Leben und Thaten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha: Band 1 [Reprint 2022 ed.] 9783112692141


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Table of contents :
Vorwort
Prolog
Auf das Buch des Don Quixote von la Mancha
Leben und Thaten des scharssinnigen Edle n Don Quixote von la Mancha. Erstes Buch
Erstes Kapitel. Handelt von dem Stande und der Lebensweise des nahmhaften Edlen Don Quixote von la Mancha
Zweites Kapitel. Handelt den dem ersten Aufbruch des scharfsinnigen Don Quixote aus feinem Besitzthume
Drittes. Kapitel. Wird erzählt die zierliche Weise, wie Don Quijote zum Ritter geschlagen wurde
Viertes Kapitel. Was unserm Ritter begegnete, als er die Schenke verlieft
Fünftes Kapitel. Fährt fert von dem Unfälle unsers Ritters zu erzählen
Siebentes Kapitel. Don dem zweiten Auszuge unsers wackern Ritters Don Quixotec von la Mancha
Achtes Kapitel. Von dem guten Glücke, welches der tapfre Don Quixote in dem graulichen und unerhörten Abentheuer mit den Windmühlen hatte, nebst andern Glücksfällen, die der Aufbewahrung würdig
Leben und Thaten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha. Zweites Buch
Erstes Kapitel. Beschließt und endigt den gräßlichen Zweikampf, den der wackre Bisrajer und der tapfere Manchaner hielten
Zweites Kapitel. Ein anmuthiges Gespräch zwischen Don Quixote und Sancho Pansa, seinem Stallmeister
Drittes Kapitel. Was dem Don Quixote mit etlichen Ziegenhirten gegnete
Viertes Kapitel. Was ein Ziegenhirt Don Quixote's Gesellschaft erzählte
Fünftes Kapitel. Hierinn wird die Erzählung von der Schäferinn Mareclla beschlossen, nebst andern Begebenheiten
Sechstes Kapitel, Enthält das Gedicht des hoffnungslosen Schäfers, nebst andern unverhofften Begebenheiten
Leben und Thaten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha. Drittes Buch
Erstes Kapitel. Enthält ein unglückliches Abentheuer, auf welches Don Quixote traf, indem er aus etwelche unmenschliche Dangueser traf
Zweites Kapitel. Was dem sinnreichen Edlen ist der Schenke begegnete, die er für ein Castefl hielt
Drittes Kapitel. Enthält die Fortsetzung der mannigfaltigen Mühlesigkeit, die den braven Don Quixote und seinen wacker Stallmeister in der Schenke betrafen, die er zu. seinem Unglück für ein Castell ansah
Viertes Kapitel. Hier wird das Gespräch erzählt, welches Sancho Pansa mit feinem Gebieter Don Quixote führte, nebst andern Abentheuern, die der Erzählung würdig sind
Fünftes Kapitel. Weises Gespräch, welches Sancho mit seinem Herrn führte; Abentheuer, welches diesem mit einem Leichnam begegnete und andre preiswürdige Begebenheiten.
Sechstes Kapitel. Don dem unerhörten und nie gesehenen Abentheuer, welches kein weltberühmter Ritter mit weniger Gefahr vollbracht, als es vom tapfern Don Quixote von la Mancha vollbracht wurde
Siebentes Kapitel. Erzählt das hohe Abentheuer und die preisliche Eroberung von Mambrin's Helm, nebst andern Dingen, die den unüberwindlichen Ritter zustießen
Achtes Kapitel. Hier ertheilt Don Quixote bielen Unglücklichen die Freiheit, die man wider Willen hinführte, wohin sie ungern gingen
Neuntes Kapitel. Was dem berühmten Don Quijote in dem schwarzen Gebirge begegnete, eines der wundersamsten Abentheuer, die in dieser wahrhaften Geschichte borge» tragen werden,
Zehntes Kapitel. Enthält die Fortsetzung des Abentheuers in dem schwarzen Gebirge
Eilftes Kapitel. Handelt von den wunderbaren Dingen, die dem tapfern Ritter von la Mancha im sichwarzen Gebirge begeneten, und wie er die Busse des Dunkelschön nachabmtr
Zwölftes Kapitel. Welches die Fortsetzung der Subtilitäten enthält, die Don Quixote als Verrückler im schwarzen Gebirge unternahm
Dreizehntes Kapitel. Wie es mit dem Plane des Pfarrern und Barbiers gericth, nebst andern Dingen, würdig in dieser großen Geschichte vorgetragen zu werden
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Leben und Thaten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha: Band 1 [Reprint 2022 ed.]
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Leben und Thaten des scharfsinnigen Edlen

Don Quixote von la Mancha von

Miguel de Cervantes Saavedra übersetzt

Ludwig

T

Erster Band-

Berlin,

I 8 i o.

i e ck.

Vertrauen auf die gute Aufnahme und Ehre, die Ew. Excellenz allen Pro­

dukten der Literatur erweist, als ein Fürst,

der geneigt ist, die schönen Künste zu be­

günstigen, vorzüglich diejenigen edlen die stch nicht zum Dienste und Vortheile des Pöbels herabla^fen,

den

bin ich entschlossen

scharfstnnigen Edlen Don Quixote

von la Manch« an das Licht treten zu

lassen, unter dem

Schirme von

Excellenz ruhmvollen Nuhmen,

Ew.

der ich

mit der Ehrfurcht, die ich Ihrer Größe

schuldig bin, bitte, ihn in Ihrem Schat­

ten aufzunehmen,

wenn ihm gleich die

schöne Zier der Eleganz und Gelehrsam­

keit mangelt, die gewöhnlich die Werke zu bekleiden pslegt, die in den Häusern gelehrter Männer geschrieben

werden:

er wird dann auch dreist vor den Nicht­

stuhl einiger zu erscheinen

wagen,

die

nicht in den Schranken ihrer lluwisten-

heit zurückgehalten,

mit vieler Strenge

und weniger Gerechtigkeit fremde Arbei­

ten zu verdammen pflegen.

Wenden Erv.

Excellenz das Auge Ihres Geistes auf

meinen guten Willen, so werden diesel­ ben die Ergebenheit eines

so geringen

Dieners nicht verschmähen.

Miguel de Cervantes de Saavedra.

0O«MM>MP>’

Prolog.

yjiü ssiger Leser. — Ohne Schwur

magst

du mir glauben, daß ich wünsche, dieses Buch, das Kind meines Gehirns, wäre das schönste, lieblichste und verständigste, bad man fid) nur vorstellen kann.

Ich habe aber unmöglich

dem Gesetze der Natur zuwider handeln kön­ nen, daß jedes Wesen sein Ähnliches hervor­ bringt.

rer,

Was konnte also mein unfruchtba­

ungebildeter Geist anders erzeugen als

die Geschichte eines dürren und welken Sohnes,

der wunderlich und voll seltsamer Gedanken

ist, die vorher noch Niemand beigefallen sind:

wie erzeugt sich's auch gut in einem Gefäng­ nisse, wo jede Unbequemlichkeit zu Hause ist,

und alles traurige Geräusch seine Wohnung hat? Nuhe, ein angenehmer Aufenthalt, die

Lieblichkeit der Gesilde,

die Heiterkeit des

Himmels, das Gemurmel der Quellen,

die»

die

un-

se

Begünstigungen

machen

selbst

fruchtbarsten Musen fruchtbar,

und theilen

der Welt Werke mit, die Bewunderung und

Frucht erregen.

Ein Vater hat wohl einen

häßlichen unliebenswürdigen Sohn, aber die

Liebe,

die

er zu

ihm trägt,

eine Binde um die Augen,

sie

allen

ihm

daß er seine

oder sie wohl für An­

Fehler nicht sieht,

nehmlichkeit und

so

knüpft

geistreiche Züge hält und

seinen

Freunden

Scharfsinn anrechnct.

für

Witz

Ich aber,

und

wenn ich

auch der Vater scheine, bin nur der Gevat­ ter des Don Quixote und will nicht dem Strome der gewöhnlichen Sitte folgen, dich

nicht, geliebter Leser, wie wohl andre thun, mit Thränen in den Augen bitten,

daß du

die Fehler, die du an diesem Kinde wahr­

nimmst,

vergeben

oder übersehen

mögest:

denn du bist ja weder fein Verwandter, noch sein Freund, du hast deine Seele für dich in

deinem Körper, so uneingeschränkten Willen,

daß einem das Herz im Leibe lacht, du bist in deinem Hause und darinn fo unumschränk­

ter Herr, wie der König in seinen Domänen, und du weißt das Sprichwort recht gut zu

schätzen,

daß jeder in

dec Klügste ist.

seinen vier Psählen

Dies zusammengcnommen

IX

befreit und erlöst dich von jeder Achtung und

Verpflichtung,

und du kannst also von die­

ser Geschichte sagen, waS dir gut dünkt, ohne

Furcht,

daß man dich für das Bose,

das

du sprichst, schelten, noch für das Gute, wel­ ches du von ihr redest, belohnen wird. Ich wollte dir diese Geschichte nackt und bloß überreichen, Prologs,

ohne den Schmuck eines

ohne die

herkömmlichen

nnzahliche Schaar der

Sonnette,

Epigramme und

Empfehlungsgedichte, die man vor den An­

fang der Bücher zu setzen pflegt.

Denn ich

muß dir sagen, ob mir das Buch auözuarbeiten wohl einige Mühe kostete, ich doch die

für die größte halte, diese Vorrede zu machen,

die du jetzt liesest.

Ich habe ost die Feder

genommen, um zu schreiben, und sie eben so oft wieder hingeworfen, weil ich nicht wußte,

was

ich

schreiben

sollte:

indem

ich

nachdenkend bin, das Papier vor mir,

nun

die

Feder hinter dem rDhre, den Ellenbogen ai f dem Tische und die Hand au

der Mange,

wohl sinnend, was ich sagen solle, ü i£t ein

Freund von mir, der munter und verständig ist, herein, und wie er mich so schwermüthig

sieht, fragt er nach der Ursach; ich verheelte

sie ihm nicht,

sondern sagte,

wie ich auf

den Prolog sönne, den ich zur Geschichte des Don Quixote niachen wolle,

und daß mich

dies so anstrenge, daß ich ihn gar nicht ma­ chen und eben so wenig die Thaten dieses edlen Ritters an’ö Licht stellen wolle.

Soll

ich denn nun nicht darüber in Sorgen sein, der Haufen ge­

was der alte Gesetzgeber,

nannt, sagen wird, wenn er nun sieht, wie nach

so

vielen Jahren,

Stillschweigen

habe,

einer

in

denen

und Vergessenheit

ich

im

geschlafen

ich nun nach so manchem Jahre mit

Lektür hervortrete,

trocken

wie eine

Binse, öhne Erfindung, mit schlechtem Stil, arm an Ideen und gänzlich ohne Gelehrsam­

keit und Literatur,

ohne Bemerkungen

am

Rande und ohne Anmerkungen am Ende deö

Buchs, wie ich doch sehe, daß andre Bücher eingerichtet sind, auch fabelhafte und weltli­ che, die voller Sentenzen des Aristoteles, Pla­

to und der ganzen Schaar

der Philosophen

stecken, worüber sich alsdann die Leser ver­ wundern und die Verfasser für belesene, ge­

lehrte und

beredte Männer halten!

Wenn

sie dann aber gar die Heilige Schrift ziti-

rcn! Dann muß man sie vollends für Sankt

Xl Th am ässe oder andre Lehrer der Kirche hal­ ten, indem sie eine so treffliche Schicklichkeit

beobachten, daß sie in einer Zeile einen Ver­ liebten schildern und

in der folgenden eine

christliche Predigt galten, so daß es eine Lust

ist, cs zu Horen oder zu lesen.

mangelt meinem Buche,

Alles dieses

denn ich habe am

Rande nichts bemerkt und am Ende nichts

angemerkt, noch weniger weiß ich, welchem Autor ich folge, um sie, wie es alle machen,

vor dem Anfänge nach dem A B S zu ord­

nen, und

indem sie beim Aristoteles

mit dem Tenophon

Zenlis endigen,

Anfängen,

und ZoyluS oder

wenn jener auch

ein Vcr-

laumder und dieser ein Mahler war.

