht werden. Die Zeitschriftenkartei wird als -» Flachsichtkartei angelegt. Zeitschriftenlesesaal (Zeitschriftenlesezimmer) -»Sonderlesesaal Zeitschriftenverzeichnis. Zeitschriftenverzeichnisse von Bibliotheken können in konventioneller Form (gedruckt) oder als Druck- oder Mikroficheausgaben elektronisch gespeicherter Bestandsdaten erscheinen. Die Zusammenfassung von elektronisch gespeicherten Zeitschriftenverzeichnissen einzelner Bibliotheken führt entweder zu regionalen EDVZeitschriftenverzeichnissen oder bei Überführung mehrerer regionaler Zeitschriftenverzeichnisse in eine gemeinsame Datei zu einem überregionalen Zeitschriftenverzeichnis (-• Zeitschriftendatenbank ZDB). Bei den regionalen und überregionalen elektronischen Bestandsverzeichnissen wird davon ausgegangen, dass nicht durch die isolierte Automatisierung einzelner Bibliotheken, sondern nur durch Verbundsysteme die durch den Einsatz der EDV erreichbaren Rationalisierungsmöglichkeiten (sei es durch Übernahme von Fremdleistungen oder arbeitsteilige Katalogisierung) voll ausgenutzt werden können. Zeitung. Die heutige Zeitung ist ein in regelmäßiger Folge und in kurzen Zeitabständen erscheinendes Presseerzeugnis, das aktuelle Beiträge zum Zeitgeschehen und zur Unterhaltung sowie private und gewerbliche Anzeigen enthält und sich an eine breite Öffentlichkeit wendet. Die Periodizität reicht von mehrmals täglich bis zu wöchentlichem Erscheinen. Indem die Zeitung nicht einem fest umrissenen Leserkreis dient und in kurzen Abständen erscheint, unterscheidet sie sich von der -» Zeitschrift. 465

Zeitungsforschung In der Zeitungspraxis differenziert man nach der Erscheinungsweise (Morgen-/Abendzeitung, -+ Tageszeitung/Wochenblatt), nach der Verbreitung (überregionale Zeitung, Regional- und Lokalzeitung), nach dem Vertrieb (Abonnements-/Straßenverkaufszeitung [-» Boulevardpresse]), ferner nach der politischen Zugehörigkeit (Parteirichtungszeitung/überparteiliche Zeitung), nach inhaltlichen Merkmalen (Nachrichten-/Meinungszeitung), nach Leserschaftskriterien (Elite-/Massenblatt). Vorläufer der Zeitung sind der Brief als diplomatisches und geschäftliches Nachrichtenmittel (-> Fuggerzeitungen) und als erste Presseerzeugnisse die unperiodisch verbreiteten -»• Einblattdrucke, Flugblätter und -> Flugschriften, die -* Messrelationen und die Neuen Zeitungen. Die Bezeichnung Zeitung (für Nachricht) tritt im gedruckten Schrifttum zum erstenmal im Jahre 1502 auf. Vor der gewerblichen Auswertung der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg, die gegen Ende des 15. Jh. einsetzte, wurden die Zeitungen und ihre Vorläufer von Hand geschrieben. Doch auch neben der gedruckten Zeitung erhielt sich die handschriftliche Form. Die ersten Zeitungen entstanden im ersten Jahrzehnt des 17. Jh. in Europa. Ihre zunächst wöchentliche Erscheinungsweise richtete sich nach dem Verkehrsplan der Reitund Fahrposten, die das Nachrichtenmaterial beförderten. Die beiden ältesten Wochenblätter in deutscher Sprache erschienen 1609: in Straßburg die „Relation: Aller Fürnemmen und gedenckwürdigen Historien" („Straßburger Relation") und in Wolfenbüttel der,Aviso, Relation oder Zeitung" (-• „Aviso"). Der Unterschied beider Zeitungen liegt darin, dass die Straßburger Relation in den ersten beiden Nummern von 1609 noch restliches Nachrichtenmaterial vom Dezember 1608 aufarbeitet, der Aviso seine früheste Nachricht vom 1. Januar 1609 bringt und deshalb erst in der Mitte des Januars mit seinem Erscheinen beginnt. Die erste bekannte Tageszeitung der Neuzeit gab mit Beginn des Jahres 1660 der Leipziger Drucker und Verleger Timotheus Ritzsch unter dem Titel „Neueinlauffende Nachricht von Kriegs- und Welthändeln" heraus. Die Nachrichten und Berichte der Zeitungen kamen aus dem Reichsgebiet und angrenzenden Ländern. Örtliche Postmeister hatten vielfach den besten Zugriff zum aktuellen Nachrichtenstoff und traten deshalb oft als Herausgeber von Zeitungen (-> Postzeitungen) auf. Im 18. Jh. entstanden Beilagen und wurden Anzeigen sowie amtliche Be466

