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German Pages 136 [141] Year 2016
Wenchao Li (Hg.)
Leibniz, Caroline und die Folgen der englischen Sukzession Philosophie Franz Steiner Verlag
Studia Leibnitiana – Sonderhefte 47
Leibniz, Caroline und die Folgen der englischen Sukzession
studia leibnitiana sonderhefte Im Auftrage der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft e.V. herausgegeben von Herbert Breger, Wenchao Li, Heinrich Schepers und Wilhelm Totok In Verbindung mit Michel Fichant, Emily Grosholz, Nicholas Jolley, Klaus Erich Kaehler, Eberhard Knobloch, Massimo Mugnai, Pauline Phemister, Hans Poser, Nicholas Rescher, André Robinet, Martin Schneider (†) und Catherine Wilson Band 47
Wenchao Li (Hg.)
Leibniz, Caroline und die Folgen der englischen Sukzession
Franz Steiner Verlag
Gedruckt mit Unterstützung der Leibniz-Stiftungsprofessur der Leibniz Universität Hannover
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INHALTSVERZEICHNIS
Bericht des Herausgebers.................................................................................. 7 MONIKA MEIER (HANNOVER) Auf dem Weg zum englischen Thron – Der Dialog zwischen Caroline von Ansbach und Leibniz in den Jahren 1704 und 1705 ............ 13 REGINA STUBER (HANNOVER) Die hannoversche Sukzession von 1714: Leibniz im Wiener Abseits? ....................................................................... 31 GREGORY BROWN (HOUSTON) The Theodicy Translation Project and the Leibniz-Clarke Correspondence .................................................... 51 LLOYD STRICKLAND (MANCHESTER) The Reception of the Theodicy in England ................................................ 69 STEFAN LUCKSCHEITER (POTSDAM) Leibniz’ Kritik an der Royal Society im Licht seiner Vorschläge zur Einrichtung der Berliner Sozietät der Wissenschaften ........................ 91 KARIN SCHRADER (BAD NAUHEIM) „Je me vois toujours dans votre souvenir et amitié“ – Leibnizʼ Einfluss auf Carolines Selbstdarstellung und Kulturpolitik ...... 115 Personenregister ............................................................................................ 135
BERICHT DES HERAUSGEBERS Die im vorliegenden Band versammelten Beiträge gehen auf einen Workshop zurück, der vom 24. bis 25. Juli 2014 im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover stattfand. Den Anlass bot die feierliche Begehung der 300-jährigen Personalunion zwischen Hannover und London1. Ziel der Tagung war es, Carolines Bedeutung für Leibniz und ihren vielfältigen Einsatz für die Verbreitung der Leibniz’schen Philosophie und für einen geistigen Austausch zwischen London und Hannover zu würdigen. Die beiden Veranstalter waren die Gottfried-WilhelmLeibniz-Gesellschaft und die Leibniz-Stiftungsprofessur der Leibniz Universität Hannover und der Landeshauptstadt Hannover. Wilhelmina Charlotte Caroline, geboren am 1. März 1683 als Tochter des Markgrafen Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach und dessen Gemahlin Prinzessin Eleonore von Sachsen-Eisenach, kam nach dem Tod des Vaters (1686), des Stiefvaters – Kurfürst Johann Georg IV. (1694) – und der Mutter (1696), nach einem kurzen Aufenthalt in Ansbach, nach Berlin in die Obhut des dortigen Hofes und somit in die Nähe der Kurfürstin und zukünftigen Königin Sophie Charlotte. Nach ihrer Entscheidung gegen eine Ehe mit des Kaisers Sohn Karl, dem späteren Kaiser Karl VI., heiratete Caroline 1705 Georg August, den Sohn des Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg, und wurde Kurprinzessin von Hannover. Nach der Personalunion zwischen Hannover und London begab sie sich 1714 nach London und wurde Kronprinzessin von Wales. Ab 1727 bis zu ihrem Tod zehn Jahre später war Caroline Königin von Großbritannien und Irland und Kurfürstin von Hannover. Da die Gemahlin von Georg Ludwig, Sophie Dorothea, in Hannover zurückblieb und nach wie vor in Ahlden gefangen gehalten wurde, war Caroline von Beginn an die höchste weibliche Vertreterin des königlichen Hauses. Als Sophie Charlotte am 1. Februar 1705 unerwartet starb, schrieb Leibniz2 an Caroline, dass es drei Fürstinnen seien, die er besonders verehre und mit denen ihm der Umgang stets große Freude bereite: Kurfürstin Sophie, die verstorbene Sophie Charlotte, und natürlich die Angeschriebene. Auch wenn das offene emotionale Bekenntnis Leibnizens vermutlich unter dem Eindruck der tiefen Erschütterung über den Tod der jungen Königin zustande kam – unbestritten scheint, dass Caroline seitdem eine wichtige Rolle auch in Leibnizens Leben spielen sollte. Zehn Jahre nach dem Tod der Kurfürstin Sophie wird Caroline, inzwischen Kurprinzessin und bald Kronprinzessin, zu Leibnizens Patronin in Hannover wie in 1 2
Siehe etwa: K. Lembke (Hrsg.): Als die Royals aus Hannover kamen. Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714–1837, Dresden 2014. Leibniz an Caroline, 18. März 1704; A I, 24 N. 259, 453; s. unten S. 25, 50.
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London. Als Kronprinzessin von Wales wird sie sich, unmittelbar nach ihrer Ankunft in London, unter anderem mit Francis Bacon und John Locke beschäftigen, sich auf Dispute mit Samuel Clarke sowie Isaac Newton einlassen und nicht zuletzt einflussreiche englische Theologen und Kirchenvertreter für Leibniz, insbesondere dessen Theodizee, interessieren. Unter den drei genannten Fürstinnen war Caroline die jüngste, dabei wohl auch die intellektuellste und mächtigste, die ihren Einfluss und ihre Position geschickt zu gebrauchen wusste. Die Bekanntschaft Leibnizens mit Caroline von Ansbach geht auf die Zeit zurück, als Caroline als Waisenkind in die Obhut des Berliner Hofes kam, und als sie vor der sicherlich schwierigen Entscheidung stand, eine Verehelichung mit dem katholischen spanischen Kronprinzen Karl anzunehmen oder abzulehnen. Leibniz wurde von der Prinzessin zu Rate gezogen, und von ihm stammt auch das bekannte Ablehnungsschreiben – über die Details dieses ungewöhnlichen, fast dramatischen Vorgangs kennt man indessen immer noch zu wenig3. Monika Meier (Hannover) geht anhand aktueller Quellenerschließung in der Akademieausgabe auf diese Geschichte ein und zeigt, dass, auch wenn für die Jahre, in denen sich Caroline und Leibniz in Hannover aufhielten, keine kontinuierliche Korrespondenz überliefert ist, die Brieftexte jedoch ein vielseitiges Gespräch bezeugen, das philosophisch-theologische und politische Fragen einschließt – auch über die hannoversche Sukzession auf den englischen Thron. Dabei wird der Horizont eines Dialogs erkennbar, auf den sich auch der spätere Briefwechsel zwischen Leibniz und der Prinzessin von Wales bezieht – der Horizont eines fortgeführten Dialogs, den Caroline gezielt auf ihre neue Umgebung in London und ihre leitenden Ideen hin eröffnet. Als Historiker, Jurist und engster politischer Berater der Kurfürstin Sophie erkannte G. W. Leibniz früh die Aussicht des Hauses Hannover auf die englische Krone. So versuchte er geschickt, durch sein europaweites Netzwerk Einfluss auf die Erbfolge zu nehmen und war gar bereit, persönlich als Agent nach London zu reisen4. Als Königin Anna am 12. August starb, damit die englische Sukzession auf die politische Tagesordnung trat, hielt sich Leibniz allerdings, und zwar bereits seit Mitte Dezember 1712, in Wien auf. Als er am 14. September 1714 wieder in Hannover eintraf, war der Hof mit Georg I. bereits nach London aufgebrochen. Wohlwollende Aufnahme fand Leibniz bei Caroline. Auch wenn Leibnizens Ankunft in Hannover wohl kalkuliert zu sein scheint, gab er bis zuletzt die Idee nicht auf, nach London zu gehen: „Ich bin bereit, mit der Kronprinzessin nach England zu reisen“, bekräftigt Leibniz sein Vorhaben nach einem Besuch bei Wilhelmine Caroline in Herrenhausen im September 1714. In ihrem Beitrag „Die hannoversche Sukzession von 1714: Leibniz im Wiener Abseits?“ rekonstruiert
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Vgl. R. L. Arkell: „Des Hauses Oesterreich Werben um Caroline von Ansbach, spätere Gemahlin Georgs II.“, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 15 (1938), S. 114–141. Siehe N. Gädeke: „Gesandte ohne Akkreditierung. Die Gelehrtenrepublik als Rekrutierungsfeld für inoffizielle politische Missionen?“, in: V. Huth (Hrsg.): Geheime Eliten? Bensheimer Gespräche 2010/11, Frankfurt a. M. 2014, S. 247–268.
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Regina Stuber (Hannover) anhand zahlreicher, bisher ungedruckter Quellen – vor allem anhand noch immer nicht kritisch erschlossener Handschriften aus Leibnizens Briefwechsel zu dieser Zeit – seine letzte Reise nach Wien (wie so oft unter Camouflage) und den zweijährigen Aufenthalt dort. Es war eine äußerst aktive wie fruchtbare Zeit: Genannt seien nur der letzte Versuch, sein bereits seit Oktober 1688 verfolgtes Ziel zu verwirklichen, eine Anstellung als „würckliche[r]“ Reichshofrat zu erlangen5, um so endlich in Wien sesshaft werden zu können, sein Einsatz für Hannovers Belehnung mit Sachsen-Lauenburg, die Errichtung einer kaiserlichen Sozietät der Wissenschaften mit Leibniz als deren Präsident (Leibnizens zweites „Standbein“), der Entwurf der sogenannten Monadologie und die Eugen von Savoyen zugedachten Principes de la nature et de la grâce fondés en raison. Wie Leibnizens Wiener Briefwechsel mit Kurfürstin Sophie zeigt, hat er bis zuletzt mit einer Königin Sophie gerechnet und darauf gehofft, ihr nach London zu folgen6. Als die Nachricht vom Tod der Königin Anna Wien am 21. August 1714 erreichte, kündigte Leibniz gleich am folgenden Tag seine Rückkehr nach Hannover an, „um Seine Majestät noch anzutreffen“. Doch gleich zwei Tage später relativierte Leibniz die Eile seiner Reise und kam erst an, nachdem der Hof Richtung London aufgebrochen war. Stuber weist nach, dass der Grund für Leibnizens „Taktieren“ darin gelegen habe, dass dieser nicht wusste, „wie er seinem Dienstherrn gegenübertreten sollte. Er dürfte in den knapp zwei Wochen, die zwischen dem Erhalt der Todesnachricht und dem Tag seiner Abreise, dem 3. September, liegen, fieberhaft versucht haben, entweder seine Position in Wien so weit zu festigen, dass er ohne Mühe nach Wien zurückkehren könne, oder dass er sozusagen im Schutze eines kaiserlichen Auftrages dem neuen König gegenübertreten könne“ (S. 40).
Beides schlug bekanntlich fehl. Vielleicht war es aber auch von Vorteil, dass der Hannoveraner Hof ihn nicht mit nach London nahm – Stefan Luckscheiter wird in einem anderem Kontext ironisch darauf hinweisen, einige Enttäuschungen seien ihm dadurch erspart geblieben. Gleich in mehrerer Hinsicht sind die auf Leibnizens Gespräche mit Sophie Charlotte zurückgehenden und fünf Jahre nach dem Tod der Königin in Amsterdam veröffentlichten Essais de Théodicée für unser Thema wichtig. Das Werk zählt zu Carolines Lieblingslektüren. Leibniz verweist in seinen Schreiben an Caroline und an Samuel Clarke (durch sie) immer wieder auf seine Ausführungen 5
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Siehe auch M. Faak: Leibniz als Reichshofrat, Dissertation an der Humboldt-Universität, Berlin 1966. Eine Druckausgabe, herausgegeben von W. Li, erscheint demnächst bei Springer, Heidelberg. Siehe etwa Leibniz aus Wien an Sophie, 31. Januar 1714, Hannover, Niedersächsisches Landesarchiv / Hauptstaatsarchiv Dep. 84 A 180 Bl. 652: „Der liebe Gott hat derzeit anscheinend Freude an außergewöhnlichen Ereignissen. Das lässt mich hoffen, Eure Kurfürstliche Durchlaucht trotz Ihrer gegenteiligen Ansicht noch als Königin von England zu sehen. Wenn während meines Aufenthalts hier die Nachricht eintrifft, dass Sie sich bereitmachen, dorthin zu gehen, werde ich die Post nehmen, um dabei zu sein“. Deutsche Übersetzung von Sabine Sellschopp. Eine vollständige deutsche Übersetzung des Briefwechsels zwischen Leibniz und Sophie erscheint demnächst in Göttingen, Wallstein Verlag, übersetzt von Sabine Sellschopp.
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in der Theodizee, zumeist aber, ohne dabei die konkreten Stellen im umfangreichen Opus zu benennen – in dem letzten Schreiben vom 28. August 1716 bezweifelt Leibniz, enttäuscht und wohl auch verärgert, dass Clarke die Theodizee überhaupt gelesen hat. Ferner hofft er, eine Verbreitung der Theodizee würde zu einer Reunion zwischen Lutheranern, Reformierten und der Anglikanischen Kirche beitragen. So ist es kein Wunder, dass ein wichtiges Anliegen im Briefwechsel zwischen Leibniz und Caroline nach deren Übersiedlung nach London die Übersetzung der Theodizee ins Englische darstellt. Anhand zum Teil bisher nicht katalogisierter Quellen (etwa der Sammlung Culemann im Stadtarchiv Hannover) und kritisch-eigenhändiger Transkriptionen der bei Klopp veröffentlichten Brieftexte zeigt Gregory Brown (Houston) in seinem Beitrag „The Theodicy Translation Project and the Leibniz-Clarke Correspondence“, dass die Übersetzung der Theodizee zum einen bereits während Leibnizens fast einmonatigen Aufenthaltes in Herrenhausen vor Carolines Abreise in Erwägung gezogen wurde, und dass das Projekt zum anderen eng mit der beginnenden Auseinandersetzung zwischen Leibniz und Clarke zusammenhing. Durch die Widmung der englischen Ausgabe an die Kronprinzessin hoffte Leibniz nicht zuletzt, sich Carolines Unterstützung im Streit mit Newton zu sichern7. Brown macht auf etwas aufmerksam, das bisher in der Forschung wenig Beachtung fand – nämlich, dass Caroline sicherlich schon bei manchen Gesprächen zwischen Leibniz und Sophie Charlotte im Berliner Schloss Lietzenburg (Charlottenburg) zugegen war und sich insofern mit den Themen der Theodizee auseinandergesetzt hat, also bereits lang vor der Veröffentlichung 1710 in Amsterdam. Der Theodizee oder vielmehr deren Rezeption in England zwischen ihrem Erscheinen und Leibnizens Tod widmet sich auch Lloyd Strickland (Manchester) in seinem informativen und kenntnisreichen Beitrag „The Reception of the Theodicy in England“. Erhellend ist seine Rekonstruktion der vor allem von Leibniz selbst unternommenen Versuche einer Verbreitung seines Werks in England und der Vergleich mit der Situation in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. Anhand zweier Beispiele zeigt Strickland, dass die englische Theodizee-Rezeption zu Leibnizens Lebzeiten eher eine „gemischte“ war: Während die Journale – z. B. die vom französischen Hugenotten Michel de la Roche herausgebenen Memoirs of Literature – durchaus ausführlich und positiv über das Werk berichteten, sei die Reaktion führender Individuen „generally lukewarm“ gewesen. Strickland führt exemplarisch George Smalridge, Bischof von Bristol, an und weist darauf hin, dass die Kritik Smalridges eher Leibnizens Stil in der Theodizee als deren philosophischen bzw. theologischen Thesen gelte (siehe auch die Erstpublikation des Briefes von Smalridge an Caroline vom 4. März 1715). Wie Brown in seinem Beitrag aufzeigt: Beide, de la Roche als auch Smalridge, wurden von Caroline und Leibniz
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Clarke, der ein Jahr nach dem Tod von Leibniz seine Sammlung der Briefe veröffentlichte und das Werk der Kronprinzessin widmete, schreibt: „Der verstorbene gelehrte Herr Leibniz wußte sehr wohl, welch große Ehre und welches Ansehen es ihm verschaffen konnte, wenn jemand vom Rang Ihrer Königlichen Hoheit seine Behauptungen gutheißen würde […]“.
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als mögliche Übersetzer gehandelt – und aus nachvollziehbaren Gründen doch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. Brown wie Strickland weisen auf die ungünstigen Umstände für eine seriöse Auseinandersetzung mit Leibnizens Theodizee in Großbritannien hin (der seit den 90er Jahren anhaltende Plagiatsvorwurf, die Auseinandersetzung mit Samuel Clarke bzw. Isaac Newton, Leibnizens eigene Sorge um eine ungünstige Aufnahme der Theodizee infolge seiner Kritik an William Kings De origine mali). Umso mehr muss Leibniz an einer zügigen Übersetzung seiner Theodizee gelegen gewesen sein. Kritik übte Leibniz auch an englischen Institutionen (und der englischen Verfassung). Die 1660 im Gresham College in London gegründete Royal Society, deren Mitglied Leibniz seit 1673 war, konzentriere sich auf „unfruchtbare Experimenta“ und die „blosse[] Erfindung nützlicher Dinge“ (S. 86); die Freiheit, auf die die Engländer stolz seien, widerspreche, insofern sie auch „eine Freiheit sei, Schlechtes zu tun, einer guten Staatsverfassung“ (S. 103). Durch eine Gegenüberstellung der Beschaffenheit der Royal Society mit Leibniz’ zahlreichen Vorschlägen zu der im Jahre 1700 gegründeten Berliner Sozietät mit Leibniz als Präsident arbeitet Stefan Luckscheiter (Potsdam), anhand zahlreicher Quellenstudien und Archivarbeiten, die Differenzen zweier akademischen Einrichtungen hinsichtlich Zielsetzung, Aufgaben, Finanzierung, Struktur und Personal heraus. So seien die Akademiepläne, im Unterschied zur Royal Society, Leibnizens Ausdruck seines Ideals der guten Ordnung. Und Leibniz hoffe, diese gute Ordnung durch eine Verbindung von Staat und Wissenschaft, Macht und Geist erreichen zu können. Seine Pläne setzten einen starken Fürsten voraus. Dass Caroline in dem Beitrag keine Berücksichtigung fand, ist auf eine nur teilweise umgesetzte Idee des Tagungskonzepts zurückzuführen: Ursprünglich sollte auch Leibniz’ Beziehung zu England generell thematisiert werden. Im den Band abschließenden Beitrag wird Caroline wieder in den Mittelpunkt gerückt. Anhand einiger ausgewählter Porträts aus den Bereichen der Malerei, Grafik, Skulptur und Numismatik analysiert die Kunsthistorikerin Karin Schrader (Bad Nauheim) Carolines bildliche Selbstdarstellung und wirft zugleich einen Blick auf ihr Selbstverständnis als Förderin von Kunst und Wissenschaft. Hochinteressant ist dabei nicht nur Schraders Einordnung der jeweiligen Porträts in die gängige Kunstgeschichte – geradezu verführerisch erscheint ihre Frage, inwieweit der Kontakt zu Leibniz nicht nur Carolines persönliche Entwicklung prägte, sondern eventuell auch ihre mediale Selbstdarstellung beeinflusste. War der Gedankenaustausch mit Leibniz während Carolines Jugendzeit in Lietzenburg und während der Jahre als Kurprinzessin in Hannover mehr als ein Katalysator für die spätere Rolle als Kulturvermittlerin zwischen Großbritannien und Hannover? Schuf er zudem Grundlagen für die Ausformung einer individuellen Ikonographie der Prinzessin und späteren Königin? Inwieweit wurde Caroline in ihrer bildlichen Repräsentanz sowie in ihrem kulturpolitischen Wirken möglicherweise durch den Diskurs mit Leibniz geprägt? Die historisch-kritische Erschließung der Quellen, insbesondere des Briefwechsels Leibnizens in den letzten Jahren seines Lebens steht noch weitgehend aus. Die hier
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im Band präsentierten Ergebnisse und neue Ansätze sind unter diesen Umständen teilweise nur als Zwischenbilanz anzusehen. Sie mögen weitere Forschungen anregen! Es bleibt dem Herausgeber nur noch die Freude, den Autorinnen und Autoren für ihr Mitwirken an dem Workshop zu danken und für die Bereitschaft, ihre Beiträge auszuarbeiten und der Publikation zur Verfügung zu stellen. Sven Erdner (Hannover) hat die Zitate aus LBr und LH verifiziert; Sabine Sellschopp (Berlin/Potsdam) hat ihre Transkription von Leibnizens Brief an Kurfürstin Sophie vom 4. März 1713 zur Verfügung gestellt. Die gesamte redaktionelle Betreuung lag in den bewährten Händen von Simona Noreik (Hannover/Wolfenbüttel). Ihnen allen gilt der besondere Dank des Herausgebers.
W. Li Hannover/Berlin-Waidmannslust, im Oktober 2015
AUF DEM WEG ZUM ENGLISCHEN THRON – DER DIALOG ZWISCHEN CAROLINE VON ANSBACH UND LEIBNIZ IN DEN JAHREN 1704 UND 1705 Von Monika Meier (Hannover)
Es ist ein folgenreiches Jahr für die junge Prinzessin Wilhelmine Caroline, Markgrafentochter aus Brandenburg-Ansbach, in dem sie von Herbst 1704 bis Sommer 1705 weitreichende Entscheidungen trifft: Sie verwirft einen Weg, der ihr die Aussicht auf den spanischen Thron eröffnete und sie später Kaiserin hätte werden lassen, und schlägt jenen ein, auf dem sie als Kurprinzessin von Hannover 1714 Prinzessin von Wales und 1727 Königin von Großbritannien und Irland wird. In diesen für sie bedeutenden Monaten steht Leibniz ihr als Gesprächspartner zur Seite, berät sie hinsichtlich der Unterschiede der christlichen Konfessionen, genießt wie sie ein letztes Mal vor dem Tod der Königin im Februar 1705 im Herbst 1704 den Aufenthalt am Lietzenburger Musenhof Sophie Charlottes und entwirft Briefe, die Carolines Entscheidungen über ihren Lebensweg darlegen. Im Dezember 1704 beginnt, meist im Ton höfisch-galanter Kommunikation, die Korrespondenz, die schon in dieser ersten Phase bis hin zu Fragen der Metaphysik eine Vielfalt von Themen umfasst1.
1. LIETZENBURG, HERBST 1704 – ENTSCHEIDUNG DER CAROLINE VON ANSBACH GEGEN DIE KONVERSION ZUM RÖMISCHEN KATHOLIZISMUS UND DIE EHE MIT DEM HABSBURGER KARL „III.“ VON SPANIEN Das Bild einer schwebenden Krone, wie es bei der Ankündigung der Tagung verwendet wurde, trifft die Situation der 21-jährigen Caroline im Herbst 1704. Die
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Geführt wird diese Korrespondenz bis kurz vor Leibniz’ Tod, mit den bedeutenden späten Briefen aus den Jahren 1715 und 1716, die auch den Rahmen für Leibniz’ Korrespondenz mit Samuel Clarke bilden; zur späten Korrespondenz vgl. besonders G. Brown: „‚[…] et je serai tousjours la même pour vous‘. Personal, Political, and Philosophical Dimensions of the Leibniz–Caroline Correspondence“, in: P. Lodge (Hrsg.): Leibniz and His Correspondents, Cambridge 2004, S. 262–292, und D. B. Meli: „Caroline, Leibniz, and Clarke“, in: Journal of the History of Ideas 60, 3 (1999), S. 469–486.
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Monika Meier
1783 geborene Tochter Wilhelmine Caroline des Markgrafen Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach und seiner Gemahlin Eleonore Erdmuthe Luise von Sachsen-Eisenach stand damals vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Sollte sie ihr lutherisches Bekenntnis aufgeben und zum römisch-katholischen Glauben konvertieren? Die Frage stellte sich, da das Haus Habsburg sie als Braut für Karl, den zweiten Sohn Kaiser Leopolds I., zu gewinnen wünschte2. Dieser war im Vorjahr, im Sommer 1703, in Wien zum spanischen König Karl III. proklamiert worden, als Gegenkönig zu Philipp V. aus dem Haus Bourbon im Spanischen Erbfolgekrieg – dem Krieg zunächst um die spanische Krone. Auf dem anschließenden Zug durch verbündete Territorien des römisch-deutschen Reichs nach Den Haag, von wo aus Karl um die Jahreswende 1703/04 über London auf See auf die Iberische Halbinsel nach Lissabon geleitet wurde, hatte er sich Anfang Oktober für einige Stunden in Weißenfels aufgehalten, um Caroline dort persönlich kennenzulernen3. Sein Onkel Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz war es, der die Verbindung zu Caroline danach aufrechterhielt und sie Ende August 1704, auf dem Rückweg von Wien nach Düsseldorf, in Weißenfels aufsuchte4. Die Reise des Kurfürsten hatte sich verzögert, und unmittelbar nach dessen Besuch brach Caroline an den Hof der preußischen Königin Sophie Charlotte in Lietzenburg auf, noch ohne eine Entscheidung für oder gegen die Konversion getroffen zu haben. Damit sie sich näher über das römisch-katholische Bekenntnis informieren könne, ließ Johann Wilhelm seinen Beichtvater, den Jesuitenpater Ferdinand Orban, gleichfalls nach Berlin reisen. An den europäischen Höfen und in der politisch interessierten „republique des lettres“ war das habsburgische Interesse an Caroline bekannt, und man erwartete deren Entscheidung für die Konversion, auf die die offizielle Brautwerbung hätte folgen können5.
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Zuvor war sie als sehr junges Mädchen schon für Joseph, den ältesten Sohn des Kaisers, im Gespräch gewesen. Dieser hatte sich aber 1698 für Wilhelmine Amalie von BraunschweigLüneburg, die zehn Jahre ältere Tochter des hannoverschen Herzogs Johann Friedrich, des katholischen Bruders Kurfürst Ernst Augusts, entschieden. Wilhelmine Caroline konnte aufgrund ihrer Herkunft die Bewerbung weiterer Prinzen erwarten, vgl. auch A. Hanham: „Caroline of Brandenburg-Ansbach and the ‚anglicisation‘ of the House of Hanover“, in: C. C. Orr (Hrsg.): Queenship in Europe 1660–1815. The Role of the Consort, Cambridge 2004, S. 276– 299. Zu den vorbereitenden Bemühungen um eine Brautwerbung und der Begegnung Karls mit der ansbachischen Prinzessin am 5. Oktober 1703 vgl. R. L. Arkell: „Des Hauses Oesterreich Werben um Caroline von Ansbach, spätere Gemahlin Georgs II.“, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 15 (1938), S. 114–141. Arkell nimmt an, dass es zu dieser Begegnung aufgrund der späten Anreise Kurfürst Johann Wilhelms nicht kam (ebd., S. 120), Leibniz bezieht sich in seinem Bericht aber auf das Zusammentreffen (vgl. unten). Vgl. etwa den Brief Johann Georg Eckharts an Leibniz vom 2. September 1704 (A I, 23 N. 482) und Leibniz’ Korrespondenz mit Josephe Auguste Du Cros im Oktober und November 1704 (A I, 24 N. 33, 64 und N. 64, 124 f. u. 129).
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In dem undatierten Bericht, den Leibniz Anfang November 1704 an den hannoverschen Geheimen Rat Friedrich Wilhelm von Schlitz gen. von Görtz sandte, in deutscher Sprache, da vermutlich auch für die anderen Räte bestimmt, wird die entstandene Situation folgendermaßen umrissen: „Als die Prinzeßin nach Weißenfels zu kommen erbethen worden, und des Churfürsten zu Pfalz Durchl. mit derselben alda selbst gesprochen, ist es sehr weit kommen, wie Sie (die Prinzeßin) dann nicht in abrede, daß des Churfürsten unvergleichliche guthe Manieren sie ganz eingenommen und weiter gebracht, als Sie erst vermeynet, also daß auf des Königl. Preußischen Hofes Zulaßung der Churfürstl. BeichtVater jesuiter ordens mit ihr nach Berlin gereißet, weil man in dem Gedancken gestanden, es wär meist gethan, und in wenig tagen alles zu endigen, da Sie dann weiter nach Dußeldorff gehen wollen. Sie hat auch alhier bald soviel mercken laßen daß nicht mehr sonderlich am außgang zu zweifeln geschienen; daher die so nicht dazu bestellet guthen theils auch nichts dagegen vornehmen wollen, auß furcht keine andere als böse Würckung, nehmlich eine Beunruhigung ihres gemüths nur zu wege zu bringen. Es sollen auch schohn Couriers an gehöhrige orthe abgangen seyn, umb auf den Transport nach Portugal zu gedencken“6.
Im Herbst 1704, bis zum Winterbeginn Anfang November, waren der Hof Sophie Charlottes und eine Reihe von kürzer oder länger zu Besuch weilenden Gästen in Lietzenburg versammelt; zwei Tage vor Caroline war am 27. August Leibniz dort eingetroffen7, einen guten Monat später kam am 1. Oktober 1704 Kurfürstin Sophie mit einem Teil ihres Hofstaats aus Hannover hinzu. Es gab reichlich Gelegenheit zu galanter Konversation, philosophischem Diskurs, musikalischen und Bühnen-darbietungen. Caroline von Brandenburg-Ansbach, die nach dem frühen Tod ihrer Mutter, Witwe des ansbachischen Markgrafen Johann Friedrich und ihres zweiten Gemahls, des sächsischen Kurfürsten Johann Georg IV., im Jahr 1696, damals 13-jährig, von ihren hohenzollerschen Verwandten im Kurfürstentum Brandenburg aufgenommen worden war und längere Zeit am Berliner Hof verbracht hatte, nahm regen Anteil am höfischen Leben, wie es von Sophie Charlotte gepflegt wurde. Die Gegenwart der jungen Frau, die sie in den Vorjahren an Tochter statt um sich gehabt hatte, wurde von der Königin sehr geschätzt8. In diesen Wochen bereicherte Caroline das höfische Leben auch, indem sie gemeinsam mit Luise Dorothea Sophie, Erbprinzessin von Hessen-Kassel und Tochter König Friedrichs I. aus seiner ersten Ehe, konzertierte und in einem „Divertimento musicale“ die Rolle der Nacht neben der der Morgenröte sang, die von Prinzessin Luise vorgetragen wurde9. Das Für und Wider einer Konversion zum römischen Katholizismus zu erwägen, hatte Caroline während dieses Aufenthalts in Lietzenburg im Herbst 1704 reichlich Gelegenheit, und eine Reihe von Gesprächspartnern um sich, die gewiss ein 6 7 8 9
A I, 24 N. 43, 81 f. Vgl. Leibniz’ Brief an Kurfürstin Sophie vom 30. August 1704; A I, 23 N. 475. Vgl. Leibniz’ Korrespondenz mit Königin Sophie Charlotte im November 1703; A I, 22 N. 392 u. N. 396. Vgl. Leibniz’ Brief an Du Cros vom 25. Oktober 1704; A I, 24 N. 33, 64.
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breites Spektrum unterschiedlicher Überlegungen zu bedenken gaben. Leibniz’ oben genanntem Bericht zufolge kamen ihr, nachdem sie anfangs entschlossen zu sein schien, den sich abzeichnenden Weg einzuschlagen, im Oktober zunehmend Zweifel. Sie suchte das Gespräch mit Pater Orban und mit ihm, Leibniz selbst, und sie sprach auch mit Königin Sophie Charlotte und Kurfürstin Sophie, deren Briefe an hannoversche Diplomaten die von Leibniz beschriebenen Phasen bestätigen. In seinem Bericht an Görtz fährt Leibniz fort: „Aber auf einmahl, vor etwa 3 Wochen oder etwas mehr, sind die ersten gedancken starck wieder herfür gebrochen, also daß das Blat sich zu wenden angefangen und endtlich, ohngeacht aller Bemühung des Herrn BeichtVaters, (welcher einer der gelehrtesten und glimpflichsten seines ordens so ich in Teutschland gesehen) die Prinzeßin, da es nun Zeit von dem Lustschloß Lizenburg sich wegzumachen, in einem Schreiben an des Königs zu Preüßen Majestät Sich ercläret, daß alda Zeit und orth ihr nicht zugelaßen zu dem so vorgeweßen sich zu entschließen, und werde Sie also von hier nicht nach Düßeldorff sondern wieder nach Anspach gehen, alda man Sie auch sprechen und Sie alles mit bester Ruhe überlegen könne. Inzwischen scheinet Sie fest in der Negativa, obwohl viele noch daran zweifeln wollen“10.
Caroline wünschte, als ihre Zweifel an dem eingeschlagenen Weg wuchsen, die Entscheidung noch zu verschieben. Sie wurde nun aber von König Friedrich I., ihrem Vormund, gedrängt, sich zum Abschluss ihres Aufenthalts eindeutig zu erklären11. Der König hatte am 31. Oktober an der Feier des Geburtstags von Sophie Charlotte in Lietzenburg teilgenommen, wo auf seinen Vorschlag hin erneut das erwähnte „Divertimento musicale“ aufgeführt worden war. Für Carolines wohl auf diesen Besuch folgendes Schreiben an Friedrich mit ihrem Wunsch, nicht nach Düsseldorf, sondern nach Ansbach zu reisen, ist ein kurzer Entwuf von Leibniz überliefert12. Sie fühle sich noch nicht dazu bereit, in die kurpfälzische Residenz Düsseldorf zu reisen, und wünsche sich eine weitere Bedenkzeit in Ansbach. Dies hielt nun der König für unschicklich. Seiner Antwort an Caroline vom 3. November und einem Gespräch mit ihm, vermutlich am Folgetag, folgte ihre öffentliche Erklärung am 4. November 1704: Sie habe sich entschieden, nicht zu konvertieren, so dass es nicht zu der in Aussicht gestellten Brautwerbung kommen könne. Johann von Besser, Oberzeremonienmeister des Berliner Hofes, notiert in seinen Acta: „Den 4ten November gab die Printzessin von Anspach, die sich seit einigen Wochen zu Lützeburg bey der Königin aufgehalten, Ihre Resolution wegen der längst gesuchten Heyraht mit dem neudeclarirten Könige von Spanien, Carl dem III. von sich, und erklärte sich öffentlich,
10 A I, 24 N. 43, 82. 11 Vgl. Arkell, S. 124. 12 A I, 24 N. 42; der von Leibniz in seinem Bericht an Görtz genannte Brief Caroline von Ansbachs an König Friedrich I. wurde nicht gefunden.
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daß Sie Ihre Religion nicht verendern, und die ewige Krone für eine zeitliche nicht verlieren noch in Gefahr setzen wolte […]“13.
Der englische Botschafter in Berlin, Thomas Wentworth Lord Raby, berichtet am 4. November 1704 dem Staatssekretär Robert Harley in London: „The Princess of Anspach was with the King to tell him in form that she would not purchase a crown at so dear a rate, for she would not change her religion, and his Majesty told me that he answered her that since she had taken that resolution he thought her much in the right and that she would have been the first Princess of his family that was a Roman Catholic“14.
Diese Berichte sind eindeutig und lassen keinen Zweifel mehr daran, dass Caroline von Ansbach den anscheinend vorgezeichneten Weg verlassen hatte und eine Heiratskandidatin für protestantische Prinzen blieb – und dies mit Zustimmung ihres Vormunds Friedrich I., der sich zuvor ebenso mit einer Ehe mit Karl „III.“ einverstanden erklärt hatte. Ihre Entscheidung scheint, wie Leibniz es darstellt, in den letzten Wochen ihres Lietzenburger Aufenthalts Ende Oktober 1704 gereift zu sein: „Inzwischen scheinet Sie fest in der Negativa, obwohl viele noch daran zweifeln wollen“ (vgl. oben), schreibt Leibniz wohl kurz vor der öffentlichen Erklärung nach Hannover.
1.1 Zu inneren und äußeren Motiven der Entscheidung In seinem Bericht an Görtz hebt Leibniz weiter hervor – und es könnte so gewesen sein –, dass Caroline von Ansbach sich mit einer Gewissensentscheidung konfrontiert sah, die sowohl ihren persönlichen Glauben als auch die Rolle betraf, die sie als spanische Königin künftig zu übernehmen hätte – dass Karl nicht spanischer König, sondern nach wenigen Regierungsjahren Josephs I. bereits 1711 Kaiser des römisch-deutschen Reichs werden würde, war damals nicht vorherzusehen, die Perspektive, die sich Caroline eröffnete, war die einer spanischen Königin. Wie Sophie Charlotte es in einem Brief an Johann Caspar von Bothmer, den hannoverschen Gesandten im Haag, am 11. Oktober 1704 drastisch formuliert: „Je crains qu’elle aura bien des remords de conscience, quand elle verra la superstition d’Espagne et les actes de foi où l’on brûle les pauvres juifs“15. Am 23. Dezember 1704 ergänzt sie, auch Berichte Jacob von Wassenaers, des früheren Gesandten der niederländischen Generalstaaten in Berlin, über Portugal hätten ihre Wirkung auf Caroline nicht verfehlt. Leibniz würdigt in dem Bericht die eigenständige Entscheidung, die Caroline von Ansbach getroffen habe: 13 J. von Besser: Schriften, Bd. 3: Ceremonial-Acta, hrsg. von P.-M. Hahn u. a., Heidelberg 2009, S. 198. 14 P.R.O. SP. 90/3 f. 153; zit. nach Arkell, S. 124. 15 R. Doebner: Briefe der Königin Sophie Charlotte von Preußen und der Kurfürstin Sophie von Hannover an hannoversche Diplomaten, Leipzig 1905, S. 57–59, hier S. 58 f., vgl. auch den Brief vom 23. Dezember 1704, ebd., S. 62 f.
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Monika Meier „Wiewohl man auch sonst diese Resolution meist den H. Geistlichen, und den Leuten so umb die Prinzeßin seyn, oder sonst einen großen access bey ihr haben, zuschreiben will; so befinde ich doch, nachdem mit ihrer Durchlt davon zu sprechen sehr offt und viel die Ehre gehabt, daß es ihrer eignen Gemüths Verfaßung und Urtheil hauptsachlich zuzuschreiben. Und ob sie gleich dahin gestellet seyn laßen möchte, ob nicht die meisten Lehren der Römischen Kirche, wie man ihr vorbringen wolle, vernunfftmäßig zu erclären; so kan Sie doch sich noch nicht ermächtigen die practik derselbigen, zumahl wie sie in den Landen dahin Sie begehret wird, anzunehmen. Vermeynet das würde schwehrlich ohne Heücheley und gewißens angst bey ihr abgehen: Und da andere sich etwa finden möchten, so das rechte temperament zu treffen wüsten, so trauet Sie sich doch solches nicht zu. Kan man also wohl mit Wahrheit sagen, daß Sie dergestalt umb Gottes und Gewißens willen, nicht nur Cron und Scepter, sondern auch was bey ihr viel mehr, einen Sie liebenden und Liebenswürdigen Vortrefflichen König ausschläget. Denn die übrige Weltliche Bedencken, als der gefahrlichen Reise, ungewißheit des Ausgangs in Spanien, und dergleichen; thun bey ihr, (so sehr großmüthig,) nichts“16.
Auch er betont, dass weniger die Lehren der Römischen Kirche als die „practik derselbigen“ auf der Iberischen Halbinsel ihr „gewißens angst“ bereitet haben würden, und zwar so sehr, dass sie bereit sei, das Werben eines „liebenswürdigen“ Königs und dessen Krone auszuschlagen. Der Gedanke, dass es auch andere Werbungen um die Hand Carolines geben könne, mag für deren Entscheidung eine gewisse Rolle gespielt haben. So wurde in einem Bericht an den Papst vom 15. November 1704 über Lord Rabys Meldung, dass Caroline sich gegen die Konversion und die spanische Krone entschieden habe, ergänzt, dass der britische Gesandte sie gerne an der Seite des hannoverschen Kurprinzen, des mutmaßlichen künftigen englischen Königs, sehen würde17. Und auch in einem Brief Kurfürstin Sophies an Leibniz vom 22. November 1704, unmittelbar nach ihrer Rückkehr von der Lietzenburger Reise, die sie über die Göhrde im Cellischen geführt hatte, wird diese mögliche Wendung offen angesprochen: „Je trouve que la plus part des gans aplodisent la Princesse d’Ansbach, et Mr le Duc de Cell la souhaita à son petit fils, et je trouve que le Prince aime beaucoup aussi à en entandre parler et me dit[:] je suis bien aise que vous me la souhaités[,] le Conte Plate à qui j’en ay parlé n’y estoit pas contraire, mais ne le souhaita pas si tost afin qu’on ne croit pas que nous aions rompu son mariage“18.
Die Entscheidung Carolines werde allgemein begrüßt, und Kurprinz Georg August freue sich darüber, dass seine Großmutter die Prinzessin nun ihm zur Gemahlin wünsche. Herzog Georg Wilhelm von Celle sähe sie gern an der Seite seines
16 A I, 24 N. 43, 82 f. 17 Archivio Segreto Vaticano. Segreteria di Stato. Germania 241, Bl. 796 vo – 797 ro; für diesen Hinweis danke ich Margherita Palumbo, Rom. 18 A I, 24 N. 80, 152; die Kurfürstin war vermutlich im cellischen Jagdschloss in der Göhrde mit Herzog Georg Wilhelm von Celle zusammengetroffen; bei Hanham, S. 281, wird hier die zeitliche Abfolge der Ereignisse verwechselt.
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Enkels, und auch der hannoversche Geheime Rat und Oberhofmarschall Franz Ernst von Platen sei der Idee einer Ehe Carolines mit dem Kurprinzen gegenüber aufgeschlossen, nur solle man etwas Zeit ins Land gehen lassen, damit kein Zusammenhang zum Scheitern des Habsburger Heiratsplans hergestellt werde. Es ist nicht auszuschließen, dass die Idee der Kurfürstin von Hannover als eine andere denkbare Option für Caroline von Ansbach bereits in Lietzenburg zumindest schon einmal angedeutet worden ist, auch wenn Leibniz in seinem Bericht betont, man habe sich ihr gegenüber zurückgehalten („daher die so nicht dazu bestellet guthen theils auch nichts dagegen vornehmen wollen“, vgl. oben), was dem Wunsch Königin Sophie Charlottes entsprochen haben dürfte. Das Bedauern Kurfürstin Sophies über die in Lietzenburg erwartete Entwicklung war noch in ihrem Schreiben vom 21. Oktober 1704 an Raugräfin Luise zu Pfalz-Simmern zum Ausdruck gekommen: „Were es nach meinem wunsch gangen, hätten I. L. [d. i. Caroline von Ansbach] die Anfechtung nicht gehatt undt unsern hoff gelücklich können machen; es scheint aber, daß es Gott nicht beliebt hatt, mich so gelücklich mit I. L. zu machen; besser werden wir zu Hanover nichts bekommen“19.
Vermutlich blieb dieses Bedauern Caroline von Ansbach nicht ganz verborgen20. Dennoch steht ihre wohlabwägende und Darlegungen aus der Perspektive beider Konfessionen berücksichtigende ausführliche Auseinandersetzung mit einer möglichen Konversion außer Frage.
1.2 Gesprächspartner und Vermittler: Pater Ferdinand Orban S. J. und Leibniz Dem Kurfürsten von der Pfalz sollte die Entscheidung der Prinzessin, so Leibniz’ Rat, diplomatisch übermittelt werden. In seinem Entwurf für das Schreiben Caroline von Ansbachs an Johann Wilhelm vom 6. November 1704 werden keine Gründe für ihren Rückzug ausgeführt, vielmehr wird auf den Bericht verwiesen, den Pater Orban nach seiner Rückkehr geben werde. Für Caroline formuliert Leibniz: „Ich habe vermeynet in stand zu seyn E. Gnaden bald aufzuwarten, aber dero Beichtvater[,] der H. P. Urbanus, wird die Ursachen anzeigen, worumb es nicht geschehen können. Die Zeit über daß wir beyde hier gewesen habe ich mit demselben zum öfftern mit großer Vergnügung und erbauung gesprochen, und muß seine Mühewaltung, und zu mir bezeigte affection sowohl als seinen herrlichen Verstand und vielfaltige Wißenschafft, großen Eifer zu erreichung seines wohlgemeynten zwecks, und nicht geringere moderation in erclärung seiner Meynung
19 Briefe der Kurfürstin Sophie von Hannover an die Raugräfinnen und Raugrafen zu Pfalz, hrsg. von E. Bodemann, Leipzig 1888, N. 301, S. 270 f., hier S. 270. 20 Von dem Versuch aktiver Einflussnahme geht W. H. Wilkins aus (in ders.: Caroline the Illustrious. Queen-Consort of George II. and sometime Queen-Regent. A study of her Life and Time, 2 Bde., London u. a. 1901, hier Bd. 1, S. 28 f.); dagegen führt Arkell Belege an, die die Annahme einer Caroline gegenüber neutralen Haltung Sophies stützen (Arkell, S. 127 f.).
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Monika Meier zum höchsten ruhmen, werde es auch allezeit mit steter hochachtung und sonst bey aller gelegenheit erkennen, und E. Gn. Danck wißen, daß Sie mir zu gefallen dieses treflichen Mannes so lang entbehren wollen“21.
Von der Konversion überzeugen konnte der Jesuitenpater Caroline von Ansbach nicht, Leibniz und sie vertrauten aber darauf, dass dieser ihre Motive in ihrem Sinne wiedergeben werde, Kurfürst Johann Wilhelm wie der kaiserlichen Familie gegenüber. Briefen Johann Wilhelms und der Gräfin Eleonore Barbara von Liechtenstein in Wien, Gemahlin von Karls „III.“ Obersthofmeister, an Caroline zufolge wurde beiden, vermutlich durch Berichte Orbans, der Eindruck vermittelt, Caroline fürchte, sie könne nicht sicher sein, als römisch-katholische Christin ihre Seelenruhe zu finden. Orban hat, so scheint sich damit zu bestätigen, die Motive der Prinzessin in ihrem Sinne umrissen, dies aber möglicherweise so, dass ihre Entscheidung sich als nicht ganz so unumstößlich darstellte, wie sie in BrandenburgPreußen verstanden und durch den englischen Gesandten Raby nach London übermittelt worden war22. Von Seiten Johann Wilhelms wie der Fürstin von Liechtenstein folgte in den nächsten Monaten eine Reihe von Versuchen, Caroline umzustimmen: Die Prinzessin und ihr Bruder wurden zum Karneval 1705 nach Düsseldorf eingeladen, der kurpfälzische Minister Johann Wilhelm von Efferen sprach im Januar vergeblich bei ihr vor, der Einladung sollte nach der ersten Absage durch einen Besuch Herzog Christian Augusts von Sachsen-Zeitz, Bischofs von Raab, Nachdruck verliehen werden, Graf von Efferen sich in Berlin an eine Vertraute Carolines, wohl Henriette Charlotte von Pöllnitz, wenden, und es werden noch im Frühjahr 1705 Briefe des spanischen Kronprätendenten Karl III. an die Fürstin von Liechtenstein an Caroline nach Ansbach weitergeleitet23. Wie die Prinzessin gut einen Monat nach ihrer Rückkehr nach Ansbach an Leibniz schrieb, belasteten sie die weiteren Bemühungen von kurpfälzischhabsburgischer Seite zunächst durchaus: Sie erhalte regelmäßig Briefe von Orban und nehme an, dass das Unwohlsein, unter dem sie über drei Wochen gelitten und von dem sie sich nun erholt habe, mit dessen offenbar fortgesetzten Ausführungen zusammenhinge, berichtet sie am 18. Dezember 1704 an Leibniz24. Und dieser nimmt das Motiv drei Monate später in seiner Antwort vom 18. März 1705 auf:
21 A I, 24 N. 49. 22 Auch der vatikanische Gesandte [in Berlin?] hatte die Verhältnisse für eindeutig gehalten. In seinem Bericht vom 22. November 1704 bezog er sich auf seine frühere Meldung (vgl. oben) und unterstrich seine Skepsis der beabsichtigten österreichischen Brautwerbung gegenüber: „Onde fra speranze uguali di Corone non per anco mature ha preferite le opinioni imbevute col latte a’sentimenti della vera Religione“. Archivio Segreto Vaticano. Segreteria di Stato. Germania 241, Bl. 809ro; auch für diesen Hinweis danke ich Margherita Palumbo, Rom. 23 Vgl. den Brief Orbans an Leibniz vom 1. Januar 1705; A I, 24 N. 151, 257, sowie Arkell, S. 128–137. 24 „Je resois tout les poste des lettre de ce bon Cavallier, je croy que ses discours on beaucoup contripué à l’inquemotité [incommodité] que j’ay eu pandans 3 cemaine don je me trouvez parfaitement retablie“ (A I, 24 N. 136, 236).
