Leopold von Ranke und Irland 3515101985, 9783515101981

Der Historiker Leopold von Ranke (1795-1886) spielt für die Geschichtswissenschaft eine kaum zu unterschätzende Rolle. S

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German Pages 278 [282] Year 2012

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INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
EINLEITUNG
I. DIE FAMILIENGESCHICHTE VON LEOPOLD RANKE UND CLARISSA GRAVES VOR 1843
II. DIE FAMILIE RANKE (1843-86)
III. DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE VON RANKES ENGLISCHE GESCHICHTE
IV. DIE DARSTELLUNG IRISCHER GESCHICHTE IN RANKES WERK ENGLISCHE GESCHICHTE
V. RANKES BENUTZUNG DER SPRACHE UND QUELLEN
VI. RANKES IRISCHE GESCHICHTE IM VERGLEICH ZU MACAULAY, FROUDE UND LECKY
SCHLUSS
ANHANG
BIBLIOGRAPHIE
PERSONENREGISTER
ORTSREGISTER
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Leopold von Ranke und Irland
 3515101985, 9783515101981

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Geschichte Franz Steiner Verlag

h i s to r i s ch e m it te i lu ng en – b e i h e f te 8 3

Andreas Boldt

Leopold von Ranke und Irland

Andreas Boldt Leopold von Ranke und Irland

h i s to r i s c h e m it t e i lu n g e n – b e i h e f te Im Auftrage der Ranke-Gesellschaft. Vereinigung für Geschichte im öffentlichen Leben e.V. herausgegeben von Jürgen Elvert

Wissenschaftlicher Beirat: Winfried Baumgart, Heinz Duchhardt, Michael Epkenhans, Beatrice Heuser, Michael Kißener, Ulrich Lappenküper, Bea Lundt, Christoph Marx, Wolfram Pyta, Wolfgang Schmale, Reinhard Zöllner

Band 83

Andreas Boldt

Leopold von Ranke und Irland

Franz Steiner Verlag

Umschlagabbildung: Leopold Ranke Aus: Eine goldene Hochzeit mit der Wissenschaft, in: Die Gartenlaube (1867), Heft 7, S. 101.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2012 Druck: Laupp & Göbel, Nehren Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-10198-1

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort ..................................................................................................................7 Einleitung .. ............................................................................................................9 I.

Die Familiengeschichte von Leopold von Ranke und Clarissa Graves vor 1843 ............................................................................21 1. Die Familie Ranke ....................................................................................21 2. Die Familie Graves ...................................................................................31

II. Die Familie Ranke (1843-86) .......................................................................43 1. Hochzeit und die frühen Ehejahre in Berlin 1843-47 ................................43 2. Revolution und Schicksalsschläge 1848-53 ..............................................62 3. Etablierung des Salons Ranke 1854-64 ....................................................81 4. Rankes Reise nach England und Irland 1865 ............................................94 5. Familienleben bis zum Tode Clarissas 1866-71 ..................................... 111 6. Die Verbindungen der Rankes und Graveses nach 1871 ........................ 125 III. Die Entstehungsgeschichte von Rankes Englische Geschichte .............. 133 IV. Die Darstellung irischer Geschichte in Rankes Englische Geschichte .................................................................................. 149 1. Rankes Englische Geschichte ................................................................. 149 2. Die Darstellung der irischen im Vergleich zur englischen Geschichte ............................................................................................... 149 3. Darstellung irischer Geschichte in zwei anderen Werken von Ranke: Geschichte der Päpste und Weltgeschichte ............................................ 159 V. Rankes Benutzung der Sprache und Quellen ......................................... 161

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INHALTSVERZEICHNIS

VI. Rankes irische Geschichte im Vergleich zu Macaulay, Froude und Lecky ................................................................................................... 181 1. Macaulay: History of England ................................................................. 181 2. Froude: The English in Ireland ................................................................ 183 3. Lecky: History of Ireland ........................................................................ 185 4. Das Schreiben irischer Geschichte .......................................................... 187 VII. Schluss ........................................................................................................ 197 Anhang ............................................................................................................... 203 Anhang I: Zwei ausgewählte unveröffentlichte Dokumente aus dem Ranke-Nachlass, Staatsbibliothek Berlin ..................................................... 203 Anhang II: Randbemerkungen in den Büchern aus Rankes Bibliothek ...... 213 Anhang III: Quellen im Bezug zur irischen Geschichte zitiert von Ranke .................................................................................................... 231 Anhang IV: Bücher in Rankes Bibliothek zur englisch-irischen Geschichte .................................................................................................... 235 Bibliographie ..................................................................................................... 249 Personenregister ................................................................................................ 267 Ortsregister ........................................................................................................ 275

VORWORT „Was ist Geschichte?“ Schon bei Prof. Imanuel Geiss, meinem ehemaligen Professor an der Universität Bremen, faszinierte mich diese Frage. Später beflügelte mich ein Kurs gleichen Titels bei Prof. John Bradley an der National University of Ireland, Maynooth. Auf beider Rat hin konkretisierte ich die Frage „Was ist Geschichte?“ mit Bezug auf ein spezielleres, bislang übersehenes Teilgebiet: Ich beschloss, die Verbindungen zwischen Leopold von Ranke und Irland näher zu untersuchen. An dieser Stelle möchte ich meinem Doktorvater Bradley für seine Hilfe, Geduld und Ratschläge, sowie Dr. Micheal Potterton für die Hilfe bei Übersetzungen danken. Ebenfalls war der Studiengang Geschichte an der Universität Maynooth sehr hilfreich, der mir in verschiedensten Bereichen unterstützend zur Seite stand; besonders möchte ich hier Prof. R.V. Comerford, Prof. Raymond Gillespie, Frau Prof. Jacqueline Hill, Dr. Thomas O’Connor und Frau Dr. Jacinta Prunty erwähnen. Mit Prof. Thomas Kelly, Studiengang Philosophie, Universität Maynooth, der tragischerweise im Februar 2008 bei einem Unfall ums Leben kam und dem unter anderem diese Schrift gewidmet ist, führte ich mehrere Diskussionen über Rankes Geschichtsphilosophie. Diese Arbeit wurde durch ein Stipendium des Irish Research Council for the Humanities and the Social Sciences finanziell unterstützt, dem ich mit großen Dank verbunden bin, da ohne diese finanzielle Unterstützung die vorliegende Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Mit Ratschlägen halfen auch viele Nachfahren von Ranke: Gräfin von Deym, Prof. von Blanckenburg, Dr. Hardnak Graf von der Schulenburg und Dr. Gisbert Bäcker-von Ranke, sowie Frau Anneliese Petzoldt aus Wiehe. Während meiner Arbeit erhielt ich viel Hilfe von Dr. Siegfried Baur, Staatsbibliothek zu Berlin, dem Ranke-Verein in Wiehe, hier vor allem von Pastor Gottfried Braasch und Familie Beate und Frank Bigeschke, sowie von der Syracuse University Library, USA, wo vor allem David Jensen und Dr. Christian Dupont von den Special Collections sehr behilflich waren. Ich bin auch der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, zu Dank verpflichtet, besonders Prof. Overgaauw und Frau Dr. Weber von der Handschriften-Abteilung, sowie dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Ferner danke ich den Bibliothekaren folgender Einrichtungen in Dublin: Trinity College Dublin, National Archives, National Library of Ireland, Royal Irish Academy, Library of Royal College of Physicians, Marsh’s Library, Representative Church Body Library; ferner in London: National Archives, Wellcome Library, British Museum, British Library; sowie der Russell Library, Universität Maynooth. Dr. Thomas Byrne war vor allem mit Ratschlägen und Korrekturen behillich. Weiterhin gilt mein Dank auch Prof. Dr. Jürgen Elvert von der Ranke-Gesellschaft, der diese Veröffentlichung dieser Arbeit ermöglichte, sowie der Lektorin Frau Carolina MöbisBerends und Frau Dr. Ingrid Hecht für ihre Korrekturen dieser Schrift.

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VORWORT

An dieser Stelle möchte ich diese Schrift, die die erweiterte deutsche Übersetzung meiner auf Englisch geschriebenen Dissertation im Jahre 2004 darstellt, folgenden Personen widmen, denen ich meine historische Laufbahn bis zur Dissertation zu verdanken habe: Frau Ursula Jordan (Lehrerin am Gymnasium Lilienthal) für ihren Geschichtsunterricht in der Schule, Prof. Dr. Imanuel Geiss (Universität Bremen) für das Erlernen der kritischen Forschungsmethode in der Neueren Geschichte, Prof. John Bradley (National University of Ireland, Maynooth, Irland) für den Unterricht in Archäologie und Historiographie, sowie Herrn Wilhelm Dehlwes (1910-2006) und Frau Käthe. Herr Dehlwes, der die Fertigstellung dieser Schrift leider nicht mehr erleben konnte, führte mich in seiner Funktion als Chronist von Bremen und Lilienthal in die Methodik der Archivforschungen im Heimatmuseum Lilienthal ein. Prof. Dr. Geiss (1931-2012) sei diese Schrift im Besonderen gewidmet. Seine Forschungsmethodik und Persönlichkeit haben mich wohl am meisten geprägt; auch nachdem ich die Universität Bremen verließ, blieben wir bis zu seinem Lebensende in Kontakt. Mir werden vor allem seine Unterrichtsstunden, aber auch die Stunden bei Tee und Kaffee – die mit Diskussionen zu Ranke, der irischen Geschichte, der Geschichte zum Antisemitismus sowie den „Historischen Mechanismen“ gefüllt waren –, in steter Erinnerung bleiben. Ich erhielt von Frau Níamh McGee sehr viel Unterstützung zur Vollendung dieser Arbeit. Meinen Eltern Liesbeth und Dieter Boldt sei die Schrift ebenfalls gewidmet. Ich danke ihnen für ihre Geduld und Unterstützung während meiner universitären Laufbahn.

EINLEITUNG Leopold von Ranke war einer der einflußreichsten Historiker des neunzehnten Jahrhunderts. Er entspross am 21.12.1795 in Wiehe, einer kleinen thüringischen, seit 1815 preußischen Stadt, einer Familie, die traditionell lutherische Pastoren hervorbrachte und recht religiös war.1 Rankes frühe Erziehung zu Hause und der Besuch der berühmten Landesschule Schulpforta etablierten seine Liebe zu klassischen Sprachen. Nach dem Schulabschluß im Jahre 1814 schrieb er sich an der Universität Leipzig für Theologie und Klassische Philologie ein und wandte sich mit Vorliebe der Philologie und der Übersetzung von antiken Texten zu. Während seines Studiums setzte sich Ranke mit den Ideen von Fichte, Schlegel, Goethe, Schelling, Kant, Thucydides, Livius, Herder und Niebuhr auseinander. Schließlich verfasste er seine Dissertation über die politischen Ideen von Thucydides und es war eher seine Liebe zur klassischen Philologie als zur Geschichte, die ihn veranlasste, dieses Thema zu bearbeiten. Doch die folgenden sieben Jahre, die Ranke als Lehrer zunächst für Klasische Philologie am Gymnasium Frankfurt an der Oder verbrachte, förderten sein Interesse an der Geschichte. Hier verfasste Ranke 1

Adams, ‚Leopold von Ranke‘, in Papers of the American Historical Association, vol. iii (New York 1889), S. 101-33; J.H. Arnold, History, a very short introduction (Oxford 2000), S. 347; Siegfried Baur, Versuch über die Historik des jungen Ranke (Berlin 1998); Siegfried Baur, ‚Die Freiräume der Historie. Anmerkungen zu Aufstieg und Fall der Historisch-Politischen Zeitschrift Rankes‘, in Ulrich Muhlack (Hrsg.), Historisierung und gesellschaftlicher Wandel in Deutschland im 19. Jahrhundert (Berlin 2003), S. 61-85; Jeremy Black, und D.D. MacRaild, Studying History (London 2000), S. 40-2; Andreas Boldt, ‚Leopold von Ranke and the Graves family in Ireland‘, in T.A.F. Kelly, Marie Murphy, und Louise McHugh, NUI Maynooth Postgraduate Research Record: Proceedings of the Colloquium (Maynooth 2002), S. 173-7; Gottfried Braasch, ‚Die Ranke-Familie‘, in Stadtverwaltung Wiehe (Hrsg.), Wiehe (Artern 1999), S. 35; Alexander Demandt, Ranke unter den Weltweisen (Berlin 1980), S. 726; Volker Dotterweich, ‚Ranke‘, in Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, vol. vii (Herzberg 1999), S. 1324-55; Felix Escher, ‚Leopold Ranke‘, in Michael Erbe (Hrsg.), Berlinische Lebensbilder, Geisteswissenschaften (Berlin 1989), S. 109-25; Gerhard Frick, Der handelnde Mensch in Rankes Geschichtsbild (Zürich 1953); Mary Fulbrock, German history since 1800 (London 1997), S. 477-91; Peter Gay, Style in history (New York 1988), S. 57-94; Felix Gilbert, History: politics or culture? Reflexions on Ranke and Burckhardt (New York 1990), S. 11-45; H.F. Helmolt, Leopold Rankes Leben und Wirken (Leipzig 1921); G.J. Henz, Leopold Ranke. Leben, Denken, Wort, 1795-1814. Darstellende Untersuchungen und Edition (Köln 1968); Marnie Hughes-Warrington, Fifty key thinkers on history (New York 2001), S. 256-63; James Joll, National histories and national historians: some German and English views from the past (London 1984); Leonard Krieger, Ranke: the meaning of history (Chicago 1977); Friedrich Meinecke, Die Entstehung des Historismus (München 1965), S. 585-602; Wilhelm Mommsen, Stein, Ranke, Bismarck (München 1954), S. 95-111; Ferdinand Schevill, Six historians (Chicago 1956), S. 125-56; Rainald Stromeyer, Ranke und sein Werk im Spiegel der Kritik (Heidelberg 1950), S. 69-74, 202; J.W. Thompson, A history of historical writing, vol. ii (New York 1962), S. 168-91; Rudolf Vierhaus, Ranke und die soziale Welt (Münster 1957); John Warren, The past and its presenters (London 1998), S. 104-17; John Warren, History and the historians (London 2000), S. 59-79; D.R. Woolf, A global encyclopaedia of historical writing, vol. ii (New York 1998), S. 761-2.

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EINLEITUNG

dann auch sein erstes Hauptwerk, Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494-1535, welches im Jahre 1824 veröffentlicht wurde und in dem er bereits seine Methoden und Konzepte festsetzte, die seine späteren Werke bestimmen sollten. Ranke ging von der Konzeption einer europäischen Gemeinschaft aus, der die Einheit der germanischen und lateinischen Kultur zugrunde liegt, aber die griechische und russisch-orthodoxe Welt ausgrenzte. Für ihn waren das Emporkommen des absolutistischen Staates und des Protestantismus bestimmend in der Gestaltung der modernen Welt. Entscheidender als der Text an sich war jedoch der Anhang, in welchem er frühere historische Literatur auf der Basis der kritischen Quellenforschung untersuchte. In seiner Vorrede findet man sein später so häufig zitiertes Dictum, dass er Geschichte schreiben wolle, ‚wie es eigentlich gewesen‘. Aufgrund des Erfolges seines Werkes wurde Ranke als außerordentlicher Professor an die Universität Berlin gerufen. Im Spätjahr 1827 ging er auf Reisen und forschte in den folgenden vier Jahren in verschiedenen Archiven in Wien, Venedig, Florenz, Rom und Neapel, ständig auf der Suche nach neuen Dokumenten. Durch seine verschiedenen persönlichen Kontakte verstand Ranke es, sich Zugang zu Archiven zu ermöglichen, die vorher kaum zugänglich waren oder bis dato wenig Beachtung gefunden hatten. Nachdem Ranke 1831 nach Berlin zurückgekehrt war, schrieb er sein wohl berühmtestes Werk, Die römischen Päpste in den letzten vier Jahrhunderten (1834-6). Als Musterbeispiel für Objektivität und Kunst der Geschichtsschreibung wurde das Werk im neunzehnten Jahrhundert in mehrere Sprachen übersetzt (englisch, französisch, ungarisch, italienisch, polnisch) und wurde mehrfach nachgedruckt. Allein in England erschien das Werk zwischen 1840 und 1848 in vier verschiedenen Übersetzungen. In den Päpsten behandelte Ranke das Papsttum als eine universelle Monarchie und präsentierte prägnante biographische Skizzen der Päpste. Seine lange Forschungsreise nach Italien legte die Grundlage für spätere Forschungsreisen beispielsweise nach London, Paris, Brüssel und Wien, welche Ranke zwischen seinen Semestern einplante und die häufig mehrere Monate dauerten. Zwischen 1832 und 1836 gab Ranke die Historisch-Politische Zeitschrift heraus, in welcher er mehrere bedeutende, doch seinerzeit kaum beachtete, historische Aufsätze veröffentlichte, und im Jahre 1834 wurde er schließlich zum ordentlichen Professor an der Universität Berlin ernannt, eine Stellung, die er bis zur Pensionierung im Jahre 1871 innehatte. Seit 1841 war Ranke der Historiograph des preußischen Staates. Seine Forschungen in den 1840ern konzentrierten sich auf die Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation (1839-43) und die Neun Bücher preußische Geschichte (1847-8). In Berlin wurden die ersten ‚wissenschaftlichen’ Historiker durch Ranke ausgebildet, unter ihnen Georg Waitz und Jakob Burckhardt. König Maximilian II. von Bayern wurde durch Ranke dazu bewogen, innerhalb der Bayerischen Akademie der Wissenschaften eine Historische Kommission zu schaffen, zu welcher Ranke als erster Vorsitzender im Jahre 1858 berufen wurde. In seinen späteren Jahren schrieb Ranke europäische nationale Geschichten, hervorzuheben sind die Französische Geschichte, vornehmlich im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert (1852-61), die Englische Geschichte vornehmlich im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert (1859-68) und Die

EINLEITUNG

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deutschen Mächte und der Fürstenbund (1871). Ranke wurde mit verschiedenen Ehrungen ausgezeichnet. So wurde er im Jahre 1865 in den Adelsstand erhoben, wurde 1882 zum Geheimen Rat in Preußen ernannt und erhielt die Ehrenbürgerschaft von Berlin im Jahre 1885. Trotz seiner Pensionierung im Jahre 1871 führte Ranke seine Forschungen weiter und schrieb noch sechs Bände seiner Weltgeschichte, bevor er am 23.5.1886 in Berlin verstarb. Leopold von Ranke bemühte sich unter anderem, die politische Struktur innerhalb einer jeweiligen historischen Epoche zu verstehen. Um die Natur eines historischen Phänomens zu durchdringen, müsse man dessen historischen Hintergrund und zeitlichen Wandel berücksichtigen. Ranke argumentierte, dass historische Epochen nicht nach vorgefassten Urteilen oder Ideen der Gegenwart, sondern aus sich selbst heraus verstanden werden müssten, indem man empirische Geschichte etabliere und schreiben müsse, ‚wie es eigentlich gewesen‘. Ranke unterstrich die ‚Individualität‘ und ‚Entwicklung‘ in der Geschichte. Jedes historische Phänomen, jede Epoche und jedes Ereignis habe eine eigene Individualität, und es sei das Ziel des Historikers, eben dies hervorzuheben und zu respektieren.2 Deshalb müssten Historiker in die entsprechende Epoche eintauchen und sie in einer Art und Weise untersuchen, wie Dinge zu ihrer Zeit verstanden würden. Sie müssten, um Rankes eigene Worte zu benutzen, „ihr eigenes Ich auslöschen“.3 Diese individual-bezogene Methode der Geschichtsschreibung umfasste auch eine Wahrnehmung historischer Entwicklung, die, so Ranke, durch Gottes Willen getragen würde. Dieses sogenannte ‚protestantische‘ Element innerhalb Rankes historischem Denken und Schreiben war zudem recht wichtig.4 Trotz des religiösen Einflusses blieb Ranke stets ein weltlicher Historiker und bestrebt, die großen Kräfte der Geschichte zu verstehen. Er lehrte die Notwendigkeit, wichtige universale Trends anhand konkreter Details zu vergleichen. Ranke betrachtete jede Nation und deren Menschen als einzigartige Einheiten, die Kräfte des Nationalismus entfalteten, welche nicht mehr länger ignoriert werden könnten. In seiner Arbeit war er davon überzeugt, dass die etablierten politischen Institutionen moralische Kräfte verkörperten. Andererseits verweigerte er vehement die Reduzierung der Geschichte auf ein bloßes Schema. Nach Rankes Auffassung müsse der Historiker vom Individuellen zum Allgemeinen arbeiten, nicht umgekehrt, und es sei das Detail, welches den Pfad zur Erfassung der großen moralischen Kräfte, die sich in der Geschichte manifestierten, freigeben würde. Während Ranke dem Fortschrittsgedanken mit einiger Skepsis begegnete, sah er in dem protestantischen 2

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„Ich aber behaupte: jede Epoche ist unmittelbar zu Gott, und ihr Werth beruht gar nicht auf dem, was aus ihr hervorgeht, sondern in ihrer Existenz selbst, in ihrem eigenen Selbst. Dadurch bekommt die Betrachtung der Historie, und zwar des individuellen Lebens in der Historie, einen ganz eigenthümlichen Reiz, indem nun jede Epoche als etwas für sich Gültiges angesehen werden muß und der Betrachtung höchst würdig erscheint.“ In: Leopold von Ranke, Weltgeschichte, Bd. IX, Teil 2 (Leipzig 1888), S. 5. Leopold von Ranke, Englische Geschichte, vornehmlich im 17. Jahrhundert (Berlin 1860), Bd. II, S. 1. Warren, History and the historians, S. 58-9, hebt den religiösen Einfluß in Rankes Leben hervor.

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EINLEITUNG

Europa bereits einen Höhepunkt der Geschichte, gleichzeitig stand er den liberalen und demokratischen Bewegungen durchaus kritisch gegenüber, welche sich seit der Französischen Revolution entwickelt hatten. Trotz seiner Empfehlung zur Objektivität und Unparteilichkeit blieb er vom etablierten System überzeugt, da es historisch gewachsen sei, und so zeigte sich seine konservative Neigung in seiner Auffassung zur Vergangenheit. Neue Theorien der Evolution verneinte er nicht völlig, aber er zog es vor, die Fragen zur menschlichen Ur- und Vorgeschichte aus seiner historischen Geschichtsschreibung auszublenden. Mit seinem Historischen Seminar baute Ranke ein Modell auf, das zur akademischen Ausbildung von Historikern in jenen systematisch-kritischen Forschungsmethoden beitrug, die sich im Laufe der Zeit auf der ganzen Welt durchsetzten und das Fach Geschichte zur einer wissenschaftlichen Disziplin emporhoben. Ranke leistete einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der modernen Geschichtsschreibung und ist heute als Vater der wissenschaftlich-historischen Schule des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts anerkannt. Seine methodischen Prinzipien wie Archivforschung und Quellenkritik wurden in akademischen Institutionen übernommen. Häufig wurde Ranke dadurch gewürdigt, dass durch seine Etablierung der philologischkritischen Methode als der historischen Methode überhaupt, die Historie zur Wissenschaft gemacht worden sei.5 5

Adams, ‚Leopold von Ranke‘, S. 101-33; Arnold, History, S. 34-7; Baur, Historik des jungen Ranke; Michael Bentley, Modern historiography – an introduction (London 2000), S. 36-42; Michael Bentley, Companion to historiography (New York 2002); Stefan Berger, ‚The German tradition of historiography, 1800-1995‘, in Fulbrock, German history since 1800, S. 47792; Black, MacRaild, Studying history, S. 40-2; Andreas Boldt, ‘Ranke and the Graves family’, S. 173-7; Andreas Boldt, ‚Leopold von Ranke and Ireland‘ (unpublished M.A. thesis, NUI Maynooth, Maynooth 2000); Kelly Boyd (Hrsg.), Encyclopedia of historians and historical writing (London 1999), S. 981-2; H.O. Brogan, Antonio Pace, und Adolph Weinberger (Hrsg.), The Leopold von Ranke manuscripts of Syracuse University (Syracuse 1951), S. 630; Peter Burke, ‚Ranke the reactionary‘, in Syracuse Scholar, vol. ix, no. 1, (Syracuse 1988), S. 25-30; Stephen Davies, Empiricism and history (Bristol 2003), S. 27-31; Demandt, Ranke unter den Weltweisen, S. 7, 24-5; Dotterweich, ‚Ranke‘, S. 1327-35; R.J. Evans, In defence of history (London 2000), S. 16-26; Gay, Style in history; Niall Ferguson, Virtual history (London 2003), S. 42-3; Frick, Der handelnde Mensch in Rankes Geschichtsbild; Gilbert, History: politics or culture?, S. 14, 31; Felix Gilbert, ‚Ranke as the teacher of Jacob Burckhardt‘, in Syracuse Scholar, vol. ix, no. 1 (Syracuse 1988), S. 19-24; Helmolt, Leopold Rankes Leben und Wirken; G.G. Iggers, und Konrad von Moltke (eds.), The theory and practice of history (New York 1973); G.G. Iggers, ‚The crisis of the Rankean paradigm in the nineteenth century‘, in Syracuse Scholar, vol. ix, no. 1 (Syracuse 1988), S. 43-50; G.G. Iggers, ‚Leopold von Ranke‘, in D.R. Woolf, A global encyclopedia of historical writing (New York 1998), S. 7612; Todd Kontje, A companion to German realism 1848-1900 (New York 2002), S. 54-83; T.H. Laue, Leopold Ranke, the formative years (Princeton 1950), S. 109-38; Arthur Marwick, The new nature of history (Hampshire 2003), S. 61-70; C.E. McCelland, The German historians and England (Cambridge 1971); Friedrich Meinecke, Aphorismen und Skizzen zur Geschichte (Leipzig 1942), S. 72-91, 127-162; Mommsen, Stein, Ranke, Bismarck; Alun Munslow, The new history (Harlow 2003), S. 50, spricht von Ranke als einen „international model for the master historian“; J.M. Powell, ‚The confusing and ambiguous legacy of Leopold von Ranke‘, in Syracuse Scholar, vol ix, no. 1 (Syracuse 1988), S. 5-10; Leopold von Ranke, Das Briefwerk (Hamburg 1949); Dorothy Ross, ‚On the misunderstanding of Ranke

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Als Ranke im Jahre 1886 verstarb, galt seine Privatbibliothek, welche im Laufe von 60 Jahren gesammelt wurde, als eine der wichtigsten und größten intellektuellen Bibliotheken der Welt. Es war in dieser Bibliothek, in der Ranke sein Historisches Seminar entwickelte und für über 40 Jahre auch praktisch durchführte. Historiker wie Jacob Burckhardt, Heinrich von Sybel und Georg Waitz wurden hier von Ranke gelehrt. Dennoch war das Interesse in Deutschland nur gering, diese Sammlung aus wichtigen Quellen zur Geschichte der Historiographie zu erwerben. So wurde die Bibliothek, die aus etwa 24.000 Büchern, Flugblättern und bedeutenden Original-Quellen bestand, im Jahre 1887 von Rankes Kindern an die Universität Syracuse, Staat New York, USA, verkauft.6 Unter Prof. J.M. Powell, der das ‚1 Millionen Dollar-Projekt’ initiierte und leitete, wurden die Rankeschen Bücher zwischen 1975 und 1985 weitgehend katalogisiert und restauriert. In den Jahren 1951 und 1984 wurden Verzeichnisse in Syracuse veröffentlicht. Einige Jahre später waren Prof. Powell und das Special-Collections Team in der Lage, für etwa 95% des Bestandes eine vollständige Bibliographie im Internet zugänglich zu machen. In der Ranke-Bibliothek findet man wichtige Sammlungen, wie zum Beispiel 430 venezianische Relazioni, über 1000 Chroniken, Annalen und Reichstagsberichte, sowie eine große Sammlung von mehr als 2500 Flugblättern aus den sechszehnten bis neunzehnten Jahrhunderten.7 Syracuse betrachtet Rankes Sammlung als „a cornerstone of our rare book collection and [as] a primary source for the investigation of Ranke’s own development as a historian“.8 Der Ranke-Nachlass, der in Deutschland verblieb, fand den Weg in drei verschiedene Archive. Die größte Handschriften-Sammlung mit etwa 50.000 Blatt befindet sich heute in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz. Dennoch kann nicht gesagt werden, dass die deutsche Forschung den Wert dieser Sammlung erkannt hat. Auch 120 Jahre nach Rankes

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and the origins of the historical profession in America‘, in Syracuse Scholar, vol. ix, no. 1 (Syracuse 1988), S. 31-42; Ernst Schulin, ‚Neuzeitliche Universalgeschichte und Nationalgeschichte bei Ranke. Zum Gedenken an seinen 100. Geburtstag‘ (Paper, Berlin 1986), S. 2; Ernst Schulin, ‚Ranke’s universal history and national history‘, in Syracuse Scholar, vol. ix, no. 1 (Syracuse 1988), S. 11-18; Thomson, A history of historical writing, S. 168-191; J.E. Toews, Becoming historical (New York 2004), S. 372-418; Warren, History and the historian, S. 57, spricht von einem „new-revolutionary impact on historiography“; Warren, Past and its presenters, S. 104-17; G.L. Weinberg, ‚The end of Ranke’s history?‘, in Syracuse Scholar, vol. ix, no. 1 (Syracuse 1988), S. 51-60; Hayden White, Metahistory (Baltimore 1975), S. 163-90. Für weitere Details siehe auch Hubert Kiesewetter, ‚Das Schicksal der Ranke-Bibliothek‘, in Historische Mitteilungen, Bd. II (Stuttgart 1991), S. 307-14; und Siegfried Baur, ‚Franz Leopold Ranke, the Ranke Library at Syracuse and the open future of scientific history‘, in Syracuse University Library Associates, Courier, vol. xxxiii (1998-2001) S. 7. Siegfried Baur, ‚Die Ranke-Collection in Syracuse University Library‘ (Berlin 2004), S. 1-5, zugänglich unter: Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, www.kalliope-portal.de [1.12.2006]. Die Manuskripte der venezianischen relazioni sowie der Briefsammlung veröffentlichte Edward Muir, The Ranke Manuscript Collection of Syracuse University (Syracuse 1983). Christian Dupont, ‚Research libraries and the Syracuse commitment to special collections‘, in The library connection (Syracuse 2003), S. 7.

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EINLEITUNG

Tod wurde diese Sammlung noch nicht vollständig geöffnet, durchforscht, katalogisiert oder für jegliche bedeutende Forschungen zu Ranke genutzt. Paul Joachimsen versuchte bereits in Verbindung mit seinem Projekt einer vollständigen Ranke-Edition, diese Sammlung von München in den 1920er Jahren zu sortieren, während dies W.P. Fuchs und sein Team ein zweites Mal von Erlangen aus in den 1960er Jahren versuchten. Beide Projekte waren nicht erfolgreich. Joachimsen und seine Mitarbeiter hinterließen neun anstatt der geplanten ein hundert Bände und einen 24seitigen, mit Maschinenschrift geschriebenen, provisorischen Nachlasskatalog; Fuchs hingegen schaffte nur drei der sechs geplanten Bände für die Handschriftenabteilung und 150 anstatt der geplanten 10.000 Karteikarten. Beide Forschungsgruppen von Joachimsen und Fuchs haben viel Arbeit geleistet, doch blieb die erhoffte Hilfe seitens der Historiker und historischen Vereinigungen aus.9 Zur Zeit sortiert und katalogisiert Dr. Siegfried Baur diesen wissenschaftlichen Nachlass, welcher hoffentlich vollständig im Jahre 2008 zugänglich ist. Dieses Projekt würde den Ranke-Nachlass den Historikern endlich wissenschaftlich zugänglich machen. Die ersten Schritte wurden bereits durch das Internet-Projekt ‚Kalliope‘ durchgeführt, in welchem alle vorhandenen Dokumente registriert, katalogisiert und zusammenfassend online dargestellt werden. Baur hat auch eine im Internet zugängliche Datei geschaffen, die die Sammlungen in Syracuse und Berlin erstmals wieder in ihrer ursprünglichen Einheit beinhaltet.10 Die zweitgrößte, sich in Deutschland befindende Sammlung, mit etwa 20.000 Dokumenten, befindet sich heute im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin und umfasst im wesentlichen die privaten Familienpapiere der Ranke-Familien. Während die meisten Sammlungen der Ranke-Geschwister vollständig sind, wurde ein großer Teil der Originalbriefe von Leopold von Ranke im Zweiten Weltkriege zerstört. Rankes Briefe haben teils nur als Kopie überlebt, welche durch Bernhard Hoeft für seine Briefedition angefertigt und die schließlich postum 1949 veröffentlicht wurden. Das dritte Archiv befindet sich im Ranke-Museum, welches vom RankeVerein in Wiehe, Thüringen, unterhalten wird und das mittlerweile eine große Sammlung von Rankes eigenen Arbeiten, aber auch Sekundärliteratur und Hunderte von Manuskripten beherbergt (etwa 5.000 Blatt). Das Herzstück der Manuskriptsammlung bilden etwa 600 unveröffentlichte Briefe von Rankes Ehefrau Clarissa, welche vor zehn Jahren dem Museum von einem Ranke-Nachfahren, Dr. Gisbert Bäcker-von Ranke, übergeben worden sind. Alle vier Archive bilden eine Sammlung von etwa 26.000 Büchern und schätzungsweise 80.000 Blatt an Manuskripten, Lebensdokumenten, Briefen bzw.

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Siegfried Baur, ‚Die Ranke-Sammlung in der Staatsbibliothek zu Berlin‘ (Berlin 2004), S. 15, erhältlich unter: Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, www.kalliope-portal.de [1.12.2006]. Siehe auch: Siegfried Baur, ‚Oh Nachlaß laß nach. Bemerkungen über den Ranke-Nachlaß.‘ (Vortrag vor der Grimm-Sozietät zu Berlin, 10.10.2005). 10 Erhältlich unter: Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, www.kalliope.de und www.kalliope-portal.de [1.12. 2006].

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Briefabschriften, die eine Forschungsbasis bilden, um Ranke als Wissenschaftler und Privatmann zu erkunden. Obwohl Ranke einen erheblichen Einfluss auf die Geschichtsschreibung des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts ausübte, was bereits Friedrich Meinecke in seiner Erinnerungsansprache von 1936 hervorhob,11 und viele seiner Bücher als Standardwerke gelten, gibt es unterschiedliche Bewertungen zu Rankes Methoden und Theorien. Manfred Asendorf zum Beispiel untersuchte die Unparteilichkeit als eine Schlüsselfrage innerhalb der Geschichtsschreibung.12 Er analysierte Rankes Verständnis von Objektivität und kommt zu dem Schluss, dass Ranke darunter eine Kraft verstünde, „die Richtung und Verlauf der Geschichte bestimmte, der Weltoder Universalgeschichte.“13 Nach der Auffassung von Asendorf habe sich Rankes Geschichtsbild aus der Opposition zu den liberalen und radikaldemokratischen Ideen der Mittelklasse entwickelt, und er habe ein eigenes Konzept zur objektiven Weltgeschichte formuliert.14 A.G. Dickens untersuchte Ranke als einen Historiker der Reformation.15 Zunächst analysierte er Rankes persönliche Verbindung zur Religion, bevor er dessen Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und die Bauernrevolten von 1524/25 diskutiert. Dickens vergleicht Ranke mit einer Reihe weiterer Historiker und stellt heraus, dass Ranke schlicht frühere Werke zur Reformation kopiert habe. Zum Lebenslauf von Ranke schreibt Dickens, dass „the general direction of his early progress was from the airy-fairy to the nitty-gritty. This vulgarism has a certain pragmatic truth, yet it remains superficial“. Dickens kommt zu dem Schluß, daß „a good deal has been written concerning Ranke’s philosophy of history, but personally I cannot see that he possessed any mental contraption which deserved so grandiose a title“.16 M.-J. Zemlin kommt zu dem Ergebnis, dass Ranke zwischen anschaulicher und abstrakter Geschichtsschreibung unterscheide: während die erste sich als vollständig, objektiv und repräsentativ für die Geschichte bewährt habe, käme die letzte den Ideen der Philosophie nahe.17 Im Vergleich zu Hegel und Kant, bezeichnet Zemlin Rankes historisches Verständnis als eine anschauliche, verständliche und analytische Herangehensweise zur Geschichte verbunden mit dem Drang, Universalgeschichte zu schaffen.18 In der Auffassung von Johannes Süßmann wollte Ranke in seinem Erstlingswerk gar keine historischen Tatsachen darstellen, sondern er 11 Meinecke, Die Entstehung des Historismus, S. 385-602. 12 Manfred Asendorf, ‚„Objektivität“ der Geschichte: L. v. Ranke und die deutsche Geschichtswissenschaft‘, in Manfred Hahn, und H.J. Sandkühler (Hrsg.), Gesellschaftliche Bewegung und Naturprozeß (Köln 1981), S. 49-60. 13 Ebd., S. 50. 14 Ebd., S. 49-52. 15 A.G. Dickens, Ranke as Reformation Historian (Reading 1980). 16 Ibid, S. 3. 17 M.-J. Zemlin, ‚Die historische Theoria im Geschichtsdenken Rankes‘, in Saeculum, vol. xxxvii (1986), S. 352-65; M.-J. Zemlin, ‚„Zeigen, wie es eigentlich gewesen“. Zur Deutung eines berühmten Rankewortes‘, in K.D. Erdmann, und J. Rohlfes (Hrsg.), Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, vol xxxvii (1986), S. 333-50. 18 Zemlin., ‚Die historische Theoria im Geschichtsdenken Rankes‘, S. 352-65.

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wollte schlicht nur neue historische Ideen präsentieren.19 Im erklärten Anschluss an Hayden White betont Süßmann vor allem Schillers angeblichen Einfluss auf Rankes Geschichtsschreibung. Einerseits erkennt Süßmann die Bedeutung der Geschichten der romanischen und germanischen Völker für Rankes weiteren akademischen Lebenslauf, andererseits vertritt er die Auffassung, dass die Einleitung bereits in der damaligen Zeit nicht als revolutionierend angesehen worden sei.20 Er unterstreicht Rankes Interesse an einer einseitigen monarchistischen Geschichtsschreibung und seine religiöse Interpretation mit dem zentralen Konzept des „Gottesfingers“.21 Eine kürzlich erschienene Veröffentlichung beinhaltet mehrere Artikel zum Thema Ranke.22 Drei Autoren, Volker Dotterweich,23 Thomas Brechenmacher24 und Ulrich Muhlack,25 befassen sich mit der bibliographischen Situation zur Ranke-Forschung und der vorgeschlagenen neuen Ranke-Brief-Edition. Dotterweich bietet in einem anderen Artikel eine Bibliographie, welche alles zu erfassen sucht, was zu Ranke zwischen 1886 und 1993 veröffentlicht wurde,26 während Muhlack den derzeitigen Wissensstand in einem Artikel zu Ranke im Jahre 2003 schlicht zusammenfaßt.27 Weitere Autoren sind Eckart Conze,28 H.-C. Kraus29 und Jürgen Grosse,30 die das Geschichtsverständnis von Ranke und Burckhardt vergleichen und Ranke als einen zeitgenössischen Historiker und politischen Ratgeber diskutieren.

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Johannes Süßmann, Geschichtsschreibung oder Roman? (Stuttgart 2000), S. 248. Ebd., S. 216-20. Ebd., S. 234, 243. Jürgen Elvert, und Michael Salewski (Hrsg.), Historische Mitteilungen, Schwerpunkt: Leopold von Ranke (Stuttgart 2001). Volker Dotterweich, ‚Die gegenwärtige bibliographische Situation des Rankeschen Werkes‘, in Jürgen Elvert, und Michael Salewski (Hrsg..), Historische Mitteilungen, Schwerpunkt: Leopold von Ranke (Stuttgart 2001), S. 3-9. Thomas Brechenmacher, ‚Zum Stand der am historiographischen Werk orientierten RankeForschung‘, in Jürgen Elvert, und Michael Salewski (Hrsg.), Historische Mitteilungen, Schwerpunkt: Leopold von Ranke (Stuttgart 2001), S. 10-16. Ulrich Muhlack, ‚Desiderate der Ranke-Forschung‘, in Jürgen Elvert, und Michael Salewski (Hrsg.), Historische Mitteilungen, Schwerpunkt: Leopold von Ranke (Stuttgart 2001), S. 1723. Volker Dotterweich, ‚Ranke‘, in Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. VII (Herzberg 1999), S. 1324-55. Ulrich Muhlack, ‚Leopold von Ranke und die Begründung der quellenkritischen Geschichtsforschung‘, in Jürgen Elvert, und Susanne Krauß (Hrsg.), Historische Debatten und Kontroversen im 19. und 20. Jahrhundert (Stuttgart 2003), S. 22-33. Eckart Conze, ‚Der Historiker als Politikberater‘, in Jürgen Elvert, und Michael Salewski (Hrsg.), Historische Mitteilungen, Schwerpunkt: Leopold von Ranke (Stuttgart 2001), S. 2437. H.-C. Krauss, ‚Ranke als Zeitgenosse‘, in Jürgen Elvert, und Michael Salewski (Hrsg.), Historische Mitteilungen, Schwerpunkt: Leopold von Ranke (Stuttgart 2001), S. 28-50. Jürgen Grosse, ‚Über Systemdenken bei Ranke – mit einem Blick auf Burckhardt‘, in Jürgen Elvert, und Michael Salewski (eds.), Historische Mitteilungen, Schwerpunkt: Leopold von Ranke (Stuttgart 2001), S. 78-115.

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Bereits im Jahre 1949 gaben Hoeft31 und Fuchs32 eine Reihe von RankeBriefe heraus, und diese Veröffentlichungen öffneten unbekannte Einblicke auch in Rankes Leben als Privatmann.33 Allerdings sind viele Briefe gekürzt und Fuchs versuchte zudem den Eindruck eines religiösen Ranke zu geben, was recht häufig in Veröffentlichungen im Nachkriegs-Deutschland geschah. Ein Beispiel solch einer Darstellung eines ‚religiösen Ranke’ gibt auch Hans Liebeschütz, der nicht versucht, „to defend nor to attack Ranke but to explain him“, hauptsächlich aus einer religiösen Sichtweise heraus, die Rankes politische Gedanken und seine Geschichtsschreibung beeinflusst habe.34 Andererseits hatte Emil Michael35 schon 60 Jahre früher in einem Artikel über Rankes Weltgeschichte bewiesen, dass Ranke überhaupt nicht religiös war, dennoch hält sich der Mythos eines religiösen Ranke bis heute. Ingrid Hecht36 veröffentlichte eine Biographie zu Ranke, die jedoch eher romantisch geschrieben ist, und sie fügt selbst hinzu, dass ihre Biographie keine „ausschließlich wissenschaftliche Betrachtung“ sei, sondern schlicht eine ‚Lebensbeschreibung‘ von Ranke darstelle.37 Neue Forschungsergebnisse werden durch Baur präsentiert, der die Entwicklung von Rankes historischer Methode in seinen frühen Jahren bis in die 1830er Jahre untersuchte.38 In einem Vortrag analysierte Baur den Umgang mit Ranke von Kritikern aus dem linken und rechten Wissenschaftsspektrum und kommt zu dem Schluss, dass „whoever misuses history to satisfy ideological needs can never accept Ranke’s histories, critical source-based science, and its autonomous movements.“39 Baur rüttelt auch an dem Mythos eines ‚geborenen Historikers‘: Ranke musste die Methoden – genauso wie jeder andere auch – erlernen, was sich erst aus den Quellen erkennen lässt.40 Weitere einschlägige Veröffentlichungen über Ranke wurden in Amerika geschrieben, hier vor allem von G.G. Iggers41 und Powell.42 Beide kommen zu neuen Erkenntnissen zu Rankes Methodik und Verständnis. Einen großen Beitrag leisteten Iggers und Powell mit ihrem Buch Ranke 31 Leopold von Ranke, Neue Briefe (Hamburg, 1949), bearbeitet von Bernhardt Hoeft, postum herausgegeben von Hans Herzfeld. 32 Leopold von Ranke, Das Briefwerk (Hamburg, 1949), herausgegeben von W.P. Fuchs. 33 Klemens von Klemperer, ‚Das Briefwerk von Leopold von Ranke; Neue Briefe von Leopold von Ranke‘, in The American Historical Review, vol. lv, issue 4 (1950), S. 871-3. 34 Hans Liebeschütz,, Ranke (London 1954), S. 2. 35 Emil Michael, Rankes Weltgeschichte (Paderborn 1890). 36 Ingrid Hecht, Leopold von Ranke: Und ich darf es nicht verschweigen (Berlin 2003). 37 Ebd., Einleitung. 38 Baur, Historik des jungen Ranke. 39 Siegfried Baur, ‚Franz Leopold Ranke, the Ranke Library at Syracuse, and the open future of scientific history‘, in M.B. Hinton (Hrsg.), Syracuse University Library Associates Courier, vol. xxxiii (Syracuse 2001), S. 14, Baur bezieht sich hier auf nicht die Erfassung einer „ganzen“ Geschichte, sondern auf „Geschichten“ und muß als eine Art „zerbrochene Geschichten“ bzw. reflektierte Geschichte verstanden werden; siehe auch für Details in Baur, ‚Die Freiräume der Historie‘, S. 61-85. 40 Baur, ‚Ranke, the Ranke Library at Syracuse‘, S. 16-7. 41 G.G. Iggers, The German conception of history (Hannover 1988). 42 J.M. Powell, ‚The confusing and ambiguous legacy of Leopold von Ranke‘, in Syracuse Scholar, vol. ix, no. 1 (Syracuse 1988), S. 5-10.

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and the shaping of the historical discipline.43 Das Buch, welches 14 Artikel von verschiedenen Autoren zu verschiedenen Aspekten über Ranke enthält, ist in drei Hauptteile unterteilt: zuerst zum Kontext des historischen Denkens zur Zeit Rankes, dann zu Ranke als Historiker und Lehrer und schließlich zum Problem des Rankischen Vermächtnisses heute.44 Iggers bringt Ranke in den Zusammenhang der deutschen Tradition der Geschichtsschreibung und kann wichtige Neuerkenntnisse gewinnen, indem er Rankes empirischen Ansatz neu erschließt und sein idealistisches Geschichtsverständnis analysiert.45 Hayden White untersuchte Rankes Geschichtsschreibung und vertritt die Auffassung, dass sich romantische Impulse finden: „They are present in his interest in the individual event in its uniqueness and concreteness, in his conception of historical explanation as narration, and in his concern to enter into the interior of the consciousness of the actors of the historical drama.“46 White vertritt vor allem die Auffassung, dass alle Geschichtswissenschaft in Wahrheit Dichtung sei. Er fand in Deutschland eine Reihe Anhänger, die deshalb den Dichter Schiller als ersten modernen deutschen Historiker stilisieren wollen.47 Auf der anderen Seite analysierte Felix Gilbert Rankes historische Forschungen und platzierte diese innerhalb der wissenschaftlichen Entwicklungen des neunzehnten Jahrhunderts. Er kommt zu dem Schluss, dass Rankes „demand for a critical historical method was intended to achieve more than a technical improvement in the writing of history; it reflected the impact of new ideas about the nature and value of historical scholarship.“48 Iggers stellt in diesem Band heraus, dass Wahrheit praktisch ein Konstrukt ist, welches von der ‚wissenschaftlichen Gemeinschaft‘ akzeptiert wurde, und argumentiert, dass objektive Geschichte als eine „history free of its political aims“ verstanden werden müsse. Er hebt auch hervor, dass Rankes Ruf zur Objektivität „rested on the highly metaphysical assumptions of German idealistic philosophy.“49 Eine ganz andere Herangehensweise praktizierte Wilhelm Mommsen. Er untersuchte die Häufigkeit der Benutzung bestimmter Wörter, so zum Beispiel sei das Wort ‚Nation‘ insgesamt 190 Mal im Werk Französische Geschichte benutzt worden.50 Mommsen versucht auf diese Weise, die Behandlung sozialer Klassen in Rankes Geschichtsschreibung zu erklären. 43 G.G. Iggers, und J.M. Powell, (Hrsg.), Leopold von Ranke and the shaping of the historical discipline (Syracuse 1990). 44 Ebd., Teil 1 siehe S. 1-58, Teil 2 siehe S. 59-108, Teil 3 siehe S. 109-80. 45 Iggers, The German conception of history, S. 63-89; Iggers, von Moltke (Hrsg.), The theory and practice of history (New York 1973), S. xv-lxxi. 46 White, Metahistory, S. 187-8. 47 Z.B.Süßmann, Geschichtsschreibung oder Roman?; Daniel Fulda, Wissenschaft aus Kunst. Die Entstehung der modernen deutschen Geschichtsschreibung 1760-1860 (Berlin 1996); Ulrich Muhlack, ‚Schillers Konzept der Universalgeschichte zwischen Aufklärung und Historismus‘, in: Otto Dann, Norbert Oellers und Ernst Osterkamp (Hrsg.), Schiller als Historiker (Stuttgart 1995), S. 5-28; Thomas Prüfer, Die Bildung der Geschichte. Friedrich Schiller und die Anfänge der modernen Geschichtswissenschaft. (Köln 2002). 48 Gilbert, History: politics or culture?, S. 20. 49 Iggers, Ranke and the shaping of the historical discipline, S. 173, 175. 50 Mommsen, Stein, Ranke, Bismarck, S. 95.

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Diese Beispiele zeigen auf, wie schwierig es ist, Rankes Konzept der Objektivität zu erklären. Um feststellen zu können, inwiefern Ranke wirklich so ‚objektiv‘ war, wie er immer angab, müsste man all die Bücher in seiner Bibliothek, sowie alle anderen Quellen, die er benutzte, durchlesen. Dieses wäre jedoch eine lebenslange Aufgabe, und das Ergebnis muss nicht unbedingt ‚objektiv‘ sein, es könnte auch in einer weiteren ‚subjektiven‘ Untersuchung enden. Ein anderer Ansatz wäre, Ranke als einen Privatmann zu untersuchen. So schreibt bereits E.H. Carr, dass „before you study the historian, study his historical and social environment. The historian, being an individual, is also a product of history and of society.“51 So stellt sich die Frage, bis zu welchem Maße Rankes persönliches und familiäres Leben sich gestaltete, wie es seine Arbeit beeinflusste und inwiefern er seine Gedanken und Ideen z.B. in den Briefen gestaltete. Nur sehr wenige Historiker haben bis jetzt das private Leben Rankes untersucht. Einer der ersten war T.H. von Laue,52 der sich auf Rankes akademische Kariere konzentrierte, oder „the formative years“, wie seine Arbeit betitelt ist. Er präsentiert eine Analyse von Rankes frühen Jahren und gibt einen guten Einblick zur Entwicklung der historischen Geschichtsschreibung Rankes. Bäcker-von Ranke untersucht die Familie Ranke von einem kulturellen Blickpunkt und benutzte hierzu die Briefe seiner Urgroßmutter Clarissa von Ranke als Quellen.53 Leider wurde seine Dissertation nie veröffentlicht und ist dementsprechend unter akademischen Forschern so gut wie unbekannt. Eine weitere herangezogene Arbeit Bäcker-von Rankes ist ein Artikel über Clarissa von Ranke, welche im Jahre 1967 veröffentlicht wurde.54 Rankes akademische Kariere wurde häufig untersucht, doch findet man kaum Veröffentlichungen zu seinem privaten Leben. Dieses Problem zeigt sich u.a., wenn man Rankes Ehe näher betrachtet.55 Viele Autoren erwähnen schon seine Hochzeit erst gar nicht, andere haben ihr Wissen vom Hörensagen: So wird etwa die Herkunft der Gattin Rankes wechselseitig als irisch, englisch, anglo-irisch oder britisch angegeben. Diese Untersuchung basiert hauptsächlich auf Primärquellen aus mehreren Archiven und Bibliotheken in Europa und Amerika, die bereits im Vorwort genannt wurden, aber auch aus privaten Archiven direkter Ranke-Nachfahren in Bad Salzuflen, Berlin, Denkendorf, Stolberg und Wiehe. Die meisten Archive und Bibliotheken in Amerika, England und Irland haben exzellente Kataloge, einige von ihnen sind auch vollständig über das Internet erreichbar, während die drei großen Archive in Deutschland, vor allem die Nachlässe in Berlin, nur provisorische Not-Kataloge haben und den Forscher vor die unwillkommene Aufgabe stellen, sich gleichsam planlos durch Kisten mit unsortierten Dokumenten durchzuar51 E.H. Carr, What is history? (London 1990), S. 44. 52 Laue, Leopold Ranke, the formative years. 53 Gisbert Bäcker-von Ranke, ‚Leopold von Ranke und seine Familie: Kulturgeschichtliches Bild einer deutschen Gelehrtenfamilie im neunzehnten Jahrhundert‘, Diss. (Bonn 1955). 54 Gisbert Bäcker-von Ranke, Rankes Ehefrau Clarissa geb. Graves Perceval (Göttingen 1967). 55 Adams, ‚Leopold von Ranke‘, S. 118, datiert fälschlicherweise die Hochzeit auf das Jahr 1845.

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beiten. In der Folge verfügen eine Reihe von Manuskripten aus deutschen Archiven, die für diese Bearbeitung genutzt wurden, nur über vage Referenzen – teilweise ist es nur eine Kistennummer, da die einzelnen Dokumente nicht katalogisiert sind; Dokumente aus Syracuse oder Trinity College Dublin sind jedoch mit einem sehr exakten Referenzsystem versehen. Vor allem die Manuskripte aus Wiehe, Thüringen, sind sehr wichtig zum Verständnis des privaten Lebens von Ranke. Während Ranke viele seiner Briefe diktierte und anschließend redigierte, schrieb seine Frau Clarissa ohne spätere Korrekturen, d.h. ihre Briefe enthalten wesentlich mehr spontane Meinungen und Beschreibungen. Die Sammlung in Wiehe enthält mehrere Kopien und Originale von Rankebriefen, die den Forschern bisher entgangen sind. Für diese Arbeit habe ich vor allem Manuskripte in Form von Tagebüchern und Briefen, die Erinnerungen der Ranke-Kinder und die Arbeit von Bäcker-von Ranke, welche sich hauptsächlich auf Originalbriefe stützt, benutzt. Bei zitierten Briefen sind die Datierungen, sofern vorhanden, immer in der Fußnote angegeben. Da Clarissa von Ranke nach 1862 nicht mehr Briefe mit ihrer eigenen Hand schreiben konnte, wurden ihre Briefe diktiert und von Familienmitgliedern oder Freunden niedergeschrieben. Viele ihrer deutschen Freunde hatten jedoch nur ein begrenztes Wissen der englischen Sprache, so lassen sich viele Rechtschreibfehler, Wiederholungen oder sogar sprachliche Vermischungen finden. Zum Zweck der Lesbarkeit wurden grammatische Korrekturen vorgenommen, Stil und Inhalt der Briefe wurde dabei nicht verändert. Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, Leopold von Ranke, seine Familie und seine Verbindungen nach Irland zu untersuchen. Sie soll einen Einblick in das Privatleben von Ranke geben, welches recht gut in den Briefen von Clarissa von Ranke in den Jahren 1843 bis 1871 dargestellt ist. Sie bezieht auch seine Familie und Freunde mit ein sowie die Stellung von Rankes Ehefrau Clarissa in der Berliner Gesellschaft. In seiner Arbeit zur Geschichte Irlands wurde Ranke zudem wesentlich von Clarissa’s Brüdern unterstützt. Eben am Beispiel all dieser persönlichen Verbindungen soll die Beziehung zwischen dem öffentlichen Historiker und dem privatem Leben Rankes untersucht werden.

I. DIE FAMILIENGESCHICHTE VON LEOPOLD RANKE UND CLARISSA GRAVES VOR 1843 1. Die Familie Ranke Die Wurzeln der Familie Ranke liegen in der Stadt Wettin. Dort hatte Andreas Ranke (†1659) das Amt eines Stadtkämmerers inne. Burg und Stadt von Wettin datieren zurück auf das zehnte Jahrhundert, als Wettin das Zentrum eines der mächtigsten Fürstenhäuser Europas war. Conrad der Große (1098-1157) sicherte dem Hause Wettin die Vormachtstellung, und das Fürstentum regierte die Region rund 800 Jahre lang. Durch Vermählungen mit anderen europäischen Kaisern und Königen wuchs der Einfluss des Hauses stetig. Heute ist das Sächsische Haus ein direkter Nachfahre der Dynastie Wettin, ebenso wie die königlichen Familien Englands, Belgiens und Griechenlands. Weitere Details über Andreas Ranke sind nicht bekannt, aber es wird vermutet, dass er Jura studiert hatte. Beide Kinder, Andreas (†1717) und Israel Ranke (1659-94), erwarben ebenfalls höhere Bildung. So wurde Israel Ranke Pastor in Bornstedt in der Nähe von Eisleben. Zwei Generationen lang studierten die Söhne Theologie und ergriffen ebenfalls den Beruf des Pastors in der gleichen Region. Erst Gottlob Israel Ranke (1762-1835) brach mit der geistlichen Tradition. Gottlob Ranke studierte zunächst Theologie in Leipzig, wechselte jedoch nach wenigen Jahren zu Jura. Nach Abschluss des Studiums ließ er sich in Wiehe nieder und heiratete Friederike Lehmicke.1 Auch wenn die Familie Ranke der akademischen Bildung verpflichtet war, verließ sie doch niemals das Gebiet der „Goldenen Aue“, das zur damaligen Zeit dem Fürstentum Sachsen angeschlossen war. Die Familie heiratete dennoch nur innerhalb ihres eigenen Standes. Dieser Lebensstil folgte der zeitgenössischen Sozialstruktur Sachsens, wo das mittelalterliche Feudalsystem bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts andauerte. Die strikte Trennung der Stände in Adel, Stadtbürger und Bauern galt als Gott gegeben und bedingte die soziale Hierarchie der Region. Die Stellung der Fürsten fußte auf diesem Weltbild. Jene wiederum wachten über den Erhalt der traditionellen Struktur. Erst im letzten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts begann dieses soziale Gefüge zu wanken. Die Entwicklung eines Standes von Akademikern und Künstlern begleitete diesen Wandel ebenso wie die Ereignisse der Französischen Revolution, der napoleonischen Kriege und schließlich das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Die inneren Reformen Preußens durch Reichsfreiherr von und zum Stein und Graf von Hardenberg zielten auf die Schaffung einer Gesellschaft, in der persönlicher Einsatz, Fleiß und Bildung das alte Ständesystem überwogen. Die Fürsten1

Weitere Details siehe Adams, „Leopold von Ranke“, S. 101-2; Gottfried Braasch, „Leopold von Ranke und seine Familie in Wiehe“, in: Ranke-Verein (ed.), Leopold von Ranke (Wiehe 1995), S. 13-4; sowie allgemein Bäcker-von Ranke, „Ranke und seine Familie“; Hermann Ranke, Zur Geschichte der Familie Ranke.

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häuser öffneten sich selbst dem neuen Bildungsadel, nicht etwa zur Unterhaltung sondern zur eigenen Weiterbildung. Die Gründungen zahlreicher Gymnasien und die Einrichtung der Universität zu Berlin im Jahre 1810 markierten den vorläufigen Höhepunkt des sozialen Wandels.2 Während der Traditionalist Gottlob Ranke noch der alten Struktur verhaftet war, verließen Leopold Ranke und seine Brüder den ursprünglichen engen Rahmen. Jeder von ihnen erhielt zwar eine klassische Schulausbildung, doch sollten die Brüder später zusammen mit dem überholten Feudalsystem die Region verlassen. Ihr Vater Gottlob Ranke arbeitete zunächst in verschiedenen Orten im Harz, siedelte aber nach seiner Heirat mit Friederike Lehmicke in Querfurt am 17. Februar 1795 nach Wiehe über, wo die Familie Ranke für die kommenden 40 Jahre an der Hauptstraße wohnte. Im gleichen Jahr zog Gottlobs Vater Heinrich Israel Ranke (1719-99) nach seiner Pensionierung als Pastor in das Haus des Sohnes ein. Er brachte verschiedene Bücher mit, viele von ihnen in den klassischen Bildungssprachen Latein und Griechisch geschrieben. Nur wenige Wochen später kam Franz Leopold am 21. Dezember 1795 als erster Sohn der jungen Familie zur Welt. Das Datum seiner Geburtsstunde ist geneigt, den Forscher in Verwirrung zu stürzen, weil im Kirchenbuch die Geburt unter dem 20. Dezember eingetragen ist, Ranke aber den 21. Dezember als seinen Geburtstag ansah. Eine Notiz von Ernst Ranke, einem jüngeren Bruder Leopolds, bringt Licht in diese Angelegenheit: „Leopold hat mir gesagt, daß er nach Angaben der Mutter nicht vor, sondern nach Mitternacht geboren wurde, d.h. nicht in den letzten Stunden des 20ten, sondern den ersten des 21ten Dec, 1795.“3 In den folgenden Jahren erblickten weitere Geschwister das Licht der Welt: Johanna im Jahre 1797, Heinrich Friedrich 1798, Emilie Charlotte 1799 (das Kind starb allerdings im Alter von sechs Monaten), Karl Ferdinand 1802, Friedrich Wilhelm 1804, Rudolf Theodor 1806 (er verstarb mit zwei Jahren), Rosalie 1808 und Ernst Konstantin im Jahre 1814.4 Die Familie Ranke war Selbstversorger, wie es auch bei ähnlichen Berufen wie Rechtsanwalt, Doktor oder Lehrer üblich war. Wenn Leopolds Vater nicht gerade Geschäftsreisen unternahm oder etwa im Büro arbeitete, dann kontrollierte er den Fortgang der Arbeiten auf den Feldern und in den Ställen, die von Magdalene Eberhardt an Ranke vererbt in den Familienbesitz gekommen waren. Seine Spezialität war Garten- und Fruchtanbau. Vor allem die Kirschen erfreuten sich allgemeiner Beliebtheit. Gottlob Ranke lebte sparsam, ein Charakterzug, der auch Sohn Leopold schon sehr früh prägte. Denn nur penible Sparsamkeit erlaubte es dem Vater, all seinen Söhnen eine gute Bildung zu verschaffen: zunächst in der bekannten Landesschule Schulpforta und später auf verschiedenen Universitäten. 2 3 4

Bäcker-von Ranke, „Ranke und seine Familie“, S. 1-3. Notiz von Ernst Ranke, Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Familienarchiv Geschwister Ranke, No. 1. Von nun an benutze ich die Kurzform: GStA PK, FA Geschwister Ranke, No. 1. Weitere Details über Ranke’s Geschwister siehe Braasch, „Ranke und seine Familie in Wiehe“, S. 14-5.

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Als Wiehe 1815 in preußischen Besitz überging, wurden die alten bürokratischen Richtlinien in das preußische Rechtssystem überführt. Dies bedeutete viel Arbeit für Gottlob Ranke, aber auch ein zusätzliches Einkommen, das sehr gelegen kam.5 In seiner Knabenzeit war Leopold häufig krank. Wahrscheinlich begann das Kind deshalb schon früh mit dem Lesen. Der aufgeweckte Junge studierte vorwiegend die Bibliothek seines Großvaters, der bereits im Jahre 1799 in Wiehe verstarb. Im Jahre 1807 ging Leopold Ranke auf die Klosterschule in Donndorf. Zwei Jahre später wechselte er auf die Landesschule Schulpforta. Während dieser Zeit entwickelte Ranke eine enge Beziehung zur Natur und zu seiner Heimatregion, die wahrscheinlich auch sein späteres Verständnis von Geschichte beeinflusste. Neben Wettin, der Heimat des ältesten bekannten Ranke-Vorfahren, gab es noch weitere wichtige historische Stätten in der Region. Ranke besuchte viele dieser Orte in seiner Jugendzeit, aber auch im späteren Leben, wie beispielsweise die Kaiserpfalz zu Memleben, deren Grundmauern in das zehnte Jahrhundert zurückdatieren. Dort verbrachte Kaiser Otto I. (912-73) seinen Lebensabend. Nicht weit davon entfernt befindet sich Wendelstein, eine mittlerweile zerstörte Burg aus dem sechzehnten Jahrhundert. Eher religiöser Natur ist die Bedeutung der Orte Heldrungen und Allstedt, vor allem im Bezug auf Thomas Müntzer. Querfurt beeindruckte Ranke, weil dort die größte und älteste Steinfestung Mitteleuropas steht, die auf das neunte Jahrhundert zurückdatiert. Die Kaiserburg zu „Kyffhusen bei Bad Frankenhausen“ datiert auf das elfte Jahrhundert. Sie war genauso wichtig wie die alte und berühmte Landesschule Schulpforta, auf der alle Ranke-Brüder ihre Schulausbildung erhielten. Ein weiterer geschichtlich relevanter Ort ist Eisleben, wo Martin Luther geboren wurde und starb. Auch die napoleonischen Kriege prägten den jungen Leopold Ranke. So hörte er das Donnern der französischen Kanonen während der Schlacht bei Jena und Auerstädt im Jahre 1806 und sah die französischen Truppen an seiner Schule vorbeimarschieren. In den Jahren der Besetzung musste er französisch lernen. Während Ranke Tacitus Agricola lernte, entfachte der Rückzug Napoleons aus Moskau die Flamme der National-Bewegung Deutschlands, die die Befreiung der deutschen Staaten erst ermöglichte. Inspiriert las Ranke die idealistischen Philosophen, allen voran Johann Gottlieb Fichte. In Schulpforta, Bildungsstätte für viele spätere Größen der Zeit, erwarb er eine fundierte Ausbildung in evangelischer Religion und griechischer und römischer Klassik. Nach Abschluss der Schule im Jahre 1814 schrieb er sich an der Universität zu Leipzig für die Fächer Theologie und Klassik ein; aber er be5

Eine detaillierte Beschreibung zu Rankes Eltern und Wiehe gibt Ermentrude von Ranke, „Leopold von Rankes Elternhaus“, in Herbert Grundmann (Hrsg.), ARCHIV FÜR KULTURGESCHICHTE, Bd. XLVIII (Köln 1966), S. 114-32. Nach 1863 diktierte Ranke mehrere Berichte über seine Kindheit und der frühen akademischen Jahre bis in die 1830er Jahre. Da die vier Berichte sich im Detail und Inhalt unterscheiden, entschied ich mich, seine eigenen Berichte nicht für seine Jugendbeschreibung und sein Leben vor 1843 zu benutzen, da sie durch seine Erinnerungen zwischen 50 und 80 Jahren nach seiner Kindheit romantisch eingefärbt sind. Seine eigenen Berichte finden sich unter Leopold von Ranke, Leopold von Ranke; Aufsätze zur eigenen Lebensbeschreibung (Wiehe 1993), S. 1-66.

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vorzugte das Studium der Klassiker, vor allem in den Bereichen Philologie und Übersetzung. Während seiner Studienjahre in Leipzig befasste sich Ranke auch mit den Ideen und Konzepten Karl Wilhelm Friedrich Schlegels, Johann Wolfgang von Goethes, Friedrich Wilhelm Joseph von Schellings, Immanuel Kants, Thucydides, Livys, Dionysius, Johann Gottfried Jakob Hermanns und Barthold Georg Niebuhrs. Rankes späteren Erinnerungen zufolge, las er nicht viele Bücher zur neueren Geschichte, deren trockene Auflistungen von Fakten ihn abgeschreckt hätten. Auch wenn sich Ranke vor allem den klassischen Studien widmete, blieb er geistig den neueren Epochen treu. Ranke bewunderte Goethe, der zur gleichen Zeit den „modernen Klassizismus“ in das deutsche Leben einbrachte. In diesen Jahren und während seiner frühen Zeit in Frankfurt an der Oder war Ranke ein begeisterter Anhänger von „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, dessen Stehpult er 1820 kaufte und das ihm bis zum Ende seines Lebens treue Dienste leistete. Im Jahre 1817 schloss Ranke mit einer Dissertation zu Thucydides sein Studium ab, um danach sein Interessensfeld nach eigenem Gutdünken zu erweitern. Aus der Idee zu einer neuen Biographie über Luther entsprang sein Gedanke zur Rekonstruktion der neueren europäischen Geschichte, beginnend mit der Zeit der Deutschen Reformation. Aber Ranke folgte mehr den Konzepten und Idealen Thucydides und Niebuhrs. Der erstere diente als Vorbild im Schreibstil, der andere inspirierte mit seiner kritischen Methode. Die Kenntnisse, die Ranke durch das detaillierte Studium der Klassiker gewann, setzte er auch erfolgreich im Bereich der neueren Geschichte um. Ranke schrieb später, dass Niebuhrs Römische Geschichte seine eigenen Studien wesentlich beeinflusst habe. Ranke entwickelte jedoch Niebuhrs kritischen Ansatz weiter und korrigierte dabei die Schwächen der Methoden. Obwohl Niebuhrs kritischer Umgang mit den Quellen bahnbrechend war, projizierte er doch in seine Darstellung römischer Geschichte persönliche moralische und philosophische Ansichten, die er als Lehrbeispiele für Deutschland zur Lösung zeitgenössischer Fragen aufstellte – eine Vorgehensweise, der die meisten deutschen Historiker des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts folgten. Während er alte Traditionen untergrub, baute Niebuhr neue Strukturen auf unsicherem Grunde. Aus Fragmenten einer zuvor definierten historischen Wahrheit unternahm er den Versuch, die vollständige Korrektheit herauszufiltern – ein abenteuerliches und fantasievolles Unterfangen. Andererseits suchte er stets, den geschichtlichen Fakten gerecht zu werden, keine Predigten zu halten, keine moralische Wertung zu ziehen und keine Märchen zu erzählen, sondern schlicht die objektiven Abläufe und Zusammenhänge wiederzugeben. Wahrheit und ein Höchstmaß an Objektivität waren Rankes angestrebte Ziele. Nach seiner Meinung diente Geschichte nicht etwa zur Unterhaltung oder Bildung, sondern zur Unterweisung: ohne sich selbst als moralischen Zensor anzusehen, wollte Ranke der Welt die historische Wahrheit in ihrer Reinheit offenbaren. Er entwickelte eine ästhetische Qualität, immer bemüht, einen ausdrucksvollen Stil zu finden, der über triviale Allgemeinplätze hinausging. In dieser Hinsicht ließ sich Ranke jedoch weniger von klassischen Vorbildern beeinflussen, sondern eher vom Stil Johannes von Müllers. Doch versuchte er in seiner Geschichtsdarstellung stets, inkorrekte Färbungen zu vermeiden, wie es etwa Sir Walter Scott und viele andere

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Romantiker praktizierten. Der junge Ranke lernte eifrig aus den Stärken und Schwächen seiner Vorbilder. Im April 1818 wurde Ranke als Lehrer der klassischen Studien an das Friedrichs-Gymnasium in der preußischen Stadt Frankfurt an der Oder berufen. In den Folgejahren (1818-25) wuchs Rankes Interesse an der Geschichte weiter. Es waren vor allem die Unzufriedenheit mit den bestehenden Arbeitsmethoden und die romantisch geprägte Art der zeitgenössischen Geschichtsschreibung, die Ranke zur Produktion seines eigenen Werks antrieben, und nicht etwa wie bisher angenommen, sein allgemeines Interesse an der neueren Geschichte. Im Jahre 1824 erschien sein erstes Werk Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1535. In der Einleitung stellte Ranke die Einheit der sechs Nationen, die aus dem Karolingischen Großreich hervorgegangen waren (die lateinischen Nationen Frankreich, Italien und Spanien sowie die germanischen Nationen England, Deutschland und Skandinavien), als Folge der Völkerwanderung, der Kreuzzüge und der Kolonisationen dar. Diese Entwicklungen erschien Ranke wie ein einzigartiges, geschlossenes Ereignis, das eine gemeinsame Geschichte bedingte und die Nationen zu einer Einheit mit gemeinsamen Wurzeln verband. Im Haupttext behandelte Ranke dennoch die Entwicklung aller sechs Nationen im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert als separate Staaten. Nicht nur in seinem Erstlingswerk, sondern auch in späteren Werken, untersuchte Ranke die Wurzeln der europäischen Nationen und die Entwicklung des Heiligen Römischen Reiches, sah er es doch als ein Ideal der Einheit Europas. So lehnte Ranke in späteren Jahren auch konsequent die Idee eines zentralistischen deutschen Staates ab.6 Auch in den Folgejahren bewahrte Ranke sein Interesse an europäischer Geschichte; dem entsprachen sowohl seine „europäischen“ Verbindungen mit Gelehrten und Königen, als auch sein offenes, „europäisch“ gesinntes Haus, im Freundeskreis bekannt als „Salon Ranke“ unter der Leitung seiner Frau Clarissa im Berlin der 1840er bis 1860er Jahre. Rankes Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1535 enthalten folgendes, essenzielles Bekenntnis: „Man hat der Historie das Amt, die Vergangenheit zu richten, die Mitwelt zum Nutzen zukünftiger Jahre zu belehren beygemessen: so hoher Aemter unterwindet sich gegenwärtiger Versuch nicht: er will bloß sagen, wie es eigentlich gewesen.“7 Die Bedeutung von Rankes Ziel, Geschichte studieren zu wollen, „wie es eigentlich gewesen“, war und ist ein zentraler Punkt im Diskurs um die Geschichtsschreibung der Gegenwart. Viele Historiker sehen diese Haltung als Aufruf zur „farblosen“ Geschichtsdarstellung an. Ranke postuliere, dass der Historiker den Fakten folgen solle und dass es keinen Hinweis auf die Meinung des Verfassers geben dürfe. Es sei nur möglich, die Vergangenheit in all ihrer Form zu entdecken, wenn man alle Spuren des eigenen Selbst verwische. Nach der Auffassung Rankes bestehe die Aufgabe des Historikers darin, die „heiligen Hieroglyphen“, die Gottes Gegenwart auf der Welt reprä6 7

Ein vor kurzem erschienener Artikel zum Thema „das Ideal der Einheit“ ist Russell Chamberlin, „The ideal of unity“, in: HISTORY TODAY, vol. liii (11) (London 2003), S. 56-63. Leopold Ranke, Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1535 (1824), S. v-vi.

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sentierten, zu enthüllen. Demnach kann man sagen, dass Geschichte nach Ranke nicht nur die Auflistung von Fakten sei, vielmehr müsse der Historiker das Detail ebenso betrachten wie das Universelle. Iggers argumentiert, dass Rankes Formel „wie es eigentlich gewesen“ bisher missverstanden wurde, und man Rankes Konzept zur Geschichte eher von einem idealistischen Standpunkt betrachten müsse. Demnach soll der Historiker auf der Basis gesicherter Fakten argumentieren – unter Vermeidung der Einbringung eigener Überzeugungen. Dennoch muss er auch über die Fakten hinaus sehen, um Wandelprozesse in der gesellschaftlichen Entwicklung und Leitbilder zu erkennen, die Individuen oder Institutionen ihren entsprechenden Charakter gaben.8 Untersuchungen von Baur haben gezeigt, dass Ranke eher durch seine Ernüchterung und Unzufriedenheit über die Tatsache, wie Geschichte geschrieben wurde, zur Geschichtsforschung gelangte. Da Ranke von einem philologischen Hintergrund aus startete, befasste sich sein Werk auch mehr damit, wie Geschichte geschrieben werden sollte, als mit dem Schreiben einer Geschichte an sich. So erscheine sein erstes Buch auch stellenweise konfus und unorganisiert und leide unter dem Mangel an fundiertem historischen Hintergrundwissen. Doch, so betont Baur, sei der philologische Aspekt, nämlich der kritische Umgang mit den Quellen und die Ausführungen, wie Geschichte geschrieben werden sollte, sehr gut strukturiert.9 In seiner Beilage Zur Kritik neuerer Geschichtsschreiber untersuchte Ranke die literarischen Quellen und die Geschichtsschreibung der frühen Neuzeit. Mit großer Sorgfalt wertete er die Werke von Machiavelli und Guicciardini, sowie mehreren europäischen Historikern aus Italien, Deutschland, Spanien und Frankreich aus. Ranke strebte danach, jedes Fallbeispiel einer genauen Untersuchung zu unterziehen und zu prüfen, inwiefern die Aussagen der Autoren der Wahrheit entsprachen und den Originalen folgten. So war Ranke einer der ersten Gelehrten, der die Authentizität Machiavellis bestätigte. Ebenso zeigte er jedoch auch die Ungenauigkeit Guicciardinis auf: seine Geschichtsschreibung fuße nicht auf soliden Fakten, sondern huldige einer romantischen Verklärung. Rankes erstes Buch war auf Anhieb erfolgreich. Dank des preußischen Bildungsministers Altenstein berief die Universität zu Berlin Ranke im Frühjahr 1825 als außerordentlichen Professor. Da seit den militärischen Niederlagen Preußens gegen Napoleon im Jahre 1806 alle deutschen Universitäten unter französischer Kontrolle standen, versuchte man nun, eine deutsche Universität in einem unabhängigen Deutschen Staat zu gründen – oder, wie es Humboldt ausdrückte: „der Staat müsse den Verlust der militärischen Stärke durch intellektuelle Stärke ersetzen.“10 Georg Wilhelm Friedrich Hegel unterrichtete Philosophie, Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher lehrte Theologie, Friedrich Karl von Savigny hingegen Rechtswissenschaften. In den Geisteswissenschaften herrschten zwei konträre Lehrmeinungen. Zum einen das hegelsche Postulat, dass Geschichte stets die Ge8 Iggers, The German conception of history, S. 63-89. 9 Für weitere Details siehe Baur, Historik des jungen Ranke. 10 Weitere Details siehe Thompson, A history of historical writing, S. 150-3.

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schichte der universellen Freiheit sei, und Savignys Konzept von der Individualität und der Verschiedenheit der Erfahrungen in der Geschichte. Ranke bezog seine eigene Position: er stimmte mit Savigny dahingehend überein, dass Hegels Interpretation der Geschichte über und unabhängig von konkreten Fakten und Ereignissen nicht haltbar war. Stattdessen bedurfte es der konkreten Erfahrungen von Menschen zur Realisierung universeller und geistiger Ideen. Dennoch blieb die Natur und Funktion des Universellen in Rankes Werk ohne Frage Hegelianisch. Nichtsdestotrotz sollte sich der Historiker darum bemühen, Geschichte zu schreiben, „wie es eigentlich gewesen“, und jegliche Andeutung einer „Was-wärewenn“-Geschichte sollte herausgelassen werden. Als Ranke im Jahre 1825 in Berlin eintraf, war nicht nur die königliche Bibliothek von Interesse, sondern er nahm auch Anteil am Gesellschaftsleben und traf einflussreiche Menschen, die ihm helfen konnten. Vor allem der Salon der Rahel von Varnhagen zog ihn an. Ihr Salon stellte den kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Mittelpunkt der Berliner Intelligenzia dar, und Berühmtheiten wie Goethe und Hegel, die Gebrüder Humboldt und Heinrich Heine unterhielten enge Kontakte zu Varnhagen. Dort erwarb Ranke den prägenden literarischen Stil, der seine Werke in späteren Jahren auszeichnete. Hier traf Ranke auch Bettina von Arnim, mit der er über lange Jahre Kontakt hielt, bis er sich in späteren Jahren mit ihr zerstritt. Andere Persönlichkeiten, die Ranke in dieser Gesellschaft antraf, waren Clemens von Brentano, Adalbert von Chamisso, Ludwig Devrient, Hermann Fürst von Pückler, Schelling und Schleiermacher. Am wichtigsten für Ranke war der Zugang zur königlichen Bibliothek mit ihren bisher kaum gelesenen 48 Bänden von Dokumenten und Materialien zur italienischen, spanischen und päpstlichen Geschichte. Das Ergebnis, Fürsten und Völker von Süd-Europa (1827), das vom Osmanischen Reich und der spanischen Monarchie handelt, veranlasste die preußische Regierung, Ranke eine längere Forschungsreise zu finanzieren, damit er die relazioni der venezianischen Botschafter studieren konnte. Diese geheimen Berichte, die den Regierungen über einen Zeitraum von drei Jahrhunderten eingereicht wurden, enthalten individuell gefärbte Berichte verschiedenster gut informierter Spione, die man ihrer Tätigkeiten entsprechend heute eher als „Botschafter“ einstufen würde. Auch wenn Johann von Müller die Quellen schon zuvor herangezogen hatte, so war es erst Ranke, der sie berühmt machte. Seine Benutzung dieser Quellen stellte nicht nur die Auswertung bisher unbekannten historischen Materials dar – sie brachte auch neues Licht in die Erklärung historischer Ereignisse in Europa. Ranke begann die Forschungsreise am 1. September 1827. Für mehr als drei Jahre blieb er im Ausland, um in Dokumenten in Wien, Florenz, Rom und Venedig zu recherchieren. Gute Verbindungen ermöglichten ihm auch Einsicht in private oder für die Öffentlichkeit geschlossene Archive. Hier zahlten sich Rankes Geduld und Diplomatie aus. Die Briefe an seine Brüder, an Heinrich August Ritter, der Rankes Finanzen verwaltete, oder an den preußischen Bildungsminister Altenstein lesen sich wie die Tagebücher eines Entdeckers, der mit Freude und Stolz bisher Verborgenes ans Tageslicht bringt. Vom frühen Morgen an verbrach-

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te er die besten Stunden des Tages in den Archiven, um Kopieraufträge zu vergeben, und dann weiterzuforschen, zu lesen und neue Schätze zu finden. Seine langen und erfolgreichen Forschungsreisen in Italien setzten den Maßstab für spätere Forschungsreisen; immer wieder unterbrach er seine Lehrtätigkeit an der Universität für – manchmal monatelange – Forschungsreisen nach London, Paris, Prag, Wien, Venedig, Brüssel oder Den Haag. Kurz nach seiner Rückkehr nach Berlin im Jahre 1831 betraute der preußische Außenminister Graf Bernstorff den Vielgereisten mit der Edition einer neuen Zeitschrift: der Historisch-Politischen Zeitschrift. Man erhoffte sich, dass diese Schriftenreihe den liberal-politischen Ideen, die sich seit den französischen und belgischen Revolutionen von 1830 in Deutschland verbreiteten, entgegenwirken könnte. Jedoch gelang es Ranke nicht, eine große Anzahl von Autoren zu gewinnen oder ein breites Publikum zu erreichen, so musste er in den erschienenen acht Ausgaben (1832-6) eine Reihe von Artikeln selbst schreiben. Heute ermöglichen sie tiefere Einsicht in den Rankeschen „Idealismus“, der auch in den „Großen Mächten“ (1833) und „Politischen Gesprächen“ (1836) hervortritt. Dort argumentierte Ranke, dass die Entwicklung eines realen Staates durch besondere, von Gott gegebene geistliche und moralische Ideen, bedingt werde. Der Einzelne sollte daran arbeiten, die Idee, die das Herz seines Staates bilde, zu erfassen. Deshalb seien die revolutionären Gedanken und Aktivitäten aus Frankreich, nicht ohne weiteres auf Deutschland zu übertragen. Zwar hatte Ranke durchaus erkannt, dass die Restauration ein Kind der Französischen Revolution war, er wollte schlicht die terreur der Revolution vermeiden. Allgemein betrachtet, vertrat Ranke weder eine konservative, noch eine reaktionäre oder gar revolutionäre Auffassung, doch was er schrieb, zeigt deutlich, dass Ranke – historisch und politisch betrachtet – den Reformen zustimmte. Es war die Zeit der politischen Reaktion, besser bekannt unter den Begriffen „Biedermeier“ oder „Vormärz“ (1830-48). Vorsichtige Staatsmänner in Berlin distanzierten sich vom revolutionären Frankreich. Stattdessen beauftragte man verstärkt Gelehrte, die Grundsteine der bestehenden Gesellschaft durch die Wiederbelebung einer glorreichen Vergangenheit zu stärken. Historische Forschung, die dem Zeitgeist entsprach, hatte jetzt gute Chancen. Durch die Anwendung konservativer Rekonstruktionsmethoden erhofften sich Gelehrte und Staatsmänner, Deutschland neu aufbauen zu können. Johann Albrecht Friedrich Eichhorn lehrte frühes deutsches Recht und dessen Institutionen, die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm erforschten deutsche Märchen und die deutsche Sprache. Savigny untersuchte die Entwicklung des römischen Rechts im Mittelalter und Niebuhr schrieb seine römische Geschichte. Der Patriot Baron von Stein gründete eine historische Gesellschaft in Frankfurt am Main im Jahre 1818, die die deutsche Geschichte von den Anfängen her rekonstruieren sollte. Auf Steins Empfehlung hin wurde Georg Pertz, mit dem Ranke eine enge Freundschaft unterhielt, beauftragt, die Originalquellen zur deutschen Geschichte zu editieren, eine Arbeit, die zu den voluminösen Bänden der Monumenta Germaniae Historica führte. Während Ranke an der Historisch-Politischen Zeitschrift arbeitete, schrieb er Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechzehnten und siebzehnten

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Jahrhundert (1834-36). Obwohl ihm die päpstlichen Archive verschlossen blieben, gelang es Ranke immerhin, den Aufstieg von Rom und der Kirche in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts auf der Basis von privaten Familienarchiven, die er in Wien, Venedig und Rom einsehen konnte, zu rekonstruieren. Während einige evangelische Kritiker einerseits die Auffassung vertraten, dass sein Werk zu unparteiisch sei und der Vatikan es andererseits als gefährlich verdammte, wurde Ranke doch im allgemeinen von Historikern für die Beschreibung der katholischen Kirche als ein historisches Phänomen und des Zusammenspiels von religiösen und weltlichen Aspekten in der Gegenreformation sowie der lebendigen Porträts der Päpsten Paul IV, Pius V und Ignatius Loyola gelobt. In dieser Zeit baute Ranke eine Freundschaft zu der Familie Mendelssohn in Berlin auf, und der Ehemann Fanny Mendelsohns, der Maler Wilhelm Hensel, porträtierte Ranke in späteren Jahren. Die Bankiers-Familie Mendelssohn blieb nicht nur im kulturellen Bereiche im Kontakt mit Ranke, sondern kümmerte sich auch um seine Finanzen. Einen Brief von Joseph Mendelssohn an seinen Sohn Georg Benjamin erwähnt Ranke in Bezug auf die Begutachtung eines Manuskriptes von Georg Benjamin im Jahre 1834.11 1836 bedeutete für Ranke einen schweren Einschnitt, denn beide Eltern verstarben in kurzer Folge. Ranke erbte Grund und Boden. Da Ranke bereits schon für mehrere Jahre nicht mehr in Wiehe lebte, hatte er nun das Problem, eine sinnvolle Verwendung für das Erbe zu finden. Anstatt das Land zu verkaufen, formte er es in ein Majoratserbe um, das bedeutete, dass das Land niemals verkauft, sondern immer nur an den ältesten Sohn weitergegeben werden konnte. Da Ranke seit seiner Jugend gute Verbindungen zur Familie Petzoldt in Langenroda hatte, verpachtete er vier Hektar Land – heute befindet sich dort ein Ranke-Denkmal – sowie zwei weitere Hektar Garten und Wiesenfläche an die Familie. Der Pachtvertrag hielt fest, wann und wie die Bäume beschnitten werden und auf welche Art und Weise das Land bewirtschaftet werden sollte. Der erste Pächter war Johann Gottfried Petzoldt (1796-1865). Die Pachtverträge wurden bis 1960 stets erneuert,12 dann führte die Deutsche Demokratische Republik die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) ein. Vor allem Früchte wurden nach Berlin verschickt, der Überschuss auf den regionalen Märkten in Wiehe verkauft. Aber das Verhältnis zwischen Pächter und Verpächter blieb nicht nur rein geschäftlich. Mehrere Fotos, silberne Gabeln und Löffel, die als Geschenke bei Besuchen mitgebracht wurden, deuten auf eine enge persönliche Freundschaft hin.13

11 „Der Bruder [Alexander] läßt dir sagen daß Ranke – der professor ordinaries geworden ist – ihm dein Manuscript gegeben hat u. er es dir mitbringen wird.“ Brief von Joseph Mendelssohn an Georg Benjamin Mendelssohn, 25. April 1834, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz Berlin, von nun an StB PK, Mendelssohn-Archiv, Nachlaß 6, 1-2, 12. Mit besten Dank für das Kopieren und Übersenden des Briefes an Dr. Siegfrid Baur. 12 Die Pächter waren: 1. Johann Gottfried Petzoldt ’ Friedericke, 2. Michael Petzoldt ’ Berta, 3. Franz Petzoldt ’ Berta, 4. Selmar Petzoldt ’ Marie, 5. Martin Petzoldt ’ Anneliese (noch lebend). 13 Interview mit Frau Anneliese Petzoldt, 7. August 2002.

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Während der 1830er Jahre nahm Rankes Bekanntheit in Berlin zu. Auf seinen alltäglichen Spaziergängen Unter den Linden und durch den Tiergarten zog er nicht selten neugierige Blicke auf sich. Der kleine Mann, mit dem für seine zierliche Statur groß wirkenden Haupt und dem vollen dunklen Haar, hatte stets ein Lächeln auf den Lippen. Trotz seines von Zeitgenossen als „hüpfend“ beschriebenen Ganges und einer lebhaften Gestik der Hände, galt Ranke als stattlicher Mann. Obwohl er in seinen Seminaren mit vorbereiteten Notizen erschien, sprudelten die Ideen während des Unterrichts jedoch scheinbar spontan hervor und seine Aussprache war vielen Studenten zu schnell. Von 1839 bis 1847 veröffentlichte Ranke sein sechsbändiges Werk Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Die für die Recherche notwendigen Dokumente fand Ranke in den Veröffentlichungen der Reichstage von 1414 bis 1613 bei Frankfurt am Main. Diese Quellen erwiesen sich genauso wertvoll wie die relazioni der venezianischen Botschafter. Mehr als sechzig Bände mit Berichten und Listen wurden von Ranke für seine Geschichte zur Reformation bearbeitet. Mit großer Freizügigkeit erlaubten die Autoritäten von Frankfurt sogar die Mitnahme ausgewählter Bände nach Berlin. Andere Archive öffneten sich für seine Forschungen, beispielsweise die Archive von Weimar oder die königlichen Archive von Preußen und Sachsen. Es war stets Rankes Bestreben, neue Informationen aus frischen Quellen schöpfen zu können. Nachdem er von dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. zum preußisch-königlichen Historiographen berufen worden war, schrieb Ranke zu Ende der 1840er Jahre seine Neun Bücher preußischer Geschichte. Im Gegensatz zu Ranke heirateten seine beiden Schwestern Johanna und Rosalie in der Heimatregion. Johanna ehelichte nach einer gescheiterten ersten Ehe einen Sohn der Familie Cotta und Rosalie heirate Pastor Schmidt von der St. Thomaskirche in Erfurt, der später Superintendent in Weißensee wurde.14 Alle Ranke-Brüder drückten die Schulbank in Schulpforta: Heinrich von 1811 bis 1815, Ferdinand von 1814 bis 1821, Wilhelm von 1816 bis 1822 und Ernst von 1828 bis 1834. Heinrich wurde Theologe, der nach neunjähriger Tätigkeit im pastoralen Dienst und sieben Jahre als Diakon, eine einjährige Professur in Erlangen antrat und danach für 29 Jahre als Konsistorialrat in Bayern arbeitete. Als ein Befürworter von Jahn, dessen nationale Bewegung gegen den preußischen König gerichtet war, war es ihm nicht erlaubt, jegliche Stellungen in Preußen anzunehmen. Ferdinand Ranke studierte Philosophie und wurde ein bekannter Pädagoge in Quedlinburg, Göttingen und schließlich in Berlin.15 Wilhelm studierte Rechtswissenschaften, er musste aber aufgrund seiner Beziehungen zu „Turnvater“ Jahn die Universität Halle verlassen. Dennoch wurde es ihm erlaubt, sein Studium in Berlin abzuschließen. Er gehörte der Königlichen Ökonomiekommission an, die die Reformen von Stein und Hardenberg in Preußen umsetzte. Später wurde er Mitglied der Generalkommission für Schlesien. Er 14 Braasch, „Ranke und seine Familie in Wiehe“, S. 21. 15 Siehe Gottfried Braasch, Die Gebrüder Ranke und ihre Beziehungen zu Schulpforta (Wiehe 2001), S. 1-8.