kanntmachungen in den Zeitungen aufgenommen. Nach französischen und englischen Vorbildern machten in Deutschland Städte und Länder die Anzeigenwerbung zur Einnahmequelle und gründeten eigene Anzeigenblätter (-• Intelligenzblätter). Im 19. Jh. waren die politischen Zeitungen weit verbreitet und kam die Wirtschaftszeitung auf (siehe auch -» Anzeigenblatt, - Gewerkschaftspresse, -» Kirchenpresse, -> Sonntagszeitung, Universitätszeitung, -«· Wirtschaftszeitung, Buchseltsamkeiten; Zeitungsmuseum). Sammeln und Aufbewahren von Zeitungen in Bibliotheken: Viele Bibliotheken haben sich gegenüber Zeitungen wegen ihres ephemeren Charakters und der mit dem Sammeln und der Aufbewahrung verbundenen Verwaltungsarbeit lange ablehnend verhalten. Heute ist man jedoch von dem dokumentarischen Wert der Zeitungen weitgehend überzeugt. Man geht aber immer mehr dazu über, die Zeitungen wegen Platzersparnis und besserer Erhaltung abgesehen von einem Original in der Pflichtexemplarbibliothek - nur noch in Form von Mikrofilmen oder in digitaler Form aufzubewahren. Eine umfangreiche Sammlung von Zeitungen findet sich im ->· Institut für Zeitungsforschung in Dortmund. Zeitungsforschung schung

Institut für Zeitungsfor-

Zeitungslied. Das Zeitungslied war eine im 16. Jh. aufgekommene Volksliedergattung, die aktuelle Ereignisse in eine singbare Liedform brachte. Als Melodien dienten geistliche oder weltliche Weisen. Die Verbreitung der Zeitungslieder erfolgte durch Flugblätter. Das Zeitungslied wurde vom Bänkelsang (-> Neue Zeitungen) abgelöst. Zeitungsmuseum. Das Internationale Zeitungsmuseum der Stadt Aachen existiert seit 1931 und nennt sich „Standesamt der Weltpresse". Mit seiner Zeitungskollektion in nahezu allen Sprachen weist es den weltweit größten Bestand dieser Art auf. Die Sammlung befindet sich heute in derselben Straße, in der Paul Julius Reuter 1850 mit einer Brieftaubenpost die Grundlage für seine weltweit führende Presseagentur schuf. Zeitungsmuseen gibt es auch u.a. in der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark. Das „Deutsche Zeitungsmuseum" zeigt auf rund 500 Quadratmetern im Nordflügel des ehemaligen Klostergebäudes in Wadgassen Exponate zur geschicht-

Zentrale Fachbibliotheken liehen Entwicklung der Zeitung, zur technischen Herstellung und zur Distribution. Die Ausstellung zeigt die Geschichte der Zeitung von den Anfangen bis zur Spiegel-Affäre 1962; Technikhistorische Aspekte der Zeitungsherstellung sowie das Thema „Unsere Zeitung heute". Zeitungspapier ist ein maschinenglattes Papier mit einem hohen Holzschliffgehalt (ca. 80-85%). Es wird größtenteils als Rotationsdruckpapier, aber nicht ausschließlich für den Zeitungsdruck verwendet und in Rollen geliefert. Zeitungsroman