Auch

wird eS meinem Buche vor dem Anfänge an

Sonnetten fehlen, wenigstens an solchen Sonnetten,

die Herzöge,

Marguesen,

Grafen,

Bischöfe, Damen und weltberühmte Poeten zu Verfassern haben.

Wenn ich freilich zwei

oder drei meiner vertrauten Freunde bäte, so

weiß

ich wohl,

daß ich Verse bekommen

könnte und zwar solche, daß ihnen jene nicht gleich kämen, die von den angesehensten Ver­ fassern in unserm Spanien Herruhren.

Kurz, mein liebster Freund, so fuhr ich

fort, ich bin entschlossen, daß der Herr Don Quixote in den Archiven von la Mancha be­

graben bleibe, bis der Himmel ihn mit allen diesen Dingen schmückt,

die ihm jetzt rnans

geln, denn meine blnerfahrenheit und wenige

Wissenschaft machen mich unfähig, ihm alles dies zu verschaffen, auch weil ich von Natur zu furchtsam und £u träge bin, das in Au­

toren aufzusuchen,

die das nehmliche sagen,

was ich ohne sie sagen kann.

Dies alles er«

zeuHt in mir jene Angst und tiefe SchwerMuth, in der Du mich gefunden hast:

und

das, was ich Dir so eben erzählt habe, ist dazu mehr als hinreichende Ursach. Als mein Freund dies hörte,

schlug er

stch vor die Stirn, brach in das lauteste Ge­ lächter aus, und sagte:

Bei Gott, erst jetzt

komme ich aus meinem Irrthum, in dem ich so lange gelebt habe,

seit ich Euch kenne,

indem ich Euch nehmlich nach allen Euren

Handlungen immer für einen vernünftigen

und verständigen Menschen Aber jetzt sehe ich,

gehalten habe.

daß Ihr eben so weit

davon entfernt seid, wie es der Himmel von

der Erde ist.

Wie ist es möglich, daß so geringfügige

Dinge, die so leicht zu machen find, stark ge­ nug sein sollen, einen so reifen Geist, wieder Eurige ist, zu binden und zu verwirren, dem

es ein Leichtes ist, durch weit größere Schwie­ rigkeiten zu brechen? Wahrlich, dies ist nicht Mangel

an

Geschicklichkeit,

überflüssige Trägheit. darüber führen?

weis

sondern

nur

Soll ich Euch den Be­ Nun

so

hört mir

aufmerksam zu und Ihr werdet sehn, ich, indem man eins Spanb umrvenbet,

wie alle

Eure Schwierigkeit hebe, allen Mangel, von dem Ihr sprecht,

ersetze,

der Euch so ver­

wirrt und beängstigt, weshalb f^hr sogar der

Welt nicht Euren berühmten Don Quixote schenken wollt,

das Licht und den Spiegel

der ganzen irrenden Ritterschaft. Nun so sagt doch,

erwiederte ich,

wie

wollt Ihr die Leere meiner Furcht ausfüblen,

und das Chaos meiner Verwirrung in lichte Ordnung bringen ? Worauf er antwortete: Zuerst, was die

Sonnetten, Epigramme und Lobgedichte be­ trifft,

die vor Eurem Buche fehlen und die

von würdigen, angesehenen Leuten sein müs­

sen, so macht sich dies bald, denn Ihr dürft

Euch nur selbst einige Muhe geben,

sie zu

schreiben und sie nachher taufen, und Nah­ men vorseheu, welche Ihr nur immer wollt, Ihr könnt ja gar den Priester Johann von

Indien,

oder

den Kaiser

von Trapezunt

adoptiren, von denen ich weiß, daß sie be­ Sind sie es nicht ge­

rühmte Poeten find.

und

wesen

eS kömmt

oder Darralaurus, und

die

Wahrheit

irgend

ein Pedant

die Euch deshalb necken

bezweifeln wollen,

so

sollt Ihr das nur verachten, denn wenn sie

Euch selbst der Luge überfuhren können, so

dürfen pe Euch doch die Hand nicht abhauen, womit Ihr eS geschrieben habt. In Ansehung der Bucher und Autoren,

die Ihr auf dem Rande zitiren wollt, und

auS denen Ihr Sentenzen Euer Buch

und Phrasen in

ausgenommen habt,

dürft Ihr

nur einige Sentenzen und lateinische Brocken, die Ihr auswendig

wißt,

durch

einander

werfen, oder die Euch wenigstens nicht viele

Mühe machen, sie auszustichen, wie Zum Bei­ spiel, wenn Ihr von Freiheit oder Sklaverei

sprecht:

Non bene pro toto libertas venditur auro.

Gleich nennt Ihr ouf dem Nande den Horafind. oder wer es sonst gesagt hat. Sprecht

Ihr von der Macht des Todes,

so besinnt

Euch nur geschwinde auf das: Pallida mors aequo pulsat pede Pauperum tabernas, regumque turres. Sprecht Ihr von der Freundschaft und Liebe, die Gott auch gegen den Feinden befiehlt, fo

dürft Ihr nur gleich in die Heilige Schrift einbrechen,

ja Ihr könnt fo keck fein und

die göttlichen Worte selbst aufsiifyeen:

Ego aut em dico vobis diligite inimicos vestras.

Handelt Ihr von

schlechten

Gedanken,

dürft Ihr nur das Evangelium

De

corde

Kommt Ihr

exeunt

so

anführen;

cogitationes

malae.

auf die Unzuverlässigkeit

der

Freunde, so ist gleich Cato da, der Euch sein Distichon anbietet: Donec eris felix,

multos numerabis

amicos,

Tempora si, fuerint nubila solus eris.

Und mit diesen

und ähnlichen

Brocken

sie

halten

Euch schon

Lateinischen für

einen

Grammatiker, welches in unsern Tagen etwas

Ansehnliches und Treffliches ist.

Was aber

XVI

die 2snnierFnngen am (Snbe des Buches be­ trifft,

so dürst Ihr es nur ganz dreiste so

machen.

Nennt ihr irgend einen Niesen in

fairem Buche,

so fallt nur auf den Niesen

Goliat, und bloß mit diesem, der Euch doch so gut wie gar keine Unkosten macht, könnt Ihr schon eine große Anmerkung anösüllen,

denn Ihr dürst nur schreiben: Riefer Riesc Goliat oder Goliath war einPhi-

lister, " den der (3 d> äs er R an iel mit einem (5 teinrourf, im RI) ale Receb i ns tnS tü Mete, wie eS im Buche derKönigc erzählt wird, in demselben Ka­

pitel, welches davon handelt. Damit Ihr Euch aber auch als Mann zeigen könnt,

einen

der in den weltlichen

Dingen und der CoSmographie bewandert ist, so dürst ihr eS nur so einrichken,

in

Eurem

Buche

einmahl

den

daß Ihr

Tagofluß

erwähnt, augenblickü könnt Ihr wieder eine herrliche Anmerkung niederschreiben: Dieser Fluß Dago führt seinen Nahmen von

einem Könige von Spanien, er ent­ springt da und da und ergießt sich hi den Orean,

indem er vorher die

Mauren der berühmten Stadt Lissa­

bon

6 Dn

küßt,

Goldsand

auch meins man,

daß er

mit

u.

si ch

führe,

sw.

Sprecht Ihr von Räubern, so will ich Euch

schenken, die

gleich die Geschichte des CaruS

ich auswendig weiß.

Wenn liederliche Wei­

ber vorkommen, so habt Ihr ja den Bischoff von

Mondonnedo,

LaiS

und

Floria

der Euch

liefert,

Lamia,

diö

deren Anführung

Euch in ziemliches Ansehn setzen wird.

Nennt

Ihr Grausame, so bietet Euch OvidiuS die

Medea an.

Nennt Ihr Zauberinnen, so Ijat

HomeruS die Calypso und Birgiliuö die Cir­ ce.

Sollen es tapfre Feldherrn sein, so giebt

Julius Cäsar Euch selbst in seinen Commenta­ rien, und Plutarch giebt Euch gleich tausend

Alexander.

Wollt Ihr von Liebe etwas ab-

handeln, so trefft Ihr,

wenn Ihr nur ein

Quentchen Italiänisch wißt,

auf

dem

Leo

HebräuS, der Euch ein ganzes Maaß vollzap­ fen wird.

Mögt Ihr Euch aber nicht nach

fremden Gegenden bemühen, so habt Ihr ja

den Fonsera von der Liebe GotteS zu Hause,

wo Ihr und der Scharssimiigste so viel über

diese Materie finden wird, als sein Herz nur wünscht.

Kurz, Ihr braucht nichts weiter zu

thun, als diese Nahmen zu nennen, oder diese

b

Geschichten, die ich so eben genannt habe, in die Eurigen/aufzunehmen, und dann laßt niich nur für die Bemerkungen und Anmerkungen sorgen, deim ich schwöre (Sud), daß ich den ganzen Rand vollschreiben und wohl vier Bogen am Ende des Buches verderben will. Jetzt bleibt uns nur noch die Citation der Autoren übrig, die man in andern Bü­ chern findet und die in den Eurigen fehlen. Diesem abzuhelfen giebt es ein sehr beguemeS Mittel, denn Ihr braucht nur eins von denen Buchern zu nehmen, in denen sie alle, wie Ihr sagt, von A bis 3 Zitirt sind. DaS nehmliche ABC könnt Ihr nun auch Eu­ rem Buche anheften: sieht man auch die Lu­ ge ganz deutlich, so thut Euch das nichts, da Ihr alle diese Autoren nicht braucht, und vielleicht ist doch einer oder der andre so einfältig, daß er glaubt, Ihr hättet sie wirklich alle bei Eurer einsacheu sehlichten Erzählung gebraucht. Überdies wird es Nie­ mand untersuchen, ob Ihr ihnen gefolgt seid, oder nicht, denn keiner kümmert sich darum Ihr habt aber gar, wenn Ihr die Sache genau nehmt, aller der Sachen nicht nöthig, die, wie Ihr sagt. Eurem Buche mangeln.

freun das ganze Buch ist gegen die Ritterbü­

cher gerichtet,

die Aristoteles

nicht

kannte,

die der heilige Basilius nicht erwähnt

und

Cicero niemals ansührt; auch gehört in die

Erzählung erdichteter Narrheiten keine pünkt­ liche Wahrheit, oder Beobachtungen aus der

Astrologie;

auch

die Geometrischen Maasse

sind hier unnütz, so wie die Widerlegung fr er

Argumente, deren sich

die Rhetorik bedient;

auch soll, keinem eine Predigt gehalten

wer­

den, indem das Weltliche mit freni Göttlichen

vermischt wird, eine Art Mischung, die kein

christlicherVerstaud billigen sollte. EuerHanptzweck ist das darzustellen,

was Ihr schrei­

ben wollt, und je mehr Ihr das erreicht, je vorzüglicher wird Euer Buch sein,

Euch

auch

vorsetzt,

in Eurem Buche

da Ihr

nichts

weiter

als das Ansehn zu stürzen, in dem

bei der Welt und dem Hausen die Ritterbü­

cher stehn, so gehn Euch auch die Sentenzen der Philosophen, die Ermahnungen der hei­ ligen Schrift, die Fabeln der Poeten,

die Fi­

guren der Redner, die Wunder der Heiligen gar nichts an, sondern Euer Augenmerk ist,

Eure Erzählung

in

einem

einfachen,

aus,

drucksvollen, edlen unfr geziemenden Stil zu

b 2

XX

verfassen, daß Eure Perioden sich wohlklin­ gend und anständig fortbewegen, und daß

Ihr nach Eurer Absicht alles

deutlich

dar-

ftellt, ohne Eure Ideen durch Spitzfindigkeit

oder Dunkelheit zu verwirren.

Bewirkt, daß

beim Lesen Eures Buches der Melancholische zum Lachen bewegt, der Lacher noch aufgeräum­ ter werde, daß der Einfältige sich ergötze und

der Verständige

die

Ersiiidung

bewundre,

daß der Erliste sie nicht verwerfe und der

Klügere sie n’\d)t verachte.

Kurz, richtet es

in'S Werk, daß Ihr das schlecht gegründete

Ansehn dieser Ritterbücher zerstört, die von so vielen gehaßt und von noch mehreren ver­

ehrt werden; gelingt Euch dies, so ist Euch

nichts Kleines gelungen.