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schuf das System der Waldwerte, um den ökonomischen Wert von Forstflächen zu standardisieren. Ernst studierte Theologie und wurde Pastor in Buchau. Später wurde er zu einer Professur zur Religionsgeschichte an der Universität Marburg berufen, wo er auch Diakon der Fakultät wurde und zeitweise als Präsident der Universität agierte.

2. Die Familie Graves Die Wurzeln der Familie Graves in Irland reichen bis 1649 zurück, als Colonel Graves aus Mickleton in Gloucestershire, England, ein Reiterregiment in der parlamentarischen Armee kommandierte, das sich im selben Jahr freiwillig zum Dienst in Irland meldete. Ursprünglich stammte die Familie aus York. Infolge der Cromwellschen Ansiedlungen erwarb sich Colonel Graves Land und arbeite dann als Beamter in Limerick.16 Er kann als der Begründer des „Familienclans“ Graves angesehen werden, der sich später zu einer intellektuellen Dynastie entwickelte. Colonel Graves hatte zwei Söhne. Beide trugen den Vornamen Richard. [Henry] Richard (1) siedelte in Waterford und sein Bruder Richard (2) lebte in Thomastown, Co. Kilkenny. Reverend James Graves (1815-86), der in Kilkenny geboren wurde und ein angesehner Altertumsforscher war, stammte von der Linie des Richard (2) ab. Als Pastor in der Diözese von Ossory entwickelte er ein großes Interesse an Archäologie und veröffentlichte seine Ergebnisse über die Entwicklung der Region von Kilkenny. Er gründete die Kilkenny Archaeological Society, die sich später zur noch heute bestehenden Royal Society of Antiquaries of Ireland entwickelte, deren Ziel es ist, zu bewahren, zu untersuchen und die historischen Monumente der irischen Geschichte darzustellen. Die Linie von [Henry] Richard (1) siedelte in Waterford, Limerick und Dublin. Die Familienlinie geht über John Graves und James Graves (1710-83) weiter zu den Brüdern Thomas (1745-1828), Diakon von Connor und Richard Graves (1763-1829), Diakon von Ardagh. Bevor Richard Graves zum Diakon nach Ardagh berufen wurde, war er Professor am Trinity College Dublin, und während er dort unterrichtete, war sein berühmtester Student Robert Emmet.17 Nach der Rebellion der United Irishmen im Jahre 1798 führten die staatlichen Untersuchen auch in das Trinity College Dublin. Graves wurde im April 1798 von einer staatlichen Kommission befragt, und obwohl er Emmet verteidigte, musste jener die Universität verlassen. Richard Graves hatte zwei Söhne: Richard Hastings Graves (1791-1877) verfasste religiöse Literatur und wurde Pfarrer in Brigown in der Diözese von Cloyne. Neuere Forschungen ergaben, dass er ein wohlhabender Mann war, der unter anderem 28 Morgen Land im Bereich der La Touche Bridge 16 Notiz von Charles Graves, Royal Irish Academy (RIA), Miscellaneous Photostats, Parcel I, No. 14; Jim Cooke, „The Graves family in Ireland“, in: DUBLIN HISTORICAL RECORD, vol. l, No. 1, 1997, S. 25. 17 Emmet, Robert (1778-1803), United Irishman. Anführer der irischen Rebellion von 1803.

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und Charlemont Bridge im südlichen Dublin besaß. Sein Bruder, Dr. Robert James Graves (1796-1853) wurde ein berühmter Doktor in Dublin und führte neue klinische Methoden im Meath Hospital und dem von ihm mit begründeten Park Street School of Medicine, ein. Er wurde zum Professor im medizinischen Institut des Irish College of Physicians berufen, wo er mehrere Aufsätze schrieb und über physiologische Themen lehrte. In den Jahren 1843 und 1844 leitete er als Präsident das Irish College of Physicians. Dr. Graves verstarb in Jahre 1853. Thomas Graves, Diakon von Connor, der älteste Sohn von Rev. James Graves, war Pfarrer von Kilfinane und Darragh, Pfarrer von Ballingarry, Dunmoylan und Castlerobert, und schließlich Pfarrer von Croom und Adare in der Diözese von Limerick. Er heiratete Jane Ryder, Tochter von Rev. Thomas Ryder, Pfründer von Brigown in Cloyne. Thomas, 1745 geboren, in Kilkenny ausgebildet, wurde schließlich Professor am Trinity College Dublin im Jahre 1763. Er war Pfarrer in Ballymacelligott und Nohoval bei Ardfert von 1771 bis 1828. Er war auch Diakon von Ardfert von 1784 bis 1802, Diakon von Connor und Pfarrer von Islandmagee von 1802 bis 1811 und schließlich Pfarrer von Rincurran von 1812 bis 1828. Graves veröffentlichte mehrere Schriften. Seine Söhne brachen alle mit der alten Tradition der Pfarrer und Diakone – drei Söhne gingen zur Armee, und John Crosbie Graves, der in Dublin blieb, arbeitete als Kommissisalrat für den Staat.18 John Crosbie Graves wurde im Jahre 1776 geboren und war der zweite Sohn von Thomas und Anne Graves. John studierte am Trinity College Dublin zwischen 1793 und 1795. Die Ferien verbrachte er zusammen mit beiden Schwestern Arabella und Ann Catherine Graves auf dem Familiengut in Sackville (Ardfert, Co. Kerry). Während Graves seine Dienstzeit bei der Armee absolvierte, lebte er in wilder Ehe, der auch drei Kinder entsprungen sein sollen.19 Nichtsdestotrotz wurde Graves Rechtsanwalt in Dublin und lebte bis 1805 im Stadtteil Carrickfergus. Im selben Jahr zog er in die Duke Street 17 in Dublin und lernte Helena Perceval kennen. Im Januar 1806 heirateten sie und zogen wenig später zur Lower Merrion Street 11 um. Helena Graves entstammte der bekannten Linie der Percevals, die in Irland seit Jahrhunderten lebten. Ascelin Goval de Perceval, Graf von Yvery und Breberal, hatte die Festung von Yvery erfolgreich 897 an der normannischbrittanischen Grenze verteidigen können. Es heißt, dass Robert Perceval mit Wilhelm I. als cup bearer nach England kam und dort zum Lord von Cary und Stanwell ausgerufen wurde, und der Familienlegende zufolge eroberte einer seiner Nachfahren zusammen mit dessem Cousin Strongbow Irland im Jahre 1170. Seit dieser Eroberung ist die Familie Perceval in Irland präsent.20 Zur Regierungszeit 18 Graves Archive, TCD, MSS 10047; Boldt, „Ranke and the Graves family“, S. 174. 19 In einem Brief von Helena Graves an Clarissa Ranke erwähnt, 1840s, Syracuse University Library, MS Y157, von nun an Kurzform SUL Y157. 20 Dies wurde von Clarissa und ihrer Familie überliefert, dennoch zeigen Sidney Lee, Dictionary of National Biography, Paston – Percy, vol. xliv (London 1895), S. 368-9, 372, 374; und Bernard Burke, Burke’s peerage and baronetage, 105th edition (London 1976), S. 915, dass Richard Perceval der erste war, der im sechzehnten Jahrhundert nach Irland kam und seine Söhne sich endgültig dort niederließen.

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von Königin Elizabeth I. entschlüsselte und übersetzte er eine von den Engländern abgefangene Geheimbotschaft von Spanien nach Holland. Zum Dank ernannte ihn Elisabeth I. zum geheimen Spion und gewährte ihm eine Rente von £400. Zusätzlich erhielt er ein großes Landgut im Süden Irlands und wurde zum Paymaster General ernannt. Aufgrund einer dreijährigen Rebellion in Irland, war Perceval gezwungen, große Teile der Besitzungen zu verkaufen, um der Königin bei der Bezahlung ihrer Truppen zu helfen. So wurde er ein Parlamentsabgeordneter für Richmond und in späteren Jahren betrieben er und sein Sohn erfolgreiche Landspekulation in Irland. Mit diesen Spekulationen erwarben die Percevals ein beträchtliches Vermögen, das den Grundstock des Reichtums der späteren Earls of Egmont darstellte (Perceval ist der Familienname der Grafen von Egmont). Richard Perceval wurde in Westminster Abbey begraben. Sein Enkel George Perceval heiratete Mary Croften vom Temple House und gründete damit die PercevalLinie der noch heute dort lebenden Percevals in Temple House, Co. Sligo. Durch die Verquickung des Namens Perceval mit den Blutlinien mehrerer mittelalterlicher Königsfamilien, wie denen von England (Edward I.), von Irland (MacMurrough), Frankreich (Karl der Große und Heinrich I.) und Schottland (David I.), blieb der Name über Generationen in der Familie enthalten.21 Helena Graves unterstützte ihren Ehemann bei seiner Karriere und stärkte die soziale Stellung der Familie in Dublin. Kurz nach ihrer Hochzeit wurde John Crosbie Graves durch Lord Redesdale, Schutzpatron von Helena Graves, zum Konkurs-Kommissar im Jahre 1806 ernannt. Die berufliche Laufbahn von Graves gedieh weiter, und er wurde 1821 zum Polizeipräsidenten für Dublin ernannt. Kurz nach einem Umzug nach Lower Merrion Street, zog die Familie Graves 1810 zur Merrion Square 13 und im Jahre 1814 zum Fitzwilliam Square 12, der dann lange Zeit Hauptwohnsitz der Familie war. Das Gebiet wurde von William Wilde 1841 als eine erstklassige Wohngegend beschrieben. Die Graves hatten auch einen privaten Schlüssel zum Park vom Fitzwilliam Square, der ihnen erlaubte, die Vorzüge des Parks zu nutzen und dort spazieren zu gehen. John und Helena hatten sechs Kinder: John Thomas (1806-70), Clarissa Helena (1808-71), Robert Perceval (1810-93), James Perceval (1811-82), Charles (1812-99) und Caroline Francis Henrietta (1819-55). Das Familienleben der Graves erhielt 1812 einen schweren Schlag durch die Ermordung des Premierministers Spenser Perceval, einem Verwandten Helenas, und den Tod von Dorothea Perceval, ihrer Mutter, im gleichen Jahr. Aus verschiedenen Briefen ist ersichtlich, dass die Kinder zur Ausbildung an verschiedene Schulen Englands geschickt wurden. In einem Brief an seinen Vater beschrieb John im Januar 1815 seine Fortschritte in der Arithmetik unter Anleitung seines Lehrers Samuel Field in Westbury, England. Soeben erst von einer Krankheit genesen, fühlte er sich schon wieder gesund. John übermittelte auch Grüße an seine Tante und Onkel Perceval und erwähnte, dass Clarissa bald schreibe. Dies deutet daraufhin, dass beide in einem jungen Alter zur Grundschulausbildung fortgeschickt wurden: John war neun und Clarissa sieben Jahre alt. 21 Siehe auch Bäcker-von Ranke, Rankes Ehefrau, S. 3-4.

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Nach der Rebellion von 1798 hatte die britische Regierung beschlossen, das irische Parlament aufzulösen und die parlamentarische Repräsentation durch eine rechtliche Union in Westminster zu konzentrieren, aber Dublin Castle als Sitz der Regierung für Irland beizubehalten. Nach der Union von 1801 begann der Niedergang der Wirtschaft in Dublin. Weiterhin versetzte der Aufstieg von Belfast zur industriellen Hauptstadt Irlands der ehemaligen Hauptstadt für die kommenden 30 Jahre einen schweren Schlag. Dublin dagegen durchlief zwar eine starke und prägende intellektuelle Entwicklung, hatte aber mit einer wachsenden Anzahl von Elendsvierteln zu kämpfen. Der Act of Union hatte auch einen großen Einfluss auf die anglo-irische Gesellschaft, da er nicht nur über Nacht die Atmosphäre des „Goldenen Zeitalters“ beendete, sondern auch den Beginn der Verlagerung der Macht in die Hände der katholischen Mehrheit bedeutete. Protestanten konnten nicht länger im Namen der irischen Nation sprechen und verloren im Laufe der Jahre an politischer Bedeutung. In den Jahren der katholischen Emanzipierung (1829) und der Absetzung der totalen Macht der protestantischen Kirche (Trennung von Kirche und Staat, 1869) wurden die Protestanten zusehends als nur Mitglieder einer englisch-kolonialen Garnison angesehen, deren einziges Privileg die Loyalität zu England darstellte. Durch die Union zogen viele wohlhabende Familien nach England und die verbliebenen – hauptsächlich der Mittelklasse angehörenden – Protestanten beeinflussten das Handels- und Berufsleben. Die Straßen von Dublin glitzerten nur so von Messingtafeln protestantischer Doktoren und Rechtsanwälte, während das Eisenbahnzeitalter neue Möglichkeiten des Wohlstandes eröffnete. Aber viele zeitgemäße Möglichkeiten zur Erschaffung eines Vermögens waren denjenigen verschlossen, die den Traditionen des Adels verpflichtet waren. Tatsächlich verweigerten sie ihren Kindern die Möglichkeiten der Lehrberufe und minimierten ihre Rollen vor allem in den traditionellen Bereichen ihrer Klasse: den Dienst innerhalb der britischen Streitkräfte oder der an Einfluss verlierenden protestantischen Kirche. Diese Situation spiegelt sich auch in der Familie Graves wieder. John Crosbie Graves erwähnte mehrfach in seinen Briefen die katastrophale wirtschaftliche Lage in Irland. So notierte er 1816 die Wirtschaftsprobleme von England und deren Auswirkungen auf Irland, wie zum Beispiel den Untergang der Leinenmanufaktur oder den Zusammenbruch der Nenagh Bank.22 Briefkontakt war ein wichtiges familiäres Kommunikationsmittel, wie rund 3.500 Briefe bezeugen. Schrieb ein Familienmitglied über längere Zeit nicht, reagierte man innerhalb des eng gebundenen Familienverbandes entweder besorgt oder wütend. Der erste bekannte Brief von Clarissa Graves datiert auf 1817 zurück und gibt einen Bericht über ihre Gesundheit. Ihm lag ein Geschenk bei – wahrscheinlich zu Weihnachten. Diese Tatsache deutet daraufhin, dass die Familie für längere Zeit voneinander getrennt lebte: I am happy to hear you are recovered from your late illness. I intend from this day to be very attentive in turning my foot properly – that I may give my dear

22 Graves Archive, TCD, MS 10047/28/34.

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Papa pleasure. I beg your acceptance of this little token of love, from your ever affectionate Child.23 Clarissa blieb nicht für lange Zeit in Westbury. Bereits im Sommer 1818 wurde sie nach Sclessin, in der Nähe von Liège in Belgien, geschickt, um dort im Alter von zehn Jahren französisch zu lernen. In einem Brief an John beschrieb sie den Ort der Schlacht zu Waterloo. In einem anderen Brief an ihre Eltern gab sie einen guten Einblick in ihre dortige Ausbildung: My dear Papa I am ashamed, that this is the first time I have written to you, since I have been at Sclessin, but I hope to be more attentive for the future. – About a week past the Emperor of Russia, and King of Prussia passed, we watched for them above three, or four hours, before the Emperor came; he was a very fine Man, but I cannot say so of his Carriage, and horses, as they were covered with dust – being just returned from a journey, he is daily expected at Liege from Maestrickt, perhaps we shall have another opportunity of seeing him. – The next concert we are going to have will be in the course of a fortnight, when I am to play. The Dancing Master came for the first time about three weeks ago, he now attends us twice a week, a French, and Drawing Master likewise. – I understand perfectly what they all say – we have got a new French Governess whose name is Mademoiselle Caroline, I like her much better than Miss Charlotte who was there before. – Though I do not deserve it dear Papa when you have time, will you have the kindness to answer my letter. – […] [My] dear Mamma I hope your next letter will inform me that your health is better, than it was when you last wrote: the weather here has been beautiful for a long time, but I was sorry to hear it rained in Ireland, as bad weather always disagrees with you. – As I wish much to write to my Aunt Caroline next month, I will if I am permitted, send you a few lines in French of my own composing, my kind love to my dear Brothers, and Aunt Caroline. – 24 Der Brief zeigt, dass Clarissa neben der französischen Sprache, musizieren, tanzen und zeichnen lernte. Während dieser Zeit wurde die Wiener Schlussakte vom russischen Zaren, dem preußischen König und dem österreichischen Kaiser in Aachen unterzeichnet. Auch wenn Clarissa kein Augenzeuge der Ära Napoleon auf dem Kontinent war, so dokumentierte sie als Zehnjährige die Unterzeichnung 23 Brief von Clarissa Helena Graves an John Crosbie Graves, 18. Dezember 1817, SUL Y4. 24 Brief von Clarissa Graves an John Crosbie and Helen Graves, 16. November 1818, Graves Archive, TCD, MS 10047/14/8.

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der Schlussakte, die die Restauration besiegelte, und die neue politische Ordnung in Europa bis 1848 beeinflusste. Da Helenas Kinder mehr Zeit in Schulen verbrachten als zu Hause, waren sie recht unglücklich, dass man nicht zusammen sein oder Weihnachten im Familienkreis feiern konnte. Ein Beispiel gibt ein Brief von John an seine Mutter im Mai 1820: „I have not seen my sister for so long & time, and have seen my brothers so lately in comparison, that on this account I would rather spend my time with you and Clara in the Metropolis. Perhaps too, I might sometimes be useful to you in taking messages and other little offices. […] And I would much rather pass the summer with you, Papa, my sisters and brothers together in Dublin, than divided in London.“25 Kurz nachdem er zum Polizeipräsidenten für Dublin ernannt worden war, unterrichtete John Crosbie Graves im Februar 1822 Lord Wellesley von der irischen Lage. Das Problem des Zehnt-Systems wurde hervorgehoben und die Unruhen im südlichen und westlichen Teil von Irland erwähnt. Graves betonte drei Gründe, weshalb das Leben irischer Familien schwierig war: Der Anstieg der Bevölkerungszahl, „particularly in [the] very low class of society“, der Anstieg der Mieten und die fortschreitende Aufteilung der Ländereien machten das Überleben immer schwieriger. Er hob hervor, dass republikanische Fanatiker wieder zurückkehren könnten und dass man die kleinste Ansprache auf den politischen Inhalt untersuchen müsse, da der Hauch einer neuen Rebellion in der Luft liege.26 Aufgrund seiner Stellung innerhalb der Gesellschaft Dublins und seiner Arbeit innerhalb der britischen Verwaltung war Graves der Empfänger einer Reihe von protestantischen Petitionen, die ihn dazu aufriefen, katholische Ansprüche nicht zu unterstützen. Die Frage der katholischen Emanzipation spaltete die Familie Graves in späteren Jahren. Vertreter protestantischer Interessen setzten diejenigen, die die katholische Lage verbessern wollten, unter Druck: 15th Feb. 1819. SIR, As I understand a Petition is circulating in opposition to that agreed to at the Protestant Meeting at the Rotunda, in favour of the Catholic Claims. I hereby caution you on no account to sign the same, as you value your Professional success. I am, Sir, Faithfully yours A Friend To Toleration.27 In den Jahren 1823 und 1824 wurde das Haus der Graves neu dekoriert, teilweise aufgrund der wachsenden Ansprüche eines vornehmen Gesellschaftslebens aber speziell für den Besuch eines Bischofs. In dieser Zeit litt Helena Graves an einem Augenleiden, das eine teure Therapie erforderte. So musste im Jahre 1823 25 Brief von John Graves an Helen Graves, 30. Mai 1820, Graves Archive, TCD, MS 10047/14/11. 26 Brief von John Crosbie Graves an Lord Wellesley, 20. Februar 1822, British Library, Add. 37298 ff. 247-52. 27 Gedruckter Brief, Graves Archive, TCD, MS 10047/28/38.

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Nankeen, das Hauspony, für £35 verkauft werden. Deshalb bewarb sich John Crosbie Graves 1827 für einige andere Stellungen innerhalb der Administration wie beispielsweise der King’s Bench und dem Board of Civil Accounts, aber sein Ersuchen blieb erfolglos. Im gleichen Jahr studierte John in London Rechtswissenschaften, nachdem er schon vorher mit Sir William Rowan Hamilton28 am Trinity College Dublin von 1823 bis 1827 studiert hatte. Aus London berichtete er den Ausbruch der Cholera, an der viele seiner Freunde erkrankt waren und einige sogar daran starben. Thomas Graves, Pfarrer in Connor und Vater von John Crosbie Graves, starb 1828. Er war in hohem Alter in Pension gegangen und verbrachte seine letzten Jahre zusammen mit seinen Schwestern Ann Catherine und Arabella in Cove Cottage, Co. Cork. Dokumente aus dem Trinity College Dublin zeigen, dass Thomas Graves ein sehr beliebter Gutsherr war und auch den ärmeren Pächtern half. Im Laufe der Jahre verschuldete sich Graves jedoch, und nur drei Monate nach seinem Tode im Jahre 1828, musste Cove Cottage für £4.000 zwangsverkauft werden.29 Seine Schwestern waren gezwungen, auszuziehen: Ann Catherine wanderte nach England aus, Arabella lebte in verschiedenen Orten in Irland und starb schließlich in einem Arbeitshaus in Mitchelstown. Diese Schicksale stehen in krassem Gegensatz zum bisher gewohnten hohen Lebensstil der Familie Graves. Trotz der hoch bezahlten Berufe und der hohen Stellungen wie Professor, Pfarrer oder Rechtsanwalt konnten die finanziellen Probleme der Familie nicht gelöst werden. In späteren Jahren mussten andere Besitzungen, wie Sackville im Jahre 1845, zwangsverkauft werden. Ann Catherine Graves, in der Familie allgemein bekannt als Tante Annie, hatte eine enge Beziehung zu Clarissa Graves. Clarissa wurde stark von der Auffassung zum Leben und der tiefen Religiosität ihrer Tante beeinflusst. Sie war freundlich und half denen, die weniger Glück als sie selbst hatten, ohne auf deren Konfessionszugehörigkeit zu achten. Diese Kombination von Gebeten, Mildtätigkeit und einer engen Verbindung zu Gott tauchte später in Clarissas Umgang mit ihrer fortschreitenden Krankheit wieder auf. Es ist bekannt, dass Clarissa in ihren jungen Jahren mittelgroß, zierlich und sehr zartfühlend war, und feines rot-blondes Haar hatte. Als Kind las sie viel, spielte Musik und sang. Bereits in jungen Jahren entdeckte sie die Schönheit romantischer Lyrik. Ihre eigenen Gedichte waren später vor allem durch William Wordsworth beeinflusst. Kurz nachdem Robert Graves Diakon wurde, zog er nach Bowness in Westmoreland in England, wo er Wordsworth, Robert Southey, Samuel Taylor Coleridge und andere Personen der dichterischen Romantischen Schule traf. Robert, der auch mit Hamilton sehr eng befreundet war, untersuchte die Gedichte auf deren Philosophie, verteidigte Wordworth gegen Angriffe aus dem Pantheistischen Lager, und kam zu dem Schluss, dass „His poems, if you

28 Hamilton, Sir William Rowan (1805-65), Irischer Mathematiker. 29 Graves Archive, TCD, MSS 10047/11.

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study them aright, will help you, better than a novel, to receive all its best influences. Take your WORDSWORTH with you.“30 Clarissa traf in den 1830er Jahren mehrere Persönlichkeiten der hohen englischen und irischen Gesellschaft dieser Zeit. Ein Ereignis, an das sie sich lange erinnerte, war der Selbstmord von Lady McBridge wahrscheinlich in den frühen 1830er Jahren, den sie ihrem Bruder Robert beschrieb: Lady Mcbridge (I heard by a letter I received from Julia Waddington) suffered so much from mental wretchedness (she does not [know?] from what cause) that she [took?] quantities of laudanum to raise her spirits & in six weeks time she took six pints of that dreadful poison – if so, what a proof that […?] […?] nor beauty nor gratified ambition can give happiness.31 Im Frühjahr 1835 zwang eine Erkrankung John Crosbie Graves die Familie zum Verkauf mehrerer Gemälde aus ihrem Haus in Fitzwilliam Square, um die Behandlungskosten bezahlen zu können. Dies beschreibt ein sorgenvoller Charles Graves: John Crosbie Graves has had [a] bad fever attack, the symptoms are becoming more violent every day. This morning his physicians Dr Robert Graves and Dr Mosek pronounced his disorder to be a brain fever and acknowledge that he is in considerable danger.32 Eines der verkauften Gemälde war ein Canaletto, der für £25 verkauft wurde und den höchsten Erlös einbrachte. John Graves gab seinem Bruder zu bedenken, dass Dublin nicht der beste Ort sei, Gemälde zu veräußern, da in jeder anderen Stadt in England oder auf dem Kontinent die Erlöse für die Bilder wesentlich höher hätten ausfallen können. Das ist wiederum ein direkter Hinweis darauf, dass sich der status quo von Dublin erheblich verändert hatte. Der Vater erholte sich nicht wieder von seiner Krankheit und verstarb im folgenden Jahr. Das war einer der schmerzlichsten Momente in Clarissas Leben. In ihrem Sonnet „The loss I had in my Father’s death“ beweinte sie nicht nur den Tod ihres Vaters und Freundes, sondern auch den endgültigen Verlust ihrer Kindheit und eine behütete Jugend. Während Clarissas Brüder in der Folgezeit ihren Karrieren in Dublin oder London folgten, begleitete sie ihre Mutter auf Reisen ins Ausland. Eine sehr tiefe Freundschaft entwickelte sich in diesen Jahren zwischen Charles, seinem Bruder Robert und Hamilton. Mehrere Briefe belegen, dass sich ihre Beziehung nicht nur auf die Diskussion mathematischer Fragestellungen beschränkte, sondern sich auch auf Geschichte und Dichtkunst erstreckte. Helena Graves reiste wieder durch Europa. Schon in früheren Jahren hatte sie mehrere Reisen nach England, Frankreich und Deutschland unternommen, wo sie vielen berühmten Persönlichkeiten begegnet war, die bekannteste unter ihnen war 30 Cooke, „The Graves family in Ireland“, S. 29. 31 Ranke-Museum, Wiehe, Englische Briefe, MS 101. Kurzform von jetzt an Wiehe, Englische Briefe 101. 32 Brief von Charles Graves an John Graves, 12. Januar 1835, Graves Archive, TCD, MS 10047/29/7.

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Ludwig van Beethoven. In ihrem Notizbuch – die ersten Eintragungen fangen um 1818 an – zitiert sie mehrere Passagen aus persönlichen Briefen Beethovens an Bettina von Arnim. Weiterhin listete Helena dort verschiedene Kompositionen auf, vor allem La ci darem la mano aus Mozarts Don Giovanni, wie auch weitere Details zu Beethovens Leben mit dessen Kommentaren zu seinen eigenen Werken und seiner Auffassung, dass Mozarts Zauberflöte die beste Oper sei.33 Caroline Graves wurde gewöhnlich aus der Familiengeschichte herausgelassen; Dokumente im Trinity College Dublin enthüllen die möglichen Gründe. Ihren eigenen Briefen nach zu urteilen, litt Caroline seit den frühen 1830ern an einer ernsthaften seelischen Störung. In späteren Briefen, vor allem aus den Jahren 1839 und 1842, wird sie als schwer unter Gedächtnisverlust, Schreianfällen und schlaflosen Nächten34, sowie „violent explosions of anger“ leidend, geschildert.35 Dann gab es Momente, in denen sich Caroline wieder besser fühlte und auch von Clarissa besucht wurde. In solchen Augenblicken fühlte sich Caroline als dümmliches Mädchen und hoffte, bald wieder mit Körper und Geist ins Reine zu kommen, bis „I can learn to think and act for myself, which is very difficult.“36 An ihren Bruder James schrieb sie: I am astonished that you should have been absent at such a time, from your own sister you do not know what she has had to go through, or surely, surely, you would not have left her. Do Come Quickly, as you love me, for I love you, dearly. – Robert I did love, but he has degenerated sadly. I am a married virgin, for I have not yet spoken to my Husband. Men have treated me shamefully, disgracefully. I forgive them, but my Father will have Vengeance. I shall judge the World.37 Die meisten Briefe von Caroline sind schwer zu interpretieren, Sinn und Zusammenhang ihrer Sätze sind mitunter fraglich, es ist schwierig, ihren Gedankensprüngen zu folgen. Aus diesen Symptomen kann gefolgert werden, dass Caroline wahrscheinlich an manischer Depression litt. Ihre Sätze wirken in der Regel wie abgehackt und unter Druck geschrieben und drücken kognitive Störungen aus. Sie änderte ein Thema in der Mitte eines Satzes oder benutzte irrelevante und eigenwillige Ausdrücke. Auch wenn der Großteil ihrer Nachrichten verständlich war, konnte sie sich kaum auf ein Thema konzentrieren. In der ausgeprägten Form von Manie erscheint der Kranke extrem aufgeregt, schimpft, „dreht durch“, und ist kontinuierlich aktiv und in Bewegung. Diese Symptome passen zur Beschreibung von Carolines Verhalten. Halluzinationen 33 34 35 36

Graves Archive, TCD, MS 10047/27. Graves Archive, TCD, MS 10047/34/12. Graves Archive, TCD, MS 10047/36/3. Brief von Caroline Graves an James und Charles Graves, 1. September 1841, Graves Archive, TCD, MS 10047/34/31. 37 Brief von Caroline Graves an James Graves, 19. Oktober 1841, Graves Archive, TCD, MS 10047/34/30.

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und Illusionen als Folge von Schlaflosigkeit über längere Zeiträume gehören ebenfalls zum Symptomkomplex. Da Betroffene in schweren Fällen unkontrollierbar werden und durch (Auto-) Aggressives Verhalten gefährlich für sich selbst und ihr Umfeld sind, kann neben medikamentöser Behandlung, auch physische Einschränkung notwendig sein. Dies war der Hauptgrund für Carolines fast durchgehende ärztliche Behandlung. Da die deutschen Staaten im Bereich der Psychiatrie im neunzehnten Jahrhundert führend waren und England im Vergleich weit zurücklag, nahm sie die Dienste von Dr. Nasse, dessen Tochter Oda Theoda Rankes Bruder Ernst im Jahre 1842 heiratete, in Anspruch und lebte von 1839 an für dreieinhalb Jahre in Bonn. Nichtsdestotrotz blieb Caroline das Nesthäkchen der Familie und vor allem Clarissa und ihre Mutter kümmerten sich um sie. Nach dem Tod ihres Vaters begleitete Clarissa ihre Mutter nach 1836 auf ihren Reisen durch Europa. Aus einer Reihe von Briefen lässt sich rekonstruieren, dass sich Helena Graves und ihre Kinder Charles, Robert und Clarissa im Sommer 1839 auf eine Reise durch Deutschland und Österreich begaben und dabei Städte wie Innsbruck, München und Wiesbaden besuchten. Während des Sommers 1840 reiste John mit seiner Mutter und Schwester Clarissa durch Belgien, Holland, Frankreich und Deutschland. In einem Brief an seinen Bruder Robert vom Juli 1840 gab er nähere Angaben zur Reise. Er erwähnte in seinem Bericht Antwerpen, Brüssel, Waterloo, Namur, Verviers, Liège, Aix-la-Chapelle und Köln. Er mochte die Landschaften und die Bekanntschaft mit deren Menschen, nicht jedoch die Architektur. Nach seiner Meinung hatte Frankreich eine bessere Architektur als Preußen. Seine Mutter sah gut aus, auch wenn sie noch immer unter einer schmerzhaften Hautinfektion an Händen und Füßen litt. John berichtete auch von einer Liaison zwischen seiner Mutter und Sir John Whiteford, der ihr fast einen Heiratsantrag machte, in Aix-la-Chapelle. Clarissa war dünn, aber im Allgemeinen gesund und glücklich, und John erwähnte auch einen Flirt zwischen ihr und Frederick Gisborne, 14 Jahre alt, zu Johns Erleichterung war diese Zuneigung recht bald vorüber. Seine Mutter erwog, den Winter über in Deutschland zu bleiben und dachte an München, aber die Kinder schlugen vor, nach Wiesbaden, Heidelberg oder Wien zu gehen. John fügte hinzu, dass „Clara thinks that Wiesbaden would be too gay. Heidelberg like Bonn has the disadvantage of virtuous students“.38 Helena Graves plante für das folgende Jahr eine Reise nach Italien. John war vom Rhein sehr enttäuscht, da er den Fluss nicht so imposant empfand, wie er es sich vorgestellt hatte. Clarissa jedoch mochte Deutschland sehr. Während des folgenden Jahres reisten Clarissa und ihre Mutter durch das westliche Deutschland, und benutzten Bonn nicht nur als Ausgangspunkt für ihre Reisen, sondern besuchten zwischendurch auch Caroline. Im Sommer 1842 reisten Clarissa und ihre Mutter nach Italien und verbrachten eine lange Zeit in Rom. Dort traf Clarissa den dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen und den Sprachspezialisten Kardinal Guiseppe Mezzofanti, der 70 Sprachen fließend beherrschte. Das wichtigste Er38 Brief von Robert Graves an John Graves, 26. Juli 1840, Graves Archive, TCD, MS 10047/36/3.

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eignis war jedoch eine Audienz bei Papst Gregor XVI. Clarissa behauptete später, dass der Papst unbedingt Nachfahren des berühmten Hauses Ivery treffen wollte! Als Clarissa mit ihrer Mutter und Caroline im Frühjahr 1843 Paris bereiste, besuchten die Frauen Ball-, Theater- und Konzertveranstaltungen, während Clarissas Brüder an ihrem beruflichen Fortkommen arbeiteten. John wurde Rechtsanwalt und später zum Professor für Jura an die Londoner University College berufen. Dort unterrichte er römisches, kanonisches und internationales Recht. Zusammen mit Hamilton machte er Entdeckungen in den Bereichen der Logarithmen. Schließlich wurde Graves im Jahre 1839 zum Mitglied der Royal Society gewählt. Rev. Robert Graves diente bereits seit 1836 als Diakon in Bowness, Windermere, England. Auch er wurde ein guter Freund von Hamilton. James blieb das einzige Kind, das die Tradition des Vaters fortführte, und wurde zum Crown Solicitor für Irland ernannt. Charles Graves, der jüngste Sohn von John Crosbie Graves, wurde im Jahre 1843 zum Professor der Mathematik an die Trinity College Dublin berufen.

 

II. DIE FAMILIE RANKE (1843-86) 1. Hochzeit und die frühen Ehejahre in Berlin 1843-47 Das Jahr 1843 war für Ranke entscheidend, denn es sollte sich sein ganzes Leben ändern. Zunächst beabsichtigte er im Frühling 1843 nach Paris zu reisen, doch besuchte er stattdessen die Gräber seiner Eltern in Erfurt. Vor dem Sommer des gleichen Jahres schaffte es Ranke nicht, nach Paris zu kommen. Seine dortige Ankunft wurde in den regionalen Zeitungen bekannt gegeben. Clarissa Graves las die Notizen und fragte Professor Karl Lanz, ob er nicht ein Treffen zwischen ihr und Ranke arrangieren könne. Wann und wo sich die beiden zum ersten Mal trafen, ist nicht bekannt, weil keiner von ihnen hierüber Niederschriften zurückgelassen hat. Das früheste bekannte Dokument, das eine bereits bestehende Bekanntschaft zwischen beiden angibt, ist ein Brief vom 15. August 1843 von Caroline an James Graves: Mamma has met indeed with a serious accident, how sad to think, that the power of walking is taken away for the time being from one so active, but I bet she will soon be better. Clara and she are much delighted with the society of the famous Professor Ranke, „whom kings and queens delight to honour“. He reads English with and to them sometimes, and is montrocely [monstrously] agreeable.1 Aus diesem Brief lässt sich folgern, dass sich Ranke und Clarissa schon wesentlich früher getroffen haben, als bisher angenommen. Es kann davon ausgegangen werden, dass die erste Begegnung bereits im Juli oder Anfang August 1843 stattfand, weil sich beide Mitte August bereits bestens kannten. In einem Brief an seinen Bruder Ferdinand erwähnte Ranke im Juli: „von hiesigen Begegnissen [in Paris] kann ich noch nicht viel sagen; indessen läßt sich alles ziemlich gut an, und ich schöpfe die Hoffnung, etwas Rechtes mitzubringen. [...] Das Hotel liegt still; ich bin glücklich, aus dem Trouble der Straße im Mittelpunkt der Stadt entkommen zu sein.“2 Ranke deutete im gleichen Brief an, dass er Historiker und Bibliothekare getroffen habe und dass er wahrscheinlich Kopien von Manu-skripten zurückbringen werde. Die „hiesigen Begegnisse“, auf die Ranke nicht weiter einging, könnten darauf deuten, dass Ranke neben Clarissa noch weiteren Personen begegnete. Zwei Tage später unternahm Ranke allein einen Tagesausflug nach Honfleur; am gleichen Abend beschrieb Ranke diesen Ausflug und schloss seine Gedanken mit dem Satz: „Aber den ganzen Tag hatte ich den Schmerz, als hätte ich mich von Freundschaft und Hoffnung getrennt.“3 Einige Tage später, nach einem Ausflug nach Le Havre, berichtete er Ferdinand: „Vor einigen Tagen mach1 2 3

Brief von Caroline Graves an James Graves, 15. August 1843, Graves Archive, TCD, MS 10047/34/53. Brief von Leopold Ranke an Ferdinand Ranke, 8. Juli 1843, in: Ranke, Neue Briefe, S. 297-8. Tagebucheintrag, 10. Juli 1843, in: Leopold von Ranke, Aus Werk und Nachlaß, Tagebücher, (München 1964), S. 68.

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te ich einen Ausflug nach Havre in höchst angenehmer Gesellschaft. In einer kleinen Kapelle neben Honfleur, das Du auf der Karte suchen magst, mit einer unendlichen Aussicht über das Meer, allein, hatte ich herrliche Augenblicke.“4 Aus Rankes Tagebucheintragungen ist indirekt ersichtlich, welche Plätze und Orte er mit Clarissa Graves besichtigt haben könnte. Er notierte u.a. einen Spaziergang mit Clarissa, in den Gärten der Tuilerien. Am gleichen Tag, als Caroline Graves die früheste bekannte Bemerkung über die Bekanntschaft mit Ranke schrieb, beschrieb jener in seinem Tagebuch mit lustiger und satirischer Feder verschiedene Gemälde in Versailles. Es scheint, dass beide voneinander beeindruckt waren: Leopold von der sehr offenen Persönlichkeit der jungen Frau, Clarissa von Leopolds Arbeiten und Ideen. Sie hatten viele gemeinsame Interessen. Beide Väter hatten mit der religiösen Tradition gebrochen und beide hatten je zwei Brüder, die Pfarrer wurden und somit an die geistliche Berufswahl der Vorfahren anknüpften. Beide waren sprachlich sehr begabt und interessierten sich für Literatur. Andere Übereinstimmungen lagen im Bereich der Reisen und einem ähnlichen Sinn für Humor. Am wichtigsten jedoch war ihre übereinstimmende Ansicht über Europa. Sie plädierten für eine „gemeinsame europäische Kultur“. Bei so vielen Gemein-samkeiten rückten der Altersunterschied und der höhere soziale Status von Clarissa Graves in den Hintergrund. Mitte August 1843 unternahm Ranke eine Reise nach London – nicht nur um in den Archiven zu forschen, sondern auch um der Ansprache der Königin zur Eröffnung des Parlamentes am 25. oder 26. August beiwohnen zu können. Aber Ranke hatte bereits ein starkes Empfinden für Clarissa und so schrieb er am 17. August seinen ersten englischen Brief an Clarissa Graves: My dearest Schoolmistress, The first english letter, I ever wrote, is meritoriously directed to you; - it will be one weak in grammar a[nd] style, - a half-english letter, - but not empty of some substancial [sic] news. Hear! […] I think to arrive at Bologne the 23; I have already taken my place at the mailp[ost] for the 22nd. Whilst I am very glad, to see you sooner, than we supposed, I must subjoin, that I do not hope, to be attended by your goodness in the to further journey; a[nd] I know not, if it will [be] possible, to remain so long, as I wish, at Bologne; the next steamboat will carry away (perhaps) your old pupil; most probably you shall not be ready to go on with him. But I count confidently, that, you shall follow the soonest possible, take your lodging in the proxonity [sic] of Carltonhouse, a[nd] continue your most agreeable school on the other side of the channel. […] These lines are directed also to you. My soul desires to hear a chapter of the h[oly] bible from your mouth. Thousand thanks for your kind letters.5

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Brief von Leopold Ranke an Ferdinand Ranke, 30. Juli 1843, in: Ranke, Neue Briefe, S. 299300. Brief von Leopold Ranke an Clarissa Graves, 17. August 1843, SUL X21.

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Dieser Brief zeigt nicht nur die Zuneigung Rankes zu Clarissa, sondern auch, dass er sich wünschte, sie möge ihm von Frankreich nach London folgen.6 Die Art und Weise, wie Clarissa als Schulmeisterin angesprochen wird, sorgte in der Vergangenheit für Verwirrung. Clarissa hatte in Bowness im Jahre 1838 eine Schule gegründet, und die Anrede als Schulmeisterin deutet darauf hin, dass beide schon viele persönliche Details ausgetauscht hatten. Auch Clarissas Briefe, die am Ende von Rankes Brief erwähnt werden und seine Formulierung, dass seine Seele weitere Lehrstunden durch sie persönlich ersehne, sind ein klares Indiz, dass sich beide schon sehr nahe standen. In anderen Briefen an Clarissa beschrieb Ranke, was er in London gesehen hatte – Westminster, die National Gallery, das British Museum, den Tower, den „Tunnel“ und die Häfen.7 Der „Tunnel“ war der erste Unterwassertunnel in der Welt. Kurz nach 1800 begonnen, dauerte es fast 40 Jahre, bis der Thames Tunnel fertiggestellt wurde und konnte zunächst nur von Fußgängern genutzt werden. In den 1860er Jahren wandelte man ihn in einen Eisenbahntunnel für die East London Railway um. Der Tunnel war erst wenige Monate vor Rankes Ankunft eröffnet worden, und Geschichten über die lange Bauzeit und viele Todesfälle machten die Runde. Ranke musste nicht lange auf die Dame seines Herzens warten. Clarissa folgte mit ihrer Mutter nach London und mehrere Eintragungen in Rankes Tagebuch über London und England stammen aus dieser Zeit, als sie Gedichte von Wordsworth, Byron und Pope einerseits, aber auch Kunst und Politik andererseits diskutierten. Keiner in Deutschland wusste zu dieser Zeit von Rankes Beziehung zu Clarissa. Am 1. Oktober 1843 verlobten sich Ranke und Clarissa Graves,8 und es schien – zumindest Rankes Briefen zufolge – alles bestens zu verlaufen. Wie in einem Brief John Graves an Ranke zu lesen ist, zweifelte Graves an Rankes Ehrlichkeit und eine Zeitlang war er bemüht, die Beziehung zu unterbinden. Am Tag nach der Verlobung entschuldigte sich Graves jedoch für sein Verhalten: My dear Sir. I cannot refrain from telling you that the prospect of your union with my sister Clara fills me with emotions of the liveliest pleasure; although, from my recent conduct, you may have supposed me desireous [sic] of backing off the connexion [connection]. The truth is that I feel for her a very warm affection, and that, from the beginning, I entertained an admiration of your masterly and comprehensive intellects to which longer acquaintance has added high respect 6

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Krieger, Meaning of history, S. 186-8, beschrieb das Verhältnis zwischen Ranke und seiner Frau als ein schwieriges. Er meinte beweisen zu können, daß die Ehe „provided him with the routinization of his personal concerns“ und Aspekte seiner begrenzten Liebe zu seiner Frau. Auch wenn Krieger die positive Seite als Vater darstellt, bekommt der Leser den Eindruck einer schwierigen Ehe. Eine andere Auffassung hatte Guglia, Rankes Leben und Werke, S. 285-7, der eine sehr glückliche Ehe beschrieb. Brief von Leopold Ranke an Clarissa Graves, 27. August 1843, SUL X22. Fuchs gab in einer Fußnote ein falsches Datum, 17. Oktober 1843, auch wenn er die Briefe von Ranke veröffentlichte. Siehe Ranke, Das Briefwerk, S. 320.

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for your character and personal regard. That your intentions were serious and honourable was my firm conviction, but it appeared to me that these were obstacles which occasioned a thug [tug] in your mind. At length, inferring from various circumstances that you deemed those obstacles insurmountable, I thought that my sister’s intimacy with you was too close to be continued without injury to her peace of mind. This was the sole motive which determined me, if I could to break off the connexion [connection]. If, in my efforts to accomplish this object, I have done anything that seemed calculated in the least degree to offend you or give you pain, it is my earnest wish that you would now consider it as undone or retracted. I now rejoice most sincerely that the connexion [connection] is with God’s blessing, to become more intimate. The result proves to me that my original observation of your intentions led me to a correct view, and that you formed your happiness too dependent on Clara’s friendship and affection to admit of your suffering a separation from her that should be abrupt and complete. You have won a lady, who is, I firmly believe, well fitted by her virtues, her amiable qualities, and her mental endowments, to make your home peaceful, cheerful, and happy. For my own part, I should be proud and delighted to be honoured with a continuance of your intimacy. And request that you believe me to remain, ever, my dear Sir, with undiminished esteem and regard, Yours very faithfully, John T. Graves.9 Die Nachricht der Verlobung verbreitete sich bei Clarissas Freunden und Bekannten wie ein Lauffeuer, aber Ranke schrieb nicht ein einziges Wort an die Seinen über die bevorstehende Hochzeit. Beweise der sich verbreitenden Nachrichten finden sich in den Briefen an Clarissa. Ihr Bruder Robert erhielt die Nachricht am 3. Oktober. William Perceval Graves gratulierte Clarissa am 9. Oktober und bemerkte, dass sie mit Ranke jemanden gefunden habe, der intelligent und weise sei und damit all ihren hohen Standards gleich käme.10 Alfred A. Perceval schrieb am 12. Oktober an Clarissa und bemerkte, dass die Hochzeit gut werde, da die Deutschen immer als gut bezeichnet würden.11 Eine enge Freundin von Clarissa war hoch erfreut, als sie von Clarissas Verlobung mit Ranke hörte – auch mit dem Wissen, dass Clarissa England verlassen würde, um mit Ranke nach Berlin zurückzukehren. In ihrem Brief von 6. Oktober schrieb sie: My own dear Claïrchen (now indeed, more Clairichen than ever) I know not when I have been so gladdened as by the delightful news you have communicated, and which I thank you a thousand times for imparting to me so promptly, with such a loving trust in my heart and joyful congratulations. I do think, my dear friend, that if I had been a Fairy, and allowed to endow you 9 Brief von John Graves an Leopold Ranke, 2. Oktober 1843, SUL Y224. 10 Brief von William Perceval Graves an Clarissa Graves, 9. Oktober 1843, SUL Y174. 11 Brief von Alfred A. Perceval an Clarissa Graves, 12. Oktober 1843, SUL Y76.

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with all earthly happiness the lot which now lies before you, would have been the very one I would have chosen for you – for you, with your loving, charming nature to have a partner whom you can „honour“ so entirely that it will be a delight to „obey“ him, and of whose selection you have such reason to be proud. […] How singular it is, that my sister, no less than myself, always thought you had so much about you of the Deutschen Mädchen and that all our pet names for you have been German ones! Depend upon it, all this has been arranged long, long ago, and your late semi naturalisation has been the forerunner of your being transplanted to another.12 Am 10. Oktober kehrte Clarissa nach Bowness zurück, um ihre Gegenstände zu ordnen und die Ankunft von Ranke abzuwarten. Ihre Mutter blieb mit Ranke in London. Von den Briefen aus dieser Zeit ist nur einer erhalten geblieben: Dear Clara. Do you know, where I read your first letter from the lakes? Not surrounded, you believe, by the newspapers of the Atheneum club – nor midst the German friends at Carlton-house-terrace – nor even, to be sure, in the small study-room, too replete by books and writings of a different kind. I read your letter in Kensingtongardens [sic] under one of the lofty proud trees we admired here together: in pure air and not too powerful sunshine of an Octoberafternoon [sic]; alone with myself and you. You see, my walking and writing proves it, that the fruit of the witch not had killed your friend. You will see him again within a few days in the, perhaps doubtful, reality he possesses. I wish with all my heart that it may be Sunday next: though I fear, that your mother, who is very kind and busy in our little affairs, finds difficulties in so early a day. She will write you; I am content, whatever you may determine. The most probable is, that we will arrive Tuesday midday; surely no later; it is very necessary, that we sail from Hull Saturday following. They assure me, that we can hope after the equinoctial storms, which are over, a tolerably quiet sea. Generally, sweet Clara, I flatter myself with the prospect of quietness and a peaceful love, as that of your brother Robert. Reading your letter, I feel again all the confidence you have impressed into my heart, which, I think, will be steady and rather increasing as yours for me.13 Zwischenzeitlich gingen die Vorbereitungen der Hochzeit voran und der bevorstehende Umzug nach Deutschland wurde geplant. Helena Graves war sehr be12 Brief von einer unbekannten Frau an Clarissa Graves, undatiert, Wiehe, Clarissa von Ranke 3. 13 Brief von Leopold Ranke an Clarissa Graves, 17. Oktober 1843, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 320-1.

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schäftigt, und Ranke mied die Orte, die er zuvor häufig aufgesucht hatte, um in aller Ruhe Clarissas Briefe lesen und beantworten zu können. Der oben zitierte Brief gibt auch einen Eindruck, welche Plätze Ranke während seiner Reise 1843 in London besucht hatte: nicht nur das Carton Terrace House von Christian Karl Josias von Bunsen und das Britische Museum, sondern auch den Athenaeum Club, ein literarischer Klub mit einer großen wissenschaftlichen Bibliothek, der bekannte Akademiker während ihren Aufenthaltes in London zum Besuch einlud. Über Rankes Besuch in London und seine Heiratspläne schreibt der Historiker Johann Wilhelm Zinkeisen etwa zwei Wochen später für die Berliner Leserschaft: Die wissenschaftliche Gesellschaft von London [...] ist durch den Besuch des Professors Ranke aus Berlin hoch erfreut worden, dessen historische Werke hier durch Mrs. Austins unnachahmliche Uebersetzungen wohl bekannt sind. Unvermuthet und ehe noch Jemand daran dachte, dass unser ausgezeichneter Gast das Staats-Archiv verlassen hätte, lesen wir in der Times eine Ankündigung seiner Verheirathung an den Ufern der romantischen Seen von Cumberland. Keine Seele, selbst bei der preußischen Gesandtschaft, hatte die mindeste Ahnung von einem so plötzlichen Entschluß; und selbst jetzt besteht Alles, was davon bekannt ist, darin, dass Frau Professor Ranke die Schwester des Professors Graves an der Londoner Universität und das Glied einer zahlreichen Familie im Norden Englands ist. Vorläufig meinen herzlichsten Glückwunsch, den ich in diesen Tagen persönlich erneuern werde.14 Noch immer erwartete niemand in Berlin eine Ranke-Hochzeit. Schließlich war es sein Bruder Ferdinand, an den Ranke zuerst darüber am 19. Oktober schrieb: Dabei ist nun aber noch etwas geschehen, was Du nicht erwarten wirst. Ich werde noch etwas anderes mitbringen als Bücher und Manuscripte. Ich werde nicht allein wiederkommen. Ich bin beschämt, daß es mit einem zu alten Hagestolzat so spät noch ein Ende haben soll; menschlichem Ansehen nach aber ist es nicht anders: ich werde eine englische, oder vielmehr irische Freundin mitbringen. Erlaß mir die Geschichte, Schilderung! – Du wirst sehen und meine Wahl billigen, Du gewiß! Du bist der erste Mensch, dem ich davon sage. 15 In dem gleichen Brief bat Leopold seinen Bruder, dessen Vermieter zu fragen, ob jener mehrere Räume über seinem eigenen Apartment säubern und diese seiner Frau zur Verfügung stellen könne. Er fragte auch nach einem Diener.16 Zwei Tage vor der gemeineinsamen Abfahrt mit seiner Gattin von London berichtete Ranke in einem Tagebucheintrag über die Bildersammlung in Hampton Court, wo er die Raphael-Zeichnungen ein weiteres Mal betrachtet hatte. Am 24. 14 Brief von T.W. Zinkheisen an ?, 3. November 1843, SUL Y81. 15 Brief von Leopold Ranke an Ferdinand Ranke, 19. Oktober 1843, in: Ranke, Neue Briefe, S. 301. 16 Brief von Leopold Ranke an Ferdinand Ranke, 19. Oktober 1843, in: Ranke, Neue Briefe, S. 300-01.

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Oktober fuhr er nach Bowness. An diesem Tag sah Ranke nicht viel von Clarissa, da mehrere Dokumente, einschließlich der Hochzeitsurkunde, verfasst und unterzeichnet werden mussten. Als Mitgift erhielt Clarissa die Ländereien von Ballymuddy in der Baronie von Coshmore und Coshbridge in Co. Cork. Ranke wurde eine Summe von £2000 Sterling zugesprochen.17 Am folgenden Tag, Mittwoch, den 25. Oktober, begleitete Robert Graves, Pfarrer und Verwalter von Windermere, Ranke auf einen Tagesausflug nach Rydale und Hawkshead und am Abend fand ein großes Fest statt.18 Der folgende Tag war kalt, aber sonnig. Am 26. Oktober 1843 heirateten Leopold Ranke und Clarissa Helena Graves (später auch als Clara/Klara Ranke bekannt) in der Paudi Kirche in der Pfarrgemeinde von Windermere in Westmoreland. Robert vollzog die Zeremonie nach den Richtlinien und Traditionen der anglikanischen Kirche. Clarissas Familie und Bekannte waren Trauzeugen: James Graves, Robert Graves, Caroline Graves, Helena Graves und Emily Graves, Selina Graves, Dick Graves und der kleine Jonny Graves.19 Nach der Trauung frühstückte die ganze Gemeinschaft festlich im Pfarrhaus. Noch am selben Tage kehrte das frisch vermählte Paar nach Berlin zurück, wo sie Tage später von überraschten Berlinern empfangen wurden.20 Am Tage nach seiner Ankunft in der Luisenstraße 16 schrieb Ranke Briefe an seine Brüder, um sie über die Hochzeit zu informieren. An seinen äußerst überraschten Bruder Heinrich schrieb Ranke am 4. November: Und wie bin ich wiedergekommen? Erfahre es mit Einem Wort: „Mit einer Frau“. Der famose Hagestolz, Dein ältester Bruder, hat sich noch verheiratet. Donnerstag, den 26. Oktober bin ich in Westmoreland in der WindermerePfarre getraut worden. Und wie soll ich Dir aber beschreiben mit wem? Ihr Name ist Clara, ihr Vater ein barrister (Rechtsgelehrter) in Dublin des Namens Graves; ihre Mutter ist aus dem Hause Perceval, einem der ältesten in Irland – ihre Brüder nennen sich Perceval-Graves. Ich lernte sie in Paris kennen: sie kam dann, nach mir, mit ihrer Mutter ebenfalls nach London. Da habe ich mich – am 1. Oktober – wenn Du es so nennen willst – mit ihr verlobt. Eigentlich freilich war alles anders, als was man so nennt. Oda kennt sie; sie war eine Zeit lang in Bonn, um einer Schwester beizustehen, die in der Obhut Nasses war; sie meint, sie sei damals sehr geängstigt gewesen und werde nicht die beste Figur gemacht haben. [...] Und so wurde ich dort in einer der schönsten Gegenden Englands – im Angesicht der von einer herrlichen Sonne 17 „Indenture made between Helena Clarissa Graves and Leopold Ranke declaring the dowry for Clara Graves“, SUL O A8; „Articles of agreement for marriage of Leopold Ranke and Helena Clarissa Graves, 24 October 1843“, SUL Z7; siehe auch Kopie in Wiehe, Leopold von Ranke, 175, Englische Briefe 196, 286. 18 Tagebucheintrag von Frau Robert Graves [Helen Graves], 25. Oktober 1843, National Library of Ireland, Butler-Archive, MS 15446. 19 „Certified copy made 5 February 1934 of entry of marriage of Leopold Ranke and Helena Clarissa Graves, 26 October 1843“, SUL Z5; Tagebucheintrag von Frau Robert Graves [Helen Graves], 26. Oktober 1843, National Library of Ireland, Butler-Archive, MS 15446. 20 Friduhelm von Ranke, Erinnerungen an Leopold von Ranke von seinem Sohne Friduhelm von Ranke (Berlin 1996), S. 6; siehe auch Helmolt, Rankes Leben und Wirken, S. 95.

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widerscheinenden Seen und Berge, zu Bowneß von ihrem Bruder, der dort Pfarrer ist, getraut.21 Noch am selbigen Tage berichtete Ranke die Vermählung seinem Bruder Ernst und erwähnte, dass Clarissa bei der Hochzeit von Ernst und Oda Ranke anwesend war: Als Du Dich in Bonn verheiratetest, wünschten zwei junge englische Damen die Zeremonie einer deutschen Trauung zu sehen und waren, von Dir unbemerkt, dabei, als Du von Pastor Wichelhaus mit Oda eingesegnet wurdest [am 16. September 1842]. Eine von diesen, die jüngste, Caroline Graves, hatte eine schwere Krankheit in dem Hause Deines Schwiegervaters überstanden; die andere, um eine ganze Anzahl Jahre älter, Clara Graves, war zur Teilnahme an ihrer Pflege herübergekommen.22 Ranke fuhr fort, dass er Ernst noch später die Einzelheiten der ersten Bekanntschaft mit Clarissa erzählen werde und dass jener ein Gedicht darüber schreiben könne, doch ist nicht bekannt, ob dieses Gedicht überhaupt existiert. In einem anderen Brief an Ernst im Januar 1844 erwähnte Ranke, wie Clarissa zum ersten Male von ihm gehört hat: Aus inliegendem englischen Brief meiner Frau an die Deine werdet Ihr manches ersehn, was Ihr zu wissen wünscht, doch nicht alles; z.B. nicht, daß Clara sich meinen Namens, hauptsächlich von Rom her, wo sie ihn gehört hatte, erinnert, daß ein zufällig vor ihr liegendes Zeitungsblatt, worin meiner Ankunft gedacht war, sie veranlasste, einen deutschen Professor [Karl Lanz], der sie besuchte, nach mir zu fragen etc. etc.23 Die Nachricht von Rankes Heirat verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch Berlin. Die meisten Berliner, einschließlich der königlichen Familie, waren überrascht, „as every one had been convinced that he would live and die a Bachelor“.24 Über die Grimms wurde berichtet: „aber wissen sie was (erklärt Ranke) ich bin verheirathet und habe eine Frau mitgebracht, da fielen alle über ihn her, das ist nicht wahr. Der Savigny: Die Historie ist Ihre Frau. (...) nun ist jeder gespannt auf den ausländischen Vogel.“25 Zum Ende des Jahres 1843 wussten die meisten von der Heirat, auch wenn Wilhelm Ranke, ein Bruder mit dem Leopold am meisten Probleme hatte, der letzte in der Familie war, der davon in Kenntnis gesetzt wurde. Während der ersten Ehejahre blieb Ranke sehr häufig zu Hause. Es wird berichtet, dass das frisch vermählte Paar Bücher, Politik und aktuelle Ereignisse diskutierte. Clarissa verfolgte den Diskurs in den Künsten und Wissenschaften. 21 Brief von Leopold Ranke an Heinrich Ranke, 4. November 1843, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 321-2. 22 Brief von Leopold Ranke an Ernst Ranke, 4. November 1843, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 322. 23 Brief von Leopold Ranke an Ernst Ranke, Januar 1844, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 323. 24 Brief von Starriett M. Owen an Helen Graves, 5. November 1844, Graves-Archive, TCD MS 10047/20/52. 25 Notiz von Grimm-Societät, mitgeteilt über Baur.

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Sie liebte die Natur genauso wie Leopold. Mit ihrer Kenntnis alter und neuer Sprachen, war sie in der Lage, mit Leopold viele Passagen aus originalen Texten zu lesen. Ein Beispiel ist das Buch Tobi oder Tobit, ein griechischer Text, der wahrscheinlich auf das zweite Jahrhundert vor Christi datiert. Zuerst wurde es auf griechisch gelesen, dann auf Latein und anschließend diskutierten Leopold und Clarissa den Text, versuchten islamische und jüdische Elemente zu erkennen, und kamen zu dem Schluss, dass der Text an sich ein Original und sehr poetisch war.26 Viele Jahre später schrieb Ranke seinem Sohn Otto, dass er und seine Frau einen Plan hatten: In dem ersten Anfang unserer Ehe hatte ich mit Deiner Mutter diesen Gedanken gefasst [in den Orient zu reisen]. Wir würden ihn wahrscheinlich ausgeführt haben, wären wir nur allein geblieben und besonders Deine Mutter gesünder. Ich wollte dann ein Leben Jesu schreiben mit der Lokalfarbe; nicht ohne die Phantasie, die das Unglaubliche als poetisch religiöse Wahrheit zu fassen strebt.27 Im November 1844 erwähnte Ranke in einem Brief an Heinrich, dass er und Clarissa das Buch Saul und David. Ein Drama der heiligen Geschichte (1843) von Friedrich Rückert gelesen und diskutiert hatten, vor allem im Hinblick auf das vom König verhängte Todesurteil über Tschech. Im gleichen Brief notierte Ranke: Du mußt doch nicht glauben, daß wir uns immer mit so ernsten Dingen beschäftigen. Meistens lesen wir Englisch; einen Dichter, wohl auch einen neuen Roman, wo dann Clara die Geschichte vorher durchliest und mir dann die merkwürdigsten und wichtigsten Stellen vorliest. So bringe ich jetzt die meisten meiner Abende in stiller häuslicher Zurückgezogenheit zu, während ich sonst aus einer Gesellschaft in die andere ging und die Mitternacht als ein umgekehrter Faust bei Wein und Gespräch heranwachte. 28 Einer der im Ranke-Hause meist gelesenen Dichter war Wordsworth. Es wurde vermutet, dass Ranke Wordsworth nicht hatte leiden können, aber in einem Brief vom Oktober 1846 erwähnte Clarissa, dass Theremin, ein Pfarrer in Berlin, eine lange Diskussion mit dem Ehepaar über Gedichte hatte und dass Ranke versucht habe, ihn zur Übersetzung von Wordsworth zu bewegen. Clarissa schrieb, dass „he was the only German I have met who admired and understood Wordsworth’s poems. Leopold encouraged him to translate them or rather to render them into German because they both agreed that they were not calculated for literal translation.“29 26 Ranke, Tagebücher, S. 129. 27 Brief von Leopold von Ranke an Otto von Ranke, 25. Mai 1873, in: Helmolt, Rankes Leben und Wirken, S. 192-3, Fußnote 169. 28 Brief von Leopold Ranke an Heinrich Ranke, 26. November 1844, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 328-9. 29 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, 16. Oktober 1846, Wiehe, Englische Briefe 32.

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Der Brief deutet ebenfalls an, dass Clarissa mit Richter, Professor für Dichtung an der Universität Berlin, in Verbindung stand und dass sie beide lange Diskussionen führten. Sie versprach auch, ihm eine Kopie von Wordsworths Gedichten zu leihen. Clarissa schrieb zu dieser Zeit bereits eigene Gedichte. Im gleichen Brief wird erwähnt, dass Clarissa auch Klavier spielte – hauptsächlich Beethoven und Christoph Glucks Overtüre Iphigenia in Aulis – und dass Gluck Leopolds Lieblingskomponist war. Der Brief gibt auch einen Einblick in Rankes Geschmack in Bezug auf Malerei, da Ranke wohl sein Haus neu gestalten wollte. Clarissa fragte Robert, ob er nicht mit Henry Graves in Kontakt treten könne, um ihn zu fragen, wie teuer die Stiche von Raphaels Gemälden, die zuerst im Jahre 1816 von Halloway, R. Stann und T.S. Webb veröffentlicht wurden, wären; Ranke erwog den Erwerb als Geschenk für Clarissa. Zur gleichen Zeit las Clarissa Carlyle’s Frederick the Great und Robertson’s Sermons. Im August 1846 erhielt Clarissa einen Brief von Frau Bardeleben, die Clarissa empfahl, Herrn Vogelstein um das Malen eines Gemäldes zu bitten: „Let him show you the bench, it will give you an agreeable hour, and if you can persuade your dear husband, to sit for half an hour, I am sure Mr Vogelstein will be happy to paint this really distinguished company.“30 Ranke machte seiner Frau besondere Geschenke an ihren Geburtstagen. Im Jahre 1844 schenkte er ihr ein neues Kleid, ein Kochbuch und eine Zeichnung der Madonna.31 Ein anderes Mal führte Ranke Clarissa in den Botanischen Garten,32 weil er wusste, dass die blühende Natur mit all den Düften und Farben seine Frau erfreuen würde. Es wurde berichtet, dass beide mehrere Male in der Woche durch den Tiergarten und Unter den Linden spazieren gingen. Aber das Leben im Ranke-Hause blieb nicht für immer so ruhig. In einem Brief an Ernst spekulierte Wilhelm, dass Leopold niemals Kinder haben würde,33 doch deutete jener bereits im April 1844 an, dass Clarissa schwanger sei: „Meine Klara sagt, daß sie jetzt an sich zu denken anfange, weil sie mehr, als für sich selbst, zu sorgen habe“.34 Am Montag, dem 12. August 1844, gegen elf Uhr morgens wurde der erste Sohn Otto geboren – am Namenstag von Clarissa (Klaratag). Ranke erzählte Otto in späteren Jahren: „Du bist gerade zur rechten Stunde auf die Welt gekommen, um 12 ¼ Uhr hatte ich mein Kolleg in der Universität zu lesen, da bist du wohl eine Stunde vorher so rechtzeitig erschienen, daß ich dich noch begrüßen und deine Mutter beglückwünschen konnte, dann ging es ins Kolleg.“35 In seinen Memoiren konnte sich Otto von Ranke nicht daran erinnern, ob seine Eltern die Geburt des ersten Kindes in einer Berliner Zeitung bekannt gemacht hatten. Jedenfalls wurde im Spät-August 1844 in The Times in London folgende 30 Brief von De Bardeleben an Clarissa Ranke, 19. August 1846, GStA PK, FA Hoeft, Paket 5/1/11-12. 31 Brief von Wilhelm Ranke an Rosalie Schmidt, 9. April 1844, GStA PK, FA Hoeft, Paket 8/9. 32 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, Wiehe, Englische Briefe 254. 33 Brief von Wilhelm Ranke an Ernst Ranke, 4. März 1844, GStA PK, FA Hoeft, Paket 8/9. 34 Brief von Leopold Ranke an Heinrich Ranke, 13. April 1844, in: Ranke, Neue Briefe, S. 30910. 35 Otto von Ranke, „Ranke in seiner Familie“, S. 6.

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Bekanntmachung veröffentlicht: „At Berlin, on the 12th inst, the lady of Leopold Ranke, Professor in the University of Berlin of a son and heir.“ In einem Brief an ihren Sohn Robert schreibt Helena Craves, dass Rankes ihr am 17. August von der Geburt geschrieben hatten und sie „must keep Ranke’s original [letter] to show John when I see him the end of the week.“36 Basierend auf Rankes Nachricht schickten dann entweder Helena Graves oder einer ihrer Söhne – Robert oder John – eine Notiz zur The Times. Auch dieses Mal informierte Ranke seine Brüder etwas später als seine irischen Verwandten; der erste Brief wurde am 20. August an seinen Bruder Heinrich geschrieben. Auch wenn es keine Bekanntmachung in den regionalen Zeitungen gab, so war Ranke doch stolz auf die englische Anzeige, da er die in Deutschland unübliche Beschreibung des son and heir sehr mochte. Beispielsweise bezog sich Ranke 1845 in einem Glückwunschschreiben an den Kronprinzen von Bayern, als ihm ein Sohn geboren wurde, auf den englischen Ausdruck: „Euer Kgl. Hoheit brauche ich wohl nicht die Freude zu verbergen, mit der mich die Nachricht, daß HöchstIhnen, wie die Engländer sagen, ein Sohn und Erbe geboren ist, erfüllt hat.“37 Leopold und Clarissa waren sehr glücklich mit der Geburt. Einen sehr schönen Eindruck erhielt Starriet M. Owen – eine enge Freundin Clarissas – die die Rankes wenige Wochen vor Ottos Geburt besucht hatte, im August entlang des Rheines reiste und im November 1844 wieder nach Rylton zurückkehrte. Unter den auf sie wartenden Briefen war auch einer von Ranke: The Professor’s announcement of the happy event is indeed, most interesting and original. I can quite understand his distinction between „big and great“, one being meant for fat and the other tall, which in German he would probably have expressed by „dicker“ and „grosser“ [sic]. By this, I trust you have heard from Clara herself, with many more particulars of her little treasure, in the possession of which she is, no doubt, too happy to regret for a moment its not being a little girl, which she told me she should herself prefer.38 Die Tatsache, dass Clarissa ein Mädchen bevorzugt hätte, ist interessant. Vielleicht lässt es sich dadurch erklären, dass Clarissa aus einer von Jungen dominierten Familie stammte, und sich deshalb eher eine Tochter gewünscht hätte – während ein Sohn als Erbe des Familiennamens vom Vater gern gesehen wurde. Unabhängig davon war Ranke allerdings äußerst glücklich mit der Geburt des ersten Kindes, egal, ob es nun ein Junge oder Mädchen war. Er schrieb am 20. August 1844 an seinen Bruder Heinrich: Zum ersten Male schreibe ich Dir in der Würde, von der mir neulich jemand sagte, es gebe keine größere, und die Du schon lange bekleidest – der eines Vaters. Vorige Woche ist Clara mit einem Knaben niedergekommen. Es war ihr Namenstag: sie hat die Leiden, die sie dabei erfuhr, nicht so schlimm ge36 Brief von Helen Graves an Robert Graves, 1844, Wiehe, Englische Briefe 80. 37 Otto von Ranke, „Ranke in seiner Familie“, S. 6. 38 Brief von Starriett M. Owen an Helen Graves, 5. November 1844, Graves-Archive, TCD, MS 10047/20/52.

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funden, als man sie ihr geschildert hatte, und befindet sich über Erwarten wohl. Der Knabe ist kräftig und groß; sein Gesicht ist nicht ohne Charakter: ich wünschte nur, daß etwas aus ihm wird. Ich will Dir nicht schildern, was ich dabei erlebt und erfahren: Dir ist es längst bekannt: mir ist das erste Eintreten eines menschlichen Geschöpfes auf diese Welt noch nie so nah gekommen. Bei aller Hülflosigkeit doch dieses Vollendetfertige, Lebens-fähige mit allen Anlagen des Geistes und des Charakters, hat einen großen Eindruck auf mich gemacht; es ist ein Wunder, beides Gottes und der Natur. Indessen empfinde ich, daß eine neue Pflicht für mich begonnen hat. 39 Im September schrieb Robert ein Glückwunschschreiben an Clarissa: I congratulate you most heartily, my dear Clara, on the mercy you have received in being so happily made a mother and join with you most sincerely a thankfulness to God for it. When I remember the pleasure & intent you always took in all children, I can imagine you so finally happy in one of your own especially when you have its Father’s joy to add to your own. To him also give my heartfelt felicitations may his first born leave a worthy heir of the distinction he will hand down to him & be to him & you a life long joy & comfort.40 Die Namensgebung des ersten Sohnes schien allerdings ein Problem darzustellen. Robert Graves zum Beispiel bevorzugte Lovel Perceval, „the oldest Perceval name on record“.41 In einem Brief von Helen Graves wurde erwähnt, dass Clarissa den Namen Reinhold bevorzugte. Aber die endgültige Entscheidung fiel durch die Eltern und am 1. Oktober 1844 wurde der Junge auf den Namen Otto Karl Egmont getauft. Den Grund für diese Namensgebung schrieb Leopold an Heinrich: Den letzten Namen haben wir ihm gegeben, weil das Oberhaupt der englischen Familie diesen Titel führt; es ist altdeutsch Agimund. Karl heißt er, weil seine beiden Paten, der Minister von Savigny und unser Bruder [Carl Ferdinand Ranke], so verschieden sie sonst sind in diesem Namen zusammentreffen; Otto zur Ehre der sächsischen Kaiser und unseres Memleben-Wieheschen Tales.42 Schon vor Ottos Geburt wurde Rankes altes Apartment zu eng. Es wurde entschieden, in ein größeres Apartment zu ziehen. Am 1. August 1844 zogen die Rankes von der Luisenstraße 16 in die Luisenstraße 24a um, wo Leopold dann auch bis zu seinem Tode 1886 wohnte. In diesen Monaten schickte Helena Graves Clarissa ein Memorandum, das eine Liste von Mobiliar und Tipps zur Säuglingspflege, eine Behandlungsliste und entsprechende Säuglingsnahrung enthielt. Weiterhin wurden verschiedene Re39 Brief von Leopold Ranke an Heinrich Ranke, 20. August 1844, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 327. 40 Brief von Robert Graves an Clarissa Ranke, 11. September 1844, SUL Y175. 41 Brief von Robert Graves an Clarissa Ranke, 11. September 1844, SUL Y175. 42 Brief von Leopold Ranke an Heinrich Ranke, Oktober 1844, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 328.

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zepte und Strickanweisungen für verschiedene Dinge erwähnt. Clarissas Mutter schickte ihrer Tochter auch eine Reihe Kinderbücher, beispielsweise Mrs. Barbauld’s Lessons for Children (Neuedition, 1841). In dieser Zeit schrieb Clarissa ein Gedicht mit dem Titel To Otto’s Father : To Otto’s Father The little Otto cannot speak, But take him on thy knee – And then his smile and dimpling cheek Will tell his love for thee. Small now the pleasure that he gives Like an unfolded flower, But if thy head of promise lives Beyond the matin hour. He may cause his Father joy And well repay his case By finding in his little boy To his bright mind, the heir.43 In einem seiner Briefe aus dieser Zeit schrieb Ranke, dass die Heirat seine akademische Arbeit nicht beeinflusse, und als Beweis erwähnte er eine Neuausgabe seiner Serbischen Geschichte. Rankes Gehalt reichte nicht mehr aus, um die steigenden Kosten, die durch die Heirat und die Geburt des ersten Kindes entstanden waren, zu decken. In einem Brief an den preußischen Kultusminister Johann Eichhorn bat Ranke im September 1845 um ein höheres Gehalt und erwähnte, dass er zuvor nie um Zuschüsse für seine wissenschaftlichen Reisen zwischen 1833 und 1843 gebeten habe.44 Im Jahre 1846 wurde eine Tochter geboren. Beide Eltern entwickelten eine tiefere und wesentlich persönlichere Beziehung zu ihr als zu Otto und den später geborenen Kindern. Ranke machte immer wieder den Scherz, dass das Mädchen aus einem Feuerhorn entsprungen sei, da während ihrer Geburt in der Nachbarschaft ein Feuer ausgebrochen war und die Feuerwehr mit einem lauten Feuerhorn zu Hilfe kam. Karl Immanuel Nitzsch beschrieb die Taufe: Gestern war ich zur Taufe bei Professor Ranke, dem Geschichtsschreiber. Mehr berühmte Leute habe ich lange nicht in einem Zimmer gesehen. Paten waren: der Kronprinz von Bayern, Schelling und Jakob Grimm; zudem waren

43 Gedicht von Clarissa Ranke, SUL Y87. 44 Brief von Leopold Ranke an Johann Albrecht Friedrich Eichhorn, 9. September 1845, in: Ranke, Neue Briefe, S. 314-5.

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Tieck, Ritter, Lachmann, Jacoby, Theremin, Hollweg und andere Männer von ähnlicher Bedeutung da. 45 Wie erklärt sich die Anwesenheit des Kronprinzen als Patenonkel? Die Rankes hatten sich auf einen Tauftag geeinigt, Pfarrer Theremin führte die Zeremonie durch und eine große Anzahl bekannter Persönlichkeiten waren als Gäste eingeladen. Unerwartet fragte der Kronprinz bei den Rankes an, ob er nicht an jenem Tage zu einer Diskussion vorbeikommen könnte, und als ihm mitgeteilt wurde, dass eine Taufe stattfinden würde, antwortete der Kronprinz prompt: „Dann komme ich erst recht. Darf ich eine Patenstelle übernehmen?“ 46 Das Mädchen wurde als Maximiliane Marie Helene getauft.47 Der Name Maximiliane (später wurde sie unter den Spitznamen Maxhelena und schließlich Maxa gerufen) stammte von dem Kronprinzen und zukünftigen König von Bayern, Maximilian II, Marie nach dessen Frau, einer preußischen Prinzessin und Helene nach der Großmutter Helena Graves. Bald danach war Clarissa wieder schwanger. Leopold hatte dafür gesorgt, dass die ersten Kinder nach deutscher Tradition erzogen wurden. Nun versprach er seiner Frau, das nächste Kind, vorausgesetzt es ist ein Mädchen, nach englischer Tradition zu erziehen und nach den Richtlinien der anglikanischen Kirche taufen zu lassen. Clarissa war glücklich über diese Idee und schrieb das in einem langen Brief an Robert. Am 17. September 1847 wurde das Kind geboren, ein zweiter Sohn. Er wurde durch Leopolds Bruder Ernst am 15. Oktober getauft. Einer der ersten Briefe Rankes mit der Ankündigung der Geburt wurde noch am selben Tag nach Robert Graves abgeschickt: I have to tell you that today 17th Sept. dear Clara had her boy, with the rising morning; a big well made boy, to be called after a dream of hers, Reinhold. Till now (God bless them) they are both well. I hope good John won’t refuse to be Godfather. How strongly the Graves’s and the Ranke’s shall be connected together!48 Die Namensgebung für den Jungen erschien wieder ein Problem darzustellen. Wenige Tage vor der Geburt hatten sich Ranke und Jakob Grimm getroffen. Grimm bedauerte, dass es in Deutschland immer weniger original deutsche Kindsnamen gäbe. Ranke fragte Grimm, welchen Namen er bevorzugen würde und Grimm antwortete: „Beispielsweise Friduhelm“. Und Ranke: „Wenn ich hoffentlich in den nächsten Tagen ein Kind haben sollte, und es ist ein Sohn, nenne ich ihn Friduhelm.“49 Es ist auch möglich, dass die Namen aus der HohenzollernDynastie des preußischen Königshauses, Friedrich Wilhelm, in einem Wort zusammengezogen wurden. Da Clarissa noch immer den Namen Reinhold bevor45 Otto von Ranke, „Ranke in seiner Familie“, S. 7. 46 Otto von Ranke, „Ranke in seiner Familie“, S. 7. 47 Clarissa schrieb an Robert am 16. Oktober 1846: „People say she is like me, so you may conclude she will never be a beauty.“, in: Bäcker-von Ranke, Rankes Ehefrau, S. 4. 48 Brief von Leopold Ranke an Robert Graves, 17. September 1847, Wiehe, Englische Briefe 239. 49 Otto von Ranke, „Ranke in seiner Familie”, S. 8.

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zugte, war jedermann überrascht, einen anderen Namen auf dem Taufschein zu finden: Friedhelm Johannes Arnold. „Friedhelm“ wurde fälschlicherweise in das Kirchenregister eingetragen und wurde korrekt als „Friduhelm“ getauft. Der Name Johannes wurde zu Ehren von John Perceval Graves gegeben und der Name Arnold findet sich ebenfalls in der Familie Graves. Im Oktober 1847 berichtete Clarissa in einem Brief, dass „at present and for some [time] to come I shall be leading a complete mother’s life, nursing & taking care of my little boy; our Wohnzimmer I have converted into a nursery, where I, and the Kinderfrau and all the children sleep.“50 Das Haus der Rankes wurde für viele berühmte Persönlichkeiten ein Ort des Sehens und Gesehenwerdens, wurde seit den späten 1840er zum kulturellen und intellektuellen Schmelztiegel und entwickelte sich schrittweise in den „Salon Ranke“. Es erreichte den Höhepunkt nach den revolutionären Jahren von 1848/9 und blieb trotz der einsetzenden Krankheit von Clarissa ein wichtiger Salon in der Berliner Gesellschaft während der 1850er und 1860er Jahre. Vor der Revolution waren Hofpfarrer Strauss, Starriett Owen, Rev. John Lord,51 Jenny Lind,52 die Familien Schelling, Puchta, Bellson, Heman und Napier, Friedrich Wilhelm Georg von Raumer, Prof. Richter, Minister Eichhorn, die Gebrüder Grimm, Tieck, Ritter, Lachmann, Jacoby, Theremin, Hollweg und der Kronprinz und spätere König von Bayern, Maximilian II. regelmäßige Gäste.53 Es waren nicht nur Geschichtsthemen, die während den abendlichen Treffen diskutiert wurden. Solange die Kinder noch klein waren, gab es im Hause nur gelegentliche Besuche, da Clarissa vor allem nach Friduhelms Geburt das Wohnzimmer auch als Kinderzimmer nutzte. Deshalb war der Platz für Besucher nur auf das Arbeitszimmer von Ranke beschränkt. Während den freien Stunden saßen Clarissa und Leopold zusammen, schauten nach den Kindern und diskutierten die alltäglichen Geschäfte. Weiterhin blieben Literatur, Geschichte und Politik ebenso Themen wie familiäre Ereignisse. Es war vor allem Clarissa, die die Briefkorrespondenz tätigte und diese anschließend mit Leopold diskutierte. Nicht viele Briefe sind aus dieser Zeit erhalten geblieben, aber es ist auffallend, dass Clarissa bereits in den frühen Ehejahren eine Vermittlerrolle zwischen den englischen, irischen und deutschen Teilen der Familie und des Bekanntenkreises ausübte. Beispielsweise fragte Herr Grohmann in einem Brief bei Clarissa an, ob sie ihm Hinweise über sehenswerte Orte für eine anstehende Reise durch England geben könne. Es ist nicht überraschend, dass Clarissa ihm natürlich auch einen Besuch in Dublin wärmstens empfahl. Menschen aus der ganzen Welt besuchten die Rankes. So empfahl Helena Graves Rev. John Lord beispielsweise, nach Deutschland zu reisen und vor allem die Rankes zu besuchen. Er beschrieb ihr folgenden Eindruck:

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Brief von Clarissa Ranke an Amalie Ranke, 10. Oktober 1847, Wiehe, Clarissa von Ranke 6. Lord, Rev. John, Amerikanischer Geistlicher. Lind, Jenny (1820-87), Schwedische Sängerin. Eine umfangreiche Liste der Gäste gab Bäcker-von Ranke, „Ranke und seine Familie“, Anhang, S. 5-113.

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I have just returned from Germany, very tired & very stupid. Still, I take the first occasion to express to you the pleasure which I had in a visit to Prof. Ranke. Madam Ranke was extremely kind & cordial and introduced me to the Prof. Although he was very busy. And I never spent 2 hours more delightfully in my life. I liked him exceedingly, and, what is seldom the case, came away, from the presence of a great man with […?] and respect. But his attainment & his genius are enough to drive all other people to despair. I am going to burn all my historical work & lectures and seek comfortable but inglorious obesity. What can I do!54 Clarissa und ihre Brüder besprachen auch Rankes Arbeit im Detail, vor allem die Suche nach angemessenen Übersetzern für die Serbische Geschichte und der Deutschen Geschichte während der Reformation. So war die Übersetzung von Sarah Austin, History of the German Reformation, häufig Diskussionsgegenstand. Beispielsweise las Helen Graves das Werk im Februar 1845 während ihr Ehemann Robert den Inhalt mit Clarissa erörterte. Clarissa schrieb: We admired your Sonnet very much, which made us attach more interest to Mrs Fletchers’s fresh bright-minded note, so full of deep and stirring feeling. Leopold was much pleased with her idea that his history of the Reformation has appeared to furnish an answer to the Tractarians, the sort of compliment gives him the same sort of pleasure as such as one which would prove that his writing have a good practical power in expelling error and bringing truth to light, in grateful acknowledgement he begs his compliments to her with a warm shake of your hand.55 Aber Clarissa kommentierte später eine Zeitungskritik zum gleichen Werk: I have referred to the chief points in your letter excepting thanking you for the Newspaper critique on Mrs Austin’s translation of the Reformation, it is excellent – admirably written and conceived. Have you any idea who was the author? Leopold was highly delighted at the observation that the German people and not Luther alone was „his Hero”, who was the organ manifesting the spirit of his times.56 Es ist anzumerken, dass Ranke die Übersetzung von Austin keineswegs billigte, dennoch lobte Price, dass „of the English [translations], Mrs Austin’s is the best from a literary point of view, and was warmly approved by the author.“57 Worthington lobte die Übersetzung für „her perfect knowledge of her author, complete intuition into his sentiments, and thorough mastery of the subject mat-

54 Brief von John Lord an Helen Graves, 4. September 1845, Graves-Archive, TCD, MS 10047/20/55. 55 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke; Englische Briefe 274; Bäcker-von Ranke, „Ranke und seine Familie“, S.30. 56 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, Wiehe, Englische Briefe 274. 57 William Price, „A contribution toward a bibliography of Leopold von Ranke“, in: AMERICAN HISTORICAL ASSOCIATION, vol. i (1897), S. 1266.

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ter.“58 Clarissas private Korrespondenz zeigt jedoch ein anderes Bild. So scheint es, dass man im Hause Ranke mit der Übersetzung sehr unzufrieden war, denn Clarissa notierte kurze Zeit später: I have read nothing the whole summer but intend to begin & compare Mrs Austin’s History of the Reformation with the original. Leopold does not like to find fault, but he is much annoyed at having the title of his book changed, his work is „The history of Germany in the time of the Reformation” & he would have written quite a different book had he intended to write the History of the Reformation and he thinks considering it as such his work must appear imperfect & irrelevant. Did it strike you as such?59 Robert und Helena Graves schrieben Briefe an den Spectator und Literary Gazette, um mit den Kritiken umzugehen und Rankes Unzufriedenheit über Austin’s Übersetzung zum Ausdruck zu bringen. Große Kritik kam von Clarissas Mutter, da die Übersetzung „a false colour to the work“ gebe, nur für Vermarktungszwecke geschrieben worden sei und dass Rankes Ruf „injurious consequences“ erleide.60 Diese fortwährende Diskussion über Austins Überset-zung schloss mit einer vergleichenden Übersetzung von Clarissa: I have lately been comparing Mrs Austin’s translation’s with Leopold’s original works & am actually shocked to find how often she dares the […?] & logic of her subject, not unfrequently making decided & upon that mistakes, & yet such is the perfection of her […?] that she gains popularity by her writings while undoubtedly the original Author must be deemed […?] & […?] by every thinking mind, I feel sure that I sufficient force in composition I could (time & health allowing) be a more faithful translator than she is.61 Nichtsdestotrotz musste Clarissa die Übersetzung wegen ihrer „homely occupations“ aufgeben.62 Aufgrund der Schwierigkeiten, die Clarissa und ihre Brüder mit Austin erlebt hatten, schaute man sich in Zukunft etwas genauer nach einem guten Übersetzer für Rankes Werke um, und Ranke gab Austin keine weitere Erlaubnis, die verbliebenen vier Bücher der Deutschen Geschichte zur Zeit der Reformation zu übersetzen.63 58 J.W. Worthington, „Ranke’s History of the Popes“, in: FOREIGN QUARTERLY REVIEW, vol. xxvi (1840), S. 28. 59 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, 16. Oktober 1846, Wiehe, Englische Briefe 32. 60 Brief von Helena Graves an Clarissa Ranke, 14. Juni 1847, Kopie eines Briefes im LITERARY GAZETTE, SUL Y147. 61 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, Wiehe, Englische Briefe 142. 62 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, Wiehe, Englische Briefe 254. 63 Dies war in einer Fußnote eines Nachdruckes abgedruckt. Selbst im Jahre 1905 waren die verbliebenen Bücher noch nicht übersetzt, auch wenn die Fußnote kommentierte, dass „these extracts are of immense value in themselves, and are a striking testimony to the industry of research which is so characteristic of all Ranke’s work. They are in each case presented with explanatory introductions and criticisms, which are of even greater value to the student of this period of history.“, in: Ranke, Leopold von, History of the Reformation in Germany (London 1905), übersetzt von Sarah Austin, herausgegeben von Robert A. Johnson, S. 775.