Fortsetzungsroman

Zell, Ulrich (gest. 1507). Erster Buchdrucker in Köln. Er war Kleriker und hat wahrscheinlich in Mainz bei Johannes -• Fust und Peter Schöffer den Buchdruck erlernt. Ab 1465 begann er in Köln zu drucken unter Verwendung verschiedener Drucktypen (-• Gotico-Antiqua). Auf Zell soll der Bericht über die Buchdruckerkunst in der - Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. (DFG). Zentrale Fachbibliotheken sind in Deutschland die der überregionalen ->• Literaturversorgung dienenden Bibliotheken, welche die Literatur der von ihnen gepflegten Fachgebiete weitgehend vollständig (auch sehr spezielle, schwer beschaffbare Publikationen, Schriften in entlegenen Fremdsprachen, graue Literatur u.a.) sammeln, erschließen (oft tiefer als die übrigen Bibliotheken) und möglichst rasch an alle Interessenten vermitteln. Die Zentralen Fachbibliotheken sind drei Fachbibliotheken in Deutschland, die der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung für den hochspezialisierten Bedarf von Wissenschaft und Forschung dienen. Sie sammeln möglichst vollständig die Publikationen im Inund Ausland einschließlich der so genannten Grauen Literatur zu ihrem Fachgebiet. Diese erschließen sie und stellen sie per -> Fernleihe und elektronischem Dokumentenlieferdienst zu Verfügung: (1) Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) in Köln für Humanmedizin und Gesundheitswesen; (2) Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW), zugleich Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel; (3) Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover für Technik und deren Grundlagenwissenschaften, insbesondere Chemie, Informatik, Mathematik und Physik. Die ehemalige Deutsche Zentralbibliothek für Landbauwissenschaft in Bonn für Landwirtschaft, Ernährungs-, Haushalts- und Lebensmittelwissenschaften, Bio- und Gentechnologie sowie 467

Zentraleinheit Umweltwissenschaften ist seit 2001 der ZB MED als Bereichsbibliothek angegliedert. Geschichte: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zunehmend von Bedeutung, nationale und internationale Graue Literatur und ausländische Fachzeitschriften zur Kenntnis zu nehmen. Diese Sonderstellung naturwissenschaftlich-technischer Fachgebiete zeigte sich international und wurde auch in Bezug auf die Literaturversorgung in diesen Bereichen vielfach diskutiert. Da die bestehenden Bibliotheken diesen Bedarf nicht ausreichend befriedigen konnten, wurde auf Initiative und mit Unterstützung der -> Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ein System Zentraler Fachbibliotheken entwickelt. Dabei ist nur die Technische Informationsbibliothek eine Neugründung (1959), die allerdings auch an eine bestehende Universitätsbibliothek angeschlossen wurde. Die anderen Zentralen Fachbibliotheken haben zuvor bereits als Bibliothek existiert - wenn auch in bescheidenerem Maßstab. Zentraleinheit

Zentrale Recheneinheit

Zentrale Katalogisierung. Unter zentraler Katalogisierung versteht man die Herstellung von -» Titelaufnahmen an einer zentralen Stelle, welche mit den (vervielfältigten oder gedruckten) Katalogaufnahmen andere Bibliotheken beliefert (-> Titeldrukke). Hierdurch wird ein wirkungsvoller Rationalisierungseffekt erzielt, sofern die zentrale Stelle und die belieferte Bibliothek die gleichen Katalogregeln für formale und sachliche - Zitat ein inhaltlicher Zusammenhang zwischen zitiertem und zitierendem Dokument abgeleitet werden kann. Dieser Sachverhalt kann sowohl zur Informationssuche als auch für eine Zitatenanalyse genutzt werden. Die bekanntesten und umfangreichsten Zitierindizes sind jene des -> ISI (Institute for Scientific Information): Science Citation Index (SCI), Social Science Citation Index (SSCI) und Arts & Humanities Citation Index (A&HCI) decken mit Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften sowie Geisteswissenschaften und Kunst das gesamte Spektrum wissenschaftlicher Forschung ab. Der Index wurde von dem Amerikaner Eugene Garfield, beginnend mit dem „Science Citation Index", Philadelphia 1961 ff., systematisch ausgebaut.

Zugangsstelle (für Kauf, Tausch, Geschenke, Pflichtexemplare) -• Bibliotheksorganisation

Zitierungsverzeichnis ZMD tion

Zitierungsregister

Zentralstelle für Maschinelle Dokumenta-

Zugangsbuch

Akzessionsjournal

Zugangskartei -> Interimsnachweis Zugangsnummer ~> Akzessionsjournal.

Zugangsverzeichnis ventarisierung

Akzessionsjournal;

In-

Zugriffsstruktur. Die Zugriffsstruktur beschreibt die Merkmale der Schritte, die ein Benutzer bis zum Auffinden der gewünschten Informationen in einer -» Enzyklopädie oder einem --> Lexikon beschreiten muss. In der äußeren Zugriffsstruktur werden dabei Merkmale des Zugriffs auf das lexikographische Nachschlagewerk (Titel usw.) beschrieben. Die innere Zugriffsstruktur beschäftigt sich mit den Merkmalen der Benutzung innerhalb des lexikographischen Nachschlagewerks (Auffinden und Verstehen der Lemmaliste(n), Zugriff auf Umtexte etc.). Zusammenschlüsse, bibliothekarische thekarische Zusammenschlüsse