Mit andächtigem Stillschweigen hörte ich den Rath meines Freundes zu und feine Ge­

danken waren mir fo einleuchtend, daß ich sie alle, ohne mit ihm zu difputiren, billigte,

ja mir selbst vornahm, aus ihnen diesen Pro­ log zu bilden; in welchem du nun, freundlicher

Leser, seinen Verstand sindest, so wie inein Glück, daß ich ihn zu einer Zeit antraf, da mir guter Rath fo nöthig war, zugleich aber auch

eine Freude für dich entdeckst, indem dir nun

XXL

die aufrichtige und unverstellte Historie des be­

rühmten Don Ouchote von

schenkt wird,

der

la Mancha ge­

wie alle Einwohner auf

dem Gefilde Montiel behaupten, der keusche­

ste Verliebte, so wie der tapferste Ritter ge­

wesen ist,

den man wohl seit vielen Jahren

dort herum bemerkt hat.

Ich will dir den

Dienst nicht sehr hoch anrechnen, den ich dir damit erweise, daß ich dich mit einem so merk­ würdigen und ehrenvollen Ritter bekannt ma­

che; aber das verlange ich von d/r, daß du mir für die Bekanntschaft feines Stallmeisters Sancho Pansa danken sollst, in welchem ich

alle

stallmeisterliche Lieblichkeit,

die in den

Schaaren der unnützen Ritterbücher zerstreut ist,

habe vereinigen

wollen.

Und

hiemit

beschütze dich Gott und vergiß mich nicht. Lebe wohl.

«ooo
er für sein Pferd

cn (stall und

kam daun zurück,

um

zu sehen was sein Gast

befähle, den indeß die Jungfrauen entwaffneten,

mit denen er

sich wieder versöhnt hatte.

Sie

lößten den Brust- und Nückenharnifch ab, konnten

es aber mit aller Arbeit nicht dahin bringen, die Kehle frei zu machen und den nachgeahmten Helm

abzunehmen, der mit grünen Bändern unter dem Halse sestgebunden war und

von

denen sie die

Knoten ohne Schnitt nicht aufzulösen vermochten.

Oarinn aber wollte er keineswegeö einwilligen, ec

blieb also den ganzen Abend in seinem Helme und stellte die unmuthigste, seltsamste Figur dar, die

man sich nur einbilden kann.

Er meinte,

daß

diejenigen, die ihn entwaffneten, vornehme Damen Und Gebieterinnen aus einem Schlaffe wären, und

fugte daher mit vielem Anstandes

?7ieii'.rtU ward ein edler 25ofe

So bedient iwn Oauien füfi,

73ie der große Don Quixote Atü er seine Heimath ließ»

Zarte Mädchen pflegten ihn,

Prinzesstn'n sein Rösseliu. O

Rozinante!

dies,

meine

Gebieterinnen

ist der Dtüine meines Pferdes, und ich heiße Don Quixote von la Mancha.

3rfj sollte mich nicht-

zu erkennen geben, bis meine Thathandlungen in Eurem Dienste mich kenntlich machten, aber diese

alte Romanze von Lanzarote, die stch aus meinen gegenwärtigen Zustand schickt, hat mich bewogen,

meinen Nahmen vor der Zeit zu nennen: aber es wird die Zeit kommen, wann Eure Hoheit mit

gebieten und ich gehorchen soll, wann die Tapfer,

keit meines Arms, den^Willen Euch dienstbar zu. fein, beurkunden wird.

Die Mädchen, die solcher

rhetorischen Figuren ungewohnt waren, antwor-

teten nicht daraus, sondern fragten ihn nur, ofr er nicht etwas zu essen begehre.

Wann ich etwaö-

zu genießen haben kann, antwortete Don Quixote;

denn so viel ich einsehe, bedars iis) dessen unge­ mein. zen

Es war gerade Freitag, und in der gan­

Schenke

nichts

als etwas

Stockststh,

die Leute in dieser Gegend Föhr nannten.

den

Man.

fragte ihn also, ob er vielleicht beliebe, Forchen zu speisen, denn man könne ihm keinen andern

Fisch zu essen reichen.

Don Quixote, der an go*

reffen dachte, antwortete: Wenn ed viele Forellchen sind,

denn

so können sie eine Forelle vorstellen,

ed laust aus eins hinaus,

ob mir jemand

acht Realen einzeln giebt, oder ein einziges Cstüd? von Achten; es kann überdies wohl gut reffen, daß

es sich mit einem Forellchen verhält, wie mit einem jungen Kalbe, welches dem Rinde vorzuziehn, so wie auch das Zicklein zarter ist als der Dock : aber

es sei, was es wolle, so erscheine ed sogleich, denn die Beschwer und Waffenlast können nur durch Erquickung des Innern ertragen werden. — Sie

setzten also den Tisch, der Frische wegen, vor der

Thür der Schenke, und der Wirth führte ein Stück des schlecht geweichten und übel gekochten Stock­

fisches auf, nebst einem Brodt, schwarz und schmu­

tzig wie seine Waffen.

Ed war ungemein lächer,

lich ihn essen zu sehn, denn da ihn der Helm und das Distr hinderten, konnte er mit den Handen

nichts zu Munde führen, wenn es ihm nicht ein andrer gab und hinein steckte. bediente ihn auf diese Weise.

Eine der Damen Ihm aber zu trin­

ken zu reichen war unmöglich, und wäre unmög­ lich geblieben,

wenn der Schenkwirth

nicht ein

Rohr ausgehöhlt, ihm das eine Ende in den Mund

gesteckt und durch das andere den Wein eingegos­

sen hätte.

Dies alles ertrug er geduldig, um nicht

die Bänder seines Helmes zerschneiden zu lassen.

Indem

die Sachen so standen, geschahe es,

da); ein Schweinschneider in die Rähe der Schenke kain, und indem er stch näherte, vier oder fünf­ mal auf feiner Pfeife blies.

Dies bestätigte Don

Quijote völlig darinn, daß er sich in einem be*

rühmten Castell befinde, daß man ihn mit Musik

bediene, der Stockstfch Forelle fei, daö Brod feineSemmel,

die Huren Damen, und der Schenk-

Wirth Castellan des Castells; und somit hielt er den Anfang seines Auszugs für glücklich genug. Was ihn nur quälte war, daß er noch nicht zum

Ritter geschlagen, und er stch mithin nicht gesetz­ mäßig in

ein Abentheuer einlaffen dürfe, ohne

den Orden der Ritterschaft empfangen zu haben.

Drittes. Kapitel. Wird erzählt die zierliche Weise,, wie Don Quijote zum Ritter geschlagen wurde.

25on

magre

diesen Gedanken beunruhigt ließ er seine und

schlechte Abendmahlzeit nicht lange

währen; als er sie geendigt, rief er den Wirth, mit dem er sich im Stalle verschloß, sich vor ihm

auf die Knie niederließ

und

sprach:

Riemalen

werde ich mich von hier aufheben, tapferer Ritter,

bis Eure Gütigkeit mir eine Gabe bewilligt hat, um die ich stehe und die Euch zum Ruhme und der ganzen Menschheit zmä Ruhen

gereichen, wird.

24 Als der Wirth seinen Gast zu seinen Füßen sah und dergleichen Ne den vernahm, betrachtete er ihn

mit Verwunderung, ohne zu wissen, was er thun oder sagen solle.

Ec bat ihn,

daß er ausstehn

möchte, welches jener aber versagte, bis der Wirth

ihm die Gabe bewilligte, uni die er stehte.

Ich

erwartete von Eurer Großmüthigkeit nichts an­ ders, mein gnädiger Herr, antwortete Oon Qui­ jote, ich verkünde Euch also, daß die Gabe, um

die ich gesteht habe, und die mir Euer liebreicher Sinn

srüh

bewilligt,

darin

besteht,

daß Ihr mich

vor Tage zum Ritter schlagen mögt, und.

daß ich in dieser Nacht in dec Capelle EuceS Ca­ stells die Waffen bewachen dürfe; mit der Frühe

wird dann mein höchlichster Wunsch erfüllt, da­ mit ich, wie es sich gebührt, in alle vier Theile

der Welt ziehen könne, Abentheuer aufzüsuchen zum

Nutzen

der Hilfsbedürftigen, wie es

das

Amt der Ritterschaft und der irrenden Ritter ist, zu denen ich mich bekenne, und dessen Sinn zu solchen Thaten gerichtet ist.

Oer Wirth, der wie schon gesagt, ein Schelm

war, und wohl einigen Verdacht über die Ver­

standesabwesenheit seines war jetzt völlig davon

Reden hörte.

Gastes

überzeugt,

haben mochte, da

er diese

Um stch für die Nacht eine Lust zu

machen, nahm er stch vor, seiner Laune zu fol­

gen.

Er sagte also: daß er sehr gut das verstehe.

was

er wünsche und flehe, und daß dergleichen

Begehren sehr natürlich und schicklich für einen so trefflichen Ritter sei,

als er schiene und sein

heldenmürhiger An stand verkünde; er selbst habe

sich in seinen Jugendjahren einigen

ehrenvollen

Übungen ergeben, sey gleichfalls verschiedene Theile der Welt durchzogen, seine Abentheuer aufzusu­

chen, sey in den Herbergen von Malaga bewan­ dert, in den Inseln von Riaran, in der Gegend von Sevilla, auf dem kleinen Markte von Ss-

govia, in dem Olivengarten von Valenzia, im-

gleichen auf dem ])sa£e von Grenada, am Ilser von San Lucar, unter den Rittern von Cordova, den Schenken von Toledo und andern verschie-

denen Gegenden, wo er die Gewandheit seiner

Füße iinfr die Geschicklichkeit seiner Hände sehen las­ sen, dort sey ihm vieler Unglim^s geglückt, dort habe er manche Wittwen gewonnen, einige Jungfrauen

berückt und wenige Unmündige betrogen; kurz er habe sich tausend Menschen und vielen vornehmen

GerichtShösen durch ganz Spanien bekanntgemacht; letzlich

aber habe

er

sich

entschloffen,

sich in

dieses sein Castell zurückzuziehn, wo er mit feinem Vermögen und fremden Haushalte, alle irrenden

Ritter ausnehme, von was Art und Stand sie autfy sein möchten,

und darum auch

aus großer Liebe zu ihnen,

seine Haabe mit ihnen theile,

um ihre guten Absichten zu belohnen.

Er fuhi;

fort, daß er in feinem Castelle keine Capelle habe,

wo man die Waffen bewachen könne, weil er sie

mebergeriffen, um eine neue aufzuführen, daß er aber wisse,

daß man die Wache im Falle

der

Roth an jedwedem Orte halteri dürfe, und daß

ei’ also in dieser 97acht Hofe des

Schlosses

das Wachen in einem

verrichten

könne;

mit der

Frühe wolle er unter Gottes Beistand die nöthi­

gen Ceremonien so vornehmen, daß er ihm auf eine Weise den Ritterschlag geben wolle, wie ihn noch kein Stifter in der gangen Welt erhalten.

Er

fragte ihn ferner, ob er Geld mit stch führe? —

Don Quixote antwortete,

daß er keinen Heller

führe, weil er in den Gefchichtbüchern von fah­ renden Rittern niemals gelesen, daß irgend einer Geld

mit sich geführt habe.

Hierauf sagte der

Schenkwirt!), daß er sich irre, daß wenn es in -en Geschichtbüchern nicht stehe, eö den Autoren

geschienen, daß es nicht nöthig sey, von der Füh­ rung so unentbehrlicher Dinge zu schreiben, als Geld

und

reine Hemden waren,

daß

sie aber

darum niemals gezweifelt, ob die Ritter derglei­

chen bei stch gehabt: es sei auch zuverläßig und ausgemacht, daß alle irrenden Ritter (von denen so viele Bücher angefüllt sind) auf den Fall der

Roth immer eine gute Börse bei stch hatten, in­ gleichen Hemden, wie auch eine kleine Büchse mit Salben, um die Wunden zu heilen, die ste em-

pfangen

möchten;

denn

in

den

Feldern und

Wüsten, wo sie kämpften ifnb die Wunden em­ pfingen , war nicht immer jemand, der sie heilte,

wenn sie nicht irgend einen weisen Zauberer zum Freunde hatten, der sogleich zu Hülfe eilte, und durch die Lust in einer Wolke eine Jungfrau oder einen

Zwerg

mit

einem

so

köstlichen Valsam

schickte, daß man nur einen Tropfen davon zu

kosten brauchte,

um von

allen

Schmerzen und

Wunden so völlig zu genesen, als wenn man gar

keine Unpäßlichkeit empfunden.