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In ihren Briefen berichtete Clarissa immer wieder über die Arbeit von Leopold – so beispielsweise von einer historischen Konferenz 1846, der Ranke in Frankfurt beiwohnte: Leopold has just returned from a philosophical meeting at Frankfurt on the Maine where many literary men had the pleasure of forming friendships with each other but where little else was done excepting through Leopold’s influence & wish to establish a great historical Union.64 Im selben Brief erwähnte Clarissa auch, dass sie die Briefe von Leopold sortiert hätte, und wiederholte, dass sie das Vernichten mehrerer Briefe von Robert bereue. Kurze Zeit später schickte Clarissa die Antrittsrede zu Rankes Professur zur Übersetzung an Robert: I am ashamed of having so long forgotten today that Leopold would be much gratified by your translating his Latin inaugural address – he fears the subject is too dry for a review, but of that you are the best judge & you are most welcome to give it publishing in whatever way you plan.65 In anderen Briefen beschrieb Clarissa das deutsche Kulturleben. So erwähnte sie 1846 die Unterschiede zwischen den Hochzeitszeremonien Englands und Deutschlands und führte eine größere politische Diskussion über deutsche Katholiken, die versuchten, eine Regierung unter Führung der Katholischen Kirche zu etablieren, welches von vielen – einschließlich Leopold – als eine Gefahr angesehen wurde. Leopold würde sein Werk zur preußischen Geschichte schon gegen Ende 1846 veröffentlichen und er plane 1847 für Archivforschungen und als Zuhörer in Parlamentssitzungen nach London zu reisen.66 In einem anderen Brief von 1847 beschrieb sie mit großer Trauer aber detailliert die Todesfälle von Johann Frederick Dieffenback und Jakob Ludwig Felix Mendelssohn. Aber Clarissas Interessen blieben nicht nur Deutschland oder dem kontinentalen Europa verhaftet. Unterrichtet von ihrer Familie nahm sie großen Anteil an Ereignisse in Irland. Da der Inhalt ihrer Briefe stets für Gesprächsstoff unter den Eheleuten Ranke sorgte, kann man davon ausgehen, dass Ranke bestens über die Ereignisse in Irland informiert war. In einem Brief an Robert im Oktober 1846 fragte Clarissa, „what [do] you think of the state of Ireland. Is it on the eve of famine as is reported here? Here there is a security – bread is […?] & small swing to Sir R. Peel’s bill, you all eat too much in England & will in the end starve your poorer neighbours!“67 In einem anderen Brief schrieb Clarissa ein Jahr später: We have had the most extraordinary mild winter here, and the Spring is already wonderfully advanced, should a blight come, & winter return, (as some fear) the consequence might be awful. On the contrary if the early vegetation is unchecked what promise of plenty there is! God grant this may be the case 64 Brief von Clarissa Ranke Robert und Helen Graves, 16. Oktober 1846, Wiehe, Englische Briefe 32. 65 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, Wiehe, Englische Briefe 254. 66 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, 15. April 1846, Bäcker-von Ranke 50. 67 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 16. Oktober 1846, Wiehe, Englische Briefe 32.

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in Ireland, & that abundance may succeed the present scarcity & misery there. Were the Potatoes diseased in your neighbourhood? I think great charity might be – evinced by the English supplying the poor Irish with some grain & potatoes for food.68 Diese beiden Beispiele zeigen, dass Clarissa nicht nur an ihre Brüder dachte, sondern auch an die (katholische) irische Bevölkerung im Allgemeinen. Ein anderes relevantes Thema in Clarissas Briefen ist die Diskussion sozialer Fragen, die sie nicht nur mit ihren eigenen Brüdern führte, sondern auch mit ihren deutschen Kusinen, Amalie und Selma Ranke. In einem Brief an Amalie im Juli 1847 widersprach sie der Auffassung, dass Mädchen keine volle Bildung genießen sollten. Sie schrieb, dass „so many people have a prejudice to a girl’s knowing anything whatsoever else“.69 Die Auffassung, dass der rechtmäßige Platz der Frau zu Hause sei, hatte in Deutschland eine lange Tradition. Die allgemeine Meinung, dass die Frau ihren Lebensweg ausschließlich in der häuslichen Sphäre zu beschreiten habe, erreichte im achtzehnten Jahrhundert ihren Höhepunkt. Die Entwicklung eines protodemokratischen öffentlichen Raums beschränkte sich nur auf ein Geschlecht, begründet durch die Argumentation, dass die Teilung der Arbeit zwischen Mann und Frau das gottgegebene Naturell widerspiegele. In dieser Ära entwickelte sich der Roman als Medium, neue Auffassungen zur Liebe und Familie zu schildern und zu verbreiten. Die Männer der Mittelklassen waren stolz auf ihre neuen Familienwerte, während sie danach strebten, der als dekadent empfundenen Aristrokratie die moralische und politische Autorität zu entziehen. Nach zeitgemäßem Verständnis hatten Frauen ihre Aufmerksamkeit nur der Gesundheit und dem Zuhause zu widmen und sich in der Öffentlichkeit zurückzuhalten. Tatsächlich jedoch begannen einige Frauen, ihren Gedanken in literarischen Texten öffentlichen Raum zu schaffen. Deutsche Autorinnen veröffentlichten immer mehr Bücher und einige von ihnen wurden die am meisten gelesenen Schriftsteller ihrer Zeit. Sie befassten sich eben nicht nur mit privaten Angelegenheiten im häuslichen Bereich, sondern lenkten ihr Augenmerk auch auf den politischen Diskurs des neunzehnten Jahrhunderts. Dies geschah manchmal sehr direkt – beispielsweise reichten die Themen von den sozialen Fragen des Industrieproletariats bis hin zur jüdischen Emanzipation – aber auch manchmal indirekt, wenn die Familien als Symbol der partialistischen Politik in Erscheinung traten. Die Revolution von 1848 markierte einen Wendepunkt für viele deutsche Autorinnen, die sich vom Radikalismus der Vormärz-Autoren weg bewegten. Auch wenn sich Frauen aus der Mittelklasse erstmals organisierten, gab es eine Tendenz zu kleineren Reformen innerhalb des bestehenden Systems. Die meisten von ihnen waren intelligente, selbständige junge Frauen, die nicht lange zögerten, gegen Unrecht und für ihre eigenen Auffassungen einzustehen. Dennoch überwog im Praktischen der Wunsch nach Heirat und Mutterschaft, und die angestrebte Unabhängigkeit und Selbstbestimmung wurde aufgegeben. 68 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, Wiehe, Englische Briefe 254. 69 Brief von Clarissa Ranke an Amalie Ranke, 13. Juli 1847, Wiehe, Clarissa von Ranke 5.

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Nach der Auffassung von Rosenhaft waren die gebildeten mittelklassigen Haushalte nicht ganz so strikt gebunden. Beide Geschlechterrollen ergänzten sich in öffentlichen und privaten Bereichen und waren voneinander abhängig. Der Haushalt war der Treffpunkt für beide. Männer investierten Zeit und emotionale Energie als Ehemänner und Väter in den häuslichen Bereich; sie nahmen Anteil an der Ausbildung ihrer Kinder und deren späteren Karrieren. Rosenhaft betonte auch, dass der Haushalt eines Ehepaares der gebildeten Mittelklasse ein Treffpunkt für sozialen Austausch zwischen Geschlechtern und Generationen war, was wiederum die Integrierung politischer, ökonomischer und intellektueller Netzwerke bedeute. Eine Reihe von Wissenschaftlern, wie die Gebrüder Grimm, arbeiteten zu Hause – in „sozialer Übereinkunft“ mit weiblichen Familienmitgliedern und Assistenten. Dieses änderte sich zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts, als sich die Ausübung wissenschaftlich-geistiger Arbeit zunehmend in die Universitäten und Akademien verlagerte und somit die „Männlichkeit“ der Berufe zementierte. 70 Die Beschreibung Rosenhafts passt zum Haushalt der Rankes. Clarissas Stellung muss vor diesem Hintergrund betrachtet werden: sie führte einen Salon, schrieb Gedichte und konnte mehrere Sprachen sprechen. Einerseits konnte Ranke niemals so recht den Kampf zwischen der Emanzipation seiner Frau und seiner Tochter innerhalb der Gesellschaft und der eigenen patriarchalischen Stellung innerhalb der Familie und Gesellschaft durchbrechen, andererseits begrüßte er doch die Bildung der Frau. Dennoch beugte sich auch Clarissa der gesellschaftlichen Ordnung; sie respektierte die Rolle ihres Mannes und kannte durchaus ihre begrenzte aktive Rolle innerhalb dieser Ordnung.

2. Revolution und Schicksalsschläge 1848-53 Europa stand im Jahre 1848 auf der Schwelle zu drastischen Veränderungen. Hinter der angeblich stabilen politischen Fassade erlebte Europa revolutionierende Umwälzungen einschließlich der Prozesse von Industrialisierung und Urbanisierung. Die Veränderungen waren vor allem quantitativ: es gab mehr Menschen, die sich schneller als je zuvor vermehrten; seit Beginn des neunzehnten Jahrhunderts stieg die Bevölkerungsanzahl um fünfzig Prozent. Während die Bevölkerung in jedem anderen Land weiterhin anwuchs, fiel sie in Irland ab. Irlands Bevölkerung war zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts rapide angestiegen, stagnierte aber während der irischen Hungersnot 1845 bis 1851. Hohe Todesraten wirkten dem schnellen Wachstum entgegen. Es ist davon auszugehen, dass Irland in dieser Zeit etwa 1,5 Millionen Menschen durch Verhungern oder Auswanderung verlor. Nichtsdestotrotz war die Bevölkerungszahl Europas im Jahre 1848 größer als je zuvor. Das Leben war wesentlich städtischer strukturiert. Die modernen Städte wuchsen. Weiterhin hatte sich in Großbritannien eine neue Einheit der städtischen 70 Eve Rosenhaft, „Gender“, in Jonathan Sperber (Hrsg.), Germany 1800-1870 (New York 2004), S. 215.

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Siedlung entwickelt: die industrielle „Konurbation“ (Stadtregion). Diese Städte – Manchester, Birmingham, Liverpool, Glasgow und Leeds – zeigten, wie weit sich Großbritannien bereits von der althergebrachten Struktur der gemütlichen Landdörfchen, Landstädtchen und einer zentralen Hauptstadt entfernt hatte – eine Struktur, die auf dem Kontinent noch immer weite Teile Europas bestimmte. Deutschland hatte nur zwei Großstädte – Hamburg und Berlin – während Irland nur eine, Dublin, vorzeigen konnte. Belfast hatte sich zum industriellen Zentrum Irlands entwickelt, während Dublin vor allem die bürokratische Hauptstadt darstellte. Das Frühjahr 1848 veränderte nicht nur die Zeit der Restauration, sondern auch das private Leben der Rankes. Die Jahre 1848/9 sind allgemein bekannt als die Zeit der Europäischen Revolutionen; selbst vor Ausbruch der Revolution in Berlin ahnten die Rankes schon die bevorstehenden Turbulenzen. Im Januar setzten die Sizilianer ihre eigene provisorische Regierung unabhängig von Neapel zusammen, während der Tod des dänischen Königs die schleswig-holsteinische Frage wieder einmal prägnant machte. Die Revolution begann in Frankreich am 22. Februar, und die Republik wurde zwei Tage später ausgerufen. Einige Tage später schwappte die Revolution auf die deutschen Staaten über, beginnend am 27. Februar in Baden und Württemberg und bewegte sich dann schrittweise nach Osten – das ganze System der Restauration kam zum Ende. Anfang März besuchten Adolphe Comte de Circourt – ein Mitglied der neuen französisch-republikanischen Regierung – und seine Frau die Rankes in Berlin. In einem Brief an Sarah Austin, die in vorherigen Jahren die Päpste und die Deutsche Geschichte während der Reformation übersetzt hatte, schrieb Frau Bardeleben über diese Zusammenkunft im April 1848. Angeblich war die Familie Circourt glücklich darüber, in Berlin Menschen anzutreffen, die ihre revolutionären Ideen teilten. Friedrich Christoph Dahlmann, Grimm und Arnim wurden positiv hierzu erwähnt, doch waren andere wie Savigny schockiert über diese Art der Besuche. Die Anwesenheit von Circourt im Salon Ranke zeigt, dass sowohl Revolutionäre als auch Konservative willkommen waren. Während der ersten Tage der Revolution verließen nicht viele Briefe das Haus. Ranke war zunächst vorsichtig. Es wurde berichtet, dass Ranke seine Frau, nachdem „[…] diese einem in der Wohnung beschäftigten Klavierspieler gegenüber ihre royalistische Gesinnung mit großer Lebhaftigkeit bezeigte, zur Behutsamkeit und Vorsicht in ihren Äußerungen mit dem Hinweis darauf, dass man nicht wissen könne, wie die Dinge umschlagen würden, ermahnt habe.“71 Wie schon in anderen deutschen Städten, so entwickelte sich auch in Berlin die Revolution seit dem 6. März aus einer Reihe von Ereignissen. Wieder und wieder strömten Menschenmassen in den Tiergarten, und als die BorsigMaschinenfabrik Anfang März 400 Arbeiter entließ, begann die Masse, angeführt von einer Gruppe von demokratischen Literaten, ihrem Hass auf den Kapitalismus Ausdruck zu verleihen. Da Berlin das politische Zentrum Preußens darstellte, intensivierte sich die Dynamik der Revolution rasant. Soldaten wurden nach Berlin 71 Helmolt, Rankes Leben und Wirken, S. 104.

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eingezogen und seit dem 13. März an strategisch wichtigen Punkten innerhalb Berlins stationiert. Die Truppenpräsenz verschärfte die bestehende Situation und aus den fast gewaltlosen Demonstrationen wurden emotional geladene Ausschreitungen zwischen den Zivilisten und der Armee. Mit den ersten Toten entstand eine fast explosive Atmosphäre. Am 15. März wurde Metternichs Resignation bekannt. Daraufhin machte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. am 17. und 18. März mehrere politische Konzessionen, einschließlich der Aufhebung der Pressezensur. Während dieser Zeit beschrieb Clarissa die Ausschreitungen in mehreren Briefen; die ersten Unruhen schilderte sie Robert wie folgt: You can have no idea of the beauty & holy eloquence of the kings speech from the English translation, but it was far from giving general satisfaction in a political view, on the contrary, it is [sic] in some degree honed a revolutionary spirit in those who expected more than found would ever be granted, we have had riotous outbreaks in the city owing to the scarceness of provisions, when the Bakers, butchers & confectioners shops, & especially the potato sellers were plundered, it was dangerous to go out of the house, for two or three days, until Government interfered to lower the prices of provisions for the poor. Nearly a hundred of the military were stoned & wounded by the populace in endeavouring to disperse the riotous – English soldiers would not have suffered this.72 Die Ankündigungen von König Friedrich Wilhelm IV. fielen in eine Situation, die durch die Anwesenheit der Armee bereits schon ihre eigene psychologische Dynamik entwickelt hatte: die Aufständischen fühlten sich bedroht. Die Folgen zeigten sich am 18. März, als eine große Menschenmenge auf dem Schlossplatz zusammenkam, um den König für die Zugeständnisse der vorherigen Tage zu bejubeln. Zwei Schüsse – vielleicht bewusst oder aus Versehen abgegeben – waren genug, um blutige Barrikaden- und Straßenkämpfe auszulösen, nachdem der König den Truppen befohlen hatte, die Menschenmenge vom Schlossplatz zu vertreiben. In einem Brief von Ende März 1848 gab Clarissa ihre Eindrücke vom 18. März und den folgenden Tagen: But, dear child, we have passed through the greatest danger on that terrific night of the 18th. One shot entered the window beneath us, within two yards of a woman I know, the opposite house has four balls still to be seen indented in it, so you see in [sic] our vicinity to two soldier’s barracks made our street a scene of action, we were also not far from two great fires, and my terror and that of our servants was excessive, but Leopold was perfectly composed and even wrote in the night of the firing, he deplores on every account this bloody and treacherous revolution, which has reduced all order in the State, to a scene of anarchy, but „the evil“, he says, „has happened, and must be endured, what would it help us to fly, or to despair? Let us be quiet and content to be as we are, and make the best use of our time, in doing our duty.“ – His health is quite good and he is in himself quite unchanged by what has passed, but as a 72 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, März 1848, Wiehe, Englische Briefe 35.

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Physician alters his system of treatment as disease develops himself, he thinks it now necessary that much more popular measures should be adopted in forming a new constitution than he would have thought fitting in conserving and repairing an old one. I am quite determined to take no care for the morrow, altho’ I have little hope that peace and concord will soon be reestablished. Do you and your Father believe in the second coming of our Lord? I firmly do, and believe that what has happened is but the beginning of sorrows to prepare for that great and terrible Day! God give us grace and courage to endure unto the end! – Your cousin Richard was as you imagined in the midst of the fight, but escaped unhurt, he and your Uncle Ferdinand have now to carry arms in defence of the city. A war with Denmark is talked of as certain. – Many families fled in terror from Berlin – the Schellings are safe and well – the Bellsons are gone to England. The Frau Puchta and her family and her widowed daughter who now lives with her and has a baby – they are all well. The ‘champions of liberty’ who fell belonged mostly all to the discontented rabble. The poor brave soldiers who live are one and all hurt to the quick, The newspapers give not only a one-sided but a false view of affairs, they are indeed a source of strong delusion to many, the less you read them, dear child, the better.73 Karl August Varnhagen von Ense, ein Freund der Familie Ranke, vermittelte Rankes Reaktion auf die Revolution ganz anders. Aber es könnte sein, dass seine Darstellung etwas übertrieben ist, weil Clarissa ihren Ehemann zwar ängstlich, aber doch gefasst, beschrieb: Ranke ist vollends unsinnig geworden, jammert und wütet, hält alles für verloren und auf immer, glaubt an völligen Untergang der gebildeten Welt, and Barbarei der wilden Gewalt, so was sei noch nie gewesen. Bösewichter bewachen den König, der Pöbel herrscht nach Willkür, alle Sittlichkeit, alle Religion ist dahin! Er möchte fliehen, aber er weiß nicht wohin!74 Das Ergebnis der Berliner Blockaden führte zu Missverständnissen, die die politische Beurteilung der Mittelklassen beeinflusste: es war ein entscheidender Faktor für den Fortgang der Revolution, vor allem in der Formulierung der Ziele und Strategien. Am 19. März ordnete der König den sofortigen Abzug der Truppen aus dem Schloss und anschließend der Stadt an. Er trauerte um die insgesamt 187 Bürger, die während der Unruhen umgekommen waren und deren Särge auf dem Schlossplatz aufgebahrt wurden. In der Auffassung, dass sie einen Sieg über den Fürsten und seiner Armee errungen hätten, glaubten die Revolutionäre stärker zu sein, als sie wirklich waren. Sie hatten nur einen Truppenrückzug erzwungen, aber nicht die Kontrolle der Einheiten gewonnen. Die Truppen griffen nicht in die Revolution ein, sondern blieben dem König auch weiterhin loyal. Die Nachrichten aus Berlin waren ein Schock für Clarissas Familie. Am 3. März schrieb John Graves einen Brief an Ranke, dass ein möglicher Besuch recht 73 Brief von Clarissa Ranke an Amalie Ranke, 18. März 1848, Wiehe, Clarissa von Ranke 10. 74 K.A. Varnhagen von Ense, Briefe an eine Freundin (Hamburg 1860), S. 70-71.

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bald stattfinden sollte. Vor allem nach den gewalttätigen Tagen bräuchte die Familie eine Abwechslung und John ging sogar einen Schritt weiter: „Should Ranke and you determine on coming at once to settle in this country, tell him, with my affectionate regards, that I shall be happy to give him any information.“75 John legte dem Brief Einzelheiten der Reiseroute nach Cheltenham wie auch einen Zugfahrplan bei – ohne eine Antwort von Ranke abzuwarten. Auch wenn sich Berlin wieder beruhigte, schienen die Rankes noch immer in Gefahr zu schweben. Dies mochte mit Rankes Werk über die preußische Geschichte zu tun haben, die erst ein Jahr zuvor veröffentlicht worden war und eine Repräsentation der Hohenzollern darstellte. In den Augen der Revolutionäre stand der König für das alte System: Erhaltung der eigenen Machtstellung, Beibehaltung der Rolle der Kirche und die Unterhaltung der Eliten. Rankes Arbeit würde den preußischen König als den ersten Diener des Staates darstellen und somit den Traditionen von Friedrich dem Großen folgen. Die königliche Familie jedoch musste sich nun versuchen, bei der Bourgeoisie einzureihen, die Kultur erhalten und Hüter der Macht zu bleiben. Ranke, als Konservativer, galt vielen als „kleiner Helfer des alten Regimes“, und so wurde er praktisch unter Arrest gestellt. Ein Brief von Clarissa an Oda Ranke Ende März deutet diesen Umstand an: May He [God] give us strength and courage for the time to come, for I fear, this is but the beginning of sorrow’s [sic]. Leopold although he has the most wonderful courage and calmness is not hopeful for the future, it is easier to throw down, than to build up. However all is quiet here. Notwithstanding the great agitation and dissention of opinions pervading all classes of the universal anarchy that prevails. I feel if come in my little household, little is done, and all order is out of the question, so much gossip goes on and so many false and terrific reports circulated, that almost all the time is wasted in foolish agitation and dismay. The Prince of this world has had the chief hand, I do think in the late occurrences and I firmly believe such things must be, to prepare for the second coming of our Lord.76 Im April 1848 schieb Helena Graves an ihre Tochter und erwähnte, dass sie Professoren aus Oxford getroffen, ihnen von Ranke und Berlin erzählt habe. und sie gefragt hätte, ob nicht für Ranke eine Stellung erhältlich sei. Weiter folgten Einzelheiten zu einer möglichen Professorenstelle in Geschichte oder in Sprachen. John schreibt an Robert und berichtet von den Problemen Clarissas in Berlin: I believe you have seen Clara’s last letters. My mother now has in view for Ranke a Professorship of Modern Languages which will shortly be established at Oxford. I should almost be sorry to see him taken out of his proper

75 Letter of John Graves to Clarissa Ranke, 3 March 1848, SUL Y245. 76 Brief von Clarissa Ranke an Oda Ranke, 28. März 1848, GStA PK, FA Hoeft, Paket 7/2/5960.

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line. Though it would give Clara a pleasanter position than she has at present.77 Clarissas Mutter bestand darauf, nach Möglichkeiten zu suchen, inwiefern die Rankes nach England oder Irland ziehen könnten, weil sie eine große Gefahr für ihre Tochter und deren Familie fürchtete. In einem anderen Brief an Clarissa schrieb Helena, dass die Rankes, falls sie nach England zögen, ein Landhaus in der Nähe von London oder einer anderen Stadt kaufen sollten, weil das ländliche Leben wesentlich gesünder sei. Die Nachrichten von kleineren Zwischenfällen hielten bis Juni 1848 an und Helena Graves bangte noch immer um das Leben ihrer Tochter. Aber die Rankes hatten schon ihre Reise zu den Verwandten in England geplant. Gegen Ende Juni 1848 fragte John bei Ranke an, ob er seine Familie besuchen wolle und bot ihm eine Einführung in die Verwaltung des Poor Law an: If you should come to England, as I hope you will, I shall be happy to take you with me as often as you like, in my official tours and to show you what I can of the administration of the Poor Law. My district lies in the least interesting part of England for scenery. Two beautiful counties. Herefordshire and Monmouthshire, have lately been detached from it, and I have no sea – but still I think I could show you some things that would interest you. Country society I am not able to enjoy much of, as the rapidity of my journeys prevents me from cultivating the acquaintances I make but still, with me, you would be able to see a little of English country society. Oxford is in my district. I hope you will bring Clara with you. I shall be happy to lodge her, and her children too, though I am so circumstanced, from the precarious health and advanced case of my father-in-law, that my wife must feel herself free from the restriction of remaining with me and Mme Henes. I am unable to invite you and Clara and the little ones to my own house (from which I am myself continually about), but, while you are upon your travels, I would endeavour to make them comfortable elsewhere. […] There is some fear of an outbreak in Ireland, and the condition of the Poor in some parts of Yorkshire is unsatisfactory but we do not expect a revolution in this country yet. […] When I before invited Clara to come to England, I did not suppose that she or you were in personal danger, and I felt that you were quite right in remaining in Berlin in the time of trouble.78 Es könnte sein, dass die Rankes sogar ernsthaft eine Reise nach Irland planten, aber das Land galt als zu unsicher, nachdem es im Juli zu regionalen Unruhen in Kilkenny, Tipperary und Waterford gekommen war. Der Aufstand von 1848 wurde von William Smith O’Brien angeführt. Das englische Parlament suspendierte Anfang Juli 1848 den habeas corpus, aber durch mangelnde Unterstützung der Bevölkerung scheiterte der Aufstand schon nach einer Woche. Einen Tag, nach77 Brief von John Graves an Robert Graves, 22. April 1848, Graves-Archive, TCD, MS 10047/36/9. 78 Brief von John Graves an Leopold Ranke, 23. Juli 1848, SUL Y246.

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dem John seinen Brief geschrieben hatte, erwarb Charles einen Waffenlizenzschein für eine Waffe in seinem Haus. Diese Genehmigungen wurden an mehrere protestantische Familien und Organisationen vergeben, da die Spannung anhielt und Unruhen in Tipperary und Dublin die politische Lage weiterhin gefährdeten. Während dieser Zeit hatte sich die Lage in Berlin wieder völlig entspannt. In einem Brief an Amalie Ranke schrieb Clarissa, dass „Berlin is now – thank-God – much quieter than it was, although the elements strife & insubordination still exist. – So many of my Friends have fled – Mrs Bellson among the rest, but the Schellings & Eichhorn’s have had the courage to weather the storm.“79 Während sich die Lage in Deutschland weiterhin entspannte und das Leben zur Normalität zurückkehrte, enthielten nun die Briefe von Helena Graves alarmierende Nachrichten von revolutionären Bewegungen in Irland. In einem Brief vom Winter 1848/9 beschrieb Clarissa ihrem Bruder Robert die politische Lage in Preußen. Dieser Brief ist bedeutsam, weil der Inhalt mit Leopold besprochen wurde und seine Meinung ebenfalls indirekt reflektiert wurde: These affairs are at the most critical & important juncture, the two Chambers have met, & the struggle for the upper hand between the democrats and the conservatives will be very close & desperate in the second Chamber, which has the most power & is the most influenced by, - & has the most influence on the People, if the Democrats prevail, then general anarchy, insecurity and bloodshed will ensue; if the Conservatives, then we may hope for the preservation of order, although Freedom will & must now be granted to the very verge of recklessness to fulfil the Kings conscience & to conciliate the Rebels. The Prussians evince no genius for politics & have hitherto played their part in their new Parliament worse than English school boys might be expected to do. L[eopold] who has made them [the] study of his life, is rather ashamed of the bad figure his countrymen made, & of the turn [of] affairs owing to the government yielding rather than governing. I now take more interest in politics than I ever thought I should have done because our very security depends on the turn they may take.80 Clarissas Briefe geben einen guten Einblick in die politischen Ereignisse von Berlin. Ende April 1849 schrieb sie an Robert: The town is in a state of stifled rage today, only military force enforces peace, some agitators were shot last night. The sudden dissolving of the second chamber is looked upon as an act of encroaching tyranny by the Democrats, whose great engine of power it was. But unless a new law of election is made, the same members will be most likely again returned by the people. The king is acting a consistent dignified part now, & is retrieving the confidence he lost last year. – Though not energetic or great – he is at last firm & clear slighted 79 Brief von Clarissa Ranke an Amalie Ranke, 28. Juli 1848, Wiehe, Clarissa von Ranke 11. 80 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, 9. März 1849, Wiehe, Englische Briefe 37.

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as to his real position, & the web of romance he veiled himself with, is vanishing. His favourite Bunsen is loving influence though not favour. He has done a great deal of mischief in not having negotiated peace with the Danes.81 Die Schleswig-Holstein-Frage zwischen Dänemark und Preußen war ein legaler Streitpunkt. Seit Jahrzehnten befanden sich beide Länder kurz vor einem Krieg und das Problem wurde schließlich in den Kriegen von 1864 und 1866 gelöst. Die deutsche Revolution scheiterte 1849, als der preußische König die Annahme der Kaiserkrone verweigerte. Die Antwort des Königs vermauerte sich hinter restriktiven Klauseln. Er akzeptiere die Krone nur, wenn ihr eine Übereinkunft der gekrönten Häupter, Fürsten und freien Städte vorausginge. Für die nachrevolutionären Regierungen waren die Ereignisse von 1848/49 eine Katastrophe, ein Unfall, ein „verrücktes Jahr“, dessen Folgen man so schnell und effektiv wie möglich beseitigen müsse. Die Rankes überlebten die Revolutionsjahre recht gut. Tatsächlich beschäftigte sich Ranke nun wesentlich mehr mit Politik: zwischen Mai 1848 und Januar 1851 schrieb er eine Reihe von politischen Flugschriften, adressiert an die preußische Krone. Diese Flugschriften übergab er dann seinem Freund Edwin von Manteuffel, der politischer Ratgeber von König Friedrich Wilhelm IV. war. Ranke empfahl keine bestimmten Schritte in den Flugschriften; er versuchte, die Revolution von einem historischen Standpunkt her zu analysieren. In einer Flugschrift erklärte Ranke, dass der König wohl die kaiserliche Krone empfangen könne, aber er benötigte zur Legatimitierung die Übereinstimmung anderer Könige und Fürsten.82 Da während dieser unruhigen Zeit das Reisen der Familie eingeschränkt war, gewann das häusliche Leben weiter an Bedeutung. Während dieser Jahre etablierte sich Clarissas Salon, und gemütliche Abende in der Luisenstraße wechselten mit Partyeinladungen. Kurz vor Ausbruch der Revolution in Berlin traf Clarissa einen französischen Geistlichen, dessen Name nicht bekannt ist, der aber Robert Graves recht gut kannte. Clarissa schrieb über ihn: I met lately a small soiree, a young French clergyman who got introduced to me with peculiar eagerness, he told me the happiest days of his life had been spent with Mr John Thomas & Mr Robert Graves in the year 1842. I am not very bright in catching or retaining names, but I think he called himself ‘De Boisee’ you will probably guess who he was, such warm & grateful recollection I never heard expressed, his wonder and admiration of John’s extensive learning, of his mathematical knowledge – of his & your disinterested kindness of him!!! He asked all sorts of questions about you both & spoke about the Lakes & all your acquaintances there as if he had been at Bowness a month ago – particularly about the Swinburnes – all his eloquence ceased 81 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, 29. April 1849, Wiehe, Clarissa von Ranke 12. 82 Näheres siehe Conze, „Der Historiker als Politikberater“, S. 24-37.

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when I told him of Mrs. Swinburnes’ death, he was not the same man for the rest of the evening – he asked after „Miss Wolf”, I was a little puzzled at first to know whom he meant. Mrs Fletcher seems also to have made a great impression on him. The Miss Watson’s, Mr Wordsworth were all duly enquired after. He complained that neither you or Mr Thomas – after all your kindness – ever asked him to write to you, I encouraged him to do so & I expect you will soon have a letter from one of your greatest admirers – I felt a great satisfaction in hearing your praises from him, for he struck me as being a remarkably high minded & intellectual young man of the best feeling.83 Im März 1849 berichtete Clarissa von einem Abendessen mit Minister Eichhorn, bei der sie eine Diskussion mit Jakob Grimm hatte. Sie kommentierte an Robert darüber: I dined at the old Minister Eichhorns on his Birthday & sat next to Jacob Grimm. He asked if I had Brothers I told him Yes! Brothers who knew I had a respect for him, & that my youngest Brother intended to call his next child after him – this pleased him beyond measure, & he immediately drank the health of little Jacob & desired me to give all my Brothers & Charles especially his kindiest greetings.84 Während solcher Gesellschaftsabende wurde nicht nur über Dichtkunst gesprochen, sondern auch die politische Ordnung diskutiert. Aus dem folgenden Brief lässt sich schließen, dass Clarissa zuerst mit Leopold ein Gespräch hatte, bevor sie an Amalie Ranke schrieb: The University is in the greatest state of disorder, the students are mostly idle, mischievous Politicians, who contaminate each other, & do little beyond sauntering about with their red or tri coloured capes & swords, & fighting with each other, your Cousin Richard (entre nous) is not going on well, & causes his Father some anxiety. Indeed all Parents, whatever their political opinions may be, are desireous of sending their sons away from this scene of temptation; my Friends Dr. & Madame Pertz have parted with their eldest son to study in Bonn, although they would infinitely have preferred his remaining with them. It is a great pity when young men enter too soon into politics, before their judgement is perfected or their minds sufficiently stored with knowledge. Your Uncle says a little politics is as dangerous in wordly affairs, as a little religion in spiritual, the latter leads to disbelief, the former to false ideas of liberty & right.85 In einigen Briefen Anfang der 1850er Jahre erwähnte Clarissa mehrere religiöse Sekten in Berlin und begann dann eine allgemeine theologische Diskussion. Sie hatte wahrscheinlich die gleiche Meinung wie Leopold, weil sie häufig seine Ansichten in ihren Briefen zitierte. Im Jahre 1851 besuchte W.G. Watson auf Em83 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, Wiehe, Englische Briefe 35. 84 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, 9. März 1849, Wiehe, Englische Briefe 37. 85 Brief von Clarissa Ranke an Amalie Ranke, Wiehe, Clarissa von Ranke 8.

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pfehlung von Charles Graves die Rankes. Aus Dresden beschrieb er im Juni 1851 das Zusammentreffen: The Professor was engaged in lecturing when I first called and I did not return to ask for Mrs Ranke not wishing to intrude upon an invalid. But on my calling again she was kind enough to admit me and to ask me to come in the evening and take coffee with her and the Professor. I trust sincerely that Mrs Ranke is now recovering from the very dangerous illness from which she has suffered. The day before I called she had been out in a carriage for the first time and did not seem to have suffered from the exertion. I spent a very pleasant and interesting couple of hours with them and added much to my store of agreeable recollections of Berlin. I saw Mrs Ranke again the evening before I left Berlin, but did not venture to do more than just take leave of the professor.86 Aber das Jahr 1849 war auch in anderen Aspekten wichtig für die Familie Ranke. In diesem Jahr wurde Ranke für seine Leistungen in Dublin ausgezeichnet. Er war bereits schon durch die Dublin Review, gegründet 1836 durch Michael Joseph Quin als eine katholische Zeitschrift, in Dublin bekannt geworden. Auch wenn die Anfänge der Dublin Review in Irland liegen, so wurde der Verlag doch bald nach London verlegt. Die erste Rezension über Ranke war die deutsche Ausgabe der Päpste. Papencordt betonte, dass „it is read with greater facility than the generality of German works, but we are struck in every page with the author’s efforts to produce an effect, or strike out a happy thought […] The narration is much enlivened by M. Ranke’s endeavours to imprint on it a local character, by relieving it with description of several parts of Rome […] The antiquarian reader will only regret that in speaking of Roman antiquities, M. Ranke is seldom correct.“ Andererseits lobte Papencordt Ranke als den ersten Protestanten, der in der Lage sei, die Geschichte der Päpste – einschließlich der Institution und des Privatlebens der Päpste – zu erläutern, und er kam zu dem Schluß, dass Ranke nicht „extremely prejudicial to the Catholic Church“ war.87 Papencordts Ansicht ist überraschend. Im Jahre 1838 diskutierte man in Rom Rankes Päpste kritisch. Sollte man das Werk in der Index librarorum prohibitorum, eine Liste der für Katholiken zum Lesen oder Besitzen verbotenen Bücher, setzen oder nicht? Papencordt hielt sich zu dieser Zeit in Rom auf und war teilweise in die Diskussion eingebunden. Angeblich schrieb er auch einen Kommentar, unterschrieben mit „P.“, der Rankes Werk verdammte.88 Papencordt war mit zwei anderen irischen Geistlichen befreundet: Paul Cullen89 und Nicholas Wiseman.90 Auch wenn auf 86 Brief von W.G. Watson an Charles Graves, 12. Juni 1851, Graves-Archive, TCD, MS 10047/48/100. 87 F.P. Papencordt, „Ranke’s History of the Popes“, in: DUBLIN REVIEW, vol. v (1838), S. 4951. 88 Hubert Wolf, Dominik Burkard, Ulrich Muhlack, Rankes „Päpste” auf dem Index, Dogma und Historie im Widerstreit (Paderborn 2003), S. 61-2. 89 Cullen, Paul (1803-78), geboren in Irland. 1829 Priester, 1838 Konsultant für den Index, 1850 Irish Primate, 1852 Erzbischof von Dublin und 1854 Gründer der Catholic University Dublin. 90 Wiseman, Nicholas Patrick Stephan Kardinal (1802-65), Katholischer Geistlicher.

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Druck der irischen Geistlichen die Verdammung von Rankes Päpsten im Jahre 1838 nicht geschah, so gelangten die Päpste 1841 doch noch auf den Index und blieben dort bis zur Abschaffung des Indexes im Jahre 1966.91 Obwohl die Bücher für katholische Leser verboten waren, hinderte es die irischen Katholiken nicht daran, auch weiterhin die Päpste zu lesen. Die Rezension der von Sarah Austin ins Englische übersetzten Fassung durch John Ennis 1843 sah ganz anders aus: er kritisierte Ranke extrem für dessen Kurzsichtigkeit und bemängelte, dass Ranke andere Aspekte, wie zum Beispiel die Stellung der Protestanten in den deutschen Staaten, nicht weiter hinterfrage.92 Zwei Jahre später rezensierte Ennis Rankes Deutsche Geschichte während der Reformation und lobte sie als „the best guide in our search through that reformed land.“93 Auch wenn das Werk im Vergleich zu den Päpsten einen eher „more stubborn character“ habe, so hob Ennis hervor, dass Ranke Luther als einen deutschen Helden dargestellt habe. Im Jahre 1849 wurde Ranke zum Ehrenmitglied der Royal Irish Academy gewählt. Die Komiteemitglieder Rev. W.S. Drummond, Dr. Butcher und Rev. Charles Graves trafen sich am 17. September zu einer Sitzung und sie […] took into consideration the list of names of persons proposed as eligible to be elected Honorary Members of the Academy in the department of Polite Literature. It was resolved to recommend to the Council the names of the following continental Scholars Jacob Grimm Bopp Lepsius Guizot Leopold Ranke.94 Zwei Tage später fügte die Ratsversammlung den Namen Alexander von Humboldt hinzu, und am 30. November wurden alle vorgeschlagenen Gelehrten gewählt. Andere Ehrenmitglieder der Royal Irish Academy, die auch von Clarissa und Leopold verehrt wurden, waren Goethe (1825), Wordsworth (1846) und Charles Darwin (1866), der ebenfalls 1868 den Orden Pour le Mérite erhielt und sich bei Ranke in einem Brief bedankte.95 Das größte Ereignis von 1849 war jedoch die Geburt des vierten Kindes am 15. November 1849. Clarissa beschrieb Amalie die Namensgebung und die Taufe: 91 Wolf, Burkard, Muhlack, Rankes „Päpste“, S. 12-23. 92 John Ennis, „Is Ranke an historian?“, in: DUBLIN REVIEW, vol. xiv (1843), S. 321-79. 93 John Ennis, „German Reformation and its Times“, in: DUBLIN REVIEW, vol. xviii (1845), S. 284. 94 Royal Irish Academy (RIA), Committee for Polite Literature, vol. i, May 1785 – March 1877, S. 166. 95 Brief von Charles Darwin an Leopold von Ranke, 5. Februar 1868, GStA PK, FA Hoeft, Paket 5/1/69.

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I cannot be sufficiently thankful to God for His gracious care of me. I was so weak I greatly feared my confinement, but He brought me through with scarcely any suffering and blest me with a strong healthy boy, he looks very nice, as if he would be a little Professor, but has no pretensions to beauty – he was christened on the 27th of last month. August Edwin Albrecht after his Godfather, the good Professor Neander, the Herr von Manteuffel, & the Prince Albrecht. We had a small, quiet party consisting in all of sixteen persons. Strauss the Hof-Prediger made a beautiful exhortation. Leopold wished your Father could have heard it & gave the blessing twice, he had prepared a discourse for the occasion, but after seeing our joyous children, he said, he gave way to their influence, enjoying upon us all how we were to be children in heart & affection. The Prince is a very tall, thin steely looking personage, in whose presence I expected to have been reserved & tumbling, on the contrary I was more at my ease, he was like a relative in the room doing the honours & speaking to every one, he played with the children & thanked us when he was going away for the pleasant evening he had spent.96 Das Jahr 1850 begann jedoch mit düsteren Nachrichten über den sich stetig verschlechternden Gesundheitszustand von Clarissas Mutter. Helena Graves wurde so schwach, dass sie nicht mehr sprechen konnte und große Schmerzen litt. Am 2. Februar schrieb John an Leopold und informierte ihn über ihren Tod: You will be prepared to hear that my beloved mother departed this life today at about ¼ to 5 o’clock p.m. Her end was peaceful, and attended with little pain. We all feel deeply thankful to God for his mercy in releasing her without painful struggle from a disease usually accompanied in its last stages with severe suffering. Charles and I were present in her room. Let us know soon how Clara bears her affliction. I hope much from her Christian fortitude, though her bodily strength is small.97 Leopold schrieb in seinem Tagebuch über die Schwierigkeiten, die er hatte, seiner Frau die traurigen Nachrichten zu erzählen. Für den 8. Februar notierte er: Kurz vorm Schlafengehen empfing ich die Nachricht, daß die Mutter der theuren Frau am 3. Februar gestorben ist. Ich verschwieg die Nachricht, doch war mein Abschiedskuß zärtlicher und hat eine gute Nacht hervorbringen helfen. – Sie ist gestorben, eben oder kurz nachher, als wir ihr das letzte Farewell schrieben. Ihre Tugenden und ihre Fehler gehörten dazu, um unsere Ehe zu machen.98

96 Brief von Clarissa Ranke an Amalie Ranke, Wiehe, Englische Briefe 56. 97 Brief von John Graves an Leopold Ranke, 3. Februar 1850, SUL Y251. 98 Tagebucheintrag von Leopold Ranke, 8. Februar 1850, GStA PK, FA Geschwister Ranke, Nr. 22. Dieser Eintrag ist unter Historikern nicht bekannt und wurde durch den Autor zwischen anderen Dokumenten der Ranke-Brüder gefunden.

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Dennoch folgte der größte Schock für Leopold und Clarissa durch den Tod des jüngsten Kindes. Am 11. Juli 1850 verstarb Albrecht und Clarissa schrieb in Trauer an John: I have had a loss dear John – but God can and does comfort me – I have lost my sweet, happy, baby – my little Albert, who was my comforting angel in all my sorrow; Only last Thursday evening the day after I last wrote to dear Helen, he became seriously ill, and yesterday (Wednesday the 10th inst) his spirits gently glad at about 3 o’clock in the afternoon. I had weaned him about a fortnight ago – about a week after he got his first tooth, attended with diarrhoea, of which his nurse did not inform me, and he was so happy and abounding in good humour I had no anxiety about him, though he too bad […?] very much reduced: on Thursday he began to reject every thing from his stomach the doctor came on Friday and pronounced his case at once very dangerous. I took care of him night and day, gave him constantly nourishment, real tea, arrowroot, Hungarian wine – but nothing remained in his little frame. He dwindled away hourly – he suffered three nights dreadfully, but he died so sweetly that he reconciled me to death. – He was a beautifully formed child, but in health his little face was so round and smiling that we observed little beauty in it, but as he grew thin his eyes came out large – and every feature became refined and perfect, and when he died his father said “I never saw anything so wonderfully beautiful!” He is still lying there and I go to see him very often & delight myself in looking at him. At such moments one feels the full blessed power of Christianity, what could soothe a mother’s grief, what could comfort and raise and exalt her, but this only true and blessed hope! I know not how, but I feel my sweet smiling child is accepted through our Saviour’s merits into glory and that I am mother of an angel in Heaven, I have not yet told the other children of baby’s death. It will be a great grief to them, they love him excessively I cannot tell you what a sweet, good, pleasant child he was! MY heart is very weak & though I have hope and comfort I mourn for my little one. He has been my nearest, dearest, thought and occupation for months past.99 Am Ende des Briefes fügte Clarissa hinzu, dass „Ranke is now only father & husband – he feels with me & supports me.“ In seinem Tagebuch erwähnte Ranke nicht nur die Krankheit seines Sohnes, sondern auch, dass nach dem ersten Zahn sofort fünf weitere folgten. Ranke drückte seine Trauer wie folgt aus: Der Tod erschien befreiend, erlösend, doch besonders schön. Dieser Todesengel, der über ihm schwebte, war ihm gleich an Unschuld und Tiefe. Da lag der zum Leben Geborene vor uns, mit einer Stirne, hinter welcher Gedanken sich bilden sollten, mit einer liebevollen Würde voller Güte und Reinheit, aber für das Leben ist es vorüber. Ist es.100 99 Brief von Clarissa Ranke an John Graves, 11. Juli 1850, Wiehe, Englische Briefe 265. 100 Tagebucheintrag von Leopold Ranke, 12. Juli 1850, GStA PK, FA Geschwister Ranke, Nr. 22.

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Aufgrund des Verlustes des jüngsten Kindes entschied sich Ranke, ein Familiengrab bei der Sophienkirche zu kaufen, der einer der ältesten Friedhöfe der Stadt angeschlossen war. Otto von Ranke erwähnte in späteren Jahren, dass sich das Familiengrab neben einer Mauer befand, die den christlichen vom jüdischen Friedhof teilte. Nach altem Brauch war ein jüdischer Friedhof so heilig, dass er niemals verkauft oder zerstört wurde. Ranke entschied, dass er sein Familiengrab direkt hinter solch einem Friedhof haben wollte, dort sollte sein Sohn zur Ruhe gelegt werden. Dennoch wurde der jüdische Friedhof in späteren Jahren verkauft und auch auf dem christlichen Friedhof wurden Kreuze und Grabsteine beseitigt. Heute ist das Rankesche Familiengrab eines der sehr wenigen vollständig erhaltenen Gräber um die Sophienkirche. In einem Brief aus jener Zeit schrieb Clarissa, dass ein Kreuz über dem Grab ihres Kindes aufgestellt wurde: But my heart is full of grief for the loss of my favourite little Albrecht, and I can scarely think of any thing else, he is buried close to the Sophien Kirche which is contrary to the general German practice but pleasing to my English ideas. We intend erecting an iron cross at the head of his grave with the inscription „Selike [sic] ist das Himmelreich“. Indeed he was such a sweet tempered happy good child that I fancy he was even when here a little angel. He was very tall and more beautifully formed than my other children and he was very great comfort and delight in this year to me of sorrow and tears.101 Clarissa und Leopold hatten beide Probleme, mit dem Verlust ihres Sohnes umzugehen. Clarissa schrieb mehrere Briefe, in denen sie ihre Trauer ausdrückte, und viele Freunde teilten ihr Leid. Leopold versuchte, den Verlust auf andere Weise zu überwinden. Er ging im Sommer 1850 auf Reisen, um in Archiven nach Materialien zu forschen. Während dieser Reise schrieb er mehrere lange und sehr detaillierte Briefe an Clarissa. Als er im September und Oktober 1850 in Paris weilte, schrieb Ranke ihr Briefe, in denen er ihr erstes Zusammentreffen im Sommer 1843 in Erinnerung rief. Berichte aus dem privaten Leben von Ranke basieren vor allem auf den Erinnerungen seiner Söhne Friduhelm und Otto. Auch wenn Friduhelms Erinnerungen detaillierter sind, so lobten beide ihren Vater sehr und beschrieben ihn liebevoll. Rankes Leben war dem Studium der Geschichte gewidmet und seine tägliche Routine war fast immer gleich, außer er befand sich auf Forschungsreisen außer Landes. Ranke schlief vor allem im Winter morgens recht lange, weil er nicht gerne bei Lampenlicht arbeitete. Nach dem Aufstehen ging er zunächst zu den Schlafzimmern auf der anderen Seite des Apartments, wo seine Frau und Kinder schliefen, und begrüßte sie. Dann nahm er das Frühstück ein, welches in der Regel aus zwei Tassen Tee bestand. Als seine Kinder älter wurden, bestand er darauf, dass eins ihm einen Abschnitt aus der Bibel vorlas. Während des Frühstücks sprach Ranke selten ein Wort und verschwand auch recht bald wieder in seinem Arbeitsraum, der inklusive Bibliothek aus vier Zimmern bestand. Die Arbeits101 Brief von Clarissa Ranke an Amalie Ranke, Wiehe, Clarissa von Ranke 13.

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räume befanden sich auf der Rückseite des Apartments, weg von dem Straßenlärm. Seine Arbeitszeit und das Studium waren ihm heilig und er erlaubte niemandem, ihn zu stören. Mindestens an vier Vormittagen bereitete er sich auf seine Kurse vor. In seinen frühen Jahren bevorzugte er – mit Morgenmantel und Hausschuhen – an einem Stehpult, welches sich heute im Jahn-Museum befindet, zu stehen. Gegen 11.30 Uhr morgens erschien der Friseur. Er brachte Nachrichten und persönliche Wettervorhersagen, die in der Regel sehr ungenau waren und deshalb für viel Schmunzeln im Hause sorgten. Nachdem der Friseur das Haus verlassen hatte, frischte sich Ranke etwas auf und spazierte dann langsam zur Universität, vorbei an den Arbeitern der Artillerie Arbeitsstelle in der Dorotheenstraße. An der Universität fand Rankes Kurs in der Regel zwischen 12.00 und 13.00 Uhr statt. Dem folgte immer donnerstags zwischen 13.00 und 14.00 Uhr das Historische Seminar, welches Ranke wiederum in seiner privaten Bibliothek zu Hause abhielt. Es gibt mehrere Berichte über Rankes Unterricht im Klassenzimmer. Alfred Stern berichtete, dass Ranke niemals gut im Lehren war. Lässig auf einem Stuhl gelehnt schauten seine großen blauen Augen zur Decke auf, als ob er die Schatten der Vergangenheit dort vorbeirauschen sehe. In einer schwächlichen Stimme ratterte er seine Sätze schnell herunter, so dass man häufig nicht folgen konnte, bis plötzlich ein Schlüsselwort fiel, ein brillanter Vergleich, ein übergroßer Gedanke von universaler Wichtigkeit, herausgeworfen mit wilder Gestik, aus dem Kettennetz von mysteriösen orakelhaften Sätzen wie ein Geistesblitz hervorbrechend. Diese Beschreibung deckt sich mit denen anderer Studenten. Im Jahre 1887 gab Andrew White eine bildliche Beschreibung von Ranke: He had a habit of becoming so absorbed in his subject as to slip down in his chair, hold his finger up toward the ceiling, and then, with his eye fastened on the tip of it, go mumbling through a kind of rhapsody, which most of my German fellow-students confessed they could not understand. It was a comical sight: half a dozen students crowding around his desk listening to the professor as priests might listen to the Sibyl on her tripod, the other students being scattered through the room in various stages of discouragement.102 Nach seinen Vorlesungen ging Ranke alleine durch den Tiergarten über den Großen Stern in Richtung des Zoologischen Gartens. Er änderte diese Gewohnheit nur an heißen Sommertagen; dann bevorzugte er einen Spaziergang morgens und am späten Abend in den baumreichen Gärten der Tierarzneischule. Er spazierte auch häufig durch den Invalidengarten, seinem Lieblingsgarten. Mittag war in der Regel gegen 15.00 Uhr. Oft stürmte Ranke hungrig, wie „ein Wolf“, die Treppen herauf und aß sofort. Die Mahlzeit bestand in der Regel aus Suppe, einem Fleischgericht und Nachtisch. Je nach Jahreszeit wurde ihm manchmal ein spezielles Essen zubereitet, welches er dann mit der Familie teilte. Ein überliefertes Notizbuch Clarissas enthält etwa 80 Rezepte. Es gibt einen guten 102 Adams, „Leopold von Ranke“, S. 112.

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Einblick in die Art der Rankeschen Küche: Pflaumenbrot, Reismehlkuchen, leichtes Brot als Frühstücksrollen, Kalbsschnitzel, französische Kalbfleischpastete, Karottensuppe, Zitronenkuchen, gekochte Austern, Mandelkäsekuchen, Sahnepfannkuchen, Hühnerfrikassee oder Kirsch-Brandy, nur um einiges zu nennen. Auf dem Tisch war in der Regel eine Flasche von Haute Sauternes. Ranke trank für gewöhnlich ein oder zwei Gläser, nicht mehr, um seine Konzentration nicht zu beeinträchtigen. Dann verkorkte er die Flasche festlich. Die Konversation bei Tisch befasste sich eher mit den Ereignissen des Tages, als mit Unterricht oder Forschung. Er hatte ein scharfes Auge und gab kleine Anekdoten des Alltags zum Besten, während gleichzeitig alle Briefe offen gelesen und auf Englisch diskutiert wurden. Nach dem Mittagessen verschwand Ranke wieder in seinem Arbeitszimmer und unterbrach seine Arbeit nur für einige Minuten gegen 19.00 Uhr, um die Zeitungen zu lesen und eine Tasse Tee mit der Familie zu trinken. Ranke legte Wert darauf, dass dann auch alle Familienmitglieder versammelt waren. Nach dem Tee arbeitete Ranke bis etwa 23.00 Uhr weiter und besprach danach allgemeine Angelegenheiten mit seiner Frau. Anschließend, in der Regel gegen Mitternacht, ging er zu Bett und schlief für etwa sieben bis acht Stunden. Das berühmte Ranke-Seminar, charakteristisch für seine Teamarbeit, fand in seiner privaten Bibliothek mit einigen ausgewählten Studenten statt, die dann an Rankes Büchern und handschriftlichen Quellen arbeiteten. Bis zum Ende seines Lebens wies er jegliche Einmischung der Universität oder staatliche Unterstützung zurück, so dass diese Arbeitsgruppe frei von jedweder Einflussnahme blieb. Nichtsdestotrotz wurde 1882 das „Berliner Historische Seminar“ an der Universität Berlin offiziell eingeführt. So wurde Rankes Bibliothek nicht nur für Studenten, sondern auch für eine Reihe bekannter Historiker zur Inspirationsquelle. Burckhardt, Roscher, Wilhelm Dilthey, Johann Gustav Droysen, Lord Acton, John Lincoln, Andrew White, Herbert Adams, Charles Adams, John Burgess, George Comfort, Charles Bennet, und sogar Herbert Osgood trafen Leopold von Ranke. Franz Lieber war seit 1823 ein Freund Rankes und auch George Bancroft, der von 1867 bis 1874 amerikanischer Botschafter in Berlin war, schloss Freundschaft mit dem Historiker. Im Laufe der Zeit bildete Ranke mehr als dreißig Geschichtsforscher aus, die später von sich Reden machten; ein jeder von ihnen hatte in Rankes Bibliothek gesessen und verbreitete später die Ideen des rankeschen Historischen Seminars in der ganzen wissenschaftlichen Welt. Ranke verbrachte etwa elf bis zwölf Stunden täglich mit Arbeit. Entschied er sich aber, einem von Clarissas Gesellschaftsereignissen beizuwohnen, war der Arbeitstag kürzer. Seine Zeit für die Familie war begrenzt. Ranke, der Optimist, war in der Regel fröhlicher Stimmung. Er hatte stets einen Witz parat und mochte es, andere aufzuheitern. Besonders beliebt waren vorgetäuschte Kämpfe oder Versteck-Spiele in mehreren Räumen des Hauses. Friduhelm berichtete, wie die Kinder jubelten, sobald sie ihren Vater gefangen hatten, er befreite sich jedoch schnell wieder und das Spiel ging mit viel Lärm und Geschrei wieder von vorne los. Zur Mitte des Jahrhunderts spiegelten die Väter der Mittelkasse die übergeordnete Ordnung der „äußeren Welt“ als Patriachen im häuslichen Bereich wie-

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der. Sie waren ihrer Familie Disziplin und Autorität in letzter Instanz, während die alltäglichen Geschäfte des Familienlebens den Frauen überlassen blieben. Nach Auffassung von Rosenhaft war diese Rolle jedoch nicht universell und das Zeigen von Zuneigung kein Tabu, aber sie unterstrich die tiefere Spaltung der geteilten Funktion der Mütter und Väter bei der Bildung.103 Die Wahrnehmung des Vaters war ohne Frage von Clarissa beeinflusst, und die Kinder sahen in ihm einen großen Mann, der als Paradebeispiel für Wissen, Geist und Fleiß stand und in allem höher, unzugänglich, unfehlbar und monumental schien. Während der Zeit des Erwachsenwerdens sahen Otto und Friduhelm in ihrem Vater einen unantastbaren Halbgott und blieben ihm gegenüber verschüchtert. Volles Vertrauen konnte sich nicht entwickeln. Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter war jedoch ganz anders. Er liebte Maxamiliane, hörte auf ihren Ratschlag und sie agierte für ihn in der Rolle der Diplomatin. Die Kinder fürchteten den Unmut ihres Vaters, denn es war unmöglich, seine Aufmerksamkeit zu erheischen, wenn er keine Zusammenarbeit wünschte. Ranke war nicht an den Details der Kinderausbildung beteiligt – eine Tatsache die schwer verständlich erscheint, weil Clarissas körperliche Beschwerden in späteren Jahren zunahmen. Sein geringer Einfluss auf die Bildung der Kinder war Rankes Prinzipien jedoch ganz unterworfen. Er glaubte nicht daran, dass ständige Aufsicht einen guten Effekt auf Kinder habe, und vertrat stattdessen die Meinung, dass der Charakter einer Person angeboren und gottgegeben war. Ranke war kein Befürworter neuerer Erziehungsstile, da sie nach seiner Auffassung die Kinder dumm machen und deren eigene Individualität stören würden. Während seine Söhne Otto und Friduhelm auf öffentliche Schulen geschickt wurden, war dies Maximiliane nicht erlaubt; sie wurde mehrere Jahre lang von einer Hauslehrerin, Frau Ottilie Gombert, unterrichtet. Dennoch versuchte Ranke in einem Bereich die Bildung der Kinder zu beeinflussen: Schon früh vom jungen Alter an, war es den Kindern nur erlaubt, deutsch zu sprechen. Er wollte nicht, dass die Kinder sofort beide Sprachen erlernen würden. Nur nachdem sie flüssig deutsch sprechen konnten, unterrichtete eine englische Hauslehrerin Englisch und Französisch. Maximiliane bekam auch heimlich Italienisch-Stunden und überraschte ihren Vater 1858, als sie ihm im Alter von zwölf Jahren einen auf italienisch geschriebenen Brief nach Venedig schickte. Ranke erwartete, dass die Unterrichtsstunden nach ihrer Konfirmation im Alter von 14 Jahren zu enden hatten. Danach lag die weitere Ausbildung in eigener Verantwortung. Frau Gombert verließ das Haus, und ein Diener nahm ihre Stellung ein. Dieses zeigt Rankes Einstellung zur Bildung der Frau. Ranke hatte nichts gegen das weibliche Geschlecht und respektierte Frauen im hohen Maße, aber er sah ihre Rolle vor allem im Bereich der Familie und des Haushaltes. Auch wenn Schulausbildung für Mädchen der Mittel- und Oberklassen in den meisten deutschen Staaten zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts etabliert war, so enthielten die Lehrpläne keine Ausbildung, die die Mädchen für die höhere Bildung

103 Rosenhaft, „Gender“, in Sperber, Germany 1800-1870, S. 215.

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an Universitäten qualifizierte. Dies zeigt, dass Rankes Auffassung dem allgemein Akzeptierten entsprach. An Sonntagen verbrachte Ranke mehr Zeit als gewöhnlich mit der Familie: während des Frühstücks sangen die Kinder und lasen aus der Bibel vor. Auch wenn er ein gläubiger Christ war, so ging Ranke selten in die Kirche, außer an wichtigen Feiertagen – und auch dann nahm er nur an Gottesdiensten teil, die um 12.00 Uhr Mittags oder später stattfanden. Daher fand ein familiärer Kirchenbesuch selten statt. In der Regel fand man sich stattdessen gegen 13.00 Uhr zum Spaziergang zusammen. Diese Wanderungen gingen in die Richtung von Moabit, damals noch ein Dorf, nach Charlottenburg. Nach einem Spaziergang durch die Palastgärten ging es durch die Lützowstraße und den Tiergarten wieder zurück. Diese Spaziergänge waren etwas Besonderes für die Familie und in diesen Stunden erhielten auch die Kinder Einblicke in den Charakter ihres Vaters und seine Liebe zur Natur. Er fragte nach dem Schulleben und antwortete mit Geschichten aus seiner eigenen Kindheit. Im Jahre 1852 plante die ganze Familie Ranke eine Reise nach England, aber aufgrund ihrer Rückenmarkserkrankung litt Clarissas Bewegungsapparat. Robert Graves erwähnt in einem Brief vom 3. März, dass Clarissa wohl einen Besuch bei ihm beabsichtige, aber wegen ihrer Krankheit nicht reisen könne. Robert sagte sogar ein Treffen ab, nur um sie sehen zu können. Zuerst hoffte man, dass Clarissa auch Irland besuchen würde, aber dieser Plan wurde im August schließlich aufgegeben. Clarissas und Leopolds Ankunft sowie den Besuch von John Graves in Cheltenham beschrieb Ranke seinem Bruder Ferdinand am 2. September: Dann sind wir über Ostende unter mancherlei Beschwerlichkeiten, doch ohne Unfall in Altengland angelangt. Ich war abermals erstaunt über die Pracht und den Lärm von London und bin entzückt über die Ruhe und Einfachheit unseres Landhauses. Die Gegend ist recht hübsch; die Hügel erinnern mich an Wiehe, doch sind sie reicher und unendlich besser angebaut. Was Brüder sind, erkenne ich jetzt. Bei dem ältesten Bruder meiner Frau sind wir mit sehr viel Liebe, Sorgfalt und Rücksicht behandelt, ein anderer aus Dublin, mit seiner Frau, selbst ein nicht unbedeutender Mensch, ist zugegen.104 Während Ranke für seine Archivforschungen wieder nach London zurückkehrte, blieb Clarissa in Cheltenham. Es verstrichen nur ein paar Tage bevor Ranke ihr am 4. Oktober schrieb, dass „I want nothing but your presence“.105 Den folgenden Morgen schrieb ein enthusiastischer Ranke an Clarissa: I saw the Twinning’s, the Napier’s, the Gordon’s, the Hebeler’s and also Charles and Selina. That couple is still here, I hope to dine with them this evening.

104 Brief von Leopold Ranke an Ferdinand Ranke, 2. September 1852, in: Ranke, Neue Briefe, S. 347-8. 105 Brief von Leopold Ranke an Clarissa Ranke, 4. Oktober 1852, in: Ranke, Neue Briefe, S. 3489.

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If you arrive Wednesday at five o’clock, I won’t fail to be at the Paddington Station. Then we may proceed immediately to the very nice house Twinning at Clapham, where I should think, you may find a very good accommodation.106 Während Ranke in London forschte, wurde er von mehreren hochrangigen Familien, wie den Napiers, eingeladen. Robert drückte am 12. Oktober seine Freude an Miss E. Napier aus: Your account of Ranke’s evening in the midst of your home party was most entertaining & delightful, thank you very much for taking the trouble to give us so full and graphic detail of it. I am truly glad that he gave so much enjoyment to your father & all of you. The more I know of him the more I admire him as a man of extraordinary intellectual power & memory & of right honest principles & true kindness of heart, when his busy absorbed intellect & old bachelor habit allow his heart to act. What a spectacle he is of happiness arising from a healthful energy! Seeing so much as we did of him in private, both C. & J. could not help taking notice that about matters of every day life, & some others too, he was overhasty in forming conclusions, which accordingly were not often wrong (& were frequently candidly retracted by him) and we found a difficulty in reconciling this with his undoubtedly great historical faculties & habits. I am inclined to conclude that his eminence is rather in intuitive acuity & power of decision than in patient exploring & weighing of all the facts of his subject, so that I can suppose him likely to be wrong upon many points, while his sense, his penetration & his decisiveness would keep him on the whole right than wrong, & make his conclusion telling. I neither know history in general nor his works in particular well enough to say how far his writings tally.107 Nach ihrer Rückkehr nach Berlin, hörte Clarissa vom Tod ihres Bruders James. Sie erwähnte in einem Brief vom Februar 1853 an Amalie Ranke, dass „I have only three brothers now, one died about three months ago, which was a sad twist to me“.108 Clarissa hatte einen weiteren wichtigen Verwandten: ihr nahestehenden Cousin Robert James Graves. Er wurde 1796 in Dublin geboren und an der Trinity College Dublin ausgebildet, wo er im Jahre 1818 sein Studium der Medizin erfolgreich abschloss. Während seiner ersten Reise traf Graves 1819 den Künstler John Mallard Turner. Nachdem er sich für weitere Studien in London, Edinburgh und Berlin aufgehalten hatte, kehrte er 1821 nach Dublin zurück und wurde Doktor an dem Meath Hospital. Graves wurde Präsident der Royal College of Physicians of Ireland in den Jahren 1843 und 1844, 1849 wurde er zum Mitglied der Royal Society gewählt. Einer seiner größten Erfolge war der Einsatz von an106 Brief von Leopold Ranke an Clarissa Ranke, 5. Oktober 1852, in: Ranke, Neue Briefe, S. 349. 107 Brief von Robert Graves an Miss Emily Napier, 12. Oktober 1852, Graves-Archive, TCD, MS 10047/40/82r – 83r. 108 Brief von Clarissa Ranke an Amalie Ranke, 17. Februar 1853, Wiehe, Clarissa von Ranke 14.

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gemessener Nahrung und Anregungsmitteln anstatt der traditionellen „Erniedrigungs-Behandlung“ bei der Behandlung von Fieber (auch bekannt als Graves Fever). Er etablierte ein Netzwerk von medizinischen Observatorien, die den Verlauf und Charakter von Krankheiten erfassen sollten. Robert Graves starb am 20. März 1853 in Dublin. Nur wenige Tage später schrieb Ranke in einem Brief an einem Freund über den Tod von Robert Graves, „wir haben in Irland einen großen Verlust erlitten – an Dr. Robert Graves, einem nahen Verwandten meiner Frau.“109

3. Etablierung des Salons Ranke 1854-64 Clarissa litt bereits nach wenigen Ehejahren an einer Krankheit, die ihr Rückenmark angriff. Von etwa 1850 an bemerkte sie eine Verschlechterung ihrer Gesundheit – zunächst waren es einzelne Finger, deren Bewegung Schwierigkeiten bereiteten, später verlor sie die Kontrolle über eine ganze Hand. Dieser Zustand breitete sich bald auf die Füße und andere Körperteile aus. Clarissas Briefe zeigen die verschiedenen Stadien des Krankheitsverlaufs im Detail. Sie schrieb über die eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit ihrer Hände in ihren Weihnachtsbriefen, davon dass sie selbst nicht mehr das Fleisch auf dem Teller schneiden konnte, von einer dumpfen Schwachheit in ihrem linken Bein und der Notwendigkeit längerer und häufigerer Pausen auf dem Sofa. Ihre eigene Handschrift wurde von Monat zu Monat ungelenker und schließlich konnte sie 1862 überhaupt nicht mehr schreiben. Zu diesem Zeitpunkt konnte Clarissa kaum noch ihre Arme und Beine bewegen. Clarissa erwähnte Robert gegenüber bereits 1856, dass „I cannot raise my foot up one step, & with great help can scarcely drag myself across the room.“110 Im gleichen Jahr beschwerte sich Charles bei Robert über Clarissas Gesundheitszustand und dass deutsche Ärzte nicht gut genug seien. Er vermutete auch, dass Leopold nicht genügend nach ihr schaue und dass Charles „would watch the husband with a jealous eye.“111 In einem Brief vom Januar 1857 beschrieb Clarissa ihren Krankheitszustand sehr ausführlich: I must not, cannot, write much. I have again been wandering in the shady valley, but thank God! thank God! have found my way back again (with kind help) to my Darlings here. Oh! dearest Helen, you have been anxious & suffering & care – some & plagued, but I have been very very ill, gasping for life, fearing to die, I will tell you how it was, a fortnight ago, I had written to Mrs Owen, in the afternoon I sat in my large too cold drawing-room trying to speak Italian with a 109 Brief von Leopold Ranke an Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen, 26. März 1853, in: Ranke, Neue Briefe, S. 354. 110 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, 1856, Wiehe, Englische Briefe 140. 111 Brief von Charles Graves an Robert Graves, 14. April 1856, Graves-Archive, TCD, MS 10047/35/47.

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Friend; after tea, I played in the same cold room with my dear little girl, – & afterwards I lay back on my chair to rest, but when I tried to move again, I could not in the smallest, I was not only quite sensible, but terrified at my present insensibility. No force I believe could have bent my joints. I was carried to bed, & when I began to warm – oh my head got into convulsive pain, & cramps took possession of my body, till I was almost warm, screaming from agony. I passed some days almost quite maimed, without sleep, full of fear & agitation; thank God, I did not die then. - at the end of the week I began to get better, to feel & feed myself again, all this time my back & stomach were frightfully swelled & inflamed but without boils. My old Doctor Romberg attended me with great diligence. Leopold was very kind, the children very good, Fraulein Gombert indefatigable in nursing me night & day, now I am better, but very weak & helpless although my fingers hold my pen steadier than I expected.112 Anfang August 1859 schrieb Maximiliane einen Brief an Helen Graves über die Behandlung ihrer Mutter und dass „a gentleman from England, a very curious man, has begun a cure with her, which is called shampooing. This cure consists of two things: beating and bathing. Mamma is well beaten every day by Mrs Gratton, a friend from Bonn.“113 Da sich die Krankheit im Laufe der Zeit verschlimmerte, schrieb Clarissa 1860 eine Reihe von Pflegeanordnungen an eine Krankenpflegerin nieder. Dieses Dokument ist beeindruckend, weil hier, nach Auffassung von Ingrid Hecht, der erste bekannt gewordene Pflegeplan in Deutschland von der zu Pflegenden selbst erstellt wurde. Sie beschreibt im Detail, wann sie aufstehen und die Mahlzeiten einnehmen wollte; wie ihr Bett zu bereiten wäre; wie sie in Bett, Stuhl oder Rollstuhl gehoben werden wollte; wie sie ihre Medizin einnehmen wollte; wie ihr Haar zu waschen und bürsten sei, wie sie ihre Knie bewegt haben, oder die Art und Weise, wie sie spazieren gefahren werden wollte.114 Nach 1862 war es unmöglich für Clarissa, überhaupt noch selbst zu schreiben und im November 1864 beschrieb sie ihre Behinderung ihrem Bruder: „My hand is so stiff I can hardly expect to write much more. This is my greatest loss. Dictation is so different to me from what writing in my own hand is. I have more than usual to say, if I could only write it.“115 Clarissas Krankheit beeinflusste auch Ranke. In mehreren Briefen schrieb er, dass er früher nach Hause käme, auch wenn er schließlich häufig die Kinder schickte, um nach ihr zu schauen. Clarissa dokumentierte 1862 seine Sorge um sie, als er einmal nach seiner Heimkehr seine Familie nicht finden konnte:

112 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 30. Januar 1857, Wiehe, Clarissa von Ranke 17. 113 Brief von Maximiliane Ranke an Helen Graves, 24. August 1859, Wiehe, Clarissa von Ranke 114. 114 Clarissa Ranke, Wiehe, Clarissa von Ranke 89. 115 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 2. November 1864, Wiehe, Clarissa von Ranke 23.

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On the evening of the 23 Leopold returned at an unexpected hour, he ran through our rooms downstairs quickly seeking us, finding nobody, was in a little despair, the servants then told him, I was upstairs, there he found us sitting with poor Otto, of whose illness he had heard nothing; the surprise of both parties was so great, that not a word was said for some time. I felt much comforted by his return.116 Zunächst versuchte Clarissa, gegen die Krankheit zu kämpfen. Sie fuhr zu Badekuren nach Wildbad, Rehme und Doberan, unternahm so Versuche, durch teure Medizin wieder zu genesen. Sie nahm Quecksilberbäder und trank das Emser Wasser, dem Heilkräfte zugeschrieben wurden. Aber nichts half und eine lange, hilflose Zeit begann. Clarissa wusste bald, dass erst der Tod sie endgültig von ihrem Leid befreien würde. Zum Ende ihres Lebens wurde sie immer schwächer und musste gefüttert und gewaschen werden. Sie konnte nicht einmal mehr Buchseiten umblättern, und während ihrer letzten Tage war sie nicht mehr in der Lage, den Kopf zu bewegen. Diese Krankheit dauerte fast zwei Jahrzehnte: von etwa 1850/51 bis 1871. Seit 1860 war Clarissa an einen Rollstuhl gebunden. Das Schreiben von Gedichten und ihr Freudeskreis, auch besser bekannt als „Salon Ranke“, halfen ihr im Umgang mit der Krankheit. Dieser Salon war bekannt für seine musikalischen Abende, Lyriklesungen und Diskussionen über Literatur (vor allem Shakespeare), Politik und Geschichte. Clarissa gab auch Kurse in verschiedenen Sprachen, vor allem Englisch, Französisch und Italienisch. Während der napoleonischen Zeit erlangte Berlin als „Stadt der deutschen Freiheit“ großes Ansehen und wurde als Stadt der Salons bekannt. Die Gründung der Berliner Universität 1810 und der wirtschaftliche Erfolg als Folge des freien Handels nach Gründung des Zollvereins 1834 machten Berlin als Aufenthaltsort für berühmte Persönlichkeiten interessant. Bis 1833 war Rahel Varnhagens Salon, den Ranke auch mehrfach in seiner frühen Zeit in Berlin besucht hatte, der berühmteste. Nach Auffassung von Applegate erschafften die Salons der städtischen Gebiete, vor allem in Berlin, halb-öffentliche Atmosphären mit eigenen Ritualen und musikalischen Organisationsformen oder Auftritten und Gesprächsrunden. Unter dem Deckmantel von Gesellschaftsabenden wurden neue Ideen diskutiert und Kompositionen ausprobiert, nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für ein gebildetes und kultiviertes Publikum.117 Insgesamt war die Familie Ranke mit mindestens 400 Personen in Kontakt. In den frühen Ehejahren machten viele Freunde aus Rankes früherer Zeit in Berlin der Familie ihre Aufwartung, wie zum Beispiel Bettina von Arnim und Alexander von Humboldt, aber Clarissa war nicht in der Lage, eine Freundschaft mit ihnen aufzubauen. Dennoch kamen Freunde von Leopold regelmäßig in die Luisenstraße, und Clarissa war vielen zugetan. Unter ihnen waren der berühmte Gelehrte für Rechtswissenschaften und preußischer Justizminister Karl von Savigny, Pro116 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 28. Oktober 1862, Wiehe, Clarissa von Ranke 24. 117 Celia Applegate, „Culture and the arts“, in Sperber, Germany 1800-1870, S. 124.

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fessor Puchta und seine Frau, der Kultusminister Eichhorn, der Philosoph Schelling, die Gebrüder Grimm, der Theologe Neander, der Naturphilosoph Steffens, der Dichter Ludwig Tieck, der Shakespeare-Übersetzer August Wilhelm von Schlegel, der Komponist Giacomo Meyerbeer und viele andere. Im Laufe der Jahre blieb Clarissa oft zu Hause, aber umso häufiger kamen die Menschen, um vor allem sie statt ihren Ehemann zu besuchen. Die berühmten Namen wurden weniger, aber das intellektuelle und geistige Leben im Salon lief weiter. Freunde dieser Zeit waren Hertha von Manteuffel, Ehefrau von Leopolds engem Freund Marschall Edwin von Manteuffel, der preußische Botschafter in London Christian Karl Josias von Bunsen und seine Familie, die Schriftstellerin Elfriede von Mühlenfels, deren Spitzname dank ihrer Befürwortung einer preußischen Flotte „das Boot“ lautete, der Naturforscher Christian Gottfried Ehrenberg, und die Hofprediger Wilhelm Hoffmann und Strauss. Britische Diplomaten wie Sir Andrew Buchanan und Lord Francis Napier waren permanente Gäste. Clarissas engste Freunde waren die Schriftstellerin Ida von Düringsfeld und der preußische Prinz Georg, General der Kavallerie und auch bekannt als der „Dichterprinz“. Zur traditionellen englischen Teezeit am frühen Abend öffnete der Salon „Madame Ranke“ seine Pforten. Einmal pro Woche traf sich Clarissas Shakespeare-Klasse, um Shakespeare und andere englische Autoren zu lesen. Vor und nach den eigentlichen Lesestunden wurden Lieder und Balladen gesungen. Seit 1862 fand freitags ein sogenannter „offener Abend“ statt. Die Anzahl der Gäste lag in der Regel bei 70 bis 80, konnte aber häufig auch auf über 100 Personen anwachsen. Tee wurde mit Keksen serviert und abends folgte Wein. Zu besonderen Anlässen fanden Klavierkonzerte statt, ergänzt von Gedichtvorlesungen und Partyspielen. Während des Karnevals wurden Maskenbälle und Konzerte organisiert. 1869 wurde eine italienische Komödie aufgeführt. Wegen all dieser Aktivitäten wurde das Haus Ranke von Leopolds Bruder Heinrich als „die glückliche Insel“ beschrieben.118 Musik war ein wichtiger Bestandteil der repräsentativen Kultur und reflektierte nicht nur Rankes Stellung als Historiker, sondern auch die offene Mentalität von Clarissa und Leopold zu einer weiten europäischen Kultur. Diese Festlichkeiten endeten mit Clarissas Tod, weil Ranke danach so lebte, wie er vor der Ehe gelebt hatte. Gelegentlich ging er als gelade-ner Gast zu anderen Feiern, aber er organisierte keine eigenen Gesellschaftsabende mehr. Sein Haus blieb bis zu seinem Tode still. Clarissas Tintenzeichnungen geben Zeugnis von den vielen Schauspielen und Konzerten, die in ihrem Hause stattfanden. Ihre eigenen Aktivitäten nahmen nach 1862 immer mehr ab, als es schwieriger wurde, Briefe und Gedichte selbst zu schreiben oder zu musizieren; aber es gibt Berichte, dass sie dann auf ihrem Sofa lag, von ihren Freunden umringt war und mit ihnen die aktuellen Angelegenheiten diskutierte. Ein besonderer Freundeskreis entwickelte sich zur Diskussion von Religion und biblischem Wissen. Clarissa führte die Diskussionen über die Bibel mit ihrem Bruder Robert bis zu ihrem Tode weiter fort. Nach 1862 begann sie mit ihrer Behinderung anders umzugehen: sie diktierte nun die Briefe, sang Lieder 118 Brief von Clarissa Ranke an Amalie Ranke, Wiehe, Clarissa von Ranke 8.

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und fand Trost in der Beschäftigung mit religiösen Themen. Während der 1850er und 1860er Jahre machten viele englische, irische, amerikanische, französische und italienische Besucher Bekanntschaft mit Clarissa und ihrem Ehemann. Ihre Offenheit und mannigfaltige Interessengebiete wirkten anziehend auf viele Zeitgenossen. Darüber hinaus half sie ihren Freunden, wann immer sie konnte, beispielsweise bei der Suche nach Arbeitsstellen. Bei Reisevorbereitungen holte man ihren Rat ein: welche Orte Großbritanniens waren sehenswert? London war ein absolutes „Muss“, gefolgt von Dublin und der irischen Landschaft. Clarissa praktizierte eine gut entwickelte und kritische Herangehensweise zur englischen Literatur. Die Werke von Walter Scott schätzte sie aufgrund ihres angenehmen Stils, fand aber Carlyles Friedrich der Große hingegen langweilig. Sie respektierte die Predigten von Kardinal Newman und mochte die meisten anderen theologischen und pädagogischen Schriften. Doch erwähnte sie gegenüber Robert durchaus kritisch, und schrieb, dass sie „lately read ‚Newmans answer to Kingsley’ and was much interested in it although, as a Roman Catholic, Newman went beyond all my sympathies. Do you remember when I read his Sermons at Bowness and how they interested me?“119 Clarissa las auch deutsche Bücher wie die Verlorene Handschrift von Gustav Freytag, die geographischen Werke von Raumer und die Gedichte von Eichendorff. Andere Werke wurden im Original gelesen – Don Quichotte auf spanisch, Voltaire auf französisch – auch wenn Clarissa Voltaires Stil nicht mochte, weil er ihrer Meinung nach seine Leser mit der niedrigsten Bestialität unterhielt. Andere Werke wurden auf italienisch, portugiesisch und plattdeutsch gelesen. Sie fand bestimmte deutsche Gewohnheiten recht seltsam. Die Bräuche der deutschen Jugend erschienen ihr grob und ungehobelt. Nach ihrer Meinung wurden Ehen viel zu wenig durch das Herz, als viel mehr durch den Verstand geschlossen. Verlobungen fanden viel zu früh statt, so dass das Warten auf die Hochzeit wiederum viel zu lang wurde. Außerdem fand sie es äußerst komisch, dass die Braut eine Mitgift von alltäglichen Kleidungsstücken in die Ehe brachte. Die gleiche Auffassung vertrat sie im Bezug auf die Geburtstagsgeschenke, die Deutschen beschenkten einander zu nüchtern mit ohnehin notwendigen Alltagsgegenständen. Andererseits sah Clarissa ein, dass Geschenke wie Socken, Hosen und andere Dinge durch die Beilage von Süßigkeiten und Blumen einen persönlichen Charakter erhielten. Jubiläen erschienen ihr schlicht unschicklich. Dafür vertrat sie die Auffassung, dass deutsche Offiziere und deren Ausbildung zu den besten Europas gehörten und die englische Militärstruktur nicht so gut sei. Wie ihr Ehemann bewunderte Clarissa die preußische Monarchie. In ihren Briefen beschrieb sie stolz die regelmäßigen Besuche der königlichen Familie in der Luisenstraße, vor allem die Prinzen Albrecht, Vater und Sohn. Prinz Albrecht senior wurde der Patenonkel ihres jüngsten Kindes. Als König Friedrich Wilhelm IV. die ersten Anzeichen von Demenz zeigte, hatte Clarissa viel Mitgefühl. Emotional berichtete sie ihren Brüdern, wie der Monarch keine Worte mehr fand, um seine Gedanken auszudrücken, und dass Gespräche immer länger dauern würden. 119 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, Wiehe, Englische Briefe 257.

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Die erfolglose Behandlung traf Clarissa hart – härter noch im Hinblick auf ihr eigenes Leiden. König Wilhelm I., später der erste Kaiser des Deutschen Kaiserreiches, taucht in ihren Aufzeichnungen häufig auf. Sie traf ihn regelmäßig bei ihren Spaziergängen Unter den Linden und unterhielt sich häufig mit ihm. Auch wenn sie ihn respektierte, so blieb sie doch auf Distanz. Die neue Welle von Hochzeiten unter Cousins innerhalb der Familie Hohenzollern zerrüttete ihren Glauben in die Monarchie. Clarissa verabscheute Inzest. In all ihren Briefen, vor allem denjenigen seit Mitte der 1850er Jahre, erwähnte Clarissa viele politische Angelegenheiten und fügte Leopolds persönliche Kommentare hinzu. Regelmäßig kommentierte sie die freundschaftlichen Beziehungen zwischen England/Irland und Preußen/Deutschland. Diese waren vor allem in den 1860ern und während des Deutsch-Französischen Kriegs gestört. Nach der erfolglosen Konferenz in London zur Lösung der dänisch-deutschen Streitigkeiten wurde Clarissa ängstlicher, weil Preußens Ansehen nun in England zunehmend unter einem schlechten Stern stehen sollte. In ihrem Salon missbilligte sie jegliche Hassäußerungen und forderte den Respekt zwischen den Ländern. Sie wünschte, die Engländer begegneten den Deutschen mit weniger Arroganz, gerade im Hinblick auf die Hilfe Preußens als Verbündete bei der Schlacht von Waterloo. Außer den Gesellschaftsabenden des Salons liebte Clarissa das Schreiben von Gedichten. In Berlin gewann das Kindheitshobby zunehmend an Bedeutung. Die Lyrik half ihr nicht nur mit der Krankheit umzugehen, sondern wirkte als Seelentröster bei der Trennung von Freunden und Familien in England und Irland. Für Clarissa hatte die Sammlung der Stars of my Life120 einen hohen Stellenwert, wobei sie Persönlichkeiten, die sie beeindruckt hatten, ein Denkmal setzte. Das Original ist vorsichtig mit der Hand geschrieben, und ausgesuchte Gedichte wurden mit Illustrationen und Photographien der Personen geschmückt. Die Sammlung wurde in zwei Hauptthemen unterteilt: ein Teil behandelte die Family, der andere die Celebrities. Der erste Teil enthält Gedichte über ihre ältesten Erinnerungen in Dublin, wie Childhood, Our old Home oder The loss of my Father, Gedichte über ihre Geschwister, über Leopold, dessen Brüder und Clarissas eigene Kinder. Der zweite Teil umfasste alle Persönlichkeiten, die schon als Gäste ihres Salons aufgeführt wurden, aber auch König Maximilian II. von Bayern, die Gräfin von Stolberg-Werningerode, den Komponisten Mendelssohn und Florence Nightingale. Die Gedichte und die Namen der Besucher ihres Salons geben einen Einblick, wieviele Persönlichkeiten Clarissa kannte, mit wem sie sich traf und in Kontakt war. Ihre Gedichte sind durch einen klaren Gebrauch der Wörter und einen Hauch von Romantik charakterisiert. Während der letzten Lebensjahre kehrte Clarissa wieder zum Thema „Familie“ zurück. So gibt es aus dieser Zeit ein Gedicht über Heinrich Ranke und seine Frau Selma, genannt Thinking of my brother-in-law the Consistorial-Rath Heinrich Ranke, and his wife Selma, the only Daughter of Dr Gotthilf Heinrich v. 120 Eine Kopie wurde dem Autoren durch den Ranke-Nachfahren Dr. Graf von der Schulenburg, Notizbücher durch Bäcker-von Ranke und dem Vorstand des Ranke-Vereins in Wiehe zur Verfügung gestellt.

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Schubert, the reverend Philosopher.121 Ein anderes Gedicht von ihr, gegen Ende der 1860er Jahre geschrieben, zeigt ihre Liebenswürdigkeit und Tapferkeit im Umgang mit der Krankheit; als Zeitzeuge hielt sie die kontinuierliche Arbeit ihres Mannes fest: Dialogue between Ranke and his invalid wife Wife: Where have you been, my Love! You look so gay, Your eyes so sparkling with bright happiness. R. Where have I been my Love! Now try to guess. W. How can I feel where young hearts choose to stay, Enchanted by the queenly moon’s soft ray, And spirited by thoughts all fancy rife? Come make confession to your little wife Who counts the weary hours when you are away. R. The oldest friends I’ve seen of long ago And in the past, the merry past I’ve been, When I was young and they were growing old. Through thirty years our memories have ranged, And many tales of those old times we’ve told, Feeling ourselves the same, yet oh! how changed.122 Clarissas Gedichte richteten sich meist nach den Sonetten von Shakespeare. In diesem Dialog zwischen Ranke und seiner Frau übernimmt das Gedicht den Stil des Sonetts, und ist in einem fünffüßigen Jambus von 14 Zeilen geschrieben; das Thema sind die Auswirkungen der Zeit und das abschließende Verspaar fasst die zuvor ausgedrückten Gefühle noch einmal zusammen. Nichtsdestotrotz, während das Shakespearesche Sonnet reimende Verspaare enthält, lassen sich hier nur drei solcher Verspaare finden. Die Fragen werden durch halbreimende und freie Verse gestaltet, während der dramatische Dialog dem Ganzen etwas Persönliches verleiht.123 Dieses Gedicht und das nun folgende, wurden für Rankes Geburtstag geschrieben. Sie reflektieren den Zusammenhalt des Paares und den Trost, den Clarissa während ihrer Krankheit erhielt: Hail to thee, Day, the shortest of the year! For though so keen and chilling in thine air, 121 Gedicht von Clarissa von Ranke, Wiehe, Englische Briefe 263. 122 Gisbert Bäcker-von Ranke, „Clarissa von Ranke geb. Graves Perceval, die Ehefrau des großen Historikers“, Vortrag (1967), S. 19-20. 123 Mit großem Dank an Aisling English für ihre Hilfe.

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88 though bereft of flowers and of [all] verdure bare, Thou art to me most full of inward cheer – and save one day, of every day most dear. How could I all alone my burden wear? Alone I long had yielded to despair, Were there not one to share it ever near! And such a one, who born in winter’s night, Dispels earth’s gloom and brings the past to sight. Long may he live to bring the truth to light, Long may he live still adding to his fame! And ever live his world-illustrious name!124

Clarissa hinterließ weitere 24 Bücher, vor allem Übungshefte und Notizbücher, mit mehr als 2.600 Seiten von Gedichten. Zwei von ihnen wurden als Continental Lore beschrieben – Übersetzungen von Gedichten aus verschiedenen europäischen Ländern. Unter den deutschen Gedichten, die Clarissa ins Englische übersetzt hatte, finden sich Werke der Dichter Geibel, Kinkel, Brentano, Herwegh, Heine, Tieck und Lenau; unter den französischen waren Victor Hugo, Pierre Jean de Beranger und Marie Andre de Chessier vertreten; unter den italienischen der Humanist Poliziano und unter den dänischen verschiedene von Anderson. Es gab auch Übersetzungen von griechischen, indischen, polnischen, persischen, russischen, spanischen, schwedischen und ungarischen Gedichten. Clarissa war eine exzellente Linguistin, die unter anderem englisch, deutsch, italienisch, französisch, griechisch, lateinisch, spanisch und flämisch fließend sprechen konnte. Ihre Enttäuschung wird daher verständlich, wenn sie in einem Brief 1865 einem ihrer Brüder schrieb, dass ihre Kinder „leider“ nur vier Sprachen fließend sprechen.125 Eine andere wichtige Sammlung waren die Sonnets, Sentiments and Thoughts, eine weitere bot Some verses written by me in my early days and now somewhat corrected; eine wieder andere wurde als Autumn Leaves betitelt und enthielt getrennt Gedichte zu Confession und The Birds on the Trees.126 Zwischen ihren Briefen finden sich auch acht Gedichte von Sir William Rowan Hamilton, in eigener Handschrift im Observatorium des Trinity College Dublin geschrieben, welche er an Clarissa geschickt hatte. Die Freundschaft zu Hamilton basierte nicht nur auf der beruflichen Verbindung zu Clarissas Brüdern, es bestand auch eine literarische Beziehung zu allen Familienmitgliedern der Graves. Auch wenn Clarissa mit Robert über eine mögliche Veröffentlichung ihrer Gedichte sprach, so konnte sie sich niemals entscheiden, welche und wie viele von Interesse wären. Sie kreierte daher ihr großes Schreibbuch Stars of my Life. 124 Bäcker-von Ranke, „Clarissa von Ranke, die Ehefrau des großen Historikers“, S. 20. 125 Brief von Clarissa Ranke an Robert und Helen Graves, Wiehe, Englische Briefe 69. 126 Bäcker-von Ranke, Rankes Ehefrau, S. 20-21.