Biblio-

Zusätze zum Sachtitel sind nach den -> RAK sachliche Erläuterungen des Sachtitels; in der Regel stehen sie im Untertitel eines Buches (-• Paralleltitel sind keine Zusätze zum Sachtitel). 471

Zuschussexemplare Zuschussexemplare. In der Drucktechnik bezeichnet man die über die gesetzlich festgelegte oder vertraglich vereinbarte Auflage eines Buches hinausgehende Anzahl von Exemplaren zum Ausgleich der während der Herstellung verdruckten oder verbundenen oder während des Vertriebes beschädigten Exemplare als Zuschussexemplare. Sie werden nicht honoriert. Als Norm nimmt man dafür 5% der Auflage an. -> Freistücke zählen ebenfalls zu den Zuschussexemplaren, sofern sie die 5% der Auflage nicht übersteigen. Der Verkauf der nicht für die vorgesehenen Zwecke verwendeten Zuschussexemplare ist nicht zulässig, es sei denn mit Zustimmung des Verfassers, für die er alsdann Honorar erhält. Zuse, Konrad (1910-1995). Ingenieur. Konrad Zuse erkannte als erster, dass sich das binäre Zahlensystem wesentlich besser für Rechenmaschinen eignet als das bisher verwendete Zehnersystem. Er baute daraufhin eine Rechnerfamilie, welche als die ersten modernen -> Computer gelten: Der ZI von 1936 arbeitete mit dem binären Zahlensystem, war allerdings noch mechanisch. Die Weiterentwicklung resultierte dann im Jahre 1941 in dem elektromechanischen Modell Z3, welches mit circa 2500 Relais arbeitete und den ersten betriebsfähigen programmgesteuerten „Digitalrechner" überhaupt darstellte. Der Z3 hatte eine Speicherfähigkeit von 64 Zahlen mit je 22 Dualstellen und konnte 15-20 Rechenoperationen pro Sekunde durchführen. Ahnlich wie Hollerith gründete auch Zuse seine eigene Firma, die Zuse KG, welche später dann in der Siemens AG aufging.

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Zweigbibliothek, Zweigbücherei -»Bibliothekssystem Zweischichtiges Bibliothekssystem täts- und Hochschulbibliothek Zwergbücher

Universi-

Kleinste Bücher

Zwillingsdrucke sind dasselbe wie Doppelausgaben. Darüber hinaus spricht man auch bei Vorzugsausgaben von Zwillingsdrucken, wenn nach Herstellung der einfachen Ausgabe für den Druck der Vorzugsausgabe eine Neuordnung des Schriftsatzes erfolgt. Zwischenbuchhandel. Der Zwischenbuchhandel ist ein Buchhandel, der sich zur Erleichterung des Verkehrs zwischen Verlag und Sortiment in diesen einschaltet, so das -> Barsortiment, der --> Grossobuchhandel, der -> Kommissionsbuchhandel und die Verlagsauslieferung. Zu unterscheiden ist dabei der Buchgroßhandel (Absatzmittler) und der Kommissionsbuchhandel (Absatzhelfer). Zum Buchgroßhandel zählen sowohl die Fachgroßhändler wie Barsortimente als auch die Grossisten, die den Buchgroßhandel als Nebengewerbe betreiben (PresseGrossisten, Spiel- und Schreibwaren-Großhändler) sowie die Regalgroßhändler (Rack-Jobber) und die Großantiquariate ( -• Modernes Antiquariat). Zwischentitel. Als Zwischentitel wurden nach den Preußischen Instruktionen die -> Titel ohne -+ Erscheinungsvermerk innerhalb eines Buches genannt, z.B. in einem -> Sammelwerk die Beiträge verschiedener Verfasser auf besonderen Seiten. Zwitterdrucke

Doppelausgaben

K G · Saur Verlag Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation 5., völlig neu gefasste Ausgabe Herausgegeben von Rainer Kühlen, Thomas Seeger und Dietmar Strauch Band 1: Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und -praxis Band 2: Glossar 2 Bände. Zusammen XLVIII; 910 Seiten Broschur € 90,-/sFr 1 5 5 ISBN 978-3-598-11674-2 Gebunden € 158,-/ sFr 272,ISBN 978-3-598-11675-9