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Kaum habe er den Brief über ihre Genesung mit großer Erleichterung zur Kenntnis genommen (im Januar 1705, als er von einer Reise nach Dresden nach Berlin zurückkgekehrt war), habe er schon von einem schweren Rückfall gehört, von dem sie Königin Sophie Charlotte und deren Hofstaat in Kenntnis gesetzt habe. Man erzähle, Kurfürst Johann Wilhelm bemühe sich erneut um sie, unterstützt durch ein Schreiben Karls III. und den Herzog Christian Augusts von SachsenZeitz, der ihr zureden wolle25. Caroline von Ansbach scheint sich von diesen Bemühungen zusehends distanziert zu haben, dem Bischof von Raab wurde keine persönliche Unterredung gewährt, und es ist Henriette Charlotte von Pöllnitz, Erstes Kammerfräulein und Vertraute Sophie Charlottes, mit der Caroline von Ansbach auch über diese Avancen in brieflichem Austausch gestanden zu haben scheint26. Nach der Übermittlung der Lietzenburger Entscheidung Caroline von Ansbachs an Kurfürst Johann Wilhelm im November 1704 wird Pater Orban durch die Prinzessin nicht mehr in Anspruch genommen. Auf das gute persönliche Einvernehmen zwischen ihr, Pater Orban und Leibniz während der gemeinsamen Wochen in Lietzenburg wird aber auch später wiederholt hingewiesen, und in der Korrespondenz zwischen Leibniz und Caroline geht es in den folgenden Monaten um die Beschaffung mathematisch-astronomischer und geodätischer Instrumente aus Paris und London durch Leibniz, die Caroline dem Pater zum Dank für dessen Bemühungen für sein – bereits damals nicht unbekanntes – „Museum“ zukommen lassen wollte27.
25 „Je goustois le plaisir d’apprendre le rétablissement de la santé de V. A. S. par l’honneur de vostre propre lettre lors que je fus frappé de la nouvelle d’une recheute des plus dangereuses, et dont on parloit, comme d’un estat desesperé, où Vous estiés peu differant d’une agonie. On adjoutoit Madame que vous aviés fait dire adieu à la Reine ce qui m’allarmoit extremement. […] On me dit Madame que Mgr l’Electeur Palatin a fait chez vous une nouvelle tentative, soutenu d’une lettre que le Roy d’Espagne vous a ecrite, on adjoute même que l’Eveque de Raab, Prince de Saxe, a pris la peine de vous precher“ (A I, 24 N. 259, 452 f. u. 455). 26 Vgl. Leibniz’ Korrespondenz mit Henriette Charlotte von Pöllnitz, welche sich mit Königin Sophie Charlotte in Hannover aufgehalten hatte und sich danach auch brieflich an Kurfürstin Sophie wandte, im März und Mai 1705 (A I, 24 N. 275, 482 u. 484, u. N. 361, 645), sowie die Erwähnung von Briefen Carolines von Ansbach an von Pöllnitz und Christiane Antonie von Bülow durch Leibniz (18. März 1705, A I, 24 N. 259, 455) und von Pöllnitz (26. Mai 1705, A I, 24 N. 361, 645). 27 Das Museum Pater Orbans befand sich damals in der kurpfälzischen Residenz in Düsseldorf, später konnte Orban hierfür durch seinen Orden einen eigenen Saal, den Orbansaal in Ingolstadt, errichten lassen; heute befindet sich die Sammlung vor allem in den Staatlichen Bayerischen Museen in München (vgl. U. Krempel: „Die Orbansche Sammlung, eine Raritätenkammer des 18. Jahrhunderts“, in: Münchner Jahrbuch der Bildenden Kunst, 3. Folge, 19 (1968), S. 169–184 u. S. Hofmann: „Das Orban’sche Museum in Ingolstadt“, in: A Grote (Hrsg.): Macrocosmos in Microcosmo. Die Welt in der Stube. Zur Geschichte des Sammelns 1450 bis 1800, Opladen 1994, S. 661–677.
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Es ist Leibniz, der die Verbindung zu Ferdinand Orban aufrecht erhält: Von Anfang 1705 bis kurz vor seinem Tod 1716 führt er eine politische und gelehrte Korrespondenz mit ihm, und sobald im Sommer 1705 die Verlobung Carolines von Ansbach mit dem hannoverschen Kurprinzen öffentlich wird, setzt er Orban diplomatisch über die bevorstehende eheliche Verbindung in Kenntnis28. Dieser ist bereits informiert, so lässt sein fast gleichzeitiges Gratulationsschreiben erkennen29, Leibniz dürfte es aber auch um die Darstellung gegangen sein, wie es, und zwar erst seit einer Inkognito-Reise von Kurprinz Georg August im Juni 1705, kurzfristig zu der Verlobung gekommen sei. Und es ist gut vorstellbar, dass Orban diese Geschichte der Verlobung weitergab, die deutlich machte, dass die hannoversche Werbung mit dem gebührenden Respekt für die früheren Bemühungen von Seiten des Hauses Habsburg erfolgt sei. Das gute Einvernehmen, in dem Leibniz und Orban sich seit den Beratungen mit Caroline von Ansbach in Lietzenburg befunden zu haben scheinen, spricht auch aus der Empfehlung, die Leibniz ein weiteres Jahr später im Herbst 1706 im Auftrag Kurfürstin Sophies an Herzog Anton Ulrich von Wolfenbüttel gab, als es um die Konversion von dessen Enkelin Elisabeth Christine ging, die nun die zunächst für Caroline vorgesehene Stelle als Gemahlin Karls „III.“ einnehmen sollte30: „Sollte nun E. Durchlt. […] also zulassen, daß sie [die Prinzessin] vollends nach Römischer art unterwiesen werde: So hält der Churfürstin Durchlt. und (wenn ich das beyfügen darff) auch ich dafür, es würden E. Durchlt. weit und breit keinen Römisch Catholischen Geistlichen antreffen, der die Römische lehre gründtlicher und annehmlicher ercläre und glimpflicher vorstelle, als der H. Pater Orbanus, des Herrn Churfst. zu Pfalz Durchlt. Beichtvater, welches die Churfürstin gegenwärtig zur genüge vernommen und ich selbst ihm nachsagen muß, daß ich ihm ganze stunden mit vergnügen zugehöret, wie er die Prinzessin von Anspach, nunmehr Churprinzessin, von dieser Sach unterhalten, und theils seine lehre gar nicht tadeln können, theils seine erclärung also beschaffen befunden, daß wenigstens nichts unleidentliches oder verdamliches darunter zu spüren gewesen“31.
Bei den ausführlichen Gesprächen zwischen Caroline von Ansbach und Pater Orban im Herbst 1704 war Leibniz demnach wiederholt zugegen gewesen. Caroline hatte sich fundiert und, den Zeugnissen zufolge, von beiden Seiten ausführlich beraten, mit dem römischen Katholizismus und dem lutherischen Protestantismus auseinandergesetzt. Sie fand bei Orban und Leibniz, die ihr für ihre Fragen zur Verfügung standen, vermutlich teils unterschiedliche Antworten bzw. Ausführungen zu theologischen Problemstellungen und so gewissermaßen einen weit
28 A I, 24 N. 460, überliefert als Konzept auf demselben Bogen, auf dem Leibniz das Gratulationsschreiben an Caroline (A I, 24 N. 459) entwarf. 29 A I, 24 N. 452. 30 Elisabeth Christine von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel konvertierte am 1. Mai 1707 in Bamberg und wurde 1708 mit Karl „III.“ vermählt. 31 Brief vom 2. November 1706; Klopp IX, 239 f.
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geöffneten Reflexionsraum32. Hier wurden so auch die Grundsteine für ihr späteres kirchenpolitisches Handeln als Königin von England gelegt33. Rückblickend auf die Lietzenburger Gespräche umreisst Leibniz wiederum im Bericht an Görtz von Anfang November 1704, die bereits zitierten Passagen einleitend, seine eigene Rolle: „Nachdem der Prinzeßin von Anspach Durchl. Berathschlagung alhier sich in eine Zurückziehung geendiget; habe ich wegen der Neü- und Wichtigkeit der Sach davon bericht zu erstatten nicht ermanglen wollen, zumahl ich guthe Kundschaft von dem ganzen Verlauff habe, und zu lezt beyderseits gebrauchet worden, daß man in guthen von einander gehen möchte“34.
Er sei „beyderseits gebrauchet worden“, um dabei zu helfen, „daß man in guthen von einander gehen möchte“. Die einmal getroffene Entscheidung sollte so vermittelt werden, dass keiner der Beteiligten, auch nicht Kurfürst Johann Wilhelm oder die vom Ausgang der Gespräche betroffenen fürstlichen Häuser, Schaden litt. Sofern dies möglich war, scheint es gelungen zu sein, und offenbar blieb das Verhältnis der zwei bzw. mit Leibniz drei in Lietzenburg Disputierenden unbeschädigt. In die damals getroffene und danach wohl trotz der weiteren Bemühungen von kurpfälzischer Seite nicht mehr in Frage gestellte Entscheidung Carolines von Ansbach gegen eine Konversion werden neben religiösen bzw. konfessionsbezogenen auch politische und pragmatische Erwägungen hineingespielt haben. Als damals einundzwanzigjährige Prinzessin scheint sie aber die Freiheit gehabt zu haben, selbst über ihren weiteren Lebensweg zu bestimmen. Ihre Situation stellt sich aus heutiger Sicht so dar, als hätten weder ihr achtzehnjähriger Bruder Wilhelm Friedrich, seit kurzem regierender Markgraf in Ansbach, noch ihr Vormund Friedrich I. ihr Erwartungen entgegengebracht, die ihre Entscheidungsfreiheit eingeschränkt hätten. In dieser Situation hat Caroline bei verschiedenen Personen Rat gesucht und gefunden, und der Austausch mit Leibniz erlangte dabei besondere Bedeutung. Leibniz stand ihr zur Seite, wenn sie über die Unterschiede der christlichen Konfessionen nachdachte und zu befinden hatte. Darüber hinaus beriet er sie, als es Anfang November darum ging, die notwendigen Briefe aufzusetzen, ob an König Friedrich I. oder Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz. Über
32 Im Zusammenhang der Lietzenburger Gespräche könnten Leibniz’ Ausführungen über die Lehre und Praktiken der römisch-katholischen Kirche, Hannover GWLB LH I 7, 5 Bl. 117–121, möglicherweise zudem Anmerkungen über das Glaubensbekenntnis der Römischen Kirche, (ebd., Bl. 136–137), entstanden sein. 33 Vgl. St. Taylor: „Queen Caroline and the Church of England“, in: Ders./R. Connors/C. Jones (Hrsg.): Hanoverian Britain and Empire. Essays in Memory of Ph. Lawson, Woodbridge 1998, S. 82–101. 34 A I, 24 N. 43, 81.
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dem Konzept für das Schreiben an den Kurfürsten vom 6. November 1704 hat Leibniz notiert: „Schreiben der Prinzeßin von Anspach an Chur Pfalz bey des P. Urbani abreise von Lizenburg bey Berlin; so ich entworffen, weil die Prinzeßin niemand bey sich gehabt, so ihr daran an hand gehen können“35.
Wie die Entscheidung, die Caroline getroffen hatte, nach allen Seiten am besten zu vermitteln sei, dürfte die Prinzessin intensiv mit Leibniz beraten und dessen Erfahrungsschatz in höfischer Diplomatie dankbar in Anspruch genommen haben. In diesen Wochen im Herbst 1704 konnte ein Vertrauensverhältnis entstehen, das sich auch später bewährte.
2. GALANTE KOMMUNIKATION UND METAPHYSISCHE REFLEXION – TONLAGEN UND THEMEN DER KORRESPONDENZ ZWISCHEN CAROLINE VON ANSBACH UND LEIBNIZ BIS ZU DEREN HOCHZEIT MIT DEM HANNOVERSCHEN KURPRINZEN GEORG AUGUST AM 2. SEPTEMBER 1705 Caroline und Leibniz zählten in den Jahren vor dem Tod der preußischen Königin Sophie Charlotte zu den Personen in deren näherem persönlichen Umfeld. Sie hatten Teil an der besonderen Kultur des intellekuell wachen und an künstlerischen wie philosophischen Neuigkeiten interessierten „Musenhofes“ in Lietzenburg. Dies prägt die seit Dezember 1704 geführte Korrespondenz36. In seinem ersten Brief an Caroline von Ansbach vom 3. Dezember 1704 knüpft Leibniz im Stil höfisch-galanter Kommunikation an die gemeinsam in Lietzenburg verbrachten Wochen an: „Le depart de V. A. S. nous a laissé des idées si tristes, qu’on n’a pas encor pû les effacer. Ayant esté long temps sans apprendre des nouvelles de vostre arrivee nous avons fait au Roy d’Espagne l’honneur de croire qu’estant jeune, brave et amoureux, il se seroit peutestre mis en embuscade comme quelque heros de la table ronde pour vous enlever Madame […] Dieu veuille rendre et conserver tousjours une santé parfaite à V. A. S. et vous recompenser par des pensées les plus joyeuses du monde de ces reflexions que vous avés essayées Madame durant quelques mois“37.
Kurfürstin Sophie und er nähmen von vielen Seiten große Zustimmung zu der Gewissensentscheidung wahr, die sie getroffen habe, Herzog Anton Ulrich wolle sie gar „incognito“ in seinem Roman „Octavia“ auftreten lassen38.
35 A I, 24 N. 49, 92. 36 Frühere Briefe sind nicht überliefert. Dass die eigentliche Korrespondenz mit Leibniz’ erstem Brief an Caroline nach dem Aufenthalt in Lietzenburg im Herbst 1704 beginnt, ist auch inhaltlich wahrscheinlich. 37 A I, 24 N. 107, 197.
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Die in Leibniz’ Brief vom 3. Dezember folgende Umschreibung Orbans als „Baron de Ste Marie“ nimmt Caroline in ihrer Antwort vom 18. Dezember 1704 auf und entwickelt das Bild weiter: Nachdem sie den wohlmeinenden Unterrichtungen des Mr de Ste Marie nicht gefolgt sei, werde Karl sich wohl kaum noch um sie bemühen. Dass Herzog Anton Ulrich sie in seinen Roman versetzen wolle, freue sie sehr – „vous verez qu’avec le temps l’on me fera voir sur la sene avec Mr Snt Marie où je me tefanterez [défenderay] en mervellyé“39. Mit Mitteln der literarischen Fiktion, in einer vorstellbaren Komödie auf der Bühne bzw. in einer möglichen Episode in der „Octavia“ Herzog Anton Ulrichs, wird hier gespiegelt und durchgespielt, was als fortgesetzte Werbung um Caroline von kurpfälzisch-habsburgischer Seite durchaus noch reale Bezüge hatte und der Prinzessin weiterhin Entscheidungen abverlangte, auch wenn die grundsätzliche in Lietzenburg bereits getroffen war. Dass diese Mittel den Korrespondierenden bereits in ihren ersten Briefen zur Verfügung standen, dürfte auf die gemeinsam in Lietzenburg verbrachte Zeit der vergangenen Jahre zurückzuführen sein – eine Zeit, in der Schauspieler und Sängerinnen aus Italien ebenso auf der Bühne des Hoftheaters standen wie hohenzollersche Prinzessinnen oder Kammerdiener der Königin Sophie Charlotte40. Leibniz’ Antwort – die Caroline auf dem Postweg im Frühjahr 1705 nicht erreichte – ist der bekannte Brief vom 18. März 1705, nach dem Tod von Sophie Charlotte am 1. Februar des Jahres, der Trauer und Trost reflektiert. Leibniz weist Caroline darin einen imaginären Platz als Gesprächspartnerin für sich zu, neben Kurfürstin Sophie und der verstorbenen Königin, und er erinnert an die in Lietzenburg entwickelte Metaphysik – seine Metaphysik, die ihm durch das Verständnis Sophie Charlottes weiter erhellt worden sei. Sie wird gewissermaßen als Vermächtnis der Königin und Grundlage des weiteren Dialogs mit Caroline aufgerufen. Leibniz beginnt sein Schreiben, für ihn ungewöhlich, sehr persönlich – er sei bereits in Sorge um Sophies und Carolines Gesundheit gewesen, als ihn wie ein Schlag – „par un coup des plus impourveus et des plus terrassans“ – die Nachricht vom Tod Sophie Charlottes getroffen habe: „Voilà les trois personnes de la terre parmy celles de vostre sexe non seulement que j’honnorois infiniment avec tout ce qu’il y a de gens raisonnables et informés mais encor que je cherissois le plus, et dont les bontés m’ont donné et me promettoient la plus grande satis-
38 Eine entsprechende Stelle nicht gefunden; für die Auskunft danke ich Maria Munding, Wolfenbüttel. 39 A I, 24 N. 137, 236; die Verwechslung von Konsonanten wie die von d und t oder b und p deutet auf Carolines fränkische Herkunft und Mundart. 40 Vgl. den Ausstellungskatalog der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in BerlinBrandenburg: Sophie Charlotte und ihr Schloß. Ein Musenhof des Barock in BrandenburgPreußen, hrsg. von G. Bartoschek u. a., München 1999.
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Monika Meier faction du monde, devenues tout d’un coup l’objet de la plus cuisante douleur et de l’apprehension la plus vive“41.
Er gibt die Nachrichten wieder, dass die Königin äußerlich und innerlich ruhig gestorben sei: „[…] qu’elle est morte avec un merveilleux serein d’esprit, et avec des grands sentimens d’une tranquillité d’ame resignée aux ordres de la supreme providence“. An Caroline gewandt fährt er fort: „C’est ce que je juge tres essentiel et je crois que V. A. S. m’a fait l’honneur à Luzenbourg [de] vouloir entendre et de ne pas rejetter mes sentimens sur la vraye pieté, qui demandent cette resignation“42.
Leibniz thematisiert seine Haltung dem Tod Sophie Charlottes gegenüber ähnlich wie in dem Poem „Der Preußen Königin verlässt den Kreis der Erden“, von dem nicht bekannt ist, dass er es je einer anderen Person gezeigt hätte43. Er entwickelt seine Vorstellung von der göttlichen Vorsehung und den göttlichen Vollkommenheiten, der Vereinbarkeit von Vernunft und Glauben44, letzteres ähnlich wie später im „Discours préliminaire“ zur „Theodizee“45, und von der „pieté“ als persönlicher Haltung im Einklang mit dieser Metaphysik. „Je me suis souvent entretenu avec la Reine sur ce grand principe de la pieté, du contentement et de la beatitude, il m’a paru qu’elle l’a gousté et même que sa merveilleuse penetration le luy a fait mieux concevoir que je ne le pouvois exprimer. Cette resignation d’un esprit, tranquille et content de son Dieu, a eclaté dans ses paroles et même dans ses yeux et gestes jusqu’au dernier moment de sa vie“46.
Auch wenn Caroline von Ansbach diesen Brief nicht erhielt und die Korrespondenz bis zum Sommer 1705 weniger philosophisch fortgeführt wird, schloss der Dialog mit ihr weiterhin metaphysische Fragen und deren Thematisierung in sehr persönlichem Ton ein, wie wenige Monate nach der Eheschließung mit Kurprinz Georg August und ihrer Übersiedlung nach Hannover im September 1705 der – ebenfalls bekannte – Brief vom Februar 1706 über das Purgatorium bezeugt47. Die Rolle Carolines von Ansbach, die Leibniz für sich in einer Position an der Seite Kurfürstin Sophies und Königin Sophie Charlottes beschrieb, kommt in den 41 A I, 24 N. 259, 453. 42 Ebd. 43 Zu Leibniz’ Epicedium vgl. U. Steiner: Poetische Theodizee. Philosophie und Poesie in der lehrhaften Dichtung im achtzehnten Jahrhundert, München 2000. 44 Zwei kurze, aber für das Thema nicht unbedeutende Passagen des Briefs wurden in der Ausgabe von O. Klopp (wie Anm. 31, S. 117 u. 118) nicht mitgedruckt (im Folgenden durch Kursivierung hervorgehoben): 1. „Je suis persuadé non pas par des conjectures legeres, mais par des demonstrations necessaires, que tout est reglé par une Substance […]“, und 2. „ceux qui reconnoissent et goustent ces perfections divines et la justesse, justice et beauté accomplies en tout ce qui plaist à Dieu […]“ (A I, 24 N. 259, 453 u. 454). 45 [G. W. Leibniz]: Essais de Theodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l’homme et l’origine du mal, Amsterdam 1710. 46 A I, 24 N. 259, 455. 47 Klopp XI, S. 4–5; Druck in A I, 25.
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mit Sicherheit gewechselten Briefen ebenfalls zur Sprache. Der erste Brief der Prinzessin nach dem Tod Sophie Charlottes, Ausdruck ihrer Trauer und Kondolenz für Leibniz, ist noch dunkel gestimmt: „[…] le Ciel chalou de notre bonheur nous vien d’anlever notre adorable Reine, le coups fadalle m’a plongée dans une afliction mordelle, et il y a rien qui me puise consoller que l’esperance de la suivere de prét; je vous plaint de tout mon Coeur Monsieur, c’este perte est pour vous inreparable“48.
Die Briefe der folgenden Wochen nehmen einen zunehmend heiteren Ton an. Leibniz antwortet auf dieses Schreiben Carolines, die dramatische Formulierung aufnehmend, dass sie darauf hoffe, der Königin bald in den Tod folgen zu können, mit einer humorvollen Wendung, die wiederum auf sein künftiges Verhältnis zu der Prinzessin abzielt: „[…] mais tant que V. A. S. n’ira pas trop loin je me flatteray d’avoir une patronne digne de succeder à la Reine dans la possession des meubles plus pretieux que moy“49.
Die Leichtigkeit der höfischen Konversation wird wiederhergestellt, Caroline von Ansbach antwortet entsprechend: „[…] vous me fladoit d’une manniyer sy obligeant Monsieur dans votre lettre qu’assurement il ne fautrais avoir plus d’amour propre pour que sa ne feit pas tout le plaisir que sa m’a fait, en le liseant, vous avez la bonté de me dire qu’an qu’elque maniyer vous retrouverais en moy se que vous avez pertu en la feu Reine, je vous avouee Monsieur que sa m’a fait innefiniment du plaisir, mais quand je consider les grande calidée de notre adorable Reine et le peu que j’an ayée je trouvez que cela est inpossible […]“50.
Bis zum Sommer 1705 geht es weiter um das oben genannte Geschenk für Pater Orban, um eine kleine Sonnenuhr, die dieser Kurfürstin Sophie vermachte, um Leibniz’ biographischen Beitrag für Bischof Ursinus’ Leichenpredigt für Sophie Charlotte zur Beisetzungsfeier in Berlin am 28. Juni51, um den Austausch von Prinzessinnen-Porträts zwischen Ansbach und Hannover, von Caroline und Sophie Dorothea52, und um Politik: die Frage, wer Beichtvater des neuen Kaisers Joseph I. werde, eine Frage, die gewiss auch Pater Orban interessiere, oder den 48 49 50 51
Caroline von Ansbach an Leibniz, 2. April 1705; A I, 24 N. 283, 503. Leibniz an Caroline von Ansbach, [9.] Juni 1705; A I, 24 N. 383, 684. Caroline von Ansbach an Leibniz, 18. Juni 1705; A I, 24 N. 404, 718. Vgl. Christ-Königliches Trauer- und Ehren-Gedächtnüs der weyland Allerdurchlauchtigsten Großmächtigsten Fürstin … Sophien Charlotten, Königin in Preußen, Marggräffin und Churfürstin zu Brandenburg … Als dieselbe am 1. Febr. 1705. zu Hannover … entschlaffen. Und darauf den 28. Junii mit Königl. Solennitäten in die Königl. und Churfürstliche Grufft der Dohm-Kirche in Berlin beygesetzet worden, Cölln an der Spree [1705], S. 1–40. 52 Bei dem Portrait Carolines handelt es sich wahrscheinlich um das Ölgemälde von Johann Carl Zierl von 1704, GÖTTINGEN Staats- u. Universitätsbibl. Kunstgeschichtliches Seminar Inv. 210; vgl. K. Schrader: „‚She scorn’d an Empire for Religion’s sake‘ – Zu einem Jugendbildnis der Caroline von Ansbach, Königin von England“, in: S. Roggendorf/S. Ruby (Hrsg.): (En)gendered: Frühneuzeitlicher Kunstdiskurs und weibliche Porträtkultur nördlich der Alpen, Marburg 2004, S. 136–152, Abb. des Portraits S. 13; vgl. auch den Beitrag von Schrader in diesem Band. Das Portrait von Kurprinzessin Sophie Dorothea wurde nicht identifiziert.
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Einsatz des in Lietzenburg geschätzten französischen Diplomaten Pierre Puchot des Alleurs auf Seiten der Ungarn im Aufstand gegen die Habsburger Monarchie. Caroline vermittelt zudem mit einem Brief Conrad Henflings den Beginn von Leibniz’ Korrespondenz mit diesem, u. a. zu Fragen der Musiktheorie53. Die Verlobung mit dem hannoverschen Kurprinzen Georg August Ende Juli 1705, die Wahl der anderen Krone, die jedenfalls seit Ende 1704, wenn auch nicht gleich sichtbar, über Carolines Haupt schwebte, ist Anlass für Leibniz’ Gratulation: Nun da alles öffentlich sei, dürfe auch er sich unter diejenigen reihen, die ihrer Freude Ausdruck verleihen, für ihn sei es die erste, die seinen Schmerz über den Tod Sophie Charlottes lindere: „La premiere nouvelle capable d’addoucir la douleur que j’ay tousjours ressentie depuis la mort de la Reine“54. Schon lange habe man seitens Hannovers (und Celles) auf diese Entwicklung gehofft, doch der Kurprinz habe mit seiner Inkognito-Reise im Juni, als er Caroline und deren Bruder in der ansbachischen Sommerresidenz Triesdorf begegnet war, selbst die Möglichkeit erhalten müssen, seine Wahl zu treffen. Indem Leibniz hier auf den Tod Königin Sophie Charlottes Bezug nimmt, klingt erneut die Vorstellung einer möglichen Nachfolge an: Das Gespräch mit Caroline könnte für ihn eine ähnliche Bedeutung erlangen wie das frühere mit Sophie Charlotte. Gleichzeitig erinnert er an das vergangene Jahr und die damalige Entscheidung Carolines im Herbst 1704, und damit auch an den Stellenwert, den die früheren Gespräche am Hof Sophie Charlottes, in der offenen und vielseitig interessierten Atmosphäre Lietzenburgs, bereits hatten. Dritten gegenüber übernimmt Leibniz es, das große Ereignis dieser hannoversch-ansbachischen Verlobung diplomatisch zu vermitteln, besonders dort, wo es empfindlich aufgenommen werden könnte, wie am kurpfälzischen Hof in Düsseldorf55. Der Briefwechsel mit Caroline von Ansbach wird vor allem dann fortgeführt, wenn die Korrespondenzpartner sich nicht am selben Ort aufhalten: sporadisch in den folgenden Jahren, intensiv, als es 1714 um den Thronwechsel in England geht und Leibniz sich noch in Wien aufhält, und nach der Übersiedlung des kurfürstlichen, fortan königlichen Hofes im Herbst 1714 nach London, während Leibniz in Hannover blieb. Rückblickend erscheinen besonders die Wochen im Herbst 1704 als eine Zeit, in der ein persönliches Vertrauensverhältnis zwischen Caroline von Ansbach und Leibniz entstehen und sich bewähren konnte, noch bevor die eigentliche Korrespondenz einsetzte. Diese schließt auch in den späteren Jahren das Nachdenken
53 Vgl. Der Briefwechsel zwischen Leibniz und Conrad Henfling, hrsg. von R. Haase, Frankfurt a. M. 1982. 54 Leibniz an Caroline von Ansbach, 30. Juli 1795, A I, 24 N. 459, 827; am Sonntag, den 26. Juli 1705 war die Verlobung vom 23. Juli, die sich umgehend an anderen Höfen herumsprach, in Hannover öffentlich bekanntgegeben worden. 55 Leibniz an Ferdinand Orban, 30. Juli 1705; A I, 24 N. 460 (vgl. oben).
Auf dem Weg zum englischen Thron
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über die Differenzen unter den christlichen Konfessionen und die Kirchenunion ebenso ein wie die metaphysische Reflexion und politische Diskussionen der Höfe. In ihr wirken die Impulse der Gespräche, musisch-künstlerischen und intellektuellen Kultur des Lietzenburger Musenhofes nach, wie die 1705 verstorbene Königin Sophie Charlotte sie geprägt hatte.
DIE HANNOVERSCHE SUKZESSION VON 1714: LEIBNIZ IM WIENER ABSEITS? Von Regina Stuber (Hannover)
1. LEIBNIZ’ PLÄNE FÜR WIEN „Vous jugés equitablement“, schreibt Leibniz im Januar 1714 aus Wien an Matthias Johann von der Schulenburg1, einen langjährigen Vertrauten, „des raisons qui m’ont porté à un changement[.] Il semble que c’est un peu tard: mais pourveu que la santé subsiste passablement, j’espere que je m’en accommoderay“2. Leibniz hatte ernsthaft daran gedacht, in Wien sesshaft zu werden. Die Stelle eines Reichshofrates war, aus Proporzgründen, auch für einen Protestanten möglich3 –, und, wie Leibniz gegenüber Schulenburg deutlich macht, hatte er hierfür das ausdrückliche Einverständnis des Kaisers. Seine Situation in Hannover erschien ihm nicht nur unerfreulich, sie war für sein Selbstverständnis nicht mehr akzeptabel: „comme un homme de mon humeur n’est pas agreablement quand on ne luy en donne point; il est permis de chercher ailleurs ce qui contente“. Der Plan für eine erneute Wienreise4 dürfte im Frühjahr 1712 gefasst worden sein. Herzog Anton Ulrich, der sich im Januar 1712 anlässlich der Kaiserkrönung 1
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Matthias Johann von der Schulenburg, ein langjähriger Korrespondent von Leibniz, stand bis 1711 als General in sächsischen Diensten und sollte nach mehreren Jahren der Suche nach einer passenden Anstellung erst im Oktober 1715 in venezianische Dienste treten. Leibniz an M. J. von der Schulenburg vom 6. Januar 1714 (Berlin Staatsbibl. Preuß. Kulturbesitz MS Savigny 38 Bl. 78–79). Diese und größtenteils die folgenden Briefstellen werden, gegebenenfalls geringfügig modifiziert, zitiert nach: www.gwlb.de/Leibniz/Leibniz-Archiv/ Veröffentlichungen/Transkriptionen.pdf (eingesehen am 15. Januar 2015). Von den 18 Reichshofratsstellen waren 6 für Protestanten vorgesehen. Dieser vorgesehene Proporz wurde nicht immer eingehalten. Kaiser Karl VI. erhöhte per Dekret vom Mai 1714 nicht nur die Besoldung der 18 Reichshofräte, auch die zahlreichen reinen TitularReichshofräte erhielten nun eine Pension. Zu ausführlichen Informationen vgl. M. Faak: Leibniz als Reichshofrat, Diss. an der Humboldt-Universität, Berlin, 1966, vgl. insbesondere S. 12–16. Leibniz hielt sich ‚inkognito‘ zuletzt 1701 in Wien auf. Diese geheim gehaltene Wienreise wurde erst vor kurzem bekannt, vgl. hierzu: S. Sellschopp: „Eine kleine tour nach Hamburg incognito“: zu Leibnizʼ Bemühungen von 1701 um die Position eines Reichhofrats, in: Studia Leibnitiana, Bd. 37 (2005), 1, S.68-82.
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Karls VI. in Frankfurt am Main aufgehalten hatte, war es gelungen, die von Leibniz lang ersehnte Ernennung zum Reichshofrat durch den Hofkanzler Philipp Ludwig Wenzel von Sinzendorf zu erwirken. Wie Leibniz allerdings von Sinzendorf erfuhr5, bezog sich die Ernennung ausschließlich auf den Titel und nicht auf einen Sitz im kaiserlichen Hofrat – wie er ursprünglich angenommen hatte6. Dass Leibniz davon überzeugt war, die Aufwertung eines reinen Titels in ein Amt nur vor Ort, also in Wien, regeln zu können, zeigt beispielsweise ein Brief7 vom Juni 1712 an seinen langjährigen Korrespondenzpartner Franz Anton von Buchhaim, Bischof von Wiener Neustadt. Leibniz erwähnt, wenngleich noch ohne konkrete Zeitangabe, seine Absicht, nach Wien zu reisen, um die Angelegenheit zu regeln, die er von Sinzendorf erfahren habe. Offenbar ging Leibniz davon aus, dass Buchhaim davon Kenntnis hatte. Konkret dürfte der Plan einer Wienreise spätestens im September 1712 geworden sein, als Leibniz über den russischen Gesandten Hans Christian von Schleinitz die Möglichkeit einer Audienz beim Zaren erhielt8, der sich zu diesem Zeitpunkt in Karlsbad aufhielt. Leibniz selbst befand sich in Wolfenbüttel, der hannoversche Kurfürst hatte die Absicht, für mehrere Tage zur Jagd aufzubrechen, und ließ Leibniz über Eckhart mitteilen (27. September), dass er ihn zuvor noch sprechen möchte9. Leibniz ignorierte diesen Wunsch. Er wandte sich stattdessen am 27. September mit einem besonderen Anliegen an Rudolph Christian von Imhof10, wolfenbüttelscher Geheimrat, Diplomat und seit 1707 zugleich im Dienste der Kaiserin Elisabeth Christine (der Enkelin des Herzogs Anton Ulrich) stehend. Imhof weilte, wie die Kaiserin selbst, in Barcelona. Leibniz bat nun Imhof, bei der Kaiserin für ihn einzutreten, dass ihm aufgrund seiner Verdienste für das Reich nicht nur der Titel eines Reichshofrates zuerkannt würde, sondern auch ein Sitz im kaiserlichen Hofrat, d. h. ein Amt. Denn, wie Leibniz sich gegenüber Imhof äußert: „un titre ne me serviroit gueres“. Ein entsprechender Entwurf für ein Empfehlungsschreiben, das die Kaiserin ihrem Gemahl nach Wien schicken könnte, war beigelegt. Leibniz kündigt in seinem Brief an Imhof seine bevorstehende Reise nach Karlsbad an (ohne den Zaren zu erwäh5
Ph. L. W. von Sinzendorf an Leibniz vom 2. April 1712 (LBr 867 Bl. 2–3). Vgl. auch die Erwähnung bei Faak, S. 58. 6 Leibniz an Herzog Anton Ulrich vom 10. Februar 1712 (LBrF 1 Bl. 140): „und glaube wohl, es werde die Sach nicht ohne wurckligkeit seyn“. Vgl. auch Leibniz an Ph. L. W. von Sinzendorf vom 30. Juni 1712 (LBr 867 Bl. 5). 7 Leibniz an Franz Anton von Buchhaim vom [16. Juni 1712] (LBr 95 Bl. 172): „Je pourray bien faire un jour un tour à Vienne sur ce que M. le Comte de Sinzendorf m’a fait savoir“. Die Datierung des Briefes erschließt sich aus der zugehörigen datierten Beilage. 8 H. Chr. von Schleinitz kündigt bereits in seinem Schreiben an Leibniz vom 22. September 1712 (LBr 812 Bl. 13–14) die Möglichkeit einer Audienz beim Zaren an. In seinem Schreiben vom 28. September 1712 (LBr 812 Bl. 20–21) erhält Leibniz die Einladung: „Sa Majesté Czarienne m’a ordonné de vous faire scavoir Monsieur, qu’elle vous veut parler et que vous avés à vous preparer pour aller joindre Sa Majesté au Carlsbad“. 9 J. G. Eckhart an Leibniz vom 27. September 1712 (LBr 228 Bl. 574). 10 Leibniz an R. Chr. von Imhof (und für Kaiserin Elisabeth Christine) vom 27. September 1712 (LBr 450 Bl. 54–55).
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nen) und die damit verbundene Möglichkeit, nach Wien weiterreisen zu können. Bemerkenswert ist, aus welchem Selbstverständnis heraus er seine Forderung formuliert: „je crois d’avoir droit d’esperer quelque chose de plus“. Er spricht von seinen historischen Entdeckungen („decouvertes considerables“), die er aufgrund seiner Quellenforschung für die Welfengeschichte gemacht hatte und die gerade für die Politik des Reiches von großem Gewinn wären. Leibniz erwähnt in diesem Zusammenhang die historischen Ansprüche des Reiches auf die Toskana, deren Entdeckung er für sich in Anspruch nimmt. Nach seiner Vorstellung sollte die Bekleidung eines Amtes als Reichshofrat in keinem Widerspruch zur hannoverschen Stellung stehen. So heißt es in dem Entwurf für die Kaiserin: „doch dass er [Leibniz] dem Hause Braunschweig (wenn es immer thunlich) deswegen nicht ganzlich entrißen würde“11. Dass es Leibniz durchaus Ernst war, zwei Dienstherren einvernehmlich zu dienen, belegen zahlreiche Briefe. Dennoch ließ sich Leibniz einen Monat Zeit, bis er Bernstorff (und damit auch dem Kurfürsten) mitteilte – immer noch von Wolfenbüttel aus –, dass er die Absicht habe, dem Zaren in Karlsbad seine Aufwartung zu machen und dass er die Gelegenheit für eine Kur nutzen werde12. Der erwähnte Brief an Imhof macht im Übrigen deutlich, dass sich Leibniz mit seiner Bitte um ein Empfehlungsschreiben für den Kaiser erst über Imhof an die Kaiserin gewandt hat, bevor er mit der gleichen Bitte an Anton Ulrich herantrat13. Den Herzog bittet Leibniz darüber hinaus um ein Empfehlungsschreiben für seine Audienz beim Zaren, nach Möglichkeit verbunden mit einem diplomatischen Auftrag. Er gibt noch zu verstehen, dass er seine Absicht, bis nach Wien zu reisen, geheim halten möchte. Anton Ulrich kommt den Wünschen entgegen. Leibniz erhält den Auftrag, zwischen dem Zaren und dem Kaiser entstandenes Misstrauen abzubauen. Wie wir aus Leibniz’ Brief für Karl VI. vom 18. Dezember 1712 wissen, war der Zar diesem Unterfangen gegenüber nicht abgeneigt und überreichte Leibniz ein entsprechendes Empfehlungsschreiben für den Kaiser – um Geheimhaltung war gebeten worden14. Wie sehr Leibniz darauf Wert legt, seine geplante Wienreise vor dem hannoverschen Hof geheim zu halten, belegen folgende zwei Schreiben von Ende November aus Dresden, wohin Leibniz zusammen mit dem Zaren gereist war. Gegenüber seinem Gehilfen in Hannover, Johann Friedrich Hodann, behauptet er, die Absicht zu haben, von Dresden aus nach Berlin weiter zu reisen15 – womit er auf indirektem Wege auch gegenüber dem Kurfürsten Berlin als Reiseziel vorgibt. Im Brief an den Herzog von Sachsen-Zeitz spricht er sogar offen aus, dass er die Absicht einer Reise nach 11 S. ebd. 12 Leibniz an A. G. von Bernstorff vom 26. Oktober 1712 (LBr 59 Bl. 71). 13 Leibniz an Herzog Anton Ulrich vom 23. Oktober 1712 (LBrF 1 Bl. 145–146). Es wird in der Literatur gerne angenommen, Leibniz habe sich mit der Bitte um ein Empfehlungsschreiben für den Kaiser ausschließlich an Herzog Anton Ulrich gewandt, vgl. z. B. N. Rescher: On Leibniz, Expanded Edition, Pittsburgh 2013, S. 257. 14 Leibniz für Kaiser Karl VI. vom 18. Dezember 1712 (LH 41, 9 Bl. 9–10). 15 Leibniz an J. Fr. Hodann vom 30. November 1712: „Ich dürffte aber auch auff Berlin gehen und dann wills Gott über Helmstädt forderlichs wieder zurück kommen“.
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Berlin vortäusche: „Ich habe mich noch etliche tage alhier [Dresden] aufgehalten, bin aber nun begriffen meine Reise erwehnter maßen fortzusezen. Wiewohl ich mine gemacht, als ob ich von hier nach Berlin gehen würde“16. Leibniz trifft Anfang Dezember in Prag ein und wendet sich erneut an Buchhaim17, mit der Bitte, ihm inkognito seine Aufwartung machen zu dürfen, sobald er in Wien angekommen sei, außerdem bittet er um ein Empfehlungsschreiben für den Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schönborn. Ein Treffen mit Schönborn kam wohl im Dezember 1712 noch zustande18.
2. AUFENTHALT IN WIEN UND DIE ERFOLGE IM FRÜHJAHR 1713 Leibniz war in Wien Mitte Dezember angekommen. In seinem bereits erwähnten Schreiben an Karl VI., dem er Anton Ulrichs Empfehlung beilegt, beruft er sich auf ein mündliches Versprechen, das ihm der verstorbene Kaiser Leopold gegeben habe, nämlich die Zusicherung einer „würcklichen“ Reichshofratsstelle – und damit mehr als nur die Zusicherung des Titels: „Es ist auch unter dem Ministerio der Grafen Königseck und Strateman bey meiner gegenwart alhier, nach gehabter außführlichen Audienz bey des Kaysers Leopoldi Mt glorwürdigsten Andenckens, darauf gestanden, daß ich eine Reichshofraths stelle würcklich bekleiden sollen, wenn die damahlige verfaßung eine nöthige subsistenz ohne extraordinari wege geben können“19.
Leibniz bezieht sich hier auf seine Audienz im Oktober 1688, als er sich auf dem Weg nach Italien befand20. In einem Brief an Buchhaim vom 9. Mai 1701, also viele Jahre später, erwähnt Leibniz sein damaliges Bemühen um eine Reichshofratsstelle – mit dem Bedauern, dass die beiden ihm gewogenen Minister zu früh verstorben seien21. Dieser Brief steht im Zusammenhang mit Leibniz’ heimlicher Wienreise von 1701, die erst vor kurzem bekannt wurde22. Das erhoffte, oben erwähnte Empfehlungsschreiben der Kaiserin Elisabeth Christine war bei Leibniz’ Ankunft in Wien Mitte Dezember 1712 noch nicht eingetroffen, es dürfte im Februar 1713 angekommen sein23.
16 Leibniz an Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz vom 29. November 1712 (LBrF 30 Bl. 40). 17 Leibniz an F. A. von Buchhaim von Anfang Dezember 1712 (LH 41, 9 Bl. 98). 18 Vgl. Faak, S. 61. 19 S. Anm. 14. 20 Zur Audienz bei Kaiser Leopold vgl. A I, 5, XXXVII. 21 Leibniz an F. A. von Buchhaim vom 9. Mai 1701; A I, 19 N. 356. 22 Vgl. Gädeke, S. 49–53. 23 Imhof bestätigt in seinem Schreiben vom 23. Dezember 1712 (LBr 450 Bl. 56–57) den Erhalt von Leibniz’ Brief, er macht das stürmische Seewetter für die lange Verzögerung verantwortlich und bestätigt zugleich das Empfehlungsschreiben der Kaiserin an ihren Gemahl: „Elle [die Kaiserin] n’a pas manqué d’envoyer à l’Empereur vôtre proposition en allemand comme
Die hannoversche Sukzession von 1714
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Erst am 23. Dezember schreibt Leibniz an Bernstorff nach Hannover, dass er den Zaren bis nach Dresden begleitet hatte. Im Übrigen, womit der Brief anfängt, dürfte dies Bernstorff bereits durch Fabricius erfahren haben, d. h. Leibniz fand es nicht der Mühe wert, dies umgehend Bernstorff bzw. dem Kurfürsten mitzuteilen. Von einer in Erwägung gezogenen Berlinreise ist nicht mehr die Rede, vielmehr beteuert Leibniz, eigentlich die Absicht gehabt zu haben, von Dresden aus nach Hannover zurückzukehren, doch gesundheitliche Probleme hätten ihn festgehalten und eben in dieser Zeit habe er die Nachricht erhalten, dass der Kaiser seine historischen Arbeiten unterstützen wolle, womit Leibniz eine indirekte Aufforderung des Kaisers, nach Wien zu kommen, andeutet. Er bietet noch seine Dienste an, um eventuelle diplomatische Aufträge in Wien zu erledigen und verspricht, sich mit der Rückkehr zu beeilen, zumal auch der Kaiser auf die Vollendung seiner historischen Arbeiten ungeduldig warte24. Wie hinreichend bekannt, war der Kurfürst über Leibniz’ eigenmächtige Reise nach Karlsbad und schließlich weiter nach Wien höchst verärgert. Er ließ über Bernstorff und dieser über Hodann Leibniz den Befehl zur schnellstmöglichen Rückkehr mitteilen25. Mit größerer Distanz hätte die Mitteilung kaum erfolgen können und zeigt gerade dadurch den Grad der Verärgerung. Dem Verständnis von Leibniz’ Stellung am Hof, wie es der Kurfürst sah, nämlich der eines Hofbibliothekars ohne Reisefreiheit, stand Leibniz’ Selbstverständnis als freier Forscher gegenüber. Seine persönlichen Unternehmungen betrachtete er als der Reputation des Kurfürsten zumindest nicht abträglich. Für diese Auffassung seiner eigenen Position am hannoverschen Hof findet sich auch aus diesem Zeitraum, in einem Schreiben an Anton Ulrich, ein Beleg: „Man wurde gewiß unrecht haben, wenn man ubel nahme, daß ich nebenst dem herschafftlichen dienst auch meinen versehe, zumahl da mein interesse zu den herschafftlichen mit gereichet und der Churfürst. Hof sich meiner nicht zu schämen hat“26.
Auf den über Hodann übermittelten Befehl zur Rückkehr antwortet Leibniz am 18. Januar an Bernstorff – ohne auf den Wunsch des Kurfürsten einzugehen. Stattdessen berichtet er von seiner Audienz beim Kaiser und der Erlaubnis, in der kaiserlichen Bibliothek forschen zu können, sobald wärmeres Wetter dies zulasse. Leibniz kündigt damit die Möglichkeit eines etwas längeren Aufenthaltes an27. Etwa 6 Wochen später, am 1. März 1713, bittet Leibniz über Bernstorff den Kurfürsten um Erlaubnis für seinen, modern gesprochen, Forschungsaufenthalt in Wien. Ein Argument, das er Bernstorff für dessen Fürsprache beim Kurfürsten in den Mund legen möchte, ist der Gewinn, den ein großer Fürst erziele, wenn er es
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vous me l’aviez prescrit“. Zur Datierung der Ankunft der Briefe in Wien vgl. Leibniz an R. Chr. von Imhof von Februar 1713 (LBr 450 Bl. 62). Leibniz an A. G. von Bernstorff vom 23. Dezember 1712 (Konzept: LBr 59 Bl. 72; Abfertigung: Hannover HStA). J. Fr. Hodann an Leibniz vom 27. Dezember 1712 (LBr 411 Bl. 325). Leibniz an Herzog Anton Ulrich von Dezember 1712 (LBrF 1 Bl. 149–150). Leibniz an A. G. von Bernstorff vom 18. Januar 1713 (LBr 59 Bl. 73).
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verstehe, Leute am kaiserlichen Hof zu positionieren28. Leibniz’ selbstbewusstes Auftreten dürfte mit ein Grund gewesen sein, dass der Kurfürst auf verschiedenen diplomatischen Wegen versuchte, schon die Verleihung des Titels eines Reichshofrates an Leibniz zu verhindern. Allerdings werden diese Widerstände im April 1713 aufgegeben, und der Kurfürst lässt Leibniz über Bernstorff mitteilen, dass er seine Zustimmung erteile: „Elle [Sohn Altesse Electorale] m’a ordonné de vous dire, qu’Elle auroit souhaité que vous vous fussiez tenir Monsieur à son service seul et aux occupations, qu’il vous donne; pourtant Mgr l’Electeur convient à la fin que Vous acceptiez le titre de Reichs-Hoffrath, si Sa Magté Imple vous le veut donner, mais c’est à condition que cela n’empeche pas que vous ne continuerez icy votre fonction“29.
Diese Zustimmung war mit einer wesentlichen Einschränkung verbunden, der Kurfürst bestand darauf, dass Leibniz ausschließlich in seinen Diensten stehe – gegen eine reine Titularreichshofratswürde hatte er nichts einzuwenden. Damit hatte Leibniz zwar die Erlaubnis, den Titel anzunehmen, doch an seiner persönlichen Situation änderte es nichts. Der Hauptgrund seiner Reise war damit verfehlt. Wie groß die Enttäuschung über diese Klausel gewesen sein muss, zeigen zahlreiche Briefe, in denen Leibniz von seiner Rückkehr spricht, um die Angelegenheit mit dem Kurfürsten mündlich zu regeln. Dass er im Sommer 1713 ernsthaft an eine Rückkehr nach Hannover gedacht hatte, versichert Leibniz auch noch ein Jahr später in seinem Brief an Bernstorff vom 4. Juli 171430. Mag man vielleicht Leibniz’ Beteuerungen gegenüber Bernstorff mit Vorsicht zur Kenntnis nehmen, so findet sich auch in einem Brief an den Kaiser vom 30. Dezember 1713 die Ankündigung, ja der ausdrückliche Wunsch, nach Hannover zu reisen – doch nicht ohne zuvor die ausstehende Besoldung erhalten zu haben: „Damit endlich abreisen, und mich bald in stand sezen könne, E. Mt dienste, nach meiner wenigkeit, beständig zu leisten“31. An einer einvernehmlichen Lösung mit dem Kurfürsten war Leibniz stets gelegen. In dem eingangs erwähnten Brief an Schulenburg beteuert Leibniz seine besondere Verbundenheit mit Hannover aufgrund seiner fast vierzigjährigen Dienstzeit: „Cependant je tacheray de faire en sorte que Monsgr l’Electeur en soit content, et il faut eviter tout ce qui pourroit marquer ou causer le contraire“32. Schulenburg, der im Januar 1714 die Absicht hat, nach Hannover zu reisen, verspricht, die Angelegenheit gegenüber dem Kurfürsten anzusprechen33. Auch schon 1701, als sich Leibniz, wie bereits erwähnt, aus dem gleichen Grund
28 Leibniz an A. G. von Bernstorff vom 1. März 1713 (LBr 59 Bl. 74): „puisqu’il parroist tousjours honnorable à un grand prince d’avoir des gens, dont on fait encor quelque état ailleurs, et surtout aupres du chef de l’Empire“. 29 A. G. von Bernstorff an Leibniz vom 5. April 1713 (LBr 59 Bl. 88). 30 Leibniz an A. G. von Bernstorff vom 4. Juli 1714 (LBr 59 Bl. 105–106). 31 Leibniz an Karl VI. vom 30. Dezember 1713 (LH 41, 9 Bl. 90). 32 Leibniz an M. J. von der Schulenburg vom 6. Januar 1714; vgl. Anm. 1. 33 M. J. von der Schulenburg an Leibniz vom 21. Januar 1714 (LBr 840 Bl. 177–178).