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Sie war sehr aufgeregt und doch verunsichert, als Prof. Thomas Solly um Gedichte für eine Veröffentlichung bat. Die Idee hierzu kam von Leopold. In einem kurzen Brief fragte sie Robert um Rat: Two evenings ago Leopold met Mr Solly in Company who told him, he was in the act of bringing out in collection of the prettiest English poems, and to my infinite wonder what do you think Leopold said: You must publish one or two of my wife’s poems. Accordingly Mr Solly sent me the next day to ask for two poems lyrical or descriptive and both of them not exceeding 64 lines with room for spaces. My answer was then I could promise nothing without consulting you, dear Robert, have I ever written anything worthy of standing amongst a collection of selected poems? I doubt it and I should not like to enter a society to which I do not belong and where I should only be sure of humiliation! But supposing you could find me one or two pretty little pieces or sonnets that you think praiseworthy do you think it honest or judicious of me to put my best foot forward? Now dear Robert shall I say yes or no? If yes pray send me immediately what you choose for Mr Solly is preventing the print coming to a close before he gets your answer. You see it is a very hurried affair. If you send me anything I shall send you the book when it makes its appearance. I said at once no but my children and Leopold so much wish me to publish something that I am irresolute about it, and will be entirely guided by your advice.127 Was ihr Robert riet, ist nicht bekannt. Kurze Zeit später entschied sich Clarissa, Prof. Solly zwei Gedichte zur Veröffentlichung zu geben. Ihre Gedichte Wishes for a supposed admirer, composed as a companion piece to Crashaw’s „Wishes for the supposed mistress“ und A sonnet, partly suggested by a German song wurden durch Solly 1864 veröffentlicht.128 Clarissa war mit Prof. Solly über mehrere Jahre lang in Kontakt, aber die Freundschaft brach auseinander, weil er sich seit Ende 1868 zurückgezogen hatte. Möglich, dass er mit Clarissas sich verschlechterndem Zustand nicht umgehen konnte. In ihrem Neujahresbrief von 1869 schrieb Clarissa hierzu an Robert: I must tell you what you will be surprised to hear, that professor Solly has cut my acquaintance because – I am sure I don’t know why, because he thinks I have slighted him and his wife. I feel very innocent and do not feel guilty of the pride of which he accuses me. He is very huffy.129 Das Schreiben von Briefen war ein wichtiger Bestandteil in Clarissas Leben. Sie blieb mit Robert und Charles in permanentem Briefkontakt, vielleicht sogar mehr mit Robert, weil dieser ebenfalls an einer Krankheit litt, die seine Karriere beeinflusste. Die Krankheit selbst ist nicht bekannt, aber es wurde berichtet, dass er 127 Brief von Clarissa von Ranke an Robert Graves, Wiehe, Englische Briefe, 26. 128 Thomas Solly, A coronal of English verse, or a selection from English and American poets (Berlin 1864), S. 207-11. 129 Brief von Clarissa von Ranke an Robert Graves, 2. Januar 1869, Wiehe, Clarissa von Ranke 42.

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manchmal während seiner Forschungen oder während der Predigten in der Kirche plötzlich bewusstlos wurde. Deshalb hatten beide ein tiefes Verständnis für die Leiden und Probleme des jeweils anderen, und sie unterstützten sich gegenseitig. In einem Brief an Helen Graves dokumentierte Clarissa 1855 nicht nur ihren Gesundheitszustand, sie äußerte sich auch zum Tod Carolines, und fragte Helen, ob sie nicht ein Wappen für Ranke zeichnen könnte: Your last letter was respectably long & as genial & affectionate as ever, & I thank you for it with my whole heart. Oh! if you know how much a real letter revives & cheers me you would perhaps oftener give yourself the time & trouble to write to me. Now I am anxious to hear again how Robert is. I expected he would suffer after all his exertions & excitement in going to poor Caroline’s funeral, besides the returning spring is always most trying & inimical to us poor ailing mortals. I now feel as if my little fixus [?] were all rotted to […?] the trees, actually to sit or stand upright is more than I can well manage, & when I attempt to move I feel like a baby to long for leading strings or to be put is a falling bucket, for I so often stumble about, that I am covered with many coloured bruises. If I were to begin complaining, you would think all the contents of Pandora’s box had been poured out on my devoted head, but though I suffer much yet life is dear to me, for I feel my utmost exertions are my necessary to keep the little household a giving – My wish to get you to compose a coat-of-arms for Ranke mostly gives me energy to write. Oh what a vain thing I am with one leg in the grave, I have some vanities knowing their folly you ask for instructions – what can I say? Leopold’s Father was a lawyer but his grandfather & ancestors for three preceding generations were clergymen, the family possesses neither arms nor crest but L. having more commerce with the world than the rest adopted a ship as a crest until he took a fancy to the Perceval thistle. The Queen lately gave him a little drawing to cleryphor [?] – […?] the tendril of the grave is called Ranke in German – would you make any use of that flowing idea? Then you must recollect L. is a Knight of seven high orders. Knight commander of two & a Noble in virtue of his Wuerttemberg order – his greatest Spirit however is that he is a „Staatsrath“ a real privy Counsellor. Can’t you trump up something out of all this my children could adopt if they live.130 Es wird ersichtlich, dass der Wunsch der Erstellung eines Wappens von Clarissa ausging und Leopold daran kaum beteiligt war. In Irland trug jede Familie ein Wappen, während dieses Recht in Deutschland dem Adel vorbehalten war. Das rankesche Wappen wurde wahrscheinlich 1855 erstellt und stimmt in einigen Aspekten mit dem irischen Wappen überein. Der eagle displayed wurde wahrscheinlich von dem Wappen der Graveses entnommen, während der chief indented aus dem Wappen der Percevals stammte. Das Einfügen eines Buches reflektierte Rankes Stellung als Akademiker und Historiker, aber die anderen Symbole sind in der europäischen Heraldik verbreitet.131 Die Herkunft des Mottos auf der anderen Sei130 Brief von Clarissa Ranke an Helen Graves, 1855, Wiehe, Englische Briefe 41. 131 Brief von Michéal Ó Comáin, Herald of Arms in Ireland, an Andreas Boldt, 13. Januar 2004.

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te erscheint etwas schwieriger zu sein. „Labor ipse voluptas“ wurde mit der englischen Familie der Lovelace und dem englischen Historiker John Nichols, dessen Familie eine Verlegerfamilie war, in Verbindung gebracht. Baur vermutete dass das Motto wahrscheinlich von Ranke selbst konstruiert wurde. Als Philologe kannte Ranke die Schriftsteller der Antike bestens und im Werk Ab urbe condita (5,4,4) von Livy taucht der Ausdruck „labor voluptasque“ auf, und Martial verwendet den Ausdruck „iuvat ipse labor“ in seinem Werk Epigrammata (1/107); es lag nahe, beide Ausdrücke zu verschmelzen.132 In anderen Briefen an Clarissa wurde die Krise des irischen Bildungssystems und die Spannungen zu den protestantischen Queens Colleges diskutiert, mit ausdrücklicher Anmerkung, dass die Katholiken ihre eigene katholische Universität gründen wollten und ein gemischtes System ablehnten. Clarissa las auch eine Reihe von Zeitungen wie den Spectator – auch wenn sie nicht immer mit deren Inhalten übereinstimmte. Im Jahre 1858 war sie über einen der Artikel wütend: I have not read an English Newspaper for the last months the last I read was a Spectator – an article in it – on the Irish Primacy made me feel like an Irish rebel at all events it made me feel what a stepmother’s fashion England treats poor Ireland again.133 Der indische Aufstand war eines der größten internationalen Themen im Jahre 1857. Im September fragte Clarissa, ob die „English [have] not been too proud and overbearing? I think the English have been cruel & wrong in fomenting Rebellion on the Continent. I try to think as little as I can on these subjects & yet they pursue me.“134 In einem anderen Brief beschrieb Clarissa die Auffassung von Leopold: L[eopold] is quite of your opinion that the Muslims conspired to excite the Mutiny in India. He say’s they are a most vainglorious case and were too set up by their victories in the Crimean (for they do not consider themselves as at all beholden to the French or English) that they think the crescent will conquer the cross, & that when the English are beat out of India that they will establish their rule there again.135 Neben dieser Diskussion verschlechterte sich die Gesundheit von Robert. Folgender Brief an Clarissa gibt einen Einblick in die Krankheit, an der er litt: My health continues good. I have preached frequently since I wrote last & on no occasion have suffered from the exertion, but I still have a remnant of the

132 Brief von Siegfried Baur an Andreas Boldt, 20. Januar 2004. 133 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 21. September 1858, Wiehe, Englische Briefe 154. 134 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 17. September 1857, Wiehe, Englische Briefe 134. 135 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 1857, Wiehe, Englische Briefe 51.

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winter bow-pain and it is pronounced to arise from irritation of the membrance with lines the frontal sinus.136 Aufgrund seiner Krankheit wurde es für Robert unmöglich, die volle Arbeit in einer Pfarrgemeinde zu tätigen. Er konnte nur noch anderen Pfarrern assistieren. Diese Situation beeinflusste sein Privatleben und seine Weltanschauung – er hatte Zweifel, ob er überhaupt als Pfarrer geeignet sei. Nichtsdestotrotz blieb er mit Hilfe seiner Frau und Clarissa optimistisch und fand schließlich seine Nische innerhalb der Kirche. Er beschrieb diese 1860: […] that in my present position I am able to discharge a not unimportant function – which in general the parish clergyman is unable to attend to – namely to meet the difficulties & to strengthen the faith of educated intelligent persons, not a few of whom have sought in this way my counsel & support, & by the thought that after all I had not to choose, even in reference to public ministrations, between doing a great deal & doing nothing, for that in all probability my assistance to the new Clergyman, occasionally in the pulpit & often in the reading desk, & in visiting the poor, will probably be welcomed by him as well as by the parishioners …137 Dieses Arrangement stärkte sein Selbstbewusstsein, und im folgenden Jahre 1861 gab er Maximiliane kirchlichen Rat für ihre Konfirmation.138 Eines der großen Ereignisse des Jahres 1858 war die Erscheinung eines Kometen, den Clarissa beschrieb und sogar in ihren Briefen zeichnete, da ihre Brüder den Komet nicht beobachten konnten.139 Nach dem Ereignis schrieb sie im Oktober 1858 an Robert: „O the Comet! The glorious Comet! That was a night of lights! Worth living for. I was so thankful to have lived to see it. It was beyond all my expectations. We had beautiful weather generally for witnessing it & I could see it from my windows.“140 In den Briefen an Robert waren Familienangelegenheiten in Berlin und Irland genauso häufig Thema, wie die Diskussion über ihr literarisches Werk und ihre Sorge über den beruflichen Aufstieg von Charles. Manchmal wurden auch Unfälle erwähnt, wie beispielsweise ein Feuer im Hause der Rankes: Our house was one day on fire owing to a dirty chimney, but the skill of the fire men soon put it out. I had no fear as they told me that they would give the

136 Brief von Robert Graves an Clarissa Ranke, 6. Juli 1858, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke. 137 Brief von Robert Graves an Clarissa Ranke, 21. Januar 1860, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke. 138 Pastoralischer Ratschlagsbrief von Robert Graves an Maximiliane Ranke, 3. März 1861, Wiehe, Englische Briefe 16. 139 Donat’s Komet, entdeckt am 2. Juni 1858 durch den italiensichen Astronom Giovanni Donati (1826-73). 140 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 6. Oktober 1858, Wiehe, Englische Briefe 139.

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earliest notice of danger and that no harm to anybody or anything could happen as long as they were there.141 Aber die Dekade von 1854 bis 1864 war nicht nur von Clarissas Krankheit gezeichnet, sondern in dieser Zeit etablierte sich ihr Salon in Berlin. Einer der Gründe für die Einrichtung eines Salons war die Abwesenheit von Ranke, der in dieser Zeit viele Forschungsreisen nach Frankreich, England, Italien und durch die deutschen Staaten unternahm. Da Clarissa nicht reisen konnte, schrieb Ranke ihr viele Briefe – schilderte Orte und Ereignisse und betonte, dass er sie und die Kinder vermisse. Im Jahre 1854 war Ranke zu einem längeren Besuch in Bayern, wo er eine Reihe von privaten Vorlesungen für den bayerischen König Maximilian II. hielt. Er beschrieb Clarissa den Hof bis ins letzte Detail, dessen Rituale und Traditionen, aber auch die neuesten Ereignisse. König Maximilian fragte ihn, ob er nicht nach München übersiedeln und dort unterrichten wolle. Er bot ihm ein großzügiges Gehalt an. Ranke blieb dem preußischen König gegenüber loyal, zumal ihm Preußen ein höheres Gehalt zahlte, das auch die Kosten für seine teuren Forschungsreisen ins Ausland deckte. Im folgenden Jahr forschte Ranke wieder für zwei Monate in Paris, von wo er im Detail seine Aktivitäten beschrieb. Im Jahre 1857 fuhr Ranke nach England, das er erst wieder 1862 besuchte. Als er seine Verwandten traf, schrieb er seiner Frau, dass „ich höre, daß Charles Graves Senior fellow geworden ist und andre große Aussichten hat. Von John höre ich nichts, doch sah ich Emilie Graves einen Augenblick.“142 Charles, ein Bruder von Clarissa, wurde in privaten Schulen bei Bristol und im Trinity College Dublin ausgebildet. Er schloss sein Studium mit Bestleistung in den Fächern Mathematik und mathematische Physik ab. Graves wurde 1836 Fellow am Trinity College, wurde 1843 zum Professor für Mathematik ernannt, 1860 zum Diakon der Castle Chapel, Dublin, 1864 zum Diakon von Clonfert und schließlich 1866 Bischof von Limerick, Ardfert und Agadoe, eine Stellung die er bis zum Tode innehatte. Von 1861 bis 1865 war er Präsident der Royal Irish Academy – er wurde auch 1865 wiedergewählt, trat jedoch von dieser Position mit der Wahl zum Bischof von Limerick zurück. Im Jahre 1880 wurde er zum Mitglied der Royal Society gewählt. Graves war der letzte der großen antiquarischen GelehrtenBischöfe und starb in Dublin am 17. Juli 1899. Im März 1864 verlobte sich Maximiliane mit Wilhelm von Kotze. Clarissa war so überglücklich, dass sie sofort John und dessen Frau von dem Ereignis berichtete: I am sure, you will both participate in the happiness we all feel in the good fortune it has pleased God to bestow upon us Maxa has engaged herself to a very excellent young man the Herr Wilhelm Baron von Kotze, Lieutnant in the Dragoon Guards. He is now only 23 so the marriage is not to take place 141 Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 2. November 1864, Wiehe, Clarissa von Ranke 23. 142 Brief von Leopold Ranke an Clarissa Ranke, 27. August 1862, in: Ranke, Neue Briefe, S. 422.

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immediately; of course he is now quite dependent on his Father, who has large estates in Thuringia, adjoining the neighbourhood, where Leopold and all the Rankes were born and bred. As his Father is a man of 72 the young man will soon have to take possession of the estates.143 Das Paar konnte aufgrund von Wilhelms Jugend nicht sofort heiraten, außerdem war Wilhelms Vater zunächst nicht mit der Verlobung einverstanden. Er urteilte über Ranke: „Von den Eltern kann ich mir keine Vorstellung machen, denn wenn der Vater vermöge seines Wissens aller Weisheit den Kopf abgebissen, so bleibt er in meinen Augen, da er weder mich noch Wilhelm kennt, ein dummer Kerl, dass er wie geschehen seine Tochter an meinen Jungen, der heute noch nicht weiss was er will, verkuppelt hat.“144

4. Rankes Reise nach England und Irland 1865 Das neue Jahr 1865 begann mit einer Anzahl von Problemen und Enttäuschungen. Maximiliane konnte noch immer nicht heiraten, weil es Probleme mit ihrer Mitgift gab und Missbilligung von Kotzes den Rankes gegenüber nicht nachließ. Friduhelm absolvierte seine Abschlussexamina, und gegen Ende Januar informierte Robert seine Schwester, dass er nun doch ein Arbeitsangebot in Berlin abgelehnt hatte: And now, dearest Clara, I must say with my open pen how truly sorry I am in feeling obliged to refrain from meeting your affectionate wish about the Berlin Chaplaincy, to be near you & in any degree by being so to minister to your comfort & happiness would have been a true pleasure to me … but I felt the duties could not creditably be performed except by a person who spoke German & French with some ease. I am now too old to undo my wants in these respects. I feel too that my age dictates the desirableness of even settling in some spot with, if possible, a duty attached to it, where I may spend my days without working for further change on earth.145 Dies war für Clarissa äußerst enttäuschend, weil sie auf die Anwesenheit eines irischen Familienmitgliedes in Berlin gehofft hatte. Doch blieben im Augenblick ihr größtes Problem die Abschlussarbeiten ihres jüngsten Sohnes. Er war nach monatelangem Lernen recht schwächlich. Clarissa schrieb im März 1865 an John über die Examina: What a foolish mother you will think me but only recollect how our dear father used to feel it at the time of your examination, and afterwards write to his father all the particulars of them, you will make allowances for me, and though it may not so much interest you, it will lighten my heart to tell you 143 Brief von Clarissa Ranke an John und Emilia Graves, 1. März 1864, SUL X8. 144 Brief von Wilhelm von Kotze Senior, 3. März 1864, Archiv von Graf von der Schulenburg. 145 Brief von Robert Graves an Clarissa Ranke, 28. Januar 1865, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke.

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how my boy got off. At first Fred was not so fortunate as was to have been expected, three young men were dispensed from the oral examination because all their themes were so good, my brother-in-law, the Direktor of the school came to me to say, that Fred would have been dispensed, had he made a good German theme, but that he curiously failed in doing so, although his other compositions and exercises were excellent. Fred accounted for this, saying the theme did not interest him and he thought it stupid. His father was not at all sorry at his failure because if he has any especial talent it is for writing on any subject. So he went into his examination wearing a frock coat, a hat and a white cravate for the first time in his life. He went at seven o’clock in the morning, at one o’clock I got a depeche from my brother-in-law saying that Fred’s beautiful, childlike face and dear ready selfpossessed answeres interested the hearts of all the Examinors. When the examination was over, the chief school counsellor congratulated all the young men, saying that they had made a very good examination, then he came up to Fred, shook hands with him and said, I can congratulate you especially; your answering afforded me great pleasure and especially because you are so young. Fred said: I am not so young as you think. I am seventeen. Well, he said, is that not young for you. Yesterday Fred was praised in the school an unusual thing. He has not a natural talent for mathematics as Otto has, but he distinguished himself in them in his examination. I feel altogether very happy about him. Still, I wish to know your advice about him what he should do to strengthen his body and what do you advise about a profession?146 Während Clarissa zu Hause mit ihren Sorgen allein war, akzeptierte Leopold eine Reihe von Einladungen – auch wenn er vielen angeblich nur widerwillig folgte: Leopold has been quite well and has been to a great number of balls and entertainments at the Court and the ministries and ambassadors. Of course it is no pleasure to him to go, but he has the opportunity thus of speaking with Statesmen and other great men, that he only meets at such places.147 Am 22. März 1865 wurde Ranke durch königlichen Erlass in den Adelsstand erhoben. Seit dem achtzehnten Jahrhundert konnte man in Preußen nur durch besondere Dienste in der Armee oder im Staate in den Adelsstand erhoben werden. Clarissa beschrieb, wie sie zuerst von der Adelung hörte: This morning early Leopold came into my room, saying: Good morning Frau von Ranke. I said, what have I got a letter? And from whom, for I very often, as you know have my letters directed Fr. v. R. Leopold said: No but I have got a letter from the King saying: He has raised me to the state of nobility on account of my merit.148

146 Brief von Clarissa Ranke an John Graves, 5. März 1865, SUL X2. 147 Brief von Clarissa Ranke an John Graves, 1. März 1865, SUL X1. 148 Brief von Clarissa von Ranke an John Graves, 22. März 1865, SUL X16.

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In einem anderen Brief, etwa ein oder zwei Tage später an Robert geschrieben, blieb Clarissa eher formal und die Nachrichten der Adelung waren weniger emotional; sie schrieb […] that on the King’s birthday he, the King, wrote to my Husband at a very early hour in the morning to tell him, that he had raised him to the state of nobility on account of his literary and historical merit, at the same time intimating that he wished, that Leopold would dedicate his talents again to the History of his own country. I did not know at first, that this was so great a distinction as I now find it is. Everybody from high to low think it necessary to congratulate and certainly I am very happy to find, that the learned men especially think that the promotion of my Husband is an honour done generally to science. I was also much pleased at being greeted as a „Stammmutter“ [sic], ancestress of a new line. To Leopold this is a vain distinction, but for the children it is very agreeable.149 Nur wenige Tage später, am 3. April, antwortete Robert mit Begeisterung: pleasure & the best of good wishes by all of us here, & I now in the name of all congratulate most heartily both parents & children in this elevation in rank. To Leopold first must we give joy on his receiving a distinction which his history & historical labours had made a reward of merit … He is now in Prussia what Lord Macaulay was in England as to position before the public eye; as to his relative merit & as historians I have no right to pronounce a judgement, but I am very sure that in some important points Leopold is much his superior.150 Die Ermordung von Abraham Lincoln, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, am 14. April 1865 bewegte Clarissa sehr. Sie widmete ihm ein Gedicht in den Stars of my Life, und sie erwähnte gegenüber Robert: „What a dreadful tragedy the murder of Lincoln and the attempted assassination of Seward [US secretary of State] was!“151 Am Abend des 6. Mai 1865 brachen Ranke und sein jüngster Sohn Friduhelm nach Paris auf. Auch wenn Ranke schon 69 Jahre alt war, so wurde er von seinem Sohn als „being completely fresh, mastering all kind of bodily strains and indefatigable“ beschrieben.152 Während der Reise unterhielt sich Ranke fröhlich mit anderen Mitreisenden, und tauschte Neuigkeiten aus. Er schlief recht gut in der Nacht, ohne sich hinzulegen oder gar zudecken zu müssen. Nach einem Zeitraum von 24 Stunden kamen sie in Paris an und Ranke zeigte keine Spur von Müdigkeit.

149 Brief von Clarissa von Ranke an Robert Graves, 1865, Wiehe, Englische Briefe 170. 150 Brief von Robert Graves an Clarissa von Ranke, 3. April 1865, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke. 151 Brief von Clarissa von Ranke an Robert und Helen Graves, 1865, Wiehe, Englische Briefe 213. 152 Friduhelm von Ranke, „Leopold von Ranke“, S. 188.

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Beide übernachteten in dem Hotel de Londres, welches Ranke schon seit über 25 Jahren als Unterkunft nutzte. Es befand sich in der engen Rue Bonaparte, und nach Auffassung von Friduhelm war das Gebäude hässlich, hatte dicke Mauern mit kleinen, unfreundlichen Räumen und der Service war schlecht. Andererseits war das Hotel praktisch für Ranke, lag es doch im Zentrum der Stadt, am linken Ufer der Seine, nur fünf Minuten Fußweg vom Louvre entfernt und nahe den wichtigsten Bibliotheken und Archiven. Ranke freute sich auf den folgenden Tag, weil ihm die Benutzung der Archive des Außenministeriums erlaubt worden war. Friduhelm war es jedoch nicht erlaubt mitzukommen, aber Ranke forschte auch in anderen Archiven und fand auch schließlich einen Weg, Friduhelm Zugang in das Archiv des Kriegsministeriums zu verschaffen, wo Friduhelm dann jeden Tag Kopien anfertigte; einige dieser Kopien wurden später in dem Anhang der Englischen Geschichte abgedruckt. In Paris war Ranke bereits schon eine hoch respektierte Person unter Gelehrten. Ranke begann seine üblichen Besuche schon am ersten Tag. Zusammen mit Friduhelm besuchte er den Orientalisten von Mohl und seine Frau und waren in deren Salon willkommen. Friduhelm beschrieb Frau von Mohl als eine kleine ungewöhnlich lebendige und geistreiche Frau mit vielen Interessen. Sie konnte englisch, deutsch und französisch fließend sprechen, was wiederum bedeutete, dass ihr Salon Menschen aus diesen drei Nationen offenstand. Ranke hatte einen guten ersten Tag gehabt. Als er von den Archiven wiederkam, verglich er sich mit einem Jäger, der gerade eben mehrere Tiere erlegt habe. Wenige Tage später folgte ein Besuch bei Louis Adolphe Thiers, von dem Ranke herzlich empfangen wurde. Friduhelm beschrieb ihn: er war etwa gleichen Alters wie Ranke, hatte dieselbe Größe und zeigte die gleiche Frische. Die Unterhaltung zwischen Ranke und Thiers schilderte er als brüderlich. Thiers war lustig und sprachgewandt und mochte häufig scherzen, aber er konnte auch dickköpfig eine Meinung vertreten, während er weiterhin freundlich und verständnisvoll blieb. Gegen 1865 befand sich Thiers in der parlamentarischen Opposition auf dem Höhepunkt seiner Macht. Seine Ansprachen machten ihn zu einer populären Person in Paris. In seinem Hause trafen sich jeden Abend nach dem Abendessen mehrere Freunde und Gäste. Während die Rankes zu Besuch waren, wurden französische Angelegenheiten kaum erwähnt. Das Hauptthema betraf die preußische Politik: inwiefern Bismarck seine Politik treiben könne, damit das französische Parlament – das überhaupt kein Verständnis für Bismarck oder König Wilhelm I. zeigte – diese noch akzeptieren würde. In späteren Jahren bewunderte Thiers sogar Bismarcks Politik. An den Abenden, an denen Politik diskutiert wurde, war auch Auguste Mignet anwesend; er war ein ständiger Gast bei Thiers und wurde von den Rankes sehr geschätzt. Täglich war Ranke zum Essen und zu Gesellschaften eingeladen, während er Friduhelm Geld gab, so dass er sich vergnügen könne. Manchmal gingen sie in die Oper, einmal sogar mit der Familie des Grafen Schlieffen Sandow, um Meyerbeer’s L’Africaine zu sehen. Sie saßen in einer Loge. Auch wenn Ranke nicht richtig sehen konnte, genoss er doch die Atmosphäre der großen Oper. Die

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Interpretation des Dirigenten fand nicht die uneingeschränkte Zustimmung Leopolds. Der Aufenthalt in Paris war recht unbeschwert. Kurze Sommergewitter brachten kurzzeitig Kühlung an heißen Tagen. Sonntags gingen die Geschäfte anders. Morgens befasste sich Ranke mit dem Schreiben von Briefen und wies Friduhelm als seinen Sekretär ein. Ranke schrieb seine Briefe sehr vorsichtig, wog zur Vermeidung von Missverständnissen jedes Wort ab; falls ein Brief nicht gut genug war, musste er neu geschrieben werden. In der Regel gingen die ersten Briefe an seine Frau, dann folgten die an seine Brüder, dann an Manteuffel und so weiter. Gleichzeitig arbeitete er an seinen Büchern. Durchschläge, die von Berlin aus geschickt worden waren, wurden gelesen und nicht nur auf stilistische und faktische Fehler überprüft, sondern auch auf die Qualität des Inhalts. Der Verlag in Berlin fand es schwierig, Rankes Handschrift zu entziffern. Mittags erfrischte Ranke sich etwas und besuchte dann Freunde. Einmal lud ihn sogar die Kaiserin Eugenie zu sich. In der Regel nutzte er den Nachmittag für Ausflüge in Parks oder Gärten von Freunden, wo er zu Mittag speiste. So aß Ranke mit Iwan Turgenjew in Rueil und mit Baron Henry Labouchere in Versailles. Der Deutsche mochte Paris und den Lebensstil der Pariser, beides beschrieb er in der Korrespondenz mit Clarissa. Ausflüge dauerten bis spät in die Nacht, aber Ranke mochte das Reisen in überfüllten Zügen und erfreute sich an der Vorstellung, selbst ein Pariser zu sein. Nichtsdestotrotz verließen die Rankes Paris am 7. Juni und kamen am Charing Cross Station in London am folgenden Morgen an. Sie fuhren in die Nachbarschaft des Britischen Museums, wo sie eine Reihe von möblierten Apartments begutachteten bis schließlich eines in einer Seitenstraße der Oxford Street mit mehreren einfachen Räumen gemietet wurde. In London fand Ranke schnell seinen Weg in die Archive. Der preußische Botschafter Albrecht Graf von Bernstorff stand Ranke zur Seite und organisierte für ihn Einladungen zu Gesellschaftsabenden und zu einem Konzertball, bei welchem Prinzessin Helen die Königin repräsentierte. Ranke traf sich auch mit anderen Historikern. Friduhelm mochte das Kopieren alter Manuskripte im Britischen Museum für die nächsten drei Wochen überhaupt nicht und wurde auch zu einigen Treffen nicht mitgenommen. Das Geld, das er von seinem Vater erhielt, reichte zwar zum Kauf von Mahlzeiten aber nicht für Theaterkarten, also verbrachte Friduhelm seine Abende mit Spaziergängen entlang Regent Street und Piccadilly. Manchmal war es Friduhelm erlaubt, an Zusammenkünften teilzunehmen, wie beispielsweise an einer Gesellschaft bei Frau Tiarks, der Großmutter seiner zukünftigen Frau. In ihrem Salon fanden politische Diskussionen statt. Zu Friduhelms Freude teilten die Anwesenden die Sympathie für die amerikanischkonföderativen Staaten. Ihr Kampf war bereits verloren, jeder hasste die Nordamerikaner, die heftig und unfair kämpften, aber größere Ressourcen an Soldaten und Waffen hätten; Ranke teilte diese Auffassung nicht und beteiligte sich nicht an diesbezüglichen politischen Diskussionen. Nach seiner Meinung wiederholte jeder nur, was in der Times stand. Als die Unterhaltung sich Preußen zuwandte, mutmaßte jeder, dass der Staat am Rande einer Revolution sei und kurz vor dem Kollaps stehe.

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Auch während des Londonaufenthalts war das Wetter sehr heiß und trocken. Sonntags machten Vater und Sohn Ausflüge – sie sahen sogar Windsor Castle – konnten aber keine geöffneten Restaurants finden. Nur am späten Abend zurück in London konnten sie kaltes Fleisch auftreiben. Friduhelm berichtete später, dass er niemals – selbst während seines Militärdienstes – so hungrig gewesen war, aber Ranke störte sich nicht an diesen kleineren Unannehmlichkeiten. In der Zwischenzeit hütete Clarissa in Berlin das Haus, blieb aber in ständigem Briefkontakt mit Ranke und mit ihren Brüdern. In einem Brief an Robert drückte sie ihren Wunsch aus, dass Ranke und vor allem Friduhelm die Verwandten in Dublin besuchen sollten: You will receive this [letter] from Charles, to whom I have written to beg that if convenient he would invite Leopold & Fried to visit him about the middle of July they are staying now at Mrs Alderton’s, 34 Dean Street, Soho Square, Lo[ndon]. I wish you would write to them also, dear Robert, to press their going to Dublin. I am so afraid of anything happening to prevent Leopold putting his intention into practise, and I do so wish that Fried should see you all!153 Charles lud Ranke in den folgenden Tagen nicht nur zu einem Besuch seiner Familie ein, sondern auch zur Verleihung einer Ehrendoktorwürde. Ranke antwortete nur wenige Tage später, unter anderem auch zwei von Charles erhaltene Kopien von Manuskripten, erwähnend: Your duplicates are both arrived. Receive my best thanks for the care, you took, your good intentions and for your kind invitation. Certainly I shall come with Fridhelm to Dublin before you and dear Selina leave it. For what could we do there without you? I wish, to see you in your own usual residence with your family. Now I come to the principal point. You conceive, that I could not arrive the precise day of your comitia, if I was not before assured, I say not pretty sure, but assured beyond doubt, that the honour you speak off, should be really bestowed upon me. But in this case, I should really arrive to the precise day and not fail. I think about the first of July we shall be in Cheltenham in the house of dear John. Here we shall stay certainly till to the 24th of June. Pray give me a further notice of the prospect of the case and of your home arrangement. Is it possible without inconvenience for you to receive us both in your house and to take us both with you to Parknasilla? I should like indeed staying with you for a little while in the country; only it must not be in any way troublesome to you nor make you and your family uncomfortable.154 Robert schrieb Clarissa am 22. Juni. Der Brief zeigt, wie weit die Vorbereitungen in Dublin bereits fortgeschritten waren: 153 Brief von Clarissa von Ranke an Robert Graves, 16. Juni 1865, Wiehe, Englische Briefe 271. 154 Brief von Leopold von Ranke an Charles Graves, 16. Juni 1865, SUL X25.

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Charles wrote to tell Ranke that if he would undertake to be here by the 5th July, he would undertake that on that day (the annual day of Commencements in Degrees) the University here would confer the mutual honour of a Degree of Doctor of Laws upon him. Ranke has very munificently accepted the offer. On the day of the Commencements there will be a grand Banquet in the Dining Hall at College at which of course Ranke will be one of the principal guests. Lord Wodehouse has the intention of writing Ranke to be a guest at the table of the Vice Royal Lodge.155 Am 22. Juni schrieb Ranke an John und kündigte seine Ankunft innerhalb der nächsten Tage an: London begins only now to be London for me. But your propositions shall be our law. Our worrying shall be finished and, I think, it can be Saturday afternoon. At two o’clock we shall be in Paddington, at seven in Cheltenham. I hope you give us a writing table for bringing in order not only our papers but also for writing down the ideas resulting from them. I think really to be in Dublin the 4th July. I am governed by the Graves and follow blindly their advice. With the hope of finding Mrs Graves and yourself in full health.156 Nur wenige Tage später fuhren Ranke und sein Sohn nach Cheltenham, um ein paar Tage bei John, Clarissas ältestem Bruder und Friduhelms Patenonkel, der unverheiratet dort lebte, Urlaub zu machen. Ranke beschrieb seiner Frau die Ankunft: Das Haus Deines Bruders, worin wir aufgenommen sind, ist nicht gerade prächtig und großartig, aber geräumig und comfortable, so daß wir uns darin wohl befinden. Ich hatte noch nie ein besseres Schlafzimmer, als welches mir eingeräumt ist. Gegenüber ist die Bibliothek, mit mathematischen Büchern reich ausgestattet, wo wir soeben schreiben. Dies ist eine Treppe hoch, noch höher ist Frieds Schlafzimmer; unten sind Drawingroom und Esszimmer, alles überaus bequem und wohnlich. In dem Haus ist auch für ein Bad gesorgt. Der Garten, der das Haus umgibt, war sehr verbrannt, als wir kamen, sehr durstig – so zu sagen, denn es hatte fünf Wochen nicht geregnet. Seit gestern haben wir Regen und man sieht bereits das Grün von Stunde zu Stunde mehr hervorkommen. Das angepflanzte Gebüsch ist noch niedrig, wird aber in ein paar Jahren Schatten geben. Es fehlt nicht an einem Greenhouse und gleich am ersten Abend besuchten wir die Stallungen. John und Amelia haben ihre eigenen Pferde, täglich wird ausgefahren, ausgenommen Sonntags. Wir fühlen uns sehr gut aufgenommen. Friedhelm findet auch hier vielen Beifall. Das lange Haar steht ihm sehr gut und gibt seiner Erscheinung etwas Anmuthiges und

155 Brief von Robert Graves an Clarissa von Ranke, 22. Juni 1865, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke. 156 Brief von Leopold von Ranke an John Graves, 22. Juni 1865, SUL X20.

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Fremdes, was, wie in Paris und London oder wenigstens Clapham, so auch hier gefällt.157 Es war geplant, dass Ranke eine Woche hier verbringen und sich nur entspannen sollte – anstatt zu arbeiten. Wie es nun aber so geschah, entdeckte Ranke bereits schon am ersten Abend ein anderes Archiv. Er beschrieb Clarissa, wie er Sir Thomas Phillipps traf: Und wie wir hier nun leben? Am ersten Abend sind wir auf die von Bäumen durchzogenen Wiesen gewandert, wo eben das Heu zum Trocknen ausgebreitet war. Wir geriethen in einen kleinen Krieg mit der Jugend, worin wir uns gegenseitig (das will sagen, ich auch) mit Heu bewarfen oder auch schlugen. Indem wir aus der Umzäunung heraustraten, stießen wir auf einen würdigen Gentleman, der mich über Herrn von Bismarck questionierte und eine preußische Revolution in Kürze ankündigte. Eine ähnliche Prohezeiung hatte nämlich den Abend zuvor in der Zeitung gestanden.158 Nach den Beschreibungen von Friduhelm besuchten sie am folgenden Tag Sir Thomas Phillipps, der im Northwick House in der Nähe von John lebte. Phillipps wurde von Friduhelm als mittelgroßer 74jähriger älterer Gentleman beschrieben, sein Gesicht voller Falten, mit einem langen weißen Bart. Er lebte wie ein Einsiedler und widmete sich innig seinen Sammlungen und Schätzen. Seine große Gemäldesammlung stach nicht hervor, aber seine Bibliothek enthielt nach Friduhelms Angaben etwa 20.000 Manuskripte. In der Regel zog Phillipps sich tagsüber zurück, und las nachts. Friduhelm fühlte sich bei seinem Anblick an einen Zauberer erinnert. Sehr zum Missfallen Friduhelms besaß Phillipps alle parlamentarischen Berichte vom siebzehnten bis achtzehnten Jahrhundert. Sie erwiesen sich als Rankes wertvollster Fund, und am nächsten Tag blätterte er sich, unterstützt von Friduhelm, durch die Manuskripte.159 Ranke beschrieb die Sammlung wie folgt: Bei weitem das merkwürdigste aber, was es in und um Cheltenham giebt, ist ein mit Büchern und Handschriften (und zwar in ihren Originalen), Kisten und Kasten vollgestopftes Haus, wo ein Sammler ersten Rankes, Sir Thomas Philipps, seinen Sitz aufgeschlagen hat. Es ist das früher Northwicksche Haus, das für eine Gemäldegalerie eingerichtet war und auch jetzt noch in weiten inneren Räumen eine ansehnliche Sammlung darbietet. Der Besitzer ist ein bejahrter Mann, der niemals ausgeht und nur unter seinen Büchern, in seinen Sammlungen lebt und uns auf das beste empfing. Er gab mir den Katalog seiner Sammlungen nach Haus, und da erfuhr ich dann erst, was mich mir selbst unbewusst getrieben hatte, London so bald zu verlassen und nach Cheltenham zu gehen. Denn unter seinen Handschriften, deren Zahl bis auf 18 000 steigt, 157 Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 30. Juni 1865, in: Dove, Zur eigenen Lebensgeschichte, S. 453-5. 158 Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 30. Juni 1865, in: Dove, Zur eigenen Lebensgeschichte, S. 453-5. 159 Friduhelm von Ranke, „Leopold von Ranke“, S. 192-3.

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sind auch einige, die in meine gegenwärtigen Studien einschlagen und von hohem Werthe für mich sind. Für den Besitzer ist es freilich sehr schwer, sie aus seinen Kisten herauszufinden, aber es macht ihm dann um so mehr Freude, wenn er sie gefunden hat. Mit einer sonderbaren Mischung von Genugthuung für sich selbst und Wohlwollen für den anderen bringt er sie herbei und freut sich, sie benutzt zu sehen. Er rühmt, daß Dr. Pertz einst in Middlehill ein paar Monate bei ihm gewesen ist. Mit Fridhelms Hülfe habe ich mich an die Arbeit gemacht, fürchte aber, daß ich noch einmal zurückkommen muß, um nicht meine historische Pflicht zu versäumen, an die er selber mich erinnert hat. Es bleibt dabei, daß wir Montag nach Dublin abreisen. Aber den Gedanken, nach Parknasilla zu gehen oder gar nach Schottland, mit dem ich mich trug, werde ich aufgeben müssen.160 Während er noch in Cheltenham weilte, stimmte Ranke seine Dublinreise mit Charles und Robert ab. Er schrieb an Charles: My purpose is to leave Cheltenham Monday next and my hope, to find you all in good health in the new dwelling at Dublin Castle Tuesday in the morning. I am told we shall arrive already at 7 o’clock. I suppose, that everything about the honorary degree is quite settled. Perhaps you will have time to give me as far as it is possible an official notice of it. If so, we shall come certainly. Dear Charles, I hope my presence in Dublin wont be burdensome neither to you or to Selina, whom I am longing very much to see. My kindest love to you both as well as to Robert and Helen. I am vexed, that I shall miss Georgina and her children, because I should have wished to prove to my son acquaintance with the whole of the English Family.161 Und an Robert schrieb Ranke: I think it is rather presumptuous to accept an invitation in Dublin, when one is still in the midst of England. But well, trusting that I shall safely pass St Georges Channel I accept your invitation as well as the other two, which I received in this moment to a dinner in Trinity College and another at Lord Woodhouses. If you would be kind enough to tell it to Charles, who forwarded me those invitations. I hope to find you in good health and all the force at your spirit. Believe me, that it shall give me the greatest pleasure to enjoy your and dear Helens company sometimes when I am in Dublin. We read always your letters to Clara with great appreciation of your kindness and sense. You enter always much in our conversation at home.162 Noch bevor Ranke Cheltenham für seine Reise nach Dublin verließ, schrieb er an seinen Freund Edwin Freiherr von Manteuffel, dass „ich im Begriff [bin], und

160 Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 30. Juni 1865, in: Dove, Zur eigenen Lebensbeschreibung, S. 453-5. 161 Brief von Leopold von Ranke an Charles Graves, 27. Juni 1865, SUL X18. 162 Brief von Leopold von Ranke an Robert Graves, 28. Juni 1865, Wiehe, Ranke-Nachkommen 3.

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eben ist alles dazu gepackt worden, nach dem grünen Eiland überzugehen und eine Woche in Irland zuzubringen, das ich noch niemals sah.“163 Am 3. Juli um 20.00 Uhr abends verließen Ranke und sein Sohn Cheltenham. Sie nahmen zwei Züge nach Holyhead. Als sie die Züge wechseln mussten, musste Frieduhelm seinen Vater zum Express-Zug führen, weil sie nur wenige Minuten Zeit bis zur Abfahrt hatten. Das Dampfboot verließ Holyhead gegen 3.00 Uhr morgens. Auf dem Boot traf Ranke Prof. Miller, Prof. Adams aus Cambridge und zwei weitere Professoren der Mathematik aus London und Cambridge. Alle von ihnen kamen aus dem gleichen Grunde wie Ranke: der Überreichung einer Ehrendoktorwürde. Am Morgen erreichten sie Kingstown und wurden nach Dublin gebracht. Ranke fuhr nach Irland, weil er vom Trinity College Dublin am 5. Juli 1865 mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet werden sollte. In dem Register des Trinity College finden sich zwei Eintragungen: June 6 […] Con. of degree

Dr Graves gave notice that he would move that an honorary degree of LLD be conferred to L.d von Ranke of Berlin.

June 21st […] Honourable Degree for Prof. Ranke

von

The Grace of the House for the degree of LLD [Doctor of Laws] honouris causa was granted to Professor von Ranke of Berlin.164

Der Antrag zur Auszeichnung Rankes kam von Charles Graves und dies hing wahrscheinlich mit der Tatsache zusammen, dass Charles Graves erst ein Jahr zuvor zum Senior Fellow ernannt wurde. Aber Ranke hatte über Walter K. Kelly schon frühere Verbindungen zum Trinity College: Kelly hatte 1843 die Päpste ins Englische übersetzt. Im gleichen Jahr hatte er auch Fürsten und Völker ins Englische und 1857 ins Spanische übertragen. Ranke musste sofort informiert worden sein, weil die Ehrung bereits zwei Wochen später, am 5. Juli 1865, in der Examshalle stattfinden sollte. Ein Flugblatt hielt folgende Informationen fest: Comitia Aestiva Habita Quinto die Julii, 1865. […] 163 Brief von Leopold von Ranke an Edwin Freiherr von Manteuffel, 3. Juli 1865, in: Ranke, Neue Briefe, S. 447. 164 Eintragungen in das Board Register/Minute Book für das Jahr 1865, S. 158-9, TCD MUN/v/5/12.

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Leopoldus Von Ranke Berolensis, Prof. Historiae gratiam pro gradu Doctoratûs in utroque Jure adeptus est (Honoris causâ)165 Am folgenden Tag berichtete The Freeman’s Journal von den TCD Auszeichnungen: TRINITY COLLEGE SUMMER COMMENCEMENTS The summer commencements were held yesterday in the examination hall. The degrees were conferred by the Lord Justice of Appeal, Vice Chancellor. In the list of Doctors of Law, it will be observed, are the names of the Earl of Enniskillen, Dr Adams, who contended with Le Verrier for the honour of having discovered one of the recent planets, and Von Ranke. […] Doctores in utroque Jure […] Leopoldus Von Ranke, Berolensis Prof Historiae gratiam pro gradu Doctoratues in utoque adeptus est (Honoris causa).166 Die Irish Times berichtete dasselbe in ihrer Ausgabe, allerdings waren die Namen nur auf Latein gelistet und der Einleitungsabschnitt fehlte. Die Zeitungen beschäftigten sich vorrangig mit den Wahlen für das englische Unterhaus und weitere Notizen zu Ranke wurden nicht gedruckt. Für Ranke war dieser Ehrendoktor äußerst wichtig.167 Er schrieb Clarissa wenige Tage später: Hier im äußersten Westen bin ich nun wirklich Doktor beider Rechte geworden. Ich habe den Hut der Universität und das nicht gerade unschöne Gewand eines Doktors getragen. Ich war der einzige, der den gewohnten Eid nicht zu leisten brauchte; denn darin wird Königin Victoria von einem jeden als seine Königin anerkannt. Man händigte mir dafür ein Diplom ein, das ich mitbringen will. Den besten Eindruck machte die Robe des Kanzlers, schwarz und gold von festem Stoff; etwas schwer, während man die gown des Doktors kaum fühlt. Bei dem Bankett hatte ich einen der vornehmsten Plätze neben Lord Clancarthy, einem älteren Mann, der die Welt gesehen hat und mir einige Auskunft über die ionischen Inseln gab.168 Zu dieser Zeit war der Eid eine normale Prozedur im Trinity College. Der Dublin University Calendar for der Year 1866 fügte hinzu: 165 166 167 168

Flugblatt im Board Register/Minute Book für das Jahr 1865, S. 161-2, TCD MUN/v/5/12. FREEMAN’S JOURNAL, Donnerstag 6. Juli 1865, vol. xcviii. Nur erwähnt in Helmolt, Rankes Leben und Wirken, S. 202, Fußnote 232. Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 7. Juli 1865, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 473.

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At these Commencements, the private grace of the House was read, for conferring the Honorary Degree of Doctor in Laws on Professor Leopold von Ranke, of Berlin, who, being the subject of a foreign state, could not take the oath of allegiance, which is required by Act of Parliament for the Full Degree.169 In einem Brief an seine Frau, geschrieben in seinem Apartment im Dublin Castle, beschrieb Ranke seine Eindrücke von Dublin: Wir sind also wirklich hier, meine theuerste Clarissa, in Deiner Vaterstadt. Ich fuhr mit Robert über Fitzwilliam Square nach Merrionstreet. Er zeigte mir Eure alten Familienhäuser, wo die einen oder die anderen von Euch geboren, erwachsen sind, wo Du als die kleine bewegliche Hausmaus mit dem Namen Clarissa gelebt hast. Fridhelm wird das alles noch viel besser besichtigen. Er ist ganz glücklich in Deiner Familie mit den beiden Cousins, ein paar talentvollen jungen Leuten; sie scheinen beide Witz zu haben; der eine im Gespräch, der andere schreibt sogar seine kleinen Satiren; sie sind wohlgeartet und wohl unterrichtet. Cousin Helena dienstfertig und gescheidt; Selina, meine alte Freundin, sehr liebenswürdig, immer thätig für ihre große Familie, noch recht hübsch und für uns eine gütige Wirthin. So Roberts Frau, Helen Graves: sie ist wohl; soweit ich sehe, zufrieden in ihrer kleinen Behausung und nimmt an allem, was Dich und die Deinen betrifft, den herzlichsten Antheil bis auf jede Kleinigkeit. Und nun Deine Brüder! Charles ist voller Thätigkeit, noch ungebrochener Kraft und sehr angenehm in Dublin. In dem College ist er eine Art von Studiendirektor, ohne selbst zu lehren, aber unaufhörlich dort beschäftigt; zugleich der geistliche Rath des Vicekönigs, dessen Vertrauen er, wie es scheint, in hohem Grade genießt. Die Wohnung, in der wir aufgenommen sind und die der Regierung gehört mit allen Mobilien, die darin sind, ist geräumig und anständig, dem Vicekönig gegenüber. Auf dem breiten Steine, der die Mitte des inneren Hofes durchzieht, schreitet die Wache auf und ab in sehr malerischem Kostüm. Robert macht allerdings nicht den Eindruck eines kräftigen Mannes: er ist leicht zu ermüden; aber sonst wohlauf und von einer Dienstfertigkeit und brüderlichen Hingebung ohnegleichen. Wenn er nur irgend eine kleine literarische Beschäftigung hätte, so wäre ihm geholfen. Leider ist Erzbischof Trench nicht anwesend, so daß ich keine Gelegenheit haben werde, mit ihm zu sprechen.170 Nach den Beschreibungen von Friduhelm war der Aufenthalt in Dublin eine fortwährende Festlichkeit: jede Nacht gab es Feste, Ehrungen, Auszeichnungen und Würdigungen. Er schrieb, dass es die Iren verstehen würden, solche Angelegenheiten richtig in Szene zu setzen. Er hatte auch das Gefühl, dass der „Autor der Päpste“ eine weit mehr berühmte und populäre Person in Dublin war als in Deutschland. 169 Dublin University Calendar for the Year 1866 (Dublin, 1866), S. 92. 170 Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 7. Juli 1865, in: Dove, Zur eigenen Lebensgeschichte, S. 456-8.

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Doch Ranke war nicht nur nach Dublin gekommen, um seinen Ehrendoktor in Empfang zu nehmen. Während seines Aufenthaltes besuchte er die Sehenswürdigkeiten, traf sich mit Historikern und wichtigen Politikern und forschte in den Dubliner Archiven nach neuen Quellen. Er ging sogar zu einer amerikanischen Kunstausstellung in der Royal Dublin Society. Er gab seine Eindrücke von Dublin wieder: Dublin ist die einzige Hauptstadt in der Welt, in welcher die Mehrheit der Einwohner katholisch ist, aber von einer protestantischen Minderheit regiert wird. Man empfindet das noch zuweilen, wenn man etwa in eine katholische Kirche tritt, wo man Beichtstühle und einzelne Andächtige wahrnimmt, und dann auf den Straßen, den nächsten Nachbarn fragend, inne wird, daß er den ganzen Katholizismus haßt und verwirft. Der Gegensatz der beiden Glaubensmeinungen beherrscht die Gefühle und Meinungen. Da steht denn in der Mitte die Reiterstatue Wilhelms III., ein Gegenstand der Verehrung für die einen, der Abscheu für die anderen. Der Staat, den er gründete, besteht noch; hier regiert er gleichsam noch. Wenn ich mir die Population ansah, so glaubte ich viele naturwüchsige Gestalten und ausdrucksvolle Gesichter wahrzunehmen, zuweilen schön, öfters hässlich, aber immer des Anblicks wert. Für einen Maler würde so ein Obstverkäufer, um den sich die verschiedensten Alter sammeln, gute Studien darbieten. Von eigentlich irländischer Kunst ist jedoch nicht viel die Rede.171 In seinen Briefen erwähnte Ranke vor allem drei Männer, die er in Dublin traf: Dr. Petrie, Sir Thomas Larcom und Lord Wodehouse. George Petrie (1790-1866) war Historiker und Archäologe und Ranke beschrieb ihn mit sehr viel Respekt. Sir Thomas Larcom war Unter-Sekretär von Irland (1853-68) und John Wodehouse, Earl of Kimberley (1826-1902) war der Lord Lieutenant für Irland von 1864 bis 1866. Er wurde als intelligenter Mann mit einem breiten Wissen über Europa beschrieben, mit dem Ranke sich ausgiebig über Politik unterhielt. Die Dubliner Archive waren für den Historiker Ranke natürlich vom größtem Interesse: In Dublin selbst habe ich dann die Archive besucht. Das eine, welches die Urkunden über Finanzen und Landeigentum enthält, befindet sich in dem Customhouse in einer ganzen Reihe von gewölbten Gemächern, welche ohne allen Dunst und Geruch von Staub sind, der sonst den Aufenthalt in solchen Räumen unangenehm macht. Der Archivar, des Namens Harding, hat sich in seinem dreißigjährigen Dienst das Verdienst erworben, alle seine Urkunden in Ordnung zu bringen, so daß er eine jede jeden Augenblick finden kann. Es ist mir oft aufgefallen, wie sehr Archivare ihre Beschäftigung lieben; Mr. Harding ist einer von denen, die an ihrem Beruf am glücklichsten sind. Mit einer Art von Selbstgefühl zeigte er uns die merkwürdigsten, gleichsam als wäre alles sein Eigentum; „wir haben das“, sagte er und „ich habe das Original auch davon und davon, wollen Sie es sehen?“ [...] Die mehr politischen und genea171 Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 7. Juli 1865, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 473-4.

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logischen records werden in dem Tower von Dublin-Castle aufbewahrt. Das Schloß hatte einst vier Türme, von denen nur noch dieser eine übrig ist, der nun aber eine komfortable Einrichtung bekommen hat, in der sich sozusagen die Papiere wohl befinden müssen. Die Gewölbe, in denen sie liegen, sind reinlich und der Luft zugänglich. Auch hier lebt der Archivar, der zugleich Wappenkönig ist, des Names Burke [...]. Doch genug davon: auch manches alte Buch zeigte man mir, ich konnte nichts davon lesen, denn es ist in altirischer Sprache, für deren Kenntnis man leider fürchten muß; denn es gibt nur wenige, die sich damit beschäftigen, da es nichts einbringt.172 Ranke erwähnte im selben Brief, dass er von Burke ein genealogisches Buch mit vielen „merkwürdigen“ Notizen erhalten hätte und dass Ranke das Buch nach Berlin mitbringen werde. Ranke beschrieb die große Sammlung von irischen Altertümern in der Royal Irish Academy: Nach der Sammlung der irländischen Altherthümer begleitete mich Charles, der sie auf das genaueste kennt. Einige Runen konnte er sofort dechiffrieren. Wir begleiteten die Entwicklung der Mühlsteine von der ältesten rohen Form, bei der es schwer geworden sein muß, Mehl zu machen, bis zu den andern, wo es mit erträglicher Leichtigkeit geschehen konnte. Jene sind unstreitig die ältesten einheimischen, bei diesen mag schon römischer Einfluß mitwirken. Den schweren Instrumenten zur Seite machen die Zierathen für weiblichen Schmuck und für die Männer selbst um so mehr Eindruck. Sie sind schwer, von reinem Gold, die kleineren von zierlicher Originalität. Man ahmt sie jetzt auf den Broschen nach. Auch Waffen gibt es eine Menge, meistens sind sie von Bronze, und man sieht da recht eigentlich, wie wenig sie geeignet waren, das römische Schwert zu bestehen. Charles verließ mich, als wir zu den christlichen Alterthümern kamen. Auch der neue Wegweiser, an den er mich überließ, war sehr unterrichtet: ihm machte der Schatz, den er hütete, eigentlich Furcht; denn er meinte, man könne ihn einmal dabei erschlagen. Man hat da Denkmale des christlichen Altertums von äußerster Merkwürdigkeit, in denen sich Symbole des Aberglaubens und des Glaubens vermischen. Die heutigen Katholiken wollen davon nichts wissen. Viele tragen in der That mehr ein orientalisches, griechisches Gepräge, als ein römisches.173 Während sie in Dublin spazieren gingen und Freunde besuchten, erlebten die Rankes den Wahlkampf für das Unterhaus. Leopold beschrieb seine Eindrücke an Manteuffel am 3. Juli 1865. Er meinte, dass der Wahlkampf von religiösen Gefühlen und dem presbyterischen Geist geleitet sei und dies ihn sehr verwundere. In Dublin war die religiöse Konfrontation wesentlich offener als in England, aber Ranke beschrieb sie weniger emotional:

172 Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 13. Juli 1865, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 476-8. 173 Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 13. Juli 1865, in: Dove, Zur eigenen Lebensgeschichte, S. 458-62.

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All die letzten Tage in Dublin hörte man von nichts als von den Wahlagitationen für das nächste Parlament. Die Parteien, die sich allenthaben begegnen, stehen sich hier am schroffsten gegenüber. Unten in der Bank, im alten Parlamentshaus, unfern dem Standbild König Wilhelms, sind dessen Kriegstaten an der Boyne und die Helden jener Zeit, Schomberg und der Prediger Walker abgebildet; sie befreiten das Land von der Herrschaft des Katholizismus. Oben in dem Stadthaus ist vor allem O’Connell verherrlicht mit einigen seiner beredten Vorläufer, welche wieder die Herrschaft des Protestantismus erschüttert haben. Zwischen diesen Gegensätzen bewegt sich das Land noch heut.174 Nichtsdestotrotz hatte Ranke großes Interesse am Wahlkampf und den verschiedenen Ansprachen im Norden und Süden von Irland, aber aufgrund der begrenzten Zeit musste er die Besuche der Ansprachen aufgeben. Es zeigt aber, dass Ranke im allgemeinen ein größeres Interesse an den kulturellen, historischen und vor allem politischen Entwicklungen von Irland als von England hatte. Ranke wünschte, den Ort zu besuchen, der das Schicksal von Irland entschieden hatte: das Schlachtfeld der sogenannten Battle of the Boyne (Schlacht am Flusse Boyne) im Jahre 1690. Zusammen mit Charles und Robert Graves machte Ranke sich am 8. Juli zu einen Tagesausflug zum Fluss Boyne auf. Er beschrieb seiner Frau, was er sah und was für Eindrücke er bekam, während er das Schlachtfeld besuchte: Dieser Boyne ist eigentlich recht der Mittelpunkt für die alte irländische Geschichte. In der Burg Tara hielten die alten Könige, denen die Häuptlinge des ganzen Eilandes gehorchten, ihren Hof. Am andern Ufer ist eine Art von Nekropole: ein künstlicher, aus zusammengebrachten Felsstücken errichteter Hügel mit schmalem Eingang. Charles, der sich da in den früheren Jahren durchgewunden hat, sagt mir, daß sich in der Mitte eine große Totenkammer befände. Doch finden sich keine Reste von Begrabenen darin. Da hat St. Patrick seine erste Bekehrung gemacht, und der Fluß selbst ist ihm dabei zu Hülfe gekommen. Es ist der Schauplatz der altirischen Gedichte, welche häufig Gespräche zwischen den Helden und den Priestern enthalten. Alles das aber suchten wir diesmal nicht, sondern ich wollte mir vom Schlachtfeld, wo die Geschicke von Irland in viel späteren Jahren entschieden worden sind, eine Ansicht verschaffen. Charles hatte einen Bekannten, der gerade dort an Ort und Stelle ein ausgedehntes Gebiet besitzt. Nach einigem Warten stellte der alte Gentleman sich ein und setzte sich mit uns auf unser Car, das von einem guten Pferd gezogen wurde. Wir hatten Glück, zwischen lauter Regentagen früher oder später einen sonnenhellen und warmen Nachmittag herausgegriffen zu haben, und fühlten uns alle sehr glücklich. Die Schönheit von Irland besteht in den Hügeln, welche die Insel umsäumen; einer der schönsten Punkte ist dieser. Der Baumwuchs zur Seite eines anmutigen Flusses und das Grün des Wiesengrundes waren unvergleichlich. Etwas höher oben ist eine Furt, 174 Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 13. Juli 1865, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 479.

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durch welche einst eine Abteilung der Armee Wilhelms III. gesetzt hatte. Wir fuhren keck und unverzagt mit dem Car hindurch. Der Landedelmann – sein Name ist Coddington – schon bejahrt, aber kräftig und aktiv, zeigte uns den Weg. [...] Der Besitzer hatte einen alten Plan zur Hand und zeigte uns alle die Furten, die von der einen Armee verteidigt und von der anderen Armee eingenommen wurden. Die Gegend ist seitdem durch Ziehung eines Kanals verändert; nicht so sehr, daß man sich nicht einen deutlichen Begriff von den Bewegungen der Armee bilden könnte. Wir sahen den Hügel, auf welchem König Jakob der Aktion zugesehen und von wo er die Flucht ergriffen haben soll; die Gräber der Gefallenen; das Denkmal des Siegers. Der Gentleman erzählte, daß der Vater des Carpenters seines Urgroßvaters erzählt habe, er habe die Leiche Schombergs auf seinem Karren nach Dublin gefahren, wo sie in St. Patricks beigesetzt worden ist. Das ist noch ein Faden von lebendiger Tradition, der aus jener Zeit in die unsere hinüberreicht. Auch sonst sind die Erzählungen über die Schlacht lokale Tradition. Ich hatte guten Grund, sie meistens zu verwerfen und meine Begleiter auch ziemlich zu überzeugen. Wir diskutierten auf dem Grund und Boden und kehrten mit großer Satisfaktion zurück, obgleich wir kein Dinner bekommen hatten. Eins hatten wir ausgeschlagen, und der Ort, wo wir uns zu restaurieren gehofft hatten, bot nichts als eine schale Tasse Tee dar.175 Ranke besichtigte viele Sehenswürdigkeiten in Dublin. Sein Sohn Friduhelm sah wahrscheinlich wesentlich mehr, weil er mehr Zeit zur Verfügung hatte. Den Beschreibungen von Ranke zufolge zeigten Charles und Robert ihm Dublin. Ranke besuchte das Trinity College Dublin, Dublin Castle, die Royal Irish Academy, das Custom House, das alte Parliament Building, die Royal Dublin Society, City Hall, die Reiterstatue von Wilhelm III., Fitzwilliam Square, Marrion Square und einige Kirchen. Ranke berichtete, dass er durch eine Reihe von Parks spazierte, wahrscheinlich Phoenix Park, Stephens Green, Merrion Square Park und Fitzwilliam Square Park. Eine Notiz im Besucherbuch der Marsh’s Library wurde durch den Archivar Thomas Russell William Cradock für Donnerstag, den 13. Juli, getätigt: „Two strangers to see Ly [Library]“.176 Es ist möglich, daß diese zwei Fremden Ranke und sein Sohn waren. Der Plan, nach Parknasilla, zum Norden Irlands und nach Schottland zu reisen, wurde fallen gelassen und Ranke kehrte nach Cheltenham zurück, um die Manuskripte zu kopieren. Eine Woche, nachdem sie Dublin verlassen hatten, schrieb Clarissa an Robert: I long to thank you for all your kind brotherly attention to Leopold, for which he is very grateful and for your fatherly kindness to my boy, who never in his whole life was so happy, as when he was in Dublin. His letters have filled me with interest; they are so natural and graphic; he tells me, when he was on 175 Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 13. Juli 1865, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 474-6. 176 Marsh’s Library Visitor Book, 1865-67, Eintrag von Thomas Russell William Cradock am 13. Juli 1865, Marsh’s Library [ML.3].

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boardship before arriving at Kingstown, he felt quite oppressed, he should be disappointed and that you would all not like him, but your kindness first measured him and when he arrived at the Castle, the reception he meet with there, seemed almost to open the Heavens to him. O! His uncle Charles’s kiss, the first he had received since he left home, made him so happy! How he admires Charles, his beautiful face and his sweet heart and his aunt Selina the most beautiful of matrons and his sweet quiet sensible cousin Helen, with whom he had so much pleasant conversation and his two cousins Alfred and Arnold, such a contrast to each other and both so excellent and interesting to him that now he liked one and now the other best! How grieved he was to leave Dublin, without going on to Parknasilla to see all his other cousins. I tell you all this, for he is sometimes a little stiff and cold in his exterior and one has little idea, how much fire and affection is in his heart. With a very sad heart he returned to Cheltenham, where he was only glad to see his uncle John, and in despair to be again imprisoned in the dirty rooms of Thirlestaine House. At Thirlestaine Lodge he made acquaintance with Mr and Mrs Williams, Frank and Amy. Mrs Williams, as he calls his aunt Georgy, he says shocked him; she provoked, offended and disgusted him; he does not say why; Amy he liked better and Frank he gets on with, but he says, he is very different and very inferior in moral tone to his cousins Alfred and Arnold, who are so noble and honourable minded. But all this will be rather dull news to you. I only wish to give you a key, to my boy’s sensitive feelings; I am sorry his uncle Charles should have had no time or opportunity of testing him in his studies; it would have been interesting to me to know, what his acquirements were, compared with his cousins. Fried will have told you, he is not mathematical, that is he has not a decided turn for mathematics as Otto has but his mathematical tutor told General v. Manteuffel, he had the clearest head, he ever met with. General Manteuffel wishes very much to get Friedhelm into the army; he says, that he has the head they want. Leopold was greatly pleased with his stay in Dublin, particularly with the day he spent with you and Charles on his visit to the sights of the battle of the Boyne. He has written me a long learned description of it in a long letter which I daresay will be published one of these days, making honourable mention of the kind and learned gentlemen, who showed him attention. Next to having been in Dublin myself, it gave me pleasure to have Leopold and Fried there and to find them both so charmed with their visit.177 Während des zweiten Besuches in Cheltenham verbrachte Ranke fast die ganze Zeit in Phillipps Haus, um die Manuskripte zu durchforsten. Friduhelm wurde beauftragt, soviel wie möglich zu kopieren, eine Tätigkeit, die er überhaupt nicht mochte. Dennoch unternahm der Vater mit ihm viele Tagesausflüge in die ländliche Umgebung. Manchmal lauschten sie Wahlkampfreden. Während einer Rede 177 Brief von Clarissa von Ranke an Robert und Helen Graves, 17. Juli 1865, Wiehe, Clarissa von Ranke 27.

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wurde die Menschenmenge sehr unruhig, als der Sprecher angab, dass der Prince of Wales die Füße des Papstes geküsst habe. Ranke und sein Sohn hielten Kontakt zum Freundeskreis ihrer Verwandten. Ranke mochte die Anwesenheit von Mrs. Williams und spaßte häufig mit ihr. Als Ranke abfuhr, gab sie ihm ein Bild mit einer Notiz: „From a curious little woman, to a coorious little man.“178 Dies war eine Anspielung auf Rankes Englisch. Auch wenn sein Englisch flüssig war, so blieb seine Aussprache doch undeutlich und er machte häufig die gleichen Fehler. Beispielsweise verursachte Ranke in einem Bus in London einmal viel Gelächter mit seinen Fragen, die er immer wieder auf eine andere Art und Weise aussprach. Er nahm daran keinen Anstoß, sondern lachte mit den Fahrgästen. Ein anderes Mal fuhren Ranke und Friduhelm in der Untergrundbahn und fuhren zu weit, da sie die Ansage des Haltepunktes Paddington nicht richtig verstanden hatten. Als der Schaffner Ranke aufforderte, die Preisdifferenz zu begleichen, antwortete Ranke: „But it is only a little mistake.“ Aber der Kontrolleur konterte: „Yes Sir, but people pay for mistakes.“179 Ranke empfand die Antwort als so amüsant, daß er die Anekdote in späteren Jahren gern zum Besten gab. Auf der Rückreise fuhren sie von London nach Rotterdam. Am 1. August arbeiteten sie in den Archiven von Gravenshaag und kehrten am 12. August nach Berlin zurück.

5. Familienleben bis zum Tode Clarissas 1866-71 Das Jahr 1866 begann mit der Hochzeit von Maximiliane und ihrem Auszug. In einem Brief, geschrieben in gebrochenem Englisch, beschrieb Friduhelm die Hochzeit seiner Schwester mit Wilhelm von Kotze, die in Rankes Bibliothek am 1. Januar 1866 stattfand. Nebenbei erwähnte er auch die Probleme mit deren Schwiegervater von Kotze, der Ranke nicht leiden konnte: I am finishing my letter giving you notice of the though happy but nevertheless for me and my family so very annoying fact of my only & beloved sister’s marriage. He is no make a Ranke. He is now the Bavarian von Kotze. About 7 o’clock last night, 30 persons, for the most part young people assembled in our Salon. At half past 7 the clergyman, the „Oberhofprediger“ (the court preacher) Snethlage arrived, & he gone, after the young couple, followed by large numbers of bridemaids and brideleaders, & all the rest of the company, had gone into my Father’s great Library room, where Maxa once was Christened, a very good & brief sermon, of which mamma will perhaps fine an account to Uncle Robert. After the „Ja-Wort“ („Yes“ or „I will“) was spoken, a […?] party with many tears endued. Then after 10 o’clock the

178 Friduhelm von Ranke, „Leopold von Ranke”, S. 194. 179 Ebd.

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young couple left the house, & I had lost my sister, my dear, own, little pretty sister.180 Zunächst blieb Maximiliane noch in Berlin, aber nach dem Tode ihres Schwiegervaters zog sie nach Lodersleben in Thüringen, nur etwa zwanzig Kilometer von Wiehe entfernt. In Berlin führte Clarissa den Freitags-Salon fort, jetzt hauptsächlich von Amerikanern und Engländern besucht, und manchmal tauchte auch Ranke auf – in der Regel etwas später, wenn die meisten Gäste bereits anwesend waren. Häufig verschwand er jedoch recht bald wieder in seinem Arbeitszimmer, vor allem wenn die Gäste seine Interessen und Meinungen nicht teilten. Ranke akzeptierte in der Regel alle Einladungen zum Abendessen. In den 1850er und vor allem in den späten 1860er Jahren war er Gast bei Familien Itzenplitz, Wichmann, Senft von Pilsack, Manteuffel, Kreuser und Hitzig. Er ging auch zum preußischen Hof, wo er Mitglieder des Königshauses, Minister und Botschafter traf und intellektuelle Gespräche führte. Typischerweise arbeitete er an solchen Tagen viele Stunden lang, bevor er sich schnell frisch machte und seine Kinder bat, die Insignien und Orden an seiner Brust zu arrangieren, so zum Beispiel den Roten Adlerorden oder das preußische Großkomturkreuz des Verdienstordens vom Heiligen Michael. Die wichtigsten Orden waren so zu platzieren, dass die Blicke zuerst auf sie fielen. Bei solchen Anlässen verhielt sich Ranke entsprechend der sozialen Etikette: Er sprach zunächst mit den wichtigsten Personen, Männer wie Frauen, bevor er sich den niederen Rängen zuwandte und schließlich auch mit jüngeren Frauen plauderte, deren Schönheit er bewunderte. Ranke reiste noch immer für längere Zeit nach München. Clarissa missbilligte sein störrisches Verhalten und fürchtete sich, wenn Leopold in fortgeschrittenem Alter alleine reiste, weil „he has the same old conservative spirit and he never likes to give up anything he has begun doing. I am always anxious about him, when he goes away from home, as he forgets he is an old man and does what only young men should do.“181 Clarissa kommentierte nicht nur die akademische Arbeit ihres Mannes oder seinen Gesundheitszustand, sondern sie diskutierte auch im Detail die Stellung der Frau. In einem Antwortschreiben zu einem von Clarissas Briefen schrieb Selina 1866, dass sie keine Frauen möge, die […] living only to eat, drink, sleep, dress themselves, receive visits, return them & answer letters. I think God intended us for something better. I am concerned we should be happier, if we all had duties to our neighbours or else artistic occupation which fitted up our time & that we should indulge […?] in pleasures, pretty much as business men & women do. The woman head of a house has enough to do with managing her Household prudently, attending to her Husband, issuing her invitations, preparing her hospitalities, looking after

180 Brief von Friduhelm von Ranke, 1866, Wiehe, Englische Briefe 2. 181 Brief von Clarissa von Ranke an Robert Graves, 31. August 1870, Wiehe, Englische Briefe 207.

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her young people, & last of all most important, preparing herself for the other world by religious reading.182 Und im selben Brief notierte Selina über die Armen: We live a terribly luxurious life in England. I tremble for the crisis that must come. Ladies & Gentlemen cheer so extravagantly, eat so delicately, spend so much money on themselves & sympathize so less with the poor that I feel as if a cry was rising up to Heaven.183 Alexandra College wurde in Dublin im Jahre 1866 gegründet und Robert war stolz darauf, Clarissa berichten zu können, dass er unter anderem in diesem College unterrichte und warum solch ein College für junge Frauen notwendig sei: Robert Scott & I are to be brother lecturers at a Ladies’ College which the Archbishop (Trench) is founding, he in natural sciences, I in Latin, Charles, as Principal, in Arithmetic, Algebra, & Geography. […?] I trust the Institution would get on its part & do good, there is a great want of solid instruction of ladies in Dublin.184 Zu dieser Zeit war Clarissa noch immer bemüht, ihre Stars of my Life zu veröffentlichen. Sie stand mit mehreren Verlagen in Deutschland, Irland und England in Verbindung und hoffte, dass Robert ihr helfen könnte. Von einem Verleger, Archibald Constable, dessen Vater schon Verleger war, erhielt sie eine Antwort: I regret very much, my dear Mrs Ranke, that I have been unable to accomplish anything with your poems. It has been a pleasure to me to go through them. I believe that a pleasant little volume might be made from all that you have, including a number of the less known translations, or translations from the less known literature. Anyway, I fancy, [it] stands almost alone in the richness of its volkslieder & Love-songs. But I am sorry to say that no publisher with whom I am acquainted will undertake the risk of publication, and this is a fatal objection. My father is no longer a publisher.185 Nur ein paar Tage bevor der Brief an Robert geschrieben wurde, gab Frau Agathe Plitt, eine Pianistin und Komponistin, eine Überraschungsfeier im Haus der Rankes. Die Musikstücke wurden für Clarissa zusammengestellt und enthielten Frau Plitts eigene Musik, aber auch Werke von Bach und Mendelssohn. Hauskonzerte wie diese wurden teilweise auch von Leopold organisiert, schlicht um seiner Frau die Freude eines wöchentlich musikalischen Gesellschaftsabends zu machen. Zu dieser Zeit wurde Clarissa Leiterin eines Bildungsförderkreises für junge englische und irische Frauen in deutschen Schulen. In dem Zusammenhang erschien 182 Brief von Selina Graves an Clarissa von Ranke, 1866, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke. 183 Ebd. 184 Brief von Robert Graves an Clarissa von Ranke, 3. März 1866, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke. 185 Brief von Archibal Constable an Clarissa von Ranke, 23. März 1870, Wiehe, Clarissa von Ranke 59.

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ihr Name von insgesamt acht Gutachtern aufgelistet auf einem Flugblatt. Dieser Bildungsförderkreis arbeitete wahrscheinlich Hand in Hand mit den Gründungen und Förderungen von Alexandra College, Dublin, und anderen Mädchenschulen in England und Schottland. Aber Clarissa hatte schon bald ein anderes Problem in Bezug auf die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Preußen und England: aufgrund des Kriegsausbruches 1866 zwischen Preußen und Österreich, wo man sich um SchleswigHolstein stritt, wurden die Verbindungen erschüttert. Die schleswig-holsteinische Frage bedurfte seit Jahrzehnten einer Lösung. Ende 1863 starb der dänische König Friedrich VII., und die schleswig-holsteinische Frage war wieder in aller Munde. Aber diesmal konnte man dem Problem nicht ausweichen: die Menschen der Herzogtümer wollten über ihr eigenes Schicksal bestimmen. Der legale Erbe der Herzogtümer war der Herzog von Augustenborg, der zum neuen König von Dänemark gekrönt wurde. Als die Dänen bekannt gaben, dass man die Gebiete ohne Kampf nicht aufgeben würde, war der Deutsche Bund in einer Krise: er stand kurz vor einem Krieg – hatte aber keine Truppen, um den Krieg zu führen. So bat man stattdessen die beiden größten Mitglieder, Kaiser Franz Joseph von Österreich und König Wilhelm I. von Preußen, ob diese nicht im Namen des Deutschen Bundes die Herzogtümer besetzen konnten – in der Hoffnung, dass nach der Eroberung die Ländereien an Augustenborg zurückgegeben werden könnten. Nach dem erfolgreichen Krieg von 1864 gab es bald in der gemeinsamen preußischen und österreichischen Verwaltung von Schleswig-Holstein Unstimmigkeiten. Als Österreich das Problem im Deutschen Bund zur Sprache brachte, brach es die Übereinkunft einer kollegialen Verwaltung mit Preußen von 1864, und Preußen erklärte Österreich den Krieg. Wenn man bedenkt, dass der österreich-preußische Krieg zwei große Mächte und mehrere kleinere involvierte, so war der Krieg überraschend kurz und entscheidend: Er dauerte nur sieben Wochen. Kurz vor Kriegsausbruch schrieb Clarissa im März 1866 an ihren Bruder Robert, dass „I fear that you are right in saying it is now too late to avoid war, Leopold said you hit upon exactly the right point, Prussia’s applying to Italy’s example.“186 Italien wurde erwähnt, weil es im Jahre 1861 die Einigung aller italienischen Staaten zu einem Nationalstaat erreicht hatte und beide, Leopold und Robert, glaubten, dass die deutschen Staaten dem italienischen Beispiel folgen wollten. Ranke mochte die neue Entwicklung überhaupt nicht; er fürchtete um das Überleben des Deutschen Bundes – eine von ihm bevorzugte Regierungsstruktur, weil sie dem Heiligen Römischen Reich am nächsten kam. Als ein Alt-Preuße bevorzugte Ranke wohl ein starkes Preußen innerhalb des Bundes, aber er missbilligte die Ansicht, dass Preußen ganz Deutschland beherrschen sollte, so wie die Neu-Preußen es wollten. Er hatte das Gefühl, dass solch eine Struktur extreme Risiken für die Zukunft Deutschlands berge. Auch wenn die Ereignisse von 1866 von vielen Deutschen willkommen geheißen wurden, so erinnerte Ranke seine

186 Letter of Clarissa von Ranke to Robert and Helen Graves, 21 May 1866, Wiehe, Englische Briefe 167.

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Kollegen in der Eröffnungsrede des Treffens der Historischen Kommission 1867 in München an die positiven Seiten des Deutschen Bundes: Im vorigen Jahre ist unsere Zusammenkunft durch ein Ereignis verhindert worden, welches zu den bedeutungsvollsten und inhaltsschwersten gehört, die der deutschen Nation vorgekommen sind. Der Bund, der sie seit fünfzig Jahren umfasste, ist zertrümmert. Bei allen Mängeln hat der Bund – wenn ich überhaupt über diese Dinge ein Wort zu sagen wagen darf – also trotz seiner zu Tage liegenden Mängel hat der Bund doch auch für Deutschland unendlich vorteilhaft gewirkt. Er hat uns eine Friedensperiode verschafft, welche für die innere Entwicklung der materiellen und der geistigen Interessen, der Industrie, des Commerces, des städtischen Lebens und der Agricultur, vor allem der Wissenschaft und der Künste, unschätzbar gewesen ist.187 Auch wenn Ranke über die historischen und politischen Ergebnis des Krieges von 1866 sehr besorgt war, so berichtete Clarissa weiterhin über den Krieg und die Bemühungen der zurückgebliebenen Frauen, um die Leiden der verwundeten Soldaten zu erleichtern. Ihr eigener Einsatz wird deutlich, als sie im Juli 1866 an Robert schrieb: The English are obliged to acknowledge the bravery of Prussia, but you have very little idea from the chary accounts in the Times, of all the glory our troops have been winning. They behave with the greatest dignity treating their enemies with respect and humanity, sharing their very food and comfort with them. Otto goes to a lazareth [sic, hospital for soldiers], where Prussians, Austrians, Hungarians, Serbians, Swabians, Saxons, and every nation lie together, and talks and prays with the poor men as far as his knowledge of languages goes. He has a friend who talks Italian as well, and the dear hand who writes this can also write Hungarian and has already made some poor Hungarians happy by talking and writing for them in their own language. I have written a few lines on the Prussian banner, for which my young friend has drawn a pretty design which we mean to be published and sell for the benefit of the Prussian soldiers, every copy will cost 10 gr. that is 1 Schilling, could you sell some for me? And I would send you copies by Fanny Russell when she returns to London. The young friend of whom I just spoke is a Fräulein Elisabeth von Tape, who has lately lost her only brother in the battle of Königgrätz and I try to keep her occupied with something relating to the war, and it would make her so happy to make some money that she can herself dispose of. Everybody is trying to do something for the poor sufferers. Frl. v. Langen is occupied every day in […?], cutting out, receiving packages in the CentralComitee and think! that yesterday 3000 woolen [sic] bandages were made there, to protect the troops against Cholera which is now getting very prevalent.188 187 Ranke, Leopold von, Abhandlungen und Versuche (Leipzig 1888), S. 522. 188 Brief von Clarissa von Ranke an Robert Graves, 24. Juli 1866, Wiehe, Clarissa von Ranke 36a.

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Die erwähnten Gedichte wurden in Berlin an 250 Leute verkauft. Clarissa stand voll und ganz hinter Preußen und bat mehrere Freunde und Verwandte, ihre Gedichte zu verkaufen. Sie widersprach den Behauptungen mehrerer englischer Kommentatoren, dass Otto von Bismarck sehr unpopulär sei, und sie betonte das ritterliche Verhalten Bismarcks in einem Brief vom August 1866: Pray don’t let people abuse our good King or Bismarck, they seem to have revived chivalry, they are so simple in their own wants, Bismarck actually spent a night lying upon the stones in the market-place in Gitzin, because he would not take any of the hay from the wounded, he has also suffered hunger and thirst longer than others to let others to be first helped. And our King, never was a more noble-hearted, simple, pitiful, compassionate and valiant old knight.189 In dem gleichen Brief beschrieb sie die allgemeine Lage in Berlin, ihre eigenen Bemühungen zur Hilfe für die Soldaten und die Beteiligung ihres Sohnes Otto: I am very sorry, you all take so little interest in the success of Prussia, if you were here, I am sure you would greatly admire the liberality and kindness of all parties, I can give you no idea of it by letter. Almost all our ladies are either engaged in working for or in visiting the wounded soldiers, some of my friends have cut up most of their house-linen for bandages indeed there is nothing they have that they would not willingly give for the relief of the sufferers. Otto has gone very regularly to read and pray with the sick and dying, he is not now quite well, and I am afraid has got some fever-infection as he never avoided Cholera or Typhus patients. My friend, who writes this, has been very busy as her especial mission was to visit the Hungarians and to write letters for them home and interpret their wishes and wants in the hospitals. I was quite ashamed of sitting idle at home, but I have turned into a beggar and already Elisabeth von Pape and I have got above 30 rth. [Reichsthaler] in selling our banners. Some of my friends who are very abstemious in their families have given dozens of bottles of champagne for patients recovering from fever, and it is not only Prussian soldiers who are so well attended to, but all the wounded prisoners.190 Nur wenige Tage später, am 1. September, schrieb Clarissa an Charles: I wish Helen was here now for in this month we expect great doings when the victorious troops will make their triumphal entry into Berlin. 43 regiments are expected and I believe they are able to line in the Tiergarten, please God the weather is fine and the illuminations are to surpass all the illuminations that ever have been! I am sure if you lived more amongst us, you would have more sympathy for us Prussians and not think that every country must be gov189 Brief von Clarissa von Ranke an Robert und Helen Graves, 18. August 1866, Wiehe, Englische Briefe 262. 190 Brief von Clarissa von Ranke an Robert und Helen Graves, 8. August 1866, Wiehe, Englische Briefe 262.

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erned in exactly the same way as England. […] Leopold is working away as usual in his study.191 Im Oktober schrieb Clarissa ihrem Bruder, wie ihr Mann einen weiteren Titel in Preußen erhielt: I have a little piece of news to tell you, you know that Drake our famous sculptor made this summer a bust of Ranke, it succeeded admirably and was put by him in the exhibition of art under the title of Dr Geheimrath [Privy Counsellor] v. Ranke. My husband was invited to the Queen Dowager’s where there was a reunion of the royal family, the subject […?] upon the Kunstausstellung [art exhibition] and Leopold’s first bust was much admired, „But Herr Professor you are not a ‚Geheimra‘, are you?“ said one of the Court Ladies. „No“, he answered, „but I am tired of protesting against people calling me by that title, I can’t help it, as I can’t do nothing to prevent it.“ At this everybody laughed and the King also smiled. Shortly after this we read in the newspaper that the King had given my Husband the title of ‚Geheimer Regierungsrath‘, so pray, when you write to me next address your letter by that title instead of my old Frau Professor.192 Im Jahre 1867 feierte Ranke sein 50jähriges Dienstjubiläum, welches am 20. Februar 1867 stattfand. Clarissa beschrieb die Ereignisse im Detail: My Husband’s Jubileum was such a glorious day of love & triumph. I must try & give you an account of it, for you English people have no idea of the honour that Prussians & Germans generally, pay to their distinguished man when they reach their 25th or 50th Jubileaum. On the 20th we were all up early, & at 8 o’clock received my brother in law Ferdinand Ranke (the Director of the College) & some schools, with 16 of their best singing scholars, who sang a choral, the 23 Psalm & the Te Deum, and then my brother in law made a lovely speech of thanks & praise to Leopold, in the name of all the family, & of all the schools. Then we breakfasted, that is, only Coffee & Cake, were distributed. Then the Minister Makler came from the King bringing him the Star of the Red Eagle, and the King of Bavaria also sent him a Star. The Queen Mother of Bavaria sent her congratulations in a telegraphic dispatch. Letters innumerable arrived from all parts of Europe, friends & relations, - every half hour telegrams arrived from almost all the German Universities, Diplomas & addresses came tumbling in! at [sic] 11 oc [o’clock] the University of Berlin, executed by the Rector & thankful Professors visited us – the Rector, arranged in his gold chains & medal made a splendid speech, which Leopold replied to. Then the Royal Academy sent a deputation. Drs. Perty & Haupt read the address – Then scholars began to arrive from all parts of Europe – from Jena, Göttingen, Halle, Bonn – from Switzerland, Zurich, Basle, from Vienna, & 191 Brief von Clarissa von Ranke an Charles Graves, 1. September 1866, Graves-Archive, TCD, MS 10047/58/12. 192 Brief von Clarissa von Ranke an Robert Graves, 31. Oktober 1866, Wiehe, Englische Briefe 253.

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many from Servia. Prof. Köpke spoke in the name of the Scholars, with affection & gratitude calling Leopold „Lord & Master“ this etc. At a later hour Leopold, his sons, son in law, & brother been entertained at a great public dinner where people of the most opposite opinions sat beside each other in love & concord. The Queen herself wrote to Ranke to congratulate. The Queen Dowager invited him the preceeding evening to offer her congratulations. Prince Carl sent beautiful flowers. Prince Albrecht paid me a long visit, Ranke not being at home. On the 22nd I gave a party to all these Professors & scholars, about 200 people. It went off famously. Prince George, Lord Augustus Loftus, the Marquis of Lorn, the Minister von Itzenplitz & many other distinguished persons, & fashionable & beautiful women, were present. Our rooms looked very well. Leopold’s room arranged with busts, was much admired. His presents of books were laid out, & a picture by Häbner of Clio - & all his new diplomas. I was very much tired, as you may imagine, sitting up in a state so long but I have quite recovered. Leopold, though very happy, took things so quietly that he did not feel at all the worse, rather the better for so much pleasant excitement. He got no letter of congratulation from England – but it is not English fashion to regard such jubilees. An excellent likeness of Ranke, was made from Drake’s bust & distributed to all the scholars & friends. The number of poems that were addressed to him was quite surprising, most of them were published, & his brother Ernest wrote him a very beautiful one which was given to friends. I send you a Latin poem which was read to him, & which, he says, is beautiful Latin.193 Aufgrund seines Jubiläums ließ Ranke mehrere Kopien seiner Büste anfertigen und schickte sie an Freunde oder Universitäten. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt war geplant, auch an das Trinity College Dublin eine Kopie zu schicken, aber Ranke änderte seine Meinung, als Dr. Weise eine Professur verweigert wurde. Der Streit um die Besetzung der deutschen Professur dauerte über längere Zeit an, bis dann schließlich Albert Maximilian Selss, der in Tübingen und am Trinity College Dublin studiert hatte, zur Professur berufen wurde. Die deutsche Professorenstelle am Trinity College, welche im Jahre 1775 etabliert wurde, war die älteste Professorenstelle für Germanistik außerhalb der deutschsprachigen Länder. Clarissa schrieb hierzu in einem Brief an Robert: I was very sorry to hear the poor Weise did not obtain the fellowship, the more so, as I felt guilty of having induced him to look after it and to have put him to all the expense of a journey to Dublin etc. in vain. As soon as I get photographs of the new bust, I will send you one. Lately I asked Leopold if he would not send a bust to the university in Dublin he said: now certainly not, it would not take my recommendation about Weise; I did not recommend him because he was my friend, but because I was sure he was the best man they could have, for though blind he would have been sure to do more than he had

193 Brief von Clarissa von Ranke an ?, 1867, SUL Y2.

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undertaken and that he would have been a curiosity and an ornament to it. Do you not see that, he was a little angry.194 Trotz allem verlor Clarissa niemals ihren Sinn für Humor, wie der folgende Briefausschnitt vom Juli 1867 zeigt: Now I must tell you another history à propos of marriage which will interest Robert more than you as he knew the lovely hero niece (Maxa thinks, think of a woman having two husbands and six children in one year!!!!!), Frl. Gombert, who for four years was Maxas governess, oh! she was beautiful, with large bulls eyes and teeth that steeck out like a grinning maistiffs and her gums had remarkable quality of being almost always seen bleeding, besides, her taste in dress was wonderful, she had generally holes in her dresses under her arms, I supposed to cool herself, she was also very economical and sewed her old black woollen stockings with patches of dirty linen, oh she was charming not very young either being on the verge of forty.195 Im Jahre 1868 verwirklichte sich ein Traum Clarissas. In diesem Jahr fuhr Otto nach England und Irland, um seine Verwandten zu treffen. In London besuchte er eine parlamentarische Diskussion, ob die Church of Ireland als Kirche vom Staat getrennt und ihre Stiftungen aufgehoben werden sollten. In dem Oberhaus fragte Oppositionsführer Earl Granville, was Professor Ranke wohl zu diesen Fragen antworten würde, ohne zu wissen, dass einer seiner Söhne der Sitzung lauschte.196 Während er seine Kusinen besuchte, lief Otto Gefahr, sich in eine von Charles Töchter zu verlieben, ein Umstand, den Mutter Clarissa gewiss missbilligt hätte. Otto beschrieb seiner Mutter seine eigenen Eindrücke von Dublin: I have not much to tell you yet from Dublin, as the weather has been very wet indeed, pouring rain from morning to night – and night to morning. But I can tell you, that I found your brother in rather good health. He enjoyed his stay in his old home, seeing the old friends – but found it also rather fatiguing. They have a very nice king [sic] house; and I have been helping them in arranging new book cases: A great number of your friends, you wished me to visit, are long in their graves and the other part are not in Dublin.197 Am 26. Oktober 1868 feierten Rankes ihre silberne Hochzeit. In einem detaillierten Brief an Robert schrieb Clarissa am 2. November: Last Monday the 26th. Just you may remember was the anniversary of my 25th Wedding day, consequently my Silver Wedding in Germany […]

194 Brief von Clarissa von Ranke an Robert und Helen Graves, Wiehe, Clarissa von Ranke 39. 195 Brief von Clarissa von Ranke an Helen Graves, 14. Juli 1867, Wiehe, Clarissa von Ranke 44. 196 Brief von Otto von Ranke an ?, 1875, Wiehe, Leopold von Ranke 165. Ranke wurde nicht in der Rede von Granville am 25. Juni 1868 erwähnt, abgedruckt in Hansard’s records of House of Lords, no. 163, S. 2023-48, aber es ist möglich, daß Ranke in einem Kommentar oder einer Diskussion erwähnt wurde. 197 Brief von Otto von Ranke an Clarissa von Ranke, 1868, GStA PK, FA Geschwister Ranke, Nr. 13/2.