Diejenigen aber,

die dergleichen Freunde nicht hatten, bei diesen

wandernden Rittern ist es als eine gewisse Sache anzunehmen, daß ihre Edelknaben mit Geld und

andern Nothwendigkeiten versehn gewesen, wozu

besonders Scharpie und Salben zum Verbinden

gehören: wenn es aber geschah, daß diese Ritter

ohne Edelknaben

waren (welches

aber in

der

That nur sehr selten der Fall war), so hatten sie

selber alles in sehr subtilen Schnappsäcken, die sie hinten auf dem Pferde hatten, daß es aussah, als

wär' es ein ander Ding von Wichtigkeit, denn aus obigen Gründen war es unter den irrenden Rittern nicht sonderlich üblich, selber Schnappsäcke zu füh­

ren.

Der Wirth rieth ihm noch einmal (da er ihn

schon wie seinen

angenommenen Sohn

ansähe,

welcher er auch binnen kurzem würde), daß er

nicht reisen solle, ohne Geld und die oorerwähn-

28

fen Nothwendigkeiten Bei sich zu haben» er würde sehen, von welchem Nutzen sie fein , wenn er es

am wenigsten gedächte. Oon Quixote versprach seinen Rath auf das

pünktlichste zu befolgen, und sogleich wurde auSgeniacht, daß er die 23 affen in einem Hofe be­ wachen

solle,

der zur (Seite

der Schenke

lag.

Oon Quixote nahm sie alle und legte sie auf einen Trog,

der neben

einem Brunnen

stand,

dann

nahm er seinen Schild, faßte die Lanze und sing

vor dem Troge an, mit edlem An stände auf und

abzugehn:

indem er diesen Spatziergang cm fing,

fing die Nacht an völlig hereinzubrechcn.

Oer Schenkwirth erzählte allen

die in der

Schenke waren, von der Thorheit seines Gastes, wie er die Sassen bewache und Hoffnung hege,

Lum Ritter geschlagen zu werden.

Alle verwun­

derten sich über diese seltsame Art von Narrheit, und betrachteten ihn von

weitem, wie

er mit

friedlichen Geberden einmal vorüberging, zurück­

schritt, stch auf die Lanze stützte und feine Augen auf die 23 affen heftete, ohne stch weit von ihnen zu entfernen.

Es war völlig Nacht, aber so Hel­

ler Mondschein^ daß alles, was der neue Ritter vornahm, ganz deutlich von allen gesehn wurde.

Es stel einem von den Maulthiertreibern, die in der Schenke waren, ein, seinen Thieren Was­

ser zu geben.

Er mußte dazu nothwendig Oon

29

Ouipotes 2Bafjren wegnehmen, die auf dein Troge stauben; ab et atü bi'efer ihn nahe kommen sah, rief er mit lauter Stimme: £) du, wer bu auch seist, übermüthiger Nitter, der du dich nahst, die Waffen des allertapfersten Irrenden anzurühren, den je ein Schwerdt umgürtete, stehe wohl zu, lvas du thust, berühre sie nicht, wenn du nicht dein Leben als Strafe deines Übermutheü vertie­ ren willst. — Oer Eseltreiber kümmerte stch um diese Neben nicht (aber für sein Wohlbestnden wäre eS bester gewesen, wenn er stch darum ge­ kümmert hatte), sondern nahm die Waffen herun­ ter und lvarf ste eine große Strecke weit von stch. Als Oon Quirote dieses erblickte, schlug er die Augen zum Himmel und richtete draus seine Gedanken wie es schien zu feiner Gebieterinn Ouleinea, und sprach: Helft mir, Gebieterinn, in dieser ersten Gefährdung, die stch dem Euch unterworfenen Herzen darbeut; entzieht mir nicht in diesem ersten Wtagestück Eure Gunst und Hülfe. Indem er dies und andre dergleichen Dinge sprach, warf er den Schild weg, faßte mit beiden Händen die Lanze und gab den Eseltreiber einen so gewal­ tigen Schlag auf den Kopf, mit welchem er ihn so behende auf den Loden hinlegte, daß, wenn noch

ein zweiter Schlag gefolgt wäre, jener keines Wundarztes zu seiner Heilung bedurft hätte.

Nachdem dies gethan war, sammelte er die Waffeu

aO wieder auf und fuig wieder an, mit derselben Ge­ müthsruhe,

auf und abzugehn.

wie erst,

Kurz

nachher, ohnezu wissen was sich Zugetragen (denn der erste Eseltreiber lag

noch

ohne Bewußtseyn

auf dein Boden), kam ein Andrer, in der nemlichen Absicht, seinen Maulthieren Wasser zu geben; er

machte Anstalt, die Waffen herab zu werfen, um

den Trog frei zu machen. ein Wort zu

sprechen

Oon Quixote, ohne

irgend jemand

und

um

seine Gunst zu stehen, warf zum zweitenmale den Schild weg, ergriff zum zweitenmale die Lanze,

und

ohne

zweiten

weitere

Umstande

Eseltreiber mehr als

schlug

dreimal

er

dem

auf den

Kopf, und eröffnete ihn an vier unterschiedlichen

Stellen.

Auf das Geschrei

Schenke

zusammen und

der Schenkwirth.

liefen alle aus der

unter diesen

war auch

Als Don Quixote sie sah, faßte

er seinen Schild, legte die Hand aus seinen Degen

und sprach: O Herrinn der Schönheit! Kraft und Starke meines schwachen Herzens! zu dieser Frist

wende die Augen deiner Größe auf deinen gefan­

genen Nitter, dem ein furchtbares Abentheuer be­ vorsteht! — Hiedurch wurde, nach seinem Urtheil,

sein Gemüth so erfüllt, daß er nicht einen Fuß­ breit gewichen Ware, wenn ihn auch alle Eseltrei­

ber in der Welt angegriffen hätten. Als die Geführten der Verwundeten derglei­ chen sahen, singen sie an nach Oon Quixote au»

der Ferne mit Ctcmcn zu werfen, wogegen er

fi'rfj soviel es ihm möglich war mit seinem Schilde

verwahrte, eS aber dabei nicht wagte, Den Trog zu verlassen, um seine Waffen nicht unbeschirmt zu lassen.

Oer Schenkwirth rief, um sie abz uh al­

ten, dazwischen, er habe es ihnen vorher gesagt,

daß er narrisch sei, und daß ihn seine Narrheit frei sprechen würde, wenn er sie auch alle um­

brächte.

Oon Quijote aber schrie noch lauter un­

nannte sie alle Verräther und Nichtswürdige, der Herr des Eaffells aber sei ein seiger und schlecht­

gearteter Ritter, weit er eS dulde, daß man also

gegen irrende Dufter verführe; sobald er den Or­

den der Ritterschaft empfangen,

wolle er auch

über seine Vrrratherei mit ihm Rücksprache neh­ men ; — was aber Euch übrigen betrist, fuhr er

fort, so seid ihr gemeines Gesindel, auf welches ich gar nicht weiter achte, werft,

nähert Euch,

kommt heran und beleidigt mich, soviel ihr könnt,

ihr sollt den Lohn empfangen, der eurem Unsinn

und Aberwitz gebührt. so vieler Kühnheit,

Oiese Worte sprach er mit

daß alle die

von Furcht befallen wurden. die

Überredungen

des

ihn an griffen,

Hiedurch, und durch

Echenkwirths

bewogen,

hörten sie auf zu werfen, er aber erlaubte den Verwundeten sich wegzubegeben und kehrte dann

zur Bewachung seiner Waffen mit eben der Ruhe und Friedlichkeitzurück, mit welcher er sie begonnen.

Dem Scheukwirthe mißfielen die Possen seines Gastes, er beschloß also, sie abzukürzen und ihm lieber sogleich den fatalen Ritterorden zu ertheilen,

ehe noch mehr Unheil daraus erwüchse.

Er ging

also zu ihm und entschuldigte sich über die Belei­ digung einiger pöbelhaften Menschen, die sie ganz

ohne sein Mitwissen verübt, weshalb er sie auch gezicn'.lich ihres Ubermuthcs halber gestraft habe.

Er wiederhohlte, was er ihm schon gesagt hatte, daß er in seinem Eastelle keine Capelle habe, daß

sie aber zu dem, was noch zu thun, wenig von

nöthen sey;

alles was zur Feierlichkeit gehörig,

bestehe hauptsächlich im Nackenschlage Hand,

mit

der

und im Schulterschlage mit dem Degen,

so viel ihm von den Eeremonien deS Ordens mit-

wissend sei, und daß dies mitten aus dem Felde vollbracht werden könne; mehr als genug habe er in der Bewachung der Massen gethan, zu

z,wei Stunden hinreichend wären,

der

aus welche er

aber mehr als vier aufgewandt habe.

Don Qui­

jote glaubte dies alles und antwortete,

daß er

sogleich bereit sei zu gehorchen und daß er alles so schnell als möglich

beendigen

möchte,

denn

wenn man ihn wieder an griffe und er schon zum bitter geschlagen sei, er keine Person im ganzen Castell lebendig zu lassen gedenke, diejenigen auSgenonimcn, die er ihm nennen würde, und die er

aus Achtung gegen ihn verschonen wolle.

Dieser

Dieser kluge und vorsorgliche Eastellan nahm

sogleich ein Buch, in welchem er seinen Häcksel und die Gerste für die Eseltreiber anschrieb, und ging so

und mit einem Jungen,

der ein Endchen Licht

trug, und mit den beiden oben genannten Jung­ frauen zu Don Quijote hin.

Diesem gebot er,

stch auf die Kniee nieder zu lassen, und indem er in seinem Manuale las (als wenn er ein andäch­ tiges Gebet hersagte), erhub er unter dem Lesen

die Hand und gab ihm einen guten Schlag an den Hals,

hierauf einen zierlichen Nückenfchlag

mit seinem eigenen Schwerdte,

indem er immer

zwischen den Zähnen murmelte, als wenn er et­ was hersagte.

Dann befahl er der einen Dame,

ihm das Schwerdt umzugürten, die es auch mit

vieler Artigkeit und ziemlichem Anstande that, ob sie gleich große Mühe hatte, bei diesen Eeremonien nicht in ihr erstes Lachen wieder zu verfal­

len;

doch hielten die Tapferkeiten,

die sie den

neuen Nil ter verüben gesehn, die Lachlust in ihre

Schranken zurück.

Indem sie ihm das Schwerdt

umgürtete, sprach die wackre Dame: Gott mache Eure Gnaden zu einem

glücklichen

gebe Euch glückliche Kämpfe.

dritter und

Don Quijote fragte

nach ihrem Gramen, um zu wissen, wem er für die empfangene Vergünstigung verbindlich, weil

er gesonnen, ihr einen Theil der Ehre, die ihm die Tapferkeit seines Arms erwerben würde, abDon Quijote. I.

E

J4

zutreten. man

Cie antwortete mit vieler Demuth, daß

e Tolosa nenne, sie sei die Tochter eine-

Pfand - Lehnerü

zu

Toledo

gebürtig,

den Bleichen von Eanchobienaya daß sie ihm in allen, nen, und

worin

jetzt aus

ansäßig, und

er befehlen,

ihn für ihren Herrn

die­

erkennen wolle.

Don Quixote antwortete, daß sie sich aus Liebe zu ihm künftig Fräulein möge nennen lassen, und

das Lehn vor ihrem Nahmen setzen, mithin sich

also Lehnsräulein zu Tolosa nennen

solle.

Sie

versprach eö ihm, und die andre befestigte ihm die Sporen, mit der dasselbe Gespräch, wie mit

der Schwerdt-Oame begann. Er fragte nach ihrem Nahmen, und sie sagte, daß man sie die Müllerinn

nenne, denn ihr Vater sey ein angesehener Müller zu Antequera.