Das Standardwerk zur fachlichen Informationsarbeit wurde 1972 von Klaus Laisiepen, Ernst Lutterbeck und Karl-Heinrich Meyer-Uhlenried begründet. Generationen von Wissenschaftlern, Praktikern, Dozenten und Studierenden schöpften aus diesem Handbuch Kenntnisse und Wissen oder gaben als Autoren ihre Erfahrungen weiter. Mehr als 30 Jahre nach der ersten Publikation wird diese Tradition weitergeführt. Seit der vierten Ausgabe von 1997 sind erhebliche technische, methodische und organisatorische Veränderungen in den Bereichen Information und Dokumentation sowie in der Informationswissenschaft zu verzeichnen. Für die vorliegende Ausgabe konnte mit Rainer Kuhlen als neuem Mitherausgeber die informationswissenschaftliche Komponente weiter gestärkt werden. Den Textband mit insgesamt 73 Beiträgen auf 762 Seiten ergänzt Band 2: ein Glossar zu der im Handbuch verwendeten Terminologie mit einem zusätzlichen englischsprachigen Register. Hier werden auf 138 Seiten wichtige Begriffe und Konzepte des Informationswesens definiert und beschrieben. Das Handbuch bietet die zentralen Grundlagen für jeden Studierenden und Lehrenden, für Entscheidungsträger und Praktiker im Bereich der Information und Dokumentation. Es ist damit ein verlässlicher Leitfaden durch die Vielzahl unterschiedlicher Informationsmethoden, -dienste, -systeme und -techniken sowie die damit befassten Bereiche und Institutionen.

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K G · Saur Verlag Bibliothekspraxis Ein zeitgemäßes Bibliothekswesen muss auf vielfältige Anforderungen reagieren und sich ständig weiterentwickeln. Der Dienstleistungsbetrieb Bibliothek ist mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Neue Medien und Informationstechnologien, Mittelkürzungen, neue Organisationsformen, neue Erwartungen an Leistungsmessung, Qualitäts- und Kostenmanagement. Die Reihe »Bibliothekspraxis« will auf Fragen bei diesen Anpassungsprozessen eingehen und mit Informationen und Erfahrungen aus der Praxis dazu beitragen, den zunehmend komplizierter werdenden Betrieb Bibliothek optimal zu gestalten. Die Reihe wendet sich an Bibliothekare im Beruf und in der Ausbildung ebenso wie an Seiteneinsteiger, die sich in verschiedenen Bereichen der Bibliothek in ihre Tätigkeitsfelder einarbeiten. Band 37 Ulrike Hähner Schadensprävention im Bibliotheksalltag 2006. XII, 200 Seiten. Gebunden. € 5 8 , - / s F r 100,ISBN 978-3-598-11751-0 Die Thematik der Schadensvermeidung besitzt angesichts der Etatlage im Bibliotheksbereich eine erhebliche ökonomische Bedeutung. Dieses Buch untersucht die notwendigen organisatorischen Voraussetzungen für ein Bestanderhaltungsmanagement und gibt Empfehlungen zu dessen Integration in die Bibliotheksorganisation bzw. die Aufbau- und Ablauforganisation. Es zeigt Möglichkeiten auf, neue Beschädigungen zu vermeiden und kostenintensive Mehrfachbehandlungen zu reduzieren.

Band 38 Anne-Katharina Weilenmann Fachspezifische Internetrecherche Für Bibliothekare, Informationsspezialisten und Wissenschaftler 2006. 205 Seiten. Gebunden. € 2 9 , 8 0 / s F r 5 1 ISBN 978-3-598-11723-7 Dieser Band dient der qualifizierten, zielsicheren Recherche im Internet, ohne sich von Suchmaschinen abhängig machen zu müssen. Im ersten Teil werden die bedeutendsten Entwicklungen im Bereich der Digitalen Bibliothek nachgezeichnet. Der zweite Teil bietet ca. 300 Links zu wichtigen Quellen im Internet. Vorwiegend deutschsprachige und englische Subject Gateways, Lexika sowie Bibliographien und Datenbanken sind aufgeführt mit Informationen über Inhalt, Urheber und Sprache des Angebots.

Band 39 Jörg P. Beiden Katalogisierung mit Allegro 2006. 287 Seiten. Broschur. € 3 6 , - / s F r 6 2 , ISBN 978-3-598-21168-3 Das Handbuch bietet eine Anleitung zur Verwendung des bibliothekarischen Datenbanksystems Allegro, das in vielen kleineren und mittleren Spezialbibliotheken (bis ca. 100.000 Bände) zur Katalogisierung verwendet wird. Es bietet eine praxisnahe Anleitung zur Katalogisierung mit Allegro und dient Einsteigern wie Fachleuten als Lehr- und Nachschlagewerk. Relevant ist es für Länder, die nach den RAK-WB katalogisieren (Deutschland, Österreich, Schweiz, Ost-Belgien).

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