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inkognito in Wien aufhielt, hatte er auf eine einvernehmliche Lösung großen Wert gelegt34. Es hatte in diesem Frühjahr 1713 fast den Anschein, als ob man am hannoverschen Hof geneigt wäre, sich mit Leibniz’ Unternehmungen zu arrangieren. So kam man seiner mehrfach ausgesprochener Bitte, in Wien für Hannover diplomatisch tätig zu werden, entgegen. Bernstorff kündigt in einem Schreiben bereits Anfang März, d. h. vor der Zustimmung des Kurfürsten zur Entgegennahme der Titularwürde, an, dass es dem Kurfürsten durchaus genehm sei, wenn sich Leibniz am kaiserlichen Hof für die Belange des Hauses Hannover einsetzen würde: „Je vous prie, Monsieur, de rester encor un peu à Vienne, car je tacheray de vous procurer l’occasion de rendre un service agreable à Monseigneur lʼElecteur, dont je pourray vous dire quelque chose de plus en 8 jours“35.
Tatsächlich ließ der Kurfürst am 6. April 1713 – also zeitgleich zur Zustimmung zur Titularwürde – über den Gesandten Huldenberg Leibniz mitteilen36, dass (auch) er für Hannovers Belehnung mit Sachsen-Lauenburg am kaiserlichen Hof tätig werden soll37. Wie aus einem Brief des Kurfürsten an Huldenberg zu entnehmen ist, war hierfür das offensichtliche Ansehen Leibnizʼ beim Kaiser von Ausschlag38. Für seine Bemühungen in dieser Angelegenheit erhielt Leibniz im Herbst 1714 die Zusage einer Entlohnung für drei Monate39. Auch der hannoversche Gesandte Bothmer im Haag nutzte die Gelegenheit, hannoversche Gesichtspunkte beispielsweise hinsichtlich der Friedensverhandlungen mit Frankreich oder über die Situation in England über Leibniz an diplomatische Kreise in Wien weiterzugeben. Andererseits hielt man es nicht für nötig, – worauf u. a. auch Fricke hinweist – Leibniz vor einem Schotten, gemeint ist Ker of Kersland, zu warnen, den man sowohl in Hannover wie auch in Wien für einen Spion hielt. Dass Leibniz über diese Einschätzung offensichtlich nicht informiert war, belegen seine Briefe nach Hannover, in denen er Kersland als Unterstützer der protestantischen Sukzession empfiehlt, er unterbreitet sogar der Kurfürstin Sophie den Vorschlag, indirekt einen Briefwechsel mit Kersland aufzunehmen40.
34 Sellschopp, „Eine kleine tour nach Hamburg incognito“. 35 A. G. von Bernstorff an Leibniz vom 10. März 1713 (LBr 59 Bl. 75). 36 Kurfürst Georg Ludwig an Huldenberg (und für Leibniz) vom 6. April 1713 (Hannover HStA Cal. Br. 24, 5119 Bl. 131; Abfertigung). 37 Hinsichtlich der komplizierten Vorgeschichte der Belehnung Sachsen-Lauenburgs vgl. beispielsweise R. Otto: „Leibniz als Historiker. Beobachtungen anhand der Materialien zum Sachsen-Lauenburgischen Erbfolgestreit“, in: M. Fontius/H. Rudolf/G. Smith (Hrsg.): Labora diligenter (= Studia Leibnitiana, Sonderhefte 29), Stuttgart 1999, S. 197–121. 38 S. Anm. 36. 39 Fr. W. von Görtz an Leibniz vom 14. Dezember 1714 (LBr 321 Bl. 41–42). 40 W. Fricke: Leibniz und die englische Sukzession des Hauses Hannover, Hildesheim 1957, S. 92.
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3. DIE SOZIETÄT Doch Leibniz arbeitete noch an seinem zweiten „Standbein“ für Wien, der Errichtung einer kaiserlichen Sozietät der Wissenschaften. Es war ihm eben in jenem Frühjahr 1713 tatsächlich gelungen, der Realisierung einen kleinen Schritt näher zu kommen: Er hatte hierfür vom Kaiser nicht nur die Zustimmung erhalten, die Angelegenheit sollte zudem direkt über die Reichshofkanzlei geregelt werden, d. h. für die Errichtung einer Sozietät des Reiches, wie sie Leibniz vorschwebte, wäre damit formal nicht die Zustimmung der einzelnen Fürstenhäuser nötig gewesen41. Eine persönliche Audienz beim Kaiser, um die Leibniz wohl zuerst vergeblich ersucht hatte42, kam Anfang Mai zustande43 und dürfte Leibniz die Hoffnung gegeben haben, zumindest eine Gründungsurkunde bald in Händen halten zu können. Ende Mai bringt sich Leibniz beim Kaiser wieder in Erinnerung mit der Bitte um Ausstellung der von ihm entworfenen Gründungsurkunde durch Sinzendorf: „Stelle allerunterthänigst anheim ob E. Kayser. Mt in gnaden geruhen möchten Dero OberHoffCanzlern Grafen von Sinzendorff als hier gegenwärtig anzubefehlen, daß nachdem von mir etwa ohnmaßgeblich an hand gegebenden Ingredientien das Diploma Fundationis einer allergdst resolvirten Kayser. Societät der Wißenschaften abgefaßet und außgefertiget werde“44.
Dass Leibniz für das Amt des Präsidenten der Sozietät möglicherweise auch die Zustimmung des Kurfürsten benötigte, bleibt in den Briefen unausgesprochen. Ein Hinweis, dass Leibniz zumindest in Erwägung zog, den Kaiser um Intervention beim Kurfürsten zu bitten, findet sich in dem langen, sehr wahrscheinlich auf April/Mai1713 zu datierenden Konzept, das an Kaiser Karl VI. gerichtet ist: „Schreiben an den Churf. in form eines creditifs wegen obigen punctes [zur Sozietät]“45.
4. DER PLAN, EIN LANDGUT ZU ERWERBEN Wie zuversichtlich Leibniz gewesen sein musste, dauerhaft in Wien ansässig werden zu können, zeigt sein Plan von Anfang 1714, ein Landgut in der Nähe Wiens zu erwerben. Die Konkretheit dieses Plans belegt ein Brief an Eckhart von Mitte 41 Leibniz’ konzipierter Stiftungsbrief mit Empfehlungsschreiben an Kaiser Karl VI. vom 8. Mai 1713 (LH 13 Bl. 113–114) dürfte über Sinzendorf an den Kaiser gelangt sein, vgl. Leibniz’ Brief an Sinzendorf mit gleichem Datum (LH 13 ebd.). 42 Aus einem undatierten, aber unschwer auf April/Mai 1713 zu datierenden Konzept für ein Empfehlungsschreiben an Kaiser Karl VI., das u. a. einen Entwurf für die Sozietät behandelt, ist zu entnehmen, das sich Leibniz zunächst vergeblich um eine Audienz bemüht hatte (LH 41, 9 Bl. 138–139). 43 Wie aus Leibniz’ Brief an A. G. von Bernstorff vom 10. Mai 1713 (LBr 59 Bl. 81) zu entnehmen ist, war es Leibniz Anfang Mai tatsächlich gelungen, beim Kaiser persönlich vorstellig zu werden. 44 Leibniz an Kaiser Karl VI. vom 28. Mai 1713 (LH 13 Bl. 120). 45 S. Anm. 42.
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Februar 1714, in dem er ihn beauftragt, seinen Garten in Hannover aus diesem Grund zu verkaufen: „Die Ursach warumb ich nicht ungeneigt den garten loß zu schlagen, ist weil ich wegen eines guthes in handlung stehe, und das geld dazu nuzlich anwenden köndte“46. Als mögliche Käufer waren der OberCommissarius Lochman sowie der Landdrost Gehlen im Gespräch, wobei das Angebot des letzteren vorgezogen werden sollte. Leibniz erhofft sich eine Summe von 4000 Talern und benennt das Grundstück mit einer Größe von „3 morgen“ einschließlich Baumschule. Zudem drängt er auf Vertragsabschluss. Am 15. Februar teilt ihm Hodann (der ebenso wie Eckhart in diesen Plan eingeweiht war) jedoch mit, dass der Verkauf ohne Leibnizens Anwesenheit unmöglich sei, wie ihm Gehlen mitgeteilt habe47. Dass Leibniz diesen Plan nicht so ohne weiteres aufgegeben hatte, belegt ein Brief vom Dezember 171548. Leibniz war längst wieder in Hannover, dennoch beteuert er, dass er mit seiner Rückkehr nach Wien rechne und den Kauf eines Landgutes (gut 50 km von Wien entfernt) in der Nähe von Bratislava plane. Allerdings wird dieser Plan, wenngleich nur vorerst, bereits im Januar 1716 fallen gelassen – und wie es heißt: wegen zu hoher Kosten49. Ein Grund dürfte zu diesem Zeitpunkt die Befürchtung gewesen sein, die Besoldung als Reichshofrat würde eingestellt werden.
5. SOMMER 1714 Die Tatsache, dass selbst der Tod der Kurfürstin Sophie, am 8. Juni 1714, für Leibniz keinen Anlass bot, umgehend zurückzukehren, hat man in Hannover mit Befremden zur Kenntnis genommen. Unbeirrt setzt Leibniz seine Kur in Baden fort. Aus der Sicht des hannoverschen Hofes lag die Vermutung deshalb nahe, dass Leibniz nicht mehr zurückkommen würde. Am 24. Juni lässt Bernstorff über Eckhart Leibniz ausrichten, dass er (bzw. der Kurfürst) gerne wüsste, ob Leibniz tatsächlich noch die Absicht habe, nach Hannover zurückzukehren. Eckhart selbst gibt zu verstehen, dass er die Stelle des Hofbibliothekars übernehmen wolle50. Für Leibniz muss diese, nicht auf direktem Weg erfolgte Anfrage des hannoverschen
46 Leibniz an J. G. Eckhart von Mitte Februar 1714 (LBr 228 Bl. 629–630); das undatierte Konzept antwortet auf einen Brief J. G. Eckharts an Leibniz vom 8. Februar 1714 (LBr 228 Bl. 605–606). 47 J. F. Hodann an Leibniz vom 15. Februar 1714 (LBr 228 Bl. 609). 48 Leibniz an Th. Schöttel vom 27. Dezember 1715 (Wien Österreichische Nationalbibliothek ser. nov. 11.992 Nr. 51). 49 Vgl. Leibniz an Th. Schöttel vor dem 1. Februar 1716 (ebd. Nr. 54); Schöttel bestätigt den Empfang am 1. Februar (ebd.). 50 J. G. Eckhart an Leibniz vom 24. Juni 1714 (LBr 59 Bl 107–108): „Denn Curf. Durchl. wolten sich nicht länger aufhalten laßen, da Sie so offt ihre wiederkunft ins werk zustellen verheißen. Mir wäre auch gar viel dran gelegen, wenn in geheim vor mich eine kleine nachricht empfünge. […] Ich würde auch gar schlecht fahren, wenn bey Ewr. Excell. mutation […] nebst der arbeit nicht die inspection über Churf. Durchl. Bibliotheque zugleich mit bekäme. […] Ich glaube auch Sie würden dieselbe mir lieber als einen andern gönnen“.
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Hofes über einen Untergebenen und zudem Eckharts offen ausgesprochenes Hoffen auf Leibnizens Stelle ein schwerer Affront gewesen sein. Nur so lässt sich sein bekanntes Rechtfertigungsschreiben vom 4. Juli an Bernstorff erklären. Die Empörung, mit der Leibniz auf seine Verdienste für das Haus Hannover in seiner fast vierzigjährigen Dienstzeit hinweist, und die Ironie, mit der er seine öffentliche Reputation herausstellt, können die Kränkung nicht überdecken. Bemerkenswert ist allerdings, mit welchem Selbstverständnis er gewissermaßen die Überlegung in den Raum stellt, ob ihm denn nicht angesichts seines Alters und seiner Verdienste eine freie Betätigung zustünde: „Je ne veux point parler de mon succés ny des agrémens que j’y ay trouvés, dont les principaux consistent dans les bontés que la Sme Principauté m’ont temoignées dans la conversation au delà de mon merite. Cependant j’ay eu le bonheur d’obtenir au moins que le public m’a rendu justice. Et on m’a solicité souvent par des offres qui rendoient ma condition meilleure. Je n’en ay point profité dans la vue d’achever les ouvrages où je m’étois engagé, d’avancer aussi conformement à ce qu’on appelleroit justice dans les emplois militaires, et puis de parvenir un jour à une liberté honnorable et à un repos convenable à l’âge et aux travaux passés“51.
Interessant ist, dass Bernstorff zwar den Eingang des Briefes mit Datum bestätigt, aber auf die Beschwerde nicht eingeht52. Andererseits gibt es durchaus Hinweise, dass Leibniz tatsächlich im Sommer 1714 zurückkehren wollte. Gemeint sind damit die Wochen vor dem Eintreffen der Nachricht vom Tode der englischen Königin. So kündigt Leibniz seine bald bevorstehende Abreise im Juli selbst gegenüber Kaiser Karl VI. und gegenüber dem Präsidenten des Reichshofrates, Reichsgraf Ernst Friedrich von Windischgrätz, an. Gegenüber Windischgrätz behauptet er, dass er nur noch dessen Rückkehr nach Wien erwartet habe53. Eine Antwort auf die Frage, ob das Schreiben Eckharts auf Leibniz’ Entschluss zu einer baldigen Rückkehr nach Hannover einen Einfluss hatte, muss Spekulation bleiben. Ein weiterer und wohl auch entscheidenderer Gesichtspunkt, weshalb sich Leibniz im Juli 1714 zu einer baldigen Rückkehr nach Hannover entschloss, ist die – wenngleich nur mündlich – erfolgte Ernennung zum „würcklichen Reichshoffrath“. Diese Ernennung erfolgte in der Abwesenheit des Präsidenten des Reichshofrates, Windischgrätz, wie sich aus Leibniz’ Schreiben an ihn vom 23. Juli erschließt54. Leibniz bittet um eine schriftliche Zusage für eine der neuen Stellung angemessene Zusatzpension, wobei er großen Wert darauf legt, sie vor seiner Abreise aus Wien zu erhalten. Drei Tage später, am 26. Juli, hat Leibniz ein Gespräch mit Windischgrätz. Offenbar ging es
51 Leibniz an A. G. von Bernstorff vom 4. Juli 1714 (LBr 59 Bl. 105–106, Konzept; Abfertigung: Hannover HStA). 52 A. G. von Bernstorff an Leibniz vom 16. Juli 1714 (LBr 59 Bl. 82–83). 53 Leibniz an E. F. von Windischgrätz vom 23. Juli 1714 (LH 41,9 Bl. 124v°): „weil meine abreise dießmahl nicht lange verschoben werden kan“; vgl. auch Leibniz an Karl VI. vom 26. Juli 1714 (LH 41, 9 Bl. 124). 54 S. Anm. 53.
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um Leibniz’ Wünsche, die Windischgrätz dem Kaiser vortragen sollte55. Leibniz’ Brief an Karl VI. gleichen Datums könnte der Begleitbrief gewesen sein. Auch hier betont er die Dringlichkeit seiner Abreise: „welche [die Abreise] aber nicht wohl viel länger verschoben werden kan“56. Zudem erwähnt er seine Introduktion in das Kolleg, die „wegen bekandter Ursachen“ noch ausstehe. Die hierfür erforderliche Genehmigung des Kurfürsten wollte Leibniz offensichtlich nicht auf schriftlichem Wege einholen, sondern persönlich so bald wie möglich. Im Übrigen ist aus diesem Briefwechsel mit und über Windischgrätz in den Monaten Juli/August zu entnehmen, dass es Leibniz nicht mehr möglich war, eine Audienz bei Karl VI. für sich zu erwirken57. Der Kontakt zum Kaiser erfolgte über den Präsidenten des Reichshofrates. Doch ungeachtet seiner Ankündigungen zögert Leibniz immer noch, Wien zu verlassen, offenbar wollte er sich auf mündliche Versprechen nicht verlassen, und die schriftliche Zusage für eine Gehaltserhöhung blieb weiter aus. Schulenburg gegenüber beteuert Leibniz, dass er abreisen müsse, bevor der Hof nach Pressburg (Bratislava) reise: Im Oktober sollte dort die Kaiserin, inzwischen aus Barcelona zurückgekehrt, zur ungarischen Königin gekrönt werden. Die Abwesenheit des Hofes würde Leibniz jeglichen Vorwand für seinen Aufenthalt in Wien entziehen. Aber der eigentliche Grund sei, so Leibniz an Schulenburg, dass sich für ihn in Wien immer noch nichts geändert habe: „dans le fond je n’aye pas eté sans occupation, car je tache tousjours de faire quelque chose. Mais je n’ay point eu d’occupation reglée“58. Keine richtige Betätigung dürfte heißen, kein richtiges Amt. Leibniz scheint es nicht zu wagen, seine lange ersehnte Ernennung zum „würcklichen Reichshoffrath“ Schulenburg anzuvertrauen, zumal die Zustimmung durch den Kurfürsten noch aussteht. Am 8. August schließlich schreibt Leibniz an Hodann, dass große Pakete ihm nicht mehr nach Wien geschickt werden müssten, sondern bis zu seiner Rückkehr in Hannover bleiben könnten. Eine Woche später, am 15. August, sagt er der längst ausgesprochenen Einladung des Herzogs von Sachsen-Zeitz zu - mit dem Hinweis, der kaiserlichen Familie im September nicht nach Bratislava zu folgen, sondern vielmehr abzureisen59. Die Abreise aus Wien scheint also beschlossen zu sein - und damit noch vor dem Eintreffen der Nachricht vom Tode der englischen Königin.
55 Leibniz an Windischgrätz vom 26. Juli 1714 (LH 41, 9 Bl. 124). 56 Leibniz an Karl VI. vom 26. Juli 1714 (LH41, 9 Bl. 124). 57 Auch Leibniz’ Brief an Karl VI. vom 24. August 1714 (LH 13 Bl. 155–156), in dem er sich für das zugebilligte „ajuto“, bedankt, macht deutlich, dass der Kontakt über Windischgrätz erfolgt. 58 Leibniz an M. J. von der Schulenburg vom 1. August 1714 (Berlin Staatsbibl. Preuß. Kulturbesitz MS Savigny 38 Bl. 110–111; N. 48). 59 Leibniz an M. W. von Sachsen-Zeitz vom 15. August 1714 (gedr.: K. von Holtei [Hrsg.]: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten, Bd. 1, Hannover 1872, S. 129–131): „Ich werde aber nicht mit dahinziehn sondern an dessen statt mich auf den Weg machen“.
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6. LEIBNIZ’ TAKTIEREN UM SEINE ABREISE Die Nachricht vom Tod der Königin Anna erfuhr der kaiserliche Hof am 21. August – und Leibniz ebenso. Pflichtgemäß schreibt er einen Tag nach dem Erhalt der Todesnachricht (also am 22. August) an Bernstorff, dass dieses Ereignis ihn zur Eile veranlasse, um Seine Majestät noch anzutreffen, denn, wie er halb scherzend hinzufügt, er wäre verzweifelt, wenn das Glück Europas sich für ihn zum Unglück gestalten würde60. Doch nur zwei Tage später (am 24. August) relativiert Leibniz bereits die Eile seiner Abreise, nun heißt es an Bernstorff: „Comme l’on attend icy au plustost à un Courrier d’Hannovre, on m’a persuadé de l’attendre aussi pour savoir si je pourray esperer de trouver encore le Roy“61. Nicht nur einem heutigen Leser dürfte es schwer fallen, den Zusammenhang zu erkennen zwischen der Überbringung der offiziellen Nachricht von der bevorstehenden Thronbesteigung einerseits und dem günstigsten Zeitpunkt für Leibniz’ Abreise andererseits. Von einem unbedingten Wunsch nach einer Begegnung mit dem neuen König noch vor dessen Abreise nach England ist nicht mehr die Rede. Diesen Satz, dass er die Post aus Hannover abwarte, bevor er abreise, wiederholt er fast stereotyp in jedem seiner Briefe in den noch verbleibenden Augusttagen. Wieder ist es ein Brief an Schulenburg62, der auf Leibniz’ eigentliche Absichten einen Hinweis gibt. Dieser Brief, von dem zwei Konzepte und die Abfertigung erhalten sind, wurde am 22. August geschrieben, d. h. am selben Tag, als er Bernstorff noch versicherte, er würde in Eile abreisen. Im tatsächlich abgeschickten Brief, ebenfalls datiert auf den 22. August, nur versehen mit einem P. S. vom 25. August – der Grund hierfür ist, dass Leibniz die Post verpasst hatte –, gibt er zum einen zu verstehen, dass er abreise, sobald er könne63, zum anderen bittet er Schulenburg um eine persönliche Begegnung. Im letzten Satz im P. S., also am 25. August heißt es: „Je n’attends que le Courrier d’Hannovre pour savoir si je pourray encor trouver le Roy en deça de la mer“ – die fast identische Formulierung wie im Brief an Bernstorff vom Tag vorher (vom 24. August). Leibniz wusste also nicht, wie er seinem Dienstherrn gegenübertreten sollte. Er dürfte in den knapp zwei Wochen, die zwischen dem Erhalt der Todesnachricht und dem Tag seiner Abreise, dem 3. September, liegen, fieberhaft versucht haben, entweder seine Position in Wien so weit zu festigen, dass er ohne Mühe nach Wien zurückkehren könne, oder dass er sozusagen im Schutze eines kaiserlichen Auftrages dem neuen König gegenübertreten könne. 60 Leibniz an A. G. von Bernstorff vom 22. August 1714 (gedr.: R. Doebner: „Leibnizens Briefwechsel mit dem Minister von Bernstorff und andere Leibniz betreffende Briefe und Aktenstücke aus den Jahren 1705–1716“, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen [1881], S. 205–380, hier S. 293): „Car si je manquois de la trouver en deça la mer, je serois eu desespoir que le bonheur de l’Europe eut eté un malheur pour moy“. 61 Leibniz an A. G. von Bernstorff vom 24. August 1714 (LBr 59 Bl. 163). 62 Leibniz an M. J. von der Schulenburg vom 25. August 1714 (LBr 840 Bl. 280–281). 63 „[M]on dessein est de partir d’icy le plutost que je pourray pour le [le Roy] trouver encor en deça de la mer […] je souhaite fort, Monsieur de vous rencontrer aupres de luy pour plusieurs raisons […] J’aurois bien de choses à vous dire, et à mettre en consulte avec vous“; s. Anm. 62.
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Betrachtet man allein den Zeitraum von knapp zwei Wochen, so würde man kaum von einem bewussten Hinauszögern seiner Abreise sprechen, liegt doch ein Aufenthalt von mehr als eineinhalb Jahren hinter ihm. Auffällig ist allerdings, dass er selbst in seinen Briefen aus diesem Zeitraum stets von einer Verzögerung seiner Abreise spricht und dies nicht einmal mit persönlichen Angelegenheiten rechtfertigt, sondern das Eintreffen eines offiziellen diplomatischen Schreibens als Grund angibt. Parallel zum Projekt „Reichshofratsstelle“ gehen die Bemühungen um die Konstituierung der Sozietät weiter. Ein wichtiger Mittelsmann ist dabei Eugen von Savoyen, an den Leibniz auch seine Empfehlungsschreiben an den Kaiser in dieser Angelegenheit übermitteln lässt. So unterbreitet er am 17. August über Eugen von Savoyen dem Kaiser einen Entwurf einer Konstitution, einschließlich diverser Vorschläge zu Finanzierungsmöglichkeiten. Etwa eine Woche später (am 24. August) bedankt sich Leibniz bei Karl VI. für dessen Engagement64. Denn, wie er von Windischgrätz erfahren habe, lässt der Kaiser über die Hofkanzlei die Finanzierungsaussichten überprüfen. Leibniz legt, modern gesprochen, einen Vorschlag für eine Anschubfinanzierung vor, um „zeitverlust“ (dieses Wort steht tatsächlich im Brief) zu vermeiden. Doch Leibniz wäre nicht Leibniz, wenn er nicht zugleich noch einen weiteren Vorschlag unterbreiten würde: So bittet er den Kaiser in diesem Brief darüber hinaus um einen diplomatischen Auftrag für seine bevorstehende Begegnung mit dem Kurfürsten, nun bald König von England: „Solte meine hin- und hehrreise dienen können einiges liecht von E. Mt hochsterleuchtesten intentionen von hier dahin, und wiederumb von des Neuen Königs gedancken von dannen hieher zu bringen, wurde mich gluckselig schäzen“.
Offenbar wurde dieser Bitte nicht entsprochen. Ebenso wie einen Monat vorher war es ihm auch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, eine Audienz zu erwirken. Leibniz versucht noch über den Hofkanzler Sinzendorf, einen offiziellen Auftrag zu erhalten. Dessen zwei Briefe an Bothmer und an Görtz wurden einen Tag nach Leibniz’ Abreise aus Wien, also am 4. September geschrieben. Leibniz hat diese beiden Briefe nicht an die Adressaten weiter geleitet. Die von ihm als Empfehlungsschreiben gedachten Briefe waren nicht mehr als zwei höchst knapp bemessene Glückwunschbezeugungen zur bevorstehenden Thronbesteigung. Zu Leibniz steht lediglich, dass der Kaiser dessen Abreise bedauert habe. Ton sowie nachlässige Sorgfalt in der Ausfertigung dieser beiden Briefe werfen ein Licht auf die kühlen Beziehungen zwischen dem kaiserlichen Hof und dem hannoverschen Kurfürsten65. Am 29. August 1714 schließlich, also eine Woche nach der Todesnachricht, schreibt Leibniz an Hodann nach Hannover, dass er keine Briefe mehr nach Wien schicken solle, seine Abreise stehe unmittelbar bevor. Ähnlich hat er sich bereits am 26. August gegenüber Nicolas François Rémond geäußert.
64 Leibniz an Karl VI. vom 24. August 1714; s. Anm. 57. 65 Ph. L. W. von Sinzendorf an J. C. von Bothmer bzw. an Fr. W. von Görtz vom 4. September 1714 (LBr 867 Bl. 8 bzw. Bl. 9).
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Wie bekannt, fuhr Leibniz nicht auf direktem Wege nach Hannover. Er machte Station in Zeitz (9.–11. September) und in Wolfenbüttel (12.–14. September). In seinem Schreiben an Hodann vom 9. September, noch aus Leipzig, kündigt er an, dass er zunächst nach Zeitz fahren und sich dann für einige Tage in Wolfenbüttel aufhalten werde. Über diesen Plan bittet er um ausdrückliches Stillschweigen, dennoch sollte ihm die in Hannover bereits angekommene wie auch laufende Post nach Wolfenbüttel nachgeschickt werden – und wie es heißt: „unter couvert an den H. Kuchenmeister Balcken“. Darüber hinaus bittet er darum, dass Eckhart zu ihm nach Wolfenbüttel kommen solle (ebenfalls ohne größeres Aufsehen), und schließlich bittet er um die Zusendung von Arbeitsmaterial: „[…] zwey complete exemplaria Scriptorum Brunsvicensia […] Ein completes exemplar Codicis diplomatici, nehmlich das hauptwerk samt der Mantissa, und ein Exemplar von den justis funebribus, und zwar wo es zu haben auf groß papier; wenn nicht wie es ist“66.
Offensichtlich geht Leibniz davon aus, dass er sich in Wolfenbüttel etwas länger werde aufhalten müssen. Denkbar, dass Leibniz abwarten wollte, ob für ihn noch ein entsprechendes Empfehlungsschreiben aus Wien kommen würde. Ohne ein solches Schreiben in der Hand wollte er seinem Dienstherren wohl nicht gegenüber treten. Selbst Schulenburg, den er eigentlich persönlich treffen wollte und der sich zu diesem Zeitpunkt beim Kurfürsten in Hannover aufhielt, unterrichtet Leibniz nicht von seinem Aufenthalt in Wolfenbüttel. Erst am 16. September schreibt ihm Leibniz aus Hannover, wo er inzwischen angekommen war. Schulenburg hingegen befindet sich inzwischen in Braunschweig, d. h. Leibniz konnte oder wollte eine persönliche Begegnung mit Schulenburg nicht wagen, wenn er gleichzeitig einer Begegnung mit seinem Dienstherrn auswich. In diesem besagten Brief vom 16. September an Schulenburg berichtet Leibniz von seiner Rückreise, doch ohne jegliche Details, lediglich mit dem nicht ganz unwichtigen Zusatz, dass es für ihn zur Eile keinen Anlass gegeben habe: „je ne voy pas que j’ay des grandes raisons de tant courir“67. In seinem Brief an Elisabeth Charlotte von Klencke, der gleichen Datums ist, steht der fast identische Satz: „Le Roy etoit parti Mardi matin. Si je l’avois voulu suivre d’abord je lʼaurois encore trouvé en Hollande sans doute. Car le vent n’est pas asses favorable pour passer la mer. Mais je n’ay point de raison de tant courir“68. Dass der Aufenthalt in Wolfenbüttel dann überaus kurz war, lag wohl an der Abreise des Kurfürsten.
66 Leibniz an J. F. Hodann vom 9. September 1714 (Kopenhagen KB Ny kgl. Saml. 2753 4°). 67 Leibniz an M. J. von der Schulenburg vom 16. September 1714 (LBr 840 Bl. 381). 68 Leibniz an Ch. E. von Klencke vom 16. September 1714 (LBrF 24 Bl. 20): „je n’ay point de raison de tant courir“.
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7. ANKUNFT IN HANNOVER – LEIBNIZ ZWISCHEN WIEN UND LONDON Leibniz kehrte am 14. September 1714 aus Wien zurück. Sein Taktieren um seine Rückreise war dem hannoverschen Hof selbstverständlich nicht verborgen geblieben. Die wohlwollende Aufnahme durch die (künftige) Prinzessin von Wales konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Leibniz nur mit Hilfe einer kaiserlichen Empfehlung Hannover auch wieder verlassen konnte – sei es nach London oder nach Wien. Es sollte kaum eine Woche vergehen und Leibniz beklagte sich gegenüber Windischgrätz, dem Präsidenten des Reichshofrates, offen über die unterlassene Unterstützung. Er stellt klar, dass er mit einem entsprechenden Empfehlungsschreiben nach Wien hätte zurückkehren können, ohne zuvor nach England reisen zu müssen. Offensichtlich ging Leibniz zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass er Georg nach London folgen werde, um seine Angelegenheiten für Wien zu regeln: „Si l’on m’avoit donné à Vienne ou fait trouver ici une lettre à quelque ministre du Roy qu’on m’avoit fait esperer, qui m’auroit mis en etat de dire quelque chose, j’aurois pû etre de retour à Vienne d’abord sans passer maintenant en Angleterre. […] Mais il faut qu’on ait changé d’avis à l’égard d’une telle lettre. Ainsi je ne seray à Vienne qu’apres avoir été en Angleterre“69.
Einen ähnlichen Brief – nur im Ton zurückhaltender – schickte er am selben Tag an Sinzendorf und an den Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schönborn70. Wie ein Schreiben vom 30. September an Schulenburg zeigt, hatte Leibniz die Absicht, nach London zu reisen, wenngleich nicht in der Gesellschaft der Prinzessin von Wales, sondern heimlich, indem er vorgibt, zur Leipziger Messe zu fahren: „Je dois vous dire en confidence, Monsieur, que mon intention est de passer dans peu en Angleterre, je souhaiterois d’avoir l’honneur de vous parler auparavant. Mad. la Princesse approuve les raisons que j’ay de ne point aller avec elle. Je pense de passer à Calais, puisqu’apresent les chemins sont libres. […] Je fais semblant, d’icy de vouloir aller à la foire de Leipzig, et je partiray pour Hildesheim Samedi ou environ. Mais de là je pense d'aller vers les pays bas par la poste […] si vous éties dans le voisinage, Monsieur, je souhaiterois de vous voir auparavant“71.
Der nächstfolgende Samstag war der 6. Oktober. Leibniz hat erst nach der Abreise der Prinzessin von Wales, d. h. nach dem 12. Oktober, Hannover verlassen. Er besucht die Messe in Leipzig und reist weiter nach Zeitz, wo er sich etwa vier Wochen aufhalten wird. Es ist denkbar, dass Leibniz auf die von ihm erhoffte Post aus Wien nicht in Hannover warten wollte, sondern lieber in Zeitz, um möglicherweise heimlich nach London weiter reisen zu können. Eine Begegnung mit
69 Leibniz an E. F. von Windischgrätz vom 20. September 1714 (LBr 1005 Bl. 10). 70 Leibniz an Ph. L. W. von Sinzendorf vom 20. September 1714 (ebd.). Ein entsprechender Brief an Fr. K. von Schönborn ist nicht überliefert, vgl. aber dessen Erwähnung in Leibniz’ Brief an Bonneval (LBr 89 Bl. 3–4 u. LH 13 Bl. 129–130). 71 Leibniz an M. J. von der Schulenburg vom 30. September 1714 (Berlin Staatsbibl. Preuß. Kulturbesitz MS Savigny 38 Bl. 116–117).
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Schulenburg fand im Oktober noch statt72. Ob Schulenburg von einer Reise nach London abgeraten hat, muss Spekulation bleiben. Auch wie weit die Prinzessin von Wales in Leibniz’ tatsächliche Pläne eingeweiht war, muss dahingestellt bleiben. Die Gegenwart der Prinzessin von Wales gibt Leibniz gegenüber diversen Briefpartnern gerne als Grund an, weshalb sich die Fertigstellung der Welfengeschichte verzögere und damit auch seine Abreise nach London. Doch der eigentliche Grund, weshalb Leibniz seine Reise nach London nach wie vor nicht antritt, ist sicher das fehlende Empfehlungsschreiben aus der kaiserlichen Hofkanzlei. Höchst aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang Leibniz’ ausführliches Schreiben an Bonneval (das aus zwei Briefen und mehreren Beilagen besteht)73, das er Anfang November in Zeitz verfasst hat. Bonneval, ehemals französischer Militär und nun unter Eugen von Savoyen in kaiserlichen Diensten stehend, ist für Leibniz ein Mittelsmann zu Eugen von Savoyen und anderen Regierungsmitgliedern. Leibniz gibt in diesem Brief zu verstehen, dass er wohl noch dieses Jahr beabsichtige nach England zu reisen. Andererseits bezeugen die vielfältigen Anliegen, die er gegenüber Bonneval vorbringt, in welcher Situation er sich tatsächlich befindet: Er bittet darum, über Sinzendorf oder über Eugen von Savoyen auf die Hofkanzlei Einfluss zu nehmen, das bereits im Juli versprochene „rescript“ anzufertigen, das ihn ermächtigen solle, mit dem Aufbau einer kaiserlichen Sozietät zu beginnen. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass er in diesem „rescript“ namentlich genannt werden müsse. Vorsorglich legt Leibniz eine weitere Vorlage bei und fügt hinzu: „Je souhaiterois que l’affaire fut un peu avancée avant mon retour à Vienne à fin que je ne sois point obligé de recommencer alors“. Schließlich kommt er auf die beiden Briefe zu sprechen, die Sinzendorf auf seine Veranlassung hin an Görtz und Bothmer schrieb, die jedoch für ihn ohne Wert seien: „Je les reçus enfin, mais un peu tard, et nullement telles que j’avois pu attendre. Autrement j’aurois suivi le Roy jusqu’en Hollande, où j’aurois encore pu luy parler“. Damit spricht Leibniz offen aus, dass er ohne ein Empfehlungsschreiben aus Wien Georg nicht gegenüber treten kann. Des Weiteren berichtet er detailliert vom Inhalt seiner Ende September verfassten Briefe an Windischgrätz, Schönborn und Sinzendorf und unterstreicht dabei den diplomatischen Gewinn sowohl für den englischen König wie auch für den Kaiser, über einen Mittelsmann zu verfügen, der mit beiden Seiten besonders vertraut sei und insbesondere mit den historischen Hintergründen für die Belange der aktuellen Politik dienen könne. Einen Entwurf für den jeweiligen Antwortbrief der drei Minister – die Leibniz gegenüber Georg vorzeigen könnte – legt er bei. Nicht einmal gegenüber Schulenburg hat sich Leibniz in einem Brief so offen geäußert. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass Leibniz ausgerechnet gegenüber der Kaiserinwitwe Wilhelmine
72 Dies geht aus Leibniz’ Brief an M. J. von der Schulenburg vom 19. Oktober 1714 (ebd., Bl. 118–118a) hervor. 73 Leibniz an Cl. A. de Bonneval von Anfang November 1714 (LBr 89 Bl. 3–4 und LH 13 Bl. 129–130).
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Amalia (und das bereits am 16. September) seine Enttäuschung über Sinzendorf und sein Dilemma, Georg nicht gegenübertreten zu können, offen ausspricht: „Si j’avois eu quelque lettre à porter au Roy ou à quelcun de ses Ministres, j’aurois pu le trouver avant son depart […] je l’aurois fait si j'avois trouvé icy la lettre que M. Le Comte de Sinzendorf m’avoit promise pour M. Le Baron de Gortz […] mais il paroist qu’on a changé de sentiment. Je m’en console par la liberté que cela me laisse de faire tout à mon aise“74.
Leibniz bringt sich bei den Ministern Ende des Jahres noch einmal in Erinnerung – ohne Erfolg, wie man weiß. Schulenburgs Brief aus Wien vom 30. Januar 1715 dürfte eine realistische Einschätzung von Leibniz’ tatsächlichen Chancen wiedergeben. Gleich zu Beginn des Briefes kommt Schulenburg auf den Punkt: „vous scavez que les choses ne vont pas vite ici, […] vous ne pouvez raisonnablement rien souhaiter davantage jusqu'à cette heure“. Diese herbe Enttäuschung, schließlich hat Leibniz von den Ministern nicht einmal eine Antwort erhalten, fügt sich beinahe nahtlos an das von Georg ausgesprochene Reiseverbot vom November 1714 an75. Leibniz hat dieses Schreiben Anfang Dezember nach seiner Rückkehr aus Zeitz erhalten. Das „post-scriptum“, das Leibniz im Namen des Königs von den Geheimen Räten übermittelt bekam, bewog ihn, wie er es selbst nannte, ein Rechtfertigungsschreiben („une apologie“) über seine vierzigjährige Dienstzeit in Hannover zu schreiben. Dieser lange Brief ist in einem bemerkenswert scharfen Ton verfasst. Überwog im Brief vom 4. Juli 1714 an Bernstorff noch die Kränkung über den Affront, ihn über Eckhart wissen zu lassen, dass man mit seiner Rückkehr eigentlich nicht mehr rechne, so geht Leibniz in diesem Brief so weit, sein persönliches Verständnis seiner Stellung in Hannover klar zu stellen. Er erwähnt seine frühere Italienreise von 1687/90 (weist auf seine genealogische Entdeckung hin) und zieht eine Parallele zu seiner aktuellen Wienreise (er erwähnt hier den Reichsanspruch auf die Toskana, der auch für die Häuser Braunschweig und Este von Interesse sei). Beide Reisen wären somit von großem Nutzen für das Haus Hannover, – und er suggeriert: der Unterschied bestünde allein in der Anerkennung durch den Dienstherren: „ce grand prince [Ernst August] y fut si sensible, qu’il m’en témoigna sa reconnoissance“. Da er damals auf eine Karriere im Kabinett bewusst verzichtet habe, obwohl man ihn dazu drängte, habe er stattdessen Reisefreiheit und freies Forschen für sich in Anspruch nehmen können. Den Vorwurf, dass er erst die Thronbesteigung des Kurfürsten abgewartet habe, um dann zurückzukehren, weist er von sich. Sein wichtigstes Anliegen in den letzten zwei Jahren, seine Einführung in den kaiserlichen Hofrat, erwähnt er in diesem langen Brief nur mit einem Satz. Nicht ohne Vorwurf erinnert er daran, dass er die Möglichkeit dafür gehabt hätte („qui étoit toute prete pour moy“), nur aufgrund der in Zweifel gezogenen „compatabilité“ habe er darauf verzichtet. Des Weiteren gibt er zu verstehen, dass die Bitterkeit, die dieses Schreiben bei ihm hervorrufe, nicht ohne Wirkung auf seine weiteren Arbeiten
74 Leibniz an Kaiserin Witwe Wilhelmine Amalia vom 16. September 1714 (LBrF 24 Bl. 20). 75 Georg I. an die Regierung von Hannover vom 30. November 1714 (Doebner, S. 297).
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sein werde: „Il est seur au moins qu’il diminue beaucoup du plaisir que je prenois à travailler et ce plaisir a beaucoup d’influence sur le succès d’un travail“.
8. SCHLUSSBEMERKUNG Leibniz wird seine Gründe gehabt haben, dass er in seinem für die damalige Zeit doch hohen Alter noch einmal einen Neustart in einem anderen Umfeld versuchen wollte. Doch er hatte sich durch die Wienreise tatsächlich ins Abseits manövriert. Der „Tatbestand“ einer nicht genehmigten Reise, wobei sich Leibniz vermutlich sicher war, dass er vorab nie die Genehmigung bekommen hätte, sollte durch die Ernennungsurkunde zum „würcklichen Reichshoffrath“ überdeckt werden. Dass sich Leibniz seines Planes so sicher war, zeigt nicht nur sein waghalsiges Unternehmen, sondern auch seine Fehleinschätzung des Handlungsspielraumes des Kaisers: Er hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass sich der Kaiser über eine Verweigerung durch den Kurfürsten nicht hinwegsetzen würde. Zum anderen hatte er die Gewichtsverteilung zwischen Kaiser und Hofkanzlei falsch eingeschätzt. Ein Dekret des Kaisers für die Gründung einer kaiserlichen Sozietät war keine Garantie für deren unmittelbare Umsetzung. Leibniz’ Befürwortung, die Toskana als Reichslehen zu bewerten, wurde zwar vom Kaiser politisch instrumentalisiert, doch galt dies nicht als hinreichender Grund, um dem Wunsch Leibniz’ nach einem Empfehlungsschreiben für den Kurfürsten entgegenzukommen76. Denn, daran zweifelte Leibniz offenbar nicht, ohne ein entsprechendes Empfehlungsschreiben, d. h. ohne einen diplomatischen Auftrag und sei er auch noch so geringfügig, konnte er seinem Dienstherrn nicht gegenübertreten. Leibniz unterließ keine Gelegenheit, hierfür entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. Nicht uninteressant dürfte in diesem Zusammenhang die Tatsache sein, dass es Leibniz im Sommer 1714 wohl nicht mehr gelungen war, eine persönliche Audienz beim Kaiser zu erlangen. Das diplomatische Eintreten von Leibniz für die protestantische Sukzession in England – ohne explizit erteilten Auftrag – mag in Wien auf Skepsis gestoßen sein. Zweifellos sah man in der Inthronisierung des hannoverschen Kurfürsten als englischer König eine Schwächung Frankreichs, aber man befürchtete eben auch im katholischen Wien eine protestantische Übermacht innerhalb Europas. Die Friedensschlüsse von Rastatt und Baden zur Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges erbrachten Österreich einen deutlichen Machtzuwachs gegenüber den protestantischen Mächten innerhalb des Reiches (und Europas). Press geht in seiner Einschätzung der Politik Karls VI. sogar so weit, von einer
76 Hinsichtlich der Bewertung der Toskana als Reichslehen und den daraus resultierenden Konsequenzen vgl. z. B. die Darstellung bei K. O. von Aretin: Das Reich: Friedensgarantie und europäisches Gleichgewicht, 1648–1806, Stuttgart 1968, S. 134–136.
Die hannoversche Sukzession von 1714
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„Preisgabe der Reichsinteressen“ zu sprechen77. Leibniz war mehr Reichspolitiker als etwa sein Dienstherr oder der kaiserliche Hof. Ein Gegenspieler von Rang gegenüber den österreichisch orientierten Hofpolitikern war der Fürstbischof und Reichsvizekanzler (und damit Leiter der Hofkanzlei) Friedrich Karl von Schönborn. Doch Schönborn trachtete gerade in seinem Selbstverständnis als aktiver Reichspolitiker danach, wenn nötig, die Machtinteressen des Kurfürstentums Hannover zu beschränken78. Möglicherweise aus diesem Grund oder aus anderen Gründen kam wohl für Schönborn eine Unterstützung Leibniz’ nicht in Frage79. Das Reichshofratskollegium, in dem sich Leibniz so gerne als aktives Mitglied zu sehen wünschte, erlangte gerade unter Karl VI. einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die österreichische Machtpolitik innerhalb des Reiches. Leibniz konnte oder wollte nicht akzeptieren, dass man ihn in Wien aus politischer Sicht als ungeeignet hielt für eine Vermittlerrolle zwischen Kurfürst bzw. englischem König einerseits und dem Reich andererseits. Der Entschluss abzureisen, ist vor dem Tod der englischen Königin gefasst worden, wie der erwähnte Brief an Hodann vom 8. August (die Bitte, Pakete nicht mehr nachzuschicken) und die Annahme der Einladung des Herzogs von SachsenZeitz vom 15. August bezeugen. Die Nachricht vom Tod der englischen Königin und die damit bevorstehende Abreise des Kurfürsten nach London erschwerten eher Leibniz’ Rückkehr nach Hannover noch zusätzlich: Eine Rückkehr ohne Gesichtsverlust war kaum noch möglich. Zudem ließ die Reise des kaiserlichen Hofes im Herbst 1714 nach Bratislava für Leibniz seinerseits keine andere Möglichkeit mehr zu, als Wien (vorher) zu verlassen. Die Abwesenheit des kaiserlichen Hofes hätte Leibniz jegliche Rechtfertigungsgrundlage für seinen Aufenthalt in Wien entzogen80. Dies erklärt auch seine gerade im Sommer 1714 inständigen, fast schon hektischen Bemühungen, das Amt eines „würklichen ReichsHofrath“ endlich zu erlangen bzw. den Aufbau einer kaiserlichen Sozietät mit einer konkreten Anschubfinanzierung zu beginnen. In dem erwähnten ausführlichen Schreiben an Bonneval heißt es halb scherzend, halb resignierend: „Car à l’age où je suis, je 77 V. Press: Kriege und Krisen. Deutschland 1600–1715 (= Die Neue Deutsche Geschichte 5), München 1991, S. 472; vgl. ebenso die Erwähnung bei H. Klueting: Das Reich und Österreich 1648–1740, Münster [1999], S. 114. 78 Vgl. J. Whaley: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und seine Territorien, Bd. II: Vom Westfälischen Frieden zur Auflösung des Reiches 1648–1806, Darmstadt 2014, S. 158. 79 Einen Hinweis auf Schönborns Haltung gegenüber Leibniz gibt Schönborns Brief an seinen Onkel, den Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn vom Dezember 1713: „[Schönborn findet bei ihm] bei weitem den Mann nit […], als wie er zu anfangs angerühmt ware“; vgl. K. Müller/G. Krönert: Leben und Werk von G. W. Leibniz. Eine Chronik, Frankfurt a. M. 1969, S. 241. 80 Fricke vertritt die These, dass der Tod der englischen Königin der Anlass für Leibniz’ Abreise aus Wien war, vgl. Fricke, S. 114. – N. Rescher hingegen relativiert diese These und weist auf Leibniz’ mehrfache Ankündigungen hin, Wien auch wieder zu verlassen. Er sieht in dem Umstand, dass Leibniz 1714 zu keinem substantiellen Fortschritt in seinen Angelegenheiten gekommen ist, den eigentlichen Grund für die Abreise, die Inthronisierung des Kurfürsten solle die Abreise nur beschleunigt haben; vgl. Rescher, S. 274–276.
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dis chercher d’abreger le temps autant qu’il est possible, et je crains que sans cela il ne m’arrive ce qui arriva à Moyse […] qui ne pû voir que de loin la terre de promission“81. Sein Plan dürfte gewesen sein, zumindest einen weiteren Teil seiner Welfengeschichte vorerst in Wolfenbüttel fertig zu schreiben. In den Briefen beteuerte er mehrfach seinen – im Nachhinein ungerechtfertigten – Optimismus, dies über den Winter 1714/15 bewerkstelligen zu können.
81 Leibniz an Cl. A. de Bonneval von Anfang November 1714, s. Anm. 73.
THE THEODICY TRANSLATION PROJECT AND THE LEIBNIZ-CLARKE CORRESPONDENCE By Gregory Brown (Houston)
It is well known that Leibniz’s Theodicy had its beginnings in discussions that were held in Lützenburg, just outside of Berlin, at the court of the Queen of Prussia, Sophie Charlotte, daughter of Leibniz’s patron and friend in Hanover, the Electress Dowager Sophie. Those discussions had been occasioned by the publication of certain of Bayle’s works, in which the Queen was quite interested—viz. the second edition of Bayle’s Dictionary in 1702 and the publication in 1704 of the first volume of his collected works, the Response to the questions of a Provincial. In his letter to Thomas Burnett of 30 October 17101, Leibniz explained that “[…] most of this work [i.e., the Theodicy] was written in fragments when I was at the court of the late Queen of Prussia, where these matters were often discussed, on the occasion of the Dictionary and some other works of M. Bayle, that were read there a lot. In the discourses I was accustomed to respond to the objections of M. Bayle and to show the Queen that they were not as strong as certain people, not very favorable to religion, wanted to have it believed. Her Majesty ordered me often enough to put my responses in writing, so that they could be examined with care. After the death of this great Princess, I reassembled and enlarged these pieces at the prompting of some friends, who were informed about it, and I have written the work of which I have just been speaking, which is an octavo of reasonable size”2.