Don Quixote bat sie gleichfalls,

daü Don vorzusetzen, und sich Donna Müllerinn zu nennen, indem er ihr Dienste und Dankbar­

keit anbot. schnell und eilig diese unerhörten

Nachdem Ceremonien

beendigt

waren,

konnte Don Qui­

xote die Zeit nicht mehr erwarten, sich auf dem

Pferde zu sehn, um auszuziehn und Abentheuer

aufzusuchen. stieg

ihn

er ihm so

Er lief sogleich zum Nozinante, be­ und

umarmte

seinen Wirth,

wunderliche Dinge sagte,

indem

und seine

Verbindlichkeit, daß er von ihm zum [Ritter ge­

schlagen, so erhöhte, daß es stch nicht wiederholen

und

erzählen

Oer Schenkwirts), um

läßt.

ihn

nur bald aus seiner Schenke zu wissen, antwor­ tete eben so rhetorisch, aber kürzer, und ließ ihn,

ohne seine Zehrung zu verlangen, auf gut Glück fortziehn.

Viertes Was

Kapitel.

unserm butter begegnete, als er die Schenke derlieft.

Mt Tagesanbruch

verließ Don Quijote

die

Schenke, so zufrieden, vergtiügt und hoch erfreut,

sich als Diitter zu sehn, daß er fast vor Entzücken

seines Pferdes zerriß.

den Sattelgurt

Er erin­

nerte sich aber des Raths seines Wirthes, in An­ sehung

mit

der nothwendigen

sich

Hemden,

führen und

solle,

beschloß

Erfordernisse, die er vorzüglich

Geld

und

also nach Hause zurück

zu gehn, um sich Zugleich mit einem Edelknaben

zu versorgen, wozu er einen Bauer, seinen Rach-

bar, bestimmte, der arm war und Kinder hatte,

ihm aber zum Dienste eines Edelknaben der Rit­ terschaft vorzüglich tauglich schien. Mit diesen Vorstellungen lenkte er den Ro-

zinante nach der Gegend seines Dorfes zu, der,

sls wenn er diese Abstcht verstünde, mit solcher C 2

Bereitwilligkeit zu laufen anfing, daß es schien,

als wenn seine Leine den Loden nicht berührten. Er war noch nicht weit geritten, als es ihm vor­

kam,

wenn

als

rechts aus einem Gebüsche die

schwache Stimme einer Person ertöne, die Klagen

führe.

Kaum

hatte

er fie

vernomnien, als

ec

sprach: Ich danke dem Himmel für die Gnade, die er mir wiederfahren

läßt,

indem er mir so

schnell Gelegenheiten vorführt, die Pflichten mei­ nes Standes zu erfüllen,

und die Früchte mei­

nes edlen Entschlusses einzusammeln; ohne Zwei­

fel rühren diese Klagen von einem Genothdrängten

oder einer Icothgeängsteten her, die meiner

Liebe und Hülfe benöthigt find. —

Er lenkte zu­

gleich deü Zügel und ritt mit dem Nozinanre da­

hin, woher ihm die Stimme zu konimen schien.

Als er im Gebüsche nur wenige Schritte gemacht hatte,

sah

an einem

er

eine

Stute

an

einer

Eiche,

andern Eichbaume aber einen Jun­

gen gebunden, der von den Schultern bis zu den Hüften nackt war, ohngefähr fünfzehn Jahr alt

sein mochte und eben derjenige war, der Klagen geführt hatte, und das nicht ohne Grund, denn

ein Dauer von starkem Ansehn gab ihm mit einem ledernen Riemen häufige Streiche und begleitete

jeden Streich mit einer Warnung und einem Ra­ the, indem er sagte r Oie Zunge laß still bleiben, aber die Augen müssen munter sein.

Oer Junge

antwortete:

Ich will cd nicht wieder thun, lie­

ber Herr, um Gottes Barmherzigkeit, ich will es nicht wieder thun, ich verspreche, künftig auf das

Vieh mehr Acht zu geben.

Als Don Quiz-ote sah was vorging, rief ec mit

erhabener

(stimme:

Ungezogner

Ritter!

schlecht geziemt es sich, diejenigen zu bekämpfen die sich nicht vertheidigen können; besteigt schnell

Euer Roß und ergreift Eure Lanze (denn für eine

Lanze sah er daö an, was er an der Eiche ge< lohnt fand, an der die Stute festgebunden toür)>

damit ich Euch zeige daß es Schändlichkeit sei, also zu verfahren. — Oer Bauer, der diese ganz gehar­

nischte Gestalt über sich erblickte, die ihm mit der

Lanze vor dem Gesichte focht, hielt sich schon für todt und antwortete mit bittender Stimme: Herr

Ritter, der Junge, den ich da abstrafe, ist mein Knecht, der eine Heerde Schafe hüten soll, die

ich hier in der Gegend halte; aber er ist so un­

achtsam, daß mir jeden Tag ein Stück fehlt, und darum bestrafe ich seine Unachtsamkeit und Bos­ denn er sagt, ich thue es aus Geiz, um

heit,

ihm den Lohn nicht zu bezahlen,

schuldig bin, aber bei Gott und

den ich ihm

meiner Seele, er

lügt es. Lügen!

Bube?

in meiner Gegenwart, du gemeiner

ries Oon Quipote aus, bei der Sonne,

die uns bescheint, ich renne dich durch und durch

mit dieser Lanze, wenn du ihm nicht ohne Wider­ spruch bezahlst, oder bei dem Gotte, der unS schirmt und schützt, ich vernichte dich augenblicklich; sogleich binde ihn los! Oer Bauer hing den Kopf, und band, ohne ein Wort zu sagen, seinen Knecht IoDiesen fragte Don Quirote, wie viel sein Herr ihni schul­ dig sei, worauf dieser antwortete: Neun Wonate, und jeden Rkonat sieben Realen. Don Ouizwte rechnete eö zusammen und fand daß die Summe drei und sechzig Realen betrug, er befahl hierauf dem Bauer, sie sogleich auszuzahlen, falls ec nicht umkommen wolle; der erschrockne Bauer ant­ wortete, so gewiße er da stehe und geschworen habe (ob ec gleich gar nicht geschlvoren halte), es betrage nicht so viel, denn man müsse die Kosten von drei Paar Schuhen abrechnen, die er ihm gegeben, eben so einen Real für zwei Ader­ kasse, die er ausgelegt habe, als er unpaß gewe­ sen. Dein niag also sein, antwortete Don Ouifote, aber was die Schuhe und die Aderlässe be­ trifft, so magst du ste für die Streiche abrechnen, die du ihm unverschuldet gegeben hast; hat er das Leder deiner von dir bezahlten Schuh zerrissen, so hast du dafür dasjenige seines Körpers zerris­ sen; hat der Barbier ihni Blut abgezapft, da er krank war, so hast du es ihni in seiner Gesundheit abgezapft; dafür ist er dir also nichts schuldig.

3iJ

OaS Unglück, Herr Ritter, ist nur, daß ich

kein Geld bei mir habe, tpifl aber Andres nur mit mir nach Hause kommen, so ivill ich ihm einen

Real auf dem andern bezahlen. R?it ihm

gehn!

rief der Junge,

schönen

Dank; nein, mein Herr, daran ist nicht zu den­ ken, denn wenn er mich allein hatte, so wurde

er mich schinden wie einen Sanrt Bartholomäus.

Furchte

nichts,

antwortete

Don

Quipote,

genug, daß ich cs ihm bei seiner Ehrfurcht gegen mich gebiete, er soll mir bei dem Orden der Rit-

terschast, den er empfangen, schwören, dich srei

zu lassen und den Lohn gewiß zu bezahlen. Seht wohl

zu,

gnädiger Herr, was Ihr

sprecht, antwortete der Bursche, denn mein Herr ist kein Ritter,

und hat auch gar keinen Orden

der Ritterschaft empfangen,

denn

er ist ja der

reiche Hans Oickbauch, der Rachbar von Quin­

ta na r. Das hindert wenig, antwortete Don Quipote,

auch Oickbäuche können Ritter sein, um so mehr, da jedermann der Sohn seiner thaten ist.

Das ist wahr, jagte Andres, aber Dun was für Thaten ist mein Herr

ein

Sohn,

der

mir

meinen Lohn, meinen sauer verdienten Schweiß verweigert?

Ich verweigre dir ihn nicht, Freund Andres, antwortete der Bauer, und wenn du nur mit mir

4° kommen willst, so schwör ich dir bei allen Orden

der Ritterschaft in der Welt, ich will dir bezah­ len wie ich gesagt habe, einen Real auf den an­ dern, und obenein (unter blank geschliffene.

Auf die Gefchliffcnheir bestehe ich nicht, sagte Don Ouirote, wenn Ihr ihm nur Realen gebt,

so bin ich

damit zufrieden;

trachtet aber,

daß

Ihr es vollsührt, wie 3s;r geschworen habt, sonst schwöre ich bei dem

nehmlichen

Eide,

das;

ich

Euch wieder aufsuche und züchtige, und das ich

und

Euch wiederstnden werde,

wenn Ihr Euch

auch bester als eine Eidechse verbergen

könntet.

Wenn ihr aber wissen wollt, wer Euch dies ge­ beut, um desto mehr Grund zu haben Euer Ver­

sprechen zu vollführen, so erfahrt:

Ich bin der

tapfere Don Quixote von la Mancha, der Ver­ nichter jeglicher Ungebühr und Beschwer und so­

mit Gott befohlen: vergiß nicht, was du verspro­ chen und geschworen, bei Strafe der angekündig-

ten (Strafe. Mit diesen Worten gab er seinem Rozinante

die Sporen und verließ sie.

Oer Bauer folgte

ihm mit den Augen, und da er bemerkte, daß er das Gehölz verlassen und nicht mehr zu ersehen

war, wandte er stch zu

seinem Knechte Andres

und sagte: Run komm, mein Sohn, daß ich dir bezahle was ich dir schuldig bin, wie es mir der

Dernichter

aller

Ungebühr

geboten

hat.

Ich

4*

schwöre Euch, sagte Andres, thut Ihr nicht, was der gnädige Herr, der wackre Sutter Euch bejoh-

len hat (der tausend Jahre leben möge) und der

eben

so

tapfer als verständig ist,

beim Csanct

NochuS schwör ich Euch, bezahlt Ihr nicht, so such' ich ihn wieder ans, damit er das thut, was

Ich schwöre dir ebenfalls, sagte

er gesagt hat der Dauer,

daß ich für das Gute,

das ich dir

Wunsche, noch die Echuld zu vergrößern Wunsche, um die Bezahlung zu vergrößern.

Er nahm ihn

zugleich beim Arm und band ihn wieder an die

Eiche, worauf er ihm so viele Hiebe gab, daß er ihn halb todt schlug.

Sinn Freund Andres, sagte

er dabei, ruft doch nun t>en Vernichter jeglicher Ungebühr,

und

seht,

wie er diese

vernichten

wird, ich glaube Euch geschieht noch nicht genug;

denn ich habe fast Lust, Euch das Fell abzuzieh??. wie Ihr sagtet.

Endlich band er ihn doch foj,

und gab ihm die Erlaubniß, seinen Nichter auf­

zusuchen,

strecken.

um

daS gesprochene Urtheil zu

voll­

Andres ging erbost hinweg und schwur,

sogleich den tapfern Don Quixote von la Mancha aufzusuchen, ihm alles, was vorgefallen fei, aufs

genaueste zu erzählen, um stch alles siebenfach be­ zahlen zu lassen.

Aber er ging dennoch weinend

fort und sein Herr lachte. Also vernichtete der tapfre Don Quixote die Ungebühr und war über diesen glücklichen En'olg

Ungemein vergnügt, er glaubte feine Ritterschaft auf die schönste und edelste Weise nngetreten zu

haben, und indem er mit großer Selbstzufrieden­ heit den Weg nach feinem Dorfe sortsetzre, sagte rr mit halblauter Stiw.me: Ösiid’sid) kannst du dich vor allen preisen , die auf der chrde leben, o

du, vor allen Schönen schönste Dulrinea von Xobofo, da dir unternwrfen und gän stich zu Ge­ bote ist ein so tapfrer und überaus berühmter Ritter, wie ist und seist, wird Don Dnirote von la Mascha, der, wie i)ie QBest lveiß, den Ritteror­ den erst empfangen, und schon das schwerste Un­ recht und Ungebühr gemildert hat, -das jemals die Unvernunft ersann und die Grausamkeit auüübte! Ich schlug die Geißel aus der Hand die­ ses unmenschlichen Feindes, der ganz ohne llrsach den zarten Knaben zerfleischte.