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I was no sooner up in the morning, than Otto placed me in my chair, in the middle of the room, when Maxa, William, Fried, my little Granddaughter, Ferdinand, all my nieces & all the other members of our family were assembled, to congratulate Leopold & me. First of all Lilly & her Father brought Leopold a silver […?] and me a beautiful silver […?] wreath, then my brother in law commenced the ceremony by a few blessing words, after which a long beautiful Choral was sang by boys in the next room. Then Otto prayed, really beautifully, again a Choral & the morning celebration was finished. Throughout the whole day I received the most beautiful bouquets you can imagine, white roses, lilies, camellias, violets & […?] with silver flowers, in the greatest profusion, & all who congratulated were invited in the evening. When I had another great surprise my children having appointed the chief themselves of the Dom choir to sing. Certainly the whole world could not have afforded such a musical treat, I never heard anything so perfect and heavenly, it made me feel that Music indeed was a part of the Communion of Saints – You will laugh to hear that Leopold wore his original Wedding coat, which (with the exception of the tails being too pointed) looked quite in the fashion. He was in great grief that the buff waistcoat could not be found.198 Während der späten 1860er Jahre war neben den Familiennachrichten und den Sonetten die irische Frage häufig Thema zwischen Clarissa und Robert, auch die Trennung der Church of Ireland vom Staat wurde heiß diskutiert. Zwei Briefe offenbaren die Meinung von Robert, der seit 1865 wieder in Dublin wohnte, dort die Lage in Irland hautnah miterlebte und auch Zeuge des erfolglosen Aufstandes der Fenians im Jahre 1867 wurde. Im Mai 1868 schrieb er: I shall hope that Charles will be able to effect his long anticipated run over to you: but he is not quite his own master, as he is called upon to act with the other Irish Bishop in watching a […?] the Parliamentary proceedings against the Irish Church. The movement is one which appears to me an […?] result of the change from the garrison principle of governing Ireland for England to that of treating Roman Catholics & Protestants as citizens having equal rights. On this […?] I believe it is impossible to keep up in opposition to the vast majority of R. C’s a state establishment of the Protestants: & there are very strong reasons against co-ordinately establishing the R.C. Church. But I regret on many grounds the necessity of the change, believing that it will be attended not only by much private injury but by many serious public disadvantages. I am however more sanguine than many in hoping that it may bring about by & by an improved state of political & religious feeling in the country, & that it may sense the members of the Church to a better fulfilment of their duties towards it than they have hitherto exhibited.199 198 Brief von Clarissa von Ranke an Robert Graves, 29. November 1868, Wiehe, Englische Briefe 269. 199 Brief von Robert Graves an Clarissa von Ranke, 11. Mai 1868, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke.

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Im April des folgenden Jahres notierte Robert: Our minds have been of course very full of the Church question – a very serious & faithful one in this crisis of it – whatever view one takes of its nature or effects. – Even if the good effects which I hope for result – and I have great faith in the permanently healing efficiency of justice. I do not shut my eyes to the fact that my regrettable ones will ensure both general & personal: the Church suffers for the sins of Church & State in past times, just as both were beginning to be no longer chargeable with practising these sins. However, it is on this latter account that I have faith in the […?] of the Institution, & I trust that by the necessity into which it will be driven for energy & selforganisation, & union of clergy & laity, its life will be a much stronger & more influential life than it has been … Protestant absentee landlords will have to act towards their Church with a liberality very different from what has been usual to them, if their Church is to be properly supported. On the whole however I trust that good will be the result of all, outweighing many individual […?] & partial failures: that God’s Providential government, rather than man’s measures, is working its inevitable beneficial work.200 Im Jahre 1869 heiratete Clarissas Kusine, Nelly Graves, in Irland. Clarissa hatte jedoch Schwierigkeiten, ein gutes Geschenk zu finden und beschrieb Leopolds Reaktion: I almost feel ashamed of writing to you again, when I think, what a foolish old Clara I must have appeared to you in my last letter to Helen, in which I asked her what present I should sent to our little Nelly for her wedding! That was that my darling Maxa was insisting that nothing would give Nelly so much pleasure as a leather travelling box containing all lady’s necessaries, and writing to get it for me by all means; but I was not quite of her opinion and subdued her impatience by saying I would write to know Aunt Helen’s opinion. Maxa went to the country two weeks ago, and since then I made up my mind, what I could send; don’t look as much astonished, as Leopold was, when I told him, I was giving a pocket-handkerchief to her. „One pockethandkerchief“, he said, „have they no pocket-handkerchiefs in England“? This led him to give one of the ‚Hildesheimer models‘ [vase model] to her.201 Nichtsdestotrotz war Nelly mit beiden Geschenken, Clarissas Taschentuch und Leopolds besonderer Vase, sehr glücklich.202 Charles berichtete Clarissa später, dass „every person of taste thinks Ranke’s present of the Vase most exquisite – We were greatly greatly gratified at his recollection of our dear good child.“203

200 Brief von Robert Graves an Clarissa von Ranke, 6. April 1869, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke. 201 Brief von Clarissa von Ranke an Robert und Helen Graves, 16. Juni 1869, Wiehe, Clarissa von Ranke 47. 202 Brief von Helen Graves an Leopold von Ranke, 25. Juli 1869, Wiehe, Englische Briefe 31. 203 Notiz von Charles Graves, 1869, Wiehe, Englische Briefe 91.

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Im März 1870 verstarb John Graves, Clarissa und Leopold waren beide geschockt. Im gleichen Monat erwähnte Clarissa beiläufig, dass sie Tausende von Briefe vernichtet hätte: I have lately made a great rummage among my old letters, and have destroyed thousands, I have kept yours dear Robert, should you like to have them with a few of Mrs Owens? Etc. All my dear Helen’s were long ago destroyed, because she once begged of me earnestly always to tear up or burn her letters. It made myself quite miserable and nervous destroying my old letters.204 Frankreich beobachtete mit Sorge das Anwachsen der preußischen Streitkräfte. Kaiser Napoleon III. rüstete die französische Armee schon seit 1866 auf. Im Jahre 1870 wurde der spanische Thron, der schon seit der liberalen Revolution 1868 unbesetzt war, einem preußischen Prinzen angeboten. Die Franzosen misstrauten dem Versprechen des preußischen Königs, dass er an einem solchen Angebot nicht interessiert sei; Frankreich forderte den König zu einer offiziellen Deklaration auf, dass er die Kandidatur niemals in Betracht zöge. Im Jahre 1870 führten die Spannungen zwischen Frankreich und Preußen schließlich zum Krieg. Die schockierenden Nachrichten erreichten die irischen Verwandten diesmal durch Friduhelm: There is no doubt, France has provoked a war, which will be one the most terrible in the history of mankind. I am glad to be able to be a partner in this great fighting, not for Hohenzollern Princes being Kings of Spain, but for all the German country on the left of the Rhine, for the existence of Prussia, the union of Germany. I feel sure, that though till this moment no preparations have been made here for war, we shall stand in three or four weeks at the frontier of France.205 Clarissa beschrieb in ihren Briefen die Lage der Familien in Berlin während des Kriegsausbruches 1870. Sie hoffte, dass wenigstens die englische Flotte für den Schutz der ungesicherten deutschen Küste sorgen würde. Um ihren Standpunkt deutlich zu machen, schrieb sie drei Anekdoten über glorreiche preußische Soldaten und schickte sie ihren Freunden und Verwandten. Diese Hoffnung ging zunichte, als die Nachrichten eintrafen, dass England Frankreich mit Waffen belieferte. Clarissa war so wütend darüber, dass sie das Inselreich als Diener Mammons, verblendet durch Habsucht beschrieb. Clarissa zitierte ihren Mann: die Vorwürfe gegen Deutschland und die Bombardierung von Paris seien nicht korrekt. Wenn die Engländer und Franzosen schon über deutsche Grausamkeit sprechen, dann habe man eher an die unzähligen unschuldigen Opfer der eigenen Revolutionen zu denken. Immerhin sei keiner an Straßenlaternen in Berlin aufgehängt oder gefoltert worden.206 204 Brief von Clarissa von Ranke an Robert und Helen Graves, 7. März 1870, Wiehe, Clarissa von Ranke 56. 205 Brief von Friduhelm von Ranke an Robert Graves, 15. Juli 1870, Wiehe, Englische Briefe 220. 206 Bäcker-von Ranke, Rankes Ehefrau, S. 13-4.

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Während des Jahres 1870 war Dr. Philip Schaff207 Zeuge eines Treffens zwischen Ranke und Thiers und schrieb diese charakteristische Anekdote über Ranke nieder: Ranke met Thiers during the Franco-Prussian war in 1870, and was asked whom the Germans were fighting; whether Napoleon, the Republic, or the French nation. He replied with special emphasis to the last question, „No“. „Whom are you fighting, then?“ asked the French statesman. „Louis XIV“, answered the German historian. Thiers was astonished at the long memory of the Germans.208 Wie in den Jahren 1864 und 1866 fragte und bat Clarissa wieder um Spenden für die deutschen Soldaten. Viele Frauen der oberen Klassen folgten dem Aufruf zur Mildtätigkeit, aber nur wenige in so großem Rahmen wie Clarissa. Auf Schreibpapier, das mit dem Roten Kreuz verziert war, bettelte Clarissa bei Freunden und Bekannten in England und Irland um monetäre Zuwendungen oder materielle Hilfe für die verwundeten Soldaten. Die militärischen Krankenhäuser in Berlin hießen Clarissas Spendensammlungen, unter denen auch desinfizierte keimtötende Tücher waren, die man bisher in Deutschland nicht kannte, willkommen. Bei diesem Engagement spielte das Eiserne Kreuz für Damen eine wichtige Rolle, das der Vaterländische Frauenverein unter dem Protektorat der Prinzessin Marie Anna an verdiente Wohltäterinnen vergab. Frauen der Mittelklasse gründeten diese patriotischen Vereinigungen als Aushängeschild und als Ausdruck ihrer Solidarität zum Kriege. Die Vereine fußten auf einer informellen Zusammenarbeit zwischen freiwilligen Helferinnen und öffentlichen Institutionen. Clarissa berichtete, dass EK-Medaillons mit dem Haar junger Mädchen und Frauen, gefüllt waren, weil so viel Haar für das Vaterland geopfert wurde, dass keiner wusste, was mit dem Haar geschehen sollte. Zunächst war sich Clarissa nicht ganz sicher, ob man diese Produkte ihren Verwandten anbieten sollte, aber sie irrte sich: der Verkauf lief so gut, dass sie sogar Nachschub für den englischen Bekanntenkreis organisieren musste. Es war für Clarissa wichtig, dass alle Empfänger einen Dankesbrief an die Vorsitzende des Frauenvereins, Frau von Ohlen und Adlerskron, schicken würden. Ihre Schwägerin Helen schrieb einen so bewegenden Brief, dass ihr Brief öffentlich verlesen wurde und Beifall erntete. Mit der Krönung des preußischen Königs zum Kaiser Wilhelm I. im Januar 1871 wurde Deutschland über Nacht zur stärksten Macht Europas. Auch wenn der Urbanisierungsprozess in England noch immer wesentlich stärker vorangeschritten war als auf dem Kontinent, das neue Deutsche Kaiserreich hatte nun im Vergleich zu England die grössere Bevölkerungszahl und eine wesentlich stärkere Wirtschaftskraft. Während bei den meisten europäischen Ländern weiterhin die Bevölkerungszahlen anwuchsen und der Urbanisierungs- und Industrialisierungsprozess die europäische Gesellschaft formte, stand Irland dazu im Gegensatz. Als der Krieg zum Ende kam, sehnte sich Clarissa, den neu gekrönten Kaiser zu sehen und erhoffte eine Verbesserung der englisch-deutschen Beziehungen. Sie 207 Schaff, Philip (1819-93), amerikanischer presbyterianischer Theologe. 208 Adams, „Leopold von Ranke“, S. 120.

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war durch ihre Krankheit so sehr geschwächt, dass sie die Rückkehr der Truppen durch die Berliner Straßen nicht mehr beobachten konnte, und schließlich diktierte sie auch keine Briefe mehr. Am 30. April 1871 starb Clarissa von Ranke gegen 8.30 Uhr morgens in Berlin. Ranke schilderte ihren Tod voller Trauer und sehr ausführlich in Briefen an Manteuffel und seinen Bruder Heinrich.209 Die Söhne übernahmen es, die irischen Verwandten und Freunde zu informieren. Otto beschrieb Helen Graves den Tod Clarissas am 1. Mai: Mama departed this Sunday 30 April half past eight o’clock. – Her death was so smooth and so quiet, that we hardly remarked it. Friday and Saturday she had many pains – and the illness proved itself as dropsy, till half past two this morning she had to battle with life, but after that time she slept, her last remarked sign of life was at half past nine. As the Doctor did not expect the end so suddenly only her faithful servant was with her and in morning she was dying when I saw her – O God how gracious he is, not to have left her to more trials.210 Und Friduhelm schrieb an Fanny North zwei Tage später in gebrochenem Englisch: Mama is now gone – by! Last Sunday morning God released her from her pain and took her into his eternal Kingdom. She slept away, no agony death, only peace of contentment was to be seen on her dear sweet face, which we still aisew [?] so often, when it was cold. We thank God for the mercy he showed us in keeping her so long, I shall be grateful for all my life, that I could see her returning from the long war. Oh! how much love did she not show to me, when I was absent! She was full of love, of affection of kind thoughts till to the last. „Bless me my son”, were the last words she said to me, when I was obliged to leave Berlin on Friday. I should not see her again living. Yesterday the funeral took place. I can not find words to write you, what we felt, seeing her carried away from the room and the house, where she had always lived for us, from the moment we were born. My Brother Otto was strong enough, to perform the holy and last ceremony. Never we shall forget the beautiful words he said: they were so touching and so comforting.211 Otto von Ranke schickte eine Kopie seiner Begräbnisrede übersetzt ins Englische an eine Reihe von Personen in England und Irland: Charles Graves, Helen Powys, Mrs. Miller (Cambridge), Mrs. North, Mrs. Twinning, Mrs. Scott (London), Dr. Whitley Stokes. Am Sarg von Clarissa schwor Ranke, seine Lehrtätigkeit sofort 209 Brief von Leopold von Ranke an Manteuffel, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 509-12; Ranke, Neue Briefe, S. 549-52; Brief von Leopold von Ranke an Heinrich Ranke, 30. April 1871, in: Ranke, Neue Briefe, S. 550-2. 210 Brief von Otto von Ranke an Helen Graves, 1. Mai 1871, Wiehe, Englische Briefe 121a. 211 Brief von Friduhelm von Ranke an Fanny North, 3. Mai 1871, Wiehe, Ranke-Nachkommen 4.

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zu beenden. Seine letzte Vorlesung behandelte neuzeitliche Geschichte und wurde nach der ersten Stunde beendet. Wenige Wochen später, am 16. Juni 1871, gab es einen weiteren Todesfall in der Familie Ranke. Friduhelm berichtete am 10. Juli vom Tode seines Onkels in einem Brief an Robert, dass „we are all in good health. Papa has given up lecturing in the University. One of his brothers, William, died lately on his possession near Berlin quite alone and under very sad and mysterious circumstances.“212 Die Umstände sind jedoch nicht näher bekannt. Ranke hatte größte Schwierigkeiten, mit dem Verlust seiner Frau umzugehen. Auch wenn er sich in seinem Arbeitszimmer in seine Arbeit warf, so erwähnte er seinen Schmerz und die Einsamkeit in einer Reihe von Briefen. Er wanderte des Nachts im Hause in den verschiedenen Räumen umher und führte Selbstgespräche.

6. Die Verbindungen der Rankes und Graveses nach 1871 Nach 1874 besuchte Ranke seine Tochter Maximiliane regelmäßig in Lodersleben, in der Nähe seines Geburtsortes Wiehe gelegen. Nichtsdestotrotz blieben die Rankes und Graveses in den kommenden Jahren im engen Kontakt. Sie tauschten auch weiterhin Familieninformationen aus und kommentierten die politische Lage in ihren jeweiligen Ländern. Das schloss auch die Home Rule in Irland und Bismarcks Politik in Deutschland ein. Im Jahre 1874 fragte Friduhelm beispielsweise Robert: „I wonder, if you ever have leisure to read about German and Prussian politics in the papers. I am very much afraid, that Bismarck will have exactly the opposite result, he aims at, in his campaign against the Roman Catholic Church.“213 Im Jahr 1874 gab es eine Reihe von gegenseitigen Familienbesuchen. Charles Graves besuchte Deutschland, Friduhelm ging nach Irland und Otto besuchte England und Irland. Eine von Charleses Töchtern, Rosy Graves, berichtete Maximiliane kontinuierlich von Friduhelms Besuch. Im November 1874 schrieb sie: I cannot let Frids letter go without a scrap from me to tell you how we are enjoying his visit & how we all like him. – He seems to have taken very kindly to […?] life and manners & I hope he will often make his way over to us now he knows us all & finds we are not utter barbarians in this little Western Isle – I wonder are we ever to have a visit from you & Wilhelm! You must handle it before you both get older or you will only get lazier & lazier & never see us all together again.214

212 Bäcker-von Ranke, „Wilhelm Ranke”, S. 8. 213 Brief von Friduhelm von Ranke an Robert Graves, 1. Januar 1874, Graves-Archive, TCD, 10047/37/28. 214 Brief von Rosy Graves an Maximiliane von Kotze, 28. November 1874, Wiehe, Englische Briefe 206.

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In einem anderen Brief wurde Friduhelm als eine Person, die „performs strange freaks such as hunting cows or girls along the road“ beschrieben.215 Friduhelm beschrieb Robert seinen Besuch in Killarney, wie „I left the Palace [Parknasilla] very early yesterday morning on horseback, and was in Killarney at about ten. The weather turned out very well and so I had a glorious view of the lakes.“216 Otto, der England und Irland besuchte, reiste in beruflichem Interesse. So traf er sich in Oxford mit Prof. Pusey,217 mit dem er „a most brilliant debate“ hatte, sowie Prof. Müller218 und Prof. Benjamin Jowett, dem berühmten Altphilologen. Aber die familiäre Kommunikation beschränkte sich nicht nur auf den privaten Besitz. Eine Notiz Roberts an Leopold vom April 1882 zeigt, dass sie sich auch zum Thema Geschichte weiterhin austauschten: „I send you by this post an Athenaeum of the 15th April containing a Review, which I hope will please you, of the 2nd Abtheilung of your Weltgeschichte.“219 Um diese Zeit wurden Rankes Spaziergänge seltener. Normalerweise spazierte er immer durch den Tiergarten zum Stern und wieder zurück. Zu Hause arbeitete er weiter. Es wurde berichtet, dass er nicht einmal mehr Zitate in seiner 24.000 Bücher umfassenden Bibliothek nachschlagen musste und auch nicht konnte, sondern dass er sogar lange Textpassagen aus dem Gedächtnis zitierte. Sein Apartment war voll mit Büchern. Ein Gemälde seiner Frau zierte als Blickfang die Räume und musste dem Besucher sofort ins Auge fallen. Die Times veröffentlichte sieben Artikel und Mitteilungen über Ranke in den Jahren 1885 und 1886: ein Glückwunschreiben zu Rankes neunzigsten Geburtstag, ein Interview, wahrscheinlich das einzig bekannte, und im Mai 1886 kurz vor Rankes Tod Details zu seiner Gesundheit, dann später zwei Todesmitteilungen.220 Das Interview mit Ranke wurde etwa eine Woche nach seinem neunzigsten Geburtstag geführt. Zu Beginn des Interviews bekräftigte Ranke seine Bewunderung für England und dass er „always glad to see an Englishman“ war.221 Der Interviewer fuhr dann im Artikel mit einer Beschreibung über Ranke fort: I could not help comparing the figure of the nonagenarian historian with a fine painting overhead representing him in the bloom of manhood, trim, shorn and shaven – a very marked contrast, indeed, to the singular personality who seemed to have actually stepped into one’s presence out of the Middle Ages. Clad in a loose dressing-gown, with careless slippers „thrust upon contrary feet,“ his venerable beard falling on his breast, his eyes bleared with inflaming particles of book-dust, and the forehead of his tête carrée knotted and gnarled with the life-long habit of mental concentration – Leopold von Ranke 215 Brief von Lily Graves an Maximiliane von Kotze, 1874, Wiehe, Englische Briefe 5. 216 Brief von Friduhelm von Ranke an Robert Graves, 18. November 1874, Graves-Archive, TCD, MS 10047/38/24. 217 Pusey, Edward Bouverie (1800-82), Englischer Theologe. 218 Müller, Friedrich Max (1823-1900), Englischer Philologe und Orientalist. 219 Postkarte von Robert Graves an Leopold von Ranke, 23. April 1882, Bäcker-von Ranke. 220 THE TIMES, 22. Dezember 1885, 20. Januar 1886, 4. Januar 1886, 18. Mai 1886, 21. Mai 1886, 24. Mai 1886, 25. Mai 1886. 221 THE TIMES, 4. Januar 1886.

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looks like a perfect specimen of those medieval philosophers who spent their days and nights in front of huge, outspread folios, with no companion but a pensive cat, and no furniture or ornament to their cells save skulls and crossbones, sand-glasses, elixir phials, and chemical retorts. But, though outwardly resembling such a Dr. Faust, Dr. von Ranke has nothing whatever in him of morose taciturnity or surly snappishness. On the contrary, his nature is still almost as sunny and simple as that of a child. It is impossible to conceive literary greatness combined with more unaffected ways, genuineness, and affability; and in these respects he forms a happy contrast to so many of his class in Germany, with whom the unwary foreigner cannot come into personal contact twice without having bitter cause to rue his disregard of the maxim „Cave hominem unius libri“. The historian of the Popes has nothing whatever in common with the astronomical professor who will transfix you with an icy stare if you ask him what he thinks of So-and-so’s new volume of poems, or with the great metaphysician who dreamily hands you the salt if you beg him to pass the sherry. There is a certain class of professors in the Fatherland who only enter drawing-rooms to sit silently, and be stared at like Greek busts, or to pass their hands wildly through their long hair, and mutter strange sounds and uncanny incantations. But Leopold von Ranke never did, and never does, affect any of these disagreeable eccentricities of genius. On the contrary, every one who converses with him must be tempted to ask himself whether it be possible that such an extremely simple little man can be so great a writer. Of his qualities as a writer one can only judge by going through the 50 odd volumes which embody his historical researches, but a few minutes’ conversation with the author of this library will suffice to convince his visitors that he is as skillful at entertaining with his tongue as with his pen. And even now, with 90 summers, or rather winters, on his brow, his talk is as firm, fluent, and continuous as ever it seems to have been. His enunciation is clear and forcible; he requires not to stop and search for the right word; you never see him interrupt his story to pass his hand across his brow, in the effort to regain some forgotten fact or fleeting idea, but all goes on swimmingly, and he will occasionally emphasize a sentence by a motion of his hand, or a flash of his bright, penetrating eye, which is still the index to his mind, and the redeeming ornament of his timeworn face. He spoke to me sadly, and with a thankful reference to the will of God, or other members of the human race who had attained, or nearly so, to his own marvelous age – of Sir Moses Montefiore, of Thomas Carlyle (who was born in the same year and month as Ranke), and of Sophocles, who might have even lived to be a centenarian, but for the fabled eagle and its tortoise. „But that will never be my fate“ said the historian, „for I do not live so much in the open air as did Sophocles.“ „But your Excellency“ – for, being a ‚Wirklicher Geheimer Rath‘, he is entitled to this appellation – „But your Excellency,“ I observed, „still takes regular out-door exercise.“ „Oh, yes,“ was the reply, „I still do my two hours walking, or thereabouts, when the weather is

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good; but I don’t like driving, it is too much of a bore. And this interval of exercise enables me to get through an average of eight hours hard work every day. My first spell is from 10 to 2, and I return to my desk at 9 till about 1 in the morning. Midnight is my most congenial hour, and this is the time, I find, when I can produce most.“ „And your Excellency can still write with ease!“ „No, my writing days are done, but I have two secretaries, whom I keep busily engaged in reading, looking up authorities, making excerpts, and writing from my dictation. I have written little or nothing with my own hand since the appearance of my English History, and, strange to say, some of the works I thus dictated have been better received than others. Dictation sometimes enables one to be less fastidious, and more natural. Of course, I have to be very careful with my mode of life. I have never been a smoker, but I always can enjoy a glass of good wine, and, thank God, my nights are still free from sleeplessness, or I should never get on at all. You may think this house of mine“ – a second-floor flat in the Luisen Strasse, with the high-level metropolitan railway trains screaming past – „you may think this house of mine rather a humble, ill-suited, and unfashionable abode; but I have lived in it now for more than the last 40 years, and cannot make up my mind to leave it. One good thing about it is that the sun can never get into my working-room; and then I have all around me here about 30,000 volumes, which I never could get properly removed and rearranged.“222 Ranke erzählte dann von der Arbeit an seiner Weltgeschichte, und als er nach seiner Einschätzung zur Lage von Ägypten und England gefragt wurde, antwortete er: „‚but only, mind you, as an historian, and not as a politician‘, […] [he] declared his conviction that the course of history and the developments of events all pointed to the absolute necessity of the English converting Egypt into another link in the chain which binds India to England“.223 Im Bezug zu Macaulay meinte Ranke, daß er nicht nur von ihm beeindruckt, sondern „overpowered“ gewesen sei. Er fügte hinzu, dass er zu einem Abendmahl bei Lord Granville mit den „chief literary ‚lions‘ of the day“ eingeladen worden sei und sich auch mit Bunsen und Carlyle traf. Wenige Monate später berichtete The Times über Rankes Krankheit. I regret to say that Leopold von Ranke is seriously ill, and but faint hopes are entertained of his recovery. On inquiry this evening at the house of the historian I learned that he has been confined to bed for the last week, with intermittent attacks of fever, combined with the growing weakness of his great age. It will be remembered that he celebrated his 90th birthday with great ceremony in December last, when he expressed the hope that he might still live to finish, his „Weltgeschichte“, or Universal History, of which the sixth volume has al-

222 THE TIMES, 4. Januar 1886. 223 THE TIMES, 4. Januar 1886.

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ready appeared; but it now looks as if this great work were doomed to remain a torso.224 Wenige Tage später wurde berichtet, dass „though Leopold von Ranke rallied a little yesterday, he relapsed today into semi-unconsciousness, and there is no hope of his recovery.“225 Leopold von Ranke starb am 23. Mai 1886 in seinem Haus in Berlin. Nach Erhalt der Todesnachricht am gleichen Tage, schrieb Robert in tiefer Trauer an Friduhelm: I wish I had written at once on receiving your letter with its sad tidings of the good Father’s rapidly declining state. First I waited, expecting that every hour would bring the telegram announcing the end, & then an attack of something like lumbago quite disabled me. I have since seen in the ‚Times‘ that, after you wrote to me, your Father rallied a little, but had fallen away again into a semi-unconscious state. If I had written at the first moment my affectionate farewell and that of my brother & Antella might perhaps have reached him, & he might have sent a farewell message to us in return. However, I know he felt sure of our affection for him & for his children, & that must content us. This sudden illness & termination of his great career is indeed a disappointment to us, from the account given of his powers on the Birthday, we had counted, perhaps too confidently, on his having many days of strength & work before him. The All-Wise has otherwise decided, & we must submit, thankful that in your Father He has given to us all so noble an example of lofty truthful aim in his function as an Historian, & of steadfast diligence, almost unrivalled, in its fulfilment.226 Otto von Ranke dokumentierte die letzten Tage Rankes auf Deutsch und übersetzte anschließend den Text ins englische für seine irische Verwandtschaft.227 Kurz nach Rankes Tod wurde eine Postzustellungsliste für die Todesnachricht zusammengestellt. In dieser Liste tauchten auch zwei Brüder von Clarissa auf: „Mons. [sic] Reverend Charles Percival Graves, Bishop of Limerick. Robert Percival Grave[s] esq, Dublin.“228 In ihrer Ausgabe vom 25. Mai 1886 berichtete The Times, dass hätte Deutschland „a Pantheon or a Westminster Abbey, the remains of Leopold von Ranke would certainly find a place in it; but, as it is, they will be quietly interred in one of the simple churchyards of the metropolis.“229

224 THE TIMES, 18. Mai 1886. 225 THE TIMES, 21. Mai 1886. 226 Brief von Robert Graves an Friduhelm von Ranke, 23. Mai 1886, Wiehe, Leopold von Ranke 218. 227 The last days of Leopold von Ranke, translated by Otto von Ranke, May 1886, GravesArchive, TCD, MS 10047/33/36-45. 228 List of names for mailing announcements of death of Leopold von Ranke 1886, SUL GMC577. 229 THE TIMES, 25. Mai 1886.

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Auch in den folgenden Jahren blieben die Ranke-Kinder mit ihren irischen Verwandten in Kontakt, und im Jahre 1887 besuchte Maximiliane Irland. Die Verbindung zwischen beiden Familien verstärkte sich, als Amelie Elisabeth Sophie von Ranke, Enkelin von Leopolds Bruder Heinrich, im Jahre 1891 Alfred Perceval Graves (1846-1931), einen Sohn von Charles Graves, heiratete. Graves verbrachte die meiste Zeit seines Lebens als Pädagoge und Beamter in London. Er brachte fünf Kinder aus seiner ersten Ehe mit. Er schrieb leichte Verse – unter ihnen auch die in Irland bis heute bekannte Ballade des Father O’Flynn – und sammelte wichtige Anthologien der anglo-irischen Literatur. Zusammen hatte das Paar fünf weitere Kinder, eines von ihnen war Robert von Ranke Graves (18951985), der innerhalb einer literarischen Familie aufwuchs, in der es als natürlich empfunden wurde, dass künstlerische Errungenschaften von äußerster Wichtigkeit waren. Briefe von Robert zeigen, dass Robert und seine Geschwister ihren Großvater Heinrich Ritter von Ranke (Sohn von Leopolds Bruder Heinrich) bis zu dessen Tode im Jahre 1909 jeden Sommer besuchten. Er schrieb 1944 seiner Mutter Amelie Graves, dass er eine Notiz in The Times fand, die sich auf Rankes Hochzeit 1843 bezog: 230 Married. – On Thursday, the 26th inst., in Windermere Church, Bowness, by the Rev. Robert Perceval Graves, A.M., Leopold von Ranke, Professor of History in the University of Berlin, to Helena Clarissa, eldest daughter of the late John Crosbie Graves, Esq., of Dublin, barrister-in-law. Ranke was 48 at the time of his marriage, and lived to the age of 91.231 Graves schrieb ein bekanntes Buch über seine Erfahrungen während des ersten Weltkrieges, Goodbye to All That, und es wird vermutet, dass er als Reaktion auf den Krieg seinen Beinamen „von Ranke“ ausließ und daher heute „nur“ als Robert Graves, Dichter und historischer Schriftsteller, Autor von I Claudius und Claudius the God, bekannt ist. Nach einem Skandal um eine „Muse“ von Graves – dem Selbstmordversuch der amerikanischen Dichterin Laura Riding – und aufgrund von Finanzknappheit und seiner Desillusionierung in Bezug auf England, zog er 1929 nach Deya, Mallorca. Zwei Ranke-Nachfahren, Alexandra Saemisch und Gisbert Bäcker-von Ranke, besuchten Mallorca Ostern 1961. Graves schrieb an Frau Saemisch: Dear Cousin Alexandra: I remember you well as a girl – also seeing Ermentrude who once came to stay with us. – So far as I know I’ll be here at Easter, with my wife Beryl & some of my children – unless I have to go somewhere in a hurry, as sometimes happens to me – and will be very glad to see you. Give me a two days’ warning to make sure that I’ll not be away from home: a telegram is safer than ordinary post, and we are not on the telephone.

230 Brief von Robert Ranke Graves an Amy Graves, 6. Januar 1944, TCD, MS 11000/25. 231 THE TIMES, 28. Oktober 1943.

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I still talk German of a sort – no better – no more than when I was a child – but never learned to improve with it.232 Bäcker-von Ranke schrieb später über dieses Treffen. Er notierte, dass Graves einerseits freundlich war, sich andererseits jedoch recht kühl verhielt und sich deshalb keine freundliche Atmosphäre bilden konnte. Kommentare wie „You don’t seem to be very good at English“ waren nicht gerade erfreulich für Bäckervon Ranke. Nur als Frau Saemisch und Graves in Erinnerungen vom Gutshaus des Heinrich Ritter von Ranke schwelgten, zeigte Robert Graves etwas Wärme, verschloss sich aber wieder, sobald eine kleine Unstimmigkeit bezüglich eines Möbelstückes aufkam. Der Besuch war nur kurz. Zurück im Hotel, stellte Frau Saemisch am Abend fest, dass sie ihre Handtasche vermisste, und dass wohl ein weiterer Besuch notwendig sei, um sie abzuholen. Am folgenden Morgen jedoch erhielten die Reisenden ein flüchtiges Telegramm: „I’ll send your bag by the bus. Robert.“233 Im Jahre 1950 besuchte Bäcker-von Ranke die Mutter von Robert Graves, „Amy“ Graves, in Erinfa, Harlech, Wales. Der Name des Hauses, Erinfa, war walisisch für „gegenüber von Irland“.234 Rankes Tochter Maximiliane liess 1910 die Kirche von Lodersleben restaurieren und sorgte dafür, dass die ursprüngliche Schönheit von 1680 wieder zu bestaunen war. Dennoch fügte sie eine kleine Veränderung ein. Im Zentrum des Deckengewölbes waren Bilder der Auferstehung und Himmelfahrt Christi dargestellt. Am Fuße von Gottes Füßen wurden vier Porträts hinzugefügt: Paul Gerhardt, Gustav Adolph II., Martin Luther und Leopold von Ranke. Ranke wurde als erhabener älterer Gelehrter mit einem weißen Bart dargestellt. Das war das Pantheon, in dem die Familie eine bleibende Ruhestätte der Erinnerung für Ranke (und in gewisser Hinsicht für sich selbst) sah.

232 Brief von Robert Graves an Alexandra Saemisch, 2. Januar 1961, Wiehe, Leopold von Ranke. 233 Erinnerungen von Gisbert Bäcker-von Ranke, Stolberg, 1961. 234 Ebd., 1950.

 

III. DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE VON RANKES ENGLISCHE GESCHICHTE Nachdem Rankes Familienverbindung nach Irland untersucht wurde, soll nun seine Darstellung der irischen Geschichte, thematisiert, vor allem in seinem Werk Englische Geschichte (1859-68), beleuchtet werden. Es wurde häufig angemerkt, dass Ranke weit mehr zum Studium der englischen Geschichte in Deutschland beigetragen habe, als jeder andere Gelehrte, einerseits durch seine eigenen Studien zum neuzeitlichen England andererseits durch die Ausbildung junger Wissenschaftler für englische Geschichte, namentlich Reinhold Pauli. In seinem ersten Werk Geschichten der romanischen und germanischen Völker (1824), war sich Ranke bereits einer nationalen Teilung innerhalb Irlands bewusst. Indem er sich auf Humes History of England bezog, schrieb Ranke: „in denselben Zeiten hat Heinrich Plantagenet von England bewirkt, daß in Irland fortan gleichsam zwey Nationen gewohnt haben, die eingeborne, irische dienend, die englische, germanische, die durch ihn, wenn nicht zuerst übergeführt, doch fest gegründet worden, herrschend.“1 Zwei Jahre später schrieb Ranke am 20. März 1826 an seinen Verleger Friedrich Perthes: Es ist wahr: wir haben den Hume, und es wird sehr schwer sein, neben ihm besonders in der Geschichte der Stuarts noch einige Rücksicht zu erwerben. Indessen würde ich meinen Blick auf das Ganze und die durchgehende Entwicklung richten, was bei ihm weniger der Fall ist, vornehmlich aber die neueste Zeit, die für Nationalgefühl und jedes höchste Interesse die allerlehrreichste und doch noch von niemand, selbst von keinem Engländer, soviel ich weiß, genügend bearbeitet worden ist, ins Auge [zu] fassen.2 Ranke erwähnte im Brief auch, dass er zwar an englischer Geschichte interessiert sei, aber nichts dagegen einzuwenden habe, sollte jemand anders das Thema bearbeiten. Nach Auffassung von Gunter Berg sei es fraglich, ob Ranke zu dieser Zeit überhaupt über die englische Geschichte schreiben wollte.3 Er hatte erst gerade seine Geschichten der romanischen und germanischen Völker veröffentlicht. Zwei Jahre später begann er seine Reisen durch Europa, um in den verschiedenen Archiven zu forschen. Aus Wien schrieb er im Januar 1828 an Perthes: „Aber gewiß ist, daß ich gegenwärtig geeigneter wäre, über Venedig zu schreiben als über England.“4 Rankes andauernde Weigerung, eine größere Geschichte von England zu schreiben, führte dazu, dass Perthes einen weniger bekannten Autor mit dem Ver1 2 3 4

Leopold Ranke, Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1535 (Leipzig 1824), S. xxviii. Brief von Leopold Ranke an Friedrich Perthes, 20. März 1826, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 96-7. Gunter Berg, Leopold von Ranke als akademischer Lehrer (Göttingen 1968), S. 149. Brief von Leopold Ranke an Friedrich Perthes, 28. Januar 1828, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 137.

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fassen einer englischen Geschichte für die deutsche Leserschaft beauftragte – Johann Martin von Lappenberg. Lappenberg (1794-1865) schrieb die Geschichte von Norddeutschland und Europa, von England und der Hanse. Geboren in Hamburg und ausgebildet an den Universitäten von London und Edinburgh, traf er verschiedene englische und schottische Gelehrte, Autoren und Dichter, wie Dugald Stuart, Sir James Mackintosh, Wordsworth und Sir Walter Scott. Lappenberges Werk erschien in der großen Serie der nationalen Geschichten, herausgegeben von Heeren und Ukert. Er war vor allem um das britische angelsächsische Erbe bemüht, und führte wertvolle literarische und analytische Quellenstudien durch, die schließlich am Ende des Bandes abgedruckt wurden. Lappenberg war der erste Deutsche, der sich ernsthaft mit englischer Geschichte vor 1154 befasste, und führte neben deutscher Gründlichkeit auch Rankes Quellenkritik auf dem Gebiet der englischen Geschichtsforschung ein. Vielleicht ist es deshalb verständlich, dass Ranke es für ratsam hielt, sich zunächst nicht mit englischer Geschichte zu befassen. Nur wenige Wochen später bekräftigte Ranke jedoch sein Bestreben, eine Geschichte für England zu schreiben, wusste aber noch nicht wann, weil er zuvor ausreichend Hintergrundmaterial sichten müsse und somit noch nicht in der Lage sei, eine historische Analyse zu schreiben.5 Zu dieser Zeit war Ranke sowieso eher an Südeuropa interessiert. Er veröffentlichte 1827 die Fürsten und Völker von Süd-Europa und 1829 Die Serbische Revolution. Im Jahr, als Die Serbische Revolution veröffentlicht wurde, schrieb Ranke am 14. Dezember 1829 an Perthes „von der Verpflichtung, die großbritannische Geschichte zu schreiben, sehe ich mich gern frei gemacht, und ich danke Ihnen für Ihr freundschaftliches Entgegenkommen bei diesem Gefühl.“6 Die Publikationen der folgenden Jahre legten den Schwerpunkt vor allem auf die Mittelmeerländer und Deutschland. Besonders erwähnenswert sind: Über die Verschwörung gegen Venedig (1831), Die römischen Päpste (1834-6) und Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation (1839-47). Karl Josias von Bunsen war preußischer Botschafter am Court of St. James während der 1840er und frühen 1850er Jahre und entsprach dem allgemeinen Stereotyp eines Preußen in dieser Stellung. Er liebte England genauso wie sein eigenes Land und hatte den Ruf, Deutschen in London behilflich zu sein, vor allem dann, wenn sie seine Interessen zur Geschichtsforschung teilten und leistete somit einen großen Beitrag für die Möglichkeiten deutscher Historiker, in England zu forschen. Die Person, die am meisten von dieser Beziehung profitierte, war Leopold Ranke. Im Jahre 1843 hielt sich Ranke für einige Wochen in England auf, um Clarissa zu ehelichen. Auch wenn der Historiker mit Enthusiasmus und Respekt für England erfüllt war, so blieben seine Eindrücke doch kritisch und reserviert. Briefe an seine Brüder und Freunde malten ein positives Bild, aber seine Tagebuch5 6

Brief von Leopold Ranke an Friedrich Perthes, 25. Februar 1828, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 143-5. Brief von Leopold Ranke an Friedrich Perthes, 14. Dezember 1829, in: Ranke, Neue Briefe, S. 131.

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eintragungen zeigen, dass er sich den Engländern gegenüber eher reserviert verhielt. Ein Eintrag bezog sich auch auf Irland: Alle großen Staaten sind in Regression begriffen. Die lebendigste Organisation hat England, aber in Irland steht ihm ein entgegengesetztes, nicht herbeizubringendes [?] Element gegenüber, wo es reines [?] religiöses und demokratisches Treiben nur mit Konviktionsmitteln bekämpfen kann. [...] So viel ist gewiß: die Regierung wird unfähig, das Land zu regieren.7 Es gibt einen Hinweis in einem der Ranke Briefe, dass er als Antwort zu Macaulays History of England über ein eigenes Werk zur englischen Geschichte nachdachte. Ranke berichtete, dass er Macaulay traf und sein Buch mit ihm diskutierte. James Joll beschrieb das Treffen wie folgt: The two men met only once, at breakfast in 1843; and it was clearly not a very satisfactory occasion. Ranke apparently did not (or would not) speak English, though in the same year he married an English wife; Macaulay did not speak German, though he read it, and he found Ranke’s French, in which language the conversation was conducted, unintelligible. Nevertheless, the two historians respected each other. For Ranke, Macaulay was „the incomparable man whose works have a European or rather worldwide circulation to a degree unequalled by his contemporaries“. And Macaulay wrote in similar terms of Ranke: „The original work of Professor Ranke is known and esteemed wherever German literature is studied … It is indeed the work of a mind well fitted both for minute researches and for large speculations. It is written also in an admirable spirit, equally remote from levity and bigotry, serious and earnest, yet tolerant and impartial.“8 Das Treffen wurde von Charles Greville miterlebt, dessen Erinnerung an diese Zusammenkunft eher komisch anmutet: […] I went to breakfast with George Lewis to meet Ranke, the author of „The Popes of the Sixteenth and Seventeenth Century.“ He had got Macaulay, who had reviewed his book, to meet him, Sir Alexander Duff Gordon and his wife (daughter of Mrs. Austin, his translator), and Sir Edmund Head. I went prepared to listen to some first-rate literary talk between such luminaries as Ranke and Macaulay, but there never was a greater failure. The professor, a vivacious little man, not distinguished in appearance, could talk no English, and his French, though spoken fluently, was quite unintelligible. On the other hand, Macaulay could not speak German, and he spoke French without any facility and with a very vile accent. It was comical to see the abundance of his matter struggling with his embarrassment in giving utterance to it, to hear the 7 8

Tagebucheintrag von Leopold Ranke, 1843, in: Ranke, Die Tagebücher, S. 252, 322. Joll, National historians, S. 7. Dieses war nicht das einzige Treffen der beiden, sondern das erste.

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torrent of knowledge trying to force its way through the impediment of a limited acquaintance with the French language and the want of habit of conversing in it. But the struggle was of short duration. He began in French, but very soon could bear the restraint no longer, and broke into English, pouring forth his stores to the utterly unconscious and uncomprehending professor. This babel of a breakfast, at which it was impossible for seven people to converse in any common language, soon came to an end, and Ranke was evidently glad to go off to the State Paper Office, where he was working every day. After he was gone, Macaulay held forth, and was as usual very well worth listening to.9 Nach Abschluss seiner Französischen Geschichte (1852-61) wuchs Rankes Interesse an der englischen Geschichte. Während der 1850er hatte Pauli, ein Schüler von Ranke und Lappenberg, eine Reihe von Büchern zur englischen Geschichte für den Zeitraum von 1154 bis 1509 veröffentlicht. Reinhold Pauli (1823-82) führte damit das Werk von Lappenberg weiter fort und bemühte sich, die rankeschen Techniken in einen Bereich einzuführen, in welchem die Quellen bisher kaum gesichtet und gedruckt waren. Der wertvollste Teil seiner Arbeit war der kritische Quellenanhang zu jedem seiner Bände. Er folgte somit den Anfängen Lappenbergs. Aufgrund der Tatsache, dass Lappenberg und Pauli die Geschichte Englands bis 1509 bereits behandelt hatten, befasste Ranke sich mit der neuzeitlichen Geschichte. Auch wenn der Schwerpunkt seiner Englischen Geschichte eher auf dem siebzehnten Jahrhundert liegt, so behandelt sie doch auch einen wesentlichen Teil des sechszehnten Jahrhunderts. Ein anderer Grund war vielleicht der unmittelbare Erfolg von Macaulays Werk. Macaulay wurde drei Jahre nach Ranke im November 1852 zum Ehrenmitglied der Royal Irish Academy gewählt. Ranke besuchte England erneut 1857 und traf sich mehrere Male mit Macaulay. Wiederum war Ranke vom hohen englischen Lebensstandard beeindruckt, blieb aber auch diesmal zurückhaltend. Ein Treffen mit Macaulay beschrieb er in einem Brief an seine Frau: Dienstag besuchte ich Macaulay. Ich fand ihn in der Nähe von Kensingtongarden, den wir einst beide durchwanderten, in einem schönen Landhause; er ist durch sein Buch wohlhabend geworden. Ich hatte großes Vergnügen, einmal gut englisch sprechen zu hören. Er spricht ähnlich, wie er schreibt, mit demselben Interesse, derselben Bestimmtheit und in der derselben politischen Meinung. Ich sagte ihm, daß ich die Form seiner Schriften bewundere und besonders die Art, wie er die Gegenwart durch die Vergangenheit erläutert, ohne in jedem Punkt mit ihm übereinzustimmen. Daß ich mich selbst mit engli-

9

Charles Greville, The Greville memoirs: A journal of the reigns of King George IV, King William IV and Queen Victoria (London 1903), S. 207. Mit kleinen Änderungen siehe auch Patrick Bahners, „Das Bild der Glorious Revolution im Werk Rankes und Macaulays, ein historiographiegeschichtlicher Vergleich“, unveröffentlichte Magisterarbeit (Bonn 1989), S. 1-2; und R.L. Schyuler, „Macaulay and his History – a hundred years after“, in: POLITICAL SCIENCE QUARTERLY, vol. lxiii, issue 2 (1948), S. 180.

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scher Geschichte beschäftigen will, schien ihm doch nicht ganz recht zu sein.10 Nur wenige Tage später sah Ranke Macaulay wieder. Dieses Mal war es bei einem „historischen Abendessen“ organisiert durch Lord Granville, um den berühmten deutschen Gast zu ehren. Bei diesem Abendessen traf Ranke auch Georg Grote, und er schrieb später an Clarissa, dass Macaulay „das große Wort führte“.11 Ranke stimmte, wie bereits angedeutet, nicht in allem mit Macaulay überein. Helmolt vermutete, dass Rankes Englische Geschichte das Ergebnis eines Wettbewerbes mit Macaulay sei, den der preußische König Friedrich Wilhelm IV. Ranke mit den Worten „Thun Sie das; vielleicht dringen Sie durch!“ angeregt hatte.12 Ranke schrieb nicht nur eine Faktensammlung zur englischen Geschichte, sondern platzierte auch seine eigene Theorie zu Objektivität und historischer Korrektheit in das Werk. Eine seiner bekanntesten Formulierungen lautet: „Ich wünschte mein Selbst gleichsam auszulöschen, und nur die Dinge reden“, findet sich im zweiten Band.13 Nach Helmolt wollte Ranke die historische Wahrheit bis ins kleinste Detail finden und dementsprechend konkret auch die Forschung durchführen. Nach Ansicht von Ranke sei Macaulay ein Historiker, der nur einseitige englische Geschichte präsentierte. Ranke sah es als eine moralische Pflicht an, die eigene Objektivität immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Ranke hatte nicht nur vor, seinen wissenschaftlichen Ansatz mit dem von Macaulay zu vergleichen, sondern auch eine vollständige Interpretation zu liefern, die durch das Hinzufügen weiterer Fakten nicht gleich auseinander fiele. Erst am Ende des Werkes sollte der Leser ein vollständiges Bild der englischen Geschichte gewonnen haben – dies war für Rankes Methodik von Bedeutung. Innerhalb seiner Werke ist eine klare Arbeitstrennung erkennbar. Er behandelt theoretische Probleme in Vorworten, Einleitungen und eingefügten Reflektionen, aber nicht in der historischen Erzählung. Ranke behält die Einheit der Erzählung bei und bricht sie nicht für theoretische Reflektionen auf. Nur wenig ist bekannt über die Archive, die Ranke in London benutzte. Das State Paper Office unterstand der Kontrolle des Auslandsministeriums und Leser benötigten eine besondere Erlaubnis, um Dokumente einsehen zu können. In dem Catalogue of the Orders of Admission to the State Paper Office finden sich folgende Eintragungen:

10 11 12 13

Brief von Leopold Ranke an Clarissa Ranke, 26. März 1857, in: Ranke, Das Briefwerk, S. 415. Ranke, Das Briefwerk, S. 419. Helmolt, Rankes Leben und Wirken, S. 110. Leopold Ranke, Englische Geschichte, vornehmlich im 17. Jahrhundert (Berlin 1860), Bd. II, S. 1.

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138 Date

Name

Object of Research

1843, Aug. 31

Ranke, Von

Professor To examine documents relative to the history of Germany of the 18th century & 1756.

1852, Sept. 8

Ranke, M.

To examine papers relating to the History of Europe, especially of England and France, during the 17th century.

1857, April 18

Ranke, Dr Leopold

To have copies of Domestic papers of the 17th century.

1865, June 15

Ranke, Professor

To peruse & make extracts from the Foreign Correspondence with the German Courts, more particularly with the Court of Berlin, during the reign of William III.

1865, June 21

Ranke, Professor

To make copies or extracts of documents in the correspondence with Prussia for 1692 & 1696, according to list supplied.14

Für das Jahr 1843 sind neun Briefe innerhalb von neun Monaten im Bezug zur Archivforschung von Ranke überliefert. Er fragte vor allem nach „the correspondence of the British Embassy [Mr Robinson] at Vienna in the years 1740 to 1756“.15 Der Archivleiter Henry Hobhouse kontrollierte 29 Konvolute mit Korrespondenzen und erlaubte Ranke das Lesen und Kopieren der Dokumente.16 Im Jahre 1852 setzte sich Ranke wieder mit Hobhouse in Verbindung, acht Briefe folgten innerhalb eines Monats. Diesmal war Ranke eher an französischer als an deutscher Geschichte interessiert, mit besonderer „attention is at present directed to the Reign of Louis the 14th in order to elucidate some obscure points in that history. I wish therefore, in the first instance, to examine the dispatches of the English Ambassadors at that Court in the year 1679 and a few of the following ones.“17 Als das State Paper Office im Sommer 1852 neu gestrichen wurde, fragte Ranke nach einem Einzelzimmer, das ihm dann auch zum Studium überlassen

14 15 16 17

„Catalogue of the Orders of Admission to the State Paper Office, 1800-1877“, Public Records Office (PRO), PRO 6/325, S. 56, 83, 100, 132, 133. Briefe von Henry Hobhouse an Lord Canning, 13. September 1843, PRO, SP 45/41, S. 260. Siehe auch PRO, SP 45/41, S. 253-4, 259-63, 265-6, 269, 272-4, 278. Brief von Leopold Ranke an ?, 21. September 1852, PRO, SP 45/44, S. 156.

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wurde.18 Auch wenn es ihm erlaubt war, einen Großteil der Korrespondenzen zu lesen und beliebig viele Kopien anzufertigen, so war die französische Korrespondenz mit der britischen Botschaft für das Jahr 1638 teilweise gesperrt und Ranke durfte nur „short notes or extracts only, and in no instance whole copies“ tätigen.19 Das gleiche Problem hatte Ranke im Jahr 1865. Er wünschte zwei Konvolute der französischen Korrespondenz mit Preußen in den Jahren 1692 und 1698 einzusehen. Die nachgefragten Dokumente wurden kontrolliert und „there appears to be nothing objectionable in them unless indeed the Letter dated Berlin 21.May 1692 (in Prussia No. 3) be considered offensive to the House of Hanover.“20 Schließlich durfte das entsprechende Konvolut nicht von Ranke eingesehen werden. Im Laufe der Zeit entwickelte Ranke mehr und mehr Vorbehalte gegenüber England und seine persönliche Meinung zum Land änderte sich. Gleichzeitig wuchs sein Interesse an der politischen Entwicklung Irlands. 1858 hielt er in seinem Tagebuch den Hintergrund und die Ursachen der Indischen Rebellion 1857 fest und dokumentierte die Unterwerfung Indiens durch die Britische Krone. Voll Abscheu notierte Ranke am Schluß seines Eintrages: „Ungefähr wie Cromwell mit den Irländern verfahren ist. Aber ist dies gerecht? Ist es nicht vielmehr ein Übermaß von Gewalttat?“ 21 Im Jahre 1859 bat John Murray Ranke um Erlaubnis zur englischen Übersetzung des ersten Bandes der Englischen Geschichte.22 Ranke unterbrach sein Studium, als er die Nachrichten von Macaulays Tod Ende 1859 erhielt. Clarissa schrieb Robert Graves am 30. Januar 1860: „Macaulay’s death must have made a great sensation – Only […?] as a speciman [sic] of foolish flattery Leopold was told he had poisoned Macaulay with his new history! He was a good Friend to Leopold and a great loss to him.“23 In einem anderen Brief notierte Clarissa, dass der zweite Band 1860 veröffentlicht würde und dass Ranke mit seiner Arbeit wie gewöhnlich fortführe.24 Ranke versuchte aufzuzeigen, dass die Geschichte einer Nation nicht nur auf Ereignisse innerhalb der Nation fußte, sondern dass der Einfluss gesamteuropäischer Ereignisse eine wichtige Größe darstelle. Dabei versuchte er, den historischen Universalismus mit den großen allgemeinen politischen Themen der Gegenwart zu verbinden. Er erwähnte gegenüber Manteuffel, dass „you know that I study all this not as the history of France, or of England, but as general European, as world history, in which one epoch joins on to the other.“25

18 19 20 21 22 23 24 25

Brief von Leopold Ranke an Henry Hobhouse, 27. September 1852; Brief von Henry Hobhouse an Leopold Ranke, 29. September 1852, PRO, SP 45/44, S. 158-159. Brief von Lemon an ?, 4. Oktober 1852, PRO, SP 45/44, S. 161. Brief von J.D.Hardy an ?, 20. Juni 1865, PRO 3/15. Tagebucheintrag von Leopold Ranke, 1858, in: Ranke, Tagebücher, S. 368. Brief von John Murray an Leopold Ranke, 1859, GStA PK, FA Hoeft, Paket 5/1/236-7. Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 31. Januar 1860, Wiehe, Englische Briefe 90. Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, Wiehe, Englische Briefe 47. Krieger, Meaning of history, S. 220.

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Die besondere Beziehung von Irland und Schottland zu England seit den Stuarts interessierte Ranke nicht nur im Hinblick auf die spezifischen Rollen, die beide Länder in den großen Wendepunkten der englischen Politik spielten, sondern auch wegen der wiederholten englischen Bemühungen zur Einigung aller drei Königreiche, ein komplexes Wechselspiel zwischen der Isoliertheit der britischen Inseln und des daraus resultierenden „Local charakters“ der Provinzialität englischer Entwicklungen und der Allgemeinheit ihres Einflusses. Um 1862 war Rankes Werk bereits bekannt, auch wenn es bisher nur auf deutsch veröffentlicht worden war. Es ist nicht bekannt, ob John Murray mit seiner Übersetzung Fortschritte machte, aber der August 1862 brachte neue Impulse; Robert Graves notierte, dass er „was very glad to hear that there was a prospect of Ranke’s English history being translated into English.“26 Zu diesem Zeitpunkt hatte Ranke bereits ein internationales Netzwerk etabliert, das ihn mit Dokumenten zur englischen Geschichte versorgte. Im Februar 1863 entschuldigte sich Lord Acton für eine von einem Studenten falsch durchgeführte Übersetzung und schickte eine neue aus eigener Feder zu. Acton versicherte Ranke, dass er dessen Werk und Dokumentensammlung in England bekannt machen wolle.27 Ranke bekam Unterstützung von Charles Graves, der sich besonders mit Fragen zum Altertum befasste. Er war einer der ersten, der Artikel zum Schriftbild des alt-irischen Ogham veröffentlichte und auch begann, Gälisch zu lernen. Im frühen neunzehnten Jahrhundert verbreitete sich unter Protestanten die Ansicht, dass durch den Erwerb der gälischen Sprache die irische Nation wieder auferstehen könne – ohne dabei die protestantische Herrschaft zu untergraben. Viele empfanden das Erlernen von Gälisch als ehrenwert, dennoch blieb es das Vorrecht einer Minderheit. Gälisch wurde zur Facette des sozialen Prestigegewinns gebildeter Protestanten reduziert, weil der allgemeine irisch-katholische Bürger wohl Gälisch sprechen, aber nicht schreiben konnte. Obwohl Gälisch in bestimmten Kreisen als „Nationalsprache“ angesehenen wurde, gab es doch kein Konzept, die irische Nationalität über die gälische Sprache zu definieren. So erscheint die Gälisch-Euphorie als romantische Version des Nationalismus der 1840er Jahre, als irischer Traum einer Nation, die eine eigene Sprache sprach und damit den anderen „nationalen“ Beispielen Europas folgte.28 Graves bat die englische Regierung um finanzielle Mithilfe zur Publikation der Old Irish Brehon Laws. Sein Vorschlag wurde angenommen. Er wurde zum Mitglied einer entsprechenden Kommission berufen. Graves war auch Mitglied der englischen Historic Manuscripts Commission. Alle drei Graves-Brüder waren nicht nur in der Lage, für Ranke Verbindungen zu anderen Historikern aufzubauen, sie schickten ihm auch Kopien von Manuskripten für seine Englische Geschichte. Wie bereits erwähnt, spielte Charles Graves eine entscheidende Rolle für Rankes akademische Karriere. Dank seiner 26 27 28

Brief von Robert Graves an Clarissa Ranke, 18. August 1862, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke. Brief von John Dalberg Acton an Leopold Ranke, 14. Februar 1863, GStA PK, FA Hoeft, Paket 5/1/71-2. R.V. Comerford, Ireland: inventing the nation (London 2003), S. 131-9.

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Unterstützung wurde Ranke zum Ehrenmitglied der Royal Irish Academy 1849 gewählt und später im Jahre 1865 mit einem Ehrendoktor vom Trinity College Dublin ausgezeichnet, der erste von Dutzende an Ranke vergebene Ehrentitel in ganz Europa. Charleses Bewunderung für Ranke zeigt ein Brief vom Juni 1852 an Clarissa, in dem Charles auch sein eigenes historisches Werk erwähnte und seine Hoffnungen auf einen „irischen Ranke“ ausdrückte: While my health was very delicate I took up the study of the Irish language & Ancient History of Ireland as a recreation & alternative … Besides this, my position as Secretary of Council to the Royal Irish Academy obliges me to give attention to matters of Irish Archaeology; & I have felt it to be a duty to use what influence I [have] for the accomplishment of objects which any Irish literary men believe to be of the greatest importance. Some day or other, an Irish Ranke will arise to use the materials of history which I am endeavouring to make accessible & then I shall be recognised as a useful though an humble labourer.29 Zugleich war Graves positive Ansicht über historische Forschung sicherlich dem erfolgreichen Erhalt weiterer staatlicher Fördermittel der englischen Regierung geschuldet. Mit diesen Mitteln konnten altirische Dokumente auch weiterhin katalogisiert und die Brehon Laws editiert werden. Im Februar 1852 reichte die Royal Irish Academy eine weitere Bitte ein und erhielt wie im vorigen Jahre £200 Fördermittel pro Jahr. Die Bitte war auch deshalb erfolgreich, weil mehrere Empfehlungsbriefe von internationalen Wissenschaftlern wie Francis Madden, Henry Hallam, Prof. Guizot und Jacob Grimm beigelegt worden waren.30 Unter diesen Briefen war auch einer von Leopold Ranke: (Extract.)

Berlin, 2 August 1851.

It was with much interest I received the information that several influential members of the Royal Irish Academy are occupied with the project of publishing that very remarkable monument of old Irish legislation called the Brehon Laws. Perhaps those laws, thus preserved, are not so very ancient as has been supposed. It is also possible that in their composition old Northern and Germanic influences have not entirely excluded. But they cannot fail to contain a rich stock of genuine historical knowledge. In the institutes of the old Irish judges, derived from early manners and customs, the primitive ideas of the nation may be discovered; and it will be also 29 30

Brief von Charles Graves an Clarissa Graves, Juni 1852, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke. Report of Commons appointed by Lord Lieutenant to inquire concerning Ancient Laws and Institutes of Ireland, Chair Francis Blackburne, 1952, Paper series: House of Commons Papers; Reports of Commissioners (356), xviii.543, S. 1-10; erhältlich unter: House of Commons Parliamentary Papers Database, http://gateway.proquest.com/openurl?url_ver= Z39.882004&es_dat=xri:hcpp&rft_dat=xri:hcpp:fulltext:1852-028213 [1.12.2006].

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particularly curious to investigate the analogy and the dissimilarity between the Irish and Welsh laws. Imperfect fragments of the Leges Brehonicae have been already presented to the public; but they have merely tended to awaken curiosity; whereas a complete collection of them, well deciphered and faithfully interpreted, would be a valuable acquisition to science; and I consider that their publication would not only be meritorious, but is in fact a national duty. Rev. Charles Graves, D.D.

(signed) Leopold Ranke.31

Wahrscheinlich fragte Ranke schon seit 1858 beständig nach Kopien von Manuskripten aus Dubliner Archiven und Bibliotheken an oder bat um eine Liste der Archivbestände. Die frühesten bekannten Briefe hierzu datieren auf 1862, als Ranke in London war. Clarissa schrieb an Robert: „As to the Dublin Archives, Charles introduced to me a clever young Irishman, and told me that Dr Todd only knew the contents of the Dublin University Library, and had the keeping of it, was absent in London or Paris at present.“32 Und ein anderes Mal: […] if you know to what subject the documents that exist in the Archives in Dublin refer to the times of the Restauration and the Revolution – he thinks Charles may be too busy to afford him time to answer to these questions – and that you are still in Dublin. Can you […?] to get him any information?33 Die Antwort zu diesem Brief kam wenige Wochen später von Robert Graves: I did not forget to put to Charles the question you desired as to whether there existed in Dublin documents relating to the era of history in which Ranke is at work. He says there certainly are such documents, but he cannot say whether they are of value. Lord Macaulay was told of them, but did not take the trouble to examine them.34 Im Frühjahr 1865 erwähnte Clarissa wieder die Arbeit ihres Mannes, als sie „wished to say that if any of your clever friends wished to translate my husband’s history of England, this would be the time to do so, now that the 6th volume has appeared and that the 7th and last is in hand.“35 Auch als Ranke kurz vor Abschluss seines Werkes stand, forderte er noch immer Materialien aus Irland an. Im Februar 1865 schrieb Clarissa, dass „Ranke wishes if you could that you would tell him, how many families of the old Irish nobility still exist and what the titles are.“36

31 32 33 34 35 36

Gedruckter Auszug des Briefes von Leopold Ranke an Charles Graves, 2. August 1851, in ebd., S. 5. Das Dokument wurde durch den Autoren Ende 2006 wiederentdeckt. Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 1862, Wiehe, Englische Briefe 252. Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, Wiehe, Englische Briefe 106. Brief von Robert Graves an Clarissa Ranke, 28. Mai 1862, Wiehe, Englische Briefe, Akte Robert Graves an Clara Ranke. Brief von Clarissa Ranke an ?, 1865, Wiehe, Clarissa von Ranke 1. Brief von Clarissa Ranke an Robert Graves, 22. Februar 1865, Wiehe, Clarissa von Ranke 29.

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In den folgenden Monaten dankte Clarissa ihrem Bruder Charles für die Übersendung von Details zu gälischen und anglo-irischen Adelsfamilien einschließlich deren Geschichte, Stellung und Besitzungen. Es sieht so aus, als hätte Charles gälische Manuskripte ins Englische übersetzt und diese dann zu Ranke nach Berlin geschickt. George Petrie, den Ranke 1865 traf, stand auch im brieflichen Kontakt zu Ranke. Ranke referierte über Petries Arbeiten zu den Round Towers. Dies zeigt, dass Ranke über die irische Geschichtsforschung auf dem Laufenden blieb. Auf seiner Rückreise nach Berlin nahm Ranke viele Kopien von Manuskripten mit. Ein Beispiel sind die bereits mehrfach erwähnten Brehon Laws, die Ranke während seines Aufenthaltes in Dublin 1865 erhielt. Ranke erwähnt die Brehon Laws jedoch nicht ein einziges Mal, auch wenn sie das legale System des frühmittelalterlichen Irland dokumentieren. Im November 1865 bedankte sich Ranke „to the Commission for the Copy of the Brehon Laws I read in this moment“.37 Rankes Ablehnung gegenüber der Politik Englands erreichte ihr volles Ausmaß während seines Besuches im Jahre 1865. Ranke traf die königliche Familie im Buckingham Palace, eigentlich ein Höhepunkt seines Besuches. Doch kommentierte er in einem Brief an seine Frau: „Auch frappiert die Verehrung einer Macht, die doch sehr beschränkt ist, durch die glänzende und reiche Gesellschaft, welche das Wesen der Macht besitzt.“38 Eine Woche später schrieb Ranke an seinen Freund Edwin Freiherr von Manteuffel, und drückte seine Enttäuschung in den religiösen und politischen Fragen aus: Wissen Sie, was mich hier in England am meisten frappiert hat? Es ist der ganz eigentlich protestantische, herbe, ausschließende, man möchte sagen, reformatorisch-presbyterianische Geist, der sich in diesem Augenblick kundgibt. Künftige Woche werden die Wahlen zu einem neuen Parlament stattfinden. Alle andern Fragen, die dabei zur Sprache kommen, aber lassen indifferent, nur die religiöse erregt Interesse. Die Konservativen sind zugleich die eifrigsten Protestanten. Die Whigs, welche die allgemein liberalen Prinzipien verteidigen, sind mehr Papisten. Wir wohnten hier einer Versammlung, die sich als eine protestantische ankündigte, bei. Sie war für eine Provinzstadt gut besucht. Jedes Wort, das der Redner – ein Mr. Harper – gegen das Whigministerium und die Unterstützung, die dasselbe katholische Instituten, z.B. dem College von Monmouth, zufließen lässt, wurde mit Akklamation begrüßt. [...] Man meint, die Zeiten des Königs Jakobs seien wieder da, der jetzige Prinz von Wales stehe unter katholischem Einfluß. Ich bin weit entfernt davon, diese Meinung zu teilen.39 37 38 39

Brief von Leopold von Ranke an Charles Graves, November 1865, Wiehe, Englische Briefe 186. Brief von Leopold von Ranke an Clarissa von Ranke, 25. Juni 1865, in: Ranke, Neue Briefe, S. 470. Brief von Leopold von Ranke an Edwin Freiherr von Manteuffel, 3. Juli 1865, in: Ranke, Neue Briefe, S. 448-9.

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Rankes Notiz zu Monmouth ist seltsam, weil es keinen Nachweis eines Colleges oder einer katholischen Institution in Monmouth gab. Es ist gut möglich, dass er den Namen missverstanden hatte. Im Jahre 1865 war vor allem ein ganz bestimmtes und großes katholisches Institut bekannt: St. Patrick’s College in Maynooth, Irland. Mit einer Parlamentsentscheidung im Juni 1845 setzte das konservative Ministerium unter Peel eine permanente britische Regierungszahlung an die katholische Priesterschule von St. Patrick’s College, Maynooth, durch; es erhöhte damit die Stiftungsgelder um das dreifache und machte weitere Baumassnahmen möglich. Diese Entscheidung, bekannt als Maynooth grant, war Teil von Peels Reorganisierung der höheren Bildung in Irland, und in erster Linie dazu gedacht, die katholische Priesterschaft für Großbritannien zu gewinnen. Die Priester waren effektive Advokaten der Repeal Movement. Liberale in England, sahen jedoch die Entscheidung als Staatsförderung des Papsttums an und waren dementsprechend dagegen. Seitdem war Maynooth College ständig ein Thema in Parlamentsdebatten. Unter diesen Umständen erscheint es wahrscheinlich, dass Ranke den Namen missverstanden hatte, da die Ortsnamen Monmouth und Maynooth ein ähnliches Klangbild haben. Die Englische Geschichte markierte eine Beendigung eines allgemeinen Zyklusses der europäischen Geschichte durch Ranke. Als er den amerikanischen Historiker Frederick Bancroft traf, betonte Ranke, dass die Vollendung seines Werkes nur durch die große Hilfe seiner Frau bei seinen Studien der englischen Geschichte möglich gewesen sei. In den 1860er Jahren sahen die meisten Kritiker Rankes Werk als unhistorisch an, weil man einem Deutschen die Befähiging zur Beurteilung von Ereignissen und Charakteren der englischen Geschichte nicht zugestand. Eine Ausnahme hierzu bildete jedoch die Kritik der Saturday Review, die Rankes Werk als „the most important work“ der letzten Jahre bewertete. Eine andere Kritik beschrieb Ranke als einen Tory; da englische Geschichtsschreibung das Schreiben der Geschichte aus der Sicht einer bestimmten Partei bedeute, und Ranke als Konservativer in Deutschland bekannt war, müsse er ja die Tories in Großbritannien unterstützt haben! Auch Lord Acton kritisierte das Werk, aber seine Kritik behandelte eher englische als irische Geschichte.40 Lorenz schrieb eine gute Kritik zu den Analekten von Rankes Werk im Jahre 1868, darin widmete er sich insbesondere Rankes Untersuchung zu Clarendon und Burnet, Briefen in Verbindung mit König Heinrich VIII. und Anne Boleyn sowie König Karl II. im Exil.41 Im Jahre 1872 setzte sich Ranke mit der Clarendon Press in England in Verbindung, um seine Englische Geschichte zu übersetzen. Er schrieb an Bartholomew Price: I thank you for the notice you gave me, March 12, 1872, of the intention of the delegates of the Clarendon Press to publish a translation of my History of 40 41

Rainald Stromeyer, „Ranke und sein Werk im Spiegel der Kritik“, Diss. (Heidelberg 1950), S. 69-70, 72, 170-7. Ottokar Lorenz, Analecten zur englischen Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts (Leipzig 1868).

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England into English. Indeed I heard of it already by Prof. Max Mueller and have not the smallest difficulty to transfer the right of the translation of my work to the delegates of the Press.42 Im Laufe der Zeit wurde Rankes Werk übersetzt. Price kommentierte, dass „translation was made at the suggestion of Bishop Stubbs when he was regius professor of history at Oxford.“43 Je weiter die Übersetzung gedieh, umso mehr beschäftigte die Angelegenheit Ranke, wie in einem Brief an seine Tochter Maximiliane von Kotze 1873 deutlich wird: Heut morgen stellte sich der fellow Plummer von Oxford ein, an den ich in Lodersleben zu schreiben versäumt hatte. Er ist bei der Übersetzung der Englischen Geschichte mitbeteiligt, die in kurzem, wenigstens im nächsten Jahre, in 8 Bänden auf einmal erscheinen soll. Ein ganz neuer Leserkreis über die ganze Welt hin würde dem Buche dadurch geöffnet. Ich bin neugierig, welche Aufnahme das Buch finden wird.44 Im Januar 1875 wurde Ranke durch Price informiert, dass die Übersetzung der Englischen Geschichte45 vervollständigt sei und innerhalb weniger Tage erscheine.46 Acht Mitglieder der Oxford Universitäten hatten am Buch mitgearbeitet: C.W. Boase (Exeter College), W.W. Jackson (Exeter College), H.B. George (New College), H.F. Pelham (Exeter College), M. Creighton (Merton College), A. Watson (Brasenose College), G.W. Kitchin (Christ Church) and A. Plummer (Trinity College). Nach der Veröffentlichung der Übersetzung 1875 erhielt Ranke viele Kritiken. Er war über die allgemeine Resonanz höchst erfreut, wie in einem Brief an Heinrich im Jahre 1875 deutlich wird: Ich werde jetzt viel von Rezensionen in allerlei Sprachen heimgesucht. Große Freude hat mir im letzten Jahre die Übersetzung meiner Englischen Geschichte in die englische Sprache gemacht. Alles, was ich bis jetzt von drüben höre, beweist mir, daß sie eine verhältnismäßig gute Aufnahme gefunden hat.47 Ann Hope rezensierte die History of England in der Dublin Review, die ihre Rezension zu Ranke in zwei Artikeln mit insgesamt 50 Seiten behandelte. Während der erste Artikel auch die Rezension eines anderen Buches beinhaltete,48 befasste sich der zweite ausschließlich mit Rankes Werk und rezensierte es wesentlich

42 43 44 45 46 47 48

Brief von Leopold von Ranke an Bartholomew Price, März 1872, in: Ranke, Neue Briefe, S. 572-4. Price, „Contribution toward a bibliography of Ranke“, S. 1268. Brief von Leopold von Ranke an Maximiliane von Kotze, 18. August 1873, in: Ranke, Neue Briefe, S. 605. Ranke, A history of England, principally in the seventeenth century (Oxford 1875). Brief von Batholomew Price an Leopold von Ranke, 1. Januar 1875, GStA PK, FA Hoeft, Paket 7/2. Brief von Leopold von Ranke an Heinrich Ranke, 27. November 1875, in: Ranke, Neue Briefe, S. 627. Anne Hope, „Ranke’s and Green’s histories of England“, in: DUBLIN REVIEW, vol. xxv N.S., lxxvii O.S. (1875), S. 308-41.

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genauer.49 Nach Auffassung von Hope wurde Ranke „betrayed by religious prejudice and political motives into gross falsifications of facts.“50 Als sie die Geschichte von Irland rezensierte, lobte sie Ranke bezüglich des umfangreichen Anhanges, auch wenn Ranke die Ereignisse von 1641, 1649 und 1690 negativ und die Iren als unzivilisiert darstelle.51 Diese Auffassung scheint typisch zu sein für eine unionistische Meinung, die durch die Home Rule seit 1870 beeinflusst war. Hope fuhr fort, dass „Ranke’s account of the Popish Plot, however, outdoes all his other falsification of history.“ Trotz der zahlreichen Fehler glaubte sie, dass das Werk „a valuable contribution to English history“ sei.52 Nichtsdestotrotz klingt der letzte Absatz ihrer Rezension weniger positiv: „in concluding our article we must once more express our regret that the great writer, who has just completed his fifty years of historical authorship and renown, should have cast a shade upon his own fair fame, and robbed his interesting and valuable work of its full claims on our confidence, by degrading the noble science of history to the furtherance of unworthy political aims and the gratification of religious bigotry.“53 Aufgrund seiner Englischen Geschichte fragte 1885 schließlich Reginals Lane Poole aus Oxford bei Ranke, der in Europa mittlerweile als nahmhafter Wissenschaftler galt, an, was er von einer Zeitschriftenserie zur Geschichte halten würde? Poole schickte Ranke einen Probeabzug und wartete mit Spannung auf Rankes Antwort: Berlin d. 8 September 1885. Hochgeehrter Herr! Für den Fortgang der historischen Studien wird es gewiß sehr förderlich sein, wenn in England, wie in Frankreich und Deutschland eine besondere Zeitschrift dafür erscheint: denn der Umfang derselben ist viel zu umfassend, als daß eine einzige periodische Schrift für sie unternommen werden könnte. Es ist sehr gut, wenn in großen Nationalitäten sich besondere Mittelpunkte dafür bilden. Der Prospectus, den Sie mir zu Übersenden die Gute gehabt haben, enthält eine Classifikation der Artikel, die Sie mitzutheilen beabsichtigen. Ich glaube, dass Sie sich einen guten Erfolg versprechen können, besonders wenn es Ihnen gelingt, Mitarbeiter zu finden, welche Geist und Kenntnisse genug besitzen, um ein größeres Publikum heranzuziehen und festzuhalten. Ich denke, dass dabei die drei Königreiche und die Vereinigten Provinzen von Nordamerika zusammenwirken werden, sowohl objectiv als subjectiv, das eine, inwiefern sie den Gegenstand der Forschung bilden, das andere, insofern auch die Mitarbeiter der großen Nationalität, die doch immer eine gemeinsame ist, angehören. Dabei wird die Rücksicht auf alle Länder die Universalität dieser Studien zur Anschauung bringen. 49 50 51 52 53

Anne Hope, „Ranke’s History of England“, in: DUBLIN REVIEW, vol. xxvi N.S., lxxviii O.S. (1876), S. 332-50. Ebd., S. 332. Ebd., S. 345-50. Ebd., S. 332-4. Ebd., S. 350.

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Ich hoffe, es wird mir beschieden sein, einen glücklichen Anfang Ihrer Arbeiten noch zu erleben. Leop. v Ranke54 Die Antwort war also mehr als überzeugend, und kurze Zeit später erschien dann die English Historical Review, eine Zeitschrift, die noch heute erscheint und Ausgangspunkt mehrerer renommierter historischer Zeitschriften in England und Amerika wurde. Es ist aber bemerkenswert, dass die Zeitschrift erst nach Rankes Zustimmung herausgegeben wurde. Auch hier zeigt sich wieder der enorme Einfluss Rankes auf die Geschichtsschreibung von England und Irland.

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Brief von Leopold von Ranke an Reginal Lane Poole, 8. September 1885. Erstveröffentlichung. Brief befindet sich im Privatbesitz des Autors, der ABC (Andreas Boldt Collection, Maynooth).

 

IV. DIE DARSTELLUNG IRISCHER GESCHICHTE IN RANKES WERK ENGLISCHE GESCHICHTE 1. Rankes Englische Geschichte Der Einführungsband zu Rankes Englischer Geschichte1 betrachtet die englische Geschichte von den Römern bis zum frühen sechzehnten Jahrhundert mit den Schwerpunkten von König Heinrich VIII, die Reformation und dem Zweikampf zwischen Königin Elisabeth I. und Mary, Königin der Schotten. Der zweite Band beschäftigt sich mit der Regierungszeit von König Karl I., seine Probleme mit Schottland und dem Parlament. Die Hauptthemen des dritten Bandes umfassen den Bürgerkrieg mit der Rebellion in Irland sowie die Hinrichtung von König Karl I. Band vier untersucht die Zeit des Commonwealth, den Konflikt zwischen Parlament und König Karl II., die Restauration der Anglikanischen Kirche und die Formation einer neuen Verfassung. Der fünfte Band behandelt das Emporkommen der Whigs und Tories und die Glorious Revolution von 1688. Der sechste Band betrachtet das späte siebzehnte und das frühe achtzehnte Jahrhundert, insbesondere die Jahre von 1688 bis 1691 und die Regierungszeit von Wilhelm III. Ranke sah eine Analyse der Ereignisse in Irland zwischen 1688 und 1691 als unabdingbar zum Verständnis der späteren Entwicklung der ‚Revolution‘, daher widmet er fast die Hälfte des Buches dieser Ära. Er beschließt seine Analyse im siebten Band mit einer Kurzfassung der Regierungsjahre von Anne, George I. und George II. und endet gegen 1760. Band sieben und acht enthalten die Analekten mit einer Auswahl von Dokumenten in verschiedenen Sprachen aus den unterschiedlichsten Archiven Europas.

2. Die Darstellung der irischen im Vergleich zur englischen Geschichte Irlands Geschichte beginnt bei Ranke bei den Wikingern, die die irischen Klosterschulen zerstörten. Seiner Ansicht nach war dies ein großer Verlust, weil „ein Element der geistigen Bewegung, das von der größten Bedeutung hätte werden können, [...] damit der abendländischen Welt verloren [ging]“.2 Weiter heißt es: „einer ihrer Zöglinge ist Johann Scotus Erigena,3 von allen Gelehrten der Zeit der Mann, der den weitesten geistigen Gesichtskreis hatte“.4 In konventioneller

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Ranke, Leopold (von), Englische Geschichte, vornehmlich im 17. Jahrhundert, 7 Bde. (Berlin 1859-68). Ranke, Englische Geschichte I, S. 22. Johannes Scottus Eriugena (810-877), Philosoph und Historiker. Ranke, Englische Geschichte I, S. 22.

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Sichtweise kommentierte Ranke, dass die Wikinger die Klöster schleiften und die Quellen der Zivilisation verbrannten und zerstörten. Die Ankunft der Normannen erwähnt er nur beiläufig und auch nicht im Bezug auf die Invasion, sondern eher in Verbindung mit der Schenkung von Irland an König Heinrich II. durch den Papst.5 Zum sechzehnten Jahrhundert schreibt Ranke, dass es zu Beginn den Anschein hatte, als ob Heinrich VIII. sich den Iren entfremde, da die Kombination von Katholizismus und nationalem Bewusstsein in Irland einzigartig gewesen sei. Immer wieder versuchten Aufständische in der Allianz mit Papst und Kaiser, die Engländer mit Hilfe schottischer und französischer Truppen anzugreifen. Das wurde verhindert, weil die durch Säkularisierung der Klöster in Irland das Land nicht nur an anglo-irische Lords, sondern auch an gälische und gälisierte angloirische Familien wie den O’Briens, den FitzGeralds von Desmond und den O’Donnells übergeben wurde. Unter diesen Umständen nahmen irische Anführer das Land als Geschenk an und akzeptierten Heinrich VIII. als den rechtmäßigen irischen König; sie tauchten sogar in seinem Parlament auf.6 Ranke betrachtete die Rebellionen des sechzehnten Jahrhunderts in direkter Verbindung zur Religion: König Philipp von Spanien und Papst Gregor XII. unterstützten die Rebellionen mit Truppen und Hilfszahlungen. Ein päpstlicher Offizier wurde geschickt, um den irischen Anführer James FitzMaurice zu helfen, der die irischen Bezirke kontrollierte und die Engländer von Zeit zu Zeit angriff. Nach Ansicht von Ranke waren die Angriffe „eine Zeitlang [...] zwar nicht eben gefährlich, aber doch sehr unbequem“ für die englische Verwaltung.7 Im Jahre 1586 schloss Königin Elisabeth I. eine Übereinkunft mit dem schottischen König Jakob II., sich gegenseitig bei Gefahr zu helfen. Jakob II. verbot seinen Untertanen, bei irischen Angriffen gegen englisch kontrollierte Gebiete behilflich zu sein.8 Es gelang Elisabeth I., Irland von den aggressiven spanischen Angriffen der 1590er Jahre zu befreien.9 Die nächste Rebellion in Irland (1594-1603) war nach Ansicht von Ranke ein Ergebnis englischer Gewalt und spanischer Anreize. Die Engländer wurden nahe des Flusses Blackwater besiegt, eine Niederlage, „die als die größte von allen bezeichnet wird, welche sie jemals auf der Insel erlitten haben“.10 Die Provinzen Ulster, Connaught und Leinster waren in Aufruhr. Ihr Anführer, der Earl von Tyrone, erlernte die Methoden der Kriegsführung während seiner Dienstzeit in der englischen Armee und wurde bereits vom Papst als der Fürst von Ulster gefeiert. Die Iren hofften auf spanische Hilfe, um sich selbst von englischer Kontrolle befreien zu können.11 Der Earl von Essex wurde nach Irland geschickt, aber seine Mission war wesentlich schwieriger, als er zuerst angenommen hatte. Essex 5 6 7 8 9 10 11

Ranke, Englische Geschichte I, S. 50, 121. Ranke, Englische Geschichte I, S. 221-2. Ranke, Englische Geschichte I, S. 384. Ranke, Englische Geschichte I, S. 480-81. Ranke, Englische Geschichte I, S. 453. Ranke, Englische Geschichte I, S. 455. Ranke, Englische Geschichte I, S. 455-6.

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glaubte, dass sich das übrige Irland nach einem Sieg gegen Tyrone in Ulster unterwerfen lasse und zum Gehorsam zurückkehre. Es war deshalb überraschend, dass Essex durch Munster und Leinster marschierte und dabei einen großen Teil seiner Truppen verlor, ohne einen nennenswerten militärischen Sieg davonzutragen. Als Essex schließlich im Norden ankam, hatten die Iren die Oberhand. Die neuen englischen Truppen waren untrainiert und verweigerten sich einer Entscheidungsschlacht.12 Essex verhandelte mit Tyrone, der mehrere Bedingungen der Unterwerfung verlangte: volle Freiheit der katholischen Kirche unter Führung des Papstes, die Übertragung aller staatlichen Ernennungen in irische Hände, die Rückgabe des Eigentums an irische Familien und freier Handel mit England. Nach Rankes Auffassung hätten diese Forderungen der „irischen Nationalität“ unter Akzeptanz von englischer Regierungskontrolle eine freie Entwicklung erlaubt. Essex stimmte den Bedingungen zu, da er einen Angriff der Spanier auf England befürchtete, und weil er darin den einzigen Weg sah, die Iren von den Spaniern zu trennen.13 Da Königin Elisabeth I. die Forderungen nicht akzeptierte, begannen die Kämpfe von Neuem und die Spanier landeten in Kinsale. Don Jual del Águila hoffte, nicht nur Irland zu besetzen, sondern auch den spanischen Freunden in England helfen zu können.14 Die Spanier verließen Irland, nachdem sie von Lord Montjoy besiegt worden waren. Selbst nach diesem englischen Sieg ging die Rebellion weiter. Ranke betonte, dass Montjoy mit Tyrone verhandelte, aber Königin Elisabeth I. ihn nicht unterstützt hatte. Sie wollte einen vollständigen Sieg und plante sogar selbst nach Irland zu kommen, weil sie glaubte, dass ihr Erscheinen in persona die Rebellion zu Ende bringen würde.15 Als Jakob I. 1603 zum englischen König gekrönt wurde, vereinigte er die britischen Inseln und die Iren („Gwythel von Eirin“, die Gälen von Irland) in einer regierenden Hand. Die Iren wurden noch immer als wilde Menschen beschrieben, aber Jakob I. wurde von der irischen Bevölkerung als König anerkannt und als einheimischer Anführer behandelt. Es wurde sogar eine Genealogie erstellt, die bewies, dass der König mit den milesischen Königen verwandt sei.16 Diese Ansicht änderte sich jedoch, als die Dubliner Regierung viele Katholiken nach Spanien auswies. In einer Fußnote zitierte Ranke aus zwei im Juni 1606 datierten Briefen zwischen Cornwallis und Salisbury: Such an apprehension of despair here [Spain] they have of late received to make any conjunction or further amitie with us, by reason of the extreame lawes and bitter persecution, as they terme it, against those of their religion both in England and especially in Ireland. […] They repair to the Jesuits, priests, fryars, and fugitives; the first three joyne with the last children of lost

12 13 14 15 16

Ranke, Englische Geschichte I, S. 456-7. Ranke, Englische Geschichte I, S. 458. Ranke, Englische Geschichte I, S. 463. Ranke, Englische Geschichte I, S. 465-66. Ranke, Englische Geschichte I, S. 507.

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hope, who having given a farewell to all laws of nature – dispose themselves to become the executioneries of the – inventions of the others.17 Der Earl von Tyrone verließ mit anderen unzufriedenen Lords Irland, um ausländische Hilfe zu holen.18 Jakob I. begann 1606 mit einer systematischen Kolonisierung Irlands. Mit diesem Akt verlor er nach Ansicht von Ranke jegliche Sympathie der Iren und erzeugte „die stärksten nationalen und religiösen Antipathien der alten Bevölkerung“.19 Aus englischer Sichtweise war die Plantation notwendig, um die Iren zu kontrollieren, die anglikanische Kirche zu stärken und den Katholizismus zu beseitigen.20 Als die Plantation von Ulster im Jahre 1609 begann, wurden Reformartikel für die irische Kirche unter Leitung von James Ussher, Probst vom Trinity College Dublin, angenommen. Einige Unstimmigkeiten zwischen den Presbyterianern und den Bischöfen wurden stillschweigend geduldet. Unter der Regierung von König Jakob I. waren diese Artikel akzeptiert worden, aber unter König Karl I. wurden sie nicht länger toleriert. Da die Artikel zu viele kalvinistische Aspekte enthielten, erstrebten die Katholiken eine Änderung. Doch als Lord Deputy Thomas Wentworth im Jahre 1633 nach Irland kam, zwang er das irische Parlament zur Annahme der Artikel. Da es katholische und protestantische Parlamentsmitglieder gab, war es wichtig, beide religiöse Gruppierungen zu einen, auch wenn die Protestanten die Mehrheit bildeten. Im Oberhaus beeinflussten in der Regel die Bischöfe die Entscheidungen. Nach Ranke war es diesem System möglich, Irland zu regieren, auch wenn Wentworth die absolute Macht des Königs betonte.21 Ranke merkte an: „Wentworth hat den Irländern ein nicht zu verachtendes Denkmal der Alleinherrschaft hinterlassen. Er hat ihnen ihre Leinenmanufaktur gegründet, zunächst auf seine eigene Kosten, mit der bestimmten Voraussicht, daß sie für das Land eine unerschöpfliche Quelle des Wohlstandes bilden werde.“22 Wentworth wandte das System der königlichen Prärogative in Irland an und erklärte dem irischen Parlament, dass das Verhalten der Mitglieder Belohnungen oder Bestrafungen nach sich zöge. Ranke betonte, dass Wentworth auf diese Art und Weise in der Lage gewesen sei, Irland zu regieren. Erstmals war Irland in der Lage sich selbst zu finanzieren. Lediglich Vertaute Wentworths erhielten die Bischofswürde. Das Gerichtswesen funktionierte wieder, vor allem für die niederen Klassen, während sich Wentworth einzelne Entscheidungen über wohlhabende Personen vorbehielt.23 Im Jahre 1640 führte Karl I. Krieg mit Schottland. Wentworth war in der Lage, Gelder vom irischen Parlament zu erhalten und stellte dem König 8.000 Solda-

17 18 19 20 21 22 23

Ranke, Englische Geschichte I, S. 543, Fußnote 1. Ranke, Englische Geschichte I, S. 553-4. Ranke, Englische Geschichte I, S. 586. Ranke, Englische Geschichte II, S. 13, 139. Ranke, Englische Geschichte II, S. 217-9. Ranke, Englische Geschichte II, S. 222. Ranke, Englische Geschichte II, S. 377-8.