All of this, as I have said, is known well enough; but what is perhaps less well known is the fact that the future Princess of Wales and Queen of England, the then Princess Caroline of Ansbach, was almost certainly present at the discourses that Leibniz presented on Bayle at Sophie Charlotte’s court in Berlin and that she had been interested enough to engage Leibniz in private conversation about his views. 1 2
All dates are given in New Style. GP III, 321: “La plus grande partie de cet ouvrage avoit esté faite par lambeaux, quand je me trouvois chez la feue Reine de Prusse, où ces matieres estoient souvent agitées, à l’occasion du Dictionnaire et des autres ouvrages de M. Bayle, qu’on y lisoit beaucoup. J’avois coutume dans les discours de repondre aux objections de M. Bayle, et de faire voir à la Reine qu’elles n’estoient pas si fortes que certaines gens, peu favorables à la Religion, le vouloient faire croire. Sa Majesté m’ordonnoit assés souvent de mettre mes reponses par écrit, afin qu’on les pût considerer avec attention. Apres la mort de cette grande Princesse, j’ay rassemblé ces pieces et augmenté à l’exhortation des amis qui en estoient informés, et j’en ay fait l’ouvrage dont je viens de parler, qui est un octavo de grandeur raisonnable”.
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Caroline was an orphan princess. Her father had died within two years of her birth; and in 1696, when she was just thirteen, her mother also died. At that time, Sophie Charlotte was the Electress of Brandenburg, and she and her husband, the Elector Friedrich, offered to become Caroline’s guardians; thus began Caroline’s sojourn at Sophie Charlotte’s court at Lützenburg. But Sophie Charlotte died tragically in Hanover on 1 February 1705 at the age of 37, and Leibniz, who was still in Berlin at the time and was himself devastated to hear of the Queen’s death, wrote to Caroline on 18 March 1705, after his return to Hanover. Leibniz began his letter with a sad and moving tribute to the Electress Dowager Sophie, to Sophie Charlotte, and to Caroline, saying that “here are the three persons on the earth among those of your sex whom I not only honored beyond measure, along with all there are of reasonable and well-informed people, but whom I also cherished the most, and whose kindness have given me and promised me the greatest satisfaction in the world, turned at a stroke into the object of the most violent pain and the most intense trepidation”3. But then he tried to console Caroline by reminding her of the discussions they had had at the court in Lützenburg: “Having finally arrived in Hanover two weeks ago, I learned of two circumstances that have greatly consoled me. One is that the Queen died a peaceful enough death, as Monseigneur the Elector [Georg Ludwig] told me that she herself said to him: ‘I die an easy death’. The other is that she died with a marvelous serenity and with magnificent feelings of a tranquility of soul resigned to the orders of the supreme providence. It is what I deem most essential, and I believe that Your Serene Highness, after having done me the honor, at Lützenburg, of wanting to understand and not dismissing my views on true piety, which demands this resignation, will permit me to say a little more about it”4.
Leibniz then proceeded to touch briefly on themes that would later bulk large in the Theodicy, which was published five years later: that God is infinitely perfect, and that he has therefore done everything in the most perfect way, even though we may not yet be in a position to perceive it clearly; that our love of God and our hope are therefore founded upon faith, which is an assurance of reason not yet verified by sense experience. “Here, Madam”, he concluded, “is that in which the three Christian virtues consist: faith, hope and love taken in their general sense, and constituting the essence of the piety that Jesus Christ taught us divinely well in
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A I, 24 N. 259, 453: “Voilà les trois personnes de la terre parmy celles de vostre sexe non seulement que j’honnorois infiniment avec tout ce qu’il y a de gens raisonnables et informés mais encor que je cherissois le plus, et dont les bontés m’ont donné et me promettoient la plus grande satisfaction du monde, devenues tout d’un coup l’objet de la plus cuisante douleur et de l’apprehension la plus vive”. Ibid.: “Estant arrivé enfin à Hanover il y a deux semaines, j’ay appris deux circomstances qui m’ont consolé beaucoup, l’une que la Reine est morte d’une mort assez douce, comme Mgr l’Electeur m’a raconté, qu’elle luy a dit elle même: ich sterbe eines gemachlichen todes; l’autre qu’elle est morte avec un merveilleux serein d’esprit, et avec des grands sentimens d’une tranquillité d’ame resignée aux ordres de la supreme providence. C’est ce que je juge tres essentiel et je crois que V. A. S. m’a fait l’honneur à Luzenbourg [de] vouloir entendre et de ne pas rejetter mes sentimens sur la vraye pieté, qui demandent cette resignation”.
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conformity with the sovereign reason, to which our reason scarcely attains without divine grace, although there is nothing so reasonable. I often spoke with the Queen about this great principle of piety, of contentment, and of beatitude. It appeared to me that she approved of it, and even that her marvelous penetration made her understand it better than I could express it. This resignation of a tranquil spirit, content with its God, shone forth in her eyes and in her conduct to the last moment of her life”5.
Caroline was thus exposed to some of the main themes of the Theodicy long before it was published, and they were rendered indelible for her by the tragedy of events. On 2 March 1705, just seven months after the death of Sophie Charlotte, and to the great delight of the Electress Dowager Sophie, the twenty-two year old Princess of Ansbach married Georg August, the son of Sophie’s eldest son, Georg Ludwig. As a consequence, Caroline was caught up in the succession crisis that erupted in the late spring of 1714. As a protestant daughter of Elizabeth Stuart, who had herself been a daughter of the English King James I, the Act of Settlement of 1701 declared “the most excellent princess Sophia, Electress and duchessdowager of Hanover”, and “the heirs of her body, being Protestant”, “to be the next in succession in the Protestant line to the imperial crown and dignity of the […] realms of England, France and Ireland […]”6. Queen Anne’s health had begun to fail in the winter of 1713, and on 7 May 1714, the Elector Georg Ludwig and the Electress Dowager Sophie made a formal petition to the British representative at Hanover to allow a member of the royal family to reside in Great Britain as a way of protecting the Protestant succession. But the Queen had long been adamantly opposed to allowing any member of the House of Hanover to reside in Great Britain during her lifetime, and her Lord of the Treasury, the Earl of Oxford7, sent letters to that effect from himself and the Queen to the Electress Dowager, the Elector, and the Electoral Prince8. The letters from the Queen, which had actually been drafted by Oxford, were especially harsh in tone, and they greatly upset the electoral family, especially Sophie and Caroline. On 7 June, two days after the letters were received, Caroline wrote to Leibniz in despair, but comforted, she said, by the Theodicy:
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Ibid., 454–455: “Voilà, Madame, en quoy consistent les trois vertus chrestiennes, foy, esperance, et amour, prises dans leur generalité, et constituant l’essence de la pieté, que Jesus Christ nous a divinement bien enseignée conformement à la souveraine raison, et où la nostre ne parvient gueres sans la grace divine, quoyqu’il n’y ait rien de si raisonnable. Je me suis souvent entretenu avec la Reine sur ce grand principe de la pieté, du contentement et de la beatitude, il m’a paru qu’elle l’a gousté et même que sa merveilleuse penetration le luy a fait mieux concevoir que je ne le pouvois exprimer. Cette resignation d’un esprit, tranquille et content de son Dieu, a eclaté dans ses paroles et même dans ses yeux et gestes jusqu’au dernier moment de sa vie”. Select Documents of English Constitutional History, ed. by G. Burton Adams and H. Morse Stephens, London 1920, p. 477. That is, Sir Robert Harley. E. Gregg: Queen Anne, New Haven 2001, pp. 383–384.
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Gregory Brown “We were in crisis until the day before yesterday, when a courier from the Queen arrived with some letters for the Elector, the Electress, and the Electoral Prince. These are of a violence worthy of Milord Bolingbroke, and so the Electoral Prince is nearly without hope of going to assume his seat [in the Parliament as Duke of Cambridge] in accordance with his rights. I do not know what the world may think of our conduct here. I do not so much regret the loss that our conduct may bring upon us as to have in some way abandoned the interests of our holy religion, the liberty of Europe, and so many brave and honorable friends in England. I have no consolation but to have seen the Prince do everything humanly possible in order to obtain this permission. The Electress has joined forces with him, and they want to send the letters they received from the Queen to England. […] I find no consolation but to believe that Providence does everything for our good, and your preface to the Theodicy is a great comfort to me. Finally, sir, never has a sorrow seemed to me so violent and unbearable as this one. I fear for the health of the Electoral Prince and perhaps for his life”9.
But it was for the life of the Electress Dowager Sophie that Caroline should have feared. For on the evening of 8 June 1714, the day after Caroline had written her letter to Leibniz, Sophie collapsed and died in her arms as they strolled together in the garden at Herrenhausen. Of the three woman that Leibniz had told Caroline he cherished the most, only Caroline now remained, and she consequently came to occupy a preeminent place in Leibniz’s life during its final two and a half years. Writing to Caroline from Vienna on 7 July, he told her that she would have to be like Sophie’s “reincarnation”10; and later, in a letter from January of 1715, he told her that “for me you take the place, Madam, of Queens and Electresses”11. On 12 August, little more than three months after the death of Sophie, Queen Anne died. Georg Ludwig, Sophie’s eldest son, had become king in England; his son, Georg August, was now Prince of Wales, and Caroline the new Princess of Wales. Leibniz was in Vienna when he heard the news, and he returned to Hanover as quickly as he could, arriving on 16 September. He was too late; Georg Ludwig and Georg August had departed for England three days earlier. But Caroline was still there, presumably preparing her children for the move to England. She would not depart until 12 October, and what she proposed doing in the month between surprised even Leibniz. Writing to Count Bonneval in Vienna a week after his arrival in Hanover, Leibniz described the situation in the following terms: 9
LBr F Bl. 30–31: “Nous avons estte deans la crises jusqu’avant hier au on a reçeu un Courie de la Reine avec des lettres pour Md L’E. et Mr L’E. et le P. E. qui sont d’un violances dingé de Milord Bullinbrock, et par là le P. E. ces veu pres-que sans esperance daller prander sa seances celon ses droit. Je ne scais ce que le monde peu juger de la contevuite que nous avons denu isy. Je ne regrede pas teans la perte que peutestre nostre contevuite nous adirera que d’avoir an quelque manier apandoné linteres de notre St Religion la liberdie d’uropé, et tans de pravez et honeste amis an angeltere. Je n’ay d’autre consolassion que d’avoir veu humenent faire tout au P: pour opdenir c’este permission. Md. L’E. ces joint a leuis, et ille veulle anvoiyer leurs lettres de la R: qu’il on receu an angeltere. […] Je ne trouver taure consolassion que destre persuadée que la providance fait tout pour notre bien, et votre prefaces sur la Doeodyces, mest d’un grand secour. Enfin Monsieur jamais chacrin ne ma pareu sy vivez et insutenable com̅e ce luis la”. 10 Klopp IX, 463: “V. A. S. doit être comme sa metempsychose”. 11 Klopp XI, 31: “[…] vous me tenez lieu, Madame, des Reines et des Electrices”.
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“I came here in order to work during this winter on some things that can free me from certain tasks12 that could delay my return to Vienna. But I am at present distracted from them here as I was at Vienna since the Royal Princess has wanted me to stay at the country estate [at Herrenhausen], where she will be until her departure for England. I am very pleased to enjoy once more, as long as I can, the good graces of a princess so accomplished and so spiritual, who even wants to go over with me again (would you believe it?) the Theodicy, which she has read more than once. It seems to me that I intend you, sir, to accuse me of vanity, but I intend what I have just said to be praise of the princess and not of my work. For even if it be misguided, it is still a great thing that such a princess, surrounded by everything that can dissipate the spirit, gives so much attention to matters as elevated as those treated in my work”13.
From one perspective, I suppose, it might seem surprising that in the midst of the rush of changes that were overtaking her, Caroline should have wanted to take time to read through the Theodicy once more. But from another perspective, it seems a perfectly natural thing for her to want to do—I think it was precisely because she was “surrounded”, as Leibniz put it, “by everything that can dissipate the spirit”, that she sought solace once more in a book and in a friend that had seen her through so many difficult times in the past. As she later told Leibniz in a letter of 10 January 1716 in which she had enclosed Clarke’s Second Paper, “I was not able to prevent myself from saying to Dr. Clarke that your opinion appeared to me to be the most fitting to the perfection of God and that all philosophy which sought to alienate me from it appeared to me to be imperfect, since in my view it was done, or ought to be studied, in order to soothe us and to strengthen ourselves against ourselves, and against everything that assails us from outside […]”14.
For sentimental as well as substantive reasons, Caroline was enthralled with the Theodicy. She used it as the standard against which philosophy for her was to be measured, telling Leibniz that she thought the works of Dr. Clarke “contain much that is good, although I do not find the Theodicy in him”15. Again in her letter of 12 Leibniz alludes here to his ongoing project of writing a history of the House of Brunswick. 13 Klopp XI, 14–15: “Je suis venu icy pour travailler pendant cet hyver à des ouvrages qui me puissent débarrasser de certaines occupations capables de différer un peu mon retour à Vienne. Mais j’en suis à present distrait icy comme à Vienne puisque Madame la princesse Royale a voulu me loger à la maison de plaisance où elle sera justu’à son depart pour l’Angleterre; et je suis bien aise de jouir encore tant que je puis des bonnes graces d’une princesse si accomplice et si spirituelle qui veut même repasser avec moy (le croiriés-vous?) sur la Théodicée qu’elle a lue plus d’une fois. Il me semble que je vous entends, Monsieur, m’accuser de vanité; mais je pretends que ce que je viens de dire est un éloge de la princesse, et non pas de mon ouvrage. Car quand il seroit mal-fondé, c’est tousjours beaucoup qu’une telle princesse environnée de tout ce qui peut dissiper l’esprit, donne tant d’attention à des matières aussi relevées que celles que mon ouvrage traite”. 14 Ibid., 72: “Je n’ay pu m’empêcher de dire au docteur Clarke que votre opinion me paroissoit la plus convenable à la perfection de Dieu, et que toute philosophie qui m’en vouloit éloigner, me paroissoit imparfaite, puisque, selon moy, elle étoit faite ou devoit être recherché pour nous tranquilliser et fortifier contre nous-mêmes, et tout ce qui nous heurte hors de nous […]”. 15 Ibid., 52: “Mandez-moy, je vous prie, ce que vous pensez sur les ouvrages du Dr. Clarke, qui, selon moy, ont beaucoup de bon, bien que je ne luy trouve pas la Théodicée.”
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10 January 1716, after noting that her friend the Bishop of Lincoln, William Wake, had just been elevated to the Archbishopric of Canterbury and that he had talked with her that very day about what she referred to as “your wonderful Theodicy”, she added that “after his installation is done, we are thinking of having it translated”, and then she ended with this trumpet of praise for the Theodicy: “I am completely blessed to have the same views as this great man who finds that the more this book is read, the more it is found incomparable. The fondness that I have for this book reminds me of the Bishop of Spiga [that is, Agostino Steffani], who said that he loved being admired in music by the greatest ignoramuses. I expect that you probably feel the same way. Thus you ought to be very pleased to be admired by as great an ignoramus as I, but the truth moves the ignorant as well as the most wise, and this is what I took the liberty of saying to the late electress [Sophie], who pretended not to be able to understand it”16.
I have noted that in her letter of 10 January 1716, Caroline mentions that she and Archbishop William Wake were thinking of having the Theodicy translated into English. But this was by no means the first mention of the Theodicy translation project in the letters that were exchanged between Leibniz and Caroline after her arrival in England. Indeed the first mention of the project in the extant correspondence occurs in a letter that Leibniz wrote to Caroline more than nine months earlier, on 29 March 1715, scarcely more than five months after Caroline had landed at Margate, Kent on 22 October 1714. The letter from Caroline that Leibniz was answering is apparently lost,17 but from Leibniz’s reply we know that it concerned, at least in part, feelers that Caroline had sent out to the Bishop of Bristol, George Smalridge, concerning Leibniz’s Theodicy. For Leibniz begins his letter by thanking Caroline for sending him the letter that the bishop wrote to her concerning his Theodicy. The bishop had found the Theodicy obscure, and Leibniz replied, a bit defensively, and as if it were a compliment, or at least an adequate response, by pointing out that “it does not appear that my book is thought to be obscure in France, or more obscure than the books of Father Malebranche and others that are quite in fashion”. “When the Paris edition […] is sold out”, he continued,
16 LBr F Bl. 51r–51v: “Il ma parlee aujour-dehuy de votre admirable deodisee et d’aper apres que son installassion sera fait nous panseron a la faire traduire. Je suis toute glorieuse d’avoir les même santiment avec se grand hom̅e, qui trouvez que plus on relié se liver plus on le trouvez imcomparable. Le gout, que j’ay pour se liver me fait souvenir de L’Evèque de Spica, qui dissoit aimé estter ademiré dans la musique par les plus grand ingoran. Je me fladee que vous aurais le même santiment, ensy vous devez ettre tres condans destre ademires par vne ausy grande ingorante que moy, mais la verité frapée les ingoran com̅e les plus savan, et c’es ce que j’ay prie la liberdée de dire a feu Md L’Electrice, qui pretandes ne le pouvoir andantre”. But how the truth can move those who can’t understand it is something that Caroline fails to explain. Previously, she herself seems to have complained of the obscurity of the Theodicy. See footnote 19 below. 17 There are only three extant letters from Caroline to Leibniz after her arrival in England and dated prior to Leibniz’s letter of 29 March 1715. None of them mentions the Theodicy translation project.
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“they are thinking of publishing another edition of it there with some additions. I would then explain the Latin and Greek citations, and if a genuine obscurity is pointed out to me, I will try to clarify it”18.
Leibniz was sufficiently stung by the bishop’s remarks to have included with his letter a separate, three-page response that focused exclusively on the bishop’s charge of obscurity19. That Caroline’s letter and her contact with the Bishop of Bristol was concerned with a project to have the Theodicy translated into English is made clear enough in the P. S. that Leibniz appended to his own letter. “I believe”, he wrote, “that M. de la Roche would be suitable for translating my book. He is a refugee clergyman who has published a kind of journal in English entitled Memoirs of Literature. It is true that I would prefer that an Anglican theologian undertake its translation”20.
It is noteworthy that Leibniz reveals no hint here of having been previously unaware of the fact that Caroline was engaged in an attempt to have the Theodicy translated into English. And it appears that Caroline had mentioned in her letter, and hence was previously aware of, Leibniz’s preference for a translator who was an Anglican theologian. This strongly suggests that the project was actually discussed before Caroline left Germany for England, and there seems no more likely time for that conversation to have taken place than during that month-long stay at Herrenhausen, when Leibniz and Caroline were reading through the Theodicy together before her departure for England. It would in fact have been extremely odd if the idea hadn’t come up under the circumstances. For what could have been more natural under the circumstances than for Caroline to think of having her favorite book, by her very close friend, translated into the language of her new realm, a language that she had been studying in preparation for her role as part of the royal family of England. Leibniz would certainly have had every reason to encourage the idea, and it is not inconceivable that at Herrenhausen he had already been thinking about how the translation project might eventually serve him
18 Klopp XI, 35: “Quand l’Edition de Paris […] sera debitée, on y pense d’en donner une autre avec des augmentations. Je ferois alors expliquer les citations latines ou grecques, et si l’on m’indique quelque veritable obscurité, je tâcherai de l’éclaircir”. 19 The irony here is that in his letter to Caroline, Smalridge noted that “My Lady Nottingham, when she first mention’d this Book to Me from Your Royall Highness, told Me that you complain’d of the Obscurity of it” (LH 4, 4, 1 Bl. 1v–2r). So it may well be that Smalridge’s accusation of obscurity was unwittingly encouraged by Caroline’s remark to Lady Nottingham, which the latter had conveyed to Smalridge, and which Smalridge then mentioned in his letter. It must have come as a shock to Leibniz to read Smalridge’s letter and learn that Caroline herself had complained of the obscurity of the Theodicy, which is perhaps why he replied a bit defensively and was moved to prepare the three-page response to the bishop’s criticisms, which was certainly intended for Caroline and not for the bishop. 20 Klopp XI, 36: “Pour traduire mon livre en Anglois, je crois que Mr. de la Roche y seroit propre. C’est un Ministre réfugié qui a donné en Anglois une espéce de Journal intitule: Memoires of literature. Il est vray que j’aimerois mieux qu’un Théologien Anglican en entreprît la traduction”.
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in his ongoing conflict with the Newtonians21. There is further evidence from the letter that the Bishop of Bristol wrote to Caroline, and which she forwarded to Leibniz, that Caroline was already prepared to act on the Theodicy translation project when she disembarked at Margate. The bishop’s letter is dated 4 March 1714 (that is, 15 March 1715 N.S.), and in it he notes that Caroline had personally delivered a copy of the Theodicy into his hands while he was in London and had requested that he report his thoughts concerning the book to her. But he tells Caroline that after his return to Oxford, he “was taken with first a great heaviness, and afterwards an Acute pain in my Head, which hath for some Weeks indispos’d Me for writing, & which is not Yet quite remov’d, thoh I thank God it is in great Measure abated”22. Assuming that by “some Weeks”, the bishop meant that he had been “indispos’d […] for writing” for at least a month, and allowing for the time he spent in London before returning to Oxford, and for the time in traveling from London to Oxford, and for the time it took him, as he says, to “peruse & consider [the Theodicy] with the best Attention & closest Application I could”23 and compose his letter to Caroline, it seems that Caroline could not have placed the Theodicy in the bishop’s hands much later than the beginning of February 1715, that is, scarcely more than three months after her arrival in England. Given how much of her initial time in England would have been given over to ceremonies of state (Georg Ludwig’s coronation took place on 31 October) and establishing her household, Caroline’s presentation of the Theodicy to the Bishop of Bristol must have taken place at her earliest possible convenience. 21 Two years earlier, in a letter to Thomas Burnett of 18 October 1712, Leibniz had already mentioned his desire that the Theodicy be translated into English, in this case to disabuse some Anglican theologians of their mistaken views about the Lutheran doctrine of the Eucharist: “[A young German theologian] has told me that some from your Anglican Church have objected to him that we have an impanation and consubstantiation, which would be scarcely better than the transubstantiation of the Papists; but he referred them to my book [i.e., the Theodicy] and to the Memoirs of Literature [in which Michel de la Roche had favorably reviewed the Theodicy]. I believe that this indictment of our party, which is now being made, comes from the evil intention of those who favor the Papists and the Pretender and who would like to make us appear odious. This is why it would perhaps be good if my book were translated into English. I have not yet learned of the Bishop of Salisbury’s opinion of my book, but I have learned that of the Archbishop of York, who having read at least the Latin piece placed at the end, much approves it” (GP III, 323–324: “Le même jeune Theologien m’a dit, que quelques uns de vôtre Englise Anglicane luy ont objecté que nous avions une impanation et consubstantiation, qui ne valoit gueres mieux que la Transubstantiation des Papistes: mais il les a renvoyés à mon livre et aux Memoirs of Literature. Je crois que cette accusation des nôtres qui se fait presentement vient de la mauvaise intention de ceux qui favorisent les Papistes et le Pretandant, et voudroient nous rendre odieux. C’est pourquoy il seroit peutetre bon que mon livre fût traduit en Anglois. Je n’ay pas encore appris le sentiment de M. l’Eveque de Salisbury sur mon ouvrage, mais j’ay appris celuy de M. l’Archeveque d’Yorck, qui ayant lû au moins la piece latine mise à la fin, l’approuve extremement”). I am grateful to Lloyd Strickland for drawing my attention to this passage. 22 LH 4, 4, 1 Bl. 1v. 23 Ibid.
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The next word that Leibniz received from Caroline after his letter of 29 March 1715 was actually sent to him through Henriette Charlotte von Pöllnitz, who had been Sophie Charlotte’s lady of the chamber. Pöllnitz quoted Caroline as follows: “I am reading the books of Locke. The one on the understanding seems fine, but as ignorant as I am, I would think that there would be something to say in response, and I believe that Mr. Leibniz will be of my opinion. Please tell him that I will not respond to him until the King grants me the position that he seeks”24.
The position to which Caroline refers here is that of historiographer of Great Britain, which Leibniz had requested in his very first letter to her after her arrival in England. In his response of 10 May, Leibniz informed Caroline for the first time of the priority dispute between himself and Newton over the discovery of the calculus. He tried to justify his request for the position of historiographer by pointing out that Newton had been given a comparable position as Warden of the Mint. He argued that awarding him the position of historiographer would make him the equal of Newton and thereby give honor to Hanover and Germany in his person, having previously suggested that Newton’s followers were “rigid” and “not very favorable to the party of Hanover”25. But realizing, perhaps, that Caroline had neither the expertise nor the interest to enter into a dispute about the calculus on his behalf, Leibniz went on to ridicule Newton’s notion of gravity and then to link him with an alleged anti-Hanoverian faction bent on discrediting the Lutheran religion and its doctrine of the Eucharist: “It is true that some friends are urging me to examine for myself the philosophy of M. Newton, which is pretty extraordinary. He claims that a body attracts another at whatever distance it may be and that a grain of sand on the earth exerts an attractive force even upon the sun, without any medium or means. After that will these sectarians attempt to deny that by the omnipotence of God we can share in the body and blood of Jesus Christ without any impediment of distance? It is a good way to embarrass them, the men who, from an animus against the House of Hanover, now free themselves more than ever to speak against our religion of the confession of Augsburg, as if our extraordinary and miraculous Eucharistic reality were absurd. For my part, I believe that it is proper to reserve a function for the divine mysteries and not to introduce them into the explanation of natural things”26.
24 Klopp XI, 37: “Je lis les livres de Locke. Celuy sur l’entendement me paroist beau, mais toute ignorante que je suis, je croirois qu’il y auroit quelque chose à répondre, et je crois que Mr. Leibniz sera de mon sentiment. Je vous prie de luy dire que je ne luy répondrai pas jusqu’à ce que le Roy m’accorde la charge qu’il souhaite”. 25 LBr F Bl. 38v: “Lors que la Cour d’Hanover n’étoit pas trop bien avec celle d’Angleterre pendant le regne du dernier Ministere, quelques uns current que le temps leur étoit favorable pour m’attaquer, et me disputer l’honneur d’une invention Mathematique qu’on m’attribue depuis l’an 1684. […] Mais un savant homme m’écrivit d’Angleterre, que l’esprit de quelques Rigides, peu favorable au parti d’Hanover […]”. 26 Ibid.: “Il est vray que des amis me pressent d’examiner par moy même la philosophie de M. Newton, qui est un peu extraordinaire. Il pretend qu’un corps attire l’autre à quelque distance que ce soit, et qu’un grain de sable chez nous exerce une force attractive jusque sur le soleil, sans aucun milieu ny moyen. Apres cela comment ces sectateurs voudront ils nier que par la
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Although he does not mention the Theodicy here, Leibniz may well have meant to remind Caroline of Section 19 of the Preliminary Dissertation of the Theodicy, where he had also discussed Newton’s notion of gravity in connection with the Lutheran doctrine of the Eucharist. In the Theodicy, however, Leibniz had not gone so far as to try to connect Newton with an anti-Hanoverian and antiLutheran faction. That he went further in his letter to Caroline is, I think, a reflection of the fact that he had by then decided that in his fight against Newton and his followers it might be possible to gain leverage by exploiting Caroline’s partisan fervor for the Hanoverian succession, the Lutheran religion, and the Theodicy. In the post script to his letter of 10 May, Leibniz also addressed Caroline’s remarks about Locke, congratulating her on having “found the weakness of M. Locke” and explaining that while he found “much merit in this woman” (that is, Lady Masham), “M. Locke I found a little less philosophical than I had believed”27. He concluded his remarks about Locke by saying that “it appeared that according to him everything is corporeal, that matter is capable of thinking, and similar things that overthrow religion”; and then he added that “these gentlemen imagine that it is impossible to have a strong and sound mind without being of their opinion”28, which suggests that he intended to lump Newton and his followers together with Locke as threats to religion in general. In his next letter to Caroline of 3 August, he wrote that “since Mademoiselle Pöllnitz has told me that you have finished reading M. Locke, I will be delighted to learn one day your judgment about this, because his principles are very different from mine, and they are more popular”29. Breaking her self-imposed silence, Caroline replied on 13 September 1715, saying that she “finished Locke a long time ago”. In light of the remarks that Leibniz made about Locke in his letter of 10 May, it is not surprising that Caroline added that “I confess to you that I do not like his philosophy at all”, but she added that “what I find very fine are the disputes
toute puissance de Dieu nous pourrons avoir participation du corps et du sang de Jesus Christ sans aucun empechement des distances. C’est un bon moyen de les embarasser, les gens qui par un[e] animosité contre la Maison d’Hanover, s’emancipent maintenant plus que jamais de parler contre nostre Religion de la confession d’Augsbourg, comme si notre Realité Eucharistique extraordinaire et miraculeuse étoit absurde. Pour moy je crois qu’il faut reserver une operation pour les Mystères divins, et ne les point faire entrer dans l’explication des choses naturelles”. 27 Klopp XI, 39: “J’admire que V. A. S. paroist déjà avoir trouvé le foible de M. Locke. […] Elle [Madame Masham] mourut un peu après luy. Elle avoit bien du mérite. Mais je trouve M. Locke un peu moins philosophe que je ne croyois”. 28 Ibid., 40: “Il paroist que selon luy tout est corporel, que la matière est capable de penser, et choses selblables, qui ruinent occultément la religion. Ces Messieurs s’imaginent qu’on ne sauroit avoir l’esprit solide sans estre de leur sentiment”. 29 E. Bodemann, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen (1890), pp. 170–171: “[…] puisque Mlle de Pelniz m’a dit que vous avés achevé la lecture du livre de Mr. Locke, je seray ravi d’apprendre un jour votre jugement là dessus, car ses principes sont fort differens des miens et ils sont plus populaires”.
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with Bishop Stillingfleet, which exhibit a civility accompanied by very good reasons”30. Leibniz responded in an undated and hitherto unpublished letter that was almost certainly written at the end of September or the beginning of November 171531. It is significant because it is the letter that Leibniz wrote to Caroline immediately before the storied letter that officially began the correspondence with Clarke. In it Leibniz takes Caroline’s reference to the dispute between Locke and Stillingfleet as an occasion to renew his attack on Locke. “I have the books exchanged between the Bishop of Worcester Stillingfleet and M. Locke”, he wrote. “The latter defends himself there nicely enough. But at bottom, there is not much to learn there. M. Locke undermines the great truths of natural religion; M. Stillingfleet perceived all the bad consequences of that. But the other had the skill to parry the blows and get the last laugh”.
Leibniz then suggested that Locke’s subversive philosophy was one reason why the need for an English translation of the Theodicy was so pressing. “I had hoped”, he wrote, “that my Theodicy would be found a bit more sound in England, if one day it were read in English, and that it would furnish better principles. But I see that Your Royal Highness, who gave me hope by being willing to consider it, has not yet found anyone suited to carrying it out. If it is still her intention, and if she made it known, I believe that not one of the better English writers would refuse her”32.
It is understandable that Leibniz was becoming somewhat concerned about the fate of the Theodicy translation project. For Caroline had not mentioned it in her last letter, and in fact she had not mentioned it since first broaching the topic in her letter reporting that the Bishop of Bristol had found the Theodicy obscure, the letter to which Leibniz had responded four and half months earlier on 29 March. But now, for the first time, Leibniz was openly pressing for an English version of
30 Klopp XI, 47: “J’ay fini il y a longtemps Locke. Je vous avoue que je ne gouste nullement sa philosophie. Ce que je trouve très-beau, ce sont les disputes avec l‘Evêque Stillingfleet, qui sont d’une politesse accompagnée de très-bonnes raisons”. 31 The internal evidence clearly shows that the letter was written in response to Caroline’s letter of 13 September 1715 and that Caroline responded to it on 14 November 1715. Given what appears to have been the usual two-week delay between letters sent and received between Hanover and London, Leibniz’s letter would have to have been written either during the last week of September or the first week of November 1715. 32 Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung Culemann, Nr. 1401: “J’ay les livres échangés entre M. l’Eveque de Worcester Stillingfleet, et M. Locke. Le dernier s’y defend assés joliment. Mais dans le fond on n’y apprend pas grand chose. M. Locke affoiblit les grandes verités de la religion naturelle, M. Stillingfleet en sentoit toutes les mauvaises consequences. Mais l’autre avoit l’adresse de parer les coups, et de mettre les rieurs de son coté. J’avois esperé que ma Theodicée seroit trouvée un peu plus solide en Angleterre, si elle étoit un jour lüe en Anglois, et qu’elle donneroit de meilleurs principes: mais je vois que V.A.R. qui m’avoit faite esperer d’y vouloir faire songer, n’a pas encore trouvée de gens propres à l’executer. Si c’est encore son dessein, et si elle le faisoit connoistre, je crois que pas une des meilleures plumes d’Angleterre la refuseroit”.
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the Theodicy as a needful counterweight to the bad English philosophy and its corrosive effect upon natural religion in particular. It is true that only Locke is mentioned in the present letter; but in his next letter—which became the explosive first volley in the correspondence with Clarke—Leibniz would cast a much wider net of criticism, one that would include Newton by name, as well as nearly the whole of English philosophy. In the meantime, Caroline responded to Leibniz’s remarks about the Theodicy project in a letter of 14 November 1715. Leibniz had been right to suspect that Caroline’s earlier silence on the matter was due to a failure to find a fitting translator, for she wrote that “I have spoken with the Bishop of Lincoln [William Wake] again today in favor of the translation of your Theodicy. He assures me that there is no one capable of doing it but M. Clarke, some of whose books I sent you by way of Oeynhausen. This same man is a friend of Chevalier Newton, and I do not believe the matter is in very good hands”33.
Having been put off by the Bishop of Bristol’s charge that the Theodicy was obscure, Caroline had turned to the Bishop of Lincoln for help with the translation project. Her letter indicates that she had spoken to him more than once about the project, and so she had obviously been actively pursuing it despite her silence on the matter. But having been forewarned by Leibniz about his dispute with Newton, Caroline realized that Clarke was probably not the best man for the job, despite what her friend the Bishop of Lincoln had told her, and she wrote to Leibniz accordingly. This brings us finally to Leibniz’s famous letter of late November 1715, the one that actually provoked the correspondence with Clarke. Of course it is not the letter itself that is famous, but rather the short extract from it that was published by Clarke as “Mr. Leibnitz’s First Paper.” The draft of the letter itself has never been published in its entirety, and that has contributed to a general failure to appreciate the role that Caroline and the Theodicy translation project played in the run up to the letter and in the subsequent development of the correspondence between Leibniz and Clarke. It is perhaps surprising that despite Caroline’s warning about Clarke, Leibniz replied graciously and was, at least initially, perfectly willing to consider Clarke as a suitable translator. “Since Your Royal Highness wants my Theodicy to be translated into English”, he wrote, “it is as good as done. And I would deem M. Clarke (if he wanted to be charged with it and if he had sufficient mastery of French for this) an honorable enough man to acquit himself of it as he ought, friend though he might be of my adversary”.
33 Klopp XI, 50: “J’ay parlé encore aujourd’huy avec l‘Evêque de Lincoln pour la traduction de votre Théodicée. Il n’y a personne capable de cela, à ce qu’il m’assure, que le docteur Clarke dont je vous ay envoyé des livres par Oeinhausen. Ce même homme est ami intime du Chavalier Newton, et je ne crois pas la chose en fort bonnes mains”.
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But facing the reality of the situation he continued by admitting that Clarke “will apparently […] not think of it, and the Bishop of Lincoln (it seems) will not make himself think of it without an express order. If the need arose there would be no lack of men who would acquit themselves of it very well. I dare say there is a bit of a need for it in England. Natural religion itself declines precipitously there”34.
The last sentence quoted is, of course, the first sentence of the extract that was printed by Clarke as “Mr. Leibnitz’s First Paper”35; and what follows is Leibniz’s 34 Stadtarchiv Hannover, Autographensammlung Culemann, Nr. 1400: “Puisque V.A.S. veut que ma Theodicée soit traduite en Anglois cela vaut fait. Et je croirois M. Clarc (s’il vouloit s’en charger et s’il etoit assés maitre du François pour cela) assez honnête homme tout ami qu’il pourroit etre de mon adversaire, pour s’en aquitter comme il faut. Mais apparemment il n’y pensera pas, et M. l’Eveque de Lincoln (ce semble) ne l’y fera point penser sans un ordre exprés. Au besoin on ne manqueroit pas de gens qui s’en aquitteroient tres bien. J’ose dire qu’on en auroit un peu besoin en Angleterre. La religion naturelle meme y degenère extremement”. In an undated letter to Nicolas Remond, written shortly after his letter to Remond of 6 December 1715, Leibniz was still casting about for candidates to translate the Theodicy; he again mentions de la Roche, but then also suggests the possibility of William Wotton, an English theologian, linguist, and classical scholar: “Madam the Princess of Wales tells me, in a letter that I have had the honor of receiving, that she would be very glad if my Theodicy were translated into English. But those to whom she has spoken about it there have raised difficulties and have referred the matter to some people partial to Mr. Newton. There are without doubt enough others capable of such a translation. I do not know if Mr. de la Roche, a Frenchman, who has previously written some Memoirs of Literature, writes English well enough in the judgment of the experts to resort to him. In that case, I believe he would be the man to undertake it. The able Mr. Wotton, who has previously written elegantly and learnedly, and with moderation, on the ancients and moderns and on the progress of the sciences, would be very capable of it, if he could be persuaded to do it. For I know that he does not despise my opinions. But finally, if anyone knew that doing this translation would please her Royal Highness, I believe that they would be delighted to undertake it” (Der Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibniz mit Mathematikern, ed. by C. I. Gerhardt, Berlin 1899, p. 268: “Madame la Princesse de Galles me marque dans uns lettre que j’ay eu l’honneur de recevoir, qu’elle seroit bien aise, que Ma Theodicée fut traduite en Anglois. Mais ceux à qui Elle en a parlé y font maître de la difficulté, et on renvoyé la chose à des gens partiaux pour M. Newton. Il y en a sans doute assés d’autres capables d’une telle traduction: je ne say si M. de la Roche François, qui a écrit autres fois des Memoires de literature en Anglois et qui y a inseré une Recension de la Theodicée, écrit assés bien l’Anglois [au jugement des connoisseurs] pour recourir à luy. En ce cas je crois qu’il seroit homme à s’en charger. Si non, je m’imagine qu’on en trouveroit assés d’autres. L’habile M. Wotton qui a écrit autres fois en Anglois elegamment et savamment avec moderation sur les anciens et les modernes, et sur les progres des sciences, en seroit bien capable, si on l’y pouvoit porter. Car je say qu’il ne mepris pas mes sentimens. Mais enfin si quelques uns savoient qu’ils feroient plaiser à son Altesse Royale en faisant cette Traduction, je crois qu’ils seroient ravis de l’entreprendre”). I am grateful to Lloyd Strickland for bringing this passage to my attention. 35 However, in the draft of the letter Leibniz wrote “La religion naturelle meme y degenère extremement”, whereas the sentence in the extract reads “Il semble que la religion naturelle même s’affaiblit extrêmement (en Angleterre)” (Klopp XI, 54). Thus the letter that was actually received by Caroline, and from which the extract was presumably taken, differs to some extent from the draft.
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crushing indictment of British philosophy, involving four particulars: first, that many suppose the soul, and some even God himself, to be material; that “Locke and his followers at least question whether or not souls are corporeal and naturally perishable”; third, that Newton holds that space is God’s sense organ, from which it follows that things “are not entirely dependent on him and were not produced by him”; fourth, that the Newtonians suppose that God made an imperfect world that requires miraculous fixing from time to time, which implies that God himself is imperfect36. Each of these charges was designed to discredit the English philosophers, and especially Newton, in the eyes of Caroline, and at the same time to impress upon her the urgency of the Theodicy translation project. And of course it worked. Caroline was now, as never before, incensed enough to call Clarke to account, to show him Leibniz’s indictment, and to demand a response. She answered Leibniz’s letter on 6 December 1715, sending Clarke’s response to Leibniz along with her own letter. She asked Leibniz to give her his opinion of the works of Clarke, in whom she declared that she “[did] not find the Theodicy”, and then she continued with scarcely disguised agitation and excitement: “We are thinking seriously of having your Theodicy translated, but we are seeking a good translator. Dr. Clarke is too much opposed to your views to do it without reply. He would be the most suitable of all. He is too much of the opinion of Sir Isaac Newton, and I am myself in dispute with him. I implore your help. He gilds the pill and does not entirely want to admit that Mr. Newton holds the views that you attribute to him. But in fact you will see from the paper joined herewith that it comes to the same thing. I can only ever believe that which is suitable to the perfection of God. I find it much more perfect on your view than on that of Mr. Newton, where God must in fact always be present in order to mend the machine because he could not do it from the beginning. Neither Dr. Clarke nor Newton wants to claim to be of the sect of Mr. Locke, but I neither can nor want to be of theirs. They have a different notion of the soul. He says that he does not believe but that God can destroy the soul, as you will also see here. I have a completely different opinion. I believe that God made them immortal, and I infer that from Holy Scripture, where he says that he made man in his image. This image was certainly the soul, since our poor body could not have been, however perfect one may wish to have us believe it is, so this soul is immortal and in the image of God. So I can only believe that God is not able destroy it. Just as he cannot make that which I hold in my hand bigger than it, so I believe the same thing about the soul. Please tell me your views about this. I trust I am not writing to a bishop. So I go further and say that I am persuaded that it is part of this divine perfection. I fear that we will not be in agreement. Please respond to the paper and show me my errors, which I would abandon with great pleasure and great respect for a man of the merit of the great Mr. Leibniz”37.
36 Klopp XI, 54–55. 37 LBr F 18r–20r: “Nous panson for serieusement a faire tradevuire votre deodicé, mais nous cheron vn bon tratucteur. D. glerck et trop oposée a vos opinion pour le faire sans conterdit. Il serait le plus proper de tous. Il et trop de l’opinion de Sr Eizack newton et je suis moy meme an dispute avec luy. J’implore votre secour. Il dore la pillule et ne veut avouer tout a fait que Mr newton a’yée les sentiment que vous luy donne. Mes an efait vous verais par le papié sy joint que cest la même chose. Je ne puis jamais croire que ce qui et convenable a la perfection de Dieu. Je la trouver beaucoup plus parfait dans vos opinion, que dans celle de Mr newton ou effetivement Dieu doit esttre toujours present pour raquemoder la machine par cequ’il ne la
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When Clarke wrote his response to Leibniz’s indictment of the English philosophers and Caroline passed it on to Leibniz, the correspondence was officially underway. Six months later, on 7 June 1716, Leibniz informed Johann Bernoulli of his ongoing dispute with Clarke, suggesting somewhat disingenuously that “I had casually written Her Royal Highness the Princess of Wales, who on account of her fine intellect is not uninterested in these matters, that philosophy, or rather natural theology, declines somewhat in England”38. But Leibniz’s attack on the English philosophers, coming as it did in the context of pressing Caroline on the matter of the Theodicy translation project, can scarcely be regarded as “casual.” It seems to have been a fairly deliberate attempt to alienate Caroline from the English philosophers, especially Newton, and to ensure her continuing loyalty to him and the Theodicy. Earlier, on 23 December 1715, a little more than two weeks after Caroline’s letter to Leibniz describing her dispute with Clarke, Leibniz had written to Christian Wolff, saying that the Newtonians “have also attacked my philosophical principles the better to persuade me to answer them. But here too they bit off more than they can chew. Her Highness the Princess of Wales, who read my Theodicy with an attentive mind and was delighted with it, not long ago disputed in its favor with a certain Englishman in Holy Orders [i.e., Clarke], having access to the Court, as she herself informed me. She rejects what Newton and his [followers] maintain, that God repeatedly has need to correct and revivify his machine”39.
peu faire des le com̅ancement. D. glerck ny newton ne se veulle dire de la secte de Mr locke mais je ne puis ny ne veut esttre de la leur. Il on vn autre nossion sur lame. Il disce qu’il ne crois pas, mais que Dieu peut aneantir lame com̅e vous le verais ausy icy. J’ay tout vne autre opinion. Je crois que Dieu les a fait imortelle et je tire se la de la St Écriture ou il dit qu’il fera l’hom̅e selon son image. C’est image estte surement lame, puis-que notre pauver corps tout parfait qu’on nous le veut faire acroire n’aurait peu esttere, ainsy c’est ame et imortelle et selon limage de Dieu. Je ne puis donc croire que Dieu ne la puise anneantire. Tout come il ne peut faire que ce que je tien dans ma main soit plus grande qu’elle, ensy je crois la même chose de lame. Je vous prie de me dire vos santiment la de ceu. Jespere de n’ecrire pas a vne Eveque. Einsy je vais plus loin et dis que je suis persuadé que c’est vne pardit de c’estte perfection divine. Je crain que nous ne seron pas ta cord. Je vous prie de reponder au papie et de me mondrer mes erreur, que je quiterais avec beaucoup de plaisir et de deferance pour vn hom̅e du merite du grand Monsieur L’Ebeniz”. 38 GM III, 963: “Itaque scripseram ego forte Serenissimae Principi Regiae Walliae, pro excellenti ingenio suo harum rerum non incuriosae, degenerare nonnihil apud Anglos Philosophiam vel potius Theologiam Naturalem”. Translated in The Correspondence of Isaac Newton, vol. VI, ed. by A. R. Hall and L. Tilling, New York 1976, p. 355. 39 Briefwechsel zwischen Leibniz und Christian Wolff (LW), ed. by C. I. Gerhardt, Halle 1860 (Reprint Hildesheim 1963), pp. 180–181: “Et quo magis me ad respondendum permoverent, etiam mea principia Philosophica ibidem aggressi sunt, […]. Sed ibi quoque dentem solido illident. Serenissima Princeps Walliae quae Theodicaeam meam legit cum attentione animi eaque delectata est, nuper pro ea cum quodam Anglo Ecclesiastici ordinis accessum in aula habente disputavit, ut Ipsa mihi significat. Improbat illa, quod Newtonus cum suis vult, Deum subinde opus habere correctione suae machinae et reanimatione”. Translated in The Correspondence of Isaac Newton, vol. VI, p. 258.
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But it was Leibniz, of course, who had disputed with the English philosophers in favor of the Theodicy in his famous letter to Caroline, and Caroline had merely followed his lead, something that one would scarcely have suspected on the basis of what Leibniz had written to Wolff. At the end of his letter to Wolff, Leibniz slyly added that “it is welcome that my opponent has touched upon matters which are not to be resolved by mathematical considerations, but about which the Princess herself can easily form a judgment”40—even though it was Leibniz himself who had steered the discussion in the direction of natural theology and away from mathematics. In his excellent book, Newton as Philosopher, Andrew Janiak has written that it was the “extensive debate about Newton’s methods” that “spawned the famous correspondence between Leibniz and Clarke in the early eighteenth century”41. But if one is sensitive to the immediate historical context in which the correspondence arose, he is bound to arrive at a quite different judgment concerning its origins. It is true, of course, that the methodological issue concerning mechanical versus non-mechanical causation in nature was one of the many issues that divided Leibniz and Newton, and it is one that did indeed surface in the course the correspondence with Clarke. But even then it arose as part of a theological debate about the nature of God’s activity in the world and the nature of miracles; and it can hardly be said that it was the issue that spawned the correspondence, or even that it was the dominant theme in the ensuing debates. Leibniz’s indictment of the English philosophers in his famous letter to Caroline does not so much as mention the methodological dispute. Rather the indictment focused exclusively on the corrosive effects of English philosophy on natural religion, and in the correspondence that followed, Leibniz continued to focus primarily on how the philosophical views of the Newtonians detracted from the perfection of the world and of God. In his war against the Newtonians, Leibniz had a number of strategic goals, and to discredit appeals to non-mechanical causes in scientific theorizing was certainly one of them, but it was not the one that spawned the correspondence with Clarke. The strategic goal that spawned the correspondence with Clarke was more personal, and it became necessary to pursue it only and directly in response to changed conditions on the ground—specifically the ascension of George I to the throne of England and Caroline’s move to England as Princess of Wales. With his last close and powerful ally now behind enemy lines, Leibniz’s strategic goal in the letter that ignited the dispute with Clarke, as in others to Caroline that had preceded it and would follow it, was clearly to get Caroline solidly on his side in his struggle against the Newtonians and to reinforce her loyalty to him. And the tactical means that Leibniz employed to accomplish this goal in his skirmish with Clarke was to try to turn Caroline’s interest in natural religion and her devotion to 40 Ibid., 181: “Gratum est quod materiam antagonista attigit, quae non resolvitur in considerationes Mathematicas, sed de qua ipsa Princeps facile judicium ferre potest”. Translated in The Correspondence of Isaac Newton, vol. VI, pp. 258–259. 41 A. Janiak: Newton as Philosopher, New York 2008, p. 6.
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the Theodicy and the translation project to his account and against the English philosophers that he portrayed as being destructive of natural religion and as therefore standing in need of all the help that Leibniz and his Theodicy could provide.