Unser diesen Betrachtungen kam er auf eine Stelle, wo stch der Weg in vier andre theilte, und sogleich stelon ihm die Kreuzwege ins Ge­ dächtniß, an denen die irrenden Ritter still hiel­ ten, um zu überlegen, welche Straße sie nehmen sollten; in Nachahmung ihrer, hielt er gedan­ kenvoll still, und nachdem er genug, geson­ nen , ließ er dem Rozinante den Zügel, um dem Willen seines Gaules feinen eigenen zu unterwer­ fen , der auch feiner vorigen Absicht folgte, sich nehmlich nach seinem Stalle zu begeben. Als

Don Quixote

ohngefähr zwei

Nl-.'isen

geritten

war, crbliiEtc er eine Anzahl Menschen, die, wie sich nachher auswies, Kausieute ans Toledo wa­ ren, die nach Murzia gingen, uni Seide einzu­ Es waren sechs 32idnncr, die mit Son­

kaufen.

nenschirmen reiften, ihnen folgten vier Bediente,

ebenfalls beritten, und drei Burschen |u Fuß für

die Maulesel. entdeckt,

Kaum hielt

so

neues Abentheuer.

hatte

er dies

Er

sie Don Quixote

auch

schon

besirebte

sich,

für

ein

sv

viel

ihm möglich, alle Denkwürdigkeiten, die er in fei­ nen Büchern gelesen, nachzuahmen, und endlich

traf

lich

er

auf

ein Ding,

angebracht schien.

das

ihm

hier schick­

Er setzte sich also mit

edlem und kühnen Anstande in den Steigbügeln hielt

fest,

die Lanze bereit,

bedeckte mit dem

Schilde die Brust und lagerte sich dann in der

Mitte

des Weges,

weil er glaubte,

daß dort

die irrenden Ritter vorbeikommen müßten, denn daß sie dergleichen sein müßten, zweifelte er nicht.

Als sie so nahe gekommen, daß sie ihn sehn und

hören konnten, erhub Don Quixote die Stimme und sprach mit kecker Eeberde: alle Welt sei hier angehalten, wenn nicht alle Welt bekennt, daß

in aller Welt keine schönere Dame lebe, als die Kaiserinn von la Mancha ist, die unvergleichbare

Oulrinea von Tobpso.

Oie Kausieute hielten still nm die Worte zu

44 hören und die seltsame Gestalt zu beschauen, die

sie her fugte, und au 6 Dieser Gestalt und den 2i3on

ten merkten sie sogleich Die Rarrheit Dessen, dem bei Des angehörte

Sie wollten aber gern erfah­

ren, warum ihnen Dergleichen

fordert werde,

estanDniß abge-

und einer von ihnen,

Der

gern

spottete und dabei wchig war, sag.-e: HerrRitter, wir alle kennen Die g^te Oame nicht, von Der ihr sprecht, zeigt sie

uns, und

ist sie so schön wie

Ihr behauptet, so wollen wir sreitvillig unD ohne

allen Zwang Die Wahrheit bekennen, die Ihr von

unü fordert.

Oon Ouipote, was hättet ihr dann gethan, eine so 213enii ich sie Euch

zeigte,

bekannte Wahrheit zu gestehn?

antwortete

Es ist von Nö­

then, Das; Ihr es ohne zu sehn glaubt, gesteht,

behauptet, beschwört und Dafür kämpft; wo nicht,

so beginnt Der Streit, ungezognes und stolzes Volk, einen nach Dein unDcrn will ich bestrafen, wie es sich nach Den NittergeseHen ziemt,

oder

Euch alle zugleich bekämpfen, wie es Sitte und übler Gebrauch unter Gesindel von Eurem Gelich­

ter ist,

als wofür ich Euch halte und erkenne,

indem ich der guten Sache vertraue, Die auf mei­

ner Seite ist.

Herr Ritter,

antwortete Der Kaufmann, ich

flehe Euch im Rahmen aller Dieser Prinzen, wel­ ches wir stnD, daß Ihr unser Gewissen nicht be-

schweren mögt, und uns eine Sache, die wir nie sahen, nie hörten, bekennen laut, die so sehr zum

Nachtheil aller Kaiserinnen und Königinnen Dom

platten Land und GfirimaiDura aus fallen dürste; aber Euer (Gnaden sei nur von der Güte, uns ein

Dildniß

dieser J." ante zu zeigen,

tuiire es auch

nur so g oß als ein Waizenborn, denn wenn man dem Faden

nachgeht,

so

slndet man auch den

Knäuel, und damit woll n wir uns dann zufrie­ den stellen,

und auch Euch Genüge leisten; ich

glaube selbst, daß wir alle schon für sie st'nd, und

wenn man auch aus dem Dädniße sahe, daß das

eine Auge schief sei,

und

ihr aus dem andern

3iniipber und Schweself!ein triefe, so wollen wir

demungeachtet, um Euch gefällig zu sein, alles zu ihrem Gunsten sagen, was Ihr nur verlangen

werdet. ,

Juchts fließt l niederträchtige Bestie, rief Don

Quijote im Zorne en bräunt,

nichts fließt, sag'

ich dir, was du behauptest,

außer Ambra und

Z beth

zlvischen

Seiden,

nichts ist schief,

oder

tucktich, sondern sie ist gerader als eine Spindel von Guadarrama; aber Ihr sollt die schreckliche

Lästerung

bezahlen,

die Ihr gegen

die große

Schönheit meiner Dame ausgestoßen habt.

Mit diesen Worten legte er die Lanze gegen

den, der gesprochen hatte, ein, und rannte mir

solcher Wildheit und Wuth auf ihn zu, daß wenn

46

es sich nicht so glücklich getroffen hätte, daß Rozinante mitten im Wege gestolpert uni) gefallen

wäre,

es wohl dem

übermüthigen Kaufmanns

übel ergangen fein möchte. rollte feinen Herrn

hinein.

Nozinante stürzte und

eine gute Strecke ins Feld

Dieser gab sich Mühe aufzustehn, aber er

vermochte es nicht, so hinderte ihn die Lanze, der Schild, die Sporen, der Helm und daü Gewicht

der alten Rüstung.

Indem er sich bestrebte auf­

zustehn, und es doch nicht konnte, rief er: Flieht nicht, feiges

Gesindel,

elendes

Gesindel!

ver­

nehmt, daß ich nicht durch meine Schuld, sondern

durch Schuld meines Pferdes hier liege.

Als einer

von den Maulthierjungen, der nicht sonderlich auf­

geräumt war, den armen Umjefnllnen diese Schmä­ hungen sagen hörte, konnte er dies nicht leiden,

ohne ihm eine Antwort auf die Schultern zu geben. Er ging hin zu ihm, nahm feine Lanze, zerbrach sie in mehrere Stücke und mit dem einen davon sing

er an, unserm Don Ducote so viele Schläge zu

geben, daß er ihn unter der Last und dem Drucke

feiner Waffen wie Getreide mahlte.

Seine Her­

ren riefen ihm zu, daß es genug fei und er ihm lassen möchte, aber der Junge war einmal erbit­ tert, und wollte das Spiel nicht verlassen, ohne alle feine Forcen

also auch

die

rein

übrigen

auszufpieten, Stücke

er nahm

Der Lanze und

zerschlug sie alle auf den elenden Niedergestürzten,

der während des UngewitterS von Schlägen, das auf ihn nieuerficl, nicht das Maul hielt, sondern

dem Himmel, der Erde, und den Straßenräubern drohte, wofür er sie hielt. Oer Junge wurde inüde und

die Kaufleute

setzten ihren Weg fort und halten noch viel von

Als dieser

dem armen' Geprügelten zu sprechen.

sich allein sah, versuchte er es von neuem, sich

aufzuheben; aber da es ihm unmöglich siel, als

er gesund und wacker war, wie konnte er es jetzt,

so zermahlen und zerprügelt ausrichten?

Dabei

aber pries er sich doch glücklich, denn er hielt dies für ein Unglück,

das

nur den irrenden 5'cittern

eigenthümlich sei, wobei er alle Schuld auf sein Er konnte sich aber durchaus nicht

Pferd schob.

aufheben, denn er war am ganzen Körper zer­ schlagen.

Fünftes

Kapitel.

Fährt fert von item Unfälle unsers Inders zu erzählen.

Da

er sich

nun

gar

nicht

konnte,

bewegen

so versiel er endlich auf sein gewöhnliches Mit­ tel,

nehmlich

Büchern zu

eine

an irgend eine Stelle denken.

vom Balduin

Sein

Zorn

in

brachte

ins Gedächtniß,

und

seinen ihm

vorn

48

Markese von Mantua, als Earlok den Balduin Diese Geschichte ken­

verwundet im Gebirge ließ.

nen die Kinder, die Jugend weiß sie, die Alten rühmen und glauben sie, und sie ist auch außer­

dem so wahrhaftig, als die Wunderwerke Mahomets

Dieser Umstand schien

find.

es

ihm

auf

seine Lage am meisten passend zu sein, er walzte sich daher mit deni Ausdrucke eines großen Schmer­

zes auf der Erde herum, und sagte mit schwacher Stimme alles

was

der

verwundete Ritter im

Walde sagt: Wie kömmt es doch, Gebiet'rinn mein

Daß dich mein Leid nicht schmerzt?

Du magst wohl ohne Kunde sein, O'r hast die Treu verscherzt.

So

fuhr

er in

der Romanze bis zu den Ver­

sen fort: O du Marques von Mantua fein. Mein Ohm, verwandtes Herz?

Es traf sich, daß bei diesen Versen ein Dauer aus seinem Dorfe und

fein

Rachbar,

vorüber­

ging, der einen Sack Korn zur Mühle gebracht

hatte.

Als dieser einen Maiin auf dem Doden

lieg n sah, ging er zu ihm hin, und fragte ihn, wer er sei und was überaus betrübt

ihm

anstelle.

fehle, daß er sich so

Don Quirote glaubte

fest, daß dieser der Marques von Mantua, sein Ohm sei, und antwortete also nichts weiteres, als

daß

49 daß er in der Romanze fortfuhr, in der er fein Unglück und die Liebe des Kaiserssohns zu feinem Gemahl oortrug, ganz so, wie es die Ro­ manze besingt Oer Lauer stand verwundert da, als er dergleichen Unsinn hörte; er machte das Distr los, das von den Schlagen in Stücke ge­ gangen war, und reinigte ihm dann das Gesicht, das voll Staub lag. Er hatte ihn kaum ge­ säubert, als er ihn erkannte und ausrief: Ei Herr Qinxada! (dies war also sein Rahme, als er bei Verstände war, und stch aus einem fried­ liebenden Edelmanne noch nicht in einen irrenden Ritter verwandelt hatte) wer hat Euer Gnaden denn so zugerichtet? — Jener aber fuhr immer fort, auf alle Fragen mit der Romanze zu ant­ worten. Da dies der gute Mann sah, machte er ihm, so gut er es konnte, Brust und Rücken frei, um nachzusehn, ob er verwundet sei, aber er fand weder Blut noch eine Verletzung. Er bestrebte sich, ihn vom Boden aufzuheben, und mit vieler Mühe brachte er ihn auf seinen Esel, weil er dies für die bequemere Art von Reiten hielt. Oie Waf­ fen suchte er bis auf die Stücke der Lanze zusam­ men, und band sie auf den Rozinante, den er beim Zügel faßte, seinen Esel aber an einem Stricke führte, und so den Weg nach seinem Dorfe

antrat, sehr nachdenklich über den Unsinn, den er Don Quixote. I. O

Don Quixote sagen hörte.

Übler noch befand sich

Don Quixote, der sich zerschlagen und gequetscht kaum auf dem Lastthiere hatten konnte, und dann

Und wann einige Seufzer gen Himmel schickte, so

daß

der Dauer dadurch

von

neuem

wurde ihn zu fragen, was ihm fehle.

bewogen Es schien,

daß der Satan ihm alle Geschichten ins Gedächt­

niß brachte, die sich auf seinen Zustand paßten, denn nun vergaß er den Valduin und erinnerte

sich des Mohren Abindarraez, den der Comman­

dant von Antequera, Rodrigo de Rarvaez, stng und als Gefangenen nach feiner Festung führte.

Als ihn der Dauer also von neuem fragte, was ihm fei und wo eS ihm weh thue, antwortete er ihm mit den nehmlichen Redensarten, die der ge­

fangene Abencerraje gegen Rodrigo de Rarvaez führte, gerade so, wie ec die Geschichte in der Diana des Georg de Montemayor gelesen hatte, wo ste erzählt wird; er gebrauchte sie so zu seinem

Besten, daß der Dauer des Teufels werden wollte, so ein Gewebe von Albernheiten anhören zu müs­

sen.