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ten zur Verfügung.24 Als Wentworth wegen Verrats angeklagt wurde, bezogen sich eine Reihe von Anklagepunkten auf Irland: wie die Veruntreuung von Tausenden von Pfund aus der irischen Schatzkammer und das Todesurteil von Lord Francis Mountnorris, einem der einflussreichsten Männer Irlands. Ein anderer Anklagepunkt betraf den Aufbau einer irischen Armee, die auf englischem Boden für den König kämpfen sollte.25 Nach Auffassung von Ranke, war nicht die Behandlung Irlands der eigentliche Verhandlungsgrund, sondern, dass Wentworth die Engländer auf die gleiche Weise regieren wollte.26 Nach dem Fall und der Exekution von Wentworth zerbrach die von ihm geformte Regierungsstruktur. Die Mehrheit der irischen Bevölkerung war katholisch, die Kolonisten waren protestantisch, und beide Gruppen bekämpften sich gegenseitig. Die Regierung war extrem geschwächt. Wentworth hatte es geschafft, die Iren unter Kontrolle zu bringen, weil er den Katholiken Zugeständnisse gemacht hatte, was den Armeedienst oder die Ansiedlung von Priestern aus Spanien und Holland betraf. Im Jahre 1641 folgten die Iren dem schottischen Beispiel und begannen mit dem Aufbau einer eigenen Nationalverfassung. Ranke bemerkte: „Kein Zweifel, daß sich dabei die altirischen, die Antipathien der Eingeborenen gegen die Sachsen regten, wie hätte es anders sein können?“27 Alle Katholiken, die sogenannten Old-English und Gaelic-Irish, wollten die katholische Kirche wieder restaurieren und die Kirchengüter zurückerlangen. Ranke kommentierte hierzu: „Die Katholiken der alten Ansiedlungen betrachteten sich ebenfalls als Eingeborene.“28 Anschließend listete Ranke eine Reihe von Namen mit deren Familienverbindungen auf: Roger O’More, Lord Maguire, Lord Mayo, Colonel Plunkett und Phelim O’Neill.29 Sie wollten ein katholisch regiertes Irland durchsetzen und die kolonisierten „Pfanzungen“,30 vor allem in Ulster gelegen, sollten den früheren Besitzern wieder zurückgegeben werden. In jedem Bezirk sollte eine irische Familie für Recht und Ordnung sorgen. Zwar war man bereit, den König von England als König anzuerkennen, solange er de facto machtlos blieb. Irland sollte durch zwei katholische Lord-justices regiert werden, die jeweils aus einer Gaelic-Irish und Old-English Familie stammten.31 Am 23. Oktober 1641 begann die Rebellion. Mehrere Orte und Burgen wie Charlemount, Armagh, Newry, Monaghan und Cavan wurden sofort ohne Widerstand eingenommen. Die Rebellen versuchten auch, Dublin Castle nebst seiner großen Waffenkammer einzunehmen, aber der irische Protestant Owen Conally warnte die Dubliner, so dass Dublin Castle standhielt. Die Übernahme der Städte Londonderry und Carrickfergus scheiterten ebenfalls.32 Ranke hierzu: „die ele24 25 26 27 28 29 30 31 32

Ranke, Englische Geschichte II, S. 381-3, 391-2. Ranke, Englische Geschichte II, S. 457-60. Ranke, Englische Geschichte II, S. 407. Ranke, Englische Geschichte II, S. 506. Ranke, Englische Geschichte II, S. 506. Details in Ranke, Englische Geschichte II, S. 506-07. Ranke, Englische Geschichte II, S. 507. Ranke, Englische Geschichte II, S. 507-08. Ranke, Englische Geschichte II, S. 507-11.

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mentaren Kräfte, die bisher durch die starke Hand der Regierung beherrscht wurden, erhoben sich in wilder Ungebundenheit.“33 Mehrere Tausend Menschen wurden getötet; „ihre Leichen erfüllten das Land und dienten den Geiern zum Fraß“.34 Ranke verglich die Ereignisse mit der Bartholomäusnacht in Frankreich. Sir Phelim war nicht in der Lage, die Situation weiter unter Kontrolle zu behalten; wie eine plötzliche Eruption schoss aller Orten die Flamme des Zorns hervor und forderte Blut. Die Barbarei regierte nicht überall; schottische Siedlungen wurden nicht angetastet. Weiterhin hielt Ranke fest, dass junge Leute aus Co. Meath sich am Boyne getroffen und eine Gruppe von Protestanten angegriffen hatten.35 Im Mai 1642 wurde in Kilkenny speziell für Irland eine Institution geschaffen: ein Konzil mit 24 Mitgliedern – vier von ihnen waren Erzbischöfe – sollte die öffentlichen Angelegenheiten von Irland verwalten. Sie benachrichtigten Papst Urban VIII., der mehr als glücklich über ein von Häretikern befreites Irland war, aber England befürchtete, dass man die Protestanten zwingen würde, Irland zu verlassen.36 Während Ranke in seinem Werk mit dem Bürgerkrieg in England fortfuhr, erwähnte er den Kampf irischer Truppen für den König; das englische Parlament erklärte sie zu Verrätern. Sie wurden entweder exekutiert oder im Rahmen der Selbstjustiz aufgeknüpft.37 Einige irische Truppen halfen den Schotten, namentlich Alexander Mac Donald, auch Colkitto genannt.38 Im Jahre 1645 bezeichnete man in England die Iren als „mordbefleckte Iren“.39 Das Parlament erlangte 1647 die Kontrolle über England und entschied sich für eine Weiterführung des Krieges gegen Irland. Eine Armee von 11.400 Soldaten sollte nach Irland geschickt werden. Dieser Plan ließ sich jedoch nicht umsetzen, da das Parlament zu dieser Zeit mit Problemen innerhalb der Armee kämpfte.40 Die Katholiken in Irland waren gespalten in die Fraktion der Old-English, die die Reformen von Heinrich VIII. anerkannten, und in die Fraktion der einheimischen Iren, die die früheren Kirchengüter zurückverlangten. Karl I. verhandelte mit den Iren, aber die Ergebnisse wurden vom Lord-Deputy für Irland, James Butler, Earl von Ormond, nicht vollständig anerkannt. Im Sommer 1646 war er in der Lage, den sogenannten ‚Ormond-Frieden‘ auszuhandeln. Durch den päpstlichen Legaten Giambattista Rinuccini angestachelt, nahm die katholische Priesterschaft von Irland den Friedensvertrag jedoch nicht an. Rinuccini kam 1645 mit Geldmitteln und Waffen nach Irland und wagte im folgenden Jahr einen Angriff auf Dublin, der jedoch durch Verrat fehlschlug. Nach mehreren Niederlagen bei Trim und in Munster verließ Rinuccini 1647 Irland. Ormond kehrte nach Irland zurück und erlaubte den Katholiken, ihre Religion frei auszuüben und das Kirchengut zu be33 34 35 36 37 38 39 40

Ranke, Englische Geschichte II, S. 510. Ranke, Englische Geschichte II, S. 510. Ranke, Englische Geschichte II, S. 508-11. Ranke, Englische Geschichte III, S. 68. Ranke, Englische Geschichte III, S. 96-7. Ranke, Englische Geschichte III, S. 128. Ranke, Englische Geschichte III, S. 141. Weitere Details siehe Ranke, Englische Geschichte III, S. 203-8.

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halten. Da Lord Ormond ein Royalist war, kämpfte er im Bürgerkrieg für den König. Er war auch in der Lage, die Katholiken zu kontrollieren und begann, eine Armee auszuhebeln. Als Karl I. exekutiert wurde, kämpfte er für Karl II. und im März 1649 erreichte seine Armee eine Stärke von 11.000 Soldaten. Ormond besetzte Drogheda und Trim, und im Juni kontrollierte er beinahe ganz Irland.41 Ranke betonte, dass das junge Commonwealth gefährdet war und Oliver Cromwell deshalb zum Kommandeur der Armee für Irland ernannt wurde. Als Cromwell Mitte August 1649 mit hundert Schiffen und 15.000 Soldaten in Dublin landete, hatte Ormond bereits Drogehda, Trim und Dundalk zu Festungen ausgebaut. Die Royalisten waren in der Lage, diese Städte gegen den in Dublin stationierten Colonel Jones zu verteidigen, aber sie waren unsicher, ob diese Taktik auch gegen Cromwell wirkungsvoll sein würde. Die besten 3.500 Soldaten wurden in den Städten stationiert. Man hoffte, die Städte verteidigen zu können, bis eine royalistische Armee stark genug war, um gegen Cromwell zu kämpfen. Am Montag, dem 10. September 1649,42 befahl Cromwell den Angriff auf Drogheda und am folgenden Tag wurde die Stadt gegen 17.00 Uhr gestürmt. Anfangs konnten die Royalisten die Stadt gut verteidigen, aber sie wurden schwächer, und als einer der Kommandeure getötet wurde, zogen sie sich von der vordersten Verteidigungslinie zurück. Nach Ranke ordnete Cromwell an, jeden zu töten. Etwa 1.000 Bürger und Soldaten flohen in die Kirche; der Kirchturm wurde angezündet und die Schutzsuchenden verbrannten am lebendigen Leibe. Ranke kommentierte: „Man wird bei Szenen dieser Art selbst an dem Fanatismus irre. Vermeinte Cromwell wirklich, das Gericht Gottes an diesen Leuten zu vollziehen, deren Hände mit unschuldigem Blut befleckt seien? Glaubte er [...] von einem höheren Geist getrieben zu sein?“43 Ein ähnliches Massaker geschah in Wexford, aber diesmal ohne direkte Anordnung von Cromwell.44 Diese Bluttaten verursachten eine neue Welle nationaler und religiöser Unruhen in Irland. Eine Zusammenkunft in Clonmacnoise verlangte, dass Katholiken gegen die Protestanten vereint stehen müssten, weil sonst jeder umgebracht würde. Die Städte in Irland gründeten ihre eigenen Verwaltungen. Limerick und Galway erlaubten Ormonds Truppen freien Zugang in ihre Städte; andere protestantisch-irische Einheiten wechselten zu den Einheiten des Commonwealth über. Mehrere wichtige Städte und Festungen waren noch immer in den Händen der einheimischen Iren, unter ihnen Galway, Limerick, Waterford, Sligo, Duncannon und Athlone. Unter Führung von Clanrickarde standen 4.000 irische Soldaten in Connacht; Ulster beherbergte unter Führung vom Bischof von Clogher Mac Mahon 6.000 Soldaten, während Lord Castlehaven und der Bishof von Drummore, Hugh MacPhelim, Wicklow und Clare kontrollierten. Cromwells Truppen waren 1650 in einem armseligen Zustand. Als Cromwell Irland noch im gleichen Jahr verließ, war die Macht der Iren bereits gebrochen, und er konnte die 41 Weitere Details siehe Ranke, Englische Geschichte III, S. 332-45. 42 September 10/20. Von hier an benutze ich den neuen Stil. Ranke, Englische Geschichte III, S. 346-7. 43 Ranke, Englische Geschichte III, S. 347-8. 44 Weitere Details siehe Ranke, Englische Geschichte III, S. 348.

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Protestanten mit der Idee des Commonwealth anfreunden. Cromwell wollte mit der Kolonisierung Irlands in einem größeren Stil weiter fortfahren.45 Ireton, Cromwells Nachfolger als Kommandeur, führte den Krieg in Irland weiter und nahm Waterford und Limerick ein. Im Mai 1652 eroberten die Parlamentarier Galway, einen von Irlands größten Häfen. Viele Soldaten verließen Irland, während andere zu Banditen wurden. Mehr als hundert hochrangige Personen verloren ihr Land; es wurde konfisziert und teilweise zur Kolonisierung, teilweise als Bezahlung für die parlamentarischen Soldaten genutzt. Diese großflächige Kolonisierung stellte endgültig eine protestantische Mehrheit gegenüber der keltisch-irischen Bevölkerung her.46 Mit der Restauration von 1660 erlangte Irland seine legislative Autonomie wieder zurück.47 Priester Talbot wurde zwar katholischer Erzbischof von Dublin, aber die Katholiken beschwerten sich weiterhin über ihre schlechte Lage.48 Gegen Ende der 1670er Jahre galt Irland als der letzte Landesteil, in dem die ursprüngliche Struktur der anglikanischen Kirche zu Beginn der Restauration überlebt hatte.49 Als Ranke die Bildung der großen Parteien der Whigs und Tories diskutierte, wies er auch auf die Banditen Irlands hin: ehemalige Landbesitzer, die in das Räuberleben gezwungen wurden. Der irische Bandit O’Hanlon war für seine tapferen und erfolgreichen Angriffe bekannt, wurde aber im April 1681 erschossen. Einheimische und Priester unterstützten die Banditen.50 Zu Beginn der Regierungszeit König Jakobs II. hatte der Earl von Tyrconnel eine irische Armee von 40.000 Soldaten aufgebaut, welche der Krone zur Verfügung stand, falls der König Hilfe benötigen würde.51 Die Engländer missbilligten die Tatsache, dass katholische Iren sich nicht nur in die Armee einschreiben sondern auch zu Kommandeuren ernannt werden konnten. Sie fürchteten, dass sich ihre Armee mit Fremden und Katholiken auffüllen würde.52 Der Flucht von König Jakob II. im Jahre 1688 folgten mehrere Aufstände. Die irische Unzufriedenheit trat wieder stärker hervor, und die Protestanten begannen aus Angst vor einer Wiederholung der Massaker von 1641 mit der Befestigung ihrer Siedlungen oder flohen gleich nach England.53 In der Nähe von London stationierte irische Truppen verursachten Angst in der Stadt. Es hieß, sie planten, die Einwohner Londons zu massakrieren. Diese Nacht wurde später als „die irische Nacht in London“ bezeichnet.54 Wilhelm von Orange wurde vom Oberhaus zum König von England ausgerufen, aber das Unterhaus bestand auf Addition der Titel ‚König von Frankreich und 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54

Weitere Details siehe Ranke, Englische Geschichte III, S. 349-52, 360. Weitere Details siehe Ranke, Englische Geschichte III, S. 383-5. Ranke, Englische Geschichte IV, S. 303. Ranke, Englische Geschichte IV, S. 388. Ranke, Englische Geschichte V, S. 117. Ranke, Englische Geschichte V, S. 159-61. Ranke, Englische Geschichte V, S. 470. Ranke, Englische Geschichte V, S. 575. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 7. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 9.

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Irland‘. Nach Rankes Auffassung war dies ein Symbol für Irlands Bedeutung, weil der Titel die Macht über Irland repräsentiere und das Regierungsrecht über die Insel für immer unterstreiche.55 Jakob II. unterhielt eine gute Beziehung zu den Iren, nicht nur weil er selbst katholisch war, sondern weil er auch viele der katholischen Forderungen teilte. Der König war gegen die Kolonisierung und gegen die Art und Weise, wie Land konfisziert worden war, und er war bestrebt, die Besitzungen den rechtmäßigen Eigentümern wieder zurückzugeben. Eines seiner großen Ziele betraf die katholische Emanzipation innerhalb von Verwaltung und Militär.56 Als die Protestanten in Dublin von der Flucht Jakobs II. hörten, erwogen sie einen Angriff auf Dublin Castle, um sich des Waffenarsenals zu bemächtigen. Aber, wie Ranke kommentierte, waren die Verschwörer wahrscheinlich zu schwach für solch eine Aktion und wollten auch nicht als die ersten gelten, die die öffentliche Ruhe störten. Erneut wanderten Protestanten aus Irland aus; Jakob II. versuchte, sie zum Bleiben in Irland zu bewegen, in der Hoffnung, dass dann keine weiteren Anfeindungen aus religiösen Gründen stattfinden würden.57 Am 22. März 1689 landete Jakob II. mit französischer Hilfe in Kinsale. Zwei Tage später kam er in Dublin an und wurde von der katholischen Bevölkerung wärmstens empfangen. Jakob II. machte auch den Protestanten viele Versprechungen. Diese Politik erzeugte wiederum Antipathien auf katholischer Seite, die die Rückgabe des „vaterländischen“ Eigentums für ihre Kirche erhofft hatten. Die Iren stellten eine Armee von 50.000 Soldaten auf. Sie war nicht sehr diszipliniert und hatte schlechtere Waffen, „aber die Irländer sind schon immer gute Soldaten gewesen“.58 Falls Jakob II. seinen Thron in England wieder zurückgewinnen wollte, dann war er von den irischen Einheiten abhängig. Am 20. April traf sich das irische Parlament in Dublin. Es erkannte Jakob II. als rechtmäßigen König an, war aber gegen jede weitere Einmischung des englischen Parlamentes in die irischen Angelegenheiten. Weiterhin forderte es die Rücknahme der Siedlungspolitik von Cromwell und Karl II., die das Exil der Protestanten aus Irland bedeutet hätte. Zu diesem Zeitpunkt basierte jedoch bereits die gesamte Wirtschafts- und Sozialstruktur auf den Kolonialsiedlungen. Als die ersten Protestanten aus Irland flohen, brach der Handel zusammen und Geschäfte wurden geschlossen. Gegen den Willen Jakobs II. stimmte das Parlament für die sogenannte Bill of Attainder – die Parlamentsverurteilung, welche für den zweifelhaftesten Ruf des Parlaments sorgte.59 Die Entwicklungen in Irland während des Jahres 1689 waren durch europäische Ereignisse beeinflusst; Ranke kommentierte: „Der große religiös-politische Streit, in dem Europa begriffen war, fand seinen vollsten Ausdruck in Irland.“60 Die meisten Iren unterstützten Jakob II. Nur zwei Städte leisteten Widerstand: die wichtigen Kolonialsiedlungen Londonderry und Enniskillen. Die erfolglose 55 56 57 58 59 60

Ranke, Englische Geschichte VI, S. 57. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 76-7. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 76-80. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 84. Weitere Details siehe Ranke, Englische Geschichte VI, S. 84-90. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 107.

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Belagerung von Londonderry durch Jakob II. beschreibt Ranke in militärischen Details.61 Entsprechend schickte Wilhelm III. über 6.000 Soldaten unter Führung von Schomberg nach Irland. Das Heer landete in der Nähe von Carrickfergus, und die Stadt wurde nach kurzer Belagerung eingenommen. Jakob II. fürchtete schon, verloren zu haben und stand kurz vor der Aufgabe. Aber in Drogheda startete er einen letzten Aufruf zur Unterstützung, und überraschenderweise folgten 30.000 Mann aus ganz Irland dem Ruf. Jakob II. wollte sofort angreifen, aber Schomberg weigerte sich. Schombergs Einheiten waren zu klein und eine Epidemie im Lager hatte fast die Hälfte der Soldaten getötet. Jakob II. fühlte sich wieder stark; gleichzeitig gewannen die Franzosen eine Schiffsschlacht gegen die Engländer.62 Sehr detailliert und manchmal dramatisch beschreibt Ranke die Ereignisse von 1690 und 1691: Dublin bereitete sich auf den Angriff vor, französische Soldaten landeten zur Unterstützung in Irland. Auf über 16 Seiten analysiert Ranke die Schlacht am Boyne, die für die protestantische Seite schließlich siegreich endete. Nach Rankes Auffassung hätte Jakob II. nicht zögern dürfen, außerdem war die Kampftaktik der Iren mangelhaft.63 Als Jakob II. nach Frankreich floh, folgten ihm viele Katholiken, und Dublin fiel kampflos in die Hände der lokalen Protestanten. Nach Rankes Auffassung hatte Jakob II. die Iren ausgenutzt.64 Trotz der Besetzung durch Wilhelm III. waren die Iren noch für eine Zeitlang in der Lage, einige Städte und Bezirke zu halten, bevor Irland endgültig erobert wurde.65 Ranke schrieb „nun erst war Großbritannien und Irland wieder ein Reich wie andere Reiche“ in Europa.66 Irland tauchte in der Englischen Geschichte wieder im Zusammenhang mit der Verschwörung von 1696 auf, als der Ire Pendergast den Plan Hinrichtungsplan verriet.67 Die Armeeeinheiten in Irland wurden 1698 von 15.488 auf 12.000 Soldaten reduziert. 68 Das Jahr 1699 brachte Irland viele weitreichende Entscheidungen. Die englische Regierung empfahl, dass Irland die Kriegskosten über Steuern zu finanzieren habe. Weiterhin plante England eine Neuverteilung der Ländereien. Die ersten Gebiete hatte Wilhelm III. bereits einige Jahre zuvor vergeben. So wurde entschieden, dass das Land von 3.921 Eigentümern, ein Gebiet von insgesamt einer Millionen Morgen, mit einer jährliche Grundsteuer von 3,5 Millionen Pfund Sterling, enteignet und an die früheren protestantischen Eigentümer gegeben werden sollte – ein Teil sollte aber in der Hand des Königs verbleiben.69 Nach seinem Sieg holte Wilhelm III. die Katholiken an den Verhandlungstisch. Er erzielte sogar eine Einigung mit ihnen, aber die irischen Protestanten stimmten da61 62 63 64 65 66 67 68 69

Weitere Details siehe Ranke, Englische Geschichte VI, S. 107-114. Weitere Details siehe Ranke, Englische Geschichte VI, S. 114-7. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 174. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 174-5. Weitere Details siehe Ranke, Englische Geschichte VI, S. 146-82, 205-23, 230. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 224. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 336-8. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 428-9. Weitere Details zu Debatten im Westminster siehe Ranke, Englische Geschichte VI, S. 45065.

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gegen. In dem ersten irischen Parlament nach dem Kriege waren nur noch Protestanten erlaubt. Nach mehreren Jahren von Verhandlungen und zwei Parlamentsauflösungen wurde im Jahre 1697 eine anti-katholische Politik beschlossen, die Handel, Ehe, Eigentum, Bildung und Lebensumstände der Katholiken regeln sollte.70

3. Darstellung irischer Geschichte in zwei anderen Werken von Ranke: Geschichte der Päpste und Weltgeschichte Irische Ereignisse, die in Rankes Werk Geschichte der Päpste erwähnt wurden, behandelten vor allem jene der Jahre 1570 bis 1641. Das Werk wurde etwa 25 Jahre vor seiner Englischen Geschichte geschrieben. Nach Darstellung von Ranke, finanzierte der Vatikan alle Aufstände der 1570er Jahre, damit die ganze „alt-irische Nation“71 katholisch blieb und den reformatorischen Bemühungen von Königin Elisabeth I. widerstand.72 Im Jahre 1579 erreichten Rom Nachrichten von der Unterdrückung der Katholiken in Irland, und man entschied, ihnen zu helfen: 5.000 Soldaten wurden für die Eroberung Irlands als ausreichend betrachtet, weil niemand glaubte, dass das Land länger als vier Tage Widerstand leisten könne.73 Mit der Hilfe irischer Exil-Soldaten landete eine Armee im Juni 1579 in Irland, mit dem Ergebnis, dass sich der Earl von Desmond gegen die Engländer erhob. In einer der folgenden Schlachten fiel der irische Exil-General ‚Geraldin’ (James Fitzmaurice).74 Die Hilfe aus Rom reichte jedoch nicht aus, und die Engländer behielten die Oberhand: „mit furchtbarer Grausamkeit straften sie die Aufständischen: Männer und Weiber wurden in die Scheunen zusammengetrieben und darin verbrannt, Kinder erwürgt, ganz Monmouth [Munster?] wüste gelegt“.75 Das stärkte die Kräfte, die Irland als englische Kolonie sahen. Nichtsdestotrotz widersetzte sich die ‚irische Nation‘ noch um 1580 der englischen Kontrolle. Ranke berichtete ähnliches auch für die Zeit um 1620.76 Rom hatte erneut geplant, die Kontrolle über Irland zu gewinnen.77 Die irische Rebellion von 1641 wurde nur insofern erwähnt, als dass die Iren alles für das Erreichen der Unabhängigkeit versucht hatten und einen katholischen Staat organisieren wollten, wofür sie drastisch bestraft wurden.78

70 Weitere Details siehe Ranke, Englische Geschichte VI, S. 465-72. 71 Leopold Ranke, Die römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert (Berlin 1834-36), Bd. II, S. 22. 72 Ebd., S. 84-85. 73 Ebd., S. 85-87. 74 Ebd., S. 87. 75 Ebd., S. 87. 76 Ebd., S. 482. 77 Ebd., S. 521. 78 Ebd., S. 573.

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DIE DARSTELLUNG IRISCHER GESCHICHTE

Die irischen Angelegenhiten tauchten in dem Werk erst mit der Behandlung der 1820er Jahre wieder auf. Irland wurde wieder so unruhig, dass der „General“ (Duke von Wellington) den Katholiken Zugeständnisse machen musste.79 Diese Zugeständnisse wurden durch Lord Liverpool zurückgenommen, dessen Rede von 1825 in Auszügen in einer Fußnote abgedruckt ist: „Where was the danger in having a popish King or a popish Chancellor, if all the other executive officers might acknowledge the pope. – It was said, – that a catholic be prime minister and have the whole patronage of the churches and state at his disposal. – If the Bill [Katholische Emanzipation] were to pass, Great-Britain would be no longer a protestant state.“80 Dieser Textabschnitt befindet sich nicht in der Originalausgabe der Päpste von 1836. Er wurde erst in der Ausgabe der Sämtlichen Werke hinzugefügt. In der Weltgeschichte, die etwa 15 Jahre nach seiner Englischen Geschichte geschrieben wurde, erwähnte Ranke Irland nur in Bezug auf die römische Eroberung Britanniens und die Ankunft des heiligen Patrick. Hier muss erwähnt werden, dass Ranke sein spätes Werk nicht mehr vollenden konnte. Ranke führte das Scheitern der römischen Streitkräfte auf Agricolas schnelle Rückkehr nach Rom zurück, andernfalls wäre die Eroberung Irlands und Schottlands um 78/79 n.Chr. möglich gewesen.81 Ranke betonte den Einfluss des heiligen Patrick für Irlands Christianisierung und hob ihn als bedeutende Leitfigur der britischen Christenheit hervor. In wenigen Worten beschrieb Ranke St. Patricks Leben – seine Ankunft in Irland um 432 n. Chr. – Ranke erwähnte hier, dass das genaue Datum nicht bedeutsam sei, da die Römer zu dieser Zeit Britannien schon verlassen hatten. Die weitere kulturelle Entwicklung blieb den Briten selbst überlassen. St. Patrick wurde als „heiterer Bekehrer“ beschrieben und „bei Paukenschlag versammelte er die Leute auf freiem Felde und erzählte ihnen von dem Leben und der Lehre Christi“.82 Nach Auffassung Rankes sei dies der Grund, warum der St. Patrick’s Day bis heute auf bestimmte Art gefeiert werde. Der heilige Patrick bekämpfte vor allem die Druiden, indem er ihre religiösen Orte und Symbole zerstörte. Ranke beschrieb den Mythos nachdem ein Druide, der Patrick töten wollte, vom Blitz getroffen wurde. Der Sieg der Christianisierung zeigte sich symbolisch auch am Beispiel Armaghs: Die ehemalige druidische Kultstelle wurde neuer Sitz des Erzbischofs von Irland.83

79 Leopold von Ranke, Die römischen Päpste in den letzten vier Jahrhunderten (Leipzig 1889), Sämtliche Werke 39, Bd. III, S. 159. 80 Ebd., S. 159-60, Fußnote 2. 81 Leopold von Ranke, Weltgeschichte, vol. iv (Leipzig 1883), Teil 2, S. 220. 82 Ebd. 83 Ebd.

V. RANKES BENUTZUNG DER SPRACHE UND QUELLEN Rankes Englische Geschichte wurde schon mehrfach von verschiedenen Autoren untersucht.1 Frühere Rezensionen bezogen sich nur auf englische oder schottische Geschichte; die irische Geschichte wurde jedoch vernachlässigt. Die Analyse dieses Werkes mit einer näheren Betrachtung der Arbeitsmethoden Rankes und seines Umgangs mit verschiedendsten Quellen ist äußerst aufschlussreich. Generell kann man davon ausgehen, dass Ranke eine protestantische Sichtweise bevorzugte. Mehrere Male „vergaß“ er seine legendäre Objektivität und zeigte seine Sympathie für den englischen König oder die Königin, wie beispielsweise in dem Fall von Königin Elisabeth I. und der Niederlage der Spanischen Armada 1588.2 In früheren Büchern wurde hervorgehoben, dass Ranke das Wort Volk hauptsächlich negativ benutzt habe.3 Die Menschen stellte er als eine Menge, eine unwillige Masse im Gegensatz zum König oder Parlament dar. In Bezug auf Irland gebrauchte er Volk jedoch positiv – das Volk wurde als Gesamtbezeichnung für die Bevölkerung von Irland verwendet.4 Manchmal benutzte Ranke auch das Wort Leute, in der Regel in einem weniger positiven Kontext, so im Fall der Irischen Rebellion von 1641. In Bezug zu Cromwells Erstürmung von Drogheda wurde das Wort jedoch positiv – mit Respekt und Sympathie – genutzt.5 Das Wort Vaterland findet sich in der Regel nicht häufig in Rankes Werken. Frühere Historiker deuteten an, dass Ranke im Falle Englands das Wort Kingdom als Vaterland übersetzt habe. Einmal ist dieses Wort im Bezug auf „vaterländischer Besitz“ benutzt worden, den die Iren wieder zurückbekommen wollten. Es wird vermutet, dass Ranke das Wort hier im Bezug zu „das Land der Vorfahren“ gebrauchte.6 Ranke hatte erkannt, dass die Landfrage ein wichtiger nationaler Bestandteil der Identität und Autonomie im Irland des neunzehnten Jahrhunderts war. Die Benutzung des Wortes Nation jedoch wartet mit unterschiedlichen Konnotationen auf. In älteren Auslegungen von Gelehrten wurde vorgeschlagen,7 dass das Wort nicht die Einheit des Staates beschreibe, sondern sich auf die Bevölkerung selbst beziehe. Andere Deutungen betrachteten es als Umschreibung von nationalen Gefühlen. Im Fall Irlands sah Ranke die Nation nicht nur als dessen 1

2 3 4 5 6 7

Mommsen, Stein, Ranke, Bismarck, S. 95-115; Frick, Der handelnde Mensch in Rankes Geschichtsbild, S. 20-182; Krieger, Ranke: The meaning of history, S. 213-89; Gilbert, History: Politics or culture?, S. 11-31; Joll, National Histories and national historians: Some German and English views of the past, S. 11-23; Vierhaus, Ranke und die soziale Welt, S. 57127. Ranke, Englische Geschichte I, S. 433. Mommsen, Stein, Ranke, Bismarck, S. 95-115; Vierhaus, Ranke und die soziale Welt, S. 5771. Ranke, Englische Geschichte I, S. 507; II, S. 505. Ranke, Englische Geschichte II, S. 511; III, S. 346. Ranke, Englische Geschichte VI, S. 84. Mommsen, Stein, Ranke, Bismarck, S. 95-115; Vierhaus, Ranke und die soziale Welt, S. 5771.

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Bevölkerung an, sondern schloss auch die katholische Kirche mit ein, d.h. Kirche und Staat/Menschen werden grundsätzlich als eine Einheit aufgeführt. In den Kriegen gegen England kämpfte die irische Nation immer gegen englische Truppen. Für Ranke war es immer die irische Nation, die kämpfte, während für England und Schottland nur militärische Einheiten kämpften.8 Ranke erkannte, dass die Insel Irland in ihrer Geschichte stets als politische Einheit angesehen wurde. Wie bereits erwähnt, betrachtete Ranke die Nation Irland nicht auf die übliche Art und Weise. Staaten existieren, aber sie hören nicht wie Epochen auf zu existieren, und die Nation Irland als definierte politische Einheit war seit dem zwölften Jahrhundert voll etabliert. Nach Ranke könnten Nationen nur dann entstehen, wenn die Menschen gemeinsame Traditionen und Interessen teilen und damit eine kollektive Identität formen. Diese Entwicklung umspanne größere Zeiträume, in welchen die nationale Identität und institutionelle Strukturen „natürlich“ wüchsen. Eine kollektive Identität sei nicht durch eine Revolution, Annexion oder Union zweier verschiedener Nationen herbeizuführen. Stattdessen würde so vielmehr die „natürlich gewachsene Identität“, oder wie Ranke es ausdrückte, das „Gott gegebene System“ zerstört. Dies ist der Grund, weshalb Ranke von einer Nation als „mysteriöses etwas“ dachte, das jeder Verfassung vorausging. Charles Breuning gibt eine gute Beschreibung von dem, was man im neunzehnten Jahrhundert unter Nation verstand. Das Wort selbst war nichts Neues: der lateinische Terminus natio bedeutet „Stamm“ oder „Rasse“ und datiert aus der Zeit des Römischen Reiches. In Zentraleuropa war das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ unter diesem Begriff seit dem fünfzehnten Jahrhundert bekannt. Aber dieser frühe Wortgebrauch steht im Kontrast zum modernen Konzept von Nation und Nationalismus. Im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa bedeutete der Terminus Nation allerhöchstens eine formlose sprachliche und kulturelle Gemeinschaft. Im Gegensatz dazu verstand man in moderneren Zeiten unter Nation eine politische Einheit, die die gesamte einheimische Bevölkerung innerhalb eines eingegrenzten Territoriums integrierte.9 Auf diesem Aspekt fußte auch Rankes Betrachtungsweise. Zwar teilte er nicht Hegels Verständnis von: „eine Nation – ein Land – eine Sprache“ als er von Irland sprach. Die gälische Sprache war für ihn schlicht ausschlaggebend; allein die Einheit der Bevölkerung, ihre gleiche katholische Religion und Tradition und das geographische Merkmal „Insel“ waren für seinen Nationsbegriff von Bedeutung. Aber es gibt noch weitere Indizien, die zeigen, dass Ranke sehr wohl wusste, wie er mit der nationalen Frage umgehen müsse. Im Bezug zu Jakob I. erwähnte er das Umschreiben der königlichen Genealogie mit Referenzen auf die milesischen Könige.10 Auch wenn Ranke die Details nicht näher erfasste, so demonstriert der Abschnitt doch seine Kenntnisse der gälisch-irischen Ursprünge, die im neunzehnten Jahrhundert bekannt und veröffentlicht waren. Wahrschein8 9

Ranke, Englische Geschichte I, S. 457, 464, 586; II, S. 505-6, 510. Charles Breuning, und Matthew Levinger, The revolutionary era, 1789-1850 (New York 2002), S. 203-4. 10 Ranke, Englische Geschichte I, S. 507.

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lich sah Ranke durch das eingebrachte Wissen seiner Frau, es nicht für notwendig an, die Wahrheit hinter dem Mythos zu überprüfen.11 Ein weiteres Indiz für die Art seiner Auseinandersetzung mit der Frage der irischen Identität, war ohne Zweifel ebenfalls durch seine Frau Clarissa und deren Bruder Charles Graves beeinflusst, verdeutlicht durch die Wortwahl der Iren selbst: in den gälischen Quellen bezeichneten sie die Engländer als „Sachsen“.12 Ranke muss auch die Werke von Philip O’Sullivan Beare (c.1590-c.1634) gekannt haben, der erklärte, dass „all the Catholics of Ireland, irrespective of background, should be called Irish“.13 Von jenem übernahm Ranke die Idee und betonte diese Definition in seinem Werk, als er über die irischen Rebellionen und Revolten des siebzehnten Jahrhunderts schrieb. Ebenfalls interessant ist die Benutzung des Wortes Plantation, das Ranke als „Pflanzungen“ übersetzte. Die Wortwahl verrät seine Meinung zum Akt der Kolonisierung: „Pflanzungen“ entsprach nicht dem Terminus „Kolonisationen“, dem allgemein üblichen Ausdruck für die Landkultivierung innerhalb Deutschlands seit dem siebzehnten Jahrhundert. Die Kultivierung eines Gebiets im deutschen Sinne bedeutete die Urbarmachung eines unkultivierten Gebietes mit den neuesten Techniken und die Einführung des deutschen Rechts in das Gemeinwesen. Die Art und Weise, wie Ranke das Wort Plantation in Bezug auf die irische Geschichte benutzte, zeigt, dass er die Kolonisierung als eine Einführung von nichtirischen aggressiven Siedlungen ansah. Irland wurde nun auch nicht mehr als bloße Kolonie betrachtet, weil die Siedlungen nicht kolonisiert, sondern „verpflanzt“ wurden.14 Das Verständnis für Plantation zu der Zeit schloss auch überseeische Kolonien Englands ein, was sich im 1696 gegründeten Ministeriumsressort Board of Trade and Plantations widerspiegelte, von welchem sich 1854 das Colonial Office abspaltete. Das Register in Rankes Werken ist aufschlussreich.15 Es listet Namen, Ereignisse, Dokumente und Ortsnamen in alphabetischer Ordnung, aber noch vor Band- und Seitenangabe ist eine Zusammenfassung zum Schlüsselwort im Detail gegeben.16 Diese Art von Register wurde nicht noch einmal nachgedruckt: alle späteren Editionen beinhalten nur noch das Schlüsselwort, die Band- und Seitenangabe. Einige Details in seinem Werk sind außergewöhnlich. Beispielsweise ist die Enthüllung des Attentatversuches von 1696 durch den irischen Jakobiner Captain Thomas Prendergast (auch Prendergrass oder Pendergrass) eine Untersuchung wert. Prendergast war ein Katholik aus Newcastle, Co. Tipperary, der durch König Wilhelm III. reich belohnt wurde: mit einer Schenkung des befestigten 11 Details zur milesichem Mythos siehe Comerford, Reinventing Ireland, S. 51-65; Damien Murray, Romanticism, nationalism and Irish antiquarian societies, 1840-80 (Maynooth 2000), S. 27. 12 Comerford, Inventing Ireland, S. 56-7; Ranke, Englische Geschichte II, S. 506. 13 Comerford, Reinventing Ireland, S. 59. 14 Ranke, Englische Geschichte II, S. 507. 15 Ranke, Englische Geschichte VIII, S. 1. 16 Ranke, Englische Geschichte VIII, S. 2-119.

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Grundbesitzes des Earls von Barrymore, der Verleihung eines Barontitels an ihm und dem Aufstieg in den Rang eines Lieutenant-Colonel in der Armee.17 Ranke war tatsächlich der letzte Historiker, der Prendergast drei Seiten aus seinem Monumentalwerk widmete, während jener seitdem nur noch selten erwähnt wird. Gefeiert als Held des protestantischen Anliegens, gehasst als Verräter von Jakobinern und Iren und selbst auf einer Graphik mit dem Titel The triumphs of providence abgebildet,18 tauchte Prendergast in einigen historischen und literarischen Werken auf.19 Nichtsdestotrotz war Macaulay der letzte, der jene Aktionen – immerhin auf über 15 Seiten und in triumphaler Weise für die protestantische Seite – bis ins letzte Detail beschrieb.20 Auch wenn Rankes Darstellung kurz ist, seine Deutung bestätigt die stärker ausgearbeitete Schilderung Jane Garretts, die mehr als hundert Jahre nach dem Erscheinen von Rankes Werk veröffentlicht wurde.21 Während Garrett sich eher auf Primärquellen wie die State Trials konzentrierte, betonte Ranke in einer Fußnote die Echtheit des Werkes von Jaques Abbadie, Histoire de la derniere conspiration d’Angleterre (London 1696) – aber er benutzte auch andere Quellen. Er wertete die Kurzbeschreibung von Prendergasts Hintergrund von P.K. Monod aus. Monod verzichtete aber auf die Enthüllung des Anschlages.22 Eveline Cruickshanks stellte Prendergasts „Verrat“ genauer dar, beschrieb bis ins kleinste Detail dessen Belohnungen und fügte die literarische Reaktion von Swift hinzu, der jenem als „sham’d our Isle, traitor, That Traitor, Assassin, Informer vile“ geißelte, gab aber keine weiteren Informationen.23 M.G.H. Pittock fasste seine Informationen zu Prendergast in nur einem Satz zusammen.24 In anderen Werken aus England, die den Attentatversuch beinhalten, 17 Sehr detailliert in Sidney Lee, Dictionary of National Biography, vol. xlvi (London 1896), S. 300-1. Kurze Zusammenfassung auch in Eveline Cruickshanks, und Edward Corp (Hrsg.), The Stuart court in exile and the Jacobites (London 1995), S. 9-10. 18 Nachgedruckt in Jane Garrett, The triumphs of providence, the assassination plot, 1696 (Cambridge 1980); Craig Rose, England in the 1690s (Oxford 1999), S. 51. Unter der Abbildung von Prednergast steht folgendes: „King William Doth Grant his Gracious Pardon to Prendergras for the first discovery of the Plot”. 19 „Luttrell’s Brief Historical Relation“, vols. v. and vi. Passim; MacPherson’s Original Papers, i. 542; Tindal’s Contin. of Rapin, 1744, iii. 317-320; Oldmixon’s Hist. of England under William and Mary; Burnet’s Hist. of his Own Time; Boyer’s Hist. of William III, p. 483; Blackmore’s Hist. of the Plot in 1695, pp. 50-5; Hist. de la dernière Conspiration d’Angleterre, 1696; Howell’s State Trials, vol. xiii; Ranke’s Hist. of England, v. 116; Wilson’s Duke of Berwick and James II; Swift’s Works, xii, 447, 459; Beatson’s Political Index, ii, 148; Wilkin’s Political Ballads, ii. 52: Monck Mason’s History of St. Patrick’s, 1820; Macaulay’s Hist. 1887, ii. 562 seq.; Marlborough’s Despatches. Ed. Murray; Burke’s Peerage, s.v. Gort., in Lee, Dictionary of National Biography, vol. xlvi, S. 301. Die Werke wurden auch von Ranke benutzt. 20 T.B. Macaulay, The history of England from the accession of James the second (London 1858), S. 293-307. 21 Jane Garrett, The triumphs of providence, Die Enthüllung des Attentates siehe S. 135-9, 194, 242. Weitere Details zu „Captain Thomas Prendergrass“ siehe auch S. 117, 121, 155-7, 258. 22 P.K. Monod, Jacobitism and the English people 1688-1788 (Cambridge 1989), S. 100. 23 Cruickshanks, und Corp, The Stuart court in exile, S. 9-10. 24 M.G.H. Pittock, Jacobitism (London 1998), S. 27.

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wird Prendergast schon gar nicht mehr erwähnt.25 Er fehlt auch in vielen irischen historischen Werken. Vielleicht spielt hier die Tatsache eine Rolle, dass er sein Vaterland „verraten“ habe.26 Dieses Beispiel zeigt, wie Prendergast nach Ranke schrittweise aus der Geschichte herausgeschrieben wurde. In seinem Vorwort zur Englischen Geschichte schrieb Ranke, dass er „einheimische“ Darstellungen zur englischen Geschichte für sein Werk benutzt habe, da diese den besten Einblick gäben. Gleichfalls betonte er, dass er mehr Dokumente und Quellen als je zuvor benutzt habe, bedauerte aber, dass Dokumente zur Darstellung einiger historischer Ereignisse, vor allem von wichtigen parlamentarischen Debatten nicht auffindbar waren. In dem Public Records Office und dem British Museum recherchierte Ranke viele bis dato unbekannte Materialien – aber keine Flugblätter – er gab jedoch keine näheren Informationen, welche Art von Quellen er dort vorfand. Ranke hebt die Wichtigkeit von ausländischen Botschaftern – vor allem aus Venedig, Rom und Spanien, aber auch von den Niederlanden und den deutschen Staaten – hervor. Da auch die ausländische Politik die englische Geschichte beeinflusst habe, nutzte Ranke – so oft es ging – bekannte Dokumente und Bücher sowie auch unbekanntes Material aus London, Dublin und vom Kontinent. 27 Rankes Fußnoten führen seine Quellen in Form von Autorennamen und Bandnummern an, aber im Allgemeinen listete Ranke die Titel der Bücher nicht auf. Es gibt keine Bibliographie am Ende des Werkes, eine im neunzehnten Jahrhundert übliche Praxis. Erst kürzlich fand Dr. Baur in der Handschriftensammlung des Ranke-Nachlasses ganze Ordner gefüllt mit speziellen bibliographischen Notizen, vorbereitet zur Benutzung von Fußnoten. In den Fußnoten, betreffend Irland, verweist Ranke auf 38 verschiedene Quellen, elf davon in seiner privaten Bibliothek. Mehr als die Hälfte der angegebenen Fußnoten befassen sich mit der Glorious Revolution von 1688-91. Aber hat Ranke nur 38 Bücher für sein Werk benutzt? Ein anderer Weg, um festzustellen, welche Bücher er für das Schreiben der Geschichte nutzte, liegt in einer näheren Untersuchung seiner privaten Bibliothek, welche sich heute in Syracuse University Library, New York, USA, befindet. Insgesamt gibt es 211 Bücher, die sich mit englischer und irischer Geschichte befassen, fast alle wurden vor 1868 gedruckt, dem Jahr, in dem Ranke die Englische Geschichte fertig stellte. Man findet 18 der in den Fußnoten erwähnten Bücher in Rankes Bibliothek. Eine nähere Betrachtung der Bücher zeigt, dass etwa die Hälfte der Bücher nach 1800 gedruckt wurden und daraus lässt sich schließen, dass Ranke sich vor allem zeitgenössische Werke anschaffte. Das älteste Buch in seiner Bibliothek erschien 1590, und die meisten anderen wurden zwischen 1801 und 1868 veröffentlicht. Ranke erwarb sie wahrscheinlich zum Zeitpunkt ihres Erscheinens oder 25 Der Attentatsversuch wurde auch erwähnt in Rose, England in the 1690s, S. 50-52; Julian Hoppit, A land of liberty? England 1689-1727 (Oxford 2000), S. 36, 153. 26 Prendergast ist nicht erwähnt in Henry Boylan, A dictionary of Irish biography (Dublin 1999); S.J. Connolly, The Oxford companion to Irish history (Oxford 1999); Èamonn Ò Ciardha, Ireland and the Jacobite cause, 1685-1766 (Dublin 2002). 27 Ranke, Englische Geschichte I, S. xiii-xvi.

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kurz danach. Bücher zur englischen und irischen Geschichte, gedruckt nach 1868, gibt es nicht in der Bibliothek: Augenscheinlich hielt Ranke seine Sammlung nach Vollendung der Englischen Geschichte nicht mehr auf dem neuesten Stand. Ranke griff vor allem auf englisch geschriebene Bücher zurück. Die Daten unterstreichen auch Rankes Forderung, dass man Bücher „einheimischer“ Historiker benutzen sollte, wollte man über deren Landesgeschichte schreiben.28 Fast ein Drittel der Bücher sind gedruckte Primärquellen, wie zum Beispiel Briefe, Memoiren usw. Die Hauptthemen kann man wie folgt gruppieren: 1. Allgemeine Geschichte Englands 2. Geschichte bis Elisabeth I. 3. Geschichte bis Karl I. (1640) 4. Irische Rebellion und Cromwell (1641-59) 5. Periode der Restauration (1660-87) 6. Glorreiche Revolution und Wilhelm III. (1688-1703) 7. Geschichte nach 1703 Es zeigt sich, dass Ranke eine große Anzahl von Büchern zur allgemeinen Geschichte, zur irischen Rebellion und zu Cromwell benutzte. Auf der anderen Seite behandeln nur 18 Bücher die Glorious Revolution und Wilhelm III., die Ära, die den wichtigsten und detailliertesten Teil der Englischen Geschichte darstellt. Auch wenn viele Quellen in den Fußnoten genannt werden, lässt sich nur eine kleine Anzahl der Bücher in seiner Bibliothek finden. Das lässt den Schluss zu, dass Ranke eine große Anzahl von Originaldokumenten gebrauchte. Einige sind im Anhang unter dem Titel „Zur Geschichte des Krieges in Irland“ abgedruckt: u.a. Berichte vom französischen General Lauzun und Auszüge „aus dem Tagebuch eines Jacobiten über den Krieg in Irland 1689 und 1690“.29 Unter dem Abschnitt „Zur Kritik der Historiker“ diskutierte Ranke die historischen Werke von Clarendon, König Jakob II. und Bischof Burnet.30 Ranke besaß drei oder mehr Bücher von folgenden Autoren: John Almon (1737-1805), Edward Hyde, Earl of Clarendon (1609-74), Francois Guizot (17871874), Johann Martin Lappenberg (1794-1865), Reinhold Pauli (1823-82) und Clement Walker (1595-1651). Reinhold Pauli muss für Ranke besonders wichtig gewesen sein; die Ranke-Bibliothek enthält sieben Bücher aus seiner Feder. Fünf Autoren waren Iren: Geoffrey Keating (1570-1644), Oliver Goldsmith (1728-74), Frederick Augustus Hervey (1730-1803), Thomas Moore (1779-1852) und Eliot Warbuton (1810-52). Jeder Autor ist mit einem Buch in der Bibliothek vertreten, außer Thomas Moore; Ranke besaß sogar zwei Bücher aus seiner Feder. Nach Rankes Tod führte Theodor Wiedemann eine „descriptive evaluation of the Ranke Library“ durch.31 Wiedemann erwähnte das Werk von Hume und 28 29 30 31

Ranke, Englische Geschichte I, S. xi-xii. Ranke, Englische Geschichte VII, Anhang II, S. 1-68. Ranke, Englische Geschichte VII, Anhang I, S. 109-55. Theodor Wiedemann, „Descriptive evaluation of the Ranke Library“, SUL GMC540.

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Lingard, History of England, und eine große Anzahl von Memoiren für England. In einer Fußnote tauchen jedoch noch zwei weitere Werke auf, die nicht unter den Quellen zur englischen Geschichte aufgelistet sind: Lale, Levinter, Bower, Anderen, Account of time to the present (London 1736) und Gutherie, Gray, Anderen, General History of the world from the creation to the present time (London 176467).32 Wiedemann gab keine weiteren Informationen, da seine Evaluation sich vor allem mit italienischer Geschichte befasste. Ein weiteres wichtiges Nachschlagewerk war die Allgemeine Encyclopdädie der Wissenschaften und Künste. Unter dem Stichwort „Irland“ fand Ranke Ausführungen zur Geographie und Statistiken, wirtschaftliche Details und eine lange Beschreibung irischer Geschichte, Sprache und Literatur.33 Unter dem Stichwort „Dublin“ fand er eine lange Abhandlung zur Geschichte Dublins.34 Dieses Werk beeinflusste gewiss Rankes Abhandlungen zur wirtschaftlichen Lage Irlands. Ranke erhielt eine Kopie mit dem Stichwort „Irland“ von Lappenberg. Eine kleine Notiz findet sich auf Seite 87, ein Satz, der sich mit dem Heiratsverbot zwischen Katholiken und Protestanten befasst. Dieser Satz kann indirekt wiederum in Rankes Werk in Verbindung mit der antikatholischen Politik von Wilhelm III. in den späten 1690er Jahren gefunden werden.35 In seinen jüngeren Jahren unterstrich Ranke häufig den Text oder er fügte Notizen am Seitenrand hinzu. In seinen späteren Jahren lässt diese Praxis jedoch nach. Nichtsdestotrotz gibt es in seiner Bibliothek eine Reihe von englischen Büchern, die noch Anmerkungen enthalten. Zumeist handelt es sich um Unterstreichungen, mitunter aber auch um hinzugefügte Notizen, Daten oder Grammatikkorrekturen. Manchmal findet der Leser eine Reihe von Zahlen, zum Beispiel wenn Ranke versucht hatte, die Summe von Truppenzahlen zur Korrektheit gegenzurechnen. Auch wenn es nur wenige Korrekturen gibt, diese Notizen zeigen, was Ranke beim Durchlesen als wichtig ansah. Alle Anmerkungen aus 19 Büchern sind detailliert im Anhang II beigefügt, zu einigen soll noch genauer Stellung genommen werden. Das zweibändige Werk mit dem Titel The Earl of Strafforde’s letters and dispatches: with an essay towards his life wurde 1739 veröffentlicht und enthält eine Reihe von Unterstreichungen.36 Der erste Band beinhaltet einen Brief aus dem Jahre 1633, von Wentworth an den König gerichtet. Er ist mit mehreren Anmerkungen versehen. Wentworth beschrieb seine Ankunft in Irland und fuhr fort:

32 Wiedemann, „Descriptive evaluation of the Ranke Library“, S. 67-8, 71, SUL GMC540. Die volle Bibliographie des zweiten Titels ist: William Gutherie, und J. Gray, General History of the World, from the Creation to the present time, 12 vols. (London 1764-7). 33 A.G. Hoffmann (Hrsg.), Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, 2. Abteilung, Irland – Ismuc (Leipzig 1845), S. 1-105. 34 I.G. Gruber (Hrsg.), Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, 1. Abteilung, Drus-Dziewonna (Leipzig 1836), S. 116-20. 35 Ranke, Englische Geschichte VI, S. 469. 36 T.W., Earl of Strafford, The Earl of Strafforde’s letters and dispatches: with an essay towards his life (London 1739).

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And surely, Sir, if we be able to furnish, and go through with this Undertaking, increase the Growth and set up the Manufactury of Hemp and Flax in that your Kingdom; I will hope to leave your Subjects there in much happier Condition than I found them, without the least Prejudice to your Subjects here; for this is a Ground I take with me, that to serve your Majesty compleately well in Ireland, we must not only endeavour to enrich them, but make sure still to hold them dependant upon the Crown, and not able to subsist without us; which will be effected, by wholly laying aside the Manufacture of Wools into Cloth or Stuff there, and by furnishing them from this Kingdom, and then making your Majesty sole Merchant of all Salts on that Side: For thus shall they not only have their Cloathing, the Improvement of all their native Commodities, (which are principally preserved by Salt) and their Victual itself from hence; (strong Ties and Enforcements upon their Allegiance and Obedience to your Majesty) but a Means found, I trust, much to advance your Majesty’s Revenue upon Salt, and to improve your Customs; the Wools there grown, and the Cloths there worn, thus paying double Duties to your Crown in both Kingdoms; and the Salt outward here, both inward and outward there.37 Im Jahre 1638 berichtete Wentworth über Irlands wachsende Wirtschaft, Ranke markierte den Abschnitt mit einem Kreuz: „The Trade increaseth daily, and the Land improves mightily, I dare say all Men’s Rents a third Part better than when I set first Footing on Irish Ground, and very clearly will still grow, if Peace continue.“38 Beide Abschnitte sind von Wichtigkeit, da Ranke Wentworths Bemühungen um die irische Wirtschaftslage betont: „Wentworth hat den Irländern ein nicht zu verachtendes Denkmal der Alleinherrschaft hinterlassen. Er hat ihnen ihre Leinenmanufaktur gegründet, zunächst auf seine eigenen Kosten, mit der bestimmten Voraussicht, dass sie für das Land eine unerschöpfliche Quelle des Wohlstandes bilden werde.“39 Darüber hinaus schilderte Ranke die Art und Weise, wie Wentworth Irland mit dem sogenannten Reward and punishment system regierte;40 Ranke strich es doppelt an. And true it was indeed, I knew no other Rule to govern by, but by Reward and Punishment, and I must profess that where I found a Person well and intirely set for the Service of my Master, I should lay my Hand under his Foot, and add to his Respect and Power all I might, and that where I found the contrary, I should not handle him in my Arms […]41 Ranke machte eine Reihe von Anmerkungen im The Earl of Strafforde’s letters and dispatches, die alle im Detail im Anhang II aufgelistet sind. Es scheint, dass 37 38 39 40 41

Ebd., vol. i, S. 93-4. Ebd., vol. ii, S. 270. Ranke, Englische Geschichte II, S. 222. Ranke, Englische Geschichte II, S. 377-8. Strafford, The Earl of Strafforde’s letters and dispatches, vol. ii, S. 21.

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Ranke ein positives Bild von Wentworth hatte: Er kommentiert Wentworths starken Willen und dessen scharfe Wortwahl, seinen strengen protestantischen Glauben und sein Interesse an der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage Irlands. Sein politisches System der Reward and Punishment sah Ranke als das einzige Mittel zur Kontrolle Irlands und der Sicherstellung der absoluten Macht des Königs an – ohne dieses System jedoch zu hinterfragen.42 Ranke verstand Wentworth im übergeordneten Kontext der britischen Geschichte. Nichtsdestotrotz betrachteten modernere Historiker Wentworth von einem anderen Standpunkt. R.F. Foster sah in Wentworth einen Diktator und Manipulator, dessen regierende Politik eine Teilung und Entfremdung von allen Parteien verursachte.43 Aidan Clarke betrachte Wentworth als einen strengen Regierenden, der nur die Interessen der englischen Krone verfolgte.44 J.G. Simms auf der anderen Seite stimmte mit Ranke überein, auch wenn er den Regierungsstil von Wentworth stärker kritisierte.45 Nicholas Canny offenbarte positive und negative Seiten von Wentworths Person und beleuchtete die Schwierigkeit, drei rivalisierende irische Gruppierungen regieren zu müssen.46 Die neueren Ansichten zu Wentworth nähern sich denen von Ranke an, sie sind allerdings alle kritischer. Ein anderes Werk mit Anmerkungen von Ranke ist Clarendons The history of the rebellion and Civil Wars in England. Im vierten Band gibt es auf Seite 614 eine ungewöhnliche Markierung in Form von „GB“. Diese Anmerkung kann so etwas wie „Great Britain / Großbritannien“ bedeuten, dennoch ist das eher unwahrscheinlich, weil die entsprechenden Seiten 614 und 615 vor allem von der Irischen Rebellion in Verbindung mit Ulster und „O Neile“ handeln.47 Im fünften Band finden sich auf einer Seite zwei Anmerkungen zu Fürst Rupert. Die erste Anmerkung ist nicht lesbar, aber wahrscheinlich gab Ranke eine weitere Quelle an. Autor oder Titel können nicht entziffert werden, wohl sind Band- und Seitenangaben eindeutig: „III, 281“. Die zweite Anmerkung bezieht sich auf die Ankunft von Fürst Rupert in Irland. Die Notiz „21 Januar“ bezieht sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Ankunftsdatum in Kinsale.48 Ronald Hutton konnte die Ankunft von Fürst Rupert in Irland am 21. Januar 1649 bestätigen.49 Auch wenn Rupert mehrere Male in Rankes Werk erwähnt wurde, so tauchte dieses Datum dort nicht auf.

42 Ranke, Englische Geschichte II, S. 217-9, 222, 377-8. 43 R.F. Foster, Modern Ireland 1600-1972 (London 1989), S. 80-5. 44 Aidan Clarke, „The government of Wentworth, 1632-40“; in: T.W. Moody, F.X. Martin, und F.J. Byrne, A new history of Ireland, vol. iii Early Modern Ireland 1534-1691 (Oxford 1978), S. 243-69. 45 T.W. Moody, und F.X. Martin, The course of Irish history (Dublin 1994), S. 194-7. 46 Nicholas Canny, Making Ireland British 1580-1650 (Oxford 2001), S. 275-300. 47 E.H., Earl of Clarendon, The history of the rebellion and civil wars in England, begun in the year 1641: with the precedent passages, and actions, that contributed thereunto, and the happy end, and return, upon the 29th of May, in the year 1660, vol. ii, part ii (Oxford 1717). Der gedruckte Band ist vol. iv, S. 614-5. 48 Ebd., vol. iii, part i. Der gedruckte Band ist vol. v, S. 207. 49 Ronald Hutton, Charles II (Oxford 1992), S. 32.

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Ein weiteres wichtiges Werk für Ranke war das von Eugène Sue, Histoire de la Marine Francaise. Dieses Werk wurde von Ranke zitiert und beinhaltet eine Reihe von Anmerkungen bezüglich Irland, vor allem in Band vier. Die erste Anmerkung verweist auf Jakobs II. Dilemma, als Wilhelm von Oranien in Irland landete: sollte er sich nun verteidigen oder gar ganz Dublin niederbrennen, sollte er das ganze Land vernichten und sich dann von Region zu Region zurückziehen und dabei jegliche Infrastruktur zerstören? Das Niederbrennen von Dublin erschien Jakob II. zu barbarisch und so entschied er sich zur Verteidigung. In diesem Zusammenhang wurde auch Drogheda erwähnt, und Ranke korrigierte die Schreibung „Drohada“. Eine weitere Korrektur kann betreffs einer Brücke über den Fluss Boyne gefunden werden, „pont de Selen“, dem Ranke das Wort „Slaine“ hinzufügte. Im selben Abschnitt weiter unten, ist ein anderes Wort unterstrichen, und wieder handelt es sich um eine Brücke: „d’Oldebridge“.50 Die Verteidigung der „Oldbridge“ ist auch in Rankes Werk erwähnt und seine entsprechende Fußnote deckt sich mit dem unterstrichenen „Oldebridge“. 51 Eine große Anzahl von Markierungen lassen sich im Werk Oliver Cromwell’s letters and speeches finden. Alle markierten Abschnitte behandeln die Ereignisse der Jahre 1649 und 1650. Der erste markierte Brief datiert auf den September 1649, und der markierte Teil nimmt auf Cromwells Behandlung der Iren Bezug, beschreibt „that softness without rigour, rigour as of adamant to rest upon, is both sloth and cowardly baseness; that without justice first, real pity is not possible, and only false pity and maudlin weakness is possible“. In einem anderen Brief Cromwells wurden zwei Sätze doppelt markiert: „Sir, you see the work is done by a Divine leading. God gets into the hearts of men, and persuades them to come under you“.52 Es gibt keine weiteren Hinweise, dass Ranke auch diese Notizen für seine Arbeit nutzte, aber es erklärt die strikte Verurteilung von Cromwells Erstürmung von Droheda 1649: „Man wird bei Szenen dieser Art selbst an dem Fanatismus irre. Vermeinte Cromwell wirklich, das Gericht Gottes an diesen Leuten zu vollziehen, deren Hände mit unschuldigem Blut befleckt seien? Glaubte er [...] von einem höhern göttlichen Geist getrieben zu sein?“53 Eine weitere Notiz im Oliver Cromwell’s letters and speeches kann neben einer Fußnote gefunden werden, die einen Anhang zum Neudruck von Borlase, History of the Irish Rebellion (Dublin 1743) erwähnt.54 Dieses Werk kann aber in Rankes Bibliothek nicht gefunden werden. Auch das Buch von Leland, The history of Ireland from the invasion of Henry II, enthält ebenfalls eine Reihe von Markierungen und Unterstreichungen. Eine Anmerkung hebt vor allem die Lage der Old Irish hervor:

50 Eugène Sue, Histoire de la marine francaise, vol. iv, (Paris 1836), S. 332. 51 Ranke, Englische Geschichte VI, S. 170. 52 Oliver Cromwell, Oliver Cromwell’s letters and speeches: with elucidations, vol. ii (London 1857), S. 47, 90. 53 Ranke, Englische Geschichte III, S. 347-8. 54 Cromwell, Oliver Cromwell’s letters and speeches, vol. ii, S. 125.

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[…] the kings of England never had any right to Ireland; that supposing they once had, they had forfeited it by turning heretics, and neglecting the conditions of pope Adrian’s grant; that the old Irish natives might by force of arms recover the lands and goods taken from their ancestors […]55 Auch wenn man die Benutzung des Abschnittes für sein Buch nicht nachweisen kann, prägte die Aussage wahrscheinlich Rankes Verständnis der irischen „Nation“. Die Phrase „lands and goods from their ancestors“ taucht in Rankes Buch bezugnehmend auf den Wunsch der Iren nach Wiedererlangung ihres „vaterländischen Eigentums“ wieder auf. 56 Man findet auch in Gilbert Burnets, History of his own time, eine Reihe von Anmerkungen, aber sie beziehen sich alle auf Burnet selbst oder auf die Herausgeber Earl of Dartmouth und Hardwicke, dem Sprecher Onslow und dem Dekan Swift. Dieses Mal handelt es sich ausschließlich um Unterstreichungen: […] by the editors through party considerations, but from a desire of abating the displeasure certain to be conceived against their father, by the friends or relations of those who suffered by the severity of his censure. […] only I have left out a great deal that was personal to my self, and those I am descended from: so that this is upon the matter the same work, with very little change made in it. […] I find that the long experience I have had of the baseness, the malice, and the falsehood of mankind, has inclined me to be apt to think generally the worst both of men and of parties.57 Die markierten Passagen haben vielleicht Rankes Untersuchung von Burnets Werk in seinem Anhang beeinflusst. 58 Das Buch History of the revolution in England in 1688 wiederum enthält auf zwei Seiten Unterstreichungen in Bezug auf das Werk von James Mackintosh. Die erste Markierung unterstreicht die „unfinished History of the Revolution of 1688“.59 Die anderen Markierungen betreffen den Kommentar über Mackintosh als Historiker: As an historian, he sometimes thought too much of discoursing, and too little of narrating. Instead of relating events and circumstances, he takes them up as subjects of disquisition. He is luminous and copious, but diffuse and only not irrelevant. He rarely characterises persons, actions, or events by brief, rapid,

55 Leland, The history of Ireland from the invasion of Henry II., S. 320. 56 Ranke, Englische Geschichte VI, S. 84. 57 Burnet, Gilbert, Bishop Burnet’s history of his own time, with notes by the earls of Dartmouth and Hardwicke, Speaker Onslow, and Dean Swift. To which are added other annotations … (Oxford 1833), S. xviii, 6. 58 Ranke, Englische Geschichte VII, S. 155-95. 59 Sir James Mackintosh, History of the revolution in England in 1688: comprising a view of the reign of James II. from the accession, to the enterprise of the Prince of Orange (Paris 1834), S. 139.

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or passing traits, like those of Tacitus, Montesquieu, Voltaire, and Gibbon. […] He studiously avoided the Gallicisms so common in Burke, and from which Hume is not free: be rigorously preferred the Anglican or Saxon term before the synonyme of classic derivation – to the narrowing of his vocabularly and fettering of his diction.60 Während Ranke im ersten Abschnitt noch eine Reihe von Wörtern unterstrichen hatte, markierte er den zweiten Abschnitt als Ganzes. Diese Notizen sind interessant, da sie sich nicht auf irische Geschichte beziehen, sondern aufzeigen, wie Ranke Mackintoshs Qualitäten als Historiker einschätzte. In einem Nachdruck von Camdens Werk Rerum Anglicarum et Hibernicarum annales hatte Ranke zwar keine Notizen hinzugefügt, aber ein kleiner Eintrag auf der ersten Seite ist bemerkenswert: „FLR. 1821. [...?]“.61 Die kurze Notiz gibt Rankes vollen Namen wieder, Franz Leopold Ranke, sowie das Jahr und wahrscheinlich den Monat, in dem er sich das Buch anschaffte. Es ist eines seiner ersten Bücher zur englischen Geschichte. Eine weiterer bedeutender Schatz in der Syracuse Library ist eine Sammlung von ungefähr 100 Karten, die in der Regel von Historikern übersehen wird. Drei Karten beziehen sich auf England und Irland. Die älteste Karte mit dem Titel „Grosz Britannien und Ireland [Inset: London]“ stammt aus dem Jahre 1795, aber Teile von Irland und England fehlen und die Karte ist stark beschädigt.62 Ranke benutzte sie wahrscheinlich häufig, was die Beschädigungen erklärt. Eine andere Karte mit dem Titel „England nach Cary’s Zeichnung“ wurde von Konrad Manvert im Jahre 1819 entworfen.63 Die letzte Karte zu England ist „Cruchley’s new plan of London“ aus dem Jahr 1841, die Ranke wahrscheinlich während seines Besuches in London 1843 kaufte und sofort sowie in späteren Jahren als Stadtführer benutzte.64 Auf seinen Englandreisen kam Ranke recht häufig bei John Graves in Cheltenham unter. Dort hatte er Zugang zu Johns privater Bibliothek. Auch wenn John ein Mathematiker war, so fand Ranke dennoch eine Reihe von Büchern, die ihn interessierten und sich auch vor allem auf die Geschichte Irlands bezogen. Auch hatte Ranke mit großer Wahrscheinlichkeit Zugang zu der Buchsammlung von Whitley Stokes, Professor für irische Geschichte an der University College London. Graves und Stokes kannten sich nicht nur aus ihren Dubliner Kindheitstagen, sondern waren auch Arbeitskollegen an der Universität. Stokes Bibliothek enthielt viel spezifische Literatur zu Irland. Beide Buchsammlungen befinden sich heute in dem University College London.

60 Ebd., S. 169. 61 William Camden, Rerum Anflicarum et Hibernicarum annales, regnante Elisabetha (Leiden 1639), erste Seite. 62 Grosz Britannien und Ireland [Inset: London], 1795, SUL, Ranke Library Maps No. 005. 63 England nach Cary’s Zeichnung, 1819, SUL, Ranke Library Maps No. 007. 64 Cruchley’s New Plan of London, 1841, SUL, Ranke Library Maps No. 006.

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Der Ranke-Nachlass in der Staatsbibliothek Berlin65 enthält eine große Sammlung von Abschriften, die Ranke in Archiven kopiert hatte. Das Problem mit den meisten Dokumenten ist, dass der Fundort des Originals nicht immer notiert wurde. Nur in einigen der Abschriften ist Rankes Handschrift zu erkennen. Er hatte eine Reihe von Helfer, die für ihn kopierten. Die ältesten Kopien von Manuskripten beziehen sich auf die Geschichte der Päpste und es gibt Notizen auf italienisch, die wahrscheinlich den venezianischen relazioni entnommen wurden.66 Die erste exakt datierbare Sammlung von Berichten stammt von Giorgio Cuneo aus den Jahren 1636 bis 1650.67 Weiterhin besaß Ranke eine größere Sammlung von nicht datierten Dokumenten über Karl II und Jakob II.68 Darüber hinaus wurde eine Reihe französisch verfasste Berichte des französischen Botschafters Sabrians für die Jahre 1644 und 1645 überliefert. Kopien von wichtigen Dokumenten über Oliver Cromwell wurden 1857 von Nicolas E. Hamilton im British Museum angefertigt.69 Eine andere Sammlung enthält französische Briefe von M. de Grignon aus den Jahren 1646 bis 1648.70 Die nächste Sammlung enthält wichtige Briefe von Clarendon, welche Ranke wahrscheinlich für seine Untersuchung zu dessen Werk in seinem Anhang benutzt hatte.71 Einige von ihnen befassen sich mit der irischen allgemeinen Lage der 1660er Jahre.72 Ein Dokument von Bonnet charakterisiert verschiedene Persönlichkeiten (das Original hatte nach Ranke folgende Registrierungsnummer: British Museum, Harley, 6484) und wurde in Rankes Analekten veröffentlicht. Der Text beschreibt unter anderem den Duke of Ormond: As Clarendon and Southampton were the great men in England, the Duke of Ormond was the only man in Ireland and had likewise a large share of the affairs in England. He was one on whose friendship Clarendon likewise valued himself as having been all along as faithfully and eminently employed in the King’s affaires. He is a man of a pleasant conversation and has ever lived high and at a vast expence; he writes the best of any man that has no learning, that I ever knew. His friends have all of them complained much of him, that he is a very cold friend and will neither putt himself into danger nor to trouble for them and that he thinks it enough to be civil and kind to himselfe, and it has been said by many, that in the government of Ireland he has considered the publick good very little, so that many have complained that he was neither generous nor gratefull. The affairs of Ireland were very unsuccessfull in his hands during the warrs, ever after he begun to treat with the Irish, and both sides complained much of him, tho’ generally it is a very good argument for a man, when both extremes are displeased at him. The Irish complain that he 65 66 67 68 69 70 71 72

Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (StB PK), Nachlaß Leopold von Ranke. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 24/I-III. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 22, Lage 8. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 25/I, Lage 7. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 25/II, Lage 5. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 26/I, Lage 5. Ranke, Englische Geschichte VII, S. 109-36. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 25/I, Lage 7; Faszikel 25/II, Lage 6.

174

SPRACHE UND QUELLEN

has broken his faith to them, for when they treated with the King through his hand, many articles were granted them about their religion and estates and the government of Ireland, upon which they performed their parts and putt themselves into his hands and raised a great army, which was so unexpectedly dispersed. Now they have said upon the King’s restauration, those articles ought to have been made good to them, for tho’ they were beaten they could not answer for success, but they had lost their lives and estates on the King’s account and had been kept under great slavery for twelve years. They had likewise another thing to depend on, when they treated with Ormond: the King was then a prisoner, so that he could not ratify the articles that were granted them; upon that the Queen, being then at Paris, got the Crown of France to interpose and give their faith for the performance of the treaty, upon which they build their hopes to this day, and this will furnish the Crown with a good colour for invadeing Ireland whenever they are on other accounts resolved on it. But the King was bound by his declaration from Breda to make good the present settlement of Ireland, and the Earls of Anglesey, Orrery and some others engaged the Duke of Ormond to desert the Irish interest and to espouse the English.73 Eine weitere Sammlung von Dokumenten wurde in Brüssel kopiert und enthält die Berichte des spanischen Botschafters Ronquillo aus den Jahren 1674 bis 1689.74 Die Berichtsammlung von Bonnet aus den Jahren 1685 bis 1701 ist etwa 5cm dick75 und wurde von Ranke für seine Untersuchung in den Analekten benutzt.76 Ein interessanter Auszug stammte von 1688, ist in englisch abgefasst und behandelt das Geständnis von „Father Peter“ an den französischen König, in dem auch Irland erwähnt wird und genaue Angaben zur militärischen und religiösen Lage Englands enthalten sind.77 Detaillierte Berichte wurden in Den Haag, Holland, durch einen lokalen Archivar kopiert: Dr. van der Wulp berichtete für 1689 und 1690 auf englisch, französisch und holländisch von der militärischen Lage und den Schlachten in Irland.78 Einen der wertvollsten Berichte stellt das Fragment eines jakobinischen Tagebuches für die Jahre 1689 bis 1690 dar, das im Archiv von Sir Thomas Philipps in Cheltenham, England, durch Friduhelm von Ranke kopiert wurde.79 Für eine Zeitlang war die Identifizierung des jakobinischen Tagebuches, das Ranke benutzte, unklar. Eine Notiz bei J.G. Simms, Jacobite Ireland,80 und John Kinross, The Boyne and Aughrim,81 weisen auf The Journal of John Stevens, das 73 74 75 76 77 78 79 80 81

Ranke, Englische Geschichte VII, S. 195. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 22, Lage 2. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 22, Lage 1. Ranke, Englische Geschichte VII, S. 155-95. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 25/I, Lage 7. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 26/III, Lage 1. StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 25/I, Lage 8. J.G. Simms, Jacobite Ireland, 1685-91 (Dublin 2000), S. 270, 279. John Kinross, The Boyne and Aughrim, the war of the two kings (Gloucestershire s.d.), S. 49, 151.

SPRACHE UND QUELLEN

175

von R.H. Murray im Jahre 1912 veröffentlicht worden war.82 Murray erwähnt, dass nur wenig zu John Stevens bekannt sei. Stevens diente für drei Jahre in der Armee in Portugal, dann war er ein Zivilbeamter in England und zu Zeiten der Revolution sammelte er die Verbrauchssteuer ein und wurde in Welshpool stationiert; für ein Jahr blieb er in Wales. Drogheda sah er zuerst 1685, Limerick 1686, später lebte er in Dublin. Stevens war ein begeisterter Jakobiner und floh im Januar 1689 nach Frankreich. Am 2. Mai 1689 landete er in Bantry und nahm aktiv am Krieg teil. Das Tagebuch bricht in der Mitte eines Berichtes zu einer Schlacht bei Aughrim ab. Stevens starb am 26. Oktober 1726.83 Murray betonte, dass sich Stevens mit Literatur beschäftigt und nach dem Krieg nur noch dem Schreiben gewidmet habe.84 Nach Auffassung von Murray sei Stevens „conscious of the mistakes of his generals, of the loss of promotion, of the lack of pay, of the blisters on his feet, and of the hunger in his stomach” gewesen.85 Murray betrachtete dann Rankes Fassung des Tagebuches und gab Details zu Rankes Verwandtschaft, was kein Historiker seitdem unternommen hat. Es scheint, als wäre Murray vielleicht der einzige Historiker gewesen, der Rankes Werk mit den Quellen verglich, in diesem Falle mit dem Tagebuch. Murray erkannte, dass es einige bestimmte Unterschiede zwischen der editierten Fassung von Ranke und dem Exemplar in dem British Museum gab, sie sich aber im Allgemeinen recht ähnlich waren.86 Vielleicht ist an dieser Stelle ein Vergleich aller vier Textanfänge angebracht: Rankes Edition, „The Phillipp’s Copy“ (später abgedruckt in Rankes Anhang), Murrays Edition und dem Original, Add. 36296: Rankes Edition

„Phillipps Copy”

Add. 36296

Murray Edition

In Exilio Memorabilia, or, A

[In Exilio Memorabilia, or]

Journal of all my travels,

A Journall of [all] my A journal of my travels

since

Travels, since [six lines since deleted]

the

the

revolution

revolution. containing a briefe account

Containing a briefe account of all the War in Ireland of all the war in Ireland impartially related, & what I impartially released & what was an Eye Witness to & I was an eye witness to & deliver deliver

upon

Knowledge

my

upon

own knowledge

my

own

distinguished

distinguished from what I received from

from what I mereshed from others. I left London to follow our

others.

most mercifull, most pious and

most

gracious

82 R.H. Murray, The journal of John Stevens, containing a brief account of the war in Ireland, 1689-1691 (Oxford 1912). 83 Ebd., S. ix-x. 84 Ebd., S. x-xvi. 85 Ebd., S. xxxvi. 86 Ebd., S. xxx-xxxi.

SPRACHE UND QUELLEN

176 souvereign James II by the grace of God of England, Scotland, France and Ireland King, Defender of the Faith; with an account of all our

With an account of all our With an account of all our

marches and other memo-

marches & other memorable Marches & other Memorab-

rable passages wherein I

passages, wherein I bore a le Passages wherein I bore a

bore a part, since first I had

part, since first I had the part, since first I had the

the honour of a commission

honour of a Commission in honour of a Commission in

in his Majestys army in

his Maties army in Ireland.

Ireland.

There are added some few There are added some few

his Maties Army in Ireland.

remarks & other notable remarks and other notable occurrences suitable to the occurances suitable to the Olim memisse juvabit.

subject.

subject.

Olim meminisse juvabit.

Olim meminisse juvabit.

An

Introduction

to

the

Journall. The most sacred Majesty His most sacred Majesty His

most

sacred

Mafy His most sacred Majesty

haveing, through the infinite having, through the infinite having, through the infinite having, through the infinite goodness and providence of goodness and providence of goodness & providence of goodness and providence of Allmighty God, made his Almighty God, made his almighty God, made his Almighty God, made his escape from Rochester, out escape from Rochester, out escape

from

Rochester, escape from Rochester,

of the hands of his ever of the hands of his ever [three lines deleted] rebellious

subjects,

and rebellious

subjects,

and

most inhuman son in law, most inhuman son-in-law, nephew, and enemy, Wil- nephew, and enemy, William, Prince of Orange, and liam, Prince of Orange, and

and the most happy news of

the most happy news of his the most happy news of his & the most happy news of his safe arrival, and kingly safe

arrival,

and

kingly safe

arrival

and

kingly his safe arrivall & kingly reception in France, being

reception in France, being reception in France, being reception in France, being spread all over England, the spread all over England, the spread all over England, the spread all over England: the small remainder of his loyal small remainder of his loyal small remainder of his loyal small remainder of his loyall subjects, subjects,

those

few subjects,

those

few subjects,

thousands, who had not thousands, who had not thousands

(those who

had

(those

few

few thousands, who had not not bowed their knees to Baal),

bowed their knees to Baal, bowed their knees to Baal, bowed their knees to Baal), either in their persons, or at either in their person, or at either in their person, or at either in their persons, or at least in their wishes hasted least

in

their

wishes, least

in

their

wishes, least in their wishes, hasted to follow him. […]90

hastened to follow him. hastened to follow him. to follow him. […]89 […]87

87 88 89 90

[…]88

Ranke, Englische Geschichte VII , Anhang II, S. 26. Murray, The journal of John Stevens, S. xxxi. British Library, Add. 36296, S f.1a, f.1b. Murray, The journal of John Stevens, S. 1, 3. Der Teil bis zum lateinischen Teil „Olim Meminisse juvabit“ stellt die Titelseite der Edition dar.

SPRACHE UND QUELLEN

177

Es gibt zwei Fragmente des Tagebuches in Berlin,91 die nicht in die rankesche Fassung Einzug hielten.92 Nichtsdestotrotz findet sich ein Satz, für die Edition seines Werkes leicht verändert, der als Vergleichsgegenstand zwischen dem Manuskript Add. 36296, Rankes Kopie des „Jacobite Diary“ und der Murray Edition (Eintrag vom zweiten Teil des Tagebuches, Freitag 15. Oktober 1689) dienen kann: „Jacobite Diary“

Rankes Edition

Add. 36296

Murray Edition

The happy success of this The happy success of this The happy success of this The happy success of this campagne so far victorious campaign, so far victorious Campagn, so far victorious campaign, so far victorious as the enemy had refused as the enemy had reduced as that the enemy had as that the enemy had the battle & that it was the battle,

refused the battle, & that it refused the battle, and that it

credibly reported through

was

sickness & the hardships of

through

the camp they had lost 10

hardships of the camp they hardships of the camp they

000 men, had not only given

had lost 10 000 men, had had lost 10,000 men, had

reported was

credibly sickness

credibly

reported

the through sickness and the

&

a great reputation to his lifted the hearts of all true not only given a great not only given a great Maties affaires but lifted the loyalists to an upward hope reputation

to

his

Maties reputation to His Majesty’s

harts of all true Loyallists to of an extraordinary success affairs, but lifted the harts of affairs, but lifted the hearts an

assured

hope

of the next summer.94

all true Loyalists, to an of all true loyalists to an hope

of assured

hope

of

extraordinary success the

assured

next summer. And even the

extraordinary success the extraordinary success the

remaining pard of the winter

next summer. And even the next summer. And even the

it was thought might be

remaining of the winter it remaining part of the winter

employed to great advantage

was

not only in afitting the army

employed to great advantage employed to great advantage

against

thought

might

be it was thought might be

other

not only in refitting the not only in refitting the

necessary preparations but

army against Spring, & army against spring and

in

other

spring

keeping

& a

good

necessary other

necessary

correspondency in England

preparations, but in keeping preparations, but in keeping

preparatory to his Maties

a good correspondence in a good correspondence in

comming thither & gaining

England preparatory to his England preparatory to His

some advantageous posts in

Maties comming thither & Majesty’s coming thither,

the North of Ireland either

gaining some advantageous and

through the weakness of the

posts in the North of Ireland advantageous posts in the

rebels or their inclination to

either through the weakness north

embrace his Maties marcy

of

they being daily represented

inclination to embrace his rebels or their inclination to

to be so weakened as not to

Maties mercy, they being embrace

be able to maintain their

daily represented to be so mercy; they being daily

garrisons & in such despair

weakned as not to be able to represented

of releife from their miseries

maintain their garrisons, & weakened as not to be able

the

rebels

91 Beide Fragmente finden sich vollständig im Anhang I. 92 Ranke, Englische Geschichte VII, Anhang II, S. 26-40.

or

gaining of

some

Ireland

either

their through the weakness of the His to

Majesty’s be

so

SPRACHE UND QUELLEN

178 that they would upon any

in such despair of releife to maintain their garrisons,

conditions return to their

from their miseries that they and in such despair of relief

obedience. […]

93

would upon any conditions from their miseries that they return to their obedience. would upon any conditions […]95

return to their obedience. […]96

Dieser Satz formt einen Absatz in Rankes Anhang. Das Beispiel zeigt, dass Ranke hin und wieder den Satzbau änderte, auch wenn er versuchte, seinem Quellenmaterial zu folgen. Nichtsdestotrotz muss es Ranke als positiv angerechnet werden, dass er zum ersten Mal Auszüge aus dem Tagebuch veröffentlichte. Die Abschriften in Berlin enthalten vor allem Beschreibungen des irischen Alltags zwischen den Schlachten, die Ranke ausließ, weil jene „eine Menge Partikularitäten, die jedoch nur für den Irländer Interesse haben möchten“ enthielten.97 Der Vergleich zwischen dem Ranke-Manuskript und der Murray Edition zeigt große Gemeinsamkeiten im Inhalt, obwohl die Grammatik manchmal verschieden ist. Murrey kam korrekterweise zu dem Schluss, dass es sich hier wohl um zwei Fassungen des Tagebuches handeln müsse, und er glaubte, dass die Fassung im British Museum die frühere Fassung sei. Er rechtfertigte diese Schlussfolgerung durch den Vergleich der Daten, an denen die Tagebucheintragungen abbrechen: bei Ranke am 30. Juli 1690, bei Murray am 12. Juli 1691. Es ist unklar, ob das Tagebuch von jemand anderen weitergeführt wurde, oder ob das Tagebuch von dem Datum an verloren ging. Andererseits erkannte Murray die Unterschiede einiger Zeilen, doch glaubte er weiterhin an die Originalfassung im British Museum.98 Die ersten Worte, „In Exilio Memorabilia“, gaben bei Ranke sogar den Titel für einige seiner Zitate. Es erscheint eher wahrscheinlich, dass Ranke eine frühere Fassung eingesehen hatte, vielleicht sogar das Original. Die Fassung in der British Library scheint nicht auf den irischen Schlachtfeldern geschrieben worden zu sein, weil die Handschrift zu gleichmäßig und geschlossen ist. Ein anderes Indiz, dass Add. 36296 wohl nur eine Kopie ist, sind eine Reihe von Durchstreichungen, Korrekturen und Hinzufügungen innerhalb des Textes. Dies könnte andeuten, dass die Kopie später zensiert wurde: beispielsweise wurden in der Einleitung alle Titel von Jakob II. und Details zur Flucht aus Rochester gestrichen. Andere größere Sammlungen im Ranke-Nachlass, die auch in Cheltenham kopiert wurden, sind die Briefe des Earls von Nottingham, 1690 bis 1693, französische Berichte über den Krieg in Irland 1689 bis 1697, und Briefe des Lord Godolphin aus dem Jahre 1695.99 Weiterhin gibt es eine Briefsammlung von Mr. Gard aus dem Jahre 1697, die alle im Public Record Office in London kopiert 94 93 95 96

Ranke, Englische Geschichte VII, Anhang II, S. 37. „The Jacobite Diary 1689-90“, StB PK, Nachlaß Leopold von Ranke, Faszikel 25/I, Lage 8. British Library, Add. 36296, S. f.66a. Murray, The journal of John Stevens, S. 91-2. 97 Ranke, Englische Geschichte VII, Anhang II, S. 37. 98 Murray, The journal of John Stevens, S. xxxiii. 99 Alle Dokumente befinden sich in der StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 25/I, Lage 7 + 8.

SPRACHE UND QUELLEN

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wurden.100 Sie behandeln die parlamentarischen Diskussionen über die Größe der englischen Armee. Diese Diskussion tauchte in Rankes Werk mit den gleichen Truppenzahlen wieder auf,101 und zusätzlich wird in dem Dokument erwähnt, dass die Truppenanzahl in Irland um 10.000 erhöht werde, eine Anzahl, die noch steigen könnte.102 Als Ranke seine Englische Geschichte schrieb, standen ihm noch keine zeitgenössischen Geschichtswerke zur irischen Geschichte zur Verfügung. Er schrieb sein Werk vor Einführung des irischen Public Record Office im Jahre 1869 und musste sich mit einem kurzen Besuch in den Archiven des Custom House und Dublin Castle begnügen. Die Inhalte der englischen und irischen Public Records Offices wurden Wissenschaftlern erst nach 1870 mit der Veröffentlichung von Inhaltsbüchern zugänglich. Beschreibende Werke wie Bagwells Ireland under the Tudors (3 Bände, 1885-90) und Ireland under the Stuarts (3 Bände, 1909-16) waren für Ranke nicht erhältlich. Er besaß zwar eine Kopie von Thomas Lelands History of Ireland from the invasion of Henry II (Dublin 1773), die trotz seines protestantischen Verfassers als ausgewogen und neutral galt, aber die Behandlung der Ereignisse von 1641 bleiben auch dort sehr polemisch. Rankes einziges Leitbuch zur irischen Geschichte war das Werk von Macaulay. Damit war Ranke gezwungen, seine eigene Beschreibung der irischen Geschichte zu erstellen. Die beiden Quellen in seinen Analekten bezüglich der irischen Geschichte 1688-90 wurden zum ersten Mal veröffentlicht. Seine Untersuchung zu Clarendon war wichtig für das Verständnis der Ereignisse in den Jahren 1641 bis 1650, auch wenn Irland selbst dabei nicht erwähnt wurde.

100 StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 25/I, Lage 8. 101 Ranke, Englische Geschichte VI, S. 428-9. 102 StB PK, Nachlaß Ranke, Faszikel 25/I, Lage 8.

 

VI. RANKES IRISCHE GESCHICHTE IM VERGLEICH ZU MACAULAY, FROUDE UND LECKY In diesem Kapitel soll Rankes Werk im Kontext des neunzehnten Jahrhunderts betrachtet werden. Ein vollständiger Vergleich zwischen Rankes Behandlung der irischen Geschichte und den Ansätzen Macaulays, Froudes und Leckys ist für diese Arbeit viel zu umfangreich. Stattdessen sollen drei ausgewählte Schlüsselereignisse in Bezug auf ihre Auswertung näher betrachtet werden: die Rebellion von 1641, die Erstürmung Droghedas 1649 und der Aufenthalt von König Jakob II. in Irland in den Jahren 1689 und 1690. In Anbetracht der umfangreichen Darstellung vom Irlandaufenthalt König Jakobs II. – Macaulay beispielsweise schrieb über 500 Seiten hierüber – sollen drei Details näher beleuchtet werden: König Jakobs Ankunft in Kinsale und Dublin im Jahre 1689, der Act of Attainder und die Schlacht am Flusse Boyne.