THE RECEPTION OF THE THEODICY IN ENGLAND* By Lloyd Strickland (Manchester)
1. INTRODUCTION In Leibniz’s lifetime, the reception of his Theodicy (1710) in France, Germany and the Netherlands was generally speaking a warm one. For example, the book was reviewed quite sympathetically in key journals such as Nouvelles de la Republique des lettres1, Mémoires pour l’histoire des sciences & des beaux-arts2, and Acta Eruditorum3. Moreover, the Theodicy garnered considerable praise from a number of learned figures across the continent, including Louis Bourguet4, Nicolas Malebranche5, and Bartholomew des Bosses6, with the latter even preparing a Latin translation from the original French to ensure the book enjoyed an even wider reach. Meanwhile, the broadly positive response from members of the main religions of continental Europe, namely the Lutheran, Calvinist and Catholic, led Leibniz to exclaim in 1712 that the Theodicy “is accepted by theologians of the three religions of the empire, with greater applause than I was expecting”7. What, though, of its reception in England during Leibniz’s lifetime? This is the question with which we shall be concerned in this paper. As we shall see, the *
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This paper was originally written for delivery at the Caroline bringt Leibniz nach London workshop of 24/25 July 2014, and benefitted greatly from the comments of those present. I would also like to thank Daniel J. Cook, Nora Gädeke, Pauline Phemister, and Julia Weckend for their helpful comments on an earlier draft of this paper. Nouvelles de la Republique des lettres (September 1710), pp. 314–342. Mémoires pour l'histoire des sciences & des beaux-arts (July 1713), pp. 1178–1199. Acta Eruditorum (March 1711), pp. 110–21, and (April 1711), pp. 159–168. See Bourguet to Leibniz, 20 October 1712; GP III, 556. See Malebranche to Leibniz, 14 December 1711; GP I, 358–9. See Des Bosses to Leibniz, 6 January 1711; GP II, 414 f. English translation: The Leibniz-Des Bosses Correspondence, trans. and ed. by B. C. Look and D. Rutherford, New Haven 2007, p. 191. Leibniz to Friedrich Wilhelm Bierling, 14 January 1712; GP VII, 503: “Receptum est a trium imperii religionum Theologis majore plausu quam exspectabam”. See also Leibniz to Christoph Joachim Nicolai von Greiffencrantz, 2 May 1715, GP VI, 12–13, and Leibniz to Philipp Müller, 1711, durchgesehene Transkription, Leibniz-Archiv / Leibniz-Forschungsstelle Hannover (Änderungen bis zur endgültigen Edition möglich), N. 306, p. 389, http://www.gwlb.de/Leibniz/ Leibnizarchiv/Veroeffentlichungen/Transkriptionen1711.pdf (accessed 16 October 2014).
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response in England was mixed, for while the Theodicy received positive reports in the journals, the reaction from key individuals was more lukewarm. When assessing the reception of the Theodicy in England it is worth bearing in mind that there were factors present in England that were absent elsewhere in Europe. For example, the Theodicy contained a lengthy appendix (“Remarques sur le livre de l’Origine du mal, publié depuis peu en Angleterre”) devoted to a critical examination of De origine mali (1702) by William King, the Archbishop of Dublin8. Leibniz was himself concerned that his criticisms of the work of a senior Anglican figure had the potential to harm the reception of the Theodicy in England9. Moreover, in the final years of his life, Leibniz’s reputation in England was severely damaged by the priority dispute with Sir Isaac Newton over the invention of the calculus. This led in 1712 to Leibniz’s condemnation as a plagiarist at the hands of Newton and the Royal Society (of which Newton was President), and thereafter to a bitter exchange of letters and pamphlets, the content and tone of which did little to help Leibniz’s cause in England. Nor, arguably, did Leibniz’s fractious exchanges with Newton’s friend and associate, Samuel Clarke, in 1715 and 1716. (I note in passing that the Theodicy looms large over the Leibniz-Clarke correspondence10, for in the ten letters, five on each side, the Theodicy is explicitly
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At the time of writing the appendix, Leibniz was apparently unaware of King’s status within the Anglican Church, for upon the publication of the Theodicy he confided to one correspondent “I am afraid that it may fall into the hands of an Archbishop of the Anglican Church, namely Mr King, who published some years ago a book De origine mali. He was at that time Bishop of Derry, and I thought he still was, but I understand that he is now Archbishop of Dublin. I found myself more or less compelled to discuss his book and his opinion, and although I am not always of his mind, I hope I have written in a way that will not offend him”. Leibniz to Charles Ancillon, 12 December 1710; LBr 12 Bl. 85: “[…] j’ay peur qu’il ne me tombe sur les bras un Archeveque de l’Eglise Anglicane. C’est Monsieur King, qui a publié il y a quelques années un livre de origine mali. Il etoit alors Eveque de Derry, et j’ay crû qu’il l’estoit alors, mais j’apprends qu’il est maintenant Archeveque de Dublin. J’etois dans une espece de necessité de parler de son livre et de son sentiment, et quoyque je ne sois pas tousjours du sien, j’espere d’avoir écrit d’une maniere, qui ne le choquera point”. 9 Shortly before the book’s publication he expressed to Thomas Burnett his hope that the Theodicy “will not displease in England” especially on account of the appendix on De origine mali. See Leibniz to Burnett, 30 October 1710; Dutens VI, 1, 285: “J’espère que ces Essais de Théodicée, ou de la justice de Dieu, ne déplairont pas en Angleterre”. 10 Although at the time Leibniz’s principal disagreement with Newton and his followers was squarely mathematical, on account of the priority dispute over the calculus, it has been suggested that he deliberately reframed it as a debate about natural religion and the content of the Theodicy – topics he knew to be close to the heart of Caroline, Princess of Wales – in order to win Caroline’s sympathies and support. See G. Brown: “‘[…] et je serai tousjours la même pour vous’: Personal, Political, and the Philosophical Dimensions of the Leibniz-Caroline Correspondence”, in: P. Lodge (ed.): Leibniz and His Correspondents, Cambridge, 2004, pp. 274–275. Following this line of thinking, it is possible that Leibniz’s many references to the Theodicy in the letters to Clarke were aimed more at Caroline than they were at Clarke. Domenico Bertolini Meli seems to argue this way; see D. B. Meli: “Caroline, Leibniz, and Clarke”, in: Journal of the History of Ideas 60, 3 (1999), p. 481, and id.: “Newton and the
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mentioned nine times. On each occasion it is Leibniz who mentions it11; Clarke does not mention the book at all12, though some of the references he makes in his letters reveal an acquaintance with it13). But perhaps an even more important factor in the English reception of the Theodicy was that, while Leibniz could count on a number of influential supporters in France, Germany, and the Netherlands, the same was not true in England. This is clear from how and to whom the book was distributed there. Shortly before the publication of the Theodicy Leibniz took steps to ensure it would get into the hands of some of England’s intelligentsia, by instructing the book’s printer, Issac Troyel, to send copies to Thomas Burnett, John Toland, and Gilbert Burnet, the Bishop of Salisbury14. All were long-time acquaintances and correspondents of Leibniz’s; however, neither Burnett nor Toland could be considered especially influential (indeed, Toland was largely marginalised in England for his perceived atheist views), and while Burnet surely was influential, his correspondence with Leibniz had ended four years earlier, in 1706, so his favours could scarcely be relied upon. Leibniz’s list of English recipients of the Theodicy is in fact rather pitiable compared with his list of French recipients, which included royalty (the Dauphin, the Duke of Orleans), key journal editors (Abbé Bignon, Bernard le Bovier de Fontenelle15), and philosophers (Nicolas Malebranche, Jacques LeLong16). No doubt in a concerted effort to ensure that the Theodicy reached at least some key English figures, Leibniz also asked Troyel to send six copies of the book to a friend, Johann Caspar von Bothmer, for him to distribute when he travelled to England17. This had a positive outcome in at least one case, for Bothmer gave one of his copies to John Sharp, the Archbishop of York, and Leibniz later discovered that Sharp had read the Latin appendix, the Causa Dei, and “approved it very
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Leibniz-Clarke Correspondence”, in: I. B. Cohen/G. E. Smith (eds.): The Cambridge Companion to Newton, Cambridge 2002, p. 459. Leibniz refers to the Theodicy twice in his second letter to Clarke (GP VII 355, and 355–356), once in his fourth letter (GP VII, 372) and six times in his fifth letter (GP VII, 389, 390, 407, 409, 412, and 414). Clarke’s failure to mention the Theodicy throughout the correspondence did not escape Leibniz’s attention; to one correspondent he complained that Clarke “has almost pretended to be unaware of my Theodicy”. Leibniz to Nicolas Remond, 19 October 1716; GP III, 678: “Il a fait quasi semblant d’ignorer ma Theodicée”. For example, in his first letter he refers to Leibniz’s description of God as a “Supra-Mundane Intelligence” (GP VII, 354), which is to be found in Theodicy § 217 (GP VI, 248) but not in Leibniz’s first letter of the debate, to which Clarke is responding. See Leibniz to J. W. Schele (after 21 October 1710), N. 258, p. 287, http://www.gwlb.de/ Leibniz/Leibnizarchiv/Veroeffentlichungen/Transkriptionen1710.pdf (accessed 25 October 2014). Editors of the Journal des Sçavans and l’Histoire de l’Académie des Sciences de Paris respectively. See Leibniz to C. R. Hasperg September 1711, ibid., N. 217, p. 269, http://www.gwlb.de/ Leibniz/Leibnizarchiv/Veroeffentlichungen/Transkriptionen1711.pdf (accessed 25 October 2014). See Leibniz to Isaac Troyel, 12 December 1710, ibid., N. 309, p. 357, http://www.gwlb.de/ Leibniz/Leibnizarchiv/Veroeffentlichungen/Transkriptionen1710.pdf (accessed 25 October 2014).
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much”18. Leibniz’s lack of what might be called “a friend in high places”, that is, a well-placed supporter in English circles who could assist him with promoting and distributing the book, was to change following the Hanoverian succession, which led to one of his most enthusiastic supporters, Caroline of Ansbach, becoming the highest-ranking female royal in England following her investiture as Princess of Wales on 27 September 1714. By her own admission Caroline had read and approved the Theodicy19, a fact of which Leibniz did not tire repeating to his correspondents20. She also shared Leibniz’s desire that the book reach a wide audience and to that end made efforts to promulgate it herself, as we shall see later in the paper. Another factor that likely impacted on the Theodicy’s reception in England was the lack of an English translation. Leibniz and Caroline were both aware of the need for one, and shared the desire to see an English translation made; this was in fact to become a recurring theme in their correspondence throughout 1715 and 1716. Much of their discussion concerned possible translators: Leibniz’s first suggestion was Michel de la Roche21, who was at the time editor of an English journal called Memoirs of Literature, about which I will have more to say in what follows. For her part, Caroline revealed that the Bishop of Lincoln had recommended Samuel Clarke as translator22; although the recommendation was made before Leibniz and Clarke began their correspondence, neither Caroline nor Leibniz was comfortable with the suggestion, because Clarke was a known associate and sympathiser of Newton, who was at that point highly antagonistic towards Leibniz because of the priority dispute. Both Leibniz and Caroline continued to discuss a possible English translation of the Theodicy until their correspondence was cut short by Leibniz’s death in November 171623. 18 Leibniz to Burnett, 18 October 1712; Dutens VI, 1, 287 and GP III, 324 (“l’approuve extremement”). About a year later Leibniz informed Burnett that “The Archbishop of York has very much approved my book also” (“M. l’Archeveque d’York a fort apporuvé aussi mon livre”), though it is unclear whether Sharp’s approval now extended to the Theodicy as a whole (as Leibniz appears to suggest), or was still confined to the Causa Dei. Leibniz to Burnett, 23 August 1713; Dutens VI, 1, 291 and GP III, 329. 19 See for example Caroline to Leibniz, 30 December 1715/10 January 1716; Klopp XI, 72. 20 See for example Leibniz to Count Bonneval, 21 September 1714; Klopp XI, 14–15. For further examples, see note 67. 21 Leibniz to Caroline, 29 March 1715; Klopp XI, 36: “Pour traduire mon livre en Anglois, je crois que Mr. de la Roche y seroit proper. C’est un Ministre réfugié qui a donné en Anglois une espéce de Journal intitule: Memoires of literature. Il est vray que j’aimerois mieux qu’un Théologien Anglican en entreprît la traduction”. 22 Caroline to Leibniz, 3/14 November 1715; Klopp XI, 50. 23 And of course, despite Leibniz’s wishes, and Caroline’s efforts, an English translation of the Theodicy was not to happen in his lifetime, and indeed, it did not happen until 1951, almost 250 years after Leibniz’s death. See Theodicy, trans. E. M. Huggard, London 1951. It has been suggested that although Leibniz had a good working knowledge of English and was able to read English works, he was not sufficiently confident in his ability to write in the language (or therefore to translate into it himself). See N. Rescher: “Leibniz and the English language”, in: The Leibniz Review 23 (2013), pp. 7–11. This accords with Leibniz’s own assessment, as he explains to Thomas Burnett “I would like to have been capable of writing it [the Theodicy] in English, for the English are quite competent judges on these matters”. Leibniz to Thomas
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There were, then, numerous factors that may have affected the reception of the Theodicy in England during Leibniz’s lifetime. Let us now examine this reception in greater detail. My thesis shall be the modest one mentioned earlier, that the reception of the Theodicy in England – from the time of its publication in 1710 to Leibniz’s death in 1716 – was a mixed one; while it received positive reports in the journals, the reaction from key individuals was generally lukewarm. To show this, I shall focus first on the journal Memoirs of Literature, edited by Michel de la Roche, and second, on the report on the Theodicy prepared in 1715 by the Bishop of Bristol, George Smalridge.
2. MEMOIRS OF LITERATURE We begin, then, with Michel de la Roche (c. 1680–1742), a French Huguenot who had settled in England at a young age. He became an Anglican in 1701 and went on to make his name as a journal editor, and it is in this role that he is of interest to us. In 1710 he started a journal entitled Memoirs of Literature, which ran from March 1710 to September 1714, and then again between January and April 171724. It is perhaps best described as a broadsheet than a journal, as each issue was printed on a single quarto sheet, though I shall continue to refer to it as a journal25. Each issue contained the following kinds of content: 1. Reports of non-English books; sometimes descriptive, and sometimes consisting entirely or almost entirely of extracts, translated into English 2. Letters (some anonymous, some credited) 3. Eulogies of important figures in the Republic of Letters 4. Information from the Republic of Letters 5. Brief details of forthcoming books being published out of Europe’s major cities. (Each issue contained one or more of 1 – 4, while all issues ended with 5.)
Burnett, 30 October 1710; Dutens VI, 1, 285 and GP III, 322: “Je voudrois avoir esté capable de l’écrire en Anglois, car les Anglois sont des juges assês competens sur ces matieres”. There are some suggestions from Leibniz’s contemporaries that his knowledge of English may have been even better; for example, in his very first letter to Leibniz, John Toland writes “I take the liberty of writeing to you in English, because you understand it as well as any liveing tongue besides yr own”. Toland to Leibniz, 6 October 1708; LBr 933 Bl. 12; G. Carabelli: “John Toland e G. W. Leibniz: otto lettere”, in: Rivista critica di storia della filosofia 29 (1974), S. 412–431, S. 416. But while Toland always wrote to Leibniz in English, Leibniz always replied in French. 24 In 1725 de la Roche relaunched the journal as the New Memoirs of Literature, which ran until December 1727. In 1730 he tried again, this time publishing under the title A Literary Journal, or a Continuation of the Memoirs of Literature; this came to an end in 1731. 25 De la Roche typically refers to each individual issue as a “sheet”.
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The focus of the journal was extremely broad: one finds in it reports on books on all manner of subjects, such as mathematics, theology, philosophy, anatomy, astronomy, China, botany, diseases, geography, and so on, though there is a clear bias in favour of theology. When leafing through, we find that Leibniz is very well represented, in fact more so than any other thinker, which gives some indication of the regard in which he was held by de la Roche. To be more specific: The very first issue of the Memoirs, dated 13 March 1710, contains, on the final page, a notice of Leibniz’s forthcoming book. Under the heading “Amsterdam”, de la Roche writes that “’Tis said that a Book of M. Leibnitz, entitled, Essays concerning the Goodness of God, Free-Will, and the Origin of Evil, is to be printed here”26. The fourth issue of the Memoirs is entirely devoted to a French book that de la Roche refers to as A Dissertation concerning the History of Balaam. The book itself consists of a number of essays, one by Leibniz on the history of Balaam (the Biblical prophet related in the book of Numbers), and the rest by Hermann von der Hardt on various other biblical figures. De la Roche provides English translations of Leibniz’s essay and one of those by von der Hardt27. Although Leibniz is not mentioned by name as the author of the Balaam essay, de la Roche does state that it had been written by “a Gentleman of that Countrey [Germany], Famous for his Universal Knowledge”28, which suggests he knew it was Leibniz. The 43rd issue of the Memoirs is entirely devoted to the first volume of the Miscellanea Berolinensia (1710), the journal of the Berlin Academy of Sciences, which Leibniz had edited29. De la Roche gives a general overview of the contents of the journal, with most of the report focusing on Leibniz’s many contributions, in particular his essay on the origin of languages, his essay on the origin of phosphorous, his letter to Spener about a crocodile fossil, and a number of essays on mathematical topics.
26 Memoirs of Literature I (13 March 1710), p. 4. This was not the earliest notice of the Theodicy, however, since the work had already been mentioned in the 17 February 1710 issue of the Journal des Sçavans, albeit again without mention of Theodicy as its title. The notice there reads: “A book should soon be printed which will have as its title, Essays on the Goodness of God, the Freedom of Man, & the Origin of Evil. It is a work of Mr Leibniz, in which he undertakes to respond to the difficulties that Mr Bayle has formed on these three points of theology”. Journal des Sçavans (17 February 1710), p. 111. While the Memoirs of Literature correctly stated that the book was to be published in Amsterdam, the Journal des Sçavans mentioned only Holland. 27 Later issues of the journal contained translations of parts of two more of von der Hardt’s essays from this book: translated extracts from an essay on the jawbone of an ass that Samson used to kill Philistines can be found in Memoirs of Literature VI (17 April 1710), pp. 23–24, while those from an essay on Elijah’s ravens can be found in Memoirs of Literature VII (24 April 1710), pp. 25–26. 28 Memoirs of Literature IV (3 April 1710), p. 13. 29 Memoirs of Literature XLIII (1 January 1711), pp. 169–171.
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Issue 60 is the first of four devoted to the Theodicy30. In this issue, de la Roche focuses on the preface to the Theodicy, and his report alternates between describing the contents of the book, and quoting long passages from it. Issue 61 is the second of the four devoted to the Theodicy31. This time the focus is the preliminary discourse, and again the report contains both exposition and long quotations. Issue 65 is the third of four devoted to the Theodicy32. The focus here is on Leibniz’s explanations for the origin of evil. Issue 66 is the fourth on the Theodicy33. In this issue, de la Roche paraphrases the mythical account of Pallas and Theodorus that closes the Theodicy34. It is worth noting that de la Roche’s keenness to promote Leibniz’s work did not stop at printing reports on and extracts from the Theodicy: in later issues of the Memoirs of Literature he included English translations of some letters exchanged between Leibniz and Nikolaus Hartsoeker35, an English translation of Leibniz’s essay entitled “Philosophical reflections occasioned by some letters published at Trevoux in 1703”, first published in the Journal de Trévoux36, and a further short extract from the Theodicy on the subject of witchcraft37. De la Roche was clearly an admirer of Leibniz’s: no other thinker was discussed so often in the Memoirs, or given as many column inches as he was. It is clear that de la Roche had a high regard for the Theodicy in particular38. In the first of his four reports on the book he explains that it deals with some of 30 31 32 33 34
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Memoirs of Literature LX (30 April 1711), pp. 237–239. Memoirs of Literature LXI (7 May 1711), pp. 241–243. Memoirs of Literature LXV (11 June 1711), pp. 257–259. Memoirs of Literature LXV (18 June 1711), pp. 261–263. In addition to the extracts from the Theodicy translated by de la Roche, further translated extracts were later made (this time by Samuel Clarke) for the appendix to A Collection of Papers which Passed between the Late Learned Mr. Leibnitz, and Dr. Clarke, in the Years 1715 and 1716, London 1717, pp. 375–399. Memoirs of Literature (2nd edition) 4 (1722), pp. 452–467 and 5 (1722), pp. 62–64. The letters in question had first been published in the Memoires pour l’histoire des sciences & des beaux Arts [a.k.a. Journal de Trévoux] 12 (1712), pp. 494–512, and pp. 676–679. In one of these letters Leibniz had attacked the notion of action at a distance that he attributed to Newtonians, and the publication of this letter in the Memoirs attracted the ire of Newton, who wrote a vindication of his position and sent it to de la Roche, requesting that it too be published in the Memoirs. It was not, however, published there. See Newton to the editor of the Memoirs of Literature, c. May 1712, in: I. Newton: Philosophical Writings, ed. by A. Janiak, Cambridge 2004, pp. 114–117. Memoirs of Literature (2nd edition) 5 (1722), pp. 273–276. Memoirs of Literature (2nd edition) 4 (1722), pp. 387–388. Only Richard Simon’s Bibliotheque critique, ou recueil de diverses pieces critiques, 4 vols. (Amsterdam 1708–1710) enjoyed a more extensive treatment, being the focus of no fewer than seven issues of the Memoirs of Literature, namely: XXXV (6 November 1710), pp. 137– 40; XXXVI (13 November 1710), pp. 142–144; XXXVII (20 November 1710), pp. 145–148; XXXVIII (27 November 1710), pp. 149–152; LXII (14 May 1711), pp. 245–248; LXXIV (13 August 1711), pp. 293–296; and LXXXII (8 October 1711), pp. 325–328. But one should
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the most important topics in philosophy and divinity, and was written by a man “eminently qualified” to treat of them39. (It is interesting to note that throughout the reports on the Theodicy, Leibniz’s name is never mentioned; instead, de la Roche refers to the author as “Theodicaeus”40. However there is little doubt that he knew of Leibniz’s authorship41). In the third report, de la Roche outlines the long-standing difficulties about the origin of evil which Leibniz tackles in the Theodicy, and informs the reader that Leibniz, “far from being afraid of sinking under the Weight of those Difficulties, discovers a sort of Confidence not unbecoming so great a Philosopher” in framing his answer42. He goes on to praise Leibniz’s reconciliation of human freedom and God’s foreknowledge43. The fourth report begins with praise about the clarity of Leibniz’s explanations, and his ability to express himself in a popular manner44. There is in the whole series of reports on the Theodicy just a single moment when de la Roche indicates possible disagreement: at the end of the third report he says that Leibniz’s treatment of the topics of Election and
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bear in mind that while there were four volumes of Simon’s book, there was only one of the Theodicy. Memoirs of Literature LX (30 April 1711), p. 237. He was not the only reviewer to do this: Jacques Bernard referred to Leibniz as “Theodicée” throughout his review of the book in the Nouvelles de la Republique des lettres. However, in Bernard’s case this appears to have been a case of mistaking the title of the book for the pseudonym of its author, for he writes: “The renowned author speaks so often of his other productions, to which he refers the reader, that one would have to be a foreigner in the Republic of Letters not to recognize who he is when one reads this new book. However, as he has not deemed it appropriate to put his name to it, and as he has adopted that of Theodicée, we shall call him by that name”. Nouvelles de la Republique des lettres (September 1710), pp. 314–342, at p. 314. The second part of Bernard’s review was published the following month: (October 1710), pp. 363–396. Quite why de la Roche credited the Theodicy to Theodicaeus is something of a mystery. It is certainly true that the first edition of the Theodicy did not carry Leibniz’s name, but it is scarcely credible that de la Roche did not know that Leibniz was its author. As already noted, the very first issue of the Memoirs of Literature had carried an announcement of Leibniz’s book, credited to Leibniz; moreover, in the first report of the book from issue 60, de la Roche describes the Theodicy’s author thus: “Theodicaeus, tho’ a Lay-man, is well skill’d in Divinity. He is an Excellent Philosopher, a Mathematician of the first Rank, a good Philologer, well vers’d in History and the Learned Languages; in a word, there is hardly any Man of a more Solid and Universal Learning”. Memoirs of Literature LX (30 April 1711), p. 237. It is scarcely credible that de la Roche would have offered such a detailed description – which quite obviously picks out Leibniz – if he had not known who the author was. In all likelihood, de la Roche knew all along that Leibniz was the author of the Theodicy, but because the book was published anonymously he decided not to reveal the author’s identity in his reports on it, even though he had to all intents and purposes already done so many months earlier when announcing the forthcoming appearance of the book. In any case, when the first run of issues of the Memoirs of Literature was subsequently reprinted in 1722, de la Roche replaced all references to “Theodicaeus” with either Leibniz’s name, or “the author”. Memoirs of Literature LXV (11 June 1711), p. 257. Ibid., p. 259. Memoirs of Literature LXV (18 June 1711), p. 261.
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Reprobation “perhaps will not appear so satisfactory as several others”45, though no reason for this apparent disapproval is given. One can only imagine that Leibniz would have been thrilled with the reports of his book in the Memoirs. Unfortunately, however, his knowledge of them was very much imperfect. It was only in late 1712 that Leibniz became aware that the Memoirs had included reports on the Theodicy, after having been informed of it in person by Samuel Urlsperger, a Lutheran preacher who had spent time in London. Later, in January 1713, and at Leibniz’s request46, Urlsperger copied out part of the first report on the Theodicy (from issue 60 of the Memoirs47). While this would have given him some idea of what the journal had done, as far as I can tell Leibniz did not get to see any of the issues of the Memoirs of Literature, and so was almost certainly unaware of the extent of the attention he had received in it, as well as the extent of de la Roche’s admiration of him48. It happens that the Memoirs of Literature also provided the occasional cause for Leibniz’s initial desire to have the Theodicy translated into English. To understand this, we need to consider issue 61 of the journal, and specifically de la Roche’s quotation of §18 of the Preliminary Discourse to Leibniz’s Theodicy: “Theodicaeus informs us, that the Lutherans ‘do not approve the Doctrine of Consubstantiation or Impanation, and that it cannot be ascribed to them, but by those who are not well acquainted with their Opinion: For they do not admit the Inclusion of the Body of Christ in the Bread, nor any Union between both, but only a Concomitancy, whereby those Two substances are received at the same time’”49.
Leibniz was made aware of this passage by Urlsperger and became concerned that the Anglican attacks on the Lutheran doctrine of the Eucharist were politically motivated, being undertaken by those opposed to the Hanoverian succession50. A 45 Memoirs of Literature LXV (11 June 1711), p. 259. 46 See Samuel Urlsperger to Leibniz, 4 January 1713 (LBr 948 Bl. 1–2). I would like to thank Julia Weckend for transcribing and translating Urlsperger’s letter for me. 47 See Samuel Urlsperger to Leibniz, 4 January 1713 (LBr 948 Bl. 3–4). 48 Though Leibniz was at least informed that de la Roche was an admirer. For example, Brandshagen advised him that “Mons. de la Roche is the gentlemen who writes the Memoirs of Lithiature, and who has a great veneration for your Excellency”. Elisabeth Brandshagen to Leibniz, 18 April 1714, durchgesehene Transkription, Akademie-Ausgabe Leibniz-Edition, Leibniz-Archiv / Leibniz-Forschungsstelle Hannover (Änderungen bis zur endgültigen Edition möglich), N. 137, p. 164, http://www.gwlb.de/Leibniz/Leibnizarchiv/Veroeffentlichungen/ Transkriptionen1714.pdf (accessed 25 October 2014). 49 Memoirs of Literature LXI (7 May 1711), p. 242. I here give the passage following de la Roche’s own translation. The original passage from the Theodicy can be found GP VI, 60–61. 50 Leibniz was apparently unaware that the same passage from the Theodicy was quoted again in a later issue of the Memoirs of Literature. In 1713, de la Roche included a report of a book entitled Remarks upon a late Discourse of Free-Thinking, which as its title suggests was a response to Anthony Collins’ A Discourse of Free-Thinking. In the course of his report, de la Roche quoted a short passage from Collins about the Lutheran doctrine of the Eucharist: “The Lutheran Priests […] contrary to the Testimony of Mens Senses, make their Followers believe, that the Body and Blood of Christ are superadded to the Bread and Wine” (A. Collins:
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passage from Leibniz’s letter to Thomas Burnett of 18 October 1712 is very instructive and worth quoting at length: “A young German theologian who returned from England told me that the author of Memoirs of Literature has made a review of my Theodicy, and very aptly remarked, among other things, that I have corrected the mistake that the (ill-informed) Reformers ordinarily make about those of the Augsburg Confession, in attributing to them a consubstantiation of terrestrial symbols with the body of Jesus Christ in the Eucharist, or rather an impanation; whereas I made it clear that our theologians require only a comperception, such that when one receives a terrestrial thing, one receives the celestial at the same time, without any inclusion of the body of Jesus Christ in the bread. The same young theologian told me that some of your Anglican Church objected to him that we have an impanation and consubstantiation, which is scarcely better than the transubstantiation of the Papists. But he referred them to my book and to the Memoirs of Literature. I think that this accusation presently being made against our side comes from the bad intention of those who favour the Papists and the Pretender, and who would like to blacken our name. This is why it would perhaps be good for my book to be translated into English51”.
An English translation of the Theodicy was not the only proposal Leibniz put forward for defending the intelligibility of the Lutheran position on the Eucharist (and thereby shoring up the Hanoverian succession). In a letter to Sophie written 4 March 1713, he explains that a passage from the Theodicy was quoted in the Memoirs of Literature to clear up the confusion surrounding the Lutheran doctrine on the Eucharist, and then makes the following recommendation: “It will perhaps be fitting if a theologian of ours puts together a small work in order to justify my explanation, and to show through passages from our most renowned theologians that we have always rejected this doctrine of impanation, or consubstantiation52”.
A Discourse of Free-Thinking, London 1713, pp. 24–25). Immediately after quoting that, de la Roche reminded his readers of a passage from §18 of the Preliminary Discourse to Leibniz’s Theodicy that he had quoted in issue 61, before proceeding to repeat it verbatim. See Memoirs of Literature (2nd edition) 6 (1722), pp. 182–183. 51 Leibniz to Thomas Burnett, 18 October 1712; Dutens VI, 1, 286–287; GP III, 323–324: “Un jeune Theologien Allemand revenu d’Angleterre, m’a dit que l’auteur des Memoires of Literature a fait une recension de ma Théodicée, et qu’il a remarqué entre autres fort à propos, que j’avois relevé le tort que les Reformés (mal informés) font ordinairement à ceux de la Confession d’Augsbourg, en leur accordant une consubstantiation des symbols terrestres avec le cors de Jesus Christ dans l’Eucharistie, ou bien une impanation, au lieu que j’ay fait connoitre que nos Theologiens ne demandent qu’une comperception, ensorte que lorsqu’on reçoit la chose terrestre, on reçoit la celeste en même temps, sans aucune inclusion du corps de Jesus Christ dans la pain. Le même jeune Theologien m’a dit, que quelques uns de vôtre Englise Anglicane luy ont objecté que nous avions une impanation et consubstantiation, qui ne valoit gueres mieux que la Transubstantiation des Papistes: mais il les a renvoyés à mon livre et aux Memoirs of Literature. Je crois que cette accusation des nôtres qui se fait presentement vient de la mauvaise intention de ceux qui favorisent les Papistes et le Pretandant, et voudroient nous render odieux. C’est pourquoy il seroit peutetre bon que mon livre fût traduit en Anglois”. 52 Leibniz to Sophie, 4 March 1713; LBr 948 Bl. 5: “[…] il seroit peut etre fort à propos; que quelque Theologien des nôtres fit un petit ouvrage pour justifier mon explication et faire voir
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Leibniz goes on to recommend the superintendent of Harburg, Heinrich Ludolf Benthem, for the task (“because he knows the English”53), though like so many of Leibniz’s plans it appears it was never carried out. Nevertheless, two years later Leibniz effectively completed the task himself, in a pamphlet called Anti-Jacobite, which he published anonymously in 171554. The aim of the pamphlet was to defend the Hanoverian succession against various possible Jacobite objections, one of which was that George I, as a Lutheran, would hold a very different view of the Eucharist than would an Anglican. In the Anti-Jacobite pamphlet Leibniz responded thus: “One ought to be aware that the theologians of the Augsburg Confession reject – openly and in express terms – any impanation and any transubstantiation of the body and blood of Jesus Christ55”. To support this claim, the Anti-Jacobite pamphlet urged the reader to consult an issue of the Memoirs of Literature, namely the one that contained the extract from the Theodicy on this subject56. So in the end Leibniz surreptitiously used his own work as the authority on the Lutheran doctrine of the Eucharist rather than that of Lutheran theologians! By way of a slight digression, it is worth noting that Leibniz’s perceived need to defend the Hanoverian succession even after George I had taken the throne may go some way towards explaining why he came to propose an English translation of the Theodicy to Caroline57. It is notable that Leibniz’s first thought as a translator is de la Roche. He writes Caroline on 29 March 1715:
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par les passages de nos plus celebres Theologiens, que nous avons tousjours rejetté cette doctrine de l’impanation ou consubstantiation”. Ibid.: “Monsieur Benthem y est propre, parcequ'il connoist les Anglois”. [G. W. Leibniz]: Anti-Jacobite ou Faussetés de l’Avis aux proprietaires anglois, [Hanover] 1715. It is reprinted in Dutens V, 575–604. As the pamphlet was published anonymously, Leibniz responded with calculated bewilderment to those who suspected it to be his work. For example, he writes one correspondent “I am astonished that the Anti-Jacobite, which was not published at Hanover, has been attributed to me”. Leibniz to Johann Philip Schmid, 4 July 1715; Dutens V, 532. According to Dutens, however, there is little doubt about Leibniz’s authorship. See also N. Harding: Hanover and the British Empire, 1700–1837, Woodbridge 2007, pp. 50 f. Anti-Jacobite; Dutens V, 594: “Et il faut savoir que les Théologiens de la Confession d’Augsbourg rejettent hautement & en termes exprès toute impanation & toute consubstantiation du corps & du sang de Jesus-Christ”. Or at least, that presumably was his aim. If so, Leibniz’s reference was wrong. He wrote: “On n’a qu’à voir pour en être éclairci the Memoirs of literature of M. de la Roche vol. I num. LX pag. 237”. Anti-Jacobite; Dutens V, 594. This in fact points the reader to the first report of the Theodicy in the Memoirs of Literature, whereas the material about the Lutheran doctrine of the Eucharist is to be found in the second report, that is, issue LXI (7 May 1711), p. 242. It is also possible that Leibniz had a less honourable motive for desiring the translation made. By his own admission it is clear that he desired the position of court historiographer in England in order to boost – in the midst of the priority dispute – his own honour along with that of Hanover and Germany, and in order that he might be perceived to be Newton’s equal. See Leibniz to Caroline, 10 May 1715; Klopp XI, 38. It would no doubt be possible to build a narrative in which his stated desire over the last two years of his life for an English translation of the Theodicy was motivated by similar aims, especially since the plan was to have it dedicated to
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Lloyd Strickland “To translate my book into English, I think Mr de la Roche would be appropriate. He is a Minister, a refugee, who has put together in England a kind of journal entitled Memoirs of Literature. It is true that I would prefer an Anglican theologian to undertake the translation”58.
The suggestion is a shrewd one, since an Anglican theologian as translator would effectively suggest Anglican approval of the work59. However the wish is not repeated in the subsequent discussions between Caroline and Leibniz about the possible translation of the Theodicy, nor indeed is de la Roche’s name, though Leibniz evidently kept him in mind, since in December 1715 he tells another correspondent that de la Roche is still his first choice as translator, so long as his English is up to the task60. To return to the thread of the discussion: it was suggested earlier that the English journal reports on the Theodicy were very positive, and we have seen that this was certainly the case with the Memoirs of Literature. As it happens, in England at the time this was the only journal that would have concerned itself with the Theodicy. Of the other journals, the Philosophical Transactions was concerned with natural philosophy, which is not the subject matter of the Theodicy, and The Spectator didn’t include reviews of books. So the Theodicy got about as much attention (and by extension, positive attention) from the English journals as it could have done. In addition to receiving positive write-ups in journals, Leibniz clearly wanted the Theodicy to be accepted and admired by Anglican churchmen and other notable figures in England. He was even active in getting copies of the book to them: we have already noted that he had Bothmer take copies of the Theodicy with him
Caroline, who was at that time the highest ranking female royal in Britain. But I make no such claim here. 58 Leibniz to Caroline, 29 March 1715; Klopp XI, 36: “Pour traduire mon livre en Anglois, je crois que Mr. de la Roche y seroit proper. C’est un Ministre réfugié qui a donné en Anglois une espéce de Journal intitule: Memoires of literature. Il est vray que j’aimerois mieux qu’un Théologien Anglican en entreprît la traduction”. 59 It is not entirely clear from Leibniz’s remark whether he takes de la Roche to be suitable as translator because he is an Anglican theologian, or whether he thinks an Anglican theologian would be preferable to de la Roche. I am inclined to the former interpretation (since de la Roche certainly was an Anglican, and Leibniz clearly thought he was a Minister, even though he was not); Gregory Brown appears to endorse the latter; see his “‘[…] et je serai tousjours la même pour vous’”, p. 273. 60 “I do not know whether the Frenchman Mr de la Roche (who has written the Memoirs of Literature in English) writes English well enough in the judgement of connoisseurs for the task [of translation] to be entrusted to him. If he does, I think he would be the man to take it on”. Leibniz to Nicolas Remond, 6 December 1715; Dutens III, 449; Der Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibniz mit Mathematikern, ed. by C. I. Gerhardt, Berlin 1899, p. 268: “[…] je ne say si M. de la Roche François, qui a écrit autres fois des Memoires de literature en Anglois et qui y a inseré une Recension de la Theodicée, écrit assés bien l’Anglois (au jugement des connoisseurs) pour recourir à luy. En ce cas je crois qu’il seroit homme à s’en charger”. Leibniz goes on to suggest the theologian and linguist William Wotton (1666–1727) as a possible alternative.
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to England, to distribute to key figures. Leibniz’s efforts paid off, to some extent at least. Although some of those from whom he desired feedback, such as Gilbert Burnet61, and the philosopher Catharine Trotter62, appear not to have provided any, nevertheless, as we have already seen, he was made aware in 1712 that the Archbishop of York, John Sharp, had formed a favourable opinion of the book, or at least of the appendix, the Causa Dei. And in the last year of his life Leibniz was also informed that the Bishop of Lincoln, William Wake, admired the book63. But as far as one can tell, neither of these divines made any kind of in-depth study of the book, or produced written comments on it, which is ultimately, one feels, what Leibniz was hoping for. And ironically, the one divine that did go to the trouble of making written comments on the book, namely George Smalridge, the Bishop of Bristol, was also the most critical. It is to him that we now turn.
3. BISHOP OF BRISTOL There appears to have been no direct communication between Smalridge and Leibniz. Smalridge’s report on the Theodicy was sent not to Leibniz but to Caroline, in a letter of 4 March 1715. At the start of his letter, Smalridge outlines the circumstances that led him to write it. Evidently Caroline had given Smalridge a copy of the Theodicy while he was in London, and she had asked him for his views on it. Shortly after he returned to his home in Oxford, Smalridge obliged with a letter containing his opinion of Leibniz’s book64. It is also clear that Caroline forwarded Smalridge’s letter on to Leibniz, because he responded to it in a letter to her of 29 March 171565. In what follows we shall look at Smalridge’s letter in some detail, as well as Leibniz’s response to it. Although Smalridge does offer some praise for the Theodicy, as we shall see, it is rather faint and guarded, and much of his letter is devoted to criticisms, 61 See Leibniz to Burnett, 18 October 1712; Dutens VI, 1, 287 and GP III, 324. 62 Leibniz does not mention Trotter by name. Instead he writes: “This young lady, whose Apology for Mr Locke you have mentioned to me, would also be in a very good position to form a judgement of it [sc. the Theodicy], if she understands French”. Leibniz to Burnett, 30 October 1710; Dutens VI, 1, 285; GP III, 322: “Cette Demoiselle don’t vous m’aviés communiqué l’Apologie de Mr. Locke, en pourroit bien juger aussi, si elle entendoit le François”. Leibniz is referring here to Trotter’s A Defence of Mr. Lock’s Essay of Human Understanding, London 1702. 63 See Caroline to Leibniz, 30 December 1715/10 January 1716; Klopp XI, 72, and Caroline to Leibniz 15/26 June 1716; Klopp XI, 115. Wake became Archbishop of Canterbury in December 1715. There was little direct communication between Leibniz and Wake, just a single letter written by Leibniz shortly before his death, and the Theodicy is not mentioned in it. See Leibniz to Wake, 16 October 1716 (Göttingen SUB Ms. Phil. 138 Bl. 110–111). 64 This letter is published for the first time in an appendix to this paper. 65 Leibniz’s letter of 29 March 1715 can be found in Klopp XI, 35–36. However, enclosed with the letter was a separate appendix containing a point-by-point rebuttal of Smalridge’s criticisms; this is not published in Klopp.
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though it is notable that his criticisms are not so much about the book’s philosophical or theological content as about its stylistic features66. In his letter, Smalridge notes early on that Caroline herself has complained that the Theodicy is obscure (and it also seems that she had not been shy about who she told, as Smalridge claims to have heard this from Lady Nottingham67). When writing his own opinion on the Theodicy, Smalridge may well have been consciously or unconsciously guided by what he took to be Caroline’s view; certainly of the six negative comments Smalridge goes on to make in his letter, five seem intended to support Caroline’s assessment that the book is obscure, with only one making a different point. Smalridge’s first complaint is that in the Theodicy Leibniz uses a great many Scholastic terms, such as absolute and hypothetical necessity, and the consequent and antecedent will of God. Such terms, Smalridge claims, are “mere jargon, empty words without any meaning, and utterly unintelligible”68. The second complaint is that Leibniz “hath also inserted several citations, from Greek & Latin authors, which he hath not translated into the language in which he writes, & which therefore a reader, who is not acquainted with Greek & Latin, can make nothing of”69. The third complaint is that Leibniz often makes use of examples from mathematics or the sciences, which are not helpful to anyone unschooled in those subjects:
66 It might be wondered whether Smalridge’s negative verdict of the Theodicy may have been motivated, at least in part, by the priority dispute, which did wonders to blacken Leibniz’s name in England, but I have found no evidence to suppose that it was. 67 It is not unreasonable to suppose that Leibniz may have been surprised – and perhaps hurt – to hear that Caroline found the Theodicy obscure. He was often keen to inform correspondents that Caroline had read the Theodicy repeatedly, and had approved it. It is notable that Leibniz continued to make these claims to correspondents even after learning that Caroline found the Theodicy obscure. See for example Leibniz to Bourguet, 3 April 1716; GP III 593: “You are right to think, Sir, that Madam the Princess of Wales must have a wonderfully elevated mind, since she goes so deeply into matters so sublime. To confirm this I will tell you that she has read the Theodicy more than once, and with appreciation, and that she laughed at those who had wanted to turn her away from this reading under the pretext that things in it were too abstract” (“Vous avés raison, Monsieur, de juger que madame la Princesse de Galles doit avoir une elevation d’esprit admirable, puisqu’elle entre si avant dans des matieres si sublimes. Je vous diray pour le confirmer, qu’elle a lû la Theodicée plus d’une sois, et avec gout, et qu’elle s’est moquée de ceux qui l’avoient voulu detourner de cette lecture, sous pretexte que les choses y étoient trop abstraites”). See also Leibniz to Christian Wolff, 23 December 1715, in: Briefwechsel zwischen Leibniz und Chr. Wolf, ed. by C. I. Gerhardt, Halle 1860, pp. 180–181. 68 Smalridge to Caroline, 4 March 1715 (LH 4, 4, 1 Bl. 2v). It is notable that, in his fifth letter to Leibniz (probably written after Leibniz’s death), Samuel Clarke also complained about Leibniz’s use of the term “hypothetical necessity”: “Necessity, in Philosophical Questions, always signifies absolute Necessity. Hypothetical Necessity, and Moral Necessity, are only Figurative Ways of Speaking, and in Philosophical strictness of Truth, are no Necessity at all”. GP VII, 423. 69 Smalridge to Caroline, 4 March 1715 (LH 4, 4, 1 Bl. 2v and 3r).
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“The author doth in severall places illustrate what he delivers by similitudes or examples, taken from mathematics or naturall philosophy; which resemblances, tho’ to persons skill’d in those sciences they may make the matters treated of clearer, yet to others unacquainted with those parts of learning, or who have not searcht into the depths of them, they must necessarily render what is said rather more, than less, obscure”70.
Smalridge’s fourth complaint about the Theodicy is that Leibniz apparently expects the reader to be familiar with, and have access to, his past output, as he often alludes to his previously-published works: “The author doth in severall places allude to books, which he had before publish’d, & which he supposes the reader of this to be well acquainted with; but it may happen that some readers may have never seen, or never consider’d those former discourses of his, & therefore may be the less prepar’d, & the less able to understand what is advanced in this”71.
The suggestion that Leibniz alludes in the Theodicy to his previously-published books is clearly overdrawn, but he certainly does refer to a number of his journal articles. Smalridge’s fifth complaint is that the Theodicy suffers from too many digressions: “The author hath in the prosecution of this subject made many, & sometimes very long digressions, which tho’ in themselves perhaps very usefull & instructive, yet, as they are brought in here, do interrupt the thread of the discourse, & thereby make it more difficult for the reader to carry on the pursuit of the principall subject in his thoughts”72.
For all five of these reasons, according to Smalridge, the Theodicy, or at least great parts of it, will appear to many readers as “difficult and obscure”73. It is unclear whether this is how Smalridge himself sees the book, or whether he is just seeking to support Caroline’s assessment that the book is obscure. Nevertheless, he goes on to say that readers who pay careful attention – and presumably that includes him (and Caroline!) – will find in the Theodicy many excellent thoughts, great erudition, solid reasoning and judgement, and a true spirit of piety. Smalridge is short on specifics here; of all the issues Leibniz addresses in the Theodicy, Smalridge mentions only that of whether evil can be an objection to God’s goodness and holiness. On this matter, Smalridge claims that Leibniz’s assertions will “appear satisfactory to all unprejudic’d and well-disposed minds”74, although he also notes that there may still be objections that can be raised to which Leibniz has no adequate response. He explains that this is not because opponents have the better arguments, merely that in our current state of imperfection it is impossible to clear away all conceivable doubts that may be raised in the matter. However, Smalridge does state that “the objection against the goodness of God drawn from
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Ibid. (LH 4, 4, 1 Bl. 3r). Ibid. (LH 4, 4, 1 Bl. 3v). Ibid. Ibid. (LH 4, 4, 1 Bl. 4r). Ibid. (LH 4, 4, 1 Bl. 4v).
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the permission of evil” has been “consider’d, and answer’d by Archbishop Tillotson” in one of his sermons (namely that on “The goodness of God”75). Although he does not say it outright, Smalridge is clearly comparing Leibniz’s treatment of evil in the Theodicy with that of Tillotson in his sermon, and intimating that, of the two, Tillotson’s is the stronger. The comparison is certainly not unreasonable; indeed, there is much overlap between Tillotson’s explanation for evil and Leibniz’s. Tillotson claims, for example, that all created things are necessarily imperfect, but that it is good that there be a great variety of them76; he says also that our sufferings are either the effects of our own sin, or are divine punishments for them77, and that nevertheless, sufferings contribute to the increase of our happiness78. All these are doctrines one can also find in the Theodicy. Yet as befits a churchman, Tillotson spends most of his time not with theoretical explanations of why God would allow evil, as Leibniz arguably does; instead, Tillotson is especially concerned to show that certain events recorded in the Bible, such as the universal deluge, the destruction of Sodom and Gomorrah, the extermination of Canaanites and the destruction of Rome, are not objections to God’s goodness (as they might initially appear to be) so much as evidence of that goodness in action79. Leibniz does no such thing in the Theodicy: he is concerned with the more abstract question of why God would have permitted evil at all rather than the more concrete one of why the Christian God would have carried out specific actions which superficially look to be evil in nature80. Possibly this is why Smalridge – no doubt approaching the issue from a churchman’s perspective rather than a metaphysician’s – offers Leibniz only guarded praise, and shows a marked preference for Tillotson over Leibniz in the matter of God’s goodness in the face of evil. Following his praise for Tillotson, Smalridge indicates some disapproval of the efforts of Leibniz (and others) to show how God and evil could co-exist, which we might take to be his sixth and final complaint about the Theodicy. Smalridge claims that even though Leibniz and others have some measure of success in showing how the existence of evil may be consistent with God’s goodness and holiness, “[…] still there may remain some difficulties not to be solv’d whilst we are in this state of imperfection, but reserv’d, till we are translated to a state of greater illumination.
75 Ibid. (LH 4, 4, 1 Bl. 4v and 5r). Tillotson’s sermon is based on Psalm 145.9, and can be found in J. Tillotson: The Remaining Discourses, on the Attributes of God, vol. VII., London 1700, pp. 51–80. 76 Ibid., p. 58. 77 Ibid., p. 62. 78 Ibid., p. 65. 79 Ibid., pp. 71–80. 80 The closest he comes is in Theodicy § 275 (GP VI, 281), where he examines scriptural passages which might initially suggest that God commits evil rather than just permits it. But nowhere in the book does he consider biblical events such as God’s destruction of Sodom and Gomorrah, the extermination of Canaanites etc., and so he does not attempt to show how God’s bringing about such events might be consistent with his goodness.