Ec merkte abec daraus, daß sein Machbar

närrisch sei, und eilte behende nach dem Dorfe zu,

um nur des Verdrusses los zu werden, den ihm Don Quixote mit seiner weitläuftigen Geschichte

erregte.

Am Schluß derselben sagte dieser: Wis­

sen demnach mein gnädiger Herr Don Rodrigo

de Narvaez, daß diese ofterwähnte schöne Larisa

51

guc Stund

die fu/je Oulcinea von Toboso

nannt wird, um

derentwillen ich thue,

ge­

gethan

und thun will die berühmtesten Ritterthaten, die

die Welt je gesehn, steht und sehen wird! hieraus:

Dauer antwortete

Der

Sehn doch nur der

gnädige Herr, daß ich, bei meiner armen Seele! nicht Don Rodrigo de Rarvaez bin, auch nicht

der Wargues von NIantua, sondern Pedro Atonzo

Euer Machbar, so seid Ihr auch nicht Datduin und

Abindarraez,

sondern

der ehrenfeste Herr

Quijada. — Ich weiß, wer ich bin, antwortete Don Quijote, und weiß auch, daß ich nicht nur

was ich sagte sein kann, sondern auch alle zwölf

Pairs von Frankreich, und noch dazu alle neun Helden; denn alle ihre Thaten, die ste alle zusammen und jeder einzeln für sich gethan haben,

vergleichen stch nicht den meinigen. Unter diesen und ähnlichen Gesprächen kamen

sie gegen Abend an das Dorf, aber der Dauer

wartete, bis es stnster würde, damit man nicht den zerschlagenen Edlen als einen so übten Rit­

ter sehn möchte. däuchte,

zog

Als ihm nun die Zeit günstig

er in

das Dors hinein und nach

Don Quizwte's Wohnung, wo alles in Verwir­

rung Ortes,

war.

Oer Pfarrer und

der Darbier des

die Don Ouipote'g gute Freunde waren,

befanden stch dort, und die Haushälterinn sagte eben mit lauter Stimme:

Was sagt nun Eure O 2

52

Ehrwürden, Herr Licentiat Pedro Perez (so hieß

der Pfarrer), zu

meines

Herrn Unglück?

Seit

sechs Sagen ist er nicht zu sehen, nicht sein Pferd,

nicht die Lanze

und Schild,

Ich will nicht gesund

nicht die Waffen!

hier stehn,

wenn ich

eS

nicht weiß, und es ist eben so wahr, wie geboren werden um zu sterben, daß ihm seine verstuchten Nrrterbücher, die er immer laS, den Verstand ver­

rückt haben! Ich erinnere mich jetzt, daß ich ihn oft chabe sagen hören, wenn er für sich sprach, daß cc irrender Jutter werden möchte, und auöziehn, um

in

der

ganzen

Welt

Abentheuer

aufzusuchen.

Hole doch Satan und DarrabaS alle dergleichen

Bücher! denn sie haben den feinsten Kopf in der ganzen

la

Mancha

um

seinen

Verstand

ge­

bracht.

Oie Nichte sagte daS nehmliche und fügte

noch

hinzu:

Wißt, Meister Nicolas

(denn so

hieß der Barbier), daß mein Herr Oheim, wenn

er manchmal in

diesen unmenschlichen Unglücks-

büchern zwei Nächte und zwei Tage las,

am

Ende das Buch wegwarf, den Degen nahm und

auf die Mauer losfchlug, wenn er dann ermüdet war, sagte er, er habe vier Niesen, so groß wie

die Thürme, umgebracht, der Schweiß, den er

von der Anstrengung vergoß, behauptete er, sei

Blut aus den Wunden, die er in der Schlacht

empfangen

habe;

dann

trank

er schnell einen

großen Becher kaltes Wasser auS und

war gc
die er jetzt verließe, eine Insel gewon­ nen würde, über die er ihn 5um Statthalter setzen

wolle.

Auf diese und

ähnliche Versprechungen

(f°

verließ GknckS Pütts»

h^ß

der Dauer)

grtiu und Kinder und ward der Edelknabe seines

Don Quijote sorgte

Nachbars.

Geld anzuschaffen,

er

verkaufte

ferner

dafür,

also ein Stück,

verpfändete ein andres, alles aber in eiliger Un­ ordnung, und brachte so eine ansehnliche Summe

zusammen.

Er versah sich auch mit einen, Schilde,

den er von einen. Freunde borgte, verfestigte, ftr gut er konnte, seinen zerschlagenen Helm,

und

bestimmte seinem Edelknaben Sancho Sng

und

Stunde, wann er sich auf den Weg machen wolle, damit dieser

könne; vor

sich

mit allem Nöthigen versehen

allen Dingen

ab^ befahl er ihm,

einen Echnappsack mitzunehmen.

Jener versprach

ihn nicht zu vergessen, und daß er selbst einen Esel

mitnehmen wolle, der sehr wacker fei, denn er besitze nicht die Gabe,

viel zu Fuß zu laufen.

Oaü mit dem Esel verschnupfte Don Quipote ein

wenig, denn er überlegte sogleich, ob er st'ch ei­

nes irrenden Ritters entsinnen könne, der seinen Edelknaben

eselweise

beritten

mit sich

geführt,

aber nicht ein einziger kam ihm in die Gedanken:

doch bewilligte er demohngeachtet, ihn mitzunehnten, mit dem Vorsatze, ihn bald ehrenvoller be­

ritten zu machen, weil er Gelegenheit habe, dem

ersten unhöstlthen Ritter, der ihm aufstieße, sein Pferd zu

nehmen-

Er versorgte sich

auch

mit

Hemden und andern Dingen, dem Rathe zu folge.

7S

den ihm der Schenkwirth gegeben hatte. alles gethan und vollbracht,

Als nun

zogen sie in einer

Stacht, ohne daß Sancho von Frau und Kindern, oder Oon Quixote von Haushälterinn und Richte Abschied genommen, aus dem Dorfe aus, wobei sie kein Auge bemerkte, und sie so eilig reisten, daß sie mit Tagesanbruch sicher waren, nicht eingeholt

zu werden, wenn man sie auch aufsuchen sollte. Sancho Pansa zog auf seinem Thiere mit Schnapp­ sack und Schlauch wie ein Patriarch einher, in­ dem

er sich

schon

in seinen Gedanken als den

Statthalter der Insel sah, die ihm sein Herr ver­

sprochen hatte. Don Quixote war bemüht, wieder

einzuschlagen,

Steife genommen hatte, das Feld Montiel;

dieselben Wege

die er auf feiner ersten

und diese

gingen über

auf diesem zog er auch jetzt

fort und mit weniger Gefährlichkeit als das vo­ rige mal, denn da es früh Morgens war, so tra­

fen ihn die Sonnenstrahlen nur von der Seite und ermüdeten ihn nicht.

Indem sprach Sancho

Pansa zu seinem Herrn: schaut auch, Herr irrend

der Ritter wohl zu, daß Ihr des nicht vergeßt, was Ihr mir von wegen der Insel versprochen habt, ich will st'e gewiß statthaltern und wäre sie

noch so groß.

Hierauf erwiederte Oon Quixote:

Du mußt verstehn, Freund Sancho Pansa, daß es eine sehr gewöhnliche Sitte der alten irrendes

Autter war, ihre Edelknaben zu Statthaltern von Inseln oder Neichen zu machen, ö.e sie gewan­ nen, und ich bin fest entschlossen, daß durch mich

ein so edler Gebrauch nicht erlöschen soll, lieber denke ich darauf, ihn zu verbessern, denn oft, ja

vielleicht meistentheilü warteten sie, bis ihre Edel­ knaben alt waren, schon müde im Dienst und dec

bösen Tage und

der noch bösern Nächte über­

drüssig, dann gaben sie ihnen die Würde eines

Herzogs oder mindestens eines Markgrafen von

irgend einer Mark oder einer Provinz, nachdem jie groß oder klein war.

Aber wenn du lebst und

ich leben bleibe, so kann es wohl geschehn, daß ich innerhalb acht Tagen ein Neich gewinne, das

andre, daran hängende in sich begreift, und es mag dann zutreffen, daß du in dem einen von

diesen als König gekrönt wirst:

dieses ist auch

nichts Sonderliches, denn nachdem, was und wie alles den irrenden Nittern begegnet, das man weder

je gesehn noch sich vorstellen kann, kann es sich

gar leicht fügen, daß ich noch mehr gebe, als ich dir verspreche. Auf die

Art,

antwortete Sancho

Pansa,

wenn ich nun durch ein solches Wunderwerk, wie

Euer Gnaden da sagt, König würde, so würde Hanne Gutierrez,

meine Alte,

Königinn,

und

meine Kinder Jnfanten? Wer zweifelt denn daran? antworttte Don

Qui'rote.

Ich zweifle, sagte Sancho Pansa, denn wie eS mir vvrkömmt, wenn Gott auch KönigreichL

auf die Erde herunter regnen ließe, so paßte doch

keinS davon auf den Kopf der Marie Gutierrez. I7ein, Herr, nicht für einen Dreyer paßt sie sich zur Königinn, Grastn mag eher gehn, und auch

daS nur mit Gottes Beistand. Laß du alles Gott empfohlen fein, Sancho, antwortete Don Quixote,

dir geben,

der wird

was dir am besten zu steht, aber erniedrige dein Gemüth nicht so sehr,

Geringerm,

als

daß

du dich mit etwas

der Stelle eines

Gouverneurs

zufrieden flelltefl.

Das soll nicht geschehn, mein gnädiger Herr, antwortete Sancho, da ich vollends einen so treff­ lichen Herrn in Euer Gnaden

habe, der schon

weiß, was er mir geben soll, daü mir heilsam und zuträglich ifl.

Achtes Don dem guten

fpfe in

dem

Glücke,

Kapitel. welches

graulichen

der tapfre Don Qui«

und unerhörten

mit den Windmühlen hatte,

Abentheuer

nebst andern

Glücks«

füllen, die der Aufbewahrung würdig.

Indern sahen sie wohl dreissig bis vierzig Wind­

mühlen, die hier auf dem Felde stunden, und so

wie sie Don Quixote erblickte, sagte er zu seinem

Edelknaben: das Glück führt unsre Cache besser als wir es nur

wünschen

konnten,

denn siehe,

Freund Sancho, dort zeigen sich dreißig oder noch

mehr ungeheure Niesen, mit-denen ich eine Schlacht zu halten gesonnen bin und ihnen allen das Le­

ben zu nehmen; mit der Deute von ihnen wollen

wir den Anfang unsers Reichthums machen, denn

dies ist ein trefflicher Krieg und selbst ein Gottes­ dienst,

diese Brut vom Angesichte der Erde zu

vertilgen. Welche Riesen? fragte Sancho Pansa.

Die dn dorten siehst, antwortete sein Herr,

mit den gewaltigen Armen,

die zuweilen wohl

zwei Weilen lang find.

Seht doch hin, gnädiger Herr, sagte Sancho,

daß das,

was da steht,

keine Riesen, sondern

Windmühlen sind, und was

haltet,

für die Arme

sind die Flügel, die der Wind umdreht,

Ivodurch der Mühlenstein in Gang gebracht wird.

Es

scheint wohl,

antwortete Don Quixote,

daß du in Abentheuern nicht sonderlich bewandert

bist, es sind Riesen, und wenn du dich fürchtest, so gehe von hier und ergieb dich in einiger Ent­

fernung dem Gebete, indeß ich die schreckliche un­ ungleiche Schlacht mit ihnen beginne.

Mit diesen Worten gab

Rozinante die Sporen,

er

seinem Pferde

ohne auf die Stimme

ßo

seines Edelknaben

Sancho zn achten,

der ihm

noch immer nachrief, daß es ganz gewiß Wind­ mühlen und nicht Niesen waren, was er angrctV fen wollte.

Aber er war so fest von den Niesen

überzeugt, daß er weder nach der Stimme seines Stallmeisters Sancho hörte, noch stch zu sehn be­ mühte, bis er dem Orte, wo ste standen,

nahe

worauf er mit lauter Stimine

gekommen war,

rief: entstieht nicht, ihr feigherzigen und nieder­

trächtigen Creaturen!

ein einziger Nitker ist es,

der Euch die Stirn bietet.