1. Macaulay: History of England Thomas Babington Macaulay wurde am 25. Oktober 1800 bei Tothley Temple, Leicestershire, geboren und erhielt seine Universitätsausbildung an der Cambridge Universität. Als frühreifes Kind mit literarischem Talent begann er schon vor dem zehnten Lebensjahr, Gedichte und eine Weltgeschichte zu schreiben. An der Universität war er als Debattierer, Konversationspartner und klassischer Gelehrter bekannt. Seine erste erfolgreiche Publikation war eine Abhandlung über den englischen Dichter John Milton und wurde in der Edinburgh Review, einer der einflussreichsten Literaturzeitschriften der Zeit, 1825 veröffentlicht. Er schloss das Jurastudium 1826 ab, praktizierte jedoch nicht lange, sondern verfolgte lieber literarische und politische Ereignisse. Im Jahre 1830 wurde Macaulay in das Unterhaus gewählt, wo er schnell zu einer führenden Person der WhigPartei emporstieg und sich vor allem durch seine Redekunst auszeichnete. Nach der Verabschiedung der Reform Bill im Jahre 1832 und einem Wahlsieg der Whig Partei, wurde er zum Ausschussmitglied der Board of Control of Indian Affairs gewählt. Zwei Jahre später wurde er Mitglied des Supreme Council für Indien, das das India Act von 1834 konstituierte. Er verbrachte dann vier Jahre in Indien. Dort reformierte er vor allem die Strafverfolgung und etablierte ein Bildungssystem nach englischem Vorbild. Ein Jahr nach seiner Rückkehr nach England wurde Macaulay 1839 wieder in das Unterhaus gewählt. Er diente dann als Kriegssekretär für die Jahre 1839 bis 1841. Im Jahre 1846 wurde Macaulay zum Paymaster General for the Armed Forces berufen. Ein Jahr später kam er nicht mehr ins Unterhaus, er konzentrierte sich auf sein literarisches Schaffen. Die ersten beiden Bände seiner History of England from the accession of James the Second wurden bereits 1848 abgeschlossen und waren sofort sehr erfolgreich. Im Jahre 1852 wurde Macaulay wieder in das Unterhaus gewählt, aber aufgrund einer Herzschwäche war er politisch weniger aktiv und frönte weiterhin seinem literarischen Schaffen.

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Die Bände drei und vier seiner Geschichte erschienen 1855 mit noch größerem Erfolg. Im Jahre 1857 wurde er zum Baron Macaulay of Rothley erhoben. Er starb am 28. Dezember 1859 in London und wurde in der Westminster Abbey beigesetzt. In seiner History of England gab Macaulay eine kurze Einführung zur englischen Geschichte vor der Thronbesteigung Jakobs II. Nach einem langen Kampf hätten die Iren Jakob II. als königliche Autorität anerkannt. Viele Land-striche wurden der Krone zugesprochen und mit Engländern und Schotten besiedelt: „The new settlers were, in civilisation and intelligence, far superior to the native population, and sometimes abused their superiority. The animosity produced by difference of race was increased by difference of religion“.1 Nach Ende der eisernen Regierung von Wentworth und des erfolgreichen Widerstandes Schottlands gegen England, hätten die Iren eine Rebellion begonnen. Macaulay kommentierte hierzu: „The aboriginal population rose on the colonists. A war to which national and theological hatred gave a character of peculiar ferocity, desolated Ulster, and spread to the neighbouring provinces. The castle of Dublin was scarcely thought secure. Every post brought to London exaggerated accounts of outrages which […] were sufficient to more pity and horror.“2 Cromwells Annexion Irlands erwähnt er kaum, wohl aber bewunderte Macaulay die Veränderung der Insel nach der erfolgreichen Eroberung: In a few months he subjugated Ireland, as Ireland had never been subjugated during the five centuries of slaughter which had elapsed since the landing of the first Norman settlers. He resolved to put an end to that conflict of races and religious which had so long distracted the island, by making the English and Protestant population decidedly predominant. For this end he gave the rein to the fierce enthusiasm of his followers, waged war resembling that which Israel waged on the Canaanites, smote the idolaters with the edge of the sword, so that great cities were left without inhabitants, drove many thousands to the Continent, shipped off many thousands to the West Indies, and supplied the void thus made by pouring in numerous colonists, of Saxon blood and of Calvinistic faith. Strange to say, under that iron rule, the conquered country began to wear an outward face of prosperity. Districts which had recently been as wild as those where the first white settlers of Connecticut were contending with the red men, were in a few years transformed into the likeness of Kent and Norfolk. New buildings, roads, and plantations were everywhere seen.3 Auch wenn Cromwell nicht direkt als Held dargestellt wurde, ist Macaulays persönlicher Standpunkt dennoch eindeutig. Nur die Eroberung Cromwells habe eine „Zivilisierung“ Irlands und den Aufbau einer blühenden Wirtschaft möglich gemacht. 1 2 3

T.B. Macaulay, The History of England from the accession of James the Second (London 1858), vol I, S. 109. Ebd. Ebd., vol. i, S. 134-5.

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Die Ankunft von Jakob II. in Kinsale beschrieb er im Detail: „by the Roman Catholic population he was received with shouts of unfeigned transport. The few Protestants who remained in that part of the country joined in greeting him, and perhaps not insincerely. For, though an enemy of their religion, he was not an enemy of their nation.“4 Für seine Ankunft in Dublin wurde ihm ein festliches Willkommen bereitet mit militärischen Ehren, bei Anwesenheit von Religionsvertretern und vielen bekannten Persönlichkeiten.5 Nach dem Act of Repeal of Settlement wurde das Act of Attainder verabschiedet. Dieses „great Act of Attainder“ wurde von Macaulay als ein „law without a parallel in the history of civilized countries“ beschrieben, und er fuhr fort, dass A list was framed containing between two and three thousand names. At the top was half the peerage of Ireland. Then came baronets, knights, clergymen, squires, merchants, yeomen, artisans, women, children. No investigation was made. Any member who wished to rid himself of a creditor, a rival, a private enemy, gave in the name to the clerk at the table, and it was generally inserted without discussion.6 Macaulay beschrieb die Liste als einen Akt ungezügelter Barbarei und erwähnte, dass diese Namensliste nicht veröffentlicht worden sei, sondern mit Bedacht weggeschlossen wurde.7 Die Schlacht am Flusse Boyne schilderte er auf neun Seiten und deutet lediglich an, dass sie das Schicksal von Jakob II. entschied.8

2. Froude: The English in Ireland James Anthony Froude wurde am 23. April 1818 im Darlington Pfarrhaus in Devon geboren. Er erhielt eine Universitätsausbildung in Westminster und am Oriel College in Oxford. Zwischen 1856 und 1870 veröffentlichte er seine History of England from the fall of Wolsey to the defeat of the Spanish Armada und war der Herausgeber des Fraser’s Magazine in den Jahren von 1860 bis 1874. Nach Herausgabe seiner The English in Ireland in the Eighteenth century zwischen 1872 und 1874, reiste Froude durch Südafrika (1874-5), Australien (1884-5) und die Westindischen Inseln (1886-7). Er erhielt einen Ehrendoktor von Edinburgh im Jahre 1884 und wurde 1892 zum Regius Professor of Modern History in Oxford ernannt, eine Stellung, die er bis zum Tode am 20. Oktober 1894 in Kingsbridge in Devon innehielt. In The English in Ireland gab Froude einen sehr detaillierten Bericht über die Ereignisse von 1641, eine dramatische Erzählung, die die Massaker vor allem aus

4 5 6 7 8

Ebd., vol. iv, S. 177. Ebd., S. 180-2. Ebd., S. 224. Ebd., S. 226-7. Ebd., vol. v, S. 269.

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protestantischer Sicht betrachtet. Gälische Quellen fehlen vollständig.9 Der Standpunkt von Froude ist hasserfüllt: When will the Catholics, when will the Roman Catholics, learn that wounds will never heal which are skinned with lying? Nor will they have done penance, all of them, by fraud confession and humiliation – the Irish for their crimes in their own island – the Catholics generally for their greater crimes throughout the civilised world – can the past be forgotten, and their lawful claims on the conscience of mankind be equitably considered.10 Wenige Zeilen später diskutierte Froude die Opfer und beschuldigte die Katholiken des Terrors und Mordes an „innocent unresting people“, gibt aber keine Schätzung der Anzahl der Opfer.11 Nichtsdestotrotz habe der „ferocious effort of the Irish race to shake off English authority […] had been attended by horrors and atrocities which had burnt themselves indelibly into every Saxon memory“.12 Die Einnahme von Drogheda war nach Froude eine normale, routinierte Armeeoperation. Er führte keine Massaker auf: „A few score held out till the morning in two detached towers, and then surrendered at discretion. Every tenth man was shot; the remainder were sent to the penal settlement at Barbados.“13 In einer Fußnote kommentierte Froude beiläufig, dass irische Historiker immer von einem Massaker in Drogheda lamentierten, aber dies sei anzuzweifeln, da es nicht genügend Beweise für ein Massaker auf Anordnung Cromwells gäbe.14 Froude schreibt auf 73 Seiten über den Aufenthalt von König Jakob II. in Irland 1689/90. Die Ankunft von Jakob II. fällt dabei nur in einem Nebensatz ohne weitere Detailschilderungen.15 Wesentlich mehr Bedeutung kommt der Bill of Attainder im Juni 1689 zu, die im Zusammenhang mit der Revolte im Jahre 1641 gestellt wurde und in der die Katholiken die Protestanten als Schuldige an der Revolte bezeichnet hatten.16 Froude verfolgte die Debatte, die die Forderung der Katholiken zur Wiedererlangung ihres Besitzes einschloss: Almost all the leading Protestants in Ireland were comprehended by name in one sweeping act of attainder. Two thousand six hundred landowners, commencing with the Archbishop of Dublin and the Duke of Ormond, were declared guilty of adherence to the Prince of Orange, and to have forfeited their estates by treason.17 Froude konnte keine Bedeutung in der Schlacht am Flusse Boyne finden, da

9 10 11 12 13 14 15 16 17

J.A. Froude, The English in Ireland in the eighteenth century (London 1886), vol ii, S. 11022. Ebd., S. 117. Ebd.. Ebd., S. 157. Ebd., S. 123. Ebd., S. 137, Fußnote 1; S. 138. Ebd., S. 207. Ebd., S. 208. Ebd., S. 210-11.

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the result only concerns us here. The Irish, though with every advantage of position, exhibited once more their unvarying inability to encounter the English in the field of their own country. The patriotic ecstasy which had flowed so freely in torrents of rhetoric, congealed at the sound of cannon. They did not even make a creditable stand. James, who had shown personal cowardice, hid his disgrace in flight, and stole back to France.18

3. Lecky: History of Ireland William Edward Hartpole Lecky wurde in Newtownpark, Co. Dublin, im Jahre 1838 geboren. Er war schottischer Herkunft. Lecky studierte in Cheltenham (1852-55) und am Trinity College Dublin Geschichte und Philosophie. Zwischen 1878 und 1890 veröffentlichte er seine History of England in the eighteenth century, und 1892 wurden die irischen Aspekte gesondert unter dem Titel History of Ireland in the eighteenth century veröffentlicht. Lord Acton und amerikanische Kritiker lobten sein Werk, das Froudes Verleumdung der irischen Bevölkerung zu widerlegen suchte. Lecky war ein moderater Protestant, tolerant anderen Konfessionen gegenüber. Daher weigerte er sich, den protestantischen Glauben als den einzig wahren zu betrachten. 1892 verweigerte er die Annahme des Regius Professorship of Modern History in Oxford. Im Jahre 1886 wurde Lecky als ein liberaler Unionist und Abgeordneter für das Trinity College Dublin in das englische Unterhaus gewählt. Er schrieb Briefe an The Times und andere Zeitungen, um gegen die Home Rule zu agieren. Lecky verstarb am 22. Oktober 1903. In seiner History of Ireland analysierte Lecky den Ausbruch der Rebellion von 1641 bis ins kleinste Detail. Doch bevor er auf die Ereignisse der Rebellion einging, widmete er sich den Ursachen: „The rebellion was not however, due to any single cause, but represented the accumulated wrongs and animosities of two generations.“ Er listete mehrere Gründe auf, vor allem „the animosity which very naturally had grown up between the native population and the alien colonists planted in their old dominions; the new fanaticism which was rising under the preaching of priests and friars, […]; all the long succession of religious wrongs, from the Act of Uniformity of Elizabeth to the confiscation of the Irish Colleges under Charles“.19 Auch wenn die Rebellion in den ländlichen Gegenden einen „agrarian character“ hatte, schreibt Lecky, dass „in general the rebellion out of Ulster was a defensive religious war entered into for the purpose of securing a toleration, and ultimately an establishment, of the religion of the Irish people”.20 Die Rebellion in Ulster hatte aufgrund der Ermordung von Protestanten einen besonderen Charakter, aber Lecky argumentierte, dass dieser Teil der „history has been more misrepresented“. Und weiter: „It has been asserted by numerous writers, and is still frequently believed, that the Ulster rebellion began with a general 18 Ebd., S. 215. 19 W.E.H. Lecky, A history of Ireland in the eighteenth century (London 1892), vol i, S. 41. 20 Ebd., S. 45.

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and indiscriminate massacre of the Protestants“, aber „in the first outbreak of the rebellion [there were] some murders, but they were very few; and there was at this time nothing whatever of the nature of a massacre“.21 Auf den folgenden Seiten beschreibt Lecky schließlich die Rebellion, bei der er auch gälische wie englische Quellen kritisch analysierte. Am Schluss zeigt er mit dem Bericht von Henry Jones (1605-82) die typische protestantische Sichtweise der Ereignisse.22 Lecky beschäftigte sich nicht mit Cromwells Eroberung und schreibt auf nur 19 Seiten über den Aufenthalt von König Jakob II. in Irland. In einem Satz berichtete er von der Ankunft Jakobs II. „at Kinsale on March 12, 1689“.23 Auch die Schlacht am Flusse Boyne taucht nur in einem Nebensatz als das „disaster of the Boyne“ auf.24 Lecky zeigte aber am Act of Attainder wesentlich mehr Interesse und ganze zehn Seiten behandeln diesen Beschluss. Nachdem der Act for Repeal of Settlement beschlossen worden war, „[it] was speedily followed by another Act of much more sweeping and violent injustice. The Act of Attainder, which was introduced in the latter part of June, aimed at nothing less than a complete overthrow of the existing land system in Ireland.“25 Eine in verschiedene Gruppierungen unterteilte Liste enthält mehr als 2.000 Namen von Landbesitzern, die man des Landesverrats für schuldig befunden hatte.26 Lecky erklärte, dass „the Act was passed in a panic, and its extreme clumsiness as a piece of legislation shows the utter lack of expertise of the legislators“ und er schlussfolgerte, dass mit Sicherheit davon ausgegangen werden könnte, dass „the Act and its general character were known, and known at once.“27 Nach Darstellung der Fakten und dem Eingeständnis, dass das Unrecht nicht gründlich verneint werden könne, erklärte Lecky den Beschluss: If the Irish Act of Attainder was almost unparalleled in its magnitude, it was at least free from one of the worst faults of this description of legislation, for it did not undertake to supersede the action of the law courts. It was a conditional attainder, launched in the midst of a civil war, against men who, having recently disregarded the summons of their sovereign, were beyond the range of the law, in case they refused to appear during an assigned interval before the law courts for trial. The real aim of the Act was confiscation; and, in this respect at least, it was by no means unexampled. Every political trouble in Ireland had long been followed by a confiscation of Irish soil.28 Lecky fährt fort, dass ein ähnlicher Beschluss auch in das englische Unterhaus eingebracht worden sei, aber es vor der dritten Lesung gestoppt wurde. Er kom-

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Ebd., S. 46-7. Ebd., S. 47-67. Ebd., S. 116. Ebd., S. 134. Ebd., S. 125. Ebd., S. 125-8. Ebd., S. 128-9. Ebd., S. 131.

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mentiert hierzu, das es „a curious illustration of the carelessness or partiality with which Irish history is written“.29

4. Das Schreiben irischer Geschichte Unter Betrachtung verschiedener Historiker kann man eine Änderung der Geschichtsschreibung irischer Geschichte – die Benutzung und Interpretation von Quellen wie auch die Deutung von Ereignissen betreffend – erkennen. Die englische Geschichtsschreibung des neunzehnten Jahrhunderts zeichnete ein polemisches Element aus. Englische Historiker schrieben keine „objektive“ Geschichte, wie Ranke forderte. In England war Historiographie eine Form des politischen Schreibens: der Historiker schrieb entweder als Whig oder Tory, als Katholik oder Protestant. Die Diskussion der Home Rule beeinflusste viele Historiker von 1870 an. Froude und Macaulay waren Historiker, die polemisch schrieben. Beide benutzten bekannte protestantische Feindbilder: protestantische Zuverlässigkeit gegen katholische „Schlüpfrigkeit“, Loyalität gegen Rebellion, Heldenhaftigkeit gegen Feigheit und Zivilisation gegen gälische Barbarei. In Macaulays Werk waren alle Helden Whigs und alle Übeltäter Tories. Sein Werk ist eine Glorifizierung Großbritanniens, des Protestantismus, des Parlamentarismus und schlicht aller britannischer Institutionen und Traditionen. Nach Macaulays Auffassung brachte die Unterwerfung durch Cromwell zivile Entwicklungen und Frieden in ein Land „which had [been] so long distracted“ durch den „conflict of races and religions“.30 Auf der anderen Seite wurde die Ankunft von Jakob II. in Irland in aller Länge und positiv dargestellt: allein 600 Seiten sind Jakob II. in Irland gewidmet. Der Act of Attainder war nach Macaulay ein „act of barbarism“, der den Tiefpunkt der Zivilisation darstelle und ohne jegliche Untersuchung durchgeführt worden sei.31 Macaulay erwähnte, dass der Beschluss geheim gehalten worden sei und das keine Namen bekannt geworden wären. Der Schlacht am Flusse Boyne widmete er neun Seiten und ging ins Detail, wobei Ranke diesem Ereignis sogar 16 Seiten widmete. Firth kommentierte, dass für Macaulay die Herrschaft, wie die Engländer sie über die Iren ausübten, „was the dominion of wealth over poverty, of knowledge over ignorance, of civilised over uncivilized man“.32 Aber Sir Charles Firth kritisierte auch Macaulays selektive Auswahl an Quellen und seine Ignoranz gegenüber gälischen Quellen. Diese Menge kann auch nicht durch die Argumentation R. L. Schuylers relativiert werden, der erklärte, dass Macaulay zum ersten Mal unveröffentlichte Materialien benutzt habe – auch wenn die Dubliner Archive übersehen wurden – und sogar die Schauplätze von Schlachtfeldern besucht ha-

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Ebd., S. 132. Macaulay, History of England, vol. i, S. 64-5. Ebd., vol. iv, S. 224-7. Sir Charles Firth, A commentary on Macaulay’s History of England (New York 1964), S. 208.

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be.33 Macaulay fand in dem Iren John Wilson Croker einen ernsthaften Konkurrenten. Auch wenn beide Männer begabte Schreiber waren, so erlangte Macaulay größeren Ruhm als erzählender Historiker, während Croker sich auf exakte, nüchterne Darstellungen der Vergangenheit konzentrierte. Dieser alte geschichtswissenschaftliche Streit zwischen der Verpflichtung zur korrekten Darstellung vergangener Handlungen, Überzeugungen und Ereignisse und der Notwendigkeit, den zeitgenössischen Leser nicht mit zu vielen trockenen Fakten zu langweilen, wurde zwischen diesen beiden einmal mehr ausgetragen. Nach Auffassung von Thomas hätten sich die Historiker des viktorianischen Englands eher auf eine lebendige Geschichtsdarstellung für eine allgemeine Leserschaft konzentriert. Er schrieb: „From a respect for his readers, Macaulay takes great liberties with the sources. From a respect for the sources, Croker lays a great burden on his readers.“34 Rankes Errungenschaft war das Zusammenführen dieser beiden Aspekte. Der Vergleich der Werke von Macaulay und Ranke macht eine Reihe von Unterschiede deutlich. Die beiden Historiker kannten sich, aber inwiefern Ranke die Historiker Froude und Lecky kannte, ist nicht bekannt. Macaulay sah die irische Zivilisation als niedriger als die englische an. Die Schaffung einer Nation zwischen der englischen und schottischen Bevölkerung sei bereits erreicht worden, während das Zusammenschmelzen der englischen und irischen Rasse noch stattfinden müsse. Die Darstellung der irischen Gesellschaft im zwölften Kapitel beschreibt die irische Lage als eine historische, d.h. nach seinem Verständnis müsse ihr Verhalten geändert werden, damit eine positive Zivilisationsentwicklung beginnen könne. Er war davon überzeugt, dass die Iren keine Moral besäßen und charakterschwach seien. Im Gegensatz hierzu füllte Ranke sein Werk nicht mit farbenprächtigen Beschreibungen von Irland. Er behandelte das Land mit Verständnis und Respekt. Auch wenn seine Erzählung von der Belagerung von Londonderry andeutet, dass Ranke Geschichte aus der Sichtweise der Sieger schrieb, so erhielten die Belagerten keine bessere moralische Behandlung und ihre Lage wurde auch nicht von Anfang an als siegreich dargestellt. Macaulay behandelte die Unterschiede zwischen den beiden „Rassen“, der germanischen mit der keltischen, nicht als Kampf von rivalisierenden Mächten, sondern eher als Kampf zwischen einer höher entwickelten Zivilisation und einer unterentwickelten. Macaulay hatte auch die Tendenz, die religiösen Unterschiede in Irland auf nur eine kleine Angelegenheit der Politik zu reduzieren. Er erwartete, dass die konfliktprovozierende religiöse Identität schrittweise mit der Abschaffung der irischen nationalen Identität verschwände. Ranke andererseits erkannte den religiösen Konflikt als historisches Phänomen an und erklärte es als Teil menschlicher Identitätsfindung und der Identifikation als Gemeinschaft. So gibt es ebenfalls in der Art und Weise Unterschiede, wie die beiden Historiker ihre Narrativen strukturierten. Hierzu sei als Beispiel die Darstellung der ersten militärischen Aktionen in Irland aufgeführt – das zwölfte Kapitel bei Ma33 R.L. Schuyler, „Macaulay and his History“, S. 181-2, 185. 34 William Thomas, The quarrel of Macaulay and Croker (Oxford 2000), S. 1-2.

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caulay und das sechste Kapitel im neunzehnten Buch von Rankes Werk. Beide nutzten größtenteils die gleichen Quellen, aber Macaulay schrieb rückblickend, während Ranke versuchte, die Geschichte so zu schreiben, als ob die Zukunft noch offen stehe und alles noch unentschieden sei. Während Macaulay sein Kapitel mit dem Bild vom fliehenden Jakob II. vom Schlachtfeld abschloss, entschied Ranke, dass dieses zu früh sei und beendete sein Kapitel stattdessen mit einem neuen Anwachsen der Zuversicht bei den Iren. Die Schlacht am Flusse Boyne war bei Ranke ein Drama mit zwei wichtigen Protagonisten, die sich bei der Schlacht zum ersten und zum letzten Male nach der Revolution von 1688 trafen. Macaulay sah darin eine paradigmatische Situation, die den englischen Charakter forderte und somit die Überlegenheit der englischen Zivilisation aufzeigte. Nach Macaulay stellte Wilhelm III. das beste Beispiel eines militärischen Führers dar, der nicht nur moralisch überlegen sei, sondern auch die Sorgen seiner Truppe teile. In einigen Punkten vertrat Ranke die gleiche Ansicht, indem er Wilhelm III. als einen Adler beschrieb, andererseits erkannte er auch Jakob II. und seine militärische Führung an. Macaulay kontrastiert den nur zuschauenden und dann fliehenden Jakob II. mit dem kämpfenden und verwundeten Wilhelm III. als Zeichen der Wesensverschiedenheit von Feigling und Held, den Widerspruch zwischen Selbstliebe und Selbstkontrolle. Ranke auf der anderen Seite sah in Jakob II. keinen Feigling, aber er hob ihn auch nicht als einen großen militärischen Führer hervor. Beide Historiker erkannten, dass die Schlacht am Flusse Boyne den Schlusspunkt einer Serie von Ereignissen der „Glorreichen Revolution“ darstellte. Für Ranke war es auch der Schlusspunkt des Kampfes zwischen Frankreich und Europa, von Katholizismus gegen Protestantismus, von England gegen die anderen Staaten der englischen Krone, Schottland und Irland, von Jakob II. und Wilhelm III. Froude vertrat eine typische protestantische Sichtweise, die in der Frage „When will the Irish Catholics […] learn that wounds will never heal […]?“ gipfelte.35 Sein Buch war auch eine strenge Anklage gegen den Liberalismus von Gladstone, der Mehrheitsregierung in Irland, und der religiösen Toleranz. Es kritisierte die englische Parlamentsregierung und deren Debatten, während er gleichzeitig eine eindeutige Vorliebe für eine starke Regierung zeigte. Im Bezug zu 1641 wiederholte Froude praktisch alles, was Sir John Temple schon beschrieben hatte, und erzählte die Geschichte mit den Worten der ängstlichen Teilnehmer. Seine Berechnung der Anzahl der protestantischen Opfer im Jahre 1641 wurde später dazu benutzt, um „to rout the Irish papists“ und „to warn of Catholic perfidy and irredentism“.36 Auf der anderen Seite hatte für Froude das Massaker von Drogheda niemals stattgefunden, weil er keine Beweise dafür gefunden hatte. Er widmete 73 Seiten dem Aufenthalt Jakobs II. in Irland. Die Ankunft und die Schlacht am Flusse Boyne sah Froude als unwichtig an. Nur das Resultat zählte für Froude: er sah die Iren als minderwertig an, unfähig zu einer erfolgreichen 35 Froude, The English in Ireland, vol. i, S. 117. 36 Mac Cuarta, Ulster 1641, S. 173, 176.

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Verteidigung.37 Aus seiner Sichtweise seien die Iren nicht in der Lage, ihr eigenes Land zu regieren und deshalb sei der Sieg von Wilhelm III. gerechtfertigt. Froude zeichnete sich nicht nur als Pionier durch die Benutzung origineller Archivforschung zur irischen Geschichte aus, sondern er war der erste englische und irische Gelehrte, der auch in Archiven in Belgien und Spanien forschte und umfassenden Gebrauch von den neu zugänglich gemachten Quellen im Irish State Paper Office machte. Dennoch ist seine Recherche verglichen mit der typischrankeschen „wissenschaftlichen“ Methode mangelhaft. Es fehlen Fußnoten zu den genutzten Quellen, teilweise werden sie ganz ignoriert, wie die gälischen Quellen. Diese Praxis erscheint seltsam, da Froude zwar Ranke wahrscheinlich nie persönlich begegnet war, aber als enger Freund von Charles Graves hatte er gewiss von Rankes Arbeiten gehört. Seit 1865 lebte er auf dem irischen Land und traf sich mehrere Male mit Charles Graves; er war sogar Ehrengast auf der Hochzeit einer Graves-Tochter im Jahre 1869. Froudes Herangehensweise an die Geschichtsschreibung stand im Kontrast zu Rankes Methodik. Er vertrat die Auffassung, dass die Stimme des Historikers nicht didaktisch sein sollte, sondern zwischen Gut und Böse zu unterscheiden habe. Im Studium der Geschichte solle man vorsichtig eine Epoche auswählen, an welcher man die großen Gefühle der menschlichen Existenz aufspüren und studieren könne. Froudes Beschluss, weite Teile seiner Seiten mit langen Auszügen aus originalen dokumentarischen Quellen auszufüllen, kommt der rankeschen Herangehensweise zu primären Quellen nahe, aber Froudes gezielte Auslassungen, die Extraktion von Dokumenten aus ihrem jeweiligen Kontext und mangelnde Gegenüberstellung oder Beleg von Beweisen stellt das Gegenteil der Ranke-Methode dar. Auch wenn seine Begeisterung für Archive und die Benutzung von originalen Dokumenten lobenswert ist, Froude hatte eine zynische Ansicht zur Geschichte: „a box of letters, you have but to select such facts as suit you, you have but to leave alone those facts which do not suit you and let your theory of history be what it will you will find no difficulty in providing facts to suit you … History in its passive irony will make no objection.“38 Diese Bemerkung steht konträr zum rankeschen Prinzip, dass man Geschichte schreiben solle „wie es eigentlich gewesen“. Auf der anderen Seite schrieben beide – Macaulay und Ranke – unter dem Schatten der Revolutionen von 1789 und 1848, die ihr Weltbild stark beeinflusst hatten. Für Macaulay war die Stabilität der britischen Verfassung und politischen Gesellschaft eine Garantie für eine friedvolle Veränderung, während für Ranke die Stabilität ein Segen war, derer seinen Erhalt von alten Lebensweisen und der Skepsis zu neuen Innovationen verdankte. Ein weiterer Unterschied liegt im Hintergrund der Geschichtsschreibung. Auch wenn er in der Epoche der deutschen Romantik lebte, versuchte Ranke rational zu schreiben. Während die Geschichtsschreibung auf dem europäischen Kontinent von etwa 1840 bis 1900 von Rationalismus und Realismus geprägt war, 37 Froude, The English in Ireland, vol. i, S. 215. 38 Ciaran Brady, „Offering offence: James Anthony Froude (1818-1894), moral obligation, and the uses of Irish history“; in: V.P. Carey, und Ute Lotz-Heumann (Hrsg.), Taking Sides? Colonial and Confessional Mentalités in Early Modern Ireland (Dublin 2003), S. 283.

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schrieben die irischen Historiker weiterhin romantisch und führten damit den Idealismus weiter. Ranke war einer der deutschen realistischen Wissenschaftler, der mit seinem Werk eine neue Sichtweise auf die irische Geschichte schuf und so den Grundstein für die moderne irische Geschichtsschreibung legte. Nichtsdestotrotz war auch Ranke nicht frei von Einflüssen der Romantik, beispielsweise bei seiner Darstellung des heiligen Patrick. Das polemische Problem der englischen Geschichtsschreibung wurde auch vom liberal-englischen Premierminister William Edward Gladstone (1809-98) erkannt, als er über die kritische Quellenforschung von Macaulay schrieb: All such questions he either passed by unnoticed, or else carried by storm. He left them to the Germans, of whose labours he possessed little knowledge, and formed a very insufficient estimate. His collection of particulars was indeed most minute, but he was the master, not the servant, of his subject-matter.39 Der Bezug zu den „Deutschen“ ist eine Anspielung auf Ranke und seine Studenten, und ihre neue Schule der Quellenkritik. Wesentlich strenger hört sich die Schlussfolgerung von Firth an: „The development of treating historical evidence was one of the great achievements of the nineteenth century. Macaulay stands outside this historical movement.“40 Auf der anderen Seite konnte Macaulay die irische Geschichte sehr treffend in zwei Sätzen beschreiben, welches auch die Schwierigkeit der Lage bis heute offen legt: When the historian of this troubled reign turns to Ireland, his task becomes peculiarly difficult and delicate. His steps – to borrow a fine image used on a similar occasion by a Roman poet – are on the thin crust of ashes beneath which the lava is still flowing.41 Ranke und Lecky schrieben weniger polemisch, beide schufen ihren eigenen Rahmen der irischen Geschichte. Wie Ranke versuchte auch Lecky zu erklären, worin die Gründe für die Rebellion der Iren im Jahre 1641 lagen. Lecky legte kaum Augenmerk auf die Cromwellsche Eroberung, die Ankunft von Jakob II. in Irland oder die Schlacht am Flusse Boyne – diese Fakten, bereits bekannt, mussten nicht weiter diskutiert werden. Deshalb konzentrierte er sich auf Ereignisse, die auch im neunzehnten Jahrhundert noch relevant waren, namentlich die irische Rebellion von 1641 und der Act of Attainder von 1689. Mit der Behandlung dieser beiden spezifischen Ereignisse stand Lecky den Werken von Froude und Macaulay recht nahe. Im Falle der Act of Attainder bemerkte Lecky – im Gegensatz zu Macaulay – dass der Beschluss sofort bekannt gewesen sei und schrieb, dass das englische Parlament den gleichen Beschluss habe fassen wollen, um jakobinische Eigentümer konfiszieren zu können. Auch wenn der Beschluss schließlich nicht durchkam, so zeigte es „a curious illustration of the carelessness or partiality with which Irish history is written“.42 Lecky hielt die Deutungen von Macaulay und 39 40 41 42

W.E. Gladstone, „Lord Macaulay“, in: QUARTERLY REVIEW, 142 (1876), S. 10. Bahners, „Bild der Glorious Revolution“, S. 5. Macaulay, History of England, vol. ii, S. 382. Lecky, History of Ireland, vol. i, S. 132.

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Froude wie einen Spiegel hoch und zeigte, dass auch England jederzeit vor den Problemen Irlands stehen könnte. Es muss Ranke zugute gehalten werden, dass er Pionierarbeit leistete, als er die irische Geschichte schrieb und primäre Quellen veröffentlichte. Lecky hatte es einfacher, da er die neuen Archive benutzten konnte. Die kritische Untersuchung und Bewertung von Quellen für die Rebellion von 1641 sind Faktoren, die Rankes Geschichtswerk von früheren Werken unterscheiden. Ranke vertrat die Auffassung, dass die Iren bei der Rebellion 1641 aufgrund ihrer prekären Lage und des Nationalstolzes im Recht gewesen wären. Nur im Falle der Erstürmung von Drogheda fiel Ranke in einen literarischen Stil zurück und verdammte mit scharfen Worten den Fanatismus Cromwells.43 Leckys Werk zur irischen Geschichte wurde für dessen Unparteilichkeit gelobt. Er zeigte nicht nur Froudes unzählige Ungenauigkeiten auf, sondern hob auch eine große Anzahl von entscheidenden Widersprüchlichkeiten hervor, die schließlich zeigten, dass Froudes Werk nicht genügend Echtheit besaß, weder vom logischen noch vom moralischen Standpunkt aus, und somit nicht als ernsthafte Studie angesehen werden könne. Er wollte Froude nicht aus nationalistischen Motiven heraus widerlegen, sondern weil er fürchtete, dass der unglaubliche rassistische Angriff Froudes den Iren gegenüber nur die Stellung der liberalen Unionisten noch unsicherer mache. Als ein anglo-irirscher Unionist fürchtete Lecky, dass die übertriebenen Verzerrungen Froudes das Streben der Nationalisten nach der Home Rule erleichtern könne. Aber für Lecky war Wahrheit in Dingen der Lehrmeinungen nur eine Angelegenheit der Relativität. Es wäre schön zu glauben, dass die Meinungen von anderen so absurd wären, dass es keine Frage um die eigene Wahrheit geben könne, aber solch eine Freude könne man nur schwer erreichen. Seine eigene Gewissheit war, dass das, was auch immer entdeckt und daraus gefolgert werden würde, niemals absolut sein kann. Also zu einer Zeit, als Dokumente in den Geisteswissenschaften fast wie Heiligtümer gehandelt wurden, reagierte Lecky bewusst gegen das, was er als die „Tyrannei des Dokumentes“ beschrieb. Auch hatte Lecky das Gefühl, dass zu viel Gewicht auf politische und militärische Geschichte gelegt würde. Er betonte, dass die Rolle, die durch Staatsmänner und Gesetzgeber ausgeübt würde, wesentlich geringer wäre, als in der Regel angenommen, und dass das Schicksal der Nationen vor allem auf Kräfte beruhe, die durchaus anders seien, als die, auf die sich der Historiker für gewöhnlich konzentriere. Inwiefern Lecky Ranke persönlich kannte oder mit ihm in Kontakt stand, ist nicht bekannt. Als Student des Trinity College Dublin hatte er gewiss über Charles Graves von Ranke gehört. Lecky befand sich auch in Dublin, als Ranke 1865 die Stadt besuchte. Dennoch konnte Lecky Rankes Werk vor dessen Herausgabe der englischen Ausgabe 1875 kaum kennen, weil er nicht deutsch lesen konnte. Auch wenn Lecky eine andere Auffassung zur Geschichtsschreibung als Ranke hatte, so führte er doch die neue Richtung, die Ranke mit seinem Werk begonnen hatte, fort.

43 Ranke, Englische Geschichte II, S. 208.

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Auch wenn Ranke einen Einfluss auf die irische Geschichtsschreibung hatte, so zitiert Lecky ihn nicht als Quelle. Lecky hatte die Möglichkeit, primäre Quellen aus dem Public Record Office zu nutzen, was Ranke nicht konnte. Der erste Historiker, der Ranke zitierte, war P.F. Moran im Jahre 1883 in einem Artikel über die Bischöfe von Ossory. Die beiden Zitate aus Rankes Englischer Geschichte bezogen sich auf die Landung Cromwells in Dublin im Jahre 1649 und auf die Schlacht am Flusse Boyne 1689.44 Im Werke von Bagwell, Ireland under the Stuarts, veröffentlicht 1909-10, wird Ranke gleich siebenmal zitiert.45 Bagwell erwähnte auch Stephens Tagebuch und bemerkte, dass sich das Original im British Museum befände. Murray nahm diesen Hinweis zum Anlass, nur zwei Jahre später das Tagebuch zu veröffentlichen und die Wichtigkeit von Rankes Werk zu betonen.46 H.V. Hay zitierte Ranke zweimal in seinem Werk über die päpstliche Verschwörung in Fußnoten, einmal nahm er zu Rankes Auffassung Stellung, sein Werk erschien auch in der Bibliographie.47 Es scheint, dass irische Historiker, auch wenn sie Rankes Werk gelesen hatten, kaum darüber referierten, weil es in der irischen und britischen historischen Tradition lag, Stimmen vom Kontinent außer Acht zu lassen und sich auf eigene Arbeiten zu konzentrieren. Nichtsdestotrotz wurde Ranke durch Simms wiederentdeckt, als jener über Jacobite Ireland im Jahre 1969 schrieb. Rankes Werk taucht in der Bibliographie auf und wird dort mehrere Male zitiert.48 Simms schloss auch Rankes Werk mit ein, als er mehrere Jahre später über Zeitzeugenberichte schrieb.49 Durch Simms wurde Ranke dann auch in die Bibliographie der A new history of Ireland aufgenommen.50 Das Wiederentdecken von Ranke in der irischen Geschichtsschreibung ging sogar soweit, dass Steven Ellis Rankes Werk erst kürzlich als einen wichtigen Faktor für die Entwicklung des irischen Nationalgedankens zitierte: […] the organizing principle of this nationalist history, we owe to a 19th century German historian who is actually much better remembered for his other, more profitable, dictum about writing history „wie es eigentlich gewesen” – Leopold von Ranke. He thought that history was about the rise of nations – each of which had its own appointed moment of destiny.51 Pádraig Lenihan betrachete Rankes Werk im Bezug auf die Schlacht am Flusse Boyne als wichtig, nicht nur weil er „unauthenticated narratives“ herausließ – und dabei „much of the colour of the battle“ verloren ging (Lenihans Auffassung) – 44 P.F. Moran, „The bishops of Ossory from the Anflo-Norman invasion“, in TRANSACTIONS OF THE OSSORY ARCHAEOLOGICAL SOCIETY, vol. ii, 1880-83 (Kilkenny, 1883), S. 373, 446-7. 45 Richard Bagwell, Ireland under the Stuarts, vol. iii (London 1963), S. 275, 278, 282, 287, 292, 303-4. 46 Murray, The journal of John Stephens, S. xxx-xxxiv. 47 H.V. Hay, The Jesuits and the Popish plot (London 1934), S. 73,124, 174-75. 48 Simms, Jacobite Ireland, S. 141, 144-5, 155, 159, 171. 49 J.G. Simms, War and politics in Ireland 1649-1730 (London 1986), S. 115. 50 T.W. Moody, F.X. Martin, und F.A. Byrne, A new history of Ireland, Early modern Ireland 1534-1691, vol. iii (Oxford 1999), S. 673, section iv, secondary works, a general history. 51 Steven Ellis, „The Empire strikes back: the historiographies of Britain and Ireland“; in: Stephen Ellis (Hrsg.), Empires and States in European perspective (Pisa, 2002), S. 99.

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sondern auch, weil er die Liste der Primärquellen extrem erweiterte, indem er „Allied eyewitnesses of the German provenance such as St. Felix and Dankelmann“ mit einschloss.52 Rankes größter Beitrag bestand in der Erstveröffentlichung zweier jakobinischer Quellen: die Berichte von Lauzun und das Tagebuch von John Stevens. Dennoch stimmte Lenihan nicht mit Ranke überein, der schloss, dass die Schlacht am Flusse Boyne als eine militärische Handlung unwichtig gewesen sei.53 Justin Champion rezensierte kürzlich das Buch von Jonathan Scott, England’s troubles: seventeenth century English political instability in European context (Cambridge 2000) und schlussfolgerte: It has been some considerable time since the writings of Leopold Von Ranke have been cited with such approval in a work on seventeenth-century history. The driving force of Ranke’s historical ambitions was to reconstruct history as it really happened. Careful narrative, supported by detailed and meticulous sources, balanced by judicious argument, were the infrastructure of Ranke’s historical writing. The same cannot, unfortunately be said of the work under consideration here. […] Perhaps the work [of Scott] is testimony to the Rankean counsel that taking sides is not the business of historians, however convinced they are they know the truth.54 Die Wiederentdeckung Rankes veränderte nicht nur das irische Geschichtsverständnis, sondern auch die britische Historiographie und auf einer breiteren Ebene auch die Interpretation der Weltgeschichte. Als C.A. Bayly Palmers Werk zu den Revolutionen und Revolten in Amerika, Frankreich und Irland rezensierte, bemerkte er, dass Ursache und Effekt ein Netzwerk bildeten, das „deserved to be understood in its [the revolutions and revolts] own terms rather than being broken down to provide a series of ‚external conditions’ for local, regional or national studies.“55 Dieses Zitat kommt dem, was Ranke über seine nationalen Geschichten etwa 150 Jahre früher schrieb, überraschend nahe. Auch wenn viele Historiker des 20. Jahrhunderts – vor allem der 1960er und 70er Jahre – das rankesche Geschichtsverständnis als überaltert ansahen, abzulegen unter dem Stichwort Historismus, so erfährt seine Geschichtsschreibung doch eine Rückkehr. Es wurde auch erkannt, dass die Reduzierung von Rankes Werk auf eine „Geschichte der Sieger“ dem Verfasser nicht gerecht wird, weil er uns ja nur erzählt, „wie es eigentlich gewesen“: jeder Verlierer kann im Laufe der Zeit wieder zum Sieger werden, und nur die Zeit selbst ist der permanente Sieger. Staaten kommen und gehen, jede Partei bekommt ihre Chance, jeder erreicht einmal den Gipfel des Berges der Macht.

52 Pádraig Lenihan, 1690, Battle of the Boyne (Stroud 2003), S. 16. 53 Ebd. 54 Justin Champion, „Review of Jonathan Scott, England troubles: seventeenth century English political instability in European context (Cambridge 2000)“, S. 1-4, erhältlich unter: H-Net reviews in the humanities and social sciences online, http://www.H-net.com [1.12.2006]. 55 C.A. Bayly, „Writing world history“, in HISTORY TODAY, vol. liv, 2 (London 2004), S. 37.

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Während der Anfänge der Christenheit befand sich Irland auf einem zivilisatorischen Höhepunkt, wenn auch nicht im Hinblick auf politische Macht. Gegen England verlor Irland wohl die Hauptschlachten im siebzehnten Jahrhundert, und Großbritannien stieg zu einer Weltmacht auf. Aber Rankes positive Behandlung der Iren relativiert diese Entwicklungen, da die Iren vielleicht in späteren Zeiten wieder aufsteigen könnten. Dieser historische Standpunkt geht sehr eng mit den privaten Auffassungen von Ranke einher, die das Sprichwort von Carr, „to know the history one must first know the historian“, unterstreicht.

 

SCHLUSS Mit dieser Arbeit strebte ich das Ziel an, Rankes Konzept der Objektivität unter Betrachtung seines privaten Lebens und dessen Einfluss auf seine Geschichtsschreibung zu untersuchen. Historiker hatten sich bereits mit Rankes Werken auseinandergesetzt: Seine Benutzung der Sprache, wie auch sein Umgang mit spezifischen Bereichen der Geschichte, beispielsweise den Monarchien oder den sozialen Klassen, war Gegenstand ihrer Untersuchungen. Unter Berücksichtigung seiner Lebensumstände legt die vorliegende Bearbeitung nicht nur ein erweitertes Verständnis von Ranke als Privatmann vor, sondern wirft ein neues Licht auf „das akademische Individuum“. Seine Hochzeit mit einer irischen Frau im Jahre 1843 änderte nicht nur sein ganzes Leben, sie beeinflusste auch das Schreiben seiner Bücher. Die Untersuchung Hunderter privater Briefe und Tagebucheinträge von Ranke und seiner Frau Clarissa legt eine neue Sichtweise zur Person Ranke nahe, vor allem gestützt durch die Briefe Clarissas an ihre Verwandtschaft in England und Irland. Details zu Kontakten, Treffen, Informationen von kopierten Dokumenten aus Archiven und Beschreibungen von Forschungsreisen zeigen auf, wie Ranke eigentlich gearbeitet hat, wie er sein Material sammelte, was für Quellenmaterial er als wichtig ansah und wie er schließlich seine Bücher schrieb. Viele seiner Werke wurden mit der irischen Verwandtschaft besprochen, die ihm mit der Zusendung von Dokumenten und der Vermittlung von Zugriffen auf Archive, wie beispielsweise der privaten Sammlung des Sir Thomas Phillipps, half. In der Englischen Geschichte wurde irische Geschichte im Vergleich zur englischen und schottischen etwas anders behandelt. Bei mehreren Gelegenheiten zeigte Ranke eine Zuneigung zu den Iren, vor allem bezüglich der Behandlung von Bewohnern bei der Erstürmung von Drogheda 1649. Das ist auffallend, wenn man bedenkt, dass frühere Historiker die religiös-protestantische Haltung in Rankes Schriften und seine generelle Neigung für die protestantische Sache betont hatten. Auch wenn in einigen Bereichen der englischen Geschichte seine Sympathie durchscheint – beispielsweise beim Sieg der Königin Elisabeth I. über die Spanische Armada – bezüglich der irischen Geschichte zeigte Ranke seine offene Unterstützung für die Iren und ihre katholische Sache. Seine Wortwahl ist auch unverwechselbar, denn die Begriffe ‚Nation‘ und ‚Leute‘, verschiedentlich für England und Irland gebraucht, zeigen, dass Ranke den Iren gegenüber unterstützender gesinnt war als den Engländern. Es gibt auch Unterschiede in der Quellenarbeit. Im Gegensatz zu Macaulay, der keine gälischen Quellen benutzte, wollte Ranke so viele wie möglich einfließen lassen. Permanent bat er seine Verwandtschaft, in den Archiven zu forschen. Charles Graves ließ sogar gälische Quellen für ihn übersetzen. Die Forschungsreise nach England und Irland im Jahre 1865 gibt ebenfalls Zeugnis von Rankes permanenter Suche nach der ‚historischen Wahrheit‘, die sogar den Druck von Rankes Analekten-Band der Englischen Geschichte um drei Jahre verzögerte, weil er neue Manuskripte in der Sammlung von Sir Thomas Phillipps fand. Kaum bekannte Manuskriptauszüge, wie das jakobinische Tagebuch, fanden daher ihren

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Weg in die Analekten. Auch andere Dokumente, wie die Berichte des Grafen Lauzun, bleiben auch weiterhin wichtige gedruckte Primärquellen für die irische Geschichte. Ranke gebührt Anerkennung für die Auswahl und Veröffentlichung dieser Quellen. Ranke betrachtete also die englische und irische Geschichte nicht auf die gleiche Art und Weise, auch behandelte er sie beide nicht ganz ‚objektiv‘. So war er nicht objektiv, als er mit harschen Worten die Handlung Cromwells bei der Erstürmung Droghedas verurteilte. Ranke bemühte sich jedoch, mit Abstand zu schreiben. Daher forschte er intensiv nach den Ursachen, warum im Irland des neunzehnten Jahrhunderts eine katholische Mehrheit von einer protestantischen Minderheit regiert werden konnte. Im Gegensatz zu Macaulay oder Froude benutzte Ranke die Vergangenheit nicht, um diese Situation zu rechtfertigen, sie war für ihn kein politisches Mittel zum Zweck, sondern ein Untersuchungsgegenstand, den man verstehen, durchdringen musste. Tatsächlich war Ranke einer der ersten Historiker, der, um Neutralität bemüht, eine Reihe von irischen Ereignissen analysierte, die in England bis ans Ende des neunzehnten Jahrhunderts sonst immer sehr polemisch behandelt worden waren. Als er sich mit der irischen Geschichte befasste, schrieb Ranke nicht nur über die irische Geschichte an sich, sondern brachte sie in einen britischen und europäischen Kontext. Ranke wurde deshalb von vielen deutschen Historikern scharf kritisiert, die statt seiner Herangehensweise – der transnationalen Forschung – eine ‚nationale Geschichtsschreibung‘ bevorzugten. In der Regel wird Ranke auch wegen des Verfassens sogenannter ‚Siegergeschichte‘ kritisiert, aber das Beispiel Irlands und die Niederlagen der Katholiken machen deutlich, dass Ranke nicht vorbehaltlos dem Sieger und damit dem militärischen Erfolg Recht gab. Er differenzierte Machtinteressen und ihre gewalttätige Durchsetzung und sah gerade den Sieger Cromwell kritisch. Sein Motto ‚schreiben, wie es eigentlich gewesen‘ schließt auch Raum ein für den Gedanken, dass jeder Verlierer im Laufe der Zeit auch ein Sieger werden kann, der ewige Sieger bleibt mit der Zeit allein. Ranke war entschlossen, eine nicht polemische Sichtweise der irischen Geschichte zu schaffen, mit Betonung eines Rechtsanspruchs auf eine autonome irische Nation. Rankes Verständnis der irischen ‚Nation‘ ist interessant. Frühere Historiker waren der Ansicht, dass das Wort ‚Nation‘ nicht die Einheit von Staat und Bevölkerung bedeute. Im Fallbeispiel von Irland stellt Ranke jedoch klar, dass „Nation“ nicht nur die Bevölkerung bedeute, sondern auch die Einheit von Staat und katholischer Kirche. Ranke folgte nicht dem Hegelschen Verständnis von ‚eine Nation – ein Land – eine Sprache‘, statt dessen, wie am Beispiel Irlands, betrachtete er die Einheit der Menschen, ihre gemeinsame, katholische Religion und Tradition, räumlich verankert in den geographischen Grenzen einer Insel, als Nation. Die Übernahme gälischer Beschreibungen für die Engländer – ‚Sachsen‘ – und Referenzen auf die mythischen Traditionen Irlands deuten an, dass Ranke eine tiefe Kenntnis der irischen Kulturgeschichte hatte. Seine Sicht auf Irland als politische Einheit, abgeschieden von England, vermittelten ihm in erster Linie seine irische Frau und ihre Verwandten. Unter Aufsicht von Charles Graves wurde Ranke in Irland mit einer Ehrenmitgliedschaft in der Royal Irish Academy und

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später, fast mit Beendigung seiner Englischen Geschichte, mit einer Ehrendoktorwürde des Trinity College Dublin geehrt. Auch wenn diese Ehrungen akademische waren, so waren sie für Ranke von persönlicher Bedeutung. Der Ehrendoktor vom Trinity College Dublin war der erste von vielen weiteren Ehrentiteln, die Ranke später in ganz Europa erhielt. Rankes Bedeutung in der irischen Geschichtsschreibung wurde von irischen und nicht irischen Historikern für lange Zeit vernachlässigt. Durch die Analyse der benutzten Materialien kann Ranke als Vater der modernen irischen Geschichtsschreibung angesehen werden. Sein Schreiben liegt in der kontinentalen Tradition des Rationalismus und Realismus, im Gegensatz zur romantischen Herangehensweise irischer Historiker. Auch wenn Lecky eine andere Sichtweise zur Geschichtsschreibung als Ranke hatte, so führte er doch die neue Richtung der irischen Historiographie weiter, die Ranke einst begonnen hatte. Ranke kann definitiv als der Vorfahre der Geistesbewegung der ‚wissenschaftlichen‘ Geschichte angesehen werden, die nach alter Auffassung normalerweise mit der Veröffentlichung der Irish Historical Studies seit 1938 in Irland begonnen hatte. Ranke schrieb nicht nur über deutsche Geschichte, sondern über die Geschichte mehrerer Staaten im Europa des neunzehnten Jahrhunderts. Seine historischen Werke haben ein Bewusstsein eigener Geschichte in mehreren Staaten, wie in Irland, geschaffen. Ein internationales Netzwerk von Historikern entwickelte sich. Dieses internationale Netzwerk kann im Detail in den privaten Korrespondenzen nachverfolgt werden, die beispielhaft zeigen, wie groß das Netzwerk war, das von Rankes Zuhause aus funktionierte. Dieses Netzwerk ist auch der Beweis eines Austauschs von Informationen zwischen Historikern innerhalb Europas. So lange die Quellen angegeben wurden, bevorzugte Ranke einen freien Gedankenaustausch, da er darin den einzigen Weg sah, in dem sich die Geschichtsforschung selbst weiterentwickeln könnte. Er war auch ein wesentlich offenerer Mensch, als bisher angenommen. Für seine Familie mag es nicht immer leicht gewesen sein, mit ihm zu leben, da seine Arbeit immer Vorrang hatte. Rankes Familie reflektiert die typisch gebildete Mittelklasse des neunzehnten Jahrhunderts. Clarissa von Ranke war eine hochgebildete Ehefrau und intellektuell in der Lage, ihrem Ehemann in seiner akademischen Arbeit und Karriere hilfreich zur Seite zu stehen. Sie besaß viele Freiheiten innerhalb der gegeben Ordnung der Geschlechterrollen des neunzehnten Jahrhunderts, obwohl sie die meiste Zeit ihrer Ehe an einer degenerativen Rückenmarkserkrankung litt. Ihre Briefe geben einen Einblick in Bereiche ihrer Krankengeschichte. Ranke tat alles, um ihr das Leben zu erleichtern. Clarissa versuchte die Schwere ihrer Erkrankung durch intensiven Glauben, Organisation von Gesellschaftsabenden und Kursen und das Verfassen von Gedichten zu kompensieren. Viele ihrer Gedichte handeln von Familienmitgliedern und Persönlichkeiten, die sie im Laufe ihres Lebens traf, so vermitteln sie dem Leser private Einblicke in die zeitgenössische Kultur. Durch all diese Aspekte wird klar, weshalb Ranke als der Historiker niemals völlig verstanden werden kann, ohne auch der Rolle seiner Frau gerecht zu werden. Die Untersuchung von Rankes persönlichem Leben offenbarte eine sehr komplexe Persönlichkeit. Aufgewachsen mit Traditionen des alten Systems war er

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gleichermaßen politisch und sozial konservatives Mitglied seiner gesellschaftlichen Schicht wie auch ein akademischer ‚Revolutionär‘. Er lehnte gewalttätige Revolutionen ab, weil er an die heilige Natur der ‚Gott-gegebenen‘ Strukturen glaubte. Dies hatte nicht viel mit Religion zu tun, sondern es zeigt, dass Ranke aufgrund seiner eigenen Erziehung Staaten und Systeme bevorzugte, die über die Zeit ‚natürlich‘ gewachsen waren und ihre organische Struktur innerhalb der Gesellschaft finden konnten. Dieses ist einer der Gründe, weshalb Ranke scheinbar gegensätzliche Auffassungen vertrat. Einerseits vertrat er konservative Meinungen, wie beispielsweise eine Abneigung gegenüber Revolutionären, andererseits propagierte er geradezu revolutionäre Ansichten, wie die Forderung nach der Bildung neuer Nationalstaaten wie Irland oder die Befürwortung der Emanzipationsbewegung. Dies erklärt auch, weshalb Ranke eine enge Beziehung zu den Hohenzollern hatte, natürlich unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es die preußischen Monarchen waren, die Ranke zur Universität Berlin holten und ihm Zugang zu mehreren Archiven gewährten. Die Hilfestellung der preußischen Könige hatte einen großen Anteil an Rankes Erfolg und wenn die preußische Regierung ihn nicht mehrfach gebeten hätte, doch auch wieder einmal über deutsche und preußische Geschichte zu schreiben, hätte Ranke wesentlich mehr Zeit verbracht, über die Geschichte anderer Länder, wie beispielsweise Russland, zu schreiben. Clarissa von Rankes Charakter und ihr Wirken waren nicht ohne Grund ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Arbeit: Ihre Rolle in Berlin darf nicht unterschätzt werden. In ihrem Salon wurden Gedanken der Aufklärung und Romantik ausgetauscht, während Ideologien revolutionärer Bewegungen zurückgewiesen wurden. Doch obgleich das Ranke-Haus und der ‚Salon Ranke‘ von konservativen Gedanken geprägt war, so wurden auch hier Themen der Zeit, wie die Stellung der Frau, die Nationalbildung verschiedener Staaten, wie Deutschland, Italien und Amerika, die Rolle der Religion in einer sich wandelnden Gesellschaft durchaus kontrovers diskutiert. Ein internationaler kultureller Austausch fand statt. Mit ihren irischen Wurzeln war Clarissa eine Kulturbotschafterin für ihre anglo-irische Kultur. Die Veröffentlichung einiger ihrer Gedichte durch akademische Gelehrte unterstreicht ihre Rolle. Der ‚Salon Ranke‘ war einer der letzten wichtigsten Salons des neunzehnten Jahrhunderts, der zu einem Schmelztiegel von wichtigen europäischen Persönlichkeiten wurde und so ein Forum für den Austausch von verschiedenen Meinungen und Kulturen darstellte. Die Herangehensweise der Betrachtung von Ranke durch die Untersuchung von privaten Briefen hat neue Ansichten zum privaten Individuum und auch dem akademischen Wissenschaftler hervorgebracht. Es liegt daher nahe, den meisten Rezensionen zu Ranke diese neue Sichtweise hinzuzufügen. Die Erklärung von Rankes ‚Objektivität‘, allein durch die Auswertung seiner Bücher, wird kein volles Bild erstellen können. Auch die privaten Korrespondenzen können natürlich allein keine volle Antwort zu Rankes historischem Verständnis liefern, aber sie werfen ein Licht auf seine persönlichen Meinungen, seinen Gebrauch von Quellen und das Schreiben seiner Werke. Das Lesen aller von Ranke benutzten Quellen wäre eine Lebensaufgabe, aber das Einbeziehen der privaten Briefe gibt uns wenigstens einen Eindruck vom Ausmaß der Materialien, die er benutzte, und sie

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helfen zu erklären, weshalb Ranke das Schreiben von Nationalgeschichten in einem europäischen Kontext bevorzugte. Trotz der Kritik, nur ‚trockene‘ Geschichte zu schreiben, legte Ranke die Vision eines einheitlichen Europa dar, die dem Beispiel des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation folgte. Diese Vision findet man nicht nur in seinen Büchern wieder, er praktizierte sie auch zu Hause in Form seiner ‚internationalen‘ Ehe, einem europäisch orientierten Salon und seinen freundschaftlichen Verbindungen zu Gelehrten über den ganzen Kontinent: Der ‚europäische Akademiker‘ hatte seine Wurzeln in dem ‚privaten Europäer‘.

 

ANHANG ANHANG I Zwei ausgewählte unveröffentlichte Dokumente aus dem Ranke-Nachlass, Staatsbibliothek Berlin The Jacobite Diary 1689-90, Fragment mit den Seiten 27 bis 44. (Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Nachlaß Leopold von Ranke, Faszikel 25/I, Lage 8.) […] The reason of their removal was beiangle the ground they were in was very low & the gason being extream wet, there was danger of the water rising so as to come into their huts & no dry spate before them to draw up. Tuesday the 8th the aforesaid Brigade marched to [?] upon a high ground about 3 miles from Atherdee, on the right of all the army & towards the Gaside upon the road that was from Dundalk to Droheda. Here we encamped and the Earl of Clarickards and Cormock Oneales regiments of foot joined us, the latter consisted of two battalions & on the left we had the 2d Dungans Dragoons. All the horse were quartered in the neighbouring villages & country houses. Many days we lay here without any manner of action, the enemy keeping close in their quarters, notwithstanding our horse drew daily near to draw them out. The extremity of weather brought many inconveniencies, & brought much sickness in our camp. For the most part the rains were so violent that neither huts nor tents could keep out the water & the earth was so soaked that we were not only wet in the day but had no convenionly of lying dry the nights, many of the souldiers huts being a foot deep in water, till by making trenches without them, some remedy was applyed to that inconveniency. What small interwals of fair weather there was, were not sufficient to dry the earth & the winds at those times for the most part so foisterous that they were almost as prejudiciale & offensive as the raines, which had also caused a scarcity fuell the high bogs being overflowed & though there was wood the army being ill furnished with conveniencies for cutting of it. This vigbur of the season brought with it other difficulties, for it much hintred the recourhe of the country people with provisions & in this particular the officers suffered more than the soldiers, who ranging about either bought or stole cattle & had ammunidion bread which was not allowed to officers. But flesh was the least of our wants, most laying in provision, when it was to be had for time of wand, the fearcest thing were drink, bread among the officers & salt in generall where the wand was great. The lying cold & wet & too much eating of flesh which the new raised men were not asked to & that halfe boild or boiled on the coles without salt, bred much sickness in the army whereof many died & a much greater number daily was sent away; besides what went off without leave either siek or weary of these hardships. Tuesday the 29th a strong army of the enemies marched as far as our advanced portes which was at Tallanstown a house of the Earle of Louths with a court before it encompassed with a stone wall, whether were sent from the army weekly a

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Capt. 2 Lieuts & an ensign with 10 men, whereof one officer with 20 men was detached to a bridg about a furlong from the house where was a mill with loopholes to fire through, but the river was fordable in severall places. The ennemy coming up our men quitted the post at the bridge & retired to the house, the rebels advancing only took prisoner a sergeant that had remained without & drove away some cattle, but a small number approaching the house a Lieutenant of theirs was kelled & 2 men wounded, they left the dead man behind & retired. Had the main body of the enemy ben upon the back of that party & pursued the enterprise the event could not but have been fatall to us. For upon the news of that post being attacked, the alarm being beaten, not the fourth part of our men could be found at their arms, the rest the day being fair were ranging the country for provision straw or other necessaries. Saturday the 2d of 9ber I was commanded to the advanced guard a Salilanstown with a Capt. of Bott Butler of Kilkass his regiment a Lient of the same an ensign of ours & 10 men. Having received the guard & sent the Lieut with 20 men as usuall to the gard of the bridge about midnight we were alarmed by a shot from the bridg & stood at arms about the wall all night but saw none of the enemy. This night also came to us a Lieut with 20 men with orders relieve us, the army being to decamp next morning. His orders were for us to march immediately but by reason of the it was deferred till morning. Sunday the 3d at break of day we marched in good order & with lighted matches some part of the way least any of the enemy having parted the house by night might ly in the way but we met none & coming to the camp found the army was marched, whom we followed with speed towards Drogheda. The Captain that commanded the dedachment being well mounted left us ordering every man to make the best of his way upon which they all dispensed & I being on foot & not able to travel so fast was left behind & could reach no farther this night than Castle Leimby, a poore miserable village 4 miles from Drogheda consisting of about halfe a score little cottages. Into one of these I was forced to take up amongst 40 or 50 country wretches with near 20 sick souldiers, scarie any fire & no strow nor so much as roome to ly down. This made 3 nights together that I had no sleepe & the day following the 3d day of marching afoot, a hardship too great for one so little accustomed to those triles & rather to be attributed to a particular providence of god that carried me through it, than my own strength for as the Spanideds say: No hizo Deos aquien desamparar. God made no body with a design to forsake him. Munday the 4th I took my way along the hils & came about noon to Drogheda. The great rains had made all the ways almost impassable, the horse road which is most old cowsway being broken up & quite out of repair & the foorway in the fields very boggy with abundance of detches full of water at that time. It was extreame tiresome to me marching a foot, but to avoid the inconveniencies & boyles of the camp such an unfafonable time of the year all things appeared more easy. In Drogheda we continued till Thursday the 14th when the Grand Priors Regiment being appointed to quarter in Dublin, we marched within a mile of Berlogh dividing the regiment for conve

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niency of quarters one part went on to Berlogh & the other in which I was struck off on the left towards the sea to the town of Susk, where the had very good quarters. Friday the 15th the regiment joyned again on the road & marched without any considerable halt to Dublin each days march being 10 miles, our quarters were assigned us in the College, where the scholars being turned out another regiment had quartered before & where the souldiers during the whole winter suffered many inconveniencies. One of the greatest was the want of firing which this winter was extreame dear in Dublin, the great supply of the city being the english & welsh coles & the traffich with England being cut off, they had no other fuell but turf & some wood, both which the expence of the city being great were brough very far, & consequently sould very dear. And the souldiers not able to buy did much mischiefe by night breaking up wast houses for the timber, cutting all the trees & destroying the hedges near the town. When this reliefe was taken from them by prohibition upon severe penalties & setting sentinels upon wast houses, after long suffering the Governor of Dublin, that was then Simon Lutterel gave an allowence of turfe for the use of the Grand Priors regiment in the College which was so small that it came not to above a turfe to each man in a day. Being returned to Dublin, I will as in the first pard, make so me generall remarks of what happened during our above the actions of this winter being very inconsiderable & my purpose to speek in particuler only of such things as I had part in or atteast whereof I can give a most certain relation. The happy success of this campagne so far victorious as the enemy had refused the battle & that it was credibly reported through sickness & the hardships of the camp they had lost 10 000 men, had not only given a great reputation to his Maties affaires but lifted the harts of all true Loyallists to an assured hope of extraordinary success the next summer. And even the remaining pard of the winter it was thought might be employed to great advantage not only in afitting the army against spring & other necessary preparations but in keeping a good correspondency in England preparatory to his Maties comming thither & gaining some advandageous posts in the North of Ireland either through the weakness of the rebels or their inclination to embrace his Maties marcy they being daily represented to be so weakened as not to be able to maintain their garrisons & in such despair of releife from their miseries that they would upon any conditions return to their obedience. This too great confidence of the good posture of our affaires produced in all men such a security & proved without doubt very prejudiciall to our interest in the end. Every one laying aside the care of the publick wholly devoted himselfe to his private affaires or to his pleasure & ease. The main business of recrueting & disciplining the army was for a long time layd aside. And instead thereof the forces that were on foot suffered to dispense about the country to live at ease without restraint, without exercise & without order. To the benefit of the officers the muster rolls were always full though to the great damage of the publick. The regiment continued really in the same posture of weakness they came from the camp. As an example may be produced the regiment of Col. B. B. of K. which mustering always upward of 600 men could never at any other day bring into the

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feeld above 200. Men were either so weeked or so ignorant that they strove to make their harvest of his Maty before the affaires were ripe. This & the country affaire was the chiefe study, till having gathered a sufficient quantily of many they were in a condition to appear at court, so that nothwithstanding his Maties repeated orders for all afficers to repair to their commands, the city swarmed with them, the greatest part not blushing to give the King dayly testimonies of their disobedience, by presuming to appear in his presence. But what is worse if worse can be then disobeying, & cheating our sovereign, the mong ill gotten was as ill spent in all manner of debouchery, luanry & rivt. Oaths, curses & blasplemies were the one half of the common familiar discount the other part continuing very often nothing but the repletion of past enormities or the plotting & condriving of some help peice of extraordinary audness. Drunkenness was so eagerly prosecuted that no liquors were strong nor no days long enough to satiale some overhardned drunkards, whilst others not so seafoned by often spleepes supplied the weakness of their brains. The women were so suetable to the times that they rather enticed men to leudness then carried the least face of modesty in so much that in every corner of the town might be said to be a publick stew. In fine Dublin seemed to be a seminary of vice, an academy of Luaray, or rather a sink of corruption & living emblem of Sodom. Neither their own faculties nor their frauds practiced against the King being suffiecient to supply the prodigatities of some officers, having forced a credit as far as it would go they stuck not to support their extravacancies by oppression of the country & open violente & rapine. Not to speake of such as lived upon false dice & such like underhand deceitfull practises. Nor was it to be admired that in so generall a contempt of the express commandments of God the precepts of the church should pass unregarded the wholly time of Lent & other fasts as to the practise being wholly forgot only the memory of the name remaining. And yet amongst these enormities every month was full of religion & loyality every one promising a happy success to the rightfull cause as if that had authorized us in the practise of all sorts of villanies, its if the wickedness of our lives had not equaled, if not surpassed the guilt of our enemies rebellion and as it god had not raised and supported them for a scourge of our impieties, as he did the Assyriuns and Babylonians, to punish his chosen peoples indifelities & the Mahometans to chastre the general prophanations of Christendome. Some perhaps may say these reflections are either to severe or not becoming the pen of a souldier, as a Frier. To the first I answer that as I exempt not myselfe from my part in the very crimes I in veigh against, so I desire every man to appropriate no more to himselfe of the charge, than what his charge, than what his charge, than what his conscience shall accuse him of & when every one has taken his proportion they may have the remainder at my doore. And for the latter part I think none fitter to commend upon vice than he that has seen most of it, or to declaim against a wicked life, than he, that ought always to be provided for death. Our intelligence in England for a long time seemed to carry a favourable aspect, some little vessels running often from Dublin to the craft, which returning always safe, filled us with the news of the good disposition of affairs there towards his Matties service. But neither in this particuler was there used that security

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& caution that became a business of that consequence. It was not enough that every one knew when a vessel was to saile for England, but that at her return the common discourse of the town was what business she went upon & what success she had met with, who managed the intelligence on the other side, to whom commission was given to dispose & provide men what number of men were in readiness, where & in what manner horses & Armes were went and provided for the service, what Protestants had engaged to assist & second the enterprize to be short the whole series of the transactions was related, as if each man had been entrusted with the manager thereof between the king & his correspondents. These reports whether true or false could not be very obnoxious to his Maties designs. If true his Maties indentions being made publick were easily to be prevented from taking any effect & the lives of those persons he held correspondence with were brought into an almost unavoidable danger. If false, with the ennemy they might carry some opinion of truth & atleast serve for a pretence to oppress & disarm such as they but suspected to have any indination to his Maties service to the generall ruin of the Catholicks in England & endangering those few Protestants who had any sparks of loyality still surviving in them. Neither were these discourse carried in private between Catholicks, but they had so much indiscretion as to make their voasts of their intelligence to the Protestants, who generally knew better than ourselves what things were in agitation. All the Kings goodness & clemerly was not of any force to reclaime the hardned part of one of these bigot rebellions protestants so far from it that they attributed all his Maties mercy to fear & in their obsunacy & malice despised all danger & perils to keep asettled correspondency with their rebel orethera in armes. Great was the feerecy, wherewith these people managed their villainous practises, they knew the privacies of the Kings councell & it could never be found who betrayed him any further than mere surmises! They gave account of all passages & accidents to the enemy receiving the like of from them & yet no messenger of them either discorerd or was surprized, all that could be perceived was that some people as well from Dublin as from other parts made their escape, who were never so mad as to return. On the contrary some persons that the King sent into England were apprehended, not without manifest tokens of being betrayed by intelligence given from Dublin. Dundalk being abandoned by the rebels greatly confirmed the credit of their van losses in that place by sickness, for besides the infinite number of graves, a vast number of bodies was found there unburied & not a few yet breathing but almost devoured with lue & other vermir.. This spectacle not a little astonished such of our men as ventured in amongst them, seing that roging with hunger some had eaten part of their own flesh & having yet their speech begged as a charity to be killed & yet among all these examples of gods vengeance, could I never heare of any that shewed the least signes of repentance, but desed in their hardness and impenitence. Besides the stench of the place was such as at first was thought would render it inhabitable, yet afterwards it was cleansed, garrisoned & fortified. The recovery of this place made more assured the hopes of farther advantages, it being the generall acknowledge it. They were not deluded or drawn into this rebellion against their sovereign, nor it was malice and perversness of hart that

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farced that universall consent, the fear of being obliged to confess their rebellions against the church made them also traitors to their King. No oppression at home no miseries abroad no punishments of men or judgments of god are able to enforce them to the least act of remorg, the more they are scourged the more they persist, the nearer they see their fault the farther they are from owing it, they kick against the spur & though they feele the smart, yet they cover the sore. To conclude such is the perversness obstinacy pride malice, impenitence of an English rebel & Heretick, that the one rather than submit to his King will ventured to be hanged & the other sooner than beg pardon of God himselfe will inevitably be damned. Both Irish & Scotch I believe, may apply this athome, but I make bolder with my own country than I think convenient to do with theirs. To return where I left off the horror of the place fatall to so many the stench of the dead bodies & the diseses that never ceased to rage & made the rebels quit Dundalk. Afterwards being refreshed in other garrisons by breathing a sweeter air & gods wrath giving some respite to their miseries they not only endeavourd to maintain their garrisons but made many incursions into our frontiers. What wants were among them, if any such were plentifully supplejed out of England both as to provisions & recruits of men besides that most of the North country people having been long in LondonDerry & Enniskilling were well used to handle armes but returned then I suppose to take possession of their houses & lands which for fear of the Kings army or love of their darling treason they had quitted. Diving the whole winter season till we took the field there happened nothing considerable but the defeat at Cavan and the loss of Charlemount. To Cavan had been sent a strong detachment of the best men of severall regiments, not without some great expectation of their performing some very considerable peite of service. The event answered not the opinion conceived of them for scarce were they arrived there sooner than put to the route with great infamy nor had the slaughter been less had the rebels been as forward to make use of their advantage as they were fortunate to gain it. With much industry the greatest part were perswaded to fly to the Fort, others fled where their fear dubated, some few were killed or taken the most of these Officers. Some mens fear gave them wings to bring this news to Dublin, which was variously represented first according to the terror of the relators as a generall slaughter, then smothered & palliated with the name of a retreat, but the Protestants had still the true intelligence & our detachments returning home with shame the whole matter was known. I mean the summ of the defeate, loss & disgrace were known for particulers no credit could be given, every own relating what his fear first & then the care of his own ezed it suggested, scarce any two agreing in their account, but all joining to frame excuses to cover an inexcusable disgrace. Charlemont whilst in our possession was not only accounted very considerable for its strength & situation but esteemed as the key of the North their stores of ammunition & provision greatly munified & the incursions made by the garrison were no small matter of discourse in Dublin. Schomberg being better informed of the condition of the place took his opportunity when 600 men have carried in a small supply of provisions to sit down before in enclosing at the same time the convoy, whos releife was not sufficient to maintain themselves, much

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less be any succour to the garrison. Knowing the fearcity of provisions must soone oblige the governor to surrender, whose courage if attackt would have held the place to the last, Schomberg after the usuall summons was content to block it up, till hunger should open that way, which all his force atleast without a great loss could not have done. After suffering all sorts of extremities having not only eaten the horses but their hides the constancy of Sir Hady O Regan the Governor was forced to submit to necessity & having obtained honourable conditions delivered the garrison & upon his arrival at court in token of his Maties grace was knighted. Though it was well known the town was in no possibility to hold out, nothing was attempted for the releife of it; but when lost as much as the importance, conveniency & strength of it had been magnified before, so much was it then condemned & despised. In the spring arrived at Cork the French fleet bringing besides weed and ammunition, & Batalions of foot, well cloathed armed & disciplined, in return whereof they received a like number of unarmed ragged & unexperienced men. These forces being landed & well refreshed at Cork &all about the country by easy marches came to Dublin to the great satisfaction of all good men & no less rexation of the rebellions party. These men raised a great expectation of themselves in every ones thoughts & nod without reason they being the very flower of the foot of the army. Monsr De Lausun had the command of them, they brought in field pieces & were payed in silvers which was a great damage to the rest of the army who were payd in brass for by that means this sort of coine lost much of its former value. Brass money for some time passed at the full rate as current silver, till some people going to Ireland & others wanting silver to trade there began to give above the rates of the proclamation for gold & silvercoyne & it being considerably improved the French failed not to lay hold of the opportunity to make their advantage till pistols came to be sould for 3 to a peice in brass & so proportionally for other lesser coines. Hence proceeded that excessive dearness of provisions & all manner of necessaries not from any parcity but from the contempt of the coine, which was very prejudicall to the whole army who lived upon bare subsistance, without any other advantages. Especially those in Dublin suffered much being quarterd except the gards in wast houses & such places were they had no help of housekeepers as formerly in quarters & the prices of all things extraordinary. I do not lay this down as an effect of the French being payed in silver for as I said above this took beginning & was well emproved before their coming, though they added much to it. Besides for some days before their arrival […]

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The Jacobite Diary 1689-90, Fragment mit den Seiten 20 bis 30, fälschlicherweise in die Briefsammlung des Lord Godolphin einsortiert (Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Nachlaß Leopold von Ranke, Faszikel 25/I, Lage 8). […] Nor ought any part of this glory contributed to the Comte de Lausun or Mr. De Honguette, two French Gentl, who at first basely quitted both their men & their honour, but only to the valour & conduct of Mr. Serlobe ~ both of the Blew regiment who with unparalled bravery headed & brought of his men, whereas the two other fled in such a consternation that Hougette when he was above 30 miles from the enemy caused a Bridge to be broke for fear of pursuite, though at the same time the river was passable for foot both above & below the said brifge, so great is the insatuation of a coward, when no danger is near but what his weak imagination suggests. The L. Grand Priors regiment but a while before consisting of 1000 men including all officers now gathered to about 400 & even the most part of those in such positure as promised rather the repeating their late shame than the revenging of it on their enemies. Some had lost their armes, others their coats, others their coats & shoes & generally every one carried horror & consternation in his face. The officers were not exempty having their part of the disgrace with the soldiers above the half being missing when hell endeavoured to rally & some not heared of till we met afterwards in Limerick, some had thrown away their leading staves some the pistols the were observed before to carry in their gerdles, some for lightness left even their swords behind them & I can speake it as a truth being an eye witness I saw an ensign had cast of his hat coate & shoes to make the better use of his heeles, which he elid the second time at Limerick when the assault was given to the town the first siege. I could give a list of their names, but that I think them to infamour to fill up this relation, yet I have lived to see some of them preferred & in great esteeme & who carried themselves with such insolence as if there had been no witnesses left of their cowardnesse. This as well for number as goodness of men was estremd as one of the best regiments of foot in the army & being such may serve for a pattern of what became of the rest. Brigardier Washaps who commanded that brigade & whose greatest confidence was in our regiment finding them in no disposition for service commanded to march up the hill. I being the oldest Lieutenant then presend ad the 2d division of shot & perceived as we marched the first to open to the right & left & begin to dispose, where upon I commanded to close & keep their ranks best they answered they had none to lead them the Brigadier & Colonel being a little advanced to the top of the hill to view the enemy below & the Capts on what pretence I know not having all quitted their post. I soon reduced the men & for a while marched at their head till some few Capts appearing I returned to my own soost. What with the ill example of officers & with the terror that had seized the whole army, when we had reached the top of the hill indespite of all commends or persuasions, the men instantly slurk away, so that within half an hour or little more we had scarce 80 left together. We held on our march all day our men dispersing in such a manner that we hardly could keep 20 with the colours. The like small remain of severall other regiments bore us company. By the way some few of the Ld Dungans Dragoons

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joyned us, who were in no less confusion than the foot. This days flight was attended with all the fear & confusion that may be imagined in men surrounded with the greatest of dangers though ours through the providence of God & the valour of the French had none to pursue or attend them. For the enemy finding the French stand & some of our horse to make head never pursued their victory or emproved their advantage, which if they had done a small party might have cut us off & that none hade been left to make head again & but few to eament the losses of that day. Whether treason or ill conduct had the greatest spare in the misfortunes of this day, with many remains in dispute nor can be definitely be decided by me, not being privy to the councels, nor in a post to see all the particulars or be a competent judge of the actions of Generals. The souldier blamed the officer, the Officer the Generall, some were accused as traitors, others as unskillfull of their duty, but the greatest impetation was of want of valour. But if it be lawful for me to declare my sentiments on the matter in my opinion much maybe laid upon mismanagement & am apt to beleive all the clamour of treuson was raised by some who had given the most evident signs of fear to cover their & the generall shame. For prove there was treachery, it was given out that the cannon, which commanded the Ford upon the enemies coming down to force that pass was first forbid to be fired & then drawn off; that severall regiments appointed by the King to make good the paid food were commanded away unknown by whom & that when the enemy had possessed themselves of the ditches about it the horse were sent down to charge them, it being the duty of the foot, whereby many of the horse were lost & the remainder put to the rout. On all hands it is agreed the action at the Ford was very ill managed, but not having been present I will not speek of the particulers only in generall what is allowed by all is that there was not a sufficient number of foot left to maintain it & even most of those that were came down too late & it was said before, the horse were put to repulse the enemies fort, who had before possessed themselves of the ditches. Doubtless it can not be thought an oversight to march the most of the foot, who were to engage the enemy that came over at Slane Bridge, along the sides of the hills by the river under the enemies cannon when there was a way above both shorter & out of the reach of their shot. Having passed that & extending to make an equall line with the enemy towards the left, we were again marched through narrow lanes when there were plane open feilds both in front & rear. No Generall officer above a Brigadier was seen among us & which is very rare among us no sword was given. Nor is it to be forgot that his Maty having appointed brandy to be distributed to each regiment, that each man might receive his proportion in order to cheare them for the fatigue of the day, it was never delived till we were marching, when the souldiers quitting their ranks for greediness of the liquor not having time to stay beat out the heads of the poss heads & dipped into them the kettles they had to boile their meate & drank so extravagantly that I am sure above 1000 men were thereby rendered unfit for service & most were left dead drunk scattered about the fields. But to come to our last point it was certainly an unparallelled fright that caused our own horse to ride over the greatest part of our first line of foot & break

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10 or 12 of our Batallions & firing upon them as enemies & yet I must confess some of these were the men that with great bravery had sustained the shock of the enemies horse & were overpowered by numbers not by vabour, I mean Cott Parkers regiment. There is no place of excuse for the Dragoons especially the Earl of Clares regiment (commonly known by the name of the yellow Dragoons being the colour of their cloathe) who were the first that fled having scarce seen the enemy & that with such precipitation, that several of them carried the news of the next day to Limerick & some not thinking themselves safe there with the same speed into the remotest parts of the country of Clare, their nature soile being above 100 miles from the Boyne. Neither does the begness of the foot appear less notorious, sor some regiments being broke by our own horse, of thers took the flight though undoubted for company & neither the one nor the other could ever be prevailed with to make head against the enemy & assist the French (who were in danger to be cut off) nor so much as to form their battalions & march off with their colours in good order. To the contrary though the action was not till noon severall foot souldiers made such hast than they were seen in Dublin before 3 of the clock having in that short time run near 20 miles, which perhaps might have had some colour of axcuse had the enemy been at their heels, but there was none to hurt them & it was only their own fear pursued them […]

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ANHANG II Randbemerkungen in den Büchern aus Rankes Bibliothek Anmerkung: Die Aufrufnummer der Syracuse University Library, Special Collections, ist für jedes Buch angegeben, um eine Identifizierung des fraglichen Buches zu ermöglichen. Zur Vereinfachung der Bearbeitung der angegebenen Bücher in der Bibliothek sind die Kommentare auf Englisch geschrieben. Alle Bücher sind auch im Anhang IV aufgelistet. 1. The Ellis correspondence: letters written during the years 1686, 1687, 1688, and addressed to John Ellis, Esq., secretary to the commissioners of his majesty’s revenue in Ireland: comprising many particulars of the revolution, and anecdotes illustrative of the history and manners of those times (London 1829). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.067 D74 Band I Seite 289: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] Dykevelt carries himself very high, and seems fondest of those that the Court think worst affected; […]“ Seite 289, Fuȕnote, folgendes Wort ist mit Bleistift unterstrichen. „[…] excluders […]“ Seite 302: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist mit Bleistift unterstrichen. „[…] the Test and penal laws against his persuation […] for no man is thought worthy long to eat the King’s bread that this will not go down with. Upon this score, several have laid down their commissions already, and more will every day. […]“ Seite 307: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] the bringing of Irish cattle is called a Nuisance, which word the learned in the law say is such a complication of mischiefs […]“ Band II Seiten 55-6: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] It is said they are to repeat the same assurances to the Counties, that his Majesty is resolved to convene a Parliament in November, and to direct that such members be chosen will comply with his Majesty’s intentions, which are for the ease and quiet of his subjects. […]“ 2. The Life of William III, late king of England, and prince of Orange: containing an account of his family, birth, education, accession to the dignity of stadtholder

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and captain-general of Holland, his marriage, expedition to England, and the various steps by which he and his princess ascended the throne, with which the history of his reign, enterprises, and the conduct in peace or war: and a relation of his will, death and funeral: intermixt with very many original papers, letters, memoirs, his publick speeches, declarations, treaties, and alliances, several of which never before printed: illustrated with divers cuts, medals, &c (London 1703). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.068 W71A Seite 573: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] he was of a middle stature, fair Complexioned, a very sound hardy Man of his Age; and fate incomparably well on Horseback; as he loved always to be neat in his Cloaths, so he was ever pleasant in his Conversation […]“ 3. [Bell, Robert (editor)]; Memorials of the Civil War: comprising the correspondence of the Fairfax family with the most distinguished personages engaged in that memorable contest: now first published from the original manuscripts, vol. ii (London 1849). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.062 F16B Seiten 96-7: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] now that Cromwell’s army is at sea since the 14th of this month, there being then in readiness to the number of 130 sail, for whom the wind hath served fair. If this blow had not come so seasonably they had fallen short of their numbers, so little stomach they seemed to have to this expedition; now it passes for no more than reaping the fruits of other men’s labours.“ 4. R.B. [Richard Burton], The history of the kingdom of Ireland: being an account of all the battles, sieges and other considerable transactions … during the late wars there, till the entire reduction of the country, by the victorious arms of our most gracious sovereign, King William; to which is prefixed, a brief relation of the ancient inhabitants and first conquest of that nation, by King Henry II, and … particularly of the horrid rebellion and massacres in 1641 …(Westminster 1811). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 941.56 C95 Seite 123: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist mit Bleistift unterstrichen. „[…] In the heat of the attack the Brandenburg regiment, who behaved themselves very well, were got upon the Black Battery, where the enemy’s powder happened to take fire, and blow up a great many of them, […].“ 5. Burnet, Gilbert, Bishop Burnet’s history of his own time, with notes by the earls of Dartmouth and Hardwicke, Speaker Onslow, and Dean Swift. To which are added other annotations …(Oxford 1833). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.06 B96a, v.1

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Seite xviii: Folgender Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen. „[...] by the editors through party considerations, but from a desire of abating the displeasure certain to be conceived against their father, by the friends or relations of those who suffered by the severity of his censure […]“ Seite 6: Folgender Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen. „[…] only I have left out a great deal that was personal to my self, and those I am descended from: so that this is upon the matter the same work, with very little change made in it. […] I find that the long experience I have had of the baseness, the malice, and the falsehood of mankind, has inclined me to be apt to think generally the worst both of men and of parties […]“ Seite 7: Folgende Textabschnitte sind mit Bleistift unterstrichen. „[…] again retouched and polished […] to acknowledge thy providence […]“ 6. [Carte, Thomas], A collection of original letters and papers, concerning the affairs of England from the year 1641 to 1660: found among the Duke of Ormonde’s papers (London 1739). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.062 C32 Seite 379: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist mit Bleistift unterstrichen. „[…] His Majesty hath now here, in several armies, at least ten thousand good Foot, and hard upon three thousand Horse; whereof some parties of the Irish forces have been and are still with good success employed upon service. […] Owen O Neale […] to keep those Irish together; […] insupportable to them, any longer than they are constantly furnished with money, […] and is no less pressing for impossible sums of money than the other […]“ Seite 384: Bleistiftmarkierung am Seitenrand ud der Text ist mit Bleistift unterstrichen. „[…] what […] engage against the Rebels; the Independent Presbyterians (for so they now distinguish the worst of them) […]“ Seite 384-5: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] consider how the total reduction of this kingdom may be best improved and made use of towards the regaining of your other dominions; and that you would be pleased so to prepare for it by assistances from abroad, and intelligence at home, that we may have no idle time here; which may minister occasions of division and new quarrels […]“ Seite 385: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] will consent to the sending away or disbanding of any considerable number of their best men, […] and yet not entangle your self in such farther new concessions to them, […]“

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Seite 386: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] Yet if your Majesty holds your stay in sovereign parts, or your descent in any other of your dominions before your coming hither, […]“ Seite 387: Bleistiftmarkierung und Kreuz am Seitenrand. „[…] cordial conjunction of the English and Irish against the Rebels; their former disaffection appearing only now in an emulation, rather of advantage than hindrance to your Majesty’s service […] So that I beg leave again to beseech you Majesty to think and prepare for what is to be next attempted […]“ 7. Carte, Thomas, The life of James Duke of Ormond: containing an account of the most remarkable affairs of his time, and particularly of Ireland under his government: with an appendix and a collection of letters, serving to verify the most material facts in the said history, vol. iii (Oxford 1851). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 941.5 O73C Seite 344: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] There came nine deputies only from Ulster, which used to have sixty-three representatives in parliament. These nine, alleging that the war hindered a choice of their full number, insisted upon being allowed to have sixty-three voices. […] The claim was rejected, and the Ulster members, though they continued to sit, yet seeing the general bent of the assembly was for peace, thought fit to declare that their province would look upon every thing done therein as invalid.“ Seite 345: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] The nuncio pressed the assembly to make choice of the pope for their protector, though he had on July 22 before received express orders from Rome, not to let that point ever come into consultation, for a protection at such a distance could be of no use to the Irish, […]“ 8. Chasles, Philarete, Karl I. und die englische Revolution (Mainz 1845). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.062 C48 Seite 45: Bleistiftmarkierung am Seitenrand mit der Notiz „23“. „[…] Der irische Jesuit Watsworth hat sich die Mühe nicht verdrießen lassen, ein vollständiges Verzeichniß aller Thorheiten und Unverschämtheiten zu entwerfen, die sich Buckingham bei dieser Brautfahrt zu Schulden kommen ließ. [...]“ 9. Clarendon, E.H., Earl of, The history of the rebellion and civil wars in England, begun in the year 1641: with the precedent passages, and actions, that contributed thereunto, and the happy end, and return, upon the 29th of May, in the year 1660 (Oxford 1717). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.06 C59

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Band II, Teil II (gedruckter Band ist Bandnummer IV) Seite 614: Hinzugefuegte Notiz in der Mitte der Seite. „GB“ Band III, Teil I (gedruckter Band ist Bandnummer V) Seite 207: Hinzugefuegte Notizen in der Mitte der Seite und am Seitenende. „ ***** III, 281“ „ 21 Januar“ 10. Cromwell, Oliver, Oliver Cromwell’s letters and speeches: with elucidations, vol. ii. (London 1857). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.064 C94 Seite 47: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] Some readers know that softness without rigour, rigour as of adamant to rest upon, is but sloth and cowardly baseness; that without justics first, real pity is not possible and only false pity and maudlin weakness is possible […]“ Seite 77: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] So that now, I trust, some angry friends will think it high time to take off their jealousy from those to whom they ought to exercise more charity […]“ Seite 80: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] He hath a great interest in the men that come from Inchiquin. […] This Business of Munster will empty your Treasury: therefore you have need to hasten our money allotted us; lest you put us to stand with our fingers in our mouths […]“ Seite 87: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[...] and giving out their resolutions to fight us, thereby, as we conceived, labouring to get reputation in the countries, and occasion more strength, - it was thought fit our Army should march towards them […] Inistioge […]“ Seite 88: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] Which they had the power to have necessiated us unto; [...]“ Seite 90: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] As also Kinsale, and the Fort there: - out of which Fort Four-hundred men marched upon articles, when it was surrendered. So that now, by the good hand of the Lord, your interest in Munster is near as good already as ever it was since this War began […] Sir, you see the work is done by a Divine leading. God gets into the hearts of men, and persuades them to come under you […]“ Seite 91: Bleistiftmarkierung am Seitenrand.