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In the mean-time it will become all humble, serious, & sober-minded Christians, rather to apply themselves to the diligent & conscientious practise of known duties, than to perplex their minds with an over-curious search into hidden & mysterious truths”81.
In other words, one’s energies should be directed into one’s Christian duties rather than the sort of metaphysical speculation found throughout the Theodicy (and to a lesser extent, in Tillotson’s sermon on God’s goodness). Of course, Leibniz would not have seen his metaphysical speculations as separate from his Christian duties, one of which is to seek out and spread the truth, especially edifying truths about God’s conduct. Smalridge, however, had a very marked preference for sticking to the word of Scripture, and for what could be easily (and hence safely) inferred from it82. He did not generally attempt to draw inferences from the nature of God, as Leibniz frequently did, and was clearly wary of such an approach83. All in all, Smalridge’s assessment of the Theodicy is rather disappointing given that there is minimal engagement with the philosophical content of the book. This in itself is unsurprising, as Smalridge’s works (which are mostly in the form of sermons) suggest he had little to no interest in philosophical issues and questions: his focus was instead on theology and the governance of the church. He therefore would probably have felt out of his depth having to give his opinion on a book like the Theodicy. Caroline subsequently forwarded Smalridge’s letter on to Leibniz, who very quickly prepared a rebuttal, which he sent to Caroline in a later dated 29 March 1715. In his response, Leibniz addresses Smalridge’s concerns one by one. It is clear that he was stung by the charge of obscurity, and he does his utmost to show that it has no basis. This is a summary of how he deals with the five complaints that together ground Smalridge’s charge of obscurity: Smalridge’s complaint
Leibniz’s response 29.3.1715
Leibniz uses too many Scholastic terms which are devoid of sense
The terms are not devoid of sense at all, since they are given intelligible definitions. Admits to being “guilty” of this.
Leibniz quotes Latin and Greek but does not translate them. Leibniz uses too many examples from mathematics and physics.
The examples are useful to those who understand these disciplines; those who do not may pass over the examples
81 Smalridge to Caroline, 4 March 1715 (LH 4, 4, 1 Bl. 5v and 6r). 82 See for example his sermon entitled “The use of reason in religion” in: G. Smalridge: Sixty Sermons Preach’d on Several Occasions Publish’d from the Originals, Oxford 1724, pp. 338–348. 83 Smalridge did occasionally do this, however; e. g. inferring from God’s justice that some sinners would be punished more harshly in the future life than would others, depending on the severity of their crimes, and the extent to which they had already been punished in this life. See Smalridge: Sixty Sermons, p. 477.
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Leibniz often refers to previouslypublished work which a reader may not have access to. Leibniz often digresses.
without detriment. (Also, such people may benefit from meditating on the examples.) N/A [no response made]
The digressions are not so long that the reader loses the thread. Besides, others find the digressions a pleasing feature of the book, in that they enliven the discussion.
In addition, Leibniz reminds Caroline that she herself does not find the obscurity of the Theodicy to be too great, and he also notes that none of those who have reviewed the book in the various European journals and broadsheets have complained of its obscurity84. On the contrary; Leibniz insists that the Theodicy has in fact been praised for bringing clarity to obscure matters. In other words, Smalridge is in a minority of one. Leibniz also tells Caroline that he hopes an expanded version of the Theodicy will be produced, which would allow him to clarify whatever obscurities are brought to his attention, as well as give him space to explain the Latin and Greek quotations. (Such an edition did not, of course, ever appear.) In his letter of 15 March, Leibniz responds also to what he takes to be Smalridge’s final complaint, which is that in our present state of imperfection some objections about God’s goodness will always remain. However, Leibniz construes Smalridge’s complaint as being simply that he [Leibniz] does not resolve all the objections. This leads him to say in response that while he has tried to be thorough, he would welcome being informed about any objections he has overlooked. But it is, he says, no objection that he cannot go into great detail about the reasons for permitting evil. In Leibniz’s own words: “It seems he [Smalridge] believes there are objections I have still not resolved. I have endeavoured not to leave any out, and I will always be obliged to those who advise me of new ones. But one should not count as objections the oft-made complaints about the obscurity of the interior of things. For example, when reducing the objection against the permission of evil
84 On the list of journals that had not complained of the Theodicy’s obscurity, Leibniz included the Memoires pour l’histoire des sciences & des beaux Arts [a.k.a. Journal de Trévoux]. However, it was rather disingenuous of him to do this, as he was well aware that the editor of that journal had found some things in the book obscure, having been informed of this by a correspondent, Barthélémy des Bosses. See The Leibniz–Des Bosses Correspondence, p. 447, LBr 95, Bl. 200. And Leibniz clearly acknowledged the charge, for to Des Bosses he wrote “I should very much like to know as soon as possible what the criticisms were from the Mémoires de Trévoux concerning the things that might appear erroneous or obscure in my book”. Leibniz to des Bosses, 21 April 1714; The Leibniz-Des Bosses Correspondence, p. 327; GP II, 486: “Optarem valde discere quam primum, in quo consistant monita Trivultiana circa ea quae in meo libro erronea vel obscura videri possint”.
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into form and responding to it, it is enough to show that God can have, and even does have, just reasons to permit it, but it is not necessary to explain these reasons in detail; and to exaggerate the extent of its impenetrability is not to make an objection. Every objection can be reduced into good form, and to give a form to this so-called objection, one would have to start with this false maxim: everything I cannot know, is not”85.
There are parallels here with Leibniz’s attitude towards the Christian mysteries, namely the doctrines of the Trinity and the Incarnation, which he holds cannot be rationally demonstrated but can be shown to be coherent and defended against objections. Reason thus goes some way towards defending the Mysteries, and that is all that can be asked of it: it is no objection that reason cannot actually demonstrate the Mysteries. To Caroline, Leibniz suggests that much the same applies with evil as well: reason cannot furnish the explanation for God’s permission of it in any given case, but it is capable of removing the objections to God’s goodness drawn from the permission of evil, and this should be sufficient for our purposes86. As interesting a response as this is, I think it misses Smalridge’s point entirely; his complaint is not that the Theodicy fails to provide great detail about God’s reasons for permitting evil, but that there are objections that simply cannot be resolved while we are in our present state, and given that, the sort of metaphysical speculation Leibniz engages in is pointless. It is unfortunate that Leibniz did not respond to this charge, though if he had I suspect he would simply have denied Smalridge’s assumption that there are objections we cannot resolve while we are in our present state.
4. CONCLUSION By way of bringing our study to a close, I would briefly like to speculate on what Leibniz himself would have thought about the reception of the Theodicy in England in the years leading up to his death. I think he would have been generally disappointed about its reception among the sort of key individuals whose approval he sought. While the book was received well by some of these individuals (Sharp, Wake), others appear not to have read it at all (Burnet, Trotter), and some of those
85 Leibniz to Caroline, 15 March 1715; LH 4, 4, 1 Bl. 7–8: “Il semble qv’il croit qv’il y a des objections qve je n’ay pas encore resolues. J’ay taché de n’en point omettre et je seraytousjours obligé à ceux qvi m’en fourniront de nouuelles[.] Mais il ne faut point compter pour les objections les plaintes qu’on fait ordinairement de l’obscurité de l’interieur des choses. Par exemple en reduisant en forme l’objection contre la permission du mal, et en y repondant, il est assés de faire voir qve dieu peut avoir, et a même des raisons justes de le permettre; mais il n’est pas necessaire d’expliqver les raisons en detail; et d’en exaggerer l’impenetrabilité n’est point faire une objection. Toute objection peut étre reduite en bonne forme, et pour donner une forme à cette objection pretendue, il faudroit debuter par cette fausse maxime: Tout ce qve je ne saurois connoitre, n’est point”. 86 Leibniz argues the same way in a letter to Jacquelot, 6 October 1706; Grua I, 65–6. English translation: Leibniz on God and Religion, trans. and ed. by L. Strickland, London 2016, pp. 111–112.
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who had read it said little to nothing about it (Clarke). As a result, detailed studies of the book were few and far between, and when one was made it was philosophically insubstantial (Smalridge). But while the Theodicy’s reception among key individuals was not what Leibniz would have wanted it to be, we may suppose that he would have been happier with the response it got from the journals, or rather from the Memoirs of Literature, which was at the time the only English journal that would have reported on it. There it was subject to no fewer than four reports across four different issues, and it got several other mentions as well. The reports were clear and accurate, and above all positive, and their tone always respectful. It is just a shame that Leibniz probably only knew of them second-hand, and never got to read them himself.
APPENDIX: GEORGE SMALRIDGE, BISHOP OF BRISTOL TO CAROLINE (4 MARCH 1715) Manuscript: LH 4, 4, 1 Bl. 1r Madam, The book, which Your Royall Highness was pleas’d to put into my hands, when I was in town, I did, soon after my return to this place, peruse & consider with the best attention & the best application I could; and when I had gone through it, I did intend in obedience to Your Highnesses Commands to do my self the honour of giving You my thoughts concerning It. But I was taken with first a great heaviness, and afterwards an acute pain in my head, which hath for some weeks indespos’d me for writing, & which is not yet quite remov’d, tho’ I thank God it is in great measure abated. Were my head never so clear, I should not hope to write any thing worthy of Your Highnesses view; as it is now more than ordinarily weak and confus’d, I should be unpardonable in preferring to trouble Your Highness with my crude thoughts, if it were not still more inexcusable not to write at all, after Your Highness had condescended both to permit me so to do, & to signifie, that you expected to have heard from me. My Lady Nottingham, when she first mention’d this book to me from Your Royal Highness, told me that you complain’d of the obscurity of it. I cannot but think that there is great reason for that complaint, for though it doth not become me to measure the extent of Your Highnesses abilities by the common standard, yet I believe I may, without too much presumption, say, that there is scarce any other person of your sex, who can thoroughly understand all the parts of this book. The subject it self, of which the learned author treats is very nice & intricate, such as hath puzzled the wisest and ablest heads in all ages, and such as those who have most maturely weigh’d & consider’d, have most readily acknowledg’d to be attended with great, if not insuperable, difficulties. The author in treating of this subject hath employ’d many school-Forms, & metaphysical distinctions (such as absolute and hypotheticall necessity; the necessity of consequence, & of the consequent; the
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antecedent & consequent will of God; science of simple intelligence, of vision, & a middle science between these two; the physicall & metaphysicall communication of the soul with the body; and the like) which terms to persons not vers’d in the peculiar idiom & language of the Schools must of necessity be, what ever by some, who have been sufficiently skill’d in this sort of learning, they have been declar’d to be, mere jargon, empty words without any meaning, and utterly unintelligible. The author hath also inserted several citations, from Greek & Latin authors, which he hath not translated into the language in which he writes, & which therefore a reader, who is not acquainted with Greek & Latin, can make nothing of, & you ought to know, not merely for the sake of the citations themselves, but also because without the understanding of these, what goes before or follows after cannot be well understood. The author doth in severall places illustrate what he delivers by similitudes or examples, taken from mathematics or naturall philosophy; which resemblances, tho’ to persons skill’d in those sciences they may make the matters treated of clearer, yet to others unacquainted with those parts of learning, or who have not searcht into the depths of them, they must necessarily render what is said rather more, than less, obscure. The author doth in severall places allude to books, which he had before publish’d, & which he supposes the reader of this to be well acquainted with; but it may happen that some readers may have never seen, or never consider’d those former discourses of his, & therefore may be the less prepar’d, & the less able to understand what is advanced in this. The author hath in the prosecution of this subject made many, & sometimes very long digressions, which tho’ in themselves perhaps very usefull & instructive, yet, as they are brought in here, do interrupt the thread of the discourse, & thereby make it more difficult for the reader to carry on the pursuit of the principall subject in his thoughts. For the reasons which have been alledg’d, & for many others, which might be offer’d, this book must to the generality of readers, at least in some parts of it, appear difficult and obscure. But however, it is very easie for any intelligent reader with the least degree of attention to discover in it many excellent thoughts, a great compass of knowledge and learning, a close way of reasoning, a solidity of judgment, much candour towards those from whom the author differs & against whom he writes, & which must render it still more valuable to all serious and devout Christians, a true spirit of piety, an ardent zeal for the glory of God, for the vindicating his attributes, for inspiring the reader with a Love of Him, & for rectifying those falser notions of reason or about religion, which must have a very bad influence upon mens practise. What this author hath at large alleg’d to prove that the permission of evil, & even of sin, is consistent with the goodness, wisdom, & holiness of God, will, I believe, appear satisfactory to all unprejudic’d and well-disposed minds; but still there will be room for cavils from those who are irreligiously inclin’d; & even sober, and pious persons, who are firmly persuaded of the divine attributes, may not be able fully & clearly to answer all the objections which may be brought against them.
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Your Royal Highness will find the objection against the goodness of God drawn from the permission of evil consider’d, and answer’d by Archbishop Tillotson in the 3rd sermon of the 7th volume of the sermons publish’d after his death87. The answers given there by the Archbishop, & more at large by the author of the learned book, which Your Royal Highness put into my hands, appear to me very solid, but were they less satisfactory than they are, I should not at all be stagger’d in my firm belief of the divine wisdom and goodness, tho’ I were not able to reconcile these with the sufferance of evil. For since it is evident from experience, that God doth permit evil; & since it is demonstrable by reason & by revelation, that God is holy & good, these truths must be consistent one with the other, whether I by my shallow reasoning can make out their consistency or not. The attempt of learned men to reconcile all appearances of repugnancy between such undoubted truths, as do seem to interfere with each other, is extremely laudable; and the reasons which they have offer’d to prove the permission of evil & the goodness of God to be fairly consistent, are much stronger than any which are brought to prove them repugnant; but still there may remain some difficulties not to be solv’d whilst we are in this state of imperfection, but reserv’d, till we are translated to a state of greater illumination. In the mean-time it will become all humble, serious, & sober-minded Christians, rather to apply themselves to the diligent & conscientious practise of known duties, than to perplex their minds with an over-curious search into hidden & mysterious truths; as considering, that secret things belong to the Lord our God; but that those things which are reveal’d, belong to us, that we may do all the words of the law. That God would direct Your Royal Highness by his Holy Spirit in the true knowledge of Him & of his Word; that He would confirm & strengthen you in all goodness, & pour down upon Your Regal Person & Family the choisest of his blessings, is the earnest prayer of, Madam, Your most dutifull, most obedient, & most obliged servant Christ-Church, Oxford Mar. 4th 171488
George
Bristol
87 Tillotson’s sermon (“The goodness of God”) can be found in J. Tillotson: The Remaining Discourses, on the Attributes of God, vol. 7, London 1700, pp. 5–80. 88 It was English convention at the time to treat the months of January through March as belonging to the previous year. I would like to thank Monika Meier for pointing this out to me.
LEIBNIZ’ KRITIK AN DER ROYAL SOCIETY IM LICHT SEINER VORSCHLÄGE ZUR EINRICHTUNG DER BERLINER SOZIETÄT DER WISSENSCHAFTEN Von Stefan Luckscheiter (Potsdam)
1. THEORIE UND FINANZEN Charles Richard Weld berichtet in seiner History of the Royal Society von folgenden Aktivitäten der Londoner Royal Society in den Jahren 1699–17001: Edmond Halley segelte nach Brasilien und beobachtete im Atlantik die magnetische Deklination. Thomas Savery führte seine Dampfpumpe zum Heben von Wasser vor. Hans Sloane sandte zahlreiche Kuriositäten aus dem Ausland. Ein lebendiges Krokodil und einige Opossums wurden in Augenschein genommen und eine umfangreiche Korrespondenz geführt und diskutiert. Weld schreibt außerdem2: „In 1699 the Academy of Sciences at Paris receuved a new charter, which gave the members considerable powers, and at the same time advanced and rewarded science. The fact is worthy of mention, as marking the different manner in which the great learned Societies of England and France were treated by their respective Sovereigns. In the latter country science was thus early fostered and rewarded, while in England the Royal Society were left to struggle with poverty“.
Ein Jahr, nachdem die Académie royale des sciences in der von Weld beschriebenen Weise neu gestaltet worden war3, ergab sich für Leibniz die Gelegenheit, selbst die Gründung einer Akademie anzuleiten. Er schrieb in seiner ersten, für den Brandenburger Kurfürsten verfassten Denkschrift zur Einrichtung der Berliner Sozietät der Wissenschaften vom 25./26. März 1700 zur Royal Society4: „König Carl der Andere von Groß Britannien ob er wohl ein Herr war der viel wuste, so tractirte er doch die Wichtigsten dinge als Bagatellen, und so gieng es auch seiner königl. Societaet“.
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Ch. R. Weld: A History of the Royal Society with Memoirs of the Presidents, 2 Bde., London 1848. Ebd., S. 355. Vgl. Ludwig XIV., König von Frankreich: Règlement ordonné par le roy, pour l’Académie royale des sciences. Du 26. de Janvier 1699, Paris 1699. Das Handexemplar Johann J. J. Chunos mit zahlreichen Anstreichungen findet sich in Berlin Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (ABBAW) Bestand PAW (1700–1811) I–I–1 Bl. 111–116. A IV, 8, 410, Z. 7–9; vgl. A III, 6, 304, Z. 1–3.
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Karl II. hatte von 1660 bis 1685 regiert und sich 1663 zum Patron der 1660 gegründeten Royal Society erklärt. Was Leibniz Friedrich III. hier zu bedenken gibt, ist also, dass eine Akademie, wenn der Herrscher sich nicht mit Sorgfalt um ihre Einrichtung kümmerte, allenfalls so etwas wie die Royal Society werden, höhere Ansprüche aber nicht erfüllen könne. Was Leibniz an der Royal Society nicht gefiel, war, dass von ihr, was „von Realen Scienzen zu gemeinen Nutz zu erwarten, nicht erreichet worden, sondern alles mehr in curiosis bestehen blieben“5. Sie beschäftige sich, wie auch die Pariser Académie des sciences, mit „unfruchtbare[n] Experimenta“ und der „blossen Erfindung nützlicher Dinge“6. Tatsächlich befasste sich die Society zwar mit Gegenständen, die durchaus von ökonomischem Nutzen sein konnten: die Erforschung der magnetischen Deklination etwa für die Schifffahrt, die Dampfpumpe für den Bergbau. Aber sie übernahm es nicht selbst, diese Kenntnisse anzuwenden. Die Berliner Sozietät hingegen, so Leibniz, sollte „gleich anfangs das Werck samt der Wissenschaft auf den Nutzen richten, und auf solche specimina dencken, davon der hohe Urheber Ehre, und das gemeine Wesen ein mehrers zu erwarten Ursach habe“7. Sie sollte nach Leibnizʼ Plänen nicht nur über reichere finanzielle Mittel verfügen als die Royal Society, sie sollte auch direkter und tiefer in das ökonomische, gesellschaftliche und politische Gefüge des Staates eingreifen. Die Vorgeschichte von Leibnizʼ erstem Vorschlag, die Sozietät mit einem Privileg auf Kalender auszustatten, ist folgende: Am 23. September 1699 beschloss das Corpus Evangelicorum in Regensburg, die auf den 18. Februar alten Stils „folgende 11 Tage des 1700. Jahres in denen Calendern auszulassen“, so dass das Tagesdatum in den protestantischen Ländern dann mit dem des gregorianischen Kalenders, der in den katholischen Ländern eingeführt worden war, übereinstimmte. „Die Osterfest-Rechnung und was davon dependirt“ aber sollte nicht vom gregorianischen Kalender übernommen werden, sondern „in Zukunft […] nach dem Calculo Astronomico […] gemachet werde“8. Die Kalender für das kommende Jahr 1700 mussten also neu berechnet werden. Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen, nahm dies zum Anlass, dem Buchhändler Thomas Fritsch am 8. November 1699 ein Monopol auf Druck und Vertrieb des
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A IV, 8, 407, Z. 9 f. Ebd., 426, Z. 6 f. Ebd., Z. 10–12; vgl. ebd., S. 407, Z. 13 f.; A I, 11, 166, Z. 7–10. Dies betonten schon Chr. Bartholmèss: Histoire Philosophique de l’Academie de Prusse depuis Leibniz jusqu’à Schelling, Bd. 1, Paris 1850, S. 21; A. Harnack: Geschichte der königlich preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Bd. 1, 1, Berlin 1900, S. 81. Ein Druckexemplar dieses Beschlusses findet sich in Berlin Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz (GStA) Rep. 9 (AV) K lit. M III Fasz. 1 Bl. 4–5; nachgedruckt liegt er vor bei Harnack: Geschichte, Bd. 2, S. 58.
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verbesserten Kalenders in Sachsen zu verleihen und die Einfuhr auswärtiger Kalender zu verbieten9. Maria Saalfeld, Buchhändlerin in Halle, beschwerte sich daraufhin bei Friedrich III., dass sie selbst durch das sächsische Einfuhrverbot einen wichtigen Markt verloren habe, die sächsischen Händler aber weiterhin ihre Kalender in den Ländereien des brandenburgischen Kurfürsten verkaufen durften. Sie hatte bisher „dreyerley Sorten in quart, und zweyerley sorten in Octav, wie auch in Sedez, 18. und 32. von Calendern dreyer unterschiedener Auctorn, wie nicht weniger von Schulbuchern, alß das A. B. C. Buch, Catechismum, Evangelica, Psalter, Gesang- und dergleichen in Schulen brauchbare teutzsche Bücher alhier drücken laßen, undt sowohl hier in JahrMärckten, alß auf denen Leipziger Meßen verkaufet“
und bat zunächst, am 4. Dezember 1699, darum, der Kurfürst möge ihr ein Monopol auf Druck und Verlag von Kalendern und Schulbüchern im Herzogtum Magdeburg gewähren10. Am 22. Dezember bat sie erneut „de- und wehmutigst umb ein gnädigstes Privilegium daß Niemand im Hertzogtuhm Magdeburg und waß deme incorporiret Calender und Schuhlbucher ohne Sie drucken Einfuhren noch verkauffen solle“.
Sie bot jetzt auch an, dafür „jährlich eine ertragliche Pension zu erlegen“11. In einem dritten Schreiben von Anfang Januar 1700 bat sie nurmehr darum, „weil Se. königl. Majest. in Pohlen und Churf. zu Sachsen Privilegia ertheilet daß keine Calender und Schuhlbucher auß andern Landen eingeführet werden solten, daß Se. Churf. Duchl. dergleichen verordnung ergehen zu laßen allergnädigst geruhen wolle“12.
Der Kurfürst ließ auf ihr erstes Schreiben hin am 17. Dezember in Magdeburg anfragen, „ob in Sachsen die dißseits gedruckten Calender verbotten oder nicht“13. Die Magdeburgische Regierung antwortete am 3. Januar 1700, daß in Kurbrandenburg gedruckte Kalender in Sachsen tatsächlich nicht verkauft werden dürften14, und man bereits, „zur gewinnung der zeit und E. Churfurstl. Dhl. unterthanen, soviel es möglich, außer Schaden zuhalten“15, ein Edikt habe „drucken und publiciren laßen“, in dem der Verkauf sächsischer Kalender im Herzogtum Magdeburg verboten wurde16. Am 25. Januar ließ Friedrich III. antworten17, 9
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Druckexemplare dieses Privilegs finden sich in GStA Rep. 9 (AV) K lit. M III Fasz. 1 Bl. 12 und Bl. 32; vgl. dazu auch W. Kokott: „Umwege zur Kalendereinheit: Der ‚Verbesserte Kalender‘ (1700 bis 1775) und die Gründung der Berliner Sternwarte“, in: W. R. Dick/Kl. Fritze (Hrsg.): 300 Jahre Astronomie in Berlin und Potsdam (= Acta Historica Astronomiae 8), Thun/Frankfurt a. M. 2000, S. 43–48, hier S. 45. GStA Rep. 9 (AV) K lit. M III Fasz. 1 Bl. 14–17. Ebd., Bl. 23–24. Ebd., Bl. 26–27. Ebd., Bl. 22. Ebd., Bl. 28–29. Ebd., Bl. 28v. Ein Druckexemplar dieses Edikts vom 1. Januar 1700 findet sich in GStA Rep. 9 (AV) K lit. M III Fasz. 1 Bl. 31. Es heißt darin, weil der Verkauf der in Halle hergestellten Kalender „an
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Zur gleichen Zeit betrieb Erhard Weigel die Gründung eines Collegium artis consultorum, das durch ein reichsweites Monopol auf die neuen Kalender finanziert werden sollte18. Dies griff Leibniz auf und er berichtete Daniel Ernst Jablonski im Februar 1700 von seiner Idee, dass der zu gründenden Berliner Sozietät ein entsprechendes Privileg für Kurbrandenburg erteilt werden könnte19. Dieser antwortete am 13. (23.) Februar 170020: „Ich zweiffele auch so viel weniger an glückl. Erfolg, weil der Hoff schon praepariret ist ein Monopolium der Calendermacherey zu verstatten: wie denn dem Hrn Grünberg, Prof. zu Fr[ank]furt selbiges vor 2000 thlr jährlich angeboten, einem hiesigen Buchführer aber der es gesucht, und jährlich nur 500 thlr gebothen, versaget worden“.
Es hatte in Kurbrandenburg also bereits Anlass und Bestrebungen, den Kalendermarkt zu regulieren, gegeben: Die Magdeburgische Regierung hatte mit einem Einfuhrverbot für Kalender aus Sachsen auf das sächsische Monopol reagiert und der Kurfürst nicht nur diesen Erlass gebilligt, sondern auch daran gedacht, den Kalenderverlag zu monopolisieren. Hinter dem Einfuhrverbot standen gewiss merkantilistische Erwägungen21; und an eine Monopolisierung hatte der Hof vielleicht zunächst vor allem der Abgaben des zu privilegierenden Händlers wegen gedacht. Tatsächlich wurde Leibniz’ Vorschlag wohlwollend aufgenommen, und schon drei Monate vor der offiziellen Gründung der Sozietät, am 10. Mai 170022 ein entsprechendes Edikt erlassen, der Sozietät „Ausrechnung“, „Verfertigung“ und
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verscheidenen Orten“ verboten worden sei, sei die „Churfürstliche Regierung bewogen worden zur conservation höchstgedachter Seiner Churfürstlichen Durchlauchtigkeit Unterthanen / und zu Abwendung des daraus für dieselbe zu besorgenden Schadens / den Verkauff der Calender / welche an denen Orten gedrucket worden / wo die im hiesigen Hertzogthumb gedruckte / nicht gelitten werden / darin ebenfalls durchgehends zu verbieten / und zwar bey Straffe nicht allein der confiscation aller Exemplarien / sondern auch Funfftzig Reichsthaler / von jedem Exemplar so verkauffet wird“. Ebd., Bl. 40–41. Zitiert ist die Zusammenfassung auf Bl. 40r. Ein Entwurf zu diesem Schreiben findet sich ebd., Bl. 33. Ob ein solches Privileg für Maria Saalfeld tatsächlich ausgestellt wurde, ließ sich nicht ermitteln. Vgl. Harnack: Geschichte, Bd. 1, 1, S. 64–66. Vgl. A I, 18, 419, Erl. zu Z. 20; ebd., S. 448, Z. 1. A I, 18, 420, Z. 5–8. So heißt es in dem Kalender-Patent vom 10. Mai 1700, es möge das für eingeführte Kalender „ausgegangene Geld künfftig im Lande behalten werden“. Die Ausfertigung dieses KalenderPatents findet sich in GStA I. HA. Rep. 9 (AV). K. Lit. M III. Fasz. 1 Bl. 46–51, Druckexemplare ebd., Bl. 52–53 und ebd., Fasz. 2 Bl. 2–5; gedruckt ist es bei Chr. O. Mylius (Hrsg.): Corpus constitutionum Marchicarum, Theil 6, Abtheilung 2, Berlin und Halle 1751, Sp. 3–8, und Harnack: Geschichte, Bd. 2, S. 87–89. Das Stiftungsdiplom wurde auf den 11. Juli, den Geburtstag des Kurfürsten, datiert.
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Verlag von Kalendern in den Ländern des Brandenburger Kurfürsten aufgetragen und Druck, Einfuhr und Verkauf anderer Kalender verboten23. Die Sozietät erhielt dieses Monopol gratis. Es stellte einen bedeutenden Eingriff in den Buchmarkt dar und veranlasste zahlreiche Beschwerden nicht nur von Buchdruckern und -bindern, sondern auch von Kalenderautoren. So bat David Bläsing, Professor der Mathematik in Königsberg, „daß er möge die verfertigung der Preußischen Calender behalten, und mit in die Societät auffgenommen werden“24. Ersteres wurde ihm am 26. Juni 1700 verweigert, zu letzterem wurde ihm empfohlen, „Sich bey derselben hiernegst selbsten anzugeben, welche solch sein gesuch in gehorige consideration ziehen wird“25. Ein Buchdrucker und mehrere Buchbinder aus Minden baten am 13. Juni 1700 darum, den Sozietätskalender nachdrucken und vertreiben zu dürfen26. Ihnen wurde am 7. Juli beschieden27: „[…] gleich wie aber Unsere Societas Scientiarum in Unseren Landen wegen des Calender drucks auf gewiße maaße sich dergestalt eingelaßen hatt, daß deren fast keiner bey Unß geklaget, also wird g[e]d[acht]e societet auch ohne zweifel mit dem Mindischen buchdrucker sich dergestalt vergleichen und Ihm eine gewiße anzahl und so viel Er etwan in dortigem Unserem furstenthumb und daherumb zu vertreiben gedrucket, zu drucken geben, damit Er also ohne besonderen verlust sein könne, denen buchbindern aber … bleibet frey die Calender von der Societet oder Ihren Factoren duzend oder hundertweise zukauffen einzubinden und hernach stuckweise hinwieder zu vertreiben und zu verkauffen“.
Johann Bluhme undt Leonhard Sidonius, Buchbinder in Stendal, schrieben28: „Die vorige Buchbinder zu Stendahl und insonderheit der letzte unter denenselben, Jochim Hildebrand, hat nach mehreren inhalt eines hierbey gehenden Attestati des Magistrats zu Stendal vom 22 Januarij 1669 das Privilegium gehabt die Jahr- und Schreibe Calender hiesiges orths alleine zu verkauffen also daß keiner derer hiesigen Cramer oder Hausirer Ihme darinnen Eintrag undt schaden zufügen müßen. Nun ist obbenanter Hildebrand vor einigen Jahren gestorben und hat die Stadt Stendal auf zwo Jahr lang keinen Buchbinder gehabt, die Cramer aber hiesiges orths haben sich immittelst nebst einigen Hausirern die verkauffung derer Jahr- und Schreibe Calender angemaßet, auch bis dato bey diese handlung geblieben. Weil aber wir Unß alß Bürger und buchbinder alhier wohnhafft nieder gelaßen, Unserer Nahrung daher, daß itzo zwey buchbinder in Stendal sein, vor diesen aber nur allemahl einer hier gewesen, sehr schlecht ist, wie wohl ohne dem die Handlung mit Calender denen Buchbindern regulariter zustehet, und die Cramer allerhand ärgerliche Calender im lande herein schleppen und verkauffen,
23 Vgl. die Angaben in Fn. 21. 24 Ebd., Bl. 58–61, hier Bl. 59v. 25 Ebd., Bl. 62. Bläsing wurde 1701 in die Sozietät aufgenommen (vgl. H.-St. Brather: Leibniz und seine Akademie, Berlin 1993, S. 345). 26 GStA Rep. 9 [AV] K lit. M III Fasz. 1 Bl. 64–65. 27 Ebd., Bl. 66. 28 Ebd., Bl. 67–68.
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Stefan Luckscheiter Alß ersuchen Ewer Churf. Durchl. Wier Endesbenambte Unterthänigst, Sie geruhen Unß bey die gerechtigkeit Unserer vorfahren die Jahr- und Schreibe Calender allein zu verkauffen gnädigst zu schützen und zu deßen Behuff an Se. Excell. dem Hr. LandesHaubtman der Altenmarck hierauff in gnaden zu rescribiren, denen Cramern zu Stendal die verkauffung aller Calender auch derer, welche die Churfürstl. Brandenb. Societaet zu Berlin außgehen laßen wird, bey nachdrücklicher straffe und Confiscirung Ihrer eingekaufften Calender zu untersagen“.
Ihnen wurde am 14. Juli 1700 beschieden, dass nicht nur die Krämer, sondern auch sie selbst sich an das Edikt vom 10. Mai halten müssten29. Buchbinder aus Königsberg baten, dass ihnen „nebst dem neuen Calender auch frembde zu verkauffen nicht werde untersaget“30, und ein Buchbinder aus Perleberg klagte in einem Schreiben vom 6. August 1700 darüber, dass Krämer Kalender in Perleberg verkauften, und bat darum, „mir armen Manne ein Privilegium Gnädigst zu ertheilen, daß die kauffleute undt krahmer sich des Calender- undt Bücherhandels enthalten, mir aber zugelaßen seyn solle, so wohl die von Ew. Churfürstl. Durchl. newaufgerichteten Astronomischen Societät hinkünfftig erwartende Calender, alß auch andere Bücher, alleine in Perleberg zu führen undt zuverkauffen“31.
Ihm wurde diese Bitte gewährt und er erhielt ein entsprechendes Monopol auf zehn Jahre32. Schließlich beschwerte sich Johann Nicolaus Ernst aus Stargard: Er habe schon mit dem Druck der Kalender für das kommende Jahr 1701 begonnen und wäre ruiniert, wenn er die Kalender nicht verkaufen dürfte. Er bat deshalb darum, dieses eine Jahr die Kalender noch wie gewohnt verkaufen zu dürfen33. 29 30 31 32
Ebd., Bl. 69. Ebd., Bl. 72–73, hier Bl. 72v. Ebd., Bl. 85–87. In dem von Paul von Fuchs unterzeichneten Konzept einer Konzession vom 5. September 1700 (ebd., Bl. 86) heißt es, Dechen werde „in consideration seines schlechten gehalts auf zehen Jahr lang dergestalt privilegiret und Begnadiget, daß die Kauffleühte und Krahmer sich des Calender- und Bucherhandels enthalten, Ihm aber zu Perleberg allein zugelaßen seyn soll, so wol der von Unß gestiffteten Societatis Scientiarum Calender alß auch andere Bücher daselbst zu führen und zu verkauffen“. (Ein Entwurf zu dieser Konzession findet sich ebd., Bl. 84.) 33 Er schrieb am 5. Juli 1700: „In den Königl. Schwed. Vorpommern, und Königl. Poln. Preussen, habe jederzeit mit denen Calendern meine meiste Handelunge gehabt, zumahln Ihnen meine Calender vor andern gefallen, weil Sie wohl gesehen, daß ich jederzeit, guten fleiß, deßgleichen schwehre Mühe und Unkosten daran gewandt habe; Weßwegen auch selbst vor einigen Jahren nach Dantzig gereiset; um die Calender, meines Verlags, zu introduciren und bekandt zu machen. Wann aber der Neu auffgerichteten hochlöbl. Societät Calender bloß allein eingeführet werden sollen, So werden nicht mir allein die Königl. Vorpommerischen, sondern auch die Königl. und Churfürstl. Preußnischen Städte, gantz und gar zurücke treten, und bey Ihren Calender allein bleiben; Also wird an statt deßen, da das Geld im Lande bleiben könte, dasselbe vielmehr mit Gewalt zurück getrieben, und aller Calender-Handel, ausserhalb Landes, auffgehoben; Ich aber, als einer, der nur bey 10 Jahren den Calender-Verlag besessen, und denselben mit schwehren Unkosten introduciret, und auch in frembden Ländern am meisten bekandt gemacht, würde solchergestalt, auff einmahl ruiniret; zumahln ich sonst zu keiner andern Arbeit, als zum Calender, Anstalt gemacht; daß ich auch nebst 6. Persohnen in der Druckerey, albereit bey 8. Wochen feyren müssen, und denen Leuten dennoch Ihre
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Für auswärtige Buchhändler sollte der kurbrandenburgische Markt hinfort versperrt sein, aber einigen gelang es immer wieder, das Einfuhrverbot zu unterlaufen. So sah sich die Sozietät etwa im Dezember 1700 veranlasst, ein Schreiben an den Kurfürsten zu richten, in dem sie sich darüber beschwerte, dass „zu Darschen im Halberstättischen“ „auf dem letztern Jahrmarkt einige Braunschweigische und Wolffenbüttelische Buchbinder“ „sich erkühnet“ hätten, dem Kalenderedikt „schnur stracks zu wider, ungestempelte; fremde und in specie den sogenanten Meyerischen Calender offentlich zu verkauffen“. Die heimischen Buchbinder hätten sich daraufhin beim Amtmann beschwert „und umb confiscation der fremden exemplarien gebeten“. Der aber habe sich „nicht gescheuet“, „diese gute leute […] abzuweisen“34. Auf Bitten der Sozietät wurde die Sache untersucht und die Buchhändler mit der in dem Edikt vorgesehenen Geldstrafe belegt35. Die einheimischen Drucker könnten sich im Laufe der Zeit mit dem Monopol arrangiert haben. Da die Sozietät keine eigene Druckerei besaß, musste sie die Kalender von anderen herstellen lassen, und da sie dazu vor allem diejenigen beauftragte, die schon vorher Kalender gedruckt hatten, ging diesen das Geschäft nicht verloren. So druckten in den folgenden Jahren zum Beispiel Maria Saalfeld und Johann Nicolaus Ernst die Sozietätskalender für Berlin und Halle bzw. Stargard36. Die Buchdrucker verloren zwar ihre unternehmerische Selbständigkeit und mussten ihren Gewinn nun mit der Sozietät teilen, hatten dafür aber keine Konkurrenz aus dem Ausland mehr. Ob ihr Geschäft mehr unter Ersterem litt als es von Letzterem profitierte, kann ich nicht entscheiden37. Sicher zu Schaden kamen aber durch das Monopol der Sozietät die bisherigen Kalenderautoren. Für die Sozietät wurde Leibnizʼ Kalendereinfall zu einem vollen Erfolg: Sie verdiente mit dem Monopol in ihren ersten zehn Jahren jeweils etwa 3000 bis 5000 Taler38. Die Frage, ob die von ihr erstellten und verlegten Kalender inhaltlich einen
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schwehre Besoldung und Unterhaltung, mit meinen grösten Schaden schaffen müßen“ (GStA Rep. 9 [AV] K lit. M III Fasz. 1 Bl. 94). Ebd., Bl. 99–101. Der Text ist unten als Beilage Nr. 2 abgedruckt. Wedel notierte dazu am 16. Dezember (ebd., Bl. 100): „ad 1. wie gebäten, ad 2. soll dem Ambtmann sein verfahren verwiesen, v. bey 100 rthlr. verbothen werden, dergleichen künfftige zu unternehmen“. Am 24. August 1702 wurde ein „erneuertes / mehrgeschärfftes“ Kalenderedikt erlassen (Ausfertigung ebd., Bl. 125-131, Druckexemplare ebd., Bl. 132–133; ebd., Fasz. 2 Bl. 6–13; gedruckt ist es in: Chr. O. Mylius (Hrsg.): Corpus constitutionum Marchicarum, Theil 6, Abtheilung 2, Berlin/Halle 1751, Sp. 31–36). Vgl. Brather: Leibniz und seine Akademie, S. 253–255. In ABBAW Bestand PAW (1700–1811) finden sich unter I–VIII zahlreiche Akten zum Kalenderverlag der Sozietät, denen sich wahrscheinlich dienliche Hinweise zu dieser Frage entnehmen ließen. Sie auszuwerten fehlte mir leider die Zeit. Vgl. Brather: Leibniz und seine Akademie, S. 370 f. Die dort angegebene Summe der Einnahmen aus dem Kalendermonopol beträgt für das Jahr 1701 7515 Taler, die Summe der Ausgaben für Druck und Vertrieb der Kalender 4626 Taler, der Gewinn betrug also 2889 Taler. Die entsprechenden Werte für 1702 sind: 6739, 3508 und 3231 Taler, für 1707: 7882, 2811 und 5071 Taler, für 1710: 8214, 2749 und 5465 Taler. Das war keine sehr große Geldsumme, übertraf aber die Erwartungen (vgl. ebd., S. 62) und es war, wie folgende Zahlen zeigen sollen, auch
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Fortschritt gegenüber den vorher verbreiteten darstellten, möchte ich angesichts der Forschungs- und Quellenlage offenlassen39. Als ein Beitrag des Monopols zur Verbesserung des Gemeinwohls ließe sich zwar immerhin angeben, dass das für Kalender ausgegebene Geld nun im Land blieb40. Verglichen mit dem ökonomischen und gesellschaftlichen Nutzen aber, der sich aus den anderen Privilegien hätte ergeben können, die Leibniz im Sommer 1700 vorschlug, dürfte der des Kalendermonopols eher gering gewesen sein. Einer von Leibniz’ weiteren Vorschlägen war das sogenannte Bücherkommissariat41. Um die Jahreswende 1699/1700 hatte Leibniz geschrieben: „Es ist eine Schande wie die aniezo in Franckreich und Holland heraus kommende so genandte Memoiren, und andere dergleichen Schrifften, von denen welt begebenheiten mit irrigen und falschen erzehlungen angefullet seyn[.] Ein ieder tropf der einen Buchhandler zum verleger findet, unternimt sich zu schreiben was ihm in kopf komt“42.
In diesen Schriften würden der Kaiser und andere Fürsten „unverantwortlich“ angegriffen, und vor allem die französischen Schriftsteller zielten darauf, „die Teutsche Nation zu verachten“. Damals schrieb Leibniz noch: „Nun ist es mit bucher verbieten wohl nicht ausgerichtet, auch die Sachen in Teutschland nicht
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keine kleine Summe: Leibniz sollte für seine Tätigkeit als Präsident der Sozietät jährlich 600 Taler erhalten (A IV, 8 N. 98); ein Professor an der Ritterakademie in Wolfenbüttel erhielt jährlich 100 bis 400 Taler (wozu allerdings Nebeneinnahmen kamen; vgl. A. Kuhlenkamp: Die Ritterakademie Rudolf-Antonia in Wolfenbüttel 1687–1715 [= Beiträge zur Geschichte der Carolo-Wilhelmina. Schriften des Braunschweigischen Hochschulbundes e.V. 3], Braunschweig 1975, S. 107), der Sekretär Johann Theodor Jablonski bekam für seine Reisen in Sachen Seidenziehung 1 Taler pro Tag (ABBAW Bestand PAW [1700–1811] I–X–3, Eintrag zum 5. Oktober 1712); 6 Zitronen kosteten 7 Groschen, eine Cervelat-Wurst 3 Groschen und 6 Pfennig, zwei Hühner 8 bis 10 Groschen, zwei Zander 12 Groschen (vgl. den unfoliierten Zettel in der genannten Akte vorn). Vgl. dazu J. Hamel: „Ephemeriden und Informationen: Inhaltliche Untersuchungen Berliner Kalender bis zu Bodes Astronomischem Jahrbuch“, in: Dick/Fritze (Hrsg.), S. 49–70, hier S. 60; V. Bauer: „Das preußische Kalenderwesen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“, in: B. Sösemann (Hrsg.): Kommunikation und Medien in Preußen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert (= Beiträge zur Kommunikationsgeschichte; Bd. 12), Stuttgart 2002, S. 175–192, etwa S. 176 und S. 182– 188; Kl.-D. Herbst: „Die Kalender von Gottfried Kirch“, in: Beiträge zur Astronomiegeschichte, Bd. 7 (= Acta historica astronomiae 23), Frankfurt a. M. 2004, S. 115−159; F. Köther: „Akademie und Almanach: Gallotropismus und Wissenschaftspolitik unter Friedrich II.“, in: H.-J. Lüsebrink/Y.-G. Mix (Hrsg.): Französische Almanachkultur im deutschen Sprachraum (1700–1815). Gattungsstrukturen, komparatistische Aspekte, Diskursformen (= Deutschland und Frankreich im wissenschaftlichen Dialog 3), Göttingen 2013, S. 51–72, hier S. 64. Nach Volker Bauer wurden durch das Monopol auch zwei weitere Ziele erreicht: 1. Die Kalenderreform wurde unter der Kontrolle einer öffentlichen Institution vorgenommen, die den einheitlichen Vollzug dieser Umstellung in allen Provinzen gewährleistete. 2. Die Zuständigkeit der Sozietät garantierte eine amtliche Kontrolle der Kalenderinhalte (vgl. Bauer, S. 182 f.). Vgl. dazu auch A. Stein-Karnbach: G. W. Leibniz und der Buchhandel, Frankfurt a. M. 1983, Sp. 1236–1242; I. Böger: „Ein seculum … da man zu Societäten Lust hat“, München 22002, S. 286–291. A IV, 8, 195, Z. 1–5.
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darnach gefaßet daß man gnugsam daruber halten konne“43. Aber bei Gründung der Sozietät, ein halbes Jahr später, fiel ihm ein, dass diese Institution auch geeignet sein könnte, über das Buchwesen zu wachen. Er schlug vor, sie solle das Privileg erhalten, „Verlag, Einfuhr und Vertrieb“ nicht nur von Kalendern, sondern aller Büchern zu kontrollieren, die Verbreitung „schädliche[r] schrifften“ zu verhindern und „Nüzliche wercke“ zu befördern. Sie solle zur Beförderung guter Literatur auch auf die Autoren Einfluss nehmen, sie unterstützen und ihre Schriftstellerei anleiten44. Ein Jahr später schlug Leibniz außerdem vor, die Sozietät mit einem Privileg auf Schulbücher auszustatten45. All dies sollte finanziert werden durch einen Einfuhrzoll auf bedrucktes Papier46. Die Sozietät hätte nach Leibniz also eine politische und wissenschaftliche Zensur ausüben sollen. Die Schriftsteller hätten ihr Rechenschaft über ihre Vorhaben, die Buchhändler über ihr Sortiment ablegen müssen; und sie hätte eng mit den staatlichen Behörden zusammenarbeiten müssen, denn anders hätte sie nicht wissen können, was politisch opportun und was zu zensieren sei. Leibniz’ zweiter Vorschlag war, Reisen ins Ausland, das heißt vor allem nach Frankreich, mit einer Gebühr, die der Sozietät zugutekommen sollte, zu belegen. Außerdem sollten die Reisenden nicht nur vor der Reise darlegen, welchem Zweck dieselbe dienen sollte, sondern auch danach Bericht erstatten. So sollte einerseits vermieden werden, dass Geld ins Ausland abfließe, und andererseits sollten die Reisenden der Sozietät gewissermaßen als Zuträger von Nachrichten über fremde Errungenschaften dienen, damit dieselben dann eventuell auch in Brandenburg eingeführt werden könnten47. Schließlich schlug Leibniz vor, die Sozietät solle „unter Churfürst. autorität“ für alle Städte und Dörfer in den Ländern des Kurfürsten neue, effektivere Feuerspritzen anzuschaffen, sogenannte „Feuerschlangenspritzen“, wie sie von Jan und Nicolaes van der Heiden in Amsterdam erfunden worden waren und hergestellt wurden48. Die Sozietät sollte „die Leüte von deren gebrauch und beobachtung“ unterweisen und auch dafür sorgen, dass „die Sprizen mit zugehör in guther bereitschafft gehalten, und von zeiten zu zeiten exerciret würden“. Dafür sollte die Sozietät „von iedem orth nach zahl und art der Sprizen“ einen gewissen Betrag erhalten49. Wie bei dem Bücherkommissariat wäre auch hier eine enge Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen in Staat und Wirtschaft nötig gewesen. Um Schlangenspritzen in der benötigten, großen Menge herstellen zu lassen, hätte die Sozietät die Manufakturisten anweisen und ihre Arbeit kontrollieren müssen, um die Spritzen in
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Ebd., 196, Z. 9 f. Ebd., 500, Z. 7 – 501, Z. 15. Ebd., 561, Z. 21 – 562, Z. 6. Zur Datierung vgl. die Stückeinleitung zu A IV, 8 N. 96. Ebd., 500, Z. 18 – 20; 561, Z. 7–14 Ebd., 497, Z. 12 – 498, Z. 4. Vgl. Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 3, Stuttgart 2006, Sp. 980 f.; vgl. auch unten, Beilage Nr. 1. A IV, 8, 498, Z. 5 – 499, Z. 11.
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den Orten einführen und bereithalten zu können, wäre sie auf die Unterstützung der jeweiligen Amtspersonen angewiesen gewesen. Die Sozietät hätte diesen, wie alle anderen Vorschläge auch, nur mit Hilfe der kurfürstlichen Macht umsetzen können. Und umgekehrt zielten alle diese Vorschläge auf Zentralisierung und Rationalisierung, mithin auf eine stärkere Durchdringung von Wirtschaft und Gesellschaft durch die Staatsmacht mithilfe einer wissenschaftlich arbeitenden Behörde50.