Zugleich erhob stch

ein kleiner Wind, der die großen Flügel in Be­

wegung ward,

fetzte;

als Oon Quijote dies

fuhr er fort:

gewahr

Strecktet Ihr auch mehr

Arme aus, als der Riefe Vriareuü, so sollt Ihr

es dennoch bezahlen!

Und indem

er dies sagte

und stch mit ganzer Seele seiner Gebieterinn Oulcinea empfohl, die er stehte, ihm in dieser Ge­

fährlichkeit zu helfen, wohl oon seinem Schilde

bedeckt, in der Rechten die Lanze, sprengte er mit

dem Nozinante im vollen Gallopp auf die vor­ derste Windmühle los und gab ihr einen Lanzen­

stich in den Flügel, den der Wind so heftig herum­ drehte, daß die Lanze in Stücke sprang, Pferd

und Reuter aber

eine große Strecke über das

Feld weg geschleudert wurden.

Sancho Pansa trabte mit der größten Eilfer­

tigkeit seines Esels herbei, und als er hinzu kam, fand

ö'

fant) er, daß Oon Quixote sich nicht rühren konnte, so gewaltig war der Sturz, den Nozinante gethan hatte.

Gott steh uns bei!

sagte

Sancho,

sagte ich's Eure Gnaden nicht, daß Ihr zusehn

möchtet was Ihr thätet, und daß es nur Wind­ mühlen muß,

wären,

wer

nicht

die

auch

ja

jeder

kennen

selber welche im Kopfe hat!

*-t Gieb dich zur Nuhe,

Freund Sancho, ant«

wartete Oon Quixote, das ist Kriegeüglüek, das Jini meisten von allen Dingen einem ewigen Wech­

sel unterworfen ist; um so mehr, da ich glaube,

und es auch gewiß wahr ist, daß eben der weise Freston, der mir mein Zimmer und meine Dächer

geraubt hat, mir auch jetzt diese Niesen in Müh­ len verwandelt, um mir den Nahm ihrer Desie-

gung Zu entreissen. die er zu mir trägt! er

So groß ist die Feindschaft,

Aber endlich, endlich wird

doch mit allen seinen

bösen Künsten,

nichts

gegen die Tugend meines Schwerdtes vermögen!

Gott mag es so Pansa,

fügen, antwortete Sancho

indem er sich bemühte ihn aufzurichten;

worauf ec ihn auf den Rozinante setzte,

dessen

Glieder ausgerenkt waren und so verfolgten ste,

indem sie sich von dem überstandenen Abentheuer unterhielten, den Weg nach dem Hafen Lapiee.

Dort,

meinte Oon Quixote, müsse es viele und

mancherlei Abentheuer geben,

weil es ein so be­

suchter Ort sei; über den Verlust seiner Lanze war

Don ÜuifPCe- I

F

er sehr betreten und inbcm er darüber mit seinem Edelknaben sprach, sagte er: gelesen zu

haben,

daß

ein

Ich

erinnere neich

Spanischer

Diego Perez de DargaS genannt,

üB

bitter,

in einer

Schlacht sein Cchwerdt zersprang, er einen gewal­ tigen Zweig oder Ast von einer Eiche riß,

und

mit diesem am selbigem Tage solche Thaten ver­ richtete und so viele Mohren zerschlug, den

Zunahmen

daß

annahm,

des Zerschlägers

er von

welcher Gegebenheit sich auch späterhin seine Nach­ kommen Dargas und Zerschlägcr nannten. seS wird darum

erzählt,

Oie«

weil auch ich von der

ersten Steineiche einen Zweig abzureißen gedenke, der gerade so aewaltig ist,

wie jener,

und mit

welchem ich mir solcherlei Thaten zu thun in den Sinn gesetzt, daß du dich glücklich preisen wirst,

dazu auserlesen zu sein, sie änzuschauen. und ein

Zeuge von Oingen zu werden,

die man kaum

wird glauben können. OaS gebe Gott!

sagte Sancho, ich

glaube

auch alles, wie es Eure Gnaden da erzählt, aber setzt Euch

doch

ein

bischen

gerade,

denn

mir

dünkt, Ihr hängt so auf der Seite; das ist ge­ wiß noch ein Mahlzeichen von dem Falle.

Es ist wahr, antwortete Don Quixote, und

wenn ich aus Schmerz nicht klage, so geschieht es nur,

weil es irrenden Rittern

nicht ziemlich

ist, über irgend eine Wunde zu klagen und wenn

selbst die Eingeweide hindurch kämen.

Wenn dem so ist, so läßt sich nichts dagegen sagen, antwortete Sancho, aber das weiß Gott,

daß Ihr mir eine Liebe thatet, wenn Ihr klag«

tet, falls es Euch irgendwo weh thut;

von mir

kann ich versichern, daß ich mich über den aller­

kleinsten Schmerz beklage, wenn es stch nicht auf die Stallmeister der irrenden Ritter ebenfalls er­ streckt, daß sie nicht klagen dürfen.

Don Quipote.mußte über die Einfalt feines Stallmeisters lachen und antwortete, daß er stch

beklagen könne, wie und wie oft es ihm beliebe, denn er habe bis dahin noch nichts vom Gegen­

theil in den Vorschriften der Ritterschaft gelesen.

Sancho sagte, essen.

er bemerke,

daß es Zeit sei zu

Sein Herr erwiederte, daß er es noch nicht

bedürfe, daß er aber essen könne, so viel er wolle.

Wit

dieser Erlaubniß richtete stch Sancho

auf

seinem Thiere so bequem ein, als er nur konnte, er nahm aus dem Schnappsacke was er hineinge-

packt hatte und so folgte er reitend und estend seinem Herrn eine große Strecke, indem er von Zeit zu Zeit den Schlauch mit so vielem Anstande

an den Wund setzte, daß ihn der ausgelernteste Gastwirth von Walaga hatte beneiden

können.

Wie er nun so fortzog, und die Schlückchen im­

mer schneller wiederholte, gedachte er keines Ver­ sprechens mehr, das ihm sein Herr gethan hatte, hielt es auch für keine Beschwerde, sondern für

F->

84

eine große Ergötzung,

herumzu irren und Aben­

theuer aufzusuchen, wenn sie auch noch so gefähr­

lich sein sollten. Sie mußten endlich dieRacht unter einigen Dau­ men Zubringer^ und von dem einen 23 au nie brach

Don Quixote einen trocknen Zweig ab,

der ihm

zur Lanze dienen sollte, an den er auch das Eisen befestigte, das ihm von der zerschlagenen übrig

geblieben war.

Don Quixote schlief die ganze

Rächt hindurch nicht, sondern gedachte an seine um es nachzuthun,

Gebieterinn Dulcinea,

was

er in feinen Dächern gelesen, wie die Ritter ohne Schlaf

viele Rächte

den Waldungen

in

und

Einöden zubrachten und sich mit dem Andenken ihrer Herrscherinnen unterhieltencs'Sancho Pansa, der,

Richt also trieb

da er den Rcagen, und

zwar mit keinem Habersüppchen ungefüllt hatte,

die ganze Rächt

aus

einem Stücke schlief und

auch nachher nicht erwacht wäre, wenn ihn sein

Herr nicht aufgeweckt hätte, denn die Strahlen der Sonne, die ihm auf das Gcstcht schienen, so

wie der Gcsang der Vögel, die von allen Zwei­

gen mit jubelndem Gesänge die Einkunft des neuen

Tages feierten, ermuntert

hatte,

eine Umarmung,

vermochten cs nicht. schenkte

er seinem

Als er stch Schlauche

wobei er ihn viel eingefallner

fand, als den Abend vorher, und stch von Her­

zen darüber betrübte, weil es nicht aussah, als

wenn sie ouf diesem 2Vege feine Aufzehrung wür­

den heilen können.

Oon Quijote begehrte nid^t

Zu fn ih-stücken> weil er sich,

wie schon gesagt,

mit nahrhaften Vorstellungen unterhalten hatte. Sie ritten aus der Straße nach dem Hasen

Lapico- weiter,

den sie auch drei Stunden nach

Sonnen-Ausgang

•Quirlte,

entdeckten.

Hier,

ries

Oon

als er ihn erblickte, Druder Sancho,

hier können wir die Hände bis an die Ellenbogen hinaus in

das

tauchen,

n>aü

man Abentheuer

nennt, aber vernimm, daß wenn du mich auch in

der- allergrößten Gefahr erblicken solltest, du doch niemalen

die Hand

an den Degen legen sollst,

um mich zu vertheidigen,

außer du müßtest ge­

wahr werden, daß ich vom Pöbel oder gemeinen Volke beleidigt würde, in einem solchen Falle ist es dir gestattet, mir beizustshn: sind es ober Rit­

ter, so ist es dir nach den Rittergesetzen keineSwegeS- erlaubt oder vergönnt, mir zu helfen, Vxfc

du selbst zum Ritter geschlagen E>ifL Seid versichert,

gnädiger Herr,

antwortete

Sancho, daß ich Euch darinne pünktlich Gehor­ sam leiste, vollends da ich sehr sriedliebend bin

und mich nicht gern in Schlägereien und Händel einmenge; aber freilich, wenn einar meine eigne Person angreisen wollte, da würde ich-nach Euren Gesetzen nicht fragen, denn göttliche und mensch­

liche Gesetze erlauben, daß stch jedermann wehren darf, wenn ihm was zu Leide geschieht.

Das läugne ich auch gar nicht, antwortete

Don Quijote, nur in dem Umstande, daß du mir

nicht gegen Ritter beistehn darfst, sollst du deine

natürliche Hitze bändigen.

Ich sage ja auch,

daß ich es thun will, ant­

wortete Sancho, und daß ich diese Vorschrift so genau halten will, wie den Sonntag.

Als sie so redeten, zeigten sich auf dem Wege

zwei Brüder von dem «Orden des heiligen Bene­ dict, die auf zweien

ritten, denn

Dromedaren

viel kleiner waren die Maulthiere nicht, auf de­

nen ste saßen; ste trugen Brillen und Sonnen«

Ihnen folgte eine Kutsche,

schirme.

von vieren

oder fünfen zu Pferde, und zwei Eseltreiberjungen zu Fuße begleitet.

In der Kutsche war, wie

man nachher erfuhr, eine Discajische Dame, die

nach Sevilla zu einem

ihrem

Gemahl reiste, der in

ehrenvollen Geschäfte nach Indien

ging.

Die Paters reisten nicht mit ihr, ob söe gleich die­

selbe Straße zogen,

Quiz-ote gesehn,

aber kaum

als er zu

hatte sie Don

seinem Stallmeister

sagte: Wenn ich mich nicht trüge, so ist dieses das berühmteste Abentheuer, worden,

das jemalen gesehn

denn diese schwarzen Dinge, die dort

kommen, mögen wohl sein, und stnd auch gewiß

zwei Zauberer, die in jener Kutsche eine geraubte Prinzessinn fortführen, und es ist also von noth en,

diesem Ungebühr nach meinem vollen Vermögen zu steuern.

s?

OaS wird noch schlimlnec gehn, wie mit den

Windmühlen, sagte Sancho, seht gnädiger Herr, das sind Brüder des heiligen Benedict, und in

Hört,

der Kutsche sind wohl andre reisende Leute. was ich sage,

und seht was es ist,

daß Euck

der Teufel nicht einen Irrthum macht.

Ich habe dir, Sancho, schon gesagt,

antwor­

tete Don Quijote, daß du wenig von der Natur der Abentheuer verstehst, was ich sage ist Wahr-'

heit, wie du sogleich gewahr werden sollst. Mit diesen Worten ritt er fort und stellte sich in die Mitte des Weges, den die Patres kamen,

und als er so nahe war, daß. sie seine Rede ver­

nehmen konnten,

sagte er mit lauter Stimme:

Teuflisches und heidnisches Gesindel! sogleich, gebt

die erhabene Prinzessinnen frei, die Ihr mit Ge­

walt in jener Kutsche fortführt? wo nicht, so seid

gefaßt,

plötzlich

den Tod

als gerechte Strafe

Eurer Übelthaten zu empfangen! Oie Patres

sich

sowohl

auch über

über

hielten

an

und verwunderten

Oon Oui