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„[…]it may have influence upon the hearts and spirits of all those that are now in place of Government, in the greatest trust […] that these are the seals of God’s approbation of your great Change of Government […]“ Seite 99: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] DECLARATION [...]“ Seite 101: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] is the known intention of the English Parliament to exterminate the whole of them; partly by slaughter, partly by banishment ‘to the Tobacco Islands’ and hot West-India localities […] that they have decided to extirpate the Catholic Religion […]“ Seite 123: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] Sir, I desire the charge of England as to this War may be abated as much as may be, and as we know you do desire, out of your care to the Commonwealth. […] indeed it will not be for the thrift of England, as far as England is concerned in the speedy reduction of Ireland. […] This makes us bold to be earnest with you for necessary supplies: - that of money is one. […]“ Seite 125: Fuȕnote 1, Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „ […] As Appendix to the Reprint of [Borlace’s] History of the Irish Rebellion (Dublin 1743), the Piece is given entire, […]“ 11. Evelyn, John, Diary and correspondence of John Evelyn: to which is subjoined the private correspondence between King Charles I and Sir Edward Nicholas, and between Sir Edward Hyde, afterwards Earl of Clarendon, and Sir Richard Browne, vol. ii (London 1857). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.06 E93B Seite 178: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] and especially of the City of London, disaffected to the present Government [...]“ Seite 252: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] This letter was the cause of the whole impression being seized, upon pretence that it was a political or historical account of things not relating to theology, though it had been licensed by the Bishop [...]“ 12. Hoffmann, A.G. (ed.), Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, second section, Irland – Ismuc (Leipzig 1845). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 941.5 L31 Seite 87: Bleistiftmarkierung am Seitenrand.

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„[...] Bald folgten noch mehr Strafgesetze, um die Heirathen zwischen Protestanten und Katholiken, sowie letztere zu verhindern, Anwälte und Förster zu werden. [...]“ 13. Harris, Walter, The history of the life and reign of William-Henry, Prince of Nassau and Orange, Stadtholder of the United Provinces, King of England, Scotland, France and Ireland, &c.: in which the affairs of Ireland are more particularly handled, than in any other history: with an appendix containing copies of some original papers not hitherto published: illustrated with plans of sieges and battles in Ireland, andmedals struck upon the most memorable occurrences of his life: as also, twodissertations, I. On the government of Holland, II. A brief history of the illustrious House of Orange (Dublin 1749). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.068 H31,f Anhang Seite xxxvii: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] The very report of what is designed by this bill hath already from the most improved and improving spot of earth in Europe, from stately herds and flocks, from plenty of money at 7 or 8 per Cent, whereby trade and industry were encouraged, and all upon the security of those acts of Parliament, […] It is grievous to see, as you pass through this City, the houses and shops shut up; the herds and flocks in the Country are utterly destroyed; so that of necessity the tenant must break, throw up his lease, leave the key under the door, and the lands become waste. […] What is become of the frequent declarations made by the Earl of Clarendon, and the Earl (now Duke) of Tyrconnel, of your Majesty’s fixed resolution, never to lay aside the acts of settlement and axplanation? […]“ Seite xxxviii: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] But how this should affect those, who purchased after the acts passed, and certificates and letters Patents passed on them, is not demonstrable from any rule of law or equity. […] to the publick faith, laws of the land, and precept of Holy Writ, which forbids doing of evil, that good may come thereof. […] that all the Protestants in the Kingdom are undoubtedly, and without reserve, ruined; since the Rapparess (that is, the armed multitude) have taken away all their moveable Estates […] Whether the Catholick Purchaser now to be turned out of possession, will join heartily with those that enter upon them? Farewell trade and commerce, where acts of Parliament shall be made to destroy securities that were good when made: Farewell all improvements in Ireland […] have considered their own particular advantage, and that of their friends and relations, without the least thoughts of your Majesty’s service. […] As for the reprisals mentioned to be made them out of the Rebels Estates, which must be conceived (to give any colour to this manner of proceeding, and ought to be equal to the Estate which the Proprietors shall be outed of) that will be very uncertain. […]“ Seite xliii: Bleistiftmarkierung am Seitenrand.

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„[...] or other Interest of any ancient Proprietor, who by the said Act of Repeal is to be restored to his ancient Estate; but that all such person and persons, and all their Right, Title, and Interest, are, and shall be, saved and preserved [...]“ 14. Leland, Thomas, The history of Ireland from the invasion of Henry II.: with a preliminary discourse on the antient state of that kingdom, vol. iii (Dublin 1773). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 941.5 L53 Seite 296: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] Intoxicated with power and flattery, he ordered the members of the supreme council, and other promoters of the peace, to be imprisoned; and general Preston executed his order. By a solemn decree issued in his own name, and by his own authority, he appointed a new council, consisting of four bishops and eight laymen. In this assembly he himself acted as president; modelled his armies, appointed his officers, and in the fullness of authority, determined and commanded at his pleasure. […] lord lieutenant […]“ Seite 297: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] The whole power of the confederate catholics had now devolved on the OLD IRISH, the most desperate and barbarous, the most averse to all of English race […]“ Seite 298: Folgendes Wort ist mit Bleistift unterstrichen. „[…] capital […]“ Seite 299: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] rivals […] Some assurances were offered by Digby with respect to religion, from the queen and prince. Preston demanded the additional security of the marquis of Clanricarde, to whose direction he seemed willing to submit […]“ Seite 300: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] He addressed himself to the Scots of this province: they seemed inclined to the king’s service; but, by their detachments to Scotland, and their defeat at Benburb, were too much weakened to send the successors he required. […]“ Seite 301: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] for the repeal of all laws against catholics; that they should retain possession of the churches until the king’s pleasure should be signified […]“ Seite 302: Folgende Wörter sind mit Bleistift unterstrichen. „[…] English parliament […]“ Seite 309: Bleistiftmarkierung am Seitenrand.

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„[…] A considerable force marched out of Ulster to Dublin, and reinforcements sent from England were admitted into the city. On the nineteenth day of June, the articles were signed. […]“ Seite 309: Fuȕnote, Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] We are told, that even Owen O’Nial now began to apprehend the consequences of driving Ormond from the kingdom, and entered into some negotiations with him. Ormond proposed, that if he could procure a cessation for one year, he would break off his treaty with the parliament […] the popish bishop of Clogher, and earnestly exhorted him to support it. But the infatuated council, whether by this prelate or no, effectually defeated the whole project […]“ Seite 310: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] by their own absolute will and pleasure, forbad the use of the liturgy, (the only form of worship established by law) and obtruded the directory on all places of worship. The Irish catholics had already refused the least toleration of the established worship in any place subject to their power […]“ Seite 315: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] By a forced march, Preston advanced towards Dublin, in full hope of suddenly surprising it. Jones pursued with equal alacrity […] Wales […] Preston had the mortification of receiving an order from the supreme council, to resign most of his remaining forces to his rival. […]“ Seite 316: Folgende Wörter sind mit Bleistift unterstrichen. „[…] twenty ecclestiastics […]“ Seite 317: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] The left wing of the Irish, commanded by lord Taafe, was quickly broken, nor could he stop the flight though he killed several of the fugitives with his own hand […] Several resolved to contend no longer with the pride and violence of the nuncio, and the outrages of O’Nial, but to abandon a cause so desparate, and a country so miserably wasted by war […]“ Seite 318: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] and they laboured so vigourously, and so successfully for this point, that the nuncio soon discovered the design of subverting his power, and resolved to counteract it. […] and the nuncio, of course, grew more insolent. Ulster had usually sent sixty-three members to the general assembly […] In despite of all the opposition of Rinunccini, the assembly now declared almost unanimously for peace; and, for this purpose, resolved to send agents to the queen and prince in France, the only persons, with whom they could commence a treaty. […]“ Seite 320: Fuȕnote, Bleistiftmarkierung am Seitenrand.

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„[…] the kings of England never had any right to Ireland; that supposing they once had, they had forfeited it by turning heretics, and neglecting the conditions of pope Adrian’s grant; that the old Irish natives might by force of arms recover the lands and goods taken from their ancestors […]“ Seite 322: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] During these negociations in France, the supreme council was deeply impressed with the present dangerous situation of the catholic confederacy. Two successive defeats had almost totally destroyed their armies. […]“ Seite 323: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] Even the nuncio himself recommended a truce either with the Scots of Ulster, or with lord Inchiquin, the more formidable enemy, that the confederates might be thus enabled to march securely to Dublin and exterminate the odious sectaries. […]“ Seite 326: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] Those of the clergy who expected preferment from his favour, those of the laity who looked for the restoration of their paternal lands by the expulsion of the English and Scots, they who were oppressed by debts, and they who only subsisted by public commotions, all declared for desperate measures […] Taafe, Preston, and Clanricarde, took vigourous measures for opposing him. Their armies were so formed, that the officers, to a man, despised the censures of the nuncio. […] War being thus declared between the different parties of the confederates, O’Nial contrived to make a truce with the Ulster Scots, in order to be more at leisure to prosecute his operations. […]“ Seite 327: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] his favourite, Owen O’Nial, was permitted to make overtures of accommodation to Jones, at Dublin, the inveterate enemy of the king, the confederates, and Roman catholic religion. […] Monk […] Ulster […]“ Seite 334: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] and possibly of their own danger, at once acceded to the terms proposed by Ormond. The treaty was concluded, the peace proclaimed; and even the clergy, however disappointed in some of their extravagant demands, expressed their satisfaction […]“ Seite 337: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] Ormond first applied to O’Nial, who consented to a treaty. […] a number of forces as he demanded on an accommodation. The Treaty was thus broken off. […]“ Seite 340: Bleistiftmarkierung am Seitenrand.

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„[...] He flattered himself that it would also produce an insurrection in England; that numbers who detested the king’s death would be encouraged to declare themselves; and was particularly assured that many London merchants only waited until Dublin should be in the hands of the royalists [...]“ Seite 602: Folgende Wort ist mit Bleistift unterstrichen und und das Wort „July“ ist in Bleistift am Seitenrand notiert. „[…] June […]“. 15. Mackintosh, James, Sir, History of the revolution in England in 1688: comprising a view of the reign of James II. from the accession, to the enterprise of the Prince of Orange (Paris 1834). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.067 M15 Page 139: Following passage is underlined in pencil. “[…] unfinished History of the Revolution of 1688 […]“ Seite 169: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] As an historian, he sometimes thought too much of discoursing, and too little of narrating. […] He rarely characterises persons, actions, or events by brief, rapid, or passing traits, like those of Tacitus, Montesquieu, Voltaire, and Gibbon. […] He studiously avoided the Gallicisms so common in Burke, and from which Hume is not free: be rigorously preferred the Anglican or Saxon term before the synonyme of classic derivation – to the narrowing of his vocabularly and fettering of his diction. […]“ 16. Macpherson, James, The history of Great Britain, from the restoration, to the accession of the house of Hannover, vol. I (London 1775). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.066 M17 Seite 182: Folgende Wörter sind mit Bleistift unterstrichen. „[…] the rebels had abandoned the villages and little castles […]“ Seite 183: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] Rosen […] went himself to view the passage of the river from Straban to Lifford, and though he had with him only two troops of horse and one of dragoons, and that the number of the enemies on the other side appeared […] and that it was the general opinion, that in the consternation in which the enemies were since the forcing of the passages of the river, the town would surrender without any resistance […]“ Seite 184: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] who had sent them to Monsieur de Rosen as his superior officer, who answered, that he referred himself to the King’s declaration […] whose care and exactness […] unhappy […]“

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Seite 185: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] put himself with him at the head of his troops, and, marching straight to the town, stopt upon a hill within cannot-shot of the walls [...]“ Seite 204: Fuȕnote, Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] for preserving your army, have induced me today to determine to exterminate all the rebels throughout this country, as your Majesty may see by the copy of the declaration which I have made to those who defend the town […]“ Seite 228: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] to prevent his falling into the enemy’s hands; which would be not only his, but the prince his son’s utter ruin. That as long as there was life, there was hope; and that if he was once in France again, his cause was not so desperate, they being in all probability masters at sea. […]“ Seite 304: Folgende Wörter sind mit Bleistift unterstrichen. „[…] he ever stipulated […] was not […] his […] groundlessly […]“ Seite 305: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] cabinet-council […] present at all […] So that to this moment he has had opportunities of giving his advice, which has been almost generally followed […]“ Seite 312: Der folgende Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen und einem Kreuz am Seitenrand gekennzeichnet. „[…] the marquis de Rosen, as one, after having done what he did at Londonderry, incapable to serve us usefully; you are to inform […] so unjust a violence. You shall threw how he required to be recalled, if his project was not followed, and how he offered himself garant […]“ Seite 320: Der folgende Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen und einem Kreuz am Seitenrand gekennzeichnet. „[…] Malone […] and being put to it, declared, that he was entrusted at the court of France by duke Tyrconnel, and for the clergy and nobility of Ireland, and consequently could not go. […] ministers […] duke Tyrconnel’s designs […]“ Seite 321: Folgende Wörter sind mit Bleistift unterstrichen. „[…] were decent […] O’Farrel […] The point was, for assistance to go to England or Scotland […]“ Seite 322: Der folgende Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen und einem Kreuz am Seitenrand markiert. „[…] the difficulties […] little help […] That your Majesty went to Ireland only in your way to Britain; and that the door there was open, so soon as any considerable

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party was ready to join with your Majesty […] in those circumstances […] time to provide for your […]“ Seite 323: Der folgende Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen und einem Kreuz am Seitenrand markiert. „[…] it would need more assistance to preserve Ireland, than it would do now to gain England; and so went on. By this means, it came to be no new proposition, nor did he look on it as such. […] master of the best port in it […]“ Seite 324: Der folgende Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen und einem Kreuz am Seitenrand markiert. „[…] and told the King of France, Ireland was now secure, lord Dover was to take the government on him […] Mr. de Louvois […] Lausun […] subjects will raise their reputation […] that he […] de Seignelay […]“ Seite 338: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] Mr. de Lauzun is to go over, and I am afraid that he and the ambassador will not agree long together. This will draw in my lady, […] two accounts […] with Mr. Courtin […]“ Seite 339: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] The person who carries on the design here is bishop Malony, and it is plainly a faction of almost all the Irish to lay all blame at your door and to applaud Tyrconnel; not that they care for him, otherwise than that he is Irish. They say openly, that no man is to be trusted, but the Irish; and that now is the time to play their game or never. […] Poynings laws […] From this, your Majesty will find the necessity of having no parliament; and, on my conscience, I think it so much for your service, that I am confident you will not suffer any to meet. […] Neal O’Neal […]“ Seite 510: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] For they think it an easier step, from a wrong King to no King, than from a right King […] haughty and morose humour […]“ 17. Strafford, T.W., Earl of, The Earl of Strafforde’s letters and dispatches: with an essay towards his life (London 1739). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, oversize 942.062 S89 F Band I Seite 93: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] And surely, Sir, if we be able to furnish, and go through with this Undertaking, increase the Growth and set up the Manufactury of Hemp and Flax in that your Kingdom; I will hope to leave your Subjects there in much happier Condition than I found them, without the least Prejudice to your Subjects here; for this is a Ground I take with me, that to serve your Majesty compleately well in Ire-

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land, we must not only endeavour to enrich them, but make sure still to hold them dependant upon the Crown, and not able to subsist without us; which will be effected, by wholly laying aside the Manufacture of Wools into Cloth or Stuff there, […] double Duties […]“ Seite 94: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] especially being put under Command of Oneal and Odonnell, the Sons of two infamous and Arch-Traytors, and so likely not only to be trained up in the Discipline of War, […] and misapply it they did, if they should exercise our just Jealousy by continuing those Irish Regiments under the leading of the Enemies of this State; […] and would write very effectually to have those two Irish Rebels called into Spain, and there have Pensions provided for them […]“ Band II Seite 18: Der Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen, sowie Bleistiftmarkierungen und ein Kreuz am Seitenrand. „[…] Justice […] English colonies […] Finally, that the Irish being in a fort governed by another Law, the same that we were governed under those furious Troubles betwixt the Houses of York and Lancaster, […] Now by the Laws enacted this Parliament I might truly say, that Ireland was totally become English, all the Flower and good Laws past since Henry the Seventh his Time gathered, without leaving one out, which might be of Advantage to the Crown, […] his Majesty had gained an unavoidable Power in the Education of the Heirs of all the great Families in the Kingdom, as they fell, and so Means to bring them up in our Religion […]“ Seite 21: Doppelte Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] And true it was indeed, I knew no other Rule to govern by, but by Reward and Punishment, and I must profess that where I found a Person well and intirely set for the Service of my Master, I should lay my Hand under his Foot, and add to his Respect and Power all I might, and that where I found the contrary, I should not handle him in my Arms […]“ Seite 22: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] I have had great Professions from my Lord Keeper, the Duke, the Marquis, and the Chamberlain, from my Lord Cottington in a most transcendent Way, my Lady of Carlile never used me with so much Respect, I have been very graciously used by the Queen, my Lord of Dunluce is my Creature, my Lord of Holland governs himself civilly towards me, a great Combination to set an Inwardness betwixt us, as if the Conquest of Spain and France depended on it, only * not seeming at all to press, much undervaluing *. For my Part, finding how apt People were to report, I sought that Friendship in a kind of mean Way, and that our Ends lay so far asunder, as I cannot see how we can be of use the one to the other, I stand off, and will come no nearer than to ordinary Respects and Civilities, pretending that

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all the rest will fall in better of themselves, one after another, than by Expostulations […]“ Seite 33: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] some near your Majesty, who publickly profess my Ruin […] I do most humbly acknowledge your Favour in admitting my Attendence at Court for a few Days in my Passage for Ireland […]“ Seite 36: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] the King’s good Opinion to the Inhabitants of that County, who in all former Times have been most faithful and loyal Subjects […]“. Seite 63: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] His Majesty must defer the great, excellent, and necessary Work of bringing this People to a Conformity in Religion; till which be effected, the Crown of England may not trust, nay indeed ought not hold itself secure of this Nation, which, how peaceable and still soever we may think them, are in an Instant to be blown up by the Romish Clergy […]“ Seite 80: Doppelte Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] There is little of this Place much considerable, and consequently scarce worth a Relation, yet me thinks something begins to appear amongst us, as if this Nation might in Time become a Strength, a Safety, and without Charge to that Crown, a Purpose the English have long had, but hitherto never effected. Their Trade, their Rents, their Civility increase daily, and together with them the King’s Revenue doth in some Measure grow upon us […]“ Seite 106: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] but to put Water in my Wine, in the Word of Honesty and Truth, I owe at least seven thousand Pounds more than I did when I came into Ireland […] Have I been a Burthen to his Coffers more than for those his princely Entertainments which others have before had, and others must again have after ma in these Places? Have I lived meanly, below that which I owe to the Honour of his Majesty, and Dignity of the Place I exercise? […]“ Seite 107: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] by some very near his Majesty; Access to the King, there whispering continually something or another to my Prejudice; boasts familiarly, how freely he speaks with his Majesty, what he saith concerning me, and nou’ant please your Majesty ea werde mare anent your Debuty of Yrland […]“ Seite 111: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] It is most certain, that the Irish abroad do nothing in the World more publickly and constantly, than incite the Pope and King of Spain to undertake the restoring of them again to their Country and free Exercise of their Religion, and

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divers Propositions I understand they have made to that Purpose; […] Derry […] break […]“ Seite 270: Bleistiftkreuz am Seitenrand. „[…] The Trade increaseth daily, and the Land improves mightily, I dare say all Men’s Rents a third Part better than when I set first Footing on Irish Ground, and very clearly will still grow, if Peace continue […]“ Seite 304: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] What sudden Outrage may be apprehended from so great a Number of the native Irish, Children of habituated Rebels, brought together without Pay or Victual, armed with our own Weapons, ourselves left naked the whilst? What Scandal to his Majesty’s Service it might be in a Time thus conditioned to imploy a General and a whole Army in a manner Roman Catholicks? […]“ Anhang Seite 433: Der Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen, Bleistiftmarkierung und –kreuz am Seitenrand. „[…] He was never drunk in his Life, […] In Ireland, where Drinking was grown a Disease Epidemical, he was more strict publickly, never suffering any Health to be drunk at his publick Table, but the King’s, Queen’s, and Prince’s on solemn Days. Drunkeness in his Servants was in his Esteem one of the greatest Faults. […] he would retire into an inner Room, and set two or three Hours, taking Tobacco and telling Stories with great Pleasantness and Freedom […]“ Seite 434: Der Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen, Bleistiftmarkierung und –kreuz am Seitenrand. „[…] He was excellently well studied in that Part of the English Laws, which concerns the Office of a Justice of Peace; insomuch as one of the Judges of Assize, a great Lawyer, was well pleased to learn his Opinion, in a Matter about the Poor, and the Statutes made concerning them. By constant Attendance at the Star Chamber for seven Years together, he learned the Course of that Court, and many Directions for his Carriage towards the Publick. […] and he always thought, that Regal Power and Popular Priviledges might well stand together; and then only they were best preserved, when they went Hand in Hand, and maintained one another. […] his Experience taught him, that it was far safer, that the King should increase in Power, than that the People should gain Advantages on the King; […] he brought the King’s Revenue not only to pay all, but to yield about sixty thousand Pounds yearly, above all Payments; and it was in growing Condition, still increasing […]“ Seite 435: Der folgende Textabschnitt ist mit Bleistift unterstrichen und einem Kreuz am Seitenrand markiert. „[…] He was naturally exceeding Cholerick, an Infirmity with which he had great Wrestlings […] He was defamed for Incontinence, wherein I have Reason to be-

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lieve that he was exceedingly much wronged. […] by reading well penned Authors in French, English and Latin, and observing their Expressions; Secondly, by hearing of eloquent Men, which he did diligently in their Sermons and publick Speeches; Thirdly, by a very great Care and Industry […] when he met with a well penned Oration or Trackt upon any Subject or Question, he framed a Speech upon the same Argument, inventing and disposing what seemed fit to be said upon that Subject, before he read the Book […]“ 18. Sue, Eugène, Histoire de la marine francaise, vol. iv (Paris 1836). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 944.033 S94 Seite 332: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] l’un de lui resister, ce qui m’a toujours paru impossible; l’autre de brûler Dublin, et ruiner entièrement le pays en se retirant de contrée en contrée ; […] Droghada […] d’Oldebridge […]“ Seite 333: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] remuer notre camp […] pour marcher à ses côtés, sur le chemin de Dublin, en attendant que milord Tirconnel arrivât, qui menait la droite. […]“ Seite 351: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] des ennemis d’aller en Irlande […] est afin d’éloigner les ennemis de leurs côtes et gaguer du temps, parce qu’auparavant qu’ils aient fait le trajet d’Irlande pour l’aller chercher, et qu’ils aient donné avis au prince d’Orange à leur retour de leur voyage […]“ Seite 352: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] une expedition dans le nord de l’Irlande, y portassent toutes leurs forces, […]“ 19. Walker, Clement, Anarchia anglicana, or, The history of independency. The second part: being a continuation of Relations and observations, historicall and politique upon this present Parliament, begun anno 16. Caroli Primi (London, 1649). Local Call Number: Bird-Spec Coll, Ranke, 942.062.W17 Seite 159: Bleistiftmarkierung am Seitenrand und der Text ist unterstrichen. „[…] Levellers […] the Levellers were desirous to keep their ground here, and send the more mercenary enslaving and enslaved part of the Army; the better to colour the design, Cromwell undertook to be Conductor of this expedition, and light them the way into Ireland with his Illuminated Nose […] Col. Hewson with his Regiment, that the design of your grand Officers is, to reduce the Army to a meer mercenary and serville temper, that shall obey all their commands […]“ Seite 160: Bleistiftmarkierung am Seitenrand.

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„[…] that have manifested any sence of Common Right, and so vexing them and wearying them out of Troops and Companie. […] And Col. Hewson falls to worke and disbands all those Souldiers and Officers that refused to engage for the service of Ireland, before the Liberties of England (which we never trod under feet) be restored to the people. […] or serville men, as these miserable times (through lots of Trade) have begotten. […]“ Seite 240: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] You shall find that Monck approves of it totally, without the least reserve of punishment to any the most bloody plotters and murtherers […]“ Seite 241: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[…] And though he do not absolutely undertake to grant him his Ancestors Lands (which when he is once stiled O Neale, he will challenge to be the six of cheated Counties) […] and yet the same Jones (whose head and hand is in this Treaty and Conclusion) thinks it allowable in himself to close with the worst […]“ Seite 242: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] and can grant an Act of Oblivion to whole Armies of their Murderers, thereby at once making their Antimonarchical interest the price for which they sell the innocent blood of their Brethren, and defrauding the Irish Adventurers of that Money […]“ Seite 243: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] and that the said Propositions so altered by Monke are confirmed by the Parliament, or Councel of State, and do still serve for a foundation for O Neale to asist the Parliament [...]“ Seite 255: Bleistiftmarkierung am Seitenrand. „[...] Those bloody Saints that accompanied O Cromwel into Ireland (to make that Kingdome as miserable and slavish as they have made this) doe now poure forth the blood of their own bowels in great abundance […]“

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ANHANG III Quellen im Bezug zur irischen Geschichte zitiert von Ranke Autor, Titel oder Sammlung in einer Fußnote angegeben

Fundort Buch in Vollständige Bibliographie im Band Rankes und Seite privater Bibliothek? Baillie II, 265 Nein Baillie, William, A brief view of the Church of Ireland, its early purity and independence; its subjugation and restoration (Dublin 1853). Barham II, 218 Nein Bates, Elenchus, mo- III, 384 Nein Bate, George, Elenchus motuum tuum nuperorum in nuperorum in Anglia, simul ac Anglia, 1676 juris regii & parlamentarii brevis enarratio (London 1676). Bonnet VI, 158, Nein 205, 208, 429, 451 Breve Hadrians I, 50 Nein Cartes Ormond and III, 341, Ja Carte, Thomas, The life of James letters 342, 347, Duke of Ormond (Oxford 1851). V, 159 Cary III, 350 Nein Edition unklar: Cary, John, A discourse on trade, and other matters relative to it … an essay on natural credit, and the Irish linen manufacture (London 1745); Cary, John, A discourse concerning the trade of Ireland and Scotland, as they stand in competition with the trade of England (London 1696); Cary, John, A vindication of the parliament of England, in answer to a book written by William Molyneaux … intituled the case of Irelanda being bound by acts of parliament in England (London 1698). Collier II, 218 Ja Collier, Wilhelm, Staats- und Kirchengeschichte Irlands (Ber-

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d’Avaux

VI, 88, 110, 115

Nein

Douglas, Memoirs of VI, 169 Nein Dundee Fairfax CorresponII, 440-1 Ja dence Forster, Statesmen

II, 222

Ja

Froude

I, 222

Ja

Harris, Life of William

VI, 108, 469

Ja

Histoire de la derniere conspiration d’Angleterre, 1696

VI, 337

Ja

Jakobian Journal : In VI, 111, Exhilio memorabilia 112 Journal of Commons III, 205, 344, VI, 572 Kazner, Leben VI, 114, Schombergs 116

Nein

Lettres de BursyRabutin

Ja

VI, 170

Nein Nein

lin 1845). Avaux, Jean-Antoine des Mesmes, A memorial of his excellency the Earl Avaux, delivered to the States General (London 1684).

The Fairfax correspondence: memoirs of the reign of Charles the First (London 1848). Courtenay, T.P., Forster, John, Macdiarmid, John, Mackintosh, James (eds.), Eminent British statesmen (London 1831-39). Froude, J.A., History of England from the fall of Wolsey to the death of Elizabeth (London 1856-70). Harris, Walter, The history of the life and reign of William-Henry, Prince of Nassau and Orange … King of England … in which the affairs of Ireland are more particularly handled, than in any other history (Dublin 1749). Abbadie, Jacques, Histoire de la derniere conspiration d’Angleterre: aves le detail des diverses entreprises contre le roy et la nation, qui ont precedé ce dernier attentat (London 1696).

Great Britain, Parliament, House of Commons, Journals of the House of Commons (London). Kazner, J.F.A., Leben F. von Schomberg oder Schoenburg (Mannheim 1789). Bussy, Roger de Rabutin, Letteres de Messire Roger de Rabutin, comte de Bussy, lieutenantgeneral des armées du roi, et

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233

Life of James II

VI, 233

Ja

Macaulay

VI, 205

Ja

Macpherson

VI, 112, 159

Ja

Melville Papers

VI, 170, 231

Nein

Memoirs de Maquay VI, 181 Nalson II, 507

Nein Ja

Nunziatura in Irlanda III, 334 di Msgr. G. Battista Rimuccini negli anni 1645 a 1649, pubblicata da Aiazzi. 1844. Ocallaghan, Villare VI, 162 hibernicum Okeley, Macariae VI, 108 excidium

Nein

P. Clement, Traveaux de Nacadimie des sciences morals, Juis 1865

mestre-de-camp-general de la cavalerie francoise et etrangers : aves les reponses (Amsterdam 1731). Innes, Lewis, The life of James the Second, King of England (London 1816). Macaulay, T.B., The history of England from the accession of James the Second (Leipzig 184961). Macpherson, James, The history of Great Britain, from the restoration, to the accession of the house of Hannover (London 1775). Melville, James, The memoirs of Sir J. Melville; containing an … account of the most remarkable affairs of state during the last age (London 1683). Nalson, John, An impartial collection of the great affairs of state, from the beginning of the Scotch rebellion in the year MDCXXXIX to the murther of King Charles I. (London 168283). Rinuccini, G.B., Nunziatura in Irlanda di Monsignor G.B. Rinuccini … negli anni 1645 a 1648, pubblicata da Aiazzi (Florence 1844).

Nein Ja

VI, 151-2 Nein

O’Kelly, Charles, Macariae excidium, or, The destruction of Cyprus: being a secret history of the war of the revolution in Ireland (Dublin 1850).

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234 Prendergast, The VI, 84 Cromwellian settlement in Ireland, 1865 Rushworth II, 458, 465, III, 208

Nein

Sanderson

II, 509

Nein

Strafford letters

II, 218, 221, 377

Ja

Sue

VI, 153

Ja

Sues, Historie de la marine Wilde, The beauties of the Boyne

VI, 170

Ja

VI, 167

Nein

Winwood, Memorials of affairs of state

I, 458, 543

Nein

Ja

Prendergast, J.P., The Cromwellian settlement in Ireland (Dublin 1865). Rushworth, John, Historical collections of private passages of state, weighty matters in law, remarkable proceedings in five parliaments (London 16591701). Sanderson, The last true intelligence from Ireland, being a true relation to the great victory lately obtained by Sir W. Stewart against the great Oneales and MacGwires (n.l., 1642). Strafford, T.W., The Earl of Strafforde’s letters and dispatches: with an essay towards his life (London 1739). Sue, Eugène, Histoire de la marine francaise (Paris 1835-37). Sue, Eugène, Histoire de la marine francaise (Paris 1835-37). Wilde, W.R.W., The beauties of the Boyne and its tributary the Blackwater (Dublin 1849). Winwood, Ralph, Memorials of affairs of state in the reigns of Q. Elizabeth and K. James I., collected (chiefly) from the oroginal papers of … Sir R.W. (London 1725).

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ANHANG IV Bücher in Rankes Bibliothek zur englisch-irischen Geschichte A collection of original letters and papers, concerning the affairs of England from the year 1641 to 1660: found among the Duke of Ormonde’s papers (London 1739). A historical narration of the first XIV. Years of King James (London 1692). An abstract or brief declaration of the present state of his majesty’s revenue: with the assignations and defalcations upon the same: All monies brought into his majesty’s coffers from time to time, since his coming to the crown of England, by what means soever: The ordinary annual issues, gifts, rewards, and extraordinary disbursements as they are distinguished in the several titles hereafter following. (London, 1692). Cromwell: histoire de la république d’Angleterre et de Cromwell (Paris 1855). Das Reform-Ministerium und das reformierte Parlament : nach der neunten englischen Ausgabe (London 1834). Eikon basilike, vel, Imago regis Caroli: in illis suis rumnis et solitudine (HagComitis 1649). Essay on trade in general, and, on that of Ireland in particular (s.l., 1729). Histoire des evenements tragiques d’Angleterre et des derniers troubles d’Ecosse: contenant une relation des conspirations contre des les rois Charles II. & Jaques II.: avec les principales ciconstances de la vie & de la mort du duc de Monmouth & du comte d’Argile: Tirées de Memoires anglois & flamans. (Köln 1686). Leben, und denckwürdige Begebenheiten, des Cardinals N. Coscia, gewesenen Premier-Minister sr. Päbstl. Heiligkeit Benedicti des XIII.: in welchem, seine besondere Intriquen, und wunderns-würdige Fata, aufrichtig entdecket, und der ihm zu Rom formirte Process und erfolgte Sentenz kürtzlich beschrieben, und beurtheilet worden. (Leipzig 1733). Legends scenery and antiquities of Ireland (Dublin 1842). Letters and memorials of state in the reigns of Queen Mary, Queen Elizabeth, King James, King Charles the First, part of the reign of King Charles the Second, and Oliver’s usurpation (London 1746). Memoires du regne de George I.: roi de la Grande Bretagne, de France & d’Irlande, défenseur de la foi, electeur de Brunswyck-Lunebourg, &c.&c.&c. (La Haye 1729-31). Memorials of the Civil War: comprising the correspondence of the Fairfax family with the most distinguished personages engaged in that memorable contest: now first published from the original manuscripts (London 1849). Memorials of the great civil war in England from 1646 to 1652 (London 1842). Metamorphosis anglorum, sive, Mutationes variae reum, regni, rerumque Angli: opus historicum et politicum, ex variis fide dignissimis monumentis ac auc-

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toribus contextum, ad hc usque tempora deductum, memorique posteritatis tern consecratum. (s.l., 1653). Monumenta historica Britannia, or, Materials for the history of Britain, from the earliest period. Volume I. (Extending to the Norman Conquest) (London 1848). Narratives illustrative of the contests in Ireland in 1641 and 1690 (London 1841). Nubila Jubila britannico-Stuartica: oder, Sonder- vnd wunderbare GlücksVerwandlung so sich zwishcen den beyden Stuarten Carln dem I. vnd Carln dem II Königen über Gross-Britannien, vnd dem Parlament, der Armee, vnd der nachmaligen vnter dem General vnd Protector Cromweln, auffgerichteten Republick zugetragen ... sampt andern Begebnüssen vom 1625sten bis an das 1662ste Jahr ... mit vielen Kupfer-Stücken geziert ... (Frankfurt/Main 1662). Original letters and papers of state, addressed to Oliver Cromwell: concerning the affairs of Great Britain, from the year MDCXLIX to MDCLVIII: found among the political collections of Mr. John Milton (London 1743). Original letters illustrative of English history. Third series: including royal letters: from autographs in the British Museum, the State Paper Office, and one or two other collections (London 1846). Original papers, containing the secret history of Great Britain, from the restoration, to the accession of the House of Hannover: to which are prefixed extracts from the life of James II. as written by himself (London 1775). Queen Elizabeth and her times: a series of original letters, selected from the inedited private correspondence of the lord treasurer Burghely, the Earl of Leicester, the secretaries Walsingham and Smith, Sir Christopher Hatton, and most of the distinguished persons of the period (London 1838). Select tracts relating to the civil wars in England, in the reign of King Charles the First (London 1815). Respublica, sive, Status regni Scotiae et Hiberniae (Leiden 1627). The court and times of James the First: illustrated by authentic and confidential letters, from various public and private collections (London 1849). The Egerton papers: a collection of public and private documents, chiefly illustrative of the times of Elizabeth and James I: from the original manuscripts, the property of the Right Hom. Lord Francis Egerton, M.P. President of the Camden Society (London 1840). The Ellis correspondence: letters written during the years 1686, 1687, 1688, and addressed to John Ellis, Esq., secretary to the commissioners of his majesty’s revenue in Ireland: comprising many particulars of the revolution, and anecdotes illustrative of the history and manners of those times (London 1829). The Fairfax correspondence: memoirs of the reign of Charles the First (London 1848). The Life of William III, late king of England, and prince of Orange: containing an account of his family, birth, education, accession to the dignity of stadtholder and captain-general of Holland, his marriage, expedition to England, and the various steps by which he and his princess ascended the throne, with

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which the history of his reign, enterprises, and the conduct in peace or war: and a relation of his will, death and funeral: intermixt with very many original papers, letters, memoirs, his publick speeches, declarations, treaties, and alliances, several of which never before printed: illustrated with divers cuts, medals, &c. (London 1703). The Parliamentary or constitutional history of England: being a faithful account of all the most remarkable transactions in Parliament, from the earliest times / collected from the journals of both houses, the records, original manuscripts, scarce speeches, and tracts; all compared with the several contemporary writers, and connected throughout, with the history of the times by several hands (London 1751-61). The Peerage of England, Scotland and Ireland: or, the ancient and present state of nobility: containing a genealogical account of the respective peers; whether by tenure, summons, or creation, their descents and collateral branches, births, marriages, issue, chief seats, coat of arms, crests, supporters, and literal translations of the motto: to which are annexed the extinct and forfeited peerages, and an alphabetical index of all family names of the peers, and titles of their eldest sons (London 1790). The political State of the British Empire, 4 vols. (London 1818). The protectorate of Oliver Cromwell and the state of Europe during the early part of the reign of Lois XIV (London 1838). The royal diary, or, King William’s interior portraicture: containing … (London 1702). Truth brought to light, or, The history of the first 14 years of King James I.: In four parts … (London 1692). Abbadie, James, Histoire de la derniere conspiration d’Angleterre: avec le detail des diverses entreprises contre le roy et la nation, qui ont precedé ce dernier attentat. (Londres 1696). Aikin, Lucy, Memoirs of the court of Queen Elizabeth (London 1819). Allen, Joseph, Battles of the British navy (London 1853). Almon, John, A review of the reign of George the Second: in which a new light is thrown on the transactions, and the effects of ministerial influence are traced and laid open. (London 1762). Almon, John, Die Staats-Verwaltung des Herrn William Pitt in und ausser Grossbritannien vor und während seinem Staats-Secretariat unpartheyisch erzählet und beurtheilet: aus dem von einer berühmten Feder entworfenen englischen Original. (London 1763). Almon, John, Anhang zu der Staats-Verwaltung des Herrn William Pitt in und ausser Grossbritannien während seinem Staats-Secretariat unpartheyisch erzählet und beurtheilet: aus dem englischen des Verfassers der Beurtheilung gedachter Staats-Verwaltung. (Berlin 1764). Almon, John, Die Staats-Verwaltung des Herrn Johann, Grafen von Bute, in und ausser Grossbritannien während seinem Staats-Secretariat unpartheyisch erzählet und beurtheilet: aus dem englischen des Verfassers der Staatsverwaltung des Hn. Pitt übersetzt. (Berlin 1764).

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Arlington, H.B., Earl of, The Right Honourable the Earl of Arlington’s letters: … : all printed from the originals and never before publish’d (London 1701). Arlington, H.B., Earl of, Lettres du comte d’Arlington, au chevalier Temple: contenant une relation exacte des traitez de l’evêque de Munster, de Munster, de Breda, d’Aix la Chapelle, & de la Triple Alliance : avec les instructions données audit chev. Temple, au comte de Carlingford, & à Monsr. Van Beuningen, & d’autres papiers par rapport aux dits traitez : l’on y a ajiouté, une relation particuliere de la mort de Madame ècrit en cinq lettres par une personne de qualitè prèsente à sa mort : le tout tiré des originaux qui n’avoient jamais été publiez. (Utrecht 1701-6). Babbage, Charles, The Exposition of 1851, or, Views of the industry, the science, and the government, of England (London 1851). Bacon, Francis, Franc. Baconi de Verulamio Historia regni Henrici Septimi regis opus vere politicum. (Lug. Batavor 1642). Bacon, Francio, Franc. Baconi de Verulamio, summi Anfli cancelarij, Novum organum scientiarum. (Ludg, Bat. 1645). Berington, Joseph, The history of the reign of Henry the Second, and of Richard and John, his sons: with the events of the period, from 1154 to 1216: in which the character of Thomas a Becket is vindicated from the attacks of Gorge Lord Lyttelton (Basil 1793). Birch, Thomas, An historical view of the negotiations between the courts of England, France, and Brussels, from the year 1592 to 1617: extracted chiefly from the ms. state-papers of Sir Thomas Edmondes … and of Anthony Bacon …: to which is added, A relation of the state of France, with the characters of Henry IV. And the principal persons of that court, drawn up by Sir George Carew, upon his return from his embassy there in 1609, and addressed to King James I.: never before printed (London 1749). Bolingbroke, Henry St. John, Viscount, Remarks on the history of England (Basil 1794). Bromley, George, Sir, A collection of original royal letters (London, 1787). Brougham and Vaux, Henry Brougham, Baron, History of England and France under the House of Lancaster: with an introductionary view of the early reformation. (London 1852). Burke, Edmund, Correspondence of Edmund Burke (London 1844). Burke, Bernard, A genealogical and heraldic dictionary of the landed gentry of Great Britain & Ireland, for 1850: comprising particulars of upwards of 100,000 individuals (London 1850). Burnet, Gilbert, Bishop Burnet’s history of his own time. (London 1725-34). Burnet, Gilbert, Bishop Burnet’s history of his own time, with notes by the earls of Dartmouth and Hardwicke, Speaker Onslow, and Dean Swift. To which are added other annotations … (Oxford 1833). Burridge, Ezekiel, Historia nuper rerum mutationis in anglia: in quâ res à Jacobo rege contra leges Angli, & Europ libertatem, & ab ordinibus Angli contra regem patrat, duobus libris recensentur (London 1697).

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Burton, Thomas, Diary, of Thomas Burton, esq. Member in the parliaments of Oliver and Richard Cromwell from 1656-59 …: with an … account of the parliament of 1654; from the journal of Guibon Goddard … (London 1828). Bussy, Roger de Rabutin, Lettres de Messire Roger de Rabutin, comte de Bussy, lieutenant-general des armées du roi, et mestre-de-camp-general de la cavalerie francoise et etrangers : avec les reponses (Amsterdam 1731). Camden, William, Britannia, sive, Florentissimorum regnorum, Angli, Scoti, Hiberni, et insularum adiacentium, ex intima antiquitate chorographica descriptio (Frankfurt 1590). Camden, Britania (s.l., 1639). Camden, William, Rerum Anglicarum et Hibernicarum annals, regnante Elisabetha (Leiden 1639). Campbell, A political survey of Britain, 2 vols. (London 1774). Carleton, Dudley, Viscount Dorchester, Lettres, memoires et negociations du chevalier Carleton, ambassadeur ordinaire de Jacques I. roi d’Angleterre, &c. auprès des Etat-Généraux des Provinces-Unies : dans le tems de son ambassade en Hollande depuis le commencement de 1616, jusqu'à la fin de 1620. (Leiden 1759). Carrel, Armand, History of the counter-revolution in England, for the reestablishment of popery, under Charles II. and James II. (London 1857). Carrington, Samuel, Het verhael van het leven en de doot van sijn doorluchtige hoogheyt Olivier Cromwel, gewesen protecteur: in het welck, van sijn wiege af, tot aen sijn graf, oprechtelijck, aen de nakomelingen, al de gewichtighste dingen, so buyten als binnenlandsche vorrechtingen, dewelcke in sijn tijdt zijn voorgevallen, soo in rechts-saken, verhandelingen in het Parlement, als oorlogs, kerk-en staat-saken, woren na gelaten en voorgestelt (Amsterdam 1659). Carte, Thomas, A collection of original letters and papers, concerning the affairs of England from the year 1641 to 1660: found among the Duke of Ormonde’s papers (London 1739). Carte, Thomas, The life of James Duke of Ormond: containing an account of the most remarkable affairs of his time, and particularly of Ireland under his government: with an appendix and a collection of letters, serving to verify the most material facts in the said history. (Oxford 1851). Charles I, King of England, Procès de Charles ler. Eikon basilikè: apologie attribuée a Charles ler. Mémoires de Charles II : sur sa fuite après la bataille de Worcester. (Paris 1827). Charles I, King of England, Charles I in 1646 : Lettres of King Charles the First to Queen Henrietta Maria (London 1856). Chasles, Philarète, Karl I. und die englische Revolution (Mainz 1845). Circourt, Adolphe de, Une nouvelle Histoire d’Angleterre. (s.l., 1859). Cize, Emanuel de, Hitoire du Whigisme et du Torisme (Leipzig 1717). Clarendon, E.H., Earl of, The history of the rebellion and civil wars in England, begun in the year 1641 : with the precedent passages, and actions, that contributed thereunto, and the happy end, and conclusion thereof by the King’s

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blessed restoration, and return, upon the 29th of May, in the year 1660 (Oxford 1717). Clarendon, E.H., Earl of, The life of Edward Earl of Clarendon: … containing, I. An account of the chancellor’s life from his birth to the restoration in 1660. II. A continuation of the same, and of his History of the grand rebellion, from the restoration to his banishment in 1667 (Oxford 1761). Clarendon, E.H., Earl of, The history of the rebellion and civil wars in England (Oxford 1839). Clarendon, E.H., Earl of, The history of the rebellion and civil wars in England: together with an historical view of the affairs of Ireland (Oxford 1849). Clarendon, H.H., Earl of, Journal de Lord Henri Clarendon, fils du comte de Clarendon, grand-chancelier d’Angleterre, sur les années 1687, 1688, 1689 et 1690. (Paris 1827). Coke, Roger, A detection of the court and state of England, during the reigns of K. James I. Charles I. Charles II.: and James II.: as also the inter-regnum: consisting of private memoirs, &c. with observations and reflections: wherein are many secrets never before made publick: as also, a more impartial account of the civil wars in England, than has yet been given (London 1719). Collier, Wilhelm, Staats- und Kirchengeschichte Irlands: von der Zeit der Einführung des Christenthums bis auf die Gegenwart (Berlin 1845). Collins, Arthur, The peerage of England: containing a genealogical and historical account of all the peers of England, now existing, either by tenure, summons, or creation: their descents and collateral lines: their births, marriages and issues (London 1741). Cotton, Robert, Sir, The histories of the lives and raignes of Henry the III. and Henry the Fourth., kings of England (London 1661). Courtenay, T.P., Forster, John, Macdiarmid, John, Mackintosh, James (eds.), Eminent British statesmen (London 1831-39). Coxe, William, Memoirs of the life and administration of Sir Robert Walpole, earl of Oxford: with original correspondence and authentic papers, never before published (London 1798). Coxe, William, Memoirs of the administration of the Right Honourable Henry Pelham: collected from the family papers, and other authentic documents (London 1829). Craik, G.L., The pictorial history of England: being a history of the people, as well as a history of the kingdom. (London 1838-41). Croker, Narratives of the events in Ireland in 1641 and 1690 (London 1851). Cromwell, Oliver, Oliver Cromwell’s letters and speeches: with elucidations (London 1857). Cunningham, Peter, A handbook for London, past and present (London 1849). Dahlmann, F.C., Geschichte der englischen Revolution (Leipzig 1844). Dalrymple, John, Sir, Memoirs of Great Britain and Ireland: from the dissolution of the last Parliament of Charles II. until the sea-battle off La Hogue (Dublin 1773).

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larly handled, than in any other history: with an appendix containing copies of some original papers not hitherto published: illustrated with plans of sieges and battles in Ireland, and medals struck upon the most memorable occurances of his life: as also, two dissertations, I. On the government of Holland, II. A brief history of the illustrious House of Orange (Dublin 1749). Heath, James, Englands chronicle, or, The lives & reigns of the kings and queens from the time of Julius Caesar to the present reign of K. William and Q. Mary: containing the remarkable transactions and revolutions in peace and war, both at home and abroad, as they relate to this kingdom, with the wars, policies, religion and custom, success and misfortunes, as well of the antient Britains, as Roman, Saxon, Danish, and Norman conquerors: with copper cuts, and whatever else is conduceable to the illustration of history (London 1689). Hegewisch, D.H., Uebersicht der irländischen Geschichte: zu richtiger Einsicht in die entfernten und nähern Ursachen der Rebellion 1798, der Union Irlands mit Großbritannien 1801, und der noch nicht erfolgten sogennanten Emancipation der Katholiken (Altona 1806). Herbert of Cherbury, E.H., The life and raigne of King Henry the Eight (London 1649). Herbert, Thomas, Sir, Memoirs of the last years of the reign of King Charles I. (London 1815). Herbert, Thomas, Sir, Mémoires de Sir Thomas Herbert, valet de chamber de Charles Ier, sur les deux dernières années du règne de ce prince. Mémoires de Sir John Berkley, sur lesnégociations de Charles Ier aver Cromwell at l’armée parlementaire. (Paris 1823). Hervey, Frederic, Geschichte der Schiffahrt und Seemacht Gross-Britanniens von den frühesten Zeiten an bis auf das Jahr 1779 (Leipzig 1779-81). Hervey, J.H., Baron, Memoirs of the reign of George the Second: from his accession to the death of Queen Caroline (London 1848). Horn, Georg, Georgl Hornl Rerum Britannicarum libri septem: quibus res in Anglia, Scotia, Hibernia, ab anno MDCXLV bello gest, exponentur. (Leiden 1648). Howard, Robert, Sir, The history of the reigns of Edward and Richard II.: with reflections, and characters of their chief ministers and favourites: as also a comparison between those princes Edward and Richard the Second, with Edward the First and Edward the Third (London 1690). Hume, David, The history of England from the invasion of Julius Caesar to the revolution in 1688 (London 1778). Godwin, Francis, Rerum anglicarum Henrico VIII, Edwardo VI, et Maria regnantibus, annals. (Hagh-Comit 1653). Godwin, William, History of the commonwealth of England: from its commencement, to the restoration of Charles the Second (London 1824-8). Gordon, J.B., History of the rebellion in Ireland, in the year 1798, &c.: containing an impartial account of the proceedings of the Irish revolutionists, from the year 1782, till the suppression of the rebellion: with an appendix to illustrate some facts (London 1803).

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grand nombre de faits et d’observations qui n’avoient point été publiés (Lyon 1751). Leland, Thomas, The history of Ireland from the invasion of Henry II.: with a preliminary discourse on the antient state of that kingdom (Dublin 1773). Leland, Histoire d’Irlande (s.l., 1779). Lingard, John, A history of England from the first invasion by the Romans (Paris 1826-31). Lodge, Edmund, Portraits of illustrious personages of Great Britain: with biographical and historical memoirs of their lives and actions (London 1849-50). Macaulay, T.B., Baron, The history of England from the accession of James the Second (Leipzig 1849-61). Macgregor, John, The history of the British Empire from the accession of James the First: to which is prefixed a review of the progress of England from the Saxon period to the last year of the reign of Queen Elizabeth, 1603 (London 1852). Mackintosh, James, Sir, History of the revolution in England in 1688: comprising a view of the reign of James II. from the accession, to the enterprise of the Prince of Orange (Paris 1834). Macpherson, James, The history of Great Britain, from the restoration, to the accession of the house of Hannover (London 1775). Macky, John, Memoirs of the secret services of John Macky, Esq., during the reign of King William, Queen Anne, and King George I.: including, also, the true secret history of the rise, promotion, &c. of the English and Scots nobility, officers, civil, military, naval, and other persons of distinction, from the revolution: in their respective characters at large (London 1733). Manning, J.A., Lives of the speakers of the House of Commons (London 1850). May, Thomas, Histoire du Long-Parlement, convoqué par Charles Ier en 1640 (Paris 1827). Mazure, F.A.J., Histoire de la révolution de 1688 en Angleterre (Paris 1825). Miege, Guy, L’etat present de la Grande-Bretagne après son heureuse union en 1707, sous le regne glorieux d’Anne reine de la Grande-Bretagne, France & Irlande, &c. (Amsterdam 1708). Moore, Thomas, Memoiren des Hauptmann’s Rock : über die Verhälntnisse des Staats, der Kirche und des Volkes in Irland (Breslau 1825). Moore, Thomas, The history of Ireland (Paris 1835-46). Nalson, John, An impartial collection of the great affairs of state, from the beginning of the Scotch rebellion in the year MDCXXXIX to the murther of King Charles I.: wherein the first occasions, and the whole series of the late troubles in England, Scotland, & Ireland, are faithfully represented (London 1682-3). Nennius, Nennius und Gildas (Berlin 1844). Nicolas, N.H., Sir, Observations on the state of historical literature: and on the Society of Antiquaries, and other institutions for its advancement in England: with remarks on record offices, and on the proceedings of the Record Commission, addressed to the secretary of state for the Home Department (London 1830).

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PERSONENREGISTER Abbadie, Jaques 164 Acton, Lord 77, 140, 144, 185 Adams, Charles 77 Adams, Herbert 77 Adams, Prof. 103, 104 Aguila, D.J. 151 Albrecht, Prinz von Preußen 73, 86, 118 Almon, John 166 Altenstein, Minister 26, 27 Andersen, H.C. 88 Anglesey, Earl von 174 Anne, Königin von England 149 Arnim, Bettina von 27, 39, 63, 84 Asendorf, Manfred 15 Austin, Sarah 48, 58-60, 63, 72, 135

Bach, J.S. 114 Bäcker, Ermentrude 131 Bäcker-von Ranke, Gisbert 7, 14, 19, 20, 131 Bagwell, Herr 179, 193 Bancroft, George 77, 144 Bardeleben, Frau von 52, 63 Barrymore, Earl von 164 Baur, Siegfried 7, 14, 17, 26, 91, 165 Bayly Palmers, C.A. 194 Beethoven, Ludwig van 39, 52 Bennet, Charles 77 Beranger, P.J. de 88 Berg, Gunter 133 Bernstorff, Albert Graf von 28, 98 Bigeschke, Beate 7 Bigeschke, Frank 7 Bismarck, Otto von 98, 101, 116 Blanckenburg, Prof. von 7 Boase, C.W. 145 Boldt, Dieter 8 Boldt, Liesbeth 8 Boleyn, Anne 144 Bonnet, Herr 173, 174 Bopp, F. 72

Borlase, Mr. 170 Braasch, Gottfried 7 Bradley, John 7, 8 Brechenmacher, Thomas 16 Brentano, Clemens von 27, 88 Breuning, Charles 162 Buchanan, Sir Andrew 84 Bunsen, C.K.J. von 48, 69, 84, 129, 134 Burckhardt, Jakob 10, 13, 16, 77 Burgess, John 77 Burke, Edmund 107 Burnet, Bischof 144, 166, 171 Butcher, Dr. 72 Butler, James 154, 155, 173, 174 Byrne, Thomas 7 Byron, Lord 45

Camden, Mr. 172 Canny, Nicholas 169 Carlyle, Thomas 52, 85, 128, 129 Carr, E.H. 19, 195 Castlehaven, Lord 155 Chamisso, Adalbert von 21 Champion, Justin 194 Chessier, M.A. de 88 Circourt, A.C. de 63 Clancarthy, Lord 105 Clanrickarde, Mr. 155 Clarendon, Lord 144, 166, 169, 173, 179 Clarke, Aidan 169 Coddington, Lord 109 Colerdige, S.T. 37 Comerford, R.V. 7 Comfort, George 77 Conally, Owen 153 Conrad der Grosse 21 Cornwallis, Herr 151 Constabke, Archibald 114 Conze, Eckart 16 Cradock, T.R.W. 110

PERSONENREGISTER

268 Creighton, M. 145 Croften, Mary 33 Croker, J.W. 188 Cromwell, Oliver 139, 155-157, 161, 166, 170, 173, 182, 184, 186, 187, 191-193, 198 Cruickshanks, Eveline 164 Cullen, Paul 72 Cuneo, Giorgio 173

Dahlmann, F.C. 63 Dankelmann, Herr 194 Dartmouth, Earl von 171 Darwin, Charles 73 David I, König von Schottland 33 Dehlwes, Käthe 8 Dehlwes, Wilhelm 8 Desmond, Earl von 159 Devrient, Ludwig 27 Deym, Gräfin von 7 Dickens, A.G. 15 Dieffenbach, J.F. 60 Dilthey, Wilhelm 77 Dionysius 24 Dotterweich, Volker 16 Drake, Herr 117, 118 Droysen, J.G. 77 Drummond, W.S. 72 Duff Gordon, Sir Alexander 135 Dupont, Christian 7 Düringsfeld, Ida von 84 Eberhardt, Magdalene 22 Edward I, König von England 33 Egmont, Earl von 33 Ehrenberg, C.G. 84 Eichendorff, J. Freiherr von 85 Eichhorn, J.A.F. 28, 55, 57, 68, 70, 84 Elisabeth I, Königin von England 33, 149-151, 159, 161, 166, 185, 197 Ellis, Stephen 193 Elvert, Jürgen 7, 16 Emmet, Robert 31 Ennis, John 72

Erigena, J.S. 149 Essex, Earl von 150, 151 Eugenie, Kaiserin von Frankreich 98

Fichte, J.G. 9, 23 Field, Samuel 33 Firth, Charles 187, 191 FitzMaurice, James 150, 159 Fletcher, Frau 58, 70 Foster, R.F. 169 Franz Joseph, Deutscher Kaiser 114 Freytag, Gustav 85 Friedrich VII, König von Dänemark 114 Friedrich der Große 66, 85 Friedrich Wilhelm IV, König von Preußen 30, 57, 64, 69, 86, 137 Froude, J.A. 181, 183-185, 187, 189192, 198 Fuchs, W.P. 14, 17

Gard, Herr 178 Garrett, Jane 164 Geibel, Herr 88 Geiss, Imanuel 7, 8 Georg, Prinz von Preußen 84, 118 George I., König von England 149 George II, König von England 149 George, H.B. 145 Gerhardt, Paul 132 Gibbon, Edward 172 Gilbert, Felix 18 Gillespie, Raymond 7 Gisborne, Frederick 40 Gladstone, W.E. 189, 191 Gluck, Christoph 52 Godolphin, Lord 178 Goethe, J.W. von 9, 24, 27, 73 Goldsmith, Oliver 166 Gombert, Ottilie 78, 79, 82, 119 Granville, Earl von 119, 128, 137 Gratton, Frau 82 Graves, Alfred 110, 130 Graves, Amelia 101 Graves, Ann Catherine 32

PERSONENREGISTER

Graves, Anne 32, 37 Graves, Arabella 32, 37 Graves, Arnold 110 Graves, Beryl 131 Graves, Caroline 33, 39-41, 43, 44, 49, 50, 90 Graves, Charles 33, 38, 40, 41, 68, 70-73, 80, 82, 90, 93, 94, 99, 100, 102-105, 107-111, 113, 117, 120, 121, 125, 126, 130, 140-143, 163, 190, 192, 197, 198 Graves, Colonel 31 Graves, Dick 49 Graves, Emily 49, 93 Graves, Georgina 102 Graves, Helen 54, 58, 74, 82, 90, 102, 103, 105, 110, 117, 122, 124 Graves, Helena (geb. Perceval) 32, 33, 35-41, 47, 49, 53, 55, 56, 58 Graves, Henry 52 Graves, James 31 Graves, Rev. James 31, 32 Graves, James Perceval 33, 39, 41, 43, 49, 81 Graves, John 31 Graves, John Crosbie 32-38, 131 Graves, John Thomas 33-38, 40, 41, 45, 46, 53, 56, 57, 66-68, 70, 73, 74, 79, 93-95, 100, 101, 122, 172 Graves, Johnny 49 Graves, Nelly 122 Graves, Richard 31 Graves, Richard H. 31 Graves, Dr. Robert J. 32, 38, 81 Graves, Robert Perceval 33, 37-41, 46, 47, 49, 53, 54, 56, 58-61, 64, 68-70, 79, 81, 82, 85, 89, 90, 9294, 96, 99, 100, 102, 105, 106, 108-110, 112-115, 119-122, 125, 126, 129, 130, 139, 140, 142 Graves, Robert von Ranke 130, 131 Graves, Rosy 126 Graves, Selina 49, 80, 102, 105, 110, 113 Graves, Thomas 31, 32, 37

269 Graves, William Perceval 46 Gregor XII, Papst 150 Gregor XVI, Papst 41 Greville, Charles 135 Grignon, M. de 173 Grimm, Jakob 28, 50, 55, 57, 63, 70, 72, 84, 141 Grimm, Wilhelm 28, 50, 57, 63, 84 Grohmann, Herr 58 Grosse, Jürgen 16 Grote, Georg 137 Guicciardini, Francesco 26 Guizot, Francois 73, 141, 166 Gustav Adolph II 132

Hallam, Henry 141 Hamilton, N.E. 173 Hamilton, Sir W.R. 37, 38, 41, 89 Hardenberg, Graf von 21, 30 Harding, Herr 107 Harper, Herr 143 Haupt, Dr. 118 Hay, H.V. 193 Head, Sir Edmund 135 Hecht, Ingrid 7, 17, 82 Heine, Heinrich 27, 88 Heinrich I, König von Frankreich 33 Heinrich II, König von England 150, 170, 179 Heinrich VIII, König von England 144, 149, 150, 154 Hegel, G.W.F. 15, 26, 27, 162, 198 Helen, Prinzessin von England 98 Helmolt, Herr 137 Henes, Frau 67 Hensel, Wilhelm 29 Herder, J.G. 9 Hermann, J.G.J. 24 Hervey, F.A. 166 Herwegh, Herr 88 Hill, Jacqueline 7 Hobhouse, Henry 138 Hoeft, Bernhard 14, 17 Hoffmann, Wilhelm 84 Hollweg, Herr 56, 57

270 Hope, Ann 145, 146 Hugo, Victor 88 Humboldt, Alexander von 73, 84 Humboldt, Wilhelm von 26 Hume, David 133, 166 Hutton, Ronald 169 Hyde, Edward 166

Iggers, G.G. 17, 18, 26 Ignatius Loyola 29 Ireton, Commander 156 Itzenplitz, Minister 118

Jackson, W.W. 145 Jacobi, Herr 56, 57 Jahn, F.L. 24, 30 Jakob I, König von England 151, 152, 162 Jakob II, König von England 109, 143, 150, 156-158, 166, 170, 173, 176, 178, 181, 182-187, 189, 191 Jensen, David 7 Joachimsen, Paul 14 Joll, James 135 Jones, Colonel 155, 186 Jordan, Ursula 8 Jowett, Benjamin 126

Kant, Imanuel 9, 15, 24 Karl der Große 33 Karl I, König von England 149, 152, 154, 155, 166, 197 Karl II, König von England 144, 149, 155, 157, 173 Keating, Geoffrey 166 Kelly, Thomas 7 Kelly, W.K. 104 Kingsley, Herr 85 Kinkel, Herr 88 Kinross, John 174 Kitchin, G.W. 145 Köpke, Prof. 118 Kotze, Wilhelm von 94, 112, 120, 126 Kraus, H.-C. 16

PERSONENREGISTER

Labouchere, Baron Henry 98 Lachmann, Herr 56, 57 Langen, Frau von 115 Lanz, Karl 43, 50 Lappenberg, J.M. von 134, 136, 166, 167 Larcom, Sir Thomas 106 Laue, T.H. von 19 Lauzun, General 166, 206, 210 Lecky, W.E.H. 181, 185, 186, 191193, 199 Lehmicke, Friedericke 21, 22 Leland, Thomas 170, 179 Lenihan, Padraig 194 Lepsius 73 Liebeschütz, Hans 17 Lincoln, Abraham 96 Lind, Jenny 57 Liverpool, Lord 160 Livius 9, 24, 91 Loftus, Lord Augustus 118 Lord, John 57, 58 Lorenz, Ottokar 144 Lorn, Marquis von 118 Louis XIV, König von Frankreich 123 Luther, Martin 23, 24, 59, 72, 132

Mac Donald, Alexander 154 Mac Mahon, Bischof 155 Macaulay, T.B. 96, 128, 135-137, 139, 142, 164, 179, 181-183, 187192, 197, 198 Machiavelli, Niccolo 26 Mackintosh, Sir James 134, 171, 172 MacMurrough, König von Irland 33 MacPhelim, Hugh 155 Madden, Francis 141 Maguire, Lord 153 Majo, Lord 153 Makler, Minister 125 Manteuffel, Edwin von 69, 73, 84, 98, 103, 108, 110, 111, 124, 139, 143 Manteuffel, Hertha von 84

PERSONENREGISTER

Manvert, Konrad 172 Mary, Königin von Schottland 149 Maximilian II, König von Bayern 10, 53, 56, 57, 87, 93 McBridge, Lady 38 McGee, Niamh 8 Meinecke, Friedrich 15 Mendelssohn, Fanny 29 Mendelssohn, Felix 29, 60, 87, 114 Mendelssohn, G.B. 29 Mendelssohn, Joseph 29 Metternich, Klemens von 64 Meyerbeer, Giucomo 84, 98 Mezzofanti, Guiseppe 40 Michael, Emil 17 Miller, Frau 125 Miller, Prof. 103 Milton, John 181 Möbis-Berends, Carolina 7 Mohl, Frau von 97 Mohl, Herr von 97 Mommsen, Wilhelm 18 Monod, P.K. 164 Montefiore, Sir Moses 128 Montesquieu, C.L. 172 Montjoy, Lord 151 Moore, Thomas 166 Moran, P.F. 193 Mosek, Dr. 38 Mountnorris, Lord Francis 153 Mozart, W.A. 39 Mueller, Max 145 Muhlack, Ulrich 16 Mühlenfels, Elfriede von 84 Müller, Johannes von 24, 27 Müller, F.M. 126 Müntzer, Thomas 23 Murray, John 139, 140 Murray, R.H. 175, 178, 193

Napier, E. 80 Napier, Lord Francis 84 Napoleon I, Kaiser von Frankreich 23, 26, 36

271 Napoleon III, Kaiser von Frankreich 122, 123 Nasse, Dr. 40, 49 Neander, Prof. 73, 84 Newman, Kardinal 85 Nichols, John 91 Niebuhr, B.G. 9, 24, 28 Nightingale, Florence 87 Nitzsch, K.I. 56 North, Fanny 125 Nottingham, Earl von 178

O’Brien, W.S. 68 O’Connell, Herr 108 O’Connor, Thomas 7 O’Hanlon, Mr. 156 O’More, Roger 153 O’Neill, Phelim 153, 154, 169 O’Sullivan Beare, Philip 163 Ohlen und Adlerskron, Frau von 124 Onslow, Herr 171 Orrery, Earl von 174 Osgood, Herbert 77 Otto I, Deutscher Kaiser 23, 55 Overgaauw, Prof. 7 Owen, Starriet M. 53, 57, 81, 122

Pape, Elisabeth von 117 Papencordt 71, 72 Patrick, Sankt 160 Paul IV, Papst 29 Paul V, Papst 29 Pauli, Reinhold 133, 136, 166 Peel, Sir Robert 61, 144 Pelham, H.F. 145 Perceval, Alfred A. 46 Perceval, Ascelin Goval de 32 Perceval, Dorothea 33 Perceval, George 33 Perceval, Richard 33 Perceval, Robert 32 Perceval, Spenser 33 Perthes, Friedrich 133, 134 Perty, Dr. 118 Pertz, Frau 71

272 Pertz, Georg 28, 102 Petrie, George 106, 143 Petzoldt, Anneliese 7, 29 Petzoldt, J.G. 29 Philipp, König von Spanien 150 Phillipps, Sir Thomas 101, 102, 111, 174, 197 Pittock, M.G.H. 164 Plitt, Agathe 114 Plummer, A. 145 Plunkett, Colonel 153 Poliziano 88 Poole, R.L. 146 Pope, Alexander 45 Potterton, Michael 7 Powell, J.M. 13, 17 Powys, Helen 125 Price, Bartholomew 144, 145 Prendergast, Thomas 158, 163-165 Prunty, Jacinta 7 Puchta, Prof. 84 Pückler, Hermann Fürst von 27 Pusey, E.B. 126

Quin, M.J. 71 Ranke, Albrecht 73-75 Ranke, Amalia 61, 68, 70, 81 Ranke, Amelie E.S. 130, 131 Ranke, Andreas 21 Ranke, Clarissa von (geb. Graves) 14, 19, 20, 25, 33-41, 43-71, 7375, 77-96, 99-101, 103-105, 110, 112-117, 119-125, 130, 131, 134, 137, 139, 141-143, 163, 197, 199, 200 Ranke, Emilie 22 Ranke, Ernst 22, 30, 31, 40, 50, 52, 56, 118 Ranke, Ferdinand 22, 30, 43, 48, 54, 65, 79, 118, 120 Ranke, Friduhelm 57, 76, 78, 94, 95, 97-103, 105, 106, 108-112, 120, 122, 125, 126, 129, 174 Ranke, G.I. 21-23

PERSONENREGISTER

Ranke, H.I. 22 Ranke, Heinrich 22, 30, 49, 51, 53, 54, 84, 87, 124, 130, 145 Ranke, Heinrich Ritter von 130, 131 Ranke, Israel 21 Ranke, Johanna 22, 30 Ranke, Leopold von 7, 9-20, 22-30, 43-120, 122-147, 149-175, 178, 179, 181, 187-195, 197-201 Ranke, Maximiliane 56, 78, 79, 82, 92, 94, 112, 119, 120, 122, 125, 126, 130, 132, 145 Ranke, Oda 40, 49, 50, 66 Ranke, Otto 51-56, 75, 76, 78, 83, 95, 110, 115, 116, 119, 120, 124126, 130 Ranke, Rosalie 22, 30 Ranke, Rudolf 22 Ranke, Selma 61, 87 Ranke, Wilhelm 22, 30, 50, 52, 125 Raumer, F.W.G. von 57, 85 Redesdale, Lord 33 Richter, Prof. 52, 57 Riding, Laura 131 Rinuccini, Giambattista 154 Ritter, H.A. 27, 56, 57 Robertson, Herr 52 Robinson, Herr 138 Romberg, Dr. 82 Ronquillo, Botschafter 174 Roscher, Herr 77 Rückert, Friedrich 51 Rupert, Fürst 169, 170 Russell, Fanny 116 Ryder, Jane 32 Ryder, Thomas 32

Sabrian, Botschafter 173 Saemisch, Alexandra 131 Salisbury, Lord 151 Savigny, F.K. von 26-28, 50, 54, 63, 83 Schaff, Philip 123 Schelling, F.W.J. 9, 24, 27, 55, 57, 68, 84

PERSONENREGISTER

Schiller, Friedrich 16, 18 Schlegel, A.W. von 84 Schlegel, K.W.F. 9, 24 Schleiermacher, F.E.D. 26, 27 Schlieffen, Sandow, Graf 98 Schmidt, Pastor 30 Schomberg, M. 108, 109, 158 Schubert, G.H. von 87 Schulenburg, Hardnak Graf von der 7 Schuyler, R.L. 187 Scott, Frau 125 Scott, Jonothan 194 Scott, Robert 113 Scott, Sir Walter 24, 85, 134 Selss, A.M. 119 Seward, W.H. 97 Shakespeare, William 88 Simms, J.G. 169, 174, 193 Snethlage, Prediger 112 Solly, Thomas 89, 90 Southey, Robert 37 Steffens, Herr 84 Stein, Reichsfreiherr von und zum 21, 28, 30 Stern, Alfred 76 Stevens, John 174, 175, 193, 194 Stokes, Whitley 125, 172 Stolberg, Werningerode, Gräfin von 87 Strauss, Hofpfarrer 57, 73, 84 Strongbow, Richard 32 Stuart, Dugald 134 Stubbs, Bischof 145 Sue, Eugène 170 Süßmann, Johannes 15, 16 Swift, Jonathan 164, 171 Swinburnes, Frau 70 Sybel, Heinrich von 13

Tacitus 172 Talbot, Priester 156 Tape, Elisabeth von 115 Temple, Sir John 189 Theremin, Pfarrer 51, 56, 57

273 Thiers, L.A. 97, 98, 123 Thomas, William 188 Thorvaldsen, Bertel 40 Thucydides 9, 24 Tiarks, Frau 99 Tieck, Ludwig 56, 57, 84, 88 Todd, Dr. 142 Trench, Erzbischof 106, 113 Tschech, Herr 51 Turgenjew, Iwan 98 Turner, J.M. 81 Twinning, Frau 125 Tyrconnel, Earl von 156 Tyrone, Earl von 150-152

Urban VIII, Papst 154 Ussher, James 152

Varnhagen, K.A. von Ense 65 Varnhagen, Rahel von 27, 83 Victoria, Königin von England 105 Vogelstein, Herr 52 Voltaire 85, 172

Waddington, Julia 38 Waitz, Georg 10, 13 Walker, Clement 166 Walker, Prediger 108 Warbuton, Eliot 166 Watson, A. 145 Watson, Frau 70 Watson, W.G. 71 Weber, Dr. 7 Weise, Dr. 119 Wellesley, Lord 36 Wellington, Duke von 160 Wentworth, Thomas 152, 153, 168, 169, 184 White, Andrew 76, 77 White, Hayden 16, 18 Whiteford, Sir John 40 Wichelhaus, Pastor 50 Wiedemann, Theodor 166 Wilde, William 33

PERSONENREGISTER

274 Wilhelm I, Deutscher Kaiser 86, 98, 114, 124 Wilhelm I, König von England 32 Wilhelm III, König von England 106, 108-110, 138, 149, 156, 158, 163, 166, 167, 170, 176, 184, 189, 190 Williams, Amy 110, 111 Williams, Frank 110

Wiseman, Nicholas 72 Wodehouse, Lord John 100, 103, 106 Wordsworth, William 37, 38, 45, 51, 52, 70, 73, 134 Worthington, J.W. 59 Wulp, van der 174

Zemlin, M.-J. 15 Zinkeisen, J.W. 48

ORTSREGISTER Im Ortsregister sind auch Ländernamen aufgenommen. Die Ländernamen Irland, England, Deutschland und Preußen wurden jedoch aufgrund ihrer Häufigkeit nicht berücksichtigt.

Aachen 36 Adare 32 Agadoe 94 Ägypten 129 Aix-la-Chapelle 40 Allstedt 23 Antwerpen 40 Ardagh 31 Ardfert 32, 94 Armagh 153,160 Athlone 155 Auerstedt 23 Aughrim 174, 175 Australien 183

Bad Frankenhausen 23 Bad Salzuflen 19 Baden 63 Ballingarry 32 Ballymacelligott 32 Ballymuddy 49, 52, 53, 57 Bantry 175 Basel 118 Bayern 10, 30, 56, 57, 87, 93, 112, 118 Belfast 34, 63 Belgien 21, 35, 40, 202 Berlin 7, 9-11, 13, 14, 19, 20, 22, 2630, 43, 46, 48-51, 63-71, 77-79, 81, 83, 84, 86, 93, 94, 98, 103, 104, 111, 112, 116, 118, 123-125, 129, 131, 138, 139, 141, 143, 146, 172, 177, 178, 200 Birmingham 63 Blackwater 150 Bologne 44 Bonn 40, 49, 50, 82, 118 Bornstedt 21

Bowness 37, 41, 45, 47, 49, 50, 70, 85, 130 Bremen 7, 8 Brigown 31, 32 Bristol 93 Brüssel 10, 28, 40, 174 Buchau 31

Cambridge 103, 125, 181, 194 Carrickfergus 153, 158 Castlerobert 32 Cavan 153 Charlemount 153 Cheltenham 66, 80, 100, 102, 103, 110, 111, 172, 174, 178, 185 Clapham 80, 101 Clare 155 Clogher 155 Clonfert 94 Clonmacnoise 155 Cloyne 31, 32 Connaught 150, 155 Connor 31, 32, 37 Cork 37, 49 Coshbridge 49 Coshmore 49 Croom 32

Dänemark 65, 69, 114 Darragh 32 Den Haag 28, 174 Denkendorf 19 Devon 183 Deya 131 Doberan 83 Donndorf 23 Dresden 71

ORTSREGISTER

276 Drogehda 155, 158, 161, 170, 175, 181, 184, 189, 192, 197, 198 Drummore 155 Dublin 7, 20, 31-34, 36-39, 41, 49, 58, 63, 86, 71, 72, 80, 81, 85, 87, 89, 93, 94, 99, 100, 102-111, 113, 114, 119-121, 130, 131, 141-143, 145, 152-158, 165, 167, 170, 172, 175, 179, 181-185, 187, 188, 193, 199 Dundalk 155 Duncannon 155 Dunmoylan 32

Edinburgh 81, 133, 183 Eisleben 21, 23 Enniskillen 157 Erfurt 30, 43 Erlangen 30

Florenz 10, 27 Frankfurt (Main) 28, 30, 60 Frankfurt (Oder) 9, 24, 25 Frankreich 25, 26, 28, 33, 38, 40, 45, 63, 93, 122, 123, 138, 139, 146, 154, 156, 158, 175, 176, 185, 189, 194

Galway 155, 156 Gitzin 116 Glasgow 63 Gloucestershire 31 Göttingen 30, 118 Gravenshaag 111 Griechenland 21 Halle 30, 118 Hamburg 63, 133 Harlech 131 Harz 22 Hawkshead 49 Heidelberg 40 Heldrungen 23 Herefordshire 67 Holland 33, 40, 153, 174

Holyhead 103 Honfleur 43, 44 Hull 47

Indien 92, 139, 193 Innsbruck 40 Islandmagee 32 Italien 10, 25, 26, 40, 93, 115, 200

Jena 23, 118 Kent 194 Kerry 32 Kilfinane 32 Kilkenny 31, 32, 68, 154 Killarney 126 Kingsbridge 183 Kingstown 103, 110 Kinsale 151, 157, 169, 181, 183, 186 Köln 40 Königsgrätz 116

Langenroda 29 Le Havre 43, 44 Leeds 63 Leicestershire 181 Leinster 150, 151 Leipzig 9, 21, 23, 24 Liege 35, 40 Lilienthal 8 Limerick 31, 32, 94, 130, 155, 156, 175 Liverpool 63 Lodersleben 112, 125, 132, 145 London 7, 10, 28, 36-38, 41, 44, 45, 47-49, 53, 60, 67, 71, 79-81, 85, 86, 98-103, 111, 116, 119, 125, 130, 133, 134, 137, 142, 156, 165, 172, 178, 182 Londonderry 153, 157, 158, 188

Mallorca 131 Manchester 63 Marburg 30 Maynooth 7, 8, 144

ORTSREGISTER

Memleben 23, 55 Mickletown 37 Middlehill 102 Monaghan 153 Monmouth 143, 144 Monmouthshire 67 Moskau 23 München 14, 40, 93, 113, 115 Munster 151, 154, 159

Namur 40 Neapel 10, 63 Newcastle 163 Newry 153 Newtonpark 185 Nohoval 32 Norfolk 182 Osmanische Reich 27 Ossory 31, 205 Ostende 79 Österreich 40, 114, 115 Oxford 67, 126, 145, 146, 183, 185 Paris 10, 28, 41, 43, 49, 75, 93, 97, 98, 101, 123, 142, 174 Parknasilla 100, 102, 110, 126 Prag 28 Portugal 175

Quedlinburg 30 Querfurt 22, 23 Rehme 83 Richmond 33 Rincurran 32 Rochester 176, 178 Rom 10, 27, 29, 40, 50, 71, 72, 159, 160, 165 Rotterdam 111 Rueil 98 Rußland 200 Rydale 49 Rylton 53

277

Sachsen 21, 30 Sackville 32, 37 Schlesien 30, 31 Schleswig-Holstein 63, 69, 114 Schottland 33, 102, 110, 114, 140, 149, 152, 160, 162, 176, 182, 189 Schulpforta 9, 22, 23, 30 Schweiz 118 Sclessin 35 Serbien 118 Skandinavien 25 Sligo, 33, 155 Spanien 25, 26, 33, 153, 165, 190 Stolberg 19 Südafrika 195 Syracuse (USA) 7, 13, 14, 20, 165, 172

Tara 108 Thomastown 31 Thüringen 14, 20, 94, 112 Tipperary 68, 163 Trim 154, 155 Tübingen 119

Ulster 150-153, 155, 169, 182, 185 Venedig 10, 27-29, 79, 133, 134, 165 Versailles 44, 98 Verviers 40

Wales 131, 143, 175 Waterford 31, 68, 155, 156 Waterloo 35, 40, 86 Weimar 30 Weißensee 30 Welshpool 175 Wendelstein 23 Westbury 33, 35 Westminster 45 Westmoreland 37, 49 Wettin 21, 23 Wexford 155 Wicklow 155

ORTSREGISTER

278 Wiehe 7, 9, 14, 19-23, 29, 55, 79, 112, 125 Wien 10, 27-29, 40, 118, 133, 138 Wiesbaden 40 Wildbad 83 Windermere 41, 49, 130 Württemberg 63

York 31 Yorkshire 68 Yvery 32

Zürich 118

H I S T O R I S C H E M I T T E I LU NG E N



BEIHEFTE

Im Auftrage der Ranke-Gesellschaft, Vereinigung für Geschichte im öffentlichen Leben e. V. herausgegeben von Jürgen Elvert. Wissenschaftlicher Beirat: Winfried Baumgart, Eckart Conze, Heinz Duchhardt, Beatrice Heuser, Jan Kusber, Bea Lundt, Wolfram Pyta, Wolfgang Schmale.

Franz Steiner Verlag

ISSN 0939–5385

53. Kai F. Hünemörder Die Frühgeschichte der globalen Umweltkrise und die Formierung der deutschen Umweltpolitik (1950–1973) 2004. 387 S., kt. ISBN 978-3-515-08188-7 54. Christian Wipperfürth Von der Souveränität zur Angst Britische Außenpolitik und Sozialökonomie im Zeitalter des Imperialismus 2004. 473 S., kt. ISBN 978-3-515-08517-5 55. Tammo Luther Volkstumspolitik des Deutschen Reiches 1933–1938 Die Auslanddeutschen im Spannungsfeld zwischen Traditionalisten und Nationalsozialisten 2004. 217 S. mit 5 Abb., kt. ISBN 978-3-515-08535-9 56. Thomas Stamm-Kuhlmann / Reinhard Wolf (Hg.) Raketenrüstung und internationale Sicherheit von 1942 bis heute 2004. 222 S. mit 3 Abb., kt. ISBN 978-3-515-08282-2 57. Frank Uekötter / Jens Hohensee (Hg.) Wird Kassandra heiser? Die Geschichte falscher Öko-Alarme 2004. 168 S. mit 6 Abb., kt. ISBN 978-3-515-08484-0 58. Rainer F. Schmidt (Hg.) Deutschland und Europa Außenpolitische Grundlinien zwischen Reichsgründung und Erstem Weltkrieg. Festgabe für Harm-Hinrich Brandt zum siebzigsten Geburtstag 2004. 159 S., kt. ISBN 978-3-515-08262-4 59. Karl-Georg Mix Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945–1949 2005. 230 S. und 35 Abb. auf 29 Taf., kt.

ISBN 978-3-515-08690-5 60. Karl-Theodor Schleicher / Heinrich Walle (Hg.) Aus Feldpostbriefen junger Christen 1939–1945 Ein Beitrag zur Geschichte der Katholischen Jugend im Felde 2005. 413 S. mit 55 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08759-9 61. Jessica von Seggern Alte und neue Demokraten in Schleswig-Holstein Demokratisierung und Neubildung einer politischen Elite auf Kreisund Landesebene 1945 bis 1950 2005. 243 S., kt. ISBN 978-3-515-08801-5 62. Birgit Aschmann (Hg.) Gefühl und Kalkül Der Einfluss von Emotionen auf die Politik des 19. und 20. Jahrhunderts 2005. 239 S., kt. ISBN 978-3-515-08804-6 63. Gerald Mund Ostasien im Spiegel der deutschen Diplomatie Die privatdienstliche Korrespondenz des Diplomaten Herbert v. Dirksen von 1933 bis 1938 2006. 343 S. mit 21 Abb., kt. ISBN 978-3-515-08732-2 64. Ralph Dietl Emanzipation und Kontrolle Europa in der westlichen Sicherheitspolitik 1948–1963. Eine Innenansicht des westlichen Bündnisses. Teil 1: Der Ordnungsfaktor Europa 1948–1958 2006. 541 S., kt. ISBN 978-3-515-08915-9 65. Niklas Günther / Sönke Zankel (Hg.) Abrahams Enkel Juden, Christen, Muslime und die Schoa 2006. 145 S., kt. ISBN 978-3-515-08979-1

66. Jens Ruppenthal Kolonialismus als „Wissenschaft und Technik“ Das Hamburgische Kolonialinstitut 1908 bis 1919 2007. 273 S., kt. ISBN 978-3-515-09004-9 67. Ralph Dietl Emanzipation und Kontrolle Europa in der westlichen Sicherheitspolitik 1948–1963. Eine Innenansicht des westlichen Bündnisses. Teil 2: Europa 1958–1963: Ordnungsfaktor oder Akteur? 2007. 430 S., kt. ISBN 978-3-515-09034-6 68. Herbert Elzer Die Schmeisser-Affäre Herbert Blankenhorn, der „Spiegel“ und die Umtriebe des französischen Geheimdienstes im Nachkriegsdeutschland (1946–1958) 2008. 373 S. mit 10 Abb., kt. ISBN 978-3-515-09117-6 69. Günter Vogler (Hg.) Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald 2008. 526 S. mit 14 Abb., kt. ISBN 978-3-515-09175-6 70. Rüdiger Wenzel Die große Verschiebung? Das Ringen um den Lastenausgleich im Nachkriegsdeutschland von den ersten Vorarbeiten bis zur Verabschiedung des Gesetzes 1952 2008. 262 S., kt. ISBN 978-3-515-09218-0 71. Tvrtko P. Sojčić Die ,Lösung‘ der kroatischen Frage zwischen 1939 und 1945 Kalküle und Illusionen 2009. 477 S., kt. ISBN 978-3-515-09261-6 72. Jürgen Elvert / Jürgen Nielsen-Sikora (Hg.) Kulturwissenschaften und Nationalsozialismus 2009. 922 S., geb. ISBN 978-3-515-09282-1 73. Alexander König Wie mächtig war der Kaiser? Kaiser Wilhelm II. zwischen Königsmechanismus und Polykratie von 1908 bis 1914 2009. 317 S., kt. ISBN 978-3-515-09297-5

74. Jürgen Elvert / Jürgen Nielsen-Sikora (Hg.) Leitbild Europa? Europabilder und ihre Wirkungen in der Neuzeit 2009. 308 S. mit 8 Abb., kt. ISBN 978-3-515-09333-0 75. Michael Salewski Revolution der Frauen Konstrukt, Sex, Wirklichkeit 2009. 508 S. mit 34 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09202-9 76. Stephan Hobe (Hg.) Globalisation – the State and International Law 2009. 144 S., kt. ISBN 978-3-515-09375-0 77. Markus Büchele Autorität und Ohnmacht Der Nordirlandkonflikt und die katholische Kirche 2009. 511 S., kt. ISBN 978-3-515-09421-4 78. Günter Wollstein Ein deutsches Jahrhundert 1848–1945. Hoffnung und Hybris Aufsätze und Vorträge 2010. 437 S. mit 2 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09622-5 79. James Stone The War Scare of 1875 Bismarck and Europe in the Mid-1870s. With a Foreword by Winfried Baumgart 2010. 385 S., kt. ISBN 978-3-515-09634-8 80. Werner Tschacher Königtum als lokale Praxis Aachen als Feld der kulturellen Realisierung von Herrschaft. Eine Verfassungsgeschichte (ca. 800–1918) 2010. 580 S., kt. ISBN 978-3-515-09672-0 81. Volker Grieb / Sabine Todt (Hg.) Piraterie von der Antike bis zur Gegenwart 2012. 313 S. mit 15 Abb., kt. ISBN 978-3-515-10138-7 82. Jürgen Elvert / Sigurd Hess / Heinrich Walle (Hg.) Maritime Wirtschaft in Deutschland Schifffahrt – Werften – Handel – Seemacht im 19. und 20. Jahrhundert 2012. 228 S. mit 41 Abb. und 4 Tab. ISBN 978-3-515-10137-0

Der Historiker Leopold von Ranke (1795–1886) spielt für die Geschichtswissenschaft eine kaum zu unterschätzende Rolle. Sein Werk und vor allem seine Überlegungen zur Objektivität des Historikers und zur kritischen Quellenanalyse haben bis heute einen bleibenden Einfluss auf die Forschung. Während einige seiner Schriften sowie seine Ideen zur Geschichtsschreibung vielfach untersucht wurden, wurde sein privates Leben oft außen vor gelassen. Andreas Boldt betrachtet die Beziehungen Rankes zu Irland aus persönlicher und akademischer Sicht. Rankes Frau Clarissa stammte von der Insel – dies schlug sich auch in seiner Forschung nieder: Eine nähere Untersuchung seiner Englischen Geschichte belegt, dass Ranke trotz seines Diktums nicht immer objektiv in seiner Geschichtsschreibung war.

www.steiner-verlag.de Franz Steiner Verlag

ISBN 978-3-515-10198-1