2. KOLLEKTIVITÄT UND PRAXIS Die Idee, eine wissenschaftliche Sozietät direkt zu gesellschaftlichem, ökonomischem Nutzen arbeiten zu lassen, ist nicht neu. Mit diesem Ziel hatte die Royal Society bereits 1663/64 neun Komitees eingerichtet, die kontinuierlich und kollektiv auf einem bestimmten Gebiet arbeiten sollten51. Das größte davon war das Komitee für Mechanik mit 69 Mitgliedern52. Bei seiner ersten Sitzung am 16. Juni 1664 wurde vorgeschlagen, zuerst die Arbeitsmethode festzulegen. In der übernächsten Sitzung am 17. Oktober wurde Folgendes beschlossen53: „The Method for this committe to proceed in, was thought to be, to collect what is delivered in Books, and practised; to take notice of what is practised and not found in Books; and then to consider what may be further done for the improvement of mechanics. It was resolved on, that Authors being distributed among the members of this committee, and other members of the Society, the busines of raising of water should be first of all taken into consideration; vid. what hath been done in it hitherto, and whether and how it may be improuved?“
In den folgenden Sitzungen wurden verschiedene Themen angesprochen und einige mechanische Werke diskutiert. In der Sitzung vom 12. Mai 1665 wurde „a good while“ über Schusswaffen diskutiert. Auf die Technik des Wasserhebens, die zu verbessern man sich vorgenommen hatte, scheint man nicht zurückgekommen zu sein. Weitere Sitzungen folgten nicht. Ein anderes Komitee (mit 32 Mitgliedern) sollte sich der Agrikultur annehmen54. Es traf sich insgesamt acht Mal in acht Monaten. Man wertete einschlägige Werke aus und stellte auf dieser Grundlage Fragebögen zusammen, die von den Mitgliedern in „all the Counties and shires of England, Scotland and Ireland“ versandt wurden. So sollten Errungenschaften und Mängel in der Landwirtschaft
50 Vgl. I. Böger: „Ein seculum … da man zu Societäten Lust hat“, München 22002, S. 498 f. 51 Dieser Abschnitt referiert aus M. Hunter: Establishing the New Science: the Experience of the Early Royal Society, Woodbridge 1989, S. 73–121. 52 Vgl. ebd., S. 80 und 114–118. 53 Ebd., S. 116. 54 Vgl. ebd., S. 80, 85 und 113.
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identifiziert, die besten Methoden gesammelt und durch Verbreitung dieses Wissens die Landwirtschaft Großbritanniens verbessert werden. Ein drittes Komitee (mit 21 Mitgliedern) erklärte sich zuständig für die Verbesserung der englischen Sprache. Von seinen Aktivitäten ist nichts bekannt – außer der Mitteilung eines Mitglieds, zu einer Sitzung nicht erscheinen zu können55. Keines dieser Komitees überdauerte mehr als zwei Jahre. Sie scheiterten, nach Michael Hunter, weil sie sich nicht öfter als ein oder höchstens zwei Mal im Monat trafen; weil die Mitglieder nicht taten, was sie versprochen hatten, oder den Sitzungen fernblieben; und weil die in der Forschung tatsächlich aktiven Mitglieder sich nicht an die Vorgaben der Komitees hielten, sondern lieber ihre eigenen Interessen verfolgten56. Außerdem ist offensichtlich, dass zumindest das landwirtschaftliche Komitee sich Aufgaben gesetzt hatte, die es nicht lösen konnte: Wie hätte eine Institution, die über nur geringe regelmäßige Einkünfte verfügte und die auf die Arbeit von freiwilligen, unbezahlten Mitgliedern, von interessierten Privatpersonen angewiesen war, es schaffen sollen, die Landwirtschaft Großbritanniens zu verbessern? Dass die Vorhaben der Berliner Sozietät an solchen Schwierigkeiten scheiterten, wollte Leibniz durch Hinzuziehung der kurfürstlichen Autorität verhindern. Durch die entsprechenden Edikte wäre die Sozietät nicht nur berechtigt gewesen, Bücher zu zensieren, Reisende zu vernehmen und Feuerspritzen bereitzustellen, sie wäre dazu auch verpflichtet worden. Außerdem sollten diese Maßnahmen nicht nur dem gemeinen Wohl dienen, sondern auch der Sozietät zu Einnahmen verhelfen – ein Gedanke, auf den die Royal Society bei Einrichtung ihrer Komitees nicht gekommen zu sein scheint. Die Sozietät wäre durch beides gebunden gewesen, ihre Vorhaben nicht so schleifen zu lassen, wie die Mtglieder der Royal Society die ihrer Komitees. Dennoch scheiterten Leibniz’ Pläne. Außer dem Kalendermonopol, durch das sich die Sozietät in den ersten zehn Jahren bis auf unbedeutende Nebeneinkünfte allein finanzierte57, wurde kein einziger seiner Vorschläge verwirklicht. Der Boden für das Kalendermonopol der Sozietät war schon bereitet gewesen, als Leibniz den Vorschlag vorbrachte. Seine anderen Vorschläge trafen auf weniger günstige Bedingungen. Hier fehlten Durchsetzungsfähigkeit und Wille der Staatsmacht oder auch die Unterstützung des Konzils der Berliner Sozietät, das heißt vor allem Daniel Ernst Jablonskis und Johann J. J. Chunos, die den Ideen ihres Präsidenten nicht immer gewogen waren58. 55 Vgl. ebd., S. 83. Weitere Komitees befassten sich mit Astronomie und Optik (15 Mitglieder), Anatomie (28 Mitglieder), Chemie (32 Mitglieder), Handel (35 Mitglieder), der Sammlung aller Naturerscheinungen und mit Experimenten (21 Mitglieder) und mit der Korrespondenz (20 Mitglieder) (vgl. ebd., S. 80). 56 Vgl. ebd., S. 98–101. 57 vgl. H.-St. Brather: Leibniz und seine Akademie, S. 370 f. 58 In ihren beiden Denkschriften vom März 1700 zur Gründung der Sozietät werden ordnungspolitische Aufgaben, wie Leibniz sie vorschlug, nicht erwähnt. Sie sollte vielmehr nur die Wissenschaften „zu excoliren, zu verbessern und in mehrern Flor zu bringen suchen“ (vgl. J.
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1. Was die Feuerschlangenspritzen angeht, so beauftragte Friedrich III. die Sozietät zwar tatsächlich, in einem von Leibniz entworfenen Edikt, Feuerschlangenspritzen anzuschaffen59, und die Sozietät kaufte, als eines ihrer ersten Bücher, die von Jan van der Heyden und seinem Sohn Jan verfasste Beschryving Der nieuwlijks uitgevonden en geoctrojeerde Slang-Brand-Spuiten, Amsterdam 169060. Umgesetzt wurde das Edikt allerdings nicht. Paul von Fuchs und „Monsr le Commissaire General“, Daniel Ludolph von Danckelmann (?), warnten die Sozietät, dass hier nichts zu verdienen sei und die Einziehung der Abgaben auf große Schwierigkeiten stoßen werde61. Diese Warnung scheint nicht unbegründet gewesen zu sein. Der zwischen Herbst 1705 und 1706 unternommene Versuch, mit der „Stadt- und Land-FeuerCassa“ eine Feuerversicherung in Preußen zu etablieren, scheiterte am Widerstand derer, die in sie einzahlen sollten62. Im Zuge dieser Unternehmung drängte Leibniz erneut auf die Durchführung des Schlangenspritzen-Edikts63, auch jetzt aber ohne Erfolg. Erst am 12. Juni 1710 erging ein Edikt zur Anschaffung einiger Schlangenspritzen in Berlin64.
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J. J. Chuno/D. E. Jablonski: Unterthänigster Vorschlag wegen anrichtung eines Observatorij und Academiae Scienciarum in der ChurBrandenburgischen Residentz [ABBAW Bestand PAW (1700–1811) I–I–1 Bl. 28–35; gedr. in: Brather: Leibniz und seine Akademie, S. 50–59, hier S. 50]; vgl. auch dieselben: Unterthänigster Vorschlag [ABBAW Bestand PAW (1700– 1811) I–I–1 Bl. 36–39; gedr. in: Brather: Leibniz und seine Akademie, S. 59–63]). A IV, 8 N. 82. Vgl. ebd., Erl. zu S. 498, Z. 20; vgl. auch Abb. 1, S. 99. Vgl. Chunos Schreiben an Leibniz vom 25. April 1702 (A I, 21, 194, Z. 10 – 195, Z. 15). Vgl. Chr. O. Mylius (Hrsg.): Corpus constitutionum Marchicarum, Theil 5, Abtheilung 1, Berlin 1740, Sp. 173–176; Sp. 176–182; K. v. Ledebur: König Friedrich I. von Preußen, Bd. 2, Schwerin 1884, S. 267–269; G. Helmer: Entstehung und Entwicklung der öffentlich-rechtlichen Brandversicherungsanstalten in Deutschland (= Beiträge zur Lehre von den Unternehmungen 16), Jena 1936, S. 62–64; G. Schickert: Ostpreußens Feuersozietäten im Wandel zweier Jahrhunderte, Berlin 1924, S. 11–16. So schrieb er in einer Schrift, die bisher auf 1701/1702 datiert wurde (vgl. Brather: Leibniz und seine Akademie, S. 142; A I, 20, 581, Erl. zu Z. 3), in der Leibniz aber offensichtlich Bezug auf die „Stadt- und Land-Feuer-Cassa“ nimmt und die also nicht vor 1705/06 entstanden sein kann und, da sie in Berlin entstanden sein dürfte, von wo Leibniz im Februar 1705 abgereist und wohin er erst im November 1706 zurückkehrte, wahrscheinlich nicht vor November 1706 entstanden ist, in dieser Schrift, der „Erzählung von der Absicht der Preußischen Societät der Wissenschafften“ (Brather: Leibniz und seine Akademie, S. 138–142, hier S. 142), also schrieb er: „Nachdem man nun itzo die Feuer-Casse im Werck begriffen, so dürffte es an dem seyn, daß Königl. Majest. Verordnung die Societät betreffend, exequiret, zu Aufrichtung dieses gemein-nützigen Werckes mit der Societät communiciret, und deren Aufnahme dabey befördert würde“. In den folgenden Jahren informierte Johann Leonhard Frisch Leibniz über den Fortgang der Feuerversicherung und auch über Handwerker, die Feuerspritzen herstellten (vgl. Archiv der Brandenburgia. Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg zu Berlin, 2. Bd.: Joh. Leonh. Frisch’s Briefwechsel mit G. W. Leibniz, mit Einleitung und Anmerkungen hrsg. von L. H. Fischer, Berlin 1896, S. 14, 17, 21 und 55). Vgl. Ledebur, Bd. 2, S. 271 f.
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2. Was das Reiseverbot angeht, so erließ Friedrich III. auch hierüber ein von Leibniz entworfenes Edikt65. Auslandsreisen wurden darin unter staatliche Aufsicht gestellt und mit einer Abgabe für die Sozietät belegt. Auch dieses Edikt wurde nicht umgesetzt. So konnte der Sekretär der Sozietät, Johann Theodor Jablonski, der in seiner Buchführung über die Einnahmen der Sozietät jährlich den Posten „von Reisenden“ aufführte, darunter jeweils nichts anderes notieren als „vacat“66. Erst in der Bilanz für 1718 ließ er den Posten weg67. Da das Rechnungsjahr der Sozietät sich nach dem Kalenderverlag richtete und also Mitte des Vorjahres begann und mit Einlaufen der Remittenden von den Faktoren endete68, dürfte Jablonski das Rechnungsbuch für 1717, in dem der Posten zum letzten Mal auftaucht, im November 1716 bereits angelegt haben. Er verzichtete also direkt nach Leibniz’ Tod darauf, den Posten aufzuführen, und hatte ihn vorher wahrscheinlich nur Leibniz’ wegen überhaupt aufgenommen. 3. Was das Bücherkommissariat angeht, so hatte vor Leibniz schon Günther Heiler, Superintendent in Pommern, im Sommer 1700 ein Schulbuchprivileg für die Sozietät vorgeschlagen69. Chuno hatte dazu notiert: „Dieser vorschlag möchte wohl können erst des Methodi Universali instituendae iuventutis und der nothigen bücher in disciplinis und der zuvorderst verglichen hätte welches aber schwehr hingehen dörffte“70. Er hätte diese Bemerkung auch zu Leibnizʼ Vorschlag machen können. Aber seinem Präsidenten gegenüber scheint er sich zurückgehalten zu haben. Jedenfalls finden sich in seinem Briefwechsel mit Leibniz nur Andeutungen von Kritik. So schrieb Leibniz ihm am 31. Dezember 1700 über das Bücherkommissariat im Allgemeinen71: „Pardonnés moi, Mons. si je vous dis, que je croi qu’il falloit faire expedier la Patente de la Taxe, sur les livres“.
Schon dieses „Pardonnés moi“ zeigt, dass Leibniz um gewisse Vorbehalte Chunos wusste. Er schrieb weiter: „L’affaire êtoit resolüe cela ne nous auroit embarrassé en rien, et n’auroit guere excité l’envie des gens distingués; puisqu’il ne seroit venû qu’à la connoissance de ceux qui se melent des lettres […]“.
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A IV, 8 N. 84. ABBAW Bestand PAW (1700–1811) I–XVI–67 bis I–XVI–82. Ebd., I–XVI–83. Vgl. Brather: Leibniz und seine Akademie, S. 372. ABBAW Bestand PAW (1700–1811) I–I–3 Bl. 1–2. Vgl. seine Randbemerkungen ebd. A I, 19, 311, Z. 3–7.
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Leibniz hatte offensichtlich während seines Aufenthaltes in Berlin im Sommer 1700 mit Chuno und auch mit Daniel Ernst Jablonski (dem er am selben Tag das Gleiche auf Deutsch schrieb72) über die Sache geredet und beide hatten offensichtlich Bedenken geäußert. Sie scheinen befürchtet zu haben, die Einnahmen aus dem Papierzoll würden am Hof Neid erregen und der Sozietät so schaden. Leibniz fuhr fort73: „[…] mais afin que vous voyés combien mon conseil êtoit raisonnable, vous saurés que cette taxe se trouve deja établie dans tous les païs hereditaires de l’Empereur, et dans les païs de l’Electeur de Baviere, à ce que j’ai appris dans mon voyage. Et sans doute on l’auroit introduite avec le tems dans celui de Brandebourg, sans nous. Ainsi je vous supplie de faire expedier au plûtôt ce qui est resolu là dessus. Battons le fer pendant qu’il est chaud“.
Bezeichnend scheint mir außerdem folgende Bemerkung zu sein74: „Si j’etois resté encor deux semaines à Berlin, cela auroit êté expedié“,
Er selbst, so meint er also, hätte, wäre er nur noch zwei Wochen länger in Berlin gewesen, den Kurfürsten dazu bewegen können, das von ihm bereits entworfene Edikt zu unterzeichnen. Das wirft ein Licht auf die Art und Weise, wie er seine Vorschläge durchsetzte: Nämlich offenbar, indem er sich im Alleingang – und, wenn es ihm nötig erschien, auch gegen die Bedenken des Konzils – direkt an den Hof wandte75. Daniel Ernst Jablonski antwortete am 15. Januar 1701: „Bey dem nächsten Convent soll die Materie von der projectirten Bücher-Tax abgehandelt werden, und wird man meines hochgeehrten Herrn hochgültigem Gutachten sich möglichst conformiren“76.
Die nächste Sitzung des Konzils fand am 11. Februar statt. Laut dem von Johann Theodor Jablonski geführten Protokoll wurden eingelaufene Schreiben von Leibniz verlesen. Darunter dürfte auch das gewesen sein, aus dem ich zitiert habe. Dass aber über den Bücherzoll geredet worden wäre, wird im Protokoll nicht erwähnt77. Am 19. Februar 1701 schrieb Johann Theodor Jablonski an Leibniz78: „Das Momentum der einzuführenden Bücher-Taxe ist gestern weitläuftig, und mit gantzem Ernst ventiliret worden; man hat aber dabey so viele Schwürigkeiten gefunden, daß man bis zu meines hochgeehrten Herrn Ankunft selbiges zu verschieben gut gefunden, zumahl da bey jetziger Abwesenheit des Hofes, ohnedem dabey schwerlich etwas zu thun wäre“.
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Ebd., 315, Z. 8–24. Ebd., 311, Z. 7–12. Ebd., Z. 12. Vgl. H.-St. Brather: „Leibniz und das Konzil der Berliner Sozietät der Wissenschaften“, in: H. Poser (Hrsg.): Leibniz in Berlin (= Studia Leibnitiana 16), Stuttgart 1990, S. 225–227. 76 A I, 19, 344, Z. 21–23. 77 ABBAW Bestand PAW (1700–1811) I–IV–6, hier Bl. 1v. 78 A I, 19, 444, Z. 4–8.
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Abb. 1: Titelblatt des von der Sozietät gekauften Buches über Feuerschlangenspritzen mit dem vielleicht von Johann Theodor Jablonski stammenden Vermerk: „Liber Societatis Scientiarum“ (Berlin Staatsbibliothek / Preußischer Kulturbesitz (2° Fb 7736)
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Abb. 2: Hannover Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek / Niedersächsische Landesbibliothek LH XXXVIII Bl. 152v
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In dem Protokoll der Konzilssitzung vom 18. Februar 1701 ist allerdings vom Bücherkommissariat wieder nicht die Rede79. Es taucht in dem „Protocollum concilii“ dieser ersten Jahre schlicht überhaupt nicht auf. Die Angelegenheit scheint dem Konzil nicht allzu wichtig gewesen zu sein. Einige Jahre später wurde die Sozietät tatsächlich mit der politischen Zensur betraut. Diesmal ging die Initiative nicht von Leibniz aus, sondern von dem preußischen Generalfiscal Wilhelm Duhram. Auf dessen Vorschlag hin befahl der Kurfürst, der inzwischen König in Preußen geworden war, der Sozietät am 11. April 1708, „dasjenige, was an Kleinen Schrifften und Tractätchen von itzt lauffenden Friedens- und Krieges- oder andern darzu gehörigen Sachen möchte eingeführet, oder von curieusen Leuten zum Druck befordert werden, jedesmahl zu erwegen und zu censuriren“80.
Genau wie dem Vorschlag ihres Präsidenten gegenüber zeigte sich die Sozietät nun auch gegen den Befehl ihres Königs unwillig. Die Zensur politischer Schriften setze – so notierte Johann Theodor Jablonski – „nicht nur eine genauere wißenschaft der Staatshändel in gemein, sondern auch eine mehrere einsicht in das Interesse, Inclinationes und Absichten des hofes“ voraus, „als einigen von den gliedern der Societaet […] beiwohnen mag“. Die Zensur politischer Literatur wolle man deshalb nicht übernehmen; „gelehrte die Literatur und Scientias oder denen selben ergebene Personen betreffende Schriften“ zu zensurieren, sei man aber bereit – der König möge die Sozietät nur instruieren, „wie man sich dabei zu verhalten habe“81. Anders als Leibniz setzte sich der König gegen die Bedenken der Sozietät durch. Er erteilte ihr am 24. August 1708 eine Instruktion zur Zensur der gelehrten und der politischen Schriften82 und die Sozietät zensierte in den folgenden Jahren zahlreiche Schriften, vor allem kleine politische Traktate83. Anders als von Leibniz vorgesehen scheint sie aber kaum Einfluss auf die schriftstellerische Arbeit der brandenburgischen Gelehrten genommen zu haben; und, ebenso anders als von Leibniz vorgesehen, wurde ihr die Tätigkeit als Zensurbehörde nicht vergütet: ein Zoll auf die Einfuhr bedruckten Papiers wurde nicht erhoben.
79 ABBAW Bestand PAW (1700–1811) I–IV–6, Bl. 2r. 80 Vgl. ebd., I–IV–44, Bl. 3v. 81 Ebd., Bl. 12; vgl. auch Jablonskis Schreiben an Leibniz vom 19. Mai 1708 (Berichte des Secretars der Brandenburgischen Societät der Wissenschaften J. Th. Jablonski an den Präsidenten G. W. Leibniz nebst einigen Antworten von Leibniz, hrsg. von A. Harnack, Berlin 1897, N. 74). 82 Die handschriftliche Ausfertigung dieser Instruktion findet sich in ABBAW Bestand PAW (1700–1811) I–IV–44 Bl. 6 f.; ein Druckexemplar ebd., Bl. 10; abgedruckt ist sie in: Harnack: Geschichte, Bd. 2, N. 92. 83 Vgl. dazu E. Heymann: Bücherprivilegien und Zensur in ihrer Bedeutung für die Sozietätsgründung durch Leibniz im Jahre 1700. Sonderausgabe aus den Sitzungsberichten der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Öffentliche Sitzung vom 30. Juni 1932, Berlin 1932; Brather: Leibniz und seine Akademie, S. 405; sowie meinen in absehbarer Zeit erscheinenden Aufsatz „Leibniz und die Bücherzensur der Berliner Sozietät der Wissenschaften“.
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Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Leibniz in seinem Streben nach Zentralisierung und Rationalisierung durch die Sozietät nur insofern Erfolg hatte, als es gelang, den (schon vorhandenen) Markt für Kalender zu monopolisieren. Neue Techniken (wie die Feuerschlangenspritzen) einzuführen und ganze gesellschaftliche Komplexe (wie die Auslandsreisen, den Buchmarkt und die Gelehrsamkeit) einer strikteren Kontrolle zu unterwerfen, misslang.
3. SCHLUSS Hunter stellt bei seiner Diskussion der Komitees der Royal Society, die ich oben referiert habe, die Frage, ob Kollektivität ein geeignetes Mittel sei, die Ziele der Royal Society zu erreichen. Er scheint dazu zu neigen, diese Frage zu verneinen. Nach dem Scheitern der Komitees arbeiteten die Mitglieder der Royal Society jedenfalls jeweils für sich allein und stellten ihre Resultate dann bei den Sitzungen der Society zur Diskussion. Ganz entsprechend heißt es im Règlement der Pariser Académie royale des sciences von 169984: § XX: „L’experience ayant fait connoistre trop d’inconveniens dans les Ouvrages ausquels toute l’Académie pourroit travailler en commun, chacun des Académiciens choisira plustost quelque objet particulier de ses études, et par le compte qu’il en rendra dans les Assemblées, il tachera d’enrichir de ses lumieres tous ceux qui composent l’Académie, et de profiter de leurs remarques“.
Auch die Berliner Sozietät ging, was die wissenschaftliche Arbeit anging, in den folgenden Jahren so vor. Eine für die Wissenschaft geeignete Form kollektiver Arbeit (außerhalb kirchlicher Einrichtungen85) mag noch nicht gefunden gewesen sein. Die Aufgaben aber, die Leibniz seiner Sozietät zugedacht hatte, wären, genau wie die, die sich die Komitees der Royal Society gegeben hatten, durch vereinzelt arbeitende Wissenschaftler überhaupt nicht zu erledigen gewesen. Die Sozietät hätte, wenn man Leibniz’ Vorschlägen gefolgt wäre, eine Zahl von schwierigen, arbeitsaufwendigen Aufgaben gehabt, für die sie viel Personal benötigt hätte, und zwar nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Techniker und Handwerker. Andererseits wäre sie auf die Unterstützung der Staatsverwaltung angewiesen gewesen. Unter ihrer Regie wären Wissenschaft, Manufaktur und
84 Ludwig XIV., König von Frankreich: Règlement ordonné par le roy, pour lʼAcadémie royale des sciences. Du 26. de Janvier 1699, Paris 1699, S. 6. 85 Vgl. dazu Anthony Graftons Bemerkung: „Future histories of knowledge making in the seventeenth and eighteenth centuries will have to juxtapose the story of the scientific societies with that of the orders and academies that plumbed the church’s past. They may well determine that the project of ecclesiastical history was larger in scale and earlier in formation than most of the better-known scientific societies“ („Epilogue“, in: Th. Stockinger/I. Peper/P. Fiska [Hrsg.]: Europäische Geschichtskulturen um 1700 zwischen Gelehrsamkeit, Politik und Konfession, Berlin/Boston 2012, S. 583–590, hier S. 588 f.).
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Administration vereint gewesen; sie wäre eine Einrichtung geworden, wie es sie noch nicht gegeben hatte. Ich komme abschließend noch einmal auf England zurück. Im April 1699 schrieb Leibniz, er habe sich mit einigen Engländern über deren Staat unterhalten und gefunden, dass sie ausgesprochen stolz auf die Freiheit, die man in England genieße, seien. Er, Leibniz, habe ihnen dreierlei entgegengehalten, nämlich 1. dass auch die barbarischen Völker Amerikas frei seien und es also keinen Grund gebe, ausgerechnet auf die Freiheit stolz zu sein, dass die Freiheit 2., insofern sie auch Freiheit sei, Schlechtes zu tun, einer guten Staatsverfassung widerspreche und dass 3. die englischen Gesetze schlecht seien und infolgedessen Unrecht in England an der Tagesordnung. Es komme, so Leibniz, weniger auf die Freiheit an als auf die gute Ordnung86. Seine Akademiepläne sind Ausdruck dieses Ideals der guten Ordnung. Leibniz hoffte, diese gute Ordnung durch eine Verbindung von Staat und Wissenschaft, Macht und Geist erreichen zu können. Seine Pläne setzten einen starken Fürsten voraus. Man kann deshalb vielleicht sagen, dass Leibniz seine Vorschläge in England, in dem Adel und Bürgertum zwar zahlreiche Freiheiten genossen, das aber keinen starken Monarch besaß, dem man nur noch den Geist zur Seite hätte stellen müssen, um die gute Ordnung zu erreichen, dass Leibniz seine Vorschläge in England also noch viel weniger hätte durchsetzen können als in Brandenburg. Insofern blieben ihm vielleicht dadurch, dass der Hannoveraner Hof ihn nicht mit nach London nahm, einige Enttäuschungen erspart.
BEILAGEN 1. „Usage des pompes à Boyaux, propres à éteindre les Incendies“
Überlieferung: Hannover Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek LH XXXVIII Bl. 150. Eine niederländische Fassung des Textes findet sich auf Bl. 151, eine Preisliste auf Bl. 153. Alle Texte sind von Schreiberhand geschrieben; Leibniz hat aber über der französischen und der niederländischen Fassung mit eigener Hand die Überschrift ergänzt. Bei diesem Stück handelt es sich offenbar um eine Abschrift oder Übersetzung eines Werbetextes für die von Jan von der Heiden und seinem Sohn Jan hergestellten Feuerschlangenspritzen. Er bezieht sich auf eine Abbildung, die Leibniz abzeichnen ließ (Bl. 152v; s. Abb. 2, S. 100), wobei allerdings die in dem Text erwähnten Kennlettern fehlen. Zum Kontext vgl. oben, Abschnitt 1.
86 A IV, 8 N. 2.
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Usage des pompes à Boyaux, propres à éteindre les Incendies, avec privilege par Jean van der Heide le pere et le fils Intendans Generaux des affaires concernans les Incendies à Amsterdam Les pompes à Boyaux nouvellement inventées et representées cy-dessus par A. sont propres et servent à porter l’eau incessamment et à gros rayons au plus fort de l’incendie, et à l’eteindre infailliblement et en peu de tems, de quelque maniere et en quelque endroit que le feu se soit pris, fast ce dans des Ruelles, Cus de sac, Arriere Maisons, ou à des Bastiments fort elevez et lieux inaccessibles, sans abatre aucune Muraille, Paroy ny Frontispice, et sans atendre que le feu y ait fait ouverture pour avoir accés à le Embrasement; veu que l’eau y est chassée et conduite par un long Tuyau flexible, qui à cause de sa figure se peut appeller BOYAU, lequel on peut allonger et accourcir selon le besoin, ou comme on le trouve à propos, et le mener droit ou tortu par les portes, Fenestres, vitres. Trous de Toits ou de Murailles, par dessus, entre et à travers des Maisons, Tours et Eglises, au lieu où l’Embrasement pourroit se trouver; de sorte que le Tuyau, qui est au bout du Boyau, est porté jusque sur le feu, où avec un iet d’eau continuel l’on poursuit et l’on éteint l’incendie jusques à la derniere êtincelle, comme montrent les lettres E et F. Cette extinction peut se commencer promptement, et se poursuivre avec facilité, veu qu’il ne faut que 8 ou 9 personnes sans chevaux pour mêner cette pompe au lieu de l’incendie où quinze à seize hommes suffisent pour la faire agir, et 10 ou 12 autres pour la remplir d’eau, qui quoi que la Pompe soit eloignée du lieu où elle se [puise], peuvent luy en fournir incessamment et en abondance, par le moyen des pompes à remplir B et le Boyau C, qui servent de meme dans les lieux où il n’y a point de canaux, mais ou des Fontaines ou des Puits, ou autres reservoirs d’eaux à l’aide seulement de quelques instruments fort aisez, faits comme ceux marquez en D, ou autres. L’on peut aussi commodément les mettre dans des Bateaux ou Barques pour s’en servir dans les Havres et Ports de Mer; et de méme ils sont tres propres à servir sur des Vaisseaux de Guerre et autres Navires; tant pour en eteindre le feu, que pour mouiller les voiles, afin de hater le cours des Vaisseaux, et aussi d’en Pomper l’eau, au cas qu’il y en entre trop, afin de les empecher de couler à fond. L’on fait aussi de petites Pompes pour l’usage des Maisons particulieres de consideration, où l’on les tient toujours pretes, pour couper pied au feu dès le commencement; et celles là sont aussi tres propres pour servir a arroser les jardins en tems de secheresse. Depuis l’An 1672 l’on a usé de ces pompes à Amsterdam en toutes rencontres d’incendies, et l’effect en a esté trouvé si excellent, qu’aussitost l’usage des anciennes Pompes en a esté rejetté entierement, de sorte qu’apres une meure deliberation elles ont esté toutes cassées et mises en pieces, avec les autres instruments à êteindre les incendies, dont la Ville se servoit auparavant; comme sont les Eschelles, les Crocs, les voiles et la plus part des seaux de cuir, au lieu de quoy l’on s’est pourveu uniquement des pompes de la [nouvelle] invention. Depuis ce changement (qui se fit il y a environ neuf ans) l’on a découvert par [une] exacte
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suputation, que les dommages que causoient annuellement les incendies, du temps que l’on employoit les anciennes Pompes, et avant que l’on eust introduit l’usage de ces nouvelles, sont diminuez de plus de quatre vingts et dixhuit centiémes: l’extinction s’estant desormais renduë si certaine et infaillible, que de vingt-six Incendies, qui se sont suivis depuis peu, il ne s’est pas consumé, tout compris, tant en Edifices qu’en Effets, pour la [valeur] d’une simple Maison ordinaire; quoy que plusieurs se soient pris à des Matieres les plus combustibles, comme Poix, [Goudron], Souffre, Resine, Huile, Roseaux, Fagots et choses semblables, meme durant les gelées les plus rudes, la vehemence des vents, et l’obscurité incommode de la nuit. Elles ont encore cela de bon, que par leur moyen on peut travailler à êteindre le feu sans se mettre en aucun danger. Mais sur tout c’est qu’avec elles l’on n’a besoin ny d’Echelles, ny de crocs, ny de voiles, non plus que d’un grand nombre des eaux à puiser, par où l’on epargne la depense, qui est fort considerable; de sorte que pour les autres; et meme que les villes et Places, qui sont deja pouvües des anciennes Machines, peuvent se pourvoir de celles cy pour rien, puisque par exemple s’il coute 1000 florins pour l’achat et l’entretien des nouvelles Pompes, l’on retire 1200 florins, tant de la vente des anciennes machines, que de l’epargne de la depence de leur entretien; ce que l’on fera voir sans beaucoup de peine par l’exemple de la ville d’Amsterdam à quiconque le souhaitera.
2. „Seine Churfürstliche Durchlaucht Bittet die Societet der Wißenschafften unterthänigst Umb gnädigste verordnung an die Halberstättische Regierung zu untersuch- und bestrafung einiger wider das Churfürstl. Calender Edict der Orten begangener contraventionen“ 11. Dezember 1700
Überlieferung: Berlin Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz I. HA Rep. 9 (AV) K lit. M III Fasz. 1 Bl. 99-100. Von Moritz Heinrich von Wedels Hand auf Bl. 99#’r oben links: den 15ten Dec. 1700. Die als Überschrift verwendete Zusammenfassung findet sich auf 102r. Zum Kontext vgl. oben, Abschnitt 1.
Durchlauchtigster Großmächtigster Churfürst Gnädigster Herr Ew. Churfürstl. Durchl. ist in hohen Gnaden erinnerlich, waßmaßen dieselben durch ein in allen dero Landen offentlich publicirtes heilsames Edict vom 10 May dieses Jahrs Uns gdst committirt und anbefohlen, das Calenderwesen in allen dero Landen dergestalt zu respiciren, damit darunter der kundbar eingerißene Miß-
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brauch geleget, und anstat der bißherigen mehrentheils verwerflichen Calender, gute eingeführt werden möchten; weßwegen denn Ew. Churfürstl. Durchl. in solchem Edicto gdst und ernstlich versehen, daß außer denen von den Astronomis bey der Societet der Wißenschafften verfertigten und von der Societet approbirten auch verlegten und gestempelten; so dann einigen fremden von der Societet approbirten und gleichfals gestempelten Calendern, keine andere, waß drucks formats, kupferstichs etc. solche auch sein möchten, in dero Landen, weder offentlich noch heimlich, weder auf Jahrmärkten noch sonst, weder von Einheimischen noch von fremden eingeführt verkaufft oder geduldet werden sollen, bey Strafe der confiscation der Exemplarien, und Einhundert Rthlr, so der verkauffer, Sechs Rthlr. aber, so der kaufer vor jedes fremdes und ungestempeltes exemplar, zum besten der Denuncianten, Richter, Fiscale, der Societet und Armen erlegen soll. Ob wir nun zwar gehofft, es werde dieses gdste Edict, welches einen guten Scopum hat, heyliglich observirt werden, so wollen sich doch dagegen einige Unterschleiffe hervorthun, und kommen wir unter andern in erfahrung, daß zu Darschen im Halberstättischen; auf dem letztern Jahrmarkt einige Braunschweigische und Wolffenbüttelische Buchbinder sich eingefunden, welche sich erkühnet, dem mehrgedachten Edicto schnur stracks zu wider, ungestempelte; fremde, und in specie den sogenanten Meyerischen Calender offentlich zu verkauffen, und als die daselbst anwesende in Churfürstl. Landen wohnende buchbinder bey dem Amptmann des Orts sich beschweret, und umb confiscation der fremden exemplarien gebeten, solle dieser, ob Er schon ein Churfürstl. diener und also krafft seiner Pflicht auf alle Churfürstl. verordnungen halten soll, auch durch das Edict selbst nebst andern ernstlich angewiesen wird, über diese einrichtung des Calenderwesens eigentlich und scharff zu halten, denen Denuncianten schleunige hülffe und vorschub ohne weitleufftigkeit und Processe widerfahren zu laßen, und die verwirkte Strafe ohne ansehen der person ohnfehlbarlich zu exequiren, sich dennoch nicht gescheuet haben, diese gute Leute, anstat solcher hülffe mit dem unbesonnenen zwar gemeinen aber doch falschen Sprich wort, daß auf Märkte Schelm und diebe kommen möchten; in praesentz des H. Regierungs Raths Cuntschy von Breitenwalde abzuweisen, und über die Calender selbst, daß sie zu teuer wären, zu critisiren. Wann nun, Gnädigster Churfürst und herr, durch dergleichen proceduren Ew. Churfürstl. Durchl. heilsame verordnung von solchen leuten gleichsam gespottet, und entkräfftet, die Buchbinder in dero landen, welche dem Edict nachleben, durch fremde, und dergleichen Obrigkeiten umb ihr brod gebracht, die Societet auch bey ihrem verlag in großen schaden gestürtzet und in ihren sachen gehindert, auch das Geld, gleichwie vor dem geschehen, und durch solch Edictum verhütet werden sollen, wieder in fremde lande gebracht, wird, Ew. Churfürstl. Durchl. aber der Societet dero kräfftigstes Patricinium in diesem stück wie in verschiedenen andern gdst versprochen haben; Als gelanget an dieselben unser unterthänigstes bitten, Ew. Churfürstl. Durchl. wollen, zu verhütung ferner dergleichen muthwilliger contraventionen der fremden und unterthanen, auch zu coercirung dergleichen obrigkeiten, so den respect vor dero befehle auß den augen setzen, in gnaden geruhen, an die Halberstättische Regierung gdst zu rescribiren, daß Sie
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diese sache zu Darschen, item was dem verlaut nach zu Herenburg in dergleichen materie passirt sein soll, eigentlich und scharff, auch, wo es nöthig, per Fiscalem forderlichst untersuchen, und die contravenienten, ohne rükfrage, secundum Edictum abstrafen und exequiren; dem Amptmann aber zu Darschen, als welcher den fremden Buchbindern durch sein schönes principium, daß auf Märkten auch Schelme und diebe kommen dörffen, vorsatzlicher und pro Edicto höchstverächtlicher weise durch geholffen, zur wohl verdienten strafe und andern zum exempel, wenigstens in so viel hundert Rthlr. Straffe, als die fremden Buchbinder gewesen, condemniren und exequiren, auch wie alles von Ihme vollbracht worden, Ihren u[nter]t[hän]igsten bericht einschiken; im übrigen auch dortiger Orten die genaue Observantz des mehrgedachten Edicti durch ferner nötige verordnungen und verwarnungen an die Fiscale und Beampten bewürken sollen; Und wir verharren Ew. Churfürstl. Durchl. unterthänigste gehorsamste Churfürstl. Brandeb. Societet der Wißenschaffen. Berlin den 11. Decemb. 1700.
„JE ME VOIS TOUJOURS DANS VOTRE SOUVENIR ET AMITIE“* – LEIBNIZʼ EINFLUSS AUF CAROLINES SELBSTDARSTELLUNG UND KULTURPOLITIK Von Karin Schrader (Bad Nauheim)
Der vorliegende Beitrag möchte sich aus kunsthistorischer Sicht der Beziehung zwischen Leibniz und Caroline widmen. Lange Zeit wurde Caroline seitens der kunsthistorischen Forschung in ihrer Funktion als royal consort auf eine biographische Randnotiz reduziert. Erst in jüngerer Zeit wurde ihre politische, soziale und kulturelle Rolle neu bewertet. Insbesondere die Forschungen von Joanna Marschner sowie die Ausstellungen zur Personalunion in Hannover und London haben Carolines Bedeutung als politische und kulturelle Akteurin neu ins Bewusstsein gerückt1. Inwieweit wurde Caroline in ihrer bildlichen Repräsentanz sowie in ihrem kulturpolitischen Wirken möglicherweise durch den Diskurs mit Leibniz geprägt? Dieser Frage möchte der vorliegende Beitrag im Sinne einer Spurensuche nachgehen. Dafür soll Carolines Ikonographie chronologisch anhand einiger Beispiele analysiert und ein kurzer Einblick in ihre Kunstpolitik gegeben werden. Um ein möglichst komplexes Bild zu erhalten, wird auch der Kontext jenseits des persönlichen Kontaktes zwischen Leibniz und Caroline berücksichtigt. Die folgenden Ausführungen umspannen daher den Zeitraum von der frühesten bildlichen Darstellung Carolines von 1704 bis zu ihrem Todesjahr 1737 und werden teilweise auf Ergebnisse zurückgreifen, die bereits an anderer Stelle unter divergenten Fragestellungen veröffentlich wurden2.
* 1
2
Caroline an Leibniz, 18. Dezember [1704]; A I, 24 N. 136, 235, Z. 16–17. J. Marschner: Queen Caroline – Cultural Politics at the Early Eighteenth-Century Court, New Haven/London 2014; K. Lembke (Hrsg.): Als die Royals aus Hannover kamen: Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714–1837, Dresden 2014; D. Shawe-Taylor: The First Georgians. Art & Monarchy 1714–1760, London 2014. Siehe K. Schrader: „She scornʼd an Empire for Religionʼs sake – Zu einem Jugendbildnis der Caroline von Ansbach, Königin von England“, in: S. Roggendorf/S. Ruby (Hrsg.): (En)gendered: Frühneuzeitlicher Kunstdiskurs und weibliche Porträtkultur nördlich der Alpen, Marburg 2004, S. 136–152; dies.: „The Queen-in-waiting. Zur Genese der Ikonographie Wilhelmine Carolines von Brandenburg-Ansbach (1683–1737)“, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 82 (2010), S. 289–310; dies.: „Between Representation and Intimacy: The Portrait Miniatures
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Leibnizʼ Wunsch, der Kurprinzessin nach England zu folgen, hat sich bekanntlich nicht erfüllt. Dennoch ist es denkbar, dass Caroline den Gelehrten in London quasi indirekt, nämlich in Form seines Porträts, um sich hatte. Die Royal Collection verwahrt eine Miniatur, die allgemein als Leibnizʼ Bildnis gedeutet wird3. Obwohl diese Identifizierung nicht wirklich zu überzeugen vermag, spricht viel dafür, dass Caroline in ihrer umfangreichen Miniaturen- und Gemäldesammlung in ihrem picture closet im Kensington Palace auch eine Miniatur von Leibniz aufbewahrte4. Caroline war eine leidenschaftliche Sammlerin. Die Kabinette, in denen sie ihre umfangreiche Sammlung an Kunstwerken und Kuriositäten zur Schau stellte, bildeten das Herzstück der State Apartements und waren ein Mikrokosmos ihrer persönlichsten Interessen. Hier vereinten sich die kontinentalen Traditionen von Wunderkammer und Ahnengalerie, letztlich im Sinne des Leibnizʼschen Gedankens eines „Theaters der Natur und Kunst“5.
1. PRINZESSIN VON BRANDENBURG-ANSBACH 1683–1705 Das früheste überlieferte Porträt Carolines wurde 1704 von dem Ansbacher Hofmaler Johann Carl Zierl angefertigt und lässt sich in direkten Bezug zu Leibniz setzen6 (Abb. 1). Die besonderen Entstehungsumstände dieses Gemälde wurden bereits an anderer Stelle ausführlich beschrieben7. Sie sollen im Folgenden kurz im Hinblick auf Leibnizʼ Rolle rekapituliert werden. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter war Caroline unter die Vormundschaft des brandenburgischen Kurfürsten, des späteren Königs Friedrich I. in Preußen, gekommen und lebte seitdem am Hof seiner Gemahlin Sophie Charlotte in Lietzenburg. Sophie Charlotte wurde für Caroline zur Ersatzmutter und Mentorin; sie weckte und förderte ihre intellektuellen Fähigkeiten und kulturellen Interessen. In Lietzenburg begegnete Caroline auch zum ersten Mal Leibniz. Als Mündel des preußischen Königs, mit besten verwandtschaftlichen Verbindungen und viel gerühmten körperlichen Vorzügen, war Caroline eine Schachfigur auf dem Brett der europäischen Heiratspolitik8. 1703, ein Jahr vor der Entstehung des Porträts, begannen die Überlegungen zu ihrer Vermählung mit dem habsburgischen Erzherzog Karl, dem
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of the Georgian Queens“, in: B. Pappe/J. Schmieglitz-Otten/G. Walczak (Hrsg.): European Portrait Miniatures. Artists, Functions And Collections, Petersberg 2014, S. 27–37. The Royal Collection Trust, RCIN 421291. Zu Carolines Sammlung siehe ausführlich Marschner, S. 93–119. Siehe H. Bredekamp: Die Fenster der Monade. Gottfried Wilhelm Leibnizʼ Theater der Natur und Kunst, Berlin 22008, S. 23. Göttingen, Kunstgeschichtliches Seminar und Kunstsammlung der Georg-August-Universität, Inv. Nr. 210. Siehe Anm.1; Schrader: She scorn’d. Sie galt als einnehmende Persönlichkeit, war klug, belesen und musisch begabt; Leibniz rühmte ihre „voix merveilleuse“ in einem Brief an Joseph Auguste du Cros vom 25. Oktober 1704; A I, 24 N. 23, 64, Z. 6.
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Abb. 1: Johann Carl Zierl: Caroline von Ansbach, 1704, © Kunstsammlung der Universität Göttingen
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späteren Kaiser Karl VI., da diese Verbindung für das brandenburgische Königshaus eine erhebliche machtpolitische Stärkung bedeutet hätte. Die Pläne scheiterten jedoch –trotz der Bemühungen des als Unterweiser gesandten Jesuitenpaters Orban – an Carolines spektakulärer Weigerung, die nach dem Habsburger Reglement notwendige Konversion zum katholischen Glauben durchzuführen9. Bei der Abfassung des abschlägigen Schreibens an Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz, der für Habsburg als Unterhändler tätig war, bat Caroline Leibniz um Unterstützung. Das von Caroline ausgeführte Schreiben ist nicht erhalten, dafür sind aber Fassungen von Leibnizʼ Entwürfen vom November 1704 überliefert10. Konkrete Erklärungen für die Absage werden daraus jedoch nicht ersichtlich; es wird summarisch auf Pater Orban verwiesen, der dem Kurfürsten die Umstände persönlich erläutern würde, der Inhalt bleibt floskelhaft, devot und vage. Um dem auf ihr lastenden Druck zu entgehen, reiste Caroline unmittelbar darauf nach Ansbach, wo sie auf die Unterstützung ihres Bruders, des Markgrafen Wilhelm Friedrich, zählen konnte. Die Absage an die mächtigste europäische Dynastie glich einem Eklat und konnte für den preußischen Hof unangenehme politische Konsequenzen nach sich ziehen. Es zeugt von enormer Charakterstärke und großem Mut, dass sich Caroline in dieser wichtigen Entscheidung über ihre Zukunft nicht beirren ließ und sich gegen den Familienverband stellte. Es zeugt aber auch von ihrer einnehmenden Persönlichkeit, dass ihre Entscheidung von allen Seiten respektiert wurde, obgleich sie vielen unverständlich blieb. Was mag Caroline zu diesem außergewöhnlichen Schritt bewogen haben? Konversionen waren in der Regel nichts Außergewöhnliches. Liselotte von der Pfalz, Herzogin von Orléans, die selbst bei ihrer Heirat konvertiert war, empfand die Unterschiede zwischen Protestanten und Katholiken so gering „das es der mühe nicht wehrt ist, drüber zu disputtiren, noch weniger, eine crone davor zu verschertzen“11. Auch Leibniz, der Verfasser der Absage, gehörte durchaus zu den Befürwortern dieser Heirat und wehrte sich entschieden gegen Vorwürfe, Caroline zur Absage genötigt zu haben12. Dennoch bleibt zu überlegen, inwieweit er sie nicht darin bestärkte, ihren Überzeugungen treu zu bleiben. Dabei mögen auch die Beziehungen zur hannoverschen Kurfürstin Sophie, der Mutter Sophie Charlottes, entscheidend gewesen sein. Die Kurfürstin sah in Caroline eine ideale Partie zur Konsolidierung der Beziehungen zwischen Welfen und Hohenzollern. Zwar war 9
Die genauen Umstände wurden ausführlich und bis heute grundlegend dargelegt von R. L. Arkell: „Des Hauses Österreichs Werben um Caroline von Ansbach, spätere Gemahlin Georgs II.“, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 15 (1938), S. 114–141; siehe dazu auch den Beitrag von Monika Meier in diesem Band. 10 Siehe A I, 24 N. 49. 11 Zit. nach Arkell, S. 123. 12 Siehe Leibniz’ Brief vom 25. Oktober 1704 an Josephe Auguste du Cros: „Tout le monde luy destine la Couronne d’Espagne. Elle merite quelque chose de plus effectif que ce que cette couronne est maintenant. Mais ce sera quelque chose de grand avec le temps, outre que le Roy est un prince aimable“; A I, 24 N. 33, 64.
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sie pragmatisch genug, die Vorteile der Habsburger Ehe für Caroline zu erkennen und stand der Konversion offiziell positiv gegenüber, dennoch mag sie trotz aller Dementi ihrerseits in dem Moment, in dem Carolines Zweifel immer gravierender wurden, die Chance erkannt haben, sie als protestantische Braut zur Sicherung der successio britannica für das Haus Hannover zu gewinnen13. Es ist schwer zu sagen, inwieweit Carolines Entscheidung allein aus tiefster religiöser Überzeugung erfolgte oder politischem Kalkül unterlag. Sicherlich diente ihr das Glaubensbekenntnis aber zugleich als Symbol einer aufgeklärten, selbstbestimmten Entscheidungsfindung, deren Grundlagen in Lietzenburg und durch den Diskurs mit Leibniz gelegt worden waren.
Die bildliche Absage an Habsburg? Auf den ersten Blick erscheint das Jugendbildnis von 1704 als ein typisch barockes Standesporträt, in welchem die Rolle der Dargestellten auf die Modellfunktion weiblicher Schönheit, hervorgehoben durch kostbare Kleidung und schmeichelndes Kolorit, reduziert wird. Caroline steht neben einem cachepot, aus dem eine weiße Lilie erwächst, deren Blütenstängel sie dem Betrachter preziös entgegenhält. Die Verwendung von Blumen in cachepots war ein gängiges Sujet in Frauenbildnissen und diente als Metapher für die kultivierte, fruchtbare Natur, für gute Erziehung sowie dynastische Konnotation. Basierend auf der Verkündigungsikonographie waren Lilien zudem ein Sinnbild jungfräulicher Reinheit und fanden daher häufig Verwendung in Verlobungsbildern. In diesem Sinne wird auch in der barocken Emblematik das Motiv einer Hand, die nach einer aus einem Gefäß aufwachsenden Lilie greift, in Beziehung gesetzt zur weiblichen Tugendhaftigkeit. Doch dieser in Carolines Bildnis scheinbar so eingängige Formelkanon wirft bei eingehender Betrachtung Fragen auf. Caroline berührt weder eine intakte Pflanze, noch hält sie einen einzelnen Blütenzweig oder eine aus einem reichen Strauch abgeschnittene Blüte, wie es der Regelfall ist; sie hält einen einzelnen Blütenstängel, der vollständig mit einem sauberen Schnitt abgetrennt wurde und der – ebenso wie der Stumpf im cachepot – dem Betrachter ostentativ präsentiert wird. Sind geknickte Blumen oder Bäume als Sinnbilder der vanitas und die geknickte Lilie insbesondere als Sinnbild des gebrochenen Friedens durchaus geläufig, so erweist sich eine derart exponierte Darstellung einer einzelnen, abgeschnittenen Lilie als ikonographischer Sonderfall. Die gängige Interpretation der Lilie als schlichtes Tugendsymbol wird damit fragwürdig. Ältere Interpretationen meinten hierin eine symbolische Trennung als einen Hinweis auf die geplante Konversion oder Heirat zu sehen und implizierten damit einen vom preußischen 13 Ihre Wertschätzung für Caroline war enorm, wie aus einem Brief an Leibniz vom 13. September 1704 hervorgeht: „[…] mais je dois encore vous prier d’asseurer Mad. la Princesse d’Ansbach qu’elle n’a point de plus acquise servante que moy. S’il tenoit à moy, je la ferois enlever pour l’avoir toujours icy“; Klopp IX, 100.
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Hof veranlassten Porträtauftrag im Sinne eines Verlobungsbildnisses. Die erhaltene Signatur „Peint Par J. C. Zierle, a Anspach 1704“ weist jedoch direkt nach Ansbach als Entstehungsort, wo sich Caroline erst seit November 1704 wieder aufhielt14. Es stellt sich daher die Frage, ob nicht Caroline selbst Auftraggeberin dieses Porträts war und damit ihrer Absage an Habsburg auch bildhaft Ausdruck verlieh, standesgemäß im Rahmen des notwendigen decorum. So ließe sich die prätentiöse Darstellung der abgeschnittenen Lilie angesichts des biographischen Kontextes durchaus als Trennung von einem normativen Tugendsymbol deuten. In der christlichen Ikonographie symbolisiert die Lilie nicht nur Reinheit, sondern zugleich das positive Bild der Vermählung an sich. Die durchtrennte Lilie in Carolines rechter Hand, also jener Hand, welche die Braut dem Bräutigam zum Ehegelöbnis reicht, könnte somit als Negierung einer glücklich vollzogenen Vermählung gedeutet werden, denn hier wird gleichsam die gesamte Pflanze und somit das Symbol an sich demontiert. So könnte das Zierlʼsche Gemälde in Ergänzung zu Carolines schriftlicher Antwort als programmatische, bildhafte Absage an die mächtigste europäische Dynastie und zugleich mächtigste Vertreterin des Katholizismus gedeutet werden und wäre damit gleichermaßen ein individuelles politisches und konfessionelles Bekenntnis15.
2. KURPRINZESSIN VON HANNOVER 1705–1714 Die nächste bildliche Darstellung Carolines entstand anlässlich der am 22. August / 2. September 1705 erfolgten Vermählung mit Kurprinz Georg August von Hannover und findet sich auf der von Ehrenreich Hannibal gefertigten Vermählungsmedaille16 (Abb. 2). Getrennt auf Avers und Revers sind die Profilbildnisse des jungen Kurprinzenpaares in einem heroisierenden, antikisierenden Typus im Brustbildformat wiedergegeben. Dies entsprach der zeittypischen Darstellungsform und hatte im Haus Braunschweig-Lüneburg bereits für die Medaillen des Kurfürstenpaares Ernst August und Sophie Verwendung gefunden. In diesem Zusammenhang sei an die Vielzahl der Leibniz’schen Medaillenentwürfe für das Welfenhaus und deren dezidierte Programmatik erinnert. So wäre es durchaus denkbar, dass 14 Siehe dazu ausführlich Schrader: She scorn’d, S. 145–148. 15 Aufgrund ihrer Entscheidung wurde Caroline an den protestantischen Höfen und in der protestantischen Publizistik zur Heldin stilisiert (siehe Anm. 25). Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel erwog sogar sie zu einer Figur in seiner Römischen Octavia zu machen; „[J]e suis infiniment obligée à Mr. le Duc Antoine Ullerich de ce qu’i[l] me veut faire passer pour une Heroinne dans son Roman“ schrieb Caroline am 18. Dezember [1704] an Leibniz; A I, 24 N. 136, 236. 16 Zu den folgenden Ausführungen siehe auch Schrader: Queen-in-waiting, S. 295–301; von der Medaille sind mehrere Ausführungen mit geringfügigen Abweichungen überliefert; siehe insbesondere D. Fischer/H. Maué: Die Medaillen der Hohenzollern in Franken, Nürnberg 2000, S. 197–198, 3.351–3.353.
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auch für das Bildprogramm und die Devise der Vermählungsmedaille von 1705 ein Entwurf von Leibniz zugrunde lag17. Carolines Porträt mit der aufwendigen und reich geschmückten Hochsteckfrisur ist sowohl eine Reminiszenz an Bildnisse römischer Kaiserinnen als auch an die Tradition der femmes-fortes18. Als Initiator der Medaille ist sicherlich Kurfürst Georg Ludwig anzusehen, der hier seinen dynastischen Anspruch manifestierte, indem er seinen Erben und dessen Gemahlin in die Tradition antiker Imperatoren stellte19. Caroline bediente sich später als Königin wieder dieses Porträttypusʼ: 1727 wurde er von John Croker für die Krönungsmedaille modifiziert, in den 1730er Jahren verwendete ihn Jean Dassier für das Porträt der Königin in seiner Medaillen-Serie englischer Herrscher sowie John Cheere für seine Porträtbüste Carolines20. Mit der Darstellung auf der Vermählungsmedaille erschöpfen sich beinahe schon die Porträtdarstellungen Carolines als Kurprinzessin. Außer einem heute verschollenen Brustbild und einem an zeitgenössische Modekupfer angelehnten Stich gibt es keine weiteren Darstellungen aus dieser Zeit21. Die Gründe für diesen augenscheinlichen Mangel an bildlichen Quellen, der ebenso den Kurprinzen wie die Kinder der Prinzenpaares betrifft, sind vermutlich in dem angespannten Verhältnis Georg Ludwigs zu seinem Sohn begründet. Es bleibt zu vermuten, dass seitens des Kurfürsten politisches Kalkül im Spiel war, die bildliche Repräsentanz des jungen Paares einzuschränken.
3. PRINCESS OF WALES 1714–1727 Als Georg Ludwig 1714 zum König von Großbritannien gekrönt wurde, ergaben sich auch für das Prinzenpaar einschneidende Veränderungen, die sich ebenso konsequent auf dessen mediale Darstellung auswirkten. Nun bedurfte es der Verbreitung standesgemäßer Bildnisse zur Legitimierung und Konsolidierung der Welfenherrschaft auf dem englischen Thron. Als Princess of Wales erhielt Caroline zugleich einen Sonderstatus: Aufgrund der Abwesenheit der königlichen Gemahlin war sie die ranghöchste Frau im Königreich und nahm, wenn auch zunächst
17 Siehe Münzen und Medaillen der Welfen, Ausstellungskatalog Städtisches Museum Braunschweig, Braunschweig 1990, Nrn. 1230, 1237, 1246 (zu Ernst August und Sophie) sowie H. Bredekamp: Leibniz und die Revolution der Gartenkunst. Herrenhausen, Versailles und die Philosophie der Blätter, Berlin 32013, S. 66–67. 18 Siehe Schrader: Queen-in-waiting, S. 295–297. 19 Zu Georgs Interesse an der Antike siehe K. Fittschen: Die Bildnisgalerie in Herrenhausen bei Hannover. Zur Rezeptions- und Sammlungsgeschichte antiker Porträts, Göttingen 2006. 20 Das Münzkabinett des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover besitzt eine der umfangreichsten Sammlungen von Medaillen zu Caroline von Ansbach; vgl. 03.081.016, 03.081.017, 03.081.018 (Croker) sowie 03.081.021, 03.081.022 (Dassier); Cheeres schwarz gefasste Gipsbüste befindet sich heute im Queenʼs College in Oxford. 21 Siehe dazu Schrader: Queen-in-waiting, Abb. 2–3.
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nicht ganz unumstritten, protokollarisch die Rolle der royal consort ein22. Damit begann für Caroline ein Prozess der Identitätsfindung. Sie übernahm zahlreiche soziale und repräsentative Verpflichtungen und stärkte durch ihre öffentliche Präsenz die Reputation des Königshauses. Im Gegensatz zum König, der zurückgezogen im St. Jamesʼs Palace residierte, kultivierte das junge Prinzenpaar eine british identity und erlangte dadurch enorme Popularität23. Für die Briten war Caroline darüber hinaus aufgrund ihrer Weigerung zum Katholizismus zu konvertieren zur Heldin und Bewahrerin des Protestantismus geworden. Der Dichter John Gay huldigte sie mit seiner Verszeile: „She scorn’d an Empire for religion’s sake“24. All diese Faktoren steigerten unweigerlich die Nachfrage nach einer bildlichen Inszenierung, wie die Vielzahl der aus dieser Zeit überlieferten Porträts belegt.
3.1 Sicherung der Thronfolge Für die Jahre bis zur Krönung 1727 finden sich in Carolines Ikonographie unterschiedliche Muster, die funktionsgebunden eingesetzt wurden. Zum einen entstand ein sublim erotischer Porträttypus, der das antikisierende Vorbild der Vermählungsmedaille weiterführte. In der Idealisierung von Carolines Jugend und Schönheit unterstreicht er insbesondere ihre Fertilität und stilisiert sie damit zur jungen Mutter der neuen hannoverschen Dynastie auf dem englischen Thron. Diese vor allem als Ovalbildnis formulierte Variante ist durch eine Miniatur von Benjamin Arlaud überliefert25 und wurde von James Thornhill für das Deckengemälde im Schlafzimmer des ab 1714 neu dekorierten State Appartments in Hampton Court Palace verwendet. Öffentliche Verbreitung fand diese Version im englisch- wie im deutschsprachigen Raum durch Nachstiche26.
22 1694 war die Scheidung des Kurfürsten von seiner Gemahlin Sophie Dorothea aufgrund der Königsmarck-Affäre erfolgt. 23 Siehe A. Hanham: „Caroline of Brandenburg-Ansbach and the Anglicisation of the House of Hanover“, in: C. Campbell Orr (Hrsg.): Queenship in Europe 1660–1815. The Role of the Consort, Cambridge 2004, S. 286–289. 24 J. Gay: „A Letter to a Lady, Occasionʼd by the Arrival of Her Royal Highness The Princess of Wales“, 1714; zit. nach V. A. Dearing: John Gay: Poetry and Prose, Oxford 1974, S. 133. 25 The Royal Collection Trust, RCIN 420182; siehe auch Schrader: Miniatures, S. 28–29. 26 Vgl. M. Bernigeroth, Caroline von Ansbach als Princess of Wales, nach 1714; Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv Nr. 5269600.
Leibnizʼ Einfluss auf Carolines Selbstdarstellung und Kulturpolitik
Abb. 2: Ehrenreich Hannibal: Vermählungsmedaille, 1705, Revers, Niedersächsisches Landesmuseum, Münzkabinett, Inv.-Nr. 03.069.019
Abb. 3: Pieter van Gunst: Caroline als Princess of Wales, Kupferstich, nach 1714, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv-Nr. 5269588
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Abb. 4: Unbekannter Künstler: Caroline als Kurprinzessin?, Kupferstich, Archiv der Verfasserin
Abb. 5: John Croker: Krönungsmedaille, 1727, Revers, The Royal Collection Trust, RCIN 443221, © Her Majesty Queen Elizabeth II 2015
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Ein zweiter Bildtypus lehnt sich formal an das Jugendbildnis von 1704 an und transferiert dieses in ein Halbfigurenporträt, bei welchem vor allem der standesgemäße Habitus und die kostbare Gewandung im Vordergrund stehen27. Der Rückgriff auf bewährte Formen ist auffällig und mag durchaus bewusst gewählt sein. Interessant ist die Verwandtschaft mit Porträts der Kurfürstin Sophie28. Den dritten und wichtigsten Porträttypus bildet das ganzfigurige Staatsporträt, das erstmals 1716 von dem englischen Hofmaler Gottfried Kneller formuliert und zum kanonisierten Porträt der Princess of Wales wurde. Mit den entsprechenden emblematischen Anpassungen bediente sich Caroline auch noch als Königin dieser Standardikonographie. Im bewussten Rückgriff auf das Krönungsporträt der protestantischen Königin Mary II. konstituierte Knellers Porträt für Caroline eine Ikonographie, die direkt an das englische Königshaus anknüpfte und damit sowohl die Thronfolge des Hauses Hannover als auch Carolines exzeptionelle Position als Queen-in-waiting an der Seite ihres Schwiegervaters legitimierte29. Der von Kneller geprägte Typus fand folgerichtig eine schier endlose Rezeption in Repliken, Ausschnittvarianten oder als inspirierende Vorlage quer durch alle Medien und machte das Bild der Prinzessin im Stile eines royal branding über die Grenzen des britischen Königreiches hinaus populär30 (Abb. 3). Völlig singulär steht dagegen eine Porträtgraphik, die ebenfalls in diesen zeitlichen Rahmen zu gehören scheint, von der bislang aber weder Inventor noch Stecher bekannt sind31 (Abb. 4). Die Identifizierung der Dargestellten als Caroline ergibt sich aufgrund kostümgeschichtlicher Aspekte und physiognomischer Vergleiche, nicht zuletzt aber durch die Entschlüsselung von Krone und Wappen. Und doch sind es insbesondere diese Standesinsignien, die das Porträt ikonographisch zu einem Rätsel machen. Der jugendlich antikisierende Typus ließe zunächst an eine Darstellung Carolines als Princess of Wales denken. Jedoch ist die dargestellte Krone nicht eine einfache Bügelkrone, welche diesem Titel zusteht (wie auf dem Kneller-Gemälde zu sehen), sondern die Staatskrone der Mary von Modena, Gemahlin James’ II., die Caroline 1727 bei ihrer Krönung trug. Noch undurchschaubarer werden Datierung und Deutung bei genauer Analyse des Wappenschildes. Auf den ersten Blick scheint es sich um ein unvollständiges Allianzwappen zu handeln, bei welchem die männliche Schildseite ausgeführt ist,
27 Vgl. Unbekannter Künstler, Caroline von Ansbach als Princess of Wales; Bomann Museum Celle, BM 122. 28 Vgl. Mezzotinto von J. Smith nach F. W. Weidemann, 1706; London, National Portrait Gallery, D11632. 29 G. Kneller, Caroline von Ansbach als Princess of Wales 1716 und Mary II. 1690; The Royal Collection Trust, RCIN 405315 u. RCIN 405674. 30 Vgl. Kneller-Nachfolger, Brustbildvariante, Kulturstiftung des Hauses Hessen, Museum Schloss Fasanerie, B 261; Ch. Jervas, Ausschnittreplik als Brustbild, Usher Gallery Lincoln, LCNUG 1927.2041; P. van Gunst, Kupferstich, The Fitzwilliam Museum, P.7232-R; Chr. Richter, Miniatur, The Royal Collection Trust, RCIN 420653. 31 Bislang ist davon nur ein Exemplar bekannt, das sich im Besitz der Autorin befindet; siehe Schrader: Queen-in-waiting, S. 307–308.
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die weibliche Seite dagegen noch für das Herkunftswappen der Dargestellten ausgespart blieb. Ein Vergleich mit Carolines Allianzwappen zeigt jedoch, dass hier nicht das Wappen ihres Ehegatten Georgs II. dargestellt ist, da das seit 1714 integrierte kurfürstliche Wappen mit dem springenden Welfenross fehlt. Tatsächlich ist jenes Wappen dargestellt, welches Queen Anne in den Jahren von 1702 bis 1707 führte32. Es könnte sich hier also durchaus um einen vor 1714 entstandenen Entwurf im Hinblick auf die zu erwartende Thronfolge der Welfen handeln, in den bekannte Insignien und Wappen gleichsam stellvertretend integriert wurden. Offen bleibt die Frage, warum Carolines Wappen gänzlich fehlt. Durchaus verführerisch wäre es, in diesem Zusammenhang auf eine Beteiligung Leibnizʼ an diesem Entwurf im Hinblick auf sein Bemühen um die successio britannica zu spekulieren.
3.2 Successio Britannica Die Darstellung und Legitimation der successio britannica war das zentrale ikonographische Thema der hannoverschen Herrscher auf Englands Thron. Sie fand ihre Grundlage in Leibnizʼ Forschungen und Quellenfunden für die unvollendet gebliebene Welfengeschichte, in denen er die gemeinsamen Wurzeln der Welfen und Plantagenets nachweisen konnte. Der von Leibniz entworfene Stammbaum der Kurfürstin Sophie bringt seine Forschungen und seine Vision einer Wiedervereinigung von Protestanten und Katholiken bildhaft zum Ausdruck33. Die bis zu Wilhelm dem Eroberer zurückgehende Stammlinie der englischen Könige im Zentrum wird flankiert von den Stammbäumen der katholischen Stuarts und der protestantischen Welfen, die sich über Elisabeth Stuart, die Mutter der Kurfürstin Sophie, miteinander verbinden. Seit 1707 schuf James Thornhill im Auftrag der englischen Krone ein aufwendiges allegorisches Ausstattungsprogramm für die Dining Hall des RoyalHospital (heute Old Royal Naval Collage) in Greenwich als Huldigung der protestantischen Thronfolge. Nach der Thronbesteigung Georgs I. entstand 1725 das Hauptbild an der Westwand, in welchem die Regierung Georgs I. als Allegorie des Goldenen Zeitalters inszeniert wird. In Anwesenheit seiner Familie empfängt der König das Zepter als Symbol der Herrschaft aus der Hand der göttlichen Vorsehung. Die Integration der allegorischen Bildnisse von Kurfürstin Sophie und Caroline (als Kybele und Prudentia), die auf Thornhills ursprünglichem Entwurf noch fehlten, unterstreicht die enorme Bedeutung der weiblichen Familienmitglieder für die Herkunft und den Fortbestand der hannoverschen Dynastie. Hier ließ Georg I. programmatisch weiterführen, was bereits durch Leibnizʼ genealogische Forschungen begründet worden war34.
32 Siehe dazu Schrader: Queen-in-waiting, S. 308. 33 LBr 806 Bl. 13; Lembke, S. 286, Nr. 34 mit Abb. 34 Vgl. Lembke, S. 293, Nr. 63.
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Bereits anlässlich der Krönung Georgs I. hatte William Talbot, Bischof von Oxford, in seiner Predigt Carolines Bedeutung für die Sicherung der Dynastie heraufbeschworen: „His Royal Highness [i.e. Georg II.] is also bless’d with hopeful issue, by a Princess of the brightest Character, from whom we may reasonably hope for many more“35. Auch nach ihrem Tod wurde Caroline weiterhin emblematisch als Stammmutter der hannoverschen Thronfolge propagiert. So in einem großformatigen Stich von Johann Sebastian Müller von 174836, der die Widmung „To all true Britons, Lovers of Liberty, and the present Succession“ trägt. Von Georg I. aus führt die Ahnenreihe über Caroline und Georg II. zum Erbprinzen Frederick und seiner Gemahlin mit ihren Kindern.
4. REGINA MAGNAE BRITANNIAE 1727–1737 Mit der Krönung am 11./22. Juni 1727 konsolidierte sich Carolines Status als royal consort auch rechtlich. Die von John Croker zu diesem Anlass gefertigte Medaille ist gleichsam der paradigmatische Entwurf für ihre neue Rolle als regina magnae britanniae37 (Abb. 5). Der Avers zeigt das Brustbild in antikisierender Tradition, auf dem Revers ist Caroline stehend zu sehen, flankiert von den Personifikationen der Britannia und der Religion. Die Devise „HIC AMOR“ (zur Religion) „HIC PATRIA“ (zur Britannia) wird zum religiösen und patriotischen Bekenntnis. Inwieweit sich Caroline hier nicht ausschließlich auf die anglikanische Kirche bezieht, sondern auch die lutherische Konfession impliziert ist, wird in der Forschung diskutiert38. Ikonographisch bedient sie zugleich die Rolle der Regentin, die sie als Stellvertreterin ihres Gemahls einnahm, wenn dieser sich in seinen hannoverschen Erblanden aufhielt. Wie schon zuvor erwähnt fungierte Knellers Porträt von 1716 auch nach der Krönung durch Anpassung der royalen Insignien als Typus des offiziellen Staatsporträts und fand eine immense Verbreitung durch Repliken, Ausschnittsvarianten und Kopien. In Verbindung mit der auf Crokers Krönungsmedaille konzipierten Darstellung der stehenden Regina in En-face-Ansicht wurde Knellers Bildnistypus u. a. von John Vanderbank variiert und insbesondere in der Druckgraphik rezipiert39. Aber auch auf andere Medien wurde er übertragen: So schuf Christian Friedrich Zincke exquisite Miniatur-Varianten. Eine besondere Version zeigt Caroline mit einer prächtigen Medusa-Brosche aus Gold, die einerseits wohl als 35 W. Talbot: A Sermon Preach’d at the Coronation of King Georg […] October the 20th, 1714, London 1714, S. 22. 36 Siehe Lembke, S. 319–320, Nr. 156. 37 The Royal Collection Trust, RCIN 443221; Lembke, S. 332, Nrn. 204–205. 38 Siehe dazu S. Taylor: „Queen Caroline and the Church of England“, in: S. Taylor/R. Connors/C. Jones (Hrsg.): Hanoverian Britain and Empire. Essays in memory of Philip Lawson, Woodbridge/Rochester 1998, S. 82–101. 39 Vgl. Nachstich von J. Faber Jr., The Royal Collection Trust, RCIN 603939 sowie Variante von G. P. Busch, Herzog Anton Ulrich Museum, Braunschweig, Inv.-Nr. 1807.
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Hinweis auf Carolines Sammelleidenschaft antiker Gemmen zu lesen ist, andererseits aber apotropäischen Charakter haben mag und als Symbol der Unantastbarkeit des königlichen Körpers (= Nation) gedeutet werden kann. Zinckes Miniatur wurde 1737 von Joseph Highmore als Gemälde und 1738 von John Rysbrack als Büste adaptiert40.
4.1 Mater Britannica Während in Thornhills programmatischem Wandgemälde von 1725 noch Kurfürstin Sophie und Caroline gemeinsam als Stammmütter des Hauses Hannover fungierten, wurde Caroline nach ihrer Krönung die Rolle der mater britannica in der öffentlichen Bildpropaganda dezidiert zugewiesen und von ihr ebenso gezielt eingesetzt. In einer von Jean Dassier 1731 geschaffenen Medaille wird dafür die allegorische Formel der Caritas verwendet41. 1732 schufen John Croker und Johann Sigismund Tanner in englisch-deutscher Koproduktion eine außergewöhnlich großformatige Medaille, welche die Familie Georgs II. emblematisch feiert. Auf dem Avers sind die Profilbildnisse des Königspaares, auf dem Revers die Bildnisse ihrer sieben Kinder mit dem Erbprinzen Frederick in der Mitte zu sehen. Die Medaille war eine programmatische Antwort auf die 1731 vom päpstlichen Medailleur Otto Hamerani geprägte Medaille auf die Legitimation der jakobitischen Thronfolge und wurde als diplomatisches Geschenk an europäische Fürstenhäuser ausgegeben42. Den Höhepunkt dieser Ikonographie bildet ohne Zweifel das 1735 von Jacopo Amigoni geschaffene Porträt der thronenden Caroline43 (Abb. 6). Zwei Putten halten Krone und Lorbeerkranz über ihrem Haupt als Zeichen der legitimen Herrschaft und Gelehrsamkeit. Am unteren Bildrand rechts ragen die Köpfe der sieben überlebenden Kinder Carolines als Zeugnisse ihrer Fruchtbarkeit aus einem Füllhorn hervor. Caroline widmete das Gemälde ihrem Leibarzt Richard Mead als Geschenk. Das Gemälde ist eine Referenz an Rubensʼ großformatige Darstellung der Geburt Ludwigs XIII. aus seinem berühmten Medici-Zyklus. Wie schon zuvor in dem Kneller-Porträt wurde gezielt auf ein ikonographisches Vorbild zurückgegriffen, um damit eine staatspolitische Aussage zu treffen. Indem Caroline sich an Maria di Medici orientierte, der Mutter der englischen Königin Henrietta Maria, stellte sie sich in die Tradition des englischen Königshauses und positionierte sich zugleich als politische Kraft: als Mutter der Nation, Königin, Regentin, Gelehrte und Mäzenin.
40 The Royal Collection Trust, RCIN 421820 (Zincke), RCIN 406035 (Highmore), RCIN 31317 (Rysbrack); siehe auch Schrader: Miniatures, S. 28–31 u. Abb. 4. 41 Vgl. Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Münzkabinett, 03.081.022. 42 Siehe Lembke, S. 79 und S. 333, Nrn. 206–207 mit Abb. 43 National Portrait Gallery London, NPG 4332.
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Einen besonderen Stellenwert im Kontext von Carolines ikonographischem Entwurf als mater britannica nehmen jene Porträts ein, die sie zusammen mit ihrem drittältesten Sohn William Augustus zeigen. Nach dem frühen Tod seines Bruders Georg Wilhelm war William Augustus als Duke of Cumberland an die zweite Stelle der Erbfolge gerückt. Es ist bezeichnend, dass sich Caroline mindestens dreimal mit William, aber niemals mit ihrem ältesten Sohn Frederick, der in Hannover zurückgeblieben war und erst nach dem Tod seines Großvaters nach England geholt wurde, porträtieren ließ. Einem politischen Statement gleich wurde dadurch nicht der heir, sondern der spare bildlich ins Zentrum der Erbfolge gerückt. Dies zeigt sich besonders eindrucksvoll an dem lebensgroßen Porträt von Mutter und Sohn, das Charles Jervas im Auftrag der Königin aus zwei Einzelbildnissen komponierte44 (Abb. 7). Caroline steht in Staatsrobe neben ihrem siebenjährigen Sohn, dem sie in Verbundenheit die rechte Hand auf die Schulter legt. William Augustus ist hochzeremoniell in der Robe des Bath-Ordens gekleidet und hält bezeichnenderweise eine Krone in der Hand, die jener 1728 für seinen Bruder Frederick, Prince of Wales, angefertigten ähnelt. Zu fragen wäre, ob dies möglicherweise als Indiz für eine intendierte Trennung der Erbfolge zwischen Kurhannover und Großbritannien zu deuten ist.
4.2 Der Körper der Königin als Ideal und Symbol Neben der idealisierten Mutterrolle bildet das idealisierte Körperbild einen weiteren Strang in Carolines später Ikonographie. Seine wohl ungewöhnlichste Ausprägung findet es in einer einzigartigen Porträtminiatur von Christian Friedrich Zincke aus dem Jahr 173345. Zinckes virtuose und mehr als außergewöhnliche Darstellung zeigt die fünfzig Jahre (sic!) alte Königin barbusig, im Stil mythologischer Diana- oder Venusporträts idealisiert. Im selben Jahr griff Cheere dieses Motiv der idealen klassischen Nacktheit in seiner Büste der Königin auf, die vermutlich als Vorbild für die Statue Carolines im Queenʼs College in Oxford diente46. Damit wird der nackte Körper der Königin zum Ideal der ewigen Jugend und zugleich zum Symbol des intakten Körpers der Nation stilisiert.
4.3 Konsolidierung durch Kulturpolitik Dynastische Legitimation und Konsolidierung der Erbfolge bildeten die Grundpfeiler von Carolines Selbstdarstellung und bestimmten zugleich ihr Bestreben als Auftraggeberin auf kulturpolitischer Ebene. Dabei nahm die Konzeption von Ah44 The Royal Collection Trust, RCIN 402595. 45 Kulturstiftung des Hauses Hessen, Museum Schloss Fasanerie, I 53; siehe Schrader: Miniatures, S. 28–29, Abb. 2. 46 Siehe Anm. 21.
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nenreihen und Gelehrtengalerien eine besondere Rolle ein, da sie die Möglichkeit boten, die Verankerung des Welfenhauses in der englischen Geschichte zu thematisieren. Typologische Vorbilder dafür hatte Caroline an den Höfen in Dresden, Berlin und Hannover kennengelernt. Ihr ausgeprägtes genealogisches Interesse jedoch war zweifellos durch Leibniz geweckt und gefördert worden. Neben den bereits erwähnten Sammlungskabinetten gehörten dazu auch die Neuhängung der Ahnenporträts in der Queenʼs Gallery im Kensington Palace sowie die 1731 von Dassier gefertigte Serie von Medaillen englischer Könige47. 1730 erteilte Caroline William Kent den Auftrag für zwei Gartengebäude im Park von Richmond Lodge, die Eremitage und Merlinʼs Cave, die leider nicht mehr erhalten sind48. Merlinʼs Cave war eine Konstruktion aus Holz und Gipswänden im gotischen Stil. Im Innern ließ Caroline ein Arrangement von Wachsfiguren aufstellen, die u. a. Merlin als Astronom, Heinrich VIII., Königin Elisabeth sowie Minerva, die Göttin der Weisheit und Patronin der Künste, zeigte. Viel ist über diese Anlage diskutiert worden, ihre Vorbilder und Aussage bleiben bis heute mysteriös. Sicherlich jedoch wollte Caroline hier mit der Rückführung der Wissenschaften auf Merlin, den mythischen Lehrer König Arturs, ein Zeichen setzen für die Verbundenheit der Hannoveraner mit den Wurzeln des englischen Königshauses. Eindeutiger dagegen ist die Zielsetzung der Eremitage, einer halbverfallenen Grotte mit einem zentralen oktogonalen Raum, in welchem einem Pantheon gleich Büsten berühmter englischer Gelehrter in Nischen aufgestellt waren. Neben dem Dreigestirn Newton, Locke und Clarke waren der Moralphilosoph William Wollaston und der Naturphilosoph Robert Boyle vertreten. Konzeptionell ist die Eremitage kontinentalen Vorbildern wie den Renaissancegalerien der viri illustri verpflichtet, formal und inhaltlich wurde sie aber von Caroline als persönliches, nationales Bekenntnis spezifisch britisch ausgerichtet. Für Leibniz war in diesem Pantheon, trotz der hohen Wertschätzung, die Caroline ihm zeitlebens entgegenbrachte, somit kein Platz vorgesehen49. Da die Gärten in Richmond auch öffentlich zugängig waren, fand Carolines Pantheon englischer Geisteskultur auch jenseits der höfischen Grenzen sein Publikum. Sowohl in Merlinʼs Cave als auch in der Eremitage ließ Caroline kleine Bibliotheken aufstellen. Ihrer Bücherleidenschaft galt auch ihr letztes großes Auftragsprojekt, der Bau ihrer Bibliothek im St. Jamesʼs Palace, die in gewissem Sinne ihr geistiges Vermächtnis wurde. Bereits unmittelbar nach ihrer Krönung hatte
47 Siehe dazu Marschner, S. 178 u. 162 mit Abb. 48 Zu den Gartenanlagen siehe J. Harris: „Garden Buildings“, in: S. Weber (Hrsg.): William Kent. Designing Georgian Britain, New Haven/London 2014, S. 393–411; zum Ausstattungsprogramm siehe Marschner, S. 71–91. 49 Carolines Wertschätzung und ihr Bestreben um Ausgleich zwischen den Antipoden Newton und Leibniz spiegelt sich in ihrem Brief an Leibniz vom 15. Mai 1716 wider: „Vous êtes tous deux les plus grands hommes de notre temps […]“; Klopp XI, 93.
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Abb. 6: Jacopo Amigoni: Queen Caroline, 1731, National Portrait Gallery, London, NPG 4332
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Abb. 7: Charles Jervas: Queen Caroline with her Son Prince William Augustus, Duke of Cumberland, c. 1728, The Royal Collection Trust, RCIN 402595, © Her Majesty Queen Elizabeth II 2015
Abb. 8: John Rysbrack: Queen Caroline, 1739, The Royal Collection Trust, RCIN 31315, © Her Majesty Queen Elizabeth II 2015
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Caroline William Kent mit den Planungen beauftragt. Kents eleganter neopalladianischer Bau wurde allerdings erst kurz vor Carolines Tod 1737 vollendet. Für die Ausstattung waren zudem eine Serie mit Büsten englischer Herrscher sowie Porträtgemälde englischer Poeten und Schriftsteller vorgesehen. Hierin sollten sich die aktiven und kontemplativen führenden Kräfte des Königreiches widerspiegeln. Der Auftrag für die Büsten aller englischen Herrscher seit Alfred dem Großen ging an den Bildhauer John Rysbrack. Das Ende und damit den Höhepunkt dieser symbolischen Ahnenreihe bildeten folgerichtig die Büsten Georgs II. und Carolines (Abb. 8). Rysbrack entwarf zunächst Terracottabüsten; vermutlich war zudem die Gesamtausführung in kostbarem Marmor geplant, die jedoch aufgrund des frühen Todes der Königin nicht umgesetzt wurde. Von elf Büsten, blieben neben den Büsten des Königspaares nur drei erhalten50. Wenige Jahre nach Carolines Tod wurden die Buchbestände bereits in andere königliche Bibliotheken ausgegliedert. Der Bau selbst fiel 1825 Umbaumaßnahmen zum Opfer. Emma Jay hat die grundlegende Verankerung von Carolines Bibliothek in der Tradition aufgeklärter kontinentaler Fürstenbibliotheken aufgezeigt51. Die Bibliothek umfasste vorwiegend Werke zeitgenössischer Autoren, wobei die Geschichtsabteilung den größten Komplex einnahm. Die meisten Bücher waren in Französisch, es folgten Englisch und andere Sprachen, dagegen gab es nur wenige Ausgaben in Deutsch; manche Werke waren in mehreren Sprachen vorhanden. Es bleibt festzuhalten, dass Carolines Bibliothek in ihrer Systematik, ihrem enzyklopädischen und kosmopolitischen Ansatz sowie in ihrem Anspruch auf inhaltliche Diversität und Disparität ohne Zweifel dem Leibnizʼschen Gedanken der Universalbibliothek verpflichtet war. Selbstverständlich war Leibniz auch mit seinen Werken hier vertreten: Neben der Theodizee gab es allein sechs Ausführungen der Scriptores Rerum Brunviciensis52.
5. CONCLUSIO „D’ou vient-il que vous croyez, Monsieur, que je puisse oublier un homme tel que vous?“, schrieb Caroline an Leibniz im November 171553. Was bleibt nun als Fazit hinsichtlich der eingangs aufgeworfenen Frage vom möglichen Einfluss Leibnizʼ auf Carolines Ikonographie? Zwar finden sich keine konkreten Quellenbelege, doch war Leibniz ohne Zweifel ein grundlegender Katalysator für die Ausformung bestimmter Darstellungsmodi. Die Diskurse mit Leibniz in der aufgeklärten Atmosphäre der Höfe in Lietzenburg und Herrenhausen korrelierten mit der Suche
50 Siehe Marschner, S. 85–91. 51 E. Jay: Caroline, Queen Consort of George II, and British Library Culture, Oxford 2004; zu Carolines Tätigkeit als Büchersammlerin und ihren Buchbeständen siehe auch Marschner, S. 121–147. 52 Freundliche Auskunft von John Goldfinch. 53 Caroline an Leibniz, 3./14. November 1715; Klopp XI, 49.
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der jungen Caroline nach einer eigenen Identität. Sie bildeten zweifelsohne eine entscheidende Grundlage für Carolines tolerante Geisteshaltung, ihr „emanzipatorisches“ Selbstbewusstsein, ihr Interesse an Naturphilosophie sowie für ihre Bereitschaft unbequeme Entscheidungen zu treffen – sei es als Prinzessin in der Absage an Habsburg, sei es als Königin in der Entscheidung ihre Kinder gegen Pocken impfen zu lassen. Diese intensive Prägung und die zeitlebens anhaltende, tiefe Verbundenheit zu Leibniz findet ikonographisch ihre deutlichste Umsetzung in den programmatischen Entwürfen und Serien zur Legitimation der successio britannica und Carolines Stilisierung zur mater britannica. Die kontinentalen Grundlagen formte Caroline jedoch zu einer individuellen Ikonographie und identitätsstiftenden, typisch britischen Programmatik um.
PERSONENREGISTER Amigoni, Jacopo 128 Anne Stuart (Großbritannien) 8, 9, 42, 49, 53, 54, 126 Anton Ulrich (Braunschweig-Wolfenbüttel) 22, 24, 25, 31, 32, 33, 35, 120 Arlaud, Benjamin 122 Bacon, Francis 8 Balcke, Johann Christoph 44 Bauer, Volker 98 Bayle, Pierre 51, 74 Benthem, Heinrich Ludolf 79 Bernard, Jacques 76 Bernstorff, Andreas Gottlieb von 35–40, 42, 47 Besser, Johann von 16 Bignon, Jean-Paul 71 Bläsing, David 95 Bluhme, Johann 95 Bolingbroke, Henry St. John 54 Bonneval, Claude Alexandre de 46, 49, 54 Bothmer, Johann Caspar von 17, 37, 43, 46, 71, 80 Bourguet, Louis 69 Boyle, Robert 130 Brandshagen, Elisabeth 77 Breitenwalde, Kunschius von 112 Buchhaim, Franz Anton von 32, 34 Bülow, Christiane Antonie von 21 Burnet, Gilbert 71, 81, 87 Burnett, Thomas 51, 70–72, 78 Cheere, John 121, 129 Christian August (Sachsen-Zeitz) 20, 21, 49 Chuno, Johann Jacob Julius 91, 101, 103, 104 Clarke, Samuel 8–11, 13, 51–67, 70– 72, 88, 130 Collins, Anthony 77 Croker, John 121, 127, 128 Danckelmann, Daniel Ludolph von 102 Dassier, Jean 121, 128, 130 Des Bosses, Bartholomäus 69, 86 Duhram, Wilhelm 107 Eckhart, Johann Georg 32, 38–40, 44, 47 Efferen, Johann Wilhelm von 20 Eleonore Barbara von Liechtenstein 20
Eleonore Erdmuthe Luise (Sachsen-Eisenach) 7, 14 Elisabeth Christine (BraunschweigWolfenbüttel) 22, 32–34, 36, 41 Elisabeth Stuart (Böhmen) 53, 126, 130 Ernst August (Hannover) 14, 47, 120 Ernst, Johann Nicolaus 96, 97 Eugen von Savoyen 9, 43, 46 Fabricius, Weipart Ludewig 35 Fontenelle, Bernard le Bovier de 71 Frederick (Wales) 127–129 Friedrich August I. (Sachsen) 92, 93 Friedrich I. (Preußen) 15–17, 23, 52, 91–93, 95, 103, 107, 111, 112, 116 Frisch, Johann Leonhard 102 Fritsch, Thomas 92 Fuchs, Paul von 96, 102 Gay, John 122 Gehlen (Landdrost) 39 Georg I. (Großbritannien und Irland) 8, 32, 33, 35–39, 43, 44, 46–48, 53, 54, 66, 79, 121, 126, 127 Georg II. (Großbritannien und England) 19 Georg II. (Großbritannien und Irland) 7, 18, 22, 24–29, 52, 54, 120, 126–128, 133 Georg Wilhelm (Braunschweig-Lüneburg) 18, 129 Görtz, Friedrich Wilhelm von 43 Halley, Edmond 91 Hamerani, Otto 128 Hannibal, Ehrenreich 120 Harley, Robert 17, 53 Hartsoeker, Nikolaus 75 Heiler, Günther 103 Heinrich VIII. (England) 130 Henfling, Conrad 28 Henriette Charlotte von Pöllnitz 20, 21 Highmore, Joseph 128 Hodann, Johann Friedrich 33, 35, 39, 41, 43, 44, 49 Huldenberg, Daniel Erasmus von 37 Imhof, Rudolf Christian von 32–34 Jablonski, Daniel Ernst 94, 101, 104 Jablonski, Johann Theodor 103, 104 James I. (England und Irland) 53
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Personenregister
James II. (England) 125 Janiak, Andrew 66 Jay, Emma 133 Jervas, Charles 129 Johann Friedrich (Brandenburg-Ansbach) 7, 14, 15 Johann Friedrich (Braunschweig-Calenberg) 14 Johann Georg IV. (Sachsen) 7, 15 Johann Wilhelm von der Pfalz 14, 19, 21, 23, 118 Joseph I. (HRR) 14, 17, 27 Karl II. (England) 91, 92 Karl VI. (HRR) 7, 8, 16, 20, 22, 13–24, 25, 32, 33, 34, 36, 38, 40, 41, 43, 46, 48, 49, 116, 118 Kent, William 130, 133 Ker of Kersland, John 37 King, William 11, 70 Klencke, Elisabeth Charlotte von 44 Kneller, Gottfried 125, 127 Lady Nottingham 57, 82, 88 LeLong, Jacques 71 Leopold I. (HRR) 14, 34 Liselotte von der Pfalz 118 Locke, John 8, 130 Louis de Bourbon 71 Ludwig XIII. (Frankreich) 128 Luise Dorothea Sophie (Hessen-Kassel) 15 Luise von der Pfalz 19 Malebranche, Nicolas 56, 69, 71 Maria Beatrice d’Este (Modena) 125 Maria II. (England) 125 Marschner, Joanna 115 Mead, Richard 128 Moritz Wilhelm (Sachsen-Zeitz) 33, 41 Müller, Johann Sebastian 127 Newton, Isaac 8, 10, 11, 59, 60, 62–66, 70, 72, 75, 130 Orban, Ferdinand 14, 16, 19–24, 27, 118 Peter der Große 32, 33, 35 Philipp V. (Spanien) 14 Philippe I. de Bourbon 71 Platen, Franz Ernst von 19 Puchot des Alleurs, Pierre 28 Rémond, Nicolas François 43, 63 Roche, Michel de la 10, 57, 63, 72–77, 79, 80 Rysbrack, John 128, 133 Saalfeld, Maria 93, 97 Savery, Thomas 91
Schleinitz, Hans Christian von 32 Schlitz gen. von Görtz, Friedrich Wilhelm von 15–17, 23, 43, 46 Schönborn, Friedrich Karl von 34, 45, 46, 49 Schulenburg, Matthias Johann von der 31, 36, 41, 42, 44–47 Sharp, John 71, 72, 81, 87 Sidonius, Leonhard 95 Simon, Richard 75 Sinzendorf, Philipp Ludwig Wenzel von 32, 38, 43, 45–47 Sloane, Hans 91 Smalridge, George 10, 56, 57, 73, 81–90 Sophie Charlotte (Preußen) 7, 9, 10, 13–17, 19, 21, 24–26, 28, 29, 51–53, 118 Sophie Dorothea (Braunschweig-Lüneburg) 7, 27, 122 Sophie von der Pfalz 7, 16, 18, 19, 24–26, 37, 39, 51, 52–54, 78, 118, 126, 128 Talbot, William 127 Tanner, Johann Sigismund 128 Thornhill, James 122, 126, 128 Tillotson, John 84, 85, 90 Toland, John 71, 73 Trotter, Catharine 81, 87 Troyel, Isaac 71 Urlsperger, Samuel 77 Ursinus, Benjamin 27 van der Heyden, Jan 99, 102 van der Heyden, Jan (der Jüngere) 102 van der Heyden, Nicolaes 99 Vanderbank, John 127 von der Hardt, Hermann 74 Wake, William 81 Weigel, Erhard 94 Weld, Charles Richard 91 Wentworth, Thomas 17, 18, 20 Wilhelm August (Cumberland) 129 Wilhelm Friedrich (Brandenburg-Ansbach) 23, 118 Wilhelmine Amalie (Braunschweig-Lüneburg) 14, 47 Windischgrätz, Ernst Friedrich von 40, 41, 43, 45, 46 Wolff, Christian 65, 66 Wollaston, William 130 Wotton, William 63, 80 Zierl, Johann Carl 27, 116, 120 Zincke, Christian Friedrich 127, 129
studia leibnitiana
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sonderhefte
Im Auftrag der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft e.V. herausgegeben von Herbert Breger, Wenchao Li, Heinrich Schepers und Wilhelm Totok.
Franz Steiner Verlag
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ISSN 0341–0765
Udo Wilhelm Bargenda / Jürgen Blühdorn (Hg.) Systemprinzip und Vielheit der Wissenschaften Vorträge der Universität Münster aus Anlaß des 250. Todestages von Leibniz 1969. VIII, 163 S. mit 5 Abb., kt. ISBN 978-3-515-00271-4 George Henry R. Parkinson Leibniz on Human Freedom 1970. VI, 67 S., kt. ISBN 978-3-515-00272-1 Kurt Müller / Heinrich Schepers / Wilhelm Totok (Hg.) Linguistik und Sprachstudium Symposion der Leibniz-Gesellschaft Hannover vom 15.–16. November 1971 1973. VIII, 174 S., kt. ISBN 978-3-515-00273-8 Kenneth C. Clatterbaugh Leibniz’s Doctrine of Individual Accidents 1973. VIII, 92 S., kt. ISBN 978-3-515-00274-5 Der Wissenschaftsbegriff in der Natur- und in den Geisteswissenschaften Symposion der Leibniz-Gesellschaft Hannover vom 23.–24. November 1973 1975. VIII, 302 S. mit 3 Abb., 1 Tab. und 2 Schemata, kt. ISBN 978-3-515-02109-8 Die Bedeutung der Wissenschaftsgeschichte für die Wissenschaftstheorie Symposion der Leibniz-Gesellschaft Hannover vom 29.–30. November 1974 1977. VIII, 170 S., kt. ISBN 978-3-515-02394-8 Magia Naturalis und die Entstehung der modernen Naturwissenschaften Symposion der Leibniz-Gesellschaft Hannover vom 14.–15. November 1975 1978. VIII, 180 S., kt. ISBN 978-3-515-02778-6 Albert Heinekamp / Franz Schupp (Hg.)
Die intensionale Logik bei Leibniz und in der Gegenwart Symposion der Leibniz-Gesellschaft Hannover vom 10.–11. November 1978 1979. IX, 153 S., kt. ISBN 978-3-515-03011-3 9. George Henry R. Parkinson (Hg.) Truth, Knowledge and Reality Inquiries into the Foundations of Seventeenth Century Rationalism. A Symposium of the Leibniz-Gesellschaft Reading, 27th–30th July 1979 1981. IX, 158 S., kt. ISBN 978-3-515-03350-3 10. Albert Heinekamp (Hg.) Leibniz als Geschichtsforscher Symposion des Istituto di Filosofici Enrico Castelli und der Leibniz-Gesellschaft in Ferrara vom 12.–15. Juni 1980 1982. XI, 186 S. mit 6 Abb., kt. ISBN 978-3-515-03647-4 11. Diogenes Allen Mechanical Explanations and the Ultimate Origin of the Universe According to Leibniz 1983. V, 44 S., kt. ISBN 978-3-515-03867-6 12. Werner Kutschmann Die Newtonsche Kraft Metamorphose eines wissenschaftlichen Begriffs 1983. VIII, 177 S., kt. ISBN 978-3-515-03727-3 13. Albert Heinekamp (Hg.) Leibniz’ Dynamica Symposion der Leibniz-Gesellschaft in der Evangelischen Akademie Loccum vom 2.–4. Juli 1982 1984. 226 S. mit 5 Abb., kt. ISBN 978-3-515-03869-0 14. Albert Heinekamp (Hg.) 300 Jahre „Nova Methodus“ von G. W. Leibniz (1684–1984) Symposion der Leibniz-Gesellschaft im Congresscentrum „Leewenhorst“ in Nordwijkerhout (Niederlande)
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Andreas Hüttemann (Hg.) Kausalität und Naturgesetz in der Frühen Neuzeit 2001. 240 S., kt. ISBN 978-3-515-07858-0 Massimiliano Carrara / Antonio-Maria Nunziante / Gabriele Tomasi (Hg.) Individuals, Minds and Bodies Themes from Leibniz 2004. 297 S., kt. ISBN 978-3-515-08342-3 Alexandra Lewendoski (Hg.) Leibnizbilder im 18. und 19. Jahrhundert 2004. 261 S., kt. ISBN 978-3-515-08401-7 Daniel J. Cook / Hartmut Rudolph / Christoph Schulte (Hg.) Leibniz und das Judentum 2008. 283 S. mit 6 fbg. und 1 s/w-Abb., kt. ISBN 978-3-515-09251-7 Mark Kulstad / Mogens Lærke / David Snyder (Hg.) The Philosophy of the Young Leibniz 2009. 259 S. mit 1 Abb., kt. ISBN 978-3-515-08098-9 Paul Rateau (Hg.) L’idée de théodicée de Leibniz à Kant: héritage, transformations, critiques 2009. 222 S., kt. ISBN 978-3-515-09351-4 Juan Antonio Nicolás (Hg.) Leibniz und die Entstehung der Modernität Leibniz-Tagung in Granada, 1.–3. November 2007 2010. 278 S., kt. ISBN 978-3-515-09357-6 Erich Barke / Rolf Wernstedt / Herbert Breger (Hg.) Leibniz neu denken 2009. 108 S., kt.
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Caroline von Brandenburg-Ansbach (1683–1737), Kurprinzessin von Hannover, Kronprinzessin von Wales und ab 1727 Königin von Großbritannien und Irland, zählt zu den von G. W. Leibniz am meisten geschätzten Fürstinnen. Konfrontiert mit der Werbung des jüngeren Kaisersohns, des späteren Karls VI., erfährt Caroline noch vor ihrer Verehelichung Unterstützung von Leibniz in einer schwierigen Situation. Nach dem Tod der Kurfürstin Sophie übernimmt sie deren Rolle als Patronin des Universalgelehrten. Im Anschluss an die hannoversche Sukzession gelingt es Caroline schließlich, Leibniz und dessen Denken in
ISBN 978-3-515-11383-0
die weit über eine Hofgesellschaft hinausgehende Öffentlichkeit zu bringen, indem sie seinen brieflichen Dialog mit Samuel Clarke über Raum, Zeit und die Rolle Gottes im Universum initiiert und moderiert. Die Beiträge dieses Bandes entstanden im Rahmen einer Tagung anlässlich der feierlichen Begehung der 300-jährigen Personalunion zwischen Hannover und London 2014. Sie belegen Carolines Bedeutung für Leibniz und ihren vielfältigen Einsatz für die Verbreitung der Leibniz’schen Philosophie und für einen geistigen Austausch zwischen London und Hannover